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PURCHASED FOR THE
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
FROM THE
CANADA COUNCIL SPECIAL GRANT
FOR
ART
Zeitschrift
für die
Alterthumswissenschaft,
begründet
von
Or. £. CHr. Xitntneroutnn ,
ond
Oymnasialzeitun^, als Beiblatt,
begründet von
Dr. tbeol. C Xitntnertnann.
in Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
fortgesetzt von
Dr. lUaaeitnUian Fuhr
und
Dr. JPfiearicH Xitntncrtnann.
Neunter Jahrgang.
18 4 2.
Druck und Verlag von C. W. L c 9 k e.
PR
J'o. 7
Zeitschrift
f ü r die
Alterth ums Wissenschaft.
Januar fl§49.
1} l'eber die ligura personata, nebst einleitenden
Bemerkungen zu einer Semasiologie der
alten Sprachen.
Das vtiederertvachte Benusstsein eioeg nothnendigen
Zusammeiihaugrs zwischen Inhalt und Form hat auch in
:1er Fiiilologie auf die irisseiischaftliclie Gestaltung ein-
cplner Di:^('iplinen einen ivohlthätigen Einfluss geäussert.
Wie es in der ersten Freude über den neuen Fund Hohl
r.u geschehen pQegt, spielende und exaltirto l'ersuche
sind aurli nicht ausgeblieben , and man hat siellenireise
so dieusteifrig gesichtet und gesondert, dass man glauben
möchte , die Alten hatten mit einem logischen Schema
in der Hand ihre Staatsverfassungen , ihren Cultns und
ihre Sprachen ausgearbeitet. Selbstverständlich , hat die
Grammatik als philologisclier ager publicus unter der
ordnenden Hand ihrer Bearbeiter am meisten gelitten
und gewonnen. Letzteres ist unverkennbar, «enn man
jeden einzelnen Abschnitt, der berichtigt und umgestaltet
ist, für sich betrachtet; ersteres aber auch, »enn man
di-» Grammatik als ein Ganzes nimmt, als einen Schliis-
scl zu der Gesammtäusserung des IVJenschengeistes , die
Ulan Sprache nennt. Die erste Fonlerung, dass eine
klare Ansicht über den Begriff und Umfang der Wissen-
schaft da sei, und dass sie nach allen Seiten hin bestimmt
begränzt iverde, geliürt zugleich zu den frommen AVün-
gchen. Es ist hier nicht die Rede von einer an die
.Spitze zu sfelleaden schulgerccbten Definifion, obgleich
eine solche gar nicht schaden könnte, sondern vorzüglich
von einem Princip, dem zufolge nicht willkürlich aus
den verwandten Bereichen der Lexicograpliie, Svnonjmik,
Rhetorik und der sogenannten philosophischen Sprach-
lehre, die man in neuester Zeit vielfach irrlicliteliren
üieht, allerhand hineingetragen würde. Es wäre Unrecht,
diese und ähnliche Uebelstände den Grammatikern zum
'^"orwnrf zu machen, da sie augenscheinlich aus der
iiothwendigen Berücksichtigung praktischer Zweckmässig-
keit hervorgehen. Aber wenn beim ersten Aufschlagen
des Buches der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit begeg-
net, so sollte man billig keine Eindieiluiig der sogenann-
ten Etymologie erwarten, die auf die Lehre von den
Bachstaben und Wortforinen in zwei Capiteln die Or-
thoepie und Orthographie folgen lässt , „einige Abstam-
mungscnilungen" aber beiläufig unter den Wortformen
und die zusamniengesetzten Wörter als Nr. IX. der
Wörterclassen behandelt, — nud ebenso wenig eine De-
finition für möglich halten, wie diese: „die Pronomina
sind eine Erfindung der Be(]uemlichkeit , um entweder
ein Substantivum zu ersetzen oder ein Adjectivum." Beide
Beispiele sind Reisig's Vorlesungen über die lat. Sprach-
wissenschaft entlehnt, einem Werk, vor dem die Lic-
toren der Literatur aus Hochachtung gegen die gefeierte
Persönlichkeit des Verfassers und gegen den sehr ver-
dienten Herausgeber die Fasces senken. Reisig's Talente
in allen Ehren, aber für eine wissenschaftliche Behand-
lung dieses so weitschirlitigen und ungefügigen IVlaterials
war er nach diesen Leistungen zu nrtheilen nicht der
Mann, wie schon seine unselige und sinnlose Kategoriecn-
iiiauio hinlänglich beweist. Nach welchem wissenschaft-
lichen Princip sind denn gerade die Abschnitte vom Pro-
nomen und den Partikeln mit einem ganzen lexicalisch-
synonymischen Apparat ausgerüstet? Freilich gehört da«
zum Verständniss der Sprache und also auch zur Sprach-
wissenschaft; aber fassen wir die Sache in diesem Sinn,
so bleibt noch unendlich viel nachzutragen.
Soll die Sprachwissenschaft den gegebenen Sprachvor-
rath verstehen lehren, so zerfällt sie in drei Abschnitte:
vom Worte, von den grammatischen Formen und vom
Satze. In den gangbaren Grammatiken wird der erste
und der letzte Theil gemeiniglich sehr stiefmütterlich
behandelt: die Etymologie stellt hauptsächlich nur ein
System der grammatischen Flexion und die Svntax die
Bedeutung <lerselben im Zusammenhang dar. Diess ist
freilich schon eine schwierige Aufgabe und wird um so
viel schwieriger, je mehr man sich bestrebt, in diesen
Formen nicht bloss ein Bezeichnendes, sondern auch ein
Bedeutendes zu finden , etwa in ähnlichem Sinne , nie
Gerhard irgendwo eine Formenlehre und Syntax der
Kunstmythologie verlangt hat , die eben auch die Con-
struction der Symbole, welche gewissermaassen den Be-
ziehnngsformen der Sprache entsprechen, nachweisen und
erklären sollte. Es wird aber diese natürliche Gräaze
gemeiniglich nach allen Seiten hin überschritten. AVie
die Etymologie nebenbei auch das ,,Nothweudigste" über
Wortbildung und Abloitungssylben enthalt, so pflegt in
der Syntax Manches über Sätze und Perioden besprochen
zu werden. Beides ist gleich ungehörig und dient nur,
die Begriffe zu verwirren, indem es das Verschieden-
artigste durch einander wirft. Denn was zunächst das
Letztere anbelangt, su ist die Satzbildung durchaus eine
eigene selbständige Operation, die mit der ConstructioD
(Syntax) Nichts zu schaffen hat. Der Grundsatz, dass
1*
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die Syniax die Lehre roiii Satze sei, zei^ sicli in sei-
ner Uozulanglirhkcit auf jeilcr Seite. Man fühlt bei den
allgemeiusien Gegeusiaudcii sehr klar, «lass es keine Satz-
verhaltnijse sinil , suuilorn blosse Beziehungen einzelner
BegrilTe, die durch die Bildungsformen ausgodriickt »er-
den. Und selbst die niodernou Capitclübcrschriften , die
wie der Bediente hinter Alexander da stehen, um uns
unsere Pflicht ia's Ohr zu raunen, sind nicht im Stande,
uns das Ding zu Geniüthe zu führen. Man steht doch
auf einem ganz anderen Boden, wenn von der Verbin-
dung des Subjects und Prädieats die Rede ist, als wenn
das Verhciltuiss zwischen der Conjunction quam und dem
dazu gehörigen Modus entwickelt wird. Hiermit hängt
aber ein Zweites zusammen, welches von dem Standpuncte
nnserer Sprach» isseiischaft in Hinsicht der alten Sprachen
nicht gar zu hohe Erwartungen hegen lässt. Sicht man
das Capitel au, welches seinem Titel nach das Wesen
der Satzbildung enthalten soll, so findet man kaum mehr
als einige dürre und allgemeine Bemerkungen über Klar-
heit, Nachdruck and Wohlklang, während gerade hier
die Eigentbümlichkeit der antiken Worte und Satzfolge
im Gegensatz gegen den Trommelschlag und die Zauber-
sprünge des romantischen Stils bis in's Einzelne hinein
verfolgt werden niüsste. Dass die Diction, dieser un-
mittelbare Eiubeitspunct des Volksthümlichcn und Indi-
viduellen, ein Geheimnissrolles sei, wird Niemand in
Abrede stellen. Aber konnte es Güthe gelingen , in der
Helenascene den tragisclieu Senar, beides nach Form und
Inhalt, so täuschend nachzubilden, dass der Leser sich
auf einmal mitten im eigenen Vaterlandc fremd fühlt und
sich in das Land versetzt glaubt, wo die Citronen blü-
hen und Marmorbilder stehen nnd sehn uns au , — so
muss das Mysterium begriHen und zur lebendigen An-
schauung gebracht werden können.
Aber wir kehren zum ersten Theile der Sprachwis-
senschaft, zu der Lehre vom Wort, zurück, die ofieubar
die Voraussetzung nnd Bedingung aller sprachlichen Er-
kenntniss ist, und daher in neuester Zeit mit Recht der
Formenlehre vorausgeschickt zu werden pflegt. Der for-
melle Theil derselben ist immer schon einer Berücksich-
tigung werth befunden worden und in unseren Tagen
nicht ohne Fleiss und Geist mehrfach bearbeitet. Jedoch,
dass es in ähnlicher Weise wie bei den grammatischen
Flexionen auch eine Lehre von der Bedeutung der
Wörter geben könne , war eine Reisig's Genie vorbe-
haltene Entdeckung, die nach unserer Ansicht ganz ge-
eignet ist, den grammatischen Studien neuen Aufschwung
zu geben. Die Iilee ist vielerorts mit Interesse aufge-
nonimrn worden; alicr so viel ich weiss noch nirgends
zum Plane gediehen und vielleicht nicht einmal in ihrem
ganzen üuifjng erwogen. Ich darf daher für die hier
folgenden Andeutungen zu einer Semasiologie, die kei-
neswegs einen vollständigen Plan enthalten goüen und
überdiess eigentlich auf die lateinische Sprache beschränkt
sind, auf die Nachsicht derjeiiigeu rechnen, die lieber
aufbauen als niederreissen. Der Entdecker, der sich
freilich als solcher das grüsste Verdienst ernurbQu, hat
sich mit dem bescheidenen Amte eines Herolds begnügen
wollen, und uns nicht viel mehr gesagt, als dass das Land
da «eij ja iu dem Wenigen, welches er zur Beschrei-
bung desselben liefert, ist mehreres so Wunderliche und
Unzusammenhäugende , dass Viele die ganze Neuigkeit
für eine Fabel gehalten haben. Man siebt beim ersten
Durchblättern, dass willkürliche Auswahl getroffen und
Wichtiges übergangen ist; Einiges gehurt nach des Ver-
fassers eigener Theorie gar nicht hierher, »vie der Para-
grapli über die zusammengesetzten Verba, da ja bei die-
sen nicht die Gedankenaesociation, sondern eben die Za-
sammensetzung den Wandel der Bedeutung verursacht.
Ferner ist die ganze zweite Abtheilung, die Grundsätze
über die AValil der Wörter aufzustellen beabsichtigt, mit
Ausnahme des letzten Paragraphen über die Figur , (jna
res pro rei defectu ponitur, aus der Semasiologie zu ver-
weisen. Das Meiste, was hier verhandelt wird, gehört
dem Charakter der Diction an und ist also der Satz- und
Stillehre oder der Rhetorik zu überlassen. Reisig bat
selbst keine klare Vorstellung von seiner Bedeutungslehre
gehabt, und daher ohne Prinrip allerlei zusammenge-
stellt, wofür er sonst keinen Platz hatte, weil er „die
Runipelkammcr der syntaxis ornata" nicht leiden mochte.
Er taufte das Kind um, zog ihm andere Kleider an,
setzte es auf einen höheren Platz und erklärte es für
mündig: und so erkennt man es kaum wieder. Wir wol-
len gern glauben, dass es nur an ihm lag, sich auch
hier neuen Ruhm zu erwerben: grosse Geister sind fahr-
lässig, wo es einen Lorbeerkranz mehr oder weniger
gilt. —
Ich denke mir die Arbeit als eine dreitheilige. Liegt
uns ein einzelnes Wort vor, so wird, nachdem die Form
desselben aus der Lehre von der Wortbildung klar ge-
worden ist, zunächst die Frage entstehen, welches die
Grundbedeutung sei, sodann wie diese Grundbedeutung
entweder in einem einzelnen Falle modiiicirt sei oder
überhaupt modificirt werden kötine. Beides muss die
Semasiologie lehren , d. h. sie muss erstens die leitenden
Grundsätze aufstellen, nach denen es möglich wird, dem
Gedanken, der ursprünglich mit einer Wortform verban-
den gewesen sein mag, möglichst nahe zu kommen, und
zweitens aus dem historischen Bestand der Sprache nach-
weisen, auf welche Weise und nach welcher Norm die-
ser Begriir durch neue Ideenassociationen der Sprechen-
den erweitert ist. Schon die systematische Form würde
einer solchen Arbeit ihren Platz neben dem Lexicon und
der Synonymik bewahren. Aber auch in andern Bezie-
hungen würde sie sich von jeder wesentlich praktischen
Zusammenstellung der Art unterscheiilen und solche aus-
serdem gewisser Ansprüche überheben, die mau jetzt
häufig an sie macht, aber schwerlich mit Recht. Alan
verlangt vom Lexicographen und Synonymiker, dass er
von jedem Worte die Grundform und den Grundbegriff
ausfindig mache und immer mit Rücksicht auf diese das
Weitere bcschalTe. Diess ist aber in den meisten Fällen
für den gewöhnlichen Zweck solcher Werke nicht nur
unnütz, sondern sogar gefährlich. Sie halten sich viel
besser an das in der Literatur Vorliegende, und das
neueste griechische Lexicon beweist zur Genüge, dass
eine vernünftige Vertheilung und Bubriciruiig dieses Stoffes
der Wissenschaft mehr nützt, als alles Etymologisiren,
und etwas mehr zu bedeuten hat, als eine Handlanger-
arbeit, wie mau manchmal so Etwas genannt hat. Um
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die Lexicographie auf eine höhere Stufe in heben, al»
jetzt vernünftigerweise »erlangt werden kann, bedarf es
einer Reihe Vorarbeiten, wie die von Biittniann und Dö-
derlein, und ror allen Dingen einer gründlichen und
umfassenden Bearbeitung der Semasiologie. Wir werden
«ogleich auf die beiden genannten Thcile dieser Wissen-
schaft zurückkommen; müssen aber im Vorwege über
•inen dritten integrirenden Thcil ein paar Worte sagen.
Die Sprachwissenschaft hat nämlich auch noch ein an-
deres Interesse bei der üntersnchung der Bedeutung eines
Wortes : sie will nicht allein den sachlichen oder spe-
ciollen AVortgehalt entwickeln, sondern auch den for-
mellen oder allgemeinen. Zwischen der eigentlichen Form
eines Wortes und der Bedeutung liegt nämlich ein drit-
tes, welchem ich keine andere Benennung, als die der
formellen oder allgemeinen Bedeutung zu geben weiss,
für die ich eben den ersten Theil der Semasiologie in
Anspruch nehmen möchte. Der erste und wichtigste Ab-
schnitt dieses Thclles wäre die Lehre von den Würter-
classen , die durch die neuesten Untersuchungen über das
Verhältniss des Adjectivs zum Substantiv und Adverbiuni,
über Pronomen und Artikel u, s. w. , mehr anjreregt als
erledigt sind. Ich glaube, die Herzuziehung der Cardi-
nalzahl , die ursprünglich in keinem anderen Verhältniss
zum Numerus gefasst sein kann, als das Adverbium (die
Präposition) zum Casus, würde für den ersten Fall der
Untersuchung eine ebenso vortheilhafte Wendung geben,
als bei andern Wörterclassen andere wenig berücksich-
tigte Umstände. Ueberhaupt wäre, so weit meine Kennt-
niss der grammatischen Literatur reicht, nicht leicht bei
irgend einem Abschnitt der Semasiologie zu befürchten,
dass ausgemachte und längst entschiedene Streitfragen
bloss der Gleichniässigkeit und Vollständigkeit halber in
ihrer ganzen Länge und Breite wieder vorgetragen wer-
den müssten, wie es sonst wohl in unseren Tagen bei
literarischen Unternehmungen vorkommt, die lediglich
der Formalisirung wegen veranstaltet werden. Das Meiste
ist terra incognita, oder wenigstens nur von Wenigen
besucht. Diess gilt beinahe in demselben Grad« von einem
zweiten Abschnitt dieses Theiles, nämlich von der Wahl
des Genus nach der Bedeutung, die in unseren Gram-
matiken genau genommen gar nicht untergebracht werden
kann, und doch so ungemein wichtig ist, da sie von der
Eigenthünilichkeit der Weltanschauung , von der Auf-
merksamkeit auf Geist und Natur, von der Feinheit des
Gefühls ein unmittelbares Zengniss gibt, und das über
ein Zeitalter der Völker, das sich sonst in so mancher
Beziehung unserer Forschung entzieht. Ganz besonders
möchte hier neben den Gegenständen, die sich von selbst
zur Behaudlung darbieten, der merkwürdige Unterschied
zwischen den beiden alten Völkern im Gebrauch des Neu-
trums die Aufmerksamkeit auf sich ziehen; sowie an-
dererseits, um noch ein Beispiel zu geben, der Niebuhrische
Satz, dass den altital. Völkern die Kräfte und Erscheinungen
meistens unter der Doppeltform eines ftlasc. und Fem. ent-
gegentraten (animus, aiiima), was auch wohl bei den
Griechen einige Anwendung leidet. — Als Gegenstand
dieses Theiles der Semasiologie bezeichnen wir ferner
den Uebergaiig des Transitivums in das Iiitraiisitivum bei
Verbis der Bewegung. Der Aiifang dazu ist olTeubar in
solchen Erscheinungen zu suchen, wo die Bewegang
nicht durch äusseren , sondern inneren Einfluss hervor-
gebracht schien. Diese treibende Kraft konnte in der
Vorstellung von dem Gegenstande selbst getrennt, und
entweder als eine persönliche göttliche Erscheinung oder
als ein unbestimmtes Etwas, ein dunkles Allgemeines ge-
nommen werden. Wie man also im Deutschen sagt: da
schleuderte es ihn auf die hohe See hinaus, so war c»
auch den Kölnern keine fremde Ausdrucksweise, zu sagen:
vehit eum per mnre, denn nach dieser Analogie bildeten
sie alle ihre unpersönlich«u Verba (poenitet eum, plait
sanguinem), die also auch zur Hälfte der Semasiologie
zufallen. Allein dieser Sprachgebrauch wurde für einige
geistige Zustände und Naturerscheinungen , der»'« Ur-
sprung dunkel, aufgespart; und auch bei diesen zei-
gen sich, zumal in der älteren Latinität , Beispiele
einer anilern Weise der l'orstellung. Die treibenile Kraft
nämlich haftete denn doch an und in dem Gegenstande
selbst; daher mochte eine mehr concreto Anschauung
lieber diesen als Urheber der Bewegung fassen, die man
in Folge der Eutstchunt; des Ausdrucks nur auf da«
Subject selbst beziehen konnte : vehit, er bringt es
zur Bewegung, die selbstverständlich zunächst au ihm
selbst gichtbar wird. So gebraucht auch die spätere
Latinität unpersönliche Verba in demselben Sinn persön-
lich: pudeo, ich bringe es zum Zustand der Schaam,
nämlich in mir, ich rchäme mich, wie moveo, ich be-
wege mich. Wie aber neben miseret me: es bringt mich
zum Mitleid, und misereo: ich bringe es zum Mitleid,
noch misereor steht, ich werde zum Mitleid gebracht,
so haben wir neben [dem ungewöhnlichen movet terram
und dem gebräuchlichen] movet terra auch das gewöhn-
liche terra movetur. Uebrigens braucht wohl kaum be-
merkt zu werden, dass diess Alles mit der allgemeinen
Lehre vom Transitiv, Intransitiv, Neutrum u. s. w. ge-
nau zusammenhängt. Bei der ganzen Untersuchung aber
, würde sich nach meiner Ueberzeugung als Endresultat
dieses ergeben, dass die lateinische Sprache in ihrer
Bildungsperiode nicht weniger als die griechische eine
entschiedene Neigung gehabt hat, die Handlungen als
Zustände aufzufassen, dass erst später der transitive Sinn
hineingetragen wurde, und somit der Accusativ, der ur-
sprünglich der Casus .der allgemeinsten Beziehung war,
in die spätere Bedeutung überging, während jene ältere
sich in handgreiflichen Beispielen nur noch so spärlich
erhielt, dass man sie für Nachahmung des Griechischen
hielt und mit dem Namen entfernteren Objectes bezeich-
nete. Aber unfehlbar ist animum näheres Objcct hei
incendi, als bei admirari.
Doch, diess mag zur Andeutung des Verfahrens, wel-
ches in der Semasiologie einzuschlagen wäre, genügen;
es liegt ausserhalb unserer Aufgabe, alle einzelnen Fälle,
die zur formellen Semasiologie gehören, wie z. B. fer-
ner den Zusammriiliaiig zwischen der demonstrativen, re-
lativen und interrogativen Bedeutung, was nach unserer
Meinung ebenfalls etwas rein Formelles ist, zu entwickeln.
Wir "■eheii zum zweiten Theil unserer Wissenschaft über,
der die Auffindung der reellen Grundbedeutung der Wör-
ter lehren soll. Die Eintheilung nach Wurzelwörtern,
abji'eiciteten und zusauiuieugcsetzteu bietet sich von seibat
11
12
dar. Boi allen Classcn al)or ist «ler eiymologisclie Wog
der zuerst zu Trrsiirhenile, iiiiil würde, tvenii er uns iiiclit
gar zu oft (lurrli den >'eid der Giitter alige.scliiiitteu Hdre,
«ler unorl.'lsslii lie und allein reiiilni.'lssijjo sein. Aber
auch die (Juellen des IVil LIielien ni(lit all« Tajto unent-
der'kt! Freiliili ist bei den Wurzeluörti-rn die Ableitung
der Dedeutiing^ aus den einfachen HeHtandtheilen beinahe
noch j;<'lnzlicli der AVissenschaft versagt: denn die Gellnng
der lUichstaben in dem vorliegenden Sprachschätze nach-
weisen tvulleu, heisst Michls nielir und iSichts ueniger,
als die Quellen der (juelle bis in den Schooss der Krde
verfolgen. Für eine solche Arbeit, wenn sie Etwas be-
deuten soll, ist es mit einzelnen Nachgrabungen, bei
denen der Erfolg vom Zufall abhängt, nicht abgemacht:
aber um unter der Erde auszudauern, bedarf es einer
BlaulHurfsnatur. Bei dem unlängbaren Dunkel, worin
die Lehre von der Bedeutung der Buchstaben noch schwebt,
scheint jedenfalls der Grundsatz neuerer Etymologen, dass
die Lautüberciiistinimung zweier Wörter zu der ^'oraus-
setzung berechtige, sin seien identisch, so lange nicht
ihre zufällige Uebereinstimniung als Ilonionjma nachge-
wiesen sei , sehr Wenig wissenschaftlich zu sein. Die
Lautiiesetze sind sicher nicht bei allen Völkern dieselben,
ja nicht einmal innerhalb der Dialekte herrscht völlige
üebereinstimniung. Aber dass es in einer ganz unvcr-
mischten Sprache völlige Ilomonynia geben sollte , lasst
sich so wenig denken , wie völlige Synon) ma. Im Fort-
gang der Sprachentwickeinng, wo, wie in jeder Art der
Cnitur das klare üewusstsein verloren geht und ein raf-
linirter Luxus an die Stelle tritt, wird der ursprüngliche
Werth der Buchstaben sowohl als der Wörter aufgegeben.
— Es scheint also, dass wir, wenn wir die Grundbe-
deutung der Wurzclwortcr suchen wollen, nach dem der-
maligen Stand der Wissenschaft vorzugsweise auf den
bistoris( h vorliegenden Gebrauch derselben angewiesen
sinil. Freilich kommen hier die vielbesprochenen Vor-
fragen in Betracht, ob eine sinnliche oder geistige, eine
speciellc oder allgemeine Anschauung zu Grunde liege
n. s. w. Jedoch dürfte es gleich unzulässig sein , bei
»iner allmählich entstandenen Sprache das Eine oder das
Andere einseitig geltend zu macheu. Kein Volk, «las es
zu einer Sprache gebracht hat, ist ganz in der sinnlichen
und vereinzelten Wahrnehmung stehen geblieben, so wenig
als es umgekehrt einen rein geistigen oder begrift'lichen
Menschen gibt. Diess hangt aber gar nicht mit der An-
sicht zusammen, die man von der Bcschail'enheit des
Menschen, wie er ans Gottes Hand hervorging, haben
mag. Man verrückt den Standpunct, wenn mau gleich
nach dem Paradiese steuert und religiöse Glaubenssätze
über den ursprünglichen Zustand des flienschengeschlechts
ans den Anfängen der Geschichte beweisen zu können
glaubt. Es geht hier wie einerseits mit der beliebten
Identificirung der heidnischen Gottheiten, in sofern man
daraus eine anfangliche Einheit der Gottesidee nachwei-
.sen will, und andererseits wie wenn man die sittliche
und physische Hoheit der ältesten Völker als Zeugniss
gebraucht, dass der Mensch eine höhere Potenz des
AfTengeschlcchts oiler durch generatio aequivoca entstan-
den sei. Der Grammatik frommt jedenfalls nur der
historische Standpunct, and diess um io viel mehr, je
weiter ein Volk beim ersten Aufblühen einer Literatur
von den früheren Zuständen entfremdet ist. Das aber
müssen wir, wenn irgendwo, so gewiss von den Römern
annehmen. Sie standen vermöge ihres politischen Stre-
bens auf einer verhäUniesmässig ziemlich hohen Stufe
der Intellectualifät , als sie noch mitton im Stadium der
Sprach- und Wortbildung begrilfcn waren. Daher dürfen
wir gewiss nicht von der Ansicht ausgehen, als sei die
Grundbedeutung stets in dem Aeusserlichsten und Hand-
greiflichsten zu suchen. Im Gegcnthcil dürfte sich auch
für die Lcxilogie der L'iiterschieil zwischen den Ilelleneu
und Römern bewahren , dass jene nach dem ersten und
also partiellen Eindruck der Dinge markirte und bestimmte
Ausdrücke wählten, diese dagegen nach allgemeinerer und
tiefer gefasster AVesenheit die Namen vertheilten. Hier-
mit soll die sinnliche Klarheit, z. B. in der Sprache
eines Horatius, natürlich nicht gelangnet werden; es han-
delt sich lediglich um die richtige Zurnckführung solcher
Begrill'e, die man nur durch ein Missverständniss für
Stammwörter halten kann, auf ihre etymologische Wur-
zel und ihren eigentlichen Sinn. AVenn dem heiteren
und plastischen Griechen der Mensch iir. Gegensatz gegen
lue gpbengte Thierwelt als der Schlaiikw üclisige und Auf-
wärtsstrebende erschien, so sah der ernstere Italiker zu-
nächst den Erdensohu in ihm, wie der Hebräer den Hin-
fälligen (avdQitjTlog von äv, äv!); homo von humus).
Könnte die Sprachforschung in diese gehcimnissvolle Region
das rechte Licht bringen und uns gcwissermaassen die
Werkstatte dieses acht nationalen Denkmals eröflnen , so
hätten wir eine neue Quelle zur Erkcnntniss des Wen-
schengeistes im Allgemeinen und der Volksthümlichkeit
im Besondern , wohl würdig, anderweitigen Resultaten
an die Seite gesetzt zu wer<Ien. Aber diese Aufgabe ist
im eigentlichen Sinne des Wortes eine unendliche, und
um so viel schwieriger, je später ein Volk zu literari-
schen Productionen gelangt ist und je spärlicher diese
aus alleren Zeiten vorhanilen sind. So lange die Sprach-
bililung noch als Gesamnitthat der Nation dasteht, lässt
sich an eine Literatur nicht denken: im Bewusstsein der
unvollkommenen Form scheuet sich der Stammelnde zu
reden, wo Viele ihn hören können. Ist aber dieser erste
Zustand vorüber, so will man sich für die gehabte Mühe
belohnen; der erworbene Schatz, zu dem jeder Einzelne
sich rühmen darf beigesteuert zu haben an seinem Theil,
wird nunmehr zu einem nationalen Zweck verwandt, der
auf gleiche Weise durch die gemeinschaftliche Theilnabme
Aller und die gegenseitige Belebung der Einzelnen und
der Menge realisirt wird: ich meine die poetische Ge-
staltung und mündliche Ueberlieferung der Volkssage.
Schon bei dieser Verwendung muss das sprachliche flla-
terial in Hinsicht der Form und iler Bedeutung manche
Veränderung erleiden, und je länger eine solche Zeit
volksthümlichcr Tradition ilauert, um so viel öfter wird
sich die Gelegenheit zu Umgestaltungen darbieten. Die
Vorstellungen werden nach der Einen Seite hin bestimm-
ter und klarer (man unterscheidet z. B. Arten und Un-
terarten), nach der anderen dagegen allgemeiner, indem
man sieht, dass die frühere Anschauung einseitig gewesen
ist; so muss denn der vorhandene Wortstamm sich ent-
weder einen neuen Zuschnitt durch innere Umbildung
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und äussere Ansätze, oder eine Enveiterung des ursprüng-
lich damit verbundenen Sinnes gefallen lassen, so dass
Quelle und Anfang schwer zu finden sind. Indess , hat-
ten wir nur die Sprache dieser Periode in Schriftwerken
vor uns, so dürften wir uns Glück wünschen. Aber es
liegt in der Natur der Saclie, dass jenes Gemeingut der
^Nation, die älteste Poesie, in urspri'ingliclicr Form niclit
in die Schrift übergehen kann. Wo geschrieben und ge-
lesen wird, ist es eine nofhwendige Voraussetzung, dass
das Indifiduuni sich geltend zu machen weiss; das Ein-
zclbewusstsein löst sich ab vom allgemeinen und stellt
«iih, wenn auch nicht feindselig gegenüber, so doch
freundlich daneben hin; eine Beimischung der Eigen-
thümlichkeit kann nicht ausbleiben; diese gibt sich kund
wie in der Aufl'assung des überlieferten Ganzen, so in
der Darstellung des Einzelnen und vor Allem in der
Sprache. Der epische Dichter — denn dei- ist es eben,
der als selbständiger Herold aus der Masse heraustritt —
überkommt von der ersten oder Elementar - Periode her
die einfachsten Bestandtheile der Sprache , die Stamm-
wörter, von der zweiten oder der Periode der Volkssage
die abgeleiteten Wörter und zum Theil die gramma-
tischen Formen; seine Thätigkeit, insofern sie die äus-
sere Bereicherung der Sprache angeht, dreht sich also
hauptsächlich um die weitere Entwickelung der letzteren,
um die Zusammensetzung verschiedener Wörter, endlich
am die Uebergänge von der paratactischen Nebenordnung
in die S3'ntactische Satzbililung, deren Ausbildung der
Prosa überwiesen wird. Aber das Hauptverdienst des
Epikers ist die innere Bereicherung der Sprache, indem
er theils den hergebrachten Sprachgebrauch gleichsam
weihet und in der Art der Bibelsprache constatirt, theils
»eine individuellen Begriffe in die vorhandenen Worfge-
bilde hineinträgt und durch seine Kunst die Hörer zwingt,
ihre Begriffe nach den scinigcn im Geiste des Volks ge-
bildeten zu modificiren und ihm auch da zu folgen , wo
er sich nicht wenig vom Alltäglichen entfernt. Ein fol-
gender Dichter darf schon mehr bieten, zumal wenn es
erst dahin gediehen ist, dass er auch den Stoff aus sich
selbst oder von fremd her zu entnehmen , oder einen
einheimischen nach seiner Privatansicht zu verdrehen und
einzukleiden wagt. Und auf dieser Stufe steht die römi-
sche Literatur, wo sie für uns da zu sein anfängt. Nach
einer ungemein langen Daner der Sagenpoesie und Tra-
dition scheint dieses Volk zu einem wahrhaft nationalen Epos
gar nicht gelangt zu sein. Ein solches erfordert, dass die
Thaten und die Leiden, die besungen werden, als ein
Abgeschlossenes hinter dem Dichter liegen, unil dass
seine Zeit als ein Resultat dieser früheren Zustände er-
scheine , als ein durch langen Krieg errungener Friede,
als eine höhere Stufe der volksfhümlichen Entwickelung,
von der er selbst wiederum den Culniinationspuiict bildet.
In Roms Geschichte fehlt dieser Zeitraum, wo der trium-
phirende Rückblick auf eine glänzend durchgekämpfte
Vergangenheit unil die ruhige, objectivc Darstellung der-
selben auf dem Slandpunct acht nationaler Fortbildung
hätte eintreten können. Innere Parteikämpfe und Kriege
mit den Nachbaren drängen sich in ununterbrochener
Reihe und als sie endlich aufhören, fesselt «in neues
Unternehmen das allgeniciue Interesse und alle Kräfte.
Dieser ewige Thatendrang, der sich in den punischen
Kriegen Luft machte, hat uns im fünften Jahrhundert
der Stadt um die grossen Epopöen gebracht, für die in
den alten Volksliedern so reichlicher Stoff war. In der
Wirklichkeit existirten sie sicher nur in Niebuhr's un-
poetischem Kopf, der nicht bedachte, dass Rom damals
für einen Homer lange nicht unschuldig genug war, dass
ein Dichter, der damals im Sinne des Volks dichten
wollte, nicht wie am Feierabend die Mühen des Tages
schildern durfte, sondern wie jener unsichtbare Geister-
chor zu Lust und Thaten altklug rathen , in die Welt
weit aus der Einsamkeit, wo Sinnen und Säfte stocken,
musste er sie locken, und vor allen Dingen die Vor-
theile der Eroberung Siciliens anschaulich machen. Darum
sind denn auch die Versuche in der epischen Poesie, die
etwas spater zum Vorschein kommen, gänzlich innational:
der Eine übersetzte einen fremden Lieblingsdichter, der
Andere euhemerisirte die einheimische Heroensage , oder
man besang die Gegenwart, um leichter an die Zukunft
anzuknüpfen, und doch mochte das Volk es nicht hören:
es ffüchtete sich in ein Theater und applaudirte dem
libyschen L'ebersetzer eines griechischen Lustspiels. Die
Folge von dem Allem ist für die Sprachforschung eine
höchst unerfreuliche: wir finden die Sprache bei ihrem
ersten Auftauchen fast in dem Zustande, wo sie zur Zeit
ihrer höchsten Blüthe steht, und haben kein Mittel, durch
historische Vcrgicichung Schlüsse zu machen über den
uranfänglichen Bestand derselben , obgleich gerade die
frühere Entwickelung des Volks, der Mangel eines Na-
tionalepos und die Verbindung mit Griechenland bedeu-
tenden Umschwung erwarten lässt. Die Rechtssprache
und die Notizen der alten Grammatiker zeigen in ein-
zelnen Fällen sehr deutlich, wie weit die spätere und
gewöhnliche Sprache sich von der früheren Bedeutung
der Wörter entfernt hat. Und doch ist es klar, dass
auch jene nicht immer das Ursprüngliche bewahrt haben,
und nur in einem beschränkten Kreise auf die Wahrheit
führen können. Uebrigcns erhellt aus dem Gesagten,
dass wir in der lateinischen Sprache viel weniger als in
andern, <lie sich in einer organisch fortgebildeteu Na-
tionalliteratur verfolgen lassen, uns zn scheuen brauchen,
wenn die Etjmologie eine vom Sprachgebrauch ziemlich
abweichende Bedeutung und Grundform der M'örter an
die Hanil gibt: derselbe Sprung findet sich in der Li-
teratur, deren fehlende Gattungen uns gewiss häufig die
Mittelglieder und Uebergänge aufgedeckt haben tvQrden.
Ist die Grundbedeutung eines AV'ortes gefunden, so
bleibt für die Semasiolcgie nur noch Ein Geschäft übrig,
nämlich die Aufstellung der Grundsätze, nach denen der
Sprachgebranch jene modificirt hat. Je lebhafter die
Phantasie ist, um so viel leichter knüpft sich an Eine
Vorstellung eine andere an. Diese Geilankenassnciationen
lassen sich freilich nicht auf Gesetze zurückführen, da
die Phantasie so nicht in Ketten geschlagen werden kann.
Aber allgemeine Kategoricen können doch aus den in
der Literatur enthaltenen Beispielen entnommen werden.
Freilich muss man sich vor dem Missgriff hüten, aus
irgend einem zufälligen Beispiel ohne Weiteres auf eine
gewöhnliche Anwendung analoger üebertragungen zu
schliessen und Gesetze für die Volkssprache zu geben.
15
16
Denn nirj^eniln hat ilic Originalität ilrn Einzelnen einen
wfitcroii Spirlrauui als auf «lipsoni Foldt'. Jriluch int os
obotifio lirilrnklich , ciiipii Unterschied znisclipii pnetisrhrm
Uiiil j>rosaisrlirin >'iirtra£ zu ninchrii, in siifi-rn die Pof-
sic , »ie lipi drn Alten fast all|;enieiii , wirklich fi'ir das
\'nlk lestiiunit iüt und »rdcr durrh e.soteristhc Studien
entstanden ist, noch esoterische Z»verko hat. Es ist {;e-
radezii niinii>s;lich zu beweisen, das» diese oder jene An-
nendun«; eines >Vortes niclit dem Sprachgebrauch entlehnt
»ei ; der Dirhter 8chri|>rt oft seine besonderen Ausdri'icke
aus der Sphäre des geuieinen Lebens, dessen indiridnn-
lisirender Charakter ihm am bcssten zusagt, und njan
kann mit Recht beliaupten, dass seine Sprache der des
Volkes naher sieht, als die Prosa. Ueberdiess wurzelt
aein» ganze Bildung mehr in der Ileimath, daher sind
die von ihm erfundenen llcbcrtraguugen gewohnlich in
grösserer Uebereiustinimnng mit dem Geiste der Nation,
als die des gelehrten Prosaikers, der sich oft durch phi-
losophische Abstraction verirrt. Ich habe schon oben au-
gedeutet, in wiefern der Eiufluss Griechenlands auf Rom
auch in dieser Beziehung wichtig war. Es ist ganz klar,
dass die lateinische Sprache an Metamorphosen der Be-
deutungen viel reicher ist, als die griechische. Diess
hat einen doppelten Grund : erstlich ist sie firmer an
Formen und muss dalier den allmählich nach der Periode
der Formenbildung entstandenen Reiclitlium an Begriffen
so unterzubringen snclien ; zweitens ist sie durch die grie-
chisclie bereichert worden, indem sie das Ihrige nicht
aufgegeben, aber dem Fremden Indigenatrccht crtheilt
hat. Eine ganz ähnliche Erscheinug bieten die Mytho-
logie und die Poesie der Römer dar: in diesen Gebieten
der Einbildungskraft wurde ihr empfängliches Gcmüth
von dem siegreichen Geiste ihrer Blutsverwandten schier
bewältigt, nährend die Jurisprudenz und Geschichte,
vorzugsweise dem Verstände augehörig, jungfräulich ita-
lisch blieben. Es ist schwer, die Gränzlinie des Eignen
und Fremden zn ziehen; denn die Stammver>i'andtschaft
mag manches Gemeinschaftliche auch ohne den mecha-
nischen Hebel der üebersiedelung erklären, wie ja ollen-
bar auch der italisclie Lanilniann nicht erst von jenseits
»eine Kamen fiir Riniler, Pferde und so manche Gegen-
stände des häuslichen Lebens holte, obwohl sie mit den
griechischen übereinstimmen. Aber bei alle dem gibt es
Manches, wo der EinOuss des Griechischen in histori-
scher Zeit sich klar nachweisen lässt, und wiederum An-
deres, was entschieden den Römern eigenthümlich ist.
Das Wort snperi z. B. konnte die Bedeutung: Götter
nicht erhalten , bevor die griechische Idee von einem
Götterhimmel und das griechische oi üiuj verbreitet vvar|;
nnd nie bei diesem Worte, so ist der grösste Tlieil des
mythologischen Sprachgebrauchs griechisch. Nur wo alte
religiöse Institute und Cultusformen den Ausdruck be-
dingen, trotzt er der griechischen (Vorstellung: so behält
sinisler und laerus immerfort den Sinn des Glücklichen.
In der militärischen, politischen, juristischen Sprache
ISsst sich Unabhängigkeit und grösserer Reichthum des
Lateinischen voraussetzen, und «vir finden sie auch sonst.
Der candidus dies könnte vielleicht der kevy.ij ijutQU
nachgebildet sein, obwohl es nicht wahrscheinlich ist;
«ber Horazens candidae animae ist so völlig im römi-
schen Sinn gesagt, das bei den Griechen Xevxccc ^gsvSi,
beinahe das Gegenthcil bedeutet. Das Vcrbum üystv
hat der Römer auch aus der Ursprache , aber er scheint
gleich für die Eine Seite desselben ein zweites gebildet
zu haben, nämlich duccre und daneben noch gererc, und
der Sprachgebrauch in dieser, das öffentliche Leben viel-
fach berührenden Wörterreihe war so fest, dass auch
gräcisirende Dichter nie gewagt haben, Redensarten wie
nöAeuov üyeiv, t)]v nuXtidav dysiv, deuv uystv
Tivd, ayeadai yvpa/y.a mit agere nachzubilden.
Wollen wir nunmehr den Inhalt dieses dritten Thei-
les der Semasiologie etwas genauer bezeichnen, so leuch-
tet sogleich ein, dass wir uns nicht auf einige sogenannte
Figuren beschränken dürfen; anderrrseits gehört aber
aucli nicht die ganze lexicalische Entwickelung des Wor-
tes hierher. Denn so oft man innerhalb derselben Gren-
zen der Vorstellung bleibt und die Bedeutung nnr durch
die Umgebung des Wortes modificirt wird, haben wir
hier Nichts damit zu thun. Sämmtliche Ideenassociatio-
nen, die zur Abwandlung der Bedeutung führen, bewegen
sich innerhalb der Gebiete des Allgemeinen und Spe-
ciellen, des Begreiflichen und Besondern , des Wesent-
lichen und Erscheinenden, des Innerlichen und Aensser-
lichen, des Unslnnliclien und Sinnlichen, des Unpersön-
lichen und Persönlichen, des Prädicativen und Substan-
tiellen u. g. w. Es liesse sich füglich dieser Theil ein-
fach in die beiden Abschnitte vom Concretum pro ab-
stracto und Abstractum pro concreto eintheilen, natürlich
unter der Voraussetzung, dass beide Begriffe relativ und
in einem weiteren Sinn als gewöhnlich gefasst werden.
Ui-bs oder Stadt ist ein Abstractum im Verhältuiss zu
der Bedeutung Rom ; ist sexcenti für sehr viele abstrac-
tcr als in der eigentlichen Bedeutung, und wenn man
unter eruiescere das Gefühl der Scham versteht, so schliesst
man von der sinnlichen Erscheinung auf den Seelenzn-
stand. Beide Arten der Begriffsvariation zeugen in glei-
cher Weise von dem oft bemerkten eoncreten Charakter
der Sprache. Man könnte allerdings gerade das Gegen-
theil vermuthen , wenn man sieht, welch ein Reichthum
abstracter Wörter bei den Römern vorhanden ist und wie
oft sie bei rein eoncreten Begriffen diese in Anwendung
bringen. Denn jenes, zu läugnen , wäre viel thörichter,
als wenn Jemand behaupten wollte, dass die Abstracta
ursprünglich schon einen eoncreten Begriff mit einge-
schlossen haben. Dieser Satz cum grano salis verstanden,
ist gewiss nicht unrichtig; aber die Ausführung desselben
gehört dem zweiten Abschnitt des zweiten Theiles der
Semasiologie an, nnd kann hier nur angedeutet werden.
So viel liegt auf der Hand, dass für die formlose, ganz un-
bestimmte Vorstellung eines Zustandes keine eigene Form
da ist: zwischen dem allgemeinen (flXui TO it^tjQav und
dem individualisirendcn cpikvj 9rjQä.V macht der Römer
keinen Unterschied, weil er bei einer Handlung vom spe-
cicUen Fall gar nicht abstrahiren kann. Daher blieben
auch die Versuche, die zur Bildung eines substantivi-
schen Infinitivs mit dem Neutrum der Participien, dem
einzigen Auskunftsmittel, gemacht wurden, unvollendet:
die Gerundien, Supina und andere Formen (wie z. B.
der Infinitivgebrauch des Neutrum vom Partie. Perf. Pass,:
quid opus est facto) zeugen nur von einem fehlgeschla-
r
IS
gnipii Syrcbcii, auf <lio i-iiic oder die andere Woisp einem
liiinkrl gefiiliUoii lirdürfiiiss abzuhelfen. Elieniu ging es
mit dem alislracteii Geliraiicli der Adjecfiva zur Bczeieh-
niinjj der Galüuijj oder der Eigenschaft an sicli: es gibt
nur wenige Beispiele iiai h Analogie von sapientes : die
Weisen, honestum: das Elireutiertlie. Am deutlichsten
tritt diess am Ulangel des Artikels hervor. Als pronomi-
nales Deuteivort finden sich Anklänge an denselben, denn
Relativ und Demonstrativ haben nicht selten diesen ein-
fachen Sinn; aber in generalisirender und abstrahirender
Bedentung ward er erst entbehrt, als es zu sp.'it war.
Einen leidlichen Ersatz genährte eine unverHchtlicho
Reihe von Snbstantivfurmen , obgleich man sich seit lange
gewöhnt hatte, sie vorzugsweise in concreter Bedeutung
zu nehmen. Und diess kann nicht Wunder nehmen.
Weil man den völlig abstraclen Beprifr des Tliuns nicht
fassen konnte, so machfe man sich denselben anschau-
lich, indem man ihn an die ^'^orsteliung eines »irklichen
Falles anschloss ; da mochte man denn mit dem liegrilV
des Thnns selbst bald den des Tliäters , bald der That ,
bald alle beide und nach Umständen noch mehrere Be-
grilFe verbinden. Für ein wesentlich praktisches Volks-
beuusstsein war es nnmüglich, <lie Handlung des Beioaff-
nens zu denken, ohne zugleich beides an die \Vairen und
den Bewaffneten zu denken. Wie die Römer für H esen
und Weise (die ja auch in unserer Sprache Zwillings-
schwestern sind) nur Ein Wort hatten (ratio), so geben
auch ihre Absfracta nicht eigentlich den Begriff, 'sondern
die ratio der Ilanillung oder des Zustandet. ^iun aber
kam es darauf an, ob die Vorstellung von dieser ratio
sich zunächst an das Subject der Handlung, d. h. das-
jenige, wodurch sie zu Stande kommt, oder an das Ob-
jc-ct, d. h. ilas, woran sie zu Stande kommt, anschliesst.
In jenem Falle ging das Absfrartum in den Begriff eines
cau.'iativen Conrretums über (arniatura: die Waffen),- in
diesem dagegen in den eines passiven Concretums (arnia-
tura: die Bewaffneten). Es versteht sich, das« jenes eben so
gut ein persönliches dieses ein unpersönliches sein kann:
actio ist dasjenige, was gethan wird, facfio diejenigen,
die Etwas in's Werk setzen. Wie diese beiden gibt es
viele Abstracfa , die als Concrefa entweder nur causative
urler nur passive Bedeutung halien. Alan könnte die Frage
aufwerfen, ob iliess nur auf dem Sprachgebrauch beruhe,
oder ob ein Grnnil vorhanden sei , warum ■/,. B. actio
nie auf die Handelnden, factio nie auf das Werk über-
tragen werde. Eine so conse(|uente Beobachtung der
Hegel bei Sprossfornien von sinnverwandten Wörtern be-
rechtigt allerdJEigs zu dieser Frage, und wir dürfen uns
wohl kaum mit einer Berufung auf das natürliche Gefühl
abfinden lassen. Aehnliche Bedenken entstehen anders» o
und greifen auch ebenso tief in das We..ien der Sprache
ein. IMif der synekdochischen Figur, nach iler z. B.
artißces für Schuuspieler, tempora für iilse Zeiten steht,
hängt es zusammen, wenn ingenium niemals in unserem
Sinn Genie heisst. Wenn man solche F;»lle nicht zu den
Figuren gerechnet hat, so liegt es lediglich daran, dass
man für die Bestimmung des Figürlichen unsere Sprai li-
»eisc zum Maassfab nahm und hier die vollste Ueber-
eiijstimmiing zu herrschen schien. Aber so gewöhnlich
eine solche Intention der Begriffe bei uns ist, ebenso
^'•itschr. f. d. ALtcrshumsw.
sehr widerspricht sie dem (»eist der biteinisclien Sprache.
Die Verkennung dieses eigenthüinliclien Charakters hat
zu vielen Missverständnisien und zu den cliif.'tltigstcn Noten
der Interpreten Veranlassung gegeben : Einiges der Art
werde ich unten bei der Eikb'irung der figiira persoii.ita
zu berührcu haben, weil es ganz irrig dorthin gezogen
worden ist; es wird sich zeigen, dass es vielmehr hier
behandelt »erden uiuss.
Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient der Abschnitt
vom Concretum pro abstracto. Diess ist freilich zunih list
eine syntactische Erscheinung, durch dii' der lateinisi lien
Sprache ein Gepräge aufgedruckt »ird, das man als
Schiboleth für das richtige Verstaii<lnis.s ilerselben hin-
stellen kann. Aber auch die Wo>tbcdeu(ung spielt hier
eine bedeutende Rolle, wenn wir die Sache, wie oben
angegeben ist, relativ fassen. Das <»anze geht aus von
dem Streben nach sinnlicher Anschaiiliclikcit und hat d.i-
her so viele Stufen, als diese auf lerstliiedcnen Wegen
erreicht »erden kann. Wir unterscheiden ausser den
ge» öliiiliclicn Filili'ii 3 Hnuptarfen : I) einfache Ver-
.-iiiiilicbiiii:,' in symbolischer >Veise, indem z. B. ein Be-
sliminies für ein Unbesliinmfcs gesetzt wird: Cicerones
für Redner, dies für Zeit; 'j) bildliche Darstellung, in-
dem die Aussenwelt sowohl sich selbst, als geistigen Zii-
st.'inden unil Thätigkeifen zur näheren Verdeutlichung
dient, wie es die Aletaphpr in mannichfucher Abstufung
und höchst bedents.im das Sprüchwort zeigt (diesen bei-
den entscliicdeii gianimatischen Erscheinungen entsprechen
als Theile der Literatur die Allegorie und die Fabel);
o) Personificatioii lies Begriflliclien , die mit der mytho-
logischen Erfinilung Eine (|iielle hat und also an sich
weder symbolisch , noph allegorisch ist.
Und liiermit sind wir am Ziel: der nächste Schritt
führt uns unmittelbar in die Gebiete der Iviinst, Litera-
tur und Alythnlogio , deren Sclieidimy vom Sprachlichen
in vielen Fällen beinahe unmöglich ist. Vom V erfahren
der .Sprache in diesem entlegensten Winkel ihres Be-
reiches eine Probe zu geben, »ar die Absicht, als ich
die Feder ergriff Ohne Wissen und AVillen bin ich
durch das Bestreben, meinem Vorhaben einen Haltpiinrt
zu geben und seine Beziehung zum Centrum der liii-
gnisfiseheii Forschungen nachzuweisen, länger aufgehal-
ten, als illanclier wünscben möchte: der Weg war müh-
samer, als ich gedacht, und angebaute Felder wech-
selten nur zu häufig mit jenen Gegenden, deren Seltsam-
keit die Neugierde zum Umsehen reizt, den Heimge-
kehrten zum Erzählen. AJöglich, dass es mir, wie jenem
Reisenden geht, der seinem Wirtlie auf dem Kjöleii de.s
Abends hinterm Ofen weit iiinl breit das Skinlaiifen be-
schrieb, das ihn den Tag über mit Bewunderung erfiilit
hatte, dessen abgebrochene Antuoilen für sprachloses
.Staunen hielt und erst auf ilfir weiteren AVanderung an
seiner eigenen Gleichgültigkeit gegen dieses alltägliche
Naturwunder merkte, wie sehr er den Eingebornen ge-
langweilt haben müsse Doch es sei darum; während
der Wirth einschlummert, luiterhalte ich vielleicht einen
(iast, den sein Reiseplan andere AVege geführt halte,
HO er keine Gelegenheif gehabt, solches in der Nähe zu
sehen und sich ein klares Bilil davon zu entturfcn. Ich
bin zufrieden , wenn er si< h durch ineine Darstellung zu
I<)
•^0
riiiriii Ali.-'tPi liiT lit'Hiij^rii liiMcii solltr , um liDrcli im^ii»
\iisrli;iuiiii); i'iiic lollkoiiiiiioiirro Kiiisioltt zu j;ouiiiiii>ii ,
alü il.is (icü»«;«)- iiozit rrktr. Aliltlont i-ile iiiarllo icli ilcii
^'iisiirli ,■ OHIO oinzi'lno kloiiu- Parlir aiisriilirli<'lipi- iiiiil
^piiiiiuT ZI) tip.sclii'i'ilioii , und darf IkiIIou, (laiinrcli aiicli
auf (las L'olirifi^o oiu Lieht zu iicrfoii. Ihn kurz, zu soiii,
lialic ii'li in iliT llrliorscliiilt ili'ii Namen der li;;ura per-
suiiata daliir ),'r\iflli!t, »odurcli iili lueiiio KedoHoiso an-
deuten »Milllo , die otxas Anderes zu (folien selieint, als
«io »irklicli (,'il>t. («euieint ist da.sjeni;;o, >tas mau sonst
;.'o» jilinlirh als die Figur liezeiclinot , <iu.i res j)ro rci
dofectii punitur. Wenn z. U. >'alcrins l''larrus (Argonnut.
I, 434.) den Ausdruck goliranrht: solvit Jam ftbula
vestes, so «ürdc die gemeine Spraelie ofleiilar an die
Stelle setzen: remnta lil)ula rosfes solvuntur, und nur
in «venigen und ganz besondeien Fällen kcinnen nir im
DoutseLcn und in anderen neueren ISpraclien an einen
solehen Ausdruck lierankouimen , «viu zufällig gerade
Jiier, »cnn \i ii i'ibcrsetzon: ilei- Haken Hess das Kleid
los, uliMolil der linterstliied zwischen lösen und loslassen
nicht zu irrkennen ist. üa also die Vorstellung der
IlUuier und Griechen hier von der unserigen nierktvürdig
uli\tpirbt, müssen «ir uns zu einer genaueren IJnter-
suchung der Sache nni so viel eher verpflichtet fühlen ,
da die Benennung Figur heutzutage ihre Zauberkraft
gflnzlich verloren hat. (Meines Wissens sind Reisig uin\
Haase die einzigen, die von dieser Krscheiniing Recheii-
srhaft zu geben versucht haben; Ueispiele finilen sich
Jiier und da bei den Auslegern, in grosserer Zahl habe
ich sie indess nirgends gefunden. Reisig sagt in <len Vor-
lesungen über die lat. Sprach«'. S. 30()". ,, Diese Uarstel-
lungsart der Alten ist eine ideelle, indem ein Pradicat
gewählt »urde, welches nicht als das uiateriellp ange-
sehen werden kann, son<lern nur als Etwas in der Idee
XU fassen ist ; der neuenropäischen Darstellung dagegen
ist es eigen, das Materielle zu nennen. Es kann njiin-
JicL ein und derselbe Gegenstand auf zweierlei Weise
wirken, entweder durch Position, was die materielle
Wirkung ist, oder durch Negation, und das ist die ideolle
Vorstellung; denn dif Negation beruht bloss in der Idee.
So logen deiin die Allen zuweilen den Objecten das Pra-
dicat zu, welches aus der ^iegation des Objeets ent-
springt, z. B. die Sonne verdunkelt die Erde; materiell
ist dipss nicht mehr ; denkt man aber die Negatiou der
Sonne, so ist es richtig. Beispiele aus dem Griechischen
und Latpiniseherf sind gpsamniolt in der Enarratio ad
Soph. Oed. Colon, v. 8(14. Jedoch ist diese Art zu reden
nicht unter allen Bedingungen angewendet ; denn es würde
z. B. unbegreiflich sein, wenn man sagte: ilie Dummheit
macht die l^loiiselien klug; sondern enttvoder ist es nur
in sperielloii Fällen gesagt, HO man sich die Negation des
Objecis leiiht hineindeuten kann, oder es ist so gestellt,
dass Gegensätze entstehen, z. B. wie Horat. carm. sacc.
V. 9." Es ist Reisig"» Weise, unklar zu werden, sobald
er philosophische Begriffe hineinstreut ,- die ihm selUst
nicht lebendigps Eigenthuni geworden sind. Der langen
Rede kurzer Sinn ist kein anderer, als die einfache Bc-
Qierkunir: „Die Alten legten mitunter einem Olijecte ein
Piadicat bei, welches eigentlich nur der Negation dps
Objectcs zukommt; sie sagen: die Sonne verdunkelt die
Erde, und lassen uns die llauptMache hinzudenken: indem
sie weggellt.'-' Diess ist denn freilich nicht viel mehr ,
als was Jeder, der Augen hat, sehen kann: die Erkh'N
rung, wie sie uns znmuthen können, dasjenige „hinein-
zudeuten", ohne welches die Redensart für unsere Vor-
stellung unverslc'indlich ist , hat ileisig seinen Zuhörern
lUierlassen wollen. Denn was er von ideeller Autlassniig
hinzusetzt, hat in der That weiler Hand, noch Fuss:
vergleiche ich ilio kurzen Bemerkungen in der von ihm selbst
angeführten Stelle seines Coinmentars zum Oedipus, so
möchte ich glauben, dass er ganz was Anderes gesagt
hat, dem Sinne nach dasselbe nfimlich, wovon ich sogleich
in meiner Enttvickolung iler Figur aus^johen werile. Haase
bemerkt schon in der Anmerkung zu diesem Paragraphen,
dass die Sprechweise, von der die Rede ist, keineswegs
als Beleg für Afn ideellen Charakter iler alten und den
materiellen der neuern Sprachen anzusehen sei ; vielmehr
zeige sich dabei gerade umgekehrt in jenem das Streben,
das materielle Objoct als ilas wirkende hinzustellen, wäh-
rend eigentlich <lie abstracfe Vorstellung zu fassen sei,
welche ilie neueren Sprachen wirklich auszudrücken pfle-
gen, dass ein das Object negativ bestimmendes Prädlcat,
als selbstiindiger Begriff gedacht, ilas Wirkende sei. Aber
verstehe ich Reisig recht, so will er eben etwas Aehn-
liches sagen , und das IMissverständniss beruht auf der
entgegengesetzten Ansicht von dem, was man materiell
und ideell nennen müsse. So las ich neulich, ich erinnere
nicht wo, einen Tadel gegen Ha?id ausgesprochen, weil
er III der lateinischen Sprache eine vorwiegende Neigung
zum Concreten und einen Mangel an Abstrartion fiiiile.
Der Verfasser hatte nämlich die vielen Personificiruiigcu
uiiil bildlichen Redensarten des Lateinischen im Sinn,
und da er diese als Abstractionen ansah, so konnte er,
auch wenn er jenen Ausspruch Hand's für die Syntax
gelten liess, mit Recht einen Protest dagegen einlegen.
Allein es müssen nach unserer Ansicht, wie es oben ge-
schehen ist, jene Erscheinungen gerade umgekelirt aus
einem Streben nach concreter Fassung erklärt werden:
durch Bild und Person wird die Idee erst individuell und
so zu sagen iiandgreiflich. Wer anders glaubt, muss
folgerichtig die Gotter für blosse Abstractionen halten,
die Mythologie fiir eine grosse Allegorie! Aber den Grie-
chen und Riimern selbst galten sie für etwas ganz An-
deres, und diese üeberzeugung eben , die jetzt denn doch
ziemlich allgemein zu sein scheint, soll uns bei der
Lösung unserer Aufgabe auf die rechte Bahn bringen.
Es ist noch nicht gar lange her, seitdem man in der
Mythologie der Grieclien einen nicht geringep Anstos»
daran nahm, dass Apollon, der die Beinamen xov^o-
T(3Ü(fOi, OOjTljo, h^TQOC, U.a. führt, daneben doch mit
seinen Geschossen Pest, Tod, und Verderben bringt,
gleich seiner bogenbewaffneten Schwester, die ja in allen
Dingen nur die andere Seite seines Wesens bildet. Der
Zweifel wäre zu jeder Zeit leicht zu lösen gewesen, wenn
man sich von gewissen Vorurtheilcn über das Wesen <ler
Götter und die Art ihres Wirkens hätte lossagen können.
Denn so lange man daran festhielt, dass Apollon dio
Personification der iiiee der Gesundheit sei, war es aller-
dings ungereimt, ihn als. Urheber von kraiikheit und Tod
ZU betrachten, selbst wenn er mit lindem Pfeil und sooder
?l
oo
Srhmor/pii l.lMlicndr Jiiiifjliiigo liiiiraffte, Alier es f,M Sloile war, an <lic Stell.» ilcr AMicno il.is Wort JFeinlteiC
in der Tha* Nirlits, was piiior gesiimlcn Ansicht »oii «ler sotzen, so «ürclc mau, mir mit Umkchruiij: ilur Hegrille,
antiken HI.>lli>>lc>sii' eiif.srliie.lencr »idirspraehe, als solche den Satz haben, den Reisijj mit Reelit als ein lacher-
abstrarten liejfrill'srepr.'lspMtanfon zu Gegenständen ihrer liches Beispiel von unstatflial'ler Anwendnn» der Figur,
Audarht und IVoninien Vcr( hrung zu stempeln. IVicht aus qua res pro rei defertu ponitiir , darstellt. An solchen
liegritren er« uihs der oli m|Msche Gotterstaat, sondern aus Beispielen tritt der L'iiterscliicd /.» Iselicii einer aüegori-
der Erfahrung, aus dein Leben; drum musste er auch sehen Personilicirung und einer coiirrcten Iniüiidualisirung
gelber lebendig sein, und Leben «ar ihnen unzertrenn- klar liervor : die personilieirte ^^ ri>lieit kann naiiirlicll
lieh von Freiheit. Lebhafter nnil plastischer Phantasie nur Verstand geben, aber die fiei schaltende Atl.eno
gestaltete sich jedwede Erscheinung im Reiche des Gei- auch das Gegentheil. Insoweit H;irc die Sache einfach;
»tes und der Äatur nicht zu der Idee einer inwohnenden aber wir finden allerdings auch, dass (iej;enstäiide ui^fl
Gotteskraft, sondern zu einem Gotlersohne, der denn Begriffe, die keineswegs als güttliciie Individuen oder
doch des Bessten , dessen sich die Menschenkinder er- selbständige Wesen erscheinen, in iliiniieher Weise al*
freuten und wodurch sie sich allein in persönlicher Be- Urheber „solcher Wirkungen genannt werden, deren
»timuitheit ihrer selbst bewusst waren, nicht entbehren Gegentheil wir gewohnt sind an ihnen wahrzuneh-
dnrfte. Und was war diess anderes, als die Macht der meu. Suchen wir nun den Uebcrgang , so werden
Selbstthätigkeit und Selbstbestininning? Daher konnte die wir uns an diejenigen Mitglieder der Gr.tterfiunilie weii-
Wirkeamkeit des einzelnen Gottes sich nicht nach einer den müssen, die freilich oft genug in's Leben eingreifen,
in neueren Zeiten hineingetragenen abstracten Idee be- um eine bestimmte Persönlichkeit und gewissermaassen
schränken; sie erweiterte sich, wenn das Gefühl der Ab- liliie Geschichte zu haben, die aber doch ihrer Natur
hangi^keit den Ciiltus desselben vermehrte, und so sehen nach einer plastischen Anll'.issiiiii;:^ widerstreben und daher
wir die oberen Gotter vielfach den Einen in das Amt für die Griechen und Römer, <lie Kinder der Sinnlich-
des Andern eingreifen. Aber wichtiger als diese Vielsei- keit, leicht mit dem blossen Begriff in eins flössen. Von
tigkcit des Amtes ist für uns die zweite Eigenschaft des dieser Art ist z. B. Ares, der freilich in iler Poesie nnd
göttlichen Wirkens, die aus der Persönlichkeit nnd Frei- sogar in sehr vereinzelten Denkmälern der bildenden Kunst
hcit folgt, nämlich dass mit der positiven Seite einer als leibhaftiger Gott erscheint, aber gewöhnlich nnd schon
Thatigkeit immer auch die negative verbunden ist. Dass von Homer an mit der absiracteii Idee des Getiinimels«
ein Gott der Liebe existiren könne ohne Zorn, ist ein niul wilden Wogesis, sei es auf dem Scilla« htfelde der
Gedanke, den nur ein selbütsüclitiges Jahrhundert zur Völker oder der Leidenschaften, verschmilzt. Nichts
Welt fördern konnte, fern von der Einfalt jener Zeiten, desto weniger lielsst er im Homerischen Hymnus '.-/o!;C
in denen es noch für wahr galt, dass Gott die Menschen :c ui.irjo6o4 und liiüst sich vs. Ij. mit den Worten an-
gemacht nnd nicht die 31enschen ihren Gott. So aber rufen:
war <ler Glaube der Griechen nnil Römer: einen Apollon, AlXa Ov dl'.QOOC,
der nur Segen und Leben verbreite, mochten sie nicht j^U^ f^d/.an eiOljVtj^ TS (^itVEIV ep d^rijUOOt dcOflOl'q.
verehren, weil sie ihn ni.ht erfahren hatten; mit dem jj^,^ „jp j^j^, ,|g„ sUUien , so gibt er bei Sophokles
rettenden hatten sie unmittelbar auch den verderbenden, ],>je,]e„ den bekümmerten Mensrhenherzen (Ajas v. Gi):i):
oder wenn man lieber will umgekehrt: -rot'; /.TilVO.L j„. - , , ^ ,, ... , , .
övva^tvovi xdi ou/Qaiv ih.öi (Sd.ol. Odvss. r, ^(i.). ^^-^""^ 7"? «"<"' «Z»« aTt o^uarojv Jo>;;,
Da wir hier das Mythologische nur insofern in Betracht wo Musgrave gleich mit einer conclusio bei der Hand
zu ziehen haben, als es zur Aiifkläriiiig einer sprach- ist und nach guter englischer Logik das Votum ab-
lieben Erscheinung dient, brauche idi das Verhällniss gibt: ergo legendum dnoa^UTOjv 'A^ljg, Diess wäre
der beiden entgegengesetzten Kraftäiisserungen der Götter nach unseren Begriffen ganz richtig, wenn es sich um
nur mit der Bemerkung zu berühren, dass sie nicht ei- den Sinn fragt: denn in dem Gebiete, wo Ares waltet,
gentlich im Verhältniss des Positiven und iVegativcn ste- gibt es für uns keinen solchen Mittelzustand, wie bei der
hen. Apollon tödtet nicht durch blosses Zurückziehen Athede und bei Apollon; wo kein Krieg ist, ist Friede,
der belebenden Kraft, sondern durch Anwendnntf einer wo kein Sturm, Rühe; sein Wesen ist einfacher Art uud
zweiten, jener entgegengesetzten: die Epiciireiseho \'or- fällt mit seiner Erscheinung zusammen; wo er ankommt,
Stellung von einem seligen Nichlsthiiii der Götter ist den bringt er sich selbst, nimmt sich also auch selbst liiii-
Alteii bei aller iliiineigunor „i, jener Lebciispraxis stets weg, wenn er geht; , während er <ler Krieg ist, so hat
ebenso fremd geblieben, wie umgekehrt in älteren Zei- dagegen Athene die AVeisheit, und kann kommen und
teil die IMeinuiig, als ob des Menschen Loos ohne be- gehen, ohne Weisheit zu vorleihen oder zu nehmen,
sonderen Einfluss der Götter sich nach der einen oder kann aber andererseits weder Weisheit, noch Thorheit
der andern Seite hin zu irgend einer entschiedenen Ge- geben, ohne zu kommen, wogegen es scheint, dass Ares
staltnng bringen lasse. Wie der Mensch von Natur weder bloss wegzubleiben oder sich zu entfernen braucht, um
krank, noch in blühender Gesundheit erschien, so miirhte den Zustand des Friedens zu erhalten oder herioriu-
er immerhin geistige Aiil.!L;en haben, um diirch's Lelrcn bringen. Indessen war der Grieche, der nur in der bc-
zu kommen; aber Weisheit und Verstand gab erst die stimmten That Leben nnd Kraft sah, mit dieser allzu
Göttin Athene, und derselben war es daher vorbelialii-ii, allgemeinen Vorstellung nicht zufrieden. Aon der Kr-
über Ajas den Fluch des Wahnsinn« und der A'^erblen- schcinung des Ares selbst sonderte er seine Thatigkeit,
düng zu verhängeu. Wollte uian hier, wie es vordem' die sich ihm als ein Fossoiii darstellte. Djber vvar auch "
2*
•><
;'4
ilio liltiss)- KiittiTiiiiii-; iiiriit liinri'icIiiMiil , iiiii ilic IMrii-
sclipii, ilriicn er sich g^i'^ci^t IiuOp , in den friilioriMi
Ztistaiiil imrink zu iprsrlzrn ; liior/n liodurflo os i icl-
ini'lir cinpr lirsoiidiron Tlia(, die nun im (icnonsatz i;<'g;iMi
die erslo als ein Liispii , als ein Entfesseln };en(ininieu
unrde. (fiid da es i'ilierdiess n>n seiner freien Eniseliei-
dnnj; aMi.'liifft , ob er sicli ilen ^lensthen nahern itill oder
iiieh( , oh er bleihen »ill oder ni<ht, xo kann man mit
Rerht sajfen , dass er den Frieden und die Ruhe ver-
leihet. In demselheii Hihle »vio oben sprirht i'ilrigens
Sophorles anrh in den Trarhiuierinnen y. H.t5:
.E^skva' £7l'f:rovnv ditsrjuv.
Sowie in dieser Stelle die l'orslellung durch das liinzu-
{jefi'igfe Partieifiinni noch mehr ans der Sph-'Ue des I5e-
^rifls hcraiis{;ehohen ist, so inaclit es Iloraz auf c'ihiiliclte
Meise in der Anrede an den Sonnengott im Sficular-
hvuiniis V. 9 :
Ahne So! , rnrru nifido diem qui
Promis et relas.
üie Worte selbst verbieten, an die Sonne zu denken,
die »ie die iilirii;'en llininielskö'per narh Gesetz und üus-
serlicher IJestinininnj; ihre liahn wandelt. Mur Hvperion's
slr.ihliniler Sohn, der iinerMiiidliche , der die schnellen
iiosse na( h seinem U'illen lenkt nnd des Abends am
üceanns stillstehen heisst, der sie aber auch /u jeglicher
Tageszelt ant halten und selbst den unsterblichen Göttern
das Liebt entziehen kann , — nur von ihm konnte der
Dichter sajjen, dass er das Licht verbirgt. Aber von ihm
konnte es aucli selir wohl ohne den Gegensatz mit pro-
mere so heisscn, wie ja aucli jene Drohung, forthin im
Hades leuchten zu wollen, von ihm selbst ohne jede
Vergleichung ausgesprochen wir<l (üdvss, Xll, 38'J-):
Ei ÖS fuoi oü rinovoi ßouiv ETiiEiyJ' äuoißijv,
^iooitat £tq 'J'i8ao y.ai ev vey.i'eaot qaLivuy.
Vergleiclicn wir nun mit dieser einfachen uml klaren Idee
der alten flljthologie einen verwandten Ausdruck bei Ci-
cero, so sieht man, wie auch die tiefste Prosa solche
Ausdrufksireisen festhielt, nachdem man schon längst
über die Saclien aufgeklärt worden war. Im zweiten
Buch über das Wesen der Gotter sagt er c. 19. so: „Sol
ita niovetur , ut cum terras larga Iure conipleverit easdeni
Diodo his, mOdo illis ex partibus opacet." Gegen die mv-
thologisclio Ansicht verwalirt er sich von vorn herein
durch ilas niovetur, und <locli gerath er nnvcrseliens in
eine Form der Rede, die in Nichts Anderem ihren Grund
hat, als in der vorhin angeführten Vorstellung vom Len-
ker des Sonnenwagens. ■ — ^'on einer ahnlichen Vorstel-
lung ging man auch aus, wenn man dem Schlaf die Wir-
kung beilegte, dass der Schlafende wieder aufwacht.
Diese Wirkung ist wie bei Ares eigentlich nur eine Auf-
hebung seines gewölinliclien Einflusses auf den Menschen;
aber da dieser Einfliiss in lebendiger Anschauung als ein
nsdäv, XaiißdvSlV, ix^tv gefasst wurde, so musste auch
hier dag l.vtiv, aviBvui eintreten. Es ist ein wesent-
licher Unterschied zwischen dem positiv bestimniion i>7tvo(;
CfiOtv ui'iuv und nnsercin negirenden und neutralen:
der Schlaf verliess ihn. So lesen wir bei Sophokles
(Ajas V. 67y.Ji
Arn nsdijocK; ovo' aei kaßvjij i^f«,
und bei Theokrit XI, 22:
(l^uiiij^ö' aii^' orr(nc: (r/x» ykry.vi vTivog CXV 1'^'
Ol/t; ö' et'yt'C iuiaci u/.a yAczt'S invoc. ävt) ///?.
Man könnte versucht werden, mit Anweniluog dinger Ana-
logie jene Homer. Formeln zu erklaren, über die schon
die Sclioliasten unter sich nidit recht einig werden kön-
nen: invii) y.al y.auacu) c'.(ji]/ieuog und /m/uIto) üööij'
xorei; r^de y.ai vnvj), mitsammt der lloratischcn Nach-
bildung: ludo fatigalumque somno. Denn wie der Schlaf
durch seine Erscheinung eryM!c/i7 und stiirkt , so möchte
wohl auch in «ler angegebenen Weise von ihm gesagt
werden können, dass er durch sein Wegbleiben oder zu
frühes Scheiden die Menschen ermattet und entkräftet.
So müssen die alten Interpreten gemeint haben, die
vnvii) geradezu durch dy^Vllina erklären. Aber dieser
Erklärung steht an allen Stellen , wo die Redensart vor-
kömmt, der Zusammenhang im Wege, der vielmehr ua-
seren Begriü" der unzeitigen Schläfrigkeit verlangt (Iliad.
X, <)<. Od. VI, 2. XII, 28l. llorat. Od. III, 4, IL),
so dass hier gerade umgekehrt derselbe Gedanke za
Grunde liegt, den wir oben gesehen liaben , nämlich dass
der Schlaf <lie fllenschcn überwältigt und niederdrückt.
Den Begrifl" eines erquickenden Schlafes finden wir in der
alteren Vorstellung der Griechen und Römer fast gar
niclit; sie sahen im Schlaf nach dem ersten nnmittelbarcn
Eindruck, den die sinnliche Anschauung gewahren uinsste,
zunächst nur ilag Hemmende un<l Lahmende, woiliirch
die Thatkraft suspendirt wuide; die Recreation des Gei-
stes und Körpers konnte als Folge davon nur vermittelst
einer Abstraction erfasst werden, die jenem gesun(ien
Naturmenschen um so viel ferner lag, je weniger sie
durch eine dem Schlaf vorausgehende Müdigkeit beim
Erwachen an diese Wohlthat erinnert wurden. Diesg
stimmt auch ganz überein mit dem mythologischen Bilde
des Schlafes: er ist der Bruder des Todes und unterschei-
det sich von diesem nur dadurch, dass er w olliwollend
gesinnt ist Hnd was er eingeschläfert wieder in's Leben zu-
rückruft. Wenn er aber in der Kunst ebenso dargestellt
wird wie jener, so beweist das nicht allein eine freund-
lichere Ansicht vom Tode, sondern auch eine ernstere
und trübere Ansicht vom Schlafe, als uns eigen ist. Nur
miiss man aus dem Gesagten nicht schliessen wollen, ilass
der Schlaf den Alten ein Leiden gewesen sei; gibt's ja
doch auch sonst süsse Bande, die mau sich zu allen
Zeiten ebenso gerne hat anlegen lassen wie heutzutage.
Es könnte jetzt der Beispiele genug sein, wenn es
uns nicht besonders darum zu thun wäre, den Lebergang
von der rein mythologischen ^'orstcjlung zu der bloss
idealisirenden von verschiedenen Seiten möglichst klar zu
machen. Desshalb erwähne ich noch Einen vorzügirch
instructiven Fall , der sich in zahlreichen Abstufungen
verfolgen lässt. Der König der Winde hat, wie jeder
souveräne Monarch, geziemender IMaasseu die Macht, sei-
nen Unterthanen das Ziel ihres Thnns und Lassens vor-
zuzeichnen.
Ksivop yao TUf^iii^v dvifivjv noiTjot; KqovIujv,
'Hulv Ttaveitevai ijö' öovvfxsv, uv x' t^ikrjai
'>5
26
lielrlict iiiis lloinoros (Od, X, 21 sq.), iiiul Viigil, ilas
Terrain ilioser Aii,tslli,'i(i[;l«.pit und den siilitliareu Eiii-
fliiss derselbpii genauer in"s Aujfe fassend, lässt ihn von
iler Juno anrufen (Aen. {, 6.J.):
Aeole — naniqne til>i ilivum pafer aiijuo hominiiin rcx
Et mulcere dedit ilucfus et tollere rento.
Elien vorher (Cplranchf er' in demselben Sinne von ihm
den Gegensatz : qni et preniere et laxas lialienas dare
seit. An die Stelle des Aeolus kann nach dem panda-
monisirenden Priniip der antiken Religiosität jeder Iio-
sondero Wind innerliall) seiner Sphäre treten. So haben
wfr bei Horaz den ganz ähnlichen Ausdrnck vom Notus
(Od. I, 3, 1,5.):
Quo non arbiter Iladriae
Major, tollere seil ponere nilt freta.
Weiter aber geht dieselbe Rcdciveise von den persön-
lirhen Maththabern auf den Wind selbst i'ibcr, dem z. B.
das dvaorekkiiv und i'iaoacikkeiv , das eTiaipe/v und
i'CftSvai <ler Segel zugeschrieben wird (Lobeck zum Ajas
V. ()74. fi'ihrt die Stellen 'an: Schol. Arist. Eqnit. 437.
Plutarch. Lac. 3.)- In solchen Gegensätzen nun, wie
alle angeführte Stellen «larbieten , tässt man sich es wohl
gefallen ; aber dieselben Ausdrucke sind auch einzeln nicht
selten und haben dann gerade die Ausleger oft irre ge-
führt. Für die beiden \'irgilischen Verse
Kuper nie in littore viili
Quuni placiilum vcntis staret niare
und
Atque Ix onii vcntu rota constitit orbis
(Erlog. II, 2(i. Georg. IV, 4S4.) hat Wunderlich den
Sturm beschwichtigt. Ganz ebenso verhält es sich aber
mit ilem berüchtigten Sophoklcischen Verse (Ajas (j74.) :
/tsivdiv x' d)j/itu ■jivevfxu.TMV ixoif.iio£
SiivovTa -TTuvrov,
wo sogar umsichtige Kritiker sich durch den Schein des
Widerspruchs zu einer Aenderung des dsivujv in Keiiov
haben verleiten lassen, weil heftiger AVinde Wehen das
stürmische ftlecr nicht beruhigen , sondern noch mehr in
Bewegung bringen würde. Ein Scholia.st ergänzt Tivoli
nnvoaiUvl] y.al r.aviaoaoa, was Gottfried Hermann
für recht erklärt (indem er nur im Allgemeinen eine
Erklärung sncht, welche die Sache unserer Diction näher
bringt), Lobeck dagegen für falsch, tla man bei einer
solchen Annahme Alles aus Allem machen könne; ohxui
jo^o , sagt schon Galenus, si;£aTl Tldv ü, TL o.v ßof-
k)]9üju£v ei'g covvavtiov ek'/.siv tüoie xav y.fcpakak-
yiav eti(ju>ftiv itov ytyoufiftivTjv, ov tijv ovoav dkku
T)iv nuvoaiü.vi]v dy.oÜ£iv t'jfto.q. Wir setzen hinzu, wer
hier Trauoaftci'ov ergänzt oder vielmehr wer den Satz
ohne diese Ergänzung für unverständlich hält, der müsste
im positiven Satze: ro Toiv TlvtvudTU)V äiuta Tuv lluv-
TOV exi'/jdT/rrs nothw endig ein xarekliüi' oder ÖQÖf-iE-
VOV in Gedanken hinzuthun, was niclit leicht Jemanden
in den Sinn kommt. Dagegen müssen wir gegen die
Beschränkung, die Lobeck für unsere Figur statulren
will, ein Bedenken erheben. Sie sei, meint er, nur bei
Verbis des Lüsens , Nacligebens zulässig, da mit diesen
der Begriff des Aufhürens und der Entfernung so eng
verbunden sei, d^is.t er nicht erst eigciids liiiizugcd.icht
zu iverden brauche. l>a nun y.oiuioi'l nicht zu dieser
Art Verba gehöre, so lasse .sich jener .Salz im AJ.-is nur
diirih die Annahme vertheidigen , dass die vorhergehen-
den Verba it'y.eii,, l-y.Xi'>{i:-'V, eti'oruattai die Beiieu-
tung des Aufliiireiis deiiKclbeii mittheilen, non ut hoc
intelligafur qiioil srjiinctum a coutineiitibns absonum foret,
procella innre tumidum teinpernl . sed potius remiltit nli-
quando cedit qae seretiilali , ut lud teneirae, Itiems veri.
Ich halte diese Ansicht nicht für begründet: sie wird,
wie mir .scheint, durch die meisten Beispiele widerlegt
und lässt sich a priori als falsch erweisen. Denn die
A^>rba des Liisens können natürlich nur bei solchen Er-
scheinungen gebraucht werden, wo man sich denkt, dast
ein Fesseln oder Festhalten vorausgegangen ist, wie wir
beim Krieg, beim Schlaf u. a. gesehen haben. Nun aber
lässt sich nicht einsehen, warum gerade alle anderen Er-
scheinungen von der figura personata ausgeschlossen sein
sollten, da der Ursprung derselben einer solchen Beschrän-
kung oiTenbar wiiierspricht. Der Sinn des Vcrbums niiigs
hierbei ganz gleichgültig sein ; denn es kömmt nur dio
Frage in Betracht, ob der wirkende Gegenstand in su
freier .Selbständigkeit gedacht wer<len könne, dass er
gleichsam nach eignem Entschluss auf dem Felde seiner
Thätigkeit positiv und negativ wirken kann. Dieses vor-
ausgesetzt muss derjenige, der ilas .Meer stürmisch macht,
auch dasselbe in Ruhe bringen können, und wenn jenes
nicht durch das Bild des Haltens ausgedrückt wird , so
darf man für letzteres auch nicht das des Lösens veilan-
gen. Dem tollere setzt Horaz mit sinnenfälliger Anschau-
lichkeit das punere entgegen, an das sich in derselben
Eigenschaft die Ausdrücke bei Virgil: innre veiilis pla-
cidum stat und vento consistit anschliessen. IMehr ver-
geistigt ist schon der Gegensatzt von tollere und jiiulcere,
und diesem entspricht vollkommen das Sophokl<'i.«icho
XOiinCeir. Das einzig Auffallende ist dieses, dass iler
Dichter sich nicht scheuet, ein ahstractes Neutrum zu
gleichem Rang mit den Göttern zu erheben. Da itir
aber glücklichervveise gerade in diesem Fall den allmäh-
lichen üebergang nachweisen können, so, glaube ich, be-
darf es nicht mehr der Entschiildigniig, als \veiin das
Genie manchmal da irre geht, wo es dem grossen Hau-
fen gegenüber ganz allein im Rechte ist. Die griechi-
sche unil römische Sprache haben sich auf diese Weise
eine neue Quelle ihres Reichthums ollVn erhalten, die
bei uns aus Mangel an jener schöpferischen Phantasie
iler Südländer nie recht zuui .Strömen gekommen ist.
Denn wenn wir sagen: der Sturrn erhebt sich und legt
sich, so ist diess nur ein Anfing, aus dem sich unter
andern Umständen eine figura personata hätte bilden
können.
Wir haben bisher die sittliche Ansicht von der Frei-
heit und Persönlichkeit der Dinge als die eigentliche
Quelle dieser Figur zu beweisen gesucht, aber danebeu
zugleich angedeutet, dass sie sich bald des mythologischen
Gewandes entäusserfo und in eine sprachliche Erschei-
nung überging, bei der es Thorhcit wäre, in jedem ein-
zelnen Falle jenes Princip geltend machen zu wollen,
^iiemand wird den Alten den Unsinn zumuthen , Thür-
riegcl und Spange für freie Wesen gehalten zu haben.
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»ril Eiiripiiles riiiinal ilie Wor<o gplirailcht: y.kijSig uvt;-
y.vv ^hotrod (It.icrii. 44s.) und Valoriiis: At tibi col-
leclris snlrit JiiiH Jilnila festes (Ai;,'<>ii. I, 4 '>4-')- '^'"'■'
auf «In- S|iriulir Iiat diese Aiisrlinuiiii;; aiidorcrsi-Ks einen
merk« III ili^cn Kinlliiss gehallt, der unseien Vorsfelluiigeii
im (»runde i-beiisii fremd ist, nie das Angcfiilirle , al)er
HTiiiger anff.'illf , »*eil er diiri li^Teifender is( und oft dnnh
iinlJaio üe^rille xiirerlit;;odeii(eIt wird. Indem man sieh
n.'lnilK'ii ;;eHilInit hatte, den Dini;en eine d<>|ipel(e Wir-
kiiii;; lieiznle^jeii, «der riihtifjer eine jiositive und nega-
tive Seid' ihrer Th.'iti-jkeit niler ihres Zutitandog zu son-
dern, so ülierlrnff man diese Dojiiielseitig'keit , aiuh uo
jeder Ged.uike au mvthi)loj;isi he lielebunjj lieg »ar, auf
dio sjiracliluhn ^Vorlbedeiitiiiig, und seilst bei IJejjritt'en,
die man siilicr nie iiersonificirt hat, lirss dieses ,'i( Iit
.•»ntiko Klement sjiraehlieher Auffassung dio Ziveiilcutig-
kcit zu. Der Klcnientariinterrieht maeht uns selioii da-
mit bekannt, dass forttinii und coyij Leides Glück und
Unglück bedeute, viilelutlo tj'esiindheit und Kraiiklieit.
AVie IMineria AVeislieit und Walinsinn, so bringt Fortuna
Heil und Unlieil, und uie letztere als Abstracluni eine
adiersa und secnnda sein kann, so ist auch Minerva vox
media; daher sagt man piiigiii und rrassa ,llincrva. Wem
es viel dariiin zu tinin ist, dem werden wir gerne zuge-
hen , dass diese beiden F.'ille sich insofern iiuterscheiden,
als Fortuna, wie man s.igt, ein personificirter Begriff,
li. h. eine creirtc Gottheit ist, Minerva dagegen eine
überiiefeito Gi">ttin, die nur selten und spriich» örtlich in
die abstracte und allgemeine Bedeutung übergeht. Aber
diess läuft am Ende darauf hinaus, dass die Eine in der
Urzeit, die andere in historischer Zeit consecrirt ist, jene
also als Person , diese als Personificalion ersclieint. Fiir
ilie semasiolojische Entivickelung der Wörter selbst macht
es beinahe gar keinen Unterschied. Diess wollen wir au
einigen Beispielen zeigen; dio bloss darum für schwierig
gehalten worden sind, weil man sie nicht unter den rech-
ten Gesiclitspuiicf stellte oder im üeiitsrlien keine vox
media fand, durch die iler Riss verdeckt werden konnte.
Ganz wie valetudi) gehört das speciellefe vis, vires
zu den Wörtern , die der Intention der dafür gebr.'lncli-
lichen deutschen Wörter entbehren. Wahrend wir nur
den IMangel , das Unzureichemle der Kraft als ein Hin-
derniss betrachten können, Issst der Römer die Kraft
selbst negativ wirken. Bei Virgil (Aen. X, 857.) heisst
rs in diesem Sinne :
Siniul hoc dicens attollit in ae^rum
So femnr,,et qiianiquain vis alto vulnerr tar<lat
llaud dejectus eqiiiini duci jubet —
und bei Ovid (Me.tamnrph. VII, .073.):
Prosiliunt aut si prnhibent consistere vii'es
Corpora devolvunt in humum.
Hier ist ebenso wenig an eine res pro rei defeciu posita
zu denken, wie wenn mau sagt: valetudn prohibct nc te
ronveniam. 'Wie fast allenflialben , wo diese Art des
Ausdrucks vorkömmt, so fehlt es auch in gegenwäTtigem
Fall nicht an Versudien der Kritik , das acht Römische
zu germanisiren ; man sehe nur die Ausleger zu Liiius
II, ly: Titrquinius Superbus, quamquam jam tietale et
viribus erat ^ravior , equiim in/estus admisit. Und dncli
hütte dort das beigefügte aelas den rieliiigon Weg zeigen
köunrii; denn es ist nur ein Zufall, dass dieses gerade
in dem Sinne des vori^erücLten Alters steht und also dem
deutsilieii /liier, das ja schlechtweg nur nach dieser »Seite
hin intendirt wird,' ents|iriclit. Sonst steht es mit vires
auf Einer Sliife der llnentschiedenheit und hat das Glück
gehabt, in diesem Rechte anerkannt zu werden. Uenii
auch bei Cic. p. Rose. Amer. 4, '1: cnminnditati ingeniam,
grnvititti aelas , liberlali tempuru itiipedimenlo sunt stösst
man sich an der sogeii;ninten negativen Bedeutung des
iiif^etiium und nicht au der ganz gleichen des Wortes
Ullas, «eil man si<'li Einmal eingeredet hat, ilass iiige-
niutn unser (lenie sei. In der guten Latinitiit hat aelas
an und für sich keine Neigung nach irgend einer SJeilo
hin, wahrend vis, wie ingenium , volunlas u. v. a., sich
immer mehr der concreten , positiven Bedeutung nahern.
Ebenso verhalt es sich mit dem griechischen d>'/.l), z. B.
Ilom. Iliad. IX, 34:
'./A.xi;!' iitv fAOi n'QioTov nveiBiaac ev /tavaoiotr
(Ihi^ tiitv <t7itii\sjiov y.a\,cÄi'u}y.iSa. —
Die dky.ii kann Homer nur dann Jemanden zum Vorwurf
machen, wenn sie das rechte Maass nacii der Seite des
Zuwenig hin überschreitet, und um diess in jene Worte
liineinzulegeu , bedarf es nicht einmal des erläuternden
Zusatzes, noch auch einer Verweisung auf Iliad, IV,
3!) ) s(j. Eine wörtliche Uebersetzung in's Deutsche wüc<le
beinahe das llmgekelirte besagen: Du ntachtest mir die
Stärke zum Vorwurf; wenn aber övc/dl^e/v übersetzt
wird: herabsetzen, bekritteln, so lasst sich dagegen Nichts
einwenden, als dass der griechische Ausdruck einen an-
dern Pruzess des Gedankens verlangt, wenn es auch dem
Sinn nach auf dasselbe hinai^slauft. Ich habe diess
hervorgeh(dien , weil es allerdings Fälle gibt, wo eine
falsche Interpretation des Verbuins Missvcrslandnisse lier-
vorgerufeii hat, wie bald gezeigt werden soll. F,in noch
klareres Beispiel liefert Xenophon mit dem Worte di-
vauic, (Anabas. I, 6, ?.) : uöy.ouv, önüz' av tyvajg
rljv ohuvTULi övvafiiv, e\9iuv int tov r;;; 'Jqte^u-
öoq ßujuov fisruiiti'.cii' re ooi ecf>jo9a u. s. w.
Nach dieser Analogie ist augenscheinlich die .Stelle
bei Theognis zu erklaren (nach der gewühnlichcn Veri-
zahlung V, 691 sqiO-
IlokKol nXovTov exova/v mÖQteq' oi de t« y.dka
Zi^TOvaiv, yaKeni] liiooueroi -T^evirj.
'E(J^£lv 8' dfAtfOTiiioloiv diiijxariij -jiaoäy.eiTaf
Eioysi yd{j Tulq fitv xQ^\LiaTU, tois de vöog.
Der Sinn ist klar: ,die Einen [yjO.nnf] TCiaöulVOt ireviTj)
werden durch ihre schlechten Vermögensumstände, die
Andern {äiö()/ii) durch ihren Mangel an Verstand am
Wirken gehindert. Die Scliwierigkeit liegt niclit in vdoc,
das ja auch sonst oft genug rein formell vorkömmt für
Sinnesart, sondern in -/üijuara , welches als materielles
Concretum und noch dazu im Plural nicht wohl in jene
Doppelsinnigkeit hineinzugehen scheint. In der Construc-
tion , wie wir es hier finden, kenne ich keine andere
Beispiele der Art; denn das Homerische IQWV filiviocq
darf man aus gnt«>n Gründen nicht damit vergleichen.
Es ist wobl anzunehmen, dass ycii'^^iazu in den Sinn
übergegangen ist, den ich durch das Wort Vermögens-
'?M
M)
timufiindc aiisjjoilnickl IlaIhi, «ci i's iiiiii, ilasn dir Diili-
<er gejfru die Analogie piiio solche jNpiioiiiii^ gowagt
(etwa mit Rlirksicilt auf (las eiits|)ri'<lieii(!e und )iinlan<r-
lirli klare loo,"), oder ans der \'olkss[)ra<lie eine Ueileu-
(iin^ entlehnt, die bei einem solrhen ^Vorte im Lm^anjjs-
tone leicht entstehen konnte, oliiie »legcii ihrer LnreKcl-
inHssigkeit in der Literatnr I5iir;;errecht zu erlialten. ^'iel
Jeichter ist der analoge iielirauch des lateinischen opcs,
«eil hier die alistractere Gruiidbcdcntnng' leichter ein
üCwisses Ventilircn erklärt.
o
Wie nach dieser Vorstelinng der ^'erstand in ünrer-
stand, die Kraft in Schwäche, der lleiclithnni in Man-
gel, 80 sclil.'lgt die Treue in ihr Gegciilheil nni , und
treulos tauscht sie die Menschen und verriitli das Ge-
hriuiniss, dessen uohHiestallte lliiterin sie ist. Sie macht
es wie Helios, der Allseheude: es ist seine Gewohnheit,
gleich Alles zu verrathen, aber darum wendet man sich
an ihn, wenn Etwas rerborgen bleiben soll, und Manches
verschweigt er; ilir daj^egen ist es eigcnthiimlich , das
y\nrcrtrauetc und das Gelobte lieilig zu halten , aber es
steht ihr frei , auch das Gegentheil zu thnn. In rein
sprachlicher Fassung gestalfet'sich also die fides zu einer
vox media, welche die ßegrilFe Treue und (Inlreiie um-
schliessen soll, aber im S|)rachgebrauch sich entschieden
zur ersteren Bedeutung nei<„'t. Zur ^'ermitteliing der per-
sonlichen und unpersönlichen Bedeutung dienen ilirhte-
rische Stellen, wie die Ilorazischen : nicani Fides pro-
diga (Od. I, 18, Ih.) und
— — Quuni perjura patris fides
Consortem sorium fallat et hospitem,
Indignoijne pecuniam
Ilaercili properet —
(Od. III, 24, 5'J sqq.). Mit Rücksicht auf solche Stel-
len hätte die verständige Uvperkritik ihre Ehrenrettung
der römischen Fides lieber unterlaascn miigen; wenigstens
mussto uiaii dem Cicero dasselbe Recht lassen nie dein
Iloraz, und niclit Aer fides fallens (de Invent. 1, o9.),
oder dem laedi per fidein (pro Rose. Amer. 40, 116.)
sofort die periiilia oder frans unterschieben, weil keia
3Ietrum die AVillkühr beschränkte.
Der Mangel des absoluten AVortgehaltes erstreckt sich
im Lateinischen und Griechisclien i'iber einen weit gros-
seren Theil dos Würtervorrathes, als <lie Lexica auswei-
sen. Es wäre wohl der Mi'ihe werlh, eine solche Er-
scheinung in ihrem ganzen Umfange darzulegen, und eine
Semasiologie durfte sich dieser Aufgabe nicht entschla-
gcn. Fi'ir jetzt mag es genug sein, dasjenige, was mit
der Redeweise , von der wir ausgegangen sind, in Bezie-
hung steht, zu verfolgen. Aber indem wirltierin weiter
gehen, möchte es an der Zeit sein, einem Einwand zu
begegnen oder vielmehr sein Recht zu lassen, den wir
von aufmeiksamen Lesern gerade bei den letzten Beispie-
len erwarten müssen. Wir haben mit aller Strenge die
Ansicht ausgesprochen, ilass die Relativität iler Bedeutung
in dem Worte selbst liege und nicht erst durch die Um-
gebung hineingetragen werde. i\un aber könnte Jemand
das Letztere mit gewissem Reclite behaupten: die latei-
nische fides z. B. sei ebenso gut wie die deutsche Treue
ein absoluter, positiver Begriß'; die Negation liege im
Präiliiat Und ihcilo sich dein ganzen Itegnli mit i ,\n»
Homerische vi>£l6iC.l:lV (t/.'/.)jt> sei dem Gedanken nach
nichts Anderes als: behaupten ., dass keine Kraft vorhan-
den sei, denn man könne ja in doppelter ilirisicht Schmä-^
hungen gegen Jemanden ausstossen , theils weil er Eigen-
schaften hübe, ilie kein Lob verdienen, theils weil ihm
diejenigen abgehen, die man bei ihm erwarten durfte.
Wer sich die Sache etwa so vorstellt, dem wurden wir
insofern beistimmen, als hiermit gesagt sein soll, dass
die angeführten Worte nur in anderem Sinne stehen kön-
nen, als in dem angegebenen, und z. B. niclit heissen
könne: Jemanden wegen zu grosser Stärke schmähen.
Darnach konnte es in der That scheinen , als ob die ne-
gative Bedeutung der äkxij erst durch das Verbum övsi-
dii^etv entstehe. Allein diess ist ebenso wenig der Fall,
als fortuna erst dunh Verbindung mit conqueri und ähn-
lichen Wörtern die Bedeutung Unglück bekömmt. Ifin-
gekehrt, liessen fortuna nnd l'Xy.lj nicht an und für sicli
den Gedanken des Negativen zu, so könnten sie niemals
mit Wörtern wie conqueri und 6vei6i<^flV verbunden wer-
den. Oder mit andern Worten, solche Verba müssten
unter ähnlichen Umständen jedem beliebigen Object den
entgegengesetzten Sinn verleihen können, und derjenige,
der etwa zu alt wäre, um ein Amt zu bekleiden, müssto
conqueri juventuteni (scilic. die er nicht hat), wie er bei
andern Gelegenheiten seine fortuna, valetudo, vires u. s. w.
beklagen mag. Hier sieht man klar den Unterschied:
Juventus ist im Gegensatz gegen senectus und pueritia ein
absoluter, abgeschlossener Begriff, der nach beiden Sei-
ten hin bestimmt begränzt werden kann. Die andern
dagegen sind uiiendliclien Linien zu vergleichen, deren
Endpunrte , soweit sie auch auseinandergerückt werden
mögen, demselben Mittelpunct angehören und also nur
scheinbare Gegensätze bilden. Das Maximum und das
Minimum <ler fides bleiben doch immer fides. Aber die
negative Seite verliert sich am Ende so weit vom Blitlel-
puncte, dass sie als das Gegentheil von dem erscheint,
was sie sein sollte. So können denn Redeweisen , wie
das aus Honifjr citirte 6veiöiC,eiV dkv.r.v , gar nicht auf-
fallen, zumal da man sich durch Vergleichuiig ähnlicher
Beispiele leicht überzeugt, dass es niciits weniger als eiu
vereinzelter Fall ist. Plautns (im Grosshändler 11, 3, Si.)
sagt ganz ebenso accusare fidem ; Cicero (in den ver-
mischten Briefen II, 1.) accusare officium; derselbe (io
der Rede für M. Colins, C. 1.) spricht von tnaledicta
pudiciliiie, und (ebend. C. ,3.) von Vorwürfen de pudi-
citia gerade in demselben Sinn wie in der Rede für des-
sen Haus C. 35. maledicturn crudelitiitis steht. Garato-
nius hat zu jener Stelle Nachiveisnngen über ähnliihen
Gebrauch des Wortes pudicilu (in der Ilallischen Aus-
gabe der Variac Lcctioncs P. IV. v. III. p. 'Jli'I.S) , wo-
lon Einiges sehr auffallend ist und, wie ich glaube, sehr
entschieden für unsere Ansicht spricht. So namentlich
wenn es heisst: de ejus fama et puilicitla nemo loqueba-
tur ''Cic. p. Coel. ,').), oder wenn die lex Julia ilie Ueber-
schrift hatte : de adulteriis et de pndicitia (Sueton. Ang.
34, wo allerdings die Lesart nicht ganz feststeht). In
der Rede für den König Dcjotarus C. 3- lesen wir: ita
qnum maximis eum rebus (i. c. gravissimis criminibus)
liberares, perparvam amicitle culpam relinquebas, wo
3 1 32
natiirlich ilii» vielfii i>l-.Slri<li« zu EiiiIp «Io» W<ir<(>s per- Btita te cohilient , wahrpixl oa (fpivlss Koiiipiri piiifiol, bei
parvam nml /ii Anfang <lc9 füllenden f^ewixüRn allrzrit dpin olipii angcfiilir(cn )'i>fs /)/'o//(Ä('?i/ ein deßcientes oAer
ferfi^jiMi KritikiTii 711 einem ,,iellem inimiciliac^' will- dergleirlien hinzuziidonkeii. Denn dorl handelte es sicli
ioiiMiiciicn .Aiihiss j;al>en. Solclio |{eis|iie!o lassen sich um dend'rad, Iiinr um das Sein und lVicli(sein. In diese
»ielleirlit ans jeilem Schi iftsfcllor des Allerfhums vernieh- Reihe j^riniren nun die oft üesprocheiien Homerischen
reu; es tWire it eni{,'steiis nur ein /ufall , ivenn ^jp^rts, ütellen , liiail. Xlfl, I6'):
hones/as, roluntas u ilgl. nicht in .'llinlicher Anwendung ydioUTO S' aivdjc
I,ach;;c,.,e.sen «erden kiinnten. ' ln'run(,uv, rly.iK IC y.a) Üy/I^oc, ö ^l've.ahv.
Es bleilit nur nocli eine Art der fisrura iiersonata nhri";, r» ' , ■ ..• « ■ m ■ •
,. • 1 • , ,. , r i iii I- ^ ■ 1- ■ fccrn ob «lern nieijo konnte lilenones auch fiussern, ivcnn
ilie in keine iler bislicr aiir^restellten Katejroneen liineiii- , .,. ., ,, rr,, ., , ..
. I 1 • 1 1- ■>-.• 1 r ■ . <"■■" """K '■"" seilst zu llipil eeMordeii «are, z. U. weeen
nasst , und bei der die Hiimi cnduiii'en , denen «ir oben • /» r .• 1 ^ ^ i , . .
■ 1 1 11 •• i^..t^- 1 •. 1 1 .11 c "'■'" Unter, die er gekostet, oder He(ren der Art und
Midersnroclieu haben, ihre (.ulti"keit liaben , ledocli auf ,,. . ' . r ■ , ■» .r 1 1 .
4 I , . ci r 1 • I „ I- 1 • I i> ■ ■ 1 »*eise, ine er erlociitcn ivar. JJas Vorherijeliende inuss
etwas andere Art. tis linden sich 11,'lnilich viele IJeisnielo 1111 > ■ ■ - ■ ■
r, . i> I i- .. ^ I i. 1 , ""■'* ^'^'^ ueleliren , dass er hier vielmehr zürnt, neil er
iijur, in denen leiio liclalintät der liedeiitnnir , „. • 1, , ^ 1 ,, .» , ,. r
,,:,,,.. , , -^1 ■<• 11 c, 1 ■ li <'•''> *""•!? nicht erlan''t hatte. üiess brauclite fiir den,
der Substantive entiveder selir ziveilelliaft oder ffar nullt , .> i ti ■ 1 ^ ~- ■ . ■
• 1 ■ , n , . , 7 u "'■■' ""' ''<■"' Ilersranjr bekannt war, nicht hinzugesetzt
rorhanden ist. Ua muss es also entweder aus dem I rii- , 1 1 ■ ■ ■ , . ■ , .....
,. , , , ,. , , , zu «evilen, olitfleich es anderswo geschieht, «le Iliad.
«Iicate oder aus <lein iranzen Aiisanimcnhaii» hervorsehcu, .»-%r i-,-
j- u I f • . ■> i< „ 1- .T 11 ■ .. 1 A.AI, 4.j() sq.:
wie die Sache zu lassen ist. Das l'r.'lijrrat allein ist aber , ,,
selten hinreichend. rjewölinlich kann man einen solchen iV(')i' (5t' r' ä(pU()QOl xloiliv y.exoTtjliu Ov/ii;.,
Satz, wenn man vom Vorlierjrehenden Ä'iclils weiss, ffram- MiaDiti' 10)Öh£vui, tuv rTTOordi; oiiX sreksCaiV.
matisch und heruieneutisch riditig gaiu anders intcrpre- Ohne solchen verdeutlichenden Zusatz lesen wir ferner
tiren , als er interprctirt iverdcn muss. Diess ist eben Iliad. V, 177:
der Grund, »esshalb wir diese Beispiele entschieden von ip: > , q- ' i^ , ' '/' '
den zuletzt besprochenen getrennt haben wnlen. Dort ■/ - ■, l„ ' x" q ~ "
namlirh lag der uruiid zu dem negativen Gebrauch eine.'i . i ' '
Worts in dein Worte selbst und in dem lliiif.ing seiner "'■'>''• ' ■> l).5 :
I3edentiiiig ; hier ist dagegen die Negation gar nicht etwas ^'V uo üy ei'XuAvi iTTlf^itiKferai, Sld^ Sxaröflßlji
dem einzelnen Worte Inimaneiiti s , sondern ein Aeusser- und bei Euripides (Hippoljt. 1392-):
liches aus dem Zusammenhang Hinzuzudenkendes. Somii 7^,^,^^ iuiucfdn, OiOCfQOVOUVTl 8' iJX»CTO.
luusste dieser fall ans der Semasiologie in die Herme- ,-. , ^ ^ ' ,, ,, ,.,,., . , ,.
, .•■ I 1 r I- ■ ..i- 1 ■> •-''6 letzte stelle würde viel eichf richtiger zu der vor-
utik verwiesen werden; denn auf die eigentliche I5e- , , , ^, . . „ ^ , •
oe
1 ..!.. » 1 W!,- i i i 1 • c- Vi !■• • hergelieiiden Classe gezogen, da der Begrifl iler TtKli
deutung der ^VOrter hat er gar keinen Eiiilluss. hiiiige ^ t ., , , , ■ , . r \ '
K. I _. 1. II , i> • c 1 1 1 nnter Umständen auch as ein re ativer getasst werden
pispiele werden diess klar machen. Bei Sophokles , ,» „ ■ , , . . , ,
,f\ 11-11 /111 \ j rk I- kann. Uiese üeisniele zeigen übrigens einen bcmerkens-
(Ued. Culoii. 44+-) sagt Oediuus: , ,, ^ , ' , *•, , .» ^ . ^ ,
, " ^ , wertlien Unterschied von den beiden ersten Arten der
all' enoi'^criiiy.poü X"-olV figura personata. Wahrend wir dort das fragliche Sub-
(fvyni ncf.iv ii;o) TiTVJX'>i ';A.w'///;^ iyv). stantiv zum Prädicate fa.st durchgängig im Verhältniss des
Das lieisst: durch ihr Stillschweigen haben meine Siiliiio, Subjects oder Objccis fanden {äljfia TlvEVUaitov e/.oi-
die uiich durch ein kleines Wörtdien hätten retten kiin- /HOS TldvTOV, lides fallit, accusarc fidein), ist hier die
iien, verursacht, dass ich in's Exil wanilern inusste. Dem Beziehung' beider auf einaniler viel laxer; gewöhnlich
Sinne nach ergänzt man also richtig zu tyropi die Wör- steht das Substantiv in einem l'erhältniss zum Verbuin ,
ter Oi> ksyuinixji'. Aber diese Ergänzung lässt sich erst welches wir nur durch eine Präposition auszudrücken
machen, wenn man ilie fieschichtc des Oedipus kennt: vermögen, wie auch in der Sophokleisclien Stelle im
an und für sich Hessen die AVörter sich auch umgekehrt tiriechischen der Fall war. Dass das Horazische : munera
erklären, da die Söhne ebenso leicht durch ein gesiiro- <e cohibent aull'allend kühn ist und für das Vcrständniss
rhenes als durch ein nicht gesprochenes Wort das lin- '"" ^'ieles erleichtert würde, wenn auch nur die passive
glück des >'aters verschuldet haben konnten. Das Wort Construction gewählt wäre, wird gewiss Jedem klar sein.
i/iog aber ist kein relativer BegriH': Sprechen und Still- Ebenso gewagt wäre es zu sagen: 6 Tucpuq l>i>V airc/i
schweigen sind absolute Gegensätze. Diese unzweifel- t>jv di'/.ljv int ilitETut ; aber mit einer kleinen Verän-
hafte Stelle bietet die besstc Analogie für die Verse des lierung der Constructinn macht derselbe Satz gar keine
Horaz (Od. I, ','8, 1 —4.): Schwierigkeit, wie er sich bei Euripides (Phöniss. 166S')
7e maris et terrae nnnieroque rarentis arenae findet;
I>lensorem ro/iHeril , Archvta, Kat T'p TaCfip VVV TTlf Siy.}]P TTagaaxilO),
PuKeris exigui prope littns >«,■»« Matinum o^r Scho'liast erklärt richtig: T'fi Tilffov /a) Tl'XSiV ;
" ' ' jeder Hörer hatte das unmittelbare Bewusstsein , dass
Der Dichter durfte kein .'Missverständniss befürchten; er diess der Sinn sei. Bei andern Gegenständen haben wir
konnte mit Fug und Recht an den Gliiibenssatz des uns so an dirse Redeweise gewöhnt, dass sie uns gar
Volkes appclliren, da.ss auch eine Hand voll Staub hin- nicht mehr aiillVillt. Denn es ist vollkuminen dieselbe
reichte, den Schatten des ^'erstorbenen zur Ruhe zu Construction und in demselben Sinn, wenn man sagt:
bringen; unwillkührlich ergänzte man: mtaiera non prac- Ci;iitovii Xi"JI^(fOt , muhtare pecutiia, y.ivduvcvtiv ittQi
33
34
j^ovitctTüiv, oder im Deutschen: um Eines Thalers wil-
len gepfändet werden. Wollte man jene Reilensarten
figiirlii'li iieiineii , so wäre ja <la«u offenbar kein anderer
Grund, als dass man sie zufällig nicht, wie man sagt,
wörtlich in's Deutsche übertragen , d. h. den Dativ und
Ablauf nicht mit durch wiedergeben kann. Dann aber
müsste man aoch inops pecunia, ijifecnndus arhore ager
and ahnl. zur figura personata rechnen , und ich sehe
nicht ab, wo man am Ende landen wollte. Eine Grflnz-
linie muss es doch geben; ob es uns gelungen ist, sie
za finden, mögen Andere entscheiden: ijui melius con-
■ulal, consul fiat. Wir wollen nicht in Abrede stellen, dass
eine rein philosophische Ansicht die Ücheiduug zwischen
absoluten und relativen Begriffen in der Sprache unstatt-
haft finden und die erste Art gar nicht gelten lassen ■
könne. Der Begrifft einer Sache, den uns der sprach-
liche Ausdruck »ergegenwärtigeu soll, ist, sagt man, ei-
gentlich immer ein relativer, und umfasst sowohl da»
Sein als Nichtsein, das Soscin und Anderssein der Sache ;
der Bcgriir au sich ist bestimuiungslos. Wir lassen diess
im Uobrigen auf sich beruhen: protestiren jedoch vom
Standpunct der historisch-psychologischen Sprachforschung
gegen eine solche Auffassung. Der leere Begriff ist in
der Sprache gar nicht vorhanden: das Wort entsteht erst
durch die Vorstellung, diese setzt ein reelles oder ideel-
les Sein und zH^ar in irgend einer, wenu auch noch so
unbestimmten, Bestinimtht-it voraus. Ein Anderssein der
Bedeutung ist daher bei jedem Worte möglich; das Nicht-
sein aber ist durch die Existenz des Wortes selbst aus-
geschlossen. Ausgeschlossen: Insofern es nümlich nicht
als Act der Freiheit und persönlichen Selbstbestimmung
erscheint, wie wir es oben gesehen haben. Die Sonne
rerdnnkelt die Erde, darum, weil sie nicht länger leuch-
ten will, und nicht aufhört, Sonne zu sein, wenu sie
«ich auch der Erde entzieht; sie braucht nur den ge-
wohnten AVeg einzuschlagen und es wird hell. Konnte
der Grieche nun wohl sagen : ö xvßeQlnJTv:^ ävtioClpS
TU TtKolov'i Lobeck (au der angef. Stelle zum Ajas)
laugnet, dass ohne ein hinzugesetztes -KaQOiXOllSVO^ ,
dlTuduvuiv oder dergleichen der Sinn, den man verlangt
(die Abwesenheit des Steuermannes richtete das ^chiff zu
Grunde), hineingelegt werden könne. Und ich glaube,
er hat Recht. Die Sache ist hier eine ganz andere, als
dort. Der Steuermann kann das Schiff auf mehrfach
andere Art in's Verderben bringen, durch Nachlässigkeit,
Unkuiide u. s. w., und geschieht es durch seine Abwe-
lenhcit, so hat er eben aufgehört, der Steuernde zu
sein. Das Thun der Götter ist dagegen ein vollkomme-
nes, dem allemal die Kraft entspricht, es hängt nur von
ihrer Gegenwart ab, und diese n-iederum wird lediglich
durch ihre freie Entscheidung bestimmt: denn sie waren
ehe denn ihre Aemter waren. Bei Menschen ist eine
näliere Bestimmung notliwendig. Aber auch in der Art
und Weise, wie diese hinzugefügt zu werden pflegt, nn-
terschciilet sich noch die antike Sprache von der unseri-
gen. Wir lasseai das ursächliche Prätlicat als abstrac-
tes Substantiv selbständig auftreten ; bei den Alten da-
gegen blieb es auch der Form nach Prädicat. Wir sagen:
Hector's Tod brachte Troja den Untergang; bei Horaz
bleibt Hector alg Subject im Vordergrunde stehen : Hec-
Z-.ilschr. f. d. yJUerckumnv. . ' .
tor ailemius Trojam perdiillt. So hätten wir auch nach
dieser Seite hin unsere Figur begränzt: und entspricht
der Ausdruck der Intention , so wird hoflentlich keine
willkürliche Gränzc gezogen scheinen, sondern wie es
die Natur der Sache gebot.
Glückstadt, Grauer.
2) Die Sprachphilosophie der Alten , dargestellt ander
Geschichte ihrerEtymologie, von Dr. Laurenz Lersch,
Privatdocenten an der rhein. Friedrich - Wilhelms-
Univcrsitat u, s. w. Bonn 1841. XII und 202 S.
gr. 8.
Das angedeutete Buch ist der dritte und letzte Theil
von Hrn. Lersch's Weik über „die ^jiriichphilosophie
der Alfen", und will, wie der Titel besagt, die sprach-
philosnphischen Studien der Griechen und Römer aus der
Geschichte der E/ijmologie nairhwe\sen, sowie sie bekannt-
lich der erste Theil aus der Geschichte des Streites über
Analogie und Anomalie, und der zweite aus der Ge-
schichte der Sprachkategorieeu narhiveiseii sollte. Dieser
dritte Theil ist den beiden ersteren in Betreff der Aus-
führung vollkommen ähnlich und das allgemeine Urtheil
über denselben kann kein anileres sein, als was auch
über die früheren in verschiedeneu Zcitscliriften ganz
richtig gefällt worden ist. Vergl. Zeitschr. f. d. Alter-
thumsw. 1839. Nr. 1 1-. Hall. Allg. Liferaturzeit. 1839.
Ergbl. Nr. 20. Jahn's Jahrbb. 1841. Bd. 32. Hft. 2.
S. 22<i. Hcidelb. Jahrbb. 1830. 2. S. löO— 157. und
1S4(). 9. S. 687 — 6' 13. I^Iit Belesenheit, Sorgfalt und
Klarheit liefert uns der Hr. \'erf. das iMaferial zu einer
Geschichte der Etjniologie, aber eine bis zur üurch-
sichtigkeit des Gegenstandes verarbeitete Geschichte gibt
er noch nicht. Zivar ist niclit zu verkennen, dass der
Verf. mit seinem Gegeustaiiile vertraut ist, dass er ihn
mit sichtbarer Liebe behandelt hat, und <lass oft mitten
durch die trockenen und unangenehmen Partieen des Stof-
fes hindurch dennoch die unverdrossene Thätigkeit und
kräftige Lebensfrische sichtbar wird, mit welcher der
gesprächige Rheinländer und heitere Forscher in die et-
was entlegenen Winkel des Altertliums Licht zu bringen
und einen Leitfaden in den labvrinlhischen Gängen für
die Nachherkommenden anzulegen sucht. Allein fllaiiches
wird sich noch nachtragen lassen ; JManches anders auf-
zufassen sein, als es der Verf. gethan hat; und auch die
Anordnung der einzelnen Capitel und Abschnitte hätte
hier und da eine andere sein können, wie weiterhin ge-
zeigt werden soll. Jedoch alles diess schmälert dem
Verf. das Verdienst nicht, zuerst den historischen Gang
philosophischer Untersuchungen über die Sprache der
Griechen und Röuier im Ganzen vollständig und klar
nachgewiesen zu haben. Späteren Bearbeitern dieses
Feldes hat Hr. Lersch durch sein \Verk das Geschäft
erleichtert, und es wird hoffentlich an solchen nicht feh-
len, welche diesen Theil der Philologie, die Gesi liichte
des Sprachstudiums, immer mehr anbauen und für die
allgemeine Alterthumswissenschaft immer fruchtbarer ma-
chen werden.
3
35
:i6
Indem wir «iif ilen Inhalt des Werkes nfliier ein-
gehen, bemerken ivir zanAchst, daos auch in diesem
dritten Thrile zuerst die sitracliphilosophischen Lciütun-
pen der Griechen (S, 1 — 112) und dann die t\er Römer
(S. 113 — 19-) in Betracht gezogen worden.
In der kurzen Einleitung (S. 1 — 2) deutet der Verf.
an, wie die Etvuiologie l>ci den G'rierKeii in den Schulen
der Philosophen ihre Ilauptpflege gefunden habe, wie sie
aber auch schon in der ältesten Poesie, sowie in der
Mythologie zu Tage gekommen und späterhin auf die
Orthographie und selbst Jurisprudenz von Einfluss ge-
wesen sei. Die Etymologieen der Dichter werden zuerst
besprochen, und Homer liefert rerhaltnissmässig zahlreiche
Beispiele (vergl. Od. XIX, 406- Hiad. VI, 402. ver-
glichen mit XII, 50(i. und 476-, ferner Iliad. IX, 561.
XIX, 91. Od. XVIII, 5. H.vmn. in Aphrod.-IV, 198.
n. a.), und unter diesen auch solche, welche beweisen,
wie die Etymologie in's Gebiet der Mythologie einge-
griffen hat. Eben solche Beispiele, wie die schone Vor-
stellung ron den Traumen, die durch die hörnernen und
elphenbeinernen Thore einziehen (Od. XIX, 562 sqq.),
welche auf der Etymologie von xfp«?, sXecfui und XQUi-
veiv, ekeffal^sad^ai beruht, beweisen *), dass die tlty-
mologie älter als Homer und überhaupt in der den Men-
schen angebornen Neigung begründet ist, natürliche Er-
(cheiuungen aus der Bedeutung der Worter zu erklären,
oder religiöse Vorstellungen zu entziffern. — An Hesiod's
Beispielen (S. 7 ff.) Theog. 144. 207. 270. 281. findet
Hr. liersch die besondere Eigenthümlichkeit, dass dieser
Dichter die Wörter in ihre Urbestandtheile auflöse, wie
'AfpQOÖiTi] , oiivex sp ätfoiö d^etf^ij; oder Kvtiqo-
ysvsia, uTi yevTO evl Kvttqv); IlavömQjjv , bxi
TtavTsq 'OKvuntot Sujqov e d ujqi] aav n. a. Als so
etwas Besonderes möchten wir dieses nun nicht weiter
hervorheben, da ja Homer, wenn auch nicht so oft, wie
Hesiod , Beispiele dafür gibt; man <lenke an die bekannte
Etymologie von './ari'af«v (o üloteoc, duäaotov). Wollen
wir aber eine Eigenthümlichkeit bei Hesiod hervorheben,
so ist es eben diese, dass er consequent dem Zwecke
seiner Gedichte, welche Lehrgedichte sein sollten, auch
öfter Gelegenheit nahm, durch Etymnlogieen zu beleh-
ren. Die Reflexion, die in seinen Gedichten, im Gegen-
satz zur einfachen Erzählung Homers , entschieden her-
vortritt, macht sich auch geltend in der Erklärung der
Götternamen nnd ihrer Attribute; Hesiod wollte seinem
Publicum ein comnientirender Mythologe sein. Seine
Etymologieen sind daher oft nur Expositionen. Weit
mehr noch war dieses der Fall in den orphischen Ge-
dichten, welche sich den Ideen fügten, die man in den
Mysterien von den Göttern hatte, oft in geradem Gegen-
satze zu dem gewöhnlichen Volksglauben ; Folge des grü-
belnden Verstandes war z. B. die Ableitung des zJluvv-
OOi; von dcpsinr9ai , der Tirfjveq von xieiv, der ^r^ur;-
Tva oder z/^o; iJ,tJTljp von ^njSof^ai. Als nun gar die
Allegorie nnd rationelle Theologie bei den Griechen seit
Piaton in rollen Schwung gekommen war, als man nicht
mehr recht an die herkömmlichen Götter glauben wollte,
da riss der Unfug, die Götternameo willkürlich zu er-
') Vergl. dagegen Jahns Jahrbb. 1837. S 413 f. M. F.
klären , erst recht ein ; nnd die alexandrinischen Ge-
lehrten wollten auch nicht umsonst mythologische Studien
getrieben haben, und liessen sich verleiten, die Resul-
tate ihrer gelehrten Forschungen in die Poesie einzu-
schwärzen. So «chon der gelehrte Dichter Antimachos
von Kolophon , aur Zeit des Piaton; so Kallimachoa in
der Biüthezcit der alexandrinischen Poesie; so noch Dionyt
der Perieget zur Zeit des August. Von ihnen allen bringt
Hr. Lersch einige Beispiele von Etymologieen bei. — S. 11 f.
geht der Verf. anf die tragischen Dichter über nnd hat
die von Andern, besonders Classen de primord. gr. Gr.,
schon gesammelten Stellen, mit einigen vermehrt, wieder
gemustert, so dass weder gegen ihre Vollständigkeit,
noch gegen ihre Erklärung etitas Erhebliches eiozowen-
den wäre. Die Stelle Aeschyl. Prometh. 58- muss heis-
scn 85.; zu Prom. 848 sqq., wo SKacpuiv nnd 'EwaifOi
zusammengestellt wird, hätte noch aus den Supplic. hin-
zugefügt werden können vs. 297- und 299-
Kai Zbvc, y icfäitTutQ %eiqI cpirvec yövov.
'Eitacpoi ähii}(i}Q ^vaiuiv enc/jvv/iog.
Die Stelle aus Aganienm. 681 sqq. und IQSl sqq. (ed.
Tauchn.) weriien passend mit aufgeführt; aber es hätte
hier die Bemerkung niclit fehlen sollen, dass der Dichter,
der in nndrrii Stollen mit Ernst etymologisirt, hier offen-
bar, trotz aller lyrischen Gravität doch nur — spielt;
denn wenn Hr. Lorsch bloss sagt, es sei die Zusanmen-
stcllung von 'Ekivav, eXevai;, ekavö^og, sXeTtroXii ,
oder "yliTokKüv, "AttoWov, dnökXojv ifiog, dniöXeaac,
vom Dichter beabsichtigt, so ist das allerdings nicht zu
bezweifeln; alier diess ist auch in sonstigen Etymologieen
bei diesem Dichter nicht zu bezweifeln; doch ist der
Charakter der Stellen ein ganz verschiedener. Einfache
Etymologieen erlaubten sich .nun einmal die Tragiker
(man vergl. Lobeck ad Soph. Ajac. 4.'i0. p. 288. ältere
Ausg.), aber Etymologie und Wortspiel ist zu unterschei-
<len; und hier haben wir in obigen Bei.spielen nur letz-
teres. Dass Hr. Lersch gegen Classen prim. Gr. gr. p. 36
\tQTa(fiQ'vi]i statt 'AQTaCfoeQVlji nicht mit Bezug auf
Pers. 762. ÜOTUOP (fQHvei; gesagt wissen will, darin
stimmen wir ihm bei; dagegen können wir nicht begrei-
fen , warum der Verf. S. 13 in Sophocl. Oed. R. 1036-
(ed. Herrn. 1029-):
ujOT aj V ofj.a'a 9^ iji ix rv^)]? tui-xi-i^ öq, n
bei den Worten sx TV^Vi TUVTVi eine Anspielung auf
ru TV^oi' , TU avTOHaiov der griechischen Philosophie
verspürt. Tv/^lj ist hier das Geschick überhaupt , das
den Oedipus getroilen hat, ohne Hervorhebung des Zu-
falls, wie ja eben das beigesetzte Demonstrativ ravTlj^
auf einen ganz bestimmten Umstand , hier auf die Fnss-
fesselnng des Oedipus hinweist. Dan hat Hr. Lersch
auch gefühlt und findet daher die Bemerkung nöthig:
,, durch das beigesetzte tUVTI^s wird dar Name (Oedipus)
aus der blossen Zufälligkeit heraus in die Bedeutsam-
keit einer natnrgemässen entsprechenden Wirklichkeit
gerückt." Diese Erklärung ist viel zu fein und künst-
lich, als dass sie wahr sein könnte. Der einfache Sinn
ist doch dieser: der Bote will dem Oedipns sein frühe-
res Schicksal enthüllen und sagt ihm daher: Ich habe
dich an beiden Füssen mit Stiften durchbohrt gefunden
37
(dieses hat deiae Füsse »eransfaHct — kauii sirh jeder
binzuilenken, wie es sich Oedipus auch dachte, und der
Bofp fahrt fort — ):
So heis.it du nun nach jenem Loose , was du bist,
oder :
Schicksalgemüss nennt man dich den nun, der du bis! —
nanilich Oedipus, d.i. Dickfuss, Scliwulstfuss. Das Bei-
spiel ist daher weniger ein Beispiel der Etjoiologie , als
rielmehr eine historische Exposition, irarum Oedipus i —
Oedipng heisse. Indessen als andeutende Erklärung', als
indirectu Etymologie des Namens Oedipus, mag es im-
merhin auch hier seine Stelle einnehmen, — S. 13 ff.
folgen die Etymologieen bei Euripides, welcher als itoil]-
T)';c ervfiokoyixag (Etjm. IVl. s. v. Jjxcpiujv p. 92, 25.)
reich an ctyniologisclun Spielen ist, was bei der reflec-
tircnden Dichtnngstveiso des Euripides nicht auffallen
kann. Wenn Hr. Lersch S. 14 den Laur. Lydus IV, 44.
citirt: Ei'Qinidi^'; de 'AcpQodUiTV uvtijv di;ioi övo-
uaadmai £y. toü ä(fgovaq Touq iguivrai; dixoreKeiv
und dieses auf Eurip. Trnad. 989. bezieht, so hätte die
bekannte Stelle aus Aiistot. Rhet. II, 2'.i. fin. y.o.i w?
EvQi^iSov 'Er.dßi^ cli Ti)n ' 4(p()odlT}]v
y.at covvoii ÖQdw^ '.■1(f()O0L'vrj(; o-ü/fi 9£ag
nicht unerwähnt bleiben sollen.
Nach Aufzahlung aller dem Verf. bekannt gewordenen
Di< iiterstellen , in denen sich Etjuiologipcn finden, wi-
derlegt er nun die Ansicht Chr. D. Beck's de interpr.
vett. Lips. 1791. p. LXI sq. , nach welcher die Verse
der Dichter, in welchen sich Etyniologieen finden, als
interpolirt verdächtig »aren. Diese Widerlegung hatte
aber nicht bloss den seligen Beck treffen sollen, sondern
schon P alchenaer (ad Phoen. v. 27. p. 12), dem Bi-unck
folgt, finden dergleichen Stellen im Aesrhylus tiiid So-
phokles anstüssig , und beiden verweist ihren Irrthiim
schon Lobeck ad AJac. 430. L'eberhaupt hatten »ir öftere
Verweisungen auf Vorgänger gewünscht, die schon den-
selben Gegenstand der Beobachtung werth <ri'iialti'ii, wenn
gleich sie nicht wie Hr. Lersch so vollständig die Stellen
zusammengetragen haben , um einen historischen Ucber-
blick über das Etymologisiren der Dichter zu gewahren. So
ist, was die Etyniologieen von Eigennamen betrifft, schon
Reines. Obss. ad Suid. p. 4, Maiitaire ile dial. p. 343,
Valdcen. ail Herodian. VI, 4(">2. zu vergleichen; ferner
Lobeck im Agiaoph. p. 869 sqq. Sturz de nominib. graec.
in s. Opuscnlis; Fr. Jacobs in Antliol. Gr. Vol. III, p. II.
pag. 231. /4. Meineke ad Euphur. p. I2S, den anch
Bissen ad Find. Olymp. VI, 54., welche Stelle Hr. L.
p. 16 citirt, schon anfuhrt neben Gurlitt ad I. c. ; auch
Creuzer über die Kunst der griech. Gesch. S. ü'>. ist
nicht zu übersehen.
Wenn der Verf. S. 16 auch auf .^rts/o^/ianes aufmerksam
macht, so geschieht dieses nur obenhin bei gelegentlicher
Angabe, dass i\er Komiker auf eine falsdie Etymologie
des Euripides aufmerksam mache; allein Hr. L. hätte
anch für seine Beispiclsammlung von Ktvniol<ii;ii'ün m
des Aristophanes Komödien eine Ausbeute finden können.
Des Komikers Etymologiern sollen freilich /.iiiiiichst nur
Wortspiele sein, die er aber allem Anschein nach auf
seine etyinologisirenden Zeitgenossen gemünzt hat. So ist
«8 possirlich, «ie Aristophanes in ilon Wespen (1501 ff-)
. 38
die Eigennamen verdreht und aas dem Dichter Karkinot
mit seineu Söhnen eine Kiebsfamilie macht; oder wie
der Feldherr Lackes mit Anspielung auf Bestechlichkeit
zu einem Labes {Adßt]q, Annehmer, Zugreifer) wird.
Wortspiele mit Appellativen sind seltener, doch fehlen
dergleichen bei Aristophanes nicht. Ref. hat sie in sei-
nem Aufsätze über die älteste Exegese bei den Griechen
(Jahn's Jabrbb. Supplementbd, VII, Heft 4.) zusammen-
gestellt.
Nach Aufzahlung der bei den Dichtern vorkommen-
den Beispiele von Etymologieen geht der Verf. S. l.S über
zu dem „Begriff der Nachbildung" oder Nachahmung,
wo er mit Verweisung auf den ersten Theil der Sprach-
philosophie vom Heraklit nachweist, dass dieser die Wör-
ter als raumlose Bilder des Raumlichen betrachtete, wie
der Schatten an der Wand, oder das Bild im Wasser-
spiegel; vom Demokrit, dass er die Wörter als tönende
Bilder (dyalf^iaia (fujvr-evxa) , vom Pythagoras, das»
er die Sprache als Abbildung des Wesens der Dinge an-
sah; und dass somit schon vor Piaton die Sprache als
eine ni'firrrig erkannt gewesen «ei. Haaptqnelle ÜBT plO'
tonischen Sprachphilogophie ist der Dialog „Kratylos",
aber eine schwer zugängliche. Mit Uebergehung alle»
Nebensächlichen legt nun Hr. Lersch (S. 21— 3ü) den
philosophischen Gehalt dieses Gespräches auf eine recht
klare und verständliche Weise an den Tag, und wir stim-
men ihm bis auf den scheinbaren Abweg, auf welchen
Plato gerathen sein und den schon Aristoteles gerügt
haben soll , vollkommen bei, Sokrates sagt nämlich , die
Wesenheit (ot'oiu) der Dinge ist stabil und unverrück-
bar; diese Wesenheit wird durchdrungen von der öldvota,
welche sich als Sprache, Rede (köyoq, cf. Plat. Soph.
p. 2li3 E.) manifestirt oder verkörpert. Der Ä070S be-
steht ans dem ovojta und öfjfxa, folglich mnss auch das
övond^Elv, das Benennen der Gegenstände, ganz wie die
dtdvuia selbst, sich um die oiioia vuiv ■nQaytidruji/
bewegen. Dieses övofiäCeiv wird nun mit Handlungen
aus dem gewerblichen Leben verglichen, mit dem Weben,
Bohren; zu jenem braucht man als vermittelndes Instru-
ment das Webeschiffchen, zu diesem den Bohrer. So ist
es auch mit dem 6vofidC,£tV ; man braucht dazu als
ÜQjavuv (Cratyl. p. 388 A.), als Instrument, als Vcr-
mittelungsstoff — das vvoj^ia. Wer findet hier eine
falsche Folgerung! Hr. Lersch erwartet auf die Frage:
,, Womit man bepenne?' statt der Antwort: „mit dem
NenniDorte'', die Antwort „7nit der Stimme^'-; und nennt
es (S. 22) eine unglückliche Wendung des Gespräches,
„dass der jedesmalige Name Aas Werkzeug des Benen-
nens ausmache, Cratyl. p. 3^8 A. ÖQyavov UQa ji iOTl
TU opo/na." Die We?idung ist gar nicht unglücklich
und die gegebene Antwort nothwendige Folge eines ver-
nunftgemässen Schlusses. So wie der Bohrer Werkzeug
zum Bohren, das Webeschiffchen AVerkzcng zum Weben
ist, so ist das Nennwort (uvoua) Werkzeug des Benen-
nens {ovOf^idCliv). Aber der J er gleich ist unglücklich,
indem reale Ding* (Weben, Bohren) mit idealen (wie:
Denken, Benennen) zusammengestellt werden. Solche
Vergleiche müssen hinken und jederzeit unbefriedigt las-
sen , wie in der Religion, wenn man Gott den Geist und
sein Wirken mit Menschen und ihrem Wirken paralleli-
3*
39
40
■ irt. Snwlp m aber ilriiiKK li das Dcgreifcii nnfprsiüizt,
nenn «vir ui)i;eiilitpii Driikcrii Gottrü lieI)erollrs AValfoii
mit dem eines (,'ii(imi Ilaiisialers , oder seine All(;e<jeii-
worf in der Weil mit der /Vlljjejjentiart der Seele oder
des (lefrilils in nnserem K(irj)er ier(;lei<lien , so xiiciit
aurli jetzt Piaton seine Sprai'li|>liiloso|)liie verstandlieh und
gleiilisam lianiljjrcillicli zn machen, indem er das Benen-
nen nis Ilandliino^ und Th<'l(ii;keit mit ilandHerken und
Thafsaihen , das Meoniiorl (i'jiiiiia) als Iiislrumenl mit
Bohrer und VVehescliid'ilieu rergleieht. Lassen wir nun
den \'crf;leieli einstti eilen jjelten, so hat Piaton recht,
EU sagen ^ Wie man ohne Uolirer iiielit bihren kann, so
kann man ohne ovoiin niclit ovounCs/v. Denn die
Slimiite (rfiovtj) , welche nach Hrn. Lersch 6voudL,£tv
Süll, niirdc etwas Fremdartiges tliun: 7; (fu)vh (fu)VEi,
aber nicht ly Cfvji'ij di'ouäCet , sondern nur tu uvoito.
vyOfiaQei. Das uroiia ist ja nach CratvI. p. 423 B.
fiiuij^ia Cfioviji ixfivov ö /iiiisiTai, y.ai övoad^ei
u/uov^isrot; T7J (fv)vrj, 6 o.v i^itiir,Tai. Die cpvivij ist
das Bogrifliose , der Schall; das öroita das Brgrifl'lial-
tige, das Nennivort. Mnn ist allerdings bekannt, dass
Piaton auch zivischen dem blossen lliU(fOi; und der (fV)V^
unterschied; aber die (ftovn galt ihm doch immer nur
als Mittel, ein uvojia zum Geliür zu bringen, <lagegen
övona als wesentlicher Grund des övofid^eiv, Platon's
obiger Schluss ist daher, wie gesagt, ganz richtig, nur
der Vergleich ist falsch. Diess wusste Piaton auch selbst,
und setzte gleich nachher, nachdem er p. 388 ■^- das
ovoua als uijyavov erklärt hatte , p. ,'i88 D. hinzu :
övof^ta dpa 8i6aay.aKiy.6v ri sartv ugyavov y.a\ dia-
y.QlTL'/.uv tf]i oüoiaq. Also das Instrument, welches
benennt, ist auch zugleich von geistiger Kraft; to uq-
yavov öiödoy.et xai öiay.pivet xrjv ovoiav. Das övofja
ist kein todtes Handwerkzeug, wie das VVebesrhiiTcheii,
mit dem man erst einen andern Stofl', das Gewebe ver-
fertigt, sondern es ist geistiger Natur, sein eigenes Leben
enthalteud , einen Gegenstand in sich begreifend, so dass
das ovofia. iu) Stande ist, uns ein Bild, eine Anschauung,
den Begriff des Gegenstandes, den es bezeichnet, zum
Bewusstsein zu bringen. Nachdem Piaton nun angedeu-
tet hat, dass das övo/xa kein doyavuv f^tjj^apixov, son-
dern ein ÖiaxQiTlY.uv y.ul öldaoxakty.dv sei, kommt er
auf seinen Vergleich zurück und meint, wie die Hand-
werkszeugo aus materiellen Stoffen von Künstlern gebil-
det würden, so bilde der Sprachkünsller, der övoua-
Tovoydi; oder övo/^iaTO^trijg sein övona aus Lauten
und Sylben (p. 389 D.). Die Beibehaltung des Bildes
war nothwendig, um die Genesis des ovo/ia und sein
Verhältniss zur oCoia TU}V TlQayfidxov , welche vom
Onomaturgen nachgebildet wird (fAiflljtJtq) , zu veran-
schaulichen. Wer den Text mit unbefangenen Augen
ansieht, kann ilas wohl nicht anders verstehen, als wir
es angedeutet haben, und Hr. Lersch, müssen wir hin-
zufügen, ist im Grunde derselben Meinung. Nur gegen
die Aensserung, da.ss Piaton auf einen Abweg gerathe
(S. 22): „wenn er auf die Fraj^e , womit mau benenne,
nicht etwa antworte: mit der Stimme, sondern mit dem
Namen" glaubten wir ilen Einwand machen zu müssen,
dass man logisch gar keine andere Antwort zu erwarten
babe , als die, welche Piaton gibt. Machdetn nan im
Kratylos die jiiiivnti als Hauptgeschäft des Onomaturgen,
das /iliii^ita oder dnir/anua TU)v TCnayiidrojv als
Endzweck der .Spraclie hingestellt ist, so wird hierauf
das Verfahren des Etymologen gegründet, welcher die
fertige .Sprache oder das fertige üvduc. in seine ursprüng-
liihen Thcile wieder aufzulösen sucht, um die Geneeis
des Wortes zu finden und auf diesem Wege die Gri'inile
zu erlausdieu, welche den Onomaturgen veranlasst haben,
das Wort so und nicht anders gebildet zu haben. Hierzu
gehurt Kenntniss der Bedeutung der einzelnen organischen
Laute; es wird dalier das Wesen der einzelnen Buch-
staben (;y T(uv yQafiiinxujv dwa/mg) einer philosophi-
schen Betrachtung unterworfen, die gar nicht übel ist.
Vergl. Cratvl. p. 425 sq. Hier treibt aber die .Subjec-
tivität ihr loses Spiel und mit der consequenten Anwen-
dung festgestellter Regeln gelangt man auf die sonder-
barsten Schlüsse. Daher komiiit es nun, dass in dem
nach seiner philosophischen Grundlage so gediegenen
Dialoge „Kratylos" die Etyinologieen selbst so oft an das
Absurde anstreifen. Doch das ist meist beabsichtigt, um
eben durch Absurditäten die damals eingerissene Lust zn
etymologisiren, und zwar ohne alle Grundsätze zn ety-
mologisiren, ironisch zu vernicliten. Hr. Lersch macht
S. 31 auch die gewiss richtige Bemerkung, dass Piaton,
indem er gangbar gewordene falsche Elyuiologieen seiner
Zeit bespöttelt, wohl selbst nicht im Staude gewesen
wäre, bessere ai) die Stelle zu setzen, so klar er auch
die Abwege seiner Zeitgenossen eingesehen habe. .Sind
doch auch die Etymologieen des Aristoteles, zu welchem
Hr. Lersch S. 32 — 4U übergeht, nicht immer die billi-
genswerthesten , wie z. B. jiisdveiv von fiera To ih'cn;
aii}lj(J von dil dsiv abgeleitet wird.
Aristoteles hat das Verdienst, mit mehr Klarheit und
Umständlichkeit als seine Vorgänger das Wesen der
Sprache erörtert zu haben. Er beginnt seine hier ein-
schlagenden Betrachtungen mit den Natiirlauten und Thier-
stimmen (tpucfiot), die er lediglich von den Sprachlauten
{(fujvai) dadurch unterscheidet, dass er in den letzteren
einen Begriff findet (oimavT/y.og yaQ ziq ipiicpoi iaziv
ri (fLDVij). Aber auch die Thierlaute sind hie und da
cputvnl (Hist. Anim. IV, 9.) und die Thiere bedienen
sich deren zur Unterhaltung und Verständlichung (TlQOg
Tijv öfitkiav xai Tov TiKljaiCfcrf^idv) , nur freilich ent-
behren ihre (pu)vui der Vernunft, die allein der Mensch
hat (Problem. X, 40. XI, 55. Xöyov xoivoivsc j^öiov
[dvi^puncoi) , TU de dkXa (fUivtJg). Insofern sind
die (fujvai der Menschen auch allein övof-iara und
diese nach Platonischer Ansicht Abbildungen der Dinge,
ö/zoiujfAaTa, f.uia']l.iUTa. Als Schöpfungen der fllen-
schen sind diese övo/^iaia nicht ohne Bewusstsein ent-
standen, sondern mit Absicht. Demnach gehört Ari-
stoteles zu denen, welche die Sprache 9eO£e , nicht
(fi'Oai entstehen lassen. Darauf beruht nun seine An-
sicht, dass viele Wörter zwar eine fegte und eigentliche
Bedeutung {yvQtov , tSlov, oiy.siov oiofja) , andere
dagegen eine metaphorische (xaTC fieracfopav oder y.a9'
ö/uoiÖT)jTa) haben. Zu diesen gesellt sich noch da«
dvujvvuov , die Benennung eines Gegenstandes oder Be-
griffes, der noch keine eigentliche Benennung habe und
entweder zu umschreiben oder mit Uebertra^ung anderer
41
42
AiMilnirkp »tioilorzufipbeii sei. Auch bilden sich ilie Dich-
ter l>ps(iii<ler« (hiliiara, welche 7r£jTOi}jiih'<i heisscn. —
Aus allem geht lierior, (lass 4ri.stiitele:i ilie Wörter erst
durch Uebereiiikunft (fobildet «enlen ISsst , und es folgt
»011 selbst, dass nach Arisfoteles, da er bei der ihmg
r(OV oiouciroii' doch nicht alle Willkiir wegdispuliren
kann, »venu er die M iirtbilduiijf anch auf verni'infti;;e Ana-
lojjie basir» , die Sicherheit der Etyniolo» ieeu nicht ver-
bürgt Hcrdon kann. Er ist daher auch kein grosser
Freund vom Etjniologisiren , um! die !5cis|)iele, welche
Adolf Stniir früher gesammelt un<l in Jahn's Jahrbb.
XVKI. llff. I. S. 1^1. mitgethcilt halte, und denen Hr.
Lerscli einige hinzufügt, sind kaum der Rede »verth,
wenn man die vielen Werke des Aristotoles in Betracht
«ieht und obenein bedenkt, wie er in seinen logischen
Schriften doch die schicklichste Gelegenheit hatte, viel
zu etyniologisiren. Hr. Lerscli gibt uns keinen Grund
an, warum wohl Aristoteles so wenig etymologisirte ; Ref.
findet einen solchen in der praktischen Richtung dieses
Philosophen. Sein Sinn ging zunächst darauf hinaus, die
Principien der Sprache und das Wesen ihrer Hanptfor-
inen , besonders die Redetheile und ihre yjaOli, zur phi-
losophischen Anscliauniig zu bringen. Hier war ein im
Ganzen noch unan<^ebautes Feld urbar zu machen : hier
griff Aristoteles zum Pfluge, um zuerst einige Haupt-
furclipn zu ziehen und übcrliess es Anderen , mit Hacke
und Grabscheid nachzuhelfen. Das Ef_yUi(^logie - Unwesen,
das sich bei den Sophisten, «eil sie mit loser Willkür
verfnliren, zu denilich herausgestellt hatte, konnte einem
«o grossartigen Geist, wie Aristoteles war, nicht zusa-
gen. Er verwirft ilaher wohl die geistreiche Ansicht
Platon's von der Spracbbilduug, auf die er sogar liefer
eingeht, nicht; aber die verkehrte Anwendung derselben
auf die Etymologie fortzusetzen, konnte er sich unmög-
lich entschlifssen. .luch war seine Ansicht von der Sprach-
bildung durch <lie dioti; tler Etymologie nicht günstig,
da sie iler Willkür zu viel Raum gestattete.
Folgen wir dem Hrn. Verf. weiter, so kommen wir
S. 41 — 60 zu den Stoiker?i , Plotin und Sextos Einpiri-
kos. Zuvor werden noch ilie Ansichten mitgetheilt, wel-
<he Anaxagoras , Piaton, Demokrit , Epikur und die
Stoiker von der Entstehung und dem Lautwerden der
menschlichen Stimme gehabt haben, sowie auch S. 32
des A/intoteles Ansicht hierüber mitgetheilt war. Daran
■chliesst sich die stoische .Ansicht vom Unterschied der
tbierischen und menschlichen Stimme (S. 44). Die Stoi-
ker schriebeu nicht mehr, wie noch Aristoteles wenisf-
' (tens den Singvögeln, den Thieren eine (fiujv)j i;i>aQ\}pog
zu, sondern nur den artikulirt redenden Menschen. Das
Wort (fuivij sinkt daher bei den Stoikern zur Bezeich-
nung des blossen Lautes, unartikuilrten Schalles herab
nnd als Bezeichnung iles artikulirten Lautes kommt Äf^'S
auf, unter welcher man die cpvjvij syypäl^liaTO^ jeden
sohreibbaren Laut verstand, gleichviel ob er einen Sinn
gab oder nicht; daneben bezeichnete ^dyog nun das sinn-
nod begrifFhallige Wort, flieg-. Laert. VII, 57. Xöyog dei
TTjuavTtv.o^ f.ryti. Die Harmonie, in welcher die Stoi-
ker sich die Wörter als Bezeichnungen der Dinge mit
dem Wesen der bezeichneten Dinge dachten, wird au«
der Lochst wichtigen Stelle des heil. Augustin de dia-
lerticae principiis c.ip. (>. nachgewiesen, aus klcr sich er-
gibt 1) i-es cum sono verli nliqua simililudine concinit,
was Hr. Lerscli S. 47 als Wortbildung y.i'ca umroiv
Oller als Övuuututzoucl versteht; 2) inter se rerum si-
militudo nomen dedit, nach Hrn. Lersch S. 4'J die Wort-
bildung y.axa fjcrc.rfopa:' oder y.a9' öitoiOTijTa ; 3)
abusio , ut usurpetur nomen non tarn rei similis , sed
yuasi vicinae, nach Hrn. Lersch .S. 5') y.f.Tcc/nrOi ly.dii
und x«r' dvnXoyiav; ^) progressio ad contrarium, d. i.
y.ar' tvavTlmntv. Die letztere Classc ist olme weiteren
granimatischen Worth, die 3 erstereu aber werden mit
den Ansiclilen IVilli. von Ilumbnldt's (über die V'erscliie-
denlieit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss
auf die geistige Entwirkelung des MenschcngcschlHilits.
Berlin 183li. p. 78 ff.) verglichen, welcher eine ««mi7/e/-
bar nricli/t/imende , eine symbolische und eine analogische
Wortbildung annimmt. ^ach dieser Vergleichung spricht
sich Hr. Lorsch daliin aus (S. 53), dass die Stoiker den
Streit, ob die Sprache (fvotl TJ di:<rst sich gebildet
habe, so geschlichtet hätten, dass sie annähmen, ein
kleiner Tlieil der AVörter sei ffvmt gebildet, nämlich
die oben als erste Classc bezeichneten onomatopoetischen:
der grösste Thcil aber (die 3 übrigen Classen) xtioil;
daneben habe man nun noch Wortbildungen angenommen
xaza dijKo)Oiv, y.ard axsgi^aiv ., xuxu ditöcfuaiv u. a.,
so dass bei einer solchen Laxheit von Grundsätzen, oder
«ie es Hr. Lersch nennt, „Verwirrung, Boden- und
Grundsatzlosigkcit ", die Etymologie nothwendig habe
Schillbruch leiden müssen, so dass die Etymologie der
Stoiker nur historisches Interesse, aber keinen wissen-
schaftlichen Werth habe. Dazu habe der Chorführer der
Stoiker, Chri/sipp , der, beiläufig bemerkt, zwei umfas-
sende Werke tv^qI eTVi^ioXoyiXcijv geschrieben, den Grund-
satz der Ainphibolie anfgestellt: nämlich dass von Natur
jedes Wort zweiileutig sei. Auch ein anderes Streben,
nämlich durch Etymologieen die A'amen der Götter in
physikalische Eigenschaften umzudeuten, hat übel auf
die Sprachphilosophie zurückgewirkt. Nach Anführung
einiger erbaulicher Pröbchen sonderbarer Etymologieen
(S. 55 fg.) geht der Verf. zu Plotin über. Dieser chro-
nologische Sprung von über 4Ü0 Jahren gähnt einem ge-
waltig an, und man hätte gern diesen Hiatus durch IMittel-
glieder aus der Stoa nnd der neuplatonischen Schule
überbrückt gesehen, sowie auch in dem früheren Capitcl
„über Aristoteles" man wohl einzelne Peripatetiker, »ie
Theophrast , Aristoxenos, Heraklides von Pontos u. a.
berücksichtigt wünschte. In Bezug auf die Stoiker ver-
misst man die Ausführlichkeit weniger, weil Rud. Schmidt,
den Hr. Lersch wohl hier und da citirt, aber bei wei-
tem nicht genug berücksichtigt, uns die Grammatica stoi-
coruin allseitig und gediegen zusammengestellt und mit
Gewandtheit zu einem System verarbeitet hat, d.is aber,
weil zu viel stoische Philosophie hineingezogen ist, den
historischen Ueberblick des Grammatischen etwas er-
schwert. Während das Werk Lersch's etwas mangelhaft
bezüglich philosophischer Verarbeitung des fleissig ge-
sammelten Stoffes geblieben ist, Dnd sogar, wie nicht
mit Unrecht ein Referent der früheren Tbeile schon be-
merkt hat, das adversarieaartige Ansehen hier nnd da
poch an sich trägt, so bat dagegen Schmidt zu viel phi-
43
44
locnpliirt ••■). Von PIntiii gibt Hr. L. S. 67 und 58 einen
Liirzen Auiizu(; ilcsson , was sich in spracliphilosopliisrher
Hinsi< lit liri dicspin Conimontafiir Platon't» liiiilpt, aus
Jein {felolirtoii Soliulpfortcr Pruj^ranini lies Hrn. Dr. C.
Steinhart Mclelcniala Plotiniana. Numburgi 184(). 4 niaj.
Die Etvoiolngieeii Plotin's sind eigrntlirh nur Zusamnien-
«tclluugen verwandter und lautahnlicher Würter^ und
erinnern an die von Platu verlachten Sprachansichten der
Herakliteer. Referent, der sich Stciohart's Prugranim
ebenfalls excerpirt und die Beneisstellen vor sich hat,
mass hier sein Bedaueru aussprechen, dass Hr. Lersch
sich so kurz fasste und nicht vollständiger excerpirte.
Ist auch das Programm in jeilem preugsischen Gymnasium
vorhanden, so ist doch anzunehmen, dass Viele, ja die
Meisten, die nachzuschlagen sich veranlasst fühlen, das-
selbe nicht gleich zur Hand haben, wahrend Hr. Lersch
diesem Uebelsfando mit Erweiterung seines Buches um
höchstens Eine Seite hätte ablieifcn können. — Endlich
erwähnt der Verf. den Sextos Empirikos , den Feind
aller Etymologieen , da er sie für entweder überflüssig,
oder als der griechischen Sprache nachtheilig erklärt.
Bemerkungen gegen die Snphistik des Sextos und seine
verkehrte Bestreitung der Etymologie bilden den Schluss
dieses Capitels und zugleich der ersten Abtheiluog, wel-
che die philosophische Etymologie behandelt.
Die zweite Abtheilung, welche „die Grammatiker"
überschrieben ist, beginnt mit einem Capitel „Etymologie
und Glossographie" S. 61 — 78; dann folgen „Grund-
*) Dass Hr. Lersch Schmidt's Aibeit so wenig beachtet, lässt
auf eine kleine literarische Pikanterie schlicssen, zu wel-
cher Sclijiiiilt ireilich Veranlassung gegeben hat, indem
er in seiner Schrift (Stoicor. gramraatica p. 8. nota 12.)
den ersten Tlicil des Werkes von Hrn. Lersch etwas ge-
ringschätzig biurthcilt; er sagt: Cujus (nämlich Classenii
de Graccac graramaticae primordiis) diligentiam ex parte
supplevit libcUiis, quem nupcrrime in lucem edidit iaiir.
Lersch die Sprachphilosophie der Alten, dargestellt an
dem Streite lilier Analogie und Anomalie der Sprache
(Bonn 183ö.) — ceteroqui llbellns in quem illud ,,plus
habet in recissu quam fronte ptomiltit" aegre tuleris. In
diesen Worten liegt frcillcli eine Erklärung, die wenig-
stens, wenn auch keinen Krieg, doch eine Verstimmung
in dem Verf. der Sprachphilosophie hervorbringen konnte.
Ref. glaubt aber verniuthcn zu dürfen, dass Herr Rud.
Schmidt jetzt sein Urthcil selbst moditiciren werde, nach-
dem Hr. Lersch durch die Nachlieferung des zweiten und
dritten Thciles seiner Arbeit den Beweis geliefert hat,
dass er im ersten Tlicil nicht mehr habe mittheilen wol-
len, als er gethan hat, und auch bei sonstigem Mangel
an weiteren Quellen nicht hat mittheilen können. Freilich,
so lange der erste Theil bloss vorlag — und zwar ohne
Andeutung, ilass ein zweiler und dritter folgen sollte —
konnte jeder, der ähnliche Studien gemacht hat, wiin-
jchen, dass Hr. Lersch sich ein reichhaltigeres Material ge-
sammelt hatte, um die Sprachphilosophie der Allen in
einem ailseitigeren Lichte nachzuweisen. Dieses hat er aber
nun auf eine höchst dankbare Weise gethan, und sicher-
lich wird weder Hr. Schmitt das Verdienstliehe der Ar-
beit des Hrn. Lersch verkennen, noch auf Hrn. Lerscli ,
der die Forschungen Schmidt's auch gar nicht verkennt,
obgenannles vornehmes Urthcil (was nur so vornehm aus-
fiel, weil auch der Titel ,, Sprachphilosophie der Alten"
Hrn. Schmidt votoelim geschienen haben mag) in seiner
Scharfe auf sich /u bezieheii.
Sätze der Eti/mologie" S. 78 — 95; drittens „Regeln der
Etymologie" S. Uli lü.'j und endlich „Mythologie und
Etymologie" S. 106 — 112- Schon diese Üelierscbriften
deuten an, dass der Verf. hier sein Alaterial nicht ganz
methodisch verarbeitet hat, dass er theiltveise noch trennt,
was zusammen gehört, in Grundsätze und lle;.re|ii <|er
Etymologie, theilvveise verbiii<let, was getrennt »erden
sollte, wie Etymologie und Glossographie , oder Mytho-
logie und Etymologie. Wenn man die Capitel selbst nä-
her ansieht, so läs.st sich wohl cinigcnnaassen diese Cum-
position noch rechtfertigen, aber zu billigen ist sie dess-
halb immer noch nicht. Mach des Referenten .Ansicht
hätte zunächst chronologisch verfahren werden müssen,
was nicht geschehen ist. üeberatl werden Vor - und
Rücksprünge gemacht, so dass das Mifgetheilte nicht viel
besser geordnet ist als die- alphabetisrhen Sammlungen
im sechsten Bande der Uiblioth. Graeca von Fahricius.
Des letzteren Fleiss, der von Harless in der neuen Aus-
gabe überboten worden ist, hat hier Ausserordentliche»
geleistet, und Hr. Lersch würde sich schon ein orros-
ses Verdienst erworben haben, wenn er die Notizen in
der erwähnten Bibliothek über Etymologen und Glosso-
graphen in eine hisforisrlie Orilnuug gebracht hatte ; dann
würile er auch den Titel seines Buclies „Geschichte der
Etymologie" mehr gerechtfertigt haben, als es ^etzt der
Fall ist.' Was Hr. Lersrli gibt, sind gesammelte Notizen;
seine Capitel enthalten Hauches, was Fahricius — Har-
less entgangen war; dagegen fehlt Anderes, «as Fahri-
cius schon hat, und Hr. Lersch zeigt viel Selbstvertrauen,
wenn er S. til sagt: ,,Hir werden nicht Manchen (näm-
lich Grammatiker, der über Etymologie geschrieben bat)
übergehen, ivenn wir folgende Schriftsteller als solche
namhaft machen." Nun iverden aufgeführt: Apollodor
der Athener, Demetrios Lrion, Heraklides, Andromachos,
Orion, Achilles Tatios , dev Mönch Anastasios, Pampre-
pios , Theodor aus Gadara unter H.idriau (1?) und Galen.
Zuerst fällt die um hronologische Ordnung oder chrono-
logische Unorilnung auf, dann die dürftige Abfertigung.
Referent, der anderen Orts einen chronologischen und
weit vollständigeren Index der Etymologen zu geben ge-
denkt, kann sich, ohne zu weitläufig zu werden, hier
nicht auf Vervollstänili.;ung dieses Capitels einlassen und
hält sich zunächst an das, was gegeben ist, mit Berück-
sichtigung der Worte des Verfs. S. 78: „Möchten diese
in mancher Beziehung mangelhaften, flüchtigen Andeu-
tungen Veranlassung zu einer chronologischen Znsanmien-
stelluug der griechischen Grammatiker werden." Also
der Verf. hat seinen Fehler selbst gefühlt; aber es ist
unrecht, dass er nicht selbst wenigstens seine flüchtigen
Andeutungen chronologisch geordnet hat, was doch im
Vcrhältniss zur Mühe seines Sammelus nur noch eine
kleinere Nacharbeit gewesen wäre. Wie kommt es aber
wohl überhaupt, dass Hr. Lersch denjenigen, der doch
bisher die meisten literarhistorischen Notizen über die
Grammatiker gibt, nämlich den Faöricius, so höchst
selten in seinem Werke citirt? Sollte ihm dessen Biblio-
theca Graeca nicht zur Hand gewesen sein? Dieses ist
einerseits kaum zu glauben und andererseits nicht zn
verzeihen. Es werden, wie wir unten noch zeigen wer-
<l$o, auch andere aeuere in das Gebiet der histo(ischea
45
46
Grammatik einschlagende dankenswerthe Schriften kaam
oder gar nicht erwähnt und benatzt, was entweder Folge
des überwiegenden Selbstrertranens auf die eigenen Col-
lertaiieen oder Folge eineii literariisrhen Leichtsinnes ist,
nm eines dritten Falles, vornehmen Ignorirens fon Sjjecial-
8chriften nicht zu gedenken. Doch . wir nehmen das
Buch nun hin, wie es einmal ist, da es aucli in gegen-
wartiger Form immerhin eine dankeuswertlie Gabe bleibt.
— Als Beweisstelle zu Apollodor nlioi iii>/uokuyiojv
(S. öl) kann noch hinzugefügt werden Etjm. Gud. p. 121
s. f. xixvg. Dass unter lieraklides tieqI STVfAU/ oyia^
der Schüler des Didymos und nicht der Peripatetiker zu
verstehen sei, hätte der Verf. nicht unbemerkt lassen
sollen, da man bei dem chronologischen Wirrwarr, in
welchem die Namen aufgczfihlt werden, auf die Lebens-
zeit der angeführten Grammatiker nicht schliessen kann.
Denn nach Heraklides folgt beim Verf. Andi'omachos ,
dessen Zeitalter noch nicht constatirt und welcher wahr-
scheinlich jünger als das Efiimologicum Magnum ist, für
dessen Verfssser man ihn hat halten wollen. Vgl. Fabric.
Bibl. Gr. VI, p. ()01. — Es folgt ,, Orion Ttefil eri'uo-
XoyicIjD Suid." Was soll man damit machen? Ist es der,
Alexandriner oder Thcbaner? Suidas nennt Orion den
Alexandriner als Verfasser dieser Schrift; dicss hat aber
bereits Ritschi de Oro et Orione p. 7 bezweifelt. Der
Münrh Anastasios, bekanntlich „Sinaita" genannt, starb
.099 nach Chr. Geb. und hätte hinter Pamprepios , der
des Proklos Schüler war, zu stehen kommen müssen.
Nach diesem wird nun gar Theodor von Gadara als unter
Hadrian lebend angegeben. Es ist doch dieser Theodor
kein anderer als der Rhetoriker , der unter August zu
Rhodos lehrte und Von diesem Kaiser mit nacli Rom
genommen worden sein muss, da Theodor Lehrer des
Kaisers Tider zu Ro?n genannt wird. Suid. v. Otoöuj-
pos radaQ£v<;, dnu dovkvjv, öidctoy.ukoi yayovwc,
Ttße(jiüv Ka'iouQoq, iTreidi) ovv(y.Qiih] neoi oocpiori-
xi75 dyioviaafxsvoq nordfiuivt v.aX '.■ivzmdiQip iv av-
xfj rij 'Puififj. Zu Quintilian's Zeit waren ja die Theo-
doreer neben den Apollodoreern schon berühmt. Quint.
II, 11, 2. III, 1, 17 sq. Neben seinem Werke U£Qi
rdjv iv (puivaic, CtJTOVutvwv hatte auch noch als ganz
«■erwandt die Schrift Tieol öiakiy.Touv ö/^iOtOTljTOg y.at
aJlodei^eui^ angeführt werden sollen. VVie Galen we-
gen seiner Schrift Jiepl övouuTViV 6o96tjjtoc;, hätte
auch sein College, der unter Trajan und Hadrian in Rom
lebende Ephescr Sora?tos , einen Platz unter den Etymo-
logen finden müssen, da er ne^i fTV/uokoyccuv tov aiü-
fjtaroi; tov äv^QUjltov geschrieben hat, welches Werk
Orion von Theben bei Ausarbeitung seines Etjoiolögikon
benutzte. Cf. Ritschi de Oro et Orione p. 28. Zweifel-
haft bleibt des Milesiers Oros iTVjuokoyixöv, doch ver-
dienen seine i9vixd wegen etymologischer Deutung der
geographischen Namen eine Erwähnung. Ritschi I. c.
p. 60 — fi(J. cf. ibid. p. 71 S(j.
Die Glossographie (S. I)'2) trichotomirt Hr. Lersih
als Erklärung oder Beschreibung der I. allgemeinen Glos-
sen oder veralteter, ausser Gebrauch gekommener AVor-
ter; II. der dialektischen Glossen oder Idiotismen ein-
zelner Provinzen und Städte, und III. der literarhisto-
rischen Glossen, d. h. solcher, die als Idiotismen einzelner
Schriftsteller zu betrachten sind; dabei bemerkt der Verf.
richtig, dass alle drei Arten in einander überspringen.
Die dann folgende Aufzahlung der Glossograplien (S. 64 ff.)
ist nach diesen drei Gruppen der Glossen geordnet, was
freilich nur so tallter qualiter geschehen konnte, weil
bei dem Verluste der Werke wir nur sehr selten wissen
können, ob denn dieselben ihrem Inhalt nach zur ersten
oder zweiten oder dritten Classe gehören. Für die erste
Classe werden aufgeführt: Si'iitiiias aus Rhodos, Philetas
von Kos; Chores der Kratefeer, von dem übrigens keine
Schrift, sondern nur seine Aensserung mitgetheilt wird,
dass der Grammatiker auch dn^uiq yKujaooiv i^ijyrri-
y.uQ sein müsse. — Wann lebte Chares? Fabricius hat
ihn in seiner Bibl. Gr. noch nicht angeführt; 'denn die
hier vorkommenden drei Chares sind der Rhetor, der
Peripatetiker und der Historiker. Amerias der Makedonier
(wanni), Nikander aus Kolophon, Klitarch, welcher?
doch wohl nur der Historiker (Bibl. Gr. VI, 361.) und
dann wäre er der Begleiter Alexanders; er wäre somit
mit Klearch, unter dem der Solenser zu verstehen ist,
der älteste Glossograph, nicht aber Simmias, und Phile-
tas von Kos, wie der Verf. S. 64 sagt. Uebrigens ist
auch Klearch nicht der älteste Glossograph, sondern schon
zu Aristophanes des Komikers Zeiten gab es Glossen-
bücher, wie Ref. in dem oben erwähnten Aufsätze „über
die älteste Exegese bei den Griechen" gezeigt hat. Aber
zu solch historisch unbegründeter Behauptung, dass Sim-
mias und Philetas die ältesten Glossograplien seien, konnte
der Verf., nur verleitet werden, weil er sich der Mühe
nicht unterworfen hat, seine Leute chronologisch zu mu-
stern. — Es folgt Glaukon (welcher?), „Hermonax (kre-
tische?)." Aus dieser Bemerkung wird niemani! klug.
Hr. Lersch hätte doch seine Leser nicht allzu müssig
denken und ihnen durch einige Bemerkungen zu Hülfe
kommen sollen. Hermonax hat übrigens gar keine kre-
tische Glossen geschrieben, soniiern nur yXcöoacil im
Allgemeinen (cf.' Athen. II, 53- B. III, 76. E. nnd F.)
und er ist wohl zu unterscheiden vom Hermon, <ler xoi'-
Tixal ykujoaai sammelte (Athen. III, ,S|. F. VI, 967. C),
welche mit den italischen Glossen des Diodor nnd Hera-
kleon in das Wörterbuch des Aristarrheers Pamphilos
aufgenommen wurden (cf. Fabric. Bibl. Gr. VI, p. .368).
— TimarchidaS von Rhodos. Hier finden wir Ranke
de Hesych. lex. forma citirt. Ein solches Citat neuerer
Forschungen gehört zu ilen Raritäten in Hrn. Lersch's
Werk. Warum gibt nun aber Hr. Lersch nicht wenig-
stens das Zeitalter des Timarchiilas an, da ihn Ranke
ganz bestimmt zum Zeitgenossen des Rhodiers Apollonios
macht? Doch mit der Chronologie wird wahrhaft Ha-
schens oder Versteckens gespielt, wie man es nehmen
will. Hr. Lersch gibt uns hier seine ungeordneten Kol-
lektaneen. Sollte die Chronologie übergangen werden,
so war doch wenigstens eine alphabetische Ordnung der
Glossographen vorzunehmen, die das Nachschlagen er-
leichtert hatte; abci nein, es geht alles wüst durch ein-
ander. So angenehm es nun ist, obiges Citat von Ran-
ke's Abhandlung über die ächte Gestalt des Hesychia-
oiichen Lexicons zu finilen , so macht sich doch dasselbe
wieiler unangenehm, weit man ihm das Zufällige ansieht.
Warum werden überhaupt nicht von Hm. Lersch die
47
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Leiitiiiig;cii spiinT Vorg.'liiger über Glossographie erwabiitl
wie z. B. V. J. Maiissiicus »llsscrt. ail Harpocrat. (cd.
Pari« U)l4. 4) <ln ÜriKiii« Glossarioriim , o<lcr />« Gange
Fraefat. in (lUisiir. ail «rripit. med. ei iiiliiii. Lafiiiitatis.
Paris l(i7S, ein >Verk , ilas jetzt (Paris 1830) »oii Ilen-
»chel »iederliolt nird; oder J. A. Einesti ile glossarior.
Graecur. vera iiidulo et reeto iisii in iiiter|iretutiuiie Lips,
1 74l' , w iederliolt in der Praef. ad Hesych. lexic. ed.
Ailierti- Lii^d. Bat. I74ö- fol. im ersten Uanile. Dass
»elbst Fabiicius Bill. Gr. Vol. VI. nicht citirt wird, ist
■rbon an{;eilentet worden. Doch nein; jetzt gleich S. 05
wird zu Autodor ans Kuniä Faltric. Bibl. Gr. VI, p. 360
eriväbnt. Aber »er sieht das Citat hier nicht für eine
xufflllige Motiz in den Adveraarien des Hrn. Lersch s. v.
Aatodonm Cunianus an? Denn dort (bei Fabricius) wird
ja bemerkt, dass wohl Autodorus in Apollodorus Cunia-
nus zu andern sei; dass also der Name Autodor f;ar nicht
feststeht. Diesen Ziieifel hätte Hr. Lersch doch wenig-
stens nicht unterdrücken sollen, ila nicht jedem Schul-
mann gleich die kostbare Bibl. Gr. lon XIII Bänden zur
Hand ist. Allein auch andere gelehrte und brauchbare
Schriften, wie Otto Schneiders diss. ile scholior. in
Aristoph. foult., Jul. Richte.- de Acsch. .Soph. Burip.
iuterpretibus, werden gar nicht erwähnt; selbst Ritsc/tl's
Schriften sinil nicht genug allegirt, wie z. B. die gelehrte
.Abhandlung de Oro et Orionc selbst beim Namen Orion
nicht einmal des Citatcs werlh geachtet wird; und die
Schrift: liber die Alex. Bibliotheken ist höchstens 2 oder
3 mal angeführt. Hr. Lersch hatte durch fleissigere Be-
nutzung dieser Werke sein Buch brauchbarer und les-
barer gemacht. So ist z. B. die abermalige Riirksicht-
nahmc auf Ranke's Hesrch. forma bei Pampltilus auf
S. 7ö eine wahre erquickliche Oase in der Wüste von
ungeordneten Namen. Ich breche hier die Aufzahlung
der Glossographen ab, weil sie doch den Leser nicht an-
sprechen kann und nur einen AViderwillen gegen dieses
Ca^jitcl erregen mnss. Die Sammlung ist nicht ohne
Mühe gemacht, aber sie ist auch mühselig und zeitrau-
bend fiir den Leser, der sich ^ur historisciien ürienti-
rung selbst ein brauchbareres \ erzeichniss anlegen mnss.
Die Bemerkung S. (jö , <lass Aristarch die unbekannten
Erklarer altdichterisclier Ausdrücke mit dem besonderen
Namen yKcjOouyoacpoi genannt habe, gibt der ^'erf. nach
Lehrs Arist. stuil. IIuui. p. 43 s(pj. Wenn es aber einige
Zeilen weiter heisst, dass jener Ausdruck „vom Honie-
riscben Scboliastcn zu Iliad. O, 3'-'4. OL jtMiaaoyuu-
(f.Ol Ijyuvv '.l:i'iü)V y.u\ Jl,' ludujoui; (? soll heissen 'IJpu-
dcjpo^)" gebraucht sei, so hatte doch Hr. Lersch bc-
Bierken müssen, dass dieses abusive geschehen sei, weil
eben nur unbekannte Erklärer y\v)000yoä(fOL genannt
worden seien. Lehrs I. c. p. 40 sagt ja ausilrürklich
in der Note : ,,llecentioribus scholiis Homericis nulla in
hujus vocabuli usu fiiles. Sic L.: oi y\uuoauyQd(foi
i)yovv ylniviV '/.ul HuoÖuiqoq,- quod ille Eustathium
insc.ribens proprio Marte a<ldiilit. Cf. Eustath. 476."
S. ü(i fg- folgen die ^'crfasser von Sciiriften iTEol
i'ivouataiv in der bekannten Weise. Unter denselben
wird Gor^ius nach Pollux IX , l. aufgeführt. Nun gibt
aber Pollux kein günstiges Urtheil über dieses övoua-
Otr/.üii ab und da man sonst nirgends erwähnt, dass
Gorgias ein Onomastikon geschrieben habe, so hat man
gemeint, dass l'ollux irgend eines spatern (i'orgias IVlach-
werk vor sich gehabt und in der Person des Vecfaiscri
sich getäuscht haben miigc. Allein so gut ein Demnk<-it,
konnte auch Gorgias sein Onomastikon geschrieben ha-
ben, <la ja nach Arisfoplianes Daetalensrs fragm. I. za
seiner Zeit schon Glossenbücher, besonders Homerische,
etwas Gangbares waren. S. ()7 fg. ist von ileu dialek-
tischen Glossen die Rede. Zunächst werden die Ver-
fasser allgemeiner Werke utoi diaktxiojv angegeben;
dann kommen die Allikislen oder die Verf. der Xsi;ei(;
'^dlTiy.ai , die Verf. von Schriften über den alexandrini-
schen, dorischen, ionischen und aeiilischcn Dialekt, end-
lich die Verfasser von yKwaoai IcuKr/.ai und Trfp^ t/;^
Pv)fiaiYS]i öiakiXTOi'. Diesem Verzeichnisse der Dia-
lektograpben ist «ohl nur wenig nachzutragen und e»
gehört zu den fleissigeren Partien des Buches. Die Verf.
von literarhistorischen Glossen (ein etwas unpassender
Ausdruck; Hr. Lersch versteht darunter die Glossen bei
einzelnen Schriftstellern, wie Glossen lies Homer, Hippo-
krates, der Tragiker, Komiker u. s. f.) sind ebenfalls
im Ganzen wohl vollständig aufgezahlt. S. 72 fg. wird
auch Aristoteles unter den Glossographen aufgeführt; al-
lein was aus Aristoteles entlehnt wird, ist nur theore-
tischer oder belehrender Art; er sammelte keine Glossen,
sondern spricht über dieselben. Daher hätte, was auf
S. 72 und 73 stellt, besser in der Einleitung auf S. 63
Platz gefunden. Unter den Schriftstellern, zu denen man
Glossen oder Onomastika oiler Dialektbemerkungen schrieb,
haben die meisten Bearbeiter Homer, die Tragiker, Ko-
miker, Redner und Piaton gefunden; sehr wenige dage-
gen Ilesiod und Herodot.
S. 78 — 95 wendet sich der Hr. Verfasser zu den
„Grundsätzen der Etymologie.^'- Es erregt der Eingang
<licses Capitels ein Vorurtheil, das sich auch bestätigt,
nämlich dass Hr. Lersch nicht streng genug einen wis-
senschaftlichen Weg gegangen sei. ,,Weiin wir, sagt der
Verf., die der alten Etymologie zu Grunde liegenden
tiefen Iileen ans losen fragmentarischen Andeutungen auf-
zuhellen uns hier bemühen, so kann natürlich (?) nicht (!)
von einer bestimmten Zeit und Schule alter Grammatiker
die Rede sein, in welcher ein eigentliches System vor-
herrschend gewesen. Zu sehr zersplittert sind die An-
klänge, die wir noch finden, als dass wir etwa versuchen
könnten, genauer zu begranzen, was ein Zenodot, Di-
dymos , Apollonios Djskolos, Herodian für diesen Zweig
der Grammatik getlian und wiefern sie eine Fortsetzung
und Vermehrung leitender Gedanken gegen ihre jedes-
maligen Vorgänger anzusprechen haben." Diese Einlei-
tung ist eine captatio beiievolentiae bei bewnsster Schwäche
des behandelten Capitels. Wer sich mit ähnlichen Stu-
dien wie der Verf. abgegeben hat, wird sicherlich am
meisten nachsichtig gegen die Lücken nnd unzulänglichen
Materialien sein , zumal wo die Quellen selbst nur in
Fragmenten bestehen; diess aber kann man niemals bil-
ligen, dass in einer Schrift, welche die Sprachphilosophio
an der Geschichte der Etymologie nachweisen will, von
einer bestimmten Zeit und Schule alter Grammatiker, in
welcher ein eigentliches System herrschend genesen,
natürlich nicht die Rede sein soll. Davon aber muss
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natürlicher Weise gerade recht die Rede sein, »o weit
ei die literariichen Mittel nar irgend erlauben. Wo frei-
lich Nichts überliefert ist, da kann der Geschichtschrei-
ber Nichts berichten. Nun aber gibt e» in den Scholicn,
grammatischen und rhetorischen Schriften von sehr vielen
Grammatikern wenigstens einige Beispiele, die uns die
Art und AVeise »•eranschaulichen, wie sie etjmologisirt
haben; und zwar ziemlich viele von Männern wie Zeno-
ilot, Aristophanes v. 15., Aristarch, Krates, Ptolemäos ,
Didymos, Tryphon; weniger von Apollonios Dyskolos und
Herodian. Solche etymologische Notizen historisch und
chronologisch zu ordnen , ihrer Natur nach zn betrach-
ten, ihrem Werthe nach abzuschätzen, nach Möglichkeit
die Methode herauszulauschen, die sie bei ihren Etjmo-
logieen befolgten, und diejenigen gleichsam als eine
Schule zu fassen, die gleichen Grundsätzen folgten, ist
anerlässliche Aufgabe dessen, der die Sprachphilosophie
der Alten an der Geschichte ihrer Elymologiecn nach-
weisen und die „Grundsätze der Etymologie" in einem
besondern Capitel behandeln will. Jetzt aber ist die Ab-
handlung des Hrn. Lersch verfehlt zu nennen, weil Zeit
und System (oder Schule) als Nebendingo bei Seite ge-
schoben sind, da ihre Berücksichtigung doch eigentlich
die einzelnen in ihrer Abgerissenheit erstarrten Notizen,
die wir noch übrig haben , wieder in Flüssigkeit setzen
und beleben müssfe. Fragt man nun, wovon handelt
dieses Capitel anf 17 Seiten? Antwort: Von operibus
operatis. ,,Fast durchgängig werden wir die schon ent-
wickelten Sätze stoischer Philosophen als leitenden Faden
anerkennen und von der j-tt^rjaii; bis zur svarriuiOi^
durchgehen müssen." Aber die ^i'/jijoii beschränkt sich,
meint Hr. Lersch S. 79, im Gegensatz zu Piaton, Ari-
stoteles und den Stoikern, von Jetzt an auf das övo/AU
■jzeiconjf^ei^op. Wie kann aber der Verf. von einem
Jetzt sprechen, nachdem er kurz vorher gesagt, dass von
einer bestimmten Zeit und Schule natürlich nicht die
Rede sein könne? Und wenn wir es ihm doch gestatten
müssen, worauf bezieht sich dann das Jetzt? Ref. gesteht,
es nicht zu wissen. Man lese aber auf derselben Seite
weiter, und man wundere sich über die JreimaZ vorkom-
mende Zeitbestimmung: „insofern tritt von jetzt an eine
bedeutende Veränderung ein, als die Nachahmung weder
ganz allgemein für all und jegliche Wortbezeichnnng
gilt, noch auch anf blosse veraltete Klänge anwendbar
sich erweist. Im Gegentheil geht sie nun auf den Thcil
der Sprache über n. s. w. — Die f^l/di^aig tritt in das
TreTtoijj/uivov ovofÄa ein. War das Letzlere bei
Aristoteles noch ein von einem einzelnen Dichter gebil-
detes Wort: so bildet sich nun allmählich aus epischer
Eigenthümlichkeit, ja, man möchte sagen aus veraltetem
Natnrlaute ein frischer Sprachquell hervor, der manch-
mal in muthwilliger Laune aufspringt." Ja, man möchte
sagen, der frische Sprachquell des Hrn. Verfs. springe
manchmal in muthwilliger Laune auf, wie eben hier. So
»traft sich aber die Zurücksetzung der Zeit in einer
historischen Abhandlung von selbst. Man lasse die Zeit
aus dem Spiele, wie man wolle, sie spielt sich von selbst
immer wieder ein, wenn auch nur unbestimmt als ein
Jetzt, Nun und Allmählich oder Manchmal. — Halten
wir uns an das Gegebene! Also man nahm von jetzt au
Zeitschr. f. d. Allerlhumfw.
an, Wörter seien y.cnu jji'fjTjaiv gebildet, wenn sie den
bezeichnenden Begriff durch entsprechende Laute versinn-
lichen, wie lautchen, zischen, kratzen. So Dionysio»
Thrax und seine Scholiaslen (S. 80); so A\ic\i Didymos,
Tryphon (S. 81 f.). Ist etwa das Zeitalter dieser Ge-
währsmänner die obige mit Jetzt bezeichnete Zeit? —
Interessant ist die Stelle aus Dionys von Halikarnass de
comp, verbb. c. Ib. (S. 83 f-)» die ein Aiischliesseii an
die Principien der Etymologie verräth, welche Piaton im
Kratylos mittheilt; aber die Anknüpfung der Ansicht de*
Dionys au die miscellenartige Erwähnung von Tyrannion't
Definition der Grammatik: jQafJixaxiY.t'j iari 9toj(jla
fill^ujaeujg, die eine kaum läugbare etymologische Be-
ziehung haben soll, scheint dem Referenten wieder »ie
vom Zaun gebrochen; Folge einer Verlängerung von Zeit
und Schule der Grammatiker. S. 85 wird der aristo-
telisirende Demetrios de Elocut. §. 94—98. und §. 219-
und 220. besprochen und noch Orion , Johannes Dia-
konos (Alleg. Theog. p. 452. ed. Gaisf ) und eine Anzahl
Artikel aus Etymol. M. gegeben , welche die Etymologie
nach dem Grundsatze, die Sprache sei xara /ufj-ljoiu
gebildet, in Anwendung gebracht haben; endlich wird
in's 14. Jahrhundert übergesprungen und Manuel Moscho-
pul allegirt, der übrigens, wie Hr. Lersch selbst noch
andeutet, sein Wissen erst aus Tryphon entlehnt hat.
Ref. läugnet nicht, dass das Gegebene immerhin annehm-
bar und verdienstlich sei ; aber wissenschaftlichen Anfor-
derungen genügt es nicht. Noch weit kürzer kommt die
Geschichte der Etymologie nach dem Grundsätze xa9'
üfxocörtjTa, xaTay^t^arixio? und y.a-u' dviiCfQaoiv weg.
Die Stellen sind meist aus dem Etymol. Magnum und
nicht ausgeschrieben, was als eine Raumersparung wohl
gebilligt werden könnte; allein Ref. ist hier der Mei-
nung, dass, wo es darauf ankommt, durch Stellen Grund-
Sätze nachzuweisen, wie hier , es wünscheuswerth bleibt,
die Stellen ohne ängstliche Sorge um Papierverschwendung
immerhin auszuschreiben, damit man übersichtlich vor
sich habe, was zum Beweise dient. — Die Classe der
X«r* dvxicpQafftv oder xa-v evapriuioiv gebildeten Wör-
ter hat noch die billigste Berücksichtigung erfahren; aber
hier ist dem Hrn. Verf. auch Lobeck's Comroent. de an-
tiphrasi et enphemismo in den Actis societ. Gr. ed. Wester-
mann et Funckhaenel, Vol. II, fasc. 2. p- 291 — 319.
zu Statten gekommen. Schliesslich legt Hr. Lersch noch
Gewicht auf das Etymologisiren xarä iatOQtav bei Procl.
ad Plat. Cratyl. p. 44, wenn nämlich die Benennung
einer Person oder Sache sich an einen Mythos oder eine
historische Thatsache oder Signatur knüpft, wie üßoXoq
Spiess und Münze; 'A%aia als Bezeichnung der Demeter
ä-no xoi) äxovq rov eiil Tr;v IleQOiCfövrjy; dagegen
übergeht er Alles, was als TlcCQOjvi'HUx;,^ öfxuivvfiuji,
avv9ETtxu)? oder xöt« ai'vdeaiv , oregeatv a. s. f.
benannt bei den Lexikographen vorkommt, „weil diese
formale Etymologie (»soll diess auch von Tta^tOVVfZUJi
und öi^iioviifAMg gelten, so würde auch xaTaXQt]aTlxuJi(;,
uvTKfQaOTiXuJi, xax Ei<(fl]^lOn6v u. a. in die Form-
lehre gehören) entweder in die Formlehre oder in die
Lehre vom Hauptwort gehört, andererseits, weil wir hier
gar nicht auf fruchtbare Grundsätze zu gelangen hoffen
dürfen." Wir denken doch, dass Sammlungen von Wort-
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Heutun^pn naQU}VVi.iu}<;, öfiioinifKog, avvSsTixujg u. e. f.
nicht gnnz unerspriesslich zur Aufliellung von Grunilsfitzea
sein nifustcii. Freilich wiril man auch auf manche Pos-
sierliclikcitcu und tullc EinHille, staU auf rcrniinftigo
Gruntls.ttzo üiossen ; abrr llr. Lorsch sagt ja selbst S. 'J,
(lass (lio Geschichte des Irrthunis ebeuso belehrend als
die Wahrheit selbst sei.
^'ach dem Capitel von den Grundsätzen der Etymo-
logie werden die Regeln (S. 96 — 105) besprochen, nach
denen die Grammatiker ctymolugisirt haben. Nun setzt
aber eine Regel ebenso gut eine leitende Idee voraus,
als ein Grundsatz; Regel ist ja das individualisirte und
stabil gewordene Priucip, welchem man auf feste Weise
anhängt. Daher passt die llebcischrift ,, Regeln der Ety-
mologie" wenig zum Inhalte des Capitels, welches Hr.
Lersch also anfängt: ,,Z»'ar wird es sich ausweisen , dass
man hier eher von ungebundener Freiheit und Willkür
als von Richtschnur und Regeln zu sprechen hat u. s. w.";
er weiss aber doch nachher diese Willkür in 4 Regeln
XU bannen. Ref. würde im Gegensatz zu den Grund-
sätzen der Etymologie, mit denen die philosophische Ety-
aiologie gemeint war, dieses Capifel die empirische Ety-
mologie genannt haben. Die philosophische Etymologie
will das Verfahren des Sprachbildners sich zur Anschauung
, bringen; die empirische will aber, unbekümmert um den
Producenten oder das Prodnciren, nur das fertige Product
des Sprachbildners, die Sprachform etymologisiren; da-
her sie auch die formelle Etymologie genannt werden
kann. Der empirische Etymolog geht nicht weiter zu-
rück, als auf eine Grundform, auf einen Wortstamm ,
fragt aber nicht, wie der theoretische Etymolog, nach
dem Boden, auf dem dieser Stamm gewachsen ist. Zu-
frieden damit, den Stamm nach Absclineidung des Ge-
strüppes, wie Endung, Zusätze von vorn und in der
Mitte, Einrenkung gedehnter und verkürzter Vocale,
Umstellung der Consonanten u. s. w. sichtbar gemacht
zu haben, fängt er nun an, das zu etymologisirende oder
schon etymologisirte Wort mit Rücksicht auf den Stamm
wieder zusammenzusetzen. So entsteht die fertige Sprach-
form vor ihm auf's Nene aas ihren Elementen. Diese
Analysis und Synthesis der Sprachformen gehört nun ei-
gentlich in die Formlehre der Grammatik; indessen da
das empirische Etymologisiren doch nicht nur so etwas
rein Mechanisches ist, als es scheint, sondern ebenfalls
den calculirenden Verstand in die munterste Thätigkeit
versetzt, so ist seine Verwandtschaft mit dem theoretischen
Etymologisiren unläugbar und ihr beiderseitiger Zusam-
menhang sclion von Flaton richtig erkannt worden, der
ja auch als Sprachphilosoph , um die Entstehung des
Wortes und seine Einheitlichkeit mit dem Gegenstand,
den CS bezeichnet, nachzuweisen, das fertige Wort in
»eine Elemente aufzulösen zur Bedingung stellt und eine
gpiritaelle Auffassung der einzelnen Buchstaben voraus-
setzt. Aber eben nur die f^eriindung der theoretischen
und empirischen Etymologie lässt ein vernünftiges Re-
sultat erwarten; ihre Sonderung muss nothwendig zu Son-
derbarkeiten hinführen. Daher die Inftigen Raisonnements
der reinen Theoretiker über Sprachbildung, und die pos-
firlichcn Compositiouen der reinen Empiriker. Mit den
letzteren hat ea das in Rede stehende Capitel bei Hrn.
Lorsch zu thun. Der Verf. hat eine reiche Anzahl Bei-
spiele von Etymologieen aus dem Etymol. M. und Gud.
gesammelt und dieselben in 4 Classen gebracht , dercD
erste die Etymologieen behandelt, die auf Peränderung
der Buchslaben beruhen — TQonij, TtaQCiyQa^uaTiOuöq,
fzeraßüh; , [xeraifood, fjSTctTrTCDOtg, ^xexdcrTaatq,
(/.STad^saii; , civrideaiq , svakXayrj tujv öroixel-iijp und
ävTlOTOl^ia. Nachtraglich werden S. 100 noch in diese
Ciasse verwiesen xp«ö<?, Stdkvcrig, a-orxTohj, BTlav^r-
ßcg, sTTiraatg, STielaoSog, mevthOK; und TtKeuvaa^u(;.
Die angegebenen technischen Ausdrücke zeigen schon,
dass es der Hr. Verf. mit den Worten „Veränderung der
Buchstaben" eben nicht sehr genau nimmt; denn die
jieToiaTaaig, fjeTä9s(Tig, iTrivaaii, sitEiffodoc, TtXsO'
va(Tf,ioQ beruhen doch nicht auf Veränderung der Buch*
staben, sondern auf Umstellung und Zusetzen von Buch-
staben zu der Wortform. Das alpliabctische Verzeich-
nis! von der Vertauschung der Buchstaben auf S. 97 — 100
ist brauchbar, hätte aber noch viel brauchbarer einge-
richtet werden können. Ref. würde zunächst die Verän-
derung der Vocale und Consonanten geschieden und die
Veränderung der Vocale wieder in verschiedene Classen
zerlegt haben, da es ein Unterschied ist, ob kurze Vo-
cale in die entsprechenden langen und umgekehrt verän-
dert werden, oder ob sie in ganz abweichende Laute
übergehen, wie a in l , o in rj und dergl.; ebenso, ob
Consonanten mit verwandten oder mit ganz heterogenen
Buchstaben vertauscht werden. Es würden sich dabei
die unsinnigen Etymologieen von den verständigen schon
von selbst geschieden haben. Auch bleibt es zu wünschen,
dass historisch nachzuweisen versucht werde, seit wann
die technischen Ausdrücke xarti fA.eTafjoXr^v, xaza
Oi>aTo\r,v , aara diäkvoiv u. s. w. im Gebrauche seien;
zwar wird diess nur annäherungsweise geschehen können,
allein der Versuch würde nicht ohne Aufschluss über den
Gang grammatischer Thätigkeit bleiben.
Merkwürilig ist die zweite Regel, die Hr. Lersch
aufstellt, veranlasst durch das Wort TCk£ova0n6c, S. 101-
„Mit diesem Worte haben wir eine zweite Regel der
griechischen Etymologie gefunden. Sobald <ler alte (wie alt?
Vor- oder Nacharistarcheer? ) Grammatiker bei seiner
Ableitung mit der angenommenen Namenwurzel und einer
oder mehreren Veränderungen der Buchstaben und Syl-
ben nicht ausreicht, nimmt er frischweg den ihm lästigen
und unerklärlichen Buchstaben als plconasfisch eingesetzt
oder eingeschoben an." Uns will es bedünken, wie wena
auch die vorhergehende Regel von der Veränderung der
Buchstaben , sowie die noch folgenden beiden Regeln von
der Verkürzung des Wortes und von der Umstellung der
Buchstaben auf keinem festeren Boden ruhten und man
ebeuso gut sagen kann: Wenn der alte Grammatiker eine
Wurzel bei seiner Ableitung mit der angenommenen
Stammwurzel und mit Annahme von Pleonasmos, oder
Ellipse, oder Umstellung u. s. f. nicht ausreicht, so nimmt
er frischweg eine Veränderung der Bncbstabcn, oder
Verkürzung u. s. f. an. Mit einem Worte : der Etymolog,
iler so von aussen her an die Entzifferung des Wortes
geht, ohne von einem Principe auszugehen, hat gar keine
Regel und hilft sich frischweg, wie es gehen will. Er-
klärt will und soll ein Wort and seine Form sein, folg-
53
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lieh muss auch Rath feschaflft weiden, und je rathloser
«in Etymolof ist, um so frischer weg etymolugisirt er
los. Die fon Hrn. Lorsch beigebrachten Beispiele liefern
den Beweis. Wie steht es nun mit den 4 Regeln oder
eher Freiheiten und Willkürlichkeitenl Sie sind Eine
Willkür und zusammengenommen keine Regel. Auf die-
tem Wege des Regulirens hat Hr. Lersch und sein Leser
Nichts weiter gewonnen, als die Ueberzeugung und Ge-
wissheit von einer langst bekannten Willkür der Gramma-
tiker in der formalen Etymologie. Die zu diesem Zweck
gegebene Sammlung von Beispielen muss aber erst noch
geordnet werden; jedoch nicht nach Regeln, denn diese
gibt es nicht , sondern nach dem Charakter der Etymo-
logie. Dieser ist zunächst ein doppelter: entweder stützt
der Etymolog sein Verfahren auf eine grammatische Ana-
logie, oder er etymologisirt als Naturalist auf eigene
Hand. Stützt er sich auf grammatische Regeln, so wer-
den die vorhandenen Beispiele nach eben jenen gramma-
tischen Regeln zu rubriciren sein, die man herausgefun-
den ; und eine solche Anordnung würde „einiges für die
Grammatik nicht Unerhebliche" beibringen, was der Hr.
Verf. nach S. 96 wohlmeinend mit diesem Capitel beab-
sichtigt hatte. Stützt sich der Etymolog auf keine gram-
matische Regel, sondern sagt er nur, die zu erklärende
Form sei entstanden tqoutj, /.icTaßoX?], xara are^rjaiv,
na9'' VTtSQßtßaOnov u. s. f. , so mag man solche Ety-
mologieen unter einzelnen Rubriken tqotiij — evuK-
Xayrj , dnoßoXtj u. s. f. als Raritäten sammeln und
sie als Beweise der Fadheit, des Irrthums und cnrioser
Gelehrsamkeit betrachten. Dass Hr. Lersch die ange-
deutete Trennung der Etymologieen nach ihrem Charak-
ter nicht rorgcnomnieu hat, ist um so mehr zu verwun-
dern, da er hie und da einige Charaktere hervorhebt.
So erwähnt er am Ende des Capitels S. lOÖ die That-
sache: „dass die Griechen, indem sie keine Zusammen-
setzungs- und Ableitungsbucljstaben anerkannten, eine
Masse Wörter von Fufuren ableiteten." Von Herodian
heisst es S. 102, dass er in seinem Werke TTfpi Tta&cßv
sich besonders mit den Verwandlungen und Verschiebun-
gen des Lautsysfems beschäftigte, sich gegen die Zusam-
menziehung von drei Sylben in Eine ausgesprochen, und
da, wo sie scheinbar stattfand, eher einen ixsxaoy^ll^a-
TlOfAOi anerkannt zu haben scheine; dass erden Grund-
satz hingestellt, Eigennamen nicht in Etymologieen zu
zwängen. S. Iü4 werden nach Procl. ad Plat. Cratyl.
p. 44 die Anforderungen angedeutet, die man an den
Etymologen stellte. — Solche zerstreut hingeworfene
Notizen hatten Anhalts- und Einleitungspuncte werden
müssen znr Charakteristik der Etymologieen. Eine an-
dere Thatsache, die der Verf. am Ende des Capitels an-
führt, ist die: „dass das Streben, Götter-, Helden- und
Landesnamen ableitend zu deuten, auf die Bildung ilirer
(der Griechen) Mythologie einen ganz unberechenbaren
Einfluss geübt habe." Dieses führt den ^'crf. zum letz-
ten Capitel S. lOö — 112 über „Mythologie und Eti/mo-
logie." Nämlich Polt in der Vorrede zu seinen etymo-
logischen Forschungen Bd. 1. S. LXXVII. und p! von
Bohlen in der Einleitung zur Genesis S. CXCVII be-
merken, dass die Namens - Etymologie Veranlassung zu
neueo Mythen und Sagen geworden sei. Diess fasst Hr.
Lersch auf und dehnt die Andeutungen jener Orientalisten
in Bezug auf die griechische Mythologie sehr weit aus
und stellt den Satz hin S. 105 : „Man lässt nicht allein
Mythen und Namen entstehen, sondern sucht vielfach den
bestehenden Mythos aus dem Namen des Gottes oder
Helden herausznklügeln." Hieraus ergicbt sich dann
dem Verf. eine etymologische Mythologie, die er „von
aller philosophischen, einschliesslich naturwissenschaft-
lichen und poetisch - geschichtlichen aufs Bestimmteste
gondern will. Man sieht, es ist die etymologische flly-
thologie eine ziemlich dürre und gedankenlose, eine un-
philosophische, unpoetische; und dabei bleibt nach S. lüü
überdies» noch jene Sagenbildung ausgeschlossen, „in
welcher bloss Namen aus Namen derselben Wurzel ge-
zogen werden , wie wenn etwa Perser von Perseus u. a.
abgeleitet wird. Nur diejenigen kommen hier in Be-
tracht, wo die Wurzel eine andere wird, als in dem zu
entzilferuden Worte. Hier aber gestaltet sich eine drei-
fache Art der Deutung. Die neue Sage entsteht ans
jenem Namen, dessen Auflüsong man sucht, entweder
indem die Stammsyllien erklärt werden, oder indem auf
die Endungen ein solches Gewicht gelegt wird , dass
daraus neue Vorstellungen und Thatsachen sich entwickeln,
oder indem Stamm und Endsylben zu solchen sich aus-
einanderbreiten." Wie der Hr. Verf. dieses durch Bei-
spiele klar macht, muss in dem Buche selbst nachge-
sehen werden. Mit diesem Capitel schliesst die erste
Hälfte des Buches, welche von der Etymologie der Grie-
chen handelt. Es folgt in der zweiten Hälfte die histo-
rische Behandlung der Etymologie bei den Römern. Um
nun dem Leser, da der Raum eine ausführliche Bespre-
chung nicht mehr zulasst , wenigstens eine Andeutung zu
geben, was über die Etymologie der Römer beigebracht
ist, theilen wir noch die Inhaltsanzeige mit:
S. 113 ff. Priester und Dichter, die ältesten Ety-
mologen.
S. l'JO ff. Wesen der Sprache.
S. 126 ff. Begriff der Etymologie.
S. 129 ff- Onomatopoiia und Antiphrasis.
Zweite Abtheilung.
S. 134. Glossographen und Etymologen.
S. 136. Die Romanisten.
S. 163. Die Hellenisten.
S. 169. Die Vermittler.
S. 17Ö. Regeln der Etymologie.
S. 178. Etymologie und Orthographie.
S. 184' Etymologie und Jurisprudenz.
Darauf folgen S. 193 — 200 einige Verbesserungen
und Bestätigungen zu allen drei Theilen ; nebst einer
Nachschrift, in welcher dem Hrn. Educationsrath Maget
mit dem Motto j[alQei<; w^ yJJipug ein Plagiat nach-
gewiesen wird, das er sich in seiner Abhandlung übet
die „moderne Philologie" habe zu Schulden kommen las-
sen, indem er ohne alle Angabo seiner Quelle aus Hm
Lersch erstem Theile einige historisch-grammatische No-
tizen entlehnt und mit sprachlicher Gewandtheit, die
Hrn. Mager allerdings nicht abzusprechen ist, so wie-
dergegeben habe , als hätte er es von dem Seinigen ge-
Dommen.
4*
55
56
Hier grheidet der Ref. von Uro. Ler«ch mit der uii-
gedieiltrsten Ilooliarhtun^ de* wissenschaftlichen Sinnes,
uiit tvelclirm Hr. Lersrh in mehreren Fachern der Alter-
(bunisn'isssenschaft recht Verdienstliches geleistet hat, und
versichert, dass sein Werk über die Sprachphilnsophio
der Alten, trotz aller gemachten Aussteilungen, dennoch
bis jetzt das besste und brauchbarste Buch über das
Sprachstudium bei Griechen und ftüinern ist; Hrn. Lersch
«eibst aber bittet Ref. , in den gegebenen Bemerkungen
• ine Andeutung des warmen Interesse zu ünden, mit
welchem er dieses Werk gelesen und wieder gelesen hat.
Eisleben. Dr. Gräfenhan.
3) Sgazid et OTQazeia.
Mon ita raro fit, ut mutuae (juorumdam rocabulorum
rationes in disceptationem vocatae miris tenebris exui
aegre se patiantur. Cadit hoc inprimis in nonnullas,
quae pronuntiantium negligentia facillime commutantur.
lu promtu est egregia Lobeckii ad Snph. Ajac. lOS- com-
mentatio do adjectiris in -io{ et {/"o; exeuntibns. Similem
quaestionem, at Diulto angustio'ibns circamscriptam ter-
minis, tractandam nobis proposuimns, quae est de discrt-
mine forniarum axqaxLa et OTQaTSia. Vidimns enim
tantas aerumnai quibusdam riris doctis creatas, nt vel
quidquid unquam discriininis factum esset, jure factum
negarent. Cf. si placet Brunck. ad Aristoph. Lt/sistr. 592,
Eph. litt. Hai. 1«20. p. 233. Krueger ad Dionys. p. 238.
Quum rero in Thucjdide Poppo differentiam agnoscen-
dam ad eamque alia scriptoris rerba aliter exigenda cen-
suisset (r, comment. ad I, 9, 3-), Goellerus nuper illi
dabitationem moiisse ridetur ( cf. Supplem. ed. Popp.
p. 104). Quae de Plutarcho Wyttenbachius Animadv.
in Plut. MoraU ed. Oxon. Vol. II, P. 1. p. 18 praece-
pit, in editione Lips. adhuc desiderantur , neque ego
aliunde quam ex Baehrii ad Herodot. VII, 38. laudatinne
cognovi. DiiTerentiam statuunt /. H. Bremius in Nor.
Annall. Lips. phil. paed. 1828. p. 444. Stallbaum ad
Plat. Phaedr. p. 260 B., Fr. Haasius Ind. Xenoph. de
rep. Lac. v. crrgaTioi, Baehriu» 1. 1. et ad Alcib. Plut.
p. 161, G. Sauppius et alii; praeivit Ruhnkenius ad
Timaeuvi p. 239 , ipse Orvillium ad Charilon. p. 446 sq.
majore laude secutus. ^) At post has minime contem-
nendas cnras rel in recentissimis editionibus quas vocant
„criticis ad codicum auctoritatem refictis" esse quae vere
reficta telimus, perspicuum mihi factum est nuper Pau-
ganiam Schubarti et Walzii alio consilio perlustranti.
Hi enim I, 6, 3. Clavierii , Siebelisii et Bekkeri exem-
plum imitati e S^lburgii conjectura scripserunt: DsgölX'
xa; öe e; fisv evTtQeitci; rij^ argarelai eif)iyexo 'Aqi-
balov TOP 0i\iiiKov xal itatöa ' 4ki^av8Qov — rw
Sh sgyti) Hrokef^ia'oq eneßovXevsv d<fe}Ja&ac -r^f ev
AlyVTtiv» ßoLcriksiav. Eandem rationem secuti II, 25, 5.
dedernnt: ArQxeiat; fUp dfj Tiöksajg, dre iJQJjfiioiJEPtji
■^dij xazu Tr;i> 'EkXijiiov OTQazeiai/ Eni IXiov , et
*) Lennepii aniraadv. ad Phalarid. epp. p. 188 sqq. impugnasje
Schaeferum Intcllcxi ex Uornemanni ann. ad. Xenoph.
anab. HI, I, 9.
Vfll, 15, 3: 8ij\a ovv iorl XaKxulSovTa ov xov
AiyiviJTi]v Eni 'IJkelovq 'UgayXet jueTsaxtjxcpai t;;s
axQarEiai contra codicum auctoritatem, quornm dictornm
non nna oademque ratio visa est, neque nobis persuasi-
mus, ubique sano consilio a libris fuisse discessnm. Non
ignorabamus quidem Codices Pausaniae neque praestantia
neque vetustato commcndari , quum haec animo volrere-
mus; quare aequum duximus in hac quaestione simul unum
ex illis optimis anctoribus consulere, cujus libri retustate,
praestantia et familiarum ubertate prae ceteris eiieruntar.
Elegimus Thucydidem. At ibi quoque deprehendimua
contra universos libros mutatum OTQaTidv in (JxgaxEiav
I, 9, 3. 14, 2. IV, 8, 1. 70, 1. (a Poppone, non item a
Bekk. et Goell.) 79, 2. (itidem) VII, 55, 1.; contra
plerosque et optimos I, 3, 5. 10, 3. V, 60, 6. VI, 31, 5.
32, 3. VIII, 72, 1« Jiam ubique vere ac rede, non
potuit non dubifari in editorum dissensu.
Veteres grammaticos ac lexigrapbos si in discrimea
egeris, utrum axpaxid et oxgaxtia ejusdem sint sen-
tentiae au non sint, non sufficient illi quidem rei dispi»
ciendae. Suidas in axgaxEla inesse vult d^icoua , mi-
litia, expeditio, (Txgaxtd de exercilu dictum censet unius
ducis iniperio subjecto, id qnod ipsum Timaeut de axpa-
reia praedicat hisce rerbis: xo xdjv OxgaxiujxiSv vno
Eva ETtagiov Tdyj^ta, perperam, ut Ruhnkenius nilii;
Amtnonius: SxgaxEiCi, ixxExafAEPuigy x6 Ttgäy^w
a-xgaxid, avvEaxak/tEvajg, tu tujv axgaxtaixcijv TrXtJ-*
9oq. Idem tarnen addit: EvaKkdaöet Ö£ Ttokkdy.tg ev
TTJ xgr,oei. ,,Quod rerum est, si codd. mss. et primas
edd. sequare. Sed hoc indoctis librariis , i et El perpe-
tuo confundent'.bus, rectius tribuetur. Mam si ad linguae
rationem exigas , quo modo utraque distinguenda sint li-
quido patebit." Ruhnken. At idem linguae rationem ipse
non satis perspexisse ridetur, axgaxidv pronuntians fc-
mininnm esse adjectiri orgariog et substantivi formam
induere, in quo et Fr. Passovium habuit assentatorem.
Verum vidit Buttmannus gramm. maj, §. 119. not. 21,
ad colUctiva illud referens et amplificafo significato a
Oxgaxog ducens: nam, quae exeunt in la , rd ovuai-
vovxa ddgotoiv ;} TCEgiexxi-xa, tivujv Tfgootjyogixd
ö^iJVExai Etymol. M. p. 657, 33. p. 555, 42. Promiscuo
Toc. Oxgaxcd usurnari agnorit etiam Photius p. 468 Lips.;
Exgaxiav, övoxEkkovTE<; ti^v bsvxsgav ovkkaßriv%
ov fiövov To axgdzEVfxa kiyouai, dkkd xal avxi)v
rijv axgdxEVöiv obxuji 'Agiaxotpavt^q. Ad ea locos
Aristophanis congessit Stallbaumius 1. 1. Nos rero poe»
tas non moramur, qnippe qui mctri necessitate interduui
eo adigantur, ut vocabulorum rim restringant rel exten-
dant neque optimos auctores se praebeant in ejusmodi
quaestionibns dirimendis, quae ad proprium nsum explo-
randum peculiaremque notionem inspiciendam pertineanf.
Illud primum tenemus , omnino et proprio distingnendum
intcr OTgaxEiav et Orgaxtdv et mauere suam utrique
?oci originem et natnram.
I. Do V. OTgareia res est nullius negotii; nam sicut
cetera rocabula, quae exeunt in -ff« accentuque in pe-
Qultima acuto notantur , a rerbis in - Evio , descendunt,
TraiÖEia, ßaöiksia, isgEi'a al. et abstracta rocantur,
propterea quod cogitatiooem rei peragendae rel ipsiaa
57
58
actionis conditionisre iranseuntis, iion ipsam rem sensibus
ubnoxiam intellectui sabjiciuiit, ita OTQUXsia originem
trahit a argarcvu) wi/iVin»» /«c«o sub alio quodain, cujus
imperio obedieiiduoi est, ipsaque est militia, tjuam mili-
tes mercede conducti faciunt in bello, tum expeditio mi-
litaris , conatus bellicns cum occursiono contra hostes
juDctus, quales in bello diuturno plureg institui golent.
ita nulla lectionis discrepantia Thucyd. I, 15, 2: X«i
exdijixoi'i OTgareiai; — en' dXkwv xaraOTgocpif ovx
Si;v£aav oi ß/i-ktjvsg, quam ob rem cum melioribus libris
paullo post recto scriptum: ovd' au avTol Ütco Ttji
laijs xotvu^ OTgareiag eTzolovvTO *). Xenoph. anab.
III, 1, 9: eiTie de, ozi eneiödv Taxio-ra t) (rxQaztia
hj^Tj, £vi>ui dirone^iipeiv avxöv. Cjrop. VIII, 6, 20.
6QfJ.av oTToaTHav. Paus. IV, 10,7: rocq Öe '.-Igtiäaiv
t) aTQaxEia ^Iv TtQoeiQrjvo fx rov cpavEQOv , qnod
temere correxerant Clav, et Siebeiis. Haec exempla
8uiFiciant in re minus dubitatioui obnoxia. Reeto igitur
fecerunt Thucjdidis editores, quod VII, 55, 1. iuvitia
libris reposuerunt noXv de f^EiQuiV evi xijc; OTQaTelag
6 fiszäfAekoi; , curaque iis Matth. Gr. gr. g. 348. ada. 1.
Neque Thuc. VI, 31, 5* tota verborum compoiitio dubios
haesitare nos sinit, quin scriptor voluerit ui^ Siti ^gdvuiV
ÖTgareiav ; num autem redierit error 32, 3, quae est
Popponis senteotia, propterea dubitare liceat, quod Her-
mocratis orationem qnum ad priora za TCSQl tov eni-
Tikov respiciat tum in illis 'A&ijvaioi iioXkrj aigarid
digiiijvTai (33, 2.) praegfessa za Tiegi tj;? OZQaziai
Tulv '.4d^i]V. spectare manifestum sit. Quantam librarii
in his ficiem mereant, cernitur ex rerbis Thuc. IV, 70, 1)
ubi Codices enl Ogdxr^g azgazidv nagacrxeva^ofievoqf
comparatis cum 74, 1 : zijv eni Ogäy.ijq azgazeiav Tza-
gecrxsva^ev , quae ad priora respiciuiit neque alia esse
possunt. Quodsi ne Thucydidei quidem libri satis immu-
nes sunt ab ejnsmodi peccatis, quam quaeso fidem habe-
bis Pausaniae exemplaribus? Laudandi igitur receotissimi
interpretes, quod ll, 25, 5- codicum lapsu deterreri se
non passi sunt, quin exhiberent xcizd zi]V \EkXrjvujv azqa-
Tsiai) Enl"lktov ; cur minus laudemus, quod I, 6, 3. «t
VIII, 15, 3. eandem formam praetulerint, postea patebit.
II. DifTicilius sane opus aggredimur de vocis azQazld
signifiratn disceptaturi. Pertinet enim haec rox ad eas,
in quibus signata in animo rei species quasi snbegit In-
genium, ut aliquid remitteret ab ea notionis subtilitate,
qua sola fieri potest, ut mente cogifationeque penitus cer-
tisque finibus concipiantur. Ita artilicio quodam singulari
confusis simulacris notionum cum ipsis notionibus factum
est, ut rocabula quaedam quum proprie tum promiscue
nsurpareotur, ubi is, qui ageret et moveretur, cum ipsa
actione motioneve eodem specnio considerantibus in unam
quasi imaginem coiret. Est enim rocabulum orgazld
(proprie exercitus) nunquam notionis rei oculis ceraendae
expers (philosophi sensu concretum vocant) , etst cjusmodi
•it notio, ut interdum parum diiFerat, num ipsum sub-
jectum, quod fem aliquam perfecturum sit, an rei per-
fectionem cogitare velis.
*) Eadem de causa Tliuc. V, 79, 3. Popponem, al di not
aTQaxiCu(i Sit) xoivüq rede exhibuisse censuerim, quanquam
et atQuitäf babeat, quo se defeudat.
Ita discernitur duplex vocabuli natura. Ant enim po-
nitur indicans conrentum militum ad expeditionem para-
tornm sire jam ad proelium insfructorum (exercitum —
aciem) , nulla motus ratione habita neque actionis, com-
positum et unirersum. Bene igitur Ammoniut t6 tujv
azgaTiujzujv nkfjdoc,, qui ctiam örparog interpretatur
TO TtklJ^og, non inepte, sed ita nt plane nullum discri-
men statuere rideatur, quod nemo infitiabitur, qui per-
spexerit, orgazop de singulis quoqne exercitus partibuB
proferri , quum ozoazta voce vulgo indicetur tota arma-
torum copia {die Heeresmacht). Cujus usus tarn crebra
et perrulgata sunt exempla, nt non opus sit diu quaerere;
animi causa lege mecum e melioribus codd. Thucyd. I,
30, 3. Koglvdcoc nejx^iavveq vavi xai azgaziu^, 1,
59, 2: s-jzoksfjtovv fiszd (t>iki7Citov xai zujv ziegdov
ddekcfiSv, ävut^ev azgaziä scrßeßhjxozcot^, 93, 7-
IV, 120. VI, 61. 62. cet. Cf. Paus. I, 4, 1. 6, 5. 6. 7.
13, 1. 15t 2> 16« 1. cet. Simplex illa rocis ris oon fugit
rec. Paus, editt. emendantes I, 7, 17: oi da jjoav 8li-
vaziÖTEQOi (Tzgariä xazsigyev ; IV, 16, 1: zovg TS-
ksvTaiovg de Tijg eavzujv sxdzegoi azQazidq ijtvyei-
Qov et sie saepius, ut IX, 25, 7. 40, 4. X, 7, 1. 20, 3.
22, 2, ^5. 23, 3. Fugit interpretes Thucydidit IV, 8, 1 :
Tuiv de akkuiv ytaxsSaifioviujv ßgaöuzega Eyiyvero
n ecpoöog, ägzi dcpijuevtuv d<f kzegaq ozgaTidg, ex-
bibentes oxQUTeiag contra omoes libros et simplicom rei
naturam. Ita fortasse praestabat et VIII, 72, ]: xaixoi
Ol' ■KiÖTTozS 'u4d)]vaiovq did zdq ozQa-vidg (propter
exercitus sc. mittendos) xai ttjv i'TlEQOQlov da^okiav
Ei ovöhv Tigay/ja ovxui [leya ikdelv ßovkEvoovrag.
Nisi forte haec ad eam toc. rationem pertinent, de qua
statim locuturi sumus.
Aut fieri potest, ot ozgazid exercitom quidem ai-
gnificet, sed exercitum in itinere bellica a. agmen , qna-
propter simul ipsam expeditionem , quatenus non soIiDs
conatus, sed conantium praecipue imaginem exprimat {der
Zug, die Expedition = die zur Expedition Gehörigen).
Quod qui negartint fieri unquam potuisse, propterea negarnnt,
quod auimadrertere sibi risi sunt, illam rim cadere in
OxgaxEtav , alteri rero formae ab indoctis librariis fuisse
tributam. At primum observare debebant, oxgazelav
Dusquam ibi adhiberi, ubi exercitus adhibendus sit. Ad
observandam autem faciunt inprimis illi loci, quibus libra-
riorum oscitantia falsam scripturam inculiarit. Sic Thu-
cyd. I, 27, 1. ad optimos libros jure rerocatum est Ko'
Qivdiof 8' , cäq ai'zoig ex Tfjg 'ETtidduvov ijkdov äy-
yekot ort nokioQxovvzai, TtaQEOxevdQovxo o-zgaxidv
neglectis deterioribus. Pari modo VIII, 108, 3: (TtOfra-
cpEQvi]q) — ^TjkLovg — £x9guv ngoaTCoiijcd^Evog
döijkov, xai ETiayyEikag öxguzidv avrujv zoig ßek-
•ciOTOig — xaziixdvTtOS optime a Poppoae est redditam
priorum memore VII, 17, 1. et 21, 1. Paus. 1, 7, 3.
Bekk. Schub. W. ozgazia xaxsigyev ex Par. c. Adde
illos locos, quibus editorum incuria librarios immerito
castigarit. Huc referimus lorutionem 7Tot£io9ai OxgU'
xiav comparatam cum snpra laudaia TlagaaxEvd^eo^at
OxgUTiav , quam paris esse signilicationis quiris ridei,
nt nesciam an minus apte Thucyd. I, 9, 3. contra eon-
sentieiites libros editum sit {^ÄyafiEHViaV öoXEi) ztiv
argazeiui/ ov x^gixi t6 akeiov tj cfußu} ^wayayiu»
59
60
Tionjaccadni. Quod »pro II, H, 1. ul TVaregsi rijxvjv
Tlo^.kai OTßC'.TElU'; — inulijadi/TO ne uuur» <|iiiilcm
libruiii ili.süoiitieiitem iloprehcuileria , et sie sanpius (ap,
Herodol. I, 2UÖ. III, 3.» IV, ^3. V, Ü7. al. II.) ouiiiino
dociiineutu crit, altcraoi quocjuc loiiueiidi rationcm iiiia-
luissp, ut per se iniiuis haliprrt, quo so tueretur. Jam
ohserraniluui erat, parciii ratioiieui voci OT()UTia intcr-
ceilcre cum voce Oiukug, (jiiuni altera <le tcrrcsfri, raro
de iiiaritiuia, altera pleruinquc de maritima expeditioiie
plaoc eadem cüiiatus et coiiautium coiifiiäiono duobus iii-
telligeiuli moilis gubjiciatur ita coiiiparatis , ut cogitatioiie
inter ce dilleraiit, re quidem copiilata siiit. Confer, si
placet, Xenopit. Anab. II, 2, lü: "^ye dij — STltilltQ
6 avvoi Vfitv OToloi iazl x«! rifAiii, eine, tiva yvaj-
urjv ix^ti TtSQi riji Ttogeiac, cum 12: noXvv ö' exmv
OTokov ov Svvrjcrerai Ta)ri' nooevso^ar, tum ad illa
Thuc. I, 9, 3> aiitea descripta applica initium capitis:
'Ayaßi^viuv ri fj.oi doxet — top orökov dyeiQat;
deiude computa 7roiSto9at OtoKov et similia.
Quid igitur riris doctis, qui Graeca sunt edituri, in
re tarn obscura et ambigua faciendum restat l Careant
prinium, ne aToarsUtv in exemplana indticant, ubi de
excrcitu cogitaru nulla nccesstas urgef. Cavcant porro,
ne idem tomere et iniitis boiiis libris faciant, ubi, quum
expeditionem commeniorari videant, argariav ferri non
posse sibi pcrsuaserint. !Nam antea probe disceptanda est
quaegtio de rocabuli vi et nexu , prout quoque loco pro-
deat. Illad vero praeceptum spero non plane inutile
futurum, oxoaxia ut intactum relinquatur, ubi prius ho-
niiues missi mittendire sub sensum cadant , quam res,
cujus causa ambulent, rel ipsa ambulatio. Hoc fere fit,
quoties praediratum proprie usurpatum ea praedicat, quae
nisi ab houiioibus perfiri vix pussunt.
]\os dicimus : die Expedition nach Africa ist zurück-
gekehrt. At nemo nisi insauus dicet: die Unternehmung
nach Africa ist zurückgekehrt , quia homines eunt, non
item res, quae corpore et spiritu non continentur; nisi
vero translationc utcris, ut in illis : die Unternehmung
ist zurückgegangen. Id ipsiim mo movet, ut redeam ad
Fausaniae verba, unde sum egressus. Quod supra si-
gnificavi me conjecturam improbare OT^areiav VIII, 15,3.
B Schuiarto et Walzio probatam, eo nititur, quod u£-
IScrXry.ivai ejus praepositionis vim continet, quae non
vetet sab rocis additae seutentia concipere cousortium Lo-
minum ad iter militare junciorum. Quare non erat, quod
a libris discederetur. Idem fere cadit in altcrum lorum
I, 6, 3, propter £Tiaysa9ai, quo impeditmur, quo minus
librariorum osciiantiae tribuamus , quae scrmonis Graeci
natura fert.
Quanquam rel sie nemo paullo prudentior negaverit
multus locos superesse , quibus incertus et inops jiaereas.
Huc pertiuent illa Paui. V, 3, 1 : 'HQayXi]^ Se ei^SV —
Hkiv, OTQaTiav — d&Qoiaai t«' 'AQy.döai : i'iivvuv
Se xai Ukeiotg oi ex Ilvkov — v.ai oi üioulot xui
xoix; fiev erifioj^ijauro — 6 'IJgay.Xi^i;. rrjc, de eni
roi'i Ilio-aloug axguxaiao, (sie edd. Gxqaxiäc, plcrique
codd.) avTov XQi]0u6i eTtea^sv x. r. X. Utroque si
quis poneret formaui priorem , non inepte quidem ageret,
sed contra veri similitudincm: nam in Pisaeos exercitum
IIB parari quidem cueptum esse legenti cuique apparebit.
Aliquid igitur et elcgautiori lensni dandum, ne religiosa c.o-
diium obsunaiitia in majorem fraudem impellat quam stulta
graniinaticurum et glossatorum rcierentia. Elcgantiorem
sensum autem <lico non cum, qui arbitrio finium cxperte
gaudeat. Nam sunt cetti fines, quibus codicum auctori-
tas circumscribitur, quos cxplorare et observare quum
arduum sit tum prorsus neccssarium, ubi gensus illr, quod
quiilom in liac palaestra liaud raro fit, vires suas imbe-
cilliorcs deprehenderit.
Herfordiae. H. Harte»»-
4) ücber die Sprache der römischen Epiker. Von Dr.
J. A. Küne, Lehrer (jetzt Ober!.) am Gymnasium
zu ßliinster. Nebst einer Nachschrift über die Me-
trik der rOm. Epiker. Von Professor Dr. W. H.
Grauert. 3Iünster 1840' In der Thcissiug'schen
Buchhandlung. VI und 318 S. 8.
Das anzuzeigende Werk ist sowohl seines Hauptzieles
als iler gelegentlichen Uutersuchuiigcu wegen ein sehr
wichtiges. Hr. K. hat seiner Abhandlung 2 Hauptgedan-
ken zu Grunde gelegt: 1) Es gibt in der latein. Sprache
eine unerwartet grosse IMcnge von Formen und Wörtern,
deren Zeitmaass dem daktylischen Verse widerstrebt; 2)
die in dakt. Versen von der Prosa abweichenden Formen
und Wendungen zeigen die Mittel, welche der Dichter
anwandte, um sich aus der Noth zu helfen (IV), denn
das dakt. Versmaass, in der griech. Sprache entstanden,
igt dieser allein angemessen S. 19. Er zeigt sodann im
Allgemeinen, wie vielfach der Amphimacer, Tribr. , Pro-
celeusm. , der Bacchius und Ion. a. m. , der Dispondeus.
lauter für den Epiker gar nicht oder schwer rn brau-
chende Versfüssc, in den latein. Dcciin. und Conjug. und
in der Wortbildung vorkommen. Aushülfe iu dieser Noth
fanden sie nach ihm in der Vertauschuug des Geschlech-
tes, der Casus, der Tempora, durch neue Ableitungen,
durch Elision, Zusammenziebung , Dehnung, durch syn-
taktische und lexicalische Eigenheiten. Hr. K. weiset
sofort in einzelnen Abschnitten nach, wie viel Formen
in den Dccl. und Conjug., in der Ableitung und Compo-
sition and in dem Partikelgebranche für das dakt. (und
elegische) Versmaass verloren gehen. — Wir müssen hier-
auf zuerst vom ideellen Standpuncte aus antworten: Der
Dichter ist ein von seinen Ideen begeisterter Sänger.
Die Idee bricht sich im Ausdrucke Bahn, sie gestaltet
und verkörpert sich in Worte, Rhythmus und Versniaasse.
Wie wäre sonst zuerst Rhythmus und Versmaass entstan-
den? Doch kann der Dichter in der Form auch fehl
greifen; möglich gar, dass ein ganzes Zeitalter sich in
solcher Hinsicht verirrt, und der spätere Kritiker, über
demselben stehend, es zurechtweisen kann; doch muss
mau diesem offenbar ängstliche Bescheidenheit anrathen.
Wie verkehrt, wenn wir unsern Dichtern bei Wendun-
gen, die von ihrer acht dichterischen Anschauung aus-
gingen, vorwerfen wollten, der Reim oder das Versmaas»
habe sie dazu gezwungen! Ov. mct. III, 32- sagt: ftlar-
tius aognis erat, cristis praesignis et auro. Wie wenri.
61
62
0»id auf den Vorwurf (S. 18), er habe et anro wegen
des unfolgsamen aureis und des schwerfälligen auratis ge-
setzt, antwortete, nein, es habe sich seiner Phantasie
der Golilglanz selbständig gestaltet, und wenn er für sich
dieselbe Berechtigung anspräche, mit der z. B. Lamart.
barm. 1, l.sagt: un temple rcmpli de voix et de prieres
und Aesch. Eum. 238: alf^ia y.ai OTaXuynöq, vergl.
S. Oed. T. 1279; lUad. 11), 214. - Zweitens es berüh-
ren sich in jeder Zeit die Literaturen der einzelnen Vol-
ker. Dringt nun ein Dichter in den Geist eines fremden
Volkes ein und fühlt er sich naron wesentlich in seinem
Innern ergriffen, so wird er, so wahr er ein achter Dich-
ter ist, dieser fremden Auffassungsweise auch in seiner
Muttersprache Worte, Rhythmus und Versmaass verlei-
hen können — denn die letzteren gehen aus der erstcren
hervor — oder er wird, sich in seiner heimischen An-
(chauungs- und Ausdrucksweise fühlend, sprach- und
loitgemassc Abänderungen von selbst treffen. Unsere
Dichter, zuerst AVeckherlin, Flemming und Opitz haben
das Sonett auf deutschen Boden verpflanzt. Einige Hes-
sen abwechselnd einen männlichen Reim eintreten ; Gothe
war dem Sonett abwechselnd hold und abhold , aber trotz
Vossen's Spott wird es sich erhalten. AVer liest z. B.
das Frühliogslied von Rückert mit seinen tausend Sprach-
künsten, ohne sich augenblicklich in den Orient einzu-
geisten? Aehnlich mit Güthe's west-ostlichem Divan und
den aus dem Ital. übersetzten Stanzen, Freilich liesse
sich auch hier wieder fragen, wie viel sich unsere
Sprache da habe Sprachwidriges aufdringen lassen, und
es liesse sich ein Werk darüber schreiben, wie viel der
Reim und fremde Versmaasse der Entwickelung der deut-
schen Sprache geschadet hätten. Wenn es aber ausge-
macht ist, dass die latein. Dichter den ans dem Griech.
genommenen Hexameter an strengere Gesetze banden
(s. Grauert S. 281), waren sie so blödsinnig, sich eine
Last aufzubürden, die sie gar nicht oder nur auf Kosten
der Sprache und des Inhalts tragen konnten 1 Unser
RIopstock bauet« seineu Hexam. nachlässig genug, seine
Nachfolger sind strenger und wohl nicht zu uuserm und
ihrem Schaden. Aber wie kömmt e», dass auch Horaz
z. B. in der sapphischen Strophe sich enger band und
ähnlich in der Alcäischenl Lag also diese Strenge nicht
in der geistigen Entwickelung der damaligen Lateiner?
Wir bedauern es aufrichtig, dass unsere starke Conj. bei
manchen Verben verloren ist, und verdenken es unsern
Dichtern, wenn sie ,, rufte, preisete" u. A. sagen, aber
»»ff^Si jus" • • . wagen wir ebenso wenig mehr, als wir
Klopstock'sche Hexameter bauen möchten. Und fragen
möchten wir, ob nicht da, wo die latein. Sprache einen
freieren Anlauf nimmt, z. B. bei Nävius, griech. Ein-
fluss unverkennbar ist? Und fragen möchten wir ferner,
ob sich z. B. die russische Literatur des fremden Ein-
flusses werde erwehren können oder auch se4le? Wahr-
scheinlich hat sich die latein. Sprache durch den Oden-
dichter Horaz mehr müssen gefallen lassen, als durch
die Epiker, aber wir suchen das nicht so sehr im Me-
trum, als darin, dass ihm solche Ausdrucksweise dich-
terischer schien, weil sie freier, kühner, neuer und sel-
tener war. — Drittens die lat. Sprache bewahrte einen
reichen Schatz mannichfacher Wörter und Formen, wel-
che theils durch die Epiker am Leben erhalten , theiU
in dasselbe zurückgerufen sind. Wenn der Verf. S. 19
meint, die Epiker hätten veraltete Formen und sjntakt.
Verbindungen gewählt, diese wären aber ,,altmodige Blu-
men auf neuem Kleide von neuestem Schnitt oder kin-
dische Greise im Reigen blühender Knaben und Jüng-
linge", so stimmen wir ebenso wenig ein, als wenn An-
dere meinen, Sallnst u. A. hätten ihre Ausdrücke aus
den schon verschollenen Büchern zusammengelesen. Es
gab offenbar eine nicht unbedeutende Menge dialektischer
und volksthümlicher Verschiedenheiten und zwar sowohl
in einzelnen Wörtern als in der Bedeutung und syntak-
tischen Fügung. C. de or. 3, 11. lässt L. Crassus von
der suavitas, quao exit ex ore sagen, sie sei, wie bei
den Griechen den Attikern, so in der lat. Sprache der
Stadt Rom am meisten eigen. Dann folgt 12: Equidem
quum audio socrum meam Lafeliam (facilius enim mulie-
res incorruptam anticjuitatem conservant , quod multorum
sermonis expertes, ea tcnent semper, quae prima didice-
runt) , sed eam sie audio, nt Plautura mihi aut Naetium
ridear audire. Vergl. or. 48. Es lässt sich noch Man-
ches nachweisen , was bei den alten Schriftstellern vor-
kommend, in der lebendigen Umgangssprache fortgelebt
haben muss , weil es in die romanischen Sprachen über-
gegangen ist. Valentia gebrauchen Nävius und Titin.,
es lebt noch im ital. valenza; dolentia hat vielleicht nur
Näv. (Gell. 19, 7.), ital. doglienza; macror Pacuvius,
franz. maigreur; vanare Attius, ital. vanare, vaneggiare;
sublimare Enn., ital. dass.; notificare Pompon. , franz.
notifier; nitiditas Attius, franz. netteifi. Vgl. noch corpu-
lentns bei Enn. und corpulent; putus (Virg. catal. 9, 2.)
und putain, putanisme, putto, putta, puttana; flaccidus n.
flacido; maledicentia, welches Gellius ohne Zweifel ans
der Umgangssprache nahm, und medisance. Sermonare
hält Gellins für rnsticius, der Ital. hat es noch. Selbst
die von C. off. 1 , 12. bezeugte Bedeutung von hostis =
peregrinus muss unter dem Volke geblieben sein, wenn
anders oste, ostello, osteria, höte, hotel, hötellerie [soll
man hier nicht lieber an hospes denken? M. F.] Be-
zeichnungen für Menschen und Gebäude, welche Fremde
aufnehmen , dort herstammen. Wir sehen aus solcher
Vergleichung auch, dass eben in der lebendigen Sprache
manche Wörter eine von der Schriftsprache der class.
Prosaiker etwas abweichende Bedeutung hatten. Petra,
welches Liv. Andr. und Enn. gebrauchen, Andere wenig
kennen, ist nicht nur noch in pierre, pietra lebendig,
sondern scheint schon die jetzige allgemeinere Bedeutung
gehabt zu haben. Vergl. Plaut, bei Jun. Phil, ad Virg.
G. 4, 171: quom liquescunt petrae, ferrum uhi fit und
bes. Plin. h. n. 37, 56. Nitidare hat Attius: Qui ubi
ad Dircaeum fontcm adveniuiit, mundule nitidantur pul-
vero quadrupedantum sonipedum (nach Bothe) und Enn.:
eunt ad fontem, nitidant corpora , vergl. nettoyer, nettare,
netto, netezza, nettauiente. Vergl. ferner corundcoeur;
cöte und costa; casa und ital. casa -, chors und corte,
cour; bucca und bocca, bouche ; manducare und raangiare;
sapere und ital. sapere, franz. savoir; caballus und ca-
vallo, chcval; bellus (pulcher findet sich wenig in den
rom. Sprachen) und Lcau, hello: morsus und morcean;
clamare und chiamare ; batuere und battre, bataille , bat-
63
64
tere, battaglia; logsaa and roiix, ronge, rosso ; );r.iiii)is
UDil graiid, grandir, i<al. grande; bnlla, ebullire, bouillir,
bollire; se porlcr, jjortargi von portare. Dass mantlie
Wörter in der gewöhnlichen Unigangssprarhe auch für
den !;ewiifinlicheji Begriff in Verkleinerungsform vorka-
men, lässt sieh ebenfalls zeigen. PI. bat Uacch. f, 1, 4.
(ed. Bolhe) lusciniola (vgl. Varr. r. r. 3, 5.), wesshalb?
Wahrlich passt da das Deniin. nicht vorzugsweise, aber
war »ohl in der Volkssprache das gcnöhnliche AVort,
wie rossignuolo, rossignol beweisen — über die Form s.
Diez I. S. 241. — Vergl. Plaut. Cure. 1, 1, 10. apicula
und abcillc ; auricula und orechio, orecchia, oreille; ge-
niculum und ginocrhio u. A. Auch mochten manche
Werter allgemeineren BegriiTes bei dem Volke einen en-
geren haben und umgekehrt. Vergl. sorex und souris ;
osca, oio von avicula (aucella, auca) ; vaisseau , vascello;
frei, füret, furetto = Iltiss von für. Die Epiker ge-
lrauchen oft das Freq- für das einfache Verb (Köne
S. 158, 168, 181), sollten sie dazu kein Recht haben?
Warum blieb in den neuen Sprachen von adinvare, canere,
despicere, iacere, quatere bloss das Freq. in cantare,
chanter, adjutare (ajouter); dispettare; gettarc, jetter;
casser, cassare, conquassarel Auch für die Ueblichkeit
mancher in classischer Prosa ungebräuchlicher Verbal-
formen zeugt das Romanische. Absorpsit hat Luc. 4, lOü.
nach Prise, und Diom. will es auch bei Schriftsteilern
gelesen haben, im Ital. hat man assorsi. Vulsit hat ders.
4, 4t4. 6t 218) 546. Ital. svelsi; pungo hat in dem Comp,
punxi, im Ital. schon pünsi, wie das auch erhaltene ab-
aconsus im Ital. ascdso fortlebt. Von figo hat man: ta-
bulae fictae ut siut bipalmes V. r. r. 3» 7, 4 ; vergl. af-
ficta ib. 3, 9» 7; 3, 3, 2; auch confictus findet sich, und
im Ital. fitto u. s. w. Ferner hat der Ital. io sentiva
^ ego sentibam, woraus die Volksthümlichkeit der letz-
ten Form einleuchtet. Zudem ist der Tadel, den unser
Verf. desshalb über die Epiker ausgiesst , schon darum
angebührlich, weil die Form von der !Noth derselben
nicht herrührt. Att. hat mollibat N. s. v. molle , fuga,
properiter ; scibam id. de iud. g. v. guas. p. 226 ^ aibant
Frisc. 10. p. 906; Caecil. grundibat, N. s. v. ; Enn. sci-
bam bei C. Tasc. 3« 13; scibas Fest, v. obsidionem;
Flaut. Aul. 4, 6, 28; Turpil. nescibam N. v. insolens;
Plaut. Epid. 2, 2, 52. exaudibam; Aul. 2, 2, 1. prae-
sagibat, 4, 3, 2. crocibat, 4, 10. 24. scibas; Trin. 3, 2,
31. scibam und ebenso Amph. 1, 1, 229. Asio. 2,2,34;
2, 4, 89; Pseud. 1, 6, 84. und 86. und scibas 85; seibat
Amph. prol. 22, scibatis Rud. 2, 3, 47, aibat Capt. 4,
4, 29, servibas Capt. 2, 1, 50, gcstibat Asin. 2, 2, 46;
Ter. Hec. 1, 2, 30. convenibat (ed. Reinh.), prol. 2, 8-
scibam, Phorm. 4, 1, 6. aibant, 16 scibam, 4, 3, 37.
insanibat, Heaut. 2, 2, 68. Eun. 1, 2, 75. nescibam,
Andr. 1, 1, H. servibas; Liv. 32, 13, 5. excibat; Phaedr.
4, 22. parturibat, lauter Formen nicht aus dakt. Versen;
wie könnte es uns einfallen zu behaupten, die Cootrac-
tion des ie sei der !Noth und Bequemlichkeit der Dak-
tjliker zuzuschreiben? Ist sie ja in ibam, quibam, ne-
quibam regelmässig; entspricht sie ja auch dem Fut. auf
• ibo, welches bei der 4. Cooj. so häufig ist; findet sie
sich ja gar, irren wir nicht, in Inschriften, und ist sie
ja endlich nach Serr. ad Virg. Aen. 6, 488; Prise. 9,
1, 2. Diom. p. 3426 ohne Zweifel die älteste Form, so-
wie sie die Analogie des doce-ebam, ama - ebam für sich
hat. Inquibat hat C. Top. 12. — Weniger Gewähr ge-
ben uns die roman. Sprachen für die Ueblichkeit der
Verkürzung der dritten Pers. d. M. im Perf. Indes« ist's
allerdings bemerkenstverth , dass <ler Ital. sagt crsero,
cspülsero, f6cero .zz ercxernnt, fecerunt, der Franzose
ils fureut [diess ist wohl schwerlich zu vergleichen. M. F.]
n. s. w. Wichtiger aber ist, liass wieder die ältesten
nicht dakt. Verse diese Verkürzung haben. Vergl, Näv.
(P. ap. Fest, V. sagmina; sumserunt; Plaut, m. gl. 2, 1,
39. volu'erunt (?) niost. 1, 3, 124. mern*ernnt; Bacch. 5,
2, 1. fu'ernnt; 4, 9, 4. snbeg"erunt; Pers. 1, 3, 80. lo-
caverunt; Ter. Enn, prol. emerunt; Laber. zweimal
potu erunt bei Macr. Sator. 2,7. Varro (bei N. v. coa-
guluni) inven erunt; Phaedr. 4, 19, 16. abi'ernnt; sumserunt,
p. ap. Suet. Ces. SO; auch vielleicht tns erunt im ersten
Verse des B. Fun, von Nävius — s, Progr. znm Bonner
Lectiooskat. 1830 — 31. — Dass übrigens die Epiker
diese Verkürzung nicht sehr scheuten, beweisen nns
Falle, wo sie dieselbe leicht vermeiden konnten. V. Ed.
4, 61. hat tulerunt; H, ep. 1, 4, 7. d'edrunt; Ov. art.
3, 405. fu erunt, wie fügbar waren hier die Formen tul'ere,
ded"ere, fu'ere ! Wahrlich wäre die Kürze so ein „ge-
waltsames Verderbniss" (S. 162), so müsste man diesen
Dichtern ziemliche Fülillosigkeit zuschreiben! Aber es
scheint nns Manches sonderbar, bei dessen Beurtheilung
wir doch die höchste Behutsamkeit anwenden müssen,
um nicht angerecht zu werden. Ovid sagt Met, 5, 297:
Ales erant . . . Schneider (III, S, 240, nicht II, wie
K, S. 127 steht; sonst finden sich sehr wenige Druck-
fehler: S. 32 V. Ecl. 1, 55. statt X, 55.; S. 165 de-
ileunt) fasst ales coli., und hat er darin die entschiedenste
Analogie, z, B. des so einfachen Pentateuchs für sich.
Köne meint, Schneider hätte sich damit begnügen kön-
nen, dass alitcs nicht fügbar sei, aber das licisst den
Dichter ohne Verhör verurtheilen, was zu nnscrn libe-
ralen Zeiten nicht passt. Ich übersetze: „Vogel waren
sie", und denke, ich sei der Rechtfertigung des dentschen
Ausdrucks überhoben. Ein Gegenstück bietet I. Chronik
V, 4: Sühne loels waren Schmajah sein Sohn, nnd
ahnlich 6, 7; 7, 3; das. 10, und doch ist dort ein sehr
einfacher Stil. So ist die früher schon besprochene Hen-
diadys, worauf wir bei einer andern Gelegenheit noch
einmal zurückzukommen gedenken, schon in den Büchern
Mosis. S. 1 Mos. 1, 14; 3, 16, und da ist doch wahr-
lich keine Künstelei. Der Verf. tadelt Cicero Arat. 248,
weil er circus für „Kreis" gebraucht habe, da das Wort
für Circus Maximus so ständig geworden sei, nnd zweifelt
an der Lesart circus C. n. d. 2, 16. und 18, de rep.
6, 15. (18. wird Druckfehler sein), aber wahrscheinlich
sagt auch Att. bei N. s. v. circus (ambitus, gyrus): Quot
luna circos . . . institit, und sollte ein Berliner Dichter
nicht singen dürfen, er ruhe im Schatten der Linde,
ohne bei Berlinern gegen die Sprache zu Verstössen?
Doch — zurück zu den romanischen Sprachen, — End-
lich erklären sich nämlich auch aus den rom. Sprachen
Constructionen, wie V. Aen. 2, 6: Quis talia fando tem-
peret a lacrimis, da man sie zuhaufe im Italienischen
wieder findet.
65
66
Viertens, es gibt in jeder Sprache nnorganisclie Ge-
bilde, Vcrschiedcnliciten, Abweichungen und Einzelheiten,
welche, «venu auch gegen regelrechte und pros. Auffas-
sung' rerstossend, den Genuss eines Dichtwerks niclit
stören, ja oft gar, aus Dialekten und früheren Zeiten
aufgenommen, tcnhie Bereicherungen der Sprache hcissen
können. Wer gebraucht in ileutschcr Prosa gern die
gespreizten Fornieu uiit dem schwindsüchtigen e, wie
„lasset, gicbet" u. s. w. ? Und d»ch sagt Herder in ».
Cid (wir haben die Prachtansjjf mit Raudz. von Eng.
Neureuther. Sfuttg. und Tüb. Cotta-lS38. vor uns) S. 2
schlaget, lasset, S. 14 folgeten , S. Ki sähe, S. 29 be-
gehrete, S. 32 und 35 dem Herren, S. 48 führete, S. 53
zerstrcuete, S. 84 Königes u. s. w. ; Voss (Or. Verw.
Orithyia)V. 2- den geliobeten, V. 16. gewülbote Klüfte etc.
— Wer billigt Gothe's „Tag- und IVächten", gegen inn-
ond äussern Feind ; in jung- und alten Tagen (Iph. auf
Taur. VI; Tischlied; Son. „Char^de") Herdcr's Hünd-
nnd Taublein ( Volksl. S. 62), Sjpee's: hart- rauh -ge-
EHUngenes, Thal- und Waiden, wie dergl. oft in der
Trntznachtigall lorkümnit; Jacobs (Aurora): „Die Pfar-
rinn' ? Welche Verichiedcnhcit in der Rection der neu-
hochdeutschen Präpositionen! Wer sagt mit Tieck „den
Fels" (Ariou); mit Stollb. ,,Ton Naiarra's Fürst gesandt
(die Büss. ), mit Schiller „den Held" (Nänie), mit Her-
der (Cid ISO- 164.) ,, einem Held; ohne Hirt"; mit un-
serem tiefsten Sprachkenner Grimm (Mjth.) S. 202 „einen
Äleusch; dem Held", mit Rückert ,, meines Vettern" (?)
Edclst. und P. Wer kennt nicht die verschiedene Bie-
gung des Wortes „Bauer"? Grimm schreibt das. 166.
„von einem Bauer'-, Arndt das. 5l9. ,, einen Bauer",
Schiller ,,dcs Bauern Handschlag" (s. Gützinger , die d.
Sprache I. Stuttg. 1836. S. 536. 543-). Wie nngewiss
ist bei uns die Beugung der Eigennamen, zumal der
adeligen? Wie willkürlich beugen deutsche Schriftsteller
die Bezeichnungen der Wcltgcgcnden , indem sie <liesel-
ben mit denen der Wiude vermengen! Richtig sagt J. P.
(Titan 1, 234): ,;Dic italienische Nacht hangt über He-
gperien nicht weit vom warmen Monde einen vergoldeten
Abendstern jV« blauen Westen auf"; Güthe (Hegire) ,,iDi
reinen Osten"; dagegen Rückert (gcharn. Son.): ,,lhr
Söhne Preussens aus dem West und Osten"; J. v. M.
in s. Darstellung der ersten Gestalt des Schweizerlandes:
,,In Süd und Nord stand grundloser Sumpf"; Seh, (H.
und Leander) „aus Nord's beeisten Hallen"; Schenkend.
(Br. in d. Heim.) „im hohen Ost"; Freiligr. (Odj'sscns)
wieder: „Tief im Süden." Vergl. Grimm Gr. 1, 7(t3.
und Viehoffs ,,Ausg. Stücke" II, 273. Gütho sagt im
Fanst „ihr vergehen die Sinnen" ; ,,von englischen Ge-
müthen" (GeJieimschrift); ,, menschlichen Gesclileclifen"
(Hegire), wozu ihn jedesmal der Reim einladen mochte,
aber auch Stollb. (V. v. Paula S. 1 54) sagt: „die Ge-
schlechte." Wie steht es mit den in nusern Gram, fest-
gesetzten verschiedenen Geschlechtern oder Pluralformen
mit verschiedener Bedeutung? Die Gr. sagt: der Bund =
Bünduiss, das B. z= Bündel; Grimm aber a. a. O. 542.
(zweimal) „der Schlüsselbund"; ferner 538. „sein Sc/iilJ
an einen lanblosen Baum hängen" und „seinen Schild",
— vielleicht absichtlich der Urkunden wegen — ; Fr.
Schlegel: Bei Andernach am Rheine liegt eine tiefe See:
Zeitschr. f. d. Alterthumsw.
Götho (Faust): den Gift; J. P. (Tit. 4, 262.) „den
stärksten Gift kochen"; Rab. (Sat. 2. Thl. 1777)8.20:
„Das Schrecken"; Spiudler ( Inv. 4, 310-) „meinen
Schrecken" und ahnl. Jacobs (Aurora); G. (Harzreise 79.)
„der Scheitel"; Schlegel (Pvgmaliou 30.) ,,von der Schei-
tel''; Knebel (H. an die Erde): ,,^ on des Kordpols ei-
siger Scheitel"; Krum. (d. Stimme des Gewissens): „Die
Pflege eines kranken Kindes hat all mein Verdienst ver-
zehrt" (^^ all meinen); Campe (Neue Samml. luerkw.
Reiseb. 7, S. 41): „Man bauet ijuer durch ilen Flusn
eine Wehre. A. i. eine Erhöhung, bei der das Wasser
oberwärts sich stauen, dann über die Erhöhung mit Ge-
räusch hinabstürzen mnss"; Kind (d. dankb. Sohn) „das
feurige Wehr" und ebenso Schiller; die W. rz Waffen;
Göthe (Götz): die Aergcrniss, Uhl. (2. Aufl. S. 3'.)2.
Ged.): „Die Verderbniss"; Stollb. (V. v. P. S. 132) der
Bündel; Seh. (Herk. und P.) das Estrich; Haller (Alpen):
,,Das entfernte Thal trinkt ein beständiges Thau"; Klopst.
(Gelehrtcnrep.) S. 320. 325: „in eine»* Perioden; das.
297. der Brill. Vergl. auch die Pistole und das Pistol.
In allen Sprachen gibt es auch Wörter, wie die Oehrc
und das Oehr (wenn ich emsig und schnell Nähnadeln
sodann einfädelte , fand ich das Oehr nicht — Platcu).
Vergl. Schwalbe baut ihr Haiis aus feuchtem Lehmen
(Rück.); das Scheit (ders. vom Bäumlein, das elc); vom
Zehe (Neumann, d. Riesen u. d. Z.). Merkwürdig ist
auch: „Aus alle dem" (Less. Fab. 4. Aufl. S. i 13) ; dem
allen (Halem, die fllähr von Aucassin und Colctte); von
allem dem (Rab. a. a. O. 13.); diesem allen ungeachtet
(Klopst. G. R. 112.). Ueber Plane und Plane; Bogen
und Bögen (Haller: Ein ganz Gebürge scheint, gefirnisst
von dem Regen, ein grünender Tapet, gestickt mit Re-
genbögen); Kästen (J. P. Tit. 2, 137-) und Kasten und
dergl. dürfen wir nicht weitläuftiger werden. Vor Allem
bedenke man doch, dass wir kaum einen Commentar zu
eiuem neuhochd. Schriftsteller haben , wo nicht sprach-
liche Sonderbarkeiten bemerkt wären , und das ist den
Lateinern auch so gegangen. Man lese Quiut. 1, 8. Doch
sind wir weit entfernt, alles Ungewöhnlichere für Ver-
derbniss zu haKen. Wir finden es z. 15. nicht sonderbar,
dass caseus neben caseum bestand. Caseum ist durch das
vom Hrn. Verfasser Beigebrachte als übliche Form ver-
bürgt genug — wir fügen noch als Beleg caseum mollc
— Pompon. bei Charis. 1, p. 60 — hinzu, aber caseus
niclit minder. Ist dann V. de 1. 1. 4, 22, r. r. 2, 11. 3.
PI. Capt. 4, 2, 71, Poen. 1, 2, 154. und J7T. nicht Ge-
währ genug? Wir haben freilich eine schlechte Ausgabe
des ^'arro vor uns, finden darin aber noch 1. V. de 1.1.
E lacte coacto caseus nominatus ausser der obigen Stelle
4, 22. Ebenso sicher stellt pilens durch PI. bei F. Das
Diminutiv gibt, so viel wir sehen, keinen Ausschlag, da
sich auf die Noniinatii form nicht schliesseu lässt. W^ir
möchten aber hier, um ilie Unbestimmtheit des Geschlechts
und der Declination in der alten Sprache und dem Volks-
dialekte schlagend hervorzuheben, Folgeiiiles bemerken.
PI. hat crassus corius, corios biibulos neben fiet tibi pu-
iiiceum coriuni (Poen. 1, 1, 10; F. s. v. ; Rud. 4, 3, 6l;i
sind daran die Epiker schuld? Hat ferner nietr. Noth des
dakt. Verses es veranlasst, dess Lucil. und Pomp, hat
forus = forum; Lucil. und PI. nasuni = uasus; Liv. Andr.
G7
68
corDifronirs armcntas, Giiii. vastos epccus, uniianfoin saluui,
nulla metiig, raeiiiontao, siiblatao lapides , rectns ciipres-
308, ouinpoi fretiim; ^iaev. iteris , aiiinis iuQexa, oiniiis
arvas , cepaui und cepe eilciidu (Prise, (j. p. 6St), herein
(r:z Iiereilein) , socro <uo , collus, faroniein per frctiiui ,
ad imiiui giitturoin , Att. a socru »uo , aiitiquam aniiiem,
aofrat'ta, altus niasc. (Cliaris. 1, p. (il); ( — ^rata lard»
hat Prise. 6, p. -683 aufbetvalirt); Nor. und Pomp, meam
in penuin; Tiirp. und Caecil. glabrnm tapeie ; Atta: cum
priinu hici (fi. v, anspic.), dcsoluta crine ; Pomp, und
Caec. bunc Collum; Caec. fronte hilaro (Gell. 15, 9, der
ans Cato I. V. Origg;. aequo fronte, recto fr. anfiibrt) ;
liiiari Schema (Prise, ti, p. 67',)); caudclabrum ardentem
li^neura; adicientem compitum ; Afr. in penum herile ;
Lab. Pjthagorcam dogmani (Pr. 3, p. ()7y); ex lanicia
Attira ; Titin. frontem fimbriatum, lens niasc. u. s. ir. ?
Wir bemerken übrigens hier ein- für allemal, dass die
Kritik gegen eine einzelne unserer Angaben was zu erin-
nern haben kann, sind aber überzeugt, dass dieses für
unsern Ztveck Nichts verschlägt. Man sieht, was wir
erreichen wollen. Zum Beweise aber, wie auch im class.
Zeitalter einer Sprache wohl immer ähnliche Abweichun-
gen vorkommen, »ollen wir nur daran erinnern, dass die
franz. Akad. auch an ihren gefeierten Dichtern Manches
aussetzt. So sagt auch, was freilich sich nicht auHs
Geschlecht bezieht, übrigens liierher gehurt, die franz.
Gramm, z. B. Franceson 1828- S. 113: Man kann nicht
sagen: „J'ai ru quelques - uns" und doch sagt Massillon
(serm. sur riiumanite des grands enrers le peuple): Si
Dieu en elive quelques - uns , c.'est donc pour etre l'ap-
pui et la ressource des autres. Cf. Sainte- Pierre P. et
V. p. 117. — Vergl. auch du Paty (Le Capitole): „Hier,
en sortant du Pantheon, J'ai ete au Capitole"; Pascal
(Pensees . . p. 182) : En icrivaiit nia pensoe eile m'echappe
quelqnefois cf. Saint- P. cbaum. Ind. p. 203. 224. Doch
kehren wir zu unserm geehrten Hrn. Verf. zurück. Cli-
peus ist neben clipcum durch V. I. I. W: propter inau-
ratos rcgios clipeos ; C. fin. 2, 30: saivus clipeus: Lif.
9, t9. verbürgt, ja ohne Zweifel in Prosa die classische
Form; vergl. Enn. bei Varro 1. 1. ß. p. 80 (98). Son-
derbar ist des Verf. Verniuihung, die Epiker hätten die
Bedeutung von stragnlum der vestis übertragen, dann aus
Noth stragula adj. gebraucht. Vestis steht aber in der
Bod. ,, Decke , Teppich" für <lie class. Prosa fest, wer
weiss dann nun und kann auch nur glauben , dass die
Ep. diesen pros. Sprachgebrauch gcschalfon haben? S. C.
or. 1, 35, Phil. ■>, 27, de fin. 2, 8. Und C. Verr. 3, 7.
hat gar vestis stragulae. Stragnlum stammt ohne Zweifel
von sterno , stra - , wovon stragos gebildet ist, wie seges
»on sero, se- (rergl. semeu). Wie aber iaculum eigent-
lich das subst. gebr.iuchte Neutrum ist — vgl. rete ia-
culum bei Plaut. , so ist es auch mit straguhim und die
vestis macht daher gar kein Bedenken. Aehnlich ver-
halt es sich mit iugulum, oftonbar der pros. Form. Aber
der Dichter wälilte das Masc. , wozu , wer will , mit
Scbeller locus ergänzen kann , und der declamirende
Quiutilian brauchte wahrli<'h nicht sein iugulus von den
Epikern zu holen, sondern ihm stand dieselbe Quelle
offen , ans der es jene geschupft hatten. Auch baculus
und baculum , wovon wieder das letztü class. in Prosa
ist, erklären wir so. Ks stammt von ba- ßdui- wie
straguhim von stra. Ein (scipio) baculus gab eine neue
Beziehung und desshalb wählte es der Dichter. Aehn-
liche Rechtfertigung finden Maenala, Diudyma u. a. Die
Namen der Berge sind nämlich männl. Geschl. nach der
Analogie von mons. Wie aber der Dichter im Deutschen
sagt: Die ehrwürdige Jerusalem, im Lat.: Oete nemoro-
SHS, altus (Ov. M. 9, 204; 165.) altus Pelion (7, 224.),
Praeneate sub ipsa (V. Aen. 8, 561.): so kann er auch
wegen des Reizes der Neuheit sagen: Maenala (iuga),
Massica (V. Aen. 7, 726), wo sich der Plural aus dem
Begrifle von iugum leicht erklärt. Vergl. Caes. b, g. 7,
36: omnibus eiua collis iugis. Was Tartara angeht, »o
ist es undenkbar, dass der Dichter es aus metr. Noth
gewählt habe. Er hatte ja Orcus , Erebus und manche
Umschreibungen. Aber TaQTaQa hatte ja schon das
Griech. und wir könnten uns im Geiste des Verf. wun-
dern , dass sich in lat. dakt. Versen nach Find. Pyth.
1, 15. nicht Tartarus ima, atra .. findet. Aehnlich ist
es mit carbasus, carbasa und i] xaQTiaaog, rä y.ccQnaaa.
Pergama gebraucht schon Enn. in iamb. Versen (N. v.
aequiter) und wir müssen gestehen, dass wir wohl Per-
gamum (Nominat.) bei Seneca kennen , aber nicht Per-
gamns. Auch colocasia ist schon im Griech. sächlich,
und überdiess hätte es sich nicht verlohnt, wegen dieses
so selten vorkommenden und allerdings eiufügbaren Wor-
tes der Sprache ein gesetzwidriges Geschlecht anfzu-
bürden. Dass die Ep. für ostreae und ostreas ein ostrea
gewagt hatten, und dass erst daraus ostreum und ostreoruui
geschlossen sei , ist eine gewagte Vermuthung (S. 46)«
Freilich hat Luril. Lei Gell. 20, 8*. Luna alit ostrea . . .
und bei N. ostrea nulla fuit, wie ähnlich Turp. Afr.
Varr. , aber auch PI. h. n. 32, 21. hat ostrea adversan-
tur, Mart. 7, 19, 7, wenn wir nicht irren, ostreorum.
Ohnehin lag das griech. oOtoEOV nahe genug, dass schon
desshalb der Dichter vorsätzlich das Neutrum wählen
konnte. So ist es aucli höchst verkehrt, wenn Ur. Köne
es den Dichtern verargt, Ostia nach dem nat. Geschl.
als neutr. pl. zu gebrauchen, weil man es als weiblich
zu gebrauchen angefangen hatte. Wir rechnen es eben
dem Dichter zum Ver<lienste an , wenn er einem todteii
Namen durch Zurückfährung auf die ursprüngliche An-
schauung wieder Leben gibt. Ebenso arg ist die Ver-
muthung , phalerae sei des Verses wegen in's Feniin. ge-
setzt (S. 55). Hat nicht auch C. Verr. 4, 12, 29. das
Fem., und welcher Epiker vor ihm hat ihm das Sprach-
gefühl verdorben? Deliciae, cxuviae . . sollen durch der
Epiker Begünstigung muthmaasslicher Weise Plurallorm
erhalten haben. Nun freilich, was ist nicht Alles mög-
lich? Aber a) gab es, meine ich, ebenso viel Dichter,
welche in nicht dakt. Versmaasse schrieben, und wolleu
wir sie so heruntersetzen, dass sie auf Feststellung des
Sprachgebrauchs keinen Einfluss gehabt hätten? Es gab
b) immerhin eine Prosa, welche sich gegen die Poesie
behaupten konnte. Wer von uns schreibt sofort Rückert
nach (Edelsf. und Perle): „Ich achtete sie als Geschwi-
ster, aber nur als s</>/e" u. a. der Art? Wir müssten
wahrlich den aufkommenden Epikern, zumal dann, wenn
sie der Sprache Gewalt anthäten , einen fast tyrannischen
Einfluss auf die Umgangssprache und die Prosa überhaupt
69
70
zDSchreiben und allen andern Rednern und SrLriftstellern
ziemliche Kopflosigkeit zutrauen, wetiii tvir in manchen
Fällen dem Verfasser glauben noiltcn. AVenn derselbe
sagt, ein späterer Schriftsteller, der dieses oder jenes
Wort in irgend einer Form gebraucht, habe es den Epi-
kern entlehnt, so künnen wir ebenso gut umgekehrt sagen:
Die lat. Sprache war dem dakt. Versmaasse so xoider-
spänstig nicht , und dass dieser spätere Schriftsteller
diese oder jene Form gebraucht, wo sie zufällig ein
Früherer nicht gebraucht oder sie in verlorenen Werken
gebraucht haben mag, das ist uns Bürgschaft für die
Rechtmässigkeit und Uebliehkeit derselben, c) In un-
seren) besonderen Falle war delicia und delicium dem
daktjl. Metrum so widcrspänstig nicht, dass Versnoth
hätte zn ungebührlichen Abweichungen Anlass geben kön-
nen, d) Hat nicht schou Tit. (Ji. de n. et cas.): meae
deliciac, PI. Poen. 1, 2, 150: Enimvero, here, facis de-
licias und dass. 1(35- Und induriae Alen, 1, 3> 9. neben
exuviae, das auch Acc. bei N. 8. v. bati Uebrigens hat
auch C. Dianil. IS. exuriis. Wenn der Verf. meint, re-
duvia sei , weil es wegen seines Begriffes wohl nie die
Ehre gehabt habe, einem Epiker zu dienen (S. 41), im
Sieg geblieben, so bezweifeln wir das , denn wir meinen,
Tit. bei F. s. F. halic es mit singular. liegrilTe gebraucht;
Lassitudo conserrum, redudae flagri. Noch weniger hal-
ten wir die V^ermuthung, vespere sei Nothform und da-
her lesperi nicht Abi., sondern Genit., wie in quotidie,
für begründet, denn man erkläre dann einmal PI. Rud.
1, 2, 91» Mel. 4, 2, 5: Si de iliarum coenaturus ves-
peri es, qui de vesperi vivat. Auch C. Att. 11, 12. steht
ohne V'ariante vespere. Oliva soll auch blosse Zwangs-
form sein S. 42, und der Verf. findet es sonderbar, dass
C. n. d. 2, 8, 22 ; 3, 18, 45. so geschrieben hätte , da
er sonst olea brauche. Aber olira steht noch Vulg. Ps.
127; Col. hat es, PI., Hör. epod. 2," 56. und durch die
Ableitungen olifctum (C. N. D. 3, 36i agr. 2, 25!!);
olifitas, olivarins, oliiare, olivnm (PI. Ps. 1, 2, 76?;
1, 3, 67.). Auch die Verdächtigung von iugere ist unge-
hörig. Wir lesen ingeribus V. 1. 1. 4, obwohl r. r. 1, 10.
iugeris, aber Orelli hat auch C. Verr. 3, 47. zweimal iugere ;
iugerum kommt mehrmals vor, und womit lässt sich iugere
PI. flien. ,"), 5, Ij. verdächtigen? Freilich kann iugerum
die contrahirte Form sein, statt, dass man gewohnlich r
einschiebt, wie wir dann auch in Coelicolum nichts Ta-
delnswerthcs finden. Zwar ist diese Genitivbildung bei
der zweiten Declin. häufiger, wie dann divom, socium
schon im Saliar. Licde und im «enatnscons. de Dacch.
vorkommt, aber PI. Trio. 2, 4, 23- steht drachumarum
Olympicam; Alf. (Macr. S. 6, 5.) caprigenum; im Briefe
des Lent. (C. fam. 12, 15, 2. Orell.) doum millium am-
phorum, C. agr. 2, 19. Phaselitum , Col. amphorarnm
septenum vergl. V. 1. 1, S, 49. — Sehr verdienstlich
sind des gelehrten Hrn. Verf. Untersuchungen über den
Abi. der dritten Declin. auf i und den Genit. auf ium,
über die ürspninglichkeit des i in manchen Formen und
die Abschwäfhung in e und um, wir müssen aber auf
das Buch selbst hinweisen und es dem aufmerksamen
Studium empfehlen. Dass die Formen meusinni, sediuro..
nicht anzutasten sind, ist ausgemacht; zu dem Abi. der
Adj. auf -er fügen wir noch uberi S. Med. 380- hinzu.
Aber bemerken müssen wir auch hier wieder, dass der
Ursachen, wodurch eine Sprache unorg. Formen aufnimmt,
gar viele sein können , dass die lat. Sprache bei ihrem
Streben, einen vom Dat. geschiedenen Abi. zu haben,
zur Abschwächung sehr geneigt sein musste ; dass den
Dichter nicht bloss Noth oder Bequemlichkeit , sondern
auch der Wechsel der Vocale , der V/ohllaut überhaupt
und das Streben nach dem Aichtgemeinen zur Wahl einer
Form bestimmt; dass endlich bei den nicht im daktjl.
Versmaasse Schreibenden gar viel hierher Gehöriges vor-
kommt. S. sapientum C. n. d. 1 , 9, 23. adolescentum
PI. Pseud. 1,3, 130, wahrscheinlich ardentnm Att. bei
N. s. V. seges ; cnelestum ders. bei C. n. d. 3» 27; ru-
dentum Pac. (C. fam. 8, 2, 5.); vergl. noch H. od. 3,
5, 53. clientum neben clientium 3» 1, 13; parentum 2,
20» 6; fugientum 3» 18; nocentnm ad Her. 4, 34; aedes
deum consentam V. 1. 1. 7, 38, wornach K, S. 134 *)
zu berichtigen ist, sowie S. 90 (auch Zumpt S. 62-
8. Ausg. nach C. 1. agr. 2, 25, wo trnce steht. Vergl.
H. od. 3 , 14). Von Maecenag bemerkt Chans. 1. a. f.,
dass er in secundo dialogo volucrura gebrauche; locuplete
steht C. Verr. 4, 12. Vgl. K. S. 128. Ueber das Ge-
schlecht von dies, finis u. a. haben wir Nichts zu sagen,
die Dichter (nicht bloss die epischen) waren bei ihren
Abweichungen vom Gebrauche der Prosa in ihrem Rechte.
Für den Sing, tibia fuhren wir an ausser C. Tusc. 1, 44,
107. noch Varro bei Serv. ad Aen. 9, 61^^: Tibia Phry-
gia dextra unum foramen habet, sinistra duo und V. de
r. r. 1, 2, 15: tibia dextra . . .; tibia sinistra; Hör. od.
3, 7, 30; 1, 12, 2 ; 3, 4, 1. n. s. w.; für balnea Pomp,
bei N. V. forum und balneola bei C. fragment. S. 484.
(Orelli).
Fünftens. Die Elision ist bei den Epikern eine so
arge oder gar barbarische Verstümmelung der Sprache
nicht, wie der Verf. meint S. II. Denn a) ist sie e»
bei, den Epikern , so ist sie es auch z. B. bei PI. Trin.
3, 2, 57: Esse, agrumque habere; egere illam autem ,
nt me mcrilo oderit, und ist es auch b) bei ilen griech.
Dichtern. Wir nehmen Soph. Ant. In den ersten 100
Versen sind über gO Elisionen und darunter solche, wo-
durch Pronomina zn einem Cons. abgeschwächt sind und
viele, wodurch die wohlklingenden Vocale a, o, <ii , i
in Vcrbalformen , Hauptwörtern und Partikeln verstüm-
melt sind. Wir nehmen die Ode der Sappho an ilic
Aphr. Sie enthält 28 kurze Verse und 23 Elis. Wir
nehmen Pind. Ol. 12. Sie zählt bei Dissen H) Verse
nnd hat 1 ] Elisionen. Wir vergleichen endlich die ersten
50 V^erse der lliade mit den ersten §0 der Aen. In
jenen finden wir 44 El., in diesen ,32, also in der Ilias
neben der Syni/.cse 12 El. mehr. Unter diesen 44 Elis.
ist I6tnal a ausgefallen, ö mal O, einmal i und 22mal£;
in der Aen. .3 mal a, 4 mal o, einmal ae, einmal i, lOmal
um und am, I3mal e und zwar 1 1 mal que oder ne, da-
gegen in der Jliad. 13nial de oder xf, und 9mal a von
Casnsendnngen. Der Hauptunterschied l>esteht darin, dass
mehr lange Vocale im Latein verstümmelt werden. Aber
das findet bei aller Schärfe der lat. Aussprache (Säet.
N. 33.) wegen der Menge der langen Sviben und wegen
des Accentes seine Rechtfertigung in der Vulgäraussprache.
Konnte ja der Ausruf einer Obstiiändlerin cauneas für
5*
71
72
cave 110 eas fonommcii «rnlcii. Vielleicht waren auch
die Vocalo iles ALI. und des Adverbs urspriiiit^lich kurz
mit aiislauteudein d, ivelches in den ältesten lat. IMiinu-
uienten noch rorkomuit, denn wo im Auslaute ein Con-
sonant ist ausser s, ersriieint der Voral fast immer als
ein kurzer, z. B. (Ts, fit, auil is, aiid it, anias, aniatctc.
c) Was insl)eson(le^o die Stutziinjf des m hofrillt, so ist
zu bemerken, dass sie in der lat. Wortbilduiifj häufig
jjeiiiijj vorkommt, z. B. aiiimadverio, cogo, cnpia, co-
haereo, coeo , roorior; das ilio hebr. Sprache den Plur.
auf 2— in der Zusammensctzunj^ (st. coiist.) in i— über-
sehen lAssf; dass in alten lat. Inschr. dieses m schon
fehlt, z. B. in denen auf die Eroberer Korsikas (Grotef.
t»r. 2, 2.IJ0 oino, duonoro optimo . . viro , Scipione,
Corsira Aleriaqne urbc, Alles mit fehlendem m ; dass gar
nach Q. II. p. !S3 (Uip.) (>erj;l. C. orat. 44. und 4j.!!
ad Her. 4, 12, 18.) derartige Elisionen vom Sprachge-
brauch gefordert wurden; dass die firicchen ilieses m
gar nicht in ihren Auslaut aufgenommen haben, wie sie
dann selbst den Namen dieses i5nc!iät. aus mem in fiv
verstiimuiclten ; dass die Lat. in den cnncursus vcrborum
hinlcas voccs aut asperas, nemo ut tarn rusticus sit, qui
vorales nolit couiungere, sehr .ermeidend, gar in den
Genit. der ersten , zweiten nnd fünften Decl. ein r ein-
schoben (vergl. auch eorum etc.), den Genit. der fünften
auf ei nicht gern gebrauchten, das ni der vierten gern
in u zusammenzogen, ii im Genit. und Perf. vereinten.
Uebcrhaupt macht sich Zusammenziehnng vielfach in der
tat. Wortbildung geltend. Vergl. magnopero, tantopere,
dego, demo, p^onlO , sumo, proles (pro-oles), pono (por-
sino), nullus, nunquam, nemo, nihil und gar nil, sobrius
(se-cbrins nach socors ; pondus; fors (fero) und forma
(fero) wie fortuna, fortis; divortium , extorris (terra)).
— Wir gestehen aber d) zu, dass die bei uns übliche
Lesung der Elision oft recht barliarisch lautet, glau-
ben jedoch niclit , dass die Lateiner so gelesen haben.
,, Biegsamem Organen" sagt Bisclioff (Gr. S. 350) ,,wird
die wahre Alissprache anch heute noch gelingen, nament-
lich Italienern, deren Vortrag des Gesang- Recitativs znm
Muster dient, z. B. lieta c innocente _ | — V — V, wo
ta e in auf Eine Note kommen." Konnten ja die Grie-
chen gar den Apostroph hörbar und dessen Auslassung
in dem bekannten Verse des Eurip. lächerlich machen!
•^ Und was wollen wir dann c) von der Aussprache des
Franz. nnd Engl, halten? — Was die Si/iikope . . . an-
geht, so erinnern wir, dass vielleicht selbst nenfer ans
ne-quutor entstanden ist, und dass sie in einzelneu For-
men selbst in der Prosa erscheint. Vergl. caldus, valde,
hcrcle (C. or. 3, 22.) i Jupiter, juglans n^ Joviglans,
cunctus z^ covinctus (?), sella (n; sednla), lapillns (=:: la-
pidulus, vgl. pelluviae rr: peilluviae, cadamitates, dacrima
n. g. w.). Im Saliar. Liede heisst es; üivoni exta cante
Z^ canite, auf der col. rostr. poplom nnd häufig bei Fl.,
z. B. Amph. prol. lOl ; t, 1, 103; Asin. prol. 4; Cas.
.3, 2, ()• um! iei den homi/cern kommen Beispiele genug
vor, wo animus , propere, abitu zvieisj-lbig, ilivitiao (PI.
Trin. 3, 2, bi'h Ter. Heaut 3, 'J, 10.) dreisilbig zu lesen
ist. Oraclo steht in Jamben C div. 1, '^>t ; bei Enn. in
lamben gar noinus := novinius (Diom. p. 3,S2. 1. 1.). Dass
bei Uoiner Aehuliches vorkommt, ist bekannt. Was ins-
besondere das vermittelnde u angeht, so mnss man bemer-
ken , <lass CS schon in der Wortbildung bald stellt, bald
wegbleibt, vergl. tegumentum und pignieutum. Obwohl
es also ausgemacht ist, dass der Epiker bei solchen For-
men nicht eigenmächtig verfuhr, so wollen wir iliesolbca
doch keinrsivegs für die Glanzparlieen des epischen Ge-
mäldes hallen, aber fragen wollen wir, ob es uns we-
sentlich stiirt, wenn Herder (Cid S. 93) singt: „Solches
ist der Kön'ge Schicksal." Vgl. beleid'gen 7.5, Einz'ger
105. Härter ist 103: Hut' dich, 102: Eu'r Vasall, 141:
Fcu'r; ein' Burg (Schenkend. Br. in d. II. Str. 9.); der
Zeug' trete vor ihn (Seh. Herk. und Pomp.) u. a. Vgl.
klug i:: geliig, gringe nnd das semit. Schwa. Aureo
war dem Lateiner so auflallend nicht, da er ja Lucipor,
ftJarcipor sprach für J)I. puer. Auch fore aus fuero ge-
hört hierher. Dass die Znsammenziehung des Genit. ii
in i von den Epikern ausgegangen sei, mochten wir mit
dem Verf. S. 35 nicht vermnthen. Einmal liegt sie an
und für sich den Organen nahe genug, und dann, wo ist
aus den ältesten Schriftstellern der Lat. ein sicheres Bei-
spiel von ii (s. Schneider 3» 59.), während Att. bei N. v.
Stupor sicher hat consili, vergl. T. Hec. 4, 4, 93. und
Enn. bei C. or. 1, 45; PI. preti , flagiti, infortuni, com-
pendi, negoti u. s. w. (M. gl. 2, 1, G7 ; 2, 6, 29; 3,
2, 51; Poen. 1, 2, 139; 1, 2, 1 n. 3; T. Andr. prol. 2;
Enn. bei C. Tusc. 4, 33.) etc. Was die übrigen Deh-
nungen und Kürzungen der Svlben angeht, so zeigen sie
sich a) vor Allem in Eigennamen, wie auch bei den
Griechen und b) bei den Tragikern wohl mehr, als bei
den Epikern. Dass bei solchen Dingen jedoch nicht die
ungeregeltste Willkür stattfand, dafür bürgen Stellen, in
denen sich Lucil. Hör. Ovid. über unfügsamo Eigennamen
beklagen. AVegen der Verkürzung Aes illius etc. ent-
schuldigt der Verf. die Dichter (239) wegen der Wider-
wärtigkeit dieser Casusendung, die wir niclit wahrneh-
men. So könnten wir auch ".IkTao, ß/ovOucuv, Cft/JOio
vcrurthcilen. Solius linden wir nur sehr spät, z. B. im
Mittelalter .. s'öl ins ardens bei Grimm M_\lh. 175. Was
aber auch im Deutschen, vorzüglich bei Eigennamen, iu
mehrerer Hinsicht sich Dichter erlauben , weiss Jeder.
H. hat (Cid) S. 7: Dl-n II"ochmüthig en zu strafen; 11:
Zu B^iirgos; 12: Auf Mal'iKhieren ritten Alle ; 14: Einst
Pelagi~iis , dem ersten; 28: Tapfer: Spanien erziehet;
31: V7)n Castilien u. s. w. und Aohnlichos möchte sich
fast aus jedem beileutcnileu neuh. Dichter beibringen
lassen. So sagt Ramicr : Sem^le (Ino) , Proserp ine (Auf
c. Granatapfel); Götho niisst Ar aber (4 Gnaden), Herder
(Cid 54.) Araber, Aehnlich ist's mit Palast, Altar,
Kaflee (Gothe: v —, Hegire 22.), Blusik. Von Musik
sagt, wenn wir nicht irren, Klopst. in der G. R. , dass
die erste Sylbe stäts kurz sei, Opitz aber (Lebenslust)
singt: ,, Bitte meine guten Brüder Auf die Musik uud
ein Glas." Götzinger meint (d. d. Spr. Th. 1. S. 862),
unserm Gefühle seien Araber, Eph^ser, Galater durchaus
bequemer, als die geforderten Araber, Epheser, Gfilater.
AVir verweisen besonders noch auf Q. 1, 5. p. 37; über
die Quantität i\cs re und pro bei Zusammensetzungen aber
auf Schneider, der lehren kann, dass hierin weniger
Willkür ist, als es scheinen mochte, und dass diese nicht
bloss die Epiker angeht.
73
Sechstens. Wir haben jetzt zunärlist über dos Verf.
Conjugations- und Dcrlinationssystcni zu sprechen. Die
Einthrilung der Conjugatioii in eine starke and drei
schivache, cntsprccliend den grieili. verb. contr., ruhet
auf gutem Griiiid und hat, »ie sie mehrfach schon lorge-
srhlagen ist, so auch unsere Ueistinimung. Wir linden
aber, dass manche Vcrba tlicils schivarh, theils stark
gehen und »vir »erden Aelinliches bei iler Drrlination
finden. Ob nun die Epiker dieser Abweichung, die uns
philosophisch nicht befremden darf, Vorschub geleistet
haben, das hängt geschichtlich datuu ab, ob auch die
Nichtepikcr solcher Formen sich bedienten. Und dieses
lüsst sich grossen Theils nachireisen. Nach Strnres rich-
tiger Bemerkung findet sich die A'erniisrhung schon in
fodio etc. etc., wovon PI. und Cato noch fodiri haben.
Poteretur hat T. Ph. 5, 5, 2, poti Pac. bei N. s. v. ;
exorere T. Hec. '2t ii IG; exoritur PI. Ruil. prol. 4
C. rep. 1, 18; striderct Alt. bei Prise. 10, 5. p. 462;
feri'ere \tt. Tit. Afr. V'arr. ^fae^•. Pomp.; increpuit C. or.
2) 5, Cat. 1, 7; Pis. 41; concrepnit or. 48.; cnectus
div. 1, 2'J; '2, G'J; Tnsc. 1, 5. Att. (i, 1; discrcpuit or.
3) 30, wie A. anführt und Or. nach codd. gibt; in)plici-
tus Cacs. b. c. 3, 18. C. 3Ian. 7; cxplicitius Caes. b, c.
1, 78; explicuit Phaedr. 4, 6> 15; implicito C. inv. 2,23'
Dnd iuipliciscor PI. Aniph. 2, 2, 97. weiset ohne Zweifel
nicht auf iuiplicare hin , i ergl. proficiscor von proficere,
expergiscor von pergere, comminiscor, fruiscor, nanciscor
von nancere, nicht nancire, paciscor von pacere, oblivis-
cor . . . Wie nnu der Verf. 18Ö behaupten mag, bei
den Verben auf - plico sei plicavi, plicatunj in muster-
hafter Prosa, nie sie Cicero schreibt, allein gebräuch-
lich, das wundert uns. ÜNicht minder wundert uns, dass
der Verf. die Ep. auch wegen Formen wie audisti, au-
dierat angreift (S. 173 f.); denn Wir halten sie nach
nnserm jetzigen Cicer. Texte für auch bei Cicero ge-
bräuchliche. S. audistis C. Verr. 4, 39; doruiierint C.
n. d. 1, 9; audierit Cael. (C. fam. S, 2.) und ad Her.
4, 35; ncscierunt ib. 4, 3) (i- und gar 4,43. nmniit (?),
cxpedicrit C. agr. 2, 2ö ; süssem und ncscieram C. fin.
3, 2; quaesisse C. Verr. 2, 9; quaesierint de rep. ), 7,
cjuacsissent 1, 18 ; qnierim C. Att. 9, 10, consuessent Verr.
3, 7, 18. etc. Vergl. noch siris bei C. Tusc. 1, 44. u.
Klotz (Jahrbb. 1838. Febr.). Scharfsinnig ist die Be-
merkung des Hrn. K. S. 153, dass in diesen For-
men keine S_Tiikopo anzunehmen sei und scharfsinnig der
Erweis derselben; dass aber die vollen Formen jedenfalls
besser seien, kiinnen wir nicht einsehen, da wahrlich
ohnehin Scliiverfalligkeit genug in der latein. Conj. ist.
Ein quierim gewährt dabei noch den Vortheil, dass der
Accent auf der Stammsilbe bleibt. Betreffend das i in
dederis etc. geben wir <lcm Verf. nicht zu, dass es so-
wohl kurz sein müsse, wie in eris, erimns u. s. w.
(S. 161)) wir könnten sagen, es müsse ebensowohl lang
sein, als in sis, simns. AVir machen übrigens darauf
aufmerksam, wie hänhg dieses - is in der Arsis des er-
sten pentam, Ilalbierses vor folg. Vocale steht (s. Kai-
ser, Progr. von Brieg 1835) und vergt. nor"imus T. Ad.
2, 4, 7. (Reinh.) PI. Cist. 1,1, 12. und fuerTraus Aul.
4-, 6, 23; fecerimus Catull 5, lU. und die Gramm. Diom.
ond Prob. ; ferner vicerls Sjri sent. (ed. Both. p. scen.)
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491; miscucrls IL s. 2, 2, 74; vgl. Ov. Her. 7, 53,
Fast. 1, 17, Tib. 4, 1, 8. Wie nun die Lat. von der
Wurzel son- sowohl sonore (Att. und Enn. bei N.), als
sonare bildeten, so bildeten sie davon auch ein Snbst.
mit der blossen Endung us und ein anderes mit ablei-
tendem u, daher der Abi. sonn (Sisen. bei N. s. v.), oder
vielmehr da beide Anschauungen solcher Snbst. niöglicli
waren, so schwankte die Decl. im Einzelnen, und man
mochte sich gerade der st/irkercn Unterscheidung wegen
gern für den Gcnit. auf i entscheiden. Dieses Schwan-
ken bestätigt auch die Wortbildung, Von quercus kömmt
quereetum, geniculum von genu , artirulus von artns, ani-
ciila, anilis von anus, manipnlus, manica von manus.
Vergl. noch mcticulosns, Inctifirus, fluctiger, gradior,
gradatim und gradns. Ficus, colus, laurus, cuprcssng,
pinus, fastus schwanken mehr oder weniger zwischen der
zweiten und vierten DccI. Zudem kommt tumulti vor Lei
T. Andr. 2, 2, 28 (ed. R.) ; Hec. 3, 2, 21; PI. Poen.
1, 1, 7.1; Cas. 3, 5, 22; Sali. Cat. 59; Att. (bis) Afr.
Pomp. Turp. Enn. (N. s. v.); quaesti hat T. Hervr. 5,
3, 38; PI. prol. Poen. 95, Aul. 1, 2, 6; Caec. Pomp.
Titin. Turp. (bis) Varro bei N. ; sumti PI. Trin. 2, 1, 26,
Cas. 2, 7, 2; Cato r. r. 22, 3; Caec. Lucil. Turp. Varro
bei N. s. V. und Turp. ib. s. ». largitas ; senati (Q. ], ti.
p. 52: Senatus senatus senatui , an scnatus , senati, senatu
faciat incertum est und etwas vorher stellt er auf sonder-
bare Weise domus, anus, manns zusammen) C. in Q.
Caec. 5, Sali. Cat. 30. 3ß. PI. Gas. 3, 2, 6. Epid. 2, 2, ö;
Siscnua bei N. s. v. ; exercili Att. (bis) N. s. v. ; Varro
ib.; flucti Att. (bis), Pac. bei N. s. v. (cf. tluctisonns,
fluctivagus — [diess entscheidet wohl Nichts. M. F.]);
lucti Att. bis ap. N. s. v. ; aspecti ib. bis; aesli Pac.
ibid.; piscati Pomp. Turp.; porti Turp. ibid.; salti
Alt.; parti Pac; fructi Turp. bis ib., Cato r. r. 4,
T. Ad. 5, 2, Ki; adventi T. Ph. 2, 1, 2; gemiti PI.
Anl. 4, 5, 12; ornati T. Andr. 2, 2, 28, Eun. 2, 2, (i;
arci C. n. d. 3» 20, Varro bei N. s. v. ; icti Quadrig.
bei Gell. 9, 13; strepiti Enn. bei N. s. v; soniti Pac.
und Caec. ib.; vidi PI. Capt. 4, 2, 75; versi Prise, (j.
p. 712, vergl. versiculus. Hiermit sind Belege für Genit.
s. und N. pl. gegeben. Dazu kömmt caestis >'arr. ap.
N. s. V.; felis Att. ib.; versorum Laber. ap. Prise. (>.
p. 712 und ebend. versis; lacis (v. lex); pedatu (PI.
Cist. 2, 1, 50.) pedato Cat. Origg. bis ap. N. ; querco-
j-um C. fr. (Or.) 493. Hiernach ist einmal Schneider
3} 471*) näher zu bestimmen, sodann zu zweifeln, ob
passum (Luc. ap. Gell. 1 , 10.) u. s. w. nicht ^ denm
sei. Wir wenden uns zur fünften Decl. Der Verf. meint
S. 81, dass auser ctvta 18 Snbst. die anderen dichterisch
und zum Theil bloss als Notbform im Nom. vorlianden
seien. Dann werden aber die Texte unserer riassischen
lateinischen Schriftsteller noch gewaltige Umänderung er-
leiden müssen, und wiederum werden sich den Ta:lel,
eine Nothform fabricirt zu haben, auch die Nichtepiker
gefallen lassen müssen. Man vergl. alluvies, amarities,
barbaries, caesaries , caniiies, Calvities, colluvies, con-
geries, digeries, diluvi'es, cinvies, esuries, illuvies, in-
gluvies, leutities, luxuriös, macerics , materies , molliticg,
mnndities, neqnities, nolilies, pauperies, pigrities, pla-
nities, progenies, proluvies, segnitics, spurcitiea, tardities,
75
76
temperies, rastities, nigrities, tristitics, darities , intcm-
perics, uiuries. — Nun hat C. Vcrr. 5» IS- materies,
niateriem ohne Var. bei Or. und eben so hat Caes. b. G.
4, 1 7 und 18, wobei wir an die Worte des Verls. S. 40
erinnern, es verdiene ein Schriftsteller . . . harten Tadel,
ticMU er die sihtvaclie Form weiter declinire; fin. 5, 21 •
mollitici , Caes. b. g. 7, 77> eben so; munditiem (Nep.
Att. 13? Cat. 23, IS; luxuries C. Rose. Am. 27; esu-
riei (esuriel) Caol. (C. fain. 8, !•); maceries (Afr. bei
N. s. V,), V. r. r. 3, 5 ; niacerie; barbaries C. Brut. 74 ;
planities id. Verr. 4, 48; progeniein , progenie , progenies
bei Cic. Ter. fiep. Liiv. Colum. ; caesaries PI. m. gl, 1,
1, 64; canitie H. Od. 2, 11, 8; 1, 9, 17; diluriem id.
Od. 4, 14, 28; 3, 29, 40; collnrie Attic. (C. Att. 9, 10,
7'); illupie p. ap. C. Tusc. 3, 12- und ib. maeie, cf. Gell.
2, Ü- ibique congeries; illuriem T. Eun. 5, 4, 15; illu-
»ie Pac. bei Char. 1, p. 78; pauperiem PI. Aul. 4, 5, 13;
Enn. pauperie (N. s. r. evenat); Caec. bei N. s. v. pau-
pertas ohne Zweifel pauperie = pauperiei; Ter. Heaut.
1, 1, 59; Hör. Od. 3, 2, 1; 4, 9, 49. pauperiem; T.
Ad. 2, 4, 3. tristitiem; Att. ap. N. s. v. tarditie; spnr-
cities ohne Zw. Afr. N. s. r. spurcum ; PI. As. 2, 1, 6-
segnitiem cf. Trin. 3, 3, 67; C. orat. 1, 41; vastities
PI. Ps. 1, 1, 68; intemperies PI. Capt. 5, 1, 3; iotem-
periem C. Att. 4, 6, 3; cariem, carie haben Turp. und
Afr. bei N. im fig. Sinne. Von den hier nicht belegten
Wörtern kommen einige gerade Lei Vitr. Colum. Cels.
vor, was uns nach einer obigen Bemerkung für ihr Alter
spricht. Wir kommen nun auf den Genit. dieser Subst.
zu sprechen. So viel halten wir einmal für ausgemacht,
dass der Genit. auf e oder i sehr alt Ist. Wie alt sind
«ohi qnotidie, postridie? Ferner die Formel desPrätor:
Die noni .. . Gell. 10, 24? Die quinti, sagte Cato in
den Origg., die proximi in einer Rede ib., die quarti
Pomp., die quiuti Coelius. Fami causa, sagte wieder
Cato, pernicii causa Sispnna, nostrae progenii Pac. , pars
acii Alattius, luxurii causa C. Gracchus S. G. 9, 14>
Cäsar billigte nach Gell. a. a. O. huiiis die, specie. Und
wie alt ist wiederum tribanus plebi? Nun sage uns aber
einmal der Hr. Verf., wesshalb diese Formen ,, ver-
schrumpfte, verdorbene" sind (S. 84)? Wahrlich, die
Sprache geht nicht „an der für sie gemachten Leine"
(S. 1-13); sondern hilft sich selbst. War nämlich der Ca-
sus anf "ei ein so sparriger und klaffiger, so danken wir
der Sprache, dass sie sich selbst verbessert hat, und soll-
ten die Epiker dazu ^'eranlassung gegeben haben, so
würden wir gern den Hut vor ihnen abnehmen. Aber
das sn klangreiche Italienische wird uns wohl mit einem
Casus wie diei, fiiloi versöhnen können, und ein fiüch-
tiger Blick auf SchiUer's „Festgemauert in der £r(/era"
wird die Epiker wegen der Contraction des ei ein i oder
e oder vielmehr wegen der Anwendung einer alterthüm-
lichen Form rechtfertigen, gar beloben. Wir haben auch
gar kein Bedenken , bei C. R. Am. 45. pernicii oder -e
anzuerkennen, zumal da das oben beigebrachte pauperie
und auch esnrie die Zahl iler Beispiele wahrscheinlich
verstärkt, wegen welcher wir äuf Schneider 3,356. ver-
weisen. Wenn der Verf. 84 *) meint , solche Formen
könnten in der den Epikern nicht nachgeahmten Prosa
nicht gänge gewesen sein, so verweisen wir auf die oben
angeführte Formel des Prator, auf Cato, C. Gr. u. s. w,
und fragen, welchen Epiker diese copirt haben. Und
wenn Hr. R. glaubt, derselbe Schriftst. könne nicht einmal
diese , das anderemal jene gleichgeltende Form gebrau-
chen, so gestehen wir, dass wir uns jene beharrliche
Beständigkeit nicht wünschen, und wegen Cicero's füh-
ren wir die Worte Nicbuhr's ( Lebensnarhrichten etc.
Hamb. Perthes I, S. 510) an, indem vtlr vorher der Be-
hauptung Köne's S. 1') f. gedenken: „Diese und noch
andere . . . Freiheiten , welche sich die Epiker erlaub-
ten, um die Sprache in ein ihr nicht angcbornes Vers-
maass einzuzwängen , haben nicht wenig dazu beigetragen,
dass sich die latein. Sprache nach unil nach von dem
Wege, den sie ging, so weit verirrte , dass wir sie nicht
wieder finden .... Schon zur Zeit, die wir ille goldene
nennen, zeigt sich dieser verderbliche, durch Eitelkeit
oder Missgeschmack genährte Einfluss der ep. Poesie auf
die Prosa. Selbst der so gepriesene als preiswürdige
Cicero ist nicht frei von der Sucht, den Dichtern nach-
zuahmen." Dagegen Niebuhr: „Dass die Ungleichheit
des Stjis an sich kein Fehler ist und die Einfalt der
Chronik neben der Poesie in einem histor. Werke be-
stehen könne, möchte ich gegen jeilen behaupten; denn
es gibt Vieles, was nur durch die höchste Einfalt des
Ausdrucks erträglich, ja gut wird, und dann erhebt wie-
der die innere Anschauung den Ausdruck zu dem, was
man poetisch nennt. Thukjdides ist auf diese Weise
ungleich, so ungleich, dass schon alte Kritiker gezwei-
felt haben, ob das achte Buch von ihm sei: und wie
sehr Demosthenes in einer und derselben Rede! Muss
das nicht naturlich der Abwechselung der Gegenstände
entsprechen? Cicero ist sehr gleichförmig, ich denke
gerade nicht zu seinem Lobe." Nach diesen Bemerkun-
gen werden wir das Declinafionssjstem des Hrn. K. bes-
ser würdigen können. Er unterscheidet eine starke und
eine schwache Decl. Zur ersten gehören die Hauptwör-
ter a) auf US, b) auf a. c) auf um. Die schwache zer-
fällt ihm in zwei Abtheilungen, und die erste umfasst
a) is Genit. is, b) es — is , c) es — ei, d) s — is , e)
e — is, f) US — US, g) n — us; die zweite a) s — r
Genit. ris, b) n — o , is — nis , c) 1 — s — tis , d) s — dis.
Der Hr. Verf. hat die Mängel der alten Declinations-
orduung sehr scharfsinnig hervorgehoben, aber irren wir
nicht, so leidet auch die seinige an solchen. Zuerst
dünkt es uns ein kleiner Missstand, dass die alte fünfte
Decl. sich nicht näher an die starke anschliesst, da sie
durch den Vocal im Auslaute des Genit. und durch das
in den Genit. pl. eingeschobene r (urspr. s, vergl. lases
= lares im L. d. Arv. Brüder u. Q. 1,4; ferner: wesen,
was z^ war u. s. w.) gleichsam den üebergang bildet.
Ja, man könnte glauben, ein pernicii sei ganz analog
dem Neocli nicht aus pernicieis, sondern ans perniciis
gebildet, denn wir nehmen trotz Wiillner's (ürspr. und
ürb. S. 171) AViderspruch an, dass im Genit. sing, der
ersten, fünften und selbst der zweiten Decl. ein s abge-
worfen ist. Erinnert man an den festen Stand des e in
diesen Wörtern , so verweisen wir auf die Ableitungen
diarinm, glacialis, speciosus , rabiosns, und denken, so
gut wie in tabis, sedis (tabeo, sedeo) das e des Nom.
untergehen kann, ist es auch in pernicii möglich. An-
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78
«lers steht es mit res Ton reor und spes von speo (vergl.
gero — seo), worin das c staminhaft ist. Zwischen i und
e dos Geiiit. ist wohl kein wesentlicher UnlerschieJ, wie
die Vergleicbung von altcrnei im L. d. Arr. Br. erklä-
ren wird. — Es leidet aber die Darstellung der schwa-
chen Decl. noch an wesentlichern Mängeln. Die zweite
Stufe derselben bilden alle, „welche zur Bildung der
Casus die Consonanten r, n, t, d zu Hülfe nehmen" S. 24.
Hierunter erscheint nun agger. Aber wie aus coriiu wird
(cornuls) = cornus, so aus agger aggeris. üeberhaupt
hat der Verf. nach dem ursprünglichen Nom. seine Ab-
theiluog gemacht. Dem ächten Systeme sollte doch die
Art der Casusbildnng zu Grunde liegen. Nun ist bei der
alten ersten Decl. Endung des Nora, a, bei der zweiten
US, um, bei der dritten s oder eine lit. liqnida, bei den
Dentr. ist keine Noniinaticendung, sondern der Subslantiv-
stamm ist zugleich Nom. (vorgl. VieholF, Progr. ron Em-
merich 1833). Daraus ergeben sich 3 Decl. von selbst.
Die erste hat statt der Nominativendung a, im Gen. ae,
dann ae, am, a u. s. w. ; die zweite statt der Nominativ-
eodung us oder nni (die auf er, ir haben ns abgeworfen),
Genit. i, dann o, um u. s. w. ; die dritte statt des s im
Aom. is im Genit. mit Wiederherstellung des Veränder-
ten; die auf eine liq. endenden haben kein Nominativ-
xeichen , sondern den Substantivstamm, mit der Bemer-
kung, dass n häufig abgefallen ist und die Neutra regel-
mässig au den blossen Substantivstamm die Casnsendung
hängen, d und t am Ende aber oft abgefallen ist. So-
mit ist das Schema: I. (besser II.) a, ae , ae, am etc.;
H. (I.) US, um — i, o, um etc.; IIT. s [nach b und p
im Stamme bleibend, z. B. trabs , stirps ; nach c und g
mit diesen in x übergehend, z. B. pax , pacs , rex = regs,
mit ansgestossenem t in nox; nach d und t dieses aus-
stossend , z. B. palus :::: paluds , pons = ponts; nach v
tlieses ausstossend , z. B. bos = bovs, über nix vgl. vivo,
vixi, conniveo, conuixi; 1 (m) , n, r stehen als Substan-
tivendung im Auslaute; wo ein s antritt, ist ein Buch-
stabe verdrängt, z. B. mors =r morts, n ist häufig abge-
fallen, z. B. ordo z^ ordon; s im Auslaute ohne Nomi-
nativendung geht im Genit. in r über (s. oben), z. B.
OS, oris, pulvis, pulveris; Neutra: cor :^ cord , lac z:z
iact oder gar lacte , was noch sorgfaltige Untersuchung
verdient; far (für farr , vergl. Königin, Königinnen, Ver-
derbnis, ^'erdorbnisse, ■'Ipä , SHS)) "^ ^^ •'^^ 5 corpus
Genit. corpusis, corpuris , corporis, wie dann ein Ablaut
und eine Abschwächung des Vocals oft eintritt], Genit. is,
Dat. i u. s. w. Es bleiben nun noch bei der dritten die
Contraeta zu berücksichtigen. Anus hat im Genit. nach-
weislich anuis (T. Heaut. 2, 2» 46- ed. R.); über dies
iit oben die Rede gewesen; über die auf is ist die vom
Verf. neu angeregte Untersuchung, in wie fern fini-s
im Genit. fini - is habe und ähnlich tabes tabeis oder in
wie fern das eingesetzte c bloss euphonisch ist, vergl.
seps und sepes , noch nicht geschlossen. Nur das wollen
wir noch bemerken, dass wir das e des Neutr. für ein
im Auslaute abgeschtvächtes i halten, s* dass wir fruc-
tus, coruu und levis, leve zusammen stellten. Alari, ma-
ria, marium lässt sich dadurch herrlich erklären. Die
kurze Sjlbe is darf uns nicht stören, denn hierin ist das
Gesetz der latein. Metrik eben so äasserlich (vgl, audYt),
als in dem, dass voc. ante voc. kurz sei (andierit). Man
sieht übrigens, dass wir die Analogie der griech. Sprache
bei unscrm Systeme für uns haben, und dass unsere
Classification sich auf eine durchgängige Verschiedenheit
der Casus gründet, wobei wir natürlich die ursprüngliche
Einheit der Declination nicht abläugnen wollen. Auch
der Dativ auf u statt ui findet hierin theilweise seine
Erledigung. Vergl. Gell. 4, 16. und Schneider 333-
Gegen unsern Verf. wollen wir darauf Gewicht legen,
dass er häufig ausser dem dakt. Versmaasso bei alten
und classischen Schriftstellern vorkömmt.
Siebentens. Wir gehen zur Ableitung und Composition
über. Dieser Abschnitt ist ausgezeichnet und für Kennt-
niss des dichterischen und prosaischen Sprachgebrancha
sowohl, als zur gerechten Würdigung des lat. Sprach-
schatzes ungemein wichtig. Hr. K. behandelt zuecst die
vocalischen Ableitungen, sodann die ronsonantischen mit
1, m, n, r, s, t, d, c. Wir würden die übrigen nicht
überschlagen haben. Die mit v z. B. sind sehr interes-
sant. Von servus steht die Etymol. Justin, institt. 1. IV.
(Antv. 1622) p. 10: Servi ex eo appellati snnt, quod
imperatores captivos vendere ac per hoc servare nee oc-
cidere solent. Von servare kann aber servus nicht stam-
men , sondern von serere ; er ist der gefugte , festgebun-
dene Kriegsgefangene, der servire debct. So ist alvns
(alveus) der Genährte , pulvis (pello) das Getriebene, ar-
vum (ar-) das Gepflügte, clivus (cli -n-o) der Angelehnte,
curvnm (y.VQCJj, y.iQ-roq, y.VQTi]) das Abgebogene. Cal-
vus leiten wir von cal — kahl, ya'k-y.üc, gla-cies, p^ft.
Uebrigens vgl. cadaver (fi^£J3 von 525=:cadere, TlTOjfja),
gradivus, votivus, cadivus, tortivus, nocivus, aestivus, vaci«
vus, gingiva, abortivus, furtivus, argivus, pluvius, iluvius,
pluvialis, pluviatilis, pluviosus ; acervus , clava , ciavag
(von cel-, vergl. ster - in strages), corvns (crocire) n. s. w.
Ueber g vergl. seges, strages, stragnlum , virgo, ferrugo,
lanugo, vertigo, prurigo, vorago, salsugo, farrago, robigo,
robigus, virga, oleaginus. Aber auch hier ist unser ge-
Iclirfer Landsmann theils wieder zu engherzig, tbeils zn
strenge gegen die Epiker. Muss er ja doch unorganische
Formationen anerkennen, wie in laboriosus für laborosus
u. a., welche die Ep. so wenig geschaflen haben, dass
sie dieselben nicht einmal brauchen können. Zu Cartha-
giniensis vergl. Macedoniensis (PI. Ps. 4, 4, 4-)) Corin-
thiensis (Aul. 3, 8, S6-), Atheniensis, dagegen Antiochen-
sis, Attalensis (C. agr. 1, 2. 2, 19) mit unterdrücktem
i, lauter Dinge, woran die Ep. nicht schuld sind. Zu
scharf ist auch die Behauptung, Ableitungen auf aceus,
aginus wären nur zulässig bei schon vocalisrh abgeleite-
ten Wörtern (S. 193). Was soll dann aus gallinareus,
fabaginus, farraceus etc. werden? — Sollte wohl einer
unserer Dichter es wagen, das versilberte Geschmeide
oder das jungfrauene Antlitz unserer Schönen zu besin-
gen? (S. 202) So grosse Vers- und Reimnoth wird hof-
fentlich nicht in der Welt sein. Und so, denke ich,
würde auch ein rüm. Dichter den Ungeschmack nicht
gehabt haben, viiUus virgineus, auratam lyram zu sagen,
wenn diese Wörter ihre ursprüngliche Bedeutung nicht
schon erweitert hätten. Wir sagen: „ein riesiger fliensch",
und wir stossen uns nicht daran, wenn nicht eine gram>
79
80
mniisrlio Reflexion uns znm Betriisst.scin bringt, und
docb soll ein r. M. nicht ein M. sein, iler coli von Rie-
sen steckt. Was sind kugelige Massen? Unsere Dota-
niker sagen: „gestachelte Pllanzen" und wir sagen auch
„ein gestuchelter Ochs." Vergolden, versilbern (zi: ver-
kaufen), verkohlen, wie abn eichend in ihren Dedentun-
gcn! Der aries Colchorum «ird in einem uohl nirlit
ilakt. Verse bei C. or. 4!). anratns genannt. Man über-
setze hier wie dort „goldgeschmiickt" und man ist fertig.
Wer ist ein testis oculatus ? Was vires arboreael (fjaber.
ap. Macr. S. 2, 7.) Was ein torris flamvieus? (Att. bei
N. s. V. torris). Was ein goldenes Haar? Auch pestilitas
bei Lnkrcz wird so arg nicht Sein, da man an dem Be-
stehen des Adj. pcstilis in der Volkssprache nicht zuei-
feln darf (s. Lex.), und diil'eritas findet leicht seine Er-
ledigung in der Leiehtigkcit der Bildung auf -fer. Ware
eine solche Bihlung so arg, als im Deutschen Liebung,
Liebniss (S. 10), so würden wir den Dichter bedauern,
dem bei seiner Aotli nicht einmal pestis und discrimen
als fi'igbare Wörter eingefallen wären. Ovid würde, meint
Hr. K., das in der Sjntax sonderbare: vulnera tcstes
nicht gesagt haben , wenn er testimouia hätte brauchen
können (20Ö). Aber wir truucn dem Oiid zu viel Ge-
schmack zu, als dass wir das glauben. So finden wir
auch das mortalibus aegris des Virgil syntaktisch so ab-
stechend nicht (S. 116). PI. Truc. 5, 57. sagt: lepidus
es mortalis; luulti nioitales Quadrig. ap. G. 13, 28, C.
Caecil. 2; omnes m. C. Pis. 40; maiores nostri C. Rose.
Am. t8; de leg. 2, 21; ad Her. 4, IG- (bis); iniquos
meos, iniijui nostri C. Plane. 16, 23; ad fam. 11, 27;
familiaris mcus; familiarissimus tuus, noster: singulis fa-
uiiliaribus N. Euni. 2, wornach die Behauptung S. 116
näher zu bestimmen ist, obwohl wir hier niclit übersehen,
dass die Bestimmungswörter zumeist Für- und Zahlwör-
ter sind.
Wie es der Verf. für ein Vergehen an der Sprache
halfen kann, Actia litora zu sagen , begreifen wir so recht
nicht. Actium ist doch wohl ein olfenbares Adjectiv, und
der Dichter kann desshalb mit besonderem Reize das
Ursprüngliche und Ungewölmliche gebrauchen, wie denn
solcher adjekt. Gebrauch bei Fauiiiiennanien häufig ist,
z. B. via Appia, lex Julia. Dass Versnoth auch nicht zu
der Bildung Actiacus ztvang, sieht man doch ofi'en , da
ja Actiiius vollkommen versgerecht war. Auch zur Bil-
dung von Romulides zwang der Hexameter nicht, denn
Romulius war bequem. Dardanas tuires, in pulvere Tcu-
cio, Achiiis flanimis sagt gerade der Lyriker Horaz (Od.
4, 6.). — Unter der üeberschrift „Composition" ent-
wickelt der Verf. den Reichthum der latcin. Sprache mit
Gewandtheit; wir vermissen nnr den Nachweis dessen,
was gerade das daktvl. Versmaass für sich günstig fand
oder gar veranlasste. Sagittipotens, bellipotens, arcipotens,
anguitenens, arciteneiis, ignifer, squamifer, signifer, aesti-
fer, laborifer, anguifer, spinifet ... .; Blartigena, an-
guigena, caprigena . . ., horrificus, vuluiCcus, lanif. . . .,
stelliger...., monticola, anuiicola, silvicola (Att. bei
Macr. sat. 6» Ö-) ! domiporta; clarisonus, raucisonus . . . ,
anguimauus . . •, geniellipara . . ., antccanom, capricornus
u. s. w. — Uebcr die Trennung der Präp. vom regierten
Casus verweisen wir auf das Griech. und Rauishom's lat.
Gr. g. 161 , da wir zu Ende eilen müssen. Und nun
scheiden wir mit herzlichem Danke von dem Verf. , dem
wir vielfache Belehrung verdanken. Er hat unwider-
sprechlich gezeigt, wie viele höchst bedeutsame Formen
dem epischen Dichter im Latein verloren gehen ; wie
aber — so niüchten wir fast den zweiten Ilauptgeilankcn
aussprechen — die Sprache noch Quellen gejiug hatte,
auch ihm bedeutenden Keichthutn zuströmen zu lassen.
Dass das röra. Epos dem griecli. nachsteht, davon wird
der Grund wohl viel tiefer liegen, als in der Unange-
messenheit des AIctrums. Die Römer sind nun einmal
dieses phantasie- und gcmüthbegabte Volk nicht, welches
die Griechen waren; die Vorsehung theilt, wie einzelnen
Menschen 5 so auch ganzen Völkern, ihren Beruf zu.
Daher können wir auch dem Hrn. Prof. Graurrt nicht
beistimmen, wenn er S. 2S4 IT. meint, die epischen Dich-
ten hätten sich mehr metrische Freiheiten erlauben sol-
len, denn wir fürchten, die Entschädigung dafür würde
nicht bedeutend genug ausgefallen sein, und dann zwei-
feln wir auch, ob sie bei dem damaligen Stande der
lat. Sprache konnten, ohne das nun einmal vorhandene
und von ihnen allein niclit abliängige Sprachgefühl zu
verletzen. S. C und Q. oben 5! Uebrigens ist die Nach-
schrift von Grauert eine sehr dankcnswerthe Zugabe.
Der geistreiche Hr. Verf. macht zuerst annehmlich, dass
die Römer schon vor dem Hexameter den katal. trochäi-
schcn Tctr. und den safurn. Vers gebraucht haben. Mit
besonderer Gewandtheit wird der Saturn, gegen neuer-
liche Angriffe in Schutz genommen und die bekannte
Grundform desselben vertheidigt. Wir erlauben uns den
Zusatz, das3 auch Gell. 18, 9, wo er den ersten Vers
der Livian. Odyssee aus einem alten Exemplare anführt,
ihn, den offenbaren Saturn, so gut versus nennt, wie die
Hex. des Ennius und den J. des Plautns in demsclb. Cap.
Uebrigens müssen wir auf die Abhandlung selbst verwei-
sen, wo über die Freiheiten in Behandlung des sat. V.
und über seine Geschichte gesprochen wird. Gegen die
Beliaupfung, ans der Natnr des saturn. V. ergebe sich,
dass die Römer keine ältere ep. P. gehabt hätten, wird
mit Recht auf die ältere und neuere deutsche Poesie ver-
wiesen. Wir halten jedem Krittler Uhland's „Eberhard
der Rauschebart" entgegen und hoffen, dass er sich schä-
men wird. Lassen können wir's aber nicht, auf die
alterthümlichen und volkstbümlichen Formen in diesem
Gedicht, Hrn. Dr. K. gegenüber, aufmerksam zu machen.
Vergl. : ,,Die Städter han vernommen"; ,,es zieht 'ne
Rotte"; „heisst er 'ne Münze prägen" u. s. w. — In
dem dritten Hauptpnncte der Nachschrift — der zweite
handelt davon, wie die Lateiner <lcn Hex. hätten behan-
deln müssen, wenn sie ihn einmal als Hauptversniaass
aufnehmen wollten, und wie sie ihn wirklich behandelt
haben; wir haben schon oben geäussert, dass wir nicht
einstimmen könnten — in dem dritten Hauptpuncte wer-
den die Ursachen erwogen, welche es bewirkt haben,
„dass die Römer ihre alten nationalen Versmaasse nicht
weiter ausgebildet, sondern ganz aufgegeben, und dass
sie statt deren ein aualändisches Metrum aufgenommen,
und diess nicht mit einer der Beschaffenheit ihrer Sprache
angemessenen Freiheit und Selbständigkeit gestaltet, son-
dern mit selbstgeschaffenen erhöhten Schwierigkeiten bis
81
82
in gewaltsamer Einzw«ngnng (1!) ihrer Sprache festge-
stellt habeu." Der gelehrte Verf. entwickelt hier jeden-
falls sehr geistreiche Ansichten liber lat. Literatur, über
flie ältere unil das „Alexandrinische Zeitalter" (S. 296)
unter Aogustus , dessen glänzende und eigenthiiinlicho
Vorzüge er S. 305 schildert. Möchte es Hrn. Prof. Gr.
gefallen, über die ältere Poesie der Römer, in der nach
ihm „ein wahrhaft und innerlich dichterischer Geist
herrscht", die aber auch sich „in der Form noch freie-
ren Lanf licss" (306) , uns seine Ansichten einmal aus-
führlicher »u entwickeln. Selbst auf den Fall, dass er
dieselbe zu hoch anschlüge, würden wir daron grossen
Gewinn liabeu , da man bisher im Allgemeinen zur Ueber-
echätzUDg derselben nicht geneigt ist; wir selbst sind es
fürwahr nicht. — Sehr zweckmässig ist dem Buche ein
Register beigegeben, das freilich vollständiger sein könnte.
Somit ist auch dem Lexicographen , dem das angezeigte
Werk im Einzelnen von besonderem Nutzen sein dürfte, die
Arbeit erleichtert. Möchte Ifr. Dr. Köne bald uns die
Syntax der Epiker geben, wobei er uns die Bitte erlau-
ben wolle, dass er den Sprachgebrauch der Nichtepiker
auch in den Partieen, wo Form und Wendung dem dak-
tylischen Metrum günstig ist, berücksichtigen und Aichts
zu schnell als iloss episch bezeichnen wolle!
Coesfeld. Teipel.
6) Beihag zu einer weiteren Begnindun;»: und Bestä-
tigung der von Köne entwickelten Gnindansicht über
die Sprache der römischen Epiker.
Da die von Hrn. Dr. Köne aufgestellte und in's Ein-
zelne motivirte These über die Sprache der römischen
Epiker von verschiedenen Seiten verworfen, ja zum Theil
selbst ohne genauere Prüfung geradezu verdammt worden
ist, der ganze in Anregung gebrachte Gegenstand aber
bis jetzt mindestens zu keinem sichern und endlichen Ab-
schlnss gekommen: so erlauben wir uns, im Interesse
der Sache und in der Absicht, eine gründliche Erwägung
zu veranlassen, nnd mit dem Erbieten, unsere Zeitschrift
für weitere wissensrhaffliche Besprechungen dieses The-
mas demnächst offen zu halten, einige Bemerkungen eines
Freundes mitzutheilen, deren Entstehung in eine Zeit
fällt, zu der er Köue's Buch unmöglich kennen konnte.
„So einseitig nnd oberflächlich ich auch an vielen
Stellen nicht bloss lateinischer, sondern auch griechischer,
tentscher, englischer und anderer Dichter für den Ge-
braoch einer seltenen Form oder Wendung die Erklärung
halte, die IVoth des Verses habe dieselbe veranlasst: so
wenig bin ich auf der andern Seite abgeneigt, diese
Rechtfcrligung an gar manchen Stellen der latein. Dichter
als die in der Natur der Sache am meisten begründete
gelten zu lassen. Oft, diess gebe ich Rem zu, trifl't es
sich, dass eine solche metrische Aushülfe zugleich eine
sprachliche oder rhetorische Schönheit als Acccdens ge-
wahrt, oft aber auch ist diess nicht der Fall oder mir
wenigstens der Sinn für die Aufspürung derselben ver-
schlossen. Ich habe mir der Art Manches aus meiner
Lectüro angemerkt, habe aber den Gegenstand in seinem
ganzen Umfange, der nicht nur ein sehr genaues Stu-
Zeitschr. f. d. AlUvlhumsw.
diam der lateinischen Sprache von ihrem Beginn bis in
ilie späteren Zeiten, sondern auch eine vorurtheilsfreie
«isthctische Würdigung der lateinischen Dichter und eine
Vergleichung derselben Verhältnisse bei den Dichtern
anderer Nationen erfordert, noch zu wenig verfolgt, um
es wagen zu können, den literarischen Fehdehandschuh
jenen Philologen hinzuwerfen, denen die höchste Blüthc
der Poesie aus Virgil und Horaz entgegenduttet. Weiss
ich ja doch, mit welch erstaunlichem Scharfsinn der aus-
zugsartige Cornelius Nepos , ein wahres Tissu von Un-
ebenheiten in Verbindung der Gedanken und in sprach-
lichen Wendungen, durch Stellen nicht bloss der niederen
Götter, sondern selber Cicero's geschützt wurde. Wie
aber dieses Vorurtheil, ich darf wohl sagen, bei dem
grössten Theil der aufgeklärten Philologen endlich ge-
schwunden ist, so wird vielleicht auch die Zeit nicht
mehr ferne sein, -wo man die von wahrhaft innerlicher,
naturgemässer Poesie so sehr entfernten Römer richtig
würdigen wird. Manches habe ich mir zu einer späte-
ren, ausführlicheren Betrachtung iler Sache vorbereitet;
für jetzt will ich nur das mittheilen, was ich mir früher
bei der Leetüre Virgil's für einen Theil des dritten Buchs
der Aeneido angestrichen und angemerkt habe.
Virg. Aen. III, 3- Hätte hier wobl der Dichter das
Präsens _/«OTO< , das so vereinzelt als historicum doch hier
wohl keine besondere, veranschaulichende Kraft hat, ge-
wählt, wenn ihm das Perf fnmavit oder das Imperf.
fumahat eine dem entworfenen Vers convenirende Form
gewesen wäre? Denn ich will jenes lieber für eine syn-
taktische Aushülfe halten, als für eine etymologische,
wohl schwer zu bestätigende, ich meine nämlich für eine
Contraction aus fnmavit.'
Vs. 6- finde ich nicht, was anderes zunächst den
Dichter zum Gebrauch von montibus statt n.onte veran-
lasste, als der Vers. Begreiflich ist's, dass Philologen,
denen eine bessere Ansicht von den römischen Epikern
inwohnt, die Sache umkehren und uns lehren werden, die
Bezeichnung von Gebirge, Berghohen sei dem Dichter das
Wesentliche und das Metrische nur accessorisch gewesen.
Vs. !'<?. Penatibns et niagnis dis. Wie hier die Pe-
naten von den magnis <lis gesondert nnd nie die hier
statthabende Verstellung für etwas Anderes, als für eine
metrische, noch dazu ungelenke Aushülfe gehalten wer-
den kann, sehe ich nicht ein. Vielleicht linden Andere
eine besondere Gravität in dem spoudeischen und zugleich
antispastischcn Ausgang des Verses.
Vs. 23- Ist es wohl in dem logischen Proress der
lateinischen Sprache begründet, dass hastilia für virgae ,
virgnlta gebrancht werden , oder ist es Sache der me-
trischen Bequemlichkeit gewesen, diese Begriffe einander
zu substituiren'?
Vs. 36. Auch hier scheint mir der Plural visus nur
dem nietrum zu Gefallen statt visum oder statt des Neutr.
Plur. visa zu stehen. *Doch darf nicht unerwähnt blei-
ben, dass visus auch als Genit. sing, genommen werden
kann.
Vs. 37. ^Vas erreicht der Dichter, ausser leichterer
Construction des Verses, mit der Nachstellung von sed
an Kraft und Bezcichiinng des Ausdruckes? Zudem ist
sed seiner ganzen Natur nach relativ auf's ^Vorhergehende,
6
8^
84
und nariim hirss es ilenn nicht, ivcnn denn (ertia (ge-
hoben sein sollte, fertia aiiiem, toriia rero ?
Vs. i)3. Mnn erkl.'lre obsidiono als Abi. insfr. bei
ciiigi oder norli ans Gratificaiion als Abi. inodi, der Aiis-
drurk cingi übsidiono ist ziinüclist dtircli den daktjlisclien
Vers eiifstaiideii. Unil tvariiin nicht ein mehr bezeich-
nendes premi, ur»eri ubsiilinne?
Vs. 54- Die res AgninrmnoDiao noch als ans dem
Griechisclien bcgn'indbar und als einen etnas mehr ver-
allgemeinernden Ausdruck znijepeben , das Adjecliv victrix
im Neutr. Plur. hat zunächst der Vera gcschafl'en. Die-
ser Fortschritt der Spraclibildung würde übrigens nicht
herrorzuheben , geschweige zu tadeln sein, wenn er mit
der sonstigen Steifheit und Beschränktheit in der Eut-
wickclung und Bildung der römischen Sprache im Ein-
klang sfcinde.
Vs. 5(3. Zu Virgil's Zeit sprach man gewiss pot liur.
Woher nun hier potitnr?
Vs. 84- Sind die tcmpla structa ein PInr. cxcellen-
tiae? majcstatis? Sind sie in dem Sinn von tsfisvog,
nemns zu nehmen?
Vs. 97. Warum soll das Geschlecht des Aeneas nur
eine Küstenherrschaft (oris), warum nicht überhaupt eine
Wcllherrschaft (terris) erhalten 1
Vs. lOR. sind die uberrinia regna gewiss daher zu er-
klären, dass die einzelneu Helden dvay.TSg in ihrem
Gebiet waren. Zudem regt sich schon in der Homeri-
schen Zeit ein aristokratisches Element dem monarchischen
gegenüber.
Ys. 122. Idomenea. Dass diese Form wohlklingender
sei, als Idomeneum, steht nicht zu bezweifeln, ebenso
wenig dass sich Aehnliches auch ohne metrische Noth
vorfindet; aber ob ihre Aufnahme zunächst durch das
IVlctrum oder durch den Wohlklang bedingt war?
Vs. 134. hortor amare focos nur elegante, dem Grie-
chischen analoge Wendung statt hortor anient focos? —
arcem attollere tectis. üa hier tectis als DatiF genom-
men werden kann, so enthalte ich mich einer weiteren
Bemerkung über die Entstehung dieses Ausdruckes aus
metrischer Noth. A'atürlich ist er übrigens auch so
nicht.
Vs. 141. Wird der historische Infinitir exurere in-
mitten der Imperfecta eine besonders skizzircnde, malende
Kraft haben?
Vs. 143. oraclum. Passt etwas aus der Umgangs-
sprache in den Vers, so wird auch diess nicht rcrschmäht.
Kleine Flecken verfinstern die Sonne nicht.
Vs. 147. terris. Sind diese nackten Ablatiri loci poe-
tische Schönheiten? Oder ist terris vielleicht Abi. modi,
instrumenti?
Ys. 182. memorat. Auch dicit, fatur, dixit passte in
den Vers; aber woher kommt memorat in dif-sem Sinne
sonst, als aus der grata sermonis negligentia der in me-
trischer Beziehung ursprünglich vielfach beengten romi-
schen Epiker?
Natns fiir filius (ich spreche nicht bloss von dieser
Stolle^ ohne Zweifel dem iVlctrnm zu Liebe. Da diess
jedoch auch bei Nichtrpikcrn vorkommt, so mag bemerkt
werden, dass auch diejenigen römischen Dichier, die nicht
Epiker sind, zum Theil von diesen lernend ebenfalls die
bequemen Mittel nicht verschmäht haben, metrische Schwie-
rigkeiten zu beseitigen.
Vs. 203- Obgleich fürchtend, wegen des Raubs eine»
trefflichen Oxjnioron von den Rittern der römischen Poe-
sie angegriffen zu werden, behaupte ich, dass soles nur
metri causa statt dies gesetzt sei.
^'s- 241- foedare. Warum nicht interfioere, occidere,
vulnerare, laederc? Doch kann hier im Ernste an der
Richtigkeit dieser allgemeinen Lesart gezweifelt werden.
Vs. 248. Die Harpyien für gelehrt genug zu halten,
um die Troianer Laomedontiadae zu nennen, kann man
wohl kaum beanstanden, zumal sie doch wohl in Prosa,
dio durch Gelehrsamkeit keineswegs entstellt wird, ge-
sprochen haben mögen.
Vs. 2.52. Dass eich Celaeno maxima Furiarum nennt,
thnt sie doch wohl nur, um ihrem Wesen eine höhere
Bedeutung zu verleihen. Zudem sind die Furien und
Harpvien verschwisterte Wesen. Danken wir es ihr also,
dass sie die Trojaner mehr durch den Begriff eines Wor-
tes (Furiarum), als durch den Schall desselben (Har-
pjiarum) schrecken wollte!
Vs. 272. Laertia regna. Wir wissen ja doch, dass
das kephallenische Reich des Odjsseus mehr als Ithaka
umfasste ! Und wie hätte Virgil das Gesetz der Apposi-
tion, dass das Appositum mit seinem Substantiv, womög-
lich, auch im Numerus übereinstimmen müsse (scopulos —
regna), vernachlässigen dürfen?
Vs. 29l. Wie ttbscondimus für hinter sich liegen
lassen , für praetervehimur stehen könne , weiss ich
nicht.
Vs. 343. avunculus Hector. Virgil besass genealogi-
sche Register der Troianer, die von denen Homer's u. A.
abweichen. Mag sich Augustns nicht geringe Mühe ge-
geben haben, um iu Besitz der ältesten troianischen Do-
cnmente zu kommen. Zwei Verse frülier mag hier bei-
läufig der Irrthum in der Erklärung von parentis berich-
tigt werden, das hier nur für patriae, nicht aber, wie
es gewöhnlich geschieht, für matris genommen werden
kann.
Vs. 345. sese — affert. Elegante Wendung für ac-
cedit (begründet iu der Analogie von se conferre); sese,
um die Zweideutigkeit der Beziehung von vornen herein
abzuschneiden, als habe Helenus einen Empfangsherold
vorausgeschickt!
^'s. 352. ncc nun statt etiam , weil man an der gast-
lichen Aufnahme der übrigen Troianer zweifeln konnte.
Also keine gewöhnlidie Litotes!
Vs. 354. aulai. Wer weiss, ob nicht die Formen
der ersten Declination auf ae überhaupt wie ai lau-
teten, als umgekehrtes Analogen also zu der von Man-
chen behaupteten Aussprache des griechischen ai als ae ?
Vs, 364. repostas. Aus der Umgangssprache?
Vs. 379. nam wird hier nachgestellt, da es mehr un-
serem nämlich, als denn entspricht!
Vs. 381. rere, gewiss nicht ohne inneren Grund statt
putas , arbitraris, da ja doch Aeneas auf diesen Glauben
hin Plane machte, seine Unternehmungen berechnete!
Vs. 410. Der Priester Helenus nimmt die altertbüm-
liche Form ast, um dadurch seiner Rede grössere Feier-
lichkeit zu verleihen!
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86
Vs. 415. aevi. Ohno Hasselbe wäre veftisias, das
ein sehr vieldoutijjcr, relativer Begriff ist, unvcrstäuillicli
getragen !
Vs. 417. foret- Da ilie Sache nur auf einer Sage
beruht, also hypolhetisrhcr Natur ist, so wäre das mehr
factische esset oder fuisset unpassend gewesen. — Uebri-
gens soll keineswegs damit gesagt sein , ilass gerade au
dieser Stelle metrische Niith za foret trieb; aber über-
haupt mag forem dadurch zunächst fiir essem in so häu-
fige Aufnahm» bei den Dichtern gekommen sein.
Vs. 453. niorae dispendia für mora. Aus welchem
Grunde 1
Vs. 465. imperat für jubet, da Helenas Regent ron
Chaonia war.
Vs. 489. super. Diesen gräcisirenden Gebrauch hat
Virgil aus Salust gelernt!
Vs. 495. arandam für secandum. Zunächst doch wohl,
weil die Ruder iler Scbiffo mit den Pflugschaaren grosse
Aehnlichkeit hatten! — " 31. Fuhr.
7) Verhandlungen der dritten Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner in Gotha 1840« Gotha,
Glaser 1841. 132 S. 4.
Die Versammlungen deutsclier Philologen und Schul-
männer haben sich bisher einer immer höher steigenden
Frequenz zu erfreuen gehabt, ein Beweis, dass die Idee
derselben zeifgemäss ist und in dieser ihrer Angemessen-
heit immer mehr anerkannt wird. Zu den Vortheilen,
welche eine solche Versammlung ihren Theiliielimern
durch die Möglichkeit einer lebendigen und anregenden
Mitlheilung über wissenschaftliche Ansichten, Zwecke und
Unternehmungen darbietet, gesellt sich noch der, dass
hier die Wissenschaft sowohl vor ihren Priestern, als
»or dem ganzen übrigen Publikum in ihrer Totalität
gleichsam als Corporation sich darstellt, was jenen ein
mächtiger Impuls und anregender Sporn, diesen ein Grund
zur höheren Achtung sein muss. — Den eigenthünilichen
Verhältnissen gemäss müssen denn auch die zu haltenden
Vorträge eingerichtet sein, wenn sie und die daran sich
knüpfenden Debatten die Zwecke der Versammlung för-
dern sollen : denn wenn schon an und für sich behauptet
werden könnte, dass, was durch sie in wissenschaftlicher
Beziehung geleistet wird, auch in anderer Weise erreicht
werden könnte, so wird doch diese Art der ftlittheihing
jeder andern vorzuziehen sein, wenn interessante, nicht
zu entlegene Gegenstände behandelt werden, wenn die
vorzulegenden insichfcn selbst neu , ja paradox und pro-
blematisch sind, und wenn der Redende es versteht, auf
Resultate sich beschränkend , nur das von dem beweisen-
den ölaterial zu geben , was dem Zuhörer den richtigen
Standpunct anweisen kann. Dass aber gerade so einge-
richtete Vorträge, wie sie nach unserer Ansicht dem ei-
genthünilichen Zweck am Besten entsprechen, der Ueur-
theilung grosse Schwierigkeiten in den Weg legen, ver-
«teht sich von selbst, und wir werden daher keiner wei-
tern E]ntschuldiguug bedürfen , wenn dieser unser Auf-
satz mehr einer Relation fiber die Lei dem Philologen-
vercine des .lahres l84ü gehaltenen Vorträge gleicht, als
einer eigentlichen Recenaion. Wir werden uns dabei
aller Erzählung, so zu sagen , historischer Begebenheiten
enthalten; denn diese sind ihrer Zeit von allen Tagsblät-
tcrn (vgl. unsere Zeitschr. 184(J. Nr. l'JS) berichtet wor-
den; und nur über die bei dem Vereine gemachten Anträge
und Vorträge, deren die, seiner Durchl. dem llerzoge
zu Sachsen-Coburg-Gotha ,,als ein Zeichen der Dankbar-
keit für huldreiche Theilnahme und grossmüthige Unter-
stützung" gewidmeten Verhandinngen, Erwähnung Ihon,
berichten, indem wir uns jedoch erlauben, dabei die
chronologische Ordnung der Brochure aufzugeben.
Was nun zuerst die in Anregung gebrachten Vor-
schläge betrifft, so haben auf Antrag des Vicepräsidentcn
Rost die Statuten des Vereines einen zweckmässigen Zu-
satz erhalten , indem in Zukunft von schriftlich ausgear-
beiteten Vorträgen 8 Tage vor der Sifiung das Conccpt,
von frei zu haltenden, wenigstens das Thema und die
Hauptsätze dem Vorstande eingereicht wenlen sollen, wo-
durch eine Beurlheilung der Ausdehnung und eine rich-
tige Verlheilung für den beschränkten Zeitraum möglich
gemacht wird. Vielleicht könnte diese Maassregel in
der Art erweitert werden, dass Thema und Hauptsätze
aller Vorträge vor den Sitzungen auch zur Kenntniss der
sämmtlichen Vcreinsmifglieder gebracht würden , wodurch
nach des Ref. Dafürhalten die Vorträge selbst an Interesse
Nichts verlieren, und die Debatten sicher an Lebhaftig-
keit gewinnen würden. Zwei andere Vorschläge, welche
auf Erweiterung der Statuten abzweckteu, von Dir. Jacob,
zur Erweiterung und Befestigung des Vereins, und ein
anderer von Dir. Immanuel, zur Gründung eines Ver-
ciiisjoarnals , wurden aus, wie es scheint, triftigeu Grün-
den vorerst abgelehnt. Prof. Frilzsclie schlug vor, dass
der Verein mit den Verhandlungen auch nicht vorgele-
sene Abhandlungen drucken lassen möge, was ebenfalls
verworfen wurde. Ferner kamen die weitern Verfügun-
gen über die von Suringar gestellte Preisaiifgabe und der
bekannte Antrag des Prof. Hause znni Vortrag, über
dessen Resultat ein abschliessender Bericht noch nicht
möo-lich ist. Dem Antrage von Tliiersch , bei der näch-
sten Versammlung über eine deutsch- lateinisch - griechi-
sche Parallelgrammatik zu berathen , ist inzwischen in
Bonn in bekannter Weise entsprochen worden. — Beson-
ders nützlich hat sich der Verein als Mittel zur Unter-
stützung von philologischen Unternehmungen gezeigt. Wir
rechnen dahin die Beförderung der Snbscription auf Sta-
demann's Rundgemäldo von Athen, auf die Denkmünzen
für F. A. Wolf und O. Müller; ferner die Aufforderung
zur Unterstützung der Universitätsbibliothek zu Athen,
sowie die Vorlage eines Planes zu einem Apparatus cri-
ticus et philologicns von Seiten des Hrn. Dr. Barth, wel-
cher Vorschlag alle Aufmerksamkeit verilionf, und der,
wenn seine Ausführung anders in tüchtige Mäiide fällt,
gewiss ein bedeutendes und zeitgemässes Unternehmen
werden wird. Am meisten zu beachten aber ist der Be-
richt von Rilschl über die Anwendbarkeit einer lithogra-
phischen Erfindung für philologische Zwecke, welche,
wenn sie sich bestätigt, für die diplomatische Kritik der
alten Schriftsteller von der grössten Wichtigkeit »a wer-
6»
87
88
den rersprirbi, »ns auch ron «lern Berirhtoraiaiier hin-
reiciienil erknniit uiitl in's gehörige Licht gesetzt worden
ist. Nainoiitlich verdient der rorgcschlagcne Codex jia-
Jarographicii!) im Interesse der uieisteii Philologen die
grüjsto Anrniiintening, und wir sind sehr gespannt auf
sein baliligcs Erscheinen.
Die Reihe der eigentlich wissenschaftlichen Vortrage
eröffnete der Präsideiit der Versammlung, Fi'. Jacobs,
durch seine eben so passend gewählte, als rortrefllich
ausgearbeitete Rede: ,,uber den ethischen Gehalt des
classischen Unterrichts" , welche in einfach edler und
schöner Sprache abgefasst, roll ron Humor und Witz,
durch die piqitantcsten Anecdoten und Anspielungen be-
lebt, durch die Begeisterung und Erfahrung des Redners
gleich sehr anregend und belehrend ist. Es konnte die-
ser humanistische Congress gewiss nicht besser , als von
dem ersten Humanisten der Gegenwart und als mit der
Darstellung des eigenthümlichen , allseitigen Einflusses,
den die classischen Studien, so auf die Lehrer, wie auf
die Schiiler ausüben, eingeleitet werden.
Die folgenden philologischen Vortrage (welche wir vor
den pädagogischen und didaktischen betrachten) schlössen
sich bis auf einen an beslimmtvj Scliriflsteller dos Alfer-
thunis an. Dr. Geppert aus Berlin wendete die Aufmerk-
samkeit der Versammlung auf „den gegenwärtigen Zu-
stand der Homerischen Kritik." Er suchte zu dem Ende
kurz die verschiedenen Ansichten über den Ursprung der
Homerischen Gedichte zu charkterisircn , zu begründen
und 7.\i bestreiten, und entwickelte dann die aus den
einzelnen Ansichten für die Kritik hervorgehenden ver-
schiedenen Grunilsäfze und ihre Missstände. Obwohl
einen der wichtigsten und interessantesten Streitpuncto der
Philologie berührend, scheint uns dieses Thema doch
ganz unpassend gcHählt, indem es jedenfalls zu weitläuf-
lig ist, als dass es bei solcher Gelegenheit genügend be-
sproclien werden könnte , zumal da die Acten über den
ganzen Streit noch lange nicht zum Spruche reif sind.
Dies» iinrde auch bei den entstandenen Debatten (auf
die wir übrigens noch besonders wegen einer geistreichen
Auseinandersetzung von Nitzsch aufmerksam machen) an-
erkannt. Wir beschränken uns daher um so mehr auf
diese Andeutungen, als inzwischen Hr. Geppert mit einem
amfangreichen Buche über Homer aufgetreten ist, in dem
er seine Grundsätze nicht nur besser, als es hier ge-
sehehen konnte, auseinandersetzt, sondern zugleich ihre
vollständige Anwendung verlegt.
Des Hesioiios Dichtung über die Weltalter war der
Gegenstand eines Vortrags von Prof. Hermann aus Mar-
burg. Er unterscheidet die Hesiodischo Dichtung von
ähnlichen bei Arat, Orid u. A. vorkommenden, welche
zwar aus ^lachahmung der Hesiodischen entstanden, sich
doch von dieser wesentlich unterscheiden, indem sie sich
durch die mathematische Fortschreitung in der Verderb-
niss als Theoreme selbst hinstellen , während bei Hesiod
in sich verschiedene, nicht aus einander hervorgehende,
sondern einzeln bestehende Weltgestaltungen geschildert
werden. Da nun die zwei letzten Ejjochcn des Hesiodos
»irkliche, historische Entwickelungen des griechischen
Volkslebens schildern, so soll nach Hermann auch von
den übrigen ein Gleiches gelten. Mit Bezug auf des
Herudot's Bemerkung über die Pelasger und ihre Götter
(worüber man Creuzer im Anfang der Symbolik p. 16 ff.
vergl.) wird die goldene Zeit des Hesiodos mit dem pe-
lasgischen Zeitalter (Ref. würde hier eher an die bei
Creuzer a. a. St. p. 11 erwähnten göttlichen Urvölker
denken j, die silberne mit der Entwickelungszeit helle-
nischer Stämme und die eherne mit der Auflösung der
früheren Zustände und der Periode des Uebergangg in
die heroische Zeit identificirt. — So geistreich diese
Hypothese auch entwickelt sein mag, so können wir doch
nicht umhin, ihr Wahrheit abzusprechen; der Dichter
selbst sträubt sich dagegen. Denn während im vierten
Zeitalter , wo der Dichter allerdings historische That-
sachen vor Augen hat , diese erwähnt und namentlich
aufgeführt werden, zeigt der Charakter der vorhergehen-
den Schilderung deutlich, dass sie nur philosophische
Reflexion enthält, fllit Recht macltio auch Dir. Ranke,
der sich gegen Hermann erhob, darauf aufmerksam, wie
Hesiod mit vielem Gewichte erzähle, dass das eherne
Geschlecht namenlos {yojvvuvoi) verschwunden wäre —
womit der Dichter selbst alle historische Deutung be-
stimmt ablehnt.
Dr. Grüfenhan aus Eisleben hielt einen Vortrag über
Aristophanes als ästhetischen Kritiker, welcher in erwei-
terter Gestalt in den Verhandlungen mitgefheilt ist. Die
Abhandlung beginnt so ziemlich vom Ei der Leda und
ist überreich an Citationen, was wohl am wenigsten hier
passte , wo Meister, nicht Schüler der Wissenschaft das
Publicum bildeten. Aristophanes sei vermöge seiner per-
sönlichen Eigenschaften und der Zeitverhältnisse befähigt,
durch seine poetische Tendenz aber aufgefordert gewe-
sen, die gesammten literarischen, insbesondere aber die
poetischen Bestrebungen seiner Zeit zum Gegenstande der
Betrachtung und Kritik zu machen. Bei deren Ausübung
verlange er als Erfordernisse des Kunstwerks dichteri-
schen Geist, eine angemessene Sprache und einen mit
der Moral übereinstimmenden Inhalt. Nach diesen An-
sprüchen habe er denn die Dichter und auch die Red-
ner, Philosophen eic beurtheilt, gelobt oder getadelt,
werde aber dabei weiter bestimmt von den Rücksichten,
welche er auf die Liebhabereien und den Geschmack des
Publicums, welchen dieses einerseits an den Tagspoeten
fand, und dem andererseits auch er zu gefallen suchen
musste , zu nehmen hatte. — Die Aufgabe, ein leben-
diges, anschauliches Bild der Aristophanischen Kritik za
geben, ist von Hrn. Gr. nicht gelöst; namentlich ist fast
gänzlich die Art unil Weise, wie Aristophanes seine ür-
theile vorbringt, jene so häufige und überaus wirksame
mittelbare Kritik, welche er parodirend und travestirend
ausübt, übergangen. So wäre im Ganzen und Einzelnen
noch flianches auszusetzen, wie auch das, was über den
Aristophaniscten Euripides gesagt ist, eine Berichtigung
verdient; diese würde aber wohl nicht ausbleiben, wenn
Hr. Gr. eine wiederholte Bearbeitung dieses Stoliä über-
nehmen wollte, da er, wie die Abhandlung zeigt, das
Material beisammen hat, und ihm nur durch die beson-
dere Besfinunung die Hände gebuiiilen schienen.
Durch Stoff und Behandlung allgemein ansprechend,
wenn auch gerade nicht zur Discussion geeignet , ist
Gerlach's Abhandlung über die Idee von Tacitus Gcruia-
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nia. Fern sich halicnd von der Bcn'ihruujr anderer Aii-
sicLten über Ursprung und Tendenz der Germania erklart
der Redner die Idee und Anordnung aus der Zeit und
dem Cliarak<er des Taci<us. Seinem Auge sei ebenso
wenig der Verfall der römischen, als das Aufblühen ei-
ner neuen, der germanischen AVeit entgangen; in Vor-
ahnung der dereinstigen Bedeutung dieser Völker , unter-
stützt durch die genauere Kenntniss ilerselben, habe er
eine Schilderung der Nation, ihres Landes, ihrer Ein-
richtungen, Sitten, Tugenden (wobei ein rergleichendcr
Rückblick auf Rom nicht zu vermeiden) in ihrer Tota-
litat, weil zu einer gpecielleren Betrachtung die Nach-
richten zu dürftig schienen, als passendsten Vorwurf für
die hisforischo Darstellung ausgewählt. Dabei aber habe
er schon mit richtigem Blick die Bedeutung der verschie-
denen Stämme erkannt und darum , so weit es miiglich,
auch diese iu einem zweiten Thcile seiner Schrift be-
handelt.
Der einzige Vortrag, welcher die reale Seite der Phi-
lologie berührte, war ilcr des Prof. Rein: Wie sich die
Staatsweisheit der Rüoicr auch im Strafrecht oll'enbare.
Es ist mehr Skizze, als Ausführung, herrorgerufen „durch
den Wunsch, die Wissenschaft des römischen Alterthums
gerade in diesen Tagen nicht ganz unvertrcten zu lassen",
ein Antrieb, den wir aus den im Eingang unseres Be-
richtes berührten Gründen nur billigeu können , zumal
da er ein zeifgemässes und interessantes Thema zur Be-
sprechung brachte. 3Ian habe bisher , sagt der Verf.,
im römischen Strafrecht die sonstige AVeisheit dieses Vol-
keB vermissl; aber mit Unrecht; denn die vorgeworfene
Roheit und der 3Iangcl eines Systems müsse theils gc-
läugnci, theils aus den Verhältnissen erklärt werden;
was aber mit Recht verlangt werden könne, sei auf aus-
gezeichnete Weise geleistet 1) durch eine weise Verthei-
lung der Rcchfsübung, wodurch jedem Verbrechen seine
Strafe, dem Staat aber keine Last zu Thcil wurde (was
hier von den Comiti^n etc. gesagt ist, bedurfte, freilich
nicht an dieser Stelle, theilwcisc einer nähern Di-grün-
dung); 2) durch einfache und zeifgcniässe Legislation und
Processordnung ; 3) durch die weder zu harten, noch zu
milden , immer aber angemessenen Strafen.
Es bleibt uns nunmehr, da wir die philologischen
Vorträge besprochen, noch eine kurze Betrachtung dtrer,
welche didaktischen oder pädagogischen Inhalts sind, übrig.
Hier nehmen vor Allem Tliierscii's Ansichten über einen
allgemeinen Schulplan unsere Aufmerksamkeit in Anspruch,
Er vcrtheilfe seinen Stoff in zwei A'orträgc , in deren
orsterem er zu beweisen suchte , dass ein allgemeiner
Schulplan ,, weder möglich, noch ausführbar, noch wün-
scheuswcrth" sei; in dem zweiten behandelte er, was
statt eines Schulplans zu wünschen sei, nämliih Tren-
nung der verschieileneu Alters- und Lchrslufen (Progym-
nasien); Erweiterung der mittleren Cl;\ssen duich Real-
(Parallcl-) Classen; Auswahl und Einschränkung, Ver-
bindung und bessere Rli'thode des Unterrichts; Sorge für
körperliche Entwickclung u. s. w. In den folgenden
Debatten sprachen Weber, Schmidt, Knhlrausrh u. A.,
jedoch ohne den Gegenstand seinem Abschluss wesentlich
näher zu bringen, was des Ref. Ansicht nach in dieser
Weise auch gar nicht geschehen kann. Wan liess dess-
halb alle Discussion über die Sache fallen. — Au den
Vortrag von Thiersch schliesst sich seinem Inhalt nach
an der des Dir. Rothert aus Lingen: über den successi-
ven Unterricht in den Sprachen. Er erzählte darin, wie
er den bessten Erfolg beim Sprachunterricht gefunden
habe, wenn nicht mehrere Sprachen neben einander ge-
lehrt , sondern eine neue erst dann begonnen würde,
wenn der Schüler in der früher angefangenen schon zur
Sicherheit gekommen wäre. Daran reihte sich die Schil-
derung anderer bisher im Sprachunterricht störender Män-
gel und Vorschläge zur Abhülfe und Verbesserung, na-
mentlich durch Fortführen durch mehrere Classen unter
Leitung Eines Lehrers , durch die eben angedeutete suc-
cessive Folge u. A. Für den Redner und seine Methode
sprachen nicht nur das Vcrnunftgemässe seiner Vorschläge
und der freudige Stolz auf seine Erfolge , sondern auch
die bestimmten Zeugnisse «les Obersch. Kohlrausch. Die
Debatten brachten nur den einzigen Einwand von Bedeu-
tung, dass zur Durchführung dieser Methode tüchtige
Lehrer nothwendig seien; aber wir glauben, dass solche
bei einer Berücksichtigung dieser Uathschl.'lge auch mehr
leisten werden, als auf jede andere Art; die Klagen des
Redners fin<len wir ganz begründet. — CoUaborator Gün-
ther, welcher sich der Reihenfolge nach an Thiersch
anschloss, besprach, was die Gymnasien zur Wiederher-
stellung der öffentlichen Beredtsamkeit beitragen könnten.
Nachdem er zuerst die Ursachen des Verfalls nachge-
wiesen, verlangte er, dass in den Gymnasien die Schreib-
iind sogenannten Stilübungcn fast gänzlich wegfallen und
dafür Sprechübungen eintreten sollten, deren Methode
iinil stufenweisen Fortgang er am Schlüsse schildert. Die
Debatten waren lebhaft und gewiclitig durch die Stimmen
von C. Fr. Hermann, Rost, Weber, die in der Verwer-
fung des Güntherischen Vorschlags übereinkamen, obwohl
er in einer freilich sehr bedeutenden üeschräiikung 3Ian-
ches für sich hat. '.Venn man aber ganz auf ilie l'or-
schlägo des Hrn. Günther eingehen wollte, so würde
man bald Schwätzer iiiul Sophisten erziehen, sowie uns
Aristophanes in den Wolken die Früchte einer so zun-
genfertigen Unterrichtsmethode darstellt. — Consistorial-
rath Bach sprach über den Plan zu einem Lehrbuch, in
welchem die Classiker sowohl in historischer, wie in
dogmatischer Beziehung (Letzteres zur Vergleicliung) beim
rhristl. Religionsunterricht benutzt werden sollten; ein Plan,
über dessen Zweckmässigkeit, da Vieles lon der Aus-
führung abhängt, vorerst noch nicht geurtheilt werden
kann. — Den Schluss der Verhandlungen bililete der
Vortrag des Professor Ohm, welcher seine Versuche,
dem caiculalivcn Theil der Maiheniafik eine wissenschaft-
lichere Grundlage zu geben, sowie seine darauf gegrün-
dete Unterrichtsniethodo vorlegte.
Nach Becniligung dieses Vortrags ilrückte Thiersch
im Namen iler Anwesenden deren Dank für die allseitig
erprobte Güte und Zuvorkommenheit aus, und nachdem
Jacobs noch die bessten Wünsche und Danksagungen
ausgesprochen, war die Versammlung aufgehoben. \ ie\-
leicht der grössto und besste Theil ihrer Wirksamkeit
wurde von den einzelnen Mitgliedern als ihr ausschliess-
liches Eigenthum mit hiniieg getragen; ein schönes und
bedeutungsvolles Monument ihrer Thatigkcit bilden di»
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rorlipf cnilcn Verhandlungen fiir Alle , welcLe «laran ir-
^ciiilwio Tlieil nrlinicii. Uein-fenWIss ist ancb Jic typo-
t;rnj>liisc)ie Ansstatliin;; iliircli <lic Glciscrisdic Bncliliaiiil-
liiiij; aiisgpzeicliiict durch Roiulicit und Sclijjnhcit des
Drucks und des Papiers, «as so wenif, als die iibrigcn
Verdienste der (iotlianer um den Philologcnverein , über-
gangen werden ilarf. —
8} Adol|»hiis Einperius Jacobo Geclio S.
Audio, Vir Praesfantissiine , Te pliilologornm coetni
Oonncnsi interfiiisse. Uuo uinjnre aegritudine ailecfus suin,
qnod per valctuiliiiem satis inlirniam eo proficisci non uiihi
licuit. Nam corani To videre, et sermones Tecum cou-
ferrc , et ore grales Tibi agere multoruni causa, quae
benignissinie in me contnlisti , seuiper in votis fuit. Id
«luoniam non mihi fuit concessuni , his liferulis Te peto.
Referentur auteni eodein , quo ccnsura Tnaruin lucubra-
tionuui, quam in his Annalibus publicavi, ad Diuucui,
cujus Studium commune nostrum Tuam mihi voluntatem
conciliavit. Cum enim de illa censura humanissime ad
me rescripsisses , aliaquc assersu Tuo confirmasses , alia
effecisses ut jam ipse aut daninarem aut addubitarem, pauca
qnacdam adhuc rontroversa rclicta sunt. At haec quoquo
quin aliquando inter nos componamus, non dubito, quo-
niam non disceptandi causa disceptamus, sed consenticndi.
— Nunc vero uno loco defungar, quem cum Tu diligen-
tissime et soUertissime tractasses, ego in alia omnia dis-
ccssi , ita tarnen, ut quid illi faciendum esset, iguorare
me faterer. Legitur autem Orat. XII. p. 201. flior. I,
p. 384, 18- 7t£(jl di deujv lijt, te y.a^ökou (fvacun;
y.ai /itdXtara tov nävTViv riyi/wi'og, tcqcStov f^ip x«l
iv iroojTOK; öö.^a aal inivoia v.oivh xou ^vjiTTavzoi
dv^Qionivov yivovi, öfioiojg fiiv '£kh]vuji> öfioicos
öi ßuQßaQViv , dvayy.c'Aa y.ai EficfVTnc, av itavii toj
aditus paraiur. >'eque hoc qnemquam otTenderet, si se-
dibus illorum rerborum commulaiis, haec prinra essent,
quao explicationem habeut; illa sequerentur, quae nudam
mjsticae saltatlonis nientiouem contincnt. lluc igitur erat,
qund in Tua nie ratione male haberet. Jam ut letusto pro-
verbio satis fiat, ijki/j tov }jkoi> , conjecturae conjectnra
obi'iam fcratur. Vide enim, ue ita Dio scripscrit: dp£V
änaTiji Y.ui 'Ayfjaq, ut dna.ii]i; ad v. öidaoxäkov
respiciat; '' tyouq ad iivoTCtywyui'.
Satis constat, quendam Atticae locum Agram vel Agras
dictum esse (nam ufrumque repcritur) in quo sacrorum
Eleusininruni quaedam caerimoniae iiebant. Hesjch. i/ypa/
j[v)ijiov 'yiiTtv.ov 6^0} Tijq Ttdksvjq, iSQOV /llJfiriTQag.
Plut. Dcmetr. c. 26. äkka ETQaTO/.\fovq yi>u)fji]v ei-
TiuvTOi, 'AvdBOTijQuöva TOV Movvv%tviva fpijtfiaa-
fisioi'i; xaXs/'v y.ai vof-ut^eiv, irehow Tiß /Iij^ijtqw}
TU Tinoq Ayqu.v. In libris Plutarcheis legebatnr 'ylyoQav,
sed recte Salmasius aliique illud reposuerunt. Steph. By-
zant. s. V. ".iyita y.ai "Ay^a/, %uiqlov ii/y.ujg y.ai ni.i]-
ihwrjy.cijq' Ictti yae Tijg 'j^zTiyri'; uqü xiji nökeojq,
£v 0} TU j^iiyQcc ftvOTijoia eTCiTfksiTai, [iifnj/.u( tcSv
7i£(}l TOV .dtuvvoov, ev m l.eyovcn y.ai tov JJftay.kea
ftSiii»]o9^ai. Haec sufliciaiit ; nam haud infrequens est
Agrae apud veteres mentio,
At illud fortasse quaeris, Vir Illusfrissime , cur Agren-
ses caerimoniae sine uUa explicatione a Dione comme-
moratac sint, haud nppido omnibus notae, ut Plutarchi
librariis, ut mihi nuper, et fortasse aliis mc iloctioribus ;
saltatiouem autem mysticam non sie couimemorare satis
liabuerit? Do quo sie statuo. Etiam profani hoc nosso
poteraut, mjs'.ic.a quaedam ad Agram ficri solita csso ; ad
mysticam vero saltatiouem non admittebantur , nisi qni
initiati essent, et ideo illa occultior vidcri poterat. —
Vale.
Scrib. Brunopoli ante diem IV. Kalend. Nov. WDCCCXLI.
iiaQTVQia. Tdk)j9oi<i, ovy. iuivca ywravvGTaaat y.ai
df-iEkijcTui Tolq TiQEaßvTdTOiK y.ai TtakaioTdrovg etc.
Tibi ildebatur yogeiai a Dione profectnm , a libra-
riis in yaouq perpcram mutatum. Nee dubitari potest,
quin in rebus mysticis saltationi locus fuerit. Quod cum
aliunde constet, tum ipse Dio testis est, hujus Orat. p. 202
Wor. p. 383, 4. Reisk. ayf-dov ouv oiiotov, ujotieq ei
riq dvöoa ''Ekki]va /} ßdußagov f^iVEiadai nagadouc,
ctg ^ivoTiy.uv Tiua i^vyov VTiegcfvij yakksi y.ai [^ie-
yi^Et , Ttukku /.lEv üguivxa iivaTiv.a OsditaTa, Ttok-
k(jSv ÖE dy.ovovTU TotoihviV cpojvajv, ay.öiovq te xai
CfüjTOC ipakkai; ai'ivj cpaivof^iEpvjv , äkkvjv te f^v-
QiViV yEVOj^livtJDV ETI ÖE El y.ai^ dir: EQ EluJdaarLV
EV ruj xakov /.lEpii) dQOviOfJ^tp y.ad ioavT Eq
Tovc, f.ivovfiEPOv(; Ol TEkov PT Ei, y.vy.koi -keqi-
yOQEVElv cett.
At hoc ipso loco in censura libri Tui usus snm, quo
Tuam scripturam impugnareui. Hoc enim mihi niolestum
erat, quod iu priore loco iiullis ambagibus, quasi res
Omnibus nota commemoratur isia saltatio, in posteriore
tamquam ad rem non omnibus notam addita explanatiune
Personal-Chronik uud Miscellen.
Beilrag zur Homerischen Geographie.
In der Reisebeschrcibun» von Fr. Dubois de JVloutpereux
nm den Caucasus, zu den Tschcrkessen, Abchasen etc.
nach der deutscheu Uebersetzeng im ersten Theile der
Sammlung der vorzüglichsten neueren Reisebeschreibun-
gen etc. von Dr. Külb, Darmstadt lfi41, einem übrigens
für alte Geographie sehr beachtenstverthen Werke, heisst
es S. 220: ,,Die Inierethier, ftlingrelicr und Georgier
lieben im Winter sehr das Schweinefleisch; sie halten
desshalb eine Menge Schweine, welche um die Häuser
herumlaufen und sich von Feigen, Kastanien, Hirse und
wilden Früchten jeder Art nähren. Diess Land ist also
ein Paradies für diese Thierc ; auch haben sie wirklich
etwas Stolzes und recken ihre kurze Ohren. Homer
»usste ihr Behagen zu würdigen, denn gerade hier lasst
er dio berüchtigte Verwanillung der Gefährten des Ulys-
ses stattfinden", und S. 250: ,,Die Argonauten, deren
Fahrt man mit einem Raubzuge der Wäringer oder der
Tscherkcfsen vergleichen kann, landeten ebenfalls in der
Mündung dos Phasis und gingen den J'luss bis nach Kn-
9;i
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tais hinauf, wo sie von den Kindern des Phrixos em-
pfangen und dem Kiinig Aec<es vorgestellt wnnleu. Znm
Danke für den guten Empfang raubten sie diesem seine
Scliätzc und seine Tochter. Die Sage von dem goldenen
l'lii'ss lasst sich am natürliclis(en durch Goldwäschen er-
klären, dcnu die Fliiflso , weldio von den Grenzen der
Suancn herstrümen, besonders aber der Tskhenitskali
and die Abascha, führen Gold mit sich und nach Rei-
neggs hielten die Könige Imerethis noch im vorigen Jahr-
hundert Lenle , welche das Gold ans dem Flusssande zu
waschen verstanden. Man hat mir diese Angabo an Ort
nnd Stelle bestätigt. War vielleicht diess Gold die Lock-
speise, welche die Abenteurer herbeizog? Auch Homer
Iflsst den Odysseus an den Ufern des Phasis, wo er die
berüchtigte Circo findet, landen, üiese entfernte Gegend
rauss bIso für die Griechen eine ganz besondere Anzie-
hungskraft gellabt haben; und man darf hier wohl eine
höhere Civilisation, Reirhthümcr, schone Städte und An-
deres, was Abenteurer locken kann, voraussetzen. Acäa,
Kytaia nnd Phasis waren die bedeutendsten Städte des
Ktinigs Aeetes , welcher das Völkerrecht kannte und die
Ffemdlinge nicht nur höflich a\ifnahm, sondern auch
glänzend bewirthete, Handel und Gewcrbtleiss halten
grosse Schatze in seinem Pallaste angehäuft. Seine
Schwester Circo empfängt ebenfalls auf eine würdige
Weise die Gefährten des Odysseus, über welche sie durch
Bildung weit hervorragt. Sie wohnt in einem schönen
Haus« von gehauenen Steinen und webt ein kostbares
Gewand , während ihrem Munde ein melodischer Gesang
entquillt. Feines Linnen und Purpurfeppicho bedecken
die Sitze im prachtvollen Gemache. Auf silbernem
Tische prangen goldene Körbe und Becher. Unter
ilen Reichthümeru des Landes rühmt Homer besonders
den herzerfreuenden, süssen, duftigen Wein, wie ihn
jetzt noch Odischi hervorbringt. Aber die rohen Ge-
' fährten des Odysseus, wahre Seeräuber, beleidigen die
Königin, welche sie in einen Stall einsperren und wie
Sehweine behandeln lässt. Nur der liochherzigo Odys-
seus weiss sich die Achtung und Liebe der Königin zu
erwerben und erwirbt die Freilassung seiner sdiuldigen
Genossen. Circe bei>irfhct sie darauf noch ein ganzes
Jahr, sorgt dann für ihre glückliche Heimkehr und zeigt
sogar bei der Beschreibung des AVeges auf dem schwar-
zen Meere ihre geographischen Kenntnisse."
Gelegentliches zum Homer.
Es ist eine bekannte Sache , dass in der Homerischen
Poesie, wenn auch eigentliche Naturschildcrung ihrem
Wesen fremd ist, deni'.och da, wo einzelne Züge aus
dem Naturleben , sei es zum Beluife von Bildern und
Gleichnissen oder zu kurzen epithetischen Bezeichnungen
herausgehoben und verwendet werden, dieses mit einer
nnmittelbar ansprechenden Treue und Originalität ge-
schieht. Wenn nun die eigeiiihümliche Frische und Ur-
sprünglichkeit dieser Züge uns immer mahnt, dass der
Dichter schildert, was er in der reichen Natur seines
^'aterlandcs gesehen hat, so wird hinwieder ülicr Man-
ches, was sich bei ihm findet, die Beobachtung der Na-
tur einen angenehmen Aufschluss geiialiren. Man wird
so gewissermaassen auf manche seiner Anschauungen ge-
führt und meint ans diesen auch die Darstellungen des
Dichters naher zn verstehen. Darum ist die Erinnerung
besonders an solche Naturerscheinungeo , die nicht aller
Orten zu beobachten sind, insofern wenigstens, als an-
zunehmen ist, dass dem Dichter Aehiiliches vorgeschwebt
habe, nicht unnütz und für seine Leser nicht ohne Ge-
nuss. Von der Art ist, wag F. P. E. Greberns in seiner
Reise iu Griechenland S. 2'J4 über die öoöoöäy.Tl'l.oc,
'JJujZ sagt: „Ich will bemerken, dass sie Homer nicht
aus der Luft gegriflen hat. Es zeigen sich nämlich nach
dem Untergange und vor dem Aufgange der Sonne lünf
blassrothe, perpendikniär vom Horizont aufsteigende Strei-
fen. Am Abend habe ich selbst sie gesehen , am Mor-
gen war ich nicht so glücklich. Auch sind sie da we-
niger deutlich." So weit Greberns. Dass die Streifen
am Abend deutlicher sind, wird wohl Niemanden bewe-
gen, an der Richtigkeit dieser Beziehung der Erschei-
nung auf den Homerischen Ausdruck zn zweifeln, da
nach der einförmigen Nacht diese blassern Lichtstrahlen
für die Aufmerksamkeit des Beobacli(ers sicli viel mehr
auszeichnen, als ihr stärkerer Schein an dem ohnehin
lichterfülttern und mannichfaltigern Abend. Gegenstücke
zu Homer's Bildern im Kleinen wie im Grossen zeigt
zwar die Natur allenthalben, indessen ist benierkenswerth,
wie so manche Scene der Gebirgs- nnd Alpengegenden
lebendige Commentare zu Homerischen Stellen liefern,
wie z. B. die unabtreiblichen Fliegenschwärme bei den
Sennhütten zur Melkzeit zu Iliad. II, 469.
ijVTS fxi'idojv ddivuujv edvta nokXd,
a'iiE v.aTa araSfxdv Ttoiftvtji'ov ijkdaxovri/v
0JQ7J £v sutQivij , oT£ TS yXdyoi; äyyea Sevei.
Oder die Massen des dichtesten Nebels, der sich oft über
die Häupter der niedern Alpen tief herunter ergiesst, zn
Iliad. III, 10 H. tr. , wobei der launige Beisatz noiiiioiv
ovxL cplhjV, y.LeTlTi] di ts vv/.Toq d/ieiiui in seinem
Gewichte verständlicher wird, wenn er schon als Erfah-
rungssatz in der zwei(on Hälfte sich selten bewahrheitet.
Oder das Zusammenstürzen der wilden Bergwasser in ein
tiefes Tobel, deren Tosen der Hirt in der Ferne hört,
zu Iliad. IV, 453 fi. Oder zu Iliad. V, 87 ff. die furcht-
bare Landplage der Gebirgsgegenden (wie 1834 und seit-
her öfters), das Ausbrechen der Waldwasser, die kein
Damm zurückhält, die Saatfelder uiul Wohnungen zer-
störerr, iXdövr' e^arji'vijq, 6t' enißoiorj zJioi öfißQO<;.
So noch Vieles der Art, was anzuführen niclit nöthig ist.
Wer aber auf einem Berge stehend bei klarem Wetter
in den hellen See geblickt und ans seinem blauen .Spie-
gel auf einmal einen leichten glänzenden Nebel lierauf-
tauchen gesehen hat, der, ohne viel Zufhuii der Phan-
tasie, wie eine langbekleideto Grsfalt vornärts über die
Fläche daher zn schwellen scheint, der wird sich leicht
des schönen Verses von der Thetis erinnern , Iliad. I, 359,
und seinen Ursprung zu verstehen glauben:
y.aQnakif-WJi S' dvlöv nol.nji, dXo^ ijtr' dplx^tj-
Gar merkwürdig ist die Stelle Iliad. II, 459 ff.:
— WC/r' ÖoiniiujV 71'£T£1]VÜjV lVivcu TTohkdf
Xf]vij)v ij ytod.viov r, xi'xi/ujv i)oiKiyod{iou)v ■>
'Aaim SV Xeiiicuvt, KavffTQi'ov dttcpi ^h9^a,
ciDa zai £pi)u noiviviai dyu/.kü/ievai 7rTiot'y£aaiv,
y.Ac.yyijdov 'jTQoy.ttdiCovTUjv, Of.iaQu.ysi öe ts keiuojv.
95
9G
Sic zeigt uns ein cigmihümlirlirs Treiben, das an (Iie>
8on Vögeln , «o sie sich in Massen an einsamen Orten
boisainnien finden, zu bemerken ist. Aelinlitbcg haben
Reisenilo auch an der Wolga beobachtet. Besonders in.
(eressant aber ist es, trotz mehrerer Un.'ihnlichkeit mit
fliesen A'ersen die Uesclircibnng der merknürdigen Scene
zusammen zu halten , die sidi in der brasilianischen [iciso
ron Wix und Martins lindet und durch ein schönes Blatt
im Atlas veranschaulicht wird. Dort «ird Thl. II. S. 530
crz,'lhlt, was die Reisenden am llii) de 5\. Francisco ge-
sehen haben: „Als wir gegen Abend einen dieser Teiche
beschlirhcn — welch sonderbares Schauspiel stellte sich
da unsern Blicken <lar. Hunderte der rosenfarbenen Löf-
fclgänsc standen in langen Reihen, gleichsam Compag-
iiienweiso vereinigt, längs den Cfern hin, uud wadeten,
mit dem Schnabel emsig im Sumpfe umhersuchend, lang-
sam vorwärts. Tiefer im VVasser schritten gravitätisch
einzelne grosse Störche. Auf einer kleinen Insel inmit-
ten des Teiches waren dichte ScIi wärme von Enten und
Wasserhühnern gelagert, und zahlreiche Kibitzen um-
kreisten im schnellen Fluge die Ränder des Waldes, auf
der Jagd nach Insccten geschäftig. Hier herrschte end-
loses Geschnatter, Geschrei und Gezwitscher der man-
iiichfaltigsteu Vögelgeschlechter. — Wir sahen hier ge-
wiss mehr als zehntausend Thierc neben einander. —
Das Gemälde der ersten Schöpfung schien vor unser»
Augen erneuert."
Aarau. Rudolf Rauchenstein.
Erklärung'
In Schüll's Sophokles p. 92 finde ich folgende An-
merkung: ,, Hierüber (die politischen Beziehungen der
Oresteia) kann icli auf Drojsen ,,des Aeschjlos Werke"
2- Auflage, Einleitung, verweisen. Mein rrenn<l hat darin
die Beziehungen dieser Dichtung auf die Zeitverhältnisse
in allen lierrorgeliobenen Stellen so gcfasst , wie ich es
ihm vor Jahren aus meinen Aufsätzen mitgetheilt habe.
Und es sind noch mehr dieser Beziehungen zu erkennen,
deren Erörterung ich damals noch nicht ausgeführt hatte."
leb muss befürchten, dass man diesen Worten eine für
uiich empfindliche Interpretation geben wird ; daher Fol-
gendes zur Erklärung. Jene Mittheilungen fanden 1834
oder 35 statt; Scholl las damals mir und einem Freunde
seine Aufsätze über die Oresteia vor, welche den Inhalt
des ersten Theiles seiner Beiträge bilden sollten, aber
in denselben noch keinen Platz fanden. In jenen Auf-
sätzen waren vor Allem die politischen Beziehungen der
Oresteia , die ich früher schon für die Enmeniden auf-
gcfasst hatte (s. des Aeschvlos Werke. 1. Aufl. Tcni. I.
p. 177. 223.), auseinandergesetzt; in unseren freund-
.srhaftliehen Gesprächen war damals nicht selten einer
oder der andere Punct Gegenstand der Erörterung. Als
ich im Herbst 1840 den Aescbylos zu einer neuen Edi-
tion durcharbeitete, war ich in Kiel, Scholl in Griechen-
land ; ich glaube ihm damals geschrieben zu haben: dass
ich bedauerte, nicht ihn oder seine Papiere für die Ore-
steia zu Rath ziehen zu können und versuchen zu müs-
sen, auf eigene Hand die Beziehungen jenes Gedichtet
nachzuweisen. INach einer in dieser Weise eigenen und
selbständigen Durcharbeitung erklärte ich in der zweiten
Ausgabe der Uebersetzung p. 535 : ,,dass ich Vieles den
Mittheilungen meines Freundes Scholl verdankte", und
verwies zugleich auf die holTentlich baldige Veröffent-
lichung seiner Beobachtungen über die Oresteia; letzte-
res um so mehr, da die ganze Fassung meiner Bearbeitung
des Aeschylus zeigt, dass sie dem Kreise untersuchender
Gelehrsamkeit fern stehen sollte. In dem im Februar
1S41 gedruckten Aufsatz über Phrynichos u. s. w, (Kie-
ler Studien p. 75.) schrieb ich : in Beziehung auf die
Oresteia wird dieses (das Politische) hoffentlich bald Scholl
in der Fortsetzung seiner Beiträge nachweisen", indem
ich zugleich die neue Ausgabe meines Aesclnlos anführte,
wo ,,die Hauptpuncte ihrer politischen Bedeutsamkeit"
ilargclegt seien. Also Schöll's Arbeit war es , auf die
ich dem philologischen Publicum gegenüber mich berief;
und nicht verschweigen oder verheimlichen habe ich
SchölTs Verdienst wollen, ein Verdacht, vor dem mich
bei Scholl selbst die Erinnerung an eine vieljährige und
aufrichtige Freundschaft geschützt haben wird. Es erga-
ben sich mir bei meiner neuen Bearbeitung des Aeschy-
lus manche Erklärungen und Verbesserungen , die ich mir
vorbehielt an geeigneter Stelle mitzutheileu ; einige der-
selben auf die Supplices und die Eumeniden bezüglich
sind in dieser Zeitschr. 1841. Nr. 27. veröffentlicht und
werden auch wohl von Scholl nicht anders als für unab-
hängig entstanden anerkannt werden. — Gegen die mög-
liche Deutung der Worte: und es sind noch mehr dieser
Bczichnngen zu erkennen , deren Erörterung ich damals
noch nicht ausgeführt hatta" — gegen die Deutung näm-
lich, als ob sie darum in meiner Darlegung nicht sind,
weil sie Scholl noch nicht aufgeschrieben hatte — muss
ich eben so energisch prolestiren , wie ich von Scholl s
offenem Charakter ertvarte, dass er sie selbst mit Unwil-
len zurückweisen wird.
Kiel. Dfoyaen.
Bonn. Die Zahl der Studircnden in diesem Semester be-
läuft sich auf 679, unter welchen zwei Erhicgenten sind.
Halle. Die Gesammlz.ibl der imniatriculiiten Studenten
war am 11. Dec. 1841 705.
Miiiiclicn, den 31. Dec. 1841. Heute starb hier dct Prof.
lind Akademiker Dr. Fr. Ast, bekannt in der philologischen Welt
durch seine Bearbeitung Plalo's, der theophrastischen Charak-
tere, einen Grundriss der Philologie elc.
Paris. Am 14. Nov. 1841 starb dahier Lord Elgin, be-
rühmt durch die Wegführnng der nach seinem Namen benann-
ten Kunstschätze aus Griechenland, 76 Jahre alt.
Wir hoffen, dass die in etwas veränderte äussere Einrichtung- der Zeitschrift ausser typogratihischen
Vorthcilen, die uns zunächst dazu veranlassten, auch den (Vir das verehrliche Puhlicuni haben werde,
dass Alles sich iibersichtlicher ffcstaJte. M. F. Fr. Z.
Zeitschritt
für (He
Alterthumswisseiischaft,
Februar 184«.
9. Thuhyd. Studien von Prof. Dr. Krüger in Berlin.
(Fortsei/ M 11 g von 1S40. Nr. 55.)
4, S: /dießijoav /jtv xcii akXot ■wqotsqov ., ol dt
ishsiTaiot xal iyy.arah]qi}iiTfc, u/.oat -Aal xerQay.o-
oiOL i'-aav.
Es ist die Rede von den Lakedc'imonicrn anf Sphak-
Jcria. Friilior lia<tp sicli die ilort befindliche Besatzung
abgelöst; sjäter, als sie eingeschlossen war, blieb die-
selbe Mannschaft, vierJiundert ZHanzi;j Spartialen. Da
von diesen nach K. 38. "ur 392 gefangen wiinlen, so
konnte an der obigen Stelle nicht gesagt werden tyxti-
Tekijcfdijoav eiy.ooi vxd rSToay.üOtot. Richiig ist also
die alte Lesart iyy.axctkf.tCfdivTic , die auf der Insel
zurückl/lieben , als keine Ablösung mehr müglich war.
So ich; dagegen IFr. G.: ,, Quasi quornm corporibus po-
titus sis , etianisi morfui sint, eos lo cepisse dicere ne-
ijueas." Wirklich? Also es «nrden 302 lebende und 28
todfo Feinde gefangen. Wir wenigstens pflegen so niclit
zu sprechen und, so viel ich weiss, ebenso wenig die
Griechen. Leidlicher dächte ich wäre eine andere Er-
klarnng des eyy.uiakij(f9ivTB<; , nach welcher man es
nicht auf die Ueberwüldgimg, sondern auf die Einschlies-
aung bezöge. .Allein da würde man doch eher ii>a7lO-
}jj(f3iVT£s erwarten.
Ferner erinnert Ilr. G. : „wenn der Schriflstcller
i'/yatahstCf^iVTSi geschrieben hätte, so würde er seines
Erachtens xai ausgelassen haben. Das, däclite ich,
konnte er nicht, ohne ein wenig unsinnia zu schreiben.
Denn oi Tskevrai'Oi y.arakEicfx^evTi^ würde heisscn:
die zuletzt Zurückgelliebenen. Die früher Hingeschick-
ten waren ja- aber niclit auch zurückgeblieben. Ganz
vernünftig dagegen ist ui rekei)TO.iot y.ai y.ciTakstcpdtr-
r£S, die zuletzt Hinühergeschickten und dort Zurüchge-
blielenen. Damit man nicht zu Ttkivraioi etwa noch
ein Particip wie 8lutjävTE<; hinzugefügt verlange , ver-
gleiche man Xen. An. 2, 2, 17: Ol vaTioOl — cy;
txi'yxavuv eyaozoi iji'UQovxo.
4, 13: l^/i-' i;vka ig (^}]Xo.va.q 7taQE'7i£n'i\jav tüjv
vEujv Ttvaq iß \4alvip', ikniCouTeg t6 xara top ki-
fieva xelxoi v>poi; f^iiv txstp , üjioßuaeio; 8h i^äktTxa
oi'Oi-q tkeiv i^iijxo-vacq.
In der ersten Ausgabe erklärte sieh Hr. G. über die
Worte dTioßctuewi ds ^ciktoxa oi'Oiji; so: „Wenn sie
mir erst ge/andel wären, ante omnia escensione facta.
Non recte ^äktOxa cum ikctn jüngere vidctur Krueger
Zeitsclir, f. d. AlUrthumsw.
ad Dlonjs. p- :.'9t)-" Dass jene Erklärung ganz unstatt-
haft seij hat Hr. G. selbst eingesehen, und gibt nun,
wie Hr. Haackc und Hr. Poppo nach Dukas oder viel-
mehr schon Vallas Vorgange eine andere: Da hier , im
Hafen , am leichtesten zu landen möglich war, so hofften
sie [dort\ durch Maschinen die Mauer zu erobern. Aber
wenn es zur Bcslürninng doch erst der Landung bedurfte,
warum denn die Mauer da, wo sie am hiiclisten war,
angreifen? Welchen Einfluss hat die Betjuemlicbkeit der
Landung auf die Leichtigkeit des Erstürmeiis? War es
nicbt natürlich, dass mau die Maschinen ausschiffte und
mit ihnen den Punct angriff, welclien man am erfolg-
reichsten zu bestürmen hoffen durfte? Diese Schwierigkeit
veranlasste mich Ktahoxu mit Itciv zu verbinden und
die Stelle so zu fassen ; Sie hofften, wenn gleich die
Mauer an dem Hafen hoch war, doch; da die Lan-
dung sich ihnen dort nicht verwehren Hess, dort die
ßlaschinen ausschiffen und durch diese Maschinen am
ersten den Ort erobern zu künnen. Das Hyperbaton,
welches ich dabei annehme, ist nicht eben härter, als
manche andere in den von mir angeführten Stellen. Auch
die auf's Engste zusammengehörigen Degriffe werden zu-
weilen durch ein zwischengesetztes AVort getrennt, wie
fi, 5: XQovoj 'Innoyüäxi]'; vatEQOv likai xvQuvvoq^
Demosth. 20', 83. p. 482: ixixijöc-ioi naax^iv ^tts ev
xov iuLkomov Xf^öiov. l'nd besonders die Adrerbia
erfahren häufig eine sehr auffallende Versetzung, worüber
man die gegebenen Nachweisungen vergleiche, deren einige
wir noch weiter unten betrachten werden.
lieber die p. 3(»2 von mir angeführten Stellen lä'st
sich freilich zum Thcil noch streiten. Doch, wie ich
sehe, nimmt 2, 49: xu fxEV ii:uji}ii' ünxoiih;;) ovjua
oi'y. üyav deQfxdv i'v sowohl Hr. G., als Hr. Poppo
mit mir ein Hyperbaton an. Ungenügend aber behan-
deln wir wohl. Jeder in anderer Weise, die Stelle 6, 22:
vavai yal nokv ■jiEyiEivcn {X9>/)^ '','« '''•'^' ^« ^^"'h
ÖEia (jäov Uy.oiuCüifitih'., luv öe yiai avxo^Ev cri-
Tov ev' ülydai,' ■niQoii y.al nE(fQvy(.uvuz ynii>nq,
ü'"£tv. Ich nehme ein Hyperbaton an; ebenso Hr. Arnold
und Hr. G., nach denen die Worte eigentlich so gestellt
sein müssten: tüv ÖE y.al otiov aixuDiv — uyEiv;
ich glaubte vielmehr so: xuv ÖE aixvv avtöÜtv. Denn
die erstere Stellung würde ich damals schon, ebenso
wie heute, für ungriechisch gehalten haben; für ebenso
ungriechisch als xov ÖE y.a) nixodlv ahvv iu_it Uru.
Poppo durch Attraetion erklärt {top öi xai avzöv OiTOV
99
100
avr('3(r). Doim ■/.ui oiier Ss v.ai kann, so \\A ich
weiss und lipgrcifo, auf «lirse Weise nicht zitisclien den
Artikel und sein AOincn eintreten; und itli »nnderc inicli,
wie llr. P(i|i]io , um das zu betveisen, auf Ilni. I5ern-
Lardv's ii isrii'nsriiafilirlic Syntax »erueisen kann: ein so
leiclitfi-rtites Buch, dass, wie ich (flauhte, jeder Pliilolof
jede lichaujitnnj; de!<seUien, am meisten jede reclit zu-
Tersichtlich ausjfesprochene , so lange für falsch halten
wiinlfl, bis er sie andern eitig best.'iti^t ȟsste. Bis also
Hargethaii ist, dass ein (i'ripche jemals etna gesagt ruv
Sf xat <riTOV oder tov de xal akkov airov, werde
ich auch die von Hrn. Poppo gegebene Erklärung der
Stelle für falsch halten und in Ermangelung von etwas
Besserem den Artikel als Pronomen fassen. Hierbei näm-
lich scheint dem .Schriftsteller eine Beziehung auf TU
tTiizr.öeia vorgeschwebt zu haben. Darnach hätte er
eigentlich T« f)6 ycl sagen müssen, liess aber wegen des
in eng verbundener Apposition hinzutretenden Oitov das
Pronomen sich nach diesem Begriffe richten. Aehnlich-
keit hat die Stelle des Euripides bei Lj'k. g. Leokr.
§■ 100. V. 42: UQtoviyiv d'KKot, Tr;v d' f'/w owau)
nuktv, «o freilich Bckker riivö f.yio aufgenommen hat.
4, 3G: oi Aay.tduifiöviui ßukköfiEvui re ccfKfo-
rsguj96i> i]8)-) y.ai yiyvd/^tevot iv t<Jj ainip t''jW^ra/-
fiart, i6c ftr/.oov ^isyakip niy.äoat, nf) £v ÖeQuo-
■Jti'kaii {ey.s/i'ui re yuQ rrj dr^aiiu) •KEoiikdovxuiv
Tu)V Ileoaai' 8iE(fddQi]aav, ovtoI xs) dß(fißokoi r,dij
ÖVTE-; oiy.ert diTeixov.
AVenn man diese Stelle von jeher so interpungirt ge-
lesen hätte, so «rürdc es schnerlich Jemand eingefallen
sein, sie anders zu interpungiren , um eine Anakoluthie
lu geiviunen. Denn uozu das? Ist nicht Alles klar und
«prachgemäss ? Wer etiva Anstoss genommen an einer
Gestaltung der Rede wie iy.Eivoi TS — 8iiCf9u(jiiaav ,
OVToi TS, den würden Stellen wie Eur. Iph. T. 1333:
xeivoi TS yup oiöijouv ovx sr/ov -/s^oiv, ij/is/i; ts
hinlänglich beruhigt haben. Vertraut mit der Darstel-
longsweise der Alten, welche anf den gesunden Slenschen-
verstand ihrer Leser mehr rechnen als wir, die überall
Unverstand als o/Hcielle Basis voraussetzen müssen; würde
man es kaum als anflallend betrachtet haben, dass man
za ovToi TS ans dem Vorhergehenden iiSQLskddvTUiV
TüJV TToktf^i'ujv statt Utoovjv denken müsstc. Da in-
dess die von mir gegebene Interpunction nicht vorlag, so
glaubte man, durch eine falsche verführt, hier eine der
seltsan.sten Anakoluthieen , die ich kenne, zu finden:
Ol ylcr/.sda/nofioi — Oe^f^w'cvkaiq {sy.eivoi ts yuQ —
ovToi TS djKflßokot. — Dass Hr. Poppo statt des Pa-
ronthesenzeichens einen Strich setzt, ändert in der Sache
Nichts. Immer hätte Thukjdides ein Subjcct mit einigen
dazu gchörin;en Begrifleii vorausgeschickt, um weiterhin
<o zu sprechen, als wäre es nicht vorhergegangen; dann
eine Parenthese angefangen, um sie nach dem ersten
Satzgliede abzubrechen, da abzubrechen, wo nothwendig
ein zweites, das dem vorigen entspräche, folgen müsste;
endlich das der Parenthese geraubte Glied genommen,
um es zum Haupte des Hauptsatzes zu machen. Ein su
seltsamer Redebau schien und scheint mir ebenso un-
denkbar, als beispiellos. Denn wenn Hr. Poppo ver-
sichert, dass die von ihm in seinen Prolegg. I, 1, p. 108
angeführten Stellen von derselben Art seien , so begreife
ich das nicht; ich kann in keiner dieser .Stellen auch
nur einen Schatten lon Aehnliclikeit erkennen.
ISicht viel besser als diese l'crgleichung scheinen die
Gründe, welche Hr. Poppo gegen meine Erklärung gel-
tend macht. lieber die Ergänzung des ■JiSoilkttdvTCUU
Ttijv UoKSfAiujv habe ich bereits gesprochen. Noch un-
erwogener ist es, wenn er bemerkt, auch ötSCp&dQ-naav
könne zu oiTol xs nicht ergänzt werden, weil die La-
kedämonier auf Sphakteria nicht 6ltcp9dfJl]Oay, sondern
sich demnächst zurückgezogen und später sich ergeben
hätten. Geht denn ein Heer bloss unter, wenn sänimt-
liche Soldaten niedergemetzelt werden ? Dann wäre frei-
lich das Prcussische Heer bei Jena nicht untergegangen ;
denn gefallen war ja nur eine verhältnissmässig geringe
Anzahl. Allein auch ein zersprengtes, entivaffnetes , ge-
fangenes Heer ist ein vernichtetes, und wäre auch kein
Mann davon im Kampfe geblieben. Dass Thuk)dides in
Beziehung auf die vorliegende Sache ebenso dachte, zeigt
7, 71 : diucf9ciQsioujv yao rmv vsdjv roig Aay.tdat-
fiovioig (sv Uvko}) TtQoaaTtuikkvvTO avTotq y.ai
oi SV TTJ vijaij) dvdfjic diaßsßijy.öis:;, «o 8iu(f&aQSL-
Guiv sogar von eroberten Schillen gebraucht ist.
Endlich erinnert Hr. Poppo, dass bei meiner Erklä-
rung die Worte ducflßokot ijÜij dvisq nach ßukku-
ftsvoi äfi(f()TSOU}dsi' ijöij liberflüssig sein würden. Das
eben sollen sie auch sein, sollen nur von den der Paren-
these vorhergehenden Worten den Ilaiiptbegriff wieder
aufnehmen, in welcher Weise besonders Participia nach
Parenthesen und Zwischensätzen öfters wiederholt werden,
wie z. B. bei Arrianos Anab. 1,3,6: f.lOV ö i;vka irkota
i;vvuyayujv (r^v Ss y.ai xovtwv diropla Tiokkij — )
TavTa lüg nksioxa twayayujv dtsßlßu^su STt' av-
Tojv T?ig arxrjaTiäc ocroi'(; diwciTOv ijv. So ist denn
freilich das diicplßokoi tjÖ!! avTS^, was ja auch liei Hrn.
Poppo's Erklärung keinen neuen Gedanken gibt, zwar
überflüssig, aber nicht müssig.
Kaum Erivähnung verdient noch, was Hr. G. hinzu-
fügt, dass bei meiner Erklärung oüxSTl dvTSi'/^ov gegen
das vorhergehende dtSCfHaoijoav zu leicht (minus leve)
sein würde. Wenn, wie ich annehme, die Parenthese
wirklich regelmässig abgeschlossen ist, so hat ovx CCV-
TSiXOV auf das in ihr stehende ölt(f9doija(CV keine Be-
ziehung , eine solche findet aber freilich statt, wenn man
eine verwebte Parenthese annimmt. Also nicht gegen
meine, sondern gegen die Poppoische Erklärung hätte
Hr. G. diesen Einwand erheben können,
4, 51: Xioi To TSixoq TzsQisikov t6 xaivov -/.sksv-
odvTUiv 'Adrjval.u)v xui vTconTSi'Oavxujv ig avTOVi
XI vsviTSQtsiv ^ noiijcfuusvoi fJSVToi ■jzQOi 'Ad)]vaioi<,
TtioTSii y.ai ßsßuiövijTa sx xuiv öl'VUtujv jjiiösv tceqi
acfui vsujTSoov ßorksi'astv.
Ich hatte mich begnügt, den Sinn dieser Stelle karz
anzugeben. In der ersten Ausgabe billigte Hr. G. meine
Erklärung mit Einer Beschränkung. Meine dort mitge-
theilte Lebersetzung hat er jetzt weggelassen. Sie lau-
tet: Cliii novum murum Jassu Atheniensium demolili sunt.,
suspicantiu7H ipsos rebus novis sludere : pacti laviert {an-
tea) cum Aiheniensiius, ne , quoad ejus fieri posset, de
conditione sua quidquam novaretur.
101
102
In (icr ersten Ausgabe rerbaiid Ilr. G. £? ai'TOl-;
mit VTtOWvEvaüvxtDV uml Iczojf das Proiuimen auf die
Chicr. üarülier ininlo ihm lou Hrn. Poppo znsfpniuilict
VTtorxrei'siV £K riva als ({rierhiscli iiarhzutveisen. Ilicr-
(larcli in Verlogpiiheit gesetzt, hat Hr. (i. in der zweiten
Ausgabe diese Erklariiiig fallen lassen und rerbinilet mit
Hrn. Poppo t? avzovs; mit i£iHTt(j/£/r i/, iudeni er d.is
Pronomen auf «Ire Athener bezieht. Der Sinn also wäre:
Die Athener hallen den Verdacht, dass sie, die Chier,
gegen sie, die Athener, sich irgend eine Neuerung er-
lauöen würden. Meines Erarhtciis ist Hr. G. hier ohne
Grund naehgicbig. Denn warum soll üiroTTTSl'Stv £;'(;
•riva. ungriecliisch sein? Liegt der Grund in dem Be-
IfrifTe VTl'OjiTSi'siv oder in der Präposition '{ In keinem
von beiden, glaube ich. Auch sagt Anduk. 1, 51: VTto-
Zlnav iti uKhikuvi; £-/iiv und Antiph. ',', 3, 3- zweimal
and §. (i: tijp VTCoipiav Tr,v elc ine oi'oav, vgl. Thuc.
4, 27. Von VTCOTCTEi EID selbst habe ich kein Beispiel
zur Hand; aber desshalb würde ich nicht w.igen, die
Construclion anzuzweifeln, am wenigsten bei Thnkydides,
der die Präposition £1^ mit einer gewissen Vorliebe nicht
Seiten auch da gebraucht, wo man eine andere Aus-
drncks.weise erwarten würde. Gegen die Verbindung des
fj eiÜTOlX mit VEU)i£otEiv spricht, dächte ich, die Stel-
lung. Denn dem Vcrbunj rorgesetzt , erhält jener Aus-
druck eine Betonung, die seinem BegrilFe gar nicht gc-
ni^iss ist, iridem überhaupt auch die obli(jinen Casus von
«('ro? ■ gewöhnlich nur, wenn sie naclidrncksroll stehen ,
dem Verbum rorantreien. Endlich scheint V£ojT£fjlC,£lv
eg aVTOVi auch dem Gedanken nach nicht angemessen.
Denn diese Reilensart pÜegt ein Leiden des Objects zu
bezeichnen. So heisst es 2, Si !• von den in Platää
eingedrungenen Thebäern : £g ovSevct Ol'dev evtvjreol-
i^ov , hier etwa unser: sie vergriffen sich an Niemand.
Niclits der Art aber lässt sich I ei dem besorgten v£Ui-
xEoil^tlv der Chier denken ; nichts Anderes vielmehr, als
etwa Abfall und Verbindung mit den Feinden.
Für rr^.quQ^ TOl's '.J^ijvaiovq , meint Hr. G. , werde
Jeder Tiaoa tojv '^I&ijpuIujv erwarten. Ich wenigstens
nicht; und vielleicht Niemand, als wer mit Hrn. Gott-
leber und Schümann die Worte TtOlljoäiiEVOl TliOT£t<i
y.ui ßsßaiuTijTa übersetzt: sie Hessen sich die theuer-
sten Versicherungen gelten. ,, Dieser Erklärung, sagt Hr.
Schömann, steht Nichts im Wege, da das Medium Tloul-
iTitai auch reflexive Bedeutung hat und diese gerade bei
weitem am häufigsten." Darnach würde man schtrerlich
erwarten , Redensarten wie Xuyov TTOlEcodai so ausser-
ordentlich häufig zu finden, als sie wirklich vorkommen.
Doch häufig oder nicht, daran ist hier wenig gelegen;
aus der Stelle selbst kann entschieden werden, welclie
Bedeutung hier allein zulässig sei. Denn die Worte
TToot; 'yl9i]vaiovQ, ilulden nicht, dass ttIoteiq Ttonjoaadui
anders gefasst werde, als in der Bedeutung eines in Ge-
genseitigkeit geschlossenen Vertrages, wie in den schon
von mir nachgewiesenen Stellen des Xenophon , nament-
lich Hellen. 1, 3, \->: (Jjjiocratt xöv T£ Y.OlVOV öpxov
xai i'dla -/.id dkXijkotq itiöTEii inoiijaavTO. Dass
Hr. Schümann diess nicht anerkannte, ist um so aufTallen-
der , da er selbst eine andere Stelle hinzufügt, nämlich
Horod. y, 92: nianv re xaj ogxia smoisvvvo avfx-
fJP-X"/^ -.Tt^/ n^uq Torq ElXljvaq, Was veranlasste ihn
dann statt der so erwiesenen Bedeutung der Redensari
an unserer Stelle eine andere gelten zu lassen? Ich we-
nigstens sehe nicht ein, warum man sich sträubt anzu-
nehmen, dass die noch autiinonten Chicr mit den Athe-
nern einen Vertrag geschlossen.
AVenn llr. Poppo versichert, dass ich der von Hrn.
Schtiniann gegebenen Erklärung der Stelle folge , s» isi
das nicht nur aclironistisch , sondern auch ungegrnndet:
achronistisch, denn ich habe früher »Is Hr. Scliümann
über diese Stelle geschrieben; nrigegrüijdet , denn ich
habe die eben behandelten AVorte übersetzt: pacti cum
Atheniensibus.
Fraglich ist demnächst, oh man die Worte iy. rwc
SvvCLTojv zu dem Vorhergehenden oder zum Folgenden
ziehen müsse. Hr. Schümann, dem Hr. G. , Hr. Poppo
u. A. folgen, versichert: es bedürfe kaum der Erinne-
rung, dass diese Worte viel besser m\t..Tloir(TUU£VOl
niaTElQ, als mit fiijfihv ntgi OCfrx; vluiT£Ol£iv verban-
den würden? Warum nicht statt der blossen Erinnerung
und Versicherung einen trifligen Grund? Ich wenigstens
hatte dessen zur Ueberzeugnng bedurft. Nach meiner,
wie ich glaube, durch den Sprarhgebraach und die Be-
trachtung der Stelle selbst begründeten Erklärung konnte
ich i/. TOJV dl'raTVJV nicht mit Tioniodiifvoi nioTiiq
verbinilen. Denn was hätte ich bei den >Vorten: sie
machten nach Hlöglichkeit einen T ertrag, denken sollend
Welche Schwierigkeiten konnten der blossen Abschlies-
sung eines Vertrages entgegenstehen? Dagegen schien e»
sehr wohl denkbar, dass die athenische Diplomatie, um
sich freiere Hand zu erhalten, nicht mehr versprach als :
man wolle, so weit es die Verhältnisse gestatteten, die
Chier nicht in eine drückendere Lage versetzen. Indess
der Stellung wegen niüchfe ich Ex T(i)V övvi'.Ti!}V aller-
dings lieber mit dem Vorhergehenden verbinden, aber
nur mit {yroiijOaiici'Ul) fjEtla/ürijTa: sie (machten sich
d. h.) schlössen einen Vertrag viit den Athenern und
(machten sich d. h.) verschafften sich, so gut es ihnen
(den Schwäclieren) ?nüglich war, eine Garantie.
4, NO: ijiiEii; — Ol ylax£()(uuüi>iot oloinvoi te tzuqu
^vfxfJ.d-/^oi't y.ai -jiqIv ioytp d(fityJo!}ai rrj youv yvui^^
i']t£iv xui ßovi.oLiivoiq EOEodai y.ivduvov rocrövöe
dfEärj/ipa/iei'.
Indem Hr. G. meine Ansicht, dass drfi/.EO^ai, wel-
ches Valla nicht ausdrückt, und das aus dem Scholion
einschleichen konnte, verwirft, erklärt er, dass die Stelle
nach der gewöhnlichen Lesart lieissen könue : „credi-
deramus f'ore ut veniremus ad eus (jui priusquam reapse
venireiiius, voluntate certe socii essent.'-'' ÜH'enbar nüthigt
der Sinn rfj yvujf-irj mit i;i<iiiiuxovi zu verbinden, wie
auch Hr. Poppo anerkennt. Das ist aber äusserst hart,
wenn yai Ttfiiv tgyp UCfr/.£ai)cU dazwisdien tritt. Zu
d(fMea9ui ist ferner Eoyii) ein ziemlich mnssiger Zusatz,
während dieser Ausdruck, wenn er zu ^ifiitäyoi c, ge-
hürte, einen angemessenen und erivartetcn Gegensatz bil-
den würde, den wir durch Tilgung des a(fl/.ko9ai ge-
winnen können. So erhalten wir den Sinn: tcir werden
zu Menschen kommen die, bevor sie in der Thal unsere
Bundesgenossen geworden, es wenigstens der Gesinnung
nach schon sind. Auf diese Gründe stützte sich ineino
lOH
104
Aeusspning: dcftxioO^Clt si abrssot iioii (jcsiilorarcni, «ip-
»olil icli ciiisdii-, «liiss man ilio Stelle, wie «rlioii Pordis,
cl»a so f;isseii kann: )/•(> icerden zu schon vor unserer
wirldiclien Ankunft wenigstens der Gesinnung nach mit
uns l'erliiindeten kommen.
4, 12(): (Hooriijy.et v^iv) fiijöev ttXij^o^ Ttecpo-
(jtJaSat irt(>o}v, vi' ye uijde d?iu itoXirsiviv toiuvtidv
i'jY.eTf kv alq Ol' 7roAA.o/ ökiyiov äu%oi<aiv , dk\d
nXtii'viDV ficliXkov fXciocrorc.
Uebcr diese Stelle ist roti l'ielen Vieles, zum Theil
Seltsames iiiiil »onij;' Klares {fesajjt worden. Auch Rei-
sig zum Oed. K. j). '2 V.) beliaiidclt sie. Gegen meine
nur lu'iL'inli;; kurz an»edente(e Ansicht spricht llr. G. mit
der irrigen Angabe, d.iss icli nach iy/.CT£ ein Punctum
setzen tvolio. Ich liabe gesagt: plenins distinguenduni
est, qiiod fecit Ilaackius, der ein Kolon gesetzt liat.
Dagegen erinnert llr. G.: den Alten, die keine Inter-
punction gebraucht hätten, »i'irde eine solche Gestaltung
des Geilankens niclit den Sinn gegeben liaben , welchen
der .Schriftsteller geiiollt; sie nämlich würden diese Worte
iiichf anders gelesen haben, als wir, durch ein Punctum
nicht erinnert.
Was soll diese Einrede? Wphu die Alten ohne Inter-
punction schrieben, was man übrigens nicht schlechtiicg
zugeben darf, so rechneten sie darauf, dass der Leser
dem Sinne gemä.ss die erforderlichen Pausen machen werde,
was Aristoteles diarjriCf.lv nennt Rhet. 3, 5. Und warum
hatte Thukydidcs hier nicht voraussetzen dürfen, dass
man nach r,y.CJl so lange inne halten würde, als wie
etwa nach einem Kolon oder Semikolon? Dazu war er
vollkommen berechtigt, wenn dieses dem Zusammenhange
nach als das nati'irlicbste erscheint. Wenn wir aber vor-
aussetzen, <lass der Schriftsteller die Worte so \vie sie
dastehen geschrieben , mit liewnsstsein geschrieben habe,
so sehe ich nicht, was natürlicher sein konnte, als an-
zunehmen, dass £i> aic (ich nicht soivohl auf das rorher-
gehende Substantiv mit der Negation, als den gegensätz-
lich darin liegenden Begriff beziehe: nicht aus Staaten,
deren J'erfassung zu einer solchen Furcht {vor der Menge)
Anleitung gegcleri , sondern aus Staaten von entgegen-
gesetztem Charakter. Niemand würde Anstoss nehmen,
wenn etwa vorherginge: ov yap roiavTCtl tiaiv ai no-
f.tTCia.i d(f iijv ij^ers. Dem Sinne nach aber bedeuten
Hie Worte, welche da stehen, dasselbe. So versteht die
Stelle auch Hr. Arnold und vergleicht 6, 68: (iozac o
dyc'iv) oi'x SV -naxQiöi., s^ iji; x^areiv öei ;; /Ji)
Qci.di'ux; ö.TT02v)Q€iv. — Worte, die auch ich, wie eine
vor fast zwanzig Jahren niedergeschriebene IJemerkung
mir zeigt, nie anders verstanden habe. AVie Hr. Poppo
eine solche Erklärung für eine schlechterdings unzuläs-
sige halten kiinne, ist mir ebenso wenig begreiflich, als
wcsshalb er glaubt, dass Stellen der Art die, welche
keine Vorsetzung der Negationen zugeben wollen, in Ver-
legenheit bringen uürdon.
Wenn Hr. Poppo ferner behauptet, dass ein zunächst
nach TUluVTO^ stehendes Relativ sich nothwendrg auf die-
ses Wort beziehen müsse, wie (jni auf talis, so dürfte
das zu viel gesagt sein. Denn wo ?.. B. TOlorrog Prä-
dicat ist, wird man schwerlich mit Recht Anstoss neh-
men , Irena ö, sich auf das Snbject bezieht , auch wenn
es dem coiotitoi näher stände, wie etwa in folgender
Weise: i'j(if/s di^öetei dyaiiol lOeade, xal ydg ai
TToXnc/a/ L'fxujv xuiavvui lioir, ai Ütio roiu 7T((re(ja)i>
naoa^odtiöai TVokKuJv d.ya^^u)v cu'iiai yeyiviivTu.i..
Nocli wenrger als dieser Einwand scheint Hrn. Poppo'»
Erklärung der Stelle Billigung /a verdienen. Er nämlich
glaubt nach Andern, dass Eine von den beiden Negatio-
nen aus Nachlässigkeit von dem Schriftsteller hinzugefügt
sei. Allein solch eine Nachlässigkeit zugeben, heisst die
Erklärung aufgeben. fllit welchem Rechte Hr. Poppo
für seine flieinung die Stelle 5, 22. vergleicht, ist mir
unklar.
4, 131: dvT£Trt^eXS6i>TSg avroi xal nsXonovvij-
<r/ot iö(jv!}ijaav enl l.öcfuv v.aQxtQov tvqu zt!Q uoXeujq,-
UV ti /^ii) ikoiEv Ol havTioi, oüx iyiyveio ocfujv o:«-
QtTtLj[iaiii' ngooßaXdvtic, ö' aimo y.axa y.odxo; ol
'Adr/vatoi xul /.idxTj iy.AQovixavtSi xul'.; iiiiöiTuc,
eoioaxoTteSeiiauvro.
Für eTTtovraq hat Hr. Poppo, dein Hr. G. und An-
dern folgen, f.TolTrts verbessert, weil es von den Skio-
näern und Peloponnesiern thüricht gewesen wäre, den
Hügel zu verlassen. Aber zwingt denn die Lesart Cilldv-
xc'-i das anzunehuienl Ist es etwa nicht ilenkbar , dass
sie auf dem Hügel selbst eine Strecke den Feinileu ent-
gegengegangen, so weit es etwa der Oertlichkcit nach
angemessen war, um dem Angriffe der Feinde mit kräf-
tigerem Anstürme zu begegnen? Von einer Schaar, unter
der Peloponnesier waren , lässt sich doch wohl voraus-
setzen, sie werde den Angriff nicht bloss abgewartet
haben, wenn sie es irgend für zweckmässig hielt, ihm zu
begegnen. Diess erwägend , vertlieidigte ich die hand-
schriftliche Lesart (occurrentes , impetum [occnrsii] ex-
cipientes) und ich sehe Nichts angeführt, was sie uiit
Grund verdächtigen könnte. Der Artikel in dieser Ver-
bindung ist etwa unser e;- der, sie die. So lierod. 7,
!77: xavxT] o(pi iöo^e öexsaSac -vuv ixcidvxu inl xr.u
'EkXuöa. 8, II: xovi ßv tt; vav^iaxirj xavxi] exe-
goXy.ivi^ dyiovtConivüvi vii; eneXäoijoa öiskvcre.
Thuk. 3, 63: vfiii-; /dv döiy.oi'iuvoi ai'xoic, vj^ cpaxe.
enijydyeade, xo!q dt dd/xovaiv dXXoi'i ^vve^yoi xa-
zsoxrjxE. 5, 10: itaQijyyehXs xoii dTriovatv — t'/ra-
yeiv £7ll Tl)i JlidvOi, Man vergleiche die Bemerkung
zu 3, S(.
5, 2: xrj /ih oxQaxia 7t£L^ £Xoi(jel ig xijv n6}av,
vuvq öl ns(J!i':7r£uilie Siya ei; xov k/uiva n£QiT^k£Tv.
Die Hinzufügung des Artikels nach OTQaxia, berich-
tet Hr. G., habe ich nach Poppo's ürlheil , dem er bei-
stimmt, ohne Bedacht (temere) gemissbilligt. Indess dürfte
es fraglich sein, ob sich Hr. Poppo mehr bei der Ver-
iheidigung des zweiten Artikels gedacht habe, als ich bei
der Verwerfung desselben. Ulan erwäge den Znsammen-
hang. Nachdem Tliukvdiiles erzählt hat, dass Kleon mit
einer Flotte von 30 Schillen und einem Heere von 12UÜ
Ilopliten und 300 Reitern (X der Bundesgenossen) in
dem Hafen der Kolophonier angekommen sei, fährt er
mit obigen Worten fort: ttj f)£V Orouxia v.. x. k. Hier-
nach ist es doch wohl natürlich, dass er erzählt: Das
Heer (welches nicht bloss aus Fussgängern, sondern auch
aus Reitern bestand) führte er zu Land nach der Stadt;
von den Schiffen aber Hess er zehn nach dem Hafen
105
i()6
herumsegcln- Wenn <icr Srhriftstt-llcr jzil,"?/- hier als Ati-
jcctip hatte beifügen »ollen («las Landhecr), so wi'irde er
KTiniidilich gestellt halien: T?j filr Tcei^jj oi()Uiia. Dass
übri(;eiis nicht alle die Handscliriftcn , aus denen hier
keine Variante anjfemcrkt ist, den zweiten Artikel ge-
boten haben, wird Hr. Popp» wohl selbst für schruahr-
«cheinlii'h halten.
5, ;>: ui 'Ai^ijvafoi. ff9uiovaiv o'i ts äno tojv
veujv iköirei t);" Tooojvi-v v.ai 6 7T{C,u^ STitOTTontvoi
ttVToßoet y.atu zu dir^Qi^iiivov rei'xfi'i tov nc.kaiov
twsamaiov.
Hier, hatte ich erklärt, zweifle ich nicht, dass av-
Toßosi mit ckuiTi^ zu vprbinden sei. AVariiin nidit mit
intOTtöfJtroc., dem es am n/ichsten steht? Fragt Hr. G.
desshalb niclit , «eil das «idprsinnig sein würde, da ac-
Toßosl ein schnell erlangtes Ergebniss bezeichnet, ro
Ttapayorj/ia mvTfkf-.ri&ijuat tv TTuktiiiy.oii toyoiz,
oiov ■■nv/iu)(; y.ai ü.iia ivt nokeiuvjn dku}.nyn<i), wie
am Bfssten in Bekker's Anecdd. p, 214. 4ü5' erklärt
wird.
Doch auch Hr. Haacke, dem Hr. Poppo beipflichtet,
bat an der von mir rorgesclilagenen Verbindung Anstoss
genommen. ,,Als ob avX'i{i(Jl:i nie mit einem andern
Verbum, als mit aiQCtv verbunden würde!" rnft er aus.
Das nerde ich wohl nicht geglaubt haben, da ich selbst
Stellen anführe, wo es bloss mit ähnlichen Verben vor-
kommt. Aber aucli nur mit aloniv selbst oder einem
sinnverwandten Worte findet es sich; so auch X, 71. mit
/SlQVjifijvai , »eiche Stelle Hr. Poppo gegen mich an-
führt, da sie ofl'enbar für mich spricht. So lange also
Hr. Haacke nicht Stellen nachweisen kann, in denen
ni'TOfjOEi unzweifelhaft mit einem nicht auf ein schnell
•^rlangtes Ergebniss beziehenden Verbum verbunden steht,
M ird meine Erklärung ein starkes Vorurtheil für sich
haben. Das t;vvi0^tOtüV aber drückt, dachte ich, einen
verhaltnissmassig so wenig hervortretenden Umstand aus,
dass man einen so bedeutsamen Gegrill, wie Cil'TüßoEi
damit zu verbinden, billig hatte Anstand nehmen sollen.
Eine besondere Harte findet man mit Unrecht in der von
mir vorgeschlagenen Verbindung, da bei ö TVf^Us <'3S
ekovTSQ wieder gedacht iiird und der Grieche gewohnt
war nachdrucksvolle Adverbien an das Ende des Satzes
ED stellen. Alan vergl. meine Anmerkung zu den Com-
mentatt. p. 299 und zar Anab. 7, 2, '2(i. Uebrigens
könnten auch wir ungefähr eben so stellen : Zuvor er-
nberten die Athener Tornne, sowohl die von den Schiffen,
als das FussvoUc , welches ihnen folgte, mit dem ersten
Anlauf, nachdern es durch die Lücke der alten Mauer
mit eingedrungen war.
ö, 22: Ol ^vf-iiiaioi iv ztj Aaxedai^iovi avroi
■svv/ov ovreg.
Für o.VToi liabe ich aihov vermuthct. Allein Hrn.
G. gefällt jetzt melir Hrn. Arnold's Erklärung: ,, vielleicht
waren die Bundesgenossen aus freiem Antriebe (aiTOi)
lierheigekommeu.'' Hier ist Hr. Poppo mein Anwald.
„Nein, sagt er, sie Maren herbeigerufen, ^'ergl. K. K.
und 27.
RoQtidioi iq 'Aq-jo^ TguTvouSvoi tiqüjxov koyov;
TrotovvTo.t noöi rifci twj^ sv TÜ.ti upiujv 'A^yeiwp.
Ich hatte erinnert, dass nicht nach, sondern vor ttdu'.-
Tüp ein Ivomma zu setzen sei. Apodiktisch bclehili- muh
Hr. G. in der ersten Ausgabe; mit einem durch Hrn.
Poppo veranlassten opinor gemässigt in der zweiten : der
.Schriftsteller bezeichne, dass die Gesandten nicht sofort
nach Hause, sondern vorher nach Argos gegangen seien.
Doch wird zugegeben, «lass vielleicht auch der vorge-
schlagenen Verbindung mit Hrn. Poppo zu rzijujljv Xllt^
■TUiV iv Tikci in <len Worten Tc.iq dij'/aiq /.ui zijt
dllUip K. 28> pi" Gegensatz gesucht werden kiinne. Aber
wie ist das möglich, da bei dem, was an dieser Stelle
erzählt wiril, die Korinthier gar nicht mehr anwesend
sind? Dass eine soll he Beziehung hier nicht gesucht wer-
den könne, hat Hr. I'oppo später erkannt und daher die
in den kritischen Anmerkungen ausgesprochene Geneigt-
heit für meine Ansicht stillschweigend aufgegeben, um
zu Hrn. G.'s Erklärung überzugehen, wie es scheint,
«eil er sonst für das Trowro^ keine I5eziehnng entdecken
konnte. Ich würde indess um eine solche nicht verlegen
sein, wenn ich nicht glaubte, das Rechte am IJessteil
dadurch zu trollen, dass ich uns allen Dreien ein wenig
li'nrecbt gebe. Ich schlage nämlich vor, dass wir gar
nicht darum streiten, ob Tloujruv zu kuyov; Tloioi v rat
oder zu TOUTl (JUiviJI gehöre, sondern es aul beide Be-
griife verbunden beziehen. Diess zu thun, würden wir
wohl keinen Anstand nehmen, «eiin wir die Worte so
gestellt fanden: TifilOTUV KoQt'villül £■; 'yiQyoQ, lUUTlö-
j^ievui köyoi'i; noiuvvTo.l x. r. /. Der Gegensatz aber
erforderte, dass KoohOiot vorausginge, wobei -tcolotov
eine andere Stellung erhielt, bei der es sich jedoch nicht
wieder leicht auf beide Verba und somit auf den ganzen
Gedanken beziehen lässt: ,A)as erste, was die Korinthier
nach ilirer Abreise aus Lakediimon ihaten, war, dass sie
nach Argos gewendet Vorstellungen machten u. s. w.
Dabei ist gar nicht nöthig, dass zu dem Tlijihcov ein
bestimmter (Gegensatz, wie die Rückkehr nach Korinthos,
ausdrücklich gedacht werde.
5, lio: 'Efiovkero rotq driü rov k6(fov ßutj^oin-
rai ETil Ttiv Tov vdaroi ixTpontjv, i^e/dav tavta
7ii'3ajvzai, xataßißüaat, zohi 'A^yeiovi y.ai rovi
^i'utidxovg.
„Krüger irrt, bemerkt Hr. G. , wenn er ro('," ßot;-
doilJcai verbindet und mit aiuovi ßoijOoilTUi für
gleichbedeutend hält. Denn es ist die bekannte Structur
der verwechselten Präpositionen: TUigst'T'ftka(f(j) ^<'' w
zoi> kucpou y.azaßißdaai ßoijdovfTetc , d. h. vjorc
ßundeiv." Diese Structur konnte mir nicht unbekannt
sein, da ich p. 29ö selbst darüber spreche, »ienohl ich
freilich „von vcrwcrhselten Präpositionen" dort Nichts
gesagt habe. „Auch die von Hrn. G. gewählte t'oiistruc-
tion wild mir nicht unbekannt gewesen sein, da ich über
die schwierige Stelle geniss die ßauer'sche Ausgabe an-
gesehen habe und schon Portus, dessen Au;»icrkiiiigen in
Thr enthalten sind , diese Construction vorschlägt, nur das«
er freilich nicht ßmit^Olvrai durch cj'crji ßuijl'i'P et-
klart: ein Zusatz Hrn. G.'s, der schwerlich viel Beifall
rerdieneu dürfte, da sprachgemäss doch nolil nur so er-
klärt werden könnte; er wollte sie herablochen, indem
sie (dadurch, dass sie) zur Hülfe eilten", wie auch Hr.
AiiioUl bemerkt, dem Hr. G. hier immer hätte folgen
107
108
siilh'ii. Also iililit Unwisscnlipit wird rs gpwcspn spiii ,
wenn icli fiir «lio crii.'llintc Coiis(rilrfi<>ii piiio aiiilcrp vor-
schlii;;, «lie (oljfcinlcii Sinn gibt: er wollte sie, die (nie
IT glaiil><o) gewiss (»riclics gewiss in «lein Parficip <les
Pr.'isens ohne 'ff enthnUeii ist) zur Hälfe kämen, gegen
die Ableiluiig des Kassers , wenn sie davon hörten , in
die Ebene heraldocUen- Diese Krkl.'irnn^ tory.iiziphen ,
bes(iinijile niicli »eiliger die Stellung der Worte, jIs iler
bei iler andern etwas anflallendc Ausdrnck roc^ «7 0
TOV /.oCfor y.aTa.fjltjnnni , der den Gedanken anregen
Miirde, dass ausser diesen, d. h. den Argeiern und ihren
Verbündeten, noch andere Feinde der Laked^iaionicr da
gewesen.
6, 8'^: Ei'y.oi y.ni ^ryyvolinj Er tco toiijjSs v.a-
deoxw-va:. in! noWu v.al XeyoPTai y.ai doy.ovvtag
Ttjinea^ai.
In der ersten Ansgabe hat Hr. G. sich begnügt, meine
Anmerkung zu dieser Stelle niitzutlieilen, in der zweiten
fallt es ihm ein, mich berichtigen zu wollen. Ich hatte
bemerkt, dass man zn Zfti'^f (TTtorft? ein l)f^ld\; denken,
aber es auch als allgemeinen Satz fissen könne und mich
für Letzteres erklärt, lergl. Plat. Phäd. (i.j, e: Cfro":
Se^fiaiiiin&al iiäJAov <)iaksyofliv(JVi. Dazu erinnert
Hr. G. : Es seien die Participia zn unterscheiden, in
denen das Subjeet selbst endialtcn sei und die, zu denen
ein Subject ans dem Vorhergehenden ergänzt werden
könne. ,,Hnjus generis praeter unum Piatonis et prae-
sens exemplum omnia alia sunt (juae Krneg. attulit."
Hujus generis soll sich auf die erste Art beziehen. Aber
mit welchem Rechte spricht Hr. G. so , als ob ich die
verschiedenen Arten vermischt hätte? Unterscheide ich sie
nicht ausdrücklich'?
b, 10.3: iXitis x/pSi'vm naQafAi'Siov ovoa tovc;
f^ilv ciTVo Tieotovoiat; jituyfdvovq avrf] y.av ßKd>p?],
Ol' y.a^siKf TOis ^ f? uTIav to v-kuo^ov ävaüqi-
ntovot, dÜTtavoi yag (fvaei, d/ia -ve y/yvujoy.STac
acpakcvTojv y.ai ev otvt in (poKa^erai tk; avrijv
yvajQioditaav ovy. ei.XsiTcsi.
Meine Uebersetzung der Stelle verwerfend, versichert
Hr. G., der Schriftsteller sage mit den Worten rois S
.'C uTTc.v /. r. K. Folgendes: Ulis vero qui de summa
suarum fortunnrum aleavi jaciiint — ubi co^noscitur
spem se Jefellisse et qualis sit, atque ubi se nliquis con-
tinens ab ipsa cognita sibi caveat , tarnen nnn deficit,
sed homines a spe in rebus certis, velut militibus, arniis,
locis mnnitis, alieno auxilio et omni genere copiarnm
posita progrcdinntur ad spem in rebus divinis collocatam."
Wir wollen sie prüfen, diese mit so grosser Zuver-
sicht ausgesprochene Erklärung. Zuerst also: „illis vero
— ubi cognoscitur spem se fefellisse — atque — non
deficit." Ich lese und schreibe ab; ich lese wieder und
wieder, um in diesen Worten, welche mir die Stelle
erklären sollen, einen vernünftigen dem Griechischen an-
gemessen Zusammenhang zu entdecken; aber vergebens.
Welche Verba dachte sich dann Hr. G. durch ze und
X«t verbunden? Wo ist eine IMüglichkeit anders zu ver-
binden, als nf^ia rr yiyvolay.tia.i y.ai- ovy iWeiTifAl
Wenn man ilabei i'.^a durch ubi oder vielmehr durch
simulac nbersetzeii will, so tnuss wenigstens das yai nicht
auch übersetzt werden; es muss heisscn : sobald sie er-
kannt wird, findet das und das statt. Ferner soll n(fa~
Xf.viojv heissen spem se fefellisse. Offenbar aber heisst
dieser absolute Genitiv eigentlich: tiacitdem sie getäuscht
worden, oder: nachdem sie ein Unglück erlitten habend
also eben durch die Täuschung oder das Unglück wird
die Holl'nung (in ihrem Wesen, d. h. als trüglich) er^
kannt von ilenen, die ihr vertrauend Alles auf's. Spiel
setzen. So fasste die Stelle schon der einsichtsvolle HeiK
mann: ,,Wer sein ganzes Glück daran wagt, d^r iernt
sie bei seinem Unfall zu spät kennen.^' ■ .
Die Worte yai ev onp in qvki'-^erai tiq avTr,v
yvüjQiadiio'UV sollen heissen: ,, atque ubi se aliqüis con*
tinens ab ipsa cognita sibi caveat." Aber was soll diese
Uebersetzung heissen? Wie es scheint: doch ich will He-
ber Nichts vermudien, als von den lateinischen Worten
eine deutsche Uebersetzung geben, ilie mir, wie ich sie
auch drehen und wenden mag, bloss Widersinniges ver-
spricht. Nur das mochte ich fragen, mit welchem Recht
llr. G. das fr/ ganz übergeht, das se continens ab ipsa
hinzusetzt und iv onp Cfvkui^e-TCti n^ so fasst, wie er
es gefasst zu haben scheint: we>i7t auch Jemand sich
hütet, hüten möchte.
Meine Erklärung ist zunficlist dem Zusammenhange
angemessen. Thukydidcs sagt: Wer, durch die Hoffnung
verlockt, von seinem Ueberflusse einen Tlieil auf's Spiel
setzt, ilem kann sie zwar schaden, aber nicht ihn rui-
niren ; wer aber Alles auf's Spiel setzt — was anders
kann jetzt folgen, als ein Satz, der etwa bezeichnet: den
richtet sie völli«; zu Grunde. Darum erklärte ich: dem
lässt sie Nichts übrig, wobei (d. h. in dessen Besitz) er
sich in Zukunft vor ihr, die er (durch den erlittenen
Schaden als trüglich) kennen gelernt hat, hüten könnte.
Wenn Hr. Poppo diese Erklärung einwen<let, dass ev/
nicht postmoduni bedeute, so konnte ich auf diesen Ein-
wurf (den der Urheber nach seiner Anm. zu (i, SO. wohl
schon bereut hat), nicht gefasst sein, da .Seidler zn Eur.
El. 63(i. diese Bedeutung des iiTl längst erwiesen hatte.
Mehr Stellen bietet Ellendt im Lex. Soph. Dass in dem
angenommenen Sinne der Indicativ des Futurums richtig
und allein richtig stehe, wird man wohl nicht mehr be-
zweifeln. Dass ikkel-Tlfl übrig lassen bedeuton könne ,
schien mir denkbar un<l nothwendig, wie denn auch der
Schüliast es angenommen hat. Hr. Poppo und Hr. G.
läugnen diese Bedeutung ab ; und wenn sie darin Recht
liaben, so bleibt, um ilen von mir gesuchten Gedanken
zu gewinnen, Niclits übrig, als lür ot'y. iXKSiTTit sich
«lie geringe Aendernng Ol' y.nTC.I iinsi gefallen zu lassen.
Allein vielleicht ist das unnöthig. Wenigstens sagt Soph.
El. 736. freilich in etwas verschiedener Beziehung, öfiä
l-iovov viv sXkakeijAiuevov.
flieino Erklärung der Stelle aufzugeben, darf ich um
so weniger geneigt sein, da, so viel ich sehe, noch keine
vernünftigere aufgestellt ist. Wenigstens kann ich als
solche die von Hrn. Scholefield vorgeschlagene nicht an-
erkennen, wenn gleich Hr. Poppo äussert, dass auch er
dieselbe immer für die einzig wahre gehalten habe, weil
sie der Bedeutung <les Wortes fkkei-Tiei und der Stellung
des ijdr {tni) angemessen sei. Ein solches Urtheil er-
loy
liO
regt ein so günstiges 'J'ornrthcil, class Mancher sich »vuii-
ilern dürfte , «cno er hört, «lass diese Erklärung so lautet:
neque deslituit^ quavtdiu ab ea oognita cavere poterit ;
lied ' tum deniuui (|uuui pcricuio .nulluni jaui relinijuitur
reuiediuni. U'ie etininit ilcnn das uiit dem öiiu TS '/.ui,
«fie mit dem Zusainmcnliange iler Gedanken überein?
^,NiolU so bald lernt man die Hoffnung durch eigenen
Schaden kennen, als sie einen nicht verliisst, so lange
man sich vor der erkannten wird hüten können''': Worte,
deaeu eine Art rou Sinn unterzulegen mau als Gegensatz
hinzudenken soll, sondern erst dann, wenn es gegen die
Gefahr kein fllittel mehr gil)t, so dass also nicht das
Gesagte, sondern (las Vcrschit iegcne das eigentlich zu
denkende sein vti'irde: eine Art anzudeuten, die denu
doch hier sehr wenig an ihrer ütclle sein dürfte.
(Fortsetzung folgt später.)
10. OoV/.vSiSij^. Thucydidis historia belli Peloponnesiaci
rum nofa traiislatione Latina /. Haasii, professoris
acadcmiae l'^ratislaiiensis. Accedunt 3Iarce)lini lita,
gcholia Graeca emendatius expressa et indices no-
oiinum et rerum. Parisiis, editore Ambrusio Firmin
Didot. flIDCCCXL. VII, 3S8 und 145 S. 4.
Der Titel dieses Werkes verspricht mehr, als was
nach der Vorrede beabsichtigt ist, und kann manchen
andern Käufer ebenso irre führen , als den Recens. , der
sich dieses Werk besonders desshalb aus Paris senden
liess, weil auf dem Titel eine 7ieue lateinische Ueber-
getzung des Thukydiiles angekündigt ist. Da man nun
heutzutage ganz andere Anforderungen an ein solches
Werk macht, als zu den Zeiten, wo die lateinischen
Uebertragungen dieses Schriftstellers von Lorenz Valla,
Veil Winsemios, Emil Portus , Georg Acacius Enenckel
verfasst wurden, welche sämmtlich zunächst nur den Sinn
des Schriftstellers, soweit er zu <ler Zeit ihrer Verfasser
ermittelt war, auszudrücken suchen, aber denselben oft
nur umschreiben, und weit entfernt sind Kunstwerke zu
sein, die das Original nacli seinem eigenthünilichen Cha-
rakter und allen seinen Scliattirungen, soweit dieses nach
deu Gesetzen der lateinischen Sprache mOglich ist, wie-
derzugeben trachteten: so liotfte Rec. in dieser Arbeit den
Versuch eines solchen zwar schwierigen , aber vcrdienst-
liclien Kunstwerkes und ein nach den jetzt geltenden
Regeln der LVbersetzungskunst gebildetes Werk zu fin-
den. Aber hierin hat er sich leider getäuscht, denn
nach der Vorrede ist diese neue Uebersctzung , welche
bei einer Beurtheilung des vorliegenden Buches fast allein
in Betrachtung kommen kann, da der Text ganz genau
der der Bekker'schen Stereotypausgabe mit Ausnahme
ton 5 — 6 angegebenen Stellen ist, Nichts weiter, als die
berichtigte Portus'sche. Hören wir den Verfasser selbst
über das, was er zu leisten bezweckte. „ Quum in hoc
instituto nostro" hcisst es in der Vorrede S. III. ,,non
lioret perfectam illam interpretandi rationem sequi, quam
mente ceruebamus ; nihil aliud nunc suminius nobis , nisi
ut repetiverimus et ipsi Porti interpretationem, sed cor-
rectani tarnen et Bckkeriaoae editioni accoDiUiodatam.
Elegaiitiam vcro et non sulum puritatein (dieses \Vurt
hätte I ermieden sein künneii!) sed etiain anfiijiiam quasi
spccieni forinamque oraliiinis Latiiiae aequabili studio cla-
boratam magiiaque iiitelligentia et subtili quoilam artilicio
ad Thucydidis iiigenii siinilitiidiiiem cxpressam iteinque
alia qiiaedam si quis desideret, qtiae decura pulius quam
ad praeseiitem usum neccssaria sunt, is non nobis suc-
ceiisere debet, qui fateamur nihil nos nunc suscepissc,
nisi ot grariores Porti errorcs corrigeremus ; quo si plag
egiuius, non quod deest, sed quod superest iinputari de-
bet. (Unter diesen Umständen sollte nur nicht auf dem
Titel das Aushängeschild einer neuen Uebersetzung ge-
braucht sein!) Iniprimis autcni lioc operain dedinins, ut
non quidem artificioso , sed simpliciter ac perspicue Thu-
cvdidis sententia expliraretur , et cavimus , ne Graecis
Latina obs<'uriora essent neve , quam quis in illis ambi-
guitatem >el dubitationem oiTendat (oUeiidaret ?), eandem
et ipsi siibdule rcliiiquerenius. Ceterum tanta fuit in Porti
interpretatione vitioruin multitudo, ut, si quod aliquandn
diligentiam nostram efl'ugrrit , leniaui dari nobis aequum
sit ; neqiie id tarnen rrebru acciilisse persuasum nobis est,
qui vel in iis lucis, ubi loiigiure meditatione non opus
esset, bis terve Graeca cum Latiuis coiitenderinius. Sed
dum sententiae rebusque ipsis inteiiti sumus, facilius ac-
cidere potiiit, ut ea intacta reliiiqueremus, quae aut bar-
bare aut rerte minus Latiiie Portus scripserat, praesertim
quum ex hoc generc haud pauca paene innnmerabilibus
locis corrigenda esscnt , quae ille piava quadain congue-
tudinc aut perversa upinionc inductus semper scribere so-
lebat. (Es werden darauf einige Beispiele der Art an-
geführt, als victus fuit statt victus est, panim abest, tum
lemporis , reversi sunt ii. s. w. Hernach fährt der Verf.
fort.) Quae ego quamiis iuiprobarem , corrigere tamen
constanter non potui , si aliquid velleiii de Porti inter-
pretatione relinquere. Meqiie tamen talia aut illi aut
mihi magis vitio verlentur, quam si sententias ipsas per-
peram iutellexerimus , id quod illi quidem, ut tum erant
tempora , accidit frequeiitissime." Es heisst dann weiter,
der Verf. habe zwar gehofft, genügende Hülfe zu einem
richtigen Verständuiss an ilen von Rec. zusammengestell-
ten Commentaren der Ausleger zu finden, jedoch in die-
ser Hinsicht sich getäuscht; denn man könnte leicht
sehen, dass Rec. sowohl, als die übrigen Ausleger in
vielen schwierigeren Stellen entweder gänzlich schwiegen,
oder sich bei einer unwahrscheinlichen Erklärung be-
ruhigten, oder schwankten. ,,Nubis vcro'' wird dann
geschlossen „non licebat dubiis esse, ncc permisimus nobis,
ut anibiguis suspensisque vcrbis lectorem eluderemus, aut,
ubi alii tacuissent , nos quoque probata Porti interpreta-
tione otium ageremus. Itaque factum est, ut , quum
saepissime illis auctoribus peccata corrigeremus , haud
raro ideni faciendum esset prirato nostro arbitratu, ubi,
quid illi statuereiit, nescicbamus."
So erklärt sich der Verf. über sein Vorhaben. Ehe
wir nun zur Betraclitang der Ausführung desselben fort-
gehen, nniss Rer. einige Worte über ilas zuletzt Gesagte
und den darin enthaltenen Tadel der Herausgeber und
Ausk'ger des Thukjdides sagen. Dass diese in manchen
Stellen schwanken, welcher Erklärung sie den Vorzug
111
112
ppbeii sollen , ist lici der gcilrangten Sprache und küli-
iirrcii Woi'lst('lluii<;' <1<'^ Siliriflstrlirrii iiatürlicli. Uass
<>iii UrliiTsctzrr in sciUlieu Fallen haiifij nur eine iniig-
lirlie Erkl.'lriuijf iiiisilriickpn kann, ist clu-n so iinzivclfel-
haft, nnd »tonn hierin ein Vorzujj zu surhen ist, so haben
iliii fast alle neueren Uebersetzer des Tliukydides mit dem
Verf. gemein. (iidess ist es in solehen .Stellen, wo das
Orl^final nach den Gesetzen der N[)raehe Hnd dem Zu-
samnieiiliaii[.'e uirklidi zwei fast gleich wahrscheinliche
Erklarun};en zulilsst, nicht ein iluhm, sondern ein frei-
lich oft sehr «erzeililiclier iMancel einer L'ebersetznnjj,
«enn ihre Worte nur anf eine Weise lerstanden werden
können. Je weniger dieselbe bloss zur Ifiileichternng des
Verständnissos eines Schriftstellers gemacht ist, je mehr
sie selbst trachtet Kunstwerk zu sein, desto weniger wird
ihr höchstes Gesetz bei einem Schriftsteller, wie Thuk.,
das »on unserem Verf. aufgestellte sein können, keine
Zweideutigkeit und keinen Zweifel übrig zu lassen. Da
der Verf. jedoch eine das Orij^inal nachbildende Ueber-
tragniig weder liefern wollte, no<h, wenn er den Portus
zu Grunde legte, konnte, so mochte er immerhin nach
jener Unzii eideutigkeit selbst auf Gefahr bisweilen die
unricliti"-ere Erklärung lorzuzi-^hen trachten. Dieses sollte
jedoch nur da der I'all sein , wo die richtige nicht be-
reits feststeht oder durch Benutzung der Vorgänger leicht
zn ermitteln ist. Nun wird sich aber zeigen, dass unser
Verf. diese eben nicht sehr sorgfaltig benutzt hat. Denn
ob er gleich klagt, lon den Auslegern nicht selten im
Stielte gelassen zu sein, so hat er doch nicht wenige
Wendungen, die von ilenselben genügend erklärt waren,
unrichtig wiedergegeben, wie sich unten zeigen wird.
Er würde überhanjit wohl seltener sich von den Aus-
legern verlassen zn sehen gemeint haben, wenn er von
der Ansicht ansgegangeu wäre, dass diese das von dem
Srholiasten richtig Erklärte und von Portus und andern
jenühnlichen Uebersetzern richtig Ausgedrückte, wenn
nicht dagegen Schwierigkeiten erhoben worden waren,
noch besonders zu erläutern in der Regel für überflüssig
erachtet haben. Stimmen jene Uebersetzcr mit einander
nicht übercin, so haben die Ausleger nicht selten auf
die Fehler der einzelnen, z. B. ülonificld auf die von
Hobbes und Smith, Rec. auf die von Levesque , ßlom-
field, Müller, deren [lebersetzungen und andere er fast
durchgangig verglichen hat. aufmerksam gemacht, was
jedoch bei offenbaren Versehen jener üollmetschcr zu thnn
überflüssig gewesen wäre. Doch es ist hier nicht der
Ort, die Ausleger des Thuk. ausführlicher gegen die
erwähnte Klage zu rechtfertigen, zumal da sich durch
mehrere unten folgende Beispiele für unsere Leser von
selbst ergeben wird, ob der \'erf. Grund hatte in tlen
von ihm nicht richtig übersetzten Stellen über ungenü-
gende Unterstützung von Seiten der .4usleger zu klagen.
Wir wollen nämlich jetzt die Leistungen des ^'erfs.
in der von ihm berichtigten Uebersetzung etwas näher
betrachten. Hier ist zunächst anzuerkennen, dass der-
selbe unstreitig in einer sehr grossen Anzahl von Stellen,
in welchen sein Vorgänger entweder den Sinn falsch aus-
gedrückt, oder gegen die Gesetze der Latinität gefehlt,
oder sich unnützer Paraphrasen nnd eines Wortschwalles
bedient hatte, das Werk des Portus, das von IJudson
und Gail nur in wenigen Stellen rerbe.ssert worden war,
hericlitigt und darnach viel brauchbarer, aU es in seiner
alten Geatalt war, gemacht hat. Aber es sind nicht nur
einzelne Flecken der Latinität, die nicht in die oben
angedeutete Classe des tunc temporis, revcrsi sunt und
dergl. gehören, und eine Berichtigung nicht minder als
die entfernten verdienten, iinverbcssert geblieben, sondern
es sind auch mehrmals nicht tadelnsiierthe Ausdrücke
des Portus mit ungenaueren und den Sinn wenig erschö-
pfenden vertauscht, ja es ist auch bisweilen der von Por-
tus richtig ausgedrückte Sinn entstellt, oder es sind noch
öfters offenbare Fehler gegen den Sinn uiiberichfigt ge-
lassen worden. In manchen Abschnitten des VVerkec gibt
es fast kein Capitel , wo nicht ein oder der andere Aus-
druck aus einer der genannten vier Rücksichten zu tadeln
wäre. Zum Beweise gehen wir einige Capitel hinter
einander von I, 24- an durch.
Zu Anfange dieser Stelle ist lioTlXioi'zc zov 'luviou
y.üknov noch wie von Portus durch navigantibus lonium
sinum versus statt durch invehenti in loninm sinum, in-
traiiti Ion, sin. übersetzt, was die Natur der \Vorto und
die Lage von Epidamnus selbst, welches schon innerhalb
des ionischen Busens liegt, erfordert. Gleich darauf wür-
den die Worte iZQOOOl/.OVaiv avTljV , wenn auf Proprie-
tät lies Ausdruckes gesehen wäre, nicht durch ei finitiuii
sunt, sondern durch acculunt eam übersetzt sein; dieses
gehört jedoch zu der Art von Genauigkeit, nach welcher
der \'erf. nicht trachtete. Bald hernach ist die Ueber-
setzung des Portus et alii praeterea Doricae gentis ho-
niines, die der Lesart y.ai a/Xoi iv. rov zJu}gi'/.ov
yevovg entspricht, beibehalten, obgleicli jetzt im Texte
yal TOV O-iXov ^huo. ysv. steht. g. rt. waren die
Worte emiöi] sndCiJVTO von Portus durch quum (ab
illis) premercntur übersetzt worden , wofür jetzt offenbar
schlechter quuDi laborarent gesetzt ist. Laborare ist
7l0i'Eii\ weiches Cap. 3f). mit Recht so übersetzt ist,
7ni%eodai hingegen ist preini. §. 7. sind die AVorte
ravTa öl, die Portus durch haec autcm ausgedrückt
hatte, in haec quidem verwandelt; da aber ön nie qui-
Hem bedeuten kann, so sollte die Partikel lieber unüber-
setzt gelassen sein. Cap. 2,> zu Anfang, wo Portus
yriiVTSi durch quum vidercnt ausgedrückt hatte , ist da-
für quum intelligercnt gesetat worden; sollte aber einmal
etwas geändert werden, so wäre richtiger auch gleich
das gehörige Tempus gesetzt worden. §. 4« sind die
von Portus für 0VT£ ycio gebrauchten Worte nam nequo
mit qnippe qui neque vertauscht, was ausserdem, dass
dem Griechischen weniger entsprechende Worte gesetzt
sind, auch wegen der folgcnilen Inilicafivo missfällt. Zu
Anfang des 2l>. Capitels in dem Sätzchen Ol KoQivSloi
hrciiTcov c? Ti}v 'Biilduiivov äaf.ievoi zijv (ikpeXiav
ist das von Portus für eTiciiTTov gebrauchte Perfect mi-
.serunt mit dem Imperlect mittebant vertauscht. Da aber
von einer einmal nach Epidamnus gesandten Hülfe die
Rede ist, so würde im Lateinischen unstreitig das Per-
fect richtiger sein, im (iricchischen aber gehört ?Tf|U7fiVl»
zu den Verhis, die im Imperfect in Aoristbedeutung vor-
kommen. S. Held zu PInt. Tiinnl. S. 484. Cap. 27. in
dem Satze eSsij^ijaav . . . 'vwv Meyaotoiv vavai acfäi
ivu7T007riull)£ll' sind die letzten Worte noch immer
113
ansgeHnicki: ul suis navibus se comitari vellent. Aber
suis batle weggelassen .«ein sollen, weil im Griecliisrlieii
bloss vavaly mit Schiffen, steht und ilas suis anzudeuten
scheint, als hätten die Korinther rerlangt von der ge-
samniten Seemacht der Megarer escortirt zu werden,
während wir doch gleich hören, dass diese nur 8 Schifte
rüsteten. Cap. 28. sind die etwas undeutlichen Worte
(fikovi TtoiEio&ai. ov<; ov ßoi'kovTCU eTt^ovg laiv
vSv övTiov fiäkkov uJcpeXtaq eusxa übersetzt: alios
quam qui nunc ess(*t , sibi facere ainicos, qaos nollent,
magis auzilii causa; freilich besser als bei Portus, aber
dennoch unrichtig. Denn was sollen die letzten Worte
bedeuten magis anxilii causa? mehr der Hülfe wegen, als
wesswegcn sonst? Ferner ist zwar g. 4- mit Bekker r,v
d-TtdyuiOL und §. 5- /;f d'jiayd.yuirn geschrieben , beides
aber gleichniässig durch si abducerent ausgedrückt, wäh-
rend CS für dieses hcissen sollte si abduxissent. Cap. 'M.
sind die Worte ai vijei; avTotz STtfn'/jjocovTO ovöai
dydoi'xovTCC noch immer übersetzt: ijisornm nares numero
octoginta expletac crant. Aber navcs explere heisst die
(Zahl der) Schiffe vollzählig machen, während n'KtjQOÜv
pai'i bekanntlich heisst Schiffe bemannen , nares com-
plerc (sociis naralibus). Cap. oO- steht für die Worte
JieQtorxi TV) &toei noch immer aestate iam adventante,
wodurch die doch nicht aufgenommene Lesart TrEQiYuvTl
ausgedrückt ist. Ebenso unrichtig ist zu Ende des Cap.
^eiuojvoQ V^'y noch durch hieme iam adrentante wieder-
gegeben, da es doch heisst schoti im Winter, ah es
schon Winter war. Cap. 31. ist noch die Wendung in
Athenicnsium ant La;.'edaemoninrum foedcribus se ad-
scripserant geduldet, wodurch der falsche Sinn beim Bünd-
nisse, bei Gelegenheit des Hundes, entstehen würde, nicht
i osy^jd^'coTO iiavTOi ;, ic, xui; . . . OTrovddi ausgedrückt
wird. Vgl. Stürenb. zu Cic. Arch. 4. Cap. 3'2. in dem
Siitzchen £7ce/dij /le/^uvi TiaQaoY.evf/ . . . £(f' ijuä^ ujq-
f^il^vTUl hatte Portus übersetzt: quia maiore apparatu ...
contra nos veniunt. Jetzt ist reniunt mit exorti sunt ver-
tauscht. Aber apparatu contra al. exoriri hält Rec. für
unlateinisch, hingegen ist bekannt, dass ojoii'i;o^ut und
tiQiu^dr.vai (eig. in Bewegung gesetzt sein , sich in Be-
tcegung gesetzt haben) oft proficisci bedeutet, also allen-
falls auch durch venire hier wiedergegeben werden kann.
Cap. 33. in den Worten öUyoi . . . ydoiiov oi'X r^o^Gov
fi/ddvz£Q ij XijilivfiEvoi naoay'iyvovxuA, panci sunt, qui
. . . ornameiitum hau<l minus daturi quadi (ab ipsis) ac-
cepturi veniant, ist der Unterschied der Tempora dlööv-
T£5 und Xi^ipcl/)£voi noch immer nicht angedeutet. §.3.
hatte Portus die Worte ruig KopjviUovi • ■ . 'ruiv
iX^Qovq övTai xai ■KgoxaTaKanfidvovTui ij/iüg vvv
i's Ti\v i'iUTSoav iTtlXEiQijaiv ausgedrückt: Corinthios
. . . vobis inimicos esse et, dum nos primos nunc aggre-
diuntur, viam sibi ad vos invadendos sternere. Jetzt ist
für viam sibi sternere gesetzt gradum facere. Was damit
zur Erschöpfung des Sinnes von ■jTQOxaTCtkuftfjdvElv
oder für die Latinität Erhebliches gewonnen ist, lässt
sich schwer einsehen. Besser wäre mit Vermeidung der
weitschweifigen Wendung dum nos primos nunc aggre-
diuntur gesagt: ab iisque nos nunc pracoccupari ad vos
invadendos (ad invadendum in vos). In den unmittelbar
folgenden Worten ist övoip noch durch alterutro schlecht-
Zci'sclir /. d. JUeitliumsiv.
114
hin ausgedrückt. Cap. 34, wo die Worte oj^ dl r^Si-
V.OVV , actCflii EOTtV , von Portus dur<h quod autem isti
ininriam fecerint (bei Gail isti nos laedant) , perspicuum
est, übersetzt waren, ist jetzt faciebaut für fecerint ge-
schrieben ; beides aber ist olTenbar fast barbarisch für
istos iniuriam fecisse. Dass bald ilarauf in den Worten
vjotb ÜTidTTj TS juy TcaQdyea^ui vir' uvTiiiv, dtof^ivoii
T£ IV, lOV Sldiog fir, VTTOVfjyeh' , die Wendung iy. XOV
EVi^tog zu Ssoi^lEtu/c gehören müsse, liofTt Rec. genügend
gezeigt zu haben und haben die neuesten Ausleger an-
erkannt; dennoch übersetzt der Verf. aut pi'tcntibus murem
ingenue geratis. Cap. 35. in dem Satze 7ro}u> öt eil
nitiori it.iila r.i-tEiq fil'j Tiela-uvTeg ifidg e^ojiev hatte
Portus joi TlEioavTSC, i'fidg dnrcli nisi rem vobis persua-
deamns ausgedrückt. Statt dieses bloss in si vobis non
persuaserinius zu verändern , macht der Verf. aus den
Worten si nobis nOn concedatis, was abgesehen davon,
dass es dem Griechischen zu wenig entspricht, schou
desshalb zu vermeiden war, weil die Gegensätze si con-
cedatis und si nobis non concedatis einander grammatisch
ähnlicher sind, als TT£lo9(:VTU)V Vfiojv und jio; nei'aav-
TS^ vitd^, AVälircnd unser ^'erf. ferner, wie wir oben,
mit seinen eigenen Worten gehört haben, manche gegen
die gute Latinität verstossenile Wendungen des Portus
zu ändern sich gar nicht vorgesetzt hat, hat er das Fu-
turum in mehreren Stellen mit dem Futurum exactum
vertauscht, wo dieses freilich reiht gut stehen kann,
aber doch nicht nothwendig und um so weniger zu ge-
brauchen ist, da im Griechischen nicht etwa das dritte
Futurum sich findet. So ist gleich in den folgenden
Worten )';/u7? /tiv ydo x/>jdinei'uiTa<; y.ai ovx ext^pov-;
oPTitt; du üjOEode , das von Portus gebrauchte repelletis
mit repuleritis vertauscht. Ebenso Cap. 40. 43. und
ander» ärts. Zu Ende des Capitels hatte Portus die W^orte
ot'j( öitolci 11 d):XuTpiüj(T/i durch alienatio par non est
ausgedrückt. Diese wörtliche Uebersetzung erschien un-
serem Verfasser wahrscheinlich zu dunkel; ilaher ver-
tauschte er sie mit non in levi vobis habendum est, si
ea alio convertatiir. OlFcnbar zu frei, etwa statt non par
est, ut ea a vobis abalienetur, durch welche Uebersetzung
auch im Folgenden der Zusatz upera danda est erspart
wurde. Cap. 30. ist jetzt geschrieben o fxtra fieyLfTTOiv
xa/odjv ot/.flovTai re Kai TroXfjinvrai , während sonst
ze fehlte; dennoch ist die ungenaue Ueberset/ung amica
red.litnr inimicave statt et amica redditur et inimica bei-
behalten. Ein den Sinn aber erheblich entstellender Fehler
findet sich gleich darauf in den Worten r/j)? TS yaQ
haXiag v.oX Siy.sXiaq xaXvjg Traodnkov xsiTai (>;
KE()y.v(ja), ujore /";r£ ey.eiSev vawixdv iaaat He-
kojtovvtjoloiQ i-jTskdsii', tÖ TS sv^evSs ^pos Taysi
TTapansfiipat. Hier ist noch, wie bei Portus, zu lesen:
ita ut uec inile classem contra Peloponnesios venire sinat.
Als ob die Athener desshalb Corcjra auf ihre Seite zu
bringen gewünscht hätten , um zu verhindern , dass eine
Flotte aus Sicilicn und Italien gegen die Peloponnesier
herbeikäme, was nicht einmal denkbar war, da die mäch-
tigsten Staaten Siciliens und Italiens den Peloponnesiern be-
freundet waren! IltkoTlomjOiots tllfktfiiv heisst hier
oflcnbar für die Peloponnesier herbeikommen, Pclopon-
ncsiis acccdere, ad Peloponnesios pervcuire; denn aus
8
Ii5
116
II , 7. unil anilern Stcllon ist brkaiint, «lass rlic Polopoii-
iiesier aus Itnlini iiiid Sirilirn lieistaiid hoUlPii. AVeiiij;o
Zeilei) <larauf sind die Worte i^Ut ftVV uvca . . . vav-
Tiv.u u. s. w. noch so überseizt, als ob s<a<t tqiO. uvru
lairty.d Gcnitiii absoliiti ständen, und öii natli rovtvjv
feliltr. Cap. 37. zu Anfang sind die Worte 'iva rijv ä(p'
ijuiov diitoatv dtrcfaksataitov 7ipof/t)/;rf ausgeilnickt:
ut et nostra postiilata tutiora esse provideatis, statt rer-
tius pracooscatis. liier, wie an vielen andern Stelleu,
lässt sich nicht sagen, dass die Ausleger geschiviegen
hätten, H'ienohl auch ohne deren Erinnerung dem Ueber-
setzer des Tliukvd. nicht hfitte entgehen sollen, dass
daCfakeOTioov nicht so fiel als doCfUKeoTeQa {ovza)
und 7lQO£tdl]ZE nicht so licl all ?T^u'idtjT€ sein könne.
Zu Ende dieses Capitels heisst es jetzt: atque hac in re
posituDi est illud decoruui , (juod praetendunt, . . . ut,
ubi (juidem pntentiores sunt, viin faciant, ubi lero latent,
fraude circnnneniant , et «i quid cepcriiit, iuipudontiam
induant. Hier niuss es GiFenbar ebenso gut sint und la-
teant, wie nachher ceperint heissen , da in allen drei
Glie<lern lon möglicher Weise öfters eintretenilen Fällen
die Rede ist, und alle drei den Absichtssätzen gleichuiässig
untergeordnet sind , ancli im Griechischen dieselbe Con-
«truction sich findet. Portus hatte auch richtig dreimal
Conjunctire gesetzt, nur alle conjunctirische Sätze mit
Unrecht durch Imperfecte ausgedrückt. Gleich darauf
ist y.aiioi, und doch, nun aber, welches Portus nicht
genau durch scd übersetzt hatte, unrichtig durch ac vero
wiedergegeben, wenn dieses nicht ein Druckfehler ist
statt at rero. Zu Anfang des 38> Capitels lauten die
Worte noch: sed neque erga alio» neque erga nos tales
exsistunt; welcher falsche Gebranch von exsistere (bei
Thnk. £iai) zu denjenigen Flecken der Latinität des Por-
tus gehurt, die nicht von dem geduldet sein sollten, der
in den kurz vorher angeführten Worten positum für d.is
von Portus gebrauchte situm gesetzt und ähnliche weit
weniger notliwendige Veränderungen in deo Ausdrücken
vorgenommen hat. Uebrigens ist auch der im Griechi-
schen sich findende und so leicht nachzubildende Wechsel
der Präposition in o'vTt -Jigdi TOi'i uXKoik; OVTB f; rj^dq
nicht angedeutet. Einige Zeilen später in ai yoüi' d.kkai
ÜTfoiXiat Tlj^vjo/v ijfiUi ist yovv et vero übersetzt,
welche Bedeutung es nie hat. Portus hatte freilich nicht
genau, doch dem ungefähren Sinne nach richtig, dafür
enim gesetzt. Sollte dieses nicht beibehalten werden, so
war es mit c"erte quidem, wenigstens gewiss, zu vertau-
schen. Ebenso ist Cap. 7li. zu Anfang et vero und zu
Ende itaque falsch für yovv gesetzt. Vgl. auch Cap. 77.
In demselben 38' Capitel ist xai dljXov ort . . . ovd'
m'iarTQarsvojiev e/.TiosiTuiq jUj; y.ai 8ta(fi£o6vTU)q xi
ddl'AOVUEl'Ol durch atque patel nos . . . neque bellum
ipsis egregie illaturos esse, nisi etiam Insignem aliquam
iniuriaui pateremur, wiedergegeben, obgleich die Aus-
leger gezeigt haben, dass dieser Uebertragung der Indi-
cativ des Präsens ämOTQaxtVousv durchaus widerspricht.
Cap. 3V). »ind für }jv ye {dix?]^) oü tdv TtQoi'xoiira
y.ai iy zoü da(fLiLovi ■Tzgov.atov ^£vov Xeyem ii So'
yeiv Sei die Worte de quo quideiu non illum , qui su-
perior est, et qui ex tuto ad disceptationem provocat,
oportet videri aequa dicere gebraucht. Aber abgerechnet,
dass kiyeil) ti 2U frei durch aequa dicere übersetzt ist,
wäre nach dem Lateinischen die Construction ri/u öiyijr
ksyilV Tt anzunehmen , wie sich doch in dem Sinne de
iustitia aliquid dicere nicht sagen lässt. Uald darauf in
i'l-iu>; i'vv ui;/orvTCs ■ ■ . diacpugovi; üvrai; r.fAiv ötxsa&ai
OCpac hatte Portus für die letzten Worte lateinisch ge-
schrieben : ut se , nostros hottes , recipiatis. Dieses Sätz-
chen ist jetzt unrichtig mit ut adversati nobis se recipia-
tis vertauscht; denn öiacfufjovi; kann nicht so viel sein als
evavTluil^evtati, und ist desshalb mit acfdq, nicht mit
VLidi zu verbinden. Cap. 4(). zu Alifang hatte Portus
f^tadliv 29''i durch discere (nunc) oportet wiedergegeben.
Statt hier bloss das unnütze nunc zu streichen, und allen-
falls den Subjectsaccusativ vos hinzuzufügen, hat der
Verf. intelligerc debetis geschrieben. Aber es ist hier
nicht von dem die Rede , was die Athener einsehen, son-
dern von dem, was sie durch die .4nscinandersetzung der
Korinther lernen, oder wovon sie sich durch diese über-
zeugen sollen. Also ist discere besser als intelligere (für
welches eher cognoscere zu sagen war), und da diese
Sache auch nicht als eine eigentliche Verpflichtung be-
trachtet werden kann, auch oportet besser als debetis.
Zu Anfang des 4l. Capitelc liest man in der verbesser-
ten Uebersetzung für Jia.QdivSntv de xai dl;lojoiv 'lu-
QlTo;, {i:y_oulv) TOtuvt^S die Worte: quod autem sua-
demus et postulamus, ut nobis faveatis. l/cbergehen wir
hier, dass die grammatische Form der Rede auf eine
das Gepräge des Thukvdideischen Stiles verwischende
Weise umgeändert ist, so hätte ;fap/?, anf welches Wort
sich im Folgenden i)i> dvzidot^^vat bezieht, wenigstens
nicht durch ut nobis faveatis, sondern entweder durch
gratia , wie bei Portus, oder doch durch beneficium, wie
bei Gail, ausgedrückt sein sollen. Ferner ist nicht ab-
zusehen, warum die gleich darauf von Portus gebrauchte
Wendung gratiam referre hier und Cap. 43. mit gratiam
redilere vertauscht ist. Denn wenn letzteres auch bei
Salust vorkommt, so wird es doch von Seneca getadelt,
während jenes bekanntlich die überall übliche Formel
ist. Sollte aber der Grund der Vertauschnng der sein,
weil dvTldlöüVul doch eigentlich reddcre und nicht re-
ferre heisst, so wäre dieses bei einer sonst so wenig nach
Erschöpfung des Griechischen trachtenden Uebersetzung
gewiss eine falsche Art von Treue. Sehr damit in Wi-
derspruch steht z. B. ausser andern schon angegebenen
Fällen, dass Cap. 42. £1 TloXe^tl'jOSl noch immer si bel-
lum oriatur übersetzt ist, wodurch man eine ganz falsche
Ansicht von dem grammatischen ^'erhältnisse dieser Worte
bekommen muss. Bald darauf in tu /lekkov TOV 7la-
Xeftov , o) (fofioivTei; i'iidi; KtQy.vpcdoi y.eXivovotv
ddty.iiiv, h' äfpavei irt yeiiai ist rw [^tikkov tov no-
keuov eventus belli ausgedrückt. Dass dieses aber der
Sinn nicht sein kann, da der Gedanke an den nnsicheru
Ausgang des mit den Peloponnesiern zu erwartenden Krie-
ges lue Athener nicht zur Abweisung, sondern nur zur
Annahme des Bündnisses mit den Corcvräern, das ihnen
wenigstens die Huiriiung auf einen glücklichen Ausgang
zu erhöhen sehr geeignet war, bestimmen konnte, und
dass folglich die Worte bedeuten müssen, ob es zum
Kriege kommen wird oder nicht, hat Rec. schon in sei-
nem Comnientar entwickelt. Man vergl. über die Worte
Vig. S. 266. Falsch ist auch gleich darauf in Tzjs bt
v:raoxovot]q izgöxeQov 8td Mtyageai vTio^iag <rdj-
li-
ns
q)QOV vifske/v nuKKuv, das Vcrbam vcpskeiv, welches
Portus wegen des liliizugefügteii Geiiitirug partitirus rich-
tig durch miiiiiere lihersetzt liat(e, durch ex animis vestris
sabducere wiedergegeben. Dieser Sinn würde erstens statt
er; vTToiplac ücfekciv rielmehr Tr:v iiTroiplav v<fekea9ai
erheischen; er ist aber auch unpassend; denn durch die
ron Seiten der Athener den Megarern geleistete Hülfe
konnte nicht in den Gemüthern der Athener, sondern
nur in denen der Korinther Argwohn entstanden sein, C.43
in den Worten memores hoc illud esse teinpns, (juo po-
tissiinum et ille, qui operani praestat, auiicus est, et qui
obstiterit, inimicus ist die Veränderung des Modus nicht
lobenswerther als in der oben erwähnten Stelle des 37.
Capitels. Portus hat ziveimal den Indicativ gesetzt, Rec.
würde beidemal den Conjunctir gebraucht haben. Cap. 44.
ist fr TTJ vavSQula. noch durch in posteriore (concione)
übersetzt, also ganz wie iv Trj vOTefja {ey.xkljola), wah-
rend es heissen zu nii'issrn sclieint in posteri diei concione,
in concione postridie habita. Cap. 44- in den Worten
TtoosiTtov - . . /</} vavjiaxuiv Kooivdiotc, rjv fi^ en i
KE^y.VQnv Tzkeujat, »o Portus pracceperunt , ne cum
Corinthiis pugnarent, nisi contra Corcyram navigarent,
gesagt hatte, ist nisi in si non rerändert, während doch
der Sinn ist ausser in dem Falle, wenn. Dagegen ist
gleich hernach für ÜTloßaiisiv ■, landen, die von Portus
gebrauchte ganz ungewühnliche Wendung descensionem
(statt exscensionem) faccre beibehalten.
Bisher ist Rec. der Uebersetzung capitelweise gefolgt,
am sein oben abgegebenes Urtheil, dass man in längeren
Stellen in jedem Capitel in einer der oben angegebenen
Rücksichten Einzelnes zu tadeln finde, zu begriinden.
Es würde ihn zu weit tühren , wenn er noch länger so
zu Werke gehen wollte. Er greift daher nur noch ein-
zelne Stellen in den folgenden Capiteln heraus, um das
in der Berichtigung der Uebersetzung des Portus von dem
Verf. des vorliegenden Werkes beobachtete Verfahren noch
etwas mehr zu charakterisiren , als durch obige Beispiele
bereits geschehen ist. Cap. f)\ . zu Ende ist ujrniiouvzo
noch immer durch in suas sfationes receporunt, also wie
v'jouioav , übersetzt, obgleich die Unrichtigkeit dieser
Uebersetzung von den neueren Auslegern genügend gerügt
»torden ist. Cap. 56. ist das von Portus gebrauchte oriren-
tur in orerentur verändert. Wenn dieses nicht ein blos-
ser Druckfehler ist, so ist dieses, obgleich orerentur ein
paarmal vorkommt, keine lobenswerthe Aeuderung. Auch
ist sich der Verf. nicht gleicli geblieben, da Cap. 37.
»riretur beibehalten ist. Doch macht eben dieser Um-
stand Cap. 56. die Annahme eines Druckfehlers wahr-
scheinlich. Cap. 57. in TOi<; ml &()fC/.ijg XakxidevOi
y.al BoTTtuioti; ist zoiq inzi 0p«z;;? noch durch qui
sunt in Thracia ausgedrückt, and so in vielen Stellen,
in welchen diese Wendung vorkommt. Aber Eni Q^äxi/Q
kann nicht so viel heissen als iv 0p((xn, und dass
Chalkidice bei Thukyd. kein Theil von Thrakien selbst
noch von Makedonien ist, habeu die Ausleger seit Gat-
terer genügend gezeigt. Cap. öS- i»t für ai vi)eq al iTll
May.BÖoviav xai eni acfa<; öfioituo. eitkeov noch naves
in Macedoniam et in se pariter veniebant gesagt, als ob
der zweite Artikel fehlte, statt naves in Macedoniam mis-
sae (eigentlich navigantes) etiam in ipsos etc. Ebendas.
g. 2. isl roli; e'/kÜTtovai in TOtq tykl-nocai verändert,
aber doch die alte Uebersetzung qui rclinquebant statt
qui reliquissent beibehalten. Cap. 70. zu Anfang in den
für ilQui o'i'ovg vfiiv Adi^vu'iovq ovrai v.m unov l'/,iojv
xai Ws 71 UV öiucfi^uvrai; gebrauchten Worten quales
sint yVthenienses , cam quibus certanien est futurum, et
quoniodo ve] omnibus in rebus sint vobis longe praesfan-
tiores, ist uaov ganz unübersetzt geblieben, wenn es
nicht durch das folgende longe ausgedrücht sein soll ,
während es vielmehr et quanfo et quouiodo omni ex parte
heissen sollte. Bald darauf §. 2. ist soletis, von dem
sich im Griechischen keine Spur findet, hinzugesetzt,
wälirend, wenn der Verf. kein Bedenken trug, im ersten
Gliede celeres et excogitare et exsequi zu sagen, wie-
»Kihl diese poetische Wendung nicht für die von Portus
gebrauchte ad excogitandum et ad exscqucndum gesetzt
sein sollte, er ebenso wenig anstehen konnte, die folgen-
den Infinitive, wie im Griechischen, von demselben ce-
leres oder vielmehr einem ans demselljen durch ein leich-
tes Zeugma zu ergänzenden Adjectiv abhängig zu machen.
Cap. 71. ist ö^ojjuev d' av dd/xov ovdiv orrf a-oci?
dsujv durch qua in re niillnm esset peccatum nostrum
neque in dcos ausgedrückt, also als ob es Tlooi &£0V^,
eig fleoi'q hiesse, obgleich der Gebrauch von irgo^ mit
dem Genitiv von den Auslegern genügend erläutert ist.
Keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung der
Latinität ist, dass Cap. 77. die von Portus gebrauchten
Worte illo enim modo ne ipsi qnidem contra nos dicere
potuissent, non oportere inferiorem superiori cedere, in
ne ipsi quideni contradicere potuissent, quin oporteat,
verwandelt sind. Will man ein auHallendes Beispiel haben,
wie Heilig auch noch in der neuen Gestalt dieser Ueber-
setzung an Cousequenz gedacht ist, so beachte man, auf
wie vielfache Weise das Cap. 74. und 75. dreimal ganz
in derselben Bedeutung vorkommende und in der zweiton
und dritten Stelle genau auf die erste sich beziehende
Wort nfjodi'fxia übersetzt ist. Cap. Sß. 01% OV Tiaoa-
öovea Toiq ■i9t]vaioi<; ioriv, ovds dlxat~; xai köyoti
Siay.QiTea fn) köyu} xai avTOv^ ßkaTTTOfisvoni finden
sich die Worte: qui Athcniensibus non sunt tradenjji ,
ueqne iudiciis rcrbisque est di.sceptandum, quum et ipai
non verbis lacdantur. Da aber avTOvg ßkuTtionEVOVQ,
weder von Öia/.Qitea abhängen, noch die Stelle von
Genitivis absolutis vertreten kann, so müssen diese Ac-
cusative , wie Rec. in dem Commentar srlion durch da»
Citat Matth. Gr. Gr. §. 447, 4. angedeutet hat, für Be-
stimmungen des in Trugaöoräa und d/ay.()iT£a liegeu-
den Subjects ^;jja<; gehalten und vermittelst der y.oivvjaic
auf die Lakedämonier bezogen werden. Schon vorher
Cap. ÖO. in den Worten xai rivi TTiarevaavTaq (XQi])
dTCa.QaoXEVovQ ETCtixOrjvat, die Portus richtig durch et
qua re fretos , quum simu« imparati, festinare (nämlich
ad bellum) ausgedrückt hatte, ist für festinare jetzt ex-
surgere gesetzt, welche Bedeutung eil£l}[9fjvai offenbar
nicht haben kann. Cap. 84. ist das Satzchen iksi'^eoav
xai evöo^oTanji' itoktv öiu iiuvTUi vef^ö/ieSa durch
liberam et per omnia optima fama ornatam civitatem in-
colimqs wiedergegeben, und es ist demnach der Formel
dlöi navröi; theils eine falsche Bedeutung gegeben, theils
ist sie gegen die Wortstellung mit evöo^OT- verbauden.
8*
119
Bald darauf siiiii die Worte rtuv ße ^L'f Siiulvii) !;to-
TQivuvTiDV riiii-i iTl^i TU (ietvrx noch so ül)prset2t, als
küniitcMi nie Gcniliii alisoluti sein. Dass g. 3- r«? S/a-
voiag T(ov tieKuc 7l'a()aTiXijaiot'i; tivui nicht lieisscn
kuiiiif nlioritni cogitationes nostris pares esse erhellt aus
dem Gedanken sell>st. Vergl, Kcc. in den Supplem.
Cap. 87- steht fi'ir ßoiiko/jevog avTOi'i UTvodstxvi'f-iei/ovi;
Tr,i/ yvujf.iijv ig, tu tioXe^ieiv /lakkov ÜQur,(yai noch im
Lateinischen : quia roiebat ipsos sententiaui aperte dicen-
tes ad helluin inoiendiini promptiorcs esse. Aber 7loK£ji8iv
ist nicht suivohl lelluiii inoiere als belltiin ^erere, und
UQfiijaat ist vielmehr transitir zu fassen. S. Rec. zu I, \'2~ .
Cap. 93' zu Enile ist das Satzchen A9l]vaiOl fitv ui>v
OL'tujg iret/lathjaui' noch durch Athenienses igitur hoc
modo nrbeni tnuris cinxerunt übersetzt; also als ob es
liiesso iiliy^iociVTO tvp Tlukiv. Richtiger vriirde gesagt
sein niuros acceperunt, eigentlich munlti sunt (opera
consilioque Theinistociis). Ganz falsch ist Cap. uy. jo-
Oaöe £7li;k^oi> noch durch ad tantum Imperium pervene-
nint «iedergegeben. Vergl. Didot's Ausgabe mit fran-
zösischen Koten. Unrichtig ist auch Cap. 111. gegen das
Ende die Uebersetzung von diailAcvOuVTeg nsQav, quura
in ulteriores partes (st. in terram e regione sitam , ubia-
centeni) traiecissent. Vergl. Rec. im Commeut.
Doch Rec. hat vielleicht die Leser schon zu lange
mit der Kritik einer Uebersetzung aufgehalten, die nur
die (theüweise) berichtigle Portus'sche sein will. Er hat
zur Charaktorisirung des vorliegenden Werkes nur noch
hinzuzusetzen, dass die Biographie des IVIarcellinus und
die griechischen Scholien mit besonderen Seitenzahlen
hinten angefügt sind. In den Schollen erklärt der Her-
ausgeber sich grüsstenlheils an die Ausgabe <lps Rerens.
angeschlossen, nur theils die Bezeichnung der Handschrif-
ten, aus welchen dieselben geflossen seien, weggelassen,
theils die von Rec. wenig beachteten V^crse des Tzetzes
im cod. Pal. verbessert zu haben. Zum Schluss erhalten
wir noch folgende Notiz. ,,Jam in quinto libro versan-
tibas operis ex JVIillero audivi nuper accessisse (regiae
bibliothecae) duos Codices Thucjdidis, alteruui XII, al-
terum XIV saeculi , utrumque cum scholiis. Posterior,
licet Marcellini vita cum Palatino codice cxamussim cou-
sentieus spenl nicliorem iniecisset, in scholiorum locis
collatis Don praestare. aliis est inventus. Verum prior,
cuius pervolavi scholia antiqua manu scripta, ad quartum
librum pertingentia (richtiger pertineiitia) , saepe accura-
tius loquitur Graece quam editus scholiastes. (Es folgen
ein paar Beispiele.) At iam non poterat in usum noslrum
convcrti codex praestantissimus, scholia non multa con-
tinens, sed ca accurate scripta et distinctis picruinquo
«ignis ad sua vocabula in Thucjdidea oratione relata."
Poppo.
II. OOYKYJI/IIIS, Thucydidis de hello pelopon-
nesiaco libri octo. E codicibus recognovit, anno-
tatione itistruxit, scholia graeca adiecit Karolus
Hofmanus Hassus. Vol. 1. (welches das 1. Buch
des Thukydides enthält.) Mosquae, tjpis uuiversi-
tatis caesareae. 184U. IX und 2fi2 S. gr. 8.
Der Herausgeber fand bei seinen philologischen Vor-
lesUDgen auf der Moskauer Universität, dass sich in den
120
Händen seiner Zuh'irer grüsstentbeils nur solche Ausgaben
befanden, welche den blossen Text der Schriftsteller,
und auch diesen oft wenig berichtigten, enthielten. Da er
nun hierdurch , weil er bei der Auslegung der Schrift-
steller die grammatische und kritische Seite besonder«
zu berücksichtigen pflegt, sehr gehindert wurde, so be-
schloss er einen und den andern Autor mit kritischem
Apparat herauszugeben, und wählte dazu zuerst den Thu-
kydides. ICr wollte eine Recognition des Textes liefern
und die Varianten und Scholien beifügen. Bei den Va-
rianten schien ihm eine Schwierigkeit daraus zu erwachsen,
dass es eine Masse von ganz unnützen Varianten, die
entschiedene und gewöhnliche Schreibfehler sind, gibt.
Diese durch das ganze Werk des Thukydides aufzuzeich-
nen, schien ihm^ theils Raumverschwendung, theils wegen
des Ueberdrusses, den die Sache den Lesern verursachen
würde, nicht rathsam. Auf der andern Seite aber schien
ihm das Be<lürfniss der angehenden Kritiker, denen die-
ses Werk bestimmt ist, zu verlangen, dass sie an einem
Beis|riclo die gewohnlichen Fehler der Abschreiber ken-
nen lernten. Er bcschloss daher das erste Buch des
Thukydides mit einer vollständigen Variantensammlung
zu versehen und ihm einen ausführlichen Commentar bei-
zugeben, welcher letztere in dem vorliegenden Bande sich
noch nicht findet, die übrigen Bücher aber mit kürzeren
Anmerkungen herauszugeben. Das beim ersten Buche
beobachtete Verfahren wollen wir mit ilen eigenen Worten
des Heraasgebers S. VII fg. beschreiben. ,, Varietatem
lectionis ex Morstadtiana editione iisdem conipendiis re-
petivi, sed pro codicum gcneribus familiisqüo Popponianis
dispusitam, ita quidem ut genera distinctione maiori, fa-
milias solo spatio inani interposito separarem, unius vero
libros familiae cuntinuos describerem : CA CIV acf. PJ
Vlh Reg (g). LGrdi LrcVd. ImMq ArChD. b. (Diese
Bezeichnung ist etwas uudcutlich, da man nicht glauben
sollte, dass Vth 2, Vat. 3 und h, hingegen Reg. nur 1,
LGrdi 4, Lugd. Gr. d. i. , hingegen LreVd , Laur. e.
Vind., 3 Handschriften bezeichnen soll. Dazu kommt noch,
dass durch eine überhaupt jetzt häufige schlechte Ein-
richtung der Typen, nach der 1 und J fast nicht unter-
schieden werilen können, CIV leicht wie CJV zu lesen
ist.) Deinde e Bekkeri editione stereot. variam scriptu-
ram codicis augustani et monacensis 'i'lS , e popponianis
commcntariis liigdunensis , deniquc ex Arnoldi editione
veneti libri discrepantiam exccrpsi, asterisco-apposito quandu
silcntium eins qiii coiliccm contulit indicandum erat : A*.
1*. L*. V*. (Hätte der Herausgeber schon den Supple-
mcntband der Ausgabe des Rec. ' benutze« können, so
hätte er die Varianten noch durch die Ausbeute, welche
die zweite Vergleichuug der Clarendonianischen und einer
Cambridger Handschrift durch Bloomfield gewährt, ver-
mehren können.) Porro duorum codicum, casselani et
mosquensis, novam alPero et accuratiorem a me factam
collationem. Licet casselani dukeriana comparatio sit pro
suo tempore accurata dicenda, (amen non frustra me ra-
ceniatum esse facile videbii qui utramque examinaverit.
Alia est ratio mosquensis libri. Is olim collatus erat ab
J. Heymio, professore mosqnensi , qui gi graeci sermonis
neu plane ignarus erat, certe niira fuit viri incuria et
negligentia. Sexceutis enim locis reraui lectionem prae-
121
l'->3
termisif , aut, (jiioil vix rrcdatiir, quae in libTo iion le-
^iiiitor , «aepissimr cnotaiit. " Es wird darauf be-
merkt , dasi Ton deiiiselljeii Gelehrten die Moskauer
Handsrlirift des Plutarth und Fausauias verglichen sei,
und er bei letzterer Verf;Iei<hunjj zwar seltener gefohlt
habe , da diese Handschrift fast lesbarer sei , als manche
gedruckte Diicher , aber nicht wenige Varianten über-
gangen habe, wie durch eine Probe dargrthac werden
solle. Zum Schluss der Vorrede wird die iMoskaucr Hand-
schrift des Thukydides näher beschrieben.
Der weitere Inhalt und die äussere Einrichtung des
rorliegenden Banilcs ist diese, dass an die Vorrede die
griechischen Lebensbcschrcibungcu des ThnkYfüdes mit
untergesetzten V^arianten, dann der Index librorum scri-
ptorum secundnm Popponem et Goellcruni digestns und
der Index editionnm, translationum, conimentariorum etc.
sich anschliesst. (Letzterer ist nicht roliständig genug.
So fehlen unter den deutschen Uebcrsetzungen die »on
Jacobi und Müller, ausser der unrollständigen von Klein,
von Erlauteruugsschriftcn nicht wenige. Yergl. Rec. in
dem Supplementbande S. 92 H.) Darauf folgt der Text
mit untergesetzten Scholien und Varianten und mit den
lateinischen Inhaltsanzeigen am Rande. Am Schluss fin-
det sich nocli eine Farrago discrepantis scriptnrao ( J Sei-
ten und einige Zeilen), enthaltend die Varianten der Cas-
«eler und Moskauer Handschriften in Bctrefl' von Wort-
verbindungen und Worttrennungen , von Accenten häufig
vorkommender Wörter, des v SCftXxvorixöv und dergl.,
eine Vergleichung weniger Capitel der Moskauer Hand-.
Schrift des Pausanias (IV, 1—4. 33—36. X, i—Ö-),
endlich 1 Seite Corrigenda und Addeuda.
Bei der Gcstallung des Textes hat sich der Herausg.
bis auf ein paar Stellen (s. unter I, 28. 50. 60. 63. 84.)
und bis auf die Orthographie des AVortes nsXoTlovviiaog
und seiner .Ableitungen, sowie des Infinitivs keXvobai ,
und einige Intcrpunctiouen genau an die ßekker'sche
Stereolypausgabe und an die von Rec. angeschlossen.
Wenn die beiden genannten Ausgaben von einander ab-
weichen, so felgt er in den Accenteu von öf.loiog, STOi-
iioq, eQijf.ioi;, der Conjunctive und Optative des Passivs
iin<l Meiliuins von ti^it/lU und ähnlicher Vcrba und ei-
nigen andern orthograpliischon Rücksichten Bekkern , in
Beibehaltung dis Spiritus lenis in si^iyaiv, iu Unterschei-
dung von dnu und äno, in nXojtfiog, ylei'Xti^ifii^ , x>/-
qvv.iov (Cap. 53.), 'AQTuiiu^ijC,, in Aufnahme von ßi'-
TOV statt aVToi) aus den Handschriften im reflexiven
Sinne bei ilen possessiven Genitiven und dergl. dem Rec,
mit dem er auch ge-wühnlich, wenn er in wichtigeren
Dingen sich von ßekker trennt, übereinstimmt. So in
Weglassung von xs nach ^i'fiftdxojv Cap. 67., in Auf-
nahme von (ilpiq statt uilisiq Cap. 73.j in der Lesart und
Wortstellung y.at avTol diu zovvo öl) f^idhaia in-
/ajaare uvSou Cap. 74, in Ttaoaoy.eva^ujf^tcda C. 85,
in der AVortstellung fV zip TezügTO) -/.ai dey.drnj srei
Cap. 87, in lai^ iitiTioa/^ statt zat^ i'fjst. Cap. 30.
zu Ende, in der Tilgung iles zweiten Artikels Cap. 5ß.
in den Worten TOi^- le dklov^ Tovg int 0p«x;;s, in
der Lesart ti(joi; '0Xt'v9vv statt npoi; 'Ol-i'vdu) Cap. 6'-'.
Einige Stellen, in welchen Rec. den Text anders
gestaltet zu sehen wünschte, sind von Cap.' 24. an folgende.
Cap. 24. hätte nach Bekkcr 0a}jOs statt 0dklv~ aus
Aug. und Pal. aufgenommen sein sollen. S. Göttl. \c-
centlehre S. 17t. Zu Ende desselben Capitels war aus
Aug. unil Vat. 'IIqiuov statt ' Iluaiuv zu schreiben. Sirke
Arcad. S. 120, 21. oder Göttling a. a. O. S. 234. C. 28
zu Ende kann Rec. nicht billigen, dass eioiuoi dt sl-
vcu y.al djACpoctQOV^ ßnvciv y.urd X'^'ioav, onovdac
8e TTottjauai^ai Iwj o.v i) diy.ij yevtjTO.i mit Wcglassung
von vj<ttS nach y.at, geschrieben ist. Denn 1) fehlt die-
ses Wort nur in den 4 schlechtesten Handschriften Ar.
Chr. Dan. b., in welchen es offenbar, um ilie Rede gram-
matisch richtig zu uiachcn, ausgelassen ist. Dann würde
aber 2) wie Rec, schon in seinem Commentar bcmerki
hat, zu tTOlfxoi enai noch ein Zusatz, wie sich so zu
vergleichen, zu wünschen sein, da ohne diesen der Sinn
ebenso wenig vollständig scheint, als wenn man im Deut-
schen sagen wollte: sie seien aber bereit, dass auch
beide auf ihrer Stelle blieben , aber einen Waff'enslill-
Stand machten, bis u. s. w. Auch sprechen für Tilgung
von öij na<h OTlovSa^ mit Beibehaltung von ihOTE an-
dere Stellen unseres Schriftstellers. Cap. 29. ist y.fjov^
T£ geschrieben, ila doch nur die Frage sein kann, ob
man ySjoii; TS oder y.ijQu!: t6 schreiben soll. Rec.
würde die aufgenommene Acccntuation bloss für einen
Druckfehler halten, wenn nicht das Gegentheil aus den
Varianten sich zu ergeben schiene. Cap. 31. oiffeXeiav
Tivd statt aj(ptXetai> Ttva ist wohl ein aus der Lesart
uj(fl:}jav ztva übrig gebliebenes Versehen. Cap. 59.
ist ^tQÖa, was auch Rec. schou enipfe hienswerth fand,
aus Cass. und Cl. aufgenommen; es dürfte diese Lesart
jedoch, da Aug. un<l Veii. nicht übereinstimmen, noch
zu wenig äussere Autorität haben , um für ZfioSov in
den Text gesetzt zu werden. Cap. 60. zu Ende liest der
Herausgeber noch dcfr/.vovvzat Tsaauaay.oorjj riii^jo.
vartQov J'il &Qayiji; ?} (stait tJ) floTiöata äneOTtj,
obgleich fj nicht haltbar scheint. Vcrgl. Rec. im Com-
mentar. Zu verwundern aber ist, ilass Cap. 03. die
Lesart iJTruQijas luv ÖTTOTfpojos diayivSlvEvar] yiDQr,-
Oag, 1] ini zijq OXvvSou )f ii zijv Iloiidaiar, löo^t-
yovv t;vva')'ayövTL rovg /tel}' havrou wc f? sl.djiarov
%üioiov S^fUj-iu) ßiuouodai £c zr,v IloTi'daiav beibe-
halten ist, wo ßekker statt des sprachwidrigen yuvv die
Conjectur des Rec. ö ovv aufgenommen hat. Cap. 65-
steht erstens gegen den Sprachgebrauch des Thukvilides
d) Ko na(iä\uyov statt äkXo naga. küyuv. S. Krug,
zu Dion. S. 267. Danu ist mit Bekkcr falsch dvrtaxV
statt dvzio%T] accentuirt. S. Et^ym. 31. .S. 490, 6. Arcad.
S. 174, 10. Göttl. Accentlehre'g. 23. Cap. 72. zu Ende
in dem Satze icpa(Tav ßouk£a9ai v.iCi avzul *? zo
TtkiJ&ug avTviv emetv, et zi /u) dnnxoiki'oi , hatte
die besser beglaubigte und einen Gräcismus darbieten<le
Lesart UTioyujkvei nicht vorschiiiäht sein sollen. Vergl.
Matth. Gr. g. 529, 5. Dass es Cap. 74. in den Worten
i'Ciui; fiti> ys ii zu^ Tczgayoolac dki'yp ikaaaovg
öi'o uutoiijv statt ztTQay.oola^ in der Berechnung der
Grösse der griechischen Flotte im Perserkriege zoia-
yooi'u^ heisscn muss , hat Recensent. im Commentar
gezeigt und auch die neuesten Historiker, z. B. Thir-
wall, anerkannt, wesshalb diese Lesart, wenn sie auch
nur in einigen schlechten Handschriften befindlich ist.
12.S
124
liei iler liüufigcn Verwechselung jener Wörter unbp-
ilonUlii'li liatte in «Ion Text gesetzt sein sollen. Dagegen die
Weglassniig lies Artikels tioi/ vor ölio ist nicht zu hil-
li"en. 31an sehe die von llaacke citirten Stellen I, K)4.
n" lO- 4"m «lessgleiche» I, 10. Aristot. Polit. II, 6, 11.
Aristiil. S. 52-. Cap. 78- war um so weniger ein Grund
die Wortstellung der hessten Ilandsrhrifteu , Cass. Aug.
Veii. , zu denen noch Cl. zu fügen ist , ig TV](Ui; (f/Kci
zu versihmJlhen , da die den Ton habenden Worte rt';i^ö':;
dadurch an eine bedeutsamere Stelle zu stehen kommen.
Sehr aufFallcnd ist, dass zu Anfange des S4. Capitels der
dem attischen Siirachgebrauch ganz «idersprccliende Con-
junctiv ö7rfi;<3orT£'s va yu^ axoknice^ov dv nuvoijode
statt TiavOulodE aufgenommen ist; dergleichen Fehler
sollte man in unseren Tagen als genügend abgewiesen
ansehen. Cap. 87. "»<l 88. ist dreimal mit Unrecht l.£-
Kvadai accentuirt, da das V im Perfect XaXvj^iai be-
kanntlich ton Natur immer kurz ist. S. Passoiv im Lex.
und Rost's Gramm, p. 3S der fünften Ansg. Cap. 1(10-
ist der Artikel in tj zdi; ötay.oO/'aq aufgenommen, ob-
gleich sowohl Krüger zu Dion. S. 3Ü3» als auch Blume
ile Popp, praccept. quibusd. S I(i fg. gezeigt haben, dass
er dem Thulcyclideisclien Spr.-'chgebrauche widerstreite.
Cap. 101. ist mit Bekker .4 i>£/y<^ beibehalten, wuhreud
doch aus Stcphanus Brz. mit Sicherheit erhellt, dass es
Al^Uir^ lieissen muss. Cap. 104. ist die Lesart der
bessten Handschriften M'nj^ijiixiiov statt 'Fcif.ilJ.lJTixov
terschniflht, obgleich schon Düker angemerkt hat, dass
dieser Aame auch bei Ilerodot und Diodor sich mit einem
I in der zweiten Sylbe geschrieben findet. Cap. 1Ü5>
hatte die Accentuation 'Ahtdc, in den Worten dnoßäOlv
i^ AKlUi nicht beibehalten sein sollen. Sie könnte
offenbar nur dann gebilligt werden , wenn entweder der
Name der .Stadt oder der des Laniles '.IX/ai hiesse. Da-
für gibt es aber durchaus kein Zeugniss, als das aus der
^'ulgata in unserer Stelle abstrahirte des Scholiasten:
AXial ö^i'TOVüJS nö}uc, HiKoTCovvijoov. Dass die von
Rec. eingeführte Accentuation 'A\ia.Q, auch durch die
AVorte der auf diese Begebenheit bezüglichen attischen
Inschrift ENAAlEYlllS bestätigt werde, hat über-
diess Arnold erinnert. Cap. 113. sind die Worte xal
dvöoano6ioavi£Q nur in Klammern eingeschlossen, und
es ist bemerkt, dasselbe hätte auch Rec. gethan. Dieser
hat aber diese Worte gestrichen, wa.s auch in vorliegen-
der Ausgabe hätte geschehen können. Vergl. den Com-
mentar des Rec. Cap. 114. wäre statt QoiujCe richtiger
QoiuiQe nach Aug. corr. Pal. und Steph. Byz. geschrie-
ben worden. S. Göttl. Accentlehre S. 359. Endlich sei
noch bemerkt, dass der Herausgeber überall HsKono-
vr<yOi und llEkixovr.oioi mit einem v hat drucken lassen.
Dieses ist freilich die durchgängige Schreibart der Cas-
seler Handschrift, <ler gewöhnlich auch die Pariser c. e.
und eine oder beide IMüiichener Handschriften, nicht sel-
ten auch die Moskauer und andere an einzelnen .Stellen
beipflichten. Diese Zeugnisse scheinen jedoch zur Aen-
derung der herkömmlichen Schreibart nicht zu berech-
tigen. Man sehe Strabo XIII. S. 9I9- ""d Düker zu
III, 32.
In der Interpun« tion hat sich der Herausg. grössten-
theils nach Bekker gerichtet. Rec. Iiat schon sonst an-
gedeutet, dass ihm dieser für ein richtiges Lesen zu
wenig Intcrpunctinnszoichen zu setzen scheint, wie wohl
Niemand die hier ohne irgend ein Comma gedruckten
Worte Cap. 'i>, i-jiEldr, de jusiCovi TiaQCiOxii'tj dito
UsXonovvijaov y.ui t»;? dWrjc. EkXdöoq ecf Vfiug dig-
f.ii]vxai y.aX i)f^ti<; döüvaroi öqw/xsv ovjec, ttj o/xeia
uovov övvduei TriQiyevto&ai xal äjna fJtycg ü xh-
dvvOQ £1 io-JjWfy« l'Tz' aÜTOig in einem Athem aus-
sprechen durfte. Tadelnswerth aber ist eg gewiss, wenn
so unlogisch interpuiigirt wird, wie Cap. 38- Xß' diJKuv
oTi ei TOiq nkeoatv d.oeay.ovzec, eofiev, roigö' dv
f^lüVOti Ul'x ÖQ^uig d7TU()iaxoift£V. Bisweilen ist ent-
weder der Herausgeber oder der Setzer von der Bekker'-
schen Interpunction nicht zum Vortheilc des Sinnes ab-
gewichen. So fehlen Cap. 32. m dem Satze xai TTtQie-
OTijxev ;) öoxoi'oa i]fiaiv irgÖTegov au)(f()0(Svvi] ro
l^aj ev dlXoTQia ^v^f^Mpa rrj roö nekag yvcuiiTj
^vyxivövveveiv vi^v cißovXia xal dadeviia (fo./voiihi;
die Commata nach acacfQOOvvi] und ^vyxivörvei'eiv.
Cap. 4'.). steht i;vfiiAi^avTeg de eniidi) zd niinela ixa-
reooiii ijqSij, evavuayovr , mit fehlendem Comma nach
de. Dagegen findet sich ein unnützes Comma Cap. 7 1-
in dem Sätzchen ßovKof^ieivjv bt ifjinv TruuHl'fWJT
iivai , ftcvov/tiv. Cap. 46- hätte vor ujV epzv^ nicht
ein Comma, sondern ein grösseres Zeichen gesetzt sein
müssen, da nach der gebrauchten Interpunction lov nur
auf OeoTiQUjzidu und Keat^ivi/V sich beziehen kann ,
während es doch auf 'A'/egvtv und &i'('.Lili gelien muss.
S. den Commentar des Rec. Auf ganz ungewöhnliche
Weise ist als Interpunctionszeichen im griechischen Text
S. 167 einigemal der Doppelpunct oder das deutsche Co-
lon angewandt. OiTenbare Druckfehler sind der Punct
statt eines Comma Cap. 29. nach eTTi 0<f'dq S. 8C) Z. 14
und das Comma zwischen yiji' und avzov Cap. 57. S. 124
Z. 11.
Dieses führt uns zu der Correctheit des Werkes. Die-
selbe ist im Ganzen sehr befriedigend. Einige Druck-
fehler sind jedoch von Rec. ausser den auf der letzten
Seite angegebenen bemerkt worden, als S. 96. Z. 1.
uicpeXetaq statt uJcfekeiuQ, S. IViS. Anm. Col. 2. zu Z. 3-
Tigoq Oki'f&uv statt Tiou; Oluvi^ov, S. 146. Z. J5-
egyov , S. 153- Z. 11. fiovaiv, S. 154. Z. 12. -iiyijod-
fievvt, S. 162. Z. 7. i^ovfjvuovrvv. Hierher gehört
wohl auch aruf^d'/oji' statt ^v/Liiid/Mi- S. l,-;ü. Z. 4-
Es wäre nun noch der zweite Haupttheil der Arbeit
des Herausgebers zu prüfen und zu untersuchen übrig,
ob derselbe die Varianten vollständig nnd genau mitge-
theilt hat. Rec. hat aber diesen unerfreulichen Geschäften
so oft bei andern Ausgaben des Thukydides sich unter-
zogen, dass er gestchen muss, es nicht über sich gewin-
nen zu können, dasselbe jetzt wieder zu tluin. (Mögen
deinnadi Andere, die Lnst ilazu haben, sich dieser Prü-
fung unterziehen. So weit aus der Vergleichung der
Varianten in den oben besprochenen Stellen, in welchen
Rec. den Text des vorliegenden Werkes nicht bijligeii
kann, sich ein Urtheil herausstellt, scheinen die Va-
rianten der I!an<lschriften mit genügender ^'ollständigkeit
und Sorgfalt zusammengestellt zu sein. In Angabo der
Lesarten von Bekker und Rec. iiiidcn sich ein paar Ver-
sellen. So ist Cap. 56. in <len Varianten zu (ij.ku) Q eTi
125
126
(')ony.ri ßekkern eine doppelte Lesart beigelegt, unii
Cap. 117. wird berichtet, Rec. leso xaiexhtloi^ijoai' ,
da er doch zuerst y.aiexk^a^rjcrav hergestellt hat, wäh-
rend Bekker in der grossen Ausgabe noch y.aiiy.L£loi>}j-
OUV beibehalten hatte. Ein anderes Beispiel aus Cap. 113
ist schon oben erwähnt. Auf die alten Schriftsteller,
welche Worte des Tbukydides citiren oder nachahmen,
ist zu wenig Ri'icksicht geuoninien, obgleich die angehen-
den Kritiker, für welche diese Ausgabe bestimmt ist,
auch mit diesem Hülfsniittel der Kritik und dem Ver-
hältnisse desselben zu den Handschriften genügend be-
kannt gemacht sein sollten. Foppo.
11. Quaestinnum Thucydidiaruni specimen I. Scripsit
Joannes Georgius Krohl, phil. doct. Riga 1840.
12 S. 4.
Der Verf. dieser kleinen Schrift, welche als Programm
des Rigaer Gymnasiums erscliieneu ist, beweist, dass er,
was die Ausleger zur Erläuterung des Thukvdides bei-
gebracht haben, wohl kennt, sich von ihren Ansichten
nicht ohne sorgfältige Prüfung derselben leiten lässt, son-
dern die Selbständigkeit des Lrtheils bewahrt, und gründ-
lich in die Sprache und die Gedanken des Schriftstellers
eintudringen trachtet. Es sind in diesem Specimen I.
eine Anzahl Stellen des 3. und 4. Buches behanilelt.
Rec. will dieselben und die Ansicliten des Verfs. über
sie einzeln und etwas ausführlicher, als iler geringe Um-
fang der Schriftchens zu erheischen scheint, anführen,
theils weil bei der Entfernung des Druckortes wohl nicht
zu liyüen ist, dass dieses Programm in die Hände rieler
Deutschen kommen dürfte, theils weil er durch einzelne
Gegenbemerkungen, die er hinzuzufügen gedenkt, dem
Hrn. Verf. am bessten für die Freundlichkeit, mit der
er dem Unterzeichneten dieses Schriftchen hat zukommen
lassen, zu danken glaubt, da demselben bei seinem Stre-
ben nach einem gründlichen Verständniss des Thukydides
eine solche Beleuchtung gewiss erwünscht sein wird. Die
behandelten Stellen sind folgende:
ni, 13. Ol Ö£ ovTt ei TOf 3/ak6evTa £i;ijk9ov,
cd TE äkka Tcov TSij^cSv y.al ki^iivujv TCegt tu i]fj.i-
rekeara (fQntdfxt.vot i(fvKc'.aaov. Hier will der Verf.
■:t£Q\ TU tjf^tTekeo-za als eine Erklärung des vorherge-
henden Ta ahka angesehen wissen, als ob t« 71cIjI tu
r;fj.lT. gesagt wäre. Aber erstens lässt sich wohl mit
Recht zweifeln, ob bei diesem Sinne der Artikel ausge-
lassen werden könne. Denn wenn derselbe bisweilen vor
Präpositionen ron Thukjd. nicht wiederholt wird, so ge-
schieht dieses dann, wenn die sämmtlichen Worte einen
eng zusammengchürigen Begriff bilden, wie II, 52' ))
iL'y/.o/iiöij £y. Tujv dyocSv ig ro duTV, was sich schwer-
lich auf eine nachträgliche Erklärung ron so vollständi-
gen Worten, wie ro! dkka tujv Tei^cSii y.ai kifievujv,
übertragen lässt. Dazu kommt, dass auch der Sinn we-
nig angemessen ist, da man nicht einsieht, warum Thu-
kydides es der Erwähnung werth gefunden habe, dass
der noch übrige unbefestigte Theil der Häfen und Mauern
um oder in der Mähe der halbvuilendeten Werke gelegen
habe , auf welche Lage gar nichts ankommt. Ware die-
ser Sinn übrigens passend, so brauchte man uiclil mit
dem Verf. wegen des tu c'j.ku di'sshalb in \ eili'genlieit
zu sein und zu Künsteleien seine Zuflucht zu nehmen,
weil vorher noch nichts von Mauern gesagt sei; denn
Rec. hat ja schon nachgewiesen, dass auf Cap. 2. roji>
kifteviuv Tijv ^(jjaiv y.ul tciyutv ui/.uduj-itioiv inif^i-
vov reksai^ljvui Rücksicht genommen sein kOnne. Will
man sich also bei Haacke's Erklärung nicht bernbigeu,
iu der, was Rec. dem Verf. einräumt, ra äkka matt
ist, 80 scheint die Lesart verdorben zu sein und entwe-
der Tlitud statt jttiji gelesen werden zu müssen, so .das»
T« dkka nc'.od das Uehrige ausser, wie ize^a Kaftd
und ähnl. gesagt wird , oder (f()0.i^o^CVOl nach kiutliuiv
zu versetzen zu sein. — IH , II. in den Worten iTlo-
XEioioui de l;^oiir£s tov^ nkeiovc , r;/iiv dt dno lov
inov 6fjtkovvTe<;, vaksnujTSQOv tiy.üiui!; hxskkov ui-
aetp, xai ngoi ro nkeiuv i]S)j aly.'uv rov ijuenftov
ixi (lövov dvcioovj-iiivov , dkkvjg t£ v.ai baot dvva-
Tu)T£()Oi avToi aiTiiiv iyiyvovxo y.ai ri/^itii sqij^iO'
THOOI, will der Herausg. , nachdem er gezeigt hat, dass
Goller den Zusammenhang nach seiner Uebersetzung un-
richtig aufgcfasst habe, y.c.i durch adeo übersetzt wissen.
Rec. aber würde, wenn etwas ähnliches gesagt iverdoo
sollte, eher pracsertim als adeo erwarten, und mochte
daher y.ai lieber als blosse Copula betrachten, da sowohl
die Verbindung des Particips im Mominativ und der so-
genannten absoluten Genitive durch y.ai ganz Thukydi-
deiscli ist (s. zu Thuc. III, 84, 2.), als auch dasselbe
von der Stellung des Hauptverbum zwischen zwei dazu
gehörigen Bestimmungen (s. Prol. I. S. 2'I0.) gilt. —
III, 12. wird dasselbe von GölIer gegen die Lesart Tt'c
oi'V uiTtj )] (statt ij) (fikla £yiyv£To i] EktVxHoia Tii-
Otij erhobene Bedenken ungefähr auf dieselbe Weise
beseitigt, wie es von Rec. in dem Supplenicnlbaiide sei-
ner Ausgabe geschehen ist. — In der schwierigen Stelle
III, 12, £1 yap dvvaiol i)^i£v ey. lov laov /.tu dvcs-
Tiiijovkevoui y.ai dvrifxakLiioai rt, eöei ijjj,ug i/. lov
üuoiov e-jt ixeivoti ttvai • in' iy.a'ivon; de ovtu'.; aei
Tov inixiiQEiv , y.ai ixp' t'jl^'v £ivai öai zu 7i(joa/^ti'-
VEOdai , nimmt der Verf. zuerst die Vulgata dvTllltuek-
ki^Oai in Schutz, indem er das doppelt zusammengesetzte
Wort für kräftiger erkärt, und bemerkt, Thukyd. scheine
so mit £;ri verbundene Wörter zu lieben, als ttVff.ia-
vdyof.iai, dvreniivat, dvTEne^uvat , dr-rtri £i:tkai>-
V£iv. Allein diese Beispiele beweisen nichts, weil t:iu-
vd.yOfta.i, £7li£iat, insSiEvat, ijreBEkurviiv gebräuch-
liche Verbasind, denen natürlich, um dagegen, vicissiin,
auszudenken, noch «i'ri' vorgesetzt werden kann, wäh-
rend £nilA£kk£lV nicht vorkommt, auch die Bildung des-
selben unwahrscheinlich ist, da der Begriff lu eines Nach-
tlieil zaudern zu selten erforderlich ist, als dass das Feh-
len eines einzelnen Wortes dafür hätte verniisst werden
kiinnen, auch il.i in dem verwandten £1 lfjüa()tr€ip eine
ganz andere Bedeutung hat. Der Verf. beseitigt dann
theils die von Giiller gegen die von Rec. (nicht von Her-
mann, wie derselbe nach Güller's Vorgange sagt) vorge-
schlagene Lesart erhobenen Bedenken, theils zeigt er,
warum die von Güller empfohlene Lesart nicht zu billi-
gen sei, worüber Rec. am h noch auf die Ergänzungeo
ju seinen Anmerkungen verweist. üia im vor dem er-
13
97
128
»tcu exeaoi.; beibehalten zu kliniien , will der Verf. ilic
Worte £/ TUV üfiuiov tn ixslvoiq eivai , in welchen
er ütioiov von taoc sorgfähig geschieden wissen will,
ubgleicli es nicht selten in jenen üegriü' übergelit (vergl.
den Ind. verb. bei Rec), übersetzt wissen: siuiili modo
«dicrsiis illcs esse sive agere. Aber da w eder elvai £7ti Tivl,
gegen Jemand sich betragen, noch oiioio; eni rivi ge-
sagt «»erden kann, so kann anch ünuiov oder tx TOV
ütioiov tivat Ezri tivi in jenem Sinne nicht griechisch
«ein. Wenn übrigens Güller behauptet, ex TOU ouoiov
tivat Tlvi kOnne nur heissen pari conditione et potentia,
nicht siniileni in agendo esse, so scheint das Ungenügende
dieses, mir aus der rom Rec. verglichenen Stelle II, 3-
abstrahirten Einwaodrs schon daraus hervorzugehen, dass
uuoio^ selbst nicht bloss par potentia, sondern auch par
oder, wenn man lieber will, similis studiis at(jne animo
bei Tliukvd. (/. B. I, 71.) bedeutet, was aber von öj^wiov
tlvai, auch von ev. toi> 6/uolov ttvui gelten zu müssen
scheint. — III, 30. fiij ä-jiuxvtjoajLicv rov v.ivövvov,
voiuoavisi uiv. c'i.yXo ii tivat tu xaivuv tuv nokt-
iioi' I] tu ToiovTOV , untersucht der Verf., ob ro xai-
uov oder TU y.evüv zu lesen sei, entscheidet sich »war
anch für das von allen neurn Herausgebern gebilligte
y.aivöv , aber nur wegen lies hier ofl'eubar sehr wenig
beweisenden Ansehens der Handschriften, ila an sich tu
y.ivov eben s« passend sei ; denn wenn dieses von den
neueren Auslegern desslialb verworfen worden sei, weil
hier nicht von einem falschen, grundlosen Schreck ilie
Rede sei, so hätlen sie nicht bedacht, dass auch cu
y.atlöv, das unerwartete, ungegründet sein künnte. Der
Unterschied ist aber der, dass, während diesos auch et-
was Grundloses sein kann, to V.nvöv diese Bedeutung
haben muss; und eben desshalb ist es hier weniger pas-
send. — III, 31. in der sehr verwickelten Stelle uKkot
6i Tivsq — daTiänij acplot yiyvijxcd will der Verf. die
Worte xcie ti)v itqÖooSov — yiyvijrat mit eX-jviöa —
du)cX\ic<.l verbunden tvissen . und übersetzt; spem autem
esse, quum nnllis (Afheniensiuni sociis) invitis advenissent,
et si liis reditibus, tjui niaxinii esseiit Atheniensium, eos
spoliarent, et simul si ipsis (Laredaemoniis), in statione
adversus cos (Afhcnienses) collocatis , sumpfus suppedita-
let (in quo lones in desciscendo ailiuvarentur). Die mei-
sten Bedenken, welche dieser Erklärung entgegenstehen,
sind von Rec. schon in seiner Ausgabe gegen andere Aus-
legungen angeführt worden. Erstens nflmlich ist es sehr
zweifelh.-ift, da.ss öuTldvi] fioi ylyperai heissen könne
sumptiis mihi suppeditat in dem Sinne : ich habe Mitlei,
den Aufwand zu bestreiten- Z»ei(eiis, wenn auch der
Verf. mit mehr Recht als diejenigen, welche die Worte
yai Ti]v Tiooaudov — yiyvijrui von IkJilda — «<"/"'>(;■
ifai abhangen lassen, oCfiOt auf die Lakedfimonier be-
ziehen kann, sofern diese das Subject von äffr/ßo-L zu
sein scheinen können, so bleibt doch diese Beziehung
immer unHa!ir.«icheiiilirli , tlieils weil in v.(^iyj}a.l in der
'fhat nicht an die Lakedänionier allein, sondern auch
an die sie begleitenden und hier sprechenden Verbannten
zu denken ist, Iheils weil ov sich vorzugsweise auf das
.Subject des Satzes , von welchem die oratio obliqua ali-
hangt, zu beziehen pQegt. Drittens ist der Sinn nicht
})assend , weil die Lakedaraonier dadurch, dass sie lonien
zum Abfall brachten, noch nicht die Möglichkeit erlang-
ten , die Athener zur See zu blokiren , wozu nicht bloss
die Mittel eine Flotte in See zu halten, sondern auch
die Oberhand zur See erforderlich war. Wenn man aber
£(fO(jfUii' in schwächerer Bedeutung bloss für den Athe-
nem (in irgend einem Hafen) auflauern {um ihrer Schif-
fahrt zu schaden) fasst, so konnte nicht dieser Umstand
die loiiier zum Abfall bewegen, sondern nur die Hoff-
nung, Beistand von den Lakedämoniern gegen Versuche
der Athener, sie wieder unter ihre Botinässigkeit zu brin-
gen, zu erhalten, wesshalb auch unser Verf. ergänzt:
quo lones in desciscendo adiuvarentur , wahrend er nach
den Gesetzen der Sprache nur aus icpoQfiwOI ergänzen
durfte: quo posscnt in statione adversus eos collocari.
Uebrigens hat er icpooiiuioi richtig von i(ponf.ieit' ab-
geleitet; aber er hätte, wenn er dieses thun wollte, ohne
icfOO/uoJOe. in (Cfu^novai zu verwandeln, ein Komma
nach ö.f^ia setzen und bemerken sollen, es sei ein con-
ditionaler Satz in den andern auf eine nicht lobenswerthe
und der Deutlichkeit Eintrag thuende Weise eingeschach-
telt. — Die letzte Stelle des 3. Buches, über welche
unser Verf. spricht, ist Kap. 37, wo tüi," in dem Sinne
von so ohne ein vorhergehendes y.a'i oder ovöl , oiler
einen vorhergehenden correlafiveii Satz mit «ij oder Wö-
Jltfi ungewöhnlich ist, und von Rec. nach cod. It. in
löö' verwanilelt werden möchte, von andern durch Ver-
änderung der Interpuiiction beseitigt worden ist, von un-
serem Verf. aber beibchalteu wird, der zur Rechtferti-
gung desselben jedoch nichts vorzubringen weiss, als die
eben erwähnten bekannten Formeln (von welchen ovd
(oq nicht einmal angeführt ist) nebst dem gewölinlicJien
dciHonstrativen Gebrauche von i)^ in y.n'i 6.; und ij 6
ög , welcher, wenn jene zum Beweise nicht hinreichen,
noch weniger in Betracht kommen kann.
Wir gehen zu BnchIVfort, wo die erste behandelte
Stelle die Worte Cap. 14- '/.ai tv lOVTip XE/uo} LoOat
iöuKSi Exacfioq, t/j jfq tivi xal avTiii ioyio 7iao>]v
sind. Hier hatte Rec. an der ungewöhnlichen Wortstel-
lung U) f^tlj Tivt Anstoss genommen und nach II, 8- (p
inj Tili vorgeschlagen, Arnold aber die \'ulgata so ent-
schuldigen zu können geglaubt, dass er bemerkte, W |W?;
TlVl habe den Sinn von El /ii; Tlvi. Dagegen erinnert
der Iferausg. , ev toi'tv) würde so ganz überllüssig.
Das scheint Arnold desshalb nicht geglaubt zu haben,
weil man sagt in dem Falle, wenn; dann, wenn; tum,
si u. dergl. Gern aber räumt Rec. ein, dass es eine
unwahrscheinliche Annahme ist, es habe Thukyd. nach
einem vorausgehenden Demonstrativ das Relativ nicht in
seiner ursprünglichen Bedeutung, sondern für n aiifge-
fasst. Unser Verf. nun will vor (jj aus i!em vorhergehen-
den iv ergänzen, und zieht Tliii zu tQyip , welches in
der That die einzige Art ist, wie die Vulgata sich mit
den Gesetzen der Grammatik vereinigen lässt, ivieiiohl
die von Rec. verglichenen Worte II , S. verbunden mit
der bei jener Erklärung stattfindenden Zweideutigkeit
der Rede tu; für Tlvi empfehlen. Es folgt die Stelle
IV, 19. vofiiC,ofi£v TS Tai fjeyäkaq exS^aq fiälioT'
äv diaki'ea^^ui ßeßaivii, ovx vv dvTafii'vöfUijöq Tiq,
xal iniXQaTijqai tu Tckeuj tuu iro'kefxov, xo-t' äväy-
yj-jV uoxoti iyy.arakafußäpüjp, uij dnu toi i'oqo
129
V,0
f(,(/,?f , oJ.k' i]v, n'o.u')v xo aino Soädai , n'Qui tu
erciir/.s; yal Üiiettj uvru vuijcaQ, -jraou ä rronaeSe-
■/ITO , [.iSToiujq !Ci'i'aX}.ayij. In Losjrt und Erklärung
i^inunt hier clor Vei(. mit Rec. liberein , ausser «lass jp-
iitT nach Lösrhunjf «Ips Kommas nach vr/.ijani ilie Worto
71/<p<^ — TtQOOelStXStO mit viy.ijOnq vcrliindet , und
7l/j.a<r£i')i/ST0 nicht passiv gcfasst, sondern, was schon
andere «orijesrhlagen liabcn, 6 SX^QOq, ergänzt wissen
will, wie vorher zu Sy/.UTuka^ißuvaiV zu denken sei
luv iyßQÖv. Genauer liätte er, wenn er den [lasslvi-
»ihen Gubraucli von TCouOSÖe](STO u'icUt anerkennen
wollte, sagen sollen, es sei ans Vl'/.lj'juq zu ergänzen
ö vr/.l]Oiii. I)e[in auch zu iyy.aicÜ-.utißuviDV ist streng
genommen nlclit TUV i'/.^Q(Jv zu verstehen, sondern zov
inr/.oUTIjObUia aus £-l//.oaTljoai. — Cap. 25, wo Reo.
an TTQOi ri)v TrrjklV eaeßakkop Anstoss genommen liat,
erkennt iler Herausgeber au , dass nach dem Sprarhgc-
hranrh des Tliuk_v<l. ioßnf.)clv nicht angreifen lieisscn
könne , er sucht aber die Richtigkeit der Lesart durch
die Uebersetzuug ad nrbem versus irruptioiieu» faciebant
zu recliifertigen , indem er vergleirlit TIqo^ fiEOi;iißolnVf
n-()c)s iOTlirxr.v, TO 71 (jo^ Tijv IlvKov. Aber diese Wen-
dungen sind niclit analog. Denn dass man von der un-
gefähren Zeit noui mit dem Accusativ verbinden müsse,
Bedarf keiner Krinnerani;; und eben so muss es IV, 31.
heissen: tifvf.ucii rr,g vtjrlov tu TlQoq ti;v lluKov,
jiarlcm Pvhim versus sperlantem , weil eine Riclituug nach
einer Gegend hin gemeint ist. Hingegen auf der Seile
der Stadt niuss heissen TV'JOi Tlj; Jlt/AcWC, wie oft bei
Tliokyd. n-fir;^ mit dem Genit. vorkommt. S. I, 71. III,
21« IV, 31. 130. Es musstc also der \'erf. , wenn er
die Vulgata vertlieidigen wollte, entweder zu der von
Arnold angenommeuen Euiiihasis seine Zuflucht nelimen,
oder die Richligkeit des von Rec. über liyß(/.k}.£/v Ge-
sagten bestreiten, uoza iienigstens die Stelle VIII, 31.
Veranlassung geben kann , wo gleichfalls ioßokli für
TlQOOßoljl steht. .S. dort die Aum, In der folgenden
Stelle Cap. •>!• öouj/vreq Tujv re aninjöelatv Trjv neol
T/;v ncXoTrdiivijoov y.o/i/dr;v ddvvaTuv eaojiivtjv aua
£v '/v)^iii) e^üiKo, y.ai ovo' ev dioei olol ts ovic;
i/.ava nsQtrciiiJieiv , röv te tcfoQiiov, yvyoiLov äXt-
ficvcjv övTüjv , ovy. ecröfievov kann Rec. gleichfalls dem
Verf. durchaus nicht beistimmen. Damit mau nämlich
uicIit genöthigt sei anzunehmen, von ögojvTS^^ hänge erst
der Accusativ enoiiiirjv , dann der Kominativ ui>Teq, dann
wieder der Accnsativ eod^usrov ab, »vill derselbe die
InterpUMction so geändert tvisscn, dass üf^tci £v j(,iuo. £Q.
zu oioi re ovTCq, wie ja oft aua beim Particip stehe,
gezogen und dieses Säfzchcn übersetzt werde: simul quam
iu loro deserto eti.im nc aestate qnidem satis commc-
atuum uiittere posscnt. Aber dieser i;rkl.'irung steht x«/
entgegen; denn etiam ne — quidem dürfte sich selbst
laleinisrli nicht sagen lassen, xal ort»t aber in der (\littc
eines Satzes in dein Sinne von auch nicht einmal,
wnnsciite Rec. wohl durch ein Beispiel nachgewiesen zu
■chen ; bis dahin kann er es nicht für griechisch halten.
Jlia aber steht zwar oft beim Particip («vas zu bewei-
sen der Herausg. sich nicht auf II, b9. IV, 28. berufen
sollte, wo y.ir.i a^a und zugleich zur Verbindung zweier
Präilicafo dient, von denen das eins oder beide uur zu-
Zeiiichr. f. d. Jllei l/itimsw.
fällige Parilclpia sind), hier aber würde es unpassend
gebraucht werden, «la (UhC uml das Particip des Piäsens
die Gleichzeitigkeit zweier Handlungen bezeichneu und
jciihreiid dtiss aufzulösen sind , was hier nicht pa<sf, wess-
halb der ^ erf. selbst nicht iiiten-a dum, soiidi'ni simnl
(iiiuni gesagt hat, in «elchrr Üeliersetznog jedoch simul
bedeutungslos scheint. IJebrlgens ist gar kein (»rund an
der Verschiedenheit der von douivTec, abh.'ingigeu Casus
Anstoss zu nehmen, da das erste und dritte Particip,
weil sie sich auf Oljecte bez^iehen , eben so nothwendig
im Accnsativ stehen müssen , »vie das zweite vermöge sei-
ner Deziehung auf das Subject im Nominativ. Wollte
man aber ilie Rede conciiiiier machen, so müsstc y.ai ent-
weder getilgt oder in ure verändert werden. — Cap. 48.
ijJoTTo ydo aciui'^ usxarrTijoovzüi nut aü.oos äyciv
sucht der Verf. die Lesart «ler Handschriften iiiTCtOTr,-
aavTCic, statt der fjETacrTi'jdUVTO.i, aufgenommen worden
ist, zu rechtfertigen, indem er übersetzt: putabanf enim
eos (Corcjraeos) in eo esse, ut alio dueerent eos , ([ito9
abduxisseut (e carccre). Aber erstens kann fAi:9/avufai
ohne einen Zusatz nicht so viel als Li;uyllv (e carcere)
educere sein, und zweitens würde, da eben gesagt wor-
den ist ic, dvöoac ttvr/.ovTct ikudüv ... itayayov-
rcg, der Zusatz nachdem sie sie hinausgeführt hatten
ganz müssig sein , was unser Herausg. sich und andern
dadurch zu verdecken gesucht hat, dass er eos, quns ab-
duxisseut (rote lietaaTadsuTai;) übersetzt hat, statt dass
er nach dem Griech. doch nur höchstens cos, guum (eos)
abduxissent hätte sagen dürfen. Besser ist ihm zu Ende
des vorhergehenden Capitels die Vertheidigang von TTQoai-
Örva:; gelungen , zu welchem er aus dem Vorhergehen-
den zu den beiden Reihen der liopliten gedacht wissen
„ill. — Cap. 52. in den Worten y.ai y.0UTVväj.i£v0L
avTr,v {vavi T£ yäp evrcoQia i]v Troitiaifcct aüiü^eVi
i;i'kwi' VTxaQXovTüjv , y.ai tr,i;"l8ij(; i-jiiy.tiiiiriji, Y.ai
xi] äkkrj iraoaayuvfj) paöioj; an' avxKi ÖQfiojiievoi,
xr,v te Al.oßov, eyyt's oiaav , y.axoiaeiv, xal xu . . .
yiio}.i/.d nokio/'.ara xi:tQ<J^oa&ai billigt der Verf. zwar
die von Rec, eingeführte luterpuuclion in den Worten
Y.ai Tij ükki] Ttaoaay.., aber er will, damit es nicht
zugleich niithlg sei, statt ihrer einen andern Casus zu
setzen, dieselben dem i^iklüV l'^«oj;ot'rwJ; als Dati»
der Ursache entsprechen lassen. Allein abgesehen davon,
das« der Gebrauch des re yd^ in dem .Sinne von y.ai
yuQ nicIit ganz sicher ist, so würde Thukvd. bei einer
solchen Beziehung der Glieder auf einander der Deut-
lichkeit wegen, und weil er xS liebt, wohl ^vkujv TS
/',T«o;C«'j^rw, oder gar h'}.vjv Tf xiji löi]i enixetus-
V1K i'Tta.oxövTUiV geschrieben haben, — Cap. ßl. 'n dem
Satze v.ai ov Toig doieiv ßuikouivoei; fieuifOftat,
du.a xoiq i,7ta;:oveiv' 'iroiiiOiiQOii nvoi ergänzt der
l'erf, , wie es scheint, mit Recht zu dem Couiparativ: tj
uQyciv. — Cap, tio. y-f-'t VL'V xov dcpavoiiq xe xovxov,
öid xn dih.i^ii'.üTov öiui y.uX bia xo rfirj aoßeQOVi;
7tao6iia<; 'J,ii^valoig, y.a-v' durfövefja ey.nkayivxs;,
y.ai xo ikkml<:, xi)i yiw'.u/;; tov hauro; r/[;] (ijyj^^r,'
f^tev TCod^eip xatixwkvuaiq Tuvtaic, UaiidJi voniaav-
reg eiQX^'j^'^'-'^ — i UTioicef^iTTvjitev will derselbe, um die
in TO ekkl.xec: TiJi yvoililjq liegende Schwierigkeit att
beseitigen, mit veränderter Iiilerpunctinn schreiben: Ai^fj'
1.31
132
iiaiotx (y.ar' niicfi'iepn . . . 7Tpn£fiv) raTc xdAi/tniCf
iiiiil iil>rrse(zt ilie Paroiilliesc : ulrai/ne re terrili et cnn-
xiliorum liej'ectit in iVs , quae nos e.vseculurns esse uniis
i/Hisque speidbitmiis. Alicr llieils tvi'irdo ilie so eiilslc-
hi-iide I'amillicse , «eil jcilrrmaiin ilic Ix-idcn Parlicipia
fy.nt.ayivTei und vouioavtEC unter rinander in Vprliin-
driii;; 711 sefzpii geneif;t sein würde, sclir unkennilirh und
Hn;;di olinlu li sein, (lieils würden die Wor<e Xftr' oit-
(f.urcon überflüssig, wenn wegen <ler Verbindnnjf von
xni To fkXiTTti; — Tipd^Fiv mit exTiXuyh'reg nieht 'J,
sondern 3 Gründe des Silircekens angegelien w.'lren. Noch
weniger kann Rec. mit der Behandlung der folgenden
Stelle einverstanden sein. Es sind dieses die VVorte
Cap. 04. xal eyu) fitv , anCQ v.ai (xQXÖiievoc, einov,
nokiv^Te fieyt'aDjv napi^yüfisvoi;, xai iniuiv tm ftuk-
\ov 1] üuvvoi'^iivoq, oL^iui-\Tzpo£idoi^ievovq\ uinujv
(tiVT.) t('7/wpfn', Y.al /.o^ tov^ tvaviiovi o'üvoj y.a-
xws ISquv, vioie \ ai'Tuvi;\ tu TrXelvj ßAaiireaflu/,
fnjf)i fwjutn cfi\ov£iy.uiv nyiioS^ac rrig re oiy.eiai yvto-
in^i ouoUdi; aiToxpczojp tlvat, y.aX xq ot'x up-iv) n'-
Xtjc;, fikk' baov f/xoi; ijoadadat. Um nämliih nicht
genötliigt zu sein, ■jTooEtboutvucq lind avxovq in itqosi-
döiiciog (ttodiö.) und aihöi; zu verwandeln, will der
l'erf. zivai; zu orpo. ^vyj^wostv ergänzt wissen, und
führt zum Beweise, dass dieses Tlväq mit Recht fehlen
knone, IV, 78. y.ul xotq näoi ye öfxül'Dq 'ßkhicnv
vnonxov yo.i>saz)]y.Ei ti-i» zuiv orikag firj ti ei'oavTag
dtUvai an. Aber dort ist kein Tlvdg niithig, weil ;(/)
nelaavTC'.Q eigentlich hcisst: solche (Lente) , die itichl
überredet halten y und überhaupt bei unpersönlichen Re-
densarten, wie ■Kosiiei TovTO TToniv , y.aköv ioitv
vrray.oretv yepovTi, aioxQ<JV ävaiöujg dvTikiyriv, auch
bei folgendem Particip, wie VOfiiCovTa oder r'nulLOVTftg,
tler Zusatz eines Snbjects zum Infinitiv im Griechischen
wie im Lateinischen unnütz ist. Hier aber haben wir
weder eine unpersönliche Redensart, noch können wir
füglich übersetzen: ich achte es für billig, dass Leute,
die Fiirsorve J'ür sich tragen, sich vergleichen , statt
dass man Fürsorge für sich seiist tragend sich verglei-
che {jiva 71 poiidufiivov ir.uiov ^vy^ojaeir). Wenn
aber der Verf. gegen die von andern vorgeschlagene Les-
art, TlQoeiböfAivui ui'TMV , für dieses sorgend , einwen-
det, es müsse nach derselben tovcujv oder iy.eirutv heis-
»en , so mnss l)emerkt werden, dass avv(x. mehrmals bei
Thukyd. für ravTct vorkommt, x. ß. IH, (iö, 4. VI, ,jö.
zu Ende. — Es folgt die Stelle IV, T.i. Ol yup ßhyu-
piji — 4J koyoii; ip^ovrat. Hier billigt es zuerst der
Verf., dass von den neuesten Auslegern ävoiyovai als
das zu Ol JMtyuoiji gehörende Verbum angesehen v/or-
•len ist; spricht dann kurz über die Worte i-TiClöij xat
xa Jl'keioj a.vioi' npoy.iXoiptjxSl, in denen er sich des
Sinnes wegen für die Beziehung des ai<xotq auf ilio Athe-
ner entscheidet; und handelt endlich am ausführlichsten
über das Sai»lien : xois de ^i'/mäoiji; TTji öuvcl/ieüjq
xai Tt/Jf napovTüjv /lipoq exuaxov xtvdvvEi'eiv eixö-
TU}' S^etJeiV Tolttav. Heer heisst er uns übersetzen:
Jiei jenen hing«a;en sei jeder 'Iheil der Gesninmtinacht
und der Anwesenden nitliirlicher Weise willens es zti
wagen, sich der (iefnhy auszimelzen , und findet Jn den
Worte« keine .Si liwicri^keit , weuu man nur unter ^l'W
■^TiiÖlji; Xl/i Sl'vdiUojQ die Lakedflinonier selbst, unter
r(!jv napovxujv die anwesenden Bundes;;enossen vorstehe.
Aber dieses ist ja unmöglich; denn da auch Lakedflmo-
nicr (0/ fisia BocuTidov , itaui tj()ij i-vviikcyfjeuiu
}']aav Cap. 70.) in dem Heere zn^jegen waren, aber nur
verhilltriissmassig wenige (s. dort die Anm.), so können
ebenso wenig die Laked.'imonier i;i'ii:i('.oa i] di'ia.iui
heissen, als die Bundesgenossen im Gegensatze gegen
dieselben Ol uapöi'xtx , wie dieses auch aus Cap. 72.
Tiapüvroi; de ijöij i;i'ft7TavTog xor orpcccet'/taioi
önkiTVJv oi'X ekannov li;uy.iO)[ü.iu)v erhellt, wo tr/it-
TlavTOi; xov o-Tpam'iiaxoi; ganz dasselbe ist, was hier
l;i>una'jljg njq dwunEUi^, uml von diesem ganzen La-
ked.'imonier und Bundesgenossen begreifenden Heere aus-
gesagt wird, es sei da gewesen. — Es iijt endlich noch
die Stelle IV, 87. übrig: nai ovy. av /icli^vj nuuq coi'i
upy.oii ßeßaiojtyiv kdßotxs /; otq xa eoya, £x xuiv
küytjjv dva&povuEva, öoyijatv duayy.diav uapex'xac
o'jq y.ai ^i'iKfipct öiioioj.; u'j:; ein ov. Hier erinnert der
Verf. zuerst, da.s,s ihm beide Erklärungen Göller's n.it
der Grammatik unvereinbar erscheinen, ^^as in Ansehung
der einen und filtern auch schon Rec. bemerkt hat; in
der andern weiss sich der Verf. den Dativ ty.sivoii nicht
zu erklaren. Aber auch gegen die von Ristemaker und
Dobree aufgestellte und von Rec. gebilligte Erkicirung:
,,et praeter iura inranila non maioreni iidem accipero
possitis, quam ab iis, quibns res ipsae cum eoruin pru-
fcssionibns comparatae necessario existimationem conci-
liant (oder freier Iidem faciunt), ea ipsa iis esse utilia,
quae prae se feraiit (genauer dixerintj" erinnert der ^'erf. :
,,At illi quoqne (interpretes) non dixerunt, qiiomodo, si
verba ij uiq explicaveris „quam ab iis, quihus'''' , cum
prioribus apfe cohacreant." Das schien uns keiner Er-
klärung zu bedürfen, da ofTenbar ist, dass ilas Demon-
strativ TOixaiv vor o/j zu ergänzen, und ßeßctiu)tni^
lot'tdiv eigentlich eine von denen ausgehende Gewähr-
leistung, fidem eorum, ist, wofür ab iis wegen i\vs vor-
hergehenden accipere gesagt worden ist. Unser ^'erf.
aber will, indem er, wie die meisten altern Ausleger,
eiTcov als erste Person fasst , mit Abrescli ij i'/,i::vui
{kc-f'oiiv dv) ergänzen. Aber abgesehen ilavon , d.iss,
weil so ein Gegensatz zwischen dem Subject des vorher-
gehenden Satzes und dem dieses eintreten würde, mau
zu Allfang vielleicht xal ü/Lltiq erwarten könnte, wer
sind diejenigen , welchen die Betrachtung der Ilanilliiu-
gcn des Brasilias nach seinen Worten die nothweiiilige
oder feste Ueberzcugniig gewähre, dass eben das, u.>«
er gesprochen habe, auch den Akanthierii nützlich sei i
Da bestimmte Leute der Att im Vorhergehenden nicht
bezeichnet sind, so müssten alle diejenigen, bei welchem
etwa diese Ansicht herrschte, gemeint sein, und iliescä
niussto griechisch ui'-g av 7tnüexiji:aioi\cr 01'^ Ttot u<i-
pE][EX(il gesagt werden. Nur diese Worte liessen sicfi
so auflösen, wie unser Verf. will: als wenn ihr aus
der Betrachtung meiner Handlungen nach meinen Wor-
ten die nolhwendige Ueberzeugung gewinnt, dass u. s. w.
Poppa.
133
1). Hisloirc ile la guciro ilii Pcliiponm'^se jiar Tliuijdiilc.
Tra<iiictioa iiouvelle i)ar A. Rilltet et E. //. lietant.
Tome jiremior. Gcnove, «lioz 'M. E. Carey, iui-
jirlmeur- c((i<eur. 1837. 404 S. 8.
Auili unter dem Titel:
lJilliollii(Hic dos {listuriciis Grccs. Tome qnatriömc.
Frankreich hat ausser den älteren Uebersctzerei der
{jaiizrii Gesiliiciile des Tliiikjdidcs und denjenigen, von
«> eichen Ueberlraguiigeu einzelner Alisclinitte derselben
lorlianden sind, in iler neueren Zeit lor Ersclieininij; des
«orliegendcn 13nches drei Uebersetzer des gesaininten Wer-
kes des genatinlen Siliriftstellers an Leies(|iie, (jail und
Diddt erlialfeii. An diese schliessen sich gegeiiHHrtig die
Herren Killiet und lietant mit lobensvterllifni Jstrebcn
«n. Dieselben haben nach der Vorrede S. XIII fg. die
Arbeit so unter sich gelheilt, dass derjenige von ihnen,
uelcher bereits für die Saninilnng von Leberscfzungen ,
von «cicher dieser IJand einen Tlieil ausniaciit, den lic-
rodot übertragen hat, die historischen Absclmifte, der
neu hinzugekommene iMifarheiter die Reden übersetzt
hat, beide aber nicht nur über die Grundsfitze, nach
«eichen dieses geschehen sollte, unter einander überein-
gekommen sind, sondern auch das Werk gemeinschaftlich
ilur( ligeselien haben, Sie versichern dabei den beistand
ihrer l'org.'lnger zwar nicht verschniäht, jedoch selbstän-
dig gearbeitet zu haben. Dass diese l'ersicherung voll-
kiiniuien gegründet ist, zeigt selbst eine tliiclitige \'er-
gleichnng des vorliegenden V\'erkcs mit den Uebersetzuu-
gen von Lcvesijue, Gail und üidot, «eiche Ree. zur
Ihiud hat. Will man aber über den Werth dieser neuen
IJebertragung und ihr V'erh.'iltniss zu ihrer nächsten Vor-
gängerin , der von Didot, urtheilen, so scheint zunächst
die verschiedene Uestimnunig beider in das Aujje gefasst
«erden zu müssen. Die llebersetziing von Didot in vier
«tarken Banden in gross üilav mit griechischem Text
und zahlreichen kritischen und den Sinn streitiger Stel-
len erklärenden Anmerkungen gibt eben durch diese Bei-
werke und ihren Umfang selbst zu erkennen, dass sie
«unächst für Gelehrte und keuner des Griechischen be-
stimmt ist. Daher muss man von ihr verlangen , dass
sie nicht nur die Gedanken dos Schriftstellers treu «ie-
elergeben , sondern sich auch, so «eit es der Geist der
französischen Sprache gestattet, an die Worte desselben
anschliesse und die Farbe seines Stils durchblicken zu
lassen suche, daher selbst uiigeHohnlichere iiikI härtere
Ausdrücke nicht ängstlich fliehe, «enn dailurch die Kraft
um! Kürze des Originals erreicht tierdeu kann. Dieses
Ziel hat sich auch Didot gesteckt, worüber er sich selbst
»ehr verständig in der Vorrede S. XXXVI ff. des ersten
Bandes ausspricht. Eine ander« Beuandtniss aber hat
CS mit einem Werke, wie das vorliegende ist. Dieses
ist sowohl nach seinem Umfange, da es auf zwei massige
üctavbände berechnet ist, von welchen der erste die vier
ersten Bücher nebst einer kurzen Vorrede über das Leben
des Thukvdides enthält, der zweite, der auch kürzlich
erschienen sein soll, jedoch dem Rec. noch nicht zuge-
kommen ist, die vier übrigen Bücher umfassen soll, als
auch nach «einer Einrichtung, da gar keine Anmerktiu-
1.34
gen beigefügt sind, emllich in sofern es einen Theil der
genannten Uebersetziingsbibliothek bililet, ollenliar für
einen weiteren Kreis von Lesern und namentlich auch
für «nlchc berechnet, die des Griechischen wenig udor
nicht kundig sind und nnsern Schriftsteller bloss des In-
halts wegen lesen tiollen. liiiie Milche l'eberaetzung nun
inuss zwar die Gedanken im Ganzen nicht minder trea
wiedergeben, als eine von obiger Art: es wird auch zu
wünschen sein, dass sie sich an die Worte lies Schrift-
stellers so lange möglichst anschliesse, als nicht die leichte
V erslänillichkeit und Zierlichkeit des Stils darunter lei-
det; diese Eigenschaften aber verdienen eine nicht viel
geringere BcrMcksichtif;uiig als die Treue, qud es iniiss
daher ein mühsames Hingen mit den einzelnen Worten
des Schriftstellers aufgegeben werden, wenn dieses, wie
bei der so grossen Abweichung des Tliuliydideischci. Idioms
von der französischen Sprache fast noth« endig ist, zur
Härte und Unverständlichkeit führen würde. Aach diesen
Grundsätzen scheint die vorliegende Uebersetziiiig gear-
beitet zu sein, wiewohl sich die Herren Verfasser dar-
über in der Vorrede nicht ausf^rsprncheii haben. Yvi:-
nieidung von Steifheit, Schwerfälligkeit, Fremilartigkeit
des Stils scheint ein wesentliches Augenmerk derselben
gewesen zu sein, und sie scheinen dieses Ziel glücklich
erreicht zu haben. Djich glaube man nicht, dass sie die
Treue im Einzelnen dabei unbeachtet gelassen haben.
Das Gegcntheil lässt schon der Aame des Hrn. Betaut,
der sich durch sein Specimeii eines Wörterbuches des
Thukydides als einen sorgsamen Beobachter der Sprache
dieses Schriftstellers bewährt hat, erwarten. ftjehrmals
haben die neuen Ueberselzer sogar ihren uiiiiiittelbaren
Vorgänger, von dem, wie bemerkt, ein noch grosserer
Grad der Treue zu erwarten war, in diesem Stücke übcr-
trollen, während sie freilich in mehreren anderen Stellen,
wie dieses bei dem oben angegebeneu verschiedenen Zwecke
ihrer Arbeit natürlich ist, ihm hierin nachstehen. Rec.
will zuiiäclisl, da die Treue bei einer solchen Ueber-
setzung für uns Deutsche besonders wichtig ist, das \ft-
hältniss, das zwischen den beiden genannten Werken und
dem von Gail (in der neuen Ausgabe) statlliiulet , durch
Betrachtung einer Anzahl Capitel zu \nfange des zweiten
Buches naher darzuthuii suchen. Cap. 1. hafte Didot
xaraöTuirtq te i^vvtyuic, eTToX^fJoiv ganz unrichtig
i'ibersctzt: et ils se combattaient frequemuient. Dafür
leseu wir in der neuen ücbersetzung den Sinn richtig
wicdergegelicu : et leg hoslilites une fois couimencee« so
rontinuerent sans Interruption. Aehnlich zwar bei Gail,
aber unrichtiger dctidees statt commencees. Genauer und
kürzer sind auch die Worte yiyoaTirai de f^'J^' wC
l/.acria ey'tyvElo übersetzt ,,le9 evenements cn soiit ra-
contes successivernent" , als von Didot „cette histuiro est
coinposiie d'apres l'ordre des evenements", und von Gail
,,les eveiienients sunt ecriis de suite et sans iiilerruption,
tels qu'ils soat arrires." Weniger glücklich sind die nroen
Uebcrsetzer in den Worten /.cd TOJv exarepoic tc/U-
fu'.'/iiji' gewesen, die «io durch souteniis chacuii par Icur»
alliiJs ausgedrückt haben. Aber chacuii würde tx'toro?,
nicht iyM.tl{/tJl (les deux partis, chaquc parti) sein, und
da zugleich die II inzufügung von siiUi'enus nothwendig ge-
worden ist, äo wäre es wohl zweckmässig gewesen, die
9»
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^t■b^•rsp<^nn"■ von fJail und Diilot ,,pi Irars olliös rc- Uebprsefzuni; ,,ils rcpoussernit les aitaqiics ()ii cö((5 par
spprtifs'' Li-i/iilii'lial(cii. Im znciti'ii C.ijiidil ist zuii.'lclist oü s\laii<ai( reiiiiciiii" iiiiaus<;<?ilrijrkt gcblifben «ar, wali-
«)as Tliiikviliili-isi lio . l/rrirlov , »orans (iail iiml Diilot rciiil (iail wieder frei ,,ils resistent ;i toutcs les attaques"
mit Uiireclit Aenesin» und Aenesios geniadit halten, rirh- gesagt liai , dnreli die UcberfratJunj^ „ils reiKuissi-reiit les
tig dnreh Ent-sias (Aenüsias) gegeben. Ferner sind die assaillants de quel([iic eöte qii'ils se prcsentassent" cr-
Worto (fi'kay.lji OL' 7rgoy.at>E0TljXViai;, welche Gail schupft worden, wieuolil Ilee. nicht zugleich die AngrifTo
,,roniuie on n'avait pas mis de gariles avancces, als ob es in Angreifer rcrwandelt zu sehen «ünsebte. Wie ferner
npuqi'^.ay.rK Ol'< xa^. hiesse, Didot „dans une villc, qiii Thnkvdides yfo«//;;; /jß^tA.Jj'rwi' mit colleclirein Gebranch
li'aiaif pas encoro de garnison", «odnrch man ganz gegen des Sing. y.iQauoi gesagt hat, so ist dieses in den AVor-
«las Allerllmni an eine von den Bürgern verschiedene len ,,lanccront la luile" nachgebildet. In den Worten
Besatzung VOM Plat/ia zu denken veranlasst wird, ansgc- OTVQcr/.iip üy.DVziov dvii ßa}.dvov X'^r/OdiiHVOC ii TOP
drnikt Iiatte, besser ,,parcc qu'on nc laisait pas encore fxoyXuv ist ßa/.avo^ riclitiger durch bonlon , als von
la garde' übersetzt. Gegen Ende des Capitels, für zar« «jail und Didot durch verrou , dvTL aber freilich unge-
T« TlUTPia TW»' TTcivTlDV Jioiloiwv i^l< fl fta^^'V , wo nauer durch en guise de statt au lieu de ausgedrückt.
Gail ,,eiitrer dans Pailiance des Ueotiens suiraut les in- Endlicii die Wort uOOV liaklOTa 7)1/ tVVl:<}TiJUUitl-VOV ,
fititutions Aesi pavs" ziemlich frei nnd mit Veränderung in welchen Gail (,,ceux qui s'etoient resserres cn batail-
«Ics "•raniniatisriien A'crli.'iltnisses der AVorte, Didot ,,en- Ion") fidktcFia übergangen und Didot (,,reux suctont dunt
trer dans leur licue conformemcnt aux anciens usages des la Iroupe li'etoit concentrijo") es falsch bezogen hatte,
Böoticns" mit A'ernaclilassignng des iiävtLov gesagt hatte, sind richtig ,,ceux [tous cenx] qui etoieut rcstes le plus
lesen wir in vorliegenilem Werke crscliöpfeuder ,,entrer groupcs" übersetzt. Auch ist gleich darauf das von den
ilans Taliiance suiiant les instiintions nationales de la neueren Herausgebern vor ^flp«/ aufgenouinicne 7;Ä;^ atoy
confüderation beotienne." Die gleich folgenden Worte nicht übergangen. Weniger ist die Uebertragung einiger
TidlO^ai nao ai'roiq ra oTtKa, die Didot unrichtig andern Stellen dieses Capitels zu billigen. So ist ni zat
„renir placer ses armes dans le camp (ein Lager in der yü^ Tskil'Tuh'iOi TOV (Alivu^ tu ytyvufxsva l'jv die
Stadt!) des Thcbains", Gail besser ,,;» prendre les armes Andeutung der Rechnung der Griechen nach Wonden-
et Jl se ioiudrc ä eux" gegeben hatte, sind noch genauer monaten durch die Worte ,,rar ou etait alors au dcclin
,ä venir en armes se ranger aupri-s d'cux" übersetzt. de la lune" verwischt. Doch dieses ist wahrscheinlich
Dao-ei'en ist die neue Uebersetzung in zwei Ausdrücken zum Behuf der Deutlichkeit für die Classc von Lesern,
in diesem Capitel hinter der von Didot, aber nicht hin- welche sich die Ucbersetzer besonders dachten, geschehen.
tcr der von Gail, zurückgeblieben. Zuerst nämlich ist Kein Grund aber war da, die Worte £tTS y.acc.y.ao-
in den \Vurten ioijXlIov ... ^L'V ünkoL^ das ovv UTtkoi^, oovaiv viOTllo ex^vaiv, hei Gail ,,s'ils ne les brülcroient
l)ei Didot en armes" unübersetzt geblieben; dann ist in pas tous ;i l'iustant meine", bei Didot ,,s'ils ne les brü-
llen Worten Li; t,l'itßaoiV ftäkkuv y.al (piklav rijv il o- leroient pas dans cette position", mit Uebergehung iles
klV dya"£iv, ,,poHr engager U ville ä traiter avec ciix ajOTli^ ty^uvniv bloss durch ,,s'ils ne les brüleroient pas
arcord et amitie", tlieils ilas grijmmatischo Verhältniss tous" autzudrücken. Auch wünschfo Rec. i;vv£ßl^oav
des Iiifiiiitivs verändert, theils das dyayeif, welches Di- joig^ IlkaTa/CL'O/ acpäg^ -vs aCnuii jia^aöovvai xai
dot aniener ä übersetzt hatte, kraftloser umschrieben. rä üilka , '/o-iiaandaL ö XI av ßuükovcai, nicht, wie
Im dritten Capitel lauten die Worte äkko}<; -re Xal von Gail, ,,se rendirent ä discriition eux et leurs armes",
i':Teidl) ii oi<diva oiSlv ivSOiriQlCov, welche Gail somlern, wie von Didot, „couvinrent avec les Plali'-ens
ganz frei .,personnc u'eprouvant aucun mauvais traitement", de se livrer ä discretiou avec leuis [besser eux et leiirs]
Didot schon besser „d'antant plus volonfiers que les The- armes" übersetzt zu sehen. In den folgenden Capitelii
baiiis n'exercaient aucune violencc contre personne" ge- will Rec. diese Vergleichung der genannten drei llpber-
dollinetsiht hatte, kürzer und fast genau nach dem Grie- Setzungen nicht weiter fortsetzen, sondern nur, uns den
chischen ,, d'antant plus qu'on n'eiitreprenait rien de nou- neuesten Herren Ucbersetzern seine Aufmerksamkeit auf
Tcau contre aucnn d'eux." Dagegen kann man in dem- ihr Werk zu beurkunden, und zu zeigen, worin ihm
selben Capitel zweimal bemerken, wie Didot den Perio- ihre ileissigo Arbeit noch einer Vervollkommnung f.ibig
denbau des Schriftstellers nachzubilden sucht, unsere ncheint, ciue Anzahl Stelleu angeben, in denen eine
Uebirsclzer aber nach ihrem Plane hierauf keinen Werth grossere Treue wohl ohne Schaden der Deutlichkeit und
legen. Bei Didot nümlich ist das Siitzchen ov ydi^ des franzosischen Colorits der Sprache hatte crrciclit wcr-
i(ö{iü)V SV TV vvy.xi wie bei Thukvdides parenthetisch, den können und zum Theil schon von den ^'organgeru,
wahrend es in dem neueren Werke in „atteudii qu'ils ne namentlich von Didot, erreicht worden "ist. Cap. ,"). ist
les pouioient voir dans les tönebres" verändert erscheint ; Ol dkkuL &l]ßuiot durch il'autres statt les autres 1 lu-
nnd die bei Thnkjd. mit oll U)Q zusaunnenhangci.den Verba bains oder le restc des Theb. ausgedrückt. Gleich darauf
noornfedOHTnl, ylyuoisnui , vjöt, die auch bei Didot heisst es für ii ri äua ui; UQO'/Üjonii] löi'; iaakijkv-
mit afio de und afin qiie verknüj.ft sind, finden sich hicF ddoi ziemlich frei ,,ponr les sontenir en cas de revcrs",
iu eine neue ganz selbständige Periode verwandelt. Im wahrend Gail schon etwas genauer „pour sontenir au
«ierten Capitel tiagen die neuen Lebcrsetzcr in einigen besoiu cenx qui ctoient entres", Didot noch mehr nach
Stellen in Beziehung auf Treue ileu Preis davou. Zuerst dem Griechischen „si ceux qui etoient entres [dji'is la
tiüiiilieh ist iH den Worten TU^ 71 r>oaßoku(; , rj TCQOOlli-
UXQUVy d'TiSwt^OVVtO der Optativ, der von Didut iu der
ville] ne reussissaient pas" gesagt hatte. In den Worten
xi^QL'üu iStyiiinj/uu TTUQd Tovi Oijßaiov; kijovri;
li?
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ist dio gramma<isthe Bezicliinig' von ttciqu. tot, Ö/;m-
ohne siciitbarrii Nutzen in der üelcrsefznnj; ,,enrovercnt
an lieraut arec rharge de «uro anx Ttiebaiiis" »erflndert
IIqo^ 6v ETlQatav oi iKjoStduuxti ist diirrli „arec
leqiiel les traitres s'etaient coucertes'' wiederjjenelion, «ali-
rend man bei Didot für izT()ai;av dem (iriecliisclien ent-
gprccliender „aiaient negocie" liest. Caj). (). ist der Sinn
des Griecbisciien jol'i vey.Qoic, vnooitüidol'i ä7itf)o-
OUV TOii &rßaioi^ durch das Gail'sihe „ils permireut
aus Tliebains d'enlever leurs morts" niclit erscliiiiift.
(Didot: ,,ils rcndirent par ronventidn aux Thrbains lenrs
morts.") Ferner ist fiijötv veviTiQur iiotciv TTfQi twv
dvöoviv Ol'i; i'/OVOt (-JijfiuluiV glcielifalls nach Gail zu
allgemein durcli ,,(lo nc preiidre aiicnn jiarii siir les Tlie-
baiiis prisonniors" au.sj;i(lriickt. Im Anfange des 7- Gap.
lauten die Worte, ysysvtjfxevov ÖE Tou £V llXaTaiaic,
ipyot) , y.ai \i\i'i.dvij}v 'kauTTovii; rdiv anovSdjv, oi
'Abi'Vaiot ■Kaoeaxei'äCoi/ru ujg TtoXifjijcrovTsg, in der
neuen franzüsisclien üebcrsctznn^': ,, l'airaire de Pl.itee
ctait une rupturc pcla(aute de lapaix; en consequence les
Atlicnieus so preparcrent ä la jftierre." Da aber Rec.
nicht cinsiclit, h as hier durcli dio Auflösung; der einen
kurzen Thukvdideisclirn Periode in zwei und durcli Ver-
uandelunjT der zwei (iliedcr ycyemji.iSvov — onuvdiöv
in eines für ein Geiiinn entsteht, so kann er nicht um-
hin, anch für diese Worte eine L'ebersetzunjj die der
Didot'schen f,, apres l'eveneuient de Piatee. et la rnptnro
ouverte du traite les Atheiiiens se preparerent ä la gi.erre")
ähnlirli wäre, zu »ünsclien. Uald darauf scheint dio
üebertragnns: nie rraou /jurjtkea y.ai likKüOe iii toi«;
ßafjßuQovi durch „rrrs le roi des Perses et chcz d'au-
trea penples barbares" schon desshalb , weil der König
der Perser niclit fuglich den baä barischen Völkern zuje-
zahlt »terden kann, weniger zweckmflssig als die genau
an das Griechische sich anschliessenden Worte Didot's:
„an roi et aillenrs chez les barbares." \Ioyvgiov (Jt'jTUV
iroi^UuCeiV heisst nicht sonolil ,,cle tenir prete" als ,,de
prfeparer une soinme d'argent dcfermince." Zu Aiifanco
des 8. Capiti !s sind die Worte ol.iyov T£ tTliVUOVV ov-
ösv üfjl(f)urt(JOl in der neuen Ucbcrsetznng durch ,,les
dcux partis nc formaient que de lastes desseius" aii.sge-
drnckt, wodurch dio Feinheit nnd Urbanität des Grie-
chischen verwischt ist, die (lail und Diilof , ief^tircr
durch ,,do pari et d'aulre on ne nicilifait pas de faibles
projets" nicht nbel wiedcrzii;jeben rersiicht haben. Kei-
nen grossen Werth hat es freilich für eine Üi'bersi'izuiif
wie diese, dio Anaphora in den \Vorteii TÖiS dt y.ui
Levesque. Gail.
lls vinrent ä la »ille: mais Ils vinrent donc ä la vil^
, fori peu d'entr' eux y avaicnt le. Quelques - uns en petit
des Idsfeinens, ou püreut en nonibre sc logeoieiit dans les
trouter chez des parens ou uiaisons qui leiir apparte-
des aniis La plupart s"e(a- noicnf, ou chez des parci.«
blirent dans les enilroils va- ou des aiiiis. IMais la pla-
gues, tels qne les teuiples, part s'claliliienf en ilos lleux
les moiiunicns des liuros, par^- deserts, dans les hicron«,
tout eiiüii , excepte dans la dans tous les niunnniens des
titailelle, riillciis-inium , oii lier<)s,exc<ple dansracropole,
quelques aiitres lieux exac- riOleusiniuni, et aulrcs lieux
leiiieut fermes. coustainuu'nt feriness
veunji TtnXkri fjiv oirsu iv Tij üf/ orrovvtjoio, notn^
b kv raig A9t]VCti:., beizubehalten; da es jedoch ohiin
Aachdieil für das Französische geschehen zu können
scheint, «ic bei Didot in den Worten ,1a jeunesse noni-
brcuse dans le Peloponnrse , nninbrcuso dans Alheiies",
so »nuschle Rec. diese rhclorischo und für Thukydides
cliaraUteristisrhe Wendung nii ht durch ,,en outro il \
avait ;\ rette cpoqne seit dans le Pcloponncse, soit ä Atlie-
nes, une niombrense jeunesse" verwischt, da soit — soit
als bloss dio Bedeutung von corrcspondirenilen Partikeln
habend, keinen genügenden Ersatz bieten. Ein fihnlicher
Fall kehrt gleicli wieder in y.ai Tzp'/.Xd ftliv i.uyio. : t i -
yowo, nohka de X(-"j^f^ok''70t J]Sov, wo aber Didot
die von nnsern Uebersetzern ganz unbeachtete Anaphora
verdunkelt hat, was nicht geschehen «are, wenn er in sei-
ner Uebersetzung ,,beauconp de predictions ctaieut publice«,
les devins rhantaient beanconp d'oracles" auch das ziicite
Glied durch das Passiv hätte ausdrücken wollen, wodurch
freilich wieder Gleichheit beider Glieder enfstandeu w.'lif.
Bald darauf ist iv TS Toi; /liX'/.ovai nuXiiajocii' yai
iv TaiC clkkuiq TlöXsOtV nicht eben gut durch ,,<I.vn» Ien
cites rivales romme dans les autres" wiedergegeben; <l>'tui
Si.'iiKe, die Nebenbuhler sind, branrhen desshalb nncli
nicht sich anzuschicken, gegen einander Krieg zu fuhren.
Die bald folgenden Worte llfjörigov ULJiuj 0£l<ri}chj((,
d(f' OV XLkkljVii; liiitVIJVTUl, sind in vortiegenrler Ueber-
setzung zu allgemein gehalten, indem es ilafür nur Iieis^t :
„rhose inouie jnsqu' alors" , also mit g.'inzficher Ueber-
gehung von dcp' uv Ekk. ^iiuv, „de memoire des Grers"
(Didot). Endlich in iSuv.ll f^ri Toi^ jit/.kuvoi yivr-
Otoi^Ci OIJ/ii;vai ist die Bedeutung des letzten AVorles
durch die Uebertragung ,,il paraissait vraiseniblaMc qne
cela avait quelqiie rapport aux cicncmens qui allais-nt se
passer" geschwächt.
Rec. hält es für unnütz, noch mehr Deispielc der Art
ans den folgenilen Capiteln zu erwähnen, da die anjje-
führten zur Genüge zeigen, in welcher ^Veise der loi-
liegenilen Uebersefznng noch eine grössere Treue im Ein-
zelnen verschatTt werden könnle. Es scheint ihm xtverk-
mässiger, noch eine längere Stelle der ncnen Ueberselznn;j
und der drei neuesten und bessten ihrer Vorgängerinnen
neben einander zu stellen, damit der Leser seit>>t in ii''n
Stand gesetzt werde, dieselben mit einander zu verglei-
chen. Zu einer sohheii \'erg!eicliung möge il-is 17. C".-
pitel des genannten Buches dienen, welches von uiiltel-
inässigcr Länge ist.
Dulot,
Arrircjs dans Athi-nes,. pea
creiifr' enx _v avoient des ha-
bitatioi <, et un refngo chez
des ainis ou des parents, I.a
plupart s c^ablirent dans Ica
riiilruits inhabites de la ville,
dans le.-. (<-mples, d.ins loiites
les cl'.apelles des hc-ros, ex-
ceplr l'Acropoli.s, l'Eleusi-
niiHir, CIO quelques autre.i
c'dilicfs qii-i poiivoieni etrc
soliileuient fermc'-s.
Keue Ueierselzung.
Arriid'S dans Äthanes, vn
petit nonibre d'entro enx sen-
leinent y troiin'-rent des iii.-!i-
sons ponr se loger, ou nn re-
fnge elie-a des ainis ou de.»
parenl.s; la plujiart ►'elablireiit
dans les einlinits ili'SCII,« de la
ville, dans lontes les enceiii-
tes consacit'cs anx dieux «m
aux lierus, exci'])lc'; dans 1 .i-
crcipolc, l'Kleusinioji rtautrcs
lieux solidemeiit irriiii».
139
140
I.eveS()ue-
lls si'iiiparcmit iiirini* ilc
4C iiiroii aji|>i'lln Ir l'rlasgi-
«■iiii, an (lossiMis ile l'acro-
■Kilr. II 111 ait vte ilefeiiilu
m er iiiij)ri*<rt(i<)ii «le l'ocrnper,
rf tvttc «Icfi'iisp elc)i< roii-
<i'iiiie il.iiis «TS Hcriiirrs iiKiis
4riin oracli* «Ir Drlplirs: ,,il
laut iiiicnx quo 1p l'clas^i-
ri:ii rcsti" iiiidc'' Ccjicndaiil
ia licressitc for^a ilv llia-
Mlor.
Gnil.
Ils scinpariTpiil iiircup de
10 <jil'oii appr'llr ]e l'rlas-
((i> jii, prt'S de rarr<)|)(ilp. 11
aiait elf dofoiidii aioc iin-
|>i'eratiuii« de l'm'«'ii|ii'r ; «i'lte
defense eloit toiiteiiiie daiis
res dcniiers iiiots d'iin ora-
<le ilo l'vlho: ,,il vaiit iiiieiix
(jue le l*(''lasj(ir<iii resle i ide."
Kt ceiieiidant utip eiise iiiat-
teiidiie V aialt puiissi' uiie
foule iuiiiiPijäe.
Didol.
Neue L'clerselzung.
Lp lipii nipuip au ilessous La nercssite du muinent
de l'Airojiulis , iKiminr l'e- <ou(raij;uit meine d'ormper
las;:i<i>ii, (ju'une iii]pre<a<ion le Pelasj{ii""ii silue au pied
dpfeinlait dolclippr, et «jue ile l'aeiojxjle, iiialgr^ leg
Ia liii d'uii lers de la Py- nialvdictious qui s'v oppo-
lliie iiiterdisait par CCS iiiufg, saieiit , p1 l'ordre pythique
,,11 vaut niioux (juc le Pc- cjui l'aiait iuterdit daus re
lasgicon rpste deserC, fut vers: il laut iiiieux que le Pt-
«ppendant lial)i(c , lu l'ur- las^icoii feste rarant."
gcuce du inoiiient.
'2. Je erois quo Toracle
fiil ar<'ui!i]ili tdut aufreiiipiit
qu'on iie s'y etait atteudu:
< ar il IIP faut pas croire que
lis üiallieurs d'Afli^iies vin-
leiit de re qu'ou avait pro-
fane ret eiulroit en Tori u-
paiit; iiiaiü cc fut Ic iiiallieiir
<|p la j;Herre qiii coiitraigiiit
;i rocruper. C'pst la cp que
loraile ii'expriuia pas; inais
Ic dipu avait pruvu qu'uii
fArlieux freiiemeiit fprait uii
jour liabiter ce lieu.
1?. L'oraelp «e trimva ex-
plique par Tei eiieiiiPiif daiis
Uli seiis roiitraire ä' reliii
qu'on y avait altaelie jiisqiie
la. Ell pfl'et Ips inaiix qui
allligerciit la ri-piiblique iie
fureiit pas uiie suite des
Dialiitatidii sacriiejfe du Pe-
lag^ipon , iiiais la iieressite
«riiabiter ce iiiuiiunieiit fut
Hne suite de la guprre; Tora-
f 1p, Sans rieii preciser, setoit
boriie a predire que le Pe-
lasj;iron serait lialiitc puur
le iiialheur des Atlienieus.
2. II me parait que cet
uracle s'acroiiiplit daiis uu
seus rontraire a ce que l'on
atteiidait. Ce iie fut pas
eil efl'et l'illegale liabitation
du Pelasgirou qiii causa les
inallicurs <le la vilie, luais la
giiprre qui necessita cctte
liabitation; et Toraclc , ne
desij^naut pas la guerre par
sou noiii, savait d'avaiicc quo
ce lieu ne serait point lia-
bite im jour saus nu mal-
heur.
2. Püur uioi je trouvc quo
ret orarle cut uiie issue tuiit
opposee ä ce qu'on avait
prevu; car ce ne fut pas l'ocu-
pation sacrilege qui occasiori-
iia les nialhrurs de la ville,
uiais ce fut la guprre qui
reiidit nccessaire cettc oc-
rupatian. C'est \k ce que
le dieu ii'exprima pas ; niais
il prdvoyait que ce lieu ne
serait jamais habitc suuf
d'heureux aus]>iccs.
3. Bipti de« geiis s'pin-
jiu'nagerent aiissi dans les
tiiiirs des iiiurailles , et cha-
< Uli eiifin coinnie il put; car
la lille iie pouvait contenir
taut de inondi' qui venait s'y
fefugier: on Unit par se par-
tager les longups murailles,
et par s'y loger, ainsi que
dans la plus grande partie
du Piree.
3. Bien des gens, aprps
s'ctre pratique des logeineiis
dans les toiirs des inuraillps
et partout ou ils Irouvpreiit
asyle (car la \ille ne pou-
vait contenir toiis coiix qui
venaient s'y rcfugipr), fiiii-
reiit par sp partager les loiigs
iiiurs et par s'y fixer, ainsi
que dans une graude partie
du Piree.
3. Plusienrs s'etablireut 3- Plusieurs se logercut
jusque dans les tours des aussi dans les tours des rem-
ninraillcs, et cliacun enfiu partes et cliacuii enfiii coiiiine
coninie il put; car la ville il put; car la ville ne puu-
np sullisait pas pour conte- vait suU'ire ä leur allluence;
iiir tous cenx qui y accou- fiiialeiiieiit ils occuperent Ip»
rurent. Ce ne fut que plus longs uiurs et la plus granile
tard qu'on se partagea les partie du Piree.
longiips UHirailles et qu'on
y liabita, ainsi que dans une
grand* partie du Pirej,
4. Ell nicuie teinps on tra- 4. En nipaie temps ou 4. En nieme teinps on 4. Eu meine teiFiS les Ath6-
v.iillait aux preparafifs de travaillait aus prcparalifs de s'occupait de tout re qui niens se preparaient k la
la giierre, on rassi'niblait conrerne la guerre, en ras- guerrc, rasseinblaiciit leur»
des allics, on ajiparcillait scniblant des allies, et en allies, et annaicnt ceiit vais-
cent vaisseaux roiitre Ic Pe- rquipant cent raisseaux pour seaiix pour cingler contre le
loponni'se. une expedition navale contre Pcloponncse.
le Pelupounese. llspnetaient
Ic't de jeurs preparatifs.
la guerre, on rassriiiblait lies
allies, on ap|iareillait cent
caisseaux pour le Pelopon-
licse. Teile iiicnt etaieut alors
les ocrupatiou» des Alhc-
[lien*.
Betrachten «ir nun diese 4 Ueberseftungen zuerst Gail und Didot nur um einige wenige Wörter li;« zu
ilnüserlicli gegen einander, so ist bpim ersten Blick zu '^ö7 und 2Ö8 verkürzt war, so dass bei Didot die frati-
teinerken, dass, während in die Gallische ganze S;itze zosisdio Uebersetzung dieser Stelle fast 7 Zeilen mehr
der von Levpsqiie aufgcuonunen sind, die beiden illirigen Raum einnimmt als der gegenüberstehende griechische
sich selbst.'inilig h.ilteii. \Vpnii /priipr das, Mas bei Thu- Text, so ist in der neuesten Uebertraguiig der Lmfanf
kydidvf 1S2 AV.ii ler bildet, in der l'ebprsctzong von Le- des obigen .Stückes auf 22t) Wörter beschränkt. Prüfen
vc-qiic zu 2!)ti (die mit einem Bindrstrich gescliripbeiicn «vir dann <lie genannten L'rbprsetziiiigcn in dieser .Stelle
als einzelne überall gcrechmt) angosiliMullen und von im Einzeluenn mit Bezug aufTreue, »o sehen »tir, dasf
141
142
iu iler ersten Porioile der Nebensatz ii:cidi) öt uCfi'y.OVto
fs TO 6.0TV foti Lev. und Gail in einen ll.inpfsati rei-
wandclt, von Didot und imsern üeliersefzern besser in
seinem Wesen erhalten , nnr oiiiie Grund in einen Par-
ticipialsatz verkürzt vvorilen ist. In dem Aailisaf/e o/./-
yui^ /-ttv ctoif innu^ov or/.ijoeii xai rraua (fiKinv
riVU'i r, uiy.tiviV V.li.Ta(fVy)] stehen «ieder Lev. und
Gail den andern tlebersetzern nach, >veil sie <l.is beiieiit-
»anie v.aTa(fl!yn mit uiy.ijrstK; fiir "{leichbedentend ge-
nommen lind diircli kein beiiünderes Ilanptivort ans<;edr(i('kt
haben. Ansserdem hat fjcp. die Uedeutnng' roii öklyoi
TCvti willkürlich verstärkt, Gail öklyotg xiaiv illr^o^ov
oiidjaiti paraphrasirt. Das xui , zu welchem aus dem
Vorhergellenden ukiyutq Ttoiv i:ir,(J-j(^S zu ergänzen jst,
hat nur L)idot durch et u iederzugeben genagt; alle übri-
gen üebersetzer haben, um lien Sinn ileiitiicber zu ina-
clicii , ou dafür setzen zu müssen geglaubt. Im Folgen-
den Ol de Tiokkol zd tt Iprurt Tiji Jidkecji uV/.riouv.
Y.UI TU lEQa y.ai TU JJi"jj<^ llavia hat Lifv. navia
ganz iinrichfip; übersetzt, Gail und Didut liabrii es bluss
auf ijoißa, die neuesten üebersetzer auch auf hiju be-
logen. Gegen letztere aber scheint die Wiederlinhing
des Artikels bei ijoijju zu sprechen, »vesshalb die U'orte
y.oX TC ).'{j'/7rt TlaVTU. inelir parenlhetisch zu fasseu und
die folgende» Jiki]V 7)7? u/.OüJlükEui^ xaX T.Ol' Elev-
üiviov ^ zc'.i ti XI akko ßeticüuii y.ki^aiov r^v bloss als
eine Ausnahme von t« h(jci anzuseilen sein dürften.
Uebrigens hat Gail, um das einen falschen Begriff ge-
bende teniples (vci:')^^ für ju Itoa. zu vermeulen , dafür
aii'ectirt und für solche, die des Griechischen uiikuiiilig
sind, unverständlich Ics hiüroiis gesagt, statt dessen wir
in der neuesten üelersetzung besser les eiiGeintes coii-
sacrees iindeiK In den nächsten, eben angeführten VVor-
<eii nk-i-u — )';v hat Didot unrichtig on statt et gesetzt
and nicht gut das allgemeine r^ , welches die anderen
üebersetzer durch lien ausgedrückt haben, mit dem bo-
stimuiteren edilice vertauscht. In der folgenden Periode
TU TS ritkaoyt/.uv xukovuevov ru imo tijv äy.(j6:iu-
kiv , u y.ai tnaouTOV zs })v /liij oiy.eiv, y.ai zi yai
Uvdiyov i^tavziiov üyaorekEVTiuv lotovöe öuy-uiiws,
ksyov v)c, „TO üakaoyt/.dv uijyov aite.ivoi-^^ , ouai^
VTio xyq naQUXoiji^a dväyy.iji ii;i;jy.i']di] hat allein
Didot genagt, den griechischen ^atzbau auf eine lob-
liche Weise nachzubilden; alle ülirigeii Üebersetzer haben
die Periode ganz umgetiorfen. Was das Einzelne betrifft,
so hat in dem ersten Gliede Gail allein iVco ungiijaii
ausgedrückt. Die folgenden Relatiis.'ilze sind, nie die
ganze Form der Periode, allein von Didot in ihrer Ge-
stalt erhalten tvorden. Das zweite y.ai in y.ui Ti y.ai
ist »Oll keinem üebersetzer »iedergegebcu worden, su
wenig Srhwierigkeiteu dieses machte. 'AxQoliksv [luv
ist in der neuesten üebersetzung übergangen, vielleicht
aus dem Grunde, «eil die für co llikaayiy.ov ä(jyov
ausivov gesetzten französischen Worte eher einem Vers*",
als der blossen zweiten Ilälltu eines Verses ähnlich sehen.
Doch scheint weder dieser Grund ausreichend, noch war
Veranlassung dazu da, ;f(>/^ Ci,<(ti j mit dem nnbestimiiiteren
erdre zu vertauschen, es müsste denn etwa geschiheii
»ein, weil gleich darauf fiaiiituv durch orade zu über-
setzen war. In deui letzten Sätzrheu dieser Peiiode hat
Lev. TCUOUXQvjia nbcrjangen und Gail hat aus ij nuruf.-
XüV^M üvuyy.l^ mit llnrecht eine „crise iiiatteiidiie" ge-
macht; dagegen hat Gail allein die in ii^ipy.rßi: liegcni!.-
Präposition zu erschöpfen gesucht, wiewohl ilim dicsi"<
nicht eben sehr gelungen i»t. In dein ersten Sätzcheii
des zweiten Par. zat flOl öo-tEl lO Ltavtliuv zuvvar-
zlov L;vji[jr,vv.l Ij Tlpuacöexoncu hat si<h Didot am ge-
nauesten an ilas Griechische aiij^eschlossen ; Gail hat <)(/-
y.ii gar nicht ausgedrückt und il.i;;egpii in jiis([ue la rjni'ri
uiiiiützen Zusatz <,eiiiacht; alle üebersetzer, ausser üidot
haben es für iiölhig gefunden, das Inipcrfect llooOiöt-
XOVTO in ein Plus([uamperfect zu verwanileln, was nicht
zu geschehen braucht. Der folgende Satz oü yuo die.
TIJV 'itaQavuuuv tvo'iv.ijvLv ai i;i'H(pooul y£>io!}ai tij
Tiokei, äkka biu TO.V nokiuov ij uvdyy.n ti];; o/y./.-
OEuJ^ ist von Lcv. durcJi Paraphrase verwä.-sert worden;
dagegen hat er allein das zu dem Infinitiv zu ergänzi-ndi»
duxuvOlP auszuilrücken gesucht. \Vel(her von den drei-
übrigen üebersetziingen hier der Vorzug zu geben sei,
kann zu eilVIliaft scheinen; die Tiuoavouov iviji/.i oiu
hat oü'enbar Didot am treiieudsten übersetzt, aber er hat
theils rar ohne Grund mit en efict vertauscht, theiis iiit
zweiten Glied die Concinnität dadurch gestört, d.iss ir
die dvuyy.)] ziji oiyijaEMq nicht gleichfalls durch Sub-
stantive wiedergegeben, siinderii ävuyy.l] in ein Verbiiii»
aufgelöst bat. In den folgenden ^Vürtell ov ovy. ovriii/-
(^ul hat allein Didot das auf 'IuKeixuv bezügliche 3Ias-
culinum öv ausgedrückt, ist aber zu die»eiii Zu ecke ge-
iiöthigt gewesen, das Hauptwort zu wiederholen. Die
andern üebersetzer haben o wiedergegeben; Gail aber
hat überdiess dadurch, ilass er ov nuoijdii ^\atl:\^ rtcUnt
bornii ä predire übersetzte, den Silin entstellt, und TIOTU
ganz übergangen ; die neueste üebersetzung hat iii] €7t'
dya9(JJ Uoie wie [.i;jirozS eil' dy. gefassf; Lev. endlicJt
die Form des ganzen Satzes ohne Autli verändert. Im
dritten Par. hat Gail ohne Grund die 2 griec Juni heu
Sätze in eine durch einen Zwischensatz unterbrochcije
Periode verwandelt. In dem ersten Satze y.a.teo/.ii u-
aavxo öe y.ui iv Toi'i -JtL'Qyoic, tojv TEiimv nokku),
yal oij axuoTOi nov iduvuvTo ist y.axeoystidoav c o^
in der neuesten üebersetziiiig mit geringerer .Schärf» aus-
gedrückt als in zwei der früheren; iu cu^ — iöuvui/zu-
aber haben drei üebersetzer Tlov , Gail vji^ übergangen.
In dein folgenden Salze oii yuo i:t '^f^Cüorof ^vvik\}ui/-
zu.; uL'iuf^ ij Tioki^, diSk' i<OTe(joi/ dij la is nnroc.
li-'P] (j'>y.ijau.v y.acuvtif.id^tioi , xai tou IhiQuiuic, lu
7luk/M ist der Sinn von dkk' vazEguv ör, »on Didot
ganz verkehrt worden ; die übrigen scheinen es richtig
verstanden zu haben, jedoch ohne es zu wagen, das der
vorhergehenden Negation entgegenstehende sondern , um
von dlj zu schweigen, auszudrücken. la 'lol.ka. end-
lich haben Lev. unil dii' neuesten üubersctzer richtig,.
Gail lind Didot falsch w iedeigegelien. In dem. vierteii-
Par. ist der griechische Satzbau aita dt xai Tuiv TlliUC.
zuv no/tf^iov i'jTixovTu, ^i'itiia-/ori t£ dytigovrec,.
yai -ZT] lhkonaiTi]0'i) exazdv vtu)v iniiif.oiv ituo-
TVOi'vtq w'ieiler allein von Didot beibehalten. Derselbe
lind die neuesten üebersetzer haben das STTiTTkoL'V yJTJ
Ili}.U7i.) genauer als ihre Vorganger auszudrücken ge-
sucht. Das letzte Sätzchen endlich y.ai oi mr £v tov~
141 144
T';t naooayiir: r,oav ist Lt^i Gail uml in der nciipslcn ivar ps zncrsf, der ihn l)es(inini(e; dann fiilHe i}in dpr
l'p|iiTSr(/un}; ansgefnilcn , Ton Lcr. unuenaiicr als ton jiinjjcre ("yrus; ilor Anstoss, den ihm diese beide gegc-
D.'il. aiisi;ediii( L(. ben, »irkte noch nach ihrem Tode fort, und liess ihn
>a<li ilicsen Andeiitinifon »ird e» nnn niclit schwer '"'- grosso That seines Lebens, den Riickinf <Ier Zchn-
*ein, dns llesnllat über das Verh/iltniss dieser l'eber- tausend vollbrinjjen. ISald jedocli «ar es » ieder ein An-
ie(znn;;on soiiohl /.» dem Ideal einer Ueliertrajjnnf als derer, Aj^csilaos, nadi dem er sicli bihlefe, an dem er
Uhler einandiT zn zielien, nas Ilec. jedoch, so iveit er ''i"o ""' Lieib nnd iSi-ele , dem er ^'aferlandsliebe , [)0-
>eino Ansiclit nicht sclion /u Anfauj;c ausj;e,«|)rochen hat, litisclio Uelierzenjjunjjen, srhriflsfellerisclies Talent preis-
*eiiien geehrten Lesern liberl/isst. Es »viril dabei freilich »"''• Dieser fllrtnner sinil seine Schriften roll , sie sind
nnsirr den n.'iher betrachteten Pnncten auch an( lue Schiin- <"« lorziiglich , welche uns dieselben interessant machen,
bell und c'iiht französische Farbe iler Sprache iliicksicht '''e «'"'l <"» anch znm Theil, ivclche ihre iM.'ingel veran-
zii nehmen sein, «ortibcr Her. gesell ii iegen hat, weil er lasst haben, üie Meniorabilien , dem Inhalt« nach vicl-
»icli als Aushiuder kein sicheres Urtheil in dieser Hin- leicht die werthvollste seiner Schriften, enthalten den
>ii ht zutraut, zninal da er schon seit Jahren niclit fie- sokratischen Geist, «ie.er sich in dem treuen, aber eng-
Ii'gcnheit gehabt hat, mit rraiizoscii /u »erkehren. gerahmten Spiegel des Xenopliontischen darstellte. Die
PoDDO Hcllenika sind ganz von Agesilaos erfüllt, sie tragen an
der Slirne geschrieben, wie ihr ^'erfasser ganz in Age-
silaos lebte, und nur durch ihn hindurch die \'erhalt-
• 14, Zur Beurthcilung des Xenoplion. I''"" Griechenlands erblickte, so dass Athen ihm erst
dann auf den rechten >» eg zurückgekehrt scheint, als es
Zur Verständigung muss vorausgeschickt werden, dass zu Sparta hiniibertritt; nnd der nngleich grössere Kpa-
diese Abhandlung sich eben nur mit Xenophon, nnd nicht ininoiidas, unter den iMünnern der That vielleicht die
mit denijenif;en beschäftigt, was über Xenophon gescliric- edelste (iestalt der griechischen Geschichte, erst spät nnd
ben worden ist. Uer Verf.jnnss desshalb um Entsehul- abgedrnngen ein Plätzchen erh.'ilt in dem Räume, wo nur
digung bitten: er hafte weder Zeit, noch Gelegenheit, Aj^csilaos herrsrhen soll. Die Cvropädie, als Kunstwerk
alle die vielen .Schriflihen durchzulesen, die über diesen betrachtet, wohl die vollendetste von seinen Schriften,
Schriflbteller reden; seine Bemerkungen sind aus einer stellt den jüngeren Cyrus iilealisirt dar, so jedoch, dass
aufmerksamen Leetüre des Schriftstellers selbst hervor- in dieses Dild die Eitelkeit verstohlen das eigene Ich
gegangen, nnd koniieu keine weiteren Ansprüche machen. liineinschininiern Irisst. Die Anabasis, das Lebendigste,
Während über die meisten grossen Persönlichkeiten was er geschrieben, ist auch zum Theil der ^'erlierr-
dos Alterthnms das [Irtheil längst ein ziemlich festste- lichnng des jüngeren Cjrns gewidmet, hauptsächlich je-
heiules ist, hat Xenophon suivolil als Schriftsteller wie doch der Kathhall der grössten Lebcnsbcgebenheit de»
als fliensth sehr verscliiedene Beurtheilungen erfahren. Autors.
I^Ian hat näuilicli lange Zeit die Classiker der guten Zeit Xenophon wäre gewiss in der früheren, glücklichen
allzusehr in Eine Kategorie gestellt: es wurden allen in Zeit Griechenlands ein untadeliger Dürger geblieben ; alior
gleichem I\Iaassc überschwengliche Lobeserhebungen er- er war im Sommer des griechischen IVationallebens gc-
llieilt, indem besonders die Herausgeber und überhaupt boren, und die Jahre seiner Thäligkeit fielen in die
alle diejenigen, «cUhe sieh ausschliesslich in das Stu- schweren herbstlichen Zeiten (in Bezug auf Literatur
dinm eines Schriftstellers vertieften, wie es bei längerem geben sich diese knnd ilurch die überall späten DlüthcD
Umgang zu geschehen pflegt, eine ^'orliebe für ihren der Philosophie linil die reifenden Früchte der ßered-
Gegeiistand fassten, und ihn daher überschätzten. So samkeit), wo recht zu leben eine Aufgabe gewordi n w ar.
ist es auch dem Xenophon ergangen; er sollte durchaus Der Kampf der alten Religion mit der Philosophie, der
unter die Geis<er ersten Raiijjes, neben einen Plato nnd auch früher »vohl sich gezeigt, aber nur auf den Höhen
Thukjdides gesetzt werden. Aber diesen Platz konnte dfM' Gesellschaft, in Pcrikles und Anaxagoras, hatte sich
*r nicht behaupten; es erhob sich mit vollem Rechte hinab unter das Volk verbreitet, wie wir in den Sopbi-
eiiie Opposition, die aber bis jetzt noch nicht recht durch- «ten, an Sokrates uml an der Masse ihrer Schüler sehen.
«Iriiigeu konnti-, nnd zum Theil selbst vor alllicrgebrach- Älit allen BegriU'cn , <lie im peloponnesischen Kriege ZU
tcni Riihuio zu viel Rücksichten nahm. Nicht als ob wanken angefangen (Thuk. IH. S2 , S'j.), waren auch
Xenophon hi.r gänzlich verdammt werden sollte; er soll die von den Pflichten gegen die Vaterstadt im Wider-
jiur aus dem Hange der ersten in den der uiitergeord- Spruche mit der eigenen politischen Ueberzengiing oder
iicteii Geisler »erwiesen werden. Unter diesen hin- wohl gar dem personlichen Interesse, zweifelhaft gcwor-
(fegeu ist er reiht rühmlich ausgezeichnet: hat «iian den. E» war ein stellendes Verhältniss, dass in jeder
ihn erst in seine Kategorie hinabgedrückt, so kann man Stadt eine Partei vertrieben und mit den Feinden de»
ihn dann inucihatb derselben ohne Bedenken w ieder heben. Vaterlandes verbunden war, um im günstigen Falle den
Sein secunilarer Rang spricht sich dentlii li in seiner Platz der aniieren Partei einzunehmen, wo dann beide
•iiiselbsi.'liidigen , aiischniiegeriöen Natur ans; er ist nicht nur die Rollen wechselten. Die Geschichtschreibcr spre-
rin Baum, der durch sich selbst gestützt uiit eigner Kraft cheii daher iiiinier von einer (fvy)j ohne weitere Einleitung
t'en lliniiii.'>l aufstrebt, «oiidern eine S( hliiigpflanze, die und Erkl.'iruug , gleichsam wie von einem inlegrirendcri
Kirli an den kräftigen Stämmen emporrankt, zwischen Theile eines jeden Staate«. Athen nnd Sparta allein,
welchen sie der Zufall hat anflachsen lassen. Sokrate* mischen welchen die Sthwaukun-cn aller übrigen Staaten
IJJ
IKi
liin- um! lierspli'lon , slml ais I'<ilr festpr iiiiil zcijpii
Hfiii;;pr solrlie Jijisrlipiiiiiri|;on. Nacli «lein ini;;lrif kliclicii
Ktiilf ili's pclopoiMii'xiscficii Kriegi'S »rar ji'il(i( h dir Atiii'u
«•111 Zoifpiiiikt ('iiii;p(rftpii, «<> os , sich si-lljst piilfrciiidct,
in <lii< Slriiitiiiiiff S«"»""" Sj)ar(a li ilb liiiiriiii^crissdi uiinie,
■rn <lass dioses auf kiir/.n Zeit aus oiiiPin l'iil piii Alitlcl-
iiij.'ikt «iirdi-. l'n(<T iMpscn sr'iuicrijcn üiiisfanilcu ist es
iiiciit zu veru iMiilcrii, (laBS pin 31aiiii, «ie Xeniiplion, der
olino es zu wissen, spiii LpIiph lang; mit vprbiindeiien Augen
;;inp, auf den» unsicheren AVeff, den er, eben ueil er
nicht sah, siclicr zu ivaiidein glaubte, in die Irre (je-
rictli. I'ii^en «ir nun liinzu , dass das alhetiische \o\V.
den Sokrafps fetiidtet hatte, dem Cyrus feindlicli gewesen,
nnd mit Agisel.ius Krieg führte, so «erden «ir eiiisclien,
wie der rrrbaniite *) Xennplion dazu kam', bei Coronea
!j;e;;en sein Vaterland zu k-'inipfen, und von nun an fast
w.'lhrend seines ganzen Lebens den Athener auszuziehen.
Wir sehen iu Xennphou ilio neuere Philosophie und
den frommen Glauben der Väter ruhig neben einander
bestehen; ilieso zwei anscheinend so feindlichen Elemente,
die, mögen sie. sich in" einem Slenschen oder in einem
ganzen (lesrhlechte zusamnieniiiiden , diesen Blenschen
«der dicss (Veschlecht, so sollte man denken, mit sich
selbst cntzivcien und in innerlichen Kampf bringen nuis-
»en, lelven in Xenophon im tiefsten Frieden und in der
«rliiWisten ISarnionie. Alles an Xenophon spricht iuner-
lielisto Befriedigung aus, ungetrübten Sonnenschein der
Seele: seine iiaire Eitelkeit, sein behagliciicr , ruhiger
Lebcnsgcnuss, sein gemüfhiicher, «cnu auch gerade nicht
« iczigcr, Scherz, das lergnügliclie A'erweilen beiden klei-
nen Dingen des Lebens, die bis in's Alter fortgesetzte
Liebe zur Jagd nnd zur Reitkunst, die reine, fast kind-
liche Betrachtung und Auflassung der Mafnr, eine der
Uauptliebenswiirdigkeiten seiner Schriften , und die ün-
frthigkeit sich /n laiigneilen, eine Eigenscliaft, die ilini
im Leben vielh'idit zu Statten gekimimen, dem Leser
seinef Schriflen a'.ier nicht sehr eniünscht ist. — V»'u-
lier diess 'Wunder? Das Wort wird ausgesprochen werden
müssen, trotz der Scheu, die davon zurückhält: von der
Beschränktheit <lcs Xenophon. Wie rortrcniich .Sokrates
diu Blcnscheu zu beurtln^üen und Jeden nach seiner Ki-
genlhüinlichkeit zu behandeln n usste , daron gibt uns
Xenophon selbst im Anfang des 4. liuches der JMemora-
bilien läcispiele; ar führte den inimler starken Geist nicht
anf eine UüSie der Speculation , «eiche dieser nicht hätte
behaupten und nur znm eigenen Verderben hätte liinan-
klmuneii können; er erleuchtete ihn, soweit das Licht
ihm frommen konnte, und liess ihm «eise den dunklen
alten Glauben auangefastet. In dieser hohen Eigenschaft
des Sükrates liegt «ohl der Grund, waruu> so liele sei-
ner Jünger sich beeiferten, ein IJild sow ihm zu entwer-
fen (Keinen befriedigte die Darstellung des Andern), nnd
warum auch bei dem griechischen Weisen die Evai:gelien
so sehr von einander abweichen. In dem Ebenmaasso
und Glei^iigowichte des Alten und Keucn, das Sükrates
*) Anal). V. 3. 6 stj. scheint firilicli dafür zu sprechen, dass
Xpn(>i)lion eist nach ier Schlacht vorb.-innt wurde; aber
die .Tusdinckliclicn Zeugnisse des DioJ. in vita und Pair?.
V. 6. lassen diese Annahme kjum zu.
Ztilschi: /. d. ^llcrlhun?s\v.
bei ihm zu erhalten suchte, und wozu seine eigene, ge-
sund giierlilsche Natur von selbst neigte, erhielten un-
sMeni SchriflstilliT wahrenil jener vielbcweglen Zeit die
iu mannichfachen Kriegen nach \ussen abgelenkte That-
kraft, und besonders die geistige Leibeigensi haft , in
well he er sich den von ihm bru iimlerten hohi-reu Gei-
stern ergall.
So kann dem Xenophon auf seiner Stufe, die Abrun-
dung und Vollendung der Persönliclikeit nicht abgespro-
chen »erden, und diese ist es, «telchu aus seinen Schrif-
ten iu ähnlicher, beruhigender Weise auf den Leser wirkt;
sie bihlet fleu Reiz seines gleiciiniässig hintliesseudeii ,
nur von dem leichten (iaukeln iles heiteren Scherzes und
dem sanften Absturz einer erweichenden, aber nicht er-
schütternden Rührung zuHcilen abgewechselten, immer
slill umfriedenden Stiles. Wer schliefe aber im Frieden
nicht auch einmal ein! Denn Freund Xenoplion ist auch
ein Pedant und sclinlmeistert gern, jedoch auf die lie-
benswürdigste, attischste Art von der AVeit, indem er als
Sokratischer Pestalozzi in beliebter dialogischer Form
ziemlich einfache Begriffe in ihre Grundbestandthcile auf-
löst und breifschlägt.
üpbcrhanpt ist bei Xenophon das Leben bedeutender,
als die Schriften: seine Äatnr ist vorzugsweise praktisrli
nnd hat wenig Anl.tge zum Speculatircn. Sein Geist ist
nicht so umfassend, dass er die Begebenheiten iu ihrem
Zusammenhange als ein grosses Ganze aulFassen künute ;
er sieht nur iirnier die Einzelheiten, und «eil man doch
nicht alle Einzelheiten erzählen kann, so hebt er seiner
praktischen Jiatur' gemäss l)PSonders heraus, was für seine
Licblinpsgegenstände , Taktik, Behandlung der Soldaten,
Jagd und Pferde, eine Lehre geben, oder was in be-
haglicher Weise das Leben erheitern kann. Auch aii
andern praktischen, jedoch nicht sehr tiefen Lebensregeln
ist kein Mangel.
Betrachten wir seine Schriften mehr im Einzelnen, so
bietet sich ein Kleeblatt von drei zusammengehörigeu
Schriften: IMemorabilien , Anabasis und Cjropäilie, dar,
unter welchen die Cyropädio, das Hauptwerk, gleichsam
die Ineinsbildung der beiden andern ist. Die IMemora-
bilien geben ilie Gedanken, die Anabasis den SfoH' für
dieselbe: dass er Sokratiker war nnd dass er Pcrsien
kannte, hat liiesen Romau hervorgebracht: das Local ver-
dankt er seinem Kriegszug, das Ideal, die Grundsätze
und die IMcthode der Auseinandersctzunj; seinem Dleister.
In den ßhinnraiilien ist die geringste künstlerische
Vollendung: sie beginnen mit einer Apologie lies Sokra-
ies gegen die Angrilfe seiner Ankläger, woran sirli viele,
ziemlich bunt durch cinauder geworfene Gespräche reihen,
in denen einen folgerichtigen Gang aufzufinden schwer
sein mochte. Zur Noth licssen sich drei grössere zu-
sammengehörige Partieen herausfinden. I. Das zweite
IJiich vom zweiten Capitcl an bis zu Ende enthält Ge-
spräche, die sich auf die Privatverhaltnisse des Menschen
beziehen. Cap. 'J. bespricht das Vcrliältniss der Kinder
zu den Äeltern , Cap. 3- das Verhältniss der Geschwister
zu einander; die übrigen Capitcl beziehen sich auf die
Freundschaft, auf den Werfh der Freunde, ihre Wahl
nnd Erwerbung, um! geben verschiedene Beispiete , wie
Sokratcs durch Rath Freunden ans der Noth half. —
10
147 148
II. Im (IriKoii Uui'liP »liril bis zum siclipiilen C'apitcl in- Schriffstcllors iliT anderen Partei, nämlich zn ilcr de»
clusire Staatliches liehanilelt. Cap. I. Zur Feldherren- Ctesias, angesehen wissen, Diess scheint aus I. 8. 2() s(j.
knnst (jeliilren mehr als Taktik. Cap. 2. Der Feldherr heriorzngehen , wo er die Zahl derjenigen angibt, ilie
mi'isse seine Truppen gliicklirh iiiaciien. Cap. 3- Pfl'«'!''*"" in «Icr ScIiUcht bei Canax.'\ mit dem Cvrus fielen, und
des HKtnieisters. Cap. 4. Wer im Kleinen Menschen /.u hinzufügt ,,»ie viele von der Begleitung des Kiinigs star-
belianilelii ii isse , verstelle es auch im Grossen. Cap. [>. ben , erz.'llilt Ctesias." Im üebrigen jedoch tritt diese
Aiiiieiidnng dieser Grunds.'itze auf den Zustand Athens Absicht, welche den reinen Gcnuss stijren würde, nicht
nach ilcin Tode des Periclcs. Cap. (>. Abmahnung von vor: und man kann wohl sagen, dass die Anabasis die
der Slaatsführung und Krfordernisse dazu. Cap. 7. Er- anziehendste unter Xenophoii's Schriften sei, friseh, aii-
munteriing zur Staatsführuiig und Verpflichtung dazu. — schanlicli, mit schönen Charakterzeichnungeii (z. Ii. II. 6.},
III. Im vierten Buche endlich wird die Alethode deut- und in s<'hc'iiier , einfacher Erzählung. Denn auch die
licli gemacht, nach welcher Sokrates seine Schüler be- anderen Absichtlichkeitcii , welche sonst bei ^Xenophon
handelte. Cap. 1. und 2. VVio er die tüchtigen Naturen st/ireu, besonders die Lelirsucht, zeigt sich hier weniger,
erkannte, wie er reiche und auf ihr Wissen eitle Jung- wahrscheinlich weil ihn das übject der Darstellung, als
lingc beschämte. Cap. 3- Wie er «seine Schüler gottcs- ein eigenes Erlebniss, zu mächtig fortriss: so kommt es,
fürchtig machte. Cap. 4. Wie er sie zu gerechten, guten dass diese Schrift, obsrhon er hier am hünligsten ange-
ßürgern bildete. Cap. 5. Wie er sie zum Handeln ge- wiesen ist, von sich zu sprechen, und obscliou er sein
schickt machte, inilem er sie Massigkeit lehrte. Cap. (i. Idi bedeutend hervortreten lässt, dennoch die in Wahr-
Wic er sie zum Denken und Sprechen befähigte. Cap. 7- hcit obji'ctivste unter allen seinen Schriften ist. Das
Wie er sie zu den Gescliäflen lies Lebens brauchbar Strategische, für welches er besonders gern Belehrungen
machte durch Begränzung dessen, was nicht zu erlernen gibt, tritt hier ungesuciit und von selbst in den ^^irder-
sei. Das achte Capitel schliesst ab, indem es seinen Tod grnnil, <la auf iManoeuvres , auf geschickter Behandlung
und eine Recapitulation enthält. — Im llebrigen lässt sich der Soldaten in diesem Feldzug am meisten ankommt,
kaum ein iimerer Ziisauiuienhang auffinden : in der ersten Der Kunstgriff Klearrh's (II. 2. 20')» ''^■' Verwirrung
Hallte des dritten Capitels des ersten Buches (bis zu g. ,')) im Ileerc durch die Bekanntmachung von dem losgelas-
wird «lie Frömmigkeit, in der zweiten die Enthaltsam- senen Esel zu steuern; die verständige Anordnung des
kcit des Sokrates in seinem Leben nachgewiesen; C. 4. Seuthes (^'11. 2. IS-j, die Wachtfeuer in einiger Ent-
enthält darauf die Lehren über Jenes, C. 5. über Dieses. ferriung von den Wachtposten anzünden zu lassen; die
So verhielten sich also diese Stücke, wie die Praxis zur Antnort des Xenojihon (VII. 3- 4.0-) , die Soldaten wür-
Theorie; dieser Faden reisst aber gleich wieder ab, in- den schneller und lieber laufen, wenn sie den Feldiicrrn
dem C. ü. verschiedene Gespräche enthält, die nur das zu Fuss vorausgehen sähen, und manches Andere der Art,
gemeinsam haben, dass sie alle mit Antiphon geführt wodurch gewiss werdenden Feldherren Winke gegeben
«erden. Jene 3 Abtheilungeu selbst sind übrigens ganz werden sollten, gehört so ungezwungen in den Zusain-
praktischer Natur, unil in der Besprechung des Staatlichen nienhang des Ganzen, dass es durchaus nicht aullällt,
ist, nach Xeoophont. Weise, das Kriegswesen durchaus vor- und dass man den Xenophon kennen muss, um die Ab-
herrscliend. — Ebenso verschieden ist der Werth lies sichtliclikeit darin zu bemerken.
Einzelnen. Es findet sich manches Vortrellliche, wie IV, 3. Ein Geschichtswerk ist übrigens das Ganze doch niciit,
die Entwickelung des Guten, welches die 3Ienschen den trotz der I\löhe, die sich der ^'erfasser gegeben hat, ihm
Göttern zu verdanken hätten, und IV, 4, besonders gegen diese Form zu geben. Es kommt in dem ganzen Werke
Ende, wo die Göttlichkeit der ungeschriebenen Gesetze iielleicht nur eine tvirklich historische Bemerkung vor,
darin gezeigt wird, dass ihre Uebortretiing die Strafe in nämlich I. .'i. 9., wo er sagt, die Herrschaft des Perser-
b selbst trage. Aber es findet sich daneben auch vic- köiiigs sei durch die Masse des Landes und der Menschen
SIC
les Unbedeutende, wie die Gespräche des zweiten Buches stark, aber durch die Länge der Wege und das Zerstreut-
von C. 7. bis zu Ende. Ebenso wäre III. 'J. wohl besser sein der Truppenmacht schwach, wenn man den Krieg
weggeblieben: die Virgleichung des Feldherrn mit dem rasch betreibe. Eher als den Namen eines Geschichf»-
Hirten ist schwach ausgeführt, und der Homerische ^'ers werks mochte das Buch den einer Ivriegsreisebcschrei-
ist gemissbraucht. Ebenso ist III. 12. über die Nützlich- bung verdienen, und zwar einer solchen, die durch das
keit der körperlichen üebungen ziemlich trivial. Die zwei überwiegende Hervortreten eines Ilaupthelden den Cha-
folgenden Capitel (13 und 14) enthalten mehrere /lus- rakter einer Odyssee anninioit. Dieser Held ist aber der
Sprüche und kleinere Lnterhaltungen des Sokrates, lauter Verfasser selbst, der freilich in Wirklichkeit die Ilanpl-
hansbackenes Zeiij;, das des Aufzeichnens kaum werth rolle spielte, dessen künstliches Hervorheben jedoch, wenn
war, aber für Xenophon den Reiz der praktisc hen Regel es auch etwas nach Eitelkeit schmecken sollte, dem Gan-
und des gcmüthlichen .Scherzes hatte. So ist auch die zeti in epischer Hinsicht eine grössere Einheit und ein
Einkleidung der Dialoge in der Regel dürftig, nur IV. 4- gesteigertes Interesse gibt. So ist gleich die Art, wie er
ist der Eingang des Gespräches mit Hippias vorzüglich sich zum erstenmal in die Erzählung einführt, III. ). *),
lebendig und fast an Plato erinnernd.
Die Anabasis ist eine sehr schöne, lebendige Dar- , ,r ^ ^c ■ j i - i. i i
,, , , . , , ,, r 1, , f ) Zum erstenmal: denn II. 4. 15. wud eben niclits, als der
llung eines Icldzuges, in dem der \ erfasset selbst die j^^,,^^ ^^^ Xenophon genannt, und absichtlich keine wei-
llanptrolle spielte. Zum Theil wenigstens wollte er seine tp^c Erljuteiiing seseben , um den Eindruck der ersten
Erzählung als eine Ergänzung zu der Ddrstellang des Erscheinung des lielden nicht zu schwachen. Ja selbst
149
150
Iiörlist glänzend uriil lirn tioll. üi(> Fclinioricn «arcii
^i'f.iiiJeii , «las llpor ilii(;s von Feiiicleii tln^jp^chlo'isori ,
• cm (|pr Heimatli «liircli tuipelicucre Strecken , «luriii
fnnhtbarß Strfime geircuui, von den Ijnndrsjpnnssen vcr-
iMtliiMi: Srlireikcn , Fjaliinnni;, Trostli).sl;;kcit filiprall. —
..K-i >var al>pr im Heere ein Athener Aaiiu-ns Xenoplioii."
I'miI iinn ivird die Art, wie Xeni)[jlion siill zur Thi-il-
iKihnie an dein Feldzu-j entsililossen , aiisfiilirlicli auseiii-
.indergesetzt. Um so <;es|>aunter «ird ilie Erivartnn;j des
liesers, der das Heer in so verzweifelter Lage verlassen,
lind liCjjierig ist, »vie dieser 31ann denn ans der IVotli
rrlösen «ercle. Endlicli kehrt der Sehriflstellcr zu dem
Faden der Erzäliliiiig; ziiriirk. Sein Traum, Er»vachen,
Sellistgespriieh ganz in der Weise der üdvssee V. 4li)-
oder VI. 111!. lind sonst. Kndlirh Erinaiinung, Haiulelii
lind glänzende Beredtsanikeit, die noch liesoiidcrs dadurch
liercorgehnhen wird, dass ilie iiiiliedeuteiiden Reden der
anderen Führer, die es an sich gar nicht verdient hatten,
des Contrastes «egeu beigefügt sind. Kbenso dienen
IV. 6. 7. Sfj. die Reden der Anderen bloss als Folie für
die eigene.
Aber aufli abgesehen von diesem siibjectiven Kiemente,
verlässf die Schrift die Würde der Historie und steigt zu
einer Reisebcsclireibung herab, »eil Xenophon seiner
IVatnr folgen<l hier, wie überall, »!e sogar in seiner
griechischen tieschichte , sich von den Einzelheiten gar
sehr anzieheil lüsst (cf. Herinogeiies de forinis urationis
II. [). .■iH2)' Er interessirt sich dafür, wie man in Läu-
lig vorkommenden Lebenslagen den Fuss setzt, wie mau
die Hand bewegt, wie man sich überhaupt im Einzeln-
Bten zu benehmen hat, er fühlt sich behaf^lich, nenn er
recht- gründlich vom Essen und Trinken sprechen kann.
Da geben denn die verschiedenen Völkerschaften, welche
man auf dem Zuge kennen lernte, mit ihren Eigenheiten
und Sonderbarkeiten einen vortrclTlicheii Sfoll. Die Er-
zählung von den Wosyuoeken V. 4. ist ein Hauptstück
für eine Reiscbeschrcibuiig. V. 9. (VL \.) die lieschrei-
Imng des Gastmahls, wie sie auf der Streu liegen, aus
hornenen Gefässen trinken, wie verschiedene Xational-
tänze aufgeführt werden — das Alles ist, um Antikes
und 31oderiies zu vergleichen , im Walter - Scottischeu
Geschmack vortrefilich ausgeführt. Ebenso zeigt VIL
3. 21- die Erzählung vom JWittagesseu, von den Ihra-
kischen Sitten beim Mahl, von dem Fresser Arystas
Xenophon's grosses Behagen au diesen ergötzlichen De-
tails. — VJI. 4. 7. ist eine vollkommene Romananek-
dnte, iiatürlich im griechischen Geschmack, wo statt der
Geschlei htsliebe die Knabeiiliebe eintritt. Ueberhau]it
hat XeiMiplioir ein auflallendes Talent zum Roiiianschreiber,
was ihn denn auch trieb, sein vollendetstes Werk, die
Cyropaedie, zu schreiben.
Vor allen Dingen ist zu zeigen, wie selir diese theils
diese ganz beiläufige Eiwälinung wäre unterblieben, wenn
niclit deilNebeniimstand, welcher als Deweis der Verrälberei
des Mi'non dienen soll, durch die Äiiwescnbeit des Vcr-
lasscrs verbürgt werden sollte. Audi I. ö. 15. hat er es sich
niclit versagen können, seine L'nlcrrcdung inil Cyrus .Tiit'
dem ScIiUcbtfelJe , inillen zwisclicii den beiden leiiul-
liclien Scblacbtreihen zu erwabiieii: aber auch liici gibt
«r keine nähere Auskunft über sieb.
auf den Erfahrungen der Anabasis, theils auf den Eriii-
nernngeu der IMeinorabilien beruhe. Einige Anfülirnngeri
wi^rden diess dartliun. Die beiden Stellen der Aiiabasis
L 1. 1.'), und HL 4- 3Ö- geben zusauimeiigenoinmen ge-
nau ML 3. -0 Sfj. der Cyropaedie, wo die Sitte der Bar-
bareiikoiiige ihre grossen Lager mit einem tiefen Gralieu
statt Bollwerks zu umgeben, und ilio Verwirruiinp , die
bei nächtlichem IFeberfall in solchen Lagern entsteht, iii-
<lem der Reiter sein Pferd losbinden, zäumen, satteln,
und gepanzert aufsteigen mnss, fast mit denselben Wor-
ten geschildert »ird. Ebenso eiiisprechen sich Anab.
I. 2. JT. und Cvrop. ^'HL fe. 2S., welche die näm-
lichen Ehrengeschenke des Perserkünigs , nur in uoi-
gekehrfer Folge enthalten. Die Aegyptier der Cyro-
|iaedie VL 2- I (J. mit ilireu zur Erde reichenden Schil-
den sind aus Anab. 1. S. 9. entlehnt, die je nach den
Jahreszeiten wechselnden Residenzen der Perserkönige
Vllf. fi. 22. aus Auab. IH. 5. 1,'). Die Schilderung der
arnien aber kriegerischen Chaldäer, die sich als Soldner
verdingen, mit ihren zwei Lanzen und geflochtenen Sihil-
den ist Cyr. HL 2. 7. und Anab. )V. 3. 4. dir-selbe.
Li derselben Stelle der Anabasis «ird ein Artuclius als
Anführer der Mardonier und anderer Völker genannt;
derselbe Naiife findet sich Cyrop. V. 3. 33- dem Anfüh-
rer der Hvrcaner gegeben. Kun wissen wir aber aus
Steph. V. Byz. (s. V. Alaodoi), dass die 31ardonier oder
niarder zu den Hyrcaneru gehörten. Die persische Sitte,
die Knaben der ^'ornehmen an den Pforten des Palastes
zu erziehen , damit sie nur Anständiges ror sich sehen
und hören, «ird Cyrop. Vll. 5. Sh. und Anab. L 9- 3-
mit ganz ähnlichen \Vorten erzählt. Der Eunuche des
Cvrus, der Anab. 1. 8- 29- den Tod seines Herrn nicht
überleben mag, ssiieint dem Xenophon vorgeschwebt zu
haben, als er Cyrop. VH. 3' 15. die Eunuchen dichtete,
die sich über den Leichen des Abradatas und der Pan-
tlieia tollten. Au beiden Stellen kommt der Ausdruck
vor: cxäouo^at tuv d/.ivch.r.v. In der Cyr. 1. ß. 2.
lieisst es, dass Cvrus von seinem Vater in der Opferscbau
unterrichtet worden sei, damit ihn die Priester nicht be-
trügen könnten; «as an Auab. X. (i. 29. erinnert, »o
diess als Grund angegeben »ird, wesshalb Silauns den
Xenophon nicht hiulergelien konnte. Die Ausführung
Cyrop. L 6. S-1 «lass die Feldherren nicht durch üppigeres
Leben ausgezeichnet sein, sondern durch nQOVOtiv und
(fll.uTlovttl.' ihr Amt verdienen niüssten, ist aus der Rede
des Xenophon Anab. HL L 37- genommen, wo dasselbe
gesagt wird und die ähnlichen Ausdrücke KQOtiovKSutlv
und n^onoviiv gewählt sind. Diese Stelleu liessen sich
wohl mit noch manchen anderen vermehren ; dasjenige
jedoch, was am meisten in die Augen fällt und »as deu
Xenophon am meisten charakterisirt, ist die Nachbildung
des alteren Cvrus ans dem jüngeren. Die Schilderung de&
jüngeren Cyrus im 9. Capilel der Anabasis, verglichen
mit der Jugendgeschichte des Cyrus in der Cyropaedie,
gibt hierzu den augenscheinlichsten Beleg. Die Punkte
der Uebereinstiuimung sind zwar an sich geringfügig;
aber sie weisen entschieden auf einander hin und es sind
eben von Beiden keine wesentlicheren angegeben. Unter
den Jugendgenossen sind beide gleich ausgezeichnet (Anab.
I. 9. 2. Cyr. I. 3. 1.; L j. 1.); beide liubea das Reiten,
lU*
151
152
i]o;;eiiSiliicjspii iiiiil Lanzoim erfcii loizü^iiili ; bciile siml
Iriilciiiicliaftlu'hr iiiitl kiiliiir J.'ijjer, und Hie sirli ilcrjüii-
forc C\rus grgen riiicn Hären nagt (|iS. (i.), so brsti'lit
•Ipr altiTB (I. 4- '"'•) «las Abciitciirr mit «leni Eher. Der
.lltere «>ie der jüngere Cyriis (Anab. JJ. (i. Cyr. I. 4. 14.)
zrijreii liiebei keinen Neid }jej;en <liejenigen ihrer Ge-
iVilirten , die sir.li auf der Ja^d lien oriliun , im Gec^ensatz
»ejjen den assvrisclien Kiyiijf (Cvr. IV. (j.) , der seinen
gliirUlieheu Jagdgenossen umbringt. Von dem jüngeren
und den» älteren uird gesagt, es sei nicht zu »eriiun-
dern, dass sio an Griisse der Geschenke ihre Freunde
iiberbfllcii hätten, aber lüo sorgsame Art, trie sie, die
llerrscller, solclirs zu tliun ivnssten, diese sei merk-
»i'irdig. Die Stellen der Anabasis (§. 24.) und iler Cvrop.
(^'111. 'J. 13.), worin diess gerülinit wird, sind mit ge-
ringen Variationen gleichlaufend. Auch §. 28- ist Cyr.
IUI. ;> 'JO- ähnlich. Hiernach scheint es, dass in der
Cyroj)adie ein idealisirter jüngerer Cvrus aufgestellt wird,
oder vielmehr, dass beide, der Cyrus der C_vro[iädie und
«1er der Anabasis, aus dem wirklichen jüngeren Cvrus
iJealisirt sind. Spricht sich doi h auch in andern Schrif-
ten, welche nnsciieineiiil gar keine Veranlassung dazu
hieten , die Bewunilerung und Liebe aus, welche Xeno-
|)hon diesem Fiirsten zollte. üccononi. IV. 16 sqq. wird
dieser C_\rus als der berühmteste Perserkönig jrepriesen,
und ihm nachgerühmt, er würde, wäre er am Leben ge-
blieben , der bosste Herrscher geworden sein — also bes-
ser als der ältere Cyrns und als üarius. Dann »vird zu
seinem Lobe ein umstand angeführt, der auch Anab. I.
'.1. 29. hervorgehoben wird, und endlich eine Anecdoio
rr^yhlt, die ebenfalls zu seiner ^'crjierrlichnng dienen
soll. So zeigt sich denn auch hierin die Hingebung und
ilor Hang zur Dewunderung befreundeter, holier stehen-
der Personen, welche dem Xenophon eigentliümüch waren.
AVährend das En;sprecliende von Anabasis und Cyro-
pfidic sicli mehr auf sachliche Verhältnisse bezieht, und
es sich eigentlich von selbst versteht, dass der Schrift-
steller die auf jenem Zuge erworbene Kenntniss des Lan-
des al» historische Grundlage seines Romans benutzte ;
lassen die ans den Memorabilien entnommenen Stellen,
welche keine Facteu, sondern Gedanken enthalten , mehr
einen Schluss auf den geistigen Standpunct des Autors
zu. Lasseil wir tlie Stellen selbst reden. Die Lohro
des Sokrates, dass die Menschen die Götter nur um das
befragen sollten, was sie selbst nicht wissen und lernen
ktinnteii, welche Menior. I. 1. y. ausgeführt ist, findet
sich Cyrop. I. 6. 23. in dem IMunde des Cambvses , und
I. 6. .T sqq. sogar in ähnlicher Weise ausgedrückt, nur
mit der Variation, dass luaii von den Göttern nur das
erbitten solle, was nicht in der eigenen Slaclit stehe. —
Die Stelle der Cvrop. I. 6. 22. — wo davon die Rede
ist, dass das einfachste i^littci in einer Sache tüchtig zu
grheineii , das sei, türiitig darin zu sein — i«t zu An-
fang fast «örtlich aus ftlem. H. G. 39i und im Weiteren
aus I. 7. in's Kurze zusammengezogen ; sogar der Flöten-
spieler finilet sich wieder und die czft« xaka , die in
der Cyropädic y.aTaaxet'Cli y.C'J.al genantit werden. —
§. 2i8 sqi- <!e?selben Capitels der Cvropädie haben den
nämlichen Inhalt wie Memor. IV. 9. 13 sqq. Was hier
zwischen Crrus und seinem ^'ater, wird dort zuischcii
Eutliydem und Sokrates rcriiandelt : das Lügen, Tiiiisclieii,
Scli.idenziifiigen u. s. w. gehöre theils zur Ungerechtig-
keit, tlieils zur Gerechtigkeit ; das Letztere nämlich firlu
ei», «Clin man Feinde täusche, oiler »tenn m.in Freunde
in guter Absicht hintergehe. Die uiifreiu illige Lüge,
von der in den AleiMor. ausserdem noch die Rede ist, ist
in der Cyrop, weggeblieben. — Au dem .Vusdruck, der
sich fllem. I. 3. 5. findet, dem Sokrates sei der Huiin-er
Zukost gewesen, ohne Zweifel eine Aeusserung des So-
krates selbst, scheint Xenophou gro.sses Gefallen geliabt
zu haben : wenigstens findet sich derselbe Cyr. I. ,5. 12-
und IV. ."■). 4. ebenso wieder, und A'ill. ."j. JSU. mit der
Abänderung, dass statt „Hunger" ,, Arbeit',' gesetzt ist. —
Ganz nach den Grumisätzen , die rtleni. II. 1. über die
Erziehung der Herrschenden und Dcherrscliteu ausge-
sprochen werden, hält es Cyrus (Cyr. VIII. 1. 4j sq.)
mit seinen Jagdgefährteu. In diesem Geiste waren zwar
nach Hcrodot I. L^ö- einige Anordnungen des wirklichen
Cyrus in IJezng auf unterworfene Volker, aber Xenophon
)iat diess in seiner Weise, und in Üebereinstimmung mit
der Stelle der Memorabilien , auf Enthallsaiiikeit und
Gier im E.'^sen und Trinken übertragen. — Cvr. VII. 1^.75,
wo ausgeführt vtird, ilass es in allem Guten eine Haupt-
sache sei, nicht nur es gelernt zu haben, sondern auch
es zu üben und in der Uebung zu bleiben, ist nach Mem.
li 2. 19 sqq. — Das Orakel über die Selbstcrkenntniss,
welches Cyr. VII. 2- 21 sq. dem König Croesus von dem
delphischen Gotte gegeben wird, erinnert an Mem. IV.
2. 24 sq., wo Euthydem im Anfang, gerade wie Croesus,
glaubt, die Selbstcrkenntniss sei das Leichteste aller
Dinge, denn «vic könne man Anderes erkennen, wenn
man nidit einmal sich selbst kenne; und wo gesagt wird,
nus Mangel an Selbsterkenntniss seien schon oft Staaten
untergegangen und aus freien zu unterworfenen geworden.
L'ebrigeiis ist klar, wesshalb der fromme Xenophon au
die Stelle des bekannten zweideutigen OraI,.pIs dieses
philosophische gesetzt hat. — Der Cyrop. I. 6. 12 sqq.
liegt durc.'iaus das Gespräch Mein. III. t. zu Grunde.
Dort fragt Sokrates den Dionysiodoros ,, hier Cambyses
<len Cvrus, vvelcheii ünterriclit er von seinem Lehrer ilcr
FeldherrnkiHist empfangen habe. Hier wie dort findet
sich, dass der Lehrer nur auf die Taktik Rücksicht ge-
iiou.men ; an beiden Stellen werden nun die anderen Er-
forcicriiisso durchgenommen, ;uid zwar beidesnial aiit der
Sorge für die Lebensmittel der Anfang gemacht. Dann
ist in der Cyrop. fllanches znsainmongefasst , was in den
Memor. in den verschiedenen Gesprächen des dritten
Buches zerstreut ist. — Die Aufzählung der Eigenschaf-
ten eines guten Feldherrn in g. 27- iler Cyrop. ist fast
ganz übereinstimmend mit der in ^. (,. des ersten Ge-
spräches jenes Buches der Memorabilien, nur dass hier
auch die Gegensätze beigefügt sind. Die Vergleichung
der Schlachtordnung mit dem Hanse, indem mau fdr die
äussersten Enden die tüchtigsten Soldaten und .Stciiio
nimmt, die schwächcreii in die Mitte setzt, ist aus ^. 7-
dieses Gesprüilies in Cyr. VI. 3- 2.5. wiederholt. Eine
andere Vergleichung Cyr. 1. 6. 40. ist aus Mem. III. tl. S.
genommen: die viele Mühe, die man sich gibt, um den
Hasen zu fangen, wie man Hunde zum Aufspüren ab-
richtet, andere zum rascheu Verfolgen, wie mau auf de»
153
154
AVpgcn , iro man sie vermuthp< , Nttzp aiifsicllf — »!i<>s.s
Alles ist an beiden Stellen uiifjef/ilir mit «lenselhcn Wor-
ten aiif'jcfrilirt : <las einemal wird es als Hlu.sür aufge-
stellt, wie man Freunde, das anderenial, nie n-.an Feinde
fanden solle.
- Ulan sieht hieraus, wie die Erinncrungeo aus der Zeit
«les Umg^auges mit Sokrates für Xenoplion eine Scliatz-
kamnier »varen, aus weliher er sich mit geistigem IJe.larf
»ersorgte, ein Vorrath, wocon er sein Leben lang zehrte,
!Noch mehr als au einzelnen Stelleu ist diess au der ganzen
Denk- und Ausdrucksiveise Xenophon's kenntlich, besonders
an der dialogisch - ilialektisclien Form, ilie zu Zeit und
Unzeit angenandt wird. C\rns hat den armenischen
König gefangen und Iiält i'iber den armen, solcher Ivi'instc
ganz nnkiindigen IMann in ilcr Art Gericht, dass er ihn
mit Sokratischer Hebauimeiikur.st durch Fragen und Ant-
uorten dahin bringt, sich selbst zu verdammen (HI. 1.
9 sqq.). GliicklicherKciso ist auch sein Sohn zugegen,
der mit einen) Sophisten Umgang gehabt habt, und nun
dem aus dou) Sattel gehobenen Vater wieder autliel/en will.
Cjrns erlaubt es ihm , nicht etwa um der Sache selbst
Milien, sondern eben weil er philosophische Bildung bei
ihm voraussetzt und (wie Xenophon) die gute Gelegen-
heit zu einer so interessanten Unterhaltung nicht unge-
nutzt vorübergehen lassen will. Nun kommt denu ein
langes, Sokrati.sches Gespräch, worin niaaehe interessante
philosophische Punkte , zum Tbeil in philosophischer
Sprache erörtert weiden, z. B. die aa}cpQuaVi>n sei kein
Tiauijftct der Seele, sondern ein uai^r,i.ia. , worin die
Wirkungen der Furcht besprochen werden und manches
Andere <!er Art (der Satz §. 16: ohne die OajCfoocrn/tj
sei keine andere Tugend nütze , findet sich auch
.i\Jcm. IV, 3. 1.). — Die Unterredung des Cjrus III,
2. 17. mit den Armeniern und den ChaldSern , um diese
Völker zu einer für beide Thoilo Tortheilhaften Ueber-
eiukunft zu bewegen, ist zwar durchaus nicht philoso-
phisch, aber doch in jener stückweis vorz<'ihlenden , de-
nionstrirenden Art ausgeführt: es kommt jeder einfachste
Bcslandtheil besonders zur Sprache, was sich etwas kin-
•lisch, aber doch nett macht. — r Kbenso ist in dem Streite
des Cvaxares und Cyrus (V. 5. 13 sqq.) auliallend , wie
«lie Einleitung der Auseinandersetzung des Cyrus, die
Feststcllnng der Funkte, um die es sich handelt, wie
eines Themas, über das gestritten werden soll, die Be-
stimmung, in welchem Falle der eine, in welchem der
Andere den Sieg davon tragen soll — gar ausserordent-
lich nach der Schule schmeckt. — Vlll. 1. 2ö sqq. ist
die Aufzahlung der Tugenden, welche Cvrus in seinen
Untergebenen henorzurufen wusste, ungefähr gerade so,
wie in den Memorabilieii (z. B. im letzten Capitel) , so
dass CS etwas langweilig wird, diesen regelmassigen, ein-
förmigen Gang mitzumachen. Besonders zu bemerken
ist hier die Distinction von alöüj~ und GuXfQOOVVIj ,
welche (icm Cyrus in die Gedanken gelegt wird. Ueber-
haupt herrscht durch das ganze Werk eine gewisse Breite
*\er Darstellung, eine triviale Popularität, wie wir sie
«och in den Sokratischen Gesprächen des Xenonhon fin-
ilen, unil wie sie überall einen einschl.'ifernden iiinfluss
auf den Leser übt, dem es widerliih iverden inuss, wenn
er jeder Mühe der Aneignung überhoben wird. Diess
ist nun andererseits der Grund, wesslialb die Cyropadie,
wenigstens in vielen ihrer Tlieile , ein so vortreflliclies
Buch für Kinder ist, so wäre z. B. der grüsstc Theil
des ersten Buches , mit Aiistaahl in's Deutsche übersetzt,
ein herrliches Stück für einen Rinderfreund, und zwar
für einen solchen, der alle, die wir haben, an Schön-
heit und Eleganz und bildendem Einfluss überträfe. .So
gewinnt also das Buch iu pädagogischer Beziehung, wa»
ihm von anderer Seite abgeht.
Zu der eben bezeichneten Planier gehören vorzüglich
die vielen populären, besonders von Thiercn und Hand-
werkern hergenommenen ^'ergleichungen, deren sich ja
bekanntlich Siikrates mit vieler Vorliebe bediente, und
die bei Xenophon zwar zuiveilcn eine schöne, lebendige
Färbung hervorbringen, im Ganzen jedoch die S<iclieii
gar zu deutlich inarhen, und durch ihr eiliges Eimrli-i
ermüden. So werden die Blenschen I. 1. i;. mit lleer-
den verglichen, IV. 1. 17. mit Schweinen, V. ö. 28.
mit Hunden, VIL 5. 02. mit Pferden und Ochsen, ^'IM.
2, 4. wieder mit Hunden, und zwar an dieser letzlrii
Steile anfeine unangenehm bcrülircnde Art: es wird n.'ini-
lich dem Cyrus nachgerühmt, er habe seine Diener an
seinem Tische essen lassen (jedoch andere Speisen), in-
dem er glaubte, diess werde bei Jineii, wie bei den
Ilnuden, eine Art Anhänglichkeit hervorbringen. \'or-
trefllich hiugcgen ist V. l. 24, wo es von Cyrus heisst,
er sei ein geborner König, wie der Führer im Bienen-
schwarm. Handu erkszeug unil Soldaten ii erden V. 3. 4/.
verglichen, gleich darauf wird das Kriegswesen durch das
Hauswesen erläutert, was auch Vlll. .'). J. geschieht.
Vlll. 5. 13. werden Stadt und Lager, VI. 3. 25- Hau-
serbau und Schlachtordnung verglichen.
Zu dein Populären, ich möchte fast sagen Ordinären,
von Xen^jphon's Richtung gehört ferner das grosse Ge-
wicht, das er auf Essen und Trinken legt; er empiiehlt
zwar allenthalben das- IMaasshalten ilariii, aber er koniuit
doch immer wieder darauf zurück. Die Stellen, die
sich darauf bezichen, sind unzählig: wir wollen nur ei-
nige herauslieben. Vlll. g. lü sqq. gibt Cyrus den Sa-
trapen Verhaltuiigsbefehle , von welchen d.is Heil allii-
Perser abhängen soll. Worauf beziehen sich nun diese J
Meist auf Jagd, auf Essen' und Trinken, Da wird dann
wieiicr die Vorschrift eingeprägt, die bis zum Ueberdruss
in Xenophüiis Schriften wiedeiholt wird-, man solle ja
nicht ess»n , ohne sich zuvor Bewegung gemacht zu ha-
ben. Es wäre unnothige Mühe,_ die vielen Stelleu »n-
sanimen zu suchen , wo dasselbe anempfuhlen wird ; aber
diese ist wohl eine der bedeutendsten, wenn der grosse
König den Statthaltern seiner Provinzen in Sachen der
hohen Politik nichts nachdrücklicher ein7;uscliärfen Jiat
als diese diätetische IMaassregcl. Man erstaunt über die
Einfachheit und Nafiirlichkcit , die auf die gewöhnlich-
sten, bekanntesten, aber dock au» Ende sehr wichtigen
Grundverhaltnisse zurückgeht. — ^'IH. 2> 4- sqq. wird
die schöne Einrichtung der Perserköiiige gepriesen, ans-
gezcichneten Männern, die sie ehren violleu, Speisen von
ihrer Tafel zu schicken. Dabei wird dann herausgeho-
ben, dass der Wohlgeschmack dieser Geschenke diesel-
ben den Empfangern besonders angenehm ni.iihr. IVuii
wird weitlanffig und behaglich anseinaiidergesetzt, wie i»
155 156
^Hz natrulicli sei, ilnus iiiifffnd!) su piil gokoclit «cnlc <<in Cvnis l.lssl sirli iiirht viel niplir sagvii , als dass et
aU in dorn l'.ilastc: «Ipiim so \\ifi in grossen Sl.iiltcn, ho ein Ideal ist. Dafiir kunnnt aber dem Scliriflstelier jener
die Arl'eit gelheilf Kci , ilie l*'al)rikatc besser sein niiis- Sinn für das Einzelne, für die kleinen, aber doch be-
.sen als in kleinen, so müsfe aucli da , »o für jede Speise dentsanicn Din<;c zu Statten, wodurch seine Be§clirci-
ein besonderer Kcich bestellt sei, Alles in entsprechen- bnn);en anschaulich und lebendijf, sein© ^anze Darstel-
«lein \ erli.'ilfniss besser gcrallien. üiess ist in Kur/.eni Jung nainrfjetreu und reizend wird. So sind z. 15. seine
<|pr Inhalt <ler ausführlichen .-inseinandersct/nii^. Hierzu Schlacliterzalilnngeu ungemein deutlich , bewegt und leb-
«ollen "ir noch die .Stelle ^'1. 'J. 21. fügen, »i o Chr^- haft; die kleinen gemülhlichen Bildchen , die er hier und
5iantas im Kamen «les persisehen Heeres sagt, sie seien und da ausmalt, gar ansprechend. ^'on dieser Art ist
iMtürliiheroVise verstimmt, da «ie jetzt, «o sie am Ende die Erz.'ililung der verscliieileneu kleinen Vorfalle, wo-
il<>r Hlülisal zu sein irlaubten, wiederum von neuen Hü- durch das Leben des Knaben Cyrns an dem Hofe seines
sliingen der Feinde Ju'irten; es gehe ihnen, «ie einem, Grossvati^rs geschildert «ird, von dieser Art ist die Dar-
<!er gerade im Begrifl'e sei zu frühstücken, und dem nun Stellung der Vorzüge iles Reitens (IV. 3. Ki sijq.), die gar
pliitzliih lor <lem Frühstück «och ein (»eschaft aufgetra- hübsch und einfach auseinandergesetzt werden; ja die
gen Herde: darüber werde sich doch Niemand freuen. meisten schönen Stellen des Buches sind eben hierdurch
(iehen «ir nun von diesen Einzellieilen zu <|pr Be- schön. Man vergleiche die Unterredung des Cyrus mit
(rachtniig des Ganzen über , .so braucht hoIiI darüber kein dem jungen iManne , der zum lluter der schönen Gefan-
>Vort rerloren zu «erden, dass die Cvropädie ein Roman genen bestellt ist (V, 1.), die durch naive AValirheit der
ist, ui!<l zwar ein Roman der didaktischen Gattung. Es Schilderung, sowohl in Bezug auf äu.ssere , als auf innere
kommt nun darauf an, »ie man das Werk fa.sst: bctrach- Zustände, ausgezeichnet ist. Wie nett sind nicht i§. 15) 16:
let man es als ein Lehrbuch, so wird man die Uarstel- 5,Ich , sagte er, der ich sie doch gesehen, und noch
Jung »ehr belebt und kunstroll linden; betrachtet man es dazu sehr schön gefunden habe, ich bin doch um Dich,
als das, was es si-iner Form nach ist, als eine freie, und übe mich zu Pferde, und verrichte alles andere, was
künstlerische Schöpfung, so Hird man sich ilurchweg un- mir obliegt. — JainderThat, sagte Cyrus, Das kommt
angenehm gestuft fühlen, wenn die Frische eines Lebens- wohl daher, dass du nicht so lange bei ihr verweilt hast,
gemäldes, die nohl hie und da durchbricht, immer wie- als die Liebe Zeit braucht, sich einen Menschen zu.!:u-
«ler (Ol) <ler Lehrabsiclit und dem Lehrtou unterbrochen rüsten. Man kann ja auch Feuer berüliren , ohne sidi
«ird. Handlung ist iu dem Ganzen sehr wenig, in die- gleich zu brennen, und auch Holz flackert nicht gleich
Kcr Beziehung erregt die wirklich erlebte Anabasis bei auf; dennoch mag ich wenigstens ans freien Stücken nicht
weitem mehr Interesse. Xenophon hat überhaupt wenig iii's Feuer fassen, und nicht nach den Schönen sehen.
Silin für das Dramatische*), ja man kann Hoiil kühn Und dasselbe rathc ich dir, Araspas, lass deinen Blick
behaupten, dass in einem kleineu Platonischen Dialog nicht so lang auf den Scbönen ruhen: denn das Feuer
mehr eigentliche Hanillung sei, als in der ganzen Cjro- brennt, «tenn man es anrührt; die Schonen aber braucht
]iadie. Hierujit stellt der g.'lnzlicbe Mangel einer Cha- man nur aus der Ferne anzusehen, so stecken sie iu
rakteri.stik der Personen iu Verbindung; man käme wirk- Brand , dass man von «ler Liebe verzehrt wird." ^ crgl.
lieh in A'erlegenheit, wenn mau einen Cyaxares , Chrv- noch IV. 4. 10 «qq. j A'III. 3. gegen Ende und 4, uiiii
sautas u. s. w. nach Xenophon schildern sollte **); selbst viele andere Stellen.
Vortrcülich werden solche Stellen, wenn noch daB
*; leb kanu hier durchaus nicht inil Cieuzer iibereinslini- Rölnende hinzukommt, das Xenophon sehr in seiner Ge-
nien, cl.r m seine, ge^istreichcn Schritt dic historische ^^^^ ^^^^ jj;^ Erzählung des Gobryas von der Ermor-
Kunst der Griechen" a. 319 die (jeschichtsilarstcliuug des , . „ , ,ir ," ,, ,'■ n
Xenophon in, Gegensatze zu d« des Hciodot und des «^""g «'•'""« ^"•""'* *^ • b- 2 sqq. , die Herzenscrgicssung
Thukydidcs dramatisch ucniil. Creuzcr gründet seine des Gadatas V, 4. 31, die ganze Episode von der scho-
Ansicht d.iraiif, d:i5S hei Xenophon ,, Reden und Gespräche neu Assyrerin , besonders der Tod der Gatten, sind glän-
dcn Erklarungsyriind für alle Erschciiumgcn enthalten, zende Belege hierfür. Hierher gehurt denn auch die er-
und dass diese Kcden und Gespräche zur Darstellung der liei,emle Schilderung von dem Tode des Cvrus und seine
Individualität besliiiimter Chaiakleic hinneieen." Jenes 1 . . • . c-i u' ■ * "i i 1
1 ■ I , 1,1 V ,1111." „ \ letzte Anrede au seine Sohne. Es ist wohl uuverkenn-
Kanu iiiclil wohl als eine higcnthiunliclikeit unseres Au- 1 i 1
tors gehen, da CS überhaupt als Gruiidziig durch die ganze ^ar 1 "ass hier dem Xenophon der sterbende Sokrate»
Geschichlschieihung des Altertluinis gehl. Was aber die vorschwebte, ein Bild, welches den Schriftsteller, zwar
Darsttlliing Jer Individualität botrifl't, so ist »war nicht nicht aus eigener Anschauung, aber doch aus der Er-
zu läii;:nen, dass Xenophon auf die Piivatverhaltnisse sei- Zählung so vieler Freunde, durch's Leben begleitete.
11er Helden eingehl, auch an bestiriiniten Personen ein ■n' ■ i i ■ iii 4 af u 1 1 >„ i.- „1 , J»,
.. 1 1 „ , ", ' ^ ,, ,.. , , , Es ist liier Alles vortrelllich , besonders schon aber der
vorzii-liclics Interesse nimmt ^ allein eigentlich charak- ■, , . r, . , .^ n ^ 1 m 1 1
teristisch sind seine Reden doch buchst selten. Ich möchte kleine Zug, Hie dem Cyrus zur Essenszeit das Mahl
daher, was Crcuzer als das Dramatische ansieht, viel eher gebracht wird; er aber fühlt, dass sein Endo naht, und
das Subjective nennen. Dramatisch in der eigentlichsten es heisst von ihm ; ,,ihni mochte die Seele keine Speise,
Bedeutung des Wortes scheint mir unter den Historikern 31,^^ ^u dürsten schien er, und trank mit Lust."
nicht Xenophon, snndorn Thukid.dcs zu sein. -- Vergl. rJ.^^^^ ,|j^^^^ Vorzüge hat aber Xenophon das Ge-
lucinc Ahhanilliing in diesen Blattern 18.5S. Sepleiuberheft , . , . , ^ , , ^ ,* , . ,» , . ■ 1 ,
^r. 105 tr. ,,üeber ThukvdiJes als Gescliichtschieihcr." schick nicht gehabt, dem Leser seine Docentcnabsicht
**3 Wciskc hat zwar in der Disput, de natura disciplinae so viel Mühe zu geben brauchen. [Auch haben wir iieu-
Cyr. p. CXII etwas der Art unternommen; wären die ijch eine Prosopograpliia Xcii..phoi;le.i von Coljct Lugd,
Fcisoneu jedoch wirklich belebt, so halte ersieh nicht u^t 1836. erhaUtn. M F]
157
XU «•erbcrgeii, noch es über sicli irriudclit, tliirrh d.i.i
Ganze, nicht aber durch das Einzelne bcl.hren zu wol-
len. Hatte er sicIi nun die Anfsabe gesetzt, ein grosses
Ganze allseitig zu umfassen, den tjanzen ftlensihcn, den
ganzen Staat darzustellen, so würde er durch diese All-
seitigkeit für jene Absichtlicbkrit entscliädjgt , ja sie viel-
leicht unnirrklicber gemacht haben. Aber so hat er hier,
.wie überall, eben nur in den bestimmten Dingen unter-
richten »vollen, von 4lenen »vir gesehen haben, dass sie
iüm vorzugsiveiso am Herzen lagen. Daher kommt es,
dass diess Buch nicht soivohl für Staatsmänner nnd Phi-
lusonhen als für Feldherren geschrieben ist. Alles be-
wegt sich in Kriegsscenen , Schlachten, Heereszügen,
Ileereseinriditungcn. Das achte Buch, das den Kiiirich-
tungen des Friedens geividmet scheiut, ist sehr mager
ausgefallen, und auch in diess verirrt sich (v»ie Schnei-
der bemerUl) sehr zur Unzeit noch ein kriegerisches Ca-
pitel (c. y.). Die Jugendgeschichfe des Cjrns ist trutz
ihrer Schönheit sehr dürftig, und beschrankt sich vor-
züglich auf sein Verhalten bei Jagden und bei Essen
and Trinken. Das sind eben Xenophou's Steckeniiterde.
— Betrachten »vir nun noch einige Stellen, in denen die
Lchrabsicht deutlicher hervortritt. So ist da« 4. Capitel
des 4. Buches augenscheinlich geschrieben, um au zei-
gen, »*ie der Feldherr seine Soldaten nach eijier glück-
lichen Wairenthat auszufragen, zu beloben, und ihnen
die Gründe dessen, »as sie thun, zum Beivusstsein zu
bringen habe. V. 3- 37- niacht Cyru» selbst den Schul-
meister, iiide;!! er den Soldaten die Grünile seiner Hee-
resordnung explicirt. VI. 3- sollen die Schaclitordiiungeu
der beiden Heere genau niitgetheilt werden. Die der
Feinde wird ganz passend dem Araspas in den IMund ge-
legt, der auf's Recoguosciren ausgegangen war; unpassend
aber »viril über die persische Schlachtordnung Cjrus von
seinen eigenen Truppen zur Rede gestellt, »vorauf er
dann seine Einrichtung uiul seine Gründe entwickelt.
VII. J. 10. führt der Schriftsteller den Cyrus von einem
Heereshaufen zum andern, um so verschiedene Formeln
zu Anredeu vor der Sihlacht zu geben, wodurch der
lebendigste Tlieil der Erzählung zu einer Sammlung von
Lchrvorschriften herabgesetzt wird. Ibid. ^. 17. »viril
eine Anrede in der Mitte durch die Bemerkung unter-
brochen, dass Cjms nur vor ilcr Schlacht so grossspre-
cherisch war. Selbst mitten im Getümmel der Schlacht
muss er uns »vieder an seine Absicht erinnern, in^eiii er
^. \^H. darauf aufmerksam luaelit , wie viel die Liebe des
Heeres wertli sei. Das ganze achte Buch gibt sich auch
ausseriich für nichts anderes, als für ein nach einer lo-
sen Ordnung in Paragraphen eingetheiltes Lehrbuch.
Diese Lehralsicht ist es denn auch, die den Autor
bewogen hat, bisiveilen mit Wissen und Willen von der
persischen Sitte abzuweichen, die in Bezug auf Kriegs-
kanst eigentlich nur in INebensachen bcob.ichtet ist. Es
sollten griechischen Feldherren Muster aufgestellt wer-
den: wie konnte da die rohe Einrichtung der allpersi-
schen Heere dienlich sein? Xenophon muss, um seinen
Zweck zu erreichen, von seinem Cvrus die höchsten Re-
geln der damals bekannten Kriegskunst erfüllen lassen,
wie er ihn ja auch in anderer Beziehung idealisirt hat.
Oin nur ein deutliches Beispiel auzufübrcn , tvie er »vis-
lü8
sentlich die historische Rücksicht bei Seite gesetzt hat
(»vas übrigens durchaus nicht geladelt werden soll), vergl.
man Cyr. III. 3. 58. und VIL 1. 10. mit Anab. L 8. lli.
In der Anabasis fragt iler jüngere Cjriis verw iindert nach
dein Grunde des Geräuschs, wie im griechischen Heere
die Parole umgeht, ein Beweis, da.ss diess in Persien
nicht üblich war; der Cyrus der Cyrop.'ldie hingegen be-
folgt vor beiden Schlachten diesen griechisdicn Gebrauch ;
denn er ist ja nicht der .Sohn des Persers Cainbyse.'i, son-
dern lies Griechen Xenophon. Ein anderes nicht unin-
teressantes Beispiel, »vie Xenophon, aus (irüiiden der Be-
lehrung, nicht von den Einrichtungen des Landes, son-
dern von historischen Facten abgewichen ist, zeigt sich
in Cvrop. VII. 5- verglichen mit Herodoi I. l'JL Die-
ser Letztere erzählt uns, dass Cvrus, nm die Stadt Ba-
bylon zu nehmen, den Eiiphrat in den See abgeleitet habe,
den die alten Assyrer auf ähnliche Weise benutzten, wie
die Aegypter den See Mciris, Xenophon hingegen lä.'sst
dem Flosse ein neues Bette graben, das nicht in den
See, sondern in einen unterhalb der Stadt liegenden Thcil
des Flusses selbst einmündet. Der Betveggruiid zu die-
ser Abänderung ist klar. Wenn Beispiele zu pralitisilien
Vorbildern geschickt sein sollen, so dürfen sie nicht allzu
speciell und bestimmt sein, sondern müssen sich in einer
gewissen allgemeinen Breite halten, um ebon auf fiele
Fälle anwendbar zu sein. Äun ereignet es .sich ".vohl
unter tau-send Fällen kaum einmal, dass sich in der !Sähe
eines Flusses ein See hndet, in welchen man denselben
ableiten kann; einen Fluss aber nach einer anderen Stelle
seines eigenen Laufes abzuleiten, ist fast in allen Fällen
thunlich. Nach einem ähnlichen Princip ist nun Alles
in Geschichte, Gebräuchen, Charakteren seines eigen-
thünilichen Gepräges beraubt und in's Unbestimmte ver-
allgemeinert »vorden , »vas für die Lehrz»vecke des Schrift-
stellers ziveckmässig sein mochte, aber nicht eben dazu
liiente, das Interesse des Ganzen zu steigern.
Neben dieser Absicht durch Verallgemeinerung der
Wirkiii'likeit zu belehren, findet sich aber auch hier niid
da in leisen Anspielungen ein bitterer Tadel des ße.ste
henden, uiiil zwar besonders der athenischen Sitte, wie
ja der .Schriftsteller dieser Opposition gegen seine \'ater-
stadt in einem besonderen .Schriftchen über die atheiiis<lie
Verf.issung Luft gemacht hat. Ich habe zwar mir zwei
.Stellen gefunden , in «eichen ein solcher versteckter Ta-
del liegt, aber ich sollte denken, dass für die Zeitge-
nossen noch manche andere Beziehung klar iiar. I. '3' 1 •
sagt der kleine Cyrus, wie sein Grossvater und die Gäste
getanzt, gesungen und durch einander geschrieen hätfeti.
da habe er zuerst gelernt, was die Isegorie sei. Die
Isegorie wurde aber bekanntlich von den Bürgern der
griechischen Demokratieen, besonders den Athenern, als
eines ihrer hauptsächlichsten Rechtt» abgesehen ; es war
<lie Redefreiheit, die Pressfreiheit de.* .\ltei ihuin». Die
andere Stelle ist Hl. 3« 50 sqc}» Hier wird weitläuftig
darüber gesprochen, wie verkehrt es sei, von langeu An-
reden, die man vor der Schlacht herdeel.yuire {^/rxuooK-
lli(j>8l'<rai:), das Heil zu erwarten; die tje.iet/e , du-
Bräuche, die von Jugend auf eingesogenen Lebrj-ii niid
Geivohiiheiten müssten auf kriegerische Tugend .ibzwe-
fken , solches Gerede aber bringe keiue» Jiutzeii- Of-
VoO
IGO
fi'iili.ir «iiil liior auf tüi" Si((e iler afLcnischen Fplilliprron,
\iir der Srlildijit iliirrli l.iiujo Ucdrii ileii I\lut!i lior Truji-
iipii ?.ii lipfrnrrii, Iiiii^^cilrutet. (."Vlaii vcrj;l. Lei Tliiikv-
<li<lrs (ii(> Ki-(IfMi iliT Allieiier mit (Ipiumi iler L.ikciläiiui-
iiii-r, 1111(1 iiislicsoiiilore iiocli V. WX) Hierzu koiiiint noch
oiiii" dritlp iJU'llo (Cjr. HI. 1. 3S.), woU-lic, »in iii.iii
sclion läutest brinrrkt liat, auf >lio Ilinriclitiiiig lies So-
tratcs «liircli «lie Adieucr anspielt (cf. ftleui. J. '2. ö'i.)"
Es ist nun noch eine von Xeno|ihoii's grüsseren Sclirif-
trii /,u l)rs|)rerhon , «eiche sich iu keiner Weise an die
SU elieii lic.s[ir<)cheiien anreiht, dein Gegenstände luch die
lii'iloiitendstc , der Aiiiirühriiiij; nach die schiv.'ichste seiner
Schriften. Die griecinsc/ie Gesc/iicfile ist fiir uns frei-
Ji<;h ein uns<lia<zbares ^Vcrk, kann alier <lennoch an sich
leinen Ans|iriKh niacJien, in die Reihe der grossen Ge-
schichtsiverko gesetzt zu »erden; der verehrte Xame des
t'orfasscrg hat es erlialtcn , vor niaurhen andern, die viel-
leicht eher IJnsferhlichkeit verdient hatten. Der V'er-
s;Ieich iiiit Tlinkvdides , dem Xenophon sich anznschlies-
seii dachte, oder <ler mit Ilerndot, dem iliii sein reli-
gjijser Sinn n.'iher bringt, erscheint fjst wie eine Blas-
iihiinie. Dass Xciiophon die Ereignisse kannte, die um
lim her sich begaben, an denen er selbst mitthätig »ar,
viTstelit sich Holil von selbst; ilass er zu schreiben vcr-
ptand , «lafiir biirgt sein Vaterland, seine Erzieliung und
«eine Schule. Aber der Geschichtschreiber mnss mehr
als das: er muss gegenwärtig sein mit Auge und Sinu
und Gemiitli hei den einzelnen Begebnissen, wie ein ar-
mer, von ihnen fortgerissener Sterblicher — und zu glei-
cher Zeit über allen znsammt hinschweben, das Kleinste
und Griisste, das INachsto und Fernste durchschauend,
neikniiiifend , »ie die ^'orsehuiig; mit dem unbestech-
lichen Zvteifel des ForscJiers muss er das Wahre vom
Falschen sichten — und mit der Warme des Dichters
«einen Gestalten, seinen Beschreibungen Leben einhau-
chen; mit Aufopferung muss or sein beschränktes Ich
über der Arbeit vergessen — aber ein höheres Ich muss-
«T in sich eru ecken, zu richten über die Handlungen der
iMensclicn und zu würdigen die Ereignisse der Weltge-
schichte. Das ist das Ideal, lialieu »ir daran die Lci-
slunj des XenophoD.
Der Zeitraum , »eldien seine Geschichte umfasst, vom
Ende des pelopoiinesischen Krieges *) bis zur Schlacht
liei IVlantinea, ist interessant in sieh als ein bedeuten-
der Absclmitt der kurzen Bliithezeit Griechenlands, vor-
züglich aber in Bezug auf die Zukunft, welche sicli in
ihm vorbereitet, ujid deren Bedeutung, deren Keim und
A'orspiel für den nicht ganz stumpfen Beobachter deut-
lich in ihm zu erkennen sind. Diese Zukunft hat Xe-
nuphon gealint , jedoch nicht eigentlich als Historiker,
sondern mehr als historische Person. Er stand an der
Schwelle der Zukunft, auf dem Boden von Griechenlands
späteren fhaten, und war, wie kaum ein anderer, ge-
stellt und gleichsam gedrangt liinüber zu schauen in die
grossen Veränderungen, die bald nach seinem Tode er-
folgen sollten. Er kannte Persietis hohlen, untergrabe-
'j Wenn man tijmiich ilic Kurze Krpnnznnc; dieses Krieges,
welclic sein Werk mit dem des Thukjdidcs verbindet,
jibrcchnrt.
nen Giani ans eigener Erfahrung, in Agesilaiu bjIi er
voreilij^ einen spar(aiiischeii Alexander, nii(cr ilini imUle
er die U'ego, auf ilencn er sicli riihmroll mit seinen
Tapleni heraiisgercttet , iiiiii siegreitHi zurück zu messen
über (iriecheiil.iiids Erbfeind triumphirend. Darum lenkt
er mit richtigem (><-fühl und ganz nahe an den wirk-
lichen Ausgang der Begebenheiten .streifend, uiiscrn Blick
auf ilen thessaüschen lason , der (Vf. 1. 4.) in einer
der vorfrefliichsten Reden des Werkes Plane ausspricht,
welche der Makedonier nach ihm vollführte, auf Xeno-
phon's Kr.'iihriing gestützt, dass l'ersien noch leichter zu
unterwerfen sein niiisse als Gricchenlanil , »eil dort alle
Menschen bis auf einen melir Knedituchaft als Wehr ge-
lernt hatten. So ist die schönste, die wahrhaft histo-
rische Stelle des Werkes der Schhiss des Ganzen, »o
die Ünentscliiedenheit, die VerHirruiig, die Spannung iu
ganz Griechenland bedeutsam hingestellt wird , gleichsam
ein Chaos, aus dem die neue Gestaltung der Dinge iier-
vorsteigen soll.
Aber eine Zeit ist noch nicht erfasst, wenn man die
Vorgebirge kennt, mit ilenen sie in die Zukunft hinein-
ragt; das V'erhältniss zu ihrer Vergangenheit will auch
ergründet sein, und endlich ist sie grossentheils sich
sellist Zncck und muss in sich selbst begrilFeu werden.
Die Vcrgaiigenlieit trübte sich dem Xenophon, weil er
Spartas und Athens V'crhaltniss nicht erkannte, und die
Gegenwart erschien ihm iu falschem Lichte , weil er sich
sträubte, Spartas Sturz zu erkennen, weil er Theben iu
seinem Kampfe mit demselben, so viel als möglich, zu
nei^iercn strebte. Die Belege hierfür sind allbekannt
and brauchen nur kurz zusammengefasst zu werden.
Während der Leser woitläuftig mit iler durch Agesilau»
auf artige Weise zu Stande gebrachten Verschwägerung
des Paplilagonerkönigs Cotys und des Spithridates niiter-
halteu wird (IV. t.), während das Geschichtchen von <ler
IVIinia und die Verhandlungen des Spataneos Derrjlüda»
mit Midias breit dialogisch auseinandergesetzt «erden (ill.
1. 10 sqij.) — bleibt (V, 4. 63.) der erste Sieg der Thc-
baner über ein doppeltes spartanisches Heer, bei Orcho-
Dienos oder Tegvrae (Dioil. XV. 37; Flut. Pelop. 16-
und 17-), unerwähnt; wird VII. 1. lö. der l'mstand,
dass Epaminnndas bei Corinth den dreimal stärkeren Feind
aus seinen Verschanzuiigen herausgefordert (Diod. XV.
68.) übergangen , ja im Gegentheil der Sieg der The-
baner iii's Gehässige gezogen {ircatov naQSn/.cvaOui-
voL ciTtaqaa/.ivdoTov^ y.ai avvtazayucvoi äavvTÜ'A-
TOVi;); erfahren wir nichts von den Seeunternehmungen
der Thebaner , deren Isokrates (ad Philippuin p. 81-
Steph. ) und Dioilor (XV. 79.) gedenken, und nur
beiläufig von ihren Siegen iu Thessalien und Make-
donien; »vird Pelopidas Name nur in der Gesandtschaft
au den persischen Hof, der des Epaminondas nicht auf
dem Congresse zu Sparta (Plut. Agesil. c. 28.), nicht in
der Schlacht bei Lcuctra, nicht bei dem Einfall in La-
conica, sondern erst, wo es unumgänglich war, bei sei-
nem letzten Feldzuge genannt; sind endlieh die Wieder-
herstellung Messenes (Diod. XV. 6(i. Pausan. IV. 2*i.) ,
dessen VJI. l. 27. besläufig Erwähnung gcthan wird, und
die Gründung von Megalopolis , das VII. 5. 5. ganz zo-
fallig vorkommt, die zuei cmplindlichsteu Schligc, «eUho
161
162
Tbelien Sparia versetzte, mit vülli^em Stillschweigen über-
gangen.
Woiske's Annahme (Qiiaeslt. ad Hist. Gr. p. XXX),
der Nanio des Epaminundas sei in deij Ilaiidsrhriftcn aus-
gefallen, ist sehr untvahrscheinlich: denn warum sollton
gerade die grüssten Namen, dieser nud der des Pelopidas
weggelassen worden sein, während sonst in dem 'Werke
an Eigennamen kein Mangel ist? Soll das Verschweigen
der Urüiidniig lon IMegnlupolis und die vielen anderen
übergangenen Thatsathen durch ähnliche Annahmen er-
klärt werden? Das wflre doch gar zn kühn, und beson-
ders würde es an's Wunderbare gränzen, «eun die Ab-
schreiber bei ihren Auslassungen immer zum Vortheil
der Lakedämoiiier bec^uem gewesen waren. AVir haben
hier ohne Zweifel die Hand des .Schriftstellers zu erken-
nen , und den verblendeten, parteiischen Sinn, der einen
sonst rechtllchou Mann dahin brachte , die Geschichte
anf eine unwürdige Art ztt schreiben, ja, man niuss es
sagen, die Geschichte zu verfälschen.
Xenoplion hat es unternommen , das Werk des Thu-
kydides forizusützcn, aber wie wenig hat er von dem
Meister gelernf. Tjiukyilidcs schrieb eine Staatsgescliichte,
Xeoophon schreibt <lie Geschichte einzelner Priiaten unter
dem Geivande einer griechischen Geschichte ; Thukydides
schrieb in welthistorischem Sinne, Xenophoo um hie und
da eine Belehrung zu geben, um seine Zeitgenossen zu
loben und zu tadeln; bei Thnkydides herrscht die höchste
edelste Objectivität , Xenoplion ist in seiner Auflassung,
in seiner Darstellung, in seinen Ausdrücken durchaus
subjectiv. Es wäre unnolhig Diagej die von selbst in die
Augen fallen, noch einmal weitläuftig durch Belege er-
weisen zu wollen: nur davon, wie Xenoplion sogar in
der Art sich auszudrücken seine Subjectivität nicht ver-
laugneu kann , sollen hier einige Beispiele folgen. *) In
den ersten Büchern hat er noch Bedenken Kleinigkeiten
anzuführen, die der Würde der Historie nicht geziemen.
So bevorwortet er II. 4. 27. eine Erzählung mit den
Worten: €1 öe y.al TOVTO ÖEi eiTtetu. Nachdem er II.
.■>. cxtr. einige i-on den letzten Worten des Theramenes
angeführt hat, fügt er hinzu: „Ich weiss zwar recht
wohl, dass diese Aussprüche nicht merkwürdig sind ; aber
das halte ich an dem Manne für bewnndernswerth , dass
ihn im Atigcsichte iles To<les «cder die Besonnenheit,
noch der .Scherz verlassqn hat." Xenoplion scheint in
'diesen ersten Büchern gefühlt zu haben, wie »veit er steh
von Thnkydides entferne. Im Verlauf des Werkes nimmt
nan aber ilie .Subjectivität immer zu, und zeigt sich, wie
gesagt, anch in der .Sprache. Um Kleinigkeiten zu Viber-
geLeu , wie IV. 2. lü- (fQuaui öl Xßl rö Tikljdoq exa-
*) Ich bin wieder genöthigt, von einem Manne wie Creuzer
abzuwciclicri, <ler »liistorische Kunst der Griechen« S. 312
dem Xenoplion die hücbste Objectivitut, der Daislellungs-
weise und eine vollkommene SelbstenLiusseriiuä zuspricht.
Es wäre zu veiwomlein , wenn ein Scbiiftsteller, der in
der Behandlung des liisloriscbcn Stoffes und in den Zwe-
cken der GescIiicIUsi.lircibung so dmchaiis subjectiv ist,
in der Dürsicllung uiul in der Ausdnicksweise diese Sub-
jectivität ganz. verUngnen könnte. Wirklich scheinen mir
die oben anijcfiibrteu Stellen für die entgegengesetzte An-
ticlit entscheidend
ütilsclir f. d Alterthumtw.
TSQvjv, IV, 3. 16. ^ti]yr;(TOfiai dt xal xf]v \iö%T]V etc.,
so hätte sich Thukydides nimmermehr aasgedrückt, wie
Xenophon V. 1. 19: „Wenn aber Jemand denken sollte,
Teleutias habe unbesonnen gehandelt , mit 12 Dreirudern
gegen Feinde zu fahren, die viele .Schifle besasaen , so
erwäge er seine Berechnung." V. 2- ()• sagt der Histo-
riker: „Dieses soll angeführt sein als ein grosses Zeicheu
der Subordination." Im folgenden Paragraphen werden
die Vortheile auseinandergesetzt, welche die Mantineer,
nach der Meinung des Schriftstellers, den Lakrdämoniern
zu verdanken hatten , weil diese mit schreiender Gewalt-
thätigkeit ihre Stadtgemeinde in vier Dorfschaften zer-
streuten. Schliesslich aber führt er noch einen ganz ab-
sonderlichen Nutzen an, den die Leute (ungewiss, ob
alle Menschen, oder nur die Bewohner von Mantinea
gemeint siud) von diesem Kriege gehabt hätten: nämlich
die Feliiherrnlehre, .Stadtmanern von keinem Flusse ihirch-
schnoideii zu lassen. — V. 4. 51- heisst es: ,,E9 schien
ein schöner, geistreicher Gedanke von Agesilaos zu sein,
dass er . . . {/Mi ulvioi idoxst y.akov ycvta^ai to
£v9t'ur/!.ta rov 'JyijdtLaov). VII. 2. beschreibt er, nm
Feldherren damit einen AVink zu geben, weitläuftig, wie
Iphikrates zugleich schnell gesegelt sei und seine Trup-
pen geübt habe, und fügt dann (§. 32.) bei: „Ich weiss,
dass alles dieses, wenn man eine Seeschlacht erwartet,
von den Leuten geübt und gelernt wird; aber das lobe
ich . . . •" Ib. 39: ,,Ich lobe diesen Feldzug unter
denen des Iphikrates nicht zum wenigsten." VI. 5- 51.
sagt er in Bezug auf ilenselben Iphikrates: „IFenn er
andere Kriegsunternehmungen gut geführt hat, so tadele
ich's nicht; das aber, was er zu jener Zeit gellian, finde
ich Alles, theils veri^eblich , theils zweckicidrig gethan.'''
Subjecfiver kann ein Historiker doch wohl kaum sein:
er tadelt — es mag sein; aber er tadelt nicht wie ein
Historiker, sondern wie ein Rücksichten nehmender, sich
entschuldigender Tagesschriftsteller. — VII. 2. Ifi. be-
ginnt er eine Erzählung: ,,Auch das ist eine schöne That
der Phliasier", darauf: „Wer sollte also nicht edel und
tapfer nennen Männer, die Solches vollbringen"? Ib. 17:
„Dass sie aber auch durch Ausdauer den Freunden die
Treue bewahrten, ist augenscheinlich", und nun kommt
die Erzählung als Beleg zu diesem allgemeinen Satz.
Wie subjectiv ist nicht folgende Stelle (VII. .O. 8.), wo
er endlich notligedrungen den Epaniinondas lobend er-
wähnt. „Glücklich für ihn könnte icli nun diesen Feld-
zug nicht nennen; so viel Jedoch Sache der Vorsicht und
der Kühnheit ist, scheint es mir der Mann an Nichts
liaben fehlen zu lassyu." Die meisten dieser Stellen
könnten vielleicht an sich unbedeutend, scheinen, bei einem
neueren Gesrhichtschreiber sind Aeusseriingen der .Art
gar nicht anflallend; aber bei den Alten kann man füg-
lich einen andern Maasstab anlegen, und solche Worte
des Autors, mit seinen Erzählungen zusammengehalten,
beweisen unwidersprerhlich, wie einseitig dir Standpunkt
war, von welchem aus Xenophon seineu Gcschichlsstofl"
betrachtete.
Die kleineren Schriften unseres Autors (aus ilenen
ich jedoch die Apologie als unächt ausscheiden möchte)
können füglich hier übergangen werden. Ihre Analyse
würde, wie die seiner grösseren Werke zeigen, dass wir
11
163
164
in Xriiophun einen Geist z>i'citen Ranges zu erkennen
liaben , ilcr alitnseiir auf die Einzelheiten des Praktischen
gerichtet ist, und der daher eines grossartij;en Ucber-
blirks erniant;clt, einen Schriftsteller, dem Heiterkeit,
Liebenswiirdi|;keit und abgerundetes Wesen, nicht min-
der aber Unselbständigkeit und, was hiermit nath«veudig
rrrbunden ist, Einseitigkeit eigen sind.
Frankfurt a. M. Dr. H. Weil.
15. Julius Gabriclj's Varianteji in Xenoplioii's
. Cyrojiadie.
Hr. Professor Kaspar ron Orelli »ar im JaLre iS3ß
so gefällig, mir eine, von ihm genau collationirte, Ab-
schrift dieser ^'arianten zu übersenden, da Gabrieli's
L'ebersetzung selbst, welcher sie angehängt sind, ,, ihrer
fiussersten Seltenheit wegen" von der Züricher Unirersi-
tätsbibliofhek nicht an Auswärtige verliehen wird. „Die
nurichtigen Acccntc", schreibt er, „z. B. TlXslOcai, sind
so im Drucke. Es ist also diess ein achtes und beglau-
bigtes Fac -simile."
Gabrieli excerpirte diese Le'-arten ans sehr alten Hand-
schriften (ex (juibusdam antit^uissiniis graecis codicibus)
der St. Peterskirche zu Perugia, wie er in der Vorrede
meldet. Viele, die er in Heinr. Stephanus Ausgabe fand,
rtbcrging er. Der Werth dieser Sammlung ist anerkannt:
man s. nur Schneidcr's Vorrede. Daher möchte ihre
rollständige Mittheilung wohl Manchem willkommen sein.
Konstanz. Dr. Bothe>
Emcndafiones in oc(o libros Xenoph. de Cyri paedia,
ex vetiistis excmplaribus colleotae, in quibus osten-
dendis. nutncrisque notandis sequiiti sumus codicem
Aldi typis iinpressiuu. Primus- aiitem numerus char-
tam indicat, secundus versum.
Primo libro.
Charta 1. Pag. B. versn 1. ov'i 6^io'i,uig\ Ol'z ivdtv.,
Cjal)rie!i so ti
ö9^£v al TrXcicTTai nöXeci; uQ^ovrai.
i. b. 2. Toi'i eaiiToti] rodg eaviuiv.
1. b. 3. 'ETCiiaTTovatv] eneira TCQOa-xäxTOvmv.
1. b. 20. MierovfiBv dXki'jkovi;] fAtaovoi f^ev dkXjj-
Xoug f^idkicTTa. öixd^ovzai 6s ^'xccr-va, dxn-
2- b. 24. w Trat leyeii] w Ttai xavxa Xsysii.
2. b. 49> y^QioavTeg tn' ««Jt);?] 'AQvaavTSi d^i'
J. a. 26. 'Enii rdre] tTtcna rdrs.
5. a. 23- u')q ai fi;;] atq aa ijöeuic, xa'i fJ-ij.
f). a. 47. kvjQUiv ti£qI ajiavTa kavcujv svrav&al
iuj^vjv. ivravd^a.
,'). b. 10. TtaQSoy.evüQETo^ dvznraQeary.svdQeTo.
t). a. 3- Tp TiEtga y.ai\ vrj mioa ttj i'juETtQa. Hat.
6. a. 7. dkkd fi^v 6ia] dkXu ^ fii'jv ye z«l 8id.
(). a. 7. oij-iai daö^ciij] oijjai deiv 3aQQ£iv.
if). a. 7. TUiV ^£Wf] rd rviv deujv.
H. a. 45. o'vTVic, övToq ixfiaracrQat] ovroq oinvji
mioiaadat.
8.
a.
7.
8.
a.
27.
8.
a.
35
8.
a.
46.
9.
b.
49.
10.
a.
21.
10.
a.
35.
10.
a.
53.
10.
b.
22.
10.
b.
50.
11.
b.
27.
6. b. 41. et»' ovij.fAax,ot ysvoivio] dv oi aii^fj,ay[^oi
yivoivTo.
7. a. 40. ETiEi i5fi (üq ev\ euei d' iv.
7' a> 42« TOVTUiV £v ditaaiv 6^äv\ tovtcuv 'iv -ziaOLv
OQdv,
8. a. 6- ■nk£ov£y.xElv avziJiv\ TiXEovexTefv Tta^' aö-
rdiv.
7cagiöu)VTE(; EavTOL'i dTäxrov;] TVa^aöuJv-
r«; kavToi'i drdy.xovq. (sie)
dkko j.i£TEv£yyoii; eu' dv9Qajitovq i/ rdi]
dkko , i] ^ETEviyyfji £it dvd^iänovc, rd;.
efl7rt7ITU}V EVEÖl] E^TtEodtV avVEÖEl.
Secundo lihro.
9. »• 44. £1 ov £'ti]v i-)[oifiL cö? Tdxtoxo. onka enuiov-
^ii]v\ El av Etiju ojq Td'/'<yT' äv linka :i oti--
/-il/V. Ita prorsus, mea quidcm sententia, le-
gendum est; nee (j[uic(|uaui amplius imniutan-
dum. Sensus ai'.eo clarus et apertus , ut ex-
plicatione non indigeat.
9. b. 25. EXo^iEv, y.ai ei -zi x^'-QOve^ i)jA(iiV eOts £e<;
rOV.] EXOf.'.EV ti'i TOV.
Ell] £3rl TOtii\ Ell] xoi<;.
y.ay.iu)tEQov^ xaxLcu exeqop.
orpa^ag] Ti^d^ai.
oi EXEoai] oi EiaiQOt.
duoyökwi ETTExvxEf-] EvixvxEV Svoxoh/j.
xoii kaßsiu Evsy.a] xov kafjEiv -vi ivcy.a.
i'jv f^dv iji^tEis vt/.Mi.i£v dvkopdxi] liv uEp
ij/iEii viy.djuEv, xot-co yd.Q ueI v,ai ki'/Eiv,
xui noLEiv ÖEt , y.ae ui> xd xojp riXT'jj^EPCuv
dyai}a %avxa. Sensus satis perspicuus, verha^
aliijuantum adhuc mihi quidem suspccta.
12. a. 16« TcuQußakkouEVüt öl oiy. i'aa E/'i] TiQoßak-
kö/^iEvoi Ö£ ovx i'oa Eii; xov xipÖvvov i'fiSP.
f^dkioxa] fj.dkiaxa de.
löwv d' aü-vop xoi'i i^ttr ii'i/.iioEii] iSwu
avTov Tovg )j/,uo£tg.
xae EOxt Ol] xui iocii o'i.
XOy I'OXEQOV] ZOP ÖEL'XEQOP.
ovxoL 6))] ovidj ö!) oi TTEfATTdSccQXoi av
7iaQi;yop Eic, xEOaaQuq. etieiöi) Ö£.
TtaQij] Ttagh].
d/.okovdEip ETa^E , yae] dyokovxEip, y.ai.
EXBiPOv de Ek&dvTEi] EXEipov S', El de^ods,
ikOÖPTE;.
avxujp] avxip.
Ti(}oa£kijku9öxog] TTQOEktjkvßSxoc.
V/Jt'p] l'jf^ltP.
küßt] kaßujp. ^ j
xi]V itij^ap] xup &r,QU. \
Tertio libro.
6x1 xaX ßoükoixo] 6, XL ßovkotxo.
öfiov öijI öfioO ijöl].
XVX1] xai] xvyrj aoi, y.ai,
itiiiQuxE xujv ndvv] TCETiQaxE, Ttdpv.
avxui] aüxoig. f
TOVTOV] ToiJXO E(f}] Örjkop, OXI. ÖfAOk. }
12.
a.
> 18.
12.
a.
33.
12.
a.
37.
12.
a.
53.
12.
b.
2.
12.
b.
9.
12.
b.
35.
12.
b.
54.
13.
a.
21.
13.
a.
47.
13.
b.
10.
13.
b.
12.
13.
b.
23.
24.
a.
26.
14.
a.
28.
14.
a.
51.
14.
b.
13.
15.
a.
14.
15.
a.
27.
15. a. 45.
15. b. 15.
16. b. 2.
16. b. 9.
17. a. 11.
17. a. 12.
17. b. 8.
17. b. 27.
17. b. 28.
17. b. 50.
18. b. 7.
18. b. 22.
18. b. 27,
18. b. 48.
18. b. 48.
19. b. 27.
20. a. 3.
21. a. 11.
21- a. 21.
21. a. 32.
21. a. 34.
21. a. 41.
21. a. 43.
21. a. 50.
22. a. 12.
22. a. 13.
22. a. 28.
22. b. 13.
22. b. 18.
22. b. 22.
22. b. 48.
22. b. 49.
23. a. 4.
23. a. 53.
23. b. 3.
23. b. 16.
23. b. 36.
23. b. 44.
23. b. 53.
24. a. 46.
24. a. 47.
24. b. 17.
24. b. 17.
24. b. 21.
24. b. 30.
25. a. 10.
25. b. 21.
25. b. 25.
25. b. 36.
25. b. 40.
25. b. 43.
26. b. 8.
26. b. 18.
27. a. 10.
165
jj/ii£hjO£i>] e^iekkrjatv. 27.
ouXfQovEOTiQat;} dcfQuvEcrxl:(ja<,. 27.
ci} ü'iTieQ oloifii]v dacpaXcu<; i/ifietv. 27.
eksyuv oiiTcug} ckeyov , oxi ovtwq. 28.
To. ^fQijftaza] Tujv yQTjf.id'cutv. 28.
dyoivTo'\ dyaivTO.
noXv av i-iäWov. Y.ai\ itokl yait ^läXkov 28.
xal. ^ ^ 28.
■nQooijsaav. tooovxqv] ■nooie.Qo.u xoaovxov.
Ttji OTQaxonedwi] ev njj axQaxoiiedui. 29-
STTetdäv] eäv. 29.
7iU!Jay,skEvaat\ Tiaoaxsksvoato.
o'uxui yä.Q \o'uva> ydo öti. 29.
ai'coi'ifl cwToc^. 29«
VTisvavxioiq] evavxioK;. 29.
EQvfxdxvjv] üpfidTojv. 30.
Quarto libro. or.'
iToXi) f-iä'kl.ov] f^tdkeara. . 30.
ort] UTE. 31.
ovvTOvaixaTa.] davvxovuixaia. 31.
y.o.TEtkr,(fdat. (Iv i]v 8iu\ y.axetkTj^itai uii,
öid.
d^ioja-ojatv] d^tuiaovatv. 32.
ytyvcöaxoi-iEvl ytyvcJaxu) /^ev. 22.
ETTiftEh]9i]vai xiva\ ETii'iuehjdijiiat. 32.
tiote] Tzio. 32.
övvaxujv] Sovaxöv.
dyairuiijv] dyaTiuH ip>. ,33.
:Tpo(j;^cui'] -K^ooX'ß- 34.
röSt} Tujde, 34.
vftsii;] i'juEii;. ijfxujv] vfj.ijiv. 35.
öiaydyETE^ didysxe. 36.
ivri9Ea9s.
ai>xu}v\ ai'xif). 36.
^n) 8' einstv^ xip ^i) 8' eirtEiv. 36.
y.akEOac xä\ xalicrac 6 xßooc xd.
t;v XU OEovxa ev\ riv xaöE ev. 36.
vvv ÖE dvdyy.ag Eii] vvv 8e av us dvdyy.. 36.
dTfliyayov] dnijyov,
iv dkkot^ 8e ys av] ev xovxip av.
TO, Tf] TlixE.
ovxujg] ovTog.
Ttafg av9ti] Ttaiq Svcxv^dig avOiq.
öij 6 y.vgoi;] Sr, oi'ro? ECfT] , xal 6 xvqoq.
dhj^EvöfjEvoq] äki]9£vofiEroii.
otyfj] Ol f^idyoi.
Quinta libro.
ö udkiaxa] 6 äel fxdkioxa.
Eyu}\Ey(jjyE. 'E^ii^oijfiijp] E^i](fOvi.uv.
El ^)]\ Ei'yl^ uri.
VQXaviov;'] VQxavioig.
ovxoi] oviu).
6jxuj(;\ öf^oi'uji.
Tovxotg] xovxip.
avxoii ÖQ<jjv\ avToii xal ÖQÖiv.
axQaxEia^ oxQaxia.
Sijkoi] ÖEivol.
166
37.
37.
38.
38.
38.
38.
38.
38.
,38.
38.
39.
39.
39.
39.
39.
40.
40.
31.
34.
44.
20.
50.
20.
26.
12.
13.
8.
23.
52.
20.
38.
1.
50.
21.
24.
20.
35.
43.
53.
43.
49.
25.
9.
13.
24.
27.
39.
43.
27.
39.
2.
42.
44.
46.
51.
42.
48.
50.
19.
33.
41.
42.
17.
31.
43.
vjq S' ^xovasvl uJQ ^xovcrev.
Eiaijkde] tjki^E. xv^o}] xvqov.
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ÖOXtül d0XUVf.lEll.
ETil xovxoii dyExE\ ETvi xoixotz (idy.UL
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xaxd xdxxE(59ai\ xaxEXQvo9at.
iTTTtEig xad^oQuiai ÖS xov] inneig xai^ooojoi
xov.
xivovfiEvog] xoivuivovfxevoq.
EXEkEVOE} xal ExikEvae.
II] VW aoi\ rj Ol vvv <soi.
u)q sdv] w; dv.
TraQoyEiv] dndyeiv.
rajv äE ovo (fQovQLUiv} xm de 5i'u CfpuvQiUj.
xi «yo)] XI as Eyoj.
ae 6 rtÖE/v] <TE ov r-deiv.
Et Sh Totiro] et S!) tovxo.
Sexto lilro.
xd^iOTa d dv] xdxio^xa dv.
eavTov] eavxvj.
ovÖE jxsya] ovdsv /^eya.
xal Exi vvv] 'ixt xai vvv.
XQÖjvxai xal oi] iQ^vxat oi.
iinovoiüv] ETVtvoüiv.
xovxotii] xoi'xovg.
fid&ujfiEv] kd9ui^ev.
ri (pvka^] <pvka^.
Eni xovTotg e^ExE neC,(iiv] neC^iüv ml rov-
xoic, ixExe.
XiJQOi i&V£x6] TCQUlt XV(tOC
El] /;.
TiQiul ftev ö
edvExo.
avxi;g] avxrj. ~
ijxtq] ei Ttg.
Septimo libro.
EntTipöcro)] ext nQÖcru).
£navaxEivö/.iEva] i} xd EitavaxEtvöfAEva.
ETiEXEixui xEray/uevoi, xai] ettexeixo, xai.
£f.ißakEiv] Efißakkeiv.
Tivd] Tti'u, xai.
XQaxovfjEvov] jjevov.
vno] vn£Q.
naQijyyeikEv] nafiriyyEikev, xui.
uj(pEkt]9ijvat xovg oxQaxiuixag yiv.] tücfi-
kt^dijvat, yivuioxui yaQ.
df^ia] av.
eueI öe] t'yui Ös.
exL doxEis] ifftjt ei öoxeig exi.
xii 8i)] xic, 8' tjv.
ey.Eivtj /utv ydg xujiv dya9üiv] ixeivtj yä(t
xujv f^ev dyadvjv.
nonjaoixo] tceiodixo.
Etxe ocua] o'he ocSa. sha jur] oixe f^r,.
nEQiEGxij jUi-j] TTEQteoxijae UEV nQujTOv.
11 *
167
168
41.
a.
13
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28
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42.
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24.
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43.
43.
43.
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45.
4.^.
4b.
47.
47.
47.
47.
47.
47.
47.
48.
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49,
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48.
22.
40.
29.
19.
44.
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17.
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noXlot ixsigoUvTo] sx^iqovvto.
ovxu) öiheii^eii] oltuj de Siivstjiev-
naQ/ivTiof] jtagovTa^. ^
yuXy,v aoi eivai] /oX/; OOt ijv.
ii;i8tujaujfi£^ i:d£i;tuouj f^£.
xal f/'s ihJQat'] xai di^^dv.
ei di) äXkoi'i] ti Si äkXovi.
Octavo libro.
rjQX°^' oi'devo; d' i^gx^l^^v] nqx^^ 1"^"
oi'hevui. ijQxovro öe.
lo; öe] ftijösv.
aQX^^ «t'rwj'] üqx^'^ V^ avxiov.
£7161 de eoöaiftopSa-reQov] liietdn -it^ £i^-
dcULioveazeQoq.
OVTU» ÖK TU TOTf] OVTUt ÖtI TOTE.
yivoiwo] yevoiTO,
ovx duEkeiv^ ovx d[.i£ki;.
ejAiTQOo^cv de xiov^ E^TiQOcr^ev xdiv.
■jioWoi'] TCoXv.
Toi'i äkkovi (fikovi] Tovi cpikovc,.
üiroTE bh j-ii) ai'ioi] oTiove de avToi. ^
Tou dsö^Evov, Tuv] Tuiv edof^EVOJV TOr.
diöQ^ d(o.
£7t£t\ eizElTa.
xaxaiuEivdvTwv Tovicuv] xaraLieivdvTtop.
ökajQ] oiog.
u'taawujq ovTioil (üaavTuii da ovTOjq.
OVTU» de y.at] ovivj y.al.
fx Tiov vvy.tüjv^ ky. vvy.T{jiv.
ooa dvvaTov ew'pwi'] ooa iujgojv.
ai'röv] iavTov.
CTOTor; y.al dkkovi\ 'imtovq yal dv9Quj-
novs y.ai dkkovq.
t6 sßdoiiov £Jii] TO eßdofxov ijdij STte.
de ddektpotQ] ddEkcfotq.
äizoKtnovaa] dnokEtiiovaa,
v)Q>adi] ixev TiQoq tuj tj] ujQia9)j TTQOi suj
fiev TTJ.
ddei-ttcyTdTEQOi de] dOifitOTÖ-rEQüC di).
Finis.
16. Xenophontis Occonomicus. Cum amiotafioiie critira
ed. Ed. Kerst (praeceptor Lycei OhrilruHiani). Lips.
31DCCCXL. X n. 102 S. gr. 8.
Die in flicssemlem Latein rcrfassfe Vorreile kündigt
uns «len crsteu sr)irif<stcllerigclien A'ersufh eines aus ilcr
Schule G. Hernianirs lieriorgcgangcneu jungen Gelehr-
ten an. Envcikt schon der Name des Meisters und der
Gedanke, «ie Vieles tliesos Schule bereits geleistet bat,
ein günstiges Vorurtlieil, so sieht man sich in diesem
durch die Bescheidenheit bestärkt, mit welcher der Verf.
über seine Leistungen sich ausspridit.
Die Hauptaufgabe der vorliegenden Schrift drückt
schou ihr Titel aus; sie ist, wie uns auch die Vorrede
erklärt, die kritische Behandlung schivieriger Stellen und
die Feststellung eines correcteren Textes, za tvelchem
Zweck der Verf. die VVolfenb. Handschr. mit grosser
Sorgfalt triedcrhoU verglichen hat. Demgemäss bilden
die dem Texte folgenden kritischen Anmerkungen S. 6.5
— 102 den wichtigsten Theil und die Kritik, die hier
geübt wird, ist eine ruhige, besonnene, die Aucforitat
der Handschriften anerkennende, aber nicht blindlings ihr
folgende. Letzteres ist freilich in dieser Schrift Xeuo-
phon's , bei der Beschaffenheit der Handschriften auch
kaum möglich; um einen lesbaren Text zu erbalten, sieht
man sich hier, wie in andern Schriften Xenophon's un-
abweisbar genuthigt, zur Conjectur seine Zuflucht zn
nehmen. Hr. K. hat sich dieser Aufgabe, den verderbten
Stelleu durch Conjectur zu Hülfe zn kommen , weder
entzogen , noch sich mit zu grosser Begierde auf dieses
Feld geworfen ; er hat die Leistungen der A^)rgänger
willig anerkannt, und ist ihnen vielfach gefolgt.
Ref. will nun durch die in's Einzelne eingehcudo Er-
örterung theils das bisher gegebene Urtheil belegen, (heils
und vornehmlich die Textesänderungen hervorheben, wel-
che der Verf. entweder vorgeschlagen oder vorgenommen
hat. — C. L §. 3. ist aus guten Gründen die Lesart
der Handschr. ij xal Tov dkkov de oiy.ov — urmEQ
xal eavTip, y.ai 6 oi'/.ovofitxui; y' av o'jaavTojq, bei-
behalten und gegen Schneider's Aeuderung: tuv akkov
de — ocfKEQ y.ai iavTuj ; ij yai ö ot'y.. y' av ojcrav-
Tok;; gerechtfertigt worden. Lässt sich auch nicht läug-
nen, dass ij y.ui — 0('z av dt'vano gegen die Correct-
heit verstösst, so würde doch durch Schneider's Verbes-
serung die Rode an natürlich leichter Bewegung, n eiche
dem Griechen insgemein höher galt, als strenge Corrcct-
heit , fühlbar verlieren. Mit Recht bemerkt der Verf.:
„Verba 7y xai — tov eavxuv; Xenophon cum negli-
gentia (^uadam protulii, in qualem non soluni ipse , sed
omnes omnis aetatis scripforcs interdum incurrunt. Vo-
luit scribere ij y.oX Tuv dkkov de oiy.ov övvaii' av
et (J. s., interjectis autem vcrbis El eniTQEHOl TlQ avTijJ
structurae oblitus dixit ovx uv dvvatTO. Partie, de in
verbis ruv d.kkov de ocxov plane nihil oflTensionis habet
quum antecesserit xov bavxov oi/.ov.'''' — I, 7. oxi toi
das schon von Wciske richtig erklärt ward , ist durch
Darlegung des Zusammenhanges gegen Acnderungen ge-
schützt. — Bei §. 12. beschränkt sich der Verf., Din-
dorf's Bemerkung mitzutheileu , an dessen Text er sich
ganz anschliesst. Ref. stimmt Dindorf vollkommen bei,
wenn er £1 de -KUjkoh] uv iiq6<; tovtov ö? ;i(»} ETti-
axatxo gelesen wissen will, uud würde ohne Bedeukeu
diess in den Text aufnehmen. In dem Folgenden scheint
aber die Natur des Gedankens zu erfordern: £/' juij Tti^
enioxaTai XQ^tO^ai ai'xi/j. Kritobul will aus dem Vor-
hergehenden den Begriff, den Sokr, von XQV!"^^^ ^^^'
stellt, die allgemeine Bedingung, nuter welcher etwas
diesen Namen erhatten könne, folgern. Hier hat aber
Vorder- und Nachsatz der hypothetischen Periode insge-
mein den reinen Lidicativ. Der zuerst gebrauchte Con-
junctiv scheint die Verwamllung der unmittelbar folgen-
den Formen enioxano und inioxaxai veranlasst zn
haben, wie umgekehrt am Schluss von §. 17. ovx exoiev
aus dem folgenden doppelten eXOiev corrigirt sein mag.
— g, 16. ist das fehlerhafte aiadavd[je9a (nach ö/td-
Tw) in aiodavojjiEda verbessert. — §. 18. hat der
169
170
Verf. die aliffallciidcre , ül)rij;ens nicht so ungcHöhnliclic
Trennung «les isCfij von seinem Subj. durrb cingesrhobeno
Worte gegen die von Schneider nnd Dindorf aufgenom-
mene Lesart der Wolfenb. , Leipz. und Par. A. Ilanilschr.
y.ai Tivei öi) ovzoi eioiv, eqi^ 6 y.o., welche allerdings
eher das Ansehen einer Verbesserung hat, durch Ver-
weisung; auf ähnliche Stellen geschlitzt. — §• '-^t' '**
ans Wolf. , Par. A. C. D. d^U]XO.viaii aufgenommen (Din-
dorf dl^tiTj(avia), was dem griechischen Sprachgebrauch
angemessener ist. — Beipflichten müssen wir Hrn. K.,
wenn er Dindorf's Vermuthung, II, 5- sei dnecft'jvmo
aus dTtfUQivaiO entstanden , als unwahrscheinlich ver-
wirft, und aus Xenophon den ron Dindorf bestrittenen
Gebrauch ron dnoCfcdvea^ai (ohne yvüij.ir]v) belegt.
Dagegen können wir ihm nicht beitreten, wenn er II, t 1.
nach Wolf, mit Dindorf das unnatürliche ovÖE AtLo
ov8(: iv dem ovÖii ukko otölv vorzieht. Nur akXo
ovdev in seiner Veriindung gibt den hier geforderten
Gedanken „gar nichts Anderes"; dXko könnte ohne ein
beigefügtes ovösv für sich gar nicht stehen, da hier
„ein Anderes" nicht als Gattung (z:z ein ^''erschiedenes)
erscheint, sondern nach vorangegangener Aufzählung in-
dividueller Gegenstände alle übrigen Individualitäten zii-
eammenfassen soll. — III , 2. hat der Verf. u)it Recht
orai> (JJV av als eine abnorme Verbindung verworfen,
nnd mit Schneider oziüv dv vorgezogen, da sich die
Entstehung j»ner Lesart leichter hieraus erklärt, als ans
dem von Dindorf vorgezogenen OTav i> . — III, IQ. »er-
theidigt der Verf. die Lesart der Ilandschr. rj ol 7i\eT-
Otoi Xuf.iaivovTM y indem er mit Reisig diese Worte
so erklärt: ,,alii uxoribus ea ratione utuntnr, qua pleri-
que rem familiärem deminuunt. " Genauer erwogeu,
acheint diese Erklärung denn doch nicht in Einklang zu
sein mit dem Züsanimenhang. In dem unmittelbar vor-
angehenden dioTS oui>£Q-/oi'g ti^siv ui'Tai et'i to avv-
av^eiv Tovc otv.ouc, tritt oftenbar das als Hauptgedanke
hervor, dass bei einer richtigen Behandlung von Seiten
der Männer die Frauen zum Emporkommen des Haus-
wesens beitragen; in dem darauf folgenden parallelen
Satze kann nun wohl nichts Anderes ausgedrückt sein,
als dass bei einer unrichtigen Behandlung die Frauen
(wenigstens in den meisten Fällen) dem Hauswesen scha-
den. Darauf führt auch die folgende Frage, wem man
die Schuld davon beimessen müsse. Denn wäre voraus-
gegangen, dass die Männer bei falscher Behandlung der
Frauen dem Hauswesen schaden, so war ja jene Frage
schon im Voraus beantwortet. Nicht minder stimmt liie-
zu §. ll. iTtTTOi TjV y.ay.ovciyrj , sowie itji öi yvvaiy.uq
elxaxoTlOUi- Hierdurch wird offenbar vorausgesetzt, dass
in dem Vorausgegangenen die Rede war von dem Scha-
den, den die Frauen im Hauswesen anrichten kiinnen,
wenn sie auch nicht selbst die Schuld davon tragen, und
wir werden vielmehr darauf geführt, ai ■jikllaiai zu
lesen. — III, tl. kann sich Ref. weder mit dem von
dem Verf. beibehaltenen cmaki]ii Svoai (Inf. st. des Inip.)
uoch mit dem »on Dindorf aufgenommenen dnukljitei'oai
befreunden. Der mit Jldvrvj^ begonnene Satz scheint
eher eine objectiv aufgestellte Regel : det dllat.tii^evouL
als eine Forderung zu entliaKen. — IV, 7. glaubt Ref.,
d^ass sich doy.tuovii, welches Hr. Iv. vertheidigt , nicht
wird halten lassen. Sollten wir es nach ihm als Epexe-
gese nehmen, so würden wir wohl erwarten: nai xuv-
zofs öoxtnot>s 7Caijiyu)fT/v , imoig ts xal uirkoti
V.UTEay.EvaijlEVOVg. Zudem wird zu 'iTl'JiOli; und OTi'kOl^
ein Zusatz nothtvendig, da rs ja nicht darauf ankommt,
ob die Truppen mit irgend welchen , sondern ob sie mit
tüchtigen Pferden und WafTcn versehen sinil. — IV, 19.
behält der Verf. ■n:ki]V '-iQtuiuv 'ylQtaioq d' ExviEH
ETte Tif) EL'ü}vvu<;> y.loaTi XExayfXEVoi; bei, und wieder-
holt in den Anmerkungen DindorFs ausführliche Note.
Ref. ist nichts desto weniger überzeugt, dass Heindorf'.t
glücklicher Blick hier recht gesehen hat; nur scheint
ihm, wie Schäfer that , auch TlXrjv 'A(iiaiuv getilgt
werden zu müssen. Für's Erste könnca wir die Pünct-
lichkeit, die Anab. I, 9, 31. angemessen ist, für den
gegenwärtigen Zweck nicht an ihrem Orte finden; sie
gibt sich eher als das Werk eines Gelehrten, der seine
aus der Anabasis geschöpfte genauere Renntniss hierher
übertrug. Sodann kann der Heisatz : 'y^Qiatog — XExay-
^livo^ nicht, wie Dindorf meint, dazu dienen, jenen za
rechtfertigen. Um dicss zu können, müsste zugleich an-
gegeben sein, welche Stellung Cyrus in der Schlacht
einnahm; ohne diese Notiz besagt die Angabe, dass
Ariäos auf dem linken Flügel gestanden sei, lediglich
nichts zu dessen Entschuldigung, und Xenophon hätte
sicherlich, wäre dicss seine Absicht gewesen, eines an-
gemessenen Ausdrucks sich bedient. — IV, 25. liest Hr.
K. , wie schon Stephanus that, statt des corrupten >^ dei
löv JE Tl'. Tj ä.Ei tv JE Tl „aut scmper unam aliqnam
rem cerfe obnixe faciens." — V, 3. trägt Ref. kein Be-
denken, mit dem Hrn. Verf. uaoig als ursprünglichen
Text anzunehmen. Nicht nur läuft die Construction so
am leichtesten fort, während es unnatürlich wäre, für
den in der 3Iitte von zwei anderen Relativsätzen stehen-
der Satz ein anderes Siibject, als diese haben, anzuneh-
men, und den Parallelisinus vou d(p luv und o/g, zu
welchem ÜOOI^ passt , ilurch öaa zu unterbrechen, son-
dern letzteres gibt sich auch wohl deutlich als Verbesse-
rung des unrichtigen uooi , welchem sich uaoig am un-
gezwungensten anschliesst. — VI, 13. behält der Verf.
die Lesart der übrigen codd. iy.avoj^ g^gen ilie des ^Volf.
iaauds bei „pcrbreve mihi erat tempns ad satis , suffi-
cieiiter circuioeunda et inspicienda"; der Gedanke scheint
aber vielmehr zu sein: die Meisterwerke tüchtiger Bau-
meister u. 8. w. zu beschauen, sei eine kurze Zeit hin-
reichend {ly.avu^) gewesen, nnd er habe sich bald der
Untersuchung zuwenden küniieii, durch welches Wirken
sich die y.ako) y.r/.yaOot ihren Namen verdienen, ein Ge-
schäft, mit dem er nicht so bald iii's Reine gekommen
sei (vergl. g. lö. t(i.). — Glücklich ist VII, 4. die Ver-
änderung des handschriftlichen üyKEEaraTOV in ay.ak-
I EOTUTUi' , da dieses \Vort eben so nahe an dyJ.. sich
anschliesst , als durch den Sinn und das folgende y.ak-
k/OTOv §. (). empfohlen wird. — Ebcnd. §. 6. wird an»
der Leipz., Wolf., den Paris. Ilandschr, A. C. D. y.UTU
rd^Etq hergestellt. — IX, 2. ist wors avza exdkei
rd. Ti^ETcopta liva.L ky.aori-) <iurcli die Beispiele der
Verbindung von övo/ud^E/p und ähnlichen Verben mit
iiici.t nicht genügend gerechtfertigt, indem Ey.dkEl hier
nicht die Bcdeutuug haben kann ,, benennen'' , sondern
171
172
„fordern, erheischen." Ref. wflrile entweder vorschla-
geo: T« TlQtaoVTa öaXoUvta ihm, oder Dindorf's
leichter iiiiil passender Aenderung £17 ixüoTU) beitreten.
Ebeud. 4. «ar für den Verf. wie schon für andere xf.-
y.a).kuj7lliTueiia anstüssig; er versetzt es ilaher, von Ilei-
«ig verleitet, an den Scbluss von g. 3- hinter öZ£t';; £(rri.
Diese Stelle kann es aber nicht wohl einnehmen. Der
Gedanke: in die lichten Räume gehurt, was Licht be-
darf, sowohl Arbeiten, als Geräthe ist vollständig und
geschlossen; (fdoii dtüfxcva so wenig als soya re y.al
oxeur bedarf eines näheren Zusatzes. Das erstere nicht,
denn wenn zuvor gesagt ward: aiid ixäkii xa 7rp£-
lluixa ixdazat, so geht aus «lem Licht haben nur her-
vor, dass dahin überhaupt gehört, was Licht bedarf, und
XCy.akkojTltOiieya »äre höchstens eine Unterart, neben
welcher, wie Reisig's Vorniuthung zeigt, noch andere
«ich denken lassen. '£oya TS -/.ul OY-tui] bildet die Un-
tcrglieder von cfäovs dsüi^isva, wie vorhin OTQUiuara
X. oy.ELl] von ni.tioTOV ä^ta, und jeder Zusatz wäre
hier müssig. Ref. glaubt, Aass y.exaKkuiTiiaiitva , aller-
dings mit Beziehung auf den vorangegangenen Gedanken,
die Wohnung sei nicht durch Schmuck ausgezeichnet,
dagegen zweckmässig eingerichtet, sagen soll : der Schmuck
der Wohnzimmer bestehe darin, dass sie im Sommer
Kühle, im Winter Sonne haben. Ebendas. §. ö- hat der
Verf. die glückliche Verbesserung L. Dindorf's (in der
Far. Ausgabe des Steph. Thesaurus) i^vQO. ßakavujTio
(1. flat.avuJTrj , wie Dindorf hat) aufgenommen. — §. 14.
finden wir xäl avzijv bi iv tui'tt] T7j XmQC(, wo noch
Dindorf's Ausgabe hatte cv ai'Tjj rfj Xvjga — XII, 1.
jip'u 'Lvi>fj. Den niangcl der Partikel dv , welche Din-
dorf ergänzen wollte, erklärt der Verf. der Hermann'-
gcben Theorie folgend, damit, dass die Sache als ganz
»Icher bevorstehend dargestellt werde. Wie unhaltbar aber
diese Annahme ist, hat Ref. in der Rec. von Hermann's
libri de part. üv, in dieser Zeifschr. I,s35. S. 493, dar-
nethan. — XllI , 10. mochte Ref. statt tuvtu t£ oov
(jöwn.'o, welches Hr. K. in TOtavra olv ändern will,
vorschlagen: icurd tE ovv. Er ist nämlich nicht mit
Weiske und dem Verf. der Meinung, dass hier T£ und
X«t sich correspondiren, und dass man entweder T£ til-
gen oder das Particip verwandeln müsse ; vielmehr nimmt
er iL als an das ^'orangegangene anknüpfend, ein inner-
lich Verwandtes, daraus Abgeleitetes anreihend (fast ein
itaque). So finden «ir TS z. B. c. XX, 9. Cjrop. VIII,
3, 1. VIII, 4, 11. Memor. I, 4, ü, vergl. Härtung Par-
ti'kellchre I, I0(i f- Rost Gramm. S. (j91. Aber das
folgende uoazito gibt uns zu verstehen, dass wir hier
nicht sowohl ein Concretes , Bestimmtes, worauf Tavva
führen würde, als ein noch näher zu Bestimmendes, eine
(iattung vor uns haben; hierzu, wie überhaupt zu dem
Zusammenhang würde aber 'ruihd völlig passen. —
Ji.lV, 0- verdient G. Hermann's von der Wolf. Haudschr.
bestätigte und dem Verf. aufgenommene Aenderung 7l(joa
qtüOiV (anwendend) st. TiiJOCpEomv unil die Tilgung
des folgenden 7r(>uoCf£(>(Jititu; allen Beifall. Bei c. XV.
hat Hr. K. versucht, die von Ernesti vorgenommenen,
von den späteren Herausgebern unserer Schrift grosseii-
theils gebilligten Umstellungen durch Nachweisuug «les
Zasammenhangs bei der bestehenden Anordnung zu be-
seitigen. Schwierigkeit macht nach des Ref. Ansicht nur
^. ,0. Denn das Vorangehende schliesst sich alles schick-
lich an einander. Auch §.4, dessen Hauptgedanke ist:
,,uiid diese Kunst ist auch ganz leicht zu erlernen" steht
mit dem Verlangen des Sokratcs in passender Verbindung,
und erleidet nur, durch die Aensserung <les S. veranlasst,
dass fliese Kunst die Kundigen reich mache , die Alodi-
fication, dass jene Eigenschaft der leichten Erlernbarkeit
als ein menschenfreundliches, edles Wesen gerühmt wird.
Dagegen will sich §. 5. nicht schicklich an 4 anschlies-
sen. Alan ist freilich, wenn die gegebene Anordnung
als die richtige betrachtet wird, gcuüthigt, ravTa auf
das Folgende zu beziehen, aber immerhin wird uns dkka.
Ta.cxet. f-iiv so lauten, als »olle der Sprechende, unge-
duldig, dass der Andere bei Dingen verweilt, die nicht
zur Sache gehürcn, die man gerne zugibt, bereits weiss
u. s. w., das Bisherige abbrechen, und sowie die in
dkXu ausgedrückte Empfindung sich auf das Vorangegan-
gene bezieht, eben so bezieht man auf dieses unwillkür-
lich das von «A.A.« nicht zu trennende rav-ua ; und wie
passt , auch hiervon abgesehen, des Sokr. Aeusserung:
iy.avuji du/.vj ■xaTaf^iE[ia9t]yEvai yadu Sit diöaay.eiv
rov ElliiQOTlüv y.. T. A.. zu der vorangehenden Rede
des Ischomachos? Wenn sich aber dieses dkkct zaüra,
da es mit dem Folgenden in einem ganz natürlichen Zu-
sammenhang steht, nirgends sonst passend will einfügen
lassen, so fragt sich, ob wir nicht zwischen §. 4. und 5.
eine Lücke anzunehmen haben. — X^'II, 1. ist copa^
(ÖQ(li in der Wolf, Haudschr.), nach Reisig's ginnreicher
Vermuthung aus dem ttsqI /uh' r/J; rsov ü(ia<; hierher
eingedrungen, mit Recht getilgt. — Ebend. g. 2. schreibt
der Verf. mit Dindorf örjXov itzt, indem er aus dem
Vorhergehenden eyvujy.aoi zieht „nimirum quod multis
damuis conflictati statuerunt (in arido solo semen jacien-
dum esse (?) ii ijui." Unstreitig ist es hart, tyiJUjxaoc
und das davon abhängige Object suppliren zu müssen.
Leichter schreibt man Sifkovön , wie gewöhnlich, wo
das Vcrbnni fehlt; die Construction aber erklärt sich
durch die Parallele von VII, 28: xal t6 Qevyoi; uicfE-
kifwjTSQov eavTui yeyevijrai, « ro eteqov ixkEine-
TO.t TU ETEOOV övvd'iSvov. Weil nämlich das Subject
des Particips als Theil in dem vorhergenannteu Subject
begrifion ist, schliesst es sich als Apposition an das vor-
herige Subj. an;' oi 7To\v — aTZEiQavTEQ, ist ebenso in
Ttaffft: dft^QioTlOi enthalten, wie XU fTEfjov in ^Boyo^.
— XIX, 12. ist rjyovv x<^vvÖTijxa xijq yi]q mit Recht
als Glüsscm in Klammern gesetzt. §. 16. schreibt der
Verf. mit Diodorf: y.at TlEoi avK)]iu}V av dvvaifxt^v
dvaTTEiaai. Ref. , um sich dem haudschr. Texte näher
anzusrhliesscn , schlägt vor: y.ae tteqI aühjxiav fAijv 8i>-
vaij^iijv dv TlEiOai oe (und könnte ich dich allerdings
auch in BetrelF der Flötenspieler und Maler tiberreden?)
die Vcrsichcrungspartrkel «ritt zu nSQi ackljxüiv , weil
sich Isrhomaciios hiermit auf die Aeussernng des Sokr.
XVIII, <J. bezieht. — XX, 15- hat der Verf. mit Recht
der Coiijectur von Jacobs: ij iv yewQyla d^yla den Vor-
zug gegeben. — In der schwierigen Stolle am Schlüsse
der Schrift, wo die Handscbr. bieten: ov yuQ ndvv fAOl
öoy.ti u.'.üv xufx\ XU dyai>uv dv^QvJnivov eivat,
«A.A.« Ueiuv, XU i9ek6i^Tutv a^X^'*' ""«yw?* (fSiSov-
173
174
xai TOii dk>;9ivu); omcf^oovvrj reTcXcoiuvoii laset
der Verf. im Texte <lie AeocJerung lies Ste|>liaiiuä : au-
<fU)i; öi öiSorai, termiitbet aber, IhelJiveisc an üiiidorf
sich ausehliessend : oXko. deoi 10 Kiftkovvujv ofjf^itv
au<fajg ScnooiiTiti t. «A. a. r. Liesse sicli liicraus
nur <lie £iii(.steh<tng des liandäclir. Textes erklären. Mit
Beriioksiclitigung des letzteren niürht« Ref. vorziehen :
TU idsJ.oviojv aQ^^tv oo<fü):; • Tiei^ovrat de Toig x. r. L.
Das fulgeudo •cvQO.vvEiv srlieiut iiäuilirh zu tl^^^iv ei-
nen Zusatz, «rie oo(fujg zu erfordern; und dieser Be-
griff wäre in ^^^^/^^■i OüjqQoovvT] T£T£KEaf.if.voii, da-
gegen iSikoi/TOiV in nsidovzai »iedcr aufgenommen,
»o dass sich ergäbe, wie aus dem ü(0(fQ. TtrsktOitui
ond dem darauf sich gründenden ao(fi!j^ üfj^HV das 71 Ji-
^SoO'at natürlich folgte. Wird dann aber der Blangel ei-
nes bestimmt genannten Subj. zu dldoacrtv noch fühlba-
rer, so könnte man nach ivfjo.i'vsiv 9£0i eiusfliieben.
Der Druckfehler hat Ref. theils im griech, Texte —
Dud hier nicht bloss falsche Spiritus und Accente —
theiis in den Anmerkungen eine eiemlichc Anzahl wahr-
genommen, durch deren Liste er jedoch die gegen« ar-
tige Anzeige nicht nuch rerläugern will.
Maulbronn. Bäumlein.
17. Xenophontis Occonomicus. Cum annotationc erifica
edidit Eduardus Kerst. Lipsiae, suoitus feeif Se-
rigiana libraria. MDCCCXL. X und 102 S. 8.
Wir erhalten in Torliegender Ausgabe, wie es scheint,
die Erstlinge der Studien eines jungen (ielehrtcn, welche
dalicr die Kritik, falls sie billig urtheileii will, nicht
mit ihrem strengsten Maassstabe zu messen hat. Damit
soll keineswegs gesagt sein, dass etwaige Mangel des
Buches mit Stillschweigen übergangen oiler nicht in ihrem
wahren Lichte dargestellt wer<len sollen ; denn damit
wäre weder <lcr Wissenschaft , noch dem Herrn Jlcraus-
^elver selbst, wie wir nach seinen bescheidenen Aeusse-
ruiigeii am Knde des Vorwortes scliliessen zu dürfen
glauben, ein Dienst geleistet; allein wir werden billiger
Weise das Gute, dessen sich in dem Buche nicht wenig
findet, mehr hertorheben müssen, als diess bei Beurthei-
Jung- Fon Schriften namhafter Gelehrten, nüthig ist. Rec.
muss aber hier gleich sein Bedauern aussprechen, «lass
Hr, Kerst durch das Interesse des Verlßgers verhindert
worden ist, seinen ursprünglichen Plan auszuführen, näm-
lich bloss seine Bemerkungen allein ohne den Text her-
■ansiimgeben ; denn dadurch, dass er eine Ausgabe der
kleinen Schrift zu liefern hatte, fand er sich be»»ügen,
manche Anmerkungen, tbeils eigene, theils früherer Her-
ausgeber beizufügen, bei denen nicht einzusehen ist, was
damit bezweckt werden sollte. Denn für solclie, die sich
mit dem Zustande des Textes genau bekannt machen
wollen, werden dadurt h andere Ausgaben doch nicht ent-
behrlich , und für die Uebrigen konnten jene Auszüge
ohnehin füglich wegbleiben. Doch ist es immer besser,
dass wir die Beiträge des Herrn Herausgebers zur Kritik
des Oecouomicus in dieser Gestalt erhalten haben, als
wenn wir sie gar niclit erhalten hätten.
Die Einrichtung der Ausgabe ist folgende. Nach einer
6 Seiten umfassenilen Vorrede folgt J) Weiske's disser-
tatio de Xenophontis Oecunoniico S. 1 — 7, 2) das Sum-
marium S. S— 10, 3) der griechische Text S. 11 — b4
und zuletzt 4) die annutatio critica S. fi5 — I02. Aus
der A'orredo erfahren wir, dass Hr. K. die Woifenbüttler
Handschrift, welche Schneider nur ungenaa rerglichen
hatte, von Neuem, und zwar, wie versichert wird und der
Augenschein zeigt, auf's Genaueste verglich, indem er
dieselbe zweimal durchging. Den Werth dieser Hand-
schrift linden wir so angegeben, dass er dieselbe der
Leipziger gleichstellt und Aeu Pariser Handschriften vor-
zieht. Rec. stimmt mit diesem Urtheil überein. Auch
darin müssen wir Hrn. K. Recht geben, dass er als lei-
tenden Grundsatz annahm , bei Gestaltung iles Textes
keiner Handschrift vorzugsweise zu folgen (denn dazu
ist keine gut genug), sundern bei Einstimmigkeit der
Codices ihnen zu folgen, wenn nicht genichtige Gründe
das Gegentheil riethen , bei Verschiedenheit aber die
Entscheidung von inneren Gründen abhängig zu machen.
Ausser den Lesarten der genannten Handschriften wur-
den auch die vom Viclorins dem Rande einer jetzt in
München befindlichen Aldina beigeschriebenen variac lec-
tiones, welche Friedrich Jacobs im ersten Band von See-
bode's Miscellaneis eriticis bekannt machte, wie billig,
benutzt und in den Anmerkungen, vollständig, wie es
scheint, mitgetheilt.
Die .Annotatio critica enthält tiicht einen vollständigen
kritischen Commeutar und gibt keineswegs alle verschie-
dene Lesarten an, sondern rerbreitet sich nur über solche
Stellen, über welche entweder dex Herausgeber selbst
ettvas zu sagen hatte, oder zu welchen er eine Anmer-
kung früherer Herausgeber mitzntheilen für gut fand.
Einen bestimmten Plan bei solcher Auswahl hat Rec.
nicht zu entdecken vermocht. So sind Dimlorf's Aumer-
knugeu fast alle hier abgedruckt, und es fällt daher am
so mehr auf, einige «eilige ausgeschlossen zu sehen, die
man mit gleichem Rechte erwarten konnte. Auch von
Schneider, Reisig n. A. ist eine nicht unbedeutende An-
zahl von Anmerkungen entlehnt, viele andere aber, zum
Theil wichtigere , sind übergangen. Die Abu eichuogen
seiner CoUation der Woifenbüttler Handschrift von der
Schneider'schen hat der Herausgeber alle angegeben und
es nicht verschmäht, auch das Unbedeutendste zu er-
wähnen. Man ist demselben hierfür jedenfalls zum Danke
verpflichtet, denn einigen, wenn auch keinen grossen Ge-
winn ziehen wir doch daraus. So bestätigt z. B. die
Woifenbüttler Handschrift nach Hrn. K.'s V''ergleichung
die Conjcctur G, Hermann's 7lQU(j(f£QO}v statt Tl^offi^utv
XVI, (j. — Ferner ist es jedesmal bemerkt, wenn un-
ser Herausgeber von der Ausgabe L. Dindorf's abweicht,
ein Fa" , iler im Ganzen an ungefähr 40 Stellen ein-
tritt.
Wir wollen nun , theils um Belege für das von uns
bisher im .Allgcineiiieii Bemerkte zu geben, theils um
die Art und ^Veise der Kritik Hrn. Kerst's zu charac-
terisiren , ein Stück des Occonomicus mit Angabe der
Anmerkungen des Herausgebers durchgehen, wobei wir
aber auch an Stellen, zu denen nichts bemerkt ist, un-
sere eigenen Bemerkungen mittheilcn werden , in der
175
176
Absicht, aurh unser Scherflcin buizatrugen , den Text
seiner Drspn'inglicbcn Gestalt naher zu bringen.
Gleich bei <lcr ücberschrift , wo zu SciOCfulviOS in
Lips. Guelf. (lud cd. Juni, hinzngefiigt ist (J>froooc, bo-
inerkt Hr. K. : „Oe addito (>iJTO(Jog, (jinid aliis ctiam
Xenophuntiü opcribus pracfixaui est, vidn üornvin. ad
Conr. j). 41." Dort lesen »vir «eitcr nirhts, als die
Notiz, dass die alten Aus);abcn bei der ücberschrift af-
vocfujvxo^ OVftrroaiov noch (n-roQOi einschieben, mit
dem Beisatz: „qnod ne quem oHendat, aliis ctiani cjus-
dem Bcriptoris operibns praepositnm est." Wozu also
dieses Citat?
Cap. I. g. 3. H xae tov äXkov 8h oiy.ov, £(f)j u
S<xiX(}dTt;c, £1 STTcrglnoi Tiq ai'Tw , oi'y. av öivaiTO,
ei ßot'kuiTO , eil oiy.etv, ujansQ v.al xov savxov ; An
»I y.a.'i haben Schneider und Reisig mit Recht ivegcn der
folgenden Negation Ansfoss genommen, llr. K. «rill den-
selben so beseitigen, dass er annimmt, Xonophon habe
zuerst im Sinne gehabt /} V.al zov äWov Ö£ Ot'y.Oi' öv-
va.lT äv n, s. »v. zn schreiben, habe aber durch Ein-
scliiebung der Worte ti tTllTQenoi TIC äv-va'i den An-
fang vergessend fortgefahren oi'z ap övvaiTO. Rcc.
würde hiergegen nichts einnenuen , wenn das eingescho-
bene Siitzchen von etivas grösserem Umfange wSre; da
diess aber nicht der Fall ist, so findet er eine solche
negligentia ganz unglaublich und ist vielmehr geneigt,
der frühereu Meinung Reisig's , die er aber in den Ad •
dendis aufgab, beizutreten, dass die Wörter j; y.cd aus
dem Anfang des zweiten §. auf irgend eine Weise hier-
her sich verirrt hätten. Ein anderes Bedenken Sihnei-
der's im Folgenden , wo demselben die Worte y.cu u
oiy.ovofiiy.Oi j' av wOuitux; zu abgerissen scheinen,
weist (ibrigcns Hr. K. mit Recht als unbegründet zurück.
— §. 4. gibt derselbe, durch Reisig's Note veranlasst,
r.a den Partikeln xal £t nocli einige Beispiele aus Xeno-
[ihon. Älit der Annotatio critica hat diess ebcuso wenig
r.a schaffen, als die »war etwas weitschweifige, aber rich-
«Ige Erkifirung von (Oc/jc Cap. 111. §. 11. — §. ,'). ist
mit Recht uoa ng t^oj ri;^~ ot/.lag xlxTl^Tai nach Din-
dorfs Vorgang geschrieben; allein es hätte bemerkt wer-
den sollen, dass die Lesart aller Codd. und Ausgaben
vor Dindorf (so viel Rec. weiss) iy&y.TljTO lautet, üebri-
gens hat auch Dindorf diess nicht angemerkt. Dieselbe
Unterlassung kehrt einigemal ivieder, wie Cap. IV. g. 7,
«0 nicht bemerkt ist, dass ilas recipirtc roju (fnor(>vjv
eine sichere Eun ndation Schafer's statt des handschrift-
lichen TMv (fiooifjä(jyiov ist, ferner Cap. VII. (^. 10.
in ßezielmng auf eT£zi9^da<j£i'TU statt tTl^anaiicTO,
Cap. VII, g. \y. bei rovTO dya3ör. — §. 5. ist gleich
nachher statt liimy' ovv , 'eCflj ö Koiroßüv}.U'; , öo/.St
aus demselben Grunde £i4ol yot'V zu schreiben, aus wel-
chem die neuesten Herausgeber Comni. II, 5sp.3. cytij
yovv st. i-yuiy u'iv geschrieben haben und Hermann in
diesen Blättern Jahrg. 1835. S. 604 bei Ljcurg. adv.
Leoer. g. <).5. ~l.i;'f.TO.i yovv aus Xtyerai ovv verbessert
hat. Dip.sclbe Veränderung ist auch g. 15. und Cap. ^'I.
§. 3. vorzunehmen, während umgekehrt §. 1!. statt ii
yoiv zu »cbrcibeu ist </ i ovv. — §. (3. ist fnodov
TOVTin (ftQOl gegeu Schneider's und Anderer (piootTO
richtig beibehalten und durch Vergleirhnng lon'Plat.
Lys, p. 20S. A. gerechtfertigt. Es konnten aber aus
Xenophon selbst Stellen beigebracht werden, «ic Anab.
I, 3, '2U S. Borueinann. ad Cvrop. VIII, 8, 10. ed.
Lips. und Blomlield ad Thucjd. III , 17. — §. 7. Die
ziemlich lange Anmerkung zu den Worten ör/ rot Tjitiv
iduy.fi or/.uc, nv<)(joi enc.i vniQ y.Tijoiq, die übrigens
nach Reisig's Andeutungen die richtige Erklärung ent-
hält, konnte sich der Herausgeier durch eine einfache
Verweisung auf Dindorf's Anmerkung zur Cyrop. IV, 5, 1 1.
der Stercotypausgabe ersparen. — g. 12. ist zu den Wor-
ten £1 ÖE moXuiij nv ngui tovtov, ög füj i'n:iaTi]Tai
j(Qi]cr9ai Dindorf's Anmerkung mitgetheilt, worin der-
selbe iniOTuno zu lesen räth. Wir hätten dieses von
Hrn. K. in den Text aufgenommen zu sehen gewünscht
statt des Solöcismns ETlianjTai. — g. 15. bemerkt der
Herausgeber, dass die Vulgata öooi dt äno TVpavviMV
von Weiske mit Recht in vcrot de TVQcivrvjr verändert
worden sei. Entweder musste diese Anmerkung, da sie
nichts Neues enthält, ganz wegbleiben, oder es musste
consequenter Weise an vielen andern Stellen, wo vorlie-
gende Ausgabe schweigt, Aehnliches bemerkt werden.
An unserer Stelle ist aber vielleicht nur desshalb etwas
angemerkt, damit die unbedeutende allgemeine Bemer-
kung gelegentlich hinzugefügt werden konnte: ,,Vidcntur
aiitem umnino librarii saepius co peccasse , qnod vcrbum
aliquod ex antecedentibus (nostro loco praegressum est
cIttÖ ■JToJ.eftuv) sine caussa repetiverunt ; de quo infra
nobis oberius erit disserendum.'' — g. 16. corrigirte Hr.
K. richtig atodavujfxeda statt aioi}av6iue9a. in den
Worten: iyehü ö i'jfitv zi (faiveiai, ötiotup üfjvjficv
Tivo.Q, iniOTi]^ia<; ^ev txowac. y.at dcfOQixoQ , d(f
LUV öi'vapTui tQyaCöfAevoi avteiv tovc oiy.ov^, cti-
odavü/^tcSu öt- ai'iovg, Tavza mj del.ovrac, ttoisip.
Denn ein gleiches Satzverhältniss bei aiord^ai'ül.ie9ci etwa
anzunehmen, wie bei övpatTt'.l , und nur einen Uebcr-
gang aus der Oratio relativa in die Oratio libera zu sta-
tuireu (». darüber Krüger ad Anab. I, 1, 2.)j diess ver-
bietet der ganze Zusammenhang. Dass aber keiner der
früheren Herausgeber den offenbaren Fehler sah , kann
zwar Wunder nehuieo , ist jedoch nicht das einzige Bei-
spiel-, wie oft die gröbsten Unrichtigkeiten unbemerkt
von einer Ausgabe in die andere »andern.
g. 17. oii eyuj öqvj toi; f^iep y.o.i TioKeuiydc,
TOVC, de y.ul eioiptydq eTctarrtiiuc, exopraq. Auf die
Autorität lies geringen Codex B. und der Juntina hin ist
das erste y.dL vor noKefU/.ds, mit Dindorf gestrichen
worden, wozu auch nicht der geringste Grund vorhanden
ist, wie Rec. in dein Programm des Wertlieimer Gym-
nasiuins vom Jahr 1,S4I gezeigt li.Tt. Da diese kloine
Schrift nur sehr wenigen Lesern ilieser Blatter zn Ge-^ .
sieht kommen dürfte, so mögen zur Vertheidigung der
"\'ulgata nur folgende wenige Stelleu verglichen werden:
Xeuoph. Cyrop. 1 , 5 , 3- r« ßiv XGi öiußdklviv . ■ ■
TU de xo} Aeyujp, II, 2, 17. oi ftev y.ul ßelxioveg,
Ol de xai Lteioioi d^iot, Occon. XIV, 3. t« fjtp xal
ex iiJjv zJlocr/.npToq vofiiov, zu öi xal ex riiiv S6-
Xovuq, Tliucyd. IV, 108. gegen Ende, VII, 12. —
g. 18- Xol livii dlj, t(flj 1 lioh' Ol'TOl, o R(tii(ißov-
KOi. So Hr. K. mit der Vulgata vor Weiske, welche
dieser mit Zustimmung fast aller Handsrhriften , unter
177
178
welchen die beiden bessten sind, in xal rivsg 8ij ovtoi eiötv,
tCfri ö KoircißovXog veranderic Rec. gibt zu, dass
die Folfp der Worter in der Vulgata als ungewOhnlicIi
und auflallend sclir Icirbt in dipjonige venrandelt werden
konnte, Helrlic sicJi in den Handschriften findet und die
auch Schneider und Dindorf aufgenommen haben. Allj>in
da sich nicht selten auch der umgekelirte Fall findet,
dass in den Text sogenannte Eleganzen hineincorrigirt
Horden sind, so möchte es doch ralhlicher sein, in sol-
chen zweifelhaften Fallen der handschriftlichen Autorität
zu folgen. Dagegen billigen wir es natürlich ganz, dass
VII, 16. statt xai rt 8e öoüg, ecptj tj yuvij geschrieben
ist xai Ti Se, £(fl}, Ögäg, l'j yvvi], denn so lesen dort
alle Handschriften mit Ausnahme einer Pariser. (Von
dem Guelf. und Lips. cod. bericlitct Schneider Falsches.)
üebrigens konnte für seine Lesart der Herausgeber aus
Xenophon nodi anfüliren: Oecon. XI, 14. 'Eyw To'ivvv,
i(fi] t u'i ^ujy.oaTec, ü Jo^^öfiaxog, und Cvrop. VIII,
' 3, 46. tL ovv , iif'ij, TVQUs Toju dsujD, 6 (PeQai'kaq.
— §• 20- findet sich zu nSQUlSTTEHf^ievUl eine Anmer-
kung ron Schneider, sonie g. 23. zu ovXfQOvioaviEi
Fon Reisig. — ^. 21- ist von dem Herausgeber zuerst
die Lesart der Codd. äia^y^aviaiC, aufgenommen st. (iii)j-
•j^avia , was man nnr billigen kann.
Cap. II. §-_2. wird bemerkt, dass in den Worten:
2l' fxeVTOl, u'i KQirijßovXe nach lävTOl die Partikel
ys mit Dindorf weggelassen worden sei, weil sie weder
die Codd. hatten, noch der Sinn sie erfordere. Diess
scheint wieder nur desslialb angemerkt zu sein, um das
Citat über fisvTOi yt Herrn, ad ^'iger. p. S4'J daran zu
knüpfen. — §. 4. ist wohl ty.uTOiiTanko-.dia zu schrei-
ben statt ixaTOVTairXaOiova. S. Lübeck, ad Phryn.
p. 411. Aui'h bei Isocr. .Antid. §. 177. ist ■noXlaJlka-
Oiui X9OVOV hiernach zu andern. g. 5- steht 'ylrcs-
(pijvaio ü Sa)y.()(ÄTi]q in der Bedeutung: Sokrates ant-
wortete. Hier vermutliete Dindorf, dass Xenophon ä.Tl E-
y.QivaTO geschrieben habe, weil er sich nicht erinnerte,
dno(ftUiVEo9aL in diesem Sinne irgendwo gelesen zu
haben. Er fügt hinzu: Id hoc loco qunm proptcr pro-
nuntiandi similitudinem facile ex illo nasci potnit, tum
ejusdem fortasse interpretatio est. Hesycliius Ü-tto/.qivov,
dnocfo.ivov , similiterque scholiasta Thucjdidis V, 118.
(diesen Druckfehler bei Dindorf statt IV, Hg. wieder-
holt Ilr. K.) EiTiev, diTe.Cfljvaro. Hr. K. sucht nnn
Dindorf zu widerlegen durch Anführung von Comni. IV,
4, 9. JI, 1. 21. und Oecon. XVI, 7. Allein an allen
diesen Stellen heisst djioqaivEvdat nicht, wie an un-
serer Stelle, einfach ,, antworten", sondern „seine 3Iei-
^. nnng aussprechen.«"' Es scheint desshalb Dindorf's Ver-
tS% muthung nicht unbegründet zu sein, in sofern nämlich,
als er meint, dTiECfijuaTO sei aus dTZEy.Qivaxo dnrch
Aehnlichkeit der Aussprache entstanden, aber nicht in
sofern er es als Glosse betraclitet. Denn auch uns dünkt
es mit Hrn. K. nicht sehr wahrscheinlich, dass Jemand
das allbekannte d^u/.oiij£a9ai durch, das in jener üe-
deutung ungewöhnliche d^oCfalveadai erklärt habe,
wiewohl es nicht ganz unglaublich ist, da es ja wirklich
in den von Dindorf angeführten Glossen des Hesychius
und wenigstens in ähnlicher Weise in der de« Scholiasten
zum Thukyd. geschehen ist. — g. §. finden wir eine ahn-
Zeitschr. f. d. Allerüiunisw.
liehe Note, wie zu g. 2- — g. 9' 'st statt öXlyov jutv
7l(j6oih'v mit den Handschriften zu schreiben üklyiij UEV
liguadEV. — g. 1 1. ist eine Anmerkung von Reisig auf-
genommen, zu welcher zwei Ciiate hinzugefügt sind. —
g. lö. findet sich wieder von demselben Gelehrten eine
]Vote, in welcher Hr. K. einen kle neu Irrthum berich-
tigt. — Zu g. Ib. wird die Meinung Schneiders, dass
roL'c statt ztvdi stehen künne , wie billig, zurückge-
wiesen.
Wir haben bisher, um zu zeigen, dass es dieser Aus-
gabe an einem festen Plan mangele, alle Anmerkungen,
sowohl die des Herausgebers, als auch von Andern ent-
lehnte, berücksichtigt mit Ausnahme derjenigen, in wel-
chen bloss die Lesarten der Wolfenbntteler Handschrift
nach der genaueren Vergleichung und ilie des Victorius
angegeben sind. Da nun aber durch das Bislierige unser
Urtheil in der getiannten Beziehung, wie wir hofl'en, hin-
länglich begründet ist, so werden wir im Folgenden nur
solche Anmerkungen berücksichtigen, in welchen Hr. K. >
etwas eigenes Gutes gegeben hat, oder bei welchen wir
zum Widerspruch uns veranlasst finden.
Cap. III. g. 1. Ti ovv, E(fi] 6 ^uiviQÜii]';, oj Kqi-
rößoL'ke, VI' aoi ETnötty.vi'un nguiTov /.thv oi'xlui; Tovq
J.IEV dTTO TioXkov doyi'Qiov dxoijazovi oixoöuuovv-
Tag, rougds dno -jvoki' ekdirovog ndvxa ixovoac,
ooa dEi", r, do^aj iv ri aoi tovto rcSv ui/.orußixujv
£(jyu)V ETClÖElxvi'vat ; So Hr. K. mit Reisig, wie schon
Schneider vermnthete , statt des gewöhnlichen UTioÖEl-
y.VL'Oj, welches Dindorf beibehielt unil Sauppe zu Comm.
III, 10, lü. billigt, indem er sagt: „Oec. III, 1. pri-
uiuip est djTUÖEt/.vvu), deinde EniÖEiyvivul , discrimino
ad perspiciendnm band difl'icili." Wir gestehen, dass
wir einen Lnierschied ebenso wenig wahrnehmen können,
als Hr. K., und geben demselben völlig Recht. Für
iniÖEiy.vvu) spricht der Gebrauch desselben Wortes g. 2.
und ganz besonders g. 4. Uns scheint in g. 1. drco-
dcty.DVUj wegen des knrz vorhergehenden UTrud£ii;7jg aus
eTTidi/XVVU) geändert worden zu sein. — g. 2. steht
richtig UTojv av öeojlTat , eine Conjeclur von Koen
zum ijregorius Corinthns statt des handschriftlichen orav
(UV UV 6., wofür Dindorf weniger wahrscheinlich brav
8. schrieb. — g. lü. ?; oi 7c}utaioi Xvftalvoi'rat. Dass
diese Lesart der Handschriften, welche hier erklärt wird
durch „alii uxoribus ea ratinne utuntnr, qua plerique rem
familiärem diminnunt", wiederhergestellt ist, während
die l'orgänger die Conjcctur des SIephanus 7j ui<; TckEiora
Xv/^iavovviai lesen , wollen wir zwar nicht gerade niiss-
billigen, zweifeln aber doch sehr an der Richtigkeit
derselben, da sie mindestens etwas sehr Schrolles hat.
Dagegen ist wenigstens ;; ojg TtkEiOTa sehr wahrschein-
lich, wenn auch KvuurovvTai keinen besonderen Vor-
zug vor kvfluiVOPTUl hat. — g. IJ. behält der Heraus-
geber duakli^ELaat bei und verwirft die von^ Dindorf
aufgenommene Conjcctur des Stephanus dlTuXr^devaai,
weil an einer IMedialform dTiahji>^EVE09at zu zweifeln
sei. Er nimmt dagegen an , dass der Infinitiv ditahl]-
^Euoai in der Bedeutung des Imperativs gesetzt sei. Rec.
bekennt, dass es ihm mehr Bedenken macht, dem Xeno-
phon den Gebrauch des Infinitivs statt des Imperativs auf-
zudrängen, der sich sonst nie bei ihm findet (denn die
12
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180
losrlirift Anab, V, 3, 13, welche in ihrem gekühremlen
Stil abgpfasst ist, kann nicht liierher gerechnet wcrilen,
UDil «lucli ist auch dort der Inliiiitir in etivas anderer
Art golraucht , als an unserer Stelle der Fall sein
nürde), als eine Alediairorm anzunehmen, die sich
sonst riellcicht nicht weiter findet. — §. 13. eyiTftai; de
avTr;v natöa viav fidkicrTa i; y.a'i lö; ijÖuvctro iXa-
Xiora hoQay.vtav. Dindorf oder vielmehr Schäfer zum
Gregor. Corinth. p. 932 scheint Recht zu haben, dass
man >'; tilgen müsse. Die Vertheidigung dieser Partikel
durch Hrn. &. gesteht Reo. nicht rocht zu verstehen.
Cap. IV. g. 1. «/.A.' n'i öoxovai -Aukk/aTat tojv
entaTi]f.itnv y.al if^iol ngsnoi av /.idktOTa inifieko-
/J£u(0. So Reisig und Dindorf mit der man. sec. im
Guelf. und Lips., nährend die erste Hand TTfifirei üv
liest. Hr. R. schreibt dagegen TTQeTTeiV dv , ueil jene
Lesart ihm für die Einfachheit des Schriftstellers nicht
zu passen scheine. Ich denke, sie ist eben so passend,
als Anab. III, 2, 5. \4QtaiOi de, 6v ij/teii ijdikofisv
ßaotkea xat^iardvat, xal idojxaj^ev xai ikdßoiiev
TTlOrd. — §. 2. Hier möchte vielleicht richtiger statt
xai iniQ^rjToi eloi geschrieben werden fni(JöljTOi Tt
£101, wie in Bekkeri inecd. p. 345 citirt wird. Auch
haben rf alle Handschriften ausser A. — §. 3. xnl
da]('jklac de f^idklOTa S^ovai. Da hier alle Codd.
Sj(oi'aal haben, so vermuthet der Herausgeber, man müsse
diess beibehalten und in dem Vorhergehenden eine Lücke
annehmen. Dass Einiges am Ende des 2. §. ausgefallen
sei, vermuthete schon Schneider zu VI, ß. Im. 6- Ca-
pitel wird nämlich kurz zusammengefasst , was im Vor-
hergehenden ausführlicher abgehandelt worden war , und
zwar findet sich gerade IV, 2. das, was VI, 5. kurz
wiederholt wird; von dem aber, was VI, 6. angedeutet
wird, findet sich nach unserem jetzigen Text in dem,
was IV, 3. folgt, keine Spur. Die V'ermutliung Schoei-
(ler's ist also olTenhar wohlbegründet, und Rec. kann eine
neue Spur von der Lückenhaftigkeit des Textes in seiner
jetzigen Gestalt nachweisen. Nämlich VI, 9., wo in der
Recapitulation des Früheren fortgefahren wird, heisst es:
avTi^ yag i; egyaoia (sc. i) yetugyia) f.iad£iv ra gda-TTj
eddy.ei llvai u. s. w. Aber auch hiervon ist im Vorher-
gehenden jetzt nirgends die Rede, sondern erst XV, 9.
wird von der leichten Erlernung der Landwirtbschaft ge-
sprochen. — §. 7- y.ai TOi'TOvg doy.i/uoin; imioti xe
xal urr'/.oiq y.uTea/.evaauevovq. Wir zweifeln sehr, ob
diese Lesart der Codd. mit Reisig so vcrtheidigt werden
könne , dass die Worte iittio/; . . . xazeaxevaOLtevOLx;
eine Epexegesc zu doxi/AOL'i bilden; es scheint vielmehr
die Correctur des Stephanus doxiuoeg nothwendig zn sein.
— §. 17. Kvgoi i^ev toIvvv, ecfi] 6 Konößavkog,
ui iojxQUie';, xal inj^yäkkero ovdev ijzzov, ei xavta
tktyev, eni xtji jjo/pa; eveQyovc, noieiv xai xaza-
oxevdCeiv, >; eni nß Trokeuixos elvat. Die Stelle
der Cvropädie VI, l, 45., welche zur Vertheidigung der
Partikel y.ai ^ot eill]ydkkeio cxt'itt v/itA, beweist Nichts;
denn dort ist dieselbe sehr passend , an unserer Stelle
ganz unpassend. — §. 21. Enil Öh edaüfxaQev aiixov
6 yivcavSgo.;, ojg xaku f.iiv tu öevSga ei'ij, öi' i'oov
Se xd 7lE(pvxSvueia, Hr. K. sucht vergebens den Ar-
tikel vor -jiBCpvxtv^teva zu vertheidigeu. — In den fol- ■
gonden Worten ndvxa ^ev xaüxa $avijd^uj ist tavxa
ein Zusatz, den weder die Handschriften, noch die alten
Ausgaben kennen. Er ist auch nicht unumgänglich noth-
wendig, wenn man sich nur den sprechenden Lj'sandros
hindeutend denkt. — §. 23. war statt Ipekkivjv zu schrei-
bet) ipekiUjv, welche Schreibart nicht bloss an dieser
Stelle, sondern auch in den Stellen der Cyropädie und
Anabasis, wo das Wort vorkommt, die Autorität der Hand-
schriften für sich hat und daher auch von Dindorf in der
Stereotypausgabe jener beiden Schriften mit Recht aufge-
nommen worden ist. — §. 24. liest der Herausgeber ;}
dei ev ye xi (flkoxi/ioi'iierog nach eigener Vermuthung,
die er nachher auch im Text der Bachischen Ausgabe
fand. Sicher ist dieses nur übersehen worden, weil Bach
nicht in einer Anmerk. Rechenschaft über seine Lesart gab,
sondern dieselbe stillschweigend in den Text setzte. Na-
türlich! Denn er fand diese unziveiielhaft richtige Lesart
sowohl bei Stephanus, als auch bei Leunclavius. Ueber
ein solches iV ys XI vergl. Fritzsche ad Aristoph. Thes-
moph. V. 428. ^J'e,n,</^. ■^'^j^^-
Cap. V. §. 4. y.aX yup ev xiß %uiQu> z«l- ev rtj
aOxei. Diess hat der Herausgeber richtig verstanden
und damit unnüthigc Conjecturen beseitigt. S. auch Her-
mann Opusc. Vol. IV. p. 359. — g. 5. hätte die hand-
schriftliche Lesart liijgutg xe entiflKonoi'iiadai wieder-
hergestellt «Verden sollen nur mit der Veränderung xi
(f'lkoTl. st. eTlccftkoTC. nach Schäfer zum Gregor. Corinth.
p. 1040, dem Dindorf folgte. — §. 9- wird vermuthet
Tioü nkelojv ev^idgeia r; ev xojgin xuj , ein Einfall,
vor welchem Hrn. K. schon die wahre Bemerkung Schnei-
der's , dans xrj hier sehr matt sei, warnen konnte. Die
Lesart des Stobäus ist die richtige, nur lasse man iiögip,
statt dessen er ^(jjqliij gibt. — g. 12. Exl de i] yij
ifekovoa roi'g dvvajjevovi y.axafiav9o.vtiv xai öi-
V.aLoavvi-jv diddoxet. Nur sehr notbdürftig passt hier
&ekot aa, statt dessen die bessten Codd. iteovoa lesen;
denu die in vorliegender Ausgabe verglichenen Stellen
beweisen nichts. Diese Stelle erwartet erst noch ihre
Heilung. — §. 14. liest man: Si'/jTlaideiei de y.ai eeg
TO e-jiagxeiv dkktjkoK; i) yciogylu. Diees wird im Fol-
genden näher bestimmt und zwar in der Art, dass man
sieht, der Schriftsteller will ofienbar sagen, die Betrei-
bung des Landbaucs sei eine Vorschule für den Anfüh-
rer im Kriege. Vergl. Cyrop. I, 0, 19 und 20. In die-
sen Zusammenhang passen nun aber die Worte Sllagxeiv
dkkr,koic; ganz und gar nicht, sondern es ist sicherlich
mit Stobäus dgy^etv ohne dkkijkoii; zu lesen oder allen-
falls dieses in dkkujv zu verwandeln. Die Autorität
des Stobäus aber, obgleich er ofienbar eine Menge Feh-
ler enthält, ist doch nicht ganz gering anzuschlagen;
denn wir verdanken seinen Auszügen an mehreren Stel-
len bis jetzt einzig und allein die richtige Lesart. Rec.
will als Belege nur auf 3 Stellen hinweisen. Nämlich
IV, 3. hat er allein das richtige eöuokeftocq, V, 2.
ngoaenicpegei und V, 4. dvdgi'Cs'- — §• 18. ort de
xi]i yeiogyixiji; xd nkeiaxa eoxtv dv9guj7ruj ddvvara
TlQOVoijaai. Hier fehlt der Nachsatz, wesshalb man
verschiedene Veränderungen vorgeschlagen hat. Hr. K.
schützt richtig dieses ävawuTTudoxov durch Verwei-
sung auf die Ausleger zur Cyropädie V, 2, 17.
181
182
Cap. VI. §. 2. Ti ovv, 'icpi] 6 ScijxQdTi]<;, äga,
ii TiQÜiTOv f*ev i7Tuvek9oi/j£i> ucra f^ev öfxokoyovvTe^
dieXijki'daitev, 'iv' ijv ntug dvvcufieda 7ietQa9aji^iEV
ovTuj xai rd komu öie^nvai ocvof^iol.oyoCviEi- Hier
halte Dindorf's Vermiithung-, ilass fuev nach ö'cra zu til-
gen sei, eine Erwähnung, auch wohl, <la der Heraus-
geber dit'selbe nicht billigte, eine Widerlegung rerdient.
Rec. nimmt keinen Anstoss weder an dem doppelten f^iev
(s. Herrn. Sauppii Epist. crit. ad God. Hermannum p. 29),
noch auch daran, dass dem f.iiv im Folgenden kein öe
entspricht. Die Rede ist etwas anders fortgesetzt, als
anfangs bcabsiclitigt war. — §. 8- ist mit Recht der
ron VVeiske vor yeojpyUlv eingeschwärzte Artikel wieder
getilgt und diess Veifahren durch die gegebenen Citate
gerechtfertigt. — ^. 10. ist dem Herausgeber die rich-
tige Emendation Haasc's Ind. ad Xenoph. de rep. Lac.
i. y. ii/öo^og entgangen, nämlich £i'^oi;or«r/; statt £1^-
ÖO^Orarij. — §. 13. hat Hr. K. wunderbarer Weise
das ganz einfache Sätzcheo Tiavv öki'yog /.toi ^Qovog
eyePSTO iy.avo^ TCl(>iek9tiv ,,sehr wenig Zeit war für
mich hinreichend, um zu besuchen" nicht verstanden.
Cap. ^'11. §. 8. wird eine treuliche Emendatiun von
Hermann niitgethcilt: nokku V7riO](^lioi'fnvn r, /iriv ye-
VEO&ai o'iav öei anstatt ti, vuioyiy. /ilv TTpö; Tovg
deovi; yevicrdat. o'iav det. So erklärt sich das unpas-
sende /usv und vielleicht auch TIQU^ Tovg i)£Ol'i, wenn
man dieses als eine ursprünglich TtQO'i Tuiv decSv lau-
tende Erklärung zu ij i^olv betrachten darf. — §. 15-
Yai yuQ xal efioi ö TtariiQ. Dass Schneider noch be-
merken konnte: ,,Male Guelf. Paris. A. C. D. et Lips.
y.ai [nämlich das zweite] omittunt", ist nicht sehr zu
verwundern, wohl aber, dass Dindorf und Hr. K. jenes
unnütze y.ai nicht tilgten. Kca yciQ steht so häufig in
dem Sinne, wo frühere Gelehrte y.ai yaQ xui verlang-
ten, dass man logar so weit gegangen ist, y.ai yUQ y-O-i
bei guten Attikern ganz zu bezweifeln. — Gleich darauf
lesen »vir bei Hrn. K. mit Recht nach den Hanilschrif-
ten oVTUti; notiiv statt des bisherigen oi'TOj TlOieiv.
Auch XVI , 5. ist ovTüjg vor einem Consonanten mit
gleichem Recbte aufgenommen. — §. 18. zeigt Hr. K.
durch uiehrere Beispiele, dass die Uebersetzung Cicero's
zu frei sei , als dass daraus etwas sicheres auf den grie-
chischen Text geschlossen werden könne , und beieitigt
damit eine Vermuthung Weiske's zu unserer Stelle. —
§. 20. billigen wir es, dass nach einer Heindorf'schen
Conjectur geschrieben ist zov ioyaooftivov mit VVeg-
lasiung des vorhergehenden in den Codd. fehlenden txetv.
— §• 28. ('. TU tiEQov iy.kEintTai tu etsqov övvd-
fiSvov. Schneider's Vermuthung ekksiTTSTai , welche
Dindorf billigt und welche auch uns richtig scheint, hätte
eben so wenig verschwiegen werden sollen, als Dindorf's
Aeusserung, dass g. 30. a 6 9edg ECfVOEV ixuTEQOV
(.täkkoi/ UV dviaOxfai das den Gedanken auf das Un-
passendste schwächende äv gestrichen werden müsse.
Cap. yill. §. 1. hätte die Ordnung der Handschrif-
ten avzfjv xexcflj/tenjjv und otda uÜtijv hergestellt
werden sollen. — In den Worten oiöa ai>Tr;v V.al EQV
^Qiaaaoav crcpoÖQa, oti tujv shEvex^evTujv ri ai-
rrjaavTOi Sfxov oüy. h'xe ßOl dovvai ist allenlings die
Conjectur von Schneider 6t t at. oxi nicht nöthig, aber
aie würde keineswegs das heissen, was Ilr. K. meint,
nämlich quotiescunque non habebat, denn da würde der
Optativ folgen. Auch können die folgenden Worte otl
ovx E^Eli für das obige üil nichts beweisen, denn hier
konnte nicht anders stehen. Ja diese Worte könnten
vielmehr zur Unterstützung von Schneider's Vermuthung
gebraucht werden, so dass man sagte, um diesem OTl
Oi'X iXEli das Obige conform zu macheu, habe man or£
in OTl verwandelt. — §. 4. schreibt der Herausgeber
nach eigener Conjectur äxakktOTUTOV statt des unpas-
senden üyksEOTaTOV der Handschriften. Wir halten
Weiske^s dtidiOTaTOV mit den übrigen neueren Heraus-
geberu für das Wahre. — §. 6. ist mit Recht xctTU tÜ-
i;£lC geschrieben, wie die Codd. verlangen, statt xaxa
Tdl;iv, und eben so g. 13. xEifiEva statt y.axayEi/iEva.
— g. 7. war die Conjectur des Camerarius OL OTIioifEV,
die fast alle Editoren billigen, und zwar nach unserem
Urtheil mit Recht, wenigstens iloch zu erwähnen. —
S. 15. sehen wir eben so wenig als Reisig einen Grund,
av/ißaivEl mit Stephanus in ai/ißaivoi zu verändern. —
8. 19. billigen wir die Aufnahme der Conjectur von Din-
dorf und Jacobs (fljui statt der Vulgata (fijal. — §. 20.
fand Schneider duo TOVTOV mit Recht anstössig. Wir
vermuthen drco ravTOV ,,auf dieselbe Weise", wie man
auch sagt dno tov i'oov und Aehnl. Die Crasis rav-
xoü wird hinlänglich vertheidigt durch TaVTOJ Aoab.
Cap. IX. §. 2. loOTS ävTct eyaksi tu ngsTCovra
Eivai Ey.dnxv), Diese Lesart behält Hr. K. bei und ver-
theidigt tlval gegen Dindorf« Evi durch eine Stelle der
Apologie §. 13. [idvTEtJi övoiiu^ovoi TOli TlQOcn^iiui-
vovTag Eivai mit Bornemann's Anmerkung und durch
Verweisung auf Herrn, ad Viger. p. 750. Allein dort
ist nur die Rede vom Gebrauch des Infinitivs tivai bei
den Verben, die nennen bedeuten. Diess bedeutet aber
Sxdksi an unserer Stelle nicht, sondern es ist s. v, a.
TiaQExdket, was im Folgenden dafür gesetzt ist. üebri-
gens irrte auch Haase zu Xen. de rep. Lac. p. 169» —
g. 4. ist xExakkcoTltO/JEua allerdings anstössig; aber
Hrn. K.'s Vermuthung kann Recw nicht billigen. — g. 5-
"Edei^a de xae rijv yvvaty.uivniv avxrj, 9vga ßaka-
va)T(i) uJQiöfiEvtjv d^o Ti]<; ävS^cuvUidog. So liest
der Ilcransgeber mit der Bemerkung: Sic hunc locum
egregie restituit vir primarius; logebatur antea 9l'(Jav
ßakavEup. L. Dindorf zu Sleph. Thes. i. v. ßakavui-
TÖq liest' i^vQo. ßakavujTTj. — g. 7- wird wohl 9otva-
rixä statt doiM]Tlxä zu setzen sein mit Codd. Pariss.
und Lobeck. ad Phrjn. p. 204. — g. S. verlangen alle
Handschriften (auch Lips., welche Hr. K. nicht nennt)
8ir]V£yxo(x£v statt dtijvfyxanEv zu schreiben. — g. 13.
schrieb Hr. K. xat avxfjv 'öl iv xavTij zij t^'iqa xct-
TETaTTOUev anstatt EV ai'TTJ x. %• i "'"^ »'''" wahr-
scheinliche Verbesserung, die derselbe nachher auch schon
von Voigtländer gemacht sah. — g. 16- Auch hier ist
die Verbesserung des Herausgebers J, n av ßovkl]Tat,
ExäcTTO) X^ijo^ai, wenn auch nicht ganz sicher, doch
dem Sinne der Stelle sehr angemessen.
Doch genug unserer Bemerkungen über Einzelnes!
Es geht aus demselben hervor, dass Hr. K. in seinem
Bestreben, wo möglich, die Lesart der Handschriften zu
12«
183
184
schauen, in der Mehrzahl der Stellen nicht unglücklirh
rrwrson isi , dass er al)cr in mehreren Stellen ohne Grnnil
die l'oilioes nicht gehurt, an anderen dajjegen zn sehr
auf dieselben i ertraut hat; endlich dass, ueini von sei-
nen Verliesierun^^svorschlagen auch keinesHegs alle ge-
hilll-'t »erden kOnnon, einige sich docii des Beifalls der
Freunde Xenojihon's sicher erfreuen «erden.
Das Aeussere des kleinen Buches , um auch hienon
noch etwas zu sagen, ist sehr anst.'indig, ein schöner
Druck auf gutem , weissem Papier. Die Correctur könnte
etwas genauer sein, wenigstens in den Anmerkungen;
im Text ist uns, ausser einigen Kleinigkeiten in den Ac-
centen, nur aiifgeslossen Vll. 12. /j'iÄiOTWf , in der An-
notatio critica S. ()'.). Z. 15 »'. ". Xl'finivovro st. Xv^iai-
vovTUt, S. 7t. Z. 10. p. 572. st. 578^, S. 77. Z. 22.
Peris. st. Paris., S. 80. Z. 3. TtQOövevovai st. nonev-
ovai, lind Z. 17. Oeconiico st. Oecouomico, S. 94. Z. 1.
.^lanklaud. st. Markland. F. K. Hertlein-
18. Ueber die Sprache der römischen Epiker von Dr.
J. K. Kiine, Lehrer am jj'muasium zu Münster.
Nebst einer Nachschrift über die Metrik der römi-
schen Kpiker von Prof. Dr. //'. H. Grauert. flliin-
ster 1840. *) In der Thcissing'schen Buclibandinng.
Vorliegendes Buch des Hrn. Könc ist bald nach sei-
nem Erscheinen in mehreren Zeitschriften recensirt wor-
den, offenbar «eil man in demselben einen bcachtens-
werthen Beitrag zur Kenntniss der römischen Sprache
und Literatur erkannte: wenn nun Ref. sich entschliesst
eino kurze Anzi'ige desselben niederzuschreiben, so thnt
er es, um auf einige Seiten des Buciics aufmerksam zu
machen, welche von den bisherigen Bcurthcilern, so viel
mir bekannt und erinnerlich ist, entweder gar nicht be-
achtet oder doch nicht gehörig gewürdigt worden sind.
üio friiheren [lecen»enten haben sich meist darauf be-
schränkt, einzelne Behauptungen und Ansichten Hrn. K.'s
herauszuheben und dieselben in Zweifel zu ziehen oder
als irrig zu widerlegen. Und es lässt sich nicht in Ab-
rede stellen, dass gerade diess die schwache Seite von
Hrn. K.'s Arbeit sei, indem auch Ref. im Einzelnen gar
manche Ansichten als unhaltbar oder unbegründit mit
leichler Mühe nachweisen könnte. So ist es allerdings
seltsam, wenn Hr. K. im Vorworte sagt: „Diese Schrift
verdankt ihr Entstehen einem einzigen Worte. Diess
mir darum nmergessliclie Wort ist Ilnliam, ilas erste im
zweiten Verse der Aeneis. Vor einigen Jahren fragte
ich, warum ^'irgil lias ~i in diesem Italiam lang brauche,
da es doch in Ilahis kurz sei , und ich fand alsbald den
Grund. Italiam mit kurzem i passt nicht in den Hexa-
meter. Dann fand ich ferner, da-is der Casus Italia selbst
bei der Dehnung des "i nur in einer Elision eingefügt
werden konnte. Darum, dachte ich, wäre es ja besser
*) B e ri ch tig unR. Im Monat J a ii ii .i r ist duich ein Ver-
schen in der Niimcrirting der Arbeiten Nr. 6. statt 5- ge-
setzt werden Als Nr. 5. sollte Hrn. Th. Bergk's Rccen-
sion von Köno's Sprache der röra. Epiker komaieuj doch
lief liiise 2U <pal em.
gewesen, wenn der Dichter die Sylbo al gedehnt hätte.
Aber ich erkannte auch sofort, dass dabei mehr verloren
als gewonnen wurde. Es passte nun zwar Italia, aber
nicht Italiae, Itliliam, Itali~ä, wenigstens ohne Verderb-
-niss nicht. Es lag sehr nahe, wozu ich überging. Ich
zählte bald in dei' ersten und den folgenden Declinatio-
nen , in der Conjugation und Wortbildung eine gar nicht
erwartete Menge von Formen und Worten, deren Zeit-
maass dem daktj'lischen Verse widerstrebt. So war also
der eino in dieser Schrift behandelte Grundgedanke ge-
funden. An demselben festhaltend , las ich im Virgiliu»
weiter, und waril freudig überrascht, als ich in den ei-
genthünilichen von der Prosa abweichenden Formen und
Wendungen die Mittel entdeckte, welche der Dichter
angewandt hatte, um sich aus der Noth zu helfen. Und
das war der zweite Grundgedanke dieser Schrift." Aber
auf welche Weise Ilr. K. zuerst auf jenen Gedanken
geführt ward, ist für den Leser etwas völlig gleichgül-
tiges : der erste Anlass selbst kann als ein äusserer und
meist vom Zufall ablWlngiger durchaus nicht die Sache
begründen, wenn diese nicht selbst Zeugniss für ihre
Richtigkeit ablegt. Darum hätte ich gevvi'lnscht, Herr
Küne hätte Diess und Anderes aus seiner Arbeit aus-
geschieden.
Hrn. K. ist der Unterschied, welcher zwischen dem
griechischen und römischen Epos in Beziehung auf Form
und Sprache stattfindet, nicht entgangen. Dort in der
äusseren Form das schönste Ebenmaass nnd die grCssto
Vollendung in allen einzelnen Theilen : denn die grie-
chische Sprache, vor allen der ionische Dialect, ist wie
keine andere für das daktylische Versmaass geeignet: bei
dem Reichthum von Vocalen stehen lange und kurze
Sylben in dem schönsten ^Vrhältnisse zu einander; kaum
irgend eine Form, die den Gesetzen des A'erses wider-
strebt oder wohl ganz nnfügsam wäre: und trat einmal
dieser Fall ein, so bot die Sprache selbst vermöge ihres
unendlichen Reichthums leicht Abhülfe dar: endlich fällt
die Ausbildung des daktylischen Rhythmus in eine Zeit,
wo die freie Entwickeluiig der Sprache noch nicht ab-
geschlossen, vielmehr bildsam und gefü;;ig genug war,
um jegliche Form anzunehmen. Wie das griechische
Epos selbst «las unmittelbarste Erzeugniss des jugendlichen,
schöpferischen Volksgcistes ist , so ist auch die änssere
Form eine unbewusste Schöpfung, die ebenso wohl ilem
Inhalte, dessen Träger sie ist, wie dem der Sprache in-
wohnenden Principe durchaus gemäss ist. Ganz anders
verhält es sich mit dem römischen Epos, welches zu
allen Zeiten als ein Erzeugniss kuiistmässigen, bewussteu
Schafleiis erscheint, und in seiner ganzen Entstehung und
Bildung den langwierigen nnd harten Kampf, den eine
fremde Form mit dem spröden Sprachmaterial zu beste-
hen hatte, mehr oder minder offenbart und eben daher
an Leichtigkeit, Beweglichkeit und Anmuth dem grie-
chischen in mancher Beziehung nachsteht. Indem nun
Hr. K. diesen Unterschied immer deutlicher empfand,
und nach den Gründen forschte, fand er, dass die latei-
nische Sprac he ihrem ganzen Bau und Wesen nach nicht
für das daktylische oder anapästische Versmaass geeignet
sei, tjclmehr sich zu iambischen und trochäischen Rhyth-
men hinneige. Es ist diess ein Gedanke, der wohl schon
185
186
früher hier und ila ausgesprochen oder empfunden »vor-
deii ist, allein Hrn. KiJne gebührt uubestritfen das Lob,
diese Idee znerst begründet und w issenschaftiii h durch-
geführt zu haben: und Hr. Gruuert, welcher in einer
Nachschrift Hier die Metrik der römischen Epiker die
von Hrn. K. gewonnenen Resultate weiter zu rei folgen
und ihren Einfluss auf die richtige Würdigung der rii-
mischen Poesie nachzuweisen sucht, woraut Reo. weiter-
hin zurückkommen wird, schenkt Hrn. K.'s Arbeit mit
roUeni Rechte die gebührende Anerkennung. Das Ver-
dienstlicho dieser Arbeit kann selbst dadurch nicht ge-
schmälert werden, dass die Ansichten Hrn. K.'s Isowohl
im Einzelnen, als auch in ßezng auf die Folgerungen,
welche derselbe daraus herleitet, vielfach beschrankt nud
berichtigt werden müssen, indem Hr. K. öfters, verleit^'t
durch das Interesse für die Neuheit jenes Grundgedan-
kens, zu irrigen Schlüssen gelangt: so icrzeihlich nun
auch dieselben sind , so erscheint es doch als die Pflicht
der Kritik auf das Verfehlte aufmerksam zu macheu.
Die Aufgabe nun, weiche sich Hr. K. gestellt hat,
ist eine zwiefache, einmal will er nachweisen, dass der
Hau der römischen Sprache ursprünglich dem Hexameter
widerstrebe, zweitens welche {Mittel die römischen Dich-
ter angewendet haben, um jene Hindernisse zu besiegen.
Die Aushülfe selbst ist eine dreifache , indem sie theils
duroh die Form, theils durch die Syntax, endlich durch
den Sprachschatz selbst geboten waril. Die sj^ntactischen
und lexicalischen Mittel, welche den Dichtern zu Gebote
standen, übergeht Hr. Köne zunächst, und behandelt in
vorliegcn<lem Buche ausschliesslich den fnrmcllen Theil,
nud zwar geht er zu diesem Zwecke die Declination und
Conjugation, ilie Lehre von der Ableitung und Compo-
sition , zuletzt die Partikelu durch. Hr. K., vertraut mit
ilen Fortschritten, welche die Sprachwissenschaft in neue-
rer Zeit gemacht hat, sagt sich von dem bisher gelten-
den Verfahren in der lateinischen Grammatik völlig los
und versucht ein durchaus neues Gebäude aufzuführen.
Kann man auch im Einzelnen mit der Anordnung und
Ilehandluiigsweisc Hrn. K. nicht überall einverstanden
sein, so wird man doch ihm das Ver.lienst zugestehen
müssen , den richtigen Weg in der Behandlung der la-
teinischen Sprache zuerst eingeschlagen zu haben. Ein
Umstand jedoch hat nicht selten einer unbefangenen und
grünillichcn Benrtheilnng Eintrag gethan : Hr. K. hat
nämlich, indem er den Organismus der lateinischen Spra-
che zu entwickeln versucht, hauptsachlich nur ein klei-
nes Gebiet der römischen Literatur, die epische Dichtung
und deren Einfluss auf die Ausbildung (Icr Sprache vor
Augen: indem namentlich Hr. K. ilen formalen Theil der
Sprache ' tier römischen Epiker darstellen will, erkenut
er ganz richtig die Mangel, an welclien das alte, her-
gebrachte grammatische System leidet, und sieht sich
dcsshalb genöthigt, ein neues, auf w isf^enschaitlichen
Principien ruhen<les, zu begründen. .Aber es wiirde Hr. K.
manche Einseitigkeiten und Irrthümer vermieden haben,
wenn derselbe vielmehr das ganze Gebiet der lateinischen
Sprache berücksichtigt und darnach seine Sprachlehre
coiistruirt hatte: alsdann würde ihm die Thatigkcit der
epischen Dichter gewiss in anderem Lichte erschienen
sein ; wo er jetzt nur den Verfall der Sprache zu erken-
nen glaubt, würde er einen Fortschritt erblicken ," man-
che Erscheinung, die er jetzt den Epikern zuschreibt,
würde er vielmehr als in dem natürlichen Eritwickelungs-
gangc der Sprache selbst begründet gefunden haben, ücber-
haupt aber kann man es nicht billigen, dass Hr. K. zu
wenig auf die älteste Zeit der römischen Literatur, na-
mentlich auch auf die Prosadenkmaler Rücksicht genom-
men bat, so sind selbst Dichter wieEimius und Lucilius
nicht so, wie sie sollten, von Hrn. K. benutzt worden.
Um das eben ausgesprochene Urtheil zu bestätigen , will
ich nur ein und ilas andere Beispiel anführen.
So urtheilt Hr. K. auf S. 30, wo er vou dem Geni-
tiv der 1. starken Declination auf orum und um handelt,
höchst ungerecht, wenn er sagt: „Es ist merkwürdig,
dass die Epiker diese alterthümliche Form bei ander«
gebauten Wörtern viel seltener angewendet haben. Sicher
haben sie den Gleichlaut mit dem Accusativ auf um als
eine Unvollkommcnheit zu vermeiden gesucht. Sie hatten
Recht. Wollten sie aber die alterthümliche Form zu
ihrer Bequemlichkeit benutzen, so hätten sie das alte om
wie wir es noch finden in divom , beibehalten sollen.
Dann war der Genitiv und Accusativ so schon geschie-
den, wie es eine Sprache vermag." Aber das kurze u
des Accusativs konnte ein römisches Ohr recht wohl von
ilem lancen "ü des Gonitivs unterscheiden: om aber, wie
Hr. K. verlangt, überall im Genitiv zu sägen, wäre ge-
radezu fehlerhaft gewesen; denn der Uebcrgang des "ü m
Ö war doch wohl auf den Fall beschränkt, wo "v oder u
vorherging, und so kann man wohl divom in Genitiv
sagen , gerade wie mau auch im Singular divos und
divom sagte, wo dann freilich der Unterschied, den Hr.
K. zwischen Genitiv und Accusativ verlangt, ebenso wenig
bemerkbar sein würde, aber virom , Italom u. a. würde
geradezu sprachwidrig sein. Dass in der ältesten Sprache
der Gebrauch des "«i nicht auf so enge Grenzen zu be-
schranken sei, weiss ich recht wohl, aber für die Zeit,
wo die literarische Ausbildung der Sprache beginnt, dürfte
jenes Gesetz festzuhalten sein.
Ebenso wenig kann man das billigen, was Ilr. K.
über den Genitiv auf ii bemerkt, auf S. 34 und fl., wo
er unter andern sagt: „Nehmen wir diese Erscheinungen
zusammen, so sind wir berechtigt zu vermutheu, dass
die Zusammenziehung des Genitivs ii in i von den Epi-
kern ausgegangen, und aus ihnen in die Prosa, wenn
sie darin gebraucht ist, aufgenommen wurde." Die.'»
kann auf keine Weise zugegeben werden: denn abge-
sehen davon, dass mehrere Worte auf ins durch die ein-
silbige Endung 1 im Genitiv gerade für den Hexameter
unbrauchbar wcr<len, wie genius, Pompilitis, selbst Fla-
vius u. A., so werden durch ilie Annahme dieser ein-
silbigen Endung die Mehrzahl der Neutra auf ium im
Genitiv von der episclien Poesie ganz ausgeschlossen, und
zwar U'orto wie uuxilium, consilium, exilium, imperium,
pretium , Studium , praesidiiim , spolium , principium ,
hospitium, spatium, perfugium nnil viele andere, deren
die epische Sprache gar nicht entbehren konnte, währenil
durch diesen Genitiv nur etwa folgende sich dem Hesa-
187
188
meter fa^en ; aliium, palalium, ottium, somnium, Si-
lentium, taedium, soluliitm, incendium, otium, proelium,
praeconium , negotium, j'urgium , pallium, aliium, ilie
aber zum Tlieil in <ler epischfii Poesie gar nicht for-
kouimen können. Es wflre tia doch gewiss bequemer ge-
wesen, wenn die Epiker entweder die nach Hrn. K. ge-
wöhnliche und achte Form ii beibehalten hatten, anstatt
die um nichts bequemere 1 aufzunehmen, oder, wollten
sie einmal der AVillkür Raum geben, wenn sie je nach
Bedürfniss des Verses und Bequemlichkeit bald ii, bald i
gebraucht hatten. Aber auch historische Beweise spre-
chen gegen Hrn. K.'s Ansicht. Ich will gar nicht er-
wähnen, das» in den iambisclien und trochäischen Vers-
maasson nach Einführung des Hexameters überall die
Formen auf ~i als die allein gültigen erscheinen (und
dcxh würde hier die Form auf ii oft sehr bequem , fast
nirgends störend sein) , noch dass in den ältesten Prosa-
denkmälern selbst die Handschriften nur die Form auf 1
darbieten, allein auch schon ehe der Hexameter und seine
Gesetze den Römern bekannt wurden, lässt sich nur die
Form "i nachweisen, so Naevius bei Nonius v. acrimonia.
„Ne ille mei feri ingeni atque animi aerem acrimo-
uiam."
Nicht aiinder ungerecht ist Hrn. K.'s ürthoil auf
S. 60, wo er lue Syncope in perichim a. s. w. ebenfalls
als durch die epischen Dichter veranlasst darstellt: ,,VVenn
nun auch eine solche Form die Sprache gar sehr verletzt,
so ist sie docli dem Dichter in Noth zu verzeihen; aber
unverzeihlich ist es , wenn in Folge derselben auch die
Casus so verstümmelt werden, welche sich ohne das dem
Verse fügen, wie pericla (Hör. Sat. I. 2. 40.), vincla
(Virg. Georg. IV. 4l2.) u. a. m. Harten Tadel verdient,
wer leidiger Bequemlichkeit zu Liebe die schöne Form
zerstört." Allein gerade diese Beispiele hätten Hrn. K.
darauf aufmerksam machen sollen , dass jene Formen doch
wohl nicht erst durch die Willkür der epischen Dichter
hervorgerufen «nrden, sondern vielmehr in der Sprache
selbst iinil ihrem Ent« ickelungsgaiige begründet sind.
Wie nun aber exemplum , templum durch Sjncope ent-
standen sind , ebenso verhält es sich mit den ganz ähn-
lichen Wortbiliiungen periclum, vinclutn , seclum u. s. w.,
nur dass bei diesen sich auch die vollere Form erhalten
hat, und gerade vorzugsweise gebräuchlich ist. Das
Recht aber von den doppelten Formen, die die Sprache
darbietet, Gebranch zu machen, will Hr. K. doch ge-
wiss den Dichtern nicht verkümmern. Ferner die Sjn-
cope selbst kann Hr. K. unmöglich für eine dichterische
Licenz erklären , vielmehr ist sie im Wesen jeder Spracne
begründet, findet sich daher ebenso gut in der lateini-
schen, wie in der griechischen und deutschen: ja es ist
gar nicht zn verkennen, wie die lateinische Sprache vor-
zugsweise zur Sjncope hinneigt, aber freilich nicht an
jeder beliebigen Stelle ; sondern nur die kurzen tonlosen
Formationssylben e, i, Ti können vor oder nach Liqui-
dis, vorzugsweise r und i ausgestosscn werden, wie
periclum (periculum), circlos (circulos), aspris (asperis),
oprae (operae), calda (calida) , ferx (fcris) und ähnliche
Formen , die Hr. K. unmöglich auf Rechnung der Dich-
ter stellen kann, da z. B. fers und verwandte Formen
allein gebräuchlich sind, und dergleichen (jncopirte For-
men gewiss in der älteren Sprache noch viel häufiger
waren, wie es z. B. im Carmen Saliare, wo doch an
keinen Einfluss der epischen Dichtung zu denken ist,
bei Varro de Ling. Lat. VI. p. 70 :
Divom exta rante , divom deo siipplice canie.
Den deutlichsten Beweis dafür liefern die komischen
Dichter, namentlich Plauius, die sich ganz eng an die
Volkssprache anschiicssen, und deren Freiheiten sich wil-
lig aneignen , nur dass man darauf bisher bei der Kritik
jener Dichter zu wenig geachtet hat: so lässt z. B. Plau-
tus die Syncope des e vor r nicht alleiu in Formations-
sylben zu, sondern auch in der Präposition per, wenn
das folgende Wort mit einem Vocale anfängt, da ja die
Präposition mit ihrem Casus eigentlich nur ein Wort bil-
det, so dass 2. B. per illum bei Plautus oft wie p'r il-
lum zu lesen ^ wenn auch nicht gerade zu schreiben, da
ja keineswegs die Schreibart durchaus mit der Aussprache
in Ucbercinstimmung gesetzt ward, obwohl Hr. K. wie-
derholt iliese Forderung stellt, ich meine mit Unrecht.
Aber nicht allein die Komöiliendichter , tvelche <lcn Volks-
dialekt benutzen, sondern selbst die Dichter, welche der
kunstgerechten Schule angehören, gebrauchen die Syncope
nicht selten, und zwar, um noch einen zweiten Fall an-
zuführen , nicht allein vor und nach dem Liquidis, son-
dern auch nach den Lingualen "il und ~t, z. B. CatuU
XL, 1:
Qnaenam te mala mens, miselle Ravide,
wo Rav'de zn sprechen ist, da eine Auflösung der Arsis
hier unzulässig ist. Und in gleicher Weise ist bei Catull
in LXVI. V. 72. herzustellen.
Ncc si me infestis discerpent sidera digitis
oder auch digtis für die Vulgata diclis , welche völlig
unstatthaft ist *).
Mancherlei unrichtige Ansichten finden sich in dem
Systeme der schwachen Declination, tvelclies Ur. K. auf-
stellt; ich begnüge mich, einzelnes aus der nennten De-
clination (der bisherigen vierten) auszuwählen. Hr. Köne
behauptet auf S. 94 mit vollem Rechte, dass hier das ü
zum Stamme gehöre, nicht also etwa als Casusendung zu be-
trachten sei, wie bei der zweiten Declination. Allein
die Folgerungen, welche Hr. K. weiter darauf gründet,
kann man nicht billigen. ,,Aus dieser Ansiebt ergibt
sich von selbst,
1) dass der Genitiv auf 1 statt us arges Sprachverderb-
niss ist. Veranlassung dazugab wohl, dass das ng
dieser Declination mit dem Gcscblechtszeichen us
in der starken Declination verwechselt wurde;
2) ilass die Verschränkung des Dativs ui in ~ii eben-
falls Verderbiiiss der rechtmässigen Form ist, und
zwar um so mehr, da der Dativ in dieser Gestalt
mit dein Ablativ, ilessen Unterscheidung die Sprache
mit so vieler AJühe geschaffen hatte, wieder zu-
■ammenfällt;
*) Mit infestis digitis discerpere vergl. Bentlei zu Horat.
OJ. I. 6. 8.
1S9
190
3) dass das li in dem Casus nbus ebenso nrsprüiiglich
ist und hätte bleiben sollen, wie es iu annuns, cae-
duu» u. a. gebliebeu ist" u. s. >v.
Was den ersten Funct betrifft, so kann man nimmermehr
Hrn. K. zujfeben, dass der Genitiv auf 7 ein arges Ver-
derbniss und aus IVIissrerständuiss entstanden sei. Und
durch wen sollte dieses IVIissverständniss veranlasst sein?
Etwa auch von den Epikern ? Sagt doch schon Mävius
in seinem punischeu Kriege bei Charisius p. 103:
Manius Valcrius cousul partem exerciti
In expeilitioneni ducit.
Und Forujen wie domi, senati u. s. w. sind sicher uralt.
Vielmehr erkennen wir aus solchen Formen deutlich,
dass Wörter wie exercitus , domus , senatui u. a. ur-
sprünglich der starken Declination angehörten; als aber
im Verlauf der Zeit und bei weiterer Fortbildung der
Sprache die starke Declination immer mehr erlosch, gin-
gen sie zur schwachen libcr. Solche ücbergange von
der starken zur schwachen Declination lassen sich nir-
gends deutlicher nachweisen als bei den Pronomiiiibus, so
t. B. im Plural des Pronomens qui oder (juis , denn d.is
relative und interrogative Pronomen sind ursprünglich ein
und dasselbe :
Starke Declination:
Schwache Declination ■
Mom. qui, quae, qua. qucs, (quia).
Gen. quoruni, quarum, quorum. quium, quium.
Dat. quis, quis, quis. quibns, quibus.
Acc. quos , quas, qua. ques, (quia).
Abi. quis, quis, quis. quibus, quibus.
Beachtet man ferner die grosse Anzahl von Wörtern
dieser Declination, von welchen sich Genitivformen auf
1 nach» eisen lassen, wielucti, tunitilti, gemili , adspecli
o. s. w., so geht mau gewiss nicht zu weit, wenn man
behauptet, dass ursprünglich alle VVorte dieser Declina-
tion als starke tlectirt wurden und nur allniählif h jene
Schwächung erfuhren.
Aber auch in Betreff des zweiten Punctes kann ich
Hrn. K. nicht beipflichten , dass der Dativus u geradezu
als eine Verderbniss der ächten, ursprünglichen Form zu
betrachten sei. Hr. K. ist überhaupt , wie viele Stellen
seines schätzbaren Buches deutlich zeigen, gegen die
Contraction eingenommen, die im Lateinischen nicht min-
der häufig sich findet als im Griechischen, und deren
Gesetze eine gründliche Untersuchung erfordern. Und
so ist denn auch diese Declination eigentlich als eine
contrahirte zu betrachten; denn der Genitiv anus ist aus
anuis entstanden, da ja anu der Stamm, is die Endnng
ist; mit ganz gleichem Rechte wird also anui in anu
conirabirt, gerade wie in den übrigen Casibus, Abi.
anu-e, anu, und im Plural anu -es, anus. Ebenso im
Genitiv Pluralis currum bei Virgilius st. curruum. Dass
iu dem späteren Sprachgebrauch in einzelnen Casibus die
contrahirte, in andern die vollere Form die gebräuch-
liche ward , darf uns nicht befremden : ebenso wenig aber
dürfen »ir die Dichter tadeln, wenn sie neben der ge-
wöhnlichen auch von der seltneren Form Gebrauch ma-
chen; als Verderboiss kann alio curru, anu und ähnliche
Formen nie betrachtet werden, sondern nur als conse-
queute Durchführung der Contraction.
JJur im dritten Puiicte stimme ich Hrn. K. bei. Der
Dativ und Ablativ miisste ursprünglich saltu - ibus heis-
sen , daraus ward mit Ausstossung des 1 saltuius, und
diess ist für die bessere Zeit der römischen Sprache die
gebräuchliche Form; als jeiloch in spaterer Zeit das u
immer mehr in l abgeschwächt ward und das lebendige
Bewusstscin der Sprache mehr und mehr erstarb, gab
man den Wurzclrocal ~a auf, und so entstanden Formen
wie saltibus u. a.
Es war meine Absicht auch ans dem Abschnitte,
welcher vom Verbum handelt, einzelne Partieen heraus-
zuheben, um eine abweichende Ansicht zu begründen,
allein ich befürchte, die dieser Anzeige gesteckten Gren-
zen zu überschreiten , da ich noch über einige allgemei-
nere Puncto, wo ich mit Hrn. Köne und Hrn. Grauert
nicht einverstanden sein kann. Einiges hinzufügen ojüchte.
IVlit dem daktylischen Rhythmus wird iu die römi-
sche Sprache eiu fremdes, widerstrebendes Princip auf-
genommen, da sie ihrem natürlichen Bildungsgänge ge-
mäss zu iambischen und trochäischen Rhythmen sich hin-
neigt; diess ist ein Resultat, welches durch Hrn. Küne'g
Untersuchungen unumstösslich feststeht. Aber ich kann
Hrn. K. durchaus nicht beistimmen , wenn er iu dem
Aufnehmen des fremden Principes durchaus etwas Ver-
derbliches und Tadelnswerthes erkennt, vielmehr behaupte
ich im Gegentheil, dass nur auf diesem AVege die Aus-
bildung und Entwickclung der römischen Sprache und
Literatur gefördert werden konnte. Weit entfernt also,
in jenen Machbildungen griechischer Formen eine Stö-
rung oder Verderbniss zu erkennen, finde ich gerade
darin einen grossen Fortschritt zu selbständigen Proiluc-
tiouen, so weit diess überhaupt den Römern möglich
war. Hr. K. geht viel zu weit, wenn er aufS. 7 sagt :
„Doch die Noth findet Ratli. Die römischen Epiker ha-
ben die manichfalligsten und nicht selten sonderbarsten
Mittel und Wege versucht, um ihre unbeschreibliche \er-
legenbeit zu verdecken oder zu besiegen. Sie haben sich
nicht gescheut, oft gewaltsame Hand an den schönen,
aber für ihren Zweck nicht eingerichteten Bau anzulegen,
haben ihn aus den Fugen gerissen , ihn oft gräulich ver-
stümmelt. Will man ihren Mitteln und Wegen, wodurch
sie sich geholfen haben, nachgehen, so wird mau sich
am bessteu zurechtfinden, wenn man bemerkt, wie sie
sich Iheils grammatische, und hier enfuetler durch die
Form oder durch die Santax, tlicils lexicalische Aus-
hülfe zu verschaffen suchten." Und solche und ähnliche
Verdammungsiirtheile finden sich wiederholt in dem Buche
ausgesprochen. Und doch wie kann man bei unbefange-
nem Sinne läugneo, dass erst durch die Nachbildung
griechischer Formen ein unermesslicher Fortschritt in der
römischen Literatur sich zeige. Die römische Poesie
existirt eigentlich nicht eher, als bis man anfängt mit
der griechischen vertraut zu werden , und zwar beginnt
man damit, dass man fremden Stoff in einheimischer
Form behandelt, wie es Livius Andronicus thut, von dem
Cicero (Brut. IcS.) sagt: ,, Nihil est simul et inveiitiim et
pcifcctuin — nam et Od^ssea Lafiiia est sie taiiquam
opus aliquod Daedali et Livianae fabulae uoo satis dignae
191
192
qaae iieruni leganfiir." Und welch' ein Abstand zwisrlicn
der EIrgaDz des Iluiiicrisclien Verses und dem leicliten
Fluss der Hede ge^rii dio Stärke und Rauheit lies Li-
riauischen Epos gehalten ; man rergleiclie nur etwa die
Bruchstürke des ersten Buches mit den entsprechenden
Ilomeriüt'hen Versen :
V^irnni mihi , Caniena , inseco versutum.
\(vS(ja fAoi ewene, Dlovfra, nokvTQOTVoV'
Pater noster, Saturni filie —
i2 TCdreQ ij^iereps K^oildij. —
Mea puera, quid verbi ex tuo ore profngit?
Nequc enim te oblitus sum, Laertie noster.
Tsxvov i/ituv, jcotiiv oe tjrog cfvysv sqy.oc öSovtojv;
Tidj.; av t^Eir' 'Odi'aijOi; eycij dsioto kui}ol[Ai]V ;
Argentco polubro , aurco egiutro.
Xiovi/rJa d' diKfinoKoQ, ngoioin e^irej^ivs (pegovoa
Kakij , XQVOsh] , vTttQ doyv(ji.-oio keßijzoq.
Tucjue mihi narrato omnia disertim,
'AkL' äye i^tot Tuös eine y.ai dTQiy.£(oq xaraks^ov.
Quae haec daps est , qui festus dies 'i
Tig ödii, tii öe üfiikoq cid' hnksTo;
Matrem procitum plurimi ver>erunt.
Töaoot f-ujTe^' ij^ujv (.iwiptac.
Hier ist allerdings der lateinischen Sprache keine Gewalt
angethan, nirgends dem Metrum zu Liebe das Eigen-
thümliche und L'rsprüngliche aufgeopfert, aber auch nir-
gends eine Spur ron kunstuiässiger Bildung des Ausdrucks
oder des Rhythmus. Und doch ersclieint dieser erste
Versuch des Lirius Anilronicus, einen fremden Stoil in
national- römischer Sprache und Blctrum zu belTandeln,
fein und zierlich , gegen das kühnere Unternehmen des
!Närius einen einheimischen Gegenstand in einem heimi-
schen iVlaasse zu besiegen: mag man immer in diesem
Unternehmen des Närius im Allgemeinen einen Fortschritt
erkennen, so kann doch die Ausführung kaum für er-
träglich gelten. Denn aller Poesie baar und ledig sind
doch l'erso wie:
IVarnque nullum pejus macerat homonem,
Quam de niare saeiom, vires C[uui sunt magnae,
Topper confringent importunae nndae.
Oder die Beschreibung des Giganten- und Titanenkampfes
im Tempel des Jupiter zu Agrigent *) :
*) Vergl. Diodor. Sic. XIII. 82., wo es bei der Bcschnibung
dieses Tempels licisst : ruf äi aioiöv tö /Ltcyi&oi; y.al iö
üi/JOS iiidaiov i)(Ovau)>' , ir fiiv rw rejö? ttu fiigii, t»)i' riyar-
TOftu/Jay l-nnit^oavto Ttü? ^Aufpcd? y.itl tw /icyi'Oit y.al tw
y.ä).).ti dncfionüautg, Zu derselben Teni|n*lbesclueibiing
lli'Iiören aucii fül_:4cinle Bniclistuckc «;Ics Navius bei Servius
zu Virg. Aen. II. 797. und 111. 10., die man nicht minder
unrichtig als das eben angefiilirte gcdiiitet hat:
Eorum scctam scqminlm- multi aioitalcs.
Multi abi ex Troia strenui viri.
Ubi foras cum aiiro illic exüvinl.
.\niborum uxorcs noctii Troiad cxibanl.
r.apitibus opcrlis , flcntcs ambac , abenntcs
Lacryrnis cum midtis.
Denn auch die ZerstiimiiL; Troias war dort dargestellt ,
vcigl. Oiodor: jv äi Toj nyö; cSi;o/((<; tjJi' ("Awoii' liji; TqoCuq,
iv ij Tuiv iigoton' i'xuazoy löüv iativ olxitoiq t?]? nc^taTKOCw;
äiäijfdovgyrifiii'or.
Inerant signa expressa , quomodo Titani
Bicorpores Gigantes magnique Atlantes
° Rhuncus ac Purpureus filii terras,
uder :
Sin illos doserant fortissimos rirornm,
3Iagnum stupruni poplo fieri per gentes,
oder:
Sesequo ii perire mavolunt ibidem
Quam cum stupro redire ad suos popularis.
Wo Närius erträglich ist, da ahmt er die Griechen nach,
ivie wenn er sagt:
Dein pollens sagittis inclutus Arcitenens,
Sanctus, Delphis prognatns, Pjthius Apollo,
oder:
Sili'icolae homines, belli inertes.
Hier sehen wir also schon Nävius, ohne durch das Vers-
roaass genüthigt zu sein, Worte ganz nach griechischer
Weise bilden. Einen unermesslichen Fortichritt bildet
dagegen Ennius, der, indem er den altitalischen Vers
und seine Gesetzlosigkeit aufgab, einen nationalen Inhalt
in fremder Form behandelt, und so die spröde Sprache
nothigt, selbst wider Willen eine gefälligere Form anzu-
nehmen und sich dem Zwange strenger Regeln zu unter-
werfen. Ennius hat daher vollkommen Recht, wenn er
auf seine \'orgänger mit Verachtung herabsieht:
Scripsere alii rem
Versibu', quus olim Fauni vatesque canebant,
Quum neque Musarum scopulos quisquam superarat.
Nee dicti studiosus erat —
Nos ausi reserare. -^
Hr. Küne sowohl als auch Hr. Grauert sind zu jener
Ansicht, nornach die Einführung des Hexameters als ein
Verderb der römischen Sprache zu betrachten sei, haupt-
sächlich dadurch verleitet worden, dass sie von IViebuhr's
Ansicht von dem Vorhandensein einer alten volksthüm-
lichen epischen Poesie bei den Römern ausgehen und von
deren consequenter Fortbildung, wenn sie stattgefunden
hätte, sich die glücklichsten Erfolge versprechen.
Allein ich wenigstens bin allezeit der Meinung gewe-
sen, Rom habe kein volkstbümliches Epos besessen und
überhaupt nichts demselben Analoges hert orbringen kön-
nen. Der Grieche hat ein Volksepos, weil er die in-
dividuelle Freiheit als ilas Princip des Handelns aner-
kennt, und eben die Aeusserungen dieser .Selbständigkeit
des Einzelnen bilden den Inhalt des griechischen Epos.
Ebenso hat der Deutsche eine volLsfhümliche Dichtung,
weil auch hier das Scibstbcw usstsein der Individualität,
welches nur dem unmittelbaren sittlichen Gefühle sich
unterordnet, vorwaltet. Bei dem Römer dagegen wird
gleich von allem Anfang das Familienleben, die in voll-
kommener Freiheit sich entit ickelnde Sitte zurückgedrängt;
Rom beginnt mit der Gründung des Staates, es bedarf
aller Gesetzesstrenge , um die widerstrebenden ^und hete-
rogenen Elemente in seinem Schoosse zu bewältigen ; da
ist von sulijectivcr Freiheit keine .Spur zu finden, viel«
mehr niuss jeder Wille des Einzelnen sich von Anfang
an dem allgemeinen Willen, dem Wohl des Ganzen un-
terwerfen : und nur durch jene männliche Resignation)
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ilnrch jene >i illeiiloso üiiigpbuiijj und Unicrordiitii);; unfer
lieii S(»at lind seine (jesotzr ist Uoni eine »ollbrsipjjpnde
lind ^icltbetierrsilicniie HJacht (joivorden, und (fiTailc (i.i,
«(I der indifiducllc Wille sich hisxagt von jenem nnlie-
liln^'ten fielnirsain , da beginnt aucli sofoit der \ erf.ill
und ünterif.in'j des römischen Staates.
Aber nenn auch die liiiiner kein ^'«Iksppos hatten,
so liatfen sie dcicli Saffoii : einen safjenarf igen Cliarakter
bat dio ganze älteste Geschichte Roms, diess ist so sehr
iu der Aatiir iler Sarlio selbst begründet und lon j\ie-
buhr mit si> kl.iren Beiveisen dargethaii, dass daniber
kein Ziveifel olivialten kann. Aber das kann man nicht
zugeben, »leiin Aiebulir nun noch einen .Schritt «eiler
freht, und den Ilöminern sofort eine tolkslliiiniliclie epische
{'oenie lindicirt, deren Triiiner sich bei (ien römischen
füstorikern rorfindeii sollen, eine .Ansicht, ilie im All-
genipinen auch Hrn. Grauert's L'rfheilen filier <lie hjr.t-
«ickelung der röini,schen Poesie 2.11 Grunde Hegt. Oenn
Knisclieii Sage und ^'olksejios liegt ein gar »veiter Zivi-
schenranm, eine tiefe Kluft, «eldie die llümer nie aus-
gefüllt haben. Damit die Götter- und Ileroensage eines
Volkes sich ausbilde und (lic!iterische Gestalt gewinne,
kurz /um A'olksepos werde, drt7.11 bedarf es einer ge>»is-
«en Ruhe und .Vligeschlosspuheit , eines friedlichen, un-
gestörten Zustandes nach Innen und Aussen, damit der
Geist des ^'olkes sich in sich selbst versenken und die
Iileen iles Göttlichen und menschlichen , die es gewon-
nen hat, ruhig' verarbeiten und plastisch gestalten könne.
Das V'olksepos verlangt also einer gewissen Ruhe und
Beschränktheit des Daseins, um so im Laufe der Jahr-
hunderte sich zu bilden und in iuimcr weiteren Kreisen
aiisziiilehnen. Alle diese Bedingungen fanden bei den
Griechen, namentlich bei dem ionischen Stamme statt,
wo ein jugendlich frisches l'olk, im ungestörten Genuss
einer heiteren, sorgenlosen Existenz, unter der Ilerr-
«cliaft der angeborenen Sitte, ein Epos schuf, welches
von dem Geiste äcliter Poesie durchdrungen ist. Der
römische Volksgeist dagegen, wie er jener Ruhe der äus-
seren lind inneren Verhältnisse entbehrte, wie er die
jugendliche Unbefaugenlieit nicht kannte , sondern unter
der Herrschaft des Gesetzes sofort zu männlicher Reife,
aber auch zu niännlicfaem Ernste hingeführt ward , war
nilfähig, ein ähnliches Werk lierrorzubriiigen. Hätte die
Sage bei den Römern so günstige Verhältnisse gefunden,
wie bei den Griechen, vielleicht hätte sie sich, wenn
anc!i minder grossartig, doch auf eigenthümliche und
»elbsländige Weise entwickelt und die vollendete Forsn
des Epos gewonnen.
Aber nicht genug, dass die episclie Dichtung nimmer-
mehr gedeihen konnte, auch die Sage selbst, wie sie bei
den Römern sich bildet, trägt weit mehr das Gepräge
historischer als poetischer Wahrheit an siih, was in dem
ganzen Charakter und Bildungsgänge des Volkes begrün-
det ist. Wie nun das gesammte Leben und Schafleu des
Volkes der prosaischen Wirklichkeit anheimfällt, so be-
durfte man auch keiner poetischeu Form, in der die
Vergangenheit uifd Gegenwart sich verklärt. Damit will
ich nicht behaupten, dass überhaupt bei den Römern in
<len ersten Jahrhunderten an gar keine Poesie zu denken
*ei ; .Anfänge der Poesie findeu sich ja selbst bei Völkern,
Zeitschr. /. d, Alterthumtw.
die noch fast im Naturzustände vcrharreti, geschweige
<lenn bei den Römern, die nach so vielen .Seiten hin das
Lelicn auf eigeiithüinlii he Weise ausgebildet haben. Und
so gab es au( h bei den Römern in alter Zeit Lieder,
ivel(lic die Tli.Tten der Vorfahren verherrlichten, wie
Cicero an der bek.iniilen Slvlle Quiesl. 'l'iisc. IV. 'J. sagt:
,,(iravi8siinns auctor in Origiuiliu.« dixit Cato, n.orrm apuil
majores hune epularum fuisse, iit deinceps , (jui accu-
barent, canerent ad tibiam clarorum virorum laudem af-
(jue virtntes." Aber von wie geringer Bedeutung und
Eiiifluss jene dürftigen Anfänge waren, zeigt am deut-
liclisten der Umstand, dass schon lange vor Catus Zeit
diese Sitte gänzlich verlo.schen und damit auch ilie Er-
iiiiiprniig an jene Lieder verschwunden war, wie Cicero
an einer .iiKleren Stelle Brutti.s c. 1 o. deutlich sagt:
._,A<niie utinani extareiit il'a carmiiia, quae mullis sae-
cuiis ante suam aetatem in epulis esse cantitata a »iti-
gulis convivis de clarorum virorum laiidibus in Originibii.i
scriptum reliquit Cato." ^'on diesen Ileldenlieilern lies*
sich daher kein neuer Aufschwung der Poesie, keine
selliständige Entwirkelung eines natioii.-ilen Epos erwarten.
\'on noch geringerer Bedeutung sind das Salifire \umae
ctirmen , und aiiilere religiöse (iesäuge, die bei dem be-
stimmt ausgesprochenen Charakter der römischen Reli-
gion keiner weiteren Fortbildung fähig waren, sondern
unverändert von Geschlecht auf Geschlecht forterbten.
So bleibt uns denn Nichts übrig, als et«a Witterungs-
regeln für den Landmauu, wie (bei Festus S. 93- ed.
Ähiller):
Iliberno pulvere, verno luto grandia farra, Camille,
uieteg ,
und ähnliche Sprüchelchen, wie jenes altlateinische beim
Kosten des JNlostes (bei Festus S. 123- ed. Müller):
Vetus norum vinuin bibo, veteri novo raorbo medeor.
Denn jene improijsirten Lustspiele und Spottlieder (an
denen kein IVlangcl gewesen sein mu8s, wie ilas bestimmte
Verbot der zwölf Tafelgesetze deutlich zeigt) waren ihrer
Natur nach so sehr flüchtig und vorübergehend, dass sie
unmöglich zur Grundlage einer neuen und selbständigen
Kunstentwickelung dienen konnten.
Haften also die Römer keine ursprüngliche, »olks-
tlinmliche Poesie, aus welcher später im orgaui»chen
Fortschritt eine vollendetere Blüthe heimischer Kunst
hätte hervorgehen können, so blieb ihnen Nichts übrig,
als durch Anschlicssen an das Fremde auf künstliche
Weise die Dichtkunst sich zu erwerben: und diess tha-
ten die Römer, sobald der Staat nach Innen wie nach
Aussen eine festere Grundlage gewonnen hatte und sie
durch Verkehr mit den Griechen die vollen<!et" Literatur
des stammverwandten ^'olkes kennen lernten. Es war
natürlich, dass man zuerst mit Lebertragungen und Nacii-
ahniungen begann, denen mehr das Interesse an dem
.Stoir zu Grunde lag, während auf die Ausbildung der
Form fast gar keine IMüho verwendet ward. So arm
auch Roms ^'orzeit und Gegenwart an acht dichterischem
Gehalt war, und so sehr es sowohl hier als auch später
genöthigt war, sich fremden StofT anzueignen, so konnte
doch diese Erweiterung des beschrankten römischen Ge-
sichtskreises und diess ,\nl.äufen des illaterials nicht au:.-
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rcicUeii, nm einen neuen Geist zu ernecken. Dazu Lc-
«Inrftc es rur Allem einer Umbil<lnii(; nnil Erneuerung
der Sprache, unil diese konnte nur dadurrh lierlteiffefiiliit
werden, <iass man die griecLiüclie Form in sich aufnahm.
Und eben darin besteht das nie t;enug zu »rürdi{;ende
Verdienst des Enuius, der das ünjfcniijfonde der friilieren
l'ersucho «vohl erkannte, dass er sich der vollendeten
^^riecliiachen Kunstform zu bemeistern sucht und su der
AViDkür der alten Volkspoesie, «eiche die früheren Epi-
ker nicht aufgegeben hatten, ein Ende macht. Denn der
saturnische Vers ist znar kein solches Monstrum , nie
man es in neuester Zeit geschildert hat, ohne Rücksicht
auf Quantität, Accent, C<isur und sonstige Erfordernisse
des IMetrums, aber auch kein tegelrechter Archilocbischer
Asynartetus , von dessen Feinheit er ebenso «reit entfernt
ist, als unsere mittelalterliche Mibelungenstrophc von den
kunstreichen Nachbildungen Uhland's. Vielmehr herrscht
im saturnischrn Versmaasse grosse Willkür, da es zwi-
schen zwei völlig verschiedenen Principien schwankt, bald
mehr der Quantität, bald mehr der Herrschaft des Ac-
centes folgend, so dass z. B, gerade wie in mehreren
mittelalterlichen Gedichten nur die Arsis in Betracht
kommt, während die Thesis auch ausfallen kann. In
diese Zerfahrenheit und Willkür kam nur einigermaassen
Ordnung und Zusammenhang durch die Alliteration, wcl-
clie überhaupt für die älteste römische Poesie charak-
teristiscli ist, und durch die musikalische Begleitung,
welche über dergleichen Unebenheiten leichter hinweg-
half. Dieser Willkür macht Ennius ein Ende, indem er
den regelmässigen Wechsel der Längen und Kürzen, eine
sorgfältige Sylbeuuiessuug nach griechischer Weise in sei-
nen Hexametern einführt und durch diese Neuerung hin-
sichtlich der metrischen Form auch die spröde und w i-
«lorstrebende Sprache der Römer nölhigt eine anmuthigere
Form anzunehmen und sich in leichteren und manich-
faltigen Wendungen zu bewegen. Dabei verfahrt Ennius
auf doppelte AVeise, indem er theils Altes und fast Er-
storbenes wieder belebt, theils Neues nachdem Vorgänge
und Muster der Griechen bildet, Einigermaassen war
diese Umgestaltung der römischen Sprache schon vorbe-
reitet durch seine Vorgänger Livius Andronicns und Nä-
vius, aber nicht etwa innerhalb der epischen Poesie, wo
jene von der überlieferten und hergebrachten VVeiso sich
nicht Insznreissen wagten, sonilern auf eiuein ganz andern
Gnbiele, in der dramatischen Poesie. Denn da hier
vorzugsweise ianihische und trochsische Rlivthnion vor-
kommen, also solche, welche der lateinischen Sprache
durchaus angemessen waren, so ward hier schor; vpu
Litius und Mävius ilie \Villkür iler heimischen Poesie,
welche nur <lie Hebungen, nicht die Senk<ingrii beach-.
tete , beschränkt, und wenigstens VolUtändigUeit der
Füsse eingeführt, wenn gleich überall der Spoiiileus lür
den Imibus oder Trochäus zugelassen wird. Von wel-
chen günstigen Folgen schon dieser geringe Fortschritt
für die Ausbildung der Sprache war, geht deutlich dar-
aus hervor, ilass die Ueberreste iler dramatischen Werke
des Livius und Nävius eine ungleich grössere Gewandtheit
des Ausdrucks zeigen, wenn wir sie mit iler arcliaisti-
schi'O Härte ihrer epischen Dichtungen vergleichen. Be-
meikcusnerth ist Übrigeos, dass Ennius, der duch im
Hexameter die Gesetze der griechiaclien IVletrik so eifrig
einzuführen bemüht war, in den iambischen und trocliäi-
schen Vcrsmaassen ganz auf der Stufe der Unvullkoui-
menheit blieb, auf welcher Livius und Nävius dieselben
hinterlassen hatte: auch haben die folgenilen dramatischen
Dichter wie Pacurius und Attius durchaus nichts zur Er-
reichung grösserer Reinheit gethan, während man seit
Ennius fortwährend bemuht war, den Hexameter zu iin-
uier grösserer Vollkommenheit tlurchzubilden. Erst seit
Catull und Horaz beginnt man auch im iambischen und
trochäischen W-rsmaasso die strengeren Gesetze der grie-
chischen IMetrik als Norm zu betrachten. Diess , glaube
ich, beweist am deutlichsten, dass Hrn. Grauert's An-
sicht, die er auf S. 255 ausspricht, unbegründet sei:
„Wie trefflich nun sich dieses Versmaass (der trochäische
Tetranieter) für die epische Poesie eignet, beweist schon
die vielfache und wirksame Anwendung desselben in der
deutschen epischen Dichtung, nur dass es hier durch die
Spaltung in zwei Hälften einen der Ballade und Romanze
allerdings ganz angemessenen, mehr lyrischen Charakter
angenooimen hat. — Hätten es die Römer als langen
Vers etwas regelrechter und künstlerischer ausgebildet ,
als es bei den Komikern erscheint, ohne jedoch die dich-
terische F"reiheit und die rhythmische Alanichfaltigkeit
unbillig zu beschränken, so würden sie für ihre epische
Poesie ein ganz vortreffliches, ihrer Nationalität durchaus
angemessenes Versmaass geschaffen haben."
Denn ganz abgesehen davon, dass jene trochäischen
Tetrameter einen überwiegend lyrischen Charakter haben,
und «laher wohl zur Darstellung subjectivcr Gefühle und
EmpGndnngen, nicht aber zur Objectivität und Ruhe des
antiken Epos passen, so zeigt auch gerade jene Unvoll-
konimenheit der trocbäisch -iambischen Metra im Drama,
ilie doch mit Leichtigkeit hätte gehoben werden können,
wie wenig auf dem von Hrn. Grauert angedeuteten Wege
gewonnen worden wäre. Es beiinrfto offenbar einer völ-
lig neuen und fremden Form, um den neuen Geist, dei
durch die Bekanntschaft mit der griechischen Literatur
über die Römer kam, in sich auf/.nnelimen : erst nach-
dem man dieser fremden Form völlig Herr und Meister
geworden war, konnte diess auch auf das ursprünglich
Römische und Einheimische zurürkivirken. Und so müs-
sen wir gerade darin, dass der römische Geist durch ein
völlig fremdes Clement durchgehen, die kräftige, aber
spröde römische Sprache sich einer heterogenen Form
fügen musste , nur einen wesentlichen Fortschritt er-
kennen.
Her Gesetzgeber aber dieses neuen Principes ist En-
nius, ein Dlann, dessen vielseitige Wirksamkeit und nach-
halliger Einfluss nicht etv»a bloss auf Sprache und Poesie
sich erstreckt, wiewohl er sich auch hier fast in allen
Gattungen versucht hat , sondern auch auf die ersten
Anfänge des philosophischen Studiums, auf die Geschichte ^
seines Vaterlandes und die religiösen Ansichten seiner j[^|
Zeitgenossen, und der daher wichtig genug ist, um da»
Bedürfniss einer umfassenden AVürdigung dieses Mannes
iühlbir zu machen, wozu wir zwar mancherlei Vorarbei-
ten, jedoch nichts, was dem gegenwärtigen Standpunkte
der Wissenschaft entspräche, besitzen. Uebrigens blieb
das von Ennius begounene Weik keineswegs liegen, viel-
197
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mehr lialieii die naclifolgcnilen DicJiier unaMiAogig an
«Icr iveittToii Aiisbililung und Vervollkonininniijj der Tech-
nik in Sprache und ftletrum gearbeitet, so ilass die üich-
1er zur Zeit des Augustus sich «üllig frei und ungehin-
dert in einer Form bewegen, die Anfangs ilem Princip
ihrer Sprache völlig zu widerstreben schien: ja einzelne,
nie Oiidius, bewahren eine Meisterschaft, wie sie selbst
die Griechen im Kunstepos der Alexandrinischen Zeit
kaum erreicht haben dürften. Und so konnten die Rii-
nier ira Bewnssisein ihrer formellen Gewandtheit ilie
Strenge <ler griechischen Regel noch schärfen, gerade
wie auch Horaz mit den lyrischen Versmaassen der Grie-
ihen rerfuhr. Diess beweist am bessten, wie wenig be-
gründet Hrn. Grauert's Ansicht ist, welcher auf S. 30(i ff.
die Erscheinung, dass die römischen Dichter im Allge-
meinen wenig Phantasi« und Empfindung zeigen, dass das
frische jugendliche Gemiithsleben zurücktrete, unil An-
dere ron den Schwierigkeiteii herleitet, welche die latei-
nische Sprache für den Hexameter und Pentameter dar-
bot. Ich gebe gern zu, dass die lateinische Poesie der
griechischen in mehrfacher Ueziehung nnchsfrhe ; denn
sie ist nie der Trager idealer, weltbewegender und welt-
bezwingender Gedanken gewesen , allein daron ist der
Grund in dem Charakter des Volkes selbst und der da-
durch bedingten Richtung des Geistes, sowie in der rtlacht
äusserer Verhaltnisse zu suchen: wäre der Geist jener
Dichter in der Weise wie Homer, Pinilar, Aeschvius
oder Sophokles ron dem hohen Berufe der Poesie durch-
drungen und erfüllt gewesen, sie hatten alle Schranken
und Hindernisse, die sich ihnen in den VVeg stellten,
durchbrochen, und wenn es galt auch eine neue Form
als Gefäss, um den neuen Geist in sich aufzunehmen,
geschaffen. Aber bei der ganzen Individualität des rö-
mischen Volkes und seiner Weltstellung , deren Bedeu-
tung auch Hr. Grauert nicht verkannt, ist die römische
Poesie mehr oder weniger nur eiu Abglanz der gricchi-
«chen Herrlichkeit, ist gerade wie die alexandrinische
Poesie ein Erzeugniss der Kunst, der Schule, des Stu-
diums: daher gerade auch formell durchaus tadellos.
Dass nun ilie Poesie, und zwar vorzugsweise die epi-
sche Poesie auch auf die Prosa zurückwirkte, und' zwar
im Allgemeinen einen wohllhätigen Einfluss äusserte, wird
mau durchaus nicht in Abrede stellen können, wofern
inan nicht überhaupt überall da, wo eine reicli ausge-
bildete poetische Sprache die höhere Prosa zu veredeln
und zu beleben beginnt, nur den Verfall der Literatur
erblicken will, wodurch ich jedoch keineswegs die will-
kürliche Vermischung beider Gebiete, die wir allerdings
besonders in den späteren Zeiten der römischen Literatur
wahrnehmen, entschuldigen will. Aber keineswegs kann
man Hrn. Köne beipflichten, wenn er auf S. 10 behaup-
tet: „Diese und noch andere der Kürze wegen hier nicht
berührten Freiheiten , welche sich die Epiker erlaubten,
um die Sprache in ein ihr nicht angeborenes Versmaasa
einzuzwängen, haben nicht wenig dazu beigetragen, dass
sich die lateinische Sprache nach und nach von dem
Wege, den sie ging, so weit verirrte, dass wir sie nicht
wieder finden. Denn wo es Vorgänger gibt, da gibt es
auch Narhtreter, oft desto mehr, je gefährlicher und
»erdcriilicher iler Weg ist. — Srhun zur Zeit, die wir
die goldene nennen, zeigt sich dieser verderbliche, durch
Eitelkeit oder Missgeschmack genährte Einfluss der epi-
schen Poesie auf die Prosa. Selbst der so gepriesene
als preistvürdige Cicero ist nicht frei von der Sucht den
Dichtern nachzuahmen. Es lässt sich erweisen, dass die
oft und vielbesprochene Patavinitas des Livius grossten-
theils darin besteht, dass er die alten und namentlich
die epischen Dichter in den Formen zum Muster nahm.'"
Jio'ch ungerechter freilich lautet Hrn. Grauerts l'rlheil
am Schluss seiner Abhanillung: ,,S<> wird man anerkennen
müisen , dass die Einführung und Befolgung der strengen
metrischen unil prosodischrn Gesetze als eine vorzügliche
Ursache des frühen V'erfalles der römischen Poesie über-
haupt und der epischen insbesondere zu betrachten ist."
Welches die wahren Lrsachen des Verfalles <ier römi-
schen Poesie waren, ist nicirt unbekannt, bedarf daher
auch keiner weiteren .Auseinandersetzung.
Inriem ich schliesslich <len Hrn. Verfassern für «las
viele Belehrende und Anregende, was vorliegendes Burli
enthalt, meinen Dank ausdrücke, »üuscbe K h, dass Hr.
Köne recht bald Müsse und Lust linden möge , die Ar-
beit, wie er versprochen hat, fortzusetzen.
Cassel. Thmdor lieriik.
Perso oal- Clirouik und M iscell eis.
Utber das Ballspiel der Griechen-
Der Einfluss der Spiele auf den Geist eines Volkes
ist allgemein anerkannt, und wiederum offenbart sich in
den Spielen der Geist eines Volks. .Selbst in den Kin-
derspielen hat sich noch in später Zeit der eigenthnm-
liche Charakter eines Volks erhalten. Lakedämonier und
Athener liebten das Ballspiel, der weichliche und üppige
Blilesier verachtete es. Der Lükedämonier liebte da<
Ballspiel , weil eben durch dieses Spiel dem Körper die
zum Kriege nothwendige Gewamltheit und Kraft gegeben
wurde, der Athener, weil durch dasselbe dem Korper
ilie allseitigste Ausbildung geboten wurde.
Die verschiedenen .\rtin des Ballspiels sind bekannt
genug, und es wiril hinreiiheiid sein .-»iif Bürette, Mein
de l'acail. des Iiiscriptions I. 15.} ff. und Kraii-'e ß/.Ar-
vr/.u , Leipzig 1841, I. S. 299 ff- zu rerweisi'n. In die-
sen angeführten Schriften sind die Spiele selbst ausführ-
lich besrkrieben , und in letzterem Werke sogar in de»
Kiipfertafeln einzelne Stellungen der Ballspieler nach ;illen
Bildwerken mitgetheilt. Weniger aber ist die Frage lie-
anlw ortet, ob das Ballspiel bei allen Griechen auf glei-
che Weise gespielt wurde, oiltr welche Form des Spiels
bei diesem oder jenem Volks<tainmo die beliebteste war.
Denn unmöglich konnte das Ballspiel, «ehhi* die >.>ii-
sikaa nach Homer mit ihren .Mägden spielte, iia<; Lieb-
lingsspiel der Lakedamonier sein.
Bei dem Ballspiele selbst muss man nun »leiler *.lir-
jenigeii Theite uiitersrheiden, wo es auf blosse Gew.indl-
lieit in einzelnen Kunstgriffen ankam, wo es den soge-
nannten Künsten der Jongleurs ähnlich wiirile, und die-
jenigen, welche die rege Theilnalime aller Spieler fanden.
199
200
Ein solches Spiel, «clrlies nur auf Gaukelei abgpselicu
»nr, fand »olil mir lioi lieii Atlieiieru, uiclit Lei t!en
Lnteil.'iiiionirrii Aneilveiinuii|;.
Grupnen von Uallü'iuelerii sind auf ßildtverkrn, so vipl
uiir bekannt , niclit vorgesfelK. Es sind meislens nur
•'iiuelne Stellunjjen der Sjiieler, in «eichen uiun ihre
(jesihiiklielikeit l)euuiider(e . nnjfejfelicii. \Vas «ar es
nun, »elehes die Lakediiinonier zu ileni Spiclo hinzog?
(icniss nichts Anderes /.uii.'lc hst , als «lie dur<h das Cali-
jniol geiioiuionc S( liiiel|ji;keit im Laufen, verbunden mit
einer ausscrordeutlitlien Aufmerksamkeit auf das Spiel
der (je$;'ner. Denn dass man das liallspiel in LakedA-
nion eben als «in Parleispiel, «cnn niilit gar als Kriega-
spiel hetrarlilcte, Biüchtp aus einer Stelle des Atheners
Äenophon über den Staat der Lakedrinionier hervor-
gehen. *) Aus eben dieser Stelle ersielit man aurh,
dass man sieh bei ilem Spiele in zwei Parteien Ihcilte,
lind es f(ir eine Sehande gehalten »urile, nicht zum
IMit.-ipiel zus^olassen zu werden. Ebenso hatte jeder Spie-
ler seinen bestimmten Platz. In wiefern das IJallspiel
«ier Griechcu mit dem bei uns auf dem Lande geiviilin-
llchcn, welches mehr als ein Hirtenspiel eischeint oder
jiiit «lern hl SCuten geiiohnlicheii, welches einotu Kriegs-
spiele ,'ihnlicli sieht, zu vergleichen sei, L'isst sich nicht
genau bestinimen.
Dass tier üall die Erde bezeichne, finden wir schon
bei Plafo (Phaedo ed. VVjiteubach. c. &J.) angedeutet.
Das Schlagen ilesselben und der Streit um denselben
kr>nnte dann im Spiel den Streit um die Herrscliaft des
Landes bezeichnen. Schade, dass uns die Zahl der Spie-
ler nirgends gemeldet wird. Würde sich finden, ilass
«lie Zahl derselben sich auf zwölf beschr.'lnkte, so inikliie
es niilit zu gewagt sein, in dem Uallspiele einen Kampf
der zwölf Staaten um die Hegemonie in Griechenland
wieder zu erkennen. Dann sbheu wir ein, wie gerade
die Lakedämonier , als sie die Hegemonie in Griechen-
land inne halteu, in diesem Spiele ISahrung für ihren
Eihrgeiz fanden und die Athener, als die Hegemonie an
sie überging, gleichfalls Verehrer des Spiels wurden.
Alexander der Grosso war ein leidenschaftlicher Freund
des Ballspiels und auf kretischen Alünzen wird Zeus auf
einem Ball sitzend abgebildet.
Wismar. Dr. C. C. H. Burmeister.
Leipzig. Von dem hier vor zwei Jahren erschienenen
.^Briefe Siefjuhr's an einen jungen Philologen'''', den der
Professor Jacob in Pforta mit einer Einleitung Viber Nie-
buhr's philologische Wirksamkeit und mehreren zcitge-
*) Diese Stelle, welclie bis jctit unbe.ichtct ijeblieben ist:,
findet sich Xeii. opeia ed. l.euncKiv p. 541; „iv S'i xij
Aaxidai'ftnri Trci; fih c.v 1(5, uia/vr&th] rar r.axov auaxyov
' 5i(!I)bA«|Jü/i' :rit; ä' ur iv ncthi/ouciai auyyv/iyicozijv. UoU.uy.iq
ä' ö %<novxo<; r.ul Siu iitov /.< ivior %out; uiTtaqiaQiovr-
■i f. q , ü/üHiKnoq ziKH)'!r>ui.i' xul iv /ogol? d itq ti<q
« .<io«i(Ji'.n'ou:; ;f«(JKc; it-^ihwuicu" Das Ballspiel wurde auch
bei den Lakedainonicin ocfuifin^iuyjv. genannt Eustalh. ad
ad Hüincnicii l6iU, ÜJ- Wer den Ball inne hatte, war
vicllciclit der Sieger oder Künig des Spiels.
mässen Excurscn herausgegeben hat , ist im vorigen Jahre
eine ho'L'iiidischc Uebersefziing von J. C. G. Boot unter
dem Titel: Nieduhriana, Levensschets van B. G. Nieiuhr
en deszelfs Brief aan eenen Jongen Philolong. (Leuwar-
deu, G. IV. J. Suringar) 2l't S. gr. S. aiifjefertigt wor-
den. Der hulli'iiidischc Uebersctzer hat einzelne Nachträge
aus Münch's Erinnerungen an Niel/uhr (in üiilaus Jahr-
büchern der Geschichte und Politik ISjU. Januar), dio
der deutsche Schriftsteller nach' Vollendung seiner Arbeit
hätte einsehen können, hinzugefügt, sowie auch einzelne
literarische Anmerkungen, wie auf S. 174 über die neuere
lateinische Dichtkunst in Holland u. a. m. Dagegen sind
die auf S. l.j! — 1()4 des Originals belindlicheii Lror-
lerungen über den Fanatismus deutscher moderner Schrilt-
steller gegen das Lateinschreiben aus dem nicht zn ta-
delnden (»runile weggelassen, w eH die hier angezogenen
Bücher in Holland iiic'it bekannt wAreii. Ebenso hat
Hr. Boot ancli die Abhandlung: vom Römisch- Rechtlichen
auf Gijmnasien (Excurs II.) unübersetzt gelassen, als von
geringcrem Interesse für holländische Gymnasien, und
auch die Memoria auf Nieiahr von I\ilzsch in Kiel (Ex-
curs V.), die man doch bei der Seltenheit solcher aka-
demischen Schriften in Holland würde ganz gern gelesen
haben. Das ganze Unternehmen aber ist eine erfreuliche
Anerkennung deutscher Bestrebungen für die Saclie der
Altertliunisw issenschaft.
Yverdon. Am 14. Dec. starb dahier .4ug. Wittich
aus Würtemberg, 29 Jahre alt, seit einem Jahre Lehrer
der alten Sprachen am College daselbst, unil zuletzt Di-
reiteur der Anstalt. Dein philologischen Publikum hat
er sich durch zwei Aufputze bekannt gemacht, von denen
der eine (über den Verfasser des Dialogus de oraforibus)
ie Seebi ile s etc. Archiv \ , 328 sq., der andere zu Uorat.
ep. ad Pis.) in dieser Zeitschrift, der er kurz vor seinem
Tode als Mitarbeiter beigetreten war, in Ar. yti. vorigen
Jahrg. abgedruckt ist. Er war sehr vertraut mit der Ge-
schichte und Literatur des 1. Jahrh. der Kaiserzeit und
viürde bei längerem Lebeu diesen Gegenstand umfassend
bearbeitet haben. Seine philo«ophische BiMung bewies
er durch eine Dissertation, die I83S zu Lausanne gedruckt
wurde, unter dein Titel: Idees sur la religi<m des ancieus.
Dissertation presentee au concours pour la chaire de lit-
terature grccqne dans l'äcademie Lausanne. Er unter-
scheidet darin die ägyptisch - phönicische und altpersische
Religion als Naturreligionen von der idealen Religion der
Griechen, und bestimmt die verschiedenen Stufen der
Religion der Alten nach dem Bewosutsein der Existenz,
des Lebens, der Individualität nud der Persönlichkeit:
als \erehruug Her Elemeiitargottheiten, äei Pflanzen- und
Thiergvlter, und endlich im Hellenismus als Idee selbst-
ietvusster Wesen, neben welcher die Anschauung der
früheren Stufen in den Metamorphosen sich noch geltend
mache. Die Schweiz verliert an ihm eines der tüchtig-
sten Lehrtalentc , die sie aus Deutschland geworben hat.
Berichtigung. Zeitschr. f. Altcrlhumsw. Monat Januar
1>:'42. S. 25. Z. 8. v. o. miiss statt If'ix und Martius gclcjcn
werden Spix und Martim
Zeitschrift
für die
Alterthumswissenschaft.
lUärz 1§49.
19. Zur Erklärung' des Beschlusses des
Patrokleides.
Als nach der Schlarlit Lei Acfospotanioi Athen von
€ten Spartanern zn Lauil unil Wasser eingeschlossen »urilc,
trug Patrokleides auf die Rehabilitirung der Atimen an.
S. meine Schrift „die oligarchische Liniiälzung zu Athen"
j). 36 f. Uass dieser Patrokleides derselbe war, welcher
ron Aristophanes in den Vögeln verspottet wird v. 789 f.
et T£ IlaTpoxXeldijg reg v/toji) rvyxccvEi x^^rjTiivv ,
ovy, av itiöiosv .i<; doiiiärtov , dkk' ctvimaTO — ,
ist auch die Meinung des Scholiasten zu jener Stelle,
in welcher das ^^i^ijriujv wohl auf die Unsauberkeit des
Patrokleides zu deuten ist. Wenn man diess erwägt, so
dürfte die Vermuthung nicht allzu kiihn erscheinen, dass
im Plutng desselben Komikers v. 84.
— fi/C naT(>oy.kioug SQ'/^ofxai ,
05 ovy. ikoi'oai', e^ otov ■jtsq tyivexo —
unter Patrokles eben jener Staatsmann zu verstehen sei,
da auch hier dem Verspotteten die Eigenschaft des grän-
cenlosesten Schmutzes beigelegt wird, und die Verwech-
selung der Patronymika mit den Primitiven auch ander-
wärts zuweilen vorkommt. So lieisst Adeimantoa bei Arist.
in den Frosivhen v. 1513. der Sohn Aevy.oköifov statt
^Awy.ukocpiduv , ferner wird Ntxofiax'äjji statt N^ixü-
fiaxoi gefunden bei Lys. or. 30. §. 11, Evßovkidijg
statt EiJßovkog, Tajlor zu Lysias' p. 632- ed. Reisk. ;
vergl. Hemsterhuis zu Lucmn. Tim. c. '22. %. 44. Hierzu
könnte man mit einigem Rcchie anführen, dass iler Schu-
ster Simon, als er reich geuordon , sich aus Eitelkeit
Sioionides nannte. Lucian. «iallns c. 14. — Diese Ver-
muthung, dass Patrokles eine und dieselbe Person mit
Patrokleides sei, gewinnt noch einige Bestätigung durch
die Bemerkung des Sclioliasten zu der angeführten Stelle
im Phitos , dass er einer lon denjenigen Athenern ge-
wesen, welche die spartanische Lebensweise narhäfiten
{big i]V lujv ZOP Aayujvi/.uv ßiuv C,t]koiviu)V 'Adij-
vcdoiv). Denn gewiss gehörte Patrokleides der lakedä-
monischen Partei in Athen an. Nach demselben Srholion
wurde dieser Patrokles als geiziger Filz von Aristophanes
in den IlskaQyoij mitgenommen: „ojg Ev Ilekapyoiq
£lQj]Tat ntQl tovTOV, oaiiq (Bergk in Aristoph. fragm.
p. 241 vermuthet mit Wahrscheinlichkeil ort) iviXfv rijg
(fsidujkiag ovdeva irgooleadai i'i'a (fvkayrg eveya
Tuiv XQt]^idTuiv yai ykiox(iOV ßiov. Vcrgl. Suidas
unter IlaTQOxkrjq.
Zei'.iQhr. f, d. yiUerthumsw.
79
na
eSt
Da.s Dekret selbst, welches sich bei Andoc. de mystcr.
g. 77 IT. findet, ist so gefasst:
IluTQoykeiSiji; ehev, 'ErreiSij iipt](fioavTO AdTj-
vaioi Tijv döiiuv tisqI tojv ücfeikuvTujv, uiite kt-
ysiv t^etvai xai entilwcflCtiv , ^Ji](fiaaox^ai tuv Sij-
Itov Taird uueq ots nv rd Mijdiy.a, xal avvijveyyti'
'A^vvaJotg sni rd änsivov. ntoi ds Twr ETTiyjy^au-^
ttsv'ojv s/'g Toig ir^dyTOQag /; xo/'§ Titulaq t^? dsov
y.cd Twv äkkuiv hsojv?] rov ßaatkia, ij EiTigfAtj
ehy()dcfit] fieX9' ^'7? E^ek^oi'atjg ßovhjg icp /;« Kak-
kiag ijQX^f, daol ÜTiitui i'joav rj 6(f.£lkovT£g, y.ai [78]
oaujv £i'9i''vai riväg sloi ymtyvujarftirai £v zoig ko-
yiazrQloig vito ruiv £v9i'vo)v ij "tjojv nagtSotov, rj
in'jTtix) siarjyf-itvai Ei'g ro biy.nonjQtov yoacpai tiveg
Etat ■KEQi TWV Evdvvdjv >; nooaTdtEig, 1) iyyvai t/vec
Eiöi y.aTEypuiO^Evai stg rov avzdv tovzuv xQovov
yal oaa öpufiara TETQctyoalojv zivog EyykyoaTtzai-
1) dkko Tt nEQi zdiv EV ttj^ ökiya.QX'^a^ -nQaxßsvTUiy
eOzi Ttov yeyoaiuiEvov, nkhv önüaa evozijkaic ye-
mtzai Tüjv /iti} ivSäde ijEivdvzujv, ij ^s^ 'AqeLov
lyov i] Tvlv EtpEzmv y ex IlQvzavEiov rj^ Askcpiviov
c^ixdo^i] 1) i'Tto ZMV ßaaikSiov, i\ Eni (fdvu) zigjazt
(fvyi) 1) Sdvazog y.azEyviAodi] , /; ocfuyEvaty ?; ti'-
gdwotq- [79] zd de dkka itävza Eßakitipai zovg irga-
yzoQug yal zi)v ßovk);^ xazd zd Ei'^i^nha navzaxo-
i^Ev , oTTOv Tt Eoztv EV ZU) diuioaiip, xul El dvzijga-
cföv nov Eozi, ■naQEXfiv zovg dEO^iodizuq yalzag
äkkag doxo-i- noiEtv öe^ zuvza zQiuiv ijueqvjv, sitei-
8dv öötT] z'p 8i]m;}. a 8' Ei'QTjzai J^akEiipai,^^v
yEy.rf]o9ai eöia fn^ÖEvi E^£ivai ^1]8e i^tvt^oiyayijoat
IviÖETiuzE- El 81 Hl), Evoxov Eivai TÖvnagaßaivovza
zavza EV zoig avzoic, £v oJartiEQ oi EtJAgEiov nayoc
(pEvyovzEg, onvji; dv u'jg Trtozözaza exoi 'AOi]vaioi^
yui vi'v yal £ig zbv koiTTov xodvov.
Was in den ersten Worten des Dekrets der Erklä-
rung bedarf, ist von Bückh Staatshaush. I. p. Wo. Anm.
IH'2. und von Platner ,,der Proc. und die Klagen" I.
p. 347 erklärt worden. Ferner hat Herni. Sanppe in der
Züricher Ausgabe der attischen Redner statt 7lfp£ zujv
oastkövzojv iu §. 77. zu lesen vorgeschlagen: n E Q l
zdiv d.ziuu)V xal zdiv ocpEikövzujv, und diese Con-
iectur mit überzeugenilen Gründen in seiner gehaltreichen
Epistola critica ad Godofr. Hermannum p. 139 f- unter-
stützt. Schwieriger aber und noch nicht zur Genüge
aufgehellt sind die Worte »on §.78. an: y.ai uaa ovo-
iiaxa TEzQayooiviv Jivog syyijQanzai bis zu Ende.
14
303
204
Zifvürilcrst halipii die Worte 7; r!; \4oEiov 7f/yov >; Tcov
icftTuiv r, fx llfHTaveiov i'j zJcXcfivloi' eöiyMoi}i! Aii-
»toss (;r<;olicii. PhitntT „der Pror. liiid die lilajTCn" 1. p. 15
halt i'i iy. Ilni'rai ilov ;} ^tkcfivlov aus zwei Griiiiden
fijr ciiieu iiiiächteii Zusatz: einmal »liideii iiirlit allo Ge-
rithtslii)fe der Kplieteii fjeiiaiint, nuil dann sei die Erwäli-
nunjj jener beiden Tribunale üLerfli'issijj , da sie siliou
in dem lorausgehenden ecfETUjv mit einbogrid'en uJiren.
Und allerdings dürlte es sondcrltar ersclicinen, dass die
Ejdieten hier lon den beiden Geriehtsliüfen j^escliiedcn «er-
den, in denen dnrh auch Epheten Sitz und Stimme haben,
und dass die Geriehtshofc hll DaWadiü) und Eni
0oeacToi übergangen sind. Was aber den letzteren
sui (Poearzoi betrillt, so lassen sich für die Auslassung
desselben ztiei Gründe anführen. Erstlich mag in die-
ser Zeit lange kein vor diesem Gericlite behandelter Fall
vorgekommen sein, sowie der Natur der Sache nach die
Verhandlungen in demselben überhaupt c'iusserst selten
sein inussten, da sie diejenigen betrafen, welche «egen
eines zufälligen Todtschlags aus Atlien verbannt waren
und hinterher einen zweiten, aber vorsatalichcn Hlord be-
gangen hatten. Ueberdiess mnssto ein von diesem Ge-
richte rreigecprochencr doch wieder ins Exil zurück-
kehren: mithin wäre eine Zurückberufung derer, die
jenem Gerichtshöfe verfallen waren, ebenso unzulässig
gewesen, als die Verordnung der Nichtzurückberufnng
überflüssig war, welche das Dekret doch ausgesprochen
liattc, wenn der Phrcattys gedacht worden wäre. Vergl.
Demoslh. c. Aristocr. p. 645» '25 If. und p. 646. Pausan.
1, 28. §. 12 (p. 70). Pollux VIII, 120. Schümann An-
tiqaitatt. juris publ. Graec. p. 294.
Ebenso wenig kann die KichterwShnung des Gerich-
tes eil IlaXkadia) , das über unvorsätzlichen Todtsrhiag
zu entscheiden hatte, befremden. Denn da das Gesetz
(Demosth. c. Aristtxr. p. C43 , 20 ff., vergl. Demoslh.
r. Euerg. p. 1160 f.) besagte, dass der durch diesen
Gerichtshof Verurtheilte zu bestimmter Zeit und auf
einem vorgeschriebenen Wege das Land verlassen , und
so lange im Exile bleiben sollte, bis Einer ans «1er f"a-
niilie des Getödteten sich seiner erbarmt hatte *) : so
stand dem Staate nicht die freie ^'erfügung über den
Delinquenten, mithin aurli nicht die ßi'reclitigung über
die Auiliebung des ihm zuerkannten Exiles zu, sondern
diess war reine Privatsache, welche zwischen dem Todt-
schlager und den Verwandten des Ermordeten abzumadien
war. Wie konnte also die Ausschliessung von iler Re-
stitution gegen die von dem Gerichtshöfe ev n.akkct.dup
Verurtheillcn ö(f entlich beschlossen werden?
Wie man tlic Uebergchung zweier peinlicher Geriiht?-
hiife in dem Dekrete nicht 1 in der Ordnung fand, so
wunderte man sich hinwiederum über die Ertwilinung des
einen derselben, des Prytaneion (Schiller zu Sluiter's
*) Dem. c. Aristncr. a. a. O. 'iaq üv ulif'arjTcä riva tüiv iv
Y^rti ToJ nfrioi'i^öi'io;: nung man liier mit G. Hermann zu
Soph. Ocil Col. 155Ü. u!ä^ai]ittC Tii; passivisch, oder mit
Scliafer zu p. (i44, 1. uliiai) %iru lesen, der Sinn im All-
go/iiciiien wild d.iilurcli niclit };caiuliMf. Das Gesetz sclbat
finJct sich bei Hern, in Macait. p. 1068. ' xtr. "• p- 1060.
iu Anljiig. \'ergl. (). Müller zu ilcn luimcii. p. lliS und
Meier de gentilitate Attica p. ii.
Iccit. Andoc. p. 88. und Theod. Bergk im Anhange zn
Schiller'» Ausgabe <les Andoc. p. 1'27), da dieses nur
über leblose Gegenstände entscheide, die Jemanilen gc-
liidtet hatten (Dem. c. Aristocr. p. 645, 15 ff. Pausan. I.
28- §• II-)» hier aber natürlich nur von Personen die
Rede sein könne. Um diese Erscheinung erklärlich zu
machen, verniuthct Th. Bergk, dass dem Prytaneion nicht
bloss die Urlheile über leblose Gegenstande, sonilern auch
über Menschen zugestanden hätten, indem die sogenannte
TlQodiyMOici. oder die dreimalige in drei IVIonaten anzu-
stellende Untersuchung, bevor es zum Spruche in einem
der Gerichtshöfe kam, in diesem Gerichtshöfe angeslellt
worden sei. Bergk beruft sich desshalb auf zwei Stellen:
Photius V. TtQobiy.aoia^ 01 tut; fTr) cpova) öiy.c'.i iyy.a-
koi'iievoc SV Il(j vTav eio) ■koo t>/; di'xijf öiaTskuii-
aiv iul TQ€tq liifji/aq, ev olg «^ ixaTioov fie^ovi kö-
yoi UQoäyovzui , und auf Antiph. ■keqI tou %qqevt.
g. 42. ''Eäsi ixhv -vdv ßao ikea, eneiöi) änsyacl-
ipa-vo , TQEiq nQodiyaaiaq noifjaai, iv xQioi fAijol,
i:ijV dlxijv ö' iioayuv reTa^TO) l^tijvl, (üansQ vuvl,
X. r. k. In dieser letzteren Stelle freilich wird nicht
dem Prytaneion, sondern dein a^-^viV ßaOlkcVQ, die Trpo-
ötyaoia zugeschrieben: was Bergk so erklärt, als habe
Antiphon nur in der Kürze gesagt, der ßaaik(V<; habe
diese TTQOÖiy.O.Oia anstellen müssen, statt: unter dem
Vorsitze desselben habe diess das Prytaneion getlian.
Allein wer möchte wohl glauben, dass ein ilen übri-
gen gleichstehender Gerichtshof , welcher noch dazu
gleich den andern seine abgegränzte Bestimmung hatte ,
die Untersuchung ihm fremder Sachen geführt habe?
Kicht zu erw.'lhnen, dass eine solche Kürze, oder rich-
tiger Ungenauigkeit einem Schriftsteller, wie Antiphon,
nicht eigenthümlich ist, und besonders an der bezeich-
neten Stelle am unrechten Orte ge« esen wäre , wo die
Functionen des von den Gegnern angeschuldigten ßaoikevi
eines \Veiteren dargestellt werden sollen, um ihn selbst
zu rechtfertigen. Das Prytaneion war eine Spruchbe-
hürde ; sollte es zugleich auch Instructioiisbehorde , und
zwar für die übrigen Gerichtsbehörden, die neben iliui
bestanden, gewesen sein? Diess ist nicht denkbar. Viel-
mehr miiss der ßaaiKiVi;, welchem die Instruction der
Criminalprocesse überhaupt oblag, auch die TiQodiy.aoia
gehabt haben; und es ist somit anzunehmen, dass Pho-
tius einen Irrthum begangen, Antiphon aber ilie Sache
einfach dargestellt habe, wie sie war. So fällt der wei-
terhin von Bergk gezogene Schluss von selbst zusammen,
dass nach der vorausgegangenen ilreimonatlichen noudl-
XCOia das Prylaneion , bevor die Sache an einen an-
deren Gerichtshof übern icscu worden, über dieselbe ent-
schieden habe.
Hierüber lässt sich eine begründetere Ansicht auf-
stellen. Der Grund, wesslialb das Prytaneion hier nur
erwähnt werilcn konnte , kann allerdings kein anderer
sein, als weil ilasselbe auch über Menschen richtete.
Dass unil in welchem Falle diess geschehen, erklärt nicht
undeutlich Pollux VIII, |20. Tu in i Ugviaveioi' d ixä-
^1:1 dt 71 £(ji Tviv dz oxT £ i V dv i o) V f y.av tu 0 I i<
ö.ifav£lii' y.a'i ntol ruiv dipi'xov nSv ifineadi'iujv
y.al duoy.TEtvdvTiov. Dieser Gerichtshof bestimmte also
die Strafe für einen noch unbtkannlen .Vorder, dessen ^^
205
206
Mor<t«erkzeug ztmadist iiar aurijofiiudeii »var. Es wer-
den ilahcr (liircli das Decret des Pa<rokleides auch ilie-
jenifeii von dem Wicdergeniissc der vollen Biirfierrerliie
im Falle der Entdeckung' aiis^enoinnitn , vvelilie sich
einer Alordthai scliuldijf ivnsstcn, und iinlickannfer Weise
toB dem Pr\(aneion verurtlieilt worden waren, naclidciii
«Üeses sclion g^ogen das aufgefundene <od(liche \Veikjenjj
Sflin Urlheil ausgesprochen. *)
Nun lleibl aber immer noch die Frage lihrig, «css-
lialb die Epheten neben dem Prjtaneion und Deliihininn
anfgcfiilirt »erden (y £^ \'iQeiov nüyov 1} Tujv itfC:-
Tuiv 1] iv. Uoi'Tavslov ?; /lAfftvlov i6iv.äai)rj'). Dar-
auf lasät sich antworten, dass das zu rwi/ ä(p£XU)V hin-
zugefügte )"' r/. IIquxuvsIov ij ^eLcftvluv nicht von kcfs-
XUJV verschieden, sondern eine Erkl.'lrung desscllicn sei,
80 dasi der Sinn »Are: „die ausgenommen, welclie ent-
weder vom Areopag oder von den Epheten, nämlich
entweder im Pr^taneion oder Dolphiuion verurthcilt wor-
den sind."
Von der Entscheidung darüber endlich , ob die ap-
^ovx£~, ßaaiksii eine besondere Gerichtsbarkeit, und
nirlit bloss die Instruction der Crimiualproccsse liatten,
hangt es ab, oh weiterhin )j vor i'.Tu Tujv ßuotkeojv
mit Luzac bei Sluiter, lectt. Andor. J). 131 f. (p. 86 cd.
Schiller.) zu tilgen , oder mit Theod. Bergk a. a. O.
p. l'2Ö beizubehalten sein wird. Hatten sie selbständige
Spruchgerechtigkeit, so kann das ;} stehen bleiben, ila
hierdurch die /juoiXe.'i von den peinlichen Gerichtshöfen
geschieden werden; hatten sie dieselbe nicht und streicht
mau das ?;, so niüsste man mit Luzac a. a. O. i'Tio roiv ßacrt-
Keaji' erklaren: unter dem Vorsit/e des jedesmaligen ßaOl-
h£i'^. Indessen wird die Tilgung der Partikel ij von keiner
lltlsrhr. bestätigt. Es kommt also darauf an, zu ermitteln,
von welcher Art die Gerichtsbarkeit der ßaOlke/g gewesen
ist. Da die Vrchouten gemeinschaftlich über diejenigen
zn Gerichte Sassen, welche als Verurtheilte gegen das
Gesetz in das V^aterland zurückkehrten (Pollux VIII, St).
Kui xotvTj fxtv iyoiaiv i^ovoiav davdiov , iäv ttq
y.arlTj öiioo /A>j e^eartu): so findet es Bergk wahr-
scheinlich , dass jeder Verurtheilte , «elcher gegen da»
Gesetz in sein Vaterland zurückgekehrt war , von dem-
jenigen Archonten bestraft wurde, von welchem er zum
Exilo vernrtheilt worden war, dass sonach zur Compctenz
des ßaaikeug diejenigen gehurt hätten, welche nach
einem begangenen lUorde zurückgekehrt Hären. Dieser
Vermuthung widerspricht «las -/.oivi/ des Pollux, welches
oiTeubar auf ein collegialische» aus allen Archonten zu-
sammengesetztes Gericht hinweist, und diess wird von
Pollux selbst 3. 87. noch recht hervorgehoben durch die
AViedcrholung und den Gegensatz: y.ul XOlvfj /i^t^l Tavia'
ibiu öe u. s. w. Dagegen könnte man sich versucht
finden, nach Pollux ^'III. Qü. y.ai toi^ "/eveai xai jo/~g
is^oii (zu lesen: i£()£uui) näotp avxd(; dir.äQsi
«lie besondere Gerichtsbarkeit des ßaölksü^ in Streitig-
*} Uebcrhaiipt scheint es, als habe der Staat, indem er
diesem Tribunale das vorlaufige Erkenntniss yrgcn das
Mordwerkzeug aiibciiugab , wenii^sUns in diesen Zeilen
nichts Anderes beabsichtigt, als den Thälcr mn desto
eher entdecken und bestrafen zu können.
keitco der heiligen Geschlechter und Priester hierher zn
beziehen, nnd also anzunehmen, dass die von dem ßa-
O/Kci'i; in dieser Hinsicht ^'erurthcilten von der Restitu-
tion lies Patiolileides ausgeschldsson worden wären. Allein
diese Streitigkeiten und Vergehuiigen konnten nicht 80
wichtig sein, dass sie eine solche Ahndung verdient haf-
ten; und über grossere \'crgchuin;eii gegen die fVeli^ion,
wie daißeia, Ent»veihung der Tempel und IMvstericn,
stand nicht dem ßaai}.Sl'<i, sondern dem Areopag dai
Erkenntniss zu. Es muss ilaher eine andere Erklärung
versucht werden. Pollux VIII, 9t). sagt von dem ßa-
OiXei'g: xal rag xov (pövov dixai; etg ".-((jitov -n^üyov
tiadysf xai tou aricfavov dnode^ievoi; oi<v airulg
Sixc'.Qii. TTQOuyoQivtL de ruic, sv anla dnl'iio'iai
^nriT}]o\v}v xuX tcov dkka)V loiihtujv. Er hatte also
zugleich die Instruction der Crimiualproccsse und sass
mit zu Gerich'e im Areopag. ^'orher aber hatte er die
eines fliordes Angekhigten (denn das sind oi £v Ciicia)
von dem Autheil an ilen Mvsterien, an IVIarkt und Altärea
au9zus( hliessen. Diess war schon eine Art Verurtheilung.
Da es nun dem ISeklagten mit Ausnahme der Aeltern-
mörder freistand, vor gefälltem Urtheil davon zu gehen,
nnd Niemand ein Recht hatte, ihn daran zu hindern
(O. Hlüller zu Aeschjlos Eumen. p. 127), so werden
natürlich diejenigen, welche sich schuldig wussten , dio
Erlaubniss benutzt und sich gleich nach jener IMaassregel
des. ßacriXei'^ der zu erwartenden Strafe durd» die Flucht
entzogen haben. Und Solche Flüchtige sollten von dem
Genüsse der Rentitution ausgeschlossen sein. In diesem
Sinne konnte hier, wenn auch nicht von einer besonderen
Gerichtsbarkeit, so doch von einer selbständigen Verur-
theilung (ffiixdoOij) durch die ßaoiketg die Rede sein,
nnd folglich auch das ); V7l6 Tviv ßaOlXtajp beibehalten
werilen.
Absichtlich habe ich das solonische Gesetz in Plu-
tarch's Lebensbeschreibung des Solon c. J9. arlficov 0001
dxinot ijarav, Trpie }'] Sokoiva äol;ui, STTiTifiov? ttvai
nkriv ooot et 'A^te'iov itdyov 7} uaoi ex tujv ecpsxüjv
r; ex llQi'xavelov xaxadtxaodevxeg vnu riov ßaai-
iketov enl cpoioi ij arpayaiaii' sn\ xvQUvviSi ecfvyov,
6x8 i^eoftug ecpdvn öde — absichtlich habe ich dies»
bisher nicht in die Untersuchung gezogen, weil ich der
Ueberzeugung bin, dass der Inhalt de» Patrokleidischen
Dekrets unabhängig von jenem Gesetze erklärt werden
mussta , welches sich auf eine gegen 200 Jahre von Pa-
Irokleides entfernte Zeit bezieht. Denn wenn das solo-
nische Gesetz von solchen spricht, welche vor Solou's
Archontat durch den Areopag und das Prytaneion ver-
nrtheilt worden waren, so versteht es sich, dass nicht
solonische Behörden, sondern solche gemeint sind, deren
Bedeutung und Wirksamkeit entweder durch Drakon be-
stimmt worden war oder in noch früherer Zeit wurzelte.
Welche ^Veränderungen aber waren mit derselben in 200
Jahren vorgegangen durch Solon, Kleisthenes, Perikics?
Diese beiden Urkunden also auf gleiche Weise erklären
zu «ollen, hiessc ganz verschiedene Zeiten und >'erhält-
nisse mit einander confundiren. Dazu kommt, dass es
sich um >'erordnungen handelt, welche specielle und nur
ihren Zeiten angehörende, nicht bleibende Fälle betref-
fen. Dem Allem ungeachtet wird kein Unbefangener die
14*
207
308
Achnlirlikrit zwisrlirn beiden Urkunden in Abrvdo .stel-
len ivolliMi. iiis wäre u\an tvulil aiiziineliincn , dass Pa-
trokleides bei Abfassniij; seines Beschlusses nur die Form
der in einem ähnlichen fri'ihoren Fülle erlassenen Ver-
ordnung ror Aujjen gehabt. Einiges den reränderten Ver-
hältnissen geinfiss daran verändert habe, natürlich aber
Alles, auch die mit jener Verurduung übereinstimmen-
den Worte, nur in dem Sinne seiner Zeit verstan-
den nissen nullte. Und in diesem Sinne haben tvir
das üecret des Patrokleides auch zu erklären versucht.
Betrachten wir nun das Einzelne, so leuchtet die Nuth-
wendigkeit einer so isolirteu AuiTassung und Erklärung
beider Urkunden auch daraus ein, dass das Prjtaneion
bei den Epheten ohne Weiteres durch ,,oder" unter-
schieden H'ird, ohne dass, wie bei Andokiiies, i] ix zJsk-
Cptviov hinzugefügt wäre. Es kann also bei dem neben
den Epheten erwähnten und von diesen unterschiedenen
Prjtancion nicht wieder an den Ephetengerichtshof ge-
ilacht werden, wie auch aus Plntarrh's eigener Bemer-
kung hertorgeht, dass <lie Prjtanen darin richteten {^E7t'
ahiaig, a^ y.Qivuuon> ol './(jEunayiTai y.ai itfEiiu
xal izfjVxdvElc,). Vielmehr ist es jiach Schümann
Atf. Proc. p. 10 f. und antiquitt. iur. publ. Gr. p. !76
sehr wahrscheinlich , dass die Prjtanen der Naukraren
genieint sind. Denn diese beherrschten , wie Herodot
V, 71. berichtet, Athen zur Zeit der kjlonischen Un-
ruhen, auf welche sich ohne Zweifel das solonische Ge-
setz bezieht, und bewogen die Anhänger Kylon's , ihren
ZaHuchtsort zu verlassen. Da Plutarch in der Lebensbe-
schreibung Solon's c. 12. erzählt, dass der Rath der
Dreihundert über die bei dieser Gelegenheit mit Blut-
schuld Behafteten zu Gerichte sass, so ziehen einige Ge-
lehrteu mit Recht den Schluss, dass die Prjtanen einen
Theil dieses Rafhes ausgemacht haben. Es wäre sonach
bei Plutarch derjenige Gerichtshof zu verstehen, welcher
im Prjtaueion selbst {ev üoi'Taviiyj) seinen Sitz hatte,
während bei Andokides der Ephetengerichtshof 6ei dem
Prjtaneion (eili n^tVTavet'oi) bezeichnet wäre. S. Att.
Proc. p. 20 *). Jenes in dem solonischen Gesetze vor-
kommende Collegium der Prjtanen wnrdo von Solon auf-
gehoben und dessen Functionen und IMaclit auf die Vier-
hundert übertragen, vvesshalb deren A'^orsitzer Prjtanen
hiessen. Schömann, antiquitt. jur. publ. Gr. pag. 173.
Anm. 9.
Wenn man in dieser Weise zwischen dem alten Ge-
richtshof im Prjtaueion, iu welchem Prjtanen, und ilem
6ei dem Prjtaneion, iu welchem Epheten zu Gerichte
Sassen, unterscheidet, so lässt sich meiner Meinung nach
der scheinbare Widerspruch zwischen zwei Stellen des
Pollux VIII. 120. und VIII. 'JO, welchen JVIatthiä de
judiciis p. 15.5. nicht zu leisen vermochte, auf eine ein-
fachere und glaublichere Weise ausgleichen, als es Meier
im Att. Proc. p. 1 16 f. zu thun versucht hat. In der
crsteren dieser Stelleo lieisst es, dass die (pvko jani -
keig den Vorsitz in dem Gerichte snl IlguTaveüp ge-
habt haben, in der zweiten wird diess von dem Archou
*) Dieser Unleischeidung zu Folge muss man mit Siebeiis
bei P.nusau. I. 28- §■ 11. statt T6 äi tv n^vravtlM xal^oü-
f<iyor le»cn: Tö äi ini Hqvt, xaX,
l'jltxcrikc V s behanplet: xcd zr/.^ T(öv C((f'i'^ct)V di/.UQ,
öiy.aCil , welche diaci eben zur Competenz jenes Tri-
bunals gehörten. Ich glaube nun, dass Pollux die beiden
von uns geschiedenen Gerichtshöfe mit einander verwech-
selt habe. Er fand nämlich einmal die Notiz vor , dass
die (fVKoßaoikEii, ein anderesmal , ilass die ßltotktis
dem Prjtaneion vorgestanden hätten, ohne zu bedenken,
dass dort das vorsoloni.^che Prjtancncollegiuni , hier das
Ephetentribunal gemeint sei. Die (flKußaaiktic, also
hatten nach dieser meiner Vermuthung den Vorsitz unter
den Prjtanen in dem vorsolonischeli Gerichtshofe Ev Ilov-
•vavsürj, die ßaaikeii waren Vorstände der Epheten in
dem Blutgerichtahofe l-nl IlgViavEup. Unter dieser Vor-
aussetzung kann die scharfsinnige Bemerkung O. IVIüller's
zu Acschjl. Eumen. p. l.')7. Anm. 13, dass unter den
ßaaikeig, die CfvkoßuOlke/'i sowohl bei Plutarch als bei
Andokides verstanden werden müssen, nur lür Plutarch,
nicht auch für Anilokides gelten , und sind bei dicseui
letzteren also, wie wir oben gezeigt haben, die a.o%OV-
re^ ßaar/keii; , bei jenem wahrscheinlich die Cfl'koßacrt-
ksii^ gemeint. Zugleich folgt hieraus, dass in dem So-
lunischen Gesetze nicht ij vor i'.To TUJtf ßaoü.iuiv ge-
gen die Ilandschr. einzuschieben ist.
Doch wir kehrc^ zu dem Beschlüsse des Patrokleides
zurück. In den folgenden Worten ;y irrt Cpoviii Tt?
£(TTl (pvyr, erschien ebenso wohl iari als anch TiQ aii-
stossig. Reiske vermuthete daher riolv V <pi'y/j , Sluiter
Tivui rj Cfvy)j. Allein das Dekret kann doch diejenigen
von der Restitution nicht ausschliessen, welche von jenen
peinlichen Gerichtshüfen entweder zum Exile ode?' zum
Tode verurtheilt waren; denn es wird wohl damals kei-
nen wirklich zum To:le Verurtheilten gegeben haben, .iii
welchem nicht schon der Prozess vollzogen worden wäre;
sondern nur diejenigen, welche sich im Exile befander,
entweder gezwungen, weil sie hierzu verurtheilt worden
waren, oder weil sie sich der bevorsteheden Bestrafung,
besonders der Todesstrafe durch selbstgewählte Fluch»
entzogen hatten. Hieraus leuchtet zunächst schon ein,
dass der Zusatz ij dav UT oc, y.ar £y vui<y9v überflüssig
ist. Was denselben aber noch mehr verdächtigt, siud die
folgenden Dative ;; acfclysvoiv ij TVQO.vruis, wel-
che natürlich nicht mit y.aT£yvu)a9t] verbunden werden
können, und welche Sluiter desshalb von dem ganzen
Gedanken iöixdox^r vrio T(ov ßuaiksojv und sjil cpövi^j
rig tcril (fvyi] abhängig machen will: eine Verletzung
der grammatischen dxQißß/a , «velche selbst in einer Be-
schlusses - oder Gesetzesurkunde zu stark wäre. Zwar
könnte man nun, um die Construction des y.aTayiyvoi-
Oy-Eiv mit dem Dativ der Person zu erweisen, als analog
die Worte des Gesetzes bei .^esrhin. in Tiniarch. §. 16-
if) UV TU ÖL/.aaTr,()lov '/.aro-llnirfta-dij anführen; allein
diese Stelle ist theils wegen des Schwankens der Hand-
schriften, theils aus anderen Gründen höchst unsicher.
Ebenso wenig beweist für die Construction y.UTUyiyvtji-
axEtv mit dem Dativ der Lexikograph in Bekk. Anecd.
I. p. ISO- ya'va^Ji](fiiC,o^ai dvTi xov dvatQui, dva-
TOiTtuj , 8oTr/.fj, denn in der Stelle, auf welche sich
jene Bemerkung bezieht, bei Demosth. c. .Aphob. A. §. 67.
p. 834 fin. y.ai toijtuj fdu, iav x(tTa<pijcpiaijai^£ , if
1^1]t6v — , ist der Dativ nicht mit y.aialpi^Cf., sondern
^09
210
mit Tiurröv zu lerliindeii. Mit nicht grösserpiii Rechte
würde Dian [Xcn.] Apol. Socr. §. ?• hierher ziehen, wo
in den Worten: ijv yu() vi>v xaray.rjlihj /lOf , öT/iOv
ort ii;i(JTaL /J.01 ry reXevti/ jQija^fo.t y.. t. A.. , das
erste iiut jedenfalls aus dem fulgenden jwt entstanden
und dafür das regelmassige fiuv herzustellen ist. — Es
können also die Datiie nicht anders, als mit )j r/s eaxi
wvyr, cunstruirt werden. Es fragt sich nun aber : was
bedeuten diese Worte? Etita: oder wenn noch ein Exil
wegen Toiltschlags stattfindet? Diess wäre ujindestens
seltsam ausgedrückt. Um e» in Kürze zu sagen, (fvyij
heiäst hier nicht Exil, sondern Verurtheilung im Allge-
meinen, gleich wie (fsiystv (ypa<fi]V oder äiX)p) im
Gegensatze zu öiuixiif ,, »erurtheilt werden" bedeutet
(Fiat. Apol. p. 1« C. Xen. IMemorab. IV. 4. 4. u. a. St.).
Uann wäre der Sinn; oder mag irgend eine Verurthei-
lung wegen eines Mordes statthaben, d. h. ausgesprochen
sein. Dabei ist an dem Ti^; ebenso wenig Anstoss zu
nehmen, als etwas weiter oben an ivdi'Vui Ttveg, yoa-
(fUi T/psg und iyyvcu tivti,. i\un sieht man, welchem
Umstände die auszuscheidenden Worte )i l^avicxu^ y.a-
tsyvuiadl] ihre Entstehung rerdanken. Ein Erklärer näm-
lich, welcher Cfvy' ron dem Exils verstand, hielt auch
die Erwähnung der Verurtheilung zum Tode für noth-
wendig, und schob die Worte da ein, wo sie die regel-
mässige Construction sturen uiussten; oder, was noch wahr-
scheinlicher, zur Erklärung des /y int (füvo) Tt'i eatl
Cfvytj wurden, weil »on peinlichen Gerichtshöfen die
Rede war, die Worte ij ifuva.TUC, y.aT£yvwOx>l] über-
geschrieben. So würden nun die Dative /^ crcfuyevoiv
ri xvQavvoig nicht mehr anstüssif erscheinen und der
Sinn der ganzen Stelle sein : „oder wenn noch irgend eine
Verurtheilung ausgesprochen ist wegen eines Mordes oder
gegen Einen, welcher in Massarren einen Toillschlag
verübt (s. Dobree advers. I. p. 181)i oder welcher Volks-
bewegungen, die auf Tjrannis abzielen, verursacht hat."
Das weiterhin g. 79. Gesagte: xo. öe äkXa ndvra
il^aXtiipai TO('s Trpözropa«; y.ul t>]v ßovXijv yaX za
eiotjfieva nawaxöittv , utiov ti scrriv iv zip dij/to-
(Tiii) u. s. w. gibt zum Theil keinen rechten Sinn. So
viel ist nur klar, dass die Praktoren durch dieses Dekret
angewiesen worden sein müssen, die aufgeführten Reste
von Strafgeldern, welche einzelne Bürger dem Staats-
schatze noch schuldeten, zu tilgen. Denn die Einfor-
derung der Strafgelder für den Staatsschatz war Sache
dieser Behörde. Schümann Att. Proc. p. 743 und Anti-
(juitatt. jur. publ. Gr. p. 248 sq. Hinzugefügt wird die
iioL'Klj, weil diese die oberste Finanzbeliorde war. Was
soll aber heissen: ,,und das von allen Seiten Gesagte
sollen die Thesmotheten und die übrigen ßehürden ein-
reichen"? Um wenigstens einigen Sinn in die Worte zu
bringen , glaubt Sluiter p. 134 (p. 87 ed. Schiller) lesen
zu müssen v.aTO. r« £lQ}]uevu, nach, zufolge dem
Gesagten. Allein wie passt hierzu das beigefügte Tvav-
TayoSev , was Sloiter in seiner gegebenen Erklärung
(reliqua vero omnia nomina, secundum ea quae dicta sunt,
lielcre Prartoras et Senatum ubicumque eornm aliqnod
in publicis tabulis est perscriplum , et si quod exemplum
«orum exstet, illud exhibere Thesmothetas aliosque ma-
{i&tratas) klüglich übergangen hat. Die ganze Stelle
erhält Licht, wenn man ohne grosse Aenderung liest:
ra öe ukka — ßovkriv , y.ai tu si'fttj/^evu navca-
■jlüSev, UTiov Ti Eaitv iv xu) di^fioolo), y.ai ti dvxi-
yqa^füv nov toxi , naotj^eiv xovq Seofxu^ixai y.ai
Tag akkuq (j.()1(i.i. So wird den Praktoren und dem
Senate zur Pflicht gemacht, alles Uebrige ausser dem
Genannten zu verniihten, den Thesmothrten nnil ileri .In-
dern Behörden, das von allen Seiten her Gefundene .,
wo auch etwas in dem Staatsarchiv wäre, d. h. die Ori-
ginalien von Urkunden, iugleichen die Abschriften, die
sich irgendtvo fänden , einzureichen. Diesem Befehle
sollten sie binnen 3 Tajj^en nach diesem Volksbeschlusse
nachkommen. Die Urkunden aber oder Abschriften, die
zur Tilgung bestimmt worden seien, sollte Niemand pri-
vatim behalten dürfen. Dicss bedeuten nämlich, wie mich
dünkt, die nächsten Worte: ä ö' HQIjXai itakeiipai ,
ui) y.iyn]oihii iöia f.i?^Ö£v\ S^eivae.
Schliesslich scheint es, d;i «las besprochene Dekret
des Patrokleides selbt die RehaLilitirung der Atimen zur
Zeit der Perserkriege erwähnt (§. 77. ip)j(fioariitui xov
öijf^iov xa.vcu ünto öre i]v x o. Mi-dfy.u y.ai ovvi'j-
vtyy.ev roig 'yii)ip'uioig Stzi zu uiitivor) nicht unpa»»-
send , diese frühere politische ftlaassregel einer kurzen
UntersHchung zu unterwerfen. Die einzige Stelle, iu
welcher derselben gedächt wird, findet sich bei Andoc.
de mj^ster. §. |()7. toreoüv di ijviya ßaaikf.vc, i-ti-
oigd'isi'afv tVi xi]v 'Ekkdda, yvuvisi tvjv nvftqogviv
Tujv iTTiovadjv XU /.ityedoc y.ai xi;v uagaoy.fvi)v tov
ßaoü.eujc, tyviDcrav xotlg xe (f e i y o v r (/ g [so lese
icli mit den Zürichern Herausgebern statt (fvyovxag)
y. axadii;aod^ai xal rovc, dxi (lO i' i in 1 x t'/^iov c
Ttoiiioat y.ai y.oivijv tijv te aojTijglav xai xoig xn-
di'fovg noii-aaadut. noa^avxeg öl xavxa, y.ai öov-
XEC dkh-kotq nioxs/g y.ai OQxoi'g fiEydknvc, i'jiioi'v
ocfdg aixovg ngoxdigavxsg ngu xiijv'Ekkrivoiv dndv-
xujv u-:Tavxi]0(ii xuig ßagßdgoig MugnHüiiads- —
fjaxioo.ucvui dt iviitiov y.. x. ^. Andokides spricht
hier, da er der marathnnischen Schlacht gedenkt, so, als
fiele diese Restitution der Atimen in die Zeiten des Mil-
tiades und Dareios, was im Widerspruche steht mit§. 1Ü8)
wo es heisst, dass die Stadt nach dieser Restitution zer-
stört worden sei : zoiyaQ xoi Sia zavra zr,v Ttoktv
dvnoxazov Tcagakußövztg ügd zs y.azay.ey.av(.itva
'zti)rtj zs xai oijfiag y.aTumnzvyy.viug dcfOQuijv it
oi'heuiav i](ovT£(, diu zo dkkiij.oig öf.wyoeiv tijv
dgiriv Xfjjn 'Ekki'jvviv yaxtigydoavxo x. z. k. Diess
fällt aber in die Zeiten des Themistokles und Xerxes ,
welcher letztere bekanntlich die Stadt verbrannte. Was
ist nun das Wahre? Fr. A. AVolf zu Dem. Leptin.
p. 4()ü, 11. cd. Reisk. zweifelt geradezu an dem Factum,
weil die Amnestie nach der Rückkehr der Demokraten
unter Thrasybulos als das erste Beispiel einer .Amnestie
in <ler Geschichte aufgeführt werde, indem er hierzu noch
bemerkt: „nee publicum esse potuit et magis oratorium
est." Darauf liesse sich zunächst erwiedern, dass unter
jener ^Voraussetzung auch der Beschluss des Patrokleides
in Zweifel gezogen werden müsste, da derselbe ebenfalls
vor der Rückkehr <le8 Thrasybulos gcfasst worden ist.
Glücklicherweise aber ist dieser nicht bloss oiatorisch,
sondern wird auch von Xeuoph. Hellen. II. 2- 11- -Jii^i
2H
212
Trtfr« TfJ( C (iTlllOli tnlTiltOV; TTOlVOCVTCi; lyCQTi-
pot'V, "Usclioii mit \Vcglassiiiig; des Aiitrajjiätellprs, be-
Blnlij^t. Soilanii alier — Uüd «lioss ist oino llaiiplsac ho —
ist iliT unter Tliiasvbiilus crlasscno lirscliliiss ülcrliaupt
gar nicht mit der so»oiiI zur Zeit der Porsorkricge j als
aiu'li vnr der Kiiiiialimo Athens genommenen Maassfegel
eil rerjfleiehen , snndern jener lorfi'ijjte /li/iiieslie, TO jA)j
Uli n/y.ny.C'V , welclie allerdings <lio erslo der Art in der
(ieärhichte «ar; in <lies<Mi Leiden letzteren Fallen aber
ordnete man nur die. li ietlereinselsutig der Atimen in
«Icn diifrh die Atlinic verlorenen rorigen Rechtsstand an,
■TU Tüi'- uTiitois £;T?n//Oi'i TTO/siv. Uci der Amnestie
ist loii <ler Kesliliition der Rechtsloseii gar niclit «lie Rede,
sondern von der Kiitfernnng des tirolls EHischen zwei
politischen Parteien, »velche mit einander gekämpft liat-
ten , und inn denen die eine besiegt «ordcn ist. Die
Wiederterleihiing der lolleu Biirgerreclite dagegen an
<1ie Alinien bezieht sich nicht auf eine oder zivci Par-
teien, sonilern persönlich auf Einzelne, welche eines der
biirgcrürheji Recht« oilcr alle Eni;lei<-h aus lerschiedenen
tjri'inde« verloren hatten. Die Amnestie wird meisten-
theils nach, die Restitution ''er Rechlslosen meist vor
oder in einem entsrheideiideii Kampfe erlassen. Wenn
es noch einer Aucforitst ftir diesen geschichtlich gcbil-
ileten Unterscliied be<lrirfte, so könnte man Andokidcs
selbst anführen, weicher in der genannten Rede de my-
eteriis g. 80- "nd 81. denselben so deutlich als möglich
macht: Ko.tu. [iiv tu lpij(ftO/na TOiiii TOvq diUtovq
STTiiiitoi'i eiioDJoaTS' roi's Sl cpevyovza^ outs lla-
■znoy.Keiövji finE Y-ardvai ov&' vfiEic ai^iijffiOuoSc. —
g. 81- i^etSi] d' £7taDijk^£T€ £z IlstQaiEiDq, ysvdi.i£-
vov icp v^dv riitujQeea&at iy^cöre säv t« ysyEvijf^iEva,
y.at ■jteQi nXelui'oq EnoiijOaode aioCeiv ti)v nöktu >'
T«^ iölag Ti^iw^iaq, xai idoi:s f.oj uvnnty.ay.civ dk'
}.l;).Oli TtSv y£yeP)j,uevojv. — Dass nun das Factum der
R.estitu(ion zur Zeit der Perserkriege trotz des Schwei-
gens Heroilot's hierüber doch keine blosse oratorischo
Fiction ist, wie Wolf meint, sielit uiau daraus, dass in
«lern Dekrete des Patrokleides, als in einer öffentlichen
L'rkunde, darauf Bezug genommen wird. Aber wie ver-
halt CS sich mit der Verwirrung der Zeiten bei Ando-
kidesl Dieselbe muss entweder aus Uebcreiliing entstan-
den sein, wie ^'alckenaer in Sliiiter's Icctt. Andoc. p. 147 ?•
(oder p. ys der Schiller'schen Ausgate) annimmt, oder
«enn sie absichtlich war, einem rhetorischen Zwecke
gedient haben: vielleicht solKo nämlich, indem zwei
grosso Folgen jener Maassregel vcrbnndeu werden, die
W^irksamkeit derselben um so beiieutender hervortreten,
vtorauf dem auch sonst Irüglichen Redner gerade in jener
Stelle viel ankam. Dem sei nun, wie ilini wolle, das
Factum ist unumstösslich, aber der Widerspruch bei An-
dokides bleibt. Dessenungeachtet glaube ich, dass sich
mit Ifulfe einer Angabe Plutarch's die Zeit ungefähr fest-
stellen lässt, in welcher jenes Dekret erlassen worden
sein muss. Dieser Schriftsteller sagt nämlich im Leben
des Themistoki. c. U, dass Themistokles , weil er das
Vorlangen der Bürger nach dem exostrakisirten Arisleides
H'ahrgeuoiiimen, den ßeschlnsa beantragt habe, TOtq STcl
y/juvui fiB^ecTTujoiv e^etvai 7.u'r:c'Kdovo-i iT(iäxT£iv xae
Kbyrav rct ßeKTiara r^ 'Ekkdöc /uto. tvjv akkiav
iTol iTtöv. Nur Arisfcides als Exostrakisirter konnte ei-
gentlich ein für eine Zeit lang von <ler Staatsgemeinschaft
Ausgeschlossener genannt werden, und dennocli steht der
Pluralis ro/S fici^eoTOJOtv. Es muss demnach eine ganze
Classc von solchen in dem Dekrete begriffen gewesen
sein, denen das ngaTTElv xai kiyeiv ftieTot tcSv äkkujv
TCokcTuiV genommen worden war. Da aber die Ans-
schliesiung liiervon nichts Anderes als Atiiiiie, die wie-
dergegebene Befugniss hierzu die Aufhebung dieser Ati-
mie oder die Rehabilitirung ist, so folgt, dass mit dem
Antrage avf die Rückkehr des Aiisteides auch die Re-
haiilitirung der Aiimen verbunden gewesen , und somit
<ler von Andokides angedeutete Beschluss den Themisto-
kles zum Antragstreller j^ehabt habe. Leber die Zeit
der Zurückbernfung des Aristeides s. Sintenis zu Plut,
Themist. p. 74.
Aus dem Gesagten erhellt, dass bis zu EiUde des pe-
loponnesischen Krieges Restitution der Atimen dreimal
zu Athen beschlossen worden ist; erstlich auf Solon'«
Antrag wahrend des Archoiitats desselben mit Bezug auf
die nach den kylonischen Unruhen Verbannten; zweitens
durch Themistokles vor der Schlacht bei Salamis und
drittens durch Patrokleides nach der Schlacht bei Aegos-
potamoi. Hierzu kommt noch als viertes Beispiel der
Beschluss des Hjpcrides unmittelbar nach der Schlacht
bei Charoneia, über welchen Lycnrg. Leoer. §. 36 ff.,
besonders g. 41. [Demosth.] c. Ari'stogit. B. §. tl'(p.803 f.)
Plut. V. Hyperid. p. 270. Vergl. Guil. Kicssling qnaestio-
lium Attic. spcc, Cizae, IBS'-'- p- 14 U-
IV'eustrelitz. Kai-l Scheue.
20. G. F. Caroli Menn Rhenani Meletematum histori-
eorum praemiis rcgiis ornatorum specimen duplex.
I. De Alexandri expeditionilus Oxanis. IL Pro-
pontiaca. Additae sunt duao tabb. geogr. parti»
«ccidentalis mediae Asiae et Propontidis. Prostat
Bonnac apud Ed. Weber. MDCCCXXXIX. XV
un.l 184 S. 8.
Die dem Andenken des am 20- Febr. 1S38 gestorbe-
nen Prof. und Directors des philologischen Seminars an
der Universität zu Bonn, C. Fr. Heinrich, von Herrn
ßlenn , einem früheren ftlitglicde des Bonner Seminars,
jetzt Gymnasiallehrer in Düsseldorf, geweihte Schrift ent-
hält Tlieile zweier grössere« zu verschiedenen Zeiten ent-
standenen gekrönten Preisschriften. Die erste von der
philosophischen Facultät zu Bonn im J. 1828 gestellte
Aufgabe : „lllustrenlur Alexandri 71/. expeditiones per
Orientales iwperii Persici provincias, regiones Transoxia-
nas Indiatnfjue susceptae , tum e gevgraphis antiguis,
tum e peregrinatorum recentiorum commenlariis^' war
von Urn. Alcnn schon ilamals so befriedigend gelöst wor-
den , «lass er den vollen Prciss erhielt. Die andere im
J. 1833 >on der königl. franz. Acailcmie des inscriptions
et helles lettres aufgegebene Preissfrage: „Quel /ut, de-
puis /e 11 siede avant 7Wtre ere jusqu'h ritailissetnent
de l'empire de Constantinople, l'elat politique des citea
etablies sur les bords du Pon(-Euxin et de la Propon-
213
*I4
fiele ?'^ iiiileriialiin IJr. W. auf ilic erste kumlo ilaioii zu
bearbeiten, und rciclite noch vor Ablauf tles ijisclzliclicn
TcriiiihS 1(111 2 Jabrcn seinen Versuch unter «loni Titel:
Commentarioium de civitalibus l'ontivis lÜri Xfl. ein;
allein iliinh ein i^lissierstandniss eigener Art, inilem er
nainlicli in ileii Worten ,,<lepnis le lle sii-ile" die mit
arabisclien ZiH'crn bezeichnete Zahl für o/tzieme iialini,
»fahrend die Akademie deuxienie darunter verstand, hatte
der Verf. die Gescliichte <ler Städte am Poiitns von den
ältesten Zeiten au behandelt und die Argonautenfahrt mit
hereingezogen, so dass er in so beschränkter Zeit seine
Arbeit bloss in den Griindzi'igen entwerfen und nur «e-
nige Partieen vollständig ausführen konnte. Nichts desto
weniger äusserte sich, nie der Verf. bald erfuhr, die
Akademie günstig über die theilweise verfehlte Liisung
der Preissfrage, Horan sich anch andere Concurreiiten
versucht hatten, nnd stellte unter dem 14. Aug. 1835
einen neuen Termin mit den AVortcn: ,,L'Academie a
pense qu'un nouveau delai doiinerait aux aiiteurs, qui
ont traite ce siijet, le moyen d'ameliorer et de coinplettr
Icur travail, et, par ce motif, eile a proroge le coiicours
jnsiju'en 1836." Darauf nahm Hr. M. , »elcher unter-
«lessen eine nissenschaftliche Reise nach Paris unternom-
men hatte, die schwierige Arbeit mit neuem Muthe wie-
der auf und reichte sie schon am 31. 31arz 1^36 ein.
Dieser neuen Bearbeitung wurde von dem aus den Aka-
demikern Letro/ine, Pouqueville , Raoul - Rucheite und de
W alckenaer bestehenden Ausschüsse einstimmig der erste
Preiss zuerkannt, welchen Raoul - Rochelle in der feier-
lichen Sitzung der Akademie am ö- August 1836 1 unter
Vorsitz C. I5en. Hasc's, ölTentlich verki'iudigfe.
So viel über die Entstehung beider Schriften , woraus
in dem Buche Specimiiia mitgetheilt werden, welche
trotz ihrer Verschiedenheit in dem gemeinsamen Gesichts-
puiict sich vereinigen, dass sie beide die Beleuchtung der
Geographie nnd Geschichte von Ländern Asiens zum
Gegenstande haben, welche in der jüngsten Zeit ein
Schauplatz der wichtigsten Ereignisse geworden sind.
Indem wir uns jetzt zur näheren Betrachtung von Nr. I.
de Alex, expeditionibus Oxaxis wenden, erklären wir
vorher, dass wir in den folgenden Bemerkungen mehr
rcferireiid zu Werke gehen ivcrdcn , da wir über diesen
Gegenstand selbst keine specielleu Studien gemacht ha-
lben und uns zudem die Einsicht der vom Verf. benutzten
neueren Hülfsmittel fast gänzlich abgeht. — VVarum der
Verf. aus seiner grösseren Schrift über die Züge A.'s
gerade diese Partie herausgenommen hat, geschah eines
Theils, weil gerade über die hier behandelten Gegenden
iu der jüngsten Zeit von Muravie/ (Voj/age eii Turco-
vianie et h Chiva IS 19 et 1820. Paris 1823), von Ba-
ron V. Meyendoif {f oi/age d'Oieiiöourg ä Boukliara,
fait en 1820 « trtivers tes steppes qui s'itendent a l'est
de la mer d'Aral et üii-deiii. de l'ancien Jaxartes. Paris
182tj) und von dem Englander AI. Uurnes [Travels into
Bokhara — i/t the years 1831, 32 and 33, mit einer
Karte von J. Arrowsmilh. London 1834, 2. Aufl. 183;j.
li Vol. iu 8.) ganz neue und wichtige Aufklärungen ge-
geben worden sind, anderen Theils aus der Absicht, um
die von Ed. Eichwald (Prof. io Wilna) in seiner sonst
vortrefl'lichcn nlten Geographie des haspischen Meere»
(Berl. IS3S) aufgestellte Behauptung, als ob „AI. nicht
weit über den Oxiis vorgedrungen und dass er nie weder
an <len Ja.rartes , als Shir, noch an die Wolga; am we-
nigsten aber an den Don, als Tanais , gekommen sei",
zu widerlegen.
Die Abhandlung, worin mit ausgebreiteter und gründ-
licher Gelehrsamkeit besonnenes l rtheil und glückliche
Combinationsgabe veibiinden ist, beginnt mit einer ein-
leitenden Besclireibung der 0.vusl(inder nach ihren phy-
sischen ^'erhältnissen (im M. u. W. Sanilw üsteii , im ü.
u. S. Gebirge), wozu üaciria und Sogdiaiia als ein Gan-
zes gerechnet werden, da der 0.vus (Amu-deria oder
Gihon) nicht als Grenze, sondern als ein Verbiiiilungs-
mittel anzusehen ist, wodurch beiden Ländern Frucht-
barkeit und ein herrliches Mittel des Handelsverkehr.'r
zugeführt wird. Besonders beachtenswerlh ist ilie lom
^'erf. hier angeknüpfte Untersuchung Hier die frühere
Schiffahrt auf dem caspisciten Meere, durch welche,
mit Benutzung von Ilerod. 1,202, Strab. XI, 8. p. 'iVl
Casaub. 780. c. Anist., Strab. II, 1. p, (■>\). Cas. u. (iS.
Cas. u. Plin. II. IN. VI, 10. u. 17, das Resultat gewon-
nen wird , dass noch vor dem Ende des 3. Jahrh. vor
Chr. G. ein Handels» eg bestanden, wodurch ilie indi-
schen Waaren auf dein Oxns in das caspische fllcer, als-
dann den Cyrus hinauf durch Albanien gebrarlit und nacii
einem Landwege von wenigen Tagen in den Pontus Euxi-
nus eingeschillt wurden. Bald jedoch kam dieser AVaa-
renzug in Stocken und hcirte gäiiilich auf, als die loii
T/(eoc/rt# (256) gegründete griechisch - bactrischc Ileriscliift
im J. 140 an die Parther und Saker hei, welche ilei»
Handel vernachlässigten. Hierdurch, so wie durch den
immer zunehmenden von N. und W. herangewehten Flug-
sand der Wüste kam es, dass das Flussbett des Oxus
allmählich verschüttet und der Lauf desselben ganzlich
verändert wurde. Dass diese Versandung schon um 160
vor Chr. stattgefunden habe, schliesst Hr. M. auf scharf-
sinnige Weise aus Pohjb. X, 48; Ponipon. Mela III, ö,
beschreibt den Lauf des Oxus , wie er heute noch ist. —
Erfreulich war es für den Hrn. V., dass er, als seine
Schrift schon gedruckt, jedoch noch nicht ausgegebeij
war, in C. D. Hiillmaun's Handelsgeschichte drr Grie-
chen. Bonn 1839. p. 243 — 2i>'2. über die Schiffahrt auf
dem Oxus dieselbe Ansicht und im Ganzen mit densel-
ben Beweisen unterstützt fand (s. p. IX. Not.)
Von p. 15 — 18 werden kurz und tretrend die ürsarheii
von A.'s Zügen nach den Oxusländern und winein lan-
gen Aufenthalte daselbst angegeben, welcher letztere seine
ICrklarung findet sowohl in der Wichtigkeit diese? Län-
der an sich, als besonders in Beziehung auf die 5>enacli-
barten Steppenbewohner, »eiche zu allen Zeiten (Sry-
then, Türken, Mongolen, Usbeken), wenn dieser Greni-
wall des gesitteten Asiens schlecht verthei4ligt war, Iwdiei*,
und Persien überschwemmten, »csshalb denn auch alle
mächtigen Könige .Asiens, von Semiramis bis Scltack
Nadir, den Besitz dieser Länder durch Bcfcitiguagen
an den Gränzen sich zu sichern suchten.
\'on p. 19 — 23 werden die vom V. bcnntzten Quellen,
sowohl die alten als die neueren, aufgezahlt und gewür-
digt. Unter letzteren helindeu sich auch zwei orieiit*-
lisclie >Verke: Cheref eddin s Geschickte der Feld:üge
21§
216
Ttmur's, ron Petit de In Croi.v ülierseizt, und die liiichst
iiitprrs.santrii Memniren den Kaisers Muliammed Uiiber,
von W. Erskine in"» Enj;!. i'ihcrs. U^'iW in 4., «leuUcli
»•Oll A. Kaiser. Leipz. 182H in y. Unter den npuesfen
Forsrliniijjrn liclvl dor Verf. besondprs licrvor J. G. Droy-
ien's Anfisafz im Rhein. Mus. II. J. 1. II. Bonn 183.J.
(p. M — lU.'): Al.'s Züge durch Turan , »veldicin er das
l'erilienst einräiiint, viele geouraphischo Fraijen richtig
gelöst zu halten. Jedoch }iat ilr. AI. seine Untersuchung
diircliweg so selbständig gefiilirt, dass er wohl befugt
«ar, seine .Arbeit an's Licht zu geben, und zwar um so
mehr, als die zum Tlieil schon von Uroyseis geivonncnen
Resultate hier genauer und fester begründet sind.
Von |). 25 beginnt die eigentliche Untersuchung liber
A.a Züge, deren Hauptziveck dahin gerichtet ist, nicht
nur die bei den alten Schriftstellern genannten Orte mög-
lichst genau zu bestiinuien , sondern auch die Züge selbst
durch \'ergleicliung ähnlicher, auf demselben Boden in
spaterer Zeit geführten , Kriege begreiflich und ansrhan-
lich 7U machen. Ueber die hierbei von ihm befolgten
Griindsfitze spricht sich Hr. rtl. p. 74 so aus: ,, Geogra-
ph!, qualcm iinstra aetas ilesiderat, esse opinamur, noii
solum de regionuin natura dicere et locorum cxplanarc
situiii , uomina, inter-alla, sed indagare etiam , qua» sit
naturaliiim rernni cum gestis iiistitutisqne hominum con-
innctio. Qiiae uatnrae liiiinaDaruinquc rernm coniiinctio
iiulla ratione niagis fit perspicua, quam si iisdem in re-
gionibiis teniporibus diversis res similiter ac fere uno
mndo actae ab hoininibiis et a pnpulis institutae monstra-
buntur", und Jeder wird dieselben, als dem heutigen
Standpuncte der Geographie, als Wissenschaft vollkom-
men entsprechenti , billigen müssen.
Die ganze ununterbrochen fortlaufende Untersuchung
lässt sich nach dem Suinmarium von p. IX — XIII, wel-
cliem das von Ang. Mai «uerst herausgegebene Itinera-
rium Alex, (ganz nach Arrian) untergesetzt ist, füglich
in 5 Abschnitte zerlegen, von p. 25 — 41: I. A.'s Zug
durch den Caucasus fHindukusch) und Bactrien bis zum
Oxus, im Winter und Frühling 329 v. Chr. Geb. Das
Wichtigste in diesem Abschnitte ist die Bestimmung der
Lage von Alexandria Caucasia, welches Hr. 91. in die
Nähe von Bamian , in der Mitte des Gebirgswegei aus
Arachosien nach Bactrien, versetzt, da die in neueren
Reiseberichten gegebene Beschreibung dieser an Ruinen
und Felseugrotten reichen Gegend der Schilderung bei
Al'rian , Curtius und Diodor, welche alle von einem
staunenswertheu an 1]/ aiov reden, am meisten entspricht.
Nachdem sich der Verf. durch Bestimmung dieser Stadt
den Weg der Untersuchung gebahnt hat, untersucht er
rou p. 41 — 44: II. A.'s Marsch vom Oxus bis zum
Jaxarles. Wir heben aus diesem .Abschnitt bloss hervor
die rortrefiliche geographische Beschreiliiing der sogdia-
nischen Provinz, von ilen Arabern Maveralnahar (d. h.
Megopotamia) , von den Neueren Turicestan und Bucharei
genannt, sowie ihre Eiutheiliing in mehrere, durch zahl-
reiche Gebirge von einander geschiedene Theilc, von
welchen die nm den Fluss Pohjtimetus (Sogd, Kuhik)
liegenden, welcher vom Schmelzen des Schnees auf den
östlichen Gebirgen anschwillt und durch Canäle nnil Grä-
ben in die Aecker geleitet werden kann, noch von Baber
in seinen IVlemoiren als so ausserordentlich fruchtbar and
reich gcschililert werden, dass der Gross -Chan Timur
zu sagen pflegte, er besitze ilreissig Parasangen lange
Gärten, und ein früherer König von Maveralnahar sich
oft rühmte, dass er .'i()U,O0ü Pferde und Streiter aus sei-
nem Lande ziehen könne, ohne ihm zu schaden. Den
See Kara-Kul, worein der südliche Arm des Kohik
fliesst, halt Hr. M. für die palus Oxiana des Ptolem.
(VI, 12. coli. Curt. VII, 10, 2.). — Maracanda ent-
spricht dem heutigen Samarhand, obgleich dieser Name
von dem Araber Samar herrührt, welcher 643 nach Chr.
Geb. auf den Trümmern des alten Maracanda, welches
die beherrschendeu Chinesen Kang (Tachni) nannten,
eine neue Stadt gründete. *'ergl. Rilter's Erdkunde
VII, S. 573 •! ()Ö7 — ()G8. — Alexandria ultima verlegt
der Verf. mit grosser Wahrscheinlichkeit in die Nähe de*
heutigen i Khodj'end.
Hierauf folgt von p. CA — 89: III. A.'s Marsch vom
Jaxarles bis zur Stadt Zariaspa im Herbste 329» wo-
bei besonders die aus Baber's Memoiren eingewebte Epi-
sode über einen in diesen Gegenden zwisdieu zwei Brü-
dern , Ali und Ba/esangar Mirza, in den Jahren 1495
— 97 geführten Krieg beachtet zu «erden verdient, so-
wie die Untersuchung über Zariaspa , welches Hr. M.
von Bactra als verschieden trennt und abweichend von
C. Ritter, der dasselbe für Mario am Murghab (Margus)
erklärt, und Droysen, welcher es für y4iikoi (auf dem
Wege von Kirki am Gihon nach dem diesseitigen Cho-
rasan) nimmt, in die Nähe von Bikend am anieren Kohik
{Polylimetus) versetzt und mit dem von Ptolemäus erwähn-
ten Tribactru ideutificirt.
Daran schliesst sich von p. 89 — 99: IV. A.'S Marsch
vom Oxus durch Margiana und sein Rückzug tiach
Sogdiana im Frühling und Sommer 328, wobei der Verf.
seinen gewöhnlichen Führer, den Arrian, rerlässt, nnd
aus inneren Gründen die neue Ansicht aufstellt, dass A.
von Zariaspa aus, wo er vor 329 auf 328 sein Winter-
lager hielt, eine Expedition nach dem benachbarten Mar-
giana in der Absicht unternommen habe, um die durch
dieses Land aus Parthieu und Ariana nach Bactrien und
Sogdiana führenden wichtigen Strassen durch befestigte
Städte zu decken und dadurch den Verkehr gegen die
Einfälle der Nomaden zu sichern. Dass Arrian Nichts
von diesem Zuge erwähnt, erklärt sich der Verf. durch
Annahme einer Lücke, welche durch die I. IV, c, 8.
und fl". eingeschobene Erzählung späterer Ereignisse, von
der Charakteränderung A.'s, dem Tode des Klitus und
des Kallisthenes, und durch die Aehnlichkeit der Ereig-
nisse nach dem ersten und zweiten Winterlager [za Nau-
taca im Winter 3?8 — 27 = Nakschab - Karschi am
Kaschkaßuss in Sogdiana) leicht veranlasst werden konnte.
So viel .scheint sidier, dass Arrian ilas erste Winterlager
zu Zariaspa und da.i Herbstlager bei 31aracanda entweder
ganz verwechselt, oder eine zu kurze Zeit dazwischen
angenommen habe, da doch beide wenigstens um seclia
Monate aus einander liegen. Zu diesen inneren Gründen
kommen nun noch als äussere Zeugnisse die freilich etwas
rSthselbafte Stolle bei Curt. VII, 10, 15, wo eine Stadt
Margitiia genannt wird, sowie Plin. H. N. VI, 18. flfi),
welcher in Margiana zwei von Alex, gegründete S(;id(u :
217
318
Alexanih-ta (t-nn \ti(:ochiis Antiochia) hikI Hernclea (>oii
rfr>in§ellieii ylchnts S«""-), beiilo am Mat-gus (Miirgliali) ,
erwafiiit, lind omllicli Strab. XI, p. .'■)I4 Cas., wo wahr-
srbeiiilirh iiacli «Ion alten Bematisten (ilineium mensores)
ilie fllessung einer durch dieses Land iia< li liaetrieii fiili-
rendeii Strasse .infpjfelien wird. Oicser Kx|)eilitiiin naoli
Warjiana (lieilt nun der Verf. die 4 — ■') Mi)nafe zu,
welrlie bei Arrian (IV, M) ff.) durcli keine Unterneliiniin-
gen aiisgefiillt sind. — Deimi.'irlist marseliirte Alex, nacli
Baclra , um den langst Ueschlossenen Angriff );cgen In-
dien zu «iillführen , al)er ein neuer Adfall der Bewohner
S(jfdiaiia's nöthigte ihn , den Oxns aiiCs Neue zu iilier-
«rhreiten, um das abgefallene Land zum drittenmal zu
unterwerfen. Die verschiedenen Züge der Macedonier
durch Sngdinnn und Hnctrien während des Herhstes 3'2S
und des Friihlingn 327, welche bei Arrian sehr kurz,
hei ('iirtiuK aber hix'hst rer» orreii an^'eijeben sind, sucht
llr. 31. von [). 9!) — 114 niöslirbst zu entwirren, und die
ron Ciirtius erwähnten I''elseiiburj,'en : die Petra Arinma-
zis , Oxi/nrlis caslellum, Biizaria und Petra Sisimilhris
auf neue Namen zurückzuführen ; alles mit grosser inne-
rer ^Vah^scheiMlichkeit , die jedoch bei den mangelhaften
Quellen nicht zur Gewissheit erhoben werden kann. —
Aach Besiegung der Ostlich wohnenden Paraetacener ,
des einzigen, noch nicht unterworfenen, Striches zu bei-
den Seiten des Oxus (wahrscheinlich das \\e\\i\^e Badak-
schan), »o auch die durch die Einnahme A.'s so berühmte
Petra Chorienis (Arrian IV, 21.) zu suchen ist (bei
Hissiir), zog Alex, nach Uactra und von hier endlich im
Frühjahr 327 nach Indien, nachdem er den Anitjntas mit
10,'IO0 niann Fussvolk und 3500 Reitern in Bactrien
zurückgelassen — ; ein neuer Beiveis, wie wichtig ihm
die Cnhauptiing dieser Länder erscheinen musste.
Die andere Hülfle des Buches, von welcher wir im
Folgeuden iu Kürze bericliten wollen, enthält: Prnpon-
tiaca, historica prolusio, und bildet, wie schou ange-
deutet worilen ist, nur einen kleinen Theil der viel um-
fauj^reicheren Preisschrift in der ztreiten Umarbeitung.
Was die erste Bearbeitung betrillt, so gibt der Verf.
von p. 121 ff. kurz den Inhalt der X// libri an, wor-
nach im lib. I. die hisloria antiqua universalis Ponli
Euxini et Hellespnnli , in den lü folgenden der (leihe
nach die Geschichte der in den einzelnen Landschaften
gegründeten griechischen Colunieen und endlich in lih. XII:
Publica Pnnti verum summa behamlelt worden, und theilt
aus verschiedenen Büchern drei Capitel mit, welche von
der sorgfältigen und gründlichen Forschung des Verf. ein
«prcchendes Zeugniss geben.
\o\\ der zweiten Bearbeitung theill danntlr. M. (p. 132)
die an die Akademie gerichtete Praefatio mit, woraus wir
erfahren, dass er, um zu einer der Absicht der Preissteller
genügenden Losung seiner Aufgabe Zeit zu gewinnen, eine
grössere Einleitung umgangen.jedoch für den Fall der öffent-
lichen Bekanntmachung seiner Schrift über drei Puncte, näm-
lich über den politischen Zustand der Städte am Pontus und
der Propontis in der macedonischen Zeit , 2) über den
Zustand derselben unter römischer Herrschaft und 3) über
die Quellen dieser GeschicLten ausführlicher zu sprechen
sich verbehalte.
Ztiltchr. f. d. Mterthumsw.
Da es zu weit führen würde, wenn R" f. aus den zwei
hier gegeben^n Proben: Apamea s. Myrlea (v.j). 13G — 15.')^
unil Perinthus (von p. l,j(') — 1,S4) den an interessanten
Fjitizelnlicitpii reichen Inhalt vollständig angeben wollte,
so beschrankt er sich auf Ilervdrhebuiig der wichtigsten
IMomeiite. — Obgleich Perintll eine bei weitem grössere
Bed(-i(ung hatte, als Myrlea, welche» den Namen Apa-
mea von der Gemahlin des Ivönigs Prusias von Bitbynien,
Apame, einer Schwester Philipps II. von Macedonien, er-
hielt (cf. Strab. XII, p. y4ö (5fi3^, so haben sich doch
verhaltnissmässig über Apamea mehr Nachrichten bei den
Alten erhalten, als über die berühmtere Stallt, welche
in der römischen Zeit nicht nur mit Bijznntium wett-
eiferte, sondern iliesem sogar den Rang ablief, als es im
Kriege zwischen L. Septiniius Severus und Pescenninu»
IViger für Letzteren Partei nahm und nach einer drei-
jährigen Belagerung von Severus aller Privilegien beraubt
wurde nnil der Nachbarstadt untergeordnet blieb, bis
Constantiii der Grosse seine Residenz dahin verlegte. —
Die Ilinfülirnng einer Veteranen - Colonie nach fll^rlca
unter dem Namen: Col. Julia Cuncordia Augasta Apamea
(wahrscheinlich unter Augus(us) gibt dem \'erf. Veran-
lassung, wegen des Namens Concordin, welchen Einige
mit der von Din Chnjsostoinus vermittelten Einigung zwi-
schen Apamea und ilem benachbarten Pruaa (früher das
genannt) in V^erbindung zu bringen sucliten , die zwei
noch erhaltenen , sehr interessanten Reden des Chrvso-
stomus (ed. Reiske Lips. 1798. Vol. II, 159—185 Jtt
und f^ia TTSoi öf^iovoiai) za exponiren und die gegen-
seitigen engen Verhältnisse beider Städte, von welchen
Prusa die andere wegen ihres trefliichen Hafens, Apa-
mea aber jene wegen ihres Bauholzes und anderer Gegen-
stände nicht entbehren konnte, näher zu erörtern. —
Zum Beweise , dass griechische Kunst und Wissenschaft
noch unter den Römern hier blühten, führt der Verf.
einen zu Panornius in der Propontis unweit Cjzikns ge-
fundenen Stein mit folgender Inschrift an:
7iotijTr,v aaiijoav 'Anafiea Md^ifiov üazol \ dQo.-
UEvov öoiüjp orefif^aT ÖLinntädiov. (mitgetheilt voa
Letronne im Journal des Savans 1830. Aoüt p. 504),
woraus hervorgeht, dass ein gewisser Maximus zweimal
den Preis der Dichtkunst in den Olympien davon trug,
welche nach Art der grossen griechischen Panegyris za
Adria bei Cyzikus gehalten wurden. — Wie mangelhaft
übrigens unsere bloss aus Büchern geschöpfte Kenntniss
des griechischen Alterthums noch ist, bezeugt ein vom
Grafen <le Vidua am lac. Ascanius gefundener Stein mit
griech. und lat. Inschrift, über ilie Herstellung einer voa
Apamea nach Nicäa führenden Strasse, unter Nero im
Jahr 58 (vergl. Letronne im Journal des Savans 1827.
Janvier p. 17) , <la doch in keinem einzigen Itinerarium
von einer Strasse nach Apamea, deren sicher noch meh-
rere bestanden haben, die geringste Meldung geschieht.
— Nach der Zerstörung Apamea's, deren Zeit ungeiiiss
ist, bauten sich die Einwohner mit den herrschenden
Barbaren eine neue, an «lemselben Hafen liegende Stadt
unter dem Namen Mudania , welcher heute noch be-
steht. —
Aus der zweiten Abhandinng über Perinth will Ref.
nur die wichtige, hier zuerst begründete Notiz heraua-
15
219
220
hflien, (lass unter dem Kaiser FlaF. Vcspatianiis Perintb
«ur !M<<(r<i|)(ilis einer neu gebililoJeti Proiint unter ilein
Namen Europa, »elclips von tier unter Kaiser Clauilius
iMitstanilenen Provin» Thracia getrennt war«! , erhoben
wurile — uian vergleiche Joh. Malala Chronogr. 2i\'i. ed.
Bonn. ISJI. X, p. 111. ed. Vcn. und Eustath. ad Dion.
Perieg. ». 270. » und dass der Name Heraclea statt Pe-
rinth nirht schon jetzt mit dieser neuen Kinrichtung ,
jondrrn erst im vierten Saec. aufgekommen sei, als By-
zantium seinen Namen mit dem von Constantinopolis ver-
tauschte, welcher Umstand die Eifersucht der Nachbarin
veranlasste, auch sich einen berühmten und vielverspre-
chenden Namen beizulegen. Wenigstens heisst die Stadt
noch bei Lactant. M. P. 45. (für das Jahr 313) nur
Perinthus , und der Name Heraclea findet sich erst
bei £utropius und Vopiscug. — Von der Begünstigung
P.'s unter den Kaisern zeugen drei hier niitgctheilte
Marmorinschriften bei Boeckli Corp. inscript. Vol. II.
fasc. 1, p. 6ü. Nr. '2020. 21- und 22, «orin die Kaiser
Hadrian und Alexander Severus verherrlicht werden. Be-
sonders merkwürdig ist die dritte Inschrift wegen der
darin erwähnten vEU>y.OQia, welche Würde de» Perin-
thiern von Severus erlheiit wurde nnd sich anch auf
mehreren perinth. Ali'inzen erwähnt findet. Bemerkens-
werth ist auf diesen IVlünzen die Bezeichnung öig v s OJ-
xdpMVy welche sich wahrscheinlich auf die Erlaubnis«
bezog , ausser dem Cultus zu Ehren des regierenden
Kaisers auch für die Augusta Julia Dumna oder seinen
Sohn Antoninus Caracalla einen ähnlichen einzurichten
(cf. IVIenn p. 171 f.). — Schliesslich erwähnen wir noch
einer vierten , zuffillig gefundenen Inschrift einer Säule
(bei Böckh I. c. Nr. 2U24.), welche zu Ehren eines ge-
wissen Künstlers Melius Harpacration (also wahrschein-
lich ans der Zeit Hadrian's, wie sich aus dem Vornamen
Aelius schliessen lässt), weil er den Tempel der Tyche
■(Fortuna) herrlich ausgeschmückt hatte, von alexandri-
nischen Kaufleuten, die sich des Handels wegen in Pe-
rinth aufhielten, errichtet worden ist.
Diese kurzen Andeutungen mögen genügen , um die
Leser. dieser Zeitschrift auf die Trefllichkeit und Gedie-
genheit dieser zwei Abhandlungen aufmerksam zu machen,
welche sich würdig an die tüchtige Sonographie von
Marqunrdt : Cyzikus und sein Gebiet (vergl. Preller's
Reo. in dieser Zeitschrift 1839. Nr. 29. und 30.) anrei-
hen und den gewiss von vielen Freunden der Geschichte
ond des Alterthums getheilten Wunsch des Ref. voll-
kommen rechtfertigen wird, dass der Hr. Verf. doch nicht
luehr länger säumen möge, die ganze Preisschrift über
ein bisher noch so sehr vernachlässigtes Feld der Ge-
schichte nach der zweiten Bearbeitung, jedoch mit Her-
einzlehnng der in dem ersteii Versuche gewonnenen neuen
Resultate, und zwar zur grosseren Verbreitung im Aus-
lände, in lateinischer Sprache, welche Hr. M. »ehr gut
zu handhaben weiss, der OcH'entlichkeit zu nbergebeu,
indem dadurch einer sehr fühlbaren Lücke in der Kennt-
Biss der alten Geschichte auf würdige Weise abgeholfen
ivürde. Zugleich eilaubt sich Ref. , in Beziehung auf
den ersten Theil der Schrift den Verf. zu ersuchen, dass
• r sein p. Il5 gegebenes Versprechen, Ajo Geschichte
tSe: $e vüichtigen Ux.iuländer sowohl unter Jen Griechen,
als unter den häufig wechselnden späteren Beherrschern
in deutscher Sprache zu behandeln, um so mehr recht
bald realisiren möge, als diese Länder täglich an In-
teresse und Wichtigkeit gewinnen.
Druck und Papier sind vorfrefTlich , sowie die vom
Verf. entworfenen zwei Charten l) vom westlichen Thelle
Mittel- Asiens, 2) Periplus antiquus et recens Pmponti-
dis sehr genau in Stein gezeichnet sind nnd das Terrain
trefilich veranschaulichen.
J. Freudenl/erg.
21. Ad Gjmnasii Friedlandensis Examen solemne . . .
invitat Dr. Hermannus Schmidt, Gyuinasir Director
et Professor. Insunt 1) Epistola critica. Ad Lfo-
poldum Krahner scr. Robertus Unger. 2) Annales
scholae. Srripsit Hermannus Schmidt. Brandenburgi
Novi. 1841.
Es war im Jahrg. 1841 dieser Zeitschrift Nr. 41 n. f.
eine Recension des Unterzeichneten von Herrn Professor
Gcel's ^Verke über Dio Chrysostomos abgedruckt. Unterz.
hatte kaum gehofft, dass ilieser Aufsatz von diesem und
jenem beachtet werden würde. Um so angenehmer über-
raschte ihu die oben genannte Schrift, welche meist ilurch
jenen veranlasst worden ist; wenn auch der Hr. Verf.
grösstentheils für eine andere Ansicht sich entscheidet.
Der Hr. Verf. ist dem philologischen Publikum durch
seine Paradoxa Thcbana rühmlich bekannt. Derselbe
scheint befürchtet zu haben, dass der Unterz. durch die
herbe Ausdrucksweise, die in der Schrift herrscht, ge-
kränkt werden könne. Allein Unterz. weiss auch schroffe
Formen, sofern sie den Eifer für die Sache beurkunden,
wovon er in diesem Falle überzeugt ist, richtig zu wür-
digen. Es spricht dabei das Temperament mit, das Nie-
mand zu verläugnen braucht; Erziehung, Un)gebungen
und Alter. Auch Unterz. erinnert sich sehr wohl einer
Periode seines eigenen Lebens, da er auf ähnliche Weise
sich ausgedrückt haben wurde, wenn er damals schon ia
dem Falle gewesen wäre, seine Ansichten dem Publikum
vorzulegen. Der Hr. Verf. wird e» hofTentlich dem Unterx.
nicht als Mangel an Eifer für dio Sache auslegen, wenn
er in einem ganz ruhigen Tone redet. Der Stoff des
Programms ist in die Form eines Briefes an Herrn Dr.
Krahner eingekleidet. Folgende Worte bihlen den Ueber-
gang zum eigentlichen Inhalte: „Jam vero exordium, quo
maxime tuum existimantis animum ronstituam aut apparem
ad legendum, hoc capessam , quod Bastiorum , Boissona-
dioruni, Walziorum exemplum institotumifue, (juo hoc di-
ligenter attendere et exigere jubemur , (juid librarii in
singnlis verbis exarandis ubique peccaverint, ego collan-
darc impeifsius et perpetua fere oratione studiosissime
cnmmendare ingredior. Neque enim ignoro eijuidem, liac
potissimnm aetate repcriri multos, q,ui talia enotandi di-
ligentiam atque eam, qua in emendanilo nos utimur, rir-
cumspectionem molestara et levem, quid dico levem? immo
y«ro indignam habeant et plane inutilem. Atque ilio su«
fastidio et quadam quasi miseratione , qua nostram vicem
dolent atque adeo eludunt, fruantur dum licet; ego an-
tem tautuin abest ut deterreri iss de »tatu patiar meo,
22 i
222
ot DI' SIC cjuidi'iii < ilttiiiniaiuli (iia iiiim vocaiit) fiiieiii
fariain et cum «inf;ulis paeue Kvllaliis coiiiuiiiramli." Es
fol^'t dann ein Verdaimiiuiijtsurtlieil über «lie gej;en«arfi{(o
Zeit „quo gacpe li<imiiies lefilcr cruiliti iiiulli|iliria sricii-
t'iue sibi falsain prrsuasioneiii indiiissc iiigciiiiquc ctiaiii
Biii feürilatcin et laudcs emrudatioiiiiin, si diis placet, miilli-
tudine cum ranissimae «floriae appclitioiir nifliri jiossc videaii-
fiii unil i'ilicr die Tielelirtrii, ijlii litirarioriiiii iiiure pariiin ru-
;rnifii tarnen in crilica arle factjtaiida proiiiti paratiqiie sunt.
\'eiuni iie cui hie mihi niagis ipse plarere, quam aliis proti-
dfre videar, eomniemoreni quasi exenipli causa <le riro — es
filjjen oini(;p lobende Prädikate, auf «eiche der Uiiterz.
keinen Anspruch macht — Eniperio. " Da ich wahr-
scheinlich bei manchen Philologen in üblen Credit ge-
ratlien bin, «eil, was ihnen etwa ron meinen Arbeiten
bekannt j^etvorden ist, sich meist lim Conjccturalkritik
dreht, so benutze ich diese <i«lej>enheit, mich offen dar-
'iiber auszusprechen. Es ist IManchcn gegeben, i'iber ein-
«eliie Dunkelheiten in den Schriften der Alten hiniveg-
zngehen, und sich des grösseren, rerständlichen Theiles
zu erfreuen; Anderen rcrdirbt das noch so rereiiizelte
Unverständliche den (lenuss des ^'erständlichen, und der
Gedanke daran verfolgt sie, wie ein .Uisston ein inusi-
kalisclieg Ohr, wenn er auch längst .iiclioii verklungen
ist. Zu dieser nicht beneidenstiertlien (iatfung von Leu-
ten gehört der Unterz. Jeuer unbehagliche Zustand dauert
so lauge, bis entweder durch eine Erklärung oder eine
Emendation das Unverstandene hinweggeräumt ist. Hat
nun Unterz. von dergleichen Versuchen manches Freun-
ilen uiilgetheilt. Anderes direct dem Publicum vorgelegt,
CO ist es anbillig, ihn ilesshalb einer Eitelkeit zu zeihen.
Er hat sich oft geirrt; hin unil wieder ist ihm die Gc-
uugthuung geworden , dass seine Vermnthungen durch
später verglichene Handschriften bestätigt wurden ; es
wäre aber schlimm, wenn Euiendatiunen nur dann, wenn
sie unniitz geworden, überzeugend genannt «erden dürf-
ten. Es genügt daher die Zustimmung sachkundiger
Männer; und auch dieser hat der Unterz. sich oft zu er-
freuen gehabt. Ein Jeder hat das Recht und zugleich,
die Pflicht, der Wissenschaft, seinem Naturell und sei-
nen äusseren Hülfsmitteln gemäss, zu dienen, und Unt.
ist weit davon entfernt, die Conjecturalkritik für etwas
Vorzüglicheres zn halten, als andere Zweige philologi-
«cher oder überhaupt wissenschaftlicher Thätigkeit. IVicht
Bewunderung derselben, sondern ein innerer Zwang hat
ihn darauf geführt. — Doch es soll wohl die appetitio
gloriae in den angeführten Worten sich nicht auf den
Unterz. beziehen ; dagegen wiril ihm sicher der Vorwurf
gemacht, er verachte die Aufmerksamkeit auf gewisse
oft wiederkehrende Verwechselungen von Buchstaben und
Sylbeii in den Handschriften, worüber die Werke von
Bast, Büissonnde , Walz und anderer Männer, die mit
der Vergleichung von Handschriften sich vielfach befasst,
Aufschluss ertheilten. Auch diesen Vorwurf verilient der
Unterz. nicht. Eine Emendation hat allein dadurch \Verth,
dass sie das Ursprüngliche herstellt. Alles Andere ist
verwerflich; nur dass der Urheber einer falschen Emen-
dation bald mehr, bald weniger Tadel verdient. Wie
sollte also ein verständiger Mensch irgend ein Mittel, die
Wahrheit zu finden, verachten, und noch dazu ein Mit-
tel, dessen mau ohne >elii grosse Müiie liibbalt «erdcu
kann. Der Unterz. wcni^rstens kann versa licn , dass er
sehr oft auf dieses Kriterium gebaut hat, auch wenn er
nicht gerade viele Worte darüber machte. Denn bei
sachverständigen Lesern dürfen dergleichen Ki'iintnisse
vorausgesetzt werden, zumal da die gewiilinlichen und
Jedermann bekannten Vertanschungen gerade die meiste
beweisende Kraft haben; die übrigen jene Kraft in dem
Maasse verlieren, als sie seltener vorkommen. Mehr als
ein untergeordnetes Kriterium kann aber die Diplomatik.
überhaupt nicht gewähren. Das erste zuweilen auch po-
sitiv, immer aber negativ entscheidende Kriterium geben
Sinn, Sprachgebrauch und bei Dichtern IMetrum; erst
wenn man sich damit abgefunden, kommt die Entbtehiings-
art einer Verderbniss in Erwägung. Nun gibt es aber
bekanntlich noch manche andere Arten von Corriiptelen
neben der ^'erwechselung ähnlicher Buchstabenrnrinen.
Dahin gehören durch Beschädigung der Handschrift ent-
standene Lücken; fälschlich in den Text gezogene Glos-
seme oder Randbemerkungen; ^'ersetzungeii von Wörtern
oder grösseren Rcdetheilen; falsche Trennung des Zu-
sainmengehörenilen und umgekehrt. Dergleichen Fehler
setzen zwar eine Nachlässigkeit des Abschreibers voraas
(Lücken ausgenomuien , sofern sie von ihm angedeutet
werden); allein sie werden durch die Beschallciilieit des
zu copirenden Codex entschuldigt. Häufig aber liegt der
Grund von Fehlern in des Schreibers Subjectivität allein,
und gerade dergleichen Corruptelen entbehren aller Norm
und Regel. Dazu gesellen sich Verderbnisse der aller-
gefährlichsten Art, absichtliche Veränderungen der Schrei-
ber oder Leser, seien es nun ^'^erbessernngsversuche wirk-
licher oder vermeinter Fehler der vorliegenden Handschrift,
oder aus welchen andern Gründen dergleichen unternom-
men sein mag. Solche Fehler werden zum Theil nie
entdeckt werden können, zum Theil aber sind sie äus-
serst schwierig zu entdecken, weil ein Anstrich von Sinn
das Widersinnige mehr oder weniger verhüllt. Bei so
grosser Verschiedenheit der Ursachen von Corruptelen
muss es unstatthaft erscheinen, eine einzelne so hervor-
zuheben. Jede Einseitigkeit ninss hier häufig zu Irr-
thümern führen. Doch wir geben ja dem Hrn. Vetf.
die Wichtigkeit jenes Kriteriums zu; nur glauben wir,
dass, soll man fest darauf fussen, ein viel tieferes Ein-
gehen in die Sache vonnöthen ist, als der Hr. Verf. zu
verlangen scheint. Man muss nicht bloss die Hauptgat-
lungen der Schrift unterscheiden, sondern da selten eine
Hand der anderen ganz ahnlich ist, so muss man für
jede Handschriftenfamilie, ja für jede wichtigere Hand-
schrift specielle Untersuchungen in dieser Beziehung an-
stellen. Schlagt man Alles über einen Leisten, so wird
man im Finstern tappen. Für Dio sind nun aber der-
gleichen Untersuchungen noch nicht angestellt, da wir
nur zum Oli/mpiacus durch Hrn. Gcel's ^'erdienst ge-
nügende kritische Hülfsmiltel besitzen. Einige andere
Collationen hat Unterz. nach der Absendung seiner oben
erwähnten Recension durch die Güte eben desselben Ge-
lehrten erhalten; allein diess, und was der Unterz. in
seinen Observationes in Dionem lur Alexandriua veröflenf-
licht hat, endlich was wir von den IMünchner Handschriften
wissen, reicht zum angeführten Zwecke nicht aus. Doch
15*
233
224
brsia{i«;i sich nielir uinl mehr der Ans.ipriirli des Hprrn
Gep|, (laüs aucii die besstrii llanil.srlirirti'ii dos Uio voll
ron Felilerii siml, und der Conjorluralkritik liier ein wei-
ten Feld tdribuii wird. Der IJiitprz. terffilirt bei rprdor-
beiipii .Stellen uuf folgendo Weise. Kr siulit ans dem
Zusaiiirnenliange oder gongt ig;pn Daten den erfordprliclien
Sinn. Diess wird in den iprschipdenen F.'lllen sehr ver-
«rliipdeno Krgebniüäc lipfern, indem die Form drs Ge-
dankpMS selten mit Nothwendit;kpit sich ergibt; meist ein
mehr oder weniger weiter Spielraum bleibt. Alsdann
:«ucht er den Sitz iler Corruptel zu ermitteln, indem er
das mit dem Zusammenhange Verträgliche von dem Ver-
darlitigen sondert. Dann erst trpteu jene untergpordnpten
Kritcripn ein , nobei er jede Einseitigkeit zu vermeiden
sucht. Stets aber stehen fJ^racligebranch und bei Dich-
tern Metrik als negativ entscheidende Kriterien zur Seite.
Diess scheint ünterz. der richtige Weg, um zu eviilen-
len oder doch beifallswürdigen Emendatiunen zu gelangen.
Mögen ein paar Beispiele die Sache erläutern.
Maxim. T>r. XXV, 3. (Edit. Paris, p. 138). Es ist
die Rede von den falschen Wegen, welche die Menschen
einschlagen, um zur Gliickselii^keit zu gelangen; die zu-
letzt Genannten sind diejenigen, «eiche durch Verbrechen
dem Glücke narhtrachten, Kivöuvvideis, üöoii; y.al acpa-
Xeoag, oi noWoi i'ovrcg in avTalu riüv y.gnuvv)v y.al
rüJv ßaoadguiv' oi'<; oiy.Ttioat dv ng' covro dt uvx
av }\u9uL>ai. Hie letzten Worte sind ohne Sinn. Auch
der Uebersetzer der Pariser Ausgabe (lon 184U) hat sich
uirbt durchznfinden gewusst; und was er an die Stelle
des Verdorbenen setzt „«jni licet infcl.ces jndicentur ab
aliis, sponte hoc et non ignari faciunt' ist gegen den
Zusammenhang. Die letzten Worte o.V Kddujai führten
Unterz. alsbald zur üeberzeugung , dass der Verf. Fol-
gendes habe sagen wollen: „Sie sind zu bedauern, selbst
wenn sie der Entdeckung entgehen." Diess fordert y.itv
kc^cüOl ; also wurden die Worte falsch abgeiheilt; der
Sitx der Corruptel aber muss in dem Reste %oVTO de
Ol' sein ; und da y.at) Xa9ujai an das Vorhergehende
sich auschliesst , so wird auch die starke Intcrpunction
vor TOVTO entfernt werden müssen. Nun fragt man aber,
w esshalb sind denn jene Mensehen zu bedauern, auch
wenn ihr Verbrechen nicht an den Tag kommt ? Die
Antwort ist: Weil sie in beständiger Furcht schweben.
Daher erscheint dem Unterz. folijende Kniendation evi-
t\eui — orATeiQat uv tig toP deovg, v.av Xadiuai.
Die V..>randerung ist nicht eben gross, aber es wäre nicht
übel, wenn man sie diplomatisch noch mehr begründen
konnte. Was zuerst das Ausfallen des 5 betrifft, so sehen
«ich ^ nnd K in der Unrialschrift ziemlich ähnlich. Es
konnte also ein Schreiber leicht dag eine wegen des an-
dern übersehen. TüLlo und jüü sind oft i er« echselt.
— Aber nicht desshalb, sondern weil der Zusammenhang
es verlangt, halt Lnterz. die Emendation für plausibel.
Betrachten wir einnral die diplomatische Probabilitat für
sich allein. Der Fall, dass ein Abschreiber durch die
Aehnlichkeit der Buchstaben 2" und K verfühit, den
einen ausliess, kommt sicher unter 500 Fallen, in denen
beide Biirhstal>eii zusammen stehen, höchstens einmal vor.
Wir erhalten also ein Wahrsclieinlichkeilsverhaltniss von
i i 5.00» Dio A'^erwechselung des xuu mit tqvto mag
unter hundert Malen einmal vorkommen. Combiuiren wir
beides, so finden wir für die Wahrscheinlichkeit jener Emen-
dation folgenden Ausdruck 1 : 50,000. fllöge der Him-
mel den Dllterz, vor Conjectiiren bewahren, bei denen
auf einen Treffer 50,000 Nieten kommen.
Ein anderes Beispiel. Aeschyl. Agam. v. 1/2.
Orät^Ei 8' Lv 9' b-Tcvip TiQu xaQÖU'.g
jLivijacjiij^wv iiüvoi;- y.ai nuQ ay.ovraq ijkds ow-
Cf()oveiv.
Hier muss etwas falsch sein, da dio Partikel re an jener
Stelle nicht zu erklären ist. Abgesehen von dieser gram-
matischen Schwierigkeit erregt der Sinn ein Bedenken.
Warum soll die Erinnerung der Leiiien gerade im Traume
vor die Seele treten? Wer den Kummer aus Erfahrung
kennt, der weiss, dass er des Schlafes Feind ist; dass
er in schlaflosen Mächten die Seele am meisten (jualt.
Unterz. glaubt daher, dass Aeschylus äv\}' vJtvov ge-
schrieben habe, mit einer ähnlichen Wendung wie v. 14:
cpofJoi yao üvi}' VTtvov 7J:a(JUaTaT£i. Hier gibt die
Buchstabenvertauschung des Hrn. V. keine Ausbente. £
und a, OD und ai gleichen sich wenig. Erwägt man
aber, dass, war a einmal vom E verdrängt, die Abtren-
nung des d nnd die Verwandlung des Gcnitirs in den
Dativ eine fast nothwendige Folge war, so wird man
trotz aller Diplomatik jene Emendation billigen.
Prüfen wir nun, was der Hr. Verf. mit seiner kriti-
schen Theorie geleistet hat, und wie weit er derselben
treu geblieben ist. Im Allgemeinen bemerkt Unterz.,
dass es ihm nur selten möglich war, <lem Hrn. Verf. bei-
zupflichten. Diess ist wohl hauptsächlich der Eile zu-
zuschreiben, mit der der Ur, Verf, diess Programm zu-
sammengestellt hat.
Dio Chr. p. 440, 6. Orat, XXXVI, p. 78, 6. Reisk.
Die Borjstlienitica , welcher die erwähnte Stelle ange-
hört, ist eine der interessantesten Reden des Dio, weil
wir daraus manche sonst unbekannte historische Data ge-
winnen. Jene Stelle war in ihrer bisherigen Fassung
durchaus widersinnig. Der Unterz. brachte liurch seine
Emendation einen, wie ihm noch jetzt scheint, fast noth-
wendigen Sinn hinein. Es redet hier ein junger Borysthe-
nit, der, »vie seine Mitbürger, als ein grosser Liebhaber
des Homer geschildert wird. Die Borystheniten erschei-
nen als ein mit der übrigen civilisirten Welt wenig ver-
kehrender, allgerissener Zweig des hellenischen \'oIkes.
Sie haben nur von den benachbarten, barbarischen Völ-
kern, mit denen sie Handel treiben, oft auch Krieg
führen, genauere Kunde, Daher ist es gewiss sachge-
mäss, dass der junge Borjsthenit, nachdem er von seiner
Mitbürger Liebe zum Homer geredet hat (oi'de l'jyoi-
^£&a jjfieii: d.kkuv tivu nuii]n)v 1) 'OfUjctov), auf die
.Meinung der benachbarten Barbaren vom Homer über-
geht. Unterz. schrieb daher die ganze Stelle so: Ol'ds
■iiyuVjiEÜa ijfitii; d'kkov rivd itoii^tijv, r,'Oinwov
roinov öh Oj^eduv r/ oi'de ßapßauoc (für dkkui) oi-
öeig dyvoEi' fiovov yuq 'Of^ijgov uvtj^iuveüuLOiv ui
71 01 II T ai a.VTÜjv ev TOti noajuaoiv, a (fehlt in den
Haiidschr.) y.ai dKkujv fjev £taj9aai keyeiv, del di
ünovav fiekkoL'Oc (für fjekkujot) f.idx£<Ti^at nafjo.v.e-
kivujDTUi (für TiaQaxikevovTat) roiq avTiav^ uioma
335
T« Trjjiaioi' tv Auv.eSai^ovc sksyero. siarl 6h tcuv-
rei oi'toi Tvcfkoi, y.ai oi<% ijyovvnai SrvaTuv eivai
akkov TIVU (cl. h. ein nicht kliiiiler Blanii) 7loiljv))v ys-
vea9at. Tovxo f^ilv e(fijv, unoksXai'xaoiv uinoti--
rai nvTWP äiiu '0uij(J0t' ujout^ dnu ücfdakidaQ.
Den übrijfpii Aendernnjfcii des ünterz. scheint der Hr.
Verf. seine /u»tiinmung zu schenken; nur schreibt er
für ovo' ätj.oi oi'dsiq nicht oi'di ßäüfiaQui oi'dilq
wie L'nlerz. , sondern uv8' dkaUQ ut'dfii; — d. i. sellist
ein Blinder, selbst iler Ungebildetste kennt ihn. — Di-
plomatisch betrachtet ist diese Eniendation vortrefflich ;
and doch ist sie so gewiss verfehlt, ivie irgend etwas in
der Kritik gewiss genannt »erden kann. Zuerst fällt es
schon auf, dass Di» einem einfachen Natursohne das
poetische Wort ciKuö^ in den Alund legen soll. Doch
er mag es aus seinem Lieblinge, dem Homer gekommen
haben. Aber der Sinn. — Kr beweist, dass die Emeu-
dation iiiclit richtig sein kann. Denn die folgenden Worte
Ol TiU/lJTO.i ai'Tujv müssen sich auf Ol'd' dkuoq Ol'dl:!^
beziehen. Der Verf. wird sagen, aus oi'tJf/'i; ist ncil-
TUJV zu ergänzen. Gut. Also sämnitliche Dichter ge-
denken nur des Homer und ermuntern die Hirigen durch
Gedichte , worin sie Homer erwähnen , zum Kampfe ;
alle «lii-se Dichter aber sind blind, und glauben, dass
nur Blinde Dichter sein können. Und nun noch die
Wiederholung ui ■jiülljiai ai>cujl> iu Dio's Antwort, was
xich gewiss auf eine ganz bestimmte Art von Poeten be-
zieht. — Der Hr. Verf. wird selbst einsehen, dass diess
ein Gewebe von Sinnlosigkeit ist, abgesehen davon, dass
die Formel akctuq ui'dll^ hi#r, wo von Blindheit in
ganz anderer Beziehung geredet wird , höchst unange-
messen sein würde. Es wird also durch des Hrn. Verf.
Emendation der Sinn nicht nur nicht gefördert, sondern
cerschliminert , da in Bezug auf hier unstatthafte Allge-
meinheit oL'Ö' äkkog ovdeic, und ov8' dkaoq ovdtlc,
sich gleich stehen, während das Folgende unabweisbar
etwas Specielles fordert; der Gedanke aber durch des
Hrn. Verf. Emendation eine noch unpassendere Form er-
halten hat. — Wie anders verhält »ich Alles, wenn die
benaclibarten Barbaren genannt werden. Alles Angeführte
weist auf ein rohes Volk hin, «las durch Kriegsgesäuge
•ich zum Kampfe begeistert, bei welchem nur Blinde sich
luit Musik befassen (weil diese Unglücklichen meist mit
mnsikalischeui Talent begabt und zu wenigen anderen
Geschäften tauglich sind). Dass aber Homer jenen Bar-
baren im Norden des schwarzen Sleereg nicht unbekannt
geblieben war, kann Niemandem auffallen, da selbst die
Iniler den Homer kannten (coiif. p. 277, 38" Reisk.).
Da nun aber der Redende nur von den benachbarten
Barbaren eine genauere Kenntniss haben kann, so bleibt
die ^Vahl zwischen Scjthen , Geteu und Sarmaten und
dem alle zugleich umfassenden ßü(>ßaQO^, welches Un-
terzeichneter vorzog, weil diplomatitche Gründe für kei-
nen der drei ^'olkernanieu besonders sprachen. Darüber
sagt der Hr. Verf. : „Kgo vero eoruro, quae iiifra in enar-
rationc Eurip. Bacch. 3S3 seq. de vocis ßuQßaooi de-
pravationibus afl'eram omnino non poenitenda, bene memor,
mirari prinium ista , jam addubitare, niox erroris omiiia
pleiia cogiiüscore." Untern, halte, um die allerdings di-
plu4natisch nicht leichte Aenderung zu entschuldigsn, eine
236
andere Stelle des Dio angeführt, wo ßclgßagoq in einer
Corrnptel sich findet, worauf er nachher zurückkommen
wird. Denn da wir den Cod., aus welchem unsere Hand-
schriften des Dio geflossen, nicht kennen, also auch
nicht wissen, welche Bucbstabenformen darin gebraucht
worden, so war es nicht ohne Bedeutung, eine andere
Stelle desselben Schriffstelters anzuführen, in der das-
selbe Wort eine Corrnptel erlitten. jNun ist aber bekannt,
dass bei Wieilerholnng von Buchstaben die Schreiber
den oder die Burhstaben nur einmal schrieben, und die
Wiederholung durch ein Zeichen andeuteten. Also ßa-
goc,. Dies» steht dem ükkui schon näher, und <lasc
ßdgßagog anilerwärts anders corrumpirt ist, wie der
Hr. Verf. behauptet, könnte Uulerz. ohne Gefahr ihm
einräumen.
Die Stelle Dio's, worauf ünterz. sich berufen haMe,
steht p. G05, a; (ijacs nncju fuv riiJv ßaQßdgmv o.yo-
gdoftt; dvotii fivutv i'j -rgtvjv y.akijv 7ioo(fvgav. Der
Zusammenhang ist folgender : Manche bringen die grosse-
sten Opfer, um ein purpurnes Ehrenkleid vom Staate zu
verdienen , das man doch um geringes Geld kaufen kann.
Die Ausleger des Dio (lachten bei den ,, Barbaren" wohj
an dio Phönitier. Doch ila Dio von seiner Zeit redet,
wo gewiss die Ph. nicht mehr das iMonopol der Purpur-
gewäiider hatten, erscheint der Ausdruck den Verhält-
nissen unangemessen. Unterz, schlug desslialb ßacptUiV
vor, und stützte sich auch hier auf die Sclireibong ßc(-
QV)V. Was ist hier Hrn. ü.'s Ansicht? Er billigt des'
Unferz, Emendation dem Sinne nach; schreibt aber nicht
ßacpsojv , sondern TCopCfvpSUJV. Diess AVort bedeute«
in der Regel einen Purpurschneckenfischer, und Dio
selbst braucht es in diesem Sinne I, 220, 19- Reisk.
Daran kann der Hr. Verf. nicht gedacht haben. Denn
wie man einen Tuchrock nicht vom Schäfer kauft, so
kein Purpurklcid vom Fischer. Doch hat das Wort sel-
tener auch die Bedeutung des Purpurfärbers, wovon Ste-
phanus im Thes. wenigstens eine Stelle ans Alex. Aphr.
anführt; in den vom Hrn. Verf. citirten dagegen herrscht
die gewöhnlichere. Der Sinn lässt also beides zu , um)
es treten die untergeordneten Kriterien ein. VVir fragen
aber den Hrn. Verf. , ob diese der Lesart ßci(fi(tjv oder
nogfvgreuiv günstiger sind.
Uiiterz. ist bei dieser zuerst vom Hrn. Verf. bespro-
chenen Stelle so ausführlich gewesen, um zu beweisen,
dass ihm diplomatische Erwägungen nichts weniger als
fremd sind, zugleich aber, dass er gegen alle üebergriflV
der Oiploinatik ernstlich sich zu verivahreii gesonnen ist.
Mit weit grosserem Selbstvertrauen redet der Hr. Verl.
über eine Stelle der Trojana p. 190 c. (Orat. XL p. 364,
33.), und in der That ist es hier weniger ausgemacht,
dass er sich geirrt hat. In dieser sophistischen Rede
sucht Dio zu beweisen, Aass Trnja vou i\en Griechen
nicht zerstört sei, vielmehr die Troer den Sieg davon
getragen. Bei vielem Scharfsinn im Einzelnen ist die
Beweisführung im Ganzen natürlich misslungen. Aenea»
wird dargestellt als ein vom Hector nach Italien entsen-
deter ColoiiiefWhrer p. 362, 21- ^ihl-iaq §t 7iU(Tr,i'lja-
ki'ai eßaniKsvoE yai noKiv ijiy.irys rijv ^ayioTTjv rca-
odiv. Diomedes sei zu ihm gekommen tov öv avatui-
ßciv avTov ixowa ökiya^ vaiig xacf*egag vi TOf»«-
O'l-
25 S
V^\*l iiat hier iifTciiliar uiu «ciiieii Ziverkcs »illeii Hich
l'rleüreibuiigoii uml Ali« i«i(liuiigeii tuu der Urbf-rlii-fe-
riiiii; erlaubt. Daliiii goLiirt AeiK'as Herrgchaft lilinr ganz
Jtalirii ; (ii'iiii »as die (iriiiiduiig Kuins belrüft, kouiito
•icli Uio auf S.igeii lienifon. Daes Aeiieas dein Dioiiie-
«le« fiiipii Tlicil Sfiiier kriogsiiiacli* iiln'rlassen, «ird, so
weit Uiitrrz. b4'kaiiiit ist, ijirgniils biTi< lid-t ; wohl aber
wi$:i<>u « i« , das« iiiehrere Stallte Italiens den Uiüiiiedes
aU iliren Gründer und alten Belierrsclier rerchrtcn. Da
nun torher mit deutlichen Worten gesagt ist, Aeneas
habe über ganz Italien gelierrscht, so lag es naher an
die Leberla'isung eines Grundbesitzes, als eines Theiles
tum Heere zu denken, zumal da Eroberungen innerhalb
des eigenen Rei< lies des Aeneas ja unuüthig «aren. Diess
lieaug die Erklarer des Dio fiir otuaxiui, — IxakiaQ,
vorzuschlagen. Unterz. dachte auch an 'IttJl uyiaq, «eil
(;eraile aiiulisrho Städte und Localitäten Erinnerungen au
üiomedes aulbewahrten. Hier war der Canipiis Diomo-
ilis aui Aiiiidus; Cannsium unil andere Städte nannten ihn
ihren Gründer. Wie sind also folgende Worte des Hrn. ■
■^erf. »u »erstehen: Sed Geelii fere Reiskium seruti ex-
emiJlum et tenieritas Emperii lue aniuium usque adeo
occunarerat, ut et semet ipsum ?iova et tnaudita de Dio-
luedis sede cuniminiscendo impcritiae crimini substitueret
(heisst 'JcCliyia Dicht Apnlien?) et verba perspicuae si-
eniücationis in non pravam modo, sed in absurdam et eru-
ditissimo scriptore plane indignam seutentiain detorqueret.
üionem illuni ChrTsostomun» si ribere potuisse Aeueam
jam tum tarn late Italiae, vel nt ferius dicam lapjgiae
regem, is ut lapvgiae partem sie statim Dioniedis salis
tum iuialidi et inermis ditioni posset condonare ? — Hat
der Hr. ^'erf. rergessen , «as er auf dieser selben Seite
fitirt hat: Jwtiui ÖS Traaijq 'Irahai sftao'ikEvai'f
Uass diess gegen die Sage ist, weiss Unterz. sehr wohl,
es passt aber zu Dio's Be« eisfnhrung, und daran müssen
uir uns halteu, nicht an das, was wir sonst et»a ron
diesen Dingen wissen. Es scheint also die temeritas
Gerlii und die imperitia des Unterz. nicht so gross ge-
wesou zu sein; und dass letzterer die Corruptel eines
Eigonuamens, der nicht jedem Schreiber geläufig sein
mochte, loraussetzt, ist gewiss kein kritisches »lajestäts-
»erbrechcn.
Lnniöglich ist ei freilich nicht, dass Dio OTQUTiaq
»eschrieben hat. Kur muss man dann annehmen, dass
er sich ohne >oth von der üeberlieferung lossagte, wo
er sich doch auf die Üeberlieferung stützen konnte. Fer-
ner bleibt dir Schwierigkeit, dass Aeneas, der über ganz
Italien herrschte, dem Diomedes Truppen gab, um in-
nerhalb dieses seines Reiches Eroberungen zu machen;
oder weiss der Hr. Verf. eiuen andern Zweck jener
Truppenabtretung anzugeben?
Der Hr. Verf. hat noch für eneidr, — mei i;8rj vor-
geschlagen, was, man mag über azQaxläi urtheilen wie
man will, beachtenswerth ist. Der Aenderung Tuv Al-
viiuv sni'lltro OTUfui für .livtiav oröhp kann Unterz.
nur beipflichten, da er auf dasselbe verfallen war. Denn
nur durch einen Druckfehler steht iu seinen Observ. in
Dioaeni p. 2ti Aer ganz sinnlose Dativ Aivtia.
Oral. W. p. 151, 40. heisst es: /.ai oiiuj ör, bif^a.
Ttuiötinq exuKuvi' oi n(juTt(juv tovi; xijc, dyudfjii nu.t-
diiui intivyxdi'UVTa^ xui rovi zag ijjvxtih dvdgaiuvi.
Die Worte di'/a naiöeiai sind uurerständlich. Der Zu-
saminenhang erheischt dafür Jiti^ TtaiÖa^, wie Unterz.
vorgeschlagen. Diess hat auch der Hr. Verf. anerkannt,
so wie Hr. l'r. Geel , der die Güte gehabt hat, die Re-
ccusion lies Unterz. genau durclizugchen , und deuisclbeu
seine Zustinimiing oder Verwerfung mitzutheilen. Allein
damit nicht zufrieden schreibt der Hr. ^'eif. öi^tt TIUL-
Öldii ZtlOi TTatdag. — Vom Spass oder Ernst ist hioi
durchaus nicht die Rede, denn im Spasso wird Niemand
die Heroen AloylVSii; etc., wie jetzt die Könige von
Gottes Gnaden, nennen; sondern Dio erklärt jene Aus-
drücke, die meist buchstäblich verstanden norden, sym-
bolisch. Der Sinn also verdammt jenen Zusatz, mag er
auch diplomatisch noch so nahe liegen, was wir gern
zugeben. Allein wenn /lloi^ UuiduC,, welches auch der
Hr. Verf. ergänzen muss, wegen einer gewissen Aehn-
lichkeit mit öi^a Tiaiöciac ausgefallen ist, so konnte
diese Aehnlichkeit auch die Ursache einer Vertauschung
werden, zumal da die Ttaidsia hier häufig erwähnt wird.
Also „Spass" bei Seite, der nicht hierher gehört.
Orat. XXXU. p. 639, 2. fxuvov 8' Eni -riß Ttt.ti
(frjafiv Ai'avza rov Aoy.gov öqolv dTrgnTtieoTtQov zal
KoidoQtiod^ai. Unterz. hat hier das Vergnügen, dein
Herrn Verfasser wenigstens theilweise Recht geben zu
können. Dio umschreibt in diesen Worten Iliad. 23,
473.
Tüv S' atOXQiüQ EvEvicrnEv 'OiXijoi; xaxi'i Ai'aq.
Können non ogdv so viel wie 3täo9ai bedeuten , so
würde Niemand an dieser Stelle Anstoss nehmen. Geel
zuerst erinnerte, dass diess uicht angeht, und schrieb mit
Auslassung des ögdv und y.al — Aov.oov d7lQ£7lt<Tii-
(JOV kotöOQticrdai. Das ist allerdings kühn — quae est
istorum praeclara audacia sagt Hr. V. — unil es mag
allerdings nicht sehr wahrscheinlich sein, dass üQUV
eine Dissographie von Aoy.gov ist, obwohl in der um-
schriebenen Homerischen Stelle weiter Nichts entlialteu
ist. Allein da in XoiöoQ£to&at immer ettias Unanstän-
diges liegt, so ist es wahrscheinlich, dass Dio hier noch
ein anderes Verbuin gebrauchte, mit dem er dTTQETTt-
axEgov verband; etwa ßodv oder etwas Aehnliche». Da-
gegen würde sich nicht viel einwendeu lassen. Doch der
Hr. \eti, verfallt zuerst auf öguav; weil ihm diess aber
etwas seltsam vorkommen mochte, beschwichtigt er sein
diplomatisches Gewissen und schreibt dvoQf^dr. Er be-
ruft sich auf das Homerische iÖqvvxo (er stand auf),
welches in der Erzählung vom weiteren ^'erlaufe de»
Zankes vorkommt. In dem Aufstehen, wo andere sitzen,
kann allerdings eine ÜTlgEnEia liegen, obwohl in der-
gleichen Versamiulungeu wohl Jeder, der von IMehrcren
gehört werden wollte, stehend und nicht sit/end redete.
Doch zugegeben, dass Dio in dem Aufstehen überhaupt,
oder in der Art des Aufstehens etwas Unanständiges ge-
sehen habe: dennoch glaubt Rec. nicht, dass in dieser
einfach prosaischt-n Rede das gespreizte, vornehm zier-
liche ävoguuv an seiner Stelle sei.
P. 182, 6. (XI, 351, 12.) a'^ws rct> Udgiöi r.d-
229
230
uvovTi (Sia'tXä^ccav ai'Tovc, zai. tiqo: qit.iav zioatav-
r«; dneKdstv. Hier hat der Hr. Verf. gewiss il.is Ricli-
tige gesehen, wenn er 7Toodi;avTCs f<ir 7rp<'t«^rfs "'"'
d-Jtsktfoiey rorsching. Auf die L'nrirlili.{;keit von llao/dt
hat Geel zuerst aufmerksam gemacht. Er schlug lloiäfi';)
ror. Der Hr. Verf. hält aus diplomatisrhen Gründen
UQtaiiidr] für vortüglirher. Alleiu es ist «loch »lolil
sachgemässer, dass der Friedensvertrag mit dem Könige
and Hani)(e der Familie, nicht mit einem seiner Sohne
ahgesriilossen wurde; auch ist es ja nicht wahrscheinlich,
dass Dio Lloss um der Abwechselung willen den Hektor
ngiauiSfji genannt hahen sollte. Von ilicser Stelle, die
durch den Hrn. Verf. wesentlich gewonnen hat, geht er
über zu p. 50J , 6. Orat. XX.XXI. p. IS"), '29. „Kec
ut pergam atque insequar Inngius, in his leritatem ex-
rusare polest Kmperius; ax^äuv ydo ut'TOC ö OVI^ifiov-
Koc, oi' jiufov ei'tfijuöraTog dkkd v.ui ujcfiAtuvjTaroi;
Xai (iro) UV ivrvxijt dvijo tvvovc. Lnterz. hatte, nach-
dem er oft, wie die früheren l£rklrirer, über die Stelle
hinwefrgetesen , ohne an dem Ged.Tnken Ansfnss za neh-
men, bei sorgfältigerer Prüfung erkannt, dass von einem
OVufiovkog hier nicht dio Rede sein klinne , weiJ davon
in dem Vorhergehenden das Nüthige gesagt war. Auch an-
dere Gründe kamen hinzu, die ihn für <lie Emcndation
avfißokviv für 6 ovf^i/juvkoi; bestimmlen. Er verweist
auf das in jener Recens. Gesagte. In der Hauptsache ,
in dem Sinne, stimmt auch der Hr. Verf. ünterz. bei.
Allein Unterz. hat hier wirklich eine kritische Sünde
begangen. Es war ihm zur Zeit, als er jene Recension
schrieb, nicht bekannt, dass 6 Ol'ftßoko^ in der Bedeu-
tung von TO ovfußokui) vorkommt. Er hätte also- Ofro;
OV/jßokog und nicht auch EvCfijuOTO.TOV und v')(fekt-
uüixUTOV statt des Alasculinunis ändern sollen. Diess
Latte [lnterz., da er zufallig bal<l nach dem Ahdrucke
jener Rec. auf diese For.n stiess, sehr bedauert, da die
Emendation natürlich ohne jene Aenderung sehr viel
wahrscheinlicher wird, denn es braucht nun bloss noch
y.ai vor ürut getilgt zu wurden. Hr. Dr. ünger hat also
ganz Recht, wenn er ihm eine levitas, oder hier rich-
tiger eine imperitia, vorwarf, und «äre er dabei stehen
geblieben, so wäre Alles in der Ortlnung. Allein Herr
Dr. Unger schreibt für die Worte dvtjQ evvoii, dio
nichts Verdächtiges haben, UQKTTOt; oluivo^. Der Ge-
danke gewinnt hier vrahrlich nicht durch die Znsammen-
stellung von zwei gleichartigen Begriffen, wie ovfißokog
ond Oliovog. Auch scheint der Hr. Verf. die grosse
UnWahrscheinlichkeit dieser Aenderung selbst gefühlt zu
haben. Er beschwichtigt desshalb sein kritisches Ge-
wissen mit einer grammatischen Behauptung. Er sagt
ox^^ov yag ovrog [6] oij[.(ßokoi; oi< uövov ei'Cfijf^iö-
xaxo^ dkku. xai ojcfekiiiuiraTo^ ozaj dv eiTvxf]i
dvrtO evvOVi sei ungriechisch. Es müsse beissen o £1'-
V0V(; dvr^Q. Meint der Hr. Verf. wirklich, dass das liin-
weisende Demonstrativ sich nicht auch anf unbestimmte
Substantivbegrifl'e beziehea könne? So gewiss richtig istr
dvi^Q süvovg evcfijfJÖTaToq oi'^tßokoq sozcv, so gewiss
ist auch richtig: ooToq ai\ußokoQ SLXftjfAÖraToi; ioTiv
avi]Q evvovg, and in einem anderen Zusammenhange
selbst OL'Tog 6 (TVj.ißokoQ. Hier würde ö fi'J'OOi; dvtjo
iwur nicht grammatisch fal»cli »ein; aber }«<lc'ufalU i»t
das abstracte ü twovQ, dv)JQ weniger angemessen, da
Dio auch in dem Vorhergehenden der Concreta sich be-
dient hat. Die Grammatik »ollen wir also aus dem
Spiele lassen. Was gewinnt aber der Hr. Verf. durch
diese unwahrscheinliche Aenderung? Er rettet das y.ai
vor UT(i) , welches aus dem vorhergehenden i," so leicht
entstehen konnte , wie er selbst zugibt. Und der Gewinn
ist hier noch ein sehr problematischer. Denn warum
soll das uTii) dv tvTV-p^ ""•■ ^" •'«"m zv»eiten Theile ,
d.QiaxoQ, ot'uJVOQ gezogen werden , da es mit gleichem
Rechte auch zu dem ersten gehört? Möge also der Hr.
Verf. nicht in denselben Fehler verfallen, den er, hier
mit Recht, an Unterz. gerügt hat, mehr zu ändern, aU
der Gedanke nothwendig crfortlert.
P. 204, b. Orat. XII, p. 319, 16- heisst es von den
Epikureern yvva/y.siav tiJj OVTt 9edv noornuooi y.ur
i}£lja:rSL>ovat y.vfißdkuii Tialv i) ^öcpotq (Cod. Meenn.
/} dipöcfoig) xai ai'koii vno «txJto; aikavuivoi^.
Vorausgesetzt , dass der .Sinn , den sowohl Hr. Geel, al»
der Hr. Verf. in diesen Worten suchen^ der richtige ist,
hält Unterz. Geel's Emendation eülp(J(fOt;, obwohl dies*
Wort sich nicht in den Lexicis findet, für viel wahr-
scheinlicher, als des Hrn. Verf. si'i'a ifioCfOfOl. Das
gehört nicht in eine prosaische Rede; und dass Dio hier
ein Dichterfragment angezogen haben sollte , machen die
Unigebungen ilieser Worte sehr wahrscheinlich, evlpu-
(fOlc, ist richtig gebildet, und Unterz. selbst ist es be-
gegnet, dass er Plut. Pericl. c. t.'i. das Wort üvi-yy./l-
ro5 für dviyyXlTTOi emendirte, ohne dass jenes in irgend
einem der ihm zugänglichen Lexica stand, und gerade
diese Vermuthung ist durch eine später verglichene Hand-
schrift be.etätigt worden. Die angeführte Stelle gibt dem
Hrn. Verf. Gelegenheit, einen grossen Reichthum von
Citaten hervorzulangen ; darunter einige Emendationsvor-
achläge, die wir hier übergehen müssen.
Er kommt p. XIV mit folgenden Worten auf Dio
zurück. Verum nullam U'Stjuam dsav majore miracutn
spectavi, quam illam, quam in Dionis Orat. XI, p. 101, a.
Reisk. p. 366, 24. edere instituit Emperius. xat ji ölt
■vdvdQiOTtsia kiyciv , unov tov utv Oöijuvuv TTfi-
!^ovai y.at Tokijcuai ktystv (Geel jokfuooi ki'yeiv xai
nddovat) oJ? exxfiij^svca i'ud toö Rodvov rov
Kqövov Ö£ vjtö Toii zitoq- Tov yo.Q ■koiuiou x«ra-
kaßuvTog , (iiOTiSQ ei'ajSte , druTiov cu fiij TTSiadfjvui
eit. Der Sinn ist: „Wenn Jemand eine Behauptung atif-
slelU, so stimmt ihm die leichtgläubige Menge bei. '
Dem Unterz. waren die Worte vJOTreio ei'ujdev verdäeh-
tig, weil in dem Vorhergehenden das eben Angeführte
als Regel hingestellt ist, hier also, wo das Resultat der
ganzen vorher geführten Untersuchung kurz zusammen-
gefassi wird , der Zusata ujOTKQ ewj^iV niüssig und die
Argumentation unnöthiger Weise beschränkend erscheinen
mU3s. Diess hat auch der Hr. ^'crf, gefühlt, und ojaTTlo
eotxev dafür vorgeschlagen. Diess Ist aber (au«h wenn
man t/J; io/y.li; wie es doch wohl heissen miisste, schreibt)
eben so übernüssig. UiitiTz. suchte diesen Uebelstand
dadurch zu heben, dass er o'jontQ ciuji^er in ui07ie(> il
dtav änderte. Nimmt man an, dass etwa das « in ^eav
irgendwie ausgefallen, so war es fast unvermeidlich, das«
■J.^l
eiii narlifnlgriiilpr Schrpilier oder ein iiaclilirffseriiilrr Lcäpt
«iie SxUiPii (DOllo ei ihl> — V)OTt£i> fi'ujxllv er};;iiiz(e.
Hier Ir-it also «Irr L'iit«rii. die Di|)Iuiiiatik auf .sciiiir Srito.
Seiirii wir min «leii Sinn. Wio es Uii(;eli(iri(; ist, Jciii.in-
<loii von srinoui Platze im Sriiauspiele , ilen er ciiriiial
cin^enoninieii »ilcr lieiejrt hat, zu lerilrfinj^en , su (;ilt es
(eben liei <lem grossen llanfeii) fiir nnffeliörig, einer rtlei-
nnn<^ oiler Belianplungf, die Jemand einmal ausgespiuelien,
nirlit l>eiz(i[iilii'li(en. Wer nirlit Iteipfliilitef, terdrängt
ja fi'ir sein Tlieil den , der <lie lieliauptung unter die
Lente gebraelil , lon seinein Platze. Ist dabei ein IMira-
kel ? Im <liess Universum falsuni et a Dinnis prnpositu
alienum <juani <ji<nd maxinie: cjiiod euntmenfuui inodestis-
■iu)us qiiis({ue at(|ue rererentissinius silc-ntiu, mux nbli-
vione transmiltat? — Der Ilr. Verf. traclitote also nicht
nach diesem Ruhme. — Doch der Ilr. ^'erf. bringt Be-
weise. Zuerst sollen dagegen die vorhergehenden Worte
rov Sy.l(J'T)jv }m%ov — ^iijöenuiTton yeföjiCvov spre-
chen. (Ein Gedächtnissfehler des Dio, wie es scheint,
für llliuvcirin" s. Thnc. I, 20.). Warum? versteht
llntcrz. Dicht. Hier ist, wenigstens nach der gemeinen
Ansicht, Herodot der tiuujto^ y.aiuXafjUJV , di-r von
einem \6~j[OC, llnava.Tl'-; redete; der arOTtug Thukydi-
des. — Aber das zweite Argument. Das fii^: nsioSrjvat
axi passt nicht zu dem izQuiTOV y.azaKu^övTOi. Aller-
dings, wenn es nothivendig heissen musste ,, nicht mehr
glauben." Allein je nachdem man das £zt innerlialb oder
ausserhalb des Bereiches der Negation stellt, bedeutet
es auch „noch, fernerhin nicht glauben, im Unglauben
verharren", und dagegen ist die Wortstellung nicht. Diess
gibt schon einen erträglichen, aber zu beschränkten Sinn.
Doch im Cod. Meerm. steht eori für tzt. üiess räumt
jene Schwierigkeit hinweg, doch hält Unterz. auch das,
der Wortstellung wegen, nicht für das Wahre, sondern
t/. Denn da hier die Handschriften von einander ab-
weichen, ist es einer besonnenen Kritik gemäss, darin
die Corruptel zu suchen.
Die Maassregeln des Hrn. Verf. sind folgende. Er
halt in für richtig; foj Tte/o&ijvai für verdorben. Er
erinnert, dass (i und fit zuweilen in den Hanilschriften
vertauscht sind. So gelangt er zu ßij. Das ;; bleibt
irgendwo; ß aber ist zz^ öcvt£()OV , und so emendirt er
denn aroTtov tu dsvrepov netrritrji/ai. in. Also es
wird das unsichere tri gerettet; aus u}] wird ScvxeQOV,
obwohl iHj -rrdoi^i'Va/ , da hier vom Glauben und Un-
glauben die Rede ist, unverdächtig erscheint, endlich
wird vloTlSQ io/xsv aus coa'jzeg fiui9ev ohne Gewinn
für den Gedanken. ^
P. 20fi, d. Orat XII, 395, .3Q. /iT£ oxtayQa<fiia
fxäka ö.aihvEi Y.UI dTTO.TifkTJ Tigoc öil'iv, xgoif^idTUiV
fiit;ei xa.i '/QO-n^fj^ o^rn ox^^ov to äx^ißtarurov
TfeQI/iO./jßctvouo7^. — ax/ayoacfiU hat bekanntlich eine
doppelte Bedeutung; es bezeichnet entweder einen Schat-
tenriss, oder die des Lichtes und Schattens zugleich mit
der Färbung sich bedienende Kunst, die eine vollständige
Sinnentäuschnng zu Wege bringt. Dass diese hier ge-
meint ist, erhellt aus dem Zusammenhange, mau uiQsste
■onit, wie Hr. Dr. Kajser gemeint hat, eine Lücke an-
nehmen. Es schien nun Unterz. ein Widerspruch in
dodevvi und dnair't.oi IXQOC iiipiv zu liegen. Denn
da Dio von der vetsrliiedenen ISa<haliniung>-f;i!iigkiit der
Künste redet, so wurde noi^tvijz in diesem Zusainmen-
hatigo nur einen Mangel jener Fähigkeit bezeirhncn kör-
nen. Das aber widerspricht dem dna.TIl} OC, ^oiiQ (jll):v.
Jeder wird, da das Gegentheil von Hodtvr,^ erforderlich
ist, zunächst an tt'urdavijz denken , nnd so war es auch
dem Unterz. ergangen. .Allein er gab diess wieder .nuf,
weil ihm die Verbindung der Begriffe inissliel. Buido
sind bildliche Ausdrucke; allein dieselbe IVarliahmung--
fähigkeit zugleich als eine Ulacht und eine Täuschung
zu bezeichnen, beleidigt ein feineres Gefühl für ilas An-
gemessene, weil wir List und Schwäche jjepaart zu den-
ken gertohnt sind. Unterz. schlug desshalb' fJr^fXC/' vor,
doch deutlich genug seinen Zweifel ausilrückend. Hören
wir nun den Hrn. Verf. ,, locus ad disceptaiidiiin facilli-
mus" , und vom Unterz. ,,propter parvae et vnigatissimae
rei ignoratinnem ruit in emendaiido." Er schlägt dann
ei'OdiVTfi^ vor. Irrte hier Unter/., so irrte er weniger
aus Unbedacht, als aus übertriebener ßedachtsainkeit.
Um £va9ti'lj'<; zu rechtfertigen, führt er verschiedene
Stelleu griech. Schriftsteller an, in denen zwar das Wort
SÜoderiji nicht vorkommt, die aber einen ähnlichen Sinn
haben, wie das vorliegende. Ferner beruft er sich auf
das bei Plin. nnd Fronto vorkommende validiis color nnd
fortis color. Zugegeben, dass die Griechen ihr e.t;a<}c-
vr^g so gebraucht haben, wie die Roitier validus und for-
tis in Bezug auf Farbe, so würde gerade diess ein Be-
weis sein, dass evo&£vtig nicht von Uio geschrieben ward.
Denn jene Ausdrücke sind techniscfi zur Bezeichnung
eines bestimmten Colorits ; hier aber ist von der Malerei
überliaupt die Rede. — An diese Auseinandersetzung des
Hrn. Verf. schliessen sich viele Stellen anderer Autoren
(p. XVI und XVII), in denen iv und a verwechselt
sind , Oller die der Hr. Verf. auf dieselbe Basis eniendirf.
P. XVII kommt er wieder auf Dio p. 201, b. Orat.
XU, 384, 15. Die üeberzeuguiig von der Existenz der
Götter, heisst es hier, kommt in die Seele der Menschen
xara Cfvatv ävtv ^vijtoP ötöaoy.akoo xai uvoraya)-
yoi! , x^iQ'i dltÜTV^ V.al Xaoä^. Das letzte, offenbar
corrumpirte Wort hat sehr verschiedene Emendatinns-
versuehe über sich ergehen lassen müssen. Unterz. hat
in einem Briefe an Hrn. Geel , der in diesen Blättern
abgedruckt ist, vergl. diesen Jahrg. Mon. Jan. p. 91.9'-.
seine jetzige Meinung über die Stelle ausgesprochen. Er
bemerkt also hier nur, dass der Hr. Verf. auf yorjTsUeQ
oder ayt'prfi«; verfiel; dem Sinne nach nicht unpassend;
allein die diplomatische Rechtfertigung erinnert lebhaft
an den modus procedendi , durch den man von dXvjTCri^
zu Fuchs gelangt.
Die folgenden Blätter füllen mit grossem Fleisse ans
wenig gelesenen Autoren zusammengetragene Collectaneea
über mythologische Gegenstände, die nur in einen äus-
seren Zusammenhang gebracht sind. P. XXVI kommt
der Hr. Verf. noch einmal auf den Dio zurück. Es
wird eine Betrügerei der Buchhändler erwähnt (p. 272, b.
Orat. XXI, p. bOb, 20.}, welche ihre Ms., um ihnen das
Ansehen Avs Alters zu geben, f/^ atiov y.uSisao.v- Herr
Geel hatte eiQ aiguv vorgeschlagen. Der Hr. Verf. ver-
fiel auf C,i)dov. Diess ist sehr plausibel. Bestimmte Zeug-
nisse darüber werden sich schwerlich auffinden lassen.
233
234
Die letzten Seiten des Prugrainaios sind dcui Eiiripi-
dei i;e«vi(lmet , Bacch. v, 379.
iy.oifxav -kotI tav KvJioov
väoov rag '^(fooöizag,
i'va dsk^i(pQOiieg v^iov
■ \rai i^varolaiv 'Equitsi;-
näcfov d' dv exaToarouoe
ßaoßaQOv nora^ov ^oae
* nu^m^ovotv dvo[.ißQOi-
^ütTTOv y.akXiOTSvofxeva
lltspia fiovasiog eö^a
ae^va xkiTvg OXvfzTtov,
axeia äye fxe, Bqö^is, Bpdfite,
npoßay.xni'e daiuov
ey.£i x^giiBi-, ix£i öe ■nodog-
ixei de Bdy.xmcn diuti; ögyiäQeiv.
Der Hr. Verf. leitet seine Bemerkungen zu dieser Stelle
mit folgenden Worten ein: ,,De quo carmine reputang,
qoae dorti honiines expronipserunt aut enarraiiilo, ijuav
libris prodita snnt, nut conjectando res retustate nlinitas,
nescio an nusquain alibi, ijui explicandis teterum uiouu-
nientis operain dant , in »iinili pravitate versati et ad
tantani opinionuui perrersitateni cum gravibns ctiani in
auctorem contuDieliis prolapsi sint." Diese Sprache kann
auf den ersten Blick anniaassend erscheinen; bei näherer
BetraclitUDjj Jedoch zeigt sich eine libertriebenp Beschei-
<lenheit. Denn jenCr harte Tadel früherer Erklärer hat
nur dann eiuen Sinn, wenn es hier leicht war, das Rich-
tige zu sehen. Ist nun diess dem Hrn. Verf., wie er
zu glauben scheint, gelungen, so hat er nur einen ge-
ringen Ruhm sich terdirnt. — Der Hauptinhalt tun des
Hrn. Verf. Auseinandersetzung ist folgender: „Alles vom
Kunp. in den angeführten Versen Gesagte bezieht sich
auf Cjprus. Für ßaoßapov ist Sütouxov (naeh !Non-
nns ein Fluss der Landschaft lon Paphos) zu schreiben.
Auch der Olynipos ist einer der zwei k^prischeii Berge
dieses Aiauiens." — Alan erwartet Aufschlüsse über t/.a-
tuoiuuuc und ö.vuußool ; man erwartet einen annehm-
lichen Beweis für die Statthaftigkeit de» Ili£QUt uuv-
Ocioc idua auf kyprische LocalitSten bezogen. Allein
Hr. Dr. tf. sagt bloss iy.aOTUUTUuoL lasse sich leicht
lind evident emendireo; doch bedürfe die Sache einer
ueitläuftigen Auseinandersetzung, wozu es ihm jetzt an
Zeit gebreche. Uiiterz. glaubt, das«, wenn dem Hrn.
Verf. «las Wahre bekannt war, ein paar Worte genügt
hätten; denn nicht die Wahrheit, sondern die Lüge be-
darf der (jnisrhweife. Da Hr. Dr. ü. nicht Zeit und
Platz finden konnte, seine Ansicht über alle Srhnierig-
keiten der Stelle niitzntheilen, so wäre es zweckmässiger
gewesen, dieses Bruchstück noch zurück zu halten. Denn
III dieser Untersuchung hangt Alles genau zusammen,
und ist nicht .4lles erklärt, so ist Nichts erklärt. Rec.
vermuthet aber, dass der Hr. Verf. nicht auf dem rech-
ten Wege ist.
Nun des Unterz. Endurtheil. Man sieht theils ans
«len Paradoxa Thebana, tlieils aus dieser Schrift, dass
der Hr. Verf. mit bcwunderuugs.«nrdigem Fleisse eine
grosse Anzahl -an Schriftstellern gelesen hat. Diess ist
auch für den Kritiker ein grosser Vorthell. Es steht
einem solchen ein Keichthum von Gedanken und Worten
Ztitichr. )'. ct. Atlevlhumsw.
zu Gebote, der ihm oft aus der Verlegenheit helfen
wird. Allein dazu mnss noch ein Zweites kommen, ein
Versenken in die Eigenthünilichkeit des Schriftstellers,
ao dem die Kritik gehandhabi werden soll. Diess kann
»on dem Hrn. Verf. billigerweise noch nicht verlangt wer-
den , da es unmüglich ist, so viel zu lesen und doch das
Einzelne wiederholt nnd gründlich zu lesen. Diese Sorg-
falt möge der Hr. Verf. dem Dio zuwenden. Dio gleicht
einer Festung, die einer langen Belagerung bedarf; man
mussessich nicht verdriessen lassen, die Aussenwerke zu neh-
men, zu dämmen und zu schanzen, auch manchen Fehlschiisg,
manchen Schuss ohne sichtbare Wirkung zu thun. IVlit
Sturm und Escalade sind wohl vereinzelte Erfolge zu er-
langen ; meist aber werden die Stürmenden mit blutigen
Köpfen heimziehen. Will also der Hr. Verf. den Be-
lagernden sich anschliessen, so sei er willkommen; denn
hier ist Rann) . für viele. Doch hat der Unterz. noch
eine sehr dringende Bitte. Der Hr. Verf. möge sich vor
allen unnützen Cltaten in Zukunft hüten.
A. Emperiu».
22. ]>foch einmal über Horat. Satir. I. 6. 74 (gg.
Freundliche Antwort an Herrn Prof. Dr. Obbarms
in Rudolstadt.
Wenn ich, hochgeehrtester Herr, so spät auf Ihren
ollenen Brief antworte , mit welchem Sie im vorjährigen
JVIaihpfte dieser Zeitschrift meine Erklärung der obigen
Stelle bestritten haben , so wollen Sie dieses eben so
»lenig einer Gleichgültigkeit oder Verstimmung gegen
Ihren Widerspruch als einer Aenderung meiner Ansicht,
sondern lediglich den inanichfarheii Störungen zuschreiben,
die nach einem mühevollen Jahre mich erst jetzt so viel
Zeit gewinnen lassen, um die briefliche Unterhaltung mit
Ihnen auf diesem von Ihnen selbst gewählten Wege fort-
zusetzen und unseren Streit vor dem coropetentesten Tri-
bunale, dem Publicum dieser Blätter, auszufechten. Sie
haben Ihre Entgegnung auf eine so humane nnd für mich
ehrenvolle Art eingeleitet, dass ich fast mehr Ursache
habe, Ihnen für Ihren Angrifi zu danken, als meinem
verehrten Freunde Herrn Orelli für seine Beistimmung,
deren Kürze gerade unser früheres Missverstflndniss ver-
anlasst hatte ; und was den Gegenstand selbst betrifft, so
haben Sie diesen jedenfalls mit ganz anderer Schärfe und
Gründlichkeit iii's Auge gefasst, als Herr Jahn, der in
seinen Jahrbüchern B. XXVII, S. 441 ff- seinen Lesern
erzählt , ich halte den Vers laeoo suapensi loculos taiu-
lamqiie lacertu für unärht, weil er nur meine Zweifels-,
nicht aber die Entscheiduiigsgründe gelesen hat, mit wel-
chen ich denselben zuict/t gleich» olil und zwar, wie
ich glaube, auf eine noch viel eiudriiigcndere Art als er
selbst gerechtfertigt habe! Diesen Herrn habe ich dess-
halb ersuchen müssen, meine Arbeiten inskünftigc lieber
gar nicht, als mit solcher Nachlässigkeit uiiil Entstellung
anzuzeigen; Ihrem ürfheile aber werde ich stets mit Ver-
gnügen entgegensehen, weil ich dabei immer etwas tu
lernen hofl'en darf, auch wenn ich demselben wie in
gegenwärtigem Falle fortwährend in der Hauptsache nicht
beipflichten kann. Um nämlich die ganze Streitfrage
235
236
iiorli piiimal melliuiliscli ton lorii zu bcirachioii, erlauben
Sie mir, was iiiilil immer in riclitiger Orcinunjj (ji-sche-
iicn ist, <lio ;;ramniutiscke, exc);otisclie uiiil niitiijuarisclie
Seite iler^elben, jeile besonders iia< li eiiiaiiiler zu betracli-
ten und nach dem Grundsatze zu verfaliren , dass, die
Intejfritat einer Stelle vorausgesetzt, eine spraclilirli un-
mögliche /Vuslejfunjf »on vorn lierein zuriickzuweisen, ron
zirei gicicb müglicbcn aber nicht wie in der Kritik lüu
schtverere, sondern die leichtere und einfachere >orzu-
zielien sei , in sofern sich iveder in dem Zusammenhange
und den uns bekannten Ansichten des Srhriflstellers, noch
in den Sitten und Umstünden der Zeit et»as finde, ivaa
ihr entgegenstehe oder eine andere an sich minder ge-
läulii^e zu wählen zirioge. Hier glaube ich nuu znrör-
ilerst auf Ihre volle üebereinstimuiung als gelehrter Schul-
mann rechneu zu dürfen, wenn ich alle diejenigen Er-
klärungen an>scheide , in tvelchen octunae Idus auf den
achttägigen Zwischenraum zwischen den \onen unil Iden
bezogen und dadurch dem Distributirnm eine Bedeutung
beigelegt wird, welche es in der lateinischen Sprache
nie gehabt hat, noch seiner Natur nach haben kann,
Oder soll, weil Idus ein Tag ist, der zufälligerweise
»on einem andern um acht Tage entfernt liegt, octonis
Idil/us so viel sein können als octonis diebus inter Nonas
et Idus interpositis ^ Hr. Jahn sagt zwar S. 444-, es
brauche dieses nicht erwiesen zu werden; aber so gross
auch seine Auctorität in Sachen der lateinischen Dich-
tersprache sein mag, so kann ich dieselbe doch in die-
sem Falle nicht ohne Beweis anerkennen, und würde,
wenn Obiges der Sinn der Stelle sein niüsste, weit lie-
ber octavis Jdibus emendiren, als es mir gefallen lassen,
dass ein einzelner Tag als solcher mit einem Beiwerke
vorsehe« werde, welches seiner Bestimmung nach stets
eine IMehrzahl bedeutet und bedeuten niuss. Dazu sind
wir jedoch glücklicherweise auf keinen Fall genülhiatt;
Sie selbst haben in den IVeiien Jahrbüchern B. XXVIII,
S. 24Ö eingeräumt, dass aucli diejenige Erklärungsweise,
welche Sie mit Um. Jahn vorziehen, octonis Idibus mit
Schmid zu Hör, Epist. 11, S. 303 eben sowohl anfacht
iVlouatsidus des Jahres zu beziehen erlaubte; und es han-
delt sich also nur darum, ob jene Formel als Dativ oder
Ablativ zu nehmen, und da dieses wenigstens in sprachlicher
Hinsicht gleich möglich ist, ob aera referre mit Ihnen
auf die ßerechnun<; monatlicher Zinsen oder mit mir auf
die Entrichtung des monatlichen Schulgeldes für das
.Schuljahr von acht lllonateu zu deuten sei. Dass auch
hier meiner Ansicht in sprachlicher Hinsicht Nichts im
Wege stehe, geben Sie gleichfalls zu und dürfte auch
schwer in Abrede zu stellen sein; aera für Schulgeld
steht mit deutlichen Worten bei Juienal. VII. 217, und
»1 ie (las Prähxum in referre die Entrichtung eines scAk/-
dii^en Betrags anzeige, glaube ich in meiner Abhandlung
p. 2li dergestalt bewiesen zu haben , dass auch Sie für
ihre Erklärung nur den passenderen Zusammoubang an-
führen. .Aber wie steht es mit dieser zuvörderst in sprach-
licher Hinsicht? Sic sagen zwar, man müsse in Fällen
dieser Art, wo ein Ausilrurk gleichsam auf der Spitze
siehe, nicht ängstlich genaue Nachweisung erwarten ; wer
iiöthigt ans aber, ihn auf eine solche Spit/,e zu treiben,
vo uns die Nachweisuiigcn ausgehend in allen Stellen,
welche Hr. Wiss, auf den Sie sich berufen, «juaestt.
Hör. IIb, I, p. '.) anführt, hat referre stets itt mit Acc.
oder Abi, bei sich , nur die Formel acceplum referre
ausgenommen, die aber selbst wieder Nichts beweist, da
sie diich immer ein Objecfsprädicat enthält und ausser-
dem Ml den eiiifai heu Begrid' verdanken übergegangen
ist, iler zuletzt meiner Erklärung näher steht, als der
Ihrigen; sonst aber lieisst es nur rejerre in coiitmentarium
(Cic. ad Atf, VII. 3-), in libellum (Philipp. 1, 8.) u. s. w.
und ebenso muss ad Fam, V, 2U, interpnngirt werden:
ex qua reliquum, quod erat, in rationibus retaÜ, wie
Nat, Deor. J, 12. in deorum numero und vielleicht auch
pro Rose, com. 3. in codice accejiti et expensi relatum,
vergl. Guerenz ad Fiii. V. 3't., Hand ad Wopkens lectt.
Tnll. p. 3UI und Tursellin. 111, p. 29'.), Reisig latein.
Sprachwiss. S, 726, auch Beier ad Lael, p. (jS und Sol-
dan ad Dejot. p. 139. Wollte ich aber auch einräumen,
dass dieses Fehlende in unserer -Stelle supplirt »erden
könne, so würden wir jedenfalls so viel festhalten müs-
sen, dass die Bedeutung lediglich <lie eines Eintragens,
Einregistrirens, Oller, »ie unsere Kanfleute sagen, Buchen»
sein würde, nicht die einer Rechnung, eines computare
oder rationes subducere, »ie Sie es mit Hrn. Jahn neh-
men, und wenn auch Hr. Wiss sagt: hac vero re illius
discipliniie ratio et ßnis notutur , qua pueri in ludo
usuras Idibus solvendas consig?iare adeoque quod
huic labori nexum est computare discebant , so
kann man doch Zinsen nicht eher in's Buch tragen, als
bis sie eingegangen sind, während die Berechnung einem
früheren Zeitpuncte angehört, so dass eine sehr starke
31eton>mie oder vielmehr ein nahres Hjsteronproteron
herauskäuie, wenn das Verbum , welches das Erstere
ausdrückt, mitten in tier Construction ohne AVeifcrcs für
das Letztere stehen sollte. Ja selbst daran nage ich bis zu
besserer Belehrung noch zu zweifeln, ob aera so ohne
Weiteres Zinsen bedeuten könne, insofern nicht der
übrige Zusammenhang mit Nnthwend gkeit darauf leitet,
und glaube nicht, dass mir dieses ohne einen Cirkelbe-
weis dargcthan werden könne. Die einzige Stelle mei-
nes Wissens, die sich mit einigem Scheine für jene Be-
deutung beibringen liesse, iot die von mir selbst p. 8 i"
anderer Beziehung angeführte aus Plauti Trucul. I. 1, 52:
tibi aera perscribantur usuraria; gesetzt aber auch die-
ses heisse dort wirklich Zinsengeld, so läge doch der
Begriff der Zinsen vielmehr in dem Adjectiv, als in dem
Substautiv , auf welches er eben »o wenig selbstver-
standen übergetragen werden kann , als z. B. quaestus
das Geschäft eines Kerkermeisters oder Sclavenhänillers
zu bezeichnen hinreicht, weil Plautus Capt. 1. 2. 2(i-
facere quaestum carcerarium sagt. Denn zunächst ist
aera nur dichterischer Ausdruck für pecunia und aera
usuraria folglich Nichts weiter, als pecunia usuraria^
finden wir nun aber gar, dass dieser .Ausdruck selbst
nicht einmal die Zinsen, sondern vielmehr das zinstra-
gende Capital , pecuniam feneri collocatam bezeichnet ,
worüber es genügt, auf Forcellini zu verweisen, so wird
auch die letzte Spur von Möglichkeit wegfallen, dass ein
Römer bei dem Worte aera allein an Zinsen, geschweige
denn bei aera referre an Zinsberechnung gedacht habe.
Er:>t aus dem ganzen Znsammenhange könnte diese Be-
237
238
lieutuug aU eine liürhst sinjfaläre herrnrgehcn ; an sich kann
aera r«/erre Nichts bedeuten als schuldiges Geld darbringen,
oder, die Ellipse in tabulas zubegeben, Geld in'S Bück
tragen, wo dann aber scbon der Kegrifi des schuldigen
nieder wejjfcillt, weil dieser nur aus meiner, nicht aas
Ihrer AuUassuu;; von referre hervorgeht; und da auch
octonis Idibus an sich zu vieldeutig ist, um nicht viel-
mehr sein Licht aus der Erklärung des aera referre
empfangen zu müssen, als eigenes darauf werfen zu kün-
nen : so werden wir jedenfalls noch weiter zurückgehen
müssen, um Ihre Erklärung auch nur als müglich zn
denken.
Aber, sagen Sie, eben dieser ganze Zusammenhang,
der Ideengang und die Absicht des Dichters macht es
nöthig, die fraglichen Worte hier auf Zinsrechnung zu
beziehen: und wenn dieses der Fall ist, so kann wenig-
stens aera ebenso gut durch Zinsen übersetzt werden,
als quaestus in geeigneten Fällen auch irgend einen be-
stimmten Erwerbszweig vurzugsweise bedeuten kann. Ich
höre und räume diese Alüglichkeit um so eher ein, als
ja auch nach meiner Erklärung die Beziehung der aera
nat das Scliulgeld erst aus <lem Zus.immenhange gewon-
nen ivorileu muss; nähreuil aber ilicser in meinem Sinne
wiederum so klar vorliegt, dass auch Sie iiirlit laugncn
werden, dass aera hier ebenso gut, wie bei Juvenal, das
Schulgeld bedeuten könne, so gestehe ich offen, dass ich
auch in den übrigen Worten des Dichters keine Noth-
wendigkeit finden kann, auch nur die Rechenkunst, ge-
schweige denn Zinsberechnung als charakteristischen Zug
der Schule des Flavius zu betrachten. Die nächste Ur-
sache, welche die früheren Ausleger auf diese iirziebnng
geführt zu haben scheint, war oH'enbar der zunächst vor-
hergebende Vers: laevo suspensi loculos tabulavujue la-
certo , der Epist. 1. 1. 56- als Bezeichnung egoistischer
JSpiessbürger wieilerkehrt, welche in den Wecbselbuden
des Forums ihr höchstes Heil suchen und den Reichthum
aber die Tugend setzen: gleiche Prädicate, glaubte man,
müssen aucb gleiche Beschäftigung andeuten, und da man
doch den Scliulknaben keine Geldkasten beilegen durfte,
so machte man aus der tabula und den toculis Rechen-
apparate, die dann freilich auch in dem folgenden A". 75.
eine ähnliche Beschäftigung zu suchen iiCthigten. Dass
«ber toculi sonst nirgends diese Bedeutung hat, g'laube
!ch in meiner Abh. hinlänglich dargethan zu Laben: und
auch Sie stellen mir (Zeitschrift S. 47S) nur das Argu-
ment entgegen, dass dieses nicht abhalten dürfe, sie
»chicklichen Orts zu vindiciren, wodurch auch hier nie-
der <lie Eiits(heidung nur von dem weiteren Zusammen-
hange abhängig wird, so wie es sich auch bei tabula
>on selbst »ersteht, dass dieses Wort an sich zu vicl-
ileulig ist, um nicht mindestens ebenso gut einen Schreib-
schüler u. dergl. als einen Rechner zu bezeichnen. Wäre
freilich die Jitellc in den Episteln die frühere, so dürf-
ten wir nach allen Regeln gesunder Auslegung nicht
zweifeln, dass der Dichter dabei die INebenabsicht ge-
habt habe, die Beziehung, in welcher er den Yvrs dort
gebraucht halte, auch hier durchschinimern zu lassen:
nun ist aber gerade der entgegengesetzte Fall: die Stelle
III der Satire ist viel früher und noch ohne die geringste
Rücksicht auf die andere geschrieben , untl weit entfernt
also, etwas von der Bedeutung, welche sie dort durch
den Zusammenhang zu empfangen scheint, auf die un-
serige überzutragen, wird mau die Epistel vielmehr aus
der unscrigen in dag rechte Licht setzen und die Bezie-
hung, welche der nämliche Vers dort auf Geldgeschäfte
und Wucher erhält, nur aus dem Doppelsinn herleiten
müssen, welcher allerdings loculos tabulamque ebenso
wohl von Wucherern als von Schulknaben zu verstehen
erlaubt, ohne dass diese Wörter desshalb da, wo von letzteren
die Rede ist, die nur auf erstere passende Bedeutung
annehmen müssten. Dieses hat zu meiiipr Freude auch
Hr. Jahn anerkannt, nnd indem er mich zu widerlegen
glaubt, fast mit denselben Worten, wie ich p. 34 gethan
hatte , loculos tabulamque als Pennal und Schiefertafel
für eine natürliche und fast sprüchwörilichc Bezeichnung
von Schulknaben erklärt, die dann erst wie der andere
gleichfalls pädagogische Ausdruck dictata auf die Wechsler
übergetragen sei, welche giejchsam als Schüler des Janus
mit ihren Geldkästen nnd Handlungsbürhern dastehend,
das alte Lied o ciaes , cives, quaerenda pecunia primuvi
est getreulich nachbeten ; und wenn Sie mir auch nur
so viel nachgeben , dass in jenen Woiten die Schilderung
des Aufzugs der wandernden Schulknaben das principale
sei, so habe ich wenigstens so viel gewonnen, dass auch
aus diesem mit dem unserigen in nächster Verbindung
stehende Verse kein directer Beweis für die Beziehung
des letzteren auf das Rechnungswesen gezogen werden
kann , sondern wiederum zu dem weiteren Zusammen-
hange gegriffen werden mnss, wenn darin mehr als ilie
ansrhanliche Zeichnung der Schüler einer Trivialscliule
gefunden werden .soll. Doch glaube ich aucb die spe-
ciellerc Deutung, »velcho ich diesem Verse in dem Ver-
folge der Abhandlung p. ;iö gegeben habe, gegen Ihre
Ausstellungen fortwährend aufrecht halten zu können.
Ich habe nämlich in demselben nicht bloss nie Hr. Jahn
eine Art epitheton orna7ts der Schulknaben gesehen, in
welchem Falle ich ihn am Ende gleichwohl würde als
mussig und nichtssagend haben verwerfen müssen, son-
dern auch hier einen Zug zu dem Contraste zu finden
geglaubt, in welchem Horaz seinen römischen Unterricht
mit demjenigen setzt, ivelchen die Honoratioren seiner \a-
terstadt ihren Söhnen erthcilen lirssen : diese hätten ihren
Schulapparat mit eigenen Händen zur Schule getragen,
gegen ihn aber habe sein Vater die Liberalität so weit
getrieben, dass er ihm gleich den Söhnen der angesehen-
sten Familien Roms servos seguejites gehalten habe; und
wenn Sie gegen diese Auflassung einwenden, der Uichter
lialip mit Jenem Aufzuge iWc pur siniu?ria der Aeltern nicht
liezeichuen können, «eil auch bei den reichen yene/'O-
toribus der Episteln damit keine Filzigkeit bezeichnet
werde , so muss ich iliese Folgerung ans mehr als einem
Grunde bestreiten. Erstens ist es keineswegs nöthig, dass
ilrr nämliche Ausdruck in zwei Stellen auch alle die
]Nc'bcnbeziehungen gemein habe , welche er in der einen
durch den Zusammenhang oder Gegensatz erhält; di»
Wucherer werden, wie schon das Wort dictata lehrt,
mit Schnlkiiabcu verglichen, und diese ^'erglcirbnng
dann durch die Parallelisirung ihrer loculi und tabulae
mit denjenigen, welche die Schulknaben tragen, weiter
aufgeführt, ohne dass darum der Grund, nesshalb ilnsr
16*
■J39
240
•nirhc tra;jpn , aiirli hei jenen ilerNellie zu »ein braiirlite;
für den Dichter, ilrr «ler äiisNereii Erscheinunf^ natlifeht,
kann jene äussere Aehnlichkeit viillig {{enii^en. Zweitens
aber lassf sich seihst fi'lr «lie Stelle iler Episteln eine sehr
nahe liegenile Auslegung finden, durch «eiche audi sie
nicht bloss für die avaritia, sondern auch für die par-
simonia oder tenacitas der Wuclierer charakteristisch
«rerden kann; unil dass bis jetzt noch Niemand darin
einen Zug der Filzigkeit «ahrgenominen habe , »erden
Sie, der uns schon auf so manche neue Feinheit im Iloraz
anfnierksain gemacht hat, einem Mitforsclier doch wohl
nicht als Argument entgegensetzen! Muss nicht vielmehr
einem Jeden, der mit dem Leben des Alterthuiiis ver-
traut ist, hier ebenso wohl, wie in den Satiren die Frage
aufstossen, wesshalb denn jene Wucherer ihre Geldkasten
und Blicher selbst tragen und sich nicht wie sonst ge-
brauchlich von pedisequis nachtragen lassen ? Es ist eine
bekannte Sache, dass in Griechenland und Rom nicht
leicht Jemand über die Strasse ging, ohne von einem
oder mehreren Dienern begleitet zu sein; ja, wer zu arm
war, um selbst einen Sclaven zu besitzen, mietbete sich
dazu Jemanden, oder liess sich von einem Gliede seiner
Familie begleiten, vergl. Aristot. Politic. ^'I, o. |/i.,
Fefron. Satyr, c. 1 17. und mehr bei Becker Charikles
B. II, S. hS; wenn also Horazens Vater selbst seinem
Sohne solches Gefolge in die Schule mitgab, warum er-
scheinen jene feneratores ohne dasselbe oder lassen sich
wenigstens ihre schwere Last nicht von ihm abnehmen?
— und hierauf wird, dünkt mir, kaum etwas anderes
geantwortet werden ktinnen, als entweder, dass sie zu
geizig sind, um sich dazu Sclaven zu halten, oder, was
ich allerdings vorziehe, dass sie ihren Mammon zu «ertli
halten und zu ängstlich bewachen, um ihn fremden Hän-
den anzuvertrauen, und desslialb lieber wie <lie gering-
sten Schulknaben sich selbst damit schleppen, worin doch
wohl das leibhaftige Bild des Filzes ausgeilruckt ist. Weit
entfernt also , den von mir in v. 74- gelegten Contrast zu
widerlegen, wird ilie Vergleichung der Episteln, in so-
weit sie überhaupt zulässig ist , nur dazu beitragen kön-
nen , die Annahme zu verstärken, dass den an eine Be-
gleitung anständiger Rnaben gewöhnten Rüiner das laevo
suspensi loculos sofort an die Arniuth, oiler, wenn es
sich um die Sühne von Honoratioren handelt, an die Fil-
zigkeit der Aeltern erinnern musste ; und so gehe ich
allerdings noch einen Schritt weiter als Hr. Jahn, in so-
fern ich in jenem \'erse nicht bloss die allgemeine Be-
zeichnung von Schiilkiiaben ülierhaupt, sondern insliesiindere
die von armen oder solchen Schulknaben erblicke, deren Auf-
zug das Gepräge der gemeinsten Classe trägt. Hieraus geht
dann aiier auch für den folgenden Vers von selbst hervor,
dass ich auch hier wenigstens nicht gegen den nächsten
Zusammenhang erkläre , indem ich aera als Schulgeld
nnd zwar als geringes oder, wie Sie es ganz in meinem
Sinne ausdrucken, lumpiges Schulgeld nehme; und wenn
folglich gleichwohl Ihr«- Erklärung als die richtigere er-
scheinen sollte, so musste entweder der meinigen eine
noch nicht berührte sprachliche oder sachliche Schwie-
rigkeit entgegenstellen , oder der «eitere Zusammenhang
im Grossen und Ganzen etwas enthalten, was uns nOthigte,
den Gegensatz, welchen Horaz zwischen seiner Erzie-
hung; und derjenigen seiner Landsleute aufstellt, viel-
mehr in die realistische oder raiculatorische Richtung,
als in den niedrigen und trivialen Charakter der Schule
des Flavius zu setzen. Was den ersten Punct betrifft,
so behalte ich mir vor, nachher weiter über ilin zu spre-
chen ; hier bemerke icli nur so viel, dass die nämliche
Stelle Juvenal Vli. JtZ., welche ich oben für den Ge-
liranch von aera für Schulgeld im Allgeineinen anführte,
dieselbe veräclitliche ISebeiiliedeiilung birgt, die auch ganz
abgesehen von der Frage nach dem speciellen Betrat;»
demselben schon au» iler Natur des Wortes hervorgeht.
Jedenfalls ist nes vorzugsweise Kupfergeld; und wenn
auch dadurch, dass dieses das früheste in Rom war,
sein Gebrauch für pecunia überhaupt erklärt wird , ja
anderswo, wie /, B. Plaut. Trucnl. I. ]. IJ. und Epist.
ad Pison. 34ö. ein eminenter Sinn damit verbunden ist,
so kann ilie>es doch nur als rhetorische Figur gelten,
wie wenn wir sagen: dieser iUann hat Pfennigp, oder
dieses Buch trägt dem Buchhändler Pfennige ein, woraus
noch nicht folgt, dass es in Ausdrücken wie: ich muss
meine Pfennige zusammenhalten, oder: die Pfennige, <lie
ein Scbulielirer verdient, die natürliche Bedeutung einer
geringen IVlünze ablegte. Hinsichtlich des weiteren Zu-
sammeiihairges d.igcgen und des Gegensatzes, am welchen
es sich hier handelt, iiiiiss ich mir vor allen Dingen erlauben,
den streitigen Piiiirt etwas schärfer festzustellen, als es
nainentiich von Herrn Jahn geschehen ist, auf dessen
,, klare und allseitige Behandlung'* der von Ihnen ge-
schützten Erklärnngsiieise Sie selbst sich S. 478 zunächst
berufen zu können glauben. Was dieser voranschickt,
kann auch i'h unbedenklich einräumen, dass nän.lich das
Lob, tvelches Horaz seinem Vater erth'.ilt, und die Dank-
barkeit, zu welcher er sich diesem verpflichtet fühlt,
vornehmlich darauf beruhe , dass derselbe sich weder
durch das Bei-ipiel iler Honoratioren seines Wohnortes,
noch durch die Kosten des Aufenthalts in der Hauptstadt
habe ablialieii lassen , ihn statt iler Schule des Flavius
den geschicktesten Lehrern Roms anzuvertrauen, «o er
mit allem demjenigen bekannt geworden sei, was ihn jetzt
zur Theilnahme an der gebildeten Gesellschaft befähige,
während die Söhne jener dort eben nur die iiothdürftig-
sfen Elementarkenntnisse er»orbcn hätten; daraus folgt
aber noch nicht, dass in dem folgenden Verse 75 eine
Beziehung auf diesen Elementarunterricht enthalten sein
müsse, wenn nicht entweder der Wortsinu dieses deut-
lich sagt, oder sich sonst etwas findet, was es glaublich
macht, dass Horaz zu jener Schilderung des Elementar-
iinteriichts gerade das Beispiel oder die Ausdrucks« eise
gewählt habe, worin jene Beziehung enthalten sein soll.
Hiesse freilich aera referre Idibus octonig rechnen und
schreiben lernen, so wäre die Sache klar; nun aber ist
die ganze Deutung dieser Phrase auf den Begriff des
Rechnens, wie wir oben gesehen Iiaben, selbst sprachlich
noch keineswegs sicher und jedenfalls weder die einzig
mögliche, noch auch nur die zunächst liegende und ein-
fachste, sondern im günstigsten Falle erst von dem gan-
zen Zusammenhange abhängig, und selbst wenn dieser
darauf führen sollte, so würde doch die gewählte For-
mel auf keinen Fall den einfachen Elementarunterricht,
sondern eine Zinsrechnung bezeichnen, die, um Herrn
241
242
Jahns <>i{;en« Worte zu gebraiirlieii, so weit getrieben
ward, ilass die Schfilcr nicht bloss den Zinsenbetrag; eines
Capitals auf einen ganzen nnd einen halben Monat, was
bei den dainali);en Wucherern der (,'ewühnliche Auslei-
hun^ütorniin war, üondefn selbst auflade bererhneten
iiiiil ili'iniiach in der Srhiilc noch mehr jernton , als sie
eifi^entlii'h brauchten. Uieniarli kann also die Frage, um
welche es »ich handelt, offenbar nicht blo«s die sein, ob
der Zusammenhang uns berechtigt, in den fraglichen Wor-
ten die Bezeichnung eines reatistisriien Elementarunter-
richts zu finden, sondern ob irgend ein Grund vorliege,
anzunehmen, dass dieser Elementarunterricht in einer
«ülchen Steigerung habe geschildert »erden sollen und
können, wie es aus Hrn. Jahn's eigener Erkl/irung fol-
gen wurde; und einen solchen hat weder Hr. Jahn weiter
vorgebracht, noch kann ich ihn in demjenigen erkennen,
was Sie zur näheren Begrüudung dieser Erklärung hin-
zufügen. Vi Hr. Jahn, wie bereits erwähnt, selbst mit
grossem Rechte die in den loculis n. s. w. gesuchte Hiu-
weisung auf den Rechenunterricht verwirft, so kann er
nur so scbliessen: es muss in Horazens Worten ein Prä-
dicat der Schule des Flavius enthalten sein, welches die-
selbe zwar nicht beschimpfen , wohl aber ihren Gegen-
satz zu den Schalen Roms ausdrücken soll ; die von Hrn-
H. aufgefundene Bedeuiujtg, fährt er dann fort, dass
die Knriien daselbst ihr Schulgeld gleich auf das ganze
Jahr bezahlten, gibt einen solchen Gegensatz nicht, son-
dern enthält nur einen ganz müssigen Begriff, der fast
verkehrt ist, weil Horaz in Rom offenbar auch Schul-
geld bezahlen musste — und hieran knüpft er ohne Wei-
teres den Schluss, dass das natürlichste Prädicat für jene
Schule gewesen sei, dass man in derselben ^/oss rec/'^ien
und schreiben lernte (die Kenntnisse für das gemeine Be-
dürfniss der niederen Stände sich erwarb) , was er übri-
gens sofort wieiler selbst, um es in des Dichters Worten
zu finden, zu der eben angegebenen Spitze hinaufschrau-
ben muss. Aber auch abgesehen davon, kann ich in
diesem Schlüsse schon den Obersatz nur in sofern zu-
geben, als er nicht, wie Hr. Jahn thut, auf die Worte
octonis Idibits referentei aera beschränkt, sondern auf
die ganze Schilderung, r, 74. uiit eingeschlossen, aus-
gedehnt wird; die zweite Prämisse läugne ich in allen
ihren Theilen, und die Schlussfolgerung selbst leidet an
Mängeln, deren Anerkenntniss ich sogar von Ihnen zu
erzwingen hoffe. Hinsichtlich der Prämisse wird es Ihnen
ohnehin nicht entgangen sein, dass sie gleich von vorn
Iierein eine factische Unrichtigkeit enthält, die nur ein
neues Seitenstück zu der oben gerügten Nachlässigkeit
des Recensenten gibt, indem die Angabe, dass meiner
Ansicht zufolge das Schulgeld bei Flavius gleich auf ein
ganzes Jahr entrichtet worden sei, mit meinen eigenen
Worten p. 30 im entschiedensten Widerspruche steht.
Octonae Idus, heisst es hier, sunt eorum mensium, qui
singulis annis scholis habendis destinnbnnlur; his autem
(d. h. oflenbar Idibits, nicht annis) singulus asses , no-
tarn eliam aliunde didaclri summam, Flavius a discipulis
suis pro mercede accepit: nnd weit entlernt , damit der
Schule des Flavius ein Prädicat beigelegt zu haben, was
ebenso gut auch für die Schulen der Hauptstadt gelten
könnte , glaube ich schon darin einen charaktctistiscbeu
unterschied beider angedeutet zu sehen, Hass die Schüler
des Flavius diesem monatlich von einer Idus zur andern
zahlen mussten. Dass der römische Grammatiker jahr-
weise bezahlt ward, geht allerdings aus Juvenal. VII.
extr. hervor, sei diess nun, wie Sie ans Macrub. Saturn.
I. VI. srhiiesien, ira M.'lrz oder in welcliem sonstigen
IVlimate geschehen; der renusinische Dorfschulmeister aber
lässt sich monatweise zahlen, theils weil er selbüt das
Geld nicht länger entbehren kann, theils weil die Aelteru
mit dieser Art von Zahlung die Monate ersparen , wo
ihre Sühne die Schule nicht besuchen; und wenn also
diese Verwerflichkeit meiner Erklärung bloss darauf be-
ruhen soll, dass das nämliche auch zu Rom stattgefun-
den habe, so brauche ich nicht einmal zu der Geringfügig-
keit des Schulgeldes meine Zuflucht zu nehmen, um
schon in den octonis Idibus das Verlangte zu leisten.
Gesetzt aber auch, was Sie hiernach wohl ebenso wenig,
als ich zugeben würden, meine Auslegung des v. 75-
enthielte »veiter Nichts, als was auch auf die römische
Schule passte , so würde doch selbst daraus noch keine
Mothwendigkeit folgen, dieselbe mit einer andern zu ver-
tauschen, und Din<e in jenen Vers zu legen, die weder
ohne den Zusammenhang von selbst darin liegen, noch
aus diesem Zusammenhange mit einiger Sicherheit folgen.
Es sind ja zwei Verse, 74 und 75, in welchen zusam-
mengenommen wohl ein Gegensatz gegen die römische
Schule liegen muss, von welchen aber Hr. Jahn selbst
einräumt, dass iler eine immerhin etwas Gemeinschaft-
liches enthalten könne , wenn nur der andere jenen Ge-
gensatz hinlänglich ausdrückte: er freilich, der in v. 74.
Nichts weiter, als eine »prfichwürtliche Bezeichnung von
Schulknaben erblickt, die ebenso wohl auf Rom, als auf
die Muiiicipien passe, muss den erforderlichen Gegensatz
um jeden Preis in v. 7ö. suchen ; für mich dagegen, der
ich schon in v. 74- <lie bedeutende Verschiedenheit der
venusinischen Schulkiiaben, die ihren Apparat selbst tru-
gen, mit der Begleitung des jungen Horaz nachgewiesen
hatte, fiel diese Notbwendigkeit weg, und wenn sich mir
nicht, wie ich vorhin gezeigt habe, auch in den Worten
oclonis Idibus ein solcher Gegensatz ungesucht darböte,
so könnte ich ebenso gut, wie er von v. 74, von dem
folgenden sagen, dass er nur eine dichterische Umschrei-
bung des regelmässigen Schulbesuchs enthalte und dem-
nach der Sinn des Ganzen dieser sei: welche Jahr aus
Jahr ein mit ihrem Bfindelchen auf dem Rücken in die
Schule wanderten. Doch dieses soll zunächst nur als
Beweis dienen, wie übereilt und uiivollstänilig die Schluss-
folgerung ist, welche Hr. Jahn mir entgegensetzt, und
wie wenig er selbst die ganze Bedeiitnng «lej Verses er-
kannt hat, welchen er gegen mein verineiiites Verdam-
mungsurtheil in Schutz nehmen zu miissen glaubte: für
r. 75. betlarf es, wie Sie sehen, nicht einmal dieser
Aushülfe, um ihm auch hinsichtlich des Schulgeldes sei-
nen besonderen Gegensatz mit der römischen Schule,
weiche Horaz besuchte, zu vindiciren , und wenn ich
also bloss mit Hrn. Jahn zu thun hätte, so könnte ich
diese Erörterung mit dem Resultate beschliessen, das»
er Nidits beigcbrai ht habe , was die Stichhaltigkeit
nieiner Erklflruiig zu erschüttern und der seinigen auch
nur den Schein eines Vorzugs zu gewähren iui Stande wflre.
24,'.
244
.Anilrri; lorhält r$i xicli allcnliiigs mit Ihren ci|;ciien
Arjfuiiiriitcii , ivoK'linn zu Ucgcgiira ick iveiii^sfeiis um
tier Vnl|i<täiiili}:k.eit »illpii auch claitjonigc mit liiuriiizic-
hfii iniiss, W.1S ich obrn bereits ijbcr v. 74- S^Ü"" ^^'^
licmerl^t lialie, wcuii ick auck ticii ersten Sturm schon
mit «lenjciiigcn VVafTei) abschlaf^en zu Ivüiineu jjlaube ,
welclie Sie selbst mir in die Ilunil geben. Sie argumeii-
tireii, wenn ich Sie reckt verstehe, so: was der Uickter
als Folge <ler liberaleren Erziehuiig, die ihm sein Vater
gegeben, besonders rilliint, ist, dass dieselbe ihn vorder
avarilia und <ien sordibas bewahrt habe (v. (iS.), die er
durch Epist. ad Pison. ,'}'?(). als die aerugo animi be-
zeichne; hiernach sei anzunehmen, dass diese niedrige
Gesinnung in ilen Uiiterrichtsfregeiiständen der Schule zu
Venusia Nahrung gefunden haben ivi'irde, und da nun
Hnraz in jener Stelle ad Pison. gerade den Rechenun-
ferricht als dasjenige anklage, was diese aerugo ajiimi
in iler Jugend hervorbringe , so müsse man auch hier in
demjenigen, »a» i'iber die Schule des Flarius gesagt sei,
eine Bezugnahme auf diesen Unterricht linden, »eil es
sonst, ivie Sie sicli ausitri'icken, der Darstellung an einer
Pointe lehlen »iirde. Diese Schlussfolge ist sehr blen-
dend, und wenn es nicht uiOglich ivare, die snrden , de-
ren Ans<lruck Sie in unserer Stelle verlangen, in einem
anderen Zuge zu finden, so konnte man sich zuletzt ver-
anlasst sehen, sie durch eine wenn auch noch so gezwun-
gene Interpretation aus dem aera referre zu ermitteln,
obgleidi auck dann nock dieser Erklärung niekrfache
Schwierigkeiten entgegenstehen uiirden. Denn einmal
hat es, wie Sie selbst fühlen werden, immerhin etwas
IMissliches, zur Erklärung eines Ausspruchs einen an-
dern anzuwenden, welchen ein Schriftsteller zwanzig und
mehr Jahre spater gethan hat; und so wenig es bezwei-
felt Herden kann, dass Horaz hinsichtlich des realistischen
Frincips im V'erhältniss zum humanistiscken immer so
gedacht und geurtlieilt kabe , wie wir es in der A. P.
lesen, so ist dock darum nicht gesagt, ilasg er zur Cha-
Takteristik des ersteren sckun damals dasselbe Beispiel
gebraucht haben müsse, welches sich ihm nach längerer
Lebenserfahrung und Bewegung im Treiben der grossen
Welt als ein Hauptzug der verkehrten materiellen Rich-
tung darbot. Eher wollte ich es gelten lassen, wenn
Horaz au(Ii in der A. P. noch lon einer Dlunicipalschule
spräche und uns dadurch zu der Voraussetzung berech-
tigte, dass er seine Jugenderinnerungen im Sinne hatte;
so aber spricht er von piieris Komanis , und hierin liegt
danii zugleich auch ein besoiiilercr zweiter Grund gegen
Ihre Annahme, auf welchen ich bereits in der Abhand-
lung p. 21 hingewiesen habe, ohne dass Sie ihn Ihrer
Aofmerksamkeit gewürdigt hatten. Solleu wir denn an-
nehmen, dass (loraz in den römischen Schulen schlechter
rechnen gelernt kabe, als er es in Venusia bei Flavius
gelernt haben «lirde? und würde er nicht nelineiir ans
dem Regen in die Traufe gekommen sein, wenn sein
Vater ihn desshalb nach Rom geschickt hätte, damif er
durch die calciilalonsc In. Richtung iler Schule des FI.s-
vius nicht verdorben wünlc', »ahrend es gerade die tii-
misrlien Knaben sind , von welchen dii- Epist. ad Pison.
klagt, dass sie durch die Rechenübungen für das höhere
Streben verloren gingen? Sie nehmen mit Hrn. Jahn
an , dasa in der Stelle der Satiren ein Gegensatz gegen
die römischen Schulen liegen müsse, und berufen sich,
um dieses darzutkun, auf eine andere, wo Horaz gerade
über die rOmiscken Sckulen dieselbe Klage fükrt, welcke
Sie ihm hier über die venusinische in den Mund legen
wollen ! Ich sehe sehr wohl ein und weiss , dass diese.«
auch Ihre Ansicht ist, dass Horaz neben jenen Elenien-
targegenständen in Rom auch noch andere Dinge lernte,
von welchen die Schule des Flavius nichts wusste, und
dass dieses die artes sind , (jttas doceat qaivis erjues at-
que Senator semet prognatos ; aber folgt daraus, dass
diese letzteren nickt auch zu den Komanis pueris gehört
hatten, qui longis rationiliu» assem discunt in centuni
partes diducere? Ein anderes u.'lre es, wenn irgenil ein
Grund vorläge, die Schule des Flavius für eine beson-
ders ausgezeichnete Recheiischule zu halten, die zu deii
römischen Schulen etwa in dem Verhältnisse gestanden
hatte, wie keutzutage inancke Real- oder Handelsschule
zu den Gymnasien, wo allerdings jemand sagen kann, er
danke seinem A'^ater, dass er seinen Geist nicht mit den
verwickelten Rechnungen jener Institute erstickt, sondern
zu besseren Bildungsquellen geführt habe ; einen solchen
Grund aber »verden wir weder in der Bedeutung von
Horazens Vaterstadt, nock in einem sonstigen Zeugnisse
über jenen Lehrer, noch in der Schilderung finden kön-
nen , welche hier von seineu Schülern entworfen wird,
und selbst den günstigsten Fall vorausgesetzt, dass die Fer-
tigkeit im Rechnen, welche Flavius seinen Schülern bei-
brachte, dieselbe gewesen wäre, welcke die A. P. den
pueris Komanis beilegt, so konnte darin kein so ckarak-
teristiscker Zug seiner Schule liegen, dass er entweder
Horazens Vater hätte bestimmen können , seineu Sokn
desshalb lieber nach Rom zu schicken , oder der Dichter
darin eine Veranlassung gefunden haben wurde, ihren
Unterricht gerade so, wie Sie es ihn tbun lassen, zu
bezeichnen. Moch wahrscheinlicher ist es ülirigens der
ganzen Natur der Sache nach, dass auch der Elementar-
niilerrirkt bei Flavius in demselben Maasse schlechter alj
der römische war, wie Venusia selbst gegen ilie Haupt-
stadt abslach, und ff.:,rt7.t also, es sollte in v. 7ö. eine
Anspielung auf diesen ElementarunterrK lit liegen, so
müsste der Sinn vielmehr iler sein, dass Horazens ^'ater,
so wenig wohlhabenil er auch gewesen, sich dock nickt
kabe mit der Schule des Orts begnügen wollen , wo die
Knaben »veiter nichts als zur Nothdur/'t schreiben und
rechnen gelernt hatten; dieses aber — und dies« ist mein
dritter Grund gegen Ihre Ansicht — werden Sie mit al-
ler exegetiscken Kunst nicht in die Worte oclrmis Idiius
aera referre hineinlegen können, die jedenfalls einen
höheren als bloss elcnieiitarischcn Grad der Rechenkunst
bezeichnen und uns dadurch von dem Zustande des Volks-
iinterrichts in den italischen Landstädten einen Be-
griff beibringen würden, iieleher selbst unsere heutigen
Realisten mit dem Alterthume aussöhnen konnte, den
wir aber allen sonstigen Nachrichten zufolge keineswegs
zn untersfflUen berechtigt sind. Viertens eniilich glaube
ich mit Recht verlangen zu dürfen, dass das Gleiche,
was auf die uvtiritia und sordes angewendet wird, auch
auf die mala lu>ilra v. (iS. Anwendung finden könne, wel-
che dergestalt mit jenen Lastern coordinirt erscheinen,
245
246
t\aas beider Quell« hier ebenso gfemeiascliaftlicL j;eilacht
werden iniiäs , alü Hor.iz dir Siclieruii^ vor beiden aus
gleicher Quelle herleitet; und wenn also Niemand be-
haupten ivird, dass Flavins seine !>chüler zur Unzuclit
anj^eführt habe, so ist es jedenfalls eine etwas gewagte
Annahme, dass das andere Laster eine Folge seines Un-
terrichts ijewcsen sein Hiirde. St> »eit man nur irjfend
gellen kann, uiii diese tiiala lustrii mit der Srhuie des
Flarins in Zusanimenlianu' zu bringiMi , glanbe ich gegan-
gen zu sein, indem irli p. l'J die Sitleii iler Ceiiturioneu-
knaben verdächtigt und daraus zu erkl^iren gesurlit habe,
wie Iloraz auch noch weiter ein solches Gewicht auf das
purus et insons legen und es so besonders hervorheben
konnte, dass sein Vater ihn pudicatii, qui primus inrtiitis
hu/ios, servavit; aber auch wenn man dieses annehmen
will, was nicht allen Uenrtheilern gefallen hat und auch
mir jetzt etwas weit hergeholt scheint, so gehört es doch
Jedenfalls mehr zu den äussern und accessorischon Um-
ständen, als zu der eigentlichen Tendenz jener Schule;
und selbst wenn es daher nicht möglich wäre, in den
übrigen Theilen der Stelle eine nähere Beziehung auf
avaritia und sordes zu finden, würde man wohl berech-
tigt sein, aucli diesen Vorwurf mehr aus ilem ganzen
Habitus einer solchen kleinstädtisclien Trivialschule zu
erklären, als einen speciellen Uiiterrichtsgegeiistand , der
dazu angeleitet hätte, mit 3Irihe und JNotli aus den Wor-
ten herauszudeutein. Denn der Hauptgrund, welchem
Iloraz es zuschreibt, dass er nicht in Gemeinheit ver-
sunken, sondern eines gebildeten Umgangs würdig gewor-
den sei, bleibt doch auch nach Ihnen immer die libe-
ralere Erziehung als solche, welche ihm sein Vater an-
gedeihen Hess, und das Beispiel, welches dieser selbst
ihm dadurch im Gegensatze mit den grösseren Centurio-
nen seiner ^'aterstadt gegeben hatte; und wenn es also
zu diesem Eiule schon genügte zu sagen, meine mora-
lische und gesellige Bildung verdanke ich dem Umstände,
dass mein Vater mich statt der Tnvialschiile meiner Va-
terstadt nach Rum gebracht hat, so brauchte er auch
als Dichter nur jene Trivialschule selbst mit einigen kräf-
tigen Pinselstrirhen zu zeichnen, ohne desshalb auf be-
sondere ünterrichtsgegeiistäiKle derselben einzugehen, die
noch dazu, wie bemerkt, bei ileu Schulen der Haupt-
stadt iu keinem geringen Grade vorausgesetzt werden
dürfen. Aber näher betrachtet ist es auch nicht einmal
der Gegensatz der Hauptstadt und lies Alunicipiums allein,
worauf er seine glückliche Bewahrung gründet, sondern
ganz besonders das Verfahren seines Vaters , welches die-
ser im Verhäldiiss zu seinen Vermögensumständen und
zu seiner ganzen Lage beobachtet hatte; und auf diesen
Hauptpunct, dessen mindere Beachtung ich auch in deu
meisten der Eiii/.elpuiicte, «orin ich Ihnen bisher wider-
sprechen uiussle , zu erkennen glaubte , vergönnen Sie
mir noch einmal, im Zusammenhang Ihre Aufmerksamkeit
zu richten. Dass ohnehin die arles , welche die römi-
sche Schule im Gegensätze der venusinischen den Kna-
ben darbot, sainmt allem dem, was sie aus Epist. II,
2, 41. anführen, nicht hinreichten, um die U'irkiii;gcii
liervorziihringeii, welche Iloraz hier rühmt, bedarf kaum
des Beweises; sonst hätten ja ilio Söhne der Ritter um)
Senatoren, vtelche denselben Unterricht wie Horaz ge-
nossen , nie Gelegenheit geben können , ihnen sordes und
mula lustra vorzuwerfen, und Horazens .Satiren selbst
hätten einen guten Theil ihres StoU'es verloren! Im Ge-
gentheil haben wir gesehen, dass die aerugo antmt, wel-
che Sie an sich sehr trcllend mit den soidibus und der
avaritia unserer Stelle vergleichen , aus den Schulen der
Hauptstadt in nicht geringerem IMa.issc hervorging ; und
eben so lehrt uns Juvenal Sat. VII. extr. , dass auch die
Keuschheit der Knaben bei dem Grammatiker der Haupt-
stadt, welchir Dichter erklärt und omnes solvere potest
quaestiones , keiner kleineren Gefahr ausgesetzt war; der
blosse Gegensatz der humanistischen und realistischen
Bildung kann es also nicht sein , welchem Iloraz hier
die Wirkuugen seines römischen Aufenthaltes beilegt,
au» dem doppelten Grunde, weil es auch in Rom an
realistischer Richtung nicht fehlte und weil auch die hu-
manistische Bildung den Schüler nicht vor den Verfüh-
rungen der Jugend sicher stellte. Ich gebe zu, dass
auch die Erwähnung der artes, quas doceat quivis eque*
atque Senator semet prognatos , im Vorhergehenden ihren
Gegensatz voraussetzen lässt; dazu ist es aber nicht nö-
thig, in das aera referre einen Begrifl' zu legen, der
am Ende doch selbst die Senatoren- und Rittersöhne
nicht ausschlösse, sondern es genügt an den loculis ta-
bulaque des v. 74, welche wir ja nur nach Hrn. Jalin's
Auslegung als symbolische Bezeichnung der Elementar-
schüler zu nehmen brauchen, nni den hinreichenden Cou-
trast mit ilen artibus liberalibus zu erhallen ; und iler
Hauptnachdrnck liegt auch hier jedenfalls auf dem Zn-
satze quivis eques atque Senator, wodurch nicht sowohl
der höhere Inhalt und ilie humanistische Tendenz dieser
artes bezeichnet, als vielmehr die persönliche Liberalität
nnd noble Gesinnung von Horazcns Vater hervorgehoben
wird, iler nichts versäumt habe, um das, was seinem
Sohne au Geburt abging, durch gleiche Bildung mit den
höheren Ständen zu ersetzen. l\orh deutlicher zeigt sich
diess übrigens in den folgenden Worten: vestem servos-
que sequentes si quis vidisset, — avita ex re praeberi sum-
tus mihi crederet illos , in welchen doch offenbar nur
das vorher Angedeutete »veiter ausgeführt werden soll.
Hätte Horaz die von Ihnen unterstellte Absicht gehabt,
seine höhere .Sittlichkeit und Entfernung von der Gemein-
heit des gleichzeitigen Lebens dem Inhalte jener artes
im Gegensatze der Lehrgegenstände , welche bei Flavius
behandelt wurden, zuzuschreiben, so hätte er hier etwas
Achill iches sagen müssen, wie Sie ans Epist. II, '2- an-
iiiliren: Romne nutriri mihi contigit atque doceri , iratut
Grajis quantum nocuisset Achilles etc.; statt dessen aber
rühmt er uns nur die Freigebigkeit, mit welcher sein
Vater ihn ausgestaltet habe, und die .iiifopfernde Sorg-
falt, die diesen vermochte, statt des sonst gewöhnlichen
Pädagogen ihn selbst zu allen Lehrern zu begleiten; und
auf diese positiven Verdienste werden wir denn auch das
vorhergehende causa fuil pater his u. s. w. bei weitein
mehr als auf das negative ?ioluit in Flavi ludum me mit-
iere beziehen dürfen, welches erst durch deu Gegensatz
mit jenem positiven Lobe seine wahre Bedeutung erhal-
ten kann. Es findet hier, möchte ich sagen, in grösse-
rem Umfange das nämliche Verliältniss statt, was wir so
häufig zHischen einzelnen Staatsgliedcrn nahriiehmen,
34-:
248
wfilche — im Gricclii«rlieii «liircli f^tiv und dl — eiu-
andrr ronnliiiirt zu sein srlieiiicn, obgleich die Haupt-
!tacli<> ei|;<>ntli<'li nur in dpu Icl/tpii ron beiden stellt, und
das erstere dieseni nur zum Vurder- oder Gegensatze
dient, vergl. 8tallbauin ad Plat. Ileinp. T. I. p. 37,
ScliUniann ad Isueum p. t'J.ö, Buttniann ad Uemosth, Mid.
p. 17, Otto ad Cir. de Fin. p. HV.i, Stürenburg ad Arcli.
poet. p. Kil; und mehr in dieser Zeitschrift tS.i4, S. 854;
gleichwie vir also z. B. bei Cicero Catil. 1, '.i. die Frage
mit an vero nicht sowohl auf das znuSchst stehende P. Scipio
Ti6. Gracchum iiiterfecit , als auf das folgende Catilinam
perfei emus beziehen uiiissen, welches nur durch jenen »or-
ausgeschickten Gegensatz gehoben werden soll, so ist auch
hier die Ursache, wodurch Horaz dahin gelangt war,
dass ihm Niemand avuritiam neque sordes aut vtala lu-
strd mit Wahrheit forwcrfen konnte, vielmehr in dem-
jenigen, was y. 76 fgg- erzählt wird, als in dem blossen
Nichtbesuche <ler Schule des Flavius zu suchen, wo, wie
gesagt, aro Ende nichts anders gelehrt ward, als was
Uoraz doch auch in Rom unter den Ejlementen gleich-
falls mitlerneti musste. Denn, wie gesagt, nichts berech-
tigt uns anzunehnien , dass die Schule des Flarius durch
Gegenstand oder Methode geeigneter gewesen wäre, avfl-
ritiam und aeruginem unimi niitzutheilen , als Tausende
ihres Gleichen in und ausser Rom, und wenn Horaz ge-
rade sie nennt, so beruht das nur darauf, dass sie die-
jenige war, auf welche ihn die Geburt und das Beispiel
»einer übrigen selbst angeseheneren und rermügenderen
Landsleute anwies ; nur dass sein Vater dabei nicht ste-
hen blieb, und sich nicht mit dem begnügte, was tausend
An<lere in seiner Lage als hinreichend für ihre Söhne
betrachteten, sondern eine für seine Kräfte fast unver-
hältnissmassige Anstrengung machte, um ihm eine bessere
Erziehung zu geben; dieses war es, was bei dem Kna-
ben einen so erhebenden Eindruck zurücklassen und zu-
gleich den römischen Aufenthalt und die Besiliaftigung
mit den artibus liberalibus gerade für ilin unter diesen
Uinstäiideii um so viel fruchtbarer machen mnsste , als
für hundert andere, die durch ihre Geburt gleichsam
von seihst auf jene höhere Bililung angewiesen schienen.
Auch die mala lustra, welchen Horaz entgangen zu sein
rühmt, erhalten ihre wahre Beziehung erst hier durch
die treue Vorsicht des Vaters, von welchem es v. Sl-
heisst; ipse mihi custos incorruptissimus omnes circum
doctoreH aderiit , während die sonstigen custodes wohl
häufig selbst die ersten Verführer oiler Kuppler der un-
erlnhrenpii Knaben sein niocliten ; wenn aber diese Auf-
fassung schon durch den folgenden Zusatz: quid multa?
pttdicum servavit u. s. w. über jeden Zweifel erhoben
wird , so werde ich auch wohl mit einer fast mathema-
tischen Sicherheit schliessen dürfen, dass die Bewahrung
vor der avaritin und den sordibus , die dort mit den ma-
tis lustris coordinirt sind, hier in der Liberalität ent-
halten sei, welche die rorhergehenden Verse an dem
Vater rühmen, ohne dass man zu diesem Ende in die
Schilderung von Fiat ins Schülern mehr hineinlegen dürfte,
als was aus dem Gegensatze mit der Freigebigkeit und
Sorgfalt des alten Horaz henorgeht. Und hier ist es
denn namentlich jener v. 74, dessen schon oben vcrthei-
digte Erklärung mir durch diese Auseinandersetzung zu
solcher Gewisslieit erhoben zu werden scheint, dass auch
die letzte Spur eines Grundes wegfallt, aus welchem Sie
in meiner Auslegung des aern re/erre im folgenden Verse
die von dem Zusammenhange verlangte Pointe vermissen
könnten. Dreierlei ist es, was Horaz seinem Vater na-
mentlich dankt, und für alle diese drei Puncte bietet
schoM V. 74. solche Gegensatze dar, dass selbst, wenn
V. 7ö- weiter nichts enthielte, als was Horaz ebensowohl
auch in Rom leisten mnsste , daraus doch noch keines-
wegs die Verkehrtheit und Absurdität folgte , welche
jene meine Auslegung sich hat vorwerfen lassen müssen.
Dein ersten Puncto oder den urlibua steht, wie schon
vorbin bemerkt, die Anspielung auf den Klemeiilarnnter-
richt entgegen, welche die Worte toculog tabulamqut
gelbst nach Hrn. Jahii's Auffassung enthalten ; liiese aber
tragen die Knaben selbst zur Schule, jedenfalls ohne von
solchen Sciaven begleitet zu sein, >vie sie Horazens Va-
ter freigebig seinem Sohne initgnb; und wenn wir auch
stillschweigend annehnien ivollten, was die allgemeinere
Sitte des Alterthunis verlangte, dass sie wenigstens nicht
ohne Pädagogen gegangen seien , so überbot doch auch
hierin Horaz die Söhne der Centurionen , indem bei ihm
sein Vater selbst diese Stelle vertrat, für welche jene zu
vornehm oder zu indolent waren und dadurch eine ähnliche
Gleichgültigkeit gegen die Sittenfreiheit ihrer Kinder ver-
riethen, als sich in ihrer Beruhigung bei der Tririalschule
des Flaviii» ihre Uneiiipfänglichkeit für höhere Bildung,
uiiil in dem dürftigen Aufzuge ihrer Söhne die Gemein-
heit unil Filzigkeit der Aeltern kund gab. Doch über
diesen Gegenstand habe ich in der Abhandlung und im
Vorhergehenden schon genug gesprochen, um wenigsten»
abwarten zu dürfen, ob ich Sie überzeuge; der einzige
Einwurf, ilen ich mir nach allem diesem noch denken
kann, wäre, dass Sie v. 68. die beiden Begriffe avaritin
und sordes, die ich allerdings bisher immer eng verbun-
den habe, ebenso trennten, wie beiden di« mala luslrti
selbständig coordinirt sind, und nun, während den sor-
dibus iler gemeine Aufzug der Centurionensöhne im Ge-
gensätze mit Horazens servia sequentibus entspräche, der
avaritia ilie artes entgegensetzen, so dass diesen auch
in der Schule des Flavius ein zur avaritia führende!
Lehrgegenstand gegenüberstehen müsste; aber auch dar-
auf glaube ich nur tias schon oft Bemerkte wieder an-
wenden zu müssen. Denn auch wenn Sie nach Allem,
was ich oben über diesen Punct gesagt habe, den artibus
als solchen die Kraft beilegend, vor der avaritia zu wahren,
so folgt doch selbst aus dem Gegensatze derselben mit
der Schuld des Flavius für diese nur so viel, dass sie
nicht im Staude gewesen sei, jenen natürlichen Lästereien
ein Gegengewicht zu setzen, keineswegs aber, das» sie dem-
selben ebenso direct und positiv förderlicli, als die artes
hinderlich gewesen sei , und noch weniger kann darin
eine Biüthigung liegen, in den Worten de» v. 75, der,
wie ich gezeigt habe, gar nicht mehr nothwendig zu
jenem Gegensatze gehört, eine nähere Bezugnahme auf
die avaritia und ein specielleres Gegpiitheil der artet
liberales zu suchen, als aus der allgemeinen Schilderung
einer Trivial- oder Elementarschule von selbst henorgeht.
Frage ich also, was sich aus dieser bisherigen Au«-
einandcrsetzuni; für das Verhältniss unserer beiderseitigen
249
?5n
ICrklüruns^i'ii iIps ». Tö. rrsi-l.r-, sn liojraclitp irli S(i viel
;ils i-rlcJi;;!, iliiss ilic iiifiiii [,'•• in sju aclilii lici lliiitii'lit
»fit ;;i'siclii"rter ilastelit, als ili«" lliri;;«», und lUs^, ««llist
lieidc als <;lcu:L sprarliricliljg aiiffciiüiiiiiieii , <I<t Ziisaiii-
mciiliaiitc iiiiil <lip ganze Absicht drs Diclitcis miiMli'Sti'iis
>'icli(8 i'iilli.'ilt, »as einen VDr/iig iler Iliiijjcn lieffnind.n
tdler «Irr nieinijjrn sticlilisltif; (•nt{;pj;rMjjc.st<"llt »iTili-n
kOniifi-; PS blrikt nun iiocli (il>ii;,% auf die sacliLclien
Voratisspliüiijfpn bridpr piiipn Blick zu »pffpii, um die
Aiisst<-lluiiKPn 2U prnfpn, iiplchp in iüpspi' lliusiitit der
inrini^i'U entj^pj»pnlrp(eii, iinil zu rr»ilt;«n, (ib nicht am li
bii-rin der llingen (;lpirlie oder nocb ;;ro»»ere ScliMierij,'-
keitcii im \Vei;e stdii'u. Hier jjpreicht es mir iiliri[;piis
zur »alirliaften Freuile, dass Sie dpn ei[;pn)lirliHii Aiiffpl-
puix't unil das reale I' iiiidainent meiner AiiMtlit nii'lit be-
streiten, »odunli irli neni^stens zuerst auf meine ijanze
Ausleuuii^' jjefiilirt Horden bin: icli meine ilie arli'monaf-
liciie SihiiUeit und die Siimmcr- mler AerndCeferien der
italisi'lien Srhnleu, auf »elelie ieh aus .^lartial. .\. H-'-
^esrlilosspii liabp, und tvuraus allein erst auf die octunax
Idus das riclilijje Licht fallen kann; über diese Uiiter-
«telluntf kann ich daher mit .Stillschtvei^pn n<'g;;elien,
und bemerke nur beilfiufi(;, dass in dieser nAuilicIien Zeit
nach Stat. Silv. IV. 4. 4U. audi im liebrijjen die Ge-
schäfte lor (icricht u. s. w. in Rom stille gestanden zu
haben scheineu, <>b};leich «ir über die nähere Dauer die-
ses Stillstands nicht mit solcher Bestimmtheit unterrichtet
liind. Äur zweierlei Puiirfe sind es, iiber «eiche ich
uiich nach Ihrer Ent;;ejjnuiif kurz zu äussern haben werde.
lOrstPiis konnte man mir die Stelle iMacr. Sat. I. Vi. ent-
gegenhalten, nach welcher das Schulgeld nicht mi>nat»eise,
sundern vielmehr für das ganze Jahr im 3/ärz bezahlt worden
wäre ; diess fiihrenSie jedoch selbst in aiderpr Beziehung an,
und auch wenn Sie nur rnn dem allgemeinen Satze aus-
gehen, dass dergleichen Dinge weder zu allen Zeilen,
noch an allen Orten gleich sind, werden Sie wenigstens
nicht die lllüglichkeit der nocli specielleren Anwendung
bestreiten, ilie ich oben bereits daiun gemacht habe, um
gerade in dieser Abweichung <ler Schule des Flaviiis von
der Sitte der Haujjtstadt ei.ieu neuen Beleg fiir meine
Ansicht ron derselben zn geivinnen. I>lehr (iewicht schei-
nen Sie auf deu andern Punct zu legen , dass der lou
mir unterstellte Betrag dieses monatlichen Schulgeldes
zu einem Asse, worauf iri den Ausdruck aera gedeutet
habe, sich nicht uachwesen lasse, und namentlich die
von mir dafiir angefühlte Stelle Juvenal. X. 1 1 7. nicht
auf das Schulgeld, sondern auf das Eintrittsgeld oder sog.
Minerval gehe; und wein meine ganze Auslegung keine
andere Stütz«, als f/i'ese Stelle hätte, so würde ich sie
allerdings nach Ihrer lehrreichen Erörterung dieses Punctes
nicht mehr mit Sicherheit zu verfechten wagen; aber
gleichwie Hr. Orelli , der in diesem Stucke auch Ihrer
Ansicht beipflichtet, sich dailurch nicht hat abhalten las-
sen, im Lebrigen und Wesentlichen mir beizutreten, so
kannte ich selbst Ihneu darin geradezu nachgeben, ohne
desshalb im Mindesten etwas an meinem guten Rechte
emznbüssen. Denn die Hauptsache ist und bleibt mir,
dass aera Schulgeld andeuten könne, und dies<;s steht
durch Juvenal. VII. 217. fest; der Belauf desselben ist
■völlig accessorisrh, und sobald Sie mir nur den vorigen
Ztiuchr. J. d. AUtrlhumt w.
Piiiict einr.'niinen , dass d.issellin in Rom jährlich , in
\'eiiusia nailich eniricbli-l Hiirdensei, »o würde schon
darin Uegensalz g'-nng liegen, um dem Vorwurfe der
AUsuriJil.'tt zu entgehen , dass Horaz der Schule des Fla-
viiis i\iclils Heiter beigelegt li.ilie, als was eben>o gut
auch für Rmii gelte. l)o< h glaube ich am h filme auf
dem (ielrage eines As zu bcslelieii , dass ,si( li dem Aus-
drucke aera hier jedenfalls die iiedeutiing eines geringen
Unanfuins ebenso wohl sachlich als sprachln h viniliciren
lasse. .In letzterer Beziehung habe ich schon oben Ei-
niges bemerkt, und erinnere hier nur noch an Juven il a
ijui nonduin iifre laviintur i.e. tjuttdraiile (II. I.j'.'.), so-
wie an denselben VI, | .',']. aera popiincit , was verglichen
mit Cicero's qtiiidranlaria pro Caelio c. Jd. selbst noih
an eine kleinere .Münze zu (leiiLen eilaiilile; wenn
aber Hr. Orelli einwendet, ein Lehrer, der monatlich
nur ein As erhalten hätte, würde selbst bei linndert
Schülern mit aclithun<lert Assen jälirlirh iiii lit halieii exi-
stiren können, >ii scheint er mir weder die Wolilteillieit
des Lebens im Alterthnm, noch die Klagen in Anschlag
gebracht zu haben, welche auch tiamals schon über die
schlechte Stellung der Jugendlehrer laut werden. Die
Einwendung wenigstens, deren er sich bedient, ilass ein
geineiner Solilat mehr als das ^'ierfache jener Suinmr
jährlich an Lühniing erhalten habe, fällt nicht stärker
iii's Gewii ht , als wenn Jemand ilie geringe Bezahlung
der Grammatiker in der Hauptstadt damit widerlegen
wollte, dass, wie Jnvenal VII. extr. sagt, ein Sieger im
Kanipfspiel an einem einzigen Tage ebenso viel verdient
habe, als jener im ganzen Jahre Honorar bekam; ausser-
dem ist nicht zu vergessen , dass der Kriegsdienst den
ganzen Alann in Anspruch nahm, während I'^lavius neben
seiner Scliiilmeislerei wahrscheinlich auch noch Ackerbau
oder ein sonstiges Gewerbe treiben konnte; und auch
wenn ich Ihnen einräume, dass das As bei Juvenal X.
117. nur IMiiierval war, so lässt doch lie Geringfügigkeit
des Eintrittsgelds auf kein viel höheres Schulgeld schlie»-
sen. Dagegen zweifele ich, dass es Ihnen gelingen dürfte,
auch nur einen Wahrsclieinlichkeitsgrund , geschweige
denn einen urkundlichen Beweis für die Annahme zu
findeil, weiche bei Ihrer Erklärung iiothw endig uiifpr-
stellt werden inuss , dass in der Trivialschule eines ita-
lischen Aluiiicipiiinis jener Zeit der arithmetische Unter-
richt bis zu solcher Feinheit getrieben worden sei, wie
Sie und Hr. Jahn es in unsere Stelle herein deiitfi).
Schon in meiner Abhandlung p. T2 habe ich darauf auf-
merksam gemacht, wie schwach es in dieser Hinsicht mit
deu Schulen des Altertlinms bestellt war; fiiideii w ir auch
in späterer Zeit neben den litera/oriius eigene cnlculii-
tores oder Rechenlehrer, so zeigt doch noch das siebente
Buch des IVIartianus Capella die Dürftigkeit und (Jnfrurlit-
barkeit der Behandlung dieses Gegenstandes , und seM'st
die Stelle der Epist. ad Pisones , worauf Sie Ihre ganze
Ansicht stützen und die sogar von den Romanis pueris,
also den Söhnen der Hauptstadt handelt, deutet auf keine
angewandte Arithmetik, wie sie Hrn. Jahn's Zinsrechnung
mit sich bringen würde. Das As, welches diese discuiit
in partes centum diducere, ist nicht einmal die ftlriuze,
die ja bekauutlicli keine hundert, sondern nur zwölf Theile
eähltr, und mit deren Berechnung folglich jene Hundert
17
?51
252
tlieiliin«' als einfarli''» Hii isionscxpiiipol oilor Briirlirccli-
niiiig s^T Nlrli(s griiiciii liiit; as liciloiid-t vielim-lir jimIo
iiiimerii'ilie Eiiihoit, ilie einer Kriliiiiiii;; zu (iriiiiile ge-
lebt niril, iiiiil ilrrcii Diiiiilrrinialtlirilr nur lioiiionvm mit
den lililiclicn Stlieideiiniiizeii unciii, triens ii. s. w. gr-
iiauiit »iirileii, Sil ilass aii<li ille f<>l;;ciiileii Beispiele: si
de ijui/icunce remola est iiiicia, quid superest f ii. s. ».
iiiilit nis Cieldherecliiiunu, sdiiileiii als t<iil>«ra('li<)iis - und
.4ilditi<iiisaiir},'alieii l)e(ra< litet norden ml■l«^ell , v^l. ^itruv.
III. 1. Freilich «erden auili diese dort, nie der Zu-
sauimenliaii^' lelirt, nur niiler dem Gesu li(s|)nm(e des
uraktisriien Nutzens letrailitet , den sie fiir <;el(lj;es< ti«flR
haken; ;jeraile dieses alier spridit nielir j;'"?''" i ^'^ f"''
Ibre Auffassung unserer Stelle; denn wenn man selbst
iu Rom die vier Species für ;;. iiii^'enil hielt, um rem posse
Servare suajii, so «ird man sirli in \'enusia «ohi seliiver-
lich lur angeHandteu Rejjel de tri und Zinsrechnunj; ler-
stie°;en halicn! Auch >oii dieser Seile wäre demnarli ,
gliuipflirhst au<gedrii<kl, Ihre Ansicht um jNichts fe-
siclierter, als die .neinijje, die «enigstens an der Stelle
<le» niarlial eine ebenso positive Stutze in sachlicher Hin-
sicht hat, als sie in spracl/icher Juvenal VII. '_>t7. ab-
gibt; und wenn ich den übrigen Gründen, durch welche
Sie aus dem Zusammenhange <l!e Ihrige zu vertheidigcn
und die ineinige zu erschüttern gesnciit haben, Punct
für Punct auch nur gleich starke Argumente entgegen-
gestellt hüb«, so »ird jedenfalls zuletzt die grössere
Einfachheit den Aufschlag zwischen beiden geben müs-
sen. In diesem Piincte glaube ich inzwischen au Ihr
eigenes Gefühl appelliren zu dürfen, um der uieinigeu
wenigstens «liesen Vorzug zu sichern. Nach der Ihrigen
bleibt CS fortuahrend unsiclier und bestritten, ob Jdibus
octonis als Daliv oder als Ablativ zu nehmen sei; welche
von beiden Constructioneu man aber auch vorziehe, so
»ird immer ausser der vorher berührten Ellipse nach
referre, in welcher selbst wieiler nicht alle Ausleger
übereinstimmen, noch eine weitere zu aera sc\\. solvenda
oder dergl. zu slatuircn sein; «nd gesetzt auch die Ein-
wendungen, «eiche ich oben tlieils gegen den Sprach-
gebrauch von aera referre selbst, Ihcils gegen die üeb-
lichkeit solcher Rechnungsaufgaben erhoben habe, gäben
kein absolutes Hinderniss Ihrer Auffassung ab, so werden
sie doch fortwahreml als Schwierigkeiten befrachtet wer-
den können, die selbst einem Zeitgenossen des Dichters
das Verständniss seines Sinnes hätten erschweren und
trüben müssen. Dass die Erklarer gleichwohl verhalt-
nissmässig früh darauf verfallen sind, halte seinen Grund
wohl hauptsachlich in drei Ursachen, welche ich aber
iu meiner Abhandlung sammtlich beseitigt zu haben glaube :
•last sie in v. 74. loculos labulainque auf Rechenapparate
bezogen, dass sie sich durch die andere Stelle der Epi-
steln, wo dieser Vers wiederholt ist, bestimmen Hessen,
ihm auch hier eine Beziehung auf Wucher und dergl.
XU geben, unil daas ihnen die Bedeutung entgangen war,
welche die Achtzahl der ftlonatsitlus im römischen Schul-
lebeu hatte ; nachdem ich aber letztere selbst mit lürej
Ucislininiuiig nachgewiesen habe, und was v. 74. betrifft,
auch Hr. Jahn zugibt, dass hier nur von Elementarschulen
im Allgemeinen die Rede sei, wage ich zu behaupten,
dass die einfachsten Gesetze sprachlicher Interpretatioo
uns nicht allein erlauben , sondern geradezu nüthigen ,
auch v. 7.j. nicht auf Reihnuiigsaufgaben , sondern auf
monatliche Entrichtung des Schulgeldes an je acht Iden
des Jahres zu beziehen. Nur der Zusammenhang könnte
uns veranlassen, diese nächstliegende Erklärung mit einer
weitergeholten zu verlau>clien ; hierüber will ich jedoch
nicht « ieilerluilen, was ich schon vielleicht zu weitlauflig
gegen Ihre Eiimürfc gesagt habe, und Ihnen vielmehr
meinen Dank und meine Freude aussprechen, dass Ihr
■Widerspruch mir Ursache geworden ist, meine Ansicht,
die in jener unter vielfachen Störungen verfassten Ab-
hanilluiig nur im Rohen dargelegt werden konnte, noch-
mals tiefer zu lirgrüiideii und in vielen naiiihaften Stücken
zu erläutern und zu ergänzen, üb es mir freilich gegen-
»anig besser gelungen sein wird, Ihre gewichtige Auc-
toritai auf meine .Seite herüberzuziehen, wage ich kaum
zu hofft- n ; jedenfalls aber werileii .Sie aus der Ausführ-
lichkeif meiner Vertheidigung enfnehinen, wie viel mir
daran gelegen ist, von Ihnen nicht niissverstandcn zu
wenlen , und mit welcher aufrichtigen Hochachtung ich
demnach bin
Marburg, den 11. Januar 1842.
Ihr ergebenster
K. Fr. Hermann.
23. De vi(a et .scriplis Ilieronyini Caidiani.
Prooemium.
Rerum JVIacedoaicaruni et Graecarnm ab Alexaudri
3Iagni mortc usque ad hisforiae fere Poljbii initium ge-
starum memoriain duit inprimis scripforcs scrvaverant apud
vetcres, Hieronvmus Cardiaiius et Phvlarchns. Suppar
enim uferque rebus, cjuas scriberet, ea simul copia re»
singnias persecufus esse viiltfur, ut frequens inprimis eurum
apud posteriores scripfores tsus esset, qui tempnrum illo-
ram histurias contexerent. Quac vero fnrfunac iniquitas
utriusque nobis opera praeripiit, haud scio an in iis quo-
que appareat , quae ail nostraii de illis aetafem propagata
sunt. De Phviarcho enim qu«m non exigua plane frag-
mentorum mul*ifudo supersit, ^ie vita ejus nihil coostat ,
do Hieronjmi autem vita servata qnidem plura sunt, co
tenuiora autem ea, quac de libris ejus aetatem tulerunt.
Itaque qunm vitae rationes non magis quam reliquiae
scriplorum in censuni venianf, ut Judicium feratur de rerum
auctoribus, difficillimum hoc in ofroque fuerit. Sed Hie-
ronjmi fortasse propterea accrbior jactura rideatur, quod
tum ipse multis earum rerum, quas literis mandaret, in-
terfuit, tum non contemnendas et priacipum aliquot virorum,
qaibusrum vivebat, et teriorum quorundam scriptorum laa-
des retulif. Quocirca qnum ex recenfioribus praetor Se-
rinum '), quod sciam , nemo videatur exstitisse, qui co-
piusius de eo diceret, operae sperabam me pretium fac-
turum esse, si tum in unum «olligerem , (^aae passim ab
1) Memoires de l'acad. dea inscr. Tom. XIII.
253
alii.i 'j liar illaip op|iortuni<ate ilispiHafa pssrut, <nin ad-
<|prein rt pincndarnn , qiiiliiij aut [iluiiiiis uut ri'itiuü ilia-
|iutari illa posse riilereiitur.
1. De aelate et vita Hieronymi Cardiani.
Apiiil Liii'ianiim ile Longacris r. 'J2 ex At^atliarrliiilis
Asiat. Iiist. lil). IX. Hieroiivniiis , <nii propter pa , «jiiae
prartrrpa ile pu in inl» libro rcfpriintur, iliitiiim iion Pst,
quill pro Carillaiio (ial><-ii<liis sit ^), ijiiatliior pt ppiitiiiii
aiitiuriini aptatciii rmispciiliis psse diiltiir. Dp siicppssori-
bu9 Alpxanilri IM. quixl opus riiiiipuüiiit, min pnnstat qiii-
dem , quem ail aniiuin iisqiie proiliixprit, e Plutarrli. Pyrrli.
'i~. autpni iiitpHigitiir, ile pxppilitlniip Pyrilii in Pelopiin-
nesiiin , e Paiisan. I, (4, 1. dp tiiortp adco pjns sprino-
nem in po fnissp. ') E Lnpiun. de Lonj;. p. 11. porro
colligi posse vidptur, ojiiis illtid Anti^oni Gnnatae iniiitpm
nondiiiii attigissp. In qiiu lopo qiiiini de aptatn liitij^oiii,
Philippi lilii , ac Lvsiinarlii Ilipriiiiymns aucfur laiulrtur,
An(i<;uni auteni Gooatae aplas px atio fiiiitp rppptadir,
nee quidqnam ille de pa dixisse, iipc umniiio snpprstes ei
fuisse ridetiir. Pooeiida ijifnr fiierit morg Hiprnnyini
inter Olvnip. 127, 1. ('J72 a. Chr.), quo anno Pvrrhus,
et Olyoip. I3ü, 2. (2.39 a. Chr. Polyb. II, 44, "l. 2-),
quo Antigoiius Gonatas oiortuiis est.
De adolpsppiitia Hipronynii nihil fpre oognitum est,
Disi Cardiac euni natum fiiisse , Kunipiiis quoqiie patria,
inimicitiisqiie insigni, qua» de ea Philippus Amyntae filiiis
et Atheniensps iuter sese exercebant. St rera pssent,
quae Serinns disputarit (iMeni. de Tac. des in.spr. XIII,
p. 20 sq.), mentio ejus fipret jaiii apud Dpiiiostlipnpin
(de f. leg. p. 344 R.), ubi Aeschinps oratur , jegatus ab
Atheniensibu« ad Arcades missus, iv toi^ ßlvgtoi^ £V
ßleyaktj TtuLei 'JsQvU'vfJov tov rntg (i)i'Unnov ki-
yovxoL adrersarium habuisse dicitur. Repu°;nat autem
tum temporuin ratio (missa eiiiin illa legatio est, infirmis
dum Philippi rebus, ut qiii minus adhuc rognitus psset
intßovkti'ujv TOI.; Ekkljaiv), tum quae antpceduiit illum
locum »erba, quibus pariter atqne Deuiosth. de cor. p, 324
ad Arcadiae priiiripps rpfertur. Areas igitur hie Hie-
ruDymus fuit, non Cardianus. Aecedit, quod Cardiani
post papein deinum Philocratis, qua» belli sacri exitum
proxime antecedit , ia societatem Philippi reoisse vi-
dentur.
Priuius locus, qai circnnispicientibus nobis, qaae de
rita llieronjmi exstent, occurrit, apud Afhcnaeum est
V, p. 206, E, ubi e Moschioiiis de narc ab Ilieroue
Sjracusarum rege pxstructa libro haec traduntur: z//o-
xksiötji; jU«' ö [■■ffiöimiviji t}avfia^sTac in'i tjj tiqoi;
Ti}v 'PodiuiV Tiukiv VTTO zlijfxtjTQiou it(JOcrax&fiar] roig
2) M.ixime a Voss, de bist. Gr. p. 65 St. Croix E\anien
criliqiip des bist. dWIex. Heyne de fönt. Diod. Coninient.
80C. Gott. T. VII. Heeren de fönt. Plut. p. 70.
3) Nam praeter Cardianum constat alios diio llieronymos
coinmeinarari , hie non omitleodos, allerum Rbodiniu
Periputeticum, qui tamoii et ipsc sciipsit iatoQiHii ü-nofivi]-
ftuxu, alterum Atgyptium , quem de rebus Phoenicum
egisse fcrunt. Voss. p. 63 sq. cl. p. 48. Clinton. F. H.
Tom. I. cd. Krueger p. 189. Tom. 111. p. 19.
4) Patum rcspexerunt hos locos et Voss, et Sevin.
354
Ticxeo/y l'/.iJT(jkii, Tijiaioc 8' ini xrj nvqa ry za-
Tuny.cvurj^ilarj /lioviaiai T(ij ^Liy.skivq TUQoivv(i), xal
'Jeoujuv/ioi £ji\ TTj yardoxsiTj rr-i; ÜQunudti^-, y Ov-
vifiaivt y.aTU/.oitia'Jijvuc tu '.ß.e^urdfjoi. (riJifja, Ilu-
/l'j^Äf/ro,- d' in'i -riß kf/fi'p -ruj y.uiao/.lvao^Siri
Ti/i fliooyj eic. Expnsatnrns videlirpt fneral iMssehio iste
nr^iiinentiiin liliri siii, alionim eoruiiiqiie insignium iii-
priiiii,< liisloricoriim ixpniplo l-iudat». llinr patpt üiinul,
llicronvniuni illiiin nun ina;;is liabpri pnssp architi-ctum
qiipiulaiii siip /(lyrtvorroioii quam Diopliijpin, Tiiiiapum
Pt Polrrlclum *J; hisinriaruiii ipro .scriptor si intelligpo-
diis pst, liiinc adfiiiüsp quoque ronstruendo isti oppri
ipsiiHiqiio illud orulis) suis usurpavisse crpdibile est.
Apud prinripps igitur IVIacedoniim luit, quuin Justa illi
deriiiKto rpgi 8UO ppr.snli'prpnt. Qu« qupinadinoduin de-
»pnprit si qnaeratur, nihil sane est, qiiod ipsis reterum
lestinioniis deuionstrari pnsi-it; insignpui tanipii inter Ma-
ppdoiips loruin (liprniiyinus, aiitpquaiii in gratiain veniret
Antigoni , non obtiniiisse, imino tutus ferc pppendisse
ridptur ab Ennipnp, quo anrforc ijon incrpdibile Pst, eum
in aulam siip ad pxercitinn .^Liredoniiin arrpsüitum esse.
Uund si quis statuprit jam Philippo rpge '■) fartum esse,
non Pst »ane in aetate Hipronyini, quod rppugnpt. Annus
ut ponafur 2()0 a. Chr., quo obirrit, anno npcesse est
natus fuprit 3H4 a. Chr., unde plTicprefur, ut, diem quum
suprpinnm Philippus uliiret, annum agcrct octarnm et
vicpsiuiuin.
5; Diociides cnim ideia forta.sse est, qui apud Plulaiclium
Tom II, p. Ii66, C. Bliodiiis rpriimquc Actolicarum
anctor peiliibctur (Voss. p. 353), in quo libio queniad-
niodurn (inj poliipiit, nt ad nlisidinnem Rhodi per Dc-
metriiini l'oliuice'ein siiscoplain dcfeiictin, c Diodoro
(X.X, !)9 ) colllgere licet; Tifiiaciis clarissiiiius band dnbie
hisloriciis csl , non niallieni.iticus loilasse, cujus apud
Pliniuni in bist. nat. passiin nienlio fit; Polycleti dcnique
etiaiu Larissaei, ex iis (|ii.ie apud Sliaboncm (p. 728.
742. 5lOJ, Albcn:jcum (XII, p. 5.39, A, ubi lib. VIII.
bislori.li um commi'moialur) et .\elianuin (II. A.XVl, 4l.)
refeiunlur, non plane obscurum noiiien inter blstoiicus
vcleies erat. ilelepolidis autem Demetiii non Diociides
illc Abderita , sed Epim.ichus fabricator fuil. A'itruv. de
arcliit X, l6. 4. — r.adem de explicando islo loco sen-
tentia est Wesselingii ad Diodor. XVIII, 26. ,, Quod
Scheifcrus opinatus est ad Aelian. V. H Xl.', 64. cunus
ejus fabrum fuisse Hierunymuin, id Albcnai iis nusquaoi
dixit Sequeretur enim , et Timacuni . cujus paiillo ante
nieniiiiit, auclorem rogi fuisse, cui Dionysius imposituj
condagravit, ipind taiuen absurdum. Tiniaens in ejus de-
scriptione egrcgius fuerat, ut in cuirus bcijus cnarratione
Hicronymus.'? Unde l'alsiis est St. Croix , dicens p. 511.
,,Rien iie fut plus d'honneur ä Hieionynie que l'inven-
tion du cbar fuiiebre d'Alexandre qii'on mit au nombre
des cbefs- d'oeuvres de l.i mecaniquc tels que le bucber
de Denys l'ancien a Syracuse, exiciiti par Tiniie" etc.,
nee facilo iiitclligas, qunmoilo p. 544 not. 4. ubi laudat
locum Atlienaci, diccre potuerit; ,,je suis rinterpr^tation
que le savant XVpsseling a donie de ce passage Not. ad
Diod. T. II, p. 177. (immo 277.).
6) Magnae enim, quae Cardianis cum Pbilippo fuit, necci-
situdini eliam Eunienes quem inter Maceduiuim principe!
obtiuuit locum debebat, etsi non dcfucrunt inter ho«,
qui despiceient eum ut extcrum et percgrinum homiiienJ.
Pliilarcli. Fumen, 1.
17*
205
Ex AlliPiiaco n( <ollij;cre licet (V. |.. JOli)? HiTo-
iiMiiiiin ilefiini'lo Ali'xanilro in niila fiiitsp iMarcdtiiiiiiii,
IIa «ju.ie a|)iiil Didiloriim XVUI, 4.'. lo(;uii(iir , cum
£iiin<-iir eiiiii ^oris in Cappailixiae et Lycaoniao ciiniinii»!
iiirliisiiiii OS«» ilcnionslraiit. (iui loins evincit siiiiiil , tion
nindo (]iiai]<a inter nfninuiiir fainiliaritas fuerit, seil otiaiii
(jiinntain Eniiirncs iii cuiisili» et jiriiilentia Hieroiiyini fiilu-
ciain |Misiirrit.
Iiitcrfccto enim Pcrdirca, noii sohim rapitis Bumpnos
(laninatiis, seil otiain, iiova iiiltr acliprsarlos pjns provin-
Cianini Trisparadisi Syriar oppiilo parlitioiic insdtiita ,
Kiimina rcriiiii Aiitipatro Marcddniri rx<-r<]tiis snirrajfiis
niaiida<a erat. Undi- (juuin Eiiiiiciips, Noris al> Aiitijiono
jiissa in eo Antijiatri ppra-imte olisi-ssns , ila taninni fiie-
dns, ulila<nin «il>i al) il!o, arclporo lollet, nt nou nuido
rriininiluis oninilms sdlveredir , si-d proiiiuiis qnoiiui-, qnae
iiiitio ei a Perdiica <latae fiierant, deiiiio donaretiir, re-
lefatus ab lioc ad Antipafri jndiciiin), le;;a((is ad euni
de focdere pariscendii uiisit. Sed aliud quid praeterea
fuit, niiod marliinaretur. Qiinni enim > ideret, Aiitijfniiiiui
Inni lirtoria de ipso brei i ante rppnrtala , tum copiaruni
et opiin» niajfnitudine eUtiim inajora cupere (jt£iCuV'j)V
TlOdr/f^Üloii' uiülyfTO üind. X VIII, 41-) > eani(|ne ipsani
oll caussani in paceni sernm redirc teile, ut anxilio ip-
siiis ad ilcbellandiiin et Antipatrum et alinin (jiu'inciinqiie
adversarliiin utereliir, adinoiiitum de eo Antipatrum per
le'.'ationis istius oppiittiinitatein i olebat, res suas sperans
salras fore , si bellnm intcr ntrunujue exarsisset. Ad
quam rem qnnm niaijna inprimis prudentia et ralliditate
opus esset, legatis illis praeferit Hieronvmnm, maxinic
hunc ad perageiida consilia sua idoneam fore ratiis. Non
ronstat tainen , quid profecerit. Inania omnia rcddidisse
fldetur mors Antipatri, quae mox consecnta est; id quod
niirum quantum Antigoni rationes adjnrit. Nam quum
nemo '') esset, qui in Antipatri ita locum succederet , ut
administratinneni siniul totins imperii regiaeqiie faniiliae
curam sustinere posset, faeilior jam Antigono et expedi-
tior via patebat, qua jam omnia ad se uniim raperet. In
quam rem qnum Enmenis sibi prae aliis omnibus amici-
tiam «onciliare tentaret, opera in eo Hieron\nu usus est.
>am ita üiodorus XVIII, 60: TaUTCt dt d/avotT^tii
'IsQuivviÄVv fttv Tov TOLi; iarogiag ygäipavia usxi;7ti(i-
ipuTO, (fikuv ovra y.ai nokixijv Ecnivovi-vov Kau-
dfdvoC Tor avpTtecfevyucoi f/? to jjwp/ov to xß-
koi'iisvov JWjon. roi'Tov Ö£ fjtyukaK; duj(jeaii tcqo-
y.ty'LEaäi^iEvoi; EtuniarttKE itoEalifoTriV TToog xuv Ev-
l^ivi], TTctouxataZv lijq ulv tieqI Kunnudoy.io.v ituxijs
ysvuuhrjs iio^^ ainuv i7iika9ia^ai , yivtodai öe
(fikuv y.at OLiiifictXOV avTip ete. Plutarchus autem
(Kum. 1,>.) de parto, quod cum Euuiene Aulijjonus Noris
fpcerit: 21lo 71 ifuipaq 'legdjvi'/iov io^hi^iTo rip Lv-
fllvCl etc. Quibus locis quamqnam sinj^ula quaeque magis
perspicue expnsita relis , huc tamen paterc ex iiü ridetur,
Hieronymi apud Antigonuin noii minorem fidcm quam
apnd Eumenein fuissn.
Kon hujus loci est narrare, qnemadmodum Noris Eu-
Diones evaserit, non discessisse vero ab eo Hieronvmum,
~) Polvspc'chniitis , quem ipsc snne Antip-iter successorem
constittieral, salls constot quam paruni valuciit auctoiitas.
2bG
donec in pntesfatein illc Antigoni renisset, idein Dindorus
testatnr (\l\, 44')- post relatam Eumenis mortem ita
.;...:..ii.. A' ;.. ,..:■ ^.. ,,./ „.'.,..,.'< .
l lituj iLc^'f/^ Ute l Ct^c >JC • i*C€ti vjr i u ^ r ^cifUL' i' i'.iw.l u 1/
im' 'h'Tiyovoi! eciiy/ave (fikuviifjomiai y.aX TllnTtuti.
Quae fiiles et gratia qnanta fuerit, reliqua omni» Iliero-
nvmi i'ita doret. Ab Antigoiio enim traiisiit ad Ueme-
triuni et ab hoc ad Antigonum Gonatam Demetrii filium.
Superstite adliuc Antignno inulta eaque gravissima ei mu-
nera delata esse lidentur. Quo pertinet qnae apud Dio-
dorum coinmeinoralur (\IX, 10(1.) lacus asplialtitae c{i-
stodia, cujus Demetrii in ^iabataeos expeditio Opportuni-
täten» feceral. Graiior etiam , cujus apud Fl. Josephum '' )
inentio Kt , Syriae praefrctura , quam protiiiciam per ali-
quot annos in piiteslate fuissn Antigoni cnnstat. Ned hoc
etiamsi dubites nnm lere tradiderit Juilaicarnm antiqui-
tatuiii auctor, non est tamen, cur Luriann siie quisqnis
alius de L<ingaevis istnm librum contlaiit, dilTiilas, in
proelio ad Ipsnni a partibus llieronymum Antigoni stetisso
tradenti (de Long. c. I 1.). Siniili fai'ore nt Antigonns
et filius ejus et iiepos eum amplexi sunt. Demetrins enim,
rex Wacedoniae ficlus, Hoeotiae enin, modo snbjectae,
praetecit '), cum Autigono Gonata autem in Peloponneso
filisse videtur, quuni Pyrrlius Argis mortem oppeferet.
Verba enim ävdgi yo.g fjaOtKci auVDVza dvayy.ij itaoa
ii xdgiv ygäffEtv apud Pausaniam (I, 14, ).) ad Anti-
gonum referenda sunt, non ut Seiino placnit, ail Pvrrlium,
a cujus partibus Ilieronymus nunqnam non alienissimus
fuisse videtur. Ex iis enim, quae sequnntur: ei dt xai
0ikiOToc alriuv öiy.alav tikijcfCf, i7zt}.TiiL,uiv riju
iv Svguy.oüaaii; yädodov, ÜTioy.gripaai^at rcon z/to-
Vüoiov TU dvoonoTWva, ij nou loÄ.A); ys Isgujvi'fioi'
avyyvu'iui] tu eq yöovriv 'Avxiydvav ygdcftiv, nihil
colligi potest , nisi Hieronymum, nt Antigouo regi place-
ret , de Pyrrhi niorte dixisse iiiiidiosius.
Sed paucis Ins, qnae de vifa Hieronymi supersnnf,
Tesfigiis acquiescere nos oportet. Finem antem iis, quae
retulinius, facerc juvat Agatliarcliiilis verbis ap. Lucian.
de Long. c. ^2 : JEuujvi'fioc dt EV TioXeiia/i ytudliEVOi,
^ai Ttokkovq xaf.tdTOis vTiurieivag y.at tgcivfiuTU ,
Ei^ijati' eil] xEOoaga y.a'i iy.axuv, wc \4ya^ugx!Ötjc
iv xrj iväxrj xuiv itEgi 'Aaiaq, icTTogiiuv XEyEi, y.ai
9ai'ijdCEi y£ xbv ävdga, w; 1^*^X9^ ^'/s '^Ekevxaiaq
8) In Apion. I, p. tO.'iO, E. Quum de Hieronymo cliam
Acfjyptio , qui Je Pbocnicum sciipserit rebus, Joscpluis
diseiit, dubium posset videii, num hie inlelbjrmlus esset
Cnrdianus . nisi el aotas ejus, qu.ie Hecataei fuisse dici-
tur, et quod successorum Alcxandri scripsisse liistoriam
fertur, hunc ipsum si^nincari alTiiuiarct Apud Aiitiocbum
autem regem, qui cogitari non posset nisi unns ex Seleuci
Nicatoris posteris, qunm nulia unquani Cardianns scriptor
giatia floruerit , imo omniuui , qui de ea re jiulicavcrunt.
consen.su nomen corruptum esse , verioicinque lectiunrin
in iuleiprolatione Lalina, quae ,,Anligoni legis' babct,
dcpicbendi judicatuni est.
9) Plutarcli. Dcmctr. 39. '0 äi (sc. Demelrius) toI? noXiair
f/tßuXm' tinoVQiiv y.ai :7oa^ainvoi; nokXa y_Qy\itu\u y.itl y.u~
Tu).inmv auxoi!; tntflO.r^irn' y.tu (xQf/oOT7]v IfQwvVf.tov tov loto^
iny.uv iSo^tv rjnioji; At/Qrja&ut etc.
257
258
ijue^a^ uQitov uvia iv xuii ovvovaiaci y.ui naai ro/'i
aiohrjcijoiuti pijScvuC yivofttvov xvjv Ttous vyisiuv
ikXlTlr;. Cf. Plilegont. 31irab. (Parailoxogr. ed. Wcstenn.
p. 2UU).
2. De scriptis Hieronymi.
a. Historiarum Hieronymi frngmenta.
Athen. V, p. 217, D- flepSixxai; toihv tcoo 'Aq-
XefMui' ßaoiKevsi, (o<; j-dv ü 'AY.<iv9ioi (fijai ISiy.o-
fjijöisi ittj ztooaody.uvia tv , Oeunofmo^ öi tqiu-
xovia Tif'iTf, Jva^iftii'iji; TiarrapdxovTa, 'h(tüjfii/io<;
iiyooiv üy.Tiu, ßfapaöa^ du e<c. Viil. Cliiiluii. V. H.
p. 23S eil. Krüger.
Snifias r.'Jepuivi'i^iog KapSiavöi;. 'Oq Ta in' Akt-
^ävdpov Tipaj^l^ivTa oiveypalpe. Seil alii: iir' 'Aks-
^avdpt/j, alii: f^ttr' 'Aki^avdpoi:
Athen. V, p. 'jOli, E. 'JeQUiviutoi eil rrj yaruayei'?/
T»;^ dpiiaiuiii;:;-, fj avvißaiva y.aTay.o^iodijvat xu
'JkttüvÖQuv aijifta (sc. dai'fxaCsxai).
Ajipiaii. Mithrid. c. 8- lepuivvf^toii ön ovo' eTiiipaiJ-
oai xuiv idviov ul.uiq, dkk' dva. tr,v naodktov ri;;
nauffit'kiaq y.al Ktkixlag exegav öduv iitl xov z/a-
(jeiop xpaTlio^ai. Agltiir de statu Cappadoriao , quo
Macedones euin depreheiiderint. 'Akit^c'.vÖQOq 6i fWl,
paiillo ante innnitum erat, doxei xovq äpx^vxaq xojvde
xujv idvtijv inl (fOQ'o y.uxaktnecv , insiyu^svoi; «:ri
Lucian. ilc Lonf. c. 13. 'Agiaijddrji öi 6 Kairna-
ööxuiv fiuaiksi'it ovo f^itv y.ai dydoijyovra tCijaev
iti], w; 'hpuiwiiOi iffxoQsi- eöuvr,3ij de i'aojq xul
ini Ttktov dinySfio^at , dKk' h' xij ^pcs Ilcpdixxav
it</Xli Coiypijdeii dii£axukoTcla9t^. Hieronymi auteni
i'sso ridentur etiain quac apuil Appian. IVIithrid. c. s. tra-
Auxiinr: Ilepbixxut; dt vq tnl 'Aket;avdnv) xric, Maxe-
ddvwv roycv, 'Auiaoadvv, Kuiuruöoxlac ijyoi'itniov,
eixe a(fiozo./(£vuv , tire xr,v aoxijv awov 7i£(ji7Joiov-
iievo^ ß/uxeduoiu , eikf xcu ixpiuaae- xue i^veotijos
xoii; idvccriv Etfiai/i^ xov Rapdiurov.
Lucian. de Lonj;. c. lo. Ml^ptddxiji dl- ü TIuvxov
ßaarikm ^ 6 JtouoayopEvdEii K-xiarnyi, Avxiyuvov
■xov Movutfdakjiov (pei'yv)v , enl Ilövxov £xekiVT)joe,
ßiuiaraq hxij xiooaoa xni 6y6oi']xovxa , ujirneu 'lepoj-
vvuitc hrofjii xal dkkoi avyyQacpeii. Vid. Clinton.
F.'H. Tom. Iir. p. 4.>3.
Ibid. r. 11. 'Avxiyuvov Si 6 (pikinnov ö Movö-
(f^a-kiioi, IjaoiKevutv ß/ay.eduiwv, nepl (fuvy'av ua-
■j^oucvog ^ikti'yj!) xul Ai'Otudyii) xpavuaoi :(o}joic;
7iSQi7T£oojv, ixtkeihijoev iidiv Ivuc, xal 6yÖui';xovxa,
d)(J7icp 6 (ri'OroaTfi'VUtrog avxip lipojvvf^iog ioropei.
Kai Avolftuxoi öi Maxtöovuiv ßaotktii; tv xrj npu<;
2ekivy.ov dnuiktxo ^dxrj, 'ixoc, 6yöoi]xooxov xek'ujv,
lüi 0 ai'TÖg (fijOiv 'ItQuivi'noq.
Paiuan. I, 9, 10. leQOivo^oq öl eyQa^)E Kapöia-
voq, Avotfuaxov xdq ihfxaj tuHv vexqiuv ditkövra
xa oaxa ixpiipai. 6 öt 'Itpujuvuoq ui'jog extt luv
y.ai dkkux; öu^uv Tipuq dntx9tiav ypd^'ai xuiv ßu-
mkevjv, nkijv Avxiydvv), xoixip öe ov ör/.alwQ ;f«-
piCtodaf xa öt t.u xoü xücfuii xiüv 'H^Ei(iü)TV)i\,
navxanaah eaxi (favtoui iTHjptiav oundti^, dvöpu
Maxiöova d)ixaq vsy.pujv dveksiv, X"*9'i ^* tJTtiaTuxo
öijjiov y.ai Ava(fiaxoi,ou IHqqov Offäq Tipoyovovi
lAOfov, dkku y.ai './kti;dvÖpoi> xovi; ai'xoi'i xuvxovs
ovrai' xai yup 'Akt^avöpoq 'IjTieipuixrjq ;;f xai xo7v
Aiaxtöüiv XU npui fjrjxgoq ■ r, x£ ijOxeqoii IIüooov
Ttpoi Auoiuaxov avjjuaxia Öi]kui , xal npoo7iok£fi.r,-
oacrm döiakkaxxov ye orötv TtQoq dkkrikoui yevEodai
ocfiOi ' x(i) Öt ' lEpv}vi>/i(p xaxa i.iEv nov xal ukka
t]v ig Avoiftaxov iyxkij^iaxa, fuiytaxov öe, oxi ti;)'
Kaoöiavuiv -jtutiiv dvEKviv Ai'Oiuaxiav dvi' uviijo.
(i)xtOEv i-x'i XU) 'lo9f.ifi) xiji Oüaxlaq Äep6ovr,r}oi'.
Vid. Paus. I, <j, 9. et cf. Justin. XVI, 3- etPI.it. Pyrrh.
c. 12.
Iliid. I, H, 1. Aidcpopa ÖE üiivjq Eoxl xai xavxa,
v)^ ' lEoojvvuui 6 Aapötaioi; iypai^iEv. dvöpl yd.p ßa-
Oikti ijovdvra dvdyxij 'luoa iq %«p/i; ovyypdffEiv.
El Öe xal 0itiOxoi aixiuv öixaiav E/'/JjcpEv , E:iEkzi-
Lwv Tr;v Ev ^vpnxovoaii xd9oöov , _d-iToypi'ipao9fti
xviv Aiovfoiov XU diuoiuhaxa, i) itov nokkrj yE
' Jtpüjvt'fioi' nvyyvtöfOT, xd ic ijöaviiv 'Avxiyovov yod-
(fSlV. De faina serm» fnerat, apuil Arjiros tradita de
Pyrrlii morte.
Plntarrh. Pyrrh. c. 17. AlOVliOloq fjiv oi'V ijkiyi;)
xv)v -xEvTay.taxikivtv xai (.ivgiiov ikdooovaq :T£o-£/>
inxoQEi 'P(jj[.ialojv , ' leQUjvv^wi ÖE uövuvg hnxaxioxi-
kioi'Q, Tujv ÖE ■JiEpl nvöuov (') /.(tv Aiovi'atoq tivpiovq
ai Toiaxiklocq, 6 öe 'Jcpcdi'rtioi ikarravai xmi
xa
XETpaxiOxikioJV. De prociio ad Pandosiain.
Il'id. c. 21. TiJ<; ÖE (fvyiji ov /taxpaq Eiq xd oxpa-
X071EÖ0V yEvo/Atiiji, E^axtox'kiot'q d-7i(i9avtiv (fi-jai
XlZv 'Pui/IUUDV 'lEplÜviif.loq, T(Ol/ ÖE TTEpl IUpdoV EV
xo/'q ßaaiktxoig VTioiii^ifiacrtv uvEVEx9r,vai xpiox'kiorc
nEVTaxoaiovq xai TVEVXE XEdvifXOTaq. De proelio ad
Ascnluoi.
Ibid. c. 27. 'Hv ÖE xd iiiv urkäxot; aüTijq (fossae,
qua Spartam Pyrrhin cinxerat) niyx^^'iV E^, tu ÖE ßddo.
xtrxdpvjv , xo ÖE iir.xoq dxxairKEdpov , oii; iOTOpEi
0t'kftpxoi;- ujg ÖE 'lEp<dvi'iiuq, Ekaxxov. Iluc perti-
nerc probabile est etiam qnae Parthenius habet c. 23,
nbi de Chelonide quae tradontur, rel Phylarchuni vel
Ilieronymum aurtorem habere videntiir.
Dionys. Ant. Rom. I, 6- flpdjrov iiiv, dna xdiit
ciötvai, Ti^v 'P(ijfi:a'xi}i' dp-xcuokoyiav ETTiöpniidvToi
hp'ovi'iioc TOI' Kapötavoü auyypnqiujq, er xrj -xi-oi
xdiv 'EmyuvLDV TTpayuartln. Cf. I, 7.
Dionvs. de comp. terb. p. tS ster. necli^'oiitior fiiisse
dicitiir Ilieronymiis in conipusitioiie terbornin.
Fl. Joseph, in Apioii. I, p. lOöO, E. On ÖE uvv.
d.yvoo(<viEi Evtoi xuiv avyypucfiuiv to Edvitq ijuiov,
dkk i'Tiu (fdövov TivoQ ij öl' dkknq aixiaq ovx vyitiq.
xTiv fivijiajv TTaptkiTTov , xEXfj^ripiov olaai TinpEitn.
'jEpujvv/noq ydp 6 xi]v TiEpi xuiv ötaödxu'v ioxooitn
avyyEypucpuK,xaxa xov ai'tov utvypdvov i]\'hxato.r:t.
Xflkoq ö' u)v Tov '.ivridxov {scr.'Avxiydvoi) ßuirikEuic,
xijv Sipiav iTiExpuTtvEv. dkk uuui^ 'ExdTaioq itlt
XU ß/ßkiov EypaipE ■jTEpl ijfjoTv. 'lepujvviiuq ö' orötr-
iiov xaxa xi\v ioxopiuv iinn^udvtt tri , y.tittot r,yci^<)i
EV loig xunoti dtuxExuKpujq.
259
1>G0
Ilieronvmi nouiine iiuni« |irno(prra Umlaiiüir , Uit-rn-
nynio Klioilio ant illHcrle liiiiliraiitiir , aiit diiliiiiin «'irtc
rix est, iliiiii »iiKlitniiila sin«. Sir Rlimliiis illr iiitelli-
i;pii(lii.'< est ajxiil l'liitarclnmi Tum. il. ji. 4')4, E. [>. 4{)(l, C.
I>. (il',', I). !•• HJI), A. [). l():i.J, C. |i. 10 '11, A, iibi 111)11
intelligi iii.'i filiilosojiliiis poti-st ; sie apinl .Slraluuicin (|iio-
«iiip XIV, p. Uf}'j. lliiToiiMiiiis ita ( iiiiiiiuMiioradir Klui-
«iiiis, iit in reli(|iii9 i-tiain lori-i, iilii iiurliiiii taiituiii iioiiiPii
Irg'itiir, sormo esse liilpatiir lU pliilosoplui (VIII, p. 378.
IX, p. 443. X, p. 475).
6, Quid et quomodo Hieronymus scripserit.
Patet ei iis, qiiae vpl fraginriita llirroii^nii vrl tesli-
nioiiia referum <le eo retiiliiiiiis , opus iiipriinis iIp siir-
cessuribiis Alexandri M. fiiissp, quo minipii pjus iiitla-
riiissct. Seil iilpin fanien Hiproiiyiiius iiitpr .scriptores
etiam hisioriae Alexandri M. refer<nr, tum propter i^iiidae
istud <pstiniouinin , tum quod ii de srripIJs pjns loci siiper-
suat, (iiii e lilir» putissiiiiuin dp rel>ii4 Alexandri de-
prointi esse videantiir. Prinium aiitein ex iis , <]ui ile
rebus scripscrunt Alexandri seriore aetafe , npino est, qiii
ad Hieronyini prorocai-erit aiuturitatrin , qiiamqiiam apiid
Straboncm, Curtiiiin , Plutarciiiiin , Arrianuni plures tom-
inemnrantnr tarn leii atictoritate, ut runi llieronvini, qiiae
fuis^e ridetiir, aut fide ant copia coniparari iiitlln nimlo
nnssint. Oeinde Suidas qnod Iliprunvninni Cardiaiiuiu
dixit TU in' \JLei;oivdoov TiQa-^^evia. srripsissr, »n-
.«pectiim jure habeas, qnia, si rera Icctio esset, ipsniii
.lurtnris opus grarissimuin , quud ile siiccessiiribus roiisfat
Alexandri fuisse, oniisisset, et qnia pro ja E7l' V/Äf^cr-
Apor Ttoax^ivra exspectaba« aut ra in 'A}.t^uvdoov
iimissn Tioax^iira, aut tu i'n"Al.ei;avdoov ngu^divTa,
quamquani Arrianus qiiidpin (Exped. Alex. IM. init. et Exe.
ap. Pliot. p. b7 Bekk.) neutruiu ilixit sed ipI tu erjfp
'.iXstdvdoov vel tu y.aia '-4Ki);ui'dQUv. Legenduui
i-ritur fucrit, id quod jani aliig visuin est, aut ra in'
' AKsiävÖQut 1T0' aut T« ficza 'Akutavdoov noax^tvro.
(rf. Arrian. Exe. ap. Phot. p. 69 Bekk.). Deniqne de
frajmenti«, quae ad librum de rebus Alexandri pertinero
Tideantiir, non cxitat nisi primnm ille apud Appiaiium
(IVlitlirid. c. fi.) lorus, in quo Hipronvmo auctore Cappa-
dociam Alexaniler non tetigisse sed per Paniplivliam et
Ciliciam Dario obriani ifisse diritur, ileinde quae de rp{,^ni
Ferdircae, qui antpcessit Anhelaum in iinperio iWacedo-
nuoi , annis apud .Athcnapuui V, p. 2{~i , D. ex Hipro-
ntnio laudantnr. Sed Alexander quo itinere, qnuin in
Darium proficisceretur , Asiain ppragrassrt, ita in vulj^us
noium erat et extra oinneni dubitationem positum, nt dc-
flexiese Hieronvinnui a vul^ari narratiune in lioc jcnere
fOjtitari vix possit. Itaquc obiter tantum, ut liberam Cap-
paduciam post Alexandri mortem fuisse demonstraret ,
Alexandrum monnerit de subjicieiula ea non cogitasse ,
propterea quod per niaritinias fere provincias iter fecisset,
Re Vera enini Alexander, quum littns plerumque Asiae
praeteriret, impeditus iuerat , quominus interiores etiam
Asiae provincias ipsc subi{;eret. Hinc autcin non e libro
qaodam de rebuü Alexandri seil ex npere de successoribus
illnm locum depromtum esse apparct. De annis vero ,
quibns in regno fuerit iste Perdiccas, si tamen a Cardiano
Ilieronymo trailitum erat, noD minus in successoram quam
in Alexandri i\I. ip.iius liistoria tradi poterat. Fnit enim
in liav non magis quam in illa, quud ad priurcm Mare-
doniiin historiani rccurreret , fortasse in prooemin, in quo
.«niie lieri poterat, ut de rpgilpiis lUaceduniae etiam an-
tiqiii(jribns noniiull.i dicerpiitur,
IIoi' vero ut valde diibiuin esse patet, nuin sin|;ulari
Ilieronvinns Cardiuiins de Alexandri rebus libro expo-
suent, ita certissiiiiuin illud est, <le sucressorihus Ale-
xandri fli. euin et scrip.<iis$e opus singulare et ita »cri-
psissp, ut vix alius psset, qui laudps ejus opcris ac vir-
tutes aequipararet. Qui liber si priinuin quaeratiir, qiio-
inodn inscriptus fuerit, titulo nsui. dtaduj(^ojv laudatur
a plurimis. Dioinsiiis vero nun ■jreoi diadu-/(.ov sed
7i£(ji i-^iyuvwv -^tQuynaTtiav lamlavit. Ac Nymplii»
etiam lleradeota (de quo vid. Clinton. F. H. Tom. ill,
p. .OtO et Memiion. Histor. ed. Orelli p. 95 sq.) Suida
teste -jtIqI 'Al^itavdfiov v.ol xu)V diaduXO)V y.aX ini-
yuvvjv libris XXIV. expnsuit, Diodorus autcm (I, 3.)
ile iisdein dicit: rivig d' ti'q Toi'i ötaöoxovi r, TOl'i
iniytivOL'q y.aitOT^Cil'av Tai Olwrä^eiQ, atque Strabo
(XV, p, 736 Casanb.^ eira (sc. post mortem Alexandri
M.) e/'i n'ksi'ovi TOtj^; dcaSe^a.jiivoix; ■jtai Toug im-
ydvoi'g tovtvjv fxEQiadtiaa ij ijys^ovia tfjc AoUti
ÖieKi'Sij. Cf. Appian. Praef. c. 10 extr, Itaque Hie-
ronymum quoque rette stalui ridelur, tum de successori-
Lus ipsiu» Alexandri H. tum de posteris eorum scripsissc.
Jam si porro quaeratur, quo jure flieronymi opus a f>io-
nysio TTfpi Entyövo)v ntJa.yuuctioL vocari potiierit, sta-
tu! fortasse possit, confusaiii passim ntramqiie vorem esse,
ita ut iiriyoVOl direrentur qui alioquin diaöo^Ol , qnod
rocis iniyuvoi sijjnificatio acredat quoilainniodo ad vocis
ötadoxoi notionem. Alia tamen probabilior ratio esse
videtlir. ElliyovujV eiiim historia quum de ea operi«
parte laudelur, quae ad res pertiueret Runianorum, qaas
primus fuerat inter Graecos auctores Hieronymus qni
per.stringeret, causa rerte non deerat, qua pro d/a^djf(Uf
Diuiiysius iniyüvuiv liisluriam direret. Pyrrlii eniin ista
in Italiam expeditio quum sine dubio fuisset, quae rerum
Romanarum explieaiidarum opportiiiiitatem facerct, liaec
quidem pars historiae Hieronymi ab eo , qui distingueret
inter öiaöuXOV^ et entyövui'i, non poterat non ad in/-
yüvujv liistoriam referri.
De nnmero librorum, qnibus descriptuin Hieronymi
opus fuerit, testimonium nulluni snpcrest. !Nec de am-
plituiline tamen ejus dubitari potest. Non solum enim
spatium rompicctebalur plus sexaginta annoriim, iiisigni
rerum varietate memorabile " ) , sed eas etiam res, quae
Hieronymo, ut qui niagnae earuin parti ipse interfuisset,
nemo inat^is compertas haberet. E scriptoribus rero, qui
ad tradendas eas animuin applicarent, non multi fuisse
videntur, qui unirersam inile aliquam saccessoruu .Alexan-
dri historiam conficereut, elsi non decraut, qui vel Ma-
10) Ipsac hoc Diodori historiae doccnt , in alia nuüa p.irte
uberiores. I<lern vero majis etiam apparet, si qtiis com-
p.iralionem institiierit cum iis, quae practcrea a Justine,
Cornclio Nepote, Plutarcho et Arriano (Exe. ap. Photium
de rebus post Alexandrum geslis) narrantur, inter quos
Arrianiis de tiibus, qui mortem Alexandri secuti sunt,
annis non minus decem libris exposuerat.
261
262
redoiiica, vcl Ilellenira rcl alias qiias'unqiie speciali-s ojiis
ae<atig historias traderoii*. ") Iiitrr lins igitur lix alios ")
habrs , (jiios iiunicrrs iiisi Myin{>liiiii Ilcracleotaiii et äi
Jiisephiiin (Aiidij. XII, 1, t.) sequare, A|;atliarclii(leni
Cniiliiiin; horuiii rcro ntercjiic teiii|)oris ali<jii<i aut iiiiiiure
aut majore iiitenallu ali illo t)l(i.t)ü)[U)v , ijui |iro|irie <li-
cebaiitiir, aevu ita sejiiiirtiis rst, iit iiiiii p<>§sis nun .«ta-
tuere, hos (juuqiie, <|iium e prloriim srrjplnruiii ojieribiis
Iiaiirireiit, Hieroiiymi iiipriuiis coniineiitariis usus esse,
praesprtiu qiiiini reputareris, qiiaiita Iliproiivini apiid Aga-
Iharcliiilcni aestimatio fuerit (Luriaii. <le Loii(;aei-. c. 2-'.).
L'liertafeiii veto et ropiam iiarratiunis testaiitiir rcl paiica
illa, quac de ea setvata sunt et ail lioc telupus translata,
niaxiiiie ea , qn-ie de rebus Cappadociae et Piiuti , Ao
Lvsiniai'lio et Pyrrlio tradita exstaiit.
Ad fideiii Iliernnvnii ceiiseiidam gravissiina sunt, quae
a Pausaiiia trailita supra retulinius. Ilierniiyinus enim
quuMi expeditioiieui iiarravissct in Kpiruni fartani a Lysi-
niaclio, iie sepiilcris quidem euni regum ex Acacidaruni
penere pepercisse tradiderat. Quiid quuin minus rredibile
judicarrt Pausaiiias, qiiia reges isti non Pyrrhi tantuoi,
sed , maferno certe gcucre , etiam Alexandri fll. majores
exstiterint, tum alioquin, srribit, Hieronymo invisns fuisse
reges praeter Antigoiium, in cujus adeo gratiani sirlpserit,
tum maxime Lysiioachnm , quod Cardia, patria Hierunymi
urbe, excisa , Lysimachiam pro ea in Isthmo Chersonesi
Thraciae rondiderit. In medio rclinquendum est , num
Alexandri AI., quaiifarunque ea fuit, rererenfia impedi-
meuto esse potuerit, qiiominus pro lubitu suo Lysimaelius
in rejfam Epiroficorun: reliquias jjrassaretur , et Hiero-
iiymi quod de eo exstabat testimoninm rejiricudum plane
fuerit; sed quod imidiosius dixisse Hiernnynius fertur de
•uccessoribus Alexandri unirersis, gratiaui rero raptasse
Antigoni, non abhorrere certe apparet a ritae ejus con-
ditione, tantoque facilius credere lirel Pausaniac, qnod
non suam Iianr ille sed aliorum etiam opinionem proferre
ridetur (o dh ' lioujvvuoi uiTo; i';^f/ fiiv y.ai ukKuis
iSö^av ■:r()6i d^ixi^ttai' yodlliai xuiv fiucrikiwv I, VI, \).).
Ab Euuienis eniin partibus qni usque ad mortem ejus ste-
tisset, non poterat non infestus esse iis , qui rrgiao fa-
niiliae , quam ille defendebat, quncunque modo perniriem
niacliinati fuerant; e quibus ut sulum exeiperet Antigo-
num , acerrimum olim Eumenis adiersarium , tum rirtutc
4:ommotns esse videtur et uagnitudiiie animi , qua insignis
tl) Praeter PhilacliDruin et alios Atticarun) rcriim aoctores
coniinomorare jiivat Doinocharcin , carum reiuni, qoac
eranl Atheiiis ipsins aelate i^oslae, aiictorein, cujus opeiis
ab Alhcnaeo libcr XX. laudatur (VI, p. 25.!, F.), Mar-
syani Pcllaenni cujus Maccdimica (Diod. XX, 50.J, Duri-
dem Samiuni, cujus llclleiiica, Macedonica et Lilijca
cxstabaiit (Clinton. Tüin. III, p. 497), Tinineiini (Gocl.
ler Pliilisti et Tim. fr. p. 1S2) , Eiiplianliim Olyntliiun;,
Antigono Goiiatae ae(ju.ilcni , qui liistoriaui siii teioporii
condidcrat (Clinton. Tom. III, p. 2.»). Numerus auteni
eorum scriploruni facile augeri possit.
12) Rcferri liuc possinl fortasse Ilijllus Atlicnirnsls qui uni-
versalem aliqu.'uii historiani scnpsit, et l'liaon Pl.itacefisis,
qui contiiuiavit eani. Clinton, ann. 298. Diodor. E.\c.
XXI, 5 SeJ di5Crte tarnen Diodorus XVI, l4. Diyllnni
libris .XXVIl. nonnisi Hellenicam et Siculani historiani
eomple.\um «sse ait.
infer sutcessores .\lexandri Antigonus foit, tum gratia et
benerolentia , quam experlus ab eo fuerat. Ab har uoa
rero, si qua fiiit, quae inhaereret hisloriig ejus, labe si
disresseris, dubitari rix potest, quin vera dicere et ro-
luerit Ilieronymus et potuerit. Vuluisse eum, tum quod
supra attulimiis AEalliarcbidis de eo testimonium, tum
quae familiaritas ei et gratia fuit apud Eumenem et An-
tigonum ejusque filiuui et nepotem demonstrat, potuisse,
quoil quae ritae ejus ratio fuit, uberrimam ei rerum no-
titiam suppeditabat. Accedit, qnod rhetoricae artis aflcc-
tatio , in qua tantopere sibi placebant qui tum fuerunt
historiri, aliena ridetur fuisse ab eo homiue, qui in rerum
gerendarum continno usu rersatus, subartum quoque et
Sanum iiigeniuin ad hi.sloriam scribendum alTerret. .Sini-
plici igilur et incompto direndi genere, ut ridetur, usus,
nee iieglectae tainen rerhurum compositionis notam apnd
Dionrsiuni defugiens, jejuiiitate magis oratiunis quapi
quaesito iiimiuui nrnatu ofl'endisse ridetur.
,3. Hieronymi quis usus fuerit apud posterio-
ris aevi scrip tores.
Fragmentorum Hieronymi qunm fanta sit exilitas, ope-
rae pretium est, diligentius inquirere, num forte restigia
quacdam ejus deprehenili possint apud eos srriptores, qui
de rebus, ab ipso traditis, post eum exposuerunt, apud
Diodorum, Jnstinum, Nepotem, Plutarchum et in Ei-
cerptis Arriani de rebus post Alexandrum gestio apud
Photium. A Justino , Aepote , in Exeerptis Arriani Hie-
ronymus nullo loco memoratur, a Diodoro et a Plutarcho.
ab hoc in ritis Eumenis et Demetrii memoratur quidem,
sed non ita, nt liausta quaedam ex eo esse tradantor.
Nonnisi in Pyrrho diserte quaedam ex to referuntor.
Quucirra si plures exstitissent , qui eandeni cum Hiero-
nymo liistoriae parfem eadem tide , copia et ronsilio
tractarissent, tan» dubia essent, g«ae dispntari de his
rebus posscnt, ut in medium e» proferre rix auilerem.
Primum autem et pautissimo» fuisse intelleximns , qui
o em istam Diadochorum, qui dicebautur, historiam
coniplecterentur, neque eos srriptores, qui Hieronymo
Cardiano ab ulla parte faeferendi esse riderentiir , deinde
quae modo dispulariuius de ratione ejus, riam certe inon-
strant, qua restigia quaedam ejus iudagemus. Cnpiosin«
i-'itur qui res ist^s illustrarunt , recurrissc hac ipsa de
raussa ad histi^rias Hieronymi censendi sunt, nee »ecus ,
qui rel Ennienis cum maxime laudes extollereiit, rel An-
tigoni, qui celebrati prae ceteris ab Hieronymo fuisse
dicuntur.
Es his andern si priniurn examinantur ea , quae ile
Euniene tradita exstant, Diodorum, Nepotem, Plutarchum,
;4rrianum tani apposite narrarisse ad illam Hieronymi
rationcni apparebit, ut aut multa desumpsisse ex eo, .lut
toti fere pependisse ab eo rideantur, Justinum contra
alios plerumqiie auctores secutum esse. Nepotem enim
alfirmare certe licet, nee abhorrere a ratione Hieronymi,
et in plurimis cum Diodoro et Plutarcho consentire.
Plutarchus sane habet, quae rationi isti minus conreniaiit.
atque et Duridem laudarit in Eumenis rita, et alios for-
tasse etiam auctores usurparit, non ita tarnen hos sccutus
est, quin Hieronymo plus tribuisse ridcatur. Apud Dio-
dorum repetiri restigia Hieronymi, tum e copia lotelligi-
?()3
304
tur rt rolor« iiarraOoiiis, tum e rciiRciisii. i|iii |ilrTuihiiiir
ri cum Plutarclm <■«<• Siuiili autviii iiiuiiii ujnul Arriaciuiii
«•xslaiil , iinai- iir<i|)<cr roinjrui-iiliani suaui riiu. iis, «juae
.1 idiijui> traduutur, ail ouiiilcm iios ri-iurriTi- foutciu
iuliriit. DiliK«""''"* •'''•■" siiisiilariim rrriim rxami-ii ao
■ uraliiiii rtiam liot- il<K'rl>il.
De juveiituU- Euiiiciiis et <lc f.ilis i'jiis niifc iiiorti-ni
Alexaiiilri Hl. |)rac'ter jNi-poleni «'( riiilarchum nemo (Vre
f,t iiui trailiilorit. Jam »i <lo j,"'"'"'«' "l"'"' "'f<'iiiM»ur
l'uuiiMiiü, iiiter se cuniparaiiliir, i]U;ii' lioiioi i(i<iMili<ira suut
Eumrni, eadcm ctiani viriora fsse ajniari't. Ita ciiim
_.. I. „ t . i' I*, 1 1 it't> t\ t^ T/m l\ £t ftäS i/tiiitti irrT itnf-i
<y ii/.uTU l.tyciv ftak/MV Ol diii iziviuv j/.ai (fiklav
rratoo'iav ruv El'liivi] ktyoi'Tti i'nu Tül< 0l}.iJl7lOV
TouciV^hvai . Hi» plane roiin-uiinit , tjuac ("Eum. r. 3 )
(Ir iiiiiiiii'itiis inter Euin<-iietii (iioliiliore i;;ilur loco iia(iiiii)
ei llecatapum Cardiaiioruui (vraiimim trailiiiitur. //u yiijj
at'TOi'i navQiy.ij tu h. noktir/uiv dnufdoolv i<Ji(t^'i<i
:iuui akh',fui'<;, et verlia N'iiotis: „Elsi illi- iloinrstiro
suinuio (;'•"«''■* «"fat« lauien IVlacedoiiP.s «'um sil>i ali(|uaiid(i
aiitrlioiii iiidiirne ferebant." Kaijni' (juac EdniiMioin alio-
iiiiiii i)ersei|«i liahir im iilia Macpdouuiii, feciusi- ctiani vido-
tuT. iit gciieri ejus illa lalies , si ((ua fiiil , a(ls|iiT;;iTrtur.
<'ontraria tradidisse Hipronviniiin , «■.■rtnni |>u1ü; nein ita
irrtuui saup, «Irliuissc px r<> iircjup piituissp ex ali» fönte
illa quiiloni a|)Uil Arpolpm et Plutardinm iPi>o(i , jirolia-
liilp taniPii esse, Hieroujniiini |)o(issiiMiim i(S|ii(i a i'lu-
lar<lio intpr pos , qiii Dnridis oppununlor auitonlad, iipnio,
oniuor, infitias iiprit. Sic forlassp diaiii apud Ncpotcm
(luae spquuntur, ail llicroijuiiiiin rprncauda sunt: „Ilic
iicradülcsceiiliilus ad aniicitiani acccsüit r]iili|H)i AniMitac
iilii, lirpvinuc tempoii? in intiniani pcri ciiil faniiliarilatcni.
Fulweliat enini jam in ädolcsrontiilo iiidolcs virtniis. Ita-
«lue tum lialiuit ad nianuin scribac loco IIuuc
locnni tpiiuit amicitiac api.il Pliilippuni annos spptcm.
Illo interfpclu eodem ^railo (tt't apiul Alexandrum annos
tredp(ini. ^ovissinio tempore ptapfnit ptiam altpri equi-
fnui alae , quae Hetaeriie appcIlaLiiur. ütriqiip aiitcm
in eonsili" scniper adfuit, et omniiinv rprum haliitns est
iiarticeps. " IMiiius ronieniniit Hipronvi.>o, qnae dp aia-
ritia nroduntur Eunipnis a l'Intari lio , et Jp »afritia, qua
iiost mortem llephapstionis , quem ailvcrsarmui haliuerat,
Alexanilri iram (lefugerit (Eum. c. .'. ü dl no.voi'^iyiji
lOV etc.).
Sed univeriam Hieronvnius Alexanilri siicre.ssorum
historiain traditlerat. Cujus opcris consilio tarn conicnien-
tcm jndicanius, quae apud üiodoruni (XVIII , ö.) est
suliieetae ab Alexandro A.siae di'scriptio, ut Diodoins no-
lii» , quuni practprire potnisset, haiir ipsam ob caus-
»am , quod apnil au< torein snuni iutcnisset , inridpre
eam lertoribus suis noluissc lidcatur. Est autcm inprimis
initium illius descriptiunis , unde hoc argui pnssit : IJuii',
dt TiQui TaQ, f^tt.Kuvoui ioTOQiiaifiu a()Ü!;£i', o/'y.eiuv
tivai vo(xiCo^iv ixdehai n()UTt(juv täq t£ ahlag
rfK d-^oord<Jtv)C y.al riTi "'-Vi 'yioiaz^ zr,v dicrti'
xai Tcöv ouT^aneiuJv tu fxeye^i]^ xal ra; löiÖTiiTai.
ovrvj yoLQ \xdkiaTa eviio.Qay.o'kovdijTOi toIi; dvayi-
uuioy.uLOiv i; 6/ijyi;oi<; larai, uqu ui^'^cüfimv rtdil-
oiK tiji oki/i lunuO^ioUii ■xai ra»> diacrrij/järtop.
diiu luivi'V tuu y.acd hikiy.iav TaÜQOv ovvixh öpoc
dl' ufiji Ti;^ ' Aoiui dni/.ii fiixi" ^"'^ Kuvxdouu y.ai
Tui' CTO"? d.vazuiMi !:2/.tavoo fir.
Aliud llieronvmi idque »atis certuin vestigium apud
Diodorum deprelipiiditiir X.VIII, Ib: './,'/« öl TOÜroii
U(jaTTOiiivuig nc(jdr/.yMs t^uiv f.u-i^' tai'ToP töv xi
ßuatkiu 0/kin7iuv y.ai vijv fiaoikiy.r,v dvvaiiiv iargd-
TtvoLv i:ii A^iuQaihjv Tuv KaTiTio.doy.iaQ dvi>doT)]f
ocro? yuo uv itQOQiiuiV Tuii Maxedöaw i'^o utv
'Akitdvdiiuv ■Ka(t£Vifjdi}i] diu toCs ^fpi tJaoeinv
dycijyag y.ai -jt e^io'juo/joi'';, dvaaioo(fi]v dt ituki-
'j[(j(iviov ioiE, y.cQitvuiV r/yc Aannadoyiag. diu yui
iiukku filv ky. Tuiv TTpaoodcov jjo/^ji^Mr« ij^Qotai ,
övpdfisti d' iyxwoiovg y.ai ^evixdi iieydkai ovvi-
OTijaaro- diu y.ai [jaaiKiiac. dvxmutoufxevoc, tToti^Htc
l]V Tr(Jo<; TUV UsQdiy.y.av dluyo)vtCeadai , ireCovc fun
iX'JJi' TUionv()'tov<;, 17171 Eli dl iii'()U)ii ■TTiVTay.Loi'kiovc.
ö dt Iltfjdiy.y.ai oin-uipai; uvti/j >idyijv, y.ai rj tiu-
(juTa^Ei pty.r^aui, diti'Ke fiiv iic, TeTpay.ia-/ikiovi,
ii^oiy(jiToe di i'Titp roL'Q 7iti>Taxiaxtkioi>g, iv ot^ r,v
y.ai avTUi, ü AoiaoddiK- tovtov uev ovv y.ai ro/s
avyycvEig ainov Tidwai; atyicyautvoo, avtaiaiowni-
TOi\ d' ijTTtjdttai avyxowi'joag Tnv docfakeiav y.ai
y.aTaOTr,(Tui xa y.axa xijv Ku7i7i:adu/.iav, 7Tautdu)y.t
X}]V iTaxoaTltiav Hv^tvft xio Kagdiavip, yn3o.7lEti
Li; dpyijc r,v fHiieritaiAtvaC. Cni loco si coiifcruutur,
quae ex ipso Hieronvm» ab Appiano et Lui iano locis
supra laiidalis rcfi-ruiitiir (aiid. Diod. XVIII, .'}. A«rr-
nadu/.iav '.Ikitui'dnui tn'y. i7n}k\tri> ty./.iti-
o9tii l'Tlu xuiv y.atfjvjv , ort di':7lok> iin rrpöc Aa-
piiov) ex eoijem oniiiia etiam apud Uiodorum repptere
nou amfilius dubifabis.
llaec antcm qua iide tribiiuiitiir Hieronvnio. eadem
aliro;;aiida ei < ideiitur, quae le^uiitur apud Jiistiiinni XII I, {">.
,,Intcrpa Pcrilicras, bdlo Ariarathi regi C'appadocum illato.
proelioque victor , nihil praemii praeter viiliiera et peri-
cula retulit. Quippe liustes ab aoie in urbein recepti .
ucrisis conJn;;ibus et liberis, domus quisque suas cum
omnilius copii.s iocenderuiit. Euilein coii[,'pstis etiam spr-
vitiis, et .seinet ipsos |>raecipitaiit, nt nihil tiostis cictcir
suaruin rerum praeter iiicpodii spectacula frueretur." Tra-
dita haec ab eo scriptore lidentiir, qui l'erdiccae infestior
esset, animisqup inprimis cominoiendis studeret, quam
Plnlarclii fuisse ratioiicin e Pol\bio constal. Eadem ilis-
rrepantia in iis rcppritur, qnae de Nicaeae, Antipatri
filiae, et Cleopatrae, .Alexaudri sororis , a Perdicca pe-
titis nuptiis ab ntroqiie scriptore (Just. Xlli, (j. Dind.
X^'III , '2'i.) referiintur. Verba enim Justini ,,Quem
dolum praesentiente Antipatro, dum duas eodem tempore
uxores quaerit, neutram obtinuit'^ nlilio modo conveniunt
a Diodoro Iraditis, a quo quae narrantur, liic quuque in
t,'ratiam magis l'erdiccae dicta sunt, eo etiam llipronMni
ratiunem referentia, quod sua simul Antigono laus tri-
buitur (ö d' 'AvTiyovog oi'vfoei y.ai xukui] diacpegun
X. X. k. c. 23.).
IVIultiim saue haec qnaestln juvaretur , si plura eju»-
niodi fra^menta exsiarcnt, e qnibus Uieronymu, quae aiit
Diodorufi aut PIutarclHis aut alii ex eo hauseruut ,
?n5
2()G
viiiilicarc licerol. lloc aiitriii «i ».ins ülos r»-ip ioiist.it,
iil quoqiic stalui lireliit, Hirroiitliin «o« prae «■••(Hris iisos
esse, «•jus(|n<" f«Te a^iinsci lestigia, iibiubi «erlia roruiu
iiitcr SB loiupirant. Ejiisimidi locus iIi? cfrtaiiiiiip siiiill-
lari pst EiiiiiPiiis et ><'i>|it<ili-iiu apiiil Diiiiinriiin XVII! ,
31 rt Plulaii liiini Eiiiii. ?• Plnt.ir ilius niiiii: to.^ Ijiiu^
dcftvrfg äkLi\La)V eilc^Qdtcivtu raii jfooi. Uioiloiiis:
■xaig notiTTEQuii j^eun'iv äfpi'vTi^ r«« r;rta<; dkkij/.mi'
iSfjti^ai'TO. Plulartliii« : Ju'ra ü fitv ßinivi^i tuv
NeuUTokt/^ioi' TioveiaviOTaiiÖLOV ti/V tyivuv v-^i/.o-
(btv uCiug i/'i u(>t^uv (fSaouc y.nxa.oxi^vu.i. Dioiloms:
'O fx£v Evf.tivr]i; t(fi9aas nQÜteoov diutaaia^, toö
NeoTtToki^iuv i'/viv nard^i'.^. Plutarchns: nl.rj'/iii
de TCapu TUV rouyi]Kuv e^coc z«! naosuh;. Diodortis:
o hif.iEV)jg OeiTtoav U'U]yi]V trri TUV Tr)tXj(i]/ov snC'
vtyy.ai ü'li/.ri/vc tuv' A'tOTtxöXtiioi/. In liis aiitcm
(]iii Iliproiiyiiii apiiil iitriiiiKjiip !<rri|itorpiii iisni> pst, in \\»
ptiaiii rssi! liilptiir, Cjuap ile licllo lioc Kunipiiis panllo
antp narrantiir. Dp i]iii) cjnuiii Pliifarclii at(jne Nppotis
j>assini ('i>|iicisiiir narratio sit, iii (jikkjiic pirnins iinniiun-
i|iiaiii rpfprre Hipriinvniiini liileiitiir. <}iii> pprliiipnt, qiue
i|p cntiditionilius ab Aiitipatru {iroposifis ßnnipni prixlnii-
liir a PInfurcIiM c. ö, ilc qnibiis apml Dioiluriini np ipr-
biiiii (juiilriii , cjiiap praptpndit ^ipoptolpinus Aiitipatro et
Cratpro <le Eiinienis expriitu, qiiap Eiinipnes iiistitiiit, ut
ropias snas Crateri ailreiitiini celaret (Plut. Euin. c. 6-
Ditiil. XVJII, 29-) ) <lpiii(jiie ile niorle Crateri (juae apui!
Plutarchni» r. 7- acrnratius traduntiir (juani apiid üio-
durum X^'lll, .'K). if. Mppos Enin. c. 4.
Cuinparari pnrro ojiprae pretiiiin est Plutarchiiin c. S
et Uinduruin XVIII, 37. Ille cniin: \4kK 61 f.dv i(fi)l]
UiQbi/.Aui; Tivtldi.tf.vUi, rijv Koutiqoi' Tikfi'iijV, uvY.
•XV ükkoi en (jujctvas Ma/.Eddvoiv vvv ö' dvTjoinit-
vuv nefjdh.y.ov zur« oTaaiv iv AiyvTiTi!) Svaiv ijui^
^aiq TiQOTEQov ly/.tv ovTUi 6 TriQi n;^' l-tdpji küyui
eti TU (jt(iacdiitdov, y.ol -xquc ügyijv £i'9vc oi Ma-
■/.adovEi; Odvazov xov El>/lievoi<(; y.uTCyvujoav. Ilic:
MeTU ÖE Tr^V TUt'TOV TEkevTrjv EV^VC Tiy.öv TlVEq d^aj'
ytkkuvTEi, ÜTt iraoucd^Evji; jevouEviji, tieqi Kuti-
Tiadu/.lav ELfiEvt^g vEii/.ij/.E, R'QaTEQOi dl y.a'i Neu-
TtlUKEUVi YTl;9EVTEg dv7J(J)JVTUI. TUVTO ö' eI ÖI'ItI
ngUTEQUV i^/jE^Uig iyEVSTO T/Ji IlEüdlX/.UV TEkEVtiji,
ui'ÖEli av ETuk/ajiJE Tui ;^fi"oo; IlE^öi-'ty.a tiouoevE-
yy.Eiv diu ru ur.yE^ui ri;<; EL<ij/.iegia(;- ol ö' uov Ma-
y.EÖuvEi rrvduiAcvui TU iitol TUV Ei'/tEvi:^ y.c.TEyvwaav
avxuv i/avUTOV. Hapc ijjitnr iibi inter ge comparantiir
ut ex eodcni fönte ila ex Hieronynio fluxisse credi-
bile pst.
Quae niachinatus est Emnenps post inlerfertuni Neo-
ptoleiiiuin niaxinie nt niilitc» in fido seriarpt, bpllo cum
Antigono inuninentp, üiodorus rpticuit, Plutarcbiis c. 8
liarraiit pinribus et cum eo Jnslinus XIV, |. Quos no-
tanduni (juideni est in plprisipie riniseiitire, ntin ita tampn,
quin quod in aliis (juuqut) lutis conjetinius , ctiaui hii
8unm uterque aurtoreui, fortasse Plutarrhus Hieronymum,
Justinas Pliylarchuin sequi potuerit. Rbetoricain rationem
Lic quoque Justini magis quam Plutarchi oratio sapit.
Retulit praeterea alter, quae alter omisit, neque eodem
uterque modo Iradidit, quae ab ufroque sinml tradila
exstant. Cootra eundem iteruui Plutarchi ac Diodori
Zeitschr. f. d AUerthumsw.
fiintPUl suüpicari Hirt, ntii dr bplln Euinen n ei Anti^nni
quan narravit uterque <'i>nipar,iuius. Clades, qua Anll-
i;<iniis EuiMPMCUi afl'crit, Apiilliiiiidis rujusdani, nb Aiifi^oiio
• orrupti perüdiap XVJII, 4(1. fribuitur, qupni intellitfpfe
lidctnr Pliitarrlitis e. 9. r,CT):t)iiq im' .Ivriyuvuu die.
:iouduolnv vtc. Omittuntur »pro apud Dindnrnni c. 40.
quae in fuj;a Eunienps, dum «opias «pium lialurpt, nia-
i'binatus pst, Pt nuiitti piitpraiit a Diiiduro , quuui ad Eu-
inpnis niaj;is calliditatpm quam ad rrrum ■;p.«taruui ratio-
npui et npxum piTtiiipri-iit , eadem vpro de raussa oniifti
vix pnteraiit ab llipruiivmu , qupm probabile pst in iis.
quae ad Eumpnpui facprent, iiipriniis copiosiim ^ui9^p.
Quae intpr Diodorum XVIII, 41 init. Pt Plutnrrhuni
(Eum. r. 10.) disspiisio est, qnorum illc Eiimrupni nar-
rat ipsum liortatuui esse pluriuios milittim, ut deeeilprent,
liir, eos defecisse a<l Anti;;(inuui , tollitur quodamuiodo ,
si apud Hieroiivmuni trailitas res ita fuisse statuatur, ut
Eumenps, poslqnaui loiisjlium, quod ippisset, in Arine-
iiiain ciinlnj^ipiidi , elusuin esset defectione miilturum nii-
lituni suoruiu , quum ^l(lra nonnisi paurris ac liilissimos
quosque secum dnrere possct , nitro ipse reliqno.s, ut ad
Anti;;iinum s« ronferrent , impulerit. IMemorabilo etiant,
ideni utranique srriptorpni (Plutarrh. Eum. c. 1|. Diod.
XA'III , 4l.) fradero de circuitu ^'ororum castelli.
Ad euiidein pnrru auctorem reincanda sunt, qnac a
Diodoro XVIII, 4',', Äppote c. .'). et Plutarcho c. 11. «le
equoruni , quam Moris Kumenes iustituit, cxerritationc
traduntur, in qno lerba Hieronvmi reli;;iosius fortasse
exprpssit Dicidorus quam Flutarclius, qui orationi plu»
elpj;.»ntiae Iribuisse videtur.
Dp llieronymo ab Euniene misso ad .Antipatrum nihil
apud Plutarchuin neque Nepotem. Jnstinus autem his
ipsis, quae de le^'atioue i.sta, ouiissn tanien Iliernnvnii
iiouiiiie, narraiit (XIV, 'J.) alio se fönte iisum esse signi-
iieat. Contra Plutarrhus quemadmodum ipsis adeo rerbis
coiispntiat nim auitore üiodori , novuni arj;umentuui ar-
cedit e c. l'J, ubi Anti<;onus post mortem Antipatri di-
titur T7J ys/ojiiT] Tr,n okijv UEoißakkojiEvui i)yEuuviav,
si conforas Uioil. X^'HI, 50, ubi verba sunt nEolliak-
küiiEvui TUig EkniiTi Tl}v TUJV ukojv ijyEiiovU'.v. Prae-
terea de Eumeuis, poslquam Nora rellquit, fuga haec
sunt apud Diodorum XVIII, 53. dvakc.Ujidv'iv TUVZ
TKJW/Eyuvürii.^ (fikoL'i y.ai Tuvi, yuxc/. rfjv yuiQav
■nk.avujttEvovi tldv ai'VEaTouTEvy.ÖTujv aÜTiß tcqcp-
TEOOV etr. apud Plutarchum c. t'2. y.ai Ouvr.yE xüiv
OTuaTioiTdjv uaoi öiaoTiUQEVTEi dito rij-; tfvyr^z iitka-
rvivxu /.(/.TU T)-v 'imnav etc.
Elapso !Nüris Eumeni literae afiernntur et Olvnipiadis
et Polysperehoutis , e quibus quae laudantnr apuil Dio-
dorum XVIII, 57. 58- et Plutarchum r. IJ. tum miro
modo inter se ronspirant , tum ronnisi ab eo tradi po-
terant, qui rerum ipse ppritissimus esset. Undo in his quo-
que auetorpm primariura exstitisse Hieronymum rersimile
est. Comparare juvat Plutarrh. c. 13: 'OkvuUldbo^ UEV
7tct(iuy.akovorijq eki^ovTa tu '../ke^avS^uv -natöiov -^xa-
pakußeiv y.ai TQEcpEiv tö; EJitßoi'kEvüfisvuv. Diod.
XVIII, 58. SEoiiEvi]<; xal kiTragoiaijs ßoijdaiv ro/c,
ßaatkEucri y.ai iaVTTj, fÄUVOv ydg exsivov TricrTOTa-
Tov ÜTtoy^EkEitpdai TUJV (fiküjv xai dwduevov öeo^-
duiöao9ai xr;v i^ij^iav riji ßaaikty.r.q öUiai- et ex
18
■J()7
2(jS
i'pjsdila I'oIts[)<ti liiiiilis nc Pliiii|i|ii ipj;is (um qci.ic de
Ix-Ilo (lii'iiiiliir , all Kiiiiiriir riiiii Aiil>;t<>iio ;;iTriiilii , tum
ilr <i|>iliiis, iln (jiiil>ii.i siimtus raciciiiliis i-ssi-l, l'liil. c. | {.
xiii iiüV iv Kot h'ftui.; j(t}i iii'-iujf Tiii'Tttxdoin f^tv
TnKavia kaßfiv et\; tijv rtiii/ tdiujv i:i aiöolliDOtv ,
ft'i fit tvv Tlo^^-Sfiuv uioooii ßovt tTut Xfjfjoihu. üioil.
X^'III, öS. iv <tii )jv ytyudii/iivov — ün nEvtaxu-
atii iiiv rdhavin bidoaoiv (i.i-z(j) dujatav ui /t/a«/Ai/"g
et's t-:ravütj^o>aiv tujv ytyerviievvjv 7lf(ji(tviut>i/.aT-
TUiiitazujv, Zöi dtOTi yuaii/iaia iXTreonif rxv ui ßit-
ot'Kit(; jrpos Toii ev rtj Kikiy.Ui ocouTijyuti y.ai di}-
oai()0(piika/.ai, o:Tüii ai<t<fi tu nivca/.unia idtMvia
ditjoi y.ai Tvjv äkkwv yoijiitifcnv oaa üv ainior nuuc
T« T«; tsvoKoyiui y.ai f«, c/Aui; t«> y.ttimiciyuv-
Siitiilis coiisriisiis ilr cpisdilis ali ()lviii|iini|p ail Cil-
menriii et ali lior ail OlMiipiadi'iii datis iiiti'r Uiodoriini
et Nf Jiotpm. Scriliit riiini Ohiiipia« Xl'lll, .'iS. :T(jlfuul>
ai't(f> lioy.ti ociKfiotiv utveiv avrijv tr Ihitioui y.(ü
ti}) :rtaxci'f.iv TUiq eit'i öu/.oroi luv eniiisktjTuii; lU^ai,
xfj dl- uKrjdiia iiiv /jda/heiav f/'g tavruu^ fitdiniu)-
aiv, ;; fTravtOjflaitai. Rrüpnndet Euiiifiics: XO.IU lo
na(jiiv uheiv ev 7/Tjtiotj), us/gi uv 6 rro/fi/oc kdßrj
TIVU y.Qioiv. Apiiil ^ippotem rpr» t. ft. Iiaec sunt: ,,Ail
huiic Oluiipias, niatpr tjnae fiiprat Alexaiidri, (|iiuiii li-
trras et iiuiitiu.4 inisisspt in Asiaiii , roiisiiltiiiii , iitriiui
ropptitiioi 3]a<'pd(iiiiaiii »enirpt (naiii tum in Kpiro lialii-
taliat) pt Pas rp^ioiirü orriiparpt: hiiit' illp yriiiiiim siiasit, iie
se niiivpret et exsppitarrt, qiioail Alrxandii lilin» re^niiin
adipisceretiir" rtc. Mox tprii Oiudoruü I. 1. «t'TO^ ö
ö.ti T})v ei'voiav iJtfjci/uTnnjv TlgUs toi.; (juatAii'
reii^oijy.wg iy.oivev Jviiyuvii) i(hv fjij ^auaex^'^ *s'"
öiaCo^uvip Ti)v fjaoiKeinv, tuv öi '.-ll tidvduov nai-
öoi -iroooAeuiiivuv ßuijdeiaq Sic! Ti rijf oo(pavlav
y.al dia tijv r^yiuövcjv ■nXeovetiav , Siekaßnv uoiiu-
l^nv iuvTiii mävta y.ivduvov d.vuöixt<^'^m ^rjc, züiv
fjO.oiktwv aujTijoiu; evty.a. Nepos r. 6: ,,His rebus
pprmntiis Kumipiips satiii!« diixit, sl ita tiilisüpt fortiina ,
perlre bene meritig reffrenteni gratiaiu ([uam iu°ratiiiii
vivere.''
Coiiferpnda porro (jiiae ad praerertriidaiii Macediiiiiiin
imidiani Kiiiijpiips iiiacliinatiis est Pliitarcli, r. ]3' Tuv
usv (f'Jüvuv (cf. Diod. XVIII, 61. ruv -y.ud' iaviov
Cfduvov aTieruiiparo ?fppos e. 7. invidiam reren») £v-
fitvij; i&iga-rrcti tw ra ygijuaTa fo; Aaijeip uji; oi-
dtv Öf6j.i(vvi. Diod. X\'III, (iO. -^güiTOv iitv dido-
(.levujv aiTip cujv neviay.ooLujv zahuvTOJv /.ara ra;
TUJV ßaaikeajv f.jriaiokug £/\; dvdt.iiipiv yuA y.a^a-
axevijv, oiy. tcpijos A.);iptoSai- uij yug Tlgocrdäioi^ai
TijKiy.ai'Tijg öiogedt;, uj; av uijdi/iuci cicur oin-
doVTo; xi'jftiv lyeuoviai. Eadem ipro dp somiiio, <jii<>d
üiliiularent Eiiini'iu'.'<, iitriiisi|iie scriplori!^ i oiisimiüIu. PIu-
lafcli. r. 13- i.iijys ötKridcutKiviav. üiodor, c. (il.
T^4 y.ara xov ßaaiAtu öetaiöamoviac iviox' ot'oi;;.
De roiiventiliu.i a praefectis exprcitiis in tpiitoriu Alexan-
dri habitis et l'iularchini et Diodurui» loie aviidüivniv
utiintur.
Id si'(|uentibus quainqnani copiosior Diodon narratin
«st, ilt (|ni sinuiilan inpnmis studio, qiiae ad Eunienrni
pertiiierent , attulprit, uulla tarnen inter illnin ap Plutar-
iliiini ili.M ri'paiilia p«t , immn ex eodem utriimqnp fönte
liansisse , in siii;;nli9 qtiilinsdani quae rnnsensio est ifprnm
dpi'Iarat. (Jon purtinpnt fiail lOiiuta isla, quilins in lide
sibi i^lacedonps spria.ssp ilieitur Eiitiienes apnd Dtodor,
XIX, 1.'4. et Pliitareli. c. 1.3 extr. , et vprba apnd Diod.
I. 1. (<.vtt>Q dt (fugiiu) y.umCö^iiVüs et apud Plutanh.
c. 14- iv (fogciii) y.o/J/Cdinv(i;, tametsi a Diodoro (XIX,
Ü,"). 'Jli.) non solo lectirae adspectu Anti^onus, ut exer-
ritnni redureret, coinmotiis esse fertur. — Siinilitpr sibi
respondent liaec apud Diodorum XIX, 37. xfevjQijjv (sc.
Antijjonns) T}jv eavTov öi'va/Jtv doSeveoTtgav ovrrav
r»ys ruh' noXtiiauv , io-Ttti'öev d-ve^'l/OTioq avTuii
i:iii^tad(U xai yaTaOTgaTijyiJoui, et apud Nepotem
r. (). „Hibpina sumserant non a<l usuni belli sed ad ipso-
rnni luxniiain longeqiie inter se disipsserant. Um Aii-
ti^onus quum louiperisset , iiitplligerptque se parpin non
esse paratis adrprsariis, statuit aliquiil sibi cnnsilii novi
esse eapiendnm." Aere<lit quod Diodorus inox refprt An-
tijionuin , iter suum ingrpssum, \taguoy.£l'daaadai dt](
i]f(lgujv anL'un oiTta, Nppos ,,cibaria corta iliprum de-
ren)." ^eqnp disrrppare ridentur auctores in eu , quod
Dindorus (XIX, 34 extr.) intervallum, qnn Anti^oni et
Eunipnis inter se castra distabant, e stationibus (avuituoti)
compntavit, ^ppns e ilipruni itineribus, sire qnod cx-
treuios rx Eumenis militibus millo stailiis inter se sejuncti
a Plutart'lu) c. 15. fernntur, a üiodoru XIX, 37. sex
diernm itinerp, site quod PIntarrhus c. 15. promitlentem
Eumencm facit, intOTijoeiv TW)' Tioktfjivjv XU xaX'Ji,
UJOTB xuioiv ioxifjuv r,jLii:gai; <; Trguadoy.ioviui Tia-
gaytvioi)at-) Diodoms XIX, 38- «ontra : tigijy.svai yug
jgonuv öl' o/' 7ioi){a£t xuv 'Avxiyavov vaxegov i]ui-
gcii xgiaiv i] rexTcigai 7iaguy£vio3ui, Nppos c. H.
,,ut nun minus totidpui (i. e. qninqne) diernm spatiu re-
tardarptnr." Eadem vero quae apud Nepntem ieguntur
p. 9. ,,i|:ne8 faciant quam maximos, atque hos secunda
vi>;ilia minuant, tertia pprexi>;ua reildant, eailem apud
Diodor. XIX., 38. Etiani Plutarclins: ixi}ni 7ii>gu
TiüAht: /.aUtv iv diaoTr,ftaaiv ujoTieg ui anjcTont-
dci'ovn;. Iternni vero runeurdant Dindorus XIX, 3N.
et PIntarrhus de caussa , quae Anti{,'onuni ut in < iimnin-
diorem liam regreilerptur impnlerit, de oratione, qua
pomppllaverint velerani i\larpilonps .Anti°oiii niilitps (^trti
xuv; :i(i.xigu;, uj y.a/.al yc(fa.Kai efr. Diod. XIX, 4|.
Plutarrli. c. 16.)) denique <le aetate pornni pt peritia mi-
litari et de pugna inter ntrumque exercituni cominissa.
Diodor. XIX, 4-'. 43. Plutauh. p. Ui.
Supers^dit Diodoms nrationibus ac sententiis releren-
dis, ([iiibns JustiiiHs, N'epos ac Plntarrlnis extremaui Eu-
menis vitam pxornaiprnnt. Conceniunt autem intpr se
x^epns et Plutarchus, qni quae tradiderunt non absiuiile
tpri est, pariter atque reliqua ad Hiprnnynii auctnritatem
rpvoranda esse. Cf. Plutarch. p. 18. oixuj; uj; i/.J-
(fc'.vxa ij uj; kiuvxu- Kep. c. 11. «ut arerrimnui Ipo-
nem aut ferocissimum elephautum'' ; mox inter Euuienem
et Onoinarchiiui qui sernio liabitus esse dirilnr; deniqup
punsilium de Eumene habitum Xep. IV. Plutarch. 1>.
Nunnisi de ip.sa mnrte Eumenis aliqua est inter Nep. ] .'.
et Plutarch. I'l. iliscrepantia. De stiprenio pontra honoro,
ab .4ntij;uno Enmeoi liabito, «onspirani Dindnr. XIX, ■14-
Plutarch. 19. et N^p. 13-
3Gy
?7()
In iis , (jiiac .1(1 iiinrtdii ii«(]iic Eiimcnl« j;csta sunt,
iiarraiiilis si fiileiii Dliulnriik iidli^sIriiiiiM FIiiTonMiii si'-
<ut(ia ••üt , in «•«•(ctIs (niuijiio riili'iii so aiUtriiixiitse vi-
(Icliir. Aiilijfuiiiiiii i'iiiiii i't Di-niplriiim safis laiiilaiit, ile
Naiiatacis .iiileiii (üiodiir. XIX, '14.) et de laiii As|iImI-
Iitf (c. 'Jrt. '.)'.) uiiae tradiilil, diibltari [lolcs», iiiiin ita
iDjiidSc pxposuissct , iiisi iilierriinaiii canim rcrmii ilescri-
|ilii)iieiii a|iiiil liieruiiviniini iiivciilssi't , iit (jiii t'Xppditioiii-
l.us a Dl- frlo in fa loia si!S(f|>tis i|ise iiilorfiiissp ti-
ili'atiir. PliitarcliU!< in vita Dt'nii'trii aliis (jiiii(|iii- i|iiani
■J)iiid<>r{is foiitibiis usus est, iiiin recrilrns ille ijnidcMi a
sulito niore sno, <|U0 deci>r|)prp iiscjiK'ijiiaqne cniisuci it,
qnar ad pxnrnandaK , ([iias PxliiKitiiriis etat, hiiiiiiiinin
suui Ulli iina;^iiiP8 farproiit , noii ilpsiiiit fampii , in (juibiiü
ita ciiiispirpt ciiin Diodtiro, iit liic px <|iio fonti" fliixissp
vidi-atiir, PX ciiik'in illo (jumjap ri>iil(>s suos dodiixisso
i'Piispiidii.<i sit, Sil- (In piij^na ad (laxain siinilta piano
sunt, (jnap apml iitruiiujiip narraiitiir. I'lnlarclius pniin
i|Uod <|iiiii(|iie millia dp ÜpiiiPirii Pxeicilii n-oidissp ppr-
liilipt, Uiiidurus plus i{uin;;piitos , nihil ar^iiit, iiisi aut
iMPuioria lapsum pssc Plutarcliuin aut TtFVTCV/.ooiujv apuil
puin pro Tlivxo.v.lo/^ÜJiov lpt;pndiiiii esse. Si <]uis eiiiin
i|ui sunt apiid Diodoriim iiiiiiipri arrurate perppnderit,
lipri lix potuisse iiireiiipt, ut iiisi quis cupiarnni Dpinptrii
luiuierum ultra onineut nioiluui aiixisset , tot millia huini-
iiuiii intprferta esse traderet. Neque aliena videntar a
Cardiani ratione, ijiiae pust pugnam Pliitarrhus c. 5 De-
iiiptrium tp| dixisse rel fcciisc dicit, üiodurus aute:n
mlpiitio transniisit. Accpilit liis loris Dioilor. XIX, 9J.
et Plutarrli ÜPinetr. r. (i. Utii qnae legiinfur de Cille
a DpniPlrio capto, duliitari vix potest, quin ex eodein
füllte inanavei'iiit. In pxppilitioiiibus aiitPin, qiias in Na-
liatapos ac Spleuciiin ücinetrins suscpperit , ri-fprpiiilis
idpni cprte ajiuij iitruniqiip siripdirpin rpruin oido sprva-
»nr '^J. Ciintra dp llalirariiasso iippiijnata a Ptolpinapo
et liliprata aii Aiitii^oiio (Plut. Dpui. o. 7. pxtr.) nihil
apud üiiiduruui n-ppritur, qui vpI XX, 20. vel XX, 37-
uipiitioiipm ejus rpi fapere piitorat.
B diiprsis Pliitarrhuin passiin foiifiliiis hausisi^p , nus-
quani fnrtassc verisiinilius est quam in iis, quap cum
AtliPiiiensibus Upinetriu« e;;issp dipifur. Dubiiim pnim
nun est, quin vpl pluriini <le his rebus cxpusupiint. [iiidp
etiamsi jjravior iiiter utrumqne auptorpiii disseiisio non
est, iniilfa tauieii sunt apud Pliitarclium (o. 8 — 14-), qiiae
apud Diiiduniiii (XX, 4.j. 46.) dpsideraiitur, et ad aliam
quam Hipronyiiii Cardiani auctoritatpin remcanda fuerint
1'. c. quae dp Stilpoiip refpruntiir philosiiplio Megarensi
c. 9. et dp sordidis a lulaturibus Uenietrii, ab ipsis Atlie-
iiipnsilins derisis.
Dp bello etiaiii Cyprio (Pliitanli. Dpm. lö. tö. Dio-
dor. XX, 47 — ■)-'.), ^ts\ gravis inprimis Ijipronvini an-
rtoritas fuisse liilptiir, dubiuin est, num taiituiiijpm utri-
que srriptori valuerit. Diodori eniin quainquam uberior
narratio Pst , non attigit tarnen nisi quae ad rem fatprent,
omisit qnaerunque tantum ad ornatum pertinerent. De-
9unt igitur v.'ZiUiKai xun:iujdei(; 'nux dldkO'^ot quae sunt
13) Alio auctoic usus esse videlur Pausanias I, 6, 6. narrans
de proelio a Denietrio cum Cille coniniisso, xuC itvuc luiv
apud Plutarrli, Dpiii. c. |.'). Apud Dioiluruin naiibus
Ptulriiiaeus coiilligit qiiadragiiita pt ceiitiim , Dpiiietrius
apud Plutarcliuin iiavibiis cpmIiiiii ortogiiita, apud Diodo-
riim cpiitiim diiodpvigiiiti ' '). Diodoro pariter ai Plii-
lircho tpstp Alpiiplaus ciiiii spxaginta navilms Saiaiiiiiip
iiu'lusus, a Ptiili-tiiapo accitiir, apuil Dioiloriim aiitem
(XX, 49.) non eo coiisiliii, ut uia.v Uulinra aüocdott
ö dyiDV i'/^Tj iinpetuni in fprga lioslinm facerpf (Plutarch.
Dem. c. Kl). El Diddoriis taiiien et Plutari lius derem
naiibus prndnnt Demotrii .^Ipiiplaum, quoininiis iipem ferret
Ptolemapo, prappedituin esse. De classe aiili-m Apgvp-
tiaia a Diodoro XX, .'iVf. quadraginta iiaips {nur iia-
y.ufdii avvcifiooi) captae essp feruiitiir , a Pliitarcho
(Dpiiiptr. c. Mi.) spptua;;inta. Sed Plutarcliiis ut alii»
ptiam auctoribiis quam üiodorus usus esse statnaliir , ad
eiiiidein tarnen liaec fpre iios foiitpm rpjiciuiit. Dp Ptolp-
inapo, qui regiiim post proplium istiid Cvpriiim nninpii
acripere non «liibitaverit , Diodorus XX, b'.i- u de Utu-
Af((«/fJs oidi^i TT/ >l'i<j(7j Ta:iliv(ü&iis öle. t/,j; ijiTai-
etc., Plutarchus Dem. c. IS. r/j; fitj do'/.ih' TUt> (foo-
vijuatoi i'cfifoßai diu ti;v r;TTav '*). De expeilitinne
ab Antigon» in Aegyptiiui facta Plutarchus c. IM. aVTUC
uii' aywv Ttf^fj Ttjv övva^nv, /dmiyroup dt fi£yd}.(i)
Orüt.a) naoaTiKtovcoc. , Diodoru« XX, 73: aiTog uei>
ovv Tuv 7tf;^ov OToaTei'iiaTog dcpij'/oi'i^uvog nooijye
öid vtji y.oikij~ .Si'pmc, exojv jie^oiig f^uv Ttktiovi
Tujv (jy.rcr/.ioiH'oivjv , i-Tre/g dt tieqi öy.zay.taxikiuvi,
i:kl(favT('-i dh Tijial rcKtiovQ tujv oydor.y.uvza. rw
dt Jrui]Toii;) iTa(jadoL.; tuv OTokov aiipeia^t avfx-
TiaijaiiKtiv dua nooevouSvrj rfj dvvautt, Ttuoeay.iv-
uaiiifuju TUJV ürraatov vtviv /^lay.Qojv fitv hy.aibv
mvTry.ovTä etc. Cf. etiain /ti^uijT(JiOV x^iuuivi y.ai
yj.vduivi inydj.oj y.ivdvicoauvTu; ii'i Tii^uii üfjut-
I ocs zc£i yoXsTrot'^ cy.oiffr;v((t apud Plutarclinm cum
Diodor. XX, 74. 70.
Dp obsidioiip civitatis Elliodiuruiii a ÜeuiPtno snscppta
«oiispiitirp vidpiitur Diodorus ac Plutardiiis corte in eo,
qiiod singula ille hpippolis istiiis lalera m\y^!:V)i oytdor
:iiv c^^/.inic'- , hie, auctoris siii vprba fortasse roligiosiu»
socutuü, u/.Ti'} y.cu itizaoa/.ovza. 'l}jxi:f>v fuisse tra-
iliilit, de tabiilatis autcm machinae ejus, quorum in al-
titiiiliiiem circuitus contractiur usqae fuisse dicitur , voce
uterque oivvtvtlv usus est.
In rcliqiia Demetrii vita, qualem apud Plutarchuai
descriptani liabemus, quis usus fiierit Hieronymi Cardiani,
io meilio rpliiiquenduiii pssp videtur. De vita autein Pyrrhi
iion Plutarchus tantum eum laudarit sed etiam Pausanias.
Null sunt tarnen nisi vel Italicae Pyrrhi expeditiones. vel
extrenia vitae ejus tempora , in quibus Ilieronymi quae-
dam vestigia deprehenduiitur. Neque uiius jii illis Hie-
ronymus Plutarrhi auctnr fiiit, qui passini etiam romuie-
nioret Dionvsinm Ilalicariiasspiiin et cum reliquiis ejus,
quae serrata« sunt , plerumque cunspiret. Cf. Plutarch.
|4; Alio etiam fönte quam Diodorus utitur Polyacn^l^ IV, 7, 7.
Droyseu Histor. success. Alcxandri M. p. 454.
15) Kx eodem Hirronymo hausisse videtur Appianus Syr.
c. 54. *Avtl':it ti'i y.ul llToXffiuiov o oiy.iio<; tivjov oiQuiu^
^aoiXiUt w? "'i Ti iJ*« 'r^>' tiaouv fAiioViV.voCri i(tiv rli'*x»j-
XÜTWV.
18*
271 2"2
Pvrrh. c. 13. ri Dioiivs. X.VII, f'l. 14. IMiitarrh. c. Ifi. |iliiir eailfin fmiliiliMo IliiTniiymiiiii , (jHac Pliitarrhu»
rt Dioin». X^'II, l.> II»- l*liit.ir( li. r. Ki. 1 ; . <■( Dmiivs. trailiilit. Al> lii.s aiilpin vix (lissRiisissp viilrtiir, iiisi (jiii
X^^ljl 'j 4. i'liitiircli. c. 'JO. i-t üii>ii\s. .\*'J1I, S— .'(i. ArKivDnim «li- ii« fulKilaiti, ijiia ij).«! tVres Pvrrlmiii oc-
Plutairh. r. l.}. <•' üiimvs. XI\, (i. S. AI rt i|)se for- ciilissn fcreliatiir , sc(jiiprc(iir (Painaii. 1, 13, /.).
taste Dioujsius Hioroiivm» usus es«. Iliijiis (anirii ijuaui- ^_ ^ p Hlückner.
quaui niiiiinio igixirabat liislorias, iu rrbus <auii-n Pyrrlii
trailciiili.« vix in usiini rocasse viilotur. XIX, 11. all
romiiu-iitarioruni ipsius rrgis adjiie Proxeiii "') auilorita-
Irin proior.il. (Inilius tanii-ii nuMi solis usus fnrrit ion- 24. Beiträge 7,W lätciflisclicn Elymologic
tibu» , jurp ilnliiJaiiTis. Iniiii», iiisi niiraui jjlaiie istius
Pr.ixciii fuisso au.toritatem »<atuas , Hoiiiauos üi..ii\siu« J essuiH dare.
aurtorrs i-o crrtiu« eai socutuin esse, quo ulierius ab iis nie Ansicht einifier Grammatiker, ilass ila» Wort
Ar hin rebus tr.iilituui esse liiletur. Arcnlit, quoil cüin- pessum ein isolirtcr Arcu.safiv , um! »oiiiit al» uiouoptofnn
meutarioruiii re^ionini <i-slininniuui in liis ipsis iirt,'lexit, uiitiT den Siibstautiien aufzufüliren sei, ist »iihl mit
in quibu« grave illiitl iiijiriuiis et liirulrnluni habenilum Recht i(iu Düilerlein Sjiion. I. S. (57 (i^. vernorfen Hor-
erat. Kornin enim, qiii in proeliis a P>rrlio ruiii Ku- ileii. Allein auch na.« Uöilerleiii über ilie Kiilstehuiif;
itiani« roininissis reiiileriiit , niiinenim Plularrhiis ita in- iles Wortes ilagegen aufstellt, ist nicht so gejjeu Zweifel
ilicarit, nt Diuiiysii teslimoiiiiim testimoiiio Ilicronymi, nt gesihiil/.t, al« ilerselbe /u ^flauben scheint, l'essuni soll
qni rommenlariis istis usus fiiisset, opjioiieret. Hos anleiii nämlich aus periersum, pertesuni, persum entstanilen sein
si qui^ pro jejuna qiiailani 8in;;ulorum factnruin enume- uiiil zwar nach iler Ana!i><;io von prusa aus pruvursa.
ralioiie babueril, ab ipso tortasse üioii^sio XIX, 11. er- Doch iliesc Analogie eben sichert ueni);; ilenii ivenn auf
rori» cuiivincaliir. proiorsa auch prosa entstanden ist, so miisste ilas ge-
l)e rebus a Pyrrho in Siciiia ;;estis , ile quibus Ilie- schehen, iiiilem sich ilas ;; so er» eichte, ilass es kaum
ronvmiini non minus creilibile est egisse quam Je Italicis, hiirbar war (»ie aus amaveriint, auiaernnt, amaruiit »iirilej ;
obseriatii certe iioii iiiiligiium est, PIntai clium c. 22 — 24 also aus proiorsa trurile proorsa, prörsa , onil nun fiel
non ilisscMitire a Dioiloro , quem }lieron\muni polis-tiinum nach ilem geitehnten o ilas r aus. Analog musste au*
in aliis locis sibi ilucem snmsissc cngiiorimUH (Exe. XXII, perversus mit Syncope lies ersten e entstehen prersui,
11. 14.). fontra alios.luslinuin ancture« seclari (XXIII, 3.), nnil dann entweder mit Assimilation des r in s pressus,
nisi iiegligciitiae ejus tnbueiida sunt, in quibus alia quam oder mit Syncope und vocalischer Ersetzung desselben
illi proiliiiit. Cf. üioilor. p. 10, 18. Vol. IV". ed. Ddf. presns. So denkt sich Düilcrieiii I. S. 91 auch palari
et Justin. XXIII, 3. aus pabulari entstanden, wobei Erweidiiing des 6 und
In expeditiiiiie Pvrrhi in Peloponnesiim et mnrte ejus Cnntractiiin der Vocale staitfinilel. ^'gl. S. 97 und 99.
describemta nuin Hieronjmi potissiinum Plutarchus vesli- An eine Entstehung ton pesus kann natürlich nicht ge-
gia presserit , est fortasse, cur dubitemus. Praeter Hie- dacht «erden: aber auch nicht an pessus. Wenn nun
ronyinum enim lauilavit Phylarchum, quem in Ägide et diese Ansicht über die Etvmoliigie des Wortes einer hiii-
Cloon:ciie seciitiim enm inprimis esse constat. Cujus ra- laiij^liihen Begründniig zu entbehren scheint, so bietet
tioni rerte lauiles consentaneae snnl , quibus apud Pili- sich dagegen leicht eine, wie es scheint , weit eiiifadiere
larchum mulirniin .Spartanaruni fortitiido extollitur, ad- und » ahrscheinlichere dar. AVariim leitete nicht Düder-
juiicto simul Acrotati et Cheloiiiilis amiire , quaeque non lein pessu7n ann per niiil der die Richtung wohin bezeich-
minii» apud Jiistiiium '") (XXII, 4.) legiiutiir, qiii Phv- nenilen Endung su»i, w ie sie sich findet in siirsum, deorsnm,
lari linni prae ceteris auctorilus expressisse «idetiir ""). nirsinin, prorsiis? Hiernach ist pe»sum rr persum; also
.^credit, quoil (Pliitarch. c. 27.) HieroiiTiiins ita lauilalur, reines Ailcerb. Per hat dann die Bedeutung, die ihm
af Phylarchiim tarnen Plutarchus magis seclalus e.^ise ri- Dü'lerlein (s. I. S. ij'J) leiht in perperam, prarus , pes-
dcatur "). De inortc Pvrrhi e Pausania I, 14. apparet simus; nnd pessum heisst: „in das Verderieti hinein'''' :
. — pessum dare ist in das Verderben hinein geben, dem
10) Piuxeniis alioquin commcm<iralur ab Atlion. VI, p. 267 D. Verderben überliefern, in per. Meiern dare. üass der Ans-
h Sfvifnu ^lu/mt/r,:; noiitj!'«; et Scliol. .^|,ollou. J, 97. druck pessum ilari lorzngsweise nun A'ersiiikcn der Schiffe
17) ,,Primuui illi belluiii adversas Spart.inos fuit, ubi iiiaiorc gelir.iiicht wird, erklärt sich hinlänglich aus der nirge-
mulieriini quam viruruui viiiute exceplus, Ptultiuaeuin schlageiien Ableitung. Eine andere, welche Reisig in
filium et cxcicitus robuslissijnam paiteui amisit: quippc seinen Vorlesungen gab nach Kritz zu Sali. Jilg. I, 4.
oppu.nun.i nrbem ad tutelam patnae (anta mnlli.u.lo , ,„„ ////y^O HE^Ü, ntotif, mochte schwierig
leminaiui'.i concurrit , ut non tottius victiis <iuam vcic- ' , , ., ■ r ■ •, i- ■. • . .
cundius rocederet" "" begründen sein. Lebrigeiis inlilte Ivrilz richtig lon
lö) Pausani,,s I, i;i. 5. 6.. quem in aliis cde loci, Itiero- ''" Erklärung ron Diiderlein, neque looabuli forma nrque
nymo nsum esse consl.it, non inulierum Sparl.inarniii islam .significatione rommendan. \\e\ treffender leitet Letzte-
lorlitii luuin sed AnliLoiii advcntum fccisse dioil , ut de rer Svii. II. .S. (iO das Snbstaiitir pestis von derselben
Spn.M Pyiiliiis dccc.lcrci. PrSposition per ab.
19) Vi.. ,)^ lö /,Jv :,;.<;. o? «,',i^; ^r^,u„_?J, TÖ {li pi»o; ,„- j,, Bezug auf die oben gebrauchten Wörter sursum,
tuOMV , TO Ot UKXn^ or.litnh:%mv , wc iaiooll 'I'vinnyni, (v; t - ■ .i i l i
,>'•!• . .1 „ i,|.,.' in 1 ..-".■ ileorsum , rursnni etc. ist zu bemerken, i a«s man sie
0 JiQiuru/.io<;, i/Mtini: rlul.iicii. i'jrrli c. Jj. ross.ic '
igitnr illins, qua Spait.in.ie inidiLTes urbc.ii iminie.aiit , ffilifh aus reversus, supervorsus eic. erkl.lrt, allein im-
noi.nisi e l'liyliiclio acciujlius .ncnsiiram (nodilit Dier bleibt zu bedenken, »fie die Unveründerle .Ailjectiv-
273
574
form 'lUg so oline Weitcro« in ein Adverb übergehen
konnte; wie denn auch Hand Tnrsell. I. p. 179 in der
£udung -»US, - suni «ine Adverbialenilung erkennt. Viel-
leicht ist diese Kminng der Form snnuhl als drr Bedeu-
tnng nach xa vergleichen mit der ;;rierlnsrlien cr£ in
Öiiöoe , dfj^ooe ». a. , »n "ie die Endung -tus oder itus
mit der t;riechi.si'hen - üev. ^'gl. VViillner liber die Ca-
sus p. 77, und Hand Tursell. II, p. 7Ö0 j der Wiillner
ganz hätte beistimmen sollen ; auch Doderl. V. S. 7.
Instructus und exslruclus.
Ovid. Met. ly , 762. convivia pulcro instrurta paratii
und Cic. Verr. Art. II. I. 4. c. 27- omnibus rebus in-
»triirlum et paratuni conririum zeigen, da^s die liestim-
munj; von Dödericin Svn. III. S. Ubi) , man gebraiirhe
instrnctus bei .Saclieii und Personen, die zum Handeln,
gleichviel ob oHVnsiv oder defensiv , exstrnrtus bei sol-
chen, dir zun<icbst nur zum Leiden bestimmt sind, nicht
prficis genuj; ist. Zuviirdi-rst ist zu bemerken, liass ex-
»truclus, so viel i< h sehe, nirg^ends von Personen ge-
braucht «ird, »as auch die ^alur Jes Wortes nicht zu-
lüsst; denn in exstrurre liej^t Aas AuJ'bauen in die Ilühe.
5». Klotz zu Cic. Tuscul. V, 21. p. 544. So ist auch
die Stelle bei Cic. I<'in. IV, 1. noii modo fundata, sed
etiam exstructa disciplina zu verstehen. Äicht so instru-
ctas, »reiches »on Personen und Sachen gebraucht wird.
Gehen wir zunfichst auf die Zeitwörter instruere unil ex-
»truere, woraus sich der BegrüF der Participien entwi-
ckeln muss, so ist exstruere insofern dem instruere ent-
gegengesetzt, als jenes heisst: Dinjje »o legen, ordnen,
dast die Uasis schmal und die Hohe vcrliAltnissmässi<;
bedeutend vi ird, aL^o die Uimensiou der Hohe vorherrscht,
ilieses umgcLrhrt eine breite Basis bezeichnet nur mit
solcher Hjihe , welche jedes Ding an und für sich hat,
also die IJiinensioii der Breite vorherrscht. Demnach
sind mumm exstruere und in. instruere , nur der .\ii-
• rhauung nach verschieden ; jenes bezieht sich auf die
Holle, dieses auf die Länge. Brenii zu Aep. Tliein. (j.
will, ilnss in dein .Satxe: posfqiiain aulem audieriiiit, iiitirus
instrui, le^atos Atlienas niiseruiit"' insfriii auf die Zei-
stürungen (»orin die eigentliche und ursprüngliche Be-
deutung des Wortes siccke) gehe und den Anfing des
Baues bezelthne. Uass die Athener aber schon «irklich
am Bauen «areii und nicht erst die Zuriistoiigen trafen,
geht aus dein vorliergeheiideii aedißcanteH prohibere co-
iiati sunt lieivor. Viel hr ist «ler Zweck des Schrift-
stellers, «ariiiii er dieses Wort gebrauchte, der, aiizii-
denteii, da-s man nicht an einer Stelle anfing zu bauen,
ioiidern den Bau in der ganzen Aiisdeliniing begann, «ess-
liall) auch oiniics, servi alque liberi an der Aibeit Theil
nahmen, Wir. ,,.-.alis alliliiilo muri exstructa videretur."
Man vj;!. mit die»er .Stelle Tacit. Ilisl. II , 2'. ngi;ereiii
instruere und Caes. b. g. II, 30. aggere exslrncto. iil.
b. c. II, 1. — Diid. sagt ferner: instrirctau naves , über
exstructae niensae. uiiil doih vi'r;;leiclie man Oiid. Biet.
XI, IIU. mensas exslrnctas d.ipibus initAlU, :■,',[. nien-
<as epulis instruere. Beide Ausdrucke bezeichnen t\nr,-
nclbe , geuahren aber eine verschiedene Antchanuiig ;
womit die Richtigkeit der Bemerkung von (jesner iui
thctaur. ,, mensas epiilis exutruire , rjuod plut est ([uam
inatruere ei ad abundautiam prrtinet" nicht gelaugnrl
ist. —
Für die Participien exstrnrtus und instrartus ergibt
sich nun , dass exstructus seinem Begrilfe nach den Ge-
brauch nur gestattet bei Dingen, die wirklich aufgehäuft
oder über einander gelegt werden, wie divifias exstruere
(cf. Horat. Od. II, 3, l!l.) und das oben citirte disciplina
exstructa, ein Ausdruck, der vom Bau ilrs Hauses auf
ein Svsteui , eine Discipliii übergetragen ist. Instruere
gewinnt den Begrilf des Ordnens von dem «les Sebetiein-
anderlegens , und iiistriictus ist eiu Particip , das seine
relative iNatur nicht verlflugiiet , selbst da, wo kein dit*
Relation bezeichnendes AVort hinzngesetzt ist. Die in-
striicta acies ist die acies, iit lieri solet, instriicta; ebenso
die instructae naves. AVenn Ovid sagt: mensas epulis in-
struere, so ist das s. v. a. epulas in mensis poliere (den
Tisch mit Speisen besetzen); ebenso naves instruere sc.
(jiiibus opus est s. r. a. omiiia, qnibus opus est, in naves
conferre. So gewinnt instructus, »o es ohne Bestimmung
steht, die Bedeutung, dass es die Person oder Sache be-
zeichnet, die zu ihrem Zwecke vtit dein Sülhigen (eine
andere Ergänzung der Bestimmung ist nicht möglich)
versehen , orduungsmassig ausgerüstet ist. Treliend sagt
daher Diiderl. später: instructus schildert die Ansnistung
als Vottilündigkeit , ornatus die Vollkoinuienheit.
Convicium.
Düderl. IV, S. '201 verwirft die gewülinliche Ablei-
tung diese» Wortes von coiivocare, weil vucarc nicht «v-
iionvm sei iiiit clamare. Allem die von ihm versuchte
Ableitung von conviiicere hat für mich nicht die ülier-
zeiigende Kraft, dass ich nicht versucht würde, auf «lern
früheren Wege zur richtigen Ableitung und zum rich-
tigen Begrilfe dieses Wortes zu gelangen. Denn auch
zugegeben, dass dasselbe nicht von vocare herzuleiten
sei, was hindert, eine Bildung vom Substantiv xix ge-
radezu darin zu erkennen? Dann ist convicium zunächst
da, wo A'iele ihre Stimme znsainineii erheben. .Als Ana-
logie bietet sich dar peregrinus; nicht lon pera-.'ere, son-
dern von ager. Vergl. Doderl. IV, S. .jill . Ebenso ist
siispiritus wohl nicht das Verbalsubstantiv von suspirare,
sondern eine Zusammensetzung von sub iiiiil spintus ; w ».
gegen suspiratio und auch siispiriuin vom /iisaiiimeii;;e-
setzten Zeitworte kommen. .Auch wird nicht, »le Dod.
sagt, mit convicium bisweilen ein Geschrei be/eichnet,
sondern häuiig ifenug; z. B. ausser den lou demselben
citirten .Stellen aus Phaedrus noch Cic. \'err. act. II.
üb. ö. c. 11. „Eraiit autem convivia iion iWu silenlio
sed cum maximo clumore et convicio.^'' Besninlers Cic.
.Arch. c. ö. ,,ubi et animiis ex hoc loreiisi strepilu nli-
cialur et itures cnnvicio defessne comjuiescanl.'' Acad.
IV, 40. ,,uigebor iam omniuin »estruni conticio", in Pison.
c. 2(j> ,,os tuiim ferreum senatus convicio verberari no-
luisti." Capitolin. in Vero c. ii. ,,Est nolissiniiim dictum
de niiinero convivaruni. .Septem ronvivium: iioiem c««-
viriiim.'''' Satt sjgt Forcell. richtig: et ((iiij probra et
coiilumeiiae clamore saepe et ronteiitione adhibiia Ingen
soleiit , huic fre(|Uentissiiiie cunViciam 'jro contumelia av-
cipilur, sive a pluribiis slve ab uiin liat. Cic. Alt. II, |s.
„coiisectari aliqiiem clainuiibus. cunviciis et siliilis." Her.
'75
?7(.
Saf. I, '', II. „Tiini piiori naiitis , piicri» romifia naii-
lai> in"fiere^^ ^ •>■> •'iix'in Kiii/cliirii Laiiii iiiiit u iiiiii gi>-
liraui'lu xiTiIcii, in sofern cim , oliiir niif <'iii /iisaiiiirKMi-
tiirkfii Min .Mdircreii liiii<ii»risi>n, in <li'r Ucdciitnnt; von
lalilr <li<- ItiMleiitiin»; <l<'s ^Vor(es zu verstrlrkcn Kclicint,
ilaiinri'li, <las.4 os dir triederliotle ifanilliint; <Ii-h einfachen
Zritixirts liezciclmet. >><i ist cuncliimo häufig, »iciler-
ImiII »«hri-icii ; s. llerznjT r.ii Caes. b. •;. I, 4/. Draki'nli.
7.11 Lii. 1^', 4, U; converdero uicilerhcilt silil3;,'cii ; con-
scindfre Cir. Kaiiiil. VII, 18- cpislfilani (uain (ouxidi
innorrntrin , d. h. ich haiie deinen Brief in mehrere
SCiicke zerrissen, satiic zusnmtiiengerissen in Verr. ac(.
II. I. III. c. 'J.i. ,, [iii^nis et caiciliiis aliqucni consciii-
dere." Cic. All. II, 19. ,,consciiidere .ili<|ncni sibilis."
I<^liensii auch liei cnnticinm; Cic. l'aui. \ll, L'.^. ,,iustis-
«iniuni honestissiiiiuiiKjue ronviciuni nipnni." Phn. epist.
^'I, 12. ,,r(i|;o, ut mihi üemper eadeni simpliritate, qiiiities
«•essare lidehor, comiciiini facias." i\Ian lergleiche, «as
Düderl. y, S. '2>>[i lilier riiniertcre sagt. — Wenn eine
Meiije /.nsainnien schreit t;e{;en einen Einzelnen, pflegt
ihr (jcsrlirei in einem einzelnen Worte zu bestehen;
ebenso knrx ist ein » iederholtes Schelten. Ks be'jrcift
sich als», »ie conviriiim vxn Schimpfwort bedeuten konnte;
z. B. »enn Cato ilea ;Murena einen saltalor nennt (Cic.
Mur. () , 11.) iiad Caiu!« bei den Soldaten Cali^nla heisst.
In Hinsicht der Bedeutung mochte also schiverlicli
Ktiias jjejjrMi diese Ableilunj; einzuM enden sein; nun fragt
>ich freilich, ob o in der Znsatiunensetznng in t i'iber-
iiehen kann lind uoher das t lani; ist. In lieziij; auf den
Lcberjjang des 0 in t bei der Zusamniensetziiiij; findet
sich eine |iassi'nde .Analogie in iiiquilmus. M^inlich 10-
cari' lerhftlt sich mit coniocarc zu coiiviciniii nie colere
mit ini'olere (iijcola) zu inqiiilinus. S. Ui'iderl. IV, S. <9U.
Audi lerfjl. man illico mit in loco. Uöilerl. ^' , .S. 16(1;
(ügnitiu zu cu;,'noscere, Düderl. V, S. 2öli. — ^Vas nun
die Quantität betriit't , so dürfte das lauge 1 für Düderl.
»enigstens keine Schwierigkeit sein, dem es ja nicht
alifl'allend ist, »enn sccus und secius verschiedene Quaii-
titrit haben , oligleich beide von gleichem Stamme sind.
|{. IV, S 'J14. Auch schiiankt das i in Ableitungen
auch sonst, z. 13. aiiib ilus als Substantiv und aiiib itus als
Partici|i. s. /uni|>t (iruinui. ^. 215- uu<l 2t i fidus und
i ides : V idco und v iili.
Amoenus , umicuki.
M'eber Uebungssch. S. Uli (2. Autl.) hat allerilings
Hecht, wenn er der 1011 Düderl. III, S. .'{11 versiicliten
.Ableitung des Wortes amoenus aus aninioenus nicht bei-
pllichtrt und mit ScIiHcnck lieber auf einen Stamm itm
zurückgeht, worauf schon die Worte des Vario bei Isi-
dnr. Or. XM': amoena loca und quod ^oluui auiorem
praestent, ad se iimandu alliciant fuhren. Drum darfte
Kril?. ail Sali. Cal. XI, ,">. ji. .j'l diese Meinung di'r Allen
nicht geradezu fiir nullius iiretii erklären und dagegen
neiiie Erklärung; .Amoeiuiiii jiotius est, i|Uod a mnenibus
recedit, et in ((iiod prospeclus, isque laetiis , ut solet, a
inoenibus datur aufstellen. Dieser Versuch ist nicht bes-
ser als »enn man auiarus von a und mare deduriren
Miilltr. Denn abgesehen davon, dass dag isijue laefus
sich ivoli! nicht immer bestätigt und damit der Hegrill
Sil zii-n.lirh aufgehoben u ird, ist a in amoeniK kurz, da-
gegen die gleichlautende i'r,'i|iositioii in Zusauimensetzun-
gen lang. Ainoeiiiis hängt »irkliih mit aniare zusammen,
über dessen tfilaiiim sich jetzt Scluvenck im Rhein. IVIus.
liS{7. 3. Hft. S. (92 fg. ausgesprochen hat; ebenso gut
nie amirns, dessen langes t ich .tis aus 01 entstanden
denke. Amoecus und amoenus wären dann in der Art
Kebenfiiriiien, dass amoenus etwa aus amoecniis entstan-
den ist durch Ausfall <les c vor n, ivie das in vielen an-
deren Wörtern der l"'all ist; z. B. Iiiiiien ans Im uien
(s. I)üd. II, S. (iS). Wenn nun Doderlein meint, e«
lasse sich aus dieser firundbed- iitiing der (irliraiich von
amiienus in Steüin, wo es einen Tadel entliält, nicht
ableiten, so scheint das freilich richtig: denn amoenuin
ist Alles, >ias man gern hat, was einem lieb ist, wobei
man gern verneilt; und gilt zunächst, und bei Cicero
nur filr schiiiie, anmniliige Gegenden (s. Schnialfeld S\noii.
S. 229)- Allein die Stelle des Liviiis IV, 44. verlangt
den tadelmlen Begriff nicht. Die Worte sind : ^'estalis
<le incestu caussam dixit, criiiiine iiinoxia; ob suspirioneni
iiropter cnitiini aiiineniorem ingeniiiniqiie liberius, (juam
»irgiiiem ilecet, paruui abhorreiis famam. So stehen sie
bei Drakenborch. Der Tadel liegt nicht im Worte amoe-
nus, sondern im Coniparativ cultus amueiiior und ingenium
Jiberius, quam virginem decet. Denn Postiiinia kleidete
sich eleganter und war in solcher Beziehung freisinniger,
.nls es für eine Jungfrau sich geziemt. Das gab Veran-
lassung zum Verdachte; die suspirio entstand propter
cultiim etr. , und aus diesem \ erdachte entsprang ihre
Anklage: ob suspicionem propter ruitum etc. üeber die
Verlilndung der beiden Substantive vermittelst einer Prä-
position vergl, Dietrich in dieser Zeitschrift 1837. 4. Hft.
S. ,'S(i4. So verstanden scheinen mir diese AVorte keine
Schwierigkeit mehr zu halten, obgleich Gruter, sowie
Drakenborch sich daran stiesseii, jener sogar die Worte
üb suspicionem für verdächtig hielt. Dagegen inüchte
ich parum abhorrens famam für unächt halten. Ei scheint
mir das ein Glossem zu liberius zu sein; denn liberius
ist hier gerade parum abhorrens famam, sie machte sich
wenig daraus, was die Leute dazu sagten. Auch hat ja
der cod. Florent. in diesen Worten gerade eine Variante.
Fallen sie fort, so ist, meine ich, jede Schwierigkeit
gehoben. — Jener amoenior cultus des Livius ist also
derselbe, den später Gellius XI, 2. nimis lectus auioe-
nusqiie cultus nennt, wo ebenfalls fler Tadel bloss in
nimis liegt. L'nd wenn sonst in den Stellen, die Düd.
I. I. S. 37 citirt, der Xebenbegriff der Missbilliguug liegt,
so ist das Wort amoenus oder amoenitas nicht Schuld
daran, sondern der Gegensatz; wie denn natürlich der
Mensch einen Vorwurf verdient, welcher mit Hintan-
setzung des Nutzens dem Angenehmen zu viel nachgeht.
Kühner scheint die Meinung, dass in amoenus die
positive Form des griecliischen dfieivojv aufbewahrt sei ,
wie er sie in seiner ausführlichen Grammatik Band I.
§. ,325- 2. ausgesprochen hat , aulgegebeu zu haben.
Daranf hihrt wenigstens der (Jmstand, dass er bei der
wörtlichen Uebertragung dieses Artikels in seine Schul-
grammatik §. 290. gerade die betretrenden Worte hat
ausfallen lassen.
277
278
Vercnntari. Cuuctari. Conari.
Warum DödprI. iii' ilor Aliloiiiiii;; von pprroiituri nicht
mit Krilz a<l -Sali. Catil. c. 40, -'. p. 1«? unil Herzog
zu Cacs. B. <■. y , \\. auf <lif Aiisiiht «los Verrius Lei
Festus s. f. und ilo5 Donafns ail Tcrrnt. Hecjr. I, 'i, 2,
nach »eichen iler Stamm <lrs Wortes in rontiis liegt, zu-
ri'ickkomnit , ja diesellie nicht einmal erti.'lhnt, ist nicht
gut al>/uselien. Sicherlich hat dieselbe mehr Wahrschein-
lichkeit, als die neue von Oöderl. Ud. V, S. iH, aufgo-
stellle fVJeiiiung, es sei percontari eine Metatliesis lon
pergnolari und ein Der ratum foui Stamme des inchoa-
tiren ^nn>ri>. Und itenn nun percontari ursprünglich eio
Ausilrnck der Schifl'iT ist, die sich lies coiitus (zol/ro^»
/.oinont) zur ['iitersiichiing der Tiefe des Wassers lie-
«lieiieii, so möchte ich selbst cuncliiri, ziigerri , lielior
anf denselben Stamm ziiri'ickfiihren , als mit Diiderlein
Bd. III. S. 'J(I4 auf conari. Denn conari bezeichnet ja
liesdiidirs die zu riiieiii lliiternehmen iWilhige Energie des
Enlschlusses und IVillenis, eine Eigenschaft, »eiche deoi
ciniclans, der „über dem H ollen das Vollbringen und
seibat das Beginnen versäumt^'', g,'inzlich fehlt. Ohne
Z»'aiig ld«st sich von conari auf cuuctari gar nicht kom-
men, »eil ilie BegriÜ'e ilein Sprachgebrauche gemäss, wo
nicht Dferadezu entgegen gesetzt, doch ganz verschieden
sind. Hängt aber cunctari auch mit jenem contus zusam-
men , so ist der ciinclans der, welcher, ehe er handelt,
erst ilen Grund und Boden untersucht; unil gerade diese
Viirsichtigkeit ist, «le es sdieint . der eigentliche Begriff
des Wortes. Dass das Betragen des cunrtalor fehlerhaft
»erden kann, begreift sich, »enii man bedenkt, dass in
Fällen, »o nur ra« lie EiitschlossiMiheit zum Ziele fuhren
kann , uiizeitige Vorsichtigkeit tadeliiswerth ist. So Cic.
.■%tt. X, *, 5. ,,Asse(ju<>r omni», si propero; si cunctor,
amitto.^' Was endlich conari selbst betrifft, so ist aller-
dings Döileileiii's Annahme, conari sei r= coinari zi: cuncto
aiiimo facere , sehr ki'ihii; so das» ich versucht bin, die
Frage aufzustellen , ob nicht conari mit unserem kühn
nach .Scli«eiick Wiirterbinh deutsch. Spr. S. .'ilil angels.
coli, cooii. coiie, scinveil. koii , kviie, althd. cliuoni ver-
»aiidt sei.
.lemutor , imilor.
l'in »eiiuiian als Deminutiv- und iiiiitari als Frei|iien-
tativlorm eine« geiiieiiiiichurtlicheii Stammes nach» eisen
7.11 koiiiieii , iler sich in imairo , similis, sowie in nach-
alimen eihalteii habe, verweist Uiiderlem B. III. .S. (ij.
(cf. B. V. S .'4n) auf B. I. S. l;SJ fg., »o caeteri, aller
und iternni zusaiiiineu auf ir;«0? geführt werden. Wenn
nun auch ilie Ver»aiidtscliaft lon iterum und £ce()().^ eiii-
leiiclitend i>t , so ist doch diu dortige Dediiction von alter
und caeteri zu problematisch, als dass es erlaubt sein
könnte , auf dieselbe sich zu stützen , um bei gleii hem
Stamme das kurze i in imitari neben aeniuUi i zu erklä-
ren. Denn überall, in iinago , siiuitis, iiuago , siiniilta-<,
ist I kur;^. riieichiiohl hat Döilurlein die liedeutung
richtig angegeben, dass die aeinulatio es eiiiein Andern
gleich oder /mcir zu thuii strebe und da.ss erst ilie Ab-
«icht ilie!.is .Micbins «lie tjui-lii' , uoraus e> eiitspriiii;;en,
und die angeManilleii Mittel <lei> Begrill des Lobes oder
des Tadels liiiizufünen. So lelirl uns der Sprachgebrauch,
und liaruiii iiWicIite ich aemulari von imitari trennen. Ae-
mulari scheint mir von aeijuus abgeleitet; aemiilns ist =r
aecmulus , wie Stimulus = stiginiilus. Vgl, ÜOderl. III.
S. 150 und Schwenck Wörterb. der deutsch. Spr. s. v.
Flaum (pliima = phicma). Die aemulatio sucht aeijua,
die imitatio nur similia zu schallen. [leber aeijiius unil
aeijue sagt Hand Tnrsell. f. p. IS : „In ite(fue intelligi-
tur universit, quae endein duabus rebus cuinmunis e»t,
conditio''^, wodurch der unterschied zwischen aemulari
und imitari sich deutlich herausstellt. Und dann ist auch
nicht mehr zu verwundern, »eiiii aemulari und simulnre
so selir »eit verschieden sind, dass sie gar nicht als
.Synonyma zu betrachten sind , dagegen simiilare mit imi-
tari auch synonymisch veryvandt ist. S. ausser den bei
Döderl. III. S. 71 angefi'ihrten Stellen noch Virgil. Aen.
VI, .jOn.
I>eiiit>ns, qiii iiimbos et nun imilabile fuliiien
Acre et ciirnipeduiii piilsii siviulitrel e(|Uoriim.
Ob nun endlich aeijiiiis selbst von ir/.ii>. il/.ui (». Hand.
I. c.) oder von acere , aicere , zusammenfügen, verbinde»
(s. Schivenck zweiter Beitrag zur Wortforschung der latJ
Spr. S. ti), herkoinnit, diese Frage hat für aemulari
keine Bedeutung, da aequus durch den (iebraiirli hin-
länglich festgestellt ist. Dillenburgtr.
25. Die .iristotelischi^ Poclik und ihr Verhaitniss y.ii
ilen Biicliern .7£pl ti oiiiziy. i;.;.
Nicht ohne Freude habe ich bemerkt, dass Hr. Prof.
Spengel , dessen Kenntniss der Aristotelischen Schriften
ich selir hoch schätze , mein« neuerdings über die rätli-
selhaite Aristotelische Poetik ausgesprochene Ansicht ei-
ner näheren Prüfung Unterivorfen hat; die .Sache ist voiv
der grössten und iveitreichendsteii Wichtigkeit, als das»
nicht jede besonnene Besprechung derselben sehr er» üiischt
»ein müsste. Indessen glaube ich durch Hrn. Speiiger.»
neueste Uiitersiicliiing die Streitfrage keines» egs erledigt,
vielmehr scheint mir ilie Hauptsache liier ganz irrig ge-
stellt in Folg» einmal bestehender Voriirtlieile und —
»oll ich es gestehen — einer ge»isseii Ha'it die gefassle
iMeinung hartnäckig zu rertheidigeii. Ich miiss mir dess-
halb erlauben, noch einmal das ganze Sai'h>erli.'tltiii«.«,
wie es nach meiuer, nicht ans fluchtiger Belrachtiing,
sondern längerem, fortgeselzteiii Studium hervorgegange-
nen Ansicht sich gest.iltet, zu erneuter l ntersinliiing lor-
zulegen.
Die »icliligste Stelle in Bezug auf ila< \ erli/iltni«.*
unserer Poetik zu den Büchern :iloi :i 'in^i i/.i' : scliemt
mir am Knde lon Cap. |.'). sich zu lindi'ii. ^lI■b(lelll
«ler Philosoph bemerkt hat, dass die t harakicre »alir
sein müssen, der Natur entsprechend, doch so, d.iss dir
Darstellung sie idealisch erhöhe, fügt er hinzu : l'niTU
<)i} ön' ducrtjotiv xal rd Tlu^d lai ^i ti.vay/.r;, ti./.n-
kuidovoa.i aio9)joiii- xal ydo y.uc ai'idi lont
Httaotuvriv nol) uy.ti- ii'oiiTUi de Trsoi (t.i-n^ir ii mi^
t/i^fihnnrnii ku'/oii <zai;(/Jc. /luch diess mass sieh
offenbar auf die Charaktere beziehen. Schon aus ilipsem
(irunile kann ii h "lie von .Spengel behoble Diiifuii!: ile,.
neuesten mir befreundeten Ueber>elzer.s , Knebel, des.«en
^'erdien»tc ich sonst wohl zu schätzen »eLss, a;imiij;lu U
279
'iSO
»iiiirhuiPii, '1-r rit.or..(«t : „nasjrnige, «a« bei .l<«ii Vrr-
• imilulimi|;siMilii'lii !.'«-«l>i>» "ifl < <lie si< li iiollnvomlijjer
Weise an tl'» Dichters >Verk aiisi liliesseii" uiiil zur Kr-
kliirni c liiniiifi'i.'t : „Unter ilio»eii isl Alles zu »erstellen,
na» .ur Mi-niKilien üarstellun;,' KelWtrt , wie Deeor.ilioiieii,
Ciistiiiiie, Di-claiiiation, Gestirulatimi, iMusik »ml ilergl."
Wie käme tleiiii auf einmal <lie«e lieiiierkiiii),; iil>er ilie
iiipt^ uiiil ueXoroiti hierher iiiiil wie »lirden diese auf
ei,„„. »iinderliare Weise l.ezei.linet» llr. Spensel habe
ij.irh ilii- (iiite, «leii Aristulele» (.'•'k'«"" •'''" Vonnirf .ler
Absurililflt ru »ehüden, (lern er nach (;eiiühnlieheii Be-
jjrill'eii iiiiht eiitj;ehen kann, wenn er eine solche jjleich-
sam einäeschueitc Uemerkung sieh erlaubt hat. Wie
käme er'hier auf diese üinijc tu s|)re(li.ii , die gar nicht
mit dem Charakter in Verbindunjc stehen? Hat er ja
auch die jie/.UTCUila und die üll/i; oben C. t). abjjelertigt.
l>ie aio^i'oiig ei; dvdy/.is d/.oluiUurnai rrj :TO/;;r«!;
kann ich mir als die mit der Poesie nothwcndij.' verbun-
ilimen Kmiilindiinseii und t^efiililc fassen, es sind i'.lO^i;-
OCIs i'"« «/'i'Z'T;- ^'k'- P'^'- ß'"fi"''- l>- -H4i Aristot. de
anima 11, 8. O'ie nothivendij mit der Poesie verbunde-
nen Gefiihle, wie der Bcwunderuiijj, des Alitleids, der
Furcht U.S. «., sind hier jjan/. au der Stelle; denn nicht
jeder Charakter passt in jede Art der Poesie; wie ?.. B.
<ler komische nicht in die Tragödie, der schlechte und
niedertr.'lchtiie nicht in das Epos, aber ein jeder erregt
nothuendii' ein (iefiilil; dieses Gefühl muss aber ein der
Uiditart enlsiirecliendes sein. Nur so steht auch der
Ausdruck r)} 7Jon;rrx)] an seiner Stelle, während man
wach Knebel's Erklärnng T?J TQayodiC'. «märten miisste.
■Wenn aber der Philosoph sagt, er habe roii den mit lier
Poesie rerbiindenen, durch sie zu erregenden (iefühleu
bereits in den herausgegebenen Schriften gespro.hen, so
kann mau «eriiiinftigerwcise nur an andere Schriften über
die Poesie denken, auf die er hier »erweist; hätte er
auf andere Schriften hingedeutet, so würde er diese ge-
nau aii"egeben oder unbestimmt £1' dJkuK "der iv l-re-
(toii gesagt haben; die öereils herausgegeieneti Schi'iÜen
aber iiuissen solche sein, «eiche sich auf die Poesie be-
,jpj, AVenii nun Hr. Spengel fürchtet , der eigentliche
Sinn dieser AVorte liege noch unerforscht »erborgen und
fragt (S. !'J7J- Jalirj^ang tS41 dieser Zeitschrift): „Wel-
cher besonnene l'"orsclier aber »vird ein solches dunkeles
Zeu-'niBs sogleich für eine feststehende historische That-
sache anrufen?'' so siebt man, ivie er hier, »as er sich
selbst nur nicht gestehen »ill, in die Enge getrieben ist
und lieber lon der Stelle gar nichts »vissen »nll, als sich
daion belehren lassen. Ich denke, »venu eine schwierige
l'ra''e zu erledigen ist, dürfe man nicht llaiipistellcn,
«ic die iu llede stehende, in eine beiiueiue Ecke stos-
«en; auch sehe ich nicht ein, »ras gegen die gegebene
Deutung der Worte Tu Tiaofi r«,- t's civü'f/.)]^ äy.o't.OL'-
iiot'oa; atodlioiti 2r; noiljTiy.fj mit Fug eingewandt
«erden könne; ja, »»enn man auch diese als irrig er-
nieseu Latte, »vürdo das noch immer sicher stellen, dass
unter den i/.ötöousvut küyot Schriften liber die Poesie
»•erstanden »erden müssen. Wenn Hr. Spengel mich
fragt: ,,Was sollten liier in der Tragödie die Euipfin-
dunn-en des Lächerlichen'?" so gehört diese Frage ganz
unter d.is Aristotelische ysKoiüv — und ich hatte sie
k'»uni meinem gelehrten Ueurlheilec zugetraut; denn,
»ru habe ich denn behauptet, dass in den Itüchvrii ■^Lii'i
rrttii Tt/.>}>; bloss die Tragödie behandelt worden? Die
(i.io'J'i',otti der Poesie »urdeii dort ausführlich besprochen,
also auch das Lächerliche , »as mit der Comüdie verbun-
den ist. Hr. Spengel mag es verantworten, ,%uf meinen
Kamen faLchlicIi <las Lficherliche in die Tragödie verlegt
zu haben, um es daraus zu treiben. Wenn er ferner
fragt, »o die Enipliiidiingen des Lächerlichen u/nih^Otli
genannt »»erden, so möge er bedenken, dass al/e Em*
plinduiigen und Gefühle ganz eigentlich o.ioih^otl^ der
Seele sind, es ist der ganz allgeuieiiic Ausdruck. Au
diese Stelle scllliesst sich ganz genau eine andere lic-
tracliliing, nämlich die über die y.oMu^O/^, an. Aristo-
teles sagt Polit. V'III, 7: Ti de /j':y(iucv Tt]:i' y.ci.t)uQ-
Oiv — iv TOii Tl((Jt 7l()/i^riy.i;i; eouiusv Ou(ftOte(juv.
Hr. Spengel schleicht auch hier wieder um die Sache.
„Diese erivartet man allerdings Poet. cap. G, wo sie
nicht stellt; aber »er »»ird dessivegen andere Bücher
nnfi ■jtulljTIAljii fingiren (! — !)? Selbst im Verlaufe,
in dem verloren Gegangenen konnte noch daion die Rede
sein." Hr. Spengel liatte schon früher in C. (i. vor den
Worten iuti de ZQUllOpll:^ eine Lücke angenommen,
in »veldicr die xd<}aQOL^ und vielleicht noch einiges
Andere besprochen worden sei. Das ist ein verz»veifelter
Nothbehelf, dessen Unmöglichkeit wir bereits früher
deutlich iiachge»vicsen haben, »vorauf aber unser Beur-
theiler zur Unzeit nicht eingegangen ist. Aristoteles
stellt iiAuilicli voran die Definition der Tragödie und er-
klart dann zwei einzelne einer Erklärung bedürftigen
Ausdrücke l'idi'OfJtvoi köyoi und %(J)ijis tyuotur TUm
eidujy , worauf er gleich aus der Definition die sechs
Tlieile der Tragödie, um welche es ihm besonders zu
thun ist, ent»*ickelt. Die tveitere Ausführung der Lehre
von der yd^agm^ ,,iin Gegensätze gegen Plato" (wie
Hr. Spengel richtig bemerkt) kann hier unmöglich gege-
ben »»nrden sein; sie »vürde auf die unangenehmste AVeise
den ^'^erlaiif unterbroclien , und man sich tier Definition
bei der Ableitung der Tlieile der Tragödie nicht mehr
erinnert haben. Dass hier eine grössere Lücke sei , ist
eine Annahme, die hei Betrachtung des Zusammenhangs
sich als uiiilenkbar eriveist. Indessen hat Hr. Spengel
sich noch einen Ausweg gelassen, iler aber auch, fürchte
ich, nur eine Sackgasse ist. Auch im «»eitern Verlaufe
kann die philosophische Eiitw ickelung der y.adaucrii nicht
gestanden haben, da hier bei der Definition der Tragö-
die der Bgriir schon vorausgesetzt »vird. Aristoteles hatte
den Begrilf der y.udu^Oti. »veitläuftig iu <len Büchern
TTfol TTUllJTiy.r;;; behandelt, so dass er liier darauf sich
itützen kann. Dies.s stimmt ganz vortrefflich zu dem
eben Erwiesenen , dass in jenen Büchern die aiai^tWLig
der Poesie ent»vickelt »vareu. Hier stehen wir auf fe-
stem Buden, von dem »vir uns so leicht durch Speiigel's
Fiction nicht vertreiben lassen. Man zeige uns mit siche-
ren Gründen, dass »vir geirrt haben; aufs Wort glauben
wir das auch dem gründlichsten Kenner des Aristoteles
mit nirhteu.
Wie denkt sich aber Hr. Spengel das Verhältniss un-
serer Poetik zu den Büchern Tiepi •^lUHJT/ySji? ,, Bisher
galt die gc»»iss richtige IVleioung, dass »vir von dem
2RI
2K?
Werke Tfo/' nonjrr/.ri nur «las erste Buch, die tra-
gische 1111(1 epische Dichtkunst enthaltend, besitzen, das
folgende aber über die Koniüilie u. a. verloren gegangen
»ei." Also in einem zueiten Buche soll Aristoteles die
Komödie bcliandclt haben und aucli nocli einiges Andere.
Hefrachteu »vir den Anfang der Poetik, so sagt dort Ari-
»tolclcs , er wolle von der Poesie , ilireu Arten und dem
Wesen dieser Arten und von der Composition des Mythos
sprechen; er fügt noch hinzu, auch von den üarstel-
luni;sniitteln und was Anderes dahin gehöre, wolle er
hanileln. Die verschiedenen Arten der Poesie sind nach
ihren Hauptvprsrhiedenheiten Cap. 1 — 3 behandelt. Di«
historische Xachiveisunj; der Entstehung der Poesie aus
der Nachahmung folgt Cap. 4, .') ; zuerst entstanden Epos
find lauibonpopsie ; spater Tragödie und Komödie, von
denen die Entwickeluiig aus kleinen Anfangen nachge-
wiesen ist. Jet^t folgt die üauptent« ickelung , "ftoj {)£/"
nwiittuodct TOV^ l^vdoi'^; um diese ist es ihui vor-
züglich zu thun und alles Uebrige steht nur desshalb
hier, um die verschiedene Gestaltung des Wvthos in epi-
scher und dramatischer Poesie zur Anschauung zu brin-
gen. Dass es ihm um diese zwei Dichtarten hauptsäch-
lich zu tliua.sei, zeigt gleich der Ausdruck im ersten
Oapitel: 'Ezorcona ö!; y.ui i] xt^g TgayipÖiaq. nolrjnii,
wo nur nebensächlich durch txi 6s hinzujrpfngt «erden
die Komödie, der Dithyrambus und sogar Auletik und
Kitliaristik , nc'imlich der Thcil der beiden letzteren, s\c\-
cher ein r,3oig darzustellen suclit (vergl. meine Schrift
S. 22, 117 f.). So wenig nun die beiden letzteren Ari-
stofelcg in der Poetik behandeln wollte, so wenig kanu
man sicher schliessen, ouch die Komödie und der Dithvrani-
bos seien hier zur Darstellung gekommen. Dass es ihm
nur um Tragödie und Komödie zu thun sei, ergibt sich
unuidcrsi)reclilich aus Cap. 5- ISachdem er n.'imlich
Cap. 1 — 3 von den Unterschieden und den verschiedenen
Arten der IVachahmung gcsproclien (jisoi riov ölC'.rrooajv
xa'i Ttdoai y.c'.l rivec, rfj-; uiiiijcreojq), auch die Ent-
stehung der Dichfarfen historisch dargelegt, wobei er bei
der Tragödie und Komödie sich länger aufgehalten, geht
er mit den Worten: 77 ^ev Ol'V iiro^nona u. s. w. zur
genaueren Behandlung der einzelnen Dichfarten über,
indem er sich zuerst über die Folge, «eiche er beobach-
tet, rechtfertigt. Hier ist von der Komödie keine Spur,
sundern nur das Epos nnd die Tragödie «erden erniihnt
lind angegeben, aus welcheiii Grunde die Tragödie zu-
erst bchanilelt werden soll. ,, Tragödie und Epos, sagt
er, unterscheiden sich dadurch von einauiler , dass d^s
Epos ein stetiges !>letrum hat und bloss erzahlt, auch
wohl durch die Länge der Zeit, aber das ist ein neben-
sächlicher Unterschied, der auch ursprünglich nicht statt-
fand. Die Theile beider sind dieselben, nur hat die
'i'ragöilie noch eigenthümliche. Daher derjenige, der über
die Tragödie ein Urtheil hat, auch über das p4)ns ur-
theilen kann: denn was das Epos hat, findet sich auch
«n der Tragödie, nicht umgekehrt." Hierauf muss man
unn verständiger Weise erwarten: ,,Wir werileii desshalb
vom Epos spater handeln, jetzt aber das Wesen der Tra-
gödie entwickeln." Statt dessen lesen wir aber: iteul
fitv oüv T}]i £p ei;a[.ii:[uoti f4/ii)jTi/.ijc y.ai Tteol xuj-
(.t'MÖlag v(rT£Qüv SQOVfxev, rtiQt öi T(iuy(pdiaq Xe-
Zeitichr. f, J. ylUcrthuimw.
yuificV. \laiie auch Aristoteles die Komödie wirklich
behandeln wollen, in diesem Zusammenhange durfte er
sie nicht nennen, da dir Satz mit n'f^/ iiti' otr oilcn-
bar aus dem Vorhergehenden als Folge hervorgeht; nur
um diesen .Satz zu begründen, steht die ganze Aiisfüh-
ruiig von IJ HIV Ol'V rjKj-rotiu au hier an iler Stelle.
AVarum sagt er denn nicht, in wclchfiii Verhaltnisse die
liehandlung iler Komödie zu den beiden andern Dicht-
arten steht, warum stellt er hier nicht neben die Komö-
die auch das parodische Epos und den Diili\ramb{ Er
will bloss die Folge, in der er Epos und Tragödie be-
handelt, rechtfertigen. Hier widerlege viaji midi! Glück-
licherweise kommt uns hier ein anderer Umstand zu
Statten. Warum nennt der Dichter hier das Epos nicht
sclilechtliin ll u-r(ili(( , wie die Tragödie Tfjay(')Siai
Gewiss nicht der blossen Abweihsolung wegen, 8<inderii
weil er auch hier die im Vorigen, angedeutete Eigen-
thümlichkeit des Epos im Gegensätze zur Tragödie, deren
De/i/iition er unmitletiar folgen lässt, hervorheben will ;
die Eigenthümliclikcit aber besteht nach dem Obigeu
Tf/T 7 0 jitToov äji/.orv l'ltiv v.(u unw/y£t.U'.v tivau
Wesshalb aber sollte nun Aristoteles das Epos hier allein
durih ij kv t^Uiltcooi^ /U/^tljr/y.lJ bezeichnet haben'?
Das eigentliche Wesen des Epos ist dadurch keineswegs,
wie er wollte, bezeichnet, es bedarf noch des Haiipt/u-
satzes, dass es erzählend sei — und so glauben wir mit
Beziehung auf den Anfang von Cap. '2'i hier mit Sicher-
heit herzustellen: 7teo\ f^itv oüv riji iv ti;a.ui;iQoiz la-
pi]Tiy.rtq y.al d/ijyij^uuziy.iji ioiegov iouituv, so dass
die Worte yal ne()l y.vjf^iii)dui.g entweder durch einen
blossen Schreibfehler entstanden, indem das M'ort y.oJU'p-
dic noch dem Abschreiber vorschwebte, eine Art der Cor-
rupfel , die noch zu wenig beachtet wird (Bast Greg.
Corinth. p. 4JS, Beck de intcrprct. I. p. (Hj — vielfacho
andere Corruptionen gibt es au.-ser Bik hstabeuverwech-
selung) oder durch eine Schliinmbc.-scrun j;, weil der Ab-
schreiber eine Erwähnung der Komödie erwartete und
das 6lliyi!i^iaT/y.r^ ihm anstössig war. Wenn Hr. Spengel
meint, diese Anwendung der Kritik sei ihm unverständ-
lich, so müssen wir ihn bitten in Zukunft sich liin's \ er-
stehen auch wenig mehr ßlühe geben zu wollen; hätte
er dasjenige beachtet, was wir zur Unterstiitzung unserer
Ansiiht beigebracht haben, so hatte er sich viele Fragen
nnd Einwendungen, denen wir voraus begegnet waren,
ersparen können. Selbst der Anfang von Cap. ä spricht
bestimmt genug dafür, dass der Philosoph ilie Komödie
nicht behandeln wollte. Während er iiaiiilich bei der
Geschichte der Tragödie Aichts von dem Begrille der-
selben sagt, leitet er die Komödie mit den Worten ein:
'Jl dh y.uiiitnöia ioii", ujonto ei':toii£v, fiiiajai; cfai-
Xoreoujv fAlv^ und führt dann dan BegrüF des ihr zu
Grunde liegenden Lächerlichen kurz aus. Diess wäre
durchaus nicht an der .Stelle, hätte er später den BegrilT
der Komödie, wie bei <ler Tragödie, weiter zu entwickeln,
gedacht; vielmehr sieht man ganz oll'enbar , wie Aristo-
teles hier <lii' Komödie gleich abmachen will, indem er
Ivei der Geschuhte derselben kurz ihre Begrillsbestim-
mung einfügt. Dass die Komödie von Aristoteles hier
nicht ausführlich behandelt worden sein könne, schliesseu
nir ferner auch aus Cap. 22- 26: lleoi {.th ovv rpa-
10
5S3
284
i/.apü r« fi^vitha • Tri(>\ 8e riji (^tijyijuany.rji; xal
.^v uiroi/) ti/iirir/.ij^ ». ». w. Als« die Poriie , <liir
ilnrrli Hanilliiii^ ilaritlcllt , hat er ab|;piiia(-ht ; itia kann
fr nun iiocli im Fol^rnileii die Knin<tdiL>, die auch durrli
ri 0(f.rr(>iTt~ darstellt, brhandcin ivollen? Wie ilini das
Epos die jfanjo ö/ijyrrutriAlj ist, w<ibei er das komische
Epos iiirht briiandrit, so iät ihm (jie Tragödie die ilra-
inntisrlie Poesie, iroiieben er die Komödie hiebt beriick-
sirlitigt. MachdeiM Aristoteles nun noeli kurz nach der
Tragödie das Epos behandelt, dann am Mihlnsse die
r»age erörtert hat, ob ilas Epos oder die Tragödie den
Vorzn? rerdieue, srhiiosst er mit den Worten ab; Ileoi
US» oi'p TQayipdiai y.at ercoTtoiiai xai avxiov v.ai
tiüv si'ScSif xal xu)V f-iSQuiv avzüiv xai Ttüoa y.ai ti
diatpeget y.ai rov ev i] fiij rlfSi ahiai xal ■Kigi ijri-
Ttin'jneitiv xai h'irseuv £ior,o9u} roaauTa. Die Be-
merkung, aus dem Tteoi HSV UVV ergebe sich, dass das
Werk nicht «■ollsf.'lndig sei, sondern noch etwas habe
folgen müssen, haben »ir durch sichere Beispiele (S. 2i'J)
als ungegründet nachgewiesen. Aber, sagt Spengel, der
Anfang spricht ja von der Pofsre im Allgemeinen; wie
«ullte er nun hier bloss Tragödie und Epos behan-
delt haben 1 Alan bedenke nur, dass die Komödie als
Dichtart neben der Tragödie zurücktrat, wogegen vor
allen Epos und Tragöilie hervorgezogen wurden, so dass
nur die Frage aufgeworfen ward, ob das Epos oder die
Tragödie den Vorzug rerdiene. Die Lyrik ward mehr
mit Musik und dem Cultus in Verbindung gebracht, die
Komödie als Uarsteilnng i!es Schlechten kannte mit bei-
den nicht in ^'ergleich kommen. So sehen wir keinen
Grniid , »esshalb man daran Aiistoss nehmen könnte, dass
der Dichter nur die beiden Hanpfarten nach vorausge-
schickter allgemciuer Einleitung behandelt. Auch scheint
nns die Art, wie der Dichter bei der Tragödie die Haupt-
pnocte altgemein behandelt, darauf hinzudeuten, dass
nicht im Folgenden der Gegenstand bei der Lyrik uuil
der Komödie sperieli behandelt worden sein kann; es
irürde dann die Compositiou des Ganzen nicht wohl zu
begreifen sein. Aus dem Gesagten wird erhellen, mit
■welchem Rechte wir die Poetik für eine in sich ge-
»chlossene Schrift halten, welche Aristoteles nocli nach
seinen Büchern rttoi TTOlijriy.ng als ein praktisches be-
lehrendes Handbuch geschrieben. Spengel wirft hier noch
mit einer IVIasse Fragen nm sich , die sammt und son-
ders wenig besagen wollen. Doch wer wird einem das
Recht verwehren zu fragen 1 „Wozu noch ein besondere»
Bach über die Tragödie, das Nichts enthalfen konnte,
als was bereits dort stehen konnte? Wie wäre es möglich,
dass beide von einander unabhängig denselben Ä'amen
TltQi noir^ziy.i)<; führten V Ich weiss nicht, woher es
kommt, dass Hr. Prof. Spengel nicht begreifen kann,
das» die Poetik fon einer besonderen Seite in einer be-
sonderen Schrift behandelt werden konnte, welche mehr
den praktischen Gebrauch berücksichtigte. Und was den
Namen betrifft, so bleibt es noch sehr die Frage, wie
das Buch überticbrieben war; wir haben darüber S. 1(5
gcnilgend gehandelt; auch vergleiche er zu seiner Bcruhi-
gong, was wir S. 2 als Mittel gegen falsche Einwürfe
schon an die Hand gegeben. Wenn Spengel weiter meint.
der Philosoph habe seine Bücher X3o) nonjxiyf/c cr-
wAhiien müssen, „wozu so oft und so dringende Veran-
la»sung gewesen", so l.'ingnen wir letzteres geradezu, be-
merken dagegen gegen ersteres , das« wirklich, wie wir
gezeigt, eine Verweisung auf jene Bücher Cap. 15 siel«
findet. Am merkwürdigsten ist aber die folgende Be-
merkung; ,,Nun zeigt aber ilcr Eingang, sowie die wei-
tere Ausführung recht «leutlich, dass Aristoteles noch oio
über die Poetik als solche etwas geschrieben hatte."
Unser Beurthciler meint, wir hätten es im Glauben schon
weit gebracht, aber das glauben wir ihm doch nicht.
Schliesst man das etwa aus :t£(ti TiociTr/y.ijg auTrig, wo
das (ii'TiJg ganz nach Aristotelischer Weise den Gegen-
satz zu den eiSij bezeichnet! Der Philosoph sagt, er
wolle zuerst über die Poesie als solche und ihre Arten
sprechen; desshalb soll er anderswo noch nie über Poesie
ausführlich gesprochen haben? Wir müssen gestehen, da»
hier Hr. Spengel den Schluss etwas unaristotclisch über-
eilt hat.
Aber Hr. Spengel hat eine glückliche Stelle entdeckt,
aus der er den nnumstösslichen Beweis, dass die Poetik
das erste Buch der zwei Bücher irepi ■jroit^Tt/.rji; gewesen,
führen zu können meint. Ehe wir aber hierzu uns tven-
den , betrachten wir das, was uns über diese Bücher
überhaupt berichtet wird. Diogenes Laertios führt an
Trepi noitjTuiv drei, noayuaTttat Tf;^v;;s non-Tiyr^
zwei Bücher, non]Xiy.a und lieQi ToayuiötujV, jedes ciu
Buch, das Leben bei Menage Xi'xAo; -jitfii ■Konjxibv und
daneben 11 toi TlOirjxmv jedes drei, XEXVI]^ ■Jton]Xiy.7]^
zwei Bücher, ironjT/y.ov ein Buch und n/'n'ai Ttoir^Ti-
Xai. Hr. Sp. bemerke hier wohl unser Buch itoirjTiyöv
oder TCOtt]Xr/M. neben den Büchern neoi non]Tiy.r,(^.
Hiernach hatten wir also zwei Bücher iiSQt TlOlli'tiy.jJg.
Nun führen aber Diogenes und Plutarch Stellen ans dem
dritten Buche TXSQi Tioiijxty.tji; an, wogegen die andere
Nachricht bei Diogenes von zwei Büchern um so weni-
ger beweisen kann, als auch von der Rhetorik, die in
drei Büchern uns überkommen ist, eine doppelti" TSyvv
in zwei Büchern und eine in einem angeführt wird. Wie
mag hier Hr. Sp. zurechtkommen, dem schon ei7ie Poetik
neben drei Büchern nSQi ■TTOnixiyij'; ansfössig ist! Nun,
man weiss, wie man es in solchen Fällen macht. Au
den beiden Stellen, wo ein drittes Buch TlS^i 7t oirjXiXfjc.
vorkommt, hat man des Diogenes wegen emcndirt 7r£(ti
■jtonjxvjv. Freilich hat man noch andere Gründe her-
beizuziehen gesucht. In der Stelle des Diogenes II, 4ö-
ist von zwei Wahrsagern, deren Aristoteles Erwähnung
gcthan, die Rede; man sieht leicht, wie dieses in der
Behandlung der dichterischen Begeisterung »eine Stelle
gehabt haben könne. In der Plutarchischen vita Homeri
wird aus Aristoteles ev xui XQixv) TlSQ'l TlO/ijX/y.rJg die
Sage erzahlt von der Geburt des Homer auf der Insel
los zur Zeit des Neleua. Wenn Aristoteles in der Poe-
tik von der Lebenszeit des Epicharmns nnd seinem Aufent-
halte spricht und gar von einzelnen Schauspielern Notizen
einfügt, wenn er es liebt historische Data gelegentlich zu
eeinem Zwecke beizubringen, so frage ich, wer wird ea
unglaublich finden, wenn ihm nicht anders die Zweifels-
sucht den Kopf verdreht, dass in den Büchern ttc^i
7loi/jxi/.iji kurz die Geschichte des Epos und natürlich
285
286
anch die Frage über das Alter und Vaterland derselben
behandelt ward, aiisfi'ilirlicher ohne Zweifel als in unse-
rer Poeiik. Freilich kann man sagen, in der mehrfach
citirten Schrift TttQi TloilfTUjv müsse die Sache auch behan-
delt worden sein; aber »erden nicht auch aus jenen Dii-
f.hern Sachen angeführt, die auch in unserer Poetik be-
rührt werden, Empedokles (Diog. VIII, 57.), die Mimen
dei Sophron, die Sokratischen Dialoge vor Plato (Athen.
XI, p. 505.)! AVenn aber die Plutarchische vita über
Homer aus den Büchern ntol -JioiljTlxiji; nnd nicht aus
den 7ie(jl TloniTÖJV bericlitct , »o bedenke man, dass die
Kenntniss sämmtlicher Aristotelischen Schriften keines-
wegs allgemein rerbreitet war; entging ja sogar deui
DionTsios ron Ilalikarnass nnsere Poetik, worüber ich
'i- 192 gesprochen, wo auch auf die gute Bemerkung
Spengel's hingewiesen ist. Und wissen wir überhaupt,
ob, als jene Schrift geschrieben ward, noch das Buch
Tfegi Tloil^ToJt) erhalfen »rar? üeborhaupt teissen wir
von dem ^^erliäldiisse dieser Schrift zu der 7li()t TlOllj-
rr/.f.i gar Nichts. Hr. Sp. stellt sich, als ob er nur das
Zeugniss der PJutarchischen Schrift in t!i-?ng; auf das
dritte Buch tieq), Tlülf^Tiy./j^ kenne. Merkwürdig ist
überhaupt seine ganze Argumentation, die hfiuGg gerade
auf dem Kopfe geht. So nimmt er an, es sei bewiei-
•en , der Bucher wf^i TtoiljTiXiJg seien nur zwei ge-
wesen, wobei er die Notiz bei- Diogenes ganz zur Seite
lässt, und schliesst nun aus seiner Annahme, die Stelle
in der Plutarchischeu »ita müsse irrig sein. So ver^
wirrt wohl ein durchtriebener Adrocat die deutlichen
Zeugnisse, um, was er will, zu beneisen! Jetzt sind
wir auch im Stande, über das neuentdeckte Zeugniss,
für welches ich dem Finder sehr verbunden bin, zu
urtheilen. In den Scholicn zur Kikomachischen Ethik
lieisst es, des Homerischen Margiies thue nicht bloss
Aristoteles tp T(p Tcguivp Tisgl ■Jion]Tty.)j(; Krwähnung,
sondern aueh Arrhilochos, Kratinos und Kallimachos,
und sie zeugen für Homer als Verfasser. Wir stellen
uns die Freude des Finders vor, als ihm diese Stelle in
die Hiliide fiel, und erklären uns leicht, wie er durch
die Freude sich zu der Meinung verleiten liess, diess
»ei „eine deutliche Beziehung auf Cap. 4- unserer Poe-
tik und ein zuverlässiges Zeugniss, das der ^'erf. dieses
Sfholions (oder, fügen wir hinzu, die Quelle, aus der
es geflossen) von unserer Poetik mehr als ein Buch
kannte." ^Venn in der Poetik der Margites als Gedicht
des Homer genannt wird, so schliesst Hr. Sp. daraus mit
erstaunlicher Sicherheit, eine gleiche oder gar ausführ-
lichere Erw.'ihuung des Margites kann anderswo bei Ari-
stoteles nicht vorgekommen sein , und desshalb ist unsere
Poetik noflnven<lig das erste Buch Ttegi noi1jTt}ti/<;. In
den drei Bücheru nepi 7lOlljTey.r,g ward ohne Zweifel
dem komischen Epos eine eigene Betrachtung in Hinsicht
«les Liicherlichon gewidmet, wo auch der Margites ge-
nannt war; ja, man kann auch wohl von den Büchern
irepl TTonjTUJV dasselbe wahrscheinlich behaupten. Aber
Hr. Spengel hat sich einmal in den Kopf gesetzt, das
Buch, wie wir es haben, sei nicht vollständig und könne
nicht selbständig neben einer andern Schrift TteQi loir-
rr/.fJQ gestanden haben, und so beweist er wacker drauf
los. Im zweitea Buche hat nach ihm Aristoteles die
Komödie behandelt *) und dahin zieht er denn alles,
was sonst aus den Büchern ttCjjI noujTiy.h^ angeführt
wird, ohne auf unsere erhaltene Poetik bezogen werden
zu können. Dahin gehören nach Spengel |) die beiden
Stellen der Rhetorik, wo auf die Behandlung des Lächer-
lichen und der verschiedeneu Arten desselben verwiesen
wird (I, 11. III, 18.). Wir haben schon bemerkt, dass
es nicht anzunehmen sei, dass ilas Lächerliche in ause-
ror Poetik noch eigene Behandlung erhalten habe, da
dann die Vorwegnahme des BegrilFs des Lächerlichen
C 5. durchaus nicht erklärlich wäre, um so mehr, da
die Begrillsbestimmung hier gerade nicht nOthig war.
2) Simplikios führt an aus Aristoteles iv rcp 71 tm Tlotll-
riy.lii, wie ilieser die ovvinvvun delinirt und behandelt
liabe. Spengel meint, die Angabe des Buclies könne bei
il> TW iti^l ■jiolfjTtyiji ausgefallen sein — freilich, Ver-
muthungen sind wohlfeil! — wir hatten dazu, um schlech-
ten Vermuthungen zu begegnen, die ähnliche Anführung
€V Tf'7 TTSpl TlOlljTWV bei Diogenes und Athenaeos an-
geführt. Wenn ich glaube, das Citat habe Simplikios
aus einem älteren Schriftsteller, so gründet sich diess
auf die Ansicht, dass die vollständigen Bücher nSQt
•jion]Tiy.r,<^ dem Simplikios nicht mehr vorlagen, eine
Ansicht, die ich freilich strenge nicht beweisen kann.
Hr. Spengel verweist auch diese ovvüjvvfitf. in ilie Lehre
von der Komödie, wobei er »ich aut die in Cramer's
Anecilota enthaltene Notiz über die Komödie (vgl. S. 2';J8
meiner Schrift) stützt, welche, »eil er es nun einmal
will, auä dem Buche über die Koniöilie genommen sein
soll , während sie nur eine spätere Nachahmung der
Aristotelischen Bestimmung ist; hiernach kommt das
Lächerliche ä.Ttu Tiji; k£t;S0)g y.ara ödojvviiiav, nri'vu)-
Vl'lintv ". s. w. Man braucht aber nur die Ciipitel der
Poetik, wo von der }J^iq die Rede ist (Cap. 20 — 22.).
genau zu vergleichen, um sich zu überzeugen, dass im
Folgenden nicht die ^i^'S •'•''■ Komödie noch weiter be-
handelt werden konnte, da die Behandlung derselben
hier ganz allgemein ist, selbst auch der Dithyrambo»
berücksichtigt ist. Aristoteles hat hier nicht entwickelt,
durch welche besondere Mittel die Rede fragische Wir-
kung heriorbringe , nnd so konnte er auch nicht in der
Behandlung der Komödie in derselben Schrift die b»-
sofideren Redewendungen, durch welche das Komische
erwirkt wird, aufzählen. Und wie hätte der Philosoph,
der C. 21. 22. die Hauptclassen der Wörter anführt,
hier die avvuiVV(ia, TlapaJvvfja u. a. w. übergeheo
können , wenn er diese überhaupt in jener Schrift ab-
handeln wollte'? Auch wird ja auch hier C. 22- zum
Theil der komische Ausdruck berührt. Aber man lese
nur die ganze Ausführung, um die Unmöglichkeit einer
reiferen Behandlung der komischen ki^ig ganz zu er-
") Hr. Spengel hält Cap. 6. am Anf.inge die Worte xal nigl
y.ojiLiotd/ui; für richtig nnd für einen llaiipthcweis, dass die
üoiiujclic aiicli in der Scliiil't i)chandcU worden sei; .es
scheint mir aber ganz unarislulclisch, dass auf diese
ff'else auf die Behaiullmig in einem folgenden Buche
hiugewiescn werde, da die Betrachtung der Komiidic ein
ganz neuer, von dem Vorhcigclienden ganz gchcnnler
Abschnill sei« würde, »ihrcnd die des Epos und der
Tragödie eogc «usammcn gehurt.
19*
287
kenuon. 3) Philoponon za Arisiot. de anima bcmerki:
Tu riioi; öiTTUf eoTi, r« f.dv ov iyexa,^ x6 de w,
irifo x(d ev T>j ^on^Tiy.f; y.ni iv rrj ^rfpl yevcireoji;
f/.TfV. Das inuss iiun auch nach Ilrn. Spciifcl in dem feh-
lenden Tlicil« unserer Poetik (fesfanden Iiaben, oder, «eil
es da doch etwas unjolegen kommt , so »vird diis noil]-
Tl/.r lieuvcifelt: „denn Themistio» in seiner Paraphrase
derielbcn Ariitotclischen Stelle sagt Ev roiq )li)lX0ii."
Wenn Tliemistios diess aus der Ethik anführt, warum
auch Pliiloponos '{
Aas dem Bisherigen hat sich uns ergeben, dass die
erhalteue Poetik ein eigenes selbständiges Werk ist, und
keineswegs mit den drei IJiichern 7te(>i TtotljTlv.lji zu-
sammenfallt; dieses \*t keine Verniuthung, sondern be-
ruht auf Tradition, da das notlJTiy.uv oder die noij]TlY.u
auf unsere Schrift zu beziehen sind. Wenn der Philo-
soph sagt, er habe libor die 'kii;i<; TtOtljTlxij gesprochen
iv TOii TltQt noiljTiy.r}q (III, 1.) und auf seine dortige
Behandlung der Arten der övöf^iara und besonders der
^icracpoga »erweist, so scheint es freilich, als ob die-
ses Alles in unserer Poetik sich finde (doch nicht gerade
Alles, wie z. B. Aristoteles sa^t , er habe dort über die
Wirkung der Metapher ev zoig XöyoiC, gehandelt), aber
es ist sehr natürlich, dass die kei;li, welche in dem
grösseren Werke behandelt worden, auch in dieser spä-
teren Poetik in den allgemeinsten Zügen dargestellt ward.
Auch das /eugniss des Ammonios , wonach der XoyOi
ein Theil der keijii ist, y.ai^ÜTCeQ {'^^QlOTOTtXijq) ev
T0/5 7ie(jl noilp/x^s y können wir nicht anf unsere Poe-
tik beziehen, da diese, wie erniesen ist, nicht aus meh-
reren Büchern bestanden hat. Und so müssen wir auch
über die Stelle «'es Buethius aus demselben Grunde ur-
theilen: „ünde cticm Aristoteles in libris, quo» de arte
poetica scripait, Iocution;s partes esse s^llabas et con-
lunctiones etiain tradidit." Auch in den Büchern Tie^l
TtOtiiTlxijq fand sich diess und zwar ausführlicher, als
in unserm UonjTr/.o^. Gerne gestehen wir es aber Hrn.
»Spengel zu, dass die rou uns beigebrachten Stellen des
Arabers Alfarab und des David zu Aristot. Categ. für
die Sache nichts beweisen können j wir nehmen seine
dessfallsige Belehrung dankbar an.
Nach dem Gesagten kann man leicht entscheiden, in
wiefern die Art, wie wir uns die drei Bücher ne^i
■KOlijTiv.ijq gedacht Laben (S. 16), gegründet sei oder
nicht. Nur in einem Puncte müssen wir hier noch kurz
unser Recht gegen Spengel's Kritik wahren. Wir be-
haupteten nämlich, es sei auch die poetische Darstellung,
die öiavoiu^ zur Sprache gekommen. Hr. Spengel er-
klärt dies« S. 12fi7 für nnmoglich, weil es in der Poetik
C. 19 heisse: tv. ^Iv ovv ji£qI vriv didvoiav ev TOi^
TTCoi QijTOQiY.:-<; v.eiadw tcvxo '"uq i'öiov ftuXXov
iy.elvr^ liji •ici}6dov. ,,AIso hatte er damals über die
dtavoia noch nichts geschrieben." Ein ganz falscher
Schluss! Vergl. unsere Schrift S. 13. Der Philosoph
«agt nur, das falle der Rhetorik, anheim. Vergl. unsere
Bemerkung S. '1. Wenn Hr. Spengel sich weiter zu
den Worten verleiten lässt: ,,Wie lächerlich und zugleich
wie falsch wird aber diese Citation, wenn er schon frü-
her in den rermeiotlichen drei Büchern (tvsqI TtOH]TCxilq)
28S
darüber gchandeli hat" , so müssen wir auch hier die
verstellte Sache in Ordnung rücken. Aristoteles bemerkt
nur, die allgemeine Abliandluiig über die öiavuia, die
weitere Entwickelung derselben nach allen Beziehungen
gehöre eher der Rhetorik an, da für diese die didioici
eine Hauptsache ist. Aristoteles übergeht desshalb auch
die diuvuia nicht ganz, sondern weist, inilem er kura
die HauptbegrÜfe aufstellt, die Art nach, wie die ötd-
Vüia in der Tragödie wirken müsse. So hat er denu
auch ohne Zweifel trotz Hrn. Spengel in den Büchern
n£(ii noniTiy.iji;, ohne auf die allgemeine, der Rhetorik
allgehörige Behandlung der öiavutu einzugehen , deu
Nachweis geliefert, wie in den verschiedenen Dichtarten
dem Wesen und Zwecke derselben gemäss die dlavoict
wirken müsse. Dabei ist das eiy.oi^, wie Hr. Spengel
wohl zugeben wird, sehr wohl beobachtet, nur wünsch-
ten wir, Hr. Spengel möge in Zukunft andere Ansichteb
umsichtiger prüfen, wenigstens sie auffassen, wie sie sind.
Wenn derselbe S. 1275 mir vorwirft, aus einer zweifel-
haften Stolle einen Beweis geführt zu haben, so ist diess
wenigstens insoweit unwahr, als die Worte, welche ich
dort zur Beweisführung brauche, TteQt ajv ei'^ljxauBV
TIqÜtSQOV keineswegs nothwendig das TtQoreQOV ein-
büssen. Hr. Spengel ist überhaupt in seinen Urtheileu
etwas rasch und diktatoiisch ; so sieht er oft Dinge, die
gar nicht existiren. Dieser Geisterseherei gehört es un-
ter andern an, wenn er von meiner Arbeit sagt, das
Ganze sei doch nur zu, sichtbar die Arbeit eines halben
Jahres , aus akademischen Vorträgen hervorgegangen.
Solche habe ich aber nie über die Poetik gehalten, noch
auch ist die Schrift zu diesem Zwecke geschrieben. Die
Ansicht, die ich dort entwickelt, war eine solche, die
mir durch mehrfaches in längeren Zwischenräumen unter-
nommenes Studium der Schrift zur Gewissheit geworden;
zur olFentlichen Darlegung derselben ward ich durch die
Ritter'sche Criminalprocedur veranlasst, gegen welche ich
die Poetik zu vertheidigen unternahm. Doch bedarf es
hierüber keiner weitern Rechtfertigung. Hr. Spengel
mag aus dem Gesagten ersehen, dass wir wohl wussten,
was wir thaten , als wir die Poetik für ein selbständiges
Werk erklärten und die Hypothese , es sei dieselbe ein
Bruchstück des grösseren Werks, verwarfen; denn dies«
Annahme ist und bleibt eine Hypothese, wogegen das
ein historisch begründetes Factum ist, dass er neben drei
Büchern Tte^i TtoiijTixrjg eine Schrift über denselben
Gegenstand in einem Buche geschrieben. Wir scheiden
von Hrn. Spengel mit freundlicher Anerkennung seiner
Verdienste um den grossen Philosophen ; wir glaubten
unser Recht vertheidigen zu müssen; aus dem Wider-
streite der Ansichten wird endlich die Wahrheit hervor-
gehen, die wir desshalb nicht weniger freudig anerken-
nen würden , wenn auch wir selbst sie nicht gefunden
haben sollten.
Bonn.
H- Düntxer
589
'jyo
26. Satuia critica.
1.
Isocrat. Areopag. §. 39.
Tnv 8s roiai'TTjv, ojantQ slicov, y.vQiav enolijoav
ri;? evra^i'ai eni^ekeio&at , i) toi'? ^xlv olo(.tivov<;^
fVTttiJda ßskiltTTOug ävd^ai; yLyvea9ai, naQ' oh oi
iiüfAoi ^erd izXeiOTi^q äxQißeiai xeUtevoi rvyxdvov-
aiv, äyvoeiv ivdjJi^ev.
Affinxcrunt verbo dyvofiv signifirationeui, quam inesse
nego. Tu viele no Isocrates scripscrit: -/.clftevui rv'lf^d-
voL'ffiv, dyvui fiOVSiv ivüuiCtv. [Necessaria uou est
conjoctura, cf. quae ad Dicaearchum p. 481 adnotavi. AI. F.]
II.
Lt/siaa c. Agoral. §. 87.
ov yaQ Sriitov tovto fiövov o'iexai in' aino-
ifXJiQip, eäv TIC, tvho r, (^ia-j(^at(iaTiaTä^ai; v.azaßdkrj.
OfTendii me istud oisiai, (juod quomodo dpfeiidi j)os-
sit, non »ideo. Lysiag , oi fallor , scripsit: ov yuQ ör,-
vov rovTo f-iövov vofj.i^ erat kit' av-rocfujoto.
III.
Lycurg. c. Leocrat. §. 40-
i'jQäv S' 7;v eul fx£v Ttüv 9vQV)v yvvaiy.aq sXsv-
äsQOvg Tie^Kfößovi; xariTrTij^ijiag — äva^ivic, avzüjv
xae ri^g -rcuksaj^ 6q u) nivaq.
Jure hacserunt Critici in illo verbo ÖQlt}l.(ivag, quod
frustra defendere coneris. Hermannus conjecit OIotoo}-
fievag, OrcUius 6dvQ0[.tEvag, Bekkerus (fSQOf^isvag.
Quae molimina aon satisfaciuut. Lycurgus videtur gra-
Tissimo rerbo usus esse ad rei indignitatem desrribendam:
äva^Lcai avzujv v.aX rfjg nukeuiq OTQU)Cp(jjfj,evai.
IV.
Lycwg, c. Leocrat, ^. 49-
kusixa Ss oi'8' oJov r' iartv eiitEiv /yrr;;? airiov^
tuvg raiq ötavoiaiq fti) mrj^avrai; rov rujv srciöv'
Tuiv Cfößov. /j.dvov<; yap tov<; kv zoic; Tioktfxoic,
xaküji; dTtodvnaxovTag ovo' äv ilg iJTvtjal^ai dtxaiuj^
JVleriio plerisque interpretibus hie lorus labis non im-
munis visus est. Nam Lycurgum jrTljaosiv Cfüßov di-
cere potuisse, nnper rede negavit Lobeck in Paralipom, II.
p. 514. Audacissima est Heinricliii emendatiu : Jixij-
l;avTag dXk' d v8 p eLojq i>Ti o jxeiv avTO.q rov tujv
eniovTUiV Cfoßov. Contigit mihi, ut multo leniorem
medelam iovenirem hanc: ui] nnjiawag rov rcuv eTttöv-
ru)V (pößov dfAVv afjiEVov 0,- ^övovq yaQ — Cfr,
infra §. 57. Tov ■jiaoaaxt'v ro aujfxa jd^ai toiq otqu-
rijyoti xae Tovg sk luvraq diuvvaa9at f^e^' vftuiv
fiaxöf4£vog. Pla(o de Icgg. IH. p. 693- A. ijfivva
rrjv entovöav 8ovktiav.
V.
Lycurg. c. Leocrat. §. 55«
TtQuixov fÄSv yaQ ot'x £X Tjjg dxxnq xatd xijV
nvkida e/ißalvovaiv oi zar' i^Tcooiav TrkeovTegt
dkk' ä'A Tov ktf.ievo<;, vno itavcuiv rtüv (fikcuv ufjut-
uevoi xai dTioOTEkköinvoi.
Illud £X corruptum esse, quiris videl. Libri iiabcut
etat. Qiiauiobrcm Sauppiu» conjecit itOü} , Ilermanuus
£,Tt. Mihi »ero Lycurgus videtur dodisse : OVX t/.ii
Tili; dy.Tijg, nisi forte maus oi>y. i'r/.itcre rijg dy.Tijc.
Conf. g. 17. xai TTt^i ösikijv ölplav «iTw; f^tcru cfjg
eiuiQu; EtQtjvido; xarä fieaijv rr;v dxxi]v Ötu
xiji Trvkiöoi; i^ckdujv Ttgog xijv vavv nQOOi-nksvoa
xal (ijxexo (pevyaiv.
VI.
Euripid. fr. vs. 41, 42. ap. Lycurg. c. Leoer. g. lOü-
ovxovv divavxa xovv y iiiol oio&ifcrexai.
Ita nupcrrime cdifu» est hie versus ex Heinrichji con-
jertnra. Libri auteui habent: u-^zawaq yoiJv x' k^ioi.
Ex qua lectione genuina scriptura exsplendcscere videtur :
ov'/.oiiv ditaiix' kv yovv äfxol aui^ijaexai.
Conf. Sophocl. Ajac. vs. 515'
•viq TikoLTOs; iv aoi Kdo' eyuiys auj^OfAai.
Ibid. vs. 523.
xai y.dgx' eiiaivov -vivBiTai TTQog yovv ifxov,
sdv fAÖvov xo xa%dlv eu xokfAd -reketv.
Is qni seqnitur Euripidis versus fortasse ita Icgendai:
TITT,^ ovatv dkkof xijv d' eyu) öujOuj itökiv.
Vulgo enim legitur: aQtovöi x dkkoi x.x.k. (Le<>
tiunem uQtovotv dkkoi, xtjV 8' iyvj ocoaut Tioklv
(uetur Krueger his ipsis diariis h. ann. p. 99. M. F.).
VII.
Tyrtaei eleg. vs. 19, 20. apud Lycurg. c. Leoer. §. 107-
xovg 8e TtakaioxSQOvq, vjv ovxext yoi'vax' ikaq)gd,
f.ii] xaraksLTiovxsg (fsvyexs Tovg ySQaiovg.
Ita vulgo legebatur. Scd metro senteutiaeque con-
venientius videtur scribere :
(At) xaxakeiTiovxeg (pei'ysxs xovg ye^agoiiq.
VIIL
Lycurg. c. Leocrat. g. 116.
xal xoaovxov eaea&e ys xujv Trgoyövujv x^^povg,
oaov Exeivoi fuv xovg koyio /xövov x(ß ■jtqoSox^
ßoij9r,(TavxaQ xaig saxdxatq xt^ioQiaK; ijsri;kdov,
vfxsii 8t atJTOv xov e(.>yip xal ov koycp xov 8i]jA0V
kyxatakmövxa ajg ovSh dSixoivxa dcfi'jOExe; ^uj
8!j'va, tu äv8Qeg 8txafxvai- vfiiv ovxtu ndxQiov .,
dvat'fJiQ v/^iujv avTuiv ipijcflCsad-s.
Piuper hunc locum difficilem ita constituernnt Baiterus
et Sauppias e conjcctura Schaubii: fji] 8ijxa,uj ävSpsg
Sixaaxai- i>j.iiv ovxoi Ttäxotov, ävatioq ißdiv
avxuiv Ipijcpii^eai^ai. Scd altius videtur latere vitium
iteruniqne litterarnm similitudo ellecisse, ut aliquot verba
exciderint. Libri pro oi'xuj praelient ovxe. Itaque «ie
scribendum judico: ^ij 8i]xa, lü dvdQSq Scxaoxai, o
ovxe vfiiv vöftiiiov ovxe TcdxQtov, dvaiiiag
ifxujv avxujv ipij(fi^eo9e. Conf. §. 141: ineiöi} 8'
ov vünifxov ovo et9to fiivov eoxiv, dkk' dvay-
xalov vfidg vTitQ exeivojv iSixd^eiv.
>yi
•_)tj2
IX.
Li/curg. c Leocrat. §. 127-
fiiuuujudy.ccri d' ev rrii if'ijcfiaitnTC xiö /tij[iocpdvTov
xreiviiv Toti Tijv Trargiöa ngoöiöüvia y.al koyi;) y.al
i(>yi,<> z«i x^'Qt ^"''' ^^'Jf'P'
EjiciKiula sunt cum Liizacio (ap. Sluitcruni) verba y.al
igyoj. Pliotiiis p. 124, 16. xul X^Q^'- ^^'- epT'ot«;.
Arsriij'l. Siippl. vs. 502.
xai öij acfe kelTtM, xscQi ya\ Xoyoic, ot^sv,
Soph. Oed. Tjr. ts, 8S2, 3.
si de zti vTiipoTira x^QO'iv
)) köyv) nooeüirai.
Kurip. Phoen. rs. 322, 3-
y.ai ;^£()crl y.cd Küyo/oi
TioXveKiy.Tov döoväv-
X.
Eitrip. Hecuba vs. 77t sqq.
'ftuu}()(jg ävögoi, dvoaiunüiov ^evov ,
6g oirs toui; yrig v£q&£v, ov-vs rovq ävot
Selfrag, didfjnxev fpyov dvooioitarov ,
y.oivrg TQu-jisi^iig TtokXäy.ii tv^'"*' £fioi\
^evtac T d.Qii^ u iji 71 (ivj r a tüjv i (küv (pikojv-
llic uiisrre depravatug locus luea sententia sie est reiiii-
«emlus:
i;£vi(jv 9' äkug, zd irgiiiTa tujv ifA-wv i;£Uüjp.
Aeecliüies aiJr. Ctrsipli. §. 224: £(pi]ar9a yd^ TOVi; Ttjc,
7j okeojq äkag mspi Ttkeiovog non',<raa9ai ti^c. s^-
riv.iiCi TQ aTze C,i] <;. Demosfh. Mid. §. 118. ex omcnd.
Stephani: f/ de dktuv filv y.otvujvtjoag y.al öjitta-
u(j(ftoc yiyvöutvoi w«; orölv £l()ya<Juiv<ji (faviicrEzat.
SImili fnrtuna viiletur pxciilisse aLui in Achill. Tat. III.
c. 21. p. 78, ly: ravta kiywv iSsu^njv ^jia !;£p/ov
y.akcov xal yoivfjq dvafi/uvijaxojv tq an iC,!] q, xai
■j^QTjaxijg y.al y.otvijq vauaylag. Scribendum est: t p a-
Tis^iTi; xai X9V^^°'^ äkog v.aX yoivi]/; vavayiai;.
Qnod sal XotjOtÜv dicit Achilles Tatius, incminisse de-
bcmus Hom." Iliad. IX, 2l4:
ndooE ö' äkoq 9 £1010
et Plato Tiinao. p. 60. ro Ö' evü^fioirtov iv TO.tg y.ui-
nutvia«; Taii Tiegl ti)v tov ovöi^iaxoc, a'ta^tjoiv dkuiv
üEocf'ikeg (yujf.ia iyEvezo. Quorum dictorum causas
«'.rntatug est Flui. Sjrmp. Quacst. V, IQ.
XI.
Eurip. Phoeniss. vs. 1208, 9. Herrn.
xakoti To vr/.iiv el S' üinivov ol 9£ol
yvaifJi]V £y_ovaiv, EVTVXi]i butv iyuj.
Ita rnlgo edi'.ur laboraiite et sententia et oratione. Scho-
liastae iniras protuleriiut explicailones. Nee quod G. Iler-
Diaanus nuper versus ita scriptos exhibuit:
y.akuv CO viy.av • ci d' d/tclvop oi &£oi
yvuifAip t^ouv, ei'Tvx^i<: <''v £iv iyui
probar« id ullo modo possiini. Libri partiia ex^VOtu ,
l'artini exottv siippeditant. Si disposcueri« (jnao coaluo-
runt, naiiiiscimur genuinam (cripturaiu haoc :
xakui' TO viKav £l S' d/^eipov oi iheot
yvujifijv £;|fojicr< doi£v, £VTVxi]i iyuj.
£inv a ine cxpulsum non primitus scriptum faisse ab Ku-
ripido, illud quoque documeiito est, quod in Flor. 34.
jjp pro £i'i-i' Icgitur.
XII.
Eurip. Phoeniss. vs. 1121 eqq. Herrn.
'iiyvyia 8' eiq nvkvij.iaS'' 'Jinro/iedwv dpat
£Ox£ix , £Xf^f oijj^i£iov £p fi£(Tm odxei
OTiXTOig TTUPoTtri^p o/iuaaiv SEÖOQxöra,
xd ixlp i;vp daxQUjp liTCtxokaTaip ofinaxa
ßk£nopxa, xd öh yovit xopx a bvpopxfav fil-xa,
ujg vax£Qov S^apovxog £iaogdp na^rlv.
Non novi alium Euripidis lociitn, de quo acrias iuter in-
ferprctcs sit litigatuni , quorum sententias denno perce.u-
gere vix operae preiium erit. Unain G. Hcnnanni ra-
tionem volo rommemorare, qui versum excidi.sse post ^5-
Sogy.oxa ratus pro ßkiirovTa e conjectura Seidleri
y.kEloi'Ta reposuit. Siuiplici.ssimum erit, rem ita aniino
inforniare: alios oculos cum orientibug sideribus Arjns
aperiebat, alios cum occidentibiis; id quod artifex in illo
cljpeo ita expressit, ut cernerentur ab antica parte Argi
ocnli aperti , postici autem in eo essent, ut et palpebris
quasi prorumperent conniventcs. Jam in Flor. IS. pro
xpi'^TOJTß exstat yvTTXovxa , in Schol. Aug. Cod. ttI-
Ttxopxa. In hi« meudis latet verae scripturae scintilla.
Scripsit enim, opinor, Euripides:
ßkinovxa, xd ö' exxvjc xovxa övpÖpxcuv /jsxa.
ßk£7i£iv vero et £y.xvitx£iv 6/uf.taxa dictum est , at
ßaivEiP TVoöa et simil. De verbis ■JtQoy.vnxEiv, iraga-
XVTVxeiV egit Jacobs ad Achill. Tat. p. 593-
XIII.
Sophocl. Oedip. Tyr. vs. 1280, 1.
xd8' ex Svoip e^^uayEP, ov fiovov xaxd
dkk' dpÖQl xai yvpatxl ovpf^iiy^ xaxd.
Friorein versum esse dcpravatuni, omnes interprete«
confessi sunt. Nam et y.axa bis, et /uopov sie node
positum est ofTensioni. Probabile est Sophoclem scripsisse;
rdö' ex SvoTp eQQOjysv ov ^ovöoxoka
dkk' dpögi xai yvvaixl ai>fi[^iiyij xaxd.
Snpra vs. 846.
£/' d' upöq' £p' oiö ^0} POP avSr^OEi öatptäg.
(Hesych. : otd^ujpop' /Lto pö OTokop) Ibid. v». 212-
oipujTta Iidi<X0P Evi'op ,
ßtaipddufP 6 [i6(Tx okov,
abi plerique libri habent uopdoxokov.
XIV.
Aeschyli S. c. Theb. vs. 199, 200.
dkk' olv dEoi'i
xovg xijg dkoiirrijg -jiökEog ExkEliiEip köyo^.
Frustra sunt, qui ruigatam dcfendendam snscipiunt. Schilti
edidit avxovg äkovoiK. Hermann Obs. erit. p. 45. xu
rijg dkouoiK conjecit. Mihi videtur Aeschylus scripsisse:
dkK oC'P i}£ovg
oQovg dkovaijg Ttokeog ixkemscf Xöyog.
29,H
XV.
Aeschyl. Eumenid. V3. 67 sqq.
Kai vvv dXovaai tdade Tag ^dftyoi'i 6(ii/v •
vnfv) TCsaoL'oat ö' ai y.araTiTvoTot y.o^ai,
'/(iaiat, nafuiiai iiaidsq, alg oü /u'yviTui
^€ujv Ttq, oi'd' uv9()ojTco(;, uiiöe &i^q tiots.
In hoc loco , crilicorum conjecturis onerato , iluo graria
vitia sunt tollentla. Legeuilum eiiim est ita:
vTiviii Tcviovaiv ai y.o.'vä-JiivcrToi xöqIh
Faicci; Ttakaiai ncdöeq, als; ov f.iiyvvxai.
roiif. Choeph. r. 61S, l'J:
voacfiaao' dnooßovkcü<i
nvt'ovd^' dy.i'vöcpQUiv viivi/j.
üophocl. Oed. Colon, ts. 39 sq-
ddr/.TO'i, oi'd' oexijTUi' ai yd(j efi(fußoi
&sai Off' sxoL'Oi, Friq TS y.ai Sy.ötov xögat.
coli. Hesiod. Tbeojjon. rs. 1S3 sq.
XVI.
Aristoph. Vesp. vs. 1029 — 3\-
ui'S' UTE TiQwtTÖv y' tjQl;s didäaxeiv, dvdgujTioii
(fijcr' iitidEaDai ;
'ikk' 'ÜQaxkeovi ÖQyi'jv -civ' ixtJ^v zoiai ntyiotoic,
eirix^i^i^iv,
itoaar^cu<; ^vardq evdv^ «'.t' do^rii avTtp ti/j y.ag-
XaQodovTi.
Bothiua, qui priinus, quoil scio, his in rersibus haesit,
oppusitionis ratione cnmmonefacttis, conjeciuram hanc pro-
|j<i8uit: dtödoy.eci', dvl^ q oj-^icry.oii i:j:ii^sa9ai. Ari-
sfoph. Pac. »s. 75 !•
'n'x tdiahai dv9 ^ lOTiioyov <; xmiiajdujp ovSh
yvvatyag
dkk' 'IJQay.keovg ÖQyilv Ttv £%u}v Totae ixsyiaxoK,
S7lSX£'Q£f-
Kqaidem veio inaüni scribere:
ovS' Üts UQUiiöv y j;ps^ öiddcry.eiv, v dvo t ot'v
(fija' eni^iai^ai
qtiain emendationem , quae primo obtutu ridetur esse
audacissiina, proppmodum uullam esse, palacograpbiae
periti sciiiut. Accedit, qiiod hoc rocabulum vuvOs cita-
vit ex Aristophane Gelliiis jN. A. XIX, 13., ,,l'avov(i
eoim Gracci »ocaverunt brevi atque huinili corpore honii-
ue8, paulum sopra terram exstaiiteg, idque ita dixerunt
ndhibita quadani ratione etyinolugiae cum scntentia vuca- .
bnli competeute , et si memoria, inqnit, mihi non labat,
scriptum hoc est in comoedia Aristophanis , cui nomeu
■s% d/.akeg.^'' Ad Cocalum retulit Brunekias hoc fragm.
^o. t:-J4.).
XVII.
Thucyd. III. cap. 70.
öcpköpTutp 8e avTujp yai noog rd lEQa ixeriöv
vMitet^ofjievajv diu Ttkri&og jijg Ciji^iag, onujg ja^d-
jjicvoi duodioaiv, 6 Tlet^iaq, LTvyxf^vs yd^ xai ßov-
ki]<; uJv, Tieidsi ojare tm vömp jfp/yo-affy«/. oi ö'
instöi) riß TS vüfxv) si;£iQyüv X o xai aua sitvv
294
9ät'OVTO rop net9iav, stoq sti ßovktjg soti, jiikhfiv
TU Tikijdoc, «vantiasiv rot»; avToig '.idijvuiovc (pi-
kovc TS y.a'i sx^Q^^'i vouiCftv , ^wiaTuvro.
Inextricabilis fisa est qnibiisdam hujns satis obscurae
narrationis <liQicuhas. Oiiinia riariora fient, si mecam
loriim ita correxeris: oi 8' STZlldl) Tojv TS vüfÄOiv
etS'QyovTO y.ai äfta . . . • Conf. Dcmosth. in l'i-
mocr. §. 105. sdv äs riQ ditax^rj xvjv yortvjv xa-
xojasajQ rkajxujc i; dottjaTsla;, ij Tipoeioij/iivov avTii)
Tujv I 6f.iu)v siQysab^ ai sicnwv u:ioc /u) xpij. Igi-
tur Thucydides hoc narrat , Pithiao adversario* capite
diminutos esse.
XVIII.
Theocrit. Idyll. XIII, 14, 15.
«3$ ai'T(j) y.ard Dv^iov 6 naiq its-jzovauivoq etij,
avT(p d' SV cky.uiv sg dkadivov cIvöq' dTtoßaiij.
lila yerba aVTVj d' SV skxuiV siucera esse non potuii
persuadere Toupius Valckenario. D. H^insius proposuit
SV r,xa}i' , Wartoniis SV si'y.iov. Ad verum perducit le-
ctio (odicis Tolctani a Srliotto commemorata S^skxuiv.
Theocritns cnim vidclur scripsisse :
TÖ^ov ö' SV 'ikxmv sg dkadivov dvÖQ' dnoßait].
Comparari potest Hom. Iliad. II, ys. 718.
Tüiv ÖS 0ikoy.Ti]zi]g r,oxsp, xd^uip si s idaig.
XIX.
Solan. Eleg. 7, 5, 6. p. 22- Schneidewin.
kii]v 8' s ^do apx' ov quöiov soxi xaxaaxsip
vorSQOv, dkk' 'iidij X9V • • • i^dpxa poeiv.
Ita edidit Schneidewinus e sua emendatione. Codex Dio-
dori Vaticanus habet: ksujg d' £i;tQUPxa ^a.Töicip tOTi
xaTUO/siP. Uterque Solouis versus aliquid labis susce-
pit, a qua ut pnrgetnr legendum suadeo:
khjv 8' s^avs& ivx' ov ^nöiop soxc y.axaox^lv
laxsQOP, dkk' rßrj fxsxQia ndpxa pösi.
Conf. Solon. eleg. 4. p. 21.
m8' UV 8riuog ugiaxa crvv i]ysf.i6vsoaiv s7Cocto,
fiijcs kirjv äpsdsig ui'jxs Ttts^o^xsvog
ib. 2, 32. p. 20.
svpofiiu 8' si'y.oofjia xoX aQxia stupx' änotfatvet
Theogn. vs. 945, 6.
still TiaQa clxd9f4?]P 6o9r;v 686v , ovöstsquigs
y.ktvofiEvog- xQ'h y? i^' d^xia ■jiavTa poalv.
Quaro poäsis etiam conjirere:
i)(rxs()Op,,dkku X^'j jw' uQXia Ttdvxa vosip.
XX
Timocreon apud Plut. vit. Themiitocl. o. XXI.
dQyvQSüjp VTiömkiu};, 'Ja^fxoi 8s TiavöoyjBvg yekoimc
^H'Xod XQsa Tragtxwp-
oi 8' r.adiop, y.Tjijxovto fit) uigap (•)s/Jt<rxoxktvg
ysvsadai.
Etsi vulgatae idonea sententia clici neqait, tarnen hoe
apparet, coniiras dici diras imprecari Theniistocli eumque
exstinctum uialle. Puto me iarenisse , quod deceat »ra-
295
29f>
tioneui nootao oinnc Tinii siiao acerbitatis in Thrmisio-
clem oiuiiieiitis. For(a»si> Tiinocrooii ita scripserat:
xn'/o-ro jtolQav (•Jeitioruxkei'g yf.vaaSai.
Ex re erit coiituliäso Plat. Charuiicl. \). \bb- D. iiVOfUaa
ouCfiöraTuv (Iviu tuv Kvölav tu Iqiotiy.u, uc. elUEv,
STii lov xaXoö keyujv nniödi, dkh/> i>7z:oTti}ifi£vog,
svkai'Jiiadac fu) y.arivavTa kiowoi; reßgov eXi^uvra
fioiociv ai()ii(j9ai x^euji/. Qui locus utifjiie expli-
caniliis vitletur e iiod'ssiuio ailn^io : ü vsßoog tuv klovra,
«oll. Liician. ilialog. Alort. 8. Moscli. 3, 4ö-
XXI.
Plalo de legg. III. p. 701. D.
<ik}J inaveooirnv tu viv 6i; Xex^si'f tu Tivog 8r,
xäoiv eiiexa rai'ra eke^^ij ;
IVuper iloriii , in Plaioiüs libris de legibus hie illic
verba cxplirandi causa ailscripta ab inipcritis lilirarii.s ipsi
textni esso illata. En hiijns rei noruin cxemplum sese
oH'ert. A'am nmic iion dubitn Bastii (ad Grp((. Curiiith.
p. 33) sciifcntiac cjicicndum esse tvey.a oiiiissum in Flor.
i>. adstipnlari, Minus rrcte Boeckliius jndicaverat aut
j^cioiv ant evl'/.n esse extrudendiim. Quocirca anctor
snm, ut locus noster ifa emendetur: äkX' i7iavCQüjTf/.v
TV Tipog ör, ^apiv TO.VTCi Lhsy^Q)]. Conf. enim Plio-
tius p. 355, 21. uTOv Y^dftiv Ti'i'og evexev. In Achill.
Tat. V, ly. p. 130. diavi'XTegevaEcv ydo ekeyev £(•;
Tov dyQov, ßuTaviuv IvEV.ev iclotv, u'jq iv öipsi
r;;s' oshjvijg avTuq dvuKaßat, aut delendnm erit evE-
y.EV aut frigiduni elegantiaruui captaforem praia lettione
decpptuni esse statuenduni. In Plat. de legg. II, p. 672. C.
fcribendnm nunc contcndo : y.ai UTUv dizoy.vaior, iawo,
Taj(iGT av uy.Taiv s i. ac\\o\. axTaiv s tv ., yavQiav,
ardx TojQ irijdäv, rj usTeuigi^eiv i] ÖQfxav i] t^dv-
■TEIV.
XXII.
Plutarck. de amore prolis c. IV. T. X. p. 79. Hütten.
EttI Toi's Tiakaiovg dvdyays tuv Xöyov, (nv To.iq
fjiEv rexEiv nQuiTUK;, Toiq 8' löstv ovvißi] riXTäf-tepov
ßoicpog. ovTS vöiiog i]v ixelvoig Tsy.voTQOCfciv n^oa-
raTTujv , oC'TS ntQOOdoxia ^d^iTog i] Tpoqieicov knl
väotg davE iCof.ievv)v.
Injuria suspicatus est Reiskius Icgendum: ovtE TQO-
(fEia ETI VEOig O.VTOiq daVElt^Öl'.EVa, rel OVTE TQO-
ifEiüjv dvdyxi] ETI vEorg aiho/g 8avEi^oi.iEvujv. Vido
Plat. de legg. IV. p. 717. D. djioTtvovTa davEi(rj.iaTa
EnifiEkEiag te y.ai vtieqtvovovvtujv uidivag nakaidg
kni vjoiq öavEia&Elaag, änoöcöuvra dh Trakaioig
hV Tfö yijoa 0(f6öoa XEXQIjf/Evoig. Eundem Piatonis
locom respexit Plutarch. in libr. de fratr. amore c. IV.
p. 39. xal oi'y. EGviv, oti fxakkov uvi^Qojiroi XE'ia-
glOfxEvov dEoig Öquiaiv , ij toxevoiv ai>Tt~>v xcd t^o-
(fEvai nakucdg ijit via ig ÖavEioi^eia ag y^dQiiag
iVfÄEviüg xal u^ol^vf^iog EXTivovTEg. Pholius p. 370, 2Ü.
XXIII.
Photii Lex. p. 310, 17.
Evkoyxog: avvötySQog xai Svkwdrjg toTiog-
öovuog^ vktj- XEQGog- dy^ög- Tonog' ol de y.oirr;v
Non videtnr forri pogse uygog' ruTlog. Scribendum
est leni mutatione : i'kl]' yij ■/^EQOog' uyoiog tö-
nog. A. G. Winckehnann.
27. Probabiiia critica,
scripsit Otto Sclmeiderus , PL. Dr.
Sophocles in Ajac. 788 sq. — Aeschylus in Aga-
memnotie vs. 100-
Rlagnopere intcrpretes vexai'it Sophociis Iocd« in Ajace
fg. 785 sqij.
äyyEkog: ndgEöT ixElvog (i. c. Tsi'XQog) dgTi. Tjjvde
d Eigoöov
ökEd^Qiav A'iavxog EkniQsL rpEQEiv,
Tixi^rjOau: o'i fzoi xdkaiva, tov -jtot' dv>uiruji/
(jta^ujv ;
ayyskog: tov OEOTOQeiov /.idvTEojg, xa9' rifAtpav
ri]v vvv OT avTiß ddvaTov ij ßiov (^toEi.
Quaeritur in ultiniis quid tandem (pEQEiv dicatar, estijne
ad hoc ab interpretibus in diversas partes dispntatnm.
Quorum illi non jani sunt andicndi qui 6t' putarunt OTi
esse; vid. Loberkium ; qui autem ex superioribus ?; hto-
8og subintelligerc roluit Schaeforus, poterat quidem islud
E^OÖog ßiov (fSQEl talibus exemplis defendere qualn ipse
alibi indicafit hoc in eodem Ajace (v. 659. Herin.) ÖEC-
VU)V U)Jf^ia TTVcL'/lUTOJV EXOil-llOE OTEVOVTa TtüVTOV,
de quo dicendi genere, praeter Schaefemui ad istum lo-
cum , ridendi sunt Goettling. ad llesiod. Erg. 652, Wel-
cker. ad Theognid. -p. 107 et qui accuratius otnnibug
disputat Lobeck. ad Ajac. p. 306 sq. , (et nunc Grauer
his diariis, initio hujus anni. M. F.) — verum quuni
semel praeccsserit Etoöog Öksd^La, non est jain verisimile,
Sophocleni illud hoc sensu intelligi roluisse. ]Vcc magis veri-
similis eorum est interpretatio qui ita rcrba ceperunt:
fiadtov OTE f^idvTCg avTÖi xa&' r,fX£Qav tr,v vi'v 9d-
vaTOV /? ßiov (fiEQEt, ut (pEQElv Sit „nuntiare", ant
qui ÖTE volnerunt esse „quandoquidem", CfEQElv autem
et ipsi verterunt „nuntiare", UTE refcrentcs ad Eklti^El
rpEQEiv — ; tum enim pro ambiguo isto (pEQEt posuisset
Sophocles 3qoei (nt Oed. Colon. 1427. 6g crcfißv dd-
vaTOV Et; dficpoiv i^posi) aut simile quid eodem sensu
quod aliquanto esset planius. Jam fere non rcstant nisi
Hermanni et Lobeckii conamina, qnorum ille niniis con-
torte snbjoctum voluit ijf.iEQa esse, vvv ote autem va-
lere pro simplici vvv; alter conjecit (pEQEl rerbum im-
nersonale esse, qnocuni comprehendatnr notio TOV (fS-
QOVTog i. e. fati, quod tanion prorsus simiiibns exemplis
sunimac ille vir Icrtionis non potuit jirobare. — Etsi au-
tem post tot doctissimorum virorum conamina novi quid-
piara pcriciitari velle paeue tcnierarii est, illad tarnen
confidentiam snbdit, ut corruptum diram lucum, quod
plerique ne ipse quidem sibi satisferlsse ridentur. Acco-
dit ut mirum sit quod nee quaerat Tecmessa, nee ei —
cujus tarnen iniprimis intcrerat — narret nuntius, unde
tandem ista plaga Ajaci ininiiucat , choro saltem nuntius
aotea rr. 740 sqq. uarrarerat, Calchanta praecepisse :
29";
298
ctoiut y.ar ijf-iuQ zouu^aueg tu vvv zudi
Aiuv'J' i'TTU oxiji/uiai, fn;d' dqiivz iäv,
et L,uivT exiivuv Eiatdeiv 9sl.oi jrore.
e kd yuQ uvTov rijöe 9tJ ue Qa uovy
Slai 'A9dvaq /unvtg, oig ecfi] kaywv.
ubi eXa nnntiii» certe <le morto inferenda iotelligit, ut
patet ex v. 7b9 sq.:
ei 8' dneoTe^mtsdu,
ov'/t IdTtv 'dv}]Q Xf/Vt»;, ci Kdk-/ag oocpög.
Haec qui conceilit, faicbitur aptissiuiaiii esie conjeciurain
iiostrain :
Tijv VL'V UT ai'ctp ddvaTov ij /tiog (ftQEt —
plura ruliiit addere quibu» fortasse IVlincrrain accuratiiis
etiain sig'nificarct ; scd interniinpit scruiuiicm Tecuiessa
qiicrolas eiliindcus, cujus nunc tiemiini, posfqiiani a deo
aliqao imuiiiierc cladein audirif, piTspici<ur quam justus
mt f;rafis ille tiniur. l'crba sie robaereiit: tul< fxavTSUii
naitujv, ri'jvöe ti)v e^udov Aiavioc, 6}.id^(jio.v di/ai,
Üt£ (quaudoquidcui) y.u9 ijj^ttpap -vijv pvv r, „Idi'jVl]
UVX(p davwvov CftQtL. — His expnsilis breii nionebü
quaui facile rcra lectio corruuipi potuerit. Monet Ilcr-
niauiius, nioschupuliini iii üictt. Alt. ex Euripidc aflerre
ijb' T;fieQa duvaiov ij ßiuv (ftgui ; qui si vere Euri-
pidis fuit versus (aec scio cur Heruiannu siatim assentiar,
ex hoc nostro Sophociis luco eum dcsump(um esse pu-
tauti), potuit is a docto aliqno interprete ascripfus ad
rumparandaui nou hujus versus , sed totius rei rationem
esse; sed ex uiargitie, ut saepc factum, contextus cladem
traxit , quae major etiam eus iuvasit Codices sat multos et
bonos (cf. ülndorf. Annot. ad SophocI. p. 315 edit. Oxon,
1836), qui habent Tr,v vvv i'jT (vol ;y t') aiJiuj ddva-
rov 1] (ji'ov (fiioei.
Obiter Aesrhvli qnendam locum tractabo cujus mo
admouuit Heruianniana explicandi loci Sophociei ratio.
Vulgantur iu AgauieniDone versus 99- «t seqq. in Lunc
modum :
■jiaiiuv re yevov Tijade jxe^iiuvijq,
{] vvv TOTE fxiv y.ay.6q(jujv teXi^ei,
TOTE 6 EX dvoicSv äyava. (faivova'
ähnli; d/ivvEt cp^uvriÖ' uTtkijarov
Tr,i) 9ii^oß6QOv (fQEva kvnijg.
Hie qui postrema nimis inultis conjectaris vexarunt non
debebant secuudi versus vitium , a neminedum quantum
8cio observatuui, silentio praeicrinittere. Balbutientis enim
est ita loqui: „quae «oUicitudo , uti nunc quidem res est,
uiox est malevola, mox spes dispellit curam", pro eo quod
debebat dici „mox dispellitur spc." Nam corum ne pun-
ctum quidem temporis quisquam probabit opinionem, qui
ititerpunctionis sigiio medio post r EKEi^Et fosito (teXe&EI-),
vvv TOTE nescio quomodo concoquere potuerint. Accedit
quod in scholiis liabcmus Loc: TOTf uiv] Eod' üzE
fiiv, quae vix potuil esse vocis zöxE i^terprefatio ; sed
idem cod. Guelpli. in contextu adeo habet, item Aldinum
exemplar, quamvis in hoc quidem paullulum corruptum
»it {ev& Öte (UeV). Quae omnia eo ducunt, ut interpre-
tamento veram lectionem exturbatam putemus, quae (ut
ultima quoque «tatim addam, ab Hermanuo egregie per-
sanata) haec sine dubio fuit:
Ztittchi: f. d. Aherthumsw.
); vvv uiE fttv y.axü(f(jV)v zeliOei'
TOTb Ö' ix dvaiüjv dyavd Cfuivovo'
iKizli df-iiivEt (ffjovzid' üiLtjOiov ^
Tr]v iivfxoßoQOV (p^tiuXvTrvv.
De isto vcv Öte qnod Aeschylo prae simplici 7iv fami-
liäre est, HermanuQS ad Vigerum quoque egit p. 917.
Euripidis fragmenta.
Inter snperioris saeculi criticos imprimis eminuit L. C,
^'alckenarius , in quo viro cum multiplici eruditiüni.s co-
pia taiita cnnjuncfa fuit animi acies, ut haud raro quae
golis ingenii viribus repererat postmodo sjnt ab aliia iu
codicibns itivcnta eadcm plane ratione scripta afque con-
jpcerat. Quo n)agis mirandum, virum ilUini iiiuiio inter-
dum elegantiarum studio abreptum nonnunquani pro emen-
datiouibns inventu facillimis ni-scio quas viulpiitissimas con-
jecturas scriptoruUi libris intulisse; quas quum uimis, ut
iit , admirarentur qui post eum in eudeni so exurcurrunt
cauipo, et ipsi a rccta via aberrarunt. Exemplum prae-
bet Euripidis fragmcntuni Phoenicis fabulao a Stubaeo ÜU-
p. 429 servatum iu liunc modum:
/.loxdijoöv EoTiv dv6()i ■Koeaßi'TTj xey.va
didujoiv öoTtg, ovy.ii^' ajpa^oq yafiEi.
ÖEaiioiva yao yEoovTi vvfA(piv> yvvr,.
Ubi Valckenarius, Diatrib. p. 273, cum Heathio primum
versum censuit a reliquis separandum et ita corrigendum
esse: f^io-j(^9rjQÜv eotiv dvdgl ngsaßcTTj vEa [yvvi'j]\
secundum autem ita correxit: dnoig EOTlv, btritg ovy.
£^' v'}Qaiog yatiei, — nimis ille elegantias venatus.
Scd traxit tamen ex parte galtem in »enteutiani siiaui
magnum Porsonum, qui et ipse alias fclix fuit criticua.
Is correxit: noxdiJQOv EOTiv dvö^l ■^TQtaßL'iT] Ti/.va
y.dv önujoiv, OOCtg X. C. ).. — At quam nullo fere
negotio.suam hie Euripidi manum licebat restituere; scri-
bendum enim:
f.lOxihjQÖv, El Tiq dvSQl TTQEaßvTTj TEXVa
öiduiOLv, uazig ovx £&' uJQaioq yafXEt x. z. Ä.
nisi fortasse in ultimig oi>y.E&' üjgaiog yduov prae-
stat. Obiter nutanduui, TEXva de una filia positum uiliil
habere oiTensiouis et commendari Euripideo usu ; c f. Elmslei.
ad niedcam p. 13G. not. q. (Lips.). Ita Latino« quoque
saepe liberos de uno filio filiare dicere Dukerus obser-
vavit ad Flor. IV, 3, 2. Pro dtöüvat zixva hoc sensu
(„filiam in inatrimonium dare") et Euripidis (cf. euud.
Elnisl. ibid. p. 131) et reliquorura Atticorum (cf. Abresch.
Dilucid. Thuoyd. p. 314) consuetudini magis, fateor, con-
venit Exdlödvat vel Ex8iöoa9at ziy.va. Sed istud quo-
que et Homerico usu satis lirmatum est, unde cum aliig
sumpsit Uerodotus — cf. Wesscling. et Valckeii. ad 5
92 — , et alio dcfenditur ipsius Euripidis fragmento
quod post multa virorum doctorum conamina nostris nuo-
que conjecturis vexavimus. Servarunt Suidas sub -TtEv-
Üegd, et Photius p. 410 Pors. : 7rEvi}EQd raj vviiuiiuj
V jrs y.ÖQi]i; fujrijn, xat TTEvdEobq 6 Ttazijp. Eigi-
■nldijq ÖE yafxßQOv avrbv TtaQa zd^iv keyti- 6 yovv
'yikxfxaiaiv TM 0l]yEl Cfjjoi'
xai ö, uj yEQaiE, ziji> te TtaiSa lut) dovg i/^oi
20
299
300
DiliTntrr HIa<<hinp p. 33 emimerarit viroriim ilocforuiii
roiijoidirjt, «jiii ihiIIphi niiiiis <lp»j)rxi!.s<"iit istii«! jiij, item
<1(J<, «jiHiil pro öoiS Plioliu» «uliiiiiiiistrat. liliid rix
notiiit aliiinilp in ronlciliiin iinmijjrarp , nt ad rodinfe-
graadiiiii vi-rsiiin iioii taiii jii': , ijiiam nutöa i'jicieiidiim
viileatur. Srripiit foriasiie Euripidrs:
xäv Siiiq, yepctit, rrjvöe, xav fii} diß; eiioi,
■)•«(*/?(* öl," vo/ti^St y.al narr.g O(oiij(i t' cito^i,
cf. Bernhard^ Sjut. liiig. Graec. p. 312-
28. Kleinere Literatur der Philologie in Dänemark.
Artikel III. *)
I) /. N. Madvig Blik paa Oldfidens Sia(sforfa<iiinj*r
und Iipnsyii tit llilvikliiigpn af nionarrliiet og en
nmfa<tpiido , Staisurganigme. Kiübeiili. 1840. Fol.
24 Seiten.
K» ist diese icIiSne Untersuchung gcsrlirieben als Ein-
ladungssrhrift 2iini Uniicrsitätsfest in Copenhajjrn lici Ge-
legcnlieit der Krunnn^ des künigs Christian ^'III. und
«1er Königin Caroline Amalia, am 6. Jnl' 1'"'40. Ueber
die Walil des Themas und über sein Ziel spricht sieh
der Verf. in folgenden einleitenden Worten aus: ,,Das
;;rierhisclie und riiniisrho Alterthum ist in politischer Ilin-
»icht wesentlich Zeit der Republik, die neuere Zeit ilie
Her Monarchie. Die Geburt der IMonarrhie uar iler Tod
des Alterfhums. Nicht leicht scheint daher der Gedanke
lom Einiveihung'sfest der christlichen Monarchie hinge-
Icitet Herden zu können zu den lieidnischen Republiken,
und doch liegt dieser Uebergang des Gedankens nahe für
den, der überhaupt bei bedeulungsiolleu Ereignissen im
Leben der Gegenwart den Trieb fühlt hinzublicken auf
die Voraussetzungen der Gegenwart. Die .Staatsformen
lösen einander nicht regellos und zuffillig in der Welt-
geschichte ab, sondern folgen der Entwickelung der
Cultur, thoiU als deren Ausdruck und Resultate, theils
ali deren Bedingungen; ihr Henorbringeu und ihre Aus-
bildung bis zum gegenwärtigen Standpunct ist nicht die
geringste Arbeit gewesen, die das Menschengeschlecht
hat vollbringen müssen.
Das Alterthum war die sterbende Mutter der euro-
päischen Munurcliie , sein politischer Entwickelungsgang
zielte, seiner lelbst unbewusst, bin zu diesem Ziel, aber
e* musste die noch nicht ausj^ebildete und mit Zucht ge-
reifte Schöpfung einer anderen Zeit und anderen l'ölkern
übergeben. Es ist daher eine Pflicht der Dankbarkeit,
liaj 2Um Bewusstsein zu bringen , was ilas Alterthum
hierin gearbeitet hat für die folgende Zeit und besonders
haben wir eine solche Pflicht zu erfüllen gegen das
Volk, welches, indem es mit Kraft und Tüchtigkeit un-
ter den elementaren Formen ein grosses Reich gammelte,
die Nolhwendigkeit einer neuen Form zum Durchbruch
brachte und doch zuletzt selbst die bittere Drangsal und
den Schmerz erhielt, denn mit rollern Recht ist die rü-
•) Artikel 1. im Jahrgang 5 der Zeitschrift (t8;5S') Nr. 6t. 62;
Art. 11. Jabrg, 7. (1840) Nr. 116. U7.
minche Kaiserzelt bezeichnet als eine Schmerzenazeit
(Hegel Philos. der Gesch. S. .3'2m) , aber der Schmerz
wurde getragen für kommende Geschlechter auch hin-
sichllich der politischen Entwickelung.
Das Alterthum ist uns ein wichtigerer Gegenstand
der Betrachtung in geinen charakteristischen Gegensätzen
zu unserer Zeit und deren Wesen als in seinen anschei-
nend unniiffelbaren Llebereinstimmungen damit. Ei ist
eine Hauptaufgabe darzustellen, wie dag, was jetzt aU
Moment aufgenommen ist, in ein mehr zusammengesetz-
tes, »ielseitigeres Dasein, bisweilen verdunkelt durch da»
einseitige Hervortreten des entgegengesetzten Moments,
einmal sich mehr einfach und für sich selbst zeigte.
Es ist nun der GV-genstand in fünf Capiteln behan-
delt. Das erste Cnpitel beschreibt das orientalische „KO-
nigthuni , das noch keine Monarchie ist", besonders bei
den Persern. Das zweite Cupitel , ausgehend von der
Homerischen Zeit, zeigt die Veränderungen und die Ent-
«ickelung der Staatsverfassungen der Griechen, des Vol-
kes, wo der Geist sich frei machte. Griechenland hatte
Elementarrepubliken ausgebildet; weiter konnte die Ent-
wicLelung der politischen Idee nicht geführt werden. Da»
dritte Capitel handelt ausführlich von Rom bis zum Ende
der Republik. In kurzen kräftigen Zügen wird zu An-
fang der römische ^'olkscharakter geschildert und mit
dem griechischen verglichen. Rom beginnt, wie Grie-
chenland, mit einem Königthum, aber dieses war von
dem naiven griechischen Königthum sehr verschieden,
schon wegen der dasselbe umgebenilen republikanischen
Formen. Auf das Aufhören des Königthums war von
grossem Einfiuss der schon während desselben stark her-
vortretende Kampf der Patrizier und Plebejer, zweier
verschiedener Bürgerclassen. In dem Kampfe derselben
während <ler Republik ist wohl zu bemerken, dass die-
ser Kampf, der gi>r kein Kampf zwischen Aristokratie
und Demokratie ist, direct nicht die Regicrungsform ,
sondern die gegenseitige Berechtigung der beiden Classen
anging. Nachdem nun in ilicsem Capitel die Entwicke-
lung der Verfassung in der aufblühenden und bis zn
ihrem Höhepunct gelangten Republik geschildert ist, gibt
der Verf. zu Anfang des vierten Cnpitels die Ursachen
des Verfalls derselben an, sodann die Nothwendigkeit
des Uebergangs zur Monarchie. ,,Mag es auch, schreibt
Hr. M., von Cäsar's Unternehmungen und vom Conflict
zivischeu ihrer welthistorischen Mothweiiillgkeit in ge-
wisser Beziehung heissen : „(t)i ist wohl unmöglich, dass
nicht die Aergorniss in die Welt kommen sollte, wehe
aber dem, durch welchen sie kommt*', so kam doch die
Aergerniss nicht durch ihn allein und weder war es ihm
bloss gegeben, «lie Aergerniss auszuführen, sondern auch
ein Theil der Aussöhnung." ,,Die Monarchie, ubgUich
Dothwendig für Rom, war doch mit Usurpation behaftet
und kannte daher nicht in ihrer Wahrheit hervortreten.
Sie Terstec<kt sich anfangs und fürchtet bei dem rechten
Mamen (Rex) benannt zu werden; man wollte den Sciiein
eines verschwundenen Zustandes bewahren und daher
dringt die Heuchelei, in Tiberius reprasentirt , tief in
die ganze Regierung und in «len Senat und die Magistrate
ein. Weil die Monarchie des Gepräges der Legitimität
und der directen Anerkennung entbehrt, lu ist ihr erste«
301
HO?
Sfrebeii nulit iliron Beruf im S(aa(<- zii i-rfiill soiidcTii
ihr «»ijjetiPs HpstPeden zu siclirrn." Nacli McilfTen Ur>-
infrkiiiijrrn iil)er ilie röiiiisclie Ivaiserfcrit , hellt iliT Verf.
IUI riiiiiti-ii kiirüdi Capitel herror , ilass es ilrn nPiiHreii
«•iir()|iSisrlicii \'ölkprii uiiil zuerst ricii ■jeriiiaiiiscli - rfiini-
•ilieii lorlii'lialten war, <lie JMoiiarrhie von ili'ii Flcikcii
i|pr irHiir|iation iiiiil ilir daran Iiiftfinlrn I)ps|i(itie zu lie-
frpi«"!!. Die IMoiiarcliii' hatte ihm li K.iiii|)i' iiiiil iMiihe zu
bfi-ti-h II, alipr iliesor Kaiii|ir flog «l.iraiif aim, sotiuhl
(hp»«"!'!«" zu rpiiiiijPii 1111(1 zu licffSliKi-n, als auch Formen
ausziilinilen , unter deiieii ila" Kö'ii^'tliiiiii nach der Art
ijrr rer^cliiedeiien Zeiten und ^'iilker ein Köfii);tliiiin in
irnd mit des A olkes (»eist sein konnte.
(Jeher sein Verlirtitniss zu IIe!:;el spriilit «icli yfittlvis^
in einer langereii .Scliliisslieiiierkon^ jus. Kr lifzeiii;t
•eine jjrii«se \ erelirnii;j ton tle^fl, versieliert alier in den
«•pseiitliilisteii Plinrten , in <leiien er mit Hes;et's Pliiln-
•ophie der Gesrhirlite liliereiiisliiiime, si hon »or dem Er-
«rheinen dieser diesellie Aiisiiht jje'iaht iiiid in l'orlesiiii-
jjeii foi ;;etra{^en zu liahen ; er rerueist aufh in dieser
Uezieliiiiig- auf seine 5 Jahre lor Hegel's Philosophie der
Gesch. erschienene Alihandlnti^ liher die röm. Colonieen.
All derselhcn .Stelle erklärt ilr. IM., worin er im Ganzen
«■«»u Hegel's Philos. der Gesch. alnveirhe und diese nicht
billige: die Ahhaiidliin^ seihst zeijjt selir viele üiffereii-
«eii , wie zu erwarten war: denn Jtl/tdvig hat eine weit
gründlichere Kennlniss des Alterlliiiuis als Hegel. Be-
■onders ilas römische AKerthiiin hat Hegel so vielfach
nicht erkannt und verkannt und von einem wenigstens
grossen Tlieils jjegn'indeten iMisshehajijeii mit yiieiiilir's
historischer Methode gelangte er zu einem ganz einsei-
tigen, verknöcherten Glauben an die überlieferte und vor
Niebiihr gegUubte römische Geschichte.
2) Car. Gull. Elieiling ?iarralio de T. Annio Milone.
Haiiniae 1>)4U. 8-
Diese .Schrift erschien als Programm xuin üffentlicheu
Examen (Herbst 1«40) der Gelehrtenschule an Slagelse
auf Seeland und ist als ein Pendant der im Jahre 1 8 >9
von demselben Verfasser herausgegebenen Narratio de
P. Clodio Pnlchro anzusehen. Wegen dieses Mexus ist
allerdings dio Vorliegende Abhandlung im Vergleich mit
jener dürftig, denn an sehr vielen Stellen ist auf die
Schilderung des Cludius verwiesen, aber beide Abhand-
lungen sind mit derselben Gründlichkeit und unter voll-
ständiger Benutzung der Quellen gearbeitet. Es fehlt
auch hier nicht an Abweichungen von Drumaiin , wie
»ogleich zu Anfang über das Geschlecht und die Vor-
lahren des IMilo. Auffallend ist es, wie der Verf. S. (j
bei Anführung von Vell. Paterc. II, (iS. die schlechte
Lesart ulirii sortem temernriui statt fortein aufnehmen
konnte, s. Kritz zu il. Stelle (vergl. meine Anzeige der
Narratio do Clodio in dieser Zeitschrift 1840. Nr. 117).
3) M. Sadol. Wesenberg Emendationes M. Tullii Ci-
ceronis Epistolariim. Ilauniao 1840- 8>
Es tind diese Emendationes geschrieben als Disser-
tation zur Erlangung der Würde eines Magister artium.
Der Verf. hat sich bereits bekannt gemacht durch seine:
Kritisch* Bemerkungen xu M. Tullim Cicero's Rtde für
M. Caetiut. I'iberg l'-'ili. (danis.-li) und seine: Oiser-
rationes criticae in Cicertniis pro P. Seslin oraliontm
aive censiira tertine edilionis Orellirtnne. liiurgi 183'.
(vergl. Wunder in dieser Zi-ilschrift I.S.JS. Nr. ^^ ' .), so-
wie mittelbar durch Dlndvig's Anstabe der t>üclier de
firiiiiis, an welch'-r Hr. W . groBsen Anlheil h.it. Ob-
gleich die Zahl der dänischen Philnlogen nirlit gross ist,
ist doch in letzterer Zeit für die Kritik der Ciceroni-
schen Schriften in ü.'liipiiiark leicht ebenso »iel geleistet,
als in Deutschland und Mildl'is neben seinen beiden Si hü-
o
lern Wesenberg und 1 regder, i\fn\ Herausgeber der Tns-
ciilanae diKputatiuiies, stehen keinem der (iienigen) deut-
schen Gelehrten, die etwa» Ersjiriessliches für den i'exl
ili-r Ciceronischen .Schriften gethan haben, nach. Es
»Are zu wünschen, dass in anderen Bezii-hntigen sich in
D^nemarL eine ähnliche philologische Th.'lfigkeit ent-
wickeln möge. Der Verf. der vorliegeiulcii iCmeiidationes
sagt in der Praefatio: ,,Ipsc fortasse Epistol.is editiirus
sinn, si modo peritis existimatoribiis inea emeiidandi ratio
erit prolK'.ta." lief, reclinet sich nicht zu den periti exi-
stiinatores und beschr.'inkt sich d.iher auch hier auf ein»
allgemeine Anzei>;e der Emenilatioiies , allein es ist un-
bedingt an/unehmen , dass Hr. W. durch eine Ausgabe
der Ciceronischen Briefe nicht bloss denen, die sich ge-
nauer mit dem Texte der Briefe und deren Kritik be-
schäftigt haben, sondern allen Philologen, ilie , wie der
Ref. in nnzahligen Fällen bei dem Texte der Briefe in
unteren bisherigen Ausgaben anstossen, eine grosse Freude
bereiten iiird: denn diese Emendationes zeigen, wie seine
früheren älinliclieii Arbeiten , dass der Verf. sich zum
Kritiker durchgebildet, nicht bloss, wie mejir oder we-
niger jpiler Philolog, auch sich in der Kritik versucht
hat. Uaher denn auch die Sicherheit der fast unzähli-
gen ^'^erbesscrungen in diesem Büchlein aus denselben
handschriftlichen Mitteln, die allen zu Gebute standen,
mit denen aber noch so ^'ieles unverbessert gelassen ist.
Durch die gründlichsten Bemerkungen über die bezüg-
lichen Codices in der ^'orrede, zunächst die Codd. 3Ie-
dicei , sichert sich der Verf. einen festen Standpunct für
sein kritisches Werk. In diesem ist er Meister, wie ei-
nige Proben zeigen mögen. An unzähligen Stellen der
Briefe Cicero's sind keine Varianten angegeben und ist
kein Anstoss geiiomuien, obgleich sie fehlerhaft sind.
Eine solche Stelle, die auf die leichteste Weise ron
Hrn. W. verbessert wird, ist Epp, fam. I, 9- §. 21:
,,?(nnquam enim praestantibiis in re p. gnbernanda viri«
laudata est in una sententia perpetua pcrmansio." Hr. W.
zeigt, dass hoc mihi laudatur für a me laudatur unci-
ceronianisch sei, und dass wenn man auch dieses anneh-
men wollte, der Gedanke gar nicht mit dem Folgenden
harmonire. Er schreibt daher: ,,nun<]UaDi e«J/« •'« /7»'(Jes/.
etc." Durch das m finale vor enim war in absorbirt.
Denselben l'"'all weist Hr. W. an vielen Stellen der Briefe
nach. Häufig ist auch der umgekehrte Fall. Epp. fam,
II, l4. ^. 5. hat Orclli : ,,Filio — »atis amplum Patri-
monium relinquam in memoria nominis mei." Hr. W.
erklärt dieses in memoria des Cod. flid. für einen foedi»-
simus soloecismns und entscheidet sich für relinquam me-
vtoriam nom., was sich in früheren Ausgaben findet. Epp.
fam. II, 7. §. 2. »cbrcibt Hr. W., nachdem er das ün-
20*
303
304
»cliüri'o im Orelli'srhcn Text gezeigt: „Quod (^: qnam
gravf) I« rei p- lempu$ — veneris — viJes ; tjuanla (au-
feiii) vis — roliiiitalos, quid etc. Ep[>. fain. II, 11. Jj. 1.
einriiiiirt Ilr. W. Putarasne iinquam etc. (seil, aiitequain
liaiic PI). ai<i-j)i»li), und »eist flliiilirho Fehler an vielen
andern .SlrllcM nach. Üchon diese wenigen Beispiele kön-
nen Hrn. W.'s genaue Kenntniss der lateinischen Sprache
und ilcr Cicerouianischcn Schreibart zeigen, sie gehen
-ilicr zngleich den uncrfrculiclien Beweis, »ie wenig wir
mit liiilfe unieror Aiisgatieu im Stande sind, den Cicer.
Sprachgebrauch anzugeben.
4) /. ß. Fr. Bierregaard de liberiinornm hominum
libera repiiblica Uoniana. Hauniae 1840. 8.
Diese Dissertation ist zu demselben Behuf geschrieben
wie Mr. 3. Durch eine grössere Bekanntschaft des Ver-
fassers mit dein römischen Recht würden allerdings einige
Theile der Abhandlung sehr gewonnen haben, allein wir
können dieselbe, was die Behandlung der Sache betrifft,
doch nur loben und als eine sehr gute Monographie be-
zeichnen; nicht in der Weise befriedigt die Lalinität des
Verfasser.-:. So lesen wir p. 44: ,,Seil ingenuos semper
fuisse libertinorum iilios — dubitari non potest." Beson-
4lers ist lobend hervorzuheben die Abweisung von Pey-
ron's und Carl Beier's Ergänzungen der Lücke in Cic.
pro Mil. c. 12. iinil die damit in Verbindung stehende
Erörterung der Projecte des Clodins. Schon früher halte
U. darüber eine kleine Abhandlung geschrieben: „De
Suppleniento Pe^ronianae lacunae, quae est in c. 12.
orationis Cic. pro IMiloue. Hauniae 1830. S."
5) F. C. Petenen krilist ündersögelse om Aegthcden
af fortalen til Kommnercns Historie af Nikephoros
Bryennios. Et Bidrag til den ßyzantieske Littera-
turhigtoric. Kiobenharn t84l. 4.
Diese in der Königlich Däni»chen Gesellschaft der
Wissenschaften in Kopenhagen (8. Nov. 1839) von dem
bekannten Prof. Petenen gehaltene Vorlesung hat, wie
der Titel andeutet, die Nachweisung der Unflchtheit der
Vorrede zu des Nikephorus Brjennio« historischer Samm-
Inng oder Geschichte der Komnenen zum Gegenstande.
Vorangeschiciit sind Bemerkungen über die mangelhafte
Benutzung der hyzautinischen Schriftsteller, wobei der
Verf. namentlich hervorhebt, «lass aus denselben noch
eine grosse Ausbeute für die Geographie zu machen sei ;
sodann folgen die Lebensnachrichten über den Nikepho-
ros Bryennios. Es existirt von seinem Werke nur eine
nnd dazu schlechte Handschrift, deren erstes Blatt und
damit der Titel des Werks unil der Name des A'erfassers
fehlt; es beruhen daher die äusseren Kriterien für die
Untersuchung anf einem sehr schwachen Grunde, denn
auch anderswoher sind keine solche zu entnehmen. Es
Diuss die I'ntersuchuiig über die Echtheit oder Unecht-
heit der fraglichen Vorrede daher sich auf die inneren
Kriterien beschränken. Aus dem Schlüsse der Vorrede
sehen wir, dass der Verf. die Geschichte des Alexios
erzählen oder vielmehr einen vorbereitenden Impuls dazu
geben will. Das passt gar nicht für des Bryennios Werk,
welches die Jahre 1057 — 1081 nmfasst, denn eben im
Jahre 1081 kam Alexios I. wieder auf den Thron sei-
ner Vorfahren. Was überhaupt den historischen Inhalt
der Vorrede betriil't, so beginnen die in derselben refe-
rirten Begebenheiten angefähr da, einige Rückblicke auf
die vorhergehende Zeit ausgenommen, wo das Werk des
Bryennios aufhört. Dieses blieb aller Wahrscheinlichkeit
nach ohne Einleitung, da B. wegen Krankheit unil
Schwachheit die Arbeit plötzlich aufgeben niusste. Durch
ein tieferes Eingehen auf die Geschichte Jener letzten
Hälfte des 11. Jahrhunderts stützt Hr. P. seine Ansicht
von der Divergenz der fraglichen Vorrede und des Ge-
schichtstverks <les Bryennios und beseitigt zugleich die
Gründe, die möglicherweise gegen ihn angeführt werden
können. Sudann hebt er die Verschiedenheit der Schreib-
art des Bryennios und jener Vorrede hervor. Obgleich
diese zu kurz ist, um in dieser Beziehung eine vollstän-
dige Vergleichung zuzulassen, ist doch die Verschieden-
heit zwischen dem klaren und einfachen Styl des Bryen-
nios und dem mehr gekünstelten nnd panegyrischen Ton
der Vorrede einleuchtenil. Wahrscheinlich war der Verf.
der Vorrede ein jüngerer Zeitgenosse des Alexios und
Bryennios und das Werk , zu welchem sie gehörte , wurde
durch die Fortsetzung der Geschichte de« Bryennios
durch seine Gemahlin Anna Komnena in V^ergessenheit
gebracht und ging für uns verloren. In einer so un-
kritischen Zeit, als die in Rede stehende ist, konnte es
leicht geschehen , dass man dem Werke iles Br. , <leni
die Einleitung fehlte, die eines Werkes ähnlicher Ten-
denz vorsetzte. Wann dieses geschehen und ob zufällig
oder absichtlich, diess anzugeben, bezeichnet iler Verf.
als ausser den Grenzen seiner Abhanillung liegend und
ist auch vielle'cht wohl unmöglich.
Diese überzeugende kritische Untersuchung des gelehr-
ten Verfassers verdient um so mehr mit besonderem Danke
aufgenommen zu werden, da sie den Impuls zu ähnlichen
literarhistorischen Forschungen geben kann. Dass aber
diese für die byzantinische Zeit nothwendig sind, ist nur
zu bekannt. Es scheinen wenige Philologen Lust zu ha-
ben, den scheinbar sterilen byzantinischen Acker zu be-
treten und zu bebauen und doch ist es jedenfalls ver-
dienstlicher, hier urbar zu machen, als auf sorgfältig
behauten Feldern einzelne Aehreii zu lesen. Vergleichen
wir nur die neueste Iloraziiteratur , wie viele Scribenten
finden hier beim Aehrensammeln doch nur taube Aeliren.
Für die Texteskritik der byzantinikchen Historiker ist
allerdings vieles in der Bonner .Sammlung geschehen, aber
es kann auch dieses nur der Impuls zum weiteren Fort-
schreiten sein. Hr. Prof. Petersen äussert sich über die-
ses Bonner Corpus Scriptorum historiae Byzantinae ful-
gondermaassen : ,,Die Ausgabe der Byzantiner, begonnen
von Niebuhr und fortgesetzt von mehreren vorzüglichen
Philologen unserer Zeit, erfüllt zwar im Ganzen billige
Anforderungen, muss aber dorh nach der Natur der Saclie
noch vieles zu wünschen übrig lassen und hat nur leiden
können durch den allzu frühen Tod des Stifters dieses
Unternehmens und ebenso thätigen als einsichtsvollen
Leiters."
Am Schlüsse dieser kurzen Revne kann ich nicht um-
hin, noch aufmerksam zu machen auf das so eben in
dänischer Sprache erschienene ,, Handbuch der griechi-
schen Alterthümer von Dr. E. F. Bojesen , Lector der
305
306
griecbischen Sprache und Liieratnr an der Akademie zu
Soroc. Kopenh. 1841. 8." So weit ich mich damit h«bo
bekannt machen küunen, icheint mir dasselbe noch Vor-
züge zu haben vor dem Handbuch der rOmifchen Alter-
thiimer detselbrn Verfassers, welches jetzt von Hoff'a in
Marburg in'z Deutsche übertrageu ist.
Ed. Oseniräggen.
29. Philologische Aehreiilese.
1) Warum heissen die Hören bei Tbeukrit. 15, 104.
fjdgdcOTCit fxay.uQCOV? fllir scheint es von Manio Ver-
gnciie über Mvfhol. p. 399 durch die Beziehung auf ^'^enus
grlinsüchfig'e Liebe keineswegs genügend erklärt zu sein.
Vielmehr sind aucli hier die Hören als Göttinnen ilcr
Jahreszeiten , des ganzen Jahresverlaufs mit dem Reimen,
Reifen und Absterben seines Lebens gefasst, jedoch so,
dass , wie auch ganz gewöhnlich in der Bedeutung von
ci}(iU liegt, der liepriU' der dx^jij, iler zeitigenden Reife
und ^'ollcndung besonders hervorgehoben trird als der
Culminationspunct , mit dem auch zugleich der Tod wie-
der eintritt. Diese Erscheinungen , die einzelnen Stadien
der Entwickelung sind nicht bloss subjectiv, für ilen Men-
schen und seine Betrachtung, langsam, insofern sie sehn-
süchtig von ihm erwartet «erden (noStlvcti), sonilern
auch insofern nach weiser Oekonnmio der !Natur durch
ilen Willen Gottes wirklich in der ganzen sichtbaren
Welt, am stärksten hervortretend in der unorganischen
der Pflanzen , alle Momente der Lebensentfaltung bis
zu diesem höchsten Puncte selir allmählicli erfolgen, um
dem dessenungeachtet oft voll Ungeduld die Reife be-
schleunigenden oder doch herbeiwünschenden Menschen
gewisseruiaassen einen l£rsatz zu bieten für ilas rasche
Absterben nach dem Eintritte iler höchsten Vollendung.
— Dass aber diese Bedeutiiiig der Hören, nach der fort-
laufenden Parallele, die die Alten zwischen dem einfachen
Aatur - unil Erdleben und dem geordneten Staats- unil
Gescllschaftsleben zogen, ebensowolil eine recht ursprüng-
liche als eine lang sich erhaltende war, zeigt die Ver-
tauschung und Verwandtschaft ihrer Mutter Themis mit
der Gaa (vgl. iilubr Religionssjst. d. Hell. p. 189), das
tu ihnen gerichtete Gebet der Athener nm Abwendung
der Dürre und um Zeitiguug der Feldfrucht mit warmem
Regen (s. die Stellen bei Creuzer, Symb. und M)thol. 1,
p. 16Ö. 2. A,), das be<lentungsvolle Namenregister bei
Uvgin und so vieles Andere mehr. Auf jenes Beiwort
nimmt man jedoch selten Rücksicht; auch U'iislemunn
hat e» an jeuer Stelle nicht gerade näher erklärt, und
Burchard in seiner vortrefflichen Anthologia Graeca p. L'56
lässt eine Bemerkeng rcrn>issen. — Da des letztern em-
pfehlungswürdigen Schulbuches Erwähnung geschieht, an
dem wir im LFebrigen seltener das zum Verständnisse
Ä'ölhige vermissen als zu viel linden, s» möge hier noch
eine kurze Bemerkung dazu folgen: Ausser dem Vs. 8.
(in den Adoniazusen) fehlenden Namen der Praxinoe ,
■wie Vs. 78. dem der Gorgo, tadeln wir Vs. J24. die
Wahl der Lesart alerui — cpeQovcoi, da uns dio her-
kömmliche: at'&vuj (fi(jovTeg, deren er nicht erwähnt,
den Vorzug zu verdienen scheint. In dem Epigranuu
des Eryciu» p. 307 erklärt sich Hr. Prof. Burchard nicht
entschieden, welche der beiden angegebenen Bedeutungen
des Particips X£xllf/£vov Vi. 4. er billigt. Wir treffen
besonder* bei griech. Dichtern noch auf andere Stellen,
wo es nicht »icher ist, ob das Particip eine canssal be-
gründende oder eine appositionsweise modificireiiile Be-
deutung hat, ob es mehr selbständig auf den früheren
Zustand hinweiset, oder ein unmittelbarer Erklärungs-
zusatz zu dem Uauptverbum ist. So könnte man Soph.
Ej. 9Sö. VQU, xay.cSi; TCgäanrovTS f.ii) fieiQoj y.u/.a
Krijaajixed', ei' tk; tovoö' dy.ovae-rai Xdyoig, einen
Augenblick in der Weise missrerstehen , als ob Ttpaiy-
OowE Werkzeug oder Ursache angäbe von dem erlangten
schwereren Leid: vide, ne male agendo majnra nancis-
camur mala; dein widerspr.'iche mehr als die Bedeutung
de» y.ay.ai^ 1t(jdijrsiiv der Zusatz: t't m — KÖyoci,
denn schon von dem blossen Reden, nicht etwa nur vom
Handeln, fürchtet sie Vergrösserung des Elends. Das»
es dort vielmehr die sichere Bezeichnung eines festcu
Zustandes hat: dio wir uns »chon im Elende befinile»,
das vermittelte dem griecbischen Ohre wolil theils die
Stellung, vorauf vor dem fiij , theils vielleicht auch der
Dual, dessen zu einer bestimmten Gemeinschaft ziisam-
menschliessende Kraft eher aueinen festen, vorhandenen
Zustand, als an das Nebenaccidens einer noch erst zu
vertvirklichenden Handlung denken liess , wofür wohl der
Plural geeigneter gewesen wäre. Den entgegengesetzten
Fall nehme ich in jenem Epigramme an: da» Beiwort
oyjKQa von der Eiche scheint besser auf die Ruhe eines
Lebenden unter dem schattigen Baume zu passen; dazu
wird das Gemälde ausgeführter und lebeniliger, wie dip
Sehnsucht sich es so gern malt, auch dem folgenden mit
entscheidender Wirkung eintretenden Satze: uj).£crs yd()
Tl^ljanji; oe xegcuvioq, nicht schon im Vorwege seine
Kraft geraubt. Ich entscheide mich also gegen die zweite
Uebersetzung: cum jam cjuiesca» mortuns.
2) In dieser Zeitschrift 1841. p. 2\Vi. vermisst Herr
Subrector Dr. Ameis in Mühlhaosen, bei Gelegenheit
einer Recension des Theokrits von Boissonaile , eine
Nachweisung des Worts vvvvtov. E. A. Bulliger m
s. erkl. Anmerk. zu d. Od. d. Horaz. Th. •>• p. 124-
führt , wie ich in meinem Commentar zu Horaz Oden
p. Ö24 in Veranlassung des, wenn es nicht onomatopoe-
tischen Ursprungs ist, gewiss hiermit verwandten nnenia
bemerkt liabe, folgende Stelle ans dem Hesychius T. H.
c. byo. für dieses Schlummerlied an: vvvviov STli Toi:^
naidloic: xaTariary.a'koLifjei/üii; Cfaoi keytai^ai. Die-
ser Wiegenlieder unter dem Namen ßacy.i'.Kr,iiaTa oder
y.atatjUvy.uKijaeLi gedenkt auch Becker in seinem an-
ziehenden Charikles I, p. 29 •> ohne jedoch jenes andern
Ausdrucks zu erwähnen.
3) Die schwierige Stelle bei Virgil Aen. t , 39H-
scheint mir durch die verschiedenen Deutungsversuche
der Ausleger noch nicht genügend aufgehellt zu sein.
Die als Jägerin dein Aeneas entgegenkumiiiencle göttliche
Mutter gibt ihm eine wunderbare Prophezeiung: Znult
fröiiluh schwärmende Schwäne verfolgt Jupiters Aar an»
der Höhe des Himmels durch den freien Luftraum —
nunc terras online longo aut c.ipere aut captas jam de-
speclare vidcntur. In langgedehntem Zuge zur Erde sick
so:
308
• riiLciiil lint ein Tlifil srlum (ÜpspIIip crroiclit . oiii ,lii-
iliTiT fiililt •!( Ii ili>r<li ilit« N.'llic ili» f.ist Sclioii orrricli-
tdi I,.iihIi'» >iir der fcriii-rdi Vn f(il(,'iiii^ riilicr. Zu i-iiior
niilc licii ICrkl.'iriiii|; ii6tliij;( »tolil cIit tiein ^'cr;;!!'!!'!! als
Sulufraf <lp."> Gdl.iiiUiMis <Mit.s|)rc<lidHto Satz \'s. ^(l(l: Auf
i)urtiiiii Iclicf aiit j)lrii(i siiliit onfia vpl«. IMiliiiicn »ir
ifii» r.ijjf.iü jnm für iii( lit liliiss ideell, soiiiJiTn wirklich
irlion crroirlit, »o fplill oi» Z» isclir.ii^edaiikp , iiÄinlich
ilrr, ilans «ie rou dem auf iler Flticlit cTri-irlilcii (iaiide
iich si>fort nieder in ilic ll()lie erliebeii, und also iiiiii
erst veraditlirli auf das )i(h<)ii gewoiiiieiic Land hcrali-
Mirkeii; jener Z» Jsclienitatz aber >».'ire «olil weder der
Natur der Tliiere iiorli hier dem Ziisaiiiineiiliaiij^e aiijfe-
inesSfii oder oliiie ^Veiferes ron selbst vers(;indli<li. hi-
i;eiithrinilir)i freilich ist dieser aoristisch-ldeelle (icbraiich
des Partie. I'erf. , zu dem der eiits|)rerhende (ieliraiirh
des Inf. Aor. im Grierh. ein sehr h/infig sich dailiiefen-
des Analojoli bildet. Die riini. Prosa kannte zun.'lrhst
einen ähnlichen ficbrauch uohl beim Inf. , anffallender
wie Tar. de orat. 'J4. |)roniissnni inimutaase iion delieS
(ijfl. I'abst und Hess daxu) oder HIst. 4, T'?- utillns sit
audlsse (jnani dixisse, als «o es durch das Haujitrerbum
«rlion als Inhalt eines Gedachten oder Empfundenen vor-
bereitet ist. Beispiele rom prosaischen Gebrauche lies
Parlicips, »rie Liv. 23, 38, 7. riginti parataS alias deeer-
nunt, »lirdeii, auch iveim hier nicht jetzt vielinelir pa-
rari (s. FuLii) mit Redit gelesen «lirde, für diesi-ii Fall
nichts beweisen; dieser scheint im Gejjentheil mehr der
Olchtersprache anzugehören, ist aber fast ilberall einge-
treten, «o man sagt, dass ilas ztreite (Perf. pass.) mit
dem vierten (Fnf. pass.) Partie, vertauscht ist — begreif-
lich, da die grössere Lebhaftigkeit, die sich darin aus-
spricht, der Dichterspracbe natürlich und angemessen
ist. Forbiger emahnt zu V. A. 2, 7'-'l. folgender Bei-
spiele: Stat. Theb. 1, 244- 8, II. Lucan. 7, 305; Bach
zu ü. Hl. 10, .541. weist eine noch grössere Verschleden-
artigkeit der Bedeutung in d'eser Form nach; hallen
wir damit den Gebrauch zusammen, den 2'li. Schmid
zu Uor. Ep. 2, 2, 80- mehr allgemein als mit Bezug
auf das doch srliwerlich zu »»ahlende rnntacta an jener
Stelle, für den sogar der Ilaupthandlung eigends vor-
schwebenden Zweck nachueist; so erkennen wir doch
auch nohl klarer, ivie das Snpinnm und mit welcher
Dedeulung es sich daraus gebildet hat (s. meine Schrift
de participils p. Ö7 f.). An unserer Stelle kommt das
von einer recht noch erwarteten Handlung geltende jam
(Hand Tors. III. p. 124 f.) solcher Auffassung trefflich
zu Hülfe; wir werden sie also, wie auch schon co i An-
dern, nur weniger entschieden und ausgeführt , angenom-
men wurden i.at, dahin deuten, dass jene Thiere nach
des Dichters Vorstellung theils schon den Boden errei-
chen, theils doch auf den gleich erreichten mit Verach-
tung der Gefahr stolz und wohlgemuth herabschauen. —
Von solchem aoristischen Gebrauche finden wir ausser-
dem bei Virgil noch manche Spur; ich will hier nur an
das Plutijuamperf. im Absichtsatze : A. 8, 20H. ne ijuid
inausum doli fuistct, wo es gewis« nicht als blosser In-
halt der Erzählung oder als eine durch den Erfolg nicht
bestätigte Abficht, sondern gerade al« die gedachte ^'oll-
cnduD^ in der Seele dei HaDdelodeo hervorgehoben wer-
den soll, und an dieselbe Zeitform, nach dem Vorg.-nge
de« griecliischen Aorists ^iir liezelcbniiiig des Anfangs
oder ersicii IMonirnts einer eintretenden Stimmung der
Leideiiscliaft oder des AH'i'cfs gebraucht, 8, 2I'J. furii»
exarserat atro feile dolor, erinnere.
4) In <ler bekannten Hnrnzischen Ode I, l4. •rkeiint
man allgemein die ^acliahmung eines griechischen jVln-
slerblldcs. So haben neuerdings LacJimann in tler epist.
all Frank, (hinter dess. fast. Iloratt.) p. 23' auf ein
alcäisclies, Valdamus in dieser Zeitsclir. lS4(l. Sr. I.'iy.
p. 11 J!) auf ein archilochisi lies Gedicht geschlossen; be-
stimmter fasst es K. O. Müller in ileni srhünni AVerke
seiner geistigen Illnterlasseiisrliaft (Gescii. lier griei h.
Lit., herausg. von B. rtlüller. I. p. .-iOI) aU >Vlederlio-
Inng einer mit grösserer Deutlichkeit zu erkeiinenden
polltlscbrn Situation in dein Leben des Alcaos: ,,Als
Myrsilos auf dem Wege war, eine tyrannische ilerrscliatt
in jMItvIene zu gründen, dichtete Alkfios die schöne Ode,
worin der Staat mit einem Scliifle verglichen wird, das
die ttürmischen Wogen hin und her werfen, wälirend
das Seewasser im Schilfe schon den Boden des .^lastbaii-
mes erreicht und das .Segel von ileii Winden zerrissen
wird; wir kennen sie, ausser einem bedeutenden Bruch-
stück (fragm. 2. Blomf. 2. IMatth. vgl. 3. | hergestellt jetzt
auch von der geschickten Hand T/i. liergk's in dieser
Zeitsrhr. 1840. Nr. 103. p. 847 f.]) durch die seliüne,
obwohl ihr Original nicht erreichende Machbllduiig des
Iloraz (Carm. 1, |4. O navis refereiit — )." Und Müller
fahrt dabei so weiter fort: „Als aber Blyrsllos gestorben
war, wie stürmisch und rauschend ist da die Freude des
Dichters: Jetzt darf man sich berauschen, jetzt den Ta-
felgenosseo zu unmassigen.'' Trünke auffordern, da Myr-
silos gestorben ist (fragm. 4. Blniiif. 4- IMatth.); auch
von dieser Ode hat Horaz wenigstens den Anfang für
eine seiner schönsten Dichtungen genommen (Carm. I, 3T.
Nunc est bibendnm, nunc pcde libero — )." Hatte <lie
Frage nach dem Verhältnisse des Vor- und Abbildes hier
unmittelbar auf dem Wege t\es trefflichen Forschers ge-
legen , würde die eigene Andeutung von der letzteren
Ode wohl auch EInlliiss auf eine etwas anders gestaltete
rtleinung hinsichtlich der ersten gehabt haben. Jener
Vorwurf, wenn es einer ist, sein Original nicht erreicht
zu haben, konnte den römischen Dichter schwerlich tref-
fen, da es ihm um eine iVachbildung gewiss nicht za
tliiin war. Wir sehen nun an diesen Beispielen so recht
deutlich die Art und Weise, »vie solche Schöpfungen in
seiner Werkstatte entstanden sind. Die spröde, ableh-
nende Natur desselben bei Abhandlung eigenillcli histo-
rischer und politischer Gegenstände bestätigt sich auch
hier ■ollkuniilien; nicht die Sache selbst begeisterte ihn,
sondern erst die poetische Auffassung, deren sie fähig
war und die sich ihm in dem Stücke eines griech. Mei-
sters vor Augen stellte. Die Situation ist oft eine ganz
andere, ja bei einem bisifeilen viel grössere Aelinlichkeit
noch gestattenden Thema doch ausdrücklich to gewählt;
die Neuheit eines Bildes, der Reiz eines treffenden Ge-
dankens weckte in ihm den ähnlichen Versuch. So hat
Horaz auch hier nur die allgemeine Vergleichung de»
Staats mit einem Schiffe mit dem griech. Dichter gemein,
der bcaondcre Standpuuct, den jeder ron beiden gewählt
309
310
t
hat, ist Terscbieden. Beim j41cüus befinden wir nns
mitten im Sturme auf dem Meere — <lie unalmeudbare
Gefahr fiir «len Staat ist lierpiiijfebroclien , kaum glänzt
ein »chwoc-hor Strahl der Hoirnuiig, wie derselbe könne
gerettet werden ; die Art der Lösung in dieiem Gedichte
hat uns leider ilas Bruchstück nicht aufbewahrt, und
wir können aus Ilornz nichts darüber entnehmen. Bei
Horaz befinden » ir nns im Hafen , endlich ist nach
lanicer Gefahr und Noth der Port der Ruhe erreicht,
nichts ist mehr zu fürchten, als dass dieser sichere Stand-
ort nicht behau[)tet, sondern aus Blindheit uder Toll-
kühnheit rerlasseii werde; der Schluss der Ode endlich
in ilireii letzten dritthalb Strophen lässt uns kaum eine
Aehiiliclikcit mit jener griechischen Uarstallung ahnen.
Woher denn diese fo allgemein angenommene Idee, Al-
eäus habe dem Horaz vorgeschwebt? jenes Bild musste ihm
doch »ohl aus einer Menge anderer Stellen bekannt sein,
und die frühere Vorliebe, zu rüm. Dichterstellen griech.
Parallelen anf/ulinden, hat hier doch wohl enttchieden
irre geführt? Ich meine nicht; vielmehr glaube auch
ich, dass ilic Lesung Jenes Alcäisrhen Stücks den Dich-
ter veranlasste, und zwar nicht, weil die blosse Form,
die Schönheit des Vergleichs ihn ansprach , sondern weil
die Sache, die Gleicheit in den Staatszustanden ihm ein
lehrreicher und interessanter Gedanken war; die Noth
des Staats aber konnte lelbst bei verschiedenen äusseren
Verhältnissen dieselbe sein, es ist die Gefahr jeder Um-
wälzung überhaupt, und so mochten es, nie beim Alcäus
die Furcht vor Gewaltherrschaft, hier in Rom die Reac-
tionsversuche aus dem Volke überhaupt sein, die dem
Dichter vorschwebten. Uebrigeiis würde vielleicht noch
die Auflassung der Einheit in dem Ganzen dadurch er-
leichtert, wenn wir die Schilderung Vs. 4 — S. lieber
allgemeiner von der Gefahr und Unsicherheit eines im
Sturm beschädigten uiid nicht wieder i.iit allen Mitteln
ausgerüaleten ScliilTes verstehen, Vs. 't 11'. aber als die
gewissermaassen darauf anttvortende Anwendung im Ein-
zelnen fassen, sich beziehend auf die besondere gegen-
wärtige Lage des Staats; dann haben wir nicht nöthig,
einen verschiedenen Stanilpunct, nämlich erst ausser und
tlann in der Gefalir, anzunehmen, und auch das vides,
was dann mehr ein lebhaftes intelligere als ein audirc
i(t, bekommt seine rechte Bedeutung. — Es würde nicht
«chiver »ein, noch mehr einzelne Aehnlichkeiten zu der
Ode aus grierh. Dichtern nachzuweisen, wohin ich un-
ter andern Soph. O. T. 22 — 24, zum bildlichen Aus-
druck geworden EI. 105T, zählen würile; allein ich halte
diess in dieaeui Falle auch schon desshalb für bedenk-
lich, weil die griechischen Tragj'i-er wohl in geringerem
.Maasse Gegenstaml der Lertüre bei den Römern «aren.
Darum kann ich auch keine eigentliche Verbindung an-
nehmen zwischen Hör. Od. 4, 13, 7. und Soph. Aut. 77(i,
welche fast alle Ausleger des Horaz, auch G. Hermann
m d. letzt. St. (auch Passoiv im Lex. s. v. ivw^^iCi
scheint diese anzudeuten) und neulich R. Klotz in der
Epist. crit. ad God. Herinanniim (Lips. 1,S4<I) p. 2.'i ha-
ben finden wollen; wenn dort die Liebe auf den Wangen
thront, oder einige Verse später, üliereinstinimend mit
dem Ausdrucke in griech. Epigrammen, der Schnee das
Uaupt bedeckt; so su«he ich die Ursache solcher Aebu-
lirhkciten mehr iu der jNatur der dargestellten Sache
als in einer Entlehnung des Bildes. Ein Andere« ist es,
wenn eine Auffassungsweise uns irgendwo begegnet, die
dem römischen Alterthnme überhaupt fremd scheint. So
spricht mir ein Freund die Verniiitliung aus , in der viel-
besprochenen Stelle bei Horaz (Od. 2, 7, 9 ff.) sei we-
sentlich an griechische Nachahmung zu denken, indem
die Wegwerfnng des Schildes nicht sowohl auf wirklicher
Thatsache beruhe, da der römische Kriegstriöun schwer-
lich mit demselben bewaffnet ge«pseii sei, als vielmehr
aus der Erinnerung iler griech. Verhältnisse nach den
noch vorliegenden Zeugnissen stamme. Ich möchte dies«
als Frage hinstellen und daran noch diese andere knü-
pfen: ob es verstattet sei, den letzten Vers jener Strophe
von einer so schnellen und unordentlichen Flucht zu ver-
stehen, dass die Fliehenden in Folge derselben stolpernd
mit dem Gesichte auf den Boden stürzen? E« würde
vielen fruchtlosen Bemühungen ausgewichen werden, wenn
eine solche Deutung, namentlich mit dem Ausdrucke
tangere, vereinbar sein sollte.
5) In dem von rascher Leidenschaft bewegten \Vech-
selgespräche zwischen den beiden Schwestern in Sopji.
Electra Vs. 10l);{. hat der verdienstvolle Uebrrsetzcr Thu-
dichum für die Worte der Chrysothemis Vs. 1011. (1028.)
eine Erklärung Matthiü's angezogen, die einen von dv
gewöhnlichen sehr abweichenden Sinn gibt: es ist mir
einerlei, ob du mich tadelst oder lobst; und scheint ihr
sehr geneigt zu sein, wenn auch seine Uebersetzung ;
Geduldig werd' ich hören , auch wenn Lob da sprichst,
der Deutung sehr vielen Spielraum lässt. Ich frage:
Lässt, abgesehen vom Ideengange, das ürav mit dem
Conj. einen solchen Sinn zu? Ich meine vielmehr , dass
damit auf eine sich einmal, früher oder später, vor Au-
gen liegende Entscheidung hingedeutet ist, nicht auf das
eben vorher gesprochene Wort der Elektra, das ein et
/.ey6li erfordern würde; diess war aber auch kein wirk-
liches Lob, vielmehr unverkennbare Ironie. Es ist jene
scheinbar bencideiiswerthe Klugheit, die hinter der Maske
besonnener Vorsichtigkeit die gemeinste Feigheit verbirgt,
damit verworfen; die chiastische Wortstellung und die,
eine wirklich trennende GegenOberstellung aufhebenile,
Auslassung der Partikel jjev lassen ilic beiden Satzthcile
gar nicht von einander ablösen, sondern nur als Ein
Ganzes fassen, und da versteht es sich dann von selber,
dnss, wenn das angeblich Bewunderte verabscheut wird,
es mit jener Bewunderung nicht sehr ehrlich gemeint
sein kann. Chrysothemis erklärt den bilterii Hohn der
Schwester tragen zu wollen, auch wenn derselbe sich
einst als Lob für sie ausweisen sollte, so dass das sichere
Gefühl ungerechter Behandlung also den Schmerz, von der
Schwester so tief gekränkt zu sein, noch vermehrt.
Elektra antwortet, dass sie dieses (Lob) von ihr nie er-
fahren werde; sie kann also ihre eigenen letzten W urte
auch nicht als Lob gesprochen haben, und gewisser-
maassen versteht sie die Schwester verkehrt (eine Eigeu-
tliüiuliclikeit der lebendigen Wechselrede, welihe So-
phokles noch mehr iu der früheren Ueberredung zwisrlicn
Mntter und Tochter hat eintreten lassen), als <'b »le
noch ein besonderes Lob, nicht die zum Lobe gewamlte
Benutzung des eben besprochenen Tadels erwarte. Aber
311
KIrkUa tliirfle »o tprpchpii, iiiilcm sie GeHicIit ilarauf
|r"ou «ill, iloss aiifli ein iingläckliclipr Aust,'aiijj ihres
V iirli.ilu'iia nie iti<" Gosiniiuiif dor Chrjsotlieiiiis rcrlil-
lcrti"(Mi Hcrilc. HinI «laus hier von einer solchen Ent-
Kihriilnn^ «Inrch ilio That, uicht «Inrch Worte der Elektra
ilie Heile sei, xei(,'< <lcr nächste Vers: TO /.uivUl TuCtU,
«oniit Chr. ohne Zweifel beii-ichiien will, <l:iss eine end-
los lain,'e Kucfhtschaft das llesultat ihres fruchtlosen Be-
uiüheiis gei und ihr in solcher Noih auch wohl einmal
das Wort auf die Lippen hervordranucu werde: ü wäre
ich der Schwcter lieher gefolgt! — Diese so hochacht-
bare Gesinnung der Elektra, tlio unbekümmert um den
Ausgang dem Drange ihres Herzens folgen will, scheint
auch der Chor nachher zu würdigen, nur den Gedanken
.in den Tod, schon aus nachsichtiger Schonung für die
Elektra, starker festzuhalten als den abschreckendender
Knechtschaft. Wir wundern uns daher, da«s Xa. 1068-
(U'850 <lie Erklärung des Tcäyy.Xai'iov aioiva y.oivuv
HKov vom Tode noch immer nicht allgemeineren Ein-
gang lindet, wenigstens hat Thudichum es wieder durch
thränveiches niederes Dasein erkl;:rt, was dem griech.
Ausdrucke nach wohl mindestens eben so viele Schwie-
rigkeit hat, als die andere von Wunder gut gestützte
Erklärung. Ich will es dahin gestellt sein lassen, ob
ivnnzQt; V». 10()4. (1081.) die gute Tochter oder die
Edclgeborne bezeichnet, obwohl an die unablässige Klage
nm den Vater sich das Lob jener passend anreiht und
mit der neuen Strophe ein neuer Gedanke beginnen kann;
aber den Commentar dazu, wenn es also einer ist, hat
er schwerlich ganz genau gefasst: Kein Edelgeborner
lässt sicli durch das Unglück verleiten, zu thun, was
«einen Aamcn schändet, ihn zu einem vioWLiOi macht.
Das OikeiP ist so wenig eine Verführung dazu, als das
i^rv y.cr/.ujg Unglück; vielmehr jenes bewusste und that-
krSftige Absicht, dieses ein schmähliches, des Edelge-
liornen unwürdiges Leben , in Knechtschaft und Unter-
würfigkeit besonders, das ihm den Namen und Ruf sei-
nes Stammes raubt (rwVi ,UOS): lieber will er also ster-
ben, als schimpflich leben (Aj 479 f. vergl. Wunder
z. u. St.). Diese Todesfreudigkeit ist vorbereitet schon
Vs. lOfil f., die Wahl eines unwürdigen Lebens würde
aber ja mit dem aufgestellten allgemeinen Grundsatze in
Widerspruch stehen , und wo bliebe denn die Weisheit,
die an ihr ja gerade (Vs. 1071.) neben der kindlichen
Liebe mit so schönem Ruhme hervorgehoben wird?
Schleswig. Dr. Fr. Lühker.
30. 8yml)olae criticae in Deniosthenem.
IV, in orat. contra Timocratem.
§. b, 4. eavai 8i tui't ovr. d-rco zov npd,yfj.aTOc,.
Ita recte Dindcrfins com optimis libria. Ipse Bekkerus
Harpocrat. p. SU 10- id scripsil. V. Gustav. Sauppius
ad Xenoph. Memor. L c. 2, §■ 25. et ad Sjmpos. c. 2,
§. 8, 2- iSuJV d' ijdiy.ijxöra y.oivtj Zuaav rijv
rxökiv xai 7i£^l tijv eionou^iv -vcuv siacfOQuiv xai
tceqI TTjV Ttoirjcriv TUJV TiOLiTzeitüp, yai ^Qtj^ara noXka
xrji deov xai tiuv inuivvixviv [xai] xfjq uöKeuii s/ovra
312
rat ovy. dUoSidöwa, r,k&ov i.T «i'röv fier Evy.ri^-
uovui y.- T. /.. l'articulam quam Reiskius et Bekkerus
uncis incluserunt, Dindorfius eiecit, uptimi libri, in qui-
bus }i , omittunt, servandam tarnen esse docere videtur
Schaefcro locus, qui est g. 11. . . . >; TOJV leQVJV i;
TUJV ÖoiujV XtJIJftdll'Jll, coli. §. 1). PUfAOV, öl' OV TUJV
ieouiv utv Xuij^dvujv tovi ifeois, tujv uaiujv de rijv
■jrökiv dnoOTefiii. Rectius citasset JJ. 12U, ubi haec
dicuntur: ov yilfj 6)] agti je wg tuvi; zo/oviuvi oi'
y.ai Tiooaijy.et xai oi vöfioi xektuovaijtatii /leyloraic
zif^iio(jiats ii'öxoi'i ilvat, ovÖ' (üi ovzoi, vtisq uiv
sifjijxe zuv piifAOv, ov xai xKtTixai xai leQoovkoi tioi,
TU f^itv ie^a, zui; ÖExäzaq ziji i}£ov xai zag ntv-
rijxoardi tujv ükkujv i^eojv, aEovkijxoteq xai ävzi
zov uTiuöovvai avzui ixoviEq, zu ö' uoia , d iyl-
yvezo i'fxizEQa, y.ExkocpözE^. Kam verba xai zton
ukkvjv ÜEUJV etiam ad rof J ETvujvi'/^iovi referri possunt
(v. Boeckh. Oeconom. polit. Athen. I. p. 352), ut zd zTji
dsou xai zujv EUujvvfXiuv intelligautur za lEpd ;^p);-
liuia , TU zilg TtdkEvjg vero tu data. Sed Reiskius
et Schaeferus his locis uti uon debebant. Verba enim
(§• 8-) iÖuiv 8' vdixijy.oza xoivf] näaav z)]v TtoKif
X. Z. k. ea indicant, quae Androtio sceleste fecit. Quae
sequuntur (§. 'J.) ojOtE zli^ljOl ZOL'TOvl ZOV VOfXUV,
Öl' OV züjv tEQUjv [AEV ;^p»;jt/arwf zovg dEovg ....
dTtOaXEQEi X' T. k., Ca sunt, quae prava Timocratis lege,
si populus eam iusserit, cfficientur. Qaod crimen igitur
orator primo loco posuit: . ... öl ov züJv lEQUiv ....
äTtoOzEQEt et dxvga öl .... xu^iazijaiv , iude a
§. 96. explicat, tum alterum dÖEiav ÖE tu xoivd öia^-
■IläC,ElV ZU) ßovkoilEVlti ■JiEnOt'ijXEl' , g. 102 sqq. de-
monstrai. Sed quae §. 8. de Androtionis (et Timocratis)
facinoribus signilicantur, §. 160 siq- illustrat, ubi pri-
mum >; zujp X(fVl^^^"^^ ElOTZQU^ig, deindo §. 176.
i) Tioiijats ZUJV TiofATrEimv et ij lEQOOvkia x. z. k. ex-
planantur. Duo autem potissimum scelera .4.ndrotio cum
sociis perpotrasse dicitur, quum quaestor et za^iag zfjc,
i}£0l< esset, de quibus prolegom. ad Androt. p. 12 — 15
disserui. — Jam vero si auctoritati optiniurum librorum
tantum iribuimus, nt xaX delcamns, rerisimile est ora-
torem ita Iw^ui, ut verba iÖujv riöixiy/.öza xotv^ ndaau
zi]l> irokiwumyeTsdim. rem indicent, quae sequuntur xut
TtEoi zr,v EiOTTga^tp ziov E/'ocfogdjv xai ovy.
d.Tloölöovza singula scelera addant, ut non mal& post
V. zl]V -Jidkiv comma ponas. Sed aliud praeterea est,
quod Schaefero displicet; deleta copula vis intelligi putat
quid oratorem moverit ut Tijg nokEuii, addoret. Apud
poctai tarnen non rarum est, deos terrarnm praesides ita
vucari. Soph. Oed. R. v. 209- Herrn.
zov XQ'^^ojüzQav zs xixkijöxuj
Tdad' ETzujvvfjtov 7«?,
oivdJTta Bdxxov Eviov.
Apud Euripidem Ion. v. 1573 sqq. Minerva Crensam lo-
nemqae his verbis alloqaitur:
/<)} CfEvyEz' • ov yuQ TtokEfiiav f^u cpEvyazE ,
dkk' EV z' 'Adijvaii; xdvdäö' ovoav ev^evt},
Enuivvfiog Ö£ (rr,i dtpixöfxijv x>^ov6i x. z. k.
Adde V. 1595. et inscriptionem apud Franzium Elem.
epigraph. graec. p. 306 j ul>i Aphrodisiensinm commemo-
313
314
rafnr Tj tTTi'iVi'fiug Tl]; nohtd)^ diöi- Sfd rcrliu» cum
ÜPUinsthdii» loro conipararpris Lyrurg. «r. Lfoir. §. 1.
it/Oftai ya.Q -i^ 'Aif^i]va xal Toiq äXkoiq ^soif xai
rui.; r,ou)ai toiq xard Tr;v 7lu}.iv Y.ai rr,v luioav iöpv-
iicvoig, ad t[ucin locum ride IMaetznerum,
§. 15. . . • fJs ÜTiLä i^ev erunioi rd xoijficcT ex-
rlvii/i', dlTrköi de Ol' Svvijooirai. Ita optinii rodd. ,
reliqoi (/ig iitv eioiv »e! exc/reiv sicriv. Oniisso rprlo
milistaiitiro oratio iiiiiiiis roiiciiiiip Srliat'fpro lidptiir s<ru<ta.
Cavp < reda». Arcedit llic loi us ad eos, quoi Olispryat.
crit. in Urmostli. Philipp. III. p. /). trartavi.
§. 31- >'] Ttuii ov o-;^trA/oi' r.yv f^dv TtöKiv (ti'T>]v
irdoTip ijiiujv öeduj/.tvn/ öi^fiav ioi> fuj ri 7i at^ci'u
i'.rde; •/.. r. Ä. , ai'Trv »V inj TETuyi^y.i'rci rni'i:r;i; r>;c
iio(fakii(ii Tiuoa Tiiioy.odrovc. Schaefprns prius av-
Tiv abpssp maviilt; defpnili fampn i<a posip ridpdir , ut
posterior «piitpiitiac pars paiiliiliiin niiitata putetnr. Niilla
«Miiin opiiior Schaefero ofTpiiilpiidi causa fiiisipt si haoc
lejferet: Tliioy.fjäxijv S' aücrj Taiiijv Trji dnrfd}.eiav
ui] dlöujy.svai. Nam ipsa urli» cifi opponitnr. Deindc
in rcrlis aSeiav TOI' j.tij Tl liciyteiv ab optiinix codd.
abrst ini et ob hiiiic soliini conseiisiiin delpri nega-
tionpiti maliin. Patet aiiiem uij paritpr rrrtp ri m\A\ et
omitti posse. Naiu si omittitar, riritas inrolas mpfu pr-
rirnlorum liberaro diritur; sin adiiiifnr, civita» hanc se-
«.uritatpm dat, ut cirps nihil qiiiilijuani mptuant. Itaquo
äfisia TOP Tl Tladsiv est quam Pliitarch. Moral, p. i*0'i C.
d!)Eiav d.ölXtjitaTüjv vocat, et qiiae apnd Platonem Po-
litic. p. 279, C. TU TOV j-iij Ttaoietv d/ivvTtJQta sunt,
breriu) y.ay.üiv dfWVTtjQia rorari poterant.
§. 5(i. ixTidevai xshsvsi ruu KQosiöivcii nänai'
xdx dv ei iv/^oi^ roug f^iev dvzefjiövxac uv , et ur,
Tfjoalot^oivTO , l.ädoit »i <^' ovSev nooaexnvre^
dyvooiBV UV. Haec est plurimorum librorum scriptiira,
cuiua seiitentia haec vidotur pssp: Proponitur quidpm lex,
sed facile fit, ut aut probi cirrs eam i^norent nisi forte
fraudem et pericnlum prarsenserint , adrersaturi illi, .si
praesentiant, aut cives qni legum ineurioei sunt. Xt quid
re fert , utrum lii cires legem ignorent an non? üubium
nou est, quin altera scriptura praeferenda sit: oi ö ijl-
div n^ooixovze^ d.vayvoiev uv; nam le^unt quidem
legem publice prnpositam, sed parnm attentis mentibas.
Itaque et illi cxritandi sunt, ut civitati prospiriant legi-
que adiersentur, et hi dorendi, quantae noxae lex ciri-
tati futura sit. Ita vcro optima reipublicae consulitur, si
totus populu» de lege rogaiida sententiam fert. — In se-
quentibus tameu scribendaui puto: y.dv eiTai'i}' dnahXätTj
luv illKriuvxa , i'j TColi; ■jraoaxlxpoirrTat. 'Tl-; post
d7luk}\.ui;rj cum FS omisi neque hoc pronomen suppleri
opus est (v. Scheibe olnerv. in oralor. atfic. p. ,'52) sed
intplligilur i», contra quem actio instituta est, iioiao legis
lator, qui item snpra g. 34. intelligilur : edv in) kiarj
TOV TlQOTeQOV xeijifvov.
§. 39. . . • evanriov eioeutjvoxoji -^oig ovoi v6f.iot<;.
Propter Lobeckinm ad Soph. Äiac. p. '200. moneo , ,,co-
dicem primaria» dignatiunis" tantnm in yp habere v6-
Liov. — Ibid. . , . eyyvijTdi; y.aracrTijaui tou üffXi]-
uaTOC. E TOV öcfetXiJiiaro;. Fngit hie locus Schae-
ferum ad Uemosth. p. 1047, 2>'. grammatitoruni (lelut
/titschr f d. Altcrlhumsw
Herudiani post Moerid. Atticisl. ed. Lip». p. 34S et j)oit
Phrynich. ed. Lobeck. p. 4(i3.) <le utroque loraliulo prae-
cepfa sancte colentem, qu.ic f.islidire lidetur .Sintenis ad
Plutarch. rit. Themist. p. LVII.
§. 41, extr. scribenduui videtur: yviootn^^e, b d/.oiov-
TEi; ui'TOt'i;. /eye. Nisi forte piaestat etiam (UTOV^
deleri.
§. 54, 3. r, i'Sin ij dt-fiooia placuit ipsi Schaefero
ad p. 718, 13.
§. 58- extr. nkijv ei tovto rii f'r-rrni^ fiavevTSi,
Ita S, reliqui Tl'ki]V ei fjfi y.. r. "k. Latiiit hie locus et
Schapferuui ad p. 97 7, 10. et me in his commentar. lit-
ter, a. I,s40. p. 1163. de or.it. Cherson. §. 7i 5. dis-
srrentem. Infra §. 1:7. li. «mnes libri 7r?i;i; ei fir, <rvy-
yeveiq i^okafiid'eiv (fi'jaei Tniq /aadovfievovK ni-
Tov , sed sine particula iilj hunc locum ritant Anecdot.
Drkk. I. p. 157, ut facile eam ejici sinam , quanquam
Jacobitz. ad Lucian. V'itar. Auction. c. 7. edit. minor, a.
1834. repngnante.
§. 65. "joneQ roivvv , w dvd^es 'Adrjvaioi., tojv
Tie(ji Tukku xay.oi'pyoiv eoi^ öuokoyovvTac, avev
y.fjiaeuiii xokdC,eiv oi vöf^ioi xekevot oiv, ovto) ölxaiov
yni Toi'Tov, e-jretdi} Toi'i vö^ovc xo.y.nv^ydiv li.Kr^itxo.v
uij öuvTai kdyov fiTjS' eBeki'jaavra-; d.xovoui xaxa-
ll'r.ffioaodo.l. Haec omncs Bekkeri libri eihibent et
prinius iiitcllexit Iviotz. Quai-st. crit. p. S. Quare Bern-
liaidy Syntax, p. 243. "on est auiliendus. Alterum locum,
quem liernhardy ccrte ex Bekkeriana editione afferre po-
terat, erat, ftlidian. p. 546, 7, §. 97, Reiskius et Butt-
mannn« interpunctioiie sanandiini esie viderunt: eii} v/ieic
cöv Oi<ro)c oifidv .... xoviov vß^i^ovTct knfjovxs^
ii^ Ttvu Tiijv nokixiöv drfijaexs xai f.o-!^' eoQTiji mjxe
iepuiv iLH-Te vd/iui> Liip' dklov i^i'öevo^ TiQovoiav
noiovfievov ; ov xa-raipi^cpieiade ; ov Tin(jc'.deiyfta
notricreie; — Timocrat. §. 65- extr. cum Tayloro malim:
(üjnokd'/ijxe yetg Sdxc^ov , tio nQOTeoij) voii'p svav-
ciov cdvde r/iVf/^, döixiiv , i. e. confessus enim est
alltrutra ratione, quurn priori hanc contrariam legem
sitaserit , /leccass«.
g. Tu. extr. dkk' okov ii; dpX'Ji ■ ■ • ^V '^."'''
xeicat sc. 6 vofiOi,. Vnlgo ijkoi, Cf. orat. I. in Ari-
siogit. §. 32. udkkov 6' okov emiv dnövoia i; xov-
xov nokiteia. V. Schaefer. ad p. II lU, 17. Qiiare
non est cur Bekkerus pag. 90ü, 10. (jkuii pro okov
soribat.
§. 104, 2. plnrimi iiqne optimi libri: ket(U xai oix
uTToTgeil'uiiai , reliqui anoX(jvi\.'OfAai. V. §. I. extr.
coli. §. 200.
§. 105, 6. rj nooetQi]iievov avxiß ^w^ vofuiiuiv
eip'^'erriiui icribendum esse demonslrat Antiphontis locoi,
qni est orat. Vi. de saltat. g. 40. TTQOitoljiievoi ^tOl
eigyeo9at tojv vopiuiov,
8. 107. haec optiniu» liber! xuixoi tlv' dl;Un' öoiljs
öixvv 1/ xi ov uaduiv uv id ■yiQoaijxovxa ii'ij; ne-
Tov9ak- Vulgo Tivol äv. De §. 7. ubi in optimis li-
bris prius uv oniittilur, dixi nupcr in his coninientariis
p. 957 ad Aristocrat. §. 186. Addo §. 146, quo loco
oixe yu(j «ine öv icribendum esse docent roniplures co.
21
315
31G
dir»». De nlio loro, qiii §. 12Ö. reperiiiir, consiile Her-
ni.iiiiiiim ilo partir. «)' p. &2.
ij. l'JO. 4- scrito: in.€Q top ev^t^xe Tuv vo/ior. coli.
§!§.*l(Ui. 11-'. 15(i.
§. !'J4, 5- «■>"" <■"•'• 2 scribo: äXTiC. fnicrorcrt lia-
Ktav cwt^fJdJUcai', oin. Trdvriov. V. Scliarfcniin ad pajf.
356i 2L'. SIC, 7. 9Sü» 26. ad «jurm loriiiii inuuriuor liuius
Dcmostliriiici iidXlOl' dr^ijiöliviv apud Xciu)ph. do rep.
Lacrdaein. X, 3* legi inbet.
§. 12(). p. 740, 8. «ÄA« ßleXäpwTtoQ denuv vi)
zli iOTiv li öeihjoeo^al vOv If-isi^Kev; Ad oraf. con-
tra Spudiam p. 1032, 20- liuiiis loci rccordatus est Schae-
ferus.
§. 127, 4. Boriiliardy Sjnfax. p. 190. c codicibiis
Siy.ankaaiav d^iiriae scribi viilt; recte consentit Ja-
cobiiz. ad Luriaii. Timon. p. t*.). edit. 1S31>
§. 133, 2. y.aicoi -/.axu roii ^oöjovg, xa9' ovg
exaoToi ai'Ttov ijoav, noXkov u^ioi öoxovvte^ ys-
yii>ij(Tdat xuv tiiTtooads ^ouiiov üiioji lOXv^di ■yta^a
TOv dijiiov OQyiji STvyxi^vov inl -vois vatefjuv yiyvo-
fisvoig dötxtjuuoiv. Codex ^ pro o[iO)i dat üitoi'ojg,
qiiod vide no probaiidiiin s\t. Notio autcin hiiiiis tucabiili
,,iiiliilo seiius" (v. Lcbcck. at. Soph. Aiac. p. 28-) i*a
esislit, iit baec ferc siippli'as; ,,pari<er ac si aii<c probi
visi non esseuf." V. Ileisk. ad p. 239, (j. roll, adiiot.
ad p. 1119, 13.
§. 140. ex optimo coilice xat ante vprba ep TtolJ.oTi
öe. rccipiciuliiin rxisliiiio , \\t liaec coiiiiinj^aiitur : x.aX
ydg TOI xanovi f^ihv oü roki^ivlai Tideodiu vofiovq^
TOiQ, dt ndlMi xetf-itvoK; äxcjtßujq 'i^ujvxai' xai ev
ttoXloic ÖS ndvii treoiv .... f/^ keyerai Ttag' cüu'-
roii föfio; xatvbg ttdi]vai.
g. IGH. exfr. Toiq, TaXaiTcojgovq /^tsrot'xovQ , oli
vßoiazixojTioov i'f^iiiq 1] toii oixEiati xoiq if^itxiQOn;
o'uxvjc, ixQrjOde. I<a E, vulgo avxujv. Qiiod hie
codex praebet , bene scriptum puto , non quod ovrujq
cnin comparatiio iiinctiiin arbilrcr (r. Bernhardj p. 434.
adnot. 34.), sed uixo^ inlcrpretor: ujOTteQ tll^ov ., et
refc-ro ad anteccdentia, quibus istorum kominum superbia
dcscripta est.
g. Ifi9i • . ovo' äv nao' hvöi Xaßeiu ijdihjcrsv
eyyvijxaq fti) i^ttxgi t/J; ivdTiji; irgvvavdai dtXd fitäq
■hf.i£gaq codex ^, rel. «AA.' ovdh /Jldg. Sentcntiae
ratio haec est: ovo' uv 7CaQ' svoi; kaßeiv ijdahjOEV
iyyv}jT:aq — f^Uj ^SXQ^ ^ij^ cpdxijg TTQVxavsiaq dXXd
— fxiaQ /jlzegag. lllud oi'ö' ad <o(am scntcntiam pcr-
tinet. Nos item: Timoicrates iiatfo nicbt von einem Ein-
zigen, dass icU nicht sage, bis zur nennten Prjtanic,
sondern anf einen Tag Biirj;schaft angenommen.
§. 18ft, 8. xaxTojii vel nQoitgijfxivvjv iju^^gdiv
duli^fxuv Jacobitz. ad Lucian. Alexandr. c. 22- edit. a.
183j. maiult , sed hoc Thiicydidei et Liicianei magis
quam Dcmosthenici scrnionis ridetur esse.
g. i\K). cxtr. omnes fcre libri haec habcnt: oJt'
dllcig 7iQt/.u<; xui (fildv'JgvjiToc, ov ti^ tojp ukkiav
Öldffoooi (editiones dia(f.ügu>c) ujv tkeeii avxovc,
quae quid est cur spernamus? Explica : oi!t£ ov Ttg
ru)v dkkviv didcfOQoq vtv (= 8ia(^iQvn') -Jigäoc, xa.l
(fikdfdgujTioi [djy sire =: 7iQa6xi]Ti x«l (pikavdgu}-
ni<^.) ekseii avxoi'i.
§. 217- exir. Ilermanniis in Diar. «r.liolastic. Darm-
stad. a. 1831. p. 9üü. hoc oratorcm scripsisse suspicatur:
öl' ov ov Toii dötxEiv inixiiQOvatv eiolv al xifivjQiai.
K, H, FunkhaeneL
Lersch S. 26.
31. Griechisclic und Hömische Inschriften.
13.
Lersch S. 25. Zu Cöln , wie auch dio folgende In-
schrift, im J. 1S29 entdeckt.
MATROMS
AXSINGIWEHIS
Äl. CATVLLIMVS
PATERN VS
V. S. L. 31.
Die rerschiedenen Ansichten Qber den Alatronencultu«
stellt der Herausgeber zusammen, ohne jedoch diese frei-
lich sehr dunkele Materie einem endlichen Resultate
näher zu bringen. Der geographische Beiname dieser
Matronen entzieht sich, ebenso wie der in der folgenden
Inschrift, jeder Erklärung, trotz mancher angestellter Ver-
suche. Beide Inschriften finden sich in Jahns Jahrb.
ijupplenientband I. S. 349 mitgetheilt.
14.
niATRONJS
AFLIABVS
M. MARIVS
MARCELLVS
PRO SE ET SVIS
EX IMPERIO IPSARVM.
Die Schlussformel, ex imperio ipsarum, welche sich
auch noch auf mehreren andern, auf dieselben Matronen
bezüglichen Inschriften wiederholt findet, «ird vom Her-
ausgeber S. 25 so gedeutet, dass die Veranlassung zur
Errichtung eines solchen Monuments nicht in einem ge-
Hühnlichen Gelübde, sondern in einer sichtbaren Erschei-
nung dieser Götfiucn zu suchen sei. Von ganz gleicher
Bedeutung ist die sich sonst öfters findende Phrase ex viso
oder ex visu (seil, in somno), auf Inschriften bei Wahrendorf
Diss. de siglis S. S. Fiedler rüm. Denkmäler S. 138.
Visu monitus eine andere in Reinesii Epist. 34- S. 211.
15-
Lersch a. a. O. S. 30. Erst im J. 1338 »u Mainz
angeblich ausgegraben.
P. VRVINVS
P. F. POL. FÜR
FVLVI. SPEC
VLATOR. LEG
Xm. STIPEND
XIIX. aSorvm
XXXV. H. S. E.
M. ARVNTIVS
COSOßCVR
EGI
317
318
P. Urbinu» Publü f. Pollia Foro Fulvii speculator
legionis XIII, stipendiorum XIIX, annorum XXXV
hie sepuUus est. M. Aruntius consobrinus curaia egit.
So erkläre ich ilicse Inschrift, die insofern interes-
sant ist, als «ir ans «Icrsellicn erfahren, zu welclicr
Tribus (las Forum Fulrii (in Oberitalien) gehörte, wo-
durch das von Grotefend in diesen Blättern 1S3Ü. Nr. 116.
gegebene Vcrzeichniss ergänzt «vird. — Die Orthogra-
phie anoruni mit einem n ist sclion früher bei einer an-
deren Inschrift angemerkt »urden, und findet sieh auch
noch bei Lerscli Nr. 3Ö- S. 43.
16.
Lersch a. a. O. S. 48. Nr. 39. In der Vorhalle der
Gereonskirebe zu Cüln.
RR. . . IVS LEG
EG. IMCOiMVG
BSEQVENTIS
SI31AE
Nach dem Herausgeber: Arrelius Isgatuü legionis pri-
mae Minerviae coniugi obsequenlissimae.
17.
Lersch a. a. O. S. 49. Nr. 41. Zu Cölii gefunden.
NIVS. SECVND
VES. NEavivs
EGOT. PISTOa
VIVOS. Slßl. ET
IMIMAB. SABINAE
OIIVCI. OIJITAE
. TERTINIAE
FVAIi. LIBEllTAE
lAE. FECIT .
{Terti)>iius Secundus (ci)ves Nervius {n)egot{io) pistor
vivos sibi et {Pr)iminiae Sabinae coiiugi obttae {et) Ter-
tiniae . . . suae liberlae {vi)vae fecit. So der Heraus-
geber , welcher in den Furmcn cives und vivos Spuren
der schon verdorbeneu Latinität riiiilct. Ob negotio rich-
tig erkannt ist, niuss ein erst noch zu erwartendes Bei-
spiel dieser Ausdrucksweise ausweisen. ^'iclieicht liess
sich au negotiiilür pislorius denken, obwolil die bei ne-
gotialor üblichen Znsätzo in der Regel nicht von dem
Mandiverk, sondern von dem Gegenstand des Handels
hergenommen werden, wie n. frumentarius , vesliarius.
18. -
Lersch a. a. O. S. 49. Nr. 42. Ebendaselbst gefunden.
C. MESSVLENO. C. L.
IVVEM
19.
Lersch a. a. O. S. 50. Nr. 44. Ebenda», im. J. 1M14
gefunden.
VIVS. SIDI. E.
C. IVL. SPERA
FRATRI. OB!
FECIT
Nach dem Herausgeber: .... viv(u)s xibi et lulio
Speralo fratri o&i[to) fecit.
2Ü.
Lersch a. a. O. S, j7. Nr. 59. Zu Cüln 1821 ge-
funden.
OPTAEIONOMENSISNA
TVWCARMINETRJJJTI
NOWENÜVLCESVISETLAM
ENTABILESEMPEROPTATvS
GEMTVRETAIATERNEMESIA
DEFLET. IMQVA031ISE
RIFATORVIWSORTEPA
RENTESPARVVLAQVISRAPTA
ESTAIQ. VMCAHEVIMALE
MENSISPOSTDEClMViVlNüN
CLAVSITPROPEANTIAFATA
Optaeio nomen sis niitum carmine tristi, norntn Juice
suis et lamentabile semper Optalus genitur et mater
Nemesia deßel. Iniijua o miseii futurum sorte parentes,
parvula quis rapta est atque unica ! Heu male, mentil
post decimum nonum clausit properantia fata<
So der Herausgeber, welcher aus der Beschalfenheit
der Schriffziige und metrischen Behandlung auf eine spä-
tere Zeit, in welcher diese Inschrift errichtet »lorden,
mit Recht schliesst. Die ßuchstajen E, F, G, L vroi-
chen von der Capitalsclirift ab : der Querstrich des letz-
tem ist namentlich unterwärts gebogen. Jetloch folgt
hieraus noch nicht die Annalimc der spätesten Zeit, da
sich dieses L und andere Annäherungen des G und an-
dere Buchstaben au die Cursiischrift erwei^liclt schon im
dritten Jahrhundert finden, wie diets eine bei Wiesbadeu
gefundene Inschrift vom J. 1256 p- Chr. n. bezeugt, im
Rccueil des niemoircs et actes de la socicle des sciencFs
et arts du departement du Mont-Tonncrrc, Tom. I. S. 18U-
Auch die Abkürzung Q statt qu» nürda nicht auf spä-
tere Zeiten hindeuten, da sie sich schon in selir alter
Zeit findet, wie diess ein SC. bezeugt, in Bull, doli'
inst, archeol. 1831. S. 137. Dennoch kann die oben
geäusserte Ansicht über die Zeit dieses Blonunients nm
so weniger einem Zweifel unterliegen, als roch manches
.^ndere darauf hindeutet. Dagegen mag es ungeu iss blei-
ben , ob die Inschrift für ein christliches oder heidnische»
Werk, für welches letztere es Hr. Lersch ausgibt, ge-
halten werden müsse. Der aulT.illende weibliche Name
Optaeiv, onis , der hier Veranlassung zu einem AV ort-
spiel gibt, wird vom Heransg. mit dem aus Inschriften
beigebrachten einer Lncilla Quartio und Gratilia Uranio
zusammengestellt. Das Ausfallen des R in propeuntia
halte icli nur für einen Fehler des Steinmetzen, nicht
für eine dialektische Eigenthümlichkeit , zu deren mög-
lichen Annahme anf einen gleichen Ausfall des r in den
romanisrheu .Sprachen verwiesen wird.
21.
Das Grossherzogliche Antiquarium in .Mannheim. I.
Beschreibung der 87 meistens römischen Denksteine, zu-
sammengestellt von G. Fr. Gräil'. Mannheim 1837 *).
S. 2. Der Fundort unbekannt.
") So wie in ilem Vorliergebcmlen aus Lersclis Cciitialinii-
seum rbeinläniüsclier liiscbiirtrn dasjenige liier iiiitiiilhei-
len zweckniassis bcliiiuKn worden, w.is cntwciler neu oder
einer besonderen Bcachinng weitli eiscliicn . so halten
wir uns 7ii ilenisclhcn Verlabrcn aticli bei oben anje-
zcigtcr Sclirilt vcriillicblcl , durcli welclie der gciclirle
Herausgeber sich um die anlitpiaiisclic Saiiunluiii; , wel-
cher er vorstellt, ein d.-inkbar anzuerkennendes Verdienst
erworben bat.
319
320
1. O. M.
>s — E.
mi. VII. A — ^
SKCVNÜVS.
F. cos PRO SE
KT. SVIS. V. S. L. M.
Z. j. »ermuthe ich emerito. Das N am EikIp h inl
aU nicht »erbürjjt angegeben. Z. 7- F. CO.S , vor «el-
chcm eiü B hiiizugehört, » inl richtig iliirth iene^cianus
consulis erklärt, »orübcr Lersch Ceiitralniiiscum I. S. 5-
5'2. lu vergleichen, auch eine in der Nühe von Wein-
garten gpfundeui! Steinsrhrift, s. «lies« Blatter 1 S39. >r. 83-
S. ti()4. Bei Lersch kommt auch ein exbeneficiariut
consulis vor.
22.
Graff a. a. O. S. ft. „Bruchstücke einer iVIeilonsanle
an* Neuburg an der Donau. Sehr verstümmelt.
SAR
SEVEPVS PIVS
G ARAB.
T1>CVS fllAXIMVS
WIB. POT. VIII
I. P. PRÜCOS ET
3IARQVS AVREL
EL
Wir«! mit Hälfe linderer verwandter Inschriften also
ergänzt:
IMP. CAESAR
SEVERVS PIVS
AVG. ARAB.
BRITANMCVS IMAXIMVS
TRIB. POT. VIII.
IWP. PROCOS ET
ftlARQVS AVREL
ANTOMKVS FEL.
1(1 vielfacher Hinsicht uiiissen wir diesen Wicderher-
«telliiugsversufh für verfehlt erachten. Dass namentlich
auf der linken Seite des Stein« »veit mehr, als angenom-
uirii Hürden, verloren gegangen sei, bezeugt schon das
Wort BRITANMCVS. Durch diese Bemerkung »erden
auch «le» Herausgebers Z»»eifel rücksichtlich des liMP ge-
lüjt. Wenn er nämlich daselbst XII «lahinter mit Recht
vermisst, un«l , um diesem [Mangel aufzuhelfen, aus
dem folgenden PRO jene Ziffer heraiisniiileii itill, fo ist
jetzt klar, «las» 1. P. gar nicht als IMP zu fassen ist,
iiat< «lieses vielmehr P. P. (pater patriae) ist, wie auch
»oul der Stein bei einer genaueren Untersuchung, wel-
che anzustellen wir Hru. Giätf aufiurdern , haben vtinl.
In seiner Integrität ninss die Schrift einen viel grösseren
l'mfang gehabt haben: sie aber nach dem Vorgang an-
derer diese Kaiser betreffenden Denksteine wieder lier-
aoszuliiiden, hat nur wenig Interesse, zumal da iu allen
eiozelueu Piincten wegen «ler nothwendig «larin ttattge-
fundenen mancherlei Abkürzungen tiberall Sicherheit ni« ht
erreichbar ist.
Ueber den Gebrauch des Q. in 31ARQVS statt C ist
Cfters schon gelegentlich gesprochen wurden.
Personal-C hrotiik und Mi.scelleu.
Droysen's Erklärunfr in dieser Zeitschrift, Monat
Januar, S. 9ö , veranlasst mich zu einer kurzen Erörte-
rung «ler Sachlage.
1) Der Aufsatz, den Droysen in dieser Zeitschrift
I84|. Nr. 27. gab, enthielt bloss, was die Auffassung
bestimmter Stellen der Oresteia nach ihrer Beziiglichkeit
auf den politischen Zustand Athens betrifft, lauter Piincte,
die ich ihm vordem aus meinen Aufsätzen mitgetheilt
hatte. Ob er selbst früher an diese Puncte gedacht hatte,
ist leicht zu ersehen, wenn man «lie Einleitung zur Ore-
steia in «ler ersten Ausgabe seines Aeschylos mit dem
genannten Aufsatze oder mit der Einleitung in «ler neuen
Alisgabe vergleichen will, unabhängig aber von «liesen
historischeu Erklärungen der Stellen sind die in eben
jenem Aufsatze Droysen's gegebenen Emen«lationen und
kritischen Versuche. Mit Ausnahme «ler Vertheidigung
iler Lesart ov uo^'ig in den Eumeniden (SH4. Dind.)
und «ler Deutung auf eine gleichzeitige Kriegsanstreiigui^g
der Athener sind mir diese Textbehan«llungen gänzlich
fremd; ich darf nicht den entferntesten Anspruch «laronf
machen.
2) Weder in diesem Autsatzs, noch zu der in «ler
neuen Ausgabe seines Aeschvlos gegebenen Einleitung
in «lie Oresteia, welche «lieselbe historische Beleuchtung
derselben Stellen enthält, findet sich >lio Bemerkung,
dass diese Deutungen von mir herrühren. Aber aller-
dings steht im Einj^ang des Anhanges zur Uebersetziing
bei meinem Rückblick auf seine Beleuchtung «ler Orestie
die Anmerkung Droysen's: ,, Vieles ver«laiike ich den
Mittheilungen meines Freun«les Scholl; er »vir«l seine
Beobachtungen über die Oresteia hoffentlich bald ver-
öffentlichen. '' Diese Hofrniing spricht auch «lie An-
merkung zum Aufsatz über Phrynichos (Kieler Studien
p. 75) aus.
3) Indem daher nicht an der rechten Stelle und nicht
mit Bestimmtheit gesagt war, was meinen üiitersiichiin-
gen angehöre, fan«l ich für gut, in einer Amnerkniig
meiner Schrift (Sophokles S. 'IJ) «liess na« l)>;iih<ileii.
Dabei habe ich ihm keine absichtliche ^'erheiinlichuug
schuldgegeben; ich kann mir vielmehr «lenken, «lass er,
da Jahre zwischen meinen Mittheilungen iiiiil seiner
iii'Ueii Bearbeitung «les Aeschylos lagen, sich nur zum
Tlieil erinnerte, worauf ich ihn aufmerksam geniadil,
und habe keinen Grund, bei ihm «lie freunilscliaftliclien
Gesinnungen zu bezweifeln, die auch ich meineiseits
fiir ihn hege.
Berlin. A. Hchüll.
Zeitschrift
für tlic
Alterthu ms Wissenschaft
April 1§49.
32. H 0 r m e s.
Die Worte Preller's in Demeter iitid PersephoneS. 201,
Hasi CS silutierig sei, die iiianiclifalligeii lilij;eiiscliafteii
lies Ueriucs ans einer Wurzel abzuleiten, und d.ist mau
lieber den spateren Hermes als Resultat einer Ineinsbil-
dung iirs[)rüiigli<li rerschiedener Gottheiten betrachten
(olle, haben uauientlirh die Reccnsentcn des ^Verkes ver-
anlasst, die in sicli einige Wurzel dieser Vorstellung
aufzusuehen und den Gott ursprün^jlir h für den Rrgen-
golt oder Fruciitgott oder für den Todes- oder Lebein-
golt etc. der ältesteu Griechen zu erkUren. Bei der L'n-
lersuchung über die Ilekate fand ich aber, <!ass man die
Untetguchung über Hermes durcliaus mit der L'ntersuchung
über Hekafe verbinden müsse, »eil sie eines IVesens sind,
nie sie denn auch in den ältesten Mythen bei einander
gefunden >i erden und im Culfus der allerspätesten Zeit,
namentlich in Magna Graecia «icder neben einander er-
itcheineu. Ihr jrcnieinsajier Charakter ist die Ceisterhaf-
tigkeit, und ilieseu Charakter halten die allerältesten
Gottheiten um! die ailerspatcsten. Die Versöhnung des
Geistes in sich nämlich nimmt diesen Gang, dass die
Welt »or Cliristus zwar lom Kndlichen, Sichtbaren aus-
geht und in dasselbe das Unendliche, Unsinnliche ein-
bildet: »o dann eben die Kunst die hörhsto Bedeutung
erreicht, insofern sie das .absolute in der Verklärung der
schonen Form darstellt; und dass der Charakter der Zeit
nach Christus wesentlicli mystisch ist, insofern sie vom
Unendlichen ausgeht und demselben das Kndliche, Sicht-
bare, die Welt einzubilden sucht, «o dann die Wahr-
heit und deren Geivissheit «las höchste Ziel ist. Aber
im Orient finden wir in natürlicher Unmittelbarkeit beide
Formen oder Principe dargestellt neben einander, dass
«ie eben nur erst Abdruck des Natürlichen und Ter-
reitrischen sind, das Geisterhafte, aber noch nicht das
Geistige , und das Sinirliche, aber noch ohne seinen Ge-
gensatz des üebersinnlichen. Letzteres ist Princip der
fruchtbaren Thalebenen, ersteres der kahlen, meist nord-
lichen Bergrücken und reift in Persien zu der Frucht,
die Israel einerndtet. Der geisterhafte Gott ist Gott der
anmittclbaren Empfindung, der Gefühlsgott, lebendig ge-
worden durch die Naturwunder und lebendig erhalten
durch das Gefühl der menschlichen Schwadie, Ohnmacht
nnd Abhängigkeit. Eine in Allem waltende Kraft wird
empfunden, pcrcipirt. Diese Religion des Sinnes ist die
Religion der Zauberei, der Feiischdienst. Irgend ein
Zeitichr. f. d. Aller thuniivr.
sinnliches Zeichen stellt diese allwaltende Macht ror, eiu
Klotz, eine Stange, ein Stein, — spater ein Baum , —
Berg, Sonne. Religion der Beschanung wird sie,
wenn in irgend ein Element die Gottheit hineingeschaut
„Ird — in den Himmel, den Aether, das Feuer, Wal-
ser, — Erde, — den Tag, die Nacht, den Frühling etc.
Die Religion der Anschauung nird, je mehr der Mensch
sich seiner als bestimmten Subjectes bewusst wiril, Re-
ligion des Bildes oder der Einbildung nnd der Phantasie.
Hier »ird das Zeichen ein Bild, oder ein Bild wird
Gegenstand der göttlichen Verehrung. Das Bild wird
spater Symbol, und die Religion des Bildes wird Religion
der Vorstellung. Der Norilen und äusserstc Osten ist arm
an Bildern; hier bleibt die Religion lange auf der Stufe
des Zeichens, bleibt Religion der Zauberei und des Fe-
tischismus, und nur das Allgemeine, der Himmel oder
^(.(hcr — wird nach und nach zu der empfundenen gött-
lichen 3Iacht, z. B. der Thien in China, bei anderen
Völkern der Aether oder ilic Sonnenhelle. Diess gött-
liche Allgemeine ist geschlechtslos. Der Mensch bezieht
CS in naiier Frömmigkeit auf »ich, macht es sich durch
Gaben geneigt, eignet sich seine iMacht au — unil glaubt
damit wirken zu können: die schanianischen Priester,
Zauberer. Es zeigt sich an manchen Menschen eiue be-
sondere Willenskraft, eine magnetische Kraft, — auch
an Weibern. Sie zaubern, — wissen die Zukunft, wie
ilio Gottheit selbst, weissagen auf directe, dann auf in-
ilirecte Weise. Indem es auch Weiber thun, wird die
Gottheit geschlechtlich, und in der menschlichen Gesell-
schaft erhebt sich die Würde des Weibes, erzeugt oft
Gynäkokratie. Diese weibliche Gotiheit ist Anahit —
Hekate im Alterthum, ursprünglich bloss Herrin genannt,
«ie die Gottheit als männliches AVesen Herr, bei den
ältesten Griechen Iß'pöoi; wie jene 'EoOiy. zu welchem
Wortstamme wohl auch 'Eginjc gehört. Auf das Allge-
meine, den Himmel, die Luft- oder Sonnenhelle etc.
bezogen, tritt der elemeiitarische Name an die Stelle von
Herr oder Herrin, das di'uv, dium, Tldvöiop, die aekt]
etc.: woher die Namen Dia, Dione, Pandion (Pan), Deo
(Jlio'i), Demeter, Diana, Janus, Dionysos, Faunus, —
Hello, Selene, Helena etc., und wo eine symbolisch«
Anschauung eintritt, Hund, Wolf, Luchs — dieses Gött-
liche in sich zu tragen scheinen, deren Namen; woher
die Menge roii kvy.ui abgeleiteten Namen, Lykcns, Ly-
kaon etc. ( Lupercus — ). Endlich treten Abstracto alt
Prädicalc ein, wenn Reflexion und Verstand die rcligiügeu
22
323
334
l.iii|)Uii<liii>grii iliinliilringt und lirlilc», »oion iiir liirr
nur .infnlirrn : ilor Forii» itkrr, die Fern« irkoriii — was
aui IUP Kntr<-riMiiig iinil Erli,il>riilioit, /.iiilifri>i lind IMai'ht
aus der FiTiii' und in die Ferne tjclil : /i/uroc, hy.ii CIJ
elr. Auf dir.iiT .Sllifi< der lüldnnj; »ii'il auch die allj;e-
meilie Wacht der (iottlieit anf liestiiiuiilerc und geson-
dertere i\a(iir- und Lelicnsverh«l(ni»se, die dem Volke
die wesentlichsten sind, iiikI »oriii ihre Custrebnnjjeu
dann anfjjehrn, liezojjeii , und eine Vorstellung der (iott-
Leit tritt an die -Stelle der hildliclien oder STinl'oliürlicu
insrhauung. Jaj^d, Viehzucht, Ackerliau, rtletallar-
beit, — Handel (TaiMclihandel) — erhalten diese fiott-
ii«il als ihren Hort und l'orsteher. Von dieser hestiinm-
Ipii , lel)eiidi(;eii ^'urstellung der (juttheit ist zum Mythus
mir rill Schritt, »elcher {^etliaii »ird, »enu sirh daa
Volk zu seinen Nebeimilkern als Suhjett erfasst und sirh
in sich seMist individnalisirt: »as bei den Griechen in
der »clioii mehr historischen Zeit i-or Homer , der die
niimilfelbaren F<>l[,'en und Resultate »diilderf, jjeschehen
i«t. In dieser Zeit entivickelte sich die Sulijectivit^t des
Kellenischen Volkes, und es iiiditidiialisirte sirh mit kla-
lem BewtKttseiu. (ileichzeiti^ tvurde das jifottliclie All-
gemeine .Suliject und iiidiridualisirte sirh , und in der
Snbjectit'it.'it und Iiidi> jdiialil/lt »ar das GUttliche als prä-
■eiit empfunden und so lieraus|;ebildct , dass es aus der
•ckönen Natürlichkeit und Körperlichkeit herausstrahlte,
der schonen mensi blichen Form aber der alte concreto
Naturiuhalt iinter;;eordnet ward und nur in den fernen
oder dem lebendigen Wrkehr lerschlossenen Gejfenden,
»rie Arkadien oiler die nOrdlichon Gegenden, seine Gel-
tung behielt und zum Theil sieh als Alysterinm auibil-
dete , Mei! in seinem Cultiis ursprünglich ein mystisches
Element enthalten ist.
In den nordüstlirhen Gegenden Griechenlands Höhn-
ten thrakisrhe, germanische und pelasgische Stämme.
Bei ihnen allen findet sich der Cultus eines allgemeinen
göttlichen >Vesens im Anfange ihrer Geschichte. Tacit.
Germ. IX. J. Ceterum nee cohibere pariclibiis deos,
neq4ie in ullam humaui oris speciem assimilare, ex magni-
todine coelestium arbitrantur. Luros ac nemora conse-
rrant, deorurnque nominibus tecretum , guod sola revereii-
lia vident. üiess ist jene mystische Gefühlsreligion.
Bezogen ward dann diess unbestimmte Allgemeine auf
das leuehteiiile Himmelsgewölbe, wovon Eunius : Adtpice
koc tublime eandens, quem invocant Jovem. Gic. D. N. D.
li. 2- l>iess ist das öiov, der Zei'-; (öto^), Diespiter
«tc. (bei Homer steht tuöioi; von der Lirhtzeit : Od. IV,
4Ö0<)> Herr genannt ist es Hermes bei den Thrakiern,
«lereu Könige von Herme« ihr Geschlecht ableiteten.
Tsoitus erzählt von den (späteren) Germanen, sie ver-
ehrten von allen Göttern am meisten den Alerrurius, sogar
durch Meiisehentlnt (ähnlich die Arkadier uiul andere
(r^icchische Stämme, selbst in spätester Zeit), Tacit.
Germ. VIII., und aiLsser dem Dis pater , ihrem Stamm-
Taler, verehrten auch die Gallier den Merrurius. Es ist
»b«c dieser Dis nur der Zeti xaTa/9öi'tOQ (dieser Aus-
drark bei Homer), also mit jenem yd/u^ gleich, wie die-
»«t mit Hermes, dem Herrn über Tag und Nacht. Di»
tot in bestimmterer Beziehung als der des Nachts ge-
koiniuissFoll über die Untcrt«elt herrschende Lichtvater
geilaclit, wozu die finstere Nordgegend die Veranlassung
gab, die auch machte, dass die (iailier ihre Zeit nach
Nächten zahlten (Caes. B. G. VI. IS.) ♦). Auch bei
vielen altitaliaclieii Völkerschaften und bei den Iletruskern
findet sich diese Anschauung. Auch die Herrin tritt da-
selbst als Zauberin, Lichtgeberin in der Nacht u. dergl.
hervor, meist als Gemahlin dieses Gottes, die griechische
llekate. In vielen C'iilteii oder ^'orstellnngen ist aber
dieser Hermes nicht selbst das leuchtende Himmelsge-
wölbe, sondern dessen .Sohn, Coelo nafus bei Cic. N. D.,
so auch die Heknte, oder welchen Namen sonst dann
seine Gemahlin führt.
Die Religion der Zauberei wurde den Griechen an»
ihren iiördliihen und östlichen Nachbarländern bekannt.
Die Priester waren dort Schamanen. Zu den Zaiiber-
priester gehören die Korjbanten , Kiireten , idäischen
Daktylen, die Telchiiien ; auch die Ryklopen, die zwar
nach dem äiissersten Süilwesten verlegt wurden, besonders
nach Sicplien, aber ilorh auch im Osten, besonders in
Lycien, wo noch jetzt lleberresle kyklopisrher iMauern
gefunden werden (z. B. unter den Ruinen von Xanthu»),
zu Hause gewesen sein müssen. **) Es ist »ehr bearh-
tungswerth, dass an diese mystische Religionsform sich
frühzeitig geheime Kunst und )Verkmeisterei ansrhioss ,
welche abgeschlossene und verborgene Werkmeisterei mit
dem ganzen Slysterium, nur, wie oben gejiagt, in an-
derer Form, am Ende der Tage der alten Welt wieder
hervortritt (Stnhr Religionssyst. II. S. 4.St) flff?.). Der
Kastensinn des Orients ist hierin sichtbar. Die Priester-
fainilien schlössen sich eng zusammen und übten IVIauerei,
Wetallarbeit , besonders Srhmiedekunst. .Solche Priester
werden auch I/qa/OTOl genannt ( IVelcker, Aeachyl.
Trilog.). Durch diese Knuste beii eisen die Priester einen
gewandten, klugen, listigen Verstand, den also ihr Gott
im eminentesten Maasse haben musste. Oft scheinen sie
das Volk wie weltliche Despoten beherrscht, später den
weltlichen Fürsten zunächst an Würde und flJacht ge-
standen und diejenigen Geschäfte verrichtet zu haben,
wozu ganz besonders Intelligenz und Gewandtheit im
Sprechen und Handeln erfordert wurde, als Räthe, Ge-
sandten, Herolde, Unterhändler und Händler. — Um
diese Zeit hatte sirh auch die unbestimmte allgemeine
Gottheit indiridualisirt und snbjectivirt. Auf Samothra-
kien finden wir schon 1 ) die allgemeine Gottheit , "Üooi;
oder "Zipcrog, die am Tage die Erde beherrscht und de«
Nachts geheimnissvolle Macht in der Unterwelt ist: '2) die-
selbe geschlechtlich zerlegt in "I^^jac)^ und 'EoO!] gleich
Hermes und llekate: 3) den Kadmilos, dessen Vorstel-
lung sich später gebildet hat, als die Menschheit Subject
ward, der iVlensch Abbild des Alls oder Mikrokosmos im
Gegensatz zum VVeltgebäude oder allgemeinen VVeltord-
ner: was durch die kadmeisch - thcbanische Keligiinisan-
*) Wenn Ulyxes Gründer von Ascibuigium genannt wird ,
der daselbst mit seinem Vater Laeites einen gcineinschaft»
lieben Alt.n- halle (Tacit. Germ. III.), so ist hier, wie in
vielen Gölten, Ulyxes nicht unterschieden von Herne«,
wie Circe nicht von Hekate.
•*) Wie Tropboniüs und Agamedei hierher gehören (». Stubt
1. I. S. 91).
32-)
üfliaiiiiii}; , (lip lioJipre Sfiifi' <Iit «aninflirr.V, is< li - kalnrl-
irhru , ficscliplicii ist, « ic ili«' kadimisi li - (hcli3iiis<!irii
IHtlhrn (Inilliiiii. AjjUurd« ist ilasiSi'JI'i' , n as Aiii-ros,
KMil kit- irisch «Ussi'llx- , » ai {;. jilivriiscli iiiiil kaliari'isrii.
Als bekannt lorausselzoncl Allfs «las, »as in <lrr k.iliiri-
•rtirn Hfli;jiinisforiii auf Saiiiollirakicn , linliros, Lciniios
— ilcii Jlcriiips als Uaiipt^iitt lirtriH't, bciiwTkoli »ir nur,
dass «eine Uoppeljjcnalt iin Liilit- iincl Srhatfenroifh aiirh
rrtrpiint prsrhcint in (Irn Dioskiircn , dass llelrna, Inu
fjeukiiflica mir vprscliipilf nc («rsfaltcn <|pr HpiMirlion
£lf A/Kotllipit sinil , tiie iip|p aiulprp fjpslalfpn sirli auf
<jie"">i eil)li«lie ]Narli((;ot<lipit bpzii'lipn (s. dat Pto^jr. Hpratp
et Hccatos) , (lass allp l>i-s()iii|priMi Ei;.'pns( liaf<"n ili's ller-
mPS, List, («ewantltlipit , ÜPtcItsanikrit l'.ist jc(l>' «liripr
Sibupstcrjjpstallpn (heilt iip Ist (Irr all};piiiciiipn, «Iit l'iilicim-
Jii-hkeit um! Zaulierkraft , Ivirko, Kaivpso, Dpaera ptr. —
■wohin aiirli noch ArtPDiis ffphiirt, «leren Aiisihauen, wie
dfn «Ips l'^uis «)(|pr arka(!it«'l|pn Hermes lerder blirli »var,
eiidlieh, <t»ss narli Arkadien nurli die sani«)tlirakit<'lieii
fjagPM fiilirpM. Elle » ir jedoili Saniotlirakien und die
IJin^ei;piul verlassen, ist norli etwas fibpr eine Hauptbe-
•ihaftiiinrii; «ler ältesten firieclipn hinzufiifiigpu. Wir
liabeii Srbon bemerkt, da^s nJirbst der Jajjil und Vieli-
cuclit und «lern A«'kerliaii iMetallarbeit an «len asiatifilien
Küstenländern nn«l zuar ron «len priesterücben Gesrlilech-
tern betrieben wurde — unter Vnrstand jenes Ilaiiptjjot-
te». *) Es crhioss »irh daran aurli frühzeilij; Handel zu
Lati«! und zu See, paiiiier un«l actiier; un«l »o nie die
kleinasiaticrhen Ki'ittenv«°ilker nnil die Insulaner, abge-
• eheu tun dem Handel mit dem inneren Asien, weit narll
Westen segelten — ilie T^rrliener, Kreter, die Karer, —
fü trieben ilie westlichen (»riechen von Alters her einen
bedeutenden Handel mit «len an un<l um «las srhnarze
Meer Höhnenden ^'iilkern , und «ler Slitlel- nnil Durcli-
gnn^spuiicl »ar Samuthrakien und ilie benachbarten Inseln.
Die hiesigen Giitter nenleii dadurch SchirmKOtlJieiten de»
Handels, nicht bloss Schützer nn«l Retter in Seegefah-
»en**), Hermes und Hekate, und ihre Bilder standi-n
•II den Häfen und in den Tempeln , die zugleich llaii-
itelshfluser wurden. Dem Küstenhaiidel ging roran und
fur Seite SeerSuberei. Junge Wagehälse machten räu-
berische Landungen; die Küsfenbewohiier sicherten sich
»or ihnen durch Erbauung fester Platze un«l Burgen fern
<<>ui I\leer, oder sie suchten List und Kühnheit durch
List und Kühnheit zu rerdrängen, wudurch ilir gUttlicher
Vorstand dieselben Eigens«haften erhält. Gegenstände
des Han«lel3 waren ausser den i^Ietallen besonders Wein:
and wir wisseu namentlich »on Leinnos iinil Thaso», wie
Vieles in den inystischrn rtlvthen nn«l Sagen daselbst
darauf Bezug hat. Auch Delos, Aegina, Kurinth, Sikjon,
Chius — waren frühzeitig Hanptsitze des mutterlänilisch-
priechischen Kunsifleisse», wie später auch Lakedämonien
ood Athen: and in allen diesen Ländern finden »ir Spu-
ren des kabirisch - injstisclven Cultus «les Hermes und der
Bekate aus der ältesten Zeit. Die Riinyer sind in den
Mvtheo so kabirisch-tnystisrh bestimmt, wie die Korinthier:
*) Kadnios- Hermes als Kriinder des Schmiedens in Gold und
Erz: Püniiis H. N. VII. 57.
**) Zur Herrschaft über Ober- und Unterwelt kam die Ob-
mscht xur See , wober die DrcigestaUigk«it
zu I-
'11 in
(Ulli I.i'iiIp Sil bin an <1ii .Spitze des ällcntrii Haiidii« zt
M'Iii'ii «lein l''i'stlanile und iIpii Inseln. SiP gleiihen m
iiiancher Hinsicht «len i'hiuii/iirn , die ihre kabirisch -
invstischen Gottheilen in sieb und auf den Si hifl< ii mit
sich führten auf allen Äleeri-ii iinil nach nlli-B Lami'cn —
nach Aegvpten , na«h Sicilien , nach Brilaniiien , «o
lii'li Spuren der Grümlung dieses Ciiltiis eiliaüen b itt'ii
(Strabn, Plinius), «venu auch in etwns iinkPnnilirlier Ftiriii.
Ihuen gleich thaten e» theiltiiise «lie Pliokäer in späterer
Zeit, namentlii h im Westen. Und auih auf d« in TiTrain
ihrer Hanilelstbätigkeit finden wir j<ne Scluitzpati r.n* ,
s(i»ie auch in (iri)ssgripcheiiland, wo besonders von Syra-
kiis aus, wie im eigentlichen Griechenland um «leui Mut-
lirstaate Kurinth aus, «lies Princip «ler ge« erblichi'ii iiuil
eruerblicben Lelu'nstbäligkeit si«li verbreitete, »ie « ir
denn schon oben bemerkt haben, da«s in Unterifalien und
Sicilien «ler alte Culliis «les Hermes und der Hckafe in
rii'lfacher Fnrin weit um sich gegrilTen hatte. >Vir haben
noch Kvthere und in Libyen Kyrene in Bezug auf dies»
Religiiins- und Lebensrirhtung zu nennen und dann nach
dem .Mutterlande Asien zin üikziikchren. Auf allen den
grossen Handels« egen in Asien wareu Tempel jinein
Glitte oder jener Göttin (Anahit etc.) gpHpiht, besonders
auf der berübmtpsten Handelsstrasse späterer Zeit aus
Makedonien und Griechenland über Hierapolis in Syrien
bis an den Eiiplirat, von wo die Strasse hinüber zum
Tigris, dann jenseits desselben durch Assyrien, über Hr-
katompvlos im L?nde iler Pariher, durch Hyrkanien in
«las angränzenilp Baktricn ginw (». Herren , Schlosser ,
Hülliiiaiiii). — Der niiter «lein \'orstande und' der Obhut
«ler böchstcn Gottheiten stehende Handel war selbst liei-
lijr. Und Reiht und Gerechtigkeit wurde wenigsten« in
(Späterer Zeit im tarnen jener Gottheiten streng gehaiid-
habt , wodurch sie selbst zu rächenden, im Verborgenen
Hachenden , nntäuschbareii , allwissenden Gottheiten wur-
«leii und als solche auf «las erwerblirhe und gewerbliche
3Ieiischiinl«'lien jenen wohlthäti;;en Fjinflnss ausübten, über
welchen ich im Programm f/ecrt/e et Hecaloa gesprochen
habe, Eunüchst aber in Bezug auf Betrieb des Handels,
Geldwesens, Bankgeschäfte, vülkerrechtlicbe ^'erhälfiiisse,
Proxenie, .Symbola, Alaasse und Gewichte, «oilurch der
Mercurius der Römer bestimmt oder Hermes tum Mef-
rurius gemacht ward. Wie in der historischen Zeit di«
grossen obenan stehenden Indimluen mit der Zeitidee,
die in ihnen die Form de» Individuums annimmt, um in
ihr »ich selbst zu offenbaren, auftreten unil sich gestalten
zu einer Macht über die Mitmenschen, so ist in der
mythischen Zeit der Gott zunächst die Laiidesidee oder
der Landesgeist, dann die Volksi«lee, die Idee des volks-
thümlichen W«)llen» und Wissens o«ler Selbslbewusstsein».
Rehren wir zu den ältesten Sitzen de» Herincscultu»
zurück, »0 Iiabeii uns die samothrakischen Sagen nach
Arkailien geführt, welches wegen seiner Stellung in einem
durch holie Gebirge ringsum geschützten Laiiile die äl-
teste Religionsforin am reinsten und längsten erhielt.
Auf «len hohen Gebirgen schien das leuchtende und erwflr-
meiiile Himmelsgewölbe fest zu ruhen, also der Lainle»-
gott zu residiren {Ai'XXl'/l'loq) und Segen «ler Flur und der
Lebensrirhtung diesem pelasg. V»lk zu rcrleihen. Jagd
war die älteste Lebensrirhtung desselben, dann Viehzucht,
22*
327
328
»jiJltiT cr»t und brschraiiLi Acliorlaii (K.illignofo«, S().'jig;ctie3
iiixl Polos iiiögrii mit ilciii Gcliciiucliciist ilcr FJIi'ii.siiiior
zlirrüt nolil ilt-ii tnlllvOiiiiiiPiicii Ackcrii.iii ciiigrrülirt lialicn
Paiisaii. Xlll. ,51. 4.). üor (iolt iiurdo sii.'itcr iiiitür di-m
Bilili" eines WoUs darj^i-stcllt : »onibcr s. ilas crti Ahnte
ProfjraiMin , unil auch al» r.'ulioiitle , nicht bloss als alU
nisscnilr IMailit vrrrlirt, soiiie seine «eibliclie Form,
sii.ltcr Dfsiiiina, Di-nicli-r Eriiinys — geiianiit. /^eu^
Avy.Uiu.i t»ar «lolil ur5()riiii[;lirli (Icrsclbe. Ilonnrs liiess
tvohl in Bezn-; auf sein llicliteranit Akakesi<u (Paus,
VXXVI. S.). Ilini fielen einst llntigc Opfer. Den
Manien Herineg behielt der Gott zumeist bei den Plie-
iieaten (Paus. \\\l. 14. 7-). Als jenes sublime candeng
liiess er Paii (von (fiaa, Cfaivio). AU solcher rrtlieilte
er auch Orakel, nie aiidernfirts Trojilionios , und seine
ihm iirsjirüiiijliche 31aoht der \'ergeltung bezeichnet Pau-
«nnias, inilein er die Sage oder den Volksglauben an-
führt, er sei der iii.'ichtigsten Giitter einer und vcrmiigo
die \Viin«clic der Unten in Erfi'illung zu bringen, wie
IUmcs mit liösem zu vergelten. Die alllenehtendc l'rkraft
ii'iiiea Wesens hat sich in vielen Sagen und Gebräuchen
erhalten, »eiche zum Theil auf eine Ideidilication oder
nähere ^'erbinduiig mit dem Aether und der Sonne oder
dem Sunnenfeuer schliessen lassen könnten (der dem Pan
geheiligte Theil des Erjinanlhos yld/-t7l6lCi ., das ihm zu
L'hrvu im Teni(iel zu iVlethjdriün unterhaltene Feuer — ). *)
Das Unheimliche dieses Gottes, seine Eigenschaft als
Hirten- und Jagdgott, als Erfinder der Kunst auf der
vSjrinx zu blasen , sinil aus Arkadien bekannt. Aus Ar-
kadien soll diesen Gott Evander nach Italien gebracht
und seinen Cnit auf «lern palatinischeii Berge eingerichtet
haben: ut midi juvenes, L^-ceuin Pana venerantes, per
Iiisiim ac lasciviani currerent: quem Romani deiiidc vo-
carunt Janum. Hieraus ergibt sich die Eigenschaft der
Lascivität und Geilheit, die Pan als Begleiter des Dio-
nysos hat. Andererseits erkennt man auch im Faunus
und SiUanus ein panartiges Wesen, sowie in Janns (und
Jana-Diana) wieder jener Hermes als Lichtwesen hervor-
tritt, und Jaiius mit dem Doppelautlitz für den zwei-
gestaltigen Hermes gehalten werden kann.
Es ist aber in Arkadien, wie überhaupt in West- und
^iordgriechenland , die andere Seite dieser Gottheit, die
Schatten- und Nachtseite gleich mächtig in's Bewusstseiu
{getreten, sowohl im natürlichen als auch im ethischen
Sinne: wovon der Stjx nicht der hauptsächlichste Beweis
ist, sondern der <lamit zusammenhängende Cultns der
chthonischen Göttinnen, der Demeter, Despöna, Eriu-
ny» — : worüber ausser Freller 1. 1. nachzusehen W.Bäura-
*) Merkwiiidi^' ist der Ausdruck des Püosnnias VIII, 38, 1.
yivxöoouQu iail nQioßurutTj, xai xuvtr^r ildiv !> jjA.oi; re(Juiii;>',
nnd was aUhaUl iilicr den Ij'kiscbeit Berg in Bezug aal'
Zeus l,ykros und auf Apollo ges.igt wird, besonders wenn man
.m die dort erwähnte Sage der Kreter und au die grie-
chische Ilciniatli des Apollo, Lykorea, denkt. Man er-
kennt die urspriingliclie Identität der drei Götter. — Elis
erfasste mehr üIj .\rkadien die /,ic/j4seile der allgemeinen
Potenz , aber auch schon ethisch , als Obhut der Bluts-
pflichten , worauf dort das Pbylenverhhltniss beruhte.
Hermes wavd Zeus, staatliches Sittrngesctz , was in der
iidischea Erscheinung sein Sohn Apollo ist.
lein: Pelasgisrher Glauho nnd Ilomcr's Verhältniss xd
deinsellien in dieser Zeitschrift Deceiiiber 1 iS'Jlt- In der
•iifcsti'ii llrligion Italiens linden wir dieselbe Anschauung
vorherrschend, und oft dieselben Manien (z, B. Manien).
Die Reiche, Himmel, Erde, Unterwelt treten in der
arkadisihen Vorstellung schon gesondert und bestimmt
ausgebildet hervor. Doch haben aus arkadischen Vor-
stellungen ilie Dichter die ^'orstellung der Unterwelt za-
n.'ichst genommen, und ihre 'i'ddeslieldeii haben nament-
lich Arkadien, Elis unil Westgriechenlaud zum Felde
ihrer Tliaten (Uljsses — ), sowie sie die heiligsten Pflich-
ten der 3Ieiisclien an jene I\Iächto anknüpften. In jenen
Gegenden ging ja der Lichtglanz des Abends unter, ging
in die Unterwelt und kam loii der entgegengesetzten Seite
des Morgens wieder hervor. Da thronten also <lie Wachtet
über die Natiirpflichten und dort bestruften sie die Ueber-
treter. In andern Gegenden war dieser wesentlich ethi-
sche Cultus mehr mystisch geheim. Hermes war Obhut
des Rcehfes und sein Bild als Wolf stand vor Gerichts-
st.'itleii, oder seine Stellvertreter Eros, Ersos etc. wurden
in solchem Sinne angefleht, z. B. in Athen, Pandrosos
gebiert vom Hermes den Iveryx. Herse (dieselbe Gestalt
wie auf Samothrakien Axiokerse : s. oben) hatte vom
Hermes den Sohn Ivephalos. Aglauros hatte eine rekSTV»
In den Mythus war Ares verfluchten und der Epheben-
eid war: Zeugen seien die Götter Aglauros, Eiiyalios,
Ares , Zeus. Das Erechtlieum war ein symbolisches Ge-
bäude in kyklopischer Weise , physisch und ethisch zu-
gleich , wie daran sich knüpfenile Mythen. Das ethische
Moment kam in die ursprünglich physischen Götter, be-
sonders der südlichen Länder durch jene Anschauungen
des Westens und Nordens. Zeus war in südlicher An-
schauungsweise die höhere Luft, Here die Wolkengöttin,
Athene die Göttin der heileren, reinen Luft, Hephästns
des Feuers (auch im Gewitter, wie die Namen der Ky-
klopen, seiner Söhne, zeigen), Poseidon Gott der Gewäs-
ser, Ares der Wärme, Demeter Göttin iler Erdvegetation,
Dionysos der Fruchtüppigkeit. Bei Apollo müssen wir
zuerst an Hekatus denken, ein Beiwort, das ursprünglich
dem Hermes gehört. Es ist die Fernwirkung der ent-
fernten allgemeinen Gottheit (weiblich Hekate). Ihr Ge-
schoss aus der Ferne wirkt Leben uiler Tod im Menschen:
wie das ßiko^ der ^wjootÖ/.oi Eil.Eiduiai in der gan»
analogen Aufi'assungswcise bei Homer Iliad. XI, 269 ff«
Hermes behielt iu seinen Ursitzen seine Nacht- und To-
desmacht vorzugsweise, und das sublime candens, die Hella
schloss sich mehr an den Namen Hekatus oder Apollon,
wie die Lebensnacht mehr an Artemis (beides Ivinder
der Verboigenheit und des Dunkels , der Latona). Auch
in Phöbns liegt der Begriff der Helle, aber auch der
Reinheit. Delos, <lie Helle, Oflenbare, ist ihre Geburtt-
stätte. Auch Herakles und Porseus haben ursprünglich
Bezug auf den Lichfglanz, besonders der Sonne. Beide,
besonders aber jener ist in stetem Kampf mit der Nacht
und dem Tode — besonders im Nordwesten, wie Perseus
mehr im Orient, ist heilend, helfend, ist Sühngott, wie
Apollo, und Todesüherwinder. Hier spielt schon da*
Ethische so hinein, dass es sich schwer trennen lässt.
Noch weniger vermochten die Alten es zu scheiden, bei
denen es in unmittelbarer Anschauung eins war. Sie
339
;J30
sfhieilen aber streng von oinanilor obere nnil untere Göt-
ter, knüpften an jene die Freuden des Daseins und den
Lelensgenuss, auch «olil den nienscjiliclicn Geist oder
die Seele in ibrer Kraft und Heiterkeit, an diese die
substantielle Sittiic likeit , ilie Heili;;kcit des Eides, die
Pflicbten gt'geii IHiitsveriiandtc , Gastfreunde, Hi'ilfsbo-
diirftigc, die l'tlicht der Todlenbestattung — , die Sterb-
liclikeit und Kürperlicbkeit des Mcnsclien. So war der
Glaube der alten Griechen, so der alten Rümer. Die
onterirdiscben M.'ichtc waren ihnen die substantiellen,
die alleren, heiligeren, ehrwürdigeren, schrecklicheren
oder mächtigeren. S. Otfr. Müller zu Aesch. Euineniden
nud Haniiistark in der genannten Abhandlung. Aach
ihretu Wcltgpspfze hat Zeus die obere Welt, den Ilim-
uiel und das aittcugosetz der IMensrhen geordnet, es ihnen
offenbart. Er waltet darüber in ihrem Auftrag, \ii /^EVC,
y.c.Ta'/^OüviO'i, aber seine Kinder reruiitteln die beiden
Welten, besonders Athene und Apollon, aber auch der
Hermes der neueren Gütterdjnastie, der rielfach in alten
Locaiculten als Sühner, Vermittler, Abirender erscheint,
z. B. als K^lütfOQoq zu Tanagra (gleich Zsiq Aa-
(fi'orioi; und Msiki^iosi 'AnötCkuiv 'AnoTQonaioc, — ),
als ollenbarender Hurt (z. 13. als Trophonios , der auch
Zivc, T(jo(foivtO(; genannt wird), als ylvxaioq, wo er
gleich yicm; ylvv.uioi ist, und sein Wesen fast ganz auf-
geht in Licht und Vermiftelung, Hülfe — , wie diess
auch in ihm als Kadmilos liegt. Als Vermittler dieser
beiden Welten konnte er äusserlich anfgefassi zu einem
liotsrhafter werden, wie er bei Homer erscheint, deich
zunSrlist als Botschafter des Zeus zu den unterirdischen
IVIächtcn und zu ilen hekateischen Gestalten. Als Gott
der Träume und des itchlafes ist er gleichfalls altsub-
stanfiello und terniittelndo Macht, Macht der götUicheii
Ollcnbarung und Vermittelung , doch schon mehr eine
geistige, als geisterhafte substantielle. Hohe geistige
Kraft und Gewandtheit g-ilt den Alten als unheimlich,
zauberhaft und kam dem Hermes also ganz besonders zu.
Als die geistige Gewandtheit in Rede und Gesang (diese
wird den hekateischen AVesen gleicher Natur, der Kirke,
Kaljpso , den Sirenen — — bei Homer besonders bei-
gelegt, wo auch Hermes jedoch Macht übt über die Ge-
müther) klarer und freundlicher in's Bewusstsein trat und
das Gepräge lies Zauberhaften, Magischen, Sympathetisch-
wirksamen — verlor, wurden Apollo und Athene ihre
Obwalter, die unheimliche Kraft derselben, sowie der
körperlirhcn Genandtheit blieb allein noch dem Hermes
(weiblich der Hekate) eigen. Unheimlich war alles Zu-
fällige, UngpfJllire, Plötzliche, es mochte zum Glück oder
zum Unglück sich wenden, und stand daher in der Ob-
hut des Herines (und der Hekate). Man bat ihn um
Abwendung des unglücklichen, unberechenbaren Ausgan-
ges, dankte ihm für den glücklichen Erfolg, der ein
'EQuaiüv war, für jedes unvcrhofite Glück. AVie die
Erinnyien durch die steigende Cultur zu Eumeiiiden wur-
den, so Hermes der böse zum dy.ay.iiiu. Uamit hängt
der Name eQlOVvlo^, der sehr nützende, zusammen, und
die Goldruthe, die er tragt, war ursprünglich eine Zau-
bcrruthe, Wünschclruthc. Noch mehr führt uus der Name
UfiyticpiivxTji auf den ersten Anfang zurück, wo er, als
das sublime caodeus, die Sternennacht saiuint dem Mood
{^ .'loyos,) vernichtete und vertrieb. Das» das Tageslicht
heilig war, wissen wir aus Homer {ituov )jiiao) , und
noch Isidor ]H. 15.) dachte, dass sich die Sonne über
Nacht in unterirdischer Welt aufhiolto and von da zum
Aufgang zurückkehre. Haupt.
33- Melampns und sein Gesciilecbt, ein Cyclus mytho-
logischer UntersHchungen von Karl Eckennnnn,
Doctor der Philosophie. Göttingen 1840. IS'J S. 8.
Melanipiis, der Sohn des Amythaon, aus Homer als
berühmter Seher bekannt, gehörte, wie Orpheus, zn;^leich
zu denjenigen , welche in siiälerer Zeit von \ ielen al«
Urheber oder Lehrer mystischer Culte betrachtet wurden,
sein Geschlecht aber, durch eine Reibe von Heroen her-
vorragend und in ilie gefeiertsten Sagen des mythischen
Zeitalters verllochten , reichte, wie man behauptete, bis
in die späteren Perioden der grierhisdien Geschichte hinab.
Dass ein solches Geschlecht es verdiente, Gegenstand
einer besonderen Untersuchung zu »erden, wird Niemand
bezweifeln, welchem überhaupt an Forschungen dieser
Art gelegen ist. Indessen hangt der Erfolg vor Allem
von ileni Verfahren ab, welches der A'erf. dabei beobach-
tet hat. Eine besonnene und unbefaiijjeiic Krilik bleibt
auch in der Mythologie dasjenige, was in den Augen
derjenigen, welche sich nicht ein- für allemal zu einer
bestimmten Schule bekannt haben, allein A'ei Iraner, ge-
winnen kann, und das Verdienst derjenigen, welche ei<li
auf Sammlung des hei den Alten vorhandenen Slolles
beschränken, scheint sogar grösser, als das l'erdirnct
derer, die von dem Streben nach Neuem fortgerissen,
zu deuten und zu erklären beginnen, che noch ein hin-
länglich sicherer Grund gewonnen ist.
Ob diess nun auch die Ansicht des Verf. ist, j>laiibt
Ref. nach dem Inhalt der Schrift bezweifeln zu dürfen.
Freilich sieht er zugleich ein, dass es bei der Verschie-
denheit iler Meinungen und den .Vuctoriläteii , welche
die einen, wie die anderen für sich haben, sehr schwer
ist, sich zu verständigen, zumal da der A'erf. es nicht
der Mühe für werfh gehalten hat, seiner Abhandlung
hieiübcr selbst etwas vorauszuschicken, befremdend aber
ist es ihm dennoch gewesen, dass in Beziehung auf
vorhoinerisrho Mystik der Aglaophamus von Lobeck, nach
welchem die Behauptungen des Verf. von vorn herein
als uichtig erscheinen müssen, gar nicht berücksichtigt
ist, und dass von iler wissenschaftlichen .Mythologie Olf.
Müller's ein Gebrauch gemacht wird, wie er wohl schwer-
lich in der Absicht ihres Urhebers lag. .Melainpus unij
die meisten seines Geschlechtes — diess ist <ler Haupt-
inhalt der ganzen Abhandlung — sind Dionysosprietter
und haben von ihrem Gotte die Gabe der Weissagung
erhalten; die Mythen aber, welche dieselben mit Apollon
in Verbindung setzen, sind späteren Ursprungs und slaui-
meu aus einer Zeit, wo schon alle Weissagung auf Apol-
lon zurückgeführt wurde. Der Dionysos des Mclampus und
seines Geschlechtes aber ist zugleich der Diniiysog Za-
greiis, der Uiiterwcitsgott , und der Cnitus der rhlhoni-
schen Gölter die eigentliche Wurzel der hierher ge-
hörigen Sage«, Von welcher Art nuu die Beireisführung
:v.\ I
3r>
u», ilriiii »ich ilrr ^'-r''- '•''"'i l"'<'i<>iit . »iM K<f. ""r
au ilrui fmlcii C';iliil"'l , »i'lclicii um ftlrltmi)»;» li.iiitli'K ,
«4i«n.« mi»fiilirIicliiT <larxiitliiiii sikIk'ii , iiiilnii <>r «<"[;(>ii
diT nliri);rii ntil riiip tiloHüc Angal)r ili'd liiliriHs sirli br-
•t'lii(li>L.<*i><l7 '''■'" •'<"*<■'■ 6r\\<st zii iirllirilpii i'iircrl.'i««t.
Drin \'pr(. srhi'iiit ziior.it «li-r lliustaiid von tirsoiulprpr
\\ ii liliukoÜ, Hass ihis (iesililci lit (Irs .^Iclaiiiiuu Sciiio
Driinalli in Tliessalien «•'''"''•) "'"' ''•>** " '"" ''''"'
Siliiilia-ifrii ilos TliPülrit ein Sohn ilor Kliu(lo|)<< gniaiiiit
Mrrilc; «T »ei als», nie Dionjsos, ans ilrm Miircleii in
«Ion Sililrn »oii Grieclienlaiul einj;euaii(l<'rl ; iler Name
ferner ilente , ila «rhiiar/ ilic Farhe iler Trauer sei, auf
i:litlii>ni«('l>e Godlieiten, nnil «las» «eine IMuftrr Asiaia
Leis.ie, üei keine Eiii<»eii<lnM{r dagegen,- ila ja UionvSds
riielriel» «ler Gott der Frende, der lebendijfen ^a(«r,
dr( Weines sei; aiirli {(eliöre die iVliitter des Welampii»,
nie die Cliariten ülierhanpf , einer lordoriselien Zeit an.
.diniere HezielHinjen eiitderkt der Verf. in den sonneii-
»erliraniifen Füssen ile» lon .seiner Mutter RlKMlope naeli
dein J)< lioliasten des Tlieokrit ausgesetzten Älelauipu.s («gl.
Siliol. Aimlloii, I, IIS.) — denn oucli Uionv.ios «ei ja
al« RimI den grössten Lelien.^i'efaliren ausgesetzt getiesen
und in den Wein, Getraide und Oel erzeugenden
.SiliHi'stern Oeno, Sperino und Elai», «elrlie <lie.<ie Galic
r<in l)iün>.s(i» enipfangeu lialeii , und die Törliter der
Diiriiiiie genesen «ein sollen, die «eben Agiaia und Rho-
dnpe ftluUer des Melainpiis genannt wird.
Unter die.ien Sagen konnte rielleieht die letzte da«
.^leiste für sieh haben. Sieht uian jedoch den Srholiasten
dea A|iülli>nius (I, 1!8.) nach, auf welchen sich Aer
l'erf. beruft, so « iril aus Derirhida» oder, »ie »ohi zu
«lireiben \»t, Dieurhidas, einem aus .\theii. VI, p. Jh.', B,
Partheii. I.'i, Harporr. v. 'Jyinuc, und repoviK , Cleni.
Strom. ^'I, p. 7fi'2 ed. Potter bekannten \'erfa.<ser nie-
(•arischer («csrliichteu , folgende Genealogie erviälint:
/eiu und Dorippe — llelU-u Aeolos — Kretiieu» —
Anivlhaon — iNIelampu». Der Verf. irrt also, wenn er
den ^lelanipus für den Sohn iler Oorippe ausgibt, und
Kürde, um aus der angefülirtei; -Stelle etwa» folgern zu
können, genölliigt sein, die gaiiüe Nachkommenschaft der
üorippe iu den Kreis lies Oionysoidieiistes und der chtho-
iiiKcheu Gotter zu ziehen. In dem IVl^'thus von den son-
nenverbrannten Füssen des IMelanipus aber etwas Anderes,
«Is einen Brklarungsrersurh de» Manien» zu erkennen
niid Hszieliiingen sogar auf den leidenden l>ionysog dario
au ei.tderken, »cheint dem Ref. ein Verfalireii zu sein,
«ndurch das Einfachste und Natürlichste abcichtlich von
der Hand gewiesen »ird. Daraus ferner, dass der Cha-
ritendienst einer vordorischen Zeit angehört, folgt für die
An»icht de» A^crf. su gut irie gar ^fichts, so lauge noch
kein engerer Zusammenhang des Dionysos- und Chari-
teuilieiiste» nachgewiesen ist. .So bleibt dem ^'er f. , um
den Melampns zu einem Dioii\suspriester zu machen,
?Jichl» weiter übrig, als seine Abstammung ans dem Mor-
den, d. h. aus Thessalien. Aber Melampus ist ja nicht
allein 'ou da in den Peloponnes eingewandert, und der
Verf. hcltte daher, um seinem Argument die gehörige
Zuverlässigkeit zu verscIiaU'rn, vor allen Dingen die Be-
aiehUDgen nachweisen müssen, in denen der Dionjcos-
4>cnil XU jeoer Waoderuug überhaupt gestaudeii hatte.
Indem der ^'erf. liierailf den IMniImm berührt, » ie
!\Ii'l.iiii|>iit die (jalie der Weissagung lon den .Sclilangen
erhallen habe, uelclie ihm die Ohren aii«gele'kt liiilten
(S. .'i) , «licht er die lieileut.-nnikcit der .Schlangen in der
ftIv(holoi;ie und naineiillirh in der der chthoiii.srlien Göt-
ter zu erörtern , ohne jeiloih damit eigentlich etwa» zu
{leueisen. Es erscheint duher auch als völlig willkürlich,
dass <ler Verf. die Erzählung bei Apollodor, »lelclier ton
einem ZiisainiMentrell'en des IMelanipus mit .Apollou um
Arheloos spricht, mit <ler I5enierkiiiig abfertigt, das»
Apnllon ursprünglich Nichts mit dem Dionysospriester zu
thiin gehabt, und das» iM.'lnner, " ie llelampu», Aiiipbi-
lyto« 11. A. in ekstati.iclier Erregung des Geniülhes Ora-
kel ertheilf hätten, welche ihnrn loii Dionysos eiuje-
peben «orHen. Eher l).'itte der Verf. auf HiTodot. II, 4'''
und Diodor. I, Vt7, Stellen, die er «ich begnügt, nur
obenhin anzuführen, ein grösseres Gewicht legen können.
Hier heisst es ja ausdrücklich: 'EÜijCri ya(} örj Mt-
l.äunovi iarl 6 i^rjyijauiitvo^ tov /fiovöoov rö re
ol'vo/in, y.ai tijv dvohjv Xßi tijv nouiTriv rot' (fitk-
koij. Indessen «eisen die folgenden Worte : (>T(>iX(wi
f^ev Ol) iiävta oi>X}^a[Jojv tov \6yov icpiive' tu.)! oi
iniyivojievoi lovTruj oocpiorai /ifiurojg itcffricrp
anf eine weitere Ausbildung der Gebräuche des Dionv-
sosdienstes durch Orphiker oder, wie Lobeck AgI.
p. ItOl will, Pythagoreer hin. Ist aber dieses, so wird
in jener Stelle wohl kaum etwas Anderes, als das öfter
vorkommende Bestreben gesucht werden müssen, jüngeren
Cultusgebräucheii durch Beziehung auf sagenberühinte
Personen der A'orzeit ein höheres Ansehen zu verschafTen.
Für Hauptiiunrte iu den Sagen über IMelanipus iiAll
der Verf. die Sühnung der Prötiden und die Heilung <le»
Iphiklo» und unter» irft desswegen zunächst die erster*
einer ausführlicheren Liitersuchiiiig. Aber auch hier das-
selbe unkritische Verfahren. Da.«» Homer von keiner von
beiden etwas weiss, und dass die daiin verwebten l'in-
stände für Erdichtungen einer späteren Blystik gehalten
werden können, scheint ihm gar nicht der Berücksich-
tigung werth; Dionysos und die chtlionischen Götter sind
dasjenige, worauf Alles zurückgeführt werden muss.
Ob die Raserei iler Prötiden eine Strafe des DionjF-
sos gewesen lür den dem Dienst de» neuen Gottes ent-
^egcngesctzteu Widerstand, nie Hesiod unil nach ihn
Apolludor erzählten, oder, wie Akusilaos und Phereky-
des (vergl. Hesio.l. ed. Göttling p. -Ml), von der Hera
verhängt worden, zur Strafe entneiler für unnatürliche
Wollust oder für freche \'erhöhnung der Göttin ist da»
Erste, was der A'erf. untersucht. Hierbei aiier gerflth
der ^'erf. in ein unl estimintes Schwanken . und e» er-
scheint ganz willkürlich, das» er zuletzt die Raserei der
Pröto»türhter für eine vom Dionysof gesandte erklärl.
S. 11 — 14 geht der Verf die Sagen von der Heiliin|r
der Prötiden durch und lässt sodann eine ziemlich neit-
lauftige Erörterung über den BegrilT des Manti» folgen —
denn ein solcher war ja Melampu», — damit, »le tu
S. 14 heisst, das mystische Wesen des Sehers in ein
deutlicheres Licht gesetzt werde. Indessen hat auch hier
der >'erf. nur eine Menge »on Notizen angeführt, ohne
damit wirklirb etwa* aa beneifen. Was liegt daran,
33.i
nenn man erfährt, worin <lic Reinigangcn unii Sühniln-
gea bP9«an<len , wenn ferner von TiMKenbescIiHürungen ,
der Weissagnng aus tlen> Vöjjelflug nn<l aus Opfern ille
Reile ist , wenn <l.irnus norli nicht hervorgeht — und
«liess will iloch »olil der Verf. - , dass der Begriff (leg
Mantis alles iliesc» »irklirli schon in der frühesten Zeit
dmfasste? Nachdem Lobeck im Aglaophanui» das Gegentheil
dargethan hatte, hat(e der Beweis ilafiir wohl ganz an-
der» geführt werden sollen.
Der V'erf. liSlt es aber nach allem dieieui f(ir un-
«woifflhaft, ilass HIelani|in» ein Dionynospriester und mit
iler Kinfiihrung de» Uionvsosdienstes zu Argo^ gleich-
;ii-itifi; sei, und sucht nun weiter zu beweisen, dass die-
»er C'ullus zwar für später als der der Hera, aber für
früher als der des Apollon gehalten werden müsse.
,, Dir dorische Wanileruiig war nflnilich, wie es S. 25
heisst, „die letzte jeuer jrrnsscn Uewegungen , welche
tjrierhenland die geschichtlirlie Geslalt gaben ; folg-
lich war auch in Argos die Apollonreligion die jüngste
niiil nicht die Dionysosreligion. |)ie«e verbreitete sich
hierher in Folge der grossen thessalischen Wanderungen.
Die Thraker hatten uroprünglich am OIvmpo» in Pierien
gesessen. Früh müssen sie nach Daulis gekommen sei«"
II. s. w. Wie also die Dorier, meint der Verfasser, den
Dienst des Apollon durch ihre Wanderungen verbreiteten,
ebenso die Thraker den des Dionysos, und da nun diese
dem pelasgisrhen Alterthnni* näher stehen, als die Dorier,
iit muss auch Dionysosdienst früher gewesen sein, als
Apolhinclienst. Die Thraker aber kamen nur bis Daulis;
folglich kommt noch der Weg in Betrachtung, welchen
der Dion\«o5ilienst von da nach Argos zu machen hatte,
lim nun <!cr Kinwondung zu begegnen, als ob die An-
kunft des Golies in Argoi sp.'iter gewesen sei , als die
Heraklidenrückkchr, h.llt sich der ^'erf. an iler bei Mon-
noe vorkoniineiideii Sage, Morn.ich Dionysos von Maxo«
nach Argos kam, unH indem er diniit die Annahme
Hock'», dass Naxo» den (jott nicht sp.'iter al» Büotien
erhalten haben könne, in \ erbimluiig setzt, glmbt er
•eine Ansicht erwiesen zu haben. lief, will sich hierbei
keine Zweifel gegen die auf anderer Aucloritat als der
de» Verfasser» beruhende Behauptung erlauben, dass der
<'iil(n» der Hellrnischen Gottheiten erst durch die Wan-
derungen der Hellenischen Stamme »erbreifif worden sei,
Lann jedoch die Bemerkung nicht unterdrücken , dass es
kein Zeichen loii stiksit Coiise<]i;eiiz ist, nenn iler Verf.
»Herst Sä^t , lier Dientt des Dionysos sei, wie der iles
Apollon, durih ütainmH anderung verpflanzt worden, und
dticli nun den tiolt auf ganz anilere Weise nach Argos
koiiiinen l>lsi>t. Auch ist die aus Nonnns entnoininene
-Sage niclit die einzige. Da» Wichtigste aber in tlrr gan-
zen Üiitersiirliun^, die Krörterung der l''rage, im »eichein
Verhaltniss iMelampns zu den Thrakern oder zu denjeni-
gen gestanden habe, durch trelrhc der ('iiltus des Dio-
nysos nach Arg<is gekommen sei , hat der Verf. nirgends
onternommen und wohl auch nicht unternehmen können.
— Zum Schluss macht der Verf. noch auf den Tempel
I de» Dionvsos L>«)0s am Priitidenthore zu Theben auf-
I merksam, woraus »ich ergeben soll, wie der Pri»tiden>.
I mythu» Überali an den üionyso» geknüpft gewesen: au»
I l^aiuan. IX, >• , 3- aber fulgr, das» die Thehaner »clbst
XU
Nichts davon wnsstcn. Vcrgl, Unger Thebanarom rernm
specialen p. '2'2-
Indem der Wlf. jetzt zur Heilung des Iphiklus ilbet-
geht, zählt er zuerst die tiarüber bei den Alten vorkom-
menden Sagen auf und sucht hierauf zur Erklärung der-
selben 1) nachzuweisen, ilats die Sagen von Neleiis,
welchem rtlelampu» die Kiniler von Phylake nach Pylo»
gebracht hatte, nicht nur im Ciiltus de» Poseidon, son-
dern auch in dem des Hades, ihre Wurzel hätten, und
2) dass Asklepios- und Dionysusuiythen siih hier be.>
gegnet, in der Entmannung lies Iphiklos aber deutliche
Hinweisiingeii auf Cnltusgebränche und Mythen de» Dio-
nysos enthalten seien. Was aber den ersten Piiiict be-
trifft, so ist unter allein vom Verf. Angeführten der My-
thus von dem Beistände, welchen Hades dem Nelem
gegen Herakles leistete, noch das Bedeutungsvollste, aber
auch dieses verschwindet, wenn man hinzniiiinint , da»A
ja au^ser Poseiilon auch Apollon und Hera llilfi'r de«
Ncleus waren (.S, IM), und dass also, wenn Hadi-s . und
Poseidoiisdienst die Wurzel der Neleusinythen war, auch
Apollonsdienst dazu gerechnet werden müsse, was abef
den Ansichten des Verf. zufolge etwas Unmögliches ist.
Aber auch zugegeben, Hades ist wirklirh ein Träger def
angeführten Mythen, »o erwartite man doch hier iiidit
diesen, sondern den Dionysos zu finden. Melampu« »oll
ja ein Dionyjospriester «ein. Hierüber lässt sich jedoch
mit dem Verf. nicht streiten. Er glaubt nnii einmal,
dass Dionvso» zugleich der [TiiterwellsKott der Orphikee
ist, und, wie es an einer anderen Stelle heistt, dass. wo
die einen der cbthonischen fiottheilen verehrt wurden,
auch die anderen ihren Sitz gehabt hätten; desswegen ist
CS ihm am Ende gleirhficl, ob von Hades- oder Dio-
nysosdleiut die Rede iit. — Die Verwandtschaft des Dio»
nysos- und Asklepiosdienstes ferner wird bloss darauf
dargetlian , da»» Tiies»alien das gemeinsame ^'aterland
beider gewesen sei, unil um Gebräuche des Dionysos*
culfus in der Entmannung des Iphiklos nachzuweisen,
alles Erdenkliche hierher gezogen. ,, Iphiklos •> , heiss*
CS S. 36, ,,wird bei einem Opfer unfruchtbar, wie im«
wenigsten« eine Sage meldet, und die übrigen Srhrifti-
■ telter, welche von diesem Mythu» sprechen, reden so
dunkel und wunderlich, das» man wolil begreift (!), dart
man an Cultusgebräuche zu denken hat. Phylako» opfert
Widder, nnd diese wurden dem Dionysos geopfert. —
Und wie iphiklos unfruchtbar wird, wurde einst seibirt
Dionysos «einer männlichen Kraft beraubt nach eamti.
thrakiscliein Mythus." Dass Iphiklos <on »einem Vater
mit einem Messer verfolgt wird, hat Analogie mit de«
Agrioiiien in Buotien, wo Dionyso» al» Flüchtling gedacht
wurde, und der Priester mit blutiger Waffe eine Jungfraw
verfolgte. Auch der zerrissene Orpheus Gehört liierher.
weil, was der Gott erduldet hatte, im iMythus häiifi^f
der Priester erleidet. — „Die Rastratifl« des Ipliikloif,
heisst e» dazu S. .47, „hat sicher auch in Cultusgebr.l«-
chen tirnnd. Bekannt ist, das» die Priester der Kyb'-I*
am Feste der Wiederfindiing des Attys iiicb verstiiinnielte ii.
wodurch sie Eunuchen wurden, und ähnlicbe \orgai:;'
fanden im syrischen CiiKns und anderwärt» «t.irt. Aiiih
Diontsoa selbst heisst ja kastrirt. Die Deutung die.«er l/lü>
tigen Haodlun^ haben rrhou Andere rer»ucü«, und ttit
3J5
öM>
Im srlir gi-iuigl, Crcnzrr brUiijiflii-liirii , »wnii er sagi :
«l;c Ka-^tiatiim liatd- ojiir bildliclie Be»icliiilig auf «lie im
■Wiiilir «Tstorliriic l'i ixliictioii der Nadir." lief, zueifclt,
v\> ilrr ■» i-rf. mit solclioii S.'iizcii Viele libcrrcilen »inl
mlor Aiiili'ro als Solrlir, welilic ^'prailo im Duiikclii <laa
fllcistP si'lioii liiiil Uli« (Ipiii ^'t-rf. ilie DuiiLcIlirit Ulli!
■WiiiiiirrlitliLoil tIcT Sa-jiMi für liiiirriiliciiil lialtcii, um
tun Ciiltusgelräiulioii »ii roden »ml ilariiaili jciifii fiiieu
licIu-ligiMi Platz anziiM i'isi'ii. Gilit man aber aucli zu,
vjs (ItT >'erf. «ill, «o folgt «lotli daraus noch iiidit, dass
iTIrlamim», um don Ipliiklos luilen zu können, nutlnien-
clig ein Dionjsofiirienter sein ninsfte. i\lif mehr lleclit
i'iinnert der \erf. S. 38 an ilen Einduss der orphisehen
fllv>Cerien, « elclier liel dazu Lcigelragen, dieJ>.igen filier
Hl'elamjMis zu verunstalten, da dieser «larin keine unhe-
tjeulenile llollc gespielt halic. Es näro «ohl gethan ge-
wesen, diess etuas uielir zu lieriieksiilitigen, und es fragt
■ irli, oll iler ^'erf. seinen Forschungen auf diesem Wego
iiiclit mehr gescliiclitliclien (ilauben rersrhall't hatte.
In der Untersuchung über Amphiaraus (cap. 2.), <ler,
nie der Xvrt. heraushebt, nicht bloss als Seher, Sündern
auih als Kriegsheld und Orakelgott erscheint, ist der
/ug gegen Theben llauptgegenstand. Der Verf. spricht
hierbei zuerst »on dem Inhalt der kvklisclien Thebais,
«eldie siili Kirnehmlich mit der Verherrlichung des Am-
phiaraos bescliiiftigt haben soll, geräth jedoch nach der
Ansicht des lief, auf Ungehöriges, indem er ifas Ge<licht
mit Homer vergleicht und durch die Zahl der Bücher
auf H eitl.'luftigere Erörterungen über die Siebenzahl ge-
führt Mird. IS'aclidem auch die übrigen Quellen der Sage
liei Epikern und Dramatikern durchgegangen sind, führt
die Frage, no Ampliiaraos von der Erde verschlungen
norden sei, S. (i4 auf die Orte seines Ciiltus und seiner
Orakel. Der Verf. handelt S. (34 — öG 'on dem Ain-
rhiarciun hei Putiiiü, Oropos, W_\kalessüs H. s. »., S. 6ü
— ()7 von der Bedeutung des Ampliiaraos als Trauuigott,
(md S. (V7 — GS »on der incdicinischeo Bedeutung des-
selben, wobei darauf besonderes Gewicht gelegt wird,
dass die das Orakel Befragenden sich in Widdcrfelle ein-
wickelten.
Aas alle dem folgt indessen noch Kiclits für die Gott-
heit, in deren Cultus Ampliiaraos seine eigentliche Stelle
gehabt habe. Gleichwohl aber heisst es S. GS, "o von
dem Tode des Helden gehandelt vvird: Das AVunderbare
dieses MUhus liegt am Tage. Amphiaraos fahrt « io ein
zweiter Hades in die Tiefe hinab. Dass er mit chtho-
iiischcn AVesen und Culten verwandt ist, leuchtet von
selbst ein", worauf nun von Kabirenverehrung zu Potniä,
namentlich der kabirischen Demeter und Kora, von Men-
schenopfern im Tempel des Dionysos Aegoboro» u. s. »v.,
überhaupt von einem gelieiiiinissvollen Dunkel die Rede
i»l , was über der Gegend geschwebt habe. S. (j8 — G'J.
Ganz Büoticn war, wie der W'rf. S. IJ9 sagt, eine AVoh-
nung der chlhonischen Götter. Nur in solcher Gegend
konnte nämlich der gehcimnissrollc Dienst des Ainpbiaraoi
gedeihen.
Den Zusammenhang des Amphiaraus mit den chtho-
nischen Göttern folgert iler Verf. aber auch aus der Be-
deutung desselben für die Heilkunde und behauptet dann
weiter: ,,wu diese cbthouischen licligioueti gedeiheo, da
konnte auch die Verehrung des .iinphiaraos kraftig auf-
sprossen: denu Amphiaraos selbst ist kein anilcrer, aU
Hades, er ist der unterirdische Gott, welcher ganz le-
bendig unter der Erde herrseht." Ebenso glaubt der
A'erf. den vom Blitz ersclilagenen Liebling der Demeter,
Jasion , welcher nach Hvgin von seinem eigenen Gespann
getödtet wurde, mit Amphiaraos zusaiiimenstellcn zu kön-
nen. ,,Aueli Amphiaraos nämlich ist eine pelasgisdio
Gottheit" (S. /l), weil Pulniä mit Duduiia in A'erbinduug
stand und Pelasger auch sonst in Büotien sesshaft waren.
Endlich ist Amphiaraos wie Tropiionios ,,ein Kopf-
abschneider", denn ,,er hieb dem IMelaiiippos das Haupt
ah, um den Tvdeus der Gunst der .Athene verlustig zu
machen." Dieser Zug der Sage scheint dem Verf. uralt
und nicht ohne Bedeutung zu sein, und er vergleicht
daher den Fer»eus,der ebenfalls einem pelasgischen Wesen,
der Itledu^a , das Haupt abschlagt, sowie den abgeschnit-
tenen, von den Lesbiern aus dem IMeerc getischten Kopf
des Dionysos und den samuit der Lyra nach Lcsbos ge-
schHomuicnen Orpheus köpf.
Auf diese Weise glaubt sich der Verf. zugleich be-
rechtigt, dem Homer Unkunde und Alissverstandiiiss vor-
zuwerfen, weil er den Amphiaraos einen Liebling de*
Apollou genannt habe (S. 7'-'), und ist dabei der 31ci-
nung, dass, wenn der Dichter den Amphiaraos zugleich
auch einen Liebling des Zeus nenne, nur der mit Hades
identische chtlionisclie Zeus verstanden werden könne.
Freilich wollen die 31ythen über Amphiaraos den Argo-
nauten und den Genossen der kalydonischen Jäger dazu
wenig passen. Der Verf. aber entgegnet kurz: ,,cr sei
fest überzeugt, dass der kaivdonische Jäger und der Ar-
gonaut Amphiaraos durchaus Nichts mit dem Traumpro-
phcten zu tliuii hatten" (S. 72).
Die nun folgeinle Untersuchung über Alkmann (c. 3-)
beginnt der YerL mit der Alkmaonis oder den Epigonen,
worin Alkmäun auf ahnliche Weise verherrlicht gewesen
seiu soll, wie Amphiaraos in der kyklischen Thebais,
und geht hierauf die Sage von dein Epigouenkrieg bei
den Dramatikern durch (bis S, Uö). Mit Recht wird
dabei, wasApullodor (III, 7.) über Alkinäon und seinen
Tod erzählt, besonderer Aufmerksamkeit gewürdigt, bei
der Erklärung aber Behauptungen ausgesprochen, bei
denen die Phantasie des Verf. abermals thätiger als sein
Urtheil gewesen zu sein scheint. Da von einer doppelten
Sühnung des Alkmaoii, zu Psopliis in Arkadien durch
Phegciis , und ilnrch den Flnssgott Acheluos in Akarna-
nien die Rede ist, so glaubt er mr Allem zwischen einer
arkadischen und akariianischen Sage unterscheiden zu
müssen, uud schreitet zur Erklärung derselben fort, nach-
dem er (S. 103) den Leser durch die AVorte: „Phegcus
ist der geheimnissvolle Fürst der Eichenstadt , Acheloo»
mit seinem segensvollen, läuternden Wasser «lern .Ipollon
geweiht. Phegeus herrscht im Lande pelasgischor Gott-
heiten in dem Wohnsitze der Demeter, der arkadischen
Artemis, des Dionysos und der Kora; Arkadien übet-
haupt ist eine ursprüngliche Stätte uralter, fanatischer
Culte, deren tiefer Sinn und Bedeutsamkeit der späteren
Zeit dunkel und verschlossen blieb, oder erst einer In-
terpretation durch den Mund der Priester bedurfte", iin
Vorau» aaf dasjenige, was er will, aufmerksam gemacht
Ii4t. Eine «leulliclie Vorstellung' fii-ilicli hr>koiiiint inaci Uiitpr den Alkm.lou's Bruilei liefrefTemlen Sagen «inl
«lailiircl» so »eiiijj, als durcli die iiarlifolgentle Erör- znerst die ülier die Stifding des OhikeU roii 3lal!ü» he-
,^r„„^_ ' 8|)rorlien (S. 117)- Di'se al.er unrile nicht l>loss dem
fii der akarnanisrhcn Safe sind nur die gewithnlicheii Aniphilcxlios, siindern zugleiili dein Mopsos, dem .Sohne
BeTifl'e und Erfordernisse der Sühnungen ausgesprochen. der IManto, zugeschrieben. Da i .Mallo« eine apolli-
E»''ist blosse Heroensage. Wie Orestes, so muss Al- ni=<he Colonie ist, Ampbilochos :iber ein ilionvsi.scher
kmaon den Muttermord vollbringen; er »linle den Erin- Priester (dicss trägt nämlich der Verf. abermals ki'in I5e-
Dven nicht entflohen sein; eben diese Gottinnen aber denken vorauszusetzen), so folgt, däss das Orakel von
müssen ihn nun auch als IMultermörder verfiil;;en; er muss Mallos ursprünglich souohl dem Dionysoi, als dem Apol-
hierauf acht Jahre lielmatlilos umherirren, bis ihm der Ion gehörte. ZumBe»eii dient ausserdem, <laKs Apnllon
nythische Gott Erlüsung verheisst in einem Lande, wel- den Amphilochos zu Soll gefodfet, und Amphilochos
ehe» noch nicht nar, als die That geschah, und hier, mit Mopsos, welcher dem Apollodienst zugcthan ist, ge-
auf dem vom Acheloos angeschwemmten IJoden , ange- kämpft haben soll. Analogieeu sollen dicss wahrschein-
langt, wird er durch das VVassjr des Gottes, welches lieh machen, die Hauptsache aber bleibt unerwiesen,
durch die Tochter desselben, Kallirrhoe, personificirt winl, dass Amphilochos nämlich ein DionTsospriester ist.
gereinigt (S. lüCi)- "io andere Jiierher gehörige Sage betrifft die Grün-
in der arkadischen Sage dagejren entdeckt der Verf. dang von Argos Amphilochikon. Hier bognilgt sidi der'
nur Beziehungen auf die chthonischen Gölter. Psophis , Verf die Angaben der Alten zusammenzustellen, fertigt
die Stadt des Phegeu», liiess friiher Phei;ia, war also aber mit derselben Willkürlichkeit, wie anderswo, die
von der Eiche, dem heiligen Baume des Zeus benannt. Sage aus Apollodor ab, dass Apollon die (iri'indung des
Dieser Zeus aber ist, wie der Verf. angibt, die pelas- Ortes veranlasst habe (S. 121).
gische Naturgotfheit, der Gemahl der Persephone, wel- Die Erwahnnng «Irr von Klytios, dem Sohne Alk-
chfr den Aeakos zum Pareilros hat, nicht aber die ruhig mSon's und der Alphesiböa sich abloilenden Klytiaden .
lieitere Gestalt des olympischen Gottes. Ua nun durch welche zu Olympia neben den Jamiden und Tclliaden
O. Müller bewiesen »vorden, dass im Anfang sich alle geweissagt haben sollen, führt den Verf. auf dieie Prie-
Sühne auf die dunkeln Todcsmachte bezogen hat, so stergeschlechter selbst. Denn auih von ihnen »oll gezeigt
icheine dieser Zeus auch mit der Sühiiung des AlkmAoii werden, dass sie nicht nrsprünjjlich apollinisclie Seher
zu thun gehabt zu haben. Phegeus nämlich sei ein Prie- waren, sondern es erst später wurden, und dass ihr Ur-
»ter des Zeus, und das Verhältniss <lesselben und seiner Sprung in die chthonischen oder pelasgischen Culte gehört.
,,noch geheimniesvolleren" Tochter (Alphesiböa) zu ileii Indessen sind ilie Beweise nicht zuverlässiger, als dir
chthonischen Gottheiten für ausgemacht zu halten. Dass nbri^rcn, und Ref. begreift nicht, warum der Verf. sich
aber ,,der dunkele Srhattenzens" zu Psophis »irklich ausserdem noch so unistäiidiich über die s|iflteren Nach-
verehrt worden sei, meint der Verf. daraus schliessen zu kommen des Jarnos auslässt (S. )2tt — I.3'J). Dass die
können, dass zu Kleitor, nicht weit von Psophis, Art.- Jamiden, »ie Böckh (Pind. Fr. p. (iliO) vermnthet batti*,
mis Koresia verehrt wurde, ivelche Pausanias die Toch- im Besitz des Orakels des Apollon zu Abä gewesen, » rll
ter der Demeter, Aeschylos Kora genannt habe; denn der Verf. nicht geradezu bestreiten ; wahrscheinlicher aber
wo eine der rhtlioiiischen Gottheiten verehrt worden, sei scheint ihm, dass die Telliaden das Orakel verwalteten,
bei dem engen Zusammenhang derselben unter einander da Ab« in Phokis lag, uud Tellias ein phokischer Seher
auch die Verehrung der übrigen wahrscheinlich. "war. Da auch die akarnanischen Seher mit den Melam-
Die Erwähnung der .Artemis Koresia zu Kleitor führt podiden in Vrrbinilung stehen, so fügt der Vcrf noch
den \'erf. jedoch noch auf eine andere Erklärung des über diese Einiges hinzu.
Mythus, welcher er am Ende den Vorzug gibt. Artemis Polyidos, der Sohn des Mantios und Enkel des Me-
Korcsia nämlich hies» auch 'IhtSoEoia, wie Dionysos lampus, ist der Gegenstand des letzten Capitels. Die
'Ufli(jiöl]i. In ihrem Tempel war" die Quelle yiui'OOl, erste der hier behandelteu Sagen betrifft den Tod des
eine Beziehung auf Dionysos Lysios, wie auch Demeter Glaukos uml die Wiedererweckung ilesselbcn durch Po-
Lusia hiess. Artemis aber kommt häufig in Arkailieu lyidos. Glaukos, der Sohn des Minos, fällt, indem er
iu Verbindung mit Flüssen vor und heisst vom .\lpheus eine Maus verfolgt, in ein Honigfass und kommt darin
Alpheonia, Alphäa, Alpheusa. Folglich ist Alphesiböa um. .Minos befragt, als er den Knaben vermisst, das
der Käme der psophidischen Kora. AlkmSon ferner ge- Orakel and erhalt die Antwort, derjenige werde ihm
hört in die Mythologie des Dionysos (warum, wird frei- den Aufenthalt seines Sohnes angeben, welcher ihm sagen
lieh vom Verf. nicht angegeben) und es mag daher, wie würde, womit eine dreifarbige Kuh verglichen werden
häufig den Heroen, was dem Gotte zugeschrieben wird, könne. Polyidos nennt da- Brombeere, entdeckt hierauf
von ihm, dem Priester des Dionysos, erzählt worden seiiij den Leichnam des CJlankos und bringt ihn in's Leben
was den Gott selbst betrifft. Der in Psophis begrabene zurück durch ein Mittel, woranf er durch Drachen anf-
.Alkmäon ist daher ,keiu anderer, als Dionysos selbst, merksam gemacht wird (S. loS ff.). Diesen Mythus er-
und seine Vermählung mit Alphesiböa, d. h. Kora, der klart der Verf. auf folgende Weise. Da die Maus dem
finsteren Todesgüttin, ist der Tod. Dieser Alkmäon aber Apollon heilig ist, so deutet die Sage von der Verfolgung
hat freilich jNichls mit der Eriphyle zu thun, und unter derselben jiurch Glaukos auf das Verlangen desselben,
den Mythen der Alkmäonssage passt nur die von seinem die Weissagekunst zn erlernen. Der Honig deutet aber
Wahnsinn (der rasende Dionyso^) auf ihn (S. 113). auf Tod uud Unterwelt, auf die chthonischen Götter und
Zeitschr J (/. Allerlhumtw
23
339
340
auf ilie Gabe Jcr Weissagung (S. 148—152). Die in
iloiii I\Iv(hus »rwfihute Kuli hat Ueziohuiit{ auf ilas Stier-
«Yuiliol des Dionysos (S. 153), «1er Drache aber erinnert
an die friihe l'erschmelinng de« Asklepius- mit dem Dio-
nysos-CuKiis. Da die Weissagung;, welche Glaukos zu
erlernen dicht, apollinisch ist, Polvidos aber dem Apol-
lon so fern steht (ivarnm denn?), so ist hier abermals
Vcriniscliung verschiedener Culte und das Bestreben, nicht-
apollinische Heroen mit Apollon in Verbindung zu setzeo
(S. 155)- Da nun Polyidos ans Argos kommt, so liegt
darin nur, dass der Dionjsosdicnsi von hier dahin ge-
langte, zugleich mit der Idee der Unsterblichkeit und des
Fortleben* nach dorn Toilo (S. 15R. 157)- Glaukos aber
ist urspn'inglich nur eine Naturgottheit ron ähnlicher Art,
»ie Hylas bei den niariandjnen u. a. Denn er ist der
Sohn der Pasiphao oder Pasipharssa, der Mondgöttin und
hiichrcrehrten niutter Natur und folglich Nichts, als die
kräftig herrorsprossende Pflanzenwelt, welche im Herbste
abstirbt und in's Leben zurückgerufen iierden soll. Dass
er Meergott wurde, ist als Folge der kretischen Meer-
hfrrschaft zu betrachten.
Wie der ni^thus von Glaukos, so wird auch der von
der Sühnung des Megarerfi'irsten Alkathoos mit chthoni-
schcm Götterdrenst in Verbindung gesetzt. Der Name
der Gattin des Alkathoos, Euärhme, hat ja Analogie mit
einigen Beinamen <ler Demeter, auf dem Prjtaneam zu
.Megara lag der Stein '.IvayXtj^Qn, wo die umherirrende
Demeter ihre Tochter rief, und Iphinoe, die Tochter
des Alkathoos, welche als Jungfrau starb, erinnert an
Kora, sowie der Name der zweiten Tochter des Alka-
thoos, Peribüa, ein chthonischcr ist (S. 163). Dass aber
Alkathoos an mehreren Stellen in augenscheinlicher Be-
ziehung zu Apollon vorkommt, ist dem Verf. nur der
Beweis einer abermaligen Sagenverwirrung, und er trägt
kein Bedenken, den zufälligen Tod des Sohnes des Al-
kathoos, Rallipolis, bei einem Opfer seines Vaters als ein
Menschenopfer zu betrachten, welches nicht anders als
im Cultus der chthonischen Götter seinen Platz gehabt
haben könne. Nun versteht es sich freilich von selbst,
dass die Siihnung des Alkathoos überflüssig wird, und
der Verfasser erklärt sie desshalb für einen späteren
Zusatz.
C. A. F. Brückner.
•34. Mythologisches von Konrad Schioenck.
Leukothoe oder Leukothea.
Ovid (metamorph. IV, 196 »<iq-) erzählt nach Hesiod,
it'ie Lactantius bezeugt, der Sonnengott habe die Leu-
kothoe oder Leukothea, die Tochter des Orchamos, des
Perserkönigs, nnil der Eurvnome geliebt und in der Ueber-
raschung gesell» ä<ht , worauf der Vater im Zorn, als er
die Schande <lcr Tochter erfahren, sie lebendig begraben.
Der Sonnengott aber zerstreute mit seinen Strahlen den
Sandhügel über ihr und liess, da er sie todt fand, die
Weihrauchstaude aus ihr sprossen. Diese Fabel enthält
keinen tiefen Sinn , sondern gibt den Weihrauch für ein
Product der Sonnenhitze, <les heissen Landes im Osten
aus , und zwar eines Landes an der See ^ oder einet
Landes , aus welchem er über das Meer zu den Griechen
kam, denn Leukothoe oder Leukothea ist die Göttin der
See, der ruhigen, bellen, und dTese Tochter des Orcha-
mos, d. i. öoxcifiog, Führer (Fürst, Anführer) und der
Eurvnome, d. i. der See als der breiten, d. i. des wei-
ten Gewässers.
Kdssiphone.
Kassiphone war eine Tochter des Odjsseus und der
Kirke, welche Telcmachos heirathcte (Tzetz. ad Lyco»
phron. 8ü8.) , von welcher er aber aus Rache getödtet
ward, als er Kirke ermordet hatte. Da dieser Name der
Tochter des Odysseus nur gegeben worden, am sie als
3Iörderin ihres Bruders (von V^aters Seiten) zu bezeich-
nen , so sollte er KaOKfövij geschrieben werden, wie er
sicherlich zuerst hiess , doch berechtigt das jetzt nicht
mehr zu einer Acnderung der überlieferten Form, da
iliese als eine, welche sich geltend gemacht hatte, be-
trachtet werden muss. Die beiden Söhne des Odjsseus,
Telemachos und Telegonos bedeuten, der erstere , dass
der Vater ferne von Ithaka im Troerlande kämpft , der
letztere, dass er ferne von des Vaters Heimath erzeugt
war.
Auge.
Auge, Priesteriu der Athene zu Tegea, !\Iutter des
Telephos , ist zwar in der Sage zu einem menschlichen
Wesen geworden und heisst eine Tochter des Aleos nnd
der Neära, sie war aber ursprünglich eine Eileithyia,
und wenn es heisst (bei Paus. VIII, 485.), der Tempel
der Eileithvia auf dem Markt zu Tegea (es war auch
ein Bild daselbst), die den Beinamen '£Jii yovaai hatte, '
sei auf der Stelle erbaut, wo Auge auf die Kniec fiel
und gebahr, so ist diese Eileithvia auf den Knieen eben
nur die Göttin Auge selbst. Zwei Namen hat die Ge-
burtsgötfin von den Wehen, welche als Windungen be-
zeichnet werden, nämlich Eileilhyia, wie ich früherden
Namen in dem Rheinischen Museum erklärt habe, und
Eilionia {ElXlovia) in Argos (PInt. Quaest. Rom.), wel-
che Hundeopfer erhielt, von sikSUi , den Namen Auge
aber führte sie, weil sie aus dem Mutterschoosse si^
ai'jaq brachte. Daraus, dass sie Priesteriu der Athene
genannt, darf man, wenn freilich auch nicht mit voller
Gewissheit, den Schluss ziehen, dass Athene in Tegea
auch eine die Geburten fördernde Göttin gewesen.
Himeros.
Creuxer bestimmt (in der Schrift über die Vasen S. 4U)
Eros, Himeros und Pothos so: Eros stellt den Gesammt-
begriff tier Liebe dar, Himeros das Verlangen nach dem
gegenwärtigen Gegenstand der Liebe, Pothos das Verlan-
gen und Sehnen nach der abwesenden geliebten Person.
Diese sehr ansprechende Unterscheidung unseres geist-
reichen Mjthologen möchte ich in so weit beschränken,
dass sie wenigstens keine ursprüngliche gewesen, sondern
dass Himeros dem Eros zuerst als Liebe im Allgemeinen
gleich gewesen sei. Der Grund, welchen ich für diese
Ansicht habe, scheint mir ein genugsam zureichender zu
sein, nämlich dass Hermes, der phallische Gott, diesen
Namen führte in der abgekürzten Form Imbros. worüber
341
342
Welcker in <Icr Afschylischen Trilogio (S. 217. Nole 3/S.)
^einigende Krklärnng gejfclieii. Ein soliher pliallisclier
Gott der Liphesrpreiiiigunj; kann aber uicliU Anilerrs,
als «Irr GoU der Liebe <ni Allgemeinen sein, und die,
wclclie ilim den Namen Imlro« gaben, müssen uieou^
in dem Sinuc der Liebe, des Liebesrerlangens verstanden
liaben nnd zwar in dem allgemeinen Sinne gleieli i(juji,
Heil sunst dieser Beiname des Hermes nicht müglirh ge-
wesen wäre. Bei dieser Gelegenheit «ill ich mich über
ineino Ansicht »on dem Grundwesen des Hermes noch-
nialsi erklären, da der leider allzufrülie heimgcgangene
taleuti'olle Klaaseu in seiner Rerens. meiner m)tholog. Skiz-
aen die Richtigkeit dieser Ansicht zu ahnen, aber sie niclit
klar zu verstehen äusserte. Als Grnndwesen in Hermes
nehme ich den pliallischen Gott der Liebe an, dieser
mehrt ilie Hserden und ist Hirtengott, im weiteren Sinne
liegt aller Ordnung die Liebe zu Grunde, denn sie ver-
eint, der Hass aber trennt. In diesem Sinne ist der Gott
der Liehe auch der Gott ilcs Verkehrs unter den fllen-
scbcn , und weil der Verkehr der verständigen und ge-
wandten Rede bedarf, auch Gott der Rede. Zeus er-
hält die VVcltorilnung als der höchste Gott, aber der
Hass würde sie wild zerstören, und nur die Liebe und
das Vereinen kann sie erhalten und die gestörte wieder
herstellen. Darum ist Hermes der Diener des Zeus und
sein Herold , welcher des höchsten Gottes Ordnung in
stetem Dienste aufrecht hält. An den auf Ordnung und
Verein gegründeten Verkehr knüpft sich der dem l'er-
kehr entspringende Gewinn, nnd der Gott des V^erkehrs
wird ein Gott des Gewinns, und da dieser nicht allezeit
ohne List und Trug erreicht wird , erscheint der Gott
auch als der listige und sogar als der diebische. Diese
Ansiclit hat mir in der griechischen fllylhologie des Her-
mes keinen Punct dunkel gelassen, und sollte ich je den
Zweck meiner vieljährigen Durchforschung der griechi-
schen Mythologie erreichen, eine kurzgefasste klare Dar-
stellung derselben schreiben zu können, so glaube ich die
Mythologie des Hermes von obiger Ansicht aus genügeud
abfaanileln zu können.
Tilhonos.
Warum ist der Gatte der ewigblühenden Eos ein
grauer Greis? Das Mährchen sucht es zu erklären, aber
erst bestand die Sache, ehe die Erklärung versucht ward,
und wir können nicht leicht glauben, dass die Annahme
eines grauen Gatten (ür die schöne Eos nicht auf einer
da» Morgenroth betrelFenden M'ahrnehmung beruht habe.
Zum Gatteu der Morgcnrölhe eignete sich der graue
dämmernde Morgenhinimel oder Morgen, da Eos ihn des
Morgens verlässt, um das Licht zu bringen, und darum
möchte ich in dem grauen Dämmermorgen die V'eranlas-
sung zum grauen Gatten der Eos erkennen. Welcker
erklärt im Rheinischen Museum (IL 2. ISS.) den Titho-
nos von der vergänglichen Dauer des Morgenrothes, worin
ich darum nicht beistimmen kann, weil nicht Eos, die
Morgenrölhe, in dem Mährchen die alternde ist, und
weil Tithonos nicht ebenfalls die Morgenrölhe sein kann,
und wäre er e» gewesen, dann ebenso wenig hätte altern
können, wie sie, denn die Morgenrötho ist die ewig blü-
hende, frische.
Praxidiice.
Die Praxidike ist eine Göttin, welche die Schuld der
Gerechtigkeit eintreibt, indem sie den Frevel zur Strafe
zieht, wie ihre Benennung zeigt. Jede wnililiche Gott-
heit hätte als Straferin eines Frevels eine Praxiilike heis-
sen können, doch finden wir nie eine Göttin mit diesem
Beinamen benannt, ausser Persephnne in einem orphischeu
Hymnus (28). Mcnelaos errichtet ihr eine Statue bei
Gytheion nach des Paris und der Troer Bestrafung (Paus.
111. 2'2- 2.) und Orgien der Praxiilike nennt ilio orpliische
Argonautik (31), Praxidiken aber hatten naih Pausanias
(IX. 33. 2.) hei Haliartos am tilphnsisrheii Berge ein
Heiligthum, und der bei ihnen geschworene Eid ward
nicht leicht genommen. Nach Suidas stellte man rur
einen Kopf als Bild der Praxidike auf, und man ver-
suchte, da man ihr auch nur Thierköpfc opferte, die
Erklärung dieser Sache, welche Hesychius aufbewahrt,
Ilpai;/diyjj' öul/^iova rivd (ft'.ari, xi)v ujottsq Tfkoq
eniTEdsioav Toig, re Aeya/isvoi^ xal 7i()aTTOiüvo/g.
Diese Erklärung ist jedoch nicht annehmbar, sondern
der Sinn ist nicht leicht ein anderer, als dass die Strafe
das Haupt des Frevlers trilTt , und dass die Praxidike
sie an des Frevlers Haupte vollzieht. Steplianus ßyz.
(rgSl^ikl]) nennt des Tremilos Gattin Praxidike eine
ogygische Nymphe, was sich bei einer Böoterin von
selbst erklärt. Die Namen der Praxidiken Alalknmenia,
Aulis und Theixinoia (die Tochter des Ogyges Alalko-
menia bei Pausanias IX.. 33. 4. kann nicht zu den Pra-
xidiken gezogen werden, da kurz vorher von diesen die
Rede ist, und dieser Schriftsteller, wenn er eine Praxi-
dike Alalkomenia gekannt hätte, dies« nicht verschwiegen
hätte) sind entlehnt von den Orten Alalkomenä und Aulis,
nnd Theixinoia ist willkürlich erfunden, ohne Begrün-
dung in ihrem Wesen.
Dionysoi Enorches.
TzeCzes zu Lykophron (211) erzählt, Tbyestes habe
mit seiner Schwester Daifa, welche von ihm ein Ei ge-
boren, den daraus entstehenden Enorches erzeugt, wel-
cher dem Dionysos einen Tempel gegründet und ihm
von sich den Beinamen Enorches gegeben habe. Diesen
Namen hat der phallische Gott von den Hoden und nicht
cItiu T);^ öp^tjcTCU)!;, da es kein Wort ivopycip, tanzen,
gibt, und ein solches auch nicht zu vermuthen ist, weil
der Präposition €li keine genügende Bedeutung in dieser
Zusammensetzung sein würde. Von Thyestcs meldete
die Sago Blutschande mit seiner eigenen Tochter Pclopia,
mit welcher er sich den Rächer Aegisthos erzeugt, das
Mahrchen aber von der Blutschande mit Daita bezieht
sich auf das grauenrolle Mahl, und ist nicht sinnlos er-
funden, denn aus jenem Mahle ist die Blutschande und
die Rache entsprungen, ilass aber der Sprüssling Enor-
ches heisst, geht nach anderer Seite hin und hat mit
der Sache Nichts zu tliun , sondern kann nur in diese
Sage gekommen sein, um die wilde Sinnenlust des Thre-
stes zu bezeichnen. Am schwierigsten bleibt es, zu er-
klären, was die Annahme des Ei bewirkte, denn es
möchte misslich sein, an das Ei der Nemesis zu ijenken
und die Daita dadurch als eine Nemesis gelten zu lassen.
23*
343
^U
Für fiiie Uiiulxuiuii; des Lamtiirs, rj/Vi ""> »t'K'tlPS
.let rerlj/liipiiissrfichi' llailcr geführt »lanl, in ojoi^, wie
auf der alliaiiiscIiPii Alarinorrase (Ulillin Galerie !tl>tlinl.
II'.'. 3.) Ziegen »iait «ler Ilesiieriileii,'lj>ri'l si<'li fniileii,
»oil beide /o.V.a heisren, kann man diesien Zug der -Sage
nicht halten, »eil vi^ und ujov zu weit ron einander
entfernt sind. Uarum niu.ts dieser Puiict des IM.'ihrrliens
.ils muh zur Zeit einer genügenden ErLiärung entbuhrenil
gelten.
Apollu's Schwant
Zwei Eigenschaften mochten den Schwan dem A|iollon
weihen lassen, Gesang und Farbe. Ks gibt näinlich
alierdings einen Singächivan, welcher im Frühling einen
eigenthümlich srlijinen Ton hören iSsst, und Apollon, wel-
ihem im Früliling Päane gesungen werden {Cieuzer Gem-
nienknnde III. Tgl. die Anmerkung daeelbsl) ist als Licht-
;:<>tt auch ein Gutt dieser Jahreszeit, und die reine uei.sso
Farbe eignete diesen \'ogel für den Gott des Lichts, der
den Griechen ans Lykien kam, wo eine mit der Licht
und Finiternise andersnehmenden persischen Lehre ur-
verwandte von einer Gottheit des Lichts und einer Gott-
heit der Finsternis» (Apollon und Artemis) existirt la
haben scheint.
35. Zur ällesten Ueiigionsgescliiehte.
Bei dem unserem Zeitalter vorzugsweise eigenen Stre-
ben auf dem Gebiete iler Geschichte, dii> entferntesten,
der schriftlichen Ueber|iefernng am weitesten entrückten
Zeiten in den Kreis der Forschung zu ziehen, kann es
einem aufnieiksanien Beobachter nicht entgehen, dass
trotz vielfacher , durch fortgesetztes ernstes Studium er-
rungener Resnitnte, durch welche hier und da der Schleier
der ältesten Geschichte des fllenschengeschlechts glück-
lich gelüftet worden ist, mau dennoch über die allge-
meinen, leitenden Gesichtspuncte, von welchen ans allein
Versuche dieser Art Erfolg zu haben versprechen , sich
nicht nur noch nicht habe vereinigen können, sondern
dass selbst über die withtigsten Ausgaugspuncte ein Zwie-
spalt der Hlcinung obwalte, welcher viele der angeblich
gewonnenen KrgebnisKC , ja die ganze Methodik dieser
Forschungen von Neuem in Frage zu stellen droht. Im
Grossen aufgefasst, lassen sich die hern^chenden Grund-
ansichten , innerhalb welcher sich die VVi»^senschaft un-
seres Zeitalters bewegt, auf zwei Richtungen zurück-
führen, von welchen die eine, soll sie knrz bezeichnet
nerden, mit dem ^lanien der rationalen genannt werden
kann. So nainlich, nicht rationalistinch nach dem in einer
einzelnen besoiideren Wissenschaft typisch gewordene«,
Sprachgebranc h, ziehe ich vor zu sagen, nicht weil was ratio-
nalistisch hejsst , vcrdiichtigt worilen ist, sondern weit
die»e Sprachfoim erst 1011 dem Namen <ler Bekenner dic-
tet Mclliüde herj;eleitit i.st, und Missgriffe und Verirrun-
geo derselben leicht geeignet sind, das Wesen dieser
Aulfassniigsweise selbst in's Dunkel zu stellen Die ra-
tionale Methode, welche, h^tte sie sich unter dem vater-
ländischen, unzweideutigen Namen der vernünftigen oder
vcrnuuftgeuiässen, von Anfang an geltend gemacht, man-
cher Anfechtung überhobeu geblicbea sein würde, sucht
auf keinem anderen Wege, als dem der Vernunft din
Wahrheit zu erfassen und erkennt als waiir nur dasjenige
an , was dieser gemäss ist. Unter Vernunft versteht sie
aber nicht eine einzelne, abgesonderte Kraft der mensch-
lichen Seele , sondern sie ist der harmonische Inbegritf
samintlirher geistigen, zusammenwirkenden Kräfte iles
menschlichen Organismus und kann keine andere Wahr-
heit anerkennen, noch erfassen, als welche sie nach dem
iVlaass dieser Kräfte in sich aufzunehmen und in sich ge-
wissermaasseii zu reproduciren vermag.
Die andere Richtung, welche sich mit jener zw^ar in
der Tliat in ofl'enem Gegensatz befindet, diesen aber nur
insofern zugibt und zugeben kann, als sie in dem Ra-
tionalismus eine Verwechselung der Vernunft mit dem
Verstände unterstellt , ist um so schwieriger erschö-
pfend mit Einem Namen zu bezeichnen, als sie der Ein-
heit Eines Begrifl's ermangelt. Um bei einer diagonalen
Entgegenstellung den zweideutigen Namen eines Irra-
tionalismus zu vermeiden, hat sie für gewisse wissen-
schaftliche Richtungen den .4usdru<k Snpranaturalismus
gefunden und angenommen, dessen Wesen wegen der
Viel(ieutij;keit des BegriflFs der Natur , insofern diese in
einem engeren und in einem weiteren Sinne gefasst wer-
den kann, auf einen allgemein gültigen Begriff nicht zu-
rückgeführt werden kapn, und da bei der in dem Wesen
des Supranatiiralisiniis begründeten Annahme einer über
oder jenseits der Natur wirkenden Kraft «las Wesen die-
ser sich nach dem entweder schlechthin unbestimmbaren,
oder jedenfalls mehrdeutigen Begriff der Natur bestimmen
muss, so wird die hieraus entspringende Schwierigkeit,
den Begriff ihres Wesens festzustellen , ausserdem auch
dadurch noch vermehrt, dass diese Kraft einer Region
angehört, welche das menscliliche Denkvermögen nicht
zu erreichen vermag. Darin aber finden alle Ansichten,
die sich in dieser Richtung geltend gemacht, so ver-
schieden sie auch sonst unter einaniler sein mögen, einen
gemeinschaftlichen Mittelpunct , dass sie das IVlaass der
geistigen Kraft in der menschlichen Seele znr Ergrün-
dung der höchsten Wahrheiten als nicht ausreichend an-
sehen und diesen Alangel durch die Annahme einer un-
mittelbaren Offenbarung eines über den IMenschen und
ausserhalb der durch menschliche Seelenkräfte erkenn-
baren Natur stehenden , göttlichen Wesens ausgleichen.
Die auf diesem Wege gewahrten Wahrheiten entziehen
sich einer rationeüeu Prüfung und sind mittelst der Ver-
nunft weder zu erweisen, noch zu widerlegen, sondern
werden als reine Thatsachen des Bewusstieins Besitz nur
desjenigen, der, im Gefühl eigener Unzulänglichkeit, sei
diese Folge individueller Seeleustiminung, oder einer stalt-
gefundenen Resignation, den Glauben an den unmittel-
baren Auslluss einer ausserhalb des nienscheu und über
der Natur stehenden, höheren Kraft gewonnen hat.
Diese zwei Richtungen unserer Zeit, welche hier
kurz angedeutet werden inussteu, um uns den Uebergang
zu dem vorliegenden Gegenstand zu bahnen, sind von dem
nachdrücklichsten Einflüsse auch auf die Ansicht vou dem
Zustande des ftlonschengeschlechts in den ältesten Zeiten
gewesen unti liali«n zwei in strengem Gegensatz einnmler
gegenüber stehende iVIoinungen hervorgerufen. V^on der
allein veriiunftgeioassen Anuahme einer in «tetiger Pro-
345
346
^ression sich betTeg:en<len Entwickeliing aus;;ehen<l , wel-
che fon der Ergcheinanj; iler Dingo in der sinnlichen
Welt abstrahirt ist, hat man anf der einen Si-ite sieh
die EntHiekeinno- de» iMenschenjfeistes in aufsteigender
Linie gedacht, oder mit andern Worten, man hat es für
vernunftgeniäss erachtet, das« sich das Menschengeschlecht,
ursprünglich iu einem Zustand geistiger (lebnndeiiheit ,
am nicht zu sagen Rohheit, befangen, iliirch allmähliches
liewnsstwrrden seiner selbst von diesen Fesseln nach und
nach befreit und Schritt für Schritt sich einer immer
höheren Cultur bemächtigt habe. !Man hat geglaubt, in
dem iiierhei so oft zur Anweu<lung gebrachten Vergleich
der nachsenden Geistesbildung dos Geschlechts mit dem
Entnickelungsprocess des Lebens am Indiriduum mehr
als ein biusses Bild finden zu dürfen , unil vielmehr an-
genommen, dass beide sich nie Alakrokosmus unil IMi-
kroknsnius zu einander verhalten, beide denselben Ge-
setzen unterliegend. Hiernach fand man die Annahme
ebenso natürlich, als durch die ^'^ernunft gerechtfertigt,
den Begriff von Einem göttlichen Wesen als religiöses
Dogma nicht an die Spitze der Culturent» ickelung des
Geschlechtes zu stellen, sondern ihn erst nach und nach
bei fortschreitender Befreiung des Geistes aus den Ban-
<len einer materialistischen .Anschauungsweise entstehen
unil diesen um so reiner sich entfalten zu lassen, je mehr
man sich von einem früheren Polytheismus zn entfernen
vermochte. Dieser Ansicht vertrauend, hat man, seitdem
es eine Geschichte der Menschheit gegeben, <len Ent-
»ickclungsgang derselben, so weit er menschlichen Be-
griffen zugänglich, eiiiiijermaasspn begreifen zu können
gemeint, bis die darauf gebaute Theorie nicht soHohl
durch Bekämpfung tlerselben mittelst vernunflgemässer
Grüiiile, als vielmehr durch ein neues, sich gegenüber-
setzendes Theorem in unserer Zeit angegriffen und gelbst
dem Spott preissgrgelien tvorden ist, woraus ein Ccnrtict
der Meinunf^en entstanden ist, dessen nachlheilige Folgen
iu der ^'erdnnkeliing einer richtigen historischen Metho-
dik bereits nur zu fühlbar geworden sind.
Nämlich von dem Gefühl des in der menschlichen
Natur lliitureichenden und der daraus entspringenden
.Sehnsucht ergrifffo, die.ie leere Stelle in dem iiiensch-
lii'icii Benusslsein ansziifüllen , hat man, von der andern
oben bezeichneten Richtung ausgehend, die im (.'liri>teii-
liiuiii gejjebene Oflenbariuig de» Göttlichen al< ein Werk
der Vcrsöliiiiing zwis< ben der (Voltheit und ilem ans einem
ursprüiiglii heil Zustand gotlähnlicher Reinheit und Weis-
heit in Sünde und Irreligiosität abgefallenen Ge»chlechte
angesehen, niinach der ganze Eiitnickelniigsgang der
Menschheit von seinem Ursprung an bis auf die iliirch
die christliche Oilpiibarung vxrmittelte Wiedergeburt viel-
mehr als eine Regression in sittlicher und jrpistijjcr Bo-
ziehunif erscheinen mu.i«. Das von dem Glauben an eine
früher atattgefundeiie Gemeinschaft mit Gott erfüllte Ge-
niülh tand für die Richtigkeit dieser inneren L'eberzeii-
guug volle Bestätigung in der im Ganzen ziemlich gU-iih-
lautenden L'cberlieferiing von einer diesem Zustande ent-
sprechenden Zeit bei verschiedenen Völkern des .Alter-
tliiims, ii.'iiui^iitlicii aucli bei drinjenigen, aus desseti.Srhoo.istr
das ChriHtentliuiH zunächst henorgesprossen ist, und mns.ste
sonach sich um der fruhcr allgemein angenommenen An-
sicht über die Zustände des Geschlechts in der ältesten
Zeit lossagen. Dass diese neue Ansicht, ein nothnen-
diges Proiluct unserer Zeit, in welcher eine gewisse in
voller Stärke erwachte Sehnsucht nach einer Rückkehr
zu Gott sich in vielfachen Erscheinungen kund gibt, und
wozu man als einen ersten Schritt die Annahme jener
Ansicht selbst betrachtet, sicji auch der Wissenschaft unil
namentlich der Geschichtsforschung bemächtigen miisste,
liegt in der Natur der .Sache, und welehen festen Boden
sie darin bereits gewonnen, können Aeusserungen bezeu-
gen, wie, um ein frisches Beispiel anzuführen, folgende.»
an die Spitze eines historischen Werkes zur Leitung iles
Ganzen j^pnetzie Dogma *) : ,,Man ist jetxt über die ■An-
sicht hinaus, welche iu der Geschichte der \'ölker deu-
»elbeii Entw ickelungsgang, wie im Leben des einzelnen
Menschen voraussetzt und hiernach die ersten .Anfänge
der Culturzustänile auf eine tiefe, dem Bewnsstsein :|p»
Rindes entsprechende Stufe setzt." Oder man höre, mit
welcher Zuverlässigkeit ein anderer angeblicher Geschichts-
forscher sich über diesen Gegenstand äussert **): „Her
Grundirrthum der .Mythologeii, sagt er, war bis iu die
neueren Zeiten die Ursprünglichkeit der ^'ielgütterei ,
worin sie vollends durch die vermeinte ursprüngliche Roh-
heit der Nationen bestärkt wurden. .Sie »»Uten so^ar
mit dem alten Euliemerus die Götter bloss zu rergutter-
ten Menschen machen. So stand die Sache auf den»
Kopf, bis man einige Einsicht in die Svinbolik als Aus-
drucks- und Lehrmittel des Alterthums gewann, wodurch
denn das ganze System seine wahrheitsgemässe Umkehr
erlitt." Wie tiefe Wurzeln aber diese neue Lehre be-
reits geschlagen, möge man daraus abiiehnieii , dass sie
sich selbst bis in die Wissenschaft der Franzosen Bahn
gebrochen, während gerade diese Nation soii.st allen übn'-
sinnlichen Anschauungen abhold ist. Ein merkwürdige*
Beispiel von dieser auf Geschichtsforschung in Anwen-
dung gebrachten Lehre gibt ein vor Kurzem unternom-
menes Werk des Hrn Felix Lajard , Mitglieils des Insti-
tuts, von welchem mir die beiden ersten, iS'Sl erschie-
nenen Lieferungen vorliegen :
Recherches sur le cuHc , les symboles, les attribnls e«
les monumeuts figurtis de Venus en urient et eu
occidcnt, Text gr. 4., Kupfer gr. Fol.
Der Verfasser, welcher durch einen mehrjährigen
Aufenthalt im Orient Gelegenheit gehabt hat, nicht nur
viele der ältesten Monumente an Ort und Stelle zu nn-
tersuchen, sondern selbst eine bedeutende Sammlung klei-
nerer Denkmäler der grössteutheils asiatischen Kunst zu-
»ainnicnznbringen , unternimmt in diesem Werk nicht nur
die Resultate seiner Kunstforschiingen milzutlieilen und
zugleich die von ihm gesammelten, auf die ältesten Re-
ligionsculte bezüglichen Kunstwerke in getreuen Abbil-
dungen bekannt zu machen, sondern mit Hülfe dieser
und aller sonstigen Mittel der Ueberlieferuiig em Svstem
des vorilerasialischen Religionscultus in den ältesten Zei-
ten aufzustellen. Hierbei von der Ucberzengung Jiu»-
') WibI G siliiclitc der lieulsclien Natioiiallitcradir. IS4 i.
**1 Jo. Friedr. von Mejci zur Acgvriti)Io:;ie , Frankfurt .t. M
H40. S ö I.
347
31-S
golieiul. tl.».« tirli dasselbe in ilt'iii CuKun ilrr < lialilAiscIi-
as4i risclioii IVinis «imci'iitrire *), fa»sl rr iliesoii al« Aii»-
)-air|;8piiiK't für ilio ^r.^aiiiiiite nlte l'liculii);ie und kniipft
darall die Krfcbiiisüc Keiner Fursi Innigen an, srliliesst
fiir jetzt jcüorli iliu IMvsterien aus, »nlclie in einem bal-
digst naclizuirliirkenileii >Vrrke Ober den CnItiK ilesAIi-
tliras für sirli beliandelt »erden siilleii, rergl. }<. XXIX
und XXXIV der Introdiirtinn. An die .Sjxtze des Wer-
kes ifird geHis.'ennaatsen als Srbli'is.'iel zum Verständnisf
de» Ganzea in dem ersten Aleiiioire der lieben Abthei-
lungen dieier Art, «oraus das ganze Werk bettelicn soll,
eine Einleitung ,,iiir I« ivtleine tluWigoniqiie et cosniu-
goniqup de» Chaldeens d'Aisvrie" geiteilt, «eiche ein in
•ich abge»rliIuBienci Ganze ausmacht und um so mehr
eine gesonderte Prüfung fiir sich gestattet, als das zweite
Blenioire S. 31 i »ur une reprosentatioii figuree do la
Venu» Orientale androgyiie , griisstentheils auch in Nou-
• elle» anuales de Tlnstitut arcli(5ologi(|iies T. 1. abge-
druckt, <la es in der zweiten Lieferung noch niclit sei-
nen Absrhluss gefunden, jetzt noch keine Beurtheilung
< ertragt. Ausserdem inuns diese erste Abtheilung des
Werkes um so wichtiger erscheinen, als sie als zusam-
lucugefasstes Ergebnis» der Forsohungen im Einzelnen
den weiter zu behandelnden Gegenständen als leitendes
Regulatir zu gelten bestimuit ist, dieses Ergebiiiss auch
von der Art ist, dass, wenn es richtig befunden uerden
sollte, es nicht verfehlen kann, von jrrosser Uedentiing
für Religionsphilosophio, ja überhaupt für die älteste Ge-
schichte zu werden.
Es scheint der Mühe werth zu sein, dieses so zu
tagen neuentdeckte Chaldäerthum, selbst wenn es in sei-
ner Grundlage auf einem Irrthum beruhen sollte, als
ein merkwürdiges Zeichen der Zeit nach den Grund-
zügen des aufgestellten Systems in dem Tolgeiiden dar-
zulegen.
Der Ursprung der Gottheit ist ebenso unbegreiflich,
wie ihr Wcseu , ihre Functionen oder ihre Macht und
Aufenthaltsort und hat darum keinen iNanien, oder es
Itommen ihr alle zu, Sie wird jeiloch bezeichnet durch
die abstracten Namen, wie Zeit ohne Ende, Licht, Raum
und Schicksal. Sie ist überall und nirgends und übt eine
Macht aus, deren GrSnzen ebenso unbestimmbar sind,
■wie ihr Gesetz.
Der ursprüngliche Zustand der Dinge, die Naclit,
Lestand in einer ungcschicdeneii fliischung ?on Fiiister-
niss und Licht, nach semitischen Sprachformen genannt
Mylitta, Alitta, Allileth oder Alilat und Gad , mit an-
dern Worten Bezeichnungen für die Begrifl'e von Mutter,
Gebahrerin und Schicksal. Auf ein Wort der Zeit ohne
Ende scheiden sich Licht und Finsterniss. Aus der Ur-
nacht, als jungfräulicher iMuiter, entstehen die Gütter in
der Form von zwei Principien , von welchen das eine,
das gcsehaflene Licht, als sichtbarer Gott, mannweiblich
und gut, unter den Namen Elohim, Baalhim, Bei, Baal,
*) S. XXVI der liitroduclion: .,L'etude du culte asialique de
Venus doit donc, si je ne me tronipc pas. ^tre le poirit
de d^part de toutes les reclietches d'aicliiologie compan'c,
commc l'ctude des langiies de l'Asie est le point de de-
pjtt de toutes Ics rechetchee de philologie compacte."
Cronos und Mylitta, Alitta, Alileth oder Alilat und Gad
persoiiilicirt wird. ]>«» andere Princip , gleichfalls aus
der I 'macht entstanden, erhält die Personification eines
gltticlilalls sichtbaren, mannneiblichen, aber seiner Natur
nach biiscn Gottes, dem Ahrimau der Perser vergleich-
bar, dessen einheimischen Namen wir jedoch nicht ken-
nen. Der Dualismus dieser zwei sich widerstreitenden
Wesen wieilerholi sich in der Schöpfung der von densel-
ben abhängigen, sichtbaren Welt. Durch ein schöpferi-
sches Wort dieser beiden Wesen entstehen zwei sichtbare
Welten, ilie eine gut und lichtvoll, die andere böse und
liiister , beide jedoch nach ihrer Gestalt und der Beschaf-
fenheit der darin lebenden Wesen und Erzeugnisse ein-
ander gleich.
Feuer, Luft und Wasser sind die drei Hauptkräfte '
der Schöpfung. Der Luft, al» desjenigen Elements, wel-
ches sich abwechselnd in Wärme und Feuchtigkeit sät-
tigt, bedient sich der Schöpfer, um eine Vereinigung
der an sich ihrer Natur nach entgegengesetzten Elemente,
des Feuers und des Wassers oder Meers zu vermitteln.
Aus einer Verbindung dieser drei Elemente entsteht der
Himmel und ilie Erde. Ersterer theilt sich in das Fir-
mament fester und beweglicher Himmelskörper, Fixsterne
und Planeten , und letztere zerfallen wieder in sieben
Himmel. Die Erde theilt sich in zwei Hälften, in eine
obere Hemisphäre, welche die Region des Feuers und
der Luft ist, und in eine niedere, bestehend in der ei-
gentlichen Erde im engeren Sinne, oder Humus und den
niederen Gewässern. Die geschalfenc Welt besteht demnach
aus drei Regionen, aus der der Götter, der des festenHiinmels
nnd der de» beweglichen Hininrels sammt der Erde. Sie sind
ein Abbild von einander und ilem Grad nach in soweit von
einander verschieden, als sie sich von dem Sitz der göttlichen
Wesen entfernen. Nach Erschafl'nng des Meeres, des
Himmels und der Erde lässt das Mannweib ßaaliin oder
Bei die einzelnen Geschöpfe entstehen und beschliessi
sein AVerk der Schöpfung mit dem Menschen, welchen
er nach seinem Bilde, mittelst einer Verbindung von Erde
nnd seinem eigenen Blute, schaflt, eine Incarnation des
Guten. Eine dieser ähnlichen Welt, nur aber in ihrem
Wesen böse, entsteht durch das andere böse Princip, als
dessen letztes Werk gleichfalls der Mensch, aber ein
dem Bösen geweihter, geschaffen wird, das ist die In-
carnation des Bösen. Diese beiden Welten sind die
Reiche ditser beiden Götter, welche aber ebenso wenig
ewig sind, wie ihre Schöpfungen, aus keinem andern
Grunde, als weil, was einen Anfang gehabt, auch ein
Ende haben mu.;s. Beide Welten repräsentireii nur die
endliche Zeit und sind periodisch. Die endliche Zeit
besteht in einem Cyklu» von 12 Zeiten oder 12,000 Jah-
ren , nach deren Ablauf die Existenz dieser Welten und
ihrer Schöpfer in der Art aufliört, dass das böse Princip
sammt seinen Geschöpfen durch eine Reinigung mittelst
Feuer in den Schooss der Zeit ohne Ende sammt dem
guten Princip nnd seinen Geschöpfen zurückkehrt, das
Ganze als ein symbolischer Ausdruck der Rückkehr an»
dem Dualismus zur Einheit. Die Zahl zwölf, welche
diesem Cyklus zum Grunde liegt, wiederholt sich als
symbolische Eintbeilnngsnorin in deu jährlichen 12 lim-
wälzuDgen der Sonne, den Mcnaten, der Eictheilung des
349
350
Tage« und der Nacht in je 12 Stunden, und das Leben
lies Aleuicheu zerfallt gelbst in t'2 Stationen, nodurcti
der Mensch inui Mikrokosmus wird.
Dieses ist nach Hrn. Lajard die älteste Form der
assyrischen Religion, bestehenil in Theogonie und Kos-
uiogouie, deren Ausbildung im Einzelnen und Besonderen
jetzt, aus Mangel an Nachrichten, nicht weiter verfolgt
werden kann, Sie sei entstanden und ausgebildet iror-
<!en , novon die Deweise im vierten Memoire verheissen
werden, zwischen den Jahren 4400 — 2200 vor Christus,
auch sei sie nicht eigentlich rein assyrischen Ursprungs,
sondern vielnielir von dem unter dem Namen der Clial-
daer bekannten Volke , welches in einer sehr entfernten
Zeit sich in den Gegenden zwischen dem £uphrat und
Tigris niedergelassen , eingeführt worden. Diese Chal-
däer seien aber keineswegs semitischen Stammes, sondern
japetischen , d. h. indoskythischen Ursprungs, wie die
Brachmanen, und es wird hierbei im Voraus darauf auf-
merksam gemacht, dass das Wort Mithra in seiner ur-
sprunglichen Gestalt, wofür in der Sprache «ier Assyrier
Mylitta gesagt worden sei, sich in dem Sanscrit in einer
Bedeutung wiederfinde, welche die Bezeichnung des ihm
unterliegenden Begriffes mit ilicscm Worte rechtfertige.
In Erwartung einer ilereinstigen bündigen Nachwei-
sung dieser inhaltschweren Sätze, die, wenn es glücken
sollte, sie zu bewahrheiten, für die äussere und innere
Geschichte der ältesten Zeiten von der Luchsten Bedeu-
tung sein würden, und ohne uns einige sich ungesucht
aufdringende Bemerkungen einzuschalten zu gestatten,
fahren wir in der directen Darstellung der Ansichten Hrn.
Lajard's fürt.
Ungewiss zu »reicher Zeit, erfuhr dieses Rcligions-
systrm eine bedeutende Verändi-rung. Die Functionen
des Mannweibs Baalim oder Mylitta, welciie in der frü-
heren Periode als Einheit gedacht worden , zerfallen
ihrem Wesen nach in zwei Gottheiten, in eine männ-
liche unil eine weibliche , personiiicirt unter den vorher
synonymen Namen Bei und Mylitta. Jener rcpräsentirt
das Lirlit in der geschaffenen Welt, das Feuer, den
festen oder oberen Himmel sammt den oberen Gewässern,
während <ler Mylitta, welche jetzt in einem dem Bei un-
tergeordneten Verhältnisse erscheint, das Licht der be-
vieglichen Welt, die Luft, das untere Wasser oder Meer,
der untere Himmel, die Erde, säuimtliche bei dem uii-
uiittelbareii Geschäft des Erzeugens wirkeiiile Kräfte zu-
fallen. Iii ihrem Xcrhältniss zum Bei erscheint sie als
dessen Schwester oder Gattin, und nimmt die unterste
Stufe in der Trias der drei gr<issen geistigen Wesen ein,
welche das lliiiversum umfasieii , und diese Trias, von
deren Existenz schon einige dunkle Spuren Hrn. Lajard
in der früheren Periode entdeckt zu haben meint, wird
jetzt das Priiicip der obersten Weltordnung. Von den
drei diese Trias ausmachenden Wesen, dem Licht, der
Zeit und dem Räume, ist das erste unil oberste das
ewige, eingeborene Licht, die Ewigkeit, die Zeit ohne
Ende, eine Gottheit ohne Anfang und Ende, unsichtbar,
aber überall. Der Name , unter welchem dieselbe per-
(onificirt wird, ist unbekannt: es wird aber dahin der in
den Oraculis Chaidaicis vorkommende yoofOs du ifja-v-
TO»; gedeutet. Das zweite Wesen, Bei oder Baal genannt,
ist das Licht der erschaffenen Welt, die begrenzte Zeit,
die Umwälzung des festen Uimoicls , wo es seinen Sitz
auf einem himmlischen Gebirge bat. Das dritte, Mylitta,
auch Belth^s oder Baaltis und Astarte genannt, ist das
Jjicht des beweglichen Himuiels. Als Offenbarungen ihres
Wesens erscheinen diese drei im Gedanken, im Wort
und in der That und enthalten zugleich in sich den
Begriff des Schicksals, bezüglich und in Anwendung auf
die drei Reiche oder Regionen gesetzt, welche ihnen zu-
erthsilt worden. Mylitta erscheint aber wieder in einer
Trias verschiedener Functionen, als Königin des beweg-
lichen Himmels, des Lebendigen oder der Erde und der
Todteil Oller der Unterwelt. Durch diese Eigenschaften
wird sie die Vermittlerin zwischen Bei und den geschaf-
fsnen Wesen und bekämpft ohne Unterlass den Feind
der Götter, der Himmel und der Erde, welcher Sitea
genannt wird. Sie ist den Sterblichen ein Muster der
Einsicht, Weisheit, Keuschheit und des Muths; in ihrer
Hand liegen die Geschicke der Sterblichen in diesem und
einem zukünftigen Leben. Dir Sitz ist in dem beweg-
lichen Himmel zwischen dem Mond und der Sonne, den
zwei Pforten des Himmels, nach der Lehre der Myste-
rien. Zur Vermittclung einer Harmonie zwischen beiden,
dem Geschlecht und ihren Functionen nach entgegenge-
setzten Gottheiten, Bei und Mylitta, wird im Verlauf
dieser Periode Amor geschaffen, die Frucht einer Ver-
bindung beider Gottheiten, bei ilenen hierdurch ihre
geschlechtlichen Unterschiede und Beziehungen noch stär-
ker hervortreten und zur Entstehung neuer davon ab-
hängiger Functionen die Veranlassung geben. Durch
eine Personification dieser neuen Attributionen etitsteht
eine Art von Polytheismus , welcher den Hauptcharakter
einer neuen Modification in dem Religionssyslem der As-
syrier ausmacht und eine dritte Periode begründet.
In Gemässheit der Vervielfältigung jener Attribu-
tionen und Personificationen erscheinen in der dritten
Periode, deren Zeit nicht näher bestimmt wird. Bei und
Mylitta die ihnen untergebenen Regionen durch beson-
dere Wesen oder Untergottheiten regierend , die einen
männlichen, die andern weiblichen Geschlechts. Die er-
stere Classe, von welcher Bei das Haupt ist, ist die der
sieben Unsterblichen, welche ihren Sitz auf den sieben
Planeten haben. Mylitta steht an der Spitze der andern,
welche aus acht und zwanzig Genien (divins) besteht,
welche die acht und zwanzig Constellatioiien bewohnen,
welche den acht unil zwanzig Mondabtheilungen entspre-
chen. Diese beiden Arten göttlicher Kategorieen treten
an die Stelle des Bei und der 3]ylitta und üben, jeder
in der ihm zukommenden Region, die Functionen jener
aus. Die Namen der einzelnen sind unbekannt. Ein
diesem ganzen System zu Grunde liegender Parallelis-
nius rechtfertigt die Annahme , dass das böse Princip
jenen gegenüber eine gleiche Anzahl entgegengesetzter
Kategorieen oder Dämonen geschaffen li;>be, obwohl dar-
über Hr. Lajard nicht« Näheres anzuführen vermag. *)
*j Denn wenn aus dei' Zendavesl.'» ein zweiter Aliriman am
Bcst.itignng dieser Doppelschüpfung geltend gemacht wird
S. 19, so ist jener Aniiahiuc diese Veisleicluin^ in solern
elier uzclilheilig, als jenen acht um! ivy.iD2iä göltbcbeu
.tf) I
352
OtiHdlil ,»urli iinrli iii ilics<T Porioilo Sjuircii oifipr <i(it(-
■•iiilielt riiirs Uiinlüxiiiiü lind ilrr 'rri.iH iliircliiiliikoii ,
•u sind ilorli H(;riitlitll ji-iie neu ftmclialli'iipii l^ulrrjjott-
heiten teiiiKScriiiaasscii an die Stellf jener (jetrelen ; ja
ihre Urzielningeii und Wirkungen treten so iniichtig lier-
«or, dns' die (iottlieiteii , welchen üii» zun.'irlist ilireii
l'r«iiruii(r lenlanken, iJel und !>Ivlitta, als scilehe in ihren
Kuiulionen besrlirJInkt und durch jene lenlunkelt wer-
«leii. Beide treten in den llinternrniiil als frühere Re-
t;ierer de» Weltalls, iiiiil sie »enlen gtllist mit einzelnen
jener jetit »irksainer geHordenen Unler-fiilter verwech-
selt, so ilass z. iJ. IMviitta zu dem Be(friff einer hesoii-
ileren , einzelnen jtiittlicheii Attrilmfion «ird.
AI« eine lierte und letzte Periode kann in der Knt-
wirkelungs-jesrhichte dieses CuItu» diejenige Phase an-
gesehen »erden, in »elcher Wylitta, nachileiii sie sich
aller ihrer Attril.utionen entkleidet hat, ans welchen ver-
schiedene einzelne göttliche Wesen mit besonderen Gül-
ten )ierTor;,'eganjeii sind, anihürt , dein IJel, als ihrem
Bruder und (ieuiahl, untergeordnet zu sein und, gleich-
wohl dabei immerfort ihre Bedeutung als IMutter Jes
Amor behauptend, zur allraähli hen Göttin wiril, »eiche,
obwohl weiblicher Katur, niittelut einer in ihrer Art
einzigen Transfiguration zum Ausdruck des männlicheu
Princi]is unter dem Bilde der >ionue , unter welchem sie
jetzt erscheint, erhoben wird. Herr Lajard hält es
nicht fiir unwahrscheinlich, dass diese Metamorphose in
Folge einer politischen Uuiwal/.ung stattgefunden habe,
durch »eiche ein Weib von besonders hohen Anlagen
und Eigenschaften den assyrischen Thron an der Stelle
eines männlichen Herrschers bestiegen habe; auch könne
jene Lmgestaltung durch die Pradoininatioii eines nep-
tunischcn Systems in der Kosmogonie, vielleicht durch
beides zusammen, veranlasst worden sein. Diese ganze
vierte Entwickelungsstufc in dem Keligionssystem der
Assvrer «ird vermuthuiigsweise als eine Folge jenes gros-
sen politischen Ereignisses, wodurch Semiramis den Thron
der Assyrier bestiegen, aufgestellt; jedenfalls sei es sicher,
dass diese vierte Periode der Zeit nach mehrere Jahr-
hunderte vor der Einnahme Bab^ons durch Cyrus zu
setzen sei. Durch diese Aniiahmo erhalten »ir zugleich
einige Anhaltspuiicte zur Zeitbestimmung der zweiten und
dritten Periode, über deren chronologische Verhaltnisse
der Verfasser Nichts aufgestellt hat und auch S. 21 ge-
steht, das Wagstück, eine derartige Zeitbestimmung zu
geben, nicht auf sich nehmen zu wollen.
Diess ist das Religionssvstem «ler Assyrier in seinen
»erschiedenen Enlwickeliingen und Perioden nach den
Ansichten des Hrn. Lajard, dessen Scharfsinn und Coin-
binationsgabe in der Ziisammeustellung und Verschmel-
inng einzelner Thatsachen und Machrichten zu einem in
»ich abjeschlussenen, organischen Ganzen volle Anerken-
Manifeslationcn der Mylitta eine gleiche Anzahl feind-
licher Dämonen entgegengesetzt sein müss, während Hr.
l.ajard nur Einen der Mylitta gcgcnöber gestellten Dämon
annimmt. Auch ist die in der Zendavcsta eiilliallene
Cla.ssirication dieser Wesen eine durchaus verschiedene,
nach der Auseinandersetzung von Arsenne Thiibaut in
Magasin encycl. 1609. Avnl S. 254, welche Stelle Welcker
mittheilt in Zoeg.i's Abhandl. S 9R f.
iiniig 'crdient. Erwägen wir die schliiisrechte Bi'iiidig-
keit der einzelnen Glieder dieses Systems in ihrem \'er-
halleii zu dem (ian/en und »ieilerum, wie ilieses als eine
gedachte Hinlieit alle einzelnen Glieder in sich aufnimmt
niiil zu einem Organismus gestaltet, so wir<l man zwei-
felhaft, ob man Hrn. Lajard's Kunst, aus gegebenen Ein-
zelheiten ein so nach allen seineu Theilen fertiges, ab-
gerundetes Ganze zu recoiistruiren , oiler der Abstractinn
einer in solcher Consequenz sich bewegenden Keligions-
lehre, wie sie sieh in so friihcn Zeiten, ja in d^r ersten
Kindheit des Geschlechts, zum Dogma ausgel>ilrlet, grös-
sere liewuiiderung zollen »oll. >Veiin jene systematische
Bündigkeit in der oben gegebenen JSkizze vielleiiht nicht
in ihrer vollen Strenge hervortritt, xi wird sie durch
eine schematischc Darstellung einleuchtend werden, »ei-
che Hrn. Lajard gefallen ' hat , zur besseren Uebcrsicht
des Ganzen auf einer grossen, mehrere Fnss breiten und
Lohen lilhographirten Tafel seinem Werke hinzuzufügen.
Hier sehen »ir das ganze .System in seiner Folge unil
seinem Zusammenhang unter der genealogischen Form
einer stetigen Entwickelung sich aus sich selbst gestal-
ten, und »ir sind gezwungen, dieser Consequenz Ge-
rechtigkeit widerfahren zu lassen.
Mit um so grösserer Sicherheit nun aber diese ganze
Religionstheorie dem Werke des Hrn. Lajard als Grund-
lage an die Spitze gestellt wird, um so dringlicher wird
die AnlTorderung , dieselbe einer ernstlichen Prüfung zu
unterwerfen, uud zwar dieses um so mehr, als, wenn sich
jene Theorie bewahren dürfte, nicht nur manche Ansich-
ten über die intellectuellen Zustande der Menschheit iii
ihrer Wieje dadurch Berichtigung oder auch Bestätigung
finden , sondern auch für die älteste Geschichte sich ein
unerwartetes Licht angezündet finden würde. Eine roll-
staniligc , genügende Beurtlieiliing ist jetzt aber um so
schwieriger, als es dem Verfasser gefallen hat, für jetzt
dieses System, ohne irgend eine Angabe seiner Quellen
u. s. w. , ohne jegliche Beweisführung, als reines Er-
gebniss eifriger uud vieljahriger Studien vorweg hinzu-
stellen; ja im Gefühl der Sicherheit für die Richtigkeit
der aufgestellten Ansichten verbittet »ich der Verfasser
in einer ausdrücklichen Erklärung S. 3. für jetzt jede
Beurtheilung, bis er iu) Verlauf seines Werkes an die
Stelle gekommen sein werde, wo die erforderliche Be-
gründung seiner Theorie auf das Ausführlichste und Be-
friedigendste narligehült werden soll. Wenn es hiernach
misslich erscheinen inuss, sich irgend ein Urtheil , sei
es der Beistimmung oder des Zweittls, schon jetzt zu
gestatten, da aus Lnkenntniss der später zu liefernden
Bewi-ismittel die Kritik leicht auf das Eis geführt wer-
den könnte, so lassen sich jedoch nicht nur die vom
Verfasser benutzten Quellen und Urkunden im Allge-
meinen mit ziemlicher Sicherheit vermuthen, sondern es
liegen selbst schon in dem Systeme Momente, deren Prü-
fung ein Torlauliges L'rtheil über die Richtigkeit des
Ganzen zu fällen gestattet. Wenn ich es demnach un-
Icrnehme, in dem Folgenden einige Puiicte in dieser ße-
- Ziehung naher zu beleuchten , so kann eine eigentliche
Beurtheilung, wie sie von einem zu fallenden Endurtheii
vorausgesetzt werden niüsste, hier um so weniger beab-
sichtigt oder erwartet werden, als der der Erürteraog
353
354
dieses Gcj^enstanilrs hif r (TPstatlete Umfang selbst iinr kurze
AnHeutuiifoii zulässt. Stollen wir uns aber hierbei ohne
«orfjefasste IMolniine in die Sache hinein und fragen un-
befangen vielmehr vorerst nach dem , was wir nach der
rorhandenen UebiTliefcrnng von dem Gegenstand als That-
■ache unseres Wissens aufzunehmen berechtigt sind : denn
,, est (juaedam, um mit Gottfried Hermann zu reden,
nesciendi ars et scieiifi/i"; wobei wir unser ürtheil auf
der andern Seite auch nicht im Veraus bestechen lassen
«ollen, weder durch die Monstruositat der chronologi-
•chen Zahlenangaben, vor welchen wohl mancher Leser
bereits erschrocken sein mag, noch durch die sich un-
widerstehlich aufdringende Betrachtung, dass auf die
ganze Composition des Systems eine gewisse philosophische
Richtung unserer Zeit, welclie von Seiten der Vernunft
»erdammt wird, nicht ohne Kiiiflnss gewesen sei.
Fragen wir zuerst nach den ausseien Hiilfsmitteln ,
«leren sich Hr. Lajard bedient haben werde , so lässt die
auf eine miiglichst vollständige Samnilnng der betretFen-
ilen Kunstdenkmäler hinweisende Tendenz des ganzen
Werks vermuthen , dass iu dieser Gattung von Quellen
uin wesentlicher Bestandtheil der zu liefernden Beweis-
führung enthalten sei, und der Inhalt der die ersten zwei
Lieferungen dieses Werkes begleitenden Bildtafeln recht-
fertigt vollkommen diese Vermuthung. Denkmäler der
Kunst mit ihren Zeichen und Bildern gehören allerdings
zo um so sichereren und unverfälschteren Urkunden, als
wir in ihnen unmittelbare Zeugnisse der Zeit, in »telrher
■ ie entstanden, selbst besitzen, und je älter sie sind,
nur um so «erthvoller müssen sie uns als schwache Ueber-
reste einer für uns fast zu Grunde gegangenen Vorzeit
(ein. Auch hat Sorgfalt nnd Fleiss hier manches Denk-
mal dem Untergang entrissen, novon die reiche Samm-
lung, welche Hr. Lajard während seines mehrjährigen
Aufenthalts im Orient zusammengebracht hat, selbst schon
«inen willkommenen Beweis abgibt. Aber so beredt
auch überhaupt die bildende Kunst ans jedem Steine zu
nnserem Gefiilile spricht, sie bleibt für die Geschichte
•tumm , wenn nicht das Wort hinzutritt. Unser Gemntli,
nnsere Phantasie empfängt aus ihrer Anschauung Ein-
«irücke, die ^n ihren allgemeinen Beziehungen uns zwar
verständlich sind, uns aber keinen Anfschluss über die
individuelle Beziehung des Kunstwerks auf seine Zeit zu
gewähren vermögen. Die Bilder, in welchen die Kunst
XU uns spricht, erwecken in uns nur wieder Bilder, aber
wir verstehen ihre Sprache nicht, und ihre Zeichen blei-
ben uns unierständliche Hieroglyphen, deren Technik
lins in Erstannen um) Bewumlerung versetzen kann, ohne
dass sie uns ihren inneren Sinn aiifschliesseii. Was wäre
für uns Aegypten mit seinen Riesendenkmälerr. sammt
■einer sonstigen technischen üeberlieferung, wenn wir
nicht so glücklich wären, diese Ueberreste einer sonst
unvorstänillichen Kunst unter der Beleuchtung auslän-
discher, namentlich griechischer Üeberlieferung lesen und
verstehen zu können! Ist der Vorrath an erhaltenen
Denkmälern bedeutend, so kann eine verständige Ver-
glcichung und Zusammenstellung des Gleichartigen und
Bezüglichen auf beachtensuertlie Verinnthuiigen führen,
die aber freilich häufiger fast zu Irrthümern, als zur
Wahrheit führen, weil eiue cuinbiuirende Phantasie nur
Ztitschr. f. d. AUerlhumsvt.
zu oft ans der Hieroglyphe nur das herausliest, was sie
erst hineingetragen. Für die Geschichte, die sich nur
durch Thatsachen befriedigen lässt, bleibt die Kunst-
hierogl^phe ein stummer Sphinx, wenn wir ihr nicht
die Zunge zu lösen verinügeii.
Aber es gebricht uns nicht, wird man sagen, an
schriftlichen Urkunden, die nicht bloss Anfschluss von
der Bedeutung und dem Sinne der Kunstdeiikmäler za
geben versprechen, sondern selbst directe Nachrichten
über die ältesten Zustände des assyrischen >'olksleben»
enthalten. In Ermangelung einer eigentlichen Literatur,
die den Assyriern wie den Aegvptiern abging, suchen
wir zwar vergeblich nach inländischen schriftlichen Quel-
len — von Berosus wird gleich die Rede sein — allein
es sind uns ja reichliche Nachrichten in den auf uns ge-
kommenen Litcraturwerken benachbarter Nationen auf-
bewahrt, wie, um die wichtigsten namhaft zu machen,
in den heiligen Büchern der Juden und Parsen, in den
Schriften eines Herodot, um anderer Urkunden des Abend-
landes nicht zu geilenken. Nun muss aber hier der
Wahrheit die Ehre gegeben und gleich offen gestanden
werden, dass dasjenige, was diese Urkunden über die
ältesten religiösen Zustände der Assjrer aussagen, uns
weder zur .Annahme eines so vollkommen ausgehildeleü
Religionssystems berechtigt, noch auch die einzelneu
Momente desselben bestätigt. Und nenn sich in der
Zendaresta Analogieen finden, so dürfte davon, nm an-
derer, hierbei sich aufdringender Fragen gar nicht zu geden-
ken , nicht eher ein sicherer Gebrauch gemacht werden
können, als bis ilas Verhältniss der in diesen Urkunden ent-
haltenen Religionslehre zu der assyrischen in seinem
historischen Bezüge festgestellt worden ist. Denn wehe
der Geschichte, die auf einem bodenlosen Synkretismus
beruht. Aber ^vsfiii auch, dass uir" in der schriftlichen
Üeberlieferung hinlängliche Spuren jenes Systems vor-
V fänden, wenn irgendwo, so würde die Verschiedenheit
der so weit auseinander liegenden Zeiten die grössto
Vorsicht in der Benutzung dieser Urkundeu anrathen
müssen. Die verhältnissmässig junge Zeit, in welcher
diese Urkunden entstanden, »oll nicht in Anschlag ge-
bracht werden, es soll vielmelir zugestanden werden, das»
das, was sie aussagen, Reliquien eines viel höheren Al-
terthums seieu. Aber wir gerathen mit jener ersten, von
Hrn. Lajard angenommenen Periode in eine Zeit, welche
überhaupt keine historische Üeberlieferung mehr erreicht,
und wer es immer sei, der uns von den Zuständen de»
Geschlechts 4000 Jahre der vorchristlichen Zeitrechnung
zu erzählen sich unterfängt, dem kann man, so lange
seine Phantasie uns zu beschäftigen verstellt, gutmüthig
zuhören, aber nimmer Glauben schenken.
Diese Betrachtung führt auf Berosus, den angeblichen
Priester des Bei und Babylon , der durch seine chaldäi-
sche Geschichte nicht nur für die alte Welt, sondern in
den uns daraus erhaltenen Fragmenten auch für uns eine
Hauptquelle der Geschichte Assyriens, ja überhaupt der
ältesten Geschichte des Menschengeschlechts geworden ist.
Diese Urkunde mueste auch für Hrn. Lajard eine Haupt-
queJle abgeben, und dass er dieselbe benutzt habe, ist
aus mehreren Stellen seiner Theorie ersichtlich. Und
allerdings findet sich jn den Ucberlieferungen dieses Srhrifl-
24
4Jp5
356
Unfr^^ ,;*r .,fvi/i',||if (!iiiirti- . seines •.S\s(t'iiis z.a l>i^sriiii(l<'|i
fier-Ui^C ,.>i*r-Mjli^*^:'' i"lf'M*l'' .'■" ,l£iiiZ''l"|'," i|H|it qnjjffiilirt
tvördcii V-iMH, i^>iM( <';'f-, -»tMlfrii ."ji-ito , ist ••»'"■r z» oriii-
iiiTii , i-iiiiiKil ilass tvi(><l<-niiii nicht Alles, «as IJeiosiis
Lez-i-itliiii-l , .liifii;i\iiiii' (Mul \Viirilij;|iii(,' in dem .System
4ei> Hrn. Lajarcl golundcn Ji''l>e, mul i!\> e^'*"Si 'Ins-'*) »k'iiu
m^ii. ilie Aiiualicii <lps IJerosivf fiif (lej-, .\y,-ijirlipit gemäss»
JJeberliefoniiijfen |i?ltrii ivill , .»u.^, den.S('llieii , am viel <la-
f#M ilurcU tlio .Hitlhoiluiig 'JUf,l(reiitlieil.s sehr später ,. uii-
V)<iH'''L'r {»<:l|rif!*tel|er .^iif iiijü getsO.mmeii ist, sicK einp
liqn (jcr Laj.»r<l,'«(|if u Tlicorie sehr Kjrscliiedeiie Religioiis-
amsirh^ .ef^ibt. Denn iiahreiul bei llrn, JLajard sich Allels
;|U f.ineui i»\»lem .der feiiisleii Abstrae.timi aiiss[iiuiit , gibt
Uli« l^crQt-i^s lieluiehr Aiideiitmijffiii roii einer in mjsti-
si^l^cn Ai.ichaiiniijfen einer ganz concreten Symbolik sich
k^ivogenden Religionslehre. Allein iv^nn einmal auf Be-
fQ{)US gebaut werden soll, wie dieses Hr. Lajard unzwei-
feli^ft tliutj dann sind wir berechtigt, rQrei;st die Beant-
Wfirti|i|gi eine.|- \',orfr,agf;, fler wirhtigsteu .Vrt au rerlaugeu,
:T«ii ilpren tlesnltat erst </,ie GültigLeit irgend einer lie-
liehung auf Bcrotiiis abhängig ist. Ich meine die schun
vielfach erörterte, aber noch ininier zu keiner Knlschei-
Hiing gebrachte Frage über ilic Aorhtheit der ^ngelilicheii
l'',ragnieule des Berosus, ein Gegenstand, zu dessen Auf-
hellung durch die neueste Bearbeitung dir vorhandenen
Praguiente durch Richter, Leipzig 1825) nicht nur kein
.S^c^rilt p^ht^i'. g^'han «orileu, sondern der eigentliche
.^l^itische Standpunct, lon welchem aus allein ein Resultat
j^rz^eU' werden kann, liehnehr verrückt worden ist. Es
ist nUinlich niclit sowohl die Frage, qb die uns jetzt vor-
iiegenden Fragmente für untergeschoben anzusehen seien,
da sich; ihre Existenz bis in das zweite Jahrhundert vor
Chr. Geb. verfolgen lä.sst , obwohl auch hierüber meiner
fljleinung nach die Untersuchung noch ollen steht, als
vielmehr . was ron dem Inhalt derselben zu halten sei, in
nieneit dieser nanilich als ein traditionell beglaubigter
aoiiu^ehen «ei, und wenn dieses etwa geleugnet werden
taüsgte f dann würde eigentlich erst der Anfangspunct für
die diplomatische Untersachung der Fragmente selbst ge-
geben sein. Wie dringlich aber und von Untersiichuiigen
dieser Art völlig unabweisbar ejne vorläufige Beantwor-
tung dieser Fragen sei, geht aus den unserm historischen
Glauben, gemachten Zumuthiingen in dem Werke selbst
hervor. Denn wenn z. B. nach einer Berichterstattung
des Alexander Polyhistor hei Georg S\nkcllns (bei Rich-
ter S. 47) Berosus angibt, dass in Babylon mit .Sorgfalt
Vieler Schriften aulbewahrt würden, welche eine Zeit von
über fünfzehn Alyriaden Jahren umfassten, so fangt auch
wohl den LeichtglAubigsten an der Kouf zu schwindeln
und man wird versucht, an die Erzählungen der Schehe-
razade zu denken. Und zwar wird eine solche Angabe
einem Schriftsteller in den Mund gelegt, der nach hin-
Idoglich verbürgten Zeugnissen nicht lange nach Alexan-
der, d. Gr. lebte, in Kos iiirentlich von seiner Lehre
Profess machte und in Athen der Ehre einer Statue ge-
würdigt worden sein soll, diese mit einer goldenen Zunge
versehen ob der erstaunenswerthen Weissagungen (prae-
dictiones), die aus seinem IMunde au.<igestrümt. Wareu
ilenn die Griechen in dieser nüchternen Zeit noch immer
die ewigen Jvinil^r , fl^^s.inau ihuei) in ihfor eigf!Aei>
Sprache (ilniin in iliesec schrieb der thaldäisrho i>lagus;
dergleiihen .\iiin|piiniälirchen erzählen durfte J Dass ihnen
dergleichen aber »irklicii geboten ward, ersieht mau au«
einer Nachricht bei Uioihir von .Sicilieu II, i. und (Jic.
de )ii>. 1^ 19, woinach die Chaliläcr behaupteten, ihra
inländische Gjeschichte von der Zeit Alexander des Gr.
an abwärts hiü ungefähr ai^i ,4,70)OUU J^hre berechnen und
^rcrfolgen zu ktinnen. W^n(i dieser chaldäischcn Auf-
$^h'>ciderei Diodor uur einep bescheidenen Zweifel ent-
gegensetzt, so spreclmu wir lieber mit Cicero's Worten
(m,sere eig9ne Ansicht aus: cotulemtiet^us hos aut sluUi-
liae, aut vanitatis , aut iinpudeiUiae , bfi welcher ütell«^
die vorhandene Variante imprudentiae für die Sache nicht
bezeichnend genug erscheint. Für den unbefangenen for-
scher möchten. Thafsachen , wie die angeführten, hin-
reichen, um ihn auf den rechten Standpunct zu versetzen,
von welchem aus die angebliche Weisheit der Chaldäer
betrachtet und getvürdigt werden müsse; auch dürfte in
diesen wenigen Worten selbst eine hinlängliche Andeu-
tung gegeben sein, wie der Schleier zu lüften sei, von
welchem die räthselhafte Erscheinung des Berosischen
Werks in der griechischen Literatur annoch verhüllt ist,
was für jetzt aber unseres .4ints nicht ist und nicht in
zwei Worten abgethan werden kann.
Nicht aber all. in, dass wir von einem historischen
Standpuncte aus uns gedrungen fühlen, der Richtigkeit
des von Hrn. Lnjard aufgestellten Systems Zweifel ent-
gegen zu setzen : es liegen in ihm selbst, wie schon oben
bemerkt wurde, innere JVIoinentc, welche die Annahme
cineC in diesei Weise und zwar in so früher- Zeit aus-
gebildeten Religionsichre verbieten. AVeiin wir hierüber
uns jetzt noch einige Andeutungen erlauben wollen, so
soll hier nicht Einzelnes, das Bedenken erregen konnte
und der Coiiseijuenz des Systems einigen Abbruch thun
dürfte, besprochen werden, wie z. B. die Einführung
einer Trias in der zweiten Periode, deren Entstebungs-
grund ebenso wenig klar wird, wie die so frühe Annahme
eines Amor: vielmehr können wir nicht anders, als unser
Urtheil über das Ganze dahin abzugeben, dass die An-
nahme eines solchen Religionssysteins in den angegebenen
Zeiten vernünftig uns undenkbar und also unmöglich er-
scheine. Da die Grundlage ilesselben auf der Annahme
eines bis zur Abstraction ausgebildeten /Monotheismus als
der ältesten Form, unter welcher die Religion bei den
Assyriern in's Leben getreten, beruht, und die Zeit, in
welche dieser Culturzusiand gesetzt wird, ohne Zweifel
mit der Kindheit des Alenschengeschlechts zusammenfällt,
»0 kann diese Thatsache nicht ohne die Voraussetzung
einer stattgefundenen Voroü'enbarung als möglich gedacht
werden, von welcher die weitere Ausbildung des Systems,
.4nfangg in eine dualistische Form, und von da bis in
einen groben Polytheismus hinein, nur als ein Abfall
oder eine Regression von der Höhe einer göttlichen OlTen-
barung erscheinen kann. Es ist hier die Stelle, wo tlas,
was oben über die beiden verschiedenen .Ansichten unse-
rer Zeit über die ältesten Culturzustände. bemerkt worden
ist, eingreift, und wo, um uns entweder für oder gegen
Hru. Lajard's System auszusprechen, es eine Erklärung
unserer Ueberzeugung vun der ausschliesslichen Zulässig-
•i57
koii der pini-n oilor der aiulercn Ansicht l)e(larf. Ich
uehine nun aber ki'inpii Anstand, iiioino »Ifinung unver-
hohlen «laliin zu äussern, dass ich nur eine ailinäliliche
Entwickehing des ineiischlicheu Geistes von unten nach
oben, oder mit andern Worten, ein allniüiiliches Auf-
rtcigen aus der I5efang;eiilicit Anfangs sinnlicher Anschauun-
gen zu einem immer zunehmenden, inneren Bewusstwer-
den unserer und somit der Gotllieit selbst anzuerkennen
termaj , nicht allein weil diese Ansicht insofern eine ler-
uunftgemässe ist, als sie dem Begrüf einer von inneren
Gesetzen bedingten CansalitSt entspricht und sich in Uebcr-
einstimmung mit der Entwickelung aller unserer Vernunft
rersfändlichen Erscheinungen um uns befindet, sondern
weil das, «as die Vernunft hier gebietet, geraile auch
durrh die geschichtliche L'eberlieferung, so weit »vir ihre
Spuren verfolgen kiinneu, ihre Bestätigung erhält, wäh-
rend die entgegengesetzte Ansicht von dieser Seite aus
betrachtet, nur in Täuschungen und nachiveisbaren Irr-
thümern iiirc Stütze findet. L'ui nur kurz — tienn für
eine eingehende Eriirti rniig ist hier nicht der Ort —
eines einschlägigen i^Ioments zu ge<lenken , erinnere ich
all die sanguinischen Hoffnungen, die iii;tn in der Er-
wartung, die tiefste Weisheit zu finden, auf die Enthül-
lung der griechischen Mysterien setzen zu dürfen ver-
meinte. Der Schleier ist von diesem Saisbildc nun ge-
hoben, zur Frende aller derer, ilie Wahrheit suchen,
weil sie an solche glauben. Alan sehe ferner zu, ob
man aus der sogenannten indischen Weisheit, oder dein
Ägyptischen Zoomurpliisuius, oder dein vielgerühinten al-
leinigen Gott der Hebräer, in ihren ältesten, uns er-
r.'ichbaren Manifestationen, bei ruhiger und unbefangener
Forschung mehr als einen bald gröberen, bald feineren
l'olvtheismiis wird herausfinden können, wobei, um Miss-
verstSiidnissen vorzubeugen, nur gleich bemerkt werden
soll, dass die Ahndung Eines Gottes als der Ursache
aller Dingo einer schon sehr frühen Zeit zugestanden
»erilen kann, ohne dass diese Annahme jener Ansicht
Eintrag tliue , nur dass diese im Bewusstsein einzelner
»or der Masse beijjabter und erleuchteter Personen aus-
gebildet, balil im Rampf mit dem entgefjenstrebenden
Volksglauben wieder verloren gegangen, balil wieder neu
erstanden, ein Förderungsmiltel zur allmählich fortschrei-
tenden Sittigung und C'ivilisation der Völker geworden
ist. Wenn in dieser Beziehung an dein umsclileierteii
Himmel der Vorzeit Kamen, wie Orpheus, Moseg als
leuchtenile Sterne auftauchen, so ladet gerade das IVach-
barrolk der Assyrier , welchem der letztgenannte Heros
«lebt bloss seine politische, sondern auch seine geistige
Freiheit gab, zu einer fruchtbaren Parallele ein. Wenn
der Herr spricht ,,rlu sollst keine andere Götter haben
nehen mir" und „sollst sie nicht anbeten" (Mos. II, VII, 3.
oiid V, 5, 7.), so enthält dieses Wort unzweifelhafte und
hinreichende Aufschlüsse über damalige ReligionszustSiide,
die zu weiteren Schlüssen auf die Cultur auch anderer
V^dker berechtigen. Doch wie die mosaische Lehre den
frühereu polytheistischen (lultug der Hebräer zu reinigen
und auf den Glauben an Einen Gott hinznführen beab-
sichtigte: so kann vielleicht angenommen werden, dass
in gleicher Weise auch bei den Assyriern durch erleuch-
tete Männer, die das Bcdürfniss ihrer Zeit ver<tandro ,
358
alluiählich an die Stelle eines früheren polythcistischeo
Svsteins eine monotheistische Lehre eingeführt wor-
den sei, und in dicüein Sinne küiiiite ein historischer
Hauptsatz Herrn Lajard's gedeutet und geltend gemacht
werden, n.'lnilich dass jenes System »on den eingewan-i
derten Chaldäcrn nach Assyrien gebracht und verbrei- ,
tet worden sei. Allein ehe hierauf etwas gegeben wer-'
den kann, müssen wir die betreflende Beu eisführung
Hrn. Lajard's abwarten. Jedermann weiss, wie wenig es
aniioch auch den ernstesten Bestrebungen gelungen ist.,,
den Ursprung iler Chaliläer und ihre Stellung und Vor-
liältniss zu den Babyloniern in's Licht zu setzen, und
wir können einem neuen Versuch, der es sogar unter-
nehmen ninss, eine Zeit zu beleuchten, welche keine
historische Ueberlieferung erreicht, für jetzt nur mit ge-
ringem Zutrauen entgegensehen. F. 0.
36. Oxylos als Fiihrer der Herakiiden.
Das Orakel zu Delphi hatte den Herakiiden, wie die
Sage meldet, geboten, auf ihiein Zuge in den Peloponnc»
einen Dreiäiigigen (rp/(;(/ 3«/ //«i^) zum Führer zu wählen.
Da begegnete ihnen der Aetolier Oa'yZos, der, entweder selbst
einäUi^ig, auf einem Pferde sass , oder aui einem ein-
äugigen Maullhiere ritt, und in diesem erkannten sie
ileu Mann, der sie an das Ziel ihrer Wünsche bringen
niirde. Dass diese Angabc nicht als historische That-
sache betrachtet werden dürfe, unterliegt wohl keinem
Zweifel. C. Otfr. Müller (Dor. I, (il.) bemerkte sehr
richtig, dass es schwer sei, sich bei dieser Auflösung'
des den Herakiiden ertheilteu Orakels zu beruhigen,
weil ein so zufälliger Umstand ohne Bedeutung für da«
Ganze sei. Aber eben .so wenig darf man behaupten, dass
ilie oben angeführte Sage ohne alle tiefere Bedeutung
ist. Es fragt sich also, wen wohl das Orakel unter dem
Dreiäugigen verstand. Wir glauben, dass sich diese Frage
mi: ziemlicher Wahrscheinlichkeit beantworten lasse, wie-
wohl Müller beisetzte, dass es unmöglich scheine,', did;,
wahre Bedeutung des TiJioifiiaKilUs auf/,ufniilen. (!
Wir glauben, dass sich dieselbe am leichfesten finden
lasse, wenn wir die verschiedenen genealogischen Ver-^
bindiingen betrachten, in welchen Oxylos vorkommt. >iach
Apollociorus (I, 7, ;.) ist derselbe ein Sohn iles Arei
und der Frotogeneia. Es dürfte woLl gegenwärtig nicht
mehr bestritten «erden, dass eine Anzahl der Kinder,
welche die griechische Sage den einzelnen Göttern bei-
legte, dadurch entstanil, dass man A\e Fiiidicate, welche
die Aelterii führten, von diesen trennte, uml zu selb-
ständigen Wesen umbildete. Wir »ollen hier nur an
Glaukos und Halirrhothios erinnern; beide gingen, wie
man fast allgemein annimmt, aus Beinamen hervor, wel-
che früher Poseidon führte. Wir könnten eine iMenge
ähnlicher Fälle namhaft machen, wenn es iiotliwendig
wäre. Es fragt sich nun, welche Bedeutung Ares in der
griechischen 3J^thologie urs[>rüiigli( h hatte; kennen wir
diese, so dürfte über die seines Sohnes wohl kein Zwei-
fel obwalten. Schon in den Honierisi hen Gesängen ist
der Wirkungskreii des Ares sehr öescluünkt. Gewöhn-
lich betrachtet man ihn nur aU Ivricgsgott, oder gar nur
34*
359
360
.tl» Synitiil i\c* Krie-rsffptilnimpls. Allein ilas» er ur-
sprMWi,'/lV/i Pill«' liiiluTP IJdleiitlliijf liattp, 1111(1 ilnss «iilll
niriii){s»KMse .SCI« .Wime beitruj;, «lass iiiiiii iliii aiif riiie
so iiicilrrp'Stiifi! sd-lltP, geht aus licloii (Jfiv iclilroUiMi
Alfalx-ii lii-rior. Bi-i Sophokles (()pili|ms T\raiiii. IS:').
et 'iiilrrnri'K.) prscheint er als L'rlieln-r tler Pest, »ie
Apolloii. Aber, H ie ilieser Gott, so ist aucii Ares (So-
iihorl. Aj. 70(i.) Almeiider «les Unheils. Wenn man er-
»•flgt, welchen Kiiillnss die Alten iler Sonne nnii dem
3Iunde auf das Heliiiileii aller lebendisfen (ieschi)pfe zu-
«rhrieben , so dürfte man es nicht anfrallend finden, itarnui
Apollon ebensoiiolil Pest unil gef/llirliehe Krankheiten
überhaupt seiiilet , als auch dieselben wieder abwendet.
AVeun nun Ares in ijieser Hinsicht gleiche Macht mit
ihm besitzt, so dürfte es wohl nicht zu gewaj;t sein,
wenn wir vernuithen, dass der jNamo des Ares ursprüng-
lich, wie jener des Apiillon, der Sonne beigelegt wurde,
und mithin beide Götter aus Pradicatcu, welche dieser
Lichlkörper trug, heriorgingen. üiese Vermuthung wird
durch eine Stelle in einem alten Hvninus, welchen man
«lern Homeros beilegt (Hjnin. Hom. VIII, 0 sqq.), fast
über jeden Zweifel erhoben. Hier heisst es lon Ares
i,vouvyea y.vyXuv ikiacriDV Aillegoq enTanooo/i; ivi
reioiOtV etr. Der feurige Kreis oder die feur ge 31asse,
von der in iler angeführten Stelle die Rede ist, dürfte
wohl nichts Anderes sein, als die Sonne, welche die
Alten theils für einen von Feuer durchglühten Marmor
oder Stein, theils überhaupt für eine Feuermasse hielten.
Auf fast ähnliche Weise spricht Euripides (Phoeniss. I sqq.)
von Helios, w Tl)v ev aavooii ovQavoo re/ifuiv uöuv,
•/.ai XQt'O-uy.oXktJTOioiv sußeljuji dicpQoii f/kie, 9oaii;
liCTtO/aiv tikianuiv (p-.uya. Warum aber der Sonnen-
gott Ares genannt wurde, miichte sich nicht so leicht
bestimmen lassen. Wir glauben, dass mau ihn den Star-
ken, Kräftigen, Unbezwinglichen , wie man wohl den
Namen .Ares übersetzen dürfte , wegen der IMacht des
Sonnenlichtes, welcher Nichts widerstehen kann, genannt
habe. Sobald nun tue Alten sich unter dem Namen Ares
ein besonderes tresen dachten, und «lie ursprüngliche
Beziehung «Icsselben auf den grossen Lichtkiirpcr allmäh-
lich aus ilem Auge liesscn, war es natürlich, dass sie
dasselbe in einer beschränkten Bedeutung anffassten. Zur
Bezeichnung der IMacht des Lichtes, auf welche sich
iclion sein Name be?,os, erhielt dieser Gott einen Kor-
per von ungewöhnlicher Grösse und Kraft. Ilomeros be-
merkt (Iliad. XXI, 407-) von dem Korper des Ares,
dass derselbe im Falle sieben Hufen Landes bedeckte,
und die Brust des Gottes war nach demselben Dichter
so kräftig, dass er wie 9U0U — U'OjO Krieger brüllt
(Iliad. V, S')S.). Der Sonnengott ist wegen de« wohl-
thütigen Einflusses, welchen das Sonnenlicht auf alle
lebendigen Geschöpfe ausübt, Spender des Heiles; aber
eben derselbe ist, insofern er der Erile das hulJe Licht
entzieht, Unheilstifter, Verilerber , Zerstörer. Diese
WirlcSavikeit des .Ares haben die Alten bei der Bedeu-
tung seines Namens und der na/ürliclien Beschaffenheit,
<lie man ihm zur Veranscliaulichung seines ursprünglichen
Wesens beilegte, vorzugsweise hervorgehoben, und diets
dürfte wohl die Lrsache sein, dass man ihn schon in
der Humerisrhcu Zeit als Symbol der ruheu Kraft und
Stärke zum IMenschenwürger und mordbeflerkteu Kricgn-
gott machte. Indess schimmert seiiia eigentliche Bedeu-
tung nicht bloss in den olieii angeführten Sagen durch,
sundern sie lässt sich auch noch aus manchen andern
Umständen erkennen. Wir wollen hier nur an seinen
Wagen, »velcher von Gold strahlt, wie jener lies Son-
nengottes, und an seinen Sohn Kvknns erinnern.
Bekanntlich war dem Sonncngotte, wegen der Rein-
heit des Lichtes, der Schwan heilig. Die Sage erhob
desshalb den iNamen Kvkiios zu einem besonderen Wesen,
und nannte dasselbe zur Bezeichnung des innigen l er-
hültnisses, in welchem der Schwan zum Sonnengotte stand,
Sohn des Apollon. Aber auch bei Ares treffen wir einen
Sohn dieses Namens an, und wir nehmen keinen An-
stand, die Vermuthung auszusprerlien , dass der Schwan
diesem Gotte ursprünglich ebenso eigenthümlich ange-
horte , wie dem Apollon. Wäre nun Ares ursprünglich
nichts .Anderes gewesen, als wilder Kriegsgott, als Men-
schenwürger und Städtezerstörer, so konnte man nicht
begreifen, warum die Sage den Schwan mit ihm in Ver-
bindung gebracht habe.
Wie nach diesen Erörterungen der Name des KTkiu«
ursprünglich ein Priidicat des Sonnengottes war, welches
dieser wegen des ihm heili;;en Vogels führte , eben<Ki
dürfte PS sich auch mit dem Namen des andern Sohncti
des Ares, von dem hier vorzugsweise die Rede ist, uam-
lich mit dem des Oxylos, verhalten haben. Es fragt
sich demnach, warum der Sonnengott mit diesem Namen
beehrt wurde. Die Beantwortung dieser Frage hängt
einzig von der Bedeutung des Namens Oxylos ab. Wir
vermuthen , «lass derselbe von dem Prädicate Öi;i'i abzu-
leiten sei, welches sich auf die scharf brennenden, ste-
chenden Strahlen der Sonne bezieht. Wie der Homeri-
sche Hymnus auf Apollon (v. 374.) die Sonne desshalb
liiktu^ oti'h nennt, so heisst Helios anch bei Pindar
(Olymp. \ll, 7().) der Vater der scharf brennenden Strahlen
(6tf(äv ö ytvettkiot; uxrivojv nari'jo). Nach dieser
Erklärung wäre also der Name Oxylos ursprünglich eben-
falls ein Prädicat des Sonnengottes gewesen, welches
dieser wegen der Stärke und Kraft der Sonnenstrahlen
trug , und erst im Laufe der Zeit von ihm getrennt und
zu einem besonderen Wesen umgebildet worden. Dax
Wesen des Sohnes kann von dem des Vaters nicht ver-
schieden sein. Wenn der Name des Oxylos von der Be-
schalFenheit des Sonnenlichtes entlehnt war, so möcht*
wohl Ares, der denselben ursprünglich führte, nicht an-
ders, denn als Sonnengott aufgefasst w erden können, und sein
Name sich nicht minder, als der seines Sohnes, auf die
Wirkungen des Sonnenlichtes bezogen haben.
Der Name Oxylos erscheint aber auch in einer an-
dern genealogischen Verbindung, Nach der gewöhnlichen
Sage ist Oxylos ein Sohn des Hämon oder Andrämon
und Vater des Aetolos. Der Name A'iuojv lässt sich auf
eine doppelte Weise erklären. Befrachten wir anta als
die Wurzel desselben, so ist Hämon der Blutige (cf.
Eiirip. Ilec. yU.j nnd von Ares, der ftiuKpuvo^, der
Mordbefleckte (II. V, S44.) heisst, nicht verschieden, als«
nur ein anderes Prädicat des Ares, so dass durch das-
selbe die genealogische Verbindung, in welcher Oxylos
mit Ares steht, dem Wesen nach nicht geändert wird.
361
362
Der Name IlSmon kann aber anch von at'fnov=:8aiUU)v,
weichet »vir schon bei Hoineros (Iliail. V, 4*^'.) in «ler
Beilentnn^ kundig oiler erfahren antreffen, ab{relei(et wer-
den. Es ist bekannt, ilass die Alten ilem Sonncn^otte
«lesshalb, weil das Licht der Sonne alles durchdrinf(t
nnd erhellt, alle Finsterniss zerstreut, ein so scharfes
Auge beilegten , dass er Alles sieht unil selbst bemerkt,
was auf dem Grunde des Meeres rorgebt (Piiid. Olymp.
VII, (i'i.) , und ein so scharfes Gehör, dass er und Ile-
kate sogar das Rufen der Perseplione (Hyinn. Homer, in
Cerer. '25 sq.), fernahuien, als diese »on Hades entführt"
wurde. Wegen der oben bezeichneten Wirkungen lies
Sonnenlichtes wurde der Sonnengott zum Vcrkiin<liger
der Zukunft; er allein vermag es, die Finsterniss zu
lichten, in welche diese gehüllt ist. Desshalb kann es
nicht autfallen, nenn er U^mon oiler D/iiiion genannt
wurde, üiesen Namen löste die Sage oder Diihtnng von
ihm ab und erhob denselben zu einem selbständigen
Wesen.
Wie des Oxvios Name sowohl durch die Verbindung
mit Ares, als auch durch jene mit Hämon sich als ein
Pradicat des Sonnengottes erweist, ebenso geschieht diess
auch durch seine Beziehung zu Aetolos, welchen die Sage
einen Sohn des Oxvios nennt. Schwenck (myth. Audcut.
tl6 sq.) leitet den Namen Aetolos von a/Vaj ab nnd
bezieht dieses anf das Brennen der Sonnenstrahlen, Wir
Laben keine Ursache, die Richt^keit dieser Erklärunt;
zu bezweifeln. Nach derselben ist also der Name des
Sohnes Aetolos von dem des Vaters, Oxjlos, seiner Be-
dentung nach nicht verschieden; beide bezogen sich auf
dieselbe Eigenschaft des Sonnenlichtes.
Wenn nach andern Angaben Aetolos ein Sohn des
Endymion , nicht des Ox)'los, genannt wird, so dürfte
dadurch unsere Ansicht von der ursprünglichen Bedeutung
seines Namens nicht im Geringsten verändert werden.
Denn Endymion, dessen Name sich auf das Untertauchen
der Sonne in den Wogen des Aleeres bezog (Hom. Odyss.
I, 24-) » war Anfangs Sonnengott, wie Ares. Schon die
innige Verbindung, in welcher Endvminn mit der Mond-
göttin Helena o/ler Selene steht, erhebt diese Vermuthung
fast zur Gewisshcit. Nach diesen Erörterungen waren
demnach die Namen Ares, Endymion, Oxylos unil Aetolos,
ursprünglich Prädicate der göttlich verehrten Sonne, die
von diesem Lichtkörper durch die Dichter allmählich
abgelöst und zu besonderen Wesen umgebildet wurden.
Die Sage brachte sie , sobald man sich unter jedem Na-
men eine besondere Person vorstellte, in genealogische
Verbindung zu einander ; diese mnsste sich aber in den
einzelnen Provinzen verschieden gestalten, so dass es nicht
befremden darf, wenn in der einen Erzählung dieses, in
einer andern jenes Wesen als Vater oder als Sohn er-
scheint.
Betrachten wir die körperliche Beschaffenheit des Oxy-
los, so gelangen wir zu dem nämlichen Resultate. Das
Orakel hatte den Herakliden befohlen, sich einen Drei-
augigen zum Führer zu wählen, und als solchen erkann-
ten sie den Oxylos. Es fragt sich also, warum er drei
Augen hat. Es ist bekannt, dass die alten Griechen,
nachdem sie die einzelnen Namen derjenigen Gegenstände
die sie göttlich rerehiteu , von diesen getreuut uud zu
besonderen W^esen umgebildet hatten , diesett auch in
körperliclier Hinsicht solche Eigcnthümlh-hkciten beileg-
ten, welche an die Bes< haffenheit der Geijenstände er-
innerten, von denen die Namen entlehnt «aren. Apollou
trägt wegen der Farbe des Sonnenlichtes goldene Locken,
Artemis und andere Alondgöttinneu zeichnen sich durch
ungemein grosse Schönheit aus, Ares und Andere besitzen
ungenöhnliche Stärke und haben eine riesenhafte Grösse.
Ja, selbst auf ihre Kleidung nahm man besondere Rück-
sicht, sowie auf die verschiedenen Attribute, welche sie
führen. Der Purpurmantel des Sonnengottes erinnert an
die Farbe des Sonnenlichtes, die Aegis iles Zeus an das
Himmelsgeuölbe , an welchem sich ilie Sonne befindet,
der IVlond an dem Kleide oder auf dem Schilde der Pallas
an die ursprüngliche Bedeutung ihres Namens. Es darf
uns also nicht sonderbar lorkoiiinien , wenn iler Sonnen-
gott in der Mitte seiner Slirwe, wie diess bei Polyphein
besonders der Fall ist, ein einziges Aa^e von ungewöhn-
Jicher Grösse hat, welches an ilie Sonne erinnert, von
welcher sein Name entlehnt ward. Allein schon aus den
Homerischen Gedichten gewinnen wir die Ueberzeugung,
dass den Griechen bereits in der heroischen Zeit die
ineisten Symbole ähnlicher Art nicht mehr verständlich
waren. Sobald sie also die ursprüngliche Bedeutung die-
ses einzigen grossen Auges in der Mitte der Stirne nicht
mehr einsahen, war es natürlich, dass sie dasselbe gani
verdrängten, oder wenigstens mit den zwei, den Men-
schen eigeiithümlichen Augen, umgaben und auf diese
Weise die Bilder des Sonnengottes mit drei Augen ver-
sahen. Auch Oxylos bekam aus diesem Grunde drei
Augen, wahrend er früher nur ei7is hatte. Da man sich
aber später nicht erklären konnte, warum ein Mensch
nur ein Auge oder gar drei Augen hätte, so nahm mau
zu seinem Pferde oder zu seinem fllaulesel die Zuflucht
und legte diesem eines der drei Augen bei, oder man
gab dem Thiere zwei Augen und liess dem Oxylos das
einzige, das er in der ältesten Sage hatte. Wäre Oxyloe
allein Tpiö(fi^akjitog, so könnte mau unsere Erklärung
bezweifeln; allein wir treffen «liesei Prädicat auch bei
andern Göttern an, welche ursprünglich Sonnengötter
waren. So wurde Zeus (Pausan. II, 24, 30 bei den
Trojanern als T(J/6rfi>(il/iog verehrt, nicht weil er Him-
mel, Erde unil Meer überschaut und beherrscht, sondern
weil sein Name früher ein Prädicat der göttlich verehr-
ten Sonne war. Aus dem nämlichen Grunde hiess Apol-
lou Triopios; TOlu-Jzloq aber, T^törciji und TOUKftful-
UOQ bezeichnen ein und dieselbe Sache. Nun ist be-
kannt, in welch' hoher Achtung unil Elire Apollon bei
den Herakliden oder üoriern stand, wie unbedingt sie sich
der Leitung dieses Gottes hingaben, so dass es uns nicht
befremden kann, wenn sie unter der Anführung d»s.(elben,
d. h. unter seinem Schutze und Schirme, in den Pelo-
nonnes eindrangen und durch seine Hülfe eine neue Hei-
niath glücklich eroberten. Wir haben zwar kein Zeng-
niss, durch welches wir bestimmt nachweisen könnten,
dass Apollon den Beinamen Oxylos hatte; allein wenn
wir berücksichtigen, dass wir diesen Beinamen bei meh-
reren Sonnengöttern antreffen, dass Ares, mit dem er in
Verbindung steht, einen Sohn Kyknos hat, wie Apollou,
dass Oxylos, wie Apollon, T(jiu(fi)akfÄO'i ist, so dürfte
fä »ohl crUuU seiu, <lio Vprmutkung zu wagen, «las«
(Irr llrrnü OxUo«, »rlclit'ii (lie Sa;;o zu einoni Aotolier
luarlit, «ciiio Knl.^ti'liiiiijJ eiiifiii Prädicalu lerdaiiklc, «el-
clirt iiirht Mos.« ilri» Ares odrr Il^iixiti, soii<lerii auch
ileiii A[«ill(iii xiik»iii, aber wie XhIIios (i;(/.u!:}ü^), «Icr aii-
{{elilulip St.iiimiialer ilcr loiiirr, von Apollon, « ie roii
Ares, g^rri'i-iiiit und zu eiiieui besonderen Wesen uisige-
(eliafl'«ii wurde.
Professor Uschold.
37. a) De Theseo , populnrh Atheniensium imperii quem
dicunt aiiclorein. Coninienfalio , qua ad rxainina
publica gvuinasii Donauesc hingani iniifat Carol.
.41. Fickle'r, Gvmnasü li. <. Roctor. Karlsruhe l.':52'J.
2.S S. 8.
l>) Di« Donaucjucllen uud das Abnobajcbirg der Alten.
Eine gpiijjraphische Untersuchung als Exciirs «u
Taciti (Verni. Cap. l. Von C. H. A. Fickler, <
Director des Gruisherzogl. Dad. Gjninasiuuis zu
Douaucsi'hingeu. Karluruhe 184(1. bi S. 8.
Die erste Abliandiun«; , eine im philologischen Semi-
nar zu Freibnrg uiiternoniinene SthnliiliHng, theilt die
bereiti von Meursius gesaunnelteu Stellen der Alten
mit , in »eichen von Thesen» politischer Constitution des
athenische« Staates die IWde i.st. Zuerst eine Stelle aus
Tlieophrast's Characteres , dann, nach einem Seitenblick
anf Ilnmer lliail. II, 54(i sqq., Thukydides, hierauf die
drei Tragiker, ferner was bei den Rednern bis auf Li-
Lanius herab über die Sache vorkommt, endlich, unter
kurzer Envähnung einer Stelle der parisisrhen Chronik, des.
Diodorns und Pausanias, vnrzüj;lich Plutarch im Leben
des Thesens. Das Endresultat ist: l) Non est Theseus
aurtor Deniocratiae sive popnlaris luiperii eo modo insti-
tnti, <iuo post Clisthenem existebat. 2) Nos aibitramur ^
Theseiim, ipsis conjunrtis Atticae cultoribus, partem qui-
dem gacrorum et potestatis Judiciariae primoribns polli'
ritnm esse, ceternm plebi concioncs concessisse, in quibus
lel catervalim vel siiiguli suam de rebus pnbliris seii-
tentiam dicerent, eoque modo ab illo populäre quidquUm
regno esse inimistum. 3) Denique incolumem haue ei
«tataimns gloriani: Illnm primum fciisse, qui , quac priiis
ad aiiius nutnm regebantnr, in Atheniensium civifate coii-
illtuta publice egerit annuente populo , ita ut vulgu.s
quudauiniodo regis consiliorum factum sit particeps. Gegen
den ersten Satz lasst sich Nichts einwen<len , obgleich es
ganz uiip.issend ist, von Thesens zunächst auf Kleisthe-
ne» zu blicken; man blicke nur erst auf Snion. Was
der zweite Satz sagt, ist v«enigs(ens zur Hälfte übertrie-
ben, und der dritte Satz ist in seiner Allgemeinheit un-
nalir und ganz unhaltbar. Hr. Fickler hat sich dem in
• olrhen Dingen unkritischen Plutarrhus allzu sehr, ob-
gleich freilich nicht ganz, hingegeben, und namentlich
durrkaus den Fehler begangen, dass er über eine der
nivthisrhen Zeit angehorige Person einzelnes Historisches
\i issen zu können, irrthünilich vermeinte. Deu einzig
richtigen Standpuiict zur IScurtheiInng dieser Sache gibt
M-hiimann in seinem Jfru. F. unbekannt gebliebenen Buche
de Comitiis Aths«. p. VI, wo er sagt: Quis enim audiet
illos srripfore». qui ita populärem sibi (ingunt Tkeseum,
364
ut eiim domocratiae auctorem fuisse tradaut et vel IIo-
meri testimoninm allerant, qui in navinm catalago solo»
.ithcnienses dljjiuv dicat? 'V'eriini haec et ejusniodi alia
in historiis dcbcnlur portaruni studiis, qui suorum tem-
jiorum quasi (|uodilani exeniplar, iiistitutornmque omnium,
qua« praeclara et laudabilia pntantur, originem ab ultima
antiqnilate et uno quodam magni noininis viro repetenda
ducunt, ut et illa vetustate augiistiora, et hie virtute ac
prudeutia illustrior rideatur. llistorioi autem quantum
absint pleriquc a vera et Sana ratione critica in' antiqui-
tate tractanda, cuivis, creitu, satis per.spertum est; et
flutitrchus inprimis id sequitUr, non ut ex fabulis verum
eruat, sed ut fabulis veri qnandam speciem indaat, et
Thesei Rouiuliic res geütas haud alitcr ac Periclis et
Ciceronis referat. Sellist Tittmann, der es unter Andern
in dem Demokratie- Wittern geuiss so iveit getrieben hat,
als irgend Jemand, sagt bloss: ,,des Thesens \'eifassuug
muss für die Rechte des Volks günstiger gewesen sein .
als der vorausgegangene Znstand. >un erscheint die Ver-
einigung in eine Stadt und in einen Staat als der Uaupt-
punct in der Veränderung der attischen Verfassung durch
Theseus, und ilarin möchte man daher das Wachsthum
der Freiheit zu sndieu haben." So urtheilt in iler Haupt-
sache auch C. Fr. Hermann , der g. 98- seines Lehr-
backs der griechischen Staatsalterthümer sehr richtig be-
merkt, dass diese lieschränkung der absoluten Königsge-
walt einen aristokratischen Charakter hatte. In voller
Uebereinstiminung hiermit sind Scliiimann Antiqq. juris
publici Athen, p. 167 und If'ackstnulh hell. Alterthums-
kunde I. 1, p. 226, obgleich der Letztere die Sacke
etwas ungenau behandelt hat. *) So hat denn diese Com-
mentatio weder durch das Verdienst einer Quellensamm-
lung, noch durch ihr Resultat etwas Interessantes, worüber
wir jedoch, da der Verf. den ersten scliriftstellcrischen
Anfang mit ihr macht, nicht klagen würden, wenn we-
nigstens die sprachliche Darstellung genügte. Diess ist
aber leider gar nicht der Fall. Von eigentlicher latei-
nischer Stilistik rede ich nicht; ich mache keine so hohes
Forderungen an Um. F.; ich rede von Beobachtung der
allergetvühnlirhsten Grammatik. Gleich der Titel enthält
in dem Accusativ uuctorem einen crassen Fehler, was
Hr. F. mir auf mein Wort glauben mag; und überall
zeigen sick Verstösse gegen die Regel der consecutio tem-
poruni, z. B. S. 4 oinissa est accentuum significatio , ne
corrigendorum numerus ultra modum augeatur; S. 12 qui,
ut aurain populärem fabulae suae arriperet, verba facit ,
quae plebis , summa libertate gaudentis, aures capinnf;
S. 16 ut Athenienses intelligerent, quantum valeat; S. 2H
pollicitus est fore, ut ne quisquam majorem vim excrceat.
(legen die Regeln über den Gebrauch der Modi wird
eben so häufig gefehlt, z. B. S. 4 respondeo, me jam sati»
mihi fecisse videri, cum, operarum instar, aliquot saia
in medium protnlerjm ; S. 5 illuJ quidem nihil valet,
nisi forte confirui«re/«r; S, 6 cum, (da) hie locus spu-
riu« viiletur; S. 17. est, de qno inter se Altttrunt.
Lexicalischcs: S. ,i. hucnsque statt adhuc; priucipi a
coiisiliari'is statt consiliis , certe sciebain statt certo
' Hierliei gehört auch Bern.Vrd de archontt. p 13- 20',"d«!t"
übrigens Mrn, F.. wie vieles Vridevc nicht kennt. "' •'■
365
3GG
»f.; tandrni 8<att denique; S. Jü »erisiinilita»; S. )l i"<ie
'^\s^^t liiur ; 8. l;^ cadavera staU fuiiera; S. 13 glorificare ;
.«\ias statt aUter; S ty (juidijuain statt aliquid und Qie-
wuriae reliiiquere. üin die LeSPr nicht xu erniiideo ,
will ich bloss nocli folgende .Stelle notireu : S. ö neuii-
aeui fugit, nulluni libruui tantas vecietates exhibero, quam
ip$i »criptoris iiostri characteres.
Die andere Sclirift des Hrn. F. über die Donanqurl-
len i«t; nicht geluiiffencr. Um unsere Kritik rnogliehst
kurz «U fassen, gqben. wir zuerst die Uebersc.hriften der
eiuzelnen Capitel: . '
liiiil) Von den Namen der Donan nnd ihrer Bedeutung;
inu'J^ Vi»! den üonau(|nellen bei Herodot;
fi\-'Sy Von den Ansichten der spateren Schriftsteller hh
auf Tiberiiis Besuch bei den Donauijiiellen ;
4) Von der Kntileckung der üouauquellen durch Ti-
berins. Kritik der Angaben Strabo's «her die-
selben ; : '• .1 > • '■::
?>■) l>ie Allgaben der Schriftsteller nach Aognstns über
die Donauqucllcn ;
ti) \ Oll 3Ioiis Abnoba iiml den andern Beneinimii;eii
unseres Schivarywaldes ;
7) Ergebnisse der L'iitersiichnng.
i Unter >r. 7. stellt also Hr. F. S. 5 1 ze/in Puiicte
«Is Resultate seiner Arbeit bin-, deren erste und »ich-
tigere fuigende sechs sind.
-"•■■ ••; „,; \. ^ ,• I,;,,,,.,., ,
Di» Griechen bis Aristoteles suchten den Ursprung
der Donau im äussersten Westen voii' Europa-^ auf der
ftyreaäischen. Halbinsel. - ; -
oJfj.- Hierzu bemerke ich: •" »lailA. noii.iiiwJvi.i,
'» a) Diess haben schon Maunert IIT, 4^4 flg. urid WTl-
lielm bei Erscli und Grober 2 i, 84 flg. hinlähglich dar-
gethan.
b) Id Bezug auf Aristoteles hätte Hr. F. nicht bloss
die ihm -n'illkoniinene Stelle 3'Ieteor. 1, l'J. ans Mannert
anführen , sondern auch darauf aufmerksam machen sol-
Isn , dasg de mir. auspult. p. llhO C. Huv. (thcihveise
«uch Hist. Animall. VIII, 1 .•>.)■ gelehrt wird, der Ister
entspringe in der Nähe des Pontus Euxinus fx rviv
noy.oviv)}) ö/.wi', und theile sich in zwei Arme, von
welchen der eine in's schwarze IVIeer, der andere in den
»Iriatisclien Busen auslaufe. Ebenso meinte Hipparchos,
dann Timagetes, nach Plinius III, 22, auch Cornelius
Nepos und der Anonymus in peripl. Pont. Enx. 11, 12;
mau »ergl. Gossciin, recherches sur la geographie des
Ancieus 'ly 37.
. , Ml, .1^ 11;
Je mehr jene Gegenden bekannt wurden, desto mehr
wich die Sage V07i den Donauquellett gegen Osten.
Dieser Satz lieisst ohngefähr so viel als; Je mehr
nian die Donauqiiellen kennen lernte, desto mehr kam
man aus^ d«p| lrrt)^u;^|. Diess versteht sich ohne For-
»chuiia, ,
i',:f
III.
Theili: ttnissverstandene Sagen vom Argonautenzuge,
theils der Umstand , d;ss man dem liinströme folgte,
verpflanzten die Donauquellen auf di« Alpen.
Uiess hat bereits Mannert S. 4'.''i dargi-thaii. \\ »t
jedoch specirll die ,, niiss>'erstandeiie,q Sagen über ilen
Arguiiauleiiitug " angeht, so ist es wiihrscheiiilicher ,
dass in iiiiien uriprüHglicb Nichts vom Istcr lorkaiii,
sondern umgekehrt im Laufe der Zeit die Fabeleien
über den Ister in das Gemenge iler Argonauten - Sage
hinüber getragnen wurden. Diess hätte llr. F. schon bei
Wilhelm 1. 1. und bei Schneider xo Aristut. Hist. Ani-
mall. I. 1. lernen können.
Was Hr. F. bei dieser Gelegenheit über Strabo sagt,
dessen Geographie er verächtlich ein Sammelwer/c nennt,
beruht auf Voriirtheil und IVlissverstand. Strabo kannte
die Uonauqiielle; aber ans Mangel an richtiger Vorstel-
lung von der ganzen Gegend täuscht er sich iiKofern,
als er den Ber^; dieser Quellen zwar vom Bodeiisce aus
bestimmt, jeduch dabei weder die rechte Dirertion, noch
die rechte Dimension zu behaupten weiss. Werkivürdiger
Weise ist die Stelle bei Strabo, au« der man sieht, das«
er gut unterrichtet war, Hrn. F. als eingeschoben ver-
dächtig. Wir verweisen ihn auf die ganz gesunde Be-
mer)cung Wannert's S. 427.
IV. und V. , .
Um die Zeit von Christi Geburt wurden die Donau-
quellen behannl.
Man setzte sie auf das Gebirg , welches auf der
rechten Rheinseite, Basel gegenüber , dahin zieht.
Diess lehrte vor Hrn. F. aassisr Mannert beseuders
Wilhelm 1, 1. S. 8G.
VI.
Dieses Gebirg hiess Abnoba, und begreift, wie di«
spätere Silva Marciana, keinen einseinen Berg, sondern
den ganzen Schivarzirald.
Diese, besonders in Betreu der S. Marciana, neue
Behauptung hat Hr. F. nur wahrscheinlich zu machen
gesucht, aber nicht bewiesen, obgleich ihr S. 34 — 47
gewidmet sind. Was Wilhelm bei Ersch II, (i , löU»
besonders 151. und 152. lehrt, ist bei AVeitem sicherer.
Hrn. F. 's Schrift hat die in Frage stehe: de Sache
um Nichts weiter gebracht, und ich stehe keinen Augen-
blick au, zu behaupten, dass Mannert und Wilhelm, der
Letztere namentlich anrli in seinem „Germanien" S. 53 ff-
die Wahrheit aus den ächten Quellen reiner lehren , als
Hr. F., und überdiess auch verständlicher und geniess-
barer, indem unser liutersucher selbst des allernüthigsteu
Maasses der Klarlieit und Correctheit entbelirt.
88. Die Insel Cypern
and die sie betreiTeDde Schrift:
K.ypros. Eine 31onographi« von Wilh. Heinrieh Engel.
2 Theile. Berlin bei G. Reimer. 1S41. I. Th.
■ X und 778 S. und 2. Th. 689 S.
Welcher Alterthumsforscher wäre bei seinen antiqaa-
riicheu Untersuchungen oder schon bei der Lectüre der
3f)7
?,fi8
allen Claüsiker niclii liolfarli auf die leisol Kypro» ge-
Rtos.trn ? In (It (ipscliirhte des luKd-ll.'liiilisrlieii IVIorres,
<lcg llaiiilrls , «Irr J»oofalir<Pii , der Nicdcrlassiiiigpn , der
Ciillc , der Sprarlio dos so merk» tirdi{;«ii Volkes der
Ph()iiikier s|>ii>lt sie j.i schon eine sehr gewichtige Kolle.
Sie »ird xiier.st roii diesen besetzt und benutzt und cul-
tivirl: ilire naclibarliche, so gi'instige Lage lud dazu ein.
Daher hat auch ilir Name und der Name mehrerer ihrer
Städte seinen Grund unil seine Herkunft aus dem Semi-
tischen. Eine dieser Städte (Kittion) gibt sogar den Phii-
nikiern und den Hebräern Gelegenheit zur selben Benen-
nung ganz Griechenlands und Makedoniens. Der semi-
tische Cultus der Astarte ivird hier einheimisch nnd gibt
Anlass, dass bei den nadimaligcn hellenischen Einwan-
derungen der jenem ähnliche Apliroditedienst liier gerade
M'urzel scliläijt, hier besonders stark geübt wird und
manche eigenthiimliclie Färbung erhält. Eine in der Ge-
«chichte der hrllrnischen Religion sehr merkwürdige,
iiinlänglich ronslatirtc Vermischung des fllnrgen- und
Abendländischen, des Hellenischen und Semitischen auf
eben jener Insel, die ihrer Weltste'lung nach eben diese
Vermischung herbeiführen konnte und inusstc. Denn
Griechen, namentlich Athener und Salaniinier siedeln
sich später hier an und helleuisiren die Iiisr-I , ohne ge-
rade alle Spuren des Piiiinikisclien zu verwischen. Der
Name der Insel 2. B. und der mehrerer Oerter, welche
die Phünikier angelegt, bleibt, und der erstere gibt, im
Vorein mit dem IMetallreirhthuin Kyperns, Veranlassung
zu der nocli lieute unter uns gültigen Benennung ,, Ku-
pfer" (aes Cyprinm s. Cuprum) für jenes bekannte Metall.
In der politischen Gescliichte zwar spielt die Insel
trotz ihrer Grösse, ihrer abgeschlossenen Lage, ihres
Keichthuiiis au Producten , ihrer zum Handel und Ver-
kehr und zur Erlangung einer bedeutenden Wohlhäbig-
keit so günstigen Weltstelhiiig zumeist nur eine unter-
geordnete Rolle. Die gleich von vorn herein durch die
Phünikier angerichtete Zersplitterung derselben in die
(iebiete der einzelnen iStädte , und dass sich nie Einer
fand, der durch Uebergewicht jeiner Kraft, seiner Macht
oder seines Geistes das Ganze unter Einen Hut vereinigt
hätte , ferner dass Kypros durch den Ueberiliiss an Er-
zeugnissen, durch sein heisses Klima, durch seine Nähe
bei dem weichlichen Asien seine Bewohner zur üeppig-
Leit, zur Schlauheit, zu williger Dienstbarkeit und Knecht-
erhaft und zu Thatlosigkeit erzog, endlich die Nachbar-
schaft jener grossen Weldnonarchieen im Oriente — das
waren von jeher unglückliche Verhältnisse, welche hiebei
»ehr widrig und zum Nachtheile eingewirkt. Dennoch
ist die Kunde der kvprischen Geschichte gar nicht un-
nütz oder unwichtig: die Insel ist oft der Tnminclplatz
.•streitender Parteien gewesen ; man kann jene nicht ent-
behren zum AVrständniss der allgemei?ien (i( schichte und
vieler Stellen in den classischen Schriften des Alterthunis.
Durch die griechischen Coloiiiern und durch die Ilel-
lenisirung iler Insel war selbige zumeist Griechenland
und dessen Interessen »Hgcwenilet, dem Oriente entfreui-
det worden, niigeachtet ihrer Lage und ihrer VVeltstel-
Inng, die sie vielmehr dem letzteren zugesellten. Daher
haben im Altorthuuie Griechenlands öll'entlicho Zustände
uiid Verhältnisse meistens das Schicksal Kyperni bedingt
und bestimmt. Man denke nur an die Perserkriege, an
den pelnponnesisrhen Krieg, an <lie darauf folgenden
Kämpfe zwischen den Griechen unter sich und mit Persicn.
Hier ist ein etwaiger Lichtpuiict die Regierung Euago-
ras I. in Salamis von etwa 410 bis 374. Von da ab
sind aber Kypros und seine Herrscher der Spiclball wie-
der der pers. Könige, Alexanders d. Gr. und der Dia-
dochen, insonderheit der Ptoleiijäer, bis die RUmer im
Jahre 57 »■• Chr. durch einen höchst niederträchtigen
Gewaltstreich auf kurze Zeit nnd ilann 29 ▼• CLr, anf
immer es ihrem Reiche einverleiben.
Das Uebrige aus iler Geschichte des Mittelalters nnd
der neueren Zeit gehört nicht in diese Blätter. Aber
erkennen wird man aus dem Angeführten, ,,das9 die
Geschichte von Cypern reichhaltiger ist und in bedeut-
samerem Zusammenhange mit den VVeltbegebeiihciten steht,
als die irgend eines anderen den Orient berührenden
griechischen Landes. Dadurch erhält sie eben ihren
eigenthümlichen Werth nnd ihr besonderes Interesse."
Mit dem Griechenthume war griechische Sprache,
grierbisclier Geist, griechische Regsamkeit und Kunst
und Wissenschaft, mit einem Worte: griechisches Leben
auf Kypros eingekehrt, jedoch nicht ohne besondere Ei-
genthüinlichkeiten entweder aus älterer Zeit festzuhalten
— wegen weiter Entfernung vom eigentlichen Griechen-
land — oder aus der vorgefundenen phönikischen, phry-
gischen etc. Welt anzunehmen. Daher hatte die Mund-
art hier manche absonderliche Wörter; die Sagen der
Kyprier und die Alythen schlössen sich zwar meist an
die hellenischen an, hatten aber doch auch vieles Eigene;
die KvTCQia inij oder Ki'TTpiaxa notlj^axa waren eine
merkwürdige Abart homerischer Dichtung ; die Bauwerke
und die sinnbildlichen religiösen Darstellungen trugen in
Manchem ein eigenthümliches Gepräge. Des phönikisch-
griechischen Aphroditecultes ist schon oben Erwähnung
geschehen.
Alle diese Verhältnisse und Umstände mnssten noth-
wendig von jeher die Blicke der Alterthumsforscher auf
Kypern hinlenken, mussten es ihnen von jeher wünschens-
werth machen, in einem vollständigen Werke nähere
Belehrung und Kunde von Allem zu erhalten, was sich
auf dasselbe bezieht. Freilich war es keine geringe Auf-
gabe, ein solches Werk anzufertigen. Aus der alten
Zeit hat sich keine Schrift historischen oder antiquari-
schen Inhaltes über Kypern erhalten; wer sich also einer
solchen Arbeit unterzog, war rein auf die vielen einzel-
nen Nachrichten in Schriften und auf Denkmälern ver-
wiesen. Der Wunsch aber nach einer solchen 3Inno-
graphie erhält nicht nur keine Befriedigung durch des
Meursius trockene und geistlose, wenn auch fleissige
Coinpilation , sondern die Anforderungen mussten sich in
neuester Zeit mit den Fortschritten der Wissenschaft
noch »teigern.
Im vorliegenden Werke indessen hat derselbe seine
Erledigung und ^'erw irklichung gefunden in einem Maasse,
wie wir es, abgesehen von einigen Mängeln und Ver-
sehen, die vielleicht theils die jugendliche Kraft de*
Verf., theils äussere Verhältnisse nicht vermochten fern-
zuhalten oder zu beseitigen , nur verlangen können. Hr.
E. ist mit achter Liebe zur Sache, mit rührigem Fleisse,
3G9
370
mil guten l'dikonniiiisson an's Werk gPljangpn und liat
es trotz maiuliprlei ungt'instigcr Verhalliiisso durch {esto
Aiiäilaiicr gliicklirli zu Ende gebratlif. Das wird ilini
auch der scLeelsfo Neid, die liittcrste fliissgiinst zum
Ruhme anrechnen. Und so li.ihen wir denn ein Gcsainnil-
bild von jenem merkwürdigen Eilande und von seinen
Znstänilen , besonders im Alterihnnie , vor uns und «ol-
len uns (lessclbcn als einer angenehmen und »lllkoinnie-
nen Gabe erfreuen. Schatle nur, dass nach Pocorke's,
Mariti's und Joseph von Ilauimer's geographischen und
antiquarischen L'ntcrsiichnngcn und Nachriclitcu neuer-
dings nicht noch sorgfältigere und umfassendere For-
«cliungen auf ilirser Insel, besonders auch in gcugnosti-
scher und naturliistorischer Hinsicht*), gemacht worden
sind, durch welche die früheren bestätigt oder erg/inzt
unil mit neuen bereichert wi'irdou. Die schandbare Iloh-
heit der Türken auf KTpern hat bis jetzt jedem Reisen-
den ilen Besuch und das Bereisen der Insel (erleidet oder
zur Untnugliclikeit gemacJit. Wiichto solches doch bald
anilers werden und wissenschaftlich gebildete Rlanner
sich nnn auch dieses Eiland ausersehen, zur allseitigen
Durchforschung und Erkundigung. Das Werk ron Hrn. E.
wird ihnen dabei sehr nützlich sein und als Grundlage
dienen können.
Der ^'erf. hat den vorgefundenen Stoff in drei Bücher
vertheilt: im ersten behandelt er die Geographie, im
zweiten — unter Einschaltung der Abschnitte mm l'olks-
thum , fon der Sprache, von der geistigen Bildung der
Kvprier im Alterthnme, — die Gescliichte der Insel bis
auf die neueste Zeit und im dritten endlich die Religions-
gescliichfo und die Mythen von Kvpros (namlif.h im Alter-
thunie).
Man wird in dieser Angabo sofort entdecken, dass
der Verf. hei solcher Anordnung nicht ganz glücklich ge-
wesen ist. Er halte sollen das Werk betiteln: .,Kyj)ros
im Alterthume.^'' Im ersten Buche gab er dann die alle
Geographie, bei der die allgemeine und die neuere na-
türlicher Weise mit hinzugezogen werden musste. Im
zweiton folgte nun die Geschi<hte der Insel im Alter-
thnme ; im tiritten endlich die Antiquitäten: d. h. ilie
Abschnitte über die Staaten, ihre Einrichtung, über Spra-
che, Geist, Cultur, Wissenschaft, Literatur, Kunst und
über Religion und Mythologie. .Als Anha7ig konnte an-
gefügt werden ein Abschnitt über die GescJiichte der
Insel währenrl des Mittelalters und der neueren Zeit. Vor-
aufzuschicken aber war als Einleitung das Nothige über
das allgemeine Interesse einer solchen Kunile und Schrift
über Kjpros und über die Quellen und Hülfsmiitel zu
derselben, wohin auch das Capitel über die alten, ver-
lorenen Gescliichtschreiber von K\pros gehörte — ein
Capitel, das sich in vorliegender Schrift nicht wohl aus-
nimmt als erstes Capitel der „Geographie von Kypros."-
Im Allgemeinen ist Ilr. E. bei Ausarbeitung der Schrift
mit Gelehrsamkeit, mit Umsicht und Vorsicht und mit
«elbstandigem Urtheile zu Werke gegangen. Kur hin
und wieder gewahrt man ein Versehen oder eine Unter-
"j Die wenigen diessfüllsi'gcn Boiicrkungi n von Hrn. v. Schu-
bert CRcise in's Morgenland III. üd. S. ,S97 IT.) regen
diess Verlangen nur noch mehr auf,
Zsitschr. f d. ALlerthumtw.
lassuug, oder eine unniifhigc Wiederholung, oder nünscht
mau ein selbstäniligeres Verfahren. Der Si\\ ist klar,
deutlich, uiigesucht und hatte nur an manchen Stellen
noch der Kachhülte und der Glatte bedurft. Schade,
dass der Verf. so fern vom Druckorte gewesen ist und
sich der Correclur nicht selbst hat unterziehen künnen ,
und der Verleger nicht für einen gewissenhaften Correc-
tor gesorgt. Dadurch haben sich eine .Menge Fehler
eingeschlichen, die noch lange nicht alle vom Verfasser
am Schlosse der beiden Bände aufgezählt sind , und bis-
weilen sind gar sonderbare Dinge zum Vorschein gekom-
men. Vergl. I. S. 5',)() mit den Verbesserungen dazu.
Druck und Papier sind son.'t sehr anständig und bei-
fallswerdi.
Im Einzelnen haben wir anerkennend und lobend oder
tadelnd nach dem ersten raschen Durchlesen — ein sol-
ches Werk will lange und anhaltend benut/.t sein, bevor
man ein vollständig begründetes Urtheil darüber fallen
kann — Folgendes zu bemerken.
B. I. S. UO sagt der Vei{.: ,,Der Name KovTVröq,
welchen Steph. v. ß. ans Astynonios mittheilt" etc. Diese
Worte will er aber in ilen Nachträgen verbessert wissen
in: Steph. v. B. '.i/crTi)'j'Oi(Os. Allein das Erstere ist ganz
richtig. Stephanus v. B. sagt unter Anderem s. v. Kl'-
Tioo;: 'JoTvpofio^ Se (pijoi Kvnzov (leg. KgiTirov)
HexkriODctl. — Die Entstehung der Insel (S. 2ö) würde
nach den neuesten geologischen Ansichten naturgemasser
durch eine Hebung der Erdmasse aus der Tiefe des Mee-
res erklärt werden. — Zu S. 28. Anui. 3- fügen wir
hinzu, dass ein Fragment des Komikers Alexis beim Schol.
zu Piaton. Menex. p. 3;>3. 1?, wie Aristoteles, der Insel
Kvpern die sechste Stelle unter den Inseln des mittel-
ländischen Meeres einräumt. — Der Flacheninhalt (vgl.
S. 29) der Insel wird in neueren geographischen Hand-
büchern meist unter 300 Quadratm. angegeben. Ditten-
hcrger haf293, Polsberw 250, Stein 241'/,. So schwan-
ken die Angaben, weil man nichts Sicheres darüber weiss.
— Schon in iliesem Abschnitte sind auch mehrere zu
unbestimmte Citate, als z. B. Euripides Bacchen, Orpheus
und Proklos Hymnen auf Aphrodite, angebracht. Der
Besitzer eines solchen Werkes will aber die Erleichte-
rung haben, ohne Weiteres die betrefFenden Stellen auf-
schlagen zu können. — üebcr die Erzeugnisse der Insel
kann nun auch Nicbuhr's Reisebeschi'eibnng III. Band.
S. 21 ff- nachgesehen werden. — Ueber die kjprischen
Smaragden kann mau vergl. Achaei Eretr. quae supersunt.
Ed. Ulrichs, p. 23 sq. und die das. angef. Stelle. — Für
das fünfte Capitel hätten wir sorgfaltiger benutzt gewünscht
den i^xeöiaoi^iog ijroi ireplnkovi ir,; ß/syähji Oa-
'kdaaili, nach der neuesten Angabe von Hoii'manu p. 282 fl.
Hieraus hatte der Verf. insonderheit mehrere gewichtige
Angaben von Entfernungen der einzelnen Oerter entneh-
men können. — Dass die griechischen Inschriften auf
Kypros aus der Bockhischen Sammlung hier wieder ab-
gedruckt sind, kann demjenigen nur angenehm sein, der
Alles über die Insel zusammen zu haben wünscht.
Das zweite Buch: „Die alte Geschichte von Kypros''*
wird Jeder mit Vergnügen lesen: so vollständig ist sie,
so lebendig nnd gut vorgetragen. Hier erhalten wir über
die Ansiedelung der Püüaikier, über den mythischen
25
Ml
372
Kiiivras. iilicr ilic ic i.« liK'drni'ii Coloiiiooii ilcr (ji irclicu,
über die Soliiilvsalo ilfr Insel «liircli alle Kriege iiiiil Zei-
ten iloü Altei'lliiinis liiiiiliirch eii-. aii^riilirlirhe Urleliniiig.
Mnii «ird diese üarstclluiig iiiclit iiiilefriedijjt ans den
Hfliiili-ii legen. Der Yett. Iial i'iberull aus den Quellen
Hellisf.'liidi^ gesfliO|)ft und selliifje mit Vorsicht und Sorg-
falt lienutit. Das Ganze ist in fi'iiif Perioden abgetheilt,
inn denen die erste die älteste Gesrhirhlc bis auf die
liellenisriien Einuanderuiigen , die zweite die Helleni-
sirnng ton K^prus bis zur Uiitcrtverfung des Landes unter
Aegvpten, die dritte die Zeit von der Eroberung durch
Aegvpten bis auf Euagoras I., die vierte die Zeit vom
Tode Euügoras I. bis auf die Eroberung durch Ptolemäog
Lagu, die fünfte dio Herrschaft der Ptolcuiäer bis zur
Einverleibung der Insel in die Herrschaft der Rfimer um-
fasst.
Ref. hat hier nur Weniges zu erinnern. Die Kilikier
»erden S. 177 Stammverwandte der Phönikier genannt.
Diess ist mindestens zweifelhaft , wenn nicht gar falsch.
1'ergl. Gesenius Gesch. der hebr. Sjir. S. 4. — Die Rich-
tigkeit der Herleitung des Wortes KoiJl'(JavT£i von y.tjooq
niuss Ref. bezweifeln. Da die Sache aus Phrygien stammte:
so war es doch gewiss auch ein phrygisrhes Wort und ilarf
darum nicht ohne Weiteres aus dem Griechischen her-
geleitet werden; denn dass die Phrygier mit den Hellenen
sollten so ganz nahe verwandt gewesen sein, wie Hr. E«
glanbt, iasst sich nicht beweisen. — S. l'J5 leitet iler
''erf. das Werden der idaischen Daktylen zu Erzarbei-
tern aus dem Rergmannslebcu her. Allein näher liegen
die Begriffe: Klinstier, Tausendkünstler, Schwarzkünst-
ler. — üeber die Teichinen huldigt derselbe den An-
sichten Höck's, Weicker's , Klauseu's. Allein der Ref.
kann sich noch immer nicht zu derselben bekennen, <la
ihm Lobcck's Bemerkungen und Hinweisuug anf gewisse
Steilen in, wenn auch neueren, Schriftstellern, die aber
JUS .'ilteren xu schö|)fcn pflegten, und mythische Geiiea-
logieeii in Sikyou zu viel für sich zu haben scheinen :
ans welchen erhellt, dass die Telchiiien doch müssen ein
^ olk gewesen sein. — Kinyras und die ganze Sagenge-
schicbte von ihm ist von unserem Verf. mit bevvunderns-
werther Genauigkeit und Stbarfsiunigkeit hier und im
/.weiten'Theiie aufgeklärt worden, und Hr. E. hat sich
an diesem schwierigen Gegenstände als 31yt!iolog sattsam
bewährt. Ref. ist völlig ülierzeugt worden, dass dio Prie-
ster, die Kiinraden, nach der Kiiiyra (phiinikisch oder
spiiiitisi Ii : Kinnor) , welche sie beim Cultus der Astarte
(.Aplirnditc) gespielt, benannt worden sinil und sich nach-
her einen eigenen .4hiiherrn, Kinyras, gedacht und ge-
bildet haben , auf <len alsdann eine Menge Ertindungen
lind andere merkwürdige Facta durch den Mythus über-
getragen wurden. Nur Schade, dass im vorliegenden
Buche die Darstellung des Ganzen getrennt i&t und sich
»heils im ersten, tlieils im zweiten Theile findet. —
Dass die einzelnen Städte auf Kypros für sich bestehende
Staaten bildeten, halte »einen Grund theils in dem Geiste
der Phönikier, iler sich auch im Mntterlande so aus-
sprach, indem jede Stadt in Phiinikien bekanntlich ihre
Aiitüooniie hatte , theils in der Verschiedenheit der Ab-
stammung und Herkunft der nachmaligen hellenischen
Ansiedler. Diess in Bezug auf den „dritten Alischnitl."^
— Die beiden Epigramme S. 2i')6 und / sind fehlerhaft
abgedruckt: es muss äov.V^}] , ioOTIKfavuc, wv heisseir
und hinter fitv das Interpiiiictionszeichen fehlen. — „Als
Alexander auszog, um Asien zu hellenisiren" etc:. (S. 34V)),
würde Ref. nicht gesagt haben, weil lias Hellenisiren
Asiens doch nicht der eigentliche und ursprüngliche Zweck
des Welteroberers war, sondern nur eine später getrof-
fene JMaassregel und erst eine Folge der Eroberungen. —
Mit der gegebenen Einleitung in das „Volkstimm der
Kyprier''^ ist Ref. nicht ganz einverstanden: es liegt in
derselben etwas Schiefes un<l Widersprechendes (S. 465)'
Statt des zweiten „Aber" wünschte er ein „Vielmehr"
eingefügt. Im Lebrigen finden wir jedoch diesen Ab-
schnitt an allen seinen Unferabthellungen (der kyprischc
Staat, Gesetze, Sittlichkeit, Betrieb der Gewerbe niid
der Kunst, der Handel, Maass und Gewicht, Münzen,
Kalender, Sprache, geistige Bildung, Literatur etc. sehr
gut, d. h. selbständig und ausführlich, und darum be-
lehrend gearbeitet. Nur bei der (sonst etwas zu langen)
Auseinandersetzung der kyprisrhen Gedichte ist er VVel-
cker gefolgt und hat bloss dessen Resultate gegeben.
Die Geschichte der Insel im Mittelalter — so sollt«
S. 717 der Titel lauten, nicht „Geschichte des Mittel-
alters" — und in der neueren Zeit — dieser Absclinitt
hat nicht einmal durch den Druck eine solche besondere
Abscheidiing , wie das Mittelalter erhalten — übergehen
wir. Nur so viel wollen wir bemerken, dass jene nach
Joh. Paul Reinhard und nach Wilken und Joseph von
Hammer bearbeitet, diese, wie natürlich bei der Dürf-
tigkeit des Stoü'es und der Quellen, nur dürftig und
trocken ist.
Wir wenden uns zum zweiten Theile, der die ,, Re-
ligionsgeschichte und die Mythen von Kypros" umfasst
und fast allein (von S. 1 — 649) 'on der Darstellung des
Aphroditecultus gefüllt ist. Hören wir den Verf. selbst
darüber, warum er so verfahren (^'orrede S. VII f.):
,,In Beziehung auf den Aphroditecult hatte ich baltf
reiche Gelegenheit, mich von der Dürftigkeit, ja, Un-
richtigkeit der gewöhnlichen Ansiclit zu überzeugen, wo-
nach man sich mit allgemeinen Redensarten dahin aus-
spricht, dass die Aphrodite die syrische Asiarte sei. Nur
Klausen in seinem Werke über die italischen Volksreli-
gionen macht hiervon eine Ausnahme. — Es war beim
Beginn der Arbeit keineswegs meine Absicht, den ge-
sammten Aphroditecult zu behandeln , sondern im Ver-
laufe derselben gewann ich erst die Ueberzeugung, dass
der Cult der Gottheit und ihre Mythen auf Kypros, ihrem
Mittelpuncte , erst richtig zu verstehen seien, wenn bei-
des in seiner Gesamintheit behandelt würde. Daher
könnte leicht Jemand eine gleichmässige l'ollsländigkeit
in allen Theilen vermissen. Wesentliches wird aber auch
jetzt nicht fehlen. Manches hätte vielleicht noch einer
weiteren Ausführung und Begründung bedurft; allein die
ganze Schrift schwoll mir schon über alles Erwarten an.-'
Wenn wir auch gern gestehen, dass eine solche Aus-
führlichkeit für den Forscher der antiken Religionen and
den Mythologen sehr angenehm sein muss, da jener Ge-
genstand bei weitem noch nicht erschöpft oder befrie-
digend behandelt ist: so können wir doch nicht umhin,
IM gesteheu, dass wir Einzelnes, i. B. die weitlänftige
373
374
Anizählung aller S<;H(pri des AphroilKecuUiis »ej^wünsrli-
teii , als ilie Saclie nicht nur uiclit auflt.l<'irenil , sondern
den eigentlichen Gesichtspnnct gaux ans den Augen vcr-
srhtvinden machend. Wir hatten anch manches Andere
niclit hineingeiojfen , «as freilicli der Verf. nach den
Vorgäiiifem, denen er gefolgt, geglandt hat tlinn zu müs-
sen. So möchten wir gleich >on vorn herein nicht die
Uiüne mit der Aphrodite in Eins geworfen, auch nicht
den Axiokersos und die Axiokcrsa in Theben und auf
Samothritkica herbeigezogen halen. Hier ist der Verf.
seinen so lobenswertheu, tüchtigen Grundsätzen (Vorrede
S. VIII ,,der vergleichenden Mythologie habe ich mich
fast ganz enthalten. Die sondernde und sichtende wird
noch lange Nolh ihun") etwas untreu geworden, wohl
verleitet durch Klausen u. A. , die man, und nicht mit
L'nrecht, des Zusammenwerfen» <les oft sehr Entfernten
und Anseinanderliegenden beschuldigt. Ilr. E. stellt nun
— das ist sein Hauptzweck bei diesem Theile seines
Werkes geiveseu — den Cult der Aphrodite als einen
acht griechischen dar, der sich von Griechenland aus
nach Kypros , nicht umgekehrt, verbreitet hat, und wir
stimmen ihm bei, obwohl Andere, selbst Otfr. iMi'iller
(rorgl. <lessen Gesch. d. griech. Lit. I. B. S. '2\. ,,An-.
dere Gottheiten sind nicht minder wichtige und noth-
wendige Theile des Ganzen, wie z. B. Aphrodite, deren
Dienst augenscheinlich grossentheils von Rvpros nnil Ky-
there [Heroilot. I, lUö.] aus, durch den EiiiÜuss syro-
phonizischer Stämme, über Griechenland sich verbreitete")
entgegengesetzter Meinung sind. Ja! es scheint auch dem
Ref., wie Hrn. E. (vergl. Nachträge zum ersten Theile
S. 778 zu S. ti74) , der Eintluss Aeg Phünikischen auf
den Cult der Aphrodite, der, auf Kypros wenigstens,
. zwar gar nicht weggeläugnet werden kann und soll, den-
nocli nicht so gross gewesen zu sein, als man gemeinhin
annimmt. Das griechische Element, als das ursprüng-
liche, behielt immer die Oberhand. Nur vermissen wir
iinn;crn eine genaue und ansfiihrliche Untersuchung des
kytherischen Aphroditedienstes, weil wir sehen möch-
ten, wie auch in diesem eigentlich wenig oder gar nichts
Phünikisches nachgewiesen werden könne. — lieber die
Waturreligionen in Vorderasien unter den semitischen
Volkern finden wir vieles Gu(e zusammengestellt. Eini-
ges hätte noch schärfer und genauer dargelegt werden kön-
nen, z. B. dass Adon = Becl gewesen in der gemeinsamen
Bedeutung Herr (nämlich des Himmels oder des Welt-
alls oder vielmehr [vgl. Gesenius in seinen thesaur. ling.
Lebr. ^y^] der Ascherah, d.h. des Gliicks, des Wohlstaniles,
des Reichthums, der Glückseligkeit. Von Ascherah nämlich
stammt gewiss Aschtoreth und Astaroth her. Vgl. Gesen.
a. a. O. und ilem betr. Worte. Und so war der Adooisdienst
gleich hierherzuziehen. Der Dualismus, die Annahme
eines männlichen und weiblichen Princips, liegt dabei
zum Grunde.
S. 23 f. spricht sich der Verf. mit Recht gegen Böckh's
Annahme aus, dass auf Rhodos Aphroditedienst gewesen.
Denn einmal haben wir lür das Gegentheil ein bestimm-
tes Zeugniss bei Diudor, sodann kann man doch nicht
ilaraus , dass die Nymphe Rhodos bei ilen ftlythologcn
oder in den mythischen Genealogieen eine Tochter der
Aphrodite genannt wird , <lasL Obige schliessen. Diese
Genealogie besagt Nichts weiter, als: die Insel Rhodos
ist ein so angenehmes, so liebliches Eiland. — Der ^'erf.
nimmt S. 36 X/fl'; als den ursprünglichen Licht- und
Tagesgott an, und Otfr. Müller (a. a. O. S. TJ) ist der-
selben Meinung, gestützt auf das .Sanskritische. Ref.
hat sich an einem Orte dagegen erklärt : ihm ist /^£L<i;
(voll dioj) ursprünglich der fiirclitl)are Donner- und Blitz-
gott , der im Aetlier wohnt, daher der Go(t des Aelhers
und des Lichtes, als welches dem Augenscheine nach
vom Aetlier ausgeht, darin seinen Sitz hat. — Dass Dionc
nicht =z Aphrodite sein kann, lehrt die lateinische Juno,
die jenet. entspricht, und neben der doch eine Venus
verehrt worden ist. Und ausserdem gibt Ref. auch Nichts
auf ilie Ansicht (vergl. S. 45), Dione sei zu Doiloiia auf
den ijuelligen Wiesen und Sümpfen erwachsen, überall
träten ihre Beziehungen zur Feuchtigkeit hervor. Das
ist zu weit hergeholt oder zu (ein gesponnen, und mit
Recht fügt der Verf. hinzu: ,,Dio gewöhnliche Mythe
nennt die Diono nicht Tochter der Feuchte, sondern der
Erde", so dass hier auf Nichts gebaut werden kann.
Doch wir wollen unsere Anzeige und Beurtlieilnng
nicht zu weit ausdehnen. Das Angeführte möge Zeug-
niss abgeben, mit welchem Interesse Ref. ilas Werk ge-
lesen habe, wie er denn auch nur wünschen kann, dass
recht Viele aus diesem reichen Boru von Gelehrsamkeit
und Alterthumskunde schöpfen mögen, Heffler.
39. Pauca (]nacdam de rebus Deli Cycladis insulae,
specimcn operae in historia Cycladum ponendae eil.
Christ. Lud. Schlaeger. Mitaviae imp. Gymnas.
1840.
Dass zu einer besseren Begründung und Gestaltung
der hellenischen Geschichte gründliche Specialgeschich-
ten der einzelnen Theile Griechenlands vor Allein wich-
tig und nothwendig sind, hat, um Andere zu übergehen,
der verewigte C. O. Müller schon in der Vorrede zn
seinem Orchomenus nachgewiesen, und in dieser, wie in
seinen späteren Schriften , durch die That gezeigt, so
dass der Verf. der vorliegenden Gelegenheitsschrift nicht
nüthig gehabt hätte, S. 9 sich wegen der Wahl de»
Gegenstandes zu entschuldigen, mit den Worten: Vere
docti in gravioribug rebus, quam in descriptione vrjOldiOV
cuiusdam, versantur, idque semidoctis relinquunt, qui ad
altiora accedere nou andeant. Denn wenn auch Delos
zu den kleinsten Inseln des ägäischen Meeres gehört, so
ist sie doch fast zu allen Zeilen der hellenischen Ge-
schichte vor Philipp als Haupt der Kykladen und als Sita
des Bundesheiligthums nicht nur dieser Inseln, sondern
auch, nach den Perserkriegen, der ganzen hellenischen
Eidgenossenschaft von der grössten religiösen und poli-
tischen Bedeutung gewesen; ja durch ihre Lage, wie
durch den Zusammcnflnss unzähliger Fremden bei dem
Heiligthume und dio demselben gewährte Atelie begnn-
sli-'t, wnrile sie besonders seit der Zerstörung Korinth»
ein wichtiger Handelsplatz und erhielt erst durch Mi-
thridates einen Stoss, von dem sie sich nicht wieder er.
holte (Sfrab. |0, 5, 4. p. 486). Darum ist eine Mono.
25*
375
376
jraphio (ibor ndus , «rli-hft. iliri? rrligfilise iiiid polllisolic
Bpilrut.taiiik«!! iiiiil ilir ^'rrhäliiiiss 7U den iilirit;eii Inseln
■niil zu tli'Mi Fcsllnnde im l£inzclnen iicirhti eist, auch
uacli den l'iirarl)rl(>Mi von Claiiil. Dansijujns, Lud. Non-
■liui (in <i(ill/cii» Werk über antike IMiinzen), von Dor-
• ille, Allio Salier (in Mcm. de l'Ac. des Inscr. IV, 523
— 44) und Conr. Schwenck ( Dellacor. partic. I.), von
denen der Verf. S. 10 — 1'- siiriclit, nicht überflüssig zu
nennen, üb iiideis dem Verf. bciziistimiuen sei , ilass
die Abli. in üorville's IMisei'll. übt-orvalt. nicbt von diesem
selbit lierrülirc , dürfte »<>hl einij^em Bedenken nnter-
iiegen; mindestens Itlsst sieh diess nirlit aus den Srhlusf-
Morten mit Siclierhcit entnehmen: Conlidimiis hanc de
Delu exerc'ifationem , (juae optimam huins libelli partcm
occnpat , nou inj;ratan> omnibus fntnram, <jni Graeciae
antiquitates ei lata non ex roenosis et tnrbidis Loxirnruui
lacnbns aui tralatitiis plagiariorum farrag;inibus, levi opera
rollerta, sed ex purissimis veternm scriptorum et monu-
inenturum fontibus hansta, ma<;is niagisque innotesccre
drsiilerunt; in denen wenigstens Ref. keine Unbcschei-
deiih.'it tinilet, »io Hr. Schlager behauptet.
In iler Einleitung zu dieser «einer ersten ScLulselirift
spricht Hr. Schi. S. 4 f. im Allgemeinen von den Ge-
genständen, «elcho zur Abfassung eines solchen Pro-
gramms gc»e'ililt zu »enieii pflegen. Kr rechnet hierzu
Reden mit besonderer Beziehung auf das Fest, zu dessen
Feier das Programm geschrieben ivird ; ferner Stücke und
Probcu aus einem grösserem Werke, mit dessen Abfas-
sung <ler Verf. beschäftigt ist; Berichte über die Schick-
sale der Schale, ein Gpfjenstand, den der Verf. für vor-
züglich passend und geeignet hält, und den zu behandeln
ihn nur die Kurze der seit seiner Anstellung an dem
TVIitauer Gymnasium verflossenen Zeit, sonie der 3Iangel
an Unterstützung und Theilnahme „in nostro collegio"
abgehalten hat. Ausserilem führt der Verf. noch die
Uckaiintmachung von Ineditis, »eiche dem Lehrer zu-
gänglich sind, namentlidi von alten Uriefen, Documen-
ten , welche locales Interesse haben, <lurch ein Schulpro-
gramm an, und die Abfassung von Abhandlungen, welchu
für den Schüler von Interesse sind, ihm daher in <lie
Hand gegeben und in den Lehrstunden erklärt werden
können. Ref. kann die Wahl dieses letzten Gegenstan-
des nicht unbedingt billigen, so wenig als den vom Verf.
als besonders wichtig bezeichneten Vorschlaj; (S. 7), aus-
ser Aufsätzen und Abhanillungen der Lehrer auch bis-
weilen preis» ürdigo Aufsätze von Schülern zu geben,
womit auch in einer benachbarten Schule auf hühercu
Befehl der Anfang gemacht worden sei. Gerade solche
tjflentlichc Bekanntmachungen der für vorzüglich aner-
kannten Aufsätze von Schülern müssen einerseits die Ei-
telkeit ihrer Verfasser erregen, und somit ihr Fortschrei-
ten und ihr Streben zur Vervollkoujmnung hemmen; au-
<lcrerscits aber konnte das ,,certamen quoddam inter scho-
ias" dazu führen, dass die Lehrer bisweilen selbst zu
Tiel an der Arbeit des Schülers änderten und besserten,
damit die Leistungen ihrer Schule hinter denen anderer
nicht zu weit zurüchzustehen schienen. Die ratio red-
dendil ist »ohl auch durch die Leistungen der Schüler
beim Abgange auf die Universität und noch mehr durch
ihre eiustigc Bewährung als tüchtige Staatsdiener besser
/.n erzielen, als durch solche Prnnkmittel. Der Zweck
der Schul.s<hriften kann nur ein doppelter sein, entweder
über den Zustand und die ^'eränderiingeii der Schule zu
berichten, und, mit besonderer Rücksicht auf die Ael-
tern der Schüler und alle Gebildete, welche sich für
den üUentlicheii Unterricht interessiren , Bemerkungen
über einzelne Uebelstände und Hindernisse der Jugeiid-
bildung beizufügen (was natürlich vorzugsweise locales
Interesse Jiat) ; oder Zeugniss von dem wissenschaftlichen
Streben und Fortschreiten der Lehrer zu geben, wozu
natürlich .Abhandlungen oder Stücke von grosseren Wer-
ken zu wählen sind , welche über den Kreis der Schul-
bildung und des Gvmnasialuiiterrichts hinaus gehen.
Nach den schon Eingangs dieser Anzeige berührten
Vorbemerkungen über den eigentlichen Gegenstand seiner
Abhandlung gibt der Verf. eine Uebersicht des Inhalts
der fünf Abschnitte, in welche sein Werk über Delos
zerfallen soll , nämlich
C'ap. 1. über Lage und Beschafl^enlieif der Insel:
Cap. 2. die Mythen von Uelos;
Cap. 3. Delos relig osa, was dert üebergang von dem
mytliischen zum historischen Delos bilden soll;
Cap. 4. Delos histurica;
Cap. 5- Delos evanescens, ut quasi antiquissimum in
sfatnm, antequam erat confixa in pelago, redire videatnr (?).
Ref. bekennt, dass ihm diese Einthcilung zu äusser-
lich, und die Scheidung zwischen dem zweiten und drit-
ten Capitel zu subtil erscheint, indem jedes für sich ent-
weder lückenhaft sein oder der Wiederholungen aus dem
andern gar viele enthalten muss; wie der Verf. dieso
Schwierigkeit überwunden, lässt sich aus der vorliegen-
den Abhandlung nicht ersehen, da sie nur das erste Ca-
pitel (S. 13 — 25) lind den Anfang des vierten (S. 2ti — 32)
giebl; dass er in diesem letzteren, welches den geschicht-
lichen Theil enthalten soll, die ältesten (sagenhaften)
Culunieeii des Ion, lies Alinus und die Berührung der
Insel durch Theseus erwähnt, beweist, welche geringe
Ausdehnung er dem dm thischeu Theile im zweiten Capitel
bestimmt haben muss; wahrscheinlich behandelt derselbe
nur die Sige von der Entstehung der Insel Delos und
von der Geburt des .Apullon und der Artemis auf der-
selben ; doch hängt die Sage von ihrer Entstehung mit
ihrer physikalischen BeschaiTenheit so eng zusammen,
dass ihre Bedeutung mindestens ebenso gut im ersten
Capitel eine Stelle verdient hätte, als die Nachrichten
der Alten über die Erdbeben, welche die Insel Le-
troflen haben sullen (S. 18 IL). Diess gibt aberinali
einen Beleg für die Seh» ierigkeit der Scheidung in die
von dem Verfasser bezeichneten Abschnitte.
In dein vollständig mitgetheilten ersten Capitel spricht
der Verf. zuerst von der falschen Ableitung des Namen«
der Kykladen , dass sie in einem Kreise um Delos her-
umlägcu, da diese Insel nicht in der 3Iitte liege (Dionjg.
Per
leg.
525. Plin. IV, 22. Mannert VIII, S. 747); e»
würde genügt haben, zu bemerken, dass die Inseln im
Gegensätze der zerstreuten Sporaden Kykladen genannt
»erden, weil sie iu einem Haufen zusammen liegen, und
dass, da Delos ihr religiöser "Mittelpunct war, dichteri-
sche Auffassung sie als um diese Insel als ftlittelpunci
den Reigen tanzend darstellte (vcrgl. Antipatcr iu .Anth.
377
378
gr. II, 1). 11^. XXXVIf. Br. u. Jacobs Delec<. p. 333).
Unvers<aiicllicli ist iler Zusatz (S. I4 z. Anf. ): Strabo
vero lib. X. cap. 5- ab hoc crrore vocal; wozu »ahr-
sclieiiilirh Cycladas zu ergänzen ist; aber §. 2. »• E«
p. 485 nennt er sie bloss ra; nsoioi/.idai Vl',(TOL>q, was
eine zu alljfcmcino Bczeiclinung ist, als »lass ihm dcss-
halb derselbe Irrtbum zur Last gelegt »•'erden küunte ;
ahnlich spricht Thuc. III , 1U4. «on riEQlKTLÖviüV VI]-
oiu)X(JJV.
S. 15 f. spricht Hr. Schi, von dem Flusse Inopos,
führt die auf denselben bezügliciien Stellen der AKeii
an und was die neueren Reisenden darüber berichten;
S. 17 von der Rauheit und Unfruchtbarkeit des Bodens,
S. IS von dem Hafen der Insel und gleich darauf auf
derselben Seite and deu If. ausführlich über die Erdbe-
ben, welche die Insel nach den Berichten der Alten ge-
troffen haben sollen; auf die l'crivüstung durch diesel-
ben bezieht er auch gegen die Erklärungen von Jacobs
(zur Anthol. gr. II, p. 1(.S und 130 ed. Brunck.) und
Dorpjllc (Obserratt. iniscell. p. 67 f.) die Epigramme
des Antipater Thcssaloniccnsis (35 — 37) und des Alpheus
Älitylcnacos (ep. 10. A. P. II. p. 13(J Brk.), welche von
der ^^erüduiig der Insel sprechen, und den Namen eines
Pnnctes auf der Insel (S. ;>3 f.) , welcher Trcmon ge-
heisseu , und dessen Vorhandensein (auf Uelos) der Verf.
gegen die Zweifel von Zander (in der Hall. Encvkiopfidie,
Art. üelos) mit Recht aus vielfachen Stellen der alten
Erklärer beweist. Zum Schluss spricht Hr. Schi. S. '24.
2Ö über die Erklärung des Prädicats 7lo}.v:vTOk/g , wel-
ches in dem Hymnus von Kallimaclius der Insel gegeben
wird, und »elihos den Eruähnungen von nur Einer
Stadt gl. N. auf Delos zu widersprechen scheint; hier
ist dem Verf. Recht zu geben, wenn er die Erklärung
Spanheim's (ad Callini. h. Del. v. 'JöO. p. 482 med.)
von mehreren Städten verwirft, obgleich sie durch die
Stelleu, in denen lIuLli mit v.mnii fast identisch vor-
kommt (Thuk. I, 5. ibi(]ue Interpp. Schol. Aristid. p. '2'J.
Fromm, lex. Boisson. v. IV. p. 3yb. Dorville Ueliac. I. 1.
p. 117 z. E.) , wahrscheinlich gemacht werden kann;
und statt dessen Tlukvjivülji auf die gewiss zahlreichen,
zur einzigen Stadt gehörigen Niederlassungen, »eiche
die einzelnen Tempel der verschiedenen (iüKer umgaben,
und auf die Dcrersorieu der andern helloiiischeu Städte
bezieht, welche Theoren nach üelos sandten.
In dem Bruchstücke aus dem Anfange des vierten
Capitels (Delos historica) thcilt der Verf. ilie ganze Ge-
schichte der Insel in ö Abschnitte, deren Epochen er
aber hier noch nicht chronologisch genau bcstimn;t; die
Zeit der politischen Seibstämligkeit , der Abhängigkeit von
Athen , die Zeit der makedonischen und die der romi-
schen Herrschaft, woran sich die im ö. CapKel dir Schrift
des Hrn. Schi, besonders zu Leliaiidelnde Zeit des Ver-
schwindens der Insel aus der Geschichte (Dclus niilla,
Tertull. de pall. c. 2. vgl. das Sibyllinisr he Orakel über
AtjkoQ, uÖijKog, bei dems. III, p', 405. VIII, p. 717)
schliessen soll. Hr. Schi, spricht in dem vorliegeniicii
Programme nur (sich eng an Dorville [a. a. O. S. l(J i i]
anschliessend) S. 27 von den ältesleii Beiuilinern, den
Karern und Püünikern (Thuk. X, ,S.), von der Nieder-
lassung des Erysichthon , Kekrops Sohu , und der Er-
bauung des ersten .Apollotcmpels durch denselben (Euscb.
chron. p. 76, vgl. Phanod. Attliid. bei Athen. IV. c. 47«
p. 392 D. Casaub. , vgl. A'. Scliwenck Zeiischr. f. Altert.
1841. Nr. 79 f.), die er aber mit Recht nicht als Be-
weis für die Abhängigkeit der Insel inn .Vthen in so
früher Zeit gelten lassen will; S. 28 von der durch Ion,
Xiithos Sohn, ans Athen nach ileii Kyklaileii geführten
Colonie; S. 29 z. E. von der Herrschaft des Uliiios und
dun nach den Ivykladen abgesandten kretischen Colonieen,
S. 30 von den Opfern des Theseus auf Delos (wobei noch
der von demselben Heros eingesetzte j^uoo^, Fiat. Thes.
c. 21« p. 9. Sylb. cf. Dicaearch. cd. Fuhr p. 50. 76
hätte erwähnt worilen können) und von deui alten Könige
Anius auf Delos, dem Gasffreiinde des Anchises, dessen
Virgil Aen. III, 80. Ovid. fllct. XIII, 632. und Dioiiys.
ant. Rom. X, 50. gedenken. Hierauf berührt der >'crf.
noch kurz (S. 31 z. E. ) die Niederlassungen des von
31inos vertriebenen Rhadamanfhys und seiner Nachkommen
auf den KyLladen; S. 32 die Wiederbesetzung der Inseln
durch die Karer nach ilem trojanischen Kriege (Diorf.
V, 84.), was wohl nur auf eine Abschütteluiig ilcr kre-
tischen Herrschaft durch die Urbewohiicr (Karcr und
Leieger) zu deuten ist, und endlich die Colonie der Athc-
uienser (oder besser der Inner) unter dem Kndriden Nc-
leus, bei welcher Gelegenheit er erst die »on Vellej.
Paterc. I, 4. berielitete Sage ül)cr lon's Niederlassung
auf den Kykladcn verbessert , iiulcm er sie als fllissver-
ständniss und als Zurürkbeziehung dieser späten histo-
rischen Thatsarhc auf den Ahnlierm des Ionischen Stamms
bezeichnet. IJm so mehr ist zu vertvuudern, dass Hr.
Schi, vorher S. 28 f. die Erzählung von lon's Colonio
nach den Kykladen als eine historische hinstellt. Dass
überhaupt Alles, was der Verf. in diesem Capitel angc»
führt hat], mit Ausnahme der ionischen Colonie des Ne-
leus, nicht in die historische Zeit gehört, sondern
den mythischen Begebenheiten zuzuzählen ist, wurde
schon oben bemerkt; höchstens durfte als historischer
Kern dieser Sagen die Tliatsaclie festgehalten werden,
dass die ältesten Bewohner der Insel Karer waren (s. d.
Bcglaubi;;uiig bei Thuk. I, S-); dass von Kreta aus zu-
erst Colonieen nach den Inseln gingen, welche die Ur-
einwohner vertrieben oder unterjochten (Thuk. I, 4.);
die östlichen Kykladen dienten »olil auch als Brücke für
die feindlichen und frcuiidlicheu Berührungen zuischcn
Kreta, Alinos, Rliadanianfhys und dem nördlichen Theile
des griechischen Festlandes, besonders Altika (Acgens,
Theseus), fllegara (Nisos) und ßoötien (Megareus, Sohn de»
Oochestos [!] kämpft gegen l>liiios, s. Paus. I, 3", :)■ \>- SK').
RliadttmdiUlnjs Grab auf dem Tilpliossinn , Müller Dor. I,
234.). Als aber die loner nai h ihri'r ^'ertreibung aus Aegia-
Ica nach Attika und auf die Inseln zogen, fainlen sie auf
denselben »viedcr Karer »or, welche sie vertrieben und die
Küste Kleiiiasieiis zu besetren nölhigten, Herod. I, 171.
Zu taileln dürfle es daher wohl sein, ilass der ^'erf.
nicht mehr historische kritik geübt hat; auch hat er
wenig mehr beigebracht, als Dorville a. a. O. S. 10 H-
Es sei nur noch erlaubt, einige Bonierknngeii über
die Notizen im er.steii Capitel hiiizuiiifiigeii , weirlio lief,
besireiten oder durch die Berichte der Reisciiiien , na-
mentlich des Köiiigl. Sädis. Bergcomuiissäis Fiedler [der
M{)
.\)^n
IUI Auflr.ij;c ilrr Koinj;!. Grioeliiiilioii Regierung alle
Tlii'ilc ilos kr.iiicroiclics lii-ri-iste uiiil Ikm jfui.'liiiiisr li iiutc-r-
«uclilf ♦)] zu viTxillsfitmlif;»"- Kii'P Topojtrapliie oiitlialt
«licss orstf ('ji|>i(i'l iiiclit, ivie aus «Icr olu-n gogclieiion
IVUcrsK-lit lioriDr^'i-lit, aucli «Irr üerg Kwitlids ist nur
kurx env.'llint, S. 14 /.. K. Mit lliin-cht aber loscliul-
ili"t «liT Vvrt. Toiiriiefiirt, ilaüs er ilen Liiifaii;; ilor lusol
(den Pliuius auf 5ÜU0 Scliiitle aiigil>() auf 7 fraiizüsischo
JMeilcii aiigt-;;ol.pn liaUo (T. 1. Irttre 7. S. IIO)- Da
aus iliii sleicli «laraiif von Touriicf. liiii/.ii^fifiigtiMi Aiiga-
brn der KiitfiTiiuiijfeii amlorer Inseln loii üi-los licrvor-
peht, «lass Tdiirncfürt «las '^Vort millo in «Irr Bodeutuiig
«ler riiiiiisclieii !\leilc niiiiuit. Allerdings begeht Tournc-
fort einen Irrtliuin, indem er sagt, dass Pliuius der In-
sel üelos einen Inifang »oii lö uiilles zuschreibe; die
natiirlielislc Erklärung ist «olil mit Donille ( a. a. O.
S. 12 1) darin zu suchen, dass Touriicfort aus riiielitig-
Leit die von Pliiiius auf lö uiillia besliiiimte Entfernung
zHisi'hcn Delos und M.ykonos mit der Angabe de» Umfangs
»ou üelos (ä inillia) verivecliselt hat.
üie Akrojiolis auf dem Kyutlios, dereu Hr. Sehl. S. 15
z. E. gedenkt, zeichnet sich besonders durch ein »vohl-
erhalleiios Felscuthor aus 2 über 9 Fuss langen, mit
schiefem angehauenem Anfall gegen einander lehnenden
Uranitbänken aus, if eiche auf in den Felsen eingehaue-
iien winkligen Widerlagern ruhen, und zur grosseren
Festi;;keit nocli mit Felsenbliickcn bedockt sind (s. die
15c5chreibuiig und eine Skizze bei Fiedler a. a. O. II,
S. 27'J, «gl. Wheler voy. I, 90- Tournef. S. 118). Die
Bemerkung, dass die \atur der Insel nicht vulkanisch
sein könne, «eil der Berg ans Syenit bestehe, ist eben-
falls durch die Angabe Fieiller's (dem wir hierin wohl
»or Allem Glan'ien schenken dürfen, S. 2Sl) «u rervoll-
«tandigcn, dass der Granit des Kynthos mit seinen gros-
tieu Felds()athkrystallen zu dem gehöre, welchen die
Geognoslen als den ältesten .bezeichnen; es könne also
Delos nicht spater aus dem Meere aufgetaucht sein, wie
fllykonos und Naxos, von denen das erstero aus demsel-
ben Granit, wie Delos, das ziveite ans ähnlichem be-
stehe. Eher ist daher diejenige Sage als gcoguostisch
unbestreitbar anzusehen, dass bei dem Durchbruche des
Fontus Euxinus und der Ucbericbwenimnng des ehemals
im ägäischen Meere lorhaudenen Festlandes Delos spater
aus den sich allmählich verlaufenden Fluthen hervortrat,
aU die umliegenden Inseln, welche höhere llergspitzeu
haben.
Die Aehnlichkeit uikI der desshalb gefabelte Zugam-
nicnhang des Inopos auf Delus, und des Nils in Aegyp-
tcn (Strab. VI, p. 271. Pausan. 11,5,2. I>. 122. Kaliim.
h. in Dian. v. 1/1, nicht 17 "ic der Verf. angibt, ibiq.
Schul. Plin. II, 1(13-) kann nur aus «lein successiven Stei-
gen und Fallen des Wassers in der Quelle hergeleitet
Horden sein; nun aber liiiilet sich in dem nordöstlichen
Thcile der Insel ein Wasserbehälter etwa 10 Schritt im
Dufrhmesser, zum Theil mit Felsen , zum Thcil mit al-
') Reise duicli alle Tlieile des Königreichs Grieclienland in
den Jahren 1834 — .57. I. Tl.eil. Leipzig 1S40. U. Tl.eil
(der die Inseln enthalt) 1Ö41 mit einer geograpiiisclicn
Karte des Künijreicbi Giicchcnland.
tem Alaurruerk umgeben; der einzige Puiict der lascl,
in wclcliein sich licsl^ndig Was!<er sammelt und trinkbar
stehen bleibt, u.'ilirenil in andern Gegenden der Inseln
nur trockene CistiTiirn ohne untprir<lischen Ziifluss zur
Aufnahme des liegen tvassers kiinstli(h angelegt sind.
Gegen die Zweifel Srhlagi-rs (S. 1() z. E.) und Uorvillo'g
(Dcliaca p. 121), dass ilieser Wasserbehälter für die
Quelle Inopos anzusehen sei, sprechen wohl genügend
diese von Touriicfort (S. Itl) und Fiedler (S. 17üj an-
gefiilirten Uuisiaudo, noch mehr aber die von beiden
angeführte Sage, welche sich bei den iMykoniern erhal-
ten hat (Delus selbst ist unbewohnt), dass das Wasser
in diesem Behälter mit dem Jordan in Verbindung stehe;
eine S^ge, in welcher das C'hristenthum nur den Namen
des Flusses geändert zu haben scheint. 'roiirnefort sagt
ausdrücklich, dass am Berge Kyiithos sich nur durch
das Regenwasser angefüllte Hinnen fänden, die im Ja-
nuar schon wieder trocken gewesen seien (S. llO) und
nur eine habe in der Nähe des Tempels einen Sumpf
zurückgelassen; dieser letztere Umstand könnte freilich
verleiten, diese für den Inopos zu halten, »eil Latona
an ilieser Quelle, an dem Palmbaume oder an dem Oel-
bauine (Eur. Iph. Taiir. IIOJ') sich haltend, den Apollo
geboren haben soll (Kaliim. h. Del. 20Ö f-)? "•"' **
wahrscheinlich ist, dass der Tempel an der Geburtsstätte
erbaut ward. Nehmen wir dabei an, dass im Alterthume
die Insel mehr Bäume hatte (jetzt findet sich nur nie-
driges Tamariskengestrüpp um den See, 50 Schritte von
der nordöstlichsten Spitze der Insel, aber kein Palm-
bauni , kein Oelbaum , Fiedler S. 26't z. E.) , so konnte
jene Rinne, die in der Gegend des Tempels auslief, auch
längere Zeit, vielleicht das ganze Jahr hindurch, Wasser
fuhren. Es bedarf also wohl noch genauerer Nachfor-
schungen an Ort und Stelle, als die bisherigen Reisen-
den hierüber angestellt iiaben.
Die Beinamen ljv£/.idcaOa xal UTgoTtoQ , welche
Kallimachus h. in Del. r. H. der Insel gibt, erklart
Hr. Schi. S. 17 ventosa et aspera; viel aber hat auch
die andere Erklärung des Schol. für sich, welche Span-
heim (ad h. 1. p. 326) und Muret (ad Sen. quaestt. natur.
^'I, 25.) vorziehen: ventosa et j7n?yio/a, da uv^OTlog, un-
freundlich, nur von Sitten und Charakter eines Menschen
gesagt wird, (XT^oTtOi aber (von o. privat, und ■VQETTU})
recht passend als Gegensatz zu i;v£i.iucaou das Wuniler
bezeichnet, durch welche die von Siciiicn abgerissene
und auf dem Meere unstät uniherschwimmende Insel ei- m
neu festen Platz in dem Meere erhielt, an dem sie den H
Winden willerstehen konnte:
Immofamque coli dedit et contemnere vcntos
Virg. Aon. III, 77. (vgl. instabilis Stat. Achill. 1, 388.
Propert. IV, ti, 7. 20- Anthol. lat. I, p. 4üO). Zu den
über die Rauheit der Insel und ihre Unfruchtbarkeit an-
geführten Stellen kann noch Hom. bymn. Apoll, v. 72.
(der sie xoavatjneöoi; nennt) und Theophrast. hist. plant.
V, 1. hinzugefügt werden; auch die neueren Reiseiiileii
bestätigen diesen Umstand, da die Insel ganz aus Granit
besteht und ohne Wasser ist (Fiedler II, S. 282 z. E.).
In Bezug auf den einst so zahlreich besuchten Hafen,
von dem Hr. Schi. S. (S z. A. spricht, ist zu bemerken,
dass Delos auf der nach Rheneia zugewandten Seite meh-
■iHi
.583
rere Eiuhut litcii liat, welrlic Toiiriieforl auf seiiitT Karle
aogilit. Der Ütadt zunächst ist iler Port «le Fourni,
nördlicher ilavoii ein petit port und noch näher an der
Nordweslspitzc (dem «atto Camila) die Scardana («o
AVheler um! Spoii landeten); ebenso sind auf der ir<"g*"-
überliegenden Insel Rheneia (heutzutage Gross -Delos)
der Port du Go:irral und ein anderer sclir geräumiger
an der Äordostspitze dieser Insel (Fiedler S. 272, vgl.
Tournef. S. 11 l); der bosste Ankergrund für die Schule
ist aber in der südlichen Hälfte des Kanals zwischen
bei len Inseln, an der Südspitze einer Klippe Rhematiari,
»velche Tournefort (S. IIU z. B.) für die der Hekate
heilige Insel Psininiitrs (s. Steph. ßyz. l) hält. 1'iellciclit
ist die nördlicher daion gelegene kleinere Klippe, Viel-
ehe ebenfalls Rheniatiari (d. h. von Rlieuoiatismen ge-
plagte, «eil sie öfters vom Meere überschivemnit wird)
von den heutigen Griechen genannt wird, für den Ort
Trenion zu halten, von «elcliem Herr Schi. S. '23 f.
spricht; wenigstens erklärt sich so am bessten die Er-
klärung.von Tzetz. zu Lycophr. 402. ToSfiujv luiijiov
no.oa ry /Jr^kio. Auch konnte das öftere Verschwinden
«lieser Felsen unter den ftleereslluthen und ihr Wieder-
auftauchen zu den Sagen von dem Auflauchen der Insel
Dclos ans dem Meere in ältester Zeit Veranlassung geben.
Was nun die Erdl>eben betriil't, auf welche Herodot
\\, IJ8. ilas Orakel bezieht
v.iiT\Oij) Aijkuv dv.'ivrjx6v ntfj eovaai>
(liesser bei Eusf. ad Dion. Perieg. 525. '/iv. y.nl /Jf]-
IMV V.. r. ?v.) , so sucht der Verf. S. 18 f. den schein-
baren Widerspruch, den Zander in dem Berichte des
Herodot mit Thuk. II, J^. findet, dadurch zu vereinigen,
dass Thukvdides unter ötJyov 71UO TOVTUtV TtQUT£(}OV
eine Reihe von ßi I Jahren verstehe, von 4M() — 4 0 v.
<"hr. , wie Cicero nuper i. e. paucis ante saeculis, Walir-
uchrinlicher ist es, dass Heroilot, der nur angibt, dass
das Erdbeben auf üeliis nach dem Abzüge des Uatis
stattgefunden habe, ein viel späteres von ihm noch er-
lebtes Ereigniss nur mit dieser Erwabnung lon Delos
III Verbindung bringt; denn dass er diess, wie Tliukj-
dides, als Vorbedeutung der späteren Wirren in Gric-
i-lienland selbst ansah, beweist sein Zu-iatz: zu dt «tt
i-iitutv TU)v y.0QV(faiv>v TTio't Tv^^ ((riyi-s lot.fiiinv-
fujv. Dann bedarf es auch kaum iler Aniialmie H-iacke's
, ...i Thuc. I. I.), dass Tiiukydides stillschw cigend den
Herodot einer falschen Angabe zeihen »olle.
Ob iiidcss dem Verf. Recht zu geben sei , wenn er
die drei schon von Unrville angeführten Epigraniiiic des
Antipater ( Apolhinides hätte von llrn Sclil. weggelassen
«erden können, du nur das erste nach dem Vatic. .■l:i<//.-
koji-idov Ol dl. ' h cmuTUOii iiberschrieben ist, in den
andern Ausgaben und Codd. aber dem Antipater zuge-
schrieben wird), in denen der \'erf. die Verödung der
einst so blüiien<leii Insel beklagt, und das lies Alpheios,
welcher die Insel dennoch glücklich preiset und damit
tröstet, dass sie Geburtstätte des Apollon und der Arte-
mis geworden sei, einzig auf die Verheerung dnrcli Erd-
beben zu beziehen sei, dürfte wohl noch scIir zu be-
zweifeln sein. Am meisten scheint noch der Sclilnss des
drittel! Epigrammes dafür zu sprechen :
//}/(>,;, njijuuinf öc'.iuovo. ii(>i;utu:i>i].
den auch der Verf. auf eine calamitas naturalis bezieht;
indess ist es ja auch nicht selten, dass ein grosses Un-
glück, welches eine Stadt oder ein Land durch iMen-
schenhande trifl't, als von den Göttern gesandt dargestellt
ist. Zu deutlich sprechen weiiigsteas die zahlreichen
von Dorville S. 65 f- angeführten Stellen , dass Dein«
seit der Verheerung durcii die Feldherren des iMithrida-
tes (Strab. X, 5, 4- p- 48(). Appian. b. Mithrid. p. .322.
iliirch lUenophanes , Paus. II, 23, 2. p. 2t)9 oder viel-
leicht Metrophanes, Freinsh. suppl. Lir. 78, 37. cf. Ap-
pian. 1. 1. p. 323. durch Archelaus Plut. Süll. c. l|.
p. 458 D") si''' nicht wieder erholt habe ; was auch die
angeführten Stelleu des Strabo und des Pansanias (vgl.
noch VIII, 33, 1. p. 668) beweisen. Wenn Hr. Schi,
bemerkt, dass Verwüstungen im Kriege in jener Zeit
so häufig gewesen seien, dass man es nicht tier Mühe
werth geachtet habe, ein Epigramm auf eine Zerstörung
zu machen, so ist dem entgegen zu setzen, dass die
erwähnten Dichter die Verödung der sonst volkreichen
Insel im Allgemeinen , die Armiith im Vergleich zu ileiii
alten Reichthume, dem Sitze des Cultus und lange Zeit
auch dem Thesaurus der hellenischen Eidgenossenschaft
besingen, was wohl ernste Betrachtungen erwecken konnte,
nicht aber den einzelnen Kriegsuiifall. Wenn endliifi
Hr. Schi. S. 22 aus dem Anfange des dritten Epigramms
des Antipater, wo er die Kykladen TQlCfSu Jfi'^oi'Ot
nennt, auf ein Erdbeben scliliesseii will, so i«t dieser
Ausdruck wohl richtiger auf die Sage von der Entste-
hung dieser Inseln durch einen Durchbruch des Pontns
EuxinOs durch die ehemalige Landenge am Bosporus und
Hellespont zu beziehen, in Folge dessen ein Theil de«
Festlandes zwischen Griechenland und Kleinasien unter
Wasser gesetzt oder vielleicht auch durch zugleich ein-
tretende Erdbeben verschüttet wurde; nur einzelne Inseln
blieben als Reste stehen (vgl. Orph. Argon. 1279 f. von
der Terra Lyctonia, Callim. h. in Del. v. 30 f. ibiq.
Spanh. p. 347 f. Sen. quacstt. nat. VI, 2«. PÜn. II. 88.
Choiseul GoufTier in den M6in. de linst. Roy. t. II.
p. 184. Kruse Hellas I, 28!^) K-)- Ini üebrigen ist dem
Verf. wohl beizustimmen, wenn er annimmt, dass die
Erdbeben, welche Rhodus unter Tiberius betroil'en (Suel.
Tib. |4.) und die Küste von Kleinasien 17 p. C. (Tac.
Ann. II, 47.) vielleicht auch in Verbindung mit anderen
auf den Kykladen standen l
Besonders zu rügen ist die Bemerkung S. Iii, dass
Spon, Wheler und Tournefort den See, / iinr, im Nord-
osten der Insel Delos gefunden hätten; da Tonrneffirl
ausdrücklich bemerkt, dass die beiden erstgenannten
Reisenden in diesen Theil der Insel gar nicht gedrungen
seien, sondern irrig die von ihm sogenannte Xaumacbie
in der INähe des Latonatenipels (welche indess Fiedler
wolil mit mehr Recht für ein Bassin zur Gewinnung de»
Seesalzes hält, B. II, S. 275) für die Kiiivi^ angesehen
hätten; vgl. Tournef. I, S. 11».. Wheler I, S. 8). Sp<»n
S. 179. Auch die iN'otiz, dass nach Pausanias (II, 5, 2>
p. 121') der Fluss Aesopos (wofür Asopos zu lesen) an»
Phr^gieii und Carien in den Peloponnes fliesse, ist un-
genau; denn Paiisania« sagt, dass der Asopos in Grie.
chenlatid eine unterirdische Fortsetzung des phrygisrüen
Macandor sei. An falschen ("itateo, « ie S. 1.) »• K.
.HS 5
384
Eiir. Ion. 267 (lies 107: ilrr V.Tf. schfini es nur au.«
Snanlioiiirs not. in K.1II1111. i>. 2l)l .il>K<"--'<Iir''l'<'n zu ha-
|.in). S. 1(1 Callin.. I.. Uiaii. 17. (1. 171.) S. 20 Plin.
1^\ 2L.*. I. 1-5 sowie an Driickfehlorii , nie .S. 11 z. E.
voisoii st. voisins , .S. 14 Z. 14. ^Ofl^g'" >**• ^'«Oage, .S. 15.
Z. (). Hl i'i''t"'~" st. di'Tlöoi'g, Z. 7- piioiltl.iiii St. i|uo(l-
ilani, Z. fi »•. u. roox!oiö)'i; für T(/0;fo.'/'')/;s folilt es
auch iiiilit Eiidlirli sind aiicli norli einige Mat lil;i.ssijj-
licilen in iler Schreibart, uic S. 6 judieia rirurnin docto-
ruiii tollijjore {ah ZtteVk der Belianiidiiacliung ron par-
lirnlis eines grossem Werks, die Urtlicile der Gelehrten
ilarüber zn hören), .S. .S «onitnentationeni iiuni|U.ini hac
facie eniisis.seni , S. <) z. E. prins exponcre debet, quam
ut — — sc eonimittat, S. 10. Z. 7. quoruui noniina fere
omniuiii — legnnlnr, S. 14 z. E. nuduin — aaxuui per-
hibent, ruius altidilidem perogrinantes plerumque auxisse,
S. 2ö ""■* lustorira proferam, ebendas. z. E. doiniuatio-
nem in eaui und iiiiperiuui in Graeciaui, nicht unertvähnt
zu lassen.
Jena. H. Weissenborn.
40. Geschichte Griechenlands ion\ Ende des peloponnc«
sischen Krieges bis zur Schlacht bei Mantinea, von
Dr. G. R, Sievers, ordentlichem Lehrer der Real-
schule dos Hamburgischen Johanncums, Kiel, Lui-
vcrsitatsbuchhandlung 1840. 424 S. 8.
Seitdem die AVcrke von Gillies und Mitforil bei allen
Vorzügen der Dar.stellnng dennoch den Beweis geliefert
Latten, das? zu einer vollständigen Geschichte Griechen-
lands die Zeit noch nicht gekommen sei , hat es nicht
an Forschungen im Einzelnen gefehlt, durch »velclio eine
solche vorbereitet «erden mochte. Mythologie und Ge-
schichte, Chronologie, Antiquitäten, Literatur und Kunst
sind auf die mannichfaltigste und vielseitigste Weise be-
liandelt und durch eine Anzahl gründlicher Specialge-
schicbten über mehrere, früher wenig berücksichtigte
Städte und Staaten ein überraschendes Licht verbreitet
worden. Dass nun, indem man auf diesem Wege weiter
fortzuschreiten sucht, auch die Behandlung einzelner Ab-
schnitte dt>r griechischen Geschichte im Allgemeinen ihr
"Verdienstliches haben kann, mag um so weniger in Zweifel
gezogen werden, als diese Abschnitte sich selbst als un-
abliängii'e Theile des grosseren Ganzen, zu welchem sie
gehören, zu erkennen geben. Nur wird, sobald als die
Hegemonieen der herrschenden Staaten die Einheit bilden,
alles dasjenige wegfallen müssen, was mit den dadurch
veranlassten Begebenheiten und Veränderungen weniger
in Zusammenhang steht.
Aus diesem Gesichtspunct dürfte denn auch das vor-
stehende Werk des Hrn. Sievcrs zu beurtlieilen sein.
Die »ielleicht durch ein sorgfältigeres Studium der grie-
chischen Geschichte des Xenophon , deren zwei erste
Bücher der Verf selbst durch eine besondere Schrift zu
erläutern gesucht hat, veranlasste Aufgabe desselben Mar,
ilie Geschichte der spartanischen Hegemonie nach dem
peloponnesichen Kriege, sowie die Angriife, n eiche voii
Argireru, Korinthiern, Athenern uud Thcbanem dagegen
uii(priinn)men wurden, bis zu ihrer völligen Vernichtung
dar/n>ti'llen. Literatur- und Knustgeschichtlichrs wird
daher liliern^angen oder doch nur gelegentlich berührt,
und die inneren Zustände bloss in Kncksicht auf Verfas-
sung und. Gesctzgelinng al)gcliaiidelt. Dagegen ist das
Streben desselben, durch .Sammlung, Beurtbeilung und
Darstellung zu befriedigen, nlierail nnverkennbnr, unil
ist gleich Rec. der IMeinung, dass ilie Urtbeile des Verf.
sicherer, seine Sprache einfacher und klarer geworden
sein würde, wenn derselbe seinen Gegenstand noch mehr
durchdacht und verarbeitet liätle, so kann er doch nicht
in Abrede stellen, dass <lie Schrift den Dank aller der-
jenigen verdient, welche über den von ihm behandelten
Thcil der griechischen Geschichte neben den (Jucller
noch ein besonderes Werk zur Beurtheilung und Ueber-
sicht derselben zu besitzen wünschen.
Der Verf. hat sein Werk in 24 Abschnitte getheilt,
Moranf noch in zwei Bei|.igen Bf^merkungcn über das
peisischn Reich unter Arlaxerxes II. niul die Chronologie
zur Erläuterung der beigefügten Zeittafel folgen. Nach-
dem der Verf. nämlich Cap. 1. das Verhältniss der Spar-
taner zu ihren alten Bun<lesgeii(>ssen , wie sich solches
am Schlüsse des peloponnesischen Krieges herausgestellt,
Cap. 1'. das zu den neu hinzugekommenen, und Cap. 3-
den inneren Zustand von Sparta erörtert hat, erzählt er
Cap. 4. die Feldzügo des Thinibron , Derkjllidas und
Agesilaos in Asien, Cap. 5- den Ausbruch des korinthi-
schen Krieges, Cap. ü- die mit der Schlacht bei Kuidos
zusammenhängenden Begebenheiten, Cap. 7. die inneieu
Zustände Athens nach Herstellung der Demokratie, C. 8>
und 'J. die übrigen Begebenheiten des korinthischen Krie-
ges, und Cap. 10- den Frieden des Antalkidas mit der
daran sich schliessenden Demüthignng von Blanlinea,
Ohnthos, Phlius und Theben. Thebens Befreiung wird
sodann Cap. H., Thebens Feldherrn und Staatsmänner
Cap. 12., der spartanisch - thebanische (böotische) Krieg
Cap. 13. , .Athens Wicdererhebuug gegen die Lakedämo-
nier und Seekrieg (378 — 371) Cap. 14. abgehandelt,
Cap. 1,0. die Frieilensvcrhaudlungen in Sparta, Cap. IG-
die Schlacht bei Leuktra, Cap. I7. die den ersten Ein-
fall iler Tliebancr in den Pcloponnes vorbereitenden Be-
gebenheiten, Cap. 18- die zwei ersten Feldzüge der
Thebaner in den Pcloponnes Cap. 19. und 20. die Ver-
suche der Thebaner, ilie Perser zu gewinnen «nd die
Zerwürfnisse der peloponnesischen Staaten Cap. 20. die
Stellung der .Athener und ihrer Volksführer zu den Spar-
tanern und Thebanern Cap. 21. und der Zustand ihrer
Seemacht Cap. 23., endlich Cap. 23- die Züge der The-
baner nach Thessalien und Cap. 24. die Schlacht bei
Alantinea.
Rec. zweifelt nicht, dass kundige Leser diese Eiu-
theilun; dem Gegenstande angemessen und zweckmässig
finden werden und wendet sich daher zu den Einzelhei-
ten, welche ihm bei der Durchsicht des Buches einer
Erörterung wertli schienen. S. 2 ist von der Vertreibung
der durch die Athener in Skione und Naupaktos ange-
siedelten Plaläer und Messenier , welche am Ende de»
peloponnesischen Kriege» ihre Wohnsitze verlassen muss-
ton, die Rede. Hier hätte ilas Schicksal der Vertriebe-
neu nach den aus Diodor uud Pausanias angeführten
385
Stellen mit mehr Genauigkeit anfegeLcn werden künnen.
Aach was der Verf. über den Lykon, welcher INaapakto»
verratheu haben soll , Anm. 5. und i». \W.) Anni. 99- be-
merkt, hat wenig für sich. War es hier dem Verfasser
daruiD/ZU thun, das Richtige zu finden, so hatte er ver-
•uchen sollen, die Stelle des ftjetagenes beim Üchol. Plat.
p. 332 Bekk. zu verbessern, allein er würde dann wohl
gcfandeu haben, dass «lie Verdorbenheit derselben nicht
sowohl in dem Worte j\ai'7iaXT(JV , welches «ich leicht
in dem Verse onterbrrngen lässt,
xai Avxuiv
'Einrav9d 710V JSavTiay.TOv, d()yÜQiov kaßuiv,
ÜQodovq etc.
als in den folgenden Worten liegt.
S. 4 wird das Verhaltniss der Thebaner nnd Korin-
thier betrachtet, wie sich dasselbe am £nde des pelop.
Krieges herausstellt. Der Verf. urtheilt im Allgemeinen
richtig darüber, geht aber zu weit, wenn er als Grund,
ivesshalb die beiden Völkerschaften die Vernichtung Athens
verlangt hätten , die Besorgniss angibt , die Erhaltung
der Stadt möchte nur dazu dienen, die auch für sie jetzt
furchtbare Macht der Lakcdämonier zu verstärken. Er-
weist doch der Verf. selbst, dass der Urheber jenes
Vorschlags unter den Thebaneru Erianthes, der Freund
Lvsander's , gewesen! Begünstigten aber die Thebaner
wenige Monate später die Unternehmungen der Verbann-
ten gegen die Dreissig, so hatte theüs das eigenmäch-
tige Verfahren der Lakcdämonier, welches sich unmittel-
bar nach der Einnahme von Athen verrieth , schon hin-
länglich gereizt, theils das jetzige Elend der Athener
den alten Hass gegen iliren Uebermuth bezwungen.
In Beziehung auf ilie Verschiedenheit der Berichte
des Xenophon und Diodor über den Krieg der Lakcdä-
monier und Kleer (Anm. 34.) hätte der Verf. bestimmter
sein künnen. Unrichtig aufgefasstc Angaben über die
Regierungsjahre der lakedämonischen Könige mögen der
Grund gewesen sein, wesshalb Diodor statt des Agis
den Pausanias als Anführer der den Eleern eutgcgenge-
itellten Heere nennt. Ferner tfägt Diodor bei der Er-
folglosigkeit des ersten Feldzuges kein Bedenken, ihn
ganz wegzulassen. Denn dass bei ihm der zweite Feld- . -■ v ii j
zng der Lakcdämonier gemeint ist, zeigen die Worte (Plutarch. Ages. 36-) •*1 Jahre 'fg'"J 1»^'^^" *""' ""_
fivvrxo)^ov9ovv d' aCxui no'tXoi argaTiuizac y.cci iraoä
tuiv OL'ßuüxujv oxsduv äjidfTijjv n'kiji' ßoiuixüJv r.ai
KoQlvdiuiV vergl. mit Xenoph. H. III, 2, 2ö , wo die
Büotier und Korinthier ebenfalls die Theilnahme versagt
haben sollen. Freilich werden auch rücksiclitlirh des
Weges, welchen tier lakedämonische König genommen
haben soll, andere Orte bei Xenophon, andere bei Dio-
dor angeführt. Doch scheint das Heer der Lakcdämo-
nier sowohl nach dem Einen, als nach dem Anderen von
Süden oder Südosten her gegen den Alpheios vorgedrun-
gen zu sein und nach Ueberschreitung des Flusses die
Stadt Elia erreicht zu haben. Hier aber kann offenbar,
wie auch der Verf. Anm. 35. anzunehmen scheint, die
Erzählung des Diodor von dem fehlgeschlagenen Angriff
der Spartaner auf die von den ätolischen Bundesgenossen
besetzte Ringschulo (XIV, 17.) dazu dienen, die Worte
des Xenophon {eksI ds äcfiy.sxo rcQoc, Ti;v 71 öktv , rä
u£v TTQodo t£ta Y.ul TU yviiväata, xakd o«.t«, ikv-
Zemchr. f. d. Allerlluimtw.
386
f(f«V£TO- Tr.v dl nöXiv , dreixiOTOi yä(*)}v, evofii-
aav avTuv /v) ßorkicrilai /iällov y yi) dvvaa9ai
6Ä£/>) zu berichtigen unil zu vervollständigen.
Andere Schwierigkeiten aber liegen in der Tom Verf.
S. 382 ff. erörterten Chronologie. Der Verf. hält sich
dabei genau an die Worte des Xenophon, der den elei-
schen Krieg in dieselbe Zeit mit dem des Derkjllida»
in Asien setzt, und ist daher mit Krüger der Meinung,
dass Diodor denselben um eine Olympiade zu früh ge-
nommen habe. Indessen zeigt sich , dass der Irrthum
wenigstens nicht so gross ist. Aus dem Text des Xeno-
phon selbst folgt, dass vom Tode des Agis bis zum Feld-
zuge des Agesilaos nach Asien wohl mehr als ein Jahr
verstrich. Hätte nämlich noch viel an einem Jahre ge-
lehlt, so würde Xenophon (II. III, 3, 4.;, wo er von
der Verschwörung des Kinadon reden will, nicht gesagt
haben: Oünuj 8' ivtaVTOP üvTOi iv TJJ ßaailHO.
'Ayijoikdov. Zwischen der Verschwörung des Kinadon
und dem Zuge des Agesilaos scheinen aber der Erzählung
des Xenophon zufolge wieder einige Monate »erstricheu
zu sein. Da nun Agesilaos im Frühling des Jahres oUG nach
Asien ging,so kann er wohl schon gegenEnde des Jahres 3'JH
die Retrierung angetreten haben. In dasselbe Jahr würde
nun auch der Ausgang des eieischen Krieg.-s zu setzen
sein, folglich gleichzeitig mit dem Kriege des Derkyl-
lidas, der sich im J. 398 bereits in Asien befand, wenn
auch nicht mit dem Ausgang desselben, was auch aus
Xenophon's Worten nicht nothwendig geschlossen zu wer-
den braucht. Ebenso kann nach den Worten Xenophon'«
(Schneider zn III, 2, 25- vergl. §. 30.) "icht gezweifelt
werden, dass der eleische Krieg bis in's dritte Jahr dauerte,
nnd TieQuövTi zto iviavTip kann nur vom folgenden
Jahre verstanden werden. Agis fiel folglich im J. 4U0
das erstemal in Elis ein, das zweitemal im Jahr 399,
worauf im folgenden (398) der Friede geschlossen wurde.
Auf diese Weise würde Diodor, der den eieischen Krieg
in das Jahr des Mikion bringt, höchstens um zwei Jahre
von Xenophon abweichen. Ofienbar hängt aber mit die-
ser fehlerhaften Chronologie bei Diodor auch die der Re-
giernngsjahre des Agis und des Agesilaos zusammen, lon
denen der Erstere 27 (Diodor. XII, 35-), <ler Letztere
muss nach Clinton p. 222 dahin berichtigt werden, das.
dem Agis, welcher gegen Ende des J. 427 dem Archl-
damos gefolgt sein soll, nicht volle 29, <iem Agesilao«
wenigstens volle 37 Regiernngsjahre gegeben werden,
womit auch die vom Verfasser aus Xenoph. Ages. 2, 18.
über das Alter des Agesilaos angeführte Nachricht über-
einstimmt. Zu willkürlich ist, was der Verf. S. 383 zur
Erklärung der 41 Regierungs- und 84 Lebensjahre de«
Agesilaos bei Plutarch anführt.
Im dritten Capitel, wo von dem inneren Zustand der
Spartaner die Rede ist, kam die Stellung des Ljsandcr
in besondere Betrachtung. Vielleicht ist Manches dem
Lysander mit Unrecht Schuld gegeben worden; hat je-
doch der Plan, eine Umwälzung der Verfassung zu be-
wirken, wodurch die königliche Würde dem Hause der
Ilerakliden entzogen und zum Gemeingut aller Spartaner
gemacht werden sollte, Glaubwürdigkeit, so scheint der-
selbe eher in die Zeit zu gehören, nachdem Pauganias
26
387
388
und Agesilaos iIpii Lvsaixlrr so bitter gekränkt hatten ,
aU in ili«« frrthore unmittelbar nacli «lern Ende <les pelo-
ponnesisflien Krirf^rs. Epliuios weni{^st(Mi!<, der (liorüber
Holil Hanp((|uel(e war, scheint die Jjar.he nach Plutarrh,
Lts. '2S- nicht anders dargestellt zu haben, und die Be-
gebenheiten, welche zivisclien der Riirlckehr des Lysan-
der Ton Sanios und seiner Erscheinung vor Athen zur
Unterstützung der Dreissig nach der Ansicht des Verf.
rorgcfallen sein sollen, häufen sich viel zu sehr, wenn
auch die mit den ehrgeizigen Absichten des Lysander zu-
«aniineiihäiigende Reise desselben zum Tempel des Amnion
in diese Zeit gesetzt wird. Auch darin kann Rec. dem
Verf. nicht Recht geben , dass er <lie Einsetzung der
Dreissig erst in den August des Jahres 4U4 bringt, da
doch Athen schon im IVlärz d. J. eingenommen war. Die
Worte des Xenophon (H. II, 3, 3. 4.), welche den ein-
zigen Grund «lafi'ir enthalten, sind dazu gar nicht be-
«timml genug, ausserdem aber kann die Aechtheit der
Stelle (H. 111, 3, 4.) aus ähnlichen Gründen bezweifelt
werden, wie die Olympiaden - und Archnntenangaben der
beiden ersten Bücher der Hellenika überhaupt.
lieber die drei folgenden Abschnitte erlaubt sich Rec.
weiter keine Bemerkung, als dass ihn besonders die Wür-
digung des Agesilaos und seiner Feldzüge in Asien, deren
Wichtigkeit der Verf. mit Recht nicht zu hoch aiisshlägt
and mit denen des Alexander in keine Vergleicbung
stellen zu dürfen glaubt, und die Darstellung der Ur-
sachen des korinthischen Krieges angesprochen hat. Da-
gegen zweifelt Rec, ob der Verf., wie er S. 385 thut,
die Schlacht bei Haliartos mit Recht in das Jahr 3'.)j
gesetzt hat. Als Gründe führt er nur 1) die Anordnung
der Begebenheiten bei Xenophon an und 2) die Vorfälle
zwischen den^Schlachten bei Haliartos und Korinth oder
Nemea. Xenophon, meint er, ivürde, wenn erst im Früh-
ling 39-t bei Haliartos gekämpft worden wäre, nicht,
nachdem er Veranlassung und Erfolg des Treffens erzählt
hatte, auf den Agesilaos zurückkommend, gesagt haben
(IV, 1, 1.): O de 'Ayijalkaog, swel dcfixe-ro äjxa
ueioTTiüotp ei'i T)jv xov (l>aovaßäCov (JiQuyiav, rr.v
fAliV yuiqav S'/.ctte etc., und ebenso wenig würde für das
l)is zum Treffen bei Korinth Geschehene Zeit genug vor-
handen gewesen sein. Dieses Letztere aber war doch
weiter Nichts, als dass die Verbinilung der bereits gegen
Sparta aufgeregten Staaten fester geknüpft und so zu-
gleich die Streitkräfte gebildet wurden, welche hierauf
mit denen der Spartaner bei Nemea zusammentrafen. Die
Reihenfolge der Begebenheiten bei Xenophon aber ist
gerade gegen die Ansicht des Verf. Zur Zeit als Tithrau-
■tes den Tissaphernes umbringen liess und den Waffen-
stillstand schloss , welcher den Agesilaos bestimmte, in's
Land lies Pharnabazus einzufallen, war ein prosser, viel-
leicht der grosste Theil des zweiten Sommers, welchen
Agesilaos in Asien zubrachte, verflossen. Erst um diese
Zeit aber erfolgte die Sendung des Rhodiers Timokrates
nach Griechenland. Waren nun die Feindseligkeiten,
welche zwischen den Phokiero und Lokrern entstanden,
wirklich nur eine Folge der Bestechungen oder Subsi-
dien des Tithraustes, so reicht der übrige Theil des
Jahres 3')5 für die Begebenheiten, welche demnächst von
Xenophon (U. 111, 5-) erzahlt werden, kaum hin; Xo-
uophon aber muss, nachdem er dieselben im ZuMammeu-
haiig erzählt hat, seine Narhricbteii vom Agesilaos da
wieder aufnehmen, wo er sie verlassen hat, und die Worte
am Anfang des vierten Buches vergl. mit 111, 4, 29-
gehen daher, weit entfernt, die Zeit der Schlacht bei
Haliartos zu bezeichnen, nur auf die Zeit, in welcher
der persische Statthalter durch die Sendung seines Gol-
des die späteren Begebenheiten in Griechenland vorzu-
bereiten suchte. Den Auftrag aber , zur Vertheidigung
des Vaterlandes zurückzukehren, ertheilte man dem Age-
silaos, ohne erst den Erfolg des neuen Felilzuges abzu-
warten, zu welchem man sich gegen die Verbündeten
rüstete. Geschah diess nun im Julius des Jahres 394 —
denn Agesilaos, welcher dem Befehle nicht zögerte Folge
zn leisten, trat erst in diesem ftlonat den Rückweg an —
so bleibt, die Schlacht bei Haliartos in den Frühling
lies Jahres gesetzt , ein hinlänglicher Zeitraum übrig für
Alles , was irgend seitdem geschehen sein soll.
Ebenso wenig glaubt Rec. dem Verf. darin Recht
geben zu dürfen, dass er S. 387 die Stelle bei Xenoph.
Ages. ?, 17. verdächtigt, wo es von dem ersten Feldzuge
des Agesilaos nasli Korinth lieisst: Kai dlJlOOa^ TiaOav
ai'Tuiv Ti]v j^üjpav, evi^ug iAtidsv vnsQßakujv y.aru
Tcc OTeva. e/g Kooivi^uv, aigei rd kiel xo Ai^aiov
Tei'uovra Tei-yr]- xcü dvansTduuc, Tiji Il£XoTcovvijaov
rdq TTvkag, ovvojg oi'/.aöi dnek&ajv ei'g rd 'Yo.y.Lv9ui.,
ÜTtov Ezdid^t] vnu zov lOQOTKUiov , xuv Ttaiuva XUj
9e(o avveuexikst , worauf in dem Folgenden sogleich
von der in da^ nächste Jalir ( Vy>) de« Krieges gehörigen
Einnahme des Peiräons bei Korinth die Rede ist. Es
scheint dem Verf. nämlich unglaublich, dass Agesilaos
nach der Feier der Hyakintliien noch mit dem zum Be-
fehlshaber der lakedämonischen Schiffe ernannten Teleu-
tias hei Korinth zusammengekommen sei , was ja aber
auch, wie Xenoph. H. IV, 4, 19. erzählt, erst nach
Erneuerung des Feldzugs geschah. Hierdurch scheinen
sich zugleich die Bedenklichkeiten zu heben, welche der
Verf. S. 121 Anni. 33. i" Beziehung auf den durch di«
Athener bewirkten AViederaiifbau der Hafenmauern von
Korinth äussert.
Die Zusammenstellung der folgenden Begebenheiten
hat ihre Schwierigkeiten, da es bei Xenophon zu sehr
an bestimmten Zeitangaben fehlt. Rec. glaubt jedoch,
dass dasjenige, was bis zum J. 3S9 von den Unterneh-
mungen der Krieg führenden Staaten zur See bekannt
ist, angemessener vielleicht, als es vom Verf. S. 387 —
389 geschehen ist, auf folgende Weise hätte auseinander-
gesetzt werden können. Der Darstellung des Xenophon
zufolge ist nicht zweifelhaft, dass die Verheerung von
Lakonien durch die hellenisch - persische Flotte und die
Errichtung der Ilafenmauern von Athen in ilas Jahr 393
gehört. Eine Folge davon war, dass die Verbündeten,
namentlich die Korinthier (Xenoph. H. IV, g, 10.),
Schiffe im korinthischen Meerbusen ausrüsteten, denen
die Lakedämonier andere entgegenstellten, Agathinog
nnd Proänos sollen die korinthischen, Polemarchos, Pol-
lie , Herippidas und Teleutias die lakedämunischen Be-
fehlshaber gewesen sein. Man darf jedoch nicht zwei-
feln , dass dieselben in sehr kurzer Zeit auf einander
gefolgt siuil , wenn anders richtig ist, dass Agesilaos im
389
390
Herbst «les J. 3)3, oder «loch im Frühling 392 mit «lern
schon (lainah die Flotte bf feliligendeu Teleutias am ko-
riiithisclieu .fMocrbiispu zusauinieiilraf. Was XeiiopLon
weiter §. 1?. biMuerkt, entbehrt ziiar der Zeitbestiotuiung,
da jedoch die Herstellung der ftlaiiern Athens zugleich
mit den Absichten der Athener auf Erneuerung ihrer
Seemacht als A'eranlassung iler das. eritähnten Gesandt-
«chaft des Antalkidas angeführt »ird, so kann diese nicht
über das Jahr 392 hinausgesetzt werden. Auch ist Nichts
gegen die Annahme, dass dasjenige, was .Struthas iu
Abwesenheit des zum König abgegangenen Tiribazus für
die Athener und gegen Thimbron thut, noch in dasselbe
Jalir gehurt (IV, y, 17 fl.). Dagegen kann die Aussen-
duug des lakedämonischen Nauarchen Ekdikos kaum eher
als .VM^ erfolgt sein, und in demselben Jahre dürfte dann
auch Teleutias als Machfolger des Ekdikos, welcher wegen
Mangels an Streitkräften unthätig in Knidos geblieben
war, erschienen sein und die dem Euagoras von den Athe-
nern gesandten Schiffe weggenommen haben (IV, 8, 24.).
Unmittelbar darauf uiuss er zugleich in Rhudus gelandet
»ein, wo er seitdem die lakedämonisrh Gesinnten unter-
«tützte (IV, 8, 24 )■ Die Nachricht daron veranlasste
die Athener, den Thrasybulos mit 4U Schiffen auszusen-
den, und diess wird in das folgende Jahr (3'.>U) zu rech-
nen sein, da Thrasybulos nur während eines Sommers
befehligte , und seine Unternehmungen doch von der Art
sind, dass einige iMonate darüber hingehen konnten. Die
Athener aber senden nach dem Tode desselben den Agyr-
rbios nach Rhodos und Iphikrates in den Hellespont,
woFon das Eine im Todesjahr des Thrasybulos, also wohl
390, das Andere, weniger nothwendig und erst durch die
Erscheinung des Lakedämoniers Anaxibios im Hellespont
veranlasst, erst im J. 3Sy geschehen sein uiag.
Indem sich der Verfasser dem antalkidisrheu Frimleu
nähert, macht er S. 14(.l die Bemerkung, dass die Böu-
tier wohl schon früher mehrmals mit den Lakedämoniern
unterhanilelt hätten, und beruft sich dabei in der Anm.
auf die Rede des Andokides vom Frieden. Recens. will
nicht entscheiden, was von dieser Rede zu halten, ob
sie acht oder unächt, oder in welche Zeit sie zu setzen
ist, und erwartete diess auch vom Verf. nicht, hat aber
gleichwohl den Ansichten desselben Manches entgegenzu-
setzen. Nur nach der Schlacht bei Lechäon und vor der
Wiederherstellung der Mauern von Athen soll die Rede
gehalten worden sein, also, wie bereits Krüger ange-
nommen hatte, im J. 393. Wollte jeiloch der Verfasser
beweisen, dass die Mauern Athens zur Zeit der Rede
wirklich noch nicht hergestellt waren, so hätte er sich
wenigstens nicht auf §. 13. und 14. der Rede berufen
«ollen; denn §. 13. wird der MaUern gar nicht gedacht,
und §. 14. kann aus den Worten äkk' vTlcui; i'jf^iiv re/;^//
ysvijTat; eavi y.ai raüra ix lijq siQi'jvtji so wenig
geschlossen werden, dass die Athener keine Mauern hat-
ten, als aus den vorhergehenden ['iva 5j TloXii V/uiv
ikev&BQa 7j;), dass der Staat der Athener damaU nicht
frei gewesen , es müsste dann statt lOTl iaiai gelesen
werden sollen. Auch was §. 23. gesagt wird: öldöaatv
(nämlich die Lakedämonier) ijfttu TU T£i](n xai Tag
vavc: yal Tai; vijoovg ijf-icuv aivai , kann nur heissen :
die Lakedämonier gestehen uns den ferneren Besitz un-
serer Manern, SchilTe und Inseln zu. Die bedenklichste
Stelle wäre §• 37, ho es heisst: IJp yap TIOTS y^Quvoi,,
u> 'Jdi]vaiüi, um Tii'xij y.ai vai'i ovx exttj/usda,
ytvo^ivuiv db Toviuiv tv^v «pjjiyf e-noti](räfxiba tiSv
dya9u)V' vjv st y.ai viv eTubvfxehe , ravia xareg-
yuoaat^S. Hier muss allerdings xuvza auf isi^n und
lai'^ bezogen werden , allein auch hier liegt der Sinn
zum Grunde, dass die Athener sich erst durch den Frie-
den den bleibenden Besitz ihrer Mauern und Schiffe ver-
sichern könnten. In der Erwähnung <ler Hafenmauern
von Athen liegt also Nichts, was an den Worten g. 2Ü-
noXefiljaavTig de ITJj -vtxTaQa Anstoss zu nehmen und
die Rede in das J, 393 statt mit Clinton in das J. 3'>1
zu setzen nöthigte. Der Verf. aber sieht natürlich in
diesen Worten nur einen Widerspruch, der zur Verdäch-
tigung <ler Rede dienen müsse, und fügt dazu noch die
Unterscheidung von OTtoiÖai und ti^r^rn (§. 11.), ilie
TCajQia Sl(i\]Vij der Argiver (§. 27.) und die angebliche
Gesandtschaft der Sjrakusier nach Athen vor der grossen
sicilischen Expedition. Die Unterscheidung von auovdai
und eiQr,vri aber hat doch wohl in einem Zeitalter nichtd
Auffallendes, was von Sophisten so voll war, die Gesandt-
schaft der Sjrakusier würde nicht der einzige geschicht-
liche Verstoss in der Rede sein (vergl. freillih Sluiter
Lect. Anil. p. 135 ed. Schiller), und iler Ausdruck 71 a-
zoia £lQi\vj] würde, mit Dodwell und Schneider {/. Xenoph.
H. iV , 7, 2.) auf den muthmaasslichen Gottesfrieden der
islhmischen Spiele, denen die Argiver als Herren von
Korintb damals vorgestanden hätten, bezogen, ebensogut
erklärt werden können, da er ja in diesem Falle etwas
Herkömmliclies gewesen wäre, als wenn die Vermuthung
Dodwell's etwa nach Xenoph. H. V, 3, 27. oder aus
andern Gründen, deren sich wohl mehrere anführen Hes-
sen, verworfen würde.
Den Anfang des Kriegs der Lakedämonier mit deu
Olvnthiern hat der ^'erf. nicht nach Clinton in's J. 382,
sondern einer Bemerkung Krüger's gemäss in's Jahr zu-
vor gesetzt. Indessen lässt er dem Leser die Wahl, wo-
für er sich entscheiden wolle, da ja der Tod des Age-
sipolis in das J. 380 gehöre, und in dasselbe Jahr auch
der Anfang seines Feldzngs gesetzt werden könne. Die-
ser Ansicht aber hätte wohl von vorn herein iler Vorzug
gegeben werden sollen, da es bei Xenophon an Angaben,
woraus eine längere Dauer des Feldzugs des Agesipoli»
geschlossen werden könnte, gänzlich fehlt.
S. 3 '•) und 3'll, wo von den Begebenheiten von der
Befreiung Tliebens bis zur Schlaclit bei Leuktra die
Rede ist, weicht der Verf. von Clinton, dem er sonst
gefolgt ist, darin ab, dass er die Ernennung des Timo-
theus zum Feldherrn für Kerkjra in das Jahr vor seiner
Absetzung, welche nach Demosth. in Timoth. p. 1186
in den April 373 geliürt, gesetzt hat, und nicht mit
Unrecht. Die Gründe hätten jedoch aus Demosthenes
a. a. O. , Xenophon II. VI, 2, 12- und Diodor XV, 47.
genauer entwickelt werden können.
S. 393, »o der ^'erf. den Wechsel der Böotarcbcn
zur Bestimmung der Zeitverhältnisse zn benutzen sucht,
wollen dem Rec. die Gründe nicht einleuchten, wesshalb
er den zweiten Zug des Epaminondas in den Pcloponne»
nicht in das Jahr 3ÜS gesetzt wissen will. Der Verf.
26*
391
392
oiinmt lieber eine ijaiiz anaserordenilich« Veranlassung
an, welche xur Wahl Aea Epaininonilas im Jahr seines
Procpsses bewogen habe, nirgends aber uachgciviesen
werden kann, als dass Dionvsins den Lakedanioniern zwei-
mal Hülfe geschickt habe. Denn Xcnojih. II. VII, 1, l.
nOthigt doch durchaus nicht 3ö9 statt .'ifiS anzunehmen.
Gegen das von dem Verf. S. 3').') in Beziehung auf den
gleichzeitigen Krieg des Dionysios mit den Karthagern
Erinnerte aber kann eingewendet werden, <lass dieser
Krieg gar nicht von der Art war, um den Dionysios von
einer thaligeren Unlerstütznng seiner Bundesgenossen ab-
zuhalten. Diüdor. XV, 73.
Rec. schliesst hier die Bemerkungen, welche er über
die Arbeit des Verf. zu machen hatte, in der Hoffnung,
dass dieselben hinreichend sein werden, um das von ihm
aosgesprochene Urtheil zu rechtfertigen. Die äussere
Ausstattung des Buches ist sehr vorlheilhaft zu nennen,
nur die Correctur hatte genauer sein können. Ausser
den am Schlüsse angezeigten Druckfehlern sind dem Rec.
noch vorgekommen: S. 2, Z. 2 v. n. Cap. VIII. statt
Cap. VII. S. 7, Z. 10 V. u. avvnioa^av statt oci^f-
^rpßiav. S. 83, Z. 14 »veder st. wieder. S. 99, Z. 18
Diod. Chrysost. st. Dion. Chrysost. S. 109, Z. 6 v. u.
ünverlässigkeit tür Unzuverlassigkeit. S. 111, Z. 3 v.u.
soll es st. soll er. S. 142, Z. 10 hellenischen st. hel-
lenische. S. 143, Z. 8 V, u. einzefallen st. eingefallen.
S. 162, Z. 3 das statt des. S. t(i7, Z. 2 die statt sie.
S. 178, Z. 2 V. n. Phoibidas st. Phyliidas. S. 183, Z. 12
eintraf st. eintrat. S. 207, Z. 10 eine st. ein. S. 384,
Z. 1 V. u. demnoch st. dennoch. Eine Ungenauigkeit
ist noch, dass der Verf. zwar immer die Peloponnes, aber
z. B. S. HS und 344 der Phalanx schreibt.
C. A. F. Brückner.
41) Rerum Plataicarum Spccimen, qnod, ut summos in
philosophia honores rite obfineat , die XIII. mens.
JVIart. ftiDCCCXLI publice defendet auctor Gusta-
vus Otto Friedrich, Zauensis Saxonum *). Bero-
lini, formis Haynianis. 33 pagg. gr. 8-
Nachdem der geniale Otfried Müller im Studium des
grossen Hellenenthunis eine neue Bahn mit dem glänzend-
sten Erfolge gebrochen und auf's Sprechenilste zuerst
dargethan hatte, wie viel noch zu thuu sei, ehe wir an
dem ersehnten Ziele anlangen dürften , haben wir von
mehreren namhaften Gelehrten und Freunden des Alter-
thums Untersuchungen theils über einzelne Inseln, theils
über Länder, theils endlich sogar kleiner Stadtgebiete
erhalten, die wir zum grüssten Theile als einen dankens-
werthen Beitrag zur Erreichung des leider noch immer
fernen Zieles mit Recht betrachten müssen. Auch die
vorliegende kleine Abhandlung ist zu diesen Schriften
zu rechnen, und wir lernen in ihr einen jungen Gelehr-
ten kennen, der, wenn er mit dem Eifer uud der Aus-
dauer, mit der Umsicht uud ruhigen Forschung, wie er
*) Das Hanauer Gymiinsi.ilpiogianim des Hrn. Dr. Miinscher
von 1841 de rclnis Plataccnsium (veigl. Gymnüsialzeitung
von dietein Monat) ist uns bis jetzt noch niclit zuge-
kommen. M. F. Fr. Z.
sie hier bereits in den einzelnen Proben unil Bruch-
stücken einer ausführlicheren Arbeit bewiesen hat, fort-
fahrt. Tüchtiges zu leisten verspricht nnil sich einen
wohlbcgründeten Ruf erwerben wird. Da dieses Specimen
als Gelegenheitsschrift, wie der Titel schon anzeigt, er-
schien, so war damit auch auf Vollständigkeit verzichtet
und , wie dem Ref. dünkt, nahm der Verf. aus dem ge-
sammelten [Vlateriale das auf, worüber seine Untersuchung
abgeschlossen war. Daher vprmisst man allerdings an
mehreren Orten den strengeren Zusammenhang , den
strictercn Uebcrgang, und einige Capitcl sind ganz weg-
geblieben , von denen wir wenigstens eines unbedingt be-
achtet gesehen wünschten. Wir meinen damit die un-
zweifelhaft voranzusendende geographische Beschreibung
des zn besprechenden Ländchens und der Stadt, welches
Capitel mit vollem Rechte von fast allen Vorgängern
des Hrn. Dr. Friedrich gewissenhaft an die Spitze der
Untersuchung gestellt worden ist, während wir bei ihm,
ganz unerwartet und flüchtig, einige abgerissene Worte
derartigen Inhalts S. 24 finden, und ilas erste Capitel
die Uebcrschrift führt : „De Flataearum origine antiquissi-
mistjue incolis." S. 1 — H. Nach einigen entschuldigen-
den Worten, dass er auch, nach so grossen Männern,
sich an derartige Untersuchung getvagt habe, und der
Erwähnung lies schlüpfrigen Botlens, auf dem solche
Untersuchungen stattfänden , wendet er sich zur Betrach-
tung der ältesten Einwohner Büotiens, und, nachdem er die
Hektenen, Äonen, Temmiker, Hyanten, Leieger, Phüniker,
Thraker und Pelasger als früheste Einwohner Böotiens
genannt und hinzugefügt hat : ,, Quorum popnlorum in quo
«juisque Boeotiae angulo consederit, et longum est quae-
rere et a consilio nostro aliennm" — spricht er über den
wahrscheinlichen Ursprung des Namens der Büotier. —
Zn den hier aus den Alten gegebenen , bekannten genea-
logischen Fabeleien waren übrigens, wenigstens in den
Noten, auch die Untersuchungen hierüber von Dr. ünger
in seinen Paradoxa Thebana pag. 258 und ( Corollar.
XXIV.) pag. 453 zu erwähnen, der bekanntlich mit
enormer Belesenheit diesen wie ahnliche Gegenstände be-
handelt hat. Zu bemerken ist übrigens hierbei, dass
Hr. Dr. Friedrich Einiges übersah , wenn er (pag. 2 sq.)
schreibt: ,,Diodorus enim Arnam, Aeoli liliam , quuni
paternae irae effugiendae causa Metapontum sese contu-
lisset, Boeotum el Aeolum gemino partu edidisse narrat,
quorum ille [muss hie heissenj insulis Aeoliis nomen in-
iliderit, hie [schreibe ille] ab avo [Aeolo] adoptatus
Aeoliam snb imperium acceperit" — indem Diodoros,
wie schon früher einmal, bemerkt: xal rijv fltv ^ujQav
dnu T);s /xijTQoq -J^iiijv, T04'^ de kaovc; d(p' eavxov
BotvjzoL'i; övöfxacre [sc. 6 Boiuitoq]. Daran schliesst
sich nun die, so viel wir wissen, auch anderwärts schon
notirte und von Hrn. Dr. Friedrich aus eigener Forschung
und Ueberzeugung gegebene Erklärung des Ursprungs des
Namens in folgenden Worten: ,, Nihil vero quum in an-
tiquissima Graecorum niythologia sit solemnius, quam ut
heroes et heroinae deorum deaiumque cognominibus nun-
cupentur, Boeotum Neptunium keroem a Neptuno Boeoto
dignitatem mutuatum esse Boeotosque deo , ut Miuervae
Athenienses, nomen debere manifestum est. Quodsi quis
ex alia re , ut e »olo ubere et bubus pasceudis idoneo
1
393
terram lienominaiam esse statu it, retidenda erit ei ratio,
quid sit, quod noii ante hos insequetites Arnaeos Boeotia
git appcllata." Wir sind überzengt, der Verf. werde
hierbei Manche finden, welche ihm vollkommen Recht
geben; denn eben diese Forschung ist eine, wo indivi-
duelle Ansichten, selbst Zufälligkeiten höchst entschei-
dend wirken und unwillkürlich in einen bestimmten kreis
kommen. Allein wir kfinnen es demnach nicht billigen
nnd bleiben bei der frühem, auch neuerlich noch und
zwar überraschend geistreich rom Prof. Dr. Forchhammer
in seinen Hellenika S. 280 flg. (fgl. mit S. 196) erklär-
ten Bedeutung des Namens stehen, Alag auch bis zur
Gridenz dargethan werden, dass die AtlienSer ihren Na-
men der Athena schulden, wobei übrigens, beiläufig ge-
sagt, noch Manches darzuthun ist, und eiu Mittelweg
wohl der gerathenste sein wird; — so folgt noch keines-
wegs, dass man dieses Verfahren auch auf andere Namen
übertragen dürfe, besonders wenn Früheres hier hinrei-
chend genügte. Und warum in aller Welt erst darge-
than weiden solle: ,,qnod non ante hos inspquentes Ar-
naeos Boeotia sit appellata" — küniieii wir nicht einse-
hen, finden rielnichr, wenn wir anders diesen iinsichern
Notizen aus frühester Zeit, deren Zeitfolge einer rigo-
rosen Uiitersuchnng sehr bedenklich erscheinen dürfte,
Glauben schenken wollen, Grund genug, die von uns
gebilligte Ansicht als die den Ankömmlingen unwillkür-
lich sich aufdringende Ansicht der Gegend in einem Na-
men fersinnlicht anzuerkennen. An diesen Satz war üb-
rigens anzufügen, dass die Böotier ilem äolischen Stamme
angehörten, und wenn diess gleich bekannt ist, so durfte
es doch nicht unbeachtet bleiben, hätte auch für Späte-
res von einiger Bedeutung werden können. Denn man
darf mit Recht behaupten, dass in Piatää, Hysiä, Eleu-
therä lind Oropos , von welchen Orten drei bekanntlich
Bootien beigezählt wurden, die äolische Bevölkerung stark
mit der ionischen gemischt ward. Daher das Hin- und
Herneigen dieser Orte, je nachdem bald diese, bald jene
Partei die Oberhanil erbalten hatte: wenn gleich die Be-
drückungen der groben Aristokratie Thebens ilas Meiste
dazu beitrug. Der Verf. der fraglichen Abhandlung be-
merkt nun, dass die Böotier nicht mit einem Angriff,
nicht auf einmal ganz Böotien einnahmen , sondern nur
schrittweise, und mit der Eroberung der Gegend, wo
Piatää erbaut ward, ihrem Vordringen ein Ziel setzten.
Ausser andern Völkern hätten aber, wie Ilr. Prof Kruse
nicht mit Unrecht behauptet, in den ältesten Zeiten auch
die Leleger in Böotien gesessen. Diess gibt ihm Ver-
anlassung, ein Mehreres über diese noch neuerlich viel-
fach besprochene Völkerschaft mitzutheilen , wobei er
vorzägli(h dem folgt, was Hr. Dr. Soldan im neuen
Rheinisch. Mus. III. S. 1 14 sqq. darüber gesagt halle,
wiewohl die Untersuchung über dieses Volk von Hrn.
Dr. Friedrich, wie wir glauben, von neuem angestellt
worden, daher er auch 5». 4 — 8 diesem Gegenstände
widmete, wo sich mehrere trefiliche neue Bemerkungen,
auch in den Noten , finden. Wir erwähnen davon nur,
dass er S. 6 sagt: „Videmus jam Lelcges per mnltos
aequoris portus, sinus, latebras, recessus, quicquid pira-
tarum est , diffusos in locis situ maouque finnatis habi-
tassB et crrabuados rictniu latrociuiis quarsivissc" — da-
394
her auch in Anmerkung 21 zu Ende die Beuierknng:
„Nescio equidem annon alii sint ytcXf:y£Q, nisi kii.Kaxai
sive AjyiJ'T/yof^" — ferner S. 7 : ,,lninio Lelegum iiomen
certi riijusdam populi significatiniie rassiim tam late pa-
tuit, ut collcctitios varieque composilos populos et vago»
errones, quicunque fuerunt, Leieges vocarent" — und
endlich S. 8: ,,Accedit, quod scriptores , si qua in terra
Leieges habitavisso dixcrunt, eo.sdeni pnstea prisro nomine
exuio aliud usurpavisse memorant; ita ut nnnien nnii tarn
alioram populorum arcessione , quam ipsa hominnm niu-
tatione intercidisse videatur. Quo factum est, ut , ubi
prisco ritu abolito posterioris aevi hnniaiiitas, disciplina
civilesquc virtutes apparuerint, cum aliis obsoleti Hominis
populis in barbarorum niimero habeientur, et quicquid
Lieleguu) superesset, ad iiiterilum rocaretur. Itaque iie-
que certa qiiaedam gens ab aliis diversa, seil homines
cujusvis fere terrae praedatores fuerunt, neque magis,
utrum Pelasgis an Caribus cognati fucrint, quam unde
sint profecti, quaercre juvat.'* Kine ausführliche Bespre-
chung der Ansicht des Hrn. Dr. Friedrich von Seiten
des Referenten kann ein billiger Leser nicht erwarten,
»ohl aber niuss Ref. bemerken, dass die Natur dieser
^'ölkerschafl ziemlich gediegen anfgefasst ist, nnd dass
diese wenigen Details vieles Wahre und Beachtenswürdign
enthalten. Des Ref. Ansicht, die allerdings so kurz hin-
gestellt, sich von Paradoxie kaum frei halten durfte, ist.
dass nur ein Urvolk für Hellas anzunehmen ist, das schon
in den Sagen und frühesten Historien in zwei grössere
Parfieen getheilt ward, in die Pclasger und in die Le-
leger; jene sind die das Innere von Hellas und die Ebe-
nen , diese die die Küsten und Meeresuferstrichc Bewoh-
nenden, — Im Folgenden wendet sich der Verf. zur
Etymologie des Namens von Piatää und gibt in einer
Anmerkung (Nr. L'4) das Wichtigste über die Schreibun-
gen: riKÜTaia, Ilkara/d und UkuTUiat , was er mit
den Worten schliesst: ,,Queniadmodum autem y-atatii-
ßctOf^iOg iste , quem vocant, louum est, ita flXazcia
et Ilkaraiai diversae sunt dialerti: altera forma autiqua
et aeolica (vide Boeckh ad C. I. p. 71 S- Gültl. doctr.
accent. pag. 35), unde tradurta est ad veteres Attico-
rum scriptores, altera ionica, quam recentior Atlhis aii-
optavit." Noch bemerken wir , dass es in Aninerk. 2o-
S. 8 hcissen miiss: Pseudodicaearchi de»criptio Gracciae.
besser Anonymi etc. stall: Dicaearch. stat. Graec. vs. 7J.
da diess eine jetzt bestimmte und auch bekannte Wahr-
heit ist. Während der Verf. bei der Erklärung des Ur-
sprungs des Namens Böotiens , wie wir sahen, anderer
Meinung war, billigt er, wie wir früher und üben bei
Böotia, die Erklärung Strabon's , Buch IX. pag. 40li,
und führt dafür noch andere Släiltebenennungen (kopä,
und andere) an. Zuerst habe Platäa Könige gehabt, quum
Graecae rcrum publicarnm formao, si a Doriris civitati-
bus priscorum institntorum tenacibus discesseris, ita se
excipiant, ut singulorum potestas in plnres cadat, und
citirt Paus. IX. inil. X, 5, 2. Apoll. III, f), 8. El ist
wohl möglich, aber auch nicht: wer will hier entschei-
den? Wann diese abgeschafft worden, sei unbestimmt,
jedoch gewiss eher, als Piatää zum Gebiete von SikyoD
gehörte. Es hatte bekanntlich O. Müller (Orchom. S. 236)
darzuthun gesucht, dass die Sikyonicr das Gebiet von
395
.i96
Plataä einst besessen; Hr. Dr. Friedrich nennt iliess in-
geniöse, hat aber S. tl (jeiviss itas Kiilititco {{rfunilen,
wenn er sagt: „ncc qiiirqii.iin inile inajns ileliiilri posse
existimo , «jiiain ntrununio Incuin ab cjusdem {jeiitis ali-
quanilu fiicolis orrupatuin fiiisse. — Neqiie unqtiaui Pla-
taeas aii(ii|iii(iis a Biieotia ilislractas fuisse crediilerini,
pracsertim ijuniii Citharron uioiis liiiies satis (^ertus et i|)sa
natura ii>terj)Osi(»s esset, all ijuein tisque terra Xievonia
iiatere putuisset." Unmittelbar darauf K"*''' <'•'■' V'erf. auf
die inutlimaassliche Gründung über, und vtenii er bemerkt,
dass Plataa sclion früher gegründet »ard, ehe noch
die aruäischen Booter nach lioeotien kamen, wofür er
Etvniol. M. p. 307, 4. s. r. Borxeoai anführt (rgl. Fulir
ad Dicaearch. pag. 272), so ist das recht gut denkbar,
besonders wenn »ir annehmen, dass die Leieger hier
ein Castell hatten; die Notiz bei Thucvd. III, 61. würde
also nur eine rhetorische Diction des Thcbäers sein, wie
auch der Ilr. ^'erf. glaubt.
31it S. 12 beginnt im 2. Capitel: Plataeensium histo-
riae brevis expositio , bis S. 22, wo, so weit wir wahr-
nahmen, Alles, was hierauf Bezug hat, gewissenhaft ge-
sammelt, gut gesichtet und klar vorgetragen ist. Wir
haben dazu nur höchst Weniges zu bemerken. Bei der
Schilderung des öHontlichen Characters der Biioter hatten
wir gern auf das rerwiesen gesehen, was Bernhardv schon
langer hierüber sehr richtig in seiner griech. Literatur-
geschichte S. '18 gesagt hat. Ebenso war in der Note 44,
S. I7 auch die Stelle des Komikers Poseidippos bei den
Fragmenten der Epitome des üikäarchischen ßioi T^jq
'Ekkuöog nebst den Noten Fuhr's (s. dessen Dicaearch.
pag. 142 nnd 2(i(i) zu beachten. Auf S. 20, Z, 4 Üg.
war noch hinzuzufügen, dass die Platäer auch nach der
Wiederherstellung ihrer Stadt in Folge des Antalkidischen
Friedens nicht zum Böotischen Bunde zurückkehrten,
wie schon Schömann in seinen Antiquitates Juris Publici
Graecorum pag. 404. not. 8- bemerkte. Wenn aber fer-
ner der Verf. S. 21 sagt: „In iluplicis vero exitii memo-
riam Pausania teste Daedala majora celebrari solebant,
coli. Paus. IX, ,3." so sehen wir durchaus nicht ab, nie
diess aus Pansanias »teder vom Verf., noch irgend einem
Andern irgendwie sich wirklich erweisen liesse; auch
widerstreitet die Erwähnung der Thebaer als Theilnehmer.
Der dritte und let/ie Abschnitt dieser Abliandlung
spriclit S. 23 — 33 de Plataecnsibus civitate Attica donatis,
und behandelt also einen im zweiten Capitel, im Ge-
schichtlichen, schon kurz berührten Gegenstand ausführ-
licher, üb er aber so seinen Platz finden durfte, ob
er nicht vielmehr als ein Theil der öfi'entlichen Rechts-
verhältnisse überhaupt anzunehmen «ar, steht gar sehr
in Frage. Doch es ist nicht geschehen , und wir müssen
wenigstens gestehen, dass dieses Specialdatuin sehr gut
besprochen und allseitig beleuchtet worden ist. Doch
sei es uns verstattet, auch hierbei noch einige Bemer-
kungen zu machen. AVenn es S. 25 heisst, dass die
Plataer mit den Athenäern soHohl f:TilfAli;Ml>, als Ovfi-
jiaxicX'V geschlossen , und in Betreff letzterer in der Note
(33) g*»agt wird: „Idem conjec.tura assecutus videtur
Marxius ad Dicaearch. ubi pro tioi öh 'A9l]vaioL BoLio-
x(n scribi mavult: eioi öh Ai^rjvaioi^ ßoi]9oi, probatns
ideo Buttmanno ad Dicaearch. fragin. p. 24 modo ßoi]-
Sovi^ uon tantum belli cujusdam gcrendi pugnaeve com-
niiltendae socios, verum etiani eosdem, quos avfjfidxoo^
vocaut, sigiiiKcare docnisset. Alioqui aegre posset erui
sententia, quam in verbis iuesse ait, „sie halten es mit
den Athcuaerii." Sed inulto argutius est, qiiod Plataaen-
ses et Eleutherenses inira repugnantia, quos Boeotos re-
censuit, eosdem Atlienienges vocavit. Iniiuit enim Atlie-
nicnses boeotici nominis", so sieht man wohl deutlich,
dass das Gesagte dem Hrn. Verf. schon selbst nicht ge-
nügte, müssen aber, ohne ihn kränken zu wollen, hin-
zufügen, dass er den Sinn der Epitome des Dikäarcho.5
ganz verfehlt habe. An Alles das , was er vorgebracht,
ist nicht im Geringsten zu denken. Vgl. noch Fuhr zu
Dicaearch. p. 274. Vollkommen billigen wir den Satz
(S. 2ü) : ,,Neque igitur ut civifatem Atticam adipiscere-
tur, eos defecisse , sed post deditionem factam eo studio
flagrassc putemus necesse est ', und ebenso verdient, um
diess hier nachzuholen, die S. 10. Not. 25. gemachte
Eniendation des Steph. Byz. s. v. Kutnai, wo er \4Tia-
ro.kiujg in HkaTaiSUJC, verändert, rühmliche Anerken-
nung. — Der Hauptgedanke aber dieses ganzen Abschnitts
ist, dass die Plataer anfan$rs , als sie eben zuerst zu den
Athenäerii ihre Zuflucht nahmen, eine Lage erhielten,
ilie man der Clientel vergleichen könne (siehe S. 2 > und
2K) ; aequi vero justique foederis socii staiim post victoriam
de 'fhebanis reportatam facti sunt. Nee dubito, quin eo
ipso tempore eximia Atheuiensium muiiificcntia commer-
cium {^£yy.x)j0iv), tributi inquilinis imperati immunitatein
(dzsKEiav fieioixlov), connubium {antya^iav), ut uno
verbo cuinplectar, privata civium Atheniensium Jura ac-
ceperint.
Die Latinitat ist correct und leicht, und auch sie also
empfiehlt diese Arbeit, die wir bald in einem neuen Ge-
wände mit ausführlicherer Darlegung wieder willkommen
heissen mögen. Angehängt ist noch eine vita des Ver-
fassers und folgende scntentiae controversae : 1) Coneilii
Amphictvonici potentia in rebus Graecorum publicis ad-
ministraiidis niiila, nisi quae cum sacris conjuncta fuit.
2) In Thucydidis III, (ili. V7iu9caiv, quod vulgo legitur,
nou videtur loco movendum. 3) Hesiod. f^oy- ücu rjfji.
vs. 312* corruptns necilum virorum doct. conjectnris satis
eniendatus. 4) Perperam judicant, qui antiquitatem plu-
ris, quam nostram aetatem aestimant. 5) In Sophoclis
Oed. Tyr. rs. 419. «ide an scribendum sit: Xakoiv ds
7lKr,9oi; oi<x eTtaiai^äpsig v.ay.tov. 6) In Horat. carm.
IV, y, yt). frustra teiitatur leclio vulgaris. 7) Cares nun-
quam Gracciae, quae proprie sie dicitur, fnernnt incolae.
Dresden. B. Fahricius.
42- Natalem quadragesimum Seren, ac Potent. Dom.
Friderici Guilielnii, Princ. Elect. etr. laetanti pa-
triae sacrum ab academia Warburgensi die XX.
Augusti oratione in audit. mai. habenda celebran-
duni indicit Cur. Frid. Hermanri , ph. D. AA. fll.
etc. Inest ili..putatio de Hippodamo MiLüio ad
Aristotelis Polit. II. 5- MarLurgi, typis Elwerti
academicis. 1841. 8. P. 59-
Es ist erfreulich und geeignet, dem Realstndinm der
altclassischen Philologie seinen Bau von unten auf za
397
398
erleichtern, wenu einzelne gesrhichtliclie Charaktere aus
ihrer Zeit heraus zu einer besttniinten Darstellung kom-
men: je mehr jejjlicher in seiner Zeit hervorragender
Sterblirher ein Kin<l seiner Zeit ist, seine Bildung in
«Icr Bildung seiner Zeit mit begriffen ist, um so mehr
trägt die Einzelndarstellung seine» Charakters und VVe-
seus, seines Lebens und Wirkens dazu bei, das Bild der
gesanimten Zeit, in der er lebte, uns anschaulicher und
belebter zu machen. In untergeordneter Weise und mehr
in besonilerer Beziehung kommt auch der iVIilesier Hip-
podanios in Betracht — nach Aristotel. Polit. II , ö- *).
Hr. Hermann bildet uns auch hier, wie wir schon ge-
wohnt sind, in objectiv- plastischer Form dessen Charak-
ter ab, mit Oriindlichkcit und mit Umsicht fasst er die
Resultate seiner Untersuchung, steht immer auf dem fe-
sten Boilen vielfältiger Citate und Belege, die den Le-
senden mit ihm sein Ziel verfolgen lassen.
Aristoteles nennt den ilippoilanios einen IMilesier und
Solin des Iviryphon , Ilfsychius des Euiybnnn, PJintius
des Lnr^koon und einen IVIilesier oder Thurier (als Cu-
liinist). In Betreff des ^ianiens des Vaters folgen die
AJeisten der Auclorität des Aristoteles; mehr als die Les-
art des Hesvch. hat die des Pliotius für sich. Bei Ari-
stophanes wird einmal (Eq. 3-7.) die vorletzte Sjibe in
Hippodanios lang gebraucht, als wenn es eine dorische
Form sei für 'JimoÖiiiiOQ — per ravillatiunem , meint
Hermann, ut Laconismnm hominis notaret. Ausserdem
erivähnt der Scholiast iles Aristophanes noch einen Hip-
poilamos, den Vater des Archeptolenios , welchen mehrere
für eine und dieselbe Person mit unserm Alilesier halten.
S. Hermann S. 4—18.
Was die üenkungsweise, den Charakter unil die Le-
bensart des Hippod. anlangt, so zahlt ihn Herrn, unter
die Sophisten, ,,(lui <]uniu eadem aetate quamvis diversis
ab initiis progressi tanien muto (|Uodam conscnsu ipso-
rumcpio lemporum quasi loce aliqna comniniii instincti id
agerent, ut in suo qnisque gencro, quae antea naturam
aut cpnsuetudinem ducem secuta essent , ad certas legcs
rationesque revocarent: illius inventuni, quo oppidorum
exstructio casui fortuitoque honiiuum arbitiio exemta est,
iure meritnqne ad eandem indolem referri poterit ; neque
hac sola in re, sed etiam in ceteris , qnaecunque de eo
inemoriae prodita sunt, tanta cum hoc hominum genere
siniililudo apparet, ut illud qnoque vix meliorem expli-
cationem habere videatur." Namentlich bezieht H. hier-
auf die Worte des Aristoteles a. a. O.: Koyco^ dt V.ul
ncoe Tijv utJjV (fvaiv sivui ßovhofiEvoi;. Wenn er
aber auch auf die Schlussworte Bivai fjOi'Xdfxevog be-
liouderes Gewicht legt, insofern die Sophisten tanquam
ceratis ope Dacdalea pennis nitentes immer mehr guten
Willen hatten , als auch die gehörigen Fähigkeiten , so
*) Die Stelle lautet: 'InnoSd/ioi; öi EvQV<püvToq il/tAijoio;, «;
xul iriv xmv ^6>.fo)v SmIqkiiv luoe xul zöv Jlnauiä xazirtve,
yfröitfvoi; y.ul itfot tov ullov (llov iiiQixiÖTtQo^ öia ffO.oii-
fjLiav f ouTox; worc änv.uv ivfoii; ttjv nfQtfQyözfunr TOiyCtv iE
aXiiiPtii; di ovx h tw x^ifimri fiofof ul.Xü xul jifji loü?
^ifjtt'ouq /(jöi'ov'; , Xuytoi; dh xul niQl tjji' oAjji' (pvniv iivab
ßnvloiifvoq , nQonof rü)v /n] noXtTivofiii'iuv ivtxili>rioi ti, ntql
noAiTiCaj ilndv xrii üglarrii.
scheint er za weit zu gehen. Arisiot. bezeichnet hier
nur seine Meinung, nach der Hippod. wnhl das Streben
hatte, ohne in der Wirklichkeit dahin zu kommen; der
Gedanke, ihn hierdurch als Sophisten bezeichnen zu
wollen, liegt zu fern. üass Hippod. ein Sophist war,
dafür spricht ferner die Benennung tteitwooköyog, snbli-
mium scrutator, nie man damals <lie Philosophen ver-
ächtlich bezeichnete. Was Aristoteles vom Hipp. sagt.
doxeiv iviucg i^rjv neQitQyoTeQov tq/xo^v re nktj&ei
xai HOOfXU} TiokvTeXei, vergleicht H. mit dem Aristo-
phanischen Ausdruck 0^{)ayidovvxuQyoy<.oniJTa.i , capillo
promisso et annnlornm splendorc iactabnndi ^ die So-
phisten. Auch dadurch, dass Hippod. war ioifrrog
tvrekovi fuv, äkeenr,!; •) de oi'y. iv toj ^etijojie fxöuuf
dkka Y.al TXio\ TOi'Q dsijivoii; -/oöioiQ (Aristot.), wird
der Sophist charakterisirt , Mhnlirh wie Plato (Protag.
p. 31Ö D.) den Prodikog nennt iyXEy.akvfiuBvOv iv XOJ-
dluii; r/cTi y.oi orpuj/to.m , ydt /tctka nukkoic;, ui<;
ideiu SCfaivETO. Der Vorwurf der Gefrässigkeit , der
dem Hippod. gemacht wird, beruht auf schwächeren Be-
weisen, g. Herrn, p. 23 f. Dass Hippoil. aber nicht al-
lein als ein Milesier und Thurier, sondern auch als Sa-
niier bezeichnet wird , bestätigt ihm mit die Annahme,
wornach jener unter die Sophisten zu rechnen sei: ,, do-
micilii certe inconstantia et ipsa inter eas res habenda
est, qnibus illius aetatis sophistae a prisro Graeriae more
et virtute civili a maioribus tradita maxime desciverunt."
Am meisten spricht auch für diese Annahme des Hipp.
Theilnahme an der Colonie nach Thurioi, woran die mei-
sten der damaligen Sojihisten Theil nahmen. Ferner
wendet H. die Angabe des Aristoteles: U^ojtO^ tujv ur,
iToktTSvoflii/utv £i£X£igijos ti iiepl izoknaiaq ehzEiv
tr,q dQiiJTTji , zu Gunsten seiner Behauptung an, denn
diese Angabe mira videri possit in architecto , in sophista
Don est. ,,Immo vero omnino sopbistas a rerum publira-
rum adniinistratoribus taiiqnam riv.-iles existimatos esse
legimns; qiiod si nihil aliud signiHcat, nisi illns eadem,
quae dudum consuetudine rerepta fuerant usuque et ex-
pericntia a uiaiorilius tradi solcbant, in disciplinae for-
mam redegisse cansisque suis et rationibus sive veris sive
fictis descripsisse, hanc ipsam vim habuit, nt quae antea
iis tantnm relinquenda visa essent , qui usu et auctoritate
ceteris civibus antecellerent ipsiusque popnli iussu et
hducia res eins adniinistrareut , iam a quolibei privato
solius rationis librorumvc ope eodem modo vel adeo
melius existimari posse viderentur." Nur ,,non ut illi
ad plebeculne mores ar cnpiditatcs disciplinam suam rom-
pnsuit (Hippod.), nrc tnrbulentorum hominum libidinrs
rationibus ad persiiadrndum fartis confirmavit, sed ari-
stocratiae potius »peciem aequabiliter dispositani effinxit.''
Doch trifft den Staat, wie ihn Hippod. construirte, der-
*) Die Erklärung des Genitives iaSJuoq, die Hermann p. 21
gibt, war ilocli wolil die walirschcinliclisle Hrn. M.
schwebt wahrsclieinlicli der Kitein. Ablativns qnalit. vor;
im Grifcliiscbf n moclite für einen solchen Genit. k.ium
ilvui, entbehrt werJen können , und derselbe überhaupt
nielir bei abstracten gewühnlich sein. Uelirigcns niöglicu,
dass ein y^ilintro^ bei nAjj^t* {/QÖvovti) euer ein itfiyn^ö-
ftiieq (dann wi\re ia&>jiui n. s. w. zu bessern) aiisijelal-
Icn ist.
iU. F.
399
400
»olbe Tailol , »»in die übrige Duciriii der Sophisinii : „Kam
iiiaxiina siipliistarum culpa ritiuiiiqiie ipsis illis proprium
111)11 in iis t'criiitiir, quae siiij^iili coniiii iuipic aiit srdi-
tiote coii(iai|iit' bonos mores Ipguniqtic ciiiliiiiii auciorita-
teni (leclamarunt ; ... in quo pariter onines et (juasi
peculiari sui gencris errore peccarunt, hoc erat, (juod
paucis quiliusdam formulis iisijuo intcrdum adeo de trivio
aneptii graiissimas res absulri posse arbitrabantur , nsii-
<{uc protinus prae rationc spretu quidquid aut priniiim
rogitantilius oH'erretur aut externam proportioni» ac coii-
oinnitatis specieiii praeberet , statim pro regiila ac nurma
habebaiit, qua de univcrsis et siiigulis rel contra sensum
«omuiuneni omniutnque temporuni experlentiam iudicareiit."
Dieselbe Schuld liat auch Hippod. Denn nacli derselben
Aoroi, nach der er Gebäude und ganze Strassen erbaute,
nach derselben »rollte er auch ein Sfaatsgebäude eonstruirt
wissen, eine Kiiifheilang der Bürger in Classen versuchen,
ohne Beriicksiclitigung iler Natur und des »-erschicdenen .
Wesens, der Sache wollte er Alles der Zahl drei unter-
ordnen und hierin dessen Einheit bestimmen. So theilte
er die Bürger in il^viiat, yClüQyoi nni OL ilQOnoKe-
fAUviiif^ 'AO.i XU uTCKa iy^urTUi; das Land in itQa,
öijiiOOia und iöiu; gerichtliche Strafen sollten tiarnach
verhängt werden, ob eine vfi^K;, ßkaßij oder 9avazo<;
»orlftge u. s. »». (Herrn, p. 27 f.) Hierdurch u. a. meint
Herrn. Hippodamnni, manifestum se sophistam exhibuisse,
qui passiui omnia in suos usus convcrteret, resque si6i
non se rebus subiungere studeus , dum ea quae in prae-
sentia reprehendenda viderentur corrigeret, noras adeoqne
grariores oil'ensas, quae suis ipsius commentis cuntineren-
tur, parum curaret. S. Herrn. S. 18 — 32.
£s ünden sich beim Stobäus Florileg. (XLIII, 92
— 94 und XCVHI, 7J.) 2 Fragmente, die in dorischer
Mundart geschrieben sind, vor, mit der Ueberschrift :
'JnTzoödftuv n.v9ayuij£iuv £a tov iietii Troknelui ,
und ein drittes (CIH , 260 Imiodäf^iov Oovnlov ex
TOV TtSQi iCdatuovia'.. Der Inhalt dieser Fragmente
ist aber ganz verschieden von dem, »vclcher aus dem
Aristoteles bekannt ist; mehrere gingen so »veit, zu be-
haupten, dass Aristoteles die Lehren des Hippoil. ver-
fälscht überliefert oder aus einer trüben Quelle geschöpft
habe. Hermann meint, dass man diese Schuld mit noch
mehr Recht auf den Stobäus wälzen könne; auf den
Aristoteles zu wälzen praeter summam philosophi aucto-
ritateu) aetatemque Hippodamo longe propiorem, et ipsum
fraginentorum argiiinentum , quae apud Stobaeum sunt,
et Huiversa reliquiarum illarum, quae Pythagoreorum no-
miiiibus venditaatur, indoles prohibet (quaruni fidem plus
quam ambiguam [mehr als z»veifelliaft , sagen jpj>] satis
multi auctores iam ita elcvarunt, ut ne mioimum quidcm
auiplius illis tribuatur). S. 33 — 44.
Das unterscheidende Merkmal der Sophisten , dass sie
in der Richtung auf die subjective Seite des Denkens
befangen waren, ,,»velche die AVissenschaft bloss als Kunst-
werk, nicht in Beziehung auf die Erkenntniss des Gegen-
ständlichen betrachtete", charakterisirt auch den Hippod.
und das artificium, i{yio y,r\m»s. oppidorum aedificationem,
quae ad illud usque tenipus solam naturam aut necessi-
tudinem duceui secuta nihil praeter locorum' opportunita-
tem situique commoda respexerat, ad certam mensaram
revocavit singulisque vicis et plateis ad geometriae lege»
forniasque humaiiae meiiti cun»enientes descriptis eins
disposilionis auctor exstitit, quao dciude (j r iio i o fxia ^
nomine summam puh'hritudinis in urbe aliqua conspicuae
argumentum haberi coepta est. Diess bestätigt Aristote-
les mit den Worten: (I/t7i(iduftoi) „og y.ai tijv zajv
nuLüojv dialüco/v ip(je y.ai luv fltiQ/ud yarertve",
qui oppidorum distributionem invenit et Piraeeum viis
distinxit. Im Allgemeinen passt auf die ganze Bau»» eise
des Hippod., was Aristides (T. I. p. 374 Dind.) über
Smjrua sagt: (TtTUTai yup vnto zrjg itakc/.TTijq, uv-
do<; ujgaq dqulaa öajvcy.tg, djaTieg oü y.avd jur/.QUi/
Ttokiodsioa , äKk' eloanat; ävaa^oiioa riy? 7'/s) • • •
ovo' av U)cui]i; slvai nöksic TTokkdg y.ard lUXQÖf
öieOTTagucvai;, dkkd /nav fuv nokkiijv d.vii(j^o:iui>,
fxiav 8' ovv öfxo]((jui>v xcu ai'j^Kfujpuv iavtrj, y.ai^u-
TTsp dv9(jojnov ouZ/ia av^ßaivovva zui okaj zd /if'pV
TiUQE'/^Oj.iiirjV. Beispiele sind der Markt im Peiraieu*
{äyoija 'l7ziio8af.lCia genannt), von dem alle Strassen
ausliefen und in den sie wieder einliefen ; Thurii , das
aus vier Strassen in die Länge und drei Strasseu in die
Breite bestand; Rhodos, ähnlich erbaut wie Smyrna.
Leipzig. B. Matthiii-
43. Jacobus Geeiius Adoi|iiio Einperio S. P. f).
Nuperrime mihi allata est, Emperi suavissime, Epistola
tua in his Annalibus ante hos duos mcnses edita, in qua
tum alia amantissime scripsisti, tum Dionis Chrjsostomi
denno exploravisti locum, de quo dissentiebamus, priusque
a te fartam coniec.turam alia pepulisti , i]ku} zuv i)kov ,
ut eleganter iocaris: in quo clavo tundendo vereor ne lo-
cum conscideris : (jiiynuza avz'i Oj^tjudtujv.
Postquam elaboratam illam ac docte liumaniterqne
scriptaui edidisti Ccnsuram Dioneorum nieorum , prodiit
üngeri, doctissimi viri, Programina de aliquot Dionis locis,
quorum tu seiiteiitiam aperire studueras in Censura. Quid
tibi, lecto libello, acciderit e gravissimo tunc morbo
convaicscenti , ut audio, igiioro, Emperi; ego vero primo
addubitavi, succcnsuissemne aliquando sine causa iis, qui
hoc nostrum vocabulorum et svllabaruin aiicupium rideot,
an minus rei esset quam hominum vitium, si contendatur
nonnumquain a philologis de una literula, quasi Salus rei
publicac agatur. Mox co redii, in omni doctrina vel arte
ne ininuta quidcm negligenda esse , in quorum disputa-
tione si modestiae et dccori fines supercntur, si iactatio
accedat et alienoruni siiperciliosus contemtus, acerba de-
iiique reprehensio errornm, band ipsa immunis ab errori-
bus, — tum demuiii pusillam ac ridiculam videri solertiam.
Pfon novi Ungerum: qui si iuvenis est, habet adoles-
centia in tanta paratae <loctrinae luxuria facilem cxcusa-
tioncm insoleiitiac. Quamobrem, si quid durius ilictum
in hac Epistola mihi exciderif, tu, qua es Icnitate animi,
non mea aut tua causa, scd dignitatis veterum literarum
dictum existimabis.
In Dionis verbis, p. 201. 6- 7r«pl drj i^suiv Tiji T£
y.adökov (fücreuii; xai (.täkiora tov -navTatv r}yiu6voi,
KQujzov ^lev xai iv TtguiroK; 56i;a xai tTilvoia xoivr,
zov ^vfATtavTOs dvd-gcoTtivov yivouq, ö/.ioivjq (X£v
•401
402
'Ekh'jVLor, öfioiwi öl' ßaoßdowr , dvuy/.ma y.aitii-
(fvvoi, h' iravii toj hoyix'j) "/lyvoiil-Di; vM.ra Cfiotv,
uvcv dvi^rov diöao/.ukov xai /tvarayujyov , jfwp's
nrraTtj; y.ai ;|fapä;, öid tc tijv i;i>yyei>£iai> tijv tioo^
aiTOl'g X. r. X- conieceraai pro ^aod^ Icgondum esso
yoQtiac, non sine aiixilio coilicis C, in quo lejiiur ^U)oEi:
aililiilcrnin de dpovcoiioj coruiii, ((«i iiiifialiaiittir, eoqiio
rctuleraiu hacc Dioiiis, p. 202 «1. ^X'^^'^^ "''"^ o/toluv
u'jonEQ si'rii ui'dpa "Ekh]va i) ßä^liaoov ^weinduL
■jruQaduti ei'i i^tvarr/.uv tlvu iiv^uv , vnEocpvr, y.ukXei
v.al /^tsye^Et, rroXka /^dv äouivra /^ivarixu deüiiaTa,
^oXkoji) öf dv.ovovra toiol<tv)v Cfajrujv, axöiuvQ TS
y.ai (fUjTOi kvat.ka^ avroi (fatvo/.iivujv, äkXvjv iE
fxvQLUiv yiyvonivu)i\ tri de, ti y.attd^tQ eiv'j9o.oiv iv
T<f) yakouiiEvu) dgoi'icTj^tfji y.aßiaavTEg toi% jwoi'finovi
Ol TskouvTEi yvy.kv) iiior/ogEvEiv. In illo x^-f^c^i *"
qudijue pridem oflenderas, dcinde in Censnra priiis factam
coniectiiraui abicceras. Nniir aiifcui correxisd a.vf.l' uTia-
Tt\: y.ai \/yoai, quam opiiiionem , qniini aruti doctaqiio
iiitcrprejafidiie niuiiiipris, niliJlo niagis mihi probaristi.
Primiiiii mim, rnr Dio non Elensin posuit, sed lucuni
in quo TU /-iiy.oa f^iicyrijoia tzEkeiTO^ (um, satisne rcrto
(lifilungnntnr djiaTlX y.cü Ayoac,, qniim Ay^a^ appel-
latio rnniprplipridat qiiirquid prar^ti^larum fnit in qtiibus-
»is initiis? denique annon concedes milii , fuca<am esso
dictioncm, qua loci nomcn pnnatur pro iis, qiiae in ea
fiant, et longe alicnam ab iilius oratonis sinipliiitate ?
— Displirnit an(eni libi, itemquo ünjjero, nii'uni yuoEictc,
,,qnod in priore loro [porum qnae ailscripsi] niillis aai-
bagibus quasi res omiiibus nota commenioraredir isfa
saltatio, in posteriore tamquam all rem non omnibus no-
tam addita explanatione aditus paratnr." — Quid respon-
debifis , si dixoro Dioneui ncntro loco de nova aut inau-
dita auditoribusque inrogtiita ro loqui, in priore autcm
leviter attingere, in posteriore plenius eandein jter coni-
parationem elaborare: in priore duaTtj^ niiilto ctiam
obscurius dici quam ^ooEi'a^: iinircrse haer. ita de in-
(lustria ab Dione ailministrata esse, ut acciirate inter so
respondcant, coniprehendatquo äizuTrX , quae deinde ola-
borarit lerbis TVokkd f^iEi^ öpcijVTa — jii<nlo)v ysvo-
flEvaiv, XOfiEiag auteni, qiiac sunt a!> altera parte, ETI
ÖL ya^duEQ — yoQEVElv'^ Tu, Emperi prudcntissime,
Laec iterum perpcndes: nam in Ungeri iudicio iam rausA
ccciili , qui in Progr. p. XVIII sq. ^OOEUtg abiecit, ut
■olemus quae nauseani farinnt, qnippe ,,opinionem vanam
fictanique": quod latinitatis, credo , vitio rusticius dixit
quam loluit. Obseriaverat autem dudum Ungerus, saepe
iungi ÜTtaTij et yoi^TEia: idem nie non latuisse, affir-
inanti spero creditnriim ; uter vero nostrum auiiacior fuc-
rit, cgo qui reticuerim, an üngerus qui yaiidx mutarerit
in yoijTEiav vel r/.yvf)TEi'av , hoc y.ai TV<fku) öijkov.
Vix oculis certo lidem habui, Emperi, quum viderem a
»iro palaeograpliiae studiosissimo, quiquc alios a literarnm
ductu veX transiersum unguem disiedere vetat, X.dF IC,
vel XAT IC, conferri cum lOHTEI.iC. Seriono
fecit, an lusit, qunm putare videbatur, hoc genus com-
pendiorani uncialium, vei in lapidibus rarissimum ac non
nisi in propriis noniinibus nsurpatum, apud librarios in usu
fnisse? Non fuisse rideor mihiposso affirmare, in mediis mille
codicibus versatus, corumque quotidiano usu mediocriter
Zeitschr. f. d. AUeithumsw,
exercilatus. Quodsi damus Ungero, qund iure suo sumcrc
ncgiexit, profiins arcodere rnrruptam Icrtionem yiijoEi,
an haue etiam ex [() iri'J'jJ .IC licgenerare potuisse
quisquan) credet, nisi euspicettir, veram lertlonem penitug
obliteratam fuisse, librariumquc aliqiiid pro lubitii suh-
stituissp 1
Vidcs, Emperi praestantissime, quam religiöse haec
(ractem; sed «lim L'iigero nobis res est, non quidem viro
ui\huU\)ei, »t puto, quales describit Gellius, A. A. XI, 7.
(absiiit enim yuKlTl c/.), sed tarnen palaeügra|diii'ae arli»
et iidei acerrimu vindire. Audi in quae verba erumpai
(p. V), quo loco tuctur rnigata in Uione , p. 3M). c.
fiövov ö' tui Tif} TEkEi (pijo'iv .liaiTO. tov Ao/.oou
öoäu dnoiZEcrTEoov y.ai }()tdo(jEio'Jac: ibi ego u^riv
ortum putaieram e dittograpliia, quo facto y.ai inscrtuui
esse ab librario. üngerus autcm ,,Haec est (inquit) isto-
rum praeclara audacia; en quo spiritu vorulam xr</ totlas
oniiiem dispergasque ; en quanta arto ad quam plenam
verifatis pprci-ptionem sensus humani (quid enim bis fal-
laciustj dirigantur, qui ociiloruui suorum acie has literas
usurpantes: Au^ouv in tempore «Icdoceantur legere no-
men Ao/.pöv, sed verbum üoav. Ego vero cet." —
FiigA salntcm , Emperi! dOT(jd-rrEl , rroy/.vy.fl rriv ''Ek-
kada, ac perturbationc animi scribentis factum cxistimo,
ut oratio paulo lutulentinr iluat. Sed hoc omiltamus:
satis enim perspicuum est, Uiigerum indigne ferre meuiu
commeiitiini. Sit ita: monitus libenter relinquo acripio-
que partem eins, quod üngerus verum esse credit: TOl^
jioy.iiiiv d.vooudv d^oETVEaiEQov y.ai x. r. k. prae-
ferens compositum simplici üouav, de quo Itiiiiime as-
sentior. Putat üngerus, Dioiiem Ilomeriim sequi, quem
ego quoque contularcm: quod vero Iliad. XXIII, 488-
"QovvTO — XojuiiEfog cum üionaeis d.vogiidv «Tpf-
TltarEoov componit, errat, si ojgvvTO ibi aliud esse
I putat praeter surrcvil, ut in 'IIoj^ ö l'x ksXEVJV — dig-
lU'TO, nisi forte hoc ita accipiatur, ut llomerus Dcam nou
satis pudicc e lecto surrexisse narret. Sed facilcm ine
habet advcrsarium üngerus , cui assentior omncm ögi.lljv
in rebus pacalis, oinnemque verboruni dnElgoy.ukiav in-
dignam esse ingcnio liberal!, ideoque ab Dionc in hoc
Aiare recfe reprehendi. Tarnen non admitto üngeri cor-
rectionem , nisi hac conditione, ut mihi liceat particulam
y.a.i ,, tollere omnem et dispergere", tamquam Absjrti
inembra. Invectam enim puto post corruptaiii »erara lec-
tioncin , et Dioncin scribentein Aiavxa luv Aoy.gOV
öoiutv dlxgE^nBOTEgov koidogeia^at, idem dicere quod
Homeruiu, logvvro x^^^litvo!; xakczoloiv auf:ipaai}ui
iitEEOalv. Hoc reperto gratias ago üngero, qui ulcus
a me indicatuui partim sanandn, ut curara ahsolvercm,
nie confirniavit. Tu tamen, Emperi, si ojuv dvEua/or
peperi, non insiiltabis, sed tacitus abiicies. — INondunn
absoU'i de particula yai. Tu, quaeso , Emperi, quaere
ex Ungero, unde factum sit, ut in Piatonis Polit. p. 522 b.
lihrarius scripserit a'i tE yug TEX^at yai ßdvavOOi
Ttov dna.ouL iöol^av eivat , et quid facturus sit eius-
dem interpolationis octo cxeniplis, quae collegit Schnei-
derus ad p. Wii h. Ibi cniiu parum proGcict üngerus
cum hac ccteroquin bona observatinne, — nihil enim
nocet rebus per se bonis et vulgo cognitis, si interdum
uerperam veuditantur — compeodiaui particulao xai saepe
27
4().i
|i<Tiiinf.iUiin fsse mm lili'ra.'j-, ar proj)f(>rea saepp vel
iililitt'r.-itiiiii vel uliosv rr|)otiluni. Copioso ile Iiac re (lis-
liot.tiit l'iijjeriis III Tlu'l». Parail. p. 3.').i sqcj. ex quo Mro,
iliiiltiin Irrlii, iiiiilta nie tliilirisse gratug a^fiioüco. Lc^eoti
fiiiordiiiii ixcurrit, rijv rioXfiiathijn voov ov öidnarxeei/t
ijiiimI (jiiiiin iiiiiu' repcto, cum roiitcintu nie riicere rare
irr(l;is, Eiuprri iiilfjjorriuif! Hoc aufem ronteixlo, ut
qiiaii^ re irl optima, ita ilcirtriiia iios abuti posse, qiiique
mii^'ula niriosissiiiie rimeiitur , iiiU-rdum quo pertiiieaiii
iion pcrspicere, et dor/^fi'liu lij vnoiftaei, Penrlitabor
in quatuor exemplis. Flularclius in Perirle, c. 1. hoc
habet Critolai <le Periile dictum: eai'TOU ÜjOtiEQ xriv
^(ikautvlav x(jir,Qi] n^u^ rä? ^eyakci xgeia^ tni-
Siöoi'i, zaKka dl (fikuv<; Y.ai ^t]tüQaz sjaioovi; xa-
^isi'i STloctXTtv. Hoc negat Ungerus ,,in idoueani sen-
tcntiain pnsse ninniiio explitari", nisi y.ai inseratur post
civrnnac. Ejjo credo hoc •■uiieo male diflindi sententiam,
uequ» Critolaum rhelores collocare loluisse iiiter CfiKui%
«•t i rcj'üoi; , ita ut tres sppcies hominum fareret, Peri-
rlrmque diceret interdiim Orat'jril>u.'' usum esse, qui nee
((■il Dl sui esseiit, iiec tiatfjtji. Itaque suspirur Plutar-
illum reliquiäse: TuÜa ds (pikovg (ii;'ro(jß? fri'poi'?,
hlqne teiirbu , donec Ungeru.-. nieliora docuerit. Requiri
acili>m propo Srepuri , oppositiim rerbis to.l<T()V imdl-
<Vi('C, tu mihi coiicedes , Eniperi ! Putidene expllabo Coui-
nieiitarios , ut proniani rxonipla perinutationis verborum
seciipoi; et ETfpoi? iion requiris , ut puto. — Diodorus
Sic. XIV. p. 6ö7. Opuai't'OVt.oc, inquit, ö ETSlQtEi'i,
ci>oi^tui,uu€vog um 'Ai:h]l/ai(jz. IJngerus y.ai infert post
(jvonaCuiiEvuc, , et quoniani iioniiuniquam , praesertim a
receotioris aetatis scriptoribus, iunguntur ovofJ.aiI,£a^ui
/.ü\ ilval , sie interprefatur üioduruin: ,,pgre(;iuin fuit
facinus Thrasybuli, qui Atlieniensein se duceret ac iiou
imiiellr'm lioniiiiein et iamquani servitio natum." Nou
iiiuHuin Ilirranuir ex rhetofibus et poeti« de ,,constantia"
Alheiiieiisiuui, et noilem eo nos niisisse L'ngeruin. Qiiidiii
6 El F.ioicf:. urujiaCouEVOi, dictum sit a Uio<loro, ut
liiinc Thras\buluiii <listinj;uf-ri>t ab altcro Colvttensi , et
quis in eo scriplore ipqiiirat diligeiitiani reterum Atticoruin J
- In Straboiie , XIV, p i) i.j. luu dt ß/ljKEuj^ ETli T'p
IJoocidio) fjüiiiu;, iduiua bti/.vvTai , post /jojuüg L'n-
gerus supplet y.ui , uiide lucratur statuam Nelei , confert-
que Stephanum Byz. a quo statua Uiaiiae dicatur i'öotna
Jaidukui'. Sed ipsa ara in Neptuni teinplo erat idfJljta
fei dyi/.iUiHl Melei: cf. Pausan. V. 14, ■^. Sed haec
nota sunt: ii)ov/ia ünt^oujnov pro statua hominis suli
poetac dixiTUiit, qnantum meinini, itemque a.vt'.3rf^ia
larissinie, si iimquam, cum jjenitivo rei consecratae iuiic-
tiini reperitiir. — üeiiiqiie in his desperatis lerbis Aeliaiii,
H. A. XV, l't. Eoiy.aai de -rij nüa )ia/iAujTii.i^£a^ai
xal Ttvai y.ai dJi'OQpijTOVi rxaXimQaq, Ungerus cor-
rigit: xaia Tiva^ dnoppnrov^ iiokvuiQiat;, ve\ aiva-
luuioing: hoc tarnen dili'identer: itaque hoc quoque for-
tasse probabile sit: y.ul zlvEcr^ai (airaq) dnoppijToi^
TiiiUip'oJi: habent eniui mares testudines quod ulrisian-
tnr, ni'c male conciiiuut quae sequuntur. — Haec igitur
relini ab L'ngpru diiudicari ; nu auleui otiu tuo abutar ,
Einpiri, obiter attiiigam siispirionein meam, potuisse upuv
oftiiiii esse ex praeced. ^tuypuv. Pervul^ata loquar, seil
dandum est aliqilid querelae Lugen, a quo petam ut in-
401
spiriat Paiisaniam, II. 3, (i. EcE()av ÖE E/. xri ayopil^
r>;v Ein Ttjv Eiy.viijvu Ep-/ujiEvoii sativ ev fittid 1 1 ■;
ÖÖOL) laoi V.. T. L, sie enim nunc optinie edituiii est
post Siebelisinm. Aliquot Codil. habent Eariv /dl/u
dE^ld, alii EOltv idtiv i.v detld: «ides niide ortuin sit
idsiv, et qui progressus fuerit corruptelac : literae liSKiS
pepererunt idEiv, tum vulgaris rormiila EOriu idEiv faci-
lius in errorem ducebat librarium, in illa Paiisaniae cun-
structione adhaerenteni. — Altenim, in quod legeiis for-
tnito incidu, est in Plutarchi Aüy. xul iVoiy*. Euy/.u.
c. 3. y.aTO.y.uiovTa Cvv kvTiait; xal Qril.ozvitio.ti: an-
non licuisset locabuluni l^f^v nescio cuius spiritus irepitu
„tollere ouiue atque dispergere", nisi Coilex Sang, all'la-
visset? Seil multu veliemeiitius ,,ruere" lubct: uno i-niin
iclu tollam Iria verba i^Tjv kli^rüa/c xat , Reiskii ixtii.|ilii :
priino enim i^ijkutl'Tliutg abiit in Ctjv kvTzccti, «lujilex
deiiide lectio copula y.ui ligata est: nee tamen ae;;fe («ro
Sintenisium , peritum ac iiiodenitum Plutarchi eilllorcin ,
Codi'cem i^aiig. secutam esse, Flaiidum esse aliqua>iiiii ,
optime viilit Schneiderus, qui in Piatunis loro Pnlit.
p. Ö'Jl a. -W/yC d.cEp djadrji, pepulit Iioslile uiio. e
nouiiullis Codiribus locum Infestans. De causa iiitrrpola-
tionis Iion mihi lonrenit rnm Schneidero; quocuiiique vern
modo haec dill'jciiltas solvatur, rideur mihi iuie uioiii-ro
Interpretes, verba t('J/}s ayo.i)ij., IE /.ai E/jCfpuui). e
poeta nesiio quo desunita esse, ne quis putet, Uhrurium
scilicet labantem ex praeced. curruptela sententiam cun-
hrmasse poelico verho arfu.
Aliud inspiciamus P. III sq. Satis graves poenas damii'<
Uligero, ego quud in Dione , p. 190 e. 'Ico.kia.i siibsu-
tutiim volui pro aiQaTldi,, tu quod laTivytag. Videainus
de hig tragoediis. Ab Hectore niissus Aeneas (inquit
üio) fj.Eru acokuv y.ai dvrctf^ea)^ nakkij.; JvaLiaf
xo.TEOXE (188. d.) et A/'vEiai; ÖE -jt daijc, 'Itutdai iij<i-
rrif.EVOE (189. b,) quo tempore Diomedes Argis profugui
cum paucis uavibus in Italiam veiiit, auxilium petilurug
ab Aenea ( 189. c.). Subiungit Dio , Aeneain dvul c^iEiv
Uiomedem — y.ai fUEuu.; ii Raondoivai rr.i otuo.-
Tia^, ETlEldi] 71U0UV io^E Tljr ^ojpav. Ego sie ra-
tiocinatus eram: verba dei,3iivui iE fJai f^tiui, nyEh'
non necessarin siguifirant, voluisse Uioinedem ab Aenea
impetrasse, ut se in regnum Argoliciiin restitiieret; possunt
auteiii signiCcare, Dioinedem extorrein peliisse ab Aenea
ut calauiitatein suam sublevaret , terraiiique ccderet, iibi
urbeni eondere et habitare posset: eventns autem diicuit
Dioinedem in Italia eoiisedissi'' , et in quatuor, quas coiii^
memorat Dio, exppilitioiiibus regionum meiitionein facit ;
Aeneas Italiam tutain orcupat , Aiiteiior Eurupam ucru-
pare'cupit, Helenus Graeciam , Dorienses Lcsbum (saltein
hoc paree laudasset Ifngerus, quod in loio plane iiiex-
plieabili luceui sustiilimus, non sine Apolliiie divinanirs
AkOfjOV TS pro kufjOrra^). Post hos Diomedes nihil
nisi partein aliquam (lispoi zc) exercitus Aeneae obtiiie-
bitl Cur? ut cum incolis de regiunis alicuius pussessione
cuntondat? — totum Italiam occupaverat Aeneas. tt pro
colonis essciit Dioniedi? — non opus erat. Alione spee-
tavit Dio, uEpo^ Tl dicens , nisi ut e.vigutim portionem
agri signilicaret , argueos, in Italia eliaiii Graccis supe-
riures fuisse Troianosl Quid multa : apparet liic neu
comparandas es^e titeraruui formas cum foruiis , sed li-
4<)5
4()ft
brariom iiiiniis altente Ingpiitcin , ac niomorcni prnxime
proce<leiitiuiii veiborum v(ii\ xiü oifjUTidv, pro 'liaUav
scripsisse ocuai luv , podciii erroris vel ritii genere , quo
alius in Pliitarihi Cam. c. 24- argaTÖTlBÖou pro Ku-
■jiiTuJktuv , in L_vr. c. 4. crToarcujTijv pro ^^jiaprtdiijv,
in Perirl. c. :2J. nuktuiuvi pro lliXuTTOiivtjaiovg, in
Alrib. c. 2'- jJa/.eduiuovi.ov^ pro Tto/.Siiluiiq. Haec
igitur liaUeat lingeruB pro eo (niod rontpnilit, 'Irakiai;,
„ultra rraiidiini , cjiias librarioruin ilisseiuiiiarit inscioiitia,
tiilpiii'^ exco^itattim psse. Non eiiini hap fraiides sunt,
kimI prrorfs, in (juales pgo et tu pt L'iigerus iiicidinius,
ijiiia boniinp« siinius. Sed expuiplum inpiim, ait Uiigerus,
Pt ,,tpmcritatein" aniniiim tnuin , Emppri, adco occupa-
risüp, iit teniPt ipsuni „nora et iiiaudita de Diomedis
«pde roMiniiniscendo imppritiae criniini substitueris.'^ —
Dona »erba, üngere dortissiinp ! Inspice, qiiaeso , Vir-
j^ilium , Aeii. XI, 246 •'•<]• et Heviiium in nuta et lu
Exriirsii. Dpniijiie Un^ppus sie exrianiat : „Dionem illuin
Chr_v^iosfolllunl srriberc putuiüsp, Apneain iaui tum tarn
latp Italiap regem ptr.'" Adsunt perspifua Dionis rprba,
iiptime iriii;prp ! ner niagis haec absiirda sunt, tjnam totum
istins srripti üionei art;umentum; ininime vpro historiram
egit, si'd juvrnJlidT ncc iutici'le Indit: a quo ■:ta^adoi;ti>
rerror nt tu recens fiieris, quuiu illa inronsidprate de-
elainare;^.
dir anteni loous nie aduionet, Emperi integerrime,
nt i'oniei'tnram proponain , rni Ipsuni Ungerum plausuruin
i-sse roiifido. Dio piiim ineidlj, iiiquit, vuv Aivs'tav
irrvi^STU arukrii l/^iisi'v -.loo^ aVTOv: pro quibus Unge-
rus forrigi lult: eTcsidi^ luv Aivsliti' eni'i^iTo orukov,
!:kl>Cii> :ioui ni'vöi'. Id auteui ipsum ego iam restitup-
rani in eo libro, ruins Censuram tiiaiii Ungeriis, tainquam
Orbilius plagosns, resrin<lit. Itaqiie coiiiicio , Ungerum
librnm nipuiii iinn noiisse. Satisne f.oyiyMJi, Eiiiperi 1
adde, in Pr,ipfr>(ioiie mi'i Iicu- striptuni issp : ,,si boneiste
senteiitiain dixl, eaqiie leiiitate , qua dpcebat, quamque
ab aliis in nipis erroi Ibus expeto , cnuspcutiis suiii , quud
sluilui."
Pergiimus, nisi molestuin tibi est. P. XIV. oppugnat
Uligerns ciirrpctioiipiii tuam in bis Uioni.s terbis, p. l!)t a.
i fw yuu :ujij>zoii y.aiuKd.ßovio;,, ujornu twjUsii,
uro:tui' tu tit; TTi/aDfivai trt : cm rvtvi as iti'nu ViOi Hjti
• v-Ytl' , pio i.toniu iitüirtv , de cuius reritate mihi tun«;
noii persuasisti, Ungrrus auti-m buiiMUiiui r.sxi' rrrurc
inibi concoili-t , üi osteiidero , iie eain quidi-iu in bar ob-
«tniritatp quirquain lucis aorenilisiip, (iuae priu» i'gii rn-
iiatns Silin, iiiini' mihi displiipiit, pt largior Uiigero , y(:-
1 Uf uUi'jU.i l IV a Uioiie pa potpstate adiiibiluiii pssp, quam
iliustra'it Hemsteifiiisius, ad Lucliii. T. I. p. i > et post
liiiiir aiii. Hoc etiam riiiirpilo , aiiliqiiilus pro j s.iepe
srriptiim fui^-se n ((juiid qiiiiiii propriiiiii psspt Siculi IX
et X , a iioniiullis laliigraphis ii.sqiie ail W. propagatuin
pst); spd tum hoc tralatiliiim pssp airinnii , nequp ab
Uiigero dorpiidum fuisse, quasi hoc phlbibit;iiruni gpiiiis,
Oioi VI v ■ji'iiroi t/Ol , igiioraret, tum, fuiu liac niarhina
gpiitentiani Oioiipam piprtlssp. Quid enini üiol „PIp-
rique hoiiiines (iiiquit) creilnli sunt ac mpndaciis fiilpin
liabeiit, et quo lungius absuiit tp.npuru a rebus facti», po
lubentius amplertuntnr ( ly r/ ■' u iiti'i l IC /lUO'töej((/i'-
lai öadiuji;): hör antem non in rebas tantnin humani«
obtinet, sed in eis, quae dn Diis iiarrantur; perhibent
enim Uraiium a Saturno castratum pssp, .Saturiiiim ab
Jove: Tov yu() ngojTOV y.UTaLutjövTiii, ujorveo f.l'ui-
l}ei>, Ütohov tw ^i] neiai^i/vat in. (Jngerus iv: or-
tum credit ex ii , iil est, div cco'iv. Cormmpi ita po-
tuisse, ego et tu diiduui diilicerauius , nptime Emperi!
seil niiraberis mecniii , opinor, tantiiin facinus ansutii esse
cum, qui paulo ante (p. X.) srripsisspt ,,iiullo pacto vo-
culain ii sie aboieri posse, eius iit nuliiim agiioscas v'esti7
gium": nisi iios fugiat, quid in illo praerepto lingpriano
intersit inter voculam Ij et literain i-. ücd substitulo
dcvTeoov pro ulj , üngpriis it« verlit: ,,si enim priiis
vere accidit, qnemadmodiim solpt, absurdum pst, si quis
etiam posterius vere arcidisse pxistiiiiat. ' Pessinie , si
quid iudirare didiri. Dio Piiim miiiioip irpilidit, rp vpra
Üranum a Saturno castratum e*se : y.utuKaUtjUihn- enim,
a cuius signiflcatione nunc rursus aberrat Ungerus , e>t
obtinere, vigere, radices tigere, idque fere in re infausta
vel mala, et in tüv :i(jujTitv /.CLXoJ.nßuv lUi inlpllisitnr
ipei'dou^, id est, quum primum invenln fahidd Jidem
nacta est apud homines, incongruum sit, hos nun am-
plecti aut credere , quae Uli fabulae superstruila sunt,
Itaque vel retiiipiiiliini quod niiiir iiilgatuni est, ipI <)to ,
THQOV ante iin itiserpiiiliim. VpIIpid L'ngpriis ad ,,scn':
tentiae simiiitudinem , quam torat, aptiora rümpara»spt,
quam quae sunt apud Lactaiitium I, 12, '■!■ et 13, 1 : non
enim confirinant, in quo etiamnuiic baerpo, exstitisse tra-
ditionem de Saturno castrato ab loie. Apertum est, post
Tui> Koijvuv de iuu tov Aiu^ pxcidii.sp iy.ßKi-{^ hvia,
i'pI »iniile verbiim.
Viiles , Emppri , quam saepe quamque invitns cum
Lngero dissentiam. Scd pergenduDi est. Dio p 21)6 d.
ayiayoucfiUt uaiic dnihvti v.oA ünaiifKi^ nou. üipti,.
Ego dothvii defpnderain, tu protiilcras aiHiictFi rel
d.T(j£/.ii, paulo lungius a litprariim dnctu rpcrdeiis: nunc
üngerus (p. XVI.) idem dicit, qiiod pgo , spd su» morp :
„Ita Emperius in empnilando ruit proptpr pariap et »ul-
gatissimae rei ignorationem," Inspicianius lianc ttuv/-
xeiav ÖkiyijV Xt (fikl]V re: Litera a et tV (inquit l'n-
gerus) saepe permutantur: itaque in Dioiie rorriiTPiidnin
f ('öy^:^.' /'." ^ihil obst.it nisi panula res, iiiiiiirum, iiiep-
tissimuin hoc e.-se ppithetmi a'/.uty{iU(fiUi. Ego tcnen
quod pridem iudiraii. Plato, in Crliia, p. MI" c. , quam-
quam Uiigero i isiis dissiiiiilia dicpre, nirani opinioiiem
adiuiat. Non satis ciiii*ii|pravit Ungerus , ularipin teiiuem
propterea fallarem habcri, quod f'ragilh sit et solidn
videatur, rcctpque dui pilanograpliiam esse jfoijiKl Offc-
Ltuov /.a\ d:icitiiKuv. — Pracclarnm est intpiituin l n-
geri (p. XXVII.) in loro ronrlaniato Uionis, p. ,''2 b.,
ubi niali bibliopolae diciiiitur rccpiitrs meiiibranüs iptusta-
tis colorQ inficcrp , y.n^^eVTSZ [it; ntzni. Optinip rc-
stituit C,v9uv: spil riilioilp tibi mllnqiip suciPiis.t , in-
dignatusque, iios illuil ,.iie snspicione i|iii<lani alligisse.'"
Conati suinus" sine successu : quid facipiiiiis, Biiippri .
nisi gratulabimur Uiiger», qui tarn rrioiidita taiii farilr
aperiat? Eailem oppra nos docuisset sitne pro y.aS£VT£i
praesens tenipus rpstitiipudum , an ftiy m>no<)l!'if>^^:Oor-
zEi aoristus, tum situe cum Casaubonu scrihendum re
y£ ^pcUjUa. — Et hoc furta.sse plausibijp , qiinil (p. VI.)
407
111 Üioiii» ]). isjli. £1 :ioj<;T(p IhcQtöi /.uiivüVTi i)ial-
f.üiituv aiTui-i z«i Jrpö? (fiklav 7iQdi;avn-~; dnik-
iHh pro lI'Jiii<^l% «l'Kxl reo corru|)<iiiii esse os(rii(lcram,
iioii llnlcit';), "< roiiircoraiii, .sej; Ilotitfiiöl] (Hec(ori)
rcsfilin'ii'liim put^it. U'i'il »criiiii sit <ii aliiqiic «liiuilica-
t.itis, <liii's i|tia<>rcrp vi-lini, rectnie Gracci a Dioiie »lifi
.„i-siiil «■'"" ll<''«<>rfi pacisci, in rebus (jnidem lirilici»
»iii.rciiio Troiaiioruiii «hier , in rcjjni) auteni ailiiiiiiisirando
pust patreni l'riaiiniin seruii(lo. llaec |)auea oinion» luii{fae
<|i:>i)utatiiiiii l!iii;criaiiae in re luiii »aide grai i. Sccl ijnao
oodoin 1<)«(> in üioiic sunt, y.ai crpos (fÜJciv 7t:Qät;av-
Tii cirrBkilCh , ego leiissiine atOgcram ; Ungerus in
oniiies parle» «crsaiit, taiidcm palaeograpiiiae daemon iic-
Ijiilaiu al. oeulis eins dinioiit, »ididiiie üngerus restitnen-
iliini fsso z«'( n-oö,- (f/kUiv 7ipoüi;aiT£g äne\&ouv.
Itailiio iiec Deiiin vidil lliigerns, iirc, hoiiiiiieiii , sed porfen-
tniii. Äun (jnaero (|iiid Gcorgii Pachjineres et Minnciani,
aliiic Grarciiii ^^^ipserint, scd qnid Dio, ijiii certe usn-
rus erat Aoristo TiQuayc'.yüvTüi; , si id dicere volcbat,
qiiod ei triliiii Uugerus. Sed nc hoc <|iiidein posiiit Dio,
si «jiiiilcin (jui rapinis et agros populandü liostes faligaiit,
itaiiue eiis ad paccm ineiindam faciliores reddniii, vix
diiiinliir hos izouc, (flh'ar nrjouyeiv, sed qui beneficiis
et lilaiiilis legationibns. Mhil dccerno; scd deleto y.Ui,
cinod l ngeriis ex suo ipsius praccepto , Inbeiiter uiecum
„dispergct" (praecedit enim c) , reliqiia infacta mauere
nialiin: 7l(jä^arT£i pro accnraiwre a:Qai;<xu£PO<; rerte
Land absurdius est quam 7l^oäi;avT£i.
Sed finis facienda, praestantissinie Empcri, luLensque
desino in nnichra certissimaque rorrectione Un^cri , qui
(p. III.) liionis, p. 440 b. hl TOÜTO 8e ovöh äXloq
oi'dci:: äyvuit, restitnit dXaöi: cui tu, ut simplex es
iiatnia, nunc paluiam tribues.
Cavi , quanluiu potui, ne essent UVqÖs y' irtQU dcQ-
ildrcoa: hoc significare tibi volui , Emperi suaviäsime,
jatinsniüdi iiiipeius stomachanfium faniae ofl'iccre nee bo-
iiis literis prodesse, noc mutuain conciliare benerolentiaui.
Eam praeserfim dico beneiolenliam , qiiae vcritatis amo-
rem , sine quo niilius est vel excellentissimi ingenii fru-
ctus in nomine suspcctum habet, nisi pluriniae siut su-
»picaiidi causae. Quamobrem quid fecisse me putas, Em-
peri, quum nuper in Caspersii üisputatione de Apologiae
Socratis Xenophontca (in Zahnii Suppl. T. VIII.) legc-
rem, me nescio quid, quod sententiae meae advcrsari pu-
lavissem, prudenter reticuisse ? — Quum Commentatio-
iieni iUam, peritissime, ut videbatur, scripfam lubenter
cxplorarc instituissem , illud prudenter e manibus meis
cxcussit eanidem, usurpandique vohiplatem obtudit. Quid
diiain, tu intelligis, Emperi, integritate excellens recto-
que hterarum usu perpolitel — In illo sane conventu
Bonnensi non minus te et Schneidewinuni nostrum desi-
«icravi, qualcs noii „candidiores terra tulit", quam tibi
morbus fnit molestuui veniendi impedimentum : quamquam
futurum fuisso credo, ut alia multoque graviora vos occu-
parent: confictus veterum ainicorum„ nonnuHorum docta
facundia, in primis Ritschelius et Thicrschius, quos coram
Tidissetis. illum {.wdojv re (W;T)7()a TTp^XT/Joa' tc tQyuiV,
40.W
huuc ti.i<)(iCL :iukl'C007[ov , suuunum oratnrem , nirnmque
amabilem insigni comitaie , in quos reliquorum oculi et
animi ronvertereiifur. Tu, Emperi, vaietudineoi cura di-
ligeiiter et perge favere tili studiosissimo.
Scripsi Lugd. Uatarorum. Die 4. Aprilis 1842.
Personal-Chronik und Miscellen.
Bonn. Dem Index leriionum aestivarum gellt eine
sc]iarf»iiiiiigo Abhaiidinng (X Seiten) des Prof. Ritschl
i'iber die sogenannte porfa i^letia voran, die gcMolinlich
ans zivei Steilen des Plautus angeführt wird. In der
einen Stelle Cas. II, (3- in:
nie cdepol arilentem te extra portem Hlctiam,
HO die rodd. Palat. Vietnam, andern meriam oder nictuam,
die cdit. princ. victuam liest, tvird auf glücklirlie Weise
viorluam hergestellt, in der andern Pseud. I, 3, 't?. die
liaijilschnftliche Tradition :
Jain hie ero : rerum extra pnrtam tni etiavi currcn-
dumst prius
wieder eiiigefiilirt. Zugleich winl IMil. II, 4, ü- nach
dem cod. Ambrosianus also hergestellt:
Credo ego istoc exemplo tibi esse pereundum extra
portam.
Demnach erscheint der Ausdruck extra portam in der
Bedeutung vor's Thor, vor'm T/ior an drei Stellen des
Plautus, und zugleich ist die römische porta IMetia , die
sich bisher nicht fügen wollte, verschwunden. Das Lec-
tionsi erzeichniss zeigt an die Vorlesungen von 6 Docen-
ten in der katholisch-theologischen, 6 in der evangelisch-
theologischen, iü in der juristischen, II in der medi-
ciiiischen und 35 in iler philosophischen Facultat. Von
Wcicker heissi est: Commeatu impetrato in Graecia pe-
regrinatur. Der Privatdocent der Botanik, Dr. Th. Vo-
gel, der sich der unglücklichen ^'igerexpedition ange-
schlossen hatte, ist fern von hier am 17. Deccnib. v. J.
gestorben, betrauert von allen denen , die ihn als Mensch
und Gelehrten kannten.
Breslau. Die hiesige Universität zählte im Winter-
semester 1841 — 42 überhaupt 639 immatriculirte Stu-
dirende, von denen der katholiscli - theologischen Facul-
tat 182, der evangelisch - theologischen 99, der juristi-
schen 112, der mcdicinischen llft und der philosophischen
128 angehörten. Ausserdem besuchten dieselbe, als zum
Hören der Vorlesungen berechtigt, deren Immatriculalion
aber noch in suspenso ist, 2, ferner 42 Eleven der me-
dicinisch - chirurgischen Anstalt und 10 Pharmaceuten und
Oeconomcn , so dass im Ganzen 693 Individuen an den
Vorlesungen Theil nahmen. Die Zahl der Studirenden _
hat sich gegen das Somniersemester 1841 um 27 »er- H
mehrt.
Gi essen. Die hiesige Universität hat dem Herrn
A. Bleerfeld zu Aachen, in Anerkennung seiner orien-
talisch-lexikalischen Arbeiten, die Doctortvürde verliehen.
Zeitschrift
iü r die
Alterthiimswisseiiscliaft
Mai fl^4S«
li. leber die juiriaincniaiisohen Foinien im
riiinisclien Senate.
Je nielir eine üiiter.sHcliiiii{f i'ilier die Formen, aii
iielilie die Vcrhaiiilliiii^cn lics rüniisiheii Senats gebun-
den uaren, ein i^cHisaes Zeitinteresse fiir sich in An-
siirntli aeliiiiiMi kann, — schaut man doch so gern das,
«as die {«'egenuart vielfach hetvegt, sclioii in ferner
^'ergatigeiilieit nnd freut sich, zu vergleichen und zusam-
liienzulialfen — um desto eher darf eine solche auch
den 'l'erdaclit voraussetzen , dass sie im Dienste der Ge-
genivart stehe und eines tiefereu «issenschafllichen In-
teresses ermangle. Wie vielmehr ist aber das hier der
Fall, »o die allgemeinen ÜDirisse jedem Schuiknaben
bekannt sind und aus dem ersten bessten Schriftsteller,
tlen wir aufschlagen, sich mit Beispielen belegen lassen.
Kimmt man vollends hierzu, dass die Frage nicht allein
von kenutnissreichen Philologen, sondern auch von Hlän-
uern von praktischer Bildung, Drissonius *) , dem Prä-
sidenten des Pariser Parlaments, Johann Sarins von Za-
oiosk **) , einem polnischen Magnaten, behandelt ist, so
kommt man selir natürlich zu dem Glauben, dass die
Sache so ziemlich abgemacht und auf diesem Felde für
unsere Zeit höchstens eine dürftige Aehrenlcse übrig ge-
blieben sei. Aber müssen tvir auch einräumen, dass die
ITauptumrisse längst feststehen, so darf doch nicht ver-
gessen »erden, dass in den Alterfhümern da, wo sie für
Kritik und Erklärung der Schriftsteller von Nutzen wer-
den sollen, gerade das Einzelne, ja das Speciellstc das
Bedeutsamste ist, und dazu kommt, dass jene Werke,
denn von den Neueren hat, so viel ich weiss, keiner
hier genauere Untersuchungen angestellt, bei aller Tüch-
tigkeit und Verdieiiätlichkeit doch an besonderen Mängeln
leiden. Zamoscius nämlich, wie er der Kürze wegen
gcwöluilich genannt wird, hat sein Werk fast lediglich
auf «len Livius gebaut , aus welchem er bei weitem
den grossten Theil seiner Beispiele entnimmt. ■ Das hat
aber einen melirfaih'-n Nachtheil. Denn erstens reicht
das, was uns ton Jjivius erhalten ist, ja bei wei-
tem nicht bis zu den Zeiten herab, >»o uns die gleich-
zeitigen Schriften erhalten sind ; höchst bewegte Zeiten
liegen dazwischen, voll gewaltsamer Revolutionen, und
die Möglichkeit liegt sehr nahe, dass auch hier in die
') Barnabae Bvissnnn de fornmlis pnpiili Poniani libn VIII.
'*; Joannis Suiii Zamoscii de Seiiatii Humano libri diio. Ich
ciliie nach der Ausgabe: Ar^ciilorati IbOö
Zeiisclir f. d Alterthumsw.
hier beregten Verhältnisse die Zeit manche ^'crändcrung
möchte gebracht haben. Sollte sich aber auch diess als
nicht so bedeutend herausstellen, als man im ersten Au-
genblick geneigt sein mochte, zu vermutheu (obgleich
gewiss darin aUein die zweifelnde Erwähnung der Rela-
tionen Min Tribunen, Zum. H. S. 144 ihren Grund hat],
so liegt es auch von der andern Seite in der Natur einer
Darstellung längst vergangener Zeiten, dass sie auf das
Einzelne weit weniger und weit seltener eingehen kann,
als die Schrift, die von gleichzeitigen Ereignissen han-
delt. Darum wären Cicero's Reden, Cicero's Briefe eine
unendlich viel reichere Fundgrube gewesen, aber leider
sehen wir diese nur sehr spiirlich benatzt, wou.u die
unmittelbare Folge ist, dass für manches dort Erwähnte
aus Zamoscius der Schlüssel nicht zu entnehmen ist,
wie z. B. die gemeinschaftlichen Relationen Mehrerer.
Dazu kommt noch ein dritter Nachtheil, dass von den
Untersuchungen über den Senat die Untersuchungen übet
die Magistrate getrennt sind, woher es denn dunkel bleibt,
was dem einzelnen Beamten hier gestattet war. Haben
wir vielleicht den Polen darin zu erkennen, der von einer
gewissen Formlosigkeit sich wohl nicht lossagen konnte?
Doch gleichviel, wo wir die Ursache der Mängel aufzn-
suchen^habeu: ich meine, es muss einem Jeden eiuleuch-
ten, dass in dem Thatsächlirhen , wie in der Entwicke-
Inng des Rechtes hier manche Frage unbeantwortet blei-
ben" muss. Die hier erscheinende Lücke aber wird nicht
ausgefüllt durch Brissonius Werk, dessen Titel schon
uns sagt, dass es mehr *u den lexikalischen, als den an-
tiquarischen Arbeiten gehöre. Praktischer. Jurist und nut
dem Canzleistyl seiner Zeit innig vertraut, hatte er C9
zu seiner Aufgabe gemacht, den der Römer herzustellen:
Zusammenstellung der bei den Alten vorkommenden For-
meln ist sein Zweck, ihre Erläuterung sein Ziel, und
dazu wird es nicht selten noihig, das That.sächlichc zn
referiren und somit in das Gebiet der Antiquitäten ein-
zugehen. Daraus geht denn natürlich eine sehr ungleiche
Behandlung des Slofies hervor; bisweilen drängen sich
die stehenden Ausdrücke: dann linden sich die Partieeü
mit einer grossen Ausführlu likeit darge.stellt: dann »er-
den sie spärlich, und der Alterthuinsforscher sieht ungorn
die Darstellung in gleichem Maassc kurz, al.genssen,
ein.sTlbig werden. Sieht sich also auch hier der Alter-
thumsforscher nicht selten unangenehm getäuscht, wenn
er Auskunft über seine Fragen wünscht, so geht für ihn
daraus die Nothwendigkcit hervor, der Conjcctur hur
28
411
412
Hanoi III goit/iliron, iim «Ins Fdilenilc zii ergAniett, und
10 spIhmi »vir «1.1, "O ilii' Fra>(e für ilio Kritik oiiit* |)rak-
fisrlic Wii litigkcit •,'(•» iiiiif, IMnrlitsprüclic «lic Stelle ciil-
iipIiuicii, «riclio eine uinsiclitino Fnrsrliniig , die alle
Spuren »crfolKt , nni , wciiii niiht ilas Sirlii^re, «loili «las
Wahrsrliciiiliclie zu erreichen, allein Ii.'Ute ausfiillen kön-
nen. So hat Hr. Professor Ahrens seine Bestrcitiiiii; <lcr
Aerhflieit iler rlerteii Catilinarisclien Rede *) recht ei-
;;entllch darauf jfesrnndet , ilass sie einen V^erstoss gegen
die parlnmentarisclien Formen enthalte: der Cuiisnl habe
im Laufe der Debatte keine Rede halten dürfen. Daher
T.e.v(ix\\i seine Beiveisljiliruiig wesentlich in zwei Thcilc,
deren erster darthun soll, dass die Anführungen der
Alten, «elrhe Beziehungen anf diese Rede enthalten, es
nur scheinbar sind oder selbst verdJiclitigt »lerden kün-
ncn, und nach Beendigung desselben ruft er aus (S. 103):
jam in portii navigaf ilisputatio und sucht im zweiten
Theile nur, um das Waass roll zu machen, die inneren
M<ingel und Widersprüche aufzudecken. Ist jene An-
nahme, wie ich es darzuthun holTc, irrig, so mnsste hier
der Beweis erst anheben. Herr ProTessor Paldamus in
Greifsnald findet in dieser Zeitschrift l.SST, Heft 6- ea
viel zwec!vniä3sigcr, dass Cicero statt die dritte ea(ili-
narischc Rede zu hal'eii , dem Volke ganz einfach das
Senatsprctocoll hätte vorlesen lassen: aber gab es denn
auch ein Senatsprotoroll 1 IUerkwiirdigerweise ist diese
Frage ron Znmoscius ganz versäumt. Hr. Prof. Biiiim-
lein erklärt in dieser Zeitschrift 1837, S. 7ö, s'<h ohne
Weiteres für eine zweite ümstimmung im Senate: damit
das mehr ab Hypothese sei, wäre es doch nothwendig ge-
wesen , ein» solche wenigstens wahrscheinlich zu machen,
aber auch hier lassen die oben genannten Werke ohne
Antwort. In der Rede für den Sexlius §. 69. sind <lie
Aenderungsversuche wohl lediglich aus dem Zweifel her-
vorgegangen, ob man den Consul bitten könne, ut diceret
sententiam. Und könnte auf diese und ähnliche Fragen
auch keine völlig genügende Antwort gegeben werden,
so kann sorgfältige Erwäguüg der einzelnen Momente in
ihrem Zusammenhange doch von grösster Bedeutsamkeit
sein und zu eineni hohen Grad von Wahrscheinlichkeit
führen. Wenn sich also ilie angeregte Frage in die Kri-
tik unserer Zeit verflicht, und die genannten Schriften
gleichwohl ihre Beantwortung vergebens suchen lassen;
so wird hoffentlich damit der gegenwärtige Versuch ge-
rechtfertigt erscheinen. Ob ich mir mit der Holi'nung
schmeiclieln darf, er könnte selbst für die Erklärung
einzelner Stellen in den Briefen des Cicero , im Tacitus
u. s. w. von einiger Bedeutung sein, will ich gerne da-
hin gestellt sein lassen. Zu der Andeutung dessen aber,
was oben über die Vorarbeiten gesagt ist, habe ich zu-
gleich die Bahn bezeichnet, welche diese Zeilen sich
vorzuschreiben haben. In der Kurze wird aus den frü-
heren das Feststehende zit referiren und die Zeugnisse
für das Fortbestehen in Cicero's Zeit hinzuzufügen sein,
und in iliese Darstellung wird sich ohne Zwang das Uebrige
verflechten.
*) M. Tiillii Ciccronis quae fertur oratio cjuarta in Catilinam;
rocogiiovit, coniinentariis inslnixit, a Cicerone abjuilica-
vit E. A. J. Aliiens. Cobur[;i la'i'i.
Als passender Ankniipfungspuoct bietet sich hier Ci-
cero de legg. III, 4. an: Cum populo patribusque agendi
Jus esto consuli , practori , magistro pnpuli eqnitunxjue ,
cii(ue , ijuem patres produnt cniisuluui rogandorum ergo ,
tribunis<|iie , quos sibi plebs rogassit , jus esto cum patri-
bus agendi: iidein ad plebem , <juod ocsiis sit, ferunto.
Quae cum populo, quaecjue in patribus ageiitur modic/e
sunto. Senntori, tjui nee aderit, aut causa aut culpa esto.
Loco Senator et modo orato : causas populi teneto. Vis
in populo aliesto. /'«;• majorve polestas plus valeto. Ast
si quid turbassilur in agendo fraus actoris esto. Inter-
cessor rei malao salutaris ciris esto. Qni agent auspicia
servanto: auguri publico parento: promulgala proposita
in aerario , cognitil aguiito: ne plus quam <le siiigiilis
rebus coiisulunto." Hat anch <lem Buchstaben nach das
römische Gesetz nicht so gelautet, so zeigt docli eine
Reihe von Beispielen, dass die Worte für eine treue
Darstellung dessen, was in Rom galt, zu nehmen sind.
Was sich in denselben auf ^'olksvcrsammlungeu bezieht,
beseitigen »vir als unserem Zwecke fern, da in der man-
gelnden Freiheit der Debatte sich uns ein gar zu be-
stimmter Unterschied herausstellt. Es zerfällt aber un-
sere Aufgabe nach den hier gegebenen Andeutungen in
drei Theile, zu entwickeln: t) das Recht, den Senat zu
berufen , jus cum patribus agendi und die dabei zn
beobachtenden Formen. '2) Die Debatte und ihre Lei-
tung. 3) Die Beschlussnahme, ihre Form und ihre Hin-
dernisse.
§• 1-
Berufung des Senats.
Zamoscius entwickelt II, p. 105 aus Liv. III, 3b-
meil. , und Lucan. III, 103 S. , dass kein Privatmann
das Recht hatte, den Senat zu berufen, und vindicirt
PS nach Gellius XIV, 7. dem Präfcctus Urbi , Dictator,
Consuln , Prätoren, Interrex, Magister Kquitum und
Voikstribunen. Von dem ersten sagt Cicero a. a. O.
Nichts, weil diese i\lagistratur damals entweder verschwun-
den oder unbedeutend war, auch Zamoscius stützt sich
nur auf eine Ansicht des Varro , welche Gellius XIV, 8-
aufbewahrt hat, aber man sieht aus der Stelle des Gel-'
lius, dass es eine Streitfrage war. Dasselbe gilt von dem
mit ihm genannten Tribunus Celerum, s. Dionys. Halic.
IV, 71. Dass der magister populi bei Cicero eins sei
mit dem Dictator, geht schon ans seiner Anführung neben
dem magister equifum hervor und ?iiebuhr rüm. Gesch. I.
p. 63- deutet den Grund dieses Namens, wenn auch nur
vermnthungsweise, an. Ueber die Tribunen bemcikt Zum.
p. 109 erst seit dem Consulat des M. Valerius und P. Virgi-
iiius, sechs Jahre vor Einsetzung der Decemvirn sei von
ihnen diese ßefugniss usurpirt. Wenn er dann aber fer-
ner meint, nur selten und in verwirrten Zeiten sei das
geschehen, so hätte er für Cicero's Zeit sich leicht eines
Besseren belehren können. Beispiele, wo einzelne Tri-
bunen mit dem Senat verhandeln, sind: pro Sext. 31-
Ep. ad div. I, 2. ad Quintum fr. II, 1; mehrere Tri-
bunen berufen gemeinschaftlich den Senat pro Sext. 32-
ad div. X, 16. Philipp. III. Ausgeschlossen bleiben hier-
nach, da die Kriegstribunen uiit consularischer Gewalt,
als vorübergebende Erscheinung io der Geschichte nicht
41 H
414
«piler (iraurheo orwälint zu iverrfen , von den Iiüliercn
Beamten nur die curulischcn Acciilcn unil (jiiflstoreii.
Damit lian»t vielleicht zusammen, dass iliesc Beamten am
Eiii;;ani(c «ler Depeschen, ilic sich in Cicero's Briefen
CmliMi, nicht ciiviihnt werden. Dass in der Kaiserzeit
der Princeji.s das lleclit liatte , den Senat zu lierufen
li. Zam. S. Xll, «enn er aber der Triumrirn erwähnt,
Uli ist das von dem ersten Triumvirat wenigstens nicht zu
verstehen.
Sieiinnrt in seinen Antiquitates Roinanac S. 20 äus-
sert die (Meinung, nur in Abwesenheit der Cnnsuhi hät-
ten die Prätoren und niederen ftlajfistrate den Senat be-
rufen. Das ist eine weitere Ausdehnung der Behauptung;
des Ziimosc. S. 144, nur dann sei diesen ilic Leitung
der Debatte zugefallen: aber auch diese Behauptung er-
weist sich durch Cic. de orat. 111, 1, wo in dem vom
^ iilkstribunen IM. Liviiis Drusus berufenen Senate der
Oonsul Pliilippns zugegen ist, als zu eng. Doch sind in
Cicero's Schriften Berufungen des Senats durch Prütoren
auifallcnd selten : ich wiisste kaum ein Beispiel davon
ausser dem Cornutus, der aber das Amt iler abwesenden
Oonsuln versieht, ad div, X, 2. Dio Cassius Ijingnet es
von ihnen ganz von der Zeit vor August. LV, ;{, doch
beweist Liv. XXXIX, lg. das Gegentheil. Wichtig aber
ist die von Zumoscius S. 110 angeführte Stelle des Appian,
ans welcher hervorgeht, dass ein Consul das Recht hatte,
die Verhandlungen des andern mit dem Senate zu weh-
ren. Darauf beziehen sich auch Cicero's oben angeführte
^Vorto : pur Jitajorve potestas plus vuleto. Denn die In-
terccssion kann damit nicht gemeint sein, weil ihrer noch
besonders gedacht wird; daraus endlich begreift sich, wie
Jlilo's Consulat dem Clodius so besnliränkend sein konnte,
wie Cicero das wiederholt andeutet.
Die Berufung des Senates musste aber auch in der
gehörigen Form und am gehörigen Orte geschehen.
Berufen ward der Senat theils durch lleroldsriif (per
praeconem), theils durch ein Edicf. Zumoscius S. 112.
Dion. Hai. XI, 4. Zur Ladung der Einzelnen dienten
nach Cic. Cato maj. lö. die ^'iatores; ein Beispiel einer
solchen specicilen Ladung Cicero's linden wir in der fünf-
ten Philippischen Rede c, 19. erwähnt, ohne dass dieses
als etwas Ausserordentliches bemerkt wird; auf eine sol-
che scheint auch Cicero's Aeusserung binzuileuten ad div.
XI, (i , sein frühes Erscheinen im Senat habe auf die
Zahl der Vetsammluiig günstig eingewirkt, unil bei eiligen
Berufungen, wie Cic. Ep. X, 12. V, 2, 3- 's* sie die
einzig mögliche Weise.
lieber das Edict , welches den Senat znsammenberief,
hat lirissoiiiits II, Iü4. das Bedeutende zusammengestellt,
und die wichtigsten Bruchstücke eines solchen aus der
dritten Philipp. Rede mitgetheilt. Alan sieht daraus, dass
es nicht allein eine blosse Zusammenbernfnngsformel war,
«ondern auch den Gegenstand jler Verhandlung enthielt.
Bekanntmachung desselben fordern auch die Worte des
Cicero de legg. III, 4: ,,promulgala, proposita in aerario,
cognita agunto." Sind sie richtig, woran ja freilich ge-
zweifelt wird, so waro das Aerarium der Platz, wo sie
gewöhnlich angeschlagen wurden; dass es nicht der ein-
zige war, erhellt aus Ep. ad Att. IX, 17: „Senatum
'eile se frequcntem adesse ctiani Forniiis proscribi jussit."
Doch können die Worte Cicero's de legg. III, 4. nicht
sagen wollen, dass eine Relation ohne vorläufige Bekannt-
machung des Inhalts nicht stattfinilen dürfe, denn Phil.
111, 2.i If. sehen wir den Antonius über die Supplication
des Lentulus einen Vortrag halten, wahrend er einen
über den Angrifi' des Octavian angesetzt hatte. Wäre
der Formfehler ciitsi heideiid, so würde Cicero nicht er-
mangeln, ihn zu benutzen; er begnügt sich aber, aus der
Unterdrückung <lcr beabsichtigten Relation dem Autoniu.s
nachlheilige Folgen zu ziehen.
Gewöhnlich mag man diese beiden Berufungsweisou
verbunden haben: berufen wurden aber in älterer Zeit,
tjui I'alres ijuirjue conscripti essetit liriss. I(i4, in spä-
terer Zeit, (jiii senatures, (juibusquc in scnatu sententiam
dicere liceret s. Zum. 113. L'nter den letzteren versteht
man die, «eiche weit dem letzten Census ein curulischcs
Amt bekleidet hatten, aber in den Listen des Senats noch
nicht eingetragen waren. Jeder Berufene war püichtig,
zu erscheinen Cic. de legg. I. c: „Senatori, qui nee aderit,
aut causa aiit culpa esto." Zu den gültigen Gründen der
Elltschuldigung willZ«)«. 11.'). auch sechzigjührigcs Alter
rechnen: Cicero's Beispiel Phil. I , j. liefert den Gegen-
beweis,
Dass man es aber von beiden Seiten mit der Ver-
pflichtung nicht streng nahm, zeigt eine Reihe von
Aeusserungen des Cicero, der gewiss nicht lax iu diesem
Pnnctc dachte: so das freiniütliige Bekenntiiiss ad div.
XI, (i , es sei seine Absicht genesen, bis r,u den Ka-
lenilen des Januar gar nicht in den Senat zu kommen;
so die Aens.serung ad Quintum fr. 11, .3, er habe nach
den ,'iigerliehen V'orfällen auf dem Forum niciit in den
Senat gehen mögen; die Verwunderung über dio zahl-
reiche ^^rsammlung kurz vor dem Feste ad Quiiituoi
fr. II, 1, die Bemerkung Phil. I. g. 12, <lass, wenn
die Relation einem Triumph oder einer Supplication gelte,
die Versammlung so zahlreich sei, dass es dem Einzelnen
so gut, wie freistehe, wegzubleiben, wo er es sich sogar
als einen grossen Freundschaftsbeweis anredmet, das»
er unmittelbar nach seiner Rückkehr sich bei Antonius
doch habe entschuldigen lassen. Dafür spricht auch die
Formel der Ziisammenbcriifung ul frequenlcs adessent.
und das von Brissuu. 183. angezogene Beispiel des Hir-
tins Ep. ad div. VII, H, der, obgleich Gegner der
Maassregel, sie durch dio Bemerkung, der Senat sei
nicht hinreichend an Zahl zur Beschlussnahme versaui-
melt, nicht hintertreiben wollte.
Je leichter der einzelne Senator seine Verpflirhtuns;,
regelmässig zu erscheinen, nahm, um desto nothwendiger
waren ßesfimmnngcn, wie viele Zu einer gültigen Be-
schlussnahme versammelt sein sollten, doch bemerkt Zam.
119. es scheine die Zahl nicht zu allen Zeiten und bei
allen Gelegenheiten dieselbe gewesen zu sein. Zur Dispen-
sation von den Gesetzen über die Bacchanalien werden
Livius XXXIX, If^. hundert Senatoren gefordert, eine
Zahl, die der ^'olkstribun C. Cornelius auf das Doppelte
erhöhte für jede Dispensation von einem Gesetze (ar-
gnm. Ascon. orat. pro C. Corn.). Unter Augustus scheint
vieriiundert überall die nothwendigc Zahl, um einen Se-
natsbeschlusä zu Stande zu bringen (Zawi. 12).). Eine
Stelle aus Lampridius, die Zam. S. tö4 anführt, l.lsit
28*
415
416
■icliliossfii, ilass damals ilio Zaiil auf sipl)ciiEi|; licralijje-
8'iiikrii »ar.
üi'IxT ilcn Ort, "O der Srnat nwainmoiitrefoii durfte,
redet Zum. » oitl.'iiiflig S. 122 — 128. Naclidcm er das
.Svnaciiliiiii lirnihrt, bniu'rlvt er, der Ort im'isstc von
■Ion AuKiiriMi ijiMieilit, ein TpMipliini sein, und soldie
waren die s.'lnuntllrlien Ciiiicn; alier aiicli das Scliiil' der
^jrüssorpil Tempel, zur Anfiiahiue einer zahlreif lien Ver-
f .'«»niniluni; eiiijjpriclitet, liot einen passenden Platz dazu
dar. OI> die >Vali! dieses Ortes mit den Aiispicicn, die
vor Eröirnunjf der Vcrsainnilnnu ijenunimen «erden muss-
ten, oder mit dem Opl'er, das znior dargcbraclit ivard
(Cic. ad div. X, 12. Suet. Caes. 81. Pün. Pancg. 76.
Zam. 137.), znsauinienliing, ist wolil nicht zu entsrliei-
den , docli zeigt die erstero Stelle, ho in Folge mangel-
liaflcr Anspielen die A'ersammlnni;" pliitzlich aufgehoben
ivird, «elrlien lüinflnss die Auguren .-».nih auf die Senats-
versaniniliingen übten, und was Ciiero's Worte de legg.
Jll, 4. bedeuten: auguri publico pnrento.
Als die Zeit der regelmässigen Senatsversammlnngen
nimmt Zamosciits _\'i^^. Ivalenden, Koncu und Idus an,
sonst hatten ausserordentliche Sitzungen an allen Tagen
bcrnfen «erden können, ausser an den Tagen der Co-
mitien. Wenn er meint, die Festtage waren eigentlich
zu .Sen.itsversammlungen bestimmt gewesen, so ist ilicss
«vohl ein Missverständniss <ier angeführten Steile Ep. ad
Qulntuui fr. n, 1. Die Bestimmung aber, wie weit die
Ueligion an gewissen Tagen den Senatsversarnniluiigen
ein llinderniss in den Weg legte, geliort nicht hierher.
'Wichtig aber ist, ivas %'arro sagt: ein Senatsbescliluss,
vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang gefasst,
sei ungültig, und Seneca de tranquillitate vitae I, 14:
,, majores nostri uovam relationem post horam decimam
lieri vetabant", wodurch die Dauer der Scnatsversamm-
lungen auf zwölf Stunden beschrankt wird. Zam. 13().
Endlich gehört hierher <l!e Frage: tcie weit die 'S e-
nalsversammlungen üJJ'entlich waren i Livius XXVII, 51 :
,,(}nani aegre in curiani perventuui esset, multo aegrius
submota turba , ne patribus njiscerelur , litterae in senatu
rccitatae sunt", zeigt deutlich, dass sie es nicht waren;
sassen doch lange selbst die V'olkstribunen nur an den
Thüreu der Curie. Auf die Spannung des A^olkcs, mit
der CS sein Auge auf <lie Discussion des Senates richte,
deutet indess Cicero Phil. XIV, 19. and X, 6. hin;
eben derselbe lässt uns ein Gedränge des Volks auf den
Stufen lies Tempels und der Gracostasis (d. h. dem er-
höhten Platze vor der Curie, wo sich die fremden Ge-
sandten aufhielten i?/-i6'so?i. 23"'.) erblicken: ad Qnintuui
fr. II, 1, und bei Livius III, 41. wendet sich Valerius
von der Schwelle der Curie ans an die versammelte Volks-
menge. Diess alles und die Erwähnung des Piso in der
vierten catilinarischen Rede endlich lässt sthliessen, dass
die Versammlung bei geöllneten Thüren gehalten ward ;
von dem Innern der Curie aber war der Bürgtjr ausge-
schlossen.
Dein widerspricht nicht, wenn Capitolinus in der Le-
bensbeschreibung der drei Gnrdiane 12 scribae und servi
publici als gegenwärtig nennt. Gegenwart der Lictoren
im Senate setzt die ^^erhaftung des Valerius, Liv. III, 41»
sowio die des Cato, Gcllius IV, 10, voraus, und de orat.
III, 1. scheint das liarc pignora anzudeuten, dass die
Pfändung auf der Stelle vollzogen wird. Plutarcli An-
tonius ;). erzäiilt, als man im Senatu das Schreiben de»
Cäsar nicht habe wollen vorlesen lassen, da habe Anto-
nius dasselbe genoniuien und kraft seiner amtlichen Ge-
walt verlesen; das Vorlesen von dergleichen Aefenstücken
aber gehört zu den Geschaffen der Scribae. Waren aber
solche Schergen gegenw artig, so konnte ein Alaun, so
gewaltig, wie 1^1. Antiiiiicis , leicht auf den Gedanken
kommen, eine Zahl lon zuverlässigen Soldaten unter den-
selben cinzuschwärzen. Phil. II, Jj. 19. III, 9- und ol-
V, 17. Es scheint aber aos Andeutungen , die weiter
unten vorkommen werden, sich zu ergeben, dass alle
I\Iagistrato mit ihren Lictoren, Apparitoren und Viatoren
erschienen, eine Begleitung, die um so mehr Achtung
gebieten mnsste, als sie reelle Gewalt durch sie erhiel-
ten. INimmt man dazu die Sella curulis den demüthigen
Bänken der Senatoren gegenüber und den Vorsitz in der
Versammlung, so kann man nicht läugnen , dass das Auf-
treten der Magistrate iin Senat imposant genug war. Auf
die oben angefühlte Stelle des Capitolinus gestützt nimmt
jedoch Zamoscius 163. geheime Beralhungen des Senats
an, von denen die Diener der üfTentlichen Auetoritat wä-
ren ausgeschlossen gewesen, was allerdings möglich ist;
wenn er aber meint, es wären die sogenannten senatores
pedarii auch davon ausgeschlossen gewesen, so ist das
zu rasch verrauthet und nichts als eine subjective Sleinung.
Von der Relation und der Leitung der Debatte.
üeber die Gegenstände der Scnatsbesclilüsse hat mit
einer ungemeinen Ausführlichkeit und Gründlichkeit BHa-
sonius 193 — 265- gebamlelt, uns aber liegt diese Frage
hier, wo wir nach der Form der Senatsvcrhandlungeii
forsclien , natürlich fern. Aber einige andere Puncte
ziehen durch den Gegensatz , in welchem sie mit nnserii
Gewohnheiten stehen, unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Dahin rechne ich vor allen Dingen die Relationen, diff-
keinen Seiiatsbescliluss Iierbeif Uhren , ja nicht einmal be-
absichtigen. Das merkwürdigste Beispiel der Art finden
wir bei Cicero ad Quintnm fr. II, 1. Der Tribun Lu-
pus, nach einer langen Relation über die Landesverthei-
lung in Cauipanien, einen Gegenstand, der eine unge-
wöhnlich zahlreiche Versammlung herbeigeführt hat, er-
klärt das Schweigen des Senats und die Änfnierksamkeit,
die man ihm geschenkt habe, sei ihm ein hinlängliches
Zeichen der Bristimmnng, den einzelnen Senator wolle
er nicht in Verlegenheiten und Feindschaften stürzen,
und damit schlsesst er seine Relation, selbst ohne Jemand
um seine Meinung zu befragen. Er bezweckt also nur
Beistimmung, Bildung einer Partei in Absicht dieser
Frage , nicht bestimmte Maasregeln *). VoVi ahnlicher
Art ist der ad div. I, 9. erwähnte Vortrag desselben
Tribunen , dass Pompejus den Ptoleniäus Auletes zurück-
führen müsse, über den es freilich zu einer Verhandlung,
aber zu keiner Beschlussnahme gekommen war. Koch
') Ganz analog ist der UnlcisclucJ , t!cn Matthiä macht
zwischen agere cum populo und concionem höhere , zu
Cic. pr. lege Manil. 1.
417
418
bestimmter aber gehört hicrlipr <lle lio orratore fll, 1.
erwähiifp Relation des M. Liviiis Dni.'iis ,.qiioil ronsul
in eum ordinem (senatum) tim graviter esset infertiis."
Eine zweite liicrher »[elifiripe Benierknnjf licfritTt die
Fussiaig der Relation, die, «enn nidit immer, dorh
.selir hanfijf unter der beaclieidenen Form der Frage auf-
tritt (Biiss. 1(i5.)' 1"'"' ''•'■"' piaeerct, quid vobis videa-
tur, refero ad vos, utrum pati felitis, und die .'ihnlichen
Formen. Also nicht mit einer entschiedenen Meinung
tritt der Referent herior, sondern mit dem Verlan";en,
über gewisse Gegenstiinilo oder Verhältnisse die Ansiclit
des Senats zu vernehmen, also mit einer Bescheidenheit,
einer Demuth, einer Unternürdgkeit , die befremden
inuss, wenn man nicht bedenkt, da^s der Referent, anf
eine kurze Zeit mit der Macht bekleidet, ans dem
Schonsso dieses Standes hervorgegangen war, um nach
\iederlegung seines Amtes wieder in denselben zurück-
zukeliren. I>alier denn auch die bisiveilcn abgegebene
Krkliirnng des Referenten: se in patrum potestale futu-
rum, Worte, welche auc^h darum lon Ijedcutung sind,
weil sie zeigen, was die ausgesprochene Ansicht des Se-
nates galt, wo sie dem Willen eines hartnäckigen Con-
suls zuwider lief, vcrgl. Caes. de B. C. I, 1.
Bringt schon diese .Fassung der ftlotion, wie wir es
nennen würden, eine bedeutende ^Verschiedenheit von dem
in unsern Sf.'lndetcrsammUingen lieblichen mit sich, so
wird dieselbe noch riel grosser dadurch, dass im Senate
der Referirende Proponent und Präsident der Versamm-
lung zu gleicher Zeit war, also zwei Personen in sich
rereinigte , welche die Ordnunn; unserer Versammlungen
anf das bestimmteste auseinander zu halten suclit. Hatte
er in der ersten Eigenschaft das , was er wollte zur
Sprache gebracht, so lag ihm in der zweiten ob, die
Reihenfolge des Redens zu bestinimen , die Ordnung in
der Debatte aufrecht zu erhalten, die Debatte zu schlies-
sen , die Reihenfolge, in der die einzelnen Anträge zur
Abstimmung kommen sollten, zu bestimmen; es war in
dieser Senatssitznng keine Macht aber üim. IL'ilte Ahrens
sich diese Stellunif des Referenten klar gemacht, so wurde
er die Behauptung nicht ausgesprochen liaben , ticr Re-
ferent habe nur, wenn der Senat rcrlangto, dass er über
eine beiläufig ausgesprochene Ansicht rcferiren solle, znm
/.tvcitcnmale in derselben Versammlung reden dürfen (Ci-
< eronis quae fertur oratio IV. in Catiiinam p. '73). Und
wenn es ihm nun gefiel, zum zweitenmale zu reden, wer
wollte ihn daran hindern? Ist es denn auch nur glanb-
lich, der ganze Senat hatte sich protestirend erhoben
und seine Rede gewehrt? Dass Aehnliches wohl einmal
im Senat vorkommen konnte, zeigt die Rede gegen den
Piso g. 13: „An tum eratis consules, quum quacunque
de re vcrbum facere coeperatis, aut referre ad senatum
cDUctus ordo reclamabat ostendebatqae nihil esse vos
'acturos, nisi prius de nie rctulissetis." Aber dergleichen
trifft immer mehr die Person, als die Sache, nnd der be-
liebte mit der Mehrzahl über die zu nelimendo Mehrzahl
einverstandene Referent hatte doch reden können, so oft
er gewollt, abgesehen davon, dass diess immer Unord-
nung und Widersetzlichkeit blieb, die kein (iesctz sanc-
tioniren , keine Sitte heiligen konnte. Dazu kommt aber,
dass man mit diesem Einfallen in die Rede in Rom gar
nicht so bei der Il.ind war, so dass es ein gar nicht un-
gewöhnlicher Knilf war, durch Länge der Reden die
Zeit der Berathung zu tödten (eximere dient) und so die
Beschlussnahme zu hindern, und was dem rhicanirenden
Senator nicht versagt wurde, die Freiheit der Reile, das
h.'ittc man dem Referenten verküniinerl, der die Debatte
leiten sollte, von ilem die ruhige nnd besonnene Hal-
tung des Senats abliing? Cic. de legg. III. |g. 40: „Gra-
vis et, ut arbitror, praedara lex. Quae cnni populu,
quaeqne in patribus agentur, modica sunto i. e. nio.lesta
atque sedata. /Ictor enim tnnderutur et ßngit nnn mojn
mentem ac voluntates , sed jiriene tiiltus eorum, njiud ipton
agil.^^ Ich wenigstens w ns^ite nicht, wie zur Aufrecht-
erhaltung der Ordnung der Referent iles freien, unein-
geschränkten Gebrauches der Rede h.'ltte entbehren kön-
nen; eine Versammlung von Knalien war denn doch der
Senat nicht, wo ein Wort den kleinen Sünder zu .augen-
blicklichem Gehorsam treibt, er, iler Cineas dünkte
eine Versammlung vouKiiuigen zu sein. Wie heftig sich
dort die Leidenschaften entgegentraten , zeig-en de orat.
III, |. Ep. all Att. I, 1(). und Aehnliches mochte und
musste dort öfters vorkommen, wie es denn auch Cicero
nicht eingefallen, ilie Heftigkeit der Redner zu tadeln.
Jahrelang hatte ein grosser Theil der Senatoren mit kß-
iiigliclier 31acht in den Provinzen gebeten, nud gewohnt,
vor dem ausgesprochenen Willen jeden Widerspruch ver-
stummen, jede Widersetziiclikcit verschwinden zu sehen,
hmto der Zurückgekehrte beim einfachen Wort des Re-
ferenten den brausenden Leidenschaften, den heissesten
Wünschen Zaum und Gebiss angelegt? eines Referenten,
den er vielleicht glauben durfte weit zu übersehen, den
er bisweilen von Herzen hasste und verachtete? .So hat
die menschliche Natur sich nie vcrlängnet und kaum
könnte man directen Zeugnissen etwas so unwahrschein-
liches glauben, aber alle Zeugen schweigen. Oder ist
es glaublicher, dass der Referent zu aljen Anschlägen,
die Unwissenheit oder Vorurtheil, Furcht oder uiizeiti-
ges I^äitleid , Hass oder unselige Schcelsuclit eingegeben
hatte, schweigen musste, die unlautere Motion nicht auf-
decken , noch rügen durfte, vollemls wenn diese durch
das Gewand, das sie geborgt hatte, und den Scliein, in
den sie sicli hüllte , einen grossen Theil der Versamm-
lung fortzureissen drohte? Das ist unmöglich, nnd ylli-
rens selbst will den Referenten mit Lob unil Tadel lei-
tend in die Debatte eingreifen lassen, er soll Streitig-
keiten schlichten, die Widerstrebonden in iiire Sehran-
ken weisen, nur dass eieie solche Zurechtweisung nie
das Maass einer ordentlichen Rede erfüllte. Und wo
fängt denn dieses Maass an ? Wurden die Reden im
römiselicn Senat etwa, wie die gerichtlichen zu Athen,
nach der Wasseruhr gemessen? Doch genug, die g.inze
Regel, nur erfundetf*, um über die vierte calilinarisch*
Rede den Stab brechen zu können, ohne Spur einer
Begründung in den Schriften des Alterthums nicht ein-
mal an den müssigen Einfall eines ^Neueren angelehnt,
zeigt sich als aus der Luft gegriffen. Wollte man aber
sicli darauf berufen, dass sich doch auch bei den Alten
dergleichen Reden des Referenten nicht orw.'ihnt finden,
so liegt die Antnort so nahe: wie genau musste unsere
Kcnntniss der Sunatsvorhaudinngeii sein , nin ilaraas einei!
410
420
Sclilaw ziphcii m kuiincn ? lind vb Ichlcii :,r^ibst: ilio
ä(>urcii von .solthfii Heden kciiiesivuj;«. Der Verlwiiidluiig
bei Cap8. de Icilo cii-. Ir 1« auf dio .schuu liüumlein in
«lii'ser Zeitschrift IN.JÖ I, 78- aufmerksam K'emarht, nicht
zu gcdcuLrii, lieisst es Pliil. IX, U: „Ut vero Pansae
accriisit roliortatio graiiur, quam Scr. Suljiicii acres ferro
«lidiri^senl, tum tprii me et liliuni seduxit." Ciccru hatte
<larg;cstrllt , nie Sulpicius dio ihm zngriniitheto Gcsaiidt-
sciialt au Antonius ahjjelehnt hatte , da tritt d<'r Refe-
rent Paiisa in's .Alittel, und seine exliorlado jjraiior briclil
den Entschluss des Sulpicius, obf;lciih er den l'oil, ilem
VT entge^jciigeht, »-or Augen sieht. Sollte diese exhor-
tatio gravior in ein paar Worten Jiefasst gewesen sein %
Eine andere Andeutung, diss die längere kräftige Rede
dem Refeienten erlaubt gewesen sei, gilt Cicero, indem
er sie vcrniisst, ad fani. I, '2. Die lon den rcferirenileu
Consuln begünstigte 31eiuung de< Bibulus, dass drei Le-
galen den Ptolemaus Auletes in sein Reich einsetzen
sollten, ist durchgefallen; dann fahrt er fort: „Proxima
erat Horteiisii sententia, (jn:ini Lupus trili. pl., quod i[>6e
de Ponipeju retulisset, intenderc cüepit, ante 8e operiere
discessionem farere , quam consules. Ejiu orationi vehe-
menter ab uDinibos reclamatum est; erat enim et iniqua
et iiova. Consules neijue concedeianl , neque valde re-
pug/ialtant , dicm consunu volebant, id quod est factum."
Die Forderung des Lupus geht uns hier noch nicht au,
aber mau sieht, Cirero's flleinung nach hätten die Con-
iulu sich in energischer Rede gegen die Zumuthiing des
Lupus erklären müssen, was sie nicht thaten , sondern
»ich kurzum weigerten. Endlich, um auf die V^eranlas-
»ung der vierten catiliuarischeii Re<!e selbst zu kommen,
wenn Cicero de Icgg. IIL §. 40- sagt, verkehrte Maas-
regelii , zu denen der Sepat sich hinreissen lassen , mach-
ten es bisweilen zweckmässig, den Tag mit seiner Rede
hinzubringen, wie konnte er in gleichem Falle dem Re^^
ferenten die Rede versagen? Und was die ünmüglichkeif,
hier dem Referenten da» Wort zu verweigern, vollendet,
ist die V'erantwortlichkeit für jede vtähreud der Debatte
vorkommende Unordnung, welche die Sitte ihm aufer-
legt, de legg. III, 1. ,,ast si quid turbassitur in agendo,
fraus aclpris esto" , eiu Satz, den er c. 19. ilurch die
von Crassus geltend gemachte, vom Senat gebilligte An-
sicht stützt. Unrulien könnten wider den Willen dessen,
vielcher mit dem Volk verhandle, gar nicht entstehen,
•ienn es stehe ihm ja frei, gleich beim Eintritt dersel-
ben die Versainmluiig zu entlassen, Ist es auch die
Volksversammlung, von welcher hier dip Rede ist, so
zeigt die Verbindung beiiler bei Cicero schon, dass hier
kein wesentlicher Uuterscliied bestand.
Was die Form und den Umfang einer Relation an-
betrifft, so können wir wohl nach Tacitus Annalen XI, 24.
nicht zweifeln, dass uns in den Ltf^^dunensischen Tafeln,
deren Inschrift Urissonius 268 — 270 ujittheilt, eine sol-
ciie, freilich nicht ganz vollstäudig, vorliegt. Es liegt in
der Natur der Sache, dass sie bisweilen nicht so ganz
kurz 6eiii konnten. Phil. XII, 6- „Quill vir fortissimus
Paiisa »ine causa tarn accurate paullo ante lucutus est
tarn diu?" obglcicli die Forderung der Kürze, die Ci-
cero für die Senatsverhandluog geltend macht (de legg.
111, 40: i,ne Bit infinitus, iiam brevitas uon motio seiia-
toris , soii etiam oratoris magna laus est in sententia"),
gewiss auch auf die Relation auszudehnen ist. Obgleich
sie lieh gewühnlich, wie oben bemerkt ist, in das Ge-
wand bescheidener Unterordnung hüllte, so zeigt doch
Phil. X, 17: „Pansa praecepit oratione sua, quid de-
cernere nos de IM. liruto, quid sentire oporteret", dass
sie keineswegs immer darauf verzichtete , die allgemeine
3Ie'nuiig zu leiten; ja ad Att. XII, 2(. rechnet es Ci-
cero sich zur besonderen Ehre an, „quod antequam con-
sulereiii ipse judicavi," Aber im Ganzen inusste der
Umstand , dass der Proponent zu gleicher Zeit als Prä-
sident die Debatte zu leiten hatte, seinem Vortrage eine
viel ruhigere und gemessenere Haltung geben. Enttvicke-
lung der Uinslände, welche die Berufung herbeigeführt,
Darlegung des Tliaibestandes niusste ihr bleiben, Aus-
Nprecliung einer bestimniten Ansicht, Empfehlung bestimm-
ter Maassregelu iinil Unterstützung derselben durch Gründe,
was den Kern unserer Anträge ausmacht, würden Ver-
lejjeiilieiteii herbeigeführt haben , wie in der Versamm-
lung Liv. 111 , 4U. ,,quiim decemviri nee irae nee ignos-
cendi muduiii repprirent" , zum Vorkämpfer und Banner-
träger einer Ansicht, wie es bei uns der Antragsteller
ist, eignet sich der Referent nicht; es lag in der Natur
der Sache, dass ein anderer Vertreter der Jlaassregel
des Senates werden miisste. Das liatte aber den Vor-
theil, dass, da der Referent als Beamter später mehr
oder weniger bei Ausführung der Maassregel thätig sein
mussfe , dieselbe wesentlich nicht ihm, sondern anderen
zur Last fiel. Diese Befreiung von der Verantwortlich-
keit sehen wir Cicero zu wieilerholteu Malen geltenri-
machen: in Pisonem g. 14: ,,Crudelitatis tu, furcifer,
senatum, consul in concione cunilemnas? nnn enim me,
qui senatui parui. Nam relatio illa salutaris et diligens
fuerat consulis: animadversio quidem et Judicium senatus.
Phil. II. ,^. 18. Quinfil. IX, 3. 40 40.
Wenn aber hier und da Relationen vorkommen, wel-
che dio gemessene Haltung und Leidenschaftslosigkeit
vermissen lassen , die denselben eben viiidicirt worden
ist, so müssen sie als Ausnalinie von der Regel gelten.
Ruhe und ßesonoenheit forderte der Römer überall von
den Verhandlungen im Senate, de legg. III, 4: ,5<iuae
in seiiatu agentur, modica sunto", was §. 4<'. „ modesta
et sedata" erklärt wird, und dieser Ernst war es ohne
Zueifel, »as Cineas in dem Senate eine Versammlung
von Königen linden liess, zumal verglichen mit den un-
endlich viel lebendigeren Griechen und der von den Rö-
mern oft getadelten Kleinlichkeit ihrer Leidenschaften ;
aber kalt und farblos dürfen wir darum die Relationen
nicht denken. Wo politische Leidenschaften sich regen,
wo Ehrgeiz, Eifersucht und persönliche Feindschaft sich
der Gemüther bemächtigen, wo die Ansichten so giell
sich entgegentreten, wie bei üptimaten und Populären,
wo Relationen rein persönlichen Inhalts, wie die des
Lupus und Racilius ad Quintum fr. II, t, die des IVl.
Livius Drusus de orat. III, 1, die des M. Antonius Phil.
V, 19, auf die er 17 Tage studirte, vorkommen, da
können die Relationen kaum so ruhig und gemessen sein.
Aber auch das Streben nach diesem Ziel, das Festhal-
ten an diesem Ideale ist ehrenroll und diese Ehre maat
den Römern bleiben.
421
422
Ehe wir zu der Debatte fibergehen, haben wir oiiio
sehr nalie lieffende Frage zu beaiilworlen nnil einer mehr-
fach vorkommenilen Eigeiitiiiinilichkeit zu gedenken: <lie
Frage, ob in Einer Versammlung mehrere Relationen
von Verschiedenen gemacht werden kOnnen, und die ge-
meinschaftliche Relation 3Iehrerer. Jene Frage haben
wir zu bejahen: dann tritt aber selbstierständlich ein
anderes Präsidium ein. Wir sehen auf die tlelation des
Lu|ius ad Quintnm fr. II, 1, die des Racilius folgen,
nachdem Lupus seine Verhandlung gesclilossen hat, wo-
für der Römer aber keinen andern Ausdruck hat, als
Jimittere senatum , 7ion amplius viorari patres , also
dieselben , wie für Entlassung der Versammlung. Ein
gleiches sehen wir Phil. VII. init. : „Parvis de rebus,
scd fortasso neccssariis consulimus, Patres conscripti. De
Appia lia et de flloneta consul : de Lupcrcis tribunus
rcfert." Da er am Schlüsse der Rede nur des Consuls
gedenkt, so scheint der Tribun seinen Antrag durch ein
Edict bekannt gemacht, aber noch nicht entwickelt zu
haben. Ad div. X, 16. weigert sich der Pr.'Uor urbanus,
die gewünschte Relation zu halten, aber fünf Tribunen
halten sie auf der Stelle, und es kommt zur Abstimmung.
Natürlich wechselt das Präsidium, wie das ad Quintum
fr. II, 1. augenscheinlich ist, „Lupus sententias so roga-
turum negavit. — Racilius Dlarcellinum primum rogavit."
Eben so auch ad dir. X, 16. Hier wird die Relation
plötzlich und ohne vorhergegangene Anzeige angestellt,
anders Phil. VII. und auch wohl ad Quintum fr. II, 1.
Cic. de lepg. III, 4. „Ne plus, quam de singulis consu-
lunto" , scheint mir nicht zu widersprechen: es wehrt
nur den Referenten, rerscbiedene Gegenstände in einen
Antrag zusammen zu fassen. Liv. VI, 31-J. „Do foenore
atque agro rogationes jobebant, de plcbejo consulatu
antiquabant, et perfecta utraque res esset, ni tribuni in
omnia simul consulcre plebem dixissent." Ob zu einer
solchen \ ersammlung Ein gemeinschaftliches oder meh-
rere rerschiedcne Edicto beriefen, mnss hier freilich
wühl fraglich bleiben.
Für uns höchst auffallend ist aber der andere mehr-
fach vorkommende Fall, wenn mehrere gemeinschaftlich
eine Relatioti hallen, beide Consuln Caes. de hello cir.
I, 1. Cic. ad div. I, 2., fünf Tribunen X, 16., acht
Tribunen pro Sextio 32., alle Decfmvirn Liv. HI, 39.
Es fragt sich hier, warum das geschah, und in wie weit
es auf die Form der Relation einen Einfluss übt? Caes.
de hello civ. I, 1. und Phil. V, 1. sehen wir beide Re-
ferenten nach einander das Wort nehmen, doch kann
das nicht der Hauptgrund sein, und ist da, wo acht oder
zehn referiren, nicht einmal recht denkbar, sondern es
war wohl gewöhnlich, wie pro Sextio 35, einer der prin-
ceps relationis, gleichsam der Berichtserstatter des C'omite,
der in seinem Namen sprach und im Wesentlichen die
Debatte leitete ; aber die übrigen unterstützten ihn mit
Ansehen nnd Einfluss, mit Wort nnd That, antworteten,
wenn Jemand die Relation als unzeitig anfocht, oder viel-
leicht gar gehässige Motive «Ion Referenten unterlegte ,
konnten, wenn etwa jener durch Heftigkeit die Gegner
gereizt hatte, und die Berathung ihren ruhigen Clang zu
verlieren drohte, ihn in der Führung des Präsidiums ab-
lösen. Doch sind diess freilich nur Vermuthangeu, da
die Reste des Alterthums uns wohl nicht in lieii Stand
setzen , nach bestimntten Beispielen ilie Unterstützung zu
würdigen, welche die gemeinschaftlich Referirenden sich
konnten angedcihen lassen. Ein sicherer Vortlu-il tvar
wenigstens, dass ans den Thrilnrhniern der Relation we-
nigstens keine Gegner derselben erwachsen konnten, und
ans Cic. de legg. III, §. 40. sehen wir, welches Ge-
wicht man auf die Unterstützung der Beamten legte.
Enillich kommt bei Tacitus Annalen 14, 4''. mutare
reltttionem vor, genauere Betrachtung der Stelle zeigt,
dass es sein muss : den Antrag zurückzunehmen und einen
andern an seine Stelle setzen, so dass also der auf jenen
Antrag gefasste Beschluss nicht zum Senafusconsultuin
wird. üb aber diess auch der Zeit der Freiheit rigen-
thümlich war, weiss ich nicht zn entscheiden.
Nach beendigter Relation forderte der Referent die
einzelnen Senatoren auf, über den Gegenstand derselben
sich auszusprechen, Brisson. KU)., und eröil'nete damit
die Debatte, für welchen Begriff der Römer keine Be-
zeichnung hat. Darin aber, dass das Wort verliehen
war, liegt schon ausgesprochen, dass jeder nur einmal
mit seiner Ansicht gehört wurde, und dass es, wie Va-
lerius Potitus bei Dionjs von Ilalicarnass XI, IS. be-
merkt, ein grosser Nachtheil war, spat gefragt zu wer-
den : dadurch wird die Frage nach der Ordnung des
Redens zu einer sehr wichtigen und bcileutsamen , und
die Nofhwendig'kcit, bis zu einem gewissen 3Iaasso den
Referenten zu binilcn, geht daraus deutlich hervor. Diese
verlangte denn, dass dabei auf die bekleideten Würden
Rücksicht genommen werde, die Consularen zuerst, dann
die Pr.'itorier, darauf die gewesenen Aedilen, Tribunen
und Quäsforen sprächen. Phil. V, c. 13 ff. XIII, g. 30-
Unter den erstem erheischte die alte Sitte, den Princeps
Senatus zuerst aufzurufen (Gellius IV, 10.), aber zn Ci-
cero's Zeit war diese längst abgekommen, kaum daran
hielt man fest, dass alle Referenten sich an ilic Ord-
nung banden, die der Consul bei Eröll'nung des Senat»
am ersten Januar beobachtet hatte, Zum. 144. Bei der
Wahl des ersten aber sehen wir verwandtschaftliche Rück-
sichten schon von den I\Iilifärtrib>inen F. Liciniiis Calviis
befolgen, Liv. V, 'iO- Zum. 145., wcnu mau das Ver-
fahren des Deccmvirn Appius Claudius, seinen Oheim
Cajiis Claudius zuerst zu fragen, als Willkür betrachten
will, da Dionys XI, 16. in der spätem Reihenfolge die
Ordnungswidrigkeit andeutet. Cäsar trieb die Rücksicht
auf Verwandtschaft so weit, darum selbst die Reihenfolge
zu ändern, indem er dem Pompejus, nachdem dieser sein
Schwiegersohn geworden, zuerst das Wort gab, während
er früher dem Crassus diese Ehre erwiesen: zugleich,
in Verbintlung mit jener Stelle aus Dionys, ein Beweis,
dass kein äusserer Widerstand möglicli war, wenn der
Referent sich über die Sitte hinwegsetzen wollte. Bis-
weilen rief man auch ausser der Ordnung Jemand zum
Reden aof Gell. XIV, 7- Wie einflnssrcich aber das
erste Wort »var, lässt der Anfang der fünften phil. Rede
ahnen: ,,$ed querelam praeteritorum diernin snstiilit ora-
tio coiisulnin , i|ui ita locuti sunt, ut magis exoptatae-
Kalendac Jaiiuariac , quam serae esse videantur. Atque
ut oratio cniisulnm animuin meum erexit speinque attulit
non modo salutis conservandae . verum etiain dignitati»
423
424-
(jristiiiae i cciiperanilac: sie nie pnrluibasset ejus sciitcnlia,
Ulli iiriiiilis rojjadis est, iiisi icstiao viitiiti coiistaiitiaiM|ao
.üiiliilerom." Ks ist Q. Fiiliiis Calciiiis, der nach Phil.
X 3. eiitsrliieileii uiiil coiiseijueiit sicli <Icr Sadie An-
ti.uius {■liiistij;' erklärte, ftjerkii i'irili;; und i-harakterislisch
ist ahiT die liier angedeutete uioralisclio Covalt, (reiche
die ersten Stiniiiieu auf die ^'ersanimluujj iibtoii , iiiai;
man sie nun auf BeHe;;licIikeit der Siiiiiesart oder auf
£inl]uss der Fauiilicnverhiiidungen oder auf die IMarlit
der Magistrate, nach (iutdiinkeii die Debatte zu sdilies-
»cn, oder auf ein Gesetz des Aii.«tamles, das Persoiilieh-
keiteii als iles .Senates univürdiff betrachtete, zurückfüh-
ren. Die Analogie der praerogatira bei den Comitieu
könnte für das erste ein bedctitciides Gewicht in die
Schaale legen. Daher spriclit auch wohl mehr, a's eine
blosse Eiiij>riii(lliclikeit aus Cicero, «eiin er ad Alt. I, t.j.
saj^t: ,,Primnin i^'itur, scito, priinuni ine noii esse rogalum
seaieiitiain praepositunujiie esse nobis pacihcalorem Allo-
brugum iiiijiic admurinurante seiiatu iieque me iniito esse
factum: siiui eiiini ab obscriamlo homiiio perverse über
et ad dignitatcni in re publ. contra ejus voluntatem re-
tiueiidani solutus, et ille secundiis in diccudo locus habet
uuctoritateui paenc priiuipis et voluntatem iion iiimis de-
«inctam beneticio consulis. Tcrtius est Catulus , quartus,
»i etiani hoc ijuaeris, Hortensius."
Dass in der Zeit, wo es designirle Consuln gab, die-
sen zuerst das Wort gegeben wurde, ist eine weltbekannte
Sache, wenn also Cicero Phii. I. g. lö- sich des Aus-
druckes qui sentenliam coiisulnri loco dicunt bedient, so
innss er damit die designirten Consuln und Consularen
zns.iniuienfassen , obgleicli ich nicht glaube, dass er auf
diese ersteren besonders hinzielt, sondern vielmehr die
ron Cäsar eigenmächtig ernannten Consuln bezeichnen
will. So viel ist auf jeden Fall aus Phil. V. g. 3.T. ein-
leuchtend, wo Cicero, nachdem er erklärt, er wolle der
Ordnung des Abstiinmens folgen, zuerst den Consul de-
signatus D. Drntus, dann den Consularen M. Lepidus
nennt, dass unmittelbar auf die designirten Consuln die
Consularen folgten.
Diese Bestimmung kann kleinlich scheiueii: aber sie
wird ron VVichtigkeit für ad Att. XII, 21: ,, Caesar, qui
tum pruetorio loco dixit, . . . Was ist das für eine Ord-
iiiing, gleich nach den designirten Consuln oder nach
den Consularen? Ist die eben aufgestellte Behauptung,
locuH cousularis umfasse beide, richtig, so ist das zweite
das Wahre: und das wird dadurch bestätigt, dass in der
fünften Pliilippischen Rede nach Leatulus, den Consularen,
der Proprafor C. Cäsar Octariaiius genannt und ihm ]§. 4ö.
die Senatorwürde ertheilt wird mit der ßestinimung , ut
praetorio loio seiitentiam dicerct. Auch Zaiii. 147. hat
so die Sache aufgefasst.
Hier aber stussen wir auf eine Schwierigkeit: Plu-
tarcli im Leben des Cicero e. 21. sagt, Catulns, der
Consnlir, habe zuerst dem Cäsar widersprochen in jener
\er^aulnliullg au den ISiineii des Deccmber unter Cicero's
Consulat. Diese Stelle hat Bäumlein bestimmt (in dieser
Zeitschrift lÖJiS. I. 76.) eine zweite Umstimmung anzu-
nehmen und mich glauben gemacht (Weldorfer Schulpro-
programm 1839> S. 13), die designirten Pratorcn hättea
unmittelbar nach den designirten Consuln gesprochen.
Warum das erstere nicht anzunehmen ist, mass spater
crl.'iiitert werden, das letztere ist zu rasch: denn da Si-
laiins <las Wort itahm, um die ihm ron Cicero beigelegte
3Ieiiniiig zu desamuiren, so miisste von den Consularen,
die ihm beigestimmt hatten, einer sie als die seinigo
anerkennen, wenn sie sollte zur Abstimmung kommen,
und die Fcind.-ichaft des Catulns gegen Cäsar macht es
sehr erklärlich, warum er dieser sein iiollte, oder war
er vielleicht gar der von Cicero in der ersten Hälfte sei-
nes Consulates zuerst Gefragte und fand darin eine be-
somlere Auil'orderung dazu?
Dass die für die designirten Consuln und Prätoreu
geltend gemachte Ordnung auch für ilio übrigen desig-
nirten fllagistrafe gegolten habe, ist, so viel ich weiss,
nirgends ausgesprochen , doch aus der Analogie wahr-
scheinlich, und es erklärt sich daraus, wie Cato der
dcsignirte 'rribiin einer der letzten sein konnte, welche
sprachen, wie Appian sagt; an alle gewesenen Prätoreu
und Aeiiiien kam vor ihm das Wort, niid deren Zahl
mag gross gewesen sein. Ausser der oben geuannteij
Classenordnuiig und der Sitte, dem ersten Consul zu
lulgen, gab es für die übrigen keine Uaiigordnung , und
auch diese »rar keine rorgeschriebeiie Form, ron der mau
nicht den Unisläiiilen nach hätte abweichen können, wie
die Beispiele des Cäsar und der Decemvirn zeigen, ge-
schweige denn, dass die Gültigkeit des Senatsbeschluäse.«
ctiia dadurch wäre erschüttert worden. Daraus erst be-
greift sich ad Quiiitum fr. II, 1. Racilius refcrirt, wie
mau es rücksiclitlich der Untersuchungen 'über die nou-
lichen Tumulte halten wolle, ob man nicht, weil Clo-
dius, rerdächtig der Haupfführer zu sein, die grüsslc
Aussicht hatte, Aedil und dadurch auf ein Jahr unantast-
bar zu werden , die \Vahlen bis nach beendigter Untcr-
suclaing rerscliielien »rollcl Clodius ist gegenwärtig, aber
zuerst gefragt wird der desigiiirte Consul ftlarcciliiius,
welcher Verschiebung der Wahl anrälh. Es nehmen die
beiden Tiibiaieii C. Caio und tL'assiiis das Wort und spre-
chen für das Gegintheil. Dann vrird der andere desig-
iiirte Consul Philippus gefragt, er stimmt dem Marcel-
liniis bei. Nun kommt die Reihe au die Prirati: von
ihnen wird Cicero zuerst gefragt: in einer langen Rede
eiit»ickclt er die verübten Frevelthaten , bezeichnet den
Clodius nicht dunkel als Urheber, sondern behandelt
ihn geradezu als Schuldigen. Jetzt ergreift der Tri-
bun .intistius Valus das Wort, lobt Cicero's Ansicht,
euipiiehlt sie dringend. Und Clodius? Clodius liürt
das an und schweigt. V'oii neuem wird das Wort ge-
geben — wem sagt Cicero nicht — die Stimmen, wahi-
scheinlich der zu Anfang des Briefes genannten Consula-
ren , erklären die Sache für reif zum Schliisse , da end-
lich gefällt es dem Racilius, auch dem Clodius das Wort
zu geben, ihm, um dessen Sache es sich allein handelt.
Blan denkt leicht, mit welcher Erbitterung er mag ge-
sprochen haben. Furebat, sagt Cicero, a Racilio'se con-
tumaciter urbaneque vexatum. Aber worüber beschwert
er sich denn? Es ist ja alles in Ordnung. Sollte Raci-
lius ihm vor den Consiilareu das Wort vcrstatfeu? Ja,
das fordert er bei solcher Reschafienheit der Sache, und
dass er sich über den refcrircnden Tribunen und nicht
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über ili'ii [5ruin)i al» iinsiiiiii;^ |jcs< Imrrfc , Iflsst (,'laiilidi ,
«lass Racilius es iickonnt hülle, wenn er gewollt.
Ks fuhrt uns alicr «lipsor liricf null dio in tli>Hi$i>H)(>ii
als ri'ili'iiit anf-rrfülirfpn Tiiliuuon auf <lii> Fra;,'o: wnnn
sprachen die Mngintrnte f Zainoscius hat «liese Frajje
fanz niieiitschicilcn j;classi'n (l4Sj und nieint, hesrhei-
«Irn sich jedes trfheils enthalfeiid, die ohereii Ma«fi^tratc
hafteri statt des Rechtes, das Wort zu neliuien, das Recht,
TU referiren gehalif, die niederen seien über die in ihr
Ressort fallenden Gegenstände auf der Stelle Bericht
jtn erstatten, sclinldi? (feiicsen. fllit Unrecht, meineich:
hin ich zu kühn, nenn ich behaupte; Verliehen »vard
den Wa-^istraten das Wnrt far nicht, aber sie nahmen
es, wenn es ihiiPti ztierkin.'issi^'' diinkte? Zum Reweis des
ersten Tlieiles meiner lii'ba'.ijjtuin diene Tacitns Annalen
111, 17. ,, Primus sentenfiam rosjatiis Aiirclius Cotta con-
»iil (^nam re/erente Ciiestue, Jnrtf^is/ralus eo etinm mu-
tiere fungeltaiilur), niimcn l'isonis radendum fastis censuit.'*
Nagt niclit Tacitns damit, ilass er auf eine Relation des
Kaisers dieses Ertheileii des Wortes an Reamte hesclir.'inkt,
ilass es sonst nicht geschehen sei? Wollte Jemand nach
Zamoscius Alcinnnj; darin finden, dass sie das Recht
entbehrt hc'itfen , einen Antrag zu stellen, der znr Ab-
stimmnnf liütte koinnien können, so entnehme er das
Ge^entlieil ans Cicero in Pisoneui §). 35: ulf!,''''" comi-
tiis cenlnrialis lulit F. Lentnins Cos.: de col!e{;ae <i. iMetelli
sententia", d. }|. der Cons. P. Lcnfulns durch einen auf Antra J
seines Colleifen Q. MeteJius gefassten Scnatsbesi bloss trug
in den Centurlatconiitien auf meine Znrnckbernfunj^ an.
Es mag selten gescliehen sein , dass ein funj;irender
Beamter in dieser Weise das Wort nahm; im lorliegen-
«ien Falle waren mancherlei Gründe dazu da. Dass Q.
Mctellus Nepos , der Feind des Cicero, der ihm, als er
nach niedergelegtem Consnlat das Volk anreden wollte,
das Wort verweigerte, sich an die Spitze derjenigen stellte,
die sich um Cicero's Znrnckbernfung beniülrten, war eine
Demonstration, dass selbst nach seinem ürtheil ihm zu
viel geschehen sei. Andcri'rseits hatte Clodius unter den
damaligen Tribunen doch ein paar Freunde, die gegen
einen Privatmann einscbreiten konnten, um die le^ Clo-
dia aufrecht zu erhalten, welche verbot, im Senat dar-
über zu reden, aber gegen den Consul vermochten sie
iVicIits. Auch den Consuln des vorigen Jahies hatte man
angelegen, ein Gleidies zu thnn, pro Sext. 3'-': „Qmini
fonsiiles omnem libertatem perdidissent, qni qnnm in se-
natu privatin), ut de me senttntins dicerent flagitabanfur,
legem illi se Clodiam timere dicebant." Die Aenderiings-
versiiche [Wolf: ut sent. dicere liccret, Schütz: nt sen-
tentias rogarent) sind wohl bloss aus Zamoscius Meinung,
den Magistraten sei das nicht erlaubt gewesen, hervor-
gegangen. Freunde Cicero's suchten die Consuln zu be-
stimmen, sich beiläufig in ein*r Sententia Cicero's an-
zunehmen, um so das Gesetz des Clodius zu vernich-
ten, der gegen sie als Consuln ja nicht einschreiten
könnte. War es dem Consul Metcllus unbenommen, jenen
Antrag zn stellen, so blieb auch Piso und Gabinius das
Recht, sich beiläufig über ein Ereigniss zu äussern, das
den Staat so mächtig erschüttert hatte. Un<l was von den
Consuln gilt, das gilt auch von den übrigen Reamtcn,
denn Zamoscius 31einung, gestützt bloss auf Plntarch's
Ztitschr. f. d. Allevthumsw.
Eiz.'ihlnng Ca(o min. ts, Cafo habe als tjnastor keine
iSi'iials-, mich Volksversainmlniig versäiiint, um keine
leicblsinnigc Verschlendernng ijcr ollentlichen Einkiiiifte
zu gestatten, erklärt die in dem obigen Rricfe abgerie-
benen Sliiniiien der Tribunen nicht. In einer beslinimten
Ordnung gefragt sein können sie nicht, denn zwei ihrer
Stiniinen trennen die der dc>ignir(eii Consuln (und wie
durften die getrennt werden?); der dritte Antislius Vetos
lässt mehrere und selbst längere Keilen dazwischen ein-
treten, ehe er das Wort nimmt, ein vierter gegeniiiirtiger
Tribun, Lupus, spricht gar nicht. Endlich scheint niir
selbst das, dass die (jegiier der Relation zuerst das Wort
ergreifen, der Vertheidiger später spricht, ein Beweis zu
sniii , dass sie das Wort nahmen, nicht erhielten. ^Vle
viel Gewicht man aber auf eine solche CnterstülzBiig
eines Beanilen legte, mag uns Cicero lehren, s. ilo legg.
III, 4'.): ,,nec est unijuani longa orationc nteniliini, nisi
aut, ppccaiite senatii (ijuod fit anibitione saepissimej nullo
magistrutu adjavinite, tolli diem utile est etc."' Und
mit Recht: in einer solchen Unterstützung las eine Ver-
heissung der Hülfe durch liitercession , wenn die Grgner
nicht durch die Stärke ihrer Gründe siegten, und kam
XVerben der Stimmen (ambitio) bei den Senatsversanini-
liingen häufig vor, so war die Gefahr, verkehrte Senats-
besihlüsse zu erhalten, oftmals sehr gross. Müssen wir
aber ilen Magistraten das jus senlentiae dicendae »indi-
rircii, so müssen wir es dem llef.Teiitcn doch absprechen
und damit eine sehr wesentliche Verschiedenheit von un-
serem Proponenten behaupten. Selbst der ge» altthätige
Antonius suchte im entscheidenden .Augenblick noch einen
Consularen, der bei seiner Relation über Oc.tavius An-
griff den Anfrag stellen sollte s. Phil. 111. 8. ■>().
Gehen wir weiter in Beschreibung der Debatfc, so
haben wir zunächst im Senate den Gedanken an eine
Rednerbühne zu entfernen, wie sie in den franzosischen
Kammern sich findet; die Senatoren sitzen auf langen
Bänken s. Zain. IHS- und jeder redet von seinem Platze
aus. Livius XX^'Il, 34. lieis.st es von dem mit Gewalt
wieder in die Staatsgeschäfte hineingezogenen M. Livius:
,,sed tum quoqne aut ve/ho assentiebatur aut pedibus in
sentenliam ibat, donec cognati hominis eum causa M. Li-
vii Macuti, (juum faina ejus ageretur, stantem coegit in
seiiatu sentenliam dicere.'- Hält man damit zusammen
Cic. ad div. V. 2: ,,Kulla est a mn tiinjnam sententia
dicta in fratrem tuum: qiiotiescunque aliquid est actum,
sedens iis assensi , qui mihi lenissinie sentire visi sunt",
so sahen wir bei der Umfrage einen do])pelten Fall ein-
treten: der Senator, welcher das Wort erli.ilfen, konnte
entweder einfach erklären, er stimme dem oder jeueni
der früheren Redner bei, dann blieb er sitzen, oder er
erhob sich, um einen neuen Antrag zu stellen, oder eineu
früheren ilurch neue Gründe zu unterstützen, oder sonst
auf etwas Beachtenswerthes die Aufmerksamkeit des Se-
nates zu lenken. Darauf beziehen sich die oft vorkom-
menden Ausdrücke assurgere und assidere. Zum. 151.
Aber auch für eine solche Mofivirung des .Antrages er-
heischte die Sitte Kürze. Cic. de legg. III. S. 40:
„brevitas noii modo seuatoris, sed etiam oratoris magna
laus est in sententia", d. h. niclit allein die Sitte des
Senats, sondern auch die Gesetze der Rhetorik erheischen
29
■J?7
42S
Ki'irir, wo PS fili riiifii Antrag zu stcllcii. Senlentiu
idi ilaiiii (I.T causa on(KPS<'"K<"'""<«t . 'I'"'' •'"lilir"'"« ••in<"r
Frori'BssacliP vor <iori<lit iiihI liczoirliiii't licsomli-rs die
kurz (fffasstp .llfiiiiiiij.' , »plclii- an ila» Emie der Rcdn
ffeslrllt /ii »ordpii plli'j{<c. So s(rht senUntia coiiiptecti
Pliil. XM', .'Ki; 80 HiAiY praeter seiileiitium diverem Phil.
IX, S. oll Bii diT oliij;cM !Sti'l|p ;;i'lo»fii Herden müsse:
in senlenlia dicenda, lassr icli liier nnentscliiedeii , doch
"ill ii-li aufincrksain niaehen auf: aberrare a senlenlia
Pliil. ^'11, I., «o auch "(ilil dicenda emartet «ird und
Cir. Catil. V\ , 'JU- ,./)riiisi/uam au senlentiam redeo''^,
«o das AVort ebenso alisoliil pesi'(2< ist fnr: ad senten-
liaiu rogandam, ehe irli zur Debatte zurückkehre. Aurh
Koriiwlii »ie egredi senlentiam s|>recheii dafür.
Kineii (iegensatz [;''K''" *''" Keuüiisehte Kürze im
Heden, auf »elrhe auch das der Krthei!iin>; des Wortes
oft heijjetögte oi'VTOfia hindeutet ad Alt. .> , bildet die
lon den .Senatoren in Aiispriich t'«"""""!"''"" Befujjniss,
dich j;plej,'entlich über andere (jeijensiande zu iiiissern
(egredi senlentiam) Tac. Ann. XIII, 40: ,,Licere pa-
(ribiis, (jiioties jus dicenilae seiitentiae arcepissent, ijuae
«ellrnt expromerc relationenK] le in ea postulare." Die
Sache ist schon aus Calos : praet^rea censeo Cartlia;;iiieiii
esse dclendaiii bekannt; Pliil. ^ 11. beziclit sich nur in
den ersten und letzten ^V orten auf die Kelalion und in
dem Gesetz des Clodius zielte der Paragrapli: iie referri
nnre diri liceret, ausdrücklicii auf dieselbe, Att. III, t.^.
Dadurch »ar den Senatoren dorh ein Theil der ilineii
sonst versagten Initiative jje};ebeii; half es nicht sogleich,
denn der Referent brauchte sich auf einen .Aiitra(f, der
den vorliegenden Gegenstand iiirlil betraf, nicht einzu-
lassen (Tac. Ann. X\', '22 '• Magno assensu reirbrata seii-
tentia non tarnen S. C. peifici piitiiit , almiieiitibus con-
Kulibus ea de re relatuui), so faiiil sich «ohi ein lieaniter,
der die Ilelatioii stellte, ad div X, Ib. Doch scheint
nicht immer diese Freiheit den Senatoren gestattet ge-
nesen zu sein , der Decemvirn ICiiisi hreiten dagegen Liv.
111, 39 fl'. uikI) wenn man diiss als Ucbertreten der Be-
fugniss ansehen »ill, die Forderung des >'alerius zu An-
fang der Debatte, ut de re publica liceret dicere, deuten
für jene Zeit auf eine grossere BesrhrJinkiing.
Pflichtig aber war der gefragte Senator, über den vor-
liefrenden Gegenstand sich zu erkUren , es galt weder
ablehnen, noch vertagen. Zum. tö.'. Das dort ange-
führte Beispiel aus Liv. XX\'III, 4/». ist schlagend, da-
her ist der .Sallust Catil. ÖU- angeführte Antrag des Tili.
Nero: ,,ut de ea re praesidiis additis referretur" ord-
nungswidrig, und Cicero hat das volle Recht ihn abzu-
lehnen, Catil. IV, g. 6: „<juidquid est, (|nocun(iue vestrae
inentes inclinant atque seiitentiae, statuendum vobis ante
noctem est." Uler darf mau aber nicht eiiinerfeu, ilass
es von Curio ad Att. I, 14. heisst: ,,homiiies ad cjuiii-
decim Curinni nullnin seiiatus consultuin farienti assen-
serant", denn das ist kein Ablehnen der Erklärung, son-
dern Verwerfung der beantragten Erklärung lies .Senates,
die Consnln müchten das \'o|k zur Annahme der Roga-
tion ermahnen.
Vor allen Dingen hatte der Referent dahin zu sehen,
dass jeder Senator in seiner Reihenfolge sprach, Cic. do
lejg. III, 4: ,,loco Senator et modo orato" (Verstoss da-
gegen Liv. III, .10.), aber eine andere Verpflirhtung,
die bei uns «lem Präsidenten obliegt, hatte er nicht: dem
Redenden Gehür zu verschaffen und die übrigen zu ver-
hindern, ihm iti'8 Wort zufallen- Für das erste führt
Brissonius l87. Plin. IX, I f. an: „Incipit respondere
Vejeiito. Nemo patitiir , obturbatur , obstrepifiir , adeo
quidem, ut diceret: rogo P. C, ne nie cogatis implorare
auxilinin tribunorum. Et statiin Miirena tribunus: Per-
initto tibi, vir clarissinic Vejeiito, dicere. Iiiter mora.i
consu! citatis oominibus et peracta discessione mittit se-
iiatiiiii ac paeiie adhuc stantem teiitanteinqne dicere Ve-
jeiiloneiii reliqiiit. Das zweite wird erwiesen dnnli dir
häufig vorkoinniende altercatio. Der Wortwechsel, alter-
catio, setzt sich über alle Formen der Ordnung hinweg
und ist dadurch und durch die Aufregung, ilie er be-
zweckl, eigentlich eine gänzliche Auflösung der Debatte.
Anders urtheilte man in Rom : Cicero Brut. 24- rühmt
ilem Crassns nach, er habe im Wortwerlisel seines Glei-
chen nicht gehabt und theilt ad Att. 1, lli. ein zieiii-
liclies Stück seines Wortwechsels mit Clodius mit, wo
man sich vergebens nach einem Wort der Reue, nach
einer missbilligeiideii Aeusserung Anderer umsieht. Ganze
Tage gingen bisweilen mit solchem Wortneclisel hin ad
Att. IV, I {. ad div. I, _'. und «as für Anzüglichkeiten
und Persönlichkeiten <!er Römer sich hier erlauben durfte,
konnte man aus dem ad Att. I, Iti. Erzählten ersehen,
wenn es nicht aus der Reilc gegen den Piso bekannt
genug wäre. Da schritt kein Beamter ein, es sei denn,
dass sie gegen einen Beamten selbst gerichtet waren,
wovon wir de orat. III, {. ein eclatantes Beispiel haben:
,,Hir (Crassus) quum homiiii vehementi et iliserto et ill
uriinis facto ad resistendum, Philippo, quasi quasdani ver-
bnruin faces admovisset, non tiilit ille et graviter exarsit
pignoribusqiie ablatis institiiit Crassum roercere^', woraus
wir sehen , dass auch hier nicht <leni Referenten die
Pllicht oblag, dergleichen zu verhüten, sondern dass
jeder Ulagistrat sein eigenes Recht brauchte, iiolier wir
denn auch jeden von seinen Licfiiren und Apparitoren
umgeben zu denken haben. Was dem Crassus hier w i-
rlerfälirt, würde auch dem begejjnet sein, welcher in der
^'ersammlung , deren Plutarch Anton, ö. gedenkt, den
Antonius im Vorlesen hätte stören wollen.
Diess führt uns von selbst auf die Mittel, die zur
Aufrechthallung der Ordnung dem Refennten zu Gebote
stehen. Cicero Phil. 1. ^. \2. beschränkt sie ani pignus
und muita , wovon Zam. I'.S. bemerkt, das seien die
beiden allgemein gebräuchlichen Strafinittel bei den Rö-
mern gewesen, so auch für den ausbleibenden Senator,
ja , nach Dio Cassius auch für den zu spät kommenden.
Antonius hatte im Senate gedroht, er werde nach des
abwesenden Cicero Hause n;eheii und ihm das Haus
schleifen lassen, worauf Cicero erwiedert: ,,quis iinquani
senatorem coegit tauto dainiio.'' Vom pignus kommt de
oratore III, I. der Ausdruck pignus caedere vor, »as
Fr. Connanus von einem Zerbrechen und Vernichten des
Pfandes genommen; Zttmoscius dagegen öff^entlich ver-
steigern deutet, auclione distrahere, indem er sich auf
Nonius beruft. Aber die zu erklärende Stelle scheint
der ersten Deutung das Wort zu reden: „An tu, quum
oDinem aurtoritatem universi ordinis pro piguore pataris
429
^30
raiii<|ilc in coiisijprtu |j<i[)iili IUiiii.ini coiioileris , iiii' liis
(lisfiioriliiiii rxlstini.is posso fcrri'ri? !Ni>ii lihi lila "iiiil c'if-
dendii ; liacc tilii rst excidenda lui^iia, i\»:\ \r\ cmlsa ,
^|lirillI ipiii liliiiljiipin tiiaMi lilii-ftas iiioa rcfiitahit '* DIp
aii[;riililirkli(li<' Vollzif liiinp; der Pfiliidiinj,' setzt mit
Notli»eiiilij;ki"i< ilio (ifi;i-in«art loii Ijirtoreii iiiraiis: (Ipiikt
man si< li abiT unter <Icmii Pfaiidi- koslli.iri- Sii'gdriii[;e
null äliiiliche (Sachen, <lie ein pretiuni aii'e( tiunis liulipu
konutiM] , so ist aufenlilickliolie Vernirlitun» derselben
allerdings eine harte ZHaii[;«niaassre|;el, ünch darl iiirlit
überselieii »erden, dass Litins Hl, 51. <iml (iellins IV,
lU- noch eine dritte Z« angsniaassregel erkcurifn lasneu ,
J'er/in/'lung , obgleuli sie ceuiss selten vorkam, ila ilie
'i'ribunen wohl re-^elin/is-iin; Hiilfe jeleistrt h/lltcn. Bei
Gelliiis IV, tO' seilen » ir sie j(*'h'^" ^''**'* an;;e«andt, als
er das eximere dient, dessen oben gedacht ist, in Aii-
uendnn^ zu brinjjeii snclite , «ohl das einzige Beispiel,
»o dagegen eingeschritten ivird, denn hier i;alt die Ke<le-
freiheit unbedingt, aber »o war ein Damm gegen Cüsar's
Willen? Darum liesse sich auch nidit liel einivenileii ,
»enn Jemand behaupten »ollle, dass in beiden F.'illen
ein missbrauch iler Gewalt anerkannt werileii nn'isste.
L'rapriinglich »ar es wohl Sitte, allen anwesenden
-Senatoren iler Reihe nach (las Wort zu geben, und so
»teilt auch Dionvs XJ, I(i. noch die Sache dar. Je mehr
ciber die Zahl der Senatoren wuchs, und ad Att. |4.
sehen wir liber vierhundert gegenivürtiij , desto sihwieri-
ger niHsste es werden, man inusste dem Referenten das
Recht zuerkennen, zu passender Zeit die Ui'batte zu
schliesseu und stimmen zu lacsen , was durch Anseinan-
dertreteii geschah. Beide Arten der Abstimmung werden
angedeutet, wenn es in der lex de Vespasiani imperio
Uriss. 154. hcisst: ,,nti(jue ei senatum habere, relationem
iacere , remiltere, senatus ronsulta [tpr reliilionem disces-
sioiieinque facere liceat." Geil. XIV, 7., aus welcher
Stelle man sieht, dass Atejus Capito die Discession überall
als nothwendig ansah, was aber mit Cicero Phil. III, 'J4.
streitet, und dass au<h Varro das ^Vegfallen der Disces-
sion rou der Eiiugkeit der Ansichten, nicht <ler Art des
Gegenstandes abh<'>ngig macht. Aber ton jener alten Zeit
stammt das von Biisso7iius lf^3. angeführte Recht der
Senatoren, auf mündliciie Abstimmung zu dringen. Festiis:
„Nnmera senatum, ait qiiiris Senator consiili, cum iin-
pediniento esse vult, quo minus faciat senatus coiisuitum,
postulatquc, ut aut res, qoae referiintur, dividantiir, aut
singuli coyisulantur.^'' Diese ursprünglich allgemeine Sitte
war für gewisse Arten der Senatsbeschlüsse beibehalten,
wie wir ersehen aus Phil. IH, g. _'4 : ,, senatus coiisul-
tuni de supplicatione per discessionem fecit, quum iil
factum esset antca nunquam." Bringt man mit dieser
Stelle in Verbindung, dass Cir. Phil. I. 8. 1.'. gerade
solche Versammlungen, und die über den Triumph als
besonders zahlreidi schildert, so haben wir vielleicht
daraus auf die Gattung von Senatsbeschlüssen tu schlies-
len , wo diese mündliche Abstimmung stattfand, uämlicb
wo es sich nm persönliche Ehren eines iVlitgliedes han-
delte. Dass dazu alle Freunde desselben herzustrOmten,
war natürlich, und die Gelegenheit, sich über seine
Verdienste zu äussern, war für manchen gewiss sehr
erwüiLscht. Darum vermied man auch dergleichen bei-
l.'iiifig ab/iininchen , ail div. XVI, 1|; ,,\nbi8 frequens
senatus fla^ilaiit triiimphuin , sed Lentlilus Cos., quo niaius
ficeret beneliciuin suum simiil atijne expedisset, qiiae de re
publica essent iiecessaria, dixit se relalliriim." Referireik
hatte der Cnnsul gleich geki t , denn diin (JeselS-, icel-
clies im englischen Pnrlninenle dreifache Lesung der Bill
fordert, /'und in Rom nichts .Inalugea. Ad div. X, Iti.
koiiiinen in eine' und derselben A'ersammlung die For-
derung, der PrStor L'rhanus möge üb-'r die .Siehe refe-
rireir , dessen Weigerung, Relation um fünf 'rribnnen ,
Abstimmung lind Intercession vor. Aber es geschah zu
Riini si'lir hjinfig, dass in der ersten \'ersammlnni; die
Sache im ht zum Schluss kam, sei es, dass ein Wort-
wechsel eintrat, ad div. 1, J , oder ilass ein Senator die
Zeit zum Beschluss suchte dun h Lange seiner Rede zu
ranlifn , ad (Jiiintum fr. II, 1. Das liinilcrte aber ileii
Referenten gar nicht, in einer zweiten uiul drillen \'ft-
sainniliing die -Sache wieder vorzubringen ail div. I, 1:
„quoll iiislitiiit referre de religinne et saepe jam retulit,
ab CO dediici non polest", dann aber galten ilie abge-
gebenen Stimmen nicht für eine andere ^'ersainmlung ,
in Heldier dieselbe Sache zur Sprache gebradit wurde.
Daraus erklärt sich der Unterschied von ad div. I, ].
und I , 2- In dem eisten schreibt Cicero dem Lentulus.
in der Versammlung am l'J. Januar hätten sich fünf An-
sichten ausgesprochen über die Znrürkführung des Plo-
leiniius Anletes: Horteiisiiis, Ijiiculliis und er, dass Len-
tnlus ihn einsetzen solle, aber ohne Ileeresmacht, Cras-
sus, ilass man es drei Legaten übertragen solle, aber es
sollten Privatleute sein, Serviiius, man solle sich ^ar
nicht darum bekümmern, und Vnicatius, man solle es
dem Poinpejus übertragen. Der folgende Brief berichtet
aiisführlirli , nachdem der 1.3. Januar im Wortwechsel
verstrichen, die Verhandlungen am 14. , wo es zur Ab-
stimmung kommt, aber die iMeinuiig des Crassus und Ser-
viiius fdilen, was sich nur aus ihrer Abwesenheit erklärt.
Aber dieser nämliche Brief ist über einen anderen
Punct sehr lehrreich, wie weit der Einzelne dann, wenn
es zur Discession kam, an sein früheres Votum gebunden
war. Es heisst nämlich dort JJ. 2: „Consules diein con-
snmi volebant: id quod est factum. Perspiciebant eniin
in Hortensii sentenliam multis piirtibus plures ituroa,
quHinquam aperte Volcntio tissenlirentur. Hier band
also die ausgesprochene Ansicht: anders da, wo oiünd-
lidie Abstimmung eintrat, Dionvs XI, 2t. *) In die-
sem letzteren Falle aber hätte eine zweite Abstimmung
nöthig werden künneii , und eine solche sehen wir wirk-
lich an der genannten Stelle des Dionvs fordern, aber
zugleich als etwas üngehüriges abweisen: ■/.exgiat}ai XO
Tlgäyiw. ijiiii ktyuiv y.ai it/.u; e^^eiv vöfiifiov, äitäi-
*) Liv. 1,92: ,,Dii, inquit ei, quem priinuni sententiam ro-
gahat, quid censes? Tum illc; Puro pioque duello quac-
rendas censeo iiaqne consentio conscitcoque. Die Stelle
ist wichtig, denn sie unterscheidet in der abgegebenen
Stimme diei Momente: censeo von Noniiis 12, 5- mit
arbiträr gleich gestelll: i'c/i erachte j es ist mein Dafür-
hatten, senilo, ich bin von dieser Ansicht durchdrun-
gen , stelle es als meine sententia auf, der andere bei-
und entgegentreten mögen, scisco, ich gebe es als meint
Stimme ab,
29*
431
T(i>u iii'ncpty.iiTUjv (iier re öiaQiihu^v rdc: yvotfiai;,
yai fil'i'^h iri y.ttivufnytiv. Halini »ir oben rich-
tig vcrniiilliet i'ibpr die Frtllc , no ilic imiiiilliilic Abstiin-
niuiijf in AiiMPiKliiiijf jicliracht »iirilc, s« koniilc cino
zweite Umsl immutig , nie liäiimlein iiiiil Sch/iilzer sie
an;;ciii>iiiiiipii liabcii, aller(liii(;s mir etwas üiierliiirtes (res
nova, xcil'uvo'/liiin) sein. Hier bcfanil sicli al>er der
Anira^steller in einer jfanz anderen La^c , als die, wel-
che ilini boipetreten itaren. l'ebor/.eujjten sieh ilic letz-
teren im I^aufe der DebaKe, dass ihre Ansicht nicht die
richtige sei, so komiteii sio einer andern beitreten, der
erstere aber sah eine Ansicht, «eiche er iiiclit mehr
anerkannte, als die seinige zur Abstiniiiuinf bringen und
konnte, wenn sie dnrchging; , ilazn kommiii, seinen Na-
men an der Sriitze eines Seiiatsbcschliisses zu sehen, dem
er nicht einmal seine licistimmniij; schenken konnte. So
mnsstc es ihm freistehen, seine iMeiniiiig zuriickzunelimen,
nnd das ist muttire setitentiam , was aber nach Snet.
Cssar 14. für schimpflich galt: „Tantniii inetum injecit,
nt D. Silaiiuin coiisnlem designatum non |)ignerit, seii-
tentiani suam, quia inutare tiirpe erat, iiiterpretatione
lenire, relnt graiins atijiie ip«e sensisset exccptaio." Das-
selbe bezeichnet Cäsar de hello civ. I, '2. durch ii sen-
tenlia discessil. Dazu sehen wir I'hil. X[, 15- den Q.
l'ulins Calenns sich das Hecht ausdrücklich reserviren :
,,dixit tarnen, si qnis eornm , (jui post sc rogati essent,
grariorem sententiain ilixisset, in eam se itnruiii." Ua-
ilurcli konnten aber die, welche ihm beigestimmt, in die
Verlegenheit kommen, keinen princeps sententiac zu haben,
dann lag es in der Natur der Sache, dass, wie es jenem
unbenommen war, sein Votum zurückzunehmen, einer
ron jenen erklären konnte, er bleibe bei jener Ansicht
und wünsche sie als die seinige zur Abstiminung gebracht
r.n sehen, und das scheint mir, wie oben gesagt ist, in
der Verhandlung über die Mitierschw ornen lies Catilina
C'atiilus gethan zu haben. Piut. Cicero .>{ , Cäsar S ,
Cato min. 2-.'. Ausserilem aber vnisste ich auch kein
Beispiel , das auf eine zweite Abstimuiung schliesseii
liesse.
Es bleibt uns bei ßeschreibuiig der Debatte nur eine
Frage noch übrig. Wie weit gab es in Rom eine Pro-
tocoUführung ^ Merkivnrdigerweise ist sie von den Frü-
heren gar nicht berührt worden: höchst aulfallen aber
niuss es uns, die wir fast in jeder Sfäiideversauimlung
es als eine der ersten .Sorgen betrachten sehen, zur Pro-
tocollführung die Secrotäre zu ernennen, auU'alleiid muss
es uns klingen , dass es in Rom gar kein Prntocoll gab.
tilciehwohl lehrt eine aufnierksanie Lesung des vierzehn-
ten und fünfzehnten Capitels der Rede für den Sulia das
unwidersprechlieh. Dort rühmt Cicero es als Eingebung
der Gotter, dass er um dem Gedanken einer Unrichtig-
keit in dein amtlichen Berichte zu begegnen, die ange-
sehensten Senatoren beauftragt habe, die Aussagen der
Zeugen gegen die IMitrerschworenen des Catilina, so Frage,
wie .4nt>vort, niederzuschreiben, und von dieser Schrift
, habe er, ehe noch der amtliche Bericht daraus gebildet
sei (indiciuin in tabulas publicas relatum), Abschriften
nehmen, heransgebeu und in alle Provinzen versenden
lassen, dadurch habe er es unmöglich gemacht, dass mau
gewisse Pattiecn der Verschwürung der Vergessenheit
4i2
übergeben, den V'orwiiif der Leichtgläubigkeit erheben
oder Aulkhiruiig von ihm aus dem von ihm geführten
Journal (ex commentariis iiieis) fordern könne. Was ist
das lon Cir.eio hier beschriebene anders, als ein Pro-
tocoll? lind, wenn ein solches im Senate richtig geführt
wurde, wo bleibt die göttliche Eingebung? Kin anderer
Beweis: Phil. VllI , 2Ü: ),Nos, ciiiid non legato .^1. .\n-
toiiii Cotvlae concessimus? huic aditus in senatum fiiit:
hie hestenio die sententias nostras in rodicillos et omnia
lerba referebat.'' Ifixistirtc ein Ncnatsprotorull, warum
nahm er sich die Mühe, es selbst aufzusdireiben, warum
verlangte er nicht selbst einen Auszug ans deuiselbeii ?
Gesetzt, man hätte ihm denselben auch als einem Ge-
sandten des Antonius veriveigern wollen, so halte dieser
Freunde genug zu Rom , um ihn auf anderem Wege zu
erlangen. Ferner; zur Redaction eines Senatsbeschlusses
ward jedesmal , wie wir nachher sehen »erden , eine
Cnmmi^sion ernannt: zu welchem Endzweck, wenn die
Vota zu Protocoll genommen waren? Ja, sagt nicht der
Ansilrnck, dessen der Römer sich für die Thätigiccit die-
ser Comuiission bedient: scribetido adesse, der schrift-
lichen Abfassung lies Senatsbeschlusses beiwohnen , das.«
er noch nicht srlirifllich coiicipirt, nicht protocollirt war?
Eine Protocollfülirung , der unserigen ähnlich, findet sich
bei Lampriilius vita Scveri l(i. (Zum. 154.): ,,SNulUui
constitutionem sacravit sine viginti juris peritis et doctis-
simis ar sapientibus viris lis deniqiie disertissimis non minus
quinquaginta, nt non minus in cunsiliu essent sententiae, quam
si S. C. conficcrct, et id quidem ita, nt iretur per sententias
siiigiilnrum, ac scriberetur, quid quisque dixisset." Ein Glei-
ches Capitolinus Goid. 12. hei Zam. 163. Zweihundert
Jahre nach Christa sehen wir also eine solche als eine
unerhörte Genauigkeit anilVihren und auch da noch nicht
als eine Form des Senates, sondern dem dort Gebräuch-
lichen fast mit Bestinimtheit entgegengesetzt. Aber hier
tritt uns wieder die Krage entgegen : Was machten den»
die Scribä im Senate? und ein solcher findet sich schon
bei den Verhandlungen der Decemvirn, s. Dionvs XI, L'l.
Die Antwort ist leicht: ausserdem, dass sie die noth-
ivendigeu Actenstücke zu verlesen hatten , machten sie
allerdings Aufzeichnungen, aber nur zum Behuf des Re-
ferenten , ihre Schrift hatte keine fides. Woraus hätte
auch der Consul seine Coinmentaro (s. oben) bilden sol-
len , wonach seine Berichte abstatten, wenn ihm der-
gleichen Mittel nicht zu Gebote gestanden hätten? Aber
der Schreiber war kein öffentlicher Beamter, er hatte
seinem Vorgesetzten unbedingt zu gehorchen, und hätte
dieser ihm auch befohlen, das Gegentheil niederzuschrei-
bon. Den verachteten Notaren angesehene Senatoreu zu
substituiren und durch das Ansehen ihres Namens der
Aufzeichnung fides zu verschaffen, ist also der Gedanke,
den Cicero als Eingebung der Götter rühmt. Und mehr,
als eine solche Privataufzeichnung, welche die in Cicero's
Briefen mehrfach beregten falschen Nachrichten von Se-
natsverhandlungen eigentlich erst erklärlich machen, trat
auch später nicht ein , als Cäsar die Herausgabe der
acta senatus beschloss, die unter den Kaisern so grosses
Aufsehen machten und der Geschichte des Tacitus zu
Grunde liegen; setzte man doch sofort engere Verbindung
mit dem Kaiser uuil Einsicht in dessen Papiere nach
'i3;i
434
Tac. V, 4, boi dem Herausgeber derselben voraus: „Fiiit
III senatii Jiiiiius Riisticus componendis patmm actis de-
Icctiis a Caesare eoqiic iiieditatioiies ejus iiitrospicere cre-
dilus." Aber zu €ons(aiitius Zeiten gab es obiie Frage
ein Protocoll, du Capifoiiniis sich eine Senatsvrrsamm-
lung oline Protocollfiibrnng iiiclit mehr zu denken weiss.
Die Stelle ist nierkiviirdig, "^'ita Gord. 12: ,,Dicit Junius
Cordus, illud S. C. (die Absetzung des Maximin) fiiisse
tacitum, (juod quäle sit, aut quare sie appellatiim, brevi
expunam. Oninino exeniplniu S. C. taciti noii aliud est
hndie, quam quud vestra dementia ronroeatis ad interiura
niajoribns ea disponit, quae non sunt Omnibus publicanda:
ne quis ante rem conipletam quidqunm Tel audiat, rel
intclligat. Ilunc niorem apuil »eteres neccssitafes publi-
lae repereruDt, ut si forte aliqua vis ab hosfibus immi-
uerct , quae »el cogeret humilia capere consilia, icl ali-
qua constituere, quae non prius oporteret diri, quam ef-
lici, S. C. tacitum iieret, ita nt non srribae, non serri
publit'i, non censuales Ulis actibus Interessent, senalores
exciperent , senatores omniuvi officiu censualium scri-
iiarumque complerent , ne quid forte proileretur."
Wir brauchen in den Behauptungen über die Proto-
c'ollführung bei ilen Romern hier nicht stehen zu blei-
ben, wir können hinzufügen: Ks ivard auch nicht ein-
mal ein Journal gcfiilirt, worin die gehaltenen Versamm-
lungen, die vorgekommenen Relationen und die gefassten
Beschlüsse wären protocollirt gewesen. Der klarste Be-
weis liegt in dem von Cicero ad Atf. IV, 18. angeführ-
ten Vortrage: ,,C. Memmius candidotus pactionem in se-
natu recitavit, quam ipsc et suns conipefitor Domitius
cum sonsulibus fecissent, nti ambo H.S. quadragena con-
sulibns darent, si essent ipsi consules facti, uisi tris an-
gnres dedissent, qui se affuisse diccrent, quum lex cu-
riata ferretur, quae lata non esset, et iluo consulares,
qui se dicerent in ornandis provinciis consularibus scri-
iendo affuisse , quum omnimt ne senatus quidem fuissel."
Hatte ein solches Journal existirt, so hätte es die Zeu-
gen ja gleich Lügen gestraft, sobald die Sache zur Spra-
i'he freknmmen, ja man hätte ja gar nicht auf den Ein-
fall kommen können, Zeugen in dieser Sache zu hören.
So begreift sich auch erst die Klage des Cicero über
verfälschte und untergeschobene Seuatsbeschlüsse , Phil.
V. g. 1/2. ad div. XII, 1. Ward aber kein Protocoll
geführt, so konnte es am Ende zweifelhaft werden, wie
der Antrap; des Einzelnen genau gestellt gewesen war.
Ungunst des Referircnden konnte AVorte verstellen, ver-
tauschen, weglassen und so in mancherlei Weise hinder-
lich werden. Um das zn verhüten, concipirte man bei
wichtigen Dingen die sententia zu Hanse und las sie,
nachdem man sie mntivirt hatte, vor: de scripta di.vit,
Phil. X, 5- scriptam sententiam atlulil Phil. 111. §, 20.
Ep. ad div. X, 13. und häufig.
§• 3.
Van der Beschlussnahme, ihren Formen und Hindernissen.
Im ersten Theil war durch Zittnoscius und Brisso-
nius so vorgearbeitet, dass es eigentlich nur galt, einen
Aaszug zu liefern und allenfalls das Bestehen der näm-
lichen Formen in den letzten Zeiten der Freiheit nach-
zuweisen, im zweiten Thcile liesscii sie bei den wich-
tigsten Fragen entweder ganz int Stiche, oder gaben
doch wenig mehr, als schivankende Vcrmuthungen , von
hier an fangen jene Quellen nieder an, reichlicher zu
Üicssen. Kehren wir denn auch zu unserer ersten Weise
zurück, nur da den Beweis antretend, »o die Sache von
ihnen nur flüchtig berührt, oder ganz übcrj;angen ist.
Die Zeit, die Debatte zu scbliessen , scheint dem
Ermessen des Referenten anheiingestrilt gewesen zu sein,
wenigstens findet sich nirgends etwas erivähnt, woran er
wäre gebunden gewesen, doch ilarf man es nicht aus aJ
Qiiiiitiim fr. H, 1. folgern wollen: „Antistius Vetus jii-
diciorum causam suscepit antiqiiissiniamque se liabitnrum
dixit. Ibatur in eam sententiam. Tiiiii Cloiiius roj;atus
dient dicendo eximero coepit." Schon dass Cloiliiis noch
nachher gefragt wird, zeigt, dass ilie Debatte noch nicht
geschlossen war; aber auch tias Iinperfcctiiu) widerstrei-
tet; es ist gewiss zu fassen, die übrigen tiolllen auf
diese Ansicht eintreten (s. Zumpt Gramm. §. 5Ü0 Ende).
Eingeleitet ward die Abstimmung »ie natiirlich diircfi
einige Worte lies Referenten, wovon wir eine Spur fin-
den zu Anfang der achten phil. Rede: „Tua voluntas,
C. Pansa , in discessione fuit ad lenitatem propensior.
Victa igitur est propter verbi asperitateni te auclore nostra
sententia." Die Ordnung, in welcher die Antr;ige zur
Abstimmung kamen, war itohl geuöhiilich ilie nämliche,
in iler sie gestellt waren, wenigstens gab es eine solche,
da Cicero ad div. X, 12. eine Abneichuiig von derselben
beinerklich macht: „Serviliiis quam ^ratia effecisset , ut
sua sententia prima pronuntiaretur frequens eiim sena-
tus reliquit et in alia omnia disccssit , meaeqiie scntcittiae,
quae secunda proniiiitiata erat, qiiuin frequenter assenti-
retur senatus, rogatu Servilii P. Titius interccssit."
Die Stelle ist ein Sammelplatz von Formeln, die hier-
her einschlagen; znuilchst pronuntiare sententiam :^ ei-
nen Anfrag zur Abstintmung bringen (ilie Formel, mit
der es geschah, Brisson. 1S3.). Hier blieb dem Refe-
renten ein weites Feld, denn er hatte zu beurtheilen,
wie oben gezeigt, welche sententiae bei der Sache ge-
blieben, welche nicht zur Abstimmung komuiPii dürfen.
Freilich, wenn Lentulus, Caesar de bello civ. 1,2, dem
Antrag des Marcellus die Abstimmung versagt, so ist das
reine Gewalt; aber jeden Antrag, der nicht die Sache,
über welche er referirt hatte, betraf, konnte er von der
Hand weisen, wie aus Tacitus Ann. XV, 22. erhellt:
„Magno assensu celebrata sententia, non tarnen senatu;«
consultum perfici potuif, abnuentibiis consiiiibus ra de rc
relafum." Die nun folgende .■\bsfiminung geschah durch
Auseinandertreten, discessio, und zwar erliellt aus Plin.
Ep. II, 11, dass die Worte senatus eum reliquit, der
Senat Hess ihn sitzen, wörtlich zu nehmen sind: der
Antragsteller blieb sitzen, seine Anhänger sammelten sich
zu ihm, die übrigen entfernten sich *). Daher die For-
mel : pedibus ire in sententiam = Jemandes Ansicht beim
*) Die von Zamoscius 157. beigebrachten Stellen aus Festus:
„Qui hoc censetis, liiic transite, qui alia omnia, in illarn
partem" widerapriclit dem nicht, nnd das liaufi^ von Ci-
cero gebraiiclite : in alia omnia discedere sciiemt cbcii-
l'alls für Bcisaminenbleibcn und Zcrstieitcii ^it spiccUei!-
4J5
43 <>
AUliiuiiu-ii Ix-ilrofi-n, >•"""■ 'l''' Sciiafcrpii , -lio scKm
...Ipf i.ir /'ii" K.MI.-M Lai.i.-ii, ileii S|i..t(iiainen pedaiii
fülirfeii (ZaiiK'.T. |.')7.)- * "'" ''<■'" •""■ Al.stiiiinmiij.' tf-
^(.•llliMi Aii(r;ii' lieisst ••»p : dincessio ßl in li'inc xeiitentium,
iiikI tni'i er lUirrh: Pi/ici7 senlentia <mI<t ^einilus coli-
sullum ßl in hanc sentenliam. Hisweiloii wanl .-».kIi ein
Aiilra- |iaiiH,'rai)lieiiH«ise zur AIxtiiiiiiiiiiiir ei-hr«. Iit , di-
ridei'Uur sententia. Das go-rhali all.-mal auf aus.lrü. k-
liilii's VitI.iii;'.-ii , »<T es al..-r fririlfri. durfte, ob ji-dei
S<-iiB(ur, oiLt nur H.niuli- , kann zwrililliaft öi-iii; <la«s
i\et .Aiifra;:<t.-II<T f in» illigrii niiissti- , sclipint mir wahr-
«ilipinliili, s. Cir. iL- l.;;f. 111, 4.
Dil- Ilindcrnissp, wi-lrlic prholiPii Hprilpii k Icn,
che PS so «oit kam, sind von Zum. löl». aiifcifulirt.
nian konntp durch L,'lnj:p <I(t Rodp di-n Abpnd hprbei-
führpu, ki>nntp auf manj;plhaftp Ans|.iripn, ungphörigc
Bprufuuf aufmprksam marlipn, lipinprkpn , dass au dpiii
Ta^p koinc Vpruaniniluujj gehalten «erden diirfe, dass
iler Senat nirlit vullzählij; sei, fordern, dass jeder um
«eine 3leinunc gefragt »erden solle, d. h. gegen .SchliP*-
»ung der Debalte prof.stiren. AVard darauf ni<llt auf-
uiPrksaui gemacht, so hraclite das dem Scnatsbesrhluss,
HPi r erst gefasst war, keinen ^afhtheil, er »ar eben
»o güKig, als ohne iliesen Kehler. Das Hiuderuiss aber,
»elcbes Zfimoscius an die Spitze gestellt hat, die Intcr-
cessiou (denn die Korderung eines Aufschubs ist »ohi kein
Hinderuiss, sondern nnr eine Einleitung zur Inlercession,
die ohiip dpsseii Beivilligiiug erfolgt iiarcj, gehurt in eine
andere Kategorie. Bei dem Eintreten jener Hindernisse
wird, »ie sich ron selbst rersteht, und Cic. ad die X, 1,'.
zeigt, die Alistiminuiig *on selbst hinfällig, die Iiiter-
CPHsioii der Tribunen tritt aber erst nach der Abstim-
mung ein. >ach collenileter Abstimmung nämlich wird
eine Commission ernannt, um die Kedactioii zu besiircren
und es in der gehörigen rorin durch einen Scriba coii-
ciniren zu lassen , das heisst sciibendo iidesse und ist
oben als Beweis der maiigeliideu Protocollfiilirung bereits
aiigpfiilirt. In dieselbe «iililte mau, wenn es den be-
»chluss einer Ehrenbezeugung gegen jemand betraf, seine
Freunde, ad ilii. XV, h, weshalb es Cicero dem Cato,
der gegen seine .Su|)[)lication gestimmt hatte, sehr gut
aufnahm, dass er niitplied des mit der Redaclion beauf-
tragten Comite geworden war, ad Att. VII, 1. sjonst
waren es Männer von Gewicht, Anhanger der besrhlos-
geneii Maassregel, weshalb hier und da eine Empfindlich-
keit hervorleuchtet, dass der und der Mitglied gewesen,
«. ad div. XII, 'i9. Auf diese schriftliche Abfassung des
Spiiatsbeschlusses, welche für die Hiiblication unerlässlich
»ar, bezog sich nun die Iiitercession , sie war ein an
den Scriba gerichtetes Verbot, das iliiii üictirte zu Pro-
locoll zu nelimen ; dem mit einem öffentlichen Amt Be-
kleiileteu hatte der Tribun nichts zu verbieten, also
»eder die Relation, noch das Abfordern der Ansicht; der
Senator hatte unweigerlich sich, wie oben gezeigt ist,
ilber den vorliegenden (legengtand auszusprechen , ilie
Dtibatte konnte also nicht gewehrt werden, wie Ahrens
nieiiit (Catil. IV, S. 7^) , aber der Beschluss musste durch
einen Offentlicben Notar coacipirt werdeo, nni perlesen
uud angeschlagen zu werden , und das war ein üfientlicber
Diener , der dem Tribunen gehorchen musste. Auf die
Diener der Beamten bezog sich u esentiich die Macht
der Tribunen, auf die Lictoren (Liv. jl, ÖÖ-) , auf die
Scriba lind Herolde, s. arguin, Ascoiiii in orat. pro
Coriielio: ,,|'. Serviiius (iiobulus trili. pl. inventus erat,
(jiii ('. Cornelin obsisteret. Is iibi legis feriindae ilies
venit et praeco siil>iicieiite scriba verba lejjis recitare po-
pulo coepit et sciibam subjicere et praeconem pronun-
tiare pilssug non est. Tum Cornelius i|i9e codicem rc-
rilavit. Quoll qnum iniprobe fieri C Piso consiil vehe-
iiienler qiiererefur liiiU(jue eri re tiibuniciitm intercensiv-
iiem (liceret, gravi runvicio a popiilo exceptus est" Spa-
ter lieisst CS noch: „quud ipse Ulobiilus, qui intercesseral,
ailerat Cornelio." Hier ist von einer Iiitercession in der
Volksversammlung die Rede, und dass die Iiitercession
im Senate davon nicht wesentlich verschieden war, liegt
ohnehin schon nahe. Schlagend aber beweisen das oben
Gesagte alle $itelleii, wo ausführlicher von einer hei
Senatsdebatten eingetretenen Iiitercession die Rede ist.
Cic. pro Sest. §'74: „Quum oiiines certatim alius alio
gravins de mea salute dixissent, fierelrjue sine ulla vif
rietute discessio, surrexit, ut scitis, Atilius lue Gavia-
iius: ncc ausus est, quuni esset emtus , interredere , iio-
ctem sibi ad delibcraiiilum postulavit. Clamor senatus,
(juerelae, preces , socer ad pedes abjectus. Ille se aü'ir-
liiare postero die moram nullam esse facturum. Creditum
est, discessum est." Eine andere Stelle in derselben
Rede §. ()S : „Decrevit senatus de meo reditn K.ilendis
Juniis, disseiitiente nnllo, referente f>. Niiinio, cujus in
mea causa niiiKjuam iides virtusque coiitreinnit. Inte/-
cessit Ligiis iste , iipscio qui, additainentum intmicoriim
meorum." Diese Stelleu und ad div. X, 1;'. werden
genügen zum Beweise, dass die lutercessiun erst nach
der Beschlussnahme eintrat, dass sie sich aber au den
Scriba richtete und ihm verbot, den Beschluss niederzu-
schreiben, zeigt ad div. I, 2. 4: ,,De hls rebus pridie,
quam haec scripsi, senatus auctoritas grarissiina iiitercessit,
rui quum Cato et Caninius inteicesaisseiit , tarnen est
perscripta.^^ Aber wie wird es nun mit den Senatsbe-
echlüssen stehen, welche nach Zamoscius ItiJ. die Se-
natoren eigenhändig coucpirten? Ich fürchte misslich,
«ie er denn als Beweis dafür nur die eine Stelle aus
Capitolinus anführt und sich darauf beruft, dass Geheim-
hallung bisweilen im Senate gefordert sei. Die Weise,
wie ( a|iirolinus redet, zeiget, dass wir hi"r kein Hirn-
gespinst vor uns haben, aber die Lmstande, an welche
er sein S. C. tacitum knüpft, Eiiigehun|r schimpflicher
Beilingiiiigen und Ergreifung von geheimen ftlaassregeln
siiiil von eigener Art. Wir stossen hier auf eine Art
conhdentieller Berathung, die mehr den Deliberationen
eines Staatsraths, als den Debatten einer Ständeversamm-
lung gleicht. Hier konnte ein Beschluss nichts helfen,
der Beamte, der die Ausführung äbernahm , musste auch
die Verantwortlichkeit übernehmen, doch lässt uns die
römische Geschichte ohne Beispiele dieses Falls, oder
gebort das apokrjphische S, C. Catil. I. §. 4. hierher?
Sonst konnte der Scriba ja in Eid und Pllicht genommen
werden, zu schweigen, oder hatte solch' ein 3]aun kein
Gewisseil? Aber das wären Falle, in denen ein Senatu«
consniturn gar nicht nöthig war. Erklarten die Consuln
doch sonst auch bisweilen, wenn ein Tribun intercedire,
437
438
w finde ihiipii iÜp aenaliis aucloritas geniigeu. Unit «las
führt Ulis von seilst auf den Unterschied derselben roll
ileui Senrtlttsconsultum. Mau kannte ihn in der blossen
srhriftlichen Abfassung des letztern suchen, und ich glaube,
dass er urspriinglich darin bestand, aber das obige Bei-
spiel zeigt Uli« eine aucloritas perscripta und andere
hat Brissonius \\)i. Cic. ad dir. VIII. §. 8- heisst es
ausdriirklirh in dem dort niilgetheilten fienatsbeschlus.s :
„Si (juis huic S. C. interressisset, aucloritas perscribere-
tur", sie niuss also in etxas anderem bestanilen haben,
und hier kann die \ermuthung kaum irren, dass das
T (Tribuui), »clrhes dem Senalsbesrliluss untergesetzt
tiard als Zeichen, dass sie cingeivilligt hfltten {Zaviosc.
l(i(i.), liier fehlte und daion wieder war die Folge, dass
er keine lejjale Gültigkeit erhielt. Uio Cassius 55» 3-
(bei BrimsoH.): 'EßovLei'oiro /^tj^ y.ai ij'/e yvu)f.n] ovv-
tyodcfiTu , ov fiivtot TSKoq r« ui; v.£y.ugtJ>fitvi]
ilMiiiiuPiv ., dkk' aoi'y.ToJgiTag iyiyvero. Maiiutius
ad Cic. ep. ad dii-. I. p. 41 ff.
Bei der Abfassung des Senatusconsultum tvard , wie
Zam. I(iä- Brisson. 19:2 IT. zeigen, Zeit und Ort der
Versaiiimlniig, die Aainen derer, «eiche scribendo affue-
7-ant, als Zeugen und der ^aiiie des Referenten mit dem
Beisatz (juod l-erba fecit aufi;efulirt. Die letztere Ehre
ist es Wühl, um »i eiche sich ad div. I, 'J. der Streit
«nisclien den Cunsuln und ileiii Tribunen Lupus herum-
dreht. Lupus hat früher referirt, dass der Senat dem
Pompejiis den Auftrag ertheilen möge, den Ptuleuiclus
Auletrs in sein Reich einzusetzen, zur Abstimmung ist
CS damals offenbar nicht gekommen. Jetzt referiren die
Consulii , »er den Ptoleui.'liis einsetzen solle, und Volca-
Iilis hat den Antrag gestellt: Piinipcjiis möge es tliun.
3Iaii ist bereits beim Abstimmen, da fordert Lnpus, frü-
her über seine Relation abstimmen zu lassen; eine For-
üeruiig, die nach Cicero ,,et iniqua et iiiiva'^ »lar. Um
die Sache kann es ihm nicht zu thun sein, aber er Ulli
die Ehre nicht missen, seinen Kamen an der Spitze der
Relation zu sehen, da bei der münillirlien Erkiciruug
viele sich für Volcatius erklilrt hatten, und er hoffte, des-
sen Ansicht »erde durchgehen.
Leber die Deutung der Worte quod verba fecit kön-
nen die beiden Beschlüsse bei Bnüson. 'J(i(i. am bessteii
t.i'ieliren ; denn da heisst es: quod universi rerlra fere-
Miiit , das heiüst: auf allgenieines Verlangen, und es ist
cm vorhergeheniler Fall zu ilcnkcii, ivie ad div. XVI, 1[:
„Nobis (reqiieiis senatus Üagitavit triuni|diuiii." Die I5e-
ileatiiiig jener \Vorte ist also: nachdem der Referent zur
Sprache gebracht h.it , und das zeigt auch die Verbin-
dung mit dem folgonilen Q. D. E. R. F. P. (quid de ea
re heri placeret). Eine andere Frage ist es freilich, ol>
CS auch zu Rom Sitte gewesen sei, den Referenten in
solchem Falle der Ehre zu berauben , seinen Kaineu an
die Spitze des Beschlusses zu setzen , denn jene beiden
Beschlüsse gehören Miinicipien au , deren Verfassung aber
bekanntlich eine Nachahmung der römischen war.
Nachdem iler Seiiatsbesckluss concipirt und verlesen
war , folgte die Entlassung der Versammlung und dein
Refereuten lag es uoo ob, im Aerariiim den Beschluss
anzuzeigen, deferre senatus consulla (Phil. V, f.».), um
ihn da registriren zu lassen (Plnt. Cato uiiu. 17.) und
iür seine Ablesung vor dem ^dlke iiiid den Anschlag zu
sorgen, der nach Phil. III, .'i '. V, r.^. auf dem Capitol
scheint gemacht zu sein. Zam. IfiO 11".
lieber die Rraft und Gültigkeit der Senatsbeschlüsse
mit Zamoscius fernere üntersnchiiugcn anzustellen, liej;t
«1er zu Anfang aufgestellten Aufgabe fern. Hier »erile
nur so viel bemerkt, dass eine Beschränkung der Frei-
heit der Debatte, »vie sie Ahrens S. 7t) annimmt, sich
auf nichts stützt und höchstens in den Transactiiinen ge-
»allthatiger Consnln, nie Antonius, einige Belege finden
können. Wäre der Senat nicht günstig ge\iesen, meint
er. so hjttten sie ihn grtr nicilt gefragt, die Redefrei-
heit verweigert und aiigeiibiickliclie Abstimmung gefor-
dert, die Ansichten, die ihnen zugesagt, allein zur Ab-
stimmung gebracht und auf iliese durch Ansetzen und
Bitten grossen Einßuss geübt. Aber will man ein rich-
tiges rornrtheilsfreies Unheil f;illeii über die einzelnen
erzahlten Facta, so muss man Gewaltthatigkeit und Will-
kür, gegen welche die A'erfassung keine Wehr bot, weil
sie sie nicht vorausgesehen hatte, wohl iinfersclieiden
von «lein, was die Sitte geheiligt. Die zweite Bcliaiip-
tuiig steht ohne allen ßeueis da , die beiden letzten fiu-
«leii in Cic. in Pis. 12- l'J- und ad div. I, 2. Gp;.'en»tiicke,
«lass aber die gegenwärtige I^lacbt stets eine Zaiil scliwa*
eher Herzen hiidet, welche ihre Ehre und Selbst;iiidig-
keit opfern, ist eine traurige Wahrheit, die sich zu al-
len Zeiten bewährt, und dass es auch im römischen
Senate an solchen nicht gefehlt habe, können »ir ivnlil
auch ohne Beweis glauben.
Mel.lorf. Kolster.
45- a. Üeber die Gruntizüge der Bntwickelung der röm.
Verfassung, ein Beitrag zur Kritik von \iebiihrs
röm. Geschichte, von Peter. Einladungsprogramm
zu der öffentlichen Prüfung auf dein Gvmiias. Bern-
hardin. zu Meiningen etc. .^leiningen 18'i'l» -"^l S,
u. 'So S. (Schulnachrichteo) 4.
b. De sacerdutibns ciirialibus dissert. Scrlpsit Jui-
Athan. Ambrosch, Prol. Vratislav. Vratislai. Iliit.
t84U. 30 S. «.
c. Diem solemnem XX.X. mens. Octohr. — — pse
relebraiidum iinlicit colleg. praecept. interprete
Guil. Em. Ferd. Lieberkühnio, ph. Dr., gwnii.
rollab. Inest commentafio de diurnis Kamanoruin
actis- Vimariae I84ll. I.S S. 4-
d. Die Ackergesetzgebung C. Julius Cäsar's im Zu-
sammenhang mit den vorausgegangenen Rogationen.
Von Dr. Hermann Harless, Vicerector und Ober-
lehrer. Als Eiiiladiingsschrift zu der Prüfung und
Redeübung des Friedrichs- (.'ymnasiums zu llcrfonl.
Bielefeld |S4I. 15 S. Schiilrai hricbten. 1(J S. 4.
Die vorliegenden Schriften geben ein schönes Zeichen
von dem so erfreulichen AViederaiifblühen der römischen
antiquarischen Studien, welche durch Niebiibr's iinsterli-
liclie Forschungen zu einem neuen Leben erwacht sind
iiiiil statt der früheren Apathie einen allsremeiiieii \V eil-
eifer, ilie verschiedeueu Seiten des römischen Lebens
r^9
410
auf ilili inamiiihfaltiustc uiiil i iolsoitiu.stp 7,11 lirleucht^n,
«•aliriioliiiii-ii lass.Mi. iOs tiixlet sldi ili<-sc i>laiMnrlilalti(;-
Lcit S(i;iir in ilirsi-ii Si-liriftoii , (Iciiii »illircMnI Mr. Peler
nur die iiiililisiln-, Hr. Ambrosch tlii' rfli!;iiise Seife in's
Aiiu«' fii-'st, ist Hrn. Lic/terkülui'n Ti-nddi/. RiMnisdit, weil
<lcr <iei;iMist.iii(l .««'iiu-r Arlioit [mMicistisili-socialcr Art ist.
I).-ii nnmitlelLar iliinli >ipliiilir's G.-srlii<litsuerk ver-
.iiilasstiMi Srlirift.-ii rrilit .«icli ilic Hrn. l'rdr's auf eine
»lirdigf Mi'isp an. J)iO von Mieluilir cnt»ijrl'iiicii (jriind-
zi'iiTC diT lintH iclvfliinu'' Kinis »crdi-n lictra( lidt , dii- von
ili-ni i;rosscn .Alaun anl';;c:yti-ll|pn Bi-wcise s<'|i>i'ft und An-
sic.liton entj:f;;cngcs(cllt, die /.v.ar von dontseilicn Priniip
au:«i;)-lifn , alior siili um den I\l,'int;i'ln Aipliwlir's fern
lialtfii und soMolil im .All;,'rn)einen »oit einfailicr sein,
als .sich .strenger an die (iui'lle hallen sollen. Dicsrs
ist aiuli wirklich iler Kall, und wir bezensen mit Ver-
fiiiigen, das.s die von Hrn. P. gohandhalite Kritik eine
<lur<'hans j,'esiin(le niid von allen vorgefassten philosoiihi-
selien oder anilern Ideen frei sei. Z«ar kann man iiirht
von allen hier iiiltjetlieillen Gedanken sa^jeu , dass sie
neu seien, un I nian( her denkende Leser ^iiellullr s ist
längst auf ähnliche Benicrkrngen sjefallen; aber dieses
>oll nicht im Mindesten einen Vorwurf gej;en Hrn. P.
t-iithalten , denn nenn auch Mancher au der Wahrheit
finzeliier Niclinhr'.<cher Ideen zweifeite , so hat er doch
nicht mit solcher Gründlichkeit und Umsicht die mög-
lichen Gegenbeweise dnrchdacht und ist sich überhaupt
der Sache nicht so klar bcwnsst «ordeii, wie es nun
nach der Lesung dei Pcter'schen Schrift der Fall sein
wird. Darum ist Hrn. P.'s Kritik auch denen nicht
Viberfliissig, «eiche in den hier bciirtheiHen Puncteu fühl-
ten, dass ^iebulir's .Ansicht falsch sei, sie werden jetzt
■IUI so klarer «issen, »varum dieses sich ihnen aiifdrau-
geiule (iefiihl ein richtiges gcMescn, und sie werden ila-
«iurch alle Zticifel beseitigt sehen.
§. 1. betrat htet (/i'e Zei7 vorServ. Tüll-, und zwar
wird ilie Grundidee des Kiebuhr'silien Werks von iler
ZusamineiisohnieUung der 3 Stämme, von der Aufnahme
der Plebs, von ileii Kämpfen der Pleb. und Patric. von
Hrn. P. ebenso angenommen, »'ic fast die ganze gelehrte
"Welt dieselbe adoptirt und als Fundament der riini. hi-
storischen Studien anerkannt hat. Wenn aber Hr. P.
bei der Darstellung von der Bildung der 'S neuen Cent,
durch Tarij. Priscus von Niebulir's Ansidit, dass die
patric. Geschlechter damals bereits um ilie Hälfte ver-
mindert gewesen wären, also die neue Einrichtung nun
in einer Ergänzung der 3U0 gentes bestehe, abweicht
und annimmt, dass 300 gentes aus den Pleb. zu den al-
ten gefügt, und dass diese 3 Doppclcentiirien später sex
sutl'ragia genannt worden seien, so kann man ihui nur
beistimmen. Auch in §. 2, die Verfassung des Serv.
TulL enthaltend, ist Hr. P. im Allgemeinen mit INieb.
über da» Princip einverstanden und stellt nur im Ein-
zelnen abweichende Ansichten auf, z. B. über die 1V15
Cent., über die Ab.ftufungen iler 0- Classe u. a. Aui
aosführlichsteu spricht Hr. P. gegen Niebuhr's Meinung,
dass alle Servianischen Centurieu — die sex sufl'ragia ab-
gerechnet — aus Plub. bestanden hätten, und dass die
Palricier ohne Rücksicht auf ihren Census nur in den
sex Buffr. enthalfcQ gewesen wären. Richtig ist dagegen,
dass der (rnsus sich ebenso gut auf die Patric. bezog,
dass die »ex siid'ragia nur aus den reichsten Bürgern be-
standen (ilas Geld für den ei|uus publiciis erhielten alte
e(|uites, nicht bloss die ärmeren Patririer, welche den
RiltiTceiisus nicht erreichten), und dass die erste Classe
der Pedites auch viele Patricier enthielt; nur möchte
ich nicht ohne nähere Ben eise glauben, dass unter den
jSO ("eilt, der I. Cl. (iO patric. Cent, geivesen wären.
Wollte man eine bestimmte Anzahl von Cent, für die
Patricier reserviren , so wäre das Princip des .Serv. Tiill.
kein timokratisches gewesen, und weit eher kann man
aiinolimen , dass in jeder Cent, der 1. Cl. Patricier stan-
den und ihres Verinügciis halber hier censirt wurden.
In g. 3. (das erste Jultr der rümisclien Republik)
wird die von IViebnlir angenommene f)i'i>aOTSiu des Col-
latinus und der ^^alerier widerlegt, dessgleichen die An-
sicht, als ob das Consulat zwischen beule Stänile getheilt
worden sei. Das allein Wahre ist, dass das Consulat
Eigentliuin der Patricier war, dass die Coss. die Stelle
der Kiinige vertraten und dass sie nach den Commenta-
reii des Serv. Tnll. nur von den Centurieu gewählt wur-
den, g. 4- Die Zeit iis zur lex Terentilia. Mebiihr's
Vermiithung, dass 485 die hiiheren Geschlechter die
Consulrtahlen an sich gerissen und den Centurieu nur
die Bestätigung gelassen hätten, wird von Hr. P. nicht
in ihrer Ganzheit, wie wir gewünscht hätten, beseitigt.
Zwar ist trcfFend widerlegt, ilass die Patricier mit den
Latinerii Isopolifie geschlossen hätten, um dadurch ihre
Partei gegen die Plebs zu rerstärken, ebenso ist der
Gegensatz der höheren und niederen Geschlechter, auf
welchen Nieb. so hohen Werth legt, zurückgewiesen,
aber dennoch gibt Hr. P. zu viel zu, indem er annimmt,
dass im Jahre 482 die Patricier die Wahl des einen
Consul den Pleb. entzogen hätten und dass von nun an,
nachdem einige ungesetzliche Wahlen vorausgegangen
wären, der eine Consul in den Curiatcom. , der andere
in den Centurialcom. (vielleicht ohne Bestätigung der
Curien) gewählt worden sei. Diese zwisdien den Patric.
und Pleb. angeblich getroHene llebcreinkniift ist höchst
problematisch, und bei einer unbefangenen Erklärung er-
halten die Stellen, welche dafür zu sprechen scheinen,
eine ganz andere Deutung, ich will jedoch nicht dabei
verweilen, ila eine gründliche und umfassende Widerle-
gung der Niebuhr- Peter'schen Ansicht von /. L. Klee
in s. Dissert. de magistratu consulari Roinanoruin. Lips.
183-. p- lü sq. aufgestellt worden. In demselben Sinn
sprach sich auch F. D. Gerlach (ilcr Verf. des Sen.
Tüll. Basel 1837, p. 14 - lü) aus.
(^. 5. Das Decemvirat und das Consulartrit/unat-
Nach Nieb. schufen die ersten Decemvire eine neue Ver-
fassung, und die zweiten hatten ihr Amt nicht mehr als
legislative Commission, sondern als eine von den ersten
Decemvirn geordnete, bleibende und alle andere Magi-
strate in sich fassende Obrigkeit (nämlich ,5 Patr. und ,i
Pleb., diese statt der Tribunen, jene statt der beiden
Coss., Uuaestor. und Praef. nrbi) , aus welcher sich spä-
ter die einzelnen Stellen gebildet hätten. Hr. Peter zeigt
klar, dass die Fortdauer der zu Tyrannen ausgearteten
Decemvire — wenn sie auch in anderer Gestalt aufge-
treten waren — keineswegs gewünscht worden sei und
441
44;
das» (lin ZiisammKiikctdiii^ der Urccmririi mit den an-
dern Magistraten nur eine {fpivalfsaine sei etc.
Im {5. (i. soll das / erhältniss der vemc/iiedenen Ar-
Itii der Comitien zu einander beliMichlet »erden, weil
nur liierdiirrli klar wird, »ie ilie Verfassung' allm^hlicli
deniokratiiirli wurde. Der wirliti^xte Punrt ist das Em-
porsteigen der Tributcomilien (deiiu das Verliilltniss der
Curieii und (lenturien in fri'ilierer Zeit ist zieuilieli klar)
und darum auch die Erkläruu); der ziemlieli gleiclilau-
tendeu (leselze «/, quod trihutivi plehes scirissel , popu-
liim leneret. Die 5 von Niehulir aufgestellten (ieselze
»erilon rou Hrn. P. riilitig auf 3 redneirt, indem die
lex Icilia gänzlirli versiliwiudet, und die älteste lex Publi-
lia das Recht lilicr St.iatsangclegenlieilen zu lieratlien,
zuar gefordert Italien soll, alier als abgewiesen betrach-
tet wird. Bei der neuereu lex Publilia foljit Hr. P.
Nieliuhr'g Erklärung, das« dadurch die Zustimuiuiig der
Curien aufgehoben norden sei, ilie lex Hortensia soll
nur die neuere Bestätigung iles vorigen Gesetzes sein und
<lie aucturitas Senaliis nicht aufgehoben haben. Das Letzte
ist richtig, über ilie lex Publilia will ich das ander-
wärts schön Gesagte hier nicht iviederholen , um so we-
niger, da ich nur einen übersichtlichen Abriss der in
den obigen Schriften enthaltenen Resultate zu gelien be-
absichtige. Den iScIiluss machen einige Bemerkungen
über die vielbesprochene grosse Veränderung <|nr Ceiiiii-
riatconi. , wo die Stelle bei Liv. I, 4> nee mirari opor-
tet, hunc ordinem, qui nunc est post expletas quinque
et triginta tribiis duplicalo earum numero cenlurüs iu-
niorum seniorumque , ad insiitulam a Serv. Tullio i,um-
mam non convenire auf eine neue Weise so erklärt wird:
nachdem die Zahl der Tribus verdoppelt sei, d. h. seit-
dem 35 statt der frühem 17 geworden wären, passe die
jetzige Einrichtung nicht zu den Centurieu der Jüngeren
und Aelteren nach der von Setv. Tüll, eingerichteten
Suiomc. ?Jach dieser l^rkläruiig näreu aber die Worte
iuniorum seniorumque ganz überflüssig und unnütz von
Liv. gesetzt, ferner wäre die Zahlenbestinimung eine liöclist
ungenaue, und endlich müsste vorher die sehr zweifelhafte
Beziehung der Cent, und Trib. unter Serv. Tüll, klar
gemacht werden. Treffend sind die Schlussbemerkungen
über die verschiedene Art der Abstimmung in den alten
und in den neuen Centuriatcomitien.
Die Schrift Nr. 'j. enthält einen sehr gelungenen
Versuch, die duukelen Verhältnisse des Curionats zu
entwirren und die Irrthüiner der Gelehrten zu berich-
tigen, welche freilich nur durch die sehr von einander
abweichenden Angaben der alten Classiker entstanden
sind. Die Hauptaucturität ist Dioiiys. Halic, und gerade
dieser widerspricht sich selbst auf das Aergste. Bei der
Geschichte des Roniulus werden die Curioncn von ihm
auch Cf^aTQlaoXOi und KuXujoi genannt, welche Mili-
tärbefehlshaber wären, Dion. II, 7, 14., bei Numa Pom-
pitius werden die Vorsteher der Curien als Priester er-
wähnt II, 64. &vij7T(jkoi'g inoirjas etc., also wären sie
geistliche, weltliche und militärische Beamte zugleich
gewesen. In demselben Irrthum befangen, sagt Patern,
bei J. Lauf. Lyd. de mag. I, 9. ü Puj^vKoc, öt y.ov-
Qiuivai Ttöv iegujv (f^ovrioidi; TTgosarriaaTo , rot"?
aiJTovi; xal xivrougluipai tüiv -KtCixi^v layuaTUiv
Zeilschr. f. d. Allerthumsw.
(iVrtHuaai und ähnlich I, 3.)., welche Meinung N'iebuhr
und AValter annehmen. Diese irrigen Angaben beseitigt
Ilr. Ambrosch mit grosser Ivunst, indem er zeigt, wie
Dion. üllenbar die Curioiieii mit den Ceiiturioiien verwech-
selt habe und sich auf die richtige Stelle bei Dioii. II,
'Jl — 23. beruft. Hr. A. macht klar, dass diese Capltel
aus den bessteii Gewährsuiännern seien, und dass man
diese allein als treu und acht zu Grunde legen dürfe.
Hier aber erwähnt Dion. (II, '.'1.) ()0 Curieiipriester,
von denen 2 aus jeder Curie in den Curiatcum. gewählt
worden wären, niiil welche das 50. Lebensjahr erreicht
haben müsslen. Unter diesen (iO Priestern, welche Ro-
mulns anordnete, und Aiuma beibehielt, sind die oben cr-
wäliiiteii oU Curionen mit enthalten, welche, wie auch
die anderen Stellen bei Varro zeigen, nichts anders waren,
als Priester, frei von militia (ohnehin Bchoii des Alters
wegen) und eine besondere Galtung der (iU ausmachten,
welche Dioins., weil sie eine allgemeine Bedeutung hat-
ten, nicht Curionen und ebenso wenig flamines nennen
durfte. Wenn aber die 3U Curionen nur die Hälfte der
Curienpriester ausmachen, so bleiben noch 30 andere
übrig, von deuen Dion. nicht weiter spricht, weil er,
wie Hr. A. erklärt, die Zahl (iO nicht erklären konnte,
indem er nicht wusste, dass Roniulus ausser 30 Curionen
noch 30 Flamines geschaflen habe. Von diesen 30 Flam.
schweigt Dion., weil er den Ursprung der Flani. fälsch-
lich .-»Hein auf Äuma bezog. So sind nach Hrn. A. Ol'
Curieiipriester, 2 in jeder Curie und zwar l Curio und
1 Flamen (s. Fest. v. Curiales). Der Unterschied zwi-
schen Curionen und Flamines beruht auf Muthmaassung,
die letzteren hatten wahrscheinlich gewisse nur von ihneu
allein zu verrichtende Opfer zu verwalten und ganz be-
sondere Ceremonien zu besorgen, die erstercn ilagegen
hatten Alles zu beaufsichtigen, i«as sich auf die Heitig-
tliümer, Opfer, Schniäusse, Einkünfte und Ausgaben der
Curien und Curialen bezog, vielleicht auch besondere
Opfer zu verrichten und endlich omnia , quae ad vitam
et disciplinam curialium, quatenus ea cereinoniis tenere-
tur , moderandam pertincrent. Ehe Hr. A. zu diesen
Resultaten gelaugt, behandelt er zwei Fragen: 1) ob
Dionvs. in jener Darstellung vielleicht in einzelnen Din-
gen von Varro abgeuicheii sei? 2) ob Varro Glauben ver-
diene, und welche Zeugnisse er bei seiner Schilderung
der sacra curiarum vor Augen gehabt habe? In Bezie-
hung anf «las Erste gibt Hr. A. zu, dass Dioiiys. einzelne
Irrthünier begangen, zeigt aber, wie er leicht auf solche
Abwege habe gerathen können, und durch welche Vor-
bilder er sich habe verführen lassen. Sodann wird die
Fides Varron. gegen alle etwaige Verdächtigung in
Schutz genommen und gezeigt, dass er theils aus deu
ältesten Monumenten und Urkunden, die von den letzten
Königen noch vorhanden gewesen wären, schöpfte, theils
Manches aus den Curiengebräuchen der späteren Zeit
entlehnte, indem er auf frühere Zeiten zurückschloss, und
Manches aus Vergleichung mit andern ähnlichen Institu-
ten auf die Curien übertrug.
Die ganze Schrift zeugt von tiefem Studium und klarem
Verstäiidniss des Dionys., von einer höchst glücklichen
Auffassung der altrömischen religiösen Verhältnisse und
lägst noch Vieles von den künftigen Leistungen des Hru, A.
30
U.i
444
rriiartin, iiaiiirutlirli .sti-it;ert sie iiii.'CT Vrrl,iii;;<'ii iiuili
der l.'iiigKt (■rsi'liiiicii iiciii-ii IJ<mi licitiiii); ili's Diiiiivs. im-
iiifr liülier. Dir KcKultato aiilaii),'p|iil, su iiiii.si« man Hrn.
A. lirr )lau|ifNa('lii' nach in dem iiliirii kurz Alitgetlinilten
unbi'ilin);t Ix-iplliclilrn , iianieiillich |) ilas.s »unolil Pater-
nus nnil Lviliis, als Diiin. II, 7- t.'i. vollkoiiinien im Irr-
fkniii bi-fant,'eii sind, und iU.«.s nur die ans Varro ^i>n<iui-
niene Datslellinij; II, 'J | .<i<|i|. rirlitigr ist; 2) dass sich
unter <I(mi (i() Koniuljsclii'ii C'ari<'n|irirstern die 3(1 Curio-
nen Ijefandon. ()!• a! er die andern 30 bereits unter
Komulas Flamines llii'ssen, sclieint <(ir der Hand noch
zueifelliart zu sein, drss^leiclien die Krklc'iruu); , itaruui
Dionvs. die Zahl dO iiiilit richlij; halie deuten können.
Nr. A. Die Wahrni'liniuii);', dass alle (ielehrten, ivel-
i'lie über die rUuiiscIien acta (geschrieben, ili« verschie-
denen Arten derselben nicht ;;enau i;enu£ (geschieden hät-
ten, •^abeii Hrn. Lieberkiibn die Veranlassunj; zu lorlie-
jendcr Schrift, » ie er in der tjirileitun;; bemerkt. Kr
selbst zahlt fiiljfende .Arten der acta auf: puöliea (auch
tabulae publicae), fore/miii , mililaria , senalus , jirivata
(s. V. a. codex oder Ilansbuchj und tliurna. üie ailesfe
(iattuni; der acta sind Hrn. L. die publica und unter
ihnen wieder ilie luu Servius Tullius angeordneten Listen
der (ieborenen und (iestorbenen u. s, w. (l)ion. IV, lö).
./</ ea , um Hrn. L. selbst reden zu lassen, (june Suli
Servio complexa esse huec acta ex Dionysio comperimus,
accessisse n:ox alia videntur, ut matrimoniorum et dt-
vortiorum acta, nee non omnia ea , qaae ad 7-ationes
pecuniaruvi publicnrum et ad rem annonariam pertinerent.
Ich erlaube mir hierzu kurz zu bemerken, 1) die Ser-
vian. und andere Listen dürfen nnhl kaum acta genannt
irerden , es sei denn, dass man acta in dem iveitesten
Sinn als Niederschreibunj jeder Art annehmen »ollte,
xahrend es doch nur die Niederschrift dessen beieich-
iiet, was eben geschehen ist, also Protocolle, oder die
Begebenheiten und Verhandluii(;en selbst. Aber auch
dieses zujjcjjebcn, so jjäbe es iliirh noch allere acta, näm-
lich die AufzeichnuM); k(>ni;;licher Gesetze lor Serv. Tul-
lius. 2) Hr. L. scheint die s<>i;enannten Seriianisclieu
Uta mit ilencn der Ehescheidungen ii. a. zu vermischen.
Die oben von ihm anj{efi'ihrlen Listen sind aber sehr ver-
schiedener Art, die finanziellen acta sind Nichts, als
StaatsrechiiuiijTen und j^anz verschieden von den Servia-
iiischen , aus ilenen sich die Censorischen Listen ent-
"ickelten. \Vas die angeblichen Listen der Verhei-
rathiingen und Ehescheidunj^en betrifTt, so bestanden diese
nicht für sich, sondern sie waren Beilagen der Zeitung
und können darum nicht eigentlich acta |)ubl. genannt
werden. Die Ehescheidungeu wichtiger Personen wurden
ursprünglich nur als interessante Neuigkeit in die Zei-
tungen aufgenommen, bis es usus wurde, alle Eheschei-
dungen in die acta aufzeichnen zu lassen, w-il erst durch
ilieses Eintrai^en und die damit erlangte ülfentlicbe Be-
kanntnaachiiiig die Scheidung als rechtlich vollzogen an-
(icsehen wurde. Somit existirtn ein indirecter Zwang,
die Scheidung bei der Redaction der Tageblatter anzu-
zeigen, wahrend es früher gleichgültig gewesen war. Die
von Um. L. erwähnten Geburls- und Verheirathungs-
listen lassen ein liistit'it verinuthen, welches iiiisereu Kir-
chenbüchern analog gewesen wäre. Allein es ist dieset
nicht zuzugeben, sondern auch diese Listen waren nur
Beilagen zur Zeitung, indem einem Jeden gestattet war,
seine Fainilieiiereignissc in die Zeitung aufnehmen zu
lassen, was nicht ohne Wichtigkeit war, seitdem lex
Fapia Poppaea Belohnutigeii für mehrere Riniler ausge-
setzt hatte und dazu bestimmt, dass die Prämien nur
dann gegeben werden S'illteii, wenn die Angaben ölTent-
lich gemacht worden waieii. So würden nach meiner
iVIeinung als acta publica, wenn mau sie einmal so nen-
nen will, Nichts übrig bleiben, als <lie aufgezeichneleii
Gesetze (Ceiisuslisten und Staatsrechnungen würden noch
zweifelhaft sein). Die Gesetze rechnet Hr. L. jedoch
nicht hier, sondern zu den j) acta forensia, welche
nach seiner Aleinniig theils perscriptitmes ple/nscitorum ,
legum , crealioties magistratuum, edicta triiunorttm , ue-
dilium aliorumqae , theils ilic Gerichtsacten umfassten
(nach p. 1 ■_' sogar teslamenta). Als eigentliche acta f<ir.
können nur die Gerichtsacten gelten, die leges und edicta,
welche ohnehin nur acta im iiiieigeiillichen Sinne (weil
keine besondere acta für dergleichen exislirten, indem
alle Gesetze für sich und von einander getrennt nieder-
geschrieben und aufbewahrt wurden) und /.war ncIa puit.
genannt werden dürfen, haben mit jenen keine Verwandt-
schaft, Creutiones magistrat. als Acten existirtcn nie-
mals, denn bei den Coinitien « nrde kein Protocoll ge-
führt, und Listen der iMagistiaten wurilen nicht niederge-
schrieben, man inüsste ilenn die Fasten dafür rechnen. —
Die eigentlichen Gerichtsacten behandelt Hr. L. kurz
und ist nicht einn^edenk, dass es in der republikanischen
Z"it noch keine dergleichen gab, sondern dass damals
nur Gerichtsbücher mit blosser INameiiangabe der Par-
teien und kurzem Resultat geführt wurden. Diese meint
Cic. ad div, VIII, ^i. (in tabulas absolutum nun retulit)
und Verr. II, 4t. sqq. (tabulae und codex^. Keineswegs
darf man unter den von Ascun. erwähnten actis Gerichts-
acten (wie Hr. L. thut) , sonilern nur Zeitungen ver-
stehen, und auch ohne le Clerc's Buch zu sehen, worin
diese Stellen — nach Hrn. L.'s Angabe — von den Zei-
tungen erklärt werden, habe ich sie nie anders verstan-
den. Es geht dieses namentlich aus Asr. p. IMil. p. 44 sq.
ürell. hervor, wo es heisst: acta etiam totiui illius iem-
paris persecutus sum: in quibus cognovi, pridie Kai-
Mart. S. C. esse /actum — .• ultra relatum in acta
illo die nihil j postero die sqq. Es ist hieraus nicht zu
schliessen, ilass die auf den Process Bezug habenden
S. €'. in die Gerichtsacten aufgenommen worden waren,
sundern mau sieht klar , dass acta einen fortlaufen Be-
richt über die Zeitereignisse enthalteu. also Zeituugen
sind. Ganz unzweifelhaft erkennt man diess aus 4leii
folgenden von Hrn. L. nicht berücksichtigten Worten:
postero die — Munatium in concione expusuisse populo,
qiiae pridie acta erant in senatu: in qua concione cett.,
denn, gesetzt auch, die Stellen »Sren in die Gerichts-
protocolle aufgenommen , wovon jedoch keine Rede sein
kann, da es noch keine Protocolle gab — , so wurde
doch der Bericht über die concio auch nicht im entfern-
testen zur Aufnahme in solche Protocolle geeignet sein.
Ueberhaupt will Ascou. an jener Stelle Nichts weiter er-
klären, als was es heisst, dividere sententiam (im Senat),
und zu diesem Behuf sah er die acta durch. Sollte aber
445
ur>
in ilcii Gpriclitspriitorollpii jeiiinl« der spiiatciris« lie Aiis-
ilruc.k (lifid. senlenf. vorffekinnmeri oder ciöili-rt sein?
Die acta sind also nur Z<'ilnnt;cii mit zirnilldi rolhtän-
digon Aiigzii<;en ans den Spnals|iro*()<ollpii. In der letz-
ten Stelle |). 4't sunt nutem concionati eo die, ut ex
actis apparet, C. Saluslius etr. kann elienfalls nicht lon
(iericlilsaiten ilie Rede sein, da eine cottcio unr in t\en
Zeitungen, nicht in den Processacten er>i;ilint »erden
kiinnie. Wenn alier Reden etc. in den A<'ten genannt
vverden, üii ist darans nicht zn scliliossen, dass die prn-
ccssiialisrhen Reden in (lerichtsacten gestanden hatten,
sundern solche Reileii — seien sie in Concioiieii ge-
halten, oder vor (jericht — kamen als »ichti^je Tages-
he;r|>|ienlieiten in die acta diurna. Krst in der Kaiserzeit
liiidete sich ilcr Gehraiicli, volistandijfc (iericlitsacten mit
den ^^ertheidijjnnj;sreden etc. iler Parteien anzulegen
Darauf handelt Hr. L. eheiis» gründlich , als sorgfäl-
tig, von den act. mililar. und Senat. Die Ansicht, dass
vor CJisar's erstem ('onsiilat in den Senatsacten nur die
vSeuat. Cuiis. und anctoritat. gestanden hfitten , und dass
nur in nölhigen ausserordentlichen Fallen mehr aufge-
zeichnet tvorden sei , ist ganz richtig und auch von mir
ausgesprochen worden (in dem Artikel acta, in Pauly's
Rea!enc^'clo[>adie 1. Hft. (cSoT. p. 49) ! ich möchte jedoch
nicht zugehen, dass diese ausserordentlichen Protocolle
stets privala custodia gehalten »urden waren. \Valir-
sclieinlich »urden diese Papiere von dem Consul nach
Ahlauf seines Magistratsjahres an das Sta.itsarchiv abge-
liefert.
Die Darstellung der acta diurna inuss als sehr ge-
lungen bezeichnet werden, sowohl in Beziehung auf das,
was zuerst über die verschiedenen ^'ainen dieses Instituts,
als auf das, was über <len Inhalt u. s. w, mitgethpilt
wird. Wenn es bei dem Inhalt heisst, zuerst sei das
aufgenommen tiorden, was in den öfrentlichen Acten ent-
halten gewesen sei, die (iebiirts- iinil .Sterbelisten, die
finanziellen (Jebersichten etc. , so miicLte ich die ersten
Listen »enigstens nicht als aus andern öfrentlichen Ur-
kunden entlehnt denken, wie schon oben bemerkt ist.
Die Tags- und Familieiineuigkeiten spielten die Haupt-
rolle, so wie noch heute in den englisihen und franzö-
sischen Tageblättern eine rtlenge »ahrer und falscher
Nachrichten über Familienverhältnisse, Verlobungen,
Scheidungen aus den höheren Standen n. s. w. Platz
findet, so dass Hr. L. »ohi nicht sagen konnte hodie vix
eae in diurnis locum i?tveniunt. Dann folgt eine Erör-
terung der Personen, welche die Zeitung schrieben unil
der Verbreitung derselben. IVIit der Erklärung der Stelle
bei Quinct. IX, 3» IT- stimme ich vollkommen übereiu
(s. in Pauly a. a. O. p. 51), ebenfalls damit, dass die
acta diurna nicht aus den annal. maxim. herzuleiten seien
(s. Pauly ebendaselbst).
Den Beschlass machen historische Bemerkungen über
die acta diurna. Dass nicht Cäsar dieselben einführte,
ist mit Recht behauptet, jedoch ist die von Hrn. L. anf-
gestellte Erklärung der bekannten Stelle bei Suet. Caes. '.^0.
primus omnium instituit, ut tarn senatus quam populi
diurna acta conficerentur et publicarentur nicht zu bil-
ligen. Er meint nämlich, es heisse s. v. a. primus in-
stituit, ut senatus consulta, auetoritates, eonsessus, sen-
tentiae et facta sin^ulii nninia in actis iirliix ilit diiul-
g'irentur , ut /acta populi actis Ulis publicalu sunt.
Diese Ansicht wird durch die Partikeln tarn - ijuain nicht
bestätigt, und überhaupt ist eine Verbindung z«»eier SO
heterogener Institute unglaiiblich. Es wurden vielmehr
genaue selbständige Senatsprotocolle geführt, von denen
manches, ja bei wichtigen Gegenständen fast Alles in die
acta diurna überging, aber iiiinipr nur als Ausziii; aus
dem Haiiptprotocull. Am Schluss hätte der Verf. seine
Ansicht über die Dauer und den endlichpii L'nteri,'ang
diesi's Instituts wohl mitflipilen können. Ich schliesse
die Anzeige dieser eben so gelehrten, ais nützlichen
Schrift mit einem herzlichen Gross an den mir befreun-
di'len Verf. und mit dem Wunsch, dass derselbe sein am
Ende des Programms gegebeiips Versprechen, die bisher
für >intergesclioben gehaltenen Fragmente der altröinischen
Zeitungen (bei Pighiiis , Gravins, Reinesius, Dodwell,
Funccius etc.) als acht zu vertheirligeii, bald lösen möge.
i\r. 4. liefert einen guten Beitrag zur Erklärung
einer etwas dunklen Zeit, nämlich dpr prsten Monate
in (Ipiii ersten Consul.ile Cäsar's und der von demsplben
vorgeschlagenen Ackerrcrtheiliing. Der in Entwickcluiig
der schwierigen Fragen von Hrn. Harless bewiesene Fleiss
verdient nicht weniger Anerkennung, als der dabei be-
urkundete Scharfsinn, und es ist zu bedauern, dass die
Schrift nicht eine vollständige Darstellung, sondern nur
eine Skiz/.e mit einzelnen, aber sehr brauchbaren An-
deutungen enthält. Aach einer kurzen historischen Ueber-
sicht der verschiedenen früheren agrarischen Rogationen
führt uns Hr. Harless auf Cäsar's Vorschlag, welcher
in dessen erstes Consulat oder in das Jahr 59 '• C. G.
fällt und sowohl lex agraria als lex Campana genannt
wird. Hr. H. führt Cäsar's Absicht, welche gewöhnlich
verdächtigt (jedoch nicht durchaus, s. z. E. Dio Cass.
XXX^'III, I.) und aus ileii unedlen Triebfedern des
Egoismus und des Strebeiis nach Popularität hergeleitet
wird, auf edlere ßewegungsgründe zurück und gibt fol-
gende Punctc an: I) Cäsar habe ilic Biothn endigkeil
eingesehen, dem übermässigen Reichthum der Optiuiaten
durch Erschafliing kleinen Grunilbesitzes einigermaassen
die Waage zu halten; ,') Cäsar habe der Hefe des Volks,
welcher durch das zurückkehrende pompejanische Heer
eine bedeutende Vermehrung gedroht habe, einen Abzug
verschaflen wollen. Beides ist zwar richtig, aber der
Hauptgrund ist jedenfalls ein persönlicher, nämlich 3)
Cäsar wollte ilem Volk seinen Dank für die Wahl zum
Consul bezeigen und zugleich — um den Pompejus zu
verpflichten — die ftlac.ht der Optimaten brechen, indem
er in dem Volk ICraft entwickelte , ohne ihm ein zu
grosses Uebergewicht zu verschaflen. Dieses wusste Cäsar
durch eine Ackervertheilung und zwar so einzurichten,
dass er die Fehler seiner Vorgänger vermied und doch
nicht vernachlässigte, was ihm nützlich vorgearbeitet war,
z. E. durch lex Servilia. Dass diese lex scheitern musste,
zeigt Hr. H. , indem sie zu reiche Spendungen machte,
un<l indem die Gewaltsübertragung nicht verfassungsmäs-
sig war. Darin aber gellt Hr. H. zu weit, dass er sagt,
wenn die lex Servilia durchgegangen wäre, würde sich
mehr als ein Staat im Staate gebildet, und die IVIasse
der Colonieen würde das IVIotterland überflügelt haben
447
448
u. s. w. Wie Wclrc «lii-sps uiüglirli ifewpscn, niii! wie
küiiiite man ilaiin liberliaiipt oiiiu Cüliiiiiäiriiii); oder Läii-
Hrrtrrtbriluii^ liilli|;eii? Uio ciiiüif^e bp<liriitriii!e Culoiiie,
nrlrlie .111 rine Rivalität mit Koin (lenken konnte, wSre
Caniia gowesen, liiese aber sollte nur 50U0 Colonisten
erhalten iiiul konnte darum keinen Verdacht erwecken.
Das l'erderbliche der lex Scnilia bestand vielmehr in
der nngeniesseneii ^'eigeiiduiif; und VersihlenderunK der
Tiflentlichen Einkünfte. Hesser bewiesen ist die l'npopu-
laritat des Seriilisrlien Vorschlags, denn )) war Pom-
ppjus dadurch zurückgesetzt, dass er als Abwesender
nicht in die Verthciluiijscommission gewählt werden konnte,
und gerade diese Ausschliessung des Ponipejus erweckte
in (icui ^'olk allerlei Besorgnisse; 2) die itaoctionirung
der Sullanisrhen Assignatinnen und Verkäufe liatte etwas
sehr Gehässiges. £beiisü wenig war die Rogation des
L. Fla'iiis, obgleich sie Ponipejus veranlasst liatte, zeit-
<'emäss, und Cäsar niusste also die Sache anders angrei-
fen, iiiilem er die Fehler der früheren Gesetze vermied
und namentlich weder die Gabe zu sehr erweiterte, noch
bestimmten Ansprüchen huldigte. Er schlug die lex
agraria im Anfang seines Ccnsulats vor, noch ehe Cicero
auf seine Landgüter reiste, von wo er bekanntlich meh-
rere im zweiten Buch der ep. ad Atticuui enthaltenen
Briefe schrieb. Diese Abreise erfolgte nach Hrn. H.
ta Ende des März. Was nun die lex selbst betriHt, so
ist zuerst deren Inhalt zweifelhaft. Nach Dio Cass.
XXXVIII, 1 sqij. sollten alle agri publict vertheilt wer-
den: den ager Campanus ausgenommen, desäen Verthei-
lung erst nachher beantragt wurde. Drnmann läugnet,
dass der campanischo Acker anfangs aasgenouimen gewe-
sen sei, welche Annahme, wie Hr. H. gut zeigt, nicht
nothwendig ist. Cäsar wollte den campanischen ager we-
gen dessen hoher Wichtigkeit dem Staat anfangs nicht
entziehen, ohne jedoch den Entwurf einer Vertheilung
aufzugeben. Es war dessen wohl anfangs nur so Er-
wähnung gescheiten , dass er in Rückhalt gestellt erschien
(nach Hrn. H. eigenen Worten) und er wurde erst dann
in Vorschlag gebracht, als Cäsar die Veitheilung ande-
rer grosser Stücke des ager publicus fallen liess. — Des
üio Cass. Ansdrnck xriv de -/ol^uv zijv TS Y.oivriv cina-
nnv mochte ich nicht als übertrieben und unbehutsam
lerwerfen, sondern so vertheiiligen und erklären, dass
in dem Gesetze nicht der Gedanke lag, den ganzen ager
publicus defiuitiv zu vcrtheilen, sondern vielmehr: ein
jeder ager publicus solle zur Vertheilung gezogen wer-
den dürfen, sobald die Viginti viri , denen die ganze
Sache oblag, es ausgesprochen hätten. Dio Cassius,
welcher das Gesetz ohnehin nur kurz referirend wieder-
gibt, dachte, als er jene Worte schrieb, nicht daran,
dass dieselben auch missverstanden werden könnten. Dass
der Senat der lex Widerstand leistete, Jass Cäsar un-
willig darüber dem Senat nichts weiter darüber mitlheilie,
sondern sich alsb.ild an das Volk wandte, welches sie
bereitwillig — nach manchen stürmischen Aultritten —
annahm, ist nach den Erzählungen der Alten unzweifel-
haft; eine zweite Streitfrage ist vielmehr, ob Cäsar,
wie Schneider in s. trelTlichan Abhandl. de primo Cae-
«aris coiisiilato (acta sni:i«tatis Graecae I, fasc. 2. p* 373
— 40'M behauptet, zwei neben einantlcr jültige Acker-
gesetze, die lex agraria und die lex Canipana, oder nur
ein einziges Gesetz gegeben habe. Die letztere Meinung
war seit Manutius und .Sigonius bis auf die neuesten For-
schungen Drumaiin's und Gottling's die herrschende, mehr
Wahrscheinlichkeit aber hat Hrn. H.'s Annahme, dass
die erste lex agraria und <lie zweite lex Cainpana ein
und dasselbe Gesetz seien, nur dass die letztere ein ge-
ändertes und modificirtes war, „damit, wie Hr. H. p. 12
sagt, die Assignatinnen auf die ergiebigsten Theile lies
Staatslandes geleitet würden, wogegen die Optimaten,
je schmerzlicher ihnen diess fiele, um so weniger ein-
zuwenden hätten, als für sie selbst grössere Sicherheit,
für den Staat grössere Ersparnisse herbeigeführt würden,
und alt auch die ßestiinmung, nach welcher bei unzu-
reichender Menge disponibler Landereien andere von dem
Ertrag der pompejanischcn Beute und von ilen überschüs-
sigen ölTentlichen Geldern zugekauft werden sollten, aus
einer Beschränkung hervorgegangen wäre, welche der
Staateasse zu Gute käme — insbesondere aber, damit
dio nunmehr in den Vordergrund gestellten campanischeii
und stellatischcn Länilereien, wiefern sie zur Verthei-
lung unter ärmere Bürger mit stärkerer Familie kämen,
dem Gesetz in den Augen des Volks den Schein grosser
Gerechtigkeit und Liberalität zugleich verschafften , und
als für die Veteranen namentlich berechnet, Poinpejos
sicher an das Interesse des Gesetzes knüpften. So ge-
formt wurde die Bill dem Volke empfohlen etc." So-
nach ist ilie lex Campana eine neue Redaction der s. %.
lex agraria und jedenfalls hat diese Ansicht weit mehr
Gründe für sich , als die Schneider's von zwei neben ein-
ander gültigen Gesetzen. Nur Plutarch's und zwar in
mehreren Rücksichten sehr ungenau erscheinende Erzäii-
lung begünstigt Schneider's Vermiitbung, indem er sagt
(Cato miu. 33.) — akkov £i^e(f£Qe vofiov ti)v Kafx-
Tiaviav ö^iSov ohjv TtQOixaxavifiovTa xoii; ditöooi^
y.ai Tlivijaiv ; doch auch nicht einmal das Wort aXkov
ist von einem zweiten Gesetz unbedingt zu erklären.
Ein anderes, von dem ersten verschiedenes war es, aber
das ist noch kein neben dem ersten gültiges. Ebenso
möchte ich aus Dio Cass. und Appian nur ein Gesetz
erkennen, und Hr. II. konnte sich namentlich auf die
gute Autorität des Erstgenannten fester stützen. Dio
Cass. Issst zwischen dem agrarischen und campanischen
Gesetz keine Trennung zu , indem er deutlich sagt
(XXXVIII, 7.): o TS ovv vöiio^ ovTwg sr.VQuJd)] y.ai
TTgoQSTi y.ai i'j tlSv Kaurravtov 7/; — sdo9ij. Des-
gleichen verbindet Appian (de bell, civ, II, 10.) beide:
y.ai voaovi v-xsq tüjv -jisviJtojv — S!;s(^soe y.uX yrv
avtoii diivsf^iE, y.ai rijv d^iOTSvovoav «cri-^ iidt i-
OTU nSoi Kani'ijv sii xa xoivu SiSf^iirSorro etc.
Wenn beide Vorschläge zusammen angenommen wurden
— wie durchaus berichtet wird — so müssen sie auch
beide zusammen eine lex ausgemacht haben , oder es
waren die üeberreste des ersten Vorschlags vielleicht als
Basis angenommen und mit einigen neuen Elementen
vermehrt worden.
Mit dieser Untersuchung ist eine andere auf das engste
verknüpft, nämlich über die Chronologie der beiden Ge-
setzvorschläge und der mit Herausgabe und Annahme
derselben verbundeaeo Umstände. Nach Schneider's Ver-
449
450
Dinthung^ erfolgte ilie gewaltsame Annahme der lex agraria
vor Cicero's Abreise und zwar den lrt>:tcn Februar und
deu 1. März (s. p. 389. 341)i 5 Wochen nach dem er-
sten Vorschlag der lex im Senat, die lex Canipana da-
gegen wäre erst im April zur Sprache gekommen. Der
erste Vorschlag eines Ackergesetzes erfolgte ohne Zwei-
fel im Januar, wie Cicero schon in dem Briefe ad Att.
II, 3. andeutet, welcher im Decenibcr des J. tiO ge-
gcliriebeii war, aber nach der ülierzeugenden Darstellung
>\fs Hrn. H. fällt die Annahme der lex (d. h. der 9. g.
lex agraria und Canipana oder der neu reviilirten lex)
erst in den April, nachdem Cäsar den neuen Vorschlag
im März, als in welchem Monat ilerselbe referirtc, ge-
macht hatte. Ich stimme Hrn. H. rollkommcn bei
und kann nur den aus Cicero's Briefen gegen Schneider
gefi'ilirteu Beweis nicht billigen. Hr. H. sagt, dais die
lex nicht im Februar angenommen sei, gehe schon dar-
aus hervor, dass des Clodius Adoption (ad Att. II, 9-)
und des Bibnius Verschiebung der Comitien (ad Att. II,
15.) erst kurz ror dem Briefe erwähnt würden, welcher
der canipanischen Sache gedenke (ad Att. II, Itj.). Die-
ser Beweis scheint durchaus unzureichend zu sein , denn
da nach Schneider die lex agraria und lex Campana für
»ich stehen, so konnte die erste rerht gut im Februar,
die zweite im April angenommen sein, und dazwischen
konnte recht gut ilie Adoption des Clodius und des Bi-
bulus Coniitienrertagung erfolgt sein. Darum konnte
Hr. H. aus jenen Briefen nichts für die Chronologie fol-
gern ; er ilurfte nur ron dem Satze ausgehen, dass beide
Uesctzesvorschläge eigentlich nur einen ausmachten, dass
sie also auch nur einmal angenommen wurden, und dass
«iaher die stürmischen Auftritte bei der Annahme auch
nicht vor dem April rnrgekommen sein können, weil der
Brief II, t(). ohne allen Zweifel am Ende dieses Monats
geschrieben ist. Wäre Schneider im Stande, zu bewei-
sen, dass wirklich eine zweimalige Annahme, zuerst der
lex agraria und dann der lex Canipana stattgefunden habe,
so wäre damit seine Ansicht die siegende. Da dieses
aber niclit möglich ist, da die Schriftsteller nirgends
darauf hindeuten, sundern nur eine Frist zviischen beiden
Vorschlägen und die unruhigen Vorfälle erst nach dem
/»eitcn Vorschlag erwähnen (Dio Cass. XXXVIII, f).
App. b. c. II, 10 s(j.) , oder auch nur einen Vorschlag
ii<>iiiieii (z. E. Suet. Caes. 'H). lässt dag Canipanerland
nach der lex agraria vertheilen), co halten wir die Dar-
stellung des Hrn. H. für die richtigere. Auch passt dazu
der Brief ad Att. II, Ifi, »cicaen Hr. 11. recht gelungen er-
klärt hat, 'ollkonimen, namentüch der Satz: deinde , ut
me cunsules , oinnis exspectatio largilionis agrariae in
agrum Campanum videtur derivala (d. h. statt der grös-
seren allgemeinen Vertheilung nur ilie des Campaner-
laiids) und die darauf folgenden.
Ehe ich zu dem Scblusssatze der Schrift übergehe,
musä ich noch eines kleinen Widerspruchs, der darin
vorzukommen scheint, erwähnen. Es heisst nämlich
p. 8: Cicero sei zu Knde des .März von Rom abgereist,
niid p. l'J: ilie modiiicirte ßiil (lex Campaiia) sei im
März dem Volke vorgelegt worden, und gleichwohl soll
Cicero noch nichts davon gewusst haben, sondern erst
brieflich davon benachrichtigt worden sein. Entweder
moss Cicero in der Mitte des März vor der Promulgation
der lex abgereist sein, oder die lex wurde unmittelbar
nach Cicero's Reise erst in den letzten Tagen des März
vorgeschlagen, was nicht so wahrscheinlich ist, als das
Erstere. Am Schluss fugt Hr. 11. noch einige Notizen
über die späteren Schicksale der Cäsarisrhen Ackergesetz-
gebuDg hinzu und erwähnt die doppelte Cnlonisirung Cam-
panieiis von dem Heere des Cäsar und dem des Antonius.
Wann die lex Julia ihre Bedeutung ganz verloren hat,
ist nicht mit Gewissheit zu ermitteln, und auch Hr. H.
hat keinen ^'ersuch gemacht, die Dunkelheit zu erhel-
len. Wir wünschen sehr, dass er seine Studien auch
fernerhin diesem Gegenstande widmen möge , seine Be-
fähigung dazu hat er durch diese Schrift erwiesen.
W. Rein.
46. Comtnentationis de Hannibale pars prior indoleni
eius a scriptoribus infamatam vindicatura quam venia
amplissimae facult. phil. ad Caes. litt. univ. .Alexandr.
in Fennia P. P. Phil. etc. Frid. Cygnaeus ad schol.
trivial. Hels. rector designatus. In auilitoriu phil.
die XXII. Junii MDCCCXXXIX. h. a. in. s.
Helsingforsiao ex offic. tvpogr. Frenckelliana.
Nur ein sehr kleiner Tlieil dieser Schrift beschäftigt
sich mit dem auf dem Titei genannten Gegenstande, der
grössere enthält Raisonnements über einige alte Geschicht-
schreiber, die aber weder tief eingehen, noch wichtige
neue Resultate liefern. Hr. C. hat es sich zum Ziel
gesetzt, Hannibal in jeder Beziehung gross und rein dar-
zustellen , und spricht dieses unverhohlen besonders p. 9V)
aus, wo er der Ansicht Hegel's: „die Thaten der gros-
sen Menschen, welche Individuen der Weltgeschichte sind,
erscheinen so nicht nur in ihrer inneren beivusslloseii
Bedeutung gerechtfertigt, sondern auch auf den» welt-
lichen Standpuncte. Aber von diesem aus müssen gegen
welthistorische Thaten und deren Vollbringer sich niclit
moralische Ansprüche erheben, denen sie nicht angeliii-
reii. Die Litanei von Privattngeiiden der Bescheidenheit,
Demtith, Menschenliebe und Mildthätigkeit muss nicht
gegen sie erhoben werden"; dieser Ansicht setzt Hr. C
entgegen: quac quanujuaiii ita sint, suave tarnen iiobi.«
videtur, si vires quos su7nmos adiniremur, etiain veiierari
licet integer rimes. ^ on diesem Grundsatz aiisgehenil
sucht er daher überall, wo Hannibal in irgend einer Be-
ziehung von einem Gescliichtschreiber getadelt wird, Jrr-
thuni oder büse Absicht nachzuweisen. Freilich liefert
ein solches Verfahren für den HelJeii selbst die schön-
sten Resultate, ob es sich aber vor dem Foruui der histo-
rischen Kritik rechtfertigen lasse, möchte sehr zu be-
zweifeln sein. Wie schwierig es sei, über HannibaTs
Charakter ein sicheres Urtheil zu fällen, erkannte schon
der ilim der Zeit nach so iialiesteliende Poivbius IX, 22 ö-,
und er gibt viel einfachere und tiefere Gründe für die
verschiedene Beurtheiliing desselben an, als Hr. C. , der
aus der Ferne nur das Schöne und Glänzende erblickt :
und es scheint fast, als ob man nur durch eine genaue
und sorgfältige Entwickeluug der in jenen ('apiteln de..
4:)i
4,V2
|'(>lvliii> iiilliAllpiirii Aiiclpiitiiiigcn i'ilior den (liar.iLd'r
ilr.s ;;riisseii .^laiiiics zu ciiiciii (•iiii|;priiia<i.''.sfii shIh rni
lif^iiltuto |(rlaii;;cii kiiiiiitr. Hr. C. ttn<;p;,'pii , iiii('h<li-iii
er kurz .ii'iiii- Ansiclit, nur ilas IIaii|it.s3i'Iilicli!iti* zu lie-
riilircii , «liirrli i'iiicii Ausspruch Hi'^'cl», «Itr alier auf
piiii- lii<);;rapliie kauni au|;piip|i(lpt »crilrii kann, eiit-
.s< l>iil(li|,'t , uiiil <lie (iriiS:iR llaiiiiibal'.s untpr anilcrpii mit
fiil^'piiileii Worfpii t'''>i'l'i''li'''t liat: pprpauris saiip Histo-
ria ful;;piis siiuui ajjiTiiit Faiitlieou, (juoruiii ini'iiiori.i
iiiaj;i.s (juain llaiiiiil)ali.s sacra psmp ilpbuit omni |i(>st4'rjtati,
f uius est <Miiii , (|iiaiiluin nillnii: tipri liceat, tnloiu vjderp,
«jualis roipiM fuit, gilit als spiiipii Zweck au, dass er
ilas liilii II. s putwprfon »i>l|p, ijualis scissa iutprfulgef
■lubila iuiuiiriliap , mali^Miitatis , tpconliap.
Zuerst t'oci ileu puuisclipii Quelleu <lpr Ge.scjiirhte
redviiil , rcrnirft pt (Iip Aiisiclit, ilass tlip Karthager sich
fiel mit der Uarstcllunj; ihrer Thatcn beseh^iftij^t halieii,
glaubt jeilorli , dass die Sali. J. c. 17. eruähiiten libri
Puniri , qni regis IIipui|)salis dicebantur karthagische Ge-
Kcliii htsliüchpr genpsen seieu, die Scipio uirht liabe ver-
iiichteu \vi)lleu, und da sie vieles den Riiniern IVaclithei-
ligps enthalten hätten, den iVuniidiern (Hr. C. glaubt
dieses Pliii. H. N. IS, .'<. zu linden), übergeben habe,
iis custoilientibus, si alibi unquani . innocens reddebatur
VON CalliO|)es Punicae. Oass jene Erklärunj; der Stelle
des Sallust pbensn unstatthaft, als die Annalinie, die
darauf gestützt wird, ungegrünilet sei, bedarf «ohi kei-
nes IJeueises. Wir übergehen, «as Hr. C. über den
Alangel einer Geschichte Hanuibal's ton einem Karthager,
<lann viin der Lage Afriras, von dem es p. 12 heisst:
apicis instar aeris secantis inania, cui , ad domiciliuui
parnni apiu , acredere nequeunt homines, per marium
vastitudlneui protenditur Afriea; rou der nur auf das Nütz-
liche gerirliteten ThSfigkeit Karthagos, über die allein
Hannibal sicii ei hüben liabe, ille fere iiuus, heisst es
p. 15 1 certe prae aliis cuiirtis magnaninia cum iiberali-
tate tiitius Africae exsolut debituui aninii cultui generis
kumaiii; über ilie Leichtigkeit des Uebergangs nach Spa-
nien; über den Mangel grnsser Feldherrn bei den Kar-
thagern mehr andeutet, als entivickelt, und bemerken
nur , dass alles dieses nur in einen sehr lockeren Zusani-
ineuhang mit dem Leben Hannibals gesetzt, die Verfassung
Karthagos aber, die auf seinen Charakter und seine Thaten
ton ileiii grosslen Diiiiluss sein musste, gar nicht berührt ist,
^lachdem Hr. C. Weniges über Hamilkar Barkas ge-
sprochen, Hcndet er sich zu dem Sohwure, den Hanni-
bal in seiner Jugend abgelegt habe, dass er immer die
Römer hassen »olle. Mit Recht urgirt der Verf., dass
er durch denselben schon als Knabe seine Bestimmung
erhattpii babe. Der Vater habe des Sohnes grossen Geist
erkannt und ihn nach Norden mit sich nehmend, das
Ziel seines Lebens gezeigt: est hoc, sagt Hr. C. p, 'J4 ,
punctum sulstitiale inentis , a desertis Africanis sese con-
vertentis, descensurae in aliam arenam, quo fata rocant.
(Quorum lern interprps Flamilcar , consueta sua agendi
lationo, supra temiinos temporis praesentis consilia pro-
tendens, impellit adolesrentulum fatalem. Jenen Hass
Hannibals sucht der Verf. dadurch zu rechtfertigen, dass
ihn Hannibal offen gezeigt, nicht scheinheilig rcrdeckt
habe, dass er gegen das ganze Volk, nicht gegen ein-
/"liic llürgpr gpri( lili't gp\ipspii sei; dasn II. nicht, wie
l'wrlnis, die IViimcr gepriesen, aber doch z. B. den IMar-
cclliis ehrpiivull bestaltet habe , was «elbst Valerius Max.
iiichl laugupu könne. Dass II. nur als Bürger, nicht als
Mensch, nur aus Vaterlandsliebe die ßjimer gehasst habe,
sucht für. C. aus der Rpdp Liv. J'J , ,'),S. und der Ab-
sendung <Ips Karlhalu nach Rom nach dem Siege bei
Cannae zu erweisen , obgleich er selbst jene Rede eben
so wenig für wirklich gehalten, als diese Gesandtschaft
für hinreichend beglaubigt hält, seinen Zweifel unver-
hulen äussert: in dubio tarnen est, seinperque mancbit ,
an rerera suminac secundae furtunae sol siimmi oilii gla-
ciem in Haiinibale sulvere potuerit, und hinzufügt,
ilass er schon seines Schwures wegen die Römer immer
hübe hassen luüssen: aliter se gerens, lacillasset in sarra-
inento , quo cum obsirinxerat pater , demereturque (?)
hiles, quam unicam ab eo consenatam ei concessere Quirites.
Hierauf geht der Verf. auf die Bpiiitlieilung der so
rerschipdenen Ansichten und Berichte der alten Historiker
über Hannibal und seinen Charakter über uiiil glaubt
hier drei Zeiträume unterscheiden zu müssen, die Zeit
dpr ZiTStoriing Karthagos, das Augusteische Zeitalter
und das des Tacifus. Khe er jedoch zur Schilderung
derselben gelangt, macht er erst, was hier zienilich über-
flüssig sein dürfte, p. 'J,') — 4'' darauf aiifmerksaiii, dass
man früher gläubig Alles für »vahr gehalten habe, was
ilie alten Schriftsteller erz.'ihlteu , jetzt aber, ohne di«
VortrelTlichkeit ihrer Darstellung in Zweifel zu ziehen,
Vieles bezweifele, und weist hier namentlich auf Kiebuhr
hin. Indem er darauf zu dem ersten der oben geschie-
denen Zeiträume kommt, zieht er zuerst, ohne jedoch
seine Ansicht weiter zu begründen, Miebiihr's Meinung,
dass die älteste Geschichte Roms in Gedichten sei über-
liefert worden, in Zweifel. Von den ältesten Geschichts-
büchern werden nur ilie annales poiitilicuiii erwähnt, und
diesen alle Glaubwürdigkeit abgesprochen, weil die pon-
tilices, um dem Volke zu schiueiclielu , die Geschichte
verfälscht hätten; namentlich sei von ihnen Hannibal, der
am wenigsten den Röniprn geschmeichelt habe, geschmäht,
lind dagegen das röin. Volk gepriesen werden. Auch
hier wird kein Beweis für die vorgetragene Ansicht ge-
geben, die sich mit dem Inhalt und <ler Kürze der An-
nalen, wie sie von den Alten angedeutet ist, s. jNiebuhr
1, '.'77 ir. Blum Einleit. in Roms alt. Gesch. p. 78 ff.,
nii'ht wohl vereinigen lässt. Aus jenen Annalen hätten
dann die ältesten Geschirhtchreiber : Cato, Piso etc.
geschöpft uikI wären , indem sie das ihnen Unwahrschein-
liche entfernten, in Kürze und Trockenheit der Darstel-
lung noch weiter gegangen, als die Annalen selbst; da-
gegen hätten Andere aus Eitelkeit und Vaterlandsliebe
die Geschichte ausgeschmückt, wie Nävius und Ennius,
und sie hätten dieses ohne Bedenken thun können , da
die öffentlichen Denkmäler im gallischen Kriege vernich-
tet worden seien. Dass das Letzte für die Geschichte
Hannibars ohne Bedeutung, die ganze Entwickelung sehr
dürftig und unhaltbar s. Lachmann de fontt. Liv. I, 26 ff.
Blum 60 ff., und mit dem Gegenstand, um den es sich
bandelt, last gar nicht in Verbindung gebracht sei, leuch-
tet wohl Jedem, ohne unsere Erinnerung, ein. Von der
.Ansicht Quintilian's ausgehend, dass die Geschichte der
45;i
454
Pucsie am iiüclisten irrHandt aci , kommt iler \'erf. auf
Liiiiis iiiiil Tacitus (.Sallustius ist iiirt;eiiils ernähiil) als
die Rpprjiseutaiitrii Aer Itelden folgenden Zeilraiiiiie. In
educriida icro , sagt er p. 4.0, historia ari-lo c solo , ubi
|iriniiim surcrevorat, •■04110 colloraiida in ajiriris Apnlli-
neis regioiiilius roloiiia , usqiie adeo profecerunt Jlomani,
ut ilniiuitiri siiiiimi lalum latiiip raiieiitiuin, (jiiantiim prr-
spicrre valeinus, non alias qiiaereaiitiir (ij quam iiiter lii-
sluriai* .srriptores , und so »inl denn Liviu« unter den
episriien, Tacitns unter den (ragisclien üirlitern eine Stelle
eiiigerAnnit. ^'011 Liiius liandelt dann der Verf. p. 4(i
— .jN, und erkennt iliiii eine ausgezeirhiiete Fähigkeit
zu, die (f earliiclite auszusrlimiicken; dazu nei er in einer
Zeit geboren, ho Roms i'Maclit eine ungelieiiere Grösse
erreiclit habe. Wenn er aber fortführt p. 48: „Cuius
aetatis quasi tnmiilo insi^tens , aniinn ei lirnit rolligere,
qnalis qnuntaque fuerit. Niini taiiien animo rerera dirainl
Forte mente indolrin praeterlapsi aevi minus hauriret.
Iiigeiiinin eiiini Ronianoruin , ruin ail srribendum se ar-
ringereiif, nnn alias pleruniqne potius erat positum, quam
in orulis Arerrinio obtutn res perlustrantihus cunrta
illis se obtulerunt clara , dilurida, nnn aliter, quam ron-
tuitui ipsiiis solis, so bekoniien wir dieses ebenso tteiiig
zu »erslelien, als Hrnn er, nachdem angedeutet norden
ist, ilans die Römer durch das IJiigliick der Zeiten mürbe
gemacht, unter August milder in ihrem Unheil i'iber die
* orzeit und freigebiger in ihrem Lobe derselben gewor-
ilen vvjiren, hinzufügt: amplitiralis vero rebus gesfis, quasi
particulas gloriae, quae lieroes maueret acterna, (ieri se
forti ^?) et creditlent Hiins lel alter: dass jene Zeitier-
hältnisse bedeutend auf Livius Auifassung und Darstel-
lung der frülieren Gegebenheiten eilige» irkt haben, wird
Hrn. C Miemanil streitig machen , nolil aber uifichte zu
bezweifeln sein, was er p. .') I in seiner Art folgender-
maasseii aiisilrückt: forte etiain h.iud |i;irum solatii ingciis
gratia attiilit Priiici|iis, in quem hereiiein Furlunae Ro-
inaiiac , omnis cessil inaiestas senatiis popiiliqiie. Cuius
solis aureis radiis cum circiiinfunderetiir Liiiiis, qiiis
iain mirrliir, vel si vaiiae spei scinttlla iiiter tenebras in-
terdum ci refiilsisset , si crrpusculuni , atrain praesagiens
iiortem , pro dilucnlo, dieiii redureiis aliiiaiii snbiiiile ha-
biiisset, da es ilein bekannten Ausspruche Augusts ebenso
sehr widerspricht, als der liestiiiiuil ,iiisgei.[irciclieiieii An-
Mcht des Liiiiis. Hierauf wird noch der epische CharaLter
der Uarstelliiiig des letzteren (nur uberilächlich werden
lllrici's Z«eifel zurückgeivieseii) in den anschaulichen
Üchildernngen , den eingestreuten Reden iinil der dazwi-
ccheii liegenden Ert^hlnng , lir. C. nennt sie episodiun,
»() er mehr Anschaulichkeit und Schönheit der üarstel-
liiiig als historische Treue erstrebt habe, angedeutet, und
dem Liiiiis in dieser Rücksicht unbedenklich der Vor-
rang lur ^'irgil eingeräumt Wenn hier der Verf., et«a
den letzten Punct ausgenommen, längst Anerkanntes be-
richtet (nur der rhetorisirende Charakter Lir. 's ist nicht
genug hervorgehoben), so reicht dieses doch noch nicht
hin, Livius als Historiker zu charakterisiren; das Ver-
hältnis» desselben zu seinen Quellen, namentlich zu Po-
lybius, ist gar nicht berührt, was hier um so mehr zu
beachten war, da der Verf., der dem letzteren so grosse
Glaubwtiriligkeit beimisst, sie Livius, der in iler Periode,
von der die Rede ist, sich besonders an Pnhbius halt,
ohne mit sich in Widerspruch zu gerathen, nicht can»
absprechen kann. Der Verfasser beschliesit diesen Ab-
schnitt mit den Worten: eoriini, quae de aureae ae-
tatis Augustan scriptoribus protulimus haec conclusio
sit. Historiam conscribentes res memoriae trndere con-
tendebant Rumani. >eque pulchra significatione caret
vox cum memoriae id ideni insit , ut res praeteritac
lumine quodam circumfiindat , quo caruere praesen-
tes (?). Sic pulchrum prae uninibus rebus adam^baut
huius aetatis scriptores, siira vel opiniune prueiudicntu
iioii distraherentur. Res posteritati tradere statuernnt ;
sed easdem illustratas , iiiagni pictoris niore , riii siinili-
tudo non summe appetenila videtur — sed decus, in de-
nen Alles, was vorher als Liiius eigenthüiiilich darge-
stellt wurde, als allen Historikern dieses Zeitalters ge-
mein betrachtet wird. Wir übergehen, was p. öS (i"^
in vielen Bildern (so heisst es p. Hl: constat aetateiii,
quae vel unicum talein virum, qnalis fuit Tacitus, genue-
rit, magnifico illo piaculo ius exislendi sibi vindica^se;
p. 03 wird Tacitus mit einer Duppelsonne verglichen,
weil in dem Dunkel der Zeit eiii doppelt starkes Licht
nothig gewesen sei u. s. ».) über Tacitus niid seine Zelt
sagt, da es nur darauf liinauskoninit, ihn durch Anwen-
dung einiger Stelleu aus Solger's Vorlesungen über Aesth.;
p. 6) wird selbst, was dieser p. IJ{) über Shakspeare
sagt, für Tacitus ganz passend gefunden — als einen
tragischen Dichter zu charakteri,ircn , und von einer
auch nur einigermaasscn genügenden Charakteristik des-
selben ebenso entfernt ist, als von dem Zwecke der "-an-
zcii Schrift. >ach wenigen AVorten über Plutarch wen-
det sich der Verf. zu Pol.vbius. Der Abschnitt beginnt
mit den Worten: Cum Calliope Romaiia summa ope iaui
tenderet ad alas suas vinrtas explicaiidas , brevi altiora
petitura , fato profngus litoribus adpulit Latinis vir, iiLundi
mox interituri experientiain donuiii seciim ferens hospitale
und enthält nichts, was nicht von Anderen, namentlich
von >iebuhr, in iler Vorrede zur ersten Ausgabe seiner
rom. Gesch. besser und richtiger (namentlich was die
von Hrn. C. p. 7I berührte Ti/r betrifft) gesagt worden
wäre. Als einen besonderen Beweis der Grosse Haiini-
bal's erkennt der Verf. ilcn Umstand , dass er gerade bei
diesem die Wahrheit liebenden Schriftsteller „ininime
niaculosus" erscheine, fügt jeiloch gleich darauf hinzu:
Pol\biniii sine dubio ad infauianduir. Hannibaleni fiiisse per-
ductum a regula. Quae vero est: Tujf dt ^i;^i:Vimv
■/.UT ah:tfecav avvwv fwiiiiovivtiv ndnnuv, an :icifi>
uhu/a Ttyj^aiojon- 6uca,»aa nicht klar' ist, nnil sich nicht
ganz mit dem Vorhergehenden und der strengen Wahrheits-
liebe lies Poljbiu» vereinigen lässt. Zuletzt zieht der
^'erf. den Schluss: si generosos , mites, forte etiain leves
in ludicando tibi finxeris auratos scriptores Augiistae ae-
tatis, non saue errabis, sucht dieses durch das Verfah-
ren de« Trogus Pompeius und Cornelius Aiepos zu bewei-
sen und mochte auch aus diesem Grunde die dem Plu-
tarch zugeschriebene Lebensbeschreibung HannibaTs nicht
in eine spätere Zeit setzen, kann aber doch nicht läug-
nen, «lass gerade Livius, ein mehr sicherer Zeuge , Han-
nib.ll eben so sehr lobe, als scharf tadele. Wenn er
dieses dadurch zu «utschuliligen sucht, dass Livius lien
455
456
Uiitini fiiicH Nirlilrilincrs mihi lialif imaiijet.istPt lassi'ii
Liiiiiicii , M) lifsrfilt man ein sol« lies Arj;iiinpiit kaum,
ila Liiius, wie iiiiht leiclit ein anderer Scliriftslcller, das
Riiliiiiliclic aiicli an I''eind<Mi anerkennt, « ic er 4la8
T.ideln>nertlu; an den Rbmcrn selbst in keiner AVeisc
«priielill.
ISaeli diesen Abschweifen kommt llr. C. endlicli J). Si
auf seinen Gegenstand, z\i zeigen, wie Verscliiedenes
über Haniiibal berichtet uerde, zurück, und sticht die-
ses ?.niiaclist an der tiesaiidtsrhaft , die an Ilaiinibal, als
er Sagunt belagerte, abgeschickt ward, zu zeigen. Po-
Jvbius 111, 1.'). erkenne wohl die Ironie, die in der Ant-
wort Hamiibars liege, er denke an die, welche sein
eigenes ^^aterlaiut ilorch Spitzfindigkeiten in das Verder-
ben cestiirzt hätten (!}, srlireibo nicht ohne Rücksicht
auf die religiiisissinia in omnesque popuios summa bene-
tolentia ilagrans geiis Roinana dem Ilaiinibal Zorn und
31an!jel an Ueberlegung zu und halte dann eine Vorle-
sung liber das, was H. hätte thun oiiissen. Livins habe
es nicht liber sich gewinnen können, das rom. ^'olk ron
Haiinibal verspotten oder ohne Antwort abweisen zu las-
sen; desshalb iiuisse 11. das Völkerrecht verletzen, ji'doch
dürfe er nicht „inurbane" ilie Vorschlage der Hauptstadt
«ler ^Velt verwerfen, sondern, ehe die Gesandten zu ihm
kommen, müssen sie gewarnt und entfernt werden. Haec
fere secuin reputans sine dubio, rem exposuit Livius.
Wir »vnrdeu dem Hrn. C. gern einräumen, dass L. die-
ses Alles ersonnen habe, wenn er niemals seinen Römern
Unangenehmes von den Feinden sagen liessc und nicht
gerade das, was er ihnen 21, 9- ankündigen lässt: nee
Hannibali , in tanto discrimine rerum operae esse lega-
tioi-.es audire, die grosste Geringschätzung und Verach-
tung der Römer, so wie das Vorhergehende eine eben
so bittere Ironie, als die .Antwort bei Poljbius, enthielte,
und glauben daher, dass Livius, weit entfernt, diese
Antwort zu ersinnen und auszuklügeln, sie bei einem
seiner Vorgänger gefunden habe, s. Lachmann De fontt.
Liv. II. p. 36- Appian's mit Livius fast übereinstimmende
Erzählung wird iinr kurz ertvähnt. Als zweites Beispiel
führt Hr. C. die Eroberung Sagunts an und zieht un-
bedenklich die Darstellung des Poljbius, nach dem Haii-
nibal die Stadt nicht gänzlich zerstört hat, obwohl er
dadurch nichts für jene Zeit sehr Auffallendes würde
gethan haben, der des Livius vor, nach welcher die
Stadt gänzlich soll vernichtet norden sein, da dieser
Ansicht nicht allem Poivbius, sondern auch Livius selbst,
der 24, 42' »"öl ''sr Herstellung und der Zurückgabe
der Stadt an die alten Bewohner rede, und 28, 29.,
30, 21. einen grösseren Wohlstand derselben andeute,
als sich von einer kurz vorher zerstörten Stadt anneh-
men lasse, widerspreche. Indess scheint Hr. C. hiermit
einem Schatten zu kämpfen. Allerdings erzählt Poljbius
nicht die ^Einzelheiten , die Livius von der Tapferkeit
der Saguntiner zu berichten weiss, die übrigens mehr-
mals gerade in Spanien sich zeigt, indem ausser Ku-
uiantia, und in neuester Zeit Saragossa, auch Astapa,
s. Liv. 28, 22- auf gleiche Weise sich vertheidigte , er
übergeht das Verbrennen der Häuser durch die fiin-
wohner selbst u. s. w., aber er sagt: tv ÖXTio fttjOi
y.O.xö. /.pciTog Siki Tt}V Ildklv , alles Furchtbare and
Sc iirci klicke einer so l.tngcn Uil^goruiig und so hart-
nackig erstrebten Eroberung in wenig Worte zusainmen-
fasscnd ; stiiniiit aber sonst iliircliaiis mit Livius überein,
er crtiähiit wie ilieser, die Beute an Geld, die an kost-
baren RIeiilern, die nach beiden Schriftstellern nach
Karlliagn gesendet werden , die Gefangenen (Hr. C. er-
kennt iinr captivau in den von Pol. erttähnten OvjuaTO,),
welche unter die Soldaten vertlieilt werden. Wenn Hr. C
p. tl.) sagt: Livio praeterea anctnro inuiiiinenta , quibus
tegebatur Saguntus, eu cxcidii fere redacta videiiturl, nt
iie trgulani quidem in illis rclictam credercs, so »vider-
spricht dieses 21, 14, wo gemclilet »ird, dass <lie Pu-
iiier nur durch eine Bresche in die Sladt eindringen, die
»üllige Zerstörung der Stadt, von der der Verf. redet, wiril
von Liv. :.'], |4. \b. nicht angegeben, am wenigsten als
von Ilaiinibal beabsichtigt, nur an einer von Hrn. C.
übersehenen Stelle, 21- c !()• wird Sagunti excidium
nach Rom gemeldet. Aber gesetzt, die ganze S(a<lt sei
bei der Bestiirmnng eingeäschert uordeii, konnte denn
Haniiibal nicht, den treulich gelegenen Punct benutzend,
«lieselbe sogleich wiederherstrileii und seinen Aiiliängerii
übergeben? Diese wenigstens und die Geisselu von al-
len spanischen A'ölkerschaftcn finden wir schon im Jahre
darauf, s. Liv. 22, 22, wovon Hr. C. , der nur Pol. 3, '.)9.
anführt, gar nichts zu wissen scheint, in Sagiint. Ei»
ist also zu verwundern, dass Hr. C. von den vielen ab-
weichenden Erzählungen gerade diese als Beispiel ge-
nommen hat, da hier die Differenzen gar nicht so be-
deutend sind, als sie ihm scheinen, noch mehr aber,
dass er wünscht, man möchte aus diesen zwei Beispielen
einschen: „wie unbeschreiblich dumm Vieles von dem
sei, was für Geschichte gelten wolle", s. Nieb. 2, 249:
und dass deutlich werde: ,,quanta faere faina Ilannibalis
sensim a scriptoribus infecta fuerit eic.'-'- , da aus den
gegebenen Beispielen weder das Eine , noch das Andere
folgt.
Endlich p. 99 — 132 geht der Verf. auf das ein, was
nach dem Titel den Inhalt der Schrift bilden sollte, die
Verthcidignng Hannibal's gegen die ihm von den Schrift-
stellern zur Last gelegten Fehler und Laster. Indess
wird auch hier nicht sogleich von der indoles a scripto-
ribus infamata gesprochen; sondern behauptet, dass man
den Ruhm Haiinibal's dadurch zu verkleinern suche, dass
die iliui Allfangs entgegengestellten Feldherrn als unge-
schickt und unbesonnen geschildert würden. Als ob die-
ses nicht von vielen Kriegen , z. B. dem zweiten und
dritten makedonischen, dem dritten punischen u. a. gelte,
und sich sogleich ein dem grössten Feldherrn gewachse-
ner Anführer hätte finden müssen. Ferner sucht Hr. C,
woran wohl jetzt Niemand mehr zweifelt, darzuthun ,
dass Hannibal in der Zurückweisung der Aufforderung,
nach der Schlacht bei Cannae nach Rom zu ziehen,
grosse Klugheit bewiesen habe; dass die Römer durch
die Behauptung, in Capua sei das Heer Hannibal's ver-
weichlicht worden, ihrem eigenen Ruhm geschadet hät-
ten, da sie, ein so elendes Heer zu beilegen, nicht iui
Stande gewesen wären, und dass ganz andere Gründe,
die aber nicht angegeben werden, Hannibal mit gleicher
Energie, wie früher, zu handeln abgehalten hätten; dass
auch die Siege, die sich die Römer beilegten, z. B. bei
45"
458
iS'nIa («o iiidess Hniinilinl spiiu-ii Zivork iiirht prn-iili<),
iiikI ilii" INicderlaKPn , die llamiilal crliKcn lialx-ii solle,
«rdlchtot oder rerjjrossert spieu, oliiii- dass ji'doch di<"ii-s
im Ein/.fliicii iiaclise» irseii und beicriindi-t wird. Erst
11. Iü9 "ird llaiiuilial geg«"" '''"" Vomiirf d.T Sclivvcl-
tferei und Aussciuvf ifuiijf , der sich auch mir lipi Appian
findet, mit Rcclit in Schulz g;eiioinmpn; und darauf iiaili-
gewipseii, dass Lirius ihm zwar ,,inhumana criidplitas"
lum Vorwurfe marhe, aber fon derselbpn nur HPiiige und un-
sicherp ßpHpisp angpbpii könnp; dass mancliP Grausanikpit
ohne Wissen Hannibal's gi-sclicheti sein inogp, wie Polyb.
aoileute. Hr. C. hatte hinzufügen sollen, ilass es selbst
die Klugheit geboten habe, Grausamkeiten zu meiden,
dass es aber bei einem so geinisehten und wilden Heere
kaum niöttlich genesen sei, alle Aussrh» eifungrn zu ler-
litilcii. Die sich selbst » iderle-jendc Angabe des Val. IMax.
IX, 2- bedurfte kaum so vieler AVorte. ^Wichtiger ist
der Vorwurf des Geizes, der auch von P()l\bius dein
Haiinibal gemacht wird, und über den sich Hr. C p. I 1 f) H.
verbreitet. Er zieht diese Nachricht zunächst desshalb
in Zweifel, weil sie von dem Verrather und Feinile Han-
nibal's, dem Massinissa (Polyb. nennt auch Karthager),
herrühre. Erat hie, sagt Hr. C p. Il7, variiis fallax,
interdiim fascinans , tnmquam ineteura coruscanfia in <le-
sertis, ubi struthiocaineloriim errores seijnerelnr fugieiis
31asiiiissa etc. Ja , Hannibal habe nicht e iini il jenem
Fehler ergeben sein kiinnen , denn ihm habe die j;nnzo
Welt offpn gestanden: ciiius ud pedes munilus iaceliat,
praeila; niiindus, rui gloriae siiae superfuncicbat aureos
radius, ceu sol uriens ; iinil er habe Niemand gehabt, für
den er habe Geld sammeln sollen. Gewiss sehr seichte
Gründe. Doch räumt der Verf. ein, dass Hannibal den
Reicbtham hoch geschätzt habe, aber nicht um ihn zu
besitzen, sondern um das Heer zu erhalten und den
Krieg zu führen, desshalb habe er rauben und plündern
müssen. Wenn er aber grosse Sclwitze habe aufliäuien
wollen, so «ürde er sie vor seinem Heere nicht haben
verbergen und for dessen Habsucht schützen können.
Auch darauf mochte nicht viel zu geben sein, da Han-
nibal selbst manche reiche Stadt vor seineu Soldaten ge-
schützt hat. Wichtiger ist, was zuletzt erwähnt wird,
dass Hannibal in der Verwaltung des Staats nach dem Kriege
durchaus rein und unbescholten dasteht. Aber auch, was
Poivb. IX, 25, Ö- if. sagt, hafte mehr Beachtung, und
die grossen Geldsummen, von welchen Coriiel. Hann. 1).
spricht, Erwähnung verdient. Wenn darauf Hr. C. die
Vaterlandsliebe Hannibal's in Schutz nimmt, so iiiüclilc,
da tlieselbe wohl von Niemand bezweifelt wird, dieses
ebenso unnöthig sein, als die Beziehung dunkel ist, in wel-
che er mit ilieser ilas bekannte Orakel: /Jfjvooa y.QV-
ll'li jJßiijXog wirJu Sl:f.ia^ in folgenilen Worten setzt:
Itaquc Hannibal de Lvbia dictum opinabatnr, seijue Car-
thagine hniturum, et ibi sepultuni iri putabat (^Plutarchus).
Vana consonanfis vocis similitudo igitur mira sua vi re-
tinuit arenosis his in litoribus (am Pontus Euxinus) eum,
quem Dallas tenuerit patriae amor, »icut volunt isti. Re-
spuerit aerem , qucni coelum patria arua tegens afüaverat,
ille, cui, ultimas curas iam aoimo voliitans , aura ex
tUKiulis proavorum spirans ultimum afflavit solatium. —
Zuletzt nimmt der Verf. seinen Helden gegen den Vor-
ZeiUchi: f. d. Alterthumsw
tvurf des Livius: pvtiidia plus (|uatii puiiira , nihil vpri ,
nihil saiicli , niilliis deoruni metiis etc. in Schutz; Treu-
losigkeit habe Hannibal elier von den Römern lernen
können, und sich in dieser üizielmn;^ nicht einmal sehr
gelehrig gpzei'jt; was unter reli;j;io zu verstehen sei, lasse
sich schtier linden, nenn aber Livius die Plnndeniiig
des Tempels der Feroiiia er»aliiie, so ziehe er dieses
selbst in Zweifel; d.ipegen zeigten den religiösen Sinn
Hannibars die Erscheinung einer Gottheit auf ilem Zuge
über die Alpen, die Anrufung der Götter im Büiidniss
mit Philippus, seine Achtung vor dem oben erwähnten
Orakelspriii he. Ob gerade durch diese (iründe viel be-
wiesen werde, und nicht sclila[;eiMlere sich halten anfüh-
ren lassen, mag dahin gestellt lileiben.
^'on der Sprache und üarstelliiiig des Verf. noch zu
reden, halten wir nicht für iiölliig, da die Proben, die
viir oben mitgelheilt haben, hinreichend zeigen kömicu,
wie dieselbe schwülstig unil von Bildern, hochtrabenden
rioskeln, ungefügen Wendungen strotzend sclioii an sich,
nucli mehr aber für eine solche lintcrsuchung ganz iiii-
passenil sei, alles römischen Colorits gänzlich ermangele
und selbst von groben Fehlern gegen die Grammatik nicht
frei sei. ^Vir erwähne« :u dieser Beziehung nur: cir-
cumfusit p. 67; haec eniui increbuit mos p. 44; p. 45
quaereantur; p. 64 * non potest esse, quin sent.s; p. 73 =
nee dici potest, quanio jure — sibi vindicavit; p. 77:
PoIUiiiiiM perductiim esse a regula ; |). 92 *: quem miles
— 1 eiieraliatur dum; p. ,') quaiita et sit factoriim copia,
so oft qiii et, quomodo et eic. Anderes wollen wir lie-
ber dem Setzer zur Last legen, wie p. 2: iinpellantihns;
p. 16 inaria aestuentia; p. 3',i repudicndis; p. 76 fructo»;
p. 1U3: appulsi» u. s. w.
Eisenach. Dr. W. Weisseniorn.
47- a- Arminiiis Cheruscornm dux ac decu» Liberator
Germaniae. Ex rollectis veterum locis coinposuit
H- F. Mussmayin Prof. ord. publ. in univers. iMo-
nacensi. Lcmgoviae, IS39' XXVIU unil 15b S. ö.
b. Armin, Fürst der Chernsker und Befreier Deutsch-
lands vom römischen Joche im neunten Jahre nach
Christi Geburt. Von H. F. Massma/in, Dr. ord.
Prof. u. B. w. Lemgo, 3Ie_ver, 1839- XVIII und
131 S. 8.
Es ist ein Glück nnil ein Unglück, dass Deutschland
die Kunde seiner ersten Befreiung römischen Schriftstel-
lern verdankt. Ein Glück , weil nur aus Feindes
31und das reinste Lob ertönt, ein Unglück wegen der
Dunkelheit der Vorgänge, des Mangels an Zusammen-
bang in den Qaellen und eben ancli am der mUhischeii
Färbung willen, die sich in unserer Vorstellung unwill-
kürlich um die trünimerhaften Nachrichten der Römer
legt. Haben nicht selbst Zweifel an der Rechtmässig-
keit der Deutschen Gegenwehr, ja, an der Wahrheit
der Thatsacheii, des Sieges, der gänzlichen Befreiiiii;;
sich herrorgcwagt? — Freilich sind diese von keiner Be-
deutung für ein. Gemüth , das AVahres von Falschem zu
31
-'<:.9
4'^0
niitfrsrtieiilpii »ciss, fi'ir pincn Sinn, ilrn keinerlei So-
uliistrrei testarli. Was Taritns er/.,'llilt, lieilarf Iceiner
weiteren nefi(,'itl|;iiiit; , und sein Lob des Armin: liliera-
tor li.uiil (Inl.le (ierinanine (Ann. JI, ,s,s.) , wiegt so f;e-
iviss Keilien moderner Foli.inti'n anf, aU er mit (linf
Worten eine klare üeliersitlit der lan|;en Kriege zivi-
srlien Hiiinern unil (iermanen gilit: trium|)liati niagis quam
virti sniit (Germ. 'M.). Indesi liat unsere Zeit sirli zu
dem riiliniliclien (ied.iiiken erhoben, an iler Stelle des
.Sieges anf der Teutoliuig oder — tvic sie jetzt lieiüst —
der Groleniuig bei Delinnld, einem I3i () Fnss eninor-
ragendcn Berggipfel des Osnlng, das .Siegesdenkmal .4r-
vtin's , oben sein rieseiiliafles Standbild mit geziirktem
Srli«erte, zu erricliten, und Hiilie und Niedere ans allen
Gauen üeutse.lilands liaben dazu beigesteuert. Das Werk
selireitct rüstig vor und wird in kurzer Zeit beendigt
«ein, «alirend an der Uonau Kiinig Ludwig die denfsrhe
Walhalla lierrlieli eu)jiorsteigen Ussf. Diesem inlks-
thriuiliclien Unternehmen verwandt, ja mit demselben in
n.'lrlister \'erl)indnng sind die beiden .Srhriften des ver-
dienten ^lassniann , »elelie wir anzuzeigen überiiahinen.
Die lateiiiiselie bietet eine zienilirli vollsländij^e Zu-
»ammenstelluiig der Han|>tna<'I.rIeliten i'iber liie Germanen
und ihr erstes Begegnen mit den Kömern aus den Quellen,
d. h aus Cäsar, Taiilus, Dio Cassins, Strabo, A'ellejns,
Florns u. A. Hierbei hat Hr. i\L mogliilist die >Vorte
der Quellen beibehalten, und nur für Verbindung und
Anfügung der S.'itze hin und wieder durch kleine Abän-
derungen gesorgt. Seine Deulnngeii alter .Namen u. s. w.
verwies er mit Recht meist in die Noten, oder schaltete
sie, mit kleiner Schrift, ziiiscben den classischen Stel-
len ein. Geogra(ihiscbes scliliesst er mitunter dem Texte
.lelbst an. So p. 3(i: Ex eo nainque barbari propins
adire veriti eniinits taiitiiin hostem infeslavere, ita ut
Drnsiis licissim iis contemptis castellnm contra oos ad
Lupiae et Alisonis llnriornm ronllueiites et ad capnt Ju-
hae alindqup in Chattis ad ipsuni Uhennni cxstrnxerit.
Uli nonien iledit ex llnvio Alisnnein, super llhennni nunc
quonue ( astello ad iMognntiacnm nuncnpalo. Alind in
nioiite Tauno exstrnxit , qnod Arctaunnm Ptoleniaens no-
fat. — Diese Stelle, die natürlich SO in keinem der
Alten sich findet, ist charakteristisch für Hrn. M.'s Ver-
fahrungsart. Er stellt aus Dio Cass. LIV , 33. Vellei.
II, Hl.'), und Ptolein. zusammen, » as s>cli zu fügen
scheint, berücksiclitigt bei den Worten: et ail caput Jiiliae
ilie ursprüngli« he Fjesart des Vellei. und eine Verniuthung
L. t. Ledebur's (Uruct. p. oOl — 7), und bewegt sich so
auf streitigem Boden ziemlich unbefangen und frei. Eine
andere Frage ist, ob die alte Geographie damit einver-
standen sein könne, und für die Latiniiat entsteht eben
daher unvermeidliche ßnntlieit. Dodi es ist nicht un-
sere Absicht, einem an sich lobensw erthen Unternehmen
(.lac. Grimm gab in seiner Ausgabe von Tacitus G'erma-
iiia (Gotting. Isl.'i) das erste Beispiel der Sammlung aller
Stellen des Tacitns über die Germanen) kleine .Mangel
nachzuweisen. Wollte man Zusammenhang bringen in die ge-
trennten, lückenhaften Berichte der Alten, die gar oft
nicht einmal übereinstimmen, so war es schwer, den
Verinuthungen und selbst Rlissgriffen aus dem Wege zu
gehen. Abge»ehen davon, muss man gestehen, «lass es
dem ^'crf. gelungen ist, das Bild Armins und seiner Hel-
dcnthat möglichst rein und vollständig aufzustellen, und
die.'is ist ein Bestreben, für welches die Geschichte dem-
selben Dank wissen wird, wenn auch ans den langst be-
kannten Quellen Neues nicht zu schöpfen war. Am
Schlnss ist Ulrich von Hutten's equitis Germani Arininiiis
dialogus hinzugefügt, der den deutschen Helden vor Aie-
xaniler und Scipio durch lAlinos und IMcrcnrius rechtfer-
tigt, sowohl wegen seiner .Stelinng zu den Verwandten,
als zu Varns, und durch und durch eine ritterliche Ader
zeigt. Ueber die Literatur Armin's gibt die Vorrede
Auskunft.
Keine Uebersetzung, soiiilern eine durchweg freie
Ergiessntig vaterländischer (iesinnung in der Darstellung
des ersten ileutschen Freiheitskampfes, ilem nur der
zweite gegen Napoleon zu vergleichen ist, gibt das deut-
sche Büchlein ülier Armin. Der um die altdeutsche Lit-
teratur und Geschichte vielfach verdiente ^'erf. hat seit
den .Jahren 1S13 — 1815, also von Jugend anf, sich mit
Arniin's Grossthaten beschäftigt. Da nun der Bildlianer
Bändel das Denkmal des Helden formt, entwirft er mit
kühnen Strichen das Bild der Zeit und seiner Tliat.
niaiinhaft bietet er Trotz jeder schnöden A'erkleiiiernng
und verweist die Deutschen anf ilie alle Kraft, ilen Adel
ihres unbesiegten Geschlechtes. ,, Ich anerkannte iinil
wollte nie (sagt er treffend in der Vorrede S. Vlll) ein
todteiides Einerlei: wohlihneiide Mannichfaltigkeit unil
grössten Reichthnm besonderster Erfahrung lehrte mich
die Vaterlandsgeschichte, die Muttersprache und die Na-
tnrforschuiig. Geistige Einheit, stammverschiedenste \'iel-
gestaltigkeit — Eins bedingt das Andere." Einer so
edeln Gesinnung und Absicht ist die weiteste AVirkiing
und Verbreitung zu wünschen. ,, Sorget, heisst es am
Schlnss, ilass nach andern tausend Jahren keine dritte
Rettungsschlacht nüthig werde, und glaubt ja nicht, das»
dazu allein Eisenbahnen und Dampfwagen verhelfen, son-
dern wesentlich dreierlei: eine keuschverlebte, kradgeübte
Jugend, Wahrhaftigkeit aller .Männer und vor Allem
«lentsche Trene. In ihr bleibt einig, und in solchem Sinne
trage Jeder zu dem Mahlhügel auf dem Teut die Scholle
seiner Heiniath, dass solchen Boden die Eiche deutscher
Einigkeit entwachse, von der der immergrüne Eicben-
kraiiz für Arinin's Stirn gewunden werde!"
F. Deycks.
48- Taschenbuch für Geschichte und Alterthuni in Sfitl-
dentschland. Herausgegeheu von Dr. Heim'. Schrei-
ber. Freiburg bei Einmerling. Zweiter Jahrgang,
1840, 328 S. 8- Dritter Jahrg., IS4l, 4ü8 S. 8-
(Vci^l J:ilirs. 14^4. Hit. S. 366 IL)
Dieses schon früher in unseren Blättern besprochene
Taschenbuch, in dessen erstem Jahrgange den Philologen
die Abhandlung über Kelten und Germanen interessirt,
bringt in seiner Fortsetzung II. ()7 — 15'.'. einen sehr
gediegenen Aufsatz Hier die Melnllringe der Kelten nls
Schmuck und Geld, mit zwei Tafeln Abbildungen, und
III. 153 — 242 eine Abhandlung über das Kriegswesen
4ni
462
der Kellen, mit eiiiiT TaffI Abliiliiuiigen. Upiilc Und't-
8ii<'litiii|;i-n lerdieiiHn hier »fniKsfi-iis eine kurz«' A»7.e\gf,
Im eisffll und 7.»<'i»PIi Aufsätze unlerselieiJet Hr. }><hr.
«lio zwei fjiosseii Hälften des Kelteniolkes , iiäuilicli die
Kiinri ge-jon Osten und IVoril'Mi , und die Galen j;e';en
AVesten und Süden. Die Krsleren , deren Krie^-sfiihrer
j,'e» nlinlii li Brenn heissen, lebten unter iler Herrsrhaft
der Kauiilienaltestcn und Druiden, demokratisch- hierar-
chisch: die Galen, d. li. ilie Gallier im engeren Sinne
«les Wortes, liatten arislokratische Regierungsicrliältnisse:
ihre Han])tlint;e , deren Namen sieh auf rix endigen,
z, ß. Orgetorix, Duninorix, Auibinrix, ^'ereingetorix,
erscheinen sehr liäuhg' auf den nürh übrigen keltisrhcn
(Münzen im Kopf- und lirustbilde. Kimri »aren z. B.
die Gallier bei Liv. V, 'i-i sqq. V, ,{7. Klor. I, 13, dann
die Bciülkerer von Gallojraeeia, sovtie eiidliih jene Cim-
6ern , «elrhe in ^'erliiiidnng mit den Teutonen den R(')-
uiern so furchtbar unrden; die Cimbern waren also Kelten,
iibfleieh sie gcHühnluli für Germanen ausgegeben «er-
den. Keltisch »ar auch die BeiOlkeriing der agri decn-
mates, .S. ^)S. vergl. mit Tacit. Germ. '2\\. Das» sich
nun die Kelten der Ringe als Schmuck bedienten, be-
weist Hr. .Sehr, ton S. 1U.'> — \'27 hauptsachlich au» der
kellischen Numismatik, wobei S. 1 'JO auf eine, Tafel I.
Kr. .'). abgebildete, IMünze mit dem Bildniss des (bei
Cäsar bell. gall. VJII, 44. erwähnten) Häuptlings Epas-
nactus aufincrksam gemacht wird. Aber auch als Geld
bedienten sie «ich iler Ringe, wie Cäsar bell Gall. V, l'J.
von dem britischen Tlieile dieses grossen Volkes entschie-
defi bezeugt, vorausgesetzt, dass man dort mit Hawkiiis
nach einem Codex des Mus. Britan. aus dem tU. Jahrh.
statt taties ferrcis liest an7iulis ferreis, wie namentlich
auch Grotefend will. So zu lesen wird man sich aber
uun , ausser den diplomatisclien (i'ründen, eben durch das
entschieden leranlasst fühlen, was Hr. Sehr, in flieser
Partie seiner Abhandlung noch von anderer antiquarischer
Seite beibringt.
Ist übrigens schon eben erwähnte Untersuchung selir
interessant, und für das Verständniss unserer alten Auc-
torcn, besonders Ciisar's, von erheblicher Bedeutung, so
ist diess noch mehr der Fall bei der im dritten Jahrg.
S. 1 .00 ff. enthaltenen, auf ilen Charakter des Volk'S,
auf die Zeugnisse des Allerthiims und auf die noch ror-
handenen üeberreste gestützte Abhandlung über <lie Kriegs-
plätte und Landwehren der Kellen, als einen wesent-
lichen Theil des gesaminten Kriegswesens derselben. Hr.
Sehr, macht im Eingang auf den Unterschied der noma-
dischen Germanen und ackerbauenden Kelten aufmerksam,
eignet jeuen den Holzbau, diesen ileii Steinban, jenen
den offenen und befestigten Eiiizelsitz oder Familiensitz,
diesen den offenen und befestigten Gemeinsitz als Ort-
(chait und Verschanzung zu , und handelt von S. Uiä an,
unter genauer Berücksichtigung Casar's, von den bei
diesem Schriftsteller so häufig ertvähnten Vicis , Aedifi-
ciis und Oppidis der Gallier. Uröes als befestigte Cen-
(ralpuncte des gesellschaftlichen Lehens, wie solche der
Römer besass , oder in seinen Provinzen allmählich ein-
führte, kannte man im unabhängigen Gallien nicht, eo
«io wir denn bei Cäsar, erst wenn er uns ans dem freien
in das römische Gallien führt, alsbald auf Civitate» und
I
Municipifl als Lncn^be/eirhnungen sto»sen, bell. Gall. III,
■JO. u. a. M'enu er also das Wort (ivilas in Bezug auf
das freie Gallien braucht, so versteht er darunter einen
Slanl , in Bezug auf die römische Provinz in Gallien
eine llauvisludt ; und au den vier .Stellen, wo er das
\> Ort l'rbs am h loii rniicteii de» freien Gallien« ge-
braucht, h^it dassellie die blosse Bedeutung um op/iidum,
wie namentlich üulaure ini ?. Band der .llemnires .les
Antiquaires de France p. S; ff. iiacligen iesen hat. Aus
dieser Gemeinansicht erläutern sich nun ganz vortrefliich
Cäsar's Worte bell. Gall. I, ,'). vii os — reliqua privata
aedi/icin, VII, 14. vicns atque aedißcia — oppida , so-
wie VII, 15. VI, 3U.
l'oii einer eigCHtlichen Festung in ri>mischem oder
muilemem Sinne wussteii die Kelten ursprünglich Nichts.
Sie kannten, den vicis, d. h. den offenen Friedenssitten
der Gemeinden gegenüber, nur befestigte AVlVgspIätze
al» Verschanzungen in schwer zugänglichen Waldern und
Sumpfen, auf Landzungen und Bergen, bell. Gall. V,
„'). lU. So die Verschaiizuiig der Aduatuker bell. Gall.
II, 4- 'i9- 3'-'; so insbesondere Gergoiia und Alesia,
VII, 3ß. 46. 47. tiO , in Uebereiiistimuiuiig dessen, was
Livius ,'vS , 19. und riorus V , 11. über Aehnliches bei
ilen kleinasiatischen Galliern berichten. In der Regel
waren, so laug mau sich sicher glaubte, solche, nur
gegen den einbrechenden Feind bestimmte Kriegsplätzc
im Frieilen gar nicht oder nur wenig bewohnt, Cäsar b.
gall. II, 1-'. Eine üeberraschung , die dem Feinde ge-
lingt, zerst.'irt desshalb auf einmal allen Widerstand der
Angegriflenen , VI, 4-, ^'ill, 3-, ^s müssten denn die
Puncte unmittelbar am IMeer oder auf Landzungen liegen,
wie III, !„'. 14. Indessen sieht der freie Kelte die
Noth der Beziehung solcher Landwehren immer für ein
oftentliches Unglück an, VII, 54- 77., bessert sie nur, wenn
die Gefahr am höchsten ist, aus, und versieht sie dann mit
IVliindvorrath 111, 9; die Gebäude in derselben sind uur
Hütten VIII, [)., ihr Umfang isi für eine grosse Masse
Menschen weit genug, sie taugen aber eben desshalb nicht
gegen eine planmässige Belagerung, z. B. der Römer,
VII, 77. VII, If) sqq. Als den üeberrest eines solchen
oppidi Meilioniatriccrum sieht Hr. Sehr, die sogenannte
Heidenmauer auf ilem Odilienberge im untern Elsass au,
wiirnber er sich positiv und negativ von S. 1S(I — I>l8
verbreitet, unter Beigabe von zwei Zeichnungen, auf
Tafel 1; im nämlichen Sinne erklärt er, gewiss »ehr
glücklich, auch die Stelle bei Tacitus Germ. 3" : eundem
Germaniae siiiiim proxiuii Occano Cimhri tenent, parva
nunc civitas, sed gloria ingens; veterisque famae lata
vestigia manent ulraque ripa castra ac spalia, quo-
riim ambitu nunc quoque mctiaris molem luannsque ^en-
tis et tam magiii exitus fidem.
Hr. Sehr, verspricht, seine .Mittheiinngen über die
Kelten und das ganze Leben dieses Volkes fortzusetzen:
schon im nächsten Jahrgang soll eine , besonders auf
Numismatik gegründete Abhandl. über die Waffen und
Feldzeichen derselben folgen, der wir mit gespanntem
Interesse entgegensehen.*) z/ — (iifivijc.
') Ob Hr ScIir diesem Versprechen inzwischen nüclipckom-
nicn , ist der Redaction nicht bekannt gcwurdeu.
31*
46i
464
49. üivinnliones Luianae o rodicuin maxiine ro9lij;iis
prtKar. Srripsit F. Vilelmus Otto, rollab. sciiiin.
iiliilul. Gisspiisis, j)r«crc|itor gymn. oxfraord. Kafls-
riilic, bei Chr. Theod. Gross, 1839. XV und
95 S. .8.
Da Liiiiis mit spineni frlsrlicn, ju(;ciidlirlicn, für alles
Srliüiip, Eilflc und Erlialiciie cmiifaiigliclieu und bpgei-
«Irrti-ii Silin, und seiner so ansciiauliclicu und Icbitaften
Uar.stclhing uirlir, als irgend ein anderer rüniisrher Silirift-
steller die jn^eiidliclien (irnii'illier anspricht und anzieht
und für da.< Studium der riiuiischen Gcsrhirlite jfeuinnt,
und da sein Werk daher fast auf allen deutschen Gym-
nasien stehende Lrctiire ist, so uii'issen vor allen Anderen
»vir Scliuluianner uns freuen, dass seit einigen Jahren der
ßerichtisunf des leider noch >o sehr im Argen liegenden
Textes jenes .Schriftstellers und der Erklärung desselben
lon mehreren Kritikern loii neuem Aufmerksamkeit, fri-
srlirr Eifer und ernstlicheres Streben zugenanilt worden
ist, als denselben seil DiuLeiiiorch zu Theil wnrde.
Aurh »erden es uohl die meisten von uns billigen, dass,
bevor Jemand an eine neue A "sgabe des grossen Werkes
denkt, von vcrschiedeneu Seiten im Einzelnen vorgear-
beitet und ilas zum Tlieil unsichere I>latenal geprüft und
gesichtet werde. Zii diesem Zvveck «Mre zunächst frei-
lich uiithig und Hünschensnerth, «lass Alles, was sich von
ll.indschrifter. des Livius noch finden. lasst , von Neuem
sorgfaltig verjrliclien lu'Irde, so dass nicht nur das, was
dieselben wirklich an Lesarten bieten, ermittelt, sondern
auch der räumliche Uinfang <ler so häufigen Lücken ge-
nau bcrccliiiet, und die » abrscheinlirhe Zahl der ausge-
fallenen Uuchstabeii ange.;ebeii Hürde, um, wo sie nöthig
ist, der Coiijecturalkritik einen eiuigermaassen sicheren
Wollen zu bereiten. Zu erforschen, vtie diess mit mög-
lichst bedoutendeni Erfolge gesihehcn könne, »üre «ohl
auch für die nächste für Ulm verabredete Zusammenkunft
lies Philologenvereins eine der Berathuii|i ni( lit univürdige
Aufgabe. In Gotha sprach sich im Herbst Ib4Ü recht
viel Tlicilnahiue für den Gedan.'^eu aus , einen Verein
/.u Erforschung von Handschriften noch unedirter alter
Schriftsteller zu begründen, weil ileren noch eine bedeu-
tende Anzahl in Handschriften unbenutzt liege; und es
ist diess ein sehr lobenswerthes Beginnen. Fast noch
mehr zeitgemäss aber, d. h. dem wesentlichen Bedürfiiiss
('er durch die Leetüre der trelTlichsten Cluster zu erstre-
lienden classischeii Bildung unserer Jugend und der beab-
...ichtigten Sichcrstellung des humanistischen Princips för-
derlicher wflre es, wenn erst einmal Alles ermittelt würde,
^•as und wo noch irgend Etwas von Handschriften der
am häufigsten in den Schulen gelesenen Schriftsteller,
wie des Livius etc. zu finden ist, und weun die jenen
Schätzen am nächsten stehenden iVIänner dafü^' gewonnen
würden, möglichst gewissenhafte und gründliche Wrglci-
chnngen derselben mit dein jetzt am meisten verbreiteten
Texte anzustellen, und die Resultate derselben in den
gelehrten Zeitschriften bekannt zu machen. Ein wesent-
licher Gewinn für die Literatur des Livius würde es
schon sein, wenn Alle, die irgend Kunde von dem Da-
sein eines solchen cod. oder eines Bruchstücks desselben
haben, der nächsten Pbilulogenversainmlung mündlich
oder schriftlich Kunde davon mittheilten, und diese dann
sämnitliche Miltheiliingeii durch den Druck zur allge-
meinen Keniitniss brächt«. Denn es ist diess ein Alangel
unserer Literaturgeschichten , dass man darin fast gar
keine Notizen über die Zahl und BeschaiTenheit der Co-
dices und über die Besitzer derselben findet. Die zu
Beseitigung dieses Mangels nöthigen IVlittheilungen wür-
den sich aber nirgends besser concentrircn lassen, als
eben bei jenen Zusammenkünffen, möchten sie nun münd-
lich, oder schriftlich stattfinden.
Für jetzt, und bis dahin, dass vielleicht einige jener
Wünsche in Erfüllung gehen, oder sich auf andere Weise
neue handschriftliche Uuellen für die Kritik des Textes
unseres Schriftstellers anfthun, müssen wir dankbar auf-
nehmen und gewissenhaft prüfen, was seit einigen weni-
gen Jahren durch genauere Vergleichung einiger wenigen
Handschriften, sowie durch Coiijecturalkritik von tiuum-
garten- Ciusius, Kreyssig, ßekker , Rascitig, Snlirig,
jy'ex, Witte, Stiener , Loientz, Ahclief'ski , W immer,
Weisse>il)or?i , Otto und Klotz ermittelt worden ist. Als
besonders bedeutend füi Coiijecturalkritik treten in der
letzten Zeit die oben genannten Divinationes Livianae des
Hrn. CoUab. Otto hervor, und sowie es uns besonderes
Vergnügen gemacht hat, dieselben vom Anfange bis zum
Ende einer möglichst sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen,
so ist es uns auch angenehm, Andere auf seine verdienst-
lichen Leistungen durch diese Anzeige aufmerksam zu
machen.
Mit rühmlicher Bescheidenheit bemerkt derselbe in der
Vorrede, dass er die Zahl derer, welche sich jetzt mit
Livius beschäfiigcn , nicht würde ohne besonderen Ruf
vermehrt haben, «enn nicht seine amtlichen Geschäfte
zum Studium jenes Schriftstellers hingeleitet, und einige
gelehrte Freunde ihn veranlasst hätten , seine Versuche
zu Berichtigung des Textes auf dem Grund der hand-
schriftlichen Lesarten einem grösseren Publicum mitzu-
theilen. Hierauf bezeichnet er als nächsten Gegenstand
seiner Forschungen solche Stellen, wo entweder die hand-
schriftliche Lesart noch nicht benutzt sei, um das Rich-
tige zu finden, oder wo die Haiulschriften gar keine Hülfe
bieten, und die Conjecturalkrifik freieres Feld hat. Nach
dem Vorgänge Gronov's legte er dabei die Lesarten des
Cod. Puteanus, die Exerpta Pithoei, den Cod. Wormac,
den Cod. Rhenani (s. Borbetomag.) , den Bamberg. Floreot.
Cantabrig. Rottendorf, und Pefav. zumeist zniu Grunde,
prüfte genau jeden einzelnen Buchstaben und suchte in
seinem Bemühen, die richtige Lesart zu finden, sich,
wie billig, so nahe, als möglich, an die handschriftlichen
Züge zu halten. Ausserdem aber versichert er, «io es
sich auch zeigt, die übrigen in Drakcnborch's Ausgabe
sich darbietenden JHülfsmittel benutzt zu haben, und nur
zu dem Besitz von Büttcher's und Ahchefski's Schriften
zu spät gekommen zu sein, um sie noch benutzen zu
können. Die ganze Schrift zeugt aber von Belesenheit,
Scharfsinn und glücklichem Tact, die Anzeigen der Cor-
ruptelen leicht zu erkennen, and führt daher mit Recht
den Titel divinationes Liv., wenn auch nicht jeder Leser
sich in allen einzelnen Fällen mit der vorgeschlagenen
Heilung einer Corruptel einverstanden erklären sollte,
wie diess auch uns öfters begegnet ist, wie es sich zeigen
465
4G6
wird , wenn nir hier aus der beileutenden Anzahl der
lon dem ITrn. Hcrausgobcr bcLaudclten Stellen erst die-
jenigen besprcclien , an denen wir ganz oder doch zum
Theil mit ihm einverstaiiilcn lind , dann aber nocli meh-
rere, wo wir entweder glauben, dass er die handsrhrift-
liche Lesart mit Unrecht verdächtigt, oder nicht das
rechte Heilmittel angewandt habe, und wir daher ein
Anderes zu rersuchen für niithig erachten. Wir citiren
dabei nach der Drakenborrhischen Ausgabe.
Zunächst empfiehlt sich sehr die zu lib. II. c. 43.
^. 5. gemachte Conjectur: Ducendns Furio [exercitus] in
Vejentes, in Aeqnos Fabio datur, indem sie der Lesart
der besseren Ilaiiilscliriften am nächsten kommt, und tien
in der \ ulgata (d. h. der nach Sigonius Ton Drakenborch
anfgenommenen Lesart: ducendus Fabio in Aequos , in
Veje7ites Furio datur) liegenden Widersprach gegen an-
<lere .Stellen des Lirius und die weitere ßrzdhlung des-
selben durch eine leichte Versetzung jener Komina pro-
pria glücklich hebt.
Ebenso viel hat auch die Meinung für sich , dass V,
51, 1. die Worte: non si me senatus consulto populique
jussu rcrocaretis, rediturns umjuam fuerim currunipirt
.sein, da in dem Cod. Florcntinns steht: non si mille SI CS
(i. e. seiidti consultis), und in einigen anderen nun si-
mile s. c. oder auch non iimile sie und sim ille sie,
woraus der Herausgeber folgert, es habe die Stelle ur-
sprünglich so gelautet: non, si me mille s. c. rerpcaritis,
wogegen wir nur erinnern, dass mille wohl vor me zu
setzen sein mochte; einmal des Nachdrucks wegen, ilen
der Gedanke darauf legt, und dann, »eil in den codd.
leichter das mille ausfallen konnte, als das mc, wenn es
uamlich nur mit dem Buchstaben IVl gesrhrieUen war, da
so oft in den cudd. von zwei gleichen Buchstaben einer
ausgefallen ist, was hier um so leichter geschehen konnte,
da man das tausend nicht gerade vermisst, »eil die Stelle
auch ohne dasselbe einen einigermaasscn vnlletündigen
Sinn gibt. Auch würden wir, um auf eine zweite Va-
riante Rücksicht zu nehmen , dem revocareitt nicht das
nur scheinbar richtigere revoca?'tn< vorziehen. Richtiger
kann es allerdings scheinen, wenn man annimmt, dass
es bloss einen vermutbnngsweise hingestellten Gedanken
ausdrucke; da aber der Redenile, indem er von tausend
möglicher Weise auf einander folgenden Senatsbcschlüs-
seu spricht, sich mit seinen Gedanken nothncu<Ii<^ in die
Isngero Zeit hineinversetzt, in welcher diess hatte ge-
schehen können oder geschehen sein würde, so drückt
der Conjunctiv des Imperfects die oft hinter einander sich
wiederholenden Einladungen zur Rückkehr besser aus,
als der Conjunctiv des Perfects, zumal da das damit in
Verbindung stehende rediturus fuerim und nicht redierim
einen trotz jener lange wiederholten Einladungen doch
nicht reifenden Entschluss zur Heimkehr ausdrückt, etwa
wie des griechische oüy. av tinXkov duuvooitiv , da
ja der Gedanke des Redners vollständig ausgedrückt die-
ser ist: „Wenu ihr mich auch mittelst tausendmal wie-
derholter Senatsbeschlüsse etc. zurückriefet, während ich
im E^cil war, so würde ich doch auf diese, wie jetzt ans
anderen Gründen, nicht zurückgekehrt sein." Hätte diess
der jene Aeussctungcu berichtende Lirius nicht ausdrü-
cken wollen, «o hätte er wohl eher rcvocavissetis gesagt,
als rerocaritis. Heber den hyperbolischen Gebrauch des
mille an jener Stelle citirt ilcr Verf. Zumpt und Forcel-
lini; am nächsten lag aber Liv. 30, ;H , (i : quaecunque
agimus, subjecta mille casibus scio und 30, 4.?, 8: millo
noia consilia; ebenso millies ,5,4, 13. Dass übrigen!«
auf den Plural senatus consultis der .Singular populjiiuo
jussu folgt, woran Professor Weissenborti (in dem Pro-
gramm des Eisenacher Gymnasiums vom Jahr 1840, p- II)
Anstos» nahm, ftiiden wir nicht so austüssig, «eil da»
Volk seinen AVillen nur einmal auszusprechen brauchte,
der Senat aber und die Consnln als Vollzieher des Volks-
beschlusses Veranlassung haben konnten, an den Exilir-
ten mehr, als einmal, die Zuri'ickberufung ergehen zu las-
sen. S. Dionys. Ant. Rom. S, ,J5 — 3"J. Etwas L«f/ie/--
lic/ies kiinnen wir in jenem d'edanken nicht finden, wohl
aber etwas für den Zusammenhang jener Gedanken zu
Unbedeutendes und Schwaihes in dem von jenem Ge-
lehrten vorgeschlagenen si uie simili senatus consulto, da
man eher eodem oder dem Aehnllches erwarten möchte.
Denn die Lesart des cod. Voss. 1. Leid. .'. Lov. 1 ; non simile
sie un<l die des Harl, 1: non sim ille sie ist für keinen
jener A'orschläge für sich allein entscheidend genug.
Ebenso richtig vermntliet der Verf. zu lib. IX, c. 4 j,
§. .0, dass in der Periode: IVam, ut (jui ne alteri (jiiidem
exercitui se ail ccrfainen credidissent pares, coiijungi uti-
que passi duos consulares exercitus nihil crederent super-
esse spei, adveiiientem inconiposito agmiiie 3Iarciuni ag-
grediuntur eine Verbiiidungspartikel ausgefallen sei. Dess-
halb setzt er vor coiijungi d.is Wortohen et, ohne jedoch
weiter nachzuweisen, wie es habe ausfallen küiinen, als
damit, dass es wegen der in pares vorhergehenden ähn-
lichen .Schlusssylbe es habe übersehen «erden können.
Eher liesse sich vielleicht noch ilie Alüglichkoit wahr-
scheinliih machen, dassLiiius geschrieben habe: conjun-
gique utiqup, und dass das erste qiie wegen der aullal-
leiiden Assonanz in dem fnlgen<len Worte aii.«gefallen sei,
und zugleich darthun , dass das so eng verbindende que
an jener Stelle ganz passend sei, da von ein paar eng
zusammenhängenden Gedanken die Rede ist, deren letz-
terer sich unmittelbar aus dem erstcreu ergibt, dass näm-
lich der Feind, wenn er sich dem neuen Consularheer
nicht für gewachsen gehalten hätte, nach Vereinigung
zweier solcher Heere sich denselben noch weniger für
gewachsen hätte halfen dürfen. Jenes doppelte quo fällt
nicht auf, wenn man vergleicht: senatuiqiie vobisque et
sociis ac nomiiii latiiio, lib. 31, 7, 1.5t niid qiiaeque —
qiiacque, 29, 21, 4; quique Campanoruin — qnique Haii-
nibalis militum erant, 24, l'J etc., »o der Uebellaut,
wenn Livins daran Anstoss genoniiiien hätte, leicht durch
Anwendung anderer Partikeln vermieden »erilen konnte.
Das anfTallondste Beispiel von nicht vermiedener harter
Assonanz ist aber: inria^ue, qua quemque cousiliuiu aiit
error tulit, 23, 17, (i. — Gleichfalls richtig hat der
Verf. lib. XXI, 10, 1. erkannt, dass in den Wnrtoii :
Hanno untis adversu seiiaiu causam foederis magno silen-
tio propter auctoritatcm suam, non assensum aiidicntium
egit der Gegensatz in den Worten ni.ngii» silenlio und
non assensu («ic in deu meisten codd. und alten Aiis-
gabeu steht) liege, indem sie so viel bedeuten, als: magno
4C7
46S
nBiilnii «ilnitio, sfd m>n asaciisii, und «Irr ganze Gedanke
so uins.hrirbi'ii uTiU-n k«iine: llannoncin causam foederis
»"•isse iiiau"" <]"idem üilenlii» [iropter invcterataiii aur»ori-
taleui, .»"•'1 n"i' 't->. "* •'' assentiri-nlur. Blit giileiii Uniiid
resliluirlp er dalicr jene liandsi lirifllirhe Lesart assensu.
Das» er alier ilocli die Pi.'ipo^ilion ciiiii z« i.silien und
assen.su eiiistlKiU, und i euni assensu selirieli, ersclieint
uns als IMinOllii!;, da die Kraft des (.'ej;ensa<zes dadurch
jfescli» Seilt »ird Cum stellt aller<lin^s in den meisten
<«dd., daKegcn felilt aber das »eit iiolliigere iiiiii (denn
<lass ruiii der Ausdrucks» eise des Liiiiis nach liier feh-
len küniie, hal.en W alcli , Kieyssig, 7'rt/e/ angcmimuien,
und Fabri durch («enn aiK h nicht «lurcliweg passende)
Ueis|iiele erwiesen, und es fallt in die AU|;eii, »ie leicht
aus ileui nun ein cuui werden konnte, »enn ein italienischer
Abschreiber das erste n in iinii etwas undeutlich schrieb,
oder ilie erste Hälfte lerwisdit wurde, und ein anderer
Italiener darin seine Prflposition con fand und sie mit cum
rertaiischen zu mi'isseii glaubte (?). Man muss librigens
liei iiüM assensu das voraus';ei;angeiie magno im Sinne
behalten, sonst «iirde ilieser Ablativ immer aufTallend
»ein, da er sich nicht so erklaren lässt , wie ilie von
Fabri beispielsweise anrefiilirteii Ablative. Ein anderer
anfl'allender Ablativ 'JS , 1'-', II. locorum hominuinque
ingrniis liört auf, aulTallend zu sein, wenn man richtig
internungirt, und das bei ürakenborch und in neuereu
Ausgaben stehende Rnmma nacli aptiur erat streicht, wie
Bekker gethan hat.
Lib. XXII, lö. erscheint in den Worteu: Qui —
|irogressus primo exploratoris modo , ut ex tuto specula-
retur hosteni, ubi ragos passim per vicos INumidas vidit,
per occasionem etiaiii paucus occidit, exteoiplo occupatus
certamine aniinus die Ersetzung des vidit vor Nnmidas,
da Livins solche Alüteralion oder Parechesis, wie in vi-
cos vidit, wenn auch nicht geratle liebt, doch auch nicht
vermeidet, als angemessen, da eben die Aehnlichkeit des
Tones zum Ausfallen des vidit an jener Stelle, wie es
«ich fast in allen Handschriften zeigt, Veranlassung ge-
«•ebeu haben kann , wenn diess einmal in einem der äl-
teren Codices, ans dem die übrigen schöpften, statlge-
fuiiden hatte. Wollte man diese Vermuthung nicht gel-
ten lassen und doch einen Sinn in die Worte der Hand-
schriften bringen, so brauchte man auch nur statt vagos
zu lesen vagus und so zu interpungiren: «jui — progre»-
eus primo exploratoris modo, ut ex tuto specnlarelur
bestem, ubi, vajns passiin per neos, Numiilas per oc-
casionem etiam paucos occidit, extemplo occupatus cer-
tamine est aiiimus. 31an muss ilann aber etiam in der
Bedeutung von sogar nehmen, da L. Hostilius Alancinus
.\iifangs nur auf das Auskundschaften ausging.
Lib. XXII, 39, 2. finden sich in der Rede des
Q. Fuüius Maximus au den ins Feld ziehenden Aemilius
Paulus, welcher an seinem Collegen C. Terentius einen
fast noch schlimmeren Gegner , als an Hanriiöat hatte ,
die Worte: Erras, L. Paulle, si tibi minus certaminis
(lim C. Terentio, quam cum Hannihale futurum censes.
>rsrio au infestior hie adversarius, quam iile hostis, ina-
neat -. cum illu in acie taiitum , cum hoc Omnibus locis
ac temporibus certaturus es: et adrersiis Hannibalem le-
giunesque ejus tuis equitibus ac peditibus pugiiandum tibi
est. ^'arro dux tuis te inilitihus est «ppugiiaturus ; wel-
che von den llandschrifteii insofern aull'allend abweichen,
als in diesen vor cum illii noch et steht, und dann statt
OS certaturus durchweg sis , statt est ebenfalls sit, und
zuletzt auch sit oppiignaturus statt est. ^un fallt aller-
dings in die Augen, dass <las von den Handschriften vor
cum gebotene et ganz iinpa.ssend sei, da ilie ilarauf fnl-
genilen Gedanken alle nur eine Epexi'gesis der Worte
infestior hie adversarius, quam ilie Imslis maneat sind,
et aber den iilauben erregt, es werde etwas davon Ver-
schiedenes angeknüpft, und da es, wie der Verfasser
mit Recht bemerkt, leicht aus dem vorhergehenden at
entstehen konnti.'. Es ist daher nicht daran zu zwei-
fein, dass jene Periode durch die .Xbschreiber entstellt
sei, worauf derselbe aufmerksam macht. Dagegen weicht
unsere Ansicht von ilieser Stelle darin von der seinigcn
ab, dass wir für unnötiiig halten, anzunehmen, dass vor
dem cum ein quum ausgefallen sei Es gibt nach Ein-
sclialtung ilesseGbeii allerdings eine Ctceronisch iliessende
Periode (qua periodi coiiformatione iiesciu an quiilquam
esse possit perfectiiis. Otto); allein diese sticht auffallend
ab gegen den übrigen mehr abgerissenen Ton der Rede
jenes Q. Filiius Maximus; denn, wenn im Anfange der
Periode jene weiche und enge Verbindung durch qiium
stattlindet, so erwartet man auch nachher bei dem Ge-
gensatz eine Partikel. Die Hauptsache aber ist, dass das
quum gar nicht iiüthig ist, wenn man nur die übrigen
Worte in gehörige Beziehung und Verbindung unter ein-
ander bringt. Es geht nämlich der Gedanke voraus :
„Du irrest, L. Paullus, wenn Du mit dem Terentius
weniger Kampf zu haben meinst, als mit Haunibal"
(Erras, si etc.). Darauf folgt dann unmittelbar dieser
Gedanke: ,,Icli möchte fast glauben, du habest an die-
sem fortwährend (maneat) einen gefährlicheren Gegner
(infestior); du werdest mit jenem nur in der Schlacht,
mit diesem aller Orten kämpfen (das ist unmittelbar Er-
klärung des infestior); und gegen Haunibal und dessen
Legionen mittelst deiner Reiter und Fussvölker , Vario
aber dich mit deinen eigenen Soldaten, wie eine belagerte
.Stadt , von allen Seiten bekämpfen. " Es kommt also
Alles darauf an, dass man et weglässi und nach maneat
kein Punctum setzt. Zweifelt Jemand daran, dass das
et so zufällig eingetreten sei, und meint er, es müsse
doch Etwas da gestanden haben, so schlagen wir vor,
ut zu schreiben, was ja so leicht mit et vertauscht wer-
ilen konnte, ja auch so oft vertauscht wurden ist, nnd
hier den allerpassendsten Sinn gibt; dann aber auch das
zweite et in ut zu rerwandelu.
Lib. XXII, 57, wo Livius erzählt: Literis consulis
propraetorisque leclis M. Claudium, qui rlassi ad Ostiam
stanti praeesset, Canusiuin ad exercitum mittenduiii srri-
beiidumque consuli , ut, quum praetori exercitum tradi-
disset, primo quoque tempore Aomam reniret — fehlt
in den besseren Handschriften ein Verium; geringere ha-
ben consent oder censuerunt, und so die meisten Aus-
gaben. Herr Otto ergänzt aber einmal vor lecti» ein
ausgefallenes per und schreibt perlectis , dann pro vor
praetoris, welches letztere allerdings nöthig ist; und lei-
tet beide Verderbnisse von der abgekürzten Schreibart
^pr. ^lectis her. Ausserdem setzt er aber nach scribeo-
469
470
ilamque cnnsuli ein biirlicii xa weit gegen «l.is Ende
■las Verbnm censent, indem er diese Veränilerniij; damit
beiorivortet , dass wohl die abgekürzte Schreibweise con-
8uli ceset oder cnns. censet , ut, wo «ens. wegen des vor-
hergehenden cnns. ansKcfallen sein könne, und die letzte
Sjlbe et vielleicht durch das folgende ut verschlungen
worden sei. Dabei muss es aber natürlich auffallen, dass
er pericctis ftl. Claudiuni schreibt, und die haudschrift-
lidie Lesart A|)[jium statt des M. ganz unbeachtet Iflsst.
Auch die Form /\|iium findet sich aber (im cod. Klor.),
und hierin ist vielleicht die Entstellung der ganzen Pe-
riode zu suchen. Wir nehmen an, dieses Apium sei
entstanden aus dem in |)ltum oder pluni abbrevirten pla-
citiini; denn so wie der obere Strich des t in ^tum oder
des I in ^liim durch Zufall etwas verwischt war, so
konnte es leicht geschehen, dass, inileni man hier einen
^'ornamen erwartete, vor dem pinni ein A ergänzt wurde,
und so Apiuni, und nachmaU durch weitere vermeintliche
Verbesserung Appinni entstand. Heber die Abbreviatur
lil für placu., und pl., sowie auch ]plit für placuit, siehe
Guschen zum fiajns, p. CXX und Waltheri lex diploin.
pag. :27ö. Placitum mit ausgelassenem est stünde dann,
wie öfter, für placuit.
Die zu lib. XXIV, c. 46, §■ 3- gelieferte Conjectur:
eam portam, scali» priu» transgressos murum, moliri et
ex interiore parte vi claustra refringere jnbet empfiehlt
sich, zum Theil durch die Handschriften unterstützt,
recht sehr.
Lib. XL, 'ti, '!. ist von der gegen die Ccltiberer auf-
zustellenden Truppenmacht ilic Rede, und Liiins berich-
tet: legatus — respoudit, neque se , neque quenujuam
alium divinare posse , quid in animo Celtiberi haberent
aut pnrro habituri essent. Itaque negare nun posse, quin
rectius Sit etiam ad pacatos barbaros nonduiii satis as-
suetos imperio exerritum mitti. Novo autem an vetere
exercitu opus sit, ejus esse dicere, ijui scire possil, qua
lide Celtiberi in pace mansuri sint. In iliesein letzteren
Satze variiren aber die codd., und Herr Otto hat rich-
tig erkannt, dass die gewöhnliche Lesart aus dem cod.
Mogiiiit. : novo autem, an vetere exercitu opus sit etc.
nur ein quid pro quo sei. Da nun in dem Cud. Lov,
1. 2. 6' nnd Voss.: novo autem an ut vetere exercitu
possit tutus esse dicere, und im Lnv. 5. Marl. Oxon.
f... 1. .llead. in marg. und in den allen Ausg. vor der
.Mainzer: novo autem an vetere exercitu possit, tutiiis
esse dicere steht, so hat er mit Recht aus dem so oft
wiederkehrenden ut auf uti geschlossen und geschrie-
ben: novo autem an vetere exercitu Uli pussit rectius,
ejus esse etc., wobei nur das possit neben uti anstössig
erscheint, da man nicht weiss, wer das Siibject zu pos-
sit sei. Uarnm fragt sich's , ob man nicht in Verände-
rung jener Stelle noch etwas weiter gehen müsse, »io wir
überzeugt sind, wovon wir aber bei anderer Gelegenheit
sprechen werden.
Lib. XXVI, 'J2, 2 findet sich in dem Satze: Fulvius
Romaui coniltiorum causa arcessitus, quum cnmitia con-
sulibus rogandis haberet, praerogativa Vetuiia juniorum
declaravit T. IVIanlium Torqnatum et T. Otacilium, wie
er bei Urakenbnrch steht, an der Stelle des declaravit
in den Handschriften eine Lücke, woran» sich ergibt.
dass declaravit eine Conjectur sei, wesshalb Hr. O. an
dessen Stelle den gewöhnlicheren Ausdruck dixit zu setze»
geneigt ist. Dagegen ist nicht viel zu sagen; nur wird
damit auch nicht viel gewonnen, da ja auch bei Cicero
die Wahl unil Ernennung der Consnln durch declarare
bezeichnet vorkommt, und man nicht sicher weiss, ol> das
declaravit, dessen Urheber unliekaniit ist, nicht doch
vielleicht die Autorität irgend eines untergegangenen Co-
dex gehabt habe, ila einem Interpnlator das liAiifiger vou
jener Wahl gebrauchte dixit näher lag, als ileclaravit.
In demselben IJuche ist cap. t.S, (i, ho es heilst:
Praefectis sociiiin imperavit (consul), uti dnnbiis mitiiui
eqiiitiim deloctis ilenuiiciarent , ut etc. ilas in einigen codil.
felileiide milibus aus iler in iler Variante ac enthaltene»
Abbreviatur für mille jenes /alil«ort vom Vvti, herans-
gefiiiiden, und an seine rechte Stelle, nämlich nach-
eqiiitum, gesetzt worden.
Lib. XXVII, 7« gegen das Ende fehlen in dem Satze:
Ita provinciae exercitiiiiinque in eum nnnuin partita im-
peria die Worte in eum aiinum in mehreren Handschrif-
ten; andere, der cod. Flor. Put. Pet. Pall. .i. Voss.
Drakenb., haben an deren Stelle in eum locnin, wofür,
da alle Krkläriiiigsversuche als verunglückt erscluinen,
unser Verf. in enm niodnin schreibt, indem er auf die
öftere Vervteihseliing des iM nnd L in den codd. .'auf-
merksam macht. Auch ist diese Conjectur im Allgemei-
nen recht ansprechi'ud , nur dass das it.a am Anfange
der Periode dadurch matt, tidir gar überflüssig wird,
und ilas eum auf etwas \aclifiilgei)des verweist. Den
Zügen der Handschriften läge nun ebenso nahe und noch
näher die Conjectur : Ita provinciae exercitniimque singii-
loruin partiti impi-ria. Diese IVorte beziehen sich dann
zurückblickend auf die Worte Exercitiis ita per provin-
cias divisi, in i^. ^1. War aber in einer Handschrift,
ans der andere entiioiiiineii wurden, das s vor singulorum
verwischt, dann koiint<> ans ingulorum , oder abbreviirt
iiilorum, wohl entstehen in lorum. Denn nach Walther
im lex. diploni. pag. ((i'l und i70 wurile z. B. statt sin-
gulos verkürzt geschrieben si' " , statt singnlis aber sin'",
jedoch mit undeutlicheren hier nicht wiederzugebenden
Zügen jener Buchstaben.
Lib. XXXV, {(), 9. liefert unser Verf. zu den Wor-
ten: ipse (Philopoemeo) ex cetera copia (praeter levem
arinaturam) delectos nihil praeter gladinni secum ferentes,
exteniplo edacil; et diiariiiii portarum itineribtis — eos
instruxit, die gewiss gelungene Conjectur: ipse cum ex
cet. cop. del. nihil pr. gl. secum fer. exteniplo eduxiaset,
duarum portarum itiii. — eos instruxit; indem dafür,
ausser dem cum und tum in <leii Hanilscbriflen , auch
das darauf folgende instruxit spricht, welches si»h mit
dem in dem herkömmlichen Texte voraiigcheodeu educit
gar nicht verträgt.
Wir wenden uns nun zu dem Anfang der Schrift zu-
rück, um auch einige ton den Stellen und Coiijecturen
zu besprechen, wo wir mit ilcin Verf. nicht einverstan-
den sind.
Die erste zu Lib. I, c. .'i4, §• i. gemachte Conjec-
tur betrifl't die von «lern jüngeren Tarquiiiius an seinen
Vater gesaiultc Botschaft »bw den uiächligeu üinflnsis»
471
4T'3
»icii er lii-i ilfii JialiiiHTii iTl,iiii;t lial)C . nml zunächst
ilir 'W'iirtc: tum >" suis uniiiii «ciscifatum Roiiiam ad [)a-
(tciii iiiiltit, (|iiiilii.iiii se t'acore vellet? <|uaii(lo(jiiiilem, ut
omniii utitis (•'itiün jiossi-t , ci ilii «loHissriit. Wi(>»olil
iifiiiilu'lt I" «lies«'" Woitrii iiiclHs /ii einen) vollslÄnilijjcn
611111 TM fehliMi sriieinf, so s(c|j» iloch iii ilom omi. Flor.
^oss. '.'. Harlfj. t u. ..' , Leid. I ". 2, Ha>. a ni. l nnd
ileui Port. Kiviürhen unns und Gabiis norh das Wiirtchoii
urae, nelclies nach des JlcranjS. .lleiiinnj; liier nur die
öfter rorkominenile Ablrcvintiir fi'ir jiraetnr ist (oft auch
bloss p"r ;;es(hriolien), iiiil>ei er auf «las von Diunysius
bei dieser (Beledenheit {fel.rasiihte Wort aviu/.oajujfj
liinxoist (15. V, V. yft.). Ua nun aueh der üehraueh
jenes \Vortes praetor fiir oberster Feldherr nnbeslritten
ist, so ersriieint jene Vernintliung auf den ersten Blick
"ieirliwie in|;eni()S, so auch reclit annehiiilich, erregt
aber duili bei jjenanerer Pnif'iii'; einiges Uedenkeo. Es
erscheint nanilich neben dem unns <ler praetor etwas liber-
lliissig, fast »vic eine Rand^liisse; und nielit minder »i-
«lerslrebt auch ilas so j;anz allgemein ausgedrückte, alle
uiogliche Ulachtiollkonirnenheit , auch ohne «eiteren Zu-
satz , bezeichnende omiiia [losset einem solchen Beisatz,
«ic uraelor. Auch ist es et»as auffallend , dass die Stadt
(iabii hier an dieser Stelle noch besonders genannt sein
sollte, da doch der Vater »usste, ho er »ar, und wozu
er ihn dahin gesandt hatte. Die einzig richtige Lesart
uiöchle daher auf jeden Fall der Cod. Veitli. enthalten,
in «elcheni die JStelle so lautet: cjuandoquidem , ut unus
omuia 2»'"^ Gabinis posset. Dieser einfache, aber pla-
stische Ausdruck ist der einfachen, aber anschaulichen
ri.e<leiveise jener alten Zeit ganz angemessen; denn das
«rae drückt gerade recht nachilrücklich aus , dass es dem
jungen Tarcjuinins gelungen sei, allen Gabinern einen
Vorsurnng abzugei» innen und sich vor allen anderen den
Tüssteu Einfluss auf alle üllentlichen Angelegenheiten,
natürlich auch das Kriegsneseu , zu verschaffen. Es las-
sen sich auch mit jenem Ausdruck mehrere ganz ähn-
liche Constructioneu <les prae bei Cicero und Cornelius
ver"leichen , «oriiber wir, nui nicht weiliauftig zu »er-
den, auf Foicellini lenveisen. Nur prae nobis beatus
iici Cic. ad Fani. IV, 4. und Rnmam prlte sua Capua
irridebunt atijue contemnent, Agr. 2, 35- »"Heu wir hier
erwähnen. Auch diess mnss n<ich zu Gunsten der Prä-
nositlou prae an jener .Stelle in ilic Wagschale gelegt
«erden, dass der tief fühlende, anschaulich den Lesern
Alles vor die .Augen stellende Livius den Gebrauch der
Präpositionen sehr liebt, und sie oft auf eigenfhümliche
Weise, abweichend von deui Gebrauch früherer Schriff-
Bteller, z. ß. lies Cicero anwendet, wenn es darauf an-
kommt, Verhaltnisse recht klar zu machen und die Ge-
fühle iler Hlenschen durchschauen zu lassen, wie hier
z. B. ilie Erhabenheit und Wacht, in der sich der junge
Tarnuinius fühlte, und von der er dem Vater die frohe
Kunde melden liess.
Wir vergleichen zuerst die Worte '2'i, 14, 11: ne
ileticere praefestiuarcnt, eil'ocisse, sie hätten bewirkt, dass
dieselben nicht voreiiig abfielen ; prae cura unins (rci)
lor der Sorgte um die eine Sache, wo auch der blosse
AbJativ genug war, oder das minder lebhafte propter an-
^«Hanilt werden konnte, 3i 4(j, "; ebenso prae iiidigui-
late, (i, 4lt, 1; nuper a/ßictfis res nccem filii auilivit,
25, 41 , 1 ; Slib auctore certo verbürgt durch einen za-
verl.'lssigeu (lewahrsmaiiii , 2, 37, S; memiiii , quid per
eanclem occasionem — commissum sit, ib. §. ä; con-
tiimeliam quo tanilem animo fertis, qua per nosfram igno-
mjniani ludos coniinisi-re — cetera ouinia — acta per
eundeui ordinem, (|Uo cett. 22 1 22, 1 '^ , wo p. ord. bei
weitem anschaulicher, als der simple Ablalivus; 2,3^,2,
ex bellis bella serere ; 21, II', 4, alia e.v eis (statt prae-
ter ea) edita etiam in vulgus, 6, 1, ex nullius injuria,
statt cum, 45, 44, 11; ex injuria insauiens cxercitus,
statt propter illataui injuriam, 7, 3'J , lU, dichterisch,
wie bei Terent. Ad. 2, 1, 43; nox , qiiae omnia ex in-
certo majora territis oslcntat, 9, 24, '""i ; agro ex hiisli-
bns capto, 3, ()f^, (), nachdem gleichsam aus den Hun-
den der Feinde herausgerissen worden das Feld; ex In-
dia clephanti aus, von Indien her geholte Elephanteuj
statt Indici, 35, 32: alia ex aliis iniquiora postulari,
4, '.', 9; ager de rege .Antiocho captns , dem Konig An-
tiochus entrissenes Feld, 45, 44, 'J; proteniis ile via,
gleich vom Marsche \yvs, 31 i 21, V; uti aliqoo in ali-
quiil , 22» 25» 19- üeber den ähnlichen Gebrauch de»
ab, z. B. a victoria lactus , siehe Drakenb. zu ö, 5, 3;
zu 24, 31t, I. und 26, 1, 3. Fabri zu 21, 3(j, I). ül'er
solche Stellen zunächst, wo Präposition und Substantiv
einen Adje<tivbegriff ausdrücken.
An obiger Stelle bekommt aber gerade durch den
Beisatz prae Gabinis das Wort unus den rechten Nach-
druck, indem es hervorhebt, dass Tarquinius vor den
GabJiiera, deren iloch wohl auch viele auf die höchste
Macht AnsprMch machten, diese erhalten habe. — Haben
nun die oben erwähnten Handschriften nur prae Gabiis,
so ist <liess noch kein Beweis für die .Aechthcit des letz-
teren Wortes, da tlicss leicht aus Gabinis durch ein ge-
ringes Versehen eines Abschreibers entstehen konnte.
Endlich entscheiden auch nicht die Worte des Dionysius
zu Gunsten der Conjectur Praetor, da e:ie tiji> arro-
■/.nUTOga TTgouyuvom äo-/lju Nichts weiter bedeutet,
als: „Die Gabiner beförderten ihn zu uniinischrankter
Macht." Auf jeden Fall bleibt Hrn. Otto das Verdienst,
die Corrupfel jener Stelle zuerst angedeutet zu haben.
Dass wir, da die Präposition prae sich rechtfertigen lässt,
auch die kürzlich von Hrn. Prof. Klotz gelieferte Con-
jectur prope nicht billigen können, wiewohl nach jenes
Gelehrten .Ansicht die Rede <les Tarqninius, da er denn
doch noch nicht unumschränkter Herr von Gabii war, an
Wahrheit gewönne, und also aHch dem Vater glaubwür-
diger erscheinen müsste , ergibt sich aus dem oben zu
Vertheidignng der Präposition prae Gesagten.
Lib. 11, 33, 5. statt: lüde Poluscam , item Volscorum
cepit, welches eine Conjectur des Sigonins statt des hand-
schriftlichen protinus mucamitem, oder patronus inurami-
tem, oder propius mucamitem, oder ^tulmucam, oder
uiilcanutum, oder iinifantem, oder novocamitcm, oder pro-
tinus Diicantem, oder invocamitcm, oder inusiomonteni ,
oder endlich Ulscamitcin (woraus des Sigonius Conjectur
entstand) zu schreiben fllugillam, weil Moegilani vom
Dionysius erwähnt worden, hat recht viel für sich, uur
nicht so iranz sicher die andere bei dieser Gelegenheit
von Ilru. Otto mitbehandclte Stelle 2, cap. 3',), 3; in
473
474
Latioam viam transrersis tramiiikns transgressiia (<lax
Volscoruin) Satricum , Luiij^ulam , Polusrani , Coriolos,
novella haec Romaiiis o|>()iila ademit, mittelst ilcsseu er
bewrisen will, dass nicht alle lon den Volskern wieder
eroberten Städte von Lirius genannt seien und auch nicht
in derselben Ordnung, wie rou Dionysios , dass aber,
wie auch Jac. Gronov meint, anch hier, wegen obiger
Motyikexvo/' dieses Schriftstellers der Name Mugillani
in dem novella oder norellam, wie in dem cod. Aliireti
steht, enthalten »ei, wiewohl sich sonst jene Stallt nicht
weiter nachweisen lasse. Dagegen führen vielleicht so-
wohl der Verlauf der erzählten Gegebenheit, als auch
die Aehnlichkeit der Schriftzüge zu Entdeckung der ur-
sprünglichen richtigen Lesart. Es waren nämlich unter
den jetzt von dem Feldherrn der Volsker besetzten .Städ-
ten mehrere, <lie , weil sie früher \ olskisch waren, und
seit nicht langer Zeit, erst drei Jahre vorher, vom Posthu-
mius Cominius den ROniern unterworfen waren, vermügc
der von) Oionysius, tj, 94, erwähnten E^^QU -^(lOQ xovi
Piouaioi'^ sich jetzt willig dem Volskischeu Heerführer
nnterivarfen. Livius gebraucht hier zwei verschiedene
Verba; erst ademif, welches sich auf die Städte bezieht,
welche der Volskische Feldherr den Rüuiern nur weg-
nahm, so viel als ilenuo in deditioneni accepit, indem
er ihre erneuerte freiwillige Unterwerfung annahm; dann
cepit in liezirhung auf die mit Starm eingenommenen
Städte. Auf eine solche Sonderung der Städte deutet
auch die Erzählung anderer Schriftsteller, nur dass sie
in der Zahl der Städte von einander abweichen. Dio-
jiysiiis von Halikarnass erwähnt VllI, 14, dass bei dem
ersten Zuge des Marcius Coriulanus die Kig/.uioi oder
Circeji, bei denen doch eine römische Colonie war, sich
diesem willig unterworfen hätten: dvoii;o,vx£s f S ^IJ~
kag i^TjSOav, öu-oae toi^ tioKsuIui^ dvoTikoi, Traoa-
kaßeiv triv nutuv dt/ovwe^, uneQ aihoi^ aixiov
tov fAtjötv Tiaifeiv üvtjy.tTTOV iyivsjo. Derselbe er-
zählt dann c. 16, im nächsten Jahre, als die Consuln
Spurius Rautius und Seiliis Furius ein Heer sammelten,
hätten sie nicht bei allen Bundesgenossen Unterstützung
gefunden, sondern einige hätten sich dagegen gesträubt,
ja einige wären sogar auf die Seite der Volsker getreten:
Ttdtj öi TLva y.o.i acfioiuxo avttijv iy. tul< (pai'eoov,
y.ai Toiq Oi'okoüayoii arvvekäußave- tiij(S-
TOI de ijQtav Ai/.avol xiji anoaxcioeuji etc., und
bald darauf u(ji;aixii'u}v ön xoixwv Tvokkoi y.ai rujp
äkkojv oi'ii/iäyujv y.pi'cfa avvikdfj.ßo.vov roit; Oi'o-
kovtT/.oii. Im U). Capitel werden dann unter den Städ-
ten, die sich freitoillig den Volskern unterwarfen, auch
Corbio und Vorioli genannt, welches letztere auch bei
Livius mit unter denen begriffen ist, von denen es heisst:
ademit. Dionjsins sagt: ÜTiijye xr,v dvvauiv (nämlich
von Corbio) int zijv Kuoiokavüjv ■jtdkiv ■:iaoaduv-
xuiv ÖS xdxilvijii Tujv tvdov df^aiijxi, y.aX oj^ futxd
■:iokkijg TiQoi^tfjtag dyoodi t£ nagaaxövTtup xy 6v-
vdf^ei xai ;i;p;;'(UaTa, y.ai öcra dkka iireTSxay.xo ai-
roii, dnf.ye xr;v ox^axidv uiq ötu cpikiai; yij<;. naw
yuQ xai Touxu eanoiiSai^ev , w; uijötv oi nagaöi-
dovTEi avToi^ Tug noken; nädoiev wv cptkei öoäv
6 Tioksfxog. Während also il/arctus so mit weise berechne-
ter Schonaog die Städte, welche sich freiwillig ergaben,
Zeilschr. J. d. AllerlUumiW,
für seine Sache gewann, brauchte er Genalt gegeu wi-
derstrebende, und eroberte zunächst liukai mit Sturm
(an dessen Stelle Livius Vitellia nennt). Sein weiterer
31arsch fand keinen Widerstand bis bei Laviuium (c. 21 :
fiCxa Tovxo Xwga iE, oaijv äiunufjevutxo, vnoxEi-
Qiog }']v, xai Tiokig oCdeuiu i'jvavxiovTo 'i^uj
' .^luoviviuu), welches Livius etwas früher erwähnt. Hier
«vird das von Lirius erwähnte Lougula nicht mit genannt,
wohl aber B. VI, <.l|. unter den den ^'olskern abgenom-
menen Orten, daher es wohl auch jetzt die ^dlsker mit
ulfenen Armen empfing; ebenso Polusca und Corioli au
derselben Stelle; und danach zu schliessen, müchte die-
ses vom Dionysins erwähnte Polusca auch an iler ersten
oben behandelten Stelle gegen das eingeschobene Mu-
gilla wohl vertheidigt »erden können. Unter ilen mit
Sturm eroberten wird dann von Dionysios (B. \'III, 10.)
noch die Stadt der ylaßi/.uvui genannt, bei Livius ebeu-
falls Lavici ; unter denjenigen latinischen Städten aber,
welche es mit den Römern hielten, und welche IVlarciug
nach Beantwortung der ersten römischen Gesandtschaft
eroberte, erscheint ebendas. c. otj. auch yluyyuku, und
dann erst Satricum. Nächstdem wird K.(xiu erwähnt,
welches Livius nicht hat, und Ilokvoy.avujv 'f_u.Qa,
welche beide nicht lange Widerstand leisteten, weil viel-
leicht nur die römische Besatzung kämpfte. Hierauf
fallen die 'Akßl)]cii.i und Moiyika.voi durch Sturm in
seine Gewalt, Corioli aber, das wahrscheinlich nach der
oben erwähnten Einnahme durch die Volsker von den
Bümcrn wieder besetzt worden war, durch \ ertrag l^y.u.S''
ü^okuyiui). Im Ganzen nahm er, wie es daselbst heisst,
in dreissig Tagen sieben .Städte ein, und die Art der
Einnahme wird genau unterschieden in den Worten : ci^
(ü dt Tai Auxivuiv it,i]QEi xe xai Ti^iogijyETU
Tlökcig. Appian erwähnt auch (lib. II, c. 5.) die Er-
oberung jener sieben Städte, ohne jedoch die Art der
Einnahme zu bezeichnen : Toansii; E'Jii Tovg dkkoig
ylaxivoi'i etttu Ttoksig ai'Tojp eike Taig Tgtdy.ovra
rifAtgaig, Plutarch bestätigt im Leben des Coriolaous
(c. 28.) ebenfalls die freiwillige Unterwerfung der römi«
sehen Colonie Circeji bei dem Angriii desselben, und dass
sie von ihui geschont worden sei: y.ai Tixürni' evduv-
oav iüovaiwi ovÖEv tjöixtjoe; worauf er auch einige
iatinische Städte nennt, welche von ihm mit Gewalt
eingenommen wurden, nämlich ilie der Toleriner , Lavi-
caner , Pedaner und Holnner , welche letztere geplündert
wurde, die Einwohner aber als Sdaven behandelt. An-
dere, welche sich /reiwillig unterwarfen, die aber Plu-
tarch nicht nennt, behandelte Alarcius desto milder:
Tujv de iiQOixidEf^ai'uji' int^skitav iTrunixo Ttokkijv,
uTtujg fiijö' dy.ovxoq avxuv ßkduxoivTO, ■jrogöojxd.xu)
oxgaTOJiedci'UJv , xai r;;s" j;wp«« dTiEyöjj.Evoq. Wäh-
rend der dreissig Tage Bedenkzeit, welche Marcius den
Römern nach der ersteu Gesandtschaft an ihn bewilligte
(Dionys. VIII, 35; Pli't. Cor. c. 30- und 31.) fand die
Eroberung oben erwähnter sieben Städte statt, welcher
Plutarch auch gedenkt, ohne sie aber zu nennen: Kai-
TOi xuv XQovov TOVTOv 6 MuQXioi oi'X dgyuv öirj-
yev, dkka. Toiig ov/btfidxovg tüv nokEfiiuiv icf^Ei^ev
E-KiMv y.ai TTEQtExoiCTE , y.ai TCukEic, hm: d ^isyakag
y.ai Ttokvav9Qu>7r ovq ekaßev. Alle diese Stollen,
32
475
476
ilie wir, um die l'rrliflKiiiss« jener Zeit in hpllerns Lirht
zii seiieu, liier spcricll aiifziirrihrMi , filr iiütlii); hielten,
bc» eisen iinu, ilasü nirht alle von Livius an oliiger Stelle
prnannfr Sl/i<l(i' niit (im alt riii|;on(>niinen wnrilen, son-
ilern ilass einiffe "i< li freiwillig unterwarfen. Kehren wir
nun roll «ler Verjjleirliniij; iler Berichte anilcrer Schrift-
stellrr üu dem «les Livius znriirk iinil zu ilem Worte
norella, so liegt, wenn »vir die lilliclien Abbreviaturen
der Absclireiber beriuksirhtijren, ziemlich klar vor Au(;en,
Mornus jenes norella entstanden, und welches die Hellte,
urs|iriiiif;lii he Lesart sei, iifiiiilich volentiu liaec Romanis
opiiida aiieniit. Das Wort volo, voleiis wurde bedeutend
abbrevirl, uiiil so bekam jenes Particip die Gestalt uo"»
(«. Wallheri lex dr|>li)iii. |). 4'2ti). Üji nun aber auch (las
Wort novclla auf aliiiliche Weise abbrevirt wurilc, näm-
lich no'" oder als Arcusativ (wenn wir die Lesart novel-
iam beachten) no'™ (s. Wallli. p. VHI), so konnte, da
ja n uwd u so oft vertauscht wurden, sowie nur der Punct
Viber dem i des ersten Wortes geschwunilen war, leicht
statt volentia gelesen «erden iiuvellam. Was aber den
Gebrauch des W. volentia für freiwillig anbelangt, so
bedarf derselbe kaum einer weiteren ßegründting; doch
wollen wir auf die öfters vorkoiiiinendeii Unterscheidungen
popiilos vi aut voluntate in deditinnem accipere hinweisen
(z. B. 29, H; ib. 38; 42,3'-'.), und auf die Worte vo/««-
tate in il'.fionem roucesserant, 30, 7, 1; aliis sua volun-
tate affluentibus 3ti, 12, 2; voluntate secuti 37, 39, 6;
rf. 30, 7, 1 ; voluntate in ditionem venerunt, 2 ', 3!S) 1 ;
voluntaria deditio, 23, 14, 3; 23, 17, 4; «nd hinsicht-
lich des Gebrauchs des Parlicips auf diess: si — dignos
judicaverint , ab ijuibus doiiuin animo ac voluntate eotum,
qui liientes darent, quam rc majus ampliu.sque, acciperent,
22, 32. 8. ""d victoriam volentem propitiamque, 22, 3T, 12;
aut volentiius üs usurus coniiiieatu parato hostibus, aut
— 37, 27, 7. Durch diese Veraiiileriiiij; erhalt auch
das sonst auflallend überflüssig erscheinende haet eine
genügende Beziehung, nämlich volentia haec, was so viel
ist, als et haec qiiidem vol., und diese zwar als freiwil-
lige, oder mit ihrem Willen.
Lib. II, c. 47, §• 12. glaubt der Herausgeber in den
Worten, womit Linus von der den Fabiern zu Theil
geMordeneu ^'olksgnnst spricht: Inile populäres jain esse
Fabii : nee hoc ulla nisi saliibri reipublicae arte einen
Fehler zu entdecken. Jenes ulla rührt namlirh von Al-
dus her, in den Handschriften steht dagegen alia re —
parte; oder iiullo alia re — parte; oder alia re, nisi ut —
parte; oder nee ulla alia re, iii hoc saliibre r. parte ; oder iiec
hoc ulla re alia, nisi - parte; iiec hoc valere nisi sal. r.
parte, oder endlich nee ulla alia re ^ parte. Dariiiii schlagt
er ror, ji'iie Worte so zu corrigiren: nee hoc ulla alia
re, nisi salnbri reipublicae arte, weil das alia re «ohi
nicht ohi'.e Grund dastehe. Das klingt nun schon ganz
gut und kommt den handschriftlichen Lesarten ziemlich
nahe, nur bleibt dabei immer das Auifallende, dass die
Handschriften alle am Ende das Wort parte haben, und
es sich nicht absehen lasst, wie jenes arte zu dem Zusatz
des p gekommen sein sollte. Stande es nur in einer, so
könnte man annehmen, es rühre daher, dass das vorher-
gehende VVort reipublicae .Tblirevirt geschrieben gewesen
sei reipp. , uoion das eine p zu dem folgenden AVorle
gezogen wurde. Allein in allen Cudd. sieht parte. Wie
nun, wenn ilieses Wort nicht am Anfange, wie Hr. Otto
meint, sondern am Ende corrumpirt wäre? Stand in einem
alten Codex abbrevirt bloss part oder pt , so konnte es
allerdings gelesen werden parte , aber auch partum, wie
diess Walther in dem lex. dipl. p. 303 ilurrh ein Bei-
spiel erjveist (über t für tum s. Goescheii ad Gaj. p. CXLI)
und partum halten wir für die ursprüngliche Lesart, 80
dass der .Satz so lautet: Inde populäres jain esse Fabii ;
nee hoc ulla alia re nisi salubri reipublicae partum, „und
diess war durch keine andere, als eine dem Staate nütz-
lirho .Sache erworben." Diese Wendung passt auch viel
besser in den Zusammenhang, da von einem durch be-
wiesenen Patriotismus bereits erworbenen Bi'liebtseiii beim
Volke die Rede ist, und nicht von einer noch fortdauern-
den Kunst, welches in dem fortwirkenden esse nothwen-
dig liegt, wenn jenes von uns ergänzte Participium nicht
folgt. Heber dieses ^Vrbuiii vergleiche man aber noch
diese Worte <les Livius: ob receiiteiii farorein unica mo-
deratione partum, üb. IV, c. Ö7 , §. (). und amicitiain
meritis partain , lib. XLIi, 4(i, l*).
Lib, III, 13, 3- und 4. liest man: Haec Volscio cla-
initante aileo conrit.iti homines sunt, ut haud mitltum
abfuerit, quin impetu populi Kaesn interiret. Virginius
adripi jubet homineiii et in vincula duci , patricii contra
vi resistunt. Die Worte contra vi sind von J. Fr. Gro-
nov ans der Aldina (wo unter den Erratis jedoch vi con-
tra vim zurückgeführt ist) und der Juiitina aufgenommen
und dann in die neueren Ausgaben übergegangen; in den
Handschriften dagegen liest man anders; nämlich im cod.
Flor.: patricii vis contra vim resistunt; in dem fragm.
cod. Hav. : patr. contra vim res.; im Hav. Oxon. L. I.:
patricii vi res; im Pal. 2 nnd Hariej. 2: p. vi contra
res.: im Oxon. L. 2. und C : principi's contra vi res.;
im A%)ss. 2., im Gaertn. Port.: patr. contra vi res.; im
Voss. 1., Leid. 2., Lips. und Harl. 1: p. vi contra vim
resistunt. Hrn. Otto's Annahme zu Folge hat nun der
ersterwähnte Florentiner Codex das XVahre, wenn man
nur vis in vix ändere und daher so schreibe: Patricii
vi.v contra vim resistunt. Allein ila man aus dem Zu-
sammenhang der Stelle ersieht, dass von beiden Seiten
Gewalt angewandt wurde, und die Sache erst mit der
Ankunft iler herbeigerufenen Tribunen zur Entscheidung
kam, so erscheint das vix etwas matt uiij überflüssig;
und da, wie sich aus dem Obigen ergibt, mehrere Haiid.-
schriften vi und mehrere vi contra vim haben, so möchte
wohl das Natürlichste sein, anzunehmen, Livius habe
geschrieben cojttra vim vi resistunt, nach der auch bei
Cicero geHöhnlirhen Wortstellung, dass der etwas früher
liegoiinei'.es aiisilrückende Accusativ vorangeht, und der
Ablativ folgt. Wie obige Verfälschungen entstanden seien,
lässt sich leicht daraus erklären, dass ja in den Iland-
srhrifteii so oft von zwei auf einander folgenden ziemlich
gleichlautenden Wortern, namentlich so kurzen, eins ver-
gessen wurde. Zur Uestatigung des AVortes vim brauchen
wir nur auf die vorhergehenden Worte liaud iiiultum ab-
fuerit, quill impetu populi Kacso interiret zu verweisen.
Ulan vergleiche übrigens diese Worte lies Livius: quan-
doquideiii nostra tueri adversus vim atque injuriam justa
vi uon vultis, lib. Vll , c. 31, §• '>
477
478
In (lemsflben Capitel wird §. lO- ron dem Vaier des
Kaeso erzählt, er habe, um Bürgsrliaft fi'ir seinen Solin
XU leisten , sirh alles seines Verniügens entäussern müs-
aen , und habe dann aus:<erbalb iler Stadt . jenseits der
Tiber, in einer Hütte gewohnt. Da lautet nun der ge-
wöhnliche Text so: pecunia a patre exarta criideliter,
nt diienditis omnibus bonis aliijuamdiu trans Tiberini,
peluti relegafns, devio quodam tujfnrlo riveret. Aus-
ter der Lesart devio aber, welche in dem cod. Neap.
Lat. steht, und ausser devo im Flor, und VVormac, bie-
ten ilic Handsclirifleu auch noch vili quodam; de ville;
in i'ili ; de iillu: de lili; de nlla tuguriu und am Kande
als Correctur ile agellu (wnlirscheiiilich nur als Erklä-
rung des tugurio, mittelst der ^Vo^te des Valerius IM.
4, 4, 7). Hr. Otto sieht die Lesart de vili fiir die rich-
tige an, und meint, man sei von <iie.ser nur darum ab-
gewichen, weil man das de nicht ver.stanilen habe, da
man es doch dem latein. Spracb>;ebrauch völlig gemäss
Ton dem Ertrag einer kleinen Hi'itte oder eines kleinen
(jütchens verstehen könne, uiiil da ja auch Valer. IM.,
der meist aus Livius schöpfte, sage: poenam — hujus
agelli reiiitu soivit, und üioii^»ios (10, .S.), es wäre dem-
selben übrig geblieben f^iiyouv {"j^uiQiov) nifJUV ToO
Ttßegsuj^ icoiaiiov , iv w TUTieivtj ti; i'iv y.akufiiu
Anfi'allend bleibt ilabei aber immer das vivere de vili tu-
gurio, da mit dem Worte tugurinm durchaus nicht, nie
etwa mit villa oder praeiliiim der Uegrlff eines dabeilie-
genden Stückes Land verbiinilen ist, von dessen Ertrag
einer lebt; auH'allend ist auch, dass Hr. Otto meint, Li-
vius habe nicht sowohl die Einsamkeit des IMannes, als
die Armuth hervorheben wollen, da er doch vorher die
Worte braucht veluti relegatus. Dazu kommt, dass das
V'erbnm relegare gewöhnlich einen Beisatz hat, welcher
andeutet, von wo Jemand verwiesen sei, um! louliin, und
tlass man also auch hier geneigt und berechtigt ist, nach
beiden Bestiminuiigen /u fragen. Die Frage wohin ist
nun genügend beantwortet durch ilie Worte traiis Tiberim;
die andere l'rage , von wo, lüsst sich freilich ans ilem
Zusammenhang leicht beantworten, nämlich aus der Stadt
Rom, seinem bisherigen Wohnsitze. Allein Livius über-
lässt in der Regel dem Leser nicht so viel zum Ergän-
zen, als Tacitus, und so ist es hier gar nicht unwahr-
scheinlich, dass Livius, sowie Dionysios, welchen bereits
Hr. Otto citirte (diese Worte meinen wir: vTlu kl'jTij^
xai nsvli;^ orte tijv nokiv öoviv, oi're ffikovi; dana-
y,0/JCVUC, OVIS tuoTuCujl/), bei iler Schilderung; des
Unglücks des zu Grunde gerichteten Vaters vor Allem
das hervorgehoben habe, dass er durch die Veräusseruiig
aller in der Sladt liegenden Besitzungen geniithigt wor-
tleii sei, diese selbst, »einen gewohnten AVohnsitz , zu
verlassen, und gleichsam, wie aus ihr verbannt zu leben.
Dazu kommt, dass auch Valerius M. an der oben er-
wähnten Stelle zwar nur einen agelhig erwähnt, von dem
L. Quinctins Cineinnatus gelebt habe, aber doch noch
vier Morgen Landes nennt, die dazu gehörten, und von
den früher besessenen sieben , nachdem er drei in Folge
einer Bürgschaft für einen Freund an das Aerarium ge-
zahlt hatte, übrig geblieben waren; und dass derselbe
Schriftsteller dabei hervorhebt, da L. Q. Cinc. von dem
Ertrag dieser noch ferner bebauten vier Morgen das
Strafgeld seines Sohnes abgetragen habe, so sei dieM ein
Beispiel von sehr ehrenwerther Aruiuth. Als ilas Un-
glücklichste in dessen Lage inuss also angesehen werden,
dass er zwar nahe bei der Stallt, und doch wieder fern
von ihr, wie in der Verbannung, lebte. Wir vermuthen
daher, dass Livius geschrieben habe: iit — trans Tibe-
rim veluti relegatus de urie <juodam tuguriu viveret, und
denken bei diesem tngurinni an ein ursprünglich nur für
einen villicus und dessen Arbeiter bestimmtes unansehn-
liches Haus, welches von dem in Rom bewohnten an
Umfang und innerer Eiiirichtniig bedeutend abstach. Auch
weichen die Worte de urbe abbrevirt gedacht de iie oder
übe von den jetzigen handschriftlichen Lesarten, nament-
lich dem devio oder deuu, oder dem de nlla und de uili
nicht sehr ab. Ob diese unsere Vermuthung die rich-
tige sei, oder die von Hrn. Prof. Klotz ausgesprochene,
dass entweder devio quoiiain in tiigurio viveret, oder,
falls in den oben erwähnten Corrupteleii noch etwas An-
deres zu suchen sein sollte, so zu schreiben sei: Pecunia
a patre exacta , ut is, divenilitis omnibus boiiis, aliquain-
diu Irans Tiberim, veluti relegatus, deserto quodam in
tugurio viveret : mögen nun Andere enlschclden. Wir
haben uns wenigstens weniger weit von deu Zügen der
Handschriften entfernt.
Lib. IV, :{5, 4. ahndet der Verf. ganz richtig, dass
in den AVorten Spectacnlnm etiam comitate hospitum, ad
quod puhlico consensu venerant, advenis gratius fuit, diu
gewöhnliche Lesart noch nicht das Wahre enthalte, und
ist mit Gronov der IMeiniing, dass in der Lesart des
Florentiner Codex: spectnculum comitate etiam hospitium,
ad quam consenserant consilio, consensu publiro venerant,
adveuis gratius nfuit, wenn auch durch Corruptel ent-
stellt, das Richtige enthalten sei; iloch weicht derselbe
von Groniiv's Vorschlag: etiam rnmitate hospitii, in quam
publice consenserant, aduenis gratius fiiit, ab, und schlägt
vor, zu schreiben: spectaculum comitate etiam hospitii,
ad quod public« consiliu consenserant, advenis gratius
afulsit oder aifiilsit. Hierbei ist aber einmal das alfiilsit
anstössig, weil dieses A'erbnm gewöhnlich nur von Din-
gen gebraucht wird, die durch ihren Glanz und ihre
Herrlichkeit einladen, hier aber von bereits ausgeübter
Gastfreundschaft die Rede ist, welche den Fremden den
Besuch der Spiele um so aiigeiiehmer machte. Dann ist
bei jener Zusammenstellung der Worte das Subjerl zu
consenserant zweifelhaft, da es gegen des Livius natür-
liche Sprachweise streiten würde, wenn nian aus hospi-
tii heransdeiiteii sollte liospites. Es möchte daher wohl
hospitum aus der A'iilgata beibelialti-n werden müssen,
wofür hospitium, welches der cod. Flor, und Hav. hat,
vielleicht nur ein Decliiiationsfehler eines Abschreibers
ist; dann auch die Worte ad quam, welche ebenfalls
jener Flor, hat, und aiissenlein noch einige andere codd.,
während nur wenige et quod oiler ad quod haben; hier-
auf bloss publice, wovon consilio und consensu publiro
venerant wohl nur Erklärungen sind. Die Stelle gestal-
tete sirh daher nach unserer Ansicht einfach so: comi-
tate hospitum, ad quam publice consenserant, nämlich
die Römer, die ihre Zwietracht um der glänzendereu
Feier der Spiele willen auf einige Zeit vergassen; wenn
man uirht an die tribuni militum consulari potejtate alleio
32*
479
480
«lenken will, weil ci vorher biess, die Spiele seien glSii-
zrnil g^ewesni in Folf^e der Zur<'is(ungcn >'on Seiten jener
Triltunrn (Iriliunornin niilKuni apparatu). Ob <las Wort
{rratius eine flriile Losart sei, nWichten wir ancli bezwei-
feln, weil die an sich sinnlose Lesart »ratiiis afuit, wel-
che in sieien codd. steht, anf etwas schliessen lässt, was
zwisriien diesen beiden Worten stand, und in dem afuit
nur entstellt ist. Vicileirht schrieb Liviiis gratissiinum
fuit, woraus in Folpe einer Abbreviatur gratissm jenes
gratius a entstand. Zu IJeglanbijfnng jenes publice ver-
gleiche man ausser der von Hrn. Otto citirten Stelle 5,
30, 3. (cum Caeritibus publice hospitium fieret) auch
exsulatum publice ire nach gemeinsamem Beschluss
Aller insgesammt in's Exil gehen, 5, 53, 8. Das
^'orbum conscnserant aber bezeichnet hier in seiner er-
sten ßedputnii^ ganz speciell die seltene Harmonie, zu
der sich ausnahmsweise in diesem Jahre, wo weder Krieg,
noch [Inrulie im Innern, wie im vorigen, stattfand, alle
Bürger einmal durch völlig einstininiigcM Beschluss ver-
eiiii};teii , um die Fremden gastfreundlich ziivorkom-
nirnil anrzunehnien, da hingegen gleich nach Beendigung
der Spiele die alte Zwietradit wieder ausbrach: Post
Indos conciones seditiosae tribunurum plebi fuerunt. An
einer anderen Stelle construirt freilich Livius con-
sentire in, nfimlich <), 7, 7: publica auctorilato consensum
in omneni formam luctus est, allein da ist das Bild einer
Form gebraucht, in welche der allgemeine Schmerz, wie
in einem Guss, sich ergoss, hier aber ist von entgegenkom-
mender Artigkeit die Rede , und ilarum zog hier Livius
vor, ilie Präposition ad zu brauchen.
Lib. IV, 43, 4. haben die meisten Handschriften: rem
praeter duos urbanus quaestores duo, (jui cnnsulibus ad
ministcria belli praestii essent etc. , mit Weglassung des
ut nach rem und Einschaltung des qui nach duo (ab-
weichend von der Vulgata bei Drakenboreh), wofür Gro-
nov schrieb duo ut, mit Weglassung des qui. Der Verf.
der Ditinaliones aber glaubt, es stecke in dem qui ein
Fehler, und schreibt dafi'ir: quam rem ut praeter duos
urbanos quaestnres duo quidem consulibug praesto essent,
a consulibus relatam quum etc. Nun lässt es sich aller-
dings denken, dass aus quidem, verkürzt qd geschrieben,
wenn nach ^'erwischnng dieses il nur q übrig blieb, sich
die Lesart qui ergab, welche bekanntlich su abbrevirt
wird; allein für das ^'erständniss, für den Sinn der gan-
zen Stelle wird ilaniit Michts geHonnen, im Gegentheil
viel verloren, weil das quidem hier nicht anilers als über-
lli'issig und lästig erscheint. Dem Zusammenhang der
Gedanken und der Absicht der Consuln nach küniite man
ehe*' schliessen, jenes q sei ein Rest von eq oiler aeque
(s. Walllier. lex. dipluin. p. 112), wodurch angedeutet
würde, dass, ausser den zwei quaestores uibani zu Un-
terstützung der Consuln in Vermalfung der stüdtiiichen
Angelefreiiheiten , ebenfalls zwei bestimmt seien, die den
Consuln bei Verwaltung ihrer Geschäfte im Felde zur
Hanil seien. Kine solche Vergleicliungspartikel erwartet
man um so mehr, als der vorhergehende kurze Ausdruck
urbanos quaestores, statt qui in urbe subministrabant ,
qiilbiis opus esset, erst im Folgenden durch die mit aeque
eingeleitete Vergicichung seine volle Bedeutung erhält.
Sowie aber das aeque einmal in qui corrompirt war, so
konnte diess anderen Abschreibern Veranlassung geben,
das vorauggehende ut als überflüssig, wie sie meinten,
neben dem qui wegzulassen. Nimmt man daher an, jenes
qui sei aus aeque entstanden , so darf man sich auch
nicht scheuen, das ut nach rem einzuschalten. Der kürz-
lich von Hrn. Prof. Klotz gemachte Vorschlag, statt qui
zu schreiben quaestorem , welches dem Sinne nach aller-
dings passend ist, aber doch etwas überflüssig und hart
erscheint, indem dasselbe Wort ohne ?ioth dreimal nahe
bei einander steht, nämlich: duplicando quaestorum nu-
mero, ut, praeter duos urbanos quaestores, duo quaestores
consulibus — praesto essent, weicht doch in seiner Abbre-
viatur qstT etwas mehr von dem handschriftlichen qui ab.
Doch hier brechen wir die IMittlieiliing der von uns
bei genauerer Prüfung jener Diviuationes aufgezeichneten
Bedenken und Gegenvorschläge ab, um nicht die Grun-
zen, die einer solchen Anzeige gesteckt sind, zu über-
schreiten, und verweisen diejenigen, »eiche sich für die-
sen Gegenstand interessiren , auf das Programm des hie-
sigen Gymnasiums von diesem Jahre, in welchem wir
auch einige Bemerkungen über die von Hrn. Otto be-
handelten Stellen haben abdrucken lassen, und worin
wir, in der Meinung, dass diese Anzeige früher zudi
Druck kommen würde, bereits auf diese verwiesen.
Nur über die Form, in welche der gelehrte Verfasser
seine Divinationen eingekleidet hat, bemerken wir noch,
dass er auch darin viel Gewandtheit und Geschmack
und zugleich einen correcteii , edlen lateinischen Ausdruck
bewährt hat.
üas Aeussere der Schrift ist anständig, und die Zahl
der Druckfehler nicht bedeutend. Wir erwähnen j). 2,
Z. 2. ein (/j für ein o; p. 10, Z. 14. doTluCüijCVOl
für doTiaCiJ/isvoi; p. 12, Z. 1. von unten relatum statt
relatam; Z. 12. concensis statt concessis ; p. 13, Z. 15.
mullatione statt mutatione; p. 19, 9. XII statt XXII;
p. 25, Z. t). von unten quiqus statt quibus ;p. 14,
Z. 3. V. u. quud statt quoad ; p. 27, Z. 17. fortnna statt
furtunata; p. 43, Z. 18. verbum statt verbis; p. 4^, Z. 25-
lacte statt lac und Z. 4< >'. u. potuls statt potuit; p. 50,
Z. 5- erit statt sit ; p. 54, Z. lö. Ferracinae statt Ter-
raciiiae; p. öl, Z. 4. quaesti statt questi , p. (i2, Z. 21-
columniae statt calumiiiae; p. 67, Z. t'J. fehlt nach a ni
die Zahl 2; p. ÖS, Z. 2. v. a. sigillum für siglum; p. 72,
Z. 13. V. u. buac statt quae.
Celle. F. Kästner.
50. Zur Kritik des Livius.
Bei dem Streben, den Text der Livianischen Ge-
schichtsbücher auf die ältesten und bessten Mss. zurück-
zuführen, ist bis jetzt der vierten Dekade verhältniss-
mässig die wenigste Berücksichtigung zu Theil geworden.
Bckker hat zwar den ältesten vorhandenen Codex, den
Bambergensis, in Händen, aber leider nicht immer vor
Augen gehabt und sich fast durchweg an dio ungenaue
und mangelhafte Collatinn von Goller angelehnt. Erst
durch Krevssig ist durch eine neue und gewissenhafte
Vergleicliung künftigen IJearbeitern die Bahn gebrochen,
auf welcher die Reinheit dieses etwas vernachlässigten
481
482
Atiscbnittcs am ein Bedeotendes gefördert werden kann.
Bei allen Vorzügen, die diese Bamterger Handschrift
entuickclt, ist sie doch »"on maniiichfachen Felilern, wel-
che meist vom Schreiber herrühren, namentlich durch
Auslassung einzelner Worte, etwas entstellt, Messhalb
man sie nur mit genauer Berücksichtigung des übrigen
kritischen Materials als Richtschnur bei der Wiederher-
stellung des fraglichen Theiles benutzen kann. Unter
den tun ürakenborch zu Rathe gezogenen IVIanuscripteu
sind der Lorelianus primus oder Cniacianus und der
Vossianus die relativ bessern. Auch der Dresdensis, wenn
gleich sehr jung, enthält manches Gute und Öfter das
allein Richtige, wie ich späterhin aus einer neuen Ver-
gleichung, die mir du.-ch gütige Vermittclung des Hrn.
Dr. Böttcher zu Thril geworden ist, darzuthun Gelegen-
heit haben werde, iüin zu diesem Abschnitte noch nicht
durchgängig verglichenes Alauuscript, welches Draken-
burch zu den 4 ersten Büchern der ersten Dekade be-
nutzt uml neuerdings auch Aischefski zum 30. Buche
cullationirt hat, befindet sich auf der Rathsbibliothck zu
Leipzig. Eine Vergleichung desselben werde ich noch
zu bewerkstelligen suchen.
Nachstehende Bemerkungen über deu Anfang des 31*
Buches betreffen nur solche Stellen, in denen die Lesart
der Handschriften eutneder von den Herausgebern ver-
worfen, oder bis jetzt noch unbeachtet geblieben ist.
In beiden Füllen ist Unterzeichneter bemüht gc»vesen,
das Wahre zu fertheidigen, und hält sich überzeugt, dass
aus dieser geringfügigen Probe seine Ansichten über die
Behandlung dieses Theiles der Lirianischen Aunalen zur
Genüge entnommen werden können.
Cap. 1, 4. ist für die zusammengezogene Form, wel-
che Lir. bei den Zeittiürtern der 1. Cunjugation aller-
dings liebt, wie Drakenb, ad 21, 44, 7. nachweist, nach
dem Vorgange des Cod. Bamb. occupaverint zu lesen,
worauf auch iler Dresd. hinzeigt, dessen von Drakenb.
übergangene Lesart occupaverunt ist. Vgl. 34» 32 1 2.
Gleich «larauf steht bei Drak. qui primus bellum Kar-
thaginiensibus iiitulit , «voran dem Sinne nach nichts
auszusetzen ist. Es handelt sich hier aber nicht um den
31ann , welcher deu Karthagern den Krieg zuerst ankün-
digte, sondern um den ersten Krieg selbst, wesshalb
denn auch mit Bamb. Voss. Lov. 2. 4. ö. 6. Aleadd.
Dresd. prinium bellum unbedingt herzustellen ist. Die
Ascensiana l.jlO gibt prius bellum. Vgl. (j , 11, 7, wo
mit Düker, primus omninni zu lesen ist; (S , lö, 9;
34, 14, (). Im g. 5. ist auli'allend, dass bis jetzt noch
die in der Ascensiana 1513 zuerst gemachte Aenderung
ac velut prufnndnni iniehi in allen Ausgaben Platz behal-
ten hat, da die IMss. das allein Richtige darbieten. Man
lese mit Bamb. ^'oss. Lor. 1. 2. 4. .j. 6. Meadd. Dresd.
ac velut prufundam. Bei der Vulgata ist velut überflüs-
sig, üeber die Auslassung der Präposition Fabri ad ,>'.>,
•S, 3; über altitudo profunda Liv. 3.S, 23, 7. (in welcher
Stelle man allenfalls den Grund zur Hinzufügung des
velut finden könnte) und Tac. Ann. 2, (il. Im 8. J.
heisst es: multaui (junndam Enropae maiorem pariem
Asiae obtinuerant arniis. Dafür oil>t Bamb. muKu cjnon-
dam Europae maiorem partem Asiae obtinuerant armis,
dem auch einige von Drak. benutzte I\lss. beistimmen.
Mao vergleiche weiter unten cap. 27, 2* Drak.. ad 37,
ÖS, 8. Fabri. ad 21, 33, 7. Kritz. ad Vell. 2, (.3, 1.
Mit Recht hat Bekker (J. 8. das von Heinsius vermu-
thete und durch Kreyssig's Vergleichung des Bamb. be-
glaubigte causa in den Text aufgenommen. Cod. Dresd.
gibt: cum etoli et belli et pacis fuissent causa. Vacuus
deinde causa pace iam punica etc. So heisst es 1, 13, 3*
nos causa belli. 9, 15, 3. qui belli causa essent. Noch
einige Stellen siehe bei Fabri zu 21, 21, 1. Kreyssig
zu 33, 13. Im folgenden Capitel hat Bekker allein die
Lesart des Bamb. eam rem, ohne Zweifel das Richtige,
aufgenommen. Denn Asianam rem ist eine Erklärung,
die späterhin in den Text kam. Eine ähnliche Stelle
führt Kreyssig, der gerade das Gegentheil behauptet,
aus 38, 47- an, wo ebenfalls die Lesart der Mss. und
alten Ausgaben beizubehalten ist. Weiter unten cap. .5, 2-
umnium primnm eam rem — consul rettulit, bezüglich
auf das vorhergehende bellum cum rege Philippo initura
est. S. Kritz. zu Vell. 1, 4, 2. Im §. 3. bietet cod.
Dresd. die richtige Lesart ut et nanciarent dar, wofür
Drak. ut et ailnunciareiit nnd Bekker aus cod. Bamb.
ut nunciarent in den Text aufgenommen haben. Die von
Donat. zu Terent. Ad. 4, 2, 8- gegebene Erklärung von
adnunciare passt in unsere Stelle recht gut; mir bleibt
indessen das Wort für Livius verdächtig. Mit Recht hat
Drak. 35, 22, 2. wieder ausgemerzt, was von Gruter
eingeschwärzt worden ist. Was Bekker's Schreibart be-
trifft, so sieht man auf den ersten Blick, dass et nach
dem ut durch ein Versehen des Abschreibers ausgefallen
ist. Der Sinn der Stelle ist klar: die Gesandten sollten
dem Könige sowohl die Besiegung des Haonibal melden,
als sich auch für die den Römern bewährte Treue be-
danken. Das dritte et steht in der Bedeutung von etiam,
worüber Fabri zu 21, 5, 13. und 22, 49, 3. nachzu-
sehen ist. Man vergl. ausserdem 6, Ifi, 8. und 35, 49, 8-
Kurz vorher haben Bekker, Banmg. -Crusins und Kreys-
sig die vortreffliche, jetzt <lurch cod. Bamb. bestätigte Con-
jectur des Rubenius aufgenommen, sowie weiter unten
^. t^. Bekker mit Recht das von Sigonius eingeschobene
medios gestrichen hat. Am Schlüsse dieses Capitels heisst
es bei Drak. und den andern Editoren : cum Ingannis
Liguribus foedas icit. Die Mss. mit Ausnahme von Lor. ti-
haben bei Drak. foedus jecit; dasselbe geben Codd. Bamb.
Dresd. An der Redensart foedus icere ist gar nichts
auszusetzen, wie man aus den von Drak. zu 1, 25, 1-
angezogenen Stelleu sehen kann. Eine andere Frage ist
es aber, ob es gerade hier die richtige Lesart ist: uml
das uiüehte ich bezweifeln. Dem foedns iecit liegt viel
näher foedns fecit, was auf jeden Fall an die Stelle der
Vulgata zu setzen ist. Ueber foedus facere vergleiche
ausser Drak. zu 1, t3, 4- noch Cic. Cat. niai ö, Iti.
und Justin. 12, 3- Ueber die \'crwechselnn;r von facere
mit iacere Drak. zu 41, 4, 2. Im dritten Capitel kann
man sich an Bekker halten, doch ist am Schlüsse für
et senatui placuit aus dem Bamb. senatuique placuit zu
schreiben.
Cap. 5, I. sind in rhronologischer Hinsicht die Mss.
fehlerhaft; einen Schritt der Wahrheit näher hat zuerst
Glareanos gethan, das Richtige verdanken wir indess
Dodwell in Cliroool. Graeco-Ruman. p. 52, dessen Emen
483
484
(Ution Bekker und Kre^esie^ iiiii Recht naf^enominen
haben, wie sie srlioii früher von Clerirus und Crevier
gebilligt worden ist. §. 3. hat Bekker, von Göller ge-
tflusrht, quibiis ipsis Ulis gPüchrioben. Der cod. Banib.
liest, wie die librigen, ijuibus Uiiü ipsis. Dagegen hat er
S. 4. die von Asrengius 1513 gemachte Aenderung: quam
rem mit Recht aus dem Texte gewiesen und die Lesart
der Mss. hergestellt, die schon durch Jacob. Gronov.
empfohlen worden ist. ftlan vgl. 3(i , |, 2- 43, 17, 2.
S. 7. hat sich im Bamb. das von Drak. vermuthete re-
iiuntiassent bestätigt gefunden und ist von Kreyssig und
Bekker aufgenommen worden. Gleich darauf heisst es
in allen Ausgaben seit Sigonius: rem dirinam rite per-
fectam esse et precationeui admisisse Deos aruspices re-
spondore. Fi'ir perfeclam esse gibt cod. Bamb. allein
peractam esse, was als lias minder Gewöhnliche aufzn-
uphmen ist. Kreyssig lässt die Sache unentschieden und
verweist anf die Bemerkung Drakenborch's zu 10, 38, 7.
Fi'ir precationem admisisse gibt Cod. Bamb. mit Lov. t. 4.
Mead. 1. 2, ebenso Dresd., dessfu Lesart Drak. unrich-
tig anzeigt, prerationi annuisse, was ohne Bedenken dem
Texte einzuverleiben ist. So las man schon vor Sigonius,
dessen unnUthige Aenderung J. F. Gronov vertln^idigt.
Man vgl. die Erklärer zu Corn. Nep. vita Att. c. 15.
Harospices schreiben richtig Bekker und Kreyssig in der
kleineren Ausgabe. Man s. die von Kreyssig angezogene
Aote Kritz's zu Sali. Cat. c. 47, 2. Gegen Ende sieht
Uian jetzt respouderi , eine Conjectur Dnker's, bestätigt
durch den «od. Bamb., von Bekker und Kreyssig aufge-
nommen. 1^. 3. des sechsten C.ipitels ist aus cod. Bamb.
zu schreiben: periculorum laborumque mit Benutzung
dessen, was Drak. zu 21, 7, 7. gesagt hat. Bis zum
Schlüsse diene Bekker als Richtschnur. im siebenten
Capitel , welches die Rede des Consul Sulpicius enthalt,
bleibt noch mancherlei zu berücksichtigen übrig. §. 2.
ist ans dem cod. Bamb. mihi videmini und kurz darauf
mit Bamb. Dresd. Voss. Lov. 1. 2. 4. 5. 6. Harl. Meadd.
Philippiis permittet zu schreiben. §. 3. scheint mir nach
numquam das vom Bamb. Lov. 1. 2. ft. fi. ansgi-lassrne
ante auch überflüssig zu sein, weil der Redner sich nur
auf die Vergangenheit beziehen kann. Snilann ist die
Wortstellung, wie sie sich im Bamb. Voss. Lov. |. 4. Harl.
findet: punico proximo certe hello aufzunehmen. Goller
notirt aus cod. Bamb. für die gewUhnliche Lesart in
Italiam accepinius, in Italia accepimus. Nach der von
Kreyssig angestellten Vergleichung ist der Strich über
dem a, sowie fast das ganze Wort undeutlich geworden.
Ich entscheiiJR mich für die gewöhnlich)- Lesart, weil
accipere in diesem Sinne bei Livins nur mit in und dem
folgenden Accus, gebraucht wird. Drak. zu 4, 1.^, 3.
9, lli, 'i. Ueber die Construction mit dem blossen Ab-
lativ, die an unserer .Stelle unstatthaft ist, ^i. Fabri zu
22, .52, 7. Im folgenilen Jj. ist mit Bekker dem cod.
Bamb. zu folgen, wo es heisst: pactum iam per legatos
literasqne cum llaniiibale, ut in Italiam traiiceret für diu
Vulgata in Italiam traiicere, welche jetzt auch Kreyssig
»erwirft. Ueber beide bei Livius vorkommende Rede-
weisen s. Fabri zu 21, 4l, \). §. 8. ist von Jacobs in
den Adel, aniinadv. ad Athen, p. 128 vortrefilich herge-
stellt. Walch. Emendd. p. 171. Kreyssig and Bekker
sind ihm beigetreten. Als Belegstellen führt mao 21«
44, 7. und 32, 21, 13. an. Gerade wie hier dico, wird
auch sonst inquam gebraucht; Stellen s. bei Forcell. s. v.
Indessen bei Livius kommt es, so viel ich weiss, nur
einmal vor und ist noch dazu falsch, weil es gar nicht
in den Zusammenhang passt. In der Rede des Hannibal
vor der Schlacht bei Zania 30, 30, 1.5. heisst es: potest
victoriam, inquam, malle, quam pacem animus. AI-
schefski hat inquam nach dem Vorgange des Bamb. and
P. 2. gestrichen; wodurch wir aber die Stelle um Nichts
gebessert erachten, weil die hessten Mss. bei Gronov und
Drakenborch das AVörtchen beibehalten. Gronov sagt:
latet aliquid. Forte victoriam ambiguam. Es ist zu le-
sen: potest victoriam iniquam malle quam pacem animus.
Dabei denke man an via iniqua, locus iniquus, ascensus
iniquus, Verbinilungcn , die sowohl bei Livius, als auch
bei anderen Schriftstellern sehr häufig vorkommen. §. 10.
hat Drak. nrbem Roinam, wofür urbem Romanam, wie
Bekker und Kreyssig geben, ans Bamb. und Lop. 1. ge-
lesen werden miiss. S. Fabri zu 21, 3.5, 9. Drak. zu
Epit. lib. AI). §. 14. geben Bamb. ftlcad. 1. für bene
iuvantibns Diis, was von Drak., Kreyss. , Bckk. beibe-
halten wird, bene iuvantibns Divis, wofür ich siiuimen
mochte. Man s. ti, 2(», !>. 25, 11, 10. 2', 27- 2. Er-
steres ist den Römern gelänfigcr, letzteres kommt na-
mentlich in den alten Formeln vor. In der gewöhnlichen
Erzählung wird man es bei Livius schwerlich finden,
wenigstens ist mir kein Beispiel gegenwärtig.
Cap. 8, |. Die alten .Ausgaben haben uti rogarat,
was Sigonius in uti rogas, wie an andern Stellen, so auch
hier, umgewandelt wissen will. Er wird desshalb in
der Bemerkung zu dieser Stelle von Gronov zurechtge-
wiesen. Sowie 30, 43, 3. von den Tribunen uti rogassent
gesagt wird, inuss hier, wie Bamb. Dresd. Luv. 4. Harl.
haben, vom Consnl gesan;t werden, iitirogarel, was auch
Bekker in den Text aufgenommen hat. Da8.>ielbe lässt
sich ans den Lesarten der übrigen !VIss. schlicssen, von
denen Voss, uti irrngarent , Lov. 1. 2. 5. Uli rogaretur,
Lov. 6. uti rogarent darbieten. §. lO. haben alle Ms»,
qni eornm miiiimc innlta stipeiidia haberet, was Drak.
beibehalten hat. Indessen ist der Plural haberent noth-
«endig, wie schon richtig Mnret veriniithet hat, dessen
Conjectur Bekker unil Kreyssig in den Text recipirt ha-
ben. Im Anfange lies neunten Capitels ist man, ohne
die Mss. zu beachten, den alten Ausgaben gefolgt und
hat qni nuiiciarniit geschrieben. Bamb. Voss. Lov. 2.
Harl. Mcadd. Dresd. und die Ausgaben vor 14(N geben
qni nunciareiit, was auch das Richtige sein ilürfte; denn
ilie Gesandten kamen im Auftrage des Plolemäns. Kreys-
sig bemerkt, dass Ranishom §. 1S2. p. 7h4 die Vul-
gata vertlieidigf, und citirt seine Anmerkung zu Caes. B.
G. 6, iO. Beide Bücher sind mir nicht zur Hand, wess-
halb ich mich auf die Widerlegung ihrer Ansichten hier
nicht einlassen kann. Im cod. Dresd. findet sich gleich
darauf eine von der Vulgata verschiedene Wortstellung:
ab rege petisse auxiliuiu, welche, meiner Ansicht nach,
nicht unbeachtet bleiben darf. §. 7. Mit Unrecht ent-
scheidet sich Kreyssig jetzt, ila er doch in seinen beiden
.Ausgaben an dem cod. Bamb., dem auch Bekker folgt,
festgchiltcn hat, für Wiederherstellung der Drakenborch'-
485
486
«eben Lesart. Gegen Ende des Capitols f;ibt cod. Banib.
f&T (otieg, octiens; man lese (otieni und für ii primi ans
«lerselbeu Handschrift, welcher anch Dresd. lieistimmt,
Li prinii. Im zehnten Capitel fulj^e man durchiveg dem
Bamb. , wie es anch Bekker ^ethan hat. Jeilnch kann
ich eine von der Vuljjata im §. ti. abweichende Worl-
stelUiDg lies cod. Dresd., welche l)rak. iiberfrangen hat,
nicht unerwähnt lassen: er liest: alterani captani ab
hostibns ac ilireptam, alferam oppugnari.
Cap. II, 3- aut fj. Furio (wofiir merkwürdiger Weise
fast alle Mss. Q. Minutio geben) praetori scriberet nt,
quum ad eum legiones ex Etrnria lenissent, missis in
vicem eariim quinqne niillibiis sociurum, qui interiui Etru-
riac praesidio essent, proficisceretur ipse ad coloniam
obsidione liberandani. Gronuc. möchte in vor vicem strei-
chen, was mit Recht von Düker und Drakenb. in Schutz
genommen wird. 31an s. die aiigeli'ihrton .Stellen 3, IS, 9.
38 5 48, 6. Für qui iiiterim , bezüglich auf sociorum,
haben Bamb. Voss. Lov, ]. 'J. 4- Dresd. i\Ieadd. qnae
ioteriin, wo ilas Pronomen auf legiones znrückznbeziehen
sein würde. Derartige Fälle sind bei Livins nicht selten;
man s. Fabri zu 21, 2(i, 2. und 25, 38, 3. Aehnlich
ist 30, () , !). nach der handschriftlichen Verbesserung
Alschefski's. Sparso aus Put. Bamb. Lips. , denen Flor.
Cant. \'i>ss. beistimmen, ist auf das folgende incenilio zn
beziehen« Die im Verlaufe des Capitels mit Hülfe des
Bamb. und der i'ibrigen Alss. zu machenden Verbessernu-
geii sind von Krejssig und Bekker schon aufgenommen;
wie §. 10. für petere, peterentqne, §. 12. iiidicasset
für iudicasset, darin jedoch hat Bekker gefehlt, dass er
gegen Ende mutari vellet für mutarive vellet ans dem
cod. Bamb., dem Voss. Lov. (, Lips. beistiinnien, auf-
nahm. Der Grund zur Auslassung des angehängten ve
ist in der Aehnliehkeit des Anfangs des folgenden Wor-
tes leicht und sicher gefunden. Alan s. ilie von Kre^s-
sig angeführte Stelle 28, 21, .2' und vcrglciclio für die
unserige ä'^, 38, 18, Vto es nach den aiifgestelllen Frie-
densb>'diiigiingeii heisst: si quid postea addi demi muta-
rive placnissct cett.
Zeitz. Friedrich Beider.
öl. M. Vellei Faterculi qiiae supersimt ex historiae
Rotnnae libris duobus. Ad edilionis principis,
collati a Burerio codicis Muriacensix , apographi-
que Amerbachiani fidem et ex doclorum lioininum
coniecturig recensuit accuratissimiique indicibus in-
Struxit Fridericus Kritzius , Professor Erfurtensis.
Lipsiae, sunitibus librariae Lehnholdianae. I84(J.
CXLIV und Oi8 J>. gr. 8. (3 Thir. 6 ggr.)
Als ich in diesen Blättern vom Jahre 1835. Ar. (;!).
einen Bericht über die von Hrn. Krilz besorgte Ausgabe
des Sallustischen Jugurtha lieferte, sprach ich unter an-
dern auch den Wunsch ans, es iiiüclile der gelehrte Her-
ausgeber künftig einmal seine Thätigkeit <lein Vellcjus
Patercnlus widmen. ISchneller, als ich erwarten konnte,
ist dieser Wunsih in Erfüllung gegangen. Denn wir
sehen eine neue Ausgabe des genannten Schrifistellers
vor uns, die in jeder Beziehung eine wohl angelegte und
gut ausgeführte Ausgabe, ein neues Denkmal der Gelehr-
samkeit und des Scharfsinnes des Hrn. Kritz genannt
zu werden verdient. Als ein« solche haben sie schon
die Stimmen achtbarer Philologen *) bezeichnet; wir
denken aber doch nicht zu spät mit unserer Relation zu
kommen, wo es sich um ein gutes Buch bandelt, das
eine wahrhafte Bereicherung der AV issenschaft enthält
und zugleich das grosse und bis jetzt unbestrittene Ver-
dienst hat, einen durchaus lesbaren Text des Vellejus
Paterculus geliefert zu haben.
rtlit Recht hat Hr. Kritz in der Vorrede (sie ist, wie
die gleich zu erwähnenilen Prnlegomena, klar und schön
geschrieben) bemerkt, dass, nachdem Ruhnkenius vor nun
sechszig Jahren seine Ausgabe des Vellejus hatte erschei-
nen lassen, die grosse Verehrung, welche der hollän-
dische Philolocn geiioss, eine neue Bearbeitung des rö-
mischen Schriftstellers verhindert hat. Aber noch ein
anderer Grund scheint uns in der allgemeinen Abneigung
zu liegen, welche durch die vorherrschende Freude an
den griechischen Schriftstellen bei einem grossen Theile
der deutschen Fhilulugcu, namentlich solchen, die aus
Hermann's Schule hervorgegangen waren , erzeugt und
durch allerhand ästhetische Vorurtheile noch vermehrt
worden ist. Es versloht sich wohl von selbst, dass Her-
mann einer solchen Einseitigkeit durchaus abhold ist,
aber es ist auch auf der andern Seite begreiflich, wie
gerade die griechischen Schriftsteller, welche der Meister
mit «ler ganzen Kraft seines Wissens und mit seinem
Scharfblicke erläuterte, die Schüler vorzugsweise anzie-
hen mussten. Für Vellejus begann im . Jahr 1835 mit
Orelli's Ausgabe eine neue Epoche. Denn damals hatte
der unermüdlich Thätige auf der Baseler Bibliothek eine
von Vitus Amerbach gemachte Abschrift der I>Iurbacher
Handschrift entdeckt und legte dieselbe, roll Freude über
den glücklichen Fund, einer neuen Ausgabe zum Grunde.
Vou der Zeit an war ein frischer Eifer für Vellejus er-
wacht. Es erschienen die Ausgaben von Krevssig, Fied-
ler und iiothe, es wurden Abhanilliin^^eii und kritische
Bemerkungen von Laurent, Bergk, Schöpfer, Halm, Jeep
geschrieben, und in den Recensionen dieser und anderer
Schriften von Halm, Haase und Fröhlich schätzbare Bei-
träge zur Kritik und Interpretation des Vellejus nieder-
gelegt. Denn, wenn irgend ein Schriftsteller des Alter-
thums zu Conjecturen und Enieiidatioiien reizen konnte,
so war es gewiss Vellejus Paterculus. Sein Text beruht
ja nur auf der unzuverlässigen Gewähr der einen Hand-
schrift, die Beatus Rheiianus im J. 1515 im Kloster
IMurliach im oberen Elsass aufgefunden hatte, seine Spra-
che bietet so viel Rhetorisirendes , so viele epigramma-
tische Gegensätze, sein Styl ist so uneben, seino Wort-
stellung oft so verMorren — kurz Alles vielfache Auf-
forderungen zum Coiijccturiren. Daher übersteigt auch
*) Wie Zitmpl's in den Jahvbüchern für wissensc/iaftlii/ie
Kritik 1041. Nr. 4! — iij Scliiuidtwin's in ilen Cnilting. ^cl,
j4nzei^. 18+1, Nr. (J7. tJS iinil die eines Recrnscnlcii in
ili-r Jen. jiUgeni- Lic Zeit. Ift4l. Ni: lä— i8. in dcni
wir einen schweizei isclien Philologen, denlschiii l'rspruni;.>.
/.u erkennen glauben.
487
488
die Zahl der €onjpc<iiren und Emenilationen oft das
GIanl>lirlie. Wir haben in der »orliegenden Autgabe
I. B. bei I, LS, 1. und bei II, '2(1, 3- fünfzehn Con-
jec<iireii gez.'llilt, bei II, 31, 1. siebenzehn, bei II, S2, 1.
zwanzig, bei II, 90. 1. drei und zwanzig, bei II, lOf), 1.
dreizehn, bei II, \'2b, 4. ein und zwanzig. Dass nun
unter diesen Verbesserun(;sversnrlien der richtige Taet
und die griindliilie .S[.rarhkenn(niss gelehrter ««luier dem
Vellejanischen Texte häutig von grossem Mntzen gewesen
sind, wird Niemand Ungnen, der die Wichtigkeit ver-
ständiger Conjectnralkritik kennt: freilich ist aber auch
nicht selten dem Texte übel mitgespielt worden, am mei-
sten wohl ron Holhe, wie bereits Halm »or Hrn. Kriiz
in dieser Zeitschrift vom J. I.S37. Nr. 109- 110. gezeigt
hat, und unser Herausgeber in der Vorrede ((). XV), wo
Bothe kein edilor , sondern ein corruptor Velleii, heisst,
dann in den Prolegomenen (p. CXIV): Bothius ad in-
saniam usque prugressus est nnd an mehreren Stellen
des Commentars, wie bei II, 112, 5 und (j-
Unter diesen ünist.'inden kann es nicht anders, denn als
ein sehr dankensHertlies Unternehmen betrachtet werden,
dass sich Hr. Krilz zu einer neuen Ausgabe des Velle-
jus Paterculus entschloss, einmal um durch die von Orelli
neu entdeckte Abschrift in Verbindung mit der editio
princeps den Text möglichst gut zu constitnireu und
zweitens, um den grossen Reichthum von Conjecturen und
Emendationen zu sichten und diejenigen fiir den Text
zu benutzen, welche einer ofl'enbaren Verdorbenheit des-
selben in sprachgemässer Weise abhelfen konnten. Da
ferner die Ausgabe eine vorzugsweise kritische werden^
und aufSach- und Worterklärungen nur da eingegangen
werden sollte , wo es die Herstellung einer oder iler an-
dern Lesart nothwenilig erforderte, so bedurfte Hr. Kritz
einer ausführlichen Darlegung seiner Ansicht von der kri-
tischen Gestaltung des Textes und von der Spracheigen-
thünilichkeit des Vellejus, die er von der ersten nicht
glaubte trennen zu können, um nicht dasselbe bei den
einzelnen Stelleu zu oft wiederholen zu müssen. Zu
diesem Zwecke hat er vortrefllich gearbeitete Prolego-
uiena in vier Capiteln vorausgeschickt, die schon für sich
allein ein sehr schätzbares Uuch ausmachen würden.
Denn wir nehmen nicht Anstand , diese Einleitungen in
der Gründlichkeit ihrer Ausarbeitung und Leichtigkeit,
ia in der Anmuth der Daistelinng den bessten derartigen
Schriften beizuzählen , welche in der neueren Zeit ver-
fasst worden sind, und freuen uns, hier einen latrinischen
Schriflsteller späterer Zeit in ähnlicher Weise ausgestat-
tet zu sehen, als den göttlichen Plato durch Slallbaum's
meisterhafte Prolegomena.
Das erste Capitel de vita Velleii (p. 1 — XVIU) stellt
die wenigen Nachrichten über Vellejus Vorfahren, Le-
bensumstände, Kriegs- und Hofdienst und wissenschaft-
liche üildung in grnngeniler Uebersicht zusammen. Viel
bedeuteniler und gleichsam die Krönendes Ganzen ist
das zweite Capitel de l'elleji opere (p. XIX — LXXVI).
Zuerst wird hier der Titel: historiae Romanae ad M.
t inicium lil/ri duo gegen des Lipsius Veränderung, der
das Duch nur historia genannt wissen wollte, gerecht-
fertigt, und über die Dedicatiun an Vinicius das Nöthige
bemerkt. Die Abfassung des Baches musste in kurzer
Zeit, vielleicht in ftinf IVIouaten, vollendet sein (daher
die häufige Erwähnung der praeceps festinatio , wie I,
16, 1. II, 108, 2. u. a. St.), es sollte zur Beebrung
des Vinicischen Geschlechtes dienen, es ist also lächer-
lich, anzunehmen, dass Vellejus durch diess, einem An-
deren dedicirte Buch sich die besondere Gunst des Ti-
berius habe erwerben wollen. Und hierdurch bahnt
sich Hr. Kritz den Weg zur Beleuchtung der seinem
Schriftsteller von so Vielen zur Last gelegten Schmei-
chelei und hofischen Bewunderung des Tiberius. Velle-
jus mnss, wie auch von Sauppe in einer trefflichen und
von Herrn Kritx nach Gebühr belobten Abhandlung
(Schweizer. IMns. für histor. Wiss. I, 2- S. HS— ISO)
über diesen Schriftsteller geschehen ist, im Lichte seiner
Zeit, nicht in dem der alten Republik, oder gar in Ver-
gleichung mit Tacitus, gewürdigt werden. Ein anderes
Regiment hatte andere Sitten aufgebracht, der Imperator
war der IVJittelpunct des Ganzen und so auch für Velle-
jus, natu speciosa pro egregiis hahens , quaecunque
oculos splendore quodam feriunt, arripit ac pleno ore
celebrat (p. XXA'Il). Daher, so wird sehr folgerichtig
gezeigt, erklärt sich auch sein Bestreben, einzelne her-
vorragende Persönlichkeiten, einen Aemilius Paullus, Scipio,
Gracchus, Cäsar, .Agrippa, 3Iarbod, Arminius nnd An-
dere, festzuhalten und zu schildern, bei den Erlebnissen
einzelner länger zu verweilen, als bei den Begebenhei-
ten des Reichs und, als er nun bis auf seine Zeit ge-
kommen war, ilie Machthaber zu loben und zu preisen.
Sehr passend sagt hier Hr. Kritz: in quo tantum abfuit,
ut adulaforem agere sibi videretur, ut eundem morem,
quem in priorum hominum commemoratione secutus erat,
etiam in principalu describendo retineret, quamquam
peculiaris eins ratio effecit, ut ita vel itivitus in adu-
landi suspicionem incideret. Sed qui ipse liberum rem-
publicam nnn vidisset, ac non solum tempore in Auguiti
Tiberiique principatum incidisset , sed etiam officiis pa-
riter atque beneficiis domui Augustue coniunctus esset,
qui poterut nliter de ea sentire atque iudicare, quam
omnes , qui eodem'loco atque condicione essent , J'acien-
tes viditi ?iam ita est ingenium hominuvi, ut, si pau-
cos excipias , quibus generosiores Spiritus -natura indidit
et fortuita contemnere eos docuit, plerique omnes lem-
poribus inserviant, quibus nati educatique sunt, et quam-
vis libere et ex vero iudicare sibi videantur, tarnen con-
suetudine, inveteratis erroribus ac commodi studio du-
canlur , et quum rectissime agere et senti''e opinantur,
longissime ab eo, quod quaerunt, absint atque recedant
(p. XXX). Will man hierzu eine Parallele aus neuerer
Zeit haben, so finden wir sie in jenen französischen Ge-
schichtschreibern des napoleonischen Reichs, die in die-
sem gross geworden waren, vor allen in Bignon, dann
auch in Norvins, Thiers, Fain, Las Cases, denn so unbe-
fangen und redlich, wie Thibaudeau, ist nicht leicht
einer von allen, die Napoleons Thaten beschrieben haben.
Weiter zeigt Hr. Kritz, wie Vellejus, durch Lager-
freundschaft an Tiberius geknüpft und von ihm vielfach
begünstigt, zum Lobreduer eines Fürsten werden musste,
der überdiess zur Zeit, wo ^'ellejus schrieb, manche
Hoffnungen erweckte und noch nicht der finstere Despot
489
■war, den wir aus TarKus um] Siieioniils kennen. *) Mit
Recht wiril tliess zur Aliwclir iIps VorMiirfcs gemeiner
Schmeichelei geltend gemacht, und findet Bestfitigang in
der mit philologischer Wahrheit entivorfenen Schilderung
Ton Tibcrius Jünglings- und ersten Regierungsjahren, die
Professor Wigand zu Berlin im Programm des Friedrich-
Wilhelms - Gvmuasiiims vom J. 1840 (S. 1 — 33) gegeben
hat. Aul' .S. 19 ist eine merkwürdige Ueliereinstimmnng
mit den schönen Worten unsers Herausgehers, die wir
«n eliiMi angeführt haben. Am Schluss eri<inert noch Hr.
Kritz, dass Vellejus sich auch darin als das Rind eines
an rhetorischen Prunk geivühntcn Zeitalters gezeigt habe,
dass er nicht bloss vom Tibcrius nnd Sejanus viel Preis-
wiirdigns sage, sondern auch rtlänncr, wie Ponipejus und
Cato (11, 31, 1. 35, !•) in fast hyperbolischer \Veise
liber ihre Zeitfrenosseii erhebe, wo ihn dann doch nicht
füglich der Verdacht der Schmeichelei treft'en konnte.
Ueber Eintheiluiig und Anordnung des Werks war
von Hrn. Kritz nicht viel zu sagen. Die von Vellejus
selbst zugegebene Eilfertigkeit hinderte ihn am Ueberar-
beiten und Abglätten , er war zufrieden , wenn seine
Darstellung eine gewisse Kraft und Frische zeigte. Cuius
villi uliservalione, sagt Hr. Kritz in Bezug auf frühere
Herausgeber, quamqunm multum detrahitur vulgari opi-
nioni de insigni Velleii urle, tame?i quivis, vera specio-
sis prae/erens , intelliget, quimtum iusta liuius rei exi-
stimatio valeat ad rectum in emendundo f elleio viam
ineundnm atque tetiendam. (p. XXXVII). Ebenso lasst
sich über die Benutzung der Quellen nur wenig ermit-
teln, die chronologischen Angaben erfordern ebenfalls
genaue Prüfung , iler sich der Herausgeber p. XLI — ■
XliA I 011(1 im Commentar an mehreren Stellen, wie I,
12, 5-, II, 4, 7. 7, 5. 11, 3. und 15, 1., unterzogen
hat, ohne sich zu verhehlen, wie schlüpfrig der Hoden
sei , auf dem diese L'ntersuchungen vou ihm angestellt
siild.
Nach Beleuchtung dieser äusseren Verhältnisse folgt
die lelirreiche Abhandlung über die Sprache des Vellejus
(S. XLVI — LXXXV). Der Herausgeber erklärt sich
hier mit Bestimmtheit gegen Rlienanus, IVliirelus, CVlIa-
rius, Ruhnken (doctissimum alioquiii latinitatis existi-
tnatorem) und' alle, welche dem Vellejus Eleganz nnd
Präcision beilegen, und gibt hierdurch ein glänzendes
Beispiel seines durchaus unbestochenen ürtheils. Denn
wie viele Herausgeber eines Schriftstellers würden so
hart über den Zögling jahrelanger Arbeiten sprechen!
Hr. Kritz dagegen lasst sich gleich im Anfange des be-
zeichneten Abschnittes also vernehmen: omnes dictionis
490
ih
•) Die Schilderung, die Thibaudeau in den HUmoires siir
le coinulttl p. 3.ib vom Grafen Sejm-, der unter dem
Coiisnlal den llofniann n)achtc, entwirft, passt in einzel-
nen Zügen auf Velloius. C'clait itn horitwe d'espril^ il
avnit des opinions Uierales, niais elei'e daits les cours
il smail sc plii'r ä Itiurs exigences. Und Segur bat nie
für einen sclileclileu Mensclicn oder eigennützigen I'ür-
stendienei' gegolten.
**) Eine Scbiift von Biiltig, ähnlichen Inhalts, wie es scheint,
im Wiltenberger Piogranim vom Jahr 1841: Tibcrius im
t'eihalcniss zur fürbUicIuii Familie (24 S. 4.), kenneu
wir nur dem Titel nach.
Zeitsclir, f. d, Alurlhumsw.
Velieianae laudes non ultra latinae orationis vir-
tutem progrediuntur, quae tum in usu bonorum uiila-
torumque voctiiulorum , tum in le^itima eorum declina-
tione et structura cernitur. Ad quam dictionis castita-
tem quuni vigorem quendam atque splendorem sententiarum
editores viderent accedere, ita hin orationis quasi leno-
ciniis capti sunt, ut neque maiora et perfectiora requi-
rerent, et ea, quae minus proLanda sunt, vel nun anim-
adverlerent vel iusto levius iudicarent. Lin diess zu
beweisen, zeigt der Herausgeber zuerst, nie ^'ellejos die
stilistischen Gebrechen nnil Ausuüchsc seiner Zeit iheilt.
Also die Sucht nach bypetl.oliscben Aosdrürkeii, »ie II,
41, 1. Caesar animo super huvtanam et nnluram et
fidem evectus *), das Geiallen an eiiigranimalisi li zuge-
spitzten Sitzen und Antithesen, «ie I, 1'.', 7. Seque ante
invisum esse desiit, quam esse desiit oder II, 5(1, 3. ( aesar
cum alienis armis nd nrmn couipuhus est, ilie Häufung un-
|)assender oder dnnkeler Bilder, »ie 11, ö'-', 3- Aciem Pharsa-
licam — et coltisa inter se duo reipublicae capita,
effossumque alterum Romani imperi lumen, non reci-
pit enarranda hie scripturae modus, die Wiederhulung
desselben Gedankens, wodurch der Stil matt iiml schlaff
wird, wie II, 33, 3. Fompeius in appetendis Itonoribus
immodicus , in gerendis verecundissimus , ut qui eos ut
libentissime iniret , ita ßniret aequo animo, et quos cu-
pisset arbitrio suo sumere, alieno deponeret , endlich in
der Verwendung durchaus gleichbedeutender Wörter, ohne
Verstärkung des Sinnes, wie II, 3 i, !• Lucultus Mithri'
datem saepe multis lovis fuderat. Alle diese Fehler,
deren Belege mit dem grössten Fleisse gesammelt sinil,
nnd viele Seiten einnehinen, zeigen, wie man von jetzt
an nicht mehr von einer Veliejanischen brevitas dicendi
sprechen dürfe.
Neben diesen allgemeinen Ausstellungen «ar aber A'elle-
jus auch von eigeiithümlichen Fehlern nicht frei. Von diesen
handelt Hr. Kritz von S. LX au mit derselben lobens-
werthen Sorgfalt, ilie seinen Prolegonienen auch über
ihren n.'ichsten Zweck hinaus für die lateinische Sprache
überhaupt einen grossen Werth gibt. ^'ellejns war in
keiner Schule zum Schriflsteller gebildet, doch war er
nichl ganz ohne wissenschaftliche Ausbildung, und als er
zu schreiben anfing, so Ihat er diess mehr als ein Hof-
uiid AVeUniaiin, denn als eigentlicher Gelehrter, ebenso
wie in Frankreich noch bis auf den heutigen Tag Leute
aus allen Standen die Feder zu führen pflegen, nur mit
dem Unterschiede, dass die Franzosen in ihren histori-
schen abreges mit scheinbarer Anspruclilosigkeit des Ti-
tels die ungeheuerste Aninassung in der Ausführung ver-
binden. Daher ist Vellejus Periodenbau »eder gefällig,
noch kunstmässig, die Sprache kann auch «ohl dunkel
»erden, überall fehlt ihr die letzte Feile, was sich auch
in der geringen .Auswahl von Wörtern und Redensarten,
ilie oft binnen wenigen Zeilen zweimal vorkommen, und
in der Wiederkehr derselben Gedanken zeigt , obgleich
*1 Nicht anders s.igtc Portalis im J. 1803 dem Consul To-
nopaite in ciniT Sitzuns des St.ialsrnlln's, er ^ei ihniiiine
au sorc duqiicl est altache Ic snrC du moude , l'homme
dci'ant ijui la icrre se (ait (^i'chhsser: Zur Beurtheitung
Napoleons U, \<ilj.
33
491
492
llr. h'ritz (S. LXVII) mit Rcclit bemerkt, <lass ilie er-
ttrre (iritnliiilK'it , iliTPn i!i-is|>ii-|p sult auch bi-i liou
brKStrn SrhriflstrlliTii ffiuili-ii, ilii> friilii-riMi HiTausgobir
iiirtil li/iltp iliirfi'ii zu so lii'leii Vcraiulcniiijf.sviirscblHguu
»craiiliissrii. Afbiiliche llris|ilcl« aus CiccT» und Cot-
nrlius hat Herr h'rilz srll.st .niftcfuhrl : er haUo iiucb
auf si'iiip pigpiicii Aniiici kinijji'u zu Sttlliist. Catil. 9» 4.
;il, 5. iiiul öl, 40., auf l'aldaiHHS AUliamllmi;; (/(• repe-
titione vitcum in sermo/ie Grnevo et Litlino in unserer
Zeilsclirift IS,)^. >r. \A'\ — i ,V,'. uuil auf irtA«"« ücnier-
kunjcon in den Pliilol. Jahrltb. \.VVI, J. S. JSS f. ver-
weisen können. Jtcluiu frulier liaftc ich im Spec- Quiiest.
Luoidn- I. [>. 3'), '.i' fllehrerrs rou dieser Art znsaninicu-
jjestellt. Kndlirh thiit der PrJleisiou lies Stils bei Vel-
lejus das h.'inli^'e Herabsinken in den Gespritrhston vielen
Eintrajf. Es ^ei^'t sieb diess in einer oft störenden 3tel-
luni; des Objerts um! Subjects, wie I, 2, 1. Atlietiae
sui reg Ulis esse; g mir um ullimus rex fuit Codrus,
in einer nnuleirhni.1ssi;('N Abweibscluii:; der Länge und
Kiirzi" iui Ansdruik, wie 11, 7, 1. Hu/ic Grucchi ha-
iiiere aet litis mortisque exitum und (i, 3. C. Gracchus
n ili il i III motu m , n ili il t r a nq .til l u vi , n ili il quietum
denique in eodem statu relinquebat, eiullicl» in der
Zerreissiuif der natiirlirben VVortstellunjj , ivie I, 1,3.
Hunc Orestes malremque socia Eleclra obtruncat.
•f, 111, o. Partem exercilus ad whe traditi ab
Auguato perduxi ad ßlium.
Durch diese, mit Fleiss nud Umsicht gewonnene Ein-
sicht in die Sprache des Vellejus hat nun Hr. Kritz die
breiteste Unterlage für dessen Kritik und Interpretation
gewonnen. Ist es nun überhaupt schon das besste Alittel
für die Erklärung eines alten Schriftstellers, wenn man
seine Spracheigentbümlirhkeiten mit Klarheit überschaut,
so ist diess von Hrn. Kritz erlangte Resultat bei einem
Schriftsteller, wie »llejus, ilesseu Ti-xt aus iMan{;el an
handschriftlichen Urkunden der Willkür mehr, als die
nieisten andern, preisgegeben ist, ein nicht genug anzu-
erkennendes Hülfsmittel.
In ähnlicher Weise wichtig, als das zweite Capitel ist
das dritte de codice Murbiicensi , Amerbachiano et editione
principe (p. LXXVII - CXXV). Hier kam es nun be-
sonders darauf an, den gegenseitigen Wer'ili der editio
princeps des Rhenaiius und der Abschrift des Amcrbach
zu bestimmen, weil hM-rdurcli allein eine eiiiigerrnassen
feste Grundlage für die Textkritik erhalten werden konnte.
Hr. Kritz erzählt daher mit (Genauigkeit, wie Rheiianus
den Fuud im Kloster Murbach gemacht und die Hand-
schrift einem Freunde zum Abschreiben gegeben habe,
der aber sich dieses Geschäftes nach seinem Urtbeile
properanter und infeliciter entledigte, so dass er diese
Abschrift ganz bei Seite zu legen beschloss , und erst
drei iahre später die Handschrift nach der >on ihm ge-
nomr.ienen Abschrift abdrucken Hess, da die Hoffnung,
eine bessere l'aniUclirift aus Mailand zu erhalten, nicht in
Erfi;}li:ng gegangen war. Der Druck dieser editio princeps
ward im Uecember lfi,,K> rollendet. Weiter zeigt Herr
Kritz, wie der gewissenhafte, wohl unterrichtete Rhe-
naiius diese Abcchrilt mit gJösster Soigsamfeeit genommen
und nur augensclieiuliche Schreibfeliker , »on denen ein
Verzeichtjiss beigefügt ist, stillschvveigcnd geändert und
eine Anzahl von Verbesserniigen, deren der Text bedurfte,
an ilcn Rand gesetzt habe (p. LXX^'U), Kloss in drei
Stellen (I, 18, i. H, 107, „>. und II, lU), 2.) wären
kühnere Verändernngen vorgenommeik worden. Dabei
aber beklagte sich Rhenanns sehr über den schlechtcu
Abdruck der Handschrift, indem «r sich zu sehr auf ilie
Drucker unil Correctnren der Froben'schen Oflicin ver-
lassen hätte, die es unterlassen, ilie Hanilschriit selbst
au zweifelhaften Stellen einzusehen, wie er ihnen doch
geboten hatte. Daher wäre von seinem Ainanuensis .Alb.
liiirer der Text nochmals genau {plus quam dillgenler)
mit der Handschrift verglichen uorilen, auch wären am
Schlüsse eine .Anzahl Euiendatioiien beigefügt. Diess
niuss etwa im Anfange des Jahres 1521 geschehen sein.
Hieraus ergibt sich nun, dass ISurcr die Mängel des Ab-
druckes verbessert habe, und dass, wo er keine Abwei-
cliung von der Murbacher Handschrift anführt, die eilitio
princeps mit derselben nbereinstiinint, so dass also Burer's
Schweigen von nicht geringerem Gewichte i..*t , als sein
Zeugniss (S. LXXXUI). Gegen den Verdacht einer
Interpolation durch Rhenanus erklärt sich Hr. Kritz mit
allem Eifer.
Eine solche aber nahm Orelli au, der die von ihm
entdeckte Handschrift des \'itns .^nierbach zu hoch stellt.
Demi diese ist keine andere, als die, welche Rhenanus
ihrer Schlechtigkeit und Ungenauigkeit wegen bei Seite
legen liess (S. LXXXIV), sie ist voll Fehler der scbliuiui-
sten, sinnlosesten Art, hat aber doch den Nutzen, dass
man von ihr auf die grosse Verderbtheit der Urhanilschrift
schliesscn kann. Auf keinen Fall also hätte Orelli ihr
ein so grosses Gewicht über die Rlienanische Ausgabe
einräumen sollen.
Um aber das Verhältniss der Amerbach'scheil Hand-
schrift zur Rhenaoischen Ausgabe riclitig zu würdigen,
hat Hr. Kritz die sehr mühsame Arbeit einer Verglei-
cliung, die bis in das Kleinste gebt, nntcrnoinmeii
(S. LXXXVI— CXVJ. Alle Corruptelen in Hinsicht
der Verwechselung der Ruchstaben, der Auslassung, der
Umstellung, der l^erdoppelung , ferner die durch unrich-
tig gelesene Abbreviaturen, durch sinnlos abgetrennte
oder in einander geschriebene Sylben, durch verkehrte
Nebeneinanderstellungen zu einander gehöriger Wörter
entstandenen Verfälschungen, endlich die Glosseme —
alle diese sind hier auf das Genaueste rlassihcirt und
können, neben ihrem eigentlichen Zwecke, als eine be-
queme Anleitung zu paläographischen Studien empfohlen
werden. Aus allem diesem zieht nun Hr. Kritz folgende
Schlüsse auf S. CXVf.: 1) Mit Recht hat Rhenanus die
Murbach'schc Handschrift einen codicem depravaiissimum
et lalem, in quo omnia restituere nun sit humani ingenii
genannt. V) Nicht alle Fehler sind die Schuld eines
Abschreibers im Kloster .'Murbarh, sondern viele reichen
schon weiter hinauf. 3) Aber als die bessere Abschrift
kann die des Amcrbach nach den angeführten Beweisen
und der überwiegenden Menge falscher Lesarten mit Orelli
unmöglich angenommen werden: einige gute Lesarten oder
solche, die auf das Wahre führen, können diese Ansicht
nicht uinEfossen. "v) Dagegen ist f.-stzusetzen, dass Rhe-
nanus, Rurer und Amerbacli, alie drei zu verschiedener
Zeit, die Handschrift gelesen haben, do&s aber die Aus-
493
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gäbe des RlienanDs iiiid Hiirpr, als Hie «ler ppiphrtprn un<l
im Lesen roii Haiidsrlirilfcn erfalironerpii Mannor, un«l
auch schon, weil z«<"i Zenjjrn melir gelten, als einer,
den Vorzug in kritischer Hinsicht verdiene, und dass
Amerbach nur die z«veite Stelle einnehme. Quodsi, heisst
es am Schlüsse dieser lleissifen Ausführnnf, cauta et
circumspecta discrepmitis scripturae considerutione ex-
plnratum fuerit, quantum quoque loco rel K/ienano et
liuierio, vel Amerlacliio tribuendam sit , Vetleii emenda-
tio licet non ßrmissimo, tarnen aliquo fundnmento nite-
tur , et, u(ii coniectura opus est , puulln proöiiiilius per-
fid poterit, quam si, quod re Vera in codice Murbacensi
scriptum fuit, vel ignorelur , vel nori respiciatur *).
Von lii'soiiderer ISpilentiin',' ist nach Herrn hrilsens
Ansi.lit (S. CXVII — CXXV) die Anierl.acirsihe Hand-
schrift für die Feststelhinjj der Ortliograpliie im l'eliejus,
da Auierliarh dii- iMiirbach sehe Hanilschrift IJuchstabe für
Burhstalic naclij!;enialt hat. Nach den von unserem Her-
ausgeber entit ickeltrn Grundsätzen, deren ausführliche
Darlegung uns aber jetzt zu weit führen wurde, hat der-
selbe die Formen quatluor , intellego , conlio, cnndicio,
dicio, quicquid, adulescens , epistula, Gaius, cotidianus,
voll, vultus, volso beibehalten, wie diess auch in meines
Collegen Fickert neuer Ausgabe des Seneca der Fall sein
wird, ebenso die Genitive der zweiten Ueclination in t und
die Accusative der <lriften Declinallon in i's. Bei den znsaui-
meiigesetzten Wörtern hat der Herausgeber der Assimi-
lation den Vorzug vor der Etymologie gegeben. Auch
hier erkennen wir gern die Sorgfalt des Hrn. Kritz an,
aber freilich bleiben derartige Untersuchungen immer
schwankend unil ungewiss, wie denn Wagner zu I'irgil.
T. V. p. 446 sehr richtig gesihrieben bat: Feilem me
ita certo scire omnia, quam mihi persuasum est ludiß-
cari Jins a ionis liirarüs, qui communi suae aetatis usu
deCepti saepe formas recenliores et antiquiores tniscue'
runt , ita quidem , ut interdum vix quidquam supersit,
quam obscura quaedam et prope oblilerata antiquae con-
xuetudinis exempla. Um so nielir geben «ir Hrn. Wagner
Recht, wenn er sich in der Vorrede dahin ausspricht,
dass es nicht wünscliensitertli sei, diu Versuche fortzu-
setzen, um die alte Orthogra|ihie , auch wo au ihrer
Richtigkeit kein Zweifel sein kann, wieder in den Ver-
kehr KU bringen. War doch bei den Alten, wie Reisig
in seinen Vurlesangen über lal. Grammat. S. 27U gesagt
hat, die Orlhograpliie immer nur etwas Untergeordnetes.
Das vierte Capitel de Velleii editionibus emendandique
auxiliis (S. CXXV — CXLIV) ist gleichfalls eine un'ih-
*) Wahrend der VcUejiis des Hrn. Kritz gedruckt wurde,
machten Laurent in den Supplcm. zu Jahn's Jahrlb. f.
Phil, und Padag. VI, 1. S. 5 — 2t und Fröhlich ebeii.l.
H. 4. S. 512 — 52S aiislnlii liehe UntersuLhuns^en über die
Anievh.ich'schc H.iiid^ehrirt bekannt. Da sie sich aber
beide tür die Voi/ÜL;lichkL'it der eililio princcps entschei-
den, wenn auch mit giüssercn o*lcr kleineren Modifica-
lionen , und Fröhlich nnnientüch enischicflcn ffir die im-
boilingte Autorität Bori-r's spricht, so glaiibtcu wir die-
selben hier i'ibergehen zu können, um so mehr, ila Herr
Krilz durch seine genaue Beachtung des Vellcjnnisciien
SpracIigeLiraiichs ein bedcnicndeä Moment fiir die Cou-
stiluining des Textes gewonnen hat, was bei jcmn bei-
den Gelehrten fehlt.
same und gelehrte Arbeit. Denn mit grosser VolUtän«
digkeit, die von den ßeurtheilern nur «lurch sehr wenige
Zusätze bereichert werden konnte, sind nicht bloss die
sämmtlichen Ausgaben verzeichnet, sondern auch ilie Ab-
lian<llungen über Veliejus als Srliriftsteller , die Emen-
dationen in Zeitschriften und die beilAnfigen in philologi-
schen Büchern, <lie Kritiken der bis jetzt erschienenen
Ausgaben und die besonderu Observationen- Bücher. Ich
kann hier nichts weiter hinzusetzen, als die .Ansdaaer
des Hrn. Kritz lobend anerkennen, der es nicht verschmäht
hat, zu jeder Stelle alle ihm bekannten Conjectiiren auf-
zuführen, jedoch ohne dieselben überall geiiHii durchzu-
nehmen und zu b. urtlieilen. ^inr in besonders wichtigen
Füllen ist liierron abgeHiclien. Die Sanimlnnj; selbst aber
ist in mehr als einer Beziehung verdienstlicli und eine
vortrellliclie Warnungstafel für neuernngs- und roiijectur-
süchtige Kritiker.
Mach dieser Inhaltsangabe der Prolegoiiienen haben
wir über den auf dieser Basis ruhenden 'fe.\t und den
ihn begleitenden Commentar zu sprechen. Mach unserem
Dafürhalten hat der Herausgeber seine AlifL'ahe, ut tex-
tum, in quantum nunc certe fieri polest, exbiberem casti-
gatissimum et quam proxiine accedenlem ad genuinam
formum (Vorrede p. Xl) sehr befriedigend geliist. Die
editio priiiceps liegt natürlich dem Texte zu Grunde,
die Ausgabe Burer's und die Amerbarh'scbe .Abschrift,
sowie die alten Ausgaben, unter denen sich besonders
die Baseler vom J. l,)4li, welche Galenius (s. Prolegom.
p. CXXX), nicht Krasiniis, besorgt hat, dann die von
Aidiis iManutins (Nepos), Lipsius, Gruleriis, \ossins,
Acidalius und Puteanus aiiszeirlnieii, sind überall zu Rathe
gezogen, und die Auswahl ist mit Umsicht so getroffen,
dass die Conjeetnren früherer Bearbeiter nicht selt«'n zu-
riickgp" iespu sind, ja Hr. Kritz seihst sich mit vieler
Ziirürkliallnng vor dem Einendireii gehütet hat, ho ihm
die alte Lesart einen leidliiheu .Sinn zu geben schien.
Einige Beispiele dieser Art sind folgende. I, LS, 1. Quae
urbes cunctue liberatium studiiirum fuere steriles, nisi
Thebus unum os Pindari illuminnrel. Hier, meint Hr.
Kritz, müsse wohl itluminat geschrieben i\<»rileii, weil
nisi s. V. a. exceptu quod den liidiiativns des Priisen»
verlange. II, 7, I). Factum Opimi , quod inimicitiarum
quaesila erat ullio , minor secuta auctoritas; et visa ul'
tio privato ndio magis quam publicae vindictue data.
Hier zeigt Hr. Krilz, dass Mirhts zu andern sei, wenn
et für et quidem, wie II, ft.H, 4. IM, 1. und sonst, ge-
nommen Hürde. Opimius Handlung hatte kein iillentliches
Ansehen, weil sie mehr Priratrache zu sein schien. INun
folgt, wie Prolegom. p. LV f. erörtert ist, derselbe Ge-
danke noch einmal und wird durch et quidem mit einer
genissen Nachlässigkeit angeknüpft. II, .il, 4- ^^ed in-
terdum personn, ut exemplu nocet, ita invidiam äuget
auf Itvnt. Minimt mau liier ut — ita für quamqudvi —
tarnen, wie nicht selten bei Vellejns und Tacitu«, so er-
gibt sich folgender gute Siun : wenn zwei Personen das-
si'lbe tliun , was ein böses Beispiel giht, so laden sie
iloch nicht denselben Hass auf sich, sondern bald einen
grösseren, bald einen geringeren, je nachdem sie selbst
gestellt sind. II, ä i , ti. Et, cum intraret urbem (Or-
tavius), solis oriis , Super ciiput eius curratus aequaliter
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rotundalusi/ue in rolorem aicus — conspecttt» est. Iliir
ist siitis oiOis üiiviirdiTst als ein Kiris iiiii ilif Soiino zu
neliinrii, » le in Li»'. W.V, 'J, IJ-, rM drssoii Verdpiil-
lirliiiii"' 1111(1 ViTi;lcii liiiii^' mit ilciii Uc";!'!!!!«);!'!! die Worte
furi'. aeij- rolitnd- liiiizii(jpst't/.t sind. Urnii n/cMS ist der
Ilrfoiilioifi-ii , "ie in di-ii von Hrn. h'rilz aujjefiilirteii
Stellen und hei Lurrotiiis VI, ö'2.')-, mit «'t'"' jener regen-
bo^jeufarliijTC Sonnenkreis lerjflichcn »tiril, was Suetonius
und Pliniiis J^anz deiitlicll Iie2en{;t linben. [n coloieiil
arctis stellt M ie i« viorem, in s/ieciem, in /'oniiam um!
abniirlie Alisilriieke ; desslialU liedarf es aiitli der sonst
sehr anspreclienden Coujerliir Krevssig's in coloreum ar-
CUin nielit, für die sieli ansscr llalni aiiili, nie iiir so eben
seilen, AVeicbert {Imperaloris (des. /iiigusti scriptorum
rdiquiae LH. I. $■ >• S. _'.')) erklart hat. — II, 71,4.
Quum etim (Sext. l'oiiipeiuni) nvn depuderet vindicatum
armis et ductu patris sui mnre iiijestare piraticis scele-
ribus. Liji.-ius »lollte cetnciitts statt des letzten Wortes,
Riihiikcn celeliiits, Ucilhe hält sceleiiius für durrhaiis
Tcrilorbeii. Aber llr. Kritz nimmt pir. Scel. fiir die ge-
wülinlielien Laster des l'iratenliandiicrks (farinora, qua-
lia a piratis roinmitti siileiil) nnil lergleirht damit Lucan.
VI, 421.'. (iiiiht JI., nie hier gedruckt ist): qui l'olluit
aeijuorens Sicatus pirata triumphos. So sind bei dem-
selben Liiraniis (II, *lH.) nnler den AVorteii : Libycas ilti
colligit iras (naoilicli Älarins) seine Leidenschaften, wie
sie das liby'sche Land erzeugt halte, gemeint, und die
Libyci cineres in Claudianus de ^ I. Consul. llonor. 62U.
ginJ die Saiiilinassen , «ic sie in Libyen »erstreut zu wer-
den pflegen. Wie löblich nun auch immer diess Bestre-
ben, an der handschriftlichen Lesart, so lange es nach
den Sprarhgesetzen möglich ist, festzuLalteii , erscheint,
nnd wie aufrichtig das iiekenntniss an mehr, aU einer
Stelle (z. 15. I, 8, 4. 9, 1. II, .')"9, 5.) ist, dass hier
ohne neue Handschriften nicht zu helfen sei , so können
wir doch mitunter Hrn. Kritz nicht beistimineii. Dii'ss
ist unter andern in der .Stelle II, S(), 4. der Fall, wo
es nach Erwähnung rnhiii» lirdiger Schriftsteller, wie de»
Sallnstiiis, ^'arro und Liicretius lieisst: neijue ullo in su-
»pecti operis sui carmine minorem Caliillitnt. Hier stim-
men vierzehn Gelehrte liir die \'eraiideriiiiir in suscepti,
<lie Lipsius zuerst vorgeschlagen, und auch Ziiin|)t a. a. O.
lielobt hat. Der letztere h.it gegen die Kritzische Kr-
klarung mehrere grammatische Ausstellungen gemacht,
auch die aus Vitriivins fiir den ailjertiien Gebranch des
suspectus s. V. a. adinirabilis beigebrachte Stelle als nicht
geeignet bezeichnet: iiberdiess meinen »ir, dass opus
ausceplum — eine so leichte Aenderung — hier sehr
füglich die neue Dichtungsart ausdrücken würde, mit wel-
cher C.^.tnllus unter seinen Landsleiiten zuerst auftrat.
Denn er war ja {Paldamus rüin. Erotik S. .^4) doctus im
edelsten .Sinne de» Wortes, ScIWipfer einer Lyrik voll
des bunteaten Lebens, Scliiipfer einer erotischen Kunst-
poesie, welcho ein nationales Gepräge hat. Dagej^en
aber — weil einmal »on Schriftstellern die Rede ist —
geben wir dem Uerausg. durchaus Recht, wenn er I, 17, 1.
beibehalten hat: dulcisque Latini leporis facetiae per
Caeciiium Terentiumque et Afranium sub pari aetate ni-
tuerunt, wo Ilaase in der Allg. Lit. Zeit. I^jiti. Mr. öfi-
Flautini leporis emeuJiren wollte, ebenso, »iell, 3ß>5.i
wo I'eiiznnlus Epist. ad Heins. 2. zu lesen vorschlug:
Virgilius Horitliusi/ue statt Rabiriusque. Denn solche
Aui.|a.ssungen «der (ied.'lclitnissfehler sind bei ^'cllejus
nicht selten, wie Hr. Krilz schon zu I, 4, 3. gezeigt
hatte. Hinsichtlich ile.<i Iloratins hc'itte noch bemerkt
werden ktinnen, dass dieser Dichter überhaupt weit we-
niger, als ^'irgilins, von den römischen Schriftstellern an-
geführt zu werden pflegt, wie von Fr. Schlegel (sämmtl.
Werke I, 2 57.) scharfsinnig nachgewiesen ist.
(Jebrigens würde man sehr Unrecht thun, Hrn. Krilz
ein zu starres Halten und Haften an der bisherigen Les-
art vorwerfen zu »ollen. Schon der flüchtigste Blick in
sein Buch muss das Gegeniheil dartliiiii. Denn so wie
er bei seiner Besonnenheit im Lrtheile und bei seiner
sprachlichen Gelehrsamkeit vorzugsweise geeignet war,
ilic guten Conjecturen von der Unmasse der »chlechteu
und überflüssigen zu sondern , so hat er auch kein Be-
denken getragen, ansprechende und leichte Binendatiouen
durch eigene Znsätze, historischen oder grammatischen
Inhalts, zu unterstützen (wie I, 17, .5. 18, 3- II, 46, .3.
52, 4. 82, 1. ÜO, 1. 130, 1-) ">id dann in den Text auf-
zunehmen, der dadurch das ihm schon oben beigelegte
Prädicat eines lesbaren Textes vollkonimen t erdient. Und
eben diese Gerechtigkeit gegen seine ^'orgaiiger , diese
von ihm den tüchtigen Philologen früherer und späterer
Zeit bewiesene Anerkennung ist ganz besonderen Lobes
werlh in einem Zeitaller, wie das unserige ist, wo man
sich nur gar zu gern über die Altvordern erhebt, und
1V0 es auch an jungen Philologen nicht fehlt, die nur
allein Conjecturen machen zu können glauben, gleichsam
als ob der Srharfsinu vorzugsweise eine Tugend der Ge-
genwart wäre. Daher finden sich, um nur Einiges an-
zuführen, Conjecturen loii Rhenanns aufgenommen I,
17, 2. II, 36, 1. 73, 1. 8U, 2., von Manutius I, 18, 1.
II) 94, 1., von Acidalius I, Kj, 4., von Puteanus II,
24, 1. 30, 1. 44, 4., von G. J. Voss II, II, 1. 69, 2.
131, 1. Ferner von Lipsius I, 14, 1. II, 100, ö-, »on
Ileinsius II, 130, 3., von Oudendorp II, 42, 2., von
Ruhnken II, 27, 5. 37, 5. 78, 1- 116, 3-, »un Grüner
I, 16, 3. Sodann unter den Neueren von Jacobs I, 6, 2.,
von Rosenheyn II, 27, 1. 28, 2., von Kreyssig II, 127, 3.,
von Orelli I, 14, 6. II, 0, 6- 6(), 5. 9t, 1-, >«" Laurent
II, 25, 4. 39, 1. 97, I. 113, 1-, von Fröhlich II, 14, 3.
57, I. 105, 1-, >on Haase I, 9, 6. II, 40, 3- 90, 1.
120, ö. 12.5, 4., »on Halm I, 17, 4. II, 6, 4. 128, 1.,
von Jeep II, 68, 1. Auch freuen wir uns, dass Hr. AV.
dem treuen und stillen Fleisse Jani's hat öfters Gerech-
tigkeit widerfahren lassen, wie bei I, 9, 6. l!, 6. 12,4.
14, 8. 1,5, 4. Jani war gerade kein IMann der Conjec-
turen , aber in seinen Interpretationen hielt er auf Klar-
heit und Einfachheit.
In solchen Stellen aber, wo die zahlreichen Conjec-
turen doch nicht die genünschte Hülfe zu leisten ver-
uinchteii, hat der Herausgeber eigene Vermuthungen vor-
getragen und glückliche Emendationen mitgetheilt. Eine
solche finden wir gleich B. |. Cap. 3. §• 2- Quod cum
alii faciant , tum tragici fi-equentissime faciunt , quibus
minime id concedendum est, nämlich dass sie die Zeiten
mit einander verweciiseln , worüber in den unmittelbar
rorhergehendeii Worten geklagt war. Hier ist tum der
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Zusafz i!rs Hrn. Krilz, «Icn ab^r unwohl iler Sprarhjfc-
liraucli gut licisst, als ilic Li'iclili'^ki-it ilor ^'oiatideiiiii';
in ])alai><;r;i|)liis<'lipr lliiisir.lit pnijifiolilt. In iiliulirlier
Weisu liat iler Hr-rniisiclKT f;-'"'^ S"* '''*' Sfclli' in I, l(i, 4-
^caixlrrt und statt pliili>si>/)/iurui/i ijnnqne ili'^enia Sncra-
tico ure dcßuentia omiiium , quos paullo aiile eiiumera-
vimus, tjuaiilo poal Platuiiis Arislolelisijue mortem ßorucre
spatiu gosi'.liricbcn: deßuentiam in Bczu-; auf pitiloso-
phoruiii. Alleriliugs ist <ler Ausdruck Sucralico ore de-
ßuere zienilirli ungotüliiilirh und niilit in CiccronjauisciKT
\V«isc von den Si.hiilern oder Aailifol(;ern des Üokratps
gesagt, aber immer dorli noch gevvülinlicher, als ucua
deßuere auf ilie ingenta ühergetragen «ird. Audi hat
Hr. Kritz auf die snuderliare Stellung des omnium anf-
iiierksani gemacht. Seine Emendatidn stützt sich zunächst
auf eine in der editiii princrps und in der Anicrbach'-
srlien Absciirift gar nicht seltene Vertvechseluiig des (ie-
iiitiis und jNominaliis (s. Prnleg- [). CVj, uudurcli om-
nivm einen passenden Anschluss au deßiienlitim euth/ilt
und ßorere ohne Ziiangi auf iitgenifi bezogen «erden
kann, wie ja ßorere in so inannichfachen Ueziehuiigeu
steht, und besonders von den Dichtern mit vieler Freiheit
von allerhand glänzcnilen nnil ausgezeichneten ZustAndeii
(wie in Slal. Hieb. I, 2!ü'? Claudian. de laiid. StUich. II,
450.) gebraucht »orilen ist. Qiiattio, »as Cludins ffilschlich
in nnantiilo umändern »ollte, nimmt Hr. Kr. ganz richtig für
quam exigiio nach einem bekannten Sprarhgebrauche. *)
Kino andere leichte Eiiiendntiuu finden wir 11, t(i, 3.
Cuius Uli pietatis plenain populus Iioma?iiis gratiam
retiilit statt cuiiis Ute pielate und cuius iUi pielati. Der
Sinn ist: pro ea pietate Uli populus Rom. plenitm
gratiam retulit und die VVnrtstcllung, namentlich die
des Uli, sowie das schnell auf einander folgende retulit
sind hinlänglich erläutert. Auch dadurch, dass Jeep
(Emendat. J'ellei. p. 3) ganz unabhängig ton Hrn. Kritz auf
dieselbe ^'eriiessening gekoniinen ist, gewinnt dieselbe an
Wahrsclieiiilichkeit vor den lireizehn Einendationsversuchen
an dieser Stelle. Ebenso kann die Einfachheit iler veräu-
ilerlen Lesart in den Worten: hie (Poinpeius) a toga
virili assuetus cemmilitio prudentissimi ducis , parenlis
sui , donuiii et ctipa.v recta discendi ingenium singulari
rerum vnlitarium prudentiae cotuerat (11, J'l, ö.) geriilinit
werden. Die Lesart ist in den ältesten Urkunden diircli-
aas sinnlos und verdorben, die iierausgeber und Erklärer
gehen ein, dass von i/fge;iiu//i nicht könne gesagt »erden:
per prudenliam militarem colitur , sondern ad prud. mi-
') Diese Siclle iibpi' die verscliicdenfn Talente, welche
gleichsam gruppenweise durch die Jjhrluinderle wander-
ten, hat einem (rjnzcjsisclicn hiiiiinic de lettrcs, Philarcte
Cliasles , 7,11 merkwiirdicen Aensserungcn über Vcllcjus
Veranlassung gegeben. In einem Aufsätze ,, neueste Li-
teraturscliau" (den wir aus dem Maga/jn fi'u Literat, des
Ausl. IS40. Nr. 14!3 kennen) nennt er den Villejus einen
von jenen Allen , die sich am meisten der Methoilc der
philosopliisclien Vcr illgcuieiiieriing njhetn, er limlel, dass
jene Aeussrrung an Sinn und Form gewissen Stellen in
Ilaller's und Sciulliiig's Werken entspräche, und mtint
sogar, dass man verjuclit wäre, zu glauben, es habe der
deutsche Pliilosopb Hegel, der Scliüpfer des Fpoclien.
Syslenis , diess vom Vellejus Paterciilus, den er einen
Adjutanten des Tiberiuj nennt, entlehnt.
lit. coliiur, aber ihre Aenderiingen vermochten den L'ebel-
staiid der alten Lesart nicht zu beseitigen. IS Uli will
Hr. Kritz geschrieben wissen: prudentiae coluerat, il. h.
Poniiiejus habe seine Anlage fiir das liiito iinil Rechte
besonders zu dem e!ne«/»ecke ausi^ebildet , dass er ein
kluger Feldherr würde, wobei er sich nicht verbirgt,
dass Beispiele für <lie Redeweise iiigeniuin colere alicui
rei fehlen, aber doch nicht zweifelt, dass der treilanke
durch einen Dativ so ansgedrnckt werden könne. Will
man sich nun nicht mit Heinsius Conjectur prudentiil
expolieriit begnügen, «o es freilich immer sonderbar ge-
sagt bleibt: ingenium prudentia expolire, so bleibt die
vorgeschlagene Einentlation die leichteste, da allerding»
der so freie (lebrauch des ethischen Dativs bei den la-
teinischen Dichtern und bei Historikern, « ic Tacitus uud
Livius, die ungewöhnliche Construction des colere in der
■W-llejanischeii Stelle wohl rci hlferligen kann. Man vgl.
über den erstem Günther in Athenäum II, 2. S. 274 IT.
und über den Ict/tern Stellen nie III, 41. jiegantem se
privalo reticere, d.h. er weigerte sich einem rrivalmanii
gegenüber, der also für ihn keine oflentliche I5ehörde
sei, zu schweigen, oder X.'Llll, IJ. interroganti senu-
tori si reticeum. wi« Catnllus auch (47, 3.) gesagt hat:
coeli faror — Jucundis Zep/iyri silescit auris. Ausser
diesen Conjecfnren «ürdo ich gern noch eine Anzahl
anderer namhaft machen , wie 82, l. 96,2. 10), I, wenn
es mir der Raum erlaubte, und die präcise Schreibart,
in welcher die Anmerkungen abgefasst sind , einen Aus-
zug verstattete, da man sieh im (legentheil versucht fühlt,
die ganze Stelle abzuschreiben , um den Lesern deutlich
zu werden.
Was nun die durrli <lie kritischen Bemerkungen nü-
thie gewordenen grammatischen Erörterungen anbetrifft,
so ist zwar schon mit Recht von früheren Beurtheilern
erinnert worden, dass bei diesem Buche, welches es so
sehr verdiene, schnell in viele Hände zu kommen, eine
Aufzeichnung solcher Stellen nicht nöthig sei. Allerdings
weist auch das sehr vollständige Register solche Obser-'
vationen genügend nach, aber wir glauben, um auch die-
sen Tlieil der neuen Ausgabe des VcUejlis nicht unbe-
rücksichtigt zu lassen, wenigstens einige derselben hier
anführen zu müssen, die sich nicht bloss auf Teliejus
allein, sondern auf die Latinilät seiner Zeit im Allge-
meinen beziehen. Dahin gehören etwa die Erläuterun-
gen über die Präpositionen circa (F, 2-) und sui (1, 17.)
in verschiedenen lijodifixationen, über die Auslassung der
Präposition in bei dem ersten Nomen und Stellung bei
dem zweiten (I, 7, »•)) "''«'■ «'"«" sfitnern Gebrauch
von sed (H, 4, 1.), über die Verbindung von non — »ed
quoque (II, 22, 1.) und ut — ita st. quamquam — tarnen
(II, 28, 2.), über proprie (II, 9, 2.), proximus (II, 3ti, 3.),
über circumfundi und circuvidari , »on denen die andere
umgeben (11, 4(), 4.), ein Gebrauch, der sich besonders
oft bei Livius findet, wie I, 4{. circumfusus iguis, fer-
ner XXI, 27. X.MI, 7. und XXIX, 37, woselbst Dra-
kenborch nachzusehen ist, und bei Virgiliiis, wie Aen.
II, 04. und das. Burniann , VI, 6ti(i. VllI , 4,57. und
XI, .043, fon denen er auf noch spätere Schriftsteller,
wie auf Appulejus (sMct. III. p. 4S. Pric. mulieres cir-
cum/usae leclulum) übergegangen ist. Ferner erwahneo
4'J9
500
»ir ilie Boroorkiingnn »Iber altuB und excelaus (II, 35i 1.)
moliii (I, I,'), .'{.), risere (11, 101, 1.), Spiritus als Zärt-
lirlikcltslioüeirliiiuiijj (il , 123, 3-) » "IxT «las Noiifrnin
summn (M, 7l>, 4-), i'ilier ilie iiiilifarischcii Aiisiln'ii'ke
Dfdiiies St. ordinuiii ditclores (II, II-, ().), dimittere
s. V. a. ili'«a(hir.'ii (II, 5> , 4.) iiiul firrfrfj (H, I I'», 2.).
Sililiosslicli nidcliten wir noch feilciikrn iler Erürfpniii-
•fpii i'ilier ilip von eiiiaiiiliT aliliaii|;i;i;eii Geiiitire (11,50, 4.),
üIxT Vojlcjanische Taiitolojfieii (II, 37, 1.) iiml Aiiako-
Iiitliirn (II, 80, 2. "ml 126, 3.), über die Narlis(elliiii;j
«Ips ISniiidi iiiiil ^'oraiislelluiig- lies Cojnoineii (II, 2fi, 2.
eine Silte, <lln Göttiing in der Geschichte der römisch.
Staatsrerf. S. Iti. Anm. 10. am Veliejns rorzn^s« eise
licrauslielit; in. vgl. anoli Pabst zii Tac. Dial. de Orat. l.)
und i'iber den (irbrancli der Modi (II, yi, 2.).
Die .'iussere Anssta(<iincr «les Hnclies entspricht seinem
innern AVerihe, indem der Drnck auf j;n(eni, weissem
Papier sehr aiijfenelim in die Auj;en fallt, nnd nirgends
dnrch .'Ingsllirlie Rauniersparniss beleiiligt. Einen Drnck-
fehler haben »lir im Texte auf S. t)4 (I, l(i, l.) bemerkt:
pnritur st. patitur, zwei falsche Citate sind in dieser
Anzeige berichtigt »orden.
Ausser dieser grossen, kritischen Ausgabe hat Herr
Kritz noch einen Textesabdruck als Schulausgabe ver-
anstaltet :
M. Vellei Paterculi quae supersunl ex hisloriae Ro-
vianae libris duoius. Recensuit et scholaram in
itsuiii edidit Fridericus Kritzius. Lipsiae, sunitibiis
librariae Lehnholdianae, lti4U. VI und 94 S. ti-
(S Kl.)
Wenn gleich, so erklärt sich Hr. Kritz in der kur-
zen Vorrede, Veliejus nicht mit Tacitus, Livius und Sal-
lustius zn vergleichen ist, so verdient er doch ebenso-
wohl, als Aepos , Jnstiiins nnd Cnrtius die Zulassung in
die Reihe iler Schulautoren, und bietet namentlich hin-
sichtlich seines Inhalts, seines massigen Umfanges und
«1er sittlichen Reinheit seiner Darstellung eine passende
Leitüre fiir die Jugend, üass die lebhafte, gedrungene
Sprache des \'ellejiis für jüngere Gemüther vielen Reiz
Jiat, weiss ich ans meiner eigenen Jugend, wo einer
meiner Lehrer das Buch des Veliejus im Privatunterricht
mit mir las, indem mir nicht wenige Stellen daraus bes-
ser und frischer im Gedächtniss geblieben sind, als ans
manchen andern Schriften, die im öffentlichen llnterrichto
i'rklärt wurden. Da wir nun jetzt durch Hrn. Kritz
••iiicn so lesbaren Text .ihaltcii haben, so fallt jene
Haupt-schwierigkevt, von d.r ich jetzt nicht mehr weiss,
»ne ich lor Jahren in meiner alten, Vossisclieri Ausgabe
il.irüber liinaiisgekoiiiinen bin, fiir die Leetüre hinweg.
D.iher durfte wohl zur Abwechselung mit Tacitus und
.>allustiiis j.tzt auch ^'ellejus ein111.1l gelesen iverden, zur
b-standig.Mi Lectüre aber, «o die Rücksicht auf das
Snlistiiche vorherrschend seinmnss, halten wir ihn nicht
-eeigiiet. Aber auch schon das ist dsnkeiiswerth , dass
map jetzt »jeder kritisch berichtigte Exemplare des Vel-
Kjas, an denen es so lange gefehlt hat, u inen gerin-
gen Preis haben kann. Ji_ G. j„coÄ.
,'jl. Kmendantur et explicaufur dito diJf'icHlimi loci ex
Tiiciti .tgricnla. Schulprogramin von Fr. C- lf''ex
bei Gelegenheit der dritten Sdcnlarfeicr des Gym-
nasiums zu Schwerin.
Wie der gelehrte Verfasser der eben genannten Ab-
handlung das Fest einer unter seiner Leitung stehenden
und blühendeil Anstalt benutzt hat, über zwei schwierige
Stellen aus dem Agrieola des Tacitus seine Ueberzeugung
auszusprechen nn<l ausführlich vorzutragen, so ersieht der
Unterzeichnete in der ihm übertragenen Beurtheiinng die-
ses Programms eine eritüoscbte Gelegenheit, nicht nur
über die darin enthaltenen kritischen und exegetischen
Versuche lu berichten, sondern auch seine Ansicht über
die behandelten Stellen mitzutheilen und dadurch sein
früher *j darüber ausgesprochenes Urtheil tlieils zu er-
gänzen, tlieils zu berichtigen.
Die erste von den beiden behandelten Stellen (cap. 10)
lautet: dispecta est et Tliu/e, quam hactenus nix et hiems
appeteiat : sed mare pigrum et grave remigantibus per-
htient. Die ausführliche Erörterung, welche Hr. WeX
iliesen Worten gewidmet hat, ist insofern doch unvoll-
ständig, als die Nothwendigkcit der Vermuthung von
Rheiianus , uhdebat statt appeteiat, ohne weiteres (S. 4)
vorausgesetzt und nicht nachgewiesen wird. Darüber bald
nachher. Ferner sollen alle früheren Erklärungen dieser
Stelle darin fehlen, dass sie die Bedeutung von hactenus
unruhtig fassen; dieses bezeichne aber, nach Heiisinger's
und Iland's richtiger Auseinandersetzung, eine Schranke,
«rornber nicht hinausgegangen werde: üi quaerimus, num
hactenus ad tempus referri possit, non id continuo
agilur, quod pterique puta/it , num pro adhuc dici pos-
sit, a quo saue mirum quantum ("i J differt. Hacte-
nus cum Sit so weit, öis auf diesen Punct (wäre
wohl adhuc etwas anderes?), non ad unam loci notin-
nem hoc pertinet , sed ad omnes res, quae haient ali-
quem aut ambitum aul gradum, transferri polest , ideo-
que de tempore quoque et dici potent et dictum est ali-
quolies a scriptoribus. Primaria autem ac propria huius
vocis vis posita est in eo , ut terminum significet , so
weit und nicht tceiter. Adhuc qui dicit , signifi-
cat aliquid continuatum esse usque ad hoc tempus, neque
vero desperat, posthac quoque rem itafore, at qui ha-
ctenus dicit, ßnitam esse monet aliquavi rem neque
ampiius duraturam esse, quippe iaiit in contrarium ver-
sam. Sollte in der That etwas derartiges in der Partikel
hactenus liegen küimen i Das müsste wenigstens auf an-
dere AVeise als durch ein paar Beispiele nachgewiesen
werden. Allein »as hier als eigenlhiimtiche Bedeutung
von hactenus angegeben wird, das kann nicht einmal
in der Partikel selbst enthalten sein, sondern nur aus
dem Znsaiiimciihange des Gedankens entnommen werden.
Mau betrachte nur das ans Livius (VII, 2ti.) bei Herrn
Wex angeführte Beispiel : hactenus quietae utrimque sta-
tiones fuerunt: postquarn etc. Dass iler m\t hactenus —
fuerunt angedeutete Zustand nicht länger fortdauert, er-
sehen wir nicht aus hactenus, sondern aus dem Inhalt
*} V, 1^1 Taciti opera. Beco;; Fr. Kitler. Toni. II p .^20
501
502
«liT folj^riiilcii Worte. Gowiss kümite liipr ainh (idhuc
slrlirii , atiiT «las drris) lbii;i' /lacleiiun tfillt im Viifan^c
ioocs Satzes liesscr in die Ohren, ^''"'^'''^ "i"' l'*"! 'I'atit.
Ann. \IH, 47- hacteitits AVro /Ingitiis et sceleriiits ve-
littnenta quaesivit , "" ndltuc liir ileu (ieii.inki'u eheiiüO
püütteiid ;;evvr.s(ii Hrtre, Oder solUe derjciii(;i' , vtrlclier
bei Tereuz (Plioriu. III, I, I£>.) ad/iuc triitu/uilla ?•««
est »priclit, auf die Fortdauir ilieses Ziistaiideji suli llull-
iiuii;; oiaclieii { Die beiden Partikeln sind vielmehr ihrer
Forui nach ganz stleichtiedcutend , aber im S|)ra<lij;ebraii-
ilie dadnroh uutersctiivden , da^s aäliuc nur zur bezeicli-
iiuii;'' der Zeit, niilit des Ortes, ^eliraurlit «ird, ilasä
liiii{{e{jt'ii die örtliche Bedeutung bei huctenus die f^e-
Miiiiiilulie ist, dass diese aber ancli auf ideelle bezeieli-
uun^ des Grades und Uinfaiii^es und daher aueh auf die
Zeit (ob^leuli selten, Heil sich dafür adhuc im üjirach-
gcbraiiihe fesljjesetzt hat) übortraj^en »ird.
.Ans dieser [jenierkuiij; ergibt sieh von selbst, dass
wir die von Hrn. VV. j;ej;ebeiie Erklürung der Worte des
Taeitus im Aj^rit-ula nicht theilen können. Diese lautet
aber: Und vorbei war es mit Thules sicherer Geborgen-
heit hinter Schnee und Winter, wenn nicht das Meer
dahin unschiff'bar wäre. Ua das Aufhören des Ziistan-
iles, welchen der Satz hactenus — ahdebat aiisdriickt,
hier aus deui Zusaninienhange der Sät<e nicht zu ent-
nehmen ist, in dem nackten hactenus aber auch nicht
enthalten sein kann, so niuss davon überhaupt abgesehen
werden. L'eberdiess spreclieii noch zivei andere Puncto
J'egeu die neue Krkb'irunj; , »elclie ich nur eben andeu-
ten will: denn die Partikel sed kann in ilem gej;enȊr-
tigen Zusammenhange die Stelle von ?ii oder nisi nicht
vertreten, und die dafür beigebrachten drei Beispiele
(ä. 5) lies Livius, Lucanus und Juvenalis sind anderer
Art, als die Stelle des Taeitus. Ferner wird Hr. VV.
bei seiner Erklärung geniilhigt , folgende uene Inter-
punctiuii ein/.iifültren : sed mare pigrum et grave reini-
ganlibus. Perhibent ne ventis (juidem etc. statt : sed
tnare pigrum et grave remigantibus perhibent. Ne ventis
guideiu etc., »velcho letztere vor der anderen entschie-
dene V'orzüge hat. Liest luau mit Rhenanus abdebat,
90 iiiuss niaii bei der einfachen von ihm selbst gegebenen
Erklärung stehen bleiben: welches bisher Schnee und
Winter dein Blicke entzog. Aber welche seltsame Be-
hauptung? Von den Kuuiern war bisher noch Niemand
bis zu den Orkadcn iui Norden Britanniens vorgedrun-
gen, und nur von ihnen, nicht von Einheimischen oder
einzelnen Waghälsen kann hier die Kede sein. Wia
A\alch diese Worte verstand, dass abdebat auf fabelhafte
Beschreibungen Thules sich beziehen lollte , heisst ihnen
Gewalt anthuu, da eine solche Beziehungsweise durcli
nichts angedeutet i«t. Sonach hatten wir schon drei Er-
kläruupon des nur auf Veriiiuthiing Leruhendeii abdebat.
^Jull ich mich nun selbst über ilie Lesart und deir
Sinn jener Worte dfs Taritu.'» aussprechen , so muss ich
etVl^rea, diss da.s überlieferte appetebat , in der Bedeu-
tung von Heimsuchen , üegehr nach etwas haben , mir
noch immer vor der Conjectur dea Rhenauus den Vor-
zug 2U verdienen scLeiiit. Veimissen kann man dabei
die Boztichnu.ig nur (uonniai), allein diese »ird theils
durch den 2iusammenhang des Gauzeo , tlieils durcli das
kraftige hactenus ersetzt Eben erblickt ward auch Thule,
welches bis jetzt Schnee und Wintersturm heimsuchten :
aber das Meer , meldet man , ist trüge und widerwärtig
dem Ruder.
Wenn die v«rii;e Stelle den Namen eines locus diffi-
cilliinus kaum verdient, s« darf dagegen die zweite von
Hrn. Wex behandelte mit vollem Recht als höchst schwie-
rii; bezeichnet »erden, weil der Cirkel, in welchem
Kritik und Hermeneutik bei ihr geralhen, nur durch
Kunst und Divination gelöst werden kann. Die ältesten
Ausgaben und die Ilaudschnften geben sie in folijender
Gestalt :
Interim ei/uitum turmae fugere. Covinarii pedilum
se praclio miscuere , et quumquam recentem terro-
rein intulerant , densis tarnen hostium u'j,minibus et
inaequulibus locis haerebant: minivieque equestres.
ea (ea eine Vatic. Hanilsrlir.) n. pugnae facies erat,
cum aegra diu aut stante simul equorum corpori-
bus impellerentur ; ac saepe vagi currus etc.
Mit Recht ist Hr. W. darüber mit AValch, Ritter und
Anderen einverstanden , dass equilum turmae in dein ge-
genwärtigen Znsauimenhange nur von der römischen Rei-
terei gesagt sein könne; auch bemerkt er nicht minder
richtig, dass britannischer Seits eine eigentlich» Reiterei
mit Ausnahme der Reisigen zu Wagen in der hier be-
schriebenen Schlacht nicht gekämpft hat*), obgleich er,
und zwar ebenfalls richtig, desswegen noch nicht mit
Walch behaupten »ill, dass den Brifanneii überhaopt eine
Reiterei gefehlt habe. Hält mau dieses fest, so kann
nach dem bereits entworfenen Schlachtgemälde fwere
nicht mit eqiiitum turmae verbunden »erden, wie von
Hrn. Wex in llebereinstiininuiig mit vielen .\nderen eben-
falls richtig anerkannt »ird. Um also diesen ersten Feh-
ler zu beseitigen, will der Verf. des Programms (S. 7)
schreiben: Inlerirn etjuiluin turniue, Jiigcrc enim covi-
narii, pedilum se pruelio immiscuere **) elc, Aehn-
lich hatte der Unterzeichnete ubi fugere corinarii in
seiner Ausgabe des Taeitus rorlängst vermuthet, dlleio
jetzt scheint mir beides bedenklich, einmal, weil die
V^oranssetzung einer ausgefallenen Partikel so viele 3Iö{r-
licbkeiten darbietet (Hr. W. lässt die Wahl zwischen
Jugere eniin oder fugere eo), dass auf diesem Wege
niemal» zu einem sicheren Ergebnisä la gelangen ist ;
dann »eil ich die Form fugCre statt f'uf^erunt aus Taei-
tus nicht zu belegen »eiss. Daher ziehe ich es vor,
ohne Veränderung eines Buchstabens zu lesen: Interim
*) Hrn. W. ist nnbcl;aiint fjcMicIicn, d.Tss Bitter (Tacit. Opp.
t. II. p. ,^^41) diesi llie Üeinciiiin? j;cniacKt hat. Dort
heisst es zu den Worten ctn'itiuritts eques (Ägr. c. 21):
Riienanns e.\ coniectnra scripsit covinarius et eques. Cum
et ncijue in coilicibns ii('(|ii(' in anlii|uis editionibns coin-
jtareat , cunnjuc st.iliiu complthat , iioii compiehant^ scri-
ptum sit, saiiae interpiet^ilionis r.ilio poshilul , nt coii-
nariiim equiein intclligainns e<;uites curru sive cuvino
praelianles. Inde rursos eonse(|iiitiir in bac liiitannorum
acie cfjoitcs f[tii vu1l:u dicuntnr neu fiiisse.
**) Immiscuere statt niiscncre an dieser Slellc des Programm«
ist walirsclieinlicli nur ein Sclircibreblei. Später (S. 8)
lesen wir wieder miscuere.
503
304
equittim tiirmne ff"f;ere covinnriij pctliliiiii sc praclw
misaivre. Hr. W. hat an diese Mi)(;lirlikpit ebenfalls
gedacht: at (erinnert er dagegen) in purcnüiesi iioii
ptitü fi/iiii/cm aon'stiim fiigcrc pro relalivo tempore
/userdiit usnrpari passe. Das glaube irh zwar auch
nicht, allein /i/gcre soll auch kein Aiirislus sein, son-
dern ist als hislorischer Infinitiv zu fassen. Um n.'iinlich
dem Leser begreiflich zu machen, nie die römisciie Rei-
terei ohne Kcifpres iliniicrniss mit ihrem riissrolke ge-
gen die Anhülicn vonlringen kann, wird beiläufig be-
merkt, dass die M'agenk.'lmpfer der Britannen damals
bereits auf der Fluclit waren.
Bei dieser Anordnung ist Alles klar bis zu haerebanl :
allein dort gcratlicn wir in eine neue und ärgere Wild-
iiiss ; denn was ist mit den überlieferten ^Vorteu niiniDic-
qiie equeslres. ea ri. pitgnne Jacies erat, ciiiii iieg/it
diu ciiU staute siinul e<iiioruin corporibus iinpelleren-
lur etc. anzufangen? Rlienanns mag zwar einige Schreib-
' fohler daraus glücklich entfernt haben, indem er schrieli:
miniineque equestris ea ptignae facies erat, cum in
Sraclii stantes siinul equorum corporibus impcUerentur,
allein in zwei Puncten hat er ohne Zweifel ilas Richtige
verfehlt, einmal dass er ein miissiges ea im Texte ge-
lassen, dann dass er mit in f^radu stantes eine uiilatei-
nisclx- Reileiisart cingesihiv/lrzt hat. AVas das erstcre
bctrifl't , so ist nach einem Fingerzeige der Vaticanischcn
Handschrift Nr. 3429 fea n.J mit Hrn. Wex iain vorzu-
ziehen; dagegen passt eqtiestris so vortrefllich zu den
folgenden Worten, dass die dafür von Hrn. AVex em-
pfohlene Coiijcctur aequu nostris (in dem Sinne: der
Kampf ^esla/lele sich nicht günstii^ für die Römer)
unbedenklich abzuweisen ist. Dabei wäre auch nicht ab-
zusehen, warum von einem Aussehen des Kampjes und
nicht vom Kampfe selbst ilic Rede sein sollte. Die üb-
rigen Worte will Hr. Wex lesen: quum ae^^re accliii-
tate stantes simul equorum corporibus impellerentur,
worin acciivitale so viel als propter acclivitalcm bedeu-
ten soll, was kaum angehen müchte. Dazukommt, dass
der seltene Ausdruck acclivitas bei Tacitus sonst sich
nicht findet. Weniger Anstoss würde das von dem Un-
terzeichneten ehemals vorgeschlagene cum aegre in oc-
clii'i Staates Seitens der Sprache haben, aber man kann
dagegen ebenfalls einwenden, dass die Züge der übei-
lieferten Lesart dabei zu wenig berücksichtigt worden
seien. Daher lese ich jetzt: cum e gradit uul sinnles
siniui eauorum corporibus impc/lerenlur , in dem Sinne,
i/a die im Schritte oder Strben begriffenen zugleich
(i\. h. nicht allein durch die dichten Schaaren Aer Feinile)
durch die Leiber der Pferde Stösse bekamen. Wie
Tacitus auch sonst solche Wortverbindungen znlflsst, wel-
che erst durrli einen ArtiUel, wenn die latuinische S|ira-
che einen htitte , recht verständlich würden, so sind hier
die Worte e gradu gleichbedentenil mit Ol cItvu tjariiv)^
oder Ol tx jjaoeo}^, und wenn Tacitus e gCiu/u für
■j,radientes schlechtweg zu schreiben auch nimmermrlir
gewagt hatte, so wird doch in unserer Stelle diese Frei-
heit (eine solche bleibt es immer) durch das enlgogen-
gesetite avl stantes entschuldigt. Hätte er geschrieben
e gradu nilentes (die schritlivcise voranstri-bondcu) aut
stantes, so würde Keiner Anstoss nehmen. Aber gerade
ein solches nitenles oder ein ähnlicher Begriff der Be-
wegung kann ans dem (iegentheile aut stantes entnom-
men werden. Beide Theilc, die Schreitenden und Ste-
henden, gehören zu dem an der Anhf>he kämpfenden
rUmischen Fussvolke. Diese werden nach Ankunft ihrer
Reiterei nicht allein durch die dichten Schaaren der
Feinde und durch das unebene Terrain , sondern zugleich
durch die Pferde der Ihrigen und mitunter durch die
Wagen iler feindlichen Coiinarier gediflugt und gestossen,
und so hatte die Schlacht, obgleich Reiter und Rosse
mit AVagen dabei waren, keineswegs das Aussehen eines
Reiterkainpfes. Die Reiterei konnte zu einer ordent-
lichen Theilnahme an dem Kampfe (auf pugnae liegt
der Nachdruck) nicht gelangen, sie war vielmehr ihrem
eigenen Fussvolke eher hinderlich als förderlich. Die
ganze Stelle lese ich demnach so:
Interim equitum turniae ffugere coi'inariij pedi-
turii se praelio miscuere. Et quamquam recentem
terrorein intulerant , densis tarnen liostiuni agmi-
nibus et inaequalibus locis haerebanl ; niinimequc
equestris iain pugiiae Jacies erat, cum e gradu
aut stantes simul equorum corporibus iinpelteren-
tur , ac saepe i'ugi currus , exterrili sine recto-
ribus equi , iii qucmque formido tulerat , Irans-
yersos aut obi'ios incursabant.
Es ist bcH underungsivürdig, wie Tacitus in diesem
SchlachtgemSlde ilie leuchtenden Puncte in den Vorder-
grunil zu stellen und die dunkelen zurückzudrängen weiss.
Weder die dreitausend an den Flügeln des rö.nischea
Heeres aufgestellten Reiter, noch die feindlichen Wagen-
kämpfer scheinen auf die Entscheidung der Schlacht be-
sonders eingewirkt zu haben. Daher erfahren wir nur
gelegentlich und aus der Erwähnung des Erfolges ihres
Streites, dass sie handgemein geworden und der Vor-
Iheil den Römern geblieben ist: interiin equitum tui~
mae ffugere covinariij pedituin se praelio miscuere.
Diejenigen, welche zuerst den Sieg für die Römer ent-
schieden, sind die batavischen und tungrischen Coborten,
hinter welchen die übrigen nicht zurückbleiben wollen.
An der Anhöhe angekommen, sollen sie von ihrer eben-
falls siegreichen Reiterei unterstützt werden, allein da-
durcli werden sie in ihrem Siegeslaufe nur aufgehalten.
Da erfolgt die Niederlage der Feinde zunächst von einer
anderen Seite: vier inReserie gehaltene Reiterflügel fal-
len den Britaiineii in den Rücken, und dadurch wird die
Sclilacht auf einmal zum grossen Nachtlieile derselben
entschieden. Bei diesen vier Abtheiliingen und ihrer
Arbeit verweilt der Geschichtschreiber längere Zeit und
mit vorzüglicher Sorgfalt, weil dieses gerade der Glanz-
punct des Schlachtgeniäldes werden musste. Die Nieder-
lage des Feindes hätte jedoch nicht so vollständig und
alljTempin durch die glückliche Schwenkung dieser ver-
hälfnissma«sig geringen Anzahl Reiter (20U0 Mann) wer-
den können , wenn nicht das römische Fussiolk an den
Anhöhen bereits im Vortheil gegen die Britannen gewe-
sen wäre, und ilaruin ist die Vermuthung des Hrn. Wex,
miuiir.ciiue iiequa nostris iam pugnae facies erat , auch
von dieser Seite unzulässig.
505
506
Wenn ilnr Leser die in Knie stellenden Worte, »ic
Mir dieselben vurlier kritisili gestaltet haben, mit dem
iu <len llandscbriften und ältesten Ausgaben überlieferten
Texte vergleicht, so nird er bofTentlieh finden, dass wir
demselben so treu als möglich uns angeschlossen haben.
Von InUriin bis haercbant ist nichts ;,'eändert, als die
Interpunotion. Miiiiiiteque equeslris fiir iiiiniinerjue eque-
stres ist Berichtigung eines in den Handschriften des
späteren ftlittelalters ganz gewöhnlichen .Schreibfehlers,
Ton dessen Mothnendigkeit Rhenanus sich leicht über-
I
zengen konnte. In ea n. halte ich das Punctum hinter
/{ für ein Ueberblcibsel des dritten Striches von in ^ und
so gellt iaiii aus diesen Zügen, wie von selbst, herror;
ea würde hier an unrechter Stelle stehen. Wer dag
festhalten will, muss ca enini (n. als Abkürzung von
enim) piignae Jacies erat lesen, allein dadurch gerathen
wir iu andere unauflösliche Schwierigkeiten. Weiter ist
aus cum e gradu uut stantes simul die Entstehung des
Verderbnisses cum aegra aut staute iiinul leicht zu er-
klären. Nach einer Gewohnheit der älteren lateinischen
Schreibweise, iiouach die Präposition mit ihrem Haupt-
worte verbunden wird, war cum egracfu geschrieben;
daraus machte ein späterer Abschreiber cui/t aegra (was
auch ganz gewöhnlich egra geschrieben wird) und aus
dem Ueberrestc ein diu ^ da ihm bekannt war, dass du
keine lateinische Wortfarm wäre. Der Ausfall des Schluss-
buchstabens in stante statt stantes wurde durch das- fol-
gende simul veranlasst, wie schon Rhenanus richtig er-
kannt hat. Uebrigens ergibt sich aus der ganzen Stelle,
dass alle bisher benutzten Handschriften des Agricola
(im Ganzen i/fr) aus einer einzigen geflossen sind , ein
Ergebniss, was aus der Betrachtung anderer Stellen die-
ses Werkes und der dabei begangenen Schreibfehler nicht
minder sicher dargethan werden kann. F. liiltcr.
52.
Kritische und erklärende Bemerkungen zu
Tacitus Dialog.
(Fortsetzung von 1841. Nr. 104}
C. 16. Magnam — quaestionem movistjs. So haben
die neuesten Herausgeber wieder mit den Blss. geschrie-
ben statt Lipsius Verbesserung niovistz, die wegen des
folgenden sed sehr leicht ist, und Bach sucht diese Les-
art mit der Bemerkung zu vertheidigen, dass beide, Hles-
sala, wie Aper, die Frage in Anregung gebracht hätten,
worin ihm nicht leicht Jemand beistimmen ilürfte. Ref.
glaubt durch Folgendes Lips. Vermuthung so gut, wie
ausser Zweifel, zu setzen. Angenommen nämlich, movistis
sei richtig, und Secunilug rede damit beide, den Aper
und 3Iessala an; wie kann er dann doch ohne Undeut-
lichkeit in den gleich folgenden Worten sed ijuis eam
Justins explicavit, quam tu den Namen des Einen, den
er hier anredet j weglassen? Alusste er nicht, schon
des Gegensatzes wegen,' indem er anfangs beide, dann
aber nur einen anredete, hinzufügen quam tu, AJessala ?
Ref. fürchtet nicht den Einwurf, dass der Leser ans der
Person des nachher Autwortenden erkenne , wer vorher
mit dem tu gemeint gewesen.
Ztitschr. f, d. Alierlhiimsw.
Ex quo adparet, iion multo plureg, quam qundringen-
lüs annos, interesse inter nostram et Deniosthenis aetatein.
Ref. muss sich hier ganz entschieden iler von allen llanil-
schriften und alten Ausgaben überliefciteo und von allen
Intt. seit Lipsius, wie es scheint, verstossenen Zahl Ire-
centos (CCC.) annehmen. Indem die Intt. nicht zugeben
wollten , dass man erst vom Tode des Demostlien. an
rechne (322 vor Chr.), bedachten sie nicht, was Inter-
esse inter nostram et Dem. aet. heisst, nämlich die Zwi-
schenzeit zwischen dem Ende der einen und «lern Anfang
der andern aetas. Vor Allem aber bedachten sie nicht,
dass nicht Tacitus hier spreche, sonderu Aper, dessen
Darstellung überall in diesem Dialug einen übertreiben-
den Charakter an sich trägt. In Aper's Interesse lag es
hier aber, eine so kleine Zahl, als möglich, anzugeben.
Halt man diess fest, und nimmt jenes hinzu, so kann
Ref. seinen Gegnern gerne einräumen , was er an und
für sich durch nichts gezwungen wird, einzuräumen, dass
nämlich der Anfang der nostra aetas erst vom heutigen
Tage, d. h. vom Jahr 7.Ö nach Chr. an gerechnet wer-
den soll. Denn selbst dann ergeben sich von Demosth.
Tod an doch noch nicht 400 Jahre, und e» hiesse Aper's
Charakter gänzlich «erkennen, wenn man es nicht denk-
bar fände, dass er diesen Zwischenraum von Dem. Zeit
und der seinigen auf non multo plures, quam trcLcntos
annos habe angeben dürfen. Schurzlleisch vertbeidigte
also mit Recht die Lesart aller Handschriften und alten
Ausgaben, aber mit falschen Gründen.
Quae cum maxime est. Unrichtig, wie es scheint,
fasst Hand, Tnrsollin. 3, p. (iüO und t)ü2 die Formel
cum maxime von der wirklichen Gegenwart des Reden-
den r:; nunc maxime ; vielmehr bezeichnet sie jede ge~
dachte Gegenwart, und ist nicht z::! jetzt eben, sonderu
= ,,jedesmal" oder „immer gerade." Wörtlich: „welche
ist, wenn sie gerade ist", d. h. Vielehe jedesimd gerade
ist. Dass diess die richtige Erklärung sei, zeigen auch
alle andern von Hand 1. 1. angeführten Stellen.
Incipit Deniosthenes vcster — ferme eodem mense
exstitisse. Bei dieser Lesart hat man sich in neuerer
Zeit allgemein beruhigt, obgleich Brotier schon mit Recht
darauf aufmerksam machte , dass Ein Olonat des grossen
Jahres immer noch 1090 gewöhnliche Jahre umfasse ,
«oraos jedenfalls hervorgeht, dass ferme eod. m. absurd
und unpassend ist. Das Ms. Keap. und Farn, haben aber
codem modo. Ref. glaubt der ßeistimmung aller ilerer
gewiss zu sein, die da meinen, dass er der Darstellung
Aper's mit Recht den Charakter der Lebertreibung bei-
legt, wenn er eodem momento zu lesen vorschlägt. Schon
ein einziger Tag von jenem grossen Jahr umfasst 37 ge-
wöhnliche Sonnenjahre, wie trell'end also, wenn Aper in
seiner leidenschaftlichen Aufregung sagt, dass Demosth.,
den seine Gegner vetus und antiquus nannten, danach
non sohim eodem anno , quo nos , sed Jcrmc eodem mo-
mento als Redner aufgetreten sei ! Wie oft jene beiden
Mss. , über deren Wcrth im Allgemeinen kein Zweifel
obwalten kann, ganze Svlbcn weglassen, darauf hat Ref.
schon früher aufmerksam gemacht ; und momentum :=
„Augenblick, Zeitpunct" gebraucht der Verf. des Dialog,
auch sonst, z. B. r. 6- non uno aliquo momento. sed
omnibus prope diebus ac prupe omnibus horis.
34
507
50S
V. IT. (Juoii i/iiiiffiii cm- aiitiqui« tunporibu» potins
ail»cri/>,ifi.i , quam iiostris , iion vidi-o. .So liest man jettt
all|;pniriii , wie r.i »clieiiit, nach il«r Aiuliiritat (Irr alti-n
AiM'aliPii, w/ilirciiil (las Ms. Nraji. un<l Farn, niul ed.
Siiir. ('(//' t;ar nicht liabrn, iinil ijuif/ statt quidem, suwie
a<lsrri//;tis. Nun inter|iiiiii{irc man (lirsi- von den liebsten
f{;iiids('liriri<-n liltorliofertf Li-sirt nnr rirhtij;, nnd »vir
sind ({pwiss, es werde jene sieh sofnrt als Glosse lieraus-
atelleii: qiios !•/(//(/ antiq. (eni|ii>rili. potius ailsiTi/;/tiR, quam
niistris ? nun vidco, c(. Iliir. Kpist. I, IC), ti.j. Der Sinn
lileilit derselbe, aber es ist klar, dass diese Wendung
weit /c{)i'n(li'm'r und jjeivalilter, und desshalb als die ur-
sprünglich riihti;;e an<!iierkennen ist. lieber quid zz: cur
wird man keine Belege verlangen, imless sind sie ausser
an unzflhli|;en andern Stellen z. B. Cir. ile Or. 2, 47,
I'IT- und 3, -'-', ^-t- '-" fi'"!'""-
Statue se.r et quinqna^''inta aiinns , quihus mox etc.
Auch hier müssen wir uns der von den Handschriften
nlierliefertCM Zahl iiovciii et q. (die alten Ausgaben haben
Oilo et q. ) aiinelinien, unil jedenfalls gegen die seit
Lipsius allgemein anfgeiiommene Conjertur sei' et q. pro-
testiren. Die Intt. nehmen .-n. Aper zähle hier ganx
genau die Regiei uiigsjahre der Kaiser bis auf seine Zeit
zusammen, um den Zeitraum von Ciceros Tod bis dahin
bestimmt anzugeben; weil nun Augustus wirklich nur
,5() Jahre regiert habe, müsse man auch so schreiben.
Dabei verfallen sie dann in die Inconsequenz , dass sie
den Aper von seiner gfiiaucn Rechnung nur eine runde
Summe, I2Ü Jahre, als Resultat hinsetzen lassen; denn
bei der Lesart se.t et q. kommen höchstens 118 Jahre
heraus. Das könnte man sich ja freilich »vohl gefallen lassen;
aber in der Weise, wie Aper es thut unil ausspricht 1
Denn nachdem er Cicero's Todestag genau angegeben,
und ebenso jedes Kaisers Regierungszeit , sagt er am
Schlüsse schlicht weg: centum et viginti anni ab interitu
Ciceronis in hunc diem colliguntur. Sahen denu die Aus-
leger nicht, dass Aper, wenn er sich nicht eines Irrthuins
im Addiren, oder einer Unwahrheit schuldig machen
wollte, doch jedenf.ills , wollte er einmal das P'acit in
einer runden Summe angeben , was an und für sich ihm
natürlich frei stand, nachdem er die einzelnen Posten so
genau aufgezahlt, nothwendig sagen innsstc : centum ^e/v/ie
et vig. anni ; gerade wie Tac. es macht bei einer ähn-
lichen Berechnung Germ. c. 'M. ducenti fernte et decem
anni colliguntur. Cf. daselbst Bach's sehr richtige Be-
merkung. Aber auch unten c. 24. fin. niederholt Ma-
teriius persiflirend Aper's An<;abe ganz bestimmt: centum
et vig. ann. Die Sache, scheint es, verhält sich gerade
umgekehrt, als die Ausleger meinen: Aper gibt nicht als
Facit seiner genauen Aufzahlung iler einzelnen Posten eine
runde Summe , sondern um gerude die runde Summe
von l'iO Jahren als Fach zu bekommen — woran ihm
lag, um hinzufügen zu können unius hominis uetus ;
nain ipse ego in ßritannia vidi senein etc.; auch bestimmte
bekanntlich nach römisch- religiöser Vorstellung die natura
dem IVlensrhi-n IJO Jahte zu leben, cf. Klausen in dieser
Zeitschrift 1 ,S40. Nr. 27. p. 224. — ilesshalb also ging
er in dem ersten Posten seiner Rechnung etwas von der
Wahrheit ab, wie er auch deutlich anzeigt in dem Aus-
drucke •jla'.ne uuvem et q. a,, über den die Intt. leise
hinwei^geschlüpft zu sein scheinen. Denn was i<u aller
Welt kann er doch Anderes besagen, als: ,,Nimm an'",
die Zahl der Jahre, in denen Aug. an der Spit'Ze de»
Staates stand, sei 59 1 Man wird statue doch nicht iu
dem Sinne von: ,,Slelle die 56 Jahre liin" nehmen wol-
len? wohin? auf die Rechentafel? — Rechne inaii nun
zu ,^9 die übrigen Posten, die durch die Form, in der
Aper sie vortragt (^adjice Tiberii tres et vig. etc.), als
der Wirklichkeit entsprechend erscheinen, also 23 Re-
gieriingsjahre Tibcr's, beinahe 4 des Calig. und zweimal
l4 (.'S) des Claud. und Nero, I des Galba , Otho und
Vitell. und die 6- statin von Vespasian's Regierung, also
,') Jahre, so erhalt man gerade 12CI. Die Zahl, welche
die alten Ausgaben haben, ocio et q., erscheint danach
schon als eine Schlimmbesserung, indem man von Vespa-
sian's Regierung wahrscheinlich 6 Jahre statt ö rechnete.
Man muss aber oflenbar hier um so mehr nur 5 Jahre
in Anschlag bringen, da Caligula nur pru/^e quadriennium
regierte.
Ita si eum , qui armatus C. Caesari restitit — per-
traxisset, idem et Caesarem ipsum et Ciceroneni atulire
potuit etc. Die Riss, und alten Ausgaben haben et (jui-
dem j das IVls. Neap. ausserdem auch ein et hinter qui-
dem , wesshalb man jetzt zu der Conjectur des Rhenan.
idem noch ein et hinzugefügt hat. Aber sollten die
Buchstaben et qu gar nichts bedeuten? Roperti wollte
is quidem lesen, wenig wahrscheinlich. Ref. schlagt
entweder aeque idem et, oder utiqiie idem et vor; jenes
möchte der handschriftlichen Uebertieferung noch am
nächsten kommen, und passt sehr gut, weil es das, wor-
auf es dem Aper ankam, noch stärker hervorhebt, dass
nämlich jener Britannier eben sowohl den Caes. unti Cic,
als die damaligen Redner, habe hören können , während
bei Ruperti's Vermuthung diess noch mehr verschwächt
wird , als selbst in der hergebrachten idem et. .Aeque
— et — et steht auch Cic. de Or. 3, .5U, 192. Zu der
kraftigen, aber der spätereo Zeit angehörigen Wendung
si — pertrax/.s'se^ — fotuit, zu der Bach auf nicht ganz
analoge Stellen verweist, vergleiche man die ganz gleiche
Agric. 31. nisi felicitas in socordiam vertisset , exuere
juguin poti/ere. Verwandt, aber doch etwas verschieden,
ist die bekannte Stelle bei Cic. Tusc. 3, 1,2- quodsi —
natura genaisset — haud erat sane, quod etc.
tie dividatis secnlum et antiquus ac veteres vocit«tis
oratores , quos eorundem hominum anres agnoscere —
potuernnt. Aper spricht hier nach seiner genohnten Weise
sehr kräftig, und überträgt auf die ganze Gattung, was
eigentlich sich nur auf einen Theil bezieht: .,, Nennet die
nicht alt, welche noch Einer Zeit augeboren", statt
strenge logisch zu sagen: „von denen, ilie Einer Zeit
angehören , nennet Niemand alt." Der Deutsche würde
ähnlich sprechen: „und, wo Alle Einer Zeit angehören,
sprecht da nicht von y4lten und f'ormaligen." Fasst
man die Stelle so, so verschwinden die ßedenklichkeiten,
welche Eckstein zu derselben erhoben hat; auch agnoscere
steht III seiner gewöhnlichen Bedeutung z^ in Person
kennen lernen , persönlich reilrn hören; denn dem Rufe
nach kannten sie sie jedenfalls , aber, will Aper sagen,
sie konnten sie auch alle seilst huren, cf. c. 7- fi"-
509
510
C. IS. Quam Sertio (laibae tuit C. Carboiii quosque
alios iiieritn aiitiqiios roraicriinu». Mit Recht hat Ritter
nach iIpiii 31§. Noa[). aiil lu den Tpxt geiioiniiieii, da es
Hie gewähltere Wendung ist. Denn sicher wurde e» in
den andern Hundscliriften und alten Ausgaben getilgt,
weil tiuosf/iie , und nicht aut quos oder quosi'e folgt.
Aehnlirher Wechsel ron aut und et auch sonst bei Tacit.,
c. B. Hist. 2, 4ti- qnas inter roces ut flexerat vultuin
iiut induraverat, clainor et gemitus, cf. Dialog. 40. Ma»
cedunum ac Pemarnm atil ullius gentis.
Sunt eiiiin horridi et impoliti et rüdes et infornies
et quos utinani iniiiatns nulla parte esset Calvas fester etc.
So die codd. Vaft. unil Farn., dagegen der Keap. in illii ,
Monach man meist in neuerer Zeit der Conjectnr IMuret's
ne in illa parte den Vorzug gegeben hat, nach unserer
Ansicht mit Unrecht. Denn 1) »^ire ne in illa richtig,
und bezüge sich also der Wunsch, Calvng und Coelius
u. 8. w. müchten den Galba and Carbu nicht nachgeahmt
haben, nur auf den Einen vorher angeführten Punrt
(horridi — inforaies), so durfte es billig nicht et quos,
sondern bloss quos heissen, weil jenes nach dem ge-
wöhnlichen Sprachgebrauch nicht wohl anders gefasst
werden kann, als so, dass jenen Rednern damit noch ein
neues, Oenünderes Attribut beigelegt »verde. Aber 2) ganz
entschieden rerlangen die folgenden Worte Aper'»: „Agere
enim forlius jam et audentius voli>" im Vorhergehenden
die stärkere Lesart nuUa parte, weil sie sonst nach des
Ref. Ansicht kaum einen Sinu geben. Denn durcli den
Ausruf: ,,uud überhaupt möchte dich Caivus sie in kei-
nerlei Hinsicht nachgeahmt haben !'^ wird allerdings iler
Ausdruck fortius et audentius agere gehörig oiotirirt,
weil damit rorher gesagt war, dass an jenen Rednern
aach kein gutes Haar sei, allerdings eine starke Be-
hauptung, <lie sich indess ganz für Aper schickt. Aber
bei der Beschränkung jenes Ausrufs auf den Einen Punct
erscheint Aper im Folgenden als einer, der sich mächtig
geberdet, man begreift aber nicht, warum' da er ja
dann jene Redner nur in Einer Hinsicht für nicht nach-
ahmnngswerth erklärt hat.
Muni dubitamug inventos, qui prae Catone Appium
Caecum magis rairarentnr. Es fragt sich nach unserer
Ansicht noch sehr, ob man, wie allgemein geschehen ist,
pro, das alle codd. ohne Ausnahme bieten, mit Recht
iu prae verwandelt hat. Denn pro, scheint es, lässt
sich sehr wohl sprachlich vertheidigen , und gibt dann
noch einen passenderen Gedanken, als prae. Man braucht
nur magis ^ pntius zu nehmen, »as doch so unerhört
nicht ist, cf. Hand, Turaellin. 3, p. öäö i oder man könnte
eine avvEaii^ statuiren , indem inagis mirari ^z malle
legere mit pro coustruirt wäre, wie Sali. Cat. 17, 6.
incerta pro certis, bellum quam pacem malle, cL Hero-
dot. 1, ö2. oiot i] Tvuavvii; nou ekeviti^lri; ijv doTia-
otÖxsqov, cf. Matth. Gr. Gr. §. 4.)0. not. 1. Der Sinn
wäre dann : „<lie statt des Cato den App. Caecus viel-
mehr bewunderten", welclier für Aper's Zweck besser
passt, weil er die Andeutung enthält, dass sie den Cato
^ar nicht bewunderten, cf. r. 23> qui Lntilium pro Ho-
ratio et Lucretium pro Virgilio legunt.
C 19. Ad id dicendi genus liest man jetzt allgemein
nach den alten Ausgaben statt illud , welches die codd»
lii(-ten, und uns als das allein richtige erscheint, weil
diess dicendi genus rorher g,ir nithl bezeichnet ist, son-
dern nur ganz allgemein angedeutet als ein von dem frü-
heren verschiedenes iu dem verb. infin. Jlejcisse (Cass.
Severam ab illa vetere dicendi via) ; liest man also id ,
so muss man eine Ovveoii annehmen: ad id die. genus
sc. ad quod flexi l ; was man bei illud nicht nötliig liat,
indem es sich nach seiner gewöhnlichen Bedeutung auf
das bezieht, was man in Gedanken hat: jene bekiiniile.
RedegattDug. Auch liegt hinlänglicher Grund vor, wess-
halb die alten Ausgaben illad in id verwandelten, , näm-
lich weil das Pronom. kurz vorher in einer andern Be-
ziehung steht (.ib illa retere dir. via), was doch heutigen
Tages billig keinen Anstoss melir geben sollte.
Cum vix in cortina quisquam adsistat, quin elemen-
tis studiorum, etsi nou instructus, at certe imbutns sit.
So corrigirt man jetzt allgemein die Lesart alier codd.
und alt. Ausg. qui, die wir mit Dronke unbedenklich
für richtig halten. Nach strenger Logik sollte es aller-
dings heissen: qui — inibutus nun sit , wie Pichena ver-
bessern HolHe. Wie natürlich ward aber doch der Schrift-
steller durch das Einschiebsel etsi nun instructus dahin
geführt, die ursprünglich negative Wendung zu verges-
sen und xuT(t Ol'ltoiv fortzufahren: at certe inibutus
Sit, da ihm nachher statt vix quisquam ailsistat, qui non
ein quisque oder omiies fere vorscliiveble , ho/u die schon
einmal bei instructus gesetzte Negation nicht wenig bei-
tragen mochte.
Jam vern juvenes et in ipsa studiorum inende positi
etc. Diess in hat man seit Lips. fast allgciiieiii einge-
schoben; ist es wirklich aus Versehen in den codi!, »eg-
gelassen, »o möchte es doch wegen grösserer Aehiilich-
keit der benachbarten Sylben richtiger vor inende gesetzt
werden. Aber es ist gewiss Vorsicht anzurathen. Die
Kritiker haben die Präposition in öfters eingescho-
ben, wo die Msg. sie nicht haben, z. B. c. |>. sed in
illis quoque — plures species depreJiendi , no wir, wenn
illis sich nicht auf Personen bezöge, entschieden den
blossen Abi. vertheidigen würden nach Agric. ll. (eorum
Sacra deprehendas superstitionnm persuasio/ie). An un-
serer Stelle aber möchte mit Recht Osann die Präposit.
bei positi für annöthig ansehen; wenigstens ist doch vtolil
die Stelle c. 13. fio. staluast^ae iiimu lo , wo Niemand
unseres Wissens die Präposit. vermisst hat, ganz analog.
Cf. Ann. 14, 38. novis hibernaculis locatae.
C. 'i\. Concedamns sane C. Caesari ~ tam hercle,
quam Brutum philosophiae suae reliiiquaniiis ( nam in
orationibus minorem esse fama sna etiani admiratores ejus
fatentur) , nisi forte quisquam aut C'aesaris — aut Bruti
— libros legit, nisi qui et carmina eorundem miratur.
So ist diese Stelle zu lesen und zu interpungiren ; denn
dass der Satz mit nam als Parenthese zu nehmen, liegt
doch klar vor, ila in ihm nur vom Brutus die Rede ist,
und nur die vorher gebrauchte Wendung philosuphiae
suae relinq. begrünilet wird , indem nämlich selbst seine
Bewunderer es eingeständen, dass er in der Beredlsant-
keit hinter seinem Rufe zuriickiileibe (minorem esse
fama sna; cf. Hör. Epist. I, 11, 3. majora minoiane
famd.') während vorher und nacliher i'ore beiden, sowohl
vom Brut., als auch vom Caes., die Rede ist. Aullallenil
34*
511
512
i(t es aller, »ir man an ilnn <lnp|)rlteii nisi Iiat Aiistoas
iielinicii ktHiiieii, su liasi« iiorli Hacli zu einpr Aiiakuliitliio
«piii«< /iidiiclit ii.iliiii. A|)cr sagt mit Iiittori-r Iriiiiic :
Lasst Ulis (lorli ilciii Cno». ;;CH>'iliren (iiarliselipii) , (la«s
er als Rcdiicr iiirlit jjeli'islet. nota spiii Talent licrech-
ti^lr, und <lpn Unit, srinpr Pliilu.«o|ihie lasspn , il. h.
lasst aiiü sie ilurli ruhi;; lipi den Besch^iftigiingen lassen,
iu denen nio Grösserps t^pleistet, und iUmmmi sie sicli mit
mehr Nei^unt; zn);puanilt hal>en , und ihnen als Ilednern
Lrbrvrolil sagen, utler es niüc/ile (es sei dpnn, dass ptc.)
nach ji-niaiid anderes ihre Bücher lesen, ausser (als)
Vi'cr anch ihre Gpdichte liewundert, A h. ohne Irunie
gesprochen: „es »ird «vahrlich Niemand ihre Reden le-
sen, ausser wer auch ihren Gedichten Uenundcrnng zollt";
was diejenigen ausgednickt haben , ivelche ncc Jere quis-
ijuain corrigirten ; aber die Ironie haben sie damit rer-
»isrht. Sie sahen nicht, dass das zweite nisi qui wie-
der in Beziehung zu dem ersten nisi forte (juisq. stehe.
C 23. hält man wohl mit Recht fest an dem haml-
schriflliclien et haec invituliis retiili et plura omisi statt
ini'itus, nur scheint ilie lon Lips. herrührende Erklärung
,,invitatus sc. a MessnLr'', der auch VValth. und Bach
beipflichten , wunderlich. Denn roni Messala war Aper
ilberhaupl gereizt, gegen die Alten zn sprechen, wie
aber, gerade die drei gerügten Reilewendungen aus Cice-
ro'« Reden beizubringen? Vielmehr: invitatus ab iis,
qui haec sola mirantur atque exprimunt, wie es gleich
heisst, weil iliese diess unauibiirlich gebrauchen und nach-
ahmen, so dass invitatns nichts Anderes sagen ^ȟrile,
als: ,,diess lag mir so nahe, dass ich es unwillkürlich
anführte", und als« dem Glossem invilus auch dem Sinne
nach sehr nahe käme.
C. 'Ib- qu' primnm, ul opinor , nominis controver
siam moiit. Wusste Messala es nicht mehr, dass Aper
darüber zuerst gesprochen? Wenigstens stellt Tac. es
so ilar. Warum 1 Oflenbar am den Aper zu persifliren
und ihn gleichsam alifaliren zu lassen. Denn Messala
zeigt darin eine gewisse ^^crächtlichkeit gegen die Gründe,
welche Aper mit so wichtiger Miene vor^el.racht hatte,
zeigt damit, dass er auf diesen Punct so wenig Gewicht
lege, so wenig geachtet habe, dass er nicht einmal mehr
wisse, ob er darüber zuerst, oder rielleicht erst später
gesprochen habe. Ganz ähnlich steht opinor Cic. Tusc.
3, (i. init. Cadcre, opinor, in sapientem aegritudinem
tibi dixisti videri. Diesen persiflirenden Charakter der
Eriviederung ftlessala's , der sich gleich anfangs ankün-
digt, festhaltend, wagt Ref. sich mit einer Vermuthung
an die gleich folgende terzweifelte Stelle: ne illi quidem
parti seniioiiis ejus repugno , si Continus fatetur etc., iu
der coniinns durchaus keinen recht passenden Sinn zu
geben scheint, und schlägt vor, comminans oder tum
minis zu lesen: ,,wenn er unter Drohungen, unter dro-
henden Geberdeu, mit einer gewaltigen, viel »erheisseii-
den Wendung (cf. den Gebrauch von minari bei Hör.
Epist. l, S, 3- und daselbst die Intt.) erklärt" vtc. (fa-
teri in ilieser Bedeutung auch c. 17 und .Vi). Wir se-
hen diess als eine Persiflage der Art und Weise an, wie
Aper jenen Gedanken eingeleitet hatte c. 18: Agere
eniin Jbriius juin et audcnlius i'oio , si illud ante prac-
dixoro, mutari cum temporilms fornias quoqup et gener»
diccndi.
C 26. adeo melius est oratorem vel liirta ioga in-
duere etc. scheint Hand Turs. I, p. 152 nicht richtig zu
erklären. Der Sinn ist: ,,Jn dem Grade" , ,,so viel"
besser ist es u. ». w. sc. nt C. Gracchum pracferam Mae-
cenati.
(Cassius Severns) studiis feriendi plerumqnc dejectus
iioii pugnat, sed rixatur liest man jetzt allgemein mit
den allen Ausg., während Mss. i\eap. und Farn, deve-
ctns haben, welches Ref. unbedingt für richtig hält.
Denn wie in aller Welt gibt doih dejectus einen passen-
den Sinn? Danach würde ja Cass. Sever. , nachdem er
schon ein dejectus ist, noch kämpfen, abgesehen davon,
dass es hier nicht der Ort zu sein scheint, von dem
Erfolg seiner Beredsamkeit zu sprechen, sondern von
der BesckaJJenhe.it derselben an und für sich selbst.
Dagegen gibt das freilich in dieser Bedeutung wohl sel-
tenere deZ7ectus einen vnrtrefllicben 8inn; studio devectas
steht ganz ähnlich, wie Cic. de Senect. 16, 55. studio
(rerum rusticarum) provectus (furtgerissen) 'z^ „verführt",
cf. deducere.
Ex qiiibus alium Ciceroni, alium Cacsari, singulis
deinde singulos oppuiieremus. Nicht richtig, scheint es,
fasst Bach deinde von einem inneren, causalen Nexus:::
und sonach; es ist vielmehr neben opponcre von der
localen Aiijeinanderfolge zu verstehen, oder von der
Reihenfolge bei Aufzählung von Gegenständen = dein-
cpps: „und so weiter" , ,,und danacli -weiter" jedem
einen gegenüberstellen.
C. 27. plane mitior et eloqnentiae temporum nostro-
rum non iratus. So liest man gewiss im Ganzen richtig
nach Scheel's Vermuthung , nur würde es st.itt non besser
minus heisscn, 1) weil non zu stark zn sein scheint,
cf. c. lö , 2) weil die Corrnptel der codd. i/iiratas iratus.
dafür spricht, 3) weil ein Comparativ (plane mitior) vor-
hergeht.
C. 28. Non reconditas — causas rcquiris , nee aut
tibi aut hiiic Spcundo vel hnic Apro ignotas, etianisi
mihi partes adsignatis proferendi in medium , quae oinues
sentimns. Qois enim ignorat etc. So liest man jetzt ge-
wöhnlich mit Lipsius , während doch die Lesart des IVJs.
Neap. und Farnes, elenini jam si mihi sich sehr gut
verstehen lässt ; nur niuss man den Satz mit si richtig
fassen, mehr als einen parenthetischen, nach dessen
Schluss enim noch einmal nachdrücklich wiederholt wird,
und gleichsam den Hauptsatz, der mit etenim begann,
wieder aufnimmt. Man iiiterpnngire daher nur : Etenim
— jam si mihi etc. sentinius — quis enim ignorat ( ,^'wer
rweiss es denn nicht" etc.). Allenfalls kiiiinte man auch
quis enim = quisnam nehmen, ähnlich, wie es Cic.
Tusc. I, 6, lU. heisst: tjuis enim non in ejusmodi causa?
„wer denn nicht" u. s. w., cf. Hand, Turs. 2, p. 384.
Auch etenim passt sehr gut, da er nachher allgemein
fragt: (/«/v enim ignorat, während er vorher nur sagte,
dass dem iMatern. , Sccnnd. und Aper die Ursachen nicht
unbekannt wären, so dass mit etenim zugleich ein neuer
Grund eingeführt wird, warum er die causae non recon-
ditae nennt, nicht bloss weil sie jenen 3 Männern, soD-
dcrn weil sie jedem bekannt sind.
r>i3
514
Quae mala — jain in provincias iiiniiaiit. QiiainqQam
vestra \'obis iiotiora sunt, o(jo de urbe — loqiiar. So
liest gewiss Bari« riclitig, erklärt aber falsch, indem er
den (ri'gensatz von vobis und ego , sowie von vvstra
und de iirbc übersah ; «lanarh kann quaiiKjnam — sunt
nicht als Vordersatz la ego — loquar := ego laincn — 1.
mit Uarh genommen «Verden, sondern hinter sunt ist ein
Punct zu setzen, und (juamquani steht, wie so oft, in
ilor Apodosis. Nachdem rtlessala gesagt : quae mala —
jani in pr. man., bricht er ab; ,,l')ocli (quaraquam) das
iünrige ist huck bekannter" (sc. als mir; darüber könnt
Ihr reden; ich will es jedenfalls nicht, da es Euch be-
kannter, als mir, ist); ,,Jc/i will loii /ioiii [lie nrbe) spre-
chen." üllenbar geht vestra so dem ganzen Zusammen-
hanire nach auf ilie Verhältnisse in den Proi'inzen im
Gegensatz zur urbs. Wie kann er aber diese das ili(-
rige nennen? Weil Aper und die Andern aus den Pro-
vinzen gebürtig waren. Vgl. Bach's eigene Anmerkung
zu c. lU. (ne quid clc Oal/ix nusiris loquag). Dürfte
man auch aniieliinen, dass iVlessala in einer Proiinz ge-
boren, so liesse sich auch allenfalls die Lesart der Vaticc.
noslra vobis vertheidigen.
Circa educandos formandosque liberos liest man jetzt
allgemein nach dem cod. Farn, und Neap., während die
alten Ausg. firmand. haben. Ref. sieht in form, eine
Verbesserung, wie jene Handschr. mehrere der Art bie-
ten , und hält Htm. für das Gewähltem und darum Vor-
züglichere. Cf. c. 33» confi'rmare et alere ingenia. Cic.
de Or. 2, 28, 123' oratorem alere, conftrmare. Ibid.
'2, <S7, 356. educel atqne confirmet. Ebenso mJichie
C. 29» statt iier cuiquam serio ministerio accomnioda-
tus , wie man allgemein nach jenen beiden Handschr,
liest, die Variante der alten Ausg. minister herzustellen
sein. Jedenfalls inuss Ref. dagegen Einspruch thun , dass
man ncc cujqiiam — ministerio verbinde, weil das docll^
Kühl unerhört wäre statt nee tdli m. Dann aber stände
accommodatus mit i datiw, , einem der Person und einem
der Sache , was auch bedenklich scheint. Dagegen steht
minister bei Tac. öfters c. dativ. , z. U. Ann. ö« 3li- irii-
iiistri sceleribus, Mist, l, SS. minister hello (cf. Ann.
15i 28. minister hello datus), zur Bezeichnung des Zwecks,
des Gegenstandes, für den jemand als minister bestimmt
ist. Danach nimmt Ref. allerdings serio nicht adverbiell,
wie Schurzlleisch.
C. 3t- Neque eniin sapicntem informamus nee Sloi-
coruin civitaleiii. Diese Worte erhalten hinlängliches
Licht durch eine, so viel dem Verf. bekannt ist, von
den Auslegern übersehene Stelle bei Cic. de Or. 3, IS, 66,
die wir desshatb vollständig herschreiben: Sed utrnmque
est in Stoicis, quod ab hoc, quem instrniinus oratore
valde abhorrcat , vel quod omnes , qui sapientes non sint,
servos, latrones, hostes, insanos esse dicuut, iieque tamen
«sse queniquain sapieiitem. Valde autein e.st absurdum,
ei conciunem aut senatum aut nllnm coetum hominiim
committere , cui nemo ilinrum, qui adsint, sanus, nemo
civis , nemo liber esse vidoatur.
C. 32- quos si forte haec autWerint , certum habeo
ilieturos. So alle Neueren, während die IVlss. zu lesen
scheinen: quu</si forte haec audi/'('/i< ,' und in der That
ist nicht einzusehen, warum man davon abweichen soll,
da es sehr gut passt. Denn «lass es wegen de» folgenden
Praes. habeo heissen müsse: nuiWerint , wird doch heu-
tiges Tages Niemand im Ernste behaupten wollen, da
der Nachsatz zu si — audierint in dicturos, nicht in cer-
tum habeo enthalten ist, und es doch wohl feststeht, dass
si audirent — A'icerent in indirecter Rede heissen müsse:
dicturos certum habeo (oiler was es sonst für ein verb.
sein mag, wovon die Rede abhängig gemacht wird). Dass
quor/si aber dein ganzen Zusammenhange nach sehr gut
passe, braucht nicht erst erwiesen zu werden.
C. 33. Deincle — Mcssala quasi rursus incipiens :
An diesen an und für sich freilich sehr einfachen Wor-
ten hat bisher, so weit es dem Ref. bekannt, Niemand
Anstoss genommen , und umsonst sah er sich bisher nach
Belehrung bei den Init. um, wenn er sich fragte: was
soll doch dieser Zusatz, quasi rursus incipiens? was soll
namentlich qunsi? fing d i IMessala etwa nicht wirk-
lich wieder i'on nwrtie an ? (denn das müsste incipere
ja «ohi heissen?). Nein, allerdings nicht; aber worin
zeigte er denn den Anschein (quasi), als ob er wieder
von vorne begönne? Seine Rede kündigt sich ja gleich
als eine Furtselzung an, was sie auch ist, mit den AVor-
ten: quoniam initia et semiua veteris eloquentiae sati»
demonsfra.s.te vidcor. Soll aber incipere bedeuten: ,,zii
sprechen anfangen" im Gegensatz dazu , dass er vorher
aufgehölt hatte , zu reden , wiewohl das Parlicip so et-
was sonderbar ist, was in aller Welt soll dann quasi?
Er fing ja wirklich nun wieder an, zu sprechen. Ref.
weiss sich hier nur auf folgende Weise zu helfen. Auf-
fallend ist es nämlich, dass Messala gar nichts erst ant-
wortet auf das, was Rlaternus eben vorher an ihn ge-
richtet hat. Soll nun etwa in dem Zusätze quasi rursus
incipiens liegen, dass Messala, gleichsam als finge er
wieder von Neuem an, und sei nichts iurhcrgegungen,
als sei namentlich denn auch die Aufforderung des Ulater-
nus, noch das Weitere über die exercitationes der jungen
angehenden Redner In früherer Zeit hinzuzufügen, nicht
vorhergegangen, seine Rede fortgesetzt habe? Es würde
dann also im Grunde darin liegen, dass Messala , gleich-
sam als hatte er sich nur ein Bischen ausgeruht, und
nicht die Absicht gehabt, schon seinen Vortrag zu schlies-
sen, und als hätte die vorhergegangene Aufforderung des
niatern. gar nicht erst diese Wirkung in ihm hervorge-
bracht, wie von seihst und freiwillig seine Rede nun
fortgesetzt. Und in der That, so klingt auch der An-
fang dieser Fortsetzung: quoniam — satis demonstrasse
videor, perseqnnr nunc e.rercitiilioncs eoruni. Ist es
nicht wirklich, als ob Messala aus freiwilliger Ent-
scheidung zu reden fortfahre? da er nicht ein qnoni.am
ine rogitis oder jubetis oder etwas Aehnliches hinzufügt,
kurz nichts, wodurch diese Fort.setzung als eine Folge
von Maternus vorhergegangener Aufforderung erschiene.
Obgleich nun rursus immer noch vielleicht ettvas Anstoss
erregen könnte , so gesteht Ref. doch , dass er diesen
Worten keinen andern Sinn abzugewinnen weiss, und
würde sich freuen , wenn Andere das von ihm hier vor-
gelegte Raisoiinenient bestätigten, oder ihn eines Besse-
ren belehrten, glaubt aber jedenfalls hinlänglichen Grund
zu haben, um auf die Stelle aufmerksam zu machen.
C. 34. Waguaui eloquentiae famani non minus lu di-
515
516
lersis lubselliis parari, quam suis; indc quin iiiimo con-
stantiiia üurgor«, //'/ fitleliiiü rorrnborari. !\lr.sgala sagt
oflVnbnr, iln^ü man den grusseii KiMliiiTruhiii rlipiisuHrolil
(ja so si'lir) auf den gognoristclicn li.'iiikfii rrwerlie, aU
auf ilrn eig^iirii, iiiiil fii|;t duiin mit iiiniin Mteigcniil , unii
A\e i-orliprgrliraurhte Weixlung rlicdiriscli irrbi-ssernd ,
noch Verhältnisse hinzu , dir aii);eiiN<'hi'iiili< li di'n bei den
(ipgnprn ortvorbenen lliihni heniirlirlifn sollen vor dmi-
jcnigen, den uian bei seiner eijfenen Partei findet. Dur-
aus folgt, dass, da constantius snrgrre und tidclius ror-
rnborari eben die ^'erzöge dos bei den Ciegiiern gewon-
nenen Ruhmes bezeirhnen , inde und ibi lieic/c auf di-
t'(-r«</ subsell. bezogen werden müssen, unil entschieden
falsch ist es daher, «venn Bach inde <on den ditersis,
und ibI ron suis subsell. versteht; denn dailurcli Hi'jrde
beiden Eriverbsarten von Rednerruhm ein Vorzug vor der
andern beigelegt, wozu die Wendung quin immo auf
keine Weise passt, die vielmehr hinlänglich beweist,
dass non riiinus in div. subs. als litotes zu nehmen ist
:zz ,^a so sehr."
C 35- Ex iis suasoriae quideni ctsi tanquain plane
leviorcs et minus prudentiae ixigentes pueris delegantur
— quales per fidem et quam incretlibiliter compositae!
So der cod. Farn, und Neap. Alle Ausleger werfen aber
risi aus dem Text, oder nehmen hinter demselben eine
Lücke an. .Man braucht aber nui richtig zu interpun-
giren , so ist etsi sehr passend, und gibt einen angemes-
seneren Sinn, als wenn man es wegiflsst. Messala sagt:
„Obgleich die suasoriae als entschieden unbedeutender
und leichter (sc. als die controversiae) Knnbcn zugewie-
sen werden — wie sind sie dennoch beschaffen !" Man
sollte nämlich denken, dass, weil sie für so leicht gel-
ten, sie um so besser und vernünftiger wären, und nicht
SU incredibiliter compositae,
C. 37. Non (jitia tanti fuit relp. malos ferre cives,
ut etc. Ref. wandert sich, dass, soviel er weiss, auch
an iliescr Stelle noch ^iiemand angestossen, da er we-
nigstens den Indic. fuiV nicht begreift, noch zu verthei-
digen im Stande ist, indem es ja in der Wirklichkeit
tiiclit tanti fuit, in welchem Falle auch Tac. nach non
quia stets den Conjunct. setzt, wie Ann. 14, 43. »on
quia dubitarem, Hist. 1, 15. »on quia habeam, ibid. 1, 'JS).
non quia paveam. Anderer Art sind Stellen , wie .4nn.
13, 1. non quia — irritai'era/ j vgl. daselbst Bach's Note,
und DIaUg. c. 9- non quia poeta es ; ilenn hier wird die
Ursächlichkeit ■wirkiiclicr, nicht bloss gedachter Zustände
geleugnet. Ref. ist daher durchaus der Aleiunng, es
uiüsse an unserer Stetle (ucrit heisscn.
C. 4Ü. Den Ton, der in <!iesem und dem folgenden
Cap. herrscht, haben die Ausleger nach dem Dafürbal-
ten des Ref. nicht richtig als Ironie gefas«t. Ihm ist
es unbegreiflich, wie man die mit so grossem Ernst ge-
sprochene Rede des Alaterous so aufnehmen konnte. Auch
stimmt die Liebe zur Ruhe, die sich hier kund gibt,
ganz zum Charakter des Alatern. , rf. c. 13, wo er ein
stilles, zurückgezogenes Leben, wie Virgil es fährte , dem
bewegten Staatsleben vorzieht. Oder soll diese auch
Ironie sein? Die Ausleger scheinen den begeisterten,
tief gcmül/ilichen Dichter in Alatera. Person ganz ver-
gessen zo haben. Welchen sillli chen Ernst spricht
derselbe nirht auch c. l'J. aus, cf. c. 4 fin.
Rendsburg, Dr, Nissen.
Per.'ional-Chroiiik und Miscellen.
Berlin. Der lateinische Lecfionakatalo;; für das Win-
tersemester I.S4I — 42 enthält eine Abhandlung von Böckk
über die Trilogie oder Tetralogie, mit besonderer Rück-
sicht auf DroYseu's Schrift: „Phrynichos, Aischylos und
ilie Trilogie." Der Verfasser untersucht zunächst noch
einmal die Bedeutung der Tetralogie, uml beharrt bei der
Delinitioii iles Thrasyllus, wonach jede viertheilige tra-
gische Didaskalie Tetralogie genannt worden sei, ohne
Rücksitht darauf, ob die einzelnen Stücke uiit einander
im Zusammenhange standen oder nicht. Darauf wird bei
der Frage, ob die Tragiker nur mit Tetralogien oder
auch mit einzelnen Stücken gekämpft, entschieden das
letztere bejaht, obgleich diese Neuerung allerdings erst
von Sophokles ausging, von dem Suidas sagt: avzui^ VP^^
rui> ö(jä.fia TT^og d(ju/4a dyujviCeai^ai, dkkd fitj ts-
TpaXoylav. Weicker hatte diese Notiz so auszulegen
gesucht, als ob Sophokles mit Trilogien gekämpft, nur
dass bei jenem die einzelnen Stücke nicht im /Cusam-
tiienhaii^e mit einander gestanden hätten, gleichwie in
den Aeschvleischen Trilogien; desshalb stände die Sopho-
kleisclie Didaskalie im Gegensatz zur Tetralogie , als
welche nur eine solche viertheilige Didaskalie bezeichne,
deren Trilogie- durch den Inhalt einen Znsammenhang
bilde. Diese Interpretation ist in der That, wie BSckh
zeigt, eine gewaltsame und daher unzulässige. VoUens
aber wird die Angabe des Suidas Lügen gestraft, wenn
man mit Droysen nicht einmal ilie Welcker'sche Unter-
scheidung und Erklärung annimmt, soudern behauptet,
Sophokles müsse so gut, wie Aeschylos, mit zusammen-
hiingcndcn Trilogien oder Tetralogien gekämpft haben.
Droysen geht von dem ttsthelischen Standpuncte aus ,
wenn er meint, für seinen Glauben spreche „die vollen-
dete und bewusste Kunst" des Sophokles. Dagegen macht
Bjickh den krilisclien Standpunct geltend, und behauptet,
man müsse sich nothweiidig an Suidas halten; ilie igitur,
fügt er hinzu, donec erroris convictns fuerit, qui sobrio
uti judicio voluerit, continebit paululum illiid Studium, quo
trahuntur viri elegantissiuii et iugeniusissimi, tragicorum
etiam eorum , qui post Aeschylum docuerunt, fabulas in
trilogias et tetralogias compuneiiili. Numquid vero detra-
liimus ile tragicorum arte, ubi non solas tetralogias, sed
singulas etiani fabulas actas esse statuiinus? Quam enim
cnnstet, permultarum tetralugiarum fabulas non fuisse
argumenti continuitate nexas , multumue putabimus inter-
fuisse, utriiin hae fabulae separatim edereutur an con-
iuiictim i Beider Verschiedenheit ilieses Staiulpunctes ist es
erklärlich, wenn Böckh gleich von vorn herein sich ge-
gen die Aeusserung Droysen's entschieden zu verwahren
sucht, welcher im Tone des Beilaueriis sagt: ,,dass ein
ästhetisch richtiges und gebildetes Empfinden seltener,
als Gelehrsamkeit und kritischer Scharfsinn ist,"
S — t.
517
518
Marburg. Da« roii Profc!>«or Dr. K.. Fr. Hermann
rerfasste Priiöiniuiii zDin Lectiuiiskataloge für tias Sooi-
iiierhalbjahr 184.' enthält Nachträf^e uiiil Beriihtigungeo
zu dessen ProgvinnaHinatis ad Aristuplianiii E4uites (Mar-
burg ISi.O. 4.), »»ie sie durch die inzwischen erschie-
nenen Arbeiten über dieses Aristophanische Stück reran-
lasst sind. Zu diesem Enile wird zuerst die Stelle c. 12
— 2ü mit Rücksicht auf die Ueinerkungen von Gottfr.
Herniaiin in dieser Zeitschrift l(>.i7. Mr. (i2 ff. wieder-
holt durchgegangen unil unter die redenden Personen ver-
theilt; dann aber die Krage nach den L'nbilden , welche
.\ri$topbanes von Klenn erlitten haben soll, auf's Neue
aufgenoniinen , und das bereits im Lrctioiiskataloge vom
Sommer 1835 aufgestellte Resultat, dass die dessfallsigen
Crwahnungen in den Ac/uiriicrii vielmehr auf hullislrutos
gehen, gegen Kritzsrhe, Bergk ii. A. rertheidigt,
obgleich sich der Verf. jetzt gefallen lässt , dass Aristo-
phanes nach .Aufführung der Hitler selbst von Kleuii
i^evitti angeklagt worden sei, und darauf in den // ('\/;e/i
anspiele. — Dem Gymnasialprogramm >on Ostern d. J.
geht eine Abhanilluiig des Lehrers ür. K. VV. Pider it
de Apulludoro Pergameno et Theoduro Gadarensi rhe-
toribus voraus, die sich an desselben Verfassers frühere
Arbeit über Heruiagoras würdig anschliesst , und sowohl
die chronologischen Schwierigkeiten im Leben jener bei-
den Schnlhäupter der augustischen Zeit gründlich erör-
tert, als auch die erhaltenen ^Jachrichten über ihre di-
daktische und schriftstellerische Wirksamkeit vollständig
zusammenstellt , wodurch einer der wichtigsten Ab-
schnitte in der Geschichte der alten Rhetorik und der
durch diese inilucnzirten Literatur zum erstenmal seine
charakeristische beieuchtang erhalten bat.
Notiz zu Di» Chrjsostom. Orat. XXL p. 505, 20-
T. I. ed. Reisk. zr p. 272 B. ed. Casaubon. — Jene
vor Kurzem in dieser Zeitschrift berührte interessante
Stelle des Dio (s. diesen Jahrg. S. -.'32 uiit.) ist in der
von Hrn. Emperius a. a. O. erwähnten Weise sowohl von
Hrn. Geel, als auch von Hrn. Lnger, dem Hr. Emperius
beipflichtet, mit Verbesserniigsversuchen bedacht worden,
die ohne allen Grund sinil, und lediglich aus der freilich
leicht zu entschuldigenden ünkenntniss eines wenig bi>-
Laniiten Verfahrens herrühren , dessen sich die von Di»
bezeichneten s/ieculiieiulin Ailcrthüinler bedienten. Jene
Stelle des Dio in den Worten — y.adiivtec, eig OiTOV —
«or dem Versuche einer Verschlimmbesserung zu sichern,
dient eine Nutiz über das von Dio berührte Verfahren,
welche dasselbe deutlicher, als es von ihm geschehen,
schildert, und ausser allen Zweifel setzt. Der Unterzeich-
nete erinnert sich, dieselbe schon anderswo zu einem
anderweitigen Zwecke benutzt gesehen zu haben; doch
glaubt er nichts üeberflüssiges zu thun, wenn er sie,
schon um des Dio willen, hier volUtSnilig niederholt,
und so zur allgemeinen Kenntniss bringt. Die Notiz
steht nämlich In der griechischen Schrift des armenischen
Philosophen David über ilie Aristotelischen Kategorien:
dieser lässt sich nach der allgemeinen Bemerkung: vo-
dtvovxai. — TU ßtfjkia mvraxojg, über die zweite
Art der vöttsvot^ also vernehmen (Cod. Monac. 39!).
fol. 2"J6, a. = Srholia in Aristotelem colleg. Brandis
T. l. p. 28, «, Vi ff.): >} Öid fjaaikixiji/ (pt/.OTiuihv
(cptkoT. ßaaik. ßr«ndi8), iußaTovg ydp tov Aipvutv
ßaoiktojg ouvayaydvTOi {ouväyuvToc, Brand.) tu Ul-
i^ayoQOV xai IlTolefxaiov tu 'JfjiOTOTtkovi:, xivti y.a-
uijKEiuq xu.(Jiv za TV]^uvra aL>yy(iu^ixuTa kufißüvov
Tsq äy.idoovv xal ioriTtovdtd-jrUQa^tacujc v i tu v
71 u Q üi V (TlL'QQojv Brand, sinnlos), iva O)foi {^ay^oitv
Brand.) dij9ev {i l] v aus Brand, beizufügen) l /. tuv
y^fjuvov d ^lOTC l 0 T iav. Hier haben wir also jene
betrügerischen Antiquare des Dio, und was bei ihm
■/.adeivai ei'g oiiov , da» ist noch viel deutlicher gesagt,
beim Armenier David das ar;7ieiv ölu itufjadtaeo)^ Vlutv
nVQtov , und wie iliese Worte ans an der Integrität der-
jenigen des Diu, xai'tJTf; f/s oituv nicht zweifeln
lassen, so dient hinwieder £i^ oixov dazu, uns wegen
des sinnlosen vsvjv Jivoffvüv bei Brandis, des Kopfbre-
chens zu überheben. /]. Jahn.
Sachtriiglicli stall einer Vorrede.
Das neueste Heft der Jaliii'schen krit. Bibl. enthält
eine Notiz über meine liianguralilissertatioii de Servit
Tullii censu , nach welcher es scheinen künnte , als hätte
ich aus Nichtbeachtung der neusten Literatur eine über-
flüssige Arbeit verüil'entlicht. Eine andere Kritik, in
dieser Zeitschrift, hat mir gleichfalls die Vernachlässi-
gung meiner Vorgänger nicht ohne Bitterkeit vorgewor-
fen. Da ich nun am wenigsten vor dem Publicum die-
ser beiden Zeitschriften als ein Verächter der philolo-
gischen Sitte erscheinen möchte, so seien mir einige
Worte zu meiner persönlichen Rechtfertigung vergönnt.
Hatte ich in hochmüfhiger Verblendung die Leistnngen
meiner Vorgänger ignorirt, so würde ich mit Recht einem
nm so schärferen Tailel verfallen , je bedentendrr die
Namen sind, die sich unter diesen Vorgängern finden.
So aber ist die Entstehungsgeschichte meiner Dissertation
einfach folgende. Abgeschnitten von literarischen Hülfs-
mifteln suchte ich zunächst mir selbst von jener merk-
würdigsten politischen Einrichtung des ganzen Alterthum«
eine möglichst klare und anschauliche Vorstellung zu
machen. Ich begab mich, wie billig, zuvörderst au ein
erneutes Studium der Quellen und des Niebuhr. Erst
als mich, bei näherer Prüfung, weder Niebuhr's noch
Walter's Auffassung befriedigen wollte, versuchte ich,
mir einen eignen Weg zu bahnen. Ich arbeitete meine
Abhandlung aus, wie sie jetzt dem Publicum vorliegt.
Späterhin, zu reicheren Hülfsmitteln zurückgekehrt, fand
ich, ilass ein gro.«ser Theil meiner philologischen Resul-
tate schon von anderen, namhaften Gelehrten ausgespro-
chen war. Ich hätte nun vielleicht meine Arbeit zurück-
halten oder völlig unischuielzen sollen. Diess nicht zu
thun, bestimmten mich hauptsächlich zwei Gründe. Un-
beilingt verwerflich würde ilie Veröffentlichung meiner
Abhandlung nur dann gewesen sein, wenn inzwischen
die in ihr behandelten Probleme eine allgemein aner-
kannte Lösung gefuiulen hätten. Dass diess nicht iler
Fall ist, ergibt ein Blick auf die neusten Leistungen in
diesem Fache. Während einige der gründlichsten Ge-
lehrten die Niebulir'sche Ansicht für völlig beseitigt und
jede weitere Bekämpfung derselben für überflüssig erklä-
ren, haben andere nicht minder gründliche und scharf-
519
580
iiinni|;e Manner die Niebahr'sche Auflassung bis auf <lon
heutigen Tag in iiirlir als einem llaup<|)iinrt folgehalliMi
(»o Puchfa Insfi». 1,S41, I, J>. 11)8 in ».■/-"S »»( fic. <le
rep. II, L*.'; '» Ueiu,; auf <lie Mi>a»<Ti- Ztlil <!pr CViitii-
rien, eheml. S. 224). WüliriMul naih «lii'si-n die Zahl
iler nni^eivandelten Centnrirn ,SS l.rtni;;, glaulien ihre
<;ej;nfr, deren Vermolirnni; auf ;55(l (i^i) «-vidont prHJc-
s.Mi «II lialicn. Aurh unter diesen Kaelifolgorn des Orta-
»ius Psntagatlnis linden «ir Mannor, deren Namen auf
diesem (iebiete ein grosses Ge»i<Ut haben. Ich brauehe
nur GOttItng zu nennen und Pctcr (Epochen der IV. Rep.
S. 44). So haben also die beiden alteren Hauptansichlen
bin :inf den heutigen Tag ihre ebcnbiirtigen Vertreter.
Aber auch die dritte Annahme, nach ivelciicr die Ge-
»ammtjahl der Centurien sich gleich blieb, ist keines-
wegs vernaist. So viel mir wenigstens bekannt, halt
Zoinpt an seiner 1837 ausgesprociienen Ansicht (S. )S)
immer noch fest. Mithin haben «ir über einen und tlen-
selben Gegenstand drei sich wechselseitig ansschliessende
Ansichten und alle drei heute noch durch namhafte Män-
ner vertreten. Bei einem solchen Widerstreit der Mei-
nungen kommt unbezweifelt zum mindesten ebenso viel
auf die Art der Beweisführung, als auf die gewonneneu
Resultate an. Und nur in diesei Beziehung durfte ich
wagen, den Gang meiner Untersuchungen, die in ihrem
Ergebniss mit schon vorhandenen Meinungen so nahe *)
zusammentrelFen, einer billigen Kritik vorzulegen. Es
schien mir nicht ganz ohne Bedeutung, wenn zwei red-
lich Suchende auf verschiedenen Wegen zu demselben
Zwecke gelangen. Gerade um den Eindruck der unab-
hängigen Forschung nicht zu zerstören, habe ich man-
che» stehen lassen, was ich ausserdem wohl etwas anders
gestellt haben wiirdc. So inuss auf Stellen, wie Liv.
XXIV, 7; XXI.V, 37. allerdings ein grösseres Gewicht
gelegt werden, als von mir geschehen ist. Doch schei-
nen sie mit meiner Ansicht nicht eben schwieriger in
Einklang zu bringen, als mit einigen Hauptstellen der
alten Classiker selbst, z. B. mit Cic. Phil. II, 33- und
Lir. XLIII, Ki.
Das also war der erste Grund , aus dem ich meine
.Arbeit weder uingiessen noch unterdrücken wollte. Der
zweite liegt auf einem andern Gebiet, und seine Bespre-
chung gehört nicht in diese Zeitschrift. Wer sich jedoch
die Muhe nicht verdriessen lässt, meine Dissertation von
Anfang bis zu Ende zu lesen, der wird auch finden,
warum ich sie auf dem Titel eine dissertatio hislonca,
nicht aber phHologica genannt habe.
Erlangen. Rudolf von Raumer, Ph. Dr.
Unter dem Titel: Account of Discoveries in Ancienl
Lyci'i hat Fellowe», der schon durch eine frühere an-
tiquarische Reise in Lycien (erschienen 1839) die Auf-
merksamkeit des gelehrten Publicnms erregte, die Er-
gebnisse einer zweiten Reise zugleich mit einer vollstän-
digeren Ausführung der früheren Forschungen bekannt
gemacht. Die Untersuchungen betreffen, nach einer An-
zeige in der Allg. Zeit. 1842. Beil. >r. 53, die Ge-
*) Ich h.ibe nicht unteilassen, dicss in einer später hinzu-
gefügten Anm. meiner Diss, offen auszusprechen.
schichte und Sprache des alten Ljciens; hinsichtlich der
ersteren ist besonders eine Masse von Münzen in der Art
benutzt, dass eine ziemlich zusaiiiuienhangende Darstel-
lung von den INachfolgern Alexanders an bis auf August
in der Weise gegeben ist, wie von Lassen über baktrische
Geschichte. Die beileiitcndste Leistung ist die Aufrinduiig
eines .Schlüssels für die alte lyritiche Sprache, theils durch
das Mittelglied griechischer üebersetzungen auf Inschrif-
ten , theils durch etymologische Forschungen. Fellowe»
ist übrigens gcnissemiassen der Entdecker jener Denk-
male ; ausserdem enthalt das Buch noch Aufschlüsse über den
gegenwartigen Zustand des Landes. — Von anderer Seite
erfahrt man, dass Hr. Felluwes jetzt auf Kosten des britt.
Mus. einen prachtvollen Sarkophag ans jener Gegend nach
London zu sciiaffen berufen ist. Derselbe ist I8 Fuss
hoch und mit schonen Sculpturen , namentlich Scblacht-
stücken, bedeckt.
Herc ulanische Pap? rnsrollen. Die AnffinduDg
einer antiken Bibliothek in dem s. g. Hause des Pisu
hatte ilie grössten Erwartungen erregt, das bekannt Ge-
wordene diesen aber nicht entsprochen. An der später
eintretenden Gleichgültigkeit gegen diese ganze Sache
hatte nicht geringe Schuld das langsame Erscheinen der
aufgefundenen Schriften und die Seltenheit, sowie der
hohe Preis der erschienenen Sammlung. Das Haus de»
Piso wurde 175'i entdeckt, 1793 erschien der Tom. I
der Voll. Hercull., 1809 und 1827 der T. II. und III.
Von da an in kürzeren Zwischenräumen 1832 T. IV.
(Bruchstücke moralischen Inhalts von Poivstratos; Phi-
lodemus über Rhetorik), 1835 T. V. (weitere Fragm.
von Philodemos Rhet.), 1836 T. VI. (ders. , über die
Lehensart der Gütter; Metrodoros über das Gefühl). —
Dem ßedürfniss der Unbemittelten soll nun durch ein
Werk des Hrn. L. Bianca, interprete in der oflicina de'
papiri abgeholfen werden. Er wird, sagt die Beil. zur
Allg. Zeit. 1842. n. 3li , in 3 kleinen Banden, in ita-
lienischer Sprache, ohne Ordnung und Sinn der Autoren
im Geringsten zu verletzen, den Inhalt eines jeden Papj-
rus in ristretio dem Wissbegierigen vor Augen stellen.
Sein Werk führt den Titel: Epitome de' vnluoii Errola-
nensi, und ist nach dem Urtheile der Kenner ein gelun-
genes. — Möchte das Buch wirklich dazu beitragen,
diese in nicht ganz verdienter Unbekannthcit liegenden
Bruchstücke des Alterthums uns naher zu führen!
Von Wilberg's und Grashof's Ausgabe der Geo-
graphie des Ptolemaos ist vor Kurzem der dritte Fasci-
kel , der das drille Buch (das östliche Europa) enthalt,
erschienen. Die Redaction der Zeitschrift behalt es sich
vor, nach der Vollendung dieses Werkes, dessen Ein-
richtung schon früher in diesen Blättern im Allgemeinen
mitgetheilt wurde, vgl. Jahrg. 1840' Gvmnasialz. Nr. H.
Jahrg. 184|. Nr. 137, eine gründliche Beurtheiluog des-
selben ZD veranlassen.
Nachträgliche Bemerkung. Die im Anfange dieses
Heftes abgedruckte Abhandlung: Ueber die pailanieniaiiscben
Formen etc. von Hrn. Conr. Kolster ist noch vor dem Erschei-
nen der neuesten, denselben Gegenstand berührenden Unter-
suchungen von Göttling und Bubino verfasst und der Re-
daction übergeben worden.
Zeitschrift
f ü r die
AI terthu ms Wissenschaft.
•Tuni 1^4«.
,Vj. Dp tlieolngia Sncratis in Xenophontis de Socrafo
roiiimFiitariis trarlifa. Dissertatio iiiaiijfiiralis etc.
L.,H. E. O. Hummel, ^vmiiasii Goftiiigcnsis col-
laborator. Guttinj^ar, in rüniniissis apiiil Geurj^ium
KueLlor. MÜCCCXXXJX. 48 S. 8. (Hrn. Direct.
Ranke geividmet).
VVictvolil wir «liT eljpn bezoirhnetpn Abhandlung oi-
ni^'ps Verdienst »»ülig zuerkennen, insofern sie die An-
girliten des Sokrates lilier die Giitllieit und deren Ver-
ehrung, «elrhe in den Xenophontisriien Deokwi'irilig-
keiten und ziiar hier, >prni(>;;e der Aiilajje dieses Werks,
mehr zerstreut unri iin/.u.saninienhfiii;;end niit«;('(lieilt ner-
tlcu , in eine lichtvolle, systematische Ordnun;; zn brin-
gen versucht: so hfitteu «ir es 4loch gerade jetzt, »o
Sokrates und dessen staatliche Stellung namentlich in
Folge ron Hegel's Urtlieil und einer paradoxen Schrift
von Furchhammer d.!S Problem mehrfacher Llntersuchun-
(jen geimrden ist (ver^I. ilie betrell'enden Schriften von
Heifisius, V. Limburg - Brnutver, Bendixen nml ilazu
Sauppe in den letzten Händen von Jahn's Jahrbüchern),
für zeitgemass erachtet, eine Sokrutische Theologie auf
das allseitigste Quellenstudium und auf die unisichti);ste
Bcnutzunj; der besseren llülfsmittcl zu basiren. Xeno-
phon's Denkȟrdij{keiten sinil, wenn auch ein einfacher
und durch fremdartige Speculation unjfetrübter Bericht,
zugleich aber — wir maclien unter Anderm hier nur auf
die äusserst nnphilosopliische Ueweisführuni; für ilie Rich-
tigkeit des Sokratischen Dämonions aufmerksam — eine
in vielem Bezug oberflächliche und seichte Uuclle. Auch
war aus denselben, um der Aelleren , von Hrn. H. be-
nutzten, eines Mylius und Aufsclilügers (die jetzt ziem-
lich unbrauchbar sein mögen) nicht weiter zu gedenken,
eine S<pkratische Theologie erst im Jahr 1S<4 >on Müller
entwickelt worden. Endlich halten wir Zusammenstel-
luDgen dieser Art, oligicich wir sehr gut wissen, ilass
der ausgezeichnete (ielehrte Bissen in ahnlicher Weise
eine Sokratische Ethik aus dem Xeuophontischen Buche
constrnirt Iiatte , wenn auch nicht für Themata guter Pri-
maner, doch nur für Vorarbeiten, die uiau sich privatim
machen und bei tieferen und allgemeineren Behandlungen
des Gegenstandes mit zu Grunde legen sollte.
Alle vorstehenden Bemerkungen dürfen jedoch unse-
rer folgenden Beurtheilung keinen falschen Standpunct
anweisen. Es wird daiier bei unseren Ausstellungen nur
Zcitichr. f. d. Altcrthumsw.
ahf Xenophon Rücksicht genommen werden. Vorher
darf jedoch nicht unbemerkt bleiben, dass der lateinische
Ausdruck des Verfassers noch an gar mancherlei Gebre-
chen leidet. Weniges dafür zum Belege. S. 1. si de-
traxeris für si discesseris ab, si exceperis ; S. 2. salu-
tarior für mugis salutaris; tantum aberut ut , ut etiam
und so öfters; S. (i. utrum dii sint statt essent ; perque
se ipsutn statt per seijue ipsum; S. II. interea für in-
terim , S. 1„'. quamvis mit dem liidicativ, nach Qiiinc-
tilian; S. 14. esset sublatum stMi Joret sublutum; S. 15.
aut statt sive; S. 1(3. qui conslruxit statt qui construxerit ;
S. 21. persaastim für persuasum sibi habentem; S. 23.
non modo non pnsse statt non modo posse; S. 32. quod
magis etiam est für quod elium plus, etiam majus est;
S. 41). sive jucunda illa sint statt sunt ^ u, d. A. m.
Hier und da auch Druckfehler, wie S. 13- etinem, S. 14.
Jones statt lones, S. 20. Poljcletcm.
Das ganze Büchlein zerfällt in drei Abschnitte, deren
erster die Ansichten des Sokrates von Gott im Allge-
meinen, der zweite die über Gottes Wirksamkeit nnd
der dritte die über eine riclUige l'erehrung Gottes er-
örtert. Cap. I. Der Glaube an die Existenz eines Gottes
sei im Menschen selbst begründet. Auch habe Sokrates
nie daran gczweilclt, sich jedoch mit einem blossen Gc-
fühlsglauben nicht begnügt und namentlich folgende zwei
Beweise dafür geliefert: 1) sei die Einrichtung der Welt
und der IMenscheii die zweckmiissigste nml plaiimässigsti-.
Ein Zweck aber und ein Plan lasse auf einen Schüpfcr
schliesseu. Durch diesen physisch teleologischen Beweis,
der von Sokrates herrühre, sei ein grosser Forlschrilt
geuiacht worden, indem noch kurz ziiior Protagoras
geäussert hätte, er wisse nicht, ob es Götter gäbe, oder
nicht. 2) Wenn man auch wisse, woher der kleine
Theil Erde und Wasser, der sich im menschlicheu Kör-
per finde, entnommen sei, nämlich von der vielen Erde
und dem vielem AVasser, so sei es doch zweifelhaft, wo-
her der den Körper beherrschende Geist seinen Ursprung
liabe. Ob er durch Zufall entstanden sei? >ein, auch
er sei ein Ausfluss aus der die ganze Welt ordnenden
Vernunft, aus der Gottheit. Letzteres Argument jedoch
für die Existenz Gottes galt dem Sokrates als unbedeu-
teniler. Sokrates scheine, wenn er auch den allgemein
verehrten Gottern opferte, an Orakel glaubte und au
alten IMytheu hing, die er sich symbolisch ausileutcte ,
nur an einen einzigen Gott gedacht zu haben. Denn er
spräche sehr oft nur u vto'w, dedijTO 9eioi; tu duiuorior,
35
523 5?4
« i's (ioyrji 71 Olclv o f'/(jf'/.TO/'^ , croffo; iSiu/'H'nyni:, l!,iiiil'i nkni-li"!! ilif-Tic. SiuLimi Ii.il.o ii cI.t« rit htiu^li-
Ü ri)y Of.OV yöoiioi' avvvdTriDV y.i't nilif/OV und iVlis-^ ilor Vllin.'llili^ki'it fm \iiiiührrii iiiiil lOiitliTfiPn ilir
<or"li'i(lii' ilcii iiidisrhilchrii KfirpiT iiii( ilcr jjRiizcii \Vi|t. Sumir ilii{.'i'ri(li(i'l. Ancli ).i>r>;c (i(i(t rortihiiicriiil fi'ir ilii-
Wriiii IT ;ilirr Dl !K'i)i ii. s. f. ^i'lir.-niclif , sii jjrscli.'lhc IMimim lilifi». Sii li;ilic pr «li'iii .^Ii'iisiIipii riin- nnfrprlilp
<s nur im ;;pii(iliiilirli<'ii LpIipii , um iiiilif ;;pj;pii (Ipii fipsl.iK ^p'^'pIwii , ««iiliiirli rr ')c-ispr sp[|p, iiml sein Jaii-
lipfc lira<li<pii (Jlaiilicn r.u icisdissPii. Viollpiclit li.itip pr zpr Iviirppr npiiifpr ^'cfalirilpt iiptiIp. .llit Aii^pn, Olirpii
«iicii so iiiiforM hli'ilpii, clüss PS iiacli iliiii niplirpri" (idifpr iiiiil iMiinil li.ilip pr iliii vprsplipn, damit pr dpii (iciiiis«
;;.'(ltp , wrlclip mir Aiisfliir>sp *\t^s eitlen (totips w'Arvxi, «■prsc-Iiipilpiiarti^rr Diii[;p haltp. M.'iititp lialip pr ilmi fpr-
Hiorfiir sprrclip riiiP liiiisiclidii li ihrer Krkliinir;; frpilirli iipr yi'^'plicii iiiid seine ZiMij;e fi'ir das AiiS'ipreelieii arti-
k"'iiiesive>'s iiiilie>(rit(eiie Sd'lle liei \i'iiii|i|i((ii sellisf. Ans- <iili[ter Töne, fiir die Sprarlie eiiijjeriehf ef. Die ineiiseh-
serilem fiele zu einem IMiinolIieisnins liei den (irieedon li<-lie .Seele alier sei s<» lieseliarten , da-JS sie allein eine
ulierlianpt an<li norll Anderes liiii , «ie z. B. die Unter- Erl»enntiMss fif>ttes lialie, und »irli Aniielimlielikeitpn /ti
si ttridniw xuiselieii kleineren und grösseren (xötlern. Ix-reiten und Seliaden alt/nuelireii tvisse. Dneli oil'eiil)aie
üass Sokrules eiiwit persönlic/ieri GoH ansti'iiomnipn, stelle sie li ilie (inttlieit dein ,^]eiiselien in sein» ieri^eren l>ai;eii,
mit den «oii ihm i'ilier ilensellien gebraiirliten Aiisdri'irken, den sie i'iliri;;ens als Herren aller anderen (weseli(i|)fe eiii-
«ie Vorsehung, Gottheit «. s. f. ganz und gar nielit im jjeset/.t halie. >iir diirfe man keiiip nnniittelliare llnter-
AViderspru( Ii. Aiieli seien diesellieii, also im Grierlii- stiitziins der fiottheit verlanj.'eii, in iiel<lier Be/ielinng
sehen ;; CV rravtl (fnui'IO/;, tu thior , ro SailtUVIOV Sokrates den Arislndenios zti unter«eisen suehe.
I)pi wpifpin seltener, als WeiidiingPii wie ö li; «pjj'y, llehrigi'iis njllime Sokrates eine ddppi'lfe OlTeiilianin;:
IHK')!' äf^uiiirtOfZ. O'Xfi):. dllilliVüydi u. x. vi. Uebri- der (i'oHlieit an, einmal iliireli äussere Zeielien, ikiIiiu
■reiis aucli so lialie Sokrates seinen persönlichen Gott als die Orakel, und sodann diir<li innere, »oliiii der Sehtif/-
ijiisiehtliar angenommen und i'im keinen VVoiinsitz im geist, TO i^frliiiiVIOV , ^eliöre. Der Annahine Kinijer ,
Himmel anijeii lesen. Auell iiirlit einmal als atherisehcs Sokrates lialie iiielit viel auf Orakel gegeden, «eil ihm
AVesen , nie fn'iher Meinei's «ollte, soiin'erii als ver- die |je(rii;;ereien <ler Priester hfifteii liekannt sein iiHissen,
iiiinftig^en Geist lial>e Sokrates seinen Golt angeselien, stehe unter Anderm iMitgeuen, dass er den Xenoplion
«1er in dirsellien Bezieiinng znr Welt stehe, «ie liie sell>er wegen seiner 'l'heilnalime an der Expedition lies
Seele zu unserem Körper. Wahrend enillieh der VOV^ Kttos an das Orakel gewiesen, und dass er die IJeschrSnkl-
dcs Anaxagoras nur ein alislracter Begrill' gewesen, w-aro heit des mem-rhlieheii Wissens wohl gekannt nnd gew iisst
die Gottheit des .Sokrates ein mit sich selbst zufriedener habe, wie der Ausgang aller Unlernelimiiiigeii nur der
und nichts beiiürfender Geist, der ziifjleich ewig sei. (Jodheit bekannt sei. Wie es nun aber manche Dinge
Cap. V. In diesem Geist aber sei Sein Und Handeln gäbe, über die es, da sie sich naili blosser menschlicher
auf das Engste verbunden. Wahrend nun die philoso- Erkennfniss benrtlieilen liessen , tlu'iricht sei, die (iCitter
pliisciieii Vorgänger des .Sokrates zum Tlieil Wasser o<ler zu lielVagen, so galie es wieder viele andere, wegen deren
Feuer oder Luft als ileii Urstoff aller Dinge betrachtet, man sich an die Orakel wenden solle. lieber das dai-
«ie die ionischen, zum Tlieil die Zahl als den Griiiid iidiliiv des Sokrates hSKen von jeher die verschiedensten
von Allem angesehen, wie Pythngnras (so stellt wenig- Ansichten geherrscht (freilich; nahm doch erst neulich
stens Hr. H. die Sache dar), zum Tlieil ein ewiges Be- Iniinermann in seinen Memorabilien an, Piaton habe seinn
stehen der Dinge und nur ein unaulhürlichcs Verändern Ideen aus «lieseni Damonion hergeleitet. .Aber, Heiiii
der Formen angenoinnien, wie die Heilten, und wie irgendwo, über diesen Piinct konnte \enophon nicht aiis-
.^tliixugnnis , ein Wesen sfatuirt hätten, das die Ölio/O- reichen; hier niiisste manches Andere, ?.. B. iler nnpla-
iteino.( durch Verbinden oder Trennen geordnet; habe tonische Theasjes, verglichen werrlen). Hr. H. statuirt
Sokrafes gelehrt, Gott seilst habe die Welt mit Allem, zwei Hanptrichlungen derselben ; eine Partie laugne gegen
was darauf ist, erschaflVii. lieber das IVie aber nach die .Viictoritat iles Xeiiophoii und Plafoii den Beistand,
der Ansicht des Sokrates, ob mit .Anstrengung oder ein- welchen Sokrates vom Damonion gehabt, und meine,
zig durch seinen Willen, habe .Xenoplion nichts berich- Sokrates habe die ganze Sache erhnden können, um sich
tet. Vor der Weltschüpfung habe Sokrates weder ein iiml seinen Rathschlagen grösseres .Ansehen zu verschaf-
Chaus, wie die Dichter, noch Atomen, wie Leukippos fen iMit dieser Annahme streite die Wahrhaftigkeit de«
und dessen Nachfolger, angenommen. Nichts sei damals Sokrates. Die andere Paitei , und diess sei eine durch-
gewesen, i'i^ f(oyi]i, nur ein Unbegräiiztes , L'nendliches. ans veraltete .An.tirht, glaube, Sokrates sei vom göftlirlien
llebrigeiis höre mit der Schöpfung die Wirksamkeit Got- Geist selbst geleitet worden. Hr. H. glaubt nnu selber,
tes fiir die Welt keineswegs ganz auf; er leite dieselbe Sokrates habe sich, so viel aus Xenophou ersichtlich sei,
fortwährend, entferne von ihr Schaden, Krankheit, Alter, nur neuer Wendungen bedient, und habe für die gewöhn-
unil gäbe ihr alles Gute, Schöne und Nützliche. So das liclieren Wahrzeichen, wie durch Vogelfliig u. s. w.,
Licht, womit auf das /»eckinassigste die Nuchl abwech- bloss eine Andeutung der Gottheit angenommen. Alf
sele; ferner Sonne, Mond und Sterne, wodurch Monate Beispiele, wo Sokrates das Wirken des Damonion ange-
iind Jahreszeiten begründet waren. Ausserdem diene die geben, müssten vor Allem seine llathschlage und seine
Erde zur Befriedigung der mannichfaltigsten Bedürfnisse, Vertheidigiiiijj gelten. Er betrachte daher jenes als et-
ebenso das in grosser .blasse lorlianilene Wasser und das was rein Snbjectives, als im Innern des Sokrates wal-
Feuer, welches letztere als Mittel gegen Frost und Dun- len<l und dessen Willen ordnend und regelnd, wobei er
kelheif , sowie als Unterstützungsmittel bei fast allen nur von höherem Standpunct aus tailele, dass er iler
555
.V2G
mpiis(iili( licw W'illiMisfreilii-it •■in (cpriiii'lics al.;;cs<imJuftis
AWscii iiiitiT^i-li'jjt habe.
Die Alliiiacht (jottes IcmkIiIc ii;>fli ilciii Xcnoptioii-
lisclieii Sokriitfs aus der IJctraclitiiii;;' iliT Welt iiiiil iia-
iiiriitlii li «'iiKT Wrftleirliuiijf ili-r \Vii ksanikpit einzelner
ausfezeirliiii-tiT llleiisclieu mit ili-iii >;()t1ii<lieii 'Wirken
ein. Die \Vi-islielt Gutles ull'enliare sieh in Vielem, xu
»clion in iler lOinrielifiuii^ des inenselilielieu Kiii]>prs, in
der Heileeknii;; nnd Jjrliiil/.nng iler An^en, in der I5<i -
gcliailViilieit der Olireii, die vuiii Seliull nieciials >nll ui'ir-
deii , in der Versrliiedenlieit der /aline , in der ali^e-
»endefi-n La^e der Se(-rp(iiins»r;;aiie , in der (ieseliiek-
li<liki-it der ll/liiile II. s. ». Anili all der Alt» i.'iseiilieit
um! All;;e^eiii>art (iolles li.ilie Sokrates iiielit ^'e/tit eifel»,
eliensii iveni^ an seiner Lielie , und zwar an si'iner Lielic
zu allen Wesen, »vuher denn au( li seine Fürsorge Icir
Alles abzuleiten sei. Die Alteren Griechen h.'itten z>«ar
auch ein en^'eres Verli.'iltniss zivisriien Güttern und .Alen-
xchen aiijjeniHniiien , dneli nur /»iseheii Kinzelneii, »ohin
Tantalos , Herakles, Perseiis jteliörteii; und jenes sei
inelir sinnliehe Leiilenseliaft ; als reine -(öttllclie Liebe
;:eweseii. Für die lleilij^keif , GereelitifjLeit iinil (inade
Gottes spreehe iiaeli dein Xenii|)liontisehen J»iikrates Fol-
gendes. Dem i*ilensclieii seien iii's Innere üilten[jpset/e
eiiijiesrliriebeii, und dnrcli dieselben GöKerselieii, Aelterii-
liebf, Dankbarkelt anliclolilen, lllu(s(bainle aber und an-
dere Ver(;ebiin(,'en icrboteii. Zu^leieli habe Gott den
Guten Belohnung zili^esaj^t, den liösen Ijestrafnujj anjje-
druht. In bezu;,'' der erstereii »erde die Er/fihliin;; iles
Prodikos von Herakles niit;;etheilt , ans der lieriorjjehe ,
dass iiieiit bloss an äussere, sinnliehe Uelohnnii^ zu den-
ken sei; sondern dass dieselbe »ielniehr in jjiitein (ie-
wissen, in Seelenruhe, in (ihre bei der iVlitwelt on.l
^aeliwelt ii. s. {. bestehe. Die Strafen aber besländeu
in d<*r ^jntziehiin(^ der ^ottlielien Wiibltliaten und in dem
iioth« endigen Ausj^aii;j der Iwisen llandlnii^en seiltet, l^ebri-
geiis sehliesse die );ötlliehe Gerei litij;keit die >;otlliche
Gnade keines» e;;s aus.
Caj). ;. Die ]5e>tiiiiiiiuii^ aller (>esehö|)fe und mr
Allein der iMenselien sei iiielit bloss, zu >eiii und Wolil-
thaten zu eni|>faii^eii ; sondern auch um die Matür der
Gottheit ^u ollenbaren und deren Kuliin zu erhöhen.
Diess tlläten nun aueh alle Wesen ausser dem AJeiisehen,
aber iinbeivusst. Die .^lenselien aber müssten eine solehe
Vereliroiijj mit I5e» iisstsein zollen. Auf die Aeusseruiig
des Arislodemos, Gott sei zu erhaben, als dass er der
Vereliruiij; bedürfe, habe Sokrates er»ieilerl, (gerade
seine Grösse ^Jib/- einen llanp(};riind für dessen Verehrung
ab, n eiche mit seiner Erkenntniss auf's Eiij-te verbun-
den »ei. Audi hatten die ältesten Staaten und t'ölker
die Gottheit am meisten verehrt, und dass diese bei ihrer
Verehiunj; i» einem Irrtliiim befangnen gewesen, könne
mau nicht «uhi uunehuieii (die (stelle, ivelclie ilr. II.
hierher zieht, I, 4, lü. scheint Rec. einen etwas andern
Silin zu enthalten oitc d' o.v toi'g ttcoi'^ tois dii^ow-
iioii dut,uv hi'fvoai cöc i/.avui iiatf tu y.ai y.ay.dj^
■noisiv , (i !.(>) i^inucol r,aai> , /.ai d\/9(jiiin'oi"; i^a-
Trarvjueion; ruv Jidvia juüvov orö'rror äv aio^i-
o9at;). Ferner müsse uns die Dankbarkeit, deren ße-
HUsatsein dem Meusclicn Seelenruhe verschalle, und ilaa
StCibeii, die (loKlicit uns ^eni;^l zu inai lieii , zu dcien
Verehr Ulli,' anl reiben.
^Vas die Art der Gottesvenlir uii^ anlanje, so habe
Sokrates das del|)liisrbe Orakel angeführt, dass die Göt-
ter iiacli den Gesetzen des belnllenden Staates »erelirt
Herden müssten. Ferner habe Sokrates auf die (irüsse
der Opfer nichts gegeben, sonderii an llesioirs Auss|iriirh
festgehalten, y.uö i)i'vauiv Ö' toöllv iho dduidtut'jt
x)loiaiv, überhaupt gelehrt, die Gottheit sei bcsomleis
iluich Holillhatiges Wirken zu ehren. Denn sonst ȟrdi-
kein Uiitersiliieil zivischen der Goltesverelirnng der Uuseii
und Guten Statt haben. t ebcrdiess habe Sokrates die
ersten Grnndziige einer Sillenlelire aufgestellt, und »ah-
rend Prot.igoras gelehrt habe, der .Mensch sei das .^l.iss
aller Dinge , habe Sokrates verlangt , die menschlichu
Uand!nngs»else müsse mit dem gnltlicheii \Villeii üb'r-
einstimmen.
lii'teii müsse mau nicht um den Besitz einzelner Dinge,
soiiilerii im Allgeiiieinen um \'erleihuiig des nalirliift
Guten und Ab»ebriing des Bösen. Den Ort zum (iebete
aber habe SnLrates nicht für so gleichgültig gelialtpii,
als mau vielleicht t ermiillien niuclite , sondern habe .su h
llierin an die P^t]|ia aiigesi hlosscn und gelehrt, man solle
ent»eder zu Hans oder in den Teiiipeln beten. Diese
sollten übrigens an einem oHiiieu Platz angelegt »erden
und nur uiii Reinen zu besuchen sein,
Diess ist der uesentücbe IiiIltU unserer Abhandlung,
»elihin »ir nicht ausgezogen und hier initgelheilt halieii
»üiden, »eiiii »ir das Schicksal derartiger speciellrr
Dissertationen nicht kannten, und nicht für das Interesse
derjenigen A Iterthunisfreiinile , denen die bezeiihnete
Schrift unzngiinglich ist oder bald sein »ird, einiger-
maSTien hatten surj^eii »ollen.
.j4. De vitriis forniis ducli iniie moinliis Peripateticoiuin
Uiijue iid Cictrunem , euiumijue cum celeraruin sc/.o-
larum placitis coiiipanitinne. Disserlatio inaugiira-
lis i|uam ad siimmns in pliilosophia honorcs rite ail-
ipiscendus amplissiuin phil<l^u|llll>^um .Marburgeiisiiini
urditii olFert Joannes Curolus Hinkel, Hanoviensis.
31arburgi Cattorum , t>pis Ba^rhod'eri arademicis,
1S3'J., 8.
Die iMarburger philosophische Facullat halte im Jahr
1837 «l'fi Preisaufgabe gegeben, die Ethik der Peripate.
tiker aus Cicero, Stobäus und Laertius darzustellen und
sowohl mit der des Aristoteles, als auch mit der der Aka-
demiker in's ^'erhaltniss zu setzen, eiidliih auch die
ethischen Ansichten Cicero's von dieser Seite her zu be-
leuchten. Hr. Dr. Hinkel, »elcher sich auch schon
durch seine ,,specnlatire Analyse des Begritls Geist" dem
Publicum als Kenner der neueren Philosnpl.ie bekannt
gemacht hat, löste die «{egebene Preisfrage zur Zufrie-
denheit der Faciiltat und hat den Inhalt dersellien in be-
schrankterer Ausdehnung in vorliegender liiaiigiiraldisser-
talioii niedergelegt. Diese zerfallt in vier Ablheiinngen.
In der ersten versuolit er, auf cigentliümliche Weise die
35*
5":7
5?.S
lOiifstfltiiii" iliT ijrici'Iii-iilioii iMoralpliilnsii|>liip ilarziilhiin
iiiiil iianioiitlitli <l>'" l'ii(''isiliiiMl «Irr ri.idiiii.silii'ii lind
Arisdirdisrlii-ii Lelirc aii/ii^'elicii , so, dass dir Platoiii-
sih« Lrliro im AII[.'ciiiciiifii ilrit ^orziij trii.'ilt, alicr
»«•■■•«•n di's ilhuitffls au eiiiücliicii Vorsilirifteii in Hinsiclit
auf ilirc ur.iinliliaik.it diT Aristotolisc lii-ii naclisestellt
«ird; die Ai istutclisi In- liiii!;<j;iMi , weil sie die tiistorli-
liiliki'it Uiijjiic und die ICri.-iiliuu;; di-s lilidislcii Gutes
Oll zu siliHor." licdiii;;iiii!;iMi kniiiifc, ni di-r llaU|itsa<lio
j{r;;fn ilii- n.itniiisilu- ziii licklritt. — Die /.iceite Abthei-
luiij; rnluiiki'lt imii du- iCiitsli-hnuj; di-r tiTscliiedencii
von .Sokiidcs aiissrlKMicli-ii .Scliiili'ii , und suilit zu zeigen,
dass sie im \'rrlauf iliiei liiit» iikelunj; lici z»ai- lor-
srllieileiieii Teriiiiii<>I<ij;ieen deiinoili ihre h esenUicIien Uii-
ti'isrllii'ilc von einander »erloren luitteii ; in der Plivsik
habe sicll liald der Paiitlioisinns aller Si liuleii Leniaditig«,
in der Etliik sei bei dein Verfall des freien Staalslebeiis
die tliilitun;: licrrseliend ;;eHordeii, den nienschen durch
Pliili«s..|)hie mit dem Lel.en zu versöhnen (?) , daher ilie
ßcgrifle aca(>ai;ia, aTidihia, änuuia, evth'ftla , dvo-
■lKt]Oia erst jetzt hei nllea Pliilnsoplien die tfrösste Wich-
tigkeit geiKinnen hauen *). — I-n dritten Tlieil sind mit
sehr daiikens«er(liein Pleissc die elliischcu Grundsätze
und die (iliilosojibischen Piidduiigeii der einzelnen Peri-
paletiker (mit Aiisnalime <lerjenij;eu , die sich bloss auf
die Aiislegunn aristotelischer AVerke beselirankteu) '^e-
«ailiuielt und entwickelt, und drei Hauptperiodcu der
Schule an^e^eben: 1) glänzendste Zeit der Schule, grosse
Talente, jedoch schon merkliche Abneichungeii von der
Lehre des Aristoteles, Abschnächung der moralischen
Strenge, voruie^ende Neigung zu eingehenden naturwis-
senschaftlichen Forschungen (Demetrios PlialercBS, Tlieo-
phrastos, Straton); 2) überhandnehmende rhetorische Rich-
tun", glänzender Stil bei abnehineiider Gründlichkeit des
■\Vissens und der Speculation ; AVeichlichkeit in ethischer
Beziehung (Lvkon, Hieronvmos, Ariston, Diodoros; Krito-
laos niadit eine rühmliche Ansuahine); 3) l erpflanzung
der Philosophie in das rümische Leben, Atcommodatioii
an römische Bedürfnisse, «obei iler eigenthümlichc In-
lialt der .Schulphilosophie immer mehr in den Hintergrnnd
tritt, und nur einzelne Lehrer noch die Würde der Schule
aufrecht zu halten vermögen (Ivratippos, Staseas). In der
^ersten Periode »»ird an den Vorstehern der ^-Jkademie ein
vielfaches Anschliessen an die Peripatctiker bemerkt und
<iaraus hergeleitet, dass sich Zeno von der Akademie ge-
trennt habe, um die echten Lehren Plato's vor der Ver-
mischung mit peripatetischen Elementen rein zu be»ah-
reu; in der zweiten "ird die skeptische illcthode des
Arkesilas aus der Opposition gegen die dogmatische des
Zeno erklart, die hiervon ausgelicude eigenthnmiiche
Kthik der mittleren Akademie gegen die der Peripateti-
ker contrastirt, die vorgebliche sachliche Ucbereinstim-
mung aber, »eiche Karncades zwischen den ethischen
Grundsätzen der Peripatetiker und der Stoiker zu finden
beliauptete, als eine blosse Opposition gegen ilie letzteren
*i Sollte nicht diese Uiclilung dev Pliilosüi)liie auf Gliick-
selijjlirit lind Seelenruhe vieimclir ans ilei- Vt rwciclilicluiiip:
iler Zeil liersekoimiicn sein, welche nicht nieiir ilic sitt-
liche Kraft Liesass, die Tugend zum Ziel d(vs Strcbens zu
iii3cben ?
iiikI eine X'ertliridigniig der ernteren dargestellt, »«eil
diese in iler Di.iliklik zu iiiigeiibt gewesen seien, um
ihre Sache sellist fnliren zu können. In der dritten
Periode endlich wird in einer eben so anzieliendeii , als
einleuchlendeii Ausführung gezeigt, «ie in der Anheiiiie-
miiiig a:i die nationalen ISedürfnitse der Kölner nicht bloss
die Peripatetiker, sondern auch die Stoiker und Akaile-
miker ihre cigentliümlii hen Leln'eii allmählich aus dem
Gesichtskreis verlnreii und hiermit zugleich viele ihrer
gegenseitigen Din'ereiizpiincte anfgegelien haben. Nicht
minder gelungen iiiöchtcn wir die vierte Abiheilung die-
ser lehrrciihen Dissert.ition nennen, in »velcher der Hr.
Verf. zeigt, >vic Cicero ans den Pliilosophieen der Grie-
chen dasjenige sich aneignete, iias tlieils seinen indivi-
ilnellen .^nsieliteii am meisten zusagte, tlieils den Riimerii
die Philosophie enipfelilen und brauchbar machen konnte.
Im Anhang erhalten wir sodann einen Kxcurs über die
Stelle Stob. ecl. etil. II, 7. p. 24'i — Mj'S- <•'!. Heeren,
«vorin uns nach Hrn. Dr. Hinkel's Bericht moralische
Ansichten verschiedener Peripatetiker der älteren Zeit
ohne besfiminte Ordnung anflietvahrt sind.
AVeiin »ir nun im Ganzen mit den Resultaten des
Hrn. A erfs. üliereinstinimen , so liegt es in der Natur
der .Sache, dass unsere Ansichten im Einzelnen auch
wieder divergiren. Es wird p. '2,i fl. nach dem Vorgang
Cicero's eine grosse llebereiiistimmuiig der Peripatetiker
erster Periode und der gleichzeitigen Akademiker behaup-
tet. In Beziehung auf die Lehre vom höchsten Gut ist
diese Lebereinstimmuiig allerdings auffallend; doch möchte
ich sie nicht auf die ganze Ethik der Peripatetiker unil
Akademiker ausilehnen. In ihrer Lebensriclitnng wenig-
stens — und »»er »veiss nicht, von »velchein Einrtuss die
Lebeusiveiso einer Siliule auf deren ethische Grundsätze
ist — waren die damaligen Akademiker durchaus ver-
schieden von der Aristotelischen Schule. Polemon und
Xenohrates, »vic sie uns Laertius schildert , kannten kein
höheres Ziel ihres Strebens als Apathie, wogegen /Iristo-
telei im engen Zusammenhang mit seinem ganzen System
ilie Melriopathie als das Richtigere hinstellt, und Theo-
phrast gar, wie Hr. Dr. Hiiikel selbst p. t.'J ft- zeigt,
die Glückseligkeit für unvereinbar mit körperlichen Schmer-
zen hält. Erst Krantor räumt dem natürlichen Gefühl
des Schmerzes sein Recht ein (Plnt. consol. ad Apoll,
p. 102). — Wenn ferner die bekannte ausschliesslich
praktische Richtung des Polemon p. 25 als eine Accom-
modation zu der peripatetischen .Ansicht bezeichnet »vird,
so erinnern wir, dass dieser Philosoph bekanntlich durch
die würdevolle Haltung des Xenokrates, in dessen Hör-
saal er trunken und lärmend hereingestürmt »var , plötz-
lich aus einem Schlemmer zu einem Akademiker gemacht
tvurde, und es also wahrscheinlich wird, dass das Vor-
wiegen der praktischen Seite aus einer ihm selbst eigen-
thiitnlichen Grundrichtung hervorging. Ebenso mOchten
wir dem Polemon nicht mit Geivissheit eine pantheistische
Ansicht zuschreiben, wie p. 7 geschieht. Allerdings,
in der einzigen Stelle, welche wir über »eine Physik
noch übrig haben *), scheint der Pantheismus unomwun-
■) Stob. ecl. I , .S.
&ii}V nrzfffivuTü.
02. cd. Heeren. Uou'fit/iv rdv x6o^o%
:)?9
530
«Ifn aiisfrcsproclicii xn sein. Allein »er lnirjft uns «iafiir,
ilass diese Stelle nicht aus den» ZusaiMMieiilian{,- gerissen
ist? nennt ja ilodi auch Plato ileii oi'oauoQ in der Stelle
Tim. 34. 13. einen ecdaiuwv i^eöi, unil doih »vörden
wir za weit gehen, wenn »ir längnen wollten, dass Plato
sieb die Gnttheit ekensii wohl als ein selli.standig den-
kendes lind bildendes Wesen gedacht hatic, als er das
Diirrli(lriingenseiii der Welt von Gott behauptete. Ulir
wenigstens scheint jener Satz des Polenion viel eher ein
nathgesprorhenes , vielleicht nnrerstanden iiachgesproche-
nes Wort zu sein, als eine beunsste .Abweichung von der
Platonischen Theorie. Ks gehörte eben ein Platonischer
(ieist dazu, einen immanenten Gott /u linden, ohne ilen
peisünliclien zu verlieren.
Noch mochte Ref. Einiges über die Entstehung der
Stoa und der neue?-en Akademie hinzafiigen. Die Griin-
diing iler Sioa wird p. '21 si> dargestellt, als w'Ate Zenu
dadurch von seinem Lehrer Poleinoii abgefallen (defecisse).
Vielleicht dürfte ilieser Ausdruck zu stark sein. Sind
doch die beiden Haiiptzielpuncto des philosophsschen Stre-
bens in der Stoa, Autarkie und Apathie, auch von Puleuion
mit allem Kriist erstrebt, ja zum Tlieil ausilri'icklich em-
pfohlen worden, unil bildet doch dieses praktische Stre-
ben bei Zeno, wie bei Poleiiion, den eigentlichen Kern des
Philosophireiis. Wenn ilaher vom Abfall die Hede ist,
so kann hier kaum mehr, als ein formaler .Abfall ver-
standen tverden, der sich höchstens auf die Griiiiilung
einer besonderen .Schule, auf die freie Weiterbildung
des .Systems erstreckt, und etwa noch auf einige Difl'erenz-
puncte in Definitionen , ■/.. U. in der des höchsten Gutes,
deren Unterschied schon Cicero lediglich in den AVorten
zu finden gestand (Fin. IV, '2.'>- "nd an andern Stellen).
Weit eher niuclite Arkesilas des Abfalls von der Akade-
mie zu beschuldigen sein, wiewohl er in ordentlicher
Reihenfolge den \ orsitz in der .Akademie überkam. Hatte
er gleich einen .\nschliessniigspunct für seine skeptische
IVIethode in dem Gestündniss des Sokrates, dass er nichts
wisse, so können wir seinen bo(lenlbs3n jVihilismus doch
auf keine Weise vergleichen *) mit der geistreichen Dar-
stellungstveise Plato's , der die verschiedensten .Ansichten
seiner Zeit redend einzuführen und objectiv zu entwickeln
pflegte. Plato war sich bei aller objectivenBetrachtung
anderweitiger Ansichten doch seiner eigenen auf's 13e-
slimmteste bewiisst, und wenn er den Sieg seiner höhe-
ren Wahrheit nicht jedesmal am Schluss eines Dialogs
mit It orten zu verstehen gab, so scheint diess nur darum
nicht geschehen zu sein, weil er dem Leser nicht auf-
rückte, sondern zu errathen jjab , was weniger durch
«lialektische Ueweise, als durch den Blick eines edelen
Geistes in das llerz <le3 Lebens erkannt werden konnte.
Darum also möchten wir den Skepticismus des Arkesilas
nicht mit Plato's dialektischer Kunst in Verbindung brin-
gen. Auch die andere Erkläriingsweiso der Entstehung
der neueren Akademie, die Hr. Dr. Hinkel p. .iö kurz
mit den Worten: ilogmatisnius prorocat scepticismum, an-
gibt, mit Hindeutung auf Zcno's dogmatische Methode,
ist nicht ganz gesichert. Wir wissen nicht, ob Zeno voj-
Arkesilas gelehrt hat. Sein Lehrer Polemon stand der
') Wie j). 36 geschieht
Akademie seit Ol. 116. vor (l)iog. Laerl. IV, lil), Ar-
kesilas seit Ol. 12U. (ebendas. c. 46.). Zeno, der sich
zuvor mit Handel und Srhillalirt abgegeben, muss bei
seiner .Ankunft in Athen wenigstens '20 — 30 Jahre alt
gewesen sein, und bracht« hierauf in den Schulen des
Krates , Xenokrates und Polciiiou noch '.20 Jahre zu [O.
L. Vif, 4.): dadurch wird es unwahrscheinlich, da.ss er
vor Arkesilas aufgetreten sein .soll. Doch möchte Ref.
hier nichts bestimmen. Was aber den Skepticismus de«
Arkesilas betrifft, so liegt es am nächsten, denselben aus
der Schule des Pjrrhon und Diodoros abzuleiten, wie denn
auch der auf ihn gedichtete Vers:
TlOOO&E nkdlUiV, ÖTllihv IIVOQÜJV, UlaOUs /Itü-
dtijoos *)
eine gerechte Rüge seines leichtfertigen, nichts weniger,
als Platonischen, Wesens zu enthalten scheint. Dass Ar-
kesilas dennoch zum Vorsteher der Akailemie gemacht
wurde, ist vielleicht aus seiner engen Freundschaft zu
Krantor (D. L. IV, 24. 2S. 29) '■» erklaren, welcher
letztere, wenn er den Polemon überlebt hatte, diese Stelle
gewiss würdiger ausgefüllt haben würde. Ware nun, wa»
wir aber ganz dahingestellt sein lassen, -Arkesilas vor
Zeno aufgetreten, so könnten wir uns die Stiftung der
.Stoa vielleicht als einen Versm h vorstellen , ileu in sei-
ner eigenen Schule verunstalteten Platonisinus auf ein
fremdes Gebiet hinüber zu retten , und dadurch dessen
Würde zu bewahren. Jedoch macht, wie gesagt, diese
A'erinuthung durchaus keinen .•\nspriich auf Gewissheit.
Dr. Friedrich Kai/aer.
bb- De Phacdro Epicureo sive de Romanis Epiruri se-
ctatoribns circa Caesaris tempnra. Dissertatio .Vca-
demica (scr. Alexander Olleris). Parisiis, excud.
Va Dondej -Duprc, 1041- 50 S. >.
Hat sich der Leser aus dem Inhalte dieser Abhand-
lung darüber belehrt, dass ihr Verfasser eine Schilderung
der römischen Anhanger des Bpikur ans Cicero .-; Zeii-
alter zunächst an die Darstellungen dieses Gewahrsin.iiines
zu knüpfen beabsichtigte, dann kann er sich die AVahl
jener Aufschrift auch nur aus ilem Verhältnisse erklären,
in welchem Tullius selbst , ohne jedoch der geuiessendcn
Lehre angehört zu haben, und Pomponius .\tlicus zu
dem griechischen Epikureer Pliädrns standen. Der Be-
deutung dieses jNameus glaubte der Verf. eine besondere
Aufmerksamkeit zuwenden zu müssen, da Petersnii nach-
gewiesen, dass das von Urummond und Walpolo unter-
breitete herrulanischc Bruchstück ein Werk des Epi-
kureers Phadros sei, aus welchem Cicero Vieles in sei-
nen Rüchern de N. D. übersetzt Iiabeu sollte. Für uns
mlisste eine Erneuerung dieser Untersuchung von um st»
"rösserer Wichtigkeit sein, als wir fanden, dass der Verf.
von unserer eigenen Erforschung des Gegenstandes noch
keine Kenntniss nehmen konnte, und erwarten liess, dass
er unabhängig von uns, die Aufklärung aller jeues Frag-
ment betreffenden Fragen würdig mit der Lösung seiner
') Sext. Kinp. 1, W- Euscb. piaep. cv. XV, 5 ct. .\1V, b
jU 5.v:
.4iif"ul>f iri 1>iimIi-ii »i'iili'. Vlli'Mi in ilir^cr Kiuartiiiij; staiir.iliiiiiM crniirii in lUr \V<-;;la.>suii); riiizi-tiier Wörli-r
liat Uli» Ollen.« >\.\rL ;;ci;itisilll : es K«-""!;' «l"i' , '" «leli '""Ü'»*?) w« Col. VIII, |0. '/.Ui , Col. IX, II. roji.
«im Al'^<■lll'i^f'■'| sriiicr Silirift in »iirtlirhi-n Au9/.i'i|;eii Daüii [resi-llcii sich die ieriiii;;li'i<k((»ii ViTSiulir >imi Hrn.
Ill<|^s fmiiilrs Ki);<'nlhuin /ii licfi-rn, olini- irjjfinl ciiieii O. , «li-n Ti-xt Ix-i PrtiTSi'ii .»uf fi;,'i-iie (ict'alir zu ii-rlies-
.>inn iirilii liir kiili-clif Kriiiitli'liiii;J ili's Thats.'ii llliclicii, St-rn; so noII jet/It-rer Cnl. H, 1 7. <las un^'rioi liisrlif
niK li fiii lii.sl€iri»clu' ('i'Miliiniiliiin ilcr Z<'U^ni>.si- zu /imj;'<mi. VAijov (in «Ir-r ViTsion diinli arliitriiiii wieder;; (■;;cl)en)
in (leni ersten AliMlinitle »mlen nacli einer alljje- »el/,eii, Col. VIII, 'J7. für K/y/(<( »iehnehr k/jko: slalt rwu(<
tiieinen Anfalle iler mit ronii^clien («rossen t erkelirenden selireilien, Col. X, .'54. uiflul'üur in ailMfudl' und Col.
^neiliiselien (Jeli-Iirten ilie ;;riii lusc lien h;|)ilvMreer Phi- XI, ,S. r,.[()l' in IjUiiu andern. Kin solches IJeis|)iel loM
loilenios (tnd .S\ro, »i'lelie in Koni gelelit, Zeiio, l'hä- falirlÄisi jer kntik k'iiiiieii i> ir jetzt ni< ht eriistlii h ^jeiiii;,'
dros lind l'.ltro . welthe in .Athen die Silicile fortjjesetzf, rii^jen, «eiin >tir ledenken, da«s sieh fri'ilier auf jlliiiliclie
nai h den uler sie haiulelnden , alier nieht Heiler erör- Weise die I' etiler in den allen Texten, liesonder.« 'itif-
tertrii Stellen hei Ciieio auffjel'iihit üie Be/.ieliiiii[;eii , ehiselier Seliriftsteller , erzplijft und fort^feiiflaii/l hahen.
in »«elilieii hesonders l'liJlilros mit lloinern st.iiid, uerdeii Weiter »eiss iler \'erfasser den herkulaiiisclien Fund
iiierbri so »eni;; aulVeklflrt , das» man lieiinelir falsihlieU lilierall iiiehi ausziiheiiteii. Er eilt, ohne uns ir^jend lil.er
.■iinehnien soll, Ciiero liahe ilieseii Kjiikureer iiiimcr in diu charakteri^tisthe Denkart der jiiiijjereii Kpikureer
.Athen ^fliiirt und der I'erijiatetiker l'iso sei iiarh den nach den tipsumlers iii Cicero's ISiicIierii de Fiii. enllial-
ei^jeneii Worten de Fiii. \ , I, die jedoi h ilein .AtticUs teueii Andeutiiii^^en zu lielelireii , im xvveiten Alisehnillr
lo den !Muiid j;elej;t «erileii, Freund des S'liädros ;;e- zu den r/iioisclieii .Anli/iii;;ern des Kpikur, und sihlies.-l
ueseiii » ahr.M heinlirh hatte zu Letzterem der irrthiim im dritten eine üe.iiittvortun;; der Fra;;e an, warum Ci-
hei Petersen |i. t fS »eraiilasst. Dass alier jeiK' ;,'rieilii- rero so liartn.'iiki;,' ihre .Schule verfolge. Der Leser er-
ichrii Denker naht hioss durch mündlirheo l'oterricht hält hier im VVeseutliclHii reine Ifixcerpte aus Cicero's
die Lehre iliif» ,'\3i'ister> verbreitet, soll Phadfos durch Schriften, deren .Anfrihroii^' oft ;jaiiz unterlassen ist; da-
«eiiie .Sthrift beMeisen, «elclie Iliin (fiVOiUJ-i iftUJV be- bei ist den aus;;e,!o;»eucii Ätelleii ihre el[;eiit!iuiiiliclie
lilell genesen sei; hierbei liat man sich iiidess zu erin- Sprache und Oarstelluti;; , iveU'he bei Cicero jedesmal,
iiern , dass diese Aufschrift, welche zuerst ». Hlurr in wenn er von den ;;eiiiesse!iilon .'Männern redet, eine be-
spiner Berichterstattung nannte, keine ;;ricclii.~che , wohl sonders heitere Farbe annimmt, in der VVei..e cerbüeben,
aber erst von Cicero's Büchern aus gebildet sein kann. dass dem Unkiiiidij^eu jede feinere Beziehung entgehen
Der \'eif. erklärt es schlechthin für uiiz» eifelhaft, dass niass. Prüft man jedoch, ob der Verf. die Forderungen
Cicero jene Schrift benutzt lialie; mau brauche nur das erfüllt, welche ilie (Jiitersuchiinjr hei einer derarliijen
terstüniinelte herkulanisrhe Bruchstück zu lesen, iielches Behandlung des Gegenstandes stellt, so ergibt sich bald,
Petersen für ein \Verk des Phadro» erkannt habe. Die dass er weder auf die Kritik iler benutzten Stellen Riick-
.Abhandluiig diese.» verdienten Forschers iiiuss ilim Aus- sieht j,enoinineii , noch <lie Technik des Dialogs für ge-
hülfe für den eigenen Beweis geben; wörtlich schreibt srhichtlirhe Würdigung der Tliat-iachen in Anschlag ge-
er die bezngliche Stelle derselben aus , und berichtigt brarht hat. (Jnbedeiiklich bewahrt er, um nur drei Bei-
bloss eine (alsche Nachweisuiig , ohne der zweiten (de spiel« auszuheben, p. .Jd bei Cicero's Urtheil liber Lucrez
üiv. II, Öl.) zu g>deiiken, und ohne auf das VVesent- Gedicht die langst aufgegebene alte Lesart ad Quiiit. fr.
liehe der llntersiichuug eingelieiid , wenigstens den be- II, \\. iniilfis lumiiiibus Migeoii ; p. ,j7 hei der epikurei-
ileuteiidereii Irrthuni beseitigt zu haben, dass Cicero s seilen Wrherrlichung des Kpikur de N. D. I, I'J, 4'J.
Bürher über die Weissagung nicht vor Cüsar's Ermordung diu durchaus falsche Verknüpfung der >Vor(e ut manu,
\ollendet sein kftnnen, die doch selbst 11, VI. schon Ca- wie sie IVlanutius vorgeschlagen hatte, und p. ,i)l. bei
sar's Tod eri>,'ihiieii , vergl. II, 2. Hierauf folgt dann Zeiio's persönlichen .Srhniahungen de N. D. I, ,34, '>3.
eine Slittheilnng des FragUients selbst auf 1^ Culuinnen die ofienbar verdorbenen Worte Svlluni und Cbesippuni.
nebst dem Kestaiirationsversuch und der lateinischen Heller- Das künstlerische der Gesprächsform, als solches, aber
.«eizuiig viii: Petersen. in der That bemerkt Hr. ülleris auszuscheiden oder wenigstens in demselben eine Nach-
d>s litigenügende seines \ erfahrens gar nicht: er liefert ahiDUng des Wirklichen aufzusuchen, kommt dem Verf. g.ir
die Ergänzungen von Petersen, ohne den kritischen Com- nicht bei; das niiuiisclie Leben, welches Cicero in der
nientar beizufügen, welcher doch erst Rechenschaft von Charakterisirung seiner epikureischen Gesprächspersoiien,
dem Ganzen gibt; er niuiint ilie .Ibschrift des Originals wie Plalo bei seinen Sophisten, am reichlichsten an-
iiicbt unmittelbar aus der eiigtischen Ausgabe, und ver- bringt, lasst er weder der jedesmaligen Ilaudlung de»
ziehtet ilailiinh auf jede Glaub» ürdigkeit. Der Leser Dialugs, noch setzt er es mit dem betreffenden Gespräche
ist hierbei, »o es die Sorgfalt seUist im Kleinsten gAlt, in unmittelbare ßeziehuu^. So gilt ihm die Zeichnung
nelfaclieii Täuschungen ausgesetzt; er findet den Lücken- des Epikureers Vellejus, welchem p. 43 irrthümlich eine
lauui einer verdorbenen Stelle nicht nur ungenau be- Rolle in den (usculaiiischen Unterredungen angewiesen
stimmt, wie Col. XI, 'J9. XII, IJ , suiiilerii bisvieilen wird, wie sie in dessen Vortrage im ersten Buche über
schon nach dem .>l.isse der Ergänzungen von zweiter das Wesen der Götter augeoscheiiilieh bloss nach dem
Hand abgemessen; er triii't auf Fehler in der Urschrift, in der .Auffassung, Alittheiluug und Beiirtheiliing fremder
welche erst in der Abschrift erwachsen sind, wie dta Lehren sich aussprechenden Grnndcharakter des Epi-
für diu Col. VT, 14. '/ouvi für ;j;j><a»i;t Col. XI , ö ; kureismus gehalten ist, für eine Schilderung des Wirk-
er sieht dieselbeu Versehen wiederholt, welche der Re- liehen Vellejus p. 51; nicht minder soll das Lob, wel-
533
531
«In-« Circro (Im .Akadr'niikrr CoKi «^ in Aiirtti;.'r 'In
''pIIoJiis r. 21, !)S- s|)<Mi(|i'ii l;issf, auf die "IrMiilii- |).ii-
«tplliiiiusi« ciso «Ifs ;jcs(liirli(liilii'n Vcllejus ziiriMki;i'hpri ,
!'• 38, »ithroiiil (lorli Cirpro liarli si'innr di.ilo'jisrliPii
ilaiupr ilailiirrli ziin;i<!ist sich sp|l>st mit KijcLsicIit auf
«lip KirliPr jjplipfprtp DaisJpIliiiC iIpt p[iikiirpjs( liPii LpIiip
«cliiiipicliplt , in hpIpIipi" Pf «Pill PTplicarp zur .Ainvpii-
iIhii" (jplirarlit liattp. Zpi(;t sicli dann ijncli , dass <|pr
Verf. alirli den Uripfs(il dps Cirpro riillijf uiibpaclitot •^<•-
lasüPd , so »firp dpr (iriiiMl pntln'iilt, warum dip anftrc-
fppdpii Pprsnnpn sich so ivenij^ als pjiikiirpischp Charak-
Iprp lipmcrklich machpii. .J. H. Krisclie.
.'](), PlaJo's Idppn ühpr ilas \Vpl(j7p|iäiidp. Kinp hislnrisrh-
philnsnphiscIiP Ahhaii(IIun<^. Sr. Ilochurirdpti dem
llprrii (aphpiiMPn Kirchpii- iinil Sihiilrath I). Sihiilzp
/nni '.'.'>. .April ! S4" '" clankl>arpr ^'crphrnii; jp-
nidinpt von Dr. August Heger, Rprtor. DtpsiIpm ,
üriirk von K. Ilpinrirli. l(i .S. S.
Wäre «lein Ref. dieses ScliriOcIien nicht ron der Re-
(lactinii zur Anzei^^e initfjefhpilt »lorden, s(i «lirde er
scti«erlirh in den Fall ffrkomiiipn sein, jpmals Ivpnnfniss
davon zu nehmen, indiin es « pilpr in den IJurhliandel
jpkoinmen zii sein scheint, noch ir-jenil pfoas enthalt,
«as die Anfiiierksainkeit der mit Plato IJesrhftfd^'tpn anf
sieh zu ziehen geeignet wJire ; soll er alier einmal sein
ürtheil danilipr alii^plipii, so kann dassellip lipi allpr
Nachsicht, ^iplche er ans eijjenpr Erfahrung^ einer Ge-
legenheitssclirift angedeihen zn U>i«en RPHpittt ist, nicht
andprs ansfallen. als das« der ^'eif. seinem sclmeren nnd
interessanten Stofl'e keineswegs j^ewarhsen zu sein scheine.
Srhon der Standpiinct, auf welchen er sich von vorn
hpfpin stellt, ist keineswegs i;ppii;npt, eine DnrelMlrni-
giinj; «IpsspIIipii zn hpfordeiu. Die lluaptquelle der l'la-
tonisclien Lehre vom Jl'ellgeiüiide ., Iipisst Ps hipr, isl
der Timäiis — die meist allegorisii enden Piirallehtel en
in der Republik, dem l'liiidrus, P/iüdnn u. n. scheinen
die Schtrierigkeit des Verständnisses eher zu vermehren,
als zu vermindern — ein grosser Theil der Dunkelheit
der Kosmologie des Pinto lie^t in der J ermischung vtil
Pythagoreischen und Anaxagoreischen Phibisopheineii; —
matt aber nun anf diese von ihm seihst <fefi'ihlten Schwie-
rigkeiten tiefer einzugehen, die AVeltansicht im Timäos
mit «leu ülirigpn Gpsprachen zu vergleichen und zu ver-
mitteln, die Entstehung der Platonischen Lehre aus ileni
^'preine älterer divergirender Richtungen genetisch räch
zuweisen, und daraus eben das rechte Licht auf diu
Dunkelheiten des Timäos zu werfen, lässt er alle diesi!
Kraben bei Seite liegen, und heschräiikt sich auf eine
mehr declamatorisrhe, als ronstructive Analyse der all;;c-
meinen Theile des Timäos selbst, mit Noten, die wieder
nur rerrathen, mit welcher Oberflächlichkeit er auch die
anderrii von ihm zu Rathe gezogenen Werke benutzt
habe. So lesen wir S. ll mit ausd.'iicklicher Beziii^-
uahuie auf Uürkh de plat. syst. roll. glob. p. /: oh Pinto
die abkolute Vnbeweglichkeit der Erde gemeint habe,
hängt vorzüglich von der Erklärung des Wortes tii ui-
^iii^v Tim. 40' U. ab — da jedoch die angesehensten
Ptdlniiiker der t/jiilerr/i Zeil ilen SlilUtnnd behauptet
haben, sn darf man wohl zu (iiinslen dieser liehnup-
tung die Stelle erklären, als oli die Aiisileiilntigpii dieser
anf ganz anderem .Standpiiiict stelii'iideii Schule eine histo-
ris(hp Auctorit.'it fiir PUtos Viisjchlpti u.'ireii! Ilättp
llr. li. sich die Ali'ihe genoinmcM, l.ei Uörkli z»pi Seiten
ucilcr zu Ips'mi , so liAtfp er eicipii «pit besser pu un»l
piiizig schlageiidpii Ciriind gefiindpn , wpsshalb der Slill-
«(aiid dpr Krde angpiiommen werden muss , weil nämlich
eine Axenilrphiing dprselben nicht mehr erlaubte, von
der täglichen IJewegung des Fixsternhimmels zu sprechen,
.üp bei Plato, wie bei Aristoteles, eine so bedeutsame
Stelle eiiinimint. Auch « as Hr. B. weiter sagt: dfisx
I lato im späteren Alter eben/'ills die Heireg'mg der Erde
um die Sonne angenommen habe, berichtet Plutarch
nncli einer Ueherliejerung des Thenphrnst , ist keines-
wegs aus einer grnaiipn Aiistiht der cilirten Stelle Quaestt.
Plat.V ni, I hervorgegangen, wo es nur heisst: ÜFDff ooiorui
dt noonioTuoei, Tif> llfdruivi Trofot'iTfO't} ytxniiluti)
fiiTc'.iiiAfn' , <i'ti VC TConorv.nvnav äTTudilrrt rij yj
Tijv iiiaijv jrojonii vor -nawiic. Da Hr. U. selbst
kurz vorher des philnlaischen Centralfeuers gedenkt, und
gleich nachher auch IJiickh's A'erniiithiing viel Wahr-
scheinlichkeit zuschreibt, ilass i'il>erhaiipt die den Pvtha-
[^oreern lieigpipgte I!e**egni)g der Erde um die Sonne
vielmehr auf jenes Ceiitralfriier gedeutet werden müsse,
so lag doch wohl nichts näher, als Piatos Sinnesände-
rung auch in diesem Stücke vielmehr als eine Rückkehr
zu der Ansicht des Phiinlaos zu befrachten. Dieser
ganzen hdclist wichtigen iiiiil lehrreichen Auseinander-
^J|•^znllg läiickh's scheint llr. 15. freilich auch gar nicht
ili'- gebührende Viifnierl.saiiikeit geschenkt zu haben ,
sonst hätte er auch im Texte S. 1'^ die Aeusseruiig »er-
iniedeii: im Phädrus drückt es {da«s die Erde da« unbe-
wegliche C'entrum des Weltall« bilile) Plato symbolisch
so aus: die J'esla bleibe bei der grossen Wanderung der
Götter allein in der himmlischen U ohnung, w.i jeilen-
fills I5(i( kir« ilirecler Wider-jirnih I. <. p. Wl.\ ganz
übersehen isl: und «enn auch hier der Dciitiing auf da«
Cenfralfpuer glejchfalls der l'untand piit;;cgen«)ehiMi sollte,
dass es gewagt scheint, jene Hestifi als ilie zwiilfle iler
(jütter in <las arkadische Weltsystem des Phihilaos her-
einzudrängeu , so ist doch jene Auslegung auch mit dem
Systeme der acht Kreise schwer vereinbar. Am ärgste»
übrigens ist die unbegreifliche Note S. 1"), »o es, nni
die Rpileutsanikpit dpr neiieiiniing des Alls in dpii ver-
schiedenen Sprachen zu zeigen, \, örtlich also beisst; im
Griechischen bedeutet nämlich /douo' dasselbe, wx
bei den Lateinern munns vel opus publicum, ein
Gebäude, das zur öff^entlichen und allgemeinen Ergötzung
aufgeführt ist! Ref., der seiiipii Aiige-i kaum iraiile.
schlug sogleich das Citat Cic. N. O. II, .!.'). nach: ilie-
ses aber besagt von der iirspriinglichcn Bedeutung des
griechischen y.noito^ kein \Vorf, «omierii drückt »ich nur
von der <iot(heit im ^'crhältniss zur ^Velt hndi-t bildlich
so aus : inesse ali(juem non sotum habitatorem in har
coelesti ac dirina domo, sed etiam rectorem et modern-
tnrem et lanr/uam archilectum tnnti operis tantiijue mu-
neris , »voraus man ebenso gut folgern könnte , ilasn
/.oaiiui ursprünglich opus überhaupt bedeute; und ila»
533
536
Mpitlio ■;llt um ilrr Slrllc Tii.s.iil. I, 'J'.), «oiaiif sirli
ilcr gli-i.lif.ills 1011 Hrn. 15. «-itiito Knii-sti in il<r Claris
«. >. miiniis \<e/.ie\\t: «o (i«(t in ilriiisollii-n I5ll«lo mo-
Jcintor taiili opeiis et iiiiitieris sonaimt «inl, man mag
11(111 iiiuinis als GosilifiiL ">ler als eine iWIiMiilicIiP Loi-
»tnii" lilcrset/on. Dir liiMlpii(nn^' iIcs l.id-inisrlicii mtin-
i/ms," Zicrilc, hat Hr. 15. ti^enU iiarlilier ganz ri.litif
aii"e"rbrn: «nssic er «lann aber «irklitli nirlit, «lass ilic-
•««•ni ilas gricfliisrlie /.iloilo^ Hürtlicli «-iifsiiriclit (PI in.
HisJ. >'. II, 4.), "•"! 'lass CS ilie iilicreiiisfiiiimciKlc niiil
iife »icilcrlu.Kc- AnjT'ilx" J«'"" Alton ist, «lass l'>tha;;(ira9
»nrrst das \Vi-ll;;cb,'ln(lc »osen <ler in ihm herrschenden
Ordnung so genannt habe? vergl. PInt. plac. philüs. II, 1.
und mehr bei Benllcv ojjnsce. p. 347.
fllit derselben L'iigciiaiii(;keit und h illkiirlichrii Ent-
stellung ist nun aber auch die Hanptijuellc lies Textes,
der Tinu'ios selbst, bemitzt norden, so dass auch, wer
nur eine getreue Uobersicht der dort iiiedei gelegten Leh-
ren Plato's za fiiMJen hollte , sich wesentlich gelauscht
linden iiiirde. AVir heben nur zwei Stellen heraus, die
mehr als Alles bciieisen, «ie Hr. B. ron den Eigen-
thünilichkeiten des Platoniscliei Systems nichts »eiliger,
als ein klares Dild besitzt: S. 5= Gnlt schuf das Uni-
versum vcrmiige seiner hüc/isten Kraft und Energie der
geistigen Ansihauung nach einem inneren vnltknmmenen
Urbilde oder nach einer ewigen Idee u. s. «. und S. (i:
Da Gottes Wesen seihst , dessen Abbild und Offenbarung
die Welt und ihre Erscheinungen sind, ewig thälig und
schaff'end, nie ruhend und in sich selbst verschlossen
gedacht werden 7nuss , so ist auch das All der Dinge in
einem ewig trirhenden Wechsel zwischen Sein und Wer-
den besriffen. Hier begegnet uns zui Orderst die ganz
iinplatonisclie Ansicht von einem inneren Urbilde, nach
«elcliem die AVclt von Gott geschafl'en sei, »ahrend sich
die Ideen oder 31nstorbildcr rielmehr ausserhalb des
(icistes und diesem gcgenstiindljch in dem xunoi roijTUi
(Rcpubl. VII, p. ÖI7 B.) oder VTTiuor^dllOi befinden,
in uelchem sie von der Gottheit selbst nur angeschaut
«erden (Phaedr. p. 247 ü.); und «eiin Hr. B. auch die
Stelle im Phadros als dichterisch oder allegorisirend
abweisen sollte, so liegt doch gerade dem Timaos selbst
die nämliche Ansicht zu Grunde. Vergl. p. 52 A: TO
■.'Uta -vauTa t-j^ov tiÖo; . . . lovto u Ör, votjari^ ij-
t.r-/sv inia/.OTlstv , im Gegensätze des aiadijrov, dui:ij
ficc aio9ljO£o); Treotkipiiöv , aus welcher .Stelle zu-
gleich auf's Deutlichste hervorgeht, dass anch oben, wo
«Oll der Weltschopfnng selbst die Rede ist, p. 27 D. die
Bezeichnung der Idee als V0i',r,ii UETi'. koyuv Ttsoi-
KViZtÖv sie nicht etwa als im Geiste enthalten , sondern
nur als auffassbar durch denselben and eben so objectiv
darstellt, wie es die Sinnenwelt der empirischeu Wahr-
nehmung ist. Was ferner ilie Energie der geistigen An-
schauung betrillt, vermöge welcher die Schöpfung der
Welt erfolgen soll, so ist diess gleichfalls eine ganz un-
platüiiischc Vorstellung, da jene Anschauung an sich zu-
nächst nur die eigMii- ^'ollkomraenheit Gottes begründet
(Tot).; oiOTllQ ö ilioi tüi/ ^eiög ioii, Phaedr. p. 249 C.);
liüren wir den Timäos, so schafft Gott die Welt mittelst
Terniinftigcr Ueberredung (t);Tü Tietdovi ef2(f{i0V0g, Tim.
p. 48 A , d. h. vermöge der Gewalt des Geistes über deo
Sloir, und zwar weil er gut ist (Tim. p. 29 E.), und
ilesshalb nichts ausser sich wissen will, was uiclit nach
Möglichkeit ebenso vollkomineii wäre, als er selbst es
durch die Tlieiln.ihme an der ewigen Wahrheit der Ideen
ist. Uiescn wichtigen .Satz, welcher gleichsam als der
Srhliissel der ganzen Platonischen Schopfiingstheorie gel-
ten kann, hat aber Hr. B. ganz unbearhtei gelassen; erst
ganz am Endo .S. |5 finden wir vielleicht einen An-
klang davon in der höchst geschraubten uiiil unklaren
.Stelle: der Himmel und die Gestirne sind darum ge-
schaj/en, damit das grosse und jirachtvnlle Universum
dem roll/comniensten , nur mit der Vernunft erkennbaren
Wesen zur Nachahmung und Theilnahme seiner ewigen
Natur so ähnlich, als immer möglich, wäre; was ohnehin
mehr auf Tim. p. 4/ B. geht, wo Plato von der Mög-
lichkeit spricht, welche der regelmässige Lauf der Ge-
stirne n. s. w. dem sinnlichen IMciischen zur Erinnerung
an die höhere Wahrheit und Wiederannäherung an die
Gottheit gebe Jedenfalls würde Hr. B. , wenn er jene
Lehre lon der göttlichen Güte als Grund der Welt-
Sfböpfung in ihrer vollen Bedeutung aufgefasst hatte,
nicht in den grossen Irrthum verfallen sein, welchen die
zweite oben hervorgehobene Stelle seiner Abliaiullnng
enthalt. Denn es ist geradezu unbegreiflich, wie .Ic-
niand , der den Tiinaos gelesen und verstanden hat, die
Bewegung und den Wechsel in der Welt nach PLito von
••iner ewigen Schöpferthatigkeit Gottes herleiten kann,
während es dort gerade im Gegentheil heisst, dass Gott
sich zur Schöpfung entschlossen habe, weil er wahrge-
nommen, wie der Stofl' sich nicht in Ruhe belindc, soli-
dem ohne Ordnung und Gesetz bewege! Nicht Bewegung
nnd Werden, sondern Ruhe und Stätigkeit ist es, worauf
nach Plato die Wahilieit und Vollkommenheit einerSache
beruht, wie es gew isserinaassen Hr. B. seist spater S. 14
ausspricht : darum ist auch alles Zeitliche ein stets Be-
wegliches und leränderliches , ein Gewesenscin und Sein-
werden; nur das Hein selbst ist das Ewige und Unbe-
wegliche; eben daraus geht aber mit ^othwendigkeit
hervor , dass die in der Welt forlhcrrscliende Bewegung
nicht aus der durch die ewig seienden Musterbilder ge-
leiteten Thatigkeit Gottes, sundern von einem anderen
Factor herrühren muss, über welchen jene nur so viel
vermocht hat , dass die in der Naturnothwendigkeit
(ävdy/.r) begründete Bewegung durch Regel und Mass
dem Urbilde stätiger Einheit möglichst genähert wurde.
Dass überhaupt nicht. Alles, sondern nur das Gute in der
Welt lon der Gottheit herrühre, ist ein bekannter und
berühmter Ausspruch Plato's, vgl. Republ. II, p. oTft C :
dieses Gute ist aber nicht der ewig wirkende Wechsel
ztpischen Sein und Werden, sondern eben nur dasjenige,
was dem Sein analog ist, während dagegen ilie Manuich-
faltigkeit, aus welcher das Werden hervorgeht oder sie
hervorbringt, vom Uebel ist; und wenn Hr. B. S. 7 von
der Wcltseele als dem Principe des Lebens und der
Selbstbewegung der Welt sagt, sie sei aus dem ewigen
Wesen der Gottheit selbst nach den himmlischen Jdeen
von Ewigkeit geschaffen, so gilt dieses wieder nur von
dem Einen ihrer beiden Factoren, der to.vtoÜ dvva^lif
wahreud die &azeQOV övvafxti gerade dem ^iij iv ent-
spricht, für welches die Ideen wahrlich kein Vorbild sein
53'
5:i8
koniit.Mi, vgl. S<)|j|iis(. [). 'J5') (!'• Am iii>ni;;.-.tf ii oiiillicli
kdiiii lieliaiipfet (leriloii, tiass ilcr Pl.i<i)iii.S( lie Dem'nirg
nie ruhend und in sich vemclilossen ((iMlaclit «prilen
iiiti<»i', HOKin der Tiinäos p. 4^ K. mit ileiitliclicii Wor-
ten ilas ;;eraile Gp^eiitlu'il saj;!: nailiilpiii «las gm«««- Ganze
gexrliaUfii ist, zielit er sicli selli.it loii iliT Volleiiilniisf
<|ps Kiiizeliii'ii ziiri'ick, und überlässt iliese ileii d.'lmoiii-
»itien Wesen, »elclie er selbst soeben erst gesiluillen
hat: nnd iiocli deiitliclier ist dieses Znriukzii'lien der
güttli<lii'n Hand von der Welfre';ierunjj im Politiciis |i. 27J K,
aiis<redriiekt, ho eben die niclit von tiott herriilireiide ,
sondern in dem uiiverniinftigen Elemente der yiuicni;,
dem än.'toui' (Phileb. p. :J| A.) liegcnile ihr.titior öv
PC.itli die Olierlianil ^eninnt. AiieJi mit der ;.'leirbsani
mdraliscIiiMi .Selbst.'liidigkeit , «elcli« die Weit als ein
freies verni'infti^es Wesen von der Gottheit erh.'llt (Tim.
P- 37), wiirde sich eine Wel(rej;iernnt; in unserem Sinne
des Wortes seh» erlicli vertragen, nnd »teit ciilfernt, das
Bestehen derselben zu fördern, nur dem Tadel anheim-
fallen, welchen Pinto andersnn (Kep. IV, p. 42()) gPR*""
das faro£ieo!}ui oder nachbessernde Ein;;reifpn in die
ttpeirhen einer organischen Gntwickelung ansspricht. Frei-
lich »»eiss Ref. nohl, dass die neueste Philosophie ihre
eigenen Theurien von euiger üchöpfunj; u. s. vv. auch in
die Platiitiische Lehre hereinzutragen versucht hat, und
Zeller (Platon. Studien S. '.'(jS (f.) dem Tim,'ios iu dieser
lieziehiiiig geradezu das Hecht , »örtlich verstanden zu
«erden, abspricht ; aber auch abgesehen von der g.'inzlichen
Unhaltbarkeit solcher Auslegung (vgl. Heinliold quaestio
ad Platnnis physiologiam pertinens, Jcnac IS-tO. 4.), hatte
Hr. B. es jedenfalls sagen miissen, wenn er den Tiuiilos
so rerstanden wissen »ollle, und dass er es nicht gewollt
hat, dürfte schon daraus erhi'llen , ilass er diesen S. Ö
gerade ilen meist allegoiiairenden übrigen Dialogen ent-
gegensetzt. Üb derselbe überhaupt dasjenige, was in der
neuesten Zeit von ^Weisse, ISonitz, Stallbaum u. s. w.
über die hier möglichen Streitfragen gesagt worden ist,
bei seiner Abhandlung gekannt und erwogen hat, geht
aus derselben nicht hervor, und lässt sich eher <las Gegen-
theil veruinthen; wir willen daher an sio als Gelegen-
heitsschrift diesen IVlasstab nicht legen , und hiermit Ab-
schied von dem Verf. nehmen, indem wir uns für die
anangenehme Empfindung, ilie uns der Widerspruch mit
ihm verursacht, durch das Bewusstsein , unsere Recen-
sentenpflicht erfüllt zu haben , trösten.
K. Fr. Hermann.
.57. Quaestionnm Platonicarain specimen alterum, cnui-
mentationem tertiam continens in libr. de repubt.
II, 20. ill, 3. IV (lies et) 21- V, 8. Quo so-
l%mnia jurcnum e gymnasio Guilielui(i-£ruestinu iu
literarum uuiversitatem dimittendoruin indicit Auau-
sttis Gotthilf Gernhard. Vimariae 1840. Mit den
Schulnachricbten l(j S. 4.
In dieser Gelegenheitsschrift behandelt der würdige
Veteran, dessen Stuilien sich in der neuesten Zeit ganz
Torzüglich der Platonischen Republik zugewandt zu haben
Zeitschr. f. d. AUeithumsw.
scheinen, einen der inferessaiitcsten Puncto der Snkra-
tisch- Platoniochen .Moral, iler eine nähere wissenschaft-
liche Betrachtung um so niebr beilarf, als er von den
bisherigen Darstellern der Platonischen Philosophie ent-
weder gar Mi(ht, oder doch nur in höchst äiisierlichcr
^Veisc als eine Ausnahme (Tennemann B. IV, S. I.JO)
beachtet uordeii ist, obschon er, richtig anfgefasst, mit
dem Alittelpuncte des ganzen .Systems in engster Bezie-
\i\>»H steht. Während es sich nciinlich sowohl bei einem
Denker, wie Plato , von selbst versteht, als auch durch
ausdrückliche Stellen bestätigt wird, dass ihm die Wahr-
heit als ilas Höchste gelten niusste , das für Gölter und
i>ienschen alles (inten Ursprung sei (Legg. V, p. 730 C),
muss es höchlich aulFallrn, ihn anderswo wiederholt von
einem il'irdo; h' dtuvvt ytvuiiivov reden und den Satz
aufstellen zu sehen, dass es unter linistanilen auch nütz-
li<h und erlaulit sein könne, die Unwahrheit zu reden,
wohin ausser den von Hrn. G. behandelten Stellen Re-
publ. II, p. .3,s,' C, III, p. 4|4 B, V, p. 4.^9 ll., auch
Republ. I, p. i\\ C. und Legg. II, p. (iii.'j D. zu rech-
nen sind. Auch schon im .Vlterthumo ward dieser Wi-
derspruch bemerkt, wie von dem Verfasser der Einleitung
zu der Rhetorik des Ilermogenes T. IV, p. '.'4 ed. Walz,
der sich dieser Bemerkung bedient, um den Tadel zu
entkräften, welchen Plato im Gorgias über die Rhetorik
als Kunst des Trugs und Aer Täuschung ausgesprochen
hatte; und wenn man auch in Beziehung auf diesen spe-
ciellen Piinct überhaupt von einer späteren Mililerung
des unbedingten Verucrfungsurtlieils durch Plato selbst
sprechen kann (Gesch. und System der Platon. Philos.
B. I, S. .'')r7), so würde doch für die vorliegemle Frage
im Allgemeinen die Annahme einer blossen Relaxation
des strengen .lloralbegrills um so weniger ausreichen , als
einerseits gerade die strengsten Stellen in Plalo's spä-
testem Werke , den Gesetzen , vorkommen , andererseits
die Rechtfertigung einer Lüge durch die Umstände gani
in gleicher Weise schon bei .Sokrates in Xenoph. ;Mem.
IV, 2, 17 ir. vorkommt. Eben daraus aber geht der enge
Znsammenhang dieser ganzen Theorie mit den Principien
der Sükratisch- Platonischen Ethik selbst hervor, sowie
auf der andern Seite in der Achnlichkeit der Lehre der
Meniorabilicn mit der Platonischen Republik ein grosser
Beweis für die Richtigkeit und Treue iler Xcnophon-
tischen Darstellung liegt, deren Uebereinsfimmung mit
.Sokrates ächter Ansicht bekanntlich von Dissen und
Brandis gerade unter diesem vermeintlich nnoioralischen
Gesichtspulicte der Relativität angezweifelt worden ist ,
s. Gesch. und System der Plat. Philos. S. 2fi4 ff. Viel-
mehr könnte man zweifeln, ob Xenophon selbst von sei-
nem gemein praktischen Standpuncte aus die Lehre seines
Meisters und i>Iitschülers iu diesem Stücke gntgeheissen
Labe, wenn man liest, wie er in der ('yropädie I, (i, .31.
von einem Lehrer spricht, der da gelehrt habe, o'i' y.cit
Tovg (f'ikuvc, dixaiov tiij Ei;aziaTav , BTti ye nyud^iji.
xal y.ktittEtv To. zujv yiAwK, iui ye dyaSti), durch
diese Lehre aber so vielen Missbrauch veranlasst habe,
dass der Gesetzgeber es vorzog, einfach das dXrj9£i'£lv
■/xiX /.u) t^a:iuxav u. s. w. vorzuschreiben; in logischer
Hinsicht dagegen konnte es Sokrates unmöglich zugebeo,
dass der formale Begriff des Rechteo durch bestimmte
36
jJ9 ?.40
llaiiill>;ii"<'ii ilii trsi.ili i.<iriiiir( »iirilr, iliis« i'f ilii'siii .mi nur ■ i lir.n Oiii iiml zu i ii krhrtiii />tf(k<'ii ■iiij;o-
iliifrr iillrii ( Iiisl/Uicli'ii iiIn l'r.'iilii ;it t,'i'l>ulir>'ii ixlrr ^.ii uimlil iiiiil. Dniii ilarin ln'Sd'lit allci <liiiü.'> il.is \\ cKfii
nciiirii liill.ill n<i iliiii'ii liilii'ii iiiiixlf, «rir.iiif ^irailr clw «Irr l'laliiiiisr lifii \Vi««ih>rlia(l , «Ins* sip inior ijiiv Tui
iiiriKdii /iillirriciri iiiiil Tritj;!*« lilii»M' <liT Sii|iliis(cii lii-- dyii^hii", il. Ii. kciiiitiii>s ilri riciltijjpii IMillol 7:11 ilcii
iillirrrn: iinil »»■> iliilin iJr.ikli.'« !i lirilciikli< Il sr lii'iiii'ii licsd'ii /ni-ckni ist ( l'li.it inlil. |i. 174 C; Ri'|iiilil, ^'1,
kuiiiilc, ):'''''■ ""'■ xii'ili-i' n»* (l<ir< Il i^'>» <iiiiiiil|iriiii l|> p, ,V 1.') Ii.), und twr siih al>o 7. Ii. ilcr Lii^'x «ii iiii-
ilrr .Siikratiüi Ik'Ii .^ioral, ila>N allr 'l'iii;riiil auf ilriii \\ i»- rpriitcii Dint^cii lirdiciil, XTifllli clii-li ilailirrrli, ila>s iliiii
»eil lirriilii-, iiiiil ilii'sos all<-iii iIit rirlili^'i- und üiilipn' dip Wi.^.si'iimliaft , nruii aiirli iiiilit dc!' (ir^feiistiiiidrs ,
Mas^-Iat iiii-iiscIilicIiiT llaiidliiii;;)'!! sriii kikiiiii'. Driiii sii liln-r ui'lrlii'ii rr ilii> (Iijh aiirliPit sa{;t , so diicli dii' iiii-
;:i-falirli< Il rs laiid-lr, da-s 'l'ndtsi lilayiii, Xlclilcii, Ijdf^t-ii glpicji liiiliiTi' der rrclidii An» pikIiiiijj ((f LXH'IJOl :, >li'iic)
u. s. tt . linier l'iiini;iii'lrii clx'nso n-i lil .>riii kfinni', als ji, SN) al>t;<'lil : »pr nlnT zu fiiinii nalirliafl j,'iitpii Zwpiki-
das (jf;;fiitliprl, s« 1 rrs« Il » and dicsr (irfalir snforl durch liigl , folilt rlwiiso «"liij;, als Hor piiiPiii \Valinsiiiiii|;i'ii
du- ü<iliii(;iiiii' , ilass siili Ins iiiilit aus Lrldriisi liaft , die Waden < nrcnlhalt iidiT putx rndpf , dii- sriii Ki(;pii-
.Srlhslsui lit oilpr siiiis(i;:rr ^ ■'rlilrndilii)^ , sciiidiTii inil der lliniii sind ilSrpiiM. I, 11. ül), und sii Ist es denii aiirli
i'olli'n linl>plan;;<'iili<'il iiinraiis« liir Uelipr/riijiiiii;; (;psrljpli<', driii lirziflicr siiHnlil, als dein <>psi'lz^plipr iidir l.pilir
dir aus der (irf>tcii Einsitlil in die Aaliir der Jlaudllint;, eines Slaates ver<;(>iiiit , zur TjIiim liiiii^ seine /iillurlil y,ii
«lil* iiergiiiiliilie !S(elluii(; und alle UinstMiide liel vorgehe ; iieliiiieii, » n der .Sinn des Z<it;liiit,'s iiiler Llnlerjfilx-neii
und sn koiliint «laiiii das (laii/e elieii nur auf «las lirri'iliinfc zu Iddile oder liesrlir^nkt ist, um die AValirlieit und das
ParadiiXiiii hinaus, iielilies l'lalo >or Allem aus der So- Kerlite in sriiiein ei^'eiitlii'iinlii ln'ii (■eitaiide fassen und
kr.itischeii lAlorai heri'il>erj;eii<iiiiiiieii hat, dass IXiemaiid suli anei;:iien «11 kliniien. iNuii ^ill dieses freilieh aus
mit Wissen und Willen Intel lit lliue, sondern alles Uii- deiiisellieu (irunile auili ledi^lieh für die Weisen oder
reilil nur auf der Unii isseiilleit heriihe (Kitter Gesch. Pliilos<>|dieii , »ie sie l'lalo insliesoiidere an tlie .Spil/e
■ ler riiilos. I(. II, .S, 447; OT;;!. IWamlis in ^lehuhr's seines idealen .Slaals;;eliMudes sielli: der AJei^ler ,.darf
Hheln. AIiis. I). i, 8. I.'H). Am deullieh^ten zeii;t sich «lie Form /eriireelien , mit nriser Hand «ur reelileii
«lieses in dem kleineren ili|i|iias, iler ja gerade au« li von Zeil ' — jedem andern, und naineiitlii li am h dem Mors
dem Aipriiiilfi' au^i^elil , »elelier «lern Odvsseiis als Liij;- pni|iii iseheit Praktiker Hird es dajfpj;en mit deiseUieii
Her und Triifikünstler geniaeht «iril, und daran rhen .Stren;;e lerlioten, nie man liem Kinde ein -.'efillirliehes
die üeneisfnliriinf; knüpft, dass, uer mit AA'issen und Werkzeug; oder ilem Laien die .Aiiiveiiiluii;,' eines t;ifti;;en
Willen die L'uKahrlieit sage, liesser sei, als nein solelie» Ar/iieimitlels entzieht (Hepubl. lil, p. iS'')' "'"' lii''''a"s
un<« issentlich und Hlllrnlns Le(;egne ; sei aurh liier der fol^t denn anrli iiin selbst iler (iruiid , »esslialli in den
grosse Unlersehieil zuiaeheit teclinisehen ]''ertit;l>''il<'n und (ie.,et/en, wo die |>ersöiilielie Ainreseiilieit des Weisen,
sitlliehen llandllinjien ülierselien , den srhon Aristoteles «le (jleiehsam ile« Arztes, »egf/illt (Pulillc. p. 290 C),
Kth. Nie. VI, Li, :i. ilcr Sokratisrhen l,elire ent»e;;cn- der (ieliraiiih «ler Lüge lielier ganz untersagt, als inog-
liiell, uiul Seiieea Epist. XCl'. mit den Worten ausdrückt: licliem ,Alissl>raiiehe l'untaiid jfegelien wird. Uncli ge-
vis Si ire , (ju/im (lissiinilis sit illtnum nrlium cuiiditiii et schieht es auch hier noch iienigstens mit einer geviisspii
liujui? in Ulis excusalius est vuluntale peccwe , ijiiaiii Limilatinn , »eiche «leii relatiicn Charakter der .Sache
casa , in li'ic mnxima culpa est sponle delitnjuere — so selbst nicht aufhebt: die iMpiiscIien. heissl es Lejji;. ,\l,
\ii doch diese Ver» echseiiiiii; durch den nolhu eiidi(;eii p. i,||i'i D, drucken skIi srhleilit aus, indem «le von
Zusaiiimeiiliang mit dem obigen Sat7.e (vgl. auch Xennpll. Lüge, ISelriig und Falsrhiiiii s.igeii , dass der^tleielien
Mein. .Socr. III, VI, 4; .Aristot. Etil. i\ic. \'II, 2, I.) zur rechten Zeit häufig ohne Keehtsverlil/iing ge.<i liehen
völlig gerei htfrrtigt , ja selbst ton denjenigen, »eh he kitiine , die rerlitu Zeit aber, »ann und »o dieses stall-
norh neuerdings die Echtheit jenes (lesprächs aus andern linde, uiibestiiiimt lassen, noilureh sip selbst grossen
Cirüiiden aiigefurhteii haben (Zeller Platoii. Studien S. t.V.') Schallen leiden und Andern zufügen; uiul dieses zu lie-
als echt Sukratisch anerkannt, und auf sie gründet sich richtigen, folgen dann nähere liestimmungen , die znar
denn auch die Theorie von der erlaubten Lüge, mit «el- den .Meineid und die Lüge gegen liöliere im weitesten
eher wir es hier zun.lc hsl zu tliiiii hal^'o. Oas einzige Lmlange aiisscliliesi<en , im ( ebrigen aber der Graect
wahrhaft Schlechte, was dem .Alenschcii w idei fahren kann, fides slillsrhweigend noch immer einen weiten Spielraum
nagt Plato, ist, der Wisoensihufl vei lustig /u geben (Prolag. lassen, der auch durch spätere .Moraltheorien nicht »ei-
u. 34.S 13: IUI Vi 7«o '(("'; iOTi /.a/)j ccut/.il-, t.llOitJ- ter verengert worcleii zu sein scheint. Selbst die Stoa
iilji Orii>};!h]i'(U), und dem^jemass ist auch mir diejenige gestaltete ihrem AVeiseii den (iebrauch der Lfnwahrheil
Unwahrheit taileluswertli , welche ein .Alensch ans Uli- ynia /7 0/.A«s f'"' (j^oti ol/.iilUfiuii, insofern es ava
wlsspiiheit s|iricbt; diese ist das tii) uvtl Ipudo.;, »el- oi^yy.aiallLOtcui, d. h. ohne selbst daran zu glauben,
dies er Kepiibl, II, p. .Js;^ dem iv 70/\' Luyoii ent- geschehe (Stob, erlog, eth. p. .'.jO , «ergl. Plutarcli. de
gegeiisetzt, die Uii»ahiheit, die in der Seele ihren Sitz Stoic. repugii. c. 41: f 0/ /.a//," yuQ Ol aocfoi (pevdet
hat, und gegen diese ist also ziiuärhst der Kampf der yuioiTdi Ttgui JOl'i Cfui'Aol'i xtii (favjaoiav lla(tl-
Fhilosophie gerichtet, »alirend gerade dasjenige, was wir OTuai Ui^avtv . Ol' /(t;^' nhiav Ti'jS, Oiy/C-Tai^i-
Lngp neiineo, die wissentliche UiiHahrheit, den Kern und Ofuji); dass die Skepsis ihre LIehliiigskategorir der Re-
Grund der Platonischen .Moral nicht afficirt , und nur lativitjit auch in diesem Piinite nicht iiTläugnet« . sehen
dadurch zum Fehler wenleii kann, dass es, »le jede an- »ir aus Sexlus Kmp. adv. .Mathcm. VII, 42; und von
dere llaudlaiig, au» Unkeiiutniiis des richtigen Gebrauch« der Lebeiisphilusophit.» ilcr Kaiserzeit konnte maa auch
541
542
kpiiiiMi liiilioriMi Slaiiilimmt pr» arten, als iliii lloiludui.
Actliiu|i. i. 21'- aiisspricilt: y.o.tuv '/uit lioii y.ui tu
ipni)i/i, ijTitv uJ<fSKuvv rote tJyoucci /.iijöiv xuru-
rikärrcij riii.; dy.oiovTi'.i ; vprj;!. Dixilur. ftlaji p. 70;
Max. Tvr. XIX, 3; Lmlan. Pllilo|is c. 1. u. g. «».
Uirsc-j ist alsii in si-iiien <iriiii(l/,ii;;eii Am iiileressaiile
Prnlilrin antiker i^Ioral , hpIcIii'» Hr. (r. in ileni lorlie-
t^rnilen Proijrainine belianilelt, (>li;;leiih er das-iellie /ii-
lel/t aiiiierü lö^en zu küiinen i;l.iiil>t, als wir es so elien
ail.1 Irin :iy(i)C()v Wivduq der Sukratisili - Plaldnisilieii
Etliik selbst abgeleitet lialien. Er enlscliulilijjt <■!) liieils
ex communis antiquitntis opinione , qiuie callidiliitem cum
J'ncuniliit siilet luimiruri {[>■ 1 >), was ivir nni »<i «eniger
auf Platd liliertragen zu iliirfeM glauben, als dieser uerade
da> ton Hrn (i. angefiilirte Uei!<|)iel des Antiilvkos (Odjss.
XIX, 39Ö.) in der KepnbliL I, p. .i.H B. mit oll'enbar
tadelnder Ironie erwähnt; tlieils aus dem [Jeberj^ewirhte
der Vaterlandslirbe in (irieelienland über alle anderen
Rnrk.oirhteii Miid der Bedentiiii^, «elrlie Platii der Har-
monie iiM Staate beilege (p. t4j , wobei aber immer die
Fra;;e ührlg bleibt, inwiefern die Platiiiiiailie Aloral
i'iberliaiipt den !^atz habe anlassen küniien, das« der
Zweck die Mittel heilige, was, wie wir gesehen haben,
iiirht einmal so iiiibediiii;! bei ihr der Fall ist. Doch
Wftllen wir damit das ei>^en(hi'iiiilielie \'prdieiist dieser
.Abliaiidlling liiebt schiiifilern , welches insbesuiidere auch
in der kritisrlieii und exegetischen Uehaiidhiiig der ein-
zelnen hier eiiischbigendeii Stellen besteht, worin wir
Hrn. ü. gri'isstentlieils beipilichlcn; nur p. '.^S..' 15. glan-
beii wir doch mit Schneider die handschriftliche Lesart
ij TOl> tlpSOOiierot' dadnrch tertlieidigen zu miisseii, dass
hier ein iloppelter <iej;ens.it/., der Tsiiscbung in der Seele
gegru ilie in den If'orten , nnd der T.'UKchuiig des Setint-
gelausc/llen gegen ilie des Belogenen besieht, welcher
auch eine doppelte Appiisition nicht nur üii rechtfertigen,
sondern selbst zn cerlangeii scheint.
K- Fr. Hermttnn.
58. Disseiitiii- ilt.' Iü(;o Platonis Criton. p. 48 E.
^/.o.icoiitev , uV yadi, y.oivrj, y.ui ei tit] t'xni o.v-
ttkeyett/ £f.iov kiyovxui, dvjikiyi, xai ooi TreitrujAur
ii da ^ij , :tavouc ijdij, u'i (xayägte, 7ioKK<xxt<; ^iol
heyujv tov ainov koyov , w^ X9>) i^^ivda äxüvTun'
'Ai}rjva(U)v i^te dniivai- ui; iyvi zieui :iokkoi'
rroiovuui Tttioui oe vavia Tt(JC'.TTeii>f dkku
fi IJ äy.nviui-
De bis retbis , qiiae niiruin est, (|nantniii exrrciKi ;nt
interpretum ingenia , necdum a quoqiiain satis rerte iiitel-
lecta esse lidentnr, operae pretiuiii fiierit h. I. paullo
accuratius disserere. In quo quidem negotii) ita versa-
bimur, ut priinum varias hiijus loci interprefandi rationes
ab aliis inveutas in judicinni vocemus, deinde, qiiomodo
intelligendus esse videatui , cxponamns.
Disputat Sucrates cum Cntone de eu, nam justuw sif,
ut ex carcere exeat, invitis Alheniensibiis, an nniijnstum;
quod si justum esse appareat , periculum faciendiiin , s\u
uiinns , isto cimatn abstinenduin esse, cetera oinnia , pe-
caniae üiimptum, mortis disiriinen hiiic aui qiiae»tioni
e,s<e poslhalienda ail. (Jiiod cum Crilo iicgaie non po-
tiiis.set, seil ma(;istri senaiidi studio captns, quid facien-
dnin esset anibigerel, age lero, inqnit .Sucr.iles, rem nna
roiisideremtis , ac si polneris ar^nuiiiit i mn refellere,
tibi obteinperalio, sin iniiiiis, desinc tandein, .leiiijier mihi
enndein sermoiieiii repeterc , ut diras oportcro me invitis
Allienieiisibns hinc abire: vlq £yu» ntgi zriit.l itu Tiotov-
11,1/ TTttoui OE Tai'ta Ttfidixeiv , dt.Ka fir^ dyovTOi.
ll.tec lerba iiegotia faressi»ernnt interprctibus , quoriiin
oniiiis discrepaiitia sententiaruiu in en rertitur , priinum
quod oe, iitriim euni, qni persnaderet , an ex ipso rerbo
minni suspi-nsuiii enin, ci;i persnaderetiir , iiitelligendum
e-se putareiit, diiliitariiiit, deinde quod, quid esset xavxU
Kiiti.iTHV , iiou »ideriiiit. iXcqiie eiiiiii corruptiim corri-
geinliimqui' locniii , seil interpretandnm esse, tum ex ipsa
leibornni siinplicitate prnbabile est, tum ne minimum
qnidein corrnptelae »estigiiini comparet in codd., nisi quod
in iiiio Viiid. pro äy.(iv(ui legitnr dyovza, cujus rei
caiissa in proniptu est.
.\c Ficitiui qnidem haec verba ita interpretatur : Equi-
dem inniti facio , persuaso tn haec agere, non autein in-
rilo. Quam iluclissiini inedici interpretationem ita rnin-
parafaui esse observavit Unitmannus , iit rcilou^ a£ siie
in codice repertum , si>e ab ipso imentuni legisse piitan-
dus Sit. Ei autem lectioni taiito minus liilei tribuenduni
erit, quod non solum ull» alia auctoritate conRrmatnr ,
sed iie seiisiim quidciii bonum praebct. Qnidnain eiiim
f.-se pulabiiniis, quod Ilt agat liou iiitito Critone, Socrate»
tarn inasni faciat? iMminim ut maneat in carcere. Hoc
auteiij quamqnam dici pnterat renn 71'^UTTeiV, si non
ipsa res, quai- facienda e.sset (id enim T((("'ro rr^</f/'t' dici
ojiortuil) sed qualis esset i. e. lionfstane au iiihonesta ,
jusli an iiijnsta esset sigiiificaretnr. quornm illuil ger-
niaiiice dieses zu tliiin, hoc so zu handeln diciimis. tauien
et obsriiriiis haec Ins lerb s dicta essent, qniiiii Terra
nnd-TTilv non possit iiisi ad Critoneni referri, illo anteni
sensu xatTd. tili- Situ -TTuärTlir exspertes , nrque in-
Irlligeretur , cur .Socr.itps niiilti se farere alfirmaret, ut
persnaderet Critoiii, aibi in c.ircere niancndum esse, ne-
que autem pers'iaderet invilo. Ita enim loquitnr , qui in
ista persuasione ad universam alterins vitain atque salu-
tein plurimum discrimini.i esse significat. Fngani autem
quod Vorrates reciisabat, aejre quiilem ferebat ainirissi-
iniis cir, ad ipsius autem salutrni id non perlinebat.
(Folßus atque Schteiermuc/ierus pronomen Of snbjecti,
quod dicitur, loco habentrs hoc dicenlem faciuiit Soi Tä-
tern: nam ego inagnum duraui, si /Hi7/i persuaseris, ut
haec faciaiii, inodo ne noienli. In qulbus quuiii id, quod
sibi faciendiini esse diceret Socrates, ipsa fuga infelligenda
esset, eamque capessendam esse, ut sibi persuaderetur ,
ideo se plurimi faceie simularet, quod vifam serraturus
esset, non possent autem verba ravT,r. noi'TTfn' ciim-
modo aut de iis rebus, quas ad paranilam fugam irioli-
turiis esset Socrates, aut Je justitia vel injustitia fugae
iiitellii'i, .Tppafet, hoc quoqne sensu TOtTU rtoilin di-
ccnilum fuisse. Ceteruui acute observavit Bnttmannng,
multo magis coiivenirc Socratis personae, ut quuui ilnbi-
tarpt, nuiii silii Crito id persuasurus esset, vel potius non
sibi persuasurum esse certo sciret, TteQi ttoUov uv
-roioiurv potius quam ni^i Tiokkov TToiovfJca diceret.
36*
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544
Quill? niioil IX* per »iiiiiilatioiioni ijiiiildii (jli'iii vilne
Ncriuiiilap rii|ii<lit.i(<'iii |)iitaiiiiis t>i|;infi('aliiriiiii fuiitse liriim
"rni i.-i.siiiiiiin , i|iii|ipc <]ui in toto srrniiiiie im iiiiiiimuni
iimilriii i.«(ius n'iiinrela^ fecerit iiiiliiiiiin. üeiiiil« illa
iiliji't'd (iiiil!<siii ijiiiiMi pt-r üt' iliira ac iiiuli'sta rat (at illa,
iiiiain Triiliiiiu« .statiioliat ossc in Sopli. Oftl. IV. 374,
inü.; Tofifit npui kzto's, i'jore /i>:t' an, fn'jr uf.kov,
lioru (foK oori, ß/.u(l>ut ^Ot' (i'r: qoum liaec ifa iii-
tiTprrlarrlur, ij Tl'cf/.ujOli ocij^tl oe, yin uidac ßov-
letat ijfr'ii'ai ae) *), tum m nr;;rinH frrdir, qnnil no
tprbis ijiiidiMn d/j.d /J)] äyovioi pruiionien fiof ailili-
tiiui est. Mihi siilet onim in rjiisilrni pnrsuiiaP icrbi«
)^rni(i>iis partiripii, ubi aliiiti casus Incum ublinpt, pru-
noniinp tlpstitiii , iii.<ii si iil ipsiiin nouipn vrl pron^moii
;iiifi>i'rsüprit , all i]Uoil parliripiuni (loteat rrfrrri. Ita
AriHtiipli. Ran. tuf. ßui'Klt TUXf'ct» Xai XaTävTi; 00t
•(üi'iov) : vr Tov ^i\ löi i'iiTUs '/s fii] ßadiOTiAuP ,
]iriiiii>inpii iioi' PX Ooi ünpplpiulnni iiniitti piitnit, ijiiia
inlorru^at Horrulcs, UarchiH rrsponilpt; nun potuisset
«jno niolpstia omitti, si bai-c Dinnia unius fuisseiit Her-
rnlis quaprpiitis: ßoi'kli Tcixtiuv y.ai y.axdvT)] fis
'fodoui ii'>i uvTOi ur, ßafiiOT.y.oii ; Ita ptiam hoc loco
lila urationis ab aliu rasu ail j^piiitivuiii absülutnm ron-
ipi'iiio, licpt alias frrqnpntisüinia (rf. Stallb. ail Svnip.
p. IÖ3 B. ftJatlh. ^r. §. 5(1 1. Kiipbnori «r. ainpl. II.
({. (ist.) ailniuilum iibMcurani pt inrnncinnani reililiTPt spu-
Ipiitiaui, iuiino iiP aptani ijuiilem Surratis roiisiliii. Qui
ijiinui supra iliiprct: ozo.l(J(/f t", oj ya3i-, yoiVT], y.al
ti' 7TT] i^i/s uvTiKeyeiv ifiov fJyoi'ioi, dvri'Keyt , yai
cot ■:ziiOuuaf hoc ipsniii propusilum forp futurae ilispti-
tationi aji'bat, ut Criloni de vpritate ejus sentpntiap, ijuam
ip«c profpssus prat, airtiratius pprsuailcret, iil auteni ijuo
• ertius fiprpt, ciiiii , si liabprpl, (juoil contra illaui sen-
feiitiam pssp liilpretiir, hortabatiir, ut proferret. Ilanc
igitur aniuii voluntatpni , ut clariiis enuiiciaret, iiitprpo-
siti« illis ti de inj — aTTllvui, hapc adiliilit vJi tyuj
-rSQt nokkov noioi'uai lisiaat crs y.. t.'K. ijnibus quid
aliud euiM ilicere pulabinius, nisi hoc, pluriuii sp faccre,
ut pprsnadcat Critoni, npc tanipii invito J
Hafc .ii rpra sunt, ut arbitramur ipra psse , siinul
etiam proflifata est Butlmanni seutentia , ita intrrprptan-
*) Saepius in lioc i;eneLO poccaluni est. ut Sopli. Pbil. 405.
xaC uoi TinoaaätO-', öiaii yiyi'Maxiif , öri laui ii AxQnäwv
igyu xüi 'Oduoaiui:;: i|uoil nun est: ut intellij;.iin ab Alri-
dis et L'lixe injuii.iiii ortaiu esse, sod: mihi concinilis
ila , \it i'n/n's pcrsujsiim sit , al) Atridis cl.c. cui inlei'pie-
t.itioni, 51 rede siulintiaruui rationell! perspexeris , nun
ubstaut verba se(|ueiilia : t^ouia j'«o rtv x. t, /. ibidem
V. 1252, quae veiba sunt ^e(lplolellli , ui.?' oväi rot oij
/nni. TiilS-oiaa in öfiüt , nun possunt aliler intilli^i, nisi:
ue manu quideni tua .uldiicor, ut qiiidc|uaiii laciain. Vcris-
.*iine Popno ad Tbiic. II, 40. ßt^Juwcino^ dh o ä^iuoac; ow-
Itir ■■ ..e\ lei^ibus lin^uae , inquit , iufinitiviis , iilii novum
^ulijeeliun additiiui noii babel, ad subjecluui veibi po-
tioris releremlus est ■• Cui qnidein legi nnu adversatur
Sopli. Pill!. 459. ü/.i' }j niiijii/n —y.VQoi ilinixouat'i fioi lo-iui
TO Auuiiii', wijtf XfOTiiaini-i doiinr '|»ia liuruin verboniin
scnsus est; «ÄAd tt;»' nnui'.iuv ^y.\;Qnv iyi'i oxfQ^ot j ojot£
tionia&ai äouM. "luillitiir t.iiiien , inutati) snbjeetu , ac-
cusativus pionominis , si appu.iituin est pai licipiuiu, rjuod
ad illuin debp.ll referri: Honi. Iliad. II, ;60. oüiU xac
h.Tii.iovoiv vnttoxtotv , yjinff^ UTitOTUv — "JXiov iii:isnoi'.vT
li», iit ztitK' :inai n IV idem sit ac :i uiioth'.i hör
spii.in : nani pgo nia^ni fario tibi pprsuadrre, ut hnr farian
i. p. ut desiiias tandeni paiidpui sacpc rationcui rpppterc.
A'am iipqup hoc pntpst sij;iiilieare zccOTa TloäxTeiV , et
Iioc si Plato dicprp loliiis.set , srripturiis fuisset zoiio
inj Tloffiv, at liaec verba non ad llt'.voai r,dlt, seil ad
illa iloKKi'.yji /lot Ityinr jov avtov koyov rpfprenila
psspiit. Atqiie silpre ut Critoneni Soirates juberet, sati.s
erat .siinplicitpr puni dixisse ■yrirrcFat l]f^l/, non opus erat
additi.s verbis w» iyuj ncol Tiokkor TCUloi'HUl /.. T. /..,
quasi linc psspt oinnis disputatiunis roiisiliuin. ut silenduni
tandpu) Critoni pssp, nee lero ut injustam esse fu<;ain persua-
«leretur. Quare illa »erba £/' öl li>; — dltti/af proxiinc
antpcpdpntibiis £1 nrj f^i'C — ■JTiinouni opposita, liaec
nutpni tu; iyio TtEQi ■jrokkoi' — dy.OVTOi cum iis, quae
initio posita sunt tryo-^iDfifv — y.oivrj , arctissiuie coii-
juii;;pnila pssc cpiisenduin PSt.
Aliilfo ptiaiii minus probari piitest Stalliaumii ratio,
qui qiiiini et ipse 0£ subjertnin habeat, haue verbis sen-
tentiam iiipsse putat: nia|;ni aestimo t« mihi persiiadcre
conari, ut id faeiain , h, p. ut fu^'aui rapessain, inoiln ne
mc invito lioc faeias, dpiiidp eam lerbosius ita exponit :
„vpiierosam tuain amicitiain , qua (it, ut mihi hoc roii-
siliuin idpiitidem suadeas, utique plurimi facio, spiI noit
hoc coinmittere , ut iiicae ipsius vuluiitati ac spiitPiitiac
nihil tribuas , quuui i'<;o solraiD lioii reruin extpriiarum
monipntis rouiuiuieri, seil solius veritatis virtutisque ra-
.tionibus." At pnim rero primuni in liar intprpretatione
iisdem oflpiidiiniir orationii« saipbris , quas supra in VV'ol-
(iaiia reprehcndiiniis atque illaiii dicendi breritateni,qua verbis
itT, ay.oVTOi ""■> aildituui pst pronomen, tanto niolestius
fprinius, quanto majore cum ^raiitate Stallbaumius So-
cratis voluntatpin ac sentcntiani, ut hominis, qui solius
veritatis virliitisqiip rationibus ducatur, levitati Critoiiis,
qui reruiii fortuitaruui mumentis conimoveatur, oppositam
PSSC voliiit, quam quideni oppositionem a Stallbauniio
fictaui , non ab ipso co),'ilatain scriptore esse qiiivis intel-
lijCet. Dcinde quod verbis zuuTt'. 7l(>aTTclV fu^'ain üo-
cratis significari putavit, hanc quum sinipliciter diei sati.s
esset, nee rero earuui rerum, quas ad eam capessendam a{;i
ac parari iipcesse esset, mentiu esspt facienda, non icuTit.
■JTQaTTElV, sed touto Tionn' dicpiiduin fuisse ex iis, quae
supra monuimus, sponte apparet, et quae iiifra p. 54 C legun-
lur dkku fir, ire :iiioTj Koirwr :i o i £ iv d /Jyei uükkov,
l'j r,ii£i^ lucnlentissiine declarant. Tum si bencvulentiam
quiilem Critoiiis, qua conimotus, fügsam ut capesseret, iilen-
tidem sibi persuadere conarelur, laudare Socrates voluis-
set, non neiOai, sed ^reiitdv dicendum erat, qucuiad-
modum siniili in sensu infra p. ö I B. i; TTSidftv r, izoiEii-
d dv yeksi'T]. C. i) Tceii^eiv avTi]v 7j zo dixaiov 7ce-
(ft'Xf positum est. Cl. Apol. S. p. 18 B. iireii^dv rt
v.ai xazi]y6(jOvv. D. vjiui dnentt^ov. p. 1't B. »V/-
ßakkov Ol dtußakkovzsi. Fallitur enim Stallbaumius ,
quum repetitae artionis sij^nificationem hoc loru in aoristo
inesso opinetur. Nequ« enim conari aliquid et identidem
facere aliqnid idem est, neque illa aorist» potestas est,
nisi in sentcntiis infinitis, quibus aliquid certa hominuni
rerumve coosuetudine et usu cnnstare affirmatur. Quoil
loDge secus esse li. i. in prompta est, utpote quo solus
Crito non solere persuailere, i. e. quuties ronaretur, ef-
545
54G
ficerc , ut per^iiailrret, sed conan tiiiiliiin nncprc arjn-
mpnfis (liceretur, quo«! non poterat aliter iiisi iniperfccto
tempore neiVetV ileclarari. Hoc monroius propterea, ne
(juis ad »im aoristo h. !. vindicandam temcre abuiatnr
illis, qiiae Ueriiianiius saiic non satis consiilerate de
utriusqup teniporis ilisrriniine iradidit ad Siipli. Aj. 1 105-
impi'rrectnni !>ij;niiicare dicciis, loluisse aliiiiieni aliquid
faciTo, sed nun perfeiisse, aoristiim auteni , fecisse, seil
sine .-inci'r.ssu. Iniinn nrijnc iinperfei-tuin solius roiunfatis
sijfiiificafioncin lialiet, si qiiidcui roliintas ea coinplertUur,
i]uae intus rolrinitur in aniniu (hinr tjOvkKodctL Gracci
dixerunt), desinit auteni voluntaü esse, ijuUDi prinium
alii|iiid palani coeptuiii est fieri, atque id ipsum, silsreptani
atqne initain aliqnani rem esse, imperfectum signifirat,
iieqiie auiistus fartiim aliqiiid esse, sod sine successn ,
quoll qiiuiii inclioatum et imperfectum esset, in ipsani
iinperferti potestafem iiicideret, seil perfectuni atque ab-
xulufiun esse iiiilirat. Quod tarnen non iinpedit, quo
minus iiiterdum aliqiiis, ijnae alter a^'grrssus sit nee per-
fecerit, tanquani facta et peracta , si conatns pari atque
res j^rsta dij^nitafe liabendus sit, eounciet, id qnoil cadit
in lorum Aj. tl05. et Eurip. Ion. 1500. de quikos ac-
rurate exposiiit Knehiieriis in gr. ampl. II. p. 78 sq.
SeA redeunduin est eo , unde aberraviinus. Mostro
i^itur loru Stallbauuiii intcrpretationcin etiam ra ranssa
impnibamus, quod in ea , quam statuit esse vir /7Äarw-
i'l'/.aJiaTOi, sententia, quum Socratis animns dircrsus esse
■liceretur ab animo Crilonis, non poterat couimodc abesse
particula fAiv , niedio inter Tisgi TVoKKov et -Tzuioviial
locü rollocanda. Neque etiam post vocabulum fir^ ex
superioribus repetenduni est Tceinrji^^ quod esset: rereii-
dum lel carcndum est, no mihi persuaseris iiivito (ut
p. 54 C. dlXa fil'j 0£ niiOTj Koizujv, cave, ne tibi
persuaserit Cri(o) , sed deberet salteni 7l£i9s rogitari, ut
diceretur: noii milii persuadere. Verum enim vero longo
lenior profluit oratio, si id ipsum , quod modo praegres-
sum est quodque ipsa flagitat sententia, supplemus Tltloui,
neque ad illam, quam ipsc sensissc videtur Stallbauuiius
oratioiiis duritiem excusandani proiocare debcbat ad no-
tissiinas iilas furmulas fuij uoi , /.nj uoi oiroj^, f.iij uoi
TapKC, /Mlj 7C?j (-Itlöp.fidj^ al. Istae enim forniulao
tehementioris sunt aiiinii, quam quo hoc luco Socratem
esse par est, quare iis non raro i/ecELu) »el siriiile ver-
lium , vel ejus, quocum aliquis rolloqnitur, conipcllatio
additur, et aut in initio respoiisionis ponuntur , aut ubi
media oratio aniini cominotione interrumpitur. *) Denique
*) Cf. pr.TPtcr locus ab Hcindorl'. et Stallb. ad Plat. Piola;;.
p. ,S|,S U. citatos So|ib. Aiit. 577. fiij T^ißut; h' . El. 309.
ittjöh' n^o^ oayriv 7t(ivq &f(ür. Plnl. 763. ftti djjra 'zovc& y,
Plat. di: rr|>. 1 . p. 334 D. p. 350 E. /(i-Situmq. Synip.
p. 175 G. Pbaedr p. 234 E. Ast. Adnot. f. 1 , p. 2Sö.
Goig. p. 497 B. Ad rjiiod gcnus icferendus videtiu' locus
Gor?. |). 512 D. ubi quac post veiba äX)! , w fiuxuQif, Sotc
ftri uXi.o Ji tÖ yfvvttlov y.al xo tKyu&öv ij tov atül^Hv it itcit
aiä'f^fG&ui icguntur f(Tj ;•«(. iouto ftiv , xo 'C^i^v orioooj'tJ^
yjtövov , snv ys w5 ii).tj&tL(; tivxf^a ^ui^ov iojl xal oit tpvko'
tjjv/ritiov' omni expcdientur diniciiUate, si incisa post/i^
yÜQ oratione ad baec ^'eilta sitpplcveris: jWjj yitq oiov tqvxo
flvtti, sequentia autem lioruni veiboiuni epexciPsin esse
putavcris. Cf. de rep VI, p. 509 D. ubi ad ^i^ yuQ pa,-
riter e praegressis supplcudum est (inoiCni;?.
ul p.Tiiris rem absoliamii«, «i ea fiiisset Snrralis seiilciitia,
quam putabat esse Stallbaumiiis, liis verbis ilia etl'erenda
fiiisset: f/i; S'/UJ ntQt UuKKov jilv 710/OVunt TljV crf/v
:routtifuav Tiel^e/v fta toito tioisiv, üXka in) äxov-
TOi (cf. supra p. 4() U. Ol (fi/.£ Kottutv, l) Ttpodi'ilia
001' TloXKor diia X. r. h.). Vi nunc rerba .sunt, si
illam iiiterpretandi riain teneas sensuiii praebeiit .1 .Soera-
tis aiiiino longe alienum, imino ei prorsus coiitrariom.
(liiiii enim? Mum inagni se facere, sive multiim sua .n-
ti're.s>e , ut sibi persuadeatur fiigani rapessendaui esse ,
vel aildita rautioue , ne se invito hoc Hat, piitabimus di-
cere Socratem , qui in tota ilispiitatione id agat, ut iii-
ilignum et se et boiio viro afque cive esse deuionstrct ,
»cl instante mortis discrimine fuj;ere iinitis legibus?
Quac quum ifa siiit, mittend i sunt iiianes interpretnm
riinatiis, atque alia rirciiinspicienda via est, qua reraiji
scriptoris meutern assequaniur. Cujus quiilem quaestioni«
taiiquam cardinem in eo verti patet, ut intelllganius, quid
sit Tloc-CTStV tl quum omiiino, tum quid li. 1. esse dc-
beat. Consiat aiitoin npuTTllV Tl in iiniiersum esse ali-
qnid agere, quod qiiidein ita a TluliiV dilFert, ut quum
hoc sit facere, i. e. auctorein esse, nt aliquid sit vel
eveiiiat, illud in aliqua re paranda, institiiriida , exer-
cenda , perficienila versari sigiiifiret. Hiiic inteiligitur
primum, cur lUfdxrriv etiam soliim, non addito accn-
satiro objecti, TtuiSiv nunquam sine eo diratur, dcinde
cur -Tzuieiv pariler atque eoydCcrTÜai , öoäv (Critoii.
p. 51 C. üxi ov di/.ata ijuä^ l'H/feioei; ögav, ä vcv
iuij^eiQtti;), praeter accusativuin rei arrusatiruin persona«
adjunrtum habeat, TindzTütV Tt nunquam cum eo pon.i-
tur, nisi ubi TtgaTTSa^cd ti posliilare , exigere aliquid
ab aliquo significet. Itnquc :ioari!ll' Tt est operam
dare alicui rei, exercere aliqniil, ut Critoii. p. 47 B.
yi'upa^öfi£vug ai'i)^ v.vX tuvto TtpdxTCiv , et in illis
TU TTukiTixu npävTeiv, To TÜiv V/dijvaiujv npUTTilV
al., vel indulgere alicui rei, ut fiorg. p. 499 K. oi'/.ovv
T«i fitv '^Qi/OTTui, -/.at, ijSovui y.ui LuTtaq v.ai atot-
TEOV iOTi xu'i TlQay.Ttov; atqne interdum npaiTSip
per se soluni est res gerere, snmmae rnrum praeesse ,
cf. p. 317 A. ni> yd/j kadeiv TtSv d.vi}giijZu>v Tuis
di'ixtitivoos £v Tat'i rrukiat ■^Qd.Trciv, ubi »id. Heindf.
.Stallb. Ast. Deindo verbo rroteir, facere, oppositum e.st
■:ido-/£iv (Criton. p. 51 B. /; 7i eiifiiVt )'; touiv tt uv
y.EKevT] y.ai Tiäaxuv. p. ü'2 A.), -TzgürTEiv agere oppo-
situm habet o/okui^ctv, diigdyuova l'ivut , otiusum ,
siie inertem esse. Itaque TTgäzTCIV Tl est rem aliquaMi
gerere, i. e. oninia parare et adininistrare , quibiis ad
aliquid efficiendum opus est. Hinc in toto hoc sermone
iibicuiiqne de eo , quod Crito suasrrit cfliciendo , i.e. de
fuga capcssenda, scriptor loquitur, hoc :iui£tv dicitur, cf.
p. 52 A. theg -xoirjiict-;, ä iTiivoeti- p. 54 D._ «l^^ti
fiij ae neicrj] Kgixujv iroieiu, ä / f/f/, uuL'aoi, ij ruri^.
Contra ubi ilo ii.s, quae in causa <el damnatu Socrate
usque ad supplicium in carcerc acta sint, dicitur, haec
verbo TlgctTTeoduf signilicautur , cf. p. 45 E. itlj '''oi^
aTiav tÖ -xgcty^ia to negi ah dnavögia -vtri rrj Kf^e-
Tiga TrerrgaX^ai. p. 44 C. ijyijoovrat avTO. ovtu»
Tiengux^ai wcrxsg av TTga^^^- p. 46 A. t);s y<ig
emoi'ofjg watoc xavta iiavTa öei ■nSTt gd^^ai- Deinde
ad mores translatum irgdTTlir est aliquo modo agere-
5*'
öiS
«,.e *r -orrrr. «t f. .".'.' D. rinnirfli ri <:yo i'.' Üüt-
/.oi i> tfcuhUaii'i :iouhni . at<|ii.- mutixEiv addi«.
«ilierbio vrl a.ljec(in> iwiitritis ^'f iiiris imiikihiiii est farere
allquiil sliii|)li<iler, seil aj{.Ti- li.il)i(a lioiM-statis , ailt in-
lionr-latls .-jus rri, quam fa.iainiis, laliono. Hiiii- ill>i-
.-uiKjiu- in lioc ilialoj;ii fujja sola iiiti-llici'i'f- rroith', iibt
^.iitiiii mm fiijCa roiijtincta ra .(.[.'Ualio est, iiiim liunexte
an iiilioiicst«' , jiiste an iiiJHst«" factiiriiii git Sorratos fu-
giomi« . ■Xfja.TXCiv iliritur, rf. |>. 54 ». uiT£ ydo h-
;»ude oui (faivsrai taiTtr ticxittovii äiteivov dvai
I. <■. haec iiiolipiiti, Ka <e giTi-iiti , p. ö+ E. Tp^TTW-
iiiv raiTT; , p- 4ii B. ei'rc carru noay.rtuv^tiTE ^l'},
p. 40 0. -idiLouv di/.ctut :iu('.So^i£y — ;; r^ dkrj-
^ein äö/xi-öuüev TöTr« :idvTa noiuivre^, p. 51 A.
xai rftjosii räita n u no i- öUata n o utt t: iv. Dnii-
uue (jnoniam ex niofilxis liomiiiiim, sire ex eo iiiuilo, quo
ae geruiit in vi<a , etiaiii fortiiiia eoriiiu pendere solet,
hioc TIqÜitIiv cum ailvcrlio lel ailjectivo iieutrius ge-
neris conjoucluin ronstat siftiiificaro aliqiio esso rcriiin
Kuarum statu, iit p. 4.') D. y.al To ouv nsgoq, 6 tl dv
n'yoini, tuito Tindi;oiOi, quibu? ufrumque sigiiifirari
videtur , et ita afjnit , utiuoqiip fors tiilerit, i. e. v«|
boiii lel mall eniiit , cI <•() itiiii« reruii: Mi.irum et («tiiis
vilae statu, quem i'lIr^ iis olilulerit , rf. lAloiili. ;iil Kurip.
Ale. Ul\.
His exiiositis satis eom|)i<iliatHm esse pii'aiiiiis. quod
supra dixiinus, »erüa Tavic. 'Aodllta iiou pirsse de fiiga
Sorralis nitelli"). Jaui »ero (piuni Critii Sixr.iti iiiliil aliud
persuadere roualus sit, nisi ut fuireret, iiei- lero aut quid
ai^eiidom esset ad capesseiidaui fugaoi, aut oinnino quid
atreiidoui in (ita, quibusque nioribus uteiidom esset euui
dorere »oluerit, apparet illa lerba omnino rem a Socrate
faciendam sisuilicare et oi- subjeeti loeum «blinere iioii
posse. Quae quuui ita siiit , Ot ex nSKrat suspensiim
objeclum es-e necesse est, ut Soerales ma^'ni se farere,
ut persuadeat Criloni , pri>liteatiir. Juni qiluiu Sorrates
non niodo nun rap«-s.seinlam fus;am, sed injuste se factu-
rus, si fugam uioliantur imita civitate , atque in oiniii
ritae comlitiüue , etiam in extremis perirulis jnslitiaiii
obserrandaui , injustitiam et ioliiinestam et turpem esse
doceat, atque id ipsum , omni mod« juste agendum esse
persuadere familiari suo velil. eaque res sola tanta sit,
eam ut assequi jure ille magiii se facere affirmet: quid
aliud esse putabimus TaC'TCi TlouTTStv, nisi öi/.Uia Tlpd.c-
■csil? Itaque his terbis: üi? i'/ciJ — Üy.oVJO; cum illis,
in quibus tota Soeratis seutentia vertitur: axoTTohitl', ci
'ya^£, V.oivr — -Jitioonai conjuuctis , cetera euiui , qiia>>
sequuiitur, bld ^idOV posita esse supra liiximus, hie
sensu« exprimitur: }iam ego magni /acio, ut tibi persiia-
deum ita i. e. Juste agendum esse, non autem iitvito.
i e. non ita, ut auctoritati cedens meae, sed ut argii-
uientis convictus confiruiatusqUc auiuiu , juste agendum
esse credas. Verbis igitur dkkd fii) dxovioi idem di-
citur, quod infra p, 49 C. caveri vult Socrates: xac OQU^
tu K(jitu>v, Tatira v.adofwkoyüiv , ötto»; fjo] naQu.
döiav üiioi.oy^i. Sommer.
Öö. Lufuiii (A i'ljiloiiis INililico ()lii«>t'oi(ij;iae lUü-
plaloriiriH- {i|ii.' cmciKlal t'l illiisii'al .l/h. Juhntiis.
<ir.li issimils est ille Itiiu» in Plillonii Politiio, ulii
pKil><'<<>plius , quiim rm-li siie iiiuiidi < iin> i-rsiinieui , quae
liunc eius st.itiim praere-serit , discripsisset caiisaiiique
eins iiniiersam hanc atlulisset, quod iiiundiis, qitoties a
Deo iiiodiTatore relirtus sit, nun piissit nou insita ma-
teriae turbulentin quassalus in periiulum exitiabilis dis-
cidii inrurrere, liisce narrat lerbis, quoiiiudo muiidus,
iuteritui tuiic proxiinus , a üeo rursus regi coeptus sit:
Pai;. '.'7.J. ü. -^tn) <V; y.ai rdr' r,öl^ deuq 6 yoof4ij-
fiui^ uitdv, y.ui*U(jolv IV d-nogiaii üvtu, y.ijöufAtvoi
Iva fiii ■j^ttuao^tt'iii , vTiii xugaxiji dtakvde't^ Eii vor
T); ? av u fiot de ijT ui drr e I ü ov uvra j du u v (> t' tj,
7ral.iv ecpefinoc nrrou Tuiv nijSakimv yiyvüf^ievui, (E.)
rd voarioavca y.ui ludivra iv i^ y.ai} euvruv ngo-
xliga Tif.Qtddip OTgE^a<;, y.uai^iec tb xal inv.vogi^u>v
diidvurov avzuv yai dyijoojv d-jzsfjyuCeTai.
Sed in istis quid iandem sibi relit illo o lij-i avo-
uotdrpTOZ Td7l'iq nemo facilo dixerit, neque quidqnam
nos juvant, qui i'ulitituiii in latinam vel alias in liiigiias
franstulerunt. Mani, ut bis utar , Ficinus «erba */'c TO)
riji dt DtW/drrTo; u-rciuoi/ iivra ronov sie interpre-
fatus est: — i:i locum dissimilitiidiiiis inßttitum, et Schleiei-
mnclifruH : — • in der Unähtdlchkeit unergründlichen Ort.
Quid! quod ultEifjit; cum (ij-ru^ roiijuiiitiim , plane ab-
surdum esse videtur, uiide fortasse factum est, ut in Bek-
keri libris mss ^} omitterctur. Optime equidem srio ,
non semper locum, qui proprie ilicitur, sed spatinm etiaiu
ac re(;ionem ■voTlUf locari locemque apud pliilosophos
inferdum de rebus inlinitis et intelligibilibns usurpari.
De spatii ac regiuuis si<riii(iratn bene monuit, qui nustruiii
locum male iie-lexit, .'Istius Lex. Plat. T. III. p. 4()J.
De iisu pliilosopho J quem atti^imus, cf. Simplic. C'omm.
in Arixtitl. Plus. Aiisc. Iib. IV. fol. \V2 , a. coü dnst-
giJV dllitgui d luUOi, itemque fol. r.Hi, a. ubi in egre-
gia dispufatioiie de vario vocabuli significatu , cuius par-
tem G. Petitus l>liscell. Observ. IX, '.). emendavit, Pla-
lonem id^OV <le materia inlinita in Timae« deque inlinita
rerum inielliij;ibilium iialiira in Pbaedro usurp.asse duce-
jiinr. Adde euudem Simplicium in .Aristot. Categor. fol.
:i7, b. Inf. et .3,S, a. siipr. ed. Basil. ibb\. Sed lUTlOV
qiiidem iiitinitam materiam Plato in Timaeo nuspiam nun-
cupavit, j^ujgnv vero p. .Ö'J, A. D. videturqiie cum Pia-
tone Simpticiiis memoriae errore personal um Timaeum
Locrum permutasse , qui materiam et j;a»(>aj' et xulluv
»oearit p. (J4, 15. ubi Gelder, p. ÖL In Phaedro autem
all TUTcuv iueguiigdviov p. 24, C. a Simplicio respectum
esse , nemo non videt. Cf. ile illo loco Hierocl. ap. Axt.
Annot. in Phaedr. p. 4l4 inf. Adde insuper Sophist,
p. 2.54, A. ö (thv anodtögaonujv e/'i lijv toO ^t; 6v-
■coi axoTEtvüitjia, igiß^ TiQoaamd^ivoi avTii<;,öu(
ru ay.oxtivuv toi) xdivov y.aTavoijaaL ;i;aA£3io; et
Reipublicae locos, ubi ö t)0ljx6q XOTlOi commemoratur, VI,
p. nu8, C. hW, D. VII, p. 517, B. Sed baec ouiuia
nihil ad nnstriim locum , cuius tanta in obsruritate illud
kaltem perspicuum est, aiufiOtdlljTu istam non tale
quidqnam esse, cui tönoi rariore qiiodam ex iis, de
quibu» ridimus, siguificstibus tribui po.isit , sed scditio-
:)4M
550
niüii ac tiiiniiltum iliri siii^ulaniDi iiiIit .<e (lJAcri-|Miiliiiiii
inatcriae partium, (juibiis rollij^atia et coiicinnatis iliiiiia
Mapieii<ia liiiiic rrriini ciinrentum riiiiseii§iiinqur rOecit.
Couf. p. 273, C. TO Tiji Tiakacäc; dvaofiooxiaq
tüäui. Jain qiiod iiiiiimIiis in illuiii ri;? diOfioiunjTOi
TlöfTOV dvvai tlii'iliir, is<ii«l vcrliuin, ii< tottov proprio
üriisii ilirtiiiii airipianiiis, fla;,'ilat; rpH iilriii, pfsi iioii soliiiil
ilr rrUiis iis in iisn pst, qii;ip fliii<lii riiiilain iiiiinprifuntur,
laiiiPii Ikk- I<m() post prapcrcssuiii j^f/(/«o''fi?, iiiqiie aduin-
lirata priirpllap iniajjiiip nun VOTIO^ male ronrinit, iipqne
quiilquain nii8 li. I. jiitani, qnap Stntlidumius all ParniP-
iiiil. p 1 w , A. all pxinsanila iprlia i\iiiA£rrTai —'^kl/i)ui
/A>ymv rpctp iloiiiit.
Ilaqnr jaiii p<> vcnt'iiii ps(, ilt Tii:iui npqiip cum Ci^il-
)ji/i, iirqup runi (ivuiiuiUTlji, iiequp cum tiival COD-
ciiinarc pcissiniu.«.
.Sp(1 iicp! Kl'Olv liapf UTTOOta naiiciscotur fplirissi-
iiiam, .«i miiiln alijpcfa jpcliuiip inepta liac i'ulj;ari, TO-
■:iul', pius Inco rpponanius 7J (tVTiiv . \- c. Iiirntinncni
aptani , |;pnuiiiain , antiqnain, et ruins plurima cprtissima-
que in rprrntinrum PUtoniciirnin lilri» tlpprclipiiilimus
veslitcia.
Vidrlirpt pprfrpqupns in pnrnni scriptis usus Jim utionis
o n']i dvniiOHiTlji ui HO NTO^, i<l qmxl lior loci)
pxpnipliirum cnpia ilpimnistrassp »pprap prptiiim prit. Et
Prorlua quidrm p;;rp[;ip ista locutioiip dpiprtatus pst, pa
qiip, tanquam ilosculii Platonicu, sut>indp sua scripta or-
iiavit. Cf. pius oppra , a Couiinn pilita, T. I^', p t7(i
«upr. =: Cominent. in Plnt. Parmpiiid. pditionis Stall-
baiimianae p. 57-^ inf. eav dt 'idtj; röös ri dia nji'
i~li TU no.ua (fi'atv roo^i;!' focr'/J (p. 570 siipr.) «i^o-
imiuv r; ä.}}.ij) nn yiyiüitivov, rJ:ro tou Tr^<; dvo-
f on'i r ijTOi vnvrov y.a\ tiJl vXr/.rjc doptori'uc STti-
r'iyvtCitai (paot rr,v dvouoiÖTi^ra tuvjijv: T. V, p. 3n
med. 1^ romin. in Parmcnid. pil, Stnltbnum. p. (i'JH med.
ti yau Tii y.ai iOTiu a i^^ u uoi u c ij j o i luvto^, aiKc.
TU ti/zat'i^a d.röuutov iidui ü Rl duav 7] ouoei(iiy/.s
zu! 7iaijä()liy/4u i<i)v iTjbf dvoiionov: T. V, p. v9-'
med. =3 Comm. in Parin. ed. Stallbaum. p.' 792 med. il
ionv öiKi/tJTiji, ai'iißi^of.rui niTTJ tiuo^ eni<Tr,v ro
liovadiy.uv — • Trpo^ dt ra uioitijra to dcpoiiotovv
avTu Toii vucooii, to /ii) i(iv ni'id dianiirrtiv tl'i
TOV t1]i dvUf^lOlOTIjTOs U 6 VT (IV, TU ai<l''ylTttV
rd uifil] Tni; iai<T(i)P ötoiiini. Kiusdpin Prodi liapc
sunt ex .Srlinliis in Plalnnis Cratylum, a Hoisaojiadio
editis, p. ,')1 inf. ijOül — jieTiqXoV uiv TtVOi l<Tl't(j
Tijv ^vi]Tijv (ft'otv tvtgyeiaq, at'^/; o ti; tuv xiji
dvo /xo I 6t ij T u i i;vix>h-aav ttovtov — . Iilem Pro-
lins in Coiiiinentario in Pl/itonig AlriW. I. editionis Creu-
zerianae p. )4 supr. :=: Opp. ed. Cousin- T. II. p. 'il>
med. ul>i serino de aniniabus tpit oouiliaxoii^: — «Vti
IXEV rijq tvujoewi tri i tuv axtdctoauv (ptQOfJEvat r/Ji
i^utni y.ai TOV r;J? d vo noiÖTijrog ■:zovtoi'. Kec
nun Damascius nobis hie conferendus est De Princip. ed.
Kopp. p. 11 med. (Plato) xoi' 71 idi Toi! ^i]6afii] iirj-
daiitujq övTO.; dvaxlvijaai (nimir. Koyov) negiSTodiirj
xal txivdvvtvaii iv.TiEaeiv £10, TUV Tiic, dvo ito 10-
Ti]TO<; TCÜvTuv, i^iakkov öt Ttji dvvrrooTÖ.iov v.s-
vÜTtjTO^, et Commeni. in Plat. Parmeuid. Cod. Aloiiac. 5-
fol. 311i i>. loco, a üie in .4nimadv. in Haiil. M. Fasci«.
1. |i. II.' jam allato i-t PiliPiMlatn: ijl,.10lf. di — ionv
'i;itiv, iiJi TO itev tOdjitiji'ut t ih'^ d/.ko/g {uim'n. tebu«
.^ensilibus) «i70or;;TO? ioriv dvu.T}jjrittl)r<ll , to dt
dviOoithJvai TOt'xoi^ (nimir. rebus sensilil'us) ictÜtIttÖ^
yt Tifjoi iavro , y.ui ai'TO f-iiv (add. tu) üuutova&at
(tVTUl'Q ll'i TOV T ij i dvUUOlUTU^ 71 UV TOP IX-
7ii7iTf/v ') (nimir. ioTtv), tOTi dt dvouuiui'Ot^ui (i. e-.
a rcl)us seusilibus dirersnm fieri) eic tu ui'tii tuiTO
{U"i. taVTip) (tiiuiuv Tltottl.^tiv. Adde Knslratium ,
qiii totus est Ncoplatunicus , Cominent. in Ariatot. Ell).
Nicoiiiaili. lib. IX. pd. Aid. fol. 150, l>, »"pr. Tu — m;^
/.UTU (flow ■^iiJV, d/kn duiroo/i —d^iai yuTuvTf.oi''
ittvov y.ai diul uijuiiifvuv (leif. dia/Mfj.-)) eti roi
l ij g dv o iiiiiu I ijT oi 7t d VT UV d7io(ftutvui (leg.
i' 7io<fto. ^)) y.ui touTiov Tivu n'i d.Luiluv /.(Cl (fduouv
y.o.i lu II tj UV.
Krgo tidps , recpiitioribus Platonins (ritain fuisse lo-
ciitiuneni u rPi avoituii'iTi;iu- idiTOi, itpqne minus in
aprico est (id qiiod (reuzerum ad Procl. in Alrib. I. p. .14
fcfpllit), pius foiitPin illum ipsuui pssp iIp Pollliro locum,
tibi ex Ipctiofip t'iiljrari ö r;yC d' OiiuluTi^rui riirrui rom-
mpinoratiir. Fortassp tarnen qiiispiain mihi ocriirrpt, Pla-
toiiicos suiiiii illiiiii r/yc dvoiiu/UTi.cu; 7iuv[uv aliunde
aiil siia px pliaiitasia, taliuiii iniagiiium ropcuiidissima,
)iaiisissp. Seil dtibiiiiii, si qiiod siipprest , de Platonico
fönte ^poplatoiiicap lorutioiiis radicitiis pipIIphI ista .S»ia-
plicii, ad locuiii ex Politico proiocantis Coiniii. in .4ristot.
Ausc. Phj«. lib. ^'111, fol. -.'öS, a. ubi sie disputat: PU'
toni mundum aeternum fuisse, id quidem inde mani/esto
apparet , qund in Tiriiaeo mundum et tempus. tiiiiul ejr-
titisse iii>:*iyo)c docuit : a/J. ha y.id ti-.v ycitatuvo-
yov ivdtitijTUi irki-iiidhuav ■") yaTO. tijv dnu tov
11 'J^y.Tiljntiv islo, iit prüif^rcssü Jhiriiaicii loco, r-o r<t po-
slIumi .iptius, (|iiod hoc vtrliuin csl iiuihciiin r( propcliiin
i'ornin, qui procella abrlpiiiiilur, quo noiniit. Ct Aiiimailvv.
111 Basti M F.Tsc 1. p. .16 sq et 62.
2) KxMiiijilus est, i|iii b. I. .1 lilir:iriis ohliU'i.ilus tuit, iisoj
vcilii htßZa&iu , !iJ aniiiiiiui tiaiislali , <|ui viliis et libi-
Jinihiis l.ieciatus est. (^1. WiUo locis al. /Istin jiinot.iti.«
he\. Pbil. T. II, p. 264 sq inpiiiiii.s KrpuM lil). X,
p. 611, B C. oy hh,)ß>,n(vnr Sil ulnö &^n'touo&ai vi« n
Tf?? inv OMfifnnq v.nivutrlu^ y.ui ((ÄAwr y.uxtor . fpi" .iptTtr
rcspe\it Plotiii. p. 464, l). ijcicinadiiicidiim uiiiiiiifu p. 464
(rap. 10) B. Aufimuiv ii yi'/v' P- 46ä -SH'- l'O ■*■
11' T-ji xuS-v^M jfjfiijH^roK^ coriipli'xiis est Platonica Kipubl.
üb. X, p. 611, B. öii fih' TOliur — 61'-'. ■^- ■ "^ij f^>»
md öno)?. Colli, de lioc ii^ii verhi ),o:^üuf>i'.i tianslalo Ei-
nest- Opiiscc. Pliiloll. Cnit. p. 4<l2 sq. Cnuier ad l'i<uhi.
r>p Pulcr. p. 245.
i) Cf. Sinifdicitts loco inlra in conlexlu allatu (i Conini.
in /Irislot. Ausc. Pli.vs. lib. VIII, fol. 25fS, »■ (hitnitftnot
(Winv (/; tÖd lijq «ini(0(OT»,ioc norroi' un oqiliin ii i rny .
,-t vidc de iisn vorbi' v-^oq,fQia»v.i, naotiC" Syiiiluil. a.l
P/ii7oj<r. Vit. Sopli. p 26. Xiiiinailvv in /?a«V. A/ F.isc 1.
p. 1,^. Olli 3 ""• i" Syinliolis I c iaodatiis fuit siniiiniiK
Sim/ilicius Comm. in Arislol De Coelo lib. 1. fol ä4, a..
id loconi ex Politico lespicicns, locnlione »/^ uiKilav
i'iaiji/f f"*«« '>',«■"' .^i^iiilicavil ipiod fsl apnd flaJoneni
fi^ tov zift; üvo^oioiijro? jrnrcor äwai.
4) '// yn'fotnvoynq nitjuiiÜftti Sim/jUciit ilioitur turbiilcuti«
iialniac coipcieac, qua ^-fVioti; coiiiinplur i. e iialiira
luottalii et ortiii lulciilniquc ulinu.vij ■_ baue ruim y^itaty
55 1
552
(>i ro' iififlH I .lüoit'.oci . xi'.i t',!^ u.tu IUI di^iiiui^i-
yui- Ta^ev «'■ fnavtiOfiuvouv o.vxr,i\, X"'?'i i/ntiffoi
iriöciüe T(/> }.('>y(o, ohcu iv -cji Iluknr/.fp Titnoiiy/.iv,
a^oarvaa; tov y.öatiov tio /.uyi/i tod öi;uioiuyuv
yni ihniraitsiui rxihtn' (iiiiiiir. iüiiikIiiiii) f/\; tov t/;;
1/ 10 iioiö r i; T U-; o^ouTof i .uicfimiiniov. *) Eu
lestiiiioiiium liirnlciiti.ssiuiiini iilriiiijiii- liniiissiiniiiii Icctio-
1114 (;ciniiiiac et aiiti>]ui(iiK |)crv;itM(ac , i/g tov Tr.s
ai'o n Ol (1 t VT o ■; — IIO.STO^.
.Spqiiilur, iit ifl corcis di-inoDsdeiniis, loctio ista tjiiain
.Sit iiiiijjriia uiiivrtsap sviitriitiae loci <x Pulilir"; tatttiiiii
iMiiin alirst , lit in istatii li'clioiiciii iiicoiiiiiHiila radaiit,
«iu«e cum Tulgari Icttiunc coiijuiitta esse viiliuius, ut pri-
miiui quiilpiii (Ctiiovi-, ijuixl per se tiovtio aptissinie
tiilxias (cf. llomeiicum nüvTUi a.'Ticiovtv Odyss. d, ÖIU.)»
li. I. eo sit pusiluin aplius, tjiiod soriiio est de JlüvT'n
Tiys dv o 110 i (j TiiT Ou i. e. »et/fVjonis «c tumuttus sin-
gularum tnler se diicrepuntium materiae partium , i»
ijtiag, laiKjuam mare, iie uiuiidiis, a Deu relictus, rclut
rccc. Plilonicos usurpare constat. n>r;fffii/.itu äumtiim c^
Flut. Tim. p. 30, A. nixv, noov >^v oaainr , naQu'/.ußtuv ou/
rfiryjv.v liyov, v.X).ä yivtiü/tnov nlrifitiäM^ z«i v.Tu/.tot^ — .
imtie lociitio nl.rft^ueXon; nul «ihxio;^ y.tvtlaOia apncl recc.
Platotiicos frt.iliieiiti usu in ilecUrniiJa iiütura inaletiae
rcuim(|iie corpurcaruiii. Statiin Damuscius Comiii. in
Plat. ParnicniJ. Cod Monac. 5. funnula bis sie usus est
iol. 329, a. 337, a. Quid? quod Tiiiiaei locus ansaui de-
Jit univci'so illi loqueudi usui , quo leccntluies Platonici
materiae rclwisque coipoieis ulij/imlt]^ vocaljulum indc-
que profecta tanquam pcculiaria tiibuunt. Cl. de nr^»;,«-
uiiiii; Pi actus Tlicol. Plat. 6, 4. p. 351. ntiv to i'i'v).oii kuI
:i).t;/iia).(q: Simpiic. in Ariitot. De Coelo lili. 1 Iol. 19, b.
inf. w — v.no nävxtiiv tojV oioi/diüv Ximonitri y.ul za&u-
t)(ijT(c-i»; ouoCa — , ätu.y.fti&iiau. it.io lou vhv.oniitou avifuv
(mm. iJi)' obQuyiaii avifii'.TOii') r-iii, 'Cv oiniaq u-noi, tov nktjfi-
uthaxitjov [ti'qou;, h'iav&u {■f^atijy.ii': idein Simijlicius in
Arislol. De Cocio lib. 1. fol. 70, b. med. et inf. in ar-
vunienlo de inateria secunduni Piatonis doctrinam in Ti-
niaeo saepius usus adjecUvo aA7;/(/(£Ä/j? et adveibio ttAjj«-
uilüjq, ubi Graeculus e\ lalino Siniplicio (ttvutoi; et (nuaiüji;
vettlt. E.\ patribus ecclcs. adJ. Occnmen. in Kpist. Petri I,
p. 146 i'd. Veron. ot;dk yttQ to yuy.öv ougia , uV.u nfijl io
^'t.v,f<fu/.i(; lijq yerj'»;!?"; cüadtt aTQifn/ttyoy , quac sumla ex
Plat. Theaet. )> 17b. A. De n).r,itfii).iia ct. ProcI. Theol.
Plat. 5 . 7. p. 279. ij ilutj zhjfifiilitu nui rj no/u/(nr<<-
doAo; (flau;' Maxim Tyv. 27, 7. (aninia) avvSiüi^Uvr] —
^^0) — |etoi(J» T«oi(/oy y.vX nhifffuXiiat; noV.ij^: et 4, 7.
(li'omini niixta vita e\ niortali et imiuortali natura) w;
wülw Ttvt iv fltOooCtti itTc.yttf'yfj) , siut nagu fth tt^i; &i'tirt;.;
<iXruinU(uq i6 Oftfta f/ot'zi, ^x ö^ ttj? a&avuTov ti:70o(Io»jw
%6v vovp Xufißürovxi, ubi Muiklanduin de TihjfiftthCuq i"
rtlmiKVQi'^ cominutando Iciwcro cogitasse, nemo jaul non
vnlet. JlXtj/iuihly Sjiusius Du Piovid. p. 97, D. dicit
xü öi'T«, cniu ad matciiam desccnderint — Citcruni uXTjit-
fiihiu apud Simptic. nostro Inco prorsus respondet Pl.i-
tonicis ÜjuVu et üruQuooxla Politic. p. 273, B, C. quae
lursus conipaianda cum V( ibis e.\ Tiniacü supia allatis : —
xivoi/ptvov nh\npi)M<; Jtwt uxuy.xitit;,
5) tjcmina sed brcvior eadem de re dispulalio Simplicii
comm. in Arislot. de Coelo, loco a me allato in Symbol.
Philostr p. 26. Adde Simpiic. eodeni Commentario in
lib. 1. Iol. 70, b. med. (Plat«) iv xiö noXLXtxü (,) ^Jtj
ijnÜQj(Ovxoi xou noofiov f yot^f^Mv (zw Aoyw addit geuuinus
.SimpUc.) an auiQV xov Oi;,«iouy/rj', tii; ura^luv uuxov y.u~
itrf/JUrxi' &iiiii^H. Postreuiuni 9tüjQii coufeias cum &ia-
w/ijco; apud Siniplicium loco in contc\tu allato.
iiaiLS gubernatore di'slitnia (<)iii|)a[;r per proieliae i iiii-
riissioneni re.snlula denier^eretur (cf. Yva ill^ '/^'^f'^^o'Jri.,
i>:io Tuijuxiji i^t/'-ftatht^ — ''''?/)» periciilnni fiiisse ,
Plato iinagiiie plane diiina duciiit. Jain dl'vai quam
pull lire cum TlOi'CU' nunc coiiciuit! Aee non illiiil nunc
li(|nido apparet, vorbnin ytiitri.^foi^ai quam exquisite a
I'lntone usurpatuin Nit de nuinilo , prnpter corpoream na-
turnui iiiüita niateriao lurbiilentia ') jactafo , :;i inclinata
iina°;o natis procrllis jaclatar , quacum niundum a I)eo
giibernalore deütitutniii Plalo ciiinparat '), maris ali.sol-
titur imaj;ine. in qnnd iie iiafis subuiergatur , vercn-
<lum est.
Ilaec quum ita se liabeant, vix quernquaoi fore sperii,
qui , invenfis fruj^ibns, glandilms vesci i. e. lectioni per
60 acconiudatissimae Plalouis loco et cxfrin.'iecus abuuile
cunfirmatae tnl|;arpm in posterum praepunere nialit.
Cum autem isla cmenilatiu ex recentioriim Platoni-
rorum locis allatis enata iiubis et ante annos tres jam
proposita in Bnsilio Ploliniz. p. '20 inf., per se niinime
sperneiida sit, quod locuui Piatunis {traii^simum emacnlat,
tum eadrni e^'re;;io exemplo declarat, quantus qnanique
parum adliuc. exliaustiis sit fructus, qui ex assidua lectiune
voluminum iieuplatonicuruiii ad emendanda et illnstranda
Piatunis opera reiluiidat. Nequc enim emendatiuneni snium
istani , Tuv Ti;., uvoiioioTtj cu^ — UONTON , ex re-
centiufum Platuniciirum locis laudatis iucramur, seil ex-
plicaliuiiem ctiani hornni verburum a nobis supra prupu-
sitau: , indidem siniul cuiilirmatani videnius.
Et Proclum quiilcm in Parmenid. p. 37S sq. eA.Slnllk.
a.vo/^tu/UTijTt>^ TioVTOV Land ubscure significare infinite
varias vicissitudines materiae et discrepantium eins par-
tium, ex adjpctis rerbis apparet, quibus mentin est facta
T/ya ikty.iji doojOTi'ai. Cf. etiam Procl. ibid. p. 577 inf.
6) Ct. Pülilic. p. 273, B. loyio;»' i)^ uvxoi x6 ov)fn'.xnnöic; t^?
ovyy.(iu(fiii)q iiiiiov — C. — ■ toi? ^(»ioi? ivanfqyU'^ixuL^ quo-
ruiu ista rtuqä fiiv yitij xov avv&i'vxoq et cet. Plolinus ,
iuscio Creuzero , rc.ipc.\it p. 77, C. öaa naqü &tov .-('?
uinop {munjuiii dicit) ijzft, k;'«i?k' t« df xujii'c iy. xr]i
uQ/ului (piiOKiii; (recte Fici/ius de suo addit inijuit Plato),
%riv ülVfV Xfytiiv T);f vnoyftpf'i'f}*', ovnoi y.oopriO-Hauv il &tono'
quoruiu postrcnia , a Creuzero, ,\nnot. p. 72 Ix &i0u xov
coi'i'igendum esse suspicante, male sollicitata, recte sie
vertit Ficinus : si modo eo in gradu prospicercturj nim.
in gradu üy.oafilaq, quam materiae invisibili propriarn esse
Plolinus nluiuiny.ti^ docet.
7) Eodeni jam supeiiora illa spectant p. 273, A. luxu r»
xiwiu :TQOt).&ovxoi; ly.uvov /oovov , &0(Jvßojy ta y.iil xuoti/i;^
?;()?j riui/o/taros y.id imv anoLWjV , yuXijPtii; i^iilaßupivoii ili;
XI xöy HoiSoxv. äQopof TOI' ii'.vtov y.(ciuy.oi)/iov/in'0(; ijn.
Cetcrum veibo j(ii/iaC,ead-ai siiniliter usuui reperio S. Jtliu-
r.asium in egiegi.i iiuilatione Platonici e Polilico loci.
Oral. c. (jeiit. p. 45, C. (T. I. Üpp. ed. Colon, ofiü»" {'•
&i6!;j — T)|V yivriixiif nüauy (fvoiv , oaov xuxä xovf lilov(;
ttvxqi; Xoyovq (conf. in praegressis , B, üxi ö^ i^ ovx ömav
vnoaxüau) Qivaxriv ovaur xal ätaXvo/i/i'Tjv , ivcr pr) Toüro
nii9-i] xal n«Aiv ilq xi firj linai uvaXv&fj xo oAov, TOiJtou
'ii'ixiv TW iavxov xal ulälo) Xoyo) noiriac.i; xü Tiurxa y.cd ov-
amauq Tiji' y.xlaiv, ovx uiffjxty avxiiv xv iitvxriq (pvaii <piQi-
aO-tu y.ai yitfiaZea 9-ui., iW pj) xird'unvatj ziuXiv dq xö
f(^ üvat (1. I. tlq TO 1«^ ov iiviu), ÜX)' cu; iiyuS-oq xä iuvtoi/
Xoyiii xai avxi'i övxi &i<i xnv aiifiTtaaav SwxvßiQvä xni xa-
O^laxriaty ■
553
554
al)i diioitoioxiji, esse iliciiur dito riji; i>i r/.rji, (togtuT/a^,
et p. Ö78 inf. )J — fd£v öfioiönji; — n/i ntiouti ov-
rjKir/jti^ )■ be ävofjiou)TT]i TTj (Ine/Qia, quibiiscum
coiiiparandu Plutniiicft, — f/^ TOi: Tr;c dv u no tot T]C oc
(1711. ig Ol iii'Ta TUTloi/. Ideiii vnlrt iIp loris ex Comm.
in Parin. cd. Slalti. \>. (j'Jb med. et ;02 med. qiiorum
posterior ad Platoiiieam eu accedit propiiis, (jiiod ilii iti-
dein üermo est ile !<disibili mundo, a dissoliitioiie f /? Tdl'
r»K d'oitoiuxijro; TIOitov arcemlo; et qnod illir. est
■ dw.Tti^ttiv fU Titv rng dvo/toiornTO^ TidvToi., idem
apud Platonent <alet loriitio, ijua ille iiiundiim dielt d/c-
y.i!}{vrn c/c tov i l^ ; dioiioion^Tuc riiitnnr t)rvni.
Priore auleiii lt>ro H/orliis , ad inaris iiiiaj;ii)ein in Poli-
tiio aperte respiciens , diibitanter di<it, si nioilo sit ali-
qiiis i'.i uuuioi ijtoi liovcoq, Platonent eiiin intellexisse
iiiiisibile illuil exeinplar, ex quo inKiiita diserepanti:) reram
corporearnni dueta sit, «ii-e zd iragdöetyiia Tvjv TTJüe
d.vouOuDV , qiilliiis lerliis quid t'indein alinil, nisi ina-
teriain Pioclus üignifieaiit , de qua Pinto in Tiniaeo
p. ji , B. TOicor dt av yfvo^") ov to tT/j '/'»gt'.i;
d.tl — iÖQUv — ^agi/ov, ooa i^'/^ii '/ivcötr, -Ttuoiv.
Jii ar>;ninento mnrali et paulo aliter iina;;inein iui< rt'jQ
ai'Ouoidn'TO^ liivrot ii*urparuiit Proclus i» Cratjl. et
III Aicib. f. II. II. alque Eunlftlius in Aiislot. Etil. Ni-
roiii- I. I. ISiinirniii Ulis loiis Kermo de liuininibus, quo-
ruiii aninii, quiiiii seclaiidis rebus divinin iinpares sint, ad
res corporeas iiicliiiaiido seue in mare quasi iiij;iirgitant
fliixae et iiiroustautis iiiateriae: et queinadiiiodum priori-
bus locis Inratiu ii Tlji dvOfjoiOTfjTOi TTOvcos; ila
est UKiirpata , ut tuiiinituosa materian natura mundi
(iineentaui (urbare doreatur , ita liisre aniini , rebus
corporeis et niortalibus ilediti ") iis absorberi ittcuutur.
Kst autem id eo minus nilrandnm, reieiifiores Platonitos
Tdl' rr;.: di'OnoiOTproq 7tt>VTi>v intctduui in arj^uineiitn
inornli usurpasse, quoll per tnfain illain in Pulitirn f^ibu-
lani i-tliira plnsicis siiiiiil repraesentata sunt, id qnod
Schleieimachcrus Introdui-t. p. \>')b ei Astius libro Oo
l'^ita et Scivipfis Piatonis p. '2.\\ "l^-' fecte dociierunt.
Apud iJftmascium II. II. d ciji diyUKO/drtjzo^ 7l6vro<;
riirsus perlinet ad rorpnre t nafurae vel maltriae incnn-
slnntem itc turiule?ilitm naturam, et posteriore quidcm
ex 11. 11. in istam abripi ilicuntiir, quae rebus a natura
intellif;ibili dircrsis assimilentur , priore Platnni in dis-
qaigitione neol Toij UTjdufJ.rj ur]dajJ.d}C, Öpio^ Sophist.
S] I'e'yoq b. '• '. q. siäo? in praegrcssi';, quo noiiiinR materiain
Platn iliilein sisjnificat p. 49, \. /uhjtnv xal üuvä^öv ildrn;
et p. 51, A. t<)'05«roi' {toöi; Tt >.«; ufiootfoi'. Ac similiter
Piiictuf verbis iuendosis tn iitaiiOa ürnuowv tlSoq . pan-
ier ut iiiseqiieiitibus TtuQuäuyiiu lü/r TJ^rff tcm/nnloir , nia-
tcii'iin significavit. Sic autem I'rucli verb.i lila emcn-
•i.ijnil:! jiiiil , i>e Pnnlus inateriam visibileni dicat, lö nur
irvav&tt. i'ipofwiuii' clAoi , quibus piano respondct lo xwy
ttjSi ni'ouoloiv iufQadtiyaa- CetPruin luouätiyi^tu Proclus
niateriani i'.u^u;(Ojj(JTf/.ot'^ nunctipavit, qmini ea \ ox in pbi-
losophia platoiiic.t propiia Sil cxemplaü leruin iiiti'llinibili
tt .icterno. Vid. Fiat. Tiiiiae. p. -26. A. 2'), I! et. 4,s. K.
et CDiilti. pia(;ter ilius Origeii. Philusopliuiu. cap. 19,
p lOS el 110 ed. X'otf. Justin. Marl. Cobort. ail lient.
c3p. 6 iiiit Teriultian, De Anima cap. 4.i ubi duct.i La-
cerdae aunotatiu.
9) Apud Piocl. III Cr-ilj!. i. 1. j, *)ijt^ q.vaii; et ö lijs o.vo-
«oioi»|Toc :tovro; aperte sibi ci aiivgiso tespondcnt.
JCeilichr. J. d. .4Uertliums\v.
p- 1?37, A. sqq. perirnliim fuisse dieitiir, iip abriprredii
in quaestioiiem de fluxa inlinitisque ririssitiidinibus sub-
ierta inateriae natura.
IManet er-jo apuil recentiores Platoiiicos liaer semper
potestas lociitinnis, ut signiliiet matcriaui eiusque iiicmi-
stantem mariqne siinillimain naturam '"), quae qnidein
."iniilitndo qiiuin per »e sit ■jiKo.rujvi/ujKtrri , tum ••»-
ilein a Piatone iu Politico ]. I. eo est adhibita aptius,
quod ea ej;iei;ie absolritur imago, qua ille Deum (iiiii
giibernatiire (tf. p. 27'i, K. 'J7 i , C.), priiviili-ntiam iiini
^iibernarulonini reglmine (rf. ariuTiodl^yeiv p. 2b9, C.
2;i), A. «oll.itii siinul Pnlluce I, (iS. ubi TVodrjyeiv ja-
bernatiiris esse diicet: add. p. 273, D. na). IV 'icpsdgOc
ai toL rtiin nijiia/J'nv yiyvdueuoi), remissam providen-
tiam cum ffiibernaculoruni reinissione (cf. p. 272 5 E.)
expressis verbis, mundnm cum nai'ijfio tacite comparaverat.
Vidclicftt iiisitain mundo rorporeo inateriae turbulentiam ,
si ille sibi porro relictus fuisset, id effecturum fuisse
si^nilicat, ut mundus in matcriae salu quasi dissolutas
inergeretur. Quid sit autem, quod universam istam ima-
ginein, qua niateria cum inari romparatur, TrLaTiuviXUJ-
TCLTliv nunciipemus , abunde discas ex iis, quae io Busil.
Plotiniz. p. jO sq- et Aniuiadt. in Basti. M. Fascic. 1.
p. I 1.') med. 1 i'l. supr. rongessi. Peropportune de eadem
iinajjine a Creuzero est inonitum ad Procl. in Alcib. 1.
p. .'{4 lor» snpra allalo, Queniadmodnni rero Pinto, loco
ex Republiea in Basti. Plotin. a mo laudato, lib. IX,
p. (U l , El, animain hunianam sub Glauci marini specie
aiitea pa;;. fi l ! , C. inrnrmatain "), materiae tanqaam
■yrövxn) iiiesse dirit (cf. illa : — iy.y.ofJiai^siria f'/ ror
rro'i roc, tv (o vi'V tOzi), eadem ratione Proclum ei
Eustrat/um deaniuia, si^ rov xiji dvo/^iotOTTjTUi llöv-
luv demersa , Platonica lorutioiie ex Politico sumta,
Inrutos vidiinus. Ccterum quod Porphyrius De A. N.
libro extremo TluvTOv a Piatone tijv i>kiyi]V aiicrrao/v
Focatuin refert , manifestum est, euji ad Rempubl. ]. I.
respexisse. Fortasse tarnen, id quod in Basilio Plotiniz-
1. I. jam conjeci, etiam scriptura antiquitus pervagata in
Politico p. 273, D. — £10, "^ov riji dvo(AOiüxr]T0i; -nov-
xov — Porphyrii memoriae ubversabatur.
tu) Sponte appaiet, eodem modo Simpliciitm xöv i»)? i<ro-
/toioTTiTo? Tiovior acccpisse Ouiimi. in Jristot. Ausc Pli).v.
b)C0 snpra im conteMn allato, quum apud enm ii~ yivi-
oiovQ'/M n/.rjttfiO.iOf rcspondeat o t>]? «i'o/(otoT>,TOC novjoq.
Idciii Siniplicius Cornrn. in Arhlot. de Cuelo , loCü a mc
in Symbol. Pliiloslr. p 26 allato, iibi ad Pulitici lociim
item ri'spicitnp, sirnplici Iccutioiic tii; äiti^div vnoipiQt-
ofhc'.i idem signiGca.vi' , qnod est ap. Piaton. «; tö» xijs
CVOMOtOIl^TOC TIOVXOV ävVttt.
11) Siiiiile cum düCtrina , a Piatone eo expressa , praeter
Plntinuni , ah yistio ot .Schneidern conipar.itiiin . I, 1.
p. 6. E. iibi Creu:er. Annol. p. 5. b,, refert ./o. Plnlo-
ftnnus Coinin. in .Iristot. de Anima lol. Iti^ li. siipt. »;
li'V'/ri fv cw tpuixl ftiv iw fuurr,^ maji'o/u'i'Tj äftxiviaif iha
tyit, nvoUiv , Ott- &iiav zt-vu nal uo(i>//uiov xtil i<:t«^' iäti
uf'rvfii ii- -ctZ ay.ojM qiuCt'r^zut, -lovj^ortv h tt^ ouiftur* y~ui
itil^ Ttufiiat . ou>«''(/^« avirjv t w? o XlXüxwv lyT^nti', ü-a-rrttj
ot -f«»' ^uXuTJtor I'/.uvr.fty O-itj/ftfi-ot , üor uuiriv t^v (ii.-a(ai
i-ptävTfi; t «JAc TK (ftvyta (sie, non ifunitt: ct. Scbnrider
Pülit. T. IM, p. 2bl , a. ad p. bll, D.), o :,n,ißiliXr,iui.
ö')OniQ iy.iivo^ , tu n«i9-ij /./yw ^ t6 atiiiia (i- I. wom^ i-Afl-
10? ii'. ni'.&ri ?./yii yvt -ro oiv/i«), xui oir^aöfit&u üilriif iov~
tttiv ili'al 11.
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555
556
Se<l rrit forlaüü«, rui perniiniiii noitrapqur rationi ron-
trarium vi«|p»liir, istiii'*, ij'iain iios uimiii »eiiuinam ceii-
iienius IrctlciiiiK ex liUriii in«». , i|ii<itt|ii<it ailliiic ezciisüi
furrf, op Iriisüiiiiiiiii quiilein icKdgiiiui piiutatiim essr.
Atqiii, o tipiir, 81 oiniiiiio iiiteteraia uienda in Platonic.ig
liliris rrncriii ciiiirpilis (quotl quin in eoruui y.QtOSl paullu
»ersalior negaMi?) Politiri loco rciii'TOV in xuTlov <le-
pravatuin rssc, iinn uia(;is (ilii iniraniluni rrif, quam qnoil
alii* Iuris innunipris ji/Tlo-i in spili-m grnuini -nüiiTOi;
irreusit. Sicnti eniin iruvoi in noTOg üukinile, Troro^
in TOTOi sai'pissime «Irpravatuin est (ile priure mend»
cf r. c. Reisk. all Dion. Chri/soat. T. I. p. ö.')8, <le po-
steriore Flierl, all Hest/cfi. T. II. p. tOll- not. 7. Bast.
in EpistoÜK Parisinis, a HreJuvio editis, p. 100 sq. Ja-
cobs. ad ^Ichilt. Tat. p. S'H et ad Philostr. Imap . p. 59 i'
inf.), siniili niendo :iovTUC, in TOTJO^ iibrarii haud uno
l(ir» depravarunt. Cf. Jacobs, ad Aelian. H. A. p. 2JU.
Ideler. ad Aiistot. Äleteorol. T. I. p. 4()4.
Sed quill alieiia roiiferri jnbrinui«, qiium praegto üint
exenipla locis TlDvroi in luJlo^ depraratae apud »cri-
ptorrs eo9 , qui illam locutioneni Platunirain u tijg dvo-
uototrzog TiotJTOC in usus suos ronrerteruiit. Statim
apad Eustratium Comm. in Aristot. E(h. Nicom. loco
»uprn allato jjeniiiiiuu) rrorrUs', quoruin translate U8ur-
patilin rerbuin nauticmn inolfHOto^nl pnlrre rniicinit,
in TUTlov ila al>ii( , ut rorrnpla lertio nna ruin bona in
textu Aldinae edifioiiis reniaiieret, ciiius generis cxeinpla
Pierson- Vi-risini. p. '2V\ ed. Balar. =;: p. I3'l »q- ed.
Lips Dobreus Adiers. T. II. p. ;i')ti ilederunt. Porro
apud Frocluin in Parnieiilil. p. 7 ''.' med. ed. Stallbauvi.
luro KUpra allato, in Cousini Codiribus mus. B. C- ge-
iiuiiiiim 7iuvfui', quod Cousinus ex niarj;. Cuiliris A.
uptiiiio jure rerepit, in xuUov abiit; P'jus etiain in
A. D. ((joldv pro T(hlof scriptum eo errore , ruius
exi'iiipla Jacobs, ad Achill. T.it. p. fi(is. Hasius at\ Leon-
Diitc. >iii( p. -'(Ki ::= p- 4.'.S «"d. Bonn, dederunt. .4ilde
^all.lnl liTtiüiii'ni, a Creuzero e cod. Oarmstad. ennlatam
ad l'rocl. in AIcili. I. p. 2.') 7. ''u/Xtv ij /ijtflj -/.tu tj
TiKaiii] y.u.'i. i] ayiuia (fauuuv.iia xiv\ y.uTaoHuJoij tu;
ibi][a^ inl lov Tfji. urinKinnifTiii-xuiJ ov. Miniiiam
hoc loco, ubi de Plalimico fonli- irrbornni luv Tlj; dvo-
ftoiuci.Ki'; Tiiliuv aldiiii apuil 0'eu2«ra»/j siientinm, ro-
n ov in TUOTVOi' coniniutatiiin est in Cod. Uarmstad.
ToTti/V au(pin ipsuiii li. I. ex dcpraiato lliivTOV orfum
P8SP , frii liilebis esse gimilliiiiuin , .si ciitiiparareris supra
allatüs Prodi loros, quibiis u i iji uvuiiui:'. ii;roi luitus;
cuiiuiiPiiioratur, praesettini cos, ulii , ut apud ßws/;«/!«»»,
eins iiiiMitio est facta in arguiiicuto niorali. \v »iilptur
Proclits lioc lor» , .sie, uti dixiinus, eiiipiidjii.lo, luciitione
xaiaotäii it]v i\.w/rv tni luv tijc av'iituiuvrToi
Tlui"(>i' iiU'in fpre siKiiilicas.^e, quod Damasviits apud
Phiil. Bibliotli. p. ö74 »prl>!^ y.arc.onäu tijv 'pv^ip' f/,'
lo. (i,h 'i'i i'ioiujg ali/aov o/£toi\ in quibus quinain
cit o liji yfvioewi ülvani o^fro'?, ex iis discas, qnae
niiper in Aniinadtv. in Uasil. M. Fase. I. p. ISS) supr.
aniiotaii. Sin <'pro apud Pi octuin vcl maxiuie {;eDuiiiuiu
«it rr/.'J"!^, quid taiiilcm iiide consequitur aliud, quam
ut Proclo lectioiiem apud Platonem in Politico (lodie »ul-
>;a1ain, itldnn co|;altaiii ac loro laudato a inemnria sug;-
gealam fuisso erodauiii.<. Idem ferp lalet de Ploliniano
loco I. S, \'.\. p. J>() K. F. yiviiat yuu (animu* mm.)
"tavTananiv iv r lij ri;.; diu m> t ut ijr oc, x>,:i'i,.
ii'ihi övc t/'i ai'xijn fii; ijüfJiju^oii oxoreivöv f.niiii
Titouli , ubi locutio ö riji dirofifildnjTog xö^o; in nio-
rali usurpata put argninentn , iiiniirum de inrlinatinnp
aiiiini ad litam Huxae materiae deditam. Mam ut roTtov
genniiia sit et a Plolino profecta lectio , id tarnen unum
liac re cmilicilur, in locu ex Plalonis Politico, unde
locutioneni liau.stam e.sse Creuzerus .^iiiiot. p, 7öi b. sq.
iioii ridil . rorruptelani , qua Kinof in sedem };enuiiii
TIUVTUV iiLi'Pcliiin fuit, antiqui.s.iiinam pssp jainqne a Pln-
/i'«« adniti-rliiiini r//7 «■,■ »iio in liliro repcrtiim fiii.sse. Atqiie
ut Plolinum qiioqiic runrui' in Polilico reperissp, librarins
anteiii errore illo paene fatali hanc vocpiii apud niiii in
XOUOV itident roiiiiniita-isp .snspicer , illud in faii.-^a psI ,
quod vprbiiin dl i'ul , iisitatum de rebus ii.i, qune in lluiil.i
profunda iiipr<;uiitnr, h. I. ad xÖtcOZ minus aptp rpfprliir,
quuni cniitra in inspqiiPiilibns eadem pagina , F.-, in >pr.
bis 6 9di(i.ruc ai>ti], v.n.l tti tu i i/i ouiiio.ii fj'-
ßa.Tt X I O u evTj , i V tKrj tari y.ai adi' v ai /.«'i :iki-
a^r,l>ai ainT/s^ anima corporis tanquam muri ingurgi-
tata, pius lulo snrdpscat. ütiit rps se habet, coiiseii-
tiunt in iiilijala scriptnra Plotini codd. mss. a dar. Creu-
xero adhibiti, iieque aliam Ficinus secutus videtiir , qui
xov xiig dvonoidrrtiji; xonov h. I dissimililudinis re-
gionem interpietalu« sit , certe melius, quam dissimililu-
dinis locum apud Platonem in Politico. (Jims, quod ego
sciam, locus restat, quo viil>;aris apud Platonem Ipctio
«Icfpiidi possp vidpatur , nimirum iste ex Plutarchi libru
De Aniinae Procreat. e Timaeo p. KJly, D. ubi qnae
Plalo u\ Poli icc p. ulZ, C, D. vprbis zifjoidixo;, —^ —
xonov . ÖÜT] pxplicuit , liisce niPiuoritpr allatis com-
plpctitnr Plutarchus pxpressa mentionp Platonici dialof^i,
ut in anlegressis, facta: 71 (JOloftO^ dl — — rot"' l^oö-
vov y.a't t-}ji*i]<; iyyivofttviji in uixiS, jiaktov duia-
oxtiei lo li)," :t«A.«/«C dl uofiooxia^ nailog, v.cia yiv-
dnvci'il ^lakvHeii it'i xov xr^Q dvoiioUfCrioi d.j iiaor
ovra xijTluv örval TiaLir. Sed si rerte peiiÄitaieri»
iuteriures ratinnes, quibus nos in .«uperiore dispiilatione
ancioritatein vulgaris apud Platonem lectionis iiifrinjfi ,
leclionem a nobia repertaiu cnniniPiidari vidimas, tantuin
aliprit, iit Plufarclipo lixo qnicquain ad fulrieiidaui liclio-
npin rpcpptdiii iiipnsp coiiceda.«, ut facilliiiie niecuni .«iispi-
ceris , sciolos in Platonicis, a Plulnrcho ex Politico px-
prpüiip lauiUlis, j;piiuino Uoixof Ipctioncm in Pluturdt
expmplaribus i'iil|,'atam, niiiiirnui 10:1 ov praeclara uriluel
Pinciidatloiie .snbslitiiissp. .Sin uto r d-tiiv Plularchun ropra
scripsit, iiide conspqnilur , aiitiquis.<iniam Püse Ip< tiiiniin
td.lot, id quod pliam ciiii.staii!> in ea ronsensus cmlil.
mss.Plalonicurniii arguit: t^piiuiiiaii) cs.<4p, iiide non pffiripfiir.
Nain , ut paucis wtiiic conipiphiiidani , quid liar tol.i
Diea disputatione •■ffectuin puteiii, iieminein fure cmlo,
qui pa ililigentpr pprpptma nnii .salis iiilpIIi;;al , tantii»
iiicoinmudis , quibus inigarpui jpitioiipni pnuii docuiiiius,
quam fclicitcr iiipdcatiir quaiiiqup .sit aciommodata toti
Polilici loco lectio a nobis i'X illins o.-rryi'iiuoi apud
rpcpiitlores Plalunicos pruta. Quis i^itiir >iil{;arpin iiostrae
lectioni in posleruiii proptcrea piistponere audebit, quod
illo scilicet codicum Platonicoruui plerumque Doveljorom
ciiotrosu coiifirmctur , baec telustissiniis imitatioiii» Pia-
551
55K
tonican testiinoniis nifatur? Qai^rp anlniiim inilnrpt, iit
creilai , Iprtionem praeclaram ac |ilanain, -^iiiviiiv, rx ob-
«cnra et (liflirili, löllor , rasii e»i|iir- «riain esse libra-
rinriiiii «rrorp, riiiiis p^piiipla Stephnnus Monachui (!«■
i\Iiivii<') .^lltis in V';tria S^irra |). .j8 pt ()U ilpilit? '') Aut
quis i|piii(|iip allen ar^iilus eril, iit lectioni ro/or, qiiippe
«liTfiriliuri rt obsciiriuri, a recpiitioribu^ Platiiiiic'i<) ex iii-
geiiiolu |)laiiiiirpiii , Tltwrov, siibstitntam esse, iil est,
rpceiitiores Pl.ifniiiro« in.ijls (|iiaiii Platonem ips'itii nra-
lioiiig (■»iiriiiiiifati ac perspicuitati studuissc crpilat? —
Stallbauniiam «erti', .Miiiiiniiiin Plalonis crifiruiii, mean
Hi^piifafioiii ailspiisiiiii iion Hpnriratiiruin is'ie, iikIp rptf«
aiiguror, (jiiimI . <ni.iiii e^'ii , ante aiinin fres in Busilio
Plotiniz. p. 20 iiif. oliiter propiisitani , liie riperiisp '')
ailstruxi einenilaliuneiii , eanileiii ille , snopte iii;;enii> in-
lentain, nnpprrime in Pnlitici eilitioiie suo lor» p. 'M'i
protulit. Fiirlasse ctiain Tnrieensps Plalonis eilitores as-
sensuin mihi sunin non denej^abunt ; iiam quod in spien-
(lidissima illa Piatonis editione nieae emendalinnis nn
verbulo quideai nienlioneni fprerunt, offnjjit eos illa for-
4as!«e mm alii» ad Plntnrtis y.oirriv »ppctantibus observa-
tiouibus in silia aiinotaliiiiiis in Basilium Plotinizdntem.
Sic recte , npinor, a ine p. '.,' I med. comparatis Pliitiinis
et Plotini lucis defensa sunt isfa Piatonis ex Rppnbl. X.
p. (ill, E. a Morgenslernin et Stallbaumio male solliri-
tata: — n lu i /. o o l' o'J i- i r, u rifvoa^ te Xßi doTOCC,
a. viv airr — yeijQa — n'fofJTe(pi'/sv, qnae Plotino
etiani p. 4li.') (rap. In.) B. obsprvata sunt, n!)i, postqnam
tutani illam Piatunis disputationem Rep. X. p. (iit. 1!.
hl'.', A. retiilit, aninium cum aur» Efi\)v'j[n) coiilparans,
häft- dicit de aninii pur;ratione: rt 71 u y. ou r na ii s i> o ^
OOOl yetjpuv avtio. Kecte item p. JÖ sq. defendisse
nie piit» vnlsjatam li-ctinupm uü^frai apud Platonem
Pliaedr. p "2411, K. nlii i''A>t\(.ta( ("oK«t;i«s< rpstilnluni
vdleliat ex ini'prtis .ipud Prnvluin imitalioni« ve^tifiis.
Sfti , nt ad nnstrain rniendatioiiem Inci ex Politieo
ledeaalu^<, iii>><> nunc, ojiiiiiir, exeinplo patet, ,, quam
painni adliiic non ii, qni lindie dialogos Platiiniius sclio-
larum in nsiim lioininiimqn» , u( feriint, e|pi;anli<>rnni
eilnnt .■( cxplirant, -(piI qni Rahnkenii, Wijttenhachii ,
Creuzeri vesti^iis innixi , ad nsnni linniinuin ernditnrum
et reim (liirtrinae haud peritiirae ff U( tu Plalonis opera
pinrnriare et illnstrare ronanlur, — vel lii igitnr quam
pariini adlinr bnnis paratis uti cnnsupvprint, id est, quam
parnm adlinr ex ina^nn nniiipru Kiliiininnin Neoplatoni-
rnniiii euni perreperint rrnctuin. (|ni'in inde uberrininin
redundare ad emendanda et illiisiranda Plalonis opera
ina^nnrnni illornin iii<;eniiiriiin exeiiipl» dndnin eductus
fiiisse opiirtrbat.' Qmbns verbi» iiieis ex Piaefalione ad
Vi) Est eliain, iibi tt/ivio; in linoc: simililer dppravatum fiiil
Vid. Not. ad AescUui. de F.Legat p. 34.^, b. ed Taylor.
13) Oblitti'ratam Piatonis manuni Luiusmodi investigatiooibus
restitneic paullo ditlicilius est, quam acutulas excogitare
conjectur.is, quae in Platonicorum libroruni locis sanissi-
mis , sed docta lixplicatinne egentibus, aut corruptis, sed
leni medela cnirigenJis, in ali.i nionia abire nos Cogunt.
Exeinpla odiosi sunt; luctdi-iitissimnro tarnen est, quod
nnperrinie in Symposio p. 21tJ, K. sie legere |ussi sumns:
^yttiat ^i nwria tuviu %tt nTtifiuiu ov6ivo<i ß^tu, r.ut ri/ti}^
OLÖtf tlruty XO/viv' üt <p7] ^i QOi iiQ'öVtvo^tt'o^ n, t, Ä.
Basti. Plotiniz. p. 8 iq. qui ansaiii ileilit Cento Platnni-
cus apiid Jamblichum libm -tt i- o i /.i>iv?,c u <>. i> i) u (>.~
rixfji £71 to CTJ 111} i, qiiuni ne ad hunr qilidem diein,
licet a iiobi» in oalre Basilii Plitlinizantis deleifiis, a cri-
tieis Platnniris in usuni rontersus .«it , iiny , quid ex eo
redundet utilitatis ad xoiaiv PUtniiuorinn , u.ile Jam-
blichus profecit, locorum , ita prnneiiiein <lenM>iiKfra(uri
siiniiis, ut ad illos varictatem ledionis JainMuliianae iiim
iio>tra annutatiuiio critica propinenins.
(lO. I) Plalonis Eutkydemus. Reeensuit, Pinleg^omeiii*
et CiiniiiieiitariiM iliiistravit, Adparatiiin rriticuin
di;,'essit, .Scholia, Kxcursuin et Indices adiecit Au-
gitstus Gttilielmus H'inckelmann, philos. doct. prnf.
litt. |;raec. in g^innasiu Tur cens. des. Acrersii
Aristotelis über ile Sopliisticis Elenchis. Leipzi;;,
bei C. H. F. Uartinarin. \SXi. XLVIII und
•hl S- 8.
IV] i( dem Mebentltel:
Plalonis Dialogi selecli, ed. //. G. H'inckelmann.
Vol. I. ciinlinenK Enllivdpninm.
V; a. Plalonis opera omnia. Recu^uoveruiit Jo. Georgiut
Baiteiits, Jo. Caspar Orellius, /4. G. Winckel-
tnaiinus. Acredunt inte(;ra varietas lectionis Ste-
phaiiianap, Bckkerianae, Stallbauuiianae , Scholia
einendatiora et aiirtiora, Tiinaei lexicoo ad rodi-
ceiii >iaiij;priuaneiiseiii deiiuü rerngiiitiim , Glossae
Platonicae ex lexirof^rapliis graecis excerptae, No-
Hiinuiii index in Platonriii et üchulia. Partes duae.
Zürich, bei lAleyer und Zeller. 1839 — 41. gr. 4.
ßrosrh. 10 Thlr.
b. Editiu in usum schularum. Accedunt Scholia einen-
datiora et auctiora, item Oissertationcs et Episto-
lae criticae. 4 Partes. Zürich, bei IVlever und
Zeller. 1839 — 41. 16. Brosch. Coiupl.'H Thlr
12 gGr.
Referent hat seineu Bericht über Hrn. W.'s Bearbei-
tung des Euth^^dewus »o »eit verspätet, dass derselbe
nunmehr mit dem über die neue Züricher Gesanimtaiis-
gabo des Plato zusammentrifft. Beide zusammenzufassen
»äre nur möt;lirh rücksichtlich der Resultate der Textes-
kritik. Da aber in beiden Arbeiten auch dip übri;;en
Leistiinf;en möglichst vollständige Beachtung erheischen,
so trennt Ref. in der Art, dass er die Anzeige des um-
fasseinleren Werkes rorausschickt , und dann bei Be-
sprecliung der speciellen Arbeit des Hrn. W. zugleich
dl« Kritik der Züricher Ausg. in V'ergleicliuiig ^tellt,
Die Züricher (lesamintausgabe , Nr. 2. a., genidmet
dem seligen Ph. G. Heusde nml den Herren f. ( ousin
und C. F. Hermann, als „philosophis Platonicis", be-
richtet in einer kurzen Praefatio über Veranlassung und
Einrichtung des Lfuternehraeus. Die Hrn. Herausgeber
hielten es zunächst für zeitgemäss, dass, wie diess neuer-
dings mit andern Schriftstellern geschehen, auch der
Plato in Einem Bande geliefert würde, aber in würdiger
Gestalt, mit sorgfaltiger Kritik, correctem Druck, au«-
37 *
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560
f*rer Scliünhcit. Sir s<ifte<en nun ein oliromollcs und
na)(li(h('.i üriikinal ilirer arliüiirii t'(illejji.>li«at und ()cr-
•öulii lii-ii Frcuiiilscliaft , iii<U-in sie «liese» <irscli,'ilt [{«•-
meiiisiliafllicli liGornaliiiicii. Racli sorj,'fal«ij;iT üclbstan-
«lijjcr PrufuciiC <l<'s kridsclieii Aiipaiat.-s bpn|>raclieii , lind
Lrsrlilussrii sie in bcstiinuiteii Zii.samuieiiküiifteii die Wahl
<ler Si'limbartcii , ilucli so, daiis bei üiil'erenzen auch
tlir Stiiuino der Aliiiuril/lt notirt ward, (heilten aber alle
übrige Arbeit , wie dio Correctiir des Druckes. Zur
Hau()(aufj;ab« machten sie sich (lnrclif;eiieiiilc Zuri'ickfiih-
ruQj; des Textos auf die >'orni der bessten ilanilsohriften,
iiainentlicli auch, wo man bisher entschiedener Auctorität
entjfejen noch am Stephanus oder an gefälligen Schreib-
arten schlechler Kandschriftcii festjjehalten hatte. iSeUi?
kritische ilnlf^iniitiel hatten sie nicht: auf das ihrer
üniiersiiatsbibliülhek gehörijje Exemplar der Aldina, wel-
ches Cornarius {gebraucht und mit seinen Anmerkungen
rersehen hat, legen sie selbst kein Gewicht, mehr auf
«lie .Ausbeute einer neuen Vergleirhung der Stephanischen
Ausgabe. Da es aber galt, ihren Text mit ciuem kri-
tischen .Apparate auszustatten, so enthielten sie sich , aus
anderem und mit dem tollstem Rechte ans moralischem
Grunde, um nicht in fremdes Eigenthum einzugreifen,
den ganzen vorhandenen wiederzugeben, trafen dagegen
eine entschieden zwprkniäs'iige Auswahl von Schreibarten,
lind diese mit relativer Vollständigkeit in ihrer Art, $ie
gaben nämlich, zu einem inslrnrtiven Ueberblick der
Texteskritik seit Stephanus , vullsländig die Schreibarten
TiMi dienern und von Uekker iiiiil Slallbaum, hierzu aber
Wie bedeutenderen handschriftlichen, besonders aus Bck-
ker's Apparat, und die erheblicheren Coujecturcn der
Kritiker: und diess Alles in erwünscliter Kiirze, das Ste-
phao'sche, ßekker'sche , Stallbaum'sche nur durch die
ßuchstaben a, b, c notirend, die Handsrhr. mit den von
Bekker selbst gewählten Buchstaben bezeichnend, ebenso,
11« diesii einuul eriv.'ilint werden, die Stallbaum scheu.
Zu beijueinerein Gebrauch aber ihrer Ausgabe fügten sie
weiter am Hanilc die Seiceiizalilen und resp. Buchstaben
<ler Slcpbaii'sclien und der Dekker'schen Ausgabe liiuza
und mit Rücksicht auf die Holländer die der Leidener von
l'iiMI, nahmen auch, wo sie einmal eingeführt, die Ca-
piteleintheiluiig auf: sonst wurden noch die Citate der
von Plato angezogenen üichterstellen aufgenommen. Den
Best hluss des ganzen Werkes sollen bilden die Schollen,
uou berichtigt, und ein kurzes Onomastikon *).
Dieser "anzo Plan des Uiiteriiehniens rechtfertigt und
lobt sich so sshr durch sich selbst, ilass ein Rühinea
■iberiliissig ist. Ref. schreitet daher, um die Leser mit
«lein Werthe dieser Ausgabe naher bekannt zu machen,
unaiiltelbar zur Besprechung desjenigen, was von der
Ausfiihruiig des Planes hauptsächlich in Betracht kommt.
Hier steht der Bedeutung nach oben an die Kritik des
Textes. Aber zuvor werde der äusseren Haltnag des
Werkes das Aoerkeuntoiss ausgezeichneter Schüuheit und
*) Dem Ref. lag nur erst der vollständige Text vor, noch
nicht die erst neuerdings erschienenen, auf dem Titel
bemerkten. Zugaben, welche, an Beichhaltiskeit die
nrspriiiigUche AnkündigUDg übertreffend, das ganze Werk
^bschlicsseu
Gef.'illigkuit in l'.ipier und Lettern und gleicher Zweck-
mässigkeit in Aiioiduuiig des Druckes. In der letzteren
lie/iehuiig thul, zumal b<-i der Kleinheit der Lettern umi
der Zeilenlülle der Textseifen — die gespaltenen Coluni-
iieii haben bis zu 48 Zeilen, — dem Auge besonders
wohl die weite Durchschiessnng der Zeilen: demnächst
sind die verschiedenen Ranilzili'ern, welche ilie .Seiten-
zahlen der oben gedachten drei Ausgaben und ausserdem
die Zeilenzahlen dieser Ausgabe selbst anzeigen, auf das
lleijueinste dislinguirt, und ebenso erleichternd wird für
ilie Beziehung der kritischen Noten auf die Textworte,
dsss die Zeilenzill'eru von !) zu ,'), nicht, wie bei Bekker,
von lu zu 10 angegeben sind. Mit Allem dem aber ^tehl
in vollem Einklänge die Correcthcit des Druckes, welche
»Oll seltener Sorgfall zeugt.
AVar es nun zumeist auf einen Flatn in Kiiiein Baude
abgesehen, so würilen den Liebhabern dieser Form schon
die gedachten äusseren Vorzüge diese Ausgabe liiiilTIng-
lich eDipfolilen haben, auch wenn für die Kritik nichts
weiter geschah, als etwa eine theilweise Revision des
Uekker'schen Textes mit einer sogenannten brevis aduu-
tatio critica. Jetzt aber ist durch die Gelehrsamkeit und
den Fleiss der Hrn. Herausgeber jene äussere TreÜlich-
keit selbst in den Hintergrund gestellt gegen den inneren
kritischen Werth. In diesen schliesst Ref. ein die oben
gedachte Einrichtung, welche den raschesten Ueberblick
über die Kritik von Stephanus, Bekker und Stallbaum
darbietet, Ȋhrriid zugleich alle erheblichen Conjecturen
notirt sind. Das Bedeutenilste aber bleibt die gelbstän-
dige, soigfaltigo und gründliche Texteskritik, deren Werth
dadurch nicht verringert wird , dass für dieselbe oeuv
Haiidschr. nicht zu Gebote standen, sondern nur der
vorhandene Apparat, zumeist der Bekker'sche, neu aus-
gebeutet wurde: steht es doch sehr dahin, ob neue be-
deutend und diirchgehrnds bessere Uandschr., als bereits
benutzt sind, überhaupt noch aufzufinden sein inuchteu ,
und das Besste hat auch hei den reichsten und bessten
Quellen doch iinnier der Fleiss und das Unheil des Kri-
tikers zu voltbringen ; am meisten würden neue Ciilla-
tionen einiger der Bekker'schen Handsrhr., welche C. E.
Ch. Schneider's IVIunita sehr » üiisclicnswerth machen,
auch dieser Arbeit an vielen Stellen eine noch gesicher-
tere Gruiiillagc haben geben können. Soll nun das Ver-
Laltnis» dieses Textes zu dem der bedeutendsten Vorgän-
ger im Allgemeiuen bezeichnet wcrdeu, so uiöchte Ref.
nicht das ziemlich Unbestimmte sagen, dass derselbe die
Vorzüge des Bekker'schen unil des Stallbauin'schen Tex-
tes vereinige: soudero, da nach den Generalrecensionen
von Stephanus und Bekker die beiden von Stallbaiim und
den Züricher Gelehrten im Wesentlichen s ch als bedeu-
tende Revision der Bekker'schen Receiision darstellen,
indem beide, und iiothweiidig, auf den Schultern von ßek-
ker's Arbeit stehen , so hat die Züricher .Ausgabe nach
richtig gewählten Principien die Revision mit grösserer
Sorgfalt und strengerer Consei|uenz, als die Stallbaum'-
sche, durchgeführt, und somit im Allgemeinen einen
Text geliefert, gereinigter, als der aller Vorgänger.
Die eben geilachten Grundsätze aber sind die schon
oben aus dem Vorworte erwähnten, dass der Text, von
Wort zu Wort vuo Neuem nach den jedcsmaligeu bessten
SGI
562
llaiuJsrhriften tlurchgpprüft, «trengrr , als liish<T t;p»(^)>e-
ben, nach ilcin cntsclieiileiulen Aiisriien jener bericbdgt
werden sollte, mit Verdrängung aller derjenigen .Sclireib-
arten, in uelchen die Vorgänger aus falscher Scheu oder
auch ans Täuschung liber den Üprachgebrauch Angesichts
des entschieden besstcn beglaubigten noch den Text des
Stepb.iniis beibehalten, uder auch IScheinbares aus scblrch-
teren Handschriften aufgenuninieii hatten. üass gerade
diess die Aufgabe einer neuen kritischen Ausgabe »ar,
ist von selbst klar. Die gegennärtige Losung derselben
aber hält Ref. im Ganzen für ansgezeichnet. Dass über
viele Kinzelnheiteii Aleinungsverschiedenbeit sicli behaup-
tiMi wird, liegt in der Alatur der Sache, weil die rein
ubiectiven Grundlagen der Kritik, bei der Beschaffenheit
Miller . auch iler bessten , Handschriften , überall nicht
ausreichen, das suLjertive Urtlieil aber bei aller Ver-
trautheit mit dem .Schriftsteller eine zwingende Evidenz
in allen Fällen nicht erreichen kann. Ref. hat in allen
denjenigen Stücken, in welchen er genaue Vergicichung
angestellt hat, befunden, dass die Hrn. Herausgeber im
Verhältuiss theils zu bekker, theils zu .Stallbaiiui, theils
zu beiden in einer sehr bedoutenden Anzahl von Stellen
diejenigen Schreibarten einj;efülirt oiler hergestellt haben,
welche feriuinftiger Weise als die richtigen gelten müssen,
inwiefern sie durch die bessten Handschriften beglaubigt
sind, und innere Gründe entwede.-' nicht gegen sich oder
selbst für sich halieii. Dagegen ist er aber auch in allen
jenen Stücken auf eine Zahl von solchen Stellen gestos-
sen , in welchen er die Wahl der Schreibart nicht ge-
rechtfertigt bildet, zumeist inwiefern mit tlen bessten
Uanilschrifteii das aus inneren (irunden minder Wahr-
scheinliche gegeben ist; sehr selten auf solche, wo nicht
reiht soiiseijueiiter Weise das durch die bessten Hand-
schriften Gebotene ohne ausreichenden Grund verschmäht
erscheint. Wie weit das üebergewicht innerer Gründe
über (las Ansehen auch der bessten Handschi iften zu be-
liaufilen sei, darüber kann allerdings nicht bloss in den
concreten Fällen, sondern auch grundsätzlich gestritten
werden. Ref., ohne irgend einer buntscheckigen, text-
verderbenden Eklektik das Wuit zu reden, bekennt sich
zu der Ansicht ilerer, welche jenes üebergewicht für die
Kritik nicht bloss da vindicireii , wo es gilt, oQenbare
Fehler zu tilgen, sondern auch uo entschiedene Härten
und andere grosse fllissfalligkeitcn , die eiittveder gegen
den allgemeinen Spraclicharakter des Schriftstellers, oder
aber — ein besonders zu beachtender Fall — gegen da.«
specielle oder individuelle logische oder ethische oder
rhetorische Verhältuiss jeder einzelnen bestimmten Stelle
oft in feinen und versteckten Beziehungen in einen M i-
ders|iruch treten, auch von den im Ganzen bessten Hand-
schriften geschützt werden, während das einlem hteiiil
Bessere oder schlagend Passeiulere entweder von andern
sonst minder guten Handschriften , ohne dass besonderer
Verdacht fremder Glattunt; obwaltet, dargeboten wird,
oder solches durch die leichteste Aeuderung, die als
ebenso leicht, wie eine Interpuiictionsänderung gelten
darf, sieb gewinnen lässt. Wirft man diesen Grundsatz
weg, so läuft man Gefahr, bei aller äusseren diplomati.-.chen
Treue gar Vieles in den Text zu bringen, was für das
aabefangene Urtheil des Kundigen den vollen Stetnpol
iler 1,'iiglaiibwürdigkcit au sich tragt. Auch der Schein
aber der Willkür bei solchem Verfahren verringert sich
gar sehr, wenn man beachtet, wie viele nirenbarn Fehler
und Versehen auch die bessten Handschriften haben, die
im Ganzen trellliche Bodlejaiiische iiiclit im mindesten
ausgenommen, wo denn auch die diploinatiscli treueste
Kritik zu dem Iliclitigen der minder guten llaiid.'-ciiriften
Oller zu trellendcn Coiijecturen willig ihre Ziidui lil nimmt:
wenn aber dies«, darf es als leichtfertig, oder mnss e«
als vernünftig gelten, das Ansehen jener relativ bessten
Haiidschrifteii auch für die eben besprochene Art von
Fällen nur als sehr bedingt normirend gelten zu lassen,
und dagegen das Gewicht theils anderer, nicht jerade
der Interpolation verdächtiger Handschriften , theils der
oben gedachten inneren Grüiiile in die Wagsrhale zu
legen! Die Hrn. Herausgeber zeigen sich diesem Grund-
latze keineswegs abholil , haben aber, wie Kcf. meint,
doch öfters unglaubwürdigen Schreibarten der bessten
Handschriften zu viel nacligegebeii ; »eit öfter aber und
aullälliger Hr. Winckeluiann in seiner Ausgabe des Ifin-
th>dein<>s. Leicht mochte dahin die au sich nntliweniiigc
kritische Opposition gegen Bekker's Text führen, in «el-
cbem sie viele iiiiltegriiiidete .Abweichungen von den bessten
Handschriften i orLindeii.
Ehe nun Ref. darauf übergeht, da« Gesagte durch
Beispiele zu belegen, iileibt ihm noch Folgendes zu be-
merken. Die Anordnung der säinmtlichen Stücke ist mit
Stephaiiiis und Stallbanm nadi Serranus gemacht, wohl
nur, um dieser Frage ihre Lnenfschieilenheit zu vinrliiiren.
Die Interpnnction des Textes ist im Wesentlichen nach
der zweckmässigen Bekker'schen Weise gemacht, aber
auch, wo es nüthig seinen, gebessert, zum Theil wohl
auch minder passend geändert in ('<'MCUf ren/lälleo des
logischen und äusserlich s\ iitaktischeii Princips. In der
Wahl der dialektisch grammatischen Formen, nie des
Pliisquamperf. auf i: - l=ii> , lies imperf. l) - i n , ist nach
Schneidvr's Ermittelungen verfahren. .^Is eine uiissfallige
orthographische Kigenbeit stiisst auf das iliircligehende O
statt ^ in Compositis am Ende des ersten Wortbestand-
theils, wie in öOTIi, 7looa7rai£i'o!^ai, aber auch wenn
ein Vocal folgt, wie in citritvui, üoc/aoti , Uooorf.oi:
in welchem letzteren Falle das <^ auch eine LautiliU'erenz,
die Abstossnng des tu, Tfios von dem folgenden Vocale,
eben so passend bemerkbar macht, als z. B. in unserem
Glasarlteil , im ^'erhältniss zu Gtiise, geschieht. Die
Anmerkungen, alles Erklärende aiisschliessend, beschran-
ken sich, mit Ausnahme der von l'lato berohrten Dirh-
terstellen, streng auf das oben Bemerkle, die Kritik be-
treUende, und enthalten ausser den .Srhreibaiteii von S(e-
phaiius, Bekker und .Stallbaum theils kurze Rechtfer-
tigungen neu anlgenoromener Schicibarte ii , (heil.s erheb-
liche .Abweichungen der Handschr. , theils bedeutendere
Conjectureii von andern Gelehrten und »on den Herrn
Herausgebern mit jedesmaliger Angabe des Nameug. Von
dem Bekker'schen und Stallbauin'schen Texte siui! auch
fliie Druckfehler nofirt. Die gedachten Rechtfertigungen
bestehen meist iu blosser Angabe der lianilschriftlii lien
Quellen, zuweilen in einem Citatc anderer Platonischer
Stellen für verkannten Sprachgebrauch, für Grammatisches
auch in Citatcu anderer Gclehtten, nie mehrmals Bcru-
563
564
Imrilv'ü. In ilrr Aiiswalil bpileuleniler h»iiiUrhriftli(hfr
NrlirfibarJoii, aiirli "» ilmni iiiili« fjofolgf ist, ist grosse
liiii.irlit bi-wifsni: liiirlist sellrii »iril man Krlip|>li<'lir:i
lilirr'MiiKPn <"•<•' niiiiiliT Krlii-liliilif» aii;;i>frilirt fiiulfii.
K'iiü nl>cr l.lfilit fiir die I5i'iiii(/.iiii!.' ilcr Anmorkiiiij;«-!» lu
1. iii>><'lii-i> iilirig iiu liidTcssn «lerji-iiigiMi k.'liifiT ilioser
*iis;;.-»l'f, xvi'lrlieii nullt /.ngl<-i< li lii-siin<|pr.s lirkkrr'.s Aus-
.•ilii- /u <ipIuiIp iili-lit, ••ine knrzi' Aiijfalx- iiAnilirli i\rr
\niniMi himI <Ipä UitiIips <lnr i'in/.flncn in lir/M^ gi-noni-
ii.i-iu-ii ll,.hiisrliriftcn: il<iin s« >ii'l Orirnliriiu;; « fiii;;.>itcns
nl.pr ihr H.-<lewtiiii;j ili-r |{iiilis»:ilien /— ij mnss »lohl
auch il«T niiiiil<-st nnterriilid-lc lii'nntzfr «lifSiT An<;»l><'
lM';;rliriM., iiiiil i'S liDMiitf «hl« für (Us iiflrhstp ISrihirfiiiss
luf M.'iiij;pii Sriti'n ji->i.'ilirl »iprilen, iliiil iilini- irirt-nd
piiieii Eiiiijriir in Iri'niih» Ki'rlil.
Jptz« für <\ns liisbrr (M'sajjfp eine lli-ilii' lon B<-
legi-n. Ditse glaubt Uefernit am 2» e<km;i.s»i(;«lpn so zu
gpbpii. ilas» IT, cIps li-iilit als ti illki'irlii li prsclipinpndpn
Hrrjusirpifiii* pinzpliipr !S1i'IIpii aus »prscliipdenen Dia-
liifiii al.siclilliil» sich entliaHeml, ziiprst an pIiipiii pin-
«plneii klennTeii Stiirkp lollslSiidi); s.'iiiiiiitliclip LpisttiiijjPii
der Hrn. I|prausj;ebpr iTsilii'n lii-st , daranf an piiipin
Burhc der Pulitip das ^irliJlltniss diesps 'IVxfp« zu dem
nach sliH InMi l'riiii i|>icMi -ji'slahflPn «oii C. E. Cll. Sibnei-
ilpr narliMpist. nnd znh-t/I l>pi <h-ui KiitlivdpiiKiS (iplpjjpn-
beit nimm» zu fpriierpu l>p|p(;pn fiir iÜp Kritik ilipser
An.«|;ab('. Das Erste ccsrli.lie an dem Eiitliy|iliro , und
«war nubt Mi};leii-h in biinipr Reihe lon Aiifanj;: bis zu
Eiiile, liiinderii zniia<h«t . um eine tiebprsiclit übpr da»
Quantum zu ceHaliren, riilirikpn«»eise. In diesem klei-
iipii GesprSilie irpipii in unserer Ausjjabe, wo ps kaum
iiille ,S S.it- II liilll. im (iaiiKen nielit «enifer, als \o^,
Aeiidprtiiijren di» .Stepliaii'sf lipii Textes auf, und diess
bei »Pitein zum ffr()S»tcn 'l'lipil eiilsi liiedene Borirhtij;uii-
»pfi. Vdii ilie.spii Apiiihi nn};eii prsel.pinpn bereits .s4 ,
*uni Theil aucli schon <iiireli liie \ orgÄnj,'er piiif;pführl,
bei üekkcr und Stallbauni ^''""''"■'"'''af'l'eh : von dpii
äbrij>eii 71 sind neu in diesii Ausj.'abe hinzu jekonimeh
7, »aliretid l4 tlieils inn iJekker, tlieils von S^tallbaum
»clioii aufgeiKiininen uaren. Dajje'^en ist zusammen {."^imal
die .Sihreibart des 8te|ihiiiiis, theils gejjen Bpkker, tlieils
»p(jeii Slallbaiiin, t.'r<isslentlieils gestützt auf gute Haiiil-
arlisiftrii, «ueder eingefiilirt. Gegen den Text der bei-
den letzteren i«t s|ipriell da» \'erli,'iltniss folgendes. Vom
ßekker'si heil tielrägt die Zahl der Ah» eiihnngrii 3n :
darunter sind \A Fälle, «<i lieUker allein, 7, wo mit
ibin amh Stallbaiini am .Str|)hanus festhielt; fS, »o Bek-
ker jllein, '.' , »o mit iliiii aurli Sfallbauui von S:e|)hanus
abwieli. Vom Stallbaum'seheii Texte fiinlen sich 1') Ab-
»ipirhniigen : darunter 1, «n Slallliaum allein, 7, w« er
mit Bekker an Steplianus festhielt; f), ivo er allein; '2,
HO er mit Bekker von iStejdianu» abging. Was darauf den
übrigpfi Inbali der Aiiinerkungen anlangt, so iin<|pn sich
handschriflliclie Sehreibarten 1<) notirt: davon sind 7 zur
Beglaubigung des Npiiaufgpfinmmenon angefiilirt, 1'.^ da-
gegen als sonst bemerkens» erth. Von Conjecturen sind
dieselben 3 aafgeiioniinen , welche schon Bekker und
Jttallbaum gaben, Bekker S. 307, "}. ftuu ücfeko^ statt
uol roll lleindorf; S. 3/1, 2- \>£0(ptkei tu i^toifilksg
ro« Bast ; S. 373, 17. bibü^aii statt ölöd^'qi von Bek-
ker. IMoinan^srerschieilenheitpn unter den Hrn. Hrrans-
gelieru sind 3 notirt, darunter 2 Conjecturen von Herrn
Hiiiler und ll''incl;ehiiann- .Ander« eite Noliruiigen end-
lich kommen 3 vor, ein Citat aus I'latn zum Beleg eiiipr
neuen Schreibart, ein Dirlitercitat , «las des Slasinus zu
S. .374, und ein Uriickfeliler in der .Stallbaum'sihen Aus-
gabe. Aus dieser Ueliersicht ersieht man an einem Bei-
S|iiele Henigstcns ungefähr den Ausseren Umfang der Lei-
stungen der Hrn. Herausgeber: denn naturlich stellen
sich bei lerschiedenen Dialogen die Verliältiiisse noch
verschieden, je nach Vprschiedenheit der Vorarbeiten.
.Sehen »ir jetzt weiter auf die innere Bpschallenheit der
Leistungen. Hier kommen zuerst und zumeist in Be-
tracht die Alitveichuiigeii von Bekker nnd .Stallbaum, »ie
begründet sie seien; >vir zählen sie einzeln auf mit Hin-
ziifügun^ unserer Ansicht. fiteich von Anfan<r ist '.'mal
abgeniciiPii in der Setzung der Partikel yl. Bekker gibt
*>. 301, Z. .3 mit Steph. ol yciu nov y.ai ooi diy.ij Jii
uvoa Tt/y/ai/f/, und darauf Z. 9 mit Steph. und Stallb.
fj? OV yt tliooi-: unsere .Ausg. y.al OUi ys di/ji und
ojg (TV fff{>Ot, beides nach A, und ersteres mit Zustini-
muii!; von li meist guten Handschriften (aach '/'' und S.
•vciclie yi häufig aiislasseiij , das andere mit 3 guten
Handschr. '/^HS; demnach, — oIihoIiI die SchHankun-
gen der Handschriiteii in der /iiiii Einschieben, wie zum
Weglassen gleich leicht beoegliclien Partikel -£, deren
lief, iu diesem kurzen (jespräclie >i zJililte , die Ent-
scheidung unsicher machen, — beides diplonialisch mehr
gerechtfertigt, ohne dass innere (iriiiide enigejjen stün-
den, denn auch das nngeuolinlii here Xo-i OOi yi, da in
dem stark betonten auch du , auch ick nach y.ai das or-
thotoiiirte Pronomen einfach zu stehen pflegt, — und eben
diess hatte wohl Fischer im üiiine , »ipnii er yai <»eg-
trünschte, ila ihm die Vprgleichiingskraft in y.al, auf
welche l^tallbaum aufmerksam macht, nicht »olil entgehen
konnte, — darf au sicli nicht für falsch gelten (vergl.
Eurip. .Alcest. v. (j'S<'. y.dyioyi oir OOi und unten iiu
Euthyrf. S. 44rt, 2. y.al l) orj y' e(fr); am weiiij,'9teii
aber nach der Partikel yao , nach »elcher (yo.u ^^ ye
(loa) yt sehr oft resumlionstieise steht, wie gleich dar-
auf in üi yi'.o . . iy.iivo yt y.ii.xn.ywjßotuii. üenii
die (irniidangabc durch yriu betrachtet der Grieche ei-
gentlich als eine Rpstrictioii , so dass nämlich die .Affir-
niation des Vorhergehenden nicht allgemein und unbe-
dingt, sondern iu restringirender Beziehung auf das fol-
gende Causale erscheint: und hierilurch wird es natürlich,
dass nach dein für den ganzen Satz stehenden Bestric-
tionszeichen yuo die restnugirende Kraft noch einmal
wiederholt wird zu dem Hauptbegriffe des Satzes, ilen
die Restriction hauptsächlich trifft, ganz .'ihnlich, wie e«
bei Wiederholung der Negation geschieht; welches Ver-
hültniss hier sich etwa so nachahmen liesse, freilich mit
schwererem Worte, ,, wenigstens denn (ÜQa) soll ich da»
wenigstens doch nicht von dir denken." Lud dasselbe
Verhältniss ist bei andern Conjanctiouen mit yf. , wie «'
yi de Repnbl. IlL S. 113, 13, ensiöij ye Phacd. fi4, 10-
CTieiöij ye öp«; äjcod^uvövTOi rov äv^^ttfuou to yf
da^evEoxsQov hl 6v. Vgl. ebendas. S. 65, 'J- iueiörj
TO ye oktyoxQOvnüxeQOv ovx diToXtukt , wo bei an-
derer, freilich schlechter, Stellung es auch geheisseu
j()5
566
liiilipii würtle i:.ici5i< ye ovx duol.uikf lo yf itkiyo/o.
Auch Uutliv)!. S. 4u4, 12. wünle Ref. schreiben ei:it(j
ye uiiaviu xa y^uu^axd ye enioiaoai, »o yi nach
yoctiiiiUTU ganz passrml steht, und an ein fremdes Ein-
•e.hiebsel sieh nicht H<ihl denken lässt. Besonderü aber
hatten die Hrn. Ileraiisj^eber ronsequeiiter Weise aurli
unten S. .J 7,\, '^j. i:teid,; TTto tÜ ye ittia y.äkl tarn
'f'lji ni^ifd/ <i.vi)(j<o:iV)v iiarh y.o.k/tiJia und \ 11 'PDS
ye aufnehmen nuissen, »o es z>»ar ebenso »euij; an sich
nolhiienili^' ist, als in jenen beiden Stellen S. .{.'>!, aber
auch uui nichts »eiiij^er pas'end : denn wenn »ir auch
nnlit sagen Hollen , dass nach nicht seltener Weise ye
dem Artikel nach};etreten sei, statt e7ieid)ineu ye ta
."'f/a cet., MI sind hier die Ue|;riffe la ifeia und v.ah-
liora sehr wohl beide der Kraft des yi fahitf, »a» mehr
iiertiiiti ilt bei der Aussprache, wenn man zHischen bei-
iJ<'n scharf zu accoiituirenden Wjirterii ein wenij; pansirl,
,,ilas Giiltliche »erade am schönsten^', »as f;ar nicht nnth-
Hpiidij; durch Zci '/ctJ l'ii i'. zu sajjen »ar. Auf ähn-
ln he \Vpise steht de Rep. III. S. 14'^, I'). bei Bekker
mit den meisten und rieleii ;;uten llaiiilsr hrifteu üo^OTCtTd.
ye, 1) d' ui, rai'tc. ye, wo ye nach uoihjrdTa^ welches
die Hrn. Heraus(;eber auslassen, einem fremden Kin-
schiebsel durchaus nicht ähnlich ist: ähnlich auch Fhileb.
S« -431 1'6- in den meisten und vielen |;uten Handschr.
7io}t' ye diacfeuei rj(>c»,' ye uoffui eiu.v , «as Ref. mit
.Stallbaum dem -tioIu ti, welches mit A /_/ /7 liekker und
die Hrn. Heraust;el>rr ({eben, entschieden rurzieht, da
hier mit ye (ulinehin bildet 71 (i/.r ye in der Antwort
eine t;elAnfit;e Bejahuii;;, de Repiibl. | hU , 4- I .S2 , 1 ..'.
2rJ, 14. 37.'), 4. Aicib. .Ji.v, M. Hipp. I, 413. 17.) le-
benili;; in die riirlier>;ehciide Keile eingegriileil wird,
71 nfv II aber, so ^»X es an j-icb «äre (de Rep. '.'I.j, 14.),
sehr steif aiischliesst . dazu aber die \'erwechselun>{ des
yt mit 7t, nie mit xe in den bessten Handschrifleu su
häiifi<^ IkI. In ptHas unähnlich küiinte man die beiden
letzt i'ctj^lichenen (Stellen der rnrher besprocheneu allen-
falls in suneit finden, als man in öot^oxaxa ye anit
7T()Kv ye die kraft iles ye nicht auf die einzelnen »"or-
kleheiiden Bej;rifie , sondern auf die t;aiize Aussaf;e be-
xogen » isseii »ullte, in welchem Falle ye in der Rejjel
nach dem ersten Worte steht, auch wenn diese nicht
gerade eine das ganze Satzverhältniss repräsenlirende Par-
tikel ist, wie et, eTieiÖlj. üass die Partikel -/.' , um
für die Kritik eine etwas festere Basis zu gen innen,
noch mancher Erörterung bedarf, ist mihi anerkannt. —
S. 351, Z. S ist noch, gegen Sieph. und Bekker, oi'
yao 710V e/.eivu ye y.aj ayi'ninouai die Partikel lut'
weggelassen mit den meisten Handsclirifleii , doch j;egen
A, was Ref mit Hrn. Orelli iiiclit billigl , da ilie P.ir-
tikel durchaus passl. und die Wiederhiiliiiig rli-r nnr Z. ,'J
ilageweseneii Fornii-I (vr ydo ;iiji nie hts .Aiis(üssiki-s li.it,
dazu aber die .Auctorität der Handschr. A durch ^ } 'l'
und vielleicht I) hinlänglich gestützt erscheint. — S. i-i.j 1.17.
ist mit Bekk. ohne Grundangabe ei xiv ev viö iveiii
geschrieben gegen Stallbaum's et Xlia ii/i h'l-, «elclies
letztere, durch fast sämuitliche Handschr., entschieden
geschlitzt, ein dnrchau.'» Aehnliches hat in dem scliou
von .Stallb. citirten de Rep. S. '..'.S.O, j. - IS. J.j',' , h.
ist aufgenommen gegen Bekk. aus A. und andern Handschr.
1)1/. i'.y,vi>\ , öfioiye f>(f/ff, wo nun in Art Gotharr
Ausg. aurli fit.dlii. das wnlil nur durrh vermeinte Besse-
rung entstandene a(j vor euoiye aiinlAsst. — S. 3.'>.i, !)>.
gegen Steph., Bekk. und St.illb. or yii.a t\v iint< ye
171 Kj <tt Koxotou eneiiT^ftoth'., nohl beglaubigt gegen
:i(lf r7f ip ye , «elihe» ganz einer C'orrectiir in's l'eb-
lichere ähnlich sieht. — S. 3ö(), 't. gut beglaubigt gegcu
Bekk. t/il X'."'t 7itneiii st. X9'^"J- ~ *•• 3.i7, l",t. gege«
Bekk. gut mit A. unil den meisten anderu ftt-ye diy.tiv
71 iimeiiov st. iipiiieuuv kdxe i^ixtw. — .S. 3.')7, 21-
i'tiil^exovvxi re y.ui y.(tKo.C,()VXl gegen Steph. und Bekk.,
Ki-Iche r£ auslassen ; »ehr zweifelhaft nach den Handschr.
und au< h nach inneren Gründen, da das einfache y.iii
.stärkeres Gewicht nwi xukaCnvxi wirft, welches steigernd
zu vinüeTOL'u II zu stehen scheint. — S. .'{.ifS, .i. ent-
schieden richtig gegen .Steph., Bekk. und Stallb. ei dpa
ne e7iixeiuijone ytjntfeaüai st. dpct ins, nach Ueber-
einstiminuiig der bessten Handschr., und »eil der .Nach-
druck hier lediglich auf der Hvpolhese liegt ei iloa —
e-rtixiioijoeie. — S. 3.j^, i(). etie de oi-rcii i'itUui
\^<'ie/vi!ii\ y.ai öahlujc y.nxi iiSev , während Bekk. und
neuerdings auch Slallb. axe-iviiti für uinerdäclitig hallen,
mit »eichen auch Hr. Orelli stimmte. Dasselbe fehlt
allerdings in den meisten guten Handschr.; aber es lässt
sich nicht wohl denken, nie es in die andern hiiteinge-
kominen sei, während der Aiilass zum Ausfall augen-
scheinlich ist. Rii'htig ist es von Stallb. erklärt „so
nahrhaft scharfsichtig", d. h. in ilera Sinne ,,inan kann
geradezu sagen scharfsichtig", oder nach nnserer Vulgär-
sprache ,,mit ordentlichem Scharfblick" (so z. B. Phaed.
S. I'.'.), t '. nie^vii).:, .. iiio:ie(j .Tc/.r«»),- oieonilti^ie^
„ordentlich als halten sie wie ihren Vater verloren");
durch welchen Zusatz denn hier tiinoi eine ironische
Beziehung erhält. — S. .{.i<l, M. ror; tiei\ y.uTe7iivev
nach den meisten und bessten Handschr. , während .Stallb.
(Gothaer Ausg.) /.nxeniev gibt: and allerdings kann
der Anri.st leicht noihwendig erscheinen. Aber das Ira-
perfeclum lässt sich schon vertlieidigen , nenn man die
Handlung als dauernd iu der Form der Wiederholung
fasst, „well er iniuier seine Kinder verschlang-; noch
mehr aber eiiipfelilen Behuisaiiikeil Beispiele, wie ,Svm-
p«s. S. 413, I r. ei eyrii'iii <it.r!h] ff.eyoi , Gorg. \:,\, i.>
oi'i eiteudTTei'ef , Charmid. M-2, 1'-'- uu/.uukiv oe t]
uijxijij exiy.xe, welches tiiy.ii gerade Öfter so bei dei»
Ulchterii; wo überall .Atigeschlosseiiheit der Handlung
durch den Aurist ausgedrückt er»artpt wird, und den-
noch ein Hineinversetzen in da» Währen lierselheM Statt
hat — S. ili? , !. ei :i:yxi>l iil llhn; mit den iiieisleit
und bessten Handschr. gegen Bekk. und .Sralll>. »i. lit r.-
,7A, welches nicht mir nicht iMithwendig ist. sonderi!
selbst die Rede uulieiiolfrn macht. — S. lli.'i , ,S. 7i ! ijt
■zivoi f)e r)r ii/iie/^ei!:e^ yni eTi Tivn y.uiotv »/«-
dl'vduevui ('(fiyi'cr!)/'./. wünsiht Hr. Balter ria hin-
weg gegen alle HaniNclir. und ohne einen triftigen (iriind;
ja, ohne nV« würde dieses lange parficipiale Voriler-
glied der Rede mehr sclilippeml , während die neu ein-
greifende Krage beleliend glietleii; dass aber iiVI'. y.tjiOf
ganz gilt ist in dem .Sinne 7J10: tii'O:; Xinniv, bestreitet
wohl Hr. Baiter selbst nidil; die andere gFeich folgende
Redeformuiig aber Z. 14 bindet iii nichts für da» Vor-
j()7 568
hfc rlii-iiilr. Ebciidaü. Z. 9 "til Steph. imhlliegrundct di« Stelle Fasseinlc ist, von ilor 2iini Griinilr /,ii |pg»nilen
«»et-ii Bfkk. uii.l Stallb. !y^thtO( 1F av liiUV . . Xai Dolinilioii als eiiirui Fcststelieiiileii gs(;em'ibcr ileni Waii-
uif.l-loiut^u sliilt lies »eiii;;s(<'iis iiiiiiili-r passciKlrii £^- ilelbairii, iiicbt .Staii<llialtnii(leii ; womit aurli ilas idotout-
ito'ui Vi- ■'^- ^>li>. !■'• gesell lii-lviv. 11 i^i st. r/ öal, in !hi. unil die i/noitioeiil, soiiie die 0|ip(i.sila 7iefj/ij(j-
bfi diesem CliaraUler der riiliij; ('i>rt'*rlirej(eiMleii Rede, l!:r,i}ai und änui^lbo'i(r/.i iv erst geliiirij; stimmen: wo-
obiie die leise.-te GemiillisadiTlion , enlscliieden richtig. ge};en 7liiothijue^a iii dem Sinne ,,als Zielpiinet fi'ir die
l>:i94clbc 31).'). '). — .S. j()5, 18. (li/. U(>(>. ilitv yi liui- l!nlersiirlMin|;, als zn Untcrsuolieodes aufstellen" (sn dass
'>fOl geoeii Bekker's TUVXU :io/oi'OI , entschieden be- passive ,( (JOZf((ri>a/ enispricht) nicht passt, in dem .Sinne
>''latlbi''t und «ut, da hier yi durchaus paiist, das singu- ,,ri>rbrin;;en" aber zu la-; ist, zumal für diese im bild-
l.irische ,T/l' .lo/ii^aber fcollectit neiiommcii) feststeht. liehen Ausdruck oll'eiibar sehr bereihnenden Stelle. Alicr
Vri"]. zu dem idii Heiiidurf angeführten Giirg. 7.1, !)• auch die ilaiidschr. schlitzen :i (joi^ojlttdc/. »ohi weit
.iiirli .SviiiiMis. 4,57, 3. xai likko nilv liuinvvtu, hierzu weniger, als mau meint: denu was die bessten haben,
lie Ren. *'l, V94, 1. rr«i' /Uif £{iyov , -ndv d i:iOs TTooUvituiiieda , kann hier fü;;lich nicht schlechtweg
/.rytii, rü^ rf 'y.ai ■rcodttuuiu.i. — S. .idt), l'i. tai, als Schreibfehler für -Ttpoitoiucita gelten, sondern er-
riiito nlV ''./J^is AiVi/c, 'JJ ^■■, fo y.Kfa.Katov , ge- scheint entstanden aus einem durch einander geschriebe-
nen Stenli., Bckk. und Stallb. sl. XU yi xnfakttiuv, iien 7l(}utfinji. und v.Tui^uj/u. ^ wie denn «»irklich zwei
mit alleriliij;;'^ lilierwiesencler Aiiclont.'it iler bessten Hand- Handschr. bei Stallb. Tlouifojuc^c ii VTloi^viiitlUi ha-
-< hrifleii. aller doch »voll! nicht richtig: yt , unter den ben, eine iiahrscheiiilich sehr alte Variante, so dass der
meisten Handschr. auch loii 7 ' geschlitzt, behauptet sich Kritik die Wahl frei bleibt. — S. 373, Ö- gegen Steph.
hier mit einer .Art von Äofhw eiiiiigkeit. Zwar ist ler- und Bekk. iv T'/J al'cto st. ir x'avtuj, durch die Hand-
glicheii Pili). 2l2, 23- ioTl dl. 7luHj(Jia fÄtV Zli rö- Schriften gerechtfertigt. — Ebendas. Z. |4. dxn'ljtvj<;
viffdl.otov , iituji Tliui il.iy.t^ijV Klyofiii'l]-. aber diese idgcai^ai gegen Steph. und Bekk. st. dülvr.TOii, durch
^lelle licstkli-'t nichts weiter ais ilas Lnzweifelliafte , dass die Handschr. ausser Zweifel gesetzt und durchaus nicht
überhaupt jenes lu y.fCfdkaitn „im Allj{emeinen" ohne auffallend neben einem ixÖvzM.; vutv Vh\\- , lOX<>fjiv^i
■:/ Steht, wii dieses nicht erforderlich ist; denn dort tritt und iunodlCoulvv)i Cratyl., xuu nooi'vTUii de Rep.,
••s unmittelbar in einen Complex mit dem Lebrigeu, ,,es eiCOlUi'UJi Tim. — S. 3/4, 4. gegen Steph., Bekk. und
ist im Allgeiiieineii eine Sciileclitigkeit u. s. ».■' An- Stallb. richtig mit den bessten Handschr. veujxfQOC, yi
ilers hier, wo es, zumal nach dem daz»visrhcii tretenden ^luv st. y ifjov. — S. 370, 4. gegen Steph. und Bekk.
'■> ^uj/oacti. nicht wohl anders gefasst werden kann, gut mit den meisten und bes.steii Handschr. uo(Jiov yv.{i
denn aU ein sellist.'indig zu dem Vorherigen hinzutreten- ai6u)L dtOLQ, st. ötovg Uldul^ (an welcher Stelle in
der. besthräiikeiider Zusatz. — S. 3lj|i, 19. gegen Steph. Bekker's Comment. öaui^ €udufi\ aiöojt dioti wohl
Bekk. und Stallb. i>li vvi' st. tili ruivvv , nach den nur durch ein Versehen steht st. ÖLoVi aidaj^l aidio:.
bessten Handschr.; aber sehr zweifelhaft, so lange nicht dtoi'i]. — S. 37b, 24- /; de ßoifkaTl/.n gegen Steph.
dieser Gebrauch des vvv statt xuivvv oiler auch vijv ö/; und Bekk. nach den bessten Handschr. st. vj 8c JS ßor/h-
nie Legg. I, .S. ISfS, 19.) durch andere Beispiele aus — S. 378, Vo- gegen Bekk. ti di st. li 6ai , mit ent-
flato belegt ist: behutsamer war es wohl, das Aufge- schiedener Aoctorität der Handschr.; ebenso 379, 13.
nuinineiie als bemerkenswerthe Variante zu iintiren, zu- ri öt dr. st. ri öai dl.. Die Bekker'scbe Wahl der
uial da das unbedingte Ansehen der hier befolgten Hand- Partikel öai für de ist oft äusserst willkührlich, und ist
itchriften auch im Falle ihrer Lebereinstiiiimung in einer im Stande, über den Gebrauch derselben ganz irre zu
ziemlichen Zahl von Stellen nicht gelten kann. — S. 369,21. macheu. — S. 381*, 3. ixaiujq dv i)är . . . iijci.tu9iiy.tj,
•»egpn Stepli., Bekk. und Stallb. ui/. ü(ja tlUTl OQUJ- wo Bekk. mit Steph. auch den bessten Handschr. entge-
uiviiv tui/, nur mit A '/' S st. oouiUEvüv yi eari: gen unbegreiflicher Weise louti st. ixufüj^ gibt. —
was Ref. nicht billigt, da die Partikel hier mit einer S. 38U, 21. mit überwiegender Auctorität der Handschr.
Feinheit steht, welriie eher ihren Ausfall in 3 Handschr., gegen Bekk. Jp' oiv OV XU opifu,^ ailtiv, wo Ref.
al» die Kiiibcliiebuiig in. allen aiideru verinulhen lässt: mit Bekk. stimmt für xo ye op^tJ;, da yi ziemlich
denn f>i'/ dpa dioxt oovmtvüv ys eaxi ist wesentlich nothwcndig ist, indem nach der vorherigen Setzung des
dasselbe wie oi/ ti.(ja '/t diuit iiQ. t. (wie wirklich einfachen aiteh dann in dem uäher bestimmten xu U(J-
eimge Handschr. bei Stallb. haben) oder ovy. üpu diöll ifcijt, ahiiu der Zusatz (>(i$oji offenbar und mit schar-
;i ijOiijnivoi' iaxi (»vie unten wohlbeglaubigt gegen fem Acent reslriiigireud hinzutritt. — S. .381, 11. ffC«-
Steph. lind Bekk. S. 37 1, 1. geschrieben ist d-AKÜ fxtv oov di fiOl- gegen Steph. und Bekk. mit den bessten
<"*;" ötoxi ',£ aiiLBiiai, dann 3)4, 20. ohne Variante Handschr. und passend st. di]- — S. .3iS2 , 12' c.i'XüC
al}.' Iva yk aiduts), als wodurch die Riickbeziehuug vjf loKi' yS rfcTfi/^X'/JrfpOt gegen Steph. und Bekk.,
auf das Vorhergehende verschärft wird; nur dass diese welche yi auslassen, zwar nur mit A und drei andern
Verschärfung jetzt nicht zu den Verhältiiissbezeichnungen guten Handschr. , aber durchaus pausend als in ziemlich
luiia »der i^iuTij, sondern zu dem HauptbegriHe in dem gleicher Geltung mit Ö5 ys ai'XO^ TloKv £r xt'iviy.ujxl-
in Rede sluhenden Verhältuiss gesetzt ist. — S. 372, 13. (JO^. — Ebendas. Z. 13. wünscht Hr. Winckelmaun y.ai
:i£oiip-/era.t ydp noti ij!-"'" dei ö an 7rpo9uifitt^a xvy.kip Trspiiovxa Tcoteiu statt Tctgcionxac, nach nur we-
gegeu Steph. und Bekk. st. imu^ujfxe^a, mit vielen, nigen, wenn auch guten Handschr. und in Vergleich zu
zum Theil guten Handschr. Ref. zieht unbedingt vTCO- der obigen Stelle S. 372, 16 ff., wo doch wohl nur xa
\futue9u vor. welches entschieden das bestimmtere in ij/ roii AoyocS ipya mit dem neutralen 71 sgtiovxa ahn-
5G9
5:0
lii'h gpfiinili"!! Hcnlrn soll. Rpf. kinii in ili'iii letzteren
nur oineii Srlireibfelijcr finrjpii, »elclicr 7.uf;(Ilis einen
an sich j;iitiMi Sinn ;;ilit: .iImt ilas Keutruni zcrreisst liier
j;anz znecklns ilie Hoziehnii;; auf Ayyofi;, nnci tritt anrli
iiaili (liMii 71(1/1' ti)v I £/i'/y.iijrcuui /JatöuKov niclit
ininiler hart auf, als wenn vorher stand« Zftl tut allta.- ,
Ott Tuv jJaiduAui' fjui^iCuvTCi rjoitiv statt ßt>.d'ii.ovrui;
at'TOfg. — - Dieser Ourclininsterniij; /.iifrilge h.'ltten
ilie Hrn. lleransKrlier liei ivi'itiMn in ilen meisten Sti-Il""»,
«vo sie lon lirkkiT und Stalllianin alitveieheii, das inclir
Dr(;laiibi;;(e niid ISessere jf;;elien : Zweifel aher jje;;iMi
die Riellti^keit der Aliweirliunf liüelien an etwa l'J Stel-
len. — Ftillf, »n lue Hrn. Ilerans;;eber eine bisher liber-
selicne besser be;,'laiU>iste niiil ;;nte Srhreibart der llaiid-
sriiriften t'prii,')rlilassi;;t hätten , niiid dein lief, nicht anf-
gestnsseii, ai'isser etwa S. '3b{), \'2- i:Tion;/nj op« uirij-
atu)i y.ai duaeuj^ i'j öoiurijQ o.v ti'lj , »n das in den
liessteii lind bei weitem den nieisten llanilsehr. nirht ste-
hende 7J Wohl (ihne Bedenken auszulassen »ar. — Da-
gejjen hält Ref. den Text iioeh an folj;eiiilen 3 Stellen
fiir mehr oder minder zw eifelh;ift. Zuerst .S. 3Ö.I, 24.
enti/ivai , sav Treg u y.cnvai; ovvtocio^ aoi . . rj
kann iav Tito nielit fi'ir ri< liti^ gelten, obwohl es alle
llaiidschr. haben : ilor Sinn lerlan^t nothwendij; y.cu tav
„selbst wenn", in vi elcher l{edeiitnij|f £uv Tieg nicht
:«leheii kann. Iliess es etwa iirs|)rnnälirh tlltt:iii'al /.ai
euv U(JU oder y.av agal — Dann auf derselben Seite
Z. 2. ov ötojxujv aü doy.ui ituivta'Jai , lisU Ref. fiir
sehr wahrscheinüeli , dass fiir öt, welches alle Ilanilschr.
habun , iler Verf. iw schrieb. Es wird hier ein üeber-
gaiig gemacht von der i)ly.l] dl('jy.ui4ljVii auf den dvr,(j
dlojy.u/Litl'O;. Nach dem vorhergehenden rtj ij diy.lj,
(fiuytii ai'TijV IJ dluiy.St.; kann nun zuerst bei der Ant-
wort bluj/.U) fcinlicli nichts anderes, als wieder di/.IV ge-
dacht werden. Diess aber nothigt nun auch weiter, bei
der neuen Frage Tivu wiederum diy.vv zu denken. Hier-
auf aber träte nun äusserst hart und ungeschickt ein je-
nes öv statt ijv biüjy.uiv ai> doxv> iiaivia'Jai, VVogc-
t;en der Ueberjjanj; von iler Sariie zu der Person mit
j;anz passender Verinitteliin» erst folgt mit dem r/ dai,
-.liTUttlVOV Ttva dlLijy.lli. — Die dritte .Stelle ist die
einzige schwierigere in iliesem (lespriieh , S. 371, -? ""
ilie allgemein fiir eviijont gehaltene Conjectnr Bast's, ilass
nach uKl.a t^iiv öij öiuil yt <ftktUut vllu dtiijv , (fl-
Aovf-ievuv eOTl y.al ihoCfilJs, ausgefallen sei tu i}iO(fl-
Xfi; , welchen Zusatz man denn auch von allen Seiten
in den Text aufgenoniinen hat , dem Ref. als durchaus
zweifelhalt, ja, die haiidscliriftliche .Schreibart bei gehö-
riger Erklärung als entschieden richtig erscheint. Eii-
tlivphro hat das Fromme als dasjenige bestimmt, was
fon den (iöttern geliebt werde: Sokrates erweisst dage-
gen, dass damit '»licht Grund und Wesen lies Froiiimen,
sondern etwa» demselben von aussen Widerfahrendes an-
gegeben sei, also ein von ihm selbst Verschiedenes,
(iaiiz richtig nun geht dieser Erweis hin, wenn in den
fraglichen Worten Akku. lUv dl) ätilti — y.ul i}tO(fi-
ki^s eben, wie vorher, TO üaiov als .Subject gedacht wird:
,,1) als ein Unbestrittenes wird angenoinuien , dass das
Fromme von den Güttero geliebt werde, xi ör, uuv ki-
yofUu TtCQi Tov üaiov — ; akKo Tt (fikfhai i'Tto
Zeitschi: f. ä. Alterthumsw.
i^ilöv — ; 3) die Frage aber iilier das VerliäUniss zwi-
schen den beiilen Facliiren dieses Urtheils wird no ent-
schieden: das Froiiunseiii ist der Grund des d'eüebtwer-
deiis, nicht aller das Geliebt» erden (iniiid des (' romni-
seins; wogegen das Geliiditwerden (von den (iiitterii) zwar
auch Grund ist zu etwas für das Frninme , aber nirht
ilazii, dass es eben das Fromme ist, somlern ilass es ein
(ieliebtes lind zwar ein Gottgeliebtes ist: deiniiach aber
macht da» Gottgelielite nicht das Wesen des Frommen
an», so wenig, als das Fromme das Wesen de» (iciltge-
liebten aiiSTiiarbt . »onilern es sind diess verschiedene IJe.
grille, (iiittgeliebt ein accid-ns von I' romni : so il.iss sie
ileiiii auch ((et k ti yn cai-T()v r,v cet.j ohne Ungereimt-
heit nicht iilentiseh behandelt werden dürfen. " Der ei-
gentliche Beweis fbr die Mrhtidentilät der beiden frag-
lichen Uegridc , gleich oben .S. .{(ill, 4. angeführt, alier
dann durch Erläuterungen unterbrochen, liegt in deiiWor-
ten (rö (jOlov) d/dct . . uOKiv lar ci , (pitilcai, akk
urX (iTt (flkiiiai, ölu TOino üoiuv tonv. Der dar-
auf folgende eben fraKÜrhe .Satz aber '.IrJkU /UV bij
didii (fi/iirai vn ii itiuii', (fit oriuvuv inri y.ai ihu-
Ulkt.: fu.ut dem Beweise des Richtigen nur noch eine
nntergeonliiete Berichtigung des Irrigen hinzu, dass iiäiii-
licli das (ieliebtw erden von Seiten der Götter, während
es, wie eben zugestanden worden, auf keine Weise den
Grund vom Froiiiiii»ein de» Froininen oder dessen Wesen
enthalte, gleichwohl auch zu etwas in Betreff des From-
men \len Grund allgebe, nämlich dazu, dass dem ö<Jtoi>
das Prädicat des ihuCfifti zukomme. Lud hierauf folgt
denn ganz iiatnrlirh der mit dem obigen pigentliclien Be-
weissatze zu ierkiinpfende Schliisssatz Oc/C (Loa T(J itlO-
qit.ii uoiov i.oiiv — uvbt; xu oaiov ifeuffi/.t.; — ,
c.k/^' Ixigitv zuvxo louiuv, d. h. „ilemnarh ist also
das Gottgeliebte, T(J ütO(fiti<i, welches wir eben nur
als Prädicat des üaiOV , inwiefern dieses von den Göt-
tern geliebt wird, erkannten, nicht identisch mit uoiuv.
bezeichnet nicht dessen Wesen, und umgekehrt, sonilern
es sind diess verschiedene Begriffe." Diese letzte Be-
merkung erklärt zugleich, wie ganz richtig in diesem
Schlusssatz TU OluCflkig mit dem Artikel auftritt, ohne
dass dieses Üiibject T() i}eO(flk£Q, welches Bast einschob,
vorherging, i^löchte hiermit ilie Richtigkeit dieser Stelle
ausser Zweifel gesetzt erscheinen. Was endlich das
übrige Verfahren der Hrn. Herausgeber anlangt, so ist
zuerst sehr zweckmässig die Auswahl der angemerkten
hanilschriftl. .Schreibarten, nicht bloss, wo dieselben Anf-
üenonimenes l'estätigen, sondern auch, wo es sonst Be-
merkenswerthes hervorzuheben pilt. Der letzteren Art
sind in dem ganzen Dialoge 12 angemerkt, unter denen
mehrere, an sich werthlos für die Kritik, zumeist aiif-
genominon erscheinen, um den angehenden Philologen,
noch ehe ihm die vollständigen Apparate zu Gebote ste-
hen, in tfewisse Arten handschriftlicher Veriirungen ein-
• zuführen, wie zu S. o.jd, l4. lUUrT] statt TuiXci.^ zu
ibl 1 Jl- öldaay.ovrn cet. statt dlddoy.uvvi , .'JOS, (.i.
ii"EVl:TO statt yivoiro: woneben man freilich mit glei-
chem Reihte auch dieses und jenes Andere erwähnt er-
warten konnte, wie namentlich S. 380, 4. tuv iuvivitt
TU) tgüiuhvvt statt tov iuuiTiiivxH T(j> igcorojiityijj. —
Rücksichtlicli der Genauigkeit der Angaben ferner hat
38
571
572
Ret. iiirgfiiils r(«as irrmisst, ausspr «lasn S. .}.'iS , I.
(yuäcrrmt öf) «l«"'" Ntallliaiiin'sclii'ii 'IVxtp f/llsrlilidi
yoa'f rra! os xiiffr-KliricIx-n ist: «ofpgen die (»piiaui;;-
ki-if iiolil »II »pit (;ctrii'l>fii i.st , »piiii S. 3-')t , 7. mi
yomp-f rrt ru »Is ln-somlcre Schreibart bei Slallb. der
oflViiliare Ururkfrbler yoc.tfh' Ol: T/i angemerkt ist. —
Dil- lii((-r|iiiiii'li<iii ist, Hpiiii nurh niilit lilierall , narli
Hfkkrr, «lorb nach ilriiseilicn zweckiiiassijjeii Priiicipicii
Kciii.ich«, im Kiiixpliieii lahl mehr, liaM minder passend.
Für eiitscliiedeii iiiipassriiil hält Krf. z. B. iiiterpuiigirt
>>. .■i^0, |4. eiia-rl^ia; ö(ja (linjfriaji; xai dtionui H(oi\
r; öaiöit;^ üf Hl], iy. turiuti lor Xuyur , für »eiche
Absiiiideninf; des ty. i. r. kuyiir vorauszusetzen «ar ey.
ruidir '/f mv /. , wahrend jetzt dieser Zusatz, wenn
auch iiiii niiterfreordiieteni Ilaii},'e zu den Hauptbet^rifTeii
des Satzes, dix li in einen Coiiiplex mit dem Vnrherit;eii
zu.<aiiimeiij;eh(irf , « le »mhl auch dessen Aiisj^ang auf uv
n'r schliesseii Iflsst. Klienso :iliS, 21, »" «nr Ij 0x171 Ttov
cl ftyn stall (;) (,) jfeset/.t ist, welches hier zur
•jcliiinfren AbiiliederiMii; olFeiibar ni< ht ausreicht. Passend
daj;ej.'eii ist z. B. S. .-(Nd, |(l. der Salz ÜivoiV TU itisiu
- TOl'Z Ueoi'q als Frage bezeichnet, und S. 372, 17.
uarh :t()iotuv fiLV ijnds iy.y.aduioEi da» folgende toi>i;
tiüV vivjv TC-i fikdOia: diarf^eioovTci; ilurch (,) ab-
f esnndert , inwiefern iifimlich dieses letztere Präilicat,
iliiil namentlich das geschmückte i/SüiV ß/UtOiai, als von
.Melitiis gi'liraiicliter AuMlriick anzusehen ist, und somit
die Besrillsfügung etwa dicsi'lbe ist, wie wenn es liiesse
>.'(/«? ey.y.a^aiQH , uvc miv veiov Tai ^ftiorag diu-
adeloitv wroi. In den Fallen, wo das syntaktische und
das logische oder ilas rhetorische Princip colliiliren, ist
lorherrschend mehr das erste befolgt, so nanieiitlich durch
liiterpiingirung <or den Coiijunctionen und andern relaliieii
Wiirtern ; doch ist nicht immer das Bessere gegelieii.
Z. B. i54, 7, eyoj de cpufjoinixt, fji) duyio ai'Toi; —
lavTi ävöui Xiyflf, kann das vor fiij gesetzte Ivomina
nicht gebilligt werden, als wodurch fyio zu (foßut'iiai
gezo<;en würde , während dasselbe ofFenhar zu dem fol-
genden fxiy.u) tjynv gehrtrt, wie in einem ille vereor
ne Jecerit. Aber auch wo nicht gerade ein sulchcs In-
einander der Satzglieder stattliiidet, niOchte Ref. die Ivoin-
mata nicht billigen, wenn ein relativisches Satzglied iihiio
alle logisch- demonstrirende oder pathetische ftlarkiruiig
sich ganz eng uiiil leicht , wie in der einfachsten üb-
jeclsforiii, einem Verbiim aiischliesst, so dass auch die
Stimme bei passendem ^'ortrag keine Pause macht, zumal
wo die Redeglicder ganz kurz sind, wie S. :{.')'.', 2.'.
ÜkK öoüujdvj /Jl) TOVVavTiov yevijrat, wo unsere Aus-
gabe hat ,,6o(tO)8u) , iilj^' , dann aber wenigsti'iis auch
vor aÄ/.' hatte ein Kolon setzen müssen, um in der \"er-
haltnissinassigkeit zu bleiben. Mit Coiisequcnz übrigens
ist dieser Grundsatz auch nicht durcligefülirt : so ist gleich
S. 3.J5, 13. /; ^oc — dyroeitai vno tujv -tuKluiv
ÖTirj noTe öpSwc e^^et (wo Ref. rermuthet i] rühr')
vor M/ly, und S. 3,')4, 14. tuI'T rif>i] o^tj d-nofiijmiut
dörJ.OV vor dfiljl.ov nach Bekker's Vorgang nicht inter-
pungirt. Kicht zu re( hifertigen inüchte auch S. 3^itS, 21.
nach e'j^eiv das zu nchiiaclie (,) statt eines (;) sein, da
sich die folgende Frage oUVnbar stärker erhebt von der
vorhergehenden. — *'"ti Druckfehlern endlich finden sich
in diesem Dialoge nur li)oi<OUifi£;lc'. und löoioßc.l
S, 3' 2 f. statt id(J. , wie auch in der Sedezausgabe ver-
bessert mt.
^iach diesem auf möglichste Vollständigkeit berech-
neten Bericht über die Leistiingeii am Ifiiilhvphro tlieilen
wir nun, «ler olugen Ankündigung gemäss, noch weiter
mit, was ausser dem Verhaltniss dieses Textes zu dem
Bekker's<'hen und StalMianin'scben vor Allem in Betracht
kommt, wie die Resultate dieser neuen Kritik sich zu
denen iler Schneider sehen verhalten, welche, in der Pulitie
«lieselben (irundsatze geltend zu machen , vorangegangen
war. Nehmen wir auch hier einen grösseren Abschnitt
im Zusammenhang, ilas zweite Buch der Politie. Das
Resultat sei vorangestellt: in diesem ganzen Buche näm-
lich betragen die Abweicliiingen vom Schneider scheu Texte,
die bloss ortbographisclipii eingerechnet, nur |.'); wogegen
die vom Bekker'.'.cheii 4"- , die vom Stallliaum'scheii iiVI:
ein Beweis iliess, wie weit den Hrn. Herausgebern, wenn
auch immer sie nach sellisiandiger Prüfung verfuhren,
nach ihrer eigenen lieb«-rzi'Ugiing durch Si hneider's griinil-
lirhe Sorgfalt vorgearbeitet war. Dass die Abweichungen
von Schneider in den Anmerkungen besonders angezeigt
«Ären, möchte billigerweise vielseitig gewünscht werden.
Gehen wir jetzt diese Abweichungen einzeln durch, und
erlauben uns dabei nur wenige Einschaltungen bei schwie-
rigeren Stellen. S. .'jS, l8. ist gegeben mit feuter Auc-
Inritat uiodujii 9' HJiy.a, wo Schneider mit Bekk. ohne
tf Oller II:. — S. (iO, 5. wo die neuen Texte wetteifernd
mit ilen Haiulschriften variiren, dy.OVf , Ti ov TS y.l'.i
öitiv yeyoie diyatuoivi~: nach guten Ilandschr. zwar,
aber gewiss unrichtig, da weder ri cj' für ti tOTt ge-
nommen, noch auch construirt werden kann ri T£ y.ai
o^ii uf, Hr. Winckelmann will mit andern Handsrhr.
äxDit tL uiui> 76 y.ai i/tttv ytyors dlx,, worin ausser
der befreinillichen und bei Plato schwerlich erweislidien
Art, ein cnordinirtes Dreifache zu copuliren, nämlich statt
Ti Ti y.ai Otiiv y.ai, nicht minder der bei solcher Zu-
saininen.'.telluiig allzu harte fllangel eines iari anfslösst.
Hr. Butter veriuuthet uy.UL<£ nuivv T£ y.ai, leicht und
einfach, auch geeignet, das Ti der meisten Handschriften
nach dyui'l zu erklären, dessen Ursprung bei Slallb.'s
tiiof Tf y.ai unerklärt bleibt. Für richtig aber kann
Ref. auch diess nicht halten, da hier Glaiiko nicht sein
Kigenes, sondern die HJeiiiiiiig der Menge über Wesen
und Ursprung der Gerechtigkeit lortragen will, was im
Obigen scharf markirt ist, or Tuintv duy.et luii ttoK-
koig — , euu) otov tliul Cfnai, und gleich darauf w ie-
der markirt wird 71 tCfl'y.lvat — dr, cpuoi , und wieder-
holt unten wi; 6 Ätiyo; unil S. (i3 , 14- ei; <f)]Oiv n
rreiA TUV xoiovTUü kuyuv l tyv>v. Damm stellt sich
als entschieden richti<! heraus, dergleichen die einfach
sie Correctheit iler Darstellung verlangt, das von Bekker
und .Schneider gegebene OIOVIUI. AVeit aber zieht Ref.
Bekker's Schreibart d.y.iivt, ri uiorim y.(i.\ udf.v ytytj-
utvai dty.uiuoim V der von .Sclineiiler ■:ri()i cui'iu-v
äy.oi'E Ti utui'Tui, y.ul u^fv '/ty'ytf öiyaiocn'yrj vor,
als in welcher letzteren die Hälfte des Unrichtigen übrig
bleibt, da ja auch der Ursprung der gen ohnlichen Mei-
nung gemäss dargelegt werden soll, welche Beziehung
bei dem zweiten .Momente fallen zu lassen , auch durch
573 574
Niihlassifkcit iiirht itii piitsrhiilili|ri>n wäre: im LVbrigi-n (fO.oiv oiiil t.tySTUt im lits »eiiigor, ald ein Iliml^niiss
al)iT, traniin nicht ans (IpiiüpIIhmi MatiiUcliriflni , «vpIcIip findet, verilieiit ürailitiinj; dir Variante xa yaiJ di; /.i-
da-i iWillii^i- ohnrui Imtm , anih di-ii riihtitrpn Ausgang yuutvu-) — S. rj, l,S. xi y.ut Ijjliv iteiljfiuv, deui
d<T lUdi- .Mittieliinon, ■;h-;iiviy(il diyai()Ol<l>i;i''i Der Kef. iiiiz» fifelliaft : S. Iiin-idir z«i );u/> ojl «f/^/yrtOV. —
Verdnl. des iii(iiiitiri,scln'ii An^naiigs alnT dtr Rfilc sclirint (S. (i.l, 9. mit .Sclineidor oliiip x«t i<ir izaora xouxuiV
erst in i-'ol(;.- .I<s fiii iiiuiiroi ciiiijetrrleni-ii o/oy rf «<■- nuvxuduTlü, sibwcr zu reih(fer<igen.) — S. hfi , 17.
kommen zu srin. Viellcirlit iiidpss stand ur!ll>rlill^li<•ll Tor dvay/.aiuo tvi/.U ioxtv; »o Sclinriilrr schn-ilit
ii/.oi'S 7iuiui> TS ol'ovtut y.(U oi^ei) y^joveim hiy<i/o- ti'iy-u tottv, iiiindpr passoiid , da das (ihiipliin siliarflic-
orvvijv: lici «oldiiT Annaliine dip Entstellung aller liaiid- toiitn ror «'K'.7/a/0() irix« als Pr^ldicatMliegriü' ersriiiiiit,
srhiirilirlipii \'arieiat, mit Ausiialime des augeiisi lieinliili iOfii' aU leichte Copiila , das Ganze jtliiilirli einem
intprjxilirtrn ri tt ui' Tvyxdvn, am erklärlichsten wird, üyo.;v.('iu ionv. — (S. NT, 1>. ist es srliuer, das von
dazu aller, liei dem volleren Be;,'rifle des Ttiniiv getreu Stallliinin gegeheiiP , »eiiii anrli .liisseilic li srliwarli lie-
rt, die üebergehuiiir des f/f«; natürlicher ist. — S. dl, ,'1. t:lan\.ijrte llo/ liir,r,()ii! v i)lj lö iniu Torrti nicht fiir
ist uKKa xt dl] livifut iiyt>not ohne ü nach <)r, fjeschrie- das echte zu hallen. Die llni. Ileraiisg. lassen (V^ mit
Imn, zwar nach guten Handschriften, aher, — Heim man Hekk. und .Schneid, aus.) — !». ,-^y, |.'), wo vor ha <i>if
nnch fiuduXuyoUOl nicht, wie Schneider scheint, als Schneider das uXku 0/.VT0roi(Ov wieder aiifgenniiimen
Uafir, Monilern im Sinne loii (faol iiimint, — schwer hat, ist dieser an «ich sehr missfallige und nicht zurei-
glauhlicli, da oline cl die Heile sehr unheholfen w ird. — eilend lie- lallliigte Zusatz mit Bekk. und .Sfallli. »egge-
J*. H?, o. isl geschriehen lovruv dl äkXo fiiv oi'div, lassen. S. 92. !• UV IIFV uv idrj als iilier» iegend lie-
iliOi di xrj Xli'j) xurniivv !)a/.xvtji)V TTHiHtiitiCvuv glaiil>igt, «o Schneiil. mit liekk. und .Stallli an sich nicht
ly.fjijva/, ohne iyiifii nach iilii und (ihiie i'r nach du/n'- minder gut i)ci UV iitv av löij. — S. ''.j, 4. ItyoLOir.
//ov; wnriii Ref. nur Kcirt|)flaiiziing eines handschrift- llooiz. »o Schneider /.tyoc'//. Httiovc.. Ebenso S. )M),|,.
liehen Schreibfi'lilers fiiulen kann: denn es «are doch <iKI littnOillV. iScu., «o Silin, c t./.uIvtOHi ; Ac.i. —
«erki'lirf zu sagen, «lass (j'vges loii jeiiei» Leichiiain .S. <|ii. In. tiiIc'AXU [/txrtc] nutXuv. So starke \'ef-
hts genommen habe, ausser dem Hinge, gleiclisaiu dJichligung des tk/lti'. linilet Ref. unbegründet, zumal
IUI
lim eine, liier gar nicht in Betracht kommende. Enthalt- bei Vergieichuiif; aiideier Sieilen, wo dieselben Handschr.
sainkeit zu zeigen. (v,'lhreiiil ohnehin nicht einmal gesaj^t nbereinsliininend lalsche .Auslassungen ilarbieten, wie gicicji
ist, dass der Leichnam noch Anileres und Ko>lbares an zunächst S. iSü, 12- in V-ni Ti^v nor/ulJav \ 101, 7. V.al
sich gehabt liabe; uolil aber ist durchaus gehiirig, n as //. iirfrtOiiaT:a; I n4 , 19. Oirt y.i'.Tii (fuVTUOla:,: und
Bekker's und Schneider's Text mit dem liinb'inglich be- ohnehin kann hier der Begriff des l.iy.ria nicht entbehrt,
glaubigten tx^tv und i'w sagt, und bei dieser Schreibart ans dem obigen iivtfu/.uyijl l-uv aber füglich nicht wie-
erhält auch erst das Tieoi XV X^"ß 19- dcy.xiklOV ge- derliolt »erden. Aber ungern sieht Ref. einen .Anstoss
sunde Beziehung. — S. () { , 'Jü. otiioj^, wo .Schneider in den unmittelbar rorhergehenilen Worten auch hier un-
ot'Tü). — S. 114, 19. nie immer Tlj], wn Schneider 711]. berührt. Denn wie doch soll verstanden wenlen ÜKK H
— S. 64, 'JO. (ivdolav, »ie immer: S€]\neii\. dvöosiar. 7iü)i ut/j.oiiiv Tinloeiv, ui^ ovdiii nvi^ore iio'tjrri
— S. 6.Ö, 11. hw nach Keukirch , wo Schneider taxuj. txl(>o; ixtQiii ciriixi^iTO oiö' inrt toTtu oöiov^. Denn
Ref. halt f'vui, so sehr es durch das ijxoj der meisten es handelt sich ja hier gar nicht um die Ueberzeugung
Handschriften eiiififohlen scheine, für hiichst unwahr- von dein, was je den Bürgern geschehen sei: sandern es
scheinlirh , da sieb ja »obl die Begriffe i'evur und (iiie- kann nur die Rede sein entweder von der Ueberzeugung
xdoxavoi; nicht »ohl verbinden lassen, anders, als unser davon, dass unter den Göttern niemals Feindschaft slatl-
„er wandele unverrnckt." — S. hT, IS. ul TIVV)V /.}>- i»efumlen habe^ oder von der üeberredung dazu, dass
dviitvoi, Scbneiiler i iiiiseijiieiiter oi' r/K/jf xyiWuf J^o/. — unter den Bürgern Feindschaft nieinals stattfinden sutle.
S. 70, 12. vermuthet Mr. W inckelmann d/fi.öoVTfi statt Das letztere, übereinkommend mit dem vorhergehenden
ölddtTi;; sehr » ahrscheiiilich , da didovai liier doch ti ys dei ijjiii' rot's /(tKAuiTa^ iijv ■ttöUv (fuKäiiii-
einen zu vagen und nicht recht passenden Begriff gibt, ai'o/tOTuv voiiiCeiv xo Qadiu)i ÜAkr/foti d?Tex^r<vt-
,,«ie geben" statt ,,sie bringen vor." — S. 7t), 1 3. ist Oi>«/, scheint zunächst hierher zu passen, mtichfe aber,
o')g uiit in die Reihe des Verses aufgenommen, was da die Handschr. gänzlich im Sfiche lassen, nur durch
Schneider aus gutem Grunde misslnlligte. — (S. 70, 19. mehrfache gewaltsame .Aenderungen sich in die Worte
ist in dem Homerischen lliad. IX, 497. mit Schneider hineinbringen lassen. Ref vermuthet einen alten Fohler in
das kaum zweifelhafte ÄfOro/ statt /7r(>f;Trt»( gegeben. — llokirij^, sei es, dass dieses an die Stelle von f^Sih
S. 71, 20. in jener für die Erklärung schwierigen Stelle trat, oder dass es ganz neu eingeschoben ward, wahrend
iiält Ref. xd . . Keyofitva fiir ähnlich gesetzt, wie sonst zu ot'dfii, aus dem ^'orliergehenden ütüi hinzu zu den-
xo kiyüfiivuy, als Apposition eines Satzganzen (Gnrg. 3, ken war: so dass der Sinn wird, „wollen »vir aber ülier-
'i. 14fi, 21.) bei .Anführung sprüchwordiclier oder sonst zeugen, das« nie ein Gott mit einem andern in Feind-
currenter Ausilrücke, als dergleichen sich das folgemle schaft »ar, und dass diess selbst ein gottloser Gedanke
^err^inioi fjto,; recht olFenbar ankündigt, und dann aucfi ist, so muss dergleichen (uflinlich , dass die Glitter in
wolil novoi yai Cr/tiiui Cfavccxu und ('xfikoc ordev eivigem Frieden leben) auch gleich der Jugeud von den
gelten muss. Der Plural darf um so weniger auliallen , Alten beigebracht und auch von den Dichtern vorgetragen
da ein Mehrfaches folgt. Bei dieser Auffassung aber, werden." Klarer wiril so zugleich die Beziehung des
welche alle Seh« ierigkeit hebt, und in dem folgenden TOiai/xa, scharfer passend aber der Zusatz oid toxi
38
*
0 o
576
T0r7f> Itflir.' , «plilicr nun aliiiliih liiiiziitrilt, >iio iiiitrn
in fllinliilioni ZuKaniniciilianj; S. 100, 3. "i? OV^' 0<ria
dv t.iyofiiva. — (■•». lUU, 1.1. rorf fitv airov yiyvü-
LKvov xn'i d't.KnTTOi'Tn t() ai'TOV itöoi it'(; nof,k('.g
fiooUiU '!*' «'i"" <'»iij«'<<"r i'iJ.Kuv s(att ai'TUV ini» Rprlit
i1l>iT".in;.'i-n. Krf. kann nliir iiiclit mit ^ttallli.'iinn iinil
.S< hiiciiliT rrklari-n .,i»a nt inti-ril i|)sp ntiquiil J/af-^ ;
iliMiM il.m lilo-ise yiyvfoihti kann niclit sein aliiiuid lieri ,
null (IIpsiT I5r;;rill' ii.'lrf liipr selbst lin|)aK»rn(l : sonilerii
IT t;lanlit au« li 'ityvdmvov , «ii- «las n/lluT erklarenile
unil die »MMtcrp Urilcfii;'un;; ipmiiftoliiile ukKaTTOVTO.
jt> (triut n'i)()C , lerliindeu zu iniisseii uiit et^ TTokKug
ftooCfdi. Sa Tim. 73, 13- fw? d' uv ei'g dllo II
ylyi diKfOl' vi'i.) — S. 1(11, l'J. TfßWy, «Ip inimpr:
Siinipiilpr Tiavii;. — (J». 10>i, 11. i]-/.lOZ dv mit Sehn.,
alipr üIhm- Hi^nirrknii'; um Brkkci's ij/jOTU dv , wah-
n-nil «IikIi kurz vorlnT in <|pr SIpIIp <Ips Aosrlivl. Bekker s
'raioiv statt des liandsilinftliclipu nniai nntirt ist. —
S. lO.i, '-'(1. t; t)t dl}; zu Lv ru/'i '/.dyti/c Iptvi'ioq n<ks
y.ct/ fc7 (Bi'kk. T/) yin-oituni «lirdp Rpf. olmp Bedenkpu
riiklilisi'li 71(1 et uiiil rit) s«hrpil)pn. l)ip Frage würde
«craussptipii , «lass dpr Nützliilikpit sc'li«)n i«irher als
i'iiipr lipstiheiidcn j;pdailit »arp, so dass nur das Wann
und cl.is AViMin frajiirli liliplie: ps kommt liieralier /.u-
ersc zur S|)rarlip, ol> üliprliaupt das Fals<:IiP in dpu Re-
di-n niit/rluli sei und ZMar fi'ir manclu- Falle und für
üianclie .^Ipnsclipn. — )IM, 'JO. nach allpii Hamdschriflpn
aiisJi'r dpr iMi'iiulinpr ujit ^,(hnpidpr tii'd' i'Tcuo Ol'i^
iiiuo , »as Ref. auf kpiiiP \Vimsp zu rpciitfprf igen finiie»,
da liipr oli'eiiliar dreifarlie scharfe Disjunclion aultritt,
null das Anfgpbi-n ilpr l)isjun«tion in diespm dritipn Glied»
ouch nicht durch die fjprin-jsti-n Zivisclipnhpgrid'p niotiurt
lil. so dass Olde für das unliefangene ürlheil hier füg-
lich nur als Schreibfehler gi-lteu kann.) — 3. lOö, 9.
drav (f^ i] &tTig rdv 'JnuKtu) iv tui^ airi^g yuiuoii;
('.duvTCi, wo Hr. Baiter mit Schneider, .Stallbauin und
Bfkker (riTil; «ill, »as auch Ref. billigen »ürde, wenn
nullt lue Rp(lpxi«in so dentlirli fortgeführt wäre in dem
idigemlen rdq loi £l':i aidicC- — Kin Rückblick auf
iliese 'l'er^leichuiigen zeigt, dass ilieser neue Text, nach
lies Ref. Ansicht, nur 4 zugleich erheblii he und ent-
-.cliiedeii begründete Ab» eichungen von ilem Schneiiler'-
ji lien darbietet, dagegen, eiiiPii Interiinnctionsfall eiiige-
ii'chiiel, ,0 nicht wohl zu rechtfertigende: die übrigen
Vb» eichungen erschienen zweifelhaft oder weniger erheb-
lich , und an '.i Stellen waril die Uebereiiistimmiinjf mit
Sc'.n-.eider nicht j^ebilligt. — Druckfehler hat Ref. in ilie-
sem Buche '2 gefunden, S. 76, lö- ey.aie^foj^ev statt
iy.C'.T. und S. 83, \'j. aoa statt doa.
Ehe wir nun jetüt auf Hrn. Winckelmann's Ausgabe
lies Eutlnil. übergehen, berichten wir noch knr» über
ilie der grossen (Juartausgabo zur Seite geheiidp andere
in Sedez (>r. 2 1 '>■)• Diese, in einzelnen Baulichen z«
)e (i, 8, ') gfif. (der Staat 1 S )i;Gr., «lie Gesetze mit iler
Kniiiomis 1 Thlr.) mehrere kleine oder einzelne grosse
Stücke enthaltend, gibt den blossen Text ohne kritisclie
Anmerkungen, ist aber mit gleicher Eleganz — Referent
keiiut keine eleganferp Handausgabe des Plato — un«l
mit "leicher, zum Theil erhöhter Correctheit ausgestattet,
so dass ihr wohl reicher Eingang in die Schulen zu er-
warten steht, wo der Lehrer in ilen Händen seiner Srhi'i-
1er am liebsten den blossen mjigliclist reinen um! correc-
ten Text sieht, alle weiteren Mittheilungen seiner eigenen
wohllierechiiPiiden Wahl lorliphalfend. Einzelne Baulichen
erhalten noch besonderen Werlh durch kritische Erör-
terungen in dem Vorwort. .Solche enthält namentlich von
Hrn. \Viiickplmann Bd. VIII. (Phiipb.), Bd. IX. (Meno
und AIcib. I.) und Bd. XM'. (die Geaetze, dem grossen
Veteranen (iottfried Hermann zu seinem Jubiläum ge-
widmet); ton Hrn. Baiter Bd. XV. (Tiinae. und Critias)
und Bd. XVI. (I'armenid. mit krit. Bemerk, ton Hrn.
Sau|)|)e). Die Vorworte zu Bd. II. (I'haed. Theog. Erast.)
und Bd. ^'11. ((iorg. und lo) beklagen di«' Nichtllieil-
nahuie «les Hrn. Winckelinanii an der Bearbeitung dieser
Stücke.
(Fortsetzung folgt spater.)
Ol. Acliienk'se der Kritik und Eiklaniiig des Pla-
tonischen iSiaates nebst Ankiindi<ciin{^ einer \'er-
deiitsclimi^ dieses Werkes von Dr. Wilhelm U'iegand,
Director <les Gynitiasiuins zu Worms.
Zweiter Artikel, Buch VIII— X. belreff'end.
(Foilset/iing vun Nr. 107 — t09. vom Jahr;;.iii^' 18,^1 und luu
Nr. 5» — 54. vom Jalii^. 18j5 dieser Zcilsclirift.)
Als ich cor etwa acht Jahren iliese Aehrenlese über
die ersten sieien Bücher der Fiat. Politie bekannt machte,
dachte ich, auch jene con den drei übrigen bald nach-
folgen zu lassen. Ausser vielfaltiiren häuslichen Unfällen
waren es aber eben so mannichfallige wie drängende Amts-
verhaltnisse (Reorganisation und jirov. Recturat der Worm-
ser Stadtschulen, Reform und Erweiterung des dasigen Gmii-
liasinnis, Hetheiligung bei iler Bezirksschulcoinmission etc.),
weldie mich niithigten, die lichte Höhe iler Fiat. Spe-
culatioii zu verlassen und in die dunkle Höhle der prak-
tischen Thatigkeit liiniinter zu steigen. Unterdessen ist
wiederum die Anzahl der Ausgaben unseres Werkes (von
/. G. Baiter, J. C. Orelli und A. W. Winckelmann)
um eine vprinehrt wordpii *); auch haben wir eine neue
Verdeutschung prhallen (von K, Schneider, Breslau 183- •)•
Trotz dieser Erscheinungen kann ich mich doch niclit
Veranlasst sehen, ilie Veröflentlichung des Restes ilieser
Aehrenlese, sowie jene der von mir angekündigten Ueber-
setzung, die noch der letzten Feile bedarf, aufzugeben
*) Sie sciieint indess im Allgemeinen die Sclineidei scbe /.u
befolgen, wie in der Vorrede ausdnicklicli eiklait «u.l
De l'litonis rc publica pust Bckkeruiii ncinn niiliiis e.-l
niciitu-, fpi.iiii C. E. eil. Scluieiileriis Vratisluvieusis ; ijiii
quiini in picrisqtie optiinoriüii libriuum .iiiclurilateiii se-
cutiis C'iiet, non (ieii non poluit, quiu nos tpicpic, qui
adliiic eandini rationeni secuti suiinis semperquc seque-
mur, casdcin lere, quas ilie Icctiones elegerenius. iSiliilo
minus taiiien haud raro nobis Contimit, ut. si quanilo ilie
inlpipnlatis codicibus , lectionis spccie quadani ductus ,
niniiaui Iriliiierct lidcni , nos sinceram antiqnissinioruni
libronim aiictorit.iteni aniplcctcremu;
0//
57S
lili Wolire aber mit iIps<o grösserer Freude zu die-
sen Studien zurück, je fester die Stütze i>ar, »elilic iili
mitten in dem Treilieii einer Iteneglen Zeit, in^liesonderc
in den kritisrhen Momenten meines nächsten Wirkungs-
kreises (»gl. (»vmnasialzeit. 1S4|, Nr. tl) und 11.), na-
oientlicli an <len nioralisclien Iileen und Priniipien iliese»
Werkes fand. Jetzt, nach si>li'lien Erfaliruni^en, sehe ich
erst recht ein , was J. J. Rousseau' s Paradoxon sagen
will, in welchem er un« die Fiat. Pnlitie mehr als pä-
dagugisclies, denn als pulitisches Werk emphehlt.
Buch rill.
S. 381, 13. — 3S2, 4. (Bekker): 'Eoti 8e 9el<tj
UHU yevpr^Tij) 7i£'jiudoc, tjv dfJtS^iui^ nsoikatißdvEi rs-
f^sios;, dvif(j(oi:ei(i) dh iv u) nfwjTaj iu<i;i]oeii övvd-
iiii'ai Tl y.ai dvvaarei'UfxEvui Toati djiuoruaaic, rix-
xuoaq dt üouvi Kafiovoai üuuiuivTwv te y.al dvo-
fxotucviuiv 'AO.i aL'iövTujv y.al q)iyiv6vT:u>v , -jidwa
Truuoijyuua xal ^ijid Ttoö^ äkkijka dntcfijvuv luv
iiitoiTOz nv9iii]v itefiTtdöi ov^rysii di'iu dofiovi'ai;
TTagex^rai r^ilg avt;ijitEig, tT,v itlv t<Tijv loaxii, ky.a-
xuv Torrai'Tay.ig , itjv dh /'oofjijytj fitf, ttj n(iofj.i]y.£i
ÖE, iy.UTuv iiEv doi&fiuiv diouttoiuv (tijzujv leitTiddoq,
ßsoLiEvujv ivo^ ty.daxutv, do^ijiuiv dt öcEiv , ky.aruv
dt y.vßwv Tfjld.doi. Es ist diess nicht nur die dun-
kelste Stelle dieses Werkes , sondern auch eine der dun-
kelsten in den Schriftwerken des Alferthums, so dass
man run dem dunkelsten Il.'iihsel spri'irhwörtlich zu sagen
pllegte : numero Piatonis obscurius (Cic. Att. VII, J^, ;';.).
Kine Uebersicht iler bedeutendsten der fast eben so zahl-
reichen als missliiii(,'eiien Erklärungsversuche findet man
im m. Bande der Ausgabe Schneider' s , welcher in neue-
ster Zeit sich die meiste und unterdrossenste lUi'ihe dess-
halb gegeben hat; und ferner im .llarburger Lccficinen-
programm des Hrn. Prof. A'. F. Hermann (Ostern 1S39).
Hr. Prof. Schneider hat auf das Resultat dieser Lnter-
snchung Hermann's in seiner (in demselben Jahre erschie-
nenen) Uebersetzunj; verniuthlich keine Klicksicht neh-
men kennen: denn dieselbe hat in diese Stelle, an >icl-
cher bisher aller menschliche Scharfsinn gescheitert ist,
im Allgemeinen su viel Licht gebracht, dass wir nun
niilil mit Pvthagoraischer Krcude rufen dürfen: gefun-
den ! Aach dieser Erklärung sind Heimlich tO,UUO und
7,.')(I0 die Zahlen^rüssen der hier in Rede stehenden
Umläufe (des göttlichen und menschlichen), die vulgäre
Lesart Tijv de i'aoj^iijy.ij iitv , ry TToofti'y.ti dt erfährt
die kleine vom Inhalt des Ganzen geforderte Emendation:
r. 6. ioDUr'/.ii uev tv , n o<> ur,y.ij dl, indem das j^
für ninfj oder ravrrj gennnimen wird, und die ganze
Stelle iiird S. IX. des gedachten Programms also latei-
nisch erläutert: Est autein divino quideni uperi fteriodux,
quam numerus comprehendit perfectusi , humano vero i pe-
riodus quam numerus ciimprehendilj in quo primo incre-
menlit secum ipsa tnulliplicata pariter ac per mutuam
multiplicatinnem producta tria intervalla quatuur vero
terminns tiacta , sive quis similia sive dissimilia misceat
sive augeat sive minuat, omnia effabilia et rationdlia
inter se protulerunt : quorum sesquitertia rudix quinariit
iuiicla duas proporliones exliibet ter aucta, allerum pu-
rem pari muUiplicatam centum centies alleram rem Lon-
gttudine quidem huic aequa'em sed obtatigam , centum
quidem quudratorum ex diuguniitiius quinarii ralionali-
bus , uno singulis delraclo, irratinnnlibus autem binis
(sc. singulis detractis) centum autem vuborum Icrnarii.
liiiiein ich in Absicht auf die iiälieren ^ach» eisuiigen
dieses .Sinnes die Freunde Plato's auf jenes Programm
sellist verweise, » ill ich hier nur den ^ ersuch einer
^'erileiitschung folgen lassen, wie ich diese schon vor
zehn Jahren auf iifl'eniliche (Allgem. Srhulzeitung 1,S31,
11. Abth. S. t rs'^) und freundliche Winke versucht habe.
,,Für das göttliche Erzengniss gibt es aber einen Lebens-
iimkreis, den eine vollkommene Zahl umfasst; für das
menschliche dagegen einen, welchen eine Zahl umfasst,
in welcher als dem kleinsten Kenner sowohl poteiizircnde,
als auch durch »ecliselseitigc IMultiplicatioii hervorge-
brachte Vermehrungen mit drei .abständen und vier Glie-
dern, alles ohpe Bruch und unter gemeiiisdiaftliiiiem
Nenner stehend, erscheinen la.ssen, mag man nun Aehn-
liches oder IJiiäbnIiches verbinileii, multipliciren oder di-
vidiren. Das kleinste V'erhaltniss jener beiden (mensch-
lichen und göttlichen) Zahlen ist 3:4; ilieses mit ,')
verbunden liefert zu ei Priiportionalzahlen , nachdem drei-
mal vermehrt »urilen ist: die eine, die gleiche, gleicli-
vielmal geiiomiiien , näiiilicli hundert um noch einmal so
viel; die andere aber, die mit ersterer zwar gleiche
Länge hat, aber oblong ist, beslebeiid *) aus der hun-
dertfachen (jnadratzaiil einer der rationalen üiagonalen
eines Uuadrales, dessen Seite = j, »obei eins 'oii je-
iler der Quadrat/ahlen weggenoinmen »ir<l, »odurrh
beide irrational »erden, — ferner (bestehend) aus dem
huiidiTtfachen Kubus von drei.
S. 3S(), li: y.ul dotfotc — rfjEooi] Schneider ver-
tauscht auf Anrathell Bekker's das von ütaltbaum beibe-
haltene Tiaiv, welches auch Ficin nicht übersetzte, mit
dem von einigen Handschr. gebotenen t^,- a.v. Nee ilici
jjotest, setzt Schneider hinzu, quid h, 1. sigiiificet. Kam
servis et huiusmodi lioininibus , qui sensiis verborum
dui/.uig Tioiv esse polest, propter opposituin cKEvl^todU
iiieptum. — Das av möchte auch ich nicht gern ver-
missen; denn Sta'.lbaum's Bemerkung: ne quis nuduni
uptativum mirctur, qui rede nunc ponitiir sine tw , quia
Socrates sola rogitafione liouiinem talem fiiigit esse, qua-
lis describitur, — reicht wohl nicht hin, diesen rtlan-
gel zu erklären; unten nämlich heisst es ja von demsel-
ben: y.arncffjovoi uv, doJldCoiru av. .Aber das rtoii'
möchte nach meinem Dafürhalten einen weit passenderen
Sinn als Tli geben. Unter den öuvkuig sind n,'iinlich
hier nii'enbar die sklavisch gesinnten iiml dcui liinokral:-
scheii Individuum schmeichlerisch znvorkonimenilen Freien
zu verstehen , unter den ikiii^tooi^ aber die echten
Freien, die als solche auch auftreten. Das Wort tf.li'-
x^eoUi hat nämlich bckaniillich in Folge der antiken
Verfassungen neben dein Begrill der Freiheit auch den
der Vornehmheit iin giiti-u Sinne ; mit öoL'/viv aber wer-
ilen die eigentlichen Sklaven bezeichnet, wie es im idea-
len oder philosophisch -moralischen Staate Plato's keine
gibt. Wegen der Verschiedenheit de» Sinnes, in »ul-
•^ Das Kol^'eiule, in Ziffern .Tii.<!,'cdrückt. sielll sich niso dar.
' lÜO X V (5' + 6')=' — 1 -f lUü X 3'.
579
580
rlifiii liin t^tu'/oi (;'•'"'»"<•''' ''*li "'■■'' '^" '" ^" •^'P'"'"'"
Itatiiii)' iiii-drilii'lt iiihI krili Pfiiiioiiicii (lafiir );i-liraiii'll(.
lliiTiindi l^iuti't ilu- K.iiiJti« Sli'lli »iTilriiliiilict als(i: Und
,if, Mensch bei solchen Higemchnflen wird einerseitn
sich wild Lehehmen geilen gewisse Sktaren f- Seelen),
iilmi- ein Feind i>ö/i SLliirrn zu sein , vie der voll-
Liiuiuirn ^|iliil"sii(iliis< li - min-.ilif< lij (jeliildete , alter gegen
l arnehuie znlim ii. ». «. _ ^
S>. jvtO, -i — 4: (ft' 7"(' «" Ti'(fikui> r.yeiiova rov
/ooui eacijoaro] Icli kann liior unter ili-m blinden Füh-
rer nkiit «Irii Reichthum vorstehen, »ic Sl.illl.anni mit
ilrni .S«li<iliasli-n lliiit. Plato i t nicht iler S( hnflst.ller,
iler iloni Leser ilie Krkhlrunjj seiner niela|ih<)f i»rh ge-
brauchten Ansilnuko auf die Weise aus .leci S. lirjfiiier-
keii eines Andern (des Aristnplianes) zuinnihei. !< h »er-
stehe darunter ileii dritten oiler untersten >releiil)e»taml-
llieil, das m llHi jli; rr/.OV , dessen blinde Liliensleilunjj
im Vorliergeheniien (S. j^H , 10. — 3' •■!) , /• — ä'ii
ii — K; sehr ansrhuulith beschrieben und niil der des
Perserknnigs »erjjlichen «ir<l. Die Variante [iiui' siheint
»ou einem Sclioliastcn lierzurühren, der die Stelle eben
.so «erstand.
In der darauf fnl(;enilen seh«ierij;en Stelle fol^e ich
Hermanns Vorschlag (Alljf. Schulzeit, a. a. ü. S. l,;Ü(i):
ndi'uoxu , ijv d' iyuj- y.iu ixi rode o/.omi.
S. 397, VI — 13: Ötöioji r«; iniifiiiluiTa; dva-
KmTi/.ui i'iüioctv y.a\ tvft:iuoay.a'K£iv iil ^vuuux^uv
■rf y.ai (fi'kuiir/.iav, (J)Jyoti xidiv so.ltoP nukifiujv
ii}.iyii-r>yi/.iu.i Tcr. Tiohku i:iiaTai y.ai ■JTkuin^i] Schlcier-
iii.ichcr SUHohl., nie Schneider, iibersctzen die \»'oite O/.i-
yoti T/O/l als Ablativ und eai'TUV als tieniliius [larti-
tiT. : mit Wenigem von dem Seinigen, mit // • v. dem
Seinen; ich glaube ilie >Vi)rte o/Jy. T. als Objecisilaliv
von nuktiaov betrachten nnil darunter die Heiii{;en IJe-
gierdeii verstehen zu dürfen, «eiche der fragluhe IMeiisch
sich unterwirft, nicht uiit der I ernunf't , snndern in
Folge seines Geizes. Diess gestaltet sonnhl iler griech.
Sprachgebrauch (s. Astii Lexic. Plat. v. nukeuliv) als
auch das vorher von S. 391 , II — IS- = ÖO 1 , K Gesagte.
Hiernach h ürde folgender Sinn entstehen: lind so kämpft
er nach der llerrschaftsneisc weniger Häuptlinge nur
gegen einige wenige jener Uegierdcn, bleibt meist zurück,
und ist dabei ein reicher Mann.
S. 41(1, 5. Ich kann in dieser Stelle die Schwierig-
keiten nicht bemerken, ilie Schleicroi. uiiil Stallb. hier
finden »iillen. Schneider hat die Vulgata kritisch ge-
rechtfertigt, und übersetzt ü TQOTlOi mit üeschaff'enheil.
Buch IX.
S. i'i'2, 1(i: Top sxovTa. re avTÖv via:it(> tioKiv
ättt ittI nd-Oav Tokuav] Sehn, hat die Stelle, an
welcher Stallb. Anstns.s nahm, zu reclitfeitigen gesucht
und in seiner Uebcrsetzung also wieder gegeben: auch
den, der sie (ioutz) hat, gleichsam wie ihre Stadt, liiii-
fnhren zu jeilein \Vagestü<k u. s. w. — .Auch ich halte
die Viilgala für unrerdorben , mOchte aber einen anilern
Sinn darin finden. Aach meiner Ansicht ist n^lmüch die
in unserem ganzen Werke, besonders von Kuch VIII.
an, fortwährend dargestellte Parallele zwischen den fünf
HauptvertUHSungsartCK und den ihnen entsprechenden
Individuen auch an U7lSerer Stelle wieder angedeutet,
aber nur tlüehtig, weil sie im ^'uhergehenden sclioii öfter
und stärker hervorgehoben wurde. '() TdV J'^OOH fi. t/ui\<
ist nämlich da« demjenigen Staate entsprechende Iiidivi-
dniiin, der riiieii T\ rannen als Vorsteher in sich aufge-
iioiiimeii hat, und dessen /iislanil oben U. ^'III. sehr aiis-
fülirlicli lind lebhaft iiai h der den (irieclieii allzu be-
kauiiteii Wirklichkeit gesrhililert wurde. Wie der Ty-
rann im Staate der .Schleeliteste und (gefährlichste unter
den Schlechtesten iiiiil (iefährlichsten ist, so ist es auch
im enlsprecheiideii liidividnuin der hoV)C, unter schlech-
ten und wilden Begierden. Ks würde sich also folgender
Sinn lieraiisstellen : (Jiid führt auch ilen, welcher von
ilim besessen ist, gerade wie es bei einem entsprechen-
den Staate geht (». B. VIII, S. 4|9, U).), zu jedem
AVagestück.
■*>■ 4S3, lU: 2fiiy.Utt. ye {ydg ist bei Bekker ein
Drucklehler), tV/ir, yuy.a tJ.ytiz, iav ü/.i'yui u'jaiv ui
loiuciui. lo. dt oiuy.oa, r,v o cyu} , Tiftoc zu fit-
yaf (t oii/yiju iori fiv.^ Stallb. und .Sclineider haben
mit Recht auf llekker's Vorgang (in dessen krit. Coinnient.)
das di nach ja mit dem von den bessten llaiidsi^liriften
gebotenen yau lertaiischt; aber der Krklärnng Sclinei-
der's kann iih nicht beistimmen , wenn er vou Stallbaiim's
richtiger Erläuterung dieses yitn bemerkt : Sed i/uod
notutn esse usutn vocis yc/o in resjionsinnibus nddit (»<■.
Stallb.), /(. /. Socrates non Adimniito resjiiindet , verum
suum sermonem , ijunsi aller nihil di.risnel, ciintinuat.
Diese niiriclitige Aiiffassune Seh. 's gibt sich denn auch
in seiner fast sinnlosen liebersetziing kiind : ,,lvleiii,
sprach er, nennst du die Lebeltliateii , wenn solche Leute
weilige sind. Das Kleine, sagte ich, ist ja docli im
A'ergleich mit dem Grossen klein " — Nicht auch an
sich? Und sollte Plato den Adeiinantos eine für den
Fortgang des (iespräches so ganz bedeutungslose Bemer-
kung habe machen lassen? — Die IMitredner des Plat.
Sokrates sind niemals blosse Kopfnirker. — Ich fasse
<lie Stelle so auf: Adeimanlos entsetzt sich fast darüber*),
dass Sokrates die yiiy.u oii/y.ua TrolJ.a (s. 4 io , (j.),
welche solche Menschen in ihrem Vaterlande im Frieden
verüben, auf die Frage nach deren näherer Bezeichnung
(r« TTOia öl] ktytic) natürlich ironisch mit y.LtrcTOVOl
— du)Oodoy.OlioiV erläutert, lauter grosse ^^-rbrechen,
auf welchen meistentheils in .Athen die Todesstrafe stand
(vgl. Wachsmuth's Hell. Alterlh. 11, J. S. 274); er (A.j
lääst inilessen doch noch die Benennung' klein gelten,
aber nur unter uachilrncklicher Wiederholung der von
Sukr, Reibst vorher S. 433, 1 — '2 angenommenen Be-
scliränkung: y.ai av ^itv ys ökiyut oi cotuviot iv
nöket oioi y.ai ro dkKo nkijS^og acocp^ovr]. Darauf
erwiedert Sokrates, die Grösse jener Laster uiit yu{i
allerdings zugebend, zuerst allgemeiner und ilann mit
besonderer Anwendung: die (unter gewisser Beziehung)
klein genannten Dinge sind in Bezug auf das Grosse
(d. h. das Allergrösste) klein; so reichen denn auch be-
*) Das empfand auch Ficin, der die Worte in einer Frage
übersetzte: Minuta baec dicis mala, si paiici tales sunt?
Aber in der Frage sind die Worte luv oUyot uat,v oi
roiovvoi- sinnlos.
581
58?
kaiiiitlirli {d>]) aurli alle iliese (grosspii) A'erbrpchpii (mit
ihre» Füllen) ilnu Tyraiitipii in Absicht auf «las (ilnrch
ihn bevtirkfp) Vtrilc rhiiiss uihI Elenil pinfs Staates (im
Gegi-iisatz zum Inilii iiluuui) nicht «las Wasser, wi«» «la!«
Sprüchwort sagt. Denn trenn nun viele solche (Gegen-
satz von öf\iyui\) im Staate sind u. s. w.
S. 4;},'i, 9— 10: Tuiq de itüKKuii 7i oXXd y.ai bu-
y.£i\ Stallb. nahm hier Anstiiss und vermulliete; noKktf.
y.ul (Iff.a. Sein Recensent in der Allg. Schulz, a. a. O.
J». 1211 begreift nicht, wie er hierauf rerfallen konnte,
Ulli! erkUrte «he Worte noikd. y.ai du/.ii- »o wie es
viele sind, so scheinen es auch viele. Schiiei«ler erklfirt
nnil libersetxt: Die Menge hat aber auch eine Menge Mei-
nungen. Fu'in: Mallis aulem multa videbantur. Ich
meinerseits lerinag aber alle diese Erklärungen nicht mit
«lein ^'orhcrgpheiiden zu reimen, in »elrhem die zwei
ebenso lebhaften, als »ichtitjeii, ja das Wesen des gan-
zen Werkes eiithaltciiden Kragen enthalten sind: t) Winl
nun »olil der, »elclier sich als der moralisch Wrderb-
teste gezeigt, auch als iler Kleiuleste zeigen? '2) linil wir«!
iiicbt ein ^»olcher «lesto mehr sich in solchem Zustau«le
(der Ver«lerbtheit und des Elendes) in Wahrheit be-
funden haben, je länger und je mehr er ein Tyrann
genesen ist? — Diese Ungereimtheit hat der Scholiast
schon gefiihlt, itenn er in noLLu (a'n't lov ipci'dij-
TU yao Ipfi'du.; noki'Xorv etc.) eine dem Ganzen der
Stelle angemessenere (aber wenig bestätigte) Bedeutung
zu legen sucht. Aber dürfen wir diese iiedeutung iless-
halb so giittvillig einrfiumen, nie .Srbleiermai her unil
Schneider in ihren Aiiine''kuiigen thiin? Kann iler Giiinil-
begriff ton Tlot-l.o., iler der Vielheit, hier so schlechthin
aufgegeben werden? Ich glaube hier so wenig, wie
S. .'-jO, 3. ^::: V, 4(i7 |) : nauu duti'v nokkd 7iokkoiq
dlj SyneiO. Aber ro/5 ■JlOKKois^- ^'^^ frage ilage^en,
ist je Ol nokkoi ::zz 01 IpeicrKil oiler ipivdei'ii Denn,
was nicht zu übersehen ist, der Gegensatz liegt in T7j
a/.l^deu'.. — Aber selbst jene nicht leiiht beiieisbari-
Bedeutung lon uokka zugegeben, so scheinen die Worte
TOi'i — duy.ii genauer und mit Rücksicht auf die Ant-
wort: di'uyy.i] Tui'za yuvi/ uinmi i^nr, als ein g:ir
Michts sageiiiles, störendes AnliAiigsel. Wie sollen al.so
iliese Worte verstanden werden? — Ich nehme Tlufka
in seiner gewöhnlichen von tui(i '^okkoi^ näher beslimii.trn
Bedeutung und sehe in buy.li, in der Bedeutung scheinen, den
eigentlichen Gegensatz zu XI] ÜKlj^itia. Sonach drückten
«liesp Worte eben das aus, was untrn S. 4ti4, >. ö tU)V
nukkwv unv.autoiiu^ heisst, und enthielten mit den
vorhergehenden Fragen die Losung der eigeiitli« lieii Auf-
gabe unseres Werkes, die bekaniilliili im Anfange des
11. Ulli hi-s in den Beoeis getet/t »nrde, dass, im <»i-^eii-
satze der gewohnln lien .^leiniing der Menge «las La-iti'r
bei allem scheinbaren (ilücke sehr elend sei. Verj;!.
u. A. S. .ifS. (i.:^3"'^, A: ar ruiviv r^oy.ti nii; :i d, -
koic, ., dass nänilich die Tugend das hiicbsle und an sich
liebenswürdigste (int «ei; gleich darauf die Antwort des
Sokrates: ulda ötl do/.ii uiitia. Aileimantos und Gl.iiiko
stützen sich bei ihren Einreden gegen «lie Vorznglielikeit
der Tugend immer auf die iMeinung der Menge, und geben
«ich nur desshalb zu A«lroraten derselben her, um von
«lern Sokrates eine desto evidentere Wiilerlegiing 1.» huren.
Act;;!, iliise lelirenlrse zu S. fill, j. U< mnach geben
wir die Stelle im Znsaininenhang mit «lern Vorliergeheu-
deu «leutsch sn: Wird sich iiiiii wohl von dem, welcher
sich als der Verilerbtesle zeigt, an< h zeigen, d.iss er der
Elendeste ist? lind dass «ler , weliher im liiwhsten Graile
und die längste Zeit wirklich auf drin Tvrannenthron
gesessen hat, auch im Iiiii listen Grade und «lie lAiigsie
Zeit in solchem Zustande (des Elendesten) in Wahrlieit
(d. h. im Inneren, s. S. 4 ili ;= 077, A.) war, währenil
(wenn gleich) «lein grossen Haufen (hier in specie als
Gegensatz zu dem it'oavvo.^ fturao^oiv) grosse Dinge
scheinen ? —
Das tor Bekker in der Viilgata und in Handschriften
nicht torhandene y.ai würde i« h nach dieser Erklärung
nicht vermissen. — Beispiele vom also verbindenden <)/■
8. in Astii Lex. Plat. n. d. W. S. 42.'.
S. 435» 11): Ti UVV u(ja 1} zvgavvuvuiv)] nükti
TTuu^ ßaoil.si'utitvi^v u'iav tu TlQiiiruv i^iijkitoutii ;^
Für äoci hat Silin, wohl mit vollem Rerlit das hanil-
scliriftlich benälirle ä(j£Tij in den Text anfgeiiumnien ^
der vorhergehenile allgemeine Salz: ovy.uvv u rt Tluklt;
Tzoug nuKiv uutijj y.ul tiöiufiuvir] , tovxo y.o.i dviio
nguc, iivÖga ; — und «las unten folgende a'/./J Ct'öiti-
ftufiai re UC etc. verlangte eine (vorherige) ausilriick-
liche Erwähnung iler ugtCi;, Aber ilas Wort ßatriKivo-
jitVIjV darf hier niiht lat. regia oder denlsch königlich,
von einem König regiert übersetzt werden. Es ist «lar-
iinter iifrenbar der ideale oder moralisch vulllcommene Staat
(Plato's) gemeint, «ler nichts weniger, als von einem
König im gewöhnlichen Sinne regiert wird. ^ i;l. 15. ^11,
S. 371 ^ ÖW A. ff. Ebenso heisst «las jenem Staate
erits|irechen«le Inilividiiiim unten (S. 442 = .jSO C.) (ia
nikiy.wzatug im Gegensatz des xiudvvi/.uiruvuz- Es
ist «lieser Ailsdrnik im (iriecliisi heii keine Floski'l, wie
er etwa im Deulsclien klingt. Das (^heroische) Köiiigthum
hatte sich bei dem griecli. Volke in gnteni Andenken er-
halten, weil dieses, gerade ivie zu Koni, an ilein Könige
Siliiit« und Stütze gej;eii den anmassi-iiileii Erb- und
Kriegsalel fand. Hei den Römern fimlet sich diese Kt-
si'heiniiiig nicht, weil die elieiif.ills di-s|i<itisi'lieii l'atricier
ilie Frevellhat eines Gliedes di'r königlichen Familie be-
nutzten , «leii Köiiig<iiainen zur Erreii liniig ihrer ehrgei-
zigen und egoistischen Ab-ii lit verhasst zu iiiai hen , ler-
staiiden hatten.
S. 436, 4—19. '-ig oiv, ijv 8' eyuj , xai zrigi
xuiv dvÖQOiV TU avTU Tuvra nguy.akovuivoq ög^utc
TxQoy.akoliu'v, txtioiv y.gifstv ttioI aixojv iy.tivuv. ö;
Svvaxai XI] öiuiula t/V dvögoii r.i^oc iröt i öilöeiv
y.ai fn) y.ad^unsg -jiaii }l;u)ifei' üg('jv ty.rrkijxtdai
vTiu T);^ Tujv Tigavviy.uiv iiQuaxa.oecj^, r^v ngoi xoi.;
iEui 0)[i](iaxiC.uvxui , dkk' iy.avdis öiugn; ei uiv
oiuifii]v öeiv txtivuii Tid.yxai; ijiidi dy.oveiv , xuv öi-
vuTULi fiev y.gJvai , i:i'in;)y.rjy.uxoi de iv xw nvxijt y.ai
■jtagayeyuröx uq, tv xt xnii yax uiy.iav Trgdteo/v, oj-
ngui; ey.arrxui'i xuvi oiy.tLOii exei , iv uii (.luKiaxa
yvf^tvui di> u(f^eiij xiji xQayiy.f^i oyevr;c, xai iv ai>
zoig drjuuoioti; y.ivövruii' xai xuvxa iid.vxa iöuvxa
xekevotiii etnyyekketv , Ticm; i^^' ivöai^oviui xai
d^kiurijxos ü xvgajuoi Jfoo^ zur.; dkkovi;. Ogi^o-
tax' dp y i^i] •) Z«i xaxxa ngo/.af oiu.] Stallbaum
583
5H4
'MTlansrlit <l.-\s .Soiiiildliiii iinrli Airi^i villi nii( Rimima,
(Hill iiiarlito n.xli rrnui Jiiv; uKt.ui'i il.i< Zi-irlicii ilcr
Ajinsio[U'.sis, tliToii liiiialimc Sriiii. als liliiTllu-sij; natli-
^«■»ipsi-ii lia*. Icli iiiriiiiTscits fasse iiml iilirr(i-a;o dio
}Nti-lli' so: Miht imlir. irli it lirili- "olil ilaraii tliiiii, «riin
iili aiidi in Hi-mi;,' auf ili« (jiMipii lipiili'ii StaifsviTfassiiii-
i;di) rii(s|irorlii'iiilfii liiiliiiiliirii dirsrllipn Aiiiri)rcli'imi;;cii
.stellte, i'i-rlillirli icr l:iti;;iMiil , ilafs iIImt si«- mir </«/■ Mann
iirtlu'ile, »elclior es »orslrlit, mit (loni Aii^e ili'S >'er-
staiiilrs in «las (ii'iniKli i-iiirs .llonsclipii (Indiiiiliniins) oiii-
zii(lrlii';i'n, i>s «liirtli niiil <liir(h zu licsit IiIi;;<mi vcruiaj;-,
■Hill ilcr iiiclit, f;iTaile itii" «'in Ivinil, beim flii>spi<'n Aii-
lilick sich inn ilcr grossen llollis iler tvraiinisilieii Inili-
liiliien, mit «elelier sie diu .'mssereii IJcnrlliciler Men-
den, hinreisseii Issst, sondern einen ;;enaiieii Aiicei;soliiiii
von Innen nimmt. Wenn icli also meinte , jenen iMaiiii
itiiissteii Mir alle hOren, der ersllicli ein eoui|).tentes l'r-
theil hat, soilanii mit ihm niiter ileinsellien Dache ge-
«ohiit nnd Kiijjeuen «ar, soivnhl hei seinen lianslirlieii
llniiilliiiil,'en, unbei man ihn am meisten von seinem lio-
hoii Flitlorslaat entkleidet sehen kann, als aiirli im Mo-
niente bedeiiLlirher Slaats;;<silmfte — und »eiin ich ihn
nun iiai h Hrsii hti;;iiiijf aller dieser Verhültiiisse anssa;;eii
liesse, nie es mit dem tvraiiiiischeii Individuum hiiKirht-
licli fili'ickseli^'keit und Klend mit den iilirij;en (den be-
zeichneten Staaten entspreclieiiden Indiviiliieii) steliel —
(ranz richtig; «ürdest du auch diese Aufforderiiiijfcn stellen.
Zum näheren Vcrstrtmlniss dieser Stelle muss bemerkt
«enlcn, dass die griecli. Worter 71'ooy.ul LV) uinl Jloit-
Z/-/cr/c, die ivir im üeiitsrheii uiirtlich nur durch dtif-
fordern, Jiil/'orihnciig ;;(ben können, iler Sjira. he der
attischen Gerirlitshiifi; entlehnt sind. Proklcsis hiess iiäin-
licli dio Aiiflorderunjj einer Partei durch die aoilere,
Heueismittol, die nicht von selbst durch den Auffenscheiii
jur Hand waren (z. B. Urkunden, Aussagen von freien
Zeufjen, wie ron .Sklaven), herbeiziischalfen. Nach Hudt-
icalher's Definition war sie eine feierliche Aulforderuns
entweder zu einer Leistuujf, auf welche iler Provorant
ein Pierht zu haiien sla"hte, oder zu einer Hanilliinjj,
durcli welche ein streitij;er Punct erledigt vrerden sollte,
ler-l. Wachsmuth's II. A. II. 1. S. 33!). — Sehr sin-
nijj erscheinen daher diese hier metaphorisch febraucli-
ten .Ausdrucke, wenn man bedenkt, dass Sokrates der
Anwalt der hinsichtlich iler Fraije der (j|iickselii;keit
von den Gegnern (Thrasjmachos, Glauku und Aileimantos)
hart bedrängten Tugend ist. üesshalb möchte ich auch
nicht mit Schneider den Singular y.Ekevoliu in den Plu-
ral umfindcrn ; denn Sokrates spricht hier allein, als
Partei.
Uebrigens scheint hier (Z. 17) sowohl, wie unten
S. 440, 13, das Wort xv^awo; in rvQavvfAUi verbe.s-
sert werden zu müssen, wenn auch dazu diplomatische
Auitoritaten fehlen. Hier, wie dort, winl oH'enbar noch
nicht der eigentliche Tyrann angedeutet, sonilern der
uiit dessen Eigenschaften und Neigungen behaftete Ein-
zel- oder Privatmensrh (Individuum), der S. 441, 2. z^
:)~ii C. ausdrücklich xviH'.vvr/.Oi , zur Unterscheidung
vom eigentlichen nmawoc, genannt wird. Ich habe" in
meiner obigen Verdeutschung diesen Sinn beroerklich ge-
maiht, was keine der vorliegenden Ucbcrsctzungcn un-
seres Werkes getlian hat.
S. 43';), (i: ^yoTttl dt;, fl üpu ti f.iyro. flOY.ii yo.(t
IKIl öll'u £VVUr,aUt ix ZOiVÖE ■:T6oi uthor OY.unovvTUii.
'h/. Tipuip; 'Et; evo; k'/Arrtov Tuiv idiojT(ov, üaoi
:ifoi'oi(n ff Tiöksoiv dvbi>d':toda noKKa y.t/.Ti-vrai,\
^Va» wir liier unter ty. TUjV'^l: und ex rivuiv zu ver-
stehen liabeii, darüber Uisst uns .Stallb. ohne Aufschluss.
— .Sehn, bemerkt dazu: Sed nyaniil) kV. Xtvu^ liauil
minus recte dicitiir , quam iv. tivuc. ivvofjv. Itaquc ne
verba Uiüi lifTUr ij/.n7l<tviT('.; »upervaranea liant, i'/.
TOiidi utro(jue referri debet, hoc sensu: opus est ut ex
bis quaestionetn institnentes rem co^noscaniiis. Non satis
accurato Ricinus: videtiir enim inilii ex his de hoc esse
coiisiderandiiin. Neqiie .Si hleierinarheriis verbi ivuoijoul
lationem habuit: ,,IMir djlinht nämlich, wir müssen von
hier aus die Sache betrachten." — Sehn, selbst gibt in
seiner Uebersetziing die Stelle so wieder: i,So überlege
denn, ob ich etwas Gegründetes sage. Es scheint mir
nämlich, dass wir, um es einzusehett, bei unserer Uiber-
legiing dai'oii ausgeben niüssen. Wovon? Von jedem ein-
zelnen derer u. s. w." — Was mich anlangt, so kann
mich weder jene JMkläruiig (iiauieutlich das iilroque re-
ferre) befriedigen, noch viel weniger iliese Uebersetziing,
in welcher iinxiijiTcu gar als A (■sirbtsinliiiitiv ausgedrückt
ist, obwohl ich zugebe, dass die .Sti'lle keinen passenden
Sinn gibt, so lange man iy. Tu>vi)s als ^eiifum anffasst,
was bisher, wie es scheint, von allen Erkl.'lrern und
Ueberselzcrn geschehen ist. Denn hätte Plalo mit iy.
Tt/Jl'öf etc., als Mentruni, etwas Oertliclies oder einen
terminus a quo bezeichnen wollen, so würde er erstlich
pjewiss den Singular gebraucht halien, der bei fX in die-
ser BezeichrfuuiT gewöhnlirli ist (vgl. .Sturzii Lex. Xeiioph.
unter ix «o. 8.) , und ein (>ri|iid zu einer Abweichung
ist hier nicht gedenkbar (vgl. oben meine Aninerk. die-
ser .'\elirenlese zu S. 8(^, I.); dazu kommt, dass diese
dem i'A T. unterstellte Beileu(uiit( mit den übrigen Wör-
tern keinen erträglichen Sinn gibt, wie die Gezwuiigen-
heit aller bisherigen, grammatisch nirht zu rechtfertigen-
den, Uebersetzunj^en zeigt.
Ich nehme daher ix TOivSs etc. als IVIasculinnin, zu
welcher Annahme das folgende ii; iva; iy.ctQVüV Toiv
ldlO)TUiV auf die natürlichste Weise führt, nehme ferner
<las ey. in der Bedeutung von dem lat. serundum, und er-
kläre die Stelle also: Mich däiicht iiämliih, wir müssten
bei der Untersuchung hierüber (dass nämlich dif) IWTeooi,
05 rroavvry.ui v)v 111} ifituhrv fiiuv y.axufinji dkkö
Si'OTi'Xrri y y.cii avTO) inro rtvoq aviAfooüi ey.nooiadr
dji re Tvodvvit) '■/ivsodo.l) nach folgenden Leuten (vom
Standpuncte folgender Leute) die Betrachtung anstellen.
— Nach welchen? — Nach einem jeden jener Privaten,
welche als reiche Leute in den Städteu viele Sklaven
besitzeil,
S. 442, 7: djaneo 6 öid ndvrujv y.QtTi']q\ Sehn,
leitet das Verständniss dieser Worte von dem Richter in
musikalischen Wettkampfen her, und erwähnt der Orelli"-
schen Conjectiir: ÖU'.OUVTWV (canendo rertantium). Van
Heusde in seinen Initia Phil. Plat. Vol. III, S. 171
übersetzt ein quid pro quo: quemndmodum iudex omnin
conspiciens de singuUs iudicat. VVchlweislich bemerkt
585
Siallbaum nach ErHälmunj; jener mehr speriosen, als
wahren Conjeclur: Quotiir» vide, iie locus alia ex parte
laboret, aut eins ioterprelatio ex igiioto aliqao fonto pc-
<enda sit. Auf diese Quelle hat Hr. K. Fr. Hermann
in der Allf. Schulz, a. a. O. S. 1I,S4 hingewiesen, näm-
lich auf liuckh's Corpus Inscr. S. 335 (uiul S. 7^8),
woraus erliellt, dass der Ausdruck von dem gtjmnische.n
Spielen hergenommen ist. Solcher Spiele gab es für die
.Fugend viererlei: eines fiir das geringste Alter (jvodiiij);
eines für das schon reifere {dei'r'oa); das drille (ür die
schon dem männlichen Alter nahen Jügliiige {aytvfioi) ;
endlich das vierte, in »elcliem alle Alter zusammen im
Wcttlaufo «tritten (d Öid navzutv dyujv). Wer in die-
sem letzten siegte, hiess Sieger iy. Tta.fTuiv. Demnach
scheint unter ü y.oillji diu uuvtvjv der Richter zn ver-
stehen zu sein , welcher bei dem gedachten Wettkampfe
aller Alter aussprach, »er den ersten., zweiten und die
folgenden Siegespreiso daion getragen hatte. Es bedarf
hierauf nohl nun keiner weiteren Krnähnung, nie pas-
send dieses Bild ist, in tvelchem die Hanptstaatsrerfas-
sungen und die Hauptcharaktere der Jndiiiduen mit den
»■erschiedenen .f ünglingsaltern , sowie der dort gebräuch-
liche Kauipfpreis mit der der Tugend bestimmten Glück-
seligkeit rerglichen werden.
S. 443, 5 — 7: Enei&rt, u'ia-rrEQ tto'A/c, 'jv ö' fyiö,
diiQi]Tai y.uxa. Toia i^r^i; , oi'toj /.al ^)i"/rj hu; iy.o-
ITTOV TOiifj, dei;£Tai, oj^ ifio) doxfi, yai ixSQav äio-
diit.li'\ Sehn, hat nach toijtj aus dem Cod. Par. A,
der allerdings am wenigsten iiiterpolirt, aber desshalb
nicht iufallibel ist, die Wörter xu koyionv.ov in den
Text aufgenommen, gegen die Auctorität anderer Hand
Schriften und Ficin's, wesshalb Sehn, beifügt: Kt faten-
«Inm est non adeo necessarium esse, nt eo Vemoto sensus
uon tülerabilis existat. Aber eben desshalb kann man
seine Kübnlieit nicht billigen. Stallb. hat die Vnlgat^
hinlänglich erklart. Aber tu koyidTiy.ov , wendet Sehn,
ein, ita est comparaium, ut farilius non intelligf ideoque
omitti , quam defectui supplendo idoneum tideri et pro-
pterea adjici pnsset. Dagegen bemerke ich: den Ursprung
der Glosse zeigt uns die Variaute Par. K: kuyiotr/.uv
STllifvflljTiy.OV ^l'^iiy.iiv, »eh he offenbar nichts Anderes
ist, als eine scholastische Erklärung des TOt^Vr ^'""
dieser Glosse blieb nachher nur das Xuytatl/.öv stehen,
weil es mit dem Artikel der Bescbränktheit eines andern
Schulasticns , der die Pbilosupliie bloss aus einer Aristo-
telischen Logik kannte, als Nominativ zn dtisrat ya'i
hreoav (litudSli^tv in den Kram passte (eine noch klü-
ger sein wollende Hand änderte es wahrscheinlich in
<lie Variante kayiattyi] und Kuytoit/.ljr).
S. 445, ti — 11: Tuv dl Cfi/.iiaucfov, i]V S' ijoj,
Jiaiwfut^a tag äkkai K(>oitfi vufti^eiv ttqu; rijv tov
cidevai TÜki^^si ünrj sx^i xai ev tu» toiouvu) tivi
ciec iivai fxavSdvovra, ri;? t'jöovrji oü näw nö^dvi'
xakeiv Tol uvTi dvayy.aini, töc ovdsv twv dkko»v
<)cO[xevov, ii fin urö.yy.r i]v. Ei% ecft], '5f/ s/Sfi'ai.]
In dieser von Stallb. mit Recht noch für corrnpt gehal-
leoen Stelle lese ich mit Graser xi oiv'jiuifa statt des
von Schneider beibehaltenen TluiMuii^a, was so viel als
keioe Aenderung ist; ich lasse dann die Worte xiji l'jdo-
vi'ji; — ävayxij ijv als Antwort auf den ersteren Frage-
Zeicscltr. /, d. Allcnhumsw.
586
satz gelten, welche Sokrates in Form einer Frage sich
selbst gibt, setze also nicht nur nach dvuyv.l] r^V , was
Sehn, schon that, sondern auch nach j.iavyuiül'xa eiu
Fragezeichen. Dadurch ist, denke ich, die übrige
Schwierigkeit gehoben, »eiche Graser's Conjectur für
Stallb. noch haben uiüchte. Mach Herstellung ilieser
Interpunction würde die Stelle so lauten: Der ^Velsheits-
liebende endlich, wofür glauben wir, dass der alle übri-
gen Vergnügen (des ■^Qr'fiariotiy.ü^ und (fi}.i')Tlf.toi)
hält im Vergleich mit dem Vergnügen, da« »ahte \Veiieii
der Wabrbcit zu erkennen und in eineui .»olchen («egen-
stande immer mit dem Forschen (nach Erkenntnis») be-
schäftigt zu sein? Von dem (eigentlichen) \'rrguiigen nicht
himmelweit entfernt? und (xia fiel bei Itekker im Drucke
heraus) wird er sie nicht in der Tliat nalhdiirjlige Ver-
gnügungen nennen, weil er die übrigen (ausser den ihm
eigeiitliünilicben) gar nicht bedürfte, wenn keine Nolh-
durjt dazu zwänge? — Das rerstclit sich von selbst (iiäm-
licli aus der grossartig angelegten und bereits zu Ende
gehenden Verliandliing hierüber).
Die Lebhaftigkeit des X'orhergehemlen , mit welcher
Sokrates dem langerseliuten Ziele triuinphirend zueilt,
verlangt die durch diese Interpniictioii hergestellte Stei-
gerung. Eben diese sich steigernde Lebhaftigkeit erklärt
ilie Auslassung des Verbnms uu^iCsi bei ■iTOoäu), woran
Stallb. Aiistiiss nabin. Die Worter T)-t i]d. — nucöo}
Hiimiltelbar mit puui-Ceiv zu verbinden und mit Sehn,
und R. F. Hermann (Allg. Schulz, a. a. O. S. IJll)
im Sinne von ■i^tÜoüoj eKa.L'VHV und dergl. zu nehmen,
welche Vertauschnng seh» er lii h nacli»eisli(h ist (s. .Stallb.
zu «lieser unserer Stelle) gibt dein Ganzen eine Art 31al-
t gkeit, die weder mit dem voiliergebenden ri' dt ö (fl-
kdriKUQ etc., noib mit dem stackrii Ausdruck Tc) viri
.dTC'.yy.O-'Ui («eldies Wort mit d.voyy.ij ein Wortspiet
bildet) in irgend einem Einklänge steht.
S. 453, lU — 454, 1: Ol d^a (foovijoto);; y.ai
duExrjS, aneiQui — dxn xuTi ountv oidt tu uv ovöt
TU oztyui' iai'xijiv TiiftTikävxei.} Unter t6 nxtyov
versteht Stallb. to eTTitUiiTjriy.ov , indem er, ich »eiss
nicht wie, die Lesart tu Ol' OT. unterstellt. — Sehn,
hat die Erklärung völlig widerlegt; derselbe macht mit
Recht auf den Unterschied z»iscbcii lU ur und tu nxt-
yov aufmerksam, »elcher durch uv^E deullirli ausge-
drückt ist, dennoch aber von Ficin [verum et firmam sui
partein) ganz übersehen und von Schloieniiacber (weder
ihr seiendes, noch dasjenige, was empfangenes, festhält)
nicht verständlicher wiedergegeben »ird. Sehn, versteht
c-ar unter TU OT. t\ei\ Körper nnil übersetzt es mit Hülle,
eine Erklärung, welche ich für meinen Theil noch für
einen grelleren Widerspruch gegen den Zusammenhang
ansehe, als die von Stallb. — Sehe ich recht, so ist
unter xu uv die Seele zu verstehen im Gegensätze Aks
unersättlichen und dalier Streit und Krieg veranlassenden
Leibes und unter TO arxtyov die Vernunft (koytoTt/.üv),
der wesentliche Theil der Seele, oder, wie Ast Lex.
u. d. W. (Txiyu) es übersetzt, der Theil, welcher dfin
wahrhaft Seiende festhält und bewahrt. ■ — Dass unter
TU 6i> die Seele zu verstehen sei , erhellt oben aus
S. 452, 2U: SiSua öf aizu ipvxiji oüy. oüt outcj;;
und aus dem darauf folgenden üvy.uvv i'.xtod
39
'iR-;
5S8
,):■; — ilrmii.iili l.iiif«-* <Ii<- üamf StoUv .iIko: Wdrlie
also im (ieliioli» ilrs Denki-ns iiiiil ilrr TiijjimkI Fremd'
Ulfe nliT lii-i .ScIimniisiTi'ion »nd tlercl. iiniiuT ik Hause
aiiiil ilifsp l)«>»>c^i'ii sich also (h'iii •.■imm«*« nur iiacli unten
null <I<T Mitte, «mil kri-iseii in «lifsiT Hy[,'i<>ii ilir paii/ps
LpIh'Ii l;iiig liiTiim; ulier «lirs« aber hinaus zu lirm walir-
haft üben lilirkfcn sii- «ii"(lcr ji> auf, iiorli sfplicrtpii »io
je cimiial darauf Io», Hnrilciii «Iciiiiiaili von ilnn «alirhaft
Soienden nie rrfiillf, und crliicKen aucli loii einem dauer-
haften reinen VergniiKeu keinen (icsi-limack , sondern,
iiarli Art des Viehes, auf dem J'"elile ihren Hlirk nur
nach unfeii und ihren Sinn nur auf Krde und volle Schi'i«-
kpIu (;erirhfet, haben sie Nichts zu thun, als auf der
■\Veide zu liejjen , daliei sich zu füttern , zu liesj. ringen
nnd »e<rcn der immer »achsenden Gierdr nach diesen
Bedürfnissen mit Hiirnern unil Hufen von Eisen sich ein-
ander todt zu schlafen und zu stossen aus Unersättlich-
keit; denn sie sättigten sich nicht mit den Dingen des
nahrhaften Seins, nicht das »ahrhafle Sein ihres ScUistes,
nicht das solide (nndurcltlöclierte) AulTassungsrermogen
desselben.
S. 456, 3. — 4.')7, \'2: Ich fasse und liherlrage diese
Stelle so. Siikr. \Veissl du denn nun, um ivie viel das
Lehen einer Tyrannenseele unverjjniigter ist, als das einer
(philosophisch gebildeten) königlichen? — Glauk. Ja,
wenn du mir es erst gesagt haben wirst. — Sokr. Es
gibt nach dem Erfebniss unserer Untersnclinng- drei Arten
vou\'ergnügungcn, eine von echten und zwei von unechten;
der Tyrann nun ist dadurch , dass er Gesetz und Ver-
nunft flieht, noch weit über die Granze der unechten
hinausgegangen, und hauset dort mit einer Art von skla-
vischen und soldnerischen ^'ergnügungen. Und wie weit
er da nun von dem wahren ^'ergm'igen entfernt ist, kann
nun gar nicht leicht ausgedrückt werden, als vielleicht
so. Glauk. Wie denn? — Sokr. Von dem der Oli-
garchie ahnlichen Individuum lielrng der Alistand iler
Tyrannenseele drei; denn in der IMittc von ihnen stand
(las der Demokratie ähnliche Individuum. Glauk. Ja. —
Sokr. Also wird er auch mit einem Schattenbilde (von
Vergnügungen) leben, welches an Wahrheit um das Drei-
fache hinler dem oligarchischen Menschen steht, sofern
die früheren Resultate wahr sind. — Glauk. So ist's. —
Sokr. Das der Oligarchie entsprechende Individuum an-
langend, so betrng der Abstand desselben von ileni ()>hi-
losophisch gebilileten) königlichen gleichfalls ilrei , wenn
wir das der Herrschaft ilcr Edeleu ähnliche und das
künigliche Imlividuum als eins betrachten. — Glauk. Ja
der betrug auch drei. — Sokr. Es steht also in Summa
um das dreimal Dreifache von dem wahren Vergnügen
der Tyrann entfernt. — Gl. Scheint so ! — Sokr. Als Flüche
wird also das Schattenbild des Vergnügens von einem
Tyrannen einen dieser LHngenr.sA\\ entsprechenden Inhalt
haben? Glouk. Ja wohl! — Sokr. Nach der Potenz und
der dritten Vermehrung ist also ganz klar, wie gross
sein Abstand ist. — Glauk. Ja ganz klar dem, der ein
Rechenmeister ist. — Sokr. Nicht wahr, wenn Jemand
den Abstanil des d»r philosophisch regierten Slaatsverfas-
sanc entsprechenden Individuums von dem Tyrannen aus-
drücken wollte, wie viel er in Absicht auf die Wahrheit
des Vergnüi^ens betrage: so würde er nach angestellter
i\1iiI(iplicafion linden, dass ersterer siebenhundert und
neun und zwanzii;mal veri;iiügter lebe, der Tiltiiii aber
um eben diesen .abstand elender. ^— Glauk. Kiiie unge-
heuere Zahl über die Dillereiiz zivischen jenen lirldeu
Individuen, dem Gerechten uiiil Ungerechten, in Absicht
anf Lust lind Leid hast ilu hier angehäuft! — Sokr. Und
doch mich eine wahre und sicherlich auch ihrem Leben
zukommende Zahl, «oferii ihnen zukommen Tage, ISäciile,
Alonate und Jahre. — (ilauk. Ja, gewiss thun sie das.
Auch über diese Sfelle, »eiche für die Gelehrten
ein fast ebenso grosses Kreuz war, als die obige I>. ^'Ill,
S. 3'S*, IS. (Cap. .<.) hat sich am ansfülirlu IikIco Silin.
verbreitet in der ^'orrede seines dritten Bandes der Po-
litie von S. LXXXXII, indem er nebst seiner eijrenen
Erklärung (S. LXXXXIIII) auch die hauptsächlichsten
l'ersiiche darüber anführt. Um »eine bisher logisch oder
discursiv geführte Demonstration auch et»as anschanlich
oder intuitiv darzustellen, macht Plat. von der pvthago-
reischeu Zahlenlehre einigen Gebrauch, und zwar ernst-
lichen, wie ich mit Schneider überzeugt bin, im Gegcn-
.satze von Schleiermacher und Stallbatim, welche ;^egen
den Geist i\en Zusanunenhanges und der Anlage des gan-
zen Werkes die Stelle für eine bedeutungslose Spielerei
halten ; wo es einem Plato um den Triumph seiner gan-
zen Lehre galt, da konnte er keine Spielerei treiben.
Uebrigens ist mir aber die Beziehung der Tage, Nächte,
fllonale , Jahre auf die Zahl 729 noch nicht ganz klar,
trotz der Erklärungen, welche Sehn. a. a. O. gibt: „Da»
que hoc numero posito si quaeratnr, quanto feliciil»
tyranno vivat rex , responderi potest tantundeni huic sin-
gulis minutis, quas dicimus, voluptatis suppetere , quau-
tum illi totis diebus, singulisqne vel horis vel diebns
noclibusve perceptani ab hoc voliiptatem aeqnare Ulms
menstruam vel anniiam", — und in den Anmerknngen
seiner Uebersetzuiig: ,,Dem Leben als einem in der Zeit
und in den hier genannten Theilen der Zeit verlaufenden
scheint die Zahl "i'2\\ insofern zuzukommen, als sie die-
jenige ist, welche alle jene Theile misst, und die nalur-
gemässe Eintheilung der Zeit begründet. Denn ungefähr
der sovielste Theil vom Jahre ist der Tag und die Nacht,
und vom Monate die Stunde, und vom Tage die 3Iinute.''
— Eine frühere Vermudiung von mir war, dass hier auf
das grosse Jahr oder den grossen Jahreskykliis des Pv-
thagoräers Philolaos oder Oenopides angespielt werde, wel-
cher (Kyklus) mit den '2\ Schallmonaten aus 729 Mona-
ten bestand, eine Zahl, welche als das Quadrat der so-
genannten heil. Zahl 27 den Anhangern der pythagorei-
schen Weisheit von grosser Bedeutung war. Vgl. Böckh s
Philolaos S. I.'i3 S.; Ideler's math. und techii. Chrono-
logie Bd. I., S. 3U2. — Seil videant doctiores.
Buch X.
Den einzelnen Bemerkungen zu diesem Buche möge
erst Einiges über desseu Zusammenhang an sich sowohl,
wie mit dem Plane des Ganzen vorausgeschickt werden, da
dieser in Zweifel gezogen worden ist. ich lasse hier-
über im Ganzen folgen , »as ich bei einer anderen Ge-
legenheit, in meiner kleinen Abhandlung: Leier (he Ein-
heit und ursprüngliche Einheit der Plat. Politie im fV'ö-
fungsprogrumm lt)4ü, über diesen Gegenstand beiläufig
580
590
gesagt habe, da di(>s9 weu'if; zur all'pmeinea Kenntniss
der Freunde Plato's t;ekuiiiiiien sein dürfte.
Das X. Buch unseres Werkes (in IH Cap. eingetheiU)
Eerfallt in zwei Abschnitte, und bildet im ersleren von
Cap. 1 — y. eine Ergänzung zu Buch 111, Cap. [>, wo yom
uioralischen Eiufluss der Poesie die Rede ist; im zweitefi
Abschnitte ron Cap. 'J — l(i. liefert es eine in der Anlage
des Ganzen, namentlich in Buch II. (358 A, 302 C, 3()7 E)
gegründete und unerlässliche Zugabe, sowie einen ilem
Eingange entsprechenden Schluss. Dort hatte nämlich
Plato den Sokrates behaupten lassen, dass die Tugend
unter jene Classe Ton Gütern gehöre, welche liebenswerth
sind, erstlich ihrer selbst wegen, und dann auch wegen
der damit terknüpften Folgen. Er bekommt aber mn
den Gebrüdern Glauku unil A<leiuiantos die Aufgabe ge-
«tellt, die Liebenswürdij^keit und Vorzüglirhkeit der
Tugend, sowie die Absrhenlichkeit des Lasters nicht nur
ohne Rücksicht auf Lohn und Strafe zu zeigen, sondern
der Gerechte werde bei diesem Beweise, von Allem bis
auf die Gerechtigkeit entblosst, sogar in die umgekehrte
Lage des ungerechten versetzt, nämlich ganz verkannt
habe er den Ruf der grussten Ungerechtigkeit, ilamit er
unwandelbar bis zum Tode («/(iraör«rOi," usyoi &aiJa-
roi) seine Liebe zur Tugend an. und für sich, sowie
«ein Tugendglück erprobe, wabrend der Ungerechte ver-
iiii'ige seiner grOssten Kunstfertigkeit im Uugererhtseiii ,
sich <leii Schein des tiigeiidliaiteii Mannes zu erhalten
und (durch reiche Geschenke und Opfer) sich bei den
Menschen, wie bei den Gütlern, beliebt zu uiarlien ver-
stehen soll. Nachdem nun Plato diese Aufgabe bis zum
Ende des IX. Buches eben so gründlich, wie glänzend,,
gelost hat; so darf und jnuss er nun auch seiner früheren
Behauptung gemäss zum Schlüsse noch die vortheilhaften
Folgen iler Tugend berühren, — Doch um den aller-
dings nicht gleich bemerkbaren und darum von berühm-
ten Auctoritäten bestrittenen Znsauiiiienhang des X. Buches
näher nachzuweisen, müssen wir seinen ideengaiig etwas
genauer verfolgen, aber vorher noch einen Blick auf
B. HI. zurückwerfen.
Dort wurde nämlich (von Mitte Cap. 5 — 10.) beiden
Regeln, welche der Poesie in Bezug auf ihre muralischcu
Belehrungen für die Menschen ertbeilt werden, zwischen
Inhalt und Form unterschieden. In Bezug auf die Form
wird (Cap. t) — lU.) bestimmt, dass alle iiacliahmende
onil dramatisch darstellende Poesie, sowie alle Dichter
von dieser Art aus unsereni Staate verbannt werden sol-
len. Den Inhalt anlangend, so wurde dort (Cude Cap. 5-
::r: S. 118 =^ 39'2 C.) ausdrücklich bemerkt, dass die
dessfallsigen Vorschriften erst gegeben werden künnteo,
wenn erst die Aufgabe vom Wesen der Gerechtigkeit be-
seitigt und ausgemacht iiäre, dass sie ihreiii Besitzer
vurtbeilhaft sei, er möge nun vor der Welt den Scheia
davon haben oder nicht. Nachilem Dieses bis zum Ende
des IX. Buches geschehen ist, so vermag Plato nun erst
mit dem Anfang des X. Buches sein dort gegebenes Wort
XU halten.
Da diese Vorschriften über den Inhalt sich aber aus
dem Vorhergehenden Jeder von selbst abstrahiren kann,
X» kommt Piato mit dem Anfang des X. Buches auf die
Poesie mehr durch Anknüpfung an die schon gegebenen
BestimmoDgen über die /'orm derselben zurück, iliesen
Gegenstand offenbar hauptsachlich auch darum wieder auf-
uehmeud, um sich einen passenden Uebcrgang zum zwei-
ten Abschnitt dieses Baches zu bereiten. *)
Plato beginnt nämlich das X. Buch mit der Bemer-
kung , unter den vielen Einrichtungen in seinem morali-
schen Staate gefalle ihm besonders die, dass er alle
nachahmende Poesie daraus verbannt habe, und zwar aus
folgenden Gründen:
1) ihre Produrte sind ohne Gehalt und Wahrheit, in-
dem sie von dem wahren Sein drei (irailc euifiriit
sind (Cap. 1 —f)) j
'2) aber eben wegen ihrer Schalheit und moralischen
Gehaltlosigkeit sind sie das besste Futter für das
niederste der drei Seeleuvermögen (Bejjieriichkeit).
und stärken also dieses ,, vielköpfige Ungeheuer"
zum Verilerlien des besseren (!>vud.;} und des gOll-
lichen Vermögens, der l'ernun/t (Cap. ,■) — 7.);
3) ja selbst die schon Tugemlhafteii werden durch die
nachahmende Poesie verleitet, die Herrschaft der
Vernunft zu untergraben und ihre harmonische See-
lenverfassung in Verwirrung zu bringen.
Die Verbannung der nachahmenden Poesie, welche
bei den Griechen bekanntlich sehr beliebt war, aus roc-
liegemleii iiioralisriien Gründen noch weiter rechtfertigend,
benieikt Plato unter Aiiderm, gross sei ja (noch ohne
Rücksicht auf äussere Beluhiiung) der Preis des tugend-
haften Lebens, so dass, wie ans dem Voihergeheuden
erlii'lle, weder Ehre, noch Reichthum, selbst nicht ein
Königreich für dessen \ erlöst entschädigen könne; um
so tieniger ilürfe man ihn durch die Lust an der schUch-
ten Poesie lerscherzen (\}\s Cap. 9.).
Die griissten (äusseren) Preise der Tugen<l (also
geschieht der Uebergang zum zweiten Abschnitt des
X. Buches, dem Schlüsse des Ganzen) sind aber bis
jetzt noch nicht einmal genannt worden, obgleich die bis-
her erHähnten (^inneren) schon ausserordentlich sind. Die
grüsslen (äusseren) Preise der Tugend sind aber:
1) die hier von Cap. 'i — VJ. bewiesene Unsterblichkeit
der menschlichen Seele, durch welche die mühsame
Errungenschaft der Tugend hienieden nicht verloren
geht, sondern ewigen Werth behält, und ewige Früchte
trägt;
1') die Belohnungen, welche der bis zum Tode unwan-
delbar tugendhaften Seele nebst ihrem inneren Reich-
thume zu Theil werden,
a) schon auf der Erde Cap. 12 — 13,
b) noch mehr in der Ewigkeit Cap. 13 — 16'
nährend dem Ungerechten, wenn er auch von mensch-
lichen Augen unentdeckt bleibt, in dieser, wie in jener
*) Dnss Plato das (jcspracb über die Poesie nicht früher,
als nücli «Icm IX. liiiclie aulnehmeii konnte, hat schon
Schleievmacher _, Einleit. S 55 , richtig lirnierkt ; wenn
er aber blnziilügt, dass es Niemand veiniisst haben würde,
wenn es unterblieben wäre, so können wir darin nur
tbeilweisc einstininien , da ohne diese Aufnahme Plalo in
seinem Weike jedenlalls eine aufTallcndc Lücke gelassen
l>ältc, und auch Zu dem passenden und noihwendigeu
Schlüsse nicht gelangen konnte.
39*
591
592
M'oU (lif erflss<cn liclicl iiml Feinen folgen. Also scliliesst
Plato (las \Vprk mit ilem Biirke auf die K»if;kci<, wie
er damit <lpii rcruiitjfe seine» Alters licreils nahe an dein
Tliore derselben stehenden Kephalos es Latte lieginnen
lassen.
Ans dieser Kaehweisanff erfilit sieh wohl, dass das
X. Blich in dem Plane des Gaiiicn nrspriiii^lich sihon
befjnindet ist, und mit demselben im vollkomuiensten Ein-
lilan^e steht.
S. 47'.>, 1:5. —473, 1: V/Ä/.« ydo — e^erddai.]
Ich liehe hier die Interpnnrtioii .Schiicider's , der aurh
»ou Stallbanui liefoljjten üekker'schen ror; Sehn, setzt
namlirh narh öinvu[i<T;}at Kolon und vor vnokufifia-
VElv (»'Oll Schleiermarher niirirhtit; darauf anreden über-
ieUi) Komma, und diese Aiiflassunp allein scheint mir
in dem Zusammenhang begründet. — Unter dem drSpuiitV)
nänai smoTdiih'ij) rr'.c dijuioroylai etc. scheint mir
Homer angedeutet zu werden, und diese Stelle, wie das
Folf^ende, erinnern un» illkürliih an ilen Rhapsoilen Ion,
der seinem Homer sowohl, nie sich, eine Allwissenheit
beilegt, von Sokrates alier ziemlich derb, ganz im Geiste
dieses X. IJuchcs, abgefertigt w'rd.
S. 473, Ih — t9: Oiii div, ei Tiq äitcpoTCga Si<-
vaiTO Tioieiv, ro re iiiuiT!^ijao[.tei'uv y.al to eiöioXoy,
iTti rr Tojr eiöoiXcuv övfttovoyia envTuv dcpeivai av
aTTovöäsiiv nai tovio Tt(}oatr,oao9ai loii iarrov
ßiov viq ßtkctOTOV SXoptu.] Ficin gibt die Wörter
tu? ßskrtOTOV exovra wieder mit: tanquam Optimum;
Schleiermarher: ah das Resste, was er habe; Schneider:
als das Besste, iras er kontite , und vertheidigt die Vul-
gata gegen die Aenderunj»en von Slallbaum (cJ^ fi- OV
nach Cod. Won. und Flor, ß'), von Stephanus (ui^ ßsk-
Tiov ix-) und von /Ist wg t6 ßthTiaiov iy-)- — Auch
ich bleibe bei der Vulgata, kann aber nicht Schneiders
Erklärung folgen, nach welcher ßskriOTOV für TU ß.
stehen und eine Parallele in I, 3 50 ü. haben soll. Diese
Stelle scheint mir nämlich von der unserif^cn ganz ver-
(chieden , \»ie sie ancli schon Ficin aufgefasst hat, der
sie wohl mit: Quid boni inaxinic fx posessione etc. bes-
ser überfragt, als die deutschen IJebersetzer : JVas ist
der grüssle Vortheil etc., Was hältst du für den gross-
ten Vortheil etc. — Ich nehme in unserer Stelle ßi:k-
TtOTOV ailverbialisch, und übersetze die Worte v'x; ßskr,
eX-- glaubend, dass er sich sehr vorzüglich befinde, uml
halle die gleich darauf S. 474, 4. folgenden Worte: oi>
yrlo i^ ioov )) TE Ttftij y-ai uicfikeiu — für nähere
Erklärung dieses rorhcrgehenden allgemeineren Aus-
druckes. — Ein Beispiel dieser Form des Adverbiuins
bei ix^'^ '• Apol. S. 126, 13 = 34 C.
S. 476, 2: AiySTM yoQ tüj -jiokhj ris dfiikeia
n£(il avrov r-v €7l' avxov exsivov , ort tC'/-] Diese
Worte sollen ans die bis zur argen Lärherliclikeit gehende
Uncultur des Kreophylos näher angeben. Sagen sie uns
aber eigcntlicli eine Sjibe mehr, als wir aus dem A'or-
liergehcnden entnehmen'? — Leiden sie "nicht an einer
argen Unbeslimmlheitl Man hüro, wie die üebersetzer
sich (juälen , einen erträglichen Sinn darin zu finden.
Ficio: Dicilur enim negUgentior ad eius disciplinam
faiste, dum sub hoc ipso viveret , was unseren Text
wenigstens nicht aus<lrürkt; Schleiermarher: es wird näm-
lich erzählt, dass man sich erstaunlich wenig bekümmert
bei eben jenem, als er dort lebte, was dem (iriechischen,
wie Sehn, bemerkt, aurh nicht entspricht; nach Stallb.
loci sententia haec est: dicitnr enim Creuphvlus euni
magnnperc ueglexisse alque, udeo, qnuin ille adhuc viveret
liecdnm esset mortuus. Aber diese bei Plato kaum wohl
zu reclitferligendc Tautologie zugegeben, so frage ich
immer noch: erklärt dieser Sinn die noch lächerlichere
Uncultur, als der Name Fleischgeburt? — Heyne (ail
Hoin. Iliad. VIII, p. .S07) corrrigirt ni,7r , Ast t'rr' ui-
TOV , aber was gewinnen wir hiermit? Die Worte lauten
noch immer an sich und im /usaininenhange sehr unpla-
toniscli. Ich halte, um meine Itleinung darüber auszu-
drücken, die Stelle entweder für arg verdorben, oder,
was mir wahrscheinlicher ist, für eine uralte Glosse.
Die Antwort Aeyerai yi).Q oiv etc. passt sowohl zu et
T« ksyd/tiSfcc ■Jiifjl 'O. dkijdij, wie zu kiyeTctt — eCr.
— Und missfällt nicht die dreimalige Wiederholung des
Verbnms kdysiv in so kurzem Räume, mit welcher doch
am Ende Nichts gesagt wird? Es ist dem Piatun. St^le
ganz angemessen, dieses Alährchen als bekannt nur an-
zudeuten. Vgl. die Aiiincrk. zu S. fil, 16. snb no. 3. —
Diese kühne Vermuthung hat, wenn auch keine wichtige,
doch einige äussere Aurtorität an Aristides , der (Orat.
Plat. III.) bei der Abschreibung der ganzen Stelle die
in Rede stehenden Worte auslässt.
Welches jenes IVIährcheu aber sei , gestehe ich nicht
zu wissen; denn was wir in Fabricii Bibl. Gr. I, 4. und
in den vou Stallb. und Sehn, citirten Stellen vom Kreo-
phylos lesen, ist wenigstens nach meinen Begriffen mehr
erbärmlich, als lächerlich. Auch diese Stelle also er-
wartet noch irgend woher ihr näheres Verständniss.
S. 480, 21 : TovTu) dh ■Jiokka/.ti fxSTotjaavTt, xai
ni^fxaivovTi its'iCu) UTTu eivai 1] ikuTTUi ereoa in-
(jüjv ij iau , rdvavTia (paivizai äfta tIcqI Tuitd.i]
Die Vulgata roi'Tii) hat Hr. Prof. K. F. Hermann in
seiner mehrbelobten Receiisiou (Allg. Schulzeit. S. 1211)
gegen Schleiermacher's und Stallbanni's Aenderungsver-
suche hinreichend gerechtfertigt nnd erklärt, wesshalb
ich hier dessen Worte zn wiederholen mir erlaube. ,, Aller-
dings hätte Plato sich genauer so ausgedrückt: Toinov
de (ToiJ koytaiiy.ui') noKkä/.iQ fiiT(t>joavToc y.al atj-
fiaivavToq .... xdvavria cpalverai ufia Tiepi xavxu.
TV) d.v^OüjTiii): da es aber sein Zweck ist, aus der Un-
möglichkeit der Gleichzeitigkeit zweier entgegengesetzter
Ansichten in demselben Subjecte das gleiclizeitigo Wirken
verschiedener Kräfte im Menschen zu erweisen, so stellt
er absichtlich die Sache so, als ob der abweichende
Schein über Grösse nnd Zahl eines Gegenstandes in dem
koytoxiy.ov , als dem Organe des Rechnens nnd Messens,
selbst sich fände, um dann erst aus dem inneren Wider-
spruche dieses Satzes den iiothwendigen Unterschied zwi-
schen jenem nnd der Sinnlichkeit zu begründen; Schleier-
macher's Lesart (^ziii) würde narh Plato's Argumentation
nicht auf eine Verschiedenheit der Vermögen, soudera
des Menschen selbst hinauslaufen."
Wundern niuss man sich daher, wenn Schneider in
seiner Ausgabe sowohl, wie iu seiner Cebersetzung rovTio
als dativ. instr. erklärt. Ich, meinerseits, gebe die Stell»
etwa 90 : Wenn dieses (Denkrermögenj aber (durch Ab-
593
594
ttraliirpn und Roflcctimi) iiiisst, nixl ilmiu nacbueist, ilaa^
Die:ies oilvr Jenes ^riissor oder Lleiiirr ist, als Oieües
uder Jeires (welrlie iler »iiiiilichcii AValirneliiiiunj; tllnirh
«chieneii), oder auch, ilass Dinge gicicit sind (»eiche
als verschieden angesehen wurden), sii gestalten sieh dann
Lei einem (Suhjecte) über dieselben übjccte zugleich
entgegengesetzte Vorstellungen.
S. 487, 17: i>' /ie/,i)jaii di y.ü)ii(ijör/{/j )' /.ni idia
dxovvju.^ Das von Stallbaum nach Handschriften unter-
lassene t: y.al hat Schneider mit Recht wieder restituirt
mit der Bemerkung : ,,^iun soluni in scena et a (jitetis
ridicula exhiberi videmus, sed etiam iiitra privatüs parie-
tes et ab iis , qui arten) non profitentur.'^
S. 489, '2: dvii voiiov iE v.cu ror v.oivTJ f)iji;ai-
To; 6lvat ßektiaTOV koyov.] Schneider will die Stelle
aus Criton. 40, 13. erljiutern , nu aber f.oyo^ in einem
ganz anilereu Zusammenhange steht, und »ill »eder mit
Ast Aoyov für Glosse, noch es mit Hlorgeustern als Ap-
position nehmen, und übersetzt: Anstatt des Gesetzes und
desseH , was die f einunft immer als das Besste erkannt
hat — offenbar noch viel verfehlter, als Schleierniaclier:
tlatt des Gesetzes und der Jedesmal in der Gemeine für
das Besste gehaltene?! vernünftigen Gedanken. — Warum
liier von Ficin (et pro illo, quod seuipcr Optimum visum
rst, ratione scilicctj abneichen, da er bloss das y.oivrj
übersehen hat? — Das Gesetz ist bei Plalo nur relativ
tias Besste, aber die zum Be»usstsein cultivirte Vernunft
ist das absolut Besste, »»ie Diess zu zeigen die Aufgabe
des ganzen ^Veikes uar, und was bei der Erziehun«^ des
philosophischen Regentenstandes, bei der Darstellung des
bessten, d. h. von der Vernunft geleiteten Staates sowohl,
wie des ihm eutsprechendeu Individuums von den Oppo-
iienten Glaiiko und Adeimantos (y.ijtvjj) durchweg (acl)
ciiigerAuuit werden musste.
Mit Bezug auf die Hinweisung der im Vorhergchen-
•len bestimmten Vernunft steht der Artikel -zoi) bei Xöyoi,
lind die Worte y.uivr — fjckTiOTOl' stehen als adjecti-
»ische Bestimmung nach dem geuöFinlichen Sprachge-
lirauclie (vergl. Matthiä , §. 278. 2-) und y.otvy selbst,
mit <lem Ficin Nichls anzufangen wussfe, bezieht sich,
«ic bereits angedeutet worden, auf die itlilredner des
(iespräclis, wie so oft bei l'lato, Beispiele in Asl's Lexic.
Plat. u. d. VV. — Würdich lautet also diu Stelle deutsch:
ohne Gesetz und die immer gemeinschaftlich als das
Besste {zu sein) geschietiene Vernunft.
Was übrigens hier über den llnlersrhied der Wörter
imwc und kuyoc gesagt ist, gilt auch von dem Inhalt
der Pohtic und der Bücher de Legibus. Vergl. K. F.
üermaiin: Juris doniestici et familiaris apud Platonein in
Legibus cum veteris Graeriac inqne primis Athenaruni
institutis couiparatio (Marburg. l.S3()), besonders S. •!.
Im folgenden Satze hat Schu. die Vulg. uuokil o-
-.rjai^U) sattsam gerechtfertigt, und bezieht uTl mit Schi,
nicht auf jenes Verbum, sondern auf cwuiturodEiOl-
Ficin fasste die Worte anders, aber unrichtig: LJaec ita-
'|ue in eani sententiam dicta sint a nobis, quod merilu —
expulimus. Ich, ineinestbeils , möchte sie deutsch so
geben: So weit unsere Rechtfertigung in Belrefl' unserer
abermaligen £iinnerung (Anfangs iles X. Buches) über
die Poesie, dass wir sie vorhin (roiJt, d. h.. Buch 111,
Cap. 0. = S. IVO, 20.) mit Fug und Rr.ht aus dem
Staat entfernt h.'ltlun.
S. 48'i, !)— 14: /.ai yuo — tovT(jjv.\ Deutsch:
£s bellt gegen seinen Herrn ein klaffender Hund; ferner:
Ein Meisler in Windbeuteleien l ncerstiindiger : ferner:
Das die Gottheit meistertide l'liilosnpheuvolk ; die schmüh-
licli feinen Speculanlen , iceil sie eben arm sind, und
andere tausend Zeichen einer alten Feindschaft zwischen
Jenen (Dichtern nnd Philosophen nämlich).
Man muss wohl Sehn, keisliiniiieu, wenn er alle diese
schmlihenden Phrasen von (lyrischen) Diditern herstam-
men lasst, Sil dass also keine Sciimäliung von Seiten der
Philosophen, wie Schi, meinte, sich <lariiiiter findet. Der
also entstehende sehr paaseiide Sinn ist folgender: Wenn
wir ans vorliegenden Gründen die sonst allgemein so hoch
und heilig verehrten Dil hier aus unserem Staate verban-
nen, so können sie uns (Philosophen) darum nicht mit
Grund einer Rohheit oder Impielilt zeihen; die Feind-
schaft zwischen Poesie und Philosophie ist schon alt, und
diese hallen die Dichter zuerst angefangen, nirlil aber
aus solchen vernünftigen Gründen, snnilern mit leiden-
schaftlichen Schinähiingen , wie diese PrUbchcn zeigen,
ilie gewiss keine Feinheit beurkunden. Indessen siiiil
»ir mit ilem grössten Vergnügen bereit, der Poesie wie-
der die Thorc zu ölTueii , wenn sie sich nur gegen un-
sere vorgebrachten Gründe cinigennassen zu rechtfertigen
vermag.
S. 490, l''. aiadoiitita ist von Sehn, gegen <lie von
Stallb. u. A. vorgezogene Variante S/crouC^a mit vieler
Gelehrsamkeit vertheidigt worden; doch kann ich mich
nicht mit seiner üebersetznng: Unsere Ansicht nun aber
ist etc. — ganz einverstanden eiklären. Dieser Ausdruck
muss, wie ich aus dem folgenden otl> schliesse, mehr
mit Beziehung auf das Vorhergehende, gleichsam als
nähere £rkl.'irung von tovtov tov l.dyov und xavxijv
il]V i7lu)Ör,v genommen werden. Ich übersetze daher
die ganze Stelle (von 4^>0, \). — 491, 4.) also: Im Falle
aber, ilass sie diess nicht können, so müssen »ir, mein
lieber Freund, es alsdann gerade so machen, wie die,
welche einmal in Jemand (ich ziehe mit Sehn, und Ficin
TOV dem 7101' vor) verliebt waren: wie diese iiüiiilich ,
wenn sie zur Einsicht kommen, dass die Liebsc Iiaft Nichts
taugt, zwar ungern, aber dennoch sich von ihr abwen-
den , so wollen auch wir , weil uns denn von der in ge-
bildeten Staaten üblichen Erziehnngsweise die Liebe für
die Poesie der beschriebenen Art eingepflanzt ist, ihr
wohlmeinend behülflich sein, dass sie von sich nachwei-
sen kann , dass sie die grösste Freundin iler .^loral und
der Wahrheit sei: so lange sie aber nicht im Standeist,
sich (gegen die von uns vorgebrachten Gründe) zu recht-
fertigen, so werden wir sie nicht anders anhören, als,
indem wir uns selbst mit dem Resultate der liier ge-
führten Untersuchung, wie mit einem Bannspruche gegen
sie verwahren, und uns wohl in Acht nehmen, dass wir
nicht wiederum in jene kindische und gemeine Lieb-
haberei verfallen. Aus jenein Resultate entuehmeu wir
aber nun, dass man sich der Poesie der obeu beschrie-
benen Art nicht in Ernst befleissigeii dürfe, »ie wenn
sie mit Wahrheit sich befasse, und ernsthafter A'atursei:
sondern dass der Zuhörer, welcher für die Erhaliuoj;
595
59G
«ler umrAlisdiPii ^Vrfjissiiiig seines Innern liosiirft ist, vor
ilir »iilil auf «It-r il"l si-in, nnr su n>n Pin'sin drnlvcn
uiüsiin, tri« »ir niis «larülier .■lusccsprculicn tiabvu.
UrlxT ilie Kriech. JugiMidliililnng clnrcli die Lertiire
<lpr nicIitiT ntierlianiit nii<l inslii-sondere i'ilxT die Vor-
tlieilr, "clilie Pinto siililuT liildunf; verdankte, vergl.
tan llensile's Init. Phil. Fiat. I, S. Ofi «.
S. 49,'), IS: t(:Tfr}l(cyi; y-'.o äv f'ii; /.axon] Firin;
.<\l,iluriim si qnidrni Iil>pratio erit; As/ in parentlirsi : li-
lieratio onini erit nialornni; Schi.: denn so H.'lre sie ja
eine Abifisnns '«n allen ürlioln; Sehn.: eine Befr. von
liebeln ».'ire sie ja. — Der Zusainmenhan» dieser Worte
mit 4lfn> l'orhcrgelienden, wie mit dem Folgenden, ver-
anlasst niiili , auch hier y.aV.viV als Mascnlinum zu neh-
men, also (.'leich: TU)V Jijv (löixiai/ kaiii'javörTuiV oder
i.ycnrmi', mit »eichen AVorlen vorher der in's sittliche
■^'crderbi-n gesunkene BOse (der .Singnlar stellt dort nicht
ohne Grund !j benannt »ird. Ich übersetze also die obi-
gen Wo.'le: Denn dünn wäre sie ja (für uns) ei7ie Be-
freiuns; von liüsen (Mcnsclien), — da die dbr/.ia ihnen
itavdaiuui sein soll, wie eine tödtlichc (pL)sische)
Krankheit.
S. 4 IS, 2: iy.y.oiiKT^daa ey. tou Uovtov , iv <;)
vrv iari, y.ul ^fp/zpoj'O^iäT« nicgat; tu xai öoroia
etc.] Diese von Morgenstern und Stallb. mit verschiede-
nen C'onjecturen tenlirfe Stelle scheint mir ganz unier-
liorben, und geuahrt ilen bessten Sinn. Im Z'.isainni<-n-
liange mit dem ^Vorhergehenden (von S. 4'.I7, IS.) lautet
sie verdeutscht also: Und daher muss man, o Glauko,
(um die wahre Natur der menschlichen Seele zu erken-
nen) dahin seinen Blick richten! — Wohin denn? —
Auf ihre Liebe fiir Erkenntniss (Philosophie), und hier
lieachten die Objecte ihres Verlangens und die Qnaljiat
der Unterhaltungen, nach welchen sie strebt in Folge
ihrer Verwandtschaft mit dem Göttlichen, Unsterblichen
und wahrhaft Seienden; ferner beachten, welche Be-
schalTenheit sie haben würde, wenn sie jenem Göttlichen
etc. mit uiigetheilter Kraft folgen küiinle, wenn sie von
jenem Streben aus dem Meeressrhlauim, in welchem sie
sich jet2.t befindet, lierausschalTen und das Gestein und
Hluschelwerk von sich abstosscn würde, mit welchem sie
jetzt, weil sie Irdisches geniesst, erdig und steinig rings-
um bunt uiiil wild bewachsen ist, und zwar iu Folge
jeuer von der Welt glückselig geheissenen (irdischen)
Genüsse.
S. 499, lö: iicifiij y.ai rd utiu t:ov that dyadu
dlöoi'Oa i(fdv}] etc.] Ticin unrichtig: postqnam aperte
visa est etiaui sui Jiniesenliii beneficia conferre; ganz
richtig Schi.: durch ihr Sein und II esen etc.; minder
richtig Sehn.: wie sie auch das Gute, was aus dem Sein
folgt, verleibt; ähnlich Ast: bonii ex eu, ijuod est, emiinan-
lia. Nämlich die oben iiachgeivieseneii uno TOt< tivui
liyaSa der Tugend sind entgegengesetzt jenen , a uil ii
TUV doy.etv y.iii)usuij öiduiOl- Unsere Stellung hier ist
die Lösung der in B. II, S. (-.4—67, 4. (= .361—3(12 D.)
und S. 7j {^^ 3h7 D. u. E.) gestellte» Aufgabe.
S. 501, (i — Ki: irnö ydit dii iin rit iitv hi/.cim.,
k'Xttbav TiQtofiuieQOi ytvijjvto.i , iv ry uvTtjJt/ itui-i
do'^pvoi Ti U.1- ßovtuiiTac id; d,(f^u<;, yufioooc m
uitd^ev UV tJuvkfoviat , exdidöaai t£ cig oüs, av
iiteKiijen' y.al ndvra, dov nef/i i/.eivmv , eyuj vvv
Xhjti) Tligt xiDvdc. X«i UV xai mpi xuiV ddixviv, üii
Ol -TKikkoi avTojv, xai iuv vnol övTEi ka^ojaiv, «ot<
Tekoug xoi) ö(>üfjov ai(>£t}evTeg y.ci.rayikaaToi eiac
xai ytouvieg yiyvöuevoi d.i}ktoi ■ngoTtifKaxiCavTCLi vno
i;eviov T£ xai d.OTujv, fiaair/ov/ifvoi xai a uyQocxa-
i(pijot^a av £ivai dkijdtj kiymv, ilia axQsßkvjaovxai
y.ai £y./.(tvt});truvxai- ndvxa fxciia oiov dy.ijy.oHvai,
wg -Jidoj^ovaiv] Diese Stell« nimmt ausdrücklich Be-
ziehung auf B. n, S. (16, 11. = 36'2 ß. Vergleicht
man aber die unsrige Stelle hier mit jener etwas genauer,'
so fällt einem IManrherlei auf, worüber alle vorliegende
Erklärer und Interpreten keine Auskunft geben.
1) Was will hier iizeidu.v TToeoßvTeoot yh'Uiwui'*-
quum ad maturiorem aetatem pervenerint, wie Ficiu
übersetzt. In Sparta, wie in Athen, bestanden bestimmte
Gesetze, die Niemanden die Ausübung der bürgerlichen
Rechte, insbesondere den Antritt von Staatsfimtern ge-
statteten, wenn er nicht eine gewisse Altersreife (im All-
gemeinen das 30- Jahr) erreicht hatte. Vergl. Xenoph.
IVlemor. I, '2, 3ö ; K. F. Hermann's Lehrbuch der griech.
Staatsalterth. §. 14S. mit not. (j. und §. 25. — Wozu
also hier eine Erwähnung, die in Griechenland als all-
gemein bekannt vorauszusetzen war? Wie diess Plato
oben B. III, S. 155, 15. =: 412 C wirklich thut: 'Ott
usv TiQSoßuxSQOvc, xovQ ägy^ovxc'.g ÖEl dvai, veiort-
QOi'Q di Tot's dQ^ofiivovg, Öijkov.
2) Warum hier avxwv (die Var. ai'XVjv) hei xfj
Tlökei, wahrend in der Parallelstelle B. II. bei demsel-
ben Worte das pronomen possessiv, fehlt? Und waium
übersetzt Ficin, der bekanntlich oft fast die Auctorität
eines codex manuscr. hat, gerade umgekehrt dort, B. II,
in sufi civitate, während er hier das in unseren Ausga-
ben befindliche pronomen possess. unübersetzt ISsst: civi-
tatis muneribtis pro arl/itrio funguntur?
3) Warum steht hier bei doxovot der Zusatz: «v
(Var. ai uv) ßovkvjvxai , und warum nicht auch im
entsprechenden numerus B. II. bei doj^Elv , wo es doch
um so mehr vermisst wird, als es doch dort bei jedem
der übrigen coordinirten Satzglieder wiederholt wird, ge-
rade wie hier? — Oder umgekehrt: Warum ist nicht
auch hier uv ßovkvjvxal ausgelasseu, da es auch dort
fehlt? —
Auf Nr. 1. lässt sich antworten, dass die Platonischen
Philosophen nach B. V|[. (S. 372—373 .= 539—540 A.)
erst mit dem ÖU- Lebensjahre zu den Staatsämtero zuge-
lassen werden, und dass oben B. III. (S. 412 B. — 414
B. incl.) die Bestimmung der Regeuten des Plat. Staa-
tes, wie dort (S. 414 A.) ausdrücklich bemerkt werde,
vorläufig nur flüchtig und ohne die gehörige Gründlich-
keit geschehe, mit welcher diese in B. VII. nachträglich
behandelt werde; in B. III. handle es sich vorderhand
nur darum, einen Staat nach seinen gröbsten und allge-
meinsten Umrissen hinzustellen , um in demselben (als
dem I>Ienschen im Grossen) besser das Weseu der Ge-
rechtigkeit schauen zu können.
Ebenso könnte man auf Nr. 2- erwiedern : B. II.
werde uQj^Slv iv Tj TTÜkit allgemeiner, bloss in Bezie-'
.V)7
59«
liüii;,' auf ilen ,'irli<pii ufiiy.oi gfsagf, so il.iss <icli hier
ilar« |iri>ii()iii. |)Oss. ii.icli ilcin liekaiiiitrii ■(•■■■.sral|iii;eil
!;r. S|ira( hjol)raU( li rrc/inzi'; in «Ifr Stclli" des X. 15< lis.
ila};fsiMi worilp il.is mit n- cij rt('jksi ii.irjloi"ji <ioaj;te
clioii (lurcli «las (tVTU)v »|i('ciell iiiiil vorzii'^'sweisp auf die
irioralisrlirii iMusferuiriisi lipii oder pliiliisopliisc Iumi Kc'[,'cn-
tfii bezdgen, i« ie Plato im VH. B. sie hat bilden lassen,
so dass der Sinn wäre: Ich sage iiäiiilirh, dass die (jc-
rechteii .... in ihrem ^itaato (d. h. in dem idealen
Staate, nicht in einem seiner Aliar(eii) die Aeniter lie-
Vnmmen , wenn sie ivollen u. s. f.
Anf Nr. 3- wird man bei dieser Anffassiin); keine
)iiirl)are Antwort aufbriii);en können.
Jenen Anttrorten ent);et;ne irli aber mit den tietteti
Fragen: Wie reimt sich mit dieser Erkläroii^sweise dann
da» UV ,r]ovf.u)i>cat , wenn wir uns ans B. ^'11. erinnern,
dass es dort heisst (S. 372, l9. =: 031) lfi.)l fterd yä^
luvto y.ura/jtijuoreut laovzui oui ik zu ailijkaiov
ndt.tv ky.nivQ, y.ul dvayy.aoi sut doxni' etr. und
weiter darauf (S. 373, 7. = 540 A.): xai äv.uyy.a-
ociuv avay.Kivavcui xriv ti-i; <pvXK<i acyriv tii aviu
a-:io0\tüjui tu TCuai (fväi nagt-^uv y.ai ap-
XovTUi i/.aoiovc iiji :iÜAtu)i; ivty.a, uv^ "i'i X"-
} ov rc, <1lL uj g, a.v ayy.di ov n o cit r uv r «.■; etc.
— Diesen Knoten lon Widerspruch wiirdq man verf^eb-
lich lösen »ullrn dadurch, dass man seine Znflurht zur
Variante «_" ar fiuikuii'Tcu nfihme, denn diese lauft auf
ilensoibeii Sinn Iiinans (pro arbitrioj ; auch würde man
ihn vergeblich zn (/Mrc/iAaufn suchen dadurch etwa, dass
man av (jOUf.ujVTai für eine alte Glosse erklären wollte;
denn dann konnte und müsste man mit eben dem Rechte
nicht nur aurujv , sowie insiöuv :iQtoßvTcQut ytvviv-
vat als Glosse erklären , snnderu auch alles unmittelbar
Vorhergehende von S. 4^S, M- =:til2 B. an bis S. 501, 4.
r:: 613 C. incl., wo öi/.aioQ und diy.atuou)ij allgemein
ifennmmen tvird, nie diess auch früher schon namentlich
im I. B. •geschieht. Hatte denn sonst auch PI. nicht
>len ganzen Zweck dieses Werkes verfehlt, wenn die bc-
iviesene \'orzü(;lichkeit der Tus;end und Verächtlichkeit
•les Lasters absolut durch das Leben bloss in dem ideu-
>H ^Slaate und <lurch solihe Aliistcrbildniij; bedingt wäre?
Nehmen wir also in unserer Stelle die Wörter ui di--
■'Ucot ganz allgemein , wie wir dem bisher Gesagten nach
'huii müssen, so erhalten alle obige Fragen , ilie wir im
\'ergleich mit der verwandten Stelle in B. II. aufgewor-
fen iiaben, ihre völlig befrii-digende Lösung.
1) Die Wörter iTlsidav ix^tofi. '/. haben nuuinebr
:iicht sowohl den Sinn: wenn sie das gesetzliche Alter
r.w Staatsäinteni erlanirt haben, als vielmehr: wenn sie
tlurch eine längere Ueihe von Lebensjahren die Redlich-
keit ihrer Gesinnung allgemein erprobt haben {jlQUs ^t-
koi ty.doTrji iiQuiievK yul ö/^ikia^ y.ai rui> liiov
£ vSoy.ifzou CT i T£ y.ai xa. adko. .laiju. rdjv v.V\)owi:ujv
(fitouvTül), und zwar
2) in ihrer eigenen Stadt orfer Ä'<aa<sgesellschaft , iv
T.r, avTuil' nuktl, weil hier sie jene Proben leichter,
schneller und sicherer ablegen ;
;) o.v ijUVku)VT(J.i eiiillich bedeutet, wenn sie es
etwa nicht, wie Plato selbst, vorziehen, lieber auf der
erklommenen Lichfhöhe der philosopluscheu Speculation
ilir
janijes Lieben lang zu verweilen, als sich liiii^b m
die dunkle Höhle der l'raxi< zu begeben. — Hieraus
erhellt ilaiin zugleich, dass PI. in der Stelle des II. B.
bei duyilV das nv t'Uvt.ljTCtl wegliess; ilenn dass iler
l'ngerechte nin jeiieii Preis zur Herrschaft gelangen loill,
das versieht sich von selbst, weil er diese fiir eiue Hann(-<
geleg<-iiheit ansieht, seine Habsucht nnil übrigen Begier-
liclikeiten zn befrieiligen; der Weise sielit ilagegeii da«
Herrschen mehr für ein Opfer zum Bessten des Vater-
Lindes an, dem er sich nach Plato's Ansicht mit •;ntein
Geviisseii entziehen k-Aiiii, wenn er nämlich ilen Staat s»
verderbt sieht, dass er seine !\Iül)c nutzlos zu verweiulen
und der iMit- wie INachwelt durch seine Studien ineiir
zu nützen glaubt. Ferner erhellt aus seiner ßrklärniig,
dass u.i' ßovkuivtai die einzig richtige Lesart ist; ilenii
illos privatOH esse, ijuatn imperare, malle sign'ßcat, wie
Sehn, sie richtig vcrtlieidigt.
Die Wörter tiia otijtßkolaowni y.ai iy.y.avitvixui-
rat , an welchen schon Ast iinil Stallb. Anstoss naliinen,
welche aber Sehn, zu rechtfertiffen sucht, inuss ich mit
Ast für unärht erklären, weil Sokr. aiisdrüciilich erklärt
{fiioo y.ai luun d/.lixotvul) , dass er hier die oben
B. II. von Giauko erwähnten gränliclien <{iialen iiml
IMarteni nicht wiederum säniintlich aufzählen »olle, was
auch hier (oben hatte die Ausführlichkeit ihren guten
Grunil) wirklich abgeschmackt wäre.
S. 508, <S: (fuivijv fAiav ii/oav, im ziivo!] Auf-
fallend ist es, dass auch Schneider auf die Aiictoritat
von Plularch und Froklos (die in kritischer Hinsicht bei
Plato von keinem entschiedenen Gewicht sein können)
das oITenbare Glossema eva Tuvov der besseren Lesart
dvdzovov oder dvd ZUVOV vorgezogen hat, iiachdein.
K. F. Hermann in der nielirgeilaclitcii Recensioii (A. S.
S. 1206) letztere so einleuchtend mit Rücksicht auf die
distributive Bedeutung von dva. erklärt hat, wie solche
auch oben B. VI. S. 321, 6. = 509 D. vorkommt.
S. 512, S: 6)' zezayur.vin — /iczei'kijcfuza] Diese
Stelle ist wichtig für die Fiat. Moral, im Gegensatz zur
stoischen. Plato gesteht, wie wir hier sehen , auch eine
praktisch angewöhnte Tugend zu, obwohl er dieser kei-
nen sonderlichen Werfh gibt; die Stoiker dagegen tha-
Icn nicht nur Letzteres, sondern stellteu ganz in Abrede,
dass man auf andere Weise, als auf dem Wege der Ein-
sicht und der Weisheit, tugendhaft werden und sein könne;
vom Unweisen könne nicht einmal ohne Fehler ein Fin-
ger ausgestreckt werden. Vergl. K. F. Hermanns Dis-
putatio de vestigiis inst. vet. iii[)riinis Atticorum per Plat.
de Legg. lihrus indagandis p. 8 und de Socratis magistris
et p. 36-
(52. liriiclistücke aus des Proklüs Coinraeiilar y,u
Platon's Politeia ').
Schon in seiner ersten .Ausgabe der Ciceronischen
Bücher de rc publica hatte Aug. filai hier und da (z. B.
l) Ans I'nist;indeii ,. ileicn Eiörternns nicht hierher t;ebört,
ist dei' Abdruck ilicses sciion vor J.ihrcn der Hcdaction
mitgetheiltcn Aitikcls bis jetjt veizö^crl wonlcii
599
rinn
ju i, !■. 1111. 1 III.) auf rinpii iiiirli iingeilriicklcn Coinnipn-
«ar ilc« l'r<ik!i>s nln-r PI.-»loirji Pdlitcia in ilpr VaJic.Tiii-
sdiiMi liitiliothrk Kiirkiiiclit griniiiiinrii , xii{;leii-li .iiirli
«.Mir Aiis;,'nlii* ilcssrlbrii vrrs|)r(i('lirn , auf »eiche man um
SU jjc.'p.iiriili'r sein iniisste , als von «liesor Schrift iIcs
l'roklüs liis je<7t nur Heiii;;o Frajjiupnie , zum zclinfcn
liiiclic <ler Polifeia ;;eli«rii^, lick.innt geworden «arcii,
und auch iliese , in der si-lleiien ersten IJaseler Ansgalio
Platon» lielindlicli, seit dieser Zeit uu'iiics M' is.iens lei-
der von keinen) spateren Bearjjeilrr der Platnnisclien
.Schrift nieder ali^cdruckt »ordeii sind, und darum l'vi
der .Seltenheit dieser Aiis;;abe nur Wenijreii zuoan^lich
sind -). übiiohl nun auch rtlai sein gejfebeues Verspre-
chen bis jetzt nocli nicht erfüllt hat, so hat ihm doch
«eine neue iienrbeitung' der Ciceronischen Bücher du re
publica (im ersten liaiide seiner Auctores Classic! e co-
dicibus ^'aticanis editi, fioinae ISJtS) 'on Neuem Gele-
genheit gegeben, auf diesen (legenstaiid zurückzuknniinen,
lin<l er theilt tlieils in der Vorrede S. XIII — XVIll,
tlieils noch an riiii;;eii andern ^itellen eiiii<(e Uruckstücke
dieses Ciiiniiientars zum zehnteu liiirhn und zitar, wie
es den Anscliein hat, zu den; das Platnnis'clie Werk be-
Mchlicsseiiiieii Mythos über die liiisterblicbkeit der Seele
und deren Zuslaiul ii.ich dem Tode ffehilrij, mit, durch
deren Wiederabdruck in diesen ßlaltern »ir bei der }je-
ringpn Verbreitun-; des römischen AVerks dem AVunsche
deutscher Leser entgegen zu kommen meinen, llebrigeiis
>cheiiit dieser ganze Cuinmeiitar nur das zehnte Buch
der Politeia zu belrellen: »lenigstens drückt sich darüber
Ulai, HO er etwas genauer sprüht, nicht anders aus;
die schon früher gedruckten Fragmente gehören ebenfalls
auch nur zu diesem Buche, so dass man fast der Ver-
miithuiig Raum geben möchte, iler sogenannte Commen-
tar des Proklns zur Politeia habe sich nicht über das
ganze Platonische Werk, sondern nur über das zehnte
Buch desselben erstreckt. Hiermit befindet sich nun aber
die Angabe bei Siiidas in Widerspruch , dass Proklos ge-
schrieben habe: Eic, rijv TiuttTsiav WmtwvOs ßifiUa
d (Eudokia Viol. TtoOUQu) , wenn wir nicht aiinehmeu
»ollen, dass <ler Commentar über das zehnte Buch in
vier Bücher abgetheilt geivrsen, und dass die Angabe
des Suidas, wurnach man schliessen müsstc , dass von
der ganzen Politeia gehandelt worden sei, ungenau sei.
Dass gerade Plaion'« .Schrift über den Staat ilie wis-
senschaftlichen .Studien .Spaterer inannichfach beleben und
Ücliriften über dieselbe leraiilasseii musste , darf uns bei
der Wichtigkeit und eigpiithiinilicheu .Stellung gerade <lie-
»es Werkes zu den übrigen Platonischen nicht Wunder
nehmen, zumal da wir ja hier selbst den Ivnry|)h<'ieii der
alten Philosophie, Aristoteles, an der Spitze sehen, des-
sen Polcuiik gegen Plafon's Politeia schon selbst im Al-
terthum wiederum zu »eiteren Üjrürferungen anregen
musste ■*), und welcher ausserdem uach üiog Laert. V,
•X) Audi der Vcif.isscr dieser Zeilen bat nicht Gelegenlicit
i,elial)t , sie cüi-cben zu Künmn.
3) Kill VeiMicIi .lii>cr Alt. wilclier gewiss nicht dei einzige
war, liej;t uns jetzt in einorcius einer vaticaiiiscbeii Hand-
schrift von .\n^. M.ni in sriner ("olleclio nova Vaticini
T. II. S. b7l llfj. luiljetlieiltrn Sciitilt vor, 'Jhtaxfii'n; tw:
vt '.InigtoK'Xov; Si i'lvtf'jfi tUv Iloh^ixüiv ^inös; triv JJ/.u-
^2. und Procl. ad Plat. Polit. X. p. .',10 selbst eine be-
sondere .Schrift unter dem Titel: 1)( ix ri;; TTOKirslai
Ih C.TOVOi in zwei Büchern hinterlassen, welche viel-
leicht eine Art von Kpitoiiic aus dem Platonischen Werke
«rar, gleich dem ebenfalls daselbst angefühlten TU ii'/. ■vuiv
vomnv UKiinDVOi:,. Vgl. Pinzger Commentat. de iis, qiiae
Aristoteles in Piatonis Politia reprehendit, S. 80- Auch
vom Theophrastos wird von Diog. Laert. V, 43. eine
EniTOfii] Tijq llkaTojvoQ noktnia:;, gleichfall» in zwei
Büchern, erwAhnt. Auch Zenun, der Stoiker, hatte nach
Pliitarch. de .Stoicorum repugnaiitiis S. 1034 (T.X. S.2S2)
ed. Reisk.) über Platon's Werk geschrieben, und zwar
dawider; dessgleichen auch mit beiläufigem VViilerspruche
Petrus, Magister OfGcioruin unter Justinian , in seinem
Werke über Politik, worüber zu vergl. Mai Collectio
Vatic. T. 11. S. .')7I und 5/7 und unsere Beilrage zur
Gesch. der griech. und rüm. Litt. Bil. II. S. Iti. Diese
gegen Platon's Politeia gerichtete Polemik führt uns jetzt
gleich zu dem Pjthagoriker Niinvenios, einem Schüler det
Aminoiiios ■*), » elcher von Proklos unter denen genannt
wird, welche sich mit der Beleuchtung des im zehnten
Buche iler Politeia enthaltenen Mythos abgegeben. Welche
Ansicht davon Numenios gehabt, wird nicht naher ange-
geben; doch sind wir fast zu der Annahme berechtigt,
dass sie polemischer Art gewesen sei, und zwar insofern,
als bei diesem Mythos die Erlinilung vielleicht dem Platoa
abgesprochen wurde, wie in amlcrer Hinsicht dem Piaton
von Niimcnios ein ähnlicher Vorwurf gemacht worden.
Ocxuc, ioTiv, sagt Suidas, o jr,v zou Rkuxvjvoc, ete-
Xi'y^oig didvoiav, w; ix tojv ßlvioai'xojv rd mgl
dsoö xai xoofiov yevsasuji dnuavkrjaaaav zal dia
•voCtu (fitjof Tt yao ton HkaTojv i; Mujoiji '.ItTl'/.i-
^U)V ; ob Numeuios in einer besonderen Schrift den obigen
Gegenstand behandelt habe, ist aus Mangel an Nach-
richten nicht auszumitteln : es ist vielmehr denkbar, dass
eine Erörterung der Platonischen Lehre über die Uu-
sterblichkeit und Fortdauer der Seele nach dem Tode in
der Schrift von Origenes contra Celsum V. S. 2()9 ed.
Cantab. angeführten Schrift Tis^l äcpSa^cria^ lpvxi]i
passenden Raum gefunden habe.
Ferner führt Proklos unter den von ihm benntzteu
Vorgängern einen gewissen Akxh'o^ an, unter welchem
schiierlich ein Anderer, als der Platoniker Aikinoos ge-
meint sein wird, dessen kurze Introductio ad l'latonis
dogmata selbst auf unsere Zeiten gekommen ist. ^) Ist
Twin? ziohTikcy t'.nn.nr,uh'iitr , als deren Verfasser der Her-
ausgeber ciiun Plaloiiioclieu Pliilosopbcn Eiibulos aus-
millelt.
4) Vgl. Neiriesius de nat. hominis S. 70 cd Malthaei. ücber
seine verscbieileiicii Schriften vergl. Küster ad Suid. v.
IVoi//(ij»'(Oj T. II. S. 634. Es ist derselbe INuinenios, des-
sen Scluillcn niclist denen des Piaton, Aristoteles und
Kornutos sich Origf lies zur Bekräftigung cbrisilicher Dog-
nun bedient liabeii soll , nach Hieronynuis Episl. ad
Magnum T. VI. S. 656 und Euseb. Hist. ecci. VI, 19.
womit zu vcrgl. Rnbnken Diss. de vita et scriptis Longiri
<;. VII. Seine .\nsicbt von der Natur und Welt bei Chal-
cid. in Tiniaeuin fol. LX. b. cd. .^scens.
5) Vergl iibrigcns Rulinken Diss. de Longino §. Vll , wel
«licr keinen .Mkiiioos anzuevkcniien scheint, und an dcs-
»cn Stelle überall 'JfJTivot; sesetzt wisser will
GOl
G02
ilicsc Veriiiutliiiiig jjegrriiiilpt , so isi aucli iiarli l'rokliis
nuu »«hl ilie Aiiiiahiiic };cstat(et , ilass sich dipsp« Alki-
iioos j;elelir(e Ucsrli/ifliijiinj; mit Plaloii iiirlit bloss auf
jene Iiifrotliuli» ht-sclirdnlvt lialie , soiidcrn <lass er ilor
Verfasser noch anderer « ichti^'eriT nnd selbständigerer
ISrhriften über Platon's Philosophie gewesen sei. Diese
Iiehan|it(in^ findet ihn; Ueslfiti};ung in einer ^intiz hei
Photios üihl. p. 16 (p- ll- h. ed. Bekker.), wo es vom
Josephos in »einer Sii'lirift TCiol TOV TiaVTOs (iiaeh An-
dern Tiegi jijc Tuv To.vro^ ovoia^, auch iieol t}j<; tuv
7lc>VT()i u/ciUs jjenaiiiit) heisst: dtiy.vi'Ol dt Sv avcui^
C700C iai'Tuv Ofaoit'Coivc. !]/ (uojva, e/Jy^et dt y.ai
7(eüi Uur/r.; yx'.i ('i';;? y.ai dvaocäntuK AKy.inovv äkü-
yO)C TU yai ditrdii]^ ;i'lui>Ta, nofern hier, «ie nicht
üu ziveifelw ist, deiselbe Alkiiious gemeint ist. Ja, <lie
Kmahnunf der uvclorcr,!^ »il't, «cnn «ir hierunter des
Aikinoos Ansicht von der Anferstehunjj der Seele nach
dem Tode ausgedeutet denken dürfen, der Veruiuthunjf
IVaiim, dass Photios sich hier auf dieselbe Schrift bezieht,
»eiche auch ileni Proklos vorlag;, und in welcher eine
philosophische lielenciituiij; der Platonischen Lehre von
der Fortdauer der Seele nach dem Tode in Bezii;; auf
die Krzähluu^ des Arnieuiers enthalten uar. Wir dürfen
vielleicht noch weiter jelieu und aus der Stelle abneh-
men, dass Josephos (oiler vieluiehr Gaius, » ie sich unten
zeij^en wird), überhaupt als dem Piaton feindlich ent-
jtegeutretend , dieses Alkinoiis bei Gele^'enheit einer \Vi-
derlcguiijr der Platonischen Ansicht von der Unsterblich-
keit werde gedacht haben. — Leliri^tens wird dieser
Aikinoos allgemein in das zweite christliche Jahrhundert
versetzt. ?iach \'ergleichunjf der Stelle des Photios inüsste
diese .Annahme als falsch erscheiiieii, da wir nun wissen,
«lass er vor Josephos gelebt habe. Allein dem scheint
dennoch nicht so zu sein. Photios nämlich fühlt zugleich
liiulkngliche Gründe an, aus welchen hervorgeht, dass
keineswegs Josephos der Verfasser jener Schrift TttQl
TOU TtuvTOC sein könne, Sandern dass es vielmehr ciu
Presbyter Gaius gewesen sei, von welchem auch eine
Schrift unter dem Namen yla:jV(Jtl>i}u.; herrühre, an
deren Kmle er sich selbst als Urheber jener andern Schrift
angebe. Dieser Gaius soll nach Photios unter den ro-
inisthcn IJischijfen Victor und Zepliyrinus ( I,S5 — -16) iu
Rom gelebt haben. Hierdurch wird, kann man sagen,
das oben angegebene Zeitaller des Aikinoos allerdings
einigermassen bestätigt , und w ir haben jetzt doch wenig-
stens einen sicheren Piinct gewonnen, der bei der Unbo-
«timmtheit, in welcher die Untersuchung bis jetzt war
(s. Fabric. Bibl. Gr. T. V. S. b'22 ed. Ilarl.), in Anschlag
zu bringen ist. Auch unterliegt es nach dem Obigen
keinem Ziieifel, dass dieser Gaius gleichfalls der von
Proklos angeführte sei. Wir haben diesen Gaius demnach
als eiueu christlich - platonischen Philosophen anzusehen,
aus dessen theologischen ^Vcrkcn uns mehrere Fragmente
erhalten tvordeu sind, welche man zusainincngestellt findet
in Routh Reliquiac sacrac T. II. Oxonii 181 4.
Den weiter von Proklos angeführten ftlaximos von
^'ikila kann ich nicht iiiihcr bezeichnen. Dagegen kennen
wir den gleich darauf erwähnten liarpokration aus einem
.Artikel des .Suidas näher, wo es heisst: Au:ioy.{>UTiv)V,
Afjyeioc., nkuTujriy.oi Cfi).(joo(fug, avi-tßiwzT,^ Kai-
Ztitschr. f. d Allcrlhumsw.
naooc;. "Eyoa'tpEv vnof.11/r11a li^ UXaiujva iv ßtß/.ioi;
y.t) . } fSti^ Il/aKovO';, tv ßißf :n/; droii. Eines, wobl
desselben, liarpokration gedenkt firner Photios liibl. p. I 03
(p. I 14 a. ed. liekker.) unter denen philo.«ophischen Sihrift-
stellcrii, wciclic Joannes Stob/los tur sein coinpilatiiri>chc.s
Werk ausgezogen habe. Enillich wird auch Harpoki.itioii
voll 01vinpiodür<is in Platon. Alcibiad. I. p. 4S ed. Crcuzer.
geradezu als ein Erklärer Platon's angeführt.
.Ausser den bisher besprochenen Erklärern Pl.nton s
führt Proklos noch Eokicides, Proplivrios und Kolotee
an. ^Velcher Eiikicides gemeint sei, ist mir unbekannt.
Was vom Kolcites angeführt wird, war sicher polemischer
Art, wie sich dieses ans den uns iliircli Plutarch in sei-
ner .Schrift gegen Kolotes (man vgl. nur S. 11 lö. Francof.
T. X. S. .'iSy (Ig. ed. Reiske) bekannt gewordenen plum-
pen Angrificn des Kolotes gegen Platonische Salze fol-
gern lässt.
Lassen wir nun die Bruchslücke selbst folgen. Da»
crsterc befindet sich bei IMai in der > orrcde S. XIH flg.
Ell TON E]S nOAlTElAl fUFöON.
Tuv iv TcoltTsla Toü TJ^öc fii'Sov , lö (fikc Ma-
Qive , Toirov ndij TOVTov, öv 'Aoiuviov usv ehar
(pijciv ö SiDYgärrz, näucfvXov ^) de to "/evo^, ehi--
yeio^ai rr^od^tfievo^, -jrpo^jTov ijyovßai y^oijvut zöv
TS u/.onov öiEKdtiv ruu TTuvTiig KÖyov xai t)}V iv
ßtjayinü'ioi-i y.ecfakaioic, touiJv iTteii^' oa av -thqo-
(ft()ovaiv avc(p tivsq eyy.Xt^fjUTu- y.ai ti^v v'tisq ty.ci-'
OTojv aTiol^oylav, riy vloutda tgj xe tlt.uTVJVt y.ai
Toii TTuäyiiao/v, vjv Tipoijyov/ttvi'v Sei ■:ioieta9ai
rfjv 9eujgiav., eivai avtißaivovaav y.ai uaKia^y, ötl
Tiokkol TiJQ Tteoi aviiJv ecfijipavzo xatavoijaeajc-
v.ai TÜJv nkatojvi/.ojv oi y.oQvfpaioi, Nov/.i)jvtoc,
'A'kxivoi, rutoc, Mä^ijuoq ö JSiy.aevi, 'AQTCov.oa.-
tIojv , EüyKeiöri y.ai t'm nüa/v IloQffvQioi;, öv iyta
Tidwojv udktata TtSv iv tiS fivdqj y.ey.QVfJiixevwv
yeveoi^ai (fiTfii rfketov ei)]yi]Tijv to yag dcf' ey.ü-
GTOv TU. %e TTj nkarujviy.TJ uovaij oi'/tcpiijva y.ai toIq
dvekeyy.Toii; t;;? eTriarijiJijs küyoii ärev^elv, f-nyo-i^
elvai fuoi (faivETui y.ai 01% ö xvxojv dyu'jv xcti et
Ti y.ai avxoi oiviieLTTooiTOai divaijiei}a TOiotixqi;
ohoi y.ai Toaovxoig xolq, euTtoooder, ext itei.^ovog
euol doy.si Seiodai, xai 9ecijv ovxioi tjyeuovvjv Seo-
Lievij^ ireoiuiitiic. d()-]('^iie9a ö' ovv evxEi^ev, ü9ev
xal TCQooi'yy.eiv i]yov{.ie9o. xuv Tteoi xviv toiujvde ko-
yu)v TCQuyiiuxeiofievov xai keywuev xlg r; xovSs roö
/ji<9ov ■jiou9eatq, riv TlQoaxT]adfievoi^ 6 ^vjy.Qdti]^ ,
nuvxa. ovveifjei nfjog avxr,v y.a\ di' i/v atxlav ftovov
TOV fioflov xoCxov ei'i tieoiy.i}v dverteuil'iv ioxooiuy
vo.i xivd ^v%r,v h. xiji imeijonlai dyyckov ^tojv iv
adov xai To'iv et'o oojfjcxui na&ruaTojv, ujv i'Tio-
jiUvovoiv al ^ii'xai Trttrxikujv, yevo/iiiiiv ipvyj.v xd
il'i'xwv l(Txopr,oaaav, hieixa rotq Cujotv eti x6v xrjSe
ßiov dnayyeikaaav viTooxijodfxevog.
Tl.; 1} TtQodeaii; tov fivOov rcavxüc;
61 AnsenscheMilicIi zu currigircn JIuu(fv>.ou, lisch Platon
selbst !S. tjl4 ß. //oö; xoii Ai^^iivlov , to y^ro; I/c.uqb/.ov-
40
GOJ
604
Trv fih orr nQi'i^i'Jiv or TroU.or dtt-actoihui hiytiv
itliiiZdi, xi)v nQvhrv i;/iitt oatfuti y.ui airov cuv
IiJi/.ijtiroi':: e/'i Tr:v ovfi-jraanv tiji; f>r/.aioavvi]<; Htu)-
uiav' ni"rt^v rivuii if-inovroi- ««i t»i'^ xu()TiovTUt /.ii-
o^ot'i Tldun xihv y.uliTTui'UiV ü Ti)v fv ai'iii/j noKl-
xtiav ymaxuoiii-oci; «'»/« 7l^- doeTtji ot'ivuioijg xal
di/.niuaivri dicaffiivitoi;- oionfo dt] xae zai ivav-
TiVfs loii y.ai^nuu rucroii tiiimuiai, üoai v:iuiitvsiv
tinayxr xov ti]i' ivavriav 'itiv ti)v udixov^ iv ry
ipvXi] y.extijiihov aKkct 7?pös iiti> tuvtuv xuvay.o-
7iotfioaxi"^aza twv ev rw /ii'üo) irdi'juji £i;r,(/y.t-
Oii/, (ioa y.uiazeivn ntfjl rviv iv i/.dov kijteo)i',-jiioi xe
ro orofiiuv Ti) luy.uiittvov, xal tol Toayry.u nsoi tuv
/QÖiafov dgäintra öiaxoißviv, y.ni Tai inixag^iu^ tujv
üoiwi tielJiojy.oTwv' Ti di ijiitv at itioKfugai Ttp
fiv9v) ßuvKovxat tujv ovouviujv, Xai (; riji. avdyxiji
(jaotKtiu, xal ai xoeü inUoai, xai ol xkrjQoi, xal
ui (jiot , xai ui ruh' xayiudujv 'Wf «//(.'x/zwf navro-
danui diacfO(jijTi]Te^ uKuyuiV kuytxojv, uiuxtui ^i-
fiiyi^iivat; nävTu yäp raüra fiiav äouuviav ixnhj-
(joiv dii r/;i; iH'duXoyUti, <; fiuT)jv ai'xd irgoos^oa-
ilH,)dl~a^(u'Tl/j SwXodTCf TuL'TO TU f>l)nÜVTU)V W?
tiTitlv aTOTTWTaxov fii'jnoT oüv ineiöi} ri'ji dixaio-
ovvijs ivtxa TUV Tisgc Tiji; dgiOTiiq Tro'f.ntiag ijuiv
iv Ti'-öe TTj TiQnyijaxeia orfCndoT] koyov duntQuvuro,
xai. tut ') Tai'Tiji erixa xal tu itavToia.^ noXneiaq
dtepewi-auTO twv iv ytviaci ipox^jv dvrlarxQuffa,
XU\ 7liu\ TUJV ty.Tu; TOl< OiDlIUTUi £V TlflÖE Tlfjfjltdoj
diekdeiv Tigo^iiicvo:, oü Tor; uio9oi-c f^iövov Toig
iv Tai; h;t(aiv !;/<«c dvedldaStv, dXka xal ti;v iv
oi'guv'f) nuauv nukneiav, nugdöciytia r;;; uy.gt-
(if,; *) otoav, oJs xai toito Tigoeigrxtv ö ^ujxgunjc,
iv ovgav(i) keyojv avtiTv tlvui, xuv iv av9guj7io/g
ävcTidOTaro; tj- xal Taq iv Tiß j'ttÖ aehjvijj; tott'p
T'/iV Üii'X"^^ jfogdi, xal algiaaiq, xal iitakkdtui xuiv
ßiujv, ot'v' ujv xai ai fiCTa avjuäxujv nokireiai iroi-
xi/.at (fiovra/, SiTjoi^ftivai toiq dkayotq tiÖeatv r/;?
Cujri- woT thai tuv r^dvra axoTidv, drru tojv iregl
hixaiooi'vrjC, oguy]9ivTO. k(jyu)V^ xdvTat~9a ■nsgi ntu-
Otji T)]i xoafitxfji Tlo'Hvilai, t)v iv iti'Sov 0X'}l-t(i'rt
likdriov ixcfaivei tujv te ovguviujv xai tujv 6^
TUV uvgavuv t))v zd^tv ■ xai navTUXoiJ fiev ü ^q.
öixaiooi'vij; Tipös r/'v ddr/.iav koyui yivExat xa-za-
(pavi:q, jufi^üvujQ öe dito Tr,^ iv tiö xoouu) nuh-
Ttia'i;- iv Tj 9eut uiv tiai (pvkaxeq ujq dhj^ujq xal
dgyovzei; zuiv xoouixuiv vufjujv , uvc )'; t« dvoyxt]
xai ai ravTi^i; ■scaiöag ei; tu ttüv S/adiajju^STUv-
aiv ")• dal/iuvsi öe Ol iTciTezayuivoi Tai; ipi-xaig,
xai Ol ■ngocprjTai Tuiv itutguiiuv xavuvujv tijv STti-
yoigiiiv eiki)xu°^t tö^iv ol fuiv ngo ti]<; ^fve-
öfüiC drfogiCovTfi; TU [iSTga TUJV xh']gujv avxae^,
Ol di Tui"; yevBOiofgyuvi jjiuvq xvßegvujvziq. * '")
TavTu di nüvza aacpuiq oi^ai iiagiocijatv vnu
7) Wnlirsrlipinlicli versdirie'^cn , vielleicht statt ?tt.
8) '.'iüoti'Jowc ? E' srhcint etwas Anileres noch liier verliorcen
/.ii lii-;;in , vielli-iclil j^wi-OKim^; , ver^l. weiter imton.
9) Mai äiii/>frifinTniioii', vipll.icht nur Druckleliler
10) Dieses Stirnclieii . wio aucli die weiti'r iiiileii vorkoiu-
liicnlcn . schriiiin anzudeuten, Jass Mai hier alisiclillicli
Tui'i')£ zot~ jiiOou Xtyüfieva, tu -nagdöiiy/ia r;,\;
^wxgaziy.iji ■jtuktzclai iv Tiß xuouu) , iiltxvvvttt
Toi'i (fvkuxuc,, xovq e:uxouguvg, zovi äi;Tu<;, zur.;
i)£uvg, Toi<; daliioiaq, Tag ipi>xd<;' xai oö ftuvou
Tui'i Ti'ji dry.atoovvtji xai ddixia; dvaöiödaxii /ti'
(r,'>o('5, u'izivii lioiv dnek^ourratq ivttivös zai; >pv-
X^-'i^ dkkd xal ■xf,L, ■Kuktztiaq okij; tu itöo; iv zoi
navzl noovnduyov d.Tiuuaivtf y.a.i zuic, ev ziöttuvtI
ytvtaiv -nguiruii; jitouii ilKivxaiotq' iva fjr, iiuvuv
Tiuknry.uj; ufiov zij dixaiuai'vi^ xai ü ntgl tij; dgi-
onj; -uiukizelag avvc^sxdi^i^iai kuyog, xal diu zai-
TijQ iy.eivij ylyvijzut y.aTa(pavr;q, dkkd xai tuv 9{w-
gipixioTtguv igunuv xai iivi}ixuji, fidkkov de iit -
ocixu);, tiq zu Tldv ijjjujv dvaziivo/jivvjv , zu arid
fieiCüvujq dvacpatvijTai , zfji fjiv itgovulag xdvzat9u
Ti;v öixuiuoi'vijV diugiQuiaijq, dnu ziji; döiy.ia; bid
Tiji; zujv 6(f£t/Muevu)v y.a9' ixaazuv dvanudiotuiq
xal TU)v öiy.aoiujv utrga xa Trguar.xuvza vifjuvzuiv
diiCfuiv uvgaviu xat /.9uvia, zd füv si'Tiadtiai, ztt
di xaxo^aÜeias' zf,; de cikiji xov xüouov Trukiieia;
aaffsaxiuav xai xi]v twv dixaaxwv tuIv nuiuioiii
tvtgyatav • diu yag ex£i.vijv xai uvtoi tuv uguv
dxkivij ziji Tlguvuiag iv zai; iainujv TTgutozavTUr
xgiatoiv , £7i6u£vot Toi<; t£ oi'gavioi; rys^xuniv y.iti
Tat; icfeoTwaai; Tiß oi'gavw ■jtdaaig dgxaii , «i
dnodgdvai tujv iv ziii xuo^ut ndvTutv uvdivi dvvu-
Tbv xai iiueg uvtujc ii^ikoi; idtfv tu nkiyj^ta ti];
lud; TUV navxoq zovde ■^rokiTSiaq , xai twv vufjwv
TWV iv avTJj xai zwv dgyovzwv , ide itgwzuv fii-.v
w; i(fiajitv tu; i>iiEgxooiiiov; ti); Td^tw; aiiia;
Tlaoi];, zijv T£ ^tuvdda xai xijv xgtddu, tu; ^tuiga;
kiyuj, xai Tr,i' dvdyxijv, dcf' wv ui vuuoi itdvTe;
ui xuaiiixui- diimgov de xd; zi]v dgnuviav arvi-
Xui'Oa; tuü navzu; oeigijva; "), 'iva xdvTav^a diu
Einiges wPSSf'asscn lialio. Er nennt diese ganze Aliliand-
luug S. Xlll selljst „Prodi iueditas partes carpliin sn-
Icclüs."
11) Ueber die Seirenen spricht sich Proklos ausführlicher aus
zum Kratyhis S. 93 ed. Boissonade, früher sclion milije-
thcilt von Cren/er Cuinni. Herodot. I. S. 348: 'Oii rQi'a
ytvij ^tt^rj}'o}y otjfi' o n^yuiz /7A«iwi', ou^hvlov y oTifo fot^
V710 Tijr T0(' /Jioq ßuailf/ttf, yfvioioi'Qyövy onfQ ^ötIv vno
Tor JJnofiömvu t y.u&aqiiy.ov ^ onfo ^oitv vno luv Aidr^v , y.iu
tGTi y.oti'ov uuTO/v Tiuaoiv To Siu Tiiq h'(iQftQv{ov y.iyrjatüj^
vnoy.uTuxi.iviiv nuvttt roZi; iuvttiiv },yf^u6oi »^ioei;. /JiÖTieo h
ouQuro) fthv rijv \f'ii/iji' ouo(ti< irCCuv &{}.ft T«tc ^y.(i Siuyo)-
yut?, iy öi ^^l yfvf'oit tojfiu<; 7ja(itiTci.ffiv avtaq nftoorjyftj yuia
tbi' Ofiriuty.nv ''Oduoof'a* itrxfQ yat tj &ä}.aaaa ya'f'afioq ti-
Äwr, 'ü'a ftti &0.y(fn'iia vno tt/i; yivtatm^ y iv äi lot v.^ji
ytrofii'i'ai; aui'('t7iifo9^ii dtu %öjv voi^otuiv n^oq lov &€ov loii-
Tor' woT£ oldiv o JlXü.xmv iv tJJ Toi5 aäov ßuaiXitif y^''''l
^fjjv aul öutiinroiv yul ipv^ojv y «S yzegt/otJHiouatr liiv &f(iv
vno Twr h.ii ^fiQi'ivoiv &i}.y6fiivui. Die Plaloiiisclie Ansirlit
von den Sucuiii iui Reiclie der Todten scheint pon be-
sonilerer Wicliti^keit für die symbolische Bedeutung der
Süliiiuni; und Reinigunj zn sein, in wilcher sie so haufi);
an Grabinonuinenten erscheinen, wovon Reispiele zusani-
niengestellt worden sind von Schon-. ,, Ueber die Bildung
der Sirenen auf antiken Denkiualern" , aus dem Jahres-
bericht der Konigl. Bayerischen Äka<leniic der Wisscu-
schalten in München 1830. Es bleibt hierbei nur noch
lu untersuchen übrig, wie jlt jene symbolische ßeziehung
005
f.06
fiovor/.^i 1} Troi.iTtia owiardiaa^ (faiyijTai /.ai rai-
Tf^g all fitvui'oiji ^EVT] y.ai i: r«i/s< >:? /^'; ntvouaijq,
ekieru Tfjq ■nolneiai rti flSu;, o); ei uuCaraiKn-
yovoiv tqUov dt nizoig toi.; ^tor; iui>i oi'^a-
piovq, (fi'Xny.a; o'jg dfjj^iöi ovrai; iy/uofiiuvi, tvjv
TiavToidjv ev tiö y.oaav) vufJtav uKi/.utv th y.ai hcqi-
y.o'jv TtvaQtov de tui% eTcl rai; i\ii<xuii Tfray/thoui
rtQXOVTai;, ei'rs dyyi\ovi; ins dalfwvai; tujv tjiu)v
ijyi/uovai , Triv ütio rvS aLTti;ouaiüV (fogü; oii;
aräd/jf} TUJV avTuiv y.lvtjatv Tarrovraq y.al ovy. ivJv-
TUi ■jia()ey./jatfcei> roi"? öoovq rfjq ■jigovoiaq i] nji
dixtic- Tieintruv toK SixuotcX tujv vüuujv eziorot-
(fovrag avihi m tijv ufijv ra^iv, y.ui toi'^ ty.i^viji;
(iiYoiiivoii, äicl zi:~)v Tiiiii'jv uy.Uvu'tZ arzilc tyroi^ai
naQuay.siaLovcus' fzry 0 tv 'y£vci] (fi^niv (J(>(fevi
Torq öij/nloii; roi'g yuaiir/.oig, oi ") roi's tv^uvvi-
yoj; /je/jiujyÖTaq, dypiol rivig üvTsq y.al c'aruoahi]-
Toi, y.oKd^ovofv dtnfA'iifjävuvTeg '^)- oi; v'JriOTfjuixut
xa n]c xiatutq ÖEOiiujxijoia, y.ai xu tcrxaxov v.ai. cfQty.u)-
diaxaxov xuiv ^iv/uiv oiy.r^xi-oiov y.ai v.oKaoxr.otov, o
xaoxaooi' xavxtjv dt näcrav xr.v ovvxai;iv voijcrag, ülpli
Tioic oüdiv 6iu(ftytiv dvvaxuv xijv ökiiv icouvoiav
TU)v iteojv yal t'dwv xu ■jtuQadtiyua t;;; ^ujy.(jaTi-
/);c Ttokixtiui , ocouviov indoxov. ei'Oijcrstg' y.ai
Tovvo ei'pujv , xov o/.onov tT^; fiid ol.oyiw; xai'txiji
yaxadtjati ''') tuv xtktujcuxov. y.ui iiuig yafj ijv dv-
vaxov TUL'i; /iktSov; dvadidu^ut xvjv dr/.oiujv y.al
ddiy.uiv, ot<g iv Tiii Tcavxi y.oftiCuixui, fii) ivdti^a-
(.tcvov 6x1 xExuyTui TU ndv, y.ai w; doxoixii; tloiv
7T(joxfxay/j£vot tujv uKojv, y.al filn Tzouvoia dti^y.ti
yodfxovaa ja fJ.£(jrj ; tavxijv ovv ö fit'Ous rifuv iu-
(faivu)v , Y.al xoii Tteoi xtijv ■KtQKfuuulv \6yoi"; y.al
Tolig TTsgl xi'ji zdttuji oAVi ■yraoetfTtxi'y.hjotv' rj ovy.
dv oid' Ol fiiodol xujv diY.aivjv y.al tujv ddiy.ujv
inav (vnaoddty.xoi xoii dy.oi'ovmv. * Zi;xoi'VTOi
dl xoü Kokojxov , nujc ov 6ie(f!}diJi-i tu atijita aa-
Tiiv tv zooavTO.iq r;fiEQaii xov 'Uudi, y.al xavxa
ibi'Xi'ji f^iii ■JiaQoi'OT];, idti y.al riitig dv (fr,oatiitv
i:ci}.oy/^to9at , tcqujxov uxt 9avii(>.ox6v ovdiv y.al
aiiirrayilvai x6 ouj/ju xi]v dp](']v uvxoj;, ujcrxe dxQO-
(fov £ig -jrXet'ovq );/<£pa; dpxtiv y.ai dvadiakvxov
i:iaoj(ttv oTtoü ys zal ßoxdvti difiiujutvai xireg,
71 o.utxovrat diaiitvov tnl nitioxov uoov ygüvov xu
oujua XUJV (Ar, xoecfoi^iivujv. * Uodg dt an Toi'xoti
y.dxeivo Qr^xiov oic dij ndvrujg iiTteXslTiiTO xi Ciü-
jvi'oov TTtgl xr,v naodiav, -xov dfkov aujuaxoq dia
T);v TrkTjyijv vsyoujiHvxoQ,, outQ i'oxsoov, Tiavoaut-
ist , o!) Piniol! diese Symbolik vorfand, und benutzte,
oilei' (ili Platnn's Daistellung sie veranlasst habe. Vergl,
Annali dell' Institiito arclieol. 1829. S. 2«6. 1836. S. 58.
12) Mai Ol. — Die Beziehung auf Orpheus hier ist mir nicht
deutlich.
13) Hierdurch wird die nun von Bekker in der Politeia
S. 615 E. aufj-enominene Lesart SmXailivii^ , wofür man
früher i()l'(f lußörzti; las, vortrelllicli bcütalift , \\oriilicr
weiter St.illbaiiin zu vergleichen ist, welcher Siahtußumv
■tivii hier richtig erklart durch ,, medium aliquem coni-
preheudere."
14) Sicher falsche Lesart, wohl zu rcttJuschen mit xtiiaiudij-
0(1 oder x«xa/(Ki?)jo{i.
vüjv TUJV 65tl Tjy ■^U]yfj -ixovvjv, dn' aiiijg dftidfji-
Vüv, xai ti'i Ttüv TM oujitu dldujy.iv xov ^i'Xf.fut ")
di'vafjiv y.ai oidiv i>avitanTov yiyvicriiai ti toioi-
Tov, oTtov ys xul Tag xti idovo.q ffaniv iv y.oit.6ti}0iv
divduujv ökijv xr,v xov -/^'f^divug ujuav vtynujUtioag
i^ijv , y.al 7iavoaiiivijq xfjg xov dtQog ipvttuj;, y.ivei-
(ritat y.al iy.xii'docrtiv xi]v rt/.rjujoiv y.(u ö(fitg xav-
■xov Tiaoxtiv tv xoi'g iavxujv Cfujktui'.;, yal dtuutvttv
dy.iviJTins, y.ai dvafj/uioy.taiia/ , fitvovoi]<; häuv t^S
^ujTi/.iji dgxijit 'to!'- xa diTioil)vx^ivxu, iiuuH.'JuLurjg
Tilg t!;(ijiftv ßiag, dva^uiJtvuovaijg. * Kui dilkov
fuv vji xai x}]v hxooiav avxijv ovioji; fjff/f öf^oko-
yi'jooLitv, oi'dtv ddvvaxov kiyuvouv oijxe xov dnu
xov auj/iiaTOi xujfjiofiuv xijg ^pv/i];' y.ai yaq oi itga-
xty.oi köyoi xovxo dijujoiv, '/ujqLQovte.; dTXo tiov
oujiiuTujv xaq ipvxdg, yal xoig f^itv aujiiaotv, tov
/<;) dianvttaifui (foovodv Tieoißakkovxtg, Tuig dt
ipvxaig xiiv ('.TTokvTov TUJV aujiiaxujv nüoigtvovvxeg
ivioytiuv y.ai xi/v dcptoiv tujv (pvoiy.ujv dtof^uiv
ovxE TIJV Ev iiktioatv ijfjtQuii dia/uovijv, day.iddoxov
TOV ou'jjiaxui' y.ui ydg ii; dkkujv tovto ytyovEV
dijkov öfiolujv Tiaoa xoig tfiTTQOO^Ev dvayEypujifie-
vujv irsxorjiujv , y.a^ avxujv xovxujv ujv vvv iliio^iev
V.. T. k.
^Vi^ lassen hier gleich ein anderes, denselben Ge-
genstand verf<ilj;eii(les, ümdistiirk foljjen, welches Mai
S> 3(ili niitlheilt, aber triederuni nur in einzelnen Stücken.
Mtxu dt Tj;»; Eig xavxov oiov ai]^Eiov xvjv ipvxdv,
dnu TUJV dirjgijiiivujv kfji;Eujv oi'vodov, Euexai 9euj-
(jtiv , nujc fitv yvujui^uvai xtvtg dkki/kag , tcujc dt
diukiyovxat , yal tvujq dtaktyouivujv dy.ovovcri, y.ai
dnjyovuEvujv dkkai dkkujv • y.ui xiva (itv ai y.dxut-
dev ditjyovvtai xaig ävuj9tv dcpiyittvaf y.al nujg
iyEivai dtovxai tov Liudtlv uxe ovy. fidviai y.al ■Mujg
oiy i'aaoiv xi'vu dt ai dvuji^tv y.ai -jidji fitfinjpTai
TUJV iv ovgavio dEaj.iaTujv yal ei i^av/uaL^ovoiv
ty.Etva, Tiujq ovx dvuOTQtcfovaiv ett' avTu- yal ti
itobi xijv TTogtiav Exa/uov, dfiujg dvakafißdvovaiv.
— Tu fuEv roivvv dvayvujoiOiiuv Eivat xaig ipvxai'i
dkknkujv 1 ti'ntQ y.ai yvioaiv 'ttovaiy dXkr,kujv tiuj
fu^ oaxgtivujv oujudxujv , oi'dtv oiuai davfjaoxov
jßvaf xai ydg dxoTiov, Tag /utv aiodi']Otig yvwatig
oiioag fiExu naxtujv ögyävujv dvxika^ißdvta^ai tujv
avyytvujv aiodijfxaTujv • oiov ui^uv (fujxoeidf; xaxu
cpvoiv ot'orav, ^fpwf^aTw»' (fujTotidujv ovxujv' xai
dxonv dtgujdtj riiv ovaiav txovo-av , xujv ipu<pujv
dtgiujv OVXUJV xug dt ^mxdi yvujaxiv.dg ovoag xai
OIOV öiptig xivuc, fjij ögdv xdg avyytvEig ai'xaiq ip'J'
ya; xai ;(top(? ögydvujv, avxdg di iavxuJv ov yag
yvujocv xd dgyava TTgoaxi^ijo/v , dkXa ^äkkov
dyvoiav ti'jiEg i) fJtv yvujatg, EvtgyEia, xgloig ovoa
TUJV yvujaxüjv ij dt yglotg, d-jia^ijg- Jt^^^f: ogyova,
nddi] xaig yvuiataiv a^gooxlSijatv vgdv dt uvxog
övvaxQV xai daujf.idT(og xai ouj^iaxtxujg, ovdsv ijdjj
davfiUffTov y.ai ip^'xf:'' ^^^^ akkr^v ipvxf;i^- yal roi
xai dioL TUJV öx)]/idxujv dvvaxov (fävai yiyvEodai
zaig ipoxc^tg rijv dkkijkojv yvwaiv, ujuireg Evxni'^a
15, i/'i^iui^^TOi?
40*
oo:
öia x('>v lifiTQUvviv <Hi)finTv)V, y.ni ivagylotegov St'
h.tipwv ij roiTutv iidklov yäo i/.iiva xai uno itJiv
ilTX"'!' iit(fü<'iiii i':iodi-j(ft^f^i Tui'ruiv uTiiu' ye y.al
608
(tV yiil.lj, <^l.' V)V f.V T(i) TTJSf ßlll) bloXiftaBcU ftll-
vu)^ öi'i/ttTov, ÜTHOceif ov vigooijy.ev ■ Sozi yao ui'-
Ttijv tu oytuiii.Td., ykiDnoucidr öka xul üiiuuia y.ad'
fv Torruii uktit iiöpta jiclkKov ukkujv, bau i\n>y}]^ öka eavvu, y.ni unu, y.ai üy.oi'tiv önvüiieva y.al
iyyi'TtQV), öiiy.vvaiv ja.' tvSuv iv aiiui.; tdis i/'c- ürjäv y.al (fdi^yyiniHti.- y.uX yao ciionov , ei y filv
•/af; dia^U'OSi.; oiov ütiiiaTU. — ßvcfftOTtga öyrj- yhiiinoa xov dni) tuv '[vsi'fjunuq aepa TikijcTouaa
uaia Tai'i i/.'t'/«/,' y.ai riov vkiy.iov toi'tujv üiiudiuiv
dnoTVXovrat vi]v xQv)idvrv ^'>'Xi)v y.ai öeiy.ivoiv «5/'
iafTvjv yai iy.sivijV inet y.ai tvzavda tvjv y.ad'
i;uui Tivä, xä n äkka y.aravoi]Tty.ojrarov xai ijegc
ravca Tto'kv ayövru tu Siacpnguv iyvw/ieu' iiaidiuv
/'(^(ivTn rnu rndi] vgscföitsvuv, y.ai ijdij yeyovu^ iv
avögü; (kty.ia ■naktv löövTu y.ai miyviiviu tii cov-
rov, (IV i'dsv ure nuiSiof ';v, öta uayQov ygüvov
itthur "*) TOi\ uiiuaoiv ■xioitvaavxa xbv ävo.yvm-
nioiKW. xi öl) oiv ixt 7lu(jädoi;ui', y.ai xuc, ey.fi
iln'xu-; ävayvvioiCetv äno xuiv öyijLtdxwv dkhjkai;
xä x£ ydq xuiv dftctvdvwv fxukkov dtaoijuaivtt xijv
STXifjefiijyi'tav ip^'X'}^' '^^'S saxiv, öiöxi y.ai y.u.xa Cfü-
aiv ovuTciqicy.ev a.ijxatg,' y.ai xu xtijv ye/QÖviov tysi
Tivdi xi'rtov^ y.ui {/.Kfciacii exi xoü Tiji Cw/J; ii'öous
y.al £xi SioQiSaai yai hiiyiyvu'joy.ovaai dia xovxiuv
akktj}-ai, 7iafii.oki< xwv ivxaviUi xdq öilmn; d/.Qi-
i^eouga.; l/ui'oi, öta dvkuxlpojv svegyoioai oio^ia.-
Tvjv y.Qcxiy.wxiQOv yug xu äiküxegov, y.ui tu üttu-
BiOTeouv aioBrivQKiv iveoyijir/.ajxeoov yai xuuxa
yga(f'auev , onmg y.ut diu xoj' oxi]uaTV)v t7ito£ii:u>-
uEv öivaiiLvaq yiyvu'ioy.etv t«s iyet ipryw; dkkijf a;,
'iy.fh'O 7i(ioi'7Toiivi;aavTe: , w; äga yai daojiiuTujg
dkkijkai ytyvoJoy.ovatv ei ydg yai xd ovxa ßkcxoioiv
äaojudxujg, ttmc uiyt Ei 8t 8i} yiyvujoyovaiv dkXij-
?.«;, y.al dvuyvwQiCeiv dkkijkat; ovy.sxL Sijttuv &av-
iiuotÖv, i'/uvaag iv xai^ q'avxaala/c d:iuyn'iievov tov
dfh;ku)v TUTtovxal jjoi'X'J'Covxa 8i, 8iu r;/c i'i'«b oil'soji;
nvaytvuvaai xi)v xiji ÜQvifiiviji ^'i'yjji fivijf-ii]V xoiov-
TOs yuQ 6 dvayvwQtoiiog, xau ftvijfiuvF.VToT' _ ngu-
;!o'/.ij yai fivi'jfdjq ävavtojotQ, ijv tiysv usv , oö tzqÜ-
•yriouv dt E'i%ev , dioxe yai 8iavo?jflijva.t Tttiuiiai'xijy
Tijv dvayvvjglLovaav , oxi dga ai'xi] iy.tlvi] i) i'vyi],
)) Totuvßs i'j&ui ixunou, yai ^vjoa X^'Qov ij ßikxiov
oiov yai 6 '08vc:oei>i 6 'O^ajgov xiv 'Jxi}.k£u)i; ipv-
yrjv iSiov iv aönv yai xi)v A'iavxoQ, iyvujpioev «;
siSsv xi)v öe Mivujoq, fjv ijy.ouasv xvydv St yai
iSidäydi} Tiagd tujv iv aSov , negi tc xovtov y.al
Twv uklotv, xjji; TavxäXov , xiji TixvoVf t/;; 2i(H>-
(foo, TLViQ elcv si fii) dga y.al ixed^gvkhjTO ")
xavxa 'Ttgi xe nvxdiv, vtiu 8ij xtvojv xgi]rin(p8i]divza
9r:(j)v, m<; ö ^dv ö/ydCet t«/V if dSuf ^ivxo.iij ai
8h xotda8s yokuQovxai yokdaen;' <'■«' iSwv, iniyvco
ga8tfj)i, uxi xa.vxa rjv d.Tveg ai n'tgl avxüiv cfijnai
nngiSooav. — Ei 8i 8i) yvuiglQtiv ipoxoti 8üvavxai
y.ai ey.tt >pi'xäq, s'ixs Si' ia.vTd)v eixe 8id xuiv öxr]-
iiÜtviv £71 1 yvdiOiv dkXijkvJv ioCaat y.al ävayviagi-
Covotv, iTiüfuvöv irJTi xovTo) ro yai dcnaCEodat
cui yviooljiai dkhjkaq. — Kai fitv yai xo 8iak£-
yeoda.L ipuxdiy ov ykiHxTo.v ixovoa^, ovx dgxijgiav.
16) .Wöjor, oder vicUeiclil /.iovok; zu lesen.
17) 'Mai Ti&Qvhjio-
ykoooa xov aiiu xoü uvtvfAuvuq atga nkijcxovaa
8i'vaxai ötijg!}gcnfiivijv noiiiv xijv (pujvijv, xu öh
Tiiiv ^ivywv oyiii-taxa fVj övvaxai xov negl xavxa
y.ivtlv diga yuX 8m xoidi ytvijaeoj^ nYijjiaTiCeiv ei^
(ftiuyyovi 8i<t.(f6goi<q' Tigoq xdi y.ui xov xguTtov liji
8/ukii:£U)i fiij it drdyy.ij^ civai Tiotylkov oi'Tujg y.ui
TXokvy.ivijTuv , vjg tuv xv'iv iviavdu ipvxdjv, äkka
8id Tivuiv ÜTtkouaxtguiv y.ivijoeuiv 8i'vaoi)ui opiiat-
v£iv Tag tvvuias o.vcujv dkkijkaig' uJi yag ai öta-
vuijaeig dnl.oiOTCgai y.al ai Cfiavxanlat , ohxu) y.ui
ai 8takti:£ti £7Tnskui<vrai Scd y.ivijotwv ü/ioiujg tkan-
Oüvujv y.oA xiji ivxai'^a. uoiy.ikia.g y.ai>ag£i uiavw oi^
TU tiy.ui' y.al intiöijJitg £v xuig ux>jjtaoiv avxüiv
toxtv i} tu; d.}.i]9i.i}i; aiobijaig, nuv ydg cujua ^-'vxf/i
fiextyov , Cj- koyr/.ijg öl öv ipvytji, y.ui y.ax' a'iodi]-
oiv Crj' y.al ixe y.uxd xotcov y.ivuvjitvov , 8£lxai y.al
aiadijaiwg- xoiorzov dt nä.v öxijl^ia ipux'Ji, oi'uq:i>lg
UV koyiyijg. — Kaza xu at'xo y.a.i äyoueiv y.ai ügdv
y.al iiküii; aiaSdvtoi^ar fiia ydg (fijah''.4giaxox£kl;f ")
?; y.igiuig aiottijoig, yai tu y.igiov uio^r^z^gtuv hv
iariv, ojg iv Tuig Tiigi uiodr^otuig kiyei nov /.m
aioBiiTujv ti 8\ tuvzq y.al xij y.otvfj aia&i'joti ygf.zat,
Si'va.zai öijTcov y.ai /J/wf dnadvjg dvzikuiißdveoSa.t,
y.ai dy.oveiv y.al o'jv i'j xuivöe xv)v avifxaxiov dy.oi)
ndvxvjv ioxiv äy.ovazuiv, dkK tj fjtv ukkiov ij öe
äkkiov. zlio y.ai 8atf.iuva>v cpuivag oi /.ttv äy.ui'ou-
aiv, oi 8t ov , avvovzeg roig dy.ovovoiv yat Tiugi-
X£i Ti]v 8vvafuv Tui'Tip', xoi: f^uv itgaxixi) Svvauii-
xoig 8t yaxaay.tvl; cpvatuig- ujoTieg öi^if-iaai (pdof^iaxa
ögdv öta daiigov xovxviv VTrd.gxtt xd dkkoig uii-
fia.otv o.ugaxw xu öe 8ij ngvjzov (jxi]HU. xwv ipvxuiv
TIJV yoivi)v aiadijijtv Ixov, xd mäoatg fii) dyovaTU.
■xait; u.y.ouig Tuiv dvijTuiv y.al ä.üga%a xaig u<l.i£ntv
ögav y.al dy.ovetv Tiecfvyev. Tu fitv ovv öti.ytia&ai
y.al ötijyoviitviijv dy.godadai tovzov tTitxektixat xov
TgoTVov • 1] 8i XQ'-'Ci ''^djv 8tijy}ja£u>v eaxtv , ötioji; ai
fitv ix TVJV Sty.atüjxijgiiov yvujaiv to dyadov oiov
äga iaxl xijg v.geiooovog Cw;s, xal xrjq £7iofx£vi]i;
iy.Eivrj krj^eojg' ai 8£ ix xov oi'gavov xu xvjv xtfjiu»-
gtuiv iieye^uq iiklxuv iaxtv xdjv xaxa 8iyi]v ücfetko-
(.livuiv xai; diioTieaovaatg xr,g dgioxijq C,o}r,g y.. x. k.
Auf dieae f^russcren Bruchstücke mügen noch einige
kleinere von grösserer oiler minderer Bedeutung aus der-
selben Schrift folgen, natürlich mit Ausschluss aller der-
jenigen, welche Mai schon in der ersten Ausgabe der
Bücher de re publica bekannt gemacht hatte. ")
18) Waliischiinlicli meint Proklos die Stelle De anima III, 2.
jj Sh Toü ataä-iiioü ire'fiyi'-a xai x^? ata&riaiojq 7\ uu%fi iiiv
ioTt xut fUit etc.
19) Da , wie olun bemerkt worden, die bereits in der Baseler
Ausgabe befiiidliclien Bruchstücke nicht cingeseheu wer-
den könheu, so niuss die Möglichkeit zugegeben wer-
den , dass hier vielleicht ein schon bekanntes wiederholt
werde.
609
610
Aiipcfülirt zu VI, 12. S. 351 dictator rem publicum
co/islituas oportet.
ISvv ü IIkÜtv)v ZEol Tijg ■TToo'nrjq SiSäoy.uiv no-
kireiac, lunetrai tuv uKvjv finuiovoyöv (öc ovv 6/'
s/.tivüv akvTUv imev etvut zov y.oof^tov, diu Tip' av-
roP ßoii.tjaiv fii'/iOTov ovaav dsofiüv, ovzu) ravci^v
■vijv TTokirEiav uvx dkviov f.iti\ dv9(tto7iiviiv oidc.v,
iSvoXvTov öe tlucu (pijoiv diu iijv twv cIo%uvtu)v
•ioeTi'jv.
Zu VI, 20. S. 358- cerne, quam tenui vos parte cnn-
tingal.
7/ fifv TTEtiTTaq ev TB T7J djtXavet roi'C ntvre
y.vy.LoL'i diiarijOiiTO, top dgXTiy.cv xai diTar^jy.Tiy.ov,
j')v ^Ftiie(/tv6i> Tooniy.ov xal dtoirov, tuv fiEOov
Toi'iuji/ iij)jiisoivur ■ y.ai Ev roi^ TtfMvioiiivoic, TOti;
nivre öitikev drru ovo (fvjcrTijpujv, e!;a/QeTOvq £%ov-
rai Tuc, 7looa&a(fa/oi<rEi^ '•"')• y.ai iv toi^ oyrita-
Ttoiioii ui'Twv TU uoiOTov Ekcc/B Tiijv ayvudrv)v
U((OQlx^(ilV TU TQiyojVOf TOV OE OkOV /.OOllOV IV XliVTC
Toic OTOf/eiuideat axij/tccoi xai Ttevre y.ivTootg avi-
£7rkijoo)(r£v ij Sl TSTQai;, axijl^ia i.ivv tojv xivoi'iit-
vojv d.vcsftydCiTai t6 zSTodyuivov tuv 8t Cu)8iay.ov
yi'yXuv dniffTjKv TST^afiEori- töSv de n'kavi^Toiv hy.d-
OTip Tag y.tVl'jOEli U)QtaEV £l(A ydg TkTTUQE^, IJ ^^?i
oiy.Eiüv y.EvTQOv, i) y.aru i^ifjy.og, ij y.ard TtkaTog, ij
yiiTct ßdduq y.. r. k.
Zu VI, 25- S. 3R(. ne moveri quidem desinit.
'O iiev oi'v y.t'yXoq ei/juv eoti vov' fxtvfi '/o.q ,
y.aTO. TO fvioq aihov- y.ai uouftatv, y.ara tuc, yoi^i^
fioug ai'Too dwauEtg- y.ai Euiarotcpei noui io.vTov,
y.ard ti}v navraxöQEV avzov ZEoikc'.jjßdvoi'aav
ünoiuic yvviaiv y.ai tu iiev y.tvToov ei/.uüv tou ev
ttvT(;i voTjTov yai af.iEoovi y.ai ucpETOV ai oe e/. toi>
y.ivTQ0V yoannai Eoiy.aoiv Taic aTcEiQOti avTOv dv-
vd/iEotv , öl' u)v naQÜyEi ttüv tu kavTif) Ttkij^og twv
voijtlSv )'; ÖE 7iE!3i(fe(jlu dl' ■>;•: avvikiocrETai Txukiv
Ef'i; tu y.EwiJuv , y.ai TiEomTvooETai iiaviuyüdfv
ai'TU, zaii voijoEaiv raig Etc, tu ev y.ai to vuijtuv
enEOTQajjuEvati;. >
Ebendaselbst S. 263-
JeQy.vl.kiöiK ^') Ti^jv TOU 9e/ov ac/juarog n£oio-
Öov , TO ai'TU TEkog nuiuvuEvi/v y.ai «pjf(;V, toP
injÖETCoTE au^nEOEiai^ai tu näv o.iTU'.Tai- y.aX yu.o
TTjV (läßSov Ti)v TtEgi TW day.Tvko) y.ivovhevi]v fiij
TintTEiv Eüjg dv Tt£Qi8ivf]Tai- y.ai zov int Tr,g yTjc,
y.vktov^Evov TQoyuv Oiuvra öl: TavTO. TliTtzEiv £v-
tfi'?- £1 ovv oi'vaTroy.aTuaTavTE^ Eig iv oijfiEiov eoti^-
'20J Dieses Wort, wolih' ni:iii leicht jjcncisl. s^'" i^üni'li-' ngog-
aipalQtai<; vovzuscIiUigen , ündct sich nirhrmals noch hei
Vettiiis Valens, heraiisscgehen von Rüther, hinter l^jckis
de niensib. S. /)37. Es telilt noch in den Wörtcrhiichern
2|') Ein mir uiihckannler Scliriflstell.r ; an Derkjllos , den
Verfasser der Argolicn, fibrr wclc^icn vergl. Rüther ad
Lyd. de mens. S. 104 Boissonadc Anccd. Grarc. T. I.
p. 417. Zcitschr. I'. d. Altetthnmsw. 1H34 Nr. 63. S. 430.
Nr. 121. S. 974. Jahn Diss. de Palamedc S. 33, Ist nicht
zu dcnkeo.
nav Ol doiEOE~, cavTuv dvEnnt>ov ■')■ vOv öl tu
:iEouQ uuTviv doxi,.dkkiTi yivETui tteoioöov y.ai i)
ovva.nuy.aTariTanii uvy. ovo«. oTa.oii dkk' EcpEii-oia
ri;s lii'j-i TlEpiudov , Tljpit Ti^v y.uauiy.r,v TO.tiv.
Zu VI, 2fi. p. 2G3- revertuntur.
AÜTa.i UL'V (iptryal) nukku nupiv'Jeiaui Ta.iiov
Inaoyov Tiukka ÖE ETTuoEL'dijoav , ai IIEV y.az' uv-
Qavuv ovuuEutTtokoüoat Toi^ oipuv/utq Oeui^- et ör
EV Tuii i'Tiu yi;5 TOTiuii Ttoty.lkaQ iyuvfjat iiETußa-
OEig, d.n' äkkr,kv)v ei\; nkh;kui<g,o'jg exüoti^v i'jyev <t
Tijg Tiosvig vufiug. — Tug ixtv ovv Ey. ziji yijg dvtoü-
oag, y.uvEojg UETkijacuaDui xul o.vx^iuv' Ta.g '5t jf
ovpavov yaiiuioaq, Eivai y.aitaouq tovtojv. — i^u
ovv y.ai TU o/i^uaTa ijv Evvka. y.ai ay.OTSivd, y.ai
ETI Tr,g na-ivxEoag oi'aiag dvaTiEnkijOiuvu, TUiTug
avyiioö y.ai y.uvEiu; Eiva.i fiEOTUi' vjv öe y.oucfuTipa
TU ncQißl.riixo.Ta, y.ai (foiTCivoTEoa öia Trv ev ai-
Qavii) öiaT(jißi'.v , luicag y.a.iluoujTEoa.i y.. t. k.
F. O.
63. Oeilrag- zur rirlUigei) Eikiiiriinfj der soi^cnaniitpn
ConstriiCiion res pro rei dejectu.
Im Januarheft des neunten Jahrganges (1842) ilieser
Zeilsrhrift findet sieh ein sehr infere,<santer Aufsatz de.-
Hrn. Dr. Grauer über die ficiira personata, durcli «ei-
chen IN'amen er den allerdinKs tranz unpassemlen einer
Construttion res pro rei dofectu ersetzen »ill. Indess
auf den ^iaulen kommt es ni( bt an; auch die lijjura per-
sonata unifasst bloss einen Theil aller hierbin orehörigeii
Falle; und ich bemerke nur, <la.<;s, nenn Hr. fir. ^'1....».*,
Reisis; und Hanse seien die cinzijjcn, die lon dieser
Krscheinuni; Korhensehaft <u j,'eben versuelit , und er
nirgends die Bei.spielc in grösserer Anzahl zusauunen ge-
funden bat, ihm entgangen ist, d.iss iui Progr.ininie des
Gymnasiums von .Sonile;shausen ISiO von Gerber eine
grosse Anzahl Beispiele (freilieh als Belege <ler Constr.
res pro rei defectn) aufgeführt sinil, und dass im Pro-
gramme des Zwickauer Gymnasiums desselben Jahres sieh
eine Abliandlung von Kühler befindet, ilie den Titel Ir.'lgt:
de veterum srripfornii: o?u in enuiitiationibus veibo affir-
niantibus, re iieganlibiis. Wenn letzteres Hrn. (irauer
in Glürkstadt vieUeidit nicht zng.'ingig ivar, so ver«eisp
ich ihn auf den Bericht von Jahn in dessen Jahrhiichern
lS3y. 9. XXVII. !. p. IUI sq. Ünab.'K'iiigi';- lon beiden
habe ich, veranlasst <lnrch eine Horaziscbe Stelle (Od. 1,
28-), eine üeutunj; des be/eiclineten Sjiraihgebra'ich.s
versucht, in einem besonderen f'apitel meiner Quaest.
lloratt. part. II. p. 1'JO— lo'..', dort die mir hekannten
.Stellen besprocheii und ilie ganze Erscheinung auf Griimle
zurückgefiihrt, »ie ich sie auch bei Hrn. (irauer int All-
gemeinen jetzt finile. Dort nird Hr. Gr., nenii nirilt
mehr, doch nngefiihr dieselben Stellen behandelt finden,
Hclche er zum Gegenst.iudc seiner Uiitersuchnng geiiuicht
hat. \VenU es mir nun bei iler ganz iiu.serhchen F.is-
sung des Köhler'sclien ..\nfsatzes gleichgültig seiu konnle.
•U) 'Av inuaov ?
fill
612
«las» lliii iliT«rllir Oft <11 (M'-irli( k.iiii, nts i( li (las !Mii-
iii);o ><'li<»i »iiaiNiiiH'ii^rsti'ül liaitr , .-«i) iiius» <•.< mir jcl^t
.t„.j, hm sriii . Hrn. (ir. auf ilnii ruii iiiii fiii;;«'»« lil.i;,'!'-
iii'i' \\ i-^i' <ii lii'i;i';;iii'ii. Im EiiiiEriiK'n »riilii- irli frei-
Ih II Kill llrii. (i'r. at>; Kiiii^i-s daioii liiiT zur S>|jra<!ii'
/ii l.rin^rii, ist ilrr '/.»i-rU iliisiT Zi-ili'ii.
III. (i'r. lii'j;iiiii( S. ,'(l si'iiii- l'iTlorsiii liniiK mit ••iiipr
KriiitiTiiiij; der i-iit;;i'|;<'iii;<'so(/.ti'ii Tliiitigki'it der (iiillfr,
drr |i<p-iliiiMi und iir(;aliirii, di«' ii ll pUiMif.ills in ilirer
er(»?<Mi AnsdcliMiinj; 1- I. |'- l'-'-'l "inl t3U iiaili}ji'i> icsrn
Iw.lic. Si'iiic Krkbrnii:.' iiiu Sli-Ilrn, »ii- Unrat. (" >S. !),
«Iirilo iili ^an/,, nms.s alii'i in |{i/.ii;' aiifCir. i\. D. II, IVI.
niirli i'iiillial XU liiMlriiLfn [jclirn , nl> optlcdie uicht liPiSst
im Dunkeln lassen, Piiif Erlvl/lrunj: , »nfiir icli Lman.
^'1, Ii4.i. anfiilirrn zu können glanlitc. Di'ss;,'lei<lien
(iiide irli S. '.^4 den ^.'aiiüen Passu* i'ilier ilen .Maiijtel des
l!e;;riHVs eines piqnickiMi'len .Schlafes liei den Grieelien
und Kiiniern, nenn nii lit an und fiir .sich falsili — man
denke an den lenis sninnns aj;restilini lirnrnin, — Monijf-
>teiis fiir den liealisieliligteii Ziieek iiliei fliissi^'. Ilr. (ir.
Iiat seilet ri( litij; erkannt, dass in .Stellen, »ic lliad. X,
US. Od. VI, V. XII, J.SI. I'nr. Od. III, 4, II. der
Heiiriir der Scilla fiigl-eit ("l> der unzeitigen, fraj;t sieh)
niillm eiidrg- ans dem /nsanimpnliant,'e lieriiirgehe ; «enn
das der Fall ist, s(» liediirfcn h ir Heiter k<'iiier Erklä-
riinjt für die Particfjiia fiiligtittm , üoriiffo;, äddty/.o-
xtz. Znin ISeueise fiir <lie Ku lili({l>eit der Beliaiiptnng,
da-s sumnus ni<lit lilnss der Schlaf sellist, sonilern am li
nhiii' »eitere I'ersnnifieirniijf nder Indn idnalisiriiiii.' dor-
miendi cilliidiliin sei, hal>e ich auf .Stellen, nie Terelit, fleant.
lil ^,'. u.a. •Piwiesen, rf. I. I. (i. 1 ,'.j. VVie nalie aber
»eilst .'• ■ priisais« heil Jlijiraehe die pnetisc he Anffassnii;; eine»
lie^ififles lie^'eii kann, zeij;eii uieder die Wiirter snmnuü
lind Scilla/'. \Vie »irsajjeii: ,,iiii<h iiier/ällt der .Schlaf',
Sil iler Lateiner Alexandi um somnun ariipuil (Justin.
XI, 1.3.) , ixiinit man ler^jl. Oriil. lAlet. XI, 631- .,'«-
Iiilui' -niiinns in artns.-' — S. 'J4 K'"''' f'""- ^''- i'i'ier zu
einer An/alil .Stellen, in »elchpii die Diippelivir kuiig der
Utiller am /leulos nach;;!'» iesen »ird, und gUnht, nie
es liei diesem sehr natiirlich genesen, ilass er seinen
l nli'ilhiiieii das Ziel ihres Thiliis und LassPüS vnrschreilip,
>(i kiMine .-iiicli jeder besniiderp ^Vlild in seiner hesoii-
liereii Sphdre an seine .Stelle treten. Zum Celeje dessen
«iril S. '.'.T Ifnr. Oil. I, ,'3, |.'). angeführt, niiil damit
sehr richtig in \'erliindnn;j i^eliraiht das ^ ir;;ilisclie pla-
ciiluiii ve/i.lin slat i/iiiie ( Aeii. III, h.S. liucul. '2, Jh.).
liier bin ich nicht (.'an?, mit Hrn. (iraiier pinverslaiiilpn ,
ulaiile vieliiiplir auf eiiir bei ilen alten Dichtem geUu-
li;;e Aiiirassiiii<; des Sturmes hinneiseii zu mii.oseii , nach
welcher dersellip Piitsteht, entiipder durch übermässigen
EinfliKis eines besliuimteii Windps auf ein bpsfimmtes Mper,
oder durih den Kampf mehrerer Winde, die sieb um
die Oberherrschaft zu streiten scheinen. Der Ilnraüische
Au>ilruck (jUii iioii ailiiter Hadriae niainr niaj; hier das
erslere, die «cliiine .Stelle bei Oiid. Trist. I, '> , >^ sijq.
oder Priipert. 111, 15, /)[. das letztere beweisen; »eitere
ßeleje am an{;efnhrteii Orte p. IJö sq. Daraus ergibt
»ich ,1111 einfachsten das ^'irjjilisclK- placataque venli dant
maria , inwiefern namlich nach einer andern Stelle, die
Hrn. Gr. entgangen ist, die Winde selbst placidi siuiL
Vir; II. Aen. V, 7()1. Im A'erlanfe bemerkt Hr. Gr. mit
Iti'cht, ilass man in Statiiiriing einer freien persönlichen
>Virkiiiig iler Dinge nicht zu weit gehen dürfe, um den
Allen nicht den l'nsiiin zlizumutlieii , Thürrie^rel und
.Spanien für freie We!>en gehalten zu liaiien. Dabei er-
laube ich mir aber die Itenierkiiiig, d.iss allerdings solchr
Ausdiücke, wie snlvil iain Jiliula veslen bei \'aler. Argon.
I, 4j'l- nur in der PerMiniiii .itioii ihren L rsprung h^iifii,
ilass »ir ilabei ili'iikeii nii'issen an ilie piietisihe Farbe,
liiid il ISS bei iler eiitsi hieileiieii II iiineigiing iler Alten 7Ur
iiiiicri len Darsti'Uiing die .Sjiraihe sich in jeilem einzel-
nen Falle iliiri'haiis nicht der eintretenden liiilit iiliiali-
siriing im strengsten .Sinne be« us-t zu sein braiiilit. Oder
ui'riliii »ir es Ijiilgnen, ilass ilergleiihen vorgeht in sol-
chen WeiuliingeH: fibulit mordet, mnrdaci dente capitis
Das inordere und ili'C dens »eisen ileiitlich ilie eingetre-
tene PersoiiificatiiiH nach. L'nd »enn ila , »aiiini sollen
»ir sie nicht linileii in ilem eine freie Th<ltigkeit postu-
lirenilcn \'erbiim tsnlvere? Ganz versilxiedenartig und mit
Recht n!s bi'sondrre Art hingestellt sind die snilann von
Hrn. Gr. bihaiidelten vociil/iila media, »ie valetiiilii, for-
tuiia, ingeiiiiim, vires, actis, tides u. a., lauter ubutracla
Begriffe, für <lie »ir zum Tlii'il ganz adäquaten .AU'^druik
haben. In solchen F/illeii überlassen es ilie Altin iler
Combination des Hörers oder Lesers, sii h aus ilen \'er-
liältnisseji und ilrm Zusamnieiihange ilie genaui're Uestiin-
iiiung zu finden. Hr. Gr wird ilasselbe wohl meinen,
»enn er S. '.'(J nun IMaiigi'l iles absoluten NVnrtgehalti s
im Latelnisi hen unil Griechischen spricht, und ili'innach
meine Krkl/lrung I. I. p. Iv'j, r.'<, IJ7, 1311 billigen.
Darum füge ich über iliesen Punct nur noch hiiizii, ilass
Hl. (ir. S. <() das Hinzutreten iler Negation iliircli das
Präilicat in Füllen, » le lilr/.rjv (ivtldi leiv insofern »olil
zu streng ziirüikge» lesen hat, als nicht zu h'iugnen ist,
ilass durch ilie Verbiiidiing ilieser beiden liegriffe ein ge-
» isser ^Viiler^t^eit, eine Art Oxvmoron entstellt, »odiirrh
iler relatiie liegrill' (i/yr, in seiner einseitigen (ieltiing
erst fixirt »iril. Der relatiie liegrilT iiiuss an iiiiil für
sich scli»aiikeii, und Hr. Gr. sagt ganz trelfend: „da«
Maxiiuiiin und niiiiiinnm der fiiles bleibt iloch immer
fides, aber die negative Seite lerliert sich am Ende ro
weit loiii IMiltelpiini te , iiass sie als das (iegentheil von
dem erscheint, »as sie sein sollte' ; »omit vergl. meine
(Juaest. p. II.', » o Hr. (ir. ebenfalls die ganze iMasse
der Stellen in 3 Ablheiluiigen gebracht iiiiden »ird. Ich
habe ilort eingetlieilt 1 ) magnain locoriim parti'in rerta
interpretaiiili ratiune anferri, J) iu aliis ^ouOir)li/7l(/liul'
inrsse qnandani, 3) eos deniqne, qui pravae illi iloctrinae
maxinie videantiir faiere, universain aliquani iinagineru
vcl seiiteutiam exhitere, quae quuin complures partes >el
geiiera liabeat legentiiim iudiriii ita obnnxia sit , ut quid
res feraiit recusentve, inde eligatur. In iis auteni, quae
fieri possint vel iiitelligi, iiegationem posse ipsani reperiri
quis iiegabit? Res eniiu, quae paulatini minuuntur, tanileni
evaiiescunt. Kr. ','. und 3- stimmen mit ilen beiden Ab-
theiluiigen bei Hrn. Gr.-, ilie .Stellen aber, »ilihe der-
selbe als Nr. .3. zusammenstellt, bangen mit ilen voca-
bulis mediis insvferti »enigsteiis zusauiineii, als die Spra-
che hier nur eiiieu Schritt weiter tbut, inilein sie Wörter,
deren Natur nicht gerade relativ ist, mit Berürksicbtiguog
f)!;i 6 14
ilcr torsrhidlrnen ni{)Klirhrn Verhaldiissp als »olrlii' It- rut ilas l'und/iini-nf riurs Tliurinrs, xiii ilfsscn Fiiss cim
liaiiilpif. So ist Iliail. XIII, Iti.Ö. XXI, 4ö6. /U fassen. .^lol« sich in tlic Spp crstrcc It zu liabcii srliriiit. SSu-
UaKi-gcn betraclile irh lliail. 177. i(JOji' filjvioci , Iliail. Ii'iiri's(e iiiiil zum Tlipil si lioii lirliaiiciic .Siriiif lio;;«»
I. ti.j. ei'X'J'tiji ITt/fjeiKflTai iiml Kurip. H.ppnl. Ki'IV. filicrall innlipr, Uurz, rs ist fast so vii'l loii ilpr rönii-
Tlftrjq eneiiCfifr liflifr aU Osyii.ora , »ie d/.y.ljv üvll- srlicn, als von <|pr irirkisrlirn Sladi iil.ri;;."
diZin'. Das IIora/.isrlip munera te co/iiient nennt Ilr. G. ,,Ani inti'tcssaiidstrn alier Haren nur die zierlirlien
auffaltend kühn; irh finde es nirhl knlmer , als unsiT Ri^sti- eines romisilien Ilanses, «elilies in den W.'inden
deJanfifTPs : „(/er Postwagen hat mich aufgehatlen*' oder einer Schluiht un\ieit des Caslrunis sleckl. Auch naeh
«as Datier Or-iiires d'Horare Anist, i;,';. p- 'J4i< «er- der Donau zn , dritlhalli Sinnden von llas>ova, fanileu
gleicht snn ei/ujj)age t'a retenu. Betrachten ii ir auf diese iiir eine inerU« lirdiüe Ruine; die Türken nenni-n sie
^Veise den SpraihijeLraiirh , so sihtiindrt auch die lel/.to Adam • Ivlissi oder Adaniskiri Iie. Es ist eine kiippelarlj;j
Spur von der unlo;{ischen Conslrnctlon res pro rei defeiln. {foiollite soliile .Sleinniasse , iielche früher mit Hrliefs
Aachen, im M.'lrz ),S4'J. Ditlenfjurget: ""•' Raulen hekliidet genesen, deren Tnhiinier jetzt .. eit
umher /.erstrenl liejjen.':
,,Znei versihiedene Versuche sind ;,'emacht »vord.'ii,
III din Kern diiser harten N iiss zu drin;;eii, aiier lieule
FerSOnal-ChrOIlik und IMisCellen. •'■r-eld.ch; eine Art Stollen »ar mit uns.'if:l,cher Muhe
unter das Iiindaincnt {redriiii^en , ohne etiias zu fiinleii.
Komische Allertliümer in Kleinskythien (Dobrutsrha). ^"' '^"'"'' '""'K* ■'•'luil:cli nach Au.spii jetzt nur jene 1..-
kannte .>Iisrhurj; >oii rohen .Steinen mit nuiidestens il.in
Schon früher ist in diesen lilättern (IS-tO. >'r. V(i. so vi.-l jetzt steinhartem Kalke; alur mitten in d r
S. •in,} von einem römischen Walle (('■■prochen, der sich .Hasse steckt ein Kern aus ina.htitf l.ehauenen Steinen _
.on der Donau Ins zum sch.varzen iM.-re hinzieht, .md >Vahrs< liemli. Ii ist das <;anze das (iral.mal eines i,m,m-
irrthiimlicher Weise dem Kaiser Trajaii zut;eschriil si lieii I'"eldherrn.'
»orden ist. Es ist bereits a. a. O. se.eigt »orden, (lass Wer si,.l,t „i.ht M)j;leich aus du-. er üesdireibu
IS 1
dieser Wall einer sj.ateren Zeil anjfehört, und ebenso irr- Jas, di» innei),„||, ,|,.., südlichen Walles l,eliii,llicheii Castra
thümli.h dem Tr.ijan beiKelegt ist, «ie mau die »e- zur VerthcidiiTung ,.,r„.l,t,.i s,„d, und » alirscheinlich ein.m
festi;;nnj!SHprkB der Hunnen und Aiareii mit dini INamen llückzujje ihr Dasei» vcr.^„i.p„^ „,.|,.j,,.r ,,„„,., ,^,^„ „,ir,|,._
Trajan's Furche bezeichnet hat (Francke, zur Geschichte narhilei» die \'crtheidij;iiiij; .1.,^ I,,.i,|ri, "\\;il|e aiif'e-
Trajan's, Güstrow IS.j7. S. 103 f.). "eben?
Es mii^'en hier die neuesten >arhiichteii fol^'en, ml- ,kj,.it Kaiser Aurcliaii die Hoiruiiii^' a„f^,.|,,.„ ,„,m^,,.
che »ir dem Wrfasscr der Briefe über Zustande und ,Us linke Donauufer nieder zu ni"»i'""'"i '"'"• brankteii
Begebenheiten in der Türkei, Berlin ls4!, »crduiken, ,1,,. Römer sich auf die Itelniiptuiitf lies rechten Doii.ni-
niid iielche lollsfanditC K*"""« sind, iiiii über den Ziieck nfi-rs durch hedeiitende l"i-stuiijis« er ke. Aus ..eii t'oii-
diises röinischeu Walles Aiifklaruiij; zu [jebeii. Es lieisst Ktitnlionen des Kaisers Dioclelian ■■r.-ehen « ir , da-s liie-
hier S. I()4: „In diese üde Ge;;eiinari ra;{i'ii die Trüin- g^r Kaiser sich an veiscliiedeiien Pnncteii ilcr Donau
luer eini'r fast zneitausendjahrij;eu \'ei};ans;eiilii'it Jiiiiein. j,ar Abwehr feindlicher Einfalle aufhielt, zu Viuniiaciiim
Auch hier sind es Römer, »eiche ilirfii iNanien mit un- Cod. Justin, c. 21, 2, l'Jj «"• S, 2, 2U ff. zu Rctiaria
verloschlichen Züijeu dein Erdboden eiii;,'e;,'raben haben. (Rafiaria) c. S, () , Öl), c. 35, 7, 61. z" Durosloluni
Der doppelte, an einzelnen Stellen dreifache Wall von (Silistria) c. 4, 5, 7.J , c. 6, 8, 42.). Aus dieser Zeit
Czeriia »oda (Uogaskioi) hinter der Seereihe von Ka- mag der erste Wall herrühren. Von dem nächsten >'ach-
rasii ueg nach Kustendsrhe (Constanliana) am sclmar- foUpr Coiislanfin 1. «vissen vvir, dass er Vcrsrlianziiiij;eu
Zell 31eere hin, ist überall nach 8 — UJ Fnss lioi h er- an der Donau anlegte. Ein Tluirm des Constantin Hird
halten; nach Aussen ist der Graben eingeschnitten, und unweit Nikopoli gefunden. In dieser Zeit kann die Stadt
nach Innen liegen grosse behaiiene Steine, «eiche eine Coiistantiana ♦) entstanilen sein, welche für Constantin,
maditiire iManer gebildet zii haben scheinen. Der »est- als er im Jaliro 3.'3 mit den Goflien kriegte, doppelt
liehe Tlieil dieser l'erschanzung hat die Seen und ilas « iehtig werden inusste. Denn einmal erleichterte sie die
siiinplige Thal am Karasii , » ie einen Festuii;:s;;raben Zufuhr von der Seeseite, uinl dann bot sie zu;:leich einen
dicht vor sich, von dein Dorfe ISurlak aber ijstlich setzt Stützpunct und sicheren Zufluchrsort «lar. Der zweite
der äussere Wall über rtic Tli.ilsenkiing hinüber, und ist Wall und die Castra gehören der Zeit des \'alenä an.
überhaupt fast ohne Rücksicht auf das Terrain geführt; Da der äussere Theil des üstlicheii Walls, fisl oliiie Riick-
der innere südliche \Vall zwlit in ungleichem Abstand .sieht auf ilas Terrain aiifgefnlirt ist, so niiiss dersillie
von Kl'l!) zu .'(• i() Schritt hiiitir dein vorigen hin. \'on [,pi ^,.|n Rüikziige der Körner enistandeu sein, lon «el-
Eiitfernung zu Entfernung rückH.'rts findet man die Sjiiir , hem .Immianus Marteilinus (ed. Lindenbrog 4ö2) er-
der diirchschnitllif li 3' i' I Schritt iii's Geviert grossen Ca-
stra, deren Form und Eingänge noili uillk neu deut-
lich erhalten sind. Auch die üiii«al«,ng .ler rö.niscben *) f;""*'""'!«"" '','>"." ""■ t'"'"t.inl,r. I. zmn (.niiuter haben
., , ^ . ^ , , . , , ... Constans slJnd iinini-r am lilicin Mn<l niicli Cunsl.inliiis
bfadt Coiistantiana ist noch da; sie l-hnte mit beiden sah diu Donau nicht. Her I.t,lei.- scliemt nur einmal in
Flügeln an das steile .lleerufer, und schnitt so dii' Land ■ Siiniium aul' jcinciii Zuge von Constaiilinüpd nach Italien
zange ab, auf welcher die Stadt lag. keuicrkensn eitti gewesen zu sein. Cod. Justian. c 6, 3, 20, c. ;21, T. 6's
()|3 6I('
tk\M >alcii.s nin-is Olli achl-.Aiui'S Alis«- aiit ilic li'" «Clin- ihIci iihnlulipii IMoiiunioiif j;cli(irt zuhaben. iSolItee?
der rc'iiiii'' aii «lor DiinaiiiniiiHluiiK jc'i'^l't ••■■»•'<'"' "" '' li'fäusst.rllcii , ila.ss ilicss die porta i>rapti>ria iles
J, I j<^_ >oi-. ;i(iT in .ll.irriaMii|ii'l, liliiT« iiilcrtc alten Majj^inijaeiiiiis war, so iiiril die Ansicht, die mau
«l-r^Halir^iIieinlicIi daselbst Lei dem H.ere (("o.l. Justin. In>lier ton der La-,'e des Castrnms hatte, ganz nni^e-
, .,, j,)\ „,„| »ar im J. ;{til' <len •)• •"''''i '""' '-''^- •'"'' slii.-.eii. Rtfcrent enthalt sieh, irj;eiid eine iMeiniinK
«.e.l'er in .11arciaiio|.el (Cwl. Justin. ('. 4, 1-', i!^, <'• l, au-/n-l. reellen, besonders da dies» Steine noch lanjje nieht
. ^ «„, 1 ^^,,1 ;<(,s liefiml sich Vali'iis nii< h zu s.'lininllich aqsse;;r,ilien sind. üie lü^enthiiiner dieses
'Jitieri.-is (C .'). 3, l'-'-V Es niiisscn also «ichti^e EreijJ- >Veiiiliergs , «o eine neue Stras.-e angelest «ird, liahen
iiisse «ien Kaiser nach der Donau >;rfii!ut hal.en. .Iliinzen im .Sinne, diese .Steine »o moclich auf die urs|iriinsllche
sind, »o viel mir l.ekannt, l.is jetzt dort nicht j;efii.i.leii, Weise wieder znsainn zu setii'ii, und so ein altes Tliot,
i|i-i,f,' j(,,.,. „„ter so Ijedeuteiiilen l'elierresten römischer oder >>as sich ilaiaiis s<!il:essen l.'isst, am nUnilichen Orte
VeslUi.-suerke noch in -rosser Zahl gefunilen »erden. nieder herzustellen. — Kleinere (ie;;eiistande , die ili
." '^ f (' II Hurmchtcr. i^'"'".!?'' !?esen»attij;, «je auch früher oft, anfsefunden
■"'"'"■ «erden, kann Ileferent iiherj;elien , da ihm lii>her iNicliI»
■Mainz Vnfaii" ;Mai. In den letzten zivei .Monaten sind von besonderer liedenliiof;- zu Gesicht [;ekomiiien ist.
Inrr »ieie ' Alterthiiiner aus der lldniorzeit anfgefiinden Ebenso ist auch von den iMiinzen, .so viel Referent »eiss,
»oiden. Ho.on nur die hau[i{s,'ichlichsfen hier eru.'ihnt keine besonders merk» lirdig. Wenn iibrit;eiis aueli diese
»erdei/soU Zuerst fand man in Zahlbach zwei Sar-e, kleineren Gecensl.'ü.de »eiii-er von allgemeinem Interesse
«„rin sich die Geriiipe, »eiche mit «Mis belegt »aren, sind: so ist es «loci immer der .Mühe »erlh, sie hier zu
noch -anz erlialten halten. In der Hand eines derselben sammeln, »as i-i,l,er minder der Fall »ar, indem die
fand man eine 'Miinze aus der Zeit Trajan's. .An der meisten so-enanntcn Anticaglien au andere Orte ver-
Mßnze hatte sicli noch etwas Lein" and erhalten , »vas um schenkt oder vert«nscht unrden. Daher »ar es sehr an
"so inleressanter ist, als uohl in hiesiger Gebend von sol- der Zeit, d.iss Freunde der AÜerthumskunde in unse-
«hein Stoffe >i<hts aus so alter Zeit sich finden durfte. rer Stadt schon vor einem halben J.ilire Zusammense-
in den Sä<i;eii »aren nur noch einii^e Gl.'lser von j;e- treten sind, um einen Verein für Gesehi.hte und Alter-
Mohnlichcr Torm. Da keine Inschriften sich dabei fan- lluimskunde der Provinz Hheinhcssen . der bereits schon
den. sc^ kann man über die l'ersoneo nichts Ijesliinmtes mehr als ein Jahr im Werke ist. endlich ins Leben zu
■••11 um so «eniirer da '" j'eder Zeit so»ohl hier, rufen, damit aufjiefnndene Alterthiimer in dem Aliiseuin
■ l>r ai ai dern Orten ah"''''"" ^'"'»'^ ans!;e;;raben »urdcii, von Mainz, »elcles noch diesen .Soinuier in «•inein v.''-
I , I .„.,;,,. II. dass dieienisen irren, »eiche mei- r;iumii;en Locai allfeine »lirdijic Weise eintrcriclitit ivcr-
he Ko"""' liHlten in der besseren Zeit ihre loiiteii den »ird, j;esamuiflt und in z»angIosen Heften, «eni.
,l,riiii'l, da mau vielmehr, namentlich »as die Pro- es \\ü\\\\^ ist, besclricbeii unil erklärt v» erden. Die Sta-
«iiizen betrifft, leicht tlarthiin künnte , dass das ße^r,al,p„ tuten dieses A'ereins sind bereits der hiiihsten Behörde
der Todten ebellfall^ nicht imife» ohnlicli »ar. — In der zur Genehniij;nnj; orjielegt, Und die Stadt liat schon zur
Stallt ."Main/ selbst » nrde «ler untere Theil einer Statue linterstiitzunj; dieser vaterländischen Zwecke mehrere
auf;;i'fMnilen. .Sie steifte sicher einen .Mercur vor, wie- hundert Gulilen jahrlich beitra[;en zu »ollen erklärt,
hl nur ein l'uss mit den Fliijjeln j;anz erhalten ist. Sobald der Veieiii die Erlanbiiiss zu seiner Coiistituunnj;
Diess irei;;en die Attribute, nümlicli eine Schildkröte, erlangt haben »ird, »ird man nicht unterlassen, in du
auf »ehher der eine Fiiss des Gottes gestellt schien, ein seni , der Alterthniiis» issenschaft gewidmeten, lilatte dar-
Hahn und ein \>idder, die zum Theil ganz erhalten auf hinzuweisen. KI.
»ind. S( liaiic . dass es nur ein IJriichsiiick ist, indem n • i i . ,• ■ i i . i i- ,
., t- 1 1., ■• I Heidelberg. \ on der pliilnsunnisclien lacultat der
iiberb.TiiMt vom .lieKiir wenige Statuen erlialteu sind, unu , • ,, . • r.. i i i , i i i i i
,', ., 1 •! 1 i .^111 ■ 1- hiesigen Universität ist liir dieses .lahr l.olgende iiliilohigi-
nainentlich diese drei ihm geweihten 1 liiere in dieser i o ■ r j n i- . i . ^ . ^ ■
,. , . , . , , , . i\ o. sehe Ireisrrate gv'slelU: disseratnr de situ et üntniuitatibus
\ erbindung nielit vor znkuinmen scheinen. — Die Sarge, , . , ■ . r i ■ > i ■ i i i i ■ .
.,,,.-,, ,11 I -1 insulae Aiiilri und tolgendc nhilologiscli-ijuilosonhisc.he:
Moriiiis ledoch die Gläser aliliandi'u gekommen sind, so- • , . , , ■ i- . ■ •
. ' t. , , ■>! • 11 1 1 Aristotelis doclrina de tategonis exnlieetur, cum Kantii
"IC ilie jMatue. siml dem .Mainzer lUuseum übergehen , • . ■■ <• , ■
, ,,.' 1.1.. 1 i- 1 . 1 doctrina de categoriis eonteratur. utriusnue dnclniia et
worden. — Die incrk» lirdigste Ausgrabung nndet aber , , . .,., i , '
... . , " , , 11- similitudo et dissimilitudu exnlanetnr.
eben noch im Kastrich statt, eben da, wo »ahrschein- '
lieh die JMaHcr des rofnischci! Castrunis sich befand; oder Rom. Die Arbeiten, »eiche «lie Cekanntmacliung
sie lag wenigstens nicht weit davon, liine grosse Anzahl des Kupfernerks über das ctrustische iMuseiim zu Rom
von zum Theil ungeheueren Steinblöcken mit uiannirh- betreffen, haben aufs IVeue mit vieler Lebh.iftigkeit be-
fachen ^'erzierungcii sind an einem Platze in einer gros- gönnen, und man vermutket, der Papst »olle dieses
»cn Vertiefung gefunden worden, wohin sie mit Gewalt Prachtwerk bei irgend ci«er der bevorstehenden Festge-
gestüfzt waren. Die l'erzieriingen sind ohne Zweifel legeriheiten an hoho Personen, vielleicht auch an das
römische Arbeit, und mau ist sehr gespannt, ob nicht diplomatische Corps, eis Geschenk vertheilen. Ob das-
viellcicht eine Inschrift die liestiiiimung dieser Trümmer selbe in den Kunsth3<i<lel gelangen »erde, ist noch uii-
uiigibt. Jedenfalls scheinen sie zu einem gro.sseu Thore, gewiss; Viele verniithen das Gegentlieil.
Zeitschrift
f ü r die
AI terthu ms Wissenschaft.
«Juli 1S4S.
(j4-. Procliis, ex|)osition ile sa «Inrfrine. Par A. Berger.
Paris, Lailraiigo ( s. a. ). 1 lol. 1>T Seiten 8.
(3 fr. :J0 c). ,
Von einer Munn^raphie i'iber einen Srliriftsteller ili'irfto
'naii eine ^Tünilliclie UntersucLiin» liUer den jTanze« Um-
taiij; seiner verlorenen und erliultencn Srliriften ertvarten.
Wo über Erlitlieit und Integrität der Schriften Zweifel
ist, sollten diese vor allen Dingen zur .Sprache kommen.
In der vorliegenden Schrift finden «vir über solclie Sachen
fast iVichts. Nur im Anhange ist Einiges i'iber <lie Zeit-
folge der philosophischen Schriften des Proklos ange-
führt, wie es beim ÜiXcerpireii derselben leicht sich er-
giljt. Auch über das Leben unseres Philosophen erfahren
wir nur ganz beiläufig Etwas. Nur von der Lehre des-
selben nill der Verfasser handeln, wie der Zusatz des
Titels sagt; noch genauer würde er lauten, wenn er auf
ilie philosophische Lehre beschränkt worden «are. Diese
ist denn freilich die Hauptsache beim Proklos; doch darf
man darüber seine übrigen Bestrebungen für die alte
Literatur u. s. w. nicht aus den Augen lassen, wenn
mau auch nur die Uedeufung seiner Philosophie erörtern
will, wie auch iler Verf. das Verhältniss seiner Philoso-
phie zur griechischen JVivthologie nicht ganz hat über-
sehen können.
Wir seilen hieraus, dass die vorliegende Schrift nicht
.Vlies leistet, was man für eine vollstitiidige Kenntniss
des Proktos zu leisten suchen müsste. Der Verf. stellt
diess nicht in Abrede, und erklärt sich auf eine beschei-
dene Weise über die Kräfte und über die Nothwenilig-
keit, seine Aufgabe sich zu beschränken, damit er die-
sen Kräften nicht mehr auflege , als sie zu leisten ver-
iiiücliten. Er »ill sich desswegcn auch jedes ürtheils
über die Philosophie des Proklos und über ihr Verhäit-
niss zur frühereu and späteren Philosophie enthalten, und
nur iiu Anhange ve rtlieidigl er den Proklos gegen einige,
seiner Meinung nach unbillige, Vorwürfe. Er sagt: je
n'ai d'autre ambition ijue celle d'etre exact, je ii'ose pas
dire coinplet; et je prends courage eu songeant (]ue la
premiere et peut-etre la seule qualite qui soit ici neces-
saire, c est la patience. Eine solche Bescheidenheit miiss
wohl jedes unbillige ürtheil zurückhalten. Wir haben
die Arbeit eines jungen Mannes vor uns , eines ancieu
^leve de l ecole noruiale, welcher seine Kräfte an der
Zusammenstellung seiner Auszüge aus den philosophischen
Schriften des Pruklos geübt hat. Weuu er seine Au^-
Zeitschr. f. d. j-Ulenhumsw
Züge nun verüllentlichf, so mag er dabei seine besonderen
Zwecke haben; aber wir sind ihm die Gerechtigkeit
schuldig, zu sagen, dass seine Arbeit puch für Andere
von Nutzen sein kann, indem sie im (ianzen eine kläre
und wohlgeordnete Cebersicht über die philosophische
Lehre des Proklos gewährt. Eine solche, über die ganze
Breite des Systems ausgeführt , fehlte uns bis jetzt.
An der Ordnung, in welcher die Sätze des ProklOs
znsaniuieiigestellt werden, könnte freilich manche Ans-
stellnng gemacht werden. Zweckmässig ist es, dass in
der Einleitung zuerst Einiges über die .Ansichten des
Proklos ütier Wissenschaft, Philosophie, ihre Methode
und ihre Theile zusammengestellt wird. Doch vermisst
man hierbei eine Anseiiiandprsetzung des Verhältnisses,
in welches Proklos znin Piaton und zu den früheren
griecliisihen Philosophen sich stellt. Hierüber wird erst
in dem Anhange, welcher über den sogenannten Eklek-
ticismns dos Proklos handelt, einige Auskunft gegeben.
Der Verf. streitet hier gegen ilie gewöhnliche Meinuii|r,
als hätte Proklos die Meinungen des Piaton mit Aristo-
telischer Lehre vermischt; seine Beweise sind einleuch-
tend, und hätten noch sehr vervielfältigt werden können.
Es wird dabei nicht verfehlt, dass Proklos zwar reiner
Platoniker sein will, aber durch seine freie Auslegung
Vieles in die Worte des Piaton hineinträgt, was mit sei-
ner Lehre nicht bestehen kann. Wir wollen es nicht
bestreiten , dass seine Auslegung von einer allgemeinen
Ansicht der Dinge, welche nicht sowohl ihm, als seiner
Schule eigenthütniich ist, geleitet wird, aber doch möch-
ten wir ihu nicht mit dem Verf. vom Ekleklicismus frei-
sprechen. Wir finden diesen in seinem Bestreben, ilie
Lehren iler alten Philosophie, auch wo sie für seine
Denkweise keine lebendige Bedeutung haben, wenn sie
nur mit derselben in keinem zu aiill'allenden Widerspruche
stehen, aufzubewahren und sich aiiziieigfteo. So hält er
es soirar mit der Mvtliologie und mit den Aussprüchen
der Dichter. Seine allzu freie Au^legungsweise ist nur
aus diesem Bestreben hervorgegangen. — In der Einlei-
tung vermissen wir ferner, wenn auch dieser Punct nicht
ganz übergangen ist, eine genauere Bezeicliniing seines
.Streites gegen das Kürperliche, gegen die Wahrheit der
sinnlichen Welt. Diese will er nicht zum Ausgangs-
puncte seiner Untersuchung machen, weil sie unsicher
ist; darauf beruht es, dass er die Theologie vor der Phy-
siologie vorausgehen lässt, und der Anschauung des Einen
oder dem Enthusiasmus sich zuwendet, indem er sogar
41
019
CIO
«lir Idrcii, «flilii- iliirili siiiiilulie >V;iliriJolimiiii}; orrpgt
Murilpii, fi'ir iiiifflhid «rklart , die Walirlicit im liiWtisteii
Siniir Ulis rrki'iinrii xii lassrii. lliistrpilif; , oti;;leioh
IMaloiiisiliiMi AiMissfriiiijjoii sich aiiselilii'ssciid , geht er
liicriii «oiliT, als sein Sloistor. Ks lii'(;t aber liierin
der (iriiiid spIiiit ;;,iiijcn Vcrfnlirniijfsii eise und dir Anf-
si'lilii^s iilipr ili-ii Sliiiid|iiiiirf , «elcluMi er in spiiicn Ue-
tr.icIiluii^'iMi iiiiniiil. Daher, inriiicii wir, hatte dieser
Punrt in der Eiiileifiiii^ ausführlich hes|)rochen «erden
sollen. Es h/liigt damit auch das HI_>sfi«clie in der Lehre
des Proklus ziisaiiimon , »elches der Verf. ebenfalls erst
IUI Anhange »eitlanftiger zur Sprache bringt. Er lang-
iiei hier »»ar den Ulysticisinns des Prnklos nicht, sucht
aber die Beschuldigung desselben dmh dadurch zu be-
schranken, ilass Proklos der Wissenschaft und dem prak-
tischen Lebiii «enigsteiis als nolhMen<lij;en Vorstufen zur
invslischen Aiiscliaiiiiiig einen entschiedenen Werth bei-
lene. Uiess ist allerdings der Fall, entscileidet aber
Miclits liber die Natur der Lehre, denn die Mothuendig-
keit, ja si-lb»t das Fördernde des Erk lens und Han-
delns ist im slrengen Siinip nie loii einem lM\slikcr ge-
läugiiet »onlen. Proklos ist übrigens der >atur seiner
Lehre iiadi hierüber im Schwanken , «eil er den nie-
deren Entivickelungen des Lebens keinen sicheren Werth
beiznlcgen ueiss. Denn er will ja, wie früher bemerkt,
cum Siniilicheii und vnn den Ideen nicht ausgehen, um
lur Erkenutniss der hfichsten Wahrheit uns zu führen,
und doch hatte er notliwendig diesen Weg einschlagen
müssen, nin ilie Nolhiiendigkeit der Vorstufen zur An-
nchauung oder zum Sein in (iott zu zeigen. — Noch
einen dritten Punct der Einleitung finden wir zu wenig
tlurchgreifend behandelt, die Blelliode. Von ihr wird
nur angegeben, dass es eine Methode des Aufst-^igens
und eine Hiidere des Absteigen« gebe, dass aber die letz-
tere die »isseiischaftlicliere sei, und dass dessivegeii die
Theologie der Physiologie vorausgehe. Warum ist nun
hierher nicht das gezogen worden, was fiel spater p. 91 ff.
und fast zu weitläuftig an einem Beispiele erörtert über
das auseinandergesetzt wird, was Proklos nach dem Pla-
tonischen Pariuenides für die wahre Itlcthode hielt, uril
iler angeblich einseitigen HIetliode des Aristoteles ent-
gegensetzte? üoi so weniger hätte diess hier fehlen sol-
len, da es über ilie nivstische Manier des Proklos das
liellste Licht lerbreid't, ilass er den Satz iles Wider-
spruches aufhebt, und mit lülligeni Bewusstseiii die »iiler-
sprechenden Satze ziilasst, zu welchen er über das Gött-
liche, das Intelligible und selbst über tlie Seele geführt
wird, weil er die Fragen der Wissenschaft nirht aufzu-
lösen weiss, welche sich ihm aufdrangen. Auch hierin
zeigt sich die enge ^'ernandtschaft zwischen Hlvsticismus
und Skeplicisinus. llcbrigens ist das vom Verf. angeführte
Beispiel auch sehr geeignet dazu, zu zeigen, wie wenig
Proklos, bei aller seiner formellen Bildung, geschickt
in der Mach.ihinung der Platonischen .Methode ist. Der
Verlasser tiagt diess ohne irgend eine Bemerkung vor,
und halt auch hier seine Rolle als blosser Berichter-
statter fest.
Wir haben an der Einleitung zeigen wollen, nie
Manches von den Auszügen des Verfassers besser hätte
geordnet i\rrilrn köniicu. Fast ohne unseren Willen haben
unsere Anssteliuiigeii an der Anordnung gezeigt, il.as»
eine jede Ziisaninieiistellung ein Urtheil in sich .schliesst.
IMan kann keinen Bericht erstatten, ohne über das Be-
richtete seine flleiiiung wenigstens mittelbar zu geben.
So weitläuftig, als die Einleitung, können wir das Ganze
nicht durchgehen; es wird genügen, über dasselbe mehr
im Allgemeinen unser Lrtheil abzugeben.
Der 'l'erf. ist für den Proklos nicht parteiisch; er
hangt nicht den krankhaften Riclitiingen an , welche Pro-
klos im Allgemeinen vertritt; er erblickt aber doch die
Philosophie «les Proklos in einem milderen Lichte, als
sie unserem Urtbeile nach verdient, und sucht daher
seinen Alanu gegen die härteren Urtheile Auderer, wenn
nicht zu vertheiiligen , so iloch zu entschuldigen. Dies»
erklart sich leicht aus dem Interesse, »elches bei einem
lerhaltnissmassig längeren Umgänge uiit rineui Schrift-
steller sich uns mitzutheilen pQegt. Es hat aber wohl
zum The 1 auch ilarin seinen Grund, dass der Verfasser
seinem Schriftsteller IMaiiches als Verdienst anrechnet,
was ihm als solches schtterlich znf.illen möchte, wenn
man ihn im Zusainnienhange <ler Geschichte betrachtet.
Man vergleiche hierüber z. B. den ersten Absatz p. |7-
Proklos erscheint in seinen Si hriffen geschwängert mit den
Gedanken der früheren griechischen Philosophie, welch»
jetzt schon als ein Gemeiiignt allei Denker sich darstell-
ten. Wenn uian aber fragt , was ihm oder wenigstens
seiner Schule, der letzten Evolution der neu-platonischen
Schule, als Eigenthum zugesprochen werden darf, so findet
mau nicht sehr viel Bedeutendes oder auch nur von
irgend einer Seite, d. h. einseitig. Haltbares. Diese
Puncle sind alle vom Verf. berührt »torden, aber naeh
der Beschränkung, welihe er seiner Aufgabe gegelieii
hat, haben sie nicht in ein hervorstechendes Liclit ge-
setzt werden können. Was den Proklos >or andern INen-
Platonikeru auszeichnet, schlii'sst sich tvesentlich an di«
bestimmtere Farm der Lehre an, welche sogleich als die
charakteristische Eigenthi'iiiilichkeit desselben sich dar-
stellt, sobald man seine Schriften mit den Eniieaden des
Plülinos vergleicht. Daraus lliesst sein Streben nach ber
stimmteren, abgegranzteu Begriffen, durch welche er die
Reihe der Emauatiunen festzuhalten sucht. Dass er
diese rervielfältigt, ist ihm nicht eigen, sondern hatte
sich schon in der Lehre des Jamblichus ergeben. Dass
er sie begriffsmässig feststellt, darin scheint ihm sein
Lehrer Plutarchus vorangegangen zu sein (Tbeol. Plaf.
p. 22). Hieraus ist nun seine Lehre von ilen Triaden
hervorgegangen. Bei der Entwickelung derselben, müs-
sen wir bemerken , hat der Verf. eine Ungenanigkeit
einschleichen lassen, zu welcher freilich schwankende
Aeusserungen des Proklos Veranlassung geben konnten.
S. 43 lautet die Uebersrhrift: l'essence intelligible: etre^
vie, intclligence, wahrend bei Proklos, wie aus der Dar-
stellung des Verf. selbst hervorgeht, der Begriff des Seins
obenan steht, das Wesen aber, das Leben und die Ver-
nunft nur als die Arten des .Seins angesehen werden. Wir
können aber dieser Lehre von den Triaden nicht das
grosse Gewicht beilegen, welches Hegel und nach ihm
Andere darin gefunden haben. Es hat allerdings ein
historisches Aluinent, dass Proklos hierbei nach dem Pla-
tonischen Pbilebos von deo Begriffen der Gränze, de«
0?!
fi*}?
IJiiendlirlien iiikI ilos aus hciilcn Gcmisclifon ;iiiSKi'h(,
aber auch >iclits weiter. Der Kern der Lehre liefet In
Her Ansicht, «lass ilie eiste lirsaclie. ila» Eine, in ihrer Kiit-
wickelnnj aus sieh herau^ifehen nii'isse, uui alsdann wieder in
»ich znriickziikehren. Dass Priiklos dicss in den drei
Beerid'en des Wesens, des Lehens und der Vernunft dar-
»tellt, hebt genau besehen die Ordnung auf, welche Plo-
linos zwischen dem Einen, der A'eriinnft und der Seele
gesetzt hatte, und steht daher auch im AViderspruch mit
der allgemeinen Form der Lehre, in welcher Proklos
diese Ordnung dennoch beizubehalten sucht, sowie mit
manchen einzelnen Sfltzeii , welche er ausspricht, z. B.
wenn er satjt, <liiss jede Ursache, also auch Gott erken-
nen und mithin \ ernniift sein müsse , dass die erste Ur-
sache (las Eine genannt werde, sofern von ihr Alles aus-
gehe , ilas («Ute aber, sofern Alles in sie zurückkehre
( P- '-■)•, 33). Also in jener Anordiumg der Uegriil'e,
welche doch nicht festj^ehalten werden kann, können «ir
das Wesen dieser Lehro nicht finden. Der oben ange-
gebene Ivern der Lehre aber ist dem Proklos keineswegs
eifjenthiiinlich , sondern findet sich in allen Enianations-
lehren. — Die Eigentlidiulichkeit des Proklos finden wir
auch nicht in dem i'iberschw.'inglichen Lobe und vorherr-
»chendeii Gebrauche des negativen Weges im Aufsteigen
lin Gott, gegen welchen der analoge Weg zuriicki;esetzt
wird, wie grossen Eintluss iliess auch auf seine >i< hiiler
und Xachfülger gehabt hat, noch in der Annahme eines
üttti^S'/.TOV , eines ^ficlil - fllittlieilbaren , in den hnlieren
Potenzen, denn beide Puncto liegen in der Matiir der
Emanationslehre. Man kann nur sagen , dass Proklos
diese Puncto starker herrorgehoben hat, als seine Vor-
gänger, nnil diess ist dadurch geschehen, dass er eine
bestimmtere Form der Lehre erstrebte, und in dieser an
die Form des BegrilTes sich anschloss. ludern er nämlich
der Emanationslehre folgend die niederen Begriffe als
Emanationen der höheren ansah — und Alles stellt sich in
dies;r Form ihm dar, obgleich er sonst den Ideen auch
nur eine eingeschränktere Bedeutung beilegt — glaubte
er hierin de« Griinil gefunden zu haben, »esswegen das
Höhere nie ganz in das Niedere eingehen und ganz von
ihm begriffen werden könne, denn der niedere Begriff
ninfasst nicht den ganzen höheren. Diess schien ihn dazu
zu bererhiigen , den Unterschied zwischen höheren Be-
griflen als einen Gradunterschied zu fassen, und nach der
Lehre von <ler Realität der Ideen dem entsprechend auch
ebenso viele Grade des Seins, als der Begriffe zu setzen,
alle diese Grade endlich als im Begriffe und Wesen der
Dinge liegend, für unveränilerlich anzusehen. Diese An-
sicht macht sich besonders benierklich in seinen bestän-
digen Hinweisangen auf die Hierarchie der Wesen, wel-
che nicht überschritten werden solle und könne. Dio-
nysius Areopagita tritt hierin in seine Fussfapfen. Daraus
fliesst alsdann auch sein JStreit '{egen den Plotinos mit der
Behauptung , dass ilie Seele ganz herunter gestiegen sei.
Die notliwendige Folgerung dieser Ansicht ist aber, dass
alle Entwickelung der Dinge nichts Anderes sei, als das
Hervorbringen der niederen Arten durch die höheren
Arten. Proklos scheitert hier an der Fortlcrnng, welche
er nicht zurückzuweisen wagt, dass dem Leben und der
Freiheit der Dinge mehr gestattet werde , als die Hcr-
\nrbrlnguiig der im Wesen ilieser Dinge liegenden ArteD
des .Seins. A41S jener Forderung gehen die Erinahiiungeu
der Neu- Platoiiiker hervor, eich über das .Sinnliche za
erhellen; sie möchten der vernünftigen Seele ein Ver-
iiiü''eii zuschreiben, über den Grad ihres AVesens zur rei-
nen Vernunft, ja zum Einen sich zu erheben. VVeil sie
im kreise ihres Systems hierzu nicht gelangen können,
werden sie zur mystischen Aiisclianiing oder zum Enthu-
siasmus geführt. Je systematischer die Lelire des Proklos
sich zu halten sucht, um so mehr sträubt sie sich hier-
gegen. Daher sucht er den Grundsalz festziilialleii, das.'
jede nieilero Art des Seins ihre höheren Arten weder
ganz sein, noch ganz erkennen könne; das Höhere ist
ein Mysterium für das Mindere, und die niederen Arten
des Seins hangen mit den höheren nur durch die iioth-
wendigen Z» ischeiiglicder zusammen, durch welche auch
der niedrigste Begriff zuletzt im Zusainmenhaiige mit dem
höchsten steht. Das Band , welches uns mit Gott ver-
bindet, ist daher weder das Denken, noch die Anschauung,
sondern das Sein; nur für die höclisteii* Glieder in der
Kette «ler Dinge ist diess eine niimillelbare Verbindung
mit Gott, die niederen Glieder der llier.inhic köiiiien
nur durch die höheren Glieder auf eine mittelliarc Weise
mit Gott zusamnienliängeii. Hieraus erkläit sich der ganze
Aberglaube des Proklos. Alan sieht, dass diese Lehre
viel mvstischer ist, als die Lehre des Plotinos; sie ist
es dadurch, dass sie iieder ein vollkommenes Bewnsstseiri
von Gott, noch von dem Höheren überhaupt uns gestaltet,
sondern alles Höhere als ein Geheimiiiss behandelt , und
dadurch, dass sie von der Vcrbiiuiiiiig mit (iolt alle gei-
stige Tliätigkeit, nicht allein das Denken, soiiilerii auch
die Anschauung, aiisschliesst und dagegen nur das blinde
Sein als das Nächste an (iott setzt, durch welches alle
Wesen mit ihm in Berijhruiig stehen. Es ist seltsam,
dass Hegel oder iMichelet (Vorl. üb. d. Gesch. d. Phil.
3. Bd. S. 91) die Neu- Platoiiiker überhaupt, Marbach
(Gesch. der Phil, des IMittelalt. S. 104) besonders den
Proklos trotz ihrer eigenen Aussagen gegen den Mjsti-
cisinus rertheidigen wollen, indem sie meinen, mystisch
hiessi- diesen Männern nur das den gemeinen Verstand
Uebersteigende , Speculaiioii. Nein, diese iMänner woll-
ten nicht, ilass die Arbeit dos speciilaliven Gedankens
das Höchste erreichen könnte. Diess ist uns Aleiisclieu
oder Seeleu überhaupt unerreiclibar. Wir li.'liigen mit
ihm zusammen, aber nur auf eine mittelbare Weise, und
unter speoulativcr Gedanke, welcher die Onliinng /ler
Begriffe auseinandersetzt, zeigt uns nur unsere Ohnmacht,
durch das Denken das Höchste zu criveisen; wir erken-
nen durch ihn, dass et».is Höheres, als die Seele und
als die A'eriiunft ist, aber was es ist, kann keine Seele
sagen oder erkennen, ausser in sch>»aclien .-Viialugieen
und in negativen Formeln, nur das ivissen wir, dass wir
durch unser Sein mit ihm zusainnienliaiigen.
Dieser Charakter der Lehre des Proklos tritt aller-
dings in den Auszügen des vorliegenden Buches nicht ge-
nug hervor. Doch geht der Verf. auch keineswegs darauf
aus, ihn zu verstecken, und ein aufmerksamer Leser kann
ihn auch wohl aus seinen Anführungen herausfinden.
Auf die Erklärung schwieriger Puncte in der Darstellung
des Proklos hatte mehr Fleiss verivondet werden können.
41 *
So li.ltlr S. 4li ilor Sali: jede Vernunft erkpiiiif sich
.irllist iiiiil amli ili"' liiilierrn viTiuiiifli(;<>ii \V<v<i'ii, »nlil
riiip ICrlAii(rriiii^ t cnliriit , ilaiuitcr iiirlit in Wiilersprurh
erscheine mit «lern anilern Satie p. \>r): ilie iiieileren
>Veseii kilnneii nicht /nr Erkenntnis» iler höheren ge-
l.inuen. Anch ilie Kritik des Textes hat der Verfasser
nur zu unij;ehen gesucht. H. Ritter.
t)5. Aencsidcnie. Par £»ii7e Saisset , ancien eldvo de
l'urolc nuruiale. Paris chez Juubert. 1840- 223 S. 8-
(3'A fr.)-
Wir wollen mit einer Bemerkung beginnen, welche
sich schon oft uns aufgedrängt hat und auch »jeder beim
Lesen des Schlusses dieser Schrift, »o S. ^l') ein llr-
theil über die neueren .Skeptiker unter den Griechen über-
haupt gef.'illt wird. Hier »in! allen diesen Mannern,
selbst dem Zenxis, liber welchen wir nur aus dem Titel
einer Schrift etiias errathen können, ein günstiges Zeug-
nis» gegeben, nur deui Sextus Empiricns nicht, rnn wel-
chem allein wir lollst.'lmlige Schriften haben. Weit ent-
fernt davon, den letzteren in Sehnt/, nehmen zu wollen,
auf dessen IJrtlieilslosigkeit Ref. in seiner Geschichte der
Phil, an verschiedenen Stellen aufmerksam p;emaeht hat,
müssen wir vielmehr die Unparteilichkeit und die Sorg-
falt lies Verf. loben, mit welcher er die dem Sextus sonst
reichlich gespendeten Lobeserhebungen herabsetzt, und
seine grossen Schwachen aufdeckt. Aber wie misslich
ist es doch mit dem Lobe, «iclclics Philosophen gespen-
ilet wird, von deren Werken wir nur Bruchstücke oder nur
eine einzelne Angabe haben? Unsere Phantasie füllt die
Lücken aus; wir hnden nun Alles im bcssten Zusauunen-
han>ie, weil es uns frei stand, diesen Zusaninieuhang
ganz nach unserem Siunc uns zu «lenken. Wir müssen
befürchten, dass es auch dem Verf. so ergangen ist mit
seinem Lobe der neueren Skeptiker, deren Bedeutung
für die Geschichte iler Philosophie er sehr hoch an-
schlägt.
Es crgilit sich schon aus dem Vorigen, dass sein Werk
nicht ausschliesslich mit <lein Aenesidemos sich beschäftigt.
Er betrachtet ihn als den wichtigsten Skeptiker des Al-
tcrthums, und zieht nun die ganze Geschichte des Skepti-
cismus bei den Griechen in seine Untersuchung, doch
so, ilass er dem Aenesidemos eine grössere Ausführlich-
keit schenkt, als den übrigen Skeptikern, uiiil von dieseu
wieder die neueren Skeptiker, zu welchen Aenesidemos
geliört, sorgfaltiger in das Auge fasst , als die alteren.
Kacluleni er im 1. Cap. über das Leben und die Schriften
des Aenesidemos gehandelt hat, spricht er im V. Capitel
Tiber den .Skepticismus in Griecheiilan<l vor dem Aenesi-
demos. Hier hat er besonders zur Absicht, zu zeigen,
dass wader die Lehre der Sophisten, noch der neueren
Akademiker Skepticismus gewesen, worüber, unserem
Urtheile nach, man zu verschiedenen Ergebnissen gelan-
gen kann , je naihilem man den Begriff oder vielmehr
den Ausdruck Skeptiiismiis im engeren oder weiteren
Sinne iiinimt. Den alteren Skeptir Ismus des Pvrrhon und
Timon untcrsclieidet er iiicbt >> eseiillicli von dem neueren
Skepticismus, wudurcti es ihm dann schwer wird, Gründe
624
anzugeben, warum jener untergehen und nachher in neuer
und stärkerer (irslalt sich w ieilerherstellen konnte. Hier-
auf kehrt die Untersuchung im 3. Capitel zu dem Aene-
sidemos zurück, dessen Unternehniung nun genauer clia-
raliterisirt werden soll. Sein Verdienst wird darin ge-
funden, dass er der FTtOXlj eine breitere Grundlage ge-
geben und diese als Phänomen anerkannt habe, wiewohl
diess auch schon von den früheren Skeptikern geschehen
sei. Wir müssen hierbei noch einmal auf den Unterschied
zwischen Skeptikern und neueren Akademikern zurück-
kommen. Wir können es dem Verf. nachgeben, wenn
er diese nicht für echte Skeptiker anerkennen will; aber
dass er behauptet, sie hatten die Phänomene, den Schein,
die Erscheinung gelaugnet (p. ,50, 68 sq.), das können
wir ihm nicht nachgeben. Wie hätten sie den Srhein
in uns laugnen können, da sie die Wahrscheinlichkeit
zugeben? In den folgenden Capiteln 4 — 6 wird alsdann
das untersucht, was der Verf. für die skeptischen Beweise
des Aenesidemos halt, mit Recht besonderes Gewicht auf
die Beweise gegen die Realität der Bewegung legend.
Das 7. Cap. handelt von dem Aenesidemos, sofern er als
ein Schüler lieg Heraklit sich bekannte, und das 8. Cap.
srhiiesst mit einer Untersuchuii<; über den Skepticismus
bei den Griechen nach dem Aenesidemos.
ftlan wird die Untersuchungen des ^'erf. über all©
diese Gegenstände nicht ohne Belehrung lesen. Das
Alaterial ist ihm rollständig zur Hand. Er besitzt Scharf-
sinn und Conibinationsgabc , nin auch dunklere Andeu-
tungen »erstehen zu können; er besitzt auch philosophi-
schen Sinn, das tiefere ^'erstSndniss iler Lehren zu er-
öffnen, und dabei die Unbefangenheit des historischen
Urtheils , welches zwar überall Zusammenhang sucht, ihn
aber doch nicht nach einem im Voraus festgestellten
Schema erzwingi'n will. Ueber diese lobenswerlhen Ei-
genschaften kann man schon manche Schwächen eines
jungen Schriftstellers übersehen. Er ist im .Allgemeinen
etwas breit, zuweilen verfällt er auch in eine zu red-
nerische Ausschniiickung der Geschichte ; was den philo-
logischen Theil seiner Untersuchungen betrifl't, so wäre
ihm eine grössere Schärfe und Genauigkeit anzuempfeh-
len; seine Uebersetzung , welcher wir überall den Text
zur Seite zu lesen wünschten, ist oft sehr frei, sogar
bis zur Untreue. Für uns Deutsche ist es überdiess
unbequem, dass er seine Hauptgewährsmänner, den Sex-
tus Einpiricus und den Diogenes Laertius, nicht nach den
gewöhnlichen und bessteii Ausgaben citirt.
Es darf zur Charakterisirnng des vorliegenden Werkes
nicht unbemerkt bleiben , dass der Verf. mit seinem
liistorischen auch einen philosophischen Zweck verbindet.
Er will, indem er den Skepticismus der Griechen erklärt,
und durch die Enthüllung seinerj Bedeutung auch wider-
legt, zugleich den Skepticismus unserer Zeit bestreiten.
Der Standpunct, von welchem er hierbei ausgeht , ist die
Philosophie, welche gegenwärtig unter den Franzosen die
meisten Anhänger zählt. Er stützt sich hauptsächlich
auf Alaine de Biran und auf die Sicherheit der That-
sachen des Bewiisstseins, welche jeden Zweifel nieder-
schlagen, und keines Kennzeichens ihrer Wahrheit be-
dürfen. Zu den skeptischen Lehren, welihe er durch
Bestreitung lies Aeucsidemus widerlegen zu köDoeu meint.
635
676
rechnpt er aurh die Philosophie Kant'». Es lia< uns be-
freiiidet , «lass er, »i'liher so viel Genie lit auf drn Un-
terscliied zivisi'hen Skeptikern und neueren Akademikern
legt, doch den Uiitersrliicd ztvisthen Skepficismus Und
Kritieismus so leitht beliandelt.
Wir (jehen nun noch in eini{;e lios<inilere Denierknn-
gen der vorliegenden Sclirilt ein. Das lii'di.otcndste der-
«cllien liejft in den ün(ersurhun(jen ülier den Aeiip.sideino».
Wenn Ref. den Ergebnissen, iveUhe der Verf. nciionnen
haben will, nicht ganz beistimmen kann, so liegt illess
meistentheils darin, dass er die Sicherheit unserer lleber-
lieferungen und <ler daraus zu ziehenden Foljrerungen mit
einem mehr skeptischen Auge betrachtet, als der Verf.
Dieser hat dem Theile meiner Gesell, der Phil., welcher
vom Aenesidemos hanilelt, ziemlich harte \ orwi'irfc (p. V)
gemacht, »ie mir nach wiederholter Priifnnir scheint, mit
Unrecht. Die Verschiedenheit unseres Llrtheils lauft inei-
«teiis darauf hinaus, ilass ich nicht zu entscheiden wage,
wo der \'erf. unbedenklich urtheilt. Ihm gilt Aeneside-
mos fiir einen grossen, scharfsinni;;en und klaren Denker.
Aber wenn wir anf das Ganze seiner Lehre gehen, muss
Bie uns nicht in einem sehr fraglichen Lichte erscheinen?
Aenesidemos ist ni( ht Skeptiker, sondern Ileraklileer; er
halt den Skepticismus nur fiir den AVeg zur Heraklitischen
Lehre; in diesem Sinne tragt er ihn in einer oiler meh-
reren eigenen Schriften vor. Diess sind Tliafsachen,
über welche Alle einig sind. Der Verf. kann diese That-
sacheii nur durch Conjcctnr sich reimen S. 192. Er
legt auf die ileraklitische Lehre des Aenesidemos wenig
Gewicht, S. 1Vt8 f. Aber sie ist doch der letzte Zweck
seines philosophischen Nachdenkens, also auch das, was
Licht über alle seine Mittel verbreiten musste. Wenn
wir daher diesen Punct nur durch Conjectnr aufhellen
kfinneii , so muss uns die ganze Denkweise des Aeneii-
driiios in einem zweifelhaften Lichte erscheinen. — Das
günstige ürtheil, welches der Verf. mit Andern über den
Aenesidemos fällt, beruht hauptsachlich auf den Beweisen
gegen die ursachliche Verbindung, welche ihm beigelegt
zu werden pUegen. Dass er solche Gründe vorbrachte,
ist sicher verbürgt; aber auch andere Skeptiker brachten
dergleichen vor. Sext. Enip. adv. niafh. IX, 218- Wo
daher solche Gründe nicht ausdrücklich dem Aenesidemos
beigelegt werden, müssen wir uns hüten, sie ihm bei-
Eiilegen. fiau scheint allerdings Sext. Emp. I. I. ihm
eine Reihe von Gründen zuzuschreiben, welche mit Recht
grosse Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Aber
die Gelehrten sind sehr uneinig darüber, was nach die-
ier Stelle dem Aenesidemos zukomme oder nicht. Ten-
nemann (Gesch. der Phil. V, S. 93. Anm.) dehnt die
angeblichen Gründe des Aenesidemos bis über §. 282.
aus, uud mau sieht dabei nicht ab, warum man nicht
noch weiter gehen könnte. Fabricius (ad Sext. Einp. I. I.)
nimmt an, sie reichten nur bis §. 2(i6, ohne darüber
einen Grund anzugeben. Unser Verf. beschränkt sie noch
uichr bis auf JJ. 2ü8; ilenn hier bezeichnete die Phrase:
tvtoxi dt Y.aX duu Tijg ci(fi}i V-oivorsonv Tii> ze
:ioiovvTl y.UL Tai IIUO^ovti eTTunu^n'v, einen Abschnitt.
Einen Abschnitt, das gesteht jeder ein; aber »arum einen
Abschnitt, welcher die Beweise <les Aenesidemos von den
Boweiseu anderer .Skeptiker trenute und nicht bloss eiuen
Beweis von dem andern Beweise desselben Mannes? Da-
her ist Hr. Saisset über seine Abtheilung auch keines-
wegs sicher; er lässt sich auch die .Abtheilung des Fa-
bricius allenfalls gefallen, S. 170 o. S. t,'{2 a. >foch
eine andere iMrinung will ich vortragen aus einer unge-
druckten Schrift, deren ^'erf. seine Ansprüche auf diese
Ilvpotliese zu jeder Zeit erheben kann. Sextus Emp. zu
Anfange seiner Erzählung sagt: 6 de AtiT/iridr/Uo^ btv.-
(fooojTi-Mov tn uintjuv £-j((ji]to rari; nii/i t)j^ ytvi:-
asuj^ aTlooiaii, Halt man sich streng an den Begrifl
der ysviat^, so wünle man ilaraus folgern können, nnr
das erste Argument bis ^. 22()- gehöre dem Aenesideino.*
an. Denn von JJ. 227- beginnt eine andere Argumenta-
tion, welche nicht vom Begriffe des Werdens, sundern der
Bewegung ausgeht. Dieser Grund lässt sich hören, wenn
er auch dadurch geschwächt v<ird, dass Aenesidemos nicht
den strengen Unterschied zwischen Bewegung und Wer-
den oder Entstehung annahm, welchen Aristoteles ge-
macht hatte. Sext. Emp. adv. inath. X, 38 sqq. Doch
wird sie denen sich nicht empfehlen, welche jiun einmal
sich vorgesetzt haben, dem Aenesidemos alles Verdienst
um die Erfindung jener srharfsinnigrn Zweifel zuzuschrei-
ben ; denn die scharfsinnigsten Zneifelsgründe folgen erst
nach §. 227. Ist es nun aber bei diesem Stande der
Untersuchung nicht rathsanier , die Frage ganz auf sich
beruhen zu lassen , was von den Gründen gegen die ur-
sächliche Verbindung dem Aenesidemos angehört, und diese
Gründe nur als ein Gemeingut der neueren .Skeptiker
zn betrachten, wie ich es in meiner Gesch. der Phil,
gethan habe, als mit dem Verf. alle diese Gründe, so-
weit sie eine haltbare Bedeutung haben, dem Aenesiile-
mos beizulegen? Mit besserem Griinile legt iler Verfasser
diesem Skeptiker die Zweifel gegen das Rritemini bei ,
welche Sext. Emp. adv. math. VIK, 4ll sqq. angeführt
werden; ebenso ist es mit dem Zweifel gegen das bewei-
sende Zeichen, welchen Sext. Emp. adv. niath. ^'III, 215-
anführt. Dennoch glaubt Ref. nicht, Unrecht gethan zu
iMben, wenn er auch diese Zweifelsgrüncle in seine Dar-
stellung der allgemeinen Lehre der neueren .Skeptiker
verflochten hat. Denn die Zweifel gejjen das Kriterium
sind dem Aenesiilemos nicht eigenthümlirh ; sie sind ein
Erbe der Skeptiker von der neueren Akademie, und um
den Zweifel des Aenesidemos gegen das beweisende oder
offenbarende Zeichen zu verstehen, ist der Verf. selbst
genölhigt worden, die ganze Lehre der spateren Skep-
tiker ül«er diesen Punct zur Erklärung herbeizuziehen.
Dem .Aenesidemos bleibt das Verdienst, die wichtigsten
.Streitpuiicte angeregt zu haben, durch welche die neueren
Skeptiker sich auszeichneten; aber wie weit er hierin
gegangen sei, hat bisher Niemand mit .Sicherheit bestim-
men können. Er erscheint uns als der .Anfangspunct
einer Linie, welche für uns in das Unbestimmte einer-
späteren Zukunft verläuft. Wenn wir ihn in diesem
Lichte betrachten, so haben wir dabei auch noch einen
Punct in das Auge zu fassen, welchen der Verfasser zu
entschieden verneint. Die zehn bekannten Zweifels-
griSndc werden vom Sextus Enipirirus und vom .Arisfoklei.
dem Aenesidemos beigelegt, in dem Verzpichni'»se der
Schriften des Plutarrh heissen sie Topen des Pyrrhon,
Sextus Empirien« schreibt sie auch den alteren Skeptikcru
627
G'JS
(ro<s äqxcitnii oois ay.lTTi-xois) «n i nicht «Icn altfs<pn,
wie der Virf-is^cr liliorsctzt (aiix plus aiiriciis .sf'r|iti(|tirs
p. 207). K» ist gewiss, <lass illrso Grüiiil»- amli «ilioii
»on «Ich flitostpii Ski'ptikprii gpliraurlit wurdfii; alior e»
fragt sich, "er »ip /iis;iiiini<>ii<;pstellt, sie sjstematiscli
"eordiiet hat. Der ^i-rf. , auf ilie zuletzt aiigefiilirtpn
ZeUjjiiissp {;ps(ü(/.t , sieht es als eiilscliiedeii an, dass
diess nicht dem Aenesideiiuis , .sondern dem l'vrrlioii ZM-
kouiine; aber »eiler iler Titel des l'Intarch, noch die
Angabc des .Sextn» bereehtif;en dazu. Jener konnte wohl
Tonen des P>rrhon solche nennen, welche von diesem
oder auch nur lon seinen ^ichi'ilern gebrancht «orileii
»aren, hesonilers da die Lehre des Pyrrhon, «vio die
des Sükrates, von den Alten als Collectivbejfriß' für din
Lehre seiner Anhänger gesetzt wird. Dieser setzt Pyrrh.
Hypot. L 3<i. die Älteren Skeptiker den jiingerpn, ib. 1(14,
entgegen, die jüngeren aber sind ihm die, welche die
fl'inf Zweifels;;riinde des Agrippa, eines .Skeptikers nach
ilen Zeiten des Aeiiesidcinos , gelMaiicIiten. Da/n kommt,
ilass Diogenes Laertins, wo er die Ordnung der zehn
Zweifelsgriinde bespricht, IX, S7, i'ur auf den Aenesi-
ilenios, .Sexlus und Favorinns seh beruft. Auch über
diesen Punct darf man also Zvteifel hegen, ja, muss es
für «ahrscheinlicher halten, das»« Aenesulemos, als dass
Pvrrlion der Urheber jener Zusammenstellung gewesen
sei Und diess wird uns norh fiel wahrscheinlicher,
wenn «vir den ganzen Ent» ieklun^sganE^ des neueren
iükeptirismus übersehen. In diesem treten nach der ersten
Einiheilung der Zh eifelsgrüiide in zehn Arten andere
Einiheilungen anf zuerst in fünf, alsilann in zwei Arten.
Es scheint also, da.ss die Thätigkeit der neueren Skep-
tiker sich besonders in Zusammenstellung der Topen und
zwar in fortschreitender Wrcinfacliiing derselben geJlus-
ssrt habe. Dass der V'orf. S. 'JOS nicht nur die fünffache,
sondern auch die ztieifxhe EMithelliiiig dem .Agrippa /i>-
sclireibt, ist wieder ein voreiliger Srhiiiss. Die Angalie,
anf welcher derselbe beruht, sieht Tennemann Gesch.
der Phil. A' , S. tOl mit Recht für zweideutig a-i , die
innere Wahrscheinlichkeit aber ist dafür, dass ein An-
derer, als Agrippa, ilie zweifache Eintheilung angab,
nnd dieses wird auch äiisserlich dadurch bestätigt, dass
Diogenes Laertius , welcher die Eintheilung des Agrippa
ausführlich bespricht, von der zweifachen Eintheilung Nichts
weiss. Die Erklärung, welche der Verf. über den Zu-
sammenhang der fünf Topen gibt, ist scharfsinnig; wir
be/weifeln aber, ob sie wahr ist. Der .Stein des Anslosses
ist der dritte Topos, hergenommen von TlQO^ Tl. Wie
kommt dieser unter ilie rein formalen Ztteifelsgründe und
gerade in die IMitte derselben? Der Verf. sagt, um die
Behauptungen der Dogmatiker, dass es ein aus sich evi-
dentes Priiicip gebe, zu widerlegen. Dazu beriefen sich
die Skeptiker darauf, dass es nur evident für uns sei.
Genau genomuien würde diess nicht rr/j<u ri , sondern.
7COOC >;/"<» heissen müssen. Diog. Laert. IX, SM. er-
kl.'irt diesen Topos au( h in einem viel weiteren .Sinne,
und der vorhergehende Topos «rro t;;; öiaffuivic'.^ »i.'lre
-(hon hinreichend gewesen, die Berufung anf ein eii-
dentes Prinrip zurückzuweisen. IMarh allen bisherigen
Erklarnn.'s>ersuihen müssen wir eir.es von beiden annehmen^
eutviedcr dass Agrippa seine Topen uur als rerciuzelte
Weisen iles Zweifels ohne si<lieren Zusammenhang sich
dachte, oder d.iss die Iterirhterstatter sie nicht in der
rechten Ordnung überliefert haben.
Der Verf. würde sich wohl eher zu dem Letzteren,
als zu dem Ersteren entschliessen , da er eine grosse
Achtung vor dem wissenschaftlichen Geiste der neueren
Skeptiker hat, und unter ihnen dem Agrippa eine sehr
bedeutende Stelle anweist. Hat doch unser historisches
Urtlieil über das Allj^emeine immer einen gewaltigen Ein-
lluss auf unser Urtheil über die Besonderheiten in ihm.
Icli urtlieilp nun nicht so günstig über die neueren Skep-
tiker überhaupt, daher bin ich auch weniger geneigt, die
einzelnen Leistungen dersellen zu loben. Aber ich inuss
mir desswegen auch den Tadel lies Verf. gefallen lassen.
Xicht allein die grosse innere Tüchlijjkeit dieser iVIanner
habe ich bezweifelt, sondern auch die Grosse ihrer äus-
seren Wirksamkeit aiigenrill'.Mi. D.i habe ich einen schwe-
ren Irrthum begangen (S. JO,'). Es ist nicht, wie ich
behaupte, dass ihre Zweifel nur eine geringe Aufmerk-
samkeit ausser ihrer Schule fanden; der A'erf. weist das
Gegrntheil nach. Wie sind seine (irüiiile beschallen?
Der neuere Skeplicismus lag im .Streit mit der neueren
Akaileniie, wie die Schrift iles Aenesiilemos beweist. Aber
das beweist nicht, dass die neuere Akademie Hm diese
tiegner sich viel bekümmerte. Die ueueruii Peripatetiker
grillen die Skeptiker heftig an; Zeuge ist die Schrift
des Aristokles über die Philosophie. Diese Sclirift ist
von historischem Inhalt, wo denn alle Secteii durchge-
nommen wurden, nnd also auch die Skeptiker nicht über-
gangen «erden konnten; ebenso gut hatte auch Diogenes
Laertius gegen mich angeführt werden können. Aber
auch Galen schrieb gegen die neueren Skeptiker. Ga-
len, muss ich ilagegeii bemerken, ist ein Arzt, und durfte
die Skeptiker nicht übersehen, welche eine eigene Classe
von Aer/.ten bildeten; seine Schrift gegen den Skepticis-
mus beweist mehr ilie Bedeutsamkeit desselben für die
JMediciii , als für die Philosophie. Alle diese Einwürfe
habe ich vorausgesehen. S. 'ilS.} meiner Gesch. der Phil,
steift: .,fast nirgends geschieht ihrer (der neueren Skep-
tiker) Erwähnung, ausser von solchen, welche ausdrück-
lich über die Secten oder die Geschichte der Philosophie
schrieben, und von Aerzten." Aber der Verf. führt für
seine .Meinung auch noch Plot. Eon. V. I. V, 2. an.
Hier werden sehr im Allgemeinen die Gegner der Ideen-
lelire aiigegriflen und zu diesen auch solche gezahlt,
welche die liyvüjnlu y.itX dvr7Caoi:tn ciiiv voijTcoi'
lehrten. Sollten das die neueren .Skeptiker sein? Im
Allgemeinen gewiss nicht. Aber wenn auch, auf ihre
Gründe wird gar nicht eingegangen. Ist das nun Alle»,
was mich eines schweren Irrthnms überführen soll? Der
Verf. kann wohl kaum glauheu, dass ich solchen Grün-
den weichen werde. Wir lassen die .Ansicht des A''erfassers
(S. ilM sqq.) dahin gestellt sein, dass der neuere Skep-
ticismns den Untergang des alten Dogmatismus vollendet
unil den flivsticismus der Alexanilrinischen Schule vorbe-
reitet habe — ihr widerspricht zu sehr fast Alles, was
wir von dem .Schulwesen der ersten Jahrhunderte nach
Chr. Geb. wissen — , um nocli einen Blick auf «eine
Ueherzeugung von der inneren Trelflichkeit der neueren
.skeptischen Schule, was ihre wissenschaftliche Haltung
6'?9
630
tirtrifTt, XU «criVii. Worauf grüii(|p< s.e sicli ? Nicht auf
ijas , Has vorli<>u;t in den SiliriftPU lii'S Srxtus, dessen
t'erMirruiig er selir yut gezeijjt hat, soiulerii auf ilcii
wenigen Briichstiicken , »elrlie »i ir luii cier Lehro «les
Aenesiilenjiis und des Aj;rl|i|)a Italien, deren /iisamoien-
liang HJr al>er erst rrrallien nii'is^en. /eignen nun diese
Ueberliefernngen einen so festen m iss(*nsi-hafrli('hea Zu-
.laniinenlianj;, so Ivlare Einsieht in das GiMiilil der (iründe,
dass wir daraus mit Sicherheit das Urthcil des Verf. ent-
nehmen kOuuteu? Daran feliit in der Thal nicht wenig.
Wie wenig ilie Gründe des Agrippa so, wie sie ütierlie-
fert sind, in einem guten Zusammenhange stehen, liaben
wir schon liemerkt. Um die Gründe des Aenesidemos
hüiidi|> zu linden, muss der Verf. annelimen, dass Sextus
Unijiirii IIS sie abgekürzt und entstellt habe (S, 74); der
Verl. wirft ihm überiliess eine suphistisehe Verwirrung,
das Vorbringen einer kindisi heii Sehn ierigkeit ror (S. 145 f.;
Iti4). Wenn mau mit Ri'tht anf die Beweise gegen die
ursarhiic'he Verbindung das grosste Geivieht legt, so ist
elieii der erste lieweis, »eleher dem Aenesiiiemus mit
grösserer .Sicherheit, als alle übrigen beigelegt werden
kann (Se.xt. Einp. adr. math. IX, L'l9 — '22Ö.), am we-
nigsten in guter Ordnung. Er soll vom Gegensatz zwi-
scheu Kurperlirhem und Uiikurperlichem ausgehen, nimmt
aber in den verschiedenen Gründen, welche er zusam-
meijpasst, genau besehen nur einmal und ganz beiläufig
auf ihn Rücksicht, da, wo von der Kotliwendigkeit der
Berührung für die ursächliche Verbindung ilie Rede ist;
die übrigen Grnndo gehen von der Unmöglichkeit, dass
Kins \'ielcs werde, um! von iler Äoth« endigkeit der
Gleichartigkeit zwischen Ursache uuil \Virkuiig aus. Diese
Ungeiiauij^keit im Beweise hätte der Verf. «ohl bemer-
ken können. Also unsere Ueberliefernngeii sprechen nicht
für die grosse Genauigkeit der neueren Skeptiker, I\]au
muss, um sie zu retten, den Sextus Empiricus besrliiil-
digen, ihre Beweise verwirrt zu haben. Aber sollte er,
wenn er die Lehre seiner Schule in besserer Ordnung
fand , diese nicht wenigstens im Abschreiben und Aus-
ziehen zu bewahren gewusst haben? Es bewegt uiiu bei
unserem weniger günstigen Urllieil über die neueren Skep-
tiker noch eine allgemeinere Betrachtung. In den Zei-
ten des Verfalls echter Wissenschaftiichkeil, ilenkeii wir,
werden auch wohl die Skeptiker demselben sich nicht
haben entziehen können.
Diess soll indessen keineswegs ausschliessen, dass sie
noch manchen guten Gedanken ünden konnten. Von
dieser Art sind besonders ihre Zweifel gegen die ursäch-
liche Verbindung. Der Yeif. hat eich um die Aufhel-
lung derselben in der That ein Verdienst erworben. Diess
ist die stärkste Seite der vorliegenden Schrift. Sie zeigt
ausführlicher und eindringlicher, als diess unseres Wis-
sens bisher geschehen ist, dass jene Zweifel keineswegs
leere Sophismen sind, sondern wahre Schwierigkeiten der
WisseRschaft in das Licht stellen, und sucht die.se Schwie-
rigkeiten, so viel als möglich, zu lösen. Doch können
wir die Erklärungen des Verf. nicht in allen Stücken
billigen. ^iur einen lüanptpunct wollen wir erwähnen.
Der Verf. setzt den Gründen iler Skeptiker öfters, z. B.
S. 1Ö7, die Annahme aus und in sich wirkender Ursarheu
entgegen, so wie der menschliche Wille lu sich den £nt-
schliiss als seine Wirkung Lerrorhringe. Diess ist dem
psvchologischen Standpiiiirte gemäss, welchen er festhält,
indem er auf die uiiziteifclhafte Thalsache des Bewusst-
seins sich beruft. Aber es setzt die.'is auch ein Verken-
nen des Begriils der ursachlichen Verbindung voraus, wie
er in den Gründen der Skeptiker genommen wird. Diese,
verstehen unter Ursache,- wie alle ihre Beweise und Bei-
spiele zeigen, ein Ding, welches in einem anderen etwas
bewirkt, aber nicht ein Ding, welches in sich etwas hervor-
bringt. Und gewiss haben sie hierin nicht Unrecht, wenn
man anders das ^'erhältniss von Substanz und Acridens
von dem ursachlichen Verhältnisse mit Recht unterschei-
ilet. Eben auf lier l'erwechselung dieses und ähnlicher
Verhältnisse beruht die Täuschung derer, welche die
Zweifel der Skeptiker für leere Sophismen halten; durch
genaue Unterscheidung muss mau diese würdigen und
auflösen lernen. //. Ritter.
6G. Caroli Friderici Hertnanni, Prof. fllarhnrg. , Anli-
(juitatum Laronicarnm libelli quatuor. Marburg! et
Lipsiae. Sumptibus N. G. Elttcrti. MDCCCXLL
VIII und 21(i S. 4.
Von keinem Staate des Alterthums ist die Idee der
Aristokratie, in der wahren Bedeutung des Wortes, rei-
ner aufgcfasst und vollständiger verwirklicht worden, als
von dem Spartanischen. Zur Zeit seiner Blüfhe wenig-
stens, mehrere Jahrhunderte hindurch, finden wir in
Sparta keine auf Geburt oder Vermögen begründeten Vor-
rechte eines Bürgers vor dem andern; nur die persönliche
Würdigkeit bedingt die Geltung eines Jeden, und Alles
ist darauf berechnet, das -Streben nach solcher Wür-
digkeit gleichmässig in Allen zu beleben , und die
31ittel, zu ihr zu gelangen. Allen ohne Unterschied zu
gewähren. Wäre die Existenz des Staates nicht noth-
wendig durch die Herrschaft über ein unterjochtes Volk
von Uiiterthanen bedingt gewesen, und wäre desswegeii
nicht ebenso nothwendig der mannhaften Kraft zur Be-
hauptung dieser Herrschaft und allen auf die Sicherung
des Bestehenden und Abwendung von Gefahren gerich-
teten Tüchtigkeiten eine einseitige Schätzung vor jeder
andern Trefl'lichkeit zu Theil geworden, so würde in der
That die spartanische Aristokratie ebenso eine Herrschaft
der Besten gewesen sein, wie sie jetzt wenigstens eine
Herrschaft der Tüchtigsten war. Doch liegt auch in
dieser Tüchtigkeit ein solcher Gehalt echter menschlicher
Tugend, und das ganze spartanische Staatsleben ist so
sehr von ^'ernunft und Sittlichkeit durchdrungen und ge-
adelt, dass wir die Vorliebe gerechtfertigt finden müssen,
mit welcher Philosophen und Politiker des Alterthums
diesen Staat als denjenigen gepriesen haben, der dem
Ideal der wahren .Aristokratie wenigstens am nächsten
gekommen sei. Unter den Neueren hat eigentlich erst
lies unersetzlichen K. O. Alüller ebenso geistrolle, als
gründliche Darstellung eine richtige Würdigung des spar-
tanischen Staates vermittelt; und obwohl es nicht an Ver-
suchen gefehlt hat, das von ihm gezeichnete Bild, als
ein in wesentlichen Zügen verfehltes, zu berichtigen,
und Einige namentlich Adelsrorrechte und Ungleichheit
des Vermögens aU die anfänglichen Gruiullagen der
631
6;'.2
1>rfassiiiiff zu rrn eisr«!! iintcrnoniuii'ii h.ibpii , so wird
«U'li (lorli ieili' lirsoiitiPiie und vorurdu-ilsfrpio Prüfung
ilir «alirlirit «Irr von IMüllcr gegebenen Darstellnng
in allen »esentlirlien Piincteii anzuerkennen geiifUliist
(inilcii. Herrn l'rofessor Hermann gelji'ilirt ilas Verdienst,
o rseits die lurdgen H vpolliesen , mit denen man ilie
(M'M-Iiiclite zu entstellen suilite, siegreich ziirnrkgewiesen,
andererseits aber aurli ftliiller's Arbeit »esontluh ergänzt
und besonders die von diesem nur vorubergelienil berühr-
ten Fragen nach den Ursachen , wodurch allmählich die
frühere (ileicliheit der spartanischen liiirger gestört niid
iiligarchische Standesiinterschiede lierbeigefiihrt worden,
in den beiden 1S32 "nd 1834 erschienenen Abhandlun-
gen de ciindicione afque origine eoriim, qui llomoei apud
Lacedaemonios appellati sunt, unil de causis turbatac in-
icr Lacedaeiminios agrorum aeqiialitatis , gründlich und
lichtvoll erörtert zu haben. Um aber seine Unterscicliun-
gen zu einem vojlstündigen Ganzen al>zurun(len , schien
e> ihm nölhig, auch die frühesten Anfiiiige des Siaates ,
lii> zur Consolidirung durch die Verfassung Lvkiirg's,
und die Veränderungen, die er iia< h dieser C'onsoliilirung,
aber vor der beginnenden Kiilar:ung, in organischer Kort-
bildung erfuhr, einer genaueren IJetrachtung zu unter-
ziehen; und <liess ist in den beiden \!S-i(\ erschienenen
Abliandlungen de statu Lacedaenioniorunv ante Lycurgum
null de noiis Lacedaemoniorum j)nst Ljcurgum institntis
gescliehen. Indem er jetzt diese vier Abhandinngen, unil
zwar die beiden früheren nicht ohne einige Aeiideniiigeu
und Zusätze, zu Kinpin Ganzen vereinigt herausgegeben,
hat er eich dadurch einen neuen Anspruch auf den Dank
aller Freunde dieser Studien erworben , unil der Unter-
zeichnete hat den Auftrag zur Recension des Buches mit
desto grösserem ^'^ergnügen übernommen, weil er da-
durch die Gelegenheit bekommt, seinen besonderen Dank
für vielfache Anregung und ßelehrung, sowie für den
Getvinn, den er bei 'seinen eigenen Arbeiten aus den
Untersuchungen des Verfassers gezoge» hat, auch ölFent-
lich zu bezeugen.
Der wesentliche Inhalt samnillicher vier Abhandlungen
ist wahrscheinlich den meisten Lesern dieser Blätter niiht
mehr ganz unbekannt, nicht nur, weil ilie beiden wichtigeren
schon vor mehreren Jahren erschienen sind, sondern auch
«eil der Verf. die hauptsächlichsten Resultate seiner Uiiler-
siichungen in dem Lehrbuch der griech. Staatsalterthünier,
dessen dritte Aullage im J. 1841 erschien, niedergelegt
h;il. Der Ref. darf sich desswegen einer vollst/indisen
Urruhterstatlung überhoben achten, und sich begnügi'ii,
nur dasjenige herauszuheben, worüber er Einiges zu be-
merken iiiidet.
Dass in den Zeiten zwischen der dorischen Ansie-
delung in Lakonien und der Gesetzgebung Lykurg's der
spartanische Staat vielfachen inneren Kämpfen und Zer-
würfnissen unterlegen, dann aber durch ilie Lvkurgische
\ erfasfiung zn fester Ordnung und Eintracht gediehen
»ei. ist eiiisfimniige Angabe der bedeutendsten alten Anc-
turitaten. *) Was aber jene Zerwürfnisse herbeigeführt,
■ Strabc^ oder, wenn mm will, Eplioros Aeiissciung . ilie
Eroberer Lakonicns hätten sich zwar auch gleich Anfangs
ichoD begonnen und wacker gezeigt, nachher aber is
und welche Grundlagen liykarg für seine fortan so fest
bestehenden Anordnungen vorgefunden habe , igt von
den 41ten theils gar nicht erwähnt, theils sehr mangel-
haft und unvollkommen angedeutet und von neueren
Forschern bisher noch wenig in genauere und gründ-
lichere Erwägung gezogen worden, wenn auch darin so
ziemlich Alle mit Alüller übereinstimmen, dass L}kur^
nicht <lurch»eg Neues geschaffen, sondern meist nur
nltdori^che .Satzungen hergestellt und anf eine den ^'er-
hältnissen des spartanischen Staates angemessene Weise
verrollytändigt und ergänzt habe. Darin liegt nun frei-
lich ilie .inerkeiinung , dass diese altdorischen Satzungea
vor Lykurg durch widerstrebende Umstände und Verhält-
nisse gefährdet und unterdrückt waren, wie es auch
Blüller ausgesprochen hat; von welcher Art aber diese
Umstände und Verhältnisse gewesen seien, diess vollstän-
diger und bündiger, als es früher geschehen war, erör-
tert zu haben, ist das Verdienst der ersten der vorlie-
genden vier Abhandlungen. Geleitet einerseits von den
Angaben der Allen , die von tyrannischen Bestrebungen
der spartanischen Könige nach ^'ergrösserung ihrer iMarht
reden, andererseits von dem, was über Aufnahme der
liberwundenen Achäer zu gleichem Rechte mit den l)o-
riern berichtet wird, und wie jene erst allmählich unil
nicht ohne langwierige Kämpfe in den Zustand der Periöken
herabgedrückt seien, hiermit ferner die verivandten Vor-
gänge in andern gleichzeitig gestifteten dorischen Staaten
vergleichend, namentlich in Alessenien, wo Kresphontes
durch Begünstigung der Uebenvuudeneu sich den Hass
der Dorier zugezogen haben soll *j, findet Hr. H. die .
Hanptursache der inneren Kämpfe und Zerrüttungen de»
spartanischen Staates in dem Umstände, dass auch hier
die Ueber» undenen von den Königen selbst begünstigt
und gegen das siegende Volk vertreten worden seien, um
mit ihrer Hülfe die Königsinacht auch gegen dieses zu
verstärken. An der Wahrscheiulichkeit dieser Annahme
dürfte sich nicht zweifeln lassen, wenn gleich speciellc
Thatsacheii , Personen und chronologische Bestimmungen
zu ermitteln unmöglich ist. Nach der Tradition , we-
nigstens so, wie sie Ephoros überliefert hat, sollen schon
Agis und Eurypon den Rechtsunterschied zwischen Spar-
tiateii und Perioken festgestellt, also den Weg der ersten
Könige verlassen haben, von denen gesagt wird, dass sie
nach Eroberung des gesaininteii Landes dasselbe in sechs ,
Districte getheilt, den einen von diesen, worin Sparta
gelegell, selbst, die anderen durch hingesendete Stell-
Folge der LyUurgischen Einiicbtungon den biichsten Grad
der lüütlie crieiciit, scheint uns der von Hrn. H. S. 8
vurgcschlagenen Aenilcrung, so leicht sie auch sein iiiai;,
doch nicht 7u bediiifen. Was Hr. H. geschrieben wissen
will, 10 xuc' ('/i^<i? /(h' oix iooirfoovovi' , würde einen Ta-
del über die Gesinnung und ijeukiingsart aussprechen,
der, auch wenn Ephoros jene inneren Unruhen anerkunnte,
durch diese doch nicht ganz bcgriindct scheinen diiifte.
da sie nicht aus der Gesinnung des Volkes, sondern aut
den schwierigen Verhältnissen entsprungen waren . die
erst allinählich befriedigend geordnet werden konnten
") Bei der lilerzn angcfiilutcn Stelle Strabo's A III . .%l.
hatten wir Müllcr's Bemerkung, Dor. t S 95, beviick-
f)Vl
634
»irtrefor rogiert, filirljoiiH aber ilen Bennhnrrn loll«
Ig(>nnnii(> iiml Tliciliialiiiir an allen Rechten und IChreii
iler Uürier {(ewfilirt hätten. Nun ist aber eine Unter-
werfun;; des ganzen Landes gleich zu Anfange theils
aus den von Dlüller angeführten Gründen, theils, unseres
Erachtcns, schon wegen der geringen Anzahl iler Darier,
die damals, nach Isokrates, nicht üUer L'OÜU Krieger
gezählt halten sollen, durchaus nnglaulilich ; und wenn
«ir dessnegen die Angabe des Ephoios nur mit der Mo-
dihtation gelten lassen kiiunen, tlass in «lern damals schon
ernlierten Theile des Landes Agis und Eurypon die liis
dahin isunomen Acht'ier zu Periöken gemacht, so hin-
dert uns Nichts, anzunehmen , dass bei den ferneren
Krobernngon die nachfolgenrien Kiinige vielmehr im Sinne
des Eurysthenes und l'rokles, als des Agis und Enrypon
xa handeln geneigt gewesen, und dass auf diese Weise
oft »iederliolto iMisshelligkeiten zwischen ihnen und dem
dorischen Volke enlstainjen seien, bis endlich das dorische
Priucip der Behandlung der Besiegten auch von den Kü-
nigcu unrerbnichlich anerkannt und für die Zukunft fest-
gestellt «urde, was wohl nicht vor der Lvkurgischen
Gesetzgebung geschehen sein mag. Hr. H. scheint nach
S. '^9, oü nicht abgeneigt, der Darstellung des Ephnros
Glauben zu schenken, unil die Erivähnnngen von Erobe-
rungen lakonischer Städte durch die Dorier lange nach
<ler Einwanderung daraus zu erklären, dass dieselben in
Folge der aufgehobenen Isonomie abgefallen und dann
wieder unterworfen seien, obgleich er im Lehrbuch §. (S.
«ich der IMiiller'scben Ansicht anschliesst, die auch in
«ler. früher geschriebenen Abhandlung Nr. 4. S. 1H9. we-
nigstens nicht unHahrscheinlicIi gefunden, nnd iioran über-
diess noch die Vermuthnng geknüpft wird, dass wohl
öfters über die Verwendung des durch neue Eroberungen
genonneneti Landes zwischen Konigen und Volk Streitig-
keiten entstanden , indem jene es zur Staatsdomaine ge-
macht, das Volk aber es vertheilt wissen «tollte, und
dass also auch hierdurch die Zerwürfnisse im Innern des
Staates genährt wurden. — Gegen die Ansicht Einiger,
als ob auch wohl DillVrenzen zwischen den beiden Kö-
nigen die Veranlassung zu inneren Unruhen gegeben haben
mochten , bemerkt Hr. H mit Recht, dass sich da<u
wenigstens in der üeberlieferung kein Grund finde; und
mit ebenso grossem Rechte erklärt er sich S. 33- gegen
diejenigen, u eiche vou Parteikämpfen zwischen Adel und
Gemeinen unter den Duriern selbst reden, da solcher
Staiidesunterschied rein erdichtet ist, »ie anderswo hin-
länglich dargethan worden. Da nun aber er selbst die
Ursachen der Unruhen bloss in der Uneinigkeit und den
••iitgegengesetzten Bestrebungen der Könige und des Vol-
kes <;efHiiden hat, so scheint uns die Aeusserung nicht
recht begründet, mit welcher er sich S. .3'.) zur Befrach-
tung der Lykurgischen Einrichtungen wendet: tripertitum
ij;itur, si recte in anlecedciitibns disputavinius, Lvcurgi
negotium erat, nt et regibus populura rnnciliaret, et
periiicoruin coiidicioiieni iustis hiiibus describeret , et inter
ipsos cives «juidquid discidii lulercederet , exaequaret. Es
lassen sich ohne Zweifel jene Einrichtungen auf diese
drei Zwecke zurückführen ; aber Hrn. H.'s voraiifgegan-
gene Erörterung führt uns in der That nur auf den einen,
<ier zuerst gestellt ist, und allriifalls auf den zweiten',
Zgitschr, f. d. Alurthuniiw.
insofern nämlich eben das Verhältniss der Ueberwundenen
früher Veranlassung zum .Streite zwischen den Königen
und dem Volke gegeben haben mochte; von Zwisigkeitea
lies dorischcB Volkes unter sich haben wir Nichts gehört.
Allerdings aber deutet die dem Lykurg zugeschriebene
Vertheilung des Landes in ODOO, oder, nach der rich-
tigeren Angabe, in 4000 Loose , auf eine Störung der
anfänglichen Gleichheit des Landbesitzes, die durch die
neue Theilung wieder hergestellt ward; doch in seiner
gegenwärtigen Abhaiiillnng verweist uns Hr. H. über diesen
Geg^enstand nur auf das, was er anderswo ilavoii gesagt;
nnd in der vierten finden wir S. KiO die Erklärung, das»
ihm eine bedeutende Störung jener Gleichheit im Lykur-
gischen Zeitalter nicht wahrscheinlich vorkomme. Hier-
mit kann Rec. nicht übereinstimmen, nicht nur weil grosse
Ungleichheit ausdrücklich bezeugt wird (denn iliess könnte
man als iMissverstämlniss beseitigen), sondern weil die
Natur der Sache selbst darauf zu führen scheint. AVar
nämlich gleich bei der ersten Ansiedelung das eroberte
Land gleiclimässig vertheilt worden, wie Rec. mit Hrn. H.
annimmt, so miisste in den folgenden Generationen die
bedeutende Zunahme der Bürgerzabi, ton 'JüOO auf mehr.
als das Doppelle, ohne Zweifel die Wirkung haben, dass
nicht allein das anfänglich vertheilte Land für die ver-
mehrte Bevölkerung im Ganzen nicht mehr zureichte.,
sondern dass auch zwischen den einzelnen Familien eine
grosse Ungleichheit iles Besitzes entstand , ila doch nicht
«ohi angenommen werden kann, dass der Aiinachs in
allen gleiclimässig erfolgte. Nimmt man dazu an, dass
jene Vermehrung der Bürgerzahl nicht bloss durch eige-
nen Anwachs, sondern auch durch Einbürgerung von über-
wundenen oder freiwillig übergetretenen Achäern bewirkt
ward — welcher Annahme sich auch Hr. H. S. J(i. not. ST
geneigt erklärt — und dass diese an dem gleich .•\iifangs
unter die Dorier vertheillen Lande natürlich keinen An-
theil haben konnten, sondern wahrscheinlich ihren frü-
heren Besitz behielten, so darf man um so weniger eine
bedeutende Ungleichheit im Lykurgischen Zeitalter be-
zweifeln; eine Ungleichheit, dio um so melir Unzufrie-
denheit und Unruhen erregen musste, je mehr sie dem
auf Gleichheit gerichteten Princip des dorischen ^'olkcs
widersprach. So möchte denn also Plutarch's Darstellung
von Kämpfen zwischen Reichen und Armen in jener Zeit
keineswegs als irithümlich zu verwerfen sein. Dieselben
Ursachen übrigens, die das Uebel in den Zeiten vor Ly-
kurg herbeigeführt hatten , wirkten auch nachher noch
fort, so dass neue Abhülfe nöthig ward, die denn auch
nach dem ersten messenischen Kriege erfolgte. Doch
hiervon wird weiter unten die Rede sein. Jetzt erlauben
wir uns über einige der in Hrn. H. s erster Abhandlung
besprochenen Piincte noch Einzelnes zu bemerken. Hr. H.
sieht es S. IH als eine Neuerung Lyknrg's an, dass er
die richterliche Entscheidung in Capitalsachco der Gerusia
übertragen habe, da sie früher zur Competenz der Könige
allein gehört habe, eodein iure quo apud reliquas gcnles
aDtiquissiinas. Bei den (irieclicn aber dürfte sich ein
solches Recht schwerlich irgendwo nachweisen lassen:
ebenso wenig aber auch bei den Römern. Hr. H. beruft
sith auf Rubino S. 474: so schätzbar aber viele der von
Diesem gegebenen Aufklärungen über das römische Staats-
42
G^:^
fi<h
rrrlit »lirh sinil , s» iiiii->SPii >»ir ilciili »i-iiic D.irstfllung
.Iph KOiuctliiiitM filr sraiiz linil gar riTf.-l>lt rrkldmi. ♦) —
S. :'4 iiii-iiit Hr. H., ilas* Affi», »eiiii «T iia< li Bplioros
.Aiis"clriirl IUP PiTJdkpn xii nifrektU »oii S|>.ii»a iiiai htp,
(lanill iiirlils AiiiliTcs ;'i>lliaii lial.o, als was friiliiT aiu-li
III AKilia 11111 Tlii'srii!* (:'•<'"'" "(irdi-ii si'iii soll. Hinriii
lu-jit ilii- Aiisirlit, (las.i die lii>li<Ti;.'<' Is >mii' iiicli« aiis-
ilriickliili aiifKflii'lirii, siiiulprii dass die Uevorrecliliiiig
dor Dorior nur i-iiiP Foltje davon jrpwpspn sei, dass ihre
Stadt zur llaiipistadt und zum al|pini;;.-u .Sitze iler üffent-
lirlien Gewalt geniaolit «anl. Uehereiiistinimend damit
wird «eiter unlen -S. 44 aurli die Lvkiirgisrlic Bestim-
mung über die VolksrersaniinluiiKeii in der Nahe von
.Sparta als eine IHaassregel lietrarhtet, »oilurch die Pe-
rifikeii auch ohne ausdrürkliclie Aussihliessuiis von der
'rheiliiahiiie al-pelialten »ordeii seien. Gestattet »are
ihnen diese also doih , und es kam nur auf ihren Willen
an, ob sie ii.n ihrem Rechte Gebraueh machen wollten.
In der dritfeii Abliaiiilliiii|; da»pj;en erklärt sich Hr. II.
für die entgegengesetzte Ansicht, um! lobt desshalb Le-
vesque S. 1 .'4 , >iui ptrioecis nihil juris in Lacedaemo-
ninruin lepublica eonipetiisse rede iiitellexit. Unseres
Erachteus lassen Müller's Gründe kaum einem Zweifel
Raum, dass an Bereehtigiiug der Periiiken zur Theilnahme
an den spartanisrhen A'olksversainmiungen gar nicht zu
ilenken sei; und dass Ephoros bei seinem Ausdrucke et-
was »esentlicii Andere», als innigere Vereiniguii}: zu einem
Gesammtstaat, »io sie Theseus in Attika bewirkt haben
•oll, im Sinne gehabt habe, zeigt der ganze Zusammen-
hang seiner l)ars(ellung nii» idersprechlicli. — Die Frage,
ob in die Periokeiibezirke oberste Beamte , wie der
Ki'^inodiy.lji nach Kvlhera, von Sparta aus geschickt
worden seien, L'isst sich freilich in Ermangelung aus-
drücklicher Zeugnisse nicht bestimmt beantworten; warum
aber Hr. H. S. 2f) die Sache so unwahrscheinlich findet,
gesteht Rec. nicht begreifen zu kjiiiiien , und wenn aus
Isoer. Panath. §. ISL gefolgert wird, dass die Obrig-
keiten der Hau'ptstadt selbst uiimiltelliar auch über die
PeriÖken Jurisdiction geübt hatten, so scheint diese Fol-
gerun" bei genauerer Erwägung sehr unhaltbar. Jsokra-
tes sagt, es stehe in d<-r Gewalt iler Eplinren dv.Qi r ovc,
'xno-/.rtii>ni Tooorciil'-; uOiii; au }j<n''k(»VTni : schon
der Ausdruck zeigt , dass hier gar nicht von eigentlicher
Jurisdiction, soiulerii von Ausnahmsniassregeln die Reile
sei welche die Kplioren , vermöge der ihnen ziistplieiideu
fast unumschränkten «iewalt, ohne Urtheil und Recht in
Anwendung bringen konnten. — S. 21 lesen wir: tiibu-
tam «juod Lacedaemouii, hoc est perloeci, peudebant non
*) Rec. halte diess geschrieben, ohne die von Hrn. H. cilirle
Stelle nachzuschlagen. Jetzt, bei Ansicht derselben, fin-
det er, dass Hr. K. nur von Capitali;erichten unler dem
Vorsilz der Könige rede, und niuss desswcgen annehmen,
dass llr. H. auch nichts Anderes habe sagen wollen, als,
was wolil Keiner bezweifelt, die K/inige halten zu Sparta,
wie anderswo, Jen Vorsitz bei solchen Gericlitcn gihabt,
auch bevor Ljkurg iliesclbcn der jel/t geslilieten (lerusia
uberlru;;, in der jene <laiiii ebenfalls den Vorsitz fiilirlei».
Zur EnlscUtildii;ung seines Missvcrslandnisses kann Rec.
nur anliiliren, dass er niclit erwartete, wer mir diess ifii
Sinne habe, werde sich desswegen gerade auf Hrn. I.
betufeo-
pnpiilo sed regilins Sp-trtanoruin soivi dicitur, und zum
Itewrise dafür wird Plato Alcib. 1. p. \i'.\ \. angeführt:
ht iii: /.(ii ö tjixoikr/.oi cpooiii oi'x (JKiyo; yiyvi-tm,
i'iv t^kovom »i Aav.tdaniüvnn loii, linni/.! loiv. Die
Stelle beweist indessen bloss, dass die Ktinige eine Ab-
gabe von den Periöken erhoben; ilass aber iliese norden
Königen, nicht auch ileiii .Staate gesteuert haben, ist da-
mit keineswegs gesagt. — Die .S. 4() in einer Aiim''rkung
beiUulig berührte Frage, ob Lvkurg neue Phvien und
Oben gemacht habe, h.'ltte wohl eine ausführlichere Er-
örterung verdient, für die wir Hrn. H. um so dank-
barer gewesen sein Hürden, je weniger es uns selbst
bisher gelungen ist, zu einem befriedigenden Resultate
zu geLingen. Die Worte iler Rlietra, wie Plutarch. Lyc.
c. (i. sie anführt, scheinen allerdings auf neugestiftete
Phvien und Oben zu deuten; dagegen aber scheint ea
unzweifelhaft, dass die altdorischen Phvien der 1 /.Kl-i^,
zlruuve^ und Hd/jcfV/ Ol auch nach Lvkiirg noch in
Sparta bestanden: es wäre also zu ennittein, ob etwa
auch hier, wie andersno, neue Phvien zu <len alten hin-
ziigethan worden, oder ob die Rhetra nur von einer Re-
vision und Wiederherstellung iler alten zu verstehen, oder
eii<llich, ob, wie iMüller II. .S. 7', St I an/.unchiiieii scheint,
bloss von einer Beziehung der Philen und Olieii auf liie
Besetzung der Gernsia und auf die Volksversammlung die
Rede sei.
Wir wenden uns nun zu der zweiten .Abhandlung, de
novis Lacedaemonioruiii pust L)curguni institutis. So
sehr auch >'euernngssncht dem dorischen Charakter fremd
war, und so sehr es auch Lykurg's Gesetzgebung auf
Stabilität des ganzen Lebens abgesehen hatte, so würde
man doch sehr Unrecht thiiu, wenn man sich den spar-
tanischen Staat in den nächsten Jahrhunderten nach Ly-
kurg eben so starr gegen alles Meue abgesclilosseii dächte,
als diess späterhin allerdings der Fall war. ^'ielmehr
nahmen die Spartaner zu Anfange au den Früchten höhe-
rer Geistesentwickelung in Kunst und Poesie, die an-
derswo gediehen, bereitwillig Antheil, niid ehrten und
hegten die ausgezeichneten Männer, die hierin den Zeit-
genossen vorangingen. Dabei ist aber nicht zu verken-
nen, dass überhaupt der Geist <les älteren Griechenland«
sich dem dorischen Sinn und Wesen näher stehend zeigt,
und dass erst mit dem Uebergewichte des ionischen, be-
sonders des attischen Elementes und mit dem Vorwalten
demokratischer Richtung auch in Kunst und Wissenschaft
eine Bahn eingeschlagen wurde, die die Spaitaner, aU
dem innersten Grunde und Gehalte ihres Lebens fremd,
mit Abneigung und ftlisstrauen ansehen mnssten. So
lange sie also das Ausländische noch als homogen mit
sich fühlten, verschlossen sie sich ihm nicht; und erst
als Richtungen eingeschlagen wurden, denen sie nicht
folgen konnten, ohne dem Princip, auf dem ihr .Staat und
Lehen gegründet war, ungetreu zu werden, trat jene
strengere Abgeschlossenheit ein, die Sparta seit den Zei-
len der Perserkriege behauptet. Was in iler vorliegenden
Al'hmidlung über Wissenschaft und Kunst bei den Spar-
tanern gesagt wird, begnügen wir uns, im Allgemeinen
als reich an gründlichen Erörterungen literargeschicht-
lirlier Gegen.stäiide zu bezeichnen, und beschränken nn«
auf einige Bemerkungen über das Pulltische. Es werden
6.-J7
uns (Ii"ci »irli<i[,'4' !M.isireii;clii berichtet, ans der Zeit
<ler Kiiiiigp Tlico()oin|)iis iinil Polyiliiro-i : prstons eine iipiif
Lantlierthciluii); und Verineliriiiiij iler Loose von 4.'')(1U
auf OUOO , ztveifens ein (iesolz, iliircli »olilips iIIp Ge-
walt der Volksvcrsaii:iiilun|r eiiigesdiräiikt wurde, ilriltens
«lie Erhebung der Eplinren zu einem oberen, den Königen
und der Gerusia gegenüberstehenden Magistrat. Es scheint
Ulis iMizneirelhaft , dass znisrhen diesen drei 3Iassregeln
ein Pilger innerer Zusamnienliang stattfinde, und dass
nanteutlich die zweite uud ilritte genau mit einander in
Verbindung stehen, die zuerst genannte aber der Zeit
nach die letzte war. Was zunächst die Beschränkung'
der ^ olksiersanimlung betrifl't, so bestand sie bekaiinltich
darin, dass den Königen und der Gerusia das Reclit zu-
gesproclicn wurde, einen krummen Bescliluss ungültig zu
machen und die Versaniniliing auseiwander gehen zu las-
sen: ein krummer Bescliluss aber war, nach Plutarch's
Erklärung, ein solcher, welcher sich nicht auf einfache
Annahme oder Verwerfung des von den Königen und der
Gerusia Vorgeschlagenen beschränkte , sondern Abände-
rungen damit vornahm. Dass durch dieses neue Gesetz
ei<;i'ntlich nur die frühere, schon durch Lykurg bestimmte,
Schranke der Volksgeiialt hergestellt und ausdrücklicher
angeordnet wurde, ist nicht zu verkennen; aber eben
daraus, dass man diese ausdrückliche Anonlnung nöthig
fand, ist zu schliessen, dass es ilemokratisrhe Regungen
im Staate gegeben haben müsse, denen man dadurch
einen Damm entgegensetzen uollte. .Auf eben diesen
Schluss führt aber auch die Einsetzung der Ephoren.
Der König Theopomp soll seiner Königin, da sie ihm
vorwarf, dass er seinen Nachkommen eine geringere Ge-
walt hinterlasse, als er selbst von seinen Vorfahren über-
kommen habe, zur Antwort gegeben habe: „Nein, viel-
mehr eine grössere; denn sie wird dauernder sein." Es
sab also Regungen im Staate, die, wenn sie nicht durch
Einsetzung der Ephoren besch» ichtigt worden wfiren,
dem Königthume selbst gefährlich zu werden drohten;
und dass diese ilemokratischer Art waren, erhellt eiiier-
•eits daraus, dass von alten Schriftstellern die Einsetzung
der Ephoren mit der der römischen Volkstribunen gleich
gestellt wird, andererseits aber aus dem Umstände, dass
das Amt jederzeit auch den Aermeren zugänglich blieb.
Uass aber u irklich zur Zeit des Tlieopomp eine zahl-
reiche Alengc von armen liürgeni in Sparta, ebenso wie
zu Ljkurg's Zeiten, gewesen sei, glauben wir unbedenk-
lich annelimen zu dürfen. üas Bedürfiiiss einer neuen
Landrertheilung war eine Ilauptursaclie des Krieges gegen
IMesscnien, wie aus dem Ausspruch des Polvdoros bei
Plutarch Apoplilh. Lacoii. p. l.j') Taiichn. hervorgeht,
und diess Bedürfniss be»eist, dass es viele in Sparta ge-
geben haben müsse, die eiitiveder gar keinen, oder (loch
nicht genügenden Landbesitz hatten. Auch wird mau
wohl ohne grosse Külinlieit annehmen dürfen, dass die
Biirgerzahl nicht auf dem Puncto stehen geblieben sei,
auf dem sie zur Zeit dei Lykurg. Landrertheilung stand,
«ondern dass sie sich in dem Zwischenraum von ct»a I ÖO
Jahren tlieiU durch Aii»ac!is,theils auch wolil durch Einbür-
gerungen ebenso, wie früher, bedeutend vermehrt habe. Die-
jenigen, welche von Lykurg 45UÜ Lamlloose, und ebensoviel
neue von Polvdor verthcilen lassüi, miissca die Bevül-
f)38
kerung in iler Zwischenzeit etwa rerdoppelt gedacht haben.
Dass späterhin die Zahl von '.lüUU wenigstens nicht be-
deutend überschritten wurde , — nur Aristoteles redei
einmal von etwa 1(t,()0n, — scheint zu zeigen, dass
hiermit das rechte und naturgeinässe Mass der Dcvülke-
rnng erreicht genesen sei. War nun also vor jener letz-
ten Landvertlieiliiiifi;' eine betr.'iclitliche Anzahl von Armeo'
in Sparta, von deren demokratischen üestrebuiigen der
Aristokratie und dem Königthume Gefahr drohte, und
hatte man diesen Bestrebungen <lnrch die Beschränkung
der Volksversainmlungen einen Damm entgegcnzusetzeu
versucht, so fand man es doch auch uiierlässlii h , das
Volk, d. h. die Annen, auf andere Weise der Vertretung
und V ertheidigung seiner Interessen, den Königen und
der Gerusia gegenüber, zu versichern. Diese Versicherung
gewährte das Ephorat, da es auch den Aerinsten zugäng-
lich , durch die ihm verliehene Macht aber im Stande
war, alle andere Geiialten im .Staate zu controliren und
zu zügeln; zugleich war es für die Aristokratie «cit siche-
rer und gefahrloser, dem ^'olke diese niächfigc .^lagistratur,
als der Volksversammlung eine freiere \Virksainkeit zu
gewähren. Von einer aufgeregten .Mi-nge »ar < iel mehr
zu besorgen, als von einem Colleginm von fünf iMännern,
die überdiess ebensowohl aus «leii Reichen, wie aus den
Armen ernannt werilen konnten, und die, wenn sie auch
Keinem, als ihren Nachfolgern ver.inlH örtlich waren, doch
schon durch diese \ eraiitwortliclikeit zu grösserer Vor-
sicht und Mässiguiig gemahnt »erden mussten. — Da?
wirksamste ftlittcl indessen, ilas ^'olk zu befriedigen lind
die Gefahr, mit der die Ansprüche der Aermeren den
Staat bedrohten, abziiivenden , gewährte bald nachher die
Eroberung Messeuiens und die hierdurch möglich gewor-
dene neue Landverlheilung. Denn auf diese Weise wurde
die gestörte Gleichheit zwischen den Bürgern wenigstens
grösstenllieils wiederhergestellt, die nun forlau lange Zeit
hindurch ohne bedeutende Störung erh.iltpn zu sein scheint.
Und so müssen wir denn von dieser Zeit an ilie eigent-
liche Vollendung und Consolidiriiiig des spartanischen
Staates rechnen, der jetzt erst die gehörig breite und
feste Grundlage gewonnen hatte, auf welclier ruhend er
in ungestörter ßlütlie, txihlbcsfellt im Innern, hochge-
ehrt im Auslande, bis zu den Porserkriegen unbestritten
den ersten Platz in Griechenland behauptete.
Wir dürfen nicht verschweigen, da>s Ilr. Prof. H.
über jene Polydorisclie Ldiidvertlieilung eine wesentlich
verscliiedcne Ansicht in iler vierten Abhandlung, de cau-
sis cic, vorträgt. Nach ihm nämlich war die Gleichheit
des Besitzes damals keineswegs gestört, die neue Ver-
theilung ward vielmehr «lesswegen vorgpiiommen , weil
eine Menge Landes erobert worden war, was mau zur
Staatsdomäne zu machen, nicht angemessen find; und
wenn auch zugegeben werden könn>-, dass die Eroberuni;
Messeuiens vorzügliih desswegen uiiternniiiineii ward, weil
das lakonische Land der vermehrten Bevölkerung nicht
mehr genügte, so sei doch die Vermehrung in den ein-
zelnen Häusern sehr gleicliinässig genesen, und Polydoro»
habe nicht neue Häuser für die Aermeren gestiftet, son-
dern den schon bestehenden und an Besitz unter einander
ziemlich gleichen Häusern zu ihren früheren LanillooseB
neue hinr.ugcfügt , damit sie die vermehrte .4nzahl ihrer
42*
0i9
r,40
Anffliörig'n um so Iciditcr rniAlirrn kniiiitrii, «i» tlas.s
aUo «Ulli fortan i.iir <lio altr Zilil <oii 4ä( 10 Hitiiserii
lirsCaiiilrii, rin j'-ilrc (lorsi-lln-ii aluT statt Kim-s L.mil-
loosr«, ilercii /»«i bese.iKii lialir. Ob .lipsi- Ansicht,
«Hrr ilir nl"-!! «oii «ms vor^otmuctii- uiclir AValirsrliein-
lirhkrit habe, iniissi-n wir ilnii Urtheili- dir Leser liber-
lassrii. <jcrii aber stiuiiuen «ir iler in der zweilpii Ab-
handluntt *»• ^^1 ""*• '•'^' aiifiCestelUen Vernuithunf bei,
ilass von den 4.)l)0 j<"<«t verlheilten Looseii ein Theil,
nämlich IfiUÜ in den seit LjkiirK den Achäern abgewon-
nenen üistricten von Lakonien, und nur der Rest, näm-
lich oUdll, in niesseiiieii belegen gewesen sei, und zwar
namentlich in i\rr Ebene ron Stenvklaros , wie es auch
schon llr. Lailiinann angenommen liat. Dieser Letztere
dürfte aucli vielleiciit geneigt sein, unserer oben darge-
legten Ansicht liber die ron Zeit zu Zeit gestörte und
wiedcrherpestellte Gleichheit der Spartiaten einige Beach-
tung zu schenken, und zu prüfen, ob sie oder die sei-
nige von zwei ursprünglich ungleichen Ständen, des Adels
und der üamodeii , mit den Ueberlieferungen der Alten
besser übereinstimmen.
Höchst dunkel ist das Verh.'lltniss der sogenannten
Parthcnier, die kurz nach dem ersten messenischen Kriege,
weil sie sich , unzufrieden mit ihrer bürgerlichen Stel-
lu«", mit den Heloten gegen den Staat verschworen hat-
ten" ^ur Auswanderung genöthigt wurden. So viel scheint
indessen mit Sicherheit angenommen werden zu können ,
dass sie unehelich geborene Kinder — darauf ileutet auch
der Name — von spartanischen ftlüttern mit Heloten ge-
wesen seien, die zwar nicht zum Stande ihrer ^'«ter ge-
rechnet, doch aber anch nicht des vollen Bürgerrechtes
würdig geachtet und desswegen bei der neuen Landver-
iLeilung nicht mit Landloosen ausgestattet waren, üiess
war wohl der Haiiptf^rnnd ihrer Unzufriedenheit, und
darum ward ihnen anch bei der Auswanderung das Ver-
sprechen gegeben, dass ihnen, wenn ihre Ansiedelung
im Auslande nicht gelänge, und sie unverrichteter Sachn
zurückkehren niüssten, Land in Messenien angewiesen
werden solle. Den Tadel übrigens , der gegen die Ueber-
getzung der Aristotelischen Worte über die Parthenier,
Polit. V, 6, 1 , ff TWJJ öitoiojv yao i'joav: ex Homofis
vroc'renti erant, von Hrn. H. S. (V7 ausgesprochen wird,
glaubt Rec. ablehnen zu dürfen. Auch Hr. Stahr nber-
getzt: sie stammten von den Homiien. Hr. H. aber meint,
diese IJebersetzung streite gleichmflssig gegen Sprache
und Geschichte: »iquidem etiamsi tivium non servoruin
filios fuisse statuorcmus, non iy. twi' üiiuiutv sed 6>
OfWiojv tantum procreati dicendi forent. Braucht denn
aber nicht die griechische Sprache, sowie jede andere,
die den Artikel hat, diesen ganz gewöhnlich zur Bezeich-
nung der gpsammten, durch das folgende Appellatirum
aasgesprothenen Gattung? ond ist also iy. Twv üitmwv
raav., sie stammten von den Homöen , etwas Anderes,
als: «le stammten aus dem Homihnstandef wobei es denn
ganz gleichgültig ist, von wie vielen oder wenigen In-
dividuen dieses Standes, nnd ebenso, ob sie von mütter-
licher oder von väterlicher Seite aus ihm abstammten.
Dieser Homfienstand ist nun der Gegenstand der drit-
ten Abhandlung, de condicione atque origine eorum qni
Hoiuuei auud Lacedaemonios appellati sunt. Aristoteles
ist der einzige, der der Iloniöen in so früher Zeit er-
tlich nt ; sonst IiikU'ii » ir sie erst nach drei Jabrliiindertrn
bei Xenopliiin und spater bei Uemosthene» wieder, und
bei jenem ihnen gegenüber einen Stand der irrouinnl i,
«der Gerillteren. Hr. II. sucht zu beweisen, dass ein
solcher Standesuntcrschied zwiscben den Bürgern nur
erst in spiliercr Zeit entstanden, früher aber ileiii .Staute
gänzlich fremd gewesen sei, « iirnach ileiiii .Ari^totele«
in der oben angeführten Stelle jenen Namen entweder
in anderem Siune oder irrthümlich angewandt habeu
würde. Da indessen Störungen der Wrmögensgleichheit
auch in der früheren Zeit nicht zu bezweifeln sein dürf-
ten, so kann man es wohl nicht unwahrscheinlich finden,
dass daraus auch eine Ungleichheit der Rechte hervor-
gegangen sei, indem ja selbst zur Theilnahnie an der
dyojyij , der nnerlässliclien Bedingung der vollen bürger-
lichen Geltung, ein gewisses A'erinögen erforderlirh war.
Als aber nach dem ersten messenischen Kriege alle Bür-
ger, mit Ausnahme der Parthenier, wieiler gleich ge-
worden, die letzteren aber aus dem Lande entftrnt waren,
s» dauerte es lange, bis sich wieder ein solcher Stan-
de.siinterschied , wenigstens in beträchtlichem 3]asse, ein-
fand. Gänzlich indessen wird es an geringeren Bürgern
auch lange vor Xenuphon nicht <;efelilt haben, da, ab-
gesehen von Verarmungen unter den Altbürgern, die man
doch nicht als unmöglich ansehen darf, aus den Nach-
kömmlingen der von Zeit zu Zeit in Freiheit gesetzten
Heloten sich eine .iiizahl von Nenbürgerii bilden inusste,
denen es gewiss nur in seltenen Fällen möglich war, zum
Vollbürgerthom zu gelangen. Aber diese Anzahl war
anfangs unbeträchtlich, und erst im fünften Jahrhundert,
als sie mehr und mehr angewachsen, die iler Vollbürger
aber zusamniengeschinolzen war, stellte sich der Gegen-
satz der beiden Stände bemerklicher heraus. — Bei
Xenophon allein linden wir auch zwei Arten von Volks-
versammlungen erwähnt, eine lil/.ou. ty.y.tjnin , zu der
allein die Homöen, und eine tyy.Kljoia schlechtweg, z«
der die gesamnite Bürgerschaft, aui h die Niederen ein-
geschlossen, Zutritt gehabt zu haben scheinen. Der häufig
bei demselben vorkommende Ausdruck oi ty.y.l.ijTOi tvjv
ytay.eSat/jui'iiijv wird von Hrn. H. S. 143 für gleich-
bedeutend mit der kleinen Kkklesia gehalten ; Rec. glaubt
aber in seiner Abhandlung de ecclesiis Laredaenioniorum
erwiesen zu haben, dass die kleine Ekklesia ein« nur
gelten und in gewissen besonders wichtigen Fällen be-
rufene ausserordentliche Versammlung gewesen sei, wo-
gegen die ey.y.KljTUl durchaus bei denselben Angelegen-
heiten genannt werden, bei denen anderswo die Kkklesia
schlechtweg oder, nach Thukvilides, der lno'i^uj^ <l'-
Koyo^ genannt wird, su dass die gleiche Bedeutung die-
ser beiden Beziehungen mit Fug nicht zu bezweifeln sein
dürfte.
Ueber die vierte Abhandlung, de causis tnrbatae apud
Lacedaemonios agrorum aequalitatis , haben wir nur noch
Weniges zu sagen. Welcher Moilificationen nns der .Sat»
des Verf. , dass die Gleichheit iler Besitzungen im We-
sentlichen bis nach den Perserkriegen unverändert ge-
blieben sei, zu bedürfen scheine, erhellt schon aus dem.
was »ir oben über iliesen Gegenstand gesagt haben ;
gegen dasjenige aber, was über die Mittel zur möglicbslei.
fUl
642
ErlinKiitij; <lpr Gleitlilirlt , smvie iiarlilicr lilifr ilie Ur-
Kdclieii , HUiliircli lieiiiioi'h i-iiillicli (leren Sldrinij; in im-
mer ziinphini-iiilem blasse lurluMgcfdlirt iiiirde, gesagt
wiril, finden nir uns zu krinrn ir^'rnd orlirbliclirn Be-
iurrkunj;en viTanlaS:.!. .Als i-ines jrniT IVlitlcl lici'.rirhnct
l^lr. li. mit Rpclit den (irbramli, das.i , tvcnn ni<-lirrrrn
■Stilineo nur Ein Erbgut zugrfallrn »ar, dir.ic dann aucli
niclit inohrere Familien stiflefeii, soinlern in Kineni Hause
vereinigt bliclieii , «Icn Krtrag di'S un^ptlirilten und gr-
votxlicli untlirilbaren (iutcs genipiiischalllii h grnussen,
nurli sich sflmnitlirli mit Einer Kran begnügten. Von
IMajnrateii, »i> nur der Erstgeborene geerbt, die Nach-
gebnrenen liiiclistens eine Abfindung aus dem etna »or-
liandenen bevteglirlien \'ernu>^eu erliallen hülfen, darf
uliue Zweifel nicht die Rede .sein, und iienii S. |7(i, iiut. 5U.
iler Rer. als Anhänger dieser Meinung aufgeführt «ird,
ku darf er sich freilich darüber nicht hescIiHeren, da er
in den Antiiju, i. p. Gr. Keine Ansicht allerdings nicht
angemessen und deutlich genug ausgeH|irucheu bat; er
I eiiufzt aber desswegen diese (ielegenheit , um sich dabin
XII erklären, dass ihm lielinehr die Vorstellung luu einem
im deutschen Rechte sogenannten Gan-Erbe »orgeschncbt
habe , »obei er sich aber den Erstgeborenen gleichsam
als Principal, als Haupt und Vorstand der Gesaininlheit
tiarhte , der die Kiitzuiigen <les Gemeinbesitzes in Em-
pfang nahm und icrtheilte. Anders hat sich auch Müller
die Sache gewiss nicht gedacht. — Den Beginn der im-
mer merklicher heriortretendeo Ungleichheit erkennen
wir mit Hrn. H. in der Zeit zunächst nach den Perser-
kriegen, besonders nach dein grossen Erdbeben im Jahr
4hr) , das einer 31engc junger Bürger das Leben kostete,
lind dem darauf folgenden dritten messenischen Kriege,
der durch die Verödung des Landes und den Verlust
einer grossen Anzahl von Heloten ilie Verarmung vieler
Familien herbeiführen iniisste, nährend andere in Folge
der verminderten liürgerzahl durch ilas Zusainnienfallen
mehrerer Erbgüter in Einer Hand bereichert niirden.
Der Verlust rilesseniens nach der .Schlarht bei Leuktra
dagegen scheint auch uns nicht von besonders grossem
£)inllnss auf die Verarmung gCHesen zu sein, »enn gleich
wir die Meinung des \ erf. nicht theilen küunen , dass
überhaupt die uiesseni.«chen Ländereien gar nicht zur
(iründiing neuer Häuser, sondern nur zur reichlicheren
Ausstattung der schon bestehenden geilicnt hätten, «voraus
denn freilich folgen würde, dass jetzt denen, die ihre
(iüter in Messenien verloren, doch immer noch wenig-
stens ebensoviel in Lakonien übrig geblieben wäre. Un-
sere 31einung ;;ründef sich vielmehr auf Erwägung der
damaligen Verhältnisse. Die Bürgerzahl war in jener
Zeit auf etwa zweitausend zusainmengeschinolzen, woraus
folgt, ilass ilie Mehrzahl der Begüterten mehr als Ein
Landgut besitzen musste; der Fall aber, dass der säinuit-
liclie Grundbesitz einer Familie bloss in Messenien be-
legen gewesen, wenn gleich nicht eben unnWiglich, muss
doch um so mehr als ein seltener betrachtet werden ,
nenn, nach der oben erwähnten Ansicht des Verf über-
haupt nur ein Drittel sämnitlicher Güter in Messenien
lag. Dazu kommt aber noch, dass gewiss nicht gleich
anfangs das ganze Messenien, sondern ausser der Um-
gegend der ueueu Hauptstadt wohl uur die von LakonioD
entfernten Theile verloren gegangen waren, noiin schiver-
licli Güter vier Bürger lagen. Erst nach iler Niederlage
Sparta's bei fllegalapolis gegen Antipater nahineii die
31e.sspiiier einen grosseren Theil ihres Laniles wieder in
Besitz; aller eben tliirch jene Niederlage war such die
Zahl der Spartaner so zusaininengeschmolzcii , dass Ari-
stoteles in dpr einige Zeit darnach geschriebenen Politik
sie auf weniger, als tausend, angibt. Unter diesen Um-
ständen konnte der Verlust Me.sseniens für den Verinü-
geiisstand der spartanischen Bürger uiimjiglich von irgend
bedeutendem Nachtlieil sein; und für den Fall, das.<
wirklich einer dadurch um sein ganzes Besitzthuni ge-
kommen wäre , konnte ohne Schwierigkeit vom Staat
Abhülfe gewährt werden. *) Schümunn.
67. De Aeschvii , Snphociis , Curipidis interprelibiis
Graecis. Scripsit Jul. Richter, ph. Dr. AA. LL.
M. Berolini, 1839. Sumpt. Gull. Besser. US S.
Der Gegenstand der vorbenannten Schrift igt nicht
allein an uikI für sich, sondern auch seines Zusammen-
hangs halber mit der allgemeinen Geschichte der grie-
chischen Gelehrsamkeit, zur Ivenntniss des Geistes, in
welchem sich die gelehrte Betriebsamkeit der antiken
Kritik, Exegese und Literaturforschung bewegte, von so
hoher Wichtigkeit, dass eine gründliche Behandlung des-
selben eine der heutigen Philologie ganz unentbehrliche
Sache ist, nachdem das Interesse für diesen Kreis von
StolTen durch einzelne Monographien, wie von Ranke,
Lehrs , Rilschl , 0. Schneider (de veteruui in .Aristoph.
schulior. funtibus) u. A. neuerdings rege geworden ist,
und die durch sie gewunneiieii Ergebnisse den lebhaften
Wunsch nach allmählicher Diircbforschuiig des gesamm-
ten Feldes ilieser Aufgaben erzeugt haben. Man wird
dieses Bedürfnisses besonders iniie, wenn man die grie-
chische Literaturgeschichte von iler Zeit Alexanders hinab
verfolgt, und bei der Dunkelheit, Unbestimmtheit und
Mangelhaftigkeit des Materials, welches kaum in einzelncu
Bruchstücken zusammengebracht ist, sich ausser Stande
findet, von der iniiern Beschallenheit , wie äussern Aus-
dehnung tier Studien, welche die Literarhistoriker, Kri-
tiker, Grammatiker und Exegeten von Aristoteles an bi«
auf die jüngsten Srholiensammler den Schriften ihrer
Vorzeit widmeten, ferner von deren Beziehungen zu ein-
ander selbst und der Stellung, welche die Nachfolgenden
jedesmal zu ihren Vorgängern einnehmen, endlich von
den Früchten, welche die Thätigkeit jeiler einzelnen
Periode für sich selbst und für die Sache überhaupt ge-
bracht hat, sich ein auch nur kümmerlich zusammenhän-
gendes Bild zu machtn.
Wenn daher jede Schrift, die zur .Aufhellung dieser
Partien einen Beitrag zu geben ver.spridil, von Seilen
des philologischen Publicums gewiss der bereitesten Will-
■) Im '.orc.:(n J.ibrpjng S. 1248, Z. 3. ist eine ganze /eile
nacb den Worlun apeitani liiisse suUVa^ii Icchonein .iii»-
^efallcu : (juciiiadinoduiu Scuttns cum Hossiu voluit. Sc>-
licet apcita fuit tum deiDum etc.
f.l)iri|:koit, sii- iiiil Gunst und Dank aiir/iliip|iineii , pc- lipl.l , nin (iriiiiillago, riiif.nij; iinil l'.indinilnng- n.-iin'»
«iirliif »rill ilaif, Ml »1 iril frcilirli voraiisscsutzt , il.i»s liel .StiiH'i'S fi-stzunti-llcn. Iiulciii er alsd drei Arten iler In-
allcr >>i!,'iiiis.', il.i," (ii-li-istetu mit Nnrlisiclit zu lipiirtliri- fi-r|ir('«ation dnr irriochisrlicn Tra<,'ik<T aiininiint, iüp
len , ilii" Iloiriiiiii^ auf (ietvinii iiiclit gar zu ^^chniiM/lirli histoiiache ^ ..... ......
ijiu-raiur uiiii iiircr iicscuiiiiii' ciiip aii9<;i'i.reii<>to 1' nr- jjeliliilit lialie; .lic ilri(t<- von Uiilynios bis aiil Triklinio»,
^clinn^' iiiiil kcniitiiissri'iclK', mit bpllprr-irliriidi'iii llebi-r- ilie Perioilo iler Auszujje aus ilen friiliercn Intprprcteii.
lilirk »prli«iii<lriip (icli'lirHauikpK. Dp.sslialli prsclirint PS Der iiiliprii üptrarlitiiiig «lipspt ilrci Ppriodeii »iril abpr
»ou xirii liprpiii ptMss lirilviiklirli , mpiiii süIcIip (irjjpii- norlt piiie (Jntprsucluiiij; lilipr doppelte Rece?isionen unil
»tandr rou jiiiiKPii Pliiliiliigpii zu Ers(Iiii|;srpr,sii< lipii, mit liluT dip älteslen Inteipolatiunen der tr.i;jisclipii .Stiickp
deiipii sip «ipllpiclit nach ebpii lolli-ndplpii lliiiipisitills- im 1. Caji. loraiis^fpscliii kt , zur ICii(S('Iipidiiti[; dpr \'or-
studipii in dir ()c(IViitli<liki-it trpipii uolli'ii , gpitrtlilt h er- frage, nie dpr V'prf. sa;;! , oli den Iii(erj)rp|pii mii;;lipli
den. (ipniss aber i>t, dass llr. Dr. /«/i«s Ricliler iiiclit genpseii sei, die Wprke der Trajjikpr echt zu losen
(. j ..._. , ... ..-- „,, ,,.,. onj.^ £,. , ...c. «Clont»/« Z/itraunte die pine
- - sprii ll,iiiklpidiing naili , als «der die andprp Intpr|)re<ati<)iisi;.it(uii[;' u>rzn;;s\t eise an-
dass »ir das ot.pii aiisjpsiirorlipiip Urllipil zunicklialfpii j/plidre , kiiniie iiiaii nicht ,,distiiutius dpliiipare"; und
kOunieu. Es ist allprdiiifjs inaiirhprlpi IMaterial ziisainiiiPii- doih rharaktprisirt er seine Perioden nirht nur nach dem
getragen, diesps alipr iiichl gphiirig diiriligparleitpt ; dpiiii Votherrschpii dpr einen oder andprii liitpr|)rp(ationsgat-
bpi offpnliar fli'irhfigpii und dosiiltorischpii ^'orstudipii ist tung, sondpni sagt sog^r silioii in unmittelliarpui Zusam-
der Gesiclitskrpis de.s Verf. zu besiliränkt, spiii Urtheil inenhaiige mit den anKpfülirtpii Worten, als tiegeiisatz
zu abhängig von Aiitoritateii, seine Forschungen uml Uii- dazu: „seil satis habeaiiius intelligprp, aliud tempiis hi-
»prsnrhungpii niangillialt und uiuolUlAiidig geblipbpii. storica gaiiilpre (!) interpretatione , n/iuj aesthelira, aliud
Und «ie der ^'eif. gar iiiilit alle .Seiten, »piche zu be- grainiiiatico-rritica." Diesen Widprsprnch ilps Vprf. mit
lücksichtigpii waren, hiiil.'lnKlirli gekannt iinil prk iiiiit sich selbst versteckt zwar der Comparativ ilistiiictius ein
und fiir feste Grundlagen gpsorgt hat, so blpibl er auch wenig, lipbt ihn abpr iiicIit auf. Die Ursache dipser
innerhalb der Gpsiclitspunctp , wpjche pr gcHonnen hat, Unsiclierhcit aber kann i'lipii in nichts .Andprem liegen,
ineist beim Aeussern und bei der Obernäche stehen, fe- als in alUii .'iiissprlirhpin Verfaiireii ; dpiiii hätte der IVrf.
rüth daher bpi der Eiit« ickelung spinpr Aiisichtpii, IJp- die « psentlichen IMoinente, welche ihm seine Anordnung
bauptungen und IJe«eisiiiillel leicht eines Theils in 'Iri- aiifziierlegpii und zu rpchtfertigen schienen, scharf und
vialitat und Schwäche, andern Theils in üiisiiliPiheit und bestiiniiit, als sicheres Ergebniss der ganz und (ollstan-
o . 1 1 :.. : !..= !■» i.„:..„...i», . R..I i:^ i _ i i !.. . •> . ■, ^ • _ ni_..__!_i_
ter Collectaiieen mit den aus ilpr nächstpii IJetrarhliing
«Ips Materials sich ergebenden Fnlgerungen, aiifstossendpii
Fragen, Vermutliungeii , Ansichten und Urtheileii , wel-
i _ .1- ....I...* .1 1 1 _:.._- t
riiiig Oller vipluiclir Kpsultatlosigkpit dpr ganzen Sache
sehr coiitrastirt. Denn der (Jmstand, dass man in Athen
bis auf Lykurgos keine festslehpndp ßüliiie hatte, führt
j-iagcii, w <-i »n.t..»ituj;i-ii , niisii.iiii;ii uim «ji iiiriKru , "n- ibil auf eine Frage, die nicht leicht einem Andern bei-
clie deuinadist strenger durchgearbeitet und genauer aus- kommen wird: ob man aus iler Beweglichkeit der Bühne
geführt, zum Tlicil aber auch wieder bespitigt und auf schlicsspii dürfe, dass die Stücke ,,ubi semel fiierinf edi-
ilir rechtes i^Iass zurückgebracht werden solleu. tae, deiiide iteruin iferumquc corrpctac" auf die Bühne
Dpr ^'erf. hat sein Buch in 4 Capitel gethcilt, de- gebracht worden seien , was dann mit einem ebenso fremd-
reii erstes er mit einer kurzen Kinleilung (p. 1 — 3) '■^"- artigen, übrigens trivialen Grunde verneint wird. Denn
G'5 646
«onii ilif Sliirkp uTiiiidfrl v»or<liMi ii/lri-n, moiiit rr , so die Dichter sclisl Tiie\ , wpiiitrxtrns uiitprsrlifiilfiiil« /ali-
liattni ilii- Atlieiicr ja nie lit jcih-iii cli-r ilrci tr.i^isclii'ii li'ii bei^pfi'i^t. (jli-ichM olil »inl, al.-i (ili dipsi- l''r;j;^i-ii
Diclifer spiiipii «■ij^putlniinlirlipii CliiiralvtiT l;itsiMi kfitinpii ; Ueivpls^riiiiilp fiir dan (ji-[;piitlicil Piidilcitpii , ^leicli iiiil
1111(1 «locli spii-ii <lip»r lull) <"rlii »oii i'iiiaiiilir iprscilipilpii. piiier Fol};pniii[;s|)artiki-l aii^c|;ini|)ft : „[gilur si illa rii-
W ei wriiia;^, zwi<t< iirn Anfang; iiinl Kinli- ilit-spü Uaisniiiip- ^^noiitina — rece/itiori teiiipnri ilcluri (crtuiu csl.*^ Dip
iiipiits eiiirii Ziisaiiiiiipiiliaii;; zu piitdi'i k>'n f SarliP lip|;t rrpilüli »alirxlii'iiil jcli nur an iIpt liiklar-
Es folgt dip (JntprsMcliiinfr iiln-r di>|j|ip|ti' K iTPiisioiiPii, liPit dpr Eni» ii kpliin^ dps VVrl'. iind am IMangpl logi-
il. h. dari'ilipr. oli von den Dii/ilern sel/jst dojiprItH Ke- sclipii Ziisamicipnliangs'. (iaii/. iiiit/lnä »prdeii sodann Bei-
cpnsiunpn ihrpr Wprkp aiis};p<;angpu spieii. Hier prkciint sjiIpIp von ^''''''hiii'Miigpn iSd'irkpn <|pr drei Uirliter (n, ,S
man gipirli die Fnigp davon, dag» ps an allpr setbsd'in- und 9) an^^pfiilirt ; denn da.si« ps derpn gelie, Weins ja
digpii Forschung i'ibtT das dip (iriindlage bildpiide flia- Jpdpr, und ivar dpui 'l'prf. von Anfanjr lipr gpgplipue Vor-
tprial inangpit, recht dputlich. Denn der gan/p Ab- aiissptzun;;. Dabei ein |iljit/.lichcr Abslechpf, i|pr um so
M'hnitt bpstcht thpils in piner srhr 11nchli;;pii , oll mehr mehr als solcher erscheint, da er zum llanptthenia in
ila-^ Xiif;<lli;(p, al- das Noth» Piidi;,'p, trcilpmlpii ('oinpilatiun jjar keiner erkennbaren Ueziehniij; steht, mit pinigpn
ans liiickh's und seiner Maclilcilger (auf djp diT ^'erf. ilrichtij;en <iedanken über die Angaben ilpr Zahl der
«ich auch ;;leich von vorn herein bpriift) l ntersticliuiigen Sophokleisclien Dramen bpi Aristojihanes v. Bvzanz und
über diesen tipjipnsland, (lipils ans darauf jehantcn, hall- Suidas. In sicliprn und ofl'pnbarpn Widprspruch aber mit
loscn Oller in ;;p)jenspiti<,'pui Widerspruche stehpiiden sich selbst bringt sich nun Hr. R., inilem er, der doch
.Schlussfol);erun^en. Uejtleiteu wir den ^erf. , um diess die cognomina von posterinribus herleitet, p. 'J diesen
/u lielegpii, etivas genauer in dem Gan);e seines ^'iirtra;;s. Gebrauch sojrar schon aai Aeschylns zurückfuhrt: „Ae-
Nachdpni PI" zuprst dip Lentp aufj^p/^ililt hat, die übpr schyl. cngnoiiiinum (|unilammudo invenlor est. Ita , Pro-
die Zahl der Stücke jedes Dichters am Uenanpsten hftt- mpthiap fabnias simpliciter videtnr : Iliuffouov, ^inuvj-
teii nitheilen könnpn — wozu dipss, sipht man nicht Ti;v, yll'O^tvo» appellassp scilicet praeuiisso nou>ine
ab — führt er als Grund, narnni man sich in i'illi'sler Ugoiujittiag^^ Freilith meint llr. R. auch p. tiU, die
Zeit nicht um diespn Gpjrpnstand bekümmert liabe, den Tile/ über die ^Verke zu schreiben, hätte Kalliniachos
ümslaiid an, dass die Stnckp im Anfaiijf wahrscheinlich zu Alexandria nicht nöthij; gehabt, weil man gar nicht
nur bei den Dichtem und dpfpii Familirn und bei den erst zu erinnern brauche (nou est qnod moneam), dass
.Schansjiielern aufbewahrt worden seien ; „({iiainquam, fügt diess von den Verfassern selbst geschehen sei. „Alelinra,
er p. () hinxu, unaqiiaeque (fabula), ubiiluctaest, didas- sagt Ritschl (Curollar. disput. de Uiblioth. Alexandr. p. 2*^)
calico monumento ornata est." In diesem .Anh/ingsel liegt in Bezieliuug auf diese Stelle, vel Bernharilvus Encvcl.
doch, wpnn man es streng nehmen will, eine Wieder- Phil. p. 13'.? docerp potuprat." — Zum Schlüsse nun aber
anfhebung des vorangegaiigenpu Satzes; dpnn , fragt man dieses ganzen Passus fragt man sich, und iliess ist die
nun. wenn nicht auf jenp, narum wurde dann nicht auf Hauptsache, die sich ilabei aiifwirft: Wuzi» ist er da?
diese Weise doch Sicherheit der Zahlenangaben hervor- Geht er etwa direct auf die Sache los? Hat er überhaupt
gebracht < Freilich finden wir darüber späterhin, p. 40- iu sich Halt und Ziisaninienhang? Der Verf. weiss aller-
41. Killiges, was als Antwort dienen kann: aber für den dings zuletzt nach einem plut/.liciipn GeilankpusIrirliP den
.Augenblick bleibt man, da nicht einmal darauf hinge- Schlnss zu ziehen p. 10: ,,Atijiie omniiiii e nnnieri mu-
wiesen wird, im Zweifel stecken. Hierauf wird ilas tabililate non pxiricabis, i(iio viriiruin doctoruni de diiplici
Schwanken in den Zalilpnangabpii ans ileni längst bekann- variave recensione alijue editione seiilpiitias possis ßrmare.'"
ten Grunde, dass oft piii und dasselbp Stück zwei oder Das kann auch wahr sein; aber hier kommt dieserSchluss-
iiiphrere Titel, uiiii iiinsekehrt, niphrere verschiedene satz so sehr p.\ abrupto, hier fehlen so aufTallend und
Stucke gleiche Titel hatten , hergeleitet. Wenn nun be- gfliiilich alle Mittelglieder einer folgerechten Arguuien-
hauptet wird, ilass diese Titel nicht von den Dirhiern tatiun, ilass man am Kndc — nicht viel mehr weiss, al.«
•elbst, sondern „a posterioribus" gegeben worden seien, ani Anfange.
«o liefern erstlich die .Stellen, wpiiigstpns die H. Rieht. Im wpitprpn Verfolg der Frage über die doppelten
in Anm. 12. ans den .Argumenten zum Aiax und zum Recensioiien wird das Zeugniss des Quintiiian (X, 3, hfi.)
K. Oedipus anführt, gar nicht den geheischten Beweis, ohne hinreichende Untersuchung verworfen; sonstige An-
Ha sie nur sagen , warum (itittv) Aem eiueu ttJ i'iliyüa(fq deutuiigen bei allen Schriftstellern, ilie doch Andere für
1 'jUCy.StTai u MaoiiyoffüfJOi , das andere aber ü cv- wichtig genug zur Aufstellung der Vermnthung, das»
oavvoi Old. iTTiyiypUTllUl (nämlich t:ii dw.y.oiotl Ha- Stücke pingparhpifpt worden seipii, geachtet haben, wer-
r.-por). Aber die rechtpti allerdings vorhandenen Stollen ilen kurzweg mit einem „non sufficiiiiit" (p. li^ beseitigt;
aus jenen Argumenten hat er in seiner Flüchtigkeit ge- dauu zählt der Verf. einige Stücke auf, mn denen be-
rade übersehen. Siidann kommen ein paar Fragesätze, hauptet worden sei, dass sie eine dojipelte Recensiun er-
in welchen wenigstens dem Schein nach wieder ein Wi- fahren hätten, führt in den .Annierkungen auch einige
«lersprucli gegen die eben erwähnte Behauptung lipgt: der Gründe auf, die die Verfechter solcher Ausichtpu
., Nonne Sophocles post priorpni Aiacem, ubi docturus gebraucht haben (z. B. Hermann in ßetrefl der Trachi-
erat alteram , haiicce vognomi?ie quolibet dato ut iiovam iiierinneii], widerlegt aber nirgends gründlich, geräth da-
nbnniitiare debuerit? .An poetue siinpliri numero fabulas uei auch auf nicht hierhin gehörige Dinge, z. B. auf
distinxerint , ita ut e. c. — Aiax Locrus — esset littera Iiistorische Anspielungen in den Trugiidieii , gibt dann
ß «igiiata?" Darin ^i« doch die \'orau:>se1zang, dass. vieder zu, das)i des Euripides Balcvhen zweimal bearbei-
Ml
(i-fS
l0l u-oiileii Sfien, bcliaiipict sogar, ilass „u«r.iijui' fabnia
»mala et runiiiioiilariis iiistriicta" gfiifscii sei (|>. 14),
3ttft liirraiif .ibcT h ii-dcr (|>..l(i), es limlo sich ausser
bet der Mtdeii t,i\f '{»a faincii li-stinioiiia solis conii'rfiiris
niliiiitiir" (Srf/eii iiiiil Aiiriidi-ii in ciiirni Atbciii !) kein
»ifb<T«-s Arcunifnt rini-r kui enieui TrafikiT selbst jjp-
liiathtPM 4'<prrec»ion , beriibrt ilann iiiii h blWhst oberflfleb-
li< b ilie Fraj;? , "b ilie Tragiker in irj^end >i elcbeni Uui-
sUiiile eine Anflordernng oiler Nötbigiing zu dcrgleic ln-n
Corrertiniirn grbabt batfen : und iiarli all diesem liiii-
und IlerscIiManken der plölzliche S(blnsssa<z (). IS: „Erf^o
apparet, tragicns non gloriari (!) potuisse de fal/utis
pluries cnrrettis "'
.Alan siebt bieraus, denke irli , «jenucsain, wie »enij;
der Verf. seine Aufgabe lurlier diiirlifnrsclit und zu einer
klaren und gedtdneten EiitM ickeinng zu gestalten <er-
kiii bt oder vrrnioclit bat, und es braiirbt gar nirbt auf-
»ezAblt zu «erden, «as Alles nicht ins Auge gefasst,
jticlit geprüft, nicht beriibrt ist, »as iloib liWtte in's Auge
gefasst, geprüft und berübrt werden uiüssen. Ein Gefiibl
«einer Scbivficbe bat liier der Verf. zuletzt freilirb selbst,
indeui er p. 28 sich eiitsebnbligend sagt: „ijuaestione ile
«lupl. receiiss. priipnsita viagis et incepta, ijunm penilus
travtatir^, und uoib sl/irker p. .j4: ,,si quid priori (apite
lireiiiis et festinanlius traetaii"; aber ilas Erforderniss
der Klarbeit und uietbudiscben Uebandlung iiiril dadurch
nirbt aufgebolien. — Der nüchste Tbeil des I. Capitels
liaiiilelt nur noch tiber ilie Interpolationen, nicht eben
anders, als rnrber. Alerkii lirdig ist (p. ,.'ü) die Conjer-
tur, die fanioseu gleicblautenden Scblussierso mehrerer
Stücke des Euripides (der Hledea ei(.) seien Inteipnla-
lionen vom Dichter selbst, nach der AnfiVihrung jedesmal
den Stucken beigefügt, die den .Sieg davon getragen hät-
ti'U . iialirscbeinlich um sich der Freude über seineu Sieg
zu entledigen. Dann über die Interpolationen tun Seiten
der Schauspieler (p. 21 — 2Ö), rlie bei liockh und An-
dern iieit gründlicher bebandelt sinil ; einige Belege aus
Schollasten, die Ilr. R. beibnujjt, sind für das Ganze zu
nubedeutend, um den auch hier fühlbaren niangel einer
gehörigen Durcharbeitung dieses l'unctes zu verdetken.
Es folgt (p. 2Ö) die Ucbauptnng: die bei den Scholiasten
sich lindeuden Varianten rührten grosstentlieils lon den
Schauspielern, nach ihnen („secundnni post histriunes
tenent Incum") von den üilentllcheu Schreibern, die im
Theater die Exemplare des Staates mit den Vortragen
der .Schauspieler verglichen und die Ab« eicliunjjen am
Ramie der Exemplare l>emerkt hatten (p. 'J(i) , und von
den .Abscbreiberu (librariis) her. üass auf die erste und
letzte Weise Varianten entstanden seien, ist langst be-
kannt, die mittlere liehauptung hatte auch beniesen Mel-
den «ollen, uas nicht geschehen ist; dass aber die 7yie«-
sleti Varianten auf ilie .Schultern der Schauspieler keinen,
IteHelsen die p. 'J7 — • 29 aus den Schuliastcn zusammen-
peler.enen Beispiele von verniuthungsweise (d. h. ivie er
veruiothet) aus falscher Proniinciatiun entstandenen Les-
arien nicht im Geringsten, und sie sind zum grossen Theil
höchst »illkürlich, sogar lacherlich aufgegrifl'en, nie
intaToKc-i und ilinul.d^, 3lf^tiQW7llv und x^i(Jl.ttcKo-
:tlV, (fOVUV und (fO/jOV u. s. f.; Jedermann siebt aber
Jas> diese und alle ahnlichi;n "ahrscbelnlif her .Schreit- ,
als Spraihfehler sind, IVioinand aber treiss, ob diese bis
zn den Schauspielern hinauf zu führen sind oder nicht.
Koch seltsamer sind die lieispielo p. 29 und 3ü, rnn
denen er glaubt, das» sie entweder von Arislophaites »on
Bvz. selbst oder balil nach ilini entstanden seien, ireil
man den Grunil durchaus nicht entdecken kann , warum
sie nun gerade diesem oder dieser Zeit angehüren sollen.
Das II. Capilel (p. .'54 — (i.i) behandelt die prima ae-
tas interpretationis giaerae. Er geht ans von dem be-
kannten Gesetze des Lt/kurgng , und ohne dessen Inhalt
weiter zu berühren — ausser dass er sagt, er stimme
Grjsar ,,prae reliqnis" in dessen Erklärung bei — spricht
er p. od ir. über die Entstehung des durch das Lykur-
giscbe Gesetz veranlassten Apographum und weiss davon
allerhand Dinge, die durch Niibts bewiesen, freilich
aber auch nicht wi<Ierlegt werden können, weil, wie er
selbst sagt, ,,pri'rsns oinnibus caremus disertis testinio-
niis." Er nimmt nauienlli<li an, es sei dicss durchaus
keine kritische Recension gewesen, es sei aber (p. 37)
aus den Exemplaren der Dichter selbst oder „saltem ex
exemplis ipsorum auctorilnte confectis" möglichst treu
gemacht, mit den am Rande befindlichen oder „singulari
in libello'' (sehr merkwürdig!) verzeichneten Zusätzen
und luterpolatioiien der Schauspieler (wozu in aller Welt
diess, wenn man das Ursprüngliche in den ursprünglichen
Exemplaren der Dichler oder wenigstens in «Icn ipsorum
aucforitate angefertigten weit sicherer haben konnte?);
und (Hess, sowie der Mangel an Accenten und Iiiferpunr-
tionen, nebst dem noch ungewohnten Gelirauch des neuen
Alphabets, habe viele Varianten verursacht: Quellen von
1''arianten, die der A'erf. Niemanden mehr heutzutage
anzuzeigen brauchte. Der nächste Theil (p. .'34 — 4-J)
handelt von Aristoteles , in dem gewöhnlichen regellosen
Hin- und Ilersprin^en , mit vielerlei unbewiesenen Ke-
hauplungen und Verinulhiingen. Was aber einen positi-
ven Charakter an sich tragt, führt gewöhnlich auf schon
von Andern und gründlicher ilurchgemarhte Forschungen
zurück, z. B. über ilie Dida-kalien. Zum Belege nur
Eins: L'm die Frage zu beantworten, quo tempore Ari-
stoteles opus Tlfpi öl&aoy.at lUJV conscripserit, sieht Hr.
R, sich keineswegs nach Tliatsachen um, und sucht aus
«liesen in folgerechter Argunicntation eine probable Com-
bination zu machen , sondern baut folgendes Gebäude
willkürlicher HTpolheseii (p. 4'.') zusammen; „Ubi frag-
menta operis (warum »erden die betrefTeiiden nicht als
Belege vorgeführf?) reliquaqne quae ad artem draniaticam
speclaut scripta (welche? des Aristoteles oder Anderer?
und in weli lieii Stellen?) coiisidero, publicum illiid exem-
plnin (namllch das Lvkurgische Apugraj)buiii) ducc Ari-
stotele descriptum esse facilo suspicor (wie aber, wenn
es einem Andern beliebte, zu sagen: nego^ Kann der den
Vordersatz, wie er jetzt lautet, nicht mit demselben Rechte
für sein ,,iiego" in Anspruch nehmen, wie Hr. R. für
sein ,,facile suspicor'? Doch weiter): Draniatica philo-
sophi studia, praeterquam quod Platouem dramaticae poe-
sis et ipsuiii amautissimuin audivit, omnium prima viden-
tur (So? Ei, warum denn? Und was soll das ^^/-ae/fryuaw
quod hier?) Quare ultra tenipus a Bueckhio constitutum
paiillulum progredi cugimur: nihilque obstat, quin circa
Ol. CV. et publicum iilud i ^euipluui et .Aristotelis opus
G49
650
ilidasralicnm srri|)<a esse acripianius." Diess ist Alles
ilaniber: Was »teilt u?is «Iniii »ohl im Wege, zu Allein,
wo Hr. R. Ja sagt, Nein zn sagonl
Wir kJiiiiieii uns über den Rest «li-s Capitclg kürzer
fasseni Er eiilliält eine Aiifzaliliing von I^lannern, von
denen haupisärlilirli aufbewahrte Titel ihrer Werke und
andere Notizen und Andeutnngen irgcuiiwie sclilieüsen
lassen, dass sie sich in irgend einer Weise mit den drei
Tragikern bescbafligt haben; eine Sammlung, die als
(■rundlage zu weiterer Verarbeitung allerding's dankens-
»verth ist, ron der aber kritische Sichtung und durch-
forschte Krgebnisse zur Zeit noch nicht er» artet wer-
<lcn dürfen. Von chronologischen Bestiuimunjfcn z. ß.
ist fast gar keine Rede; in ili'u Geist, in « elcliem diese
Männer die Interpretation der Tragiker betrieben , wiril
auch nicht hinlänglich eingcilruiigen ; denn meist bleibt
der Verf. bei den Titeln ihrer Werke stehen, fügt dazu
ivohl noch eine aruisciigo Notiz eines Scholiasten oder
sonst ein gelegeniiichrs Citat (an Citaten von Schriften
neuerer Gelehrten freilich fehlt es, besonders in den
Anmerkungen, nicht), weiss aber ungeachtet der offen-
l)ar über dieser ganaeii Periode schwebenden L'iige-
wissheit und Alaiigelhaftigkcit au positiven Daten im-
mer sehr sichere Schlüsse zu ziehen. Namentlich wird
lue wichtige Frage, ob in dieser Periode, d. h. vor Ari-
»tojihanes von Byzanz schon Kritik an den Texten der
Tragödien geübt »ordeu sei, mit der grössten Ungründ-
lu'likeit behandelt, inilom der Verf., von dem Vorurtheil
ausgehend, es sei keine geübt, nicht etwa die Gründe
des Dafür und Dawider überall sorgfältig aufsucht, zu-
sammenstellt lind entiicder widerlegt oder hervorhebt und
sichert, sondern nur mit aller Begierde auf Anzeichen
aus ist, aus denen man den historisch- ästhetischen Cha-
rakter deuten könne , jenes aber stets schlechtweg in
Abrede stellt, mit Ausdrücken, wie etwa: Kuin criticam
ojieram iioii factitasse, non est (juod monram. Dabei
widerspricht e- sich selbst auch hier nicht selten. Denn
j!. B. indem er selbst merkt, dass die Redaction des oben
genannten Apographum, zumal wenn sie, wie er freilich
ohne Beifügung irgend eines Grundes, p. 42 vermuthet,
durch Aristoteles (duce /iristot.) stattfand, und wie er
«-'.lenfalls selbst sagt, Znsätzen und Interpolationen von
.Schauspielern, sotvic ilurch das unsichere Alphabet ver-
ursachten Schwankungen begegnete, doch wohl nicht
ganz ohne kritische Prüfung bleiben konnte: sagt er p. 44:
Aristotelem criticam factitasse perquam proliabile est;
zum Schlüsse dagegen ebenda: Ita ne in opere quidem
'IJ^ljy ijfiivojv pliHosopliuH (nämlich Aristoteles) criti-
cam factitavit. Neque adeo ut f'abulae tragicorum cri-
ticae firtis lege receitserentur , omiiino opus erat. Ein
ahnlichps Beispiel bietet der Abschnitt über Alexander
d. Ae.toler p. 58 dar, wo es heisst: ,,]Neque eum criticae
recensioni operam impendisse constat", und doch gleich
darauf: „Num de suo emendarit mutaveritque nescimus."
Ist etwa das emendare und mutare kein kritisches Ver-
iahreu? Bessere, d. h. wirkliche, Gründe, wesshalb die
Annahme einer diö(ithjjOii; tragicornm von Seiten des
Alexander nicht wahrscheinlich sei, wird Hr. R. bei
Ritschi Corollar. disput. de Bibl. Alex. p. 21, 27 finden.
Dass aber die Behauptung, welche p. 07 so ausgesprochen
Zeiiichr f d ^Uurlhumsw.
wird: ,,Aristophanem amn\am grantinaticorum et factitasse
primum criticam artem et deiiiisse factitare cerlissitiium
est", eine gänzlich nnlialtbare sei , ist nicht alle n schon
ilaraus abzunehmen, weil kein Ausspruch, kein Beweis,
kein Zeichen dafür vorhanden ist — wenigstens hat Ilr.
R. Nichts der Art aufzubringen gewiisst — sondern noch
mehr daraus, weil eine Menge innerer Gründe dagegen
sprechen. Denn wie wäre es wahrscheinlich, dass, wenn
schon so frühzeitig Varianten entstandou, wie Hr. R.
selbst zugesteht, und wenn zur Begründung eines sicheren
Textes die Anfertigung von Apographis sogar officiell,
wie durch L^kurgos, aufgegeben wurde, die Redactiou
solcher Absclirifteu ohne kritische Auswahl unter den
Variauten häite mögen betrieben werilen, und dass bei
solchem Geschäfte eine Art von kritischer Prüfung nicht
rou selbst schon aufgedrungen worilen wäre? Wie wäre
es wahrscheinlich, <lass einen so langen Zeitraum hindurch,
nehmen ivir nur von Aristoteles au, wo man doch sicher
begann, den Tragödien, ihrer Erläuteruug und Verpflan-
zung durch schriftliche Exemplare lebhaftere Aufnierk-
samkeit zu widmen, bis auf Aristophanes von Bvz. die
Gestalt der Texte gar keine Beachtung erfahren hätte,
zumal da das biou&ovodai oder öiooxtovv der Schriften
älterer Dichter (besonders Epiker und Lyriker) bis dahin
eine längst gewohnte und eifrig geübte Beschäftigung war,
wie, um Früherer nicht zu gedenken, Lehrs (de Arist. stud.
Homer.), Ritschi (I. c. bes. §. (i.) u. A. jetzt hinläng-
lich dargethaii haben?
Aber — denn weitere Gründe aufzuzählen, wird nicht
nöthig sein, würde uns auch zu weit abführen — der
Verf. scheint erstlich von criticam factitare keine recht
klare Idee gefasst und darunter bloss einen krit. Com-
mentar schreiben verstanden zu haben; denn er sagt p. Ü6'
,,ante huius graminatici (nämlich Aristophanis) tenipus
critici commentarii specimina vel vesti^fia indagare non
potui." 31an kann aber criticam factitare, ohne einen
kritischen Commentar zu verfassen. Sodann, weil er ein-
mal den Unterschied seiner zweiten Perioile von der ersten
darin gesucht hatte, dass er jene als die grammatisch-
kritische, diese als die historisch - ästhetische bezeichnete,
scheint er geglaubt zu haben , diess so haarscharf neh-
men zu müssen, dass in der ersten Periode von Kritik
nicht eine Spur zu linden sein dürfe. Das heisst aber,
mit Aristophanes die Kritiker und die Kritik der Tragi-
ker urplötzlich aus der Erde wachsen lassen! üeberhaupt
ist die Periodeneintheilung nicht klar und deutlich genug
gerechtfertigt; denn die Erwartung, die flloraeute der
Eintheilung und Charakterisirung der Perioden jedesmal
zum Schlüsse in einer recapitnliremlen Untersuchung aus
dem voran gegebenen Material gehörig gefolgert und klar
herausgestellt zu finilen , wird durch das geiiöhnlichc
Schlusswort der einzelnen Capitel nicht befriedigt; Hr.
R. sagt entweder gar Nichts darüber, oder verweist bios»
auf das xMaterial zurück, wie zu Ende von c. II. p. ()4:
„At quum omninm — ea «juae inifio — elo(]uutus snni ,
ut repetain non opus est." Die Aufstellung des Materials
aber und die daran geknüpfte zu äussorliche , und wie
wir gesehen haben, oft einseitige Betrachtungsweise reicht
nicht hin, ura eine Ueberzeugung von den Behauptungen
des Verf. zu geben.
43
G'.l
GS?
D»i Ilf. CapUel beginnt zwar mit eiiior Anf.ile von
(jrfliiilpii, »psshalti liipr <li<^ nriip Pcrioil« licKoiiiidi »iTile,
abrr ilii< Rlrlilicki'it ilii-nrr (iniiiilp »iril tricilpr iiiclit
pmicspii. ^liiiiiPiillii'li ülirr ilrn zwritPM, ili>r iliirh vor
alliMi l)iii{;pii iIps liporidfg bpikurfti*, »eil er in der Oe-
h.iii)>liin^ lipslflii, <la.<t8 ro des Aristopli.ineg Zeit dag
alliciiischc A()"t;r,iphiiMt iiarh Alexandria {gebracht und
i(in dirsem zuerst mit anderen Exemplaren vergliclien
Monlen sei, reilet er wieder in jener srhuimmenden nnd
rerworreneii AVeine, wir m ir sie oben sclion bei Aiisto-
teles jiesrhildprt haben. Ulan lese nnr die Stelle p. 66
von „^e r.-irtnm negliirrntia esse puta" an bis ,,debuisso
fartitare rerlissimnm est" dnrcli ; denn es «Sre zu »iel ,
norli eiifni.-il liier die Unklarheit nnil Gehaltlosigkeit einer
solehen sein sollenden Vignmenfation zneifeln I naclizu-
Heiüpn. Etivas genauer reitet der \'crf. ilann zwar von
ilen didaskalisrlien Bemühungen des- Aristophanes , ncii
er einige historische Data hatte, auf ilie er sieh stützen
konnte; aber es bleiben auch hier wieder manrherlei
Frar^en nnd Zweifel übrig. Dann über die Kritik und
kritisch- exegi'fischen Commentare des Aristophanes Ei-
nige» mit wenigen Anszügen aus den Scholien zum Eu-
rinides, die wenigstens norh nicht <las Bild von Aristo-
phanes Verfahren geben, »eirlics Hr. R. p. 70. 71.
ohne Weiteres (mit einem blossen certum est) aufzustel-
len weiss. Es folgt, wie im vorigen Capifel, eine Aufzäh-
lung von Grammatikern , deren Antbeil an der Interpre-
tation der Tragiker narhgett iesen oder vennuthet «erden
kann, in demselben Charakter, wie vorher, d. h. mit
mancherlei nütidirhen Collectaneen, aber auch einerseits
vieler Unbestimmtheit, aixlererseits grosser Keckheit io
uiibegrüiideten Folgerungen. Z. B. von /trisiarchos (p. 75
-- 77) weiss der Verf. ohne hinUngliche positive (jrnnil-
lagen, dass er ,,ti'es tragiros cnmmentatnin et eos per-
vnria ratione iiiterpretatum esse", auch .,metris mulliim
oper.ini deilisse." Ebenso die Schlnssfülgernng bei Krates
p. 7.S. Eine vorzüglich beliebte Annahme <les Verf. ist
die, ilass die (irammatiker ihr Erklärungsgeschäft iinnier
gleich auf alle rf/'«' Tragiker erstretkt haben sollen, z. B.
P/triiieniskns p. 79. ]Nocli rfterkHürdiger ist, dass in
Betreff des Amarantoi p. y'2 aus dem Titel seines Werkes
Itoi Gynilj^ geschlossen «ird ,,eum vp| ante Did>nium
vel eiusdcni aefate vixisse." Um nnzähliges Andere zu
übergehen so werden besonders noch mancherlei mcrk-
Hürilige Sätze zum Scliluss d. Cap. p. S4 ff. aufgestellt,
darunter auch, das» wir jetzt noch die Rerensioii des
alten l.ykurgischen Exemplars besässen!
Eine gründliche unil umfassende Behandlung eru artet
man wenigstens vom IV. Capitel, welches die Zeit von
Didymos bis auf <lie vorliandeueii Sclioliensaminlungen
(inri.) begreift; denn hier fehlt esja nicht an zu verar-
beitendem Material. Aber schon der äussere Umfang
dieses Abschnittes entspricht einer solchen Erwartung
wenig: es sind .{D Seiten dem Ganzen und JO <lavon den
heutigen Scholiensaininlnngen geMiilniet. Dabei ist auf-
fallentl, dass Didymos nnd die heutigen Scholiasten in
eino und dieselbe Periode gebracht werden ; der Verf.
meint freilich beide in eine und iliescibe Classe werfen
/u ktinnen . wie er p. 'K) sagt: ,,l)id. primus est, qui
•iholiastae, ijuem hodie roraiiins , nomen salteni ex parte
mereatur.'' .Aber er hebt, wie oft, seinen ersten SM/.
«lurch einen nachher folgenden widersprechenden selbst
wieder auf, inilein er hinzufügt: „Diil, iustorum coin-
mentatorum agmen claudit quapropter granimaticiini
ad priorem interpretum nunierum pertinere iure <Ucas'%
und weiss zuletzt fiir seine Anordnung nnr norh zu sagen:
„Profei to quod ab hoc viro ni'vani incipere aetatem vo-
liierim, nou niagnne conrgunr tenierit'itis.^'' Nach solchen
Gründen also verfahrt der Verfasser!
Uelier Didymos «ird nun in der gewöhnlichen Manier
des Verf. geredet, und man kann ein weit klareres Bild
über sein Vnhältniss zu seinen Vorgängern, sowie über-
haupt über das Treiben der Kritiker und Exegelen bis
aul ihn, aus ilen wenigen Worten bei Bernhanly Griech.
Litt. Gesch. I. p. 38.^ ge»innen, als aus dem ganzen
Bwche des Hrn. R. — Von den noch vorhanilenen Scho-
lien aber bevorwortet er p. 97, so handeln r,u wollen, das»
er , primuin de ipsi» scholiis in tres tragiros superstitibns,
enrumqne fontibus, auctoribus, variisque editionibus" rede,
dann ,,ea quae lexi< ographi suppeditaiit'^ vergleiche. Das
sind allerdings die Hauptsachen, die zu berücksichtigen
waren; aber was finden wir bei Hrn. R, ? Erstlich das
sehr unbestimmt ausgedrückte: ,,de ipsis scholiis" begreift
in sich (es ist nicht leicht zu erkennen, wie weit es sich
erstreckt) zuiörderst ein nackt hingestelltes Urtlieil über
das Wertliverhältniss der zu den drei Tragikern vorhan-
denen Scholiens.immlungen unter einander, welches zwar
als richtig anzuerkennen ist, aber in Hrn. R.'s kategori-
schem „prinias etr, tribuo" keineswegs eine Auctorität
besitzt. Dann folgende Definition von einem Scholiasten
p. 9S : ,,Qni primus unius pluriunive interpretum (dem
widerspricht jedoch p. lOH: ,,srholiasta unns quisqne —
tnntum U7iius viri — commentarium iisurpavit") aniinad-
vrrsinnes sive commeiitarios una cum suis ipsius annota-
tionibus ad marginem iabulae cuiusdnm (^) descripserit,
euin primiim srholia.otam licet appellare tragirnm.'^ Wir
können diese Definition füglich auf sich bcrulien lassen,
und beklagen nur gelegentlich, nicht zu erfahlen, »eiche
nierkniale den tragischen Siholiasten von dem iiichttra-
gischen nnterscheiileii. Die Fragen, «anii diess Scliolieii-
anfertigen begonnen habe, und wann unsere Scholien-
sammlniigcn entstanden seien, «erden mit einem , frustra
qnaeriinus" abgewiesen. Ebenso die Fragen, wie viel
.Stucke von den Scholiasten behandelt seien, nnd nie fiel
Uommentare ,.jiistorum interpretnm" sie gebraucht haben,
Dinge, die siih freilich auf keine Weise mehr eiilsi liei-
ilen lassen, darum aber auch zu er« ahnen überiiüssig
waren. Bis hierher mag vielleicht <las .,,de scholiis ipsis"
gehen; denn es folgt nun ein buntes Quoillibet von seich-
ten Bemerkungen über die Aeschyleisvhen Scholien, deren
Ä'atur schon die unzähligen Geilankenstriche anzeigen,
deren fast hinter jedem einzelnen Satze einer steht. (Je-
legenllich «ollen «ir hier überhaupt mit einem Worte
darauf hindeuten, dass sich ilie flüchtige und regellos
iimherschw eifeiide , alier nirgends tiefer eindringende .Ale-
thode d«s Verf. schon äu^serlich dun h die Unzahl von
Gedankenstrichen und Fragesätzen, deren einige fast auf
jeder Seite zu finden sind, markirt. Etnas mehr an
Umfang, aber im Ganzen verhältiiissniässig nicht eben
Genaueres bietet der Abschnitt über die Sophohleischen
f)53
654
5cboli«!ii S. 102 — lUU; glricli auf einer, niiiit riiiiiial
lollcn Seite hMiIpii abgemarht: die Ki*ilieiifiil};i' ilor So-
|>liukleisrliiMi .Sliicko, «elrlip Sliirki' am iiwislcii gelesen
und Kin -Silioliaulc'ii lieliaiiilelt seien, iielilien \Ver(li ilie
Srhiilien iiaben , »oran zuletzt ein« triiiale Parallele
z»isrlieii alten und neuen KnnslUrilikern gefiiirt ist'
liier wird denn nun auch lon den Quellen iler Srlin-
lien ^eliaudelt. Zuerst die srlion angeführt« lie]iau|itun^,
dass jeder .Srlioli.isl jedexliial nur einen Conimentar /um
Kxeerjiiren benutzt liabe , was vielleirlit »ahr, nur al>er
nicht mit den Worten beniesen ist: .,Quaii|cini ei^omel
talis viri universani indiilein asseqiinr.'' AU IlaU|]t<|nelle
der Schol. «ird mit Laeliinann Didymns angenommen,
srejfen Beruk aber ^tA'Äu^iii^i^ da»s die Seliidien, in wel-
rlicn ui v:iuf.ivijiiaiiotai und ui ijntf^vi]iiaTiaaf.i£voi
und vlTOf^ivi]iiaiu ernalmt uiirdeii, dem Didvmos ange-
Ixirten. Darüber »ird sich Bergk leicht beruhigen, da
das Gegenrasoniiement des Verf. ebenso unhallbare fle-
snltate hat, als es uncrcjiiicklich ist, sich durch dasselbe
hindurchzuarbeiten. Eine solclie Frage lasst sich über-
liHiipi niclit auf drei Seiten und ohne eine iVIenge von
Vor- und Nelienfrajen , grtiiulli<he Untersuchungen i'iber
den gegenseitigen Wertlirang der Schollen, über ihr Alter,
ob sie lerschicdeiien Zeiten angehören, ob wir überhaupt
nicht in den vorhandenen Scliolien eine bunte Excerplen-
5aiiimlung aus verschieilenen Comnientaren verschiedener
Zeiten haben, kurz über ilen ganzen Zustand der Scho-
llen nach allen Seiten hin, was Alles hier vermisst wird,
abmachen.
i>lan wird uns erlassen , über das Folgende näher zu
referireu; es ist Alles in demselben (ieiste, wie das Bis-
herige abgcfasst. Bemerkenswerth aber ist noch eine
Stelle p. tl3, die so lautet: ,,Quo minus ijuae huc per-
tineant nndii|ue acruratius colligain, ipsa dispulalionis na-
tura prohi6et,(neT sollte nicht g«-raile das Gegentheil erwar-
ten ?j. Sed",»i res beiie evenerit, lexicogra|ihos ita trac-
tatiii'us sum singulari coiiimenlatione , iinde accuratiorein
xvhuliorum histuriam componeie ponaint.'^ So bricht denn
also hier das Gefühl der Unzulänglichkeit dieser Arbeit
bei dem \ erf. »elbst durah! Dieser naiven Selbslbeurthei-
liing ist Michts weiter hinzuzufügen.
Es ist nur der spiaclilichen Darstellung noch mit
«eiligen ^Vorten zu gedenken. Diese entspricht der übri-
gen BeschaiTcnheit der Schrift leider nur allzusehr, d. h.
sie ist nicht minder unreif und ungeübt. Einige von den
im Vorstehenden ausgezogenen Stelleu enthalten schou
Belege dafür, noch genügemler »erden diess folgende
Beispiele ei»eisen: 1) Zur Charakteristik der Satzcou-
Klruction und überhaupt der Redefügung in grammatischer
Jiiiisicht p. [)'): ,,Ae tot fabularuin iarturam ilolere de-
heremus 1 nisi iain dotiquissimis tempuribus alias prae Om-
nibus lectitatas ornatasquc rummentariis esse accipere nos
oporteret , iaui sapra mihi monere liciiit." P, lU^: ,,L<i-
cet tragicorum iiiterpretes putissimum (?) huic iuterpreta-
tionis r.itioni indulgere debueiinl (»as heisst dieser ganze
Vordersatz?), attainen sc bolia Sophoclea cadem egregie
ante reliqua excellunt. ' P. 10 (um auch aus einem an-
dern Theile des Buches einen Beleg zu bringen); „Ut
ilenique Aeschvli fabulae demta nna alterave parte, quem-
adinodum Chorura in angustiures iines coiitrartuai a posteris
esse puteg, dciiuo ductiie esaenl , ititamen non de ipsM
verbis currectis vel retra<'fatis nlque expnlitis debebant
(wer?) cogitare : ne/jue tandeiii ex onuiibus huiusmodi
argumentis Aeschvli fabulas tanluin rurrertas ad nostram
usijue aetatem perveuisse elucet." P. ,'37: ,,d|)pareiet ,
primain editioijein asecunda, secundani « terlia ense ex-
ilinctdm.^^ P. 4S : „videmus, quantoperc — excerpu«/Kr
varioqne modo permu/an/U)'." P. / 1 : „^eqiie (juid in
Uiimerii'is carniinibus — praestare grammati< i deljuerint.
id in trag. oper. puterant praestare." Besondere Lieb-
habereien des Verf. sind : ein überfiaufter Gebrauch des
sogenannten diiliilaliven Cunjunctiv in Behauptungen ,
Urtlieilen und Fragen, vergl. p. 46, i' und sonst in un-
zahligen einzelnen Sätzen und Fragen; dann überhaupt,
»ie schon bemerkt ist, die Frageform; ferner Einschiebsel
von quaeio , fnteor, opinor und dergleichen. — V) Feh-
ler gegen die llichtigkeit des üprachgebrauchs und ger-
manisir^iide Wendungen linden sich in gehäuftem Masse,
z. H. auf zwei hinter einander folgenden Seiten, p. 84
\iy\A S5 : ,, verum ut iu sccundae periodi feti descriplione,
et ipse coiisulto practermisi lexirograplios" ; ,,liieptorum
criticoiinn curiis refulare^'' ( " ie ist das möglich zu ma-
chen?); am Ende dei- Seife aller • aller fiw alius-alius;
auf der folgeitilen Seite folgender Gebrauch von ille :
.„respondeas illa ab umnibus, illa a plerisque, illa deinum
j» Doiinullis (si\ ilhistrata esse); man bemerke hier aus-
serdem den falschen Gebrauch lon ileiuuui , der sehr oft
wiederkehrt, « ie p ,yj, 9- "• s. w. Ebenda (p. 85) saltem
für ceite (aut eorundcm sattem aui toritate). Was heisst
weiterhin: condiliunis transscridendi universae nulla ha-
bita ratione. i)ann p. 8Ü conlinuo im Gegensatz zu nus-
quain , p. >> 7 (ein Seitenstück zu curas refufare) gram-
inatiioruin ciiras atque iuterpretationes acciiratissime ani-
inadi'ertere , in dem Sinne ungefähr, wie es scheint, von
aufzeichnen- Sequeiis für hie, z. B. p. t.3, gustus, ästhet. Ge-
schmack p. 4, I. Die Beispiele des falschen Gebrauchs von
Pronominitus, Cunjuncliunen uml andern Partikeln sind gar
nicht aufzuzahlen, z. B. p. t l zu Ende quidam für aliquis
(e.s ist schon früher ein Beispiel der Art angeführt); p. IJ:
„fontes eius tarn antiqui esse possunt, quam (t illustrium
iuterpretum.
Doch genug der Einzelheiten, die doch noch nicht so
im Stande sind, den vollen Eindruck dieser Latinität zu
geben, als »enu man sich die Mühe gibt, ein paar hin-
tereinander folgende Seiten im Buche selbst durchzu-
lesen.
G. üch.
68. Friderici Wieseleri Hanoverani Coniectanca in Ae-
schyli Eumenides. Gottingac 183'J. CXLVIII und
'247 S. 8.
Den Eumeniden des Acsrbjlos ist unter allen Stücken
dieses Dichters die gründlichste Bearbeitung zu Theil
genorden, wie denn auch diese herrliche und grussartige
Schöpfung es vor allen verdiente, unserem ^'ersfä^dniss
naher gebracht zu werden. Es war die von K. O. Müller
1833 besorgte Ausgabe der Eumenidcu , ivelche der An-
las» zu tiefer gehenden Forschungen ward, indem sie
43 *
655
G5G
piiip RpiliP von S<rri<srlirir<en hervorrief, linier ileiipn
bcsuiiilpfK (>. lleriiiaiiii's Recoiisioii im scclistrn Bande
sriiirr Üpiitiriila ilio Kritik uiiil Erklärung ilfi> Textes
nosriitlirii fcfürilort hat. Wie Vieles nun auch auf dies«
Art zu »nllkuinnieuer Eiidenz festgestellt »ordeii, so bleibt
dix'li immer iiucli Manches tibri{^, was noch nicht /.u einem
si< lieren Resultate fortgeführt, Anderes, was nndi |i;ar
nicht zur Untersuchung gezogen i»t. Daher ist das Uu-
tvrnehmeu «les llru. \'crf. der angezeigten Schrift sehr
anzuerkennen, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, theils
die diilerirenden Ansichten der Gelehrten iibcr zweifel-
hafte Punrte einer genaueren Prüfung zu unterwerfen,
und durch neue Argumente die wahre Ansicht zu begrun-
deu, theils auf Anderes aufmerksam zu machen, was,
obgleich bisher den Gelehrten entgangen , doch zu ge-
gründeten Zweifeln Veranlassung gibt, um diese Zweifei
nach Kräften zu beheben. Seine Schrift bat der Herr
Verfasser seinem Lehrer K. O. Müller gewidmet. Doch
sucht er sich von aller Persönlichkeit frei zu erhalten,
was ihm auch grüsstentlieils gelungen ist, zumal er neben
archäologischen Studien auch die grammatischen mit Fleiss
betrieben hat. — Die äussere Finrichtung des Ruches
erinnert an Reisig's Enarratio und Commentar zum Ocdip.
Colon. Es zerfallt in zwei Theile, deren zweiter von
S. 1 — 247 einen fortlaufenden Commentar zu den Eu-
meniden , der erstere zwei Abhandlungen enthalt, quibus
continentur , quae ad explicundam fabuhmi conferre
possinl. Die Uebersrhrift der ersten S. XIII — CXXXII
Idutet : Enarratur fabula. Dispulatur simul de scenae
rutione deque personnrum habitu. Sttbiiciuntur passim
adnolalioiies ad singu/os locos ; die der zweiten von
S. CXXXIII — CXLV: Dispulatur de speeie habiluque
acenico Chori deque universa ratioiie , qua se gesseyint
in fabula agenda. Der Commentar, oder doch ein gros-
ser Theil desselben, war bereits vollendet und auch dem
Druck übergeben, als der Hr. Verfasser noch einmal das
Ganze durchmusterte, und sich an niclit wenigen Stellen
veranlasst sah, theils nicht unwichtige Zusätze zu machen,
tlioils die früher ausgesprochenen Ansichten mit anderu
zu vertauschen, was denn theils gelegentlich im Com-
mentar, theils in deo untergelegten iNotcn der Enarratio
fabulao nachgetragen ist. Dadurch ist eine grosse Uii-
glcicliheit in das Buch gekommi'U, die seine Benutzung
sehr erschwert, da oft über denselben Punct an 3 — 4
lerscliiedcnen Stellen gehandelt ist. Dazu kommt, dass
auf den C.>mmentar ein Aucturium adnolalionum ad Ae-
schyii Eumenides et Corvigenda S. 237 — 2+H, und ebenso
auf die Abhanillungeu Addenda et Corrigenda S. CXLVI
— CXH III folgen , endlich am Schlüsse des Werkes
noch ein Nachtrag angehängt ist, worauf ein Driickfoh-
ierverzeichnisg und eine Erklärung das Ganze beschlies-
sen. Ein Index hätte, zumal bei diesen Cebolständen ,
nicht fehlen dürfen.
W'it wenden uns zu den Leistungen des Hru. Verf.,
und es ist uns sehr erfreulich, den grossen und beharr-
lichen Fleiss, der auf die Ausarbeitung des Buches ge-
wandt ist, rühmend hervorheben zu können. Da der
llr. Verf. überdiess im Besitz umfassender Kenntnisse ist,
und damit auch Scharfsinn und ein besonnenes Urtheil
verbindet, so siud über viele Puncte recht erfreuliche
Kesultato gewonnen worden. Freilich bleiben auch sn
noch nicht wenig Stellen übrig, über die noch weitere
Aufschlüsse zu erwarten sind, andere, über die der Hr.
Verf. eine ollenbar falsche Ansicht vorgetragen hat. Nur
von den letzteren wollen wir einige hervorheben und ge-
nauer besprechen.
V. 46 ff. werden von der Pythia die Furien beschrie-
ben , und zunächst Weiber genannt, worauf die Pricsteriu
fortfahrt V. 48.
Oviot yvvaixai, äkXd rogyovat; Xeyuj-
ovo' a'vTS roQydoiatv ii/.dou} tiitiok;'
cidov nur i'jdi] (Piveojq yeynaiitih'aq
öiiTtvov cpEQUvouq' aTiTEouL ys fiijp löiiii
avzai, —
Vor V. 60. haben die Gelehrten eine Lücke angenommen,
und diese Ansicht ist neuerdings von Hermann gegen
3]üllcr festgehalten norileii, denn es fehle der nothwen-
dige Subjertsbegriff, indem sonst yiyguf^/Jevai auf die
Gurgonen bezogen werden müsste, und die Priesterin
müsse, wie sie angibt, warum sie die Schrcckgestallen
nicht für Harpyien halte, so auch gesagt haben, waruui
dieselben nicht Gurgoucn sein können. Diese Gründe
werden von Hrn. Wieseler anerkannt , nur will er keine
Lücke statuircu, sondern meint, all« Uebelständo der
Vulgata lassen sich heben , wenn man schreibt r. 49-
ovd' avre y 'A^nviuiatv eixdaui Tvnoiq.
Diess wird so erklärt S. 12- TvTTOiq valet: ob ßguram,
respectu habito ad »peciem. Sententiarum ne.vus hie est:
Primo adspectu Pythia putttt, Purins esse Gorgones.
Negat vevo slalim, ens Hai-pyiis cotnpai-atidas esse. Rloi
tarnen, re accuralius pensitala, quum videaC , Furiris
jion esse alis insiructas, atras, sanguineo spiritu, nculin
sanguinem stitlanlibus, prislinam opinionem abiicit, nun-
quam genteni talem se vidisse profitens. Sunt igitur verbii
ovd' o.l'iii y' 'A iiTc viaioiv — cps q ov (TC'.q in paren-
thesi dicta, ut sequentia aTVTEQoi ys fltji' cetf. reapi-
ciant versum 4S. ovroi yvvaixag, äkKd I'ogyö-
vai Xeyoj. Dieser Emendation und Erklärung steht
Alles im Wege. Erstens kann man zwar auf dem Papiere
so construireu, aber <ler Hörer muss nothwendig die
Worte uTiTBoot yt litijv l'deiv avrat als Gegensatz zu
(feoovaa^ fassen, und diess um so mehr, als er den
Vergleich mit den Gorgoiicn als aufgegeben betrachten
muss, da mit otd' (/.vre fortgefahren tvurde. Dieses
ovo' avTS lässt sich mit Hrn. Wieseler's Erklärung gar
nicht vereinen, und es wäre vielmehr ov ydo zu setzen
gewesen nach dem, was mau S. 13 liest: de Harpyiix
ne cogilarent spectatores , rede poeta paucis verbis in-
terposilis cavere sategit , contra Gorgonum simillimnrum
comparatio , quae etiam in Choephoris Oresti sponte in
me?ilent venerat, cur tarnen locum habere non pnsser.
explicandum erat paullo accurntius. Zweitens kiuinen
die Worte I iöuv 71 oc 1]St] — (fEOOVCiai , wenn kein
Gegensatz folgt, weder dem (iedanken nach, noch sprach-
lich gerechtfertigt »erden. Drittens endlich wird durch
diese Erklärung z»var der vorhin erwähnte Uebelstaiid
gehoben, indem wir nun erfahren, warum die Priesterin
den Vergleich mit den Gorgonen nicht gelten lässt, allein
das Uebel verändert nur seinen Sitz, und trifft jetzt den
657
658
Vergleich mit «len Harpjien. Wenn diess Hr. Wieselcr
damit entsrhuldigen za können nieiut, das8 die Faricn
wohl mit den Gorgonen, nicht aber mit den Harpjien
grosse Aeliiilichkeit hatten, so hat er nicht bedacht, dass
ja die Zuschauer die Gestalt der Fnrien noch nicht ken-
nen, und folglich die Gründe des aufgegelienen Vergleiches
erwarten müssen. War die Achiilichkeit za gering, so
durfte er gar nicht erwähnt werden. — Hr. W, hat sich
von dem Scholiasien täuschen lassen. Er sagt darüber
S. ll. Scholiastes A. haec habet ad verba ovo' ovre
rogyeloiaiv adscripta: dkK ovd' 'jQTiviaq ai-
r ai; ktiyuy eeSov yd^ uvtck; iv ypacpij 71 t£() iu-
ra i. Ubi inntum differt u lemmate explicatio, ut rem
liancce neminem advertisse, non satis queam mirari. Sed
tolles hoc Vitium, si viecum ita scripseris: ovo' avjs
y ' A Qzx V iatoiv) o.~kX ovo' 'A^itvia^ avr d^ ceti.
Es ist sehr lobenswerth, dass Hr. W. sehr sorgsam den
Scholiasten zu Rathe gezogen, den er auch an mehre-
ren Steilen richtig verbessert hat. Hier aber sieht
er zu viel. Freilich passen das Lemma und die Erklä-
rung nicht zu einander, Sandern diese gehört zu den
beiden folgenden Versen. Der Scholiast hatte die Vul-
gata vor sich, und erklärt diese, sowie Wellauer, ovo'
ai'TS \-/o7ni/'ati et'y.doM, a-; eiöüv ttots yeygajiuivag.
Auch bezieht der Schol. die Worte ÜTtT£(JOi ys fil^v
richtig auf die Harpyieu.
^'s. 53. heisst es von den Furien:
Qsyxovof d' oü irXaaToiaL (fvaid^taaiv.
Sehr sonderbar wird tlicss, auch abgesehen von der Tai-
Kchen Beziehung auf die Gorgonen übersetzt; stertUHt
autem flatibus , quos e^o in imaginibus Goi-go-
num non reperi fictos. Tenendurn qaippe , sacer-
dotis itnimo haec dicentis obversari Gorgonum figuras
in artis operibus cxpressas.
Vss. 55- 5ü- fährt die Priesterin fort:
•Aal xuOfioi oi've n^u; Oeujv äyuAuara
(f'ipsiv dlxctu^, ovc' f^ äv&uu):iu}v Orsyug.
Wer sollte diese Worte uiissverstehen 1 Doch sagt Hr. W.:
Quae verba haudquaqttam satis diligenter excussa sunt
ab interpretibus. Befangen in seiner Ansicht, die Pythia
fahre in ihrer Beschreibung <lcr Furien, insofern sie sicli
von den Gorgonen unterscheiden, fort, sagt er S. IH.
Jpparet enini de nigra vestilu aut de serpentibus crini-
bus implexis non esse cogitandum, quippe quae res l'uriis
au?n Gorgotiibus fuerint covtmunes. Num igitur de ba-
culis, quos Hoeltigero placuit Ulis tribuere^ At hnc qui-
dem ridiculum esset- Scilicet restat nihil, nisi faces
ardentes, qualis ornatus quo iure neque ad deorum ima-
gines feretidus esse dicalur, neque in aedes iioininum ,
per se patet. Allein das wäre ja nicht weniger lächer-
lich. Und wie sollen die Fackeln y.uoiio^ genannt wer-
den? und wenn diess möglich tväre, wie sollen die Zu-
schauer, von denen die Furien nicht gesehen werden,
darauf verfallen, dass von brennenden Fackeln die Heile
ist? Auch der Schuli.ist soll diese Erklärung im Sinne
gehabt haben, da er y.oOf^iOi erläutert durch 01 Syni'/}/
TT uQ axti/uivoD iavrcüi und nicht 7i' co r/.eiiieiov. Hätte
der Scholiast an die Fackeln gedacht, so hätte er diess
mit bestimmten Worten ausgesprochen ; iianay.ckisiov
ist nar ein Schreibfehler statt 'itSQfAiiUEVOV. — Dass
Aeschylos den Furien Fackeln beigelegt habe , sucht Hr.
W. umstänillicher S. 1S3, 21.2 II. zu beweisen. Andere
Gelehrte haben diess mit Recht verneint, und es ist sehr
voreilig, wenn es an unserer Stelle lon der Ansicht der
Gelehrten heisst: Quae sententia vel ob hunc unum lo-
cum reprobanda.
Vs. 115. 116. ruft Kljtämnestra den schlafenden Fu-
rien zu:
(foovi'jOar', (u xara x^ovo^ &eal,
uvao yuQ vf^iäq vvv KkvratiiVijcrrQa y.aküi.
Die Uebersetzung von ovctQ im Traume wird durch eine
sehr siruderbare Erklärung festgehalten. Hermann hatte
darauf aufmerksam gemacht, dass övuo durch die Stel-
lung des Wortes als der Hauptbegriff hervorgehoben werde.
Diess nimmt auch Hr. W. au, und meint, es müsse ge-
zeigt werden, quo iure Purine potissimum ideo ad me-
ditationem et deliberationem {(foovr,aaTE heisst: kommt
zur Besinnung, erwachet!) compelli ßngantur , quod per
somnium invocantur a Chjtaemnestra. Credo ego eam
ob causam, quae supra vs. 1U4. et 105' ab ipso poeta
allata est; ut inter verba: Cfoovr^oaT, övuo yuo
VII dg vvv KkvT ai f(vi'] a T() a yaXiö similis nexus
inlercedat , tamquam inter vs. 103. et 104- Demnach
wäre der Sinn der Rede folgijnder: Ucberleget, und das
könnt ihr um so besser, da ich euch im Traume, wo
euer Geist schärfer sieht, anrufe. Also müsste es der
Kljtämnestra ganz erwünscht sein, dass die Fnrien schla-
fen , und es würde eine Aufforderung in den Worten lie-
gen, dass ilie Furien noch länger in diesem, dem Nach-
denken günstigen, Znstande bleiben mögen. Es wird
hinzugefügt: Nee praetervidcnda vox KXv t ai tivijoT ga
cum pondere quodam adhibita, hoc modo: ego Clytaem-
nestra, quae vos , dum vivebam, tanto cultu et venera-
iione jjrosequebar, cf. vs. lOü— lü'J. So ist es nicht
erlaubt, zu interpretiren , indem sich auf diese Art jedes
Wort mit allen möglichen Vorstellungen behängen liesse,
welche der Dichter beim Hörer habe herrorrufcn wollen.
Soll ein Nachdruck auf dem Namen liegen, so kann diess
nur den Sinn haben, dass der Klang des Namens die
l'urien aus dem Schlafe wecke , indem er sie an i]en
Muttermörder mahnt. Zudem wird durch diese Erklä-
rung dem Aeschvios ein grober Verstoss aufgebürdet, da
(jvao und Kknuif^ivijCToa nicht zwei gaiiz verschie-
dene Gedanken enthalten darf, welche das (fQOVIjOav
begründen. Wenn der Gedanke, dass Klvtamnestra den
Furien während ihres Lebens Verehrung erniesen, hier
statthaben soll, so kann er nur als Gegensatz zu äviut
gefasst «erden, wie diess 3Iül!er gethau hat, der übri-
gens ganz genügend von Hermann widerlegt worden \>i.
Doch können wir auch Hermann's Krkläruiijr nicht für
die richtige halten. Nach ihm bedeutet üvno ein Traum-
bild, einen nichtigen Schatten. Wohl kann sich Klv-
täuvnestra einen nichtigen Schatten nennen, allein das li.it
sie mit den anilern Schatten gemein, und folglich kann
iliess keinen (ieijcnsatz begründen. Ovao niüsstc hier
einen verachteten .Schalten bedeuten, und so hat es auch
Hermann aufgefasst, da er liinzusetzt ; Denn das g'bt ja
Klytämnestra als Grund an , warum die Furien auf <je
hören sollen , dass s/e eben verachtet unter den Todtetti
659
OdO
i»7. Al)fr liai kann iliircli iiKO allein iiiclit aiis^'pilrüi U)
Mfnleii. Zm-ifi"! |>«s»« aiirli «licsor (■■■(l.iiiltc nullt hiiT-
hpr. Demi <ln-srr \<-rs jjohftrt zu (fftoiiouit, uikI iiiiiss
ilrii Haiijits'''""' «■■HlmllPiii •l'"'' <l'>" Fun«'" *'"» Kr«3rli<'ii
iitiil aiiiii Krfiilli'ii ilinr Plliclit aiilrdlioii »<tll , »ic <lio»s
.«Ulli <li»> Ülrlluiijc «ics \'<'fscs als Sclihissn'rs iliT gaiiicii
ü.ilc <liT K!\t;iiiiiirstra crAirdcr«. iNiiii lif"! aliiT nicht
«J.iriii eine AiiHonleriinif an die Furien, ilire P(li<ii( zu
rrl'iillcn, ilass sie icrarlitct unter <I<mi Toiltrn lebt son-
dern «l.irin, dass sie ilie kl w;inines(ra ist, die lon ilirrui
ri<eiien Sohne Krniordetr. Lebte Klvt.'tninostra nirht
»erachtet unter den Tndlen , d. h. »äre sie nicht audi
Alürderiu, so «iirde sie ja noch iiielir (iruiul lialieii, die
yurieu Jiir ^'erfolgniij; des flJutferniordirs anzutreihen.
l'iis scheint ilcr IJauptnachdruck auf dem ««eiten Theile
des \ erses Kf.VTUIfUljaT(^u y.a/.üj z» liefen. Der Zweck
«ler Erscheiniinf der klvtjlinnestra is,t , die Furien aus
dem Schlafe zu Hecken, daher sie auch ihre Rede mit
den \> orten beginnt, t'idutT aX) , w/), Xai aaitsvdui'-
DuJt xi ölt; und so auch am ijchlusse der längeren
Rede, wie diess (iftcr gescliieht, den llau|>ti;edanken an-
Uibt; erwachet, ihr unterirdischen Gultinnen, denn die
euch im Traume jetzt ruft, das bin ich, die hli/lüm-
nestraf *)
y'i. 117. 11^. fihrt KIvtainiiestra lurt :
fivCoiT av, civi'q 8' oi'x^rai (fevyiov ttqoooj-
ifit.uii ya.() siaiv ovx iiiori nüoaiy.Toot^.
Uirss »ird S. 26 *<> erklärt, dass Kljtäninestra is. IIS"
/eij;eii HoIle, wie es gekommen sei, dass Orestes habe
rntlliehen können. Sie sage also: amicis , qui non mei
iunt amici, supplices sunt, und verstehe unter den
Freunden den Apollo, von ileui Orestes sehr gelieht »or-
ilen sei , und unter den Schutzllehenden den Orestes.
^^■^i(er sagt Hr. AV. : Nee verba o i V. luoic inepta sunt
auf superflua. Purtim enim inserviunt vocabulo (f i Kuiw
accuratius deßniendo , partim integrum sententiam red-
duiil probabiliorem, nam cum sie hoc addat Clytaem-
ueslra, tum, cui Orestes supplicaverit, siii non esse
amicum, simul innuit, quanto ob hanc ipsam causam magis
Apollo fugam Orestis adiuvisse credendus sit. Diese
Ansicht »ird S. XL, not. 36. »ieder zurückgenommen:
quem (versum) nescio an, quod ad verba üvx eixoci
ntlinet , subtilius quam aptius interpretanda frustra tueri
ttuduerim. Quibus in uv y.tvuic viutatis et ratio ea,
quam Clytaemnestram vs. 118. afjerre velle diximus,
jiet magis idonea , et simul egregie Purine oblique per-
stringentur : „Amicis enivi non vattis supplices
sunt {supplicatum esf)." Allein (fikoii üv xevoi^ kann
nicht amicis non vanis bedeuten, und ebenso »eiiig kann
uian Gotter darunter verstehen. Auch 71 gorji/.TO^t^ kann
*} Wollte man der Erklärung Wicsclei's foliiCii, so mtisste
man eiuc gewiss beispiellos piaj;nantt Kür*o des Aus-
drncks jnnelnnen. Nach der iolcipii tatiou [Im Engcr's
aber ist 'lie Stelle klar und in iluer spiaclilichcn Fassiinj;
nolclien ^Vendlln;;en analog, worin die llaoptbesliiuniung
participialiscli und die Nebcubeslininiung im verb. Unit,
ausgediiickt ist. Dass ich hierbei nicht zunächst an Verba,
wie Aui'^dii", tfOÜriti, wy/uvm. sondern an etwas ganz An-
deres lenkt, wird klar icii. M, F
hier nicht supplices heissen und darunter Orest gemeint
sein. Denn «er sollte so lersrhroben reden; Der Mör-
der entßieht , denn die amici non vani haben Schutz-
fJehende. Der Ausdruck zeigt j» ganz deutlich, dass man
Uliler ;i o(/nixr(ioii; schützende Gottheileu zu verstehen
h.ibe, und ilass der Sinn sein müsse: Der Mörder ent-
ßieht , denn meine Feinde haben schützende Götter. *)
Vs. [2b. llr. \\. .sucht zu eriieisen, das« der me-
ttisdie Scholiasl zum eisten \ er.'ie nicht if(jaZilL' hinter
tufit gelesen habe, »a.s Hermann fegen iVlüller beliaup-
tit hatte, und beruft sich auf die Worte tu dl triooi
Kfih^ii/fUiJii i'y. ruißij(i.yni}ii- Er konnte hinzufügen, das»
diess iioeli klarer aus den Worten ei (lit i Doy^uiv.u ca/.uitu
ic.tic. .(i'iiot.;, Ol'/, a.v dtlüijiOlZ, heriorgehe,
in der z«oiten Strophe des fulgenden Chorgesange.«
bemüht sich Hr. W. lergebens, die Interpiinctioii vor
7l(/.otOfl iu Strophe und Antistrophe zu bekämpfen, und
diese si hon nach dem z»eit<'ii Verse zu setzen. Die
graminatischo Coiistruction in der Strophe entscheidet
allen Streit. Cianz eigen heisst es S. 3U: nee causam,
ingenue fateor, satis ido/ieum (video), cur, quia in stro-
pha atque antislropha eodem loco reperiatur idem ver-
bum nuQtoxt, ante hoc potissimum incidendus sit
sermo. Sciu quidem , rede liambergerum talia quaesita
esse dicere, et consilio a poetu posita, sed idem valel
de vocabulo ix^'^ eundem in stropha et anlistropha
locum tcnente, ante quod interpunctionis Signum patet
non esse ponendum. Freilich nicht vor, aber ivuhl nach
€j(ilf, denn es ist das Srhlnssuort des Satzes. Das
sprii ht ja gerade gegen Hrn. \V. Denn dadurch wird
ja die Entsprechung recht genau, dass die zwölfte und
die zehnte Furie mit demselben Worte ■jxdotOTl ihre
Rede beginnen, und mit demselben f^civ sie scliliessen.
Ausserdem ist zu erinnern, dass vs. 15Ö- statt ßupv. zu
Trioiijapv zu schreiben war ßaov Tl irsoißaov. Zwar
schreibt auch Hermann jetzt to^ allein jenes scheint uns
aus zwei Gründen iiothwendig. Erstens darf der metrische
Ictus nicht auf zwei Sylben zweier Wort« fallen, und
zweitens gibt diese ganze Strophe uns ein Beispiel der
grussten Genauigkeit in der Responsion. Da liebt es
Aeschylos , besonders, wo sich kurze Sylben häufen,
auch gleichvielsvlbige Wörter in Strojihe und Antistrophe
zu setzen. Diess ist auch an unserer Stelle, bis auf den
iambisrhen Trinieter, der natürlich eine Ausnahme macht,
streng beobachtet, denn es wäre eitler Widerspruch,
wenn uian zwei Wörter, die einen Begriff geben, wie
öi'x«; Tikiov und yäi öf.Kfci/.oP als Ausnahme betrach-
ten wollte.
Die dritte Strophe vsg. 162 — 169. schreibt Hr. W. so:
o-To. icfeoTiot öf, fxävTi, ooi fiidauaTi
OOP oixov ex^cf-väi; t' avroaovTOi, aiU
TdxXtjTO(;,
no.Qa. vöfiov ^iviv y.pdrca ^ih riaiv
nal.aiyevei'i 8s Moi^aq (p^ioaq.
*) Auch diese Erklärung leidet an Härten. Ich erinnert
mich, einen Versuch zur Heilung dieser Stelle durch ein
ganz leichtes Mittel in dem Jahn. Archiv 18.1? gemacht
zu haben ; doch ist mir das Wie desselben nicht mehr
bei der Hand. M. f-
06 1
6ry>
«vT^ijrp. y.diioi j£ Kvn^ui, v.ai tov oi'x fxkiffetui,
i'Tiai le yäv cfevyo}v, oviruinox i:)ci-
TTor/TQO'Tzaioi ujv d brepov ei> xä-QO.
fxedaToo ix rtvoi; rräatra/.
Der zueile Vers in Strophe und Gegcnsfroplio , wie ihn
Hr. W. srhrribt, müsste, nenn er in allo« ßücliern so
gpsrhricben vtSre, «lunh Conjcrtnr goaiiilrrt »erden,
l) »eil IxQCtfn'i P'" Aniphibrarhvs, nnd kein Paliin-
harrhius ist, '.') «egen des r', das sicli auf x«(/oi v. I()l.
Iipziehen soll, »as aber schon desslialb uiclit angeht, «eil
mit diesem ^"^ersc die Antistrophe beginnt, 3) wegen des
Präsens (p£vyo)V , ivelrhes sich srliner erklaren l/lsst,
4j wegen des sinnlosen otllvjTloXE., nnd endlich 5) wegen
des fehlerhaften RliTlhnnis, oder, wenn man will, wegen
des ff'hlenden RInthnius in diesen beiden 1'^ersen. llr. W.
hatte selbst kein rechtes Zutrauen zu seiner Emendation,
denn er sagt S. 34 : Hnc cer/issimum , esse ulrumque
locum mnxime interjiolittum , ut ?ton audenm diiudicare,
ulrum verum poelrie mnnum reslitiierim, necne- Keines-
wegs ist dies:« so sicher, im (legeutheil finden wir niclit
die gerinifste Spur einer Interpolation. Denn der aiiti-
stropliische Vers iKiu r£ ydv rfiyujv oiTIor' tf.iv-
x}tfjoi'Tai gibt einen guten Sinn, und hat einen guten
Illi)thinus, null so auch der strophische ^/i;(;oi; f;^6i('.i «^
uvtwjOvto-^ 1 nrTOyJ.rioi. Hier hat sich Hr. \V. durch
den cod. Farn, tauschen lassen, in Helchein statt UL"^UV
steht Ouv Oi'/.OV , und durch <len Scboliasteu , der statt
i'Tlo TS yäv in der Antistrophe als abweichende Lesart
iTtai TS yäv anfülirt. Statt nun in diesem eine Ver-
besseruiig eines allierneii Rletrikers, der den iambischen
Rb^'tlimns herslillen wollte, und in jenem ulyov das
handgreifliche Glossem für ui^ov zu erkennen, veriin-
slaltrt er ilen RliUbmns, iiiiil sucht durch paläograpliisclie
Künste iiachziiii eisen , wie oui> oi/jiv durch die Ab-
schreiber in iii'jfui' verderbt worden sei. Besunilers kann
er nicht einsehen, woher das OOV komnie , wenn man
oiy.ov für ein Glossem von iiv/^uv liSit. Das durfte ja
aber gerade Hrn. W. nicht sihwer werden einzusehen,
da er es selbst war, der die hanilschriftliclie Lesart uavTl
O'ß IS. Kl'.', wofür Schütz allerdings unpassend fjavrti
'Ol gesetzt hatte, in iiu'.ri ooi uinaiiderle ; ciellcicht
fand der Grunimatiker gar iiti.vrt rräv. — V«. 16-1-. ist
Jio Aenderung y.odria wolil überfli'issig , und figSlSa
beizubehalten. Wenn es von dieser Lesart heisst: 'See
dubitandum videtur , quin ßotrc«. vteia sil correctio
i-oirujjti vocabuli fjQurtcl, so ist damit niclit viel gesagt.
Vs. V()'.'. Nachdem die Furien es als ihr Amt an-
gegeben haben, die Aluttermürder zu verfolgen, fragt
Apollo :
TL ydo ; yvvaixoi ijHi dvdoa i,uo(fna>ji
und erhält zur Antwort:
Dt'/, av ylvoid" öiia/iioq avOsinj.; Cfüvot;.
Da der Scholiasl zum ersteren Verse beuierkt: ri 71 oo--
TSra/iis nullit^ Tiuga dvdooffovou yivu/y.öi.; ver-
mnthete Hr. \V., er habe ■jzUQa statt ydo gelesen, und
also .Aescbylos mit ununterbrochener Rede geschrieben:
Ti nao-d yvvutxu'i ijrt^ dvdoa ioo(fio7j . . ■ ■
Wir sind einer Widerlegung dieser Ansieht überhoben,
<la sie im Auctarium Adnott. S. '.'40 zurürkgenommeii ,
und im Scholion 71 a(ja in ■jrfoi verbessert wird. Unrich-
tig aber wird auch hier die Rede für unterbrochen er-
klärt, nnd der Genitie yivaiyo; auch im folgenden
Verse supplirt auf die .Art: ü (fdvog yvvarxöq, fjiii
dvdfia vuocfiOT], oi'X dv y. 6 ai'9. cp.
Vs. 204. '-'05. erwiedert Apollo:
V/ v.aQi di/f^ia, xai nag' ovdsv tJQxeovj
'IJofii xt) siu^ xal ^lo^ TiiOTu'ifiatu.
i](}y.iav> ändert Hr. W. S. 49 in: tigyo.oo) ^ und über-
setzt: priifecto valde inhonora reddidisti et rem nihili
fecisti lunonis pronubae «t lovit foedern, ohne jedn< h
diesen Gebrauch von sgya^coHai nachweisen zu können.
Im Auctarium S. 241 wird eine andere Rmendation vor-
geschlagen. Der Fehler liege nicht in ijgy.iouj , son-
dern in TTlOTU)fiaTa, ilas in TliailounTl zu ändern, und
nach 1/ Xd'oT aT/iin stärker zu interpnngiren sei: :tci.ij
ui'dm ägy.sini^at Hone, xai ziios rriaTaiiicii bedeute:
}ion acquiescere in fide per lunnnem et Invem data.
Wenn auch diess die griechischen Worte bedeuten kCnn-.
ten , so ist iloch dieser Gedanke an dieser Stelle, so viel
wir einzusehen vermögen, ganz unpassend. Wenn den
Furien vorgeworfen w rd , dass sie si<h mit den hei-
ligen Satzungen der Hera und des Zeus nicht begnügen,
so wiril nur vorausgesetzt, dass sie daran geändert haben,
nicht aber, was hier nothvtendig ist, dass sie dieselben
für Nichts achten. Dem Sinne nach ist [IgyiioiD ganz gut.
Vs. 'i'M — '2TJ. Diese Verse werden so verbessert:
Miyni, nao iu7iaq yug Jio.; 9gövoi^ ^tyrj-
syvy d', dyeiv ya.Q aifia /m^Tgoiuv ölxij ,
ltSTSif.li rovds (fiiJTa xtitu xvvijysTijv.
Die Aenderung im ersten Verse ist unnütz, auch kann
kein Grieche so gesprochen haben. Hr. W. sieht nicht
ein, wie 71 CCO zY/O^ ifgüVOl^ entschuldigt «erden könne.
Auf dieselbe Art, wie so vieles Andere, was namentlich
Aesrliylos von Homer aufgenommen hat. E)s scheint ihm
unbekannt zu sein, dass auch Snppl. .J48- ^Vellaur 7iaij
TOTC'.uOi'i dsvvaot'i schreibt. Bedenklicher wäre es
freilich, Tla.g yvvuty.Ui dem Aeschjlos zuzuschreiben,
wie Hr. W. S. 4S Willens ist, si vs. '2'20. e/i praepo-
sitionis forma vere esset a poeta projecta. — Die bei-
den andern Verse »erden so übersetzt: ego vero — nam
iustum est, agiliire [vie) sanguinem viatris eff'usum, —
perseqiiar huiic virum in miidum venaloris. Kc.y.y.vir^-
yt'-Tig ist in xura y.i'vnystljv verwandelt auf Grund de.s
(ilossems in der Fariiesischeii Hinilsclirlft u)^ y.t lljyiTIT'i.
Allein dieses (ilossem lautete im Sinne dessen, der es
gemacht, sicherlich tijg xvhl^yilli, und gehört zu der
schon verdorbenen. Lesart /.(CX/.rvi^yiTli. Uebrigens hatte
diesen Gedanken schon Wakcfield, » elcher /«>''« /('f/y
ySTK^ vprmutliete, was nirht unerwähnt bleiben durfte.
Die übrigen Veränderungen sind offenbar verunglückt.
/"/.ySIV statt uy!:t ist aus mehrereu Rücherii , rt/x/i statt
d'Xng ans dem cod. Farn, aufgenommen. Dass auch der
Scholiast di^i; gelesen habe, weil er a/iiit iii'ig'ß'n
durch ); (5i'x/; toi' firrgwor (i'niaTo^ erli\äri , ist schwer
zu glauben; sicher aber hat er d.yn gelesen. Das ist
nun ein ganz unkritisches Verfahren, die Lesart der guten
603
GßJ
ütiilitr zu rrrlassrii , neun liicüc einen p;iiieu Sinn t;oben ;
iwMii|;sliMi5 nullit llr. ^V. gc-^cti iltMi Sinn ilor ^'nlj;a(a
kiMUiii Liniianil. Ufnii ilaos di/.lj in <lor Farnesi.srhen
llaniUt lirift eint- lll(lS^o C'orrcttui ist, wozu ilas lorliiT-
gi'licnile ('("in Veranlassung K^l'j «las macht scliun «ler
»i-rlli (lieMT llanilsclii'ift »ahrsrheinlicb. Wenn nun so
t!a- .'lusscrp Auctoriliit nitlit für IJrn. VV. sjiriclit, so spricht
<iiT Minn «ItT Stelle ganz und gat gegen ihn. Denn »vas
soll c'.'lli' i'.iuc. Hl roij(Jl', unil ivio matt und unpassend
ist liier der Gedanke: ich verfolge den Mann, weil es
gerecht i-'t . Jen Multermiirder zu verfolgest. Nicht,
neil cs gerecht ist, sondern neil c» ihr Amt, ihre Bc'
slinimung ist. «eil es sie forttreibt, verfolgen sie ihn,
Aurli itird su das Uild des ilio Üpur des AVildes rcrful-
s;eiideii Jägers ganz aufg'ehubeu.
Zu vs. 303. 304.
toi'; /«fr xadauai y^cTgaq, ^ooaviuovrac
OlTli d(f' t'-UcijV l^iri'fi i(f!:(J7[ill.
\iird S. 68 hemerkf: In priino versu quam Turnelus pro
corrapto verbo TCgoavt^iuiTa^ ab iiliis i-j(^ovTU<;
legi referat, non possum, ijuin de re sane memorabili
inoneam. Niuiirurn Scholiasles A. ad Sept. contra Theb.
f». öSo. Schuelz, haec ad vcrba y.u/.ui ov y.sxkijojj
iidicripsil ■• yakuji yuQ y.ui ifaoirvji (^ijoaq tiqu^
Toii i)Lovi y.ai t:ov fiiov ev bidi,ai, oü vo^io9i]or]
ifavkoi. Oidl r, zrv cfOjjtouv Y.ai fttkaivav l'^ovoa
i/.iyida '£oinii clai y.al eJo'^Q'^siai ijr't tov oi/.ov
:/.('ivoi> TOi) didnioTtov , ov uv ly. to'tv %tiou>v &{ol
i^i oiav TiQoaöcyicüVTai. '.-Jvxi rov y.ui} a o ug raq
yiioa^ ijf^ovroi. Die letzten Worte (übrigens ist
zu schreiben: äi'xi TOV TOÜ xu&. T. y^. h/ovcog), meint
Hr. W. , entlialtun nicht eine genaue Erklärung der ein-
zelnen Worte des Dichters , sondern einen nach der Mei-
1)11 iig des Scholiasten ahnlichen Gcilanken, den er an-
dcrsuoher, und zwar aus unserer Stelle entnommen, die
er also so geschrieben vorgcfnndeii habe: TOl'i f^isv y.a-
^'<'.()<1q rdq X^iQUc, sj^ovrc'.^, und diess sei auch an
unserer Stelle das Passendste. Allein das geht ja nicht
an wegen des Alctruais. Leber den Scholiasten ist Hr.
>V. im Irrthum. Dieser erklärt die Worte des Dichters
/.;■ ai> i/. lioüjv dtoi dvaiav ölXuJVTai , und meint,
dir einfache Sinn dieser Worte sei, dessen Hände rein
Hind, <lenn der, ans dessen Händen ilie Götter ein Opfer
annehmen, ■jTQOodl^OVcai ., miisse reine Hände haben.
Si hon die Worte dvrl xuv konnten Hrn. W. ron seiner
iirigen Ansicht zuri'ickfiihren. — üebrigens billigt Hr.
AV. in der Enarratio S. LXXV, Not. (jö- die Lesart
;( oüviitiivra^.
In den Worten rs. 30S :
fjdoTVQSq öp&al Toio: ituvovaii.
Tia.nuytyvuu£vui. , —
wird Enarratio S. LXXV. Not. 67. f^idQTV()Ei in (.id'
oiOQli; geändert, und ndöXOQCi ögifai durch investi-
gatrices erectae übersetzt. Allein dieser Emendation ste-
Lcn ganz eutsihieden die Worte toioi QavovOlV Tia^a-
yiyi^cjfAilui entgegen, nnd die Furien haben es gar nicht
iiöthig, den AJOrder erst auszuspüren. Vielmehr sind sie
vollgültige Zeugen der Ermordeten gegen den ßlörder,
eben dadurch, dass sie ihn verfolgen.
Die Emendaiinnen und Erklärungen, die über das
folgende Stasimon vorgetragen »erden, sind sämmtlich
zu missbiliigen. So »ird vs. 322. der offenbare Schreib-
fehler der Uücher (e.iiroii(jyl('J(; für das Iliclitigo erklärt,
und die Stelle in der Enarratio so übersetzt: ut Uli»
murtalibus, quibus consnnguitieorum caede concurrerinl
teiiierarii, adsint , dnnec lerrani subierint parricidae.
Diese llebersetzung allein «idcriegt Hrn. W. zur Genüge.
Eben.so verunglückt ist die Vermuthung, vs. 33ü> sei zu
bessern äi^avurutv ö' dntxciv j(,9"^i! "uch der spa-
tere Vorschlag in der Enarratio S. L.XXVII. Not. 70.
d.ltuvuruiv 8' dnt'imv Xoioc, (sc. eoci) ist zu venver-
fen, «eil das einmal y(,euiv heissen niüsste, und «eil
z«eitens dieser Begriff hier unstatthaft ist, wie die be-
nai'hbarten Worte iyiiCAithj und ä/iuiooi frJ^fi^rv leh-
ren konnten. Ganz verunglückt aber ist seine Ansicht
über vss. 340 — 342. Diese «erden so gelesen und über-,
setzt S. 73 :
^■jiEvdöjitvuL 5', dcftkclv Ttvu räoöe luegUtvai,.
d£(j}v ärfAciai), e/,iaiat XtTuii bTtiy.iJUi.vEiv,
^1/8' eg Eyiototv klXhiv.
studemus nostris precibas ejficere, ut deus quis hanc
curam ratain facere velit, neve nos impugnet. Führer
war der Scholiast: ificioc Xiraii) Ei'X<Jua.t ro/\' i^Eoig,
TEkecrat (tov tu ßoi'kij/ict y.o.i (ti) s/g /uuxi^v (tot ik-
9siv. Der erste Tlieil dieser Erklärung, meint der Hr.
Verf., bis ßovkniW, gehöre zu vss. 34ü. 341, das Fol-
gende zu dem folgenden ^"^crse. Daraus gehe hervor,
dnss der Scholiast das 8' nach Seüjv nicht gelesen, und
tuoSe UEoi^ivag in seiner Handschrift vorgefunden habe:
mit den Worten tEkioai uov tu ßovkn(xu erkläre er
die Worte des Dichters dcpskEiv rdoös fiEQii-ivaQ, d.iE-
kEtav, da dffEkEiv so viel bedeute, als teXeoui , und
verbinde ril/a 9evjv ; endlich beziehe sich auf die Worte
07rEv8ö[.t£i>c(t 8' iuuioc ktxaic, ETtiy.uaivEiv das eine
Wort des Scholiasten Evxouai. Von allen diesen Fol-
gerungen ist nicht eine einzige richtig. Wie kommt
denn Hr. AV. dazu, die Erklärung des Scholiasten, die
zu ELtatOl t.traig gesetzt ist, auch auf den vorhergehen-
den Vers zu beziehen. Aus dieser falschen Annahme
fliessen die falschen Folgerungen. Der Scholiast erklärt
Euuiat. klTalg durch Eir/o/xul und ETlty.QuivEiv durch
Tsksöai. Ob er statt i}EdJi> 8' diikEiav etwas Anderes
gelesen, und diess durch Ijoi'kti.ua erklärt, ist ungewiss,
«ahrscheinlicli wusste der Scholiast Nichts mit diesen
Worten anzufangen, und rskiaai (lov ro ßovkij/na soll
nur das Ent/.QaivElv wiedergeben. Das» sich die letzten
Worte des Scholions y.at (ii) Eli f^dxijv (lot ski^Eiv auf
vg. 342. beziehen, darin hat Hr. W. Recht, Unrecht
aber, wenn er meint, der Scholiast miisse gelesen haben
ILiljd' sg eyxoiotv ikdiiv. Wie nämlich syx^ioj zuweilen
bedeute itivudere sive impelum facere, so könne auch
EyXQiaiii bedeuten impetum , und Eg EyXQt(Ttv ikdEiv
impetum facere sive impwgnare. Der Scholiast las uyy.gi-
Otv und dachte au dl'UXplvEodai. Doch was auch der
Scholiast mag vorgefunden haben, so viel ist gewiss, das»
der Dichter nicht hat so schreiben können, weil die
Worte gar nicht das bedeuten, was sie nach Hrn. W.'s
Annahme bedeuten sollen, weil zweitens die Furien gar
nicht znra Zeus flohen, noch weniger aber immer fort
665
66G
oliiie Untcriass flehen küiiiien, da »licss unsinnig wäre,
iinil tloch nu'isste «lies« nach <leni Ziisammenliange der
Stelle darin liegen, und weil drittens die Wortstellung
dagegen ist, die so hätte lauten müssen:
ozevdufj.£vat öi Knalaiv e/jaig tTtiy.Qaivctv,
a. s. w. VVeitläuftig »ird über diese Stelle noch Enar-
ralio S. LXXVIII, Not. 72. geliandelt, und man uiuss
noch mehr erstaunen, wenn man liest, dass aJienöof^iepcll
lu ronstrniren sei niit iilöuuv vs. 33+., die Verse aber
Ton 34l) — 350. fidka yäp oiv — drav sich beziehen
•ollen anf rs. 337. £,Ti Tüv , (o, dioftevai. Endlich
werden die Worte vs. 343 — 345. Zevq yaQ — ÜTri]-
^ivjoaio auch auf vs. 334. Suifidruyv yap elkofiav
bezogen nnd von den fllordern rcrslandeo. Allein dass
diese Stell«' von den Furien zu verstehen sei, konnten
■chon die Worte AiOX''-i u? äniii;iU}aaTO lehren, die
nicht bedeuten iudicium exercere nuluit , wie Hr. W.,
durch Passoiv irre geleitet, übersetzt. Zugleich vernich-
tet ja aber Hr. W. durch diese Erklärung seine über die
vorhergehenden Verse aufgestellte Ansicht. Denn wenn
• ich Zeus mit dem blutlriefeii<len, vcrabscheuungsnürdigen
Geschlecht der Mörder nicht befassen will, su sind Ja
ihre Bitten unniitliig, dass er ihnen ihr Amt bestätige;
ja nach Hrn. AV.'s Ansicht haben gar die Furien das Amt
nur übernommen, weil es Jnppiter nicht übernehmen
wollte, S. LXXX se illud munus recepisse, quoniam
Juppiler noluerit iudicium exercere- Das ist denn doch
ein Irrthum, in welchen ein Archäologe niclit verfallen
durfte. — Vs. 354. wird ugxi/f'f^toiq i STTtCfovun; :io-
öüi für das Richtige gehalten, unil die Verlängerung
vor (Y) mit der ähnlichen Verlängerung vor ~y geschützt,
wie in (fUloiixojvEi; in den Choej)h. vs. U!4ö. Darin
wird Holil Niemaud dem Hrn. Verf. beistimmen. Wenn
er aber meint, dem Sinne nach würden die ooy^rjOnoi
noöu^ der Furien ganz gut t't^lcfuvui genannt, so ist
diess wahr, jiasst aber nicht an unserer Stelle, während
eniCfdovot^ hier ganz angemessen ist. — Den folgen<len
Vers TlLTZTOJV d' ot'x oidcv Tod' i>Tr' äcf^ovt Ivfin
erklärt der Scholiast durch: Tzcnirfoorwv '/«(> ovy. ai-
ly^avETUi -rov y.ay.uv, und da meint denn Hr. W., er
habe vorgefunden Tliniv)V ö' ovy. oiöer Tod' i^tnCpoovL
l.llia. Auch hier folgert er zu viel aus dem Scholiasten.
Das Richtige erkannte Stanley , der ■KSOlCfoovüjv in
1 aoa.Cfpovoji' verbessert; Ttaod. nnd Tieoi werden sehr
iiäntig verwechselt, wir selbst haben schon zwei üeispielo
davon anzuführen Gelegenheit gehabt. — Doch wir ver-
lassen diesen Chorgesang, dessen Dehandlnngswcise aus
den mitgetheilten Proben genügend erkannt werden kann.
Vs. 3S8— 390- laufen nach den Büchern:
vf-tä:; d" öf^toiai ocStvi criraQTvjv yivBi,
ohx iv dsuiai TCfiuq &EUJV öpcuiievatg,
ovx ovv ßQOTEioiq ifKpsQtiq fioQ(fojfiaaiv.
Stanley verbesserte einfach ÜQUjjdi'ug, Hr. Wieseler aber
«chreibt:
OVT ovv diuiiri TiQuq deuiv öoujuhan:,
uiid ilbersetzt: neque adspeclibus, qui a diis ostenduntur
(se ostendunl). Heber olv lieisst es: I'arlicula ovv
^uam facile in ev trannire potueril, ittsigHt exemplo
docet ed. Aid., in qua ovt iv exaratum est versu sq.
Zeilschr. f. d Altci thiimsw.
Das ist kein cxcmplum iiisigne, da Jeder sieht, dass der
Abschreiber oder Setzer sich in die vorhergehende Zeile
verirrt liat , die mit demselben Worte anfängt. Das dop-
pelte ovv sucht Hr. AV. durch eine ahnliche Stelle ia
den Choeph. vs. 672. zu vertlieidigen, wo auch zwei un-
mittelbar auf einander folgende Verse mit Ht' ovv an-
fangen, allein hier hat das ovv keine Bedeutung. — Hr.
W. nimmt Anstoss erstens an rioog 9c(ijv. Quis enim
non viderit, quanlopere frigeant verla 71' oo ^ i)£ujv,
quanicunque quis /tut explicnndi aut etnendnndi ratioitem
sequi velil ? Quo incoiiimndo , quamquam minus, tarnen
laiorat eliam correctio Stanlej'i, Wie soll etwas fllattes
darin liegen, wenn das Subject in einem Salze ausgedrückt
wird; man müsste es sich doch hinzudenken, wobei noch
der Ausdruck schief wäre. Praelerea e poulremo versu,
uii universe de humanis figuris, non de femineis sermn
est , speciose aliquis cnllegerit , poelarn etiam eo versu ,
quem Uli opposuit , universe de diis, non de solis denhua
dixisse. Die Furien waren ja aber i}c(iA un<l nicht tftoi,
und die Minerva niusste sie also unter den Göttinnen und
nicht unter den Göttern suchen oder vermissen, lieber
seine Emendation sagt er: Persentis( isne, quam accurnt»
hie versus sie restilutus sequenti oppusitus sit, quum tum
non solum universne sententiae, sed etiam singulu verbn
dEntai et fi o ocp uj f-iao iv siii respondeant ad amus-
sim'i Sonderbar! gerade umgekehrt wird aller Gegensatz
vernichtet. Denn die Menschen sind ja für die Götter
nicht unsichtbar. Der Gegensatz ist, dass die Götter
sie nicht in ihrer Gesellschaft sehen, dass sie also weder
himmlische Göttinnen, noch auch wieder menschlichen
Gestalten ähnlich sind, nnd das drückt die Stanley'sche
Emendation ans, die su leicht und sicher ist, als man
es von einer Emendation nur verlangen kann.
Die Minerva fahrt fort vs. 3'Jl. 3'>2.
"keyEiv S' ä{iog(fov övza rov- tiei o.s ^ay.uig,
UQOOV} öixalujv, ?j8 d-Kuozo.cti deuiq.
Die Gelehrten haben dnoocpov in d.j.tOfl(fOV amgeSn-
dert. Darüber wnndnit sich Hr. W., und gibt folgende
Erklärung: Minerva, quae modo Furias ad externam.
formam respiciens , nulli salorum generi similes cell,
appellaverat , hoc loco, cur, quamvis deformes sint,
tarnen ea , quae modo dixirat, sie protulerit , ut Uli*
ob de/ormitatem non maledixerit, universali hac senten-
tiu : conviciari ei, qui deformis est, proximos,
iniustufn, probat. ?iicht über die Gelehrten, sondera
über Hrn. W. iniiss man sich wundern. Denn nach die-
ser Erklärung hätte der Dichter nicht ÖE, sondern yd^
setzen müssen. Aber was w.'ire das für ein Gedankel
Minerva weiss es, dass es unrecht ist, den Missgestalte-
ten desshalb zu scliinähen , und doch fiudet sie es für
nUlhig, sich zu entschuldigen, dass sie es nicht thnt.
Vielmehr erwartet man eine Entschuldigung, dass Mi-
nerva den Furien ihre Gestalt zum Vorwurf macht, denn
ein Vorwurf liegt in ihren AVorten. Wollte daher Hr.
W. die Vnlgata verlheidigen, so miisste er sie so erklären,
dass Minerva sage: Doch es ist Unrecht, Jemanden sei-
ner fiüsslirhen Gestalt Kegen zu schmii/ien, daher schireige
ich. Allein dann fehlte der nuthwendige BegriH', tcenn
er einem nichts zu Leide gethan , und auch die AVort-
44
GC.T
6f)8
«tellung ist «Liffeitoii , Uli«! TOii nii.c: als Siibjoft gc-
iioiniiiPii , K'li' «■in«'" S'in« siliiefcii AiihiIiiu k. Vier Sclio-
liast ist Ueiiie Auil<iri(.'lt, »oii iIimii es lirisst: '. / ii i> (J Cfi ov
etiam scholiastet scriptum repperil, sed sanequam nitre
explicuit: uii iiQW o ^ o la u ur drvtjoTj fi c eip ui^
eiTlov rt I' r / i/'i ^«/. Der Srlioliast nahm diiugCfuv
uitn als Siil'jert, und konnte alüu nicht anders erklären,
als er );ellian hat.
Vs. 4'1'J — 4',)j. lautet die handschriftliche Lesart:
Ea9' imoi' to öcivuv ev
Y.al (fgeviov eulaxonov
dfiitaivii y.ai^ijufvov.
Bi'ucfeget ouxfoovtiv vTio arevet.
Der Srholiast erklart oü 'iavrax>j to dsivov änsivai
(fo6füiv ÖSI, daher hat Hermann unbeztveifelt richtig
rs. 4'-t4. »'erbessert Sfi uivliv : Manchmal ist die Furcht
gut, und es iiiuss ein U'iichter der Seele niedergelegt
bleiben. Hr. \V. schreibt die Stelle so:
ia3' onor tu deii'uv ti-
va.i (pQ£vu)v suTtoxonov
dei. ithet xa^ijufvov
^i'ii(ft(>£i ao)(füüV£iv i'to ai£V£i.
d. h. Est ubi timor dirulus esse debet ad {tangere debet)
mentem. Animo (violeitlo atque praecipiti) conducil ,
»apere sedenlem sub angiistiis. Es »vird versichert, so
müsse der Schuliast gelesen haben: Verba i 0 9 onov
explicuit ov Ttavraxijt itaque dictioneni aivai (pQ£-
fojv STliaxOTlov non reddere poluit, nisi: äneival
(fQEViZv, et sie agendo inlerpretationeni suarn salis
presse applicuit ad verba poetue, qualia nos fuisse cen-
teiiiut- Aber woher weiss denn Hr. W,, dass der Scho-
liast nicht bloss den Sinn der Stelle angeben wollte?
Das zeigt ja schon das o(i TtavTnjij. Noch mehr Ge-
wicht scheint er auf die Erklärung von oioquovsh zu
legen: uims y.ad ijf.iivop t'ioro oievei Omcpoovniv. Allein
daraus folgt nur, dass der Scholiast falsch constrnirt,
nicht aber, ilass er anders gelesen habe. So beruht also
diete Schreibart auf keiner äusseren Auctorität. Allein
auch ao sich betrachtet, ist sie ans mehreren Griindeu
lu verwerfen. Erstens ist die Worfbrechung im ersten
Verse gerade hier ganz uiistattliaft , zweitens darf nach
ösi keine so starke Interpunction eintreten, wie die Stro-
phe zeigt, drittens ist das Asyndeton felilerhaft, viertens
heisst iiiuoi; nicht aninuis liolentus at(jue praeceps, fünf-
tens ist mit einem solchen aniinus hier gar Nichts .in-
zofangen , sechstens ist die Wortstellung fitvil xui^)]uf.-
vuv ganz unerhört, und endlich musste das poetische
au)(fQi)V£iv VTTo fJTSvei von einem solchen Aenderungs-
versuche abhalten.
In den unmittelbar darauf folgenden Versen:
Ti; dl; ftrjdlv iv (pdft
xaodiuv dvUTrjtCfaji'
ij nokti ßfioiüg .'>' öfioi-
wj ir' du oeßoi div.av ;
wird keine Acndcrung für nbthi^ erachtet, nur des Ver-
■es wegen «i- >or i/h<>.( rnff ii)i' mit Andern eiiigeschnbi'n.
Die gm cliisclien Worte sollen bedeuten: ecquis rero
haudq u aqiiai/i in tuce cor alen», aeque iam i u-
stitiain colat? Cor in liice alere est: ila conforinare
cor, ut purum sit et caniiidum. Das wäre also ungefähr
so viel, als: kein Böser ist gut, und wie kommt der
fii()ev f.v Cfdn y.aoi'^ini' uvaiQiqmv hierher < Da»
Unhaltbare dieser Erklärung sah Hr. W. später selbst ein,
und er fasst daher in der Enarratio S. XCII ev ccaei
als Gegensatz zu filvSl, und gibt diese ganze zweite
Gegenstrophe so wieder: Esse, ubi oporleat, ul id, quod
rnetuere f'acial , iiientem afficiut ; aniino iiiipotenti con-
ducere sedaturn inodestuin ßeri angiistiis ; neque enii'i ,
8« oninino non animum tranquillurii et serenuin aluerit,
sive civitaleni sive privatum similiter, iuslitiani culturot
esse. Dadurch wird die Sache nicht viel besser, und es
ist zu verwundern, dass Hr. \V. bei nochmaligem Durch-
gehen der Stelle den nothnendigen und gar nicht verileck-
ten Gedanken nicht gefunden oder viehnehr nicht anerkannt
hat. Denn ausserdem, dass schon Schütz ev (fdsi in iv
(fi)ß(t), und zuletzt in tv ÖEll verbesserte, macht auch
Fritzscbe ausdrücklich darauf aufmerksam, der deui Sinne
nach ganz richtig dvaif}t(füjv in üvaiotiüv umändert,
freilich aber tlie Worte iv CpoSl sehr unglücklich erklärt.
Auch Hermann spricht darüber, der die letztere Emon-
dation von Schütz billigt. Endlich durfte ja nur der
Dichter selbst zu Ratbe gezogen werden, welcher die
IVlinerra vs. 668- ()H(). sagen lässt :
xol fij) TO öe/vov Tiäv Trölsuiq s^ut ßaXeiv
riq yap ÖBÖo/y.vjq fojdiv, evö/y.og ßpoTcav;
Diese Stelle ist um so überzeugender, als auch der fol-
gcnilc Gedanke zu Anfang der dritten Strophe von der
Minerva in den beiden vorhergehenden Versen ausge-
sprochen wird.
Vs. 619—621.
TOVTtuv EiTutSaq ovy, änoii^asv narijQ
oiif.io^, T« 8' dXka TrdvT uvu) ts v.ui y.aiui
OTQiCfujv Tid^ijaiv, oidiv äa9fiaivu)v fiivst.
Hermann hat darauf aufmerksam gemacht , dass diese
Stelle verdorben sei. Hr. W. glaubt sie herzustellen,
indem er usvei in fjtv£iv verändert. Denn der Gedan-
kenzusamuienhang fordere, dass der Dichter sage: ulia
vero omnia riirsum deorsum versans, facile opera, ut in
statu SUD maneant , efßcit. jiivt/v wäre hier ganz un-
verständlich, /n suo statu mattere kann f-ttvetv hier
nicht bedeuten, da diese Worte den Sinn haben: in sei-
ften alten Zustand treten. Anch könnte das Particip.
Praes. OT^icfiujv nicht stehen, da die Stelle einen Wi-
derspruch enthielte.
Zu vs. 633.
71UX1JQ fAtv dv yivotT dvev i^irjTQo^.
wird bemerkt: Ad versum 633. hoc adscripsil scholiastet :
nuTijQ II iv dv yevoiTo) ycvvijOEiev. Ad qua*
verba iiiiror neminem adhuc adtendisse. Etenim in pro-
patulo est, hominem sie explicantent iiiininie legisse
y evoir, sed pnlius: ytivair'. Hesychius: Feiv^atTO,
i yi r vtj 0£ V. Nee scio an praeferenda sit haec lectio.
Darüber kann kein Zweifel sein, dass, wenn auch der
S.holiast so gelesen, doch der Duliti'r nicht so geschrie-
beti hat. Allein auch der Scholiast hat nicht so gelesen,
und es ist zu verHnndern, dass ihn Hr. W. nicht ver-
standen hat. Zu dem erklärenden ytivijonnv ist nicht
.TaTlj(> hinzuzudenken, sonilern TTarijo yivotro ist so
viel, als yevvijoetev. Man kann auch ohne Blatter f'ater
669
670
»<?in, meint der Srholiasf, ist so viel, als: Man kann auch
ohne Mutter erzeugen.
Vss. t>85. 686. sagen die Furien zu Apollo:
d)!' atfiarijoa TtQciy^iav' ov Kaxajv olßeii;
fiavreia d' oüx i'^' üyva fiavisvaj] fuvoiv.
Hermann hat ftlvv)V in vSfiiov „iewo/tnend^' verbessert.
Darüber wird so genrtheilt: Quam correctioueni noii modo
tuperßuani esse censeo, sed etiain fahani. Facile eniin,
opinor, quivis senserit, poetam construi voluisse verba:
fiavTSiu oi'x 'id-' äyi'u j.t av r e v otj, „oracula non
iarii ptcra edes", neque vero: fi. ovv. k^' ä. vifiojv
ucvtsvOt], „oracula non iam pura haiilatis vaticina-
ieris.^'' Narii illud tjuum per se aplius sit, tum plane
e/ficilur e resp msicne Apollinis :
*n y.ui KUTijo Ti a(fakl.£Tai ßov'ksvfidzujv
niJiotov.TÜvotai TXQpaTooTiaii 'JEtovo^;
Ueberlliissig und falscli kann diese ^'erbessernng niiht
sein. Falsch ist sie aber nicht, da sie ja eben den Sinn
gibt, den Hr. W. verlangt; nnr ist der Ausdruck pralc-
tischer. Er selbst beliiilt fievcjv bei, das sich auf c'.l-
uanjoa Tiony/tara beziehe, und ferens , sustinens be-
deute. Aliein auf eine solche Beziehung kann kein Zu-
hörer verfallen , und folglich auch fiiuajv nicht in dieser
Uedeutung auffassen, wie denn übeihaupt Hr. W. öfter
iu den Fehler verfällt, dass er griechischen Wörtern Be-
deutungen unterlegt, die sie zwar haben können, aber
nur in einem bestimmten Zusaininenhange und in einer
bestimmten Verbindung haben. Die Auffassungs>*eise ei-
ner Stelle, die sich natürlich darbietet, und gleichsam
von selbst aufdrängt, muss, zumal beim Scenikcr, die
richtige sein, oder der Dichter hat gefehlt. — Ucbrigens
gibt auch aif^ia-vi^QÖi Tigay^iava [ASftuv keinen passeu-
den Sinn.
Zu vss. 704 ff. ■
'Eliov tÖö' tQyov, koiaBiav itQivat Slxijv
ipiJ(pov ö' OQtaiTj Tijvd' kyto 7r^oo9ijaofiai.
fixä d' 'Oqeotijq, Y.av ioö^pr^rfoq y.otdrj.
wird die von Müller, Fritzsche und Hermann besprochene
Streitfrage über den .Stiinmstein der Athene einer noch-
maligen Prüfung unterworfen. .Müller halte die Ansicht
aufgestellt, dass die Anzahl der Areopagiten eine gerade
sei, dass Minerva nicht als Richterin ihre Stimme ab-
gibt, sondern erst, narhilem sich vss. 72'-?, 12i- Stimmen-
gleichheit ergeben, ihren Stimmstein zu den lossprechen-
ilen legt, denn gerade das sei die Idee des cnlculus Mi-
nervae , dass er bei gleicher Slimmenznltl noch hinzuge-
ilacht werde *). Dagegen behaupten Fritzsche und Her-
mann, dass erst durch den Stiinmstein der Athene die
Stimmen gleich iverilen , und sie haben diess so überzeu-
gend dargcthan , dass man sich wundern muss, Hrn. W.
als Vertheidiger der Ansicht seines Lehrers auftreten zu
sehen. Prüfen wir seine Argumente. Dass Alinerva nicht
aU Richterin auftrete, soll, wie schon Müller bemerkt,
»'S. 449 ff, beweisen. Dagegen hatte Hermann erinnert,
*) Diese Ansicht suchte auch der vei'stoibene Klausen in
dieäcr Zcitscliril'l 1834, S. 34ö If. als die richtige zu er-
weisen. M, F.
dass Minerva nicht das Richteramt abgelehnt habe, son-
dern das Amt, allein zu richten. Al vero, entgegnet Hr.
W., num hie sensus esse polest verboruvi :
aide ftijv ifjoi diy.iq
(fopoi'i *) dia/QStv ö^i'iiijvirovg dr/.aq-
an quo taiidcm loco liuiusmotU (jitid prolulum est? und
weiter: vs. 4ll et 44fi- Fiiriae et Orestes eapclnnt
i/uidem, ut ßJiiicn'a cuussci/ti tliindicet , nl ipsa üs^
i/iiac respondet vs. 449 sq.^ iiegal ; sibi (juidcm fas
esse j huic postidalo obsequi ; quarc postea, i'.«. 460 .V7//.
(lUHiii tujien conducere visttm sit , Fnriis ulquc Oresli
rogunliOiis hand prorsus deesse , iudicium se e ci^ibus
iuramenlo obligalis consdluturam pniedical. Das ist
eine Behauptung, aber keine Widerlegung. Hermann's
Ansicht ist evident richtig. Denn wenn üresl die Mi-
nerva auffordert, den Streit zu schlichten, 30 versteht er
diess doch nur so, dass sie ihn allein ciitscheideii soll,
und diess lehnt die Göttin ab. Gar kein Zweifel könnte
über diese Erklärung heirschen, wenn die vorhergehende
Stelle, wie sie iu den Büchern steht, nicht verdorben
wäre :
Tu TToäyiia fisi^op ei' Tic oietai zoSe
ßgoTOs di/.uQeiv.
Diese Lesart wird S. 96 mit dem ganz nichtigen Argu-
mente angegriffen: Niiin hoc si credidiisel dcü , quo
landein modo niortatibus iiifra iudiciuuii negotium
mnndarc poluisset? Einem einzelnen Menschen hat sie
es ja nicht übertragen. Nicht desshalb ist diese Lesart
zu verwerfen, sondern «eil der Gedanke hier ganz un-
gehörig ist, »o von einem Sterblichen , der die Entschei-
dung übernehmen solle, gar nicht die Rede war. .An»
demselben Grunde ist aber noch weit weniger die von
Hrn. W. vorgeschlagene Verbesserung:
Tu Tlfjäyi^ia /ici^ov, r; rii oietac, rdSs
ßgOTOic, öixd^eiv.
zu billigen. — So viel über diese Stelle. Wenn ausser-
dem noch vs. 81 sqij. angeführt wird, wo Apollo sagt:
xäy.et öixaoTUi rujrde y.ul deky.Ti.Qiovi
/ii'vtotc c/oi-Tf«;, |U?;^"ias tvßi'jaufiEv ,
djai' ii CO Ttdv as lujvd' dnakkü^ai Jiövcov,
und vs. 215, wo derselbe sagt:
di'y.aq 8e UaXXdg tujvd' enourevoEi ded,
so soll doch damit nicht etwa Hermann's Ansicht wider-
legt werdenl Weiter heisst es: üc loco j qui sequilur
inde a i-s. 465. supra dixinius ; quamquani is potius,
quid corruplus est, omnino non polest in sensuni i-o-
cari. Sed, ulut de eo stalueris, hoc sane dijjicilli-
tnuni fucril certo coinprobare , contineri eo , quod
Ilernianno favere credas. Das ist auch nicht nothweu-
dig, wenn diese Stelle nur nicht gegen Hermann i^st.
Und doch heisst es S. lOJ : Si ^'Crsu 460. verbum ij^^ui
relineas, non licebit opinor , verba öiaiQalv tovto
Ttpayu' £Tt;rviJ('Ji; nisi de Minerva dicta intelli-
"ere, vel saltem simid de hac et de iudicibus. Jani
vero eadem supra vs. 449 sq. de se prorsus contrarie
locula est. Also spräche ja diese Stelle gerade für Her-
•^ So liest Hr. W. mit Unrecht statt (forov.
44*
fwl
G72
inaiiii. Uui 4lie c-lu'nf.ill.-; i rrdorboiio Stelle >«. 5Jf. «U
ülierirrlirii, »»ii«l •i"«''' aiigefiilirt vs. 50',). (iOO:
haA' WS dxoi'(rt;, llnkf.äi, Ol r' £(pijuevot
i^ijcfip, diui(jeii' lovds nQuyuaxoi neijl,
i/uif)/>i- iiiii) MiiHTi'n distiliclis vcvbis xegrcgcliir <ib
iis . qiiiius iui/idiiuli niuiiiis iihinduliiiii enil. Dass Pal-
las roll «Ion Rliliferii iiiiter.s<hicili'n wird, ist iiad'irlich,
aber sie »ird nicht ileii Rirliterii ciifgeijciijjestellt als
>irlitriili(erin, somleni sie wird besoiiders genannt, als
tiuttin, die zii»Iim(1i ^'orstaiid <les (.'criclites ist. Es nillss
berrpindeii, d.iss solche Ari;iiiiien(o nur erst angeführt
werden. Es folgt die Angabe der Stellen, ans denen
eicli ergibt, dass i'Mineria als i':y£n(i)V Toi} dlXaanjptou
fungirt. Das »vird Niemand bestreiten, wohl aber den
Schliiss, dass sie desshalb nicht habe mitstimmen dürfen.
Man kann nicht von dem Amte des ijyciiujv TOV dixa-
orvoiou einen Sdiliiss auf die Minerva machen, da sie
ja nicht ///()>,'.' Vorstand, sondern eigentlich dio Einsetze-
rin und Gründerin des Gerichtes ist, nnd zugleich auch
das Amt eines Vorstandes vertialtot. Selbst »s. /(I4.
iiwv Tud' i(jyov , l.oio'Jiuu /.oivul 8r/.>]v soll gegen
Üermann sprechen. Sigiii/icnt d.'clio, heisst es, ulti-
mum caussain diiiuli carCj de exitu caussac
iudicium habere. Ilis vero verbis non polest id
exf)rimi , Minervani iani simul cum iudiciüus sujj'ragia
ferre , sed id so/uiiimodoj cum post lata a iiidicibus
siij/ragia j si conlroi'ersia ortu fuerilj ulra pars victo-
riuin consctjuutn sit j id tjuvd infra ei'cnire \idebiinns,
paribns utriniqiie siijjragiis comparentibiis , Uteiii di-
riiiierc vclle et ulliinuni scnlenliuin prouunciare. Ergo
etiain hie locus ^ isque profecto gruvissimus ^ contra
Hcrmannuui et Fritzschiunt ßtcil. Es ist ein 3Iacht-
sprucli , dass diese AVorte so zu verstehen sein. Aber
auch so wird Hermann's Ansicht noch nicht widerlegt.
Denn warum kann Minerva nicht sagen: £s ist nun
meine Suche, über die Entscheidung des Rechtsstreites
mein Urtheil abzugeben; meinen Sti/nnislein über gebe
ich dem ürest? Nun kiinnen aber die >Vortc Xutadiav
X(jivUi öixiW nichts Anderes bedeuten, als den Rechts-
streit zur Entscheidung bringen. Das geschieht denn
dadurch, dass Minerva ihro noch fehlende Stimme ab-
gibt, dass sie für den Fall, dass Stimmengleichheit ein-
tritt, eine Destimmung triff! , und endlich <lie Stimm-
»teine aus der Urne hervorschütteln lasst. — l'rnelerca,
ut concedani , id r/uoil ßlincrva vs. 70Ö. fuluro tem-
pore ututur, si rem ad vii'um resccnre velis , nihil
probare, ut sequilur tiinien cjindc , ul senlenliitinilLun
cum Miiellero ad t's. 722 sq. traherc liceut. Auch wenn
mau das Futurum noch so nrgirt, beweist es nichts.
Solche ßpHeisgrümle dürfen nicilt vorgebracht werden.
Endlich das letzte von den Argumenten, die aus dein
Stücke selbst angeführt werden, soll darin liegen, dass
«ler bciieggrund, aus dem sie dem Orcst ihre Stimme
gibt, gar zu niditig sei. Ijedcnke man diess, und uie
■ehr doch Minerva es ilen Areopagiten eingeschärft habe,
treu ihrem Eide nach besstem Gewissen zu urtheil''ii,
ao leuchte ein, non velle cum vs. 705. ad iudicium de
Jacinoic Oreslis habenduin respicere, qiiod totum Arcu-
pagitis rslinquitur , sed nihil, nisi signure, quid ipsa,
si sujfragia iudicuiii lata fucrint , sibi , tainquam ijys-
jturt. ToU df/.CiO 1 1; oio r, non fncinoris vel iustili,ie
vel iniustitiue ratione ha/ntu , sed pro sensu suo , ut
caussa ad fineui perduiuttir , ugen/tum piitel. Wir
wünschen zu erfahren, welchen wichtii^oreii Grund Mi-
nerva hfifte anführen können. Hatte sich doch ebenso
Apollo ge.'lussert, wo er über die Heiligkeit tier Ehe
spricht. üer rtlann ist der Schirm, das Haupt des Hau-
ses, und die GOttin kann sich nicht zu Gunsten ile« Wei-
bes entscheiden, die den 31aiiii ermordet hat Uas ist
der eine Gesichtspunkt, aus dem man diesen Rechtsstreit
zu betrachten hat. Der andere ist die natürliche Pietät
des Kindes gegen dio Mutter. Diesen kann Minerva, die
Tochter des Jupiter, nicht anerkennen. Nur wer von
moderner Anschauungsweise ausgeht, kann diesen Beweg-
grund für nichtssagend erklaren. — Was die Zeugnisse
anderer Schriftsteller betrifft, so genügt es, auf Hermann
zu verweisen, und wir haben nur über eine Stelle za
sprechen , die als neues Argument von Hrn. W, ange-
führt und für besonders wichtig und entschieden gehal-
ten wird. Cicero pro iMiloiie Cap. III. §. S- sagt: /lu-
r/ue hoc, iudices , non sine cuussa etiam fictis Jabulis
doctissimi homines ine/noriae prodiderunt, cum, qui
piilris ulciscendi caussa nialrem nccavisset , variutis
hominuin s entenliis , non solum divina, sed
etiam s apientissi mae deae sententia libera-
tuni. Darüber heisst es: llaec verba ad locuin Ae-
schyleum spectare, ut J^ictorius, rede notant interpre-
tes. Jam nos ne de verbis: ,,va ri atis hom i nurn
se nt ent iis"' continuo cum T ictorio sentiumus , sie
scribentc : ,,varialas ho/ninum senlentias Marcus Tul-
lius i'ocat, quae fuetunt inter se magnopcre discrepaii-
les : dimidia enim piirs absoU'ebat : diniidia vero coit-
dtnuiabat. Id uutem videns Minerva ipsa auxiUurn
tntil (Jresti, ac suo sujfragio illum liberavil" — ut
hoc certe clficilur c luco Ciceroniano , ut Minerva
tU'H denitim calculum suum adieccrit , quum quuenani
ratio esset sußragiorum ab homitubus fAreopagitisJ
laloruin videret , scilicet , ut ad Aeschylum rcdeamus,
non ante versum 712, sed post versuin 713. et qui-
dem , si tum demum rectc sujfragi:! dinumcratu pu~
tantur, jiost versum 721. Hierin liegt ein <loppelter
Irrthuui. Denn einmal sind dio Worte des Cicero all-
gemein, nach dem Gedanken, der dem ganzen Stücke zu
Grunde liegt, zu fassen, und zweitens beweisen sie auch
nach Hrn. AV.'s Auffassungsweise Piidits. Denn nicht
nachdem 31inerva sah, «lass Stimmengleichheit vorhanden
sei, entscheidet sie sich für die Freisprechung, sondern
schon vorher gibt sie das Gesetz, dass Orestes bei Stim-
mengleichheit freigesprochen sein solle. Befreit halte
also Minerva den Orcst schon vorher, wenn sie auch ileu
Stimmstein erst nach geschehener Sonderung zu <len los-
sprechenden logen kann. So durfte sich also Hr. W.
nicht wundern, dass weder Hermann und Fritzsche,
noch auch Müller auf die Stelle des Cicero Rücksicht
genommen haben. Dicss sind die Argumente, welche
Hr. W. für seine Ansicht auziifnliren weiss. Dass sie
iiisgesamint Nichts beweisen, glanlien wir, überzeugend
dargethau zu haben. Eine unbefangene Betrachtung der
Rede der Minerva, von vg. 704. an, wäre hinreicheiul
gewesen, dio Riclitigkeit der anderen Erklärungsweiae
f)7:-5
674
f iniusplieii. Wir fnlircii hier «lle eijfrnen Worto IIrn>
W.'s an aiiu «1er Kiiarratio Note 11*1, S. CXXI: Moilcu
leimen cavftiduiii esse, ne id , ijiiod i\Jinei\>a iiirn ante
(■■ilculüs dinuiiiercilvs ea ail , (jucic vss. 7U4. 705- 711-
i ontim-ntur , iln luripiatiir , (jitusi den aiit iiiUritj quo-
inodo Arcupagilae SKjfnigui liderinl; nul , utpole fu-
luri pruesciu, ciikutos ulrii/u/iic inircs fiiluros csae ,
iiirn tum cugiiiium Iiabcat, t/iaint illa dich, lllud con-
tra morem iudiciorum Atliuiiiensiiim pugnarcl j hoc
oinnem aclionciu , tpi.ini vocaiit, tollcrel cjabiihi. Diess
ist ^aiiz rirhti<r, iiiul tiass nuch ilin Partricii aus <Ier
Rede iler Minoria Mrlifs auf ilic ßiitschciilung srlilosseii,
zeigen ilie roii Orcst und den Furien ausgesprnrhenen
Besorgnisse während der Sondernng der Stinimsteine.
"Weiss aber Minera noch Kirh(s von dem Ausgange, oder
sjiricht sie wenigstens so, als oli sie Nichts darnn tvüsste,
8ü künnon »eder die Parteien, nuch die Zuschauer die
M'orte ipi'Cfnv d 'Ooioirj rljvd' tyoj Tifjondi^ooitai
anders verstehen, als dass sie Diitstiuimcn wolle. Ebenso
können ilic Wr)rte vr/.O. l) "^üoi OTij^ , v.av /oo'liljrfo^
■/Mllh' nicht ein Srhluss aus dem Vorliergelieiiden sein.
Wollte DJinerva nicht absurd reden, so mnsste sie umge-
kehrt, und zwar so sprechen: ,, Sollte sich Stininiengleicli-
heit ergeben, so siegt Orest, fh'iin dum (und 7.wat nur
dann) »erde ich ihm einen Stimmstein zulegen.'' Doch
aacli so sieht man nicht ein , wozu sie ihm dann noch
einen .Stimmstein gibt. Hat Hr. W. im Ernst gesprochen,
wenn er meint: /.■> scnipuliis facile removebilur , si modo
lOgiliiTcris j haue rci/i ideo fingendani fuisse poelae ,
lU apparercl caisssa, cur Orestes sub illa condilione
libcrnreliir ?
y». 890 ff. lautet die Vulgata:
Fluvra yuo airai tu x/xt' civ^QoJnovg
iktf/ov diimtv. o de uij xv^rias
'jaoicov ToiTuii^ tji'X iJiöEv Ö9ev
i)j->yoA ßiürov.
Diese Leiart wird für richtig gehalten, wenn man nur
nsch ijuoiajv interpuiigire : ,j(pd non expcrlus est mula,
h.rinn ncxcit unde plugae T/Iae" — ; h. e. fcUcibus
'■(diito vitac plannt mitltitit _, clinmsi ipsi nihil sceleris
jcccrint , iil ideo cmiss.rni neseiont , cur caliiniil ites
i-iliii'. sihi infertniliir. Es ist vergebliche Sliihe, die
Iiandsrhriftlirhe .Schreibart in Sclintz nehmen zu wollen.
Gegen Hrn. W.'s Erklrirung Ia.<st sich Vieles einwenden.
Zun.'ichst niuss das locrajv anll'allen. Wie kommt der
Glückliche dazu, sein Unglück sofort den Furien zuzu-
schreiben? Oder soll der Sinn sein, er weiss nicht,
t'uhtr die Sc/dcii^i- kointncti , die eben von den Furien
ki^rmien ? Dann wäre das tovtidV liberlliissig , denn die
£rkl;irung folgt ja sogleich. Ferner wäre das eine son-
derliche Ausilrurksweise , der Glückliche 'Weiss tiichl ,
■woher die Schlüge des Lebens kommen, es miisste doch
heissen, der früher glücklich 'War, M'ciss nicht, -woher
Um jetzt jiIöIzHlIi die Schläge treffen. Dann ist in der
gegebenen Erklärung zwar hinzugefügt, eliamsi ipsi nihil
sceleris Jecerint , allein davon steht im Griechischen
INichts, und doch ist ilicss der Hanjjtgednnke , nie die
folgenden Worte Ichren, r« yan fy. 7roiicc(JV}V cnitv-
y.>:iio.TCi viu rroiii; xcirrd aic>.y!:f. Nach Hrn. W, wäre
der Sinn: der Glückliche w^ird geitriift für die f er-
gehen seiner Vorjahren, was ein ganz falscher Gedanke
ist, und man vielmelir erwartet: der Schiddtose wiril
gestraft für ilie J ergehen seiner [orfahrcii. Dieser
Gedanke ist es, den Hermann ganz richtig herstellte,
indem er zoicov in if.y.iotr verbesserte.
Doch es wird Zeit, diese ßeurlheiiung zu schliessen,
wenn auch noch manches Andere fibrig bleibt, »ugegen
sich sehr gegründete Einwendungen machen Hessen. Auf
der andern Seite müssen wir aber auch das Gute, ilas
uns der gelehrte Hr. Wrtasser in dieser Schiift in rei-
chem Masse darbietet, mit Dank anerkennen, und wir
wünschen und hoifen , dass sein Buch auch sonst günstige
Aufnahme und Verbreitung finden möge.
Oppeln.
Dr, Lnger.
69. i eber die letzten Cliorgesänge in den Ciioephoren
des Aeschylos.
Da ich die Wecliselgcsänge in den beiden ersten Acten
der Choephoren zu erläutern versucht habe, so scheint
es mir zur Vulloudung des Ganzen nicht unzweckmässig
zu sein, wenn ich jenen Versuchen auch noch eine Er-
Jauterung der letzten Chorgesänge dieses bisher so wenig
verstandenen Trauerspiels hinzufüge, Dass diese nicht
ohne manche Testesäuderung möglich sei , ist das Ur-
theil aller Sachverständigen ; es kommt dabei nur darauf
an, die Textesänderung auf die mindest gewaltsame Weise
so zu bewerkstelligen, dass daraus ein wohlgeordnetes
Ganzes hervorgeht. Der letzte Act beginnt mit der Er-
mordung des Aegisthos, bei welcher dieser, wie Lafon-
taine richtig bemerkt hat, bei iviederholten Hieben einen
doppelten Schrei ausstösst, der in gleichartigem Rhyth-
mus also lautet: I) l> i, ürorOToi] !.') t«, tu ud}.'
av\ Hierauf erst fragt der Chor in dreien kretiken: 7ra}c
SX^f, TToli xty.oc.VTCtl döuoi^; und die Cliorführcriu
mahnt ihn in drei iambisrhcn Trimetern, vom Palaste
sich etwas zurückzuziehen, um nicht in die Alordtbat
verwickelt zu werden. Nachdem aber auch Klf tämnestra
zum Morde abgeführt wird , fordert <!ic Cluu-fülirerin in
vier iambischen Trimetern den Chor auf, den Päan zur
glücklichen Vollendung des Ganzen anzustimmen, dessen
Inhalt zeigt, dass ai^or/isda nicht in cigu)pCx}u abge-
ändert werden darf, sondern so zu erklären ist, wie
Schütz es erklärt hat, man mochte denn das Futurum
(iooi'/n£9a in ähnlichem Sinne vorziehen. Der Gesang
des Chores besteht in zwei Strophen von je vier Versen,
welchen die Cliorführerin aber noch je drei <lochmische
Verse hinzufügt. In den Dochmien wird die erste Länge
meistens in zwei Kürzen aufgelöst, aber auch die erste
Ivür/.e zun eilen verlängert, wie zu Ende des ersten A er-
ses der Strophe und Antistroplie aocli die letzte Kürze.
Im ersten üoclimius der Antistruphe fordert dvr Sinn
derselben, mit üiniloif « fllAit für v) iiiAet zu schrei-
ben; aber für hi>tys öl) ^<«;^« ''«"st 'nau vielleicht
richtiger mit Pauw ediyn ö' iv ficxxci; wenigstens
ist seine Erklärung der Stelle die angemessenste. Im
dritten »rse der Strophe hat t:kc>'.e ohne Noth all-
gemeinen Anstoss gefunden; eher war TO Ttdv, »» le
675
(iT(,
im «Tstpn Werliscigpsange , in (lOTTciv zu Teränilprn ,
wie TlV\h)Ynrar<ti nach oiiior fri'ihrr vorkomnionden Form
in -rt'ihiyororoi , »olchcs vor q^iydi hexser laufet. Die
Kflrze der Ut/Aen Sylbo in dem Verse: i^tut^Cv ii' (fua-
Suioiv vinnriu'ioi zeigt, «lass Sciiller den eipenlliclien
Chorgesaiij; damit richtlj; scliloss, und nun die Ciiorfiili-
rerin den Clior mit den Worten: e:iokokl'i;«.( , (ü, an-
reden liess. Es miirliten aber «olil die folgenden Geni-
lire Ö£a:ioai'yt'jr duidov besser mit aj , als mit aia-
Wiydi verbunden werden, da hierauf noch einmal ein
Genitiv ■/.(f/.wi> und soj;ar ein doppelter Genitir y.ifdvcDV
rolljui folgt, womit wieder die Genitive i'Tiu filoh'
iil(coTd(JUll' örouiitor T(';|f(«> verbunden «erden. zJi'oh'
scheint in dem Doclimius liberfliissig eingesclialtct zu sein;
wenigstens entspricht ihm kein Wort iler Antistrophe, in
welcher man sich desshalli nicht zu recht zu linden wusste,
weil man die des herrschenden Rhythmus ermangelnden
AVorte nicht für Glosse de» Verbnuis hKUj^^eiu erkannte,
dessen ^'eränderung in ein unerklärbares tTT ÜX^it die
Glosse verräth: litiv ddukajq öuLiav ßXamo^itvav ^
iv /poioti Tionociv, fTroi-^erat y.QUTii %' ainioi ro
fledn' cr«pa tu fii] i'norpyetv y.ayoi^. Streicht man
diese prosaische Glosse, «eiche man sich vergebens dem
heirschenden Rlivtlinius anzupassen bemüht hat; so er-
lialten wir folgende Strophe uml Antistrophe:
Str. "Eitoke ftiv /iiy.a Upiaf^iöa/q ^oovcp, ßagv-
diy.os Tiotvw
eiioXe 6' ig, dönov tuv \/yc'.iieiivovo<; diTtkovg
kiaiv, dtnkoi'c "AoiT^.
ekays 8' e? QOTcav 6 7rv9öxgi;nrTOi (pvydi;,
deö^6v £v (f(jadaiotv i6(j/n]j(£vo(:.
Chorag. 'Enokokvtc-t', u> decrnoaLiuiv §6fiu}v,
dvaffvyag yaxdjiv y.ai y.TSayojv zgißü';
v-nü fxiaaTUfjotv di'oolfiov Tvio.q.
Es kam Dike spfit den Priamiden , doch in der
Vergeltung schwer;
es kam auch daher in Agameninon's Haus ein
Leueiipaar, ein Arespaar.
Es rief laut zum Sturz durch Pathos Spruch auf-
geregt,
den in der Landesflucht der Gott wohl berieth.
Chorag. Ertlint Jubelsang, o ihr vom Herrscherhaus!
dass es entrann der Plag' und der V'ergeuilnngs« uth
ron den Besudeiern des Lnheilgesrliicks.
.\ntistr. ''Ejj.oke S', d fiikei yovurabiov ^w.j[aq, 8of /ü-
(fQvjv non'd'
säiys 8' iv i^axC'- yj?*^^ Exrjvfxoc, ^lu^ y.oQa
— ^ixav Si viv
TTQoaayoQevofiev ßQotoi xv%Övtb^ xakoji —
ükii^giov Tiveova' £p ex^QOti; y.özov.
Chorag. TaTTEo 6 Aoi;ia<; 6 TlaQväoioQ,
fteyav txuiv /ji'xov x^ovoq, inf/ix^r, ijv
di;iov oi'(javoC'Xov doxaf oißeiv.
Es kam, welche sinnt auf den geheimen Kampf,
in der Vergeltung schlau:
es führt' auch im Kampf ihn an der Hand des Zeus
wahrhaftes Kind — Gerechtigkeit
wird es auf Erden hier, und trefl'end zwar, ans
genannt —
das auf die Feinde haucht verderbvoUen Grimm.
Chorag. Sowie der Loxias, der am Parnasos lief
die Erdkluft bewohnt, bestürmt', also war
es auch des Himmels Alacltt zu echeun gani
gerecht.
Derselbe Rhythmus herrscht auch in dem, was noch
folgt; man darf aber nicht übersehen, dass sich Alles
auf dasjenige bezieht, was während der Zeit im Hanse
vorgeht. Die Chorführerin hatte kaum die letzten Worte
gesprochen, als der Chor das im Hanse entzündete Süh-
nungsfeuer am hellen Lichte bemerkte, welches er al»
ein Zeichen lies Sieges und der Befreiung von allen-Lei-
dcn in den anapästischen Systemen am Schlüsse des vor-
hergehenden Actes also angekündigt hatte:
JSüv yuo fiik/.ovoi Liiaid^iziaai
netoai y.ondvujv dvÖQoddi/.iujv
l) ndvv i}ijarf.tv 'Ayuuiitvoviujv
oi'xojp oki&Qov d/d narrdi;,
i) nvQ yul (fvjq in' ekuv^egici
öatvjv äovaii TS nokioaovdfioig
'ti;ti nactoiDV fityav okßov.
Voss: Denn bevor nun steht's, dass, mit Blute befleckt,
Dulchspitzen von mannaustilgendeni Erz
Hinrichten, o ganz! der atreidischen Macht
Stammhaus mit Verderb auf bestamlig ;
Diess, oder er selbst flammt Feuer und Glut
Für die Freiheit empor und die Hcrrschergewalt,
Und nimmt sein väterlich Erbgut.
Darum fällt nun der Chor mit den AVorten ein:
üaQa TU cf'ü)<; idsif, uiyav ö' ö.Cf^Qii}t]v
ipdk/op oix{£T)uJv'
Chorag. 'Avaye [id,v' düfioig Tcokvv dyav XQÜvov /«-
iicuKSiüi iy-C/oi}' dii.
rdxc- St TTai'Tekiji; TtQouoi duitiji£Tai ttou-
di'tia dujfidTV)v ,
drav dcp ioTiaq ■Jidv ikaoTj fiioog
xai^aQixutatp dräv ikaxijQiuii.
Da ist das Licht zu sehen, und mir entrissen
schwand der Kneciifsrliaft Gezäum —
Cliorag. O nun erhebe dich! o wie so lange lagt im Uaua'
ihr stets in St.iub gestreckt:
an der Vollendung Ziel tritt nun wohl bald der
Fürst ins t'orhaus hervor,
wann er lom Mccrde ganz den Gräul weg-
gebannt
durch die geweihte Kraft der Schuldläutcrung.
Diese Worte, deren Rhythmus mit Ausnahme des
dritten Verses, wo gleichwohl eine kleine Umstellung nöthig
ivar, wie oixLui' im ersten Verse in oiy.BTUjv umgeäu-
ilert werden uinsste, wenn man nicht etwa uiy.ldjv lesen will,
richtig ist, waren kaum ausgesprochen, als Orestes wirklich
mit allen Andeutungen seines Sieges hervortrat, wesshalb
Ttpöitoq für das sinnlose ;^ooVo; eine richtige Vermuthung
Lafontaine's war, so nnnöthig auch andere Aendcrungen
scheinen, wie dvdyET iv du[iuie für ävays ^idv öo-
uoic, da di>aye auch wohl, wie aTcayc, als blosse In-
677
678
terjection gpbräaililirli »ar. Beim Erscheinen <les sieg-
reichen Orestes hebt <ler Chor wieder also an:
Tvyu b' et'nQÜaujTrog (pona- to Ttuv
(enriv) löiin dy.oiTu/ r', ev 9Qeof.ttpoig
UF.TOiy.nt öijuviv :i taot'viui nuttv.
Tlaoa TO (folc. iötiV'
Mit Heil tritt er froh daher: Alles ist
da iiiiii ia sehen, zu hören auch; in Ivlage wird
curückfallcn, wer ilas Haus hier bewohnt.
Da ist das Licht zn sehen.
Die Ergänzung des Verbnms ioziv ist mit einigen
andern geringen Aenderungcn durch den Rhythmus und
Inhalt zugleich gegeben: dass iv dfJtouivot^ für iv
xfoiroi^ stehe, fallt in die Augen. Sowie man aber
bei der Vcrj^leichung der Stroplie und Antistroplie diese»
Chorgesanges leicht bemerkt, dass die Strophe wieder
vom ersten mehr auf Rache sinnenden, die Antistroplie
aber rom zweiten mehr der List lertrauenden Ualbchure
gesaugen ward; so Ifisst es sich auch in dem folgenden
Dialoge zwischen Ores(i-s und dem Chore nicht »erkeu-
iien , dass Orestes bei jeder Unterbrechung durch den
Chor in eine neue Stimmung geräth. Wie er seine Um-
gebung sich in einem Kreise aufstellen und das Geviand,
worin sein Vater ermordet wurde, vorzeigen lies», schil-
derte er zur Entschuldigung seines Muttermordes iler
KIvtamnestra gräuelinlles Zusammenwirken mit dem ehe-
brecherischen Aegisthos, wobei das Adjcctiv Of.f.ipoi nicht
»oHohl mit Lafontaine in OofiTlvu/ , als in (Tivvot für
ofiiivui, abzuändern scheint; da bezeugt tlie Chorfi'ihreriu
ihren Abscheu gegen die Gattenmüfderin mit den ana-
pästischeu Versen ;
Atai, aiat , ueKiiov 8oyu)v' orvyeQi/j ^avaraj öie-
Ach ach! ach ach! o der Unhcilsthat! wie abscheulich
der T04I, dem du hinsankst!
und der ganze Chor stimmte ein mit der Klage:
/; f, Liluvovii de yui'i -xdSo:; ilvdsi.
weh weh! doch den» Lebenden blühet Verderb auch.
Hatte nun gleich der Chor damit liie Kl>trimnestra ge-
meint; 80 bezog es doch Orestes auf seinen fllultermord,
unil ahnete bei aller Gerechtigkeit desselben nichts Gutes
fiir sich selbst. Da sagt die Chorfiihreriu :
Ovtk; us^uTtcov doivij ßiurav
Sia TtdvT dxtiioi diteiil'erai-
iiux^fog d', 6 ittv avzlx'i ö 8' 'i^El.
^'oss: Kein Athmender mag sein Leben in Ruh
uud durchaus straflos durchwallen; es sinkt
der bald, der spater in Mühsal.
Diese Worte waren nicht geeignet, des Orestes Geist
»or rasender Stimmung zu schützen , mochte auch die
Chorführerin nachher noch in vier iambischen Trimetern
«llc Grünile zur ßernhiguiig rortragen. 31it dem .Ausruf
lt. a. kündigt er die Erscheinung der Furien an, deren
Zahl sich bei jedem Zuspruche der Chorführerin ver-
mehrt, bis er zuletzt mit der Aeusseriing, dass seines
Bleibens hier nicht mehr sei, davon flieht , und die Choi-
führcrin ihm Heil auf de« Weg wünscht, der Chor aber
mit der Aufzählung einer dreifachen Mordthat im Herr-
srherhause schliesst.
G. F. Grotefend.
70. Index Scholaram in acadeinia Gi-orgia Aagnsta per
semestre liibernum anni MUCCCXLI—WDCCCXLII
habendarum. Praemissae sunt Emendatioues Acschj-
leae. Gottingae ex ofGc. Dieterichiana. 9 S. 4.
Der Verfasser dieses Programms, Hr. Professor Schnei-
dewin, behandelt in demselben einige Stellen der Choe-
phoren des Aeschjlos, deren Verbesserung auch dem
jüngsten trefflichen Herausgeber dieser schwierigen Tra-
gödie, H. Bamberger, nicht gelungen ist. Die erste Stelle,
welche Hr. Sehn, bespricht, ist aus dem Gebete, welches
die Elektra bei der Darbringung des Todteoopfers für
den Agamemnon ausspricht. Daselbst heisst es vs. 127 sqq.
AVell.
xdyuj x^ovaa rdoSe x^Qvtßaq ß^oroii;
l.tyuj, xaJoiiaa Trarfp', iiioiy.xeifjov r kfik
Cfikov T 'OQtairjv , tioj^ dvai;o^sv öoiioii;
Der Verf. erörtert zuerst ausführlich und scharfsinnig die
Schwierigkeiten , welche sich dem Kritiker bei dieser
Stelle aufdrängen, und weist mit überzeugenden Gründen
die Unzulänglichkeit der bisherigen Versuche nach, der
Stelle durch Erklärung oder Emendation aufzuhelfen.
Die richtige Bemerkung , dass die Partikel r£ nach
STtoixTSlQOV in den folgenden Worten einen zweiten Im-
perativ erwarten lasse , führte ihn selbst auf folgende
Verbesserung der Stelle :
y.dyuj ykovau zdoös -/.^gvißui tco.tqi,
Xeytu, y.t'.korou nareo', inuiy.isiijov t' if^it
rplXop v' 'Ogeaiip', (fiol<i t' üiiaipup sv dofjoii,.
Die meisterhafte Emendation (fdji; dvaif.'Oi> , welche der
Verf. noch durch reiche Parallelen erörtert, ist fast evi-
dent zu nennen; minder kann sich Rec. mit der Aende-
rung naTiji für ßooruii befreunden, denn geht Tiargi
voraus, so erscheinen die Worte y.o.} oCcru iraiega we-
nigstens nach <lem Gefühle des Rec. matt und kraftlos.
Es ist daher wohl für ßfJOTOi^ entweder ^fxoo/j, wag
als Variante über ßooToi^ im cod. flied. steht, oder mit
Hermann Obseriatf. critt. p. 63. rp&lTOrg zu schreiben.
Denn den Grund, welchen Hr. Sehn, gegen diese Lesart
einwendet, möchten wir weui°;stens nicht unterschreiben;
er bemerkt nämlich : Hoc pariter atqiie vEy.goii; h. 1. vi-
detur latius patere , (|iiam quod aptum iuilices, cum unias
patris an.Kilium expetaf regia virgo. Ein ganz ähnliches
Verhaltniss (indet in den Persern des Aeschylos statt.
Auch dort wird nur der Geist des Darius angerufen, und
doch werden die ;^o«/, durch die derselbe ans der Un-
terwelt heranfbeschivoren wird , theils überhaupt als y_Oiii
für die Abgeschiedenen, tlieils zunächst als solche für
den Darius bezeichnet. So heisst es vs. .>15 Well. ÖEL-
T£gov St xgi) xo dq, yrj ts xal (fi9 1 roig ;|fea(T5ai"
Tipcffjivdii d' aiTov rdds, aöf Ttöaip ztagtiof, öviceQ
(p]i i'öetv Y.o.x sv<f(iövi]v , iodkd ooi nij.t:reiv Tey.vip
Ti yiji et'£Q9ev i^ (füoq. Vs. 611. d}X' , a> cpi'koty
Xoaiai Taiffda vigTegaiv v^tvovi sntvcprj}A.sTT£,
679
r.80
TOP rf i^aiitova Jn()eiov dvaxaXeiaSs. Uier isi das
VerliAltiii.-is <;rii,iu itasselbe, wie in der rorliegenilen Stelle
Uer Clic>e|>li(irpii ; zuerst «erden die den TuiKen gclu'ili-
rendeii Sprnilunj^en (genannt, und hierauf die Berufung
dri Darius daran geknüpft. Hingegen hcisst es vs. CiUl.
H a tu d~ .ra rgi ^ (j e i'f(£ve ii Xoaq (phjovaa. V. 67 1
aagt Darius: ^■''«S «■''^ 7l(}CvitlVEti ii)ei,(i.ftt~v , welche
X<'i-'i V\iTt vorher vs. GH- als ;^o«i vEQTt(Jü)v bezeich-
net waren.
Die zweite Stelle, welche Ilr. Sehn, bebandelt, ist
AUS dem schünen Dialog zwischen der Elektra und dem
Orestes vs. 'JlÜsqq. EIcktra richtet an den Orestes, den
«ie als ihren Rruder erkennt , die zärtliclien Werfe
»H. L>36 s.j. Well.:
in xeonvuv oniia TSitoaQag fjoloui; eyov
iuoi- TtQOffavödv 8' vor ccvayy.aiu); t/op
larioa rf, y.ai zo fjijrnuq i-^ ai fiui oenei
OTtuyi-^oov ' Tj de TiavSi'y.ajg f-^^aiusrai •
xal Tili TvdEiori viiktulc öuoort uoov
.l/öT.os o aueKrfoi r,aJ, Eftoi a£ßn<; (ffQuiv
uövo^' KgctTog t£ xai ^Jixi} criv t<ij tqItv}
tuviuiv iieytaro) Z>]vi crvyjevoao fAoi,
Hr. Sclin. findet in dem ilrittlefzten Verse Anstoss an
dem Imperfectura iia'Ja; auch verwirft er die bisherigen
Erklärungen der AVorte oS/jCCg cpeovjv. Er glaubt näm-
lich, diese A>'orie könnten hier keinen anderen Sinn
haben, als: „qui milii aff'ers id quod venerari possum.
Niinirnni antea nnn liabebat Electra, in quo veneratio
ipsius et pietas arquiesceret." Da sich nnn mit einem
solchen Gedanken das Imperfect nicht vereinigen lasse,
80 »crmuthet er, dass zu schreiben sei: niOTog ö' ddsX^
rfuz tO\^ , i^oi (T. (f. f.1. „Tu 7nihi es pater, tu maier,
tu soror: frater autem fac ut mihi sis ßdus , qui qui-
dem viihi solus aff'eras id quod venerei:^'' Doch auch
damit glaubt Hr. Sehn, ilie angezogeneu Verse noch nicht
völlig hergestflU; er findet es uAmlich unglaublii h , dass
Kratos, ein so nilder und gefühlloser Charakter, »ie ihn
Aeschylos im Prometheus wenigstens dargestellt hat, von
der zarten Jungfrau zn Hülfe gerufen und mit der Dike
und dem Zeus selbst vereinbart werde. Diesem 3Iis$»l.)nd
sucht Hr. Sehn, durch die einfache Aenderang abzuhel-
fen, dass er schreibt:
ntOTüi; d' döekcfüii iad', sf-tol otßai (fi^jutv
fiövog XQuiui z£' y.al zliyj] gvv nji rgiiui
nuvzwv f-uyiozi;) Zi^v\ Oi'yyivoico fxof
oder im vorletzten Verse: nofoc y.oazog z'' ak}' i;
^tiy.n o, T. r. Daran aber glaubt er, werde Niemand
Anstoss nehmen, dass Elektra in der innersten Aufregung
ihres Geniüthes zu ihrem Orestes, der ihr Alles sei', die
Dike und den Zeus selbst als dritten hiiizutreteti lasse.
Er verweist dabei auf die Sieben gegen Theben is. KiGfi,
welche Stelle jedoch dem Rec. nicht ganz analog scheint,
indem es daselbst heisst: /i£zd yclp fiäy.a()Ci; y.OA z'hoq
ioxof od£ {'Ex£oxt ij^) K('.8n£iü)v ijorl;£ no/.iv ni)
laTQaTlijrni X. Z. k. Endlich bespricht Hr. Sehn, die
letzten Worte Ovyyivuiiu fioi, wofür Stanley, Schulz,
Bothe myylvoiTU Ooe wollten. Diese Aenilerung wird
als unuülliig erklart, weil die Elektro überall so spreche,
dass sie sage, Glüik und Unglück bctjcUe sie in gleichem
Alasse mit ihrem Bruder. Daher müsse entweder uoi
festgehalten werden, oder es sei dafür i^i/jt; herzustellen.
Diese letzte C'oiijectur uiuss Rec. geradezu verwerfen;
ist es schon niisslich, das:! nach der Herstellung dos'
Verf. Zeus als dritter neben Orestes und der Dike ge-
nannt wiril , so erscheint es fast als eine Unmöglichkeit,
dass der DichtiT sagen soll: jedoch Orestes und Dike
mögen mit Zeus als dem dritten uns beiden (dem Orestes
und der Elektra) sich zugesellen oder beistehen. Jedoch
auch mit der Behandlung der vorausgehenden Verse kann
sich Rec, so scharfsinnig sie auch ist, nicht ganz lie-
freun<len. Die Herstellung des fmperativs /cr.V' statt r,od'
hat alle innere, wie ,'iussere AVahrscheinlichkeit für sich,
und muss wohl als richtig erkannt »erden; jedoch die
Deutung der Worte ot/^«s (fSgojv findet Rec. gezwun-
gen und unpassend. Der Gedanke erlaubte wohl, zu sagen:
„zeige dich mir als treuer lirmlrr, der du mir einzig
Gegenstand der Verehrung bist", aber nimmermehr: ,, zeige
dich mir als treuer Bruder, der du mir allein bringst,
was ich verehren kann , d. li. indem du n^ir in dir den
einzigen Gegenstand meiner Verehrung bringst." Ist die
Lesart oCfjns richtig, so kann der Sinn der Worte wohl
kaum ein anderer sein, als: bewähre dich als treuer
Bruder, mir allein Verehrung bringend, d.h. bewirkend,
dass, während die übrigen mich iut Hause vorachlcu, mir
durch dich allein die gebührende Ehre werde. Auch
kann oi^jai; (f£Q£iv heissen, Achtung zollen, wie es in
des Aeschylos Suppl. vs. 484. heisst: zuiii i'joouniv yuQ
TTä^ Tig Ei'voiai (ftgei. Auch die Aenderung aißai
(p£()iov fiovOs ygdxoi t£ scheint dem Rec. vielen Be-
denklichkeiten unterworfen. Erstens ist die Verbindung
von oeßaq und y.gdxuc. nicht sehr zweckmässig, nament-
lich wenn aeßuc, die Bedeutung haben soll, welche Hr.
.Sehn, für das Wort anspricht; sodann verliert die An-
rufung der Dike und des Zeus an Kraft, wenn der dritte
Schützende aus dem vorhergehenden Gliede erst durch
Schlussfolgerung, die bloss durch das VVort TQilOC er-
mittelt wird,- entnommen werden soll; endlich sieht man
nicht ein, warum die Gottheit des Kratos mit der Diko
und dem Zeus nicht verbumlen werden könnte. Im Pro-
metheus ist das Vcrliältniss ein ganz verschiedenes: dort
erscheint Zeus als tyrannischer Gewalthaber, als men-
schenfeindlicher Gott; sein Diener Kratos, der willen-
lose Vollstrecker seines grausamen Ulachtgebots und Re-
präsentant der rohen plnsischen Gewalt kann also nicht
als ein mcnschenfrciiiidlicher, sondern nur als ein rauher
und gefühlloser Charakter dargestellt werden, eine Si-
tuation , mit der die vorlieijcnde gar nicht zn vergleichen
ist. Bedient sich nämlich Zeus seiner ilerrschgcwalt zur
Bestrafung unnatürlicher Frevel, so wird man sich auch
seinen Diener Kratos als keinen unfreundlichen Unhold
zn denken haben. Ueber die von Hrn. Sehn, angefoch-
tene Verbindung von Agdzüg und /liy.1] konnte vergli-
chen werden .Aesch. fragm. 298. oTlov yag laxvi avC,v-
yovai y.ai diy.i] , noia 'i,vvoig\i zmvÖE YMQzEguJztQa;
Aoch bespricht Hr, Sehn, den unmittelbar folgeuden
\ers 244. (AVell.), der in ilen Ausgaben gelesen wird:
Ziv, Zev, QewgLi tojvöe ■jigayiidcvjv y£vov.
Da jedoch in allen Handschriften statt n'gay[idzvjv die
ionische Form n pvy j-iuz an' steht, so vermutliot Hr.
681
fi82
Scbn., dass Itl] f-iax lUP 211 lesen sei, eine V cruiutliung,
welche durch ilio fol^enile Srhilderuii^ von der Ermor-
dung des Agamemnon und der trostlosen Lajje des Orestes
nud der Klektra sehr wahrscheinlich gemacht wird. Die
Lesart nurync'.ruji/ hat kiaüsen allein im Texte behal-
ten, »oriiher Hr. Sehn. Iienierkt: quam «juis non miretur
auscepisse RIaiiseniniii j Er hätte wulil mit clieiiso gutem
Kecliti' fragen kinineii : quam quis miretur suscepisse K.lau-
scniiimi da das l'rthril lilicr Klausen's Bearbeitung <les
Aescht los jetzt «ohl allgeiiiciu feststeht.
Tl. Programma gymn. primär. Brunsriceusis quo srlio-
larum — initium indicit Kruegcr. insunt Feld
Hamöergeri Conjectaneorum in {joetas graeco» cajiila
duu. Brunsrigae 1S41. 4.
In dem vorliegenden Programm gibt Hr. Dr. Bam-
berger einige schätzbare Prolicn seiner kritischen Studien,
«oMeit sie sich auf die Tragiker, vornehmlich Aeschylos,
und die kleineren elegischen und lyrischen gr. Dichter
beziehen. I^lit Scharfsinn und (leschmnck versucht er,
eine Reihe von Stellen kritisch zu berichtigen oder, «ie-
nohl »eil seltener, mit Umsicht gegen Aeiideriingen zu
ecliiitzeii, und es muss eingestanden »erden, dass seine
meisten Coiijecturen sehr glückliche sind, und ilurch Leich-
tigkeit und treffenden Sinn sich vorzüglich enipfehlen.
Vorzugsweise als gelungen bezeichnen »ir die, welche
vorgetragen werden zu AeschvI. Agam. 145Ö. (t(jv rgt-
:TU'/^vvtov statt Tuv TQl'.läxi'lov) , zu den Snppl. 7(),5.
(d(pi<QTOV statt dcpvy.Tui) , zu Theognis 900. {xi'jv statt
Zf^), zu Solon fragm. XI, 41. {y.Tljoso&at statt y.Tlj-
oaothi.i)^ zu Hermesianax II, '25. (/uoywi' statt t.uyn>v)
«nd ibid. ü'J. {naiyixvjv statt :io:i>tu)v)., zu SophocI. frag.
209. {iv iitoioiv statt in oloiv ; liier halte, eher als
liruiick und Dindorf, Jacobs in den lect. Stobeiis. p. 147
angeführt iicrdcii müssen, dessen Verbesserung Hrn. B.
entgangen zu sein scheint) , zu SophocI. frag. hOi. («/ 7j
«tatt dfjrj) und frag. 481. {y.ijoüp statt y.ufjov). — An-
4lere sind zwar geistreich und scharfsinnig erdacht , er-
mangeln indessen bald mehr, bald weniger jener ein-
schineichelnden Kraft, welche wir den anilcrn zugestehen;
dahin gehurt, was empfohlen wird zu AeschvI. Euinen.
823. (f^tjöt hvoiJo-'), ibid. 82H. {iiaoöij), ibid. 292.
((j6ay.l]U dvaifxüvuiv), zu AeschvI. frag. 216. (»o der
Vers: — davövTiov oiaiv ovy. iveat' ix^dc, aus einer
verdorbenen Gratnmatikernntiz entnommen wird), zu Si-
monid. frag. 54. Schneid, ed. maj. oder delect. p_. 402
{o'imv y.dkkiOTuv), zu SophocI. frag. 377. (vi)^. UV Tia-
dövr' ei) ö' earl dijzign 9aveii'), ejusd. frag. 675.
(Ttakujiv statt y.akojv), ejusd. frag. 757. {avTOi statt
otros), ejusd. frag. 704- {iXjrii; statt oi'Ttq) und za
Euripid. Hippol. 068. {ndtov statt Ttagöi). — Die noch
fehlenden geänderten Stellen erlauben wir uns, ausführ-
licher zu besprechen, wobei wir, um Alles zu erwähnen,
auch das beibringen, »as an neuen Erklärungen mitge-
theili ist.
Bei Aeschjl. Eumen. !03sqq. tadelt Hr. B. die Her-
ausgeber, dass sie die Worte iv ijfii^a öf /^oiq' d.TlQO-
Zeitschi: f. d. Alteithumsw.
o/.o,lOi ij(jOCüJl> in dem allgenieiueren Sinne geuommeo,
noctu uientem acriter cernere, interdiu futura praevideri
non posse. Er fügt hinzu : quam sententiani falsam et
alienani ab hoc loco judicaremus, etiamsi lerba eo modo
interpretari liceret (d. Ii. doch wohl: wenn Lexikon und
Grammatik ilage;{en Nichts einzuwenden hätten?], quod
nun licet; nani quum talia hoc loco reputare absonum sit
all nmlira Clvtaemnestrae , tum vero sententia — hninanae
meiitis propria a Cl. ad Furias transferri absurdum. Und
nun beginnt die Exposition der eigenen Ansicht. Wir
»üiiscbten, Hr. B. hätte jene lexikalischen oder gram-
matischen Gründe, deren Vorhandensein er so besliiiimt
beliaiijitet , nicht verschwiegen; jedenfalls waren sie ein
schlageiideres iMittel der Widerlegung gewesen, als der
vorgebrachte äüthctischo Grund, dessen Fassung übrigens
nicht frei von Uebertreibiing ist; denn wohl keiner unter
den Interpreten hat vs. 104. wirklich auf die Furien be-
zogen, sondern ihn nur als die allgeuieiner gefasste
Antithese zu vg. 103< dessen Inhalt von Menschen und
Furien gilt, genommen, und mit dem Streben nach An-
tithesen es entschuldigt, wenn sein Inhalt streng genom-
men nicht wieder von Itlenschen und Furien, sondern
nur lon Alenschen allein gelten kann; cf. Abresch.
Freilich bemerkt non Hr. B. ferner: umbra Cl. tantum
.-ilicst , nt foveat tranqnillam meditationem etc. (die sich
nämlich in einer solchen allgemeinen Sentenz ausspricht);
allein <lagegen 1,'lsst sich vs. I3ö sq. geltend machen, wo
der kl>'täniiiestra gleichfalls eine allgemeine Sentenz in
ilen Mund gelegt wird. — So sehr wir nun aber auch
wünschen, <lass eine Erklärung gefuuden werde, die den
Arschjlos sagen lässt, was einer solchen Entschuldigung,
nie sie mit der vulgären Interpretation verbundcH ist,
nicht bedarf, so wenig befriedigt uns doch Hrn. B.'s Ver-
such: consjiicit cor tuum mca vnlnera, dormientis eiiim
inentis tuae acies est acutior ; litce hominum faltim ea-
dem non praevides; denn ,,lHce (d. h. vor ihrem Schlaf)
!■ uriae Orestem de inanibus suis efliigere passae erant"
(das halten sie nicht! vielmehr verfolgten sie ihn bis zum
Tempel, niid hatten somit zunächst Alles gethan, was sie
ihrem Wesen nach thun konnten; auch sagen sie ja selbst
fs. 147. Dind. £^ doxvüDV TT i?r l ujy.er), oder wie
nachher, freilich mit dem Vorhergehenden nicht recht
vereinbar, bemerkt wird, incusnt Cl. Furias, quod luce
fugam Orestis non praeviderint , iu somnu fuga ejus aii-
gaiitur. Wir können uns nicht überreden, dass iu dem
gewichtigen uoi'ga Nichts enthalten sei , als die relativ
sehr geringfügige zeitweilige Flucht. — Wenn endlich
Hr. B. meint, vs. 103. könne statt UQÖ. öt Itk. rdoSe
yaobia ai9i:v auch bga öl nk. t. y.apSlai' (Ti9ev
J^hSovau yu(> CfQljV X. T. A. geschrieben werden, so ist
das der Stellung des osdsv wegen nicht eben wahrschein-
lich.— Richtig dagegen erklärt der Verf. vs. 331: ä^a-
vd-Tiov ö' ä-ni^^itv ^ipa^: deorum autem est, manus a
scciestis interfectoribus procul habere; dessgl. Suppl. bt2sq.
iQOCfiuvoiv ^i)'j7iuT£ nukiv nay^vvui y. r. k.: vetans ne
civitas lovis magnam iram alat.
In dem e/'peaiuivn übcrschriebenen carm. Ilomeric.
XV. verfolgt Hr. B. bei vs. 13. den von Schneidewin
eingeschlagenen Weg, billigt jedoch dessen dhku (ftQ
alipa I t^Qi^tj '"^ '/.dnokkuivi T(ft 'yviii ti ö6i^desaha]U
45
(18 {
6S4
nirhi |;an>, weil ilir KrHflliiinnj; iloit llrrmrg liior iiiipat-
aciiil sei; wa» rr aber .srllmt bipfrt, 11 ö (i l O u V ntall
:i mnni , liai iioi-li weniger irfrpiiil etwas Eiiipfplilpuilcs.
Ks ial iiii'rk»nrili|; , ilass nnrh Nieiiianil auf <lic Ilorrn
verfit'l, ilriirii, tivnti man an <lrii Pvatiepsieii iiiitl Thar-
j^elirii iljr ICireiiione hrriiiiitru<^, zii|;lcirli mit iliMii Hclins
l^ri>|ir<>rt «iirile, weni;;«triix in AlliPii; v(. srliol. ad Ari-
»toph. Piiit. 10Ö4. coli. Equit. 7'J(i. Idi iviirde ilalirr
"Qftai-: Tl xdnukktut^l X. r. A. tu lesen ior.si-hlat;rii, «lie
Ern-ahnnn;; iles Ap|iollo nyviei'<i auf «las durt gleichfalls
l>ezpugli> Auriiängen Her Eiresiune Tloo Tiüv oiy.ljfiaxwv
bezirlieiiil , »enii iiirht elivas Anderes norli nfllier zu
liejji'n schiene. Nanh dem schol. I. I. bestand die fiut-
(Tl'Mvn au« einem mit Wolle umflochtenen dakKoiy t'JJwr
«pro«' iii^QTijuivov Y.a.i y.ori'kijv (/likiTO^, ikaiuv,
oivov fi'C,vjo<)v) Y.at oiy.a xal itavTa xa dyu^a. An
einem Tof^e nun, wo jeder Wohlhabendere solche Kränze
flocht, konnten |;ar wohl herumziehende Bettler ihre
Bitte nm Esswaafen so stellen, man möchte ihnen doch
IVIaterial geben, dass auch sie solche Kränze flechten
konnten; sie sanken ganz nati'irlich: — dkku (f£(J ai'ilia
'Eijoai n , 7.(i:i6kKuivi rui yutei vi So^, — eoom
(nSmlich den Kranz, den an solchem Tage Jeder schon
Toii seilist hinzudachte), wie bei Pindar. Nem. 7, 77-
tiociv arecpdvovi; kKacfQov — Moiou y.okkn /pc-
ouv if Tt — keigiov uv^inov Sfpoa^, wodurch zu-
l^leich jene Aoristform bestätigt ist, die ßnttmann nur
aus dem neueren lonismus belegte. — Das II in dem
überlief.Tten TlfoOlU war vielleicht ursprünglich ein F,
ila lioEiv mit dem Digamma gesprochen iiurde.
Bei Theognis 659 sqq. (nicht 259.) bemerkt Hr B.,
es seien liei diesem Dichter non uno loco singula disticha
minus recte aut nexa aut dirisa, und behandelt als Bei-
spiel der letzten Art die angeführte Stelle. Wir meinen,
daüs das WrbnudenSein unznsamuienhängender Distichen
bei weitem dag Vorwiegende sei , dass gemäss der von
Weicker nachgewiesenen Entstehung unserer Sammlung
die Kritik des Th. überall zuerst darauf ausgehen müsse,
das Verbundene zu scheiden, *) und ohne die dringond-
■) Viel Gutes .luch in dieser Beziehung erwarten wir von
Bergk's neuer Ausgabe d<T elegischen und lyrischen Dich-
ter. Hier, an bescheidener Stelle, mag ein Beispiel be-
weisen, zu welcitau übereilten, seit Jahren in unseren
Texten prunkenden Acnderungen das Ucberschcn jenes
Grundsatzes führe. Vs. 53l sqq. geben die Handschriften
übereinstinimend also:
ixhi fioi (ptXov iiTOQ latytjai , onox hkovoo)
avXü)V (p&iyyofiiviav ifttgoainav ona.
xaiow ö* IV nCvtav xui utt avAfjr»)^o? ny.ovtav ,
XuIqo) d' ivf&oyyov /fjoi XiiQtiv öyiutv ,
wogegen in unseren Ausgaben, aucli in den neuesten von
Scbneidewin und Orelli, jetzt vs. 533 j(. i' au n, r.al ijf
aÜAjjr^foj uiiSojv gelesen wird. Die Wiiderholung («oi/ow
— öxouwv musste erinnern an Weicker's Auseinander-
setzung über die Art, wie die Theognidciscbcn Brucb-
itücke verbunden wurden , dass man zwei Distichen zu-
bamnienfügle, wenn auch nur ein ahnlich lautendes Wort
m beiden »ich vorfand, eine Bemerkung, die K. Lehrs
m d. qiuest. Epic. p. 2l0 sqq. auch anderwärts bestätigt
fand. Bei dieser Voraussetzung ergibt sich hier die Ver-
besserung leicht: ^uCqui i' tu n(ro)v xat 6n' auXtjzrJQoe
unoi/ci»', als .Anfang eines besonderen Brucbstijckes. An
sIen (iründe Nichts vereinigen dürfe, was in der Ueber-
liefrrung getrennt erscheint. Ein solcher dringender tirund
aber liegt hier nicht vor; denn wenn Hr. B. ihn in der
scheinbaren Abgerissenlieit i\ta y.at .Tp/;i;a/ fitvroi ti
zu finden glaubte, wofür iiiaii ;fp;y 7lp;}^«< y.. i. k. »er-
muthet habe, so wäre das eben nur ein Schein: y.a.i ist
rtiam, und der Sinn: est alii/uiil, ferisse , mit der be-
kannten prä);nanten Bedeutung des ri und aliquid. Das
pas.st nun zwar so ziemlich zu dem vorhergehenden Di-
.stichon, «venu dessen Sinn wirklich dieser ist: man dar/',
Keil man überxeufft ist , Nichts ausrichten zu können ,
die Uätide nicht in den Schooss legen ; doch da das nicht
iMithnendig, und die Leberleferung für die Trennung
spricht, so müchten wir auch nicht zu verbinden rathen.
31üsste aber lerbunden werden, so würden wir doch un-
■sere Erklärung Hrn. B.'s Versuche vorziehen, der v. 6(30
in Parenthese setzt, und als» construirt: oi'ö öuooai
yo}] — y.ai 7rpiji;at (i. e. y.ui dii 7lor;!;a/), mit Er-
gänzung der .Affirmation aus der Negation in Sätzen, die
nicht ilurch eine adversative Partikel, sondern durch die
Copnia verbunden sind , was wir mit Fritzsche in den
quarstt. Luciaii. p. |{| sqq. zwar für mUglich halten,
hier aber sehr hart finden. — Bei Theognis V. 7.'HI-
gibt jetzt auch Hr. B. eine Corruption zu , verwirft aber
unsern Versuch, sie zu heben; ich gestehe, mit Recht!
Was aber gegen Hermaiiirs Vermuthung, die auch Sauppe
Epist. rritic. p. 74 befolgt, vorgebracht wiril, ist ganz
iinstatthart, und beruht auf AJissverstflndnisS. Denn wenn
Hr, B. darüber bemerkt: quac initio est oratio, nubis
parum facilis videtur; nam quum respondere sibi appareat
verba ytvO/TO 9eo/i (fika et verba o(p\v TOVTO ytvolzv
(fikov, heri non potest , quin utroque lucu ea verba ad
eosdem deos referanlnr, — so geschieht ja das auch ge-
rade bei Hermann's Emendatinn: Oefielc es doch ilen
Güttern, dass Frevel (nenn sie, die GOtter, ihn nun
einmal zulassen wollen), zwar geschehe, aber den Frevler
auch selbst die Strafe treffe. Wenn ferner der Verfasser
mit Beibehaltung der Vulgata nur Sl'l}s yivotro in ei y(
yei'Ono verwandeln will, so möchte sich die Verbindung
ti ye mit dem Optativ hier schwerlich rechtfertigen las-
sen. — Dagegen lesen wir über vs. .S97 sqq. das An-
sprechendste, was bis jetzt über diese verdorbenen Verse
vorgebracht ist. Hr. B. verwandelt nur vs. '.lOO- Zci" in
y.i']v, und construirt: yiyviooy.mv , tä?, oiov voiv fV.a-
OToi t^iEi (Totavra) y.ui loy/^taia {slvat).
Bei Suphocl. frag, 46.'i. wird statt ovTOt 7To9' i]^il
TÜip äxpuiv dv£v -Tzdvov vorgeschlagen: o'vxoi y.a^ltti
T. a. Uns scheint ovtoi TZO&' dlpEi besser zu sein. In
ileni Fragment aus dem Tereus (n. 514. Dind.)
dvovi EXcTvoi, ai ö' dvovaxSQUi tti
exeipop ijjxvvavxo xdoxsQOP-
oOTig yoLQ X. r. k.
öna avKrixriqoii, wofür sonst allerdings Öttb u!i).ü>v das
Gebrüuchiicliere ist, wird hoirentlicli Mieoiand Ansloss
nehmen, und es Hessen sich, wenn es des Bitweises be-
dürfte , wohl nucli rcspectablere Stellen finden , als uns
ohne vieles Suchen jetzt zur Hand sind : Theogn. 761.
fpdo/ityy UV rp&iyy ota& Uqov /.tf'Xot; 7;d^ yiil uvi.m. und
Tlienkrit X.\ vs 1^9 avli XuXioi
685
6S6
wird rorgeschlagen : ai d avuvoiiQUi llü'ki E^ewui
r. TTQi); To y.agrSQOv. Aber tr/ möchten wir uns
nicht nehmen lassen, nn<l würilen eher auf: a'i 8 dvov-
OTS^ai ö l'Ti, ai y.etvov ijfxi'vavTU xagr f o ojTeoop
rathen ; den Cnniparatir scheinen auch die unmittelbar
folgenden Verse zu empfehlen, ubiiohl ich «veiss, wie
selten diese C'(>m|iarative in OOTSOO., sind ; rf, Lolieck.
Paralipnui. p. 14. Dr. 0. Schneider.
72. Wechselgesan^a^e im dritten Acte der Sieben
vor Theben bei Aeschylos.
Zu den noch nicht richtig erlanterfcn Wechseljjesän-
gen des Aesclivlos ifi-liort auili der Schlnssact der Sieden
ror Theben, in welclieni nicht mir ilie beiden .Schwestern,
Antigene und Isniene. sondern auch die beiden Halb-
chore thebischer Jnngfranen die diinii •jegenseitigeii Stit^i
gefallenen Brüder wecli«eliid beklagen. Zuar bat man
nicht rerkannt, was der Dichter selbst deutlich ausspricht,
dass die Halbchüre zuvor ihren Klag^csaiig; ertOnen las-
sen, ehe noch die Schwestern ihn anstimmen; aber man
hat noch zu wenig erkannt, welche Rolle der Dirhter
jedem der beiden Halbcliöro soiiohl, als jeder der bei-
den ächwesteni ziigelheilt habe, uui darnach mit Be-
stimmtheit entscheiden zu können, was diesem oder je-
nem Ualbchore, dieser oder jener Schwester in den Mund
zu legen sei. Dass ron den beiden iSchtvestern die ältere,
Antigene, den altern Bruder, Polyneikes, die jüngere,
Ismene, den Jüngern Bruder, Etcokles, besonders beklagt,
hat man längst erkannt; aber mit welcher besonderen
Rücksicht die beiden Halbchöre klagen, ist noch ganz
unbeachtet geblieben. Daher das .Schwanken der Heraus-
geber des Aeschylos in der Riillentertheilung , welchem
wir durch gegenwärtigen Aiifsal/ ein Ziel zu setzen, rer-
DOcIicn wollen.
Nachdem ein Bote dem Chore auf iler Biir<; ton The-
ben geuieldet, wie beide Brüder sich gegensi-itig getödtet,
und nachdem ilieses Boten Vorwort sich durch die Leichen
bestätigt, welche man auf die Burg bringt, erscheinen
auch Antigunn und Ismene, die Brüder nach Würden zu
beklagen; doch die Chorführerin , welche deren Ankunft
meldet, forilert den gesaniniten Clior der Jungfrauen auf,
noch ror deren Rlagenife einen helltöneoden Klaggesang
anzustimmen, was dann auch nachdem vorangeschickten
Epiphonem Jo ! in vier anapästischen Versen geschieht,
in welchen das Unglück der beiden Schwestern beklagt
wird. Sowie sich nun jede der beiden Schwestern einem
besonderen Leichname zuwendet, so theilet sich auch
der gesaaimte Chor der Jungfrauen iu zwei Halbchöre,
deren jeder eine Strophe singt, nach welcher dessen
Chorführerin in einem anapästischen Tetrameter den Ge-
«ichtspunct angibt, nach welchem wir den Wechselgesang
der Halbchöre, in welchem nun das traurige Schicksal
der beiden gefallenen Brüder beklagt wird, zu vertheilen
haben. Nach Dindorf's Versabtheilong sprechen die bei-
den Halbchöre ihre Klagen in drei Dochmien aus, wel-
che das Epiphonem Jo! einleitet, nachdem ersten Doch-
mius ein iainbischer Trimeter unterbricht, zuletzt aber
ein Bakcheios bescLliesst. So aagemesseD eine solche
Versabtheilung scheint, so konnte sie doch nur mit einer
Textesreränilerung erkauft werden, welche freilich die
Bemerkung entschuldigt, dass in demselben Satze der
Aiitiatrophe, in welchem Dindorf mit Lachmann t'jöij in
TL öij veränderte, ebensowohl die Präposition ot't> vor
Oidduij) ausgelassen, als nach diesem Worte die rein
prosaische Glosse uix iitl fpiXin, uKk' tTli (forin Slf-
'/.uiih,T£ zu näherer Erlänterung des Verbums önjfJ.a^d^f.
eingeschaltet ist, wie auch in dem Zwisclienworfe der Chor-
führerin das den anapästischen Rhjthnius störenilc Sub-
stantiv y.uTEiyfiaia nur ein erläuternder Zusatz ist.
Wollen wir aber nichts ohne Noth verändern, und den
drei Versen des Halbchores mit ungefähr gleicher Länge
auch einen Rhrthmus zutheilen, welcher mit dem Fol-
genden hesser znsammenstimmt , so müssen wir der Vers-
abtlieilung Bnthe's den Vorzug einräumen:
Str. 'lui iuj 6vo(f()OVEi , (fikojv uTHaTOi
zat xaxojv argviioveg, TiatQVJouq
8<jfiov(; ekävTS^ fiekeoi avv äky.ä!
Chorag. Mekioi Sij9' , o? ueXiovi davd.rovi,
Ant. 'Iuj tut Swi^toiTWV iQEit\)izOf/^ot
y.ai Ttty.gdi ^ovaQxiaq iSüvxEi;,
Vidi] 8fi]kkaxd£ otiv aiSäga) ;
Chorag. Kagia 8' dkijdi; JiaTQOii OiStnoSa
zidiri' [Egivi'i inty.gavsv.
\. Jo ! die ihr rasend, nicht den Lieben folgsam,
nicht gebeugt von Leiileu auch, das Stammhaus
mit niacht in unsel'ger Hast erstrebt habt!
Chorag. Unselig gewiss, unseligen Tod
bracht' ihnen das Haus mit dem Umsturz.
IL Jo! die ihr, gelbst die AVand der Burg zer-
trümmernd ,
nur auf bittre Eigenmacht den Blick warft !
hat euch nunmehr ausgesöhnt der Mordstahl?
Chorag. Sehr wahr hat den Fluch, den Ocdipus sprach,
vollbracht die erhabne Erinjs.
So angemessen es nach dieser Versabtheilung, wpirher
besonders der Wortsiun der Antis-trophe entspricht, er-
achtet werden muss, den anapästisclien Vers als ein
Zwischenwort der Chorführerin zu betrachten . demzufolge
der erste Halbchor nur des Hauses Umsturz ilurch den
Tod der gefallenen Brüder, der zweite Ilalbcbor aber
die grausenvolle Erfüllung des Vateriluches durch wech-
selseitigen Brudermord beklagt, so wenig lässt sich in
den folgenilen Strophen und Antistrophen ein ähnliches
Zwischenwort der Chorführerin annehmen, vielmehr wech-
seln darin beide Halbchüre gleirhmässig mit einander ab.
Beachten wir aber die Rolle, welche das Zwischenwort
der Chorführerin jedem der beiden Halbchöre zutheilt,
.<» wechseln diese gleichmassig in der Strophe sowohl,
als der Antistrophe. Denn wenn auch die Wiederholung
des Particips iSTV/j^SfOl mit dem Zusätze di)9' ein
Zwigchenwnrt der Chorführerin vermnthen lässt, so führt
doch der Wortsinn des Gesprochenen darauf, eine Stei-
gerung desselben nach der dem zweiten Halbchore zuge-
theilten Rolle zu erkennen. Es sind aber diese Strophen
und Antistrophen noch einmal so lang, als die oben or-
45 *
687
688
Uu<prtr, 1111(1 «l.ilici licss sirli Voss in »einer üelierselziiiit;
Hurrli die Aehnliilikeii iler lieiilen .SJrophoiihalfCrii ver-
leiten, »ie als Stro|)lie niiil Anti»<rii|)lie, <la» Foljj;en(lc ila-
eeiTeii >■>'* einen noch einmal so langen Schliissjjesanf zu
belr.icli(en, »a» mit der Annriinnng «les Texleg Lei l)in-
ilorf iiaoh Lachinann's ^'orgaiige ebenso sehr streitet, als
die dialogisclie Zerstiirkelmi;; der Str(i|)lien in der Ueber-
.letzuii;; von Srlifitz. Heide Stroplienli.'llften »clilossen,
wie die Antistrophe zeigt, mit einem Dorlimins, dessen
Langen in Kürzen aufgelöst sind , wogegen die erste .Sylbe
Terh'lngert ist, wie y.ci i}avdrof Ttko^ und orö' i-TCi-
yc'.uK 'Jüli. Allein sowie vor fi/](d(fiiovi TtOTfJ't) die
Partikel y.ui »eggefallen ist, so fehlt auch eine Länge
vor 3ava.T(OV ÜQai. Dalier kam es vielleicht, dass man
lieide Strophenhalften einander gleich zu bilden strebte,
und darum auch die dem Dorlimins y.TSavd r' tJliyuvoiq
entsprechenden Worte ii^avov iiit Cfuvut oder ijlicpo-
vut weglies», so »ehr auch der Zusammenhang des Gan-
zen einen solchen Zusatz erforderte, uud dagegen nach
öict'Taiav Key f IQ das übcrüüssige Substantiv Tikayrtr,
wie nach öoLioioi y.al au')iiaoiv TtSTrkayfiivoi'i das A'er-
buui ivverru) als Antwort anf } syeii einschaltete. Al-
lein Larhmaiin suchte mit grösserem Rechte beiile Stro-
pheuhalften mit dem Folgenden in Einklang zu bringen,
wenn gleich Dindorf nicht die Veränderungen desselben
in den Text aufzunehmen wagte ; mehr möchte ihn viel-
leicht folgende Lesung befriedigen:
Str. l. Ji svutvv^vjv Tervuf^ievoi —
IL TeTVUf^ivot ö^^, 6fxoan'kdyxv(j)v re ttIsv-
QUJudxU)V
idavov £Ttl (fdvij). —
I. ^4iai Satjuövtot,
a/'ai d' ävTtcfovovvTujv davüxujv d(>ai.
II. Jiavxaiav "kiyon döfxoiai xal aujuacriv Xi-
irXay^svovg,
dvavSdru} uevei,
dgaioj t' ex itarQOi v.al biiöffoovi tiot^oj.
Aat. l. Jci'jxei de xal jtöliv örtli/o; —
IL Srevovai Ttü^yoi, arinst. tteöov (plKavdqov •
fxevei
xtsavd r' aTtiydpoiq —
L Jt' (op aivof^öpoiq, ^
öl' tuv vtixoi sßa xal davarov tekot;.
II. 'Efj.oiQd(favTO 8' 6^1'xäpStot xTiqua9', ujoi
iaov kaieiv,
öiaXkaxTtjot 8' ovx ^
dfieucpei Tcdp (fikoiq, oöS' hKi%dpLx' "Aqsi.
Str. 1. Vom Mordstahle links die Brust durchbohrt —
IL Durchbohrt gewiss, leider auch von Bruderhand,
sanken sie
zum Tod' hin in den Staub —
I. Ach ach! Rasende sie!
ach ach! wechselnden Tod bringender Vaterfluch!
IL Des Mordstahls Todesstoss sei der genannt, der
sie traf an Haus und Leib,
durch unnennbare Woth ,
und Zwiespalts iVIissgeschick , spriessend aas
Vaterfluch,
Atit. I. Die Stadt rings durrhhallt nunmehr Geseufz —
IL Die Mauer rings, Frenndesgrund : ihn besitzt
künftig nur
das kommende Geschlecht —
I. Um den jenen so schwer,
um ilen Hader und Streit kam, und der Tod
zuletzt.
II. Im Zorn anfivallend theilten sie das Gut so,
dass gleich »ar beiiler Loos ;
doch blieb uns Lieben nicht
der Schiedsmann tadelfrei , Ares erwarb nicht
Dank.
Nach der gewöhnlichen Lesart lautet der Scbluss <ler
Antistroplie diakkay.TiJ()i 8' oi'y. d^iE/jcpic. (fikoisi oud'
tu.t][^-^'^ -'^P'jsj allein die Dative gewahren nicht nur
einen bessern Sinn, sondern tilgen auch die fehlerhafte
Kürze in dlKlKpla, und bililen einen treulichen Ge-
gensatz zu den Dativen der Strophe. Sowie in dieser
der zweite Halbrhor den ersten sogleich im zweiten Verse
unterbricht, so glaubte Schütz auch die folgende Strophe
unter die beiden Halbchüre vertheilen zu müssen. Da-
mit stimmt jedoch der Inhalt der Antistroplie nicht, son-
dern VOM <iun an singt der erste Halbchor <!ic erste, der
zweite Halbrlior die zweite Hälfte iler Strophen. Den
Text dieser Strophen hat Dindorf schon so gut herge-
stellt, dass nur noch Ol' (fikaig in difikoig und 8iui-
SdxpP in Sioddiojp verändert zu werden braucht, wo-
gegen es vielleicht nicht nöthig ist, Cojij zu Anfange
eines Dochmius in Coa abzuändern.
Str. I. SiSaofjTikaXTOf fjitv oj8' liiovaiv ,
ai8aoöivl.uy.ioL öh xovg fjttvovoip,
ra/ üv TU f'/rroi , xips: ;
räcf'Ujv TzaTowiov ka%ai.
Vom Stahl gehaiin liegen sie nun also:
Vom Stahl gehauii wartet nun auch ihrer.
Es Issät sich leicht sagen, was?
Ihr Erbesantheil der Gruft.
II. zJöuuiv ^idk' d'iav £; oiii,' TTgoTi.'rU-nit
8aixTr,p yoo;;, aihööTOvui , ai'TOTitiiiojv ,
8aiö(ppv)p , Ol' (fikoyadiji;, hrLiw^ 8ay.pi'-
Xii-'jp
ex (ppevoi, a. xkaioiiivaq nof /wi'dei
xoipbe 8voip dpay.Tütp.
Des Hauses Hall sendet mir in's Ohr nun
ein brustspaltender Gram, eigenem Leid erliegend,
feindlich gesinnt, freudeberaubt, tief aus der
Seel' innerstem Grund
jammernd, dass mir Weinenden schwindet der
Geist
wegen der zween Gebieter.
Aot. I. Jlapeoxi- 8' elrceip im' ddklotca, '
ujg ep^axtjp ■jtokku fiev itokixai, ,
^epcuv te nävxujv öxixai;
7tokv(f96poL'g ep 8aT.
Man darf mit Recht sagen, dass die Armen
Unheiles viel brachten unsern Bürgern,
dem ganzen Heer Fremder auch,
dem mancher biosank im Kampf.
689
G90
i
II. Im dvaaiajv ocpiv d rexavaa
TToo Tiaouiv uKocrai xsy.voyovot xtxXtjVTaf
TiaiÖa Tuv avjd<; nöoiv aviä defiiva
Tovud' trfjf', oi 6'
ujd ireXeiJTaaav vn' dkkakocfüvoK;
XiQolv öj^oaTidgotoiv.
Jo! wie heiilos war ihre IVIiittcr
Vor all ileneii , Hie je Kinder an's Lirlit geboren!
«ie, die, den Sobn ei(;ene.s Leilis sich zum Ge-
mahl nehmend, mit ihm
zeugte, die so graulichen Tods starben im
Kampf
wechselnden Brudermordes.
Str. l. (h(ito:i()ooi dijza v.ui Ttavojktdipot , öiuiu-
l^taii d(fikoti,
i()iöt fHutouEva, vei'/.tog iv Ttkevid.
II. llenavTai d' ex^^ot;, iv de yaut ^aiu cfuvoovivi
/^leiii/.raf y.üoTu d' ei'o' u/naifxoi.
Iliy.obi, kvTijp vitv.tuiv 6 Uovzto^
y.ttvui; iy. nvijui ai'Seii
^ijy.TOs oidaQu^- Tiiyoog ön ;jfp;yuarwr
yay.di danjTai "-iQi]'i dpav naTQviav xi-
S£l<i dhj9ij.
I. O Brüderpaar! ganz geweiht dem Untergang durch
den erbosten Vergleich,
durch den erbitterten Streit hier an dem Ziel
des Haders.
II. ihr Groll ruht: endlich hat das Erdreich ihr
Leben nun vereint
im Ulutstrom : blutrerwandt nun sind sie.
Ein bittrer Streitschlichter ist der fremde Gast,
der com Pontos stürmt' ans Glut,
geschärfter Stahl: bittrer Gutrertheiler auch
der Kriegsgott, welcher jetzt den Vaterflnch
arger Weise wahr macht.
Ant. I. 'Exovai fiuigav XuX(jvT£i, vj ^tikeot, öioöö-
tu}v dxeujv
i'itu öi oujfiaxi yäi TtXovTOQ äßvoao^
taiar
II. Ivi rcokkoii i'^avdioavrei Tcövoiai ys ööf^iocg-
leksvid S' aiS' tTCrjkuka^av
doai luv ö^i'ii vöfiov, rezQa^fxtvov
TtaviQÖ-iiii} cfvya ysvovi.
"EoTaxiv '.-i-vai; rgoTtacov ev Tivkaiq,
SV at^ i^EivovTO , y.al dvoiv x^arijacg
ekt^i;6 dcdficop.
I. Den Armen ward nun zu Theil ihr herbes Loos,
her von den Güttern gesandt;
and in dem Boden erstreckt tief sich hin-
unter ihr Rcichihum.
IL Jo! vielfach im Haus' erblühend von misslichem
Geschick!
am End' auch jauchzten hier die Fluch' auf
mit hellem Ruf überlaut, bis dass zur Flucht
ganz der Stamm gewendet war.
Der Ate Siegszeichen stand im Thore dort,
woran sie hinsanken beid', und nur besiegt
verliess sie der DAmon.
Erst nach diesem VVechselgesange der beiden Halb-
chüre beginnen Antigene und Ismene ihre Klagen in
wechselndem Dialoge so, dass zuerst beide - Schwestern
einen iambischen Trinietrr nach einander, und dann einen
Tetrameter in gleicbmässigen Uiiambrn zugleich sprechen,
wie foljjt:
A. llatodcii; 'iitaioas- •• ^i' S edavi; y.uru-
y.ravvip.
!A. ^oQt d' exaveg fjtkeÖTtovoi- «Vw 6üy.i)ra\ :ioo-
xeioai-
l. /IoqI f>' idaveg fjtkeo7ta9i';s' fzo» y6oi.\ /«-
Tay.rüi;.
A. Getroffen trafst du. I. Und da erlagst, erlegend
auch.
!A. Du erstachst mit dem Speer: unselige That! auf
Thränengiiss! du liegst nun.
I. Du erlagst durch den Speer: unseliges Leid ! anf
Klaggetüu! du schlugst auch.
Hierauf setzen beide Schwestern den Dialog in stro-
phischer Anordnung also fürt: Beide: £e.
Str. A. 'H fxaiverai yoüiut (fQi]v.
I. 'EvTOi de y.aodia OTevti.
A. Jo) i'uj TTuidvQxe ai<.
I. Sv 6' a'vTB yai itavddkit.
A. 77(>o; (fikov i(p9iao.
I. Kai cpikov y ey.ravec.
A. /imkd kiyeiv.
I. zitnkd d' öouv.
A. röujv Toituv xdd' syyu^Ev.
I. Ilskü/jeSfa ö' ai'S' äxiotv nekas-
A. 'ASektpeai.
I. '-löekrpsdiv.
Chor I. /o) MoiQa. ßnovSöreioa (ioyEQd\
II. nÖTvta r Oiöiitov oy.ia ^ekaivd t Epnii,
beide: )*; j.teyaa9£vtji rtg ei.
A. Ha! rasend tobt vor Gram der Sinn.
I. Und tief im Innern seufzt mein Her«.
A. Jo! Jo! Beweinter du!
I. Auch du Beklagcnswerthester !
A. Durch den Freund sankst du hin.
I. Deinen Freund warfst du hin.
A. Zwiefach dem Wort!
I. Zwiefach dem Blick!
A. Ein solches Leid so nahe hier!
I. Bei solchem Gram so nahe wir!
A. Das Srhw esterpaar !
I. Beim Bruderpaar.
Chor I. Jo! Moira! Leid verhängende mit Graus T
II. OedipDS hehrer Schatten du, mit schwarzer Erinvs,
beide: gross fürwahr ist deine Alacht.
Dass der doclimischo Schluss der Strophe, welcher
am Ende der Antistrophe wiederholt wird, bei Voss aber
willkürlich an den Anfang des Dialogs der beiden Schwe-
stern gestellt ist, auf die angegebene Weise unter die
beiden Ilalbchüre zu vertheilen sei, lehret ansser dem
veränderten Ver.smasse der Inhalt der Verse. üb aber
die Acndcrung des unmeirischen Verses vor diesem Schlüsse
anf gleichen Beifall Anspruch uiarhrn dnife. wie die vor-
691
60'J
liergrh«nilen kleinen Abänderungen der bandschriftlicheo
Les.tr< nach Laclim.inn's unil Diiiilorrs Vorgange, mag
man nach folgender Anordnung der Antistrnpbe Leurtbei-
l«ii. Antigene nn<l Isniene zugleich: IC.
Ant. A. H öiurd-eara ni;naTa\
I. Edsi^ar iy. cpvycu iiiot.
A. Oi'ö' ixs9' Wv; yM-cexTantf.
I. Stui^eii di Tivst'^' dnujkeaev-
A. Qkeaeii öi)t' aiai.
I. T6vÖ€ y.ai voacfiaa^.
A. TaKav ytvoi.
I. Takara nadöv.
A. ^i<art]va xijSs öfiövo^u-
I. z/icyp« xofTcnkTOiv Tii]uäTv>i,.
A. Okoa keysiv.
1. 'Okoa S VQäp.
Chor 1. 'J(o Moiga ßagoSdreipa f^oyi^ja I
II. HoTPia T Oidinov oyta ftikaiva t Eotvvi,
beide : !* /.teyaa^ivij^ -ttg it.
A. Ha! Leiden traurig anzuichaun !
I. Hat seit der Flucht e. mir {jezeigt.
A. Nicht kehrt' er heim doch, »ie er schlug.
I. Gerettet haucht' er aus den Geist.
A. Ach I gewiss haucht' er aus.
I. Ihn jedoch schlug er auch.
A. Unseliger Stamm !
I. L'nselige.s Leid !
A. O jaiumervoU Beisammensein !
I. Vom leideniollen Schwung noch feucht!
A. Graucntolles Wort !
I. Grauent'oller Blick!
Chor I. Ja! Moira! Leidenrorhangende mit Graus!
II. Oedipus hehrer Schatten du, mit schwarzer Erin^^s,
beide: gross fürwahr ist deine lUacht.
Sollen nun die beiden Schwestern ihren Dialog aucli
in gleichmassigen Rhythmen schliessen, so ist das Folgende
also anzuordnen:
A. Si Tuivvv oiada diaTteoaiv.
I. 2v d' ovdiv hozUQOi' (xai^wv.
A. EtteI y.axfik^si eg itokiv.
I. zioQo^ ye Tiöö' dviij^evai;.
A. Okoa kiysiv.
I. Okoa 6' ÖQdv.
A. 'lut Tiövoi;\
I. */w y.av.a\
A. ^Jvjfjaoi xai ;u9o»t, ar(>t) TtduTuiv d' ifjoi.
I. Ew rifiiP, lio , xai TU TtooOui y tuoi.
A. 'luj övazövuiV v.ay.uiv , dva^\
I. Exeo^keti;, t'vj, doxijyiral
A. 'lui TiokvTCovaJTaTS TidvTujvl
I. 'Jui öaifjovdivTeq ev dia.\
A. liu /(jj, Tvov 0(fiB 9)jaoj.i£p;
I. Vo» imuv jiimjjzarov.
Beide: 'lu> iu> ufjua nargi 7td()£vvov.
4. Dich lehrte diess also dein Zug.
I. Du lerntest diess nicht minder bald.
A. Nachdem zur Stadt du kehretest.
I. Als da den Speer entgegen hobst.
A. Graunvoiles Wort!
I. GraunvolliT Blick!
A. Für Stammhaus und Land, für mich dixli zumeist.
I- Für uns air, in! für niicli mehr ji'doch.
A. Jo! jammervoller Leiden, Fürst!
1. Eteokles, io, Anstifter du!
A. Jo! Mnhbeladiier xir allen!
I. Jci! Hartgeplagte von Djimon !
A. Jo! wie nun? wo bestatten iiir^
l. Jo! da wo hlichstgeehrt rs ist.
Beide: Jo! iu! Leiden ruhenil beim \atrr!
Kaum haben die Schwestern ilieses ausgesprochen,
;ils ein Herold den Beschluss der ^"olksbcratlier verkün-
digt, dem zofolge Eteokles zwar als Stadtvertheiiliger
bestattet werden, l'olvneikes aber als Stadtbestflrmer un-
bestattet bleiben soll. Da erklärt nach langem Wort-
wechsel Antigone znletüt, sie werde trotz allen; dem den
Briiiler bestatten, unil da der Herold es ihr noch einmal
verwehrt, bricht sie nach dein Epiphoiiem (fti qii in
folgende anapästische Klagen aus :
Q f^eydkai'xot xal (fitifjaiysviU
Ki]QEc, Eoivvsi;, a'ix Oe'dinöda
yevoi oikäaaiE ■jiov^voi^ev oi'cu»^.
TL 7ta9iu; T( da öqoj; t/ dt lo^aionai :
Tldii Tok^tijoio ut']T£ oi xkaietv.
uiJT£ -jtQOTiij^ineiv sni Tvj.ißij);
Hochfahrende Keren , Vernichter des Stamms ,
Ihr Erinyen , die ihr des Oedipus Haus
Also jetzt habt aus dem Grunde vertilgt!
Was beschickt, was beginnt, was ersinnt mein Geist?
Wie ertrug' ich es d«)ch, nicht zn weinen um dich.
Nicht dich zn begleiten beim Grabmal!
So wenig man in diesen Worten eine Anrede des
Polvneikes von Seiten der .4ntigonc verkennen kann: so
wenig lasst sich zufolge iler .Anrede iles Eteokles fol-
gende Erwiederung von Seiten der Ismciie beziveifeln.
'Akka (foßovfiai y.dnoTpuTro/jai
öti/xa TTokniöp,
^i> ye unv nokkujv ursv^t^rjjouiv
Tiv^ef xeivog d 6 zakag dyuoi,
fiovuxkavTov ex"^^ 9Qi]vov ddektpijg,
siot. Tig dv ravra itidono; .
Mich freilich erschreckt, mich scheuchet zurück
niein Ergraun vor dem Volk.
Dir wenigstens werden der Trauernden viel
Dasein: nur jener Unglückliche soll.
Allein von der Schwester beklagt, unbeweint
Hingeho. O wer schenkte dem Beifall ?
Nachdem nun Antigone auf dem Beschlüsse beharret,
entschliesst sich auch Ismcne, mit ihr die Besorgung der
Bestattung zu theilen , und spricht diesen Entsrbluss mit
der Schwester vereint aus. Die Chorführerin räth da-
gegen ihren Jungfrauen, das Gebot des Volkes zu ehren,
und der gesammte Chor beschliesst das Ganze mit der
Belobung des Eteokles, wie folgt:
A. /JQaTU) Ti 71 okii xai fifj öpdrw
Toin; xkaLovras nokvvsixi).
693
694
Beide: HfABii fisv 'i'fisv xal ovv9dipo[^iv
ai'Se TTQOTiofJiitoi- y.ai yao yevsa
xoiv6i> TÖ3' «3fos, x«i TTÖktg äkkujg
äkkoT STtaivei ra dlxaia.
CUuragi'H/Aeti; ö' afta rtpS', üJaneQ re Trökii
xai TU dlxatov ^vveTtaivti.
Chor: Meto, yao fidxagag xai ^luq icr^vv
i'tdc Kaöfueioiv r,Qv^e nokiv,
uij 'vaTQaitrjvat, ft)]d' äkkoSanuiv
xvftari (fu)xviv
xaraxkva^iji'at rä udktara.
A. ^i»g es ir)r<>ii<l <lie Stadt, ma;; es nicht sie thiin
bei den KUj^endcn um Pulrneike«.
Beide: Wir gelipii zugleich, und bestafteii zugleich ,
Ihn begleitend sofurt; denn gemeinsam ist
Ueni Gi'schlcclite der Schmerz, und die Stadt
urtheilt
Bald so, bald so, «a» gerecht sei.
Chorag: Doch wir nun mit dem, so wie es ilie Stadt
Und das Recht der Beratlier erheischet.
Cbur: Nach der Seligen Hnt und <les Zeus Obmacht
Hat er ja die Stallt der Radmeer bestimmt,
Dasg sie nicht rem Getvoge des Fremdlingsbeer,
Ans der Höbe gestürzt,
Ward antergeschwemuit in den Abgrund.
G. F. Grotefend.
\
73. Conjt'ctaneorum in Aeschyli Supplices pais
altera. *)
Vs. 73 sqq. haec leguntar :
'Akkd 9Eui yeverai, xkver ei ru Öiy.a/ov idovxic,
H xal (Ar Tiksov ddvTti; sj^siv nao alauv,
'FßpiV Ö' iTOll^HOg (TTVyOiiVT£(;
flekoiT dv evSixoc ydfjoiq.
Wellauerus hnnc locum interpretatns est: Aot si vel nun
|ierfectum id quod concnpiscimug nubis datis , insolentiam
autera illoruin parato auxilio arersamini, justi entis circa
nuptias. Quorum priora recte sunt intellecta. Sensiis
autem hic est, ut üanaides Deos precentur, ut aut pro-
hibeant nuptias, aut si praeter fas Aant nuptiae , ut
Aegjptiorum insolentiam aversati ultioneni admittant. Ne-
que rero hvSlXoi; eo sensu dicitur. Scribcndum igitur:
nikotz <j.v ixöixoi ydiioii-
Vs. «0 sq.
Ei dein ^loi; £v navakj}9uj<;.
/Jioi 'ifÄEQoq oi'X EviH^garoc, ixvxi^ij sqq.
Schuetzins et Well, scripserunt:
Ei den] deos ev Tiavahjduig.
„Utinam Deas revera res nostras bene constituat." At si
sententiarum nesam spectas, quud lUi scribunt, aptum
non est. Danaides enim Deos generis sui tutores inro-
caiit, primum universos, dein ad Joicm summum gentis
*) Par» piioi inserta est hi* .liariis a. IÖ39 p. 878. 5(|i|.
auctorein preces convertunt. His precibos dtov iiomiiie
nullius Dei addito interponi aptum non est, sed Jori>
uonien v. §(). neressarium. Ct mnito facilior emendatio,
si distinctione mutata punctum po.«t vocem 'tutoui ponag.
Ev 9elr dcfendi potest Aganiemnonis r. lf)5S. iyoj xai
Ol' di'jao^ei) xparowTe tujvde dojud-Tdtv xc.kvic Sed
aptius hoc loco aot eid eil] , aut , quod uiagis probamus.
scribi ;
Ell 8' e'tt] /ttos, IV Ttavakijit'jji
Jioi ifiegog. Oi'X ei'dtjQUTOi iivxdi^ ,
ndvra Tuc (fktyedei sqq.
Vs. 90 sqq.
'IdiiTtt 8' ekniSvjv dcp iiipei:i)Qyuii
IJavuJkecg ßQoxovq,
Jiiav 8' oiiTiv ii;o7rkl^et,
Tav ü'Xoivov önijjoviüiv
Hfxevov ävui (fouvTjfid Tivii
AvTodev e^i^fiaiev tuTrac
E8Qavv)v icp' dyi/ujv.
Hermannus elem. metr. p. 427 rersos postremos hanc in
moilum scribit:
Tuv üiiovov Sai^ovitup,
rifieVOV tu V Cf(j6vi]f.ld TTWs
ai'Tudev i^eTtfja^ev ^i-
nrß? t8Qavujv i(f)' äypvjv.
.4d quae explicanda quum nihil sit adjectum, non certo
scimus , quo oiodu intelJexerit. ^aifiuvia pro Sai/jovec.
apud poetas tragicos dici non meminimus. 2iaiuoviaj(,
legendum putamus, sicut Agam. v. 365. pro dT'okitr,Tun
'Aqi] nveövrujv corrigimus dr okftijr tu g ",-/pr nreov-
XV)V. Dein pro corruptis xav dltoivov facili mutationr
TVavxa TTOVOV et pro (ivuj, quod et ipsum corruptum
esse metrum docet, ov legendum putamus. Mens enim
sancta seile posita non alius esse potest, quam Joris. Scri-
bimus igitur:
Jiiav 8' ointv' e^OTth^^i-
ndvxa Tiüvov 8aiiiovioj;
"Hf^evov ovcfQovijiAd iiujg
Avxodev ei;e7iQai;ev e/JTcag e8(tävujy i(f> dyi/üiv.
Quae mutationes et nexu commendantur (rtm Ule nullam
exarmat, sed omnem laborcm dirina fati lege mens eju»
sancta sede considens illinc perficit) et scholiastae inter-
pretatione ita scribentis: i^/jevov dvu) (fooiiijfxa] ro 8i
(fQovij^a avxov , eni xuiv äyvuiv edpaoudxujv icp^-
[i.ivov, e^tirpa^e xov axojtdv eavxov avxodcv nTiii
xuiv üyvtjiv e8gaai.idxujv, 6 eoxi xov ovpavoi. Em-
perius in actis societatis graecae rol. I. p. :if)[) versnm ^14
ita scripsit:
Ili ^e^oiev (f^ovijfia, xvti sqq.
Soquuntur haec:
'JSio-d-üj 8' ig vßptp ßgortiov , o7ni
Nedi^ei iTv9fii]v
Al d^iov yd^ov xedakva
^vanaQaßovkotoi (f^eah,
Kai Sidvoiav fiaiv ökiv
KevxQOV ix^iv acpvxxov , äxo.r 8'
A-xaTct ixexayvovg.
695
696
7£i>«/.('>," Bodiiu», o'iav not ememlaviuius. Sed inariet
vitiuui in verl)!» diufoiuv fiaivokiv , qiiae metrum iioii
adinillit. Libri iiicliores iioii fiatvuUy,»cA /icvukiv praebeiit;
quud laiiicii ipsiiiii pro uaivöXtV srriptuai fuisse videri potest,
uunm libri manuscripti pluribiis locis £ pro ai habeant,
ut ». ',)2S' igeio^S pro ai(j£io'^ui. Larliui. <le clinr. sys«.
p. 58. atfOKif scripsit, ijuae furiiia uulla auctciritate inu-
iiitur. Seusuiii rox uailifiklt' praebct iiexui aptiiin , ut
aliquis f //(««»'); scriptum fiiisse suspicari possit ; sp<1 eain
loceui in uaivökiv vel f^iEvuklv corruptaDi esse iioii es»
probabilc. Ad dolnsam Aegyptiadarum iiientem aptiiis et
facilius scribi vidotur:
Kai öiävoiav aifiikav
KivTOOv i^iov üwv/.TOv , äruv d'
tidza iieTayroii-
Vs. t04 sqq.
ToiavTa ■:idt}eu fdkta x^oiuuLva kiyia
Atyla liuoia day.ovortSTi].
'^■. 'fr
Irkti^otoif i^iTiQirri;
Ziijoa yuoii /iE riftvi.
Libri melloros in riiKÖ, R. ;(c Tifiujv, schol, et T. iii
tiiia- Probabile vldetiir srribriidnni :
Zdjoa yuuii Ttvifxai.
Arerbe dicit, plaiirtu , qui lionur morluis haberi sulrat ,
»e Tiiani esse lioiiurataiii. Vox iuTlQcTllj cum aiitccedente
rrc'.Oiu juugenda. Olim ^ojoa yöuii TlTOV^iai < <mi-
jrcimus.
Vs. 116 sq.
Ocoii ö' ivayiu rikta, Tcskoiüvuiv y.af.cK,
EtiiÖouuujo' uih itcivarug d.:i^.
Alter versus scribcndm:
'EnlÖQOfi, onudi däiaroi o.nf^.
lia enim sclioliastam legisse apcrtum est, qui liaec srri-
psit: Ocoti d ii>ayi:u\ ÜJluv öl i}dvurug d ii rj .
£y.ei Tujv dvBQu'ii.u)v tciiftayuLVTiJiv tii^icü xulq [h.uK
iiiauixovoiv. 'Evayka dt, kvayiaiiura. Idem Well,
ücripsit in gloss. s. v. e^tid^oiiu;. Nisi scholia^tae testi-
moniam haberemas, posset etiam aliquis scribeiidum suspi-
cari: ■'■ ■•'■«!■
'En iÖQO iioi u9i ddvaroi dTifj.
Dis Sacra rata erunt , si res secundae caduiit, ubi mors,
qaae nunc ingruit, procul erit,
Vs. 201 sqq-
lldtep, (poovovvToj^ TiQui (pQovovviai; ippimeti.
0vkdiofj.ai de raoöe fxe/ivr,oi}at os^ev
Keövug äcfer^di- Zev^ de yevvi]iu)ij iöoi.
Well, verba (fvkdtoiiiai f^efivtjodac »ertit: Carebo, ut
Diemor sim. Quae oratio non est graeca. lino luCßvij-
Oi}ai a scrilia iucuriuso pro verbo coiitrariae sigiiiiica-
tionis, frirtasse ex glossemate ('.I f^tv)]fiovetv: OV (.iciivr,-
oifat) itlatum ; qua ratione repouendum:
0vkd^ouai öe rdud' dfivrjfioveiv aeS-i»
Keövui ifpeTua.i sqq.
,,Carebo, iie pruba maudata <ua obtiriicar."
Quae proxime lequuntur , in libris haue in iiiodam
leguntur:
JJN.40I.
Mi; vvv oxoka^e, fjijy^avi^i 6' earot y.oaroi.
XOPOS.
2Ü5 &ikotft dv {jdij aui nika^ Üoövuni 't/(!p.
/JAN AOL
i2 Zev , Y.uJioiv oi'xTeiQC fiij 'nokvj'/.ihai.
XOPOI.
löuiTO diiza TiQevi^evoL'i o.t' Ö/h/iutui;.
Keivov 9eXovTog ev rekerrijost rdÖe.
^ANAOy.
Kai Zt^voi uoviv zövÖE viv y.i/.tia/.ext.
XOPOI.
210 KukoL'fxtv ai'ydi tjkior nuni^fjiuvi.,
Ayvuv i 'Avcokktj) (fvyc.d du' ovQavov &cüv
Eiöüii dv aiaav rijvöe aiyyvuiij ßooroi;.
^ AIS AOL
SvyyvoiTO diJTa xai nuoaoruiij n^oifpoi .
XOPOI.
Tiv OLV y.ty.ktjaxio rtüvöe öutnuvvjv in:
J AIS AOL
215 Oquj T^iuivav Tr,vd£ ojuim'uii i^eor sqq.
In liis unum facile apparet, versum 211- {'Ayvuv x
Auokkut (pvyd.ö UTi ULouvijv ^eov.) Danao tribueii-
dum esse; Üolem enim et Apollinem diiersos Ueos dici
et ita seiitentiarum arquabilitatrui sertari et uratiuuem
aequa lege iuter Danauin et Choruni ilistribiii. Sed
plura turbata esse patet. Rede auteni AVeil. aiiiiiiailicrtit,
versiim 207. Jdo/io i)i,xu :i otititvoi- c.n üi.iiiaxo'i,
rnliocaiiduiii esso piist versum :.'03. Zti.; dl Jiui'ijxajg
idoi, quemadmoduiu v. 213- p"st verba Eido)^ n.v ni-
oav Xljvöt ovyyv'./n] fjuu xuti üauaus dnat: Iiyyvoiio
öijxa 299. Quo uno inilicalo Well, quae maiieiit diffi-
cultates non expedivit. Primum enim quuiu tiiugulus üa-
nai et Chori tersus alteruare appareat , qimcuuque mudo
rcrsus hoc loco transpoiies, ratio non ronstabit, quin scmel
uni duo versus tribuantur continui. Quod quum admitti
hoc loco nullo modo possit, consentaneum est, aut exci-
disse aliquid, .int imniigrasse niinnnlla ab hoc loro alieoa.
Jamvero seutentias, quae versibus 204. et 20Ö- contincn-
tar, si gpectamus, certis arguuientis hos versus a sede,
quam hodie occupant, alienos esse apparet. Dicit üaiiaus :
ßlij vvv oiökaQe, fttjX'^t'iji <5 eoxio y.Qdxoi. Quae
verba inepta sunt, nisi in antccedentilius aliquid couti-
neatur, unde quis scire possit, quam illr ul]yan'V iute!-
ligat. Cujusmudi nustru loco nihil routinrtur. ICx response
Danaiduni demum inteltigitur , remediuui, quod Dauaus
praecipiat , hoc esse, ut ad Ueorum aras se conferaiit.
Igitur loro, quo liujus rci facta est mentio, versus hi rp-
ponendi. .4rcidit alterum argumentum ex responso Da-
■laidum. Respondent: (:)skoifji dv ijÖi] ooi n.ekai &q6-
l/Of^ h'Jl>:tli. Quae diccntes consentaneum est ad aras
se contulisse ; ineptum euim , si spoodentcs se jam a
697
69S
|)atrp Jiiss» fartnras, tiiiirn iioii ficiuiif. Jaiiivrrii Daiiaiis
V. 22y. <li<it
^y.uTietre, ■/.duiiiisoiti yördr: tuv ronof,
"O.jvji; UV vu'iv noUyo^ tl vr/.a Tudt.
„Conferle vos jnm in hunc locum. Api-.irct, aiit Danal
virba r. 229- iiippta esse, si üaiiaiilrs jaoi antca ail
Druruin arns se cuiituleriiit , aiit Uaiiaiiluiii v. 'JUÖt "> '>>'
iinii roiitulrriiit. Atri-dit etiaui iiuc , quod quuin ii-rliis
XcLg öl y(vv,';TU)Q idut Dcoruiii precrs iiicipiaiit , eae
{)rrcr8 intrr|j(isitis vrrsibus 204 sqq. luisero plane iiiuilu
iulcrriiiii|)uiitur. Dciiiqiie ii>lem versus alia lorn, qupui
:<tatini iiiilicatiimus , ailscripti ailco sunt apti , iit is luciis,
liiiilie edituniiii coiijrctiiris ipxatus, illis versibus additis
fipliine saiirtur. Igitiir pniptrr tat taiitasquc raussas noii
iliibilaimis, quiu f. 304- et »■, 3U5- et v. 30ö. e loco ,
quo nunc tegantur, in aliuin transferendi sint, quum
l) certnni sit versuin 207. post versuni 'JU3. lefenduin
esse, 2j persotiaruut distributiii aiit cxcidisse aut inimi-
s;rasse nonnulla postulet, 3) ktsus 204. loco, quo |p;;itur,
»ensu careat , 4) >'. 2UÖ. ineptnm sit, si Oanaieds nun
fariant, quod ajunt, ö) hi irrsus, iiiepti quo leguntur
l'iro, aliü sint aptissiuii. £jpctis omnia uptinie hunc in
iijoduai procedunt:
XOPOI.
üaTSQ, q}Qovovvz(j)q Tipug (f'^ovovvraQ ivvi'XEi'i.
0i'Xa^o[xui de Tcioö' duviif^iuvetv os^tv
Keövag i(psxudq. Zei^ de jtvvijTuiQ i'dot.
JJNJOI.
'FdoiTO dijia TrQU'fisvoi'Q an uuuaioi.
XOPOI.
Keivov dikovTog, ev TsXEvzi^aei rüde.
^AiSAOI.
Kai Zipoi üQViv TOvSe rvi> xr/.hjoy.ert.
XOPOI.
Kakovfjiev avya^ 'Hh'ov oojTt^oiovg.
A AN AOL
Aypüv t' 'A'n.okXvi (fvyäd' du' ovoavov deöv.
XOPOI.
Eiöutg dv alfjuv vivde ovyyvoirj ß^oiotg.
JANA Ol.
Ivyyvoizü 6i;Ta Y.ui itaoaoxah] TToöcppiov.
ei quae sequantur.
\crsu 209. Solem magnifico tolatu per auras et aetherem
vulantem Danaus Joris alitem , li. e. aquilam, dicit prae-
ciara et audaci ioiagine eadenique mininie obscura, qunm
statuam Dei, quem innuit , dijjito comuiocstret. Absur-
ilam scholiastatt iuterpretatinnem non defuere , qui seqne-
reutur, non spnticiites ridirule jtolrin galluni gallinaceuia
vocari, quainquain ,,tlie coc.k, tliat is thc trumpet to the
inorn, does witli his loffy and slirill soundin); throat
awake tlie God of Morn." ZitJUC iviv conjiccie pusses,
nisi ipso sole rlarius, ApoUincni nnn cunfundi hoc loco
cum Sole , sed diiersum Deuui haberi.
Zeitschi: f. d. Alteithumaw
Suprrest , ut lorum fabnlae indirenuis, uiiile trrs Uli
versus translati sint, Euni aiitrni nun posse aliuin cssi-,
quam post v. 230. vi «'X lis jialct, quae i!i»pu(ai iniu».
Quae ibi sunt vcrba y.diitlljiojf laude iitu lo.iuv tani
inide sunt piisila, ndeo abrupta a ceteris ail aureg arci-
(liint, nt eiiitnres plcriquc ronjecturis nun abstiiiucrint.
Quae optinie se liabent, si tres versus illi sulijiriunfur :
ly.oTieics, KÜfieißeo^e ruvöe xuv tutiov,
'On-wj eil' i'juv Tiüoiyoi tu vr/.a züde.
ßli; viv fJ^öl-f-Ce , jnj~/c'.i'rt; 6' eacu) y.odcu:.
XOPOI.
Oekoifx dv ij8i] oul neKug Oouvuvq e/etv.
S2 Zai', y.üTiujv u't'y.Tetps in) uotMiLöcui.
Quod üanaus filias alluquens priniuni sin;;ulareni iiuine-
rum pouit, dein plurali utitnr, ejus rei ne niiniina qui-
dem est ofTensio. Idem supra saepiiis fit; ut hnc utar.
V. 201. nouQ (fooroi'VT<ii evvtiit/;- (fvküioiiia de sqq.
Danaidcs autem nun niediis diverbiis, sed iinito demuui
cum patre serinone loruni mntassp vel per se probari dr-
ket, etiamsi nun firniaretur iis, quae disputavimus, Aptuni
autem est, dum ad novas sedes traiispant, eas denuo Jutis
invoratioiiem addere, unde preies prolectae jfcntis aurtu-
ris , a quo ouinis sors earnui pendeat. Aptum denique
rtiani iiuc, ante Regis adventuni postrema Cliori, non
Danai, verba esse. — Quodsi autem quis exempla versuum
simili lalioiie apud Arsilivlum a sonbis trajectorum ejus-
que rei causas quaerat , is Ilcrmanui de verss. spuriis
ap. Aesch. ilisserta(ioneui adeat, opi»sc. vol. II. p. 7(j sqq.
Etiaui alius Supplicum versus videtur sedem suauj
inijjrnssc, versuni 442. dicimus, qui nullo cuni iis, quar
antecedunt aut sequuntur, ne'xii rontinctur:
Kal yl.mooa zoi:ei'oaoa ui) t« xalpia,
rivuLzu iwduv ui}3oi «'' beky.zjjoio^-
'A Ky eivo. i^t'/iot'' y.drjza y.irvz ij (jia.
'Onuiq 8' ofiu/fiuv o.hta uij yevijaezat,
Aei y.aoza i)vtlv sqq.
Quem versuni Well, infcliriter emendare rnna^us est, pm
y.dftlO. tonjiciens yc'.fj ZU. Qua conje<(ura Aesclivlii
sentcntiam obtrusit sunimo poeta iiidii;n3m neque nexu
coliaerentein. Stanjejus hunc versuin sute praec edentpin
colliicavit, quo loro non est aptus. Aptus est post ver-
suin 41^3:
Kul TiokKaxij ye öuoTicL'iaiota TiQuyfiaza,
'Akyeivä, ^viioc y.doza. y.ivr,zrj(>ia.
Fortasse falso loro adsrripius est propter foriiiarum ad-
jectirarum be\y.zijOLOg ei y.lvtjZl^oiu^ similitudincni.
Vs. 259 sqq.
'Anicyuo eXdvjv ex neouq NavTiay.Tiai;
'Iwcgouuvzoi nak Anüi J.oivoi, X^'^^'i^
Tijvd' eyy.u'juigei y.vojda/Aov fjouru(fi}u(>u>i ,
Tu dr, nuLaiviV oAnazuiv ^idouaoL
ÄoavdeiiT dvijy.e yuia, jtijvetTai äxr
Aaay.ovSöfiikuv dvouevij ^vvor/.iuv.
Mij/eizai äy.i] libri fu']vi] v.al ddxi] T. et V. — Weil.
dfxivezai d' dy.i] vel fir^dezai S' nxij conjecit, dubi-
tans tamen, num verum verbam reposuerit. Quippe ipse
sentiebat, eam construrtionem cum sequenti rersii nullani
esse. Scribendum vidotur:
46
099 7()f)
ygnvdfio' ttvfy/.t ynia flljviv {t/avr, lli«'!» vorsilms fiils.i ilif>(iii<'<i('tii< ninml,') quanlnin n(l.-<|)rr«^>.
^otty.iiV\h>i.ilH>v dl'Oiitiii'i ^t viil/.mu. Siilihifu miiii pnst Ul/nihv iii(i'r|)iiii(ti(iin' , i'uiiiinn |nist
y/i'lll' iiii|i|>liiiii"i iKilat, quo «ili iraiii 'IVIliis luimliip« (fuyitv iiiMii-iiiliiin es»!- hi'Iisiis dmi-t.
(iriM-rrit, «frr Kiiiiicn. r. ,s4S sq. OrTo.v <)l/.((iit)i \'s. 3()'.> g,y^,
,i;d^rnoot:io,^ :iü/n ß/ijvif t,v ,} y.nrov tiv ,] q^-.^ n'-Aonou ro y.Ql^ia' iii', u alooC y.onr,v.
/iiii,,ijp aruartp. Eliuu öt v.at noiv, ov/. dver dij/jor läds
Vs. '.',S'.' sqq. noataiti au, oi'di ni-o xguTviv v.at fii-ioTt
Kni Tili üvni-SQoig /.oioßouT oiu; ö' '1 tili- !'■''' V. ' '"'^i ei ■^ot'> ti fn) Toiov f'jfj,
Cova^, E:njkfda<; rifjojv di.uj i;r)u(i ■jTuktv.
Ei TOi:urltX!'\ l'i^t , y.oui' II.V i^xcaa Weil. «Ii<it: Srnsns csf, ni quid alilcr, i. o. Jiiffliritpr ,
1 Ulli y sqq. arcidat. Quciii gi-iiüiiiii i rrlioi um rssc apprlliiii rat, üiil
Kein est iliiliiiiiii , quill Ai'sclivlii« Ainaüoiips cnriiiviirns «■<) scikii /d; toiov ilit-i ynssr proliaiiduiii pra«. (Ju.i.-
|irar<liraiis in iioiiiiiu- paruiii Indat, quasi ex a pritativo tcices forf.issi- fX laugiiido aiiuK vur.iliuli iiiferpretaiiM-iiln
et iia^u iirdiui sil. Siiiiilis in liac faliula est liisus voiis irropsmint. \iili;at.i riiiiii, quam exliilniiiniis , ex Tiir-
Daiiaiis r. .-tlä. quasi ex drtljl'itl et mcis ttowo« v. (,9 7. l>el>" iiiaiiaiit. Lilinirum eniin uiiiiiiuin lertio iitiCrui)^
i|ua->i ex nuuoodv ortae. Corrigunt ygiofjiiunc 'Jfui- est: El :i oi' ll /.ai inj toiov Ti-l'^r. Schiieiile» iiius in
^iiVUi. Aut ila aut pari rncilitate litr» , quo Oriitneni Tlielianuin publici juris fcrit cniii-
YOlUlioouui :/„liCoVUg mnni.a.itque ...ujertanea in poetas Graeros millta, emen.
■ ' ' " (laiif:
srilieniliiin. „ , < - » ,
il -rm TI lil: Xi'JUV TVIT.
V». 'J')'J sqq. , . . . .
7) vv/ if l/V Nobis iiia;{is pruLaliile liiletur scribeiuliiiii esse:
Mr, y.ai /.o>e UiZrjva i^ixd'Jvai ßooT,o; "' ^ ""' " >t«"«'^">-"^ ^'>'-
XOPOI. ' Vs.ö'ilisqq. _ ^
J-. , , . „,, ^ . -- , Tu ngui yi'iar/.iiiv e7iidujv,
ha. xpinra y llgag. laira nafj.ayiiazvjv. IJala/cfaTov dfurfgov
BA^IAE YE. Ifvrti (ftidai nguyoiov yivuiy.ui
Tlioi oh Tfku'Tu ßo.mUuiv veiy.ij rdöe ; JSliDoov ti'cfuov nivov,
t- IM • ■. I. , T.... I . T,-.-;,« ,,,., T> Fevor TCokl'liVljOTlOO , icrdllTlDO luii, sqq.
r.ilitiires Iiiscite irrsti altem ex lurnelio TCtTCC TIDV Tl. . / » ' 7 % '' ii
rc.eperunt, quod falsuin esse satis apparet. Veisii sq. Well, loriiin ila explicat: „Cominafe post inrdoiv piisilii
rex de lite inter Jotem et Jniu.npui orla ila loquitur, ut «"t suldal» <olo, quod vuljo post 7(iv((/Z(y'>; pouifur, seii-
eju» rei mentioneiii a Clioro injoc(am fuisse prol.al.ile sit. «'"* '''•' '■'■'': ^ed quod ad iiiulieres attiiiet, vel preie«
Versus ipitnr hunr fere in medum srnl.endus videtnr: •l"»'' •' "'nüerilius proliris. iintur respi. iens , erga aiitiquuiii
Äf • tri ^ ' Ä' ■' ., - j . , « nostriiui jfpiius a ililerta projfenitrice iiiuliere iiriiinduni ,
üc xovTiTu 7 Jigui ziovo u/1 nafjciy- , , . i A i^- •
^ ' / '- ' reiiuia laiiueiii lieiievolam." üirl null posse yfvoc vioj-
,• ,. ,, f'"' i<.tvov , reiioia landein erjfa feiiteiii, in pruiiitn. Her-
\s HA) sqq. , ' , ,,,,,, * / '
" , , , luaiiiins iluctr. inetr. p. JjJ postreiiiuiii versuin
11110)1. TU y.utvuv o et iiiaiveTtu nu/.ii, ■ , ■» ,
Erli; uiilo^ui lu(.; Sy.noveiv ay.r. srnpsit, qua radone inelrun >n se.isus rrsdtuKur; quid
■Eyii> d' <lv oi -Malvoiii izroa-tioiv TiäoOi- «"'"' 7^""" «'''' '-'"' ^"« 'I'""""''" j«"'i;ei.dum s.t mm
■■tOToh- öt 7TO.0, Toioi^'t y.OlViöocti nlüK •^•■'"'« d^ffK.le est ad intelliKendum. Tarnen recepit eam
llornm rersuum postr-.inm qnum corrupfiim es^e appareat, ''•«•<"""'"' Weil, in (jIüss. Lne.is i(a s.ril.eiidns ndetiir,
Well., nt prioruin infelir.a.ünaminaniittamus, autttöro/-,- "! P"*"" f "t"<"^"l'l'ae "^•''a t^""' V»>Utnus slrophae ver-
<1i^ 77(10/ ruivöi y.oivtijot'i TTtui, aut quoil ad corrijfen- ^'^ '"■"" J""Ka"l"'':
dum farilius, ad intellijjeiidiiiu diffieilius sit, airviv fSf Aiflva ö' h^lßaks nofjCfVQOildcl
lünt Tuiofit y.otvuiaai nigi scril-eudum proposnit. Hoc Ti'lv fAekavö^uy äiav,
quiilem apcrte falsuin , sed iieqiie priiis probari piitfst ob \4fT. d.
duplirem .ansam. Nam part.<ipiun> ,(are n.m posse, »isi Ugöaui yvvaiV.iöv. -EntdlOV
quis exrulisse nonnulla existiiiiavent , oralionis .onf.rma- IJakaiCfaTOV dfliliQOV
t,o ar-uit, neqne verbum yoifuvv cum praeposit.one TTf^-l f^^^j^ „,^'„^ Jiooyüi'UU yvvaixöi,
jnnifilnr, ms. media forma. Libn nun .ariant. ms, quoll ]\eujaov s'ixfnov aivov
aeg. L. mfiuiti.um y.uivvjoiu praebet. Scr.beud.m, v,- Tivuix;, 71 o Kv fi vi; 0 T ou, iffältjog ior,-, sqq,
iletiir: « / ' ,,Poii(o injire liirin nij;ris fraiisfris orii.ttam proriil a i
.'laxojv Se naoi tOvÖC y.UiVUiOai TCtgi. Ueribus. Ilespiciens antiquam nostram dile.tae a te |i
„T.1 tero cum civibus universis Lac de re agifo." genitricis ^entern, gentis laudem renca." Pnmis
Vs. .H8.") sq. sequentis strnphae verbis iiiterdum breve aliquud adtlita-
/tet XUI oe (pevytcv xarä. vöf^ovg toi»; Oixodev, mentain ad ea, quae in anteredentibus sunt, ita continefur,
ßs oix i-^ovai y.vgoi; oi6in> dfifpi aor. ut lerba insnper addita sententiam habeant majore cum
itiii-
itro-
iiiiii
rni
705
ri rUcrdKl.iiii. l'(i lior liico niiiiils I) iiial<liiiii |ii<iM)ii)
III <>o rcrdliir, iit Aci.'V|>iii prnciil n »•• riMiiovraiittr ,
(j[uaiitiiiii ejus fiiri piid'wt iiinxiiiip. Cfr. A|;aiii. i-, JJ).
0odnhv f>' äöQuiQ narr;o mz' iv/vvy
UeRAoirn nfQi'i irij 1 navTi iiviii/j
rinovinlij l.aßtiv ät(jd}p\ OTo/jaTÖ^
Te xnkkiTcQajoov (fvkav.ijv v.axanyiiv
09(')yyov doaiov oi'/.oig,
2ro. i.
Bin ^n}./viijr T ö.vai'Sij) invet.
<iiioil vor yti'Os tor rciii-tifur (f. scj. f>l' a:, TOI yii'og
i'/(iii(il ih'(i.i), luill.i Pst olli-iisi«. Ean verlioruni repe-
titioiios iicqiie srinjicr «mit arl)l(r,>riap, iit WpII. existiniat,
iipuue nbic^iii* adinilli ixi.isiitit , .-omI hoc Iiico idciii vora-
liiiliim tanta rinn >i rppplitiir, ({iioil in po c^iiasi arguincn-
liiiii versatur, ^uo Joris aiixiliiiin iinplorant.
Vs. 542 sq.
'Jd.ir TSt Ijooi ä ') i Si' anu
ßlip.oßorov 0üvyU'.i Sidunat.
Conjprtnra Turiiplii iäuxil d' '.4aiÖ0^ rerppfa ab pdi-
tiiribiis aiitp WrllaiiPriiin , ail spqiipnlia pariim pst apta.
Hanjitiiis 0uOldoi <oiijp<-il, «jund liabpt primo obtiitil ,
quo romiiipiidari pusMit. At obstaiit pliira. Nani Grapri
i'o modo JliiiniiMiiii noiniitibiis ad torras drsij^nanda'i iiti
iioii solent , iiptjiie yaid. 0d'iidui; vpl siiiulia ilxniitiir.
Dpiii asviidploii ( öriiLfl. Id^TII sqq. ) iiiolpstiiiii pst.
Doniqne id.lTtiv sine rasii po«itiiin in siispirionpni intur-
rit, qiiainqiiain id quiilrni fortassp derendi qiipat rxpiiiplo
• fibi lukkeiv, Hps. Tbpog. V. 2t)9:
Hiiy.ouovi & -IgTiviuq, '.iäkkui r', 'S^y.rn tt'jv Ti,
Ai o dvltjujv uvniTjoi x«l oKovuii ö.ii inouTui,
'Q-y.tiTjq 71 itiJiyeaoi ■ nnHXouviut yau iakkuv^
Difliniltatps , qiias iiidirariniiis , tolInntiT iiiiins syllabae
traiispositiiiiip. Pro laniil ßuaido^ eniin srribpiiduiD
vidptnr :
'la:irii d' ui c, ßda/v dt' dlac,
JSIrit ii[juiov 0)(JvyU/.i didiaiat-
,,lta illa (dempiis et opstro pxagifafa) ^radum per Phry-
•;iaiii corripit."
Spqnuntur liaec:
Ilepä öt Tei^QuvTOi docu Mlovji ,
04.') yli'dtd T£ yi'akw
Kai dl' öüvjv Kikiy.ujv
UdiKfi'kujr T£ yi^'i/ SLOQVüiteva
flao Tiorditoi'i; dtiiaovi,
Kut iiadünkoL'tov x^öva, y.di
Tdq '.Jcfpodlra^ TToki'nvgov atuv.
Versu 647. Well, cum üeathio vorabalDn) yivi] ejicero
tiebebat. Occuitior qiiaedain nienda haesit in postreniis,
quamquam editorrs pro saiiis liabpiif, Quae enini sunt
illae terraruin ilesio^iiatioiips fjUx) l'TCLoiTo^ ^^Wi; et
.■l(fpuöiTlji uiul Intelliguiit vuljjo Phoenicen et Syriam;
at utraque diips, utraqne VeiiPti sarra. Et qiiot aliae
terrae fjCi^V'^korzoi'i ut fere inppta illa designatio exi-
«timanda sit , nisi atiquid addatur, quo quam tprram popta
ID mente habeat , intriligi possit. .Scribendura videtur:
h((t fjuddlkui'Toi' yihivo. y'liitUT^ './(foodiiuc
:i()/ i'n looD (1.1(1.1.
\i,\ apta pst (orr.ip dpnignatin. liiti'lli|;ilur Piiiiii S\ria,
piT quam .In pX Painplivlia pt Cilicia ad Aoir\plnm ppr-
gere debpliat; pa prat aiitpin pt ßii.i}i':i t.oi loi ri :i i/-
KvTTl'OU^ et Vpiiprig ciillu omniiiin terrarum inaxinip in-
si^nis.
Vs. .')'.»() .sqq.
'JV do-/di d' OL' xivoq Ouf/.Ziov
Tu ti£i(tv y.otioouvvtv y.oaivvif
Ol' xtvi)i uvv>9£v i)invoi> otj/jn y.d.TU)-
Ilu.otriii b' toyov o'j; hioi,
yjliraai ti tüiv öoi'hiu^ (fhfjil 'foi^v.
Huiic loriiiii Ilprma s in iiofissima Sopli. Opd. Rpji»
editione pajj. 12 ita roiintituit :
'}'n' (i.oX'^i d' oi'xtvog dodliDV
Tu iifinv y.o£ioüortt)v y.odxiviiv
"Aioj^hf ijiiivou ofßet.
„Nullius sufi iniperio prnpernns . iwpolentem piitentioriLus
imperare allius sedeiitem, pruhnl. Dpciaraf anlpin slalini
chorus Iianr spiitenfiain , addpns:
fldofon d toyuv oJi inoc
^LntL'Oui XI Twv ßuvKioq xfiost (fpr.v.
In qniliiis qiiuin OTtiroft dicitiir JiipKpr snopfe judirio ,
liillil id aliud rst, quam quod iniiclo diitnin prat nullius
euni siib impprio properanlem inriiiins super snininn.« pn--
lipre. ^tfjliv iufiiiitiio junxit pti^iiti in A^am. v. |(i2l.
.ii'yioiy, i'fjoi^siv £V y.ayuiotv ai' osrlu).'- Hapr Hpr-
iiiaiinus. At eae mutatiniiPS pt lioleiitiorps Kiint et aPii-
fentiam habent ab lior. loco nlipiiaiii. Cplpbratur Joris
oinnipotpiitia. Pariim est, si iiiliil diratiir, nisi Jorem
non probare iinpoteiitpin potpiiliorilins iiiiperare. Quid Ihm-
ad Danaides? aiit qiioniodn apta »it tpiiiiis illa spiilenfra
et ronvpniat ciiiii .«plpiididissiuiis rprbis, tum quae praerp-
duut, tum qiiai- spqnnntiir: Ucoioit fi Kjyin oic l-:iOi
07Jf?ö<!/? — Lpiiiorp medpla ioriis ridptur posse rpslitni.
Et duo primi quidein rprsus
'Yti' ucf/ci d' oi'Ttvo^; 3uaCv)v,
Tu ittiov yoeicooi'iuv y.rjrj-xth'fi.
iiiilUm plane habpiit offiMisionpin ; xu n£iov y.ottoouiujv
eiiim a y.uo.xivii ppiiiJet , ut r. fi.so. nui.tv yjari tu;.
>oii Jupiter imprriuiii iiiferius potentiorilius exerret. Jir-
quenli rersu UV xiiui px aiitpredpiili oi' xivoi male in
libris ippetituin. Srribenduui ridetur:
Tivui; d' Üuuj!}£v t)fi£vov ai:i'j£i yoa.xi;;
Cujus enim altius sedentis imperia ille rereatur ? Qua ra-
tione in rersu anlistropliiro duae syllabae exriilpruiit foi-
tassp liunc in iiioduui expirndap:
üaxi](j xpinoi(}yoq uvx6xii(i dvat; yiuui<>;
Udkai nakaiu(fiju)v fityiii
Tty.xiuv, x6 TTüf fu}x^9 ui'fjiog Z£i'i.
Dpniqnc postrpinis rersibus splendidissima spntpnlia niisprp
depravatur lleathii rorrpcfioiie /rfot'A/O^, quam uiiraniiir
etiam Uprmannum recepisse. Acceiitu cnini luutalo srri-
benduin :
üdQ£Oxt. d' i{jyov uji £noi
In£v(icu. Ti rviv Öovkioc, cfi{>£i (fpt,t'i
46*
703
704
Jovis f 9( , f«<(nui siinnl ar ilirtiiin prnpprare. (lonim qiiiil
iiieiiü srriili», (jti.ic cftcroruiii »niiiiiiiii praofrr Jorcin rst,
viiii'it! (jiioriiiii cuiiimriitariiiin optiinuui exhilict Proiiietliei
vprsiis 51 '•
't!Kii'i)t(JOi ydp oi>Tii; iati Ttkijv jdcoi;.
Dp fftiifll^ «-fr. Roisijf. Enarr. Ocd. C. v. 6. et nieinck.
.^Iviiaiiil. p. l'2{i-
Vs. 653 s'1'1-
Kae ySQUooiai Trotoßt'TOÖü/.ut yEfiovrotv 9vuiXai,
(fKey6vTV}v d'-,
'S2i .To/v? ei' viaotTO'
Zrva fii'/av rnfJovrojv ,
Toi/ ^(fiof ö' VTTeoratov ,
'()■; Tiotj'j) i>öfi(ji aiaav 6q9oi.
Wcllaiipriiiii i'iilt^ataiii srriptiiraiii tiientem (,,magnnm Jo-
vrm vpiipriMitiir, liospitalein aiitpin iiiaximc") uihil a^ere
facile apparrt. Cantpri piiiriiilatiunem
TuV i:iviOV ^i VTrioTCtTUV
npcessariain juilicat Ahreiis <le Caiissis Aesrhyli nöniluin
Cialis eiiieiulati p. ','8, iiioneiis, ,um libri ineliorps fiSya
teßuvTiov praebpaiit, forlasse uiy tu rpstltiieii<liim esse.
Hoc quiilrm rerte ; paruiii enim verisiinile est, Jovpin,
qui forliore vucabulo i'TtkoTaroi rocatar, puiiilpin h. I.
f^tsyav praedicatiini esse. Sed Zfjva — xov i;ivtov zlia
Aesrhvlum scripsisse, nun nulla Hominis rppititi ransa
apparpat, hauil ita facile ruiquani perüuailebit. Locus
rpstituitur ordiiie diiuruui horuin versuiim eudeni nietro
dppiirreutiuni invprso:
Tuu Beviov 8' imeorarov
Zfjia uty ev oeijuvtujv ,
"Os noKtüj vtluip aiaav üo^ot.
Unod et verboruni structura jiibetnr, et inetro, ne io fine
spciindi versus (ÜTreoTarov) sit dactylus. — In rersn »(ro-
phico (Ina vox intercidit:
iV//;5' entyiogioiq * *
ricüjf^iao-iv auutTioai i:i8uv yas, sqq.
A'uljj» suppipnt cum Heatbin ioii. Fortasse recte, sed
significantius vocaliuluui reponere nobis videmur, aiaai^
suppipntps. In »oce araoii pniui apertior belli civilis
iiotiu, quod ll. l. externo Lcllo, de quo in seqututibus
sermn est, opponitur. Et Aesclivlus eadein, qua hoc Inco,
ratione voces Xoifiöi et acdoii junxit Pers. v. 7(J1.
Trukti ;
Vs- 679 sqq-
(t>i<'kdaooc T äriinai; Tiuuq
T() dijfiiov, t6 nxokiv y.Qaxvvsi ,
TlrioitadiLig sv/.oiv6f.ujrii uQxd •
ZLVOirn T sv^vußökovq
/liy.aq ärfp Tii](iäxutv SidoiEv.
Libri nihil fere subsidii praebent; nain quod Re^. L. pro
'XTlutC^ habet fio(fakla:;,U\ glosscmate irrepsisse ex schol.
apparet dxiiiiag explicante dacfaktiag. Sed aliad scho-
liun verae lectionis aperte resti};ia habet: 0i>kdaaot re]
duSTay.ivtixoi £civ uüxoT^ ai rinai. Ex ca explicatione
pnibabilc pro rorrupto dx/fila^ scriptum fuisse ä x (j t-
ulii, rersum autem hnnc fere iu modnm legeudura esse:
(Pvkd(Tooipx' d X fJ £ fis i i 8i- xifiai.
Gtiam spqupntia turbata; neque enim sensus saniis nequp
mitrum, quum parum probabile sit, scripsisse Aeschyluui
talcm i'prsum:
Iluo/icdeiu; ei'/.oivdfjijx/g üqx"-
Kt displicet productio articuli xo- Videtur autem oinnis
depravatio inde nrta, quod ev in falsum versum detrusuni
est, qua ratinne scribeuilum :
ilh'lMOOoivx dxQSf^iEiq dt rtiiuL
Tu diniiuv x' EV -JTX dkl V y.oaxiivoi.
Uooiatdii'i xe y.oivöuijxii dij^a.
Primani vocis EV/.UIVUfOjlli syllabani neque scholiasta
legissc ticSetur, qui ita scribit: i] yau dfjyß^ vnu xiiiv
y.otvdiv 7i(jupoovfiEvi^ , tiJv te ncoktv xai xo y.otvov
uvi;Ei.
Vs. 694 sqq. ■ , , , ' ^
'Jy.txaöu/.ov yc.Q xr.crd' dno oy.onfji douj
T6 nkoiuv. Evoijitov ydo ov /iE ko.v9dvEi'
^TukuuL XE kui(fovi xai naououvoEtQ vEoji,
Kai ■K()(ijga Ticjucr^EV o/t/^aoif ßkEitova öduv,
Oiay.ui Ei'Si'vxljoo^ vuTdxuv vEujg
"Ayav xakdii y.kvupau y läg äv ov (pikij.
V. postremo vulgata quamquam qnodamniudo explicari
potfst ita, ut pipst verba V}^ ä.v OV (fikn cn(;itatione y.kvoi
suppleatur, tarnen sententia oritur artificiosa adniuduni
et »liscura. E(;re|;ia est conjertura docti cnjusdam Bri-
tanni , quaui in 3Iuseo Pliilologico ante aliquot annos
legimus :
Oiay.oq EvdvvTijgoq vaxdxov vEuig
'A-jav xakdjg y.kvovoa ykuia aav ov cplkijv.
Ita siiuilem hi versus iinaginem habent, quam antecedens:
y.al TTowua noöo&Ev ofÄuaatv ßktnova öSov, quo
V. recte notavit Stanl. lusisse poetam in vocabulo irQuiQU,
quasi ex verbo TVQOOoCiv ortum sit.
Quae post versuui 708. sequuntur, Well, editioneni
Glasguensem secutus inter Cliorum et Uanauni distribuit,
quae in codicibus (praeter R.) recte Daiiao dantur uni-
versa , id quod prae ceteris apparet ex v. 7l(. öfiMi,
df-iEiiov, El fjgaötvoi jii EV [jutj, quem Chori tribui
ineptum est. Idem Well, in gloss. v. 709.
'louji ydi} }] y.i'jov^ xig 1) TTpEoßvq f^iükoi
'AyEtv dtkovxEi üvoicuv EcpdnxoQEq.
xa. QVOia iuterprefatur aras salutew afferentes. !$ed
gvaioJV eodem sensu dicitur, quo v. 407- ^nl /nl;xt
Si]gf(; gvoiuiV E(fdlp6xae, et Agam. t. 521. rov gvniov
d' ijuagxE.
Vs. 745 sqq.
Ovxoi xaxEta vavxixov axgaxov oxokij,
Ov8 ÖQfdog, ovÖE -JiSKT/idTuw autnwiuv
'Ei yfjv EVEyy.Eiv, ovo' ev dy/.VQovxiaii
Oagsovoi vaujv noi^Evsg Tiagavily.a,
^^fkkutq XE yai /iokdvTEg dkifiEvov y^ova.
'Eg vvy.'x' dnoaxEtxovxui ijkiov, cfiksi
'i28iva xiy.xELv vi>^ y.vfjEgviixTj aoffiß.
Horum versäum non solum secundus corruptus est, sed
no tertio quidem EVEyXEtv ullo inudo stare potest. Et
705
706
gecunilo (Tuixijoiov meliorum librorum If ctio , pro quo
vulgo acDTljoia ex T. textui illatiim. Fortasse locus huiic
in moduiii scribeudus:
OiToi xiv/^iiu. vaviiY.ov OTQmov orokr,,
Oi'd uoiioi, o V dsi ueiOfidvojv ocjTijgtov,
'E(; yaiav ik&6iv S' ovo' f.v äy/.i'(>ovxl-Ctt(;
Saoonvrit vau)v Ttoifttveg naQaviiy.a,
''Akkoji; TS y.ul i^toküvreg dkiuevuv -/^upa,
'Eq vvy.T äTiofTTeiYovTog ijXiuv. 0ik£i
'QSiva xixzeiv vv^ y.vßeQvijiT] aocptß.
Sequnntur Iii versus:
Oi'Tuj yluoix' äv ovo' av ey.ßaat? OTgarov
Kakij , TTgiv ogfAit) vuvv 9guovv9ijpai. Ev de
0ouvtc LUV uiq Tagfjovoa ^ii) [^teKeiv deujv,
ügu^^ao' ÜQv)yi'jv. äyye'kov ö' oi< fiiuipeTai
nükii yeQov9', ijßüivxa ö' evykaiooo) (fQSvL
In qiiibus rprlia (fguvSl U£v sqi]. aptani sensum aat con-
structioiieiii iioii atlinittuiit. Scribeiiilum :
II' di
cpQuvti [j.ev ui<; rugßovaa jUij 'fAekelv deuiv
ßgcc^eig dgviyriv.
„Tn quitlem ita prrsuasnin habe, ui dum Deoruni me-
inor sis atamqiie reliiiquere rerearc, ie ipsam tibi parare
auxiliuni conKdas ; v^o rero, licet senex sim, nihil ipud
Argiros praetermittam , unde buram tibi auxilium su-
scitcin."
Seqaentis carniinis cum nulla stropha corrnptelis ra-
reat, singulas strophas tractare übet. Str. a. igitur
haec est :
'lui yä ßovvii, tvSty.ov oißag,
Ti Tieiaüiiso&a ; not (fvyuiiisv 'Aniao,
X9ov6g, y.eKaivbv et tl y.svddi iozi itov;
760 Mikai; ysvoifiav xuTTvoq
Nkcpeaoi yenovotv ziioi
Tu itdv 6' äcfavioq.
'JuitaTi'jaaq döauiq
Köi>ii dregde Tizegvyiuv ökoiuav.
Versu secundo genitirus 'ÄTliaQ, yi^ovoi iion recte jnn-
gitur rnm verbis itol (fvym^UV , sed si quis accuratins
perpenderit, aptius ita distingui intclliget:
Ttot (fi''yu)jj.ev, '.Iniaq
X9ovdi y.skaivöv ei' ti zftJ^o; iori nov;
.Seutentia enim ea est, ut non in quam terrae Apiae par-
tem, sed omoino num fngere possint, siquidem sit in terra
Apia obscura aiiqiia latebra, qua se tutari pussint, dubi-
tent. Cfr. qiiae de discrimiue futuri [ri ■jilioUfxeOx^a)
et conjunctiri (jroi (fl>yu)nev) ad Clineph. v. 80. monui-
inus. Vs. 763. librorum lectio varia haec est: dflTlerij-
aag doauii; M. dixTierdoug cJe Reg. L. d.LiTtecijoaii
doaat; G. df^nerrjoaig Sooai A. äfujträaa d' tüoel
T. V. — Ahrens de- c. A. n. e. p. 31 locum hunc in
modum corrigendum existimat:
Tu näv 8' äcpavToq df^iTtenji [diaioq wj]
''Ogvig äregS^E itTegvyajv ökoiuav.
Tocem a^TFSTl^g, qnae nnsquam legitur, defendi analogia
vocis vlplTVerij^. Sed vocabulutn y.ufig hoc loco rorrup-
tam esse non est probabile, neque vidonius, quomodo
Ahrens scribere pofurrit altcram partem voti minus aptani
rideri i qunni eniui , nt siugula doceant rerba, quam
niaxime evulare cupiant, pukis cur fieri relint, causam
latere. Oninium enim aptissimuni est, prccari illas, ut
pnlveris instar per auras difl'usae, sine pennis ea ratione
«i'ulanies, percant. Scribendum igitur existimamns:
TU nuv d' dcfUfTog, dv xe nxuo' u'uoai-
atv v'j^
y.üvii äxtüde TtTeguyvjv ükoiftav.
Ant. u haec est:
7(35 "./wrxrov 8' ovx er' dv nekoi y.tag.
Mtkavu'/^oui^ öe nukkerai fj,ov y.agdiu.
Ilo.Tgui; a/.OTtal öe jx' eikov oi'xouai ffoficjj.
GekoiuL 8' dv /^togoiiiov
Jirjöxov Ti'Xeiv ev crugyavaii,
770 llulv dv8g' dnevy.TOv
Tuiö' eyxgtu(f>9ijvai x^^oiv
UgÖTTag buvovoui; 8' '.nöag dvdaau/.
Primo »ersu pro äcpv/.TOV Ipgendum esse dtfvgruv
alio locu monstrai'imns. Versu sequenti quum tie/.avu-
XQUiq sit contra nietTum, forma l^iekutvuxgwc. autem,
quam plerique editores reposiierunt, aurtoritate careat,
quum runipusita a niascnliiio apiid bonos scriptures du-
cantur, fu skavT ü ^o aj ^ Ipgendum vidrtur. Cor ob bilis
eflusionem nigro cuiore infectum salire dicit. V. 771.
quum rerba T(o8' eyXgifKf^ljial sint contra metrum,
pro rocB X>:(>01V autem, qiiae minus apta est, rtl. et Reg.
L. Xguiv praebeant, totus versus ita Icgeiiilus videtur:
Hgi-v ävög' ÜTiEvy.Tuv u'j 6 e ;f (>//iy^;y^i;a/
cfr. Sept. 84. Uiol jfp/jU7rr£rcf< [jod, Eumeü. v. 17fi,
u'uiot öüf^toiai Tuiaöe XQ'f*'t^^oi}ai jigtTiei.
Stropha ß' haec est:
nudef 8e f^iui yevoit' dv ai'^e'gog dguvug,
Ilgbc, Öj> vecfi] 8' v8QrKd yiyveiui /;/wf,
II kioodg aiyikiip dngoo-
öeiy.rui; oiücfgujv egtjfÄUc,
rvTiiaq TieiQU, ßat^v
//roJjU« uuoTVQovad (.loi,
Ilgcv 8aiy.Togog ßia
Kag8tag ydfiov y.vQi'jGat.
Ho» versus Uermannas opusc. III. p. 106 ita emendabat:
Uudev Se fioi yevon' dv aidegog ^guiu^,
{Igog UV vscpr] d' vdgijk', d ylyvexcu ;^'wV,
"// ktoadg atyikiip dngüa-
8eiy.Tog ui'ucfgujv xgefidg
rvTiiag neTga, ßa^ii
üiuifua fiUQTVguvod ^loi,
Rq iv 8 a iy. T ij g u g ßia
KagStag ya'juov xvgijaai.
In quibus y.ge/uug v. quarto ex codicibus reposiiit. Da-
naidffi optare dicit, nt sibi aetheria scdes vel inter aquo-
sas nibes , quae propter altitudinem in niips rertantur,
vel h excelsa rupe, unde se possint prapcipites dare,
roncidatur. Quum enim dicant a/ifepog ^uövov ,1 eo
quin etiam excelsam rupeni comurehendere videautur, >i\
dubitire sinere admirabilem illam ac plane divinam hujus
saxi ilescriptionem : quod quum praeruptuui , capris inar-
/('/
70^
.•e!.s.im, inromnioii.ifraMI'-, s..lHii,lliir .ns^.ni, pro|..-i,(l..n!..
.uHnril.iK hal.italiiin iippi-IUnf , i\'-i» Ins lorLis, (|U.-ip .,-1
III (•..iil.ii.ilo aiMiniim i.Tlifjinr iii.|ilo,iiit, eis <l.-<l.ir,ir..
.I.I.T1. .iiinl.-iii int.-llisa''t, <l"->'" *'"'' ••'C|><'«-->"« s-.Ipiii ..<•-
tlicriam. lllii'l mitiiii i"-l «iroiiiluiK iiolimi <-sso , partii ii-
I..» Tl «-t i; HO" rar» Nil.i n-i-iiond.Tr. riijiis rei Ihm
|„r<i ilillirulta«.!« Ilpriiiaiimis iii«er|)r.-tati<>iH- siia artili-
ii.isi- ilf.liiia..». >ain m .crlia i; ^ttiUt. rfS(Min<lPi.t |.ar-
lliula«» r(-, il»nr 'St in K-ibi« ^otiC. iiV Vl:(fr if , <<Tl'a
/ II cot'. «Kxi jiiiiijiiiiH"' <•"»' »''r'»«' TTot^iV dt ^fwi y-
l^O^r , iliiod iictrssiriiiiii, seil cum lorbis 71 oo; Ol', <iiiimI
i.iP|itiim est. Qiioiiio.l» .•niin aptuin <-»se pntrst <li( i :
lld^hv dt iiot '/ivoir' av ai^tuui i^odvoi;, ttoik oi
:iirua? ^'o^lUO «•«■rum fst veth'is ai^iitus i^oovuv i-tiain
niup'iii rxrelsaiii riiiii|)ri-hpinli. Se(\ res ipsa vidi-tiir «lii-
verr, (irp.ari üanai filias, iit aiit seiles aotlieria silii coii-
tiiiifat iiitpr iiulcs easque tarn alias, nt nix fiaiit, aiil
riint-s praeriipfa. Igitiir qiiuiii priilialiilr sif, illiiil d ,
,,ii(..l ante vdiJlfKa leijitiir, ad sequeiitem vocem jierti-
iiuisse, scribendiim existiiiiainiis :
nö^tv öt (101 yivoix' av aidiooi &q6vo<;,
n^ius öv vi(fi-j öii'öga ylyveTUi xiuiv sqq.
In ant. ß liaer sunt:
Kvacv d' 6Ti£i9' tkwoa yönixoiQtoii
'Ooviac Ssinvov ovvi dvaivouo.L 7Ttf.cn-
Tu yuQ 9av£iv eXsvdtQoV'
Tal cfikataxTiöv xaxdiv.
7)^5 'Ekdtiu) iiögoq TTQO y.oi-
T«? yaiUjUov Tl'Xf'V.
Tiv' aiKf' avTÜq, Sri nöoov
Tiuvo) z«t yä^ov kvTijpia.
Horiim jiostrema qniim niisere sint cornipta, edifuriiin
.«iijectiirae nihil eul.sidii prael.cnt, qiiae iipqnc sensui,
iipqtie n.etro satislaciiint. Videtur autpui in depravatis
wrbis du(f' aiTäi {d(f' avzdi R.) «r (fuyä; vel ai
(/( 7<i- vpI rerfe (fuyug latere. ISam propter cetera verba
• t seiitiMitiae nexmn verisimilc est eas de fnga loqui. quae
jaiii iiiilla Sit. Ceternm oli tantas corrupidas locus nun
IHK) moilo constitui polest. Fortasse scribendum:
Tifu 7«p ai' (fvyuc, ri iiujf.iai tto^iov "d/.wv
kuTlJou;
Aiit srribi potesi:
Ti'va (f'Vyäq toqop rifiio dvacfpovoq "uihh'
ki'Tijoa ,•
Str. y':
"IvCe d' öfxcpav, oÜQuvia fith-
7yO Alxava i^toioi, xat
Titea di (.loi nrwi, Tteköfitva ^oi
Aioiua. ^äxi/ja ö' e-ntSe , nanu,
liiuiU. [.ir, (fikoiC, UQÜJV
''Ofjuuocv ivöiy.oiq.
7'.I5 ^lijiCou 6' iy.it ac, aidsv,
FuiaüXB, nayxffaTii; Zev-
Ant. y :
riioc, yao Aiyimtuv vßoiv
/]i<r>(fonov aQcftvuytvti,
SUO (I'ryada fjätaiißt nn'i.iitfjüuii
/jiaiK dltijvrai kaftiiv.
Jtuv 0 tniTTuv ^lyw
Ta) dvTov ti d' ui^tv atOiv
0VUTOIOI rikciuv ioiiv;
In priiiio lioniin reiKiilIin mrein OiKf'U torruptani esse
liiiii spiisus vcrboniiii, tum lersus aiitistrophirns doict:
lil'U; yu(j .h'yi'Tl riOf l'i-j(Jtl'. Aeque enim dnbitari
p(](rs( , quill vrrlia ot'oävia flitl] et «erba AiyVTZTIOt
t i'jijd sibi rrtipoiiileant. Kj<-<la igilur ca voce scribendum:
li'Ct d' itiouvia fitKl].
Ciirruptela fiirtaüse inile orta, qnod quis dissonos claninreit.
quos iMlendiiü diiiliit, iutj DU ex icrsu NOT. ailscripsit.
^ ersui, qiii in slroplia siqiiitur: .^li i ('.Vi' \Hi)ioi yci, nnlln
iiiDilo respiiiulr) anti.str()|)lii( us Al OCfdOiiV aootvuyivi ■■,
quuruüi uterque corruptus est, prior ob shiisuui , posterior
>ib iiiiiiieriis, qui iiulli sunt, l;;itur noii dubitauiiis. quin
tu loro leiiisi-ima luiitatione scribendum sit :
^Jvotfuov docriioytvt^.
Quod si reruin sit et mclrnm duobus virsibus tretiiis
constet , uiiarn locem in stropliico exridisse ronseiitanpum.
quam t^taii: fuisse ipsa sententia videtur iiuiiiare. Stri-
benJum i};i(Mr:
.jl'ixavu dtuii; y.ui Ifiui:.
Cfr. Sept. 8(i. id) i>£u'i dtui it, ib. HS. ri.; üo i7ia(j-
y.toil i^iUJV ;; ^tdv; — Sequenti V. Well, prius fioi
reclB dicit tulleudum eg.ir. llinc totus locus buiir in
moduni scribcndus et distin);ueudus:
'JvCt ö oi'odvia /(th:
Aizava ittok y.al 9tati.
Tikta di lluJi TTtkouEiu iioi :
Auonia fiaxtiia ö tirtde , ndi:i(i sqq.
„Cum geinitu eflVr cantus ad coeluin claniitantes prera-
torios Dis Doabusque. At ea qui fiant mihi rata? Ji:i-
tur pn^iiam respicc liberatoriain , pater sqq " — ^'ersn
antistropliae primo pro accusativo i/jQlv cum Schuetzio
dativus videtur reponendus esse.
Quae post versum Süd- sequuntur, in libris adeo sunt
lacera , ut abstinere emeiidatiniilbus tutius sit. id vero
facile apparet, cantum esse siiitiulorum et summa trepi-
datione propter consptclum Aegyptiornm praeconem orla
sententias brcvissiuio quoque sensu absuivi et nexu sln-
ctiore iiiler se carere. Ijfitur etiam quae v. hIS. Irgiin-
tur, distribuenda intcr plures videotur. Sunt autem in
libris haec :
Oi'yovv, ovxoi'V,
TiX/j-ol, xik^ol , xal OTtyfioi,
nokualficov (fovioi
Artoyoita zoard;.
Quae fortjsse hunc in modam scribenda :
XOQoi) 6 d.
Oiiy.oijv TtkfiOi;
XOQOV ö /3.
Oi'yovv OTiyfiol;
XOQOv ö y.
Jlokvaifj.iov cpovoc;
Xogov üb.
'Anoy.oittt xparüi ,
709
710
r
,,<iiii(lni i?(;(i rriiiriii vrllain ? qiiiilni cHtdii |mii(;ani ? UiiiIp
mihi rr.pdcs mipiita? iiiido r.tpitis atsrissio?" C()iii|iar«-
vit Klinsl. CUssir. Jiiiirnal XV. p. l'K). Kiirip. Aiitlroni.
r.'Kl. Oi' rniouo.i^ouut xuiiav ; orx ent^ijnoiiaf ffio
'/doit y.rrTinfia yrouc, uiuov; HpI. TiM'. oi'/ ei? d(jo-
uaia TtcüKo^ i"; lid/X'] ''f"'' '^v-fpi;> ^ivdfpvj y.diXuv;
JIpiI. 8 .'i. Ol'/. mcu/iXaxi^ljooiia/ ^rfior ; — Qiioil
1'. 8-'(l. in liliri» est, Cp o vt <l i , retiiir-ri iiiilln iiiiiiln |mtci«t.
Vs. 854 sqq.
Or r r T
l Ol Ol Ol ,
Aufiaotq r, Tigo yäq iXdcrxii-
11(01X011171 TU ßQvdi^eig, öq Epv)T(/.g' ö usyao,
Niihdi i'ßoiLovTU ae d7iOTQt^.'ei
iv diozov vßfitv.
Versii aherit 7/or/ yüc ortiiiii riiletiir rx 7t poTrno' , et
[iro iiicll) Mtix) vtn.nY.f.l »ptalivuiii pracbrt R. , rt siipra-
^cripfiim hallet i^I. I^itiir .«(rilu'iiilnin liilctiir:
Avtiii.^ y ('. i a 1 od 7t na a id.cry.ui.
('i>ii<iiii)riiain iidäfraiii uiiivrrsa terra rlainitct. Cfr. Proin.
>. 4U'i. Ttuüjicoa d' ijdfj otorutv /Ulu/.t Xv)oa et
Pers. ö4(). Nvv yuo Tiuoiiitoa (Hv ouvti yuV Amu.i
^•/.y.Sroviievu. — Pro Tt tol^^oiini cc. Stanlejns probibi-
liter ;i ipiyofiiTTn rinfiiilarit. Vidciitiir aiitiMii qiiae «<•-
qiiuntur hiiiic in iiioiltiiii siribeiiila esse:
üeoi^oei^iTTra fjovd^si^. ui inui^a o\ d fjiycLi
ISeikoc, iißQi^ovT', aTloigilpsiev uiazov i<ßi)iv.
Qnae inutatioiies pprfariles. ETlutnav Chopph. v. (iS'J.
Eum. 2(i5 et Si'i^). Versus, qiii his in strnpha rpsjMiii-
ilent, et ipsi currupti. Qiii quum in likris Irgaiitur
JM II II II
Ai ai , ai ai^
Kai yu^ di'OTrakdfxui^ okoto
Ad dkiööi'iui' äkoo^f xard ^aQTiTjdoviuv
Xd>f.ta ■jioKi'tpauadov dkat^iii
Ei'fjeiaic, iiv avQaii
scribeiiili ridentur:
xaTU Sa^ntjöuviov
Xuifxa 71 oXii ipa/u/juv dka^diq dy(i iaii iv
aügatz.
Cfr. Prom. I04S. dyoiuiv dviianv, siipra v, .<;',. äyt.ai,
liXc^, Siiniliter haec Kinpcriiis In art. Horirt. ^r. miI. ].
p* 3b7' eaiendavit, qiii in stropha »cripsit:
xard ^aQ7iijd6nov
Xdjfia 71 okiipau/^ov äkatlei^ o i' olai atv at'oai;.
et in antistroqha:
6 S' «7 a» 77« ö', u iiiya^
NeiKoq ißoiQovr' , d7ruzosip£ifti ö' uiorov ißotv.
Srquuntar niox versus omniuin iniserrime depraiati
St)'2 sqq.
Ol Ol,
ndreg, ßooTi'ooa ^oodzat uakfiadyet.
Aoa^voi d)C, ßdöin,
^Ovao , uvun fiikup.
.\bgtinenduiii esset omni einendatioiip , nisi liicis nonniliil
i-ifunderet Enstath , qui ad Odjss. A. p. I4'ii haec scri-
psit: ütio dt Tov dguj y.ui doog lo tufekoi Tlao'
iiaxi^'ku) iv '1x81101, ßooTioi üqo^ dea- r,roi tu el
rujv ßQOTujv y.ai tu öcpekoi drtj ioxiv. Accedit quod
sihoIl.l»(a rxplicat ßlJfCllOOl'.^ t] CUil/ ßoiiiuiv (:7iiyni-
oic. ß/ii.:iiit jiC. Iniic Weil. (»■. {^Iiiüs.) corrigenduin
pxlMtiniat: Ildvto ßlJtll.Oi itijo^ diu. At quäle islnd
niclrum f qiialis spiitentl.», Drnriim anxiliuni driiv voran?
Id qiiideni nun diil.itanius , quin iina Iilrra ante ad'/
pxridciit, HCTibenduniqne sit: uoui fiUTÜ, quo repnsilo
apta sniit spn(i>iitia pt metruin. Qupruiitiir enini, qiiinl
riincti-tnr auxiliiini. Pro ßooTloq autrm, quod in rodd.
pst , ßoi'ziöv Ipgpiiduiii schnliasta iiininiptiijat , aiit ßol-
ifoi, quod pnixinip ail libros airpdit. I'prri eniin polest
nin^Milaris , quia paiiunt sinj^iilae , ifitelli;;iliirqi|p a caiiHiiii-
id sliiiiilairuni , ad quoil conrii^rrat. ^piI diibitainiis , .^iii
aptins .sit ßouiiDV >pl ßoOTI-OV , »t qnpiantiir tarduni
i'sse honiinniii anxilium, quod Danaiis anessat. .Spqueiilia
adinoiloin ioierta. Fortasse oratione ad prapronein roii-
versa xcnbpiiiluin : }ii> d' f<,"/t d.Kud' dyti;. .Mo\
piinrtnni post ßddlW toljpndnui. Uiiitersiis it;itiir loriLs
ifa |p;;endns videtiir:
lli'.Tfu , ßofrtijv doo; iiarti. —
^v d' dui^i' dkad' dytii d.ouxvoz <öi i'^di^ri,
ovuij , övao itifl (tv.
„Patrr, runrtator üeoruni aoxilinin. Tu >rro nos ad
iiiarp trahis, araiipi instar, iiirpileiis peiiptenfiiii , lana,
larva nigra." Ant tertia persona srribi potent: () (V
didi' uKud' dytt.
V». Vl'JS sq.
'lodi rdö' i;Sij, TToktnoi aloi^ot- v'ov.
Et'ij 8k viy.t] y.ai y.uuxoii zoi^ dnt<rtaiv.
Ila px T. <'ult;atiir. Libri t'adi utv Tab' et i^ei'aiff
vtov habriit. Eo£io9f apertp pro infinitivo (itutiO\^ai
.srriptiiin, quem ipsuin R. exhibet. Qiiapropter Porsonus
eniPiidavit ij OTui Tud' )j dii Tiokf.fiov aiijiolhu viou.
At ita Tuds non polest iion rpferri ad Regis lerlia, quae
praerediiiit ; pmpiidatio antein illa ita taiituiii aiituni spn-
MUin habprpt, si rudf: refprri posspt ad ea , quae prapco
Regpni poittiiiat. SiTibpiidiini existiinainiis:
Tuö' iabi d i'j ■ Ott TluAeitOD uioialiui vtov.
Vsi 953 sqq.
fuv t' eiy.kcia xai ditfjijirui
«tf kudiv iv X"''9'!'
TdoGtade , (fiKui duoji'dei, oiru)^
'iig irp' ixdoxrj dtey.ktjoujoev
Javaui ^eouTioi'TiSa (ffovtjv.
In libris hi anapapsti Rpgi danliir, qui apprte Choro
ronlinuandi sunt. Re^fis eiiliii ad Daiiaides oratio verni-
biis 93i — 44<. rontinetiir, qua oinnia , quae ab eo ilo-
renda sunt, ilocet. Qua rinita intpr hapc Chori lerba
disredit. Qiri esset iste iliürpssiis , si po.it r. *).M). eo
ipso t^nporis niomento a srena abirpf , qua Danaiis inoi
suis Dmitibus srpnain intrat? Et ipsa illavprbaad Cho-
ruin nulto aptiora, quam ad Rpgein. Eoruni versuuin
spi'iiniluiii rpcte enipiidarit Hernianniis opiisr. II. p. _> ■ i.
I "JV iy)iiJOii)l> scrilipiis. .Sed nianpt alla corroptela.
Ouae enii» jubeiitur ordine se collorare ^i'n ti'y.kni'.
et d ii I] 1 1 1 ip ßoi:f/ Kudjv T oj V tyiidoutv, eae
non possuit esse aiiriliae, srJ ipsap Danaiiles. Igitiir
fipri inn intest, quin veiba qikai dnuiidti aliquo modo
corru[ta linl. Acrcdit qiioil reliquis Joris Danaidum tu-
■11
712
mi(rs iion ancill.ir comiiirmoraii<iir, »cd iniiiisfri. Cfr.
• . '.»>-':
'J'iifL il ^O.oni ai'v Cfikoii öiiüoai
Öodrroi XafjVioca squ-
Srriboiiiliiin i|;i(ur videtiir:
'i?c t(f' ty.t'ioijj diiyXijQinotr
Eadoin Cliori romin-llatii» est ^ii-pt. ». 836. I'OOJJ' tu tfl-
kai y.ur' uvqov. Aut scribi potost:
TitOOSOtit, Cfl'kut öliujei 0' oi'TOJi sqq.
^'«. 969 sqq.
Kni ravia /.tiv Y^diptai}s ■jtooi; yey^a/uf^ivoi<;
Ilokloioiv akkoii; ouxfQoviof^iaotv -itaiQUi,
'./ypdji^' ofii'tMV wi ekiyx£ai)ac 'loüvui.
\orsuin iiostrpuiiiin AVell. in jrloss. s. v. ei? ex iiiufatione
iOiiStriKtioiiis explic.Tiuluiii «lirit, iit iiitinitiiiis sit pro iii-
ilicatiio. Alisiinlimi lioc. Corniptcla inest in »occ -j[ouvii>.
iS'an» ut liodie hi versus legnnliir, non soluin ronslructio
litiata, scd etiani senteii(ia. ü-iiiai enlin adinonitio aperlc
liaec est, ut dirat, qiuim Artfivis igiiotae sint, opus esse,
iit coniprobf ntur. Non iloret, ignotas tempore compro-
bari. ^c niulta, scribciiduin :
'.■/'/vuj9' ofAikov Ws iksyx^'^^^' XQ^'^'"-
Vs. 1027 sqq.
0vydötg d' * euinvoiai,
Kay.d t' akyt] , nokeuovg 9' ai-
iiaroiVTai; ngocpaßo vital.
Ti -Jiux' ei'nkotav engaiav
TaxvTiöuTiotoi divjyuoii;
diiydi d' iirfjivoia 11. (ffyddac 8' STinTvoiai T. —
.Svllabani, quae decsl, editores rarie snpplevcrunt. Well.
ff rydöeaaiv , quo libroruui )ectio dncat, rerum , reliqua
anteni admodum incerla cxistiinat. Sane eorum, quae pro-
|i(iuuiiliir, nihil probari potest, neque d' eu/Tlkoia;, quae
»iix iiuila est, et si diceretur pio tTllTtkovi;, absunlum
«le pn;;na naiali co^itari , neque ö' tri TlOlVa^. Sc.ri-
bendnni existiniauius;
0vydi; ddfii)^ 8' in i'jtvoi av
Ka/.d r' uky\) Ttokiuovi 9' al-
fxuTÖevTaq n^orfoßov[.iai.
Kjo virj;o exul amoreni duinresque et bella croenta me-
tun. '1^7lii:voiav dicluni ut supra r. 17. i's £TT:(7lV0iai;
^10^, V. 44. e^ ijitifvoiag Zr^vo^ et «■. 572. ^eiaci
iTiinvoiaiq.
Finitur fabiila v. 1054 sqq. bis rerbis:
Aal y.QÖ.Toq vf.fiOL yvvcui;iv xu ßtikre^ov y.axov
Kai TU 8iU0lQ0V MVOJ ,
Kai öiy.a dixa^ hrecrdat, tvv ev^aii t/J-atg
kvtijfiioic,
Dliyiuvuii, deov TTaga.
Priora M'ell. Srlnietzium recte explicasse dicit. Explicat
autvm: „Id quod ex duobus maus melius est, et partim
bonum, partim nialom, praefero. Maluut nimirum exules
esse, quam Aegypti filiis nubere." At de exiUo hoc
loco nuu cugitator, quod apparet ex verbis xai X^arOQ
Pittoi yvvaiilv, Sensus potius Iiic est, nf nptimnm
lenseant, Aej^vptiadas a sc cum pace abstinere; at si
pii^iiandnin sit et raedes palrueliuni necessaria, pu^^nain
illajn inahim quideni esse, at maluui niiptiis praeferendum,
si virluria «eqiiatur (cum verliis tu fikKTHnuv y.axuu cfr.
supra 1. 13. Xl'diav' a^4W!'), et nialiini bipartitum, quod
nun siiiiiin dolorem seil tliain laetitiain ferat. Postrnina
Sana viilelitur, si romma, quod posl luEoi^al est, post
iinaiQ ponatur; Fas esse clicuiit riiidictam sequi secuii-
dnm precatioues suas, quo facto futurum, ut diiino auxi-
liu malis libereutur.
lirunsvigae. F. Bamberger.
74. Sophorlis tragoediae. Kecensuit et cxplanarit Edunr-
(lus Wunderus. ^'ol. I. Sert. II. coulinens Oedi-
piiui Regem. Editiu scrunda plurimis locis emen-
data et aucta. Golliae, OIDCCCXL. Sumptibus
Frldericac Hennings.
Der Herausgeber set/.t sein verdienstvolles Bestreben
nm die Kritik und Ausleguii:^ des Sophokles unerniiidet
fort, und «ir haben bereils die zweite Abtheiluiig des
ersten ßandes in der zweiten Ausgabe vor uns. Es gilt
von ihr im Allgemeinen dassellie, »as ich sihon über
die erste Abthcilung in djoiier Zeitschrift gesagt habe'
aucli liier scheint mir die zweite Ausgabe keineswegs in
allen Stucken vor der ersten den Vorzug zu haben; fvir
finden zwar viele Stellen ausführlicher, mitunter richtiger
erläutert, an manchen Orten hat auch der Text eine
wirkliche Verbesserung erfahren, aber viele Vcränderuu
gen scheinen mir unniithig, und an mehreren Orten der
Anstoss an dem vorhandenen Text oder au seiner bisher
als gültig betrachteten Erklärung unbegründet zu sein.
Es ist wahr, mau gewohnt sich durch langen Umgang
au corrupte Stellen eines Auturs vielleicht ebeuso, wie
an Hocker und andere Gebrechen unserer Freunde und
Anverwandten; aber bei Sophokles, und bei ihm vielleicht
mehr, als bei einem andern grossen Schrifssteller , fällt
manches beim ersten Anblick auf, das sich später als
eine Schönheit ausweist, iiiiil ilrr Sinn schliesst sich öfter
einer ruhig harrenden IJefracbtuiig, als dem erhnderischen
Scharfsinn auf. Ich gehe nun zum Einzelnen über, und
will, ohne weitere Classification, nach der Reihenfolge
und mit Beibehaltung der Wnnder'schen Verszahlen, an
den wichtigeren Stellen das Verfahren des Herausgebers
einer Prüfung unterwerfen.
Die Einleitung ist fast ganz unverändert geblieben,
nur der letzte Abschnitt derselben, die Anführung eini-
ger älteren ästhetischen Urthcüe über die Tragödie ent-
haltend, ist in der zweiten Ausgabe weggefallen, viel-
leicht schon desshalb, weil hierüber neuerlich viele»
ebenso Bedeutende, von verschiedenen Gesichtspuucten
aus und zum Theil einander widersprechend , gesagt wor-
den ist. Vs. 8. 6 ■n:do/. y.keivoi Oiöi^uvi; y.akov^Evoc,.
Diesen Vers stOsst Hr. W. aus, weil im Prolog der Re-
dende sich nie selber nenne, und weil zweitens der ganze
Vers gegen den Geschmack des Sophokles Verstösse. Das
letzte Argumeut müsste anderweitig begründet werden ,
713
714
l
il.TS crelo aber slolit auf srliwnclion Fii-üoii. Denn Oed.
C'ol. r. .i. s.ijjt üeilipus von si( li sellier; rl^ jijv 7lXci-
l/r'rrv Ülöinouv n. s. iv. Deiancira bezeichnet sich
gleich .Aiifaiif;^ '" •'<"" Trachinieriiiiieii durcli ilires Va-
ters >amen iiiiil ihren G'ebiirlsort h. s. w. In unserem
.Stücke gelbst nennt sich ücdipns auch selbst noch mehr-
mals, 397 B. 6 iiijdvv siöiog (). 13(ifi. tuvt' i) o.x O.,
und diess erltlart sich ans seinem ttcbicksal, das «ler
Tvpus eines griissten Gli'icksn echsels »ar, denn es jlibt
nur Einen Oedipns. Und so zeigt ihn diese Introduction
seiner selbst in dem höchsten (jlanze seiner fliacht unil
in einem an Stolz anstreifenden Sclbstgefiilil, dessen Aus-
<lrnck aber dnrcb das y.c.KurfAevoi gemildert ist, womit
dann das Ende; Vs. 1524, 5. 0/3i7TOl<s öcSf, öij n. s. w.
im Contrast steht. Es zeigt sich ferner, dass zu dem
O.i'TOQ U)d' i/jjkvt^n das Folgende den Comnieiitar bil-
det. Liest man endlich im Zusammenhang , so ist leicht
wahrzunehmen, wie die Kede mit cki;Kfii(i alUustuuipf
ausgehen würde; eine rlnthmisrh rhetorische Rücksicht,
die bei mehreren angezweifelten Stellen des Sophokles
übersehen wird, und welche Hr. W. selbst Vs. 125H.
^egen das Ausstossen eines Verses mit Recht geltend
macht.
^'s. 18. AViewohl bei den drei Begriffen con gleichem
Range, einer Deputation von Knaben, betagten Priestern
nnil Jünglingen , so dass das Ksy.ri] eigentlich zu allen
gedacht werden kann, ein oi öh vor ij^ievjv zu erwar-
ten wäre, das gleichwohl das Metrum nicht zulilsst , so
kann doch der Dichter das Gewöhnliche verlassen haben,
und ilann dürfte o'ibe r' 7j9£ujv , was so gut, als keine
Textveränderung ist, vor dem allem Ansehen nach cor-
riipteu Wort hi^£U)v den Vorzug haben.
Vs. 2fi. 27. Die Erklärung dieser Stelle scheint, in
Verbindung mit den Worten zu Vs. 171 : steriles manetit,
so gemeint zu sein, dass die Weiber überhaupt nicht
empfangen. Und das TO'/.oiOt dyovoi^ liesso sich zur
Noth so verstehen; aber in der anderen Stelle, ovT£
zoy.oiaiv ilfiujv /uiuavuiv ävi'iovai yi'vuixeg , wäre
die Erwähnung der Geburtsschmerzen von blosser Un-
fruchtbarkeit unpassend ; vollends heisst es dort, sie er-
heben sich nicht davon, also genesen nicht von ihnen.
Das kann nur heissen , dass sie ihnen erliegen, und,
mit den joy.oiaiv nyövoiq zusammengehalten , Kind und
Mutter zu Grunde gehen.
Vs. 48. Das schon von Elmslej verrauthcte , in zwei
Handschriften beigeschriebene 71 ooiiijO^i'ai für Ttpodu-
^ia^ hat Hr. VV. jetzt aufgenommen, und nennt das letz-
tere absurdum. Im Gegentheil aber wird es wohl besser
iein, origineller, an den guten Willen iles Oedipus zu
appollircn, wie diess auch schon Hermann gezeigt hat.
Die Aenderung ist demnach ganz unnöthig und schon
aus diesem Grunde unstatthaft. Dagegen ist Vs. 49.
[x£iwaj[xe9u gegen die Conjectur f^iSfivo)fic9a hergestellt
nnd in dem vierten Excurs »ehr gut erläutert worden.
Vs. 58. Hier, wie auch noch sonst, z. B. Vs. 25.
geschieht, wird Matthiä beschuldigt, dass er den betref-
fenden Punct nicht richtig, oder nicht erschüpfend be-
handelt habe; indessen über die letztgenannte Stelle dürfte
Matthiä's Auffassung mehr für sich haben, und die er-
stere führt er §. 350. nur kurz an, ohne, wie der Zu-
Zeittchr. f. d. Alicrthumsw .
sammenliang zeigt, die von Hrn. W. gegebene Erklärung
des Accusativs austuschlu-ssen.
V». t).'). cidtiv. Man bringt viele Stellen zusammen,
nm zu zei|fen, dass die Griechen das Wort für müssig
sein gebraui bt haben; es geschieht atirr bei ihnen nicht
viel anders, als in andern Sprachen, und kann ebenso-
wohl sorglos, als sorgenfrei, ebensowohl (rä^e, als ruhig
abwartcnil bedi'ulrn , wo es metaphorisch gebraucht wird;
Vs. 5(.(). aber siebt axncoxuv Sidovic. gar nicht iin-
cigentlich.
Vs. 87. TU öi'ocpuria heisst hier nicht iiifanstum,
res tristisj sondern das Sihwierige, was misslich auszu-
führen ist; und so verstellt es auch schon der Scholiast.
Vs. 107. IJas urkunilliche rl'u; hat jetzt, indem
es für fehlerhaft erklärt wird, der viel schwächeren Con-
jectur r/K/ weichen müssen.
Vs. 112. Hier linden wir Bothe's ganz ungegründete
Behauptung, Jokaste habe durch den entkommenen Skla-
ven gewusst, dass Oedipus der Morder des Laios sei, und
in rus abdiilisse illnm servulum. Dieser hatte keine Ur-
sache, von seiner ersten Aussage abzugehen, der Dichter
sagt auch durchaus Nichts davon, wohl aber ausdrück-
lich, dass er die Königin flehenil gebeten habe, ihn auf
das Land zu entlassen. UnWahrscheinlichkeiten im strengen
Sinne sind in der ganzen Tragödie nicht. S. hierüber
auch S. 226. 7. des ersten Theils meiner Uebersetzung.
Dass Oedipus so genau auf den Anfang zurückgeht, for-
<lert die Gründlichkeit der Untersuchung, und er sagt
selbst Vs. i,i2. «'Aa' i^ i'Tiu^yij; avU/^ ai'z syoj (faviü;
fragt doch der Richter den Inquisiteii um seinen tarnen,
selbst wenn er ihm noch so bekannt ist.
\s. 117. I'nnöthiges Bedenken gegen die früher mit
Berufung auf Matthiä , und jetzt noch richtiger erklärten
Worte uTov T/; iyiiadojv i-j[(jr,aax' dv.
Vs. 140. Ebenso bei dem Worte ritiiüQSiv, welches
hier die Bedeutung tödten haben müsse, da es (loch nur
rächen oiler strafen heisse. Und so heisst es auch hier;
und schwerlich irgendwo anders, weder todteu, noch,
mit Hermann, insidias struere; sondern Oedipus, der
auch bei Laios sogleich an einheimische Feinde, poli-
tische Gegner, Unzufriedene denkt, wie Kreon in der
Antigone, welcher letztere in unserem Stück diese Ver-
muthung wahrscheinlich findet, Oedipus furchtet, dass
der Mörder, in eigenem oder fremdem Namen, auf glei-
che Weise, mit solcher Hand, solchem Angriff, auch an
ihm Rache nehmen könnte. Denn ein König wird gelten
des Raubes wegen ermordet.
Vs. Ifil. zi'X/.offr' ayopüc 9()üiov, einen kreis-
förmigen Thron, erfordert nicht ilie Annahme einer Hj-
pallage. Noch weniger ist eine solche in der zur Unter-
stützung angeführten Stelle aus dem Philoktetes, Tiokiac
710VT0V &tvus , da der Dichter den Sand eben so gut
grau nennen darf, als sonst das Meer so heisst. Diess hat
auch Ellendt eingesehen.
^'s. 180. Interdum enim üy.TTJ eminentiam significat,
sagt Erfurdt , nach dem Scholiasten, der es £^0X>jv er-
klärt. Solche Aussprüche pflanzen sich dann fort, wovod
es beim Sophokles noch mehr Beispiele gibt. Warum
soll aber ein Dichter die Geängstigten , in Todesgefahr
Schwebenden, nicht au ilas Altarufer flüchten lassen dürfend
47
I;')
716
y». l')0. Da AinphKrite'» Wohnung, die man geHiss
uiit Kf< lit rill grosses fipiiiacli nennen darf, uiiziteifcl-
liafl im Miticluicer is«, so ist es ganz iinniithig, oder gar
uiiriilitig, an den ücoaii zu denken. Von Theben aus
jagt man den Feind entweder südwestlich in's Mittel-,
oder iionlösdirh in's srhuarze Aleer, oder vielmehr den
südHestlichrn Theil desselben.
Va. 178. Schon in der ersten Aasgabe ist, wie auch
schon Elnisley gethan, i}avaTl]CfU()a aus mehreren Hand-
schriften angeiKiinmen, wofür das Metrum zu sjirechen
scheint; sonst gibt das bislierige ä^avaTljCfuQi;) einen
«ehr guten Sinn, so dass der Uoden selbst als todtbrin-
gend betrachtet wird.
^'s. 201. nooarax^svTa, Dindorf's Conjectur für
naoorailifTa. Schon <las Metrum ist einigermassen für
Letzteres, da sich auch in der (jegeii.stropho ein lambus
befindet; dann aber rornehmlirh ist die Lesart der Hand-
schriften liel bezeichnender, als die Conjectur, denn nicht
als I3iiiidpsgenossen , sondern als Beschützer sollen die
Pfeile zu Hülfe kommen, wo die Menschen dem Uebcl
Kichfs entgegenzustellen haben.
Vs. •_'{(}. ^ii) oix e^wv TL av^ißuXov. Hr. \V. über-
setzt: ich würde nicht weit nachforschen, ohne eine Spur
zu finden, wenn mir nur ilie Sache nicht unbekannt wäre,
also: wenn mir die Sache bekannt wäre, so bedürfte ich
euer nicht, ich würde ihr selber nach kurzer Nachfor-
schung bald auf die Spur kommen. Diess lautet sehr
ruhmredig. Und f^ii) OVY. mit dem Particip erfordert diese
Erklärung keineswegs, wie andere Stellen und Vs. 15.
in unserem Stücke beweist, dem der Herausg. anf einen»
Umwege für seinen Zweck beizukommen sucht. Der Ge-
dankengang in der Rede des Oedipus ist dieser. Es kann
dir geholfen werden, wenn du mich hören und befolgen
willst, was ich dir sagen werde, der ich zwar fremd bin
II) der Sache, um die es sich handelt, wie ich in dem
Ereigniss, welches die Verhandlung veranlasst, ein Fremd-
ling bin, da es lor mein Hiersein fallt, und ihm fremd
geblieben bin, denn ich selbst »ersuchte es nicht, der
Sache weit nachzuforschen, ohne eine Spur zu haben.
(Hierdurch rechtfertigt sich Oeilipus darüber, dass er
nicht gleich Anfangs die Sache untersucht habe.) Nun
aber, ilenn erst später, als sich jenes zugetragen, bin
ich dann euer Mitbürger geworden {uOTOi bildet den
Gegensatz zu tivoq und daif daher nicht in ai'iTOi ver-
ändert werden), wende ich mich an euch u. s. w. (Eine
Spur war jetzt durch das Orakel gegeben, ilie nämlich,
dass sich der Mörder in dem Lande befinde).
Vs. 225. ); '^ akXijs t^'J'Jii «*att £t d. x9ov6;, nach
Vauvilliers und Neue's Conjectur, ist sehr ansprechend",
denn da als Wieilcrholung gleich darauf die Worte /}
tfikuv diioo.i rj Xf'^i'tou folgen, so scheint diess gegen
die Erwähnung eines Ausländers zu sprechen.
Vs. 2Sl). dsiftaioq tfjtcpit, Conjectur für diifiUTOi
y' ix^'i '*' unniilhig, da ye hier zur Hervorhebung des
Substantivs ganz passend ist.
Vg. 309- Mehrmals sind Erklärungen, die in der frü-
heren Ausgabe mit Anführung anderer Ausleger stehen,
hier unter eigenem Namen gegeben; mit Recht, wie mir
scheint, sobald sich nicht ein neues Licht von einem be-
ati]4niHP Interpreten herschreibt. Vs. 231- hat die rich-
tige Beziehung von y/x bereits Hermann gezeigt. Dem-
seilen hätte auch die Erklärung von Vs. 1247 ff. rindi-
cirt werden müssen.
Vs. 420. Die kleine Veränderung Markland's, 6a für
ä er', hebt alle Srhwieriu;keiten, die wenigstens bis jetzt
noch kein Ausleger bei Vertheidigung des letzteren ge-
hoben hat. Denn allerdings umfassen die o.Kka xaxa
Alles, was Oedipus ausser den nächsten Folgen der Ent-
deckung erdulden wird, und die damit zusammenhängen-
den Schicksale seiner Kinder.
Vs. 4ö3. at'ros, wofür Erfurdt's avTug gesetzt wor-
den ist, wie ^'s. 104'). ui'Ti) uniiothigerweise dem uurij hat
weichen inüssen, hat Hermann mit Recht beibehalten. Man
denke es hier zu aviuh gehörig, ai'TUi UL'TOU ; in der
anderen Stelle aber macht aVTlj den Gegensatz zu eyu>.
Vs. 4iS|. Es hätte Schneiilewin's Versuch (Conjectt.
critt. p. 161), «lie Lücke durch die Worte ovv (fUViQÖ.
hinter ßaauixo auszufüllen, erwähnt werden können.
Vs. 513. Das ursprüngliche ;J , wofür jetzt nach Her-
mann und Elmsley ;; steht, scheint nur gleichwohl bes-
ser. Wie kommst du hierher? Zufällig, oder bist du
verwegen genug, vorsätzlich mein Haus zu betreten 1
^'s. 578. Dindorf's Conjectur aiy.dkküuaL hat das für
uupasseud erklärte iyy.ukovai verdrängt. Warum un-
passend, hätte gesagt werden müssen. Im Gegentheil
ist es besser, anschaulicher, während durch ce/xaA./.Oi;0<
der Begriff des ßegrüssens und Freundlichthuns ungebühr-
lich oft wiederkehren würde.
Vs. 663. Die von Jacobs gegebene Erklärung der
Stelle hat auch mir schon ehemals die richtige geschie-
nen, wiewohl sie seiner Zeit für unbegreiflich missver-
standen erklärt worden ist. Der Chor verwahrt sich in
seiner Antwort gegen den Vorwurf, den König im Stiche
zu lassen ; das tvirft ihm aber Oedipus nach der gewöhn-
lichen Uebersetzung nicht vor, wohl aber, wenn er sagt:
du verlassest meine Sache, und machst dein Herz stumpf
oder theilnalinilos , d. h. du wendest dich mit stumpfem
Herzen von mir. Wie Gothe sagt: den Widerstand der
stumpfen Welt besiegt, oder Platen: auf dass die stumpfen
Herzen du doch zuletzt besiegst.
Vs. 6V)0. Die Worte naiboz, bi ßXdarai; »cheinen
mir zu eQ^jtl^iev zu gehören, so dass utv nur eine Wie-
derholung des Objects ist, und ßkaazai hier, wie sonst
gewöhnlich der Singular, das Gel)Orne bedeutet: das ueu-
geborne Kind — nicht drei Tage Zwischenraum waren,
und er warf es u. s. w.
Vg. 695. Es ist das einfachere und handschriftlich
genugsam begründete Tiaifih' nach Brunck in dieser Aus-
gabe wieder hergestellt.
Vs. 736. Mit dem Herinann'schco oI' dvijQ dovlwi,
fiir ods y d. d., scheint es mir doch nicht so ausge-
macht zu sein. Das oia ist einschränkend, und die fol-
genden Worte sind ausdehnend, darin liegt ein Wider-
spruch. Denn man kanu sagen: er war, so weit diess
ein Sklave sein kann, würdig, diese Gunst zu erlangen;
aber nicht: eine noch grössere, als diese. Noch weniger
kann man übersetzen : als ein Sklave , d. h. da er ein
Sklave ist; vielmehr müsste da steheu: wiewohl er ein
Sklave ist. Wohl aber gibt dieses einen guten Sinn :
dieser Sklave war dieser und noch grösserer Gongt tvür-
717
718
i
diff. Das filr oJa »on Hermann angi-fiihrte Srholion
spricht eher dagegen , denn es erläutert ilas neiC,ui , in-
dem die Gunst, auf's ItunA gehen zu dürfen, eben nicht
gross war, uud also selbst einem Skiaren eine norh
grossere widerfahren dürfte.
Vs. 745. Hr. \V. setzt hier für das durchaus gufe
ftti^OVl, das mit einem perinepto abgefertigt wird, die
ganz unglückliche Conjectur /Liet^ova, ohne den Grnnd
der Aenderung weiter anzugeben.
Vs. 753. Er findet 77 «p' o'/do) verdächtig neben iv
!)lv7tvoii, <la eins ton beiilrn liberllüssig sei. Aber die
compotatio ist ein Tlieil des Schniausses.
Vs. 763. TCgoi'fft/.vn ksyuiu küiine nicht stehen, da-
her Tt(JOlCfl,v£v corrigirt is<. Dass letzteres ebenfalls
einen guten Sinn gibt, ist natürlich; das Komma dahin-
ter fallt aber auch da besser weg. Aber 7C(jov(fävi] ist
besser. Auf meine Frage war er verschlossen, mit An-
derem aber trat er hervor, kam er zum Vorschein, üas
scheint auch Ellendt gemeint zu haben, wenn er sagt:
Apollo improvisa et inexspectata vaticinatus significatur.
So hätte also hier ein viel geistreicherer Ausdruck einem
viel gewöhnlicheren weichen müssen.
Vs. 781. Der Vers (>/oi) TiaQaOTsixovra Ti^gijaaQ
uSOov soll ganz unnütz sein und von einem Interpreten
herrühren. Wie sollte aber der dazu kommen? Und der
Vers ist sehr bezeichnend, macht es recht anschaulich,
»ie ans den von Oedipiis nicht hervorgerufenen Belei-
digungen fast zufällig ein mörderischer Kampf entsteht.
Denn wegen seiner Brutalität, worin ihn der Herr unter-
stützt, hat er den Wagenführer geschlagen, und geht nun
am Wagen vorüber seines Weges, als Laios im Vorüber-
fahren den rechten Augenblick wahrnehmend, ihn auf
den Kopf trifft. Laios war also abermals der Angreifer;
unil schlug er fehl , so wäre das ganze Unglück nicht
geschehen.
Vs. 78". ist jetzt Bothe's Conjectur Aatov für Aaio)
angenommen.
Vs. r88. soll nun nach Dindorf untergeschoben sein.
Alan lese aber nur mit Aufmerksamkeit, um zu seheu,
dass man dann im folgenden Verse eben ilas xovb är-
ögOi; oder eiiov vermissen würde, das jetzt der verwor-
fene Vers darbietet. Die Wiederholung des Gedankens
bildet ausserdem einen Ruhepunct zum Uebergang, ein
rhetorisches Motiv, dessen ich schon zu Vs. 8. gedacht
habe.
Vs. 790. Die früher angenommene , eine Art Anako-
luth enthaltende, von Hermann hinlänglich gerechtfertigte
urkundliche Lesart u) wird jetzt als vitiosissima bezeich-
net und Erfurdt's ov dafür gesetzt.
Vs. «()(). Auch dieser Vers steht nun in Klammern,
ohne dass Dieses näher begründet wäre, als durch die
Worte: Neque enim nomcn patris proferri hie a poeta
convenit , ut cetera incommnda huius versus omittam
explicare. Den zweiten Grund müssen wir also dahin
gestellt sein lassen, was aber den ersten betrifft, so wer-
den es im Gegentheil Viele sehr passend finden , wenn
der Dichter den Oedipus gerade da , wo er der Ent-
decknng so nahe steht, seinen Glauben, dass Polybos
sein Vater sei , noch einmal recht bestimmt aussprechen
lasst.
V». 825. Schon in der ersten Ausgabe steht hier für
TOV yS AaiOV (fOVOV die Boflie'sche Conjectur 001^ JB.
Aber diess gibt einen ganz falschen Sinn, man mag nun
öodov adjectivisch oder adverbialisch nelnnen, nämlich:
die Ermordung des Laios durch dich nird er dadurch
nicht, wie sich's gebührt, auf eine richtige Weise (oder
als richtig, wirklich geschehen) oilenbaren. Denn die
IMftglichkeit, dass Oedipus der Mörder sei, unil ilass sich
dieses, wenn es geschehen, ergründen lasse, kann io-
kaste aus der von ihr angenommenen Unrichtigkeit der
Orakel nicht folgern wollen. AVohl aber, dass ja, wenn
auch Oedipus der Thäter sein sollte, hierdurch das dem
Laios gegebene Orakel sich als falsch ausweise, dasselbe
in jedem Falle unrichtig sein müsse, und dass sich Oe-
dipus also überhaupt um kein Orakel, auch um das letzte
wegen Erforschung des Mörders nicht, bekümmern solle.
So nämlich heisst der unveränderte Text: so wird er
doch damit die Ermordung des Laios nie, wie sich's ge-
bührt, als richtig geschehen oilenbaren (da nicht du,
oder irgend ein dritter, sondern sein Sohn ihn ermorden
sollte).
Vs. 855. Für deov ov kri^vj hat Hr. W. t6i> eyuj
ov Xtj^uj verbessert, und jenes für höchst verdorben er-
klärt. Ich meinestheils halte es für sehr gut. Denn
wenn wir auch "idkatOfta mit Hrn. W. allgemeiner, von
der Anstrengung für das Wohl des Staats überhaupt,
fassen wollen, was denn jetzt die Erforschung des Mör-
ders mit einschlicsst ; so passt dann um so besser ein
allgemeiner Satz dazu: (Ja) unter eines Gottes Schutz zu
stehen , will ich nie aufhören : im Gegensatz mit den
Gottlosen, die nun geschildert werden, während vorher
nur von ilem staatsverderblicheu Uebermuth die Rede
war. So bilden die Verse 853 — 55- die Bindung, und
weisen mit den Worten to xakciji ä' i'/oi/ etc. auf das
Vorherige zurück , mit deov OL' etc. vorwärts auf das
Folgende.
Vs. öfiß. Mit der neuerlich von Hermann versuchten
Verbesserung itiüjv ße/jj, die aus den Scholien geschöpft
ist, und <leren Sinn auch Hr. W. für richtig hält, trifl't
dem Inhalte nach .Jacobs Vorschlag unter seiner Ueber-
setzung (IN. Att. Mus. B. l. H. 2. Tsoö.), ßekrj zJiy.ag,
übereiu. Aber dii ses und jenes gibt keinen Uebergang
zum Folgenilen, und scheint mir durch die Frage und
die ganze Fassung nicht passend, auch ist der Gedanke
von eintreffender Rache schon vorher in den Worten
xaxä viv 'ikoiTO fioiga da gewesen. Unentbehrlich
dagegen , oder wenigstens sehr passend ist hier der Ge-
danke des Zornes, jenes unfrommen Zornes, der den
Chor anwandelt, mit den Göttern selbst zu hadern, wenn
sie nicht strafend einschreiten.
Vs. 891. nuTugyuaai, Conjectur für y.axfvyiiaoi ,
weil bei letzterem TOtOÖS nicht stehen können. Warum
soll Jokaste, mit Kränzen und Räucherwerk versehen
zum Altare tretend, nicht sagen köUilen: ich komme mit
diesem Flehen, dass du uns eine Lösung ohne Schuld,
bei der sich keine Schuld heraasstelle, gewähren mögest?
Vs. 996. Der Ausdruck rexuiv ist freilich auffallend,
da der Bote vorher wiederholt versichert hat, dass er
nicht sein Vater sei. Wenn es also nicht im tveiteren
Sinne stehen kann, durch Erzeugung oder Kauf in seinen
47*
719
720
lirsiU gcKoiiinicii , iingefülir o<wa, «ic Vs. 1 13fi. y£V-
tldciTCt ^idior Alle», was in Laios Haiisr fjolnirni «or-
ilcn; so iiiiiss »lolil ein Felilor ila sein. Der Hcrausg.,
<|pr sirli rn'ihcr l>ri llrrinaiiirs iiirlit ^riiii°^i<iii|pr Krklä-
ruiif lirriihigl lia<, iiiiniiit Jetzt liotliu's Coiijfitiir n'^UiV
tu Iliilfr. Lc'titrrrr liat abrr in (Irr Krit. Uil>l. Nr. 5-
ISlU. eine aiiderp Auskunft vorjjesililageii , nämlirli <lio,
tu 1 1171 u^l-atc^ ein ansgelassonos ^tdkkov zu siijjpliren.
Vs. IU02. a)/}'<>i iox'iVT iv xay.o/'s ersclieint Ilrn.
^V. alü pino nncrliörtc Taiifolojfie , und er rcruiuthet £v
/.afoii. In Beillein werden ilini »cuigc Ausleger bei-
stimmen.
y». H)')!). '/Atta yvtiiiic/.v idoii uird liezueifcK ; x«rd
dürfe hier nirlit stellen, da es durli norli ziveiniai so ron
Sophokles gphraurht ii iril , und yi)Ojf(ai> neben lö^li;
sei periiiiitile, da man doch in seinem 8inne, Geigt, oder
seiner iMeinnng ebpiiso wohl wissend , als irrend sein
kann. Uie Erkl/irun^ Erfurdt's, ex animi seiitentia, i. p.
qiiantiim rupio, iiitelli{;ens, di'iiikt mir nicht [lassend: wenn
irh ein Seher bin, und so wissend, als ich wünsche
(oder gar, als ich meine, mir einbilde).
Vs. 107?. tIi; x^vydrijo soll von einem Erklarer her-
rilhrpn, und das ächte VVorf »erdrangt habpn , un<l doch
ist Hermann's Erklärung gpnügend, und die Constructiun
für einen (iriechcn durchaus nicht zu rerwickelt.
Vs. I16J. Es ist unnüthiger Weise nach Camerarius
Aenderung Üas tu odv in tov aov rerwandelt.
y». 1255. ist Heath's, und Vs. 1319. Nene's Verhes-
»prung mit Recht, wie es mir scheint, angenommen.
y»- 1346. Ein ungegründetps Bedenken des Heraus-
gebers gejen den Gebrauch von TQUCfsi-i für Oedipus
Aiifenthnlt in Theben führt ihn auf die nicht passende
Erklrirung des Wortes von der Geburt dcsselbeu. Denn
diese »ar nur unglücklich, er beraubte sich nicht der
aus ihr kommenden Vortheile, sondern der glücklichen
Lage als König u, s. w.
Vs. 1 i49. Oedipus nennt sich unrein von Seiten der
Gotter und am Geschlechte des Laios. Denn auch ab-
gesehen von ilein Orakel, das die ^'erweisung des 3Iür-
ders befahl, durfte ihn die Familie, ja die Stadt, nicht
dulden, wie er dieses Vs. 250. selber ausdrücklich vor
der Versamuiliing ausspricht. '
Vs. 1412. Die Bedenklichkeiten des Herausgeberg
bei diesem Verse, die ihn sogar den Verlust einiger vor-
hergehenden verinuthen lassen , scheinen mir uniiOthig.
y.ui nul ys fahrt Oedipus fort zur Einleitung dessen ,
was von Kreon ohne Zweifel abhing, nämlich der Be-
stattung seiner Schwester , nachdem derselbe die Ver-
weisung für abhängig von dem Orakel erklärt hatte. Das
Futurum nach dem Präsens kann das metrische Beilürf-
niss und der Wohlklang bedingen; wollte man aber dem
Dichter etwas minder Gewühnliches nicht verstatten, so
wäre das Präsens leicht auch in das Futurum zu ver-
w andeln.
Vs. 1443. Ich bezweifle, dass 'i'j(Pi dem herkömm-
lichen ii/jv vorzuziehen ist. tso^Iui; heisst nicht Sehn-
sucht, sondern Freude, \Vonne, Erijnickung; zijv TCa-
oovrruv rioHuv, die dermaligo Erquicknng, ist also die,
welche die Gegenwart der Kinder dir jetzt gewähren
wird, ij o' flX^V nnkai, wie du sie von jeher dabei
empfiindpst, nicht ij o' f-X'^l U., «vio du sie schon lange
empliiidest.
Vs. 1448. uid' ö^äv nicht nt ita vidnreni, i. e, non
viderpnt , sondern dass sie so anzusehen sind; was viel
natürlicher und anschaulicher ist, vollenils Kindern ge-
genüber, als das andere, das auch nachher mit den
Worten llQoafikiTrsiv yan ov oi^ivoi noch nachfolgt.
^'s. 1450- oiO-' uutfju, oi'[>' iöTOQWv. Letzteres
wird sciens übersetzt. Nun wird man Hrn. W. beistim-
men, dass ioTOOEiv bei Sophokles nicht erzählen lieisse ;
aber wissen lieisst es auch nirgends bei ihm, sondern
erfragen, erfahren. Die Tautologie wäre zwar an sich
nicht anstössig, denn sie vergrösserte den Nachdruck,
aber sie ist gar nirlit ila, sondern es heisst: ich sah es
nicht, und suchte es auch da nicht; das Unglück nSmlich,
seiner Uliitier Gatte zu werden , welches ihm geweissagt
worilcn war.
V. 1472. iyysveeg steht zur Erhöhung des Gegen-
satzes ganz am rechten Platze , und passt seinem Sinne
nach; warum also nach einem andern Worte suchen, oder
gar ein neues dafür machen?
^'s. 1479. Da der Artikel nicht passend, oder we-
nigstens nicht nöthig ist, so ist mehr Berechtigung, ihn
auszustossen, als das aitt zu verändern.
^'s. 1492, 3. odTii; oü ^ijkcp nokiTOjv xac rvxaii
enißkiTTojv Eli; üaov y.kvdwva ÖEivr,^ oi'fiCfOQai; iki]-
kvdev. Das oOTig nach og hat Ellendt aus dem So-
phokles selber festgestellt, wiewohl wir dieses Beneises
hier gar nicht bedürfen; denn mit dem 6; wird hier
etwas nur dem Oedipus Eigenes ausgesagt , da nur er
das Räthsel löste , mit itOTl^ dagegen etwas Allgemeines,
was er mit Andern gemeint hatte; jenes heisst: er, wel-
cher; dieses: einer, welcher. Die Structur der ganzen
Periode betreffend, ist PS ziemlich gleichgültig, ob mau
die Worte OiÖLTiOVQ üÖ£ für einen Satz nehme, oder
nur für das Subject zu dem Verse ei^ ücrov eic Im
letzteren Falle findet eine Inversion der Construction statt,
da wegen des Particips ETclßkiTfUJV ilas Pronomen ÖOTI;
ebenfalls das Sut.ject zu ekljkv^tv ist. Nun zur Erklä-
rung der Stelle. Den Vers mit öoT/g will Jacobs aus-
stosscn , was Hr. \V. vollkommen billigt. Die Ausleger
fassen ihn, theils mit, theils ohne Veränderung des Tex-
tps, worüber ich hier gar nicht auf eine Beurtheilung
eingehen will, entweder so, dass von des Oeilipus Neid,
den er gegen seine ftlitbürger nicht gehabt, oder von
dem Neide der Bürger die Hede sein soll, den sie gegen
ihn hätten haben müssen. 31it erstercin soll seine \ ur-
trpfllichkcit als Regent bezeichnet sein, .wiewohl diese
nebst seiner Macht in dem Wort ypciTiaTOC schon ge-
schildert ist, das letztere müsste zur weiteren .Ausführung
seiues glänzenden Glückes dienen. Dabei soll dann nach
Einigen sowohl i^iikug, als jv-^ctl. Glück dedeiiten. Zu-
erst aber bleibt die Schwierigkeit, dass der Vers durch
das Partiripium mit dem folf^enden allein genau verbun-
den ist, während er doch dem Gedanken nach dem vor-
hergehenden cüordiiiirt sein soll, so nämlich: der das
Räthsel wusste, und der bessto (der erste und trefflichste)
Mann war, einer welcher, während er keinen Bürger
721
722
beneidete (oder, wahrend iho jeder Bürger beneiden
inusstc) , in dieses (;r0äse Unglück kam. Wo bleibt da
die Logik? Dabei ist dann zweitens als ausgemacht an-
genommen, dass eTllßfJnilV beneiden heisso; es heisst
aber »vohl nirgends etwas Anderes , als auf etwas sehen,
etwas berücksichtigen; und so auch liier, und der Sinn
ist dieser: Einer welcher, während er niclit auf Bürger-
neid und Zufälle sab, ihrer nicht achtele, vielmehr von
Seiten der Menschen und des Geschicks sich sicher glaubte,
in ein so schrerklidies Unglück geriet!). So ist es schon
in meiner Uebersetiung gegeben, damals aber diese Ueber-
tragung für uiatt, schief und falsch erklärt worden, also
für einen Krüppel und Wechselbalg zugleich. Dennoch
ist das Kindleiu noch immer bei Leben und guten Glie<l-
niasseu. Für die Auffassung des Bezngs, in welchem
diese Sclilussrede mit dem ganzen Stücke steht, ist es
gerade nicht wesentlich, wie man ilen streitigen Vers
erkläre, denn die Mural sieht noch einmal ausdrücklich
am Ende, dass auch der Gesegnetste nicht vor seinem
Tode glücklich zu preisen sei. Hierüber will ich noch
Einiges hinzufügen.
So übereinstimmend alle Beurtheiler von jeher in der
BcwunderuBji; des Oedipus gewesen sind, der anch schon
dem Aristoteles als die fllustertragödie scheint gegolten
zu haben, so verschieden hat man die Iilee des Ganzen
aufgefasst, uobei freilich die Fabel au sich von der Be-
handlung derselben bei Sophokles wohl nicht immer ge-
hörig nnferschieden wurden ist. Für meinen Zweck habe
ich es hier nur mit der letzteren zu ihun. Darüber
habe ich nun gesagt, man sehe hier durch ein furcht-
bares Geschick, als Beispiel des unwidcrstolilicheu Got-
terwillcns, einen an sich frommen Mensclien unwissent-
lich in unnatürliche Vergebungen verstrickt, bei deren
Entdeckung er sich, uach dem ersten Ausbruche der
Vcrziveifliing, der hiiliercn Macht mit Ergebung unter-
werfe. Im zweiten Oedipus werde dcmseMien Dulder
von den Göttern Genugtliuung gegeben. Auch sonst ist
iiberall von der Ansicht ausgegangen, dass Oedipus un-
gcliuldig sei. Dem hat Schwenck in der Hall. LIt. Zeit.
tS39j Nr. 140 ff. widersprochen. Da die herrliche Dich-
tung, wie denn alle Werke des Genie's liierin der Na-
tur aliiilirh sind, dass sie, von Anderen anders angese-
hen, doch Jeden entzücken, zu einer Besprecbnng immer
wieder berechtigt, so will ich die Oillerenz zwischen
meiner Meinung und der jenes Gelehrten kürzlich dar-
legen , wobei ich einige Stellen jener Abhandlung, die
gleichsam die Spitze der Ansicht bilden, zum Text neh-
men will.
Nachdem er zuerst von der schroffen Ansicht gespro-
chen, die Manche von dem griechischen Schirksal.sbegriff
hegten, worauf ich meines Theils antworte, dass der
Begriff eines ausser- oder uborgüttlichen Schicksals Lei
Sophokles gar nicht zu finden ist, so fährt er fort:
,,Doch betrachten wir die Sage von Oedipus, welche be-
weisen soll, dass der Mensch von den Güitcrn vor ilcr
Gehurt dem Verderben bestimmt sei, folglich demselben
nicht entrinnen könne, sondern Verbrechen nach einer
festen Prädestination begehen müsse, wegen welcher er
dennoch bestraft wird. Eine schcusslichere Idee mensch-
licher Bestimmung kann freilich die Phantasie nicht er-
finden. Es liegt dieselbe aber nicht in der Oedipussage,
sondern in einer oberflächlichen Auslegung ilerselben,
nnd wiewohl die Griechen das Lehensloos des Menschen
als von höherer Bestimmung abhängig betrachteten , und
unter göttliche Leitung gestellt dachten, so haben sie
die Freiheit des menschlichen Wollens und Thuns nicht
mehr dadurch beschränkt, als es der iMensch eben be-
schränkt fühlt." Zu diesem Texte will ich einige Noten
machen, nur Ergebnisse, nicht die Untersuchung sellist
enthaltend; ich bin aber erbötig, jeden Beweis nachzu-
bringen. Zuerst also geht mich die Sago vom Oedipus
an sieb hier gar nichts an, sondern nur ihre Anwendung
bei Sophokles; hat der sie nun oberflächlich ausgelegt,
so bin ich von dem Tadel losgesprochen. Er hat aber
allerdings gesagt, dass Oedipus vor seiner Geburt schon
zu seinem Unglück bestimmt gewesen sei, das kann man
im ersten und im zweiten Oedipus lesen, und der Un-
glückliche beruft sich darauf zu seiner Rechtfertigung
lind dem Beweise seiner Unscliiild, wogegen Niemand
etwas einwendet. Er hat aber nicht gesagt, dnss Oedi-
pus Verbrechen begangen habe, sondern Vergehungen
viider Willen. Selbst in der grössten Verzweiflung wirft
sich derselbe nur seine Verblendung vor. Er wird bei
Sophokles nicht gestraft, wiewohl gestraft zu werden, an
sich kein Uebel ist, sondern er leidet. Eine »cheuss-
liche Idee kann das nicht sein. Er leidet am meisten
durch sich selbst, durch sein feines Gefühl, durch seine
lebhafte und edle Gemülhsacl. Ein Stumpfsinniger oilcr
ein vollendeter Weiser hätte nicht Hand an sich gelegt.
Selbst er, wenn er unter weniger bedrängten Umstän-
den die Entdeckung gemacht hätte, würde seiner selbst
geschont haben, wie er später einsieht, dass er sich zu
viel gcthan hat. Er ist kein Sokrates, sonst war' pr
überhaupt nicht zornig geworden, hätte Niemand geschla-
gen, geschweige getödtet; aber er ist unschuldig in Ab-
sicht auf sein Bestreben, und wenn er unvorsichtig war,
so wird Niemand sein Unglü<k daraus ableiten, es als
Strafe dafür ansehen dürfen, ohne unmenschlich zu sein.
Wie ferner die Griechen überhaupt über die göttliche
Leitung und die dadurch beschränkte Willensfreiheit der
i\lcnscheii gedacht haben, ist für mich hier gleichgültig,
lii der Darstellung des Sophokles, wie ans ihr der Ver-
lauf der Begebenheiten hervorgeht, ist von einer Be-
schränkung der Willensfreiheit des Oedipus gar nicht die
Rede, sondern nur (on einer Bestimmung seines Willen».
Jene Beschränkung in ihrem wahren Sinne ist überhanpt
nichts, als die Folge unserer Unvollkomuienheit sowohl
in dem sittlichen Urlheil, als in dem ^Vollen: noch be-
sonders ausgehend gedacht von Gott, oder griechisch,
den Göttern, inusste sie aisu in einer durch dieselben
bewirkten Trübung unseres Urfheils , oder Scbw.'ichung
unserer Willenskraft, also in einem magischen Kinflnsse
bestehen, worauf sich bei Sophokles wirklich der durth
seine eigene Schuld unglücklich«' Kreon, wie etwa bei
uns Tlioren und Uebellhäter auf den Teufel , beruft, nir-
gends aber der schuldlose Oedipus; oder jene Beschrän-
kung ist nichts weiter, als das auch von Mensclien be-
wirkte Bestimmen oder Verführen. Und bestioimt haben
ihn die Götter; wovon sogleich.
723
724
Von Sülclicii Orakeln, wie «los Ocdipiis, kI«u1)( l!r.
S. dass sie „nicht eine f^itUUche Vciraiiülicsliiniiiiiiis aiis-
tlrfirken, soiiilorn eine ganz andere Ansirlit j;ol).-n , ilie
nauilirh, ilass die Warnungen der (iiilter nirlits liolfon,
der Alrnsih dm li in seinem Leichtsinn hingilit, uikI dass
er die (icitlcr ^jar nicht versnclien, seine Znliuiift nicht
erforschen, sich ihrer Leitung anvertrauen soll." Die
Aellern sind arierdin^s gewarnt «orden, und lialirn es
Dicht geachtet; nachdem der Sohn alier einmal erzeugt
ist, muss er das Vorausgesagte liegehen. S« steht ganz
einfach in dem Gedicht, dass er müsse. Ist das ctivas
Anderes, als Vorausbestinimuiig? Uiul zivar göttliche \'or-
ausbestiuimung; denn eine andere gibt es nicht bei un-
serem Dichter. Aber «ir wollen i-on dem ersten Orakel
ganz absehen. Von dem »weiten, das er selbst empfangt,
geht Oedipns nicht in seinem Leichtsinne hin, sondern
mit schwerem Herzen, um wenigstens ron seiner Seite
Jcr Erfüllung so lange, als möglich auszuweichen. In
den Streit wird er auf eine ihn» nicht zum Vorwurf ge-
reichende Weise verwickelt ; die Jokasfe erblickt er nicht
eher, als bis er sie erworben hat, nnd man braucht ihr
gar nicht anzusehen, dass sie seine 3Iutter sein könne,
d. h. dass sie sechsonddreissig Jahre alt sei; eine Hei-
rath aber in einem fremilen Lande scheint das sicherste
Wittel, eine solche mit seiner Mutter zu verhüten. Er
hat die Götter nicht versucht, nicht nach seiner Zukunft
gefragt, sondern vielmehr nach seiner Vergangenheit;
auf diese seine Frage aber haben sie ihn gar keiner Ant-
wort gewürdigt, sondern ihm etwas gesagt, was er nicht
wissen wollte. Er aber vertraute sich ihrer Leitung,
oahm das, was sie als eine Nothwendigkeit aussprachen,
frommer Weise für eine Warnung, und gerade dadurch
rannte er in sein Verderben. >Ver, als die Gotter, Itahen
ihn hineingeführt 1 Sie durften nur schvveigen, so h.'it-
ten sie wenigstens nichts persönlich dazu beigetragen, um
mich bildlich so auszudrücken. Er hätte aber gar nicht
fragen sollen, das soll die Fabel leliren. Wie in aller
Welt kann ein Orakel den Sinn haben, dass man die
Orakel nicht befragen solle? Bei den Griechen, wo
UfTentliche und Privatangelegenheiten beständig vor sie
gebracht wurden"? Bei Sophokles , der ihren Besuch für
ein Zeichen der Frömmigkeit erklärt, und ihren Aus-
spruch Zeus liebliche Rede nennt?
Schwenck sagt endlich: ,, Oedipns, als er den Göttern
gegenüber zum Duldersinne gelangt war, und seinem
Schicksal gegenüber mit Milde und ergebenem Sinne da-
stand , ward des Friedens und <ler Ruhe durch sanften
Tod theilbaftig, indem ihn die furchl'jaren Erinnyen als
gnSdige Eumeniden aufnahmen." Eine Unterscheidung
zwischen Göttern und Sckieksal, wenn eine solche ge-
meint ist, gebe ich nicht zu. Den Beweis dafür habe
ich im Wesentlichen schon in dem ersten Theile meiner
Uebersetzung geführt. Oedipns ist allerdings zu grösse-
rer Entsagungskraft gelangt, durch <las Alter und durch
Leiden; denn er hat seit seiner Blendung noch unsäglich
viel gelitten. Er ist auch noch frömmer geworden , weil
sich seine Frömmigkeit, wie früher im Glück, so nach-
her im Unglück bewährt hat. Auch seine angeborne
Heftigkeit hat sich den Jahren und Umständen nach in
etwas gemildert, wiewohl er im Wesentlichen auch vor
Kolonos noch iler alte Oedipns' ist, welchem Kreon nicht
ganz ohne Grund seinen Zorn vorwirft. Ja, selbst An-
tigone warnt ihn desshalb. Genug, eine Verwandlung
oder Veränderung ist nicht in ihm vorgegangen , sondern
nur eine Ausbildung ; denn im inneren, wie im äusseren
Leben gibt es keinen Stillstand. glicht daher, weil er
fromm geworden, ist er zur Ruhe eingegangen, sondern
weil er es geblieben, konnten ihm die Götter dieselbe
unter so verherrlichenden Umständen genähren.
Worauf mir nun die Verschiedenheit unserer Ansich*
ten in ihrem ersten Grunile zu beruhen scheint, will
ich noch schliesslich sagen. Der Unterschied ist kein
anderer, als der zwischen der religiösen nnd der mora-
lisclien Auffassung des Lebens. Gerechtigkeit, Vergel-
tung waltet oft im Leben , Gott aber immer. Diess ist
für das religiöse Bewusstsein zwar allezeit in gleichem
Masse gewiss, für die äussere Auffassung aber wird es
durch ungewöhnliche Ereignisse bezeugt, in denen man
das höhere Walten um so bestimmter zu erkennen glaubt,
je grösser und unerwarteter die Schicksalsweehsel , je
verwickelter der Gang der Dinge ist, der gleichwohl,
trotz aller Gegenbemüliungen iler Menschen, ja durch
sie gefördert, zu einem bestimmten Ziele hinführt. Hier-
in ist der Oedipns einzig in seiner Art. Ahnungsvolle
Verwickelungen, änsserste Abstände von Glück unil Un-
glück, und ileni härtesten, das ein guter 3Iensch erleiden
kann, ilass er, wiewohl in seinem Gewissen nicht mit
sich selbst uneins , dennoch, durch das Unnatürliche sei-
ner Thaten , sich selbst und Anderen ein Gegenstand des
Absehens und Entsetzens wird; und dieser Stoff mit «1er
ganzen Kraft eines grossen Genie's, des erhabensten,
reinsten Dichtergcistes bearbeitet und gestaltet, das kommt
nur Einmal vor, Dass nun solche erschütternde Bege-
benheiten nach Gottes Willen geschehen, ist an sich
schon ein Trost für das fromme Gemüth, erheben«! aber,
wenn der Duldende sein Leiden selbst in diesem Sinne
erträgt. Das Mass der Leidenschaft bildet dabei nur die
Individualität der Person, die poetische Charakteristik
der als Einheit zum Grunde liegenden Gesinnung. Es
wäre daher kein disharmonischer Ausgang, wenn sich
Oedipus das Leben nähme; nur nicht in .Abfall und Lä-
sterung; grösser aber ist, wie er sich selbst ober seine
Blendung rechtfertigt. Ich sage nicht, dass Sophokles
den Oedipns desswegcn gemacht habe, um Unterwerfung
unter «lie Götter zu lehren; das lehren ohnehin alle seine
Stücke, und der Oedipus war vor ihm da. Es kann
auch zugegiben werden, dass auch eine andere Behand-
lung, mit mehr unheimlichen Zuthateo von Rache und
Strafe, ebenfalls sehr poelisch sein könne; aber unser
Dichter hat die gewählt, welche seiner Gcmüthsart am
meisten entsprach. In seinem Sinne gilt für unser Stück
die Wahrheit, dass, auch abgesehen von aller Teleologie,
das Gemüth in der ehrerbietigen Bewunderung der gött-
lichen Ueberlcgenheit sich befriedigt fühlt. Wie aber
diese hier an einem zwischen zwei schuldvolle Geschlech-
ter gestellten Unschuldigen gegenständlich geworden ist,
so zeigt sich die Gerechtigkeit der Götter, die endliche
Ausgleichung, durch einen sanften und wnnderbaren Tod
und die Anwartschaft auf den ewigen Frieden, in dem
zweiten Oedipus ; und nie hat ein Dichter einen erha-
725
726
bcnerea Stoil in schönerer Form den Menschen darge-
boten.
Ka sind , um noch einmal zu unserem Herausgeber
zuriickzukeliren , diessr zweiten Ausgabe vier Kxcnrse
angehängt. Der erste aber Vs. 3. giht das Resultat,
was man einräumen wird, dass das Wort (TTicp£o9ai
von den Zweigen auf <lie Träger übergegangen sei , wie-
wohl man auch, daron abgesehen, den mit einem grü-
nen Zweig Versehenen auch einen damit Bekränzten nen-
nen kann. Der zweite Excurs betrifft Vs. 12. 13. Die
Erklärung nimmt Bezug auf Vs. 221 , bei weicbem ich
derselben gedarbt habe. Der dritte soll beweisen, dass
Athene's, Apollun's und Artemis Altäre vor dem Palaste
gestanden , und an allen dreien die Flehenden gesessen
haben; aber weder das Eine, noch das Andere geht aus
den angeführten Stellen hervor. Der vierte endlich be-
trifft fxejj.vu}usBa Vs. 49, welches, wie dort schon be-
merkt, mit Recht beibehalten und sehr gut erläutert ist.
. G. Thudichum.
Personal-Chronik und Miscellen.
Zu Sophokles.
Antigon. 708 — 714.
devÖQiüv VTTsixei, xXujvag oii; exotü^erat,
Tct d' dvTiTsivow' avTOTiQefiv' äTcok'kvxai-
avTco? Se vaoq öa-rtc; eyx^ari) Tidda
reivaq i'TCSi'xei fj,i^8ev, vrcTioLg xa'rw
OTQS^iaq To \oi-Kov osXfj.aati' vavxikkeTui.
dXk' sly.s 9v u(j) y.ai i^iexdoTuaiv öiöov.
Von diesen Versen hat bekanntlich der letzte die Aus-
leger viel beschäftigt. Allgemein ist dabei anerkannt,
dass iler Sinn sein inuss : lasse nach in deinem Zorne
gegen /tntigone; es fragt sich nur, wie diess in den
Worten liegen könne. Diess ist jedoch, wie es mir
scheint, durch die vorhergehenden, aus der Erfahrung
genommenen Bci9{)iele angedeutet, am klarsten durch das
erste. Du siebst, sagt Ilänion , vtic au reissendrn Strö-
men diejenigen Bäume, welche nachgeben, ihre Zweige
retten, diejenigen aber, welche sich eiitgegcnstcmmen,
von der Wurzel aus zerstört werden, ^iachgeben — na-
turlich den reissenden Strömen, den ütiifooig; sie beu-
gen sich vor der andringenden Strömung, und geben ihr
Raum, ohne sie zu zerbrechen, vorüberzufliesseu. .So
soll nun auch Kreon vor dem ihm entgegentretenden
Zorne sich beugen, ihm weichen und Platz machen und
ihm gestatten, an ihm vorüberzugehen, und es lieisst
also der fragliche Vers : IV eiche aus dem Zorne, und ge-
statte ihm tvegzugehen, vorüierzugehen. Wer Ellipsen
liebt, kann zu ti/.E suppliren Tijg ööuv ; ^ercioiCKTK;
aber heisst hier: discessus, und !}i>wj) wird auch beim
zweiten Gliede gedacht. Kreon steht dem Zorne gleich-
sam im Wege, und wird, wenn er ihm nicht aus dem
Wege tritt, unfehlbar von ihm niedergeiiorfen und ver-
nichtet werden , und Hämon warnt mehr , als er bittet.
Aiax. 350 ff.
iu)
y£voi vaiaq dQuiyuv rexfa^.
dhiov Oi enißaq eKivavjv nkdrav,
as xoi, ae roi ^6vov dedogxa irotui-
vujv 671 aQxeaovT •
dkkd f^s (JVvSaii;ov,
Die Schwierigkeit liegt hier in dem vorletzten Verse; es
fragt sich nämlich, wer unter -nOtfievuiv gemeint, and
tt'i'e es zu construiren sei. Zunächst kann von eigent-
lichen Hirleu nicht die Rede sein ; in übertragener Be-
deutung sind aber Tcotjjei'sc, nur Führer, Lenker, Leiter,
wie die noijievtq kaojv. Demnach kann auch hier das
Schiffsvolk des Aiax nicht darunter verstanden werden
ihm, seinem Führer , gegenüber, obgleich sonst allerdings
die Lenker der Schiffe an sich so heissen können (Aesch.
Suppl. 748: oi'Ö' ev dyxvQOL'Xiaig duQOovoi vaujv
Tloifäve^ TTapaVT/xa). Es muss daher auf Aiax bezo-
gen werden, was wegen des Pluralis natürlich nur so
angeht, dass unter dem allgemeinen Ausdrucke „Führer"
(plur.) aus dem Zusammenhange vorzugsweise Aiax ver-
sfanden wird. Wenn man nun aber hierbei schwerlich
einräumen kann, dass der Genitiv von irraoy.eooi'va ab-
hänge, so bleibt weiter nichts übrig, als novov 71 o t-
fisvojv zn verbinden in dem Sinne, wie ooü uovoo,
vs. 505: o't'y.TEtge d' uivni;, Tiaiöa tov crov , ei vsai;
TQocptji aTe(3ij9di; ouv öiuiotrat fiuvoi; im' ögcra-
Vio-Tuiv iiri cflkwv; also für x^^C'i Tlotiteviov. Aiax
fordert nämlich sein treues Schiffsvolk auf, ihn zn tödten
weil er sehe, dass es allein und ohne Führer (allgemein,
daher der Plural) iesteh», sich helfen werde. Der ganze'
Gedanke der Strophe läuft hinaus auf dkkd ue Ovvdui-
^ov ; daher wird diess auf's Ende aufgespart, und die
Begründung vorausgenommen : os TOI etc. , wie öfters.
'Enagy.itn aber ist absolut zu nehmen, für hinreichend
sein, stark genug sein. Warum er aber glaubt, dass
der Chor auch ohne Führer hinreichend sein werde, ist
angedeutet in der Anrede, weil er nämlich die kunst-
volle Schifffahrt übe, und schon bei der Herfahrt das Ra-
der so kräftig geschwungen habe. Aiax nämlich denkt
natürlich nicht an die Fortsetzung des Kampfes für die
Atriden, sondern er meint, dass sein Volk auch ohne
seine Führung im Stande sein werde, sich gegen die
Misshandlungcn seiner Feinde zu schützen und nament-
lich nach Hause zurückzusegeln. />.
Etruskische Allerthümer in Rom.
Das von dem regierenden Papst begründete and oach
ihm benannte ftluseo Gregoriano bewahrt nach einem Be-
richte in der A. A. Z. Nr. lO'J. v. d. J. eine Menge
neuer, eigenthümlicher Schätze aus den etruskischen
Gräbern, welche man in einem Theile des Kirchenstaates
entdeckt hat. Der Kunstiverth dieser Gegenstände soll
sehr bedeutend sein, und in historischer Beziehung sollen
sie eine eigeiithüinlirhe, originale und zugleich sehr hohe
Culturslufe ihrer Urheber erweisen. Das Ausgezeichnet-
ste aus der Sammlung ist für die Kunstfreunde in einem
kostbaren Knpferwerk in 2 Qnarfbänden, auf 243 Tafeln,
das unter Leitung lies Maggiordomo Princ. Massimi, des
fllalers Agricola und Bildhauers Fabris nach einem Auf-
wand von 80,OUO Gulden jetzt erschienen ist, niederge-
legt. Im ersten Bande sind enthalten die Grabmonnmente
Too Cäre, TerracotteD von Foscanella, Canino, Vulci und
70 r 728
Cliiusi nKnliiiiscIio Broi.ccii iiiiil ai)S{jozoi(liiip( sihönc 2) AHcrthiimcr des Kreises Dittmrp loii G. Därsrli. II. Mo-
ctru»kisrli<> Oiii.iineii<<' in SiUiiT niiil (iolil ;* im /.ueifeii numeiite, 1) Die llispniiigo Roms, '/) Aiiior, der Götter
\ aäPii - iiiiil ctriiskisilic IJroiireii - ('oii(i)iiri-ii. Da kein SiPfjer, 'S) Ipliifenia in Tanris , erklärt von L. Urlirlis.
«lazii liiiiri-iclieiul »i'irliti};er Arfliflülcf vorhanden schien, 4) Denkniftler aus der viirdoiitsclion Periode der Neckar-
N(i ist das \^ i'fk statt von einem Commcntar, nnr von pfejjeiiden von l'anly. ö) Komische Alterthi'inier ans fllek-
einer einfachen Indication begleitet. lenlmr;; von Th. Uernd. d) INene rfiinische Inscliriften
.... .»,,•• 1 . ^- • 1 ■ r- 1 ans ^Viosl)arlpn, Mainz und llheiler bei lionn, v. L. Lersch.
Berlin. Das afeinisohe Lectioiisrerzeii hniss Inr das , , . , . , ' - ,^..\ .,, ,.
.. ,, ■ ' I I I I f^ 7) Zu rheinlandisehen Inschrif(on von II. Diintzer. III. />/-
Soniinerseinestcr Ib-^J enth.'llt eine grierhisclie Inschnlt, ' \\ ■ u \ a i u i\r u-
^ ' . . .. . -•. 1. • •<■ II teralur. Drei hchriften, rerens. von demselben. IV.Mis-
»eleho der östcrreirliische Gesandte in Allien, Herr von ,, .. ,,, -i , ,, ■ i\ \i ■ n >
" ' , , ,, ., , • ^1 11. 1 I u celten. V. Chionih des Vereins, Der Verein selbst gc-
Prokesch, dem Hrn. Geheinienratli Uockli zugesandt. • * rn t < i i i .lw
:. , ' , . o . 1 , • M winiit von latr zu Tan; grossere Ausdehnun?, und zahlt
Ls i.t das l-raftnient eines Staatsdccrefs, von einer Mar- . ", " " »'
. » , , , r, , II /', i gegeinvärtiL' schon au 90 ordeutiirlie fllitglicdcr.
inurlafcl copirf, «eiche der Ucliersender in den Garten » » » b
bei Kar_\stos auf Euböa fand. Die Tafel ist sehr abgc- Leipzig. Der ausserordentliche Professor der clas-
iicbeii und auf der rechten Seite versdimmelt; zu Anfange sischen Alterthunisknnde, W. A. Becker dahicr, ist
scheinen drei Zeilen erloschen; die übrigen ztiölf smd zum orjentlichcu Professor der liiesigen Universität er-
znin grüssten Tlieil erhallen und von dem Herausgeber nannt worden.
erKäii/t, der die Inschrift nnr mit ivenigen Anmerkungen t^. , ., ,■ . ^ . , .
begleitet, da der Inhalt nichts «esentlich >eups bringt, München. Die philosophische FacuUät der hiesigen
und «hiilichc Decrete derselben Gaitnng schon im Corp. Universität hat deni I'rhrn. 1< L. v. 31eri*g, seiner
Inscr. gr. und ander,.arts publicirt sind. Verdienste um die Geschichte halber, namentlich um die
vaterländische, das Doctordiploin ertheilt.
Bonn, 4. Juni. In den nächsten Tagen wird das
orstc Heft der Jahrbücher des oeugegründeten Vereins Olmüiz. Professor Dr. H. v. Scari dahicr ist zum
<on Allerthumsfreunden im Rheinlande hier ausgegeben Professor der politischen VVissenschaften , der Gesetze
werden. Dasselbe enthalt folgende Abhandlungen. I. Clw- und der Statistik an der Universität zu Innsbruck cr-
rogranhie und Geschichte. 1) \'crona von L. Lersch. nannt worden.
lEinladuii^
in Folge des in der vorjahrigen Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Mona gt-
tasslen Beschlusses, wornach Ulm für dieses Jahr als Ort der Zusammenkunft gewählt wurde, und der
bereits erfolgten hölieren Genehmigung werden hiermit die Lehrer auf den Universitäten und Gymnasien
Deutschlands und der Nachbarländer, sowie alle für die Zwecke des Vereins sich Interessirenden zur
Theilnahmc au dieser Versammlung ergebenst eingeladen. Sämmtliche Herren Theilnchmer sind ersucht,
alle etwaigen Schreiben, Anmeldungen und Zusendungen an den designirten Präsidenten Rcctor
Dr. Moser oder an den unterzeichneten Stellvertreter des Vicepräsidenten Professor Dr. Walz adres-
siren. namentlich aber alle Wünsche in BetretF von Privat- oder Gastwohnungen, wo möglich, bis Anfang
September mitthcilcn zu wollen, damit denselben durch Ueberweisung an die diessfalls niedergesetzte Com-
iDission genügt werden könne. Die Sitzungen werden statthaben vom 28. September bis den 1. October
einschliesslich. Den Statuten gemäss sind sämmtliche schriftlich ausgearbeitete Vorträge, die in den
öffentlichen Sitzungen gehalten werden sollen, dem Vorstande wenigstens 8 Tage vor Erötfnung der
Versammlung einzusenden, von frei zu haltenden Vorträgen aber in derselben Frist Thema und Haupt-
sätze anzuzeigen. Auch nuiss gebeten werden, die Vorträge so einzurichten, dass sie im höchsten Falle
den Raum einer Stunde nicht überschreiten.
Ulm, den 1. Juli 1842.
Für den abwesenden Präsidenten und Vicepräsidenten
Rector Dr. Moser. . Prof. Dr. Walz.
aus Auftrag derselben
Prof Dr. Hassler.
Zeitschrift
für die
Altert hu ms Wissenschaft.
Aiisiist 1S43.
75. Ueber Sophokles Oedipus auf Kolonos
1438—1448. Wund.
Uie Stelle cIps Ordipus Kol., »o Poljneikes die Bühne
verlässt, leidet an mehreren tichwierigkeitea , indem die
letzten Worte des Abgebenden mit früheren Aeusseran-
!;en in Widerspruch stehen, nnd die ersten Worte des
Chorgeganges so vieldeutig sind, dass die verschiedenen
Ausleger sie auf das Verschiedenste aufgefasst habeu. Schon
der erste Punct ȟrde den Versuch einer neuen Beband-
luug entsrhuldigen , denn es bedarf keines Fingerzeiges,
wie iricbfig ein richtiges Urtheil über Polyneikes Cha-
rakter für die richtige Auflassung seines Verhältnisses
zum Vater und diese für die Benrtheilung des Oedipus
und somit des ganzen Stückes ist.
Nach einer langen Klage über den verfehlten Zweck
seines Kommens und einer dringenden Bitte an die Schwe-
stern, seinem Leichnam die gebührenden Ehren zu er-
weisen, wenn des Vaters Verwünschungen in Erfüllung
gingen, eriviedert er der Antigene, die jammernd aus-
ruft: Weh mir Unglückseligen, wenn ich dich verlieren
soll, V. 1438 •).
Tavra ö' iv rui dai^ovi
y.ai Tijöe (fvvai ;far£pa.
Wie reimen wir diesen Widerspruch? Trotzt erden Göt-
tern nnd der Bedeutung, welche der Volksglaube den
^'erwünschungen beilegte? Ist von dem irreligiösen Geist
M-iner Mutter (Oed. Tjr. 681) auf ihn etwas überge-
gangen? Oder will er nur die liebende Schwester be-
ruhigen, wenn auch gegen seine eigene Ueberzeugung?
Wo spricht er Wahrheit? das ist zunächst die Frage.
Wie es überall um seine Wahrhaftigkeit steht, davon
zeugt seine oflene Erklärung v. 1424, seinen Kampfge-
nossen die Wahrheit verhehlen zu wollen, wenn ihn auch
der hinzugefügte Grand gegen den Vorwurf eines durchweg
unwahren Charakters schlitzen mochte. Zur Entscheidung
unserer Frage führt die Beachtung des iheturischen Cha-
rakters seines ganzen ersten Auftretens. Er kommt in
Thrflnen gebadet (1245); er bricht, da seine .Absicht
fehlzuschlagen scheint, in Wehklagen aus (1394); aber
man hüte sich wohl, daraus auf einen weichlichen, un-
männlichen Charakter zu schliessen; wie wenig er das
ist, zeigt die ruhige, unverzagte Weise, wie er dem
1) Alle Cilate sind nach Wumlpi's Ausgabe.
üiiuchr. f d. AUerthumsw.
Tode in's Angesicht blickt '), und schon vor der Bitte
an den Vater sein Unternehmen als ein solches bezeich-
net, da." ihm Thron oder Untergang bringen müsse ');
das zeigt sein Beharren bei dem eiumal gefassten Ent-
schluss, auch als er sieht, dass er nicht zu dem er-
wünschten Ziele gelangen werde (1413); das zeugt die
Unbeugsamkeit, die er dem Jammer der Antigone ent-
gegensetzt. ') Aber, »ie uns schon die Thranen, mit
welchen er die Bühne betritt, die bei einem Euripides
vielleicht nicht auffallen möchten, bei Sophokles aber
auf jeden Fall gar wohl berechnet sind, in seiner Rede
ein rhetorisches Kunststück ahnen lassen; so finden wir
diese Veruiuthuiig durch den Inhalt und Gedankengang
derselben überall bestätigt. Wäre es das Bcdürfniss einer
wahrhaften Versöhouiig, das ihn zu <lcs Vaters Füssen
triebe, würde er nicht mit dem Bekenntniss, unkindlich
gehandelt zu haben, mit der Bitte um Vergebung seine
Kniee umschlingen? Aber womit beginnt er? Weh mir,
ruft er aus, soll ich zunächst meinen oder meines Vaters
Leiden Thränen zollen? — Was kann nach einem sol-
chen Anfang Aufrichtiges erwartet werden? Wer kann
sich überreden, dass das dem Vater und den Schwestern
gezollie Hditleid, dass die Klage über seine eigene Elen-
üigkeit von Herzen komme ? ') Und was ist das Ziel der
2) 1436: fl XSV ' ^woiifiui
14S2 : ou yi(Q fl hi BXfnovx iootpiaO-' av&tq
und ilaiiiit sliiiiint auch Antig. HO, wo der Chor ihn luit
dem Adler vergleicht.
.5) 1301: «J &uvoifa mirdlxoiq,
»J Toi)? rai' fxTigu'iuvtai; iy.ßuloiiu /jj;.
1335: oV, d av Ttj/ifi avfinafiuajtjau fqevl,
ßguxil siJV oy/.w xat /Qo^tf ätaaxeäin,
4) 1419: Antig. 'OfK? t« toUcS' oi'i- w? h oqO^ov h.(fiqu
Polyn. XQt'jtu yüq i}fnf i)' ouxl auyxMQritiu.
Vergl. 1426 und 1438 ,«^ nilä' ü fii, äti.
5) Anders urtbeilt freilich Schiill, Sophokles, sein Leier.
und ff'irken, S. 121. „Ks ist durchaus kein Grund voi-
banden, diese Reue, welcher der Dichter die volle Spra-
che der Wahrheit gab, fiir Verstellung zu halten." Aber
wo zeugt er diese Kcue? Die wenigen Worte 1260 und
1265 waren kaum zu unigeheD; ich aber kann mich nicht
überzeugen, ein Reuiger küniie heiin Anblick des Leides,
das er verursacht hat, so an sich zunaclist denken, wie
das Polyneikes thut , und das könne ihm ein Sophokles
in den Mund legen. Will man aber das dem Vater ge-
(ollte Mitleid gclleuJ machen, so sehe man zu, ob da»
48
rji
7.«
'.iiiirii llcile f ..Willst <lu, o Vater, ilon IMiinil gar nicht
«fl'neii ! mir iii<l'< sai;«"", »fssli»lli du mir zürnst?" IVti'J.
Das Hciss er alüo »irklirli iiirlit ! Fi'irivalir, wpiin er sich
siitisl 8riiii<s Ohi-iins Krpoii alü IVcilnrr nicht iiiiMiirili^
zri-'t, an kvliisrr Berpcliiinng bleilit er weit hinter ihm
xunlcL. KI.'Piiso nie alier die ersten Wnrfe ilieseii rhe-
lorixhen Ch»rakler traf^en, bei dem die Ahsii lillirhkeit
deutlich durchs* hinimert, so tliut ilan die zweite Rede
jjf^(j — 1340 nicht miniler. Man vergleiche nur dio An-
rufung der GiMter zu Anfang, die pomjjhafte Besrhrei-
Lung der BuudeHgenossenmacht \'o()b S. , dio scharf ent-
wicLcIten Griiutle, die den Vater mit ihm aussühnen
uiüssteii I,3.'i0 — I33!S) (gemeinschaftliches Unglück, ge-
nieinschafliiche Feinde, gemeinschaftlicher Vortheii vom
Siege), um sich zu überzeugen, «lass hier Alles wohU
bere< linet ist. So wird mau den Schluss nicht ungegri'in-
det linden, dass die Klage über ilen unrermeidlirhen
Untergang samuit der Bitte um ein ehrlich Begräbnis»
Nichts ist, als ein letzter Sturm anf das Vaterherz, der
freilich ebenso, »i» der frühere, fehlschlagt. Daraus er-
gibt sich dann schon lou selbst, dass Poljneikrs in den
oben angefüiirten Versen l4,i8: TaPva d' iv XU) 8ai-
ftopt y.ai T^ds (fvvcu ^dTttyU, seine wahre lUeinung
gar wohl rerlaugneo kann, wenn das Behauptete anders
in seinem sonstigen Denken passt. Wir sind also auf
eine weitere Entwickelung des Charakters des Polyneikes
hingewiesen, wozu sich Züge genug bei Sophokles finden,
Hie der Dichter mit feiner Zeichnung ans seiner pomp-
haften Rede als wahr durchscbiniinern lässt. Dahin ge-
hört zunflrhst die Eifersucht auf seinen Bruder. Sie ist
die Feder, die ihn in Bewegung setzt; der Gedanke,
dass derselbe seiner lache, der mehrfach wiederkehrt,
12 'I, I33i, 1417, ist ihm uuerträglich und aufgeben,
erklärt er, kiiiine er seine Rache au ihm nicht 14135
1323. Antigone sucht ihn 14 1 2 ff. durch den Gedanken
an den Untergang des Vaterlandes zu schrecken, aber
der Gedanke an die eigene Schande behauptet die Ober-
hand. Eigentliche Herrschsucht spricht sich nicht bei
ihm aus, aber er ist der ältere, er kann auf die Herr-
schaft nicht «erzichten , ohne über sich selber den Stab
zu brechen (14lh), und alsbald ist er entschlossen, sie
zu behaupten. In diesem seinem durchstechenden Cha-
rakterzuge haben wir auch »ohi den Schlügsei zu den
scheinbar etwas widersprechenden Begebenheiten in The-
ben nach Oedipus Bleudung. Wie Sophokles diese Ver-
hältnisse sich gedacht habe, hat Wunder in der Einlei-
tung zum Oed. Col. S. 15 ff. vortrefflich angegeben; zu
entwickeln, in welcher Verbindung mau sich dieselben
denken solle, tnusste seinem Stanilpuurte ferner liegen.
Es ist aber Kreon gewiss nicht dem Sophokles der ge-
rechte Herrscher gewesen, für den Gruppe in der Ariadoe
ihn ausgeben iiiüchte ; nur wenn Oedipus ihn als den
Heuchler, Schleicher und Schönredner kannte, wie er
sich im Oed. Kol. zeigt, köiiiien wir den ungerechten
Verdacht begreifen, den er im Oedipus T}r. auf ihn
eine Reue beweist (ver^l- 742 <!'.) , frage sich , was die
Versicbciung gilt, (las Elend desselben erst jetzt zu er-
fahren , und ob nicht iler glatte Fluss der Kede selbst
das Affectiite vcrtath?
wirft, und die Weise, nie er in der Antigone das Scep-
ler führt, rechtlerligt Oedipus vollkomineu wegen seiner
Ahnung, dass llerrsibsuclit im Grunde seiner Seele schlafe.
£in solcher Charakter musste , als Oedipus so furchtbar
gegen den eigenen Leib gewüthet, begreifen, dass jetzt
das Scepter in Wahrheit in seine Hände gefallen sei,
und dass er nur suchen müsse, durch des ^'aters Namen
die erwachsenen Sühne (Oed. Tyr. I4..'ü) von der Regie-
rung fern zu halten. Darum kann er am Ende jener
Tragödie sich nicht entschliessen, den Oedipus aus The-
ben ziehen zu lassen, ohne neue Bestätigung des Ora-
kels, darum stellt er später, vielleicht als sich die Sohne
der Herrschaft kräftiger annahmen, als ihm lieb »ar.,
sich an die Spitze derjenigen Partei des Volkes, welche
seine Fortweisung verlangte ''): die Sohne mussten ja
nach Kindesplliclit widersprechen und so sich dem Volke
verhasst machen. Darin täuschte sich denn freilich der
Ehrenmann , sie Sassen still, aus Furcht, des Volkes Un-
willen auf sich zn ziehen, und dieses Stillsitzen ^J indem
Augenblick, ho sie sich hätten für ihn erheben sollen,
diesen IMangel an kindlicher Liebe ^) wirft ihnen Oedipus
wiederholt vor, und diess ward der Grund, wesshalb er
den Fluch über sie aussprach 4''t9. Doch damit war
Kreon's Streben nach der Krone nicht befriedigt; es be-
ilurfte anderer Hebel, um die jungen Fürsten zu besei-
tigen, und er fand sie. Wiederholt erwähnt der Oed.
Col. der Orakel, welche damals ertheilt »urden, und
für Oedipus von Bedeutung waren, .i;'i(), 383, 40', nnd
doch schliesst Wunder mit vollem Recht aus dem Still-
schweigen aller hetheiligteu Personen, das Orakel könne
des Oedipus Landesverweisung nicht befohlen haben. Da-
gegen sagt lins Ismene 3t>3, es hätten die jungen Fürsten
im Sinne gehabt, den Thron aufzugeben und dio Stadt
nicht zu beflecken: liegt da nicht die ^'ermuthung nahe,
dass dieser Entschluss mit jenen Orakeln in Verbindung
stand? So bekämpfte sie also Kreon mit Hülfe der geist-
lichen Macht, bis sie plötzlich einen kräftigeren Ent-
schluss fassten. Beinahe könnte man aus der Weise, wie
Ismene 370 diesen Entschluss und den Sturz des Poly-
neikes neben einander stellt, vermuthcn, es sei derselb«
von dem thatkräftigen Eteokles ausgegangen , den das
TloKtV dt ntionq l2'J3 als von einschmeichelndem We-
sen erscheinen lässt. So sah sich Kreon abermals um
die Frucht seiner Intriguen betrogen, Polyneikes aber
durch die persönliche Kränkung sich zn einer Thätigkeit
gespornt, wie sie sein früheres Schwanken nicht hätt«
erwarten lassen. Diese zu tilgen, ist jetzt sein einzig-
stes Bestreben; um sie auszuwetzen, ist er entschlossen.
6) Dass das Volk seine Verbannung gewollt, erhellt ans
V. 436, dass Kreon sich an die Spilze desselben gestellt,
766: r^vty.a . . Toi/y So^toiaiv ;;i' öiunito&iu yXvv.\ft toi /icw-
∋ «cUf'/iuAAfc. Hier ist auf das linperf. insbesondere zu
achten. Du heiniihtest dich, mich zu verbannen, denn
zum Polyneikes sayt er 1349: oi; y , iL xuxtoji , ax7j:iT^a
y.ui ^tjovout; i/tüv . . . i6v uuxoi; aviou natsQa tüv d nn\-
A « 0 u ;.
7) 33!. .33,3.
8j 4l4: xt^^ ol xiixtOTOt jiüvS' uxouauvit^ nuQOt;
xovfiou nö&ov nQov&lvio it^v ivouvr(äa<
vergl. 444.
r.v.i
7U
selbst den Tod zu umarmen. Die persünliche Ehre ist
sein Idol, ihr ist er tipn-it, selbst das Leben zu opfern.
<), wie sehr ist er Oedijius Sohn, der sich das Augenlicht
raubte, um nicht den }«putt der Menschen zn sehen, and
doch, >vie fern ist er, der keine Reue kennt über das,
>ras er am Vater gefehlt hat , fon der sittlichen Grosse
des Oedipus , der sich das nnfreitvillig Begangene als
»olle Verschuldung zurechnete !
IVlit einer solchen fieainnung des Polyneikes ist nun
ebenso wohl Götterfurcht , als das Gegentheil »ereinbar,
und die Zeugnisse allein müssen entscheiden. Des Vaters
Fluch erklart er für den Grund seiner Leiden, das hat
ihm sein Inneres, das haben ihm die Wahrsager ofl'en-
bart 1293- £r mnss sich also an diese gewandt haben.
Der Gang, des Vaters Verzeihung anzuflehen, muss ihm
äusserst schwer geivorden sein, dennoch hat ihn die be-
stimmte Erklärung der Orakel; es werde die Partei sie-
gen, für welche sich Oedipus erkläre, lo'Jd, auch zu
■liesem Schritte bestimmt. Und wollte Jemand sagen, er
habe ilas mehr nm seiner Gefährten , als um seiner selbst
willen gethan, so muss jeder Zweifel rerstumnien ror der
Aeusserung
14-' 7 : aJA' Siloi fuv ijd' öööi
ioT(u fikkovaa f)i'oTtoT^i6c, -re Kai y.ay.ij
':zouq TovÖE TCatoog ruiv XE lovö' 'EgivvtDV.
Die Bitterkeit, die darin liegt, scbliesst eine Hoffnuiigs-
liisi^keit in (ich, nnd sie kann mithin nicht berechnet
sein. Glaube an der Gotter Macht und Leitung durch-
•iriiigt den Polyneikes; daran kann kein Zweifel sein; »as
er auch sein möge, Gottesleugner ist er nicht. Und so
sind also jene Worte an die Antigone: tultU d tt' tu)
i^niiiovt xal Tt^/öe cpi'vat läxEQCt Nichts, als eine Be-
schwirhfizniig der Besorgnisse einer liebenilen Schwester?
Der Widerspruch gegen den früher ausgesprochenen Glan-
bpii wäre doch zu schrolT, eine Lüge in Polyneikes IVlunde
111 dem Augenblick, wo er die Buhne reriassen will, zu
unwürdig und zu klein. Polyneikes erinnert sich riel-
inebr in diesem Augenblick, dass er als iy.ETiji^ gekom-
men, das» seine Bitte zurückweisen dem Oedipus relir
■{löse Verantwortung zuziehe. Seine früheren, wie Ver-
iweifeliing klingenden Aeusserungen sind eigentlich nur
verkleidete Vorwürfe gegen den Vater, dass er ihn lieb-
los aufopfere (l4-'l, 1427, 140b, wo wohl nicht ohne
Bedeutung der iSame des Vaters umgangen ist). Als aber
die Schwester händeringend seinen Verlust bejammert,
da richtet er stolz sich auf: so verloren, spricht er, ist
meine Sache nicht, noch ist es nicht ausgemacht, ob
mich eher der Fluch oder ihn <ler Zorn des Poseiilon
tiellen wird. Und so gebt er trotzig fort, rerwüiis<'lien<le
Blicke auf den Vater und die Uinstehrnclen richtend,
die nicht allein ihm iiiclit das Wort beim \'ater geredet,
sondern ihre Ungunst deutlich genug 1392 ausgesprochen
haben, eilt fort von dem Orte, der Zeuge seiner De-
liiöthiguiig gewesen ist. Doch nein, er geht nicht. Der
Srhiiesterii Liebe hat sein Herz erweicht, sie kann der
Fluch nicht treffen, den er nur mit den Lippen nicht
aussprichl. Euch beiileii aber, spricht er, möge kein
Ijeid begegnen ; aber wem soll es denn begegti-'ii ? Ihm
selber \ Gr hat so eben noch ganz andere HolTnungea
ausgesprochen. Doch gesetzt auch, es koniile Ptilyneikes
aich selbst als den Gegensatz denken zu dem (iffiu, was
thttt der, welcher in des Vaters Gegenwart den Schwe-
stern wünscht, sie möchten nicht Leiden entgegen gehen,
ohne des Greises mit einem Wort zu gedenken? Was
thut er, wenn er diesem Wunsche den GriMid hinzufügt,
sie hatten es nm keinen Theil verdient, unglücklich zo
werden? Wer bat es denn verdient? Er doch gewiss
nicht? Er, der kein Wort der Reue über das, was «r
an dem Vater gethan hat, ausspricht, auch da nicht, wo
eine solche Aeusserung so ganz an ihrem Platze gewesen
wäre. Man wird nicht einwenden , einen sulrhcii Fluch
Hürde Sophokles bestimmter angedeutet haben; ein So-
phokles konnte das unnatürliche Schauspiel eines Sohnes
nicht aufstellen, der seinem Vater Uucht; die Verstockt-
heit desselben, die Bitterkeit seines Herzens hat er hin-
reichend ausgesprochen, aber das Letzte, Giässlirhste
kann ein Künstler, wie Sophokles, nur andeuten, in
Worte kleiden kann er es nicht. Dem Abgang iles Po-
lyneikes folgte vielleicht eine kleine Pause, dann f;illt
der Chor ein mit den Worten:
Nea xäde veödsv ijki}^ uoi,
vkc. ßaoimoTfAa x«z« Tino dkaoi' tii/oi
ii XI uuiua ^1) y.iyyavii.
Wie sie zu deuten seien, scheint nicht zweifelhaft, und
der Schollast erklärt ganz einfach: li flij V.axa uoigai'
xai'xn Ji('.cr-/uj t iirro/m ov iy xor Hof i veixoug vtct
ftol y.a/.u i'kifkf^fvai. Wie könnte aui^h zude y.axä
etwas Anderes, als die eben erwähnten Uebel bedeuteo?
Anders freilich die Ausleger, »on denen Hermann ganz
kurz den Srholiasten corrigirt : Oedipum pro Polynice
nnminare volebat. Doch es wird besser sein, erst auf
die Entwickelung der Stelle selbst einzugchen und dann
der versuchten Erklärungen zu gedenken und der Schwie-
rigkeiten, in die sie verwickeln, ist es richtig, was ich
oben zu entwickeln mich bemüht habe , dass des Poly-
neikes Segenswunsch über die Schwestern ein indirecter
Fluch über den Vater ist, und kann nicht bezweifelt
werden, dass für den Polyneikes, der als ;xirir;c gekom-
men , allerdings einige Wahrsrlieinlirhkeit iler Erhürung
war (man denke nur an die zahlreichen Beispiele der
Tragiker, um sich zu überzeugen, welches Getricht die
Griechen auf ilieses Flehen legten, nur 1174); so wird
man nicht in Verlegenheit sein, dem XUÖE yayä seine
Beziehung zu geben. Diese Leiden sind vta y.avc.
Als der Chor i. \''l'l den Oedipus augenblicklich aus dem
Lande weichen hiess, da fürchtete er nur, v. 2,02, die
{aultua) y.a/.a h. Scolv, und obgleich er 277 versichert
hat, dass er fojTlUJ dvoOtOQ und 2Si, dass er /f(>dc
fi'aeßr^s ^^ **■' 1 ganz gewichen ist die Furcht nicht,
dass die Aufnahme des Fremden ein Leid über das Land
bringen könne; geboten doch auch positive Gesetze, der-
gleichen Befleckte ans dem L,Tiide zu entfernen, 94h.
Aber wäre auch jene Furcht ganz beseitigt, so bildet sie
gegen diese neue Besorgniss den hinlänglichen Gegensatz.
Jene Furcht gründete sich auf die 7iax()(pa xai junQiiia
TIlUtCtta, 1 UM ; diese aber hat einen ganzen neuen
Grund, die Nichterhörunt; eine« ly.ETlji., sie ist also recht
eigentlich vsöttiP- Die folgenden Worte: t( Tl ftuioa
ui: y.rixävEl erklären die Schol. El fil] fjoigd Xli ya—
xukauhävfi i'iijdi y.at y.aiu aoiqav UTroiaiouEv my
48 *
.<5
rifi
i/HufMiouitcii unil i/ tiij y.ara uoipnv larra Trao^oj ;
die Ausleger liabeii sich ihnen mehr oilcr weniger au-
«-parhlusscn , und man könnte sielt allenfalls bei dem
üinu »uhl beruhigen: doch iiill ich meine liedenkeii
oiren Kirtragen. Ich begreife niclit, wie hier eirc, st
fürte, einen Platz haben kann, und die Stellung des f4,ij
Tur dem Verbuiii ist mir austtissig; beides deutet auf einen
bejahenden, keinen lerneineiulen Bedingungssatz hin:
Wenn die tioiijn nicht eintrelleu sollte. Aber freilich
uoi{)a in) y.tyinvfl\ Findet sich dazu eine Parallele?
Uermann hat die Redensart ^luT^a y.f/ui£l aus Hümer
gerechtfertigt: itävaio^ y.ai jLioi(>a yixuvsi ; doch braucht
uoioa darum hier nicht eben Tod zu bedeuten, weder
um der Verbindung willen, denn es findet sich auch
öi>pa IE yat f.qius xij^dvsi II. r, 1()5. und noch weniger
wegen der Dedeutung ton fxoiga , welches vom glück-
lichen Geschicke 'mit Verben der Bewegung verbunden
nicht selten bei Pindar vorkommt: Pjth. 10, 26. tOTlOiro
/.luioa. Isthm. 5, 19. ii os tovtojv (xüiq' ecfixotro
y.akajv. Aber die ftu/Qn kommt niclit, verstösst das
nicht gegen den Begrifi der Hloira? Und was für eine
uoioa ist hier gemeint? Da hi<sr nothwendig Beziehung
auf die Worte des Polyneikes sein uiuss : y.ai TJJÖS Cfival
^äzi^a; so können wir wohl nicht anders deuten, als,
wenn die uavciia nicht in Erfüllung gehen, nicht allein
die 1527, sondern auch tlie 393 und 448 angedeuteten,
und Attika also die von der Aufnahme des Oedipus .ver-
heissenen Vorlheile entbehren soll. (i02 und 604 ge-
braucht Sophokles von diesen Aussprüchen ävayyij und
uLVa'fy.äkilv , ein Wort, das sonst mit fwiga fast gleich-
bedeutend gebraucht wird: endlich heisst es lö'Hl: f^OtQ'
uvÖQt T(f)Ö£ TTJÖE yQvcfi3ijvai y^dovl, womit doch auch
nur die Prophezeihung V. 87. gemeint ist. Die Einwen-
dung, <las8 die uu/ua aus jenem Orakel erst erkannt
sei, trifft nicht, denn auch hier glaubte der Chor aus
den Orakeln schliessen zu dürfen, dass jene Verheissun-
gen von Glück eine fioiga seien. Räumt man diese Be-
deutung von fioi(ja ein, so ergäbe sich der Sinn: „Da
kam mir neues Leid von neuer Seite, neues verhängniss-
volles Leid von dem blinden Fremdling, wenn ja das
Bestimmte (Verheissene) nicht zutrill't." Sühnopfer, meint
er, wüiden für den Aufenthalt der Befleckten doch müs-
sen dargebracht werden, und nun sehe ich mich mit dem
Verluste des verheissenen Gutes beiiroht. Unpassend wird
diesen Sinn Niemand nennen, aber ob er zulässig und
die erhobenen Bedenken gegründet sinil, muss ich Kun-
digeren überlassen, zu entscheiden.
Sophokles fahrt ilanu fort: iiiXTljV yag ovöev dtiujfia
Suif^iövvjv EX^i cpodaai: denn erfolglos kann ich kein
riehen zu den Göttern nennen. ./i;iujuu kommt in der-
selben Bedeutung ein paar Verse später vor, und so hat
auch schon der Scholiast das Wort verstanden: OL'öev
eati i^idrijv VI 6 0ijatuj(; d.^iiudly itQax^ijvui, den
freilich eine falsche Lesart (deoTtOTUjv statt dainuvuiv
nach Hermann's hörbst sinnreicher Vermutliniig) auf an-
dere Irrwege gebracht hat. Er will den Chor au sein
Kolonos denken lassen, doch hat er über die Zulässig-
keit seiner Erklärung selbst den Stab gebrochen, da er
die Nothwendtgkeit gefühlt hat, ui'ÖiV fidxi~v durch
lOVTO xaKüjQ yiyvETUt im Küchslfolgeuden za erklären.
Oder ist diO'ÜOTUjv etwa seine eigene Conjectur, weil
er den Genitiv <)i'.iu<h'(i)ii nicht begriff? \li;iwfja dai-
fiiniov aber hat Sophokles gesagt, wie 633 iyJuji, dui-
ftuVioV, wie Euripides Orest. 284. KlTui 9iii)l/, wie
Acschyl. Suppl. 27. iy.ici:^ '/mqu^. Vergl. über diesen
Genitiv der angeflehten Person auch bei Substantiven des
Bittens: Math. Gr. Gram. g. 372. Bernhard)- Gr. Syntax
S. 149. Welches di;iiijliu aber gemeint sei , ist leicht
zu erkennen, will man «las stillschweigende 1440 nicht
gelten lassen , so ist es auf das 12SÜ ausgesprochene zu
beziehen, und der Chor hat dann noch einen Grund mehr,
die Folgen zu fürchten, denn er hat wiederholt 1342,
1393 auf Polyneikes Entfernung gedrungen.
Die drei letzten Verse der Strophe lauten:
opä, öp« tuvt' dsl XQf^voi;, STiei fitv ere^a,
TU 8e nao ij/icto civd^i^ «t'^coii avui.
exTL'TiEv aidi]Q, v> Zsv.
Es sieht, es sieht sie immer die Zeit, wie andere, so
diese von Tage zu Tage emporbringend. Hermann be-
zieht richtig raÜTa auf d^iojjia daiuovwv ; »ir ver-
stehen leicht aus dem Zusammenhange , dass sie nicht
unerfüllt bleiben. Dass hier sich ein Plural auf einen
Singular bezieht, darf wohl nicht befremden, da der
Gedanke ist: die Zeit sieht jedes d.iioiuc. öunui-
VU)V in Erfüllung gehen. Vergl. Rost Griech. Gramm.
g. 100. Anni. 7. Reisig zu Oed. Col. 10-'4. Das Gegen-
theil findet sich Antig. tl4ö. — Das Folgende erklart
der Scholiast erloa fxtv ai>i;ü)v üvu) za 6t ziau i)u<.'ij
av9cg. Uermann dagegen ergänzt iriei hiEoa söajycv^
wobei er eTega sinistra fassen will. Ich sehe weder
dafür, noch für die Ergänzung eines andern Wortes, al.«
«t'sWf, üU ETSga einen Grund. ,,Wie die Zeit anderes
Flehen zur Vollendung bringt, so auch dieses." Die
natürliche Folge davon ist, dass Hermann auch dem
Gegensatz eine andere Deutung gegeben hat, dWo. f^iCTti
/Jl/.QOV ui'dig dyada öldovg. Kann man aber ihm
hierin nicht beistimmen, so muss doch wohl Jeder die
vortrefiliche Erklärung des tnei im Vordersatz mit einem
Nachsatz mit de anerkennen. Herrn, zu ^^iger. S. 78.J-
Passender freilich, als die temporale Bedeutung von 671 fi,
posfquam scheint hier die causale , wie auch Wunder
sagt, dass er diess postquam nicht verstehe. Doch be-
schränkt Hermann a. a. O. die Regel auf die Teinporal-
partikeln. Was endlich Herniann's Lesart irc' vuaQ an-
betrifi't, so erklärt sich aus ihr <lie Corruptel der alten
Ausgaben TttJUilT, doch .scheint sie gegen ilas 31etrum
zu Verstössen. — Ein Donnerschlag unterbricht die Re-
flexion des Chors.
Es hat sich also in diesem Chorgesange uns der ein-
fachste Gedankengang ergeben: „Himmel, es drohen uns
neue Verwickelungen! Eitel ist die Hoffnung, die Gott-
heit werde dem Gebot keine Folge geben, dergleichen
sieht allemal die Zeit." Gleicher Einfachheit werden
sich die andern Deutungen nicht rühmen können, zu
deren Scliwierigkeiten wir nun übergehen.
Hermann, um auf ihn, da er die Stelle am ausführ-
lichsten behandelt hat, zuerst zu kommen, bezieht die
y.ayu Trag dkaoii iivot: nicht mittelbar , sondern un-
mittelbar auf denselben, indem er den Scholiasten cor-
T.M
738
rigirt: Oeilipuui pro Polviiice nouiinarc volcliat, mid mPiiit,
er hahe sie durch seinen Fluch lilier die Sühne herliei-
»ezogen; in den Worten li TL tiuiQa /<i; y.iyiuvii, wel-
che er übersetzt: nisi alnjuid fatale arcidil, und als eine
Hindeutun^ auf Oedipus naiien Tod auflagst, findet er
eine Missliilligung dieser Verwiinscjiun«;. Dalifi hat er
aber übersehen, dass dieser Unwille sich eher hatte l,i'J2
aussprechen sollen, und dass <lort vielmehr ilas Gegen-
theil der Fall zu sein scheint, »ie auch 1341 keines-
xvegs eine für Polyneikcs günstige Stimmung ausgesprochen
ist. Ob er tiui auf Attika bezieht, oder es für einen
üatii'us ethicus hält, hat er freilich nicht gesagt; doch
da er den Satz mit Oedipus Tod in Verbindung bringt,
muss er wohl das erste gethau haben. ^Vas kann aber
der Finch des Oedipns Schlimmes über Attika bringen?
Hat er es aber al» Datirns ethicus gefasst, iiebt denn
iler Tod des Ocilipns die Folgen seines Fluches auf?
Endlich erscheinen via und veuifev als tautologisch. Aber
auch darin scheint mir eine nicht geringe Schwierigkeit
zu liegen, dass der Chor sich nicht auf das Ende der
Scene, nicht auf die Handlung und ilas Schicksal des
Polyncikes bezieht, sondern auf den schon ziemlich viel
früher gesprochenen Fluch, nach welchem er selbst schon
wieder geredet hat. \Jt;iuj^ta öo.lLiuvuiv fasst er mit
Reisig von den V^ortheilen, welche den Atheniensern aus
der Aufnahme des Oedipus entspringen sollen. In welchem
Causalnexus (yo.fi) aber dicss Orakel mit dem Unheil ,
das aus dem Fluch erwächst, stehen soll, ist mir unbe-
greiflich. In den letzten Versen habe ich mich oben
bereits Hermann angeschlossen , da er aber utituuci. ganz
anders übersetzt, so ist natürlich der ganze Sinn bei ihm
ein anderer: videt haec semper tempus, post(|uum sequiora,
alia in proximum diem rursum in melius erigens. Reisig
meint, das gebe sententiam snperiori repugnantem. Ulan
sieht wohl, was Hermann gewollt hat; treten auch Lei-
den ein, die Zeit wird sie ausgleichen, denn es ist ja
80 verheissen. Aber um das zu sagen, wäre ziveierlei
nötbig gewesen; dass der Satz uari]V juo hinter avuj
gestanden, and dass statt des Präsens nituju das Fu-
turum gestanden hätte.
Reisig verwirft des Scholiasteo Erklärung mit den
Worten, was das für einen Sinn gebe. Ininio vero ita
existimat chorus : nisi evcntus ronsequatur haue patris
imprecationem, novam rem novo modo accidisse. Ob vso-
3sv novo modo sei, bleibe dahingestellt; aber das Schlimm-
ste ist, dass Reisig genüthigt ist ijL^sv gleich fj}ߣv äv
zu nehmen, was von Hermann hinlänglich widerlegt ist.
Die Schwierigkeit, sich aal weit Entferntes zu beziehen,
rheilt diese Erklärung mit iler Hermann's. In dem a^iujua
öaiuiiuLiiv ist Hermann ihm gefolgt, doch sagt er nicht,
was die Orakel mit der Erfüllung des Fluches zu thun
haben. Im Folgenden ändert Reisig irrei in iKci: alia
delebit aevuni , alia rursum eriget et extuUet. .Also der
allgemeine Wechsel der Dinge, das wäre die einzige
Betrachtung, welche der Chor an solche Ereignisse an-
2iikoupfen ȟsste, wie sie hier so eben sich zugetragen
haben ! Die Schwierigkeiten der Form hat Hermann be-
reits gegen Reisig geltend gemacht; wie misslich es um
ein Futurum i/.tu aussieht, und dass es dann doch würde
eküiv haben heissen müssei;.
Es bleibt uns nun noch eine dritte Ansicht zu 'le-
käuipfeu übrig, nämlich Wunders-, der sich auf den \ ur-
gang von Elmslev und Diiderlein stützt. Sic nimmt an,
dass gleich in dem Augenblicke von Polvneikes Abgang
Donnerschläge eintreten, jenes Wetter, das dem Oedipus
Zeichen seiner heraniiahenilen Aufl'UiUijg ist. Darauf be-
ziehen sich denn freilich leicht die AVorte vtu, cÜSf
y.ei./.U 'i;X\}i fioi, sind die Doiiijer»ililäge auch nicht die
Leiden, so verkündigen sie doch dieselben; warum .iber
diese Leiden IjUQV'luruu seien, und was ) coiVfi) heisse,
ist weniger klar. Aber der Sciiluss der Strophe wider-
gpricbt. Unmöglich konnte der Chor dort voll Schreck
ausrufen: i'/.ltitiv atDiio, U> /^EU , wenn schon andere
Schläge vorausgegangen waren, und den Chor zu so ern-
sten Resorgnissen veranlasst hatten. Mit Recht nennt
daher Hermann diese Ansicht iiicrediWIis conji-ctura, auch
weiss der Scholiast von jenem frülleren Donnerschlage
Kichts. Dazu kommt, dass eine so bedeutsame Scene.
die durrli die nnzweiileutigsten Aonssernngen ton Liebe
und Hass zwischen den nächsten Angehörigen die Zu-
schauer auf das Gewaltigste erschüttern mnsste, ohne cix
Scblusswort , auch nur ein versuchte« .Schlusswort de«
Chors bleibt, eine Scene, die an und für sich duppi'lt
zu einem solchen eiiila<let. Uelrachten wir aber den übri-
gen Theil der Strophe, so passen die Gedanken sehr
wenig zu dieser Voraussetzung, oder müssen sehr gewalt-
sam ilarauf gedeutet werden, ^'eque enim quidquam deo-
ruin decretu vel coelitus ht, quin momentntn habeat. Woher
weiss denn der Chor, dass diese Blitze deoruiii decreto
leuchten? AVas /eichnet «lieses Wetter vor einem gewöhn-
lichen aus? Die Uebersetzuiig quin moinpiituui habeat
führt fast unwillkürlich auf den Gedanken: dergleichen
Ereignisse sind nicht bcdeiitiiiigslos; .iber i\m kann doch
iiaTI]V nicht bedeuten, und in gleicher AVeise weicht
die Ueberselzung nihil coelitus fit gar «oit lon den AVor-
ten des Textes ab Wunder fährt fort: lidet haec sem-
per tempus, poetice dictum pro: tempore intelligitur,
quid haec ostenta nignificent. Das beisst aber doch
XUUTU in (veiter schwankender Bedeutung fassen. Er bat
dicss auch nicht Hehl gehabt, und bemerkt, es fehle ein
Wort, worauf es sich beziehen könne: freilich passt der
Sinn von a^.c/JtiU nicht mehr. Aus ileiii Göttent illen
sahen wir vorhin die durch denselben hervorgerufenen
Ereignisse werden; ein bedenklicher Tropus! aber jetzt
sie wieder zurück auf die Bedeutung dieser Ereignisse
erklären, das geht doch nicht, und darum darf ihm rnVTd.
sich nicht auf di;iu)fja. beziehen, die Verschiedenheit des
Numerus hat ilin nach seiner Anmerkung zu 10V5 schwer-
lich daran gehindert. In der Erklärung des letzten Satzes
endlich scbliesst Wunder sich Hermanirs Erklärung an,
erklärt iiiilesseii die Worte für dunkel und wohl nicht für
unverdorben. So lässt sich denn hier nicht mit ihm streiten.
76. Conjectaneorum in Sophoclis Oedipum Colcneuni
specimen. Quod in Academia Friderica Giiilelnia
die V. mens. Decembr. a. IMDCCCXL. publice dc-
feudet Fiidericus Julius Wilke. Berolini. 28 S. 8.
In dieser Inauguraldissertation bespricht der Hr. Verf.,
iler, wie aus der beigefügteu Lebensbeschreibung zu it-
7i9
;4()
Aehoii i>t. tlir l'iiiTrmKfKpn za Berlin unil Bonn besucht
und »uli (hiranf ilen« Scliiilfaclio gewidmet li.it, 'J'2 Stel-
len lies <)eili|>iis Col. von Sophuklos , die er tlieils zu
eniendireii, llieils rirlitijfer , als es bisher jjpsrlielien ist,
zu erklären siulit. Wir »ollen seine Ansichten, so knrz
es sich thnn Iflsst, anfilhren und mit unserii Benierknn;;en
begleiten.
Gleich im Anfant^e des Stückes tagt Oedipiis zu sei-
ner Tochter Antignne vs. 9 — tl.
dkK, ui liy.vov, i}ä-/.oiaiv, ei riva ß'kilXtKi
17 TCQoq ßelirXoK , ij noui äXasaiv ^twi,
oTToc Tor' eaiiti:
Zun;U'hst hat ^uy.oiaiV ilen Gelehrten Anstoss und /.u
»ielfachcn Krklärungsverstirhen Veranlassnng gojfeben.
Hermann dagegen nahm Seidler's Verbesserun;; 3nyi'(jiv
in den Text anf. Hr. Wilke schlägt sich mit Ellendt
auf Elmslev's Seife, »elcher »erbindrt (,: Tluoi, fitiil^kotq
^a/otoiv {i't'iiva ßKETttiq) ij 7i uog ulniaiv itiwv,
ohne jedoch et»as Entscheidenijes dafür oder gegen Her-
mann beizubringen. Der Hr. Vc-f. hätte also lieber diese
Stelle ganz übergehen oder sie einer genanrreii Pnifung
uutenverfen sollen. Dann »lirde er gefunden habeti ,
das» ilie Ehiisli')'srhe Verbindung unbezvteifelt falsch iit.
Den ermrideten Ocdi|ius soll Antigene zu einem Sit?,e
fuhren, »enn sie irgend einen wo sieht, gleichviel ob
anf ge»eihter oder ungcweihter .Stelle. Darum hat der
Dichter ^üy.oiO/V corangestellt nn<l ii Tiva ßktTieiC, bei-
gefügt. Der Hörer kann nun nicht mehr }j 7i(jog ßißn-
tOi^ mit it'tyuiOlV verbinden, so dass diesem als zwei-
tes Glied i^ TT'ji); nkoeail' entgegengestellt werde, son-
dern er ninss /' "loö- ßijiifKuii ;/ Tpo^ üfcttoiv «lern
y'nyoiOli uiileronlnen. Will man also die Vulgata bei-
behalten, so nöthigt sooohl der Sinn, als auch die Stel-
lung von thi/.UKTIV und der Zusatz fi rilCl ßf.eTll/g,
It'tiy.OlOlV als Dativ alihangig von Olf'iuv zu fassen.
Allein auch diese Verbindnui; hat ihr Uiibe(jnemes , und
es ist Hohl Seidler's Verbesserung richtig, die alle Lieliel-
slAiide beseitigt, und sich durch Lpiclitigkeit empfiehlt.
Eine z»eite Seh» iei igkeit bieten die Worte (;>.; 7lf9ui-
iiCl^U dar, »elclie von i\eu Gelehrten theils vertlieidigt ,
tlieils in wc n fSciiusda, von Hermann endlich in seiner
ersten Ausgabe in ujq 71 t'.'^oi,«f 3 UV verbessert norden
sind. Hr. VVilke schlägt vor H;J5 TTvdujf^itiUl , denn
diess fordere der Sinn, und es könne durch eine Anzahl
Sii'llen bewiesen werden, dass wj öfter in der Bedeu-
tung von lajc vorkomme, oder dass iu)C an diesen Stel-
len mit Svnizese zu lesen sei. Es ist diess eine schon
oft besprochene Sache, uiul es muss befremden, wie Hr.
AV. nach Anführung Brnnck's der oji in der Bedeutung
von fw; verwirft, und Herinaiiii, der in ioj^ keine Sv-
nizese gestattet, so fortfahren kann; Talium autem tan-
tiirumque indicum auclnrilati nliqua tantum ex parle re-
pugnnie, quam sit difficile, ne dicam plane iimittevdum,
piadentem fugil neminem. Tarnen est audendum , ac
iiexciii an coinparatia aliis quibusdam loch cum ?iostiii ~
lectori ienevolo nliquid sallem de placito meo fidei stiii
facturus- Auch Andere haben diess gewagt, so Lobeck
zu Soph. Aiai vs. 1117, der auf den von Hrn. W. nicht
angeführten Wex de uso particularuin tij^ ai im £1. Bd.
seiner Antigone S. W> verweist. Die Stelleu, die Hr.
\V. anführt, sind folgende: Oed. Col. t3bü. ojcrnsf) dv
f(ü. /4iax 1117. w? ai, rji, olüoKSQ ii. Philoctet. 133(1.
u'js dv aiToi ijlioi raLTTj fiiv ai^rj — Eurip. Plinen. 90.
iniaxci, uji; d.v Tioui'tcijfivi^oo) orißor. Soph. Philoct.
63.'). Xiufiiouev, U)Z rifjuQ nu'Ai< m'kayoQ doiCti rijc;
'Odinosuj^ VKni;. llebrigens ist es gerathener, an die-
sen Stellen nicht E(j}i gegen die Handschriften zu schrei-
ben , sondern (;j^ in der Bedeutung von £W<; aufzufassen.
Wir wenden uns nun zu unserer Stelle. Weder w.; TCV-
3o/ni9a , meint Hr. W. , noch o'}<; 1Tv9u)uE'Ja kann
richtig sein, nenn man es als Absichtssatz aoflasst. Diess
habe Reisig eingesehen, aber die Schwierigkeit der Stelle
nicht glücklich gehoben, und desshalb habe auch Her-
mann, gestützt auf das Scholiou iia9l,0Öut9a, verbes-
sert: uj,- 11 i9olfu9' öv. Jetzt hat Hermann diese Ver-
besserung zurückgenommen. Betrachten wir nun den
Zusammenhang naher. Dass der von Hrn. W. angegebene
Sinn richtig sei, soll vs. '2\. bcHeisen, wo Oedipus zur
Antigone sagt: ycihCi viv iiE xul (fiAaoOt rov n-
(ftJJV. Denn hätte sich Oedipus setzen «ollen, um zu
erfahren, wo er sei, so müsste er die Antigone auf Kund-
schaft ausschicken, was er ja gerade perbiete. Hierin
irrt der Hr. Verf., denn vs. 27- schickt Oedipus die An-
tigone wirklich fort, damit sie sicherkundige, und v. 21.
hat Hr. W. falsch verstanden. 0i'kaoa£ bezieht sich
nur auf die Vorsicht, mit der Antigone den blinden Vater
niedersetzen soll. Und wie will ilenn Hr. AV. vs.. 23.
erklären, wo Oedipus, nachdem er sich nun niederge-
setzt, die Antigone fragt: £]^£li dldci^ai öt] j-t , ÜTTOi
xa9l:aTajJSr; Unmöglich kann ja Antigone jetzt mehr
wissen, als früher, da sie noch Niemanden hat befragen
können, und Oedipus diess auch weiss, von dessen Seite
sie nicht gewichen war. Gerade dieser Vers wirft Licht
auf die besprochene Stelle. Denn wenn Oedipus, nach-
dem er sich gesetzt, die Antigone fragt, ob sie ihm 7tun
sagen könne, wo sie sind, so folgt daraus, dass er sich
gesetzt habe, um zu erfahren, wo sie sind. Die Gelehr-
ten wenden zwar ein, dass man etwas gehend ebenso
gut erfahren könne, als sitzend; allein sie bedachten
nicht, dass Antigone den blinden Greis führen mnss ,
und ihn nicht verlassen darf. Darum will er sich setzen,
und zwar, wie der Scholiast richtig bemerkt, Sy. xfjq
ööo/Xopiag, damit sich Antigone unterdessen umsehe,
ob sie nicht aus irgend einem Anzeichen auf die Gegend
schliessen könne, und wenn diess nicht der Fall wäre,
sich bei den Einwohnern selbst erkundige. Es ist nur
die Frage, ob 7Ti<9oifi£9a stehen kann. Nur Wenige
sind dieser Ansicht, so Sommer, gegen den sich Franke
in dieser Zeitschrift t.S-19. Nr. 155. S. 1242 erklärt:
assentirerque viro doctissimo, si Tt i> 9 O i /.nj v scriptum
esset aut pluralis ad unum Oedipodem referri passet.
Warum sollte nicht auch bei 7Tl'9oiiie9a dieselbe Er-
klärung statthaben? Freilich wäre Beides ganz gegen den
hier erforderlichen Sinn der Stelle. Das aber hat Krü-
ger ganz richtig bemerkt, dass das Erfahren nicht eine
unmittelbare Folge des Sitzens ist, und eben darum scheint
uns der Conjunctie hier ganz unpassend, der Optativ aber
so aufzufassen zu sein, dass Oedipus sagt: Führe mich
741
742
zu einem Sitz, damit du ungehindert iist, und wir also
erfahren künnen- — Schliesslich bemerken »ir noch
(fegen ilni. W. , liass tu)^ ■7Ti>i)wfi£i}ti. auch des ausge-
lasseueu av tvegeu unstatthaft ist. Denn diess würde
bedeuten, dass Oedipus so lange sitzen und nicht eher
aufstehen will, bis er erfährt, wu sie sind. Das kann
er nicht sagen wollen, und üf wäre hier uncilässlich.
Oedipus wird von einem zufällig roriilergehendeu Athe-
ner bedeutet, den eingenouiinenen Platz ta lerlassen ,
da der Ort heilig sei, und auf Oedipus Frage, welcher
Gottheit er geweiht sei, autniirtet jener rs. -ili.
ii-xot kEU};, VIP.
Die Gelehrten haben viv in äi/ verwandelt, das nicht
fehlen kann. Hermann fügt noch hinzu, dass v)V hier
unpassend sei , denn 6 hifade bedeute einen Bewohner,
ö tv&ud 0)V aber einen, der nur gerade jetzt sich hier
aufhält. Diese Ansicht fertigt Hr. W. zu rasch damit
ab, dass bei ö iitiade iloch wu ergänzt werden müsse,
also auch kein Unterschieil zwischen ö evdo.öe und 6
tpi^aö' uiv stattfinden könne. Wie es auch um die Be-
hauptung einer solchen £llipse stehe — die übrigens
Hr. W. auf Beruhardy's Auctorität Syntax S. 3'.'3 ange-
nommen zu haben scheint, dem er Jifter folgt — so riel
i«t gewiss, dass o il>!}o.d£ dem Griechen der hieaige be-
deute, und dass er in einem solchen Falle ojv nicht
selzt. Thut er es, so ändert sich der Begriff. So heisst
o i'Ov liaoiXtvc der jetzige König; ü PVP vjv fio-Olkevc,
würde heissen: Derjenige, der jetzt König ist, und den
Gedanken hervorrufen, dass er es vorher nicht war. Her-
mann hat also ganz Recht, wenn er es für unwahrschein-
lich hält, dass Sophokles hier vjv dazu gesetzt habe. —
Hr. VV. nimmt daran Anstoss, dass der tivOQ, iler doch
mit der Sache genau bekannt war, gleichwohl über den
Aanien der Kumeniden sich so zweifelhaft ausdrückt.
Daher glaubt er entweder dem Optativ <lie Bedeutung
des Pflegens beilegen oder schreiben zu müssen: elmp:
Eumenidas populus eas vocare solet, sed alia alibi pla-
cent- Allerdings wäre es sonderbar, ja ganz ungereimt,
wenn sich der ^tvOs hier zweifelhaft ausdrückte. Das
thut er aber nicht. Oedipus fragt: ti'vwv tu (renvüp
tipuft 6.P ei'^aiflljp yjvujv ; unil darauf wird geantwor-
tet : ein hiesiger Einwohner würde sie Eumeniden nennen,
ob du sie mit demselben Namen anrufen sollst, weiss
ich nicht, denn anderwärts sind andere Namen im Ge-
brauch. Nur so ist ja auch der Zusatz ukka ö' dfJ.a-
■j[uii y.aKU erklärlich. — Ebenso unstatthaft ist die bei
«lieser Gelegenheit vorgeschlagene Emendation von Aristo-
phanes Vögeln is. 180. W071C() tiJiep T/Q TOTlui statt
tlTlOl. Dort erfordert der Sinn vj07l€Q et kiyoti; TOTtOi
<ider etwas Aehnliches.
Der ^Svoq erdreistet sich nicht, auf eigene Hand den
Oedipus aus dem Iloiligthume zu vertreiben, sondern
will die Entscheidung in dieser Sache der Stadt über-
lassen. Diess besageu die rss. 47, 48.
dlX' ovS' if^toi TOI lovi^apiaiavat itöketos
di-i ton 9auao^, -^^gip y' dp spÖsiim ti ö^juj.
Hr. W, findet etwas Hartes in der Ausdrucksweise, und
wundert sich, dass Hermann uud Reisig ohne Weiteres
ipdety.Vi'pcti durch quaerere wiedergegeben haben. Kr
schlägt vor: n(jip '/' dv spdeiio)- Ti dovj : ,,\ec priva-
tim eiiciendi te animus mihi est , jiriusquam civibas tn-
dicaverim: quid faciam aliudP'' ut ti öovj; quasi sui
ipsius etcusandi causa ab hospite adiectum sit. Scilicet
ad TL d(juj; suppleas ei fi IJ toüto. Diese Worte
wären doppelsinnig, da er sich damit entschuldigen kann,
einmal bei Oedipus, was freilich niisiniiig wäre, unil
zweitens bei sich selbst, was aber gleichfalls nicht an-
gebt, weil er keiner Entschuldigung bedarf. Denn ilas
einzig mögliche Andere, was er thuu könnte, wäre doch
nur, dass er den Oedipus mit Gewalt furttriebe, und das
bezeichnet er ja selbst als v/ttpöo;, als eine eigenmäch-
tige Handlung, zu der er keine Befugiiiss halie. Dem-
nach ist diese Emendation für verfehlt zu halten , zumal
man auch rt yaQ öpdj; erwartet. Die von Hru. W.
aufgestellte Schiiierigkeit ist loii den Gelehrten nicht un-
beachtet geblieben, und er hätte Seidler's et ägup und
Aeue's TO ÖQWP erwähnen können. L'ns erscheint nichts
Anstössiges an einer Ellipse, die so natürlich ist, dass
man sie beim ersten Lesen gar nicht bemerkt, sondern
gleichsam unbewusst statuirt. So ist es auch dem Schu-
liasten gegangen, welcher erklärt: tui^ Uu cf, UuKtl
ipdei^uj TL ^Qr, auieh-.
Oedipus sieht sich am Ziele seiner Irren, denn Apolloii.
sagt er, hat mir geweissagt, ich werde hier mein Leben
enden (es. 92.)
y.epSij fikp or/.ijaapTa toi\ öeöeyi^epoii;,
dTTjP dt TOii ntfiiliaotp, o'i u d-xiJKaaav.
Diese Stelle will Hr. W. so eiklären, dass oiy.l'jnavTa
von Toic, dtöcyuivoiq abhänge, und y.iodn und äTt^v
Arcusative epexegetiri seien, wie bei Humer t<0 iitp
ykiog, üfTfU dt 71 ipxf^oc. Dagegen ist sowohl die Wort-
stellung, die ganz ungeschickt wäre , und sich nicht mit
Stelleu, wie t/.SiPOV 6 y.TUPUjP entüchnliligen Issst, aU
auch das Participiiim des Aorist's , der nnerklärbar ist.
Es müsste üi/.r.ani heissen. Die Stelle ist von der .Art,
dass über die hier erforderliche Bedeutung von oty.r-
aaVTa gar kein Zweifel herrschen kann. Das hat Rei-
sig eingesehen; nur hat das Wort diese Bedeutung nicht,
und Hermaiin's oi/ioaPTa ist ohne Zweifel das Richtige.
Trotz dem, dass der Chor dem Oedipus Sicherheit
zugesagt, will er ihn jetzt, nachdem er seinen Namen
erfahren, vertreiben, und antwortet dem Oedipus, der
sich auf das gegebene Versprechen beruft, es Sei nicht
Unrecht, vorher Erlittenes zu vergelten. Dieser Sinn
muss in den Worten liegen vs. 2'."t.
ovösi'L iLioi(j/ö(a TLOti igiiTai
U)V TlOOTtUifrj TU TLl'ilV.
Den Genitiv ujp erklärt Hr. W. durch „in wiefern, in
Betracht, dass", und beruft sich auf Benihardy Sjntax
S. t4l als Beispiel eines Tragikers noch hinzufügend,
obwohl mit Unrecht, Eur. Iphig. Taur. ti;il. dkk' ujp ye
ÖVPUTUP oi'd' tyoj ktlilfio xd^lv. Unsere Stelle nun
übersetzt er: rependere, quantum l^quatenus) quis ante
passus Sit, nemini fatalem poenam gignit. Allein quantum
oder quatenus kann liier nicht stehen, da rependere schon
die Beleidigung voraussetzt, und es müsste heissen ^t
oder quum. Uermaun verbindet Tioti; ujp TiQondd^, und
743
744
übersri/t: Ncmu punitur ob iniuriam prius acreptam, si
tarn repiiidrl ., >iOj;oj;di zu eriiiiirrn ist, «la»s INiomaiul
Mej;t'ii eiiuT friilior urlitteiieii Urleidi^iiii^' bfstrafl wer-
■leii kann. Klicnsu nonig kann ninu mit Nene und IMat-
(lii.'t tiraniuialik S. r23h r<y lii'flV fi'ir Epexegesp von
rioi'i halten. Oll'i-nliar liat hier livsiv die Beileutung
»on Timoi^ui, büssen lassen für das, was matt vorher
erlitlen.
()edi|)as sucht seine Unschuld darzuthun, und beschwurt
<leu Chor, ihn nicht g;egeu den Willen der Götter zu ver-
treiben, fs. 277.
/.cd uij ^eovg Tiiicüvreg tlra toih; ifsoiii
iiuinaii Tloeei'aDe urdauvyg.
Andere haben uoitKl'^, noch Andere fjOiQUP, was Schä-
fer ilurcii :iouiOx*(li Viva SV Ol'iiejjtin fioipa erklart
und Hermann aufgenommen hat. Hr. W. bemerkt: Ita-
ijue /jotoat; accusalivum numeri pluralis esse arbiträr,
magisque poetice dictutn nuiiiero singulari nuiQav ita
pracfero , ut signißcetur: neve deos colentes postea deos
iiullo modo honoribus ufficiatis. Moioao, als Accusativ
hat schon Hermanu in seiner ersten Ausgabe nicht miss-
biUigt, so dass, wenn Hr. W. et-vas Neues gesagt haben
soll, iliefs in der Uebersetiuiijj liegen mi'isste. Diese ist
aber sehr unbestimmt. Oedipus meint, der Chor niOj;e
ansehen, ilass er nicht gerade dadurch, dass er die Uot-
1er /ii ehren rermeint, 'ie^en ihren Willen bandle,
liald darauf heisst es rs. 282.
^Lv oti; ov /jij xdkvTTTe ra; svSaifiovao,
tgyoig 'Ai^ijvac dvoaioti i'7ri]o£Tu>v.
Hr. W. bemerkt: Equidem ^i'V oiC, cum 'A&rjVaii
coniungo, nee verto „quibus (seil, diis) fretus" , sed
,,alque unu cum Ins ne obscura impiis factis hentas
Athe.nas, ministrum te prnebens {seil, u's)" sive „et illos
rt beatus Allienas ne obscura. So hat die Stelle schon
der Scholiast verstanden: dvii TOI' Ur TlS^V/.ukl'liJfJi;
xftoi'.; y.a.i .lifrjvai, dem mit Recht Niemand gefolgt
ist, weil man nicht sagen kann ifiOLi y.akvilTetv , wie
.li}l:V('.c y.('.ki:ii£iv. Hermann hat sich in seiner neuen
.Ausgabe bestimmter über diese Stelle ausgesprochen. Wir
lügen eine neue Erklärung hinzu, die nns iler Gedan-
kenzusammenhang zu fordern scheint, i^vv oii; bedeutet
tnit, d. h- in Uebereinstiminung mit den Göttern. Damit
ist nun näher zu verbinden ^uov /.le xdx(fl'ka(Toe , dem
indessen der negativ ansgedrücktc Satz vorausgeschickt wird.
Oedipus sagt also: [hr glaubt die Götter zu ehren, in-
dem ihr mich vertreibt, wiilirend ihr gerade dadurch
geilen ihren Willen handelt. Denn die Götter blicken
herab auf die Guten und auf die Bösen, und kein Gott-
loser kann ihnen entfliehen. Mit ihnen also, die mich
schützen , möget auch ihr nicht verdunkeln den Ruhm
Athens durch gottlose Thal, sondern so wie ihr zuerst
mir Schutz versprochen, so mir Schutz verleihen. Und
diess um so mehr , da ich nicht nur schuldlos und rein
bin , sondern auch der Stadt Segen bringe.
In der Stelle vs. 284-
a}.k' vjo:rso i/.afje; tuv i/.ETijv ij^tyytMf,
ijcof ui Y.ä'/.(fv}.uoai:.
folgt Hr. W. Herinaun's Erklärung, und bemerkt nur. <\a»s
iX'-'/y*-'^^ "iit irc.-h; za verLUiiUii .-^ei , und dicss uliiie
Weiteres durch in fidem recipere wiedergegeben werden
könne. Das ist ganz richtig. Derselbe .Sinn wird auch
durch Reisig's £'j(eyyi'u.; erreiclit.
Vs. 300. emendirt Hr. W. xd7l(jl>(J)g X ikdiiv TieXa^.
y.a~H)V(i)Q hätte auch Hermann aufgenommen, wenn diess
liantlschriftlich begründet wäre, und y.UTrovco^ t' verbes-
serte schon Döderlein , der ebenfalls den von Hrn, W.
citirten Stallbaum zu Plato Phil. p. 47 B. anführt. Hat
Hr. W. den Neue nicht nachgesehen? In der näcbsteu Stelle
citirt er ihn aber.
Nachdem der Chor dem Oedipus versichert hat, The-
SCDS werde sogleich erscheinen, sobald er seinen Nauien
vernommen, fragt Oedipus vs. 302.
T'i d ead ö xelvin toüio roÜTiog dyyekoiv;
worauf der Chor erwiedert:
l^iay.oa y.f/.tv^og- nokku S' iurcuovtv lirii
cpiAet 7ikavdo&at, tujv exiivOi; ahov ,
ihiQaci , Tiaptcrrat.
Da der Chor kurz vorher vs. 297 geäussert hat, der
Bote, der ihn hierher gesandt, sei auch den Thesen»
holen gegangen, wundert sich Hr. W. über die neue
Frage des Oedipus, und bemerkt nun über die ganze Stelle
Folgendes: Quare, ni fallor, ita demum loco salus af-
fertur, si Ti? — äy yekujv Oedipi morae impatientiis
verba esse statuimus , eaque sie intelligenda : quis tan-
dem nie Theseo adventum rneum nuntiaturus est, i. e.
qualis iste nuntius est, qui tantopere 7noretur? contra
Chori responsum velut ctcusantis et docentis aecipimus,
ut signifieet : .„longa ei via est. Multum fs. eeleriterj
vero viatorum sermones solent dispergi, quibus ille au-
ditis , mihi erede, aderit.'' Darin wäre ja aber gar kein
Zusammenhang. Oder soll das Gerücht schneller sein,
als der Bote , dass Theseus durch jenes und nicht viel-
mehr durch diesen die Nachricht erhalten soll? Die Un-
geduld des Oedipus aber wäre ganz unschicklich und dem
Dichter zu einem unverzeihlichen Fehler anzurechnen ,
ausserdem auch die Beschuldigung des Boten ganz un-
gereimt, da ja die Schuld an Theseus liegen kann. Von
einem so vOllig verunglückten Erklärungsversuche hätte
den Hrn Verf. der von ihm zur Ungebühr unberücksich-
tigte Scholiast abhalten können, der die Frage des Oe-
dipus erklärt: ö yuQ ÜTreki^kvdojg itoöreQov ovSsnio
I/Efjct^ljxet , oOTiq i]V. — fllit Recht »vird Hermann's
Erklärung missbilligt, da die Länge des Weges zur Ver-
breitung des Gerüchts Nichts beiträgt, im Gcgentbeil bei
einer geringeren Entfernung dio Nachricht schneller hätte
zu Theseus gelangen können. Die Schwierigkeit der
Stelle ist so gross nicht. Die Frage des Oedipus soll
nur seinen Zweifel ausdrücken, ob denn auch Theseus
seinen Namen erfahren »erde. Darauf antwortet ilann
der Chor: Zwar ist der Weg bis zur Stadt weit, doch
schnell genug wird sich auch bei dem weiten Wege das
Gerücht durch die vielen Wanderer verbreiten, und auch
zu seinen Ohren gelangen. Dann kommt er sicherlich.
Vs. 331. ij rijaöe xd^ov; Reisig's Erklärung wird
gebilligt, doch eine leichtere Emendation £ rtJaÖE xdfXUL'
vorgeschlagen. Erst hätte aber Hermann's gegründeter
Einwand beseitigt werden sollen. Gegen Hermann wird
erinnert: Qui enim fieri potuil, ut Oedipus ad ceria
74:
74f.
in ri( r, (i.il t I ci 7 ri o (f u i tnteiro'^nrcl i, ri;ooi yiifuif;
yuum aliuvi intelligi passe neminem Inlus loci ned'us
sitlis (loreat. Warum s<ill iiirlit «'in AiiihTrr vpfstaiiilrii
werilcii köiiiipn'? Es iioiiiit sirli ja |;leirh l^^iiinne dvouoooi' l
inoit ZQiT}]^. Ocilipiis utnannt seine Tochter Iniiieii<-,
Jiiul begri'isst sie mit «leii Wiirlen V) OTlipii oitafnuL.
isiiieiie alter iliircli ilas ilopfjelsiiiiiigc Wort an die iiii-
lieiUolie iloppellc l'erwaii<lt«<haft erinnert, lirirht, st.ilt
^'afer linil Siliitester , die sie nmarnit li«lt, auf gleiilie
Weise rrHiedernd zu lie^riis-ieii , in di-n nnvt illkrirli( liin
Ansriif ans: m dl'Ou.Lil.tc.l riioifai. Diess liezieht nun
Oi'dipns sehr naliirlirh anf sirh niid die Antigone , auf
ilenen ja am «rhMersteii d:e La>t des herein^edrnchencii
t iiheils lastete, und es liegt clivas hiirhst Krgreifendes
111 dieser Frage des Oedipus, mit «elcher er leise an-
deutet: Fühlst du dich liei unserem Klend glücklicher?
^'s. ;j.5ö. Ol d' uv^d/iuiiioi not vtaviui :iitvfiv;
den Jnriniti«' erklärt Hr. W. uiit Bernhardy und IMatlhiä
«<in einem zu erganzenilen tiai ahh^iigig; im folgenden
\'erse aher dc/uc. d' iv y.ili'Uli ■xd.vi'V «erhessert er
f^lirit. d );i/, und fuhrt als ücis|iiel dieses Geliranclis des
Jmiierfect« an Oed. R. l.iJ'.l. liili. Oed. Col. 117. Koch
andere beispiele hätten die firammatiker geboten , nur
ist leicht einzusehen, dass an dieser Stelle das linperfec-
tnin nicht stehen kann.
^'s. 342. wird mit Recht liemerkt, dass r,(fipi nicht
der Dativ, wie Hermann in seiner ersten Ausgabe ange-
nommen, sondern der Genitiv ist.
Vs. 367. sagt Ismene von ihren Brüdern:
■jiq\v fJtv yuo aCiuu ijv soii, Kfjtuvii t6
^QuvuuQ, idodae, iti^de ;i;pßiVfo5'«; nokiv,
Horanf dann folgt vs. 371. viiV 8' — £iaijk9i tuiv tijI!,-
it.diM)iv ioic y.ax)^ , ''fpX'/i k<ißEo9ut z«i v.(jutov<;
Icoavviy.OV. Die meisten Gelehrten haben iulC in tüU);,
vcrlie»sert. Hr. W. merkt an, wie die Vulgata verthei-
digl »erilen könne, — so hat sie Doderlein vertheidigt
— nie aber mit Recht Reisig den Einuurf gemacht, es
«erde statt Studium iis erat perntitlendi vielnielir erwar-
tet plactiil iis. Daher schlägt Hr. W. vor, hott; statt
iüti zu lesen, da dieses Wort den Aitikern nicht fremd
»ei (Plato Cratylus 411, D.) und auch der Scholiast so
gelesen zu haben scheine. Der Scholiast hat sicherlich
so nicht gelesen, und tOli war wohl den Attikern fremd;
auch sieht mau nicht ein, wozu Sophokles an dieser
Stelle ein neues Wort gebildet haben sollte, das über-
diess dem Sinne nach unpassend ist. Auch luuiQ ist
schon zu stark, und es müsst« (tiTdtC, ^■^ tguiC nicht
dur<h sie wilnschlen, sondern durch sie ware?i ^yille!lS
wiei|crgej;eben werden. Dem Kreon die Herrschaft zu
äberlassen , beruhte ja nur auf ihrem Entschlüsse, allein
ismene will zugleich ausdrücken, dass ein edler Wett-
eifer unter ihnen entstand, der Herrschaft zu entsagen,
ond das drückt €Ql^i aus, ilas sich auch «lurch den Ge-
gensatz loii y.U/.l/ sehr ciiiplicblt.
\'s. 392. sagt Oedipus n^ ö du cuioiö' im' ttV-
öooi ii :ioui:eiil' üv ; ila einige Handschriften iL ö' dv
haben, andere ünu auslassen, rerbesserte Hermann rich-
tig riq d' üv Ti TOiovd dvö^iu^ tc Tip. di/; Hrn. W.
scheint es wahrscheinlicher, zu «chrelbeu ri d äl> zoiovS
Zeitschr. f. d. Alteithunnw
vn d.VÖoOs It' noi^tllrl/ dV ; Humit er v». 73. »ergliirht
Ti\,- 710U', o.l'duo^ in] [ikeTitiVXU^ uoy.iaii; diese l'aral-
leUtrllc uiirile nur dann etwa» beweisen, wenn sich S^o-
plH>kle^ iiiiiiier auf iliesellie Weise hfttte aiisdri'irkeii
iniisseii. Dass er sich hier nicht so aus^eilrückt hat,
»le Hr. W. annimmt, zeigt das atisgelassiMie r/," , das
hier Ulli so «eiliger fi'hlen kann, als vorausgeht o: ^Ij-
lljlOV d.' ihjutnoti ioioilai; es müsste zugleich auch
llitdi^tld.v 1 erbessert »erden.
Ismene verkündet dem Oedipus, dass Kreon bald an-
kommen nerili-, iiiii ihn in die Kälie <oii Thebens GiHiize
zu bringen, so ilass die Thebaner ihn besitzen, ohne dass
er das Vaterland betritt. Auf ilie Frage nun des Oedi-
pus ;5 d' vi(fl).liaii Tl'i \}l'QUOl y.itutliuv ; aiilMortet
Ismene vs. 4U3-
y.c'ivoti 0 Ti'ftßo^ bvOTvx'jjv ü oö; fjagv^.
Diese Stelle ist bisher noch nicht genügend erkläit »oi^
<len. Denn selbst KImslev's und Herniaiin's Erklärung,
lue bl'Ori'jtinv durch hoiinribus ciirens übersetzen, ist
unstatthaft, da dl atV'luiv diese bedeulung nicht hat.
Hr. W. nun fasst die Worte so auf, dass sie so viel be-
deuten, als yfiiutu, cui' i)oo c l'/(i)Ot tut' OuC Tlußou,
ßagr, Ulis, si minus e sent ntia de lumulo tuo cesseril,
male evenel. Diese Erklärung ist etwas dunkel, und
wenn es auch scbeiiieii konnte, ilass der Hr. V^erl. das
Richtige getrolfen hat, so möchte das iiiibestinimt« e sen-
tentia wieder Zweilel erregen. Uns scheint ü TlUfjOi
dtn n'^ii}!' nichts Anderes bedeuten zu können, als die
nicht gelingende he^li(ltu?ig, so dass auf Oedipus Frage,
was es den Thelianeni nützen könne , wenn sie ihn aue-
serhalb des Vaterlandes iii der !Mähe besitzen, Ismene
ant» ortet: Es bringt ihnen Unglück, wenn sie dich nicht
bestatten können, d. h. sie wollen dich in der ?iähe
hüben, um dich, trenn du stirbst, bestatten zu können,
weil ihnen sonst Unglück bevorstände. So fasst es auch
Oedipus auf, der dann fragt, ob man ihn in Theben be-
graben werde. Hierbei ist noch darauf aufmerksam zu
machen, dass Ismene desshalb auf diese iudirecte Weise
antwortet, weil sie den Ausspruch des Orakels anführt,
und desshalb erwiedert auch Oedipus: yaitt 9l<ji i/i
■xui'TU y' UV yi>ujii7j Hu9ui. — So ist es auch mit
«s. 411.
TfK 0/k ('ti' opyjg, aoi^ Ötuv axujoii Tu(fuic.
Hier wundert sich Hr. W. , warum Elmslev und Herinaiin
nach 0(jy'i\i ein Komma setzen. Weil die VVorte ti :,
ai/i; vir' Ö(jyr,c von toiai Kuöfieütl^ fldgu; abhängen.
Mit dem Folgenden lassen sie sich ja auf keine Weise
verbinden.
Vs. 4'20. dkyvj yXvovaa xavx' tyuy (ftgw d' oiwji.
Hr. W. will (ftQV) entweder statt des Futurs gesetzt
wissen: referam, nämlich den Brüdern, was ganz unpas-
send wäre, oder (fi-ijii) d uinij.; lesen, duleo (jitidem
exsecrationes tuas , consentio vero. Dann soll iinhl der
Sinn sein : es schmerzt mich zwar , dass du meine Brü-
der schmähest, aber ich pflichte dir beil Vielmehr Mut
Ismene: es betrübt mich zwar, zu hören, wie dich die
Nachricht schmerzt , doch kann ich sie dir nicht ler-
schtceigen.
49
747
74S
Vh 4j4. )'w; i/tn fyovrai, y.d'l avcttooii i ut öoor.
Ilrrinaiiii »ilirrilit Y.djaiaifjOVTitt^ «oriilviT ,si( li Ilr. VV.
HiiiiilcTl, <la i ntii(i-lotioi}ni not.Cttoi' tT'l'i'.'tiiililii li »ar.
>I.iii sai;t aiuli littliim iiiire, alicr iiiclit hastnm iiiire.
\liiT »i-iiii iiiK'li Kr^iMi iliMi AiiNilruck Niilitü eiiiziiivrii-
ilfii tiArr, Ml ist rs ilorli );.'ir zu iiiaft , zu sagen: den
Kumpl'es, in trelcheii sie verslriclcl sind, und den liries;
iegitine/i, »alifoiKl inavaiQiivvdi »dir paäüciiii isl , tiiul
iliircli <lu' Si'liiiliasidi Im-sIAIi^C h iril.
Vs. 42". "'II Hr. VV. o('s^Ä>yAtii''w'c «'"'■«■l' piof'ectus
m bellum lilicrsflzcn, »as scliim ili'S iidtliHi'iicIijffii G<'j;eii-
satii-s »i-{,'cii iijilit aiiKi'lit. i;fliii};iMis int er, »riin er
glaubt, luliv sei ilio Iiainlsi In iftlu li lio};laiilii(;tpri' Les-
art, »iiiulier iVruo li/llti- Auskunft j;clieu kouiirii. Lleiiso
ist (Irr Eiuitaiiil ;;aii/. uii htssai;i-ii<l , Tiat.iv kiiuiie iiiülit
am KiiiIp lies Vi-rsps st<'lii-u, da es zuui Ful^puilrii ((rhöre.
\'s. \')>^. «ill Ilr. VV, uvtaioi TCiig lesen, »as seliuu
M umlir Kirjjesrlilageii, und Ilermaiin ziiriukgeHieseii hat.
()|ipi-ln. Dr. Enger.
Tl. a, Eduardi Wunden' emendaiiones in Sophoclis Tra-
chi/iias. Griiuae. Suniptibus J. M. Gebliardti.
MDCCCXLI. P. I— VIU. 1 — 21-'.
b) Sophoclis Tiagnediae. Ilei:t>!isuit et explanavit
Edunidus Wunderus. Vol. 11. S.ct. III. cuiiti-
uens Tratliiuias. Ciotliac BIUCCCXLI. Suuiptilus
Fridericae HiDuiiigs. P. 1 — l!.)ö.
Herr Professor Wunder, in «eUheni der Unterzeicli-
uete einen lioi b(,'ea(lileteii und treuierdienleu Lehrer mit
Dankbarkeit und Liebe verehrt, ist durch seine trefi'lii'hc
ISrarlicitun*; des Sophokles so alli;emoiii bekannt und ge-
rühmt, dass eine längere Kmifitung liber seine ^'erilieiiste
sehr überflüssig sein «üiile. Mit vorliegendem letzten
Hefte des II. liandes (iVr. L'.) i^-t nun die Herausgabe
des ganzen Sophokles beendet, und es bleibt den lahl-
reiiheit Freunden des Dichters nur noch zu nunsehen
übrig, dass Hr. VV. reeht bald das in der Vorrede zur
\utigonu gegebene Ver.-[jrerlicu erfüllen, und den Band
mit den Untersuchungen über das Leben und ilic Draiiieu
lU-B Sophokles nachliefern inüge. Da aber die Trachi-
nieiiiiiieu mehr, als irgend ein anderes Stück des So-
phokles, lerdorbeu sind, ohne in gleichem Masse, als alle
übrii'en, durchgearbeitet zu sein, so hat Hr. VV. als Giiind-
lage seiner Ausgabe die Emendutiones vorangescliickt ,
am dann die bedeutenderen Texte»aii(leriingeii iiÄlier zu
begründen, die er, meist nach eigener Vermuthung, in
seiuer Ausgabe vorgenoinmen hat. lür selbst sagt hier-
über in einem Monitum editoris zur Ausgabe: ,.Mon po-
lerit quisqua'ii rede liac editione Uli, ?iisi adhiiilo li-
bello. quem hoc ipso anno emisi , ita iuscripto : Eduard.
fVunderi'-^ etc.
Ehe Rec. zur Beurihciluiig selbst übergeht, »eiche
na die Emendaiiones sich anschliessend natürlich zugliich
den kritischen Tlieil der Ausgabe trefl'en wird, hält er
es für drinpcnd nutlnvendig, einige Worte über das Prin-
cip des Hrn. \V, und sein Verhallniss zu anderen Kri-
tikern voransziiscliicken, ila eine nur in Besprechnng der
einzelnen Stellen beslehende Rerensiqn gegen den AVillen
und die IJeberzengung des Rec. ein falsches Licht auf
Hrn. VV. »erfen könnte.
Wie in Wissenschaft und Leben überhaupt, so stehen
sieh auch in der cla«siselieii Philologie zwei sclirode,
jedoch durch viele modilicirende INiiaiicen vermittelte Ge-
gensätze feindlich );egeiiüber, die nur hinsichtlich der
Te-Vleskrilik hier angedeutet »erden sollen. Während
nämlich einerseits eine genial sein sollende H\pprkritik,
mit Verachtung alles historisch Ueberlieferten , nach der
snlijectiien Norm aprior isliseli constrnirter Grundsätze, ja
sogar nach mnineiitaiieii Launen ilie Schriften der Allen
auf die » illknrlicliste Weise zu gestalten und nainenllicb
durch Aiissclieidung des angeblich Unäcliten umzubilden
sich bemüht, so gitit es andererseits eine Classe von Ivri-
tikerii, »eiche mit orthodoxer Allgläubigkeit das durch
die ervveislich bessicn llandsi hrifleu Gebotene als da»
IWichste unil letzte Ziel der Kritik ansehen, und daher
■las diplomatisch Beglaubigte uiueräudert herzustellen und
ohne Liiterschied zu vertheidigeii sich anstrengen. Das
Verfahren der Crsteren ist im Ganzen »enig gefährlich,
da es sich immer wieder selbst kritisirt und auflost; ja
es ist nicht zu läugneii, dass diese dtslriiirenden Versuche,
so tvenig uiaii auch mit ihren Resultaten einverstanden
sein kann, doch für die Forderung gesunder Interpreta-
tion, sowie für die Vernichtung traditioneller blinder
üeitunderung erspriessliih gewesen sind: Rec. erinnert
nur an die Paradoxen eines HofTuiann -Peerlkamp. Da-
gegen scheint nun die Methode ihrer Gegner um so
iiai hahmiingsn ürdiger zu sein, als sie eine sichere Grund-
lage gewährt, und die Producte der Alten vor snbjictiver
Willkür schützt. Und in dieser Hinsicht sind ilie Ver-
dienste eines Behker und Lachi/iunn um die Kritik kaum
hoch genug anzuschlagen. Es ist aber diese diplomatische
Kritik in geistloser Nachahmung von Andern bereits auf
eine solche Spitze getrieben worden, dass es hohe Zeit
ist, gegen diese einseitige Uebertreibuiig anf/iitreten ,
welche hartnäckig nur an deui handschriftlich Ueberlie-
fertoii sich festkralleml , und dieses wohl oder übel ver-
tlieiiligend, ronforui auf alle Si hriftsteller aiige« endet zu
»erden anfängt. Man vergisst hierbei, dass Rruirung
des in den Quellen Ueberlieierten, Festsetzung des haud-
sclififtlich älti'sten Textes immer nur Hasis und l^liltel
zur Kritik, niemals die letzte und höchste Foliendung
derselben selbst sein kann. Es ist aber diese Methode
um so gefährlicher, als .sie sehr leicht einer gewissen
Trägheit im Denken Vorschub leistet, und häufig die
genauere Erforschung des speciellen Sprachgebrauchs einer
ganzen Schriftstellergaftung als etwas Entbehrliches zu
betrachten verführt. Ein besonderer Fehler dabei ist noch
der, dass man häufig nach der BeschafTenheit der Hand-
schriften zu fragen unterlasst, und dass man gCMühiilich
die angebeteten codd. optimi gar nicht gesehen hat, ja,
oft nicht einmal leidlich genau« Collatiunen ilavoll besitzt.
IMif besonderem Unglück ist neuerdings diese Art der
diplomatischen Kritik auf die Tragiker angewendet wor-
den, inilein man nicht daran dachte, dass die Handschrif-
ten des Aesch^los, Sophokles und Euripiiles ganz andern
und bedeutenderen Corruptelcii unterworfen sind, als die
749
50
aiulrirr -fi ii'< liisrlicr Si lir iffstdipr ; iiicicm man lioii.i fiilc
aiinaliiii, diese Haiiilsi linftFii sfii-ii ebi-iisii iiiivi-rt.llsclit
iiiiil gilt, als etwa um «Irin In<ikrati-s ili-i ( rl.inas, um
(lein Dcniosflipiies der Icriilinit» C'imIi'X ^', dtr bokamil-
lirli rlur<li Belvker's glückliche Veriiaclilassiguiig zu einem
er^li-l)i<Teii Prograiiiiueiistipeiiiliiim gciiurdeii ist; indem
man ohne Liiterscliied Alles, was in diesen l.'rknncjiii
»tehl oder — stellen soll, ohne Lntersi liied anfiiininit
iiiiil vcrtheidijt, ohne sich um den Sjiiachgelir.iucli lier
I)r
ramatiker, ja soirar neiierd
'Iin>;
ohne sirfi iitit ilas
AI.
tnim 711 knmmein, dessen •genauere Krl'orsihung und
Hej^rtiiidiini^ groiie lt;uoranz ni<-ht nur veriiaclil.'issi;;t ,
sondern auch verspntfet, IJelege t.n dieser üelian|itniifi;
lindet man z. li. in der nenesteii Ausgabe der l|ihigeiiia
Aiilidensis imi Firiih.iber, die in iler {lallischen Litera-
tiH Zeitung 1841, ErsSnzunuslilatt i\r. O.'j. und 04. eine
menge, aber gerechte Würdigung gefunden hat. Ja, ist
«1(1 h diese ^lissaehlung des Metrum» wenigstens für die
C'hiirgesange von llrn- R. Klotz, der überhaupt zu drn
LItras di'r di|iloiiiatisclien Kritik geliiirt, in seiner E/j-
ilnla cvitica ad G. Ilermitnnum de Incis fjuiiusdiim So-
plinclis C.V /Inligiinri. LifilS. lfS4U. als Princiji aiif[;eslellt
»dl den. Kr sa;ft ii.'lnilich dort bei itehandliing der ersten
Aiitistroj.tie im ersten Cliorgesange der Antigoiie (ui' icfi
(aurtga yd etc.), »o bekanntlich alle Herausgeier eitio
Lücke an^eiiomnien haben, die wej;en des Sinnes sowohl,
als der um ollsfaniligen llesjionsiini unverkeiinliar ist, ZU
Hermann getrendeC , \>. 5 F'ilj;eiides : ,,Uuod primiiiii
aiiapaestüruni aeijuaiitatem requiris, eo egregie cum ce-
terarum rerum tum artis metricae elegantissiimuin tuuiii
Judicium comprobatiir, sed videntur tarnen veteres poelae,
iive majore iiienlis instinctu ati'juando fereianlur , sire
etiain neglegentia quadam arlis regulain migrabnnt, non
semper eutn morein oblinuisse.''^ Aber als das .'iusserste
L'.xirem dieser bornirten diplomatischen Kritik iniiss noch
EuripidiS ed. Silier, vol. I. Berol, MDCCCXLl. ange-
führt werden, wo, wie Rec. in einer besonderen Anzeige
nachweist, die Aldina fast mit allen ihren Fehlern wie-
der abgedruckt worden ist! üass durch solche Griiud-
«atze die Texteskritik geradezu zu einem mechanischen
Handwerke herabgewürdigt wird, ilass dabei Krkljtrun-
gen zu Tage gefördert werden, die nur erw^ihnt, nicht
widerlegt zu werden brauchen, um sie in ihrer Dichtig-
keit aufzuzeigen; — das konnte leicht bewiesen werden,
weuii hier der Ort dazu wäre, und wird bewiesen »er-
den, nenn Ree«nsent eine äussere Veranlassung finden
•ollte.
Hr. W. nun gehört weder dem einen, noch dem an-
deren Extrem an ; er hält sich vielmehr an ilas richtige,
«wischen jenen lieiden in der Witte liegende Pniicip:
da»s nach müglichst genauer Erforschung und Sichtung
des handschrijtlich U eberlieferten auf dieser Basis nach
•grammatischem und poetischem .Sprachgebrauche und nach
dem Metrum entschieden werde, was von dem Dichter
herrühren könne, was nicfil; und dass auf eben diese
/f eise an die Stelle des l erbannlen etwas gesetzt werde,
u>a& der Dichter schreiben konnte oder inusste. Dieses
Princip, welches nach immer von unserem jugendlich -
rQstigeu G. Hermann siegreich vertreten wird, hat Hr. W.,
wt* iiDiiier, 8o auch hier tu dem seinigeo gemacht und
mit Scharfsinn und Klarheit »erfi.lj;!. So werden dann
viele Stellen hier zniu erstenmal grüiidlifh bespioclien;
viele falsche Erklärungen für ininier beseitigt; manche
Stellen .;lüiklieh und evident hergestellt; und selbst wo
oi.iit mit Hrn. W. nicht einvrrstaiideii sein kann, wird
man dni'li durch die lichtvolle, gcHaiidle und lo'isch
strenge Darstellung belehrt und a'igeregt. Diess sind
die (grossen Xorziige des Buches, »rlchi^ ilini einen
bleilieiiili'H Ehi11iis> auf die Kritik iler Tracliinieriiiiieii
siclierii. Wenn inaii ila^e^ea häufiger mit den negaliten
Raisonni'ments, als mit den positiven Kesiillaten des Hrn.
W. eiiK erstanden sein kann; »eiiii man namentlich ver-
hältiiissnifissig nur einen klei^ieii Tlieil seiner eigenen
Coiijectiiren (die er fast obne Aiisnalime In den Text
gesetzt hat) billigen wird , so kann diese Erfahrung obi-
ges Urtlieil ebenso wenig beschränken, als sie sicli aus der
31ellioile des llrn. W. ganz natürliih erklärt. in dieser
iMetlioile nämlich müssen als II iiipllehler bemerkt wer-
den, ilass Hr. W. zu» eilen nach I{eseilii;iing falschei
Erkläriiiigeii an die Verbesserung einer Stelle gehl, ohne
einen t'ersuch zur richtigen Erklärung zu mai heu (wie
z. ü. V. I r. .074.); dass er nicht selten nur las für
richtig gelti'ii lassen »ill, was durch ganz gleiche Bei-
spiele constatirt u erden kann, olinc zu bedenken, tvelrhe
<!o>i-"e(jiieii/eii ans dem Principe , alle ü-rrui; t.EyUnSvu
wegziisih id'en , fnl^reii niinlen; dass er Redensarten durch
Beispiele be^jrnndet wissen will, deren Richtigkeit von
selbst einleuchtet (wie z.U. Vs. Il'fj. cf.ij <)üi'i^); dass
er sich so oft verführen lässt , Glossente anzunehmen, die
keine sein können (z. B. ,S40, wo ökoffuia, was er her-
stellt, diirih tfuivia doAuurt^a glossirt uorden sein
sollj; endlich, dass er immer geneigter wird, grössere
und kleinere Interpolationen nach suhjectiven Gründen
anzunehmen, die einer genaueren Prüfung nicht Stand
halten. [lud diess ist der einzige Punct, in welchem
llr. \V. der zuerst charakterisirteu Classe von Kri-
tikern an einzelnen Stellen nahe kommt, ohne doch zu
ihr zu gehören, da er natürlich zu besonnen ist, um in
ihre Extreme consequent zu verfallen. iVoch ist hinsicht-
lich der Beweisführung zu bemerken, dass Hr. W. zu-
weilen Gründe anführt, von deren Unhaltbarkeit er ge-
wiss selbst Mberzeii;;t ist (wie z. B. \ s. I27().), bloss um
die Zahl ilerselbeii zu mehren, ohne in dem Augenblicke.
zu bedenken , dass zelin Scheiiigrüode nicht mehr be-
weisen, als Einer. Besonders häufig ist ihm diess gerade
in ilem letzten 'l'heile widerfahren, der von den Inter-
polationen handelt. Ebenso wenig kann unemähnt blei-
ben, dass ilas Streben nach Klarheit und Vollständigkeit
Hrn. W. zuweilen zu einer geiiissen Breite der Darstel-
lung verführt hat , wie sie zur Belehrung angehender
Studirender ebenso erspriesslicli , als für eigentliche Ge-
lehrte unnöthig ist.
In der herzlich geschriebenen Zueignung an G. Her-
mann p. VI — VIII verbreitet sich Hr. W. über die Miss-
verständnisse, die eine Zeitlang zttischen Beiden herrsch-
ten. Eine Stelle darin hebt Rec. mit dem Wunsche aus,
Hr. W. möge ilieselbe auf sein eigenes V'erhältiiiss zn
ihm anwenden: „In quo (libello) quamquam multil illo-
runi, quae olim ad Sophoclis Trachinias adnotasti, im-
pugnaia videbis, tarnen persuasum habebis, id ut factrtm,
49*
751
752
I»«» nfftrerliDiili i/uiidtitii lultidine nie ilmtiim, ni'd verilnlis
I nieiiiliie atuiliu inipuhum esse.
Dns «•>"■"■ "'" I' /'rfalll in iiii'i Tlicilo: |i. | — l(i3
uriili-ii <lip Slclli'ii lii'liiiiiili-l( , »i'hlii- Ilr. W. äiiilorii;
., 11,4 — ;>(|| (li^j^ii i'li In- IT lirraiisHci T<Mi nill. ScIiÜpsh-
lii'li liriiirrkl (Kirli lli'c, «lass er drii //esr//y/os «liiri liivpjr
h.iili Wfllaii.T, <l<Mi Sophiilcle» iiarli Bniiirk , die Fraj;-
iMi-iitp ilfSi>cll>i-ii iiacli hiliii.s|i-v , sowie ilie <les Kiiripitlcg
ii:i('li :>ialtliiH i-ilirl liat. Du- Tragöilieii «li-s Euri/iides
imi<>te er leiilor iiat li nTscIiitMlfiii'ii Auiij;3lieii cllirvii :
iiilinlicli Sii|i|iliri-s, lim, IIcd iili's f., liactliae, lliTlilia,
l|ilii;,'i'iiia Aiiliil. iiiiil Tjiii'., Ilficiia, Aiiilroiiiarlir , Pill»—
iiis.s.ii-, Ori-sli-s iiacli Ihiinnnn, Tioailes iiiiil Klerlia iiacli
Seidler, .lli'dea, llrrai liilar , Al(r»tis iiaili I'flugk, Hi|)-
|MilYtiis iia« li Harnes-
Vs. 7. ^
vniuvo iv\ nkiuo<i)vt vfii(fsiu)v örXov
uf.jiotov fcr/dv, fi Tfi .4/cu)/ii yvvij.
Ilr. \V. (|). \) Kchrrilif ;' r / /7/.., iias jeilmh srlioii Hermann
iiirscliliit;. Soilanii slflll er die Lesart aller Ilaiidsclirifleii
ozioi , «i)frir mau nur au« ileiii Schtiliastoii utkov ge-
srhrielieii liatle, wieder her, aUerdiii-;!) uiit Rerlit. Wenn
aber Ilr. W. saj;l , dans die Lesart Uli. UV durchaus
gegen den Sinn sei, »eil ilaiiu nothwendig die Stelle so
lerslanden werden müsse: nuplinrum onere miserrimo
premeliar, »a» von der unvermählten Jiing/'rtiu nicht ge-
sagt »»erden KÖnne, so ist ilas ein »ngegriindeler Ein-
wurf. Jenes kann elien-^o gut heisseu: tniileslid premeltar
propler inslnnles nuptias ; und so »erslanilen es die ller-
aus-'eber. Hr. W . mn,«ste «ieluiehr geltend machen, dass
der Ausdruck orkov — 'i/ov »ielmehr auf die Helena,
der die Streitigkeilen ihrer lielen Freier zu Schaffen
vtaihlen, als auf die Denneira |)asseu würde, die nur
die \crhinilung mit dem Einen, dem .Achelnos, /lirc/i/fi.
Soda Iiirfle Hr. W. zur Wrtheidigung »ou o/.vov
aui allerwenigsten sich auf >s. ','ti '2\)- liernfeu , da in
diesen Versen um der Besorgniss der vennälillen Ueiaueira
um ihren Gatten Herakles, nicht von ihrer Furcht vor
einer Wrhindung mit dem Avheliius die Rede ist. Viel-
mehr musste Hr. \V. hemerken: jede züchtige Jungfrau
hat Scheu »or der Veruifllilting , üeianeira hatte um so
mehr Furcht, da sie mit einem gräulichen Freier sich
lerhinden sollte. Dazu konnte er Vs. 2+ «<!• citiren:
i'i'ui yia i](i>]v Ly.-7if7i'Ki]y^ivt] (foßui^
uij {IUI TU y.a'.l.ui oXyuc, ki;tuüui nori.
. Vs. 15.
Tuiuvb iyv) iivi-ory,on ixg oadeS eytie v i;.
Ilr. \\. (p. 4 sq.) verwirft die gewühnliche Erklärung
exspeclans, und fasst es, allerdings richtiger: talem pro-
cum exceptum Habens. Allein der Grund, wesshalli jene
Erklärung falsch sei, Deianeira habe ja den Acheloos als
Freier nicht erwartet, sondern schon gehabt, ist ganz
grundlos. Denn natürlich verstanden es die Herausgeher
80 : lalem ego procutn exspectans, i. e. marituvi f'ore.
V». 17.
nQiv Tt'/ods xutTtji sfxitEKaaSijvai noit.
Diese Worte, meint Hr. W. (p. 5 s^lO ' könnten nicht
anders verstanden werden, als das» xaillj den Galten
sellisl hezeichne. Da nun evvij und Aehnliches zwar bei
Tragikern oft die Gattin, nie aber den Galten bezeichne,
so schreibt er ans Conjectur :i uiv [ (> r d £ y.uliri^. Allein
derselbe Sinn liegt schon in der Lesart der Uücher, die
richtig übersetzt gar keinen Anstons gibt: „ehe ivk je-
mals dieses Lager (d. h. das La<rer des Acheloos) Ite-
stieget'' Ebenso sagt die Andromache des Eiirip, ». .)S.
Was übrigens die erste Uemerkiing Hrn. \V.'s aiilaiiiit,
so wäre es zweckuifissig ge»»esen, er hätte auf die he-
diiigung aiifiiierksaui gemacht, unter der allein f('i');eic.
in der IJeileiitiing Gattin steht. Diess geschieht nur dann,
wenn die Gattin in lliusii lit auf «las geschlechtliche Vrr-
hällni.ss und die eheliche \'i'rbiiiiluiig genannt wird. Me
aber kann ein solcln-s >Vort einfache Personenbezeiclinniig
sein. \Velcller Tragiker hätte et>»a lo'/itUI Tui'iiiiV
/'(X»S gesagt: da kommt meine Frau? Dass aber ein
solches Wort mit der Bedeutung inniger Vereinigung nicht
auch von dem Manne in Bezug auf das Weili gesagt »verdin
könne, kann scliwcrlich zugegeben werden. Und so hat
denn Eurip. fragiii. üanaes IX. gesagt:
Ftwi] yuy ii;i:lAiuvou Tiargviun' öüfiajv
UU TlijV t 6X0 VT Ulli Eoziv ukkli T u P / t ;^ o c ,' ,
sowie bei demselben Troad. i54Ö- richtig hergestellt wor-
den ist:
a'i ^ttv Bvvdi;, a" Se jzcti'dai;
tu öe fxava^ai; ysoatdq (seil, ßuojai).
Vs. 65 sif.
Si naxou^ oi'Tuj daQuv i:i;evujj.itvov
TU /.iij 'xv^iodai nuv 'oviv aiaxt^'Vijv (pi(ji(.
Weil hier nothtvendig oratio obliqiia anznwenilen sei ,
wie auch schon andere Herausgeber bemerkt hatten, die
(piotIV schrieben, so stellt Hr. W. Cf s U U t her, so
dass hier der Optativ nach dem verbnni direndi, «vie
.Aesch. Agam. Hl.ö. Soph. Phil. til7. ohne ort stehe.
Allein Hr. W. übersah, dass dieser Gebrauch des Op-
tativs nur da stattfindet, »vo der Optativ die schon begon-
nene oratio obliqua fortsetzt, «ie z. B. im Phil. I. e.
ii'Ssojg i'TrioxiTo
TOP ai'du '(-/utuic Tuvdi; dr/.uiaeiv ayiof.
uiuiTu uiv ua/ucTz t/.oiaiui' kaputv,
nie aber die oratio ohliqua unmittelbar beginnt, »as
hier um so weniger geschehen durfte , da durch des
Hyllos Antwort das Verlmin dicendi davon getrennt ist.
— (Jebrigens ist die Lesart der Bücher in unserer Stelle
einzig und allein richtig. Denn, dass es dem Hyllos
Schande bririge, dass er noch nicht nach dem lange ab-
wesenden Vater geforscht habe, hat die Dienerin weder
gesagt, noch konnte sie es ihrer Stellung nach (s. v. ,5^.
und 63.) sagen; sondern den Tadel, der allerdings iu der
Rede der Dienerin indirect enthalten ist, spricht Deia-
neira zugleich als ihre eigene IWeiiiung, aber, wie es ihr
als Mutter zukummt, stärker aus.
Dass Vs. lü.j. 71 ovovfisvn statt X uDoifitva mit
Musgrave und Vg. 108. To EZfOlOav statt q i Qovaav
mit Casauhunns herzustellen sei, hat Hr. W. p. 8 sq.
gut narhgen'ieseo, <
75/5
m
\'s. l.'i »q. (2v ini(ii:u(fofievo. o' «-
t)i' ■« //f c , civTia d' Ol'ouj.
üier schreibt Hr. W. ziinarlist (p. 10 imil II) 0)v eill
US /icpo II HJ (( ns, so ilas» der Sitiu ist: quam propler
rem (i. f. propler Hercutem quamvii multiim vexatum,
nemper tiime/i ab inleritu servaltim) reprehendens le, ila
sirh 'jJV nur auf ilas unmittelbar Vurlier^elienile bczielieu
könne, imil ülierliaupt ijltjiifKfOLiai tivu iivog nicht
t{ebr,'lii>'hlirh scheine. Allein dass an ilieser Redensart
in der Beileutnn;;: reprehendo le propler nliqunm rem,
quam fiirh nirlit anziislossen sei, gibt Hr. \\. selbst zu:
und die t iil|,Mf.'i i;ilt daher einen sehr tauten Ninn , so-
bald nur uj i> auf tlasjeniffc, »as jetzt die Hauptsache ist,
ii.'inilicli (««/' die An^sl und die Klagen der Deianeira, dio
^ s. |03 — III- geschililert sind, bezogen wird \'s Il2
— 121. ■:ioX}.u yuu üiOV <iy.afiavrui etc., worauf Hr.
\V. niit Ämtern das 0} V bezogen hat, enflialten nur tieri
firund, die Alotiviruii<r jener iniineruähreiideu Uesorgniss
iler Ueianeira. Die Worte aber Vs. llU s(J. , auf die
Hr. \\ . ein so grosse« fii'ivirht legt: ä/ju xt^^ Dloiv
aliv dvaincKÜy.ij CUV A'idc. ncfe düf.iu)v {ovxet, ent-
halten keines» egs den Hauptgrund, durch h eichen der
f'bor die Deianeira trösten will. Vielmehr trtistet der
Clmr die üeiaiieira durch Vurhaltung des immerwähren-
den Wechsels von Freud und Leid im menschlichen
Leben, wie aus Vs. 120 sijcj. unwidersprechlicli hertor-
geht: uvül.yijTa ytlo uiö ü ndvca xualvcov ßaoiXuK;
FTsßaJ.e ^varoiQ Kooviöui- dlK ini nfjjna xui yccoa
Tuot y.v/Xoi'Oiv oiuv du/.Tüv oroocfaSe^ y.eki-i^oi etc.
Das »oll Deianeira beherzigen: « y.o.i Ot Tuv uvaooav
iIttiOIV ksyo) rr/d' o.iiv io/Siv, und nun erst wird bei-
läulig des Zeus gedacht: illEi r/; v'jÖE xiiy.VOKSl Zfjv'
u{jOVkOv iiöiv ; in Bezug auf oib' ü ICavia y.oaivaiv
etc. Von dem bisherigen Glucke des Herakles kein Wort.
Also ist luf tJUf-Ltu(fOniVU as so zu verstehen: propler
qua» res (■■ e. querelas ob Herculis labores effusas et
sempilerna») le reprehendens.
lui Fülgendeu spricht Hr. \V. p. II — |3 über die
Worte ü.dsia usv , uviia d üiau> , uml wiilerlegt zu-
nächst Hermann, der einst /}'^('<; an dieser Stelle durch
laetus, lubens erklärt hatte. Hierin wird ein Jeder leicht
beistimmen. Wenn aber Hr. W. desshalb die Bmenila-
tion Musfjrave's aidoiu usv uvxia ö oiooj fiir unab-
weisbar halt, so zeigt ein Blick auf die Stelle, dass
liSsiO. in seiner gewöhnlichen, auch von Hrn. W. aner-
kannten Bedeutung: accepta, i^rata den bessten Siuu
gibt. Der ist: „wegen dieser Dinge dich tadelnd, tcerde
ich, angenehm zwar, doch aber Entgegengeselztes vor-
bringen-''^ Der Chor wird durch seine Erinahnungen
der Deianeira zwar angenehm sein, ila diese IVIahniingeii
ihre Holinun<i; beleben , allein sie iiinil doch der bisheri-
gen Stimmung der Deianeira entgegengesetzt. Leber das
Adj. äösiu s. z. B. Ai. 105.
ijöiOTOi, UJ ösanoiva, ösof^ujrtjq lotu
day.si.
Wenn aber Hr. W. p. 13 gegen die Vulgata noch an-
fährt, dass wegen der Stellung ron fiSv — ds und wegen
des Gebrauchs von (pSQStV nothwendig das lorliergehende
Adjectivum auch im Accus. Neutr. Flur, stehen müsse,
fo meint er diess wühl nicht ernstlich.
P. 14—17 behandelt Hr. W. beiläufig einige Stellen
»US der FAektra des Sophokles, zDerst Vs. 573.
— ov yao ijv Xi'o-/^
dXli; axQaTtß noig oi/.ov ut'S' si'i; "D.iov.
Hr. W. meint, da nirgenils Xusoi^ui so gebraucht wor-
den »ei, oder gebraucht werden konnte, dass es O V) Cso9 Ut
i^ XU7CUII, servari in locum bedeutete, so müsse ge-
schrieben »erden:
— Ol' yuQ i'jXvaiq
ük'/rj axQax'f) TC()uq, vly.uv, i'jp, ovo' "Jkiur.
Abgesehen «on der metrischen Harte dieses Verses, so
steht in der Vulgata Xikti^ in seiner ganz gewöhnlichen
Hedeutung. Denn da die Schifl'c lon der Artemis durch
die Windstille in dem Hafen von Aulis gleichsam festge-
bannt (iler gefesselt waren, so war es allerdings eine
I in t Z -1 eine Lösung oder Befreiung, wenn die Wind-
stille aufhörte, und sie nach Hause oder nach llion segeln
konnten. Und so sagt denn von iler Windstille Aesch.
Again. |45. Liij xivai dviiiivöijvi ziavao!;. X9^vii'.^
iysvndcii dnkoiui: TH,i:rj und im Gegentheil Kurip.
Iph. Aul. 497.
i'xvj OTttaTsia &iaki'lisio' s<^ Aükidoi.
Ebenso fleht der opferiiile ^leoptolemos in der Heciilia 53i.
zu seinem Vater:
luoai zs Tioi'ijivai xcu X^-kivuntjoia
vsiöv du.; ijfi/v.
An der Slructnr Ijv kvo/~ Jrtiös oixov wird doch wohl
^iieniand Anstoss nehmen: zum Ueberfluss vergleiche uiaii
mich das bei weitem Kühnere: sg'.höau y.axakvaova
iiuiol^ov f'AuTüv Eurip. Snppl. lO'JS.
Dann wird p. \(\ in der Elektra des Sophokles Vs. 591.
► trgeschlagen :
/TW," ravx S7iatvsau)fiSv; tj xai xavr' ipst'i
u'ji Ti](; i^vyuxoug dvxiitoiva kafjfidvsii,
was Rer. für richtig iialf, obgleich er nicht zweifelt,
ilass die conservative Kritik die Vulgata: /^ xut XOVt'
tijtiii, tij^ etc. also vertheidigen wird : oder wirst du auch
dieses sagen (d. h. oder wirst du auch jetzt zur Beschö-
iiiguug der Verbindung mit dem Aegisthos diese» sagen,
was ilu nämlich schon zur Rechtfertigung des Gatten-
inordes gesagt hast) , dass du nämlich für deine Tochter
Rache nimmst.
Beiläufig wird Vs. 588-
TtaxsQtt rov ä^ov itQÖoSsv s^ano'jksaai
für unacht erklart, worüber Hr. W. an einem andern
Orte sprechen will.
Eudlich wird Vs. Ö06.
xi}ouaas u ei; aJtavTai, ti'xe x?!7S» xo.xijv
verbessert, eine Gmendation, die auch Rec. schon vor
ein paar Jahren, als er die Elektra des Hrn. W. erhielt,
und durchging, am Rande dieser Ausgabe sich angemerkt
hatte.
P. 17 — 20 bespricht Hr. W. die schwere Stelle
Vs. 144 sqij. Zunächst erklärt er sich gegen HermaiiD'<
Verbesserung :
t6 '/dp DsdCov SV ToioiarSs ßäoysxat
Xtu^oiq, ip ai'Tov, xul viv oö i^aknog 9sov etc.,
/0."1
750
iiiiil ih.mIiI mit Rim1i( ilainiif .mfiiiii k.-.iin , il.iss cK liiiT
»ehr h.irl Hci , inti »n rr;;,'iii7.«'ii. Wi'iiii alipr llr. \> .
noilaoii, um II.Tiiiaiiii's Krl^l/iriiii.;; : ,.jin ciiilis apIas liiijiis-
iDOili in loii« iia'irUiir, uLi sai juris es/" '" » iilirli!,'<'ii,
»irh «Uraiif brriift, ilic .liiiigfraiirii im llaiKi- il<T Aoltcrii
|rl)rii<l, seien keincsiie^s liei «Int (»liedien sui juris, <l. i.
selbslüiidig (iilerae ac soliilae) geiveseii, so llnit er ilamit
llerniaiin Unreilil, der oircntiar nur sugon wolltc, ilie
Kinillu-il lelie fiir sich ungestört und unbekümmert. So-
dann greift Hr. W. ^likTlUi .Veoc an, niul ineinf, <las§
»eiler it (iKtt U ^ liloss lon der .Soniieiiliifje yebrniielit
werde, nnrh i^ f (1 •; allein fiir sieh den .SdnnenijnU lie-
drute. >Vo Letzteres der Fall sei, nie in Eiirip. .Sii|)|)l
3()S. 4li'i. IMedea .ih'i , da <,'ehp aus dem ZiK.iMiirienhante
hcnor, dass kein anilerer (iiitt gemeint sein kiinne. Diess
«ei in den Trachinierinnen nicht der Fall, und s.» stellt
denn llr. W. her:
yv)(ioii, i'ii' aiaivovTog ov da}.itoz dtoi.
Allein etiia» Matteres, als di.se Conje.tur, kann nidit
Icii ht '"efiiiiden «erden. Sodann alier ist die Argumen-
tation des Hrn. W. üler i>C(>; Z"ar ganz richtig; wie
kann jedoch hier in iler Verliindui g mit Regen und Sturm
au einen andern Gott, als an den itnnnengutt, gedacht
Herden? Man lese nur:
— Hai vcv OV iyäkTtoi 9e<n'
ovS' önfigoi oi'di 71 vevuätujv oi'dhf y.koiLt.
Oder meint Hr. W., da«s man hier auch den Hephiislos
verstehen könne? Und so ist denn auch noch in andern
ähnlichen Stellen iieüi fon der Sonne gel.ranclit, wie
Aesch. Pers. 494. ^pii' oy.cöaattiivai 3cnr ä/.riia; und
Eur. Ale. 72'^- (fsyyoi, tov i^eov. Heracl. 74S. i>fo("
(faeotfi/ioOTOi aiyai. Und an einer unzHeideutigen
Stelle hat Aeschjlos sogar 3 01X71 Oi allein von Soonen-
warme gebraucht Again. 943.
y«/ rros iiiv iv xeiuoivi ai^uaiveiq ^okwv.
Doch «ir kehren zur Stelle zunick. Hier ist allerdings
in der Vulgata zu yuQ vscii^oi iv zo/oiodf rJoo/.rraL
YWOOiaiV ai'TOp der zuletzt stehende Genitiv anfl'ällig,
den jedoch angstliche Buchstabenkritik so erklären würde:
,,denn die Kiiidheit lebt in solchen ihr zugehürenden
Platzen" oder „die Kindheit sich nur arigehürig lebt in
kolchen Platzen." Beides ist aber sehr hart; nnd es
scheint ilaher uirw hergestellt »erilen zu müssen, ab-
hängig lon ßuoy.ez (i.l , »ie bei Eur. Ion, (ißO. Ion den
Vater, der ihn mit sich nach Athen nehmen will, drin-
gend bittet, ihn in seiner Unbedentendheit zu lassen:
ia St n aizip Civ.
Wie richtig diess auch hier stehe, zeigt der Gegensatz
Vs. 14(1 sq. kdßrj c iv vuv.ii (j^üoitiölii i-isi/ui Hiüt
7l(t6; dl'f>(jüq i) ziy.VOJV Cfaßoif^ilvi^. Denselben Ge-
danken drückt Eur. fragm. Antig. Vlll. loni Manne aus:
C,£vx9üz yäfxoioiv ovy.E'^' sot i't.EvSsuuc,.
L'ebrigens bedarf es hoffentlich nicht weiteren Beweises,
dass die Worte t'v ruioiode -/ojcioi; keineswegs einen
mit iva angeknüpften Ortssatz uothwendig machen, da
sie durch das vorhergehende oI? S' iyio dVf^tOCpSopuj,
fii^T i/.nä&oiq Tta^ovoa, viJin ö' ditHQOi; ei genügend
erklart »ind.
P. 2ü "ird \s. 15;. To/tV viiiiy.öpaHuvia zov
■/(ithitn ritui, Vs. '^l*^- d.vrc.ouonri, Vs. W\{\. ■/.(>.■
v</.ltii)riao'ict.( verbessert; Krsteres unzweifelhaft richtig,
das l'elirigc w .i!ir,-.clieiiiliili.
P. ','1 6(j. spricht lli. \\. über Vs. 2'ib.
'diiir), cfiktrt yfraixfi, nvde 11 öiiiinzoQ
(foovou Tiuoijkde, rvvÖE fiij Xeiaaetv (tt6}.oi.
Diess soll falsch sein, einmal, weil man nicht sagen
künne (tiiiii iinunzo^ Cfouroc. nnrirjAh: nculi custodia
nOH priieteriit , da es sich von selbst 1 erstehe, d.iss ein
tvachs.intes Auge aufpasse; sodann, weit nicht /^£' , son-
dern nur iler Acciisativ der ülierseheueii Sache hiiiziige-
' fn;;t weiden kouiie. Allein sobald ni 111 die Stelle g.iii«
einfach versteht: .,»nd nicht hat die ^Vacllsanlkeit de*
Augen mich übergangen''^, d. h. , wml nicht hat die Wach-
samkeit lies Auges mir gefehlt, mich verlnssen, »m <lie-
sen Zug nicht /,ii sehen"; indem man sich dabei au die
ßgurn hersoHiilit erinnert, über die Rec an einem an-
deru Orte ansfiiiirlicli li.iiideln wird; so bleibt ilurchan«
kein Aiisloss, und Hrn. ^V.'s Bi'denken erledigen sich
von selbst. Er sehrcilit mit Aliisgrave it i ö L ti öiiiio.-
ZOi WOOl'OC.V TCaoi^K'U. und versteht dazu öoE O OZO-
ho;, was aller wegen des folgenden roidf li>/ Xcl'OOCn^
OZo) Ol niilit fügircli angeht. I!es<er hätte llr. W. blo»»
da» oolx-stimmte Pronomen es als .Siiliject aiigpiumunen.
P. L'2 — 26 behandelt Hr. \V . Vs. ■>{,:.
(fujvfi de. dovAo; uidooi vi^ iKEidtuoi
oaioizo.
Mit dem, was er gegen die bisherigen Erklarniigsrcr-
suclie vorbringt, miuss man im Ganzen einverstanden sein ;
so namentlich, wenn er nachweist, dass die Genitive
civö()oc, ikevdtQUV weder von ^moizo abhangen, noch
mit Hermann zu booKu; gezogeu werden können, »obei
ilessen Erklärung: quod servus ab Eurystheu , qui Über
esset, /rangt se pateretur scharfsinnig »iderlcgt wird.
In zwei Piincten nur kann Rec. nicht beislimnieii. Wenn
erstens Hr. W. sagt, dass hier (p u} y E i de die mit
ktyojv — fJtv angefangene Coiistruction auf eine uner-
trägliche Weise unterbreche, da Sophokles nur auswich-
tigert rhetorischen Gründen solche .Abweichungen sich,
gestattet habe, so ist Letzteres zivar ganz richtig, findet
aber auch gerade hier seine Anwendung. Denn es wird
ja mit den Worten (fmvEi St emphatisch der ärgst«
Schimpf, den Enrytos gegen den Herakles ausstossen
konnte, dass er nämlich ein Sklave sei, angeführt. Wenn
sodann Hr. W. meint, dass zu i)ovko; die V'ergleichungs-
partikel ot; unumgdnglich votliwendig sei, so ist diess ein
irrthum. Denn nicht selten steht doiiXog geradezu von
solchen, die, obwohl nicht eigentliche Sklaven, doch
wie Sklaven behandelt werden , z. B. Soph. fragm. Aload.
VIII. öoBkov — öiiza ZLov Tiekao, tikvElv. Eur. fragm.
Archel. XXXI. (XVI.).
— Ol yaQ ijaoopEi
Toii Y.QEiaaoaiv (fikoüot dovXeveiv ßQOzvJv,
und vergl. die nuten citirten Stellen. Daher sagt Soph.
fragm. incc. LIV.
oozti de Tiooi zv^avvov euTiogevEiat,
y.eivoL' 'ort SoCkog, y.dv ek£v9EQo<; fJ-oArj.
Daher konnte Eurjtog hier recht wohl den ilerakU*
757
758
•{eh.'issig einen SoCko:; des EurjstLeii» nennen. Hr. W.
nun vprliessert die .Stelle also:
ointi de doi'kog dvdoui dpi sksvdtQov
ÖuiOtTO,
wozu' dio Stellen Ai. 1020. Phil. 9 )•'). Ai. 502. Oed.
R. 14') I. cilirt Herden. Allein in dieser Coiijectur mis^rfillt
zunächst die Partikel cöatl, durrli »elclie hier die $('liiin|>f-
rede de« Eurytos, besonders im Gegensätze von dii
i'ACl'itiUOV , sehr geschwatht wi'iide, sodann noch mehr
das ganz mi'issige Wort d l/Ö ^O g, nas nichts desto »e-
ni^er loranstelit.
Eine nahrscheinlicbe Einendation wird also, nbi^e-
«elien von dem .Sinne der ganzen Stelle , vorzi'iglirh mit
diesem dfi^iiu^ es zu thun haben. Trefflich passt dirss,
lind i'ibeiliaujit «üre der Sinn tadellos , nenn man
rirhriebe ;
Cfujvsi dt, öüiko; didoo<; cöi dj^kvdoioi
öu/oiro.
Orjkvdoiov konnte ebenso leicht in ikfudiuov verderbt
»erden, als es auf den Euryslheus passend ange» endet
»ii(l — man detike nur an da» Apollod. II, 5, 1. Diod.
Sir. IV, iL'. Erzalilte — unil dem tragischen Style ge-
Ulä^s ist: so «ird bei Aestb. A^ani. I(jü8. Aegislhos
gerailezu yvval , — Svvip' ävÖ^oq ai(}-j[liOvaci ange-
wendet, Choeph. 302. hcisst es von ihm und der Klv-
tämnestra zusammen: Öi'oiv yvvaf/.üiv uiö' iiTHjy.oot^
mkc/V, Soph. Atr. fragm. 1.
Ferner Aesch. Prom. lOüö. dljki'HOli; yBvr^OUHul. Enr.
Herr. für. I40.'i. ci o' uil'aiui T/i di)kvv üfi' , ovy.
o.lvioti.
Viichts desto weniger hält Rec. eine andere Veruiu-
tliung für waliräclieiulirher , dass nämlich dvÖQOi ein
Flicktrort ist, und Sophokles geschrieben hat:
ffuivsi dii, öoiAoq (jjs ikeodt^ov yiyuj.;
liaioi.'u.
Dieser Gegensatz zwischen der Geburt und der gegen-
Ȋrtigeu Lage , welcher hier zur Scharfung des Schimpfes
dient, ist den Traj;ikeru gelaufig; s. Soph. £1. UJÜ-
i-Tiftra, d' viOTcso e^ECpvi, iksvOepa
y.akit TU kumov.
Eur. Hei. 2S3.
doi'kij y.adeocijy.', oio' skei 9eoüjd diu.
Eur. Phoen. ßiy.
o'ig dTijuoi;, oh.rqd Ttdoxwv, i^ekavvouai jfi^ionj.^^
Öovkoi; u)s, dkk' oi'-)(l TUL'Tuv Tiaroui üi&t:iov
y Ey Vi g.
Soph. Past. fragni. V.
tovTOLC, yc'.Q üviti öerj.iocai dot f.Ci'Oiici'.
Aesch. Choeph. 902-
Sij^ujg ingädi^v, wv ek£v9sQov uaTQu<;.
Rec. könnte hier abbrechen, allein er fürchtet, dass
einer von den Alles erklärenden Kritikern diese Enien-
datiou auf die Vulgata anwende, und diese so eikl.'ire:
„und er sagte , dass jener eines freien Mannes Sohn als
Sklave geniisshandelt werde." Dagegen ist zu bemerken,
einmal , dass so der Genitiv ohne ein regierendes Muuicn
nicht gesetzt werden konnte, und zweitens, liass ein grie-
chischer Tragiker dann wenigstens TiaTOU^ ikEvde^fOV,
nicht dvdoüt; geschrieben halte.
P. 2() s<j. behandelt Hr. VV. Vs. 32.3. Er emenilirt:
in lo.üti Ti/i ye TTfjuaxHr ouötv i!; toov
%ijuvoi ötijatt ykojoouVf
wozu er einig« Siellen (Ai. GM). Hol. El. ö'Ui.) cilirt,
in denen jedoch allen nur das verbuni simplex livu.1 io
ähnlichen Verbindnngen vorkommt. Diese konnten aber
noch durch viele andere vermehrt werden, wie .Aesch.
Pers. b2 7. itvioi; tu — di'oi^gou ßdyua.Ta. 90-i.
ilfi' ai'aviju — audäv. <)üfi. /iöw lut — ytiov.
Sepi. r. Th. 847. Oqijvuv — oifiui o(f — £Y. — otrj-
iti-mv ijOSiv. Choeph. .'j.'il). cfcüvijv ijoousv Ilaüvr.-
oiha. Soph. Oed. Col. loj. zu TUi £i'(fljiioi< Oiiiua
(fQijvridüi; liVTSs. Enr. Her. 33fi. Tldauq — cpitoy-
yu(i iiiaa, Troad. 45Ö' von den Sonnenstieren aaijy.n
cfdjvi'jfoouv i'joovoiv nore. Ilel. J9|. J\ai; — vd-
fiov iiiaa yoEoov. El. .'isT- ^Ei knnc. lii 9eoi~.
Phoen. I3fi9. ijy.E IlokvvEiy.iji dguQ. Iph. Aul. tlOH.
TlijtXic; icicr«. UEraijukuc dörouaTtov. Aus diesen
Stellen geht hervor, dass auch an unserer Stelle, wenn
nicht oii)tr (/. (f i] 0 E I ykiijonnv nach Eur. Hipp. 1004.
yf.(f)ar)d.v il' a(f E ivat , nur ol'div i; a E t y/ojaoai- ,
nicht oi'Ser dltjosi ykuiaaai' gesagt »erden konnte.
Setzte Sophokles dieses Compnsiluin , so hätte er ge-
schrieben ovbkv SniaEi ykuiaajji, wie ähnlich Eur.
Suppl. 124. TcioHi yuij üi'öti', IUI] öld ykojijai^c t'di;
Soph. fragm. incr. XVIII. y/.d'jaarg xoi'Cffti'ui/ oi'div
(ui dtii/y £1(1.1 und Oed. Col. 963.» was von Hrn. W.
selbst citirt »ird, iULKfOOuq TOV OOV dlijxat OuifiU-
ros. üebrigens aber ist die Vulgata
ovTÜfiu T(/y y£ 7T:(jij(r^Ev ovSev Ei; taov
XQovv) ötuioEi ykttjarcrav
durchaus richtig. Man übersetze: ,.nicht also wird sie,
libereiiislimmend mit der früheren Zeit, irgendwie hin-
sichtlich der Zunge sich unterscheiden", namlirh von der
früheren Zeit. Es sind also nur nach einem bekannten
Sprachgebrauche die Worle xti) yE TToÖadEV Xuovij}
zweimal zu construiren, einmal zu it. larov, das an-
dcreinal zu öioiirEi ykiiicmav. Hierdurch erledigt
sich der Einivnif des Ilru, W, gegen Hermann'.^ aller-
dings nicht ganz genaue Erklärung: ni7<i7 dißeret ab »e
ijisa von selber. Zu vergleichen ist noch Soph. Phil. .521.
[uua iii-) TOT OLy-Ei^ aiToq ruig kdyoig toitoic (pa-
i>fi, sowie Eurip. Hipp. 304. iooi> d dTiEOfJEV riß yt
P. 27 sq. behandelt Hr. W. Vs. 331, und verbessert:
— f.n]de TiQog y.ayoti
toii oi'ot ki>iji]v E^ iiioC< vEav kd.ßot.
Uiess ist allerdings eine tadellose, des Sophokles wür-
dige, Redeweise. Allein aufzunehmen war sie nicht
ohne Weiteres, da einmal 71 Q u ^ y' EUOV, woran Hr.
\V. wegen des vorhergehenden 71 QO^ y.nyotg ansliess,
durchaus ohne Nothweiidigkeit geändert ist, sodann aber
dieselbe Wahrscheinlichkeit, wie Hrn. W. 's VEUp, auch
andere Versuche haben, wie z. 15. Heruiann's 7l(j. y. toi\
oi'oriv dkkrjV uoos '/' hiov kiuijV kdßoi , was auch
im Vat. und einer Pariser steht, und tto. x. toü uvot
759
Kilrv rttiö; y fiioi~ iafjO( rtvo «der SiliJifir's rto. z.
roii uloi ■:T(ju<rds ttoo; 7' tuor iiut-v hißoi, so
il.iss es nur Sache der Willkrtr oiler sulijcrtiien VVohl-
);rfallpii8 ist, «las Eine oiler das Andere vorzuziehen. Rcr.
i,( aber lielniehr der Ansieht, da«« aus der Lesart der
liiiiher xou oval ).i>-l\jV iiüöi y iuov ki7l);v (al.
t 1'^ n) ).nrJot gani einfach mit llerniaiin zu lesen und
HU erklären ist:
— fii-öt Tioü., y.cr/.oti
luii uim kt''7ii-v :ioöi ",' tfifi Lv^tttj kdßuig.
„.-tisil, ut in vtalis , in ijuiius est, dnloii f/as a me
alias accedat dolor. Eine andere Erklärnn;,': „nicht niiitfe
sie zu ihrem gegenwärtigen Unglück durch Schmerz «on
mir Schmerz empfinden", bei «elcher ahcr umgekehrt
/-llfj :i(>oi 7' tfJOV kvTlljV kdßoi zn schreiben uäre,
prHahnt Rec. nur, damit sie nicht von Andern als et«as
Neues aufgestellt «erde. Dass die ^Viederholung de.«-
selbeii M'ortes in ilergleichen RedeHeiseii bei den Tra-
gikern stehend sei, ist eine bekannte Sache: Rec. erin-
nert hier an Eur. Ilerc. für. 327. /f«?'^' ^Qoadttvut
yttfjtv; Orest. 32Ö. </> Suxoia du^^iOt avf^ifftod —
rii ü/.aaTÜovjv; ibid. 7öC). zovr' uv ngooth- toi;
iuoii y.ay.ou v.uv.6v\ ib. rJ92. ciaxpi'« bdy.Qvnt cvvi-
TTffff; Acsch. Pers. 523. //>; za/ ti rjpo; '/.av.oioi tiqo-
oihlTUI y.uy.up; ferner, »eiche Stellen uns noch auffäl-
liger sind, und der unserigcn noch näher kommen, Soph.
Ai. 8(38- ^oi'o» Ttovw Tiüvuv (fiQUi. El. 23ü. ui) xiy.-
jtiv a' tixav UTM!;, Eur. Suppl. 82. äyuji> — yowi'
yuoii diadoxo<;\ Ileracl. 483-
i)i:ku) TiL'^EoduL, fii] 'n\ rot.: rrd'Kai y.axoii
luocry-chiivdv xi Tiijua oijv dd./.vti (fotvu;
Phoeu. 1500. (fövo) (fävoi — öofAOv wkloEv. Hei.
1180. iTil Ttdbea iid.i^cai (pfgetg, ddtJoii iv oufu-
uogati Jkioic, wo z»'ar die letzten Worte, >vie das
iMelrum zeigt, verdorben sind, aber «enigsfens noch ein
mit Ttadicri synonymes Substantiv stand: s. Hermann;
Aesch. Pers. 998. ööoiv y.aydv v.a.y.viv YU/.oii. Eine
neue Erklärung hat übrigens vor Kurzem Hermann zu
Eur. Or. 490. aufgestellt, indem er kvni]V Ugö^ y
ifiov t.vnr<; kußoi festhält, und dazu sagt: ,,Qnum
rogasset lolen Deiaiiira iit diceret, quae esset, illanique
audisset obstinatam tacere, rerte videliir dicere, noile se
ad captiiitatis mala etiaiii hoc ei accedere, uf pro dolore,
in quo sit propter infortuniiini euuni , aliuni capiat dolo-
rem, si edisserat causas lioloris. Id est enim dolo-
rem cum dolore comniutare." Damit kann Rec. auch
nicht einverstanden sein: denn wird lole gegen ihren
Willen zum Antworten gezuniigen, so verlauscht sie kei-
neswegs den früheren Sihinerz mit einem neuen, su dass
etwa jener verschwände , sondern zu dem früheren
Schmerze kommt noch ein neuer hinzu, »0 dass sie jetzt
von doppeltem Schmerze geplagt »ird.
P. 2;) bespricht Hr. W. Vs. ItOO.
duoi yoi^i i'jr Tiu6(f,avTov iy. nargui ■nu/ai
nrpö^ xuif nveövcujv urüei/o; t^aieiv 'v:x o
uud erklärt sich jedenfalls mit Recht gegen diese uner-
hörte Präpositiiinenhäufung, «eiche hier desshalb iiiiinOg-
licli ist, «eil beide Präpositionen sich schlechterdings auf
das Eine UIÖSVOC beziehen müssen, «ovon dann der Par-
titivgenitiv tujv UVEUptuiv abhangt. Es ist daher die
7G0
alte Erklärung von Hermann: .,;per virot a nemine or-
cisum iri i. e. non occisiim iri per vivos, ab nullo euruin^'
ilesshalb falsch, «eil die Negation zu ileui Tlgug tojV
TIVSUVTIDV , wenn dieses zusammengehören soll, rerwisst
ivird. Dann musste .Sophiikles schreiben:
/((); TtQuc iiVBOVTUH' fnjdivog Saveiv vtio. J
Nun ist es auch klar, dass <lie verglichene Stelle Eur.
Cr. 39(1.
iy. iifaafidtv)v dl rädc locreig Ttoiu)v i'^o
ganz anderer Art ist. Hernianti hat sie richtig erklärt;
,,has iluas quaestiones contiiiet: ex siiiiulacris aegrolnis?
ex quulibusi ut diti potuerit iy. (fuoiidcujv dt voooh ,
Tiuiuiv 1710 COöi/s''' scheint aber dennoch die Vulgata
in ilen Tiachinierinncn gegen Hrn. \\. in Schutz nehmen.
Wenn aber Hr. W. mit iVIiisgrato und Schäfer
Tiuui ivju nvsöviviv iiijdevdc i}icn:ii/ Ttoic
herstellt, so ist diess keineswegs sicher. Denn das Er-
fnrdtisclie tloi/ t fi'^ v t o v z vi v fj. xK hiiu ist »enigsteus
ebenso gut, und wenn am Schliiss vno gestrichen wird,
so kann dafür nach bekanntem Sprachgebrauch auch do(ti
oder ylQi oder (jio. gesetzt »erden. Für das Besste hält
aber Rec.
TW)' ^itv Tlpeoi'ccov itr^öivüi i^arih 1710,
dk/.' oai/i A't'dov (f^/uero: oiy.i':Tt'jrj n t/.ui.
P. 30 schreibt Hr. W. in Vs. 33(3 sq., zum The.l
nach Andern:
— oloTivd^ t' dyeu earoj,
luv t' oööit/ eiaijy.ovoaq iy./.idd7ji; u dti,
was das Richtige ist. Wenn er dagegen Vs. 335.
auTOv yE nQo'jTOv ßuiov di^iuiivao , ÖTiioi
an der Partikel yi Ansloss nimmt, und dafür ciToi ti
vermuthet (jedoch nicht in ilen Test setzt), was mit ßuiof
verbunden »erden soll, wozu Matth. Gr. Gr. g. 487. 4.
citirt wird, so muss zunächst diese Slelinng des n als
nicht gerechtfertigt bezeichnet, sodann aber bemerkt wer-
ilen, dass der Rute desshalb mit Nachdruck zu der Deia»
neira, die in den Palast zu gehen im BegriiT ist, sagt
ai'zov y€ 7T(}ojTuv ßo.Luv dnjiiivuoa (hier auf dieser
Stelle warte ein wenig), «eil er ja auch mit ihr in das
Haus gehen und dort seinen Bericht abstatten konnte. So
sagt Kreon zu Oedipas Oed. R. 91 sq.
ei Tv'ivöe XQi^^ii TikiyOia^opTojv x/.t'fa ,
'ero/uoi eintiv., ci'ci v.ai areixetv eow.
Noch an drei andern Stellen (Soph. El. I50(i. ngüaaliv
ya. Phil. i4(iy. fir^Tivj ye. Ant. 73(). Xi'i; 7^) '"bes-
sert Hr. W. ti statt yi, in der ersten und dritten Stelle
ziemlich wahrscheinlich, während die zweite keiner 1er-
ändeiung bedarf.
Vs. 514 sq.
— — T(l'£5
rtdfjTiki^XTa Ttayy.ovnd x' i i-
rjkdov dedk' dyo'jvuiv.
Hr. W. schreibt itr,voii, und beruft sich anf seine Rf-
ceiision des Lobeik'schen Aiax p. 52 sq. Dort hat Hr.
W. hinlängliche Beispiele zusammengestellt, um die Re-
densart A^tpyfSöi'i'a« ded'ka zu rechtfertigen; am nächsten
kommt in den Trachiniorinnen seihst Vg. 156. TTokkovg,
701
70?
dyojiaq c:iun\ Demiiarli »agf er p. W\' ,,Uriini>(;licli
können auf ahiiliclip Weise die Worte — erkl.'ift »enlcii.
Denn liier ist ton keinem Gang oder Ausgaiip;, sondern
ledi;;lii!i ron dem Bcsle/ien der K,1in|if« djo Hede, »el-
clie Herakles und Acheltius als Freier der Deianeira mit
einander zu k,'lin|)fen lia((en." Dass dieser Kinivnrf un-
l)e;;rrindet sei , zei;;t eine iinl)efan;;ene Betrat liliing iler
Stelle. Der Cliur, um die iMaeht der Liebe zu srhilJern,
nill mit Uelier^eliun^; der (lütter nur ernähuen:
äkk' irtl rdrö' ao uy.oiiiv
TiVCi dficpiyvoi- y.uTtßav nou '/«^«wr, r/Vr;
■na'iirikiy/.ca :iay/.6vLiä r' i ^ i] k 9 o v aeifk'
dyujvujv.
Kacaßaiviiv sieht ron dem Heruisleigen in den Kampf-
platz, wie im Lateiniselif n descenilere, und daran sihliesst
»ich denn ganz nadirlieli ^iitrrjfCjthil ('utfiu'., "obei aber
der 15e(;Tiir des Gehens keinesiiegs su zu urgiren ist, »io
es llr. W. zu thuii scheint, ebenso Hoiiif, » ie in dem
Deutschen : in den Kampf gelien> Aehnlicli Eurip.
IKc. 224.
nirj' iq ysguiv äiiiKkav ei;i}.9rji eiio!.'
and frajjm, Dict. XVI (XIII).
köyuiv /^{ccratcov €/'; dj-tikkav t^iojv.
lu beiden Stelleu ist das Ausgehen nicht h Örtlich zn
nehmen. Uebrijjcns wird in beiden Jic'itzen kcinesuegs
dasselbe gesagt; zuerst heissl es: welche Geg?ter um die
Vermählung mit der Deianeira den Kampfplatz betraten;
es wird also der Grund und Preis des Kaniiifes angegeben;
«odann: welche in den schliigereiclien und stauhreichen
JVeltkampf gingen, wodurch aUo die Art des Kampfes
als Pankration [Faustknmpf und Ringen, wie llr. W.
jene Epitheta zuerst richtig erklart) näher bestimmt wird.
P. 32 — 35 spricht nun Hr. W. über die folgenden
Worte Vs. 5 IG S'l'I- Allein Rec. kann mit iler Cehaiid-
luiig dieser Stelle in keinem Pnncte einverstanden sein.
Hr. W. beijiiint mit der richtigen Erklärung; von 7i.rJ.^u-
TlkljAza nuyy.iJvtrd tc, die so eben angefiilirt worden
ist, er irrt aber, wenn er meint, dass Faustkampf und
Ringen gi'trennt zu nehmen sei: es ist vielmehr «erbuu-
dcn als Pankration zu denken, wie es diesen ausserge-
wohiilichen K/iiiipfcn angemessen ist, unil auch z. B. in
der bekannten ISescIireibnng bei Uvid klar heriortritt.
Wenn sodann Hr. VV. fcirlf.'iliri : ,, Ac prius (juidem rer-
taminis genns, pugilatum , nemo non lidet significari his
Tcrbis: züf ijv ;i;f(Jo's, ijv öe cu^o)v ziucayoi; , lav-
Qiiu)V t' d.vditiyda y.ngdzijjv'-^ , so ist diess geradezu
abenteuerlich: denn wie kann denn Herakles im Faust-
kaiiipfe ilen Bojjeu in der Hanil behalten 1 Und warum
«oll er seine Faiistschlägo auf die harten Stierhürner iles
riussgülles richten? Beides würde ihm wenig geholfen
haben. Die Stelle ist vielmehr so zu erklären: Herakles
und Acheloos beginnen den Zweikampf mit den Haffen
(gleichsam eminus), jener schiesst seine Pfeile ab, dieser
«acht mit vorgestreckten Hörnern, die bei ihm die Stelle
»on Speer und Pfeil vertreten , den Gegner zu durch-
Lohreu. Da beides nicht gelingt, so stehen sie davon
ah, Herakles ISsst Bogen und Pfeile fallen, und e« be-
(inut der Faust- und Ringkampf cominus.
Zeitachr. f. d. Altcrihumtw.
Kun wird leicht die Argumentation de» Hrn. W. von
selbst zusamnienfallen , mit der er im Folgenden die
Worte i'v dt filrviTliov ijtütvia nkryiiaru angreift,
denn I) sei ilioss dassellie, was oben lluxayoC, y.£QO.-
TdiV , 'J) könne Sophokles, nailidein er dii(filkty.lOL
y) i iKfAi-i <om Ringen gesagt habe, nicht nieder zum
Fanstkarnpfe zurückkehren. >Vcnn sodann Hr. W. no< U
behauptet, der Vers
y'klua/.ii^ , ijv 8t (lETVjnv)v ö}.6i:vin
sei geradezu uf^iicgog, und es sei nicht erwiesen, d«;i
f
Sophokles /.fparwi' gesagt habe, obgleich Euripides und
Andere yJgaTl und xigaat gesagt '■» haben schienen ^
so wird zunächst bei dem reichen RhWlimenwerhsel in
diesem Exinlos Niemand die Verbindung (so iheilt Rc-
ceusent ab)
, / II I ^
— V V — v V — ■ — V II
anflVlIlig finden, und die Production des U in y.eQUTWV
ist nicht bloss durch Eur. Bacch. 915.
yai Oll) yiQUie ygctri TlgaamecfVASvai ,
sondern sogar durch Aesch. fragui. 170. ed. Schütz (Athen.
XI, p. 474 C.)
— agyvgi]KaTOti
yjguat iQvaä oxuiiaia Trgoa-ßsßkiTfihovg
dergestalt geschützt, dass es AVillkür ist, dem Sophokles
sie abzusprechen. Eher müsste man anslossen, wenn das
a in dieser Form kurz wäre. Wie gelaufig jene Lauge
war, zeigt auch die Form yiguaioq etc. der späteren
Epiker, z. B. Quint. Sm. VI, 225. 5!<?i- Ti)v fitv X9^-
oioto yEoda-voi üßgiiioi; Ijgwi und ib. 238. yvd/jTtis
ßhj youregoio ysgdavoi o'i de oi d^tqv). Vergl.
ftlatth." Gr.Gr. Th. I, p. 236- Wo dagegen a kurz ist,
werden die Formen ohne r gebraucht, wie regelmässig
im Homer.
i\ach dem bisher Gesagten wird man nun die Aen-
derung des Hrn. W. beurtheilen können, der die Stelle
so schreibt:
Tor' rjv %£QÖs, t;'v de ■v6i;ojv ^
uärayoi;, ravgtiujp z' diufttySa fisruj-nujv,
fji/ ä' dfitfinkey-zot
y.Ufiayei, i}v ö' ökoevTCt
nkiyuaza, y.a'i azovoi; dfitpotv.
P. 35 sq. behandelt Hr. W. die Worte Vs. 574 sq.
— 5 mkayxökoi«; _^
aßaipev /ot's 9giii(ta Aegvaiaq i'ögaq.
In zwei Puncten hat er unzweifelhaft Recht, einmal, dass
er die Hermannischc Erklärung (st sanguinem sumpserit
ciica eam partem vulneris mei concretum, ubi sagittas,
nuaruiii una lrans/i.vus sum, hijdra veneno suo tinxit)
verwirft, sodann, dass er als Subject von tßa<\jiv den
Herakles annimmt. Wenn er aber selbst schreibt:
— Tj fiekayicökov
eßaipev ioö dgiiiiia Aigvalai c'Sgai,
was übersetzt wird : quo lividae sagittue venenum hydrae
Lernaeae demersit Hercules, s« kann diess nicht gebilligt
werden. Denu zunächst heilst itgef^na au sah nicht
ÖO
7G3
764
dat Gi/I, »onilfrn nur das Ernährte, der Zögling, alumnu»;
man k»iiii also »ulil ihiiufiti ^tf^va/((s idou^ loii ilciu
(jiftf lai^rii , »aü im k'irprr <ler Lerii/lischfii .Sdilange
•irli rrznitft bat, alleio riiie Verliiiiiliiii|; , «vio i'oü
ihifiilKt ^/fpiniVi«; vö()aC; filr ilcii «liirdi das Srlilaiigeii-
gitt liriiclzfeii Pfeil ist (liirchaus iiiistatdiaff, uiiil l.'lsst sicli
iiirlit iliirch niidrre Heispirlo von ilu|>|irl(nii , demselben
ISoiiioii aiideliüreiiilcii («enidveii re<htfer(ij;eii. Soilaiin
»rrd mit 'lumtlf in der hier iiotIi»veii(lij;en Bedeutung
nur der Aicusatii' des rer» iinilenden AVerl<zeng;es selbst
({esefzt , »io ausser den ron Hrn. W. citirten Stellen
(Acsrh. I'rom. ,S(),(. E<ir. Pliuen. 1071. Dionvs. ant. Rum.
\\ l.'i.) auili .S()[)li. Ai. 'Ja. ißnlpac, iy/oi- Eudliih ist
die ^'ulj;ata durchaus tadellos, die aber so rerstanden
»erilcu inus«: uii Hercules atra iile tinctam sagillam ,
hydrae Lernaeae alumnnm, demersil. O^lfif^ia A. i.
ist n;imli('li A|)|)osili()n lou i'ui'^ jteXuyxoXovc- der schtcarx-
gdllige Pfeil heisst tiuiufiu der Hyder, weil er aus ihr
gleit lisani seine Mahrun;; gezogen hat, d. h, durrli £iii-
tauelinu^ in ihre sc/iicarze Galle rergiftet worden ist.
An dem Plural /tik(xyj(uf.ui<i; lOVs, »eleheu Hr. W.
alienisaitnum ai hnc loco nennt, w-rd wohl Niemand an-
(tüssen , der So()h. Ai. ?3I. avyy.UTay.Ta<; y.eXc.ivoii;
i;i(feo/v floiu ; Bur. llippol. UH. 7l(iooev'/,<J/iio9a
Tuioi aoi.; dyükf^taoi, ötanotva Kvn()ii (toll. v. lü|.)
tergleirht. (Anderes, wie TS^fcOLiuzCC ron Kineni Becher
Phil. 3(i, 'on Einem .Sarjjc Eur. Or. lü''4, sowie ähn-
lirhe Beispiele aus rümischen Dichtern übergehe ich mit
H'ilien). Ebenso tveni^ kann die darauf folgende Appo-
sition im Singular aulFallen: s. Alaltli. Ur. Gr. §. 4.jl.
Vs. 6-27 sq.
'.4a)^ oioda fAiv d)] xai tu rrjc; ^tv/jq üqü'jii
TtQOOÖi-yfÄax', aviijv w§^ eöe^ä^r/v ipikoti;.
Schon Hermann, von dessen Note Hr. W. p. 37 ausfoht,
sliess au der ^»lellung des Pronomens avtl]V au, und
meinte, dass mau vielmehr u)^ LUV eiotdüi^Ufii^v (piKttii
erwarten solle, sucht« sich jedoch durch die Erklärung
zu helfen: ,,rtc scis etiam hospitae e.rcepliunem , ipsam,
1. e. vel haue , quam amice exceperiin. Mr. W. verwirft
diese Erklärung mit Recht, und schreibt:
ähk' otrt'&a iiiv öl) '/.al va riji ^tvijg, öoüjv ,
■jvnuodtyiiar' o.uzijv an; ide^a/nv cp Xa,
eine tadellose und sihöne Eincndation. Doch fragt sich,
ob Sophokles wirklich so geschrieben hat. Denn da in
einer Hand'schrift aVTtjp 9' w; »t«llt, so' lässt sich
nicht minder wahrscheinlich and gut herstellen:
rrnoodiyuaT', uvttJ &' cäg id£i;oiiUjv cpiKv);.
Ui'ianrira legt einen W'erth darauf, ilass die Fremde (mit
Willnu vermeidet sie, den Namen auszusprechen, ebenso,
wie Oedipus im Oed. R. 1447- <lie lokastc, Phüdra in
Eur. ilippol. .104. ilen Hippoljtos nicht nennt, somlern
nur bezeichnet, und Kur. Troad. 871) sq. IVIenelaus ge-
radezu sagt: rxcj i)h riju Auy.aivav , ou yuo ridiini^
öiufut. duiicunoi, Ij 71 or i'jv iiu), klyto , ai;vji') nicht
nur äberhaupt- gut aufgenommen, sondern sogar von ihr
(telSst in- eigener Person empfangen worden sei. Zur Er-
läuterung- der Stelle diene Eur. Ale. 11 10 sqq. das Ge-
spräch zwischen Herakles und Adniet, der «eine rerbtlllt«
Gattin nicht in's Haus anfuehmen will:
AJM.
xufii^eT., et ^^ij zijvöe öii;ao9ai Söf^oii-
ÜPAK.
ovy. UV Hs9clrjr aoti; yvvaly.a TigooTroXotg.
.UM.
av (V avTo; avii^v Eiaay, ei Soy.el, öouoi;.
IIPAK.
i'i (T<iq tiiv oi'V tycoys ^ijaoiiui X^oa;.
Uli.
oi'y. av diyotjii' Scjjiu d' tiacX9i:ti' ttuocx.
JIPAK.
irj aij Tiinotda X^'Q'- öi^td ^iovtj.
P. 38 — 40 bespricht Hr. W. V«. 653 sq.
vvv 8' Agijg olaio)]i}üi
st;eXva^ iuijiovov df.tioav.
Hr. W. nimmt von Hermann eine neue Conjecfur .'ior.'i
y.aazQ'i}9eii und von Erfurdt iimo v u>v df^f o du an,
hält aber auch so die Stelle für noch nicht geheilt, da
das Verbum ei;iKl'o' dem antistrophischen Worte nicht
entspreche, und verniuthct , ilass dafür ein Trochäus ge-
standen, etwa rj)V.tO oder tiüi^iv, was er aber noch
nicht in den Text gesetzt hat. Allein über die ganze
Constitution der Stelle kann erst gesprochen werden, wenn
wir die cntsprech'.-nden W-rse der Antistrophe behandelt
haben:
Ö96V fKJkoi Tiaiaitcgo^ ,
rdi TiFcd^oiii Tiay/otOK/J
ni'yy.^xc'Jei^ sni n(jucfdo€t thjQo;.
Mit Scharfsinn und Gründlichkeit hat Hr. W. p. 40—4/
diese Stelle besprochen, die vorhandenen Schwierigkeiten
aufgezeigt und die bisherigen Versuche kritisirt. Er nimmt
zunächst nach Beseitigung der bisherigen Erklärungen de»
Uava.iiiuo; dafür von .'\ludge TinvniEoo; an, worin Rec.
beistimmt, jedoch nicht unbemerkt lassen kann, dass ein
Kritiker, ilem dieses Wort aus iler späteren Gräcität an-
stüssig wäre, 71 uvaiieQUi in der Oedcutung (Llle Tage,
immer mit dem Folgcmlen verbinden konnte, angenom-
men, dass in diesem der Sinn liege: durch Liebeszaulier
gefesseil. Für diese Bedeutung des TßiVjU. lässt sich
anführen Eur. Hippol. ;;J. zii OL 'laiuiligio;. üöt
yQOVoi f.;ivcr, und Ion. [ i'J. ä oc.iooj 6d.nSÖ0v 9£0i'
navuuiuioc,. »o die fulgenilen Worte dii dt.iuv Ull-
ovy/ dod karoiLUjv m vat' Ij^jICIQ- zeigen, dass ei
vielmehr qaotidie , al« per totuni diem bedeute. Und so
scheint es auch Aesch. Prom. (()'.^U. (a/tio;) — dat-
raAci'5 71 aii;neou; zu stehen. Dieser Annahme wider-
spricht aber dennoch das Folgende,, in welchem, mag
mau es nun sonst schreiben, wie man will, die Worte
Trayjgioci;) (ri'yxoi'.^el^ zeigen, dass darin vielmehr dat
bevorstehende Anlegen des magischen Gewandes, nicht
die daraus für alle Folgezeit entspringende Wirkung ge-
meint war. Sodann zeigt Hr. W. unwiderleglich, dass
die folgenden Worte nicht so ron Sophokles geschriebea
765
766
«•cr4.-ii konnten. ücLcr ilie Wicdorliprstflliiiig tltr Stelle
gibt llr. W. niilifs Sichoros, leritirft alier inil Aerht
^en neuesten, ihm brirflicli niitgetlieild'ii Versuch Her-
mann'«.
9eKy /tuTcoi' f'ji iioacpuosi di^oii^.
AUriu auch darin h.'ittc er IliTiiiaiin iiirht licl.>iliinmen
lollen, (lass die Worin r«? 71 S l9 O ö q, alt ein («Icissem
ohne Weiteres herauszu» er/eu seien; noch ueniger kann
«Uj;fj;eben «erilen, (Ijss U liyyij'iOT''} , iiixlnnh olTenliar
An» hestrichetie (levianil liezeii liriet »vird, rcrdorlien und
dafür ein Snlistanlii' lirr/.usli-llin sei, von ilcm soilanu
triederuiii der Ci'eiiiliv tir.s anilern Sulistantiis abhängig
gewesen sei, «elrhes durch das Glossein r«; Tl£l\^Ol'i^
erklärt worden sei. Durch solche > Annahme kommen tvir
ca sehr in das Reich irillki'irlicher Möglichkeiten. Rec.
uieiut, Sophokles habe geschrieben:
odsv fuukot 7iai>i'/je()og,
Also drei 3Iolossen und ein Dochmius mit zueisjibiger
Anakrasis. Dass ilie Cunstrnction r'/; mtduci no.y%iji-
OX(ji ohne alles Bedenken sei, zeigen folgende Stellen:
Eur. Ale. 797. To/; vi'v aY.Li9(}mn ov v.al i;vv£OTüjToq (fos-
vuJv. Or. '2bG. TU deivuv y.ai öiacp^uoev (f^ercoi'.
Suppl. 907. 1W ^lak^a/.üV ßiov. Andromcd. fragm. XV
(XIII) y.dv TU) y.a/.'i(7T(tt tojp (f.fj£vujv oi/.ttv 9ifk£t
(^igujg). Ein paar andere Ueispielo solcher Neutra, die
am häufigsten im Nominativ und Accusatif rorkommen,
im Gen. unil Dat. sind: Eur. Ion. 509. uojQi'ci JS TOU
VHOV. Herr. für. 75. t«> veu} 8' iaffukfitvui. Andro-
uiarh. 184- iv de np vew. Or. il)7. tm Uav naotc-
fifVO). IMit Willen hat Rec. TtQOifdoet beibehalten, »as
Hr. W. mit Dindurf in das sonst nicht vorkommende
:i^O(fiai' 0 i l verivandeli, da jenes immer pr/ielej-tus be-
deute. Allein da :iQU(faoi'i von TlQlnfi>Uil herkommt,
80 sieht man nicht ein, ttarnm es seine nr'ipnin^lirhe
Bedeutung: Vorhersiigung total verlurrn haben soll.
Gi'hen »vir nun zur atrophe zuniik, so ist diese viel-
leicht so zu schreiben:
■^vv ö' ".<■/(>;;? xaaro u)l} £t: i i; £ ik l o(f'
EniTTOVUV dfl£QUV.
KuOXQm9£ii hat Rec. beibehalten, nicht «eil er es fdr
ganz unziveifelhaft hält, sondern »eil es einen sehr pas-
senden Sinn gibt, und man allerilings die ^'uljjata (liocfJl.-
\}ttg auch durch die figura personata nicht füglich halten
ka-nn, da hier von dem Ende, nicht Beginn oder der
Dauer lies Krieges die Rede ist. L'eber £tai(jlh mit
dojjpeltem Accus., um Anderes zu ilbcrgehen, lergl. Eur.
Air. 70. ßi-</. '/iMi.ly.a T)]vfi£ 6 i:i,aiiji\o£xal.
V«. 672 Sil. schreibt Hr. VV. p. 47 sq. folgender-
massen :
XOLOVXOV i'/.ßtffrj'/.Ev , olov uv ffouaui,
yvvat-Asi;, v/iiu ^uv/u dv£knioiuv uadeii ,
d. h. ejusmndi ijuid accidit , ut nnrr'iluram me putem
vol/is rem mirain et incrediljilem iiiidilu. Diess ist der
»OD Erfurdt und tleroiann hergestellten Lesart ulvv, nli
ipociocn (die üiicher « f fpot'ATUj) vorzuziehen.
Vg. {',7!'). srlireibt Hr. \V. p. 00. mit grosser Wahr-
scheinlichkeit:
(j) yap TUK ivövTijoa nin'/.ov doxiuxi
e/otuv, di)yr,(; oioq £ i'i n o v rtrjy.o^.
Ein Kritiker, der die handsi hrifllichc Lesart ilurrhaut
festhalten Hollte, künnio librigeiis auf den Einfall kom-
men, diese Worte
'/) yuo xov £vSvxr;r)a 7i£jTf.uv drjTtwi
£/(jiov ÜQyTjx' oioc £ t' i p nj ■jrö/.ip
so zu erklären, dass dfjyijx' iler Accus, und mit ;ri-
:il.UV zu verbinden wäre. Allein ob rias Gewand weiss
oder von einer andern Farbe gewesen, wird sonst nicht
gesagt, und es konnte daher hier, wo von jenen» AVol-
Icnflocken vorzugsweise die Rede ist, nicht noch nach-
träglich ilie Farbe des Kleides erwähnt werden.
Vs. 71.5.
Tuv yao ßo.y.oiT uxgv.y.xov oiSa y.ul Sedi/
XiiQuiva ■:T)-fjT!;vavxa, X"'"'^^Q «'' ^'7f)
(p'j£io£t TU ndvxa yvujduX.
flllt Recht verwirft Hr. W. die Vulgala und die versuch-
ten Erklärungen. Was er aber selbst aufstellt pag. .01
~/^vjaa~l£0 yi yy, ist nicht ohne Bedenken : denn da hier
ganz allgemein ausgesprochen wird , dass <iUe nur mög-
lichen Ungeheuer jenem Gifte erliegen, so sieht man nicht
recht ein, nie uv hier itegfallen konnte. JcileiifalU
richtiger ist das schon von Andern gefundene / uj v 71 t u
dv i'i'yj. Gelegentlich gedenkt hier llr. W. seiner Vefr
besserung Ai. 811.
avji£tv Sikuuxoq dv£Q' oq oJCcvÖTj &aveh\
Diese ist schou wegen der epischen Form im Trimeter
rerwerfliih.
Im Folgenden schreibt Hr. VV. Vs. 717.
ocfaywv SifXduiv i'og aif^i ax o v q fiikac,
sicherlich falsch. Denn was soll hier die Häufung: da»
blutige, schwarze Gift? Und hcis^t diess das im Blute
der Hijder bestehende oder niil dem Blute des S'essos
verbundene Gi/'t? Der Grund, » esshalb llr. W. so schreibt,
ist, dass auf keine Weise hier /o," a'ijiaxoi gesagt wer-
den konnte. Sehr richtig, allein a'iiiaTOi hängt gar
nicht von log, sondern von 8l£k9ulv, und Offuyuiv von
(UliaxOi. ab. Der Sinn ist also: „»ie wird nicht von
diesem Pfeile das schwarze Gift, was durch das Blut
der Wunde gegangen ist (d. h. sich mit diesem vermischt
hat, in dieses eingedriingen ist, wie wir ähnlich sagen:
in's Blut gehen), auch diesen umbringen. Dagegen ist
jenes Adjectivum im Oed. R. 1279. richtig hergestellt:
ou/j^oi X'^'kdQiji alf-iatovi £X£yy£To.
Vs'. 719 sq.
Kaixoi öino/.iai, y.£ivo(; £i a(fuXtjo£Tai,
TavxTj oiv ooiifj y.d.ii£ avvl}av£iv üfia.
Hr. VV. beseitigt p. ri> sq. ebenso die bisherige Erklä-
rung von (jijuij, d. i. ronatus , als er die auch von El-
Icndt verlheidigte Lesart Öüyfj verwirft. Er selbst schreibt
rni'Xv OIV ny.fiTJ, was allerdings einen guten Sinn gibt,
der aber auch durch eine leichtere Veränderung xavTTj
o'lV dioit erreicht werden wiirde. Allein die handschrift-
liche Lesart ist ohne Tadel: ü^fn^, was überhaupt y«d*
50 *
767
768
schiiellft ungfstiiiiif Bewegung lipzeirliiicf, bcdoiHcl hier,
oiif lU:) iiiiiiiiKi'lhar i<iilii'r|,'rliciiili< y.lho^ ti Offaklj-
Oivtti li-zo},'!'!! , odViih.ir ili'ii Sturz, den gewaltsamen
$chneUen Vntergnng «Ics llrrakU'S.
P. 53 — bb tailclt llr. \\. Ilrnnanii'a Iiiierpunciioa in
\: 769 »q.
i;\Oe d' öareujv
äSuyiwi (ii'Tio-rraoToc, ilta (poiviai
sXi^fjäi ix'f^i'ri i'oi (tjq iSai'vino.
ei'Tui'i^a örj 'i-l6i;oc etc.
Denn 1) lialip ilanii ^dcntio kein SiilJ., da wpjjeii der Ver-
gleichiiiijjsji.irdki'l /ci, niili* niflir dafür gfI(oii kOiinfe, '_>) sei
es »ehr liart, iioiiii mit den Partikeln Surcirda dij nicht ein
Biatlisatz, sondern ein neues Satzglied lie^innc. Allein so
gut, nie »ir unil die Lateiner, benc lirfinken auch die
Grierlien ein Sntjeit <lnrr!i cij:; niiil ülinliche Worte,
uenn sie andeuten it ollen, dass das ^Vu^t nirlit in seiner
eigeiilliilien strengen ßedentnirjj zu nehnicn ist, so Aesch,
.Sept. c. Tli. 74(1. y.c'.y.vji' d' lijomfj i)ul uaoa v.i<(i o.jei,
unil Kur. Ilel. I!)(t. oi/.rotiv ävcfjuaartv — vvfitpa Tli
oia IS tili, HO keinesviegs zu liliersetzcn : ,,»elikla^enil
fehrie auf eine JiiM;;fran, wie ci.ic Najade." Hr. ^V. ruft
ilio alte JntcrpniU'tiuii zurück:
— ifkOs ö' öorl-ujv
äSayuog ävTian aaro^' tiva cpoivcag
iX^od^ ixlöiiji; lue, wi; iöalvi'TO,
ei'Tait}(i öi/ 'ßoijoc juv duoScuj-iova.
Dem stehen alier drei jjewichtife Giiinde entgegen. Er-
stens »erden dnrcli die Partikel iirn regelmässig Ilaupt-
siilxe , keine Neiensiitze angeknüpft. Sodann »ürdo nach
Hrn. W.'s Alillicilung der dduyiio^ als etwas ganz Ver-
schiedenes lon dein ix'St-ri; i'oi iöaii'vro getrennt: es
drang in sein Gebein reissender Schmerz: darauf, als
ihn das Gift der Ili/der verzehrte , da nun rief er den
Lichas; »Jihrend do< h elien da.< Uift Alles lenirkt. Of-
fenbar unterscliei<let nach der Herniann'schen Anordnung
Ilyllüs drei iMonienle: zuerst klejjt das Ge»and fest, »ie
angeleimt, an seinen Gliedern ; dann durchzucken ihn ein-
zelne stechende Schmerzen; endlich bricht das Uebel mit
seiner ganzen Gewalt aus, es frisst ihn am ganzen Leibe,
wrie bfises Schlangengift. Endlich ist der nicht bloss von
Va. 934, sondern ans ilem ganzen Gange des Stückes
Lergeiionimene Einivurf unwiderleglich, dass Hyllos jetzt
noch Nichts da<on wissen könne, dass Herakles durch
das Gift der Lernäischen Schlange rergifict worden sei.
Hr. W. sagt dagegen : ,,Ibi {v. 4 it.) enini hoc tantuin
dicit pueta, sero rognosse HjUiim, Ueianiram a Aesso
dercptani et invitam Herculi inleritum parasse. Veneno
antem hvdrae Lernaeae tinctam vesleni, quam Herculi
iniserat, a Ueianira fuisse , uti nignitum habcbant ii,
quibus haec narrantur, ita nihil prorsus causae e.«t, cur
nesciiisse U\ll(ini slatuanius, cum haec exponeret." Dass
das tkleiil, ucIcIh'S Herakles zum Opfer anlegt, von der
Deianeira gesendet sei, weiss Hillos, ila er es vom Li-
chas erfahren hat: sonst kfinnte er ja auch der Deianeira
keiue Vorwürfe machen. Dass aber diess Meid mit dem
lilute de» Nessos besiric hi'n unil also vergiftet sei, kann
Hyllus ni<hl wiesen, da ja auch Lichas, der lleberbriu-
Ifer, keine Ahnung davon hat; wie hatte er auch sonst
den Vater das Kleid anlegen lassen? Als dessen »erderb-
lichc Wirkung sich zeigt, so müssen zwar Vater und
Sohn srhliessen, dass jenes Geiiand »on der Deianeira
vergiftet sei, womit aber, können sie nicht «■innial ahnen.
Ja sogar Deianeira hat gar nicht das Schlangengift ,
sondern nur das Illul des Acssos als Zanbermittci be-
trachtet. Dass in iliesem Jenes enthalten sei, wird ihr
erst klar, als die Wolle, mit der sie <las Gewand be-
strichen, sich aufgezehrt hat.
Vs. 7b7 sq. schreibt Hr. W, aus dem Dlog, La^rt. X,
137. gegen alle Handschriften:
— äficfi ö' ioTSvov ntxQUt
Aov.oviv T upcioi Trpojuig ECßo'ia; x uv.oci.
Die Partikel 76 scheint allerdings passend zu sein. Das«
aber t(X X ivov statt tyc vn ü vv und ü/.pa st. u'/.puL
aus jener vereinzelten Anführung geschrieben wird, ist
wenigstens nicht vorsichtig. AVenn llr. W. meint, toic-
l'OV sei so poetisch, dass iy.Tinuvv die Erklärung davon
zu sein scheine , so ist zu entgegnen, dass dieses an sich
heineswegs unpoelisch ist, Diogenes aber sehr leicht irr-
thümiich aus ilem Gedächtnisse das Andere setzen konnte,
ohne gerade bei Citaten sich i'iberall zu erlauben, ,,ul
pro tenuioribus et simplicioribus vocabulis graiiora et
sonantiora substitueret", wie Hr. W. p. 55 sagt.
Vs. 808 sqq.
— luv oe 7rotv//uog ^Ixrj
rlcraix' 'Eüivvi x\ el Sefxig ö', knevxof^at.
dcfiti 5', in ei jaoi xi]v &!=ntv ou nQovßaksti.
Hr. \V. hat ülier diese 1Vrsc p. 56 — 62 gehandelt. Den
griissten Theil dieser Seiten nimmt eine lesenswerthe
Abhandlung über das Ailject. x}ifilOTOs ein, welche« von
früheren Kritikern als nicht- tragisch bezeichnet worden
ist. Hr. VV., in üebereinstinimung mit Hermann zu Soph.
Ocd. R. 9'.)3. ed. 3, , übernimmt mit siegenden Gründen
die Verthei<ligung, indem er von den Stellen ausgehend,
wo dsfllUTOg wegen lies IVletriims nothwendig ist, sowohl
an unserer Stelle, als Oed. Col. 644. nnd Phil. 812.
9c/.iiox' statt 9iiuq 6' oder OtJUs y herstellt. Dies»
scheint dem Rec. noch nicht sicher zu sein: an unserer
Stelle wenigstens wird die Lesart der Bücher schon durch
das folgende i) l i.ii g ö, iTii'i uoi Ti;v \} t iit v (iL' ttqov-
ßoj.cc, vcriheiiligt. Dagegen wird auch Eur. Phoen. 615.
OL' dCf^llOTOV /llJT(jdi ÜVO/IC'.CilV V.UfJU Und Or. 97.
001 b' Ol) 3 3 ft / a T u V npug cfiKuiv oxclx^if xdcfov
nicht ohne AVahrscheinlichkeit cniendirt. — Dagegen ist
die Behandlung von Vs. 810. unglücklich. Alit Recht
zwar \»ir(l die gewöhnliche Erklarurg dlf.iiv TloohßcU.ti,
justitiam aljecisti, calcasli, violasti veriiorfeu. Allein
nicht besser ist Hrn. AV.'s Conjectur
Difjig d', iiTCi jioi i>;i cotv ov ■nQOi>ßa}.£C,
was übersetzt wird: tu hajic discordiam provocasti. Da-
durch wird die ganze Stelle gesclnvacht, und die Sache,
um die es sich handelt, veninnkelt. Diess ist nämlich
die Frage, ob Hyllos das Recht habe, der Mutter zu
fluchen. Diese beantwortet er damit, dass er sagt ^f|U/$
d , cJiii fioi Ti)v i^iiiiv av npoL'ßakcs , d. h, ,,fas au-
tem est, ut diras tibi imprecer, quoniam tu mihi hoc fat
oijecisti, i. e. quasi ante pedes mihi iltud jus projecisti,
ut iiieum »it illud tollere eoque uti. " Es sagt also
769
■nooßätXdv liipr <lasiicllie, nur sf.irkcr und zornijor,
nas sonst durch 71 (JUTt'Jii C.t auHgcilrütkt wird, z. U. Eur.
Hipp. WM.
— vi'X Ol UDi ihii'ij,
c'in'lfn or crcair'i TOvde 71 iioi'<> i^/.C.i i'nov,
Mei\. 546."
toaorrn iilvroi tcjv lii(~>v nnimti riioi
i-kit, niii/j.av yd^ (TL notnVr/.L'.; t ayviv.
Siippl. 444.
iiiH d' (iyuiva y.al ov tovö' ;;ywj/ow,
{ixor', t'.jiikKav ydo ov noot ihj/.ac; kayov.
3Iif lipiilrii \oil)(ii imiss (las iiirlit srlti-ii torkdiiiinriulo
TX'jUTEiiClv (Sojili. I'liil. tjijj. Kur. Hcrail. LM. Ud. '.'S.
Aiitlruiii.icli. 4Jö. IUI. 1ÜÜ-. i5arrli. 2oä. Aiiilroiiicil.
fr>ij{in. XIII.) vergllchoii Hcnlon: was rroon^hvci und
TlDUtiüt.l.llV in \Valirlicit bedonten: .1 1' ui a ii d t- m «tivas
reiclien , vorwerfen., so dass er vs aufnimmt und bciiutzl,
das lipdentrt die.ses nur zum Schein: JrniandciM cfiias
hittliallen und ihn d.ulurch (Aiisihcn. —- Wenn lilrij^cna
Hr. W . zur Ein|if<-lilung seiner C'onjpi(nr norli sa};(:
iinineii io/^ proprium esse vocnhutam in disrordia, <juao
inter eoj;ciati>9 orialnr , salis notnin psf , so ist diess uu-
gp^riindet. J'^ni:, teileutet im Allfjpiminpn jeden Slreil,
und "o es luu Streit zwiseheu I erwandlen gesetzt i>t,
da erhellt dless erst aus den damit verbundciieu Werten
und dem Zusainmenhange.
P. {j2 — 9:) beschäftigt sich Ilr. AV. mit dem in vic-
Jer Hinsieht für den Kritiker imd Interpreten so sdnrie-
rigcn Chor(;esaiig A's. >i'l\. — Sii2. Mi' j;rosser (irunil-
lithkeit, Ivlarheit und Unpartoilic likeit vi erden die bis-
herigen A'ersudic bpurllipilt, und Hr. W. hat das bedeu-
tende Verdienst, vieles UnbaUbart* gilnzlith beseitigt zu
haben. Es kann nuht der Zweck dieser Bcui llicihni^
gi'in, Hrn. \S . in's Einzeluc zw fuljjeu : Rcr. «ird sich
daher begiuigen ■, nur das von Hrn. AV. Gefundene und
Aufgestellte einer zwar kurzen, aber doch möglichst ge-
nauen Kritik zu unierHOrfen. Zun.'ichst kann es nur ge-
billigt Herden, iiinn Hr. W. die Worte o c It.v.-
y.sv abiveichend ton den bisherigen Herausgebern so er-
klart: quod ornculian edi.rit , füre ut- — Ebenso richtig
fasst er die Worts TCt.iiv unil y.CLTUVOiC,il als ylclivd,
CO dass beiden dojöt/.i'.loi unoioi Subject ist, und fii;;t
die trellendo lienicrkung hinzu: „Consuetum aiilem jioelis
esse consifil, ul tcmpus id perjiccre dicant, quod tcir.purc
ßeri dicendum erat. Diese l'ersonification der Zeit zu
einem th.'iligeii Subject, um mich .«o nuszudnic ken , ge-
hört einer ganzen Classo von Redeivcisen an. die licc.
an einem andern Orte genauer erürtcrn nird.
Hr. W. geht nun zu V's. S-'S — 3'). i'ibcr, die rr also
«clireibt :
7ZIIJ- yao av n ut} '/.ziaociv
(piü^ tie 71 Ol' eil 71 o li c) p i~/j)/ kaxQFiav ;
Gegen die geuölinliche Lesart der liiicher, die auch mit
der Antistrophe nicht liberciiistininit :
.Tw^ yuQ UV ö iti] Kiioaviv
ETI 71 Ot' £t' b n LtI ov O V '/' l /Ol
^avaiv KaiQiiav ,
wird eingewendet: 1) dass nirgends Xii'doctv in der
Bedeutung leien ohue (ful; und ähnliche Worte gesagt
770
werde; ?) dasä r-xi:i(jyov ganz unpassend sei, da e«
hier nicht ilarauf ankoninie, ob Heraklps eine iesclitrer-
liclie odpr leichte Sklaiprei h^ben «prde, da er ja liber-
li.iupt grt;' heiner niphr unterworfen sein werile; endlich
'X) dass nach 6 ui' /.ClOOtoi nicht mich \yuvvjv gesetzt
werden koiiiite. in Bezug auf /.i:i 0 O C t V hat Hr. W.
Recht, dass es allerdings in den L'eberresten der Tragi-
ker nicht aisolut vorkommt. (^Ali oof/l <f '■) C, steht
dreimal: Eur. Ale. Sl. Plioen. lö(,U. Belleroph.fr. VII^.
Allein daraus zu s(liliessen, dass l.iir,rmii lon dem Le-
benden nicht absolut gesagt werden könne, und nie ge-
sn^t irnrden sei, ist unstatthaft, weil ja das Wort an
sich [ganz verstflndlich ist, und gar keiner Ellipse von
f^w,- clv. bedarf: o iii: /.[loaior , der nic/il üe/iende ,
der lilinde , d. i. der Todfe. D.izu kommt, dass ähn-
liche Verba bei ilen Tra^jikern sehr h.'lufig, ja viel han-
tiger, iiLsulut stehen, als mit flem Beisatze (fr};, etc. So
ilt.l.:iitv Aesch. Agam. (i;^-!. .Sopli. Ai. Ol) J. Oed. Col.
143S. El. lOM». {ifj in) lit.iiidi). Eurip. Ale. 14:'.
{■/.axUdvo! ii y.c.t fi/.i.i Ol). Jler. oO\t. Troad. 04!:).
TU t^Kl.li/v -Ti/j v.axlU'.i civ. Hcl. Gü2. iilLiovro.
av')iH'.ia. Ibid. 10JS. Ipli. Taiir. 70(i. Aul. llitT.
Erechth. fr. XL Phrix. fr. XIV.; 6nu.v. Eur. Ale. 404-
riv y ov y.kiuiouv oi i)' o n dj a av. Snppl. 59. to
yc).o (fifiiüjv Toii uQvjniv y.i/ouo:;. ö i (jy.u uui.
.'Vcsch. Eum. 312. dkauiot y.ai deöooydatv -jiDiiüv.
id. ib. ,'i(iG. ÖEny.oiilvüiai y.ad övooiiuur(Jt<; öudj-i.
Daneben findet sieh i'i k i U C C V (fVJZ. Eur. Hec. (i.jCi.
uno.v (fi'Ji id. ür. o/j.
Wenn daher in uasercr Stelle eine Lücke ist, so
kann «Hess bloss wegen des mit iler .Antistropiie nicht
übereinstimmende:'. Metrums angenommen »erden. Ebenso
wenig begründet ist die Einrede des lim. AV. -.^egen
■:':ii:iüloi'. Diess Adjectimm ist von dem Diclitor mit
AVillen gesetzt, da ja das Orakel gesagt hatte, il.is zwiilfte
Jahr werde ilcm Herakles Hnho von seinen .Irl/eilen
bringen. Endli(ii ist es wunderbar, wio Hr. AV. an der
Verbindung von o fUj kctOüajr und Ifciciv nnstossen
konnte, da ja beides ganz verschiedene Begriffo sind:
,,wie nuirlite der nicht inehr Sehende noch niüheiulle
Knechtschaft dulilen ?tach seinem 'lüde''''; sondern aber,
gerade wo vo:) Leben und Sterben die Rede ist, der-
gleichen etwas pleonaslische A'erbiiidungen nidits .Seltenei
bei den Tragike:u sind , wie z. li. Aisch. Agam. C'6 j.
y.id Cujvia y.ai ■j).e7Toi'[U. Sept. Th. .'^19. n/.cjoic
y.kiuvaa dtiyuunovi Dcvovtc.c. Eur. .Ale. cJl. Qv'xr
cn (fdj.; ksiaoit. Hippol. ö'S.'. uKuiuiuci ocy. t-i
ovntc. Hei. .j4'' sij.
— (frn! ö i'v (fall
'looiv lov dn<it> >.' Jj-Tit (fi'/yo.; lioooäv,
wozu Hermann mit Recht bemerkt: ,,(inuui diversa .sinf
cognatae significafionis locabnla, lacile patiar, in lue«
viventem lumcn cernere diei." L'ebrigcns enthalt die
C'onjectur des Hrn. W. zieuilith denselben Sinn, der ibiu
in der A'nigata anfl'alll.
Hr. W. gdit nun p. 09 zur Antistropiie über. Ilin
w'rd Vs. .'■> '4- CriJcCr.E statt i.iCy.C mit Lobeck, und
Vs. 8 5). nach einer neuen Conjectui' von Hermann aliiu
geschrieben :
Tldji 6ö dv iiL rpäog tri(tov y zcviv ti^in,
771
m
htiAe» (.iLufall« rirlitiff. Im Folgenilen neigt iodann Hr.
>\ . Uli« grlil.iif<-iiil''" <>'riiii'l<''' narli, «las« <f ao fi ax I iin-
•laltliaft s*i. l-r >oriiinllict dafür ixifttlTI, »a« allor-
iliiies «flir •'<■• f""" *'<■'' ''3*1 Ifsomlers aiuli dessliall),
Meli niior ilcr Ji« liiiliasicii r(fuofiaTl hat, was leirlil
eine Krklaruiif vuii läiiu in seiiirr ziKMt'Mi HciU-ndins
•rill koiiiid-. Allein f^aiiz tiiizHeifcllinfl !,■.( <lie ("oiijectur
ilufli iiiilit, <la Jiniiliiilvli's auch amlore Siibstanlivc »er-
waiulter Uc<leu)uiit( spIzimi koiiiitr , »tie z. 13. 0 /l (tfiax l
Oller i^ä fuii: r l.
Hr. \\. Kellt smlaiiii zu «Ich letzten, allerdings sehr
»rliMierijjeii, Wdrleii über. Er «iderlegt znniichst Hcr-
nianii's ^'erniutliiiug nml Erkl.'lrung, der jSiOOOl tl
jno (,'•■»"'• stricli, lim! die Stolle loii (lein Seelenschnier/o
<les lleiakles lilu-r seine llelierlistiing durch den Nessos
«rklarte, Hierin wird Jeder mit Hrn. W. eimerstanden
•ein. Er seilst lerhessert, auf seine Constituiruiig der
Strophe tJ«"«'"'''-
TrQoaiSTaxvii
idf-iaci, itef.uy/alra t'
daiii'/d viv o.iy.iCti
dr.ouq (Jkoqiiöic ycirg' iniLlouvxa.
Hier soll f'/f.oqtßa durch die liieideii iu den Büchern
alcheiiden Adjertiia glossirt nord«n sein. Allein gehen
«ir auch die Müglic/ilccit davon hei qoLia zu, so müssen
»ir andererseits es für unmöglich halten, dass ein Er-
klärer o/.o(f(öa durch das reinpoetische öo}uiiL:!}a er-
klärte, «as noch daüu eine ganz andere Bedeutung hat.
Ebenso sieht n.an nicht ein, warum Hr. W. liehcr aus
i}' ihro mit Hrn. Dindorf droog machte, als das hand-
»rhriflliche ISioauV heilehielt. Ebenso wenig kann die
Erklärung gebilligt werden. Hr. W. übersetzt: „cui ve-
hemetitissimiiS hijdrae lale.v adhaerenl sinmlque nigris
cojiiis hirsuli Cenlauii dnlusi slimuli fvrvenies cruciatus
cieanl. Die letzten Worte sollen nun bedeuten das rer-
iierbli(he Slittel drs Nrssos, dessen sich Deiaueira be-
dient habe. Da abi-r iliess aus zwei Stücken, dem
Schlangengift und dem lilule des Nessos bestanden habe,
Toii welchen Ingreilienzieii jedoch nur das Gift tödtlich
gewesen sei, »o habe iler Dichter zuerst dieses als die
Uauptiache besonders, und dann das ganze Dliltel über-
haupt erM.'lhut. Diese Annahme ist unstatthaft wegen
des Adierbiumt änutya, welches (keineswegs bloss
simul) bedeutet, dass die y.h rf)a mit dem Schlangen-
gif'U' gemischt sind. Daraus folgt, dass mit dem letzten
<Jllede iiif.ay/o.ira f^tc. nur das ßliit des Messos, nicht
das gaiiic Mille! ginieinl sei. Da nun aber das Blut
keineswegs an »ich virilei blich oder giftig, sondern nur
nach der Absichl des Nessos das Vehikel ist, um dem
Herakles lins Gift gehörig zu appliciren, so inuss die
jaiue Stelle etwas anders pcfasst werden. Dem Ötivo-
i//.i(!j il'liv i'doac etc. ist nämlich keineswegs mit etwas
ler.'iiiderter Construction /lifMy/aÜa — hitQsoaVTU cnt-
Seti'iigesetzt , « ie man bislinr gemeint hat, sondern diese
Worte enthalli II nur eine Exjilication jener obigen, und
der Adrersalivgalz zu d, nu !ac(:} iiirrtc. ist weggeblie-
ben, da sich der Chor durch den Gedanken an die Deia-
ueira v'ji <'(<^ 1/. llUiiL'it. etc. iiiiterbncht. Als dieser
Adversatltsalz aber ist nichts AiidiTes hinzuzudenken, ols
Mas. fri'i'ith in veränderter Gestalt, der Chor mit d d
foxouiva Itotga Hc. andeutet, dass nämlich neben
jeueoi rcrderblicheu Gift« der ZHeiie Grund, den Tod
lies Herakles noch am heiilij^en Tage zu lermuthen, in
dem Eintritt des nach allem Gölterspruch für Heraklet
verhängnissvollen Zeitpuncles liege. Wäre die Vergiftung
zu einer anderen Zeit eingetreten, so uürde noch HofF-
nnng da sein, dass Herakles gerettet tvürde; da aber
Beides zusninmentrifl't , so ist er verloren. Ucbrigen*
schreibt llcc. nur mit Tilgung des 9:
JSsaoov iitocpövia öul.ö^tvd^a ztM^' iniCt-
ouira.
In der Strophe ist, nie schon angedeutet, eine Lücke«
ilie leicht so auszufüllen wäre:
(ftyyo^ in nox' Ic' imiiovuv y' h/ot Oavwp
kaxQeiav.
Uebriirens könnte auch in der Strophe mit Hrn. W. (pvji;
und dann in der Antistrophc, die an sich ebenso richtige
Form VTCuCfOva geschrieben worden. inocpovio.
nimmt Kec. in der Bedeutung: lieimlich mojdend, die
zwar durch eine andere Stelle nicht constatirt, allein der
Analogie und der Zusammensetzung gemäss ist. Uehrigeng
ist jener Erklärungssatz: ttnd mit dem Gijle vermischt,
quält ihn das Blut des Nessos keineswegs überflüssig: es
wird aiisgeilrückt , dass nur durch das 'iMedium jenes
Blutes, in welches jene höchst geringe Quantität Gifl
sich aufgelöst hat, dieses Gift auf eine so schmerzhafte
Weise mit dem ganzen Körper des Herakles in Berüh-
rung gebracht werden konnte. Ich erwähne noch, da
Hr. W. dies» weder in seiner Einleitung cap. IV, ^. 5?
noch sonst irgenduo erklärt hat, dass Messos ganz über-
einstimineiid mit d'Jin allgemeinen Aberglauben aller Zei-
ten sein Blut der Deianeira als Philtroii empfiehlt. Denn
da ihn der Tod ereilt, in dem Augenblicke, wo er in
Leidenschaft zu ihr entbrennt, und eben weil er die-
ser Leidenschaft nachgibt , so muss natürlich das ans
seiner Todeswuiide strömende Blut in einem Anderen
dieselbe Leidenschaft erwecken. Dieser Sinn liegt auch
in dem Zusätze bei .ipollodor (II, 7, ()■) "nd Diodof
(IV, 36.), auf welchen auch Sophokles v. 580. TVQWjßli-
t.uvo' öou Luir y.ciioi tlne anspielt, wie Hr. \\ . mit
Recht in der Anmerkung zu dieser Stelle gegen die bis-
lierigen Herausgeber annimmt. Natürlich aber konnte
der Dichter eine so schmutzige Sache vou der Deiaueira
nicht aussprechen lassen. Sollte endlich Jemand die Wort*
iuülf'UVlc. öoKöitvda v.iviQa fon den mörderischen hin-
terlistigen Lehren lies Ä'essos an die Deianeira verstelieii.
so steht dieser Erklärung eben u.jifiiyc. entgegen.
In der Behandlung der zweiten Strophe, welche p. l■^
beginnt, wird man grösslentheils mit Hrn. \\ . eimer-
standen sein müssen. Hier bezieht Hr. \\ . nach Besei-
tigung iler Herinaiinisi hen Erklärung zunächst uj V auf
das unmittelbar ^'nrhergehendc , also auf die Qual und
den bevorsteheiuliMi Untergang des Herakles, und schreilit
dann mit Blusgraie d.uyvoQ, so dass der Sinn ist: quu-
rum illa secuta, i. e. nihil horum, quae acciderunt Her-
culi, füre suspicans.
Im Folgenden weist Hr. W. nach, dass die gewöhn-
liche Erklärung lon 71 o u 0 l jJ c.fC, non intellcxit sich
nicht begründen ISsst; er selbst vermuthet sehr glücklich
.xö. ulv Ol -JUtO a ihctjjl . was von dem Unheil verstau»
773
774
den wird , das «lor Dciuneira durch ihre Nebenbuhlerin
drohe. Diess habe Deianeira insofern nicht angenommen,
als sie es nirlit liabe über sirli gewinnen kiiiiiien, die
lule ni'bi'ii sieh zu duli.'oii. Uajcegcn ist die tj^rkläniiig
des Worfrs Ol'i'('tJ.(i.y<'.i sehr gczii Ungen , »iclrbps Hr.
M'. ron dem Zaubertniltel versteht, insofern es Aessos
nach \». ÖT) sij. der üeianeira dafür gp-jrbi'n habe,
»eil sie die letzte gewesen sei, die er über den Strom
);i-se<zt. Viel einfacher versteht man u}.(9()iaiat oina/.-
Liiyaii von dem Zwiesprache zwischen Nessos und Deia-
neira, iler so rerilerblirhc Folgen hatte. Noch schreibt
Ilr. W. wegen des flletrums Vs. 84,').
yni'if.iai iioi.övx' ol'Xiuco/ avvafXayaii;,
eine Form, die er auch im Aiax 403- oht.tuv a/yJCei
hf-rstellt. Aus demselben Grunde wird mit Erfurdt Vs.84().
0 r S V e / filr unrichtig erklart. Auch in der Antistrophe
hat llr. VV. grössteniheils Recht. Machilem er mit Recht
die Annahme HiTniaiin's, dass cryayJ.ffTOl' mit TTO.i^og
zu verbinden sei, widerlegt, und sodann den Accusativ
I/^ay.kea als einzig richtig anerkannt hat, der aber frei-
lich so gut, wie der Genitiv 'H(}(i.y.klOVi fegen ilas
.Metrum »erstösst, stellt er selbst mit grosser Wahrsehein-'
liclikeit her:
oimoj Zi]vo'i y.ÜQov
dyay.}.endv h-x ifioXsv .-tc'.&o^ —
VVenn aber Hr. VV. sodann nach einer Conjeclur seines
Collegen, des Hrn. Prof. Lorenz, at'xloC-/ (abhängig
von inc'ilo}c) stall otynaai schreibt, so kann diess nicht
gebilligt werden. Denn abgespheu davon , dass jener In-
finitiv hier nicht einmal recht passt, so ist o/'y.Tloul,
was von Otov niluingig ist, tadellos und besonders auch
desshalb passend, da der Chor gesagt hat: ,,Mu7i muss
Keinen über das Unglück des Herakles-^'
P. 9ö spricht Hr. \V. über Vs. SliO.
■/vm£i ■jrooi ',7'«? youia aijfialvoroä ti-
Hr. W. nitnmt an dij^ni Anstoss , da dieses >Vort nur
dann von Personen gesagt werde, wenn der Genitiv
dl!r Sache, deren sie iingewohut sind, dabeistehe. Das
ist aber natürlich nicht niithl^, wo es sich von si'lbst
rersteht, wie hier, wo jene nähere liestimniung in dem
liinzugefiiglen /tvif; liegt. Die Auinie ist nicht ge-
wohnt, «las Hans zu verlassen. ICbenso steht das .Snb-
•taiiti» rj.iyjii'. absolut bei Kur. fiel. 4jr.
— ütuv S' dll'{>
^outTj y.ayoK iiipij'f/f;, .«A; ünOiav
niziTii Y.c'.y.ic} zov rnikat i)inöfdiiovo;.
Hr. W. schlagt (i r ö )j ^ vor, was bezeichnen soll: kor-
ridum vel tetricum habitum, rjunlis trislium vet lugen-
lium solet esse. Das heisst (i.i^di'ji nicht, was entweder
unangenehm, beschwerlich , lustig oder verdrüsslich be-
ileutet. J£s ist zu verwundern, dass Hr. \V. dem Adjec-
tivuui oine solche Uedeutung unterlegt , da er selbst
p. 11 8(j. mit Recht behauptet hat, dass ij d t -^ nio lue-
tut bedeute. Rec. fügt noch folgende Stellen hinzu:
Eur. Hipp. '291. xo.l Ol) 0-' t'jötojp yciuC, ocuyvijv
uuiQvv ki'Oaaa y.ae yvajinjs öäov, JPhoen. 771. aoi
UEV yuQ i'jdvq i^ \6yovq äcpl^srai.
P. 07—1(0 bebandelt Hr. VV. die Verse 871—89").
So sehr niao , wie immer, den Scharfsinn desselben an-
erkennen mnss, mit dem er vorhandene Schwierigkeiten
enthüllt und .lufgc/.cigl li it , so wird man doch iVIanches,
>vas Hr. VV. <lafiir ausgibt, nicht fiir Schwierigkeit hal-
ten, nnd auch in der Lösung der wirklich vorhandenen
nicht immer mit ihm einverstanden sein. Zuuclrhst be-
handelt er die Worte des Chors 87^. rd/cf.lv' vKt!}ota,
und meint, es mti.'tse falsch sein, da die Amme blosi
wegen ihrer Trauerbots« haft nicht also habe genannt wer-
den können. Letzteres ist richtig, ersleres nicht. I>enii
der Chor meint gar nicht die Amme, sondern die Deia-
neira, und es ist daher nach Jenen Worten, als nach
einem Ausrufe, etwas inne zu halten. Dann erst fährt
der Chor fort, xivi XQom;! dt'.viiv 0(fe ffrji; wofür
eigentlich TiVl roiiTlu) t^ti.vE gesagt werden musste.
Vergl. .Soph. Oed. R. K"lli. c't t^rotc'J uira. • m/Ui, vi'voii
71 ui' Ultiui; die Bemerkung, Sophokles habe immer im
Trimeter 6f.£9oiog gesagt, beilarf keiner Widerlegung.
Hr. W. geht sodann zum folgenden Verse über Oj^cr-
XtulraTU TTodq yc ngü^iv, gegen dessen Richtigkeit er
zuerst mit Recht den Anapäst im zweiten Fusse geltend
macht, was auch nermann schon gethan hat. Das Uebrige,
was Hr. W. vorbringt, erledigt sich zum Tlieil lon selbst,
nämlich O'/^erXlOi, sei sonst <on Sophokles nicht in der
ersten Svibe corripirt worden, und die .Stellung der Par-
tikel yi, gegen die überhaupt Hr. W. eine gewisse An-
tipathie zu haben scheint, sei alienissima. Endlich soll
■TTodi/g ganz unerträglich sein, i) weil die Amme, da
sie dem Chore noch nicht gesagt habe, Deianeira habe
sich selbst umgebracht, unmöglich antworten könne, ihre
That sei schrecklich. 2) Weil der Chor noth wendig
OX^t'/ luj cara ■Jtuw; ys rcodiziv von ilem Sellslniorde
der Deianeira hätte verstehen müssen , daher nicht mehr
fragen könnte: l/jil, r(p lOiüoi. 3) Weil es eine un-
erträgliche Tautologie st'i, denn iler Sinn würde sein:
horrendam mortem obiit, quod mortem atlinet. Alle diese
Paralogismen fallen zusammen, sobald man die Stelle un-
befangen betrachtet. Die Amme antwortet auf die Frage
des Chors, wie Deianeira umgekommen sei: schrecklich
in Bezug auf die That, d. h. iu ßezug auf die Aus-
führung des Moriles. Damit deutet sie allerdings ilen
Selbstmord der Deianeira an, aber so allgemein, das< es
der Chor nothwendig nur überhaupt von einem getcall-
samen Tode der Deianeira verstehen kann, und daher
natürlich fragen niuss: Cl'li. Tifi uuoi;> elc. .Auf einen
Selbstmord der Deianeira konnte jene jllgemeinen Worte
der Chor um so weniger mit Sicherheit beziehen, als es
ebenso nahe lag, sie von der Ermordung der Deianeira
durch den Ifyllus zu verstehen, der so eben in der furcht-
barsten .Aufregung ilas Unglück des Herakles erzählt unil
seine iVlutter lerwünscht hat. Hiernach wird man also
Hrn. VV. nicht beistimmen können, wenn er annimmt,
statt TTuij^ "■'£ 7t(/d^l- habe ein anderes Wort gestanden,
das cognitio bedeutete, und der Sinn v len Worten
der Ammo sei gewesen: iia jjeriit , iit horrendum f'uerit
et iis, qui viderint, et iis, qui audianl. Scib.st angenom-
men, statt .7 (<'/',• ya '.itßdtiv habe etwas .Anilercs gestan-
den, so kann doch Nichts gefunden »erden, •> as jene»
/ / J
770
S.nn liiKtli rirr Syllxn auä/.ixlrii.keii im Slaii.I« n<. Es
ijt lUl.er »i-ilor >i.l.ts vrrilorlcn, als iler AiifaiiiT des
TriiiirriTS, ilor alii-r freiliili auf solir K-rscliiiMliiio Weise
i-iiicir.lirt »pr.leii taiiii. üiMiii aiissrr ilcii II<Tiiiaiiri'sf licu
V.-isurhcn {a x t rki ujT ar' i i\ ye nod^iv uml ax^^-
tlitj) I a :iuöi ys 710.) l>ifM si«-'' au.h oxiilKoracr)
loui 7l(). otiiT a/cr)jM l dl t;) rroata' //i.'l' mid An-
ileVc'S dar. *) Das Uiiualirscliriiili« liste diiiflo au( li hier
Hrn. >V.'s ukaora sein, «as durch jenes glossirt Hor-
den sein soll. Allein dann li;i((e man ö/trAm, iiitlit
OXiltnütaia danilier^resclirielien.
Ilr. \V. .«prifhl snilann iit>er Vs. ,S«(I. f/;T< , ciß fiooi/),
•t'iat, i:il.TüiX"- "''■'■ s""''" <''" Ix-iden letzten Worte
Uliflelit sein, einmal iteKen ;(^r(;,-/f^ was sonst nicht
mit uooi') verlunden vorkomme, iiiiil Lei dem auch an
dieser Stelle das Präsens liisloricum anffalle; sudann «eil
beide AVorte (janz nnnütz seien, endlieli , «teil diesem
Docliinius sonst ^iell(s in dem ganzen Gesjjrarlic ent-
«nreilie. Allein obiiolil vor iler Hand sich i;i<VT(JiX'^'-
in "l^ielier \'erbindunjj nicht naeliueisen lässt, so bewei-
sen doch die bekannten Verbinilungen , wie Ti/iöc ai/l-
ib. l49ö. eic. ancli fnr jenes. Denn warum soll man
nicht ebenso gut sagen lionnen: ,,niit welchem Todeslooso
raunte sie zusammen?'' Wesshalb Ilr. AV. hier am Praes.
histor. anstösst, hat er nicht gesagt. Recens. setzt
daher nur ein paar ähnliche Beispiele von dessen Ge-
brauch in Fragen her: Eur. IJacch. 1033. Hcc. 683.
Tiri f'.üoij) iivijay.ei; llel. 91. rlg de a iy.ßdkket^
nuToul': ibid. 1240. nöatv ö' a9aTTrov ihm cv i)
■/.ovnT£i X^ot^'j Or. 1411. ov ö' ijoda ■koZ tut
r-nalai (fevyeji (föfiip; Für uns sehr auffällig ist
Herc. für. 'J.j'i. M yi'ji küxnuUt lUvg'jQij^ arnciQCl
TTOTi. Dass die Worte unnütz seien (was übrigens au
»ich gar jN'icIits beweist), liütte Ilr. AV. nicht gescliriebcn,
wenn er in dem Augenblicke daran geilaclit hatte, dass
hier nicht der ganze Chor oder der Cliorfiihrer, sondern
abwechselnd alle Personen des Chors sprechen, wie Her-
mann zuerst wahrgenommen und Ilr. W. selbst einge-
räumt hat. Was endlich die Responsion anlangt, so kann
diese in deui ganzen Gespräche nicht vullsl/inJig, sondern
nur theilweisc sein, da die Gemiitlisbew egung des Chors
und der .Amme für jene zu stark ist. Und das letztere
nur hat Hermann, auf den Hr. W, sich beruft, ange-
Duniuien: ,,(scenam), quae quuduin antistrophira propor-
lione descripta est." Endlich «erden wir gleich sehen,
dass alleidiDgs der Chor wohl noch mehr Dochmien ge-
fprochen hat.
lu den folgenden Worten ai'CljV SlljTarajai. »tiisst
Hr. W. mit Recht an der Stellung des Pronomens au.
Dagegen halte er das Verbum nicht anzweifeln sollen,
welcheti, allerdings mit besonderem Nachdruck, die Amme
spricht, um das Gewaltsame und Furchfbare jenes Selbst-
uiuides zu bezeichnen. Das Compositum wird durch
■; So vermiitUet n^ein Coie»« , Hc Conr. Wajusr, it^itA«»-
didfki'fit und Aehnliche» gerechtfertigt: i^ai'ix 6 in
eteht bei Aesch. Prom. tl71. Hr. W. schreibt;
ui )] viv ij'i'OTvjin.
Diess entfernt sich unnölhig zu weit con der Lesart der
liiicher, und schwerlich hafte «lie Amme durch urv den
Selbstmord ausgedrückt. Iteides wird einander vielmehr
entgegengesetzt Eur. Hippol. V/S. 7luittjuv i>:t' wviji^
v; .''«I i/V ■nlloMiUil^. Es ist wohl nur zu verbessern:
ai'rr; (i/riarwoe. *) Was Hr. W. gegen eine solche
Erwähnung des .Selbstmordes noch einwendet, erledigt
sich, sobald wir die folgenilen Worte betrachten.
Dass diese nicht so, wie sie in den Düchern stehen
oder bisher cunstituirt worden sind, von Sophokles ge-
schrieben «erden konnten, hat Hr. W. gut nachgewiesen.
Er selbst halt die .Stelle für so verdorben, dass er gar
Nichts wagt, meint aber, dass die ganz verderbten Worto
Tc'.rö uixiiuv iJcf.eoQ xaxut! i:iiriiLc von der
Amme gesprochen «orden seien, und vermulhrt, dass in
ihnen vielleicht gesagt gewesen sei, die gefangene lüle
sei die Ursache von Deianeira's Untergang gewesen.
Eine solche Aeussening der Amme v. liide aber den
Zusammenhang unterbrechen. Abgesehen von dieser Ver-
niiilhiing, die sich ,-»nf Nichts in jenen Worten slülzt, so
halt Ilec. die Stelle gar nicht für so ganz verzweifelt.
Denn, wenn sich, namentlich bei der l'ugew isslieit der
Meira , auch nicht mit Siiherheit nachweisen lasst, u>i»
Sophokles geschrieben hat, so scheint es doch unschwer,
zu errathen, was er ungefähr gesagt hat. Uetiachtet
man nämlich die Worte, wie sie in den Handschriften
dem Chore allein zugeschrieben werden:
ri's 9vtAdq, i) Tivaq vüaoi
rdvb' a/'xiidv ßekeuQ y.c./.oü
^uriiki ; nuii iunaaxo
TiQijq, Saidroj därarov
äviauaa ^lüva;
mit einiger Aufmerksamkeit, so ergibt sich leicht, dass
hier drei Personen des Chors auf verschiedene Weise
Dach der Todesart der Deianeira sich erkundigen. Nur
die mittelste ilieser Fragen idvö' — ^vt eikt hat Schwie-
rigkeit. Diese Worte, in denen doch jedenfalls ilie An-
deutung ilrs Schwerdttodes liegt, der Auime beizulegen,
geht desshalb nicht an, da sie dann nicht sagen könnte:
OToi'ocucoi; iv lOfiu nidctQüi. Geben »ir nun diese
Worte als Frage dem Chor, erinnern wir uns, dass di«
Heroinen ge»ohnlich nicht durch das Schwerdt, sondern
durch den Strang sich den Tod geben (z. B. iokasle ,
Phadra, Eurydike, vcrgl. Aesch. Suppl. 151. 400- 7ti<J.
Agam. .'549. Eur. Hei. 204.), erwageu wir ferner, dasj
wo von einem beabsichtigten Selbstmorde tlie Rede ist,
regelmässig beide Todesarten ncken einander erwähnt
werden , — ». Eur. Plioen. 'v>2 sill-i Ale. 2.'8 «qq.. Ion
1U7J sijq.. Androm. 7Ü0 sq'l-, Troad. 1U22 si]., Hei. 303 «qi-,
1 Hr. Conr. Wagner erinnert mich, dass cti/rjjv (yijj^uiius»
vielliiclit heibeh.illen werden könne als gleichbedeutend
mit cüiij uvitiv Sirtaimoc, wie n.TCh dem zuerst von Hrn.
HcfTr.i.inn in Jahn's Jahrb. j. Fhil. u. Päd. Cd Vll H. 1.
p. 3t sq irlauteilen S|iiacliscbraochc ipic me im Latei-
nischen zuweilen gleiclibedeiitend mit ipse me iptutn ,
i. ß, Virg, Aei:. ViK, 144. Cic. ep. Famil. IV, ».
77H
Or. y{ö, Ul2(i S(j. Ereililh. fr. XX, '>n , so ilass bei
Eiir. Hei. jlKi— 1(). Helena eine fürnilirhc Cunsultatinii
anstellt, ivplrlK» von beiden nobler sei, so werden »vir
nicht zivcifeln, dass jene Cliorperson fragte: ,Jiat der
Strang, oder die Schürfe einer verderblichen Waffe sie
hinipeggernff't^^'' Es ist also eine Lücke vor raiöc anznneli-
meu, ilic man rielleiclit nicht nnivalirscheinlich so alis-
fülh :
d'/j(6va I. tÜiö (i.i^ii.a ßsksoi y.ayoü
Die Worte der rorliergelienden Person Ti^ ^VHUi l< Cl'ti
ruaoi , no Hr. W. mit Andern uejjen des Blctrunis die
beiden Pronomina gestrichen hat, hat er librigers ganz
missverst.inden. Er erklärt sie: ^^utrtim violenta viorte
an morbn aisumptn est ^''^ Denn «eder kann itt/tu^ einen
geicaltsitmen Tod bezeichnen , noch der Chor daran den-
ken, Deianeira, die eben gcs-iinil in's Hans gegangen ist,
«ci an einer Krankheit gestorben. Den Sil^lagfluss, der
überhanpt nnjioelisch ist, kennt ja die Tragödie nicht.
Der Sinn ist vielmehr: „welche Leidenschaft, oder tvelcher
Jf'ahnninn hui sie ergriffen i^^ &vjlo<; ist bekanntlich
jede heftige Geniiilhsbeii egung , VJOOl be/.eirhnet Vor-
zugs» eise Wahnsinn, den einer Gottheil Zorn «gesendet,
den iVJenscheii zu frevler , ungeheuerer That zu treiben.
Auch die folgenden Worte Tiiiiq — iioi,a hält Hr. W.
für yerilorben , theils wegen des Metrums, theils wegen
f'.uva, was keinen Sinn gebe. Allein es kann allerdings
erkl.'iit werden: ,,wio lolUirachte sie es, allein, d. h.
ohne Zuthun eines Andern, zum Tode (des Herakles)
(ihren eigenen) Tod hinzufügend. " üiicli scheint es
wahrscheinlicher, nach SüvCiTuu zu iiiter|)ungiren und
die Woite duvoaoa ftuiiC der Auiuic zu geben.
Vs. .^SS. schreibt Hr. W. so:
inttSsg, vi /ttcraic, ti-vös ti)i i'ßoiv.
Die folgenden Worte ri'<; v;i-,- 7t uj:;; Cpi(>' tfiie; bat Hr.
W. aus Ai. ilUö. richtig so verstanden, dass der Chor
iiach demjenigen frage, welcher der Deianeira nach ihrem
Willen den Tod gegeben Labe. Wenn er aber dcsshalb
•chreibt;
r/j i':i i r; ifLi rtji/:,
«o ist das unnütz. Dasselbe liegt in r/,' ; ?■; teer war
es? und der Chor fragt dann noch 71 cij c ; d. h. wie hat
er sie getiiillet]
Im Folgenden hat Hr. W. mit Recht nachgetficsen ,
■ ass die ^y<irle ;
li rfivjvl'ic; Oi'.cp'ljvj) ;
der s|)fecliendeii Choriierson ganz angehören, und dass
unniiticiliar darauf gleich die Antwort der Auime Vs b96 sq.
stehen muss:
(lyav y£' nukkuv ö' si 'luguvoo: jit.roio
i/'.ei'crosi;, Ol i;0(/uas, y.uQ'c c.v Lpy.Tiffac
ikei'crosi;, Ol i;5(/uas, z«pr' uv LJr/.Tiffac.
Wenn aber Hr. W. daraus schliesst, die ^Vorte .s!)3 — 95.
ivenv — ,'oivcv seien un.'icld und von ileu .Schauspie-
lern hincingesetzt, so ist dafür kein Grund vorhanden.
Sie sind vielmehr nur nach obiger Antwort der Amme
zu versetzen. Wcun aber Hr. Vi . auch an der Redens-
art l.i£yuktjv tQlvvv öö/tio riy.crir anstüsst, so ist das
jedenfalls nicht sein Ernst. Endlich schreibt Hr. W.
'/.emchr, f et .lltci iluimaw.
880
885
Vs S9S. -Aai Tot'i' irkt; rot yf'iQ yi vd.r/.iio. xr.ou/;
was nicht für wahrscheinlich gehalten «erden kann.
Ehe Rec. weiter geht, »ill er noch einmal die ganze
Stelle von Vs. ftSC. an hersetzen, wie sie nach seiner
IMeinun"- hergestellt werden muss, wenn man einerseit»
.«o sehr, als möglich, an den handschriftlichen Lesarten
sich li.'ilt, und andererseits einen tadellosen .Sinn und Zu-
saiiimenhang, sowie passende iMetra haben will. Dass
über das Einzelne gestritten werden kann und wird, das»
Einzelnes h alirs( heinlicher emendirt werden kann, daran
zueifelt er nicht: d.igegen hofl't er, im Ganzen das Wahre
getrofl'en und namentlich gegen Hrn. W. bewiesen zo
haben, dass so ganz verzweifelt, wie er meint, mit die-
sem Gespräche es noch nicht aussieht.
X. C. Ta\(uv i')'kid{i[a — xh'i rpo'.T'/J ^aviiv crt^i
Tq. oxsrXaj) TU itQÖi ye 7i(ju^iv. X. ij. arirs ,
tut nüo</>, 8°"
yi'i'ni, iuvTpcys/.
To. aÖT>) d/ifioTVjae.
X. ^'. i/? 9vud(; ;; n'i e.i; vocrot ;
X. l. [äyyöva ;;] Taid' ai'/ita ßskso-i /.axui'
t;frf.tke; X. tu. TVuii Efjr,0aTO
TTQoq davarii) dai/arov;
Tq. dviocioa iiova
OTOvdevTuc ev roful
ai?iriQov. X. tß\ enstSec,, tu
HUTaiE, TCtvS' ißrjtl-,
Tq. ETiEc^ov, wq. örj Tit.tjoia 7taQaaTdtii.
X. /'/'• 7''? '}'■; Ttvjc; (fi(j' tt'ill. 890
Tp. (li-vi) ngog aÖTiJi; yfioonoieivat ruös.
X. ly. Ti (fojvtii; orcicfiji'ii;
Tq. äyav ye- fiaXkov Ö' et -nciQOvaa nh]Oia
ikfvcraet;, oi' eÖ^acre, y.uqt dv (/mitaac,-
X. td'. tcexer, tTExiv f^ieyukav
ä vtiooToq aöi vif^Kfu
douotot zoi'ad' iotviv. 81)5
X. iL y.a'i lour' 'hlij rt ^fip yvvaf/.eia Atiaai;
Tfj. decvuji ye- TTCvaet 6' ujars ['aoTi'QSh' suoi.
Man sieht, dass einzelne Partieen antistrophisch siud.
Nachdem die Amme mit den Worten äyav ye etc. ge-
sagt hat, ilass anf höchst klägliche Weise Deianeira mit
eigener Hand sich getödtet habe, so bricht natürlich die
eine Chnrper.son in den Ausruf aus, dass durch lole ge-
waltiges Unheil über das Haus gekommen sei, die andere
letzte fragt noch zweifelnd: „Und so etwas wagte eines
Weibes Hand zu vollbringen ■'"■, durch welche Worte nuD
die Erzählung der Amme eingeleitet wird. Wir können
also auf keine Weise diesen, sowie den folgenden Vers
der Amme: ditvvii y£ etc., die einst Hermann herans-
werfeu wollte, entbehren, da sonst die Erzählung der
Amme inel TiaQljkOotJ etc. zu abrupt beginnen würde.
Von p. 110 an spricht Hr. W. über Vs. 9UÜ ff. Und
zunächst halt er Vs. 901 f.
y.a'c 7iaid' iv av}.aii eiös xotka öe.fivta
acOQvl'vd', OTlOJi di\lOQQOV ävTiAi] naTQi
für durchaus verdorben. Denn unerträglich sei zuvörderst
yoitoc, da es nichts Anderes bedeuten köime , als pro-
fundus, ein solches Bett aber für den Herakles io iei-
51
779
7H0
ii<>ni Ziiütanilc iiirlit zu rrkinassiu sei. Snilaiiii »e'i auch
■las l<'(ilt:rnil<' .«rliailliaft ; ili-iiii Ilvllos kiliine iloili iiirlit
in «Irr Ali.Milit ila* lictt iiiarlicii, um ilriii Vater »irileruiii
M,t|;r|.'i<ii 111 i;plici(: vii-linelir sri aus >'s. 8(13 s'l'l , \^'27 sqq.,
')7I 9<|<l- klar, ila.ss iltllos den ^ atir erwarto. Allein
H\lln9, iliT loraiiüi.'efian'ion ist, um für ilen Vater ein
Hett und z»ar im \ iirliaiiüe aiifinstlilaKi-n — iiad'irlirh ,
ils ilurh iiai'li ilrr Kiiirirlitnng <li's alten Tlieater.s Hera-
kles nirlit in den Tlialanios ^etraj^en und dort g- zei)>t
(Verden konnte — gedenkt naii'irliih, üoUald er diess Ge-
«rliüft Killeiidet hat, dem Vater Mie<lrr entgegen zu flehen.
Dieser (jedaiikf lics' notlitvendi); in der ]\atur der Saelic:
ein Soliii »ird ohne Grnn<l nirlit niiissit; \iarteii, bis der
ileni Tode nalie Vater in's ilaus gelrajfen »ird; er » iril
ihm jedeiifall» entgegengehen. Dass aber H\llus iliesen
Vors.it^ iiii'lit .-insfiilirt, iüt eben so natürlich, da unter-
dess die fintier sieh ileu Tod gibt. Klienso wenig hat
das K|iillieton ornan.« y.iti/u einen Ansloss: «s ist eiufarh
das lieft, insofern Jemand ilarin Platz finden soll, also
ilas geräumige Bett. Dagegen hat Hr. VV. unbestreitbar
Rerht, nenn er nachivc-ist, dass Vs. 905 sq.
— v.Lo.ie b' ö^ydvujv ücuv
tpai'ori:}', oi-; e^'^njTo öeikala ■:iuüoq
^jrosse ScIiH itrigkeit hat. Scharfsinnig und vielleicht
richtig ist seine Vermiilhung, nach Vs. VIOfi. sei ein an-
derer auf das Wort Cfäoo^ ausgehender Vers verloren
gegangen, durch den die ^itelle erst ihre volle Bedeutung
bekam: ,,Sie »einte, so oft sie eins von den Werkzeugen
in die Hände bekam, deren sie vorher sich bedient hatte,
Jenes unselige Gewand webend.'''' Doch kann Rec. eine
ander«» \'ermuthnng nicht unterdrücken. Es ist nämlich
vielleicht zu lesen:
— y.Xu/£ S' öoyavojv vtov
ipavasisv , oIq ex(>i]9' ö deika/os irtipoc:,
lu dass gesagt wird, Deianeira habe geweint, so oft sie
eines von den Werkzeugen berührt habe, deren Herakles
früher sich bedient hatte. Dass dieses Benehmen der
(wemnthsverfHssnng der Deianeira angemessen ist, weiss
ein Jeder; wer um den Verlust einer geliebten Person
trauert, dem enveekt der Anblick der Gejjenst.'inde ,
»eiche jener gehörten, iinnier ton neuem Schmerz. Und
•o klagt denn auch Admetos in Kur. Ale. 944 sqq.
ij j^iiv ydo ivöov s^e'kd ft e^ijuta,
yi'putxui ivi'di evr' uv tioiöuj y.tväc,
dguvovi; r' av ototi/ iL, f.
>ocli naher kommt unserer Stelle Qniiit. Sinjrii. VII,
) i() sqq., wo der Schmerz der Diad.imeia nach der Ab-
reise des Neoptolemos sehr gut geschildert wird:
— xai vleog akt-ore uiv nov
f.vvi]v üucfiyvdeioa i-iiy la^fv, a.tJ.o9e 6' atze
■/.l.aiiv FTii (f'fnjor cpiko» ö' iyy.äxiisio y.ok-nip,
r-.i xi Ol ev iif.yuQoiai ztTvyfxivuv i/tv tidipfiu,
{) kivt Tvilioi, fojv ÜTukcii (fifivaq iaiveoyeii •
■ii4(fi <5i ui y.ai dv.ovta kt) ttiiiieuov, tin uv iöoii u,
rnpcfia iiiv uit iiayr:, y.ai ti t/ neu dkko yovioa
iÖQay.e naiöog ioio dai(fpoi'o:.
Sudaon sprirht Hr. W. von Vs. 9();-<. ft' ruv (ftkuiv ßkt-
ll'i.icV '\i/cxvi> öl'uu;, und meint, von Sklaven könne hier
nicht die Red« sein, da diese auffallend (fikui hiessen,
und durch den Tod des Herakles keinosivegs in eine
üblere Lage kämen. Da nun ui/Jcai nicht nur die
Sklaven, sondern überhaupt die Hausgenossen bedeute,
so seien hier dio Kinder zu verstehen , und diess wird
ans Ilerod. VIII, lUt). belegt, wo oix£Ttil gleichbedeil-
tenil sei mit H eil/ und Kind. Allein diese .Stelle be-
weist für Sophokles gar Nichts : Hermotimos forilert dort
den Panionios auf, sich mit seinen Hausgenossen in sein
(lies Heruiotimos) Haus zu begeben; Panionios zieht mit
Jf'eii und Kind zu jenem. Hr. W. konnte viel bessere
Beweise ans den Tragikern selbst anführen, dass (iiy.ii-
rai überliaii|it faniilia, d. h. IVeib und Kinder und
Stdaven im (iegensatze gegen ilen dominus bedeute. \'or
Allem musste er Eustath. ad lliad. £, v. 413, p. 4'-"'. 52.
Rom. (|). 5'>li. Bas.) (fiütrui S' £v ro/%' TOI' ypaiiiia-
Tiyoi' '.fpioTuCf'uvoig y.ai ntoi oiyciiöv köyo^, oii
oi' fAOi'Ov oi y.ar' äypoig vnorpyol oiruj; tkeyovro,
c'ikf d y.ai oi iv oi'y.ia/t; ikevi^EQoi, v'jq du u':rot
TIC, oixij T a/ , iitTuXijifjsi Tov 11. Tiagayei 6s aixdc
y.ai Trapoifiittp tt Evoiniöoi' kiyovaav'
'Ei'duv yrvuiy.ojv yut Trap o/xeTag kdyoi.
ijyoL'v iv Toii yar oiy.iav kdktjTtop df iir, zai
yvvaixas^ ctw ^6 oi'y. ii;iiiuv, oidt dtj.oipiujv Tta-
goi'liov kt'Tluv TijV kukiav. Cfr. sehol. ad Arist. nub. 5-
[Jn<l in iliesem weiteren Sinne steht oiy.txai z. B. Aesch.
Agani. "l\h. von dem im Hause aufgezogenen Löiren :
ajta^ov dkyog o/x«ra/s, und Eur. Suppl. 894.
uypavTov ot'öev ol>t ii; oiy.tzai i][ujv
OL'i' ic, n okir aq.
Dass aber o iy s i ui jemals die Kinder im Gegensatze
der Aeltern und Sklaven bezeichne, ist gegen allen
Sprachgebrauch, während es sonst regelmässig bei den
Tragikern die Sklaven bedeutet: s. .Aesch. Choeph. 72Ö.
Soph. Oed. R. 1114. Oed. Col. 334- fragm. Laor. III, 4.
Eur. Ilipp. 4(). Herr. für. 971. ""'I s. unten; daher
o/xim; yi'vij Kur. El. 104. oiyiiijc, ßioq Ion. 1388.
Es durfte aber Hr. W. hier um so weniger an dio Kin-
der des Herakles denken, da diese gar nicht anwesend
sind, wie aus \'s. 1 153 sq. hervorgeht, wo Hvllos auf
das Verlangen des Hrakles, seine IMutter Alkmene und
seine Kinder noch einmal zu sehen, antwortet:
dkk' ui'Tt i(i;ri]Q ipddd'' dkk' irroXTin
Tiuivdi ai'ii,ij£t'iixev diar lyni' edgau.
naiOüjv ö6 TOig fitv i;i kkatjUi>o uvtij rgtcfei,
TOI? ö' di> To Oijßi^q acrxi' vaiovtaq fxddotq.
Sophokles konnte aber nicht füglich die Kinder des Hera-
kles gegenwärtig sein lassen, da er durch ilie Zahl der
Schauspieler beschränkt war: traten die Sohne des Hera-
kles auf, so mussten doch wenigstens einige sprechen.
Wenn Hvllos also fortfährt ruEü 6' öooi ndueoftev ,
so sind Hvllos und seine Diener, sowie die Leute, ivel-
rbe den Herakles gebracht haben , gemeint.
Ans allein iliesem ist klar, dass die neue Erklärung
des Hrn. W. falsch ist. Au der gewöhnlichen Interpre-
tation ist Nichts auszusetzen. Die Sklaven und Skla-
vinnen im Hause der Deianeira lieissen (fit Ol , weil das
^'erhältniss zwischen ihr und jpiieii ein freiiiidliihes und
mildes ist, weil sie jene gut hält, und daher lon ihnen
781
78?
geliebt winl. Dass Delaiipira, «fiin sie einen der Skla-
ven unil Slilavinnen gielit , von Neuem in Tlirüiien aus-
bricht, ist ein lier Natur al>f;elausrbtpr Zui;: <Jer Trauernde
erneuert seine Klagen, sobalil er Jemanden erblickt, den
er kennt, und von dessen Tbeiliiahnie er iilierzeugt ist.
Ein solches Verhältniss zwischen Herrin und üklaveii
schildert uns Kiiripides in seiner Alkestis: s. z. B. l')2.
nc'.VTEQ 8' iyXciiov oiv-tx ai'Aaxa oiiyai ^eoTrutruv
uiy.TtifiovTEs- 76.'. oiy.ixti-i d' ixkat'ofjer zltonut-
var. 7tiS. spricht ein Sklave: oi'd' ittTUva X^'9
(xTTOtiiujCoju iiitji' zJionunau ^ ij fioi ttuoi t' or/.i-
xaiaiv Ijv MijXijQ. vgl. 947, «o Kinder und Sklaven
gleich hinter einander erwähnt werden. (Ih/al werden
librig^ens die Sklavinnen des Chores angeredet Wed. 1 1 It).
Hipp. 200.
Mr. W. geht über zu Vs. 910.
«t"r>) Tov avTiii öaiuov dvaxaXovftH'/j.
Mit Recht stöss.t er an der Stellung des Proiionieiis a i' ttj,
ipsa an. Wenn er dagegen die lle.lensart öuiiiova dva-
y.oXiiO^at nicht gelten lassen will, da diess Verbum
immer invncare bedeute, so geht er darin zu weit. Denn
wenn Deianeira etwa so, wie Agamemnon bei ISur. Iph.
Aul. ( l4n. ausgerufen hatte:
u> Jiucvia (.lOtQU. xal rvy^r iial[.(üji' r fiid?,
so konnte diess füglich durcli die Worte Saiuov dvct-
y.akoi Liivi] (oder ü yy. ulMvuevi] , wie Hermann wollte)
bezeichnet werden. Hr. W. vermuthet
avTfj luv uüci'i dai^iov iyxakoif/ivrj,
allerdings wahrscheinlich, allein nicht sicher. Denn
Sophokles konnte ebenso gut dzij()uv aüzfji Öaifiov
dyy. akot'fiet'rj , oder, da in der Aldina aÖTjj TlfJOi^
ai'tiji stellt, uvrij^ Tloug uiri-<; duinuv d y/.uKov-
fttvij schreibe«.
Wir kommen zu einem tier schwierigsten Verse in
der ganzen Tragödie, zu Vs. Uli.
•AUi TCtg ((■Kaidag s; tu Loctcuv oi.'>aia<i.
Mit Recht verwirft Hr. W. soivohl die bisherigen Er-
klärungen, als anrh die Hermannische Enieiidatioii yxu
lUi öillCldui; etc., ebenso gibt er richtig als den Sinn
jenes verdorbenen Verses an : et liberurum in posterum
patre orbatorum sorlem miscriimam. Er selbst versucht
Nichts. Kec. glaubt in dein Anfange des N'erses mit
einiger Siiherboit Tiaidm; T aTididii;, nacii bekann-
tem Sprachgebrauch zu erkennen. Wie aber der ganze
\ ers herzustellen sei, darüber ist Reo. iu grosser ünge-
»issheit, ^'ielleicht ist nach der Bedeutung des Wortes
oi'oia bei Eur. Ion. 1302. a'ÄA.' iiytvöftio^a , naxou(;
uirr/uv Xeyv) , wo Hermann zu vergleichen ist, au un-
serer Stelle ii<tiöui; r dua./()(/..; i^ rö koui ut^ o t-
0 1 UV zu lesen, d. h. und die Kinder, jrelr/ie in Zu-
kunft dein Ifesen nach (d. h. in der That, in Wahr-
heit) Nichlkinder sein weiden, oder in demselben Sinne:
'lutöag t' d.Tio.iduq £<; ra }.umuv ovoinsi *"
dass der Genitiv nach Aesch. Agani. 42 sq. i\li v: t (toi,
uvai; jjö' \'/yajieiinijjr dfÜriiwur zUu9tv v.tü öioki--
TTTOOl) TtfJUi^ zu verstellen wäre. Allein es köiiiieii noch
andere Versuche gemacht werilen. Da nämlich ul'aia
bei den Tragikern sonst genühnlich das Vormögen be-
deutet (Euri]). Herc. fiir. ,j.'J7. Hei. 1271. fragni. EiecliiL
X, I.) und wo von Waisen die Rede ist, fast regel-
mässig erwähnt wird, dass sie, ilires Vermiigens beraubt,
am Nothwendigsten Mangel leiden (s. x. B. Eurip. .'tled
2:)4. 1102. Ion. .'lüi. H'-rc. für. 304. El. 233. Phoen.
440scp|. Soph. Oed. Col. 1(„S(). El. ',lliO. Oed. R. l4()}84q.);
so ist vielleicht
iiaiddi; z' anuidm; t; za koiri' dvovaiorc
zu lesen, so dass avuvoiiii i venniigenslos bedeutet.
p. J2Ü — 122 sucht Hr. W. «eidäuftig darzuthun, das«
Vs. 942.
/}a'u)v, 69oi'vcy' iy. dviii taoiD d/ja
■wazf^uc, t' Ey.iiviji; r' vjucfariaiili'oq ßiov
falsch sei, und dass man mit Wakefield ujoqavicrftevüt :
ßiov schreiben müsse. Rer. hat nicht notliig, auf da*
Einzelne einzugehen, da es zumeist gegen die Coiistriic-
tion gerichtet ist, nach welcher /x dieii' zasaiiimenge-
hürl, und ßlof von oj(>(fuV/(ri.ilioiu; abhängt. Vielmehr
ist iy. mit ßluu zu verbinden, und die Genitive ditiv —
rrazoo.; t' eye/vi/i; ze sind von ßiov abhängig. Warum
aber im Griechischen Tuv ßiul' Tuiv yuvtmv uo(puvi-
Cuiiai, wie im Deutschen ich werde des Lebens meiner
Aellern beraubt, nicht gesagt werden kiinne , wie Hr. W.
behaujitet, ist nicht einzusehen, da man ja der Aelteni
auch auf andere AVcise, als durch ileren Tod, beraubt
werden kann.
Vs. 947 sq. schreibt Hr. W. mit IHusgrave und Wa-
keüeld :
yfoTfo« Tigozcoov imoTtvco ;
7i6z£()u f-ifkea itequlzIqu) ;
un<l erklärt diess p. 120 : utra prius gemain? utra supra
modain miseru^ Diese Interpretation ist gegen ilen Sprarh-
gebranch: denn aus den von Hrn. W. beigebrachten Stel-
len aus den Tragikern (Aesch. Prom. 247. Eur. Phoen.
167Ö. Androm. 270. Iph. T. 247. Soph. Trach. (i(i3.)
lässt sich nicht beweisen, dass Tregaizepuj in der Be-
deutung supra modum mit einem Adjectivum verbunden
werden könne. Ebenso wenig geht iliess aus der voi
Hrn. W. übergangenen Stelle Eur. fragni. incc. tragg. KiS-
— oi< ydu eaxiv do(fakei
myi'-ireguj zu y.dkKoi ij 'v niout kußeiv
hervor. Hermann erklärte die Vulgafa Jioxsga xil.cu
7l,ioa/lf:0U) durchaus richtig, nur dass er letzleres etwa»
freier übersetzte: utra priora geinnin, utra deinceps po-
stremn. ncnuirtQiu steht nämlich in seiner gewöhn-
lichen Bedeutung, und es ist zu übersetzen: ,,was soll
ich zuerst, was weiter {über Jenes hinaus, ferner) be-
seufzen." Wenn Hr. W. gegen diese Erklärung noch
einwendet, ilass dann der ganze Vers Wi^. unnütz sei,
<la sich sein Inhalt scliun aus ^'s. 947. iiotliwendig er-
"■ebe, so scheint er iu ilein Augenblicke nicht an dei,
bekannten Homerischen Vers
XL -iToo'nov zoi f.^siza, xi 6' vaxäxiov y.axukt^oj
und an dessen Nachahmungen gedacht zu haben, wie
z. B. Eur. El. '.102 sq. xiv dgx>)i' ■^gujzd o ittmu)
y.uy.ujv, noiai; zekit'xdt:; ziva fxirrov xäi;ij) küyuv,
Herc. für. 4^3- riv' vuviv Trgujxuv ij xiv' iuiaron
lloo: origva dwuai; Iph. Aul. 1130 sqq.
51*
7S3
784
liv' dv käßoint -rujf tfAiüv ('qx>}V y.av.div;
'hlatri yao lodjcuiot yQtjaari'Jo.i 'luon,
xüv i'oiäcvtcT/, xüv uiiTOloi 7iuiraj(ui'.
I>a!.'rj;eu »reist Hr. W. p. 120 — \'-!^- griiiullirli nacli,
das» Vf. V5I. rride ()l jlCl'Of^tSl' £7t ik:iioiv mit Er-
fiirilf grsclirirlrn wrrden iniisse.
p. |.>H— IJ.i l,rs|.riilit Hr. W. Vs. 953— OHI. auf
eine solclie Weise, ilass iler Leser jjrlissteiitlicüs mit ilim
eiiirrrslaiKlen sein wird. Vs. 9,j.{ — DJÖ. "ird mit Reclii
also erLIürt: utiiKim procella ex hoc ipso loco orla pro-
"ul lii/ic tue aii/'erat. Etieiiso riilili^' «erde» die folgen-
den Worte ((/' xao.'jal.ia !h!.voi/ii gejjen Siiicrn er-
klärt: ne nietu exanimer. Zu den aiifuefiilirfen Stellen
konnten fiit;licli I»inzu}{efiigt »erden Aesili. Siipijl. 7 1 9-
:T(ti)oiyouat öiJi^uLci. UM. o'ij^oiini cpul-Jw. Eur. Snppl.
'IfvS. o^ijfvr' tfioraai toi'oÖ' dv t;) JoaD/ieioi:;. So-
dann liat Hr. W. an» dem SrJioliasten so«oliI , als aus
der -Stelle selbst, nailige» irsen , dass UOVVOl Vs. "öS-
falsch ist, nnil dafür ein Wort ton iler Bedeutung mori-
liundus oder moi/i proximus gestanden liat. Endlieh
»rhreiLt Hr. W. V». Dl;!).
■^loQeiv {)om')vdt keyavtif,
was alleidings wegen des Metrums Walirsclieinlirlikeit
hat. Allein dass -liDfitiv IXQU döiiajl' nur von ilcncn
gesagt «erden könne, die aus dem Hause kommen, da-
für lässt sich kein (irund angehen, und Hermann, auf
den sich Hr. W. hernfl, sa-^t nur: ,,Etsi fere ■tx^jo dclnaiv
de iis diciliir, qui ex aedibus prodeunt, famen nihil ini-
prdit, quin etiam de arcedentibus ad domum diri pnssit."
Dnd in dir That sagt hei Eur. Uareh. iL'Oi). Kadmos,
der mit dem Leichnam des Pcntheus vom Kithäion
kommt:
eTTCoSi /lo/ , (pcoorres üdKiov ß(''-Qoq
nsi'^tuji, cma'Je, TtoooJio/.ui, liofxojv n a (j o ^
□ od I[)h. Aul. 5^3. «■om Paris:
uns oc y.Qirjic, If^njvs deäv
li. o eg 'Ekkd()a 7ie/i'ici
fiuv r/.trfccvTOÖiiojv nd. fj Ol -
ßcV ii()iia}V.
Xu unserer .Stelle konnte aber So|)liokles Tino öofUDV
ilershalh rorziehen , «eil Herakles ja nicht in das Haus
selbst hineingetragen, sondern tor demselben abgesetzt
wird.
P. 136 — 138 behandelt Hr. W. Vs. 'Ißl — 970. Mit
Recht macht er geltend, dass ^'s. 965. weder Tld, noch
0V Blehen konnte. Diess ist aber auch der einzige An-
»loss , denn an der Verbindung i;lvaji' — t'o.a/; — CfO(j£i
kann man keinen Anstoss nehmen. Wie OTdOIC, «as
der von Hrn. W. angeführte Siiiern mit Unrecht ver-
inulhete, von einer siehenden Schaitr (z. B. Aesch. Choeph.
4.01- Eum. 300.) gesagt t»iril, so kann man Ijuoii i;£-
vun> von einem gehenden Haufen von Fremdlingen sagen.
Die Wort« w5 (fi/or ~ioo/.i]öoiuvu f-lciofictp dlporfov
wioCI ßaoiv, an denen Hr. W. Anstoss nahm, sind ta-
dellos: i:] i ist hier Interjeclion , nicht Cowparalivpiir-
tihel, onil als Snbject ist fiaoiq zu wiederholen, dessen
Prädicaf recht gut finatr Cfiuii sein kann, tla hier /v«-
■ji<i in seiner gewöhnlichen Bedeutung steht. Achulich
»agt Aesch. Ag.im. 906. ei Ss fit} TBtayfJEva uoipa
IKtiouv iz 'Jciiji- iioyi- fiv rifiou (piQElv. Und ebenso
richtig hat Hermann Opusc. VI, II, p. 97. Eum. 721.
erklärt:
tJalofoü T ui-Aov '(\iij(f<is ())()3uiO£f fiia.
Reo. schreibt daher nur mit \'cr,'inderiing von Tla. ö' au
Vs. 964 — 67.
^ivujv yap di;(jfcilu:; ijöe iti ßucrii
11 d (fUüii viv tög (fi'kuv
Tiijuy.ijöüfiivu ßaQCiav
dipotfüv ifijjei ßdoiv.
/ji'.nr/ni' fjuatv sagt der Dichter, »eil es denen, diu
eine Last tragen, 'bei weitem schwerer fällt, leise, al»
derb aof/n(re(en. In der Strophe muss dann Vs. {)[}{')•
aus Handschriften J(JvZljvo^ t?/.Z;//OJ.' yo^til' geschrie-
ben »erden,
P. 13S— 147 werden Vs. 903—104. behandelt.
Zunächst tritt Hr. W. Hermann bei, welcher mit Recht
die Worte (ivi)' und f>iiiuiv}V Vs. y'.)4. "nd 995., »ei-
che ebenso das Metrum stören, als sie für den Sinn
Nichts beitragen, herauswarf. Hr. W. gellt noch einen
Schritt weiter, iiiileni er mit Umsetzung der Pronomina
hfjiov o't'üjv oi'av crcl f.toi
schreibt, was viel für sich hat. Sodann weist Hr. W.
mit schlagenden Gründen n.idi, dass Vs. 996. Öt llOt
uf-l.l'(i> yjiniv ijvi'Oa^ mit Briinck zu schreiben sei,
indem die Vulgata t. Li. f(. y. )• V V er m , die dem Sprach-
gebrauche gemäss nur bedeuten kann: in me tnisero gra-
timn estis co/iseculiie , durchaus unpasseiul und dem Zu-
sammeeihangp zuwider sei. Endlich zeigt Hr. W. , dasi
die Worte Vs. U9y sq. i'ji> fujiroi' iyuj noooihiiv ö
raiaq iiJ(f>c}.ov doaoii unmöglich sich auf das unmittel-
bar vorhergehende k vj ß a V , die Krankheit des Hera-
kles, bciielieii kUnne , sondern vielmehr allein passend
von der '/.onirl^ verstanden »erden müssen, und ilaher
gleich nach Vs. 9;i3. z" setzen sind. Der Anfang lautet
dciiiuach bei Hrn. W. also:
'S2 K\]vaia v.oi-j'n.\Q, ßviiivivt
i]v iii^TluT iyoj rrouiTidciv Ö TCtlUi
viCffKov oorioi;,
ie^üjv o'i'iov u'iav Lni fioi
jietiii) ydQiv i/vvoag, lö
In allem Diesem wird ein Jeder gern beipflichten. Da-
gegen hat Hr. W. in der Erklärung einen Jrrtlium be-
gangen, der auch für die Behandlung des Polgnnden
iiicbf ohne Nachtheil geblieben ist. Hr. W. behauptet
n.'iiolidi, das Snbject von i,iian^ und (iiioi sei Zeus.
Allein abgesehen davon, dass die Vocative vj Krvaiu
i<()lj7l'ii; ßu)/iO}V mit ihrem Relativsatze ijv — ooao/i
dann viel zu abj^erissen dastehen ȟrdeii, wie kann denn
Herakles seinen \'ater Zeus, der ihm auf seiner mühe-
rollen Laufbahn stets günstig gewesen ist und beigestan-
den hat", als den Urheber seines Unglücks ansehen?
Wenn er ilieses als Sendiiiig einer Gottheit ansah, musste
er vicliuehr die Hera anruren. ^'ielmehr fährt Herakles
fort, iiacbdeni or den Ausruf cü /l^f eingeschoben (ebenso
wie Oed. R._119S. Eur. Ale. L' i 3. Phocn. 1297. rcrgl.
Ai. 173 sq. cü fieyd.ka (pdtii, v> imx£o aiayvvi'.i iuäq).
Zii-.
785
786
da« Kenälsche Vorgebirge zu scIieWen, dass fär das herr-
liche Sipjjosojifer, was er dort gebracht, es ihm so
»chlechtcii Dank er« lesen und dieses eiitsctzlirhc Weh
ihm bereitet liabe. Dass diess Uiilieil aber dem ganz
unsf buldi^'en Orte, »o es den Helden trifft, anfgcbiirdet
»Ird, ist ganz im Geiste der tragischen Poesie, die h.'lnlig
den Ort, an wrlrliem etuas Ghirklirhes oder Unglück-
liches vorfallt, jjersonificirenil zum Urheber davon macht,
anil daher entiveder wohlwollend oiler feindselig nennt.
Davon nur einige Beispiele, die iioch nicht alle von die-
sem Ciesich(s|)Uncte aus erklärt worden sind. Aias spricht
bei Sophokles Vs. 42'^
u} Ey.anuvöoioi
yelrovci (>oui
Ev(foov£s 'Agyelois,
»eil an «len Fluthen des Skaniander die Argeier über
die Troer gesiegt haben. Aehnlich spricht Etcokli'S bei
Aesch. Sept. c. Th. 17. fon der Erde:
?} yuo vioi'c, 'c()KUpra; fJf/fif/ :ciö(p
weil die Thebäer auf ihr gross geworden sind. Ebenso
redet Teiresias bei Eur. Pliocn. 9-iO.
y^ojr 8' dvTl y.aonov xao7idi>, dvci it' a'iuc.xoz
yi]v,
d. h. dann werdet ihr auf diesem Boden siegen. In den
Bakchen Vs. llfi'J. sagt Agaue , ilie einen Lünen auf
dem Rithäron zerrissen zu haben meint: Kidcuooi) —
XdTecfuvtl'cri viv. Achnlicher Vorstcllungsweise gehört
auch Supli. Phil. TJ~j. an, wo Philoktetes dem Neopto-
lemos seinen Bogen mit folgenden Worten überreicht:
i8oi> ötyov, nui' zov (f96vov de kqoov.ioov ,
lt>l ooi yF.via9ai TTokunov' cüru, injö' ÖTiujg
ifioi TS y.al tiJ> ■ji^oab^ ifjoi) y.Ev.Tvjitvfp ,
welche Stelle Hr. AV. gegen andere Herausgeber gut ver-
theidigt und erkV'irt hat. Ferner Eur. Troad. SiiJ-
ro Si ras ^.Ei'y.oTVitoov
df.i£Qag (f:ikiov jjfioiuii
(fjyyo s öko 6 1> liös yaiav ,
liÖi 7liQyd/.WJV 6kci}^ov,
wu ein Oxymoron ist: das Sonnenlicht, sonst allen Sterb-
lichen Freund , schaut verderbend auf das troische Lai;d,
da die Stadt an diesem Tage zerstört wird. £bcn:vu
Vs. ,S01. von der Helena:
y.oiti^fi:' a.rr,-/, •vr,c itic/.i (fOVViT ü tij ;
Y.öfiTjc entoTiäoavref.
Soph. Ai. «95.
öödg 5-' odojv naoujv di'tdaaoc. di)
f.id).ioTa Tovjiov oTikdyxvor.
Aesrh. Again. i25'
dygsi üoidfiou nökiv 6:ös y.£ÄciJ>o;.
Eine ähnliche Bemerkung in Bezug auf die Zeit haben
wir oben zu Vs. 82.'}. von Hrn. W. angcfiihrt. In den
folgenden Versen sollen zunächst die Worte roö' dy.lj-
kljruv (.luviaq äv^o:; v.aTaöcoyJ'i'^vai unächt und von
einem Schauspieler hinzugcfdgt sein, augenscheinlich bloss
Hesähalb, weil sie allerdings so nicht von Sophokl""» ge-
schrieben werden konnten, und jenes sinnlose xctrccdf^/-
drvut bis jetzt noch nicht »ahr^trheiulich verbessert
worden ist. Das scheint aber nicht gar zu schwer: So-
phokles schrieb wohl:
o'iiiv li v.it i9ov kujßav, oi'an ,
ToS' dy.ijf.ijTOv ftuviaq d.vdoi
xurai} ekX'^tjv ai.
Was Hr. W. sonst noch zur Veriladitigung jener Worte
vorbringt — vocabuld , quorum nulla vis essel , praeter
necessilitem cumulare, ulienum a persona Herculis erat
— ist nicht der Rede werlh: mit demselben Rechte kann
Ulan umgekehrt sagen, es sei dem Herakles angemessen,
die furchtbaren Schmerzen, die ihn foltern, recht aas-
fiihrlich zu schildern. Und wenn jene Worte gestrichen
werden, so geht ja die ganze causale Beziehung der fol-
genden verloren:
Ti; yuo doiSui, Ti'; ö xetQ0XEX»>]~
iaTOoiac, öc TrviS' drrv
XcJQ^i y^ijfo^ yc.Tci.y.ijkijoci;
Die Worte x^'Q'i ^i^l^'i sollen auch unflcht seiu, weil
die ganze Reile an den Jupiter gerichtet sei. Diese ebenso
willkürliche Annahme fällt nach dem oben Erinnerten
von selbst zusammen.
^ Vs. lOlU sqq.
IhiTul jUoii, ToruTot- ij8' civd-' eQTter no^sn icri', o'j
TtdvTujv 'Ekkdv (j)v döty.vjra-xoi dvioeq, ovg ör}
nokkd j«if iii nuvTip xard ts öqIu ndvTa xa-
daiQüJV
oji'.ey.oiiav 6 rdkaq.
In Uebercinstinimuug mit dem Scholiasten, der das Ho-
merische aX'':8dt}£l> Ö£ Ol ffkdiv 'Aäiivt] anführt, erklarte
man diess bisher: ,,jp/> seid «Ar, ungerechteste Männer
alter Griechen, für die ich mich aufgeopfert haie'^"
Dagegen macht Hr. W. geltend, 1) ila.'is nuDiV hOTS
nur heissen künne: ,,tcoher seil! ihr'?*' '2) dassjene Rei-
nigungszüge des Herakles, die über <lic ganze Erdesich
erstrecken, nicht allein auf Griechenland bezogen wer-
den könnten. Dalicr schreibt Hr. W. nach einer Con-
jectur von Dindiirf nai'Tciv d. V 3 (> ujrcviv dö/y.ttjTC'.TOi
dvigs:, so <lass nun Herakles seine Träger fragt: „wo
seid ihr lier, ihr ungerecitteslen aller Menschen^" das Re-
lativpronomen ohi, aber anf d.lihjojTiviv , nicht auJ dvi-
Qi^ gt'ht. Allein das konnte Herakles gewiss nicht fra»
gen. Denn was konnte es ihn interessiren , zu wissen,
»10 st-ine Trager her warenl Und warum sollen diese
vor/:ugs» eise den l'orwurf der Undankbarkeit tragen, da
es ja ebenso uiid.-inkbar von drn Uebrigen ist, den Hera-
kles, ihren Wohhli.'ifcr, in seinem Unglücke im Stich
zu lassen? Es ist daher jedenfalls ilie auch von Hermann
gebilligte Erklärung des Scholiasten die einzig richtige
und dem Zusanimenhanjre angemessene : nur dass die Ein-
Wendung Hrn. W.'s, Jiu'dsv iOTL heisse nicht wo seid
ihr? nach dem tragischen Sprachgebrauch hegtündet er-
scheint. Da ist aber leicht zu helfen: man schreibe:
.rüi^!- 8' ioT (li. Im Folgenden ist allerdings die Ver-
bindung anstössig: ndvriav Ekkav ajv d.öiy.wTaToi
c:"epe(, und die Dindi rFsche ^'ermuthnng 'lavTiov dv-
S'QOiTl ujy n\c\ii uniniiglich, obwohl mit gleicher Wahrschein-
lichkeit sich.f(/JI^ 7ldvTU)V {a 0 l.( 71 U V i 11) v) (fl'/ujV
.iö. i'.. und Aehnüclies conjiciren lässt. Rer. ist jedoch
7«"
788
<Ur M«>inuii(r, dsis in der Viiljfata «cnifstons iler fiamr
der Hellenen rirliti^ ist; nur nnisü llcrakirs iliese iin-
miltrlliar niid allr anriirrn , nirlit liloss einen Tliiiil rnu
ihnen. K« ist ilalicr t ii'liciclit bpfzustellrn :
'/:).Kavs~ nävTiuv dSty.'öxaiot cive^sc, oc; ötj.
Heraklrs, olgleirli er allen Völkern «ohlgethan hat, ruft
doch forrngsweise seine Landsleute an, einmal, «eil er
als Grieche dodi eher an sie, als an die Karhareii sich
»enden nui^s, sodann, weil er ja jetzt in Hellas, nirlit
im Barbareiil.inde sich liefmdet. Ebenso wird bei Enri-
nides im Herr. für. immer nur Griechenland erwähnt: so
tpricht Ani|)hitr3on Vs. 2'2'2 sq<|.
ü«'d' 'ElXdö' fiveo\ ovo' dpiiioiJ.ai noTe
atyiüv, xnnioTtjv ka^ißäpcuv cii naid' if-iyf,
ijv X9V^' Kooooii Toi'ode .Tii(>, käy^ac, önka
(pi(joi:oai' i}A>£iv , novriaiv y.at^ao/.id.Toji,
Xioooi t' d/ioifiäi;, U)v iuöxdiiotv x<^C"*-
So klagt der Chor Vs. 87'.'.
jLiff.roi 'E'tj.d;, ö. TOP ttsoyiTui'
an ufjuf li^.
tu «agt Thcscus Vs. 1'245.
ovy. üv a üvcxaxoi9 'Ekkdi äftaitia ifuviiv.
und Vs. i;500- heisst es von der Here : jj — T(y(!s ei'to-
'/ftu^ 'E/~fdöoi nnu)}eo\ oi'dhp övrag ahiins
Sodann wird Vs. lOH. "las »rbum dzoT^ihpil ver-
worfen, ebenso, wie die bisherigen Herstellungsicrsnche.
Allein die Brnnckische Emenilation eil IX gilpsi in der
Bedeutung: in ine verlet ist tadellos: »gl. Ai. 773.
rvöär in' ix^^ooii ;ff'pß (foivlav zQtJitiv.
.Auch der tjrholiast scheint es gelesen zu haben, indem
er schreibt: oi tiefo^ ou)X)j{>iov jr Quouyii.yujv cciaj-
kd.^£t lii TuC ^Kf. Aehnliches spricht Philoktetes
Vs. 747 sqq. 1204 sqq.
Ebenso sollen die Worte Vs. 1015 »q.
ovd' UTvnod.^ni v.qaxa ßiuv 9lkai
uo'tMiv luv aivyiQui'; (pei, (fOi
durchaus »erdorben sein, so dass etwa dTr(i(jdi:a<; zu
ichreiben und statt Dli.Ct ein Verbum des Befreieris her-
zustellen sei, da der Scholiast sage: uiöili tjui/.iiai
ikdojp Tt]p y.ecfa/i.p /tof d'.iujintU /.a\ t/i:i3i-
ouinat roi uoyifiouv pioi>. Dann konnte kaum etwas
Anileres geschrieben werden, als
oid djinuiiiic-i y.udiu r'tui' )i:.t-
Allein R.rc. hält die Vnigata für richtig: ,,Mnf/ Keiner
tcill sich nahn und das Haupt gewnll^am trennen von
dem schmerzvollen Leben, eine Brach Wogie statt: und
Keiner icill sich nahen und mir das Haupt abhauen und
10 mich trennen von dem schmerzvollen Lebend" Dicscllie
Redensart glaubt Rec. auch bei Fiur. Hei. 310. zu linden,
wo er schreibt:
<T(fo.yui d tyot (itv et ysvi^ ri y.ui ■/.u.t.ui ,
ao//!(<i)i. d' ü y.aiijuc Y.(>ü't' dnakkdtui (ioi .
-Hier (teilt in den Büchern o ji l y g u v ö' ü k. u.{j i d.
fj,; für das Letztere setzte Boissonade yu(/T\ Hermann
■rn(>y.': Hr. Keil conjicirte «p,'*(j .
Vs. 1014 «qq.
'.^1? Trat TOi~d' av5(>ö?, rovoyuv rode /Jti^op dvijxtt
ij aut' ijidv fjnif^iav ah ()t: oikkafif- aoi re yaj>
E ii"T t.fov i) (V iuov owCsir.
^iachdem Hr. W, gründlich nachgewiesen, dass diese
Worte verdorben seien, stellt er selbst pag. 153 sehr
schön her :
— Olli ze yi'.o üuiia
l nit £ 8 o V, Ij Si' ifiui Odji^eiii,
tibi enim ßrmiter apprehendere cum licet, quam ut per
me eum serves. EfmsÖov hatte schon Hermann früher
gefunden. Mur an dem Pronomen xi stUsst Rec. an,
nicht wegen der Stellung, sondern wegen des Sinnes.
Ihm scheint daher, da hier ein Gegensatz stattfindet, ooi
yr yctQ ti.fj,fja wahrscheinlicher.
Vs. ll)4() sq.
i2 nükl! eyo) y.al Siujiu y.ai Löyio y.a/.ü
v.ai x^'&' '^^' Pi'r^o/oi iiux!^ijouc iyuj.
Diese .Stelle kann als ein Beleg gelten, dass man nicht
eher zum Emendiren schreiten darf, als bis man nach
allen Seiten hin die Alöglichkeit einer Interpretation er-
wogen hat. So setzten hier die Erklärer die Worte y.ai
i}l(iuu unil yul tJ>yii} y.ay.ii. m Wechselbeziehung, uud
mussten nun natürlich an dem Gegensätze: sowohl Ge-
fährliches , als dem Worte nach Schlimmes anstossen ;
um so mehr, als koyip und i.uyO/^ sehr liSufig im Ge-
gensätze von ipyo) und 6pyü/5 weiter Michts bedeutet,
als: dem Vorgeben, dem Scheine nach: s. Aesch. Sept.
c. Theb. ,-^2'.i. Prom. 33(). Kur. El. 34.'-^. b'SS. 1283. id.
fragni. Alex. IX. id. fragm. Erechth. XVII, 13. id.
fragnim. trag. ine. III, b. ö- Soph. El. 1453. Daher
denn Hr. W. nicht mit Unrecht sagt, Aoy/J yav.u be-
deute specie mala, i. e. quae videantur ij'iidem , sed non
sint mala. Die früheren Herausgeber schrieben tiaher
Z o (' KÜyui xay.a, was Hr. W. mit Recht verwirft, wel-
cher yai i.oymv n £ o a verbessert, was allerdings ileui
tragischen Sprachgebrauche angemessen iiärc (rerjjl. aus-
ser den von Hrn. W. citiiten Stellen noch Eur. El. 1 |8.'J.
Aesch. Proni. 30- Ö(J5. Soph. fragm. Epig. II.), .illein
durchaus unnöthig ist. DIan verbinde nämlich nnmittel-
bar :i oti.u y.ai i^soiia, J'ieles und Ge/iihrtiches: diesen
Worten wird sodann als .Apposition lieigefiigt: x«) / o y lo
■y.u/.a, wo y.c.i nicht und, snnilerii auch, sogar, vei
bedeutet. Das Ganze ist also zu übersetzen: o der ich
J'ieles Schreckliche , ipas auch schon in der Erzählung
furchtb'ir ist, ausgeführt und erduldet habe- Dass die-
ser Gedanke nach Gehalt und Form dem Tragiker ge-
mäss ist, beiiei.seii folgende Beispiele: Siipli. El. 7() I .
ro/aCiu aui luii' iativ, ut^ /.itp er koyui-
<d.yni/ü, xoii; ö' iöuiotv, u'ineo liöouii- ,
fuyioia navivjp uiv ön ajrt' iy(ü y.ay.div.
Kur. Ilel. ti20. antwortet iler Bote auf die Frage ilf»
nienelans: fi <!» ' iOxep;
i^ui ud.ox • i'kaooop toi'ioii i^ to nuayu i/oi .
Phuen. 3')0. entgegnet Polviieikes, da die Slutter ihn fragt
\l ro <rTlü£a^ai Tt axfjiön-ii t] y.aitup atyu:
iiiy/otoi ■ ifiyw d' sori usiCov i: f.uyr,.
7S9
790
Enr. fragm. Cresph. H. agctijv ixotlri^ fiti^of ij ixoyai
ailJCLOai. Dalier ilrr rp^rlin/issit^e Gegpiisafz /»isrlieii
«lein Sehen oiler Selister/a/iren hikI linii Mosseo Hiiren-
»age/i , z. 15. Eur. Hrrail. 5- *>u|)pL 7(l(). Mclaii. IVagin. I.
Aesili. Pcrs. 'J.'tS- lialier sajft ilcnn iler böte, wfllclier
«li'U ürlbstuiord der lukaste uielilrt, Oed. 11. („'.('S-
Vs. t.i48. schreibt sodann Hr. \V. o l' n vj st. y.oi'jru},
da Herakles mit den beiden ersten Versen sich bloss an-
rede. Diess kann nicht gebilligt werden. In ileii Wor-
ten V». !()4h — 49. ist eine leichte Anakoluthie: der
Znsaniinenhang ist folgender: ,,Viel Schreckliches habe
ich erduldet, und doch nichts su Sclireckliclips, als ich
jetzt durch uieiiie Gattin leide. '^ Die Cupula kann hier
. ebenso »eiiig aulTallen, als z. ß. in dem bekannten
notka IC. dend y.oidtv di ^oiünoi' dnKJttuov TiEtm.,
»0, beiläufig gesagt, es nicht gebilligt »erden kann, <lass
Hr. \V. neuerdings nukka rt östiü geschrieben hat.
Vs. 1114.
fünsl TTape ax^i dvrccpoiiiijorai , näito.
Da Herakles in seiner Rede mit keinem Worte dem Hal-
los zu einer Antwort die Erlaubniss gegebeu hat, so
meint Hr. VV. p. 1.5(1, es »ei sonnenklar, <lass jene Worte
rerdorben seien. lUit Sicherheit sei zu schreiben: eiiieo
TT et p £ 0 T l v O-VTiCfunfjOCl. Die Lesart der Bücher ist
tadellos: indem Herakles aufhört zu re<|pn , su gestattet
er eben dadurch dem Hvllos zu antworten; ja er muss
sogar eine Antwort erwarten, da er ja nicht weiss, ob
Hjllos seine Befehle vollziehen und die Deiaueira her-
ausbringen werde.
\a. 11Ü4.
cf'Uvuj b' eyiij TovTOiot avußaivovv i'oa
uuvzsiu 'Acuvu toi^ TiuKai i^i'vi;yo(ju.
Hr. VV. meint, OLf^ltjuivoVTU bedeute hier so viel, als
av[jCfU)l>oi'VTu. Da nun iaa dasselbe sei, so müsse ge-
«rhrieben werden :
cfavuj d' iyuj jovxoiai avfjßaivovr d aoi.
Abgesehen dacon, dass dann ein Jeder croi mit ovf-iliui-
VO'.'ca, nicht mit (pavui verbinden würde, so ist die
geui'ilinliche Lesart richtig: Ollt/jal utiv heisst hier gar
nicht übereinstimmen, sondern in Erfüllung gehen, wie
oben Vs. \T■^ , und ist zu übersetzen: „ich »erde ollen-
baren, dass auf gleiche Weise, wie diese, neue Weis-
sagungen in Erfüllung geheu, die mit den alten überein-
stimmen."
Sndann soll in Vs. 116').
'] i""' XV'J^'^." ^'!> Q<JJVtt v.ai napovxL vcv
Ctfi i^uJvzt falsch sein, 1) weil diess Verbuni nicht von
der Zeit gesagt »erden könne, und "i) weil dann y.ai
TiaQUVTl Vi'v überflüssig sei. beides ist unbegründet.
Denn 1) ist kein Grund denkbar, »arum Ojv, wie es
auf andere Dinge (z. B. .Aesch. .Suppl. M(,6. ax^oi tisl-
^uiv. Soph. Oed. R. 4j. (c'-i l;ii.i(fu(>a^ (^ujoaq. 4'^'.'.
C'-oi/ra uep/riuTdcui (uavTeiu). Ant. 467. Crj TaÖTO..
Eur. Bacch. 8. Cu'jouv ((ilöya und fragm. Aeol. X.\L
Qfi — y.ay.ov, cir. Aesch. Chocph. .s 5 . dkijVnj /.ai liki-
Ttoiiu) übertragen wird, iiiiht .iiich uiefaphoiiscli von
der Zeil stehen soll, welche nicht iodt, d. b. uicht ver-
gaiigen, sundern lebendig, d. \\. gegentciirli^ «od zukünf-
tig ist. Es begreift aber dieser schöne .Ausdruck die ge-
sauimte Zeit von ilem allernächsten Augenblick an bis
zur entferntesten Zukunft in alle Ewigkeit, also zugleich
TU T InSllU yjti J<J ftekkov , »ie Sophokles selbst an
einer andern Stelle sagt. Nun ist auch klar, dass xa<
niKHtvxi vi'V kein unnützer Zusatz, sondern eine notll-
wendige Bestimmung ist. Denn sagte Heiakles blois
JOüiui) nfi CiiiVll, so würde der Orakelspruch ganz un-
bestimmt gelautet haben, es »erde ihm einmal in Zu-
kunft Befreiung von seinen Arbeiten zu Theil werden.
Durch x«i nc.uovTl l'fr aber sagt er gauz bestimmt.
dass der vom Orakel bezeichnete Moment der eben gegen-
wärtige sei. Es liegt also in der richtig erklärten Vul-
gata derselbe Sinn, »eichen Hr. W. durch seine Con-
jectur () fioi J'otiiw fiil KOVTt TUi TiapuUTl vvr hin-
einbringen wollte. Uebrigens besteht, wie ich einer
Alittheilung meines verehrten Collegep, des Herrn Dr.
Böttcher, verdanke, derselbe .Sprachgebrauch im Hebräi-
schen, und ist daraus auch in die Septuaginta überge-
gangen; s. Regg. II, 4, Ifi. und 17. Cl's xov yaiouv TOi-
TOt', oji )} d)ga CojOu, au nsgicikijcfotu viov. —
ST£y.£v viov £t'g tuv xatpov tovzov , u> ^ ij uipu
i^viaa.
Vs. 1255. — Tiauka toi v.ay.uiv
aviTj TskiVTi^ TOvSs rdvdpog vaTÜrtu
Da man nicht sagen könne Ttk£i<il] vOTUTr , so hsh
Hr. W. p. 159 die Stelle für verdorben, und schreibt:
a'vii], T£k£vzri zovde TuuSpog tOTarai.
Allein, um Beispiele ähnlicher Tautologien zu übergehen,
so gehört an unserer Stelle iiazazr gar nicht zu zikcvzij,
sondern zu Tiaoka, was keineswegs so viel, als Ende be-
deutet. Der Sinn ist also: „Dieses Ende ist jneine letzt»
Erliisung von den Leiden"
Vs. y>:)l.
'Akk' ovdev Ei'gyei aoi zf.keioiddai Tuöi.
Da Tcketoiv niemals bei den Tragikern und ihren Zeit-
genossen mit TEksii' gleichbedeutend sei, sondern immer
consummare bedeute, so meint Hr. W. auch hier ein
Glossem erkennen zu müssen , und schreibt daher Out
TC £0 C'Av £ o & ut rdÖE ohne allen Grund Denn zeketufr
^^ T£k£lov Tiotiiv unterscheidet sich allerdings von T£-
kiiv. Dieses bedeutet einfach vollenden, jenes vollendet
machen, d. h. vollständig zu Ende führen. Wie passend
aber gerade dieses bei weitem stärkere \'erbnni hier stehe,
wo Hvllos dem Vater pünktlichen und rollen Gehorsam
gelobt, ist klar. Dasselbe Verbiiin will Hr. W. auch in
der bekannten Stelle der Anligone l's. .'171:
vüuiji, 71 ao £l/J tov X^tuVU:^
herstellen unil also v6f.iovi n ipciv u)i lesen, in der
Bedeutung: die Gesetze erfüllend, d. h. beobachtend.
Diess muss durchaus gemissbilligt werden. Denn nach
dem constanteii .Sprachgebrauch der Tr&giker — Aesch.
I'ers. (iM). Sept. c. Th. 104-'. Suppl. 457. Proni. 57.
Choeph. S 7. Soph. Aj. ^.'L'. Trach. ö81. Eur. IMed. 887.
Ion. .47 . 7<\S. 136 J. 1589. Androui. KJ ,Ü. Hei. IU34.
Iph. Taur. 1,0. Or. G-'o- 11 10- Phoeu. 589. 1713. Fragm.
791
79^
Die«. VI, 4. Phil. V. tragg. iiictirü. CCLXVII. — künnlo
ilifs» nur lirisspii: die Gesetze vollendend, <l. h. abtas-
tend oilor fertiji machend.
P. ItiJ si|. fc'il'' "f- ^V. ein ^Vrzpicliniss <li>r Glosson,
i]je fiaU ilrr flehten Dii literwortc in ilrn Text dir Tra-
(•hinii-riiiiien ({ekiiMiincn seien. ^'«m diesen (;l()SseM wird
nun freilich etwa die H.'ilfJo nbziuiehen sein.
Endlich sagt Mr. AV. ülier Vs. ViK).
fi;yi'./ oii tih- läiifira rlor; duparov^ :
,,.l]iruui est, iie Ilerniannuni quideni violala cacsnra hiijns
rer.siis oUeiisuin esse, praesertini cnin iic couiinodo ijiiideni
dictum adjectiium vtur^ esse pateat. Quae res facit, ut
Soplinclcin ita scnpsissp crvdau) :
/Lieydkdfi i/tf /doto' nitovg iiuvaiui <,.'•'■
Es ist nicht nur »umlerhar, sondern sojjar unhejjreiflich,
«ie Hr. W. liier von Verlelzttn-^ der Cüsur sprechen
konnte, naclideni Hermann Llciu. doctr. nictr. p. 374
rtlier diese inil der H.Tuptc'lsnr iierhselnde weibliche Cfl-
»ur gehandelt, «nd (jaisford. nA He|diapst. p. ViH sq.
(p. 30;.^ sq. ed. Lips.) die Heispiele daron aus den Tra-
gikern und ilem Aristoplianes gesaniuiclt hat. iStoiU
^O.ll'.iui'i nennt der Chor den fod des Herakles und
der Deiancira im Gegcusatzo zu der Ermordung der Ver-
wandten der lule.
Rec. geht nun zum zweiten Theile von Hrn. AV.'s Küche
über, nanilich zu p. 1()4— -0!) " <« derselbe ülierdie angeb-
lichen liiterpnlationen der Srhausploler in den Tracliiiiierin-
neu -jeslirochen und eine beileii(en<le Zahl von Versen als des
Sophokles iinniirdi^ rerworfen hat. So gross auch «Iie
Zuversicht ist, mit der Or. W. seine ürtheile aufstclK,
«0 stark er sich auch k'"?''" diejenigen ausspricht, «eiche
in Zukunft die V"ertheiiligung jener Verse libernehnien
würden, so muss doch Ilrc. ollen bekenneu, dass er an
keiner einzigen Stelle durch die Beweisführung des Hrn.
\\ . überzeugt norden ist, ja, dass er überhaupt mit dem
ganzen Princip, nach welchem Hr. \V. verfilhrt, nicht
einverstanden sein kann. Es wird daher nnthiienilig sein,
roD diesem auszugehen.
Hr. \V. führt znn.'jchst p. )G4 sq.' alle die Stellen auf,
in denen entähut wiril, das» von den Histrioneii <ler Text
des tragischen üicliters eine Vcränderunj' erlitten hat.
Daraus wird nun geschlossen, dass atich der Text der
Trachinicrinncn auf eine sehr bedeutende Art \ou ihnen
interpolirt worden sei. Daher werden denn alle die >'erse,
welche Hr. W für nn.'lcht erklärt, für 3Iacliiitrk der
.Schauspieler ausgegeben. Allein ans jenen Stelleu cigibi
sich nur, dass die Schauspieler zuweilen, entweder .ins
Unwissenheit (wie Schul. Eiir. ad Med. Hh- ed. iMattli.
ib. l4''. N '".), oder um eiue Schwierigkeit zu beseitigen
fwie .Sehol. Eurip. l'hocn. '2'\-\- Orest. l.'J')2.), oder aus
Eigennutz (Plularch. ilc fort. .Alexandr. or. II, p. ;'.J I .
ed. Reiskej eine geringe VerSiiderung mit dem Grund-
texte sich erlaubten, und auch einen oder ein paar ^"erse
hinejnsetzteii. Das.s ilerglcicheii auch in .Stellen , an de-
nen Uli« ^iirhts darüber überliefert »iril, «orgefatlen sein
könnt, wird Niemand 1,'iiigiien; dagegen sii'ht Jedermaiiii
ein, wie hlichst liedciikliih es ist, ohne alia äu^s^eien
Anzeichen dcrglcislien I' Mischungen aufzuspüren und aus-
zuuiilr/en. da d'ic!» jeric Scbauspielt-r ebei;falis Griechen
und der Sprache kundig waren, und, wie au« jenen Stel-
len selbst hervorgeht, nicht oline Grund den Dichter
verflndcrten. Dass aber die Histrionen auf eine so auf-
fallende Weise, wie Hr. \V. annimoit, ohne alle Veran-
lassung die Dichter interpolirt hätten, dafür lässt sich
von den angeführten Stellen keine anführen. Welches
sind nun im Allgemeinen die Kriterien, nach denen Hr.
W. die Un.'iclitheit annimmt? Gewöhnlich <lic Behaup-
tung, ein Wort, eine Redensart, ein l'ers, ein .Satz oder
mehrere Verse und Sätze seien unnülkig, d. h. das Stück
verliere in seiner Integrität IVichts, wenn dio betrefTcii-
den .Stellen herausi^enommen würden. Allein durch ein
solches Verfahren — wie es übrigens nicht neu ist —
gelangt die Kritik zu einer so subjectiren Willkür, dass
am Ende aus Einer Tragödie verschiedene Kritiker ver-
schiedene Tragiidinn sich herausschneiilen , indem der eine
das behält, was der andere verwarf. In der That dürfte
CS nicht s< hwer halten , nach den Grundsätzen des Hrn.
W, auch in den übrijjen .Stücken des Sophokles, sowie
in denen des .Arschv los nicht wenig Verse zu tilgen, ohne
dass der Gang uud das Ganze des Stückes einen wosent-
luhen Äachtlieil litten. Im Euripides aber lassen sich
auf dieselbe Art die V^crse zu Dutzenden herauswerfen,
so dass die dramatische Handlung eher gewinnt, als ver-
liert. Wir werden daher Hrn. W. zuweilen zugeben,
ila-ss die von iliin angezueifciteii l'erse allerdings von dem
Difbter w e ij; gc l a s scn xoerden konnten, müssen aber,
wo sonst kein Grund für einen Zvieifel vorhanden ist,
dic'Sis eine Kriterium als ganz unstatthaft und nichts-
bcice.isend ein für allemal zurückweisen.
Doch ich gehe zum Einzelnen über. Ausser Vs. H^(^
— ;K). und *.);J9 sq., von denen schon gesprochen worden
ist, sollen nach p. iÜ7 — 1 7Ü Vs. 44 — 48. onacht sein:
yoüvuv yn{i ocyl ßatuv , ccKV i^Srj dexa
l'.ijuai '.'iQiJi aKKoti TICVt' oixr,^iiy.Tor, /ucvtt-
■y.uor/v Tt dc/vop nijua- TOiaintp i/to\
öikroi/ }.iin)v iorer/e, rip- fyuj ifauä
deoi>; dowuiii nt]uoir,q dtctt ko.ße.lv.
Die Gründe dafür sind folgende: weil Vi. 1)5 • — l'.ö-
dasselbe noch einmal, aber vollständig und klar ausein-
iindergese/zt verde, — Allein wariiui soll denn Deianeiia
nicht zweimal dasselbe erzähJen koiinen , wenn es der
Gang der Handlung erfordert, da» erstemal kürzer der
Dienerin, das aiideruial genauer und ausführlicher dem
Chore? \>) die Worte yiiiivoi yoiQ of^;/ ßo.iuv.
(.1 k' 1] t' ij Heien ganz unpassend desshalb, weil dann
die Hörer meinen müssten , Ueianeira sei nur wegen der
langen Abwesenheit ihres Gatten besurgt; sie sei aber
vielmehr besorgt, weil nach dem alten Orakel jetzt das
Schicksal des Herakles sich entscheiden müsse. Dies»
ist ganz liihfig, steht aber in keinem Wiiler.spruchi mit
ileii betrellViiilen Worten: Deiancira weiss nämlich, d.is»
! ■) [Monate nach der letzten Eiitfernnng des Herakles der
entscheidende AVeiidepunct seines Geschicke» emtritru
iiinsse. Da nun von dieser Frist nicht etwa erst ein
kleiner Theil, sondern dieselbe schon ganz verstrichen,
loiv (fem Herakles aber noch keine Hotschaft gekommen
ist (diess bedeutet C'y.r,i.iVr.Tv; lUiCl, was kemesweg«,
»ie Hr. VV. meint, so viel bedeutet, als <<(di!: tiöi.l' .
ö'i of ßsßr./ii) , 80 vnafi i:3iüilicli Deiancira fürchten.
793
794
ilie eingetretene Eiitsihciiluiij,' sei (Uieliicklirli ,iii«(frfallen.
J) Dasselbe sei sclion Fs. .J« — 41- f;esas,t. Das ist uii-
(regrürulet. Denn ilort »vird bloss erz/llilt, «lass seit iler
ErnKiriliiiig iles Ijiliiliis ^iema«<^ wisse, ho Herakles sich
aufhalte. Dass aber iler Zeitraum von jener Ui'geben-
lieit bis jet/.t gerade If) Monate, jene lerbangnissvolle
Zeit betrage, ist oben nicht angenjoben «orilen. -1) Das
71 i; (I a Is. 4.3- und Is- 4(j. sei dasselbe^ denn licideinal
meine Deianciia den Tod- — Diess ist nieder falsch.
Die Worte \s, 40. XO-Ortv Tl dtll'ov 'ti^iic. gehen auf
den geiraltigen a.t^ko'; (Vs. .SO.) , den Herakles no( h zu
bestehen hat, jenen Kampf, bei dem es Tod oder Leben
gilt; dagegen Vs. 43. allerdings bedeutet: ,, und fast
glaube ich, dass er untergegangen ist." .'j) Die Worte
1 oiuiT r V — t ftoi ötkrov kiTttnv ini!i-j[t sollen
dasselbe bedeuten, was l's. 41. rrAv-i^ !u<)i liiV.QC.-r
ijjf>irus atitiv T ooa ßakoiv «' rro r ;^f r « /. — lie-
darf keiner Widerlegung, (i) r 1] V — } a /^ c /ii soll Deia-
neira nicht iciinsclien können, ,,'juae hoc unum jirecari
deos passet, ut Jaust a pars oraculi, in tabella illa per-
scripti, eveniret.^'' — Uas liegt ja eben in ilcm ^Vnnsche:
Deianeira hat einen Orakelsprncli erhallen, nach iielrhein
Herakles entweder unlcrgeheii oder gliiiklirli sein wird;
sie fleht also zu den (iöttern , sie tnöge diese Tafel ohne
Schaden , d. h. so empfangen haben, dass die gute, nicht
die bijse Weissagung in Erjüllung gehe.
P. 171 sq. Vs. 7'1 sqq.
ß.; /; reJ-ci'viji/ loc ßi'op ^e/./ ii -cc'/.cii,
ij TOL'xuv (((jai u'Jt.uv 1/4 T u II i 0 T t n <j i
Tov )'.oi7iuv i'jöij ßioiov cvai'iiv Ixtiv.
I^lit Recht stiJSät Hr. W. an den Worten f/s jui i. an,
und weist nach, dass die angenommene Ellijise youiup
unstatthaft sei. Wenn aber desshalb Vs. S(J. unil Ml. also
zusammengesi'linitten «erden :
); TOV Tuv ü(ja; a d-kov et! ai Mi' l yiiv ,
»o kann dicss ebenso wenig gebilligt tverden. Denn es
felilt dann 1) die ei;;entliche Pointe des Orakelspruches,
dass nfimlich der Held seiji ganzes übriges Leben hin-
durch glücklich sein werde, und 2) liatte der Dichter
selir undeutlich gesprochen, da Ciato)u' Ix'^'V ein Jeder
vielmehr mit üA^kov, alu mit tov ßiov verbinden würde.
— Die Stelle ist vielmehr verdorben, und Sophokles
«chrieb wohl:
/ TovTOv (XQaq udkov 1Ü5 lov v öi ax ov,
TOV koinou i'yöi; ßioTOV evaivjy lyjn. *)
.Sodann behandelt Hr. W. die vielbesprochene Steile:
ot/'z ti :;vtJi()i;u)V, ))vlx ij oiirajoiH^fUf
1; TlinTufitv, 00c 7iarpo^ iioktuKoiOii
y.muv ßiov oojoafTog, )j o/'/ousoi^' uuai
Zunächst widerlegt Hr. W. Hermann, welcher einst an-
nahm, der Vers »; nlTlTO/Uv — gehöre der ersten, der
Vers '/.tivov — der zweiten Recension der Trachinie-
rinnen an, Hr_. W. nimmt dabei Gelegenheit, diese ganze
■) Mein hochveiolirtcr ColIc;.;c, llr. Com Wagner, criniicri
mich, dass il^ %öy vai>(inv auch mit ßloxov voibiMnIcii
werden könne , so dass liiv lomm Erklarun:,' von i'a-iiiint
wäre.
Hipodiese von einer doppelten Recension \on p. 174 — 83
gründlich und scharfsinnig zu widerlegen. Er selbst
nimmt an, der Schauspieler habe statt des Sophokleischen
Verses ij TTi-xroitfV — den andern gesetzt, weil il.ni das
so absolut stehende afnujniUxtc. ansliissig !;eweseu sei.
DieSs ist die einzige .Stelle, an weliher eine solche An-
nahme einen i;ewissen Grad lon Wahrscheinlichkeit bat.
Dennoch meint Ilec, künne aiiili hier durch ziveckiuflg-
sige Emendation geholfen »erden: man schreibe:
iny. ii i^vvio^iDV , i-i/x I] OEo-u'injie'Ja
y.firov ßiov auJoavTog, ij o/'/ujiio!}' uiic,
Ol Zimt Olli V crov Tiaroo^ ki;olM)l otu^.
Der letzte ^'ers ist dann keineswegs ein müssiger Zniiatz ;
sondern Deianeira bezeichnet damit ihre und ihrer Rin-
der besondere Lage genauer, dass n.'imlich, wenn Hera-
kles toilt sei, sie .Alle Noth und Drangsal leiden uiüss-
ten , was keineswegs bei allen verwaisten Gattinnen und
Kinilern der Fall war. Sophokles Iflsst also die Deia-
neira mit prophetischem Geisle die Verfolgungen voraus-
sehen, welche später über die Herakliden hereinbracheo.
P. i;7 !,S(). behandelt Hr. W. Vs. 88 — 'Jl, und
widerlegt zunächst Hermann, welcher bekanntlich auch
in dieser .Stelle eine doppelte Recension annahm. Er
selbst schreibt nach Urunck mit Versetzung der ^'crse ;
uKK tlfti, /-o;t6(j- tl öä iUocfdiini' tyw
ßui:in y.o.Tijöt] Tojvöe, Y.uv iiakai naoi^t.
vi'v ä' (y^ tviirj/i' ovdlv ff.kuliliaj, rö fAi] oi
7t uouv nvdlriHtt.i jwvd' äkij^ciuv Tiiot.
dkk' i> t^vvVjdii-i noxiio^ ov/. i</. ttctoÜ;
/;/((<,• :i ouTU(jßeiv ovöi det/xaliciy dyar.
Allein viel wahrscheinlicher ist es, dass nach der gc-
wülinliihen Versordiinng Hvllos seine bisherige Sorglosig
keit um das Schicksal des Vaters mofiiirt. Rec. schreibt
daher mit Andern:
dk/J iiui , ftr]T£0' tl dt ifto(fäxi.tjv iyot
ßa^iv y.ac}-d)j rojidt, v.av id't.cu Tlaoijt.
dkk' ö ^vvi']^i'~; noxfioi oiy. ti'a TraToöi
ijUdc, TtQoxanßtiv oidf. öi/iiaivciv dyav.
vPv d\ WC trvirii, oi'ötv t/.klid)v> tu nn vi'
ndoav i[vihOx>ai tvjvö' d});ihinv ntoi.
P. 180 — 1S3 spricht sodann llr. W. über die sdiw ir-
rigen Worte Vs. 5'.'ti — .JU. iyui dt uax))n — UVfJlii
tQrjilu, und bestreitet zuerst Hermann, der auch hier
doppelte Recension finden wollte. Er selbst hält alle
jene Worfe für Zusatz eines Schauspielers, welches Enri-
resultat er folgendermassen angibt: .,cuin vis videantur
ita mulari posse, ut commode adjici iis, ijuae praeci-
dunt , jiotuisse pateat , niliiljam reli'juum videiitur, quam
nt ab hiatrinne prof'ecia credäs; qiiaiMjnam ne hunc (lin-
dem adeo ineplnm filisso mihi persnudere possum , nl
scriberet , tyoj dt [id.n^ü f^itv oiu (fiid^uj etc. .Vnl
wie schwachen Füssen diese Argiimentatiuii ruht, sieht
ein Jeder ein: Hr. AV. widerspricht sich geradezu. Ein
boshafter Ivriliker kdiintu daraus den Schluss ziehen, dass
nach Hrn. \V. Allr.~, was unverständlicli und sinnlo.«
scheine, von den .Schauspielern iiinziigesetzt sei. Wer-
den aber die Worte t':ü> dt IH'.tl" etc. so verbessert,
dass sie an das ^ orhergeliendo sich gut und passend an-
schliessen, so sielit man nieder nicht ein, warum sie von
Zeiisciir. f. d. AhtrlUamiw.
795
796
Kinnm Srh.iatpit'lcr nnd nicht von SnphnkIpN gelbst ge-
firliripli' II »orilrii »ein sollen.
P. 1S4 sq. wir«! Vs. 169 sq.
totavT icpQu^e TiQUi 9c(öv ei/iaQ/jiva
rt'jv 'fiiJcr/./.eiiuv ixreXavtüoihu ttÖicuv,
■Irr irtzt« Vers ftir uiiärlit gohaKeii , »eirtieii ilerniann
ganz riclitid eikljlrt hatte: „talem Herculis laborum sor-
tem exituram diceinl''', so <la»s ilie tieiiitive tuji/ //(juxk.
TlUfinf »Oll cifia(jfi£va ahhuuf^en. üicss vernirft Hr. \V.
aas folgeiiilen (iriiiiileii : i) das Participium ei^aQfAt-
l/ov stehe nie für Ei^mfiiivi]; also hätte Sophokles
roidvd' — eiintQ fic V ij V schreiben müssen. — Er-
steres ist gaoz richtig, wie bekanntlich überhaupt nie ein
Wort mit einem anilern ganz gleiclibedouteuil sein kann.
ßiiingnivr bedeutet das verhängte Geschick, indem die-
ses als Ganzes gefasst uird : es ist eine allgemeine Ab-
Ktractioii, daher es auch pcrsonificirt werden kann. IlI.
unotilvov oder EitiUQf^lEva bedeutet das in einem ein-
zelnen concreten Falle Vcrhanffte. Daher niusste hier,
wo das Orakel zweideutiger Weise nicht Einen bestimm-
ten Ausgang prophezeit, sondern ein E/tttpeder, Oder
geweissagt hatte, das unbestimmte Neutrum stehen, ebenso,
»ie Aesch. Agam. 8!SÖ sq.
Tct 8' äkka (fgovTtq oi'X vnvai vtxuifxei/?^
d^ijmi dixuiiog ^vv &£otg EißUQfAeva.
2) Sollen die Genitive zvlv Ho. Ttöviuv nicht von
sifjtag U£V a abhängen können. Warum denn nicht?
/üiltaou- ist substantirisch gebrauchtes Neutrum, und
regiert also nach bekanntem dichterischem {Sprachgebrauch
den Gcnitir. ^-f) Das Adjeitivum 11 u axLei iti v sei inepl,
da Herakles selbst spreche: eine solche Einphasis finde
nur statt, wo auf dem Eigennamen ein getvisser Nach-
druck ruhe, wie Ai. 9S. 8b4. Das ist ja aber gerade
hier der Fall: also, sagte er, würden nach Gütterie-
schluss des Herakles Mühen enden. Wer so spricht, ver-
setzt sich gleichsam in die Seele derer, von denen er
sich berücksichtigt und genannt annimmt; so Herakles in
die Seele der Gütter, Aias in die der Griechen. Eine
ganz ähnliche Stelle ia Xen. Anab. II, 6, 8. ixavog dh
y.c.'i (^ Ki.iaoxoi ijv) kfJ.TCotftcra.i roig Tiaoovatv oJ;
TTCiarEov eh] K\tä.Q%v). 4) iy.x eXevt da^ai stehe
unrichtig statt des Infin. Fut. — Bedarf keiner Wider-
legung: s. Matth. §. .i(H. '5. Rost. (V. Ausg.) p. ,OtiS.
Aiimerk. 8. ft) Herakles habe gar nicht getousst , was
eintreten werde. — Richtig: das wusste er aber, dass
Eines von Beiden eintreileu werde.
Vs. 252 sq.
Ketvui dh TtgaBels Ottcpd'krj vrj ßa^ßägi/j
eviuviüv ii;£nXijO£v , «i? avcdg ksyEt.
Diese Verse werden p. 186 aus drei Gründen für unächt
erklärt: I) seien sie eine einfältige IViederJiolung von
Vs. 24'J «7. c/j; (fijo' avTog — Eint okij i^ eI q. —
Ungegründet. Denn nachdem der Bote zuerst im AI/ge-
meinen gesagt hat, dass Herakles den gr»s§ten Theil
jener 15 IMonate nicht vor Eurytos Stadt gelegen, son-
dern in Lydicn als Sklave /.ur^ebracht hat, gibt er die
Sache gen uer an, nämlich Zeit und Herren. Vorher
schiebt er ganz natürlich ein, diese Sklaverei, weil von
Zeus selbst rerh.'Ingt , bringe keine Schmach. Der Bote
wiederholt oJQ aVTOi KtyE/ , um hervorzuheben, dass
Herakles »ellist diese Sklaverei nffen eingestanden liat ,
um den Sch^vur zu begründen. 2) Die Worte seien un-
nütz, da schon Vs. (iM. dasselbe gesagt sei. — Allem
das weiss ja Liclias nicht, der vielmehr aus der Frage
der Deianeira Vs. 246 sq.
»; y.äirl rai'rjj Tij nohii tuv aaxoTTOv
Xgöror tjE/jiog rjv ijitEguiv dvr;gi9iiov ;
schliessen inuss, sie wisse Nichts von der Sklaverei de»
Herakles. — 3) es sei eine Verkehrtheit, wenn Lichas ,
dar ja die Deianeira über die wahre Ursache der Zer-
störung Oechalias, die Liebe des Herakles zur lole,
täuschen wolle, die Ompha/e erwähne, da Ja diess die
Deianeira ebenso beleidigen müsse. — Lichas will aller-
dings verschweigen , dass Herakles aus Liebe zur lole
die Stadt eingenommen habe. Er gibt daher als Grund
dessen Schwur an, sich an dem eigentlichen Urheber
seiner Sklaverei zu rächen. Diess wird um so wahr-
scheinlicher, wenn Herakles bei einer Barbarin und einem
Weibe Sklave gewesen ist. Die Ouiphale gar nicht zu
nennen, war kein Grund lorhanileu, würile auch Nichts
geholfen haben, <l<i Herakles ja selbst es Allen erzählt
hat. Für ihre Erwähnung sprechen auch Vs. 356 sq ,
die freilich Hr. W. ebenfalls für unäcbt hält, wie wir
gleich seheu werden.
Er führt nämlich p. ISS — 190 an: 1) das Pronomen
ov vs. 35'S., welches auf'Egux; vs. 355- gehe, sei un-
geschickter fVeise durch vs. 356 sq. davon getrennt. —
Allein liest man jene Verse
— ''Eoojq öe VIV
fjovog 9£(Si> d^ik^EiEv at'xitdaai rdÖE,
ov rö/jii Avöol^ oi'ö' ett' 'OjKpdkj] noviuv
kaTpEVf^iaT, ot'd ö gnrroi; Icfnov juöpoi,
öv vijv nagiuoaq oi'coq tiaiakiv ksyei,
ohne Vorurtheil, so wird man finden, dass nach der Be-
hauptung, die Liebe habe den Herakles zur Zerstörung
hingerissen, die von Lichas angegebene Ursache gleich-
sam in Parenthese negirt wird , so dass man also ohne
allen Aiistoss öv auf den Hanptbegrifl '£ou)i beziehen
muss. Uebrigens liesse sich dafür, wenn es Anstoss hätte,
leicht o oder a vvv herstellen. — 2) Die Verse seien
unnütz, weil luichas schon die Sache weitlüuftig ausein-
andergesetzt habe. — Gerade desshalb mü'isen sie stehen.
Weil Lichas eine andere Ursache angegeben hat, so muss
der Bote, welcher die wahre angibt, jene rfiser/e negiren.
— 3) Die ganze Redeweise sei des Sophokles unwürdig.
denn ein?nal werde so gesprochen , als wenn Herakles
zugleich den Lydern und der Omphale gedient habe, und
dann sei nicht der Tod des Iphilos , sondern vielinehi
die Beleidigungen des Herakles durch den Euiytos an-
zuführen gewesen. — Hier vergass Hr. W. , wie wir e»
Alle zu machen pflegen, wenn wir i?j der Kürze auf die
ausführliche Exposition eines Andern Rücksicht nehmen
und hinweisen wollen: wir heben daraus ein paar Schlag-
wörter heraus, und verbinden diese durch Copulativver-
hältniss , uubekümuiert , ob diese Wörter, streng logisch
genommen, nicht vielmehr in subordinirtom Verhältnisse
stehen müssen. So würden jene Worte in gcwübnlicheit
79T
798
einfacher Prosa also verl.iiiiilcii »priifii: riiclil die durch
des Iphitus Ermordunl^ lierieige/'ii/ir.'e Sklaverei bei der
Omphale, der Lyderkiirügin , ist Schuld daran.
P. 190 — 92 handelt Hr. W. über Vs. ,}(V2 sqq.
entoToaTCvst narolda Tt]v Tai'Ttj<;, cv rj
■Tuiv El'Qvtov tuvö' tiTts dionoi^siit Orjovov
xtcivet T dvaxTa rjursoa Tilade -/.ul :iuLiv
Der zweite Vers wird also nach HermaDu's Besserung
gelesen (in den Büchern steht lujv Ei'QVTOV xujvö oder
Tov Evgvrov zdjvS oder rov Kvqvzov t6v8'), welche
er selbst also erklärte : bello petif hu jus patriam, in qua
Lichas Euryti regnum teuere illum velte dicelat. Dicss
wird von Hrn. VV, in Uebereinstiiiimuiig mit Dindorf fiir
ungriechisch erklärt, nnd allerdings würde hier dtir:iu-
^eiP in der Bedeulung teuere vetle ebenso nngeuölinlich,
als undeutlich sein. Wiril ilagegcn jener Vers ganz «ürl-
lich aufgefasst: in qua Lichas Euryti reg/ii dominum
illum esse dicebat , mit Bezug auf \'s. 25 7. XOV ü-'j^l-
orii^u Tuidt lov Tia^oi'i Eiv ilutÖi '/.ai yvvur/X öui-
Kujoecv SIL, und Vs. 283. ■noki:; dt doi'kij; so ist
auch nicht der geringste Anstoss mehr. Da Lichas an-
gegeben hat, Herakles habe die Stadt des Kurjtos ango-
griil'en, um sie zu unterjochen, und sie auch ivirklich
unterjocht, so setzt dieser Bote dem entgegen, dass er
sie bloss als Vaterstadt iler lole angegrill'en habe. Alan
wird daher weder Hrn. Dindorf beistimmen, der mit
Weglassung voa Vs. 363. schrieb:
siiiOXQarsvst nazolSa iijv Tttvrrji, sv tj
xTEivSL T dvav.ia Ttaie^a t^oös xai -moktv
sntQcrs,
wo, wie Hr. W. richtig bemerkt, Herakles die Stadt in
der Stadt zerstören würde, noch Hrn. W. , der gar
Vs. 362- und 363. (wo er übrigens tov £igiTo'v
ti/eiTre SsöTioCeiv d^QÖvutv schreibt) heramwirft, und
gleich verbindet:
fyxKtifxa jiiy.Qov aliiav 9' STOtfjtdaai;
XTeivei T avav.ia Tiare^a rijade xai itÖKiv
fTTE^OP.
Diess wäre ziemlich ungenau ausgedrückt, da man durch-
aus nicht wüsste , wie Eurvtos getödtet worden sei, ob
im Kampfe oder meuchlings. Der Bote muss aber <leut-
lich reden, da er ilen Bericht des Lichas zum Theil
widerlegt: was also Jener richtig beriditet hat, muss er
.'lusdrücklich bestätigen.
Vs. 443 sqq.
OvToi yaQ ÜQXtL y.iu dmiv otiuji; iffkei
xdßou ye JCuig ö' ov ;i;a'ri/^a;, ui'ac y' iuui>;
Den letzten Vers erklärt Hr. W. ans drei Gründen für
unächt: ä) würde dann Deianeira sehr anmasseiid be-
haupten, es sei schwerer, dass sie von dem Eros besiegt
werde, als die Giitter; 2) eine verheirathete Frau könnte
überhaupt nicht ihre Liebe zu ihrem Man?ie, sondern nur
die Leidenschaft für einen Fremden dem Eros zuschrei-
ben ; 3) werde nirgends gesagt , rfass lole den Herakles
Hebe. — Alle diese Gründe beweisen gar Nichts. Deia-
neira nämlich setzt in dieser ganzen Rede auseinander,
warum sie wegeu des l'erhältntsses xwiscben dem Hera-
kles und der lole nicht zürne. Denn sie wisse, dass
man dem Eros nicht widerstehen ktinne, der ja auch
die Götter beherrsche; und auch sie selbst, näinlicb
durch ihre Liebe zum Herakles. Wenn daher auch die-
ser liebe, so zürne sie nicht, tieil dem Eros auch Göt-
ter nicht widerstehen könnten, und wenn lole den Hera-
kles liebe, so müsse sie ihr lerzeiben, da sie ja selbst
wisse, wie sehr man für den Heros glühen könne. Mit
den Göttern also entschuldigt Deianeira den Herakles,
mit sich selbst die lole. Wesshalb sie aber , die ihren
Gatten von Anfang an leidenschaftlich geliebt hat, diese
Liebe dem Eros nicht zuschreiben könne, ist in der
That nicht al zusehen. Endlich gibt sich Deianeira aller-
dings das Ansehen, als glaube sie die lole verliebt in
den Herakles. Diess zeigen, unbefangen betrachtet, die
Worte Vs. 447 sq. i) ifj8t t^ yvvuivü , et] ^trutzia
TuC /ajdlv aioyQOb, fiijö' i^w'i xu/.ov rtvuQ , die Hr.
VV. ülFenbar falsch so übersetzt: quae nullius 7nihi probri,
nee ullius mali causa fuit. Der .Sinn ist vielmehr; „die
schuldig ist des nicht Schmachvollen und auf keine Weise
für mich Verderblichen'''- , d. h. der Liebe gegen Hera-
kles , die mir weder Schande, noch Schaden bringt.
Vs. 584 sqq.
0lXTQOii d 8UV nov TTjvö' i-:t£Qßakvi^i£do.
Ti)v naida xa'i &£kxTQOiai to/§ ecp' Hqu-
xksr,
liefi.i]xäv)^Tat TovQyov.
Hier soll der zucite Vers nicht von Sophokles herrühren,
und zwar aus folgenden Gründen: l) yiAr()0/5 und i^'^'-
UTOOtOl T. i(p Uq. sei ganz ein und ilasselbe: es seien
also letztere Worte eine um so lästigere Erklärung, als sie
nicht gleich nach (fitifjOiOl ständen; 2) xi]l> Tlaidcc sei
ganz unnütz. — Dagegen ist geltend zu machen: 1) Deia-
neira drückt zwar zweimal ilasselbe, aber auf verschie-
<lene Weise aus: zuerst setzt sie (fi}.T()Oli, ein Wort,
mit deni sie ganz allgi7iiein bezeichnet, mit Liebeszaubei
wolle sie ihre Nebenbuhlerin besiegen, itn Gegensatze
gegen Andere, die durch gewaltsame Lnthat diess ver-
suchten, wie es unmittelbar vorher angegeben ist:
xaxc<s öl roXfxaq fJtjr' iniaTai^iip eyiu ,
l^uJT e/jiadotfjt, T«s re TuLf.wiouc aTvyui;
dann fügt sie noch ifüy.TOOlOl T. l(f' 7/p. hinzu, womit
bezeichnet wird, dass jenes Zaubermittel speciell nur
gegen den Herakles (und gegen keinen Andern), sowie
zu Gunsten keiner andern Frau gerichtet sei. S. oben
zu Vs. 837- 2) -rra/da ist nichts weniger, als über-
flüssig: es heisst Mädchen, und deutet mit bitterer Em-
phasis auf die Jngendblfithe der lole hin, siehe ober
Vs. 547 — 51. Da sie, die alternde Frau und die Mutter
erwachsener Kinder, nicht mit der Jugendblüthe der
u)OO.ia in ilie Schranken treten kann , so wendet sie
türkischer Gewallthat abhold , ein Zaubermittel an , und
zwar das, was nothwendig für sie wirksam sein muss.
an den Herakles.
Vs. 684.
Ka^ j^coi raö' i)p luuoüi-ra, xcu toiuit idowt'-
Weil nach Anführung dessen, was Deianeira gethan hat,
Vs. 688. noch einmal wiederholt wird -/.üÖQViV xotaüra.
52*
799
80f)
oiiil aiirli dag [lebrige iinniKz nci , so streicht Hr. VV.
aiirli ilirnen Vera. Allein ilic nun hor|;Fstellto Verkin-
«iiiiij;: ,
eyai '/'<(> i^'Jf ö dl'jo fie Kl-i Titriioi, nuvMV
Tikeffjäv 7uy.Qijj yAw/äv, iTO(ir(')id(ti;aTU
naory.a ihonwv uidiv, af.k' iowi^üfiijv ,
lak/ii urnui öüavntroi.- /ix ötkroii yaacfijv ,
tu (fd(}fiay.ov tovt utH'(juv dy.rivui r del
^snuiK u^tY.iov iv fivxo'i aü')C,eiv i^is etc.
kann tlurrhaus nirht behagen, <la «Unn ilie Bestimmtheit,
mit der olFiMiliar Deianeira iliren pünktlichen Gehorsam
gojjen die Beföhle lies Ncssos liervorhelit , wieder ge-
srlinarht wird. IMan erwartet, sobald man die Stelle
anbrrau<;en liest, nach ■)vjß(y;jl' eine starke Intcrfjunction.
Aus flhnlirlicn Gründen, nämlich weil sie überflüssig
(■eien , wenlen noch p. iy7 sq.
Vs. (i9Q.
iiakhp, oTTcicaaa y.Tijn-lov ßorov kd'/^vvv
und Vs. Ö96.
r;;; o/o?, ut Trpoi'xQiov , 6%- (ieoi]V (fkoya
von Hrn. W. verdammt, gewiss mit Unrecht. Allein dar-
auf weiter einzukochen ist unnütz. Sodann soll Vs. 689.
eXQioa iiiv y.ai' ui/.ov iv douoii /.(ivcffj
verdorben sein, da Sophokles nicht y.ax' olxoi) £v 86-
jUO^s habe rcrbindcn küuncn. Warum aber nicht? xax'
oiy.ov heisst drinnen, niclit vor dem Hause oder im
Hofe; fi^ düfioi^ im Zimmer, wohin nämlich kein
Sonnenstrahl dringt.
Die letae Stelle Vs. 1195 — 99, die p. I9i) - 201
behandelt wird, gibt einen schlagenden Beweis, wie Hr.
AV. seinen Interpoiatlonshypotbeson zu Liebe selbst ilas
Unverfänglichste anzweifelt. Dort sagt nämlich Herakles
evTUvdä VW XQf) TOVf^iuv i^üfJUVTa 08
aiofx ai'xuXSiQCi x«l ^vv otq XQljQ^'-i (fi^uiv,
il9i) TCokktj V ^£v vki^v T ij <; ß a&ii(iQis o V d o uoi;
y.eiQ uvi a, TCokkov ö' ä^asv' exre/xäv^'
öuav
äyQiov ekaiov, auiiia tovfxbv e^ßaks ii-,
xal Tievy.lviji kaßüvia ka ^udd oq aekaq
TiQijoai.
Die vier bezeichneten Verse sollen unächt sein, und zwar
aus tieun Granden, die aber sämmtlicli nicht Stich hal-
ten. Denn 1) sei auf ganz tinstallhafte IVeise der Ol>-
jectsaccusaliv (Ttijua tovuÖv zweimal geseilt Vs. 1 193
lud 1 197. — Diess konnte aber nicht nur geschehen
wegen der Alenge der dazwischen stehenden Worte
Vs. 1194 — 97, und weil zwei verschiedene Handlungea
bezeichnet werdeu, einmal, dass der Kiirpcr fortgetragen,
sodann , da^is er auf den errichteten Scheiterhaufen ge-
legt werden soll; sunilern es mussle sogar geschehen,
weil man sonst nothwendig zu Sfxßaketv die vorhergehen-
den Accasalive cf.tjv — ekainu verstände. '>) T >) i sei
unerträglich, da hier von keiner bestimmten Eiche die
Rede sei. — Diess bedarf keiner Widerlegung; sonst
würde die erste bcsste Grammatik dafür hinreichen.
3) Durch das Epitheton ßa^vööi^ou werde die Rede
lelaslet. — Diess ist nur gehiirig zu erklären: Herakles
befiehlt, man solle Holz von der tiefwurzünden Eiclie
nehmen, also altes ausgewachsenes Eichenholz, weil die-
ses besser brennt. 4) Ebenso lustig sei das Epitheton
d.QOlva. — Vor einem solchen Urlheile hätte doch
schon die von Hermann angeführte Stelle aus Ovid. Fast.
IV, 741. JJre innres oleas schützen sollen. Aus diesen
beiden Stellen mögen wir scliliessen, dass vom Oelbaume
dasselbe galt, was Plin. N. H. XII, c. l4. 5. 3-'. g- 61-
vom >Veihrauche sagt: ,,Quod ex eo rotunditatc guttae
pependit, masculnm vocamus. — Religioni tribuluia , ne
Sexus alter usurparetur. 5) Sei es ohne Beispiel, dass
ein griechischer Dichter der classischen Zeit ikij öovui
in der Bedeutung Eichenholz gesagt. — Wie Hr. W.
<liess anführen konnte, ist wirklich räthselhaft. Wie
konnten dann die Dichter anders reden, wenn ihnen l!'A/y
ÖQiiDj das Alefrum verbot? Uebrigens steht so auch
liier der Genitiv in seinem eigentlichen Sinne: Holz von
der tie/'wurzelnden Eiche. Vergl. in der ganz ähnlichen
Stelle Kur. Herc. für. 'i41. vKuvQjoi'Q, öfjvoi; yogiioui.
fi) Es sei nicht Snphokleisch, dass der Begriff' des Holz-
schliigens , auf dem keirt Nachdruck ruhe, durch zwei
Verba ausgedrückt werde. — Bedarf keiner Widerlegung.
7) Vers 1 198- dehne nur mit leerem Wortschwall aus,
was in iIQfjoat liege. — Theils unwahr, denn TlQfjoai
bedeutet überhaupt zerstören, theils, wie Jeder weiss,
INicIits beweisend. )S) Das Metrum von Vs. 1197. sei
nicht iSophokleisch. — Doch nicht wegen des Tribrachys
im ersten Fusse? ;)) Es Sei für die Person des Herakles
unangemesse?i , dass er die Holzarten seines Scheiter-
hau/ens genauer angebe. Rec. muss gerade das Gegen-
theil behaupten: mit ruhiger grossartiger AV^irde ordnet
er als sein eigener Leichenbestattcr alle die Einzelheiten
an, welche gewöhnlich von dem anbefohlen werden, dem
die Sorge für das Leichenbegängniss zukommt. Hjllos
erfüllt bloss als Werkzeug mit blindem Gehorsam des
Vaters Befehle.
Hierauf werden noch p. 201 — 205 die Scholien aus
den Trachinierinnen zusammengestellt, welche zieailich
neueren Ursprungs sind, und ebenso die Unwissenheit ihrer
Verfasser beurkunden, als daraus hervorgeht, dass diese
keine besseren Handschriften gehabt haben, als uns jetzt
noch vorliegen.
Als Anhang zur Recension gibt Rec. ohne Bemer-
kung noch ein Verzeichniss der wichigsten Stellen, in
denen Hr. W. in der Ausgabe von dem Hermannischen
Texte abgewichen ist, ohne doch in den Emendationes
es genauer zu begründen. Sie sind : 3. duv]]. — 32-
yyTiji- — 73. 9av(iji' dyyekkerat. — 97. Tcdd-c fWi,
Ttü\)l fiOl vaiei nach eigener Vermuthung. — MX).
novrlnc. — 140. w? odcf' (t'xdoa/ nach eigener Ver-
Diuthung. — 150. [iJtoi — (foßovfjsvrj] nach Diiidorf.
— I(i3. öia/oSTijv. — KH. r;iii/.a nach Elmsley. —
165. y.d.viavniitv nach Erfurdt. — 205. dvukokvtSTai
dojioq nach Elmsley. — 218. uvTandadst nach eigener
Vermuthung. — 219. St'oi, e v o i ö y.toooq nach Din-
dorf. — '22\. Uuidv, Uatäv nach demselben. — 222.
(pLka yvvaiy.u)V nach demselben. — 233. Uqu-
y.kf] nach demselben. — 24U. ÖOQEI wie überall. — 257.
i;vv Ttuidl xai yvva/xL — 268. (üvoifjevoq nach Din-
dorf. — 281. vnegxk^ovTei. — 339. li d' dvzi toü
US nach eigeuer Vermuthung in der Recens. des Lobeck'-
801
«02
sehen Aiax p. 55 sqq. — 36G. H Tuvaös nach Brunck.
— 394. u>i i(inovcoi, cos ö^^-i i i^nov nach eigener
Verniuthuiig 1. c. p. 115 sqq. — 577. OTVQ^ei. — 579.
iyy.e/.KTj^iiivov. — 5h4. edv nov ans Eustath. — 602.
Tuvös Tavuvcfij nach eigener Vermuthiing in der Ab-
handlung über die Schollen des Saphokles p. 'JG s(jq. —
6'IS. iucfat/^. — Ü15. Tuiö' iuov ^aih-asiai nach
Billerlrck. — Ö23. U)P ktyeig nach eigener Vermu-
thung. — 639. yJJovTUl nach 31iisgrave. — 640. VfJiv.
— 641. dxinv nach Elnisley. — 64/. Tiavra nach Bothe.
— ()50. TuKuivav nach üindorf. — 657. TTorl nokiv
nach Erfurdt. — 6S7. t'w? v iv nach Elmsley. — 730.
uiiy.oi nach Wakeficid. — 767. nQoaTTTuaOecai nach
Porsou und IMusgrave. — 816. V.aXui. — 900. iiiil yuQ
i^K^E nach Schafer. — 924. ?/ mit WaUefield. — 944.
)? y.ai XL nkeioL'q i]/.it^oq nach Dindorf. — lUOö sq.
edie fxe dtiofAOQOv i'Oturov, sei}' votutov el-
iäo9ai theils nach Ilcrmann, theils nach eigener Ver-
niuibung. — 1031 sq. w Uakkuq, Ila'kkdq, %6ds u'
av kojßÜTai. lu) Tiai, ruv (fVTO^' o/xreiQUi nach
Dindurf. — 1036. tccv nach Erfurdt. — 1045. o'iui<;. —
1047. ;^fipo^t. — 1054. rcvei'uovdi r' dortjoiac- —
1074. EiTTÜfii^v. — 1185. /Jtoq vuv. -^ 1205. rl ilrraq.
— 1214. fAl) Tl TTQOOipavtov nach eigener Vermuthung.
— 1275. AJr' oi'y.fjjv.
Somit glaubt Rec. das im Eingänge über das Buch
des Hrn. W. ansgesprocheno ürtheil in joder Hinsicht
gerechtfertigt nnd begrünilet zu haben. Es war aber,
abgesehen von der Wichtigkeit einer solchen Arbeit fiir
die noch so wenig benicksirlitigfen Trachiniorinnen , um
so nüthiger, dass die Behauptungen und llrtlieile des
Hrn. W. genau und unparteiisch der Reihe nach geprüft
wurden, als dieselben sonst bei der grossen Autorität,
deren er hinsichtlich iles Sophokles mit Recht geniesst,
ron nianclien Seiten vielleicht zu schnell angenommen
würden. Diess ist z. B, bereits Hrn. Schneidcivin wider-
fahren , der in einer Anzeige der Eniendationes in den
GiHting. Gel. Anzeig. 184j. Stück 25. das Meiste zu
billigen scheint, und namentlich die Interpolationen gröss-
tentheils als bewiesen annimmt *). Wenn Rec. nach der
gründliclien und langdauernden Prüfung, die er diesem
Werke seines bochierehrteu Lehrers widmen zu müssen
glaubte, mit vielen der gegebenen Resultate nicht über-
einstimmen konnte, so ist er überzeugt, bei Hrn. W.
selbst vor jeder iVlissdcutung um so sicherer zu sein, als
neben öffentlichem und aufrichtigem Uanke die Benutzung
und Fortentwickelung des Gelernten von Seiten des Schü-
lers die schönste Genugthuung für den Lehrer sein muss.
Denn wenn Hr. W. durch diese Blatter bewogen werdea
sollte , in iler zweiten Ausgabe seiner Trachinieriunen
manche seiner Emendationen aus dem Texte zu untfer-
*) Dort macht Hon- Sclinei<lewin auch einige unstatlhafte
Cob jccturi'n, die er bei nalierer UnlersucIuMic: gewiss selbst
zurücknehmen wird: Vi. 144. j^wyotg, 'iv' uvtov , xul vtv
oi ^uXnoi; &^gcyvq. — Vs. 89Ü- -ifq rj näq; — Vs. 898.
r.id Tuvv IVA»; (S jj. — Vs. 901- ilätv oulu dtftvia — Vs. tOl4.
iivrjoiiiov uiKu. naqiiii. — Vs. 1114. intlniQ iattv üv
nen , und manchen Vers von dem Zeichen der Pioscrip-
tiun zu befreien , so kann er mit Recht sagen :
TuS' oi>% vn' äkf.viv , dkkd xotq uvTov mifioig.
Dresden. //. Küchly.
78- Euripides. Kdidit E. W. Silber, Dr. — Volumen
priniura: Hecuba ürestes Phoenissae Medea. Berol.
J. Dümmler. IMÜCCCXLL
In seinen Vorbemerkungen zu der Recension von Wun-
der's Trachinierinuf n führte Rec. vorstehendes Buch al»
Beispiel hjperorthodoxf r <liplon)atischer Kritik an. Math-
dem er es aber genauer durchgegangen, ist er wirklich
in ^'erlegellheit, ob er diesen Ausspruch wiederholen, oder
vielmehr das Ganze als eine Mystification und Persifflage
jener pictistisclien AltgUubigkeit, die selbst das Fehler-
hafteste vertheidigt, wenn es historisch überliefert ist,
ansehen soll. Jedenfalls ist diese Ausgabe ein Curiosutn,
welches ein wenig njiher zu betrachten ganz lustig sein
dürfte. Rec. will daher zunMchst die Praefatio , die über
Tendenz und Einrichtung des Buches berichtet, beleuch-
ten, indem er alle interessanteren Stellen mit den eige-
nen Worten des Verfassers hersetzt, da sonst der Leser
von der kindlichen und wahrhaft rührenden Maivetät der.
Hrn. Verfassers in Gesinnung und Ausdruck keiueu Be-
grifl' bekommen könnte.
Hr. S. beginnt also: „Lectori S. 31ira est conditio
ejus, qni nullis instructus libris manu scriptis in recen-
sendo vetere aliquo scriptor« elaborat. Totus est in alio-
rum potestate. Exstruit domuni fuiidauiento carentero.
Sit enim in literis Graeris et Latinis haud mediocriter
versatus, linguae utriusque cognitio inde comparata rom-
pensare non poterit scriptorum testimoniorum penuriam.
At exstant collati tot Codices. Hoc ipsum impedinientu
est, quominus unius certam imaginem cogitatione tibi fin-
gas." Denn aus den Varianten lasse sich mit der grüss-
trn niühe die Totalität des Codex nicht construiren; und
welchem solle man folgen? Und wenn mau auch einen
s< Ibst vertjleiche, so wisse man nicht, was mit den übri-
gen anzufangen sei. Den Collationen sei nicht zu trauen,
da sie durch Irrthum und Trug verfälscht seien. „Haec
non adniodum", fährt er fort, ,, movere poterunt cos, qui
plus suo ingenio tribunnt in recensendis vcteribus, quam
scriptorum librorum cunsensui; sed eum uioveant neccsse
est, qui cetto sibi opus esse sentit fundamenfo, quo ni-
sus, remotus ab omni temeritate et arrogantia, ad eiiien-
dandum scrjptorem accedat. Ei vcro vix quidquaui aliud
relinquitnr, nisi iit aut aliis servilem in uioilum obsequa-
tur, invilus quidem et errandi culpain in auctores suos
transferins, aut a mnnere critici prorsus se abstineat.
Quorum prius ut parum honestuni diserte abnuit aurtor
hujus libelli; suam enim in recensendo (!) Euripide con-
flitionem supra tleclaiavlt; altero vero si utaris ad cun-
fundendum eum, dure saue de eo statuere possis, et pro-
fecio non gravissimum Euripidi accidisset , si hancce
eäitionem sii/ifiressissem.'^ (Hierin wiril Jeder dem Hrn.
S. Recht geben.) „Nihilominus cnnsilii animo propositi
haec cum specie reritatis dabatur via, at textuin Euripi-
803
.lis poHiie, qtinlij lioili.- i.Irrii.iKinr . irrnn.l>rl.ir , .•iiien-
.Litiim iit i.eihibent, iiuiKi.s .sin.- loci^ sod |>liiril>us prae-
ter iiPossitaK-m iiiutatnm rt n>x.i(iim (l.-iclin(|ii.>r.Mii , ve-
trrriii icro, qualis i:v edilionihus priiicipilius sul> nomine
vul!;ttlae (all.TdlnRS rin Wort lon magisrlier Aiizic-
liiiii!?-Lr,-\ft fiir Immm«« Gi-iniidier) «niilitus est, «liligen-
111. rr ^..•.sliniatioiu- «iigmiin ien>i-rfiii fiim(|ii(>, quom ron-
Mei »'X liliris manu srriptis arcnrati- .'xpressiiin , tanKiuam
fundanirntiim huic pditioni suiiponi-rom." So lial.o rr
,1 , den Text «ler alten Ansgaben mit allen iliren Fcli-
Irrn , ihren hinkenileii l'ersen, ihren Verstössen gejfen
Grammatik und Sinn abdrniken lassen, <la diess ilie ein-
zige Uuellc sei. üie Verbe^s.•rlll.gen der Herausgeber
habe er in die Noten ler» lesen. Dem Herausgeber künne
man das nirtil zur Last legen, was ein ungünstiges Ge-
(chiik. verschuldet liabe. Mit Jenem {also dem alten
fehler haften !) Texte 7nüsse man zufrieden sein, bis
man das einrig wahre Heil habe, nämlich eine ,,historia
• ritica rodicum nnnu »criptoruin" ; dann wcr.le man über
die Varianten urtheilen kiiiinen, ,,nei]nc amplius misera
erit conditio ejus, qui fimgitur mniiere critici." Unter
jenen Text nun habe er eine AusHahl der Varianten ge-
setzt, ohne jedoch die Codices zu zahlen oder xu nennen'
Denn ,, nihil Iristins, quam rodicum notas fiise describere,
qiiurum nulluni viileris." Wenige Kmendationeu nur habe
er in den Text genommen, ,,qu.ie aot exigeret nosfer
trxtus, aiit quae magni momeuli essent ad constituendam
sententiam omninoque majorem minoremve speciem veri-
tatis prae se ferrent. (Das sind sehr vage Bestimmun-
gen, die nur aus dem Texte selbst klar werden. Hr. S.
hat, wie «ir gleich sehen werden, fast allen Unsinn
utehen lassen.) An den meisten Stellen habe er die
Varianten ohne weitere üeinerkung mifgelliPilt , denn
I) komme es hfiuiig nur auf die Autorität der Bücher
an; J) sei es oft gleichgültig, was man vorziehe; 3)
»»erde der Leser in den meisten Stellen schon den Unter-
schied zwischen den einzelnen Lesarten wis.sen, fjui si
minus exercitatus fuerit , magistro ditce rem geret ; 4)
habe er schon durch seine Rccension sein Urtheil aus-
ge.sproclien (dann hält also Hr. S. die zahllosen Schni-
tzer, die er aus den allen Ausj.a/ten mit Wissen und
Willen aujgenommen hat , fiir richligf); .')) die verdor-
benen Stellen würden den Scharfsinn der Leser üben ;
doch habe er eine oder ilia andere Verbesserung mitge-
theilt. — Nun spricht Hr. S. von ileri Metris: „iVletra
diterbiorum, qiiorum leges taui piaeclare ronstituerunt
l'orsonus atqne Herniannus, et ipse diligenter respexi, nee
lector eorum igoaius recte puetaui legere posset." (Sehr
naiv: nur möchte man ttissen , worin die Berücksichti-
gung des Metrums besteht, da Hr. S. alle Verstösse da-
gegen stehen Hess .') Mit den Metris der Chorgesäiige
dagegen, in denen die Conjecturalkritik furchtbar geuü-
lüet habe, ist nichts anzufangen; ilcrnianii habe immer
wieder Neues tersurht; man koiniiio damit nicht ms
Klare, und es lohne auch gar nicht die Mühe, üenn
..congrtiaiit arrtiratissime antistrophica , siiigula cola divi^^it
sint . quam Ileri putest aptissime et elegantissime , quid
JucratI sumus ? Siccino aiitiqnitas magis rccluditur? Num
ea re cnntirornm et galtatiouum chori , artisque musirae
vetcruin , et quomodo totam rem instituerint et qualem
in spectantium uniinis iim sensumque excitaverit, uuti»
nascifiir diliicidior ?" Alan müsse sich vor solchen Her-
stellungsvcrsuchen hüten und im Conjiciren fein vorsich-
tig sein. Nun spricht Mr. S. von seinen erklärenden An-
inerkungen: mir das zum Verstandnisse Nölhige habe er
bcigebraclit , und zwar so kurz, als mtiglich, und mit
Ucbergehung alles Fremdartigen und ohne unnütze Ci-
tate u. s. w.; die Krkläruiig des Sachlichen habe er mit
Ausnahme t\er Mythen nicht beigefügt; ebenso wenig
habe er über die Composition und die Schönheiten der
Stücke gesprochen, was am bessten Herman-.i zu thiin
pllege, obwohl er ein strenger Ricliter des H!uripi<les sei.
Damit aber müsse man es nii ht so genau nehmen, da
die Stücke der Alten zum Sehen und Hören, nicht zum
Lesen geschrieben seien. So sei denn auch alles Uispu-
tircn über [nterpolatiuii des Kuripides ganz unnütz , da
man doch nicht damit auf das Reine komme; er habe
auch daher hierüber mit Ausnahme ganz weniger Stellen
geschwiegen. Dann schliesst dieser küstliihe <juatsch
mit folgenden Worten : „Pcrniissiim igilur csto lei tori
liberum de poeta tragoediisque Judicium; diversis tcmpo-
ribus et iterata lectione iliverso modo rem intuebitnr,
certe tum deuium veru» judex fufurus, ubi s»o studio
causam portractavorit."
Reo. hat sich etwas lauge mit der ^'orrede aufgehal-
ten; diess war aber uötliig, um den Plan, d. h. die Hlan-
losigkeit des Hrn. S. darzutliun. üeber die in jener
Vorrede geli.iuften AMiernheifeii und Tollheiten noch ein
AVort zu verlieren. Iiie.«.sp Zeit niid [Mühe cerschwenden-
Dergleicheu Zeug kann nur ausgelacht, nicht widerlegt
werden. Es bleibt nur noch aufzuzeigen, dass die Ar-
beit selbst der Vorrede entspricht. Diess will Rec. in
der grossten Kürze thun. Der Text der alten Ausgaben
wird also mit allen möglichen Fehleru , selbst denen, die
ebenso leicht, als sicher zu verbessern sind, wiederholt;
selbst die gewissesten und wohlfeilsten Emendationeu
werden in die Noten verwiesen. Z. ß. Hec. 39. TIQU^
oty.ov EvdvvoTaz s ival.iav itkdTijv, »ozu bemerkt
wird: „scrihitur, ut magis Alticum (!) , ivakiav , quam
formam legimus Phoen. 6."
Ib. 6U. äysx' ö^&oiaai r}]v öfiodovkov vvv,
und dazu: ,,deletar ob metrum ant articnlus, aut VVV.**
Ib. 118. Jiokh'jg 8' ^^töos o-viien sa-t y./adujv,
lind dazu : Metro laboranti snbvenit Musgravii coojectara
^uveitaiOS , confirmala illa tribus codicibus Florentinis.
Man sieht also, dass der Verfasser selbst das Aasehen
der Handschriften vor seiner wahrhaft romantischen Liebe
zur Aldina geringschätzt. Ebenso Phoen. 723>
fxros TcccpQMv xdivd' tu? fAaxof-tsvovg raxu,
lind dazu: „Metrum restituit lectlo multorum codicum
/Acvxovueiioi'i,"
Ib. 757. f.aiai cäd . i'kdujv ö' in lÜTivkov iq
noktv,
wozu : ,,Mss. praebcut £7ixdi.TzvQyoi/, quo sanator metrum."
Noch mögen aus der Hekabe einige Proben hier stehen :
100. S/uxu)XvOovo oQtpaiui- livai.
Scholiastes legit ÖQcpavöv.
805
806
274. xai j^ads yegaiäi TTQoOTtiTvuiv itaQijldoc,
Metrum einpndarp rona<i sunt Brunrkius srribendo ya.l
TTJods ygauii, Mafthiapus r/Jj yegaiäq.
3SI. rrji svyevEiai rovvo^ia zuiatv ä^loi;.
Alii (wer dennf) övofAa.
Ö78- ifn'X'jv t' doiarr^- roiä^ ä/^(fi aijg'keyo V (sie!)
Healliii conjectiiram keyoj recppcruiit plericjue rcrentio-
ruoi. Seil kkymv Hermannus ; prout legitur in duobus
tnss. et ed. Brubach. , tum eiiXiV.v. t£., continuans ora-
tionein.
1088. TtäSr;, Tokaivi]^ e^aTtakkäiai feurig.
Metrum corrigens Porsoiius dedit ^otjc ex uno Ms-
1174. xay.LÜi d' dit u'ikovr o, xoinii £i;ijkL>i;a nu).
Metrum ritiosum correxit Kingiiis e codice suo K. scri-
bcns (XTioJko v r' ' ouTcg. Hermannus e conjectura xa-
y.iSi 8' ökoivTO.
Auch unvollständige Verse, wie PLoen. 414.
nuji d' ifk^ti^'J^yoi;; zlv' inivotav sax^i;
und versus hypermetri, wie Or. 685.
outXQOtOi fi£V yctg tu ^liyaka (sie!) ttw; hkoi Tig dp
sind aus der Aldina beibehalten worden. Var ein paar-
mal opfert er diese dem Metrum auf, wie z. B. Hec. 769.
TT^^ö; dvd(>' 6g <^QX^^ Tijade IIokv/iijcrrujQ x^ovüc,
ivozu bemerkt wird: „Aldus Ilokvjjr.otooa , quod ad
constractionem aecjue boaumest(?); sed corrumpit metrum."
Em paarmal tritt auch Hr. S. den gemeinen metri-
schen Ansichten entgegen, z. B. Or, 691-
^0-01? dv iy.TTvsvoe.t£v utuv S' dvfj nvodg,
nozu er sagt: ,,Scribitur iy.TTvEt'aet ad evifandam ana-
paestum in ijiiarta pede. Tanta cuutione vix opus; nam
et histrio paullum intcrtjuiescere debebat, et debet lector.''
Auf diese gelehrte und scharfsinnige Note beruft sich Uc.
S. ib. 1565.
oL'beTSftov • ävay/.T] 5', utg iotxe , oov xkveiv.
Scribitur oi'dirSQ'. Cf. snpra ad v. (iVM.
Den grandiosesten Beweis seiner Liebe zur Aldina
gibt der Herausgeber Phoen. 1X34 sq., wo wir in Tri-
metern folgende Versungeheucr finden :
rloa ÖE öoji^ia ndv eyu) 8' i'jXvj fAETaatikkcav
dÖEkcfr^v 'loy.daTyv , uitiug.
Uazu sagt er: „Ita mendose Aldus", nnd führt dann die
bekannte und aus Handschriften gezogene Verbesserung
an. Doch genug von der Behandlung des Textes. Nur
noch die Bemerkung stehe hier, dass man den oben mit-
getheilten Grundsätzen des Herausgebers gemäss in den
kritischen Noten die Handschriften auf die längst ror-
«cbollene Weise : pauci codd. — alii codd. — pars codd.
— tres (qualuor etc.) 7iiss. — codd. quidant u. s. w.
angeführt findet. Auch der Ausdruck alii findet sich
zutveilen, so dass man nicht weiss, ob editores oder codd.
zu suppliren ist.
Rec. geht zu den erklärenden Noten über. Dass
diese keinen gelehrten Apparat enthalten, hat Hr. S. in
der Vorrede gesagt; es würde daher unbillig sein, der-
gleichen zu vermissen. Allein demnbngeacbtet sollten
sie doch mehr enthalten, als Excerpte aus den bisheri-
gen Herausgebern, und triviale, oft nicht einmal ganz
richtige, AVortetkl/trungen , die sehr häufig an die seli-
gen Ausgaben ad modum Minellii erinnern. Hiervon ei-
nige Beispiele aus dem Anfange ilcr Hekabe : 2. löxiarai
conditus , collocatus est i. e. oiysi. — 12- £nj — uii.
i. e. fJl) Ell.. — 3'i. TOITUIUV i. «l- TQITOV. — 55. fX
Tirjavviy.wv Süfiujv. orta reguli stirpe. — fiO- ijkvaiv.
iTooEiap. — TtQoztdEtoa promovena. — 69. a'i'fjouai.
suspendor j excrucinr. — 72. diioTi iiiTIo^tai alominor.
t7. i)£ia.v. [AuvTty.r,v. Helenum divino spiritu plenum.
128. OTEtfavoPv. Tifjäv. 144. noZKov Poljxenam. 202.
ircüg 0.6 . i. e. iyu}. — 277. i^iov ro texvov i. e. ro
TEXVOV ^Ol>. — Diese letzte Note ISsst uns auch einen
Blick in die grammalisclie Bililung des Hrn. S. thun:
damit er in Zukunft nicht wieder an der Stellung des
Pronomens anstossse, möge er Rost's Cravtmatih §. Wk 3.
nachlesen. Wer von den Lesern sich die Mühe gibt, die
oben angezeigten Stellen in der Hekabe naihzuseben,
wird fintlen, dass selbst diese paar dürftigen Niitchen
hinlänglichen Stoff zum Widerlegen geben. Rec. über-
geht diess, als unnütz. Die ausföhrlirheren Noten des
Hrn. S. , namentlirh die, in denen Parallelstellen citirt
sind, sind fast sänimtlich aus den früheren Heransgebern,
namentlich aus Porson und Hermann entlehnt; nnil es
ist Hrn. .S. das Zeugniss nicht vorzuenthalten, dass er
zutveilen nicht ohne Geschick excerpirt. Dass der Name
des Excerpirten nicht allemal dabeisteht, versteht sich
von selbst. So lesen wir gleich Vs. 27: .,EXV """ '"W'
consilium Poli/mestoris indicat , qno facto lx<Jl dicemlnm
fnissct , quam possideri nunc ab eo aurum'^ ; Vn. :^').
„laig ixoi'zEg. retinentes, retinaculis sive in litns sub-
ductas." Vs. 53. „vnu axtp'i^Q. .Significatio praeposi-
tionis cognoscitur ex loris Homericis Hiad. (f. 56. aVTtC
dvadTiloowai imo Cotfov yEQÜEvzog. &. 453. oi d'
iTiTiovg fiEv kvaav imo i^vyov iÖQuiovrac. tu. 576-
Eurip. Andrem. 442. Vi (^'•■•) '^•<^) vEoaoov Tovd' i'Tiu
TiTEQuiv oTiuaag.^^ Vs. Gf^. „ute^otiu zJ/og i. q. ^to;
(fdog. Soph. Trach. ! 9. Sol }o.\tnQÖ. ox£oo-:ia (fke-
yl^ojv." — /4lles aus Hermann entlehnt, ohne dass er
genannt wäre. Sehr possirlich sagt Hr. S. zu Vs. 101,
wo er v.oivii — yvu')fta IliikElda yEvva festhält, nnd
erklärt: „Alii vero lorum ita scribunt, indc aBrunrkio;
a<fä);ut 0 'J^iyEiutv xoivd
^vvTEivEi nQog Ti'f^ßop yviöfia
IlijkEida, ysrva.
Tum ytvva vocativo alloquitur filiam. Id quidem paullo
insolentius dictum." — So schrieb aber Hermann , nnd
bemerkte dazu: ,,Sed ytvva, licet insolentius, tarnen ut
vocativo casu dictum putet, suadet similitudo verborum in
versu antlstrophico , jidwcrov , fiUTEQ.^^ Hr. S. dreht
also, wie man zu sagen pflegt, gegen Hermann den Spiess
um! Manchmal passiren, «ic es zu gehen pflegt, bei dem
Exrerpircn Unglücksfälle. So bemerkt Hr S. zu ^'s. 350-
Toixi) ^loi Tifjui-xov ßiov. „hoc erat vitae tneae prin-
cipium. Desideratur artiruhis." Wer versteht das? Wer
Hermann's Worte nachsieht, die so lauten: Haarkius /foc
erat vitae meae principium vertit. Id videtur diri de-
buisse ro TlfJitilov. Ex quo ronscqnitur, primam scho-
li.istae explirationem veram esse. Hoc, inquit, primum
807
808
ft summum riltie meue esse depitto.^^ Doch ilas mag ge-
niig sein! —
WirLIiili gute und neue Erkl«riiii(jeii seh» icrisfer Stel-
len sucht iiiiu natürlich in «lii-seni Uiichc verjjnhcns. Um
irilorh eine Probe zu geben, uie sicli llr. S. in solchen
F/llIrn hilft , ni'limen wir die vielbesprochene Stelle
>'s. I 1(1.) sq.
[luü.ai 7«(» i,\ut>iv, Ol fi'ti' ita mitfdovut,
ai ö' ei'i doiihiov rwi' y.a/.uji' necfiy.aiic: .
Daiu lieisst es: „floyl.ai — ni uiv, ni öl: posita r/. Ka-
pa/jrj.ov. quuni eiiim omnes culpaierit Pulvmestor. re-
suonilenilum est. id qiiiilein cxpctere in <|nns(lain, reiiquas
rero ciiljM lacare. Praeniiltit iil , qnml largitnr, al idv
fl'o i-rtu9o!()l , re(irehen9ione satis leni.'' (Oiess nach
Hermann: 4plisiiiiium est, piaemitti illud quod largitur :
factumque id est verl/is leiiissimis : a'i uSv f^f.) „iiri-
if!}üiOi qunin projirie sit invidiae obnoxius poisitque ergo
in bonim partfni accipi , tarnen apiiil Etiripidem signifi-
cat si-Hiper reprehensione dignus. Rhes. 334. ara^,
aTiiji>(ii' oiliitu/ori inUfi^ovov. Troad. 7l'S. Heracl.
2:)3." {Alles dies^ ist wieder von Hermann entlehnt)
Jam lero dofensio sexns muliebrls alteri membro inesse
dobet, quod uioiistrat jaui TlKfl'xailif , qnnm in priore
sit f/O'. /lliae vero ad nuvierum ma/aruin natae sumus,
i. e. pro uiinicro inalarum , ita ut aequonius eoriim nu-
nierum." - Woher hat nun Hr. S. rliose fabelhafte Er-
kUrung iler l'nlj^ata? Woher, als ans Herinanu's neuester
Emeiidation , nach «elcher er schrieb:
ai' ö' dl/T doli) fioi riüu /.av-uiv Tiecfvxufuv,
was er übersetzt: multae enim nostrum , aliae quidem
invidia labnrant , aliae vero e contraria parle aequamus
nutnerum malarum.
[)(ii h eine neue Entdeckung ist Rec. noch anfgesfossen.
Es heisst nanilicl» zu Phoen. (37>^. „nävDTküv U'plly
Sparliatas, quos e draconis (?) ediilit terra." Also sind bei
Hrn. S die dorisch- lakonischen ^:i uorio.TUi , und die
«hebanischen ^laoTui ein und dasselbe! Auch gut!
Durch das Beigebrachte ivird der Leser zur Genüge be-
st.'ltigt finden, dass die Vermuthung, rorliegendes Buch
sei nur eine Ironie auf die borniite diplomatische Kritik,
sehr natürlich sich aufdringt. Oeiiii »le konnte ,,in der
Metropole der deutschen Wissenschaft" so etwas im Ernste
geschrieben werden, und noch (iazii roii Einem, der sich
Dr. nennt? Doch kaun man nicht in Abrede stellen,
da«s wohl in Preussen öfters die Aiiuiassnng dieses Titels
vorkommen mochte, als in Sachsen seit dem bekannten
Ministerialrescripte. ♦) Sollte aber wirklich Hr. S. seiQ
Buch ernstlich gemeint haben — was Rec. immer noch
nicht glauben kann — so gehört er zu denen, qui . um
*) Für Nicbtsaciisen die Noliz, dass nach jenem Miuistcrial-
rcscriplc Jcdini, der zugleich Dr. phil. und Ma'^. tibi.
arlt. ist , nur das Piailicat Magister zukommt, wer al)cr
allein Ooctor ilei- PliilGso|ihie ist, sich stets Dr. phil.,
nicht pinfacli J)r. sclireibcn soll; sowie die bestimmte
Versicliernng , dass das ante.liluvianischc und im ganzen
gebildetiMi liuiopa ohsolet gcwurdi'.ne ,,Prädicat Ma^isle?-'
in der Uiiiversitjlsstadt Leipzig von einigen Antiquitäten-
freunden wirlilich noch raiiudlich und schriftlich — An-
dern segeben wird
ein von unsern philologischen Altvordern oft »tfewenHe-
tes Sprüchwort zu wiederholen, frugiltus repertis glan-
dibus vesci malunt. Dann müssen wir Hrn. S. freilich
bei seiner Eichelmast lassen: es wird sie ihm aber Nie-
nianil beneiden oder gar mit ihm theilcn.
Dresden. f/. KOchli/.
7 '. Euripidis Tragoediae. Recensuit et commeutariis
instruxit .4ug. Jul. Edm. Pßugk, gyinn. Gcdan. pro-
fessor. Vol. I. Sect. JI. continens Hecubam. EdiC.
altera. Gothae MDCCCXL. Sumpt. Friderieae
Hennings. Londiiii et Berolini apud Aslier et Socio«.
HO S.^8. ♦)
Als im Jahre 1x2') die erste Auflage ilicser Edition
erschien, zugleich mit der iUedca und Andromache, wurde
ilieselbe vou vielen Seiten als eine ilcm damaligen Zeil-
bedürfnisse entsprechende, mit vielem Geschick ausge-
führte Arbeit willkommen geheisscn. Die Herniann'scho
Ausgabe von iSUO war vergriffen, diente auch andern,
.ils den gewöhnlichen Zwecken einer Schulausgabe, die
Lange sehe hatte trotz ihrer z«ei Auflagen nicht den
Anforderungen entsprochen: so fanil ilie neue, unter dem
Schutze der Bibliotheca Graeca von einem im Felde der
Buripideischen Kritik schon versuchten Manne eine will-
kommeno Aufnahme, von welcher die \othwcndigkeit
einer neuen Auflage in der verhaltnissmässig kurzen Frist
einen Beweis liefert.
Es ist diese zweite Auflage ein fast unveränderter
Abdruck der ersten, nicht mehr von Pflugk besorgt, der
das Jahr zuvor zur innigen Betrübniss aller derer gestor-
hen, welche seine Verdienste um Euripides gewürdigt
hatten, nachdem er seine Ausgabe <lcs £uripides nur zu
einem Drittheil vollendet. Man erhält darüber keinen
Aufschluss, wer den neuen Abdruck dieser Ausgabe ge-
leitet habe; einige nene Bemerkungen von Rost im ersten
Theile und von Jacobs im zweiten lassen indess die
Vermuthung zu, dass diese vielverdienten Herren sich
selbst einem Geschäfte unterzogen haben, welches nicht
gerade das angenehmste und leichteste war, sobald zur
Aufgabe gestellt wurde, die ausgesprochenen Ansichten
des Verstorbenen mit den inzwischen laut gewordeneu
Stimmen der von jenem abweichenden AutTassungen und
Ansichten zu vermitteln. Pietät gegen den Verstorbenen
und vorgefasste Meinungen aller Art gcratheu dabei zu
leicht iu einen Streit mit iler Wahrheit. Aber es muss
und kann erwartet werden, was man von jedem literari-
schen Unternehmen fordert, dass die Ausgabe auf der
Hohe ihrer Zeit gehalten werde , und nicht ignorire ,
was für die Hekabe in dem letzten Jahrzehend geschehen.
Dass diess von den jetzigen Herausgebern verabsäumt
norden, ist tief zu beklagen: denn Stimmen von Män-
nern, wie G. Hermann, von dessen Ausgabe der Hekabe
inzwischen eine neue, gegen Pflugk vielfach polemisirende
Auflage erschienen war, sieht man unmöglich gern un-
berücksichtigt: verschiedene in Zcitblättern und Program-
■*) Vergl. Jahrgang I84l. Monat September
809
810
mcn zersUeut liegeixle, höchst achtbare Ansitlifeii hafte
man hier gern gesaiiitiielt gesehen, «lfm sonst iinicriiieiil-
lichen Untergänge entzogen, unil ilein Uebelulanilo auf
solche ^Vcise vorgebeugt, (lass nicht stets von >«uein
langst aufgefundene Wahrheiten als neue hingestellt nnil
in «las Fass der Danaiden nirlit ininicr «ieder ge.Tlii'>|i(t
«erde. Kine t>< hulaiisgabe hat das Privilegium der Kürze;
» ie leiclit »ar mit einer einzigen kleinen Notiz auf nich-
tige üntersncliungen hingedeutet, namentlich der l'ersuchc
der A'crllioidiguiigen handschriftlicher Lesarten gedacht,
anmassende >'erdächtigungcn zuriickgevi irsen etc. AVic
gesagt, die Erklärung iler llekabe steht nach dieser
neuen Ausgabe der Pilugk'schen Editio nurh auf dem
Sfanilpunrte des Jahres 18'-VI; was aber die letzten zehn
Jahre für die Euripideisilie Literatur genesen sind , ver-
mag jedes bibliographische Handbuch auszuueisen. Doch
nein! Jacobs hat zu vs. 1185- seine frühere Ijemerkung
zurürkgenommen und einigemal über Ilermann's Abivei-
chungeu — aber auch da nicht immer genau referirt,
und Rost hat bis zu rs. 3!)ö- hin einige neu« notulae zuge-
fügt, auch die vorhandenen um einige Citate vermehrt,
z. B. zu vs. 690- Dass aber z. B. an dieser Stelle neit
passender genesen ufire, auf die Haltung iler liokabe
in diesen Versen, auf die Antwort d,er Therapaina vs. 697,
die der Scholiast mit den Worten oituj ff r«/"S kuTiaii;
entschuldigen zu müssen glaubt , auf die Vertheilung der
Verse zwischen dem Aopo^ und der OfOdnaiva zurück-
zukommen, ist unzneifelhaft. lief, glaubt, ilie von Pilugk
über den proleptischen (lebrauch des Adjectivs in der
ersten Auflage gegebenen Beispiele genügen vollkommen
für eine Schulausgabe.» Was hilft es dem Schüler, da-
von Kunde zu erhalten, dass Hr. Ahlemeyer, Hr. Meyer
und Hr. Aeneas Koch über die dichterische Prolepsis
des Adjectivs geschrieben haben, da es ihm sehr schwer
v> erden dürfte, der betreiTenden Programme dieser Ge-
lehrten habhaft zu werden.
Wir machen aber dieser Ausgabe überhaupt zum Vor-
wurfe, dass sie, statt zum innigsten Verständnisse dieser
Tragödie hinzuführen, den Zweck verfolgt, den Text
derselben mit grammatischen und anderen, an Jeilen be-
liebigen Schriftsteller zu knüpfenden Bemerkungen aus-
rustafliren , dass sie über Stellen hinweggeht, deren
Schwierigkeit schon aus der verschiedenartigen Auflassung
der Scholiasten hervorgehen konnte , dagegen minder
schwierige Aufgaben zu lösen, für nuthig hält. So lange
freilich auch die tragischen Dichter hauptsächlich dazu
dienen müssen , an ihren Text die Einübung und Repe-
tition syntaktischer Regeln der Sprache zu knüpfen,
möchte auch die hier gegebene Annotation dazu manchen
passenden Fingerzeig gewahren; indess darf man doch
wohl annehmen , dass nachgerade diese nnssrhliess-
liche rigorose Richtung abnehme, und die Leetüre eines
solchen Dramas andern Zwecken dienen werde. Wir
wenigstens bedauern die Schüler, welche auf solche
Weise eine griechische Tragödie zu lesen gezwungen sind.
Wir vermissen z. ß. vs. 3'iL). die Erklärung der Re-
densart dia ^laxQOV yao i'j jja^/c, dagegen würden wir
die nota zu vg. 319. gern geschenkt haben. Aicht dass
jene Worte an und für sich schwierig wären, nur die
Verbindung mit dem ganzen Raisonnement des Odysgeus
Zeilsclii\ / d. Alterlhünisw
war nachzuweisen: erst daraus geht hervor, dass jeno
Worte etwa sagen wollen: ,,das ist ein Dank, der bleibt
lang." Wir vermissen vs. 335. und is. 431' die Inter-
punctiun , welche andeute, wie der A'ers richtig za ile-
clamiren sei, rs. 350. die Erklärung von TUVTU fJOl
ll(iu>TOV /jioi', worunter wir verstehen: „das war der
Anfang meines Lebens, als Königstochter begrüsste mich
das erste Sonnenlicht"; vs. 3')/. die Angabe, was llQuira
fiiu f^ie TOL'vo^u SavLiv loüv Tii^roiv bedeute, wo
wenigstens auf Stellen, wie Ion 584., Phrixus fr. XVII,
nielanippe X. zurückzukommen war; vs. 411 — 12> die
Hinweisung auf die gleichlautenden A'erse in Enrip. Ale.
2U7 — 8, worüber diese Zeitschr. 1840, p- 157 und Firn-
Laber Verdächtig. Eurip. Verse p. 44 zu vergleichen;
»s. 52fi. die Erklärung von y.adJtovTSi nach Massgabe
des Schol. uekkovTSi l^gaTr,(j£iv diu Ttov ^eioujv;
vs. 23Ü. die Erläuterung einer der schwierigsten Stellen
des ganzen Stückes, soivie die Schilderung der Haltung
der Hekabe in dieser Scene, von welcher allein das rich-
tige Verständniss so mancher Stellen dieses Actes aus-
gehen kann; vermissen vs. 75U. die Erklärung von Ti
ClT(Jl(fio Ti'.ös ; vs. 7t)(J' die, Hermann's Annahmen zu-
rückweisenden Grünilo des Asyndetons ogu'i VIXQOI»
Tovöe, vs. 848. und vs. lOOO- die Resultate der neueren
Hermann'schen Untersuchungen über jene schwierigen
Stellen; vermissen endlich vs. I()3>>- eine Bemerkung über
Xaiva, aus welcher den Lesern ein Bild jener Scene
geworden, das durch eine falsche AnlTassung von vs. 1041'
vollends »erworren werden kann; und vg. 1U8(>- eine An-
gabe der Conslruction , da man leicht darauf kommt,
aia/ou dsivd. zu verbinden.
Was z. ß. vs. 84ti — ',iQ, betrifft, so war jetzt wohl
die Bedeutung von ^l'fj^i'tvei für diese Stelle festzustel-
leu , überhaupt aber auf die Verbindung hinzuweisen, in
welcher diese Worte des Chors mit dem zunächst Vor-
hergehenden und Folgenden stehen. IVlan hat sich näm-
lich wohl zu hüten, diese Worte für einen blossen Ueber-
gang zu halten: allerdings sind in Euripideiscben Tragö-
dien der späteren Zeit derartige Worte des Chors oft
Nichts, als stereotype Interposita; in der Hekabe aber
zeigt der Chor noch eine weit grössere Thätigkeit, als
in spateren Stücken: daher auch, weil seine Trimeter auf
eine gewisse Weise iu Verbindung mit dem Verlaufe
des Stückes stehen, machen sie mehr Schwierigkeit, all
sonst.
ösivöv ys, &vr]Toic tö; aTrawa iu^irrlTi/st,
y.ai Tai üvayY.az, o't voftoi ötujgioav ,
Cflkovi Ti3evTe(; roiig ye noke/aauTaTOig,
iX'^yiJOC'i ts Tov^ Tigiv ev^itvet^ nutou^isvoi.
So lauteten die Verse, für welche Pflugk die folgende
Uebersetzung hatte: miruni, quam nihil non accidat ho-
minibus, neqiie res eac, ijuae adstringere eog vi neccs-
sitatis videantur, qiiafenus valeant, aliunde pendat, quam
a legibus, quae et aniicitiani cum inimicissimis jungnnt,
et inimicos ex benevolis faciujit. Zur Erweiterung steht
dann incredibile erat, qui debebant esse inter se inimi-
cissiini , Agameinnonem et Hecubam ultnm ituros srelus
Polvinestoris , hominis sanrtissimo hospitii jure cum Tru-
janis conjuncti. Sed hac dvdyy.'q major vis alque aucto-
ritas legum. Nach einer klaren Vorstellung sieht man
53
Sil
HJ?
sit'li liiiT irr|,'rMirli um; die li.'lll« zunächst ilciii Zwecke
dif.siT Worte iiac lit;<"fi>'"'>< l't. Der 8<'liolia8t lies (jiieljiher-
Ii>tanii3 fiilirl «"'» Tlieil darauf: toi lu ktyct u X^if^i
■.luuxarahuiifjüiuiv cuv tov ./ycifitftnopoi kuyov xal
cinocfiinuiiiio^, (üs kiav öixaiui^ uvrin; Toi> iiijayf-tu-
Tui fioi ih:th~iui iijv 'Ev.üßljv. AIIerdiiit;s will der
Clior diircli eine allgeineiHe Sentenz dem Aganicui. sein
^'rrliallrii rc)rg<'breil>eii, «illalitu die iirkulie uiiterslützeu,
niif deren Seite er i'ilerall selbst auch da steht, als Po-
lt niestor in seiner };r,1ssliclicii La^'n auf IMitleid des Chors
.Ans|)i'U('li macheii könnte. Womit r«rma|; er das besser,
als indem er den Satz ans Ilekabe's Rede herausnimmt,
der an innerem Ciehalle alle anileren libertriflV, aucli auf
Atfauieniniin, seinem eigenen Eingeständnisse nach ts. S52,
allein die beabsichtigte Wirkung heriorbriugt ? Ilckabo
halte gesagt:^ t . ,
r,uiu luv ui'V öoikol TE y.dndcvih l'ou)^'
aKk' vi i^tol odtvuvai ;fai y.tivuiv y.oaxujv
vuuog' vcifuji yu(j TOI.; i^eovi tjyoij^ieSa
y.ui ^aijjcv ddty.a xat biy.ai' o'i^Jto^tvot.
Der vvfiu^, der hier roin Polvm. so arg verletit ist, in-
dem er einen rorsfitzlichen [Mord begangen und noch
dazu an einem Gastfreuiidc , soll den Agam. xii einer,
»enu auch nur mittelbaren , Theilnahme an der Sache
be«egcn, und tliut es, wie dessen rirhterliche Entschei-
dung »s. 1240 — öl- noch weitläuftiger angibt. Diese
völiul sind also selbst bei den Göttern , ihnen, den ewi-
gen Naturgesetzen, sind selbst die Götter unterworfen,
also wird die liewahrung derselben das Unglück und ilio
Auth der um Gerechtigkeit Bittenden nicht liinderu dür-
fen. Der Chor nimmt den Gedanken wieder auf, ge-
braucht in dem Worte öiujoioav sogar denselben Aus-
druck, führt ihn nach seiner AVeise weiter aus. Seit-
dem naa.lich oben Odvsseus die Bitten der Hckabe durch
das Vorschiebender ävu.yy.1^ beseitigt, undPolyxena rs. 34().
sicii in das uv uyy.UiOV ergeben , hat der Chor 583.
es ausgesprochen:
dtivüv et nijfia Tl(}iufil!)ut<; intLsoe
nukei TE TiJ/iij- dtüiv dv uyyuiuv loöe,
und fühlt es schwer und tief, wenn er in dem zweiten
Stasimon rs. 63U. singt nüvoi ydo v.ai nuvuiV dv dyy.ai
y.oCiOauvli y.vyj.oüvxui. Was kann er mehr fürchten,
als dass auch Agaui., wie oben Odysseus, auf die vor-
Iiandonen dvuy/.ai des troianischen Königshauses hin-
weise, und damit eine aUlehnende Antwort motivire? *)
Dem vorzubeugen gibt er einen allgemeinen Satz, ,,«'0
jene Gesetze verletzt sind, ila ist nie mehr die Rede
gewesen, und kann nie mehr die Reile sein loii einer
dvii.yy.n% nein! in solchen Füllen haben die Gesetze über
den d^u'/y.o.ii immer gestanden, haben die feindlichsten
IMenscIien zu Verbündeten gemacht, und die grössteii
Freunde verfeindet." So liegt die Absicht dieser Worte
am Tage. Auch hier soll Again. mit dem Polyni. , wel-
chen die .Achäer für ihren Freund und Verbündeten hal-
ten (vs. S6S0 5 brechen, wo jener das Gesetz so schänd-
lich verletzte; ebenso, wie Ilekabe mit dem früheren
Gastfreunde jetzt verfeindet ist: dnayofjevovai ydo oi
I/Öluii Ti)v Ute avTujv avvoi/.t-jOLV T£ y.al oivavoU'.v
*) Man v.rgl. die bvujxhi in AnJrora. 505 Hcrui.
schol. zu Or, A',^: dagn^rn soll A^ani. auf die Seite
der Ilekabe treten : in derartigen Fällen sind selbst die
Tiuktjiiu)l uiot Freunde geworden, d. h. nicht, wie in
den vorhandenen Erklärungen hingestellt wird, der Chor
erklare den Agam. für den ~l uktiiHDCCVuC, der Ilekabe;
wie könnte er das, na( hdrni er oben in der Parodos über
die Willfährigkeit desselben, in der Achäerversammlung
einen der Ilekabe günstigen iSescliluss zu erwirken, re-
ferirt unil noch eben vs. 74(1. gehört hat, dass ihn He-
kabe selbst ovTO. Ul<xi diO/jEuij nennt? Aein ! er will
sagen, sind selbst die feindseligsten i\Ienschcn Freunde
geworden, nie liel mehr kaiMiKt du das, welcher du nur
als Achäerfnrst die Feinilscliaft zuischen den beiden Mäch-
ten thellen niiisst, die mit einander Krieg geführt haben.
Vergl. rs. s.'i ■: ruf xcriiciüvcu ö i/i^'^ov ijyticiu
aiQUioi- Von der Lage derjenigen, welche die (iesetze
anrufen, darf es nun und iiiiumrr aMiäiigen, ob die Ge-
setze zu handhaben sind; nein! Gleichheit vor dem Gesetz !
Derartig« Philosii|)henie finden sich bei Eiiripides
auch sonst; wir ziehen hierher aus ürcst. vs. 482 — ÜO.
Im Augenblicke, wo der Aluttermörder sich nahet, ge-
rälli Tyndareus in Entsetzen darüber, dass lUenelaos den-
selben anreden will, nnd meint, als jener den Satz auf-
gestellt el de öl'OTi'Xei' Tliil,lkoz, fllenelaos habe nach
so langer Abwesenheit aus Griechenland barbarische Sit-
ten angenommen. 'El kl vr/ov sagt iMenel. XOV äuodsi'
THtav dei, aber auch, entgegnet Tvnd. T'jjv vu^iiov ys
ftl] nQUTt(iOV Eivui i>iktiv. Das sind dieselben vduoi,
welche in der Stelle der Hekabc in Frage kommen.
Die vertritt hier Tjndareos , während IMcuel. fortfährt
7[ur xovT diiayxij^ ÖuiKov iov iv rote, aoffoii, also
die dvdyxr höher stellt: eine Satzung, die, so oft sie
auch bei unserem Dichter und sonst rorkommen mag,
wie ileiin der Schol. sagt Tlo.vTti y.al nakaiol y.ai veoi
nonjTo.t, (fikooü(foif oiyy^acfsii;, ^i^toqeq diaxi'-
QViTuviai , ojs äoa navea; i^ dvdyxijg Eiol dotkoi
vergl. Helen. tAS- koyoQ,, öeivijq dvdyxijq ovdiv laxi-'tiv
nkiov Iph. Taur. 148t). To yaQ yQEujv oov rs xai
dEuiv XfjaTii. Beller. XV. :iQuq ii)v dvdyy.ijv iio.vxa
Tukk' eoz' d.ot}Evij , dennoch hier von dem Tyiidareo»
mit den Worten zurnckgen ieseii wird xtXTljrro ILV or
toit' , iyvj d' Oi' y.ir.aof-iat , wie ja nun einmal da»
Wesen der griech. Tragödie im Verlaufe der Handlung
ganz und gar auf dem W iderspruche beruht, und Niemand
der redenden Personen etwas behaupten kann, wovon der
Andere nicht ebenso klug das Gegoniheil zu sagen wüsstc.
Bei einer dritten Auflage «nrile nicht zu übersehen
sein , was Sommer de Hecnba coniment. p. II. not. 24.
geschrieben bat.
Was ferner vs. 10(10. anbcirifit, so ist zu der Erkbl-
rung desselben in dieser Ausgabe gar Niclits getlian, um)
doch hat <ler Vers so viele Federn in Bewegung gesetzt
'ßoiu) CfckijDEi';, ü}i; ai' vi'V iiiui y//a/ heisst die \a\-
gata, die von Hermann in EOi' v) (flkl^^Eiq tüs Ov vif
ijtul ff/kii verwandelt ist, so dass der Vers in vs. t002-
seine Forlsetznng erhalte, Sommer monirt dagegen er-
stens, dass u'j (fi'l.ijifEig für v) ffiks oder (f//.Oi<ueie
nicht stehen könne , oder aber hier der Gegensatz der
jetzigen und der früheren Zeit unpassend sei ; zweiten»
dabei niclit die ausdrückliche Hervorhebung der Proro-
813 814
mina (jv — s^wt BeacMung gefiiniloii liaHc- ; ilri«png, den Fragen 1001 — 1005^ Ebensowenig die t«. 1017.
das» kein Grund vurljaiiden sei, ue.<sliall> Pcilun. mit 80 norli {jezeigte Aengsdichkeit ; norli weniger seine Erfin-
grliMieicIielnden AVorien angeredet werde, da vielmehr in diin^ von is. <)fi,'j. "nd vs. \V)'.i. , am allerwenigsten leine
diesen Worten die Utiiarlie enlliaKen sein müsse, wess- naclilierige Keile vor dem Ricliterstuhlo des Agam. Dasi
halb ilek. dem Poivm. ilic Mittlicilung machon wolle; er von den Frauen sich überlisten 1,'isst, kann ihm nicht
Polvm. aber dieselbe so wenig darin entdecke, djss er als Dninniheit ansgelegt werden, wenn ilie Verhaltnisse
vielmehr pleiih danarli frage. Wollen wir uns anrli diese zu einer gehörigen Bi'riicksichtignni; kommen. Wie kann
drei Einwürfe nicht sammllich aneignen, so ist doch der er denken, dass seine fHordthat hier bekannt geworden,
zweite allerdinj^s beachtenswerfh , da durch ov \im\ itioi da er zu der A'erhBimlirhung derselben gerade den rich-
Pulvm. und Ilek. einem dritten entgegengesetzt werden. tigsten Weg eingeschlagen [denn nenn der Leichnam
Ausserdem bleibt diess immer eine, dem Geständnisse, gefunden wurde, auch mit Wunden beileckt; wer vcr-
die >'ulgata sei iiiexplicabel , abgedrungene Conjectur. ricth den Monier'?]; wie denken, dass eine Rache ron
.Schäfer wollte als Subjert in Cftkl]9ci;, das Xoyo^ des Weibern ausgehen werde, deren Hülflosigkeit noch eben
loraiigelienden Wrses gelten lassen: ebenfalls nur eine bei der über Polvxena entscheidenden A'ersammlung zu
»erzweileKe Massregel, den Xuya^ hier jenen beiden Tage gekommen war? Hatte iloch auch Agam. oben
Menschen Ol> und iitoi entgegenzusetzen. Das muss auch vs. 876 ßi}. an der Möglichkeit, dass llekabe ihre Racho
ein Mensch sein, und unter allen Menschen kaun es vrei- vollziehe, gezweifelt: TTc/J^ yv}>(Ui;iv än<jiru)V tOrac
ier ISiemanil sein, als Polvdor. Darauf hat es schon der •/.oüruq; Es ist also das Gefühl der Sicherheit von
Scholiast bezogen dyccitjKhjTO} 6 7ia/\ /lov vttu oov, seiner Seite keineswegs ein Merkmal von Dummheit,
(o; vvv au f'.yaiTä ihl' eiinT'. Aber, sagt Sommer, wer ebensowenig, wie vs. 1007. ikti;ai; aO(fiO)Teoov sc.
kann ilenn wissen, dass unter (pi/.rttfig Polvdor rcrstan- eitoC' ein Eingestflndniss dersellien ist. Denn das ist
den »erden müsse? Dann muss dieser erst vorher erwähnt nun einmal bei Euripides Gebraucli, dass die Frauen in
»ein. So emeudirt er vs. 999- crnj^iavsig Toxni und ihren Planen und Rathschlagen die Männer überflügeln.
vs. 1000. in TCO (ftkn^sii;, und übersetzt tuone hoc '[/y.oi'aov i'jv rt Xai yi'Vi) kehj (TOtföv sagt Helena zu
indicabis filioJ id est, quod dices, num vis per nio Menelaos, und sie wird die Urheberin des nun folgenden
tuo lilio indicari? und andererseits scito quia tibi tarn Planes, dessen Ausführung die Grundlage zu dem noch
carus erat ille, quam tu nunc mihi carus es. Da- folgenden Tlieilc der Tragoilie abgibt. Hei. I()4y. 7';/?
durch sei dann die Gier des Polvm. so erhöht, dass ö' eiiijc, 'AuCflTOiOV, yvvjuijs a.y.0L'00ii ijv Ti Oot
er frage quid obsecro illum scirc vis, quod etiain nie et öoy.uj Ityf.tV sagt in gleichem Verhältnisse AJegara in
liboros scire oporteaf? So findet er für den Ausdruck Herc. für. 270. Ebenso ist's Jph. Taur. lO'.'D sq. Suppl.
y.dliS y. at zey.va in vs. IdOl. eine genügende Erklärung 29-t. Hippol. 4S'-'.
[prius xal non ridetur recte cum alteru conjungi hoc Die Scenc zwischen Hekabe und Poljmestor ist vom
seniu, ut sit et me et liberos , quod si ille dicerct, mi- Dichter mit aller Sorgfalt gearbeitet. Es war grosse Vor-
raretur, quid non solum se sed eliain liberos snos scire sieht nöihig, dass Hekabe nicht in einen aller W'eiblich-
oportcret. Liberis autem quid opus sit, infra deniuin kcit widersprechenden Charakter verfalle , damit nicht der
qitaerit vs. lüOö.] , sowie er in der vs. 100 i. geschehen- Zuschauer das ihr bisher gezollte Mitleid jetzt auf den
den Erwähnung des Tlc.iC, den Beweis sucht, dass dieser Poivmeslor übertrage. Znr Abwendung dieser Gefahr
TtoJc. schon vorher genannt sein müsse. Wir meinen, die schlägt der Dichter einen doppelten Weg ein. Hekabe
Schwierigkeiten dieser Stelle seien nicht so gross, wie gehingt bei ihm nur nach und nach zu dem Grade der
sie von Hrn. Sommer in den IMotiven seiner Einendation Polvm. gegenüber iiötliigen Verstellung, und es wird ihr
dargestellt werden. Durch ilie letztere wird dem Ge- zusehends schwer, dahin zu gelangen. Polymestor aber
spräche eine dem Ganzen wenig en(sprechende Wendung erscheint gleich als mit Lug und Trug sich abgebend:
eingeimpft; es möchte auch wohl <las io9l rp/kijt^e/'^ in Verstellung, Heuchelei, Gottlosigkeit: Alles diess sind
solcher Weise schwer verständlich sein; vor Allem aber, gleich die Merkmale seiner ersten Rede. Mit jedem
was soll denn die Beifügung des Grundes ,,cr soll es er- Worte, das er spricht, wird der Abscheu des Zuschaneri
fahren, weil er von dir immer so geliebt wurde." Diess gegen ihn erhöht, wird es dem Zuschauer und der He-
Liebesverhällniss mag einen Grund des Vertrauens gegen kabe klarer, dass jene Vermuthung, — denn weiter war
Poljmestor abgeben, aber unmöglich kann Hekabe damit es ja, vergl. 774. 781, noch immer Nichts — dass Polym.
niotiviren wollen, warum ihr Sohn das erfahren solle, der Mörder aus Habsucht geworden, richtig sei. Wahrend
es sei denn, «lass sie selbst verwirrt wäre, oder den Po- eine Dummheit des Polvm. den Zuschauer zu einem, jenen
Ivnieslor für so dumm und befangen hielte, dass er selbst etwas entschiildigenilt'u Mitgefühle bewegen würde, vcr-
«o offenbar thürirhte Grüudc für angemessen annähme. nichtet die Vorsicht, die Aengstlichkeit , hauptsächlich
Man hat nun allerdings von dem stupor des Polvmestor die masslose Gier dasselbe vollends. Hekabe aber ^
gesprochen; Gruppe schreibt (Ariadne p. >i(i9), Polym. und das ist die Absicht des Dichters — gewinnt jenem
»ei so gntwillig und so wenig argwöhnisch oder von bösem Menschen gegenüber immer mehr in den .Vugen des Zu-
Gewisson, das» er sich der Hekabe sogleich zur Rache Schauers, der mit ihr in einen, nach Rache an dem Büse-
darbiete. Es ist wohl kaum je ein unwahreres Wort wicht immer mehr verlangenden Zustand geräth, je schän.l-
gesprochcn. Wo ist denn der Stupor? Seiner oben 79j. lieber sich Polvmestor in seinen eigenen Worten ollen-
erwähnten TT^iourjth'a beim Morde des Poljdor nicht zn hart. Darum zieht der Dichter das Gesprach hin, all»
gedenken, wie verrathen ihn seine scharf unterscheiden- ."Mittel der Stichomylhic zn Hülfe nehmend.
53
*
815
8tfi
AU die Bri;Irilrr ilr.s Pnivinpator pniferiit siiiil, er
nlier aeiue llrilf« mit iIpiii Jtrheiiie [,'ro.s.siT Treuherzigkeit
aiiliietrt , fragt »ie zuerst, ttie'» ilem l'ulyiliir ergehe;
tu i^' äKAa dn'reouu o' i(jijOo^iai »s. ')S8. Er ver-
airhrrt, »ad iliess anbelange, so sei sie vollkommen gli'ick-
lirh ; aber der Ausruf iij (flkraiy (6g Sv xdi;iuji Oti^sv
Afyf/s» iler in Keinem (iewisgen keinen Wiederhall fin-
<lfii kann, uiiil ihm srlitrer auf's Herz fallen mag, zu-
);leirli aber auch ilie (lier bringen ihn zu der Frage:
'J'( iii~Ta fioikft öft'Teftov fia9civ i/zor; Hekabc
gibt diess Zweite norli nirlit, sie will erst »eitere Ueber-
»engung von Poivm. Niedertriirhtigkcit ; er soll nnrli ein
^'erhfir liestrhen, und iiennnirlit zum Sellistgrstandnisse,
do<h zum Verrathe kommen. Sie rem eilt also bei ih-
rem 8ohiie noch, ob er der Mutter auch gcdenkcl In
der Antwort itai dtvpü y' oji ot y.Qt'fftoi; iC,r,iet j.t6-
keh' liegt das Uekennlniss des ftlordes; drei Tage lang
ist ilekabe erst im Chersones, schon langer ist Poljdor
gemordet, wie im Prologe rorkam, also kann er nicht
heimlich haben zu der J>]utter gehen wollen. Aber es
•oll auch erst die gemuthmasste Veranlassung des I\lor-
dcs dem Zuschauer zur Wahrheit kommen , darum fragt
sie nach dem Golile, spricht die Bitte aus, Oiöouv iipv
ctiTdr filjd' epa Tiöv TlXiwiuv •'••), welche er mit der
»rsicherung iy/.lör'- övaifiipi xov TtaQOVTOQ, als un-
niithig hinstellt. Von dieser Seite «var er noch nicht
ülieriuhrt; Hekabe fühlt es, und gleichsam einen Weg
dazu sich suchend, thut sie eine wenig sagende Frage,
die gleichsam das Nachsinnen dem Andern verbergen soll.
Weisst du nun, was ich dir und «leinen Kindern sagen
»ill? AVie soll er's erfahren haben? Die Fragen nach
dem Guhle mochten allerilings die Entfernung der Be-
gleiter motivirt haben , was aber ist bislang von der He-
kabe gesagt, nuraus die Nothwendigkeit der Anweseu-
lieil der Kinder hervorgegangen wäre? Oü'A oiöa , ist
ilie Antwort, T(/j 0(jj tovto aij^taveii; Xöyip , wo das
Futurum die es gewiss voraussetzende Bitte enthält. Jetzt
also hoii't er endlich das Gehcimuiss zu erfahren ; statt
dessen hört er din Worte
ferro» (fiXijdsii, oji Ol' viv eiio'i Cftkei,
also eine neue Liebesbezeigung, » ie oben vs. 9')(l ; nichts
Latte er weniger erwarten kiinnen, und noch ungelegener,
als oben, kommt ihm hier dieselbe. Da fangt also He-
kabe nieder das obige Thema von Poljdor an: Grund
genug, dass Poljm. hastiger fragt und verwunderter, selbst
etwas pikirt: was macht denn das die Gegenwart auch
meiner Kinder nöthig? ii' ;(fo/}(j' u y.duh xal xtxv
(idtvUL /pfWf, was ist's, ilas sowohl ich, wie meine
Kinder, wissen nu'isscnl Dabei ist ^enes doppelte y.al —
/.(i.i so richtig, so bezeichnend, so nachdrücklich, als
wollte er so recht eigentlich auf cnilliche Erledigung
drangen; die Absicht erreicht er, Hekabe kommt zur
Sache: sie will ihm ui<)glichen Gewinn vorspiegeln, wohl
in der .Absicht nur, dass er so seine Habsucht offenbare;
denn ihr eigentlicher Plan geht ja dahin, ihn in's Zelt
') Dass Tov TiXitoCav vou Herni,inn nach Hdndscliriften und
andern \iitoi ilatcn gesetzt sei , liätle in der m-ncn Aut*-
la-e nicht iinben erkt bleiben bollen. Man erfalirl nicht
einmal die Verschiedenheit Jcr Lesart.
zu locken: dass ihr die !\littel zur Ansfdhrung desselben
schon in voller Klarheit vor der Seele schweben, ist frei>
lieh wohl zu bezweifeln, Sie gewinnt dieselben erst im
Laufe eines Gesprächs, das ihr zu Reflexionen Zeit las-
sen mUBS. Also Hek. erklart, sie wolle ihm mittheilen,
es gebe noch alte vergrabene Schätze der Priamiden.
Natürlich denkt Pol)'m. gleich, wie kommt sie zu der
Alittheiluug : aber sein Argwohn wird mit dem Gedanken
beruhigt, er solle diese Mittheilung wohl seinerseits wie-
der dem Poivdor machen: trotz der ausdrücklichen Be-
stätigung dieses Geilankens durch Ilekabe , trotz der
neuen Versiclu'rung, dass sie ihn für einen braven Mann
halte, bringt sein (lenissen den Argwohn noch nicht
zum Schweigen, sondern er erhebt die neue zweifelnde
Frage r/ df,ta jt/.vutv itih'dc Ölt ■jTao'mouti; Wo
ist in allen diesen Fragen ein Stupor? Spricht sich darin
nicht vielmehr sein durih das schlechte (lewisscn aufge-
stachelter Argviohn zur Genüge aus und sein vorsichtiges,
schlaues Wesen? Aber mit dem Augenblicke, wo er
hinsichtlich seines Argwohns zufrieden gestellt ist — und
dass der VVeg dazu keineswegs nur für einen Dummen
passte , sahen wir oben — bricht seine Habgier unauf-
haltsam hervor; vs. 100*^, mehr noch vs. tOlü- beweisen
es, <lenn er möchte gern gleich hinüber nach Troja, da-
mit ihm Niemand zuvorkomme. Ist seine Habgier nun
aber ebenfalls klar geworden, so ist die Absicht dieser
Scene erreiclit, der Dichter kann das Schlachtopfer fal-
len lassen: IVlitlcid dafür hegt keiner mehr, im Gegen-
theile , es redet der Chor Jedem aus der Seele, wenn
derselbe vs. 108H. sagt:
ögäoavii 6 aiajod, Suva ra.-KiT'tf.iia.
da/iiioii iöcoxei', oartg fön' croi ßaQi'<;.
IMan verzeihe uns diese ausführliche Behandlung einer
Scene; sie war nöthig, theils um tiarzustellcn , wie die
Vulgata so schön, wie möglich sei, vorausgesetzt, dass,
was noch zu erweisen übrig bleibt, unter dem qiKiji^Sii;
Poivdor verstanden werden kann, theils um die fal-
sche Auffassung des Pol^mestor und der ganzen Scene
zu beseitigen. In letzterer Beziehung erlauben wir ans
noch eine Bemerkung. Hermann schreibt in der A'or-
rede p. XVII vom Polymestor , er sei non sulum impo-
dentissinie nieiitiens salvum esse Polyilorum sed elidiit lu-
dificans tiiiser/im mntrem atniiguilrite dictorum mnlitio-
sissima. Das ist ein Irrthiiin. Der Dichter kann den
Polymestor nicht ambigue reden lassen, <lenii es fehlt
hier aller Grund zu Zweideutigkeiten. Polyni. bestrebt
sich, so unschulilig, nie mö;;lich, zu srheiiien, sein gan-
zes Sinnen ist geradezu auf Alilaugnen gerichtet. He-
kabe dagegen ist mit dem Zuschauer verbündet, der Zu-
schauer fühlt, dass sie in zweideutigen AVorten sich be-
wege, weiss auch, wesshalb sie das thut, und ninuni
daran Interesse. Wo in derartigen Sceneu von beiden
Seiten Ambiguitäteii gesucht werden, muss der Zuhörer
den Schlüssel dazu , also bereits sichere Kunde von den
Innern Absichten der iiedenden haben, um danach die
Worte derselben würdigen zu können. Die >'erhaltnisse
werden dadurch unzweifelhaft weit verwickelter: zwei
Personen wollen sich gegenseitig dnpiren. Das will Po-
Jjmestor aber keineswegs: er will vielmehr nicht die
leiseste Spur eines Verdachts aufkommen lassen , die
«17
Worte, welche dahin am leichtesten führen, sind ihm
die ertvüuschtesten, miissten sie auch die grasseste Lüge
verhüllpii. Aber man liat mehrfach in derartigen Scenen
Ambiguitaten aufgefunden, die nicht im Plane des Dich-
ters liegen konnten. AVie hatte z. B. lithigeiiio ihrem
Vater gegenüber in der reizenden Scene der ersten Be-
erüssan;; si<li in Ambiguitäten ergehen kiiniien , das nn-
srhuldige Mädchen! Wie wenig hätte der Dirliter den
Uiiterscliicd zwischen ilem sich in zweideutige Worte ver-
hiillendrn Agam. und dem kindlichen Sinne herausgeho-
ben! l'nd dennoch behauptet es Härtung ZU vs. G()5.
seiner l|'hig. Aul. Offenbar kann der Dichter die Am-
bi^ui(ati'n nur in den Mund des Agam. legen. So hat
er's auch in der ersten Scene zwischen Adniet und Hera-
kles getlian. Herrn, schreibt sehr recht zu Aln. 531 •
oliserraiidum est in omni lioc colloijuio Studium, quo Ad-
metus, no aperte mentiatur, veritatem ambiguitate verbo-
rum celat. Nur Admet kann's dort, wie in der letzten
Scene jenes Stückes nur Herakles. Vgl. Herrn, zu vs. l lUh ;
in den Scenen znisriien Helena und Theokl^inenos nur
die erstere (Pflugk zu Hei. IJUl und 1405). Im Orest.
\M2 — 1345 nur Kiektra, vgl. ig. 1339. Dagegen ist es
ganz falsch, wenn Pflugk zu l>led. 1015. in die Worte
des Pädagogen eine Ambigniiät bringen wollte, und dess-
halb eine pahnaria emendatio Porsoni aufnahm. Nur
Medea, nicht aber der Alle, kann sich dort in Ambigui-
täiea ergehen. Darum ist barer Irrthnm , was in den
JN. Jahrbb, f. Phil, und Päd. Bd. XIII. Hft. 2. p. 191
gesagt ist. Es ist ferner falsch, wenn Pflugk in Hel.
»«• 458. eine Ambiguität beabsichtigt »ahnt- Was hatte
dazu nur das alte iUü(terchi>n bewegen können? Dass
aber Teiresias dem Oedipus gegcnül>er in zweiileutiger liede
spreche, ist durch die dort vorhandenen Uuistanile ilnrch-
au« gererhtli rligt , insoweit also richtig, was in dem Ar-
chi» 183^^, I p. l4t gesagt ist, vergl. Wunder zu Oeil.
Tyr. 332.
So kommen wir denn endlich zur Erledigung der
Frage, ob es dem Zuschauer verständlich werden kimnte,
dass in (ftkl]9eii der Poivdor Sul>ject sei. Da ist zu-
Törderst gewiss, dass Polymestor es gleich so versfanden,
denn er fragt 1003- ravt' 'eat^' ä ßoi'ke/ TTaidi ö/;-
lliivai a-ei^ev; ebenso leicht mochte der Zuschauer aus
der Declamation des Schauspielers , der die Ilekabe
spielte , die Absicht des Verses abnehmen. Ein gram-
matisches Subject ist nicht da, aber selbst der Gegensatz
weist schon darauf hin, dass hier nur Poljdor habe ver-
standen sein können. Das Drama hat aber auch in die-
ser Beziehung eine grosso Freiheit, weil es rechnen
kann auf lebemlige Action , die in ilem Zuschauer nicht
solche Fragen aufkommen lasst, wie sie in d<'m Leser
leicht zum Vorschein kommen. Vergleichen «ir Vndroin.
vs. 7U. TiETTVorui Tov Sf-iuv ky.i}tiov '/oiniv -yio^tv noz';
AVer ist Subject in dem Verlmml ^'orlier ist fortwäh-
rend nur von zweien, von A'ater und Tochter, die Rede
gewesen. Aber Andromache denkt hauptsächlich nur an
die Eine, wie Pflugk richtig bemerkte, mit dem Zusätze
non reputat , si cui hoc durum videtur, inulta in hisce
fabulis legenti dici ob«curius, quae non fallebant illos,
qui rocem actioneraque liistrionnm spectabant. Ebenso
pafsend ist das von ihm angeführte Beispiel aus Androm.
818
857, wo zu Ulli, ü/.ii jUc aus dem ganzen Znsammen-
hange nur Meoptolemos , oder, will man so, aus vs. 841-
7l6(rtg zu suppliren ist. Wir geben dazu noch aus Eurip.
Elektra vs. t)l7. Wer ist in (fuliliiai y.oi'X tidei Sa\s-
ject, da doch vier Verse vorher nur von Zweien, von
Ovearoi' iiuii Ol) re filjxi'^o , die Rede gewesen war?
In dem Chorgesangc in Aescli. Agam. 41 3- muss zu TCa-
psotc aus dem ganzen Zusammenhange der als bekannt
vorausgesetzten Geschichte der noch gar nicht genannte
Alenelaos ergänzt werden. In Eur. Helena vs. 679 — HI-
sagt Hel. drei kurze Satze: Kiinoiv u'jz dffi/.uno, dann
llägiv II) n' inivci OEv, dann v)6' inttMo' .i.'yi'n Tio-,
und doch ist nur im ersten und dritten Hua Subject, im
mittelsten aber Kin(Jiq. So verlässt sich der Dichter
auf den Sclianspirler und den gesunden Verstand des Zu-
schauers. Thnt dasselbe auch in manchen andern Fallen.
Ann ilem, iias wir in der Annotation dieser Ausgabe
für falsch halten, wollen wir noch ISiiiiges zum Schlüsse
anführen. Zu vs. 'S^V>. Iieisst es üvuy/.l] TUÜ airoiioieip.
Servile officium et hoc et quae deinceps commemorantnr.
Unter letzteren ist aber auch y.e^'/.laiv t(peOTO.vai, was
nicht ausschliessliche Beschäftigung der Sklaven ist. Vgl.
Ion 506. Il>h. Taur. 222- Barch. 118. Troad. 200- —
Zu vs. 436- wird in dem Ausdrucke fjtTEOTl ö Oi'dtv
(nämlich (fujxos) Tlkijv (jouv yovvov t;i(fOVC. ßalvvj
fiEta^v xai nvoüq '^/tkXiujg die Absicht gesehen bre-
vissiinum tcmpus significare. Ecquod aiitem brevius erat,
quam dum inter sacrificii apparatum hinc gladiiim ex al-
tera parte tumulum Achillis cerneret? Aach der Be-
schreibung von vs. 558 — 570. möchte es wohl Manches
bretius geben. Es soll wohl nur heissen: nun sehe ich
dich nur noch einmal, wann ich am Grabe sterbe; denn
dann entblösst sie Antlitz und Nacken. — In der Note
zu vs. 489. steht deinde ex more tragici sermonis cumu-
laiitur similis »erba signifirationis ahkuj^, iiarrv, l^'El'öi;-
Cfr. vs. (i2ü. Med. 10 5(). Hipp. 13(i7. Hier' hofft man,
in den herbeigezogenen Stellen Beispiele derartiger Häu-
fung zu linden, indess sollen dieselben nur einen Beleg
von ÜKkatg in der Bedeutung ,, vergeblich" abgeben. Da-
bei ist statt Med. 103H. zu schreiben 102 •• Wir be-
zweifeln übrigens, dass hier eine Häufung dieser Adver-
bia stattfinde, sowie, ilass «lieselbo in einem mos tragicns
liege. Wo eine solche zuzulassen , bedingt die Situation
des Redeoden allein. Was kann hier aber den Alten
veranlassen, in den Satz /;• öuiav ä/./.Ws" rrvÖE y.E-
Xrriathil (.läiip- l\iEii)); drei Begriffe, die dasselbe bedeu-
ten sollen, zusamniPiizuilraiigen ? Was den Zuschauer
bewegen, in der Verbind iiiig hier auch uJ l(i}q diese Be-
deutung zu geben, tia iler (iebraiuh dieses Adverbs ein
so ausgedehnter ist? Wir sind der Ansicht, es sei nach
udtliv 7U interpungiren und ijiilidl] zu dem folgenden
doxoi VTUs ZU ziehen, es stehe dlKioi aber in der Be-
deutung von aliunde, alibi , wie Ion 537. Oov ytyvjx'
>J do'jooi' uU.oj^, vergl. Pfl. zu Ale. 3 i3- Die Decla-
mation des Schauspielers licss dem Zuhörer keinen Z"ei-
fel, wie die Verbindung sein müsse, wir müssen durch
Interpiinction helfen. Lebrigeiis ist richtig bemerkt, dass
zu y.iXTIjOihll nicht r,i, das Sulject t\i-s ersten Infinitivs,
sondern üvdoumuV!; als Snbj. gehöre: vielleicht hatte
aber dieser Sprachgebrauch, der seinerseits wieder auf
8lO
8;>n
tiililiijo r)e(Uiijal.<n, ri>cliiict, um KT.-tAii(lll<li z« wer-
.I.Mi."iii allcemoiiKTir A\<'i.sc erklärt » ordtMi sollen , »o/.ii
Uei-pulr »lu Mel. 4M), üyu)!' ÖciiciJUi iy.v) xfX y.ur'
«».rpa Oiü^'TCU sc. /; öduao il.is 31 itcnal l./llten liefern
^{)u„e„. üio >'cr>vciKiiii|; auf ilie (jiiaiiiiiialikeii in noi.
lu »s. ÖJÖ. bei der IVciieiisart dii^ctl jlOl '/.oo i hisst
arffwoliiien, es sei ilicscr Da(iv iiidit der geH.ilinlicIie.
Die AusilchiiHr^' dieses Dat. coniuiodi ist aber namentlich
in dem i;rieeli. Drama ausserordentlich. — Die Kote zu
»s. 754. ist durch das augezogeiip Beispiel ctnas undeut-
lich: sie la>st aber lollemls im .Stiche, wenn man Jacobs
«laiii niimiit; der iie-rrt, ohne eine andere Erkläronfj an
die Stelle 711 setzen, 1,'l.sst ausserdem in Hezuj anf Ajfa-
niemiKiirs Li-chcinung eine ^lissdeulung zu. Denn eine
Ceuissr Pikirtlicit litsst sich demselben liier gar nicht
absprechen, wo er noch immer nicht auf die erste is. 733.
nusjjesiirocliene Frage ilv' ävöoa TUVÖ' ouM &avuvia
Tuciviv; eine Antwort erhalten hat, statt dessen aber
Hekabe sidi »<m ihm aliwendet; man »gl. nur vs. 747 sq.,
um seine belcidijjte Stimmung zu erkennen und rs. 758,
der seine Ungeduld deutlich ausspricht, Nun denke man
sich die Lage: «Slirend er günzlich unwissend ist, was
ei>'cntlich geschehen sei, M.'ilirend er nicht einmal eine
A'ermulhung hal'Cii kann, nie das Hek. 759. selbst an-
erkennt, <*irft sich ihm p!üf/.licli die eine Zeitlang aligc-
H endeten Blickes gestandene llckabe zu Füssen. \Va»
für eine \'eranlassung zu diesem Aeiissersteii einer Bitte,
Horor sonst das Weib iu eiller Schaani eine Scheu
zu empfinden pfleg*, soll er annehmen? Folyxena ist ja
i'estorben , und der heldenmiitliige Tod derselben hatte,
»ic Agam. durch seinen lorher gesamlten Boten erfahren,
die Mutter ja wieder gefasster gemacht. Das^ es noch
einen Priamiden gegeben habe, wie konnte er das nur
Biuthmassen? Hatten sie ja den nach ihrer Meinung letz-
ten Priamiilen in der Person des Astvan»x noch auf troi-
schem Gebiete hingeopfert. Was will also die Hckabe?
Ihren Wunsch, auch zu sterben, hatte Odjss. oben zu-
rückgewiesen, sie auch wohl selbst jetzt aufgegeben, no
sie nicht mehr gemeinsam mit der Tochter sterben konnte.
Er glaubt also, sie wolle frei werden, ilcnn ilass er ihr
die Sklaverei sonst so leicht, wie miiglich, zu machen be-
strebt gewesen ist, weiss er und sie, die ihn noch eben
ov Svo/itvi] nannte. Die CJnmoglirlikeit der Gewahrung
legt er gleich mit der Fragepartikel judv an den Tag:
wie hatte er ihr die Freiheit geben können, wo er von
seinem Heere abhängt? Aber Ilck. lechzt danach nicht,
nein! sagt sie, ich will alle die mir noch übrige Lebens-
zeit gern Sklavin sein-, wenn ich nur Rache üben kann.
Das öi'.diou y.'p eori croi gibt an, dass er die Hckabc
eines solclipii Wunsches fällig erachte; es ist also, wie
der sehr achtbare Sclioliast Flor. 5U. richtig sagt, dazu
zu ergänzen noifjOai TOVTO , nicht aber, wie andere
der Scliol. wollen, rV^fiii roi'TOt', obwohl auch fllehl-
liorn in dieser Zeitschrift IS40, p. llt)Ü das meint. Ob
nicht besser zu emendiren sei (fuöio^ nJimticIi atvjv ,
d. h. ertraglich ist dein Lons, wenn auch nicht frei,
u ollen wir hier nicht untersuchen. Es wür<lc dann in
den Worten eine »eitere Abmahiiiing von einer solchen
Bitte liegen. Ucbcrhaiipt ist in dorn Stücke von der Con-
ji'cturalkritik geh» ci lieh loszukommen. Wie hat man
>■«. 4,(J. i'ioi'/}; il(i.V0tiiC'.l stehe« lassen kilunen! Puhxcna
soll meinen, sie «erile huvkii sterben? Hat sie nicht
vs. 30 • ger.ide desshalb den Tod Hillkoinincn -leheissen,
Hi'il sie dann niiih als Freie sterbe? IGiiigedeijk , was im
Arclirlans X\ \Vi II. stelit ,1' di OOl /lOt-uv 71 (juCf MVOJ,
iii'^ ?l i iiovkt.av ■Jiuce Cmv Ly.tDV i/kiij^, th'^jou oui
'/.(/ritui {ID ekBlüi^U)., i Vergl. Iph. A. 13.(). Sagt sie
nicht vs. ö.'jO. if.fL'i>i:(ja 3cino'\ Drum ist ilcivoiu uv
zu schreiben vs. 4'2Ü. Ebenso möchten wir vs. Ö0(i.
doxf/r, den Infin. vorschlagen , statt des Partirips do-
XOi't, jeuen von ijk^S^ oder rielmehr von einem ausge-
lassenen vrrb. ilirendi abhangig machend. Es würde
öuy.eiv der Infin. des Imperf. sein. — Wahr ist es, was
zu vs. 7tj'2. roi TOVTiOT irt/.oi" y.nqiuov Qujvij<; i'-jio
bemerkt ist, figiira quam Tlowdvateuur vorant jjrain-
inatici: aber dabei bleibt der Gedanke so todt! Uas ist
so recht ein Beweis, wie diese allen Grammatiker nur
lasen, nicht hörten. Den gebar ich einst, den trug ich
unter meinem Herzen! Wer wird bei solch einer Rede
nur daran denken, ilass das Zweite, der Zeit nach, dem
Ersten vorangehe! Von einer auf Rhetorik sich gründen-
den Erklärung wussten die alten Heroen blutwenig. Zu
vergl. ist Iph. Aul. 1149. iyt^/uai; äy.ovad.v fue xdXaßei;
ßu/., was ebenso auf richtige Declamation rechnet. —
Wenn zu vs. 791*. die Redensart vd/ii;] yup TOUC, d£QV(i
vyotiietta dahin aufgelöst wird Toi<~ itior^ riyoi'fjsita
eii'CCl i'fOf'^, so kann das wohl nur einer Note Stall-
baiim's zu Gefallen geschehen sein. Denn hier ist aus
dem zunächst Folgenden zu erganzen ü]V. Was vtJf.iv)
^);i/ sei, kann keine Schwierigkeit machen, wohl aber
fo/io) i>eoi'g tlvat. — ^'s. 127 7. ist hinter ui/.uvQuq,
Tir/.ixJ' mit einem Punctum interpungirt, wahrend doch
vs. l'.^79. ilamit noch eng zusammenhangt.
Druck und Papier sind sehr gut, noch besser, als in
der ersten Auflage. — r.
80. De Euripidis Hccuba comment. p. II. cnarrationem
fabulae cuntinens. Scr. Dr. Ch. L. Sommer. Rudol-
stad. 1840.
In dem ersten Theile dieser Abhandlung, den wir in
dieser Zeitschrift 1840, Nr. 117 p. 957 angezeigt haben,
sprach der gelehrte ^'erf. „de argumenta fabulne , siva
de ejus iiiventioiie.^'' In dem gegenwärtigen Theile spricht
er nun de eius tractulione , wozu er aber zunächst in
diesem Programm nur die Personen und die Sceiic iinil
eine enarratio des ganzen Stückes gibt mit uiitergesetzleii
kritischen Noten; über ilen künstlerischen Wcrtli aber zu
sprechen, sich wahrscheinlich noch vorbehalten hat, worüber
die Urtheile der Kunstrichter bekanntlich sehr verschie-
den sind.
Das gediegene und scharfe ürtheil des Verf., sein
tiefes Eindringen in den (iegenstand , und seine Genauig-
keit in der Auffassung auch der feinsten Momente sinil
zu bekannt, als dass Ree. das Lobenswerihe auch in die-
ser Arbeit weitlauftig darlegen sollte. Lieber wollen wir
auf Einiges aufmerksam machen, was vielleicht weniger
allgemeine Beistimmung haben dürfte. Alle» Ilebrige
»etzcii wir als beifallswerlh voraus.
821
82?
Die antike EinUieilaug' in Pro]»^, Paroilus, Episoilia,
Stasima und Exuilus, ilie allerdings in der Hekabe einige
Schwiorigkeit hat, «»eil die eigentliche l'arodus erst 444
anfängl, ist »on Hrn. S. nicht zu Grunde j;ele;;t, sundern
das tiaiizp in einen Proloe, I — b8 "nd 4 Acte, na( li sjiStorer
Art eingrtheilt «worden. Es kommt gerade nicht sehr viel
darauf an, allein bei Hrn. S. hat es uns doch befremdet,
da er sonst so geivissenhaft auf die antiken Formen
eingellt.
Mit der Widerlegung so rorrupfer Gedanken , wie die
not. 7 angeführten, ilass Y.nv.mz Leyctv 293 sei: leiiiere
tt sine aigumento dicere, sollte sich der Verf, nicht ab-
geben. Dergleichen inuss man lieber mit .Slillscliueigen
übergehen, lu der not. 6 «ird über die Worte 3»Ü — 6dl
gesprochen ,
tjfU'i d', £1 zazcjc vofj.iCoi.tev
Tiui/.v Tuv io^Lov, dfxadiav ö(ffjjaousv
Ol ßuoßufJUl de firiCc TOj'i CflKoi'^ (fikuli
i;y£io^£, f^ijcs lors" y.akvjg x£9vijv<.6Taq
baLf-iui^ti^', u')s dv i; filiv 'Ekka^ Ivrij^rj,
VLisii d'exi;'^ unota TOt^ ßuckeviiuoiv.
Hier erklärt \\r. .Sommer XrtXWs votiiQeiv durch
Malo more Uli; genauer wäre »ohi stullo oder insipido
more, was der Gegensatz diia9ia verlangt: trenn es eine
unverständige Sitte isl , dass wir den wackern Todten
ehren, so werden wir der T/torheit l orwurf tragen. Die
uachherfulgenden Worte U)~ dv-evcvx^ erklärt Hermann
durch dummodo, Firnhaber richtig, wie wir glauben,
durch ut. Dagegen erklärt sich Hr. Sommer so: ,,solam
consequentiain, si pocta votuisset indicare, mirandum esset,
cur nou maluisset dicere ujoxe -c)jv iiav KtXuö evrv-
XS'v, L'ud; ö ix^w üuuia roi; ßtjukeL'ftaatv. Itaquc
propria illaruin partirnlarum vis niagis urgenda est , quibus
neque id , quod qnis vplit fieri , nequc qnod sponte ex
aliqna re conseqnatur , tidetiir signilicari. cü$, quoinodo,
gtatnm qnendam siie habitum indicat, qui si re rera est
vel fuit, cum indicatiro conjuucta particula rel teniporis
notionem habet, nt si dicitur uj^ raiza iyiyviio vel
eyevSTO , id est in eo rernm statu, qiii tum erat, qiunn
haec iiebant vel facta erant; vel certiim quendam rcruni
statuni puuit causam esse alterius ciijusdam, nt o'j^ sit
quoniam vel nani; quodsl quis euin statiim , qiii nunc sit,
alii, qui fulnrus sit aut futiiriis esse possit, opponit, est
quamdiu. Ita Soph. Phil. 6 }Ö. Pliiiocteta dkk' U) TfZ-
l(>^ '^ujouiucv , u'is ijiiaQ nokv ntKayo^ öoiZil tiJ^
'Odvaaiuii vsoji- eamus, inquit, eo statu usi , qni nunc
est, cum multum maris inier tios et Ulixis navein inter-
esl , i. e. eamus, quuninm interest ; siv« qiiia veretur
Philocteta nc niox adventurus sit lllixes: ijuamdiu inter-
est. Injuria igitiir illo loco Wunilcriis liniiirkii conj.
<ipiL,y in textuni recepit , et vitnperavit Hermanniim, qui
eani potestateni partirnlae tribuerit. './u c. eonj. si addi-
tur , is rerum slatus vel habitus esse dicitur, ex quo ali-
quid consequi possit ut li. 1. oi^ av lj iih' 'Iw.t.Ki ci-
rvxfj nihil aliud est, nisi obrut yuo uv t'j idv 'Ekka.Q
Ovvi'xohj. Apparet, quoinodo hoc ab dj^rC iliffi-rat, qnod
■jnum id , quod sponte ex aliqua re ronsequatur. vel con-
cequi soleat, significet, vj~ dv ejus, qnoii ci certo quo-
dam rcrum statu conseqni possit, indirium est." Wir
haben die g<tnze .Stelle hingesclirieben , um deutlicher zu
»erden. Dass u}i ursprünglicli (no) wie bedeute, ist kein
Zweifel, dass es aber traiiz , wie das lateinische ut und
das deutsche diiiuil {^Z womit), Exponent der Finalver-
biniliing geworden sei, wird der \ crf. doch nicht Iflug-
nen wollen, und nenn irgendtio, so ist hier der Fiiial-
sat/ an seiner Stelle, freilich nicht mit dem finis de«
vorlierg. Siibjects, sondern de«) Kedenilen. Dass er aber
nicht den Inf. mit djOTi setzte, hat ilarin seinen Grund,
weil dieses einen in dem Begrifl'e des Vorhergegangenen
(«;^'r£ ]y/eia9() liegniden Erfolg ausilrückt. Dieser wäre
zwar hier gc» issermassen auch anwendbar — denn so
verkehrte Grundsatze bringen schon durch sich selbst dea
Iiiliabeni Unglück, den Feinden Glück — ; da aber doch
Glück und Unglück auch noch auf andere Art befördert
oder verhindert werden kann, so setzt der Dicliler f/.u
c. conj., welches streng genommen hcisst : damit, wenn
nichts Anderes da/.wlsrhcn kommt , Hellas t^lüi klich, ihr
aber unglücklich seid; das Letztere nur euphemistisch
eingekleidet. Ebenso ist in der Stelle des Phil. ß35>
gewiss OQii,?] das einzig richtige; denn durch die Worte
des Hrn. Sommer wird Wnndcr's Einwurf: ,,qiiuni Phi-
loctetes multum maris iiiter se et Ulixis navem nunc si-
tum esse nee scire nee dicere posset" nicht widerlegt.
Und nicht weniger gilt diess von einer zweiten angeführ-
ten Stelle Soph. Phil. ,SJ6.
dkk' eaoojfiev (pO.ot
'Ly.i]kov ai'Tuu w, af ct.; v^vov Tzioy
nn jeder Unbefangene die Erklärung ut — cadat als die
einfachste unti natürlichste billigen niuss, Uebrigens wol-
len wir keineswegs bestreiten , dass U); in gewisser ^'cr-
bindung wie ico; stehen könne nach Porsoti zu Phoen.
bO, »gl. Anacreontt. pag. l'Jl sqq. Wex z. Antig. II.
pag> 113 sq. etc. Ebenso vereinigt ja auch dcfO'C beide
Uedeutungen. Mur Poppo nimmt es nicht an ?.. Thiicyd.
IV, 1I7. VIII, 1. — In not. <J. wird die Stelle SSL
behandelt
alat' TU Öovkov oji, y.ay.öv nccpcxivat,
Tokfid 9' ä [Ji) X9V ^V ^'■^ viy.wiuvor.
Der Verfasser inissbilligt sowohl die ErkLlrung Anderer,
als auch die Porsonisrhe Aenderung xo) udv , widerlegt
dann ausführlicher die ron Hermann gebilligte Erkl'i-
rung des Scholiasten von :il(fiy.ivai , dass es so viel sei,
als c/s h:iuQi;lv fk^tir, und will endlich die Schreib-
art der Mss. retten, indem er sagt: ,,dixit poi-ta servitu-
teni et suapfe natura malam esse, et qnod indigna ferat
necessitate coacta. Itaque TO öoi/.or cj, y.ay.Oi' TTSffV-
yjvai ideni est qnod t() öorkov ojg y.ayov TljU cpifTii/
sire ro Öot'kov ci; y.c./.uv :i((fvv.tv iiic.i.'-^ — Dies»
ist uns aber ganz uinv.-thrsrheinlich , ilass Eurip. jenen
einfachen Gedanken so geschraubt s;)IIfc ausgedrückt ha-
ben , und es wäre ilanii durchaus kein (irun<l , warum er
nicht ro'AiUV gesagt li'ltle. Wollte man nun aber xo
dorkoii :i rrfi y.t'i'ni y.ai zof fidv ä (i>; -/or t]; y.ay.öv
lern construiren, so würde freilich das 'TiUiy.kvni wie-
der auffallen, indem der Chor weder lan sich and noch
«eiliger ton der Hekiiba ein öot^/^Ol' Trecfty.fiat in »ei-
ner eigentlichen üedciitung aussagen kann. Demnach ist
es höchst wahrscheinücli , dass die Lesart bei Stobäus
823
824
nittv/.' ütl Air nmprfinglirhc Fassiinj,' uns orliaHcn liaf,
un*( illr j;<->iiiliiiliiln> l-psar« auf ilie Art, »ie Plliigk ilar-
\ee\ in 'l'"" 'l'pxl i;i'kiiiiiiiiPii .sein iiiuK- — Lrlit-r \ er«
.Sst »i'l(lii*f iK't. II. bpsprorlioii »ird, sfliiiiiirii wir
(leui \et(. tollkiiiiiiurii Loi, iiiiil jjlaiiln'ii i-lieiifalls , «lass
ovoiia ilas Sulijort sei, und ohno Artitol hier stehen
Lliiiuc , aber in -141
„rinujfÜlllJV, (fikctf
löc Ti)v Ai'c/.aivctv ^lyyovov Jiuoxuqoiv
'Ekevi^v i'öuiur dia y-ut.wv yno oiiuurvjv
ai'oxiOTa Tuolav t'iKc n]v tiöalftuva"
Können wir ilie KrklüriinK: „liarc ut sunt i. e. quoniam
tani niisere perii ntinani Ilflcnani ppiditani rideani" nur
für cpz» mixen, unklar und libcrliaupf bei der aufgereg-
ten Kpile für uii|>asspiid erklären. Denn die Annahme,
«elrher Hr. S. bpi.^linimt, dass boi den Attikern nur
nach i^ai und oCdi: ein denionstrativpg v')i stehe, ist
nicht einmal in der Prosa dur< liznfiihren , s. Fiat. Prota^^
3'.'G U , ;>^8 A, geschneiire bei Dichtern. In der be-
«egten Rede ist überall das abbrechende Deuionstratir
veit passender, als das reileclirenile Relativ, und es ist
ohne Uedeutung, ob die Granniia'ikpr den Accent stets
hingeuialt haben oder nicht. iVi/2Sc/i hat liber dieses
ttj. üj; zur Odyssee bekanntlich an niehrereu Stellen
gesprochen, e. zu fl, 137. und vet'^\. Ellen dt Lex. Soph.
II. p. *l"t). und Kämmerer <1p part. o'ji Vratislav. lSi8.
p. 2J. Die Bedeutung dieser Verbindung ist, wenn näm-
lich das eigentliche wie nicht passt: so wahr als, so
sicher, so gewiss als, sobald als, s. Lekr'S Aristarch.
I-. lüJ, und Kühner Gramm, g. S'dO , I. vergleicht
reclit gut aus Terenz.; ila nie Dii anient, ut ego nunc
laefor. Unsere Stelle iviirde also, in ruhigein Tone ge-
epruchen , eigentlich so lauten: oituji; — iduiftt , vt^
tyuj ein viKÖ Ulli; und bei dieser Fassung sind überhaupt
auch dieso 3 »rso in dem Munde der Hekabe ilurch-
aus nicht so anslossig, dass man sie entweder mit Her-
mann dem Chore zutheilen, oder mit Härtung gar
streichen müsste, welches Beides Hr. S. abzuweisen be-
müht ist. In dem folgenden Chort erklärt Hr. S. die
letzten Worte
älKil^aa' uöa dai.äfxov^
„statt des erwünschten Todes ein verhasstcs Beilager
eingetauscht habend''', obwohl er selbst nachweist, dass
heC ufj.ÜTTtlv der Genit. ebensowohl lU öldo/.ievov, als
TU kuiißavöutvov bedeuten könne. Es ist aber sehr
unwahrscheinlich, dass die Begriffe uörji; und SakaiWi
• ■line weiteren Beisalz jene ihrer Katur entgegengesetzte
Bestimmungen involviren könnten , und weit wahrschein-
licher ist mit Jacobs iu c/.i^iji «las verhasste, in ddka-
//o; das verloren gegangene Erwünschte zu suchen. Auch
'J13 bis 9.'1. und \):i.i. 947. wird das unersetzliche du-
kauoi beklagt, und zu ädiji gibt II. i, 312. :::: Od.
i, 15(>. hinreicheude Parallele. — lieber Vs. 970. stini-
mcn wir ganz bei. Allein über vs. 9'jy s<j. , wo der
Verf. schreiben will:
oi'y. uJöa' rtfi aij) tovto oi]Uavtic x6y.tp ;
(statt kuy(i))
(«tatt loTU}) iaio) (fitijifel-, vii ov viv ifioi cpikti
geben wir nur ya bedenken , dass diese Conjectur zu
viel äussere Uuwahrschcinlichkeit h»t, und, dass in die-
ser Wrbindung nach (f/kijihi'; nicht ooi, wie llr. S.
will, t>oni|prn iinji »iipplirt werden, und da iüpsps de»
\'erfs. ^iisantmenhang nicht leidet, die Rede sehr hart
Mürde. Die Stelle ist allerdings sehr schwierig , und der
KinMaiid gegen Her mann' s Schreibung ii7r' vi iflkll-
;/f('; wpgpii ov — £^ol ganz richtig. Da nun aber tnx'
(iOil) auf y.aTli)^vyt<; bezogen, viel innere Wahrschein-
lichkeit hat, weil auch das folgende zi ^ofjfxa schlagend
dazu passt, so muss wohl eiit»veder in (flkl^&ei^ ein
Fehler stecken, oder es sind überhaupt 2 Verse ausge-
fallen. — In 1()24. endlich können wir von unserer frü-
heren IVleiiiung nicht abgehen , ilie llr. S. auch gar nicht
widerlegt hat. Denn wenn die sämmtlichen Worte üki-
liivov — ßiov mit ihm auf den .Scliiffbrüchigen bezogen
werden, so ist a«£'(iöa? />'(0i' unnütz und nachschleppend
und das folgende "/»(< zu weit von seinem Bezugsworte
{i)(!)r)Eiq öixijv) entfernt. Auch wir<l o'jq exnkar] weder
in Hinsicht des fehlenden dv durch ei c. Conj., noch
überhaupt durch die Homerischen Gleichnisse mit dem
Conj., die ganz anderer Natur sind, gerechtfertigt. Und
was ist denn nur an folgender Exposition auszusetzen:
tu; i/t; i's dkifxsvov avxkov ki^Qi-oii neoujv {ov kix-
('tog) iy.ncaei, dfutgaag ßiov (flkag xaoöiag, so dass
)Jxv'*^i (.Tf/frwxwj , dvatsi^aiiutvoi , s. scholl, zu
Soph. Antig. 134,0; denn die Bedeutung Tlkdyioc ist
erst eine abgeleilelo , inwiefern es dem UQ^^ü^ entgegen-
gesetzt ist, der Stamm ks^i kexog, liegen, Lager)
als das Tertiuin comparationis erscheinti
Diess wäre Alles, was wir zu den Noten zu erinnern
hätten. Möge der Verf. körperliches Wohlsein erhalten,
um seine .Studien ungehindert fortsetzen und bald mit
dem folgenden Theil dieser Expositionen uns erfreuen zu
können.
Ratibor.
Mehlhorn.
81. Euripides Iphigenia iu Aulis , niit deutschem Com-
mentar herausgegeben ton C. G. Firnhaier , nebst
Einleitung und Excnrspii über die Echtheit und die
Zeit des Stücks. Leipzig 1841. Hahii'sche Ver-
lagsbuchhandlung. 308 S. gr. 8-
Bekanntlich sind die antiken Schriftwerke so wenig,
wie die Bildwerke, alle unversehrt und unverfälscht auf
uns gekommen, wesshalb man zu ihrem Genüsse nicht
so unmittelbar, wie etwa zu Gemälden, welche friscb-
glänzend von der Staffelei ihrer Meister kummen, biuzu-
Ireten kann. Weil aber diese Unmittelbarkeit des Ge-
nusses gar bequem und w ünschenswerth ist, so sind Ueber-
tünchungeii und Ergänzungen willkommen, und die be-
raubrnde Kritik störend. Um sich vor dieser zu retten,
flüchtet sich die Beschränktheit in die Selbs'läuschung
hilipin , uud es zeigt sich hier, wie überall, dass die
Wahrheit nicht sowohl unergründlich, als unwillkommen
sei. Su erblickt man die Sachen gleichsam durch eine
Verschüiicrungsbrille, und i.st glücklich, wie jener Leh-
rer, der, wenn er die defecte Zahl seiner Zuhörer ge-
iiiDstprt hatte, äosserte , er seh« heute wieder viele, die
H25
826
nicht da seien. Andprcrseifs ist nicht zu verkennen, dass
dif Lust zum Aiiferhfen und Verdächtigen gegenwärtig
gleichsam zu einer iModeeache geworden ist, die beson-
der- fiir jüngere tJelchrtc vielen Reiz hat, indem sie in
dem Bestreben , Neues zu sagen unil Aufsehen zu ina-
chen, Nahrung iindet, und dass bereits viele Verdächti-
gungen, trotz des Ansehens, des Scharfsinns und der
(lelehrsamkeit ihrer Urheber, als nichtig unil angegrün-
det erkannt worden sind. Da bei dieser Sache und bei
dem Gegenstände des hier zu beurtheilendcn Buches Rrf.
selbst stark betheiligt ist, »o hält er es für nüthig, Ei-
niges über seinen gegenwärtigen Standpunct, gleichsam
als Selbstbeurtlieilung , voranzuschicken. Indem er sich
seit der Herausgabe der Iphigenia in Aulis fortwährend
mit der Kritik des Euripides beschäftigte, und seit zwei
Jahren unausgesetzt an einer umfassenden Beurtheilnng
samnitliclier Leisdingen des Dichters arbeitete, welche
gegenwärtig zum Druck fertig ist, fand er sich veranlasst,
viele seiner Behauptungen zurückzunehmen, die Suppli-
ces und die Herakliden für acht anzuerkennen, und nicht
minder auch den Rhcsns mit Vater für ein Erzeugniss der
Euripiileischen Muse, unil zwar für ilas früheste, gelten
XU lassen. Aber ganz entgegengesetzt verhält er sich
zu der Iphigenia in Aulis, indem alle Ergebnisse seiner
Studien ihm überall nur Bestätigung der wahrsten und
riciitigsten seiner geäusserten Ansichten dargeboten haben,
and die von vielen Seiten vorgebrachten Einwendungen
dieselben nicht zu erschüttern im Stande waren.
Am allerwenigsten hat das dickleibige Buch des Verfs.
mit seinen weitschweifigen Einleitungen und Excursen
eine Aendernng seiner Ansichten zu bewirken vermocht,
und darüber wird man sich nicht wundern, wenn man
die Unfähigkeit des ^Vrfs., die sich in groben Verstössen
gegen Grammatik, AVortbedeutnng, Metrik und gesunden
Verstand kund gibt , in Betracht zieht. Lediglich ver-
oiüge dieser Eigenschaft war es dem Verf. möglich, Schön-
heit und Harmonie zu entdecken, wo seit Musgrave alle
Kritiker nur Verunstaltung und Widersinn gefunden hat-
ten, nnd uns lehren zn wollen, wie in den Handschriften
überall Nichts verschoben, ergänzt, interpolirt, noch weg-
gefallen sei , goiiderii Alles in der schönsten Ordnung
sich befinde, auch keine Emendationen nüthig seien, aus-
ser denjenigen, die der Verf. selbst macht, nnd dass ge-
rade in diesem überlieferten Zustande Euripides als recht
trefflich, cigenthümlirh und genial erscheine. Betrachten
wir vor Allem, wie originell und genial der Verf. selbst
bei diesem Geschäfte sich ausnimmt!
Zu Vs. 5. findet derselbe ,, unbegreiflich", wie Andere
an schar/sichtig auf den /lugen zur Wache siiin denken
konnten. Denn was yijnaz rui'uuv in' ü(pita}.f.ioiq ö^i'
naoBoTiv, das Alter liegt mir schwer auf den /lugen
bedeute, sei ja so klar! Also ■ndgEOTlv premit und o^v
(der Gegensatz von li^Qv) graviter! d. h. der ^'crf. über-
setzt mensa rotundaest, die Hank ist viereckig , und fin-
det es dabei unbegreiflich , wie Andere an Tisch und
rund denken konnten. — Vs. 2.j. schreibt er ytu iliko-
iijAOV ykvxv . und meint, diess solle bedeuten können
iJtnd der Ehrgeiz ist süss. — Vs. IJ.j. bedeutet ihm rpuug
äi'imeTavviJvai eine Fackel schütteln und schwenken. —
^8. 128. soll rode xai öe/vov so viel sein, wie y.cu
Zcitschr. f. d. jiUcrl/iumsw.
ToSe dstvof. „Die Regel, spricht er, dass x«i seinem
Worte vorangehen müsse, ist falsch"! car tel est notre
plaisir. — Vs. 314. schreibt er für oL>H(i^, 01/ 6 TOl'Ö£
fil'i}oQ kurzweg oitiu; "''Z' " ^"Tdl; iivttu;, und findet
es nicht für nötliig, über diese Stelluii); der Negation
ein Wort zu verlieren. — Vs. 34.'). ertheilt er dem
ilDjXdov Präsensbcileutnng ilurch Verwechselung uiit einer
wohlbekannten Erscheinung, die man in meiner Gram-
matik §. S.'JS. erwähnt findet. — Vs. 347. soll ovdev
Viaita , eine Redensart, deren Bedeutung so sicher und
gleichbleibend, wie die von yi; und oioavoi; ist, heissen
da gabst du zu keinem Tadel Anlass. — ^'^s. 3(i',). soll
ttrdiv av itiiiirv so viel, wie oidtv av ^41/0^1' sein.
Diessmal sucht er den Widersinn auch zu beweisen, was
freilich nur mittelst lauter grober Verwechselnngen unter-
nommen »Verden konnte. — Vs. .37(i. emendirt er avijU
yciQ y.aioXQO^ aiSsioi^at (ftXei, welches bedeuten soll:
ein Ehrenmann hat auch vor einem schändlichen Bruder
Achtung. So viel Gewalt thnt er der Sprache nnd dem
Schriftsteller an, um einen Unsinn zu Wege zu bringen!
Recht naiv sagt er öfters (z. B. Vs. 444. gegen Hermann):
,,was daran ineptuin sein soll, sehen wir iiidit ein." —
Vs. 44(). bringt er durch Emendatioo eine lange .Sjlbe
an diejenige Stelle des Trimeters, wo sie nicht hinge-
hört. Aus einer Eiitschuliligung in der Vorrede entnimmt
man, dass ihm solches hier nicht zum erstenmal begeg-
net ist. — Vs. 4Ö'2. übersetzt er '/.(u yp U u:iujK£OC
„denn auch sie richtete mich zu Grunde": denn, sagt er,
das Zf«! gehört zu dem im Verbum liegenden Pronomen.
— Vs. 497- emendirt er e/ '/.ai neicov^a , welches heis-
sen soll: wenn mir auch das Resigniren S chmerz ver-
ursacht. — A's. bbl . meint er, Tooffai ui naiöevo-
fjsvai müsse übersetzt werden die erziehende Erziehung-'
und um dieser Uebersetzung auszuweichen, nimmt er roo-
Cnui für die Menschen, welche erzogen werden. — Vs. 564'
übersetzt er so, als ob fitv eine Zeile weiter oben stünde.
— Vs, ."itiQ. behält er den ^'ocatir oj [luQti, und lässt
OVJE einen Gegensatz mit einem Pronomen bilden, das
sich wiederum irgendwo versteckt hat. Es gelingt ihm,
diesen Chorgesang auf jegliche Weise zu ruiniren und
den Dichter fast lauter Plattheiten sagen zu lassen. —
Vs. bb'i. übersetzt er , nach Zurückweisung meiner Er-
klärung, weil ich mich nicht von der Hlnsgrave'schen
Idee (!) habe losmachen können, also: „die IMächtigen ,
die Glückspendenden au die Unglücklichen sind die Göl-
ter." Den AVIdersinn dieser Worte und die Plattheit
der Sentenz, wenn wir von den Worten absehen, wollen
wir ihm zu Gute halten: aber die Regel vom Gebrauch
des Artikels beim Prädicat hätte er wissen sollen, um
vor solcher Verwechselung gesichert zu sein. Wir wol-
len nicht den ganzen erbauliclien Commentar in dieser
Weise durchgehen, da schon die bisherigen Beispiele ge-
nügen, um das zu Eingang gefällte Urtheil zu rechtfer-
tigen. Uebrigens haben wir, um kurz sein zu können,
nur solches ansgehoben, dessen Verkehrtheit oline weitere
Auseinandersetzungen einleuchtet: ausserilem hätte die
Ausbeute leicht doppelt so reich werden können. Auch
können wir versicliorn, dass das, was bei <len nocli fol-
genden lOOU Versen «orkommt, in keiner Hinsicht hin»
ter jenem Andern zurücksteht. Selbst seine Kcnulniss
54
827
8?8
lies Latpiiiisclirn »eins «Irr \'crf. , uiif naclitct das Buch
(leutsrli t,'p»i)iricl>Pii ist, gelogenllic li an «Irii Ta» zu legen,
». B. in iler kleinen ^'er.'liiileruii^, mit uelrlier orp. tö7
des lief. Worte ritirt : «o« frijjiilinra , inaninra, vitiosiora
inreniri possunt. Silil,i;;e er nach Znnipt §. 7'.)5. Und
auch sein deutscher Stil ist liiitisch , z. 15. p. 1\K dess-
halli belassen tcir die handschriftliche Lesart 7iur dess-
hal6, treil etc.
l'oui Geschmack, Urtheil und Scliarfsinn iles Verf.
Belege auszuheilen, ist unmö(;lich, »eil jeder Satz davon
Zeugniss giht. Ulan lese aber die Behandlung der ersten
ücene zHisclien Agameninun und dem greisen Diener:
man betrachte die Erörterungen zu Vs. ;)55. , »o wie-
derum Rhythmus, Grammatik und Wortbedeutung verletzt
werden, um den Dichter eine Albernheit sagen zu lassen:
man lese die Bemerkung zu Vs, lOUO., »o cunditionelles
Pr.'lterituni , Aorist, <ler als Perfect gilt, und gewühn-
liclics Imperfect in einen Topf geworfen werden, und es
dem Verf. Miederuni ,, unbegreiflich" scheint, dass An-
dere nicht eben so verfahren sind. Wenn ein solcher
Denker Alles, was ihm irgend denkbar srheiut , in einen
Dichter hineinträgt; so kann nian sich leicht denken,
was davon das Kesullat sein kann: und unmöglich kann
ein Alann , der in Hervorbringung eigener Inconvenienzen
«o stark ist, die Widersprüche spiiren, die durch Inter-
polation bei einem Dichter, wie Euripides, erzeugt sind.
Ganz seltsam aber sind die Mittel, deren er sich zur
Rettung der von Andern aufgedeckten Widerspruche be-
dient. Eines der am öftersten gebrauchten ist die Aeus-
serung: ,,iMan niuss sich die Stelle nur recht rasch ge-
spielt denken." Wenn er wirklich zugeben muss , dass
der Dichter recht ungeschickt erscheine, so nimmt er
die Zuflucht zum Schauspieler, dessen Geschicklichkeit
das Ungeschick des Dichters verbessern oiler verhüllen
konnte. Auch das mittel hilft ihm über Vieles weg,
dass er die KIvtäninestra über Etikette ganz so, wie die
Umgebung Ludwig'» XIV'. denken lässt. Was aber end-
lich auf gar keine Weise passen will, das niusste bei
Seite gesprochen werden, so dass es nicht gehört wurde.
Sachen, die Jedermann wusste, aber für zu sclileclit hielt,
um sie zu nennen , werden als Gründe für die Haltbar-
keit der Inferpolationeu und Ueberdeckung der Lücken
geltend gemacht.
Wohl hat an diesem Verfahren die Beschränktheit
des Verf. die meiste Schuld: aber auch sein Charakter
ist dabei nicht unbetheiligt. Dass er beim Citirvn frem-
der Emendatiouen dieselben öfters durch Wejiassung nü-
thigcr Worte und Interpunclionen verunstaltet, wollen
wir nicht auf Rechnung seiner Gesinnung, sondern seiner
Unachtsamkeit setzen, ilic sich auch durcli Druckfehler
etc. kund gibt. Aber die Anmassung und Herabsetzung
Anderer ist ziemlich stark ausgeprägt. So nennt er bei
Vg. l',)4. eine niissvcrstandene Bemerkung des Verfassers
,, höchst komisch." Ref. hatte geäussert, dass, 'da die
übrigen Helden säninitlich mit einer ihren Vorzügen ent-
sprechenden Beschäftigung aufgeführt werden , es nicht
wahrscheinlich sei, dass vom ralamedes und den beiden
Aias bloss die Namen vom Dichter genannt norden seien.
Was ist denn nun hierin so komisch? Zu V's. 511. nennt
er desselben Bemerkung, dass et UTXoaiEt.cii hcisseu
würde, „wenn du sie wirklich nach Argo.« schicken tvillst",
eine merkwürdige ISehauptung: und doch ist diese Bc-
«leutung des Futurs bereits von IMatthia p. 1014 Anmerk.
und lUK) z. E. nachgewiesen, und hat iler Verf. auch
nicht ein einziges Beispiel, noch irgend einen Beweis-
grund vom Gegentheil vorgebracht. Zu Vs, ö24. behaup-
tet er gegen Ref. die rtliiglichkeit , Ui'v.ui'V mit dem Im-
perativ zu verbinden , olnie allen Beleg dafür, bloss
darum, weil Ellendt im lex. Soph. gezeigt haben soll,
dass das oi'A bedeutungslos sei. Wie lässt sich denn das
irgend aus lexikalisclien Sammlungen entnehmen, was nur
gefühlt werden kann, und vtas hindert denn, in den all-
wärls gesammelten Stellen überall ein scilicet hinzuzu-
denken? — Zu Vs. tif)!. sagt der Verf., dass ich den
Gebrauch des ri für etiani läugne und alle dafür reden-
den Belege corrigiro (welches nicht wahr ist), gehöre
zu den vielen Unbegreiflichkeiten, die mein Buch ent-
halte. Und damit ist die Sache abgcthan, ohne dass
der ^^erf. sich die Mühe nehmen mochte, meine sorgfaU
tige Erörterung der Stellen in Betracht zu ziehen. Zu
Vs. iSÖ I . hepsst es: ,,wir haben o.v oiotl geschrieben, und
zwar wissend , dass die Grammatiker das av beim Indi-
cativ Futuri verbieten, alier ebenso fest davon ülierzeugt.,
dass diess l'^erbot unbegründet sei." Un<l diess muss uns
genügen. Ref. will auch in fllitllieilung der Beispiele
solcher Anmassung die Leser nicht ermüden, und schliei-st
dieselbe mit der Bemerkung, dass nicht er aHein es ist,
der dieselbe zu dulden hatte, absichtlich aber ihn be-
trefl'ende Beispiele ausgehoben hat, um sein Verhältniss
zum Verf. nicht zu verhehlen.
fliit überflüssigeu Auseinanilersetzungen, unnützer .An-
sammlung von Beispielen, grammatischen Bemerkungen,
die man fast überall besser findet, Auffindung und Losung
von .Schwierigkeiten, die nur für den Verf. solche ge-
wesen sind, ist der ganze Commentar angefüllt. Um aber
doch ein Beispiel anzuführen , so verweise ich auf die
Verse KIOU — lUÜ-i-, «o der Verf. mit wichtiger fllieue
Schwierigkeiten findet, und nach einer drei Seiten füllen-
den Erörterung endlich zu einer Erklärung gelangt, ilie
theils auf platter Hand lag, thcils von mir gegeben war,
nur dass er u); durch denn übersetzt, wobei er mich w ie-
derum falsch verstanden hat. ßc heisst an sich weder
denn, noch quare, sondern in icelcher Hinsicht oder in-
sofern. Darum soll «las Buch für Schüler bestimmt sein,
welches die gewöhnliche Ausflucht derer ist, die viel
Unnützes und Entlehntes, zu eigener Uebung und zur
Füllung der Druckbogen , in ein Buch zusammengeschrie-
ben haben, und darum theils das Urtheil der Gelehrten
und theils die üblen Folgen für die Verleger fürchten.
Wir lassen jetzt den Verf. ziehen, um noch eine Be-
merkung über die Interpolation der Tragödie beizufügen.
Gegen die vom Ref. gemachte Voranstellung der iambi-
.schen Trimeter vor die Anapäste ist noch nichts Erheb-
liches eingeivendet worden, ausser dem Umstände, das.«
man unter den zahlreichen Tragödien des Dichters zwei
oder drei gefunden haben will, die des gewöhnlichen
Prologs entbehren, und dass kein alter Schriftsteller aus-
drücklich bezeugt haben soll, dass Euripides nirgends
von seiner Gewohnheit, solche Prologe voranzusenden,
abgegangen sei. Vm nun zuerst mit dem Letztern zu he-
8?9
830
giiinpn, 30 ist nur zu vor« uiiilcrn , das» ilirjcnig^en , wel-
che dieses Zeiitiniss vcnnissl haben (Heriiiann in seiner
Ausg. der IpliijJ. Aul. p. IX und Va<er lindir. Rhes.
|). LXiri) , die Worte des Srholiastcu zum ersten Vers
der Uekale übersehen konnten: u y.ui £V do'/rt 71 nv-
lUiV TUiV aVZUV d(jUUUTU)V TloiCiv Ltuilfiv. Die-
ses Zeugniss ist das deutlirliste , aber nirht das einzige.
Was aber die Tragödien betrifl't, ilie dieses Prologs, oder
richtiger dieser ^'orrede, entbehrt liaben sollen, so rer-
hält es sieb mit ihnen allen, » ie mit <ler Ijjhigenia in
Aulis. Denn erstlich der Rliesos hat diesen Prolog ge-
habt, II ic nicht allein der Scholiast bezeugt, sondern
noch die von Vater nachgeii iesene Nachbildung des Arcius
üu erkennen gibt: und die meisten Ansstellungen , die an
der Einrichtung dieser Tragödie mit Recht gemacht wor-
den sinil , fallen lieg, sobald man sich diesen Prolog
hinzu denkt. Agamemnon trat auf, und mit den Worten
viv c-vaiiKijvov Cfiyyoc: i) diCfQi'jkaioq
beginnend, schilderte er seine Unruhe, seine Verziveifelung,
•eine getäuschten Hoffnungen
scindens dolore ideiitidem intnnsam comam
bei der Gefahr der Vernichtung, welche dem ganzen
Heere drohte. Denn bereits
scandit aura laterna texta Volcani lorax
und
classis adiius clauditur, fcrvit — — —
J5r erwartet die Fürsten, die er eben durch den Herold
zur Berathung mitten in <ler Nacht rufen Ifisst. Als sie
kommen, zeigt er ihnen ilen Grund der Berufung
Cujus ros tninulti caussa accierim, et (jnid parem,
Adiortite.
Er raih zur Flucht, weil keine Rettung mehr möglich
8ei. Er bereut, daüs man nicht längst Frieden gemacht
hat, ehe es zum Aeussersten gekommen: dann wäre das
Heer
— rite ad patriam sospes perrenisset.
^Allein Menelaos will den Raub nicht in den Händen des
Raubers lassen, und r.'ith zur Ausdauer ans Eigennutz.
Ihm erwiedert Agamemnon:
Tun' quod superest sncinm mittis leto , an lucti
poenitet?
Da bietet sich Diomedes zu dem kühnen llnterneh-
meu an:
Jubet nonc altentare, jubet nunc animus raspari
Phrjgas,
und nähli sich zum Gefährten den Odvsseus:
Au ego Ulyxem obliviscar unquam, aut quemquam
praeponi velim ?
Auch Menelaos bietet sich dar, um zu zeigen, dass er
für seine Sache auch sein Leben auf das Spiel setzen
will: ^
Aut ego illum eripiam, ant illi poenas sulTcram.
Allein der Bruder weist ihn ab, nnd zwar nicht aus
brüderlicher Zärtlichkeit, wie bei Homer, sundern mit
Geringschätzung, weil er zu den beiden gar nicht passe :
lüos suapte indaxit virtus, tu laudem illorum levas.
Wer sich des Streites der Leiden Brüder in der Iphi-
geuia in Aulis und im Telephos erinnert, wird hier den
Euripides wieder erkennen.
Die übrigen Fragmente des Accius, welche Vater
riclitir; gedeutet hat, mit Ausnahme eines, das in den
Oeneiis gehört, stimmen fast wörtlich mit dem Original
überein : und Arcius ist in keiner einzigen der zwei und
zii;inzig Tragödien , die er dem Euripides nacligebililet
liat , weiter von demselben abgewichen, als er der äus-
seren Umstände wegen abweichen mnsste. Der Grund,
wesswegen Vater diesen Theil der Tragödie dem Enri-
])ides nicht zuerkennen wollte, ist nichtig: denn da beim
Prolog noch kein Chor zugegen war, so konnte er auch
der Veränderung der Scene nicht im Wege stehen. Den
späteren Schauspielern war diese Veränderung zu unbe-
quem oder zu kostspielig, und so liessen sie diesen Theil
weg, weil sie glaubten, dass die übrigen Theile für sich
bestehen könnten, und dichteten, wie der Scholiast nach-
weist, einen andern Prolog. Euripides selbst aber weist
auf seinen Prolog hin Vs. 44 — 47. Er, der von Allem,
was ausser der Scene vorgeht, so genaue Auskunft zu
geben pflegt, sollte zwei Griechen plötzlich mitten in's
troianische Lager geführt haben , ohne mit einem Worte
zu sagen, wie nnd auf welche Veranlassung sie hinkom-
men? Gesetzt aber, er habe diese Tragödie ohne Vorrede
gedichtet, war es ihm denn auch erlaubt, den ganzen Prolog
wegzulassen, ein nothwendiges Glied im Organismns der
griech. Tragödie? Ganz kopflos sagt einer von den späteren
Schreibern der Inhaltsanzeigen, die den Prolog nirht
mehr vorfanden, „der Chor halte den Prolog." Man
vergl. doch den Choraufzug in den Persern und in den
Schutzflehenden des Aesch^Ios mit dem Choraufzng im
Rhesus, um sich klar zu machen, wie eine Parodos
aussehen musste, wenn sie zugleich als Prolog dienen
sollte. Wenn aber Aeschylos so dichtete, folgt dar-
aus, dass Euripides die Eicheln dem Waizen vorgezogen
habe?
Die zweite Tragödie , die des gewöhnlichen Prologs
entbehrt haben soll, ist die Andromeda, zufolge einiger
Worte des Scholiaslcn zum Aristophanes. Allein aus der
Nachbildung des Accius ist ersichtlich, dass ein Streit des
Kepheus mit seinem Bruder Phineus vorkam, der nirgends,
als im Prologe Platz linden konnte. Kepheus sprach seinen
Bruder, den Oheim und Bräutigam der geopferten Jung-
frau um Beistand zum Kampfe gegen das Ungeheuer an.
Dieser entschuldigte sich mit der Unmöglichkeit.
Cfpheus.
Nisi quid facultas tua tulat nobis opem.
Phineus.
Nee quid te adjutem invenio: hortari piget,
Non prodesse , id pudet.
Cepheus.
Nam quid diram , meto aut segnitie te addubitare,
Land meum est.
Auch die Mutter war zngegen, wie auch Ovid berichtet,
der eich ziemlich genau an Euri])ides hält: genitor lu-
gubris et amens mater adest , ambo miseri , sed Justins
831
HVi
ille. Diese im (iliick so i'ibermüiiii^e Frau bewies sieb
nicht iiiiiii!«T lialtlo» im Ungliick, so ilass Kcplieiis , der
»C(|pr die Faüüiiii); tcrlor, noch auch <lie II.'iu(ln iu ilen
Schoüss logen »tollte, sie zurechtnies :
niulti iniqiio, uiulicr, animo sibi mala auxere in
uialis ,
Uuibus natura prara magis, quam fors aut foriuna
obfnit.
Wo sollte nun diese Scene Platü finden? Bei den Ana-
[lästcn der Andromeda trat der Chor ein , und nach dem-
selben erschien aucli sogleich Perseus , wie die Parodie
des Arisfoplianes zeigt. Dieser rerliebtc sich in die Jung-
frau , so wie er sie erblickte, und wie er Liebe fühlte,
warb er aucli sojleich um sie, und schritt zur Rettung,
worauf die Juugfrau trotz den Intriguen des Phineus und
tiotz den Abmahnungen der Aeltern, die im Alter nicht
allein stehen wollten, Vater und Mutter lerliess, und dem
fremden Manne, ihrem Retter, folgte (Hygin und Era-
tosthenes). Hier war also kein Raum mehr zu jenem
(icsiiräche. Andererseits ist es auch natürlich , dass die
^ erwickelung und Steigerung der Noth und Verzneifelung
vor der Ankunft des Retters ro.-herging. Also schloss
sich jener Dialog unmittelbar an die Vorrede au, welche
vermuthlich von der Mutter, als Herzenserguss, gesprochen
worden war. Phineus kam hinzu, und ermahnte seine
Gattin zur Fassung, dagegen vom Bruder und Bräutigam
forderte er thätlichen Beistand. Ein Fragment aus die-
sem Prologe ist erhallen:
y.r.TOQ 9oai^ov e^ \lrkavTniiq dko^,
Auch kann man den Vers des Licios dahin ziehen
Confluges ubi conrentu campum totuni inhumigant.
Während dieser ganzen Zeit sah man die Andromeda
am Felsen schmachten, in stumme Trauer versenkt, gleich
der Niobe des Aeschjlos. Erst nachdem die Scene vor
«lern Palast leer geworden war, indem Kassiopeia zur
Ruhe verwiesen, Phineus feige davon gegangen, Kepheus,
um nach anderer Hülfe sich umzusehen , abgetreten war,
begannen ihre Klagen. Dass die Aeltern nicht schliefen,
während ihre Tochter am Felsen hing, versteht sich von
selbst, und also ist es natürlich, dass tliess Alles noch
in tiefer Stacht vor sich ging. — Es folgt hieraus, dass
beim Scholiasten iiaoööov für UQoXuyov zu schreiben
ist. Wenn Welcker dem Perseus eine Vorrede beilegt,
die mit den Worten begann:
m deol, Tiv' fi/s yrjv ßaoßaQiov dcpiyf.is9a;
so thut er daran ganz recht; indess lehrt die Analogie
anderer Vorreden ankommender Personen mitten im Stück
(z. B. des Menelaos in der Helena, des Pentheus in den
Bakchen) , dass durch solche Vorreden Neuankomniendcr
die Vorreden der zuerst aufiretenden Personen nicht aus-
geschlossen werden. Wie konnte denn Perseus berich-
ten, was er selbst nicht wussto, den Zuschauern aber
zu wisseu durchaus nüthig war!
Dr. Härtung-
Personal- Chronik und Mise eilen.
/Ing. Mai; Inedila. Der Cardinal A. Mai hat eine
neue Serie von Bänden, welche griechische, lateinische
und italienische liiedita enthalten , vorbereitet. Sechs
B.'iiidc sind schon gedruckt und gebunden; vier weitere
werden vermuthlich nächstens fertig , uiiit dann wird das
Ganze zusammen bekannt gemacht. Nach dem ürfheile
Gutniiterrichtetcr wird diese Sammlung die früheren eher
übertri'ileii , als hinter ihnen zurückstehen. — Leider soll
sich A. Mai neuerdings nicht mehr seiner früheren Ge-
sunilheit erfreuen; diätetisclie Rücksichten, nöthig ge-
worden durch eine leidende Verdauung, dürften wenig-
stens die riesenhafte Ausdauer dieses Gelehrten be<
schränken.
Güttingen. Auf der hiesigen Universität siml seit
1837 mit Tod abgegangen oder sonst entfernt folgende
ordentl. Professoren: )) Pott, 2) Goeschen, 3) Albrecht,
4) Bluinenbach , 5) Himly, 6) Schrader , 7) Reuss ,
5) Heeren, 9) Bunsen, 10) Dissen, 11) Artaud, 12) Of-
fried Müller, 13) \V. Dahlmann , 14) Jakob Grimm,
15) W. Grimm, 16) Weber, 17) Herbart, IS) Ewald,
l^l) Gervinus, 2(J) Ranke, 21) Trefurt. Berufen sind
dagegen nur: 1) Redepcnning, 2) Fuchs, 3) Wagner,
4) Ritter (für den schon seit IS3() gestorbenen Wendt),
5) Cesar, 6) Havemann, 7) Listing, Ö) Vogel. Es sind
also immer noch 15 Vacanzen , und zwar sind mehrere
ilerselbcn seit 1837 vacant.
Gr rechenland. Der griechische Beobachter bringt
Nachrichten von neuen Entdeckungen merkwürdiger Ai-
(crthümer auf der Akropolis. Nönllich der Propyläen
stiess man auf eine sehr breite und alterthümliche ky-
klopische Mauer aus grossen poljgoneii Blöcken : das also
wäre ein Theil des alten Burgbaues der Pelasger, den
man bis jetzt für verschwunden achtete. Weiterhin er-
schien eine regelmässige Mauer aus Tufstein, die der
Bericht für einen Theil des Peribolos eines Tempels er-
klärt, der auf der Akropolis Aer irauronischen Artemi»
gewidmet war. Sie endet in die Reste eines Säulen-
ganges aus pentelischem Marmor. In dieser Gegend stand
nach Pausanias ein Weihbild des troianisrhen Pferdes
{duVQlOi; i'mtnq); der bronzene Koloss des Thieres stand
auf einer marmornen Basis, die man gefunden hat mit
der von Pausanias angeführten Inschrift, aber diese voll-
ständiger, als sie bei ilem Periegeten augeführi wird.
Sie nennt auch den Urheber des Werkes Strongylion
und lautet: Xai^edijfiog Evayyskov ix Kulkrjc, ävedi]'
y.ev. ElQOyyv}^i(J}V enoii^aev. Von dem alten artisti-
schen Vorrath des Tempels enthüllten die Nachgrabun-
gen eine grosse 31enge zerbrochener Figuren aus ge-
brannter Erde, welche sämmtlich mit Roth, Blau, Grün
oder Weiss gemalt waren, und viele Reste gemalter grie-
chischer Gefässe. Die Schichten des Grundes über ein-
ander zeigten die Folgen der Zerstörungen, welcne seit
den ältesten Zeiten über diesen heiligen Grund hinweg-
gegangen waren, und ihn mit Trümmern aus den verschie-
deneu Jahrhunderten bedeckt hatten.
Zeitschrift
für die
Alterth ums wisse 11 Schaft.
JSeptember 1843.
SV. a) Oratores Attici. Recojnorcrant, ailnotationes rri-
tiras acliliilerunt , fra;;nipnta collegerunt, onomasti-
coii coniposuerunt Je. Georg. Baiterua et Herrn.
Sauppius. Fascic. scc. Isocrafes. Turici inipeiis.
S. Hochrii 1839. S. VH lind tÖl - .iH gr. 4.
b) Oratores Atlici. Recognoieruiit J, G. Bniterus et
Herrn. Sauppius, Isocrales. Vol. I. et II. ibid.
I83'J. 12.
Die beiden Herausgeber dieser nenrn Ausgabe des
Isokrafps, welche in der von ihnen besorgten («esamint-
ansgabe der attischen Redner die «weite Lieferung bildet,
haben ihre Vertrautheit mit dein griissten Rhetor Athens
und ihren ISrruf, eine neue Receiision desselben, wenn
gleich, wie natürlich, auf den (iriind der üekker'schen,
tu liefern, durch frühere Arbeiten bereits so lortheilhaft
bewährt, dass das Publicum nicht anders, als mit giin-
iitigen Vorurtheilen diese Ausgabe znr Hand nehmen
kann. Sie selbst äussern sich in dem Vorworte über
ihre Leistungen mit einer Bescheidenheit, welche ganz
geeignet ist, diese vorthrilhaften Erwartungen zu bestä-
tigen. „Ad hos triumt'iros (Hier. Wolfiiim, Ad. Coraem,
J. Bekkeruni) nos non accessioins quarti, sed post mes-
«orum vcstigia spicilegiuin fecimns."
Isokrales hat >or andern griechischen Schriftstellern
die Gunst des Schicksals darin erfahren, dass seine Re-
den in einer treulichen Handschrift, der Urbinisrhen, er-
balten sind, welche mehr, als es bei andern Handschrif-
ten der Fall zu sein pflegt, einen reinen, des Schriftstel-
lers würdigen Text darbietet, und welche darum, wie
auch von Bekker geschehen ist, zur Grundlage einer
neuen Trxtesrecension gewählt werden miisste Ja, spä-
tere Bearbeiter des Isokrates sind in Befolgung dieses
Grundsatzes mit Recht noch weiter gegangen, als Bek..
ker , und a'uch die Ileiren Baiter und H. Sanppe glaub-
ten sich noch treuer, als der erstere, an ilen Urbinischen
Cod. aiisch Hessen zu müssen. Nachdem sie sich über
die Treiriichkeit dieser Hilsclir. geänssert, und die gegen
ihre Autorität leiser roii G. Hermann, eiitscbicdcner von
Matthiä angeregten Bedenlcen erwähnt haben, setzen sie
hinzu: ,,Ut ita de urt>inate s<atupremus eumqiie cnnstan-
tius etiani Bekkero seqiieremnr, cum Isocratis ipsius Stu-
dium accnratins effecit, tum comparatio codicis Aiiibro-
«iani (//). Ex quo cum A. IMnstoxydes Anfidosin ple-
iiiorem dedisset, M. Ulrichius eum contulisset in Archi-
/.eiisc/ir f d. /iltirthumsw.
damo , social!, trapezitica , Anonymus in Panegyriro (rfr.
Baiteri praef. ad Paneg. p. V sq.) Baiterus ipse excnssit
reliqua. Qni cum pleruinque cum urbinate contra reli-
qiios codd. ciiiiseiitiat , taineii sarpe vnigatam lectionem ^
sequitur, haod raro solns veram lectionem servavit. Eum
neqiie ex urbinate descriptnin esse, neqiie ejusdem esso
fanitliac, hoc uniim satis ostenilit, quod in l\J extrema
pars Antiilosis deest (cfr. Bckkerus ad §. 319.), cum in
E nihil ilesit. Apparet igitur priinuin ea , quae FE
cnniiniinia habeant, tribui non posse manui grammatici ,
qni nrbinatem correxerit, deinde ambrosianum ex rodice
descriptum esse, qni scholasticorum inagistellorum interpre-
(amentis niul(o magis qiiidem inquinatus esset, quam urbinas,
sed qui non paura servavisset, qiiae in eo, ex quo urbinas ori-
giiiem diicerct, per iipgligentiam rel corrupta fei obscu-
rata esseiit." Ref. iiiöchtp nun freilich nicht behaupten,
dass die Ambr. und Utb. Hdschr. nicht zu Einer Familie
gi-horen köniipn, vielmehr ist er mit Hrn. Sauppe (Neue
Jahrbb. f. Philol. IST,'. <». p. ö.'i) der Ansicht, dass die
manchpriei Fehler, die beide mit einander gemein haben,
auf Eine Quelle zurürkziiführcii seien, und auch das
Argument, dass in C der Schlnss der Aniidosis fehle, in
E nicht, scheint ihm kein schlagender Beweis dagegen
zu sein. Denn eine Einwirkung anderer Recc. anf din
Textesgestaltung in E mnss man wegen der Annäherung
an die V., und weil oft nur E das Richtige darbietet,
jedenfalls annehmen. Auch wird eine hartnäckige Skepsis,
so lange wir die Abstammung eines Coil. nicht diploma-
tisch nachzuweisen und anf die Urschrift zurückzuführen
vermfigen , immerhin IMiltelglieder annehmen können, in
welchen das Original von kundigen oder unkundigen
Grammatikern, nach siibjectivem Geschmack oder nach
überlieferten Satzungen verändert norden sei, und die
schlechteste Handschrift so gut, wie die besste , kann
aus Exemplaren stammen, die solche Einflüsse erfahren
haben. Darin aber stimmt Ref. allerilings dpr oben an-
gpführlen An'.icht der Herren Herausgeber über die Urb.
Handsclirift bei, dass er ihren eigenthümlichen Charakter
nicht aus der Correctur eines Grammatikers ableitet. Da«
gpgpn sprechen schon die öfteren Schreibversehen dieser
Handschrift und die oflTenbaren Incorrectheiten , die »io
ziilässf. Aber wollen wir auch diese ^'ersehen eben der
Abschrift, die uns im Cod. lirb. vorliegt, das Gute da-
gegen, das sie enthält, dem Exemplare, von welchem
die Abschrift genommen ward, zuschreiben, so sind iloch
.-..ich die abweichenden Lesarten, die sie darbietet, nicht
55
835
836
von iler Art, <las!i i» !r i-iiieii Graiiiinafikcr als ileroii Ur-
hcbiT lietrarlifrii kfiiiiitcii. Man »irgl. unter antli-rn ad
Dem. <}. II. TOOi ov, §. 14. <li<^ AuslaHsnng von ov/i-
Cfluuvic, g. 1(1. von yr, §. >:. r<) <)l: «"«1 coijrouy
§.'47. i}.rn);9i;(rau, Pancg. §. ML', iy.arrrou i)ff/v,
Ärchid. §. IS. sy.;f/rdh'C(Ji TfiSt-otV}, Hol. enr. §. 51.
d'TTl'/ßsil' (teiile letzteren hatten verdient, in den Text
aufj^riKiniuien zu »1 erden) u. s. »v. Kurz, aurli Ref. Iiat
aus der näheren Prüfun;; der Hee. , welrhe die llrbin.
Handschrift enthalt, die Ueherzcu(;ung gewonnen, dass
dieselbe einen Text darbietet, der zwar auch da und
dort den Eiiifluss der tirnuiniatiker erfahren liaben mochte,
der sich aber im (iauücn von den Scheinverbosscrungen
der GramuiatikiT, »elihe in iler Vulg. fortgepflanzt sind,
ganz besonders rein gehalten hat. — Wenn aber diese
Handschrift in einigen Puncten mit dem regelmässigen
Sprachgebraurhe und den von den Grammatikern über-
lieferten (dem classisrhen Sprarhgebrancli entnommenen)
Gesetzen mehr übereinstimmt, die Vulg. davon abweicht,
»o kann Ref. in dem, was wir sonst liber die Oictinn
des Isokrates wissen, keinen Grund finden, hier der Vulg.
«len Vorzug der Krhtheit einzuräumen. AVir kennen
keinen grierli. Prosa'.ker, der so vielen angstlichen Fleiss,
•o viele in's Kleinliche gehende Sorgfalt auf seine Dic-
tion verwendet hatte, als Isokrafes. AVar doch diese
Redekunst ilcr ganze Stolz, die ganze Eitelkeit seines
Lebens. Kann es uns da befremden , wenn Construc-
tionen, denen wir wohl sonst begegnen (bei Prosaikern,
die mehr mit anmuthiger Nachlässigkeit schreiben), die
»vir aber doch immerhin als Abweichungen von dem re-
gelmässigen (iebrauche betrachten müssen, von ihm, dem
iorgfaltigen Redeki'instler , vermieden sehen? Oder ge-
hört es nicht zu dem Charakter des Isokratischen Stils,
dass er ohne freie, nachlassig leichte Bewegung vorzugs-
weise der Regel dient, das Anstossende beseitigt?
Um nun die Leistungen der gegenwartigen Ausgabe,
welche sich , mit Beseitigung der sachlichen und gram-
matischen Erklärung (ausser sofern diese da unil dort
ilarch Anfiilirungen von Parallelstellen, insbesondere aus
Isokrates selbst, und durch Verweisung auf neuere Erür-
tcrangen gefördert wird) nur die kritische Feststellung
des Ti xte» zur Aufgäbe macht, wozu an kritischen Uiilfs-
mitieln ausser den von Bekker dargebotenen, die Ver-
gleichuiig der Anibros. (f'J) und der Schad'hauser (/^)
Handsrhi 'ft, sowie die Citate ans Isokrates, die sich bei
Rhetoren und Graniuiatikern finden, benutzt wurden,
bearlheilen zu können, will Ref zunächst ilie rianal-
VSOir. :■ ii(\c, Av,uoviy.ov durchgehen, für welche gerade
Hie Scliafiliauser Handschrift von besonderem Wertlie ist.
Als Verbesserungen, welche die Ausgabe gegen die
Bekker'sche erhalten hat, können fulgende Aenderungen
äofgefCh-t werden. ^. ?. bot E und Gregorius VII.
p. 1'2%- 17 bei Walz statt T:i)Q, Trpo? »yY/äi; ei'poiai
die nnstreiiig angemessenere Lesart: t. tto. /'/««s £Vt>'
Erst dadurch e.-halten »ir ein paralleles Glied zn 01^-
/iSTov rh t;;; .^(j,?; Irnoviy.ov avi'ljüetaq, wie es aucli
der folgende Gedanke TTQETISI — y.}jjpovoiiiiv erfor-
dert. — §. (;. ist if.vmjvaTO aus JfJ und dem Rande
»on r (cod. ürb.) statt der Vulg. eßkalpe aufgenommen,
»/ie aucli Ref. bereits in der mit Pauly herausgegebeueu
riirestumathip gethan hatte. — §.0. iffioTCTO aus I.Z
statt v7ie^EV£V. — §. 10. c. aiiTUl' (i. aus E für iov-
T'W , X ai'ToC. ytvei au» /> für ni) yivu., wie Aegin.
g. .13. — §. n. nQoi; üv aus lEZ für Tlijüi 6. Wah-
rend das Letztere nur den Geilanken enthielte: du sollst
die von mir angegeieiien Proben der Tugend deines Va-
ters zum A'orbild nehmen, gibt Tt'io^ ov den schick-
licheren, dem Vorausgehenilen g. O- lO.C, Tur UctT(td^
■jTrjoc.ioeatig dvafipijoduk or/tiov v.at y.aXuv 'itciu
Tiuoadeiyiiu und dem Folgenden: vuiiov tttv Tuv iy.fi-
VUV TQOllov riyi'OULiSvuv besser entsj>rechendeu Gedan-
ken: deinen Vater sollst du zum Ancbildc nehnien. Je
mehr Isokrates eingestellt, dass er alle Vorzüge de.i
Hipponiküs nicht aufzuzahlen vermöchte , und sich eine
genauere Schilderung hiervon einer späteren Zeit vorbe-
hält, um so weniger könnte er dem Demonikos zumuthen
»ollen , das ÖEiy^lU (im Gegensatze von xo ayo/ßso. nur
die vorläufige Probe), das er von seines Vaters Wesen
gebe, zum TTUoaöetyno. zu nehmen. Aber, Ref. würde,
indem er 71 00.; bv vorzieht, consequent auch nach Ei^i-
Vl'VWjf^uuSV ein Kolon setzen, «eil, sobald nur ein Knmma
gesetzt wird, der folgende Relatiisatz als innere Bestim-
mung des vorangelieixlen t>atzes erscheinen uinss, und
»ir ilann das Relat. auf nichts Anderes, als au\ dutjf^lH
beziehen konnten , mithin auch TTpoc; u lesen müssten.
Das ÖEiyna erhält aber seine volle Bedeutung durch den
Gegensatz zu tu iitv nyo/liic, ohne eine weitere Be-
stimmung zu bedürfen, unil mit i^£ll]v6yan£v ist, wie
auch schon die vollere Perfectform andeuten dürfte, der
Satz abgeschlossen: ,,eine genauere Schilderung hiervon
»erde ich zu anderer Zeit entwerfen, jetzt aber habe
ich nur eine Probe seines Charakters gegeben." Der
folgende Relativsatz lehnt sich dann, wie so häufig, nur
änsserlich an die vollständig geschlossene Rede an. —
§. 11. yiyvöuEvov nach ytvonevov EZ und r/vü/^c-
vov r für yevoj^ifvov hei B. — g. 12. ov övvaTÖv
aus E Z (dvvarijv T) für ddi'vaTOV, — §. 14. ist nach
Tcl 71 00^ vyittav mit TEZ oi'f^KffQOVTa ausgelassen.
Wie dieses Wort, so verrath sich ys §. Ifi. als Nach-
besserung eines Grammatikers, welche in TEZ fehlt. —
g. IS. finden wir raÜTCt vor Siacf i' karre , und §. 21-
/lopiootg statt }.VTmQOi<^, beidemal aus TEZ., aufge-
nommen. Ebend. lesen wir Z. 8. TIQOC, kavrov, Z. t1.
y.ai avruv aus FE. Den Gebrauch des refl. kaVTOf'
etc. auch im Sing., für ifiairoii und OEairoü etc. ist
bei Isiikr. gesichert. Antid. g. 14.^. steht ov novov «('•-
TOV JtnoijffiQ ohne Variante. Dessgleichen Bus. §. 47-
dieX^E TlQUi niiTOV, ad Nicod. tü/C (iiroi' Ttaimv in
F/l. Inilessen gesteht Ref., dass er an dem iloppelten
Gebrauche unmittelbar nach einander um so mehr .\f\-
stoss nimmt, als er nicht denken kann, dass Isokrates
nicht gerne durch die Wahl von auwöv den Hiatus
sollte vermieden haben. — g. 24. ist die von Bekker
aufgenommene, von Dindorf beibehaltene unpassende Con-
jcctur Korav's etlv /ui] deöfievog TOl> dcioHdi TlQUcrTlon;
billig gegen die Lesart iler Handschrift ro d(to3at nnter
Beziehung auf ep. 2. §• 22. vertauscht. — g. 2'>. fiuilen
wir aus IE Z irooonsvrjii aufgenommen, ebenso §. .St-
aus derselben Handschrift na.(ju, — iraoc. für il£Qt —
■"le^i. Der Zusatz: tÖ ya(} dxatQOi, rravraxov f.i-
837 838
klJQOV beweisl, dass TTCt^d (:zl während man treibt) an- zu wenlon, »>o ili» liaiuläcliriftlirlie Lesart ofTcnbar nn-
.Beniesnener ist, als Ufnl^, <las aiigcnsrliciiilich iliirch die ri.hdjj ist, oilcr dein Si)racliKHl>iaucli des Schriftstellers
falsche üeziehnng auf ö:; oi '5«C"Jr , »eUhes hier absolut iiitM liicdcn »iderspriclit. Da» ist nun aber hier sieher
'gebraucht tiird, herbeitjefuhrt ist. - §. 3«. ist auf die ni.ht der Fall. Man u'aul't «c Kebüre mehr zu i'^ri-
Aut<iritat von l EZ tuvtoi' dt Tuii, fioX'h^ooii aufgc- dorvni. Es ist indessen gar ni.lit elii/nselien, »arum
nominell, »ährend B. die Vulg, Tuurt^f schützte. — es nicht, auch mit dem üjit. [jeset/t, a.if den abhangige.n
g. 45. hatte B. die Vulj;. -f:rA T))v ukkliv'aov Ttai- M. seine Kraft erstrecken sollte. Oder wird uiclit , je
'dsinv beibelialten; die vorliegende Ausgabe til^jt nach »ul.jertiver das Glauben erscheint, um so suljecliver auch
FEZ OOV, wie bereits Dindorf, Strang und Ret. gethan das Geglaubte, und umgekehrt? So finden »vir de pace
hatten. — g. 4f). ist mit Reiht öpiysaitai, »velche» 1' §. 4l , ohne dass Bekker oder die Herren Herausgeber
und E haben, der Vulg. uo8ii)f:vai vorgezogen. Man eine Variante anführen: r/5 — ui'/. uv ftatusoyai i;f4äS
wird nämlich leicht bemerken, wie genau Isokrates in lof^inntv; dass der Ind. Präs. (von den hist. tempp.
dieser Schrift den Unterschied zwischen dem Präs. und versieht es sich ohnehin) der Vcrba des subj. üafürhaU
dem Aor. des Inf. beobachtet, und sich de» erstereii re- tens den Inf. mit äv zu sich nimmt, ist bekannt; doch
gclmasslg i\A bedient, »o die Handlung nicht in bestimm- wird man diess fast nur da bemerken, wn der liidic. dem
ten Momciilen abgeschlossen, auf einen einzelnen Fall (\v vorausgeht, "ie Isoer. Paiieg. §. 10. Paiia(h. g. 33.
beschränkt, sondern als noch werdende, dauernde dar- 2I<I. Nie. g. 1-'. 29- ad >ic. §■ '1. Ref. plaubte darum
gestellt ist. - §. 4^. ist (fljoc.viui aus i E Z au die (mit üindorfj ^'j/.iniji licil>eh;.lteM 7.» müssen.
Stelle von rf(i.r,y'ovTaz getreten. Hieran kiuipfl Ref. einige »eitere Bemerkungen, die
Der Bekker'sche Text ist mit Recht bald gegen E sich ihm Ȋhrend der Durchsicht dieser Rede aufge-
und Z, bald auch gegen T in folgenden Stellen beibe- drängt haben. Kine .lafnahme scheint ihm die Lesart
halten: §. 1. u.n u^ ahov Z statt Ö näi aiuiv.— §. 3. *ou FEZ etwa in folgenden Stellen verdient zu haben:
aKKoi'i'om. Z. — g. G. dvdkuiosv E Z. — §. 8. dv- g. 4. ii /Xt'oorai Tio/sif E Z ^i^it ijitxi'Qoi'aiv. Nicht
vao9ue om. Z. — * g. I -*• r,yoT>jxaL Z für riyov. — nur wird hierdurch die dem Isokr. fremde Construrtion
§. 13. öü/.Oli r, g*. ri. yoifiuTOJV rZ, beidemal, von ,'',T//f^0£ä' c. Acc. vermieden, «asauch den Herren
'»■eil diese Worte kurz vorangegangen waren. — g. 24. Herausgebern für die erste Lesart zu sprechen schien,
npozeoo/i Z statt TpoffDOl'. — g. 2h. ist driXoCai smideni auch die rednerische Gestaltung des Satzes er-
ii>:V rot'i (flkoii beibehalten, währe'nd in EZ tui'q (fl- scheint dailurvh abgerundeter, dem Sti!e_ des Isokr. an-
koK fehlt. — g. 2'). TIC r-lifT^toruEZ darauf /.azwt,", gemessener. — g. 9- dürfte aus tojv />.-{' eiiur crui kE-
offenbar minder gut, als ra ßikiioi , xovi xa/.ovQ. — yo^'viov nach EZ a»i getilgt sein. — ^g. 37. verdiente
g. 30. ist y.ai klSoonzr/Mi in Z nach aiflioi ofl'enbar aus IE Z stall des ganz unpassenden oia Tito, welches
nur ein durch das "folgende TOj;' imEOonTIHUJv herbei- die Herausgeber mit Bekker, Dindorf, Strang beibehiel-
geführter Zusatz eines Grammatikers. — g. 32. verdiente «eii, uja aufgenommen zu »erden. Dass Isokrates nicht
das beibehaltene d/afjaoTOi'TU entschieden den Vorzug ohne Unterschied 0/0; und (y/J^ -rfp brauche, » ie Strang
vor ÖiauaOTÜvuvTa {Z). — g. 33. stimmt Z mit der meinte, und dass an unserer Stelle nur Uta angemessen
Vulg. iii der leichteren Lesart" öv — TUVTi;) überein; ist, glaubt Ref. in seinem Commentare zu der gj:'<^l»^
ebenso g. 3.j. in der Lesart ÜTlio lüji' aiaVTOl; welche Chrest. daigethan zu haben. — Wenn §. 38- aus FEZ
(jfTenbar* durch ra iuiiTOV veranlasst ist. So verdienten zuiiov statt Tcu'riji aufgenommen ist, so sollte conse-
auch die folgenden Lesarten keine Berücksichtigung: quent auch zo dt (oder r« dt) aus /' statt r, dt herge-
§. M. Tuv iy.(ivov Z statt txtlvvjv , g. 37- Wt^ yug stellt sein. Dass hier die Urb. Han.lschiift allein steht,
«X. statt uji> ya^ UV i/.., g. 38. das voV ögiyto^zu in konnte natürlich kein Grund für die Beibehaltung der
Z eingeschobene ayav , g."4.3. V.akfji rfjg dÖ^lK Z sU Vulg. sein, da ja auch nach der Auslebt <ler Herren
■/.aki]<; dö::ij-. ' Herausgeber J:^ Z , im Uebergang zum vulgären Text be-
Öhne Nolh ist dagegen der Text aller Handschriften grillen, an Autorität der Urb. Handschrift nicht gleich
iu der Stelle Dem. g. 12. (und zwar auf Aniathen Bek- stehen. — g. 47. musste, wie Ref. gelban hatte, ohne
ker's und nach deni Vorgänge von Strang) aufgegeben. Bedenken aus FZ t'tvTlpVjaav aufgenommen werden.
Wahrend nämlich die Handschriften einstimmig dl o'iv Die Herausgeber behielten mit Bekker, Dindorf, Strang
äv UOI du-yA)n;i geben, ist unter Verweisung auf ep. 8. ikr7r,;Bi;iiir bei. Der Ursprung des letzteren ist klar.
§. 1). geschrieben: dl' vjv äv not doXiii. Bekker hatte Mau wollte die Gleichförmigkeit der Rede befördern,
in unserer Stelle doy.Oir; beibehalten, aber in den krit. indem man in beiden Gliedern dieselbe Person wählte.
Anm. erinnert: imo doyrii, ep. y. g. 9. aber geradehin Dabei bedachte der verbessernde (.-ramniatiker nicht, dass
dü/.eize in den Text aufgenommen und in der annot. crit. es Isokrates Absicht nicht gewesen sein könne, durch
beigefügt: do-y.ohjze g. Da nun /' schon in g. ,S. mit die Worte; y.d.y.ii .utv (d. i. tv zvj ^a^il'/aiv y.ai r«C
i)y.£D fx zfji'Aouii a»(\ünt, und wir auch in' der vor- Tlh^a/iuvai; uycaiav) TTndzfoov ija^evze^ lOzcoov
liegenden Ausgabe aus den besonders verglichenen EZ tkvTl i)i>l,iiiv eine solche Krf.ihrung von Sich seiist aus-
Nirhts zur Unterstützung von doye/'t; und do/.iizS aus- zusagen. ' Denn auf ihn Insbrsoo.lere mnssten wir die
gehoben finden, so ist anzuerkennen, dass der Indie. erste Person des Aor. beziehen. Soll nämlich, wie diess
beidemal lediglich auf Conjeetnr beruhe. Diese kann «lei.n hier der Fall ist, mit dem Aor. nur eine fl//iff;«ei«e,
aber namentlich, wo gute Mandscbriften vorhanden sind, ans der Erfahrung best.'ltigte , W ahrheit ausgedrückt sein,
nur dann Anspruch machen, in den Text aufgenommen av »elclier der Sprechende nicht gerade Theii hat, so
.55
*
839
840
kann nur ilir ilritt« Prrion gebrauclit werden. — Ekenil.
•cheiiit ila.t zn-ischen dnt. TU ring;osrll(ibene ccvra nack-
Itelfeudpr Zn.Hafic eines Grammatikers zu sein , und öia
rot Ttoayaaia einen uoob prarisereu Gegensatz zu tujv
dnoj^atnuviujv irVEV.ev zu geben, als 6i avva xa 'ig.
Aber wenn sieh auch an innerem Wertlie beide Lesarten
nur gicirk stünden, so verdiente 6iu tu jedenfalls als
Lesart von VZ den Vorzuf. Gleickes gilt §. 4M.
ron cpijau>f46V 1\ üebrigens sollte dieser Satz als Frage
iaterpungirt sein, »io es in der Berliner Ausgabe von
Bekker's Rec. , jcdocli gegen dessen Willen, gesckehen
ist. Eine Frage setzt auch das (fijoojfisv der Urbin.
Haudsckrift voraus. Baiter wtinsckt mit Berufung auf
mehrere Stelleu , in ivelrhen t] Tluv nach Bedingungs-
■atzen nicht fragtveise gebraucht ist, 0L> getilgt, Sauppe
Terweist auf seine Bemerkung zu der Ausgabe des Ly-
kurg p. 1|<), »eiche dem Ref. nicht zu Gebote steht.
So lange wir aber die ^iegation behalten, erfordert der
Sinn , den Satz fragweise zu nehmen.
In andern Stellen hinwiederum würde Ref. die Au-
torität des cod. ürb. verlassen und der Vul^. den Vorzug
eiDräuuirii. Dahin gehurt §. 43- Der vulg. Text, den,
so viel Ref. weiss, alle Ausgaben des Isokr. bisher wie-
derholt hatten, heisst: xo fiev ya(} TeXci'TiJaai ndv-
rujv i) nenQujfduT] xarex^ive, to de xakuji d.7io9a-
veiv löiov TOt'g anovöaiot;, i) (pvotc dittvitiuv. Aus
dieser Sentenz lassen VE pr. und X., und auf ihre Au-
torität die Herren Herausgeber }'j (fiati weg. Ref. würde
diess nicht tadeln, sobald bei einer neuen Textesrecens.
des Isokr. der Grumlsatz aufgestellt würde, sich, ganz
offenbare Fehler abgerechnet, streng an P, E, in Dem.
an VEZ zu halten. Da aber die Hrn. Baiter und Sauppe
einen solchen Grundsatz nicht befolgen , wie denn auch
Ref. ihn nicht anempfehlen würde, so durften sie sich auch
Lier von der Autorität der T E Z lossagen. Gewiss ist
nur der vulgäre Text des sorgfältig wählenden und paral-
lelisirenden Isokrates würdig. Wo Alles seine Parallele
hat, verlangt auch }) Tl £ri()iofievi] einen entsprechenden
Begriff im zweiten Gliede, und /j (fvo/- darf um so we-
niger fehlen, als i] TttHiJ. ein ganz unpassendes Snbject
zu TU d£ 'jiak'jj^ aTludavtiv ist. Offenbar will näm-
lich Isokr. sagen: sterben ist das unabänderliche Loos
Aller, wie man aber sterbe, hängt lon dem Charakter
jedes Einzelnen ab. — §. 31. ist nach F (fikuv/xui ge-
schrieben, während die Vulg. und Z (auch E?) Cflkü-
VSiy.oi; hat. Gewiss hat aber Dindorf Recht", wenn er
Isotr, Paneg. p. 7 diese Schreibart als fehlerhaft betrach-
tet, und so wenig man in andern Stellen die Schreibiveiso
jener Handschrift befolgt (z. B. Paneg. §. (S. SucrixiriTm^,
§. 44. dihjuioi^.) , so wenig konnte hier die in F be-
folgte Schreibung ein entscheidendes iMoment abgeben.
Der Unterschied aber, welchen Baiter in seiner Ausgabe
des Paneg. §. l'J. finden wollte, ,,inter ulramijne vocem
hoc videtur esse discrimen , ut (ft/.ovcixi'cc certationeni
signihcet cum vitiiperatione (jnadani, quae a Ul/Mi'l'/.ict
(vincendi sludiiini) est aliena" ist bei I^okr. nicht an-
wendbar. Miclit überall, wo die Urb. Handschrift cr/Kn-
l/BlKi'a hat, kann damit ein Tailel ausgesprochen sein,
z. ß. Nie. §. 2/). Hui. enc. §. 4S. .')l-, und liinw iedernin
lässt sich in Stellen , wo diese Handschrift wiJ.uiei'/. —
hat, ebensowohl r!u tadelnder NcbenbegrilT reibindei,
z. B. Paneg. §. 19.
Aus den voranstellenden Bemerkungen dürfte das Ver-
hältniss, in welchem die vorliegende Ausgabe sowohl zu
den bessten Handschriften , als zu den vorhergegangenen
TextesrecQnsionen , namentlich der Bekker'schen , steht,
genügend hervorgehen. Ref. beschränkt sich daher, und
um so mehr, als es nicht möglich ist, mit ähnlicher Ausführ-
lichkeit das Ganze zu behandeln, im Fulgenilen darauf, aus
dem Meisterwerk unseres Autors, dem Pancgvrikos das
wichtigste Neue auszuheben , das die gegenwärtige Rec,
enthält, und insbesondere das Verhältniss derselben zu
der im J. 1831 von Baiter besorgten Specialausgabe dar-
zulegen, damit aber gelegentlich einige Vorschläge zu
weiterer Berichtigung des Textes zu verbinden.
In der letzterwähnten Ausgabe (die wir in der Folge
nur durch Bt. bezeichnen wollen, wie die vorliegende
durch BS.) hatte Baiter, damit die Reile ilem von Iso-
krates so beharrlich verfolgten Streben, den Hiatus zu
vermeiden, besser entspräihe, die Partikeln St und T£
auch gegen die Autorität der Handschriften apostrophirt,
wo ein Vocal folgt; BS. hält sich nun wieder genauer
an die Handschriften. So g. '2. dl- di'ögüi , §. 41. öh
docpal., g. 45- Se dyiüvag, §. 60. Se h';, g. 130. dt
*"^Z> §• li-l- ^^ 'ATC.fivea und dt 6'Kiyu} , g. 178. Sl
UQTl. Es dürfte sich indessen fragen, ob man Recht
daran tliut, hierin sich streng an die Urb. Handschrift
zu binden, während man in andern Fällen ohne Beden-
ken ihre Schreibweise aufgibt. Wenn wir einerseits von
Isokrates wissen, dass er — namentlich in den epideik-
tischcn Reden — den Hiatus, wo immer möglich, ver-
mied, wenn andererseits <ler Stellen, in welchen die
bessten Handschriften 8i und rs vor Vocalen ohne Apo-
stroph lassen, verhältnissmässig nur wenige sind, und
sich in iliesen ein besonderer Grund für die volle Schrei-
bung nicht auffinden lässt, so dürften wir in dieser wohl
nur eine Incnnsequenz der Hdschr., nicht aber die Hand des
Isokr. zu erkennen haben. — Die Interpunction war bei Bt*
richtiger: Paneg. g. 4. ujcftXoi'OlV ojv, BS. ojcpsXovOir,
v>v (der Relativsatz ist mehr selbständiger Zusatz), g, 12.
Bekker und Bt. 71^0^ sxiivuig iorl tulk, BS. fern',
TOii;, so auch g. 21. B. und Bt. tujv Eoyu)v TOi<q,
BS. toyujv, ro.'5, während sich Tfy^'^ eng an das vor-
hergehende extivor.^, lOi'Tot'i anschliesst. — g. S')-
sollte nach yeyuvuat ein Kolon gesetzt sein. WirtI mit
blossem Komma interpungirt , so erscheint, tvie es wohl
auch die Herren Herausgeber genommen haben , /. TO
rdiv 'EkKijviiiv övofia. — TLlTlohj'/.e, gleich dem vor-
hergehenden Satze von dinrs abhängig. In diesem Falle
niüsste es aber entweder gleiches Siibject mit dem vor-
hergehenden Salze haben, oder es müsstc das Subject in
dem zweiton Satz genannt sein. — g. 31. muss vor
fjyOvitHl eine grössere Interpunction stehen. IMit llut/Critv)
wird nämlich (vergl. g 14.) das ^Vorhergegangene abge-
schlossen, lind es beginnt mit ijyoufim de ein Neues. —
g. l4. hatte Bt. iii;5tiiiur /loi oryyiuiiipv lytiv , BS.
tilgt mit EZ und den Randlesarten des A'ictorins //O/.
Kbeiid. fand sich bei Bt. TU)V ul.).ujv vor jn^^iir in
Klainmern, Sauppe hatte es in der Rec. ton Baiter«
Ausgab« (\eue Jahrbb. f. Philol. 1832- 9. p. fi6) »er-
841
812
Jieidigi, in BS. ist es getilgt. — §. 10. lesen «»ir bei
ßS., wie auch »rhon Diixlorf und Bt. hatten : {■^oi]v ntv
ovv xai T:ovq äkKovi; iixsvdev a(JXioi}ai y.a\ f^i/ ngo-
TSQOv ntfji Tviv öfiol.oyov^tvu)v oi'fifjoiikei tir, tiuIv
nsQi Ttiiv df^itfi(yßr]Tui'fievu}v r;/ndg iÖtöu^av. Bekker
hatte aus /' TJoh Ij aufgenommen, «las auch fj |liat ,
nachdem aber Uindorf praef. ad Isucr. p. V. und Paneg,
p. 6 S(j. erinnert hatte, der Sprachgebrauch des Isokra-
tes erfordere daj blosse Tipif, so «ard seitdem l^' wieder
getilgt. Wundern musste sich aber Ref., dass keiner der
bisherigen Herausgeber an dem Ind. idiöat:ai> sich ge-
gtossen hat. Dieser »eicht von dem regelmässigen Ge-
brauche der classischen Schriftsteller und des Isokrates
selbst SU lollig ab, und steht unter einer Masse lon Bei-
spielen so isolirt da, dass Ref. sich nicht überzeugen
kann , er riilire von Isokrates her. Der Indic. steht bei
"CQiV , wie bei ojare der Natur der Sache nach leiliglich
in den Fällen, wo das Kintreten der Handlung Gegen-
stand einer besonderen Behauptung wird. Ref. begnügt
sich , aus Isokrntes selbst Belege anzuführen. In den
uaclifolgenden Stellen steht ui> TlQOTloov eiavoapro
(t'jtai'oaTO STTt'.rniqupj) noiv, und inors /n) no. iiar-
oaoi^ai Tigiv «fl nbar darum mit Ind., weil das Einge-
treteiisein der Handlung als besondere Behauptung her-
vortreten soll ; de big. §. S- Euag. g. T,l. Panath. §. 91.
158. '2'\\. Panegr. g. SM. Isf, ovx uTiiinev, oi'iy. a.Tici-
TTEiv Tloiv mit Ind. steht Panath. S^. 'JöH. Hier Hegt
übeiall in dem Ind- die Behauptung , dass die Handlung
Kirktic/i zu Stande kam, und Isokrates befindet sich hierin
mit dem classischen Spracligebrauche und mit der Natur
lies Inilic. völlig im Einklang. Wie kann man nun g, 19.
cdiduiav ertragen? Dieses, oder was sonst an seine
Stelle treten sollte, findet ja nach der Ansicht des Schrift-
stellers gar nicht statt.
Da« Nichteintreten der Handlung wird aber nach ilem
cnnslanten griccli. Sprachgebrauch (seihst in Abhängig-
keit von dem zur Andeutung; der Nichtwirklichkcit ge-
brauchten Indic. der hist. Tempp. mit av oder mit den
Wunschpartikeln , vergl. Eurip. Rhes. 5'l tF. Ale 35iS ff.
Andr. 294 — (^6 iT.) nach der Part. Ttplv durch den In-
finit, ausgedrückt, sofern dieser den blossen Begrifl" der
Handlung gibt, an und für sich ohne alle Andeutung,
ob die Sache geschehe, oder nicfit [ti glv /Xdeiv::^vor
dem Kommen). Dass auch Isokrates hierfür sich des
Infin. bediene, zeigen Stellen, wie Nie. g. 17. Paneg.
§. 87. 141. 1Ö7. Archid. g. 70. 86. Auch von einge-
tretenen Handlungen winl der Inf. gebraucht, sofern das
Eintreten weder behauptet, noch als Bedingung voraus-
gesetzt werden soll, sondern nur Nebensache ist, vergl.
Evag. g. 49. (i4. Panath. g. 250. Archid. g. 2(i. Paneg.
g. 37. 116. Wenn wir nun enillicli noch wahrnehmen,
wie Isokrates auch in dem Gebrauche von Tiolv ci.v c.
Conj. oder von noiv c. Opt. mit dem regelmassigen
Sprachgebrauch der Griechen übereinstimmt, vgl. Panath.
g. l.'J2. Paneg. g. Id. (der regierende Satz ist dem Sinn
nach negativ) 1 jj. Eiag. g. 63- 'le big. §. ,').; so haben
H ir nicht den mindesten Grund , dem Isokrates jenen
solöken Indic. aufzubürden, und so wenig wir sonst An-
stand nehmen, die Lrl>. Handschrift zu verlassen, wo sie
grammatisch Fehlerhaftes (z. B. Dem. g 24. Tlaip irif)
oder von dem Sprachgebrancbe des Schriftstellers .Ahn ei-
chendes (z. B. eben an unserer Stelle 7Z(jit' )■) gibt, so
wenig können wir hier Bedenken tragen. \\>ct idiöltiiaj ,
mit der Vulg. dTtcü.kutai verglichen, scheint, als ur-
sprüngliche L/esart dlo.iJMtut tm ergeben, welches auch
zu df.iCftaßrjTUUinivu)v passen würde. Vgl. g. i(i. oot/c
o!v o'üxai Toho, uKkoi'C, y.otVTj ri Ti(jdi;tiv uyai>6v,
mnv av Tov^ 7f(Jucnro)TUQ ui'tujii diuKKai;rjy f.iav
äTcXlö^ tXei. Dieser Gedanke nämlich, in g. 17. unil
18. naher ausgeführt, führt Isokrates g. t'i. zu der auf
das Vorangehende sich stützenden Folgerung ij^fjfjv —
öialXu^ai. — g. 33 sind die Herren Herausgeber über
ünukuyoi'itEvuvQ,, wofür B. mit H. Wolf üuüf.oyov-
ftivui^ will, nicht einig. Zwar gibt B. auf die Erin-
nerung Sauppe's (Jahrb. f. Piniol. ISiV. ''. S. 62) zu.
ilass öiio) o'/£io3(tl niit dem Part, construirt werde, er
macht aber geltend, dass Isokrates vuo/.tiyhitrlint sonst
nur mit dem Inf. verbinde. Ref. müclite inilessen in den
von Sanppe angeführten .Stellen die Partt. nicht vom ÖUH-
\oyoi iiivoi abhängig nennen; vielmehr scheint letztere»
den andern Partt. zu näherer Bestimmung beigegeben.
Isäus \'I, g. 49. tritt zu ); öl: TUi t(i>'J iir,Tijo zunächst
oi'Oa doi'f.ij u. s. w. nud zu iliesem letzteren hinwie-
derum oiiuji; üiiol.oyoi luvr : ihre Blutter, die, wofür
sie von allen erkannt wird, Sklavin etc. ist. Das Beson-
dere liegt nui; ilarin , dass, währenil man erwarten würde,
das Part, (ivaci «lurrh ein Adv. uiio) oyufUU'vj^ beslimait
zu sehen, auch das onohoytiaK^ai nach dem sonstigen
Gebrauche dieses Wortes auf die Person bezogen wird.
Gleiches gilt von g. ,56. r«? i}vyar£oii.i öuaKoyovfte-
Vax oi'oai yvijaia- (Dem.) r. Neaer. g. 107. c. Arist.
B. §. 22. Ist aber diese ^'erbindung der classischen
Prosa vindicirt und als regelmässig liegrilFen , so sieht
Ref. auch nicht ein , w jefern man dem Isokrates gegen
das Zeugniss i\ft Handschriften dieselbe dariiin absprechen
katin , weil er in ein paar andern Stollen eine andere
Construction vorzieht. — g. .17. sind die in / und dem
vulgären Te.\te der Antid. fehleiuli-n Worte: yni vi'V
oi'y. ad/y.uj: diiCftofir^Tti Trfp/ ri-;, i^yiuoi/Uc^, die Bek-
ker und Bt. in [ ] geschlossen hatten, mit Recht getilgt;
dass Isokrates zweimal, g. 20. und hier, denselben Ge-
danken mit denselben Worten wiederholt haben sollte,
ist undenkbar. Dagegen ist g. hl. aiTOi^ mit Recht
(wiewohl Baiter nicht einverstanden scheint) von den
Klammern befreit. DIan hafte sich daran wohl nur dess»
lialb gestossen , weil man es irriger Weise auf TCU^ov-
Tior — das an unserer Stelle: gegenwärtig heisst, be-
zogen hatte, und diese falsche Beziehung hatte auch die
Umstellung Tiuv :iii.o. a> ToFs ''■')'• ''■'''• veranlasst. Aber
die Stelle, die es in IE einnimmt: Tujv iruoüVTWV
dyd^'iv niToic, drrti.iTov vfrA\e\\i vor : dy. nT. aizoli
(l) in der Antid. <ind jt den ^'orzng. Wenn im Latein,
und Gricch. zusammengehörige ^Vürtcr auf eine die lo-
gischen Forderungen störende Weise auseinander geris-
sen werden, so geschieht es in diesen für den redneri-
schen 1'ortrag so fein ausgebildeten Sprachen immer nur
aus rhetorischen Gründen. Das natürliche, auf so ver-
schiedene Weise sich manifestirende Gesetz der mensch-
lichen Stimme erfordert einen Wechsel von Hebung und
Senkung. Unmittelbar nach einer Hebung erscheint eino
843
r..eit>. jc.Irnfall,-. .srl.«a.lier. Bpssor »viril ilariim, «ofnii
rill i»ri<.s Uort mit gcholiciipr Stiimiio unil N.i(li'.lrii(k
jr..a|.ri.ilirii »irilpii »oll, ein toiiliisr« Wort als Senkung
rincro li"'«" ('»"rauü sich aiuli ilic ni-tvlilinliche Stclluiijf
ilrr l..iil<>si-ii l'ion.' subst. erklärt) nn.l auf fliese Senkung
rrsf fokt dann «las zweite ilurdi den Ton lierroriu-
lM-li<ii(Ie Wort. Diese zweite lleliniijj soll hier auf (iri f«!-
raii- lie;;en, darum kann es erst nach der Senkung au-
iDi; stehen. — Wiederum ist g. t)2. das hei Bt. nur in
I 1 "esetzto afTiov oi rrunyuvoi mit Retlit aus ilem
Texte lerhannt und y.nriy.njoavTO beibehalten. Die
(iriinde, aus welilien Ref. diese Lesart iler Ambr. Ildschr.
entschieden für die richtige h<'ilt, will er hier nicht wie-
derholen , da er sie in seinem Commentar zu der gricch.
ehrest, entwickelt hat. — g. 70. sehen wir die in F
und allen Handschriften der Antid. fehlenden AVorte ,
welche I5t. mit Uekker und Dindorf beilielialten , Ref.
aus dem Texte fietllst hatte, in BS. ebenfalls getilgt.'
•So «ie hier die Handschriften der Aiitiil , dem \'erderlmiss
durch glussircnde Grainniatiker iiiiiiiler ausgesetzt, das
Richtige erhalten liabeii , so wolil auch ;g. ', .i. in der
Lesart ■ n6 l^'-l} liU , ".ifiir die Handschrift im Paneg.
selbst i'notlifjiiura haben. Letzterer ist BS. gefolgt. —
§. t<|. hat BS. , wie Bl., die Vulg. beibehalten, Ref.
zweifelt nicht, dass »ns dem in 1 und E erhaltenen
o.i'TWV 71 öh-- statt 'E/.f.ädc. als achte Li-sart herzustel-
len sei: i'eitn iiiv oincij Tf?C uiri'yv 71 lii.H^ i)yüi'f.iejoi,
y.otvrv d' aiiviv :i6i iv cr,i'ß/ ,'Mi^a vouiCowii etiai,
lind glaubt die Aiifiialiine dieser Coiijcctiir hinreichend
in dem Comm zur Chrcst. begründet zu haben. Kr setzt
hier nur noch bei, dass das Citat bei Dioii. Halic. de
Fsocr. juil. c. fj. nirlits beweisen kann, da Dionvsios an
dieser Stelle nicht wiirtlicli citiren «ill. Ks sclieint klar,
dass cr.:i(jlr)a zuerst erklüreiiile Randbemerkung »ar,
«eiche i'i den Text eindringend, in der Vulg. das da-
durch erläuterte nütjv, \\i 1\E !>1»t' E/J aöu »erdrSugle.
— §. 87. Iiatte Bt. f.fli iläyi] beibehalten, bei BS. er-
scheint y.ui nach Dindorl's \'organg getilgt. — g. ili.
ist nach FE das Richtigere (i/a/OMV // detvu)V statt
i/ai d. hergestellt. Kbriid. erklärt sich S. für Ci / , wie
-r <iat , und bezieh) dises auf Lvsaiider, der na« h dein
Zeugnisse Aclian's v. h. 1.', 4!. zu den iMotbakcn ge-
hörte. Referent glaubt aber, dass, wenn als Subj. zu
roorvTO nach dem Zusammenhango Niemand anders ge-
dacht werden kann, als die AuyoiVtoTai und insbeson-
dere die ans ihnen genommenen Dekadarchen, die Har-
'niOsten als diejenigen genannt sein müssen, welchen jene
Partei und die Dekailarchen zuniichst frohnen mussten.
Vergl. §. 117 und Xen. Hell. II, 3, 13. 14., ferner
III, Ö, Vi; WO die thebischen Gesandten zu Athen unter
Aoderm über das Verfahren der Spartaner nach Been-
digung des peloponoesischen Kriegs sich folgendermassen
«rassern: toi'C fii^v Eikotiaq ctQ/^toOTui; y.adiOTUvai.
vL^ioioi — äj-kd ui]v xal orq Vfiu)v dTrecriijOuv (pa-
vegfti liotv i}ti]:rnrijy<jTSi' civrl juq fk£i'9eaia<; di-
it'Kfjv ctrTOh öovKdav 7taQSOX>]ifaoev i'Jiö re yc.^
Tuiv o.ijiioOTiöv TVoctworvTat , y.al i'iio dexa avdouiv
y. T. f. — §. 154. kann der Gedanke, den Isokrates
nilsdriii'ken will, kein aiiilcier sein, als: ,,d.is .Schlimmste
ist, d»3s sie zur Vertlieidigiiiig der eigenen Sklaverei zo
844
Felde ziehen, and gegen die kämpfen mässen, welcie
ihre (der in den Reihen ilcr Perser Mitstreitenden) Fre-
heit wünschen." Denn, setzt Isokrates hinzu, auch de-
Sieg befestigt nur ihre Knechtschaft. Diesen Sinn gib
die Vulgata iketBe(J0pl' , aber aucli nur den Sinn des
Isokrates, nicht seine Worte. Vielmehr führt ro/i,' iXiv-
ihfjoii; di;ioi'Oiv ttvai in FE auf toi<; skU'&ii^ovi
a.i;iOvan> eivai, wie schon Dindorf vermuthet hatte. —
§. l^j. hatten Bekker und Dindorf aXkoi^Ev TtO^SV
beibehalten, ohne Zweifel aus denselben Gründen, aus
welclien es zuerst «lern Texte einverleibt ward; man fand
das einfache äkko\}sv zu kahl. Bei näherer Erwägung
wird man sich indessen überzeugen, dass auf dkkoiiev
ein Nachdruck ruhen soll, den das individualisirende
nudrv nur schwächen würde, dass demnach Bl. und BS.
Recht thaten , wenn sie nach FE und den Raudlegarieu
des A'ict. nur akko^ev lesen. — §. IS'.?, hatte Bt. mit
der Vulg., Bekker und Dindorf: TOt^ ijai'X'av üysiv
ßov') (ifit'wois X. zoii 7rok£fj£ii> STiidvuuvatv; BS. tilgt
mit FE ßovXof^ievoi^.
Gewünscht hätte Ref., dass der selbständige Werth
dieser Ausgabe durch vollständigere Aufnahme der wich-
tigeren Varianten (namentlich von FE und im Dem. von
/?, insbesondere in den Fällen, wo die richtige Lesart
minder gesichert ist, und wo der von den Hrn. Heraus-
gebern gelieferte Text von den bedeuteiiileren Handschr.
abweicht) , möchte erhöht wonlen sein. So würde es
z. B. von Interesse sein, zu wissen, ob Dem. §. tW-
auch E '/oitudrojv statt xiijuäiMV hat; wir tindeu
aber in der adnot. crit. der vorliegenden Ausgabe hier-
über keine Andeutung , noch überhaupt , dass F Z
Xoijudvujv statt yripiUTUiv enthalten. — §. 47. haben
FZ i:kl'mjdliao.v und öia TV.; die Hrn. Herausgeber
behalten tkVTl i)&ljfi£v und öl' UL'Ca TU bei, oline der
Variante Erwähnung zu thun , s. o. Im Paneg. fehlen
z. B. im Schluss des g. ISl. die abweichenden Lesarten
von FE, obwohl sie jedenfalls geeignet sind, gegen die
Richtigkeit der A'ulg. Zweifel zu erregen. Ad Nie. §. 38.
ist mit Bekker d, ro/5 avTOU TTCC/aiv dv OVftßovXsv-
aeia^i in den Text aufgenommen, ohne dass man erfährt,
ob nur aus F zJ , oder auch aus E. Hei. enc. §. 48-
ist ohne Angabe einer Variante: rrii; deuQ (ftkoveixov-
oai gegeben, wo /wahrscheinlich das achte rot'5 i^fot't
(flkovtiyoivTai erhalten hat; ebenso zuvor mit Bekker
ijv , wo F und die A'iilg. tiij haben. — |§ 51. hat Fz/
das richtigere dTTiiMciV , BS. mit Bekker ohne Angabe
einer Var. enavü.ihiv. Archid. g. 53. BS. mit Bekker
ökiyov^ 7li()i uvtuv ohne Erwähnuog der Lesart: 6k.
■vuhi neui airvv in 1'. §. /S. nukiooy.iav nach Bek-
Jter , mit üehergehnng d' s richtigeren nukiogy/ai; in F-
Die äussere Ausstattung ist sehr schön, der Druck correct.
Ref. ist wenigstens, so weit er die Ausgabe durchsah,
auf keinen Druckfehler gestossen.
Nr .>. ist ein sauber ausgestatteter, correrter Textes-
abilruck von Nr. l., welcher sich auch wegen lies billig
gestellten Preises (15 Gr. das Baulichen) zur Einführung
in Srhuleir empfiehlt.
Miilbroiiii. ?F. BäumleiH'
m&
H46
8$. Uebcr die Echlhei'l tfer lyrisciit'ii l'iben-csle
des Veslritius Spiirimwi, mit bLsonilerer Sit riicksich-
tigiiii;; der Bcai b( iliiiiiü; derselben diireli
Dr. Moritz Axt:
Vestritii Spurinnae lyricae reliquiae. Recognovit, in
germunicum convertit et cum amiotationiius svpe-
rioruiu interpretum, quibus suas udiecit, sepurnlim
edidit C. A. Mauritius A.vtius. Franiofnrti a. M.
apiKl J. D. Sanerl;ii.<lor. WDCCCXL. (H(i S. 8-
4 Seiten Text mit gegenübeistehpiuler , dum S}l-
heiiiisass des Oriäjinals entsprctlifiiJf r dculschcr
Ueliersetziiiig).
Beiiitiieilt 1011 Dr. Jacob, Prof. zu Pforta, in Ja/in's
Jahrbb. für Pliilul. und Piidag. XXXIII, ?. |). U)0— (i9
niul von Ditlenburger , Olierlehrer in Aaciieii, in dieser
Zeitsclirift 184 1. -{• Heft. Gvmoasialzeitung Nr. 14.
p. lUS— 112.
Je geriii^'pr die Anzahl ilor rOinlsoheii Lyriker fiber-
haapt ist, ili-ren Werke nir tlieils lollstanilig, h ie die
GeJirhte des Hornz und Catull, theils in kleineren
Ueberreüteu und Hru< fastüeken, Ijelindlich bei Wernsdorf
Poet. Kiat. Min. T. III. j». 32 i ff., besitzen, und je we-
niger sieh jterade jene kli'Mieren Uebcrreste der rüniisilien
Jjvrik bis jetzt einer zeil^eui.'issen philologisch - ästhe-
tischen Ri'iision zu erfreuen gehabt halion, desto sicherer
würde »ich derjiiii;;e ilen Dank des sich für derartige
.Studien interessirenden Pnblicnnis erwerben, «elchcr, mit
ti'irhligen phllnlogischen Kenntnissen und einem Ssthetisrh
geläuterten Gesclimacke ausgerüstet, im Interesse der
|)oetischen rnniischen Literatur etuas zur Erreiciiung rlie-
i-es Zweckes beizutragen bemüht wüte. Wir nahmen
daher die bezeichnete neue Ausgabe des lon Plinius
Episf. III, '. so sehr gerühmten l'estritius soiiohl aus
dem soeben angefühlten Grunde, als aui h beson<leis dess-
halb begierig zur Hand, »eil wir darin eine den heu-
tigen 11 issenschaltliclien Forderungen enfsjireclipnde neue
philologisch - iinthetische üntersuchnng über die Echtheit
jener theils rom ersten Heransgeber selbst, theils »on
Andern bald nach ilirem lOrscheineii atigezweifelten , an-
derwärts aber auch als echt lertlieidigtcn vier in dem
zweiten asklepiailisclien A'ersmasse gedichteten lyrischen
Oden des l'estritius Spurinna erwarteten, und diess um
«I» melir , als uns von ür. Julius Held eine selir gedie-
gene kleine, mehr skizxirende , als abschliessende Unter-
suchung über diesen Gegenstand , enthalten in folgender
kleinen Schrift: ,,Ueier den If'erth der Ih-iefstiviinlung
des jüngeren t'tinius in liexug auf Geschichte der Li-
teratur'''' {mit einem Epimetrum continens l'ragiienta qua-
luor ndarurn Icslritii Spurinnae nullo nomine adscri-
liendnrum) Hieslau bei Cenrg Philipp Aderholz 1 8 i'^. 8.
.')U S. denselben j). 2 J — .'JO a"' destructivem Wege dem
Ziele zienili(h nahe gebracht zu haben schien, so dass
wir in der A.vtische/i Schrift eine Entgegnung der Hei-
ilischen Abhanilliing suchten. Allein vergebens! denn
nirgends findet sich in derselben eine Spur der Uenutziing
derselben, »eiche aufDiMender Weise auch den bisherigen
lienrlheileni der Axtischen Schrift unbekannt geblieben
lU sein scheint, obgleich die ' orhindensoin einer solchen
.S< lirifl termiltc'Ist der lierwi ksichti(;niig der Literatur iler
Hrie/'e des jüngeren Plinius nielit nt gar »i-liHer »n ini-
decken war Je nichtiger aber die.te T.vMtr kurze, jt'docli
philologisch - ästhetisch sehr gut »ehaltenu und zu einer
abschliessenden liiitersiichniig sehr anregende und för-
dernde Skiz/.e lon Held ist, desto eher gl.iiilien wir die
Aufmerksamkeit des grösseren pliilolo^isi heii Pnblirnms
auf dieselbe lenken iinil sie /.nr Grnnillage unserer eige-
nen llutersni hnng machen /.u können, uehher wir eine
/curze Darstellung der bisherigen Schichsae und lieur-
thejlung der Spurinnischen Oden i oraucschicken.
Es fand nämlich iliese Gedichle zuerst der ehemals
als Philolog zwar berühmte , doch in seinen lUittheilun.
gen über angeblich von ihui gefundene Handschriften der
Classiker nicht immer ganz glaubwürdige Kaspar Barth
nebst mehreren anderen classisclien lieberreslen (Senecae
Epistolae in locus coii:munes rednclae: liber ordine al-
phabetico complexus dicta Sapientuin ii Thalete, (>rae-
curuin primo philosopho , ad Priscianuin, ultimum (iram-
waticuin Latinorum nach Jf'ernsdorf \>. liit. — Hartk's
Ausgabe der Poetae lenat. et liucol. Lat. ist mir nii'lif
zur Hand — und Uoethias de (- onsolatione Philusophiae,
Pervigilii Veneria fragmentum unter Seneca^s Namen ,
nach ebendemselben |>, .'>J7), angeblich in einer alten
Pergamenthandschrift zu Merseburg *) unter Trümmern
einer alten reinachlü.ssigteii iiibliulliek , doch weder in
derselben Ordnung, noch Abtheilung, wie sie Barth selbst
in seiner Ausgabe geordnet und eingetheilt hat, sondern
oAne Absatz der Zeil ii [perpetuo versuum tenore) mit
der üebersrhrift : „Incipit l esprucius Spurinna de con-
temtu seculi ad Mnrtium''^, und gab diesellien in seiner
Ausgabe der Poetae lenulici et Bucolici I.atini, llanoiii
1614, hinter Gratii Cijnegeticon niit der Henierknng
heraus, dass er weder wisse, wer der Verfasser sei,
noch wann er gelebt habe; dass derselbe jedoch ein Christ
sei, gebe die Ueberschrijt der Handschrift „de conlemtu
seculi^' zu erkennen , /'alls dieselbe ?ticht etira von einem
abschreibenden Mönche herrühre , da die .^lonclie sieh
lange die Freiheit geiiomuien hätten, aus christlichen
Schriftstellern heiduischc, aus heidnischen christliche zu
machen; dass aber der Schriftsteller kein neuer, son-
dern ein alter sei, beweise der Stil, welcher für das
Mittelalter zu gut sei, und zu viele Gräcismen enthalte-
Später gab Kaspar Barth diese Gedichte nochmals in den
Adversaria XV', ."i. heraus, wo er zuerst daraui hinwies,
dass eines lyrischen Dichters J estritius Spurinna der
jüngere Plinius Erwähnung thue, ob aber jene Oden
von diesem selbst, oder von einem Mönche, oder sonst
Jemand aus echten Gedichten des Spurinna ausgezogen
seien, wolle er Andern zu entscheiden Überlasseti , wie-
wohl die vielen Gräcismen und philosophischen Dinge
darin auf ein besseres Zeitalter l\inzmceisen schienen.
'] Murtis/iur^i, aus «elclicr lateinischen Bezcicbnnns <ler
Sladt AJerseburg in der pren=s. Provinz Sachsen Bahr
in seiner rüoi. Lili r.itnri;cscbicbti! §. t27., Held a a. O..
sowie <lic i'iliiigen (ichhrlen, welche über die Gedichle
des y<:itrilius Spurinna gesprochen haben , 7. B. Grasst
in seiner allt;enH'iiv'ii Litcrargescb. aller Völker Band 1.
Ablh. 'i. p. SOi inliitinilicb , wie Axt p. 7. Not. 3. nacb-
w I,' , Mtirlur;^ ijciuacbt h;ibon.
847
848
In ilcrseUicii Stelle gegpii Jas Euilo .'liissert er, er wolle
Übel- den H'eith dieser Gedichte die Gdelirten urlheilen
l.mseii. Kiiie in's Kinzi'liio ({«•hciido l'iilorsiK limig ;iber
*iir KriMilK-iiiiii; ticr Waliilicit li.it Bartli , falls unsere
»litrr niitoii aiiiiifülii cnilc und naher zu legriindenilo
f.rmnlliiini; uns niclit «rügt, HoJer geben kiinnen, n«. h
»ollen. Junus Uliliua dagegen in seinen Prulegg- zu
Gratiiis {Poet. Vemit.) p. 81 li»« '1'» Veruiudiung aufge-
stellt , diiss Jene Oden nicht echt, sondern nach den An-
deutungen hei Flinius Hier Jen Vestritius Spurinna von
irgend Jemand, icuhl gar von Kaspar Barth selbst, oder
irgend einem Aelleren verfertigt seien. Joh. Alb. Fabri-
cius in der ISibl. bat. Lil.. I. Cap. 16- |). ^öl äussert
gar, dass Alles in diesen Oden aus dem Briefe des PH-
nius entlehnt sei. Dagegen aber bemerkt Joh. Mallh.
Cesner in seiner Ausgabe der Briefe des Plinius, dass
zicar nicht die Worte, wohl aber der Stoff zu diesen
Oden, der uns das Bild eines Mannes darstelle, welcher
xich nach einem geschiij tsvollen, vorzugsweise dem Sta.te
gewidmeten Leben in die Masse des Privatlebens zurück-
ziehe, von einem Scholastiker {i scholasticus) oder wohl
>'ar von Barth selbst aus Plinius entlehnt und zu Jenen
der Gedichten verarbeitet worden sei, so dass also das
tiauze für eine 31>s)ifi(aticn zu hallen uSre, dergleiehi'U
siih auch andere inchlige ältere Philologen, «ie z. B.
Muretus mit seinem Pseudo - Attius und Trabea (efr.
Baiile Dict. hist. s. i. Trabea T. IM. p. 752 und Fabric.
UM. Lat. T. III. |). 23!; sq ) erlaubt haben. U'ernsdorf,
»eil her diese Od<n in seine l'oet. Lat. Min. T. III.
J). j.'j sq. anfgonoinmeii hat, gesteht, anfangs teeren
so vieles Bruchstücklichen und Dunkeln in Jen^n Gedich-
ten auch diese Ansicht gehabt und daher Anstand ge-
nommen zu haben, dii'selben seiner Sammlung der klei-
neren riimischen Lijriker in den gedachten t'oet. Lat. Min.
einzuiffleiben , allein das günstige Urtheil iiher den
U'erth derselben von einem sehr gelehrten Kritiker Gottl.
Sie°fr. Bayer in einem liriefe an Joh. Malth. Gesner
(lergl. dessen .4nmerk. zu dem ei wähnten lincfe des Plül.j,
befindlich in einer „Sijlloge Epistolarum varii ar-
gumenti ab Uhlio l. CL edila'' Vol. 1. \,. 'M- uiul
in einem anderen an denselben in ilersellien Sijltog.
|i. '1~ , welcher kein Bedenken über die Echtheit Jener
Oden habe laut werden lassen, habe ihn endlich be-
stimmt, dieselben in seine Sammlung aiifzunehinen , unil
er seilst entscheidet sich dahin, dass, wenn diese Oden
auch nach Plinius Briefe gedichtet, doch nicht von Barth
erdichtet sein könnten, weil I) derselbe selbst nicht all-
zugünstig über dieselben urt heile, 'J) er selbst über den
wahren Urheber derselben zweifelhaft sei, 3) er selbst
die Mängel und Fehler der Handschrift zugleich mit den
vielen Lücken gewissenhaft anzeige, und endlich 4) der-
selbe dieselben nicht selbst zu verbessern oder auszufül-
len und zu erklären gewagt habe, »vas diejenigen zu tliuu
i)fle;;teii, »eiche sich ihrer Fiinde fri'Uteii und riilimlen;
ausserdem habe Kaspar Barth die Handschrift, welche
diese Gedichte enthalte, mit den übrigen dirin befind-
lichen Stücken vollständig beschrieben , den Ort und die
Bibliothek, worin er dieselben gefunden, offen angezeigt
and sich ausserdem darüber virirundert, dass Georg Fa-
liricius, der einst dieselbe Bibliothek- untersucht , diesel-
ben nicht vom Schimmel befreit habe. Diess Alles habe
Barth nicht so olTcu erzählen und sogar den Argubhni-
sclieii den Weg zur Erforschung der Wahrheit zeigen
künnen , nenn er selbst haUe befürchten müssen , dass
sein Betrug entdeckt werde. Seine eigene IMeinung aber
entferne sich nicht »eit von der Ansicht Kaspar Bartil's.
Dass der von Plinius angeführte Spurinna diese Ge-
dichte geschrieben habe, wolle er nicht behaupten^ denn
wiewohl derselbe einst lyrische Gedichte geschrieben habe,
so schienen dieselben doch entweder codi Verfasser nicht
verüirentllcht, sondern im Schranke untergegangen, oder,
»enn sie auch reröffentlicht viurden w.'iren , nicht auf
die Nachwelt gekomnien zu sein, weil dieselben ron kei-
nem der alten (irammatiker oder Comnieiitatorcn ange-
führt, unil S;oriniia selbst von keinem der Alten unter
den berülimten lyrischen Dichtern genannt werde, doch,
»ie es öfters geschehen sei, kiimiten die Oden, wie der
Stil und der Inhalt beweise, entweder aus echten Ge-
dichten des t'estritius Spurinna, welche einst existirt
hätten, zusammengezogen und zusammengesetzt, oder,
was ihm selbst wahrscheinlicher sei, von einem andern,
doch alten Dichter nach dem Bn'efe des Plinius gedich-
tet worden sein. Denn, obwohl Spurinna in edler Alusse
ein ruhiges Leben verlebt habe, so könne man doch dess-
halh nicht behaupten, d^ss seine Gedichte nur davon ge-
handelt hätten; auch könne er jene von Plinius an den
(aedicliten des Spurinna so sehr gerühmten Eigenschaf-
ten der mira dulcedo , mira suavitas und mira hilaritas
nicht gerade so gross finden, wieivobl er tWe sancta gra-
vitas anerkenne; doch habe jener Dichter, um ein des
Testrilius ȟrdiges Gedicht zu dichten, das von Plinius
entuorfene Bild des Spurinna in seinen Gedichten wie-
derzugeben sich bemüht, und zwar nicht bloss nach jenem
über Vestritius speciell handelnden Briefe , sondern auch
nach andern Stellen des Plinius und gleichzeitiger Schrift-
steller, welche ebenfalls eine ehreniolle l\liis«e piiessen.
Demnach glaube er, habe Jener unbekannte Schriftsteller
nicht bloss das Bild eines Mannes selbst, welcher ttach
einem geschäftsvollen Leben sich in die stille Müsse zu-
rückziehe, aus der Erzählung des Plinius geschöpft,
sondern auch einzelne Worte und Gedanken desselben
benutzt, wovon er Beispiele in seinen Anmerkungen gegeben
habe. Dass der Verf. dieser Gedichte Stelleu anderer Schrift-
steller zu seinem ZmccLp benutzt habe, glaube er daran er-
kannt zu haben, dass derselbe Vieles in deiiselbeu nach dem
Geschiiiarke des Plinius und Seneca, aus welches Letzteren
Briefen sich sogen, moralis he Sentenzen ausgezo;;en in der-
selben Ilandschiift fanden, dargestellt habe, und viel-
leicht habe derselbe den Mamen des l estritius Spurinna
diesen Oilen nicht vnri;efetzt, um dadurch den wahren
Verfasser /u bezeichnen, sondern nur die Manier anzu-
deuten, in der er gedichtet habe, wie z. B. der Titel
Calonis Disticlia nicht bedeute , ilass diese .Sentenzen
wirklich ton <lein alten Caio seien, sondern nur, das»
dieselben im Geiste des allen Caln verfertigt seien ; doch
scheine der Verfasser kein Schri/tstel er eines späteren
Jahrhundei Is oder der sinkenden Latinität , sondern ein
sehr alter und ron Spurinna selbst nicht weit entfern-
ter, denn es fänden sich in den Gedichten berühmte und
gewichlvolle Aussprüche und unzweideutige Spuren der
849
850
alten Philosnpbie, ausserdem eine gewühlle, des classisclien
Zeitall eiH nicht unwürdige Latiniiät, ein für das Mit-
teAnlter zu fein gebildeler Stil und viele ( ■ räcismen ,
in'lclic (larniif liin/.iiM cispii m liii-ii<>n , <lass sie aus erhtpri
<»i>(li< lit'-n (li'S Spurinna, zusainmeiigezogen oiler aus Stü-
«Ivpii (lessrlbcn ziisaiiinipii';e.''<'<''t seioii: denn wer iliese
(Jedichte >o mit Grücismen "i"! anderen Blumen der äl-
teren Latiniiät habe aiissclinu'ickcu können, der mi'isse
entweder Spurinna selbst gewesen sein, oder seine S|ira-
clip ansserordentlirli gut üekannf haben. Und wenn auch
im Mittelalfer einzelne, nii ht sihlerhte Srhriftsteller sirh
fänden, weche ein ähnliclips (ieilirlit hatten verfertigen
können, so würde dorb ein jüngerer und vom Zeitalter
des Abschreibers nicht weit entfernter, nicht die gegebe-
nen i5rnclis(ücke, sondern ein lollst.'lndiges Exemplar zum
Abschreiben erhalten haben. Der Umstand aber, dass der
Abschreiber diese Bruchsliicke so bruchsti'icklich abge-
schrieben und zwischen amlere Driichstücke und Stellen
alter Schriftsteller gestellt habe, beweise, dass derselbe
das Alterthum habe ehren und das al(e Gedieht erhalten
wollen, wienolil es schon durch die Unbilden der Zeit
nnd die Nachlässigkeit der früheren Alischreiber sehr
verdorben gewesen sei, so*»-ie das in derselben Handschrift
befindliche, am Anfange und Knde verstümmelte Pervi-
gilium Veneris. Der Titel ,,rfe cnnteinlu seculi^' rühre
wohl von einem abschreibenden .llnnche her. In den ,•/</-
denda zu dem Frooem. de Mario iCelso^) aber (Tom. IV,
j>. S40 scj.), welcher Carm. I, 'J. erivähnt werde, der
ein vertrauter Frennd und Geführte des Vestrilius Spu-
rinna gewesen sei. neigt sich H ernsdnr/ wieder bestimm-
ter zu der IMeinuiif; hin, dnss de Gedichte wirklich echte
tiedichle des lestrilius Spurinna seien, weil, wenn ein
jüngerer Dichter dieselben dem l esirilius Spurinna un-
tergescholren liStte , derselbe wohl eher irgend einen an-
deren bekannteren INanien , als den nur von dem Ab-
schreiber in ilen bekannteren Mnriius reründerten würde
gebraucht haben. Der von U ernsdorf rühmlichst erwc'ihnle
Gottl. Sig/r. Bayer, dessen Bearbeitung dieser Wrisilien
Bruchstücke des angeblichen Vestritius Spurinna sirh als
ein opus poslurnum desselben unter dem Titel ;,De Fe-
slrilio Spuriitna Lyrico et eins fragmentis'^ in den Cotn-
mentarii academiae scienliarum Pelritpolilanae Tom. XI.
(nicht IX., wie Axt und der ihm folgende Recensent in
dieser Zeitschrift a. a. O. p. |()() ciiiren) ail a. 1 /.S '.
Petropoli 1750. p. 311 ff- abgedruckt findet, hat ausser
dem oben angeführten allgemeinen Urtheile des snbjec-
tiien Gef.illens an jenen Gedichten in seiner Bearbeitung
derselben keine die Echtheit derselben wissenschaftlich
begründende Untersuchung nach aus dem Charakter der
Gedichte selbst geschöpften Beweisen geführt; ebensowenig
Hr. Axt, welcher ;n der Einleit. p. ]U nur IVernsdorf's
Schwanken tadelnd , das allgemeine unbewiesene Ur-
tbeil fällt, dass die Ueberreste dieser Gedichte so be-
schaffen seien, dass nur ein Starrkopf Bedenken tragen
könne, dieselben als echt anzuerkennen; denn würdig des
Vestritius seien die Gedanken , würdig die Sprache und
nirgends der Zusammenhang für einen lyrischen Dichter
zu locker , so dass dieselben als verstümmelt zusammett-
getragen erscheinen könnten. Allem dieser in der Ein-
leitung ron Hrn. Axt diesen Gedichten gehaltenen l^ub-
Zeilschr. / d AhenUumny.
red« wldcrsprirhi lu den Anmerkungen desselben faciisrh
•ler [nistand, <Uss er in ilenselben sich so oft genöthigt
sieht, die bei iler Erklärung der einzelnen Stellen dieser
<i<-dirhfe sich ihm unabweislich aufdringenden iMangel-
hafligkeiten auf die gewaltsamste und künstlichst« Weise
theils durch kühne Emendntunen , theils durch Erklä-
rungen, ppstnt/.t auf die ge>uchli'sten Parallelslellen an-
derer, sehr später Dichter, hinwegzuräumen, wiewiihl ihm
diess nur selten recht gelungen ist , was auch llr. üit-
lenburger a. a. O. p. I(l') richtig bemerkt hat, welcher
sich mehr zu der Unechlheit , als Echtheit hinzuneigen
scheint, wenn er sagt: „Mögen die vier in asklepiadei-
sclien Versmassen geschriebenen Fragmente wirklich von
Spurinna sein oder nicht, so scheinen sie doch kaum
den f^leiss und die gelehrte Ausstattung zu verdienen,
deren sie Hr. Axt in dieser Ausgabe gewürdigt hat. Den»
es wird schicerlich dem grössten Lobredner gelingen, sie
von dem Vorwurf gewaltiger Geschraubtheit der Gedan-
ken , einer kaum zu erhellenden Dunkelhe t in //' ortge-
brauch und Satzbau, sowie eines übermässigen Schwul-
stes zu befreien.''^ Hr. Jacob in seiner Recensiou der
.Ixtisrlien Hearbcitiing dieser Bruchstücke hat leider diese
Authenticitätsfrage ganz unberücksichtigt gelassen, und nur
die Erklärung, die philologischen Itenie' hangen Hrn. Axl's,
welchen er einen pädagogischen Werth zuschreibt, kurz
beurtheilt und dieselben mit einigen eigenen ähnlichen
Beinerkuiigen begleitet, wiewohl gerade diese sogenann-
ten päd go^^ischen .Aiiiiierkun^en , wie Hr. Ditlenburger
p. III ebcnf.ills sehr richlig bemerkt, gerade hi. r nii ht
eben gut angebracht sind. Ausser seinem eigenen Urtheile
beruft sich Hr. A.rt noi h auf die die Echtheit dieser Gedichte
bestätigenden Urtheile einiger anderen tüchtigen Gelehrten
und Dichter, auf Martin Opitz, welcher in der Einlei-
tung zu seinen Werken geäussert habe, dass je weniger
Verse des J esirilius auf die Sachwelt gekommen seien ,
desto 7iiehr dieselben das l erlangen ?iai h den übrigen
rege machten, auf Fried- Aug. IVolf, welcher in seinen
Vorlesungen über die röm. Literaturgesch , herausgegeben
von Gürtler, Leipz. I.S.i2. p. 23S ilen Vestrilius Spu-
rinna so anführe, dass es offenbar sei, er habe dieselben
für echt gehalten, ferner auf Mitscherlich , welcher die-
selben zu Hor.it. Carm. H, Ui, 'J — 1,'. ohne allen Bei-
salz unter dem Manien Vestritius Spurinna citirt habe,
endlich auf seinen gelehrten Frennd Dr. Rigler, welcher
diese Gedichte in einem Clever Gvniuasialprcigramme vom
Jahr IS.?' (Annot. ma.vimam partern criticae in poet.,
qui min- oocantur) ebenfalls für echt erklart habe. Allein
da blosse allgemeine ästhetische Urtheile des subjectiren
Geschmackes selbst aus dem Munde der berühmtesten
HJänner keinen rein wissenschaftlichen Werth haben, so
können dieselben nicht für entscheidend angesehen wer-
den, sondern nur aus dem Inhalte und der Form dieser
Gedichte selbst mit Uerücksichtiguiig des bekannten Pli-
nianischen Briefes, als <ler sichersten Basis einer rich-
tigen Bciirtheilung der Echtheit oder Lnechlheit derselben,
abgeleitete Beweise, welihen Weg zueist Held in seiner
oben angeführten, zwar kurzen, aber gründlichen .Ski/ze
einer derartigen Untersuchung eingeschlagen liat. \^ e^s-
halh wir sehr bedauern, dnss <lieselbc Hrn. A.rt zum
grossen Marhtheile seiner Bearbeitung völlig unbekannt
5ü
851
f^5?
•■•»Iiliolicii , ila ilrrscllii- l)ei sciiipin sonstigen Srliarfsinne ,
«ei^irr oi'ilir"-!'!!!'!! Grlrlirsanikeil iiiiil Ix-iliMiteiiili-ii .'iütlip-
(isclirii liililiiii« iT.-irll civil Hort [;r;;pl)riieii Aiiilriltilii)rrii
ffpMiss /il s;-'!": ;>iiiliTi>ii Ri'$iilt,it<'ii «lirilp (;;<-laii<;t sriii ,
als i-s SD «li'r t"'>ll '»'• Utxli srlifiiit ihn iiliiTliaii|)t mehr
eine fpitisso ilr.'tiijji-ixlp KiU , von iler sich niaiirhc .Spu-
ren in jener Ueorlieidiiij;' zu finden si heineil, lon einer
tieferen lintersnrhuiij; ilieser Frnge ahteliaUen zu lialien,
«ts (las eiifendiche \'erkeniieii lies aufzn(;reifeii(leii .S(an(l-
punrtes in «ierselben; da er, »enn er ileii Comiiieiitar
eher tiichlit; dnrrli»earbeifef , als sein Urtlnil iHier die
Echtheit «lieser (ledichte niedergesrhriehen hatte , gewiss
nirlit so sicnstig fther dieses poetische Prodiict »n'irile ge-
irrtheiit halien, insofern er die Mängel ilesselUeii in dem
Commentiire selbst gefühlt, und oft in schwierige Eiit-
»dieidungen ier»ifkplt worden ist, in »eiche er gewiss
nicht geralhen sein wiinle, »enn jene Oden so vollkom-
men waren, wie sie ihm in der Vorrede erschienen sind.
Daher glauben wir, dass derselbe sein günstiges Urtheil
nicht aus einer allseitig erwogenen Durcharbeitung sei-
nes StoH'es gewonnen habe, sniidern dasselbe eher fertig
gewesen sei, als der Commentar , welcher, wie manche
Unebenheit ilesselhen zeigt, in zu kurzer Zeit abgefasst
und von dem Verfasser nicht noch einmal diirchgeseben
worden zu sein scheint, um den Totaleindruvk desselben
zur (iewinnung eine« aus «lern Charakter der Geiiichte
selbst hergeleiteten sicheren Lrtheiles über den wahren
Jf'crth und die Echtheit oder ünechtheit «Ierselben bes-
ser in sich auf/unehmen, als es bei einer einfachen Lee-
füre der Gedichte selbst ohne vorausgegangene philo'
logisch- ästhetische Prüfung derselben im Einzelnen der
Fall sein kann. Da nun Hrn. Held's Urtheil, wie wir
oben bemerkt haben, allein auf der Grundlage einer der-
artigen , «lern Gesammturtheile über ilie Echtheit oder
Ünechtheit vorangehenilen Specialunfersnchung zu beruhen
scheint, von der sich genügende Proben in seinem Schrift
chen finden , so hat ilasselbe allein unter den bis jetzt
aufgestellten Urtlieilen über die Echtheit oder Ünechtheit
dieser Gedichte einen wissenschaftlichen VVerth, und ver-
dient zur Grundlage einer auslnhrliclieii Untersuchung
gemacht zu werden. Dieues Urtheil aber lautet im All-
gemeinen dahin, dass die Gedichte des Vestrilius Spu-
rinna, dessen ersten Namen der erste l'ers der ersten
Ode nenne, schwerlich irgend einen Antheil an Jenen
vier Oden haben können, insofern die in denselben <luri:h-
gelührten Themata über «lie Verächtlichkeit des Jahrhun-
derts, das Lob ehrenvoller Armuth, das Glück der Ab-
geschiedenheit, obgleich auch Spurinna diese Dinge habe
besingen küiinen , «loch mehr der llvpocliomltie eines
Mouche», als dem kräftigen und heiteren Sinne eines
tapferen Generales, wie ihn Plinius schildere, zustimmen
«lürfen, iiikI auch der sich kundgebende Geist, sowie «lie
Darstellung ganz der von Plinius gegebenen Schilderung
«Ics Dichters eiitgegenzusein scheine, da Plinius Lieblich-
keit [dulcedo) und Anmuth (suavitas) an den Geilirliteu
lies Spurinna rnhine, aber diese Eigenschaften noch keiner
der Gelehrten in jenen Oden gefunden haben wolle,
welche in «ler Tliat auch fehlten. Auch Hessen ihn die
vielen im Einzelnen zu machenden Aussteltungen Beden-
ken tragen , in den erhaltenen Trümmern Spuren der
Lieder des l estritius Spurinna oder irgend eines andern
antiken Dichters zu finden, nml er sei eher geneigt, z»
glauben, dass nach dem liriefe des Plinius ein Miinch
diese vier Oden gejertigt habe, wiewuhl derselbe freilich
den lirief lies Plinius nur gelesen, nicht studirt zu haben
scheine; übrigens gestehe er, dass in ihm der Verdacht
entstanden , der Auetor, wc ' er auch gewesen sein möge,
habe die Arbeit unbeendigt liegen lassen, denn die sich
vorfindenden Lücken Hessen auf eine bedeutende Ver-
legenheit desselben in metrischer Heziehung schliesseii.
Den Verdacht aber eines literarischen Betruges von .Sei-
fen lüispur Bartli's, «ler wegen «les Inhaltes bald nach
«lern Ersilieinen der Oileii rege geworden sei, iiabe
IVernsdorf hinreicheiiil von demselben entfernt, lir selbst
habe Kaspar Ijarth's Juvenilia gelesen, dieselben aber,
obgleich sie nu-ht gerade vortreillich seien, doch nicht
so schlecht gefunden, wie jene vier Oden.
Um nun etvvas mehr iii^s Einzelne zu gehen, so sucht
Held ans iten von den früheren Herausgebern gar ni«'ht
beriiiksiclitigten Widersprüchen , in ileneii der Pliniaw-
sche lifief zu dem Inhalte dieser Oden steht, aus der
geschnacklosen IVihl nml Durchf'ühruns, der in densel-
ben behandelten Themata , wehhe Gegenstände die Her-
ansgeber ebenfalls ganz niiberücksichligt gelassen haben,
sowie endlich ans der geschraubten und dunkeln Gedan-
ken- und Sprachdarstellung, welche dieselben wohl ein-
gesehen , aber von einem ganz falschen Standpuncte aus
betrachtend, oft auf die inerkw üriligsle Weise in .Scliut«
zu nehinen gesucht haben, nachzuweisen, dass diese Oden
nicht nur nicht von dem Vestritius Spurinyia, sondern
nicht einmal von irgend einem anderen antiken Dichter
sein können- Wahrend nämlich Plinius den alten Vestri-
tius Spurinna uns als einen Greis darstellt, der, nach-
dem er in den verschiedensten, ehrenvollsten Staatsämtern
die Stürme lies Staatslebens erfahren , noch in seinem
sieben und siebenzigsten Jahre im ungeschwächten Ge-
nüsse seiner Körper- und Geisteskräfte in seiner Zu-
rückgezogenheit vom Staatsleben ein recht behagliches,
zufriedenes Privatleben führe, und oft noch bis tief in
die Mitternacht beim fröhlichen Mahle im Kreise trauter
Freunde auf die heiterste IV eise verweile, und li/rischt
Gedichte in griechischer und lateinischer Sprache mit
vielem Aufwände von Getehrsnmkeit , bewundernswürdiger
Lieblichkeit, Anmuth und tmschuldiger Heiterkeit verfer-
tige, erscheint ilerseihe in ileii uns vorliegenden Oden i7t
demselben Aller als ein geistig und körperlich stumpfer,
gebrechlicher , abgelebter, in Missntuth über die Vergäng-
lichkeit und Eitelkeit aller irdischen Glückseligkeit ver-
sunkener und die Verachtung derselben preissender Alter,
dessen Gedichte, wie schon die Wahl des Stoff'es, Lob
einer ehr e?iv ollen Armuth, einer der l^ elt ent-
sagendeti Einsamkeit , Verachtung irdischer
Ehre, beweist, sämmtlich einen düsteren, schwermüthigeu.
iiicht , wie Plinius sagt, unschuldig heiteren Charakter
haben; die von demselben gerühmte Anmuth und Lieb-
lichkeit seiner Gedichte verwandelt sii h hier in einen
unangenehmen, übermässigen Schwulst, Dun-
kelheit, Verworrenheit und Geschraubt heit der
Gedanken, häufig versetzt mit übel angewandten
Remiscensen aus älteren Dichtern; von der eben-
853
854
falli von Plinius gerühmlen Gelehr s amlceit ist keine
Spur vorhanden, man viüsste denn das Unverständ-
liche, Dunkle und Verworrene, sowie die e r 71 s t e n,
philosopliis chen und moralischen, aber a'.ler Tiefe
ermangelnden G edanken und missbrauchten Kemis-
cenzen Jür Gelehrsamkeit halten. Ua ferner zur Lieb-
liclikeit und Anmuth ilocli wolil auch Klarheit, Einfach-
heit Uli«! Correctheil des Stiles und Metrums gehört, fin-
den wir in diesen Oden dagegen grüsstentheils gerade
das Gegentheil, bestehend in grammatischen, lexikalischen
und Metrischen kaum irgendno anders bei rüniischen Clas-
sikern nachzuweisenden Seltenheiten , »o nicht geradezu
Uncorrectheiten , verworrenem Satzbaue und unzusam-
menhängenden , oft ganz unverständlichen Gedanken ,
wienuhl sich hin und wieder auch einzelne Lichtpuncte
zeigen, welche eine gewisse |)<ic'fisclie und .sprachliche
Leichtigkeit verratheii, die di'Ui Dichter zu Geliote sfand.
Die sogenannten Gräcismen und Blumen älterer Latini-
lüt , welche die Herausgeber für Mpuren der Echtheit
dieser Oden oder Benutzung echter Oden des Spurinna
von Seifen eines anderen Dichters halten, scheinen diese
£hre nicht zu verdienen, da die Gräcismen ziiin Theil
äusserst seltene, zum Theil misslangene , zum Tlicil auf
falscher Kritik und Exegese beruhende sind, die Blumen
alter Latinilüt aber selir sparsam und zweifelhaft sind;
endlich alle» Diess einst wohl ebenso gut, wie jetzt ,
(beils nach richtii^en , theils nach falschen Analogien
nachgeahmt werden konnte, sowie die philosophischen
Gedanken eben keine solche Ei^enthrimliclikeit Piilhalten,
dass sie für classische Originalgedanken gehalten »erden
niüssten. Sollte es nun unter diesen Umständen wohl
denkbar sein, dass der fein gebildete und in seinen ei-
genen Briefen so anmuthige und geschmackvolle Plinius,
der so oft als gediegener und gewandter Kunsfrichter in
literarischen ErscheiniingenseinerZeitgenossen und Freniide
in Prosa und Poesie auftritt, wenn er derartige tietVnhif
seines Freundes Vestritius Spurinna >'or Augen hatte,
wie sie in unserer Sammlung erscheinen, ein solches Vt-
theil über dieselben gef.'illt habe , wie es in folgenden
Worten uns vorliegt: „Scribit (Spurinna) — et quidem
utraque lingua lyrica doctissime. Mira Ulis dulcedo,
mira suavitas, mira hiluritas : cuius gratiam cumulat
sanctitas scribentis.'"'' Denn wenn derselbe auch zuge-
Ktandeneruiassen im Lobe der literarischen Leistungen
seiner Freunde immer etwas übertreibt, 80 dass man das-
selbe allerdings, wie Ile d in seiner Schrift p. vi bemerkt,
etwas herabstimmen muss, so lobt er doch gewiss nicht
das absolut Schlechte, uud hat das Lob iler Gedichte
des Vestritius Spurinna doch gewiss einem theilweise
ebenso couipetenten Publicum gegenüber nicht so über-
trieben, dass er durch «lies« üebertreibung sich geradezu
vor demselben compromittirt haben sollte, wie diess der
Fall gewesen sein würde, wenn er derartige Gedichte
gelobt hatte, die, wenn wir Plinius Sitte berücksich-
tigen, die literarischen Leistungen seiner Freunde durch
sein ürtheil dem Publicum zu empfehlen , gewiss auch
eur üenutniss desselben kamen. Da nun aus dem soeben
angeführten Grunde ilie uns vorliegenden Od<-ii unmög-
lich die dem Plinius vorliegenden sein können, so kön-
nen wir auch nicht auuehmen , dass unsere sogenanuteu
Spurinnischen Gi\ea aus jenen echten Geilichteu des Vestri-
tius Spurinna conipilirt seien, insofern dieselben dann
gewiss nicht so schlecht sein würden, wie unsere Com-
pilatioii, da bekanntlich bei einer derartigen Durcharbei-
tung fremder Geistesprodnrte das Original immer mehr
oder minder durchschimmert, diess aber in unseren Odeu
unmöglich der Fall seiu kann, da bei der Erbärmlich-
keit derselben anzunehmen wäre, dass das Original nicht
viel besser, als die Copie gewesen sei, was eben in Dc-
ziig auf den Plinianischen Brief nicht denkbar ist. Wäre
aber das Original wirklich gegen das Urtheil des Plinius
so schlecht gewesen, wie es bei der Annahme einer Com-
pilatiun desselben gewesen sein niuss, so ist es i|irht
wahrsrheiiilicli , dass ein späterer antiker Dichter beider
Blasse gediegener, besserer Prodncte der römischen Poe-
sie selbst noch im späteren römischen Zeitalter gerade
ein so elendes Original excerpirt habe, und dass sich
jenes riende Original nur eine kurze Zeil nach seinem
fcjrsi lieineii , geschweige auf JalirhlliMlirti- hinaus habe
erhalten können , um vielleiclit selbst noch im Mittelaller
von einem elenden Dichter benutzt werden zu können.
Höchstens könnte man diese Gedichte für das Proditct
eines geist ■ und geschmacklosen, in der lateinischen
Sprache nicht eben besonders erfahrenen Mönchs des Mit-
telalters halten^ der, veranlasst durch die ziemlich ßüch-
tige und unverständige 1 ectüre des Plinianischen Briefen
je?ie vier Oden zu dichten angefangen , aber aus geisti-
gem Unvermögen nicht ordentlich habe ausführen und
vollenden können, zu »velchem Urtlieile Hrn. Held die
vielen in diesen Gedichten sich viirfindendeii Lücken be-
stimmt haben, weche auf eine bedeutende Verlegenheit
desselben in metrischer Beziehung schliessen Hessen- Doch
sinil uns gerade die Mangel und Fehler jener Oden bei einer
genaueren Betrachtung derselben so eigeuthümlich vorge-
kommen , dass wir ilarin nicht sowohl eine geistige Un-
fähigkeit des Dichters eikannt zu haben glauben, als
eine recht bedächtig ausgeführte, absichtliche, wohlge-
luiigeiie Täuschung eines weit besseren Dichters, der seine
Fähigkeiten im Einzelneu, obsclion seifen, manchmal
absichtlich durchschimmern lassen zu wollen scheint. Audi
ist in Bezug auf die äusseren Schicksale dieser Oden
der Umstaml merkwürdig, dass dieselben bei dem regen
Eifer /ür das Durchsuchen in - und ausländischer Biblio-
theken philologischer Seits, namentlich in unserer Zeit,
bis Jetzt noch in keiner anderen Handschrift gefunden
worden sind, ausser in der einen Merseburger, von die-
ser aber gar keine Spur mehr vorhanden zu sein scheint,
wodurch entweder die einstige wirkliche Existenz, oder
die völlige Nichtexistenz derselben erwiesen, und so die
ganze Frage schnell und sicher entschieden werilen könnte,
da Kaspar Barth manchmal nicht ohne Grund in den
Verdacht ersonnener Handschriften gerathen ist. Wcss-
halb zur Entscheidung iler Sache zu wünschen wäre, ilass
Jemand sowohl eine Nachfrage über diese von Barth
ihrem Inhalte ii.irh so reichhaltig geschilderte Handschrift
zu Merseburg hielte, als auch durch genaues iN'achfor-
schen über die Schicksale der Barthischen Bibliothek und
deren handschriftlichen Aachlass in den Sfand gesetzt
wurde, die .Spur derselben aufzufinden. - Sehr auITällig
erschemen auch die handschriftlichen Fehler in diesen
56 *
S'i5
856
Oden, »»(■lilii- iirilcii(li( li kiuistlic/i jjomarlit za sein silici-
iipii, ila ilii- /alsr/ieii l-i-s;irtoii lioi ciiirr i;ciiaiirii l!o-
trai-litiiii;; il.is A'iV/i/iSfe loiiialu' lilxTall al.siilillicli iliiirli-
srliiiiiiiKTii lassen, tili <las9 nur ili-i Siliarrüinn iler Kri-
likiT auf (li<* l'rolip gesfcllt zu »«Tilen srhifiiit. Kbeiiso
rfrli.'lll es sich mit ili-n merkinirilijjor Weise fast lilierall
nur am Srlilanse <ler Oileii sirli i'orfiii(leii(ieii Lücken,
»oillirrh ilii'si'llien endveiler «Ich Srlieiii teclit elirinirdijjer
Tri'iininer eines classisclirn rüniisclien Priidiiclcs erhallen
III »ollen sclieiiien, »iler iler Kritiker und Kxi'jjet veranlasst
«prileii «iill, sich den Kopf recht zu zerhreihen, «as »ohi
der ■S'c/i/mss der eiii/elnen Oden geivesen sein niiij;e.
Denn sehr i crd.'K liti;; ist es, dass in einer llaiidsrliriff
jedesmal gerade nur der Sc/iliiss einer Jeden Ode fehlen
anllte. Seihst der Titel : ,, Inc'pit Vesprucius de con-
lenitu seciili" ist täusrhend im Sinne eines alisrhreihen-
den iMiinrhes , sogar mit der \ ersclireilinnf des Kaniens
J'esirilius in den durch den folgenden Namen Spurinnd
leicht zu crkenneiiileii nähren ,.l estiilius.'^ Was end-
lirli den inerkii lirdigeii Charakter der Schreibart in die-
sen Oden helrillt, so glanlien «ir, so weit « ir «Ire latei-
nischen Darstelliiiii;en von Kaspa- Barth aus einzelnen
Schriften desselhen kennen zu lernen (ielegenheit gehaht
hahen , eine ziemlich aufrollende l'eliereinstimmiiiig zui-
srhen dem Stile dieser Oden und der liarthischen latei-
nischen Sprachdarstellung bemerkt zu halten, welche letz-
tere, von Harth im Allgemeinen im Geschmacke seines
Zeitalters gehalten, eben in der geschuiarklosen Anwen-
dung von s|)rachlichen Seltenheiten jeder Art, wie die-
selben in diesen Oden sich « iederfinilen , besteht, einem
Gemisrlie des Sjirachgebranrhes aller Zeitalter und Stil-
gattungen , besonders aber der znui llebcrdruss gräcisircn-
Hen Dichter und Prosaiker der späteren Kaiserzeit, ver-
bunden mit dem lästigen liilderschvv niste , »ic der-
selbe bei Stalius und ( laudiati , den Lieblingsdirhtern
B'rlh^S, und in unseren Oden sieh findet. Barth filhrt
gogar die Kigentliüinliclikeiten der sogenannten Grücismen
nach wahren und falschen Analogien weiter, »ie wenn
er in den Advers. j). 'il^'H sagt: Petrus Pithorus fecit,
ut non lalium desperemns, p. ItiOVt Tiberius pietatis re-
lebratur , p. 2'J.in miratiir virgttncufae etc. Von wrlch-
arfigen seltenen Grücismen der tat. Diction von Kaspar
Barth zahlreiche Belege ans den verschiedenen Schriften
desselben Vechner in seiner Hellenole.via an vcrsrhiedenen
Stellen gibt. Daher eine durchgangige, tleissige und auf-
merksame liPctiire der sainmtlichen Barthischen Schriften,
besonders aber i\er poetischen J^ersuc/ie desselben, welche
ich für jetzt in Kriuaiigelnng aller Schriften desselben
and der nCithigen Musse nicht vornehmen konnte, zur
Vergleichiing des Sprarhcharakters jener Oden sowohl,
als auch des Geistes derselben nicht ohne ciitscheidenilen
Einfliiss auf eine fernere Begründung der von uns nach
dem \'orgaiige von Matth- Gesner anfzustelleudeii Ver-
inuthuiig sein dürfte, dass Kaspar Barth., der erste Auf-
finder, der uns unter dem Kamen des / esiritius Sjiurinna
durch ihn bekannt gewordenen lyrischen Bruchstücke zu-
gleich auch der ler/'asser derselben selbst sei, der sich
diese literarische Täusrhiing oder IVI^stiliratiun , wie auch
andere namhafte Pliilnlogen alterer und neuerer Zeit,
erlaubt habe, um einmal die iueditasürbtigeu und hitzi-
gen philologischen Kiipfe im Authentieittitsstreite über
diese seine, in jeder Beziehung seltsam erscheinenden <ie-
diclite recht an einander geratheii zu lassen, und sich
dann im Stillen darüber iii's li'äustchen zu lachen. Die-
sen Zweck aber konnte er gewiss nur dadurch am besü-
ten erreichen, dass er nicht etwas in Jeder Beziehung
Gediegenes und Vollendetes gab, wie er es vipHeicht bei
seinem eigenen , nicht gi-ringen poetischen Talente und
der ihm cigenthümlirhen (leuaiultheit in <ler lateinischen
V'ersification , gestützt auf eine immense Gelehrsamkeit
nnil Vertrautheit mit den rtimisclien Classikerii , beson-
ders den späteren Dichtern hätte geben können, wenn er
seinem angeblichen handschriftlichen l'unde in Form und
Inhalt den .Stempel der echt römischen li/rischen Poesie
eines l'estritius Spurinni, wie diesellie P/i/iiMS schildert,
so annähernd, als iniiglicli, hätte aufilrückeii wollen.
Allein da im letzteren Falle vielleirlit wenig oder gar
kein Zweifel an Aer Echtheit dieser Oden w ürde entstan-
den sein, und ihm so iler beabsichtigte Spiss des philo-
logischen AiithenticitätsstreitfS »erdorben worden wäre,
blieb ihm, um seinen Zweck der IMjstificatiun vollkom-
men zu erreichen, nichts Anderes übrig, als diesen Oden
eitlen , so zwischen Spuren von Echtheil und Ünechtheit
schwankenden Charakter zu verleihen, dass die Gelehr-
ten die eigentliche Sachlage nicht so leicht herausfinden
konnten, sondern in die grösste Verlegenheit kamen, wie
sie sich die W idersprüche zwischen dein Inhalte des Pti-
7iiauischen Briefes und dem Inhalte dieser Gedichte und
die halb atttike , halb moderne, bald abgerundete und
klare, bald im höchsten Grade holprige und dunkele
Fassung derselben, wechselnd mit den gewöhnlichsten und
seltensten sprachlichen Wendungen in grammatischer und
lexikalischer, sowie metrischer Beziehung und die alle-
mal am Schlüsse sich findenden Lücken zusammenreimen
sollten, welche der Iinpostor absichtlich gelassen zu Laben
scheint, theils um iliese Geilirhte als recht ehrwürdige
Trümmer eines einst vollendeten Ganzen darzustellen,
theils um ilen Scharfsinn der Kritiker und Kxegeten zu
prüfen. Ebenso auf Täuschung berechnet ist die Angabe,
dass diese Oden in der Handschrift in fortlaufender
Reihe ohne Ab- und Eintheilung geschrieben gewesen
seien, was der Hauilschrift selbst das höchste Alter viu-
dieiren soll, da nur die ältesten Handschriften der Dich-
ter fortlaufende Reihet, der Verse haben , nicht spätere'
Die falschen Lesarten mussten auch mitwirken, um den
Betrug zu vervollständigen , da eine Handschrift ohne
Fehler leicht den Verdacht der Lfnechtheil rege ge-
macht haben würde. Das Ehrwürdige aber der Hand-
schrift vollendet die Angabe, duss sich dieselbe unter
den Trümviern einer allen zerstreut und verachtet dalie-
genden Bibliothek als ein kostbares, selbst von Georg
Fabricius übersehenes, Kati^u'jktov gefunden, welches
uns ehrwürdige Bruchslücke der von Flinius so sehr ge-
priesenen lyrischen Gedichte des Vestritius Spurinna er-
hallen habe. Dass nun Kaspar Barth, der erste Auffin-
der dieses Schatzes, selbst zuerst den Glauben an die
Echtheit wankend inarht, sich selbst aber weder für,
noch wider dieselbe bestimmt entscheidet, gehört ebenso
zur Vollendung «einer Alystification , als der von ihm
selbst io die Oden hineingebrachte schwankende , Gute«
857
858
und Schlechtes enthaltende Charakter derselben in Form
und Inhalt, verluinden mit alisic litlirh herbi'igefiihrten
Widrrspriirhen derselben zu dem I'linianisclien Briefe.
AVesshalb «ir die übrigen Leistungen Kaspar Barth's
«nf den) Felde der lateinischen Poesie nicht uiit Held
cum Massstabe der Beurtlieilung dieser Geiliclite machen
ddrfen , um zu beweisen, dass er <Iiesell>en nicht könne
verfasst haben, weil dieselben sonst besser sein würden,
insofern in den übrigen Dichtungen der Dichter sich ge-
geben, wie er war, hier aber absichtlich eine falsche
Proteusmaske angenommen hat, um das philologische
Publicum zu mystificiren, uo Vollendung nicht geeignet
«ar, Zweifel an der Echtheit seines angeblichen Fundes
rege zu machen , wohl aber auffallende Mängel, Uneben-
heiten und Jtidersprüche, wie dieselben sich in diesen
Gedichten in Rlasse linden.
Es sei uns nun erlaubt, diese bis jetzt mehr allge-
mein gehaltenen (jri'inde unserer Veriuiithung über eine
literarische Mjstification Kaspar Barth's in einer sprach-
lich-ästhetischen Aiiaijse der einzelnen Oden des I seudo-
Spurinna nach dem Vorgange von Held weiter auszufüh-
ren, zu deren leichterer Aull'assung und in Betracht,
dass nicht Allen iliese Oilen gleich zur Hand sein dürf-
ten, wir eine niuhmalige IMittheilung derselben in diesen
Blättern nach IVernsdor/'s Texte, wie ihn Held gegeben
I»a1, nnil Angabe der lon diesem Texte abweichenden
Lesarten der Handschr. und Kaspar Barth's, nicht für
unzwecknicissig halten.
Od. I.
T». t- Dulcps Vestritii ') iocns, ')
Seras Socraticae ^) relliquias domus ,
IS. .'{. Me laudes niniium IMari *).
Contemnit placitus ') nnbilibus riris ,
T«. ö- Soli qui Sapientiae , '')
Post ilorem tepidum, nee stabilem graduiu
Tg. 7. Aetatis, '') Senium dicat
iVIentis rompositae "): qualig ab arduia ^)
TS. 9. A<l se rersa laboribus,
Quos non dat '') Patriae "), seposoit sibi
vg. tl< Annes, orba lucro '-) graii.
* * Ambitin tegmine Candida
Tg. 13- Illudat graridae ''') spei.
Kos sero pelagus vicimus inrium:
TS. 15- Quicqnid viximus, interit.
Aegtas *'') quem decieg septinia diridit,
1) Vcspiiicii B.
'l) ioca Cod.
:',) Socratice Coi). B.
4) Marti Cod E.
5) placilas ** bilibus ("od. B.
6) sapientie Cod. B.
7) etatis Coil. B.
Ö) Coinposite Cd. B.
9) aH arduus Cod.
lOJ det Coil. B.
Ii; pa*e Cod. B.
12) Cod. 1^.
1.^) gravide Cod.
14) Etas Cod. ü.
TS. 17. An leveg memoret ioros?
Atqiie aptos citharae ronciliel modng
»s. 10. Surdis auriculis strrpens?
Unisquis decrepiti corporis eat reus ,
vs. '2{. Sat srse '') eloquii probat,
.Si senct "") placidi iura silentii
TS. 23- Kt ") patrorinium otii "').
Hoc cani graiitas rertiris abstitit,
TS. 25- Non ut sponte sua fugax,
Sed * miilti numeris carminis.
Diese erste der Tier Pseiidu - Spurinnischen Oden
eiithcllt gewissermasspn die Einlfilung zu den drei übri-
gen, und besteht aus zwei Theilen , in deren cViUrciii
der Dichter seinen Freund Miirius oder, wie die Hand-
schrift hat, 3/artitis bittet, seinen Jrühertn Leistungen
keinen zu hulien fferth beizulegen , da er selbst —
denn diess scheint der Sinn des in Vs. 5- und ff. undeut-
lich ausgedrückten Gedankens sein zu sollen — densel-
ben in seinem Aller bei ruhigerem Sinne keinen be-
sonderen fVerlh beilege. Im zweiten Theile aber gehl
er mit sich selbst zu Rathcj ob er in seinem hohen
Alter, als ein Greis von siebzig Jahren und gebrech-
lichen Kiirpers , sich noch einincd der Ijrischen ß/use
weihen solle. Der Gedanke an das Aller führt den
Dichter nebenbei zu einer kurzen philosophischen, nicht
eben poetisch gehaltenen Betrachtung über die f^ergäng-
lichkeit und f 'erachtung aller irdischen Ehren ^ wie
sie bei den frommen München des Alittelalters sehr be-
liebt waren (s. die Anführung mehrerer dahin gehöriger
niittelalterlichcr Gedichte bei Wernsdorf Addend. zu
den Anmerk. über diese Gedichte T. IV. p. 839. zu
T. III. p. 332- iin. 1.), aber schwerlich aas dem Alunde
des alten heiteren / eslrilius Spurinna gehört wurden.
Die Klage über den Mangel kräftigen Sinnes und über
die Gebrechlichkeit des Körpers widerspricht geradezu
den Angaben des Plinius über Spurinna, welche wir
oben im Originale mitgetheilt haben, und gehurt also
diese Stelle zu den olfenhareo Beweises , dass der Ton
Plinius erwähnte f'^estritius Spurinna nicht der Ver-
fasser Torliegeniler Oden sein künne. Der heitere Cha-
rakter ferner, welchen Plinius an diesen Oden so »ehr
rühmt, findet sich in dieser ersten Ode ebenfalls nicht,
wohl aber erkennt man in derselben die düstere, melan-
cholische Stimmung eines vom Alter darniedergebeugten,
mit der Welt unzufriedenen Menschen. Die Lieblichkeit
und Anniulh enillich, ebenfalls von Plinius gerühmt, ha-
ben wir wenigstens, wiewohl das Empflnden dieser Eigen-
schaften eines Gedichtes an sich subjectiv ist, auch nicht
finden können, lieber den gleich in der ersten Ode feh-
lenden Schluss haben wir bereits oben gesprochen. Auch
die oben gerügten, übel angewandten Reniiniscenzen feh-
len nicht, sowie schiefe j holprige^ dunkle Gedanken^
verworrener Satzbau, seltene Constructionen und Phra-
sen, Der TOD Held p. 29 gerügte metrische Fehler in
15) scse Cod. B.
16) ser « Cod. B.
17) Si Cod. B
18) ocü Cod. B.
859
8fiO
V». 10, "'I im z^yfil'-n Asklepiudeischen Ferse am Aii-
lai.Ke i}e,s,.-ll..-M statt eitiea Spundriis oin Trocfiiiciis foljr»,
Ulsst sich »..hl «Itirch eine von ilrii lloraiisgebeni heige.
brachte ähnliche Stelle aus Hoiat. Carui. I, 15, 35- Post
certas hiem«s iirct AchaicHs fgni» lliacas «loinos, wo Per-
,.„„„•„ V nur auf unsichi-rer Auetoritat beruht, wie Üre/li
bemerkt, obwohl vielleicht «las Noui. propr. Eiufluss auf
ilie ünresolmassiskeit in dem ersten Versfusse gehabt
haben kann. Dieselbe Abweichung kehrt in unseren Ge-
.lichten «vieler O.l. Hl, 5: „I" suo reperit sinu. Eine
Benutzung des riininniiclien Briefes findet sich Vs. 17.
in der Angabe des Jlter^ de» Simrinnu und Vs. 8. in
der Andeutung von dem frülieren Staalsleben desselben,
.011 dem er sich erst spät zuriickeezogen habe.
Was nun das Einzelne in dieser Ode betrifft, so
ujissfallt Hrn. Held mit Recht schon der für den ver-
»taiidigcn und feinen Spurinua ein ungeheures Selbstlob
verrathen.le Anfang, welchen yixt folgeudermassen über-
setzt: Süssen Scherz des Festrilius , aus Soh-atischein
//„US späte Verlassenschaft, lobe, Murius, nicht zu sehr.
Ob luH £deln belobt (nach der richtigen handschriftl.
Lesart placitas), uchlet sie nimmer doch, der nur wei-
ser Beschaulichkeit nach der laulichen Bläth' und dem
noch wankenden Jugendschrille das Alter weiht , nun
beruhigten Sinns. Denn angenommen , bemerkt Held
richtig, der uns unbekannte AJarius habe die Lieder des
Vestritius als dulces gerühmt, und der Dichter nenne
nur in dieser Beziehung seine iocos dtüces , so habe ja
das lesende Publicum diesen Umstand nicht wissen kön-
nen, und es wird dieses Selbstlob noch dadurch gestei-
gert', dass der Dichter im zweiten Verse seine Gedichte
als mit feinem Sokratischen Sclierze gewürzt darstellt,
wobei wir ausserdem die offenbare, und noch dazu, scheint
es, absichtlich umgedeutete Nachahmunn; von Horat.
Carm. 1, 29, l4: „Cum tu coemtos undiiiue iiobües Li-
bros Panaeti Socralicam et duiiium Mntaro loricis Ibe-
ris, Pollicitus meliora, tendis" nicht als eines guten Dich-
ters würdig anerkennen können. Während nämlich Ho-
raz unter der doinus- Socrutica die Sokralische , Phi-
losophie versteht, scheint unser Dichter mit derselben
den feinen Sokratischen Scherz bezeichnen zu wollen,
womit er seine Gedichte gewürzt zu haben glaubt,
welche Würze wir wenigstens weder in dieser ersten,
noch in den übrigen Oden gefunden haben. Denn dass
der Dichter nicht habe sagen wollen, seine Gedichte
*eien mit Sokratischen , philosophischen Gedanken ge-
würzt, liegt wohl am Tage, da derselbe die Lieblichkeit
and Aninuih derselben doch wohl nicht gar durch der-
artige philosophische Betrachtungen wird zu erreichen
geglaubt haben, obgleich er allerdings selbst in seinen
Gedichten in diesen Fehler verfallen ist. — In Vs. ti,
wo der Dichter die Jugend und das Aller durch Bei-
wörter charaktcrisirt, scheint uns <lie Bezeichnung der
ersten durch flus (epidiis sehr matt, da Icpidur. nicht
hitzig , fein ig bezeichnet, welches Epitheton hier allein
passend wäre, soinlern nur ,iu , millelnuissig erwärmt.
Die vou den Herausgebern für jenes angeführte Parallel-
stelle aus iloral. Carm. I, 4, t't: quo calet invcntus
Nunc ouiiiis, et uiox virgines tepebunt bewciit nichts, da
unter caleiis iuventus die feurigen , hitzigen jungen Bur-
schen verstanden werilen , unter tepenles virgines aber
die an sich schüchternen , aber allmählich 'Wann wer-
denden , aiifthauenilen Mädchen. Ebenso ist ver tepiituni
nur der warm werdende , laue Frühling, nicht aber
der heisse, glühende , welche Bezeichnung nur dem Som-
mer zukommt. Eine Berücksichtigung des dieijachen
Lebensalters aber, der Jugend , des Mannesalters , de»
Greisentdlers können wir Hrn. Held (p. 28) nicht zu-
geben, und daher auch nicht seinen über diese Stelle
ausgesprochenen Tadel , dass die gewählten Bilder nicht
sonderlich zusammenstimmten , indem das dreifache Le-
bensalter also gezeichnet werde: die Jugend erträglich
dnrch flus lep'idiis , <las I\Linnesalter nicht ganz richtig
durch gradits nun stubilis aetatis , da eine solche Be-
zeichnung auch dem iniienis oder ülierhaupt dem ganzen
Leben gelten könne, das Greisenaltcr einfach durch
Senium. — ^Auffallend aber ist es, wie sich die Heraus-
geber mit dem in Vs. \) und ff. liegenden Sinne und der
Construction haben zufrieden stellen können, welche
^r'erHif'or/" folgendermassen angibt; Qualis (sc. compo-
sita) ea mens est, c/uae ab arduis etc., d. h. annos
seposuit sibi , orba lucro gravi, welcher Gedanke, wenn
wir Axt^s llebersetzung beibehalten , so lauten würde :
'wie zu sich selbst gekehrt er (wer? mens? der Sinn?)
von sch'wieriger Aemter /ijüh'' spart die Jahre für sich,
die er dem t' aterland nicht beut , frei i'on des Geizes
Last! Ist es wohl denkbar, dass ein vernünftiger IMensch
den Jllens je so personificirt haben sollte? Nur wenn
sich die Worte qualis ab arduis versa laboribiis etc.
auf eine Person beziehen Hessen , gäben dieselben den
Sinn, welcher hier allein zulässig ist, da der Dichter
nur sagen kann, dass seine Gedichte , 'wenn sie auch
hohen Personen gefallen halten, doch ihm selbst, der
sich bereits vom unruhigen Staalsleben zurückgezogen
habe, und seine noch übrigen Jahre in Ruhe geniessen
wolle, nicht mehr in seinem Aller bei ruhiger ein , in
sich gekehrten Sinne gefielen , wodurch er das sich kurz
vorher selbstgemachte Coiiipliment , dessen Unpassendheit
er bald sellist gefühlt zu haben scheint, eiu wenig lier-
abdrücken zu wollen scheint. Ferner ist die Lesung de»
Compendiums Ico für lucro offenbar falsch, da man, in-
sofern so eben von Entsagung öffentlicher Aemter die
Rede gewesen ist, und auch in dem Folgenden mit dem-
selben Gegenstände fortgefahren wiril, nicht einsieht, in
«elcliem Zusammenhange anf einmal die Erwähnung de»
hierum erscheine , wofür demselben gemäss luco zu lesen
ist, „frei vun einem ii(h'"\eien, ■wichtigen Slaalsi>osten.''
undeutlich ist (/(-/■ grammatische Zusammenhang der
folgenden Worte , weil ein den Conjunrtiv illudat regie-
render Begriff" fehlt, welcher dem wahrscheinlichen Sinne
gemäss am bessten entweder mit Rigler bei Axt p. öl
durch Cum nun, da nicht, oder noch besser mit Axt
selbst durch Ut non , so dass nicht ergänzt wird. Der
nun folgenile Gedanke, welcher den triiialen Troslgrund
enthält, dass, Iren« man auch alle 'weltlichen Ehren
genossen habe, doch Alles eitel sei , bildet eben keinen
kräftigen, eines classischen ijrischen Dichters, sondern
eines der Welt entsagenden Alünchs würdigen Srhluss-
geilanken. Der Hauptgedanke des nun folgenilen zwei-
861
862
ten Tlieiles dieses cinleilcnden Gedichtes, -wo/m t/cr
Dichter niil aüh zu Rallit gehl, oh er in .seinem ho-
hen yjllcr bei gehrechlicheiii Leihe iioc/i einmal dichten
solle, scheint aus Horat. Epist 1, 1. in. eiitlehut, wo
derselbe aber ufTeiibar tveit kräftiger und schöner ausge-
drückt ist.
Was nun das Einzeln» betriii't, su niuss uns, »ic
aucli Hr. Hell/ bemerkt, jjleich im Anfanjje das Lnpas-
ende desselben in den Worten: j-Jentu
'/'
tieeu
septima divulil , An leies nieinofet locos auffalleu für
/* , cnins attiis in decie.s .seplein nestutes dinisa est;
„wen zum zehntennude der siebctite Suiiinicr ilieill",
an welcher uierkwüriligen Bezeichnung des Alters schon
l'J^ernsdorJ Aiisloss nahm, und daher vorschlug, dividere,
analog der Beiieutung des mit diesem Verbum verwand-
tcu (? s. Döderlein lat. Sviiun. VI. 13d. >'. diiidia) altla-
teinischcn Substantirum dividiii , hiiiiniier , l erdiuss,
ßesch-werde durch ulfligere zu erklären, für welcheu
Gebrauch des ^Vortes jedoch in diesem Sinne, wie Held
bemerkt, in dem Zeitalter des Plinius , und, setzen »vir
hinzu, auch nirgends anders, sich eine 13eweisste]le hn-
«let. Ein solcher (jcbrauch, bemerkt Held richtig, wär<!e
ausserdem unserem Uiihter uohl kaum das Lob der .'Ju-
riinth erworben und eihnilen, im Gegentheil noch einen
Verstoss gegen die Uahrheit in Bezug auf das Geschicht-
liche des Lebens des im Ganzen glücklichen und sokra-
tisth weisen Sj/iirinn« in sich eingesciilossen haben, da
Plin. von ihm sagt: ,,illi post septimum et septuagesimum
aiinuin diiriuni ocidorunnjue vigor integer; inde iigUe
rt vividnvi fcr/;'(.v solaque-ex senectute prudentia." Da-
her ist auch tiigler^s Vorschlag bei Ajct p. 69 unnütz,
«elcher lesen will: (juein oder cjituni deficit, mit der
Erklärung: ,,tinno decies septiino paene peruclo , cum
iorpi:s debile fiiit et imbecilluni , »veil er den geschicht-
lichen ^^erstiiss in Bezi?g auf die Person des Spurinna
nicht hebt. Doch können wir Hrn. IJcld^s Ansicht nicht
beistimmen , wenn derselbe auch io den folgenden Wor-
ten Surdis uui icidis -ilnpens einen ähnlichen geschicht-
lichen Verstoss annimmt, indem er übersetzt: soll ein
fiebzigjdhriger Greis noch leichte Lieder singen, soll
fr taub fsurdis auriculisj schicl\lichc Weisen der Ci-
ther anpassen , da hier tielmehr Hr. djit den richtigen
Sinn getroffen hat, wenn er übersetzt: „Soll der, wel-
chen getheilt siebenzig Summer schon , noch gedenken
der leichten Scherz^ und tntsprechendes 3Liass fugen
der Cilher an? Tauber Uhren ja rauscht er nur, wo
dann in denselben eine Anspielung auf das bekannte
Sprüchwort stattfindet: surdis auribus canere , tauben
(Jinen predigen , A. i. nicht beachtet werden, wodurch
der Dichter sagen will: es luline sich nicht mehr, (Ai.w
er noch dichte, da seine Gedichte, als die eines hrajl-
tosen Greises, nicht mehr gelesen werden würden, »as
allerdings bei dem alten / cslrilius Spurinna würde iler
Fall gewesen sein , wenn er in seinem Alter solche Ge-
dichte rerfertigt hätte, wie die uns vorliegenden, nicht
ftber solche, an denen P/z«/'r/.v eine niira dulcedo , mira
siun'itas , mira hilaritas rühmt. Ungewöhnlich ist hier
sirepere statt canere auf die Person bezogen gebraucht,
wiewohl Cic. de Divin. I, 16, 29. nach einer Dichter-
ütelle sagt : quum Ichi^i coepissent iuter se strepere
/ muircnj aperleque arfem obterere extispicniii. Dem
ganzen Gedanken kann wohl auch vielleicht, wie fT'frns-
dorj annimmt, abermals »ie Vs. ': . eine (verkehrt auge-
wanilte) Reminiscenz von Horat. Epist. I, 'J, 53: ,,.']ii-
riculas tilliarae cullecta surde dclentes" zu Grunde
liegen. Der folg<-nde Grund des Dichters, warum es
besser sei , dass er nicht n:ehr dirh/e , enthalt den wie-
derum übel angewandten trivialen Gedanken, dass schwei-
gen im Alter besser sei, als reden, oder dass man li^i
gebrechlichem Leibe hinreichend Beredtsamkeit zeige,
wenn man schweige. Wie ganz anders hat denselben
Gedanken Huraz in der oben erwähnten Stelle der JJpisf.
1, 1. in den Versen h'st mihi purgatam etc. dargestellt.
Was die Sprache betrifft, ist dieselbe höchst seltsam.
Decrepiti corporis rcns soll, wie Axt übersetzt, be-
deuten: wer \'crfivl allergescliwiichtem Leib; aber wel-
cher Römer hat wohl gesagt: hie honio est corporis de-
crepiti reus, dieser Alensch ist altersschwach ? TVernS'
durj vergleicht fälschlich den Gebrauch von damnatus
s. r. a. in/elix, aeruninosus, Bayer bezieht reus gar
auf elütjuii und construirt ,,lei'i traieclionc" : ,,senex,
cum reus est eloquentiae , sat sese probat sive se pur-
gat et uliis salisßicit'' und vergleicht Cic. pro IVIilon.:
Milo reus prueclari facti ! Wer reimt hier Sinn und Zu-
sammenbang ! Nicht besser steht es mit der syntakti-
schen Verbindung der Worte: „sat sese elocpiii probat",
welche die Herausgeber einen Gräcismus nennen, zu
dem Rigler bei Axt vergleicht Sil. Ital. 16, 16h. Cor-
nipedem animi probarat, Axt selbst noch hinzufügt Clau-
dian de IV. Cons. Honor. Vs. 4.S8 : fortcs in Warte vires
animii^ae probates, wo aber Burmann nach den bessten
ßJss. geschrieben hat animis^iuc paratos ; die Lesart
aiiimiiiue probates findet sich bei Burm. gar nicht an-
geführt. Dass aber die Analogie von animi probatus
nicht einmal zur l'crtheidigung von sese eloquii probare
angewandt werden hönne, scheint uns ziemlich klar zu
sein, da der sogenannte Genit. animi nicht einmal ein
GcnitH' zu sein scheint, sondern ein veralteter Ablal.
für auimoj (s. R. Klotz in dieser Zeitschr. Jahrg. 1835.
Heft 8. p. 742) *), hier aber ein echter Genit., ein
sogenannter Genit. obiect. der Rücksicht, Beziehung,
.Angabe des Gegenstandes enthaltend , in Rücksicht auf
welchen das Sich bewähren stattfindet, anzunehmen ist,
allerdings nach einem Griicismiis , von dem Beispiele bei
Matthiä ausf. griech. Gramm. §. 342- ff. Im Lateini-
schen kenne ich als Belege dieses von den Romern her-
übergezogenen Gräl ismus , falls derselbe nicht eher ein
alllaleinischer Sprachgebrauch ist, nnr Stellen aus
Schriftstellern, welche altlateinisch geschrieben haben,
wie Apul. ftletam. X. p. ','4.?. lin. ■>~. ed. EImcnhorst:
quod **) uelatis sum vobis cvmprobatus gaudeo. S)m-
niach. Epist. I, 8 7. ed. Juret, virum bonis omnibas
merito ***J suae seduUtalis acceptum (i. e. gratum, com-
*) Diese Aushülfe scheint mir kaum zulässig; übrigens wäre
es ganz einfach, bei dem sputius Spurinna zu lesen elo-
fui- M. F.
") Ob hipi- nicht id eiuiuschaltcn sei? M. F.
'") Ob hier nicht uifrito a.s Subst. den Gen. regiere, zumal
da es nicht vor acceptum steht? M. F.
8G;i
864
j.rol.aliiin) (iiiaoso r( i.iin me |>o<pii<e propcnsiiis forrrp
itiffiuTis. Derscili. Ep. I, '>. Tiinc nosfrafes vlri, (jm
iiiJ'er s» alir.rum reriiiii sacpe di^fcntiunl , coiirorcl.-m
«fiilrntiaiii super hiiius laude feinipruiif. Ebemlas. cp. 3().
T» t.imi-u pcrcgriiKitiunis solare iusto amorc protinriae.
l'l.iitl. Cisf. l, t, 31- — Sui umniiirii rentiii iios indi-
^orp voluiit. Asin. II, 4, bi- cui oninititn rerum ipsu»
«emppr irvc/il. Barch. III, 4, ^. nam mihi (^/A /«/ nun-
quam (iiiisquaui crediKÜ. Trurul. II, 2- iN'umquam c.le-
pol U]ihi uiorlalis posfhac diianiiii rcruin rreduit, iii etc.
Mit Jdiecl. Plaut. Aniphit. pro!. 107. >am •'go vos no-
lisse credo iam ut sit padT iiipiis, quam lilicr liariim
rcruin nntharliin siet. Capt. II, 2, 14. quarutn rertini
te fiilsitot/tiuin mihi esse noio. So wohl auch Gellius
'S. A. XIII, 28, 2. Aliin-uni homo rcrum *) iudicii
elegautissimi, und ein alter Dichter bei Cir. de Divin.
I, .'{I. Virgiiies aeijiiales patri mei meum füCtuin pudet,
woselbst vergl. Giesc ''^*). Sollte aber Vestritius Spurinna
seine Gedichte mit derartiger vcnditter Latinität verziert
haben? Uns kommt diess nicht glaublich ror. Wir
möchten dernleiche Latinität liebe' anf Rechnung Kaspar
Bailh's schreiben, ilrr sich, «ie «ir oben p. 855 sogar
durch Beispiele nachgewiesen haben, gerade in solchen
Seltenheiten gefiel. — Schwiilstig und unklar ist der
folgende Gedanke: „Sat sese eloquii probat, si seriet pa-
trot:iiiiaiii otii" , welchen die Heransgeber nohlrtcislich
zu eiklären übergangen haben. Soll hier etwa — und
eine au<lere Erklärung können »vir gar nicht finden —
patrocinium otii bedeuten: liinrcicliend ifredl ersclieint
das Jlter , wenn es den Schii(z der Ruhe, d. h den
die Ruhe beut, bewaltrt , so dass es Schutz in der Ruhe
»ucht; aber welch eine Gedankenverbindung : hinreichend
beredt erscheint das .dlter, wenn es seh-weii^l und
Schutz in der Ruhe sucht! Von welcher Art Ruhe isf
hier die Rede? Ebenso schlimm steht es mit dem dar-
auf folgenden Verse: Hoc Cani gravitas verticis (djstittl,
io dem der Dichter seine in dem Vorangehenden aufge-
stellte Ansicht, dass es im Alter besser sei , zu schüret -
gen und zu ruhen, als zu dichten, zu wiederrufen nm!
sich, den Ermüdeten, noch einmal ermannt, und si< h dahin
ta entscheiden scheint, noch einnud die lyrische flluse
zu i'ersuchen. Ist diess wirklich der Sinn dieses Ver-
ses , der wahrscheinlich in dem folgenden ferstüinmelteii
Schlüsse weiter ausgeführt und vollendet werden mnsste,
wenn der Dichter gewollt hätte, so i>t das Verbum ab-
sistere hier durchaus ungewöhnlich und durch andere
classischc Auetoritaten uubelegbar transitiv' in der Be-
deutung ron repudiare , verschmähen gebraucht, wie
auch Ajct übersetzt: Des ergrauten Hauptes IVürde
verschniiihle diess. Oder soll etwa hoc der Ablatirus
sein: fon diesem stand ab des ergrauten Hauptes Würde?
Die Rechtfertigung des Per/. Indic. statt des l'ras. oder
fnipcrf. Cuniuncl. haben die Herausgeber übergangen.
Das J'erf. nämlich als reines PerfccI. Jndic. aber scheint
ans iu diesem Zusammenhange nicht passend. Was fer-
*) Doch k.inn hier dei- Gen. geradezu von iudicii abhangen.
M. F
') Die Analogie dieses Beispiels verslelie ich nicht.
m: f.
ner Jen Sinn anbetrilTt , so würde man freilich eher an-
zunehmen geneigt sein, dass die Hürde des grauen
Hauptes es ^'erschnüihte , sich noch einmal in der ge-
fuliUollen , tiindelnden , heiteren lyrischen Poesie zu
versuchen, als dieselbe noch einmal henorzusuchen,
denn Horaz wenigstens in der oben angeführten Stelle
der Briefe spricht diese naturgemSssere Ansicht sehr schon
iu den Worten aus : Nunc ilaque et versus et cetera
ludicra ponoj Quid verum atque decens , curo et rogo,
et omnis in hoc sum. Ausserdem scheint den Worten
ciini gravitas verticis die Reminiscenz einer Classihcr-
stetle zu Grunde zu liefen , wo es , wenn ich nicht irre,
heisst: cnpilis reverentia caiii , deren bestimmtes Citat
ieh aber eben nicht finden kann. Ueber den fehlenden
Schltiss endlich, «eichen Hr. Axt, dem .Sinne gemäss
wohl richtig, so hergestellt hat:
Seil niulti numeris carminis impigre
Torporein Stimulans ni aluin ,
Fcilalein cjccipiat Spiritus hie iliem :
und übersetzt:
Nein rastlos mit dem Tacl reichlichen Liederklari^s
Soll aufstachelnd den starren Geist
Linst mein Odem den 7\ig seines Geschicks em-
pfalin ,
weitläufig zu discutiren, halten wir für unnütz, und be-
merken nur noch schliesslich, dass ein so elendes nichts-
sagendes , aller poetischen Kraft und Anmuth entbehren-
des und in der Diction verwahrlostes Gedicht nninuglich
weder unmiltelbdr, noch mittelbar dem von Pliniiis so
sehr gerühmten [ estriliüs Spininmi. zngehoren, wohl
aber ein von haspar Ba.nh. absichtlich so zusammenge-
stöppeltes Machtverk sein kann.
Od. lt.
Nicht besser steht es um die ziweite Ode, deren In-
halt das Lob elirenvoller Armuth ist, ein, im Vergleich
zu Horaz Epod. II. echt Ivrischem Gedichte, jammervol-
les mit schlechtem Bilderschwiilste überladenes philoso-
phirendes, stilistisch verworrenes Gedicht, keines Römers
würdig, welches im Original so lautet:
vs. 1. Fave , sancta Denni sata ,
Aullis, Panperies, nnminibns minor,
vg. 3- Tecnm si s.ipias tibi:
ültro ') iiiagniliris hospeg houunbus,
vs. 5" Absolvens numcriim tuae
In te laetitiae ; sordida cum quies
vs. 7- Lantis niida tuniultibus
Ainbit se ptitria fertilis ') in domo
vs. 9' Nullis vendibllis ') plausibus
Conteiiitrix queruli uiagnaniina fori 'i.
vs. 11. iNil non sola potens, ubi
Fiirtivis prorernm snppliciis prorni
vs. 13. Regnas in proprio sinn.
Felix, quem teneris .llater ab lingiiibor
1) Uita Cod. B.
2! forcilis Cod.
3) Axt vendita
i) niagn.iuinia * fori Cod B
865
866
»g.
15.
»8.
17.
»S.
19.
• S.
21.
Et regina rapis simul.
Non illuin ^ fascibus arduuin
Versat iiobilitas mala
Curarum farilem fluctibus, ut suis
Orlium siilerihus rutet.
Illuoi splendida nox et dccnr improbe
Coecus praecipKaiit.
Üchon der erste Vers Fave sanrta üeiiiii sata gibt zwei
oirlit geringe Aiistüsse , indem l) das 3]etruiii iai ersten
Fasse desselben verletzt ist, 2) ist salu hier substanti-
visch, wie das poetische nat(L gebraucht, welcher Ge-
brauch des Particip. satus sich ebenfalls bei keinem an-
deren römischen Schriftsteller ßndet. Wesshalb Gronov.
Obss. III, 21. schreiben wollte: Suh'e sancla deuui stftit.
Die Worte nullis , Pauperics, nnniiiii litis minor enthal-
ten die An» eil jung einer bei römischen Dichtern hfinfi-
geii Redensart, »oron die Heransgeber Beispiele ange-
führt haben, z. B. Sil. Ilal. VI, 123- sacer ille et mi-
inine nullo itijerior. Ebenso scheint Vs. 4. llltro magui-
ficis liospfs lionoribits eine ^Nachahmung von ('Iniuliüii
VI. Cons. Hon, 6jU. zu enthalten: Quem non aliena per
arva induit /tospes honor. Eine unerträgliche Sprech-
weise herrscht ferner in den Worten l'tcuni si sapias
tiöi j welche bedeuten sollen: 'Wenn du für dich selbst,
uhnc Hinzuziehung eines andern , ivcAve bist , keines
Anderen Belehrung bedarfst, oiler gar: ^venn du mit
dir selbst zufrieden bist; die Redensart ist zusammen-
gesetzt aus der Formel sibi saperc und secum supere,
welche letztere gebildet ist nach der Analogie von secum
reputare j cogitare; aber wer sagt ego mihi mecum
sapio , ich bin bei mir für mich selbst klug? Was
eniilich hat hier die Armuth mit der TVeisheil zu schaf-
fen? Wiederum scheinen die Worte iibsoh'ens numerum
tuiie in te laelitiite, »eiche wohl bedeuten sollen: ,,mit
dir selbst zufrieden" , theils aus einer falschen Nach-
ahmung der Formel omnibus numeris absolutuni , theils
anderer derartiger Formeln, wie Plin. Ep. IV, 11,9.
omnibus numeris pudoris iioKKiw npuvoiav ti'/^ev,
siJaX'JlAOj^ Tisaeiv, Paneg. 71, 6. omnes comitatis
numeros obibas entstanden , allein überall steht in den-
selben das Zahlpron. omnis im Plural dabei, indem die-
ses Wort erst den Hauptbegriff der Redensart bildend
.jiollendet'^ das Wesentliche in derselben ist, und daher
nicht weggelassen werden kann. Die sordida (luies da-
gegen scheint Hr. Held mit Unrecht getadelt zu haben,
da er dieselbe zugleich falsch aufgefasst zu haben scheint,
wenn er p. 2^ sagt, die sordida quies würde auf eine
wenig ansprechende AVeise einer jirunkvollen 3]nsse ent-
gegengesetzt, da dieselbe vielmehr den laulis tumultibus,
ilem geräusch - und prunkvollen iijjenllichen Leben,
den civilibus utulis , wie sie Horat. Epist. I, t, Iß. nennt,
entgegengesetzt wird, und auch Marliid. Epigr. I, 5ü.
in demselben Sinne sagt: Hoc petit, esse sui, nee magni
ruris arator, Sordidae^w in parris otia rebus amat. Bei-
den Dichtern scheint übrigens die bekannte sordida pau-
pertas vorgeschwebt zu haben. Lantus aber zu lumul-
tus gesetzt ist auffallend, da es sonst nur von Dingen
and Personen gebraucht wird, an denen sich ein gewisser
äusserer Glanz und Reichthum zeigt, hier aber von
Zeitichr. f d. Allerthumsw
dem geräuschvollen ii/fenllichcn Leben gesagt ist. Merk-
würdig ist auch der Gedanke sordida quies ambit sc
patria in domo, die gerauschlose Alusse bewirbt sich
bei sich selbst , d. h. sucht keine Ehrenstellen i'orn
Polke zit erlangen, sondern i'on sich selbst, ist mit
sich selbst, mit dem, 'was sie selbst hat, zufrieden.
Der Gedanke ist ebenso verzwickt, wie oben in den
Worten Ircum si sapias tibi. Fertilis patria in domo
soll bedeuten: sch't/Jend im eignen //aus, allein so ohne
alle nähere ßesfimniung kommt das Wort bei keinem
Classiker vor. Auch hat liigler mit Recht an iler Ge-
dankenverbindung dieser Verse durch cum, wofür der
Sinn enim verlangt, Anstoss genommen. Denn welcher
Zusammenhang ist in folgender von Axt gegebenen Ueber-
setzung dieser Stelle: Sei hold, heiliges G'otterkind,
yirmuth , jeglicher ßlachl gleich in der Him;nelshöh,
Lebst du 'Weise für Dich Dir selbst; PVenn frei'willig
du fremd herrlichen Ehren bist, in Dir selber die
Summe Du Deiner Freuden bestimmst , und sich die
niedre Ruh, J ornehm /wirren Tumultes baar. Bei ihr
selber bewirbt, schaffend im I' aterhaus? Auch sind
die Prädicate von Pauperies ohne Vermittelung eines
J erbum finitum viel zu stark und hart in diesen Ver-
sen gehäuft. Das in der Handschr. befindliche, dem
IVIetrum widersprechende vendibilis statt vendita scheint
eine absichtliche Glosse ron Barth zu sein, die er selbst
durch vendita emendirt hat. Die bald darauf Vs. 11.
folgende Syntax KU non poteiis statt omnia potes, wie
Virg. Aen. VI, 117. sagt: poles namque omnia, ist ge-
radezu unlateinisch , und_ kann nicht mit .^xt durch
Vergleichung von plus, nimium , mullum potens ver-
theidigt werden, welche so, ohne l'erb. finil. angewandt,
ebenso wenig vorkommen, wie unsere Formel. Richti-
ger ist der frühere Versuch von Axt , zu verbessern
potes , simul. In dem folgenden Vs. 12. Furtivis pro-
ceruin suppliciis procul sollen nach der einfachsten,
richtigen Auffassung von Ba-) er furtiva supplicia bedeu-
ten : heimliche , innerliche Leidenschaften und Begier-
den, allein supplicia bedeutet 1) iloch wolil nicht so
einfach L^eidenschaften , sondern nur Strafen, 2) wird
ebensowenig furtivus so verstolilen , heimlich da ge-
braucht, wo von nichts l erstohlenem die Rede ist, son-
dern innerlich ausgedrückt werden soll. Endlich ist
auch der Geilanke regnas in proprio sinu : Herrschaft
übst in der eigenen Brust" gewiss kein richtiger statt
seinem Geiste gebieten, animo imperare, oder zu-
frieden mit sich selbst sein. Falsch sind die Verglei-
chungen von Axt in sinu gnudcre und intra sua jieclora
gaudere. Wernsdorf, welchem Axt in der (Jebersetzung
folgt, bezieht sehr gezwungen A\e Jurliva supplicia pro-
cerum auf (/((.■; heindiche hriechen und Schnappen nach
Gunst bei den J ornehiuen. Sollte wohl ferner in den
folgenden Versen: „Felix (|ucm teneris mater ab unguibus
ei regina rapis simul" die bildliche Redensart, teneris ab
unguibus, nach (Vf. ad Fam. I, (j. a teneris, ut Graeci aiunt,
unguiculis , für welche Llorat. Carm. III, 5, 24. mil-
dernd den Singular für den Plural setzt: ,,ilc tcnero
ungui" lyrisch zart genug sein? In den folgenileu Wor-
ten: Non illum populi fiscibus arduum f'ersat nobili-
tas mala scheiut Hr. Axt richtig die Nachahmung tod
57
867
86S
l'in;. Goor". M, 495: ///"/" noii populi fasccs , non
purpurn reihum ßexit »'rkaiiiit, iinil ilpsslialb «las in dor
Haitdschrit't ninsrhoii non und fasces felilonde Wort
riclijis iliirrli populi ersetzt zu lialcn ; arduus troj». statt
rliitus (Oller superliusi) ist anderwärts nicht nachweisbar.
Audi in den folgenden Worten ist nobilitas mala ^ lei-
diges .Idcltlium, »ie Axt äberset/,t, nicht besonders gut
;;osagt fiir hohe Aemter , welche beschwerlich sind; fiir
curarum fluclus rerjjleiciit Axl gut Volvere curarum
triste« in pectore ßucliis bei Lucret. VI, 33. Ftir ut-
rolet schhlgt <lersell)C plausibel ror et-rotat. Die Be-
ziehuii;; de« folj^enden Illitm auf den, der in EhrenStel-
len sich befindet, wobei die obige ^fegation hinweg zu
denken ist, ist hier sehr hart. lieber die Ausfüllung
endlicli des Schlusses dieses Gedichtes, welche Axt so
gibt: — lafens, Kt frangit cupiilum inox scopulus caput:
Sacht stürzt ihn von der jiihen Höh', Und das gierige
Haupt bald an dem Fels zerschellt, lässt sich eben nicht
fiel sagen.
Od. HI.
Diese Ode, welche den Zue.k hat, ein harmloses,
tugendhaftes, von der Welt abgeschiedenes, doch nicht
unthatiges Leben zu preisen, ist zum Theil noch schwiil-
stiger und dunkler, als die beiden vorhergehenden; ent-
hält sehr insfte Züge und Bilder, und ist lückenhaft ge-
lassen. Das Original lautet so:
IS. 1. Postijuam lixa solo seniel
Spernit fluctivagos anchora navitas
vs. 3- In saevum pelagus se(jui ,
Quam vitat gravido perniciem uiari ,
»s. 5- In suo reperit sinu:
Haereiitem tumidis * dentibus
vs. 1. Aerugo propria exedit.
Ki fe desidia sancta (juies levet,
vs. 9. Turbas dum populi fugis,
Priratis qnaties fata tuniultihus,
TS. 11. In fe ludere pervicax.
Niis * vigilans souinis * fiiror (Cod fruor)
vs. 13' Tortis liberat anguibus ,
At presso gracilis Cura nianet pede.
Der erste Gedanke soll eine Aufforderung zu einem
in der Müsse thüligen Leben enthallcn, weit das Leben
sonst zu sehr erschlaffe. Dieser Gedanke ist in folgen-
der Vergleichung ausgeführt: Sowie der /Inker, wenn er
einmal fest haftet in dem Boden , und nicht mehr auf
die See kommt, vom Roste verzehrt wird, so wird der
Mensch , wenn er von den öffentlichen Geschäften sich
zurückzieht, und in dieser Zurückgezogenheit nicht thü-
tig ist, von Schlaff'heit verzehrt, und zerstört so sein
eigenes Lebensglück. Das Einzelne in dieser Verglei-
chung stimmt sehr sclilecht zu einander, denn 1) wer hat
wohl je dem Anker einen Schoos oder einen Busen bei-
gelegt, so dass von einer ilerartigen Aehnlichkeit des
Ankers und iles Menschen die Rede sein könnte? und,
wie Axt übersetzt, gesagt: Wenn einmal in dem Boden
fest Scheut der Anker mit fluthschweifenden Schiffern
zuGehn hinaus auf die grause See: Jf'elch Verderben er
will meiden im Schreckenmeer , Wird er finden in sei-
nem Schoos, d. h. also: der Anker wird, wenn er in
dem Boden fest, das grause Meer scheut, im eigene?'
Busen {?) das Verderben finden, welches er auf der
offenen See hat vermeiden wollen. Die Phrase in suo
sinu war, ebenfalls falsch angewandt, schon in Od, II.
vs. 13- da: regnas in proprio sinu. Die fluctivagi na-
vitae fin<len sich wieder bei Slat. Silv. III, 1 , 84. casa
ßuctivagos nautas scrutatoresque profundi Vix operire
capax. Sehr gesucht und zu allgemein ausgedrückt ist
das Epitheton gravidum vom Hleere gesagt, in der Be-
deutung unheilschwanger, da hier ilie nähere Bestim-
mung, worin die graviditas besieht, zum vollständigen
Verst.'iiidnisse des Gedankens unmöglich fehlen kann.
Die Lücke vs. ß., wo es im Ms. heisst: „haerentem tu-
midis dentibus aerugo propria exedit", scheint Hr. Axt
mit Hinzuziehung von Ovid. Trist. III, 9, 13: volvitur
aggere funis, recht gut ausgefüllt zn haben: ,, haerentem
tumidis aggere dentibus", wofür Bayer gibt litloie; Barth
lasst sie iinausgefüllt. Aber was sind tumidi dentes ,
schwellende oder gar geschwollene Zahne heim Anker?
A.vt meint, vielleicht bedeute tumidis dent, s, v. a. sgua-
lidis , indem Petron. c. \'24, '2 74. sage: stabant acrati
scabra rubigine dentes. Allein diese Bedeutung von tu-
midus lässt sich nirgends erweisen. Wernsdorf, welchem
Axt in der üebersetzung folgt, schlug vor timidis denti-
bus, mit bangem Zahn, und erklärt diess: dentes, qui
exire timent vel qiti timide et ignave trahunlur , eben-
falls sehr unwahrscheinlich und gekünstelt. Noch merk-
würdiger aber ist in dem Folgenden die Phrase: ni te
sancta quies desidia levet , t\. h. wenn nicht heilige Ruhe
dich vor Erschlaffung wahrt; levare heisst wohl überall
nur .femandem Erleichterung einer Last verschaffen. Jeman-
dem eine Last nehmen ; nicht aber Jemanden bewahren vor
etwas, was doch der Sinn dieses Wortes hier sein soll. Demi
« ie kann hier der Geilaiike sein: wenn a\e\\t lieilige Ruh'
dir die Trägheit benimmt? Ferner ist undeutlich, was hier
sancta ([Wies sei ; die Erklärung von Wernsdorf : „Sancta
quies est a sanctitate animi ilucta, officiis et honoribus sancte
gestis promerifa" ist im höchsten Grade gesucht niul unwahr-
scheinlich; wir möchten es auf die philosophische fllusse
beziehen, die Müsse, welche mit philosophischen Betrach-
tungen hingebracht wird, insofern die l'hilosophie von
den Alten als Trösterin der Einsamkeit dargestellt wird.
Ferner ist privati tiiinultas s. v. a. intertii, innere Un-
zufriedenheit, eben so ungewöhnlich gesagt, wie hier
sogleich /■«/« quatere , das Schicksal reizen, d. h. das
Lebensglück zerstören. Die folgenden Verse sind durch
die Lückenhaftigkeit von vs. \i. kaum einigermassen ver-
ständlich. Der .Sinn des Ganzen scheint ticm übrigen
Zusammenhange gemäss sein zu sollen: Wir, die icir
in stiller, zufriedener Zurückgezogenheit leben, sind
zioar frei von der heimlichen, inneren Unruhe und Qual
der in dem Staatsleben sich bewegenden Voi-nehmen (vgl.
Od. II, l'i.), allein kleinere Sorgen drücken uns doch.
Diesen Sinn hat auch Hi. Axt angenommen, indem er
die Lücke zugleich mit einer kleinen Emendation «les
11. Verses folgendermassen ausfüllt: ,,Nos quamquam
vigilans somnia sie fiiror tortis liberat anguibus" und
übersetzt: Obgleich so uns die Wuth, welche die Träume
wacht , Frei gewundener Schlangen lässt , Bleibt , auf-
8H9
870
stemmend den Fuss , schmächtige Sorge doch. Allfin in
dieser, »veiin auch noch so siniigeiiWissen, Ausfiilliiiit; iler
Lücke sind doch folfroiide Ans<««se niclit zu übnrsphen,
1) steht sie s. V. a. tjuiitn in otio vioamus, wie Axt er-
klärt, /.u beziehungslos mit dem Voranj;phendpii, '2) kann
vigilare somnia s. v. a. seinisomnos iristiöus visis vexat,
nach Axt'S Erklärung-, nicht verglichen werden mit vi-
gilias vigilare oder vigilata Thebais ^ oder ähnlichen be-
kannten Phrasen, da hier vigilare rein transitiv bedeuten
soll: die Trüume wach machend, die düsteren, unklaren
Träume vollständig zur Klarheit bringend, in vigilias vi-
gilare aber und ahnlichen Wendungen das Verbum immer
eigentlich intransitiv bleibt, und der -iccusativ nur zur
näheren Erklärung dient, worauf sich der durch ein Verbum
intr. ausgedrückte Zustand bezieht. Doch weit ungenügender
füllen die früheren Herausgeber die Lücke aus. IVerns-
darf nämlich vervollständigt Nos tunguam vigila7is so7n-
nus habet, furor torlis liber et anguibus. Bayer noch
dazu mit einem metrischen Fehler: Noctes et vif^ilans
som?tia si Juror Tottis nnn liberal anguibus. Ausserdem
schlägt auch Ilr. A.vt noch dreierlei Lückenausfüllnngen
vor: 1) filam quamquam vigilans somnia sie furor Tor-
tis liber ab anguibus. 2) Noctes nam vig. eei. 3) ^'ostra
natu vig. cet. Tortis liberat cct., welche iiber sämmtlicb
schlechter sind, als die erste. Die torti angues endlich
so allgemein in' der Bedeutung G etvissensbisse , itinere
Qualen und Unruhen möchten sich schwerlich noch an-
derswo so gebraucht finden, denn in Virgil. Georg. III,
38.» «eiche stelle Axt ritirt, kommen dieselben in ganz
anderem Zusammenhange vor, da dort eine vollständige
Aufzählung der Hüllen(j[ualeu stattfindet, und also der
Zusammenhang die Bedeutung von torti angues klar macht.
Vs. [4. endlich kann presso pede cura manet statt im-
presso pede nicht verglichen werden mit solchen Beispie-
len, wie sie A.vt gibt: imposilis pedibus premere , sub-
jicere pedibus , caput pedibus supponere, calcare impo-
sito pede cet., da pressu pede gesagt sein würile, wie
presso gradu (incedcre), d. h. langsamen Schrittes. Fast
möchte man denken, der Dichter habe das Bild von der
Schlange fortsetzen wollen, und eingedenk eines solchen
Bildes, wie es Virgil. Aen. II, 380. gibt: retro pedem
cufH voce repressit. Improvisum aspris veluti qui sen-
tibus anguem pressit humi tiitens trepidusque repente
refugit, sich verwirrend ilasselbe Bild verkehrt angewandt.
Auch gefällt uns gracilis hier auf cura bezogen, in der
Bedeutung von gering, klein nicht besonders. Das Epi-
theton gracilis möchten wir recht passend zur Charak-
teristik der ganzen Ode gebrauchen , die allerdings sehr
mager und gering ist.
Od. IV.
Die vierte Ode ist, wie Hr. Held richtig bemerkt,
so unvollständig, daes mau weder Anfang, noch Mitte,
noch Ende erkennen kann. Der Hauptinhalt jedoch
scheint eine Aufmunterung enthalten zu sollen , nicIU
2« niedergeschlageri zu werden , wenti es den Cuten
schlecht, den Busen gut geht, da diess Zaghaftigkeit
verrüth. Allein die Ausführung im Einzelnen lässt sich
nicht gut nachweisen , da der Schluss theils verslümmelt
ist, theils fehlt.
Das Bruchstück lautet so:
vs. 1. In<rra<i nebulac desidiae vaput
Circun.stant trepidum. Sors nimia in probo«
Incestis facilis annuit ausibus.
Sfa contra assiduo pede.
vs. 5. Mnltum turba tenax » fiilci
LItra fata furit, noii docilis fugae ,
♦ dcsider * * praemio.
•»■ * ♦
Caetera dcsunt.
Gleich in Vs. 1 sind die nebulac desiiliac trotz Axt'»
grosser Alasso von Parallelstellen, wo gewissen Gegen-
stänileu eine nebulii zugeschrieben wird, anstossig, <la die
desidia schon selbst etwas Nebclkaflcs ist; denn was ist
schL;//er Ruhe Gewölk, wie y4.xl übersetzt? auch Crc-
pidiiin Caput statt trepidn. mens ist auffallig, und von der
logischen Verbindung, welche /^.rt^? üebersetzung: Sclduj-
fcr Ruhe Gewölk steht ui/i das sjge Haupt Undank-
barer, wenn hold frecher i-erruchter Thal allzu feind-
lich das Glück gegen die Bra\'en dient, ist im Original
keine Spur , da der Satz mit sors cet. gar keine gram-
matische Verbindung hat, wenn mau nicht nach Axt'»
Uebersetzung die Partikel si folgendermassen einschiebt:
facilis si cet. , indem sonst sogar das iMetruni hinkt.
Allein gerade die Satzverbindung ist auch in den übri-
gen Oden so schlecht. Vergl. Od. I. Vs. i2, II. Vs. ö,
III. \'s. 11. Die Verbindung sors nimia faci/it statt
iiimiuni oder nimis facilis möchten wir nicht mit Aal
durch ilie laxe Sprache des Flaulus (Amph, II. 2, 69 od.
Ü5 bei Lindem, nimia mira:, was auch heisseu kann:
A Izugrosses, WunderbarcsJ entschuldigen. Ebenso auf-
fällig ist assiduo pede gesagt statt ßrmo pede , da die
Stolle Quinlilians XII. 9, 18: Itaque in his actionibus
omni , ut agricolae dicunt, pede standum , welche A.cl
anführt, doch ganz anderer Art ist, und hier wohl gar
nicht verglichen werilen kann. Sudann ist ultra Jata
furere statt ultra nwduin ganz ucu. Wie docilis Jugae
hier zu verstehen sei, lässt sich gar nicht sagen. Es er-
innert an Hör. Carm. I. 1, 18: indocilis pauperiem
pati. Das fehlende Ende der Ode, worüber sich gar
nichts sagen lässt, hat Herr Axt so ergänzt:
Mnltum turba tenax scd nocune fidc (statt fidei ?J
Ultra fata furit, non docilis fugae.
Quam desideret ul res mala pracmia
Irae non domitae minans.
Mit der Uebersetzung:
Doch an schädlicher Treu' haftender Freunde
Scliwarm ,
TVüthend über Geschick , nimmer zu fliehen
weiss ,
Mag es heischen die Zeit , dräuend mit schlimmem
Lohn
Ungebändigteni Zornesmulh.
Sollte wohl, schliessen wir, nach diesen, so augen-
fälligen und schwerlich ohne gewaltsame, künstliche, nur
scheinbar richtige Erklärung hinwegzuräumenden Schwie-
rigkeiten, Mängeln und Fehlern dieser vier, angeblich
dem von Plinius so sehr gerühmten f'estritius Spurinna.
57 *
871
872
angeliörigeii Oden, Jemand ferner geneigt sein, dieselben
für <'i7i/f /liiii/isliic/ie Jtssi/l/cn zu halten? Wir können
uns nach vorliegender, sj>raclilicli und ästlictiscli gewiss
sehr nii|i.)r<iMisili gehaUener Prüfung derselben in ihren
Ein/i-liiliciti'n nininierniehr dazu entschliessen , dieselben
eiitwfi/er Jtir eclite oder aus echten Gedicliten des
Sntiriiinu von irgend einem antiken Dichter \erjassle
Gedichte zu hidten , sondern erklären dieselben noch-
mals für ein erbiirndiches auf absichtliche Täuschung
abgesehenes l\Jach'\'\'erk i'on Kaspar Barth, dessen sprach-
liche Sonderbar keilen und Reininiseenzen aus den das ■
sischen Dichtern überall hervor leuchten.
Werfen »vir endlich am Schluss dieser Abhandlung
noch einen Ulick auf die .t.vtische Bearbeitung dieser
Oden, so scheint uns Hr. yl.tt bei der Lösung der Auf-
gabe, einer nach dem neuesten Stnndpuncte der Herme-
neutik gearbeiteten Ausg,ibe dieser Ij rischen Bruchstücke
des angeblichen J estriiius Spurinna ganz von der eigent-
lichen B dm abgewichen zu sein, insofern derselbe 1) die
Frage, ü/jcr die Echtlieit oder Unechlheit dieser Oden,
»eiche früher, mit Ausnahme ron Held, höchst mangel-
haft und obcrfl.'ichlich behandelt norden ist, ohne irgend
eine wissenschaftliche Berücksichtigung derselben nur
durch ein kurzes ästhetisches Unheil, dass die Gedichte
echt seien, in iler Linleilung abgefertigt hat. 2) Statt
in der Krklärnng derselben nur das Wesentliche , die
Erhlii'ting unmittelbar Fiirdcrnde zu geben uns Hr. Axt
in nngemessener Weitschiieifigkcit nicht blos nach der Ma-
nier der alten holländischen Philologen die sämmtlichen
Anmerkungen der früheren Herausgeber ohne alle Aus-
n'ahl, gleichriel ob richtig oder unrichtig, nüthig oder
unnüthig bietet, sondern jede Gelegenheit benutzt, die
einfachste Wahrheit durch eine Unzahl ron Stellen alter
and neuer Classiker der verschiedensten Nationen der
alten und neuen Welt, wie der Griechen, Römer, Deut-
schen, Italiener, Ülnglfiniler, Schottländer u, s. w. zu do-
cumentiren nnd diese Stellen dann wieder, wenn es ihm
nöthig scheint, zu interpretiren und emendiren, wobei am
meisten bedacht worden sind Sophokles in der Antigone
nnd im Aias , Vilalis Dlesensis Anijthitruo nach der
Ausgabe des Herrn Prof. (Jsann , »elcher tlurch die
P arianten des Cod. Gissens, vervollständigt wird, und
Horalius, für dessen galante und witzige Erklärung vor-
züglich folgende Stelle pag. 1U<) über Carm. III. 1. 66,
als eine rrux interpretum, einen tretilichen Beleg geben
dürfte: „Timor et ßJinae Scandunt eodem , c/uo domi-
nus, necjue Decedit aerata trireini et Post equitem
sedel atra cura, — Hierbei nämlich bemerkt Herr
Axt sehr witzig: cujus loci cum oplinie persentiscant
rustiii Clii^enses , qui hoc vehiculi genere rite uaores
suaa in urbes ad nundinas aut in projimos vicos ad
pagonalia secuni adducunt. Videlur hie Flaccum ob
oculos habidsse Tis so Hier, liberal. XX. 117. ,, Mez-
za tra furiosa e sbigottila Scende ed ascende un suo de-
slriero in fretta. Vassene , e ßigge: e van seco pur
anco Sdegno ed Amor , quasi duo veltri al ßanco."
Ä'icht miniler hülfreiche Hand bietet Herr Dr. Axt durch
seine ausgebreitete Belesenheit den si<h in der lateini-
schen Liebessprache perfectioniren »ollenilen jungen hhe-
nüinncrn unserer Tage in den Addcnd. p. 141, wo eine
Stelle des Hieronymus über die Beschwerden des Ehe-
standes, welche Herr Prof. (Jsann in einer akademischen
Gelcgenheitsschrift : de caelibum conditione apud vete-
teres zuerst benutzt hat, abgeschrieben und gelehrt wird,
wie, was in Georges Lexicon bedauerlicher Weise fehlt,
das Wort Gardinenpredigt zu übersetzen sei durch die
Phrase: ,,])er totas noctes garrulae coiupiestiones" , und
ein ebenso classischer Bele:; für das uralte Institut der
Cicisbeo j ebenfalls aus Hieronymus sich findet. Von
unnütz gehäuften Vergleichungen wie, dass die Zeit die
Lehrerin der Menschen sei, und das Aller 'weise mache,
8. Belege p. 45 ff.; dass alles Irdische vergehe p. 56 ff.;
dass das menschliche Alter sich verschiedentlich ab-
stufe p. 42 und p. 59, in welcher letztern Stelle Herr
Dr. Ajct zur Bestätigung der alten Wahrheit auf seine
eigenen poetischen Ergiessungen in der AJilternachts-
zeilung Jahrg. ISi.S Nr. 'JOS mit folgenden \Vorten ver-
weist: Ul Uli (V'irgil., Salejus Bassus nnd Andere) aesta-
tem, ila Horat. I. 4, IV. 15. 35 et Cutull. LXVIII. 82
posueriint hiemern. Item nostri poi'tae et non poe'tiie,
velut ego ipse fnon poe'ta ?J in Lusibus. Ebenso hänfen
sich die Parallelstellen bei dem bekannten Thema über
die Unbeständigkeit des Lebens p. 56, über die Ver-
achtung irdischer Dinge p. 5-'; in den Addend. p. I4ü
wird über die Heiligkeit der Gölter mit Berufung auf
Schillers: ,, Freude sc/iöner Götterfunken "^ sehr aus-
führlich durch <lie mannichfaltigsten Citate verhandelt.
Nicht minder an ganz unpassendem Orte verschwenderisch
mit seinen philologischen Collectaneen vervollständigt der
Verfasser die Grammatiken und Le.rica der griechischen
und lateinischen Sprache, wie z. B. p. 33, wo derselbe
zur Erklärung des Worts dulcis von Schriftslsllern ge-
braucht eine Stelle aus Nep. Att. XVIII. 4. anzieht, und
dabei , die scheinbar falsche Stellung von quoque in den
Worten attigit quoque poeticen bemerkend, diese einer
ziemlich langen Untersuchung unterwirft. Ferner vergl.
man die beinahe zu Excursen herangewachsenen Discurse
über die unmittelbare Verbindung zweier Substantive
durch die Prdpositionen , wie liber ile amiritia p. 33
und 9| ff. ; über die sogenannte En<dlage des Adjeclivi
in Beispielen wie Jutva ira lennis statt ira fulvi leonis
p. 17 und p. 144', wo das Verschiedenartigste identiiicirt
wird; ferner p. 54 über die prolcpsis attribuli ; wie
demersas obruit naves p. 6.' über den substantivischen
Gebrauch des Adjectii's in Verbindung mit einem an-
dern, wie pauper avurus p. tU6; über die Litotes und
das fljphen p. 112; über den Accusativus in Beispielen,
iv;e vitam vivere und noctes vigilare p. 57; über die
Bedeutung von ultra in Formeln, wie ultra modum
p. 121.
Endlich bringt Herr Ajct mit derartigen Anmerkungen
noch allerlei religiöse , moralische und politische An-
sichten in Zusammenhang, wobei iler Ton bald lüe Farbe
der grössten Erbitterung gegen einzelne, sehr achtbare
Männer an sich trägt, bald ein höchst komischer wird, der
wohl zur Erheiterung des Gemüths 4lienen kann, welche er-
bauliche Betrachtungen sich durch ein vollständiges Jünf-
Jaches Register des TT ilzes und Aegernisses leicht auf-
finden lassen, und wovon ich gern Proben geben würde,
wenu ich nicht befürchtete , der von vielen Seiten her
873
874
in Anspruch genommenen Redactiou in diesem rein wis-
senschaftlich gehaltenen Blatte damit einen schlechten
Dienst zu thun. Dr. üllo.
84. Vestritii Spärinnae lyricae rclitjuiae. Recognovit in
Germanicum cnnrertit et cum annotationibus supe-
rioruiii interpretum quibiis suas adiccit separatim
üdidit C. A. Mauritius Axtius. Francofurti 1840.
144 S. gr. 8.
Von 'dem in Plinius Briefen (III, I.) geschilderten
Dichter Vestritius Spurisina gab bekanntlich Barth vier,
angeblich in einer Slerseburger Miscellanhandschrift ge-
fundene Bruchstücke heraus. Diese sind es, welche der
Verfasser des rorliegeiiden Gyniiiasialprugrammes , Herr
üirector Axt, theils mit den Noten von Barth, Werns-
dorf und Bayer, theils mit seinen und denen seines
Freundes Rigler, dem auch der Unterzeichnete manche
Anregung in früherer Zeit cerdaukfe , aasgestattet hat.
Der Verf. beklagt sich p. I(i, dass er „homullus unus e
uiisello lusciosorum grege, affectus raletudine, inira unutn
menscm et inter perpetua offirii munera et priratas oc-
rupationes neceasarias" diese Abhandlung habe beenden
müssen. Allein das sieht man derselben wahrlich nicht
an, wenigstens hinsichtlich der Masse. Hr. Axt hat so
kühn alle Schleusen seiner Gelehrsamkeit geöffnet, dass
einem ordentlich vor den Büchera bange werden muss,
auf die er Jahre oder Jahrzehnde zu verwenden Müsse
hätte. Oder, dass wir die Wahrheit sagen, die Eile
der Abfassung ist noch in diesen kolossalen Haufen von
Citaten , in der ganzen Breite des hermeneutischen Ap-
parates sichtbar, der nicht allein den Zusammenhang der
Gedanken , sondern das vereinzelte Wort in alle seine
Üpitzen und Schlupftiinkel hin verfolgt. Man wird von
einer Parenthese zur andern, von einer beiläufigen Be-
merkung zur zweiten geschoben. Hat sich der Verfasser
zufällig auf einem Nebenwege ergangen, eine Seitenan-
sicht uns geöffnet, so kommt noch manchmal ein Sei-
tenhieh hintenilrein , und durch eiuen kühnen Satz, z, B.
p. 34: ,,Sed iam ra conficiamus" — — oder p. 103:
„Sed redcamus ad serpentium gyros" oder p. 45: „Re-
stat, ut in fine huius annotationis" u. s. w. tvird man
dann wieder auf das ursprüngliche Feld znrückgeschleu-
dert. Die VVortkritik wird zwar im Ganzen mit gesun-
dem Sinne gehandhabt, allein die Frage nach der Echt-
heit der hier vorliegenden Stücke wiril doch viel zu vor-
nehm p. 10 abgethan. Da ist es gewiss nicht genug, zu
sagen: „Dignae Vestritio sententiae , digna dictio, neqiie
ullo loco laxior orationis contextus pro lyrico poeta, ut trunca
videri pnssint congesta." Denn wie soll entschieden wer-
den, was des Vestritius würdig oder nicht, da wir Nichts,
als diese losen, lockeren Trümmer haben? Von innen
heraus also muss die Prüfung vor sich gehen. Wie ist
aber da Alles so unendlich verkehrt und verschroben!
Wie löst sich Alles in diesen Vestritianis zu etlichen
mageren ethischen Sentenzen auseinander, durch welche
kaum ein leiser Schimmer römischer Nationalität durch-
blickt! Alles verrälh Trümmer horazisch- virgilischer An-
schauung, Wendung und Sprache. Was davon abweicht.
ist in geschraabien , wunderlichen Säizen aneinander ge-
kittet, nirgends die Milde und Anmuth hörbar, die Pli-
nius <len lyrischen Gedichten des Spurinna nachrühmt.
Der dichterische Schmuck besteht in endlosen Beiwörtern,
deren in jeder Zeile eins vorkommt. Der eigentliche
Stoff aber ist aus jenem Briefe des Plinius entlehnt,
worin er den Spurinna schildert. Prüfen wir die einzel-
nen Oden näher.
I. Der Gedankengang ist folgender: „Marias lobe
nicht zu sehr die süssen Scherze des Vestritius; wenn
sie auch herrühren aus Sokratischer Philosophie, wenn sie
auch edlen Männern gefallen, das Alter kehrt in sich selbst
zurück, opfert den Rest seiner Jahre nicht dem Vater-
lande mehr, nicht mehr der Ehrsucht und dem Geize.
So geht es auch mir. Soll der, welcher 70 Jahre alt
ist, noch scherzhafte Gedichte machen? Wer alt wird,
ist bereilsam genug, wenn er scluveigf. Aber mein grauei
Haupt enthält sich, nicht als freiwilliger Flüchtling, son-
dern mit reichem Liede — — ." Hier hört das Ganze
auf. Die Ergänzung ist nicht schwer. Hr. Axt füllt den
Schluss also aus :
Nein rastlos mit dem Takt reichlichen Liederklangs
Soll aufstachelnd den starren Geist
Einst mein Odem den Tag seines Geschicks empfahn!
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht in sich abge-
rundet, die Idee entwickelt uni^ zur Einheit durchge-
führt , aber bei näherer Betrachtung springt der innere
Widerspruch doch hervor ; denn wie lassen sich vereini-
gen Vs. 1 :
Duices Vestritii iocos,
Seras Socraticae relliquias douus,
Ne Landes nimium Mari,
und Vs. I6:
Aestas quem decies septima diridit,
An leves memoret iocos?
Wenn Marias diese Scherze, d. h. scherzhaften Ge-
dichte loben soll, so müssen sie doch bestanden haben;
nachher aber werden sie doch nur als jetzt im Alter ent-
stehend gedacht. Ferner das Alter wird in der ersten
Hälfte der Ode dargestellt als ein leidenschaftloses, der
Weisheit gewidmetes, und wie starr sticht dagegen die
Vorstellung ab Vs. 20: ,,Quis(]ui3 decrepiti corporis est
reus." Hier wüsste ich fürwahr nicht die mira dulcedo,
mira snavitas und mira hilaritas aufzuspüren , von der
Plinius spricht. Und doch ist gerade aus Plinias die
Altersbestimmung genommen von Vs. \{y. ,, Aestas queni
decies septima dividit', zu vergleichen mit Plinius: „Inde
illi post soptimum et septuagesimum annum aiirium ocu-
lorumquo vigor integer." So ist Vs. (). und 10:
Qualis ab arduis
Ad se versa lahoribus,
Quos non det patriae
ebenfalls aus Plinius gebildet: „Multoquo labore hoc otiuui
meruit", nachilem kurz vorher seine politische Laufbahn
berührt war, sowie der Gegensatz des Jünglings- und
Grciseualters , sowie die Erwähnung der ambitio wieder
zusammenhängt mit der Reflexion des Plinius vorher:
,,Seuibu8 placida omnia et ordiuata conveniuut, quibus
875
«76
intliistria spra , <iirpis ambitio est." Soviel über die Ge-
.laiikcn. Was ilie Sprache betrilR, so erinnert Vs. 2:
„Seras Sncratiae relli.jiiias domus'^ ja gleich an die von
Bayer silion citirte Stelle Horat. carm. I, 29, 14: So-
cräticam et domum. Die Wendung des dritten Verses-.
,Ne lautles niniiinn Mari" erinnert an carm. 1 , 33 , 1:
„Allii, no dolens plns uiuiio", «io denn lloraz seine
Oden liänfig mit einem negatiien Satze beginnt. — Ho-
razisch scheint nns auch ilie Fortführung des Gedankens
durch qualts, wofür zu vergleichen carm. l, 22, 13:
duale portentum, IV, 4, |: Quälern ministrum, ebeud.
13, ferner IV, 14, 20- — Für Vs. 18: „Alque aptos
citharae concillet modos hatte nicht allein Horat. epist.
1,3, 13-, sondern auch carm. II, 12, 2: „mollibus
Aptari cithnrae modis angeführt »erden sollen. — Un-
lateinisfh endlich scheinen mir die Ausilrücke Vs. 16:
„Aestas quem decies septima dj>i(/t7" und Vs. 20. der
reus decrepiti corporis, wofür ich gerne Parallelen bei-
gebraclit sähe.
H. Viel antiker ist die Idee dieser Ode: „Sei uns
günstig, heilige Armnth! Du hast deine Kraft und Freude
io dir selber, «ährend der stolze unruhige Adel seinen
Stachel in sich tragt." Die Panperies ist hier nicht als
saeva, angusta aufgefasst, sondern als ruhige, durch Ent-
behrung und niedere Stellung bewirkte Thatigkeit. Ausser
Theokrit Idjll. XXI, l:
'J nevia, JiutpavTS, [xöva rdi Ti^i^a; cyfioet
hätte zur Erläuterung dieser Auflassung angeführt wer-
den können Virgil. Georg. I, 123: ,,Curis acnens nior-
talia corda" und ftlanil. Astron. 1 , 78 : „Labor Ingenium
mjseris dedit." Sehr sonderbar ist aber bei Vcstritius
die Ruhe beim stillen häuslichen Schaffen sordida quies
genannt, was simplex bedeuten soll. — Die ganze Farbe
der Verse 14, 15, 16:
Felix quem teneris niater ab unguibus
Et regina rapis siniul
A'on illmn [populi] fascihus ardunm
Versat nobilitas mala
hat den Ref. wohl nicht grundlos erinnert an Virg. Georg.
II, 490:
Felix qui potuit rerum cognoscere eausas — —
Fortunatus et ilie, deos qui novit agrestes —
Illum non populi /asces, non purpura regum
Flcxit u. s. w.
(die letzten Verse hat auch Hr. Axt p. 83 angeführt),
ubschon die Wendung mit illum ?ion oder iwn illum auch
Horazisch genannt uerden konnte. Vgl. carm. IV, 3, l :
„Quem tu — — videris, Illum non labor Isthmios."
III.. 21, 9; „fion nie, quamquam u. s. w. Lebrigens
dürfte auch die Idee dieser Ode in der Schilderung des
Plinius von der tliJitigen Lebensweise des Spurinna ih-
ren Grund haben. In poetischer Hinsicht ist ilcm Ref.
der viermal in anderer Form wiederkehrende Gedanke:
si sapias tibi, tuae in te laetitiae, Ambit se, Regnas in
proprio S'nu aufgefallen. Die Curae Vs. 18- erinnern
nieder an Horaz.
III. Eigentlich bloss eine Vergleichung: ,, Wie der Anker,
wenn er, das Verderben scheuend, nicht auf die hohe See
gehen will, dieses Verderben in sich durch Verrostung
finilct, so ist es auch mit dir, wenn dn, das Geräusch des
öffentlichen Lebens fliehend, von innerer Unruhe und Sorge
verzehrt wirst." Der Grund auch zu diesem Gedanken,
der merkwürdiger Weise also ausgedrückt ist: „Ni te
de.sidiu sancta quies levet'^ liegt wieder in dem Briefe
des Plinius III, 1: ,, Et quiescere iubeas , quum inertiae
crimen effngero," und 111, 23 (nicht 24, wie Herr Axt
citirt): „Quando per aetatem honestum erit istud pulcher-
rimae quietis exemplum! Quando secessus mei non de-
sidiae nomen, sed tranquillitatis accipient?" Auch an
andern Stellen spricht Plinius, obwohl im bessern Sinne,
von seiner desidia z. B. II, 2. — Was die Sprache be-
trifft, so scheint der Infinitiv zu pcrvicax (in te ludere
pervicax) bei dem Verfertiger dieser Verse entstanden zu
sein aus einem Missverständnisa von Horat. carm. III, 3,
70, wo er in: ,,Desine pervicax Referre sermones deorum"
nicht desine referre, sondern pervicax referre zusammen-
las. Ebenso horazisch ist in Vs. 14 die Erwähnung der
Cura, obschon eine gracilis Cura mir sonst nirgends vor-
gekommen ist, und prrssn pede für premente pede oder
imposito pede, wie es Herr Axt erklärt, höchst seltsam
bleibt.
IV. Ref. würde eine Unwahrheit sagen, wenn er be-
hauptete, er verstehe diess Bruchstück. Wörtlich übersetzt
lautet die erste Strophe, aus der sich noch allenfalls ein
Gedanke gewinnen lasst, also : ,,Die Nebel der Trägheit um-
stehen das zitternde Haupt des Undankbaren; das Schick-
sal winkt allzugünstig den gottlosen Wagnissen gegen die
Frommen, Steh' entgegen mit festem Fusse!" Zwischen
dem ersten Satze und dem zweiten soll doch wohl ein
Gegensatz stattfinden. Der zweite besagt offenbar: das
Glück, das Schicksal lüsst zu, dass der Fromme ge-
kriinkt wird; mithin erwartet man für den ersten Vers:
der Gottlose lebt in Ueppigkeit. Das hat nun unser
Dichter so verbrämt: der Undankbare lebt in Ruhe, oder
noch geschraubter: Die Nebel der Ruhe, der Trägheit,
umslehiti das zitternde Haupt des Undankbaren- Hier
fehlt aber die Pielation zu ingrati. Gegen wen undank-
bar? ist ilie natürliche Frage, und bei trepidum caput
warum zitternd? Ii^benso bei sta contra gegen wen? In
sprachlicher Hinsicht ist noch sors und nimia facilis auf-
fallend, was nicht durch die von Herrn Axt aus Plautus
beigebrachten Stellen gestützt wenlen kann. — Es ist
nicht anders möglich, als dass bei so bewandten Umstän-
den auch die Ucbersetzung des Herrn Axt nur stellen-
weise ohne das lateinische Original verständlich ist, wo-
zu maiiclimal noch das Sireben nach einem frischen,
fremden Ausdrucke störend hinzutritt. Das querulum
forum durch klagenrauscliender Markt übersetzt, ist we-
nigstens nicht treu, fasces Steckengebund, nobilitas mala
das leidige Adelsthum , furor vigilans somnia die IVulh,
welche die Träume wacht, sind zu gesucht. Am Leich-
testen und Freiesten liest sich noch die erste Oile. Die
Register, die in ihrer grenzenlosen Ausführlichkeit fast
wie eine selbstgefällige Bespiegelung eigener Gelehrsam-
keit aussehen, konnten bedeutend kürzer sein.
dergleichen wir noch die einzelnen Oden unterein-
ander, so handelt die erste vom placidum silentium, die
zweite von der sordida quies, die dritte von der sancta
87";
878
quies. UnRndlich arm ist die Sprache; os kehren ewig
dieselheo Ausdrücke and Wendungen zurück, z. B.
II. 7: Lautis tumultibus.
III, 1U: Priiatis tumultibus.
. II. l.'i: in proprio siuu.
III , 5: in SUD sinu.
I - 13: grai'idac spei.
Ili, 4: grarido mari.
II, 6: sordida quies.
III, 8: sancta quies.
I, 25: sponte sua iugax.
II, 4: nitro hospes.
II, I(S: Curarum farlleni (luctibus.
IV, 3: Iiicestis facilis ausibus.
III, 14: presse pe<lp.
IV, 4: assiduo pede.
II, 18: Curarum ttuctus.
III, 14: gracilis Cura.
1, 1: duices iocos.
1, 17; leves iocos.
III, 8: desidia.
I^', 1: nebulae desidiac.
I , 25 : fugax.
III, 1 1 : perf icax.
IV , 5 : tenax.
Der Ablativ oder Datir Plural auf ibus steht neun-
mal am Schlüsse der Verse 1, 9. II, 4. 7. 9- 14. HI,
b. 10. 14. IV, 3.
Indem Ref. auf diese Weise den Verf. der vorliegen-
den Schrift noch einmal zur genauen parteilosen Prüfung
des hier, ferner bei Wei'nsdorf p. 330 sq. und endlich
bei Dr. Held (über den VVerth iler Briefsammlung des
jüMgerrn Piinius. Breslau 1.333, S. 25 f., worauf mich
Hr. C. F. Hermann, der ebenfalls von der Unechtheit
dieser Bruchstücke überzeugt ist, als auf ein von Hrn. Axt
übersehenes Buch, aufmerksam gemacht hat, nachdem
obiges schon Alles nieilergeschrieben war) besonders S. 29
in metrischer Hinsicht gegen <lie Kchthcit der angeblichen
^'estritiana Vorgebrachten auflordern niuss, indem er fer-
ner die üeberfülle des zu diesen wenigen Bruchstücken
zusammengearbeiteten Commenfars als uunüthige Breite,
■lie vielfachen Complimente gegen Freunde durch alle
uiüglichen Epitheta und Superlativa nrnautia hindurch
für höchst überflüssig, Ausfälle aber gegen Feinde, wie
sie p. 136 und 1 44 vorkou»nien, für höchst unwürdig
und widerwärtig hält: so kann er doch nicht umhin , auf
der andern Seite das unläugbare Verdienst des Verfassers
hervorzuheben, und muss ihm das Zeugniss geben, dass
er alles illügliche gethan hat, das Dunkel dieser ver-
schrobenen Verse auf2uhellen. Er hat ferner in der
freieren Behandlung <ler Erklärung jener Art der Her-
meneutik thatsächlich das Wort geredet, welche ähnliche
Anschauungen, Gedanken, .'Vusdrücke auch ans der neue-
ren Poesie zu belebender Erfrischung herübernimmt, frei-
lich — auch hier über das Mass hinaus. In den An-
merkungen ist manches Belehrende , namentlich für gram-
matische Feinheiten und metrisch - prosodischo F.igenthüm-
lichkeit, wie p. 1 | 1 sqq. iSur einmal wciilit Ref. in
der Erklärung ab, näuilicb III, 14. At presso gracilis
Cura manet pede. Hier hat Hr. Axt Allerlei von impnsitis
pedibns premere, subjiccre pcdibns, STtefißalvCIV u. s. w.
beigebracht, «vährend er das Richtige schon ans Forcel-
lini , den er gern benutzt, lernen konnte. Presso pode
ist entneder so viel, als lento, wie bei Liv. VIII, 8:
„Pede presso eos retro cedentes recipiebant." XXVIII, 14:
„Hispanos presso gradu incedere inbet", oder gleichbe-
deutend mit insequcntc, wie Ovid. fliet. III, 17: „Sub-
sequifnr /?ressoque Icgit vestigia gressu , was für unsere
Stelle gefälliger ist. lieber Kaspar Barth's Unzuverlässig-
keit bei Vorsicherungen von angeblichen Handschriften
vergl. man noch Gläser im Rhein. IVluseum neue Folge.
I, 3. S. 438.
Möge Hr. Axt, das Omen seines Namens mehr oder
weniger verwirklichend, bei ferneren Arbeiten des Masses
sowohl in iler Fülle der Erklärung, als der Schärfe un-
nützer Polemik gedenk sein! Ref. aber fürchtet bei die-
ser Anzeige keineswegs, als ,,vir obstinatus" oder jener
„Pindaricus y.£V£o<fio6vujv STacQO^ dvÖQOJv^^ zu gelten,
durch dessen Erwähnung sich Hr. Axt p. 17 ein Prä-
servativ gegen etwaige tadelnde Recensioueu geschaflen
zu haben glaubt. Ebenso wenig Eindruck werden auf
den Ref. Epitheta und Superlativa ornantia resp. vitu-
perantia machen. Amica vcritas.
Bonn. £,. Lerscli.
85. Lcctiones Stobenses. Proposnit Carolus Felix Halm,
Professor in Lyceo et Gjmnasio Spircnsi. Pariicnla
Prior. Heidclbergae ex officina Reichardiana. 1841.
(32 S.).
Der Hr. Verf., durch seine tüchtigen kritischen Ar-
beiten dem philologischen Publicum bekannt, hat iliesen
Ruhm auch in der vorliegenden kleinen Schrift bewährt.
Diese ist ganz so, wie der Unterzeichnete es liebt. Die
verdorbene Stelle wird, so weit es nothwendig ist, ange-
führt; dann der erforderliche Sinn und die Emendation,
sei sie aus Handschriften entlehnt oder durch Conjectur
gefunden , angegeben. Der Leser braucht nicht einen
mächtigen Ballast von Hinundwiederreden und entbehr-
lichen Citaten mit in den Kauf zu nehmen. Denn was
verschlägt es, dass man in unseren Zeiten die Wege ab-
kürzt, wenn die Bücher immer dicker werden? Es ist
ilem Hrn. Verf. möglich gewesen, auf 3'2 Seiten mehrere
hundert Stellen des Stobäus zu behandeln. fllit voller
üeberzeugung kann der ünterz. behaupten, dass die Mehr-
zahl der vorgeschlagenen Textesänderungen unbedenklich
aufzunehmen ist; was ilie übrigen betrifft, so sind die
meisten der Art, ilass man über den Sinn im Allgemeinen
mit dem Hrn. Verf. einverstanden sein muss, wenn man
auch über die Worte mit üim rechten kann; nur wenige
sind erweislich verfehlt. Allerdings konnten manche der
behandelten Corruptelen von Jedem, der mit einiger Kunde
des Griechischen die Gewohnheit, genau zu lesen, ver-
bindet, gehoben werden; aber auch in vielen schwierigen
Stellen hat der Hr. Verf. mit sicher trelfendem Tacte
das Richtige gi funden. ünterz. darf so bestimmt reden,
weil er bei der Durchlesung des Programms folgendes
Verfahren beobachtet hat. Er bildete sich über jede
879
880
der behandelten S(ellen, ehe er des Hrn. Verf. En<schei-
dunf grlesrii, sell>8t<ludig ein Urtheil, und hatte in der
Rejfol das Vergnügen, mit dem Hrn. Verf. zusammen-
■ utrclleu.
Da unstreitig Jeder, der mit der Kritik des Stobäus
sich befassen »ill, das Programm des Hrn. Verf. be-
nutzen wird, so beschrankt sich der ünterz. auf einige
derjenigen Stellen, in denen er anders, als der Hr. Verf.,
urtlieiirn zu niilsspn geglaulit hat. So ist es gleich mit
der ersten der Fall p. 1. Fragm. 3Iuson. Append. Stob.
Gaisf. Vol. IV. p. 424. Ed. Lips. 7/ 6 TotovToq Tiaig
sxeivo^ 6 Adxviv, 6g Kk£äv9i]v top (fiKoaocfov
tJQuJTtjaev, £1 äya96v ö nuvog icriiv oi'toj yäg ixeivog
ipaivETai (fi'oet Tcscfvxwc y.akog xat re&^afxiuhoi;
Trpog äp£Ti:v, ojars 'eyyuov vofill^Eiv elvai top tiüvov
T17S T dycdov ffi'CTEujg xat rf]g tov xav.ov' mcrie
«i; 6uo}Myoi'[i£voi> tov f^uj xaxov ind^x^iv aihov
rj nyn^ov Ti'y^äpei cüv stt vv9 civ s t u. Hier hat
der Hr. Verf. ganz unzweifelhaft das Richtige herge-
stellt, indem er statt der bezeichneten Worte 'Jlp toiov-
TOC und £1 dyadov TVyj[dv£i idv , eTTvv3dv£ro her-
stellte. Allein auch die Worte u aT£ eyyvov V0f^dC,£tv
shui TOV novov Ti~]i T dya&ov cpvoEiug y.aX riJQ tov
XCiy.OÖ sind verdorben, nnd es genügt keineswegs, das
ron Wvttenbach vorgeschlagene und von dem Hrn. Verf.
gntgeheissene rJ;? t£ tov d.ya9ov. Wie kann in die-
sem Zusammenhange iler TTOfOg eine Bürgschaft des Guten
and des Uebels genannt werden? Wir lesen zwar hent-
zntage in allen diplomatischen Reden und Antworten so
viel von Bürgschaften, dass man sich zuletzt nicht mehr
wundert, auch im Stobäus dergleichen zu finden. Hier
aber müssen wir dagegen protcstiren. Der lakonische
Knabe fragt den Kleanthes nicht etwa, wie zu erwarten
war, ob der ■novog ein Uebel, sondern ob er etwas Gu-
tes sei, unmöglich kann er also meinen, dass derselbe
eine Bürgschaft von beiden sei, abgesehen von dem auch
sonst unpassenden Ausdrucke; vielmehr erheischt der Sinn
cü'örf iyy lov vofdi^Eiv £tvai tov növov ti'jc, täya-
S-ov (fi'OEcug 1] Tiji TOV xaxov. Das ist: Kr glaubt,
der nuvog sei dem Guten näher verwandt, als dem
Uebel.
P. j. Gaisf. p. 338, 5. ei 8' äXh] nlv ovv ov8'
ii-jtioxi'£tTai T£x^iJ oiÖEfuia Tvapadocriv xat 8/öaoxa-
Kiav dQETfii {al fztv n£Qi t6 dv&Qujuivov xai to.
ToiiTO) x9f]0>H-<^ u Qay/-iaT£ V 6fi£vat fiövov, oaai
öf Tiji ipvxKi £(fd.itTOVTUi, ndvta oxon ov {.uvai
ud'Üiov, i; 69£v avTi; ouj(fQovi;0£i) f^idvrj Öt qikoao-
(fia TovTo axoTVEi xaX tovto fxijXavdTut , nüis ö
dvdgvjTiog xaxiav /utv £X(fvyo/, XTtjoano dt dgEtr^v
£1 TavTa TUL'TT] kx£i, Ti UV d}Xo £iij ßaoiksi Tuj ye
dya&i/i Etvai ßovXo^lvui TtpovQy/aUEgov tov (ftko-
ao(f£i'v; Der Hr. \'erf. hält die Vulgata für unrichtig,
und schreibt nach den Spuren des Cod. A. dkk' ai Tlua-
yiuailvovTai nnd oxoziuivTai. ünterz. hält die Vulg.
für ganz richtig und selbst angemessener, weil sie einen
leichteren Ueberblick «1er lang gezogenen Periode ge-
währt. Da in Tf j;j>;^- ovÖEjula — näcrat ri^fß/ , nur
mit der Negation behaftet, enthalten ist, so schliesst sich
ganz richtig o.i /jtv — al d£ daran.
F. 7. Gaisf. Vol. IV. p. 386. Ed. Lips. ^voiv
övTOiv iaxpuiv tov /j.£v Ixavov XsyEiv xai -iiepi tujv
t'arQixvjv djQa uTi £fzir£i()ÖTaTOv, TiEQi Se 9£Qa7i£iar
Twt' xafxvövTujv fji^db T£T(Jififi£vov, TOV 8' £t7i£iv fxlv
döwdiTov , 3£()aTt£v£iv 8' £i9tOfA£vov xaTo, tuv koyov
TOV iuTQixov tiÖteqov, £(fi;, luäkkov ikoto dv 7ra-
QtTvai ooi vooovvTi ; u)Qa ist sicher verdorben ; Andere
haben es anders emendireu wollen; der Hr. Verf. schreibt
yvujvat. Allein da hier nur <lie Redefertigkeit, nicht
die Kenntniss in Betracht kommt, so zieht der ünterz.
UQa vor (nt ronsentaneum est); denn dass ein Arzt über
medicinische Gegenstände am geläufigsten redet, liegt in
der Natur der Sache.
P. 9. In einem anderen Fragment des Musonius p. 54
heisst es: IldvTa fitv yuQ ioloq £v xoivui xEixai rd
dv9(}üjji £/a igya xai ioxi xotvd dvSgujv xai yvvai-
xdjv, zal ovdiv dftoTaxTov ii; dvdyxtjg zip ire'pw,
urde kniTiiÖEioTEoa Ta u£v ttjSe ttj utvOEi , tu 81
T7JOS' Ol a TU f^£v uvooujU y.ak£iiai, ra ot yvvai-
X£ia. Statt /</;5i schreibt der Hr. Verfasser 7lkl)v 81.
ünterz. glaubt, dass diese Partikeln so nicht verbunden
werden können, und dass 8s zu tilgen sei; ickljv aber
ist sehr plausibel.
Ib. p. 63, '2b- Tavza 8' 6 (fikodotpoc iraQsyyvd
koyoi- ö 8t f.ia9u)V o.vxu xa\ doxijoai titoi fili-
8ox£i yEvtaOa.i uv xoauuuTa.Tog, tiiuv dvjjg Ein tirr
yvvt], ünterz. muss hier der Emendation WYttenbach's
ElT äv}]Q £11] EtTS yvvi] vor der des Hrn. Verf. £7iav
avijQ TS Tj EITE yvvi], die mindestens eine sehr unge-
wöhnliche Redeweise genannt werden muss, den Vorzug
geben. Das tizdv erklärt sich leicht aus der Verdop-
pelung der ersten Sylbe des folgenden Wortes.
P. VI. Tit. XL, 8. p. 233, 10. In dem Fragmente
des Philosophen Teles heisst es: dkka xai ölt uETOtXoc
öv£i8iL,ovoi 8h rcokkoi kiyovxEg, ^etoixe
oh 8' £vy£vi]q ojv Tr,v8£ 8ovku}(rag tx£ig-
Im Cod. A fehlt ^tixoiXE. Der Hr. Verf. schreibt da-
her: dkkd xai oTi f.i£Toiy.og övEi8iL,ovai at nokkoi
kiyovTEi
ov 8 £vy£vi]g lov tijv8£ 8ovk£ vaag £X^^i
„Tune , cum sis bono loco natus in hac rivitate degi.«
servus factus." Der Hr. Verf. kann hier nicht wohl auf
Vieler Beifall rechnen. Schon die Trennung des hXEig
von ilem Participium ist nicht sehr glaublich ; jedenfalls
aber ist das IVletökenverhältniss durch <lieses Citat, wel-
ches doch darauf sich beziehen soll, nicht deutlich aus-
gedrückt, sondern es sind viele andere Verhältnisse denk-
bar, worauf jene Worte sich anwenden lassen. Der
ehrwürdige Jacobs schreibt in den Lect. Stobens.
/ueroixe,
oi'8' £vy£V)]g vjv, Tr,v8£ 8ovku)crag ex^'^i'
Inquiline tu (i. e. in([uilinus cum sis) nee a civibus ge-
nerosis ortus, hanc civitatem sub jugum mittcre ausus
es. Man sieht, Jacobs hat den Begriff civibus, der nicht
in den Worten enthalten und doch nothwendig ist, er-
gänzt, ünterz. zweifelt nicht, dass die Stelle so zu schrei-
ben sei: ktyovTeg,
oii8' tyytv^g uiv T:t}v8£ dovkdioag £X^ti-
881
882
Die Worip sind an pincn T^rannon pprirlitt-t, lier als
AlotoiLos (noii iiidigeiia) ilcr Herrschaft sirli bcin/lilitigt
hatte, nie «lergieichfii aiiih im tragischen Hl^llicnkreise
mehrere rorkouiiueii, z. B. Oeiiipus galt wenigstens fiir
einen solihen.
P. 13, Gaisf. p. 234, 10. xai ijjjei^ fuh t'dsiv xai
ulpaai^ai öy.voc^iev (cadavera)- oi du ay.skcTtiJa'avrsQ
ivSov exoi'Otv löi; v.aiMv xl v.oiX evtiVQa toc; ve-
y.fiUüQ, Xajitjui'oootv. Der Hr. Verf. will hier für ev£-
^voa — tTll X^'^on schreiben, weil er nicht einsehe,
quid sit niortuos pignoris loro accipere. Die Vulg. ist
aber ohne Zweifel richtig, da bei den Aegvptern die
Sitte herrschte , Mumien zu verpfän<len. S. Diod. Sicul.
I, 93.
P. 15. Tit. CVIII. p. 577, IS. oi'd' ij^ieii ßni zwv
iiusiEQUiV ueouiv ytKoiov yug sorat, ei iav tov
tTegov Tti ocfi^akjxuv a'jiopakrj, deijoft y.ai tov tre-
Qov ngoosy.xd^af xdv ö etg 7ioi<; y.i'Xkog, xai tov
iiiQov dvani^gov nouiv y.äv iva ödovra, xai roii;
äkkovi 7t goo exkt ^ai. Der Hr. Verf. schreibt für
das letzte Wort Ttgoae^sHodm. Das ist zwar für die
Operation des Zahnausziehens der terminus technicus ; da
hier aber von Gewaltthätigkeiten die Rede ist, so zieht
Unferz. ■jioo'j£X7lXiJi:ai ror.
P. 18.' Tit. LXIIl, 43. p. 394, 24. Fr.igm. Plu-
tarcbi.
xaigös tOTiv i] vöcroi;
^i-'xfjq.
iv xai ögSuj^' Sei yäg afta tov izäaxovxoq ai'g tuötu
y.ai Tuii Ttoiovvxo^ ÜTiavTijotv ytvicrdai , ngoi uk-
krAa TTojg ij^uviojv oJQ uy.vgov ai^ tijv tov thXovs
aTiegyaa/'av i; öoa.ortxij övnafiig, dv ju;; -Kui^ijTixij
dtd&Eaic, ij- TOVTO de tvoToy^ia^ eorl xaigov tüj
TCadsiv £/-ioi TT o) s ovvdjiToviog ev axfiTj tu noinlv
■neCfVXÖq. Der Hr. Verf. ändert na9eiv TlCCfWOTl.
Dass ein solcher Sinn erfordert wird, ist keinem Zweifel
unterworfen. Allein theils ist die Aenderung gewaltsam,
theils erwartet man von der fast übertriebeneu Kleganz *)
des Plutarchischen Stiles eine Abwechselung im Aus-
druck. Daher rrmiuthet ünterz. , Plut. habe Tiai^siv
STOifiti) geschrieben. Das 0 entstand durch Verdoppe-
lung des folgenden.
P. 18. p. 419» 5. ov xaxiöi xai ü xua/jixög eniTef/vei
axokaavTji
Sei 8' oifiai yafieiv
TOV e7t i ijskijoac dwarov oixovousiv o^Xov
nXeiui •
{■Kicpüjvijoag
TOV dueXiJ /nüXXov, i-jTi9i'jjor>vra 8e
axoXtji, 'iv ixwv o/xovofiov ädeoic itsgi-TiaTTJ.
Der Hr. Verf. schreibt ijTl/AeX^ y£. Unterz. zieht £7tl-
f^skl] xai vor.
P. tV). Gaisf. p. 229. TO xoivov av^cpegov loi' iöia
fli] X^Q'Q^tv. Da in den Codd. A und B xoivov i)
i^,;_-.. 1.
') Phit.irch ist von den neueren s^ipch. Scliriftstcllcrn auch
binsicbtlich des Hiatus der aller strengste, eine Bemer-
kung, die fiir die Plutarchische Kritik von grossem Belang
werden muss.
Zeilschi: f. d. Alterthumsw.
avf.t(f'. steht, so ist der Hr. Verf. gewiss berechtigt,
y.olvij OL'/iCf. zu emendiren. Allein warum xoii'uv aifi-
Cfigov von dem Hrn. >'erf. für ungriechisch erklärt wird,
sieht Unterz. nicht ein.
P. 19. Gaisf. p. 445, 24. r« yag oxv^QvjTia tov
ßloi' negi i*iv Tr,v uyoguv rj tu yvfivdoiov i) to
Xojglov, 1] xadoKov Tidatji fi£ gifivijc. da^oXlai;,
xai TTfot. Tovg cpiXovq t£ xai Gvvrßaiq öiaToiijovcriv
ijfdv, ovx lOTi ngoxeiga Toiq dvayxaiu/^ eniugoa-
9ot'f^i£va TrsgtoTTaöuoii- dr£t}eiai 6' ix tovtojv tig
T£ Ti}v oixiuv inaviki^ovai , xul olov £vo-/öXotq rijv
ipL'XtJv ytvof^i£voiq, ifÄTteXdCet xaigto xgojfteva toi'tiu
■vov dviäv ijfidi, ijiav y£ igrjfioq Evvoiaq xul fiovi'j-
gri ü ßloc. Der Hr. Verf. schreibt in den bezeichneten
Worten iloxokoii; für doxofia^. Allein eine sorgfal-
tige Erwägung lehrt, dass Needham richtig -Trdoa^ für
Tldorg hergestellt hat. Denn der Zusammenhang for-
dert nicht den Gedanken, dass die Zerstreuung allen
Kummer beseitigt, wohl aber erwartete man nach der
Aufzahlung einzelner zerstreuender Geschäfte die Her-
vorhebung der Gesamnitlieit ilieser Gesch.'ifle {y.av^oKOü
nd.nc-i ((cryoklui). Was ferner die Construction betrifft,
so wird sie durch des Hrn. Verf. Aenderung schwieriger,
weil man ja das Wort diuTgiflovoi mit Tliül dyugav
i] tu yviivdcTiov ij tu ;fW(>/oi' nnd dann wieder mit
71 tot TOPQ (fikOVi T£ xa.l 0VVl]9(l<; »erliinden müsste,
so dass also durch die Worte ri xat^ükov ndotjQ il£-
otiivrg d.oyükoi;, die ausserhalb ilieser Construction ste-
hen, der Zusammenhang unangenehm zerrissen Hürile.
Dass aber öiatgißliv zuerst mit Localen {djoguv.,
yi'tiVUOlOV , X"'?^"^) ' ''3"" "''* Handlungen und Zu-
ständen (doyoKlai) verbunden wird, hält Unterz. für
nicht bedenklicher, als dass es drittens auch mit Per-
sonen {(fi/.o/, ai'viiiü£li), woran ja auch der Hr. Verf.
keinen Anstoss nahm, zusammengestellt ist. Dass eu<l-
lich in ilein Folgenden xai ulov £iaXofoii gesagt ist,
betteist Nichts, cla diese Satztlieile nidit svmmetrisch
correspondiren , und der Gegensatz derselbe bleibt, auch
wenn vorher das Substantiv gebraucht war.
P. VO. Tit. LXX.IX, :,3. p. 4(i3, 10. Fragm. Hie-
roclis. £Trfi ydg X^9"i ^^'' yov£voi Tuiv aTlgyouevuiV
im' avTulv yijd£uovla, fxdXiOTa 8' txovoi ngoq ijudq
ot'Tujt;, öijXov uji ov TOV Ti'Xov^o: dv avToi^ 3f«P'-
^vifieda, TjgovovvTfg avTÜJv. Der Hr. Verf. corrigirt
XngtC,oiiieda, vertheidigt aber tov tvXoi'TOC gegen
Gesner, welcher tu TVX<JVTa verlangt hatte. Unterz.
hält (Hess oder rö TVydv für noth» endig; denn das
Homerische X'^'-V'C"f'^^'J TingtdvTUJV, wo der Genitir
partitive Bedeutung hat, kann mit dieser Stelle nicht
füglich verglichen »erden.
P. 23. (Gaisf. p. 13.) dxoXovdei dl ttj ög'^iXuTijTC
— ;} nixgoXoyia xai )'; ueruidkfia xai to Xv7i£i-
odai xai ijdeoSat, Der Cod. A hat hier xai to £-xi
inxgotq, Xvni(o9al xai i'jdeodat.^ Abest enim ab ira-
cunilo TO ii':g£uaiov iv TTJ 4'''XV ^■^'■'- '^^ otcmiiiov.
Allerdings; dirss ist aber bei jeiler Leidenschaft der Fall ;
und wessbalb soll gerade der Jähzornige über Kleinig-
keiten sich freuen 1 Dem Unterz. scheint die Lesart des
Cod. eine nicht eben glückliche Interpolation. Der Sinn
58
883
884
«prirht fi'ir ntdcio^ai, «Icnn splbst eCftjSea^at ist v»e-
nif«>r sarlijji'iiias«.
p. ^4. Tit. IX, 40. p. 1U5, 3-'. '} ^oi'x eojpa-Kas,
X«! lii Tijv däkanav earruii ^f:tioüvzai ii/.ii v.a)
eii e r aiQCtv. Der llr. Verf. «chreibt iia/atoav fiir
eTCiioav. Difss srliriiit mit f/yr , «las rfocli wohl zu
briileii liegrlUVii j,'ohiirf , sich nicht recht zu vertrajfen.
Uiiterz. halt TiiiüiiiJ fiir das Richtige. Schon Jacobs
veruiiithote fx Tliroiiiv.
P. JB. Tit. X\\VIir, 53. p. 2'J5, IS. Perian.ler
loll gesagt haben lijaneQ 0 iui oiSt]QOv, oirwc 6 cp'Jo-
voi Ti)v (-/[orijav aÜTuv ipf/ij'^ it^avu>ji)jyEi. Der Hr.
Verf. vprniiillii't iiavail'i'X'''- üiiterz. glaubt, «lass die
Vulg. richtig sei. Man erwartet iliich eher ein den Wir-
kungen des Rostes ciitsprediendes Zeituort (wozu sonst
der »rgleich ?), als ein solrlifs Worfspiel, wie in der
TOin Hrn. ^'crf. verglichenen Stelle des Aescliyl. Proni. (iö'l.
öei/^tar äucpixei y.ivToin ipi'yetv ipixa." euüv. Hier
ist ipr^ftv sehr passend, weil der Schauder kältet; der
Rost aber hat diese Wirkung nicht.
P. -JU. Tit. LXXX, 14. Ex Epicfeto. p. 46>!, '20,. rig
ovv 1] öifuii/i aiTor {voi> ev ^tkCfoi,; Tiaoayyek-
uazoi, yvwi^t otacTuvy f/ jfopft'ry ri; jiaoi-yyek^s
t6 yvuivai iuviuv oi'x av iv rrj noooTui;ti ii{)oasix£
T(ö e7ClOTga(fr,vai ; Der Unterz. stimmt hinsichtlich des
Sinnes uiit dem Hrn. Verfasser, welcher oi'X av £V rrj
TlQoarätti Tiooofjv xai tu eTliaTga(ff]vai schreibt,
überein. ^iu^ glaubt er durch die Ausstossung des tu
leichter eben dahin zu gelangen. ,, Würde er nicht durch
<laf intOTgacpmal dem Gebote Folge leisten?"
P. 2^). Anmerk. Tit. V, lU'i. Toiya^oüv St ßovksi
f^ovar/.og y.ai südpfiooroq vre d^x^i^f üvijp, i'jvi'x' äv
EV TOl'i TlUTOiq i'TlU TOV o'l'vOV 8^00(1x97] 1] ip^X'} i
TOTE avTi)v (.(ij ta ngoiovaav iioKvvEo&ai- dkk'
jjvix dv iv Tuii awEdgioiq vnu tov küyou öia-
TlVQojSij, TUTE ^EoniQetv v.aX döeiv ra Ti)i öixaio-
Ol>viji xfAft'S küyia. Der Hr. ^''erf. setzt für awsSgloic.
— dvL'Ögiaii, als Gegensatz ron TTOTUIQ. Diess kann
nicht gebilligt werden. Da hier nicht mehr von Heu-
schrecken und Schnecken die Rede ist, so ist dvi'öglai
unpassend, da man bei den TlOTOtg kein Wasser zu trin-
ken pflegte. Die Vulg. ist ganz richtig. £piktet gibt
hier den Ralh , man solle nicht bei Trinkgelagen seine
philosophische Weisheit zur Schau tragen, »uh! aber in
6iientlich'!n Versammlungen (z. B. in Sitzungen des Se-
nates, vor Gericht etc.) zeigen, dass man ein Philo-
toph sei.
P. 30. Tit. LXXXI, 11. p. 472. xal ydg tariv
droTTOV, El xd fiEv akka TfavTa kuyo) xoivof^iEv, ai'-
T/jv de d(fii}0OfAEv T)]v dxgtffsOTUTijv tov kuyov 9eoj-
Qiav xal köyiii TtgoExovreg tiuv akkuiv ^iuujii xdl
xovTO i^aiQETOv dyadov xexTVf^iepot tiJc dvi^guj7iEia<;
(fvOEoiQ, EI/S] xai (ii; etvx^ xar' aiixov EiEgyijao-
flEV. Der Hr. Verf. tTVXE xal ov XU.T avtuv Evcgy.
Unterz. scheint das EVSgyijauftsv hier zu unbestimmt.
In den Handschriften A und B steht xara Tccvrov. Diess
föhrt auf tu xax' avxuv. Die Dialektik, deren Stu-
dium Jamblicho« in diesen Worten empfiehlt, bezieht sich
ja eben auf die Gesetze, denen der k6yo% bei seiner
Tli.'itigkeit unterworfen ist. Darin also liegt das Unge-
reimte, dass man den kuyuz. anwenden will, ohne die
Gesetze des Denkens, »eiche die Dialektik lehrt, zu
kennen. Dagegen, handelt es sirll bloss um die Ver-
meidung des iiy.rj xu't ing ErvXi evigyniv überhaupt,
so ist dazu nuch keine Dialektik vonnöthen.
P. 30. Gaisf. p. 472, 31. ukkai 8e {lujv xaid Cfu-
kooocplav öiaTQißujv) Titigaq 'ii'Exa xai yvfjfuoiag
7iQoo(fii(Juu£vai ugui TOv<; eTri^xöovg, ij üaai Ei'q
dior/v £7T tXEi g o V a tv, tj ei' xivEi E^txaCovoL xdq
Tiijv -Jiukaiujv uxgodaEii' (ov oide/ilu i'lvEV öiakEXTi-
xiJQ UEgnivEi tu iavxi'i 'igyov. Der Hr. Verf. ver-
mnthet {j öcraii; El'^ 9^. i'. Er scheint hier den nicht
seltenen Gebrauch von ETtlXElgeiv nicht beachtet zu haben,
von welchem Wyttenb. ad Plut. Moral. I , p. 338 ge-
redet hat. Schon die Annahme eines heterogenen Sub-
jectcs, die durch des Hrn. Verf. Aenderung nofhwendig
wird, hätte ihn abhalten sollen, die Vulg. anzutasten,
P. 31- Tit. CI, 18. Antjllii fragni. ui de nagad^a-
kd-TTioi Tunui xüiQ TE i dguj^i/.oi^ xal vnu gEv^ia-
Toi; uvTivoauiv EvoxkoLfitvoiq äg^iodiof xal bnov
diuiir^ui ij 9uk(pai i; dvaaTOfiujcra/. Der Hr. Verf.
schreibt Ütüov öli d/ni'!:;at. Ob aber hier die chirurgi-
sche Operation des ü/.iVfJOS/v (etwas sehr Specielles) an
ihrer Stelle ist, bezweifelt Unterz. Gesner vermuthete
dia>^iv::at. Unterz. hält ÖEi ipC'^ai für das Richtige.
Der scheinbare Widerspruch zwischen ij^Hii^ai und i}ak-
ifiai verschwindet, wenn man erwägt, dass am Meeres-
ufer der Sommer, wie der Winter, milder ist, also der
Patient je nach der Jahreszeit dort eine grössere Wärme
oder Kälte, als im Binnenlande, finden kann.
P. 31. CXVI, 26. K Junci libro de Senectnte.
p. 58K, 51. doxei Ss f.ioi ixäxEgoq aiTujv (ö veog
xal ö yEguiv) iotXEvai xoiq dyu)vt^o^iEvoi<; ögo^ov
ij Toi^ iJzkEovCf xal 6 /A£P öiEk^ujv xu fxEya nika-
yoc,, 071 Eg Eivat keyu) rov ßiuv, xaxdgag ini xiva
kifxEva xoü xvßsgvijTOV XEkevoavT o i aTießij tov
VEuJq. — KekEvoavTO:; ändert der Hr. Verf. in xikoav-
toi; doch ist er selbst seiner Sache nicht ganz gewiss.
Unterz. sieht keinen hinlänglichen Grund zu einer Aen-
derung; da das Landen durch xaxdgac, ETI! xiva kl(xEva.
billlänglich angedeutet ist, der Befehl zum Aussteigen
aber, der, wie alle anderen Befehle auf dem Schiffe, vom
Steuermanne ausgeht, hier sehr passend erwähnt wird.
A. Emperius.
86. Archäologische Aehrenlese.
Aof einem Pompejanischen Wandgemälde (Mus. Borb.
II, 12.) sehen wir eine Frau auf einem grossen Steine
sitzen; die ganze Haltung derselben, das nachlässig von
der linken Schulter fallende Gewand, welches die linke
Brust entblüsst, drückt Niedergeschlagenheit und Traner
aus , welche sich ebenfalls in ihrem Gesicht ausspricht.
Mit betrübtem, aber aufmerksamem Blick schaut sie auf
den vor ihr stehenden Mann. Dieser, ganz nackt, mit
Ausnahme der Cblamjs, welche über dem linken Unter»
885 8fi6
arm lieft, bat den rechten Fuss auf piiieii Stein t;es<ii<zt, "I.
and lehnt die rechte Hand auf einen grossen Felsblock, g^j propertius nnd Oridins wird an mehreren Stellen
der hinter dem Si</.e drr er»vahn<en Frau bel.ndlich ist, ^j^^ ^^-^^^ ^^„ Statuen der üanaiden er««hnt, «eiche
auf «el.he er seinen Blick gerichtet hat, und zu der er .^ ^^^ Porticus des palatinischeii A|.olloten.pels anf|;cstelU
offenbar spricht, ind^m er in der über das aufgestützte ^^^^^^ g^ ^j^j folgende. Prupeit. 111, .<> i. [11, 23.]
Knie gelegten Linken ein Schliert halt. Die gewiihn- ^ .
liehe Dentung ((Miiller, Arch. g. 412, !•) auf Theseus , ' " Anrea Phoebo
der, nachdem er das Schwert seines Vaters gefunden, Porticus a magno Caesare aperta fuit.
von seiner Mutter Aithra Abschied nimmt, erscheint ein- ^^^^ ^^^^ j^ speciem Poenis digesfa columnis
fach und ansprechend; allein die kraftig männliche Ge- j^^^^ jj^,,^; f^^^-,^^ ^„^1,^ g^„i,_
stalt, ilas ein si hon lorgenicktes Mannesalter ausdrückende „ . , ir o J.
Gesicht der männlichen Figur, iiill sich doch für The- "'■"'• '*"• ** ' ^^ '*■
seus nicht rocht schicken, der überhaupt als jugendlicher IHa , qnae Dana! porticus agmen habet.
Heros aufgefasst (fergl. Stepliani , «ler Kampf zwischen Oiid A. A. 1 , 73 sq.:
Theseus und Minotaurus p. 41 ff) in dieser Situation, Quaqne parare necein miseris patruelibus ausao
besonders als ein Jüngling, der kaum das Knabenalter über- Belides et stricto slat ferus euse pater.
schritten hat. gedacht wurde. , r Ovid. Trist. 111, 1, (V) sqq.:
Eiin anderes 1 ompejanisches Monument, das, wie so olt i i a i i •
, , . , „r. 111 • I • o •■ (■,!„„ 1 Diicor ai intonsi raiidida templa ilei ,
dergleichen Wiederholungen sich in Pompeji finden, den- "^ ' ' .
,, f, . 1 I i 11.1 1 I ,f,- i i- 1 f 1 A..f Sisiia pcreannis ubi sunt alterna coiumiiis
gelben Oegenstand darstellt, bekräftigt diese Zweilel. Aul .»'.■■,
j Die- t 1 1 /,« n I iir ou K \ „-k».. Beliiles et strrcto barbarus ense paler.
dem Itelief einer .S<haale (Mus. iJorb. IV, i,S, ti.) setjen " '
wir offenbar dieselben Personen in derselben Situation Wir sehen aus denselben, dass die Statue des Danaus,
dargestellt. Auch hier sitzt die Frau, wenn gleich ganz und zwar ein gezücktes Schwert haltend, ebenfalls sich
bekleidet nml in etwas veränderter Stellung, trübe und dort befind, und da.ss die Statuen der Töchter zwischen
nachdenkend auf dem Steine , ebenfalls stützt der vor ihr den Säulen aufgestellt iiaren. Ferner lesen wir beim
stehende Alann, der bis auf die über dem linken Unter- Scholiasten des Persius (II, .OH.): Acron tradit, quod in
arm ruhende Chlamis nackt ist, den linken Fuss auf porticu Apollinis Palatini fuerunt L üaiiaidum efligies,
einen Stein, und hält ihr mit der Linken das Schwert et contra eas sub divo totideni eqnestres fillornm .Aegvpii.
hin. Helm und der daneben stehende Speer und Schild Bezöge sich auf diese Stutneii die angeführte Stelle des
bezeichnen ihn als Krieger. Er ist aber mit einem lan- Persius, so wusste man noch obemlrein, dass sie von Erz
gen Barte versehen, und es ist daher unmöglich, an gewesen waren, allein diess ist, wie ich dort bemerkt
Theseus zu denken, der durch die spätere Kunst (die habe, nichts »eniger, als wahrscheinlich. Feberhaupt
Vasenbilder des ältesten Stils gehören natürlich nicht aber scheint mir die ganze .Angabe starkem Zweifel zu
hierher) stets iinbartig dargestellt iiurde. unterliegen. Eine Reihe von fünfzig Reiterstatuen musste
Ich glaube, um die richlij;c Deutung zu finden, brau- selbst in Rom, scheint es, ein Gegenstand der Bewun-
chen wir nur wenige Schritte zurückzugehen, nicht The- deruiig sein, und es wäre sehr zu lem nnderii , wenn
seus ist es, der von Aithra Abschied nimmt, sondern jene Dichter derselben mit keiner S^Ibe gedächten, man
i4«geus, der das zum Erkennungszeichen bestimmte Schwert, inüssle denn annehmen wollen, dass sie erst später auf-
welcheg er unter <lem Stein verbergen iiill, in der Hand gestellt wären. Und wie iiäre es zu erklären, dass die
hält, und der betrübt aufhorchenden Aithra seine ^'or- Söhne des Aegyptns zu Ross dargestellt »äreii, »ofür
Schriften in Beziehung auf ilen zu erwartenden Sohn ein- sich, so weit ich sehe, kein Grund auffinden lässt? Sehr
prägt. So erklärt sich Alles so einfach, unil die Sage möglich, dass vor der Porticus Reitcrstatnen standen,
ist so bekannt, dass es unnöthig scheint, mehr darüber dass man ilie«e, eben wegen der Nähe der D.maiden ,
zu sagen, ^iur noch zwei Bemerkungen füge ich hinzu aus Scherz oder Unwissenheit die Söhne des Aegvptos
über die bei ileii Allen so bedeutsame Mimik. Mit Ab- nannte; woraus denn ein übertreibender Srholiast fünfzig
sieht nämlich scheint auf dem erstgenannten Gemälde Statuen als Gegenstücke zu den fünfr.ig Danaiilcn machte.
Aithra ilen rechten Ann unter der Brust auf den Leib Ja, dass es »irklich fünfzig Statuen der Danaiden ge-
zu legen, weil diese Haltung eine den Schwangeren ei- wesen wären, scheint mir nicht einmal sehr «ahrschein-
genthümliche ist. Die Stellung des .4igeus ist als die lieh; auf eine bedeutende Anzahl deuten freilich Aus-
gewöhnlirhe des aufinerksameii Berichterstatters und Er- drücke, »ie turba, agmen hin, aber diese Zahl ist selbst,
Zählers freilich hinreichend erklärt (Kiel philol. Stuil. wenn man rein decoralive Statuen annimmt, zu gross,
p. 110), allein ich mache docli aufmerksam auf die schon geschweige, wenn es eine künstlerisch angeordnete und
anderswo ausgeführte Bemerkung (s. diese Zeitschr. 1S4I, ausgeführte Gruppe war.
p. 'JSÜ), dass es die dem Poseidon eigenthümliche Stel- Man glaubt nun von diesen Statuen noch einzelne
lang war, welche hier vielleicht von Bedeutung «ar. S|iuren zu besitzen. Eine Statue des Vatican (Mus. Pio
Denn auch Poseidon wohnte der Aithra bei (Gerhard M. II, 2) stellt eine jugendliche weibliche Figur dar,
Auserl. \'asenb. I. p. ."il ff.), «nd auch sonst setzt Man- »eiche unteriiärts bekleidet, nach vorn gi!>ückt stellt,
ches den Aigeiis in eine nähere Beziehung zu diesem und, wie nicht zu bezweifeln ist, in beiden Händen ein
Gotte (Miiller Dor. I. p. 23"^. Prolegg. p. 272. vergl. Gefäss tiug. Zahlreiche Wiederholungen desselben, so-
Stephani a. a. O. p. 2 f.). wie die schöne, gefällige Composition geben zuerkennen.
58
»
887
888
lins» «las Original im Al<<'r(liiiiii liedi-iitendrs Aiisplien ge-
uosü (>ilil)V, iiiiin. scelti il. villa Dorcli. t. '.ili- Clarac.
Ullis il. s(iil|>(. 1. >24- (jcrharil Herl. aiit. liililw. p. 42).
üor eijjoiithiiiDliiliP Ausdruck dos (ii-.siclils , Mrltlit-t« von
laiij^eui ^VciiKMi aii(;p}jriircu«> und lialli;;f.s< IiIosspiip Au;ren
rei'^t, »an! fiir \'isioii(i (AIiis. l'io C\. II, |) 2'l if. Ulail. A.)
Vi-raulassiing , eiiio Daii.iidc in di-rsrllicii zu i'rkpiiiipn ;
»ji.'ltpr iialini er iüpsp Erkl.'truiijf luriirk (plipiid. [). oTf.),
und glaiilite, CS sei eine der Xyiiiplieii iorjfps(p|U, »elehe
auü Ürliiiicrz über die Verurflieiluiig des Marsyas in Bäche
auf>;elU8t »nrden, eine Vprinutliun); , ueiclie uiaii nicht
eben gli'iiklich nennen kann. Dieser eigpiifhiiinliilip Ge-
siclitsansdruck fplilt nun allrrdiiigs bei den andprn Wie-
derlioluiigeu dieser Statue, und man hat sich desshalb
meist mit der allgeineinpii Erklärung piupr Nymphe be-
gnügt, »eiche auch ausieicht, und die häiiligen Wieder-
liulungen erklärt, da gerade iliese (jattung von Bildiver-
ken anzUHenden, so häufige Gelegenheit sich darbot. So-
»ip aber das von Visconti geltpiid gemarhte IMerkuial
Leineswegs betrrisend für eine Danaide uar, da es nicht
ausgemacht, ja kaum »ahrscheinlich ist, dass die in der
Untertvelt btissenden Danaiden dargestellt waren , so ist
diese Annahme auch keineswegs ausgeschlossen, da die
Danaiden als »asserschüpfenile i^vinplien dem .^Ivtlios ge-
mäss passend dargestellt »erden konnten.
Eine andere Statue scheint ilurch ihre Inschrift dem
Kreise dpr Danaiden zugewiesen zu sein. Sie befinilet
sich in der Blumleirschen Sammlung, und stellt ein be-
kleidetes junges Alüdcheu vor, welches, indem sie saclite
vortvärts schreitet , mit der rechten Hand das hindernde
Oberge»and leise aiiflifbt, und in der linken erhobenen
Hand ein Schüpfgefass hält (Mus. Pio CIcm. III, t. 4, A <l).
Auch diese ungemein gräziüse Figur ist oft wiederholt
worden (HIus. S'ap. II, 4-'. Welcker akad. Runstm. p. (i()
zw. A. Lewezow Fam. d. Lykom. i. 10. Gerhard Berl.
ant. Bildvv. p. (iü f.), und befindet sich auch unter den
Statuen, welche ehemals der A'iobidengruppc beigezählt
wurden (Fabroni t. 14. R. Gall. <li Fir. IV. t. S.). Die
Inschrift AiN(;iIi'RRHOE aber befindet sich nur auf jener
zuerst erwähnten Statue, und gab Visconti (i'Miis. Pio Cl.
III. p. '2i\ f.) Veranlassung, da ilie Hlutter des Daiiaos
Anchirrhoe hiess (Heyue z. Apollod. II, |, 4.), dieselbe
auf jene Gruppe der Danaiden zurückzuführen. Sehr
unwahrscheinlich ist freilich seine Vermutliung, dass in
jener Säulenhalle auch die .Statuen des Uelos und seiner
Gemahlin aufgestellt gewesen wären , und nicht aniiehni-
bar, dass neben den Enkelinnen die Grossmutter nicht
minder jugendlich dargestellt wäre, sondern vielmehr mit
Welcker (akad. Runstm. p. (iti) zu glauben ; dass eine
der Töchter nach der Grossmutter benannt sei.
In diese Reihe möchte ich, wenn gleich nur durch
Vermutliung, eine andere Statue stellen. Im Hlnseum zu
Neapel befindet sich eine IMarniorstatue , welche wenn
gleich nicht durch aiisn;ezeiclinete Arbeit, so doch durch
dag glückliche !\Iotiv und schöne Haltung die Aufinrrk-
sanikeit auf sich zieht (vergl. Gerhard A'eap. ant. Bildw,
P- 92). Sie ist nach Clirac (miis. de sculpt. pl. (il)J,
n. 1.327) bei Müller (Denkm. alt. Ruiist II, t. 2.) u. 2M)
abgebildet, aber so unglücklich, dass aus der edeln,
freien, schön drapirteu Gestalt eine plumpe , schwerfällig
bekleidete geworden ist. Bei Weitem besser ist die Ab-
bildung im IMuseo Uorbonico (VII, 2()). Wir sehen eine
weibliche Gestalt von jiigeiiillieher, kaum entfalteter Schön-
heit, aber ernster, stolzer Haltung. Das Haar ist auf
dem Scheitel in einen Riioteu geschürzt, und lange Locken
fallen über die Schultern, der schlanke Oberleib der
srhmächtigpn Formen ist nnverhüllt, der reiche rtlanlel
ist von der rechten Schulter herabgpglitten , und verhüllt
doppelt den untern Theil des Rörpers, auf der linkeu
Schulter ruht noch ein Theil desselben, und bedeckt den
in die Seite gestemmten Arm, die rechte Hand stützt
sich fest auf den hochgebäumten Schweif eines Delphins,
dessen Ivopf auf einem Felsstnck aufliegt. Die sichere,
stolze Haltung tritt vor allem auch in der festen, fast
geraden Stellung der Füsse hervor, nur ein wenig steht
der rechte vor, während unter dem Gewände ein klei-
ner Theil des zierlich geformten linken Beins sichtbar
wird. Das Ganze spricht den Charakter einer stolzen,
in sich geschlossenen , in den äussern Formen kaum ge-
reiften Jungfräulichkeit auf die anmuthigste Weise aus.
Dieser Statue entspricht eine andere in der Villa Borghese
(Kibby, mon. scelti d. villa Borghese t. 23.) bis auf den
Umstand, dass ein feines Untcrgewand den Oberkörper
verhüllt. Vollkommen aber entsprach derselben ein bis
auf den Ropf so wohlerhaltener Torso einer weiblichen
.Statue von unbekannter Herkunft, dass über die Gleich-
heit der Stellung und des Motivs kein Zweifel sein kann,
welchen ich im Jahre IS3't bei einem Bildhauer in Flo-
renz sah. Leider habe ich mit andern Papieren auch
eine genauere Beschreibung derselben eingebüsst, aber
es ist zu holTen , dass Prof. Fenerbach seine Absicht,
dieselbe durch Abbildung und Erklärung bekannt zu ma-
chen , bald erfüllen »erde. Nach dem übereinstimmen-
den ürtheil dieses Kenners, O. Müller's nnd aller, di«
sie sahen, gehörte diese Statue entschieden zu den schön-
sten Werken eines griechischen rtleissels. die wir be-
sitzen, von liinrpissender Schönheit der edelsten Formen,
durch frische Rraft unil Freiheit der Behandlung der
ftlediceischen ^'^eiius bei weitem vorzuziehen, und der
von Molos vergleichbar. Ohne sich zu täuschen, darf
man in derselben das Original der besprochenen Statue
erkennen. Gewöhnlich wird diese Statue für eine Aphro-
dite erklärt, und zwar als Beherrscherin des Meeres, und
allerdings drückt die ganze Stellung, der in die Seit»
gestemmte linke Arm, die auf den Opiphin fest aufge-
stützte Rechte das Herrschende sehr bestimmt aus. Da-
gegen scheint aber die Bildung des weiblichen Rörpers,
wie sie uns in derselben entgegentritt, dem Charakter
der Aphrodite weniger zu entsprechen. So verschieden
dieselbe auch aufgefasst worden sein mag, so ist da»
Wesentliche doch die Darstellung der weiblichen Formen
in ihrer vollsten, reichsten Entwickelung, nicht die Jung-
frau, nicht die Mutter, sondern das Weib in seiner na-
türlichon Vollendung. Und diess tritt nicht etwa nur
in denjenigen Darstellungen hervor, in welchen sich mehr
eine sinnliche Ueppigkeit oder gar eine .«chon verweich-
lichte Coquetterie ausspricht; sondern auch da, wo viel-
mehr Strenge obwaltet und grossartige Würde, wie in
der Aphrodite von Blelos, gibt diese völlige Entwickelung
des weiblichen Körpern den Hauptcharakter. In unserer
889
890
Stafup spricht sich dagegen in allen Formen eine ge-
wisse herlip Jnngfrriulirhkeit aus; zeijfen uns die Bilder
der Aphruilite eine Bliitlie , di>> sirli in ihrer tollen Pracht
ersclilussen hat, so sehen wir hier die kanm sich öfl-
nende Knospe. An eine Ijlosse Wasser- oder Brunnen-
nymphe zu denken , verbietet «voll! die Stellung und die
hohe Trefl'lichkeit des Originals, dein leider iler Kopf
fehlt , dessen Ausdruck vielleicht einen bestiniuiteren
Aufscbluss gewahren wi'irde. Dagegen scheint es nicht
unangemessen, an eine Geliebte <les Poseidon zu denken,
«nter »eichen sich zunächst Amymone darbietet, «telche
dem Gölte, der sie vor thierischer lloliheit geschlitzt,
sich als Jungfrau ergab. 8ic ist unter den Sterblichen,
welche der Weerbeherrscher liebte, vorzugsweise durch
die Kunst ilargestellt worden (Jahn Vasenb. p. o4 ü'.
Gerhard Auserl. Vasenb. 1,11. (i.5. Etrusk. Spiegel t. H4 D.
de Luynes desrr. de vas. t. 4t.), und stützt sich passend
auf den Delphin, welchen ihr in einer Sfatuengruppe
Poseidon überreichte (Christod (i.").), und der in den
Händen des Gottes häufig sowohl als Symbol seiner IMacht,
wie als Liebespfand, sich zeigt (Jahn Vasenb. p. .^fi. Hall.
A.L.Z. 1842. Nr. 88. p. 89). Bei dieser Annahme wurden
«ich ebenfalls die häufigen Nachahmungen nach dem be-
rühmten Original zu vielleicht mehr untergeordnetem
Gebrauch erklären, da eine Dauaide, wie schon bemerkt,
leicht zur UuellnTinplie werden konnte.
Was ilie besprochene Annahme in Bezug auf diese
Statuen zu unterstützen scheinen l>(innte, ist der Um-
stand, dass sie ihrer ganzen Stellung nach sehr passend
scheinen für die in den angeführten Stellen angedeutete
Aufsteilung zwischen den Säulen einer Porticus , wodurch
ein für die architektonische Decoration geeigneter Cha-
rakter bedingt zu sein scheint. Wenn ilie Statuen für
diesen Zweck und das bestimmte Local gearbeitet wor-
den sind , so sind sie ohne Zweifel in dieser AVeise ge-
balten worden. Allein darüber ist nichts bekannt, mei-
stens mochteil wohl aus Griechenland entführte Statuen
dort einen vielleicht nicht immer ganz entsprechenden
Platz finden, und namentlich barg der Tempel des Pala-
tinischen Apollo deren eine grosse Anzahl (Petersen Ein-
leit. p. 87 S.). Ja, aus der Art, wie Ovidius den grau-
«ameii Vater, der mit gezücktem Schwert dastand, er-
wähnt, könnte man vielleicht folgern mügeii , dass es
eine Gruppe von engerem, dramatischen Zusammenhang
gewesen, nicht bloss eine Reihe unter sich nicht zu-
sammenhängender Statuen. Es konnte wenig annehmbar
scheinen, dass der Vater allein in einem Moment voll
tragischen Pathos dargestellt sei, und die Darstellung
der Töchter ohne alle Beziehung darauf gewesen sei.
In der That lässt sich eine Gruppe von Danaideo , um
den Vater versammelt, welcher ihnen befiehlt, die Freier
*u tollten, als ein sehr dankbarer ^'orwurf für einen
Künstler denken , welchem der Ausdruck der verschiedeii-
artigeo und mannichfach nuancirten Empfindungen, wel-
che dieser Befehl hervorrufen musste, einen erwünschten
Spielraum gab; auch erscheint eine solche Gruppe, wel-
che sich der Tragödie anschliessen konnte, durch die
diese Situation geschaffen und ausgeprägt war, dem
Geiste der späteren griechischen Kunst sehr angemessen,
und würde anderen Werken derselben sehr wohl ent-
sprechen — allein ]es igt selbst für Vermuthungen hier
zu wenig sicherer Boden.
VII.
Auf einer mehrmals bekannt gemachten Vase (Passeri
paralip. t. 44. Pict. Etr. in vasc. I, 13. irHancarv. 1(1,
43. [J'i], Inghirami rtlon. Etr. V, 44.) sehen wir einen
bärtigen Mann mit spitzem Hut, buiitverzierteni Ueber-
gewaiid niiil rtlaiitel, in der Linken einen aufgestützten
Speer haltend, während die Rechte mit einer sprechen-
den Geberde vorwärts gestreckt ist. Er ist im lebhaften
Gespräch begrillen mit einem vor ihm stehenden IMann,
welcher, wie der fest auf ihn gerichtete Blick und die
liciveguiig der rechten Hand beweisen, ruhig die aus-
gesprochenen AVorte prüft unil erwägt. Er ist durch
einen längeren Bart ausgezeichnet iiuil in ein weiti's Ge-
wand gehüllt, das auch den Hinterkopf bedeckt, und
stellt ruhig <la, mit der linken Hand auf einen Stab ge-
stützt. Hinter ihm ist eine Säule sichtbar, auf welcher
die kleine Statue eines nackten, jugendlichen Mannes
steht, der den rechten Arm ausgestreckt hat; sie trennt
zugleich die eben beschriebene Scene von einer andern.
Hinter derselben sitzt nämlich eine Frau mit einem ho-
hen Kopfputz, wie er sich ähnlich bei maiirhen Tcrra-
cotten findet, und Schleier versehen, ein reicher Mantel
bedeckt die untern Theile des Körpers, Halsband und
Armspaiige schmücken sie. Sie wendet den Kopf halb
nach den Männern zu, und ilrückt durch ihre ganze
Haltung Aufmerksamkeit und Tbeilnahme an ihrem Ge-
spräch aus. jMebcii ihr sind zwei Frauen, die sich durch
ihre Erscheinung als üieneriiiiien kund gelien, die eine
sitzt ihr ge<;enüber, und hält einen grossen Sonnenschirm
über ihrem Haupt, die alliiere steht zwischen beiden, uml
blickt aiifuu-rksani auf die Männer hin. — Auf der Rück-
seite ist eine liisti!;e Bakcbisdie Piiicession tlargnstellt.
Passeri ileuti'tr diese Vorstellung auf eine Unterre-
dung zwischen Agamemnon und OJi/sseus in Bezug auf
die 0|)feriiiig der Ipltii^enei/l , iiiul liii'lt die Frau für
hlijUiinttestra : insliiraiiii rrkaimte Orpheus , der vom
Hades die Eunjdiice im Beisein der Persepitone losbittet.
Beiile Erkläiuiigen scheinen mir nicht eben annehmbar,
die letzte namentlich sehr unwahrscheinlich.
Ich glaube, dass Amphiaraus dargestellt sei, der zur
Theilnahme am Kriege überredet wird. Der IMvthos ist
bekannt, und bedarf hier keiner weiteren Au.ieiiiander-
setzuiig (vrrgl. Grüneisen, allgrierh. Bniiiz. p. 47 IT.),
Ainpbiaraus hatte sieb, weil er den unglücklichen Aus-
gang dl» Krie;;s voilitrhah, leiliorgen, allein Eriphyle
vcrneth , durch das Halsband bestochen, seinen Aufent-
haltsort. Da er sich iinii weigerte, mitzuziehen, wurde
der Eriphyle, nach einem alten Uebereiiikommen zwi-
schen Amphiaraus und Adrastos, die Entscheidung ilieses
Streits überlassen , und sie hiess ihn an dem Kriege Theil
nehinen. W \t sehen hier die Unlerreduug, welche jener
Entscheidung lurangeht. Amphiiiraos ist durch den lan-
gen Hart, das den Kopf verhüllende Gewand und den
Stab als Si'lier liezeii hiiet , ebenso Teiresias auf dem
Relief im Lonire (\Vinkelni. M. J. |j7. Mus. >ap. H, t)4.
Milliii G. M. r;.'), (ij;. Clarac Mus. d. scnipt. VJ3).
Die neben ihm stehenile Statue erinnert an die auf den
891
.hnracisdien K.ll.fs auf einer Saiile aufgestellten S(a
«nrn .le.s Apollon (Mus. ^a|.. IV, 7- S. S.-.ivi i.ell'
iüol.1 <li C.ipri t. 4), iiml Rewiss »ar iliescilio hier neben
•lern Seher, «lein ein Orakel ilen Tod rerkiin<let, »ou
Bedeutsamkeit. Adrasto» («Icnn wegen «1er Böo-
risnie fjiipiii/ie iiiiiini [;i-!.|/aiiiii/ u... ...^ •■ ^ x , ■■•-
che ilas Gespräch nehmen wird. Auf das Halsband, mit
welchem sie geschmückt ist, ui()chte ich kein Gewicht
legen: es bezeichnet nur, wie auch die Armspangen, die
vornehme Frau, und darauf ist aucli die auf Vasenbil-
dern haufi" vorkommende Sklaiin mit dem Sonnenschirm
zu beziehen (Uütfiger Vasengem. II. p. 1 jO).
Darstellungen, «eiche sich auf die Thebais beziehen,
sind selten, vorzugsweise aber ist Amphiaraos und «lie
tragische l'erratherei der Eriphvic mit ihren Folgen von
der bilclendru Kunst dargestellt worden; besonders der
Auszug des Amphiaraos, schon auf dem Kasten des Kypse-
los (Paus. V. 17, 7 f., wonach, wie ich anders»» be-
merkt habe, das Vaseiibild bei Micali [Mon. 96.] zu
erkifiren scheint), und auf alterthiimlichen Vasen (Scotti
illnstr. di un vaso Italo greco. Äeap. ISlI. Millmgen
peiiit. '20. 21. IVliiller ücnkiii. I, ().S. Gerhard Auserl.
Vasenb. 91). Vgl. Grüneiseii a. a. O. p. (ij ü-
|^ie|_ Otto Jahn.
87. Conjectma de »1. Jnnii Briili M. Poicio Catone.
Primnm laiidalionem Catonis llticensis a Cicerone ron-
sfat srriptam esse. <iiio in libro cooipdiieiido aiiinoilum
caute versatum esse oratorem clarissiinum , ut iie Cae-
saris iram in se converteret , deinonstrare conati suiniis
scriptione, qnae inserta est his ipsis epliemeridibiis (an.
1837. Kf- l-*0- et l4!.). Testatur illnd ipse Cicero
Orat. c. 10. §. 35, «juem librum Briito suo inscripsit,
his verbis: Jtaque hoc suin ngs^iessiu stalim Calone ab-
solulo: quem ipsum iiniu/uit»t alligiüsem , tenipora I i-
mens iniviicn virtuti, nisi tibi hortanli , el ilUus
memoriavt mihi caram excitanti, non purere nefas duxis-
Sem. Uuum i^itur Cicero omnia, ijuac offensioui esse
Cacsari pofnisseiit, diligei.tcr evitasset, quun)que posf Ci-
ceronis libellum Anticatoneui Caesar edidissct, usus iis,
quae in Catonem Hirtius collegisset: Brntus, cujus oni-
ninm inaxiine iiiteresset avnuculum suum ♦) atque socerum
omni culpa vacare , non potuit non de Calone etiam post
disertissimum Ciceroneui scribere. Qui liber Bruti qiialis
fuerit, quauiquaiii nulla fero nos vetcrum testimonia do-
cent, tarnen non dubitaiiius nos quidem contendere, Cae-
sari certe acerbissiin eum fuisse. >am ratioiie , qua
Hirtius et Caesar contra Catonem scripserant , maxima
coinmoverelur Bruti iiidignatio necesse fuit, si quiiicin
illius libellns ita erat coinparatus, ut teste Cicerone a<l
*) Plut. Brut. C. 2: SfQßiUicq . ., T^q Bqovtov fir^xQoq, üSsl-
rrnq -nj» Kt'.JbtVf <t qitl'tncxf^nq , ov /ettAtffT« Poiuaioiv
f'ivXiunfv ouTO? (ö liumto^), &t~i,ov opiu , y.ul mr-
ffiijöv voTigoy yiniintov.
892
Atticum XII. ep. 44- , ex istius vitnperatione Catonis
major esset laudatio. Conf. etiam ad Atticum XII. ep. 45-
Caesar aiitcm id egerat in Anticatoue, ut quae Cicero
in Catone ut egregie facta laudasset, ea aut facta nega-
ret, aut non tarn hunorificis nominibus, quam quibus Ci-
cero nrnassct, aflicicnda esse declararet. Conf. Top.
e. 25- ^- '.)4- Uuis igitur miretur magno opere irrita-
tum aniuium Bruti, qui in virum omnium justissimutn ,
guorum amantissimum , frugalissimum (Conf. Flut. Cat>
c. 4, (1, Ki, 1"), 4U, 60. 3, 11, 15. 3, 4, 6, 9, 12.)
crimina avaritiae, impietatis, ebrietatis, collata legisset?
Conf. Flut. c. (i, l.j. 11. 44. Flin. Ep. IM. 1 J. Hi»
igitur falsis criminationibns Catonis cominotns , quibus
non satis graviter occurrisse Ciceronem suo libro intelli-
geret, ad Catonem liiteris denuo relebrandiim Brutus ag-
gressus videtur. Ut autem in ea , quam modo liiximus,
scriptione probare studuinius, Caesaris librum non meram
fuisse Catonis vituperationem, sed refutatiunem vel depaU
sionem landum, quibus Cicero Catouem in cnelum susta-
lisset, ita nun veremiir pronnnciare, äiruti librum non
meram fuisse laudationem , sed depulsionem criminum,
quibus, teste Cic. Top. c. 25. §• 94. inipudenter esset
Caesar in Catonem usus. Erat igitur Bruti liber certis
iisquc satis angustis Knibos circumscriptus , si qiiidein
Catonis non tan» virtutes, quarum magna certe pars Ci-
ceronem nacta erat laudatorem disertissimum, illustrare,
quam cnminationes refrllere propositum ei fuit.
Ut autein Ciceronem justo fere cautiorem fuisse Ca-
tonis laudatorem demonstrasse nobis videmur, ita Bratuiu
justo aniiiiosiorem Catonis virtutum praHcnnem fuisse,
partim iis intelligitur, quae de Bruti indole cognita aliunde
habemiis *) , partim Ciceronis efficitur testinioniis atque
iis, quae de causa celebrati a Bruto Catonis n)odo dixi-
nius. Ciceronis enim verbis cognoscimus, Brutnm vel eo
esse progressum , ut, Catonis de re publica inerita quum
in clara luce coUocare vellet, aliorum de laude detraheret.
Scribit autem Cicero Atlico lib. XII. ep. 21. haec: Legi
Bruti epistolam eamque tibi remisi, sane non prudenter
rescriptam ad ea, quae requtsieras- Sed ipse videril:
quamquam illud turpiler ignorat. Catonem primum sen-
tentiam putal de animadversione dixisse: quam omnes
ante dixerant praeter Caesarem: quam omnes ante dixe-
rant praeter Caesarem: et quum ipsius Caesaris tarn
severa fuerit, qui tum praelorio loco dixerit, consula-
riuin putat leniores /uisse, Catuli, Servilii, Lucutloruvi,
Curio7iis, Torquati, Lepidi , Gellü, VoLatii, Figuli,
Coltae, L. Caesaris, C. Pisonis , etiam M. Glabrionis,
Silani, Murenae, designatorum consulum. Cur ergo in
sententiain (atonis? Quia verbis luculenlioribus et plu-
ribus rem eandem comprehenderat. Me autem hie lau-
dat , qtiod relulerim, nun quod patefeceriiii , quod cohor-
latus sim , quod denique ante, quam consulerem, ipse
judicaoerim. Quae omnia, quia Cato laudibus e.rtulerat
') l'liit. Biiit. c. 6: ytiyixui, ■ . Kiüop.q, öri TywTOi' tirnvatr
tUToü (BiJoiiTov) Af^onos, tlnflv ngo; tok; qili.ov(i.^ .,Oi/ios
h riurCuq nix oläa fiiv o ßnuXixtti.' nuv ä , o (lov-
/fTcii, a<f6äyu ßovltTUi." 7'ö yitij //ißi^fTK; iwiov, xat
«//l' t/. koytn/iov y.ttl nQounjiofvx; löii' xa>.öji' TiQUXxtv.or, onov
ziJfif'Hit , iaxv(julq i/U'iio TCiTj Of,««!; r.al TiX(aiOU()yolq.
893
894
in coelum perscribendaque censuerat , idcirco in ejus
»ententium est facta discessio. Hie autem se etiam tri-
buere mulfum mihi putat , fjuod scripserit , Optimum
consulem. Quis enim jejunius dixit inimicus?
Jam il« siiigiilis, qtias Brutus in Catuiie |>erseoutag
git , relius nrmo , (jiioil sriam, vetenim .srrlptoiuin niniin-
riae qui<l(jiiam prociidit. Nc<jiie coiijottura, qua roiijicfie
possis , loros qiiusdam Plii(arcLi vitae Cat. Min. ad IJrnti
libelli exeinplnin cnnipositos psse , quippe qiKis, quuin
pleui gint rectMi(i.si>iniae iileoqiie niaxiniap inili^natiunis,
veri siniile sit ab huniine srripfos esse Catuni aeqiiali
atqne aniicissimo , quainqnam per se non est improliabilis,
famen 6rmo ilestituta est rnmlamento , quum liniti Catu-
nein Plutarchus nunquam comnieniurarerit, Uniis tarnen
locus est, quem non possum quin a Bruto profectuni at-
que a Munatio et Thrasea respertum esse atque intic in
Flui, librum rerepfum snspirer. Exstat ille locus cap. 11.
Aarrai il>i Plufarclius Catoneni gravius , quam pliüosoplio
ronreniret, tulisse fratris mortem enmque niagnilirentissimu
funere extulisse; cum vero ad ipsum et mortui filiam he-
reditas devenisset, in dirisione ejus niliil pro sepnltnrae
sumptibns poposcisse. Quibus adduntur a Plutarilio haec:
Kai laiita n Qäi;u.v toq avTOv (Käiujvog) x al
n Qa.TT o VT o St i]V ö yg aip a(;, öti xoay.ipip tijv
■ticpgav roL< vexQoiJ fj.£iißake xal dn'jdtjoi,
yrg V aiu V Lij T vj V ^.ar ay.s'/.avfjiv ov. Ovtuji;
Ol' Tu> ^icpti iiovop, dkkd xai t(ö ypa(fsta),
T ov ävL'Tr et'i 9 i'p ov xai üvvTrddtxov ejcLatsvef.
Totam istam narratiunrulaui in Caesaris Anticatone ex-
stitisse ut certum est, ita postrema rerba: Ot'TO»;....
ETtIo J SV £V , nemo non videt egregie aninio ejus con-
Tenire , qui rei indigoitate exacerbatus malignnm oktrecta-
torem castigaierit.
In iis, qui Catonem, quum rituperatus esset, quoil
ebrietati »acasset, capp. h. et 44. ab isto erimine ut non
liberarerint , ita rerte excusarerint euni, Brutum quoque
fuisse , certum videtur, si quidem Plut. c. 6. haec scribit:
Aitiav.. e'kEyov oi (flkot toi'ito v (roü iv oi'vu)
Siuyatv ii'i ugi}gov) tijv tt okix siav xat tu. dtj-
uoaia ir g dyf.taTO., Tlguq olg okaq, tov Kd-
Tiuva rag ijf^iigag övxa, xal xuikv 6 ^avov (fi-
kokoysiv, vvxTcag xal Ttagd tiÖtov avyyi-
PSadai TOis Cplko O (i(f o t g. *) De ebrietatis rrimine
a Caesare Catoni objecto ronf. Plin. Epp. III. ep. 12.
*) Ohiata h.ic oppoitunitate ea, qiiac de Ciceronis CatoneMinore
antt; hieiiniuiu disputavi, suppK-nili non possum non Cicero-
nis illtirii lihi'uni ftni^niento locnpletare , qood duleo in illa
nie ^criptioiie si)enlio pracleriiiisisse. Exstat illud apinl
Valeniirii Mjximuni lib. VIII. cap 7 J. 2 Vi'iba liaic
«uiit: Cala ita doctrinae cupidilate Jlagra\'it . ut ne in
Curia i/uidern j dum senatus coi^itur , lenjperaret stbi ^
quomiitus libros Graecos lecticaiet : Qua (/ u i d e in i ii-
du s t r ia ostendit, al iis t e in p o v a d e e ss e , alio s
temporibus superesse. Jam postiema ccrte verba:
Qua . . superesse, ut Valeriuin a Cicerone niutuatuni
esse suspicer, locus nie movct A. Gdlii I. c. 22. 5- 7, ubi
«imiliter sibi opposita verba dcesse et superesse legimiis.
Utitur Grilius verbis bis: M . . . Cicero in libro y qui
inscriptus est: De jure rivili in artem yedigendo, verba
haec posuit : Nee x'ero scientia juris majoribus
suis Q. Aelius Tu her o defuit; doc Irina etiam
Neqne a probabilitate abliorret snspicio, ca , qnae in
Africa jjesta a Catoiie esse PInf. iiide a cap. .'iti. usque
ail fineni libelli Plufarclius narrat , a Bruto Muiiatiuin,
quem Tliraseas est secufus (miif. c. 'JÖ et!?.), suinsisse
et Thraseae ilemnm vpstigia Pliitarchiim legisse. Kam
do iis rebus omnibus Bruluni leri siniiln est certiorem
psse a Statilio factum, quem .Sfatilium cunstantiae animi
stiiduisse atque Catonis iminobilitatein iuiitatum esse Plut.
testatur cap. t)5- Eum, qucd udium Caesaris prae se
ferret, jussiim a Catone , naii;fare cum reliqiiis ex .Africa,
diu non potuisse ad Catonis aucforitafem addiici (cap. hfi).
[\lortuo vero Catone , cum liiijus factum iniitaturus sibi
nianum inferre vellct, a pliilosophis prohibitiim esse.
Conf. c. 7'J. Huiic ipsuin , cum so Bruto ßdelissimum
cominodissimumque praebuisset, apiid PJiilippos periisse,
ex vita Cat. c. l'i et vita M. Brnti c. ."j! cognoscimus.
.Sed haec de Bruti libro liactenus. Caeternm über
probatus fuerit lecturibus neciie, nemo nos veterum scri-
ptorum docet. Videtur tainen hoc aiterum probabilius,
si quidem praeter Ciceronem et .Suelonium (lifa Octav.
c. Xh.) vix reperifur, qui Catonis a Bruto scripti men-
tioiiem aliquant iiijecerit. Temporibus, quibus Tacitus
et auctur dialogi <le oratoribus scripserunt, non lectum
aniplius librnni fuisse, nescio au guspicari liceat etiam
ex lüco Taciti Ann. IV. c. 34, ubi plures commemoran-
tur, qui quum inimicos et Caesaris et Augusti laudibus
ornassent, tarnen non essent propterea puniti. Eo loco
ut Cicero Catouem coelo aequassc dicitur, ita de Uruli
Catone ne lerbum quidem exstat. Quum igitur a paucis
solummodo liber iste legerctur, factum esse tidetur, ut
Caesar Brutu ne rescriberet quidem, quod aliis illum
libris velut C. Memmii orationibus fecisse testis est Sae-
ton ins rita Cacs. c. 73. Tulit igitur liaec quoque Caesar
atque reliquit , haud facile dixeris moderatinne magis an
sapientiti, quae lerba sunt Taciti. — Eadeui causa com-
inotum Octavianiiui quae Bruto <le Catone rescripsisset,
foras non dedisse, colligi forfasse licet ex loco Suet.
Oct. c. S5 , ubi haec exstaiit scripta: Malta varii gene-
ris prosa oralione composuit (Ocfavianus), ex quibus
nonnulla in coetu familiarium , velut in auditorio , reci-
tavit : sicut Rescripta Bruto de Catone: quae Volumina
quum jam senior ex magna parle legisset, fatigatu»
Tiberio tradidit perlegenda.
Jure rero pauros solummodo lectores nactum esse
Bruti Catonem, cave collij^as ex Cic. ad Atticum lib. XIII,
ep. 4li. verbis his : l^egi epistolam (Caesaris); multa de
meo Catone, quae snepissime legendo se dicit copiosio-
rem factum: Bruti C itone lecto se sibi visum disertum,
Cognoscimus enim ex ep. .')(). ad Atticum lib. XIII. Ci-
ceronem coram Balbo, Caesariano putentissimo, Caesaris
libros contra Catonem vehementer prubasse idque Balbum
et Hirtium ad Caesarrm scripsisse. Quod testimouium
ipsius Ciceronis coiisideraiitibus nnbis uonne verisimile
videbitur, Caesarem, ut Ciceroni , qui tarn honorifice de
suo Anticatone judicasset, gratiam referret, hujus quo-
que librum lauilibus extulisse easque laudes Dt amplifi-
caret, iniquius de Bruti Catone dixisge?
superfuit De re conf. Cic. de Finn. III. c. 2. J 7.,
Plul. Cat. Min. c. l9.
895
896
Omiiiii» asscii<i(>inliiiii esse AVoslernianiio V. D. pa<:»-
iiiii» , Olli lÜTo ((lescliiclile der römischen Hereihamkeil)
iiair. VU> r<<rte iiionrt , ri>9 , ijiii Uriitiiiii suliiiii pliilusu-
phuiii fiiisso rrtist-niit , satis refutari <|iiiim C'iceroiiis ile
dl Judiriis, (iiiii |irr|)i-(iiis , (|U3S institiiit, iliccnili oxer-
ntalioi.il.iis (ronf. lirut. c. G- JJ- '22. et c. ()4. §. :i24.)-
Trrinesiiac. Fridericus Schneider.
88. Obscrvationes de 31. Junio Bnito poeta.
Quoll rintarchus vita Cir. cap. 2- Cicprmiem iiigeoio
all ouines latuDi disripliiias esse eac|Uo re Platoiiis qiian-
(laiii roceui , (jiii iliiiil in lioiiiiiie ad disceiidas artes libe-
ra|p» et studiiiin philiisopliiae iialo recjuisivisset , coinpro-
l>assp refrrt, ideiii iiescii) an sfaüii de M. liruto qiioque,
eo qiil Caosareni iiilerfecit , liceat. Qiii quam efreorjo
fuprit in pliilosiipliia rersatus, Cicero testaliir liisce: Ex-
relleiis oiiiiii grnere laiidis , sie philosnpliiaiii Latinis lite-
ris pcrseqnitur , nihil nt iisdpin de rclms Gracria desi-
deref '). Ncqiie ijjnoliilis ideni orator fiiit, quaniqiiani
dicendi eiini non tani frnctum et t>;l(ii'iau), quam Studium
exerrifatidiienujiie deicetasse verlia testantiir, quae ex-
stant Cic. Brut. r. h. §. V3. Arcessit , qiiod liisforiae
quoque hauil inutileui dedit operam, si quidein Polyliii
euui hisforiaruiii libios in runippiidii foriuam redegisse
idcmquc Fannii et Cnelii Aiinalibus fecisse , certissima
exstant testinionia. Coiif. Plut. lirut. lap. 4, Cic. ad
Attic. XIII. ep. S.
Fuisse lero ßrutum literis adeo deditum, ut iis co-
lendis uoii sulnni otiosus , sed eliain intcr aniiorum stre-
pitum racaret, auclores sunt ;;ratissinii Cicero et Pliitar-
rhiis, quoruiii ille Brutuin suuin alloquens Orat. r. 10.
^.34: Jam quantiim illud est, iiiquit, qiiod in niaxiiiiis
orcupationibns nunquam interniitds studia doitriiiao. Jiein-
per aut ipse scribis aliquid, aiit nie vocas ad scribrnduin.
Conf. Brut. c. 6. et Quinfil. X. cap. 7. §■ Jli. Plnfar-
chus autem cap. 4- eiindeui iiarrat die pujfnam Pharsa-
licaui praecedeiife , quum reliqui de e>entu fulnrae pugiiae
sulliciti fSsiMit, ad vesperain usque scripsisse. Jai'n quaiu-
nuam Brutuin suae aet.ilis niorein secutiiiii non uni , seil
pluribus literaruin generibus operam dcdissc , iis, quae
modo diximus, iiitelligitur ; tarnen non oniiiia dicitur ae-
que feliciter tractasse. De cariniiiibus eiiim ejus quid
staluendum sit, Tacitus de Oralt. indicat hisce cap. ^!:
Bratum philosophiae suae relinquamus. Nam in orationi-
Lus minorem esse fania sua ctiam admiratores ejus faten-
t'jr. Kisi forte quisqnam aut Caesaris pro Decio Samiiitn
aut Bruti pro Deiolaro rege ccterosque ejusdem lentifu-
«linis ac teporis libros le^it, nisi et carmina eornuilem
miratar. Fccerunt enim et carmina et in bibliothecas
retulerunt, non melius quam Cicero, sed felicius, qiii.i
illo» fecisse paurinres sciunt.
Jam ile carminibus Bruti nullam, quod sciam, meii-
tionem Cicero injecit. Neque Plntarclius, qni quae de
1) Acadd. I. c. 3 §. 12. Phit. 1.1. Töiv ' lüXriviy.wv tfiloaoifw
(i\iSivo(; ith' f (tu; ü.tAw? ilrnXr ■, ((»'»jxoo? ;p', ovi) vj.hmnn;,
Conl. Wi'srrnij.mn hb., (]ui insci'ibitiir : Gcscbiclite ucr
lüuii^clien BcreiU:>anikeit p. 213 et 215, not. 11,
Bruto tradidit, ea partim ex scriptorum Bruti aeqDaliiiin
libris hausit ') ejusque de studiis doctrinae saepius atqrie
diligentius quam de reliqnnruin eruditione hominum, quo-
rum titas scripsit, exposuit (conf. cc. V, 4, 6, 18, 24,
3Öi f)'2.), quiilquam de carminibus ejus dixit. Primus,
qui rideri piissit Brutum poetani respexisse , Oriiliug
est, qui Bruto suo epistolam mitfeus, non esse, quod
ille metuat, declaratnrug liis utitur verbis (Epp. ex Pento I.
cp. 1. v. 24):
Antoni ') scripta leguntur:
Doctus et in promtu carmina Brutus habet.
Sed meliornm ibi codicuni lectio non carmina, sed scri-
nia est, quam alteram lectionem recte probavit cum alii»
Augustus Weichert libro, qui inscribitur: Poetarum La-
tinoriim reliquiae , pag. l'.'li. Verum quod V. D. Antonii
librnin de sua ebrietate conscriptum comiiieniuratuinque
illnm a Pliniu H. A. lib. XIV. cap. 28. obversatum animo
Oeidii esse ccnfet, mihi quidem non aeque probatur atque
quod idem V. D. Antonium carmina scripsisse ne[;at.
Veri similius est enim, Antonii non tarn istum do soa
Ebrietate librum , quam epistolas, quas eum contumelia-
rum in Augustuui conjectarum pleuas scripsisse constat,
ah Oiiilio esse respectas. Quae quam accrbae fuerint,
qiinm a Tacito tum a Suetonio doceinur. Hie enim vita
üctar. c. 2. M. Antonius, inquit, liberlimun Octaviano
proavum exprobrat restionem e pago Thurinn: avum ar-
gentarium. Cap. 4. haec exstant scripta: Antonius , de-
spiciens etiam maternam Augusli originem , proavum ejus
Afri generis fuisse, et modo uni^uentarinm tabernam,
modo pislrinum Ariciae exercuisse , objicit. Cap. tO-
turpem igiiaiiam objectam Augnstn ab Antonio esse legi-
nius. Conf. praeterea capp. 1,5, Iti , H.i , HS» 70, 71,
quos locos omnes quamquam non indicarit Suetoniils
epistolarum esse, tarnen ailmndum est probabile , si qui-
dem tales contunielias in epistoLs exstitisse, capp. 7. et 69.
Suetonius vita Uctaviani testatur. Lectas vero istas An-
tonii epistolas sedulo fuisse, ut per se est credihile, si
quidem »is invidiae ea est, nt, quo quis potentiores viros
lacessit , eo arrectioribus utatur hominum auribus '') , ita
Tariti efficitur testimonio Annall, IV. cap. 34.
Ut ifjitnr de epistolis Antonii Ovidiuin cogitasse arbi-
tremur, commovet nos non solnm pluralis numerus scripta,
quo unum solummodo eumque satis angustum, ut videtur,
libellum signilicare poetam voluisse, parum est veri simile,
sed etiam, quae Taciti inter atque Ovidii locum interce-
dit similitudo. Taciti enim verba, quae sunt orationis
Cremutii, haec sunt: Antonii epistolae, Bruti conciones
faUa quidem in Augustum probra , sed multa cum acer-
bitate habent. Jam qiium Ovidium et Tacitum iisdem
de libris et Antonii et Bruti ^) locutos esse, probabile
2) Conf. Heeren. De lonlibiis vit.iruin Plut. p.irall. p 171
et sqq.
3) He Antonii .studiis docliinae conf. Westermann lib, :
Gcschicblc der rüiniscbcn Beicdtsaujkcit p 205 — 207
4) Conf. Taciti dialo;; de oralt, c. 40
5) Diver.saai a nobis sententiam Weicherlus se(|ultui' 1. 1. ubi
de Oiidii loco dicens , In aprico eslj inquit, sigiiijicari
Bruti quosdam libros iiiverecunäi et propudiosi argu-
897
898
ait, quaerltiir, qua« sfiitentia primis illis Oridii rprsibas
contiiieatur. K«t vero liacc: Noii, Brüte, vereri , ne
huju9 til>i Irrtio lil>ri ilrtriiueiituin iiiferat. Nani quam-
quaiii Ortaiiaiius Antonii et Bruti scri|)ta coniiciis in
ipsuin ri'fprta Ipgi patitur; tarnen cayi , ne hic mens li-
bellus offriisioiii esset Ortaviaiio. Ilic enim, quem tibi
miüi, litier iipque roiitiiiiM'lia!* habet in Oi'tavianum ilictas,
nequn (lisplirere argunieiiti lasriiia putest. Ab illis vero
ut abstineret poeta, ailductus ut aliis rebus, ita hauil «Inbie
arerbissiino fato Cornelii Galli poetae est, cui non fuit
opproliri" relehraüse Lycoriila,
Sed linguam tiimio non tenuisse mero. Conf. Tristt.
Oviilii II. r, 44.1. et 44l) ''). (iuae iioütra expliratio cui
probata fiierit, is iieiesse erit, ut Oiiilinui cuiitra <leos
se arma saet'a tulis»e terbis .«iequenlibus np^aiiteiu nobis-
ruui slatuat de üctaiiaiio ut ile» co^itasse.
Sed alios loros rirruniüpiriauLUS , quibiis JJrutus tideri
piissit |ini-ta es!>i- rnninipuioralus. Iiiter eos autein niinimc
refereiidus est, qui exslat apud Quiiidl. IX. r. 4. §• 7 •
eos recensenteni , qui epistola» sibi vel orafioiies seriben-
tibus exridere versus nnunniiquaui p^ssi esspiit. Nani
qnod ilirit: Ilaque versus Ufere exeidunl , quos Brutus
ipso componendi ductus studio sne/iissime facit, non
rarn Asiiiius , sed etiam Cicero nonnuiiiquum. Ilapr enini
rerka iiilill aliuil iiisi lioe probant , Bruluni , oratioiiuni
et epistolariiiii S( riptiirein , versus iiilerduin iiisciuui atque
iiirltum irrepere in iiiatioiieni passuin e.sse , ut locuin
huuf jaui est VVoirliertus iiiferpi etatus.
Certis'iiMiuui testiuioiiiurn ile Brut» pueta exstat apud
Püuium Gpp. V', , qua all Anstoneui missa ab eoiuui
se repreheusionibus , qui ipsuui versus lasriviures et scri-
bere et recitaie aejrre fi'rrent, ita defendit, ut talia
dnetissihins, j^ravissinios , saut tisHimos hoiiiines scriptitasse
dicat , quoruui viroruin non seria modo, verum etiam
lusus exprimere laudabile esse. Sed priorem partem
epistolae afferre integrani lubet. Qiiiiiii pltiriina ojficia
Ina mihi grata et jiicunda sunt, turn \>el niajciine, t/uod
nie celanduni non putasti , fuisse apud te de i'ersiculis
meis multum copio.sunique serrnoneiii , eunique diversi-
tate judicioruni lonßius processisse: exstitisse etiam
quosdain , qui scripta quidein ipsa non improbarentj
me tarnen aniice sinipliciterque reprelienderenl , quod
hacc scribereni recitaremque. Quibus ego , ut augeam
meani culpam , ita respondeo : Facio nonnunquani ver-
siculos , severos paruni , facio comoediax , et audio et
specto minios , et lyricos lego, et sodaticos intelligo:
aliquando praeterea rideo , jocor , Inda : utque oninia
innoxiae remissionis genera l/ret'ilcr arnpleclar , horno
suni. Nee i'ero moleste fero , hanc esse de moribus
menlij neque mihi duhium est, quin huc referendae siiit
Bruti seiiis oscicatinnes , De capsa miseii libellionis.
De postreiuis vcibis Sjlvii ilicendi inlia locus erit.
6) Viros iminortaliler de .niiqiio ineiltos deos esse noininatos,
nemo iijiior^U. Coiil. liitpipiT. ad Viigilii Eclng i. v 6.
Sin vcio de snio Octiviaim pliir.ileiii iiiiineriiiii dem in-
telligi posse dtihltcs, lici'liil vociliuliiiii dliid pr.icler Octa-
viaiuiin ad alios viros suiniiia al) eo aiictoritatc ornalos
r.lcrre. Siniilitir Moralins Salt. II, 6. v. 52 Oclavianimi,
Maecenalein, .^grippam cuniiiitini dcoruin noiuine coui-
incinorat.
meis existimalionetn , ut, qui nesciunt , talia doctissi-
mos , gravissimos , sanclissimos homines scriptitasse,
nie scribere mirentur. Ab Ulis autem, quibus notum
est, quos quantosque auctores sequar , facilc intpetrari
pusse coii/idoy ut rrrnre nie, sed cum illis, sinant,
quoruni non seria modo, verum etiam lusus expri-
mere, laudabile est. An' ego ^crear fuciiiiiicin vyen-
tium , ne quam in speciem adulationis incidam , nomi-
naboj sed ego verear, ne me non satis dcceat , quod
clecuit M. Tullium , Cajum Calvum , Asinium Pollio~
neni, Marcum Messalam , Quintum Hortensium , M.
Brutum , L. Sullam, Q, Catulum , Quintum Scaevolam,
iS'cc. Sulpitiunt , Farronem , Tvrquatum Cinimo Tor-
quatos), C. nienimium , Lentulum Gaetulicuni , An-
nncuni Scnecam, et prouinie J'erginium liujum, et si
non sujjiiiunl exenipla pri^'ata , divuin Julium, divum
Auguslum , divum Nervam , T. Caesarem? Neronem
enim Iranseo , quamvis sciani, non corruuipi in dete-
rius , quae aliquando etiam a malis , sed honesta ma-
ttere, quiie socpius a bonis fiunt. Jnter quos lel prae-
cipue numerandus est P. Firgilius , Com. Nepos , et
prius Ennius , Acciusque. Non quidein hi senatores :
sed sanclii'is moruni non distal ordinibus.
Jam nemiiii, puto , qui epistolam non praeconcepta
durtus opiiiione lejjerit, dulunni erit, quin Plinius eo»
taiituuuiiodu buniiues f iiuinieMioraverit , qui versus lasci-
viores et petulautiures , niininie vero eiis , qui, Weiclierto
interprete pag. \'>b , reniissiurcs ^ ) modo fecisseiit. Naui
priuiuni M. Tullium Plinius diserte testatur ^'11. ep. 4.
talia srripsisse, neque minus idem roiistat de Cijo Calvo,
qui adniodum fiierit in ainoribus suis desrribeiidis petu-
lans. Conf. Weicliert. pajf, UO et »eqq. Jam quoil Pli-
nius ^'11 ep. 4. leijissc se .A.siiiii Galli ") de romparatione
patris et Ciceronis libruin diiit in eoque lasriv se in-
venisse Cireronis lusiiui testatiir, iiide riillijji fortasse licet,
talia Fnllionem quoqiie Asiiiii (jalli p.itrciti, liisisse. Vj-
il.tur enim (iailus, qui libeutiT homines dortns ex.agita-
ret, ita rem iiistitiiitse , ut p.itris eruditionem < um Cire-
ronis rompararet priorrsqtie illl deferret. iXeque minus
res est ile l\l<ssala veri siniilis, quem rerte am.itiiria
carniina srripsisse in honorem Sulpiriae, iiobili« feiniuae,
ab ipso olini nuptiis experitae , Wernsilorfius probare sto-
duit. Conf. Ellendt. ad Cic Brut. paj. CWXV'I et
CX.VXVII et Westeimanu. LI pa-f. '> I -t et J IM. Quin-
tum vern Hortensium rariiiinibiis p.ariim pudiri» srribendis
varasse, certiim est, si quidem Ovlilius ejus exrmplo
suorum ipsiiis tersuum
lasmiam exrusat Tiistl. II. v. 441.
Conf. \Vei<hert pp. 1.27 et i;(i. L. autem Siill.im Athe-
iiaeus lib. \\. cap. "8. refert adeo delpitalum iniinis et
scurris esse, ut uiulta iis jugera agri puliliri daret: con-
Zeitschr. f d. Jllertliumsw.
7; Mira>M' laiuen simmi dl.iin scnlenliani V. D. p. 2^0 nola
\ idt'liir
8) Kiiil Asiniiis Galliis is, qui, quod sentirrl , ingi-nue pro-
iiiiiiciaHl (_:ia(}(iti'}{if itiCnme n«ipw« y.ul uniu jo
avf<<f('Q'>r ni'i'ü X ij lij /' f '' n i t teste liiuue ( .is>. II'. 57.
c. 2 ). ' on'. Siii l(pu. 'Ic Gr.iniiii. c. T2. Paiiilim ntim
(\1. I'ninpniiiiuii Marcelliiiii; /u£Säe, Jsiitiiis Galliis hoC
in eum epi^rainniate osiendii:
Qui capul ad laevain deicit (?.; ^Iitssmiata nulis
Praecipil •' os nulluni, vel potiiis pii^itis.
59
•soo
9nn
.«piri anti-iii niiiiiii istniii liilarit.ifrm m.nxiiiiP roiiincilils
(airriri.s irniaiiilt* a Sulla coinposilis. (jiias roiiiurilia.i
an raiiiiiii') iiiiiiora Pliifarrliiiü rrspcxcrit , eijiiiilnn ine
ijfiieir.irr fifpur, K.i fainrii, iit iIp liis iiialini, quam <lp illls
ri>;,'it.>ri-. (i. vcro Liitaliii.« Citiiliis iion soliiiii tinj^orilia«
frrit, .sr>(l rtiaiii rariiiiiia .srri|islt aiiiatoria, (jiKiniiii rxpiti-
|)liiiii exstaf apiiil Cic. <Ip N. I). I. r. Vs. (ifiiif. Wi'ichert.
I. I. (>• l'jr <*t I ,',s). Dl- SiTii» .Siilplciii siiriiciat ad Ovj-
iliiiiii |)rii><irassi>, qiii TrisH. II. v. 44I'- liapc scripscrit:
Nee minus Ilnileiisi , nee sunt 7ni/ius im/iroia Servi
Carmina. Quin duhitet niimina tanta sequi?
De Varriine luiiif. liai'liriii.H liliri: (icsrlilrlite ijpr riinii-
«rlipii Litrratiir p, 3'.M; <lp C. iVlpiiiini» toiif. Orld. Trist.
II. r. 4 '>'{• et üiiuin. Tiilliaii. ab Orelllo pt Baitpro pil.
Tol. Vil. pt. ■,'. p. .i'l4» <lp Lpiidilo Gaptiiliro conf. iMar-
tialis Epist. ad Ipctorpin lihri I., qiii I\larlialis Aiigfostiim
qiioijiip tp-falnr lasrixis vcrsu.s ferissp lib. XI. epijjr. 20.
— Dp rpliqiiis, qims Pliiiiiis coiiiiiipmorat , rarininuin pp-
tiilaiitioriiiii srriploribiis , vpjiiti de Com. Nppote, uiiiiu:)
coiislat.
Ad ünidim i^idir iit rprprtamiir , nlliil alind pronun-
tiari dp raniiiiiiliiis pjiis lieft, nisi olisrncna ea fnissp.
Rpstat, nt, qnid .staliipndnm de verliis Tariti de Oratt.
c. 2l. ridpatnr, paiiris «i^nificpnins. ^'erbn aiifem haec
sunt: In oratinnibus (Brnfnm) viinorem esse /nrntt sua
etiam admiriilores efus fntenlur. Sisi forte quisijuam
aut l'aesaiis pro Decio SuNuiite aut Bruti pro Deiotaro
rege ceterosque ejusdevi lentitndinis ac teporis tiiros
legit , tiisi et carmina eorundem miratur. Fecerunt enim
et carmina et in iiiliot/iecus reltutermit, non melius qttnm
Cicero, sed felicius, quia illos fecisse paucinres sciunt.
Jain ^i. IJarchiiis V. |). haiid iiiimpinor priniain biblio-
theraui piiblirani ab Asiiiiu ilemiini Pollione instrucfani
esse, id qiiod per hienipni anni 715 — l(i factum e§se
Auj^. Weicliprlus doruit 1. I. p. 294, totam illam sentpn-
tiani pDstrpmam trnpire intelligpiidam psso suspicatiir, ita
ut intelli^pmla siiit rarmina in publicum niissa. Sed liuic
viri docfifsiiiii cotijerturae iipssiu an obstet primnm altum
illud, quüd scripfiiribus Tacito superioribiis de Bruti car-
minibus pst, silpntiiim, ilpinde pa, quac de ßruti uni-
rersa indiile cn^nita aliunde tiabemus. Quoil enim Oci-
dius Tristt. lib. II. inde a versu 421. eos enuniprans
honiines, qui carmina fpcissent petulantiora , Lucretinm,
Catiillum, Caltnm, IMeniniiuni, Cinnam, An.sereni, Cur-
nificiuni, Ilorfpnsinm , Srrrium, Gallos, ceteros, non
coromemoraiit ßrntum, id non alia videtur causa factum
esse, iiisi qnod Bruti carmina ignuraret. Quod idem de
Ciceronis qiioque silenfio dicenduui vidptur. Quem vero
constat IIP di< endi qiiidpm frurtum et gloriam , st-d etu-
(liuiii siiluni pxprcifatiiineniqiie delectasse (conf Cic. Brut,
c. (i. §. 23.), num euui credibile est, carminibus foras
datis , praescrtim obscoeni illis ar[;unienti , inaiiem isfam
glorioUin ppk« sertaluni? — Niliil igi(ur esse reliquum
videtur, nisi nt ßrutum sfatuainus ingenii illos lusus solis
fainiliaribus misisse, qui illis <lelerlarpntur quiilem, npque
tarnen divult^arent, lon|;e illum alienum a Plinii iMinoris
jactatione , qui suos ipsius rprsus uxorpui caiitare et ci-
thara cantare lartarptur. Conf. ejus Epistt. IV, 19.
Jam fniem his nostris de Bruto poi-ta observationibus
imposituri non pnssuuius nou vcrba , quae Slatius IV, 9»
20. profulit, considcrare. Reprelipiidit .intpin iis ainicuin,
qnoil iibrum sibi inisi.tset, quo nou ipsius urationes coii-
tincrentur, ued libellum duiiaret tineis exesuui ,
liruti senis oscitatiiines
de capsa miaeri tibellianis
emptum plus minus nsse.
Ilanc igifur .Statu spiitpntiam Auj;. Weichertus non du-
bitavit ad Bruluui poetaui refprre. A qtia viri sagacis-
simi pxplicatiune non una nobis lidetur causa esse disce-
dpndum. Etenim totus locus ita est couiparatus , nihil
ut inde nisi hoc apparp.nt, Iibrum qupndam a Bruto quo-
ilaui laii>,'nide scriptum vi.suui phsc .Statiu. Nequp quiil-
qnam in hoc. loco niest, quod c<ij;it.ire iios de Brut« ea,
qui Caesarrm iutrrfccil , cofjat. Ct vpto Statins liuiic
Briitum vel maxime vprbis istis notare voluerit, tampn
ruinlnm adduceiiiur, nt ejus rarmina piitius quam oratio-
iic s perstncta esse credamus. Ut enim Ciceroiii Brutus
orator esse otinsus et languidus disju7ictusi.\\\e fisus a
Tacito dial. de Oratt. r. IfS. ilicitur'*), ita idem judicare
dp eodeni Bruto en m.ijore jure Statin licuit, quod reri
simile pst, spnis oratioiips fuissc quam adolpscentis lan-
guidiorps. Mpque quod Bruti spois oscitationes Statius
commeinorat, id uiihi tale videtur, ut Aug. Weicherti
conjpctura lirniari eo queat. Quod enim, teste Cicerone
ad Quintum Fr. III. pp. 4. §• 4. Versus • . . non modo
tempus , sed etiam animum vacuum ab omni cura desi-
derant , et Ovidio auctore Tristt. V. el. 12. v. 2. et 3»
Carmina luetum
Sunt opus, et pacem metitis habere volunt;
Bruto seni neque animum arbitramur neqne otium fuisse
carminum, praesertim petulaiitiorura, scribendorum, Quain-
quam enim Plutarchus c. 4. i'it. Bruti scribit Brutum,
quidquid teinporis a Pompejo abesset, studiis librisque
iinpendisse, idque euin etiam iniiuiiiente piigna Pharsalica
fecisse, et quamqnam idem Plut. eundem quuni in Grae-
ria esset exsiil , Theomnesti Academici et Cratippi Peri-
patetici scholis interfuisse, c. 24. testatur; tarnen ex his
locis nihil aliud nisi hoc cognoscifur , Brututn, tenipori-
bus cunrenienter , seriis studiis, philosophiae et historiae
vacasse , neque reru iis artibns , quae leiis esseiit aniini
propriae. Putamus igitur, Brutum adolescentein poeinatia
isla lusissc eaqiie re, ut aliis niultis "'), secutuDi Catoois
atunculi cxeuiplum esse, qui, teste Plut. Cat. Min. c. 7»
juvenili animi fervore ad scribendos iambos se contulisset,
Archiiorhique acerbitatem inutuatus, impudentia ejus et
nugis omissis, Scipionem conriciis procidisset. Quam nos
sententiain si sequimur, siuiul intpilijritur, qtli factum sit,
ut Cicero, qiii, qnotquot libros Brutus scripsit, certo sigui-
iicai'it, numquaui de carminibus ejus sit luqiiutus. Nam
quum deniuin post annuin 700, quo tempore Brutus cir-
citer triginta auiios fuit natus , familiaritas illa inter pum
atque Ciceronem nata rideatur (conf. Orpllii Onom. Tüll,
p. ,319 s. V. ßl. Junius Brutus, M. Bruti, Caesaris in-
terfectoris , paler), non inirum est, si Cicero caruiinum,
9) Conf. Westerra. I. I. p. 216.
1(>) Plut. Brut. c. 2. cf. ZcilscUr. f. Altcrthiiniswisscns. 18J2.
pag. 891 , not.
901 902
qu,ic iliii, .inti'ijiiniii Rriito familiariter u<erotur , com- ilon Anzahl |;riccliis(lier Pliilosiiplirii rortragm, »dipln-
posila p,-seiit , iiullam iiiii|Uam iiijerit iiientioiieiii. bar aU KcMihat fi;;oiicr MinliiMi , in Walirlii-it aber liat
». ■ n- ■ i i- ■ i i sirli neiirrdiiiijs iliircli h^ntiliM'kiirjj' ili-r Sclinft ili>.s Iii>i-
iNoqiie «•cremur, na qiiis Ci< crDnis tcstinionio rxstante " " "•^'"'"'"W , , •■ •
lllo Orat. A, *. 34. Brnfiini »ranlirands virliitibus ilis- »>.'"'i-i» ■■' "•''." . , " ". ' ,,. _
1 ■/ . . ■, j t M 1 i » der Ilauuts.K hl' iIip Iilatoria neu i/f liclrrt. Die ■'anze Ive-
panbus, üPirritate et coinitatc ornatum esse, ita abutatiir, "•^' """l"' •' , , ....
. ■ ,• .. • .: . II- latiiin ist liiiilisl einseilij' niid liorinit, nie es i>i<n bei
ut Ml niajtiiiia temiioriiin oiiseria iisqiie ad lascive jocaii- ••■'■"" '" ' " '
1 I , . • -1 II' A t:* -A • oineni ICnikui'eer tiiebt Hohl .Tinteis orHarten b'issl. liie
diiiii exliilarari i'iiin notuisse, inde lollijjaf. l'iiit eniin, • "" •" ui^ii».'" r. . .. ,, , o
, Kit • ■ I 1 \. . I eiireiitlicheii UiiIiti' und j:ers<ij;en Ceiitralpiinrle eines Sy-
gi quis aliiis, ifitiüis ab ea aninii liibiritate, nesciu an le- ci„<-iiiii.,i.r.. >, ^ , , , ■
■ . . I- f- Ol 1 II «p n? ori I sleiiis «erden uar nicht berührt, die einzelnen placita
Titate alienns, qna Cic. l'liili|i|). II. c. 16. Js. .:SÜ. ab ,, .. , ^^ „ , , , ,.■ , A .
, . • .1 1 f 1 • j ■ » lllkürlicll aufiieirrilli-ii und ilnreh t^iiiini»i liiin;r iler ei-
Alitonii se «iimniatHiniblls delensiiriis, ioeis vel Ml castris " imvui ■•i ■• ""■« i- n , , ,
11 ■ . < • 1 ■ I? j- eeiieii Vor8lelliin!:sH eise ('•'''blieh entsfellt; daher denn
rnrae plenis lneiuii esse lartatit ; si (iiiideni nrnpria liriiti s'^'irii "■=•■ ■■ . t, >, .
r Ä ■. I -4 4 II 1 ] I aurli dieser r'anzen rartei iieHerdiii^'s iininer nur ein se-
filit ;;raii(.is siiii;nl.iris , teniperala illa niiideni diseiplina «■"• " «■•>"■■ i,"" ,„ ?
111 ,1 i I , riindilrer und »ehr bedincter Werlli «u-jcslaiiden » iirdc.
I)lliliisi)iiliiae(|ue s'.udiis, necine lainen unqiiani ad aperfam •• , , . r , , , ,,,
* . , . I, t\ -i , 111. Hr. Kr. nnii tibt eine aiisserori enllich aiisliilirluhe »» iir-
petnlaiiliain cxsiiKaiis. Unae qiinin ita sint, nihil iKletur ' «■ • < ■ ,, r ■ i ■ •
. ■ • i >j. j 1 1» i r' «liL'nnsr und Kritik derse beil. .^lan Iraiit, »le denn bei
restare , iiisi iit Maduin, si oinnino de Ijruto, Caesaris "'(.""t. nii.iiv i. i
c . . . i> . 1 ., 111 1 solcher liesi liaireiilieit jener llelation diese .Arbeit i>utzeii
iiterfcrfore, rni^itaiit , uriid lel oratitines vel aliud qnnd- »"'»n.i »«..■ .1.111 . j , ,,, .
brinjjen kann? Ks ist besonders die Art und Weise, »vie
<ler jedesiiialijje IJericht Cirero's beiiutif und discutirt
(lain opus, niiniiiie >ero rariiiina si^nitieasse arbitreiiiur
At ne opns qnidem est, nt lindi illius nrationesa „ir// Ve|, h,." den L'ntersu, hnnt'en des Verf. Interesse
Statin induan arlulreninr. Erenun prnele, enin, qnem ^^^^^, v,|,.,,,ij,u^i, verleiht. Lleberall stellt derselbe sich
modo dixi.nns, alins IJrnlus fnit, cujus „ratinnps Cicero- ^^j^^^. A.if;;abe so, dass nicht bloss die jedesmalige Be-
ins (luideni lemporibns exstidsse , e lirulo Cic. cap. 34. l,auptnn-, ein Philosoph lehre über die Giitter so oder
g. 130. intelliKitur. Qiias oratinnes arsuniento certe ^_^ ^ ent«eder anceno.nn.en oder ver.vorfen «ird, .sonder..
Brut. lIlius similes fu.sse doceinnr, si quideni, ut Rri.tus, ^^. ^^^^^ ^^^j- _,_.,^ Standpunct des Ilefcrenlen hinüber, un.l
Caesaris interfector, conc.o.ies falsis refertas in Angnstum j.„„,,r„irt .on dort ans das Mitgetheilte nach seinem ob-
probris Tacito teste Ann. IV. c. 3-}. habnit, ita supe- .^^^^^ _,, ,„i,j^,,i,e„ Gehalle, d.h. mittelst einer ana-
rioris illins ßruti orat.onibus multa fnerunt in Sraurum ,,,(1^,.,,^,, ü^rst, llnn- so«ohl des Systems, über »elches
falso dicta aucfore Cic. or. pro Fontrjo c. 13. g. 28. ref„„t „|r,i, als der entsprechenden Ansichten des Ref.
Conf. etiam ürellii Onom. Toll. p. 319 et Westerm. 1. 1. _,^^^^^^ ^j^,, j,.,,^,,,,^, „achge» lesen, wieviel an einer sol-
§. 5-'. p. 12J. «nas orationes quo minus Statium per- ^,^^__ Relation richtig, »ie viel falsch sei, «ie das Irrige
str.nx.sse arbitre.nnr, nihil obstare videtur. enl.slandcn , an »elcher Stelle des bekan.iten Systems das
Quae omnia igitiir ronsiderantes quamquam nos quo- Richtige einzuschalten sei. Auf diesem sehr mühsamen
que assentiendiim esse AVeicherto putainns, qui p. 126, und »veillauftipien , aber auch sehr belehrenilen Wege
quae de Bruti car.niuibus nie.noriae prodita sunt, ea gelingt es dem gelehrten Vvrf. zugleich h;iufig, jenen
omnia admodiim dubia scrijisit atque incerta esse; tarnen Artikeln bei Cicero gewisse Seiten abzuge« innen, die
non abhorremiis ab amplectendo illo juilirio, quod de bisher .licht beachtet oder doch ivenigstens nichtgehörig
niiirersis Bruti carminibns Tacitus I. I. fecit; quandoqui- ausn-ebeutet Maren. Da übrigens bei di-ii einzelnen Phi-
«le.n Brutus, si talis fuit orator, qiialein eiim cogitare a losophen meistens zugleich eine biographische und literar-
Cicerone et Tacito jubemur (conf. Westerm. 1. 1. p. 213 historische Einleitung gegeben, und sodann »venigstens
et 2tÖ), vis ac nu vix quidein videtur exceilere in poii- diejenigen Lehrsätze, welche mit der Theologie in näch-
tica potuisse. g^g,. Berührung stehn , nach ihrem systematischen Zu-
Scribebaui Tremesnae. Fn'dericus Schneider. sammenhange zusammengefasst werden, so vereinigt die-
ses AVerk mit dem A'orzuge, ein ganz vortrelllicher Coin-
ment.ir zu Cic. de iiat. d. I, 10, 25. — Ki, 42- zu sein,
zugleich noch den andern, eine ziemlich vollständige
89. Dr. A. B. Krische, Forschungen anf dem Gehlefe Uebersicht über die alte Philosophie bis zur A'ollendung
der alten Philosophie |. Bd. Die theologischen des stoischen Systems zu geben, nur dass deiselben frei-
Lehren der griechischen Denker, eine Prüfung der lieh eine Anordnung der Schulen und Personen zu Grunde
Darstellung Cieero's. Gotfingei. 1840. X und ü^i.'*» ""''■'"' '" ''''■■'*" ""' ""'" «1«" Voraussetzungen
. . ^, und Combinationen der <;escliichte der Philosojihie, wie
■ ' ■ sie bei den Alexandrinern getrieben wurde, zulässig he-
Der Verfasser, als gründlicher Forscher der alten fuiiden werden kann.
Philosophie bereits bekannt, theilt in diesem Buche eine A'oraiigeschickt werden Bestimmungen über den eige-
Reihe von Untersuchungen mit, welche sich zu.i.'ichst an nen philosophischen Slandpiinct Cieero's, die Form sei-
Cicero de Nat. Deor. 1, 10, 25. — 1(>, 42. aiischlies- ner philosophis« lien Siliriften und über die Quelle i]es
scn, zugleich aber auch einen selbständigen Werlh haben, nachher behandelten Abschnittes, d. h. die bemerkte
unil der Geschichte der alten Philo.sophie und ihrem Schrift iles Epikureers PhSdros. Sicher waren diese Be-
Quellenstudinm bedctende Förderung geHälireii werden. Stimmungen zur Festhaltiiiig der Gesichtspiincte, aus wcl-
Cicero lässt in jenem Abschnitte den Epikureer A'elleius chen die nachfolgenden Untersuchu.igen nntcrnommeii und
eine Kritik der theologischen Ansichten einer bedeuten- anzuseheu sind, unentbehrlich; doch hätten sie vielleicht
59 *
9r)3 904
kririrr iiiiaiiiiii<'ii;;<'('3sst »rrilpii knnnpii , <la l>is .iiif ilas war tiann Piiillirh, ila»'« rr xtaft der aus li-liciiili^pr Gr-
üliiT ilii" Form (Irr Ci( eriiiiim'liPii Srliriftoii lU'iiirrLtc ppiittait l>rkaiiii<cii Persiini-ii ln-iin l'latn allnrlpi in^tlii»rlip
nirlit» j;''s>^t »inl, »»» «lii'Iit mlion ciiiijjpriiiasspii <<iii- Frrüoiieii der Kaln-I in seiiip (ipnprärlir ciiifi'ilirtc , »kiI.pi
frsüiDni' Diiiiiiuiii »alir und aii^oiiiiiiiiiii'ii »cire. Uir Furin »dlil rlipns» sehr i|pr Drink uiiil dip Ariiiiidi drr '/.vii
al>pr dp.s CicproiiisrliPii Diali>|;!i, »ird S. 12 fl- i>>> i(<i- an lipdpiitendpii Indii idiialit>lteii piii{;p»irkt lialipii m^g ,
8jiiwnpiili3n;;p mit dpni AriatotpllscIiPii Oialofp, dem dpr als dip Alsirlit, dip Disciiasiiiii in piiip S|iliarp lu riiikpii,
Ciroroiiianisclie sirli aiisi lilipsst , auf Iplirrpirlic VVpise »u Pi-rsUiili('lil<.pitpn und Partpilirlikpifpn piii für allpinal
bpsuriuhpn. I'ip Ali» pi<'liun(;pn von iIpcii Platoiiischpn aus^psililii.ispn »areii. Dipsps iv.ir uiistrpitit; »ipder ein
aiiid LpiIpuIpiiiI und naili dpii diirrh ausfülirliclip Mach- Riii ksrlirilt , und so empfand ps Cirero, der statt jener
Hpisun^en iintprsliitztPii CutersrhpiduDjrpu «Ips \'erfassprs Di^thixciien N'utal>ilirateii wieder aus>;pzpi<'linete Perso-
»pspntliih dipsp. Einmal fpliltp dpii Aristotelisrlien Dia- neu der Gegpiinart oder jiingstpn Vprgangpnlipit iiud
logen die lelionilife Mipnerie des Pjatonisi Iipu GfS|)rarliPs, seiner Nation reden lüast , meistens Moliiles, die sieh
das dranialisrlie und inimelisilie Lelieii, oder es »ar n e- bi'iUnli^ auch mit der PIiiIuso|iIiip besi'liafli;;en , und
uigstens niilit in solrlieiu (jraile lorliaiiden, zHeitens trat eiitiveder der ppiknrpisclipii oder sloisrlien oder akaile-
«las dialpktisrli F.roleui.ilisclie , »eiche» bei dpr Platoui- misrhpii Schule angeschlossen habpii , iit piissimiis nou-
Sclipn UpgriHsentivickelung von so hoher Beileiitnn^ ist, TlttOcl /.di ( oi^ n ()unu')lH)l Z, »ieCie. ad Alt. XlII, 3.?.
völlig zurück; vielmelir machte sich statt dieser die ilirpcte sagt. Entgangen ist Hrn. Kr. hei dieser KnI» ickelung,
Darstellung in ziisaiiimenh.'ingendeii Reden (|)er|)etuae ora- dass diese Neuerung Cicero's in der |)eri|iatef isrhen Schule
tioiipsi «ieder {geltend, »ie früher die Sophisten sie ge- selbst schon einen Vorgang gefuinlen hatte. Die meisten
fibt, Sokrates aber sie verdrängt halte. *1 Scheint hier Peripateliker freilich maclilen es, »ie der iVleister, z. B.
der Vorzug auf der Seite <ler Plaloiiisrheu Dialoge zu Dik.'iarrh in dem Gespräche, worüber Cir. Tusc. I, 10.
sein, so Latte als unläiigliarpr Forlsrhritt zum IJesspren berichtet, Ariston in dem Titliono« , dessen Cicero de
vielleicht verdient, starker heriorgeliolien /u werden die Senect. §. .{. eruähnt (vergl. Rilsrhl im Rhein. Mus. f.
Eigentiiümlichkeit der Aristotelischen, ,,ilass dieselben Piniol. Neue Folge I, 2. S. 1*1.} — 2fll); doch ein inei-
oicht immer einen und denselben Sokrates einfülirten , sle'iis unbeachteter oder unbekannter Schüler des Theo-
weicher die IMitpersonen »ie Schüler behandelte, son- phrast, Praxiphanes von Rhodos, über «eichen Ref. in
dem dass sie jeder Person einen vollständigen und zu- ilem Index ledl. Univ. Dorpal. Sem I. |~^4-' eine eigene
gamnienhäiigenden Vortrag einer Schiilp dergestalt über- Unfersurhnng mitgetheilt hat (de Praxiphane Peripatetiro,
gab, dass nach Prüfung der verschiedenen Lehren dem inier ^ntiijuissimos grainmaticos nobili), darf sich das Ver-
Repräsentanteii der Ansicht des [Heisters die Oberhand dienst aneignen , zuerst von der Aristotelischen Weise
blieb." Wenigstens ist das insofern ge» iss als Fortschritt abgegangen zu sein. Nach üiog. L. III, >*. schrieb er
anzusehen, als damit der drückenden G'eistesherrschalt **) eine dtarglßl] 71 e^l TTOirTdjv yivo/jivij Fv dyui/jTtaoa
des Sokrates, »omit er weiland in leibhaftigpr , in den IlKdTfJJP/ eTTt^evoj^HlTOi; TOV 'JavY.odroi'Q , also einen
Scikralischen Dialogen aber in fingirter Person die an Dialog des Plato und Isokrates, bei welcher Nachricht
der Philosophie Tlieilnehnienden ttrannisirt halte, ein freilich mancherlei Beilenkpu zu besprerhen bleitien.
Ende gemacht und zu freierer und billigerer Darstellung S. ,'54 folgt die in der vorhin bemerkten Weise durrh-
mehrerer, gleich berechtigter Pcrsiinlichkeilen neben ein- geführte Kritik der Aussagen des Velleins über die theo-
aniler übergegangen wurde, »ie sie bei Plato selten, logischen Ansichten 7.unachsl des Thaies, Anaximander,
unil dann ge»ühnlicli nur in stürmischer, untergeordneter Anaxiinenes, Anaxagoras, desAlkmäon, Pjthagoras, Xe-
Weise hervortreten, so dai-s die geistige Suprematie des ii(>j)h,ines , Parmenides, Einpedokles, Protagoras , Dento-
Sokrates immer mit spielender Ironie ihr Gebiet zu be- krit, Diogenes von Apollnnia. In dieser Folgp erschei-
haupten vermag. Auf der andern Seite aber leuchtet nen die vorsokratischen Philosophen beim Cicero, und e»
hier wiedpr eine GrunddilTerenz der beiden Philosophen gehört mit zu dem Verdienstlichen dieser Forschungen,
hervor, beim Plato die entschieden Sokratisrhe Richtung dass auch diese Ordnung, in welcher die einzelnen Phi-
auf innere Dialektik, als die Kunst der BegrifTsenl» ieke losophen nach einander besprorhen »erden, beständig
lang, bei weither historischer Zusammenhang der Er- oiit in die Discussion gezogen wird.
kenninisse und feste Resultate nur beiläufig oder gar lieim Thaies wird die bekannte, der richtigen Ansicht
nicht ausgesprochen »erden, beim Aristoteles dagegen von den Anfängen des griechischen Pliilosophirens sehr
die mehr gelehrte und historische Weise, durch Kritik schädliche Angabe des Cicero zurürkge» iesen , aquam
und Dialektik der früheren philosophischen Systeme sich esse initium rerum, deuin aulein eam inentem, quae ex
den Standpiinct für die eigene Ansicht zu gewinnen. aqua runcta fingeret. Bei der Darlegung der »irklichen
Noch eine Eigenthümlirhkeit des Aristotelischen Dialogs Meinung des Thaies wird, fürchte ich, zu viel syslema-
tisiit; auch S. 35 wohl zn viel Gewicht darauf gelegt,
dass Tliales als lonier die im ionischen Culle des Posei-
*) Ebenso ging Aristoteles in seinen rbeloiiscben Urbun;;en ,|„„ |jpj;,.,„|p„ Meen möge aufgenommen haben, der als
in m.ncl.o. Sinctcn wieder auf die Mclho.le «Je, S„p,„- ,, ,;; ,„,. „„,, ya/noroc die auf dem Meere ruhendo
sten zumck s. Max. i>cliiniilt de 1 lieopliiasto ilieturc .^ /^ ,..,',',, , ,» rm i ■
„ü Erdfläclip III ihrer Lage festhalle. Da Ihales nach sei-
,......, . , c I . 1 ti I -IT .r, ■ "•''■ Abkunft den Familien angehörte, welche sich ans
) Atislnlclcs nannte den bokr.ctes nacn Uio^. L. V, 19. eine . . ■ ■ rm i i ■ i
a<yo;feo,..o, xi/jair/?, nnd so empfanJen es nianclie Albe- «'•■" kadmeischen Geschlechtern Ihebens der ionische»
niciuei bei Sukralcs Lebzeiten. Colonie angeschlossen hatten (s. Histor. Philos. Graec.
905
906
et Rom. p. 9), so fragt sich, ol» der arliäisrh - iuiiigcli«
PosPiiliinsilirnst für ihn so grosse Wichtigkeit hatte. .4iich
ist Poseiildii ebenso sehr ivoOrj[x>U)l\, als yaitJoX"i •, "^^
Überdies^ mehr Er(lnln^[)alllM■^ ist, als Festhalter der Eril-
srheibe , die sith Thaies ohneliiii gar nicht als frslro-
hende dachte, sondern als TrÄwf/;. Wesshalb mir duicli-
aus an der Andeutung des Aristoteles frstztibalten scheint,
dass die Houierische und i'iberhuupt älteste Kosnio^fonie,
»o Okeanos die Urquelle der Dinge ist, eine in der
Matur Griechenlands tief begründete ftlvthe, den Thale»
zu seiner Ansicht ron der schOpferiscIien Kraft des feuch-
ten Elementes anregte; »ie denn Okeaniis recht eigent-
lich die lUdeutung lies Wassers als Potenz repräsentirt,
nährend Poseidon mehr der Gott iler rerschiedenen
menschlichen lietriebsamkeiten auf dem Wasser ist. Was
die in Anm. 1. berülirte Frage über die etwaige Quelle
des Aristoteles über die Sätze des Thaies, da dieser
selbst nichts geschrieben, betrifft, so stellen sich die
älteren Philosophen i'on selbst als die indirecten Bericht-
erstatter dar, »ie Xeiio|ilianes, der sogar gegen den
Thaies philosophiit haben soll, Heraklit, Euipedokles,
Demukrit. Aus derselben Quelle stainineii gewiss «eiiig-
elens zum Theil auch ilie (irünile, durch »eiche Thaies
«eine Ansichten nnterslützt haben soll, z. B. de Coel.
II , l'i- 1 nf 1 1 yop 1
f"
aiv tiTith- Oufii
Doch
erlaubt sich Ref. Iiei dieser Gelegenheit auf einen Um-
stand aufinerksam zu uiaclien , »elclier bei der Darstel-
lung des Tlieletischen Systems auch bei Hrn. krische
nicht gehörig erwogen zu sein scheint. IVlan pflegt den
Hippun gleich nach dem Thaies zu behandeln, weil Ari-
stoteles ihn Wet. A, 3. neben dem Thaies nennt, wie
er denn gleich diesem das i'yoo' als ilen Urstoff setzte.
Ann hat aber Bergk de Com. Att. Antiij. reliq. p. t()ö
Oiiil p. I "() s(](j. mit trclfeiiden (irüiideii gezeigt, da^s
dieser Hippoii identisch mit dein von dem Komiker Kra-
tin «erS|)otteteii »ar, »elcher auch unter den ititio/'i
jener Zeiten aufgeführt »ird, so dass er et»a Zeitgenosse
des Archelaos gewesen wäre, und zu jenen Aachzüglern
der ionischen .Schule in Athen gehört hätte, »eiche die
älteren Lehrsätze in zeitgeinässer IMo<lification »vieder
tortrugen, bis Sokrates diesem unfruchtbaren Treiben
ein Ende machte. Eine genaue Analyse desjenigen, was
Toii den Lehren des llippon bekannt ist, iniisste, ild>'oii
ist Ref. überzeugt, lu demselben chronologischen Re-
sultate führen. In demselben Verhältnisse, in welchem
Archelaos zum Anaxagoras^ Diogenes zum Anaxinienes,
Kratvlns II. A. zum (leraklit stand, scheint Hippon zum
Thaies gestaiulen zu halieii. Ist dem aber so, so ist sehr
zu fürchten, dass ein gut Theil der Gründe, welche als
Thaletische für das Thaletische Prinrip hguriren, aus
«lieber späteren Redai tion des (Svsteins durch Hippon ab
zuleiten sind, und es wird auf diese Weise noch bedenk-
licher, dem Tbaletischen System so viel Abrundnng und
innere Ausführung zu geben, als gewöhnlich, und zwar
eben mit Hülfe jener angeblich Thaletischen Gründe, ge-
schieht.
Charakteristisch i.st es für die grosse Oberflächlich-
keit, mit welcher das Vorbild Cicero's über die theolo-
gischen Sätze des Philosophen referirt, dass er sich mei-
<teos nur an das hält, was dieselben über die vielen Göt-
ter der populären ^'ursfellungSMeise (dii populäres, phy-
sici) gesagt hatten, ohne den der Idee nach einen («ott
zu berücksichtigen, wel< hen sie grwölinli<h mit der Wen-
dung staluirteii , dass das jedesmalige l'rincip , welches
sie lehrteil, zugleich ri> itt/ov sei. Alles lenke, ordne,
bcherrsi lie , oder »ie sie si< h sonst in ihrer noch un-
entwickelten .Sprache ausdrückten. So beim Aiiaxiinau-
der, so bei Anaximenex, wo der Verf. diese Trägheit
der epikureischen Auffassung trelllich lieriurhebt (S. .;.') f ),
während dieselbe in seiner Kritik der den Anaximaiider
betreffenden .Sätze weniger scharf angemerkt ist. Und
diich war wohl gerade Anaximaniler derjenige Pliil»8oph,
»elcher den nachmals gewöhnlichen Ausweg, ilie zum
Qliinotheismus hindrängende Philosophie mit dem popu-
lären Glauben abzufinden, zuerst getroffen hat, die (iöt-
ter lies Glaubens nämlich mit <len einzelnen Theilen,
Elementen, bedeutendsten Körpern des y.ooito^ zu ideu-
tihciren, die Gottbeil aber als die Eine uo/rj und all-
gemeine Weltseele zu setzen.
Zu dem Abschnitte über Anaxagoras (,S. 114) wäre zu
erinnern, dass es der Darstelluiigsweise der älteren Phi-
losophen völlig entspricht, den Hauptsatz lies Systems in
der schriftlichen Eiitw ickelung desselben gleich voran als
Dogma und Thesis hinzustellen, ihn aber später unter
maniiichfachen Wendungen und Ausführungen entweder
ganz oder theilweise wiederkehren zu lassen. So ist
nicht abzusehen, warum man der bestimmten Ueberliefe-
rung keinen Glauben schenken soll , die Schrift des
Anaxagoras habe angefangen: 7I«^Ta XQ^lfO-TU i]li üuov'
elin vvOq Etdwv at'ru önxdofjijoe , oder mit einer
ähnlichen Formel; im weiteren Verlaufe der Abhandlung;
sei dann aber zuerst das Tldvia JfOiij^/ara üitou und
darauf die Natur und Thätigkeit des vui'i ausführlicher
besprochen worden.
S. ()S ff. wird ver.sucht, das Veihältiiiss des Kroto-
niateii Alkmäun zu ilen l'ythagoreern näher zu bestim-
men, als bisher geschehen war. Hr. Krisdie hält sich
an die Angabe des Aristoteles, er sei jüngerer Zeitge-
nosse des Pythagoras gewesen, vermuthet, dass er zu
der in Krotnn angesiedelten und mit dem Pythagoreischen
Bunde in Berührung stehenden Asklepiailenfainilie gehört
habe, und entscheidet sich im übrigen dahin, dieser
philosophirende Arzt sei von den Pythagoreischen Gegen-
sätzen angeregt, doch sonst unabhängig und gleichfalls
mit den Lebren iler ältesten loiiier bekannt gewesen;
zwischen beiden liabe er für seine Lehre eine selbstän-
dige Richtung bei vorherrschend niedicinisclieni Charak-
ter gewonnen. Wegen dieser mittleren .Stellung zwischen
den lonieru und Pylbagoreern bilde er beim Cicero nicht
unpassend den Uebergang von jenen zu diesen. Die Pt-
thagoreer selbst sind bei Cicero durch den Cnllectirnamen
der Schule, den des Pytiiagoras vertreten (S. TM ff); dar.
auf folgen ilie Eleateii Xenoplianes und Parmenides, die
Hr. Kr. mit besonderer Ausführlichkeit und Gründlich-
keit bespricht. Aus der Abhandlung über den ersteren
heben wir die IV'achw eisungen hervor (.S. 92 ff-), das«
die Schrift des Theoplirast über Xenophanes keineswegs,
wie Uraiidis vermiithete, dem liessarioii in calumniat.
Platoiiis p. 3-ß noch vollständig zur Hand gewesen, au«
der über Parmenides (S. 97 S.) die ebenso gelehrte, als
'JOS
R<"
8rh«rf«iiiiii;,'i- Krklflrtiii<; , «ip man sirli drsspli so (liiiiklrs
Svsti-in dir Wrlilvfritif niitl ilcii Sit/, «Icr üodheit in lier
initlliTi'ii KiiMie zu ilriikcn lial)c , hoI.cI iler Verf. von
clor ^'cirniissft/.iiiij,' aiis(jclif, «lass Paiiiiciiides in diesen
zu seini-r riivsik •;eliHri|,'en und :ioi)q düiav ansjje^pro-
clienen \'iir.s»ollnn{;i-ii sirli an die l'WliagorecT anj;cs< lilos-
siMi lialu- , mit «elilieii <t auili diirrli die liistorische
Ueberiiefernn^' in l'erliindun;; gesetzt »ird.
Es folgt Enipodokles, lil.cr dessen Stellung in der
scliiclitiiilieu I',nt»iikeluii;f der Pliilosc.pliie der Verf.
obueichende Aiisiclilen a«ssi>ri< lit , ohne sie indessen vül-
litr zu begründen. Wedrr Ijrandis habe Ileelit, wenn
er den Enn). mitten unter die ionisehen riiysiologeii bringe,
iHifh Kittvr, »enn er ihn den Eleaten aiiseliliesse. „Hatte
Cicero, »oiu er .Arad. II, 37, liS. angeleitet «ar, erst
die Atomistik rorangcstellt , dann wurde er uns wenig-
stens insofern völlig befriedigt haben, als wir ilen Em-
nedokles an alle Richtungen anzusehllessen in den Stand
gesetzt waren, die auf seine Lehre in versehieilenem
Grade .sieh wirksam äusserten." Oie Anklänge der Ein-
pedukleischen Lehre an ilie I'arm-nideisc he sind S. 110
einsichtig besproihen. Sic sind sehr entschieden, denn
Parmenicles erklärte sich nicht bloss über ilas allmälilige
Entstehen der (ieschüpfe wenig anders, als Eui|)edokles
(Ccnsorin de die iiat. 4.), sondern hatte auch den Unter-
schied von stolllichen und bewegenden Principicn bereits
ausgesprochen, ferner gleichfalls einen Eros gelehrt, der,
wenn er nicht den Streit als eine besonilere Hypothese
sich schon gegenübergestellt hatte, doch nicht ohne die
beschränkenden Wirkungen eines solchen entgegengesetz-
ten Princips thatig war; ja, er führte endlich, wie nach
ihm Empedokles, die verschiedenen Grade und Stufen
der (füOVIOlC. auf die organischen Mischungsverhältnisse
der Elementarstode zurück (Arist. IVlet. l\ 5. Theophr.
de sensu 3.j. Nimmt mau hinzu, dass Empedokles in
der Form seines Lehrgedichtes sich entschieden an den
Parnienides anschliesst, und ausdrückliche Zeugnisse des
Alterthnms das nahe Verhältniss beiiier Philosophen be-
kräftigen, so scheint das nähere Verhältniss zwischen
beiden und der Anschluss des ersteren an den letzteren
»on allen Seiten sicher gestellt. Den Alouiismus wünscht
der Verf. wohl wegen <ler .Ausflüsse von ilen Objecten
der Sinneserkenntniss dazwischen zu schieben, aus wel-
chen Empedokles sowohl, als Leukippos die sinnliche
■Wahrnehmung und deren Phänomene ableitete, aber wie
wird er den Satz chronologisch reclitfertigen , dass Leu-
kipp älter gewesen, als Empedokles ? *) Im Allgemeinen
aber scheint man sich hauptsächlich dpsshalb gegen die
Vorstellung zu sträuben, ilas Enipedokleische System sei
") Die Cebdiieforung ist iinenlsciiicdcn , d.i Lenkipp von
Diog. 1^. IX, 30. zum Scliülci- des Zeno , von Simplic.
Pbjs. lob 0, wie es scheint, zum Zii!i;cnossen des Par-
nicniilcs pcniaclit wird, y.oiroirtioui; Tluii/dvldij t^; (fi).oao-
atuq , welcbc Ansdiiickc aljcr viel zu nnbeslininit sinil ,
uin ein bi stiniiiileies Veihallniss daraus abzuleiten. D.*»-
gegen ist das Vcrliältniss zum Üoniokrit, der vom .'Vri-
stolcles itaifo? des Lcukipp genannt wird, l\lct. A, 4,
hinlanglicli tcstgcslellt und damit auch über seine Zeit
entschieden.
.TU« der cleatischrn Philosophie hervorgcw aclisen , weil
man diese zu sehr als die Lehre vom reinen Sein, die
alles Werden ausscliliesse , anzusehen gewohnt ist. Aller-
dings stellten die Eleaten in tliesi diesen Satz auf, in
praxi aller fühlten sie sich iiiiveruil>;;end , den (irgensatz
zu nberw luden, und so blieb es bei der l iitersi lieidung
einer hiiheren Wahrheit, wo alles Concrete in dem
Sciimelztiegel der Alislractioii verflüchtigt und vernichtet
wurde, und einer niederen, «o dem allgemeiicen Zuge
der Phil<iso|phic vor Sokrates gefol;;t, und liegrifl' und
Realität der UiOU von dem gesiindeii tiefühle der schlich-
ten rtleiiiniig wiederum aufgenoniinen und hergestellt wurde.
So geschah es bei den ersten IVleistern der Schule. Hei
weiterer Entwickelung solcher Lehre aber war es kaum
miiglich, dass zwei so widersprechende Tlieile lon einem
und demselben Systeme iinifasst blieben, und so scheint
sich denn in der That nach Parmcniiles eine riillige Thei-
hing ergeben zu haben , so dass Ontologie und Physik
vollkommen aiiseiiiandcrrieleti, niid fortan nicht mehr vou
denselben l\leisfern gleiclimäs<ig bearbeitet wurden. Em-
pedokles gab sich ganz der Physik hin, wobei er den
Grundsatz von der linmögliclikeit lies Werdens leinma-
tisch aufnahm, ebenso wie Aiiuxagoras und ilic Atumi-
sten , nur dass er sich in Principicn und Ausfülirung den
Parmenideischen Leliren viel näher hielt , und dass zu-
gleich noch bedeutendere Pythagoreische Elemente, als
beim Parmenides geschehen war, hiiiziifraten , wie beson-
ders in der Lehre von den Gründen und wechselnden
Formen der Reiebung. Seine Physik aber blieb dann
fortan in der elealischen Schule die vorherrschende, wie
namentlich bekannt ist, dass Zeno, yvic er auf der einen
Seite die Ontologie des Parmenides vertrat, so auf der
andern eine ii;i}yiwiQ Toh> JliUTiei^oy.kioi'i geschrieben
hat (Siiid. V. Xl'jvmv). Leider ist die Angabc über seine
und lies Welissos Lehre von der Cfioic bei Stob. Eclog. t.
p. (iO von sehr zw eifelliafter Bescliaffenheit (s. jetzt Krische
S. 123); aber es ist wahrscheinlich, dass auch JMelissos
sich bei der Empeilokleischen Physik beruhigte.
Der .S. 13(1— 14L' folgende Abschnitt über den So-
phisten Protagoras ist besonders anregend und belehrend
als Beitrag zur Geschichte der Art, wie die uns vorlie-
gende Leberlieferung von den Lehren der älteren Philo-
sophen sich gebildet. Darauf ist bis S. 163 vom Demo-
krit die Rede, den Cicero erst jetzt folgen lässf , weil
die Atomistik, und mit Recht, ,, allgemeiner nach der
doppelten Seite, der ionisclien und italischen Richtung'
bezogen wurde, um sie nicht ganz einseitig die eine
ohne die andere fortsetzen ^ii lassen," Der Verf. macht
sich um diese Philosophie sehr verdient, indem er ihr
einen viel würdigeren Gottesbegrill" vindicirt , als mau ihr
gewöhnlich, fon den Parallelen des Epikureischen Sy-
stems getäuscht, zuerkannt hat. Auch bei Uemokrit sind
die dii populäres und der deus physicus zu unterscheiden.
Den positiven Glauben an jene deducirte er auf die be-
kannte Weise, wie Sext. Empir. ailv. Math. IX, 19, 24.
weiter ausführt. Ausserdem aber nahm Demokrit auch
eine Gottheit an, die Weltseele, dereu Wesen sich ihm
genau in der Analogie seiner Lehre von der meusch-
lichen Seele bestimmt. Wie diese aus feurigen, kugel-
ruodca Atomen besteht, und in Folge dieser ihrer Zu-
909
910
Rammerispfziin^ alisniiii beive^lirh und ilrsslialb selbst be-
wf^riid ist, or<;,iiiisrii Ȋriiipii<l und Sitz des Gedankens
und der Ein|)riiiduni; , so di-liiiirte er aucb Gott als einen
l/ULQ, iler iv "npi a(fatQueidii seinen Sitz bähe, und
J3 TUV y.oOUOV ^'l'X'l ***' ' ''i'* die .Stellen bei dem Verf.
S. !,')() fl. , HO aber in den ^ettiss rirhtij; einendirtrn
Worten (fuev'i thut vovvicu (Etvm. rtl. s. v. vevwTcei)
das letzte Wort sieber aetivisrli zu verstellen ist, «, He-
sycli. V. Dmadfitvo^ und Bergck Anacr. rann, rclicj. p. 94.
Epikiir lelirte bloss <lic Existenz der dii populäres, und
so kam der «ahre Xusammenlian); der Demokritiscben
Atomistik in Wrgpssenbeit , wie es denn liberliaupt die-
ser auf mebr, als eine Weise |;esrhadet bat, dass Epikur
ilir die Ebre autbat, ibre Pbysik seinem eigenen Systeme
zu rindirireu. Er niarbte es, nie der Sperling mit dem
Äeste der Sillwalbe.
Weniger übereinstimmend mit dem Verf. finilen wir
uns bei dem Exrurse ülier Diogenes von Apollonia S. I(i3 ff>
Simplirius in Arist. Pbys. fol, (i a. sagt bestimmt, dieser
sei aj^eduf vtuixaTOc, tujv nepi ra (fvofxa axoka-
od.VTU)V gewesen, und fügt binzu, er habe in seiner Sohrift
sieh theils an den Anaxa^oras, theils an den Leukippos
angesrblossen (ra fxhv Y.ava \4vai;ayo(}av, ja dt y.aTa
ylsiX/Tinov kiyujv). Brandis hat darauf fussend narb-
gewiescn, dass sowobl in einzelnen Stellen der vorhan-
denen Brucbsliickc seiner Srhrift , als in der ganzen Hal-
tung seines Systems die Abhängigkeit insbesondere vom
Anaxagoras durrbscbimmere , dessen vovz, er sich ange-
eignet habe, ebenso, dass er, um den dualistisrhen Sätzen
des Klazomeniers auszuweichen, zu der dynamisch - phy-
siologischen Weise der älteren lonier, namentlich des
Anaximenes, zurückkehrte (Handb. der Gesch. der grierh.-
röm. Philos. I. S. 2l ^ ff)- Hr. Krisrhe nun kehrt die
Sache um, und macht Anaxagoras zu dem jüngeren Phi-
losophen, Diogenes zu dem älteren. Auf jene Angabe
des Simplicius sei nichts zu geben; über die Priorität
der beiden Philosophen gemeinschaftlichen Lehren künne
nicht entschieden werden; so lange eine Berücksichtigung
des Anaxagoreischen vovq in Diogenes Bruchstücken un-
nachtveisbar sei, lasse sich sein Uringen auf ein einiges
Princip sehr ivohl an Empedokles Elemente anknüpfen.
Eine ausdrückliche Berücksichtigung des vovi; ist aller-
dings unnachweisbar, allein das leuchtet doch ein, dass
die uoijo/^ des Diogenes und der voi<C ties Anaxagoras
im Wesentlichen dasselbe Princip sind , nur dass dieser
es mechanisch, jener dynamisch wirken lässt. Die Idee
der inneren Intelligenz und Vernünftigkeit in' der Natur
war aber beiden gemeinsam. Bei Anaxagoras mag das
bei der Ausführung weniger hervorgetreten sein , aber
dieses eben spricht dafür, dass er zuerst von einem voU<;
sprach, was überdiess eine so entschiedene und einstim-
mige Ueberlieferung des Alterthiims behauptet, dass wir
auf keinen Fall Recht haben, davon abzugehen. Dioge-
nes hebt die innere Thätigkeit und Scibstdarstellung der
voijaii; in der Natur ausdrücklieber hervor, wird aber
durch sein Streben nach Einheit des Principes und seine
ganz dynamische Auffassungsweise zu einer vüllig uiiver-
inittelteii und gewaltsamen Gleichsetzung von Luft und
Intelligenz getrieben, über welche Vermischung des ma-
teriellen und ideellen Principes Anaxagoras schon hinaus-
gegrlffen hatte *). So haben beide Systeme ihre schwa-
chen Seiten, aber das Princip ist dasselbe, und von die-
sem liegt die eiitschii'ilenste lleberlieferiiiig vor, das«
Anaxagoras es in dir Pbilosojibir eingeführt habe. Auch
jene anilere Uel>erlieferiing bei Simplicius ist keineswegs
so von der Haml zu weisen, wie denn auch ilr. Krische
sonst mit Traditionen, gegen welche nichts Bestimmtes
vorliegt, säiilii-rli( her zu verfahren pflegt.
Haben wir die Forschungen des N'erfs. bis jetzt un-
serer Tbeiliiabme gemäss mit Ausführlichkeit begleitet,
so müssen wir uns des Raumes wegen für das Folgende
schon mit siiiiimariscber Angabe des Inhaltes und einzel-
nen gelegeiilliilien Aiiiiicrkiiiigen begnügen. S. 178 ff.
folgt ilie Snkratiscbe Schule, Plato , Xenoplion, Aiiti-
sdienes, Speiisipp , Aristoteles, Xenokrates, Hrraklidcs
Ponliko», dann die Peripatetiker Theoplirast und Strato,
endlich die Stoiker Zeno, Aristiiii von Chio«, Ivleantlies,
Persans, Chrysippns und Diogenes von Babylon, bei wel-
chem das dem Cicero vorliegende Original unil somit
auch seines Velleiiis Kritik ein Ende nimmt. Auch hier
gibt uns iler Verf. des TrelFlicben viel. Platon's Philo-
sophie ist von dem epikureischen Berichterstatter beson-
ders schmählich entstellt worden, wo Hr. Krische sich
mithin begnügen muss, zu zeigen, wie ans der wirklichen
Lehre eine so plumpe Entstellung, wo überHäcblichkeit
und niissverständniss zusammenwirkten, entstehen konnte.
Xenophon vertritt eigentlich den Sukrates , denn auf
dessen Aussprüche in Xenophon's Memorabilien stützt
sich die Kritik bei Cicero. Der Verf. versucht hier,
und wohl mehr, als billig, dem Sokrates eine auch mit
Rücksicht auf die kosmischen Verbältnisse ausgebildete
Vorstellung von Gott zu vindiciren. Gewiss ist nur die
für philosophische Fragen gar zu praktische Natur des
Xenoplion daran schuld , wenn Sokrates bei diesem als
ein jeder physischen Untersuchung schlechthin Abgeneig-
ter erscheint ; allein es scheint uns mehr, als einem Grunde,
bedenklich , ihm Vorstellungen über Gottheit und die
Götter zuzumutben , welche nach dieser Seite hin irgend-
wie systematisch ausgebildet gewesen wären , oder über
das damals gewöhnliche 31ass populärer Erkenntniss be-
deutend hinaus gegriffen hätten. Eigenthümlich ist dann
*j Wie der Verf. sich iliess Verhälliiiss beider Pbiloiopben
(lenkt, lehrt besonilcrs Füllendes: ,, Einen Meilordnenilen
tieisL über ilen körpeiliclien Stoff zu stelb-n, konnte der
Eleatisnius verniitliiii (scliwerljcii, d,i seil ['arnicniiles die
Untersiiciiuns über djs iV von der über die Gotllieit g.inz
getrennt war, und iibi'i li.inpt die lilec einer Tbatii;kcit
des Absolulen auf <las Enilliclie par nicht in dem Kreise
der elcaliscbcn A l)str3CtiiiniMi liegtj, aber nur ein Dio-
genes zunächst bcivornilcn , drr seine !)esondere Auf-
nierksaiiikeit auf die bewegende und (linkende Kraft bin-
i__l,... /„; .;.:_t\ ;...i' .,.il,„. 1. _;_u. «1,»,.
nie
le
die
lerKsaiiikeii aui nie oewegcnac unii (UUKenne i\rai[ iiin-
•nkle (eine petitinI), iiidoss selbst nocli nicht vcrtnocbte,
ie Eiiiluit von A^crstand iinil Materie auf/ubelicn (seine
Einlioit siebt vicliiielir aus, wie eine aus schon Getrenn-
tem gewaltsam zusainiiirn^'e^ctzte, als eine in dem reinen
Unbewicislsein iibcr den (»egensalz fcstgebnbcne); erst
seine tojjoi? , wie sie vorarbeitet war, cricichlcrie den
irniiicrbin gewagten Schritt , den Anaxagoras durcli seine
Sondcrniig von Gcisl und Stoff wagte ; konnte sich die-
ser auf der scbw'indclndcn Höbe nicht halten , so enl-
scliiibligtc ihn gerade jener Schritt, den Diogenes seiner
Seits vorbereitet hatte."
911
91?
wfltpr .11.' Kiifik "l'T (licoloK''" '""" ^•■sprflolii- mit dem
Killliv<N-iii iiimI Ari.sloiliiii l>fi \<'n(>|ili()ii :>Ieiii<ir. I, 4.
■Hill l\\ i, in "'•IcliiMii li-l/lprcii «U-r Vir(. S. J.'O «■in«
lii-ilriiti->Ml<- liiti-r|)i>Utiiiii iiarliziiMi'i.scii siiilit, sowie <lie
AI>l>aiMlliiiis üImt ilas öaiilüvtun S. -'28, wo «ler Verf.
III iii.iiK lirii Stiickfii von ScIiliMprinacInT iiiiil RiUer ali-
w.Milit. Heim AiitislIii-iKS »iril gln. hfalU fregeii ,S( lileier-
imkIkt IhImih)!!-«, <la»8 Aiitistliciirs, <I«t <leri lleraklit
,• iiiiiidrt, »Oll (lein llaiiple dir kyiiiker zn nntersrJici-
deo sei (Oiog. L. VI, 1'». yiyut-uoi dt xai ufXoi 'Iv-
iKTiHrfii Tofi\, 'lluny.Uiieioi ttc. u. s. »■.), und lu
der Tlint srlieint ein Sludinni des tivfüiiiiii^eii Kpliesicrs
»Oll dein Ideei.Ureise des yioiov «(/'//(«.''t^,' l>eiin Plat«
ferne aliziiliecen. S'i also hier kein Aiikni'ipfoiigspiinrt
fiir die Stoiker zu surlien, so lialie Allti^tlll■lles dagegen
diinli seine allegorische Interpretation ilie Grundlage ge-
legt, auf »»elcher fortliaueiid die Stoiker und an ihrer
Spitze gleich Zenon iiarhuials ihr theologisch - mytholo-
gisches System ausgcfiihrt hatten.
Beim Speusipp S. '247 fl. » ird mit Recht auf die
grosse Bedentniig der Aristotelischen Ueberliefernng hin-
ge., ieseii, derselbe habe nicht im Plato das Besste als
das Erste gesetzt, sondern als d is Letzte, so dass ihm
also der j^ors nicht <ler erste Urheber, sondern das letzte
Prolinct der AVeltentt. ickeloiig hatte sein müssen. In
der That iiivolvilt diese Differenz eine entschiedene Ab-
»»eichung der Systeme, die vielleicht nur desshalb »*e-
iiiger bedeutend ausfiel, als es im Principe lag, «veil
Speusipp eine zu »»eiiig selbständige und ronsequente Na-
tur »ar. Anch scheint, sowie Aristoteles davon spricht
!>le«. 1,7, Sppusippos »»eiliger durch eigenen Drang auf
jene Al>>»eicliiiiig mm Plato geführt zu sein, als durch
seine \'orliebe für die Pytiiagoreer. Es folgen im Ab-
schnitte über Aristoteles S. JVI ff splif gelehrte lliiler-
siichuiigen theils über das Buch de philosophia, auf », el-
ches Cicero sich beruft, theils über die inatheinatisch-
astroiioinische Seite des Aristotelischen Weltsystems, eine
überaus complicirte Partie des Systems, »»eiche S. 2^^ll
- 3011 besprochen »viril. Was jene literarische Angabe
betrifft, so kommt der ^'erf. zu dem, bei dieser Gelegen-
heit aber mehr bloss angekündigten, als durchgeführten
Kesnltate, dass der aus dem dritten Buche über die Phi-
losophie eiitiiommeiie Auszug bei Cicero »»irklich in dem
jetzigen Buche yl der Aletaphysik enthalten sei. Er
unterscheidet zivisrhen einer ersten und z»,piteii Redar-
tioii dieses Aristotelischen ^Verkes. Erst durch Andro-
nikos von Rhodos sei die Metaphysik in der Gestalt zu-
sammengestellt, »»ie »vir sie jetzt lesen, »»ie denn auch
von ihm jener Titel herzuleiten sei. Vorher habe man
die von ihm zusammengefassten Tractate einzeln gelesen,
und auf einen solchen sei denn auch jenes Cilat bei
Cicero oder dessen Ge«ahrsmann, dem Epikureer Pha-
dros, zu beziehen. Derselbe müsse die Metaphysik in
einer von einem Alexandriner, sehr möglich vom ller-
inippns, üclieferlen Ausgabe gelesen haben, derselben,
ttelrhe Diogenes, da Aufschrift und Anzahl der Bücher
go ganz entsprerhen , im Kataloge verzeichne.
Es folgt der superslitiiise Xenokrates, der in man-
chen Punclen schon sehr an die neu Pythagoreischen
und neu Platonischen Richtungen erinnert, S. 311 — 3-M,
»vo eine dunkle nnd lückenhafte üeberlieferung zn versrhie-
ileiien dogmatischen und kritischen Untersuchungen Anlas«
gibt; darauf S. ;i2.') — * >•> Herakliiles der Politiker, des-
sen Verhaltniss auf der einen Seite zu Plato, auf der
anderen zu Aristoteles genauer bestimmt »ird. S. 3 U)
heisst es: „Dass ihm das Pradicat eines Kritiker« bei-
gegeben sei, mOgen uns Obbarius u. A. nicht glauben
machen; die Benennung '//ouXfttdlji 6 KuiT/y.a; bei
Apollon. Dvscolus llist. Mir. r. <U, »eiche man in '//.
0 Kunr/.u:, andern »ollte, erklärt sich uns daraus, .las»
man das Politische Heraklea, »elchem Herakliiles ange-
hörte, mit dem Kretischen i erHcchselt." Diese Erklä-
rung ist um so untvahrscheinlicher , da das kretische
Ilerakleia im Wrgleich mit dem politischen ein liöi hst
01 scurer Ort »ar. Ge»iss ist tj Ku/ti/.o^ das Richtige,
dabei aber an einen Gelehrten aus der grnimatischen
Schule der Perganiener zu denken , in »»elchcr der Name
KotltXni stehende Bezeichnung war, vielleicht an Hera-
clides Mopseates b, Athen. VI. p. ,'3+ ü , vgl. Steph.
B. V. Dlüd'oi' ioTia. Die folgende Benierkuiig , dass
Herakliiles Sinn für mythische Erzählungen durch die
Localsageii seiner Vaterstadt genährt sein möge, hat al-
lerdings einigen .Schein. Auffallend aber bleibt, dass aus
der andern Hauptstadt des asiatischen Puntiis, aus Siiiope,
gerade der ganz nüchterne, prosaische Kyniker Diogenes
und mit ihm mehrere andere Kyniker hervorgegangeif. —
S. 337 ff. »»ird die Stelle über Theopbrast besprochen,
auf »»eichen insofern ein besonderes Ge»irht gelegt »vird,
als er und seine Schule zuerst als geschlossene Ge-
sellschaft zu ausschliesslich »vissenschafilichen Z»veckeu
erscheine. Theophrast nannte sich selbst (if^iikitOTt-
V.üi,. Auf die Theorie, als die ruhige Thätigkeit ,
die allein in der Energie der Vernunft ihren Mittelpunct
findet, suchte er die Bestimmung des Weisen so aus-
schliesslich zu beschränken, dass er selbst in der Ver-
heiratbuiig ein Ilinderniss der Beschäftigung mit der
Philosophie erblicken «ollte." Ge»viss ist diess bemer-
kenstverth, nur aber freilich dabei festzuhalten, dass
diese Richtung mehr der ganzen Zeit und der Aristo-
telischen Philosophie, als gerade persönlich dem Theo-
phrast angehört; tvie denn auch die Befestigung jener
geschlossenen Gemeinschaft der Schule durch erblichen
Besitz getvisser Grundstürke, bestimmte Zusammenkünfte,
namentlich zur Geburtstagsfeier des Meisters, etwas den
Peripatetikern mit der Akademie und den Epikureern
Gemeinschaftliches »var. — Es folgt S. 34't Strato von
Lampsacus, iler im Kampfe mit der epikureischen Ato-
mistik eigenthümliche Ansichten entwickelt haben soll,
»velche aber, soweit »» ir sie kennen, ganz materialisti-
scher Art waren. Wenn der Verf. behauptet, Strato
habe das Sittliche wenig behandelt, so ist das ein be-
stimmter Widerspruch mit den .Angaben über seine Schrif-
ten bei Diog. L. , »velclier neben vielen physischen nicht
wenige ethische aufzählt, denen auch der Titel Ttiqi
(j ujv anzuschliessen sein möchte, bei welchem in der
peripatetischen Schule immer zunächst an die drei Le-
bensweisen zu denken ist, »ie denn auch ihre wirkliche
Biographie, z. B. bei Clearchus Solensis, viel tveniger
eine eigentlich historische Tendenz hat, als eine mora-
lisireude.
913
911
Endlich -wendet sich das Werk zu einer sehr gründ-
lichen nnd für das Studium der ahen Philosophie und
Relijjionsgpsrhirhle gleich h ichligen Bi-jouclitung der theo-
logischen Lehren der Stoiker, »eiche, weil ülierail an
den positiien Glauben in Cultus und Mythologie anknü-
pfend, für die (ieschichtc dieser beiden nnd ihrer wis-
senschaftlichen liehandlung £pociic uiachen. Einzelnes
anlangend, so hätte S. S92 das ßedenken, in der üeber-
lieferuiig, Xenon unil Ilellanikos hätten die Odyssee dem
Houier abgesprochen, sei statt des Xenon tielleicht an Zenon
zu denken, tvohl kürzer abgemacht tverden küniien, da
die Namen jeuer beiden Ciiorizonten hinUnglirh feststehen,
und die ganze Tendenz auf philolngiscbo Kritik den Stoi-
kern, vollends dem Zeno, ferne lag. Auch niUchte Ref.
nicht unterschreiben, »as Hr. Kr. bei dieser Gelegen-
heit beiläuGjr äussert, ,, Xenon mochte unbedenklich zu
den Anhängern des Zenndot gehören"; wenigstens ist es
sehr bedenklich, diesen Grammatiker desswegen, weil
Hellanikos Schüler seines Schulers war (Suid. r, TllO-
keuaiog 'ßniSenjq) *), zum Haupte der Chorizonten zu
inacben. S. 405 kommt der Stoiker Ariston zur Sprache,
bei »elcher Gelegenheit ijie gleichzeitig von Ritschi be-
handelte, für manche Stellen Cicero's wichtige Unter-
scheidung zwischen dem Stoiker dieses Namens, der von
der Insel Chios, nnd dem Peripatetiker , der von der
Insel Kos gebürtig war, genauer begründet wird. Es
folgen die theologischen Satze des Kleanthes, Persans,
Chrysippos und Diogenes von Babylon, bei welchen der
Originalbericlit des Phadros, der über die Stoiker beson-
ders vollständig vorliegt, zu manchen kritischen und di-
vinatorischen Erörterungen Anlass gibt.
Wir verabschieden uns von dem Verfasser mit einem
freundlichen Grusse aus der Ferne und mit dem aufrich-
tigen Wunsche, dass er bald Zeit und Gelegenheit finden
möge, von seinen Untersuchungen zur Geschichte der
Philosophie, deren er, wiederholten Andeutungen im Laufe
der Discussion zufolge, noch manche wichtige in scriniis
hat, ein Weiteres mitzutheilen. Preller.
90- Handbuch der römischen Anticjuitäten nebst einer
kurzen römischen Literaturgeschichte von Ur. E, F.
Bojesen (Lerlor an der Akademie zu Soroe auf See-
land). Zum Gebrauch für Gymnasien und Schulen,
aus dem Danischen übersetzt von J. Hoffa , der
Phil. Dortor und Privatdocenten an der Universität
zu Marburg. Giessen (G. F. Heyer, Vater) lS4l.
XIV nnd 170 S. 8.
Ein tüchtiges Handbuch setzt theils eine gründliche
Durcharbeitung der darin als Ganzes behandelten Disci-
*) Beiläufig bemerke icli, d.iss die von Rcrnbardy Suid. 11,
p. 5'<!6 emplolilciie Conjectur o 'Eni&txi]ii y.i.i\&il<; , äiixt
in^&ixo x'fi 'Aqioxüqxm besonders dadurch unlerslüt/t wird,
dass dieser Gianiiiialiker die Lesarten des Zenodot bear-
beitete (o fni&^XTiq JHnXffftüo:; ruq Zrjvoäöxov y^Kip«?
txTi&^fifvoq , Didyiiios bei Schol. lliad. ß , 111), gewiss
mit Opposition geijen Aristarcb und seine Schule. Wahr-
scheinlicb verdanken wir diesem Werke die l'ebcriiefcrung
der meisten Zenodolischen Lesarten.
Zeitschr. f. d AllcrtUumsw.
plin, theils einen Bearbeiter voraus, der mit klarem Be-
»usstsein des Zweckes einer einheitlichen Uehersicht die
Arbeit begonnen und mit steter Sorgfalt auf Form und
Darstellung zu Ende geführt hat. Wegen des ersten
Requisits kann man in unserer Zeit kaum ein tüchtiges
Handbuch der römischen Alterthümer hoffen; wer die
Namen Kiebuhr , Husclihe, Gljtlli/ig und Kuiino kennt
nnd ihre Leistungen auf diesem (lebiet, iler »eissauch,
wie gross die Dilferenzen im Grossen uiul im Kleinen
sind. Allein ein besseres Handbuch, als die bisherigen,
kann jetzt schon geliefert werden, und so klein auch der
Umlang des vorliegenden Buches ist, dürfen wir mit
Bestimmtheit aussprechen, <lass es einen grossen Fort-
schritt bringt. Wir finden hier nicht mehr die alte heil-
lose Gruppirung streng geschiedener Ilaiiptuiassen , bei
der das Zusammengehörige überall von einander gerissen
ist, sondern eine einfache systematische Anordnung, die
es dem Leser li'icht macht, ein Bild des römischen Le-
bens zu erhalten. AVir stossen hier nicht mehr auf die
zahllosen Irrthümer im Einzelnen, die, obgleich von
Niebnhr und Anderen ausgerottet und angegriffen, noch
in den Handbüchern ein Refiigium hatten. Es sind die
neueren Forschungen der Philologen und Juristen mit
Umsicht und Vorsicht benutzt. Die Pracision, welche
sich der Verfasser zum Gesetz gemacht, lasst den flüch-
tigen Betrachter die materiellen Fortschritte in diesem
Handbuch kaum erkennen: wer eine genauere Prüfung
anstellt, sieht dieselben auf jeder Seite. Als Beweis für
des Verfassers gründliches Studium des Einzelnen, kann
besonders der Abschnitt vom Rechts- und Gerichtswesen
dienen, der hier viel ausführlicher behandelt ist, als in
andern Handbüchern , und eine ganz veränderte Gestalt
erhalten hat. Für das Finanzwesen konnte der Verf.
keine neueren Untersuchungen benutzen; dieser Abschnitt
ist daher dürftiger. In Creuzer's Abriss sind die Finan-
zen ganz übergangen, das Gerichtsvvesen ebenfalls; we-
nigstens kommen nur hie und da gelet^entliche Notizen
darüber vor.
In einer sehr lesenswerthen Vorrede geht der Verf.
aus von der Frage nach der zweckmässigen, zeitgemassen
Einrichtung des philologischen Unterrichtes auf Gymna-
sien. Zunächst zwar die Schüler seiner dänischi-n Hei-
math vor Augen habend, berührt er dabei Mängel und
Gebrechen, die unseren Schulen keineswegs fern sind.
Er hebt besonders folgende wichtige Puncte hervor. Man
soll sich bemühen, bei der Leetüre der Classiker das
Leben des Alterthnms als ein Ganzes aufzufassen; man
soll beim Schulunterricht stets aufmerksam daraufsein,
den Schülern ein zusammenhängendes Bild von den Staats-
verhältnissen des Alterthnms zu geben. Je eifriger man
in unseren Tagen bemüht ist, in politischen Verhältnis-
sen zu einem klaren Bewusstsein zu gelangen, um so
mehr muss die stndirende Jugend geordnete Begriffe von
den Staatsverhältnissen des Alterthums durch die classi-
schen Studien sich aneignen. Ferner, zwischen dem Un-
terricht in der alten Geschichte und der Leetüre der
alten Historiker muss eine lebendige Verbindung und
Wechselwirkung sein. Um zur Befriedigung dieser An-
forderungen beizutragen, unternahm es der A'erf. , das
vorliegende Buch auszuarbeiten, über dessen Gebrauch
60
915
916
er .sich ekriifalld ausspricht. Es soll in ticn Hanilrn <lcr
Schi'ilrr sein «un ilrin /<>i<piini't an , no die pi^entliche
Lfctiirc ilcr riMiiisclicn Scliriftstcllcr beginnt, nni Lei «lie-
ser Lectiiie i'iber Einzelheiten aus ileiu röinisclien Leben
Helelirnng zu geben un<l sie stets vuni Ein/.clnen zniu
Ganzen zu führen. Die Lectiirn selbst wiril mehr Detail
bringen, als in «lern vorliegenden Handbuch oder, was
richtiger, Coniijondiinn gegeben ist, aber der Schiller
wird mit Hülfe dieses Coinpendiuuis ilie Einzelheiten,
die sich bei der Leetüre ihm aufdringen, zu orilnen wis-
sen. Diese ^'oraussetzung des steten Gebrauchs seines
Handbuchs bei der Lcdüre der lateinischen Classiker
niuss dem 1^'rfasser zur Ileclitfcrtigung dienen, dass er
nicht die Bew eisstollen aus den Classikern dnrchgehcnds
angeführt hat. Nur hie und da ist als Beleg eine Stelle
aus den Schriften citirt, die allgemein auf Schulen ge-
lesen werden. In dieser Beschränkung geht der Verf.
sicher zu weit, und wir möchten keineswegs beistimmen,
wenn er meint, Schüler konnten ilie ^Vahrhcit eines
bestrittenen l'mstandes doch nicht henrtheilen. Es ist
unsere IJeberzengung , dass selbst die Schüler der ober-
sten Classen deutscher (iunnasie'i beim Gebrauche die-
ses Buches d.is Fehlen der Hauptbelegstellcn als einen
Slangel betracliten «erden.
Dass der Verf. lollkoujmen Herr seines Gegenstandes
war, dafür liegt der Hauptbeweis in der meisterhaften
Präcision , die bei den schwierigsten Gegenstanden fest-
gehalten ist, ohne Dunkelheit zur Folge zu haben. Durch
diese Kunst der Präcisinn war es möglich , in einem so
geringen Umfange das Ganze der römischen Alterthümer
vorzutragen, ohne wesentliche Puncte zu übergehen. Gar
zu kurz scheint indess die Topographie Roms behan-
delt zu sein, indem beim Lesen der lateinischen Schrift-
steller sehr vieles hierauf Bezügliche vorkommen muss,
worüber dieses Handbuch auch keinen Wink gibt. We-
nigstens hatte das Forum eine specielle Betrachtung ver-
dient, da ohne eine genaue Bekanntschaft mit ilemselben
der Schuler keinen römischen Schriftsteller, am wenigsten
Cicero, gehörig verstehen kann. Aus dem Umstände,
dass der Verf. vorzuglich zu einer genaueren Kenntniss
des politischen Lebens der Römer beitragen wollte, ist
es zu erklären, dass das Privatleben verhältnissmassig
kurz behandelt ist.
Es scheint dem Ref. unnöthig, <lie grossen Vorzüge
des vorliegenden Compendiums an einzelnen Beispielen
und Vergleichiingen mit den bei uns gangbaren Schul-
büchern der Art hervorzuheben ; jeder kundige Lehrer
winl diese ^'orzüge auf den ersten Blick erkennen und
durch Einführung dieses Handbuchs sich und den Schü-
lern den Geiiuss derselben zu vcrschaß'en suchen; indem
es ihm aiigencliiiier sein muss, auf einer gegebenen so-
liden » isseiischaftlichen Basis fortzubauen, als fortwäh-
rend mit veraltetem Trödel zu kämpfen zu haben, üeber
Scliaaj/'s Antiquitäten der Römer, mit gelegentlichen Be-
merkungen über andere gangbare Handbücher der Art,
habe ich in der Gijmnasialze.itung ly-iO. Nr. 0. und lU.
berichtet.
Ein Handbuch hat der Kritik gegenüber mehr oder
Heiliger dailurch einen schweren Stand, dass es fast nur
Resultate enthalt, nicht die BcvvciufiihruDg. Bei dem
vorliegenden ist dieses um so mehr der Fall, da es nicht
nur auf die tiefere Begründung mancher Ansichten der
nöthigen Kürze wegen verzichten musste, sondern auch
nach des Verf. Willen fast alle (juellencitato entbehrt.
Um nur eine Partie zu nennen, in der eine grosse Menge
Controverscn sich finden , die Servianische Verfassung ist
hier so dargestellt, als ob die Angaben der Quellen und
die AuiTassongen der neueren Geschichtsforscher nur in
einzelnen Puncten dilTerirten. Die Verfasser von Hand-
büchern und Compendien müssen bei der Abfassung sol-
cher Abschnitte eine grosse Unbehaglichkeit fühlen, in-
dem sie das als ausgemacht hinzustellen genöthigt werden,
worüber doch die Untersuchungen nicht geschlossen sind.
Es wäre unbillig, bei Beurtlieilung des gegenwärtigen
Handbuchs gerade solche Puncte hervorzuheben; ganz
ohne Kritik des Einzelnen wollen wir jedoch das Buch
nicht aus der Hand legen.
S. 24 erfahren wir, dass Sulla ilie Zahl der Sena-
toren bis auf 6U0 vermehrt habe, eine Angabe, die sich
auch bei Schaaff' findet, für die jedoch wohl jeder Be-
weis fehlt. Dass Sulla den Senat durch 3UU aus dem
Ritterstande vermehrte , erzahlt Appian , wahrscheinlich
kam aber die Zahl nicht auf ÖOII, s. Zachariü'S Sulla
JI. p. ^I". Der Uebersetzer, n elcher über den Senat zur
Zeit der römischen Republik gesi lirieben, hatte eine sol-
che Angabe nicht ungerügt vorüliergehen lassen sollen. —
Ebenso willkürlich ist eine Zahlenangabe auf S. ()3, dass
die tribuni aerarii Plebeier mit einem Census von 20'^',0()0
H. S. gewesen. S. 54 ist die Angabe dieses Census un-
bestimmter. — S. 35 hatte der morbus comitialis erwähnt
werden müssen. — S. 44 findet sich eine sehr passende
VergleichuDg der römischen Magistratur mit dem Beam-
tenwesen neuerer Staaten. Indem der ^'erf. die wesent-
lichen Verschiedenheiten hervorhebt, treten die rumischen
^'erhaltnisse in ein helleres Licht, und die Darstellung,
die in einem Conipendium sehr leicht trocken wird, er-
hält dadurch Leben. — Der S. 47 ausgesprochene Satz,
dass ein Alagistratus nicht während der Dauer seines Amtes
vor Gericht gefordert werden konnte, ist in dieser Allge-
meinheit sehr zu bezweifeln, vergK unter andern Dru-
viann Gesch. Roms I. p. 6'^?. — Sehr bedenklich ist S. 50
und S. (i1 der Satz, dass durch die Edicte des Praetor
urbanus das Jus civUe , durch die Edicte des Praetor
peregrinus das Jus gentium ausgebildet sei. — Die Lic-
toren gingen mit den fasces den höheren Magistraten
voran, nicht hinter ihnen, wie es S. 59 heisst, vcrgl.
n. A. Liv. 24. c. 44. — S. (30 lesen wir: ,,das_/«s civile
ist entstanden aus Gewohnheiten, die frühzeitig durch
bestimmte Gesetze, unter denen die ältesten die soge-
nannten leges regiae sind, sanctionirt wurden." Dieser
Satz führt leicht zu der ganz irrigen Annahme, als ob
nur durch die Sanction des positiven Gesetzes bei den
Römern eine in der Gewohnheit sich zeigende Rechts-
norm, als solche, Kraft erhalten habe. Wir dürfen nie
vergessen , dass die späteren röinisclieii Schriftsteller man-
ches für lex res,ia ausgaben, was eben nur ?/iOS majorum
gewesen, nicht geschriebenes Gesetz. — S. (il llätte uicht
unerwähnt bleiben sollen, dass der erste codex Juslinia-
neus ilurcli den codex repelilae praeLectionis aufgehoben
wurde. Nach des Verf. Darstellung muss ein Anfänger
917
918
glauben, <la$ Corpus juris ciitbalte zwei Codices, also
fiinf Tlicile. — S. ö.'i ist in dem Paragraphen iilier die
RicLter manrhcs Unsicliere. Dabin gehört die Bezie-
hung iler judices selecli anf judiria publica und privata.
Aach der hier gegebenen üarstellunjj mtisste man glau-
ben, dass alle arbitri , alle Recuperaturen , kurz alle
Richter jeder Art vor der Zeit der Gracchen nur aus den
Senatoren genommen «orden, »ras ilorli der Verf. »ohi
nicht behaupten «ill. Ferner hatte hier der Name der
lex Aurelia Judiciaria nicht fehlen dürfen. — S. (),5 ist
die Angabe zu ungenau, dass Niebuhr ron den Büchern des
Gaius wichtige Fragmente aufgefunden habe. Ohne gros-
seren Platzaufnand hatte gesagt »erden können, ilass
Niebuhr die Conmientarii institutionuni des Gaius in
Verona gefunden, freilich in lückenhafter Gestalt. —
ICbendasclbst hatte ohne Plaizauftvand der Termin für
ftlündigkeit und für \ olljahrigkcit angegeben werden kön-
nen. Uadnrch hätte der \'crf. dazu beigetragen , die so
oft bei Nichtjuristen vorkommende Verwechselung der
impuberes und minores (XXV annis) auszurotten, wäh-
rend seine vorliegenden Bemerkungen die Confusion leicht
vermehren können. Dem Verfasser scheint der Unterschied
nicht klar zu sein, denn S. (jH nennt er bei der man-
cipatio .') volljährige Zeugen. JNach den Quellen muss-
ten lue IManripationszeugen puberes sein , nicht aber ma-
jores XX^' annis oder volljährig, g. Gaius I. §. 110.
Ebendaselbst werden ohne Beschränkung vierfüssige Thiere
res mancipi genannt, s. dagegen ülpian XIX, 1. Rein
tum. Privatrecht p. |-iU. — S. bS steht damnum injuria
illatum statt d. i. datuin.
Diese Gegenbemerkungen mögen zeigen, dass der Leh-
rer beim Gebrauch des Buches Einzelnes za bessern bat;
allein hinsichtlich der Zuverlässigkeit im Einzelnen zeich-
net sich nichts desto weniger dieses Handbuch vor allen
übrigen sehr vortbeilhaft aus.
Die beigegebene römische Literaturgeschichte ist sehr
kurz, und beschrankt sich mit einigen Ausnahmen auf
die Lebenszeit und die Schriften der Classiker. Den ein-
zelnen Perioden ist eine kurze allgemeine Charakteristik
derselben vorangeschickt.
Der Ucbersetzer hat seine Aufgabe sehr gut gelöst,
die üebersctzong ist riclitig und deutsch. Er kann mit
Recht auf unseren Dank Anspruch machen, dieses treu-
liche Handbuch den deutscheu Schulen zugänglich ge-
macht zu haben.
Ed. Osenbrüggen.
91. Randglossen.
L
Tac. Ann. I, Ij: Tum primum e campo comitia ad
patres translata sunt.
Die citirte Stelle hat, weil sie auf die Wahlcomitien
überhaupt bezogen wurde, grosse Schwierigkeiten ge-
macht. Alan «laclitc dabei natürlich vorzugsweise an die
nichtigsten der Wahlcomitien, an die consniarischen, und
wusste drsshalb tnisere Stelle nicht mit mehreren Stellen
im Panegyrikns des Pliniiis u. a. in Einklang 7,u bringen,
wo die consniarischen Coniitien als norli fortbestehend
beschrieben werden. Rciniarus ergrifT daher den Ausweg,
dass er zwischen Sache und Form unterschied, und mit
Beziehung auf Dio Cass. LVIII, '.'()• <l<e Ansicht auf-
stellte, dass Tiberius nur die wirkliche >Vahl, nicht die
Form aufgehoben habe, und dieser Ansicht stimmt auch
Rubino bei (über den Entwickelungsgang etc. S. lOÖ)-
Allein der Sache nach waren die Cunsularcomitien schon
seit Julius Cäsar ganz null und nichtig.
Es ist aber unsere Stelle vielleicht ein Beispiel von
dem Unheile, welches gar oft durch eine unpassende
Capitelabtheiinng gestiftet worden ist. Man lese die ganzo
in genauem Zusamuienbange stehende Sielte hinter ein-
ander: Candidatos praetnrae duudecim nominavit, nume»
rnni ab Augustu traditum, et hortaute senatu ut augeret,
iureiurando obstrinxit ge non excessurum. Tum priniiim
e campo comitia ad patres translata sunt: nam ad eam
dieni etsi potissima arbitrio priiicij>rs, ijiiaedam tarnen stu-
diis trihuum jiebant. Neque popnlus ademptuiu ins que-
stus est nisi inani rumore, et senatus largitionibus ac pre-
cibus sordidis exsolutus libens tenuit nioilerante Tiberio,
nc plures quam quattuor candidatos nomiiiaret sine re-
pnlsa et ambitu designandos. Alsdann wird man kaum
zweifeln, dass die fraglichen Worte nur auf die Wahl
der Prätoren zu beziehen sind. AVenn aber schon durch
ilen allgemeinen Zusammenhang diese Beziehung sich als
natürlich und passend empfiehlt: so wird sie durch die
Worte: mnderante Tiberio, ne plures quam quattuor can-
didatos commendaret, geradezu nothwenilig. Denn wer
sollen iliesc vier Candidaten sein, als vier aus der Zahl
der zwölf zu ernennenden Prätoren?
Der Sinn ist also: Während die Prätoren, wie die
Consuin, bisher noch in den Comitien von dem Volk,
freilich unter Leitung des Kaisers, gewählt worden waren:
so übertrug Tiberius deren >Vahl jetzt ganz an den Se-
nat. In Bezug auf die Consuin blieb er bei der beste-
henden Einrichtung. Anf eine solche Verschiedenheit
des Hergangs bei der Wahl der Consuin und der übrigen
Magistrate deuten auch folgende Worte des Dio Cassius
(LVIII, 2(J.) hin: yxd TT^Qi fitv TOi'j i'TTaTovg Taita
Sia udoi]c, ojq aiTiEiv rij^ ijy^fiovsi'uq avroi' tyiyvevo
(nämlich, dass er sie nach Belieben ab- und einsetzte).
Tuiv öe öl) xat rag äkka^ ap;^«? ahoövTuiv ä^eki-
y£TO 6ooi><; ijdsks y.al acfüg ig rö ovveSocov
iahte fiTis.
IL
Ans den zwei Stellen des Festus (s. r. pro cengii und
procum patricium, S. 246 und 240 .Müll.), wo es heisst:
Ser. Tullius cum dixit in descriptione classinin, und: in
descripfionc classium , quam fecit .Ser. Tullius, folgert
man gewohnlich, dass zur Zeit des A'errins Flaccus, also
unter .4ugnstus des Ser. Tulluis Classeiiierzeicliniss noch
existirt habe (s. Lacbmann, de fonlibüs bist. T. Livii^
S. 54), und auch Böckli bezweifelt das ^ Orhandeiiseio
desselben in seinem metrologischen Untersuchungen nicht,
ob er gleich durch die Resultate seiner Forschungen ge-
nöthigt wiril, es für unecht zu erklären. Diese Folge-
rung ist aber sehr unsicher: ilenn konnte nicht Verrius
Flaccus es irgendwo anders her wissen, dass diese Aus-
drücke in jenem Verzcicbniss gestanden hatten? Es scheint
sogar, als hätte man an einer Stelle des Cicero einen
919
920
Anhalt für eine solche VermuUninf , Jenn Cicero (Orat.
S. löfi.) fillir* prociim cboiifalU an Uli* «lern Zusatz: ut
censorine taluilao loqiiiiiitiir , und os ist also nicht un-
wahrsrlifinlich , ilass jene AVorto in ilcu Listen, »velche
»on den Ccnsorcn bei jedem Lnstrnni angefcrligt wurden,
beibehalten worden seien, und dass man durch Tradition
geiMisst habe, das» sie von iler iirs|)riiii(;lichen descriptio
classium des Senius Tullius herstammten. Wie sich eine
solche Kunde fortpflanzen konnte, daran haben wir ein
Heispiel an folgendem andern Artikel des Festus (S. 241 M):
Probrum -irginis \ estalis ut caj)itc piiniretur, vir qui eani
incestavisset, rcrboribus necaretnr, lex fixa in alrio Li-
bertatis cum multis aliisi legibus incendio consumpta est,
ut ait M. Cato in oa oratione, quae de Auguribus in-
srribitur, oli{;lcich es kaum nöthig ist^ solche Beispiele
anzuführen, da es hinreicht, auf das Unsichere jenes so
wichtigen Schlusses aufmerksam zu machen.
III.
Thuc. VIII, 97: yai oi'x ijxiora Si) tov Trpujiov
XQovov eni y' iuov 'Adipaloi (paivovrat ev Ttuki-
TtirraVTSi-
Diese .Stelle bezieht sich auf die im J. 411 r. Chr.
zu Athen eingesetzten Fünftausend, und der Unterzeich-
nete hat sie in seiner Abh. de Xenoph. Hellen. 54 11.
so erklärt; „Und die erste Zeit (nSmlich ihrer Verwal-
tung) haben die Athener, wenigstens bei meinen Leb-
zeiten (d.h. so »eit meine Erfahrnng reicht) , die besste
Verfassung gehabt", und darin einen Beweis gefunden,
dass die Fünftausend wenigstens muth'masslirh bis zur
Kinnahme von Athen , und dass sie namentlich noch zur
Zeit des Gerichts ober die Sieger bei den Aeginussen
das Heft geführt hatten, weil die Worte nach jener Er-
klärung ziemlich deutlich auf die bei dieser Gelegenheit
bewiesene Ungerechtigkeit hinzuileuten scheinen.
An diese Erklärung hat sich auch Hr. Dir. Scheibe
in seiner Geschichte der oligarchischcn Umwälzung etc.
angeschlossen, Hr. Prof. C. Fr. Hermann ihn aber dess-
halb getadelt (Berliner Jahrb. 184'.'. Nr. 18-), und be-
merkt, dass alsdann das restrictive JS hei TUV TtgujTOV
XQOVOV stehen inüsste, und der Zusatz Eil' i^OV gerade-
zu widersinnig wäre. Ich sehe mich dadurch veranlasst,
noch einmal auf jene Stelle zurückzukommen, und bitte
Hrn. Prof. Hermann, diese Entgegnung nicht unfreund-
lich aufzunehmen. Was yi anbetriH't, so konnte es al-
lerdings =iuch bei TOV TTQdJTOV XQOVOV stehen: allein
kann nicht auch das ini if^iov eine Restriction enthal-
ten? Thukydides hat gesagt, dass in der ersten Zeit diese
■\'erfa9snng der Athener die besste gewesen sei, ilie sie
gehabt hatten: ist es dann nicht passend genug, wenn
er bescheiden hinzufügt: wenigstens bei meinen Lebzei-
ten? Das Gewicht des Satzes beruht auf üi'X ijy.Kria,
welches bekanntlich bei Thukjdides sehr häufig niit Nach-
druck statt nat.lOTU gesagt wird (ein Beispiel statt vie-
ler ist VII,'44: luytoTov 8t v.u\ oi>x i]yifyT:c- iß't.C-li'if
(') TtaiuviOflui), und dieses oi'X if/.lOra ist es, welches
durch das hinzugesetzte ini y' EfXOV gemildert wird.
Hr. Prof. Hermann hat dieses ovx ijy.ia-ru nicht allein
bei jener Bemerkung über die Erklärung des Unterzeich-
neten, sondern auch bei seiner eigenen Erklärung nicht
berücksichtigt, wenn er übersetzt: es war dieses wenig-
stens während meines Lebens die erste Zeit, wo die
Athener ihren Staat gut einrichteten. C. Peter.
Personal-Chronik und Miscellen.
IM a r b u r g. Zu den Geburtsfesten der beiden Lan-
desherren schrieb der Prof. Dr. Hermann de scholio-
rum usu et auctoritate in Per.sii sat:ris emendandis disp.
prima und altera (3 ^ und 3(i S. 4.), woran sich im
Lectionskataloge für das Winterhalbjahr 1842 — 43 noch
eine IMittheilung iler Lesarten aus zwölf Handschriften
des Persius anknüpft; alle drei Abhandlungen werden
demnächst auch vereinigt unter dem Titel Lectiones Per-
sianae, als Vorläufer der bereits in dieser Zeitschrift an-
gekündigten Ausgabe jenes Dichters, im Buchhandel er-
scheinen. Da Prof. Hermann mit diesem Herbste die
hiesige Universität verlässt, um dem Rufe nach Göttin-
gen zu folgen, so ist an seine Stelle der bisherige Gvm-
nasiallehrer Dr. T heod o r Be r gk in Cassel zum ordent-
lichen Professor der Philologie und Director des philolo-
gischen Seminars ernannt, und ausserdem der bisherige
Privatdocent D. Julius Cäsar zum ausserurdentlichen
Professor bestellt worden.
Schlesien, Ende Juni. Die Universität zu Breslau,
welche im Wintersemester 184l — 42 von (539 Stndiren-
ilen besucht war, von denen 95 abgingen, wogegen zu
Ostern d. J. 125 zutraten, zählt im laufenden Sonimer-
semester (i69 imniatriculirte Studirende. Von diesen ge-
hören der evangelisch -theologischen Faculfät 1I3 (dar-
unter l Ausländer) an, der katholisch-theologischen 198,
der Jurist. 108 (1 Ausl.), der medicin. 125 (2 Ausl.) und
der philüs. 125 (2 Aus!.). Ausser diesen immatriculirten
Studirenden besuchen die Hochschule als zum Hören der
Vorlesungen berechtigt: 3, deren Immatriculation noch
in suspenso ist, 42 Eleven von der medicinisch- chirur-
gischen Lehranstalt und S Pharmaceuten , Oekonomen
u. a. , so dass überhaupt 722 an den Vorlesungen Theil
nehmen. Die Zahl der die Universität Besuchenden hat
sich gegen den Sommer 1841 um 57 vermehrt. Die
Vorlesungen «erden von 39 orilentlirhcn Professoren, 10
ausserorilentlichen Professoren und 25 Privatdocenten ge-
halten. Ausserdem zählt die Universität 12 Lehrer für
den Unterricht. Der Etat der Hochschule und der mit
ihr verbundenen Anstalten ist durch die Huld des Königs
um 10,U()U Rthlr. jährlich erhöht worden.
Druckfehler.
Auf dem ümschlii!^ des Juliliellcs ist statt: fJenn Colla-
horator Dr. Grolefend zu lesen. Hrn. Director Dr. Grolefend
II s w. — S. 534 Z. 19- V. 11. statt das arkadische IV. 1. das
dekadische. — In der Recension von Ottos Divioatt. Livv.
H. 5. il. J. p. 469. Z .H. und 4. ist statt der Worte: dass wohl
etc so zu Ilsen: dass bei der abgekiirzten Schreibweise consuli
— nt das Wort cens. wegen des vorheigcbcndcn cons. ausge-
l'allcn siiii könne. Kastner.
Zeitschrift
f ü r die
Alterthumswissenschaft.
October 1S49.
92. Indicem Lectionum in Universitate Litterarum Ber-
nensi — — liabendarum proponlt flertor ef Sena-
fiis. Praemissa es» Car. Gull. MüUeri, Pliilos. Dort.
Litterar. antiqu. Profensoris , ^nalectoruvi Bernen-
sium Parficula HI: De codicibus Virgilii , qui in
Helveliae bibliothecis asservantur , sppciinine varie-
tatis srripturae et srhnlioruni adilito et octo tabiilis
lithngraphiris aiiiuiirtis. Beriiae ex offic. Jenni.
1841. 36 S. 4.
Hr. Professor Möller zii Bern theilt in «iiesem, auch
ilurch den Duclihamlel verbreitetet; Programme Mach-
rirhteii mit i'iber liatHlschriftlirhe Ilülfsmittel zur Kritik
und Erklärung des Virgil, »elrlie sich in Schweizeri-
schen Bibliotheken vorlinden. Hr. M. ist hierbei mit
gro.'ser Sorgfalt und Genauigkeit verfahren, und hat sich
«ladurch desto grössere Ansprüche auf ilen Dank des sich
dafür interessirendeii jjliilologischen Publicums erworben.
Zuerst werden ilie abweichenden Lesarten der durch
ihr Alter merkwürdigen Fragmente mitgetheilt, welche
in der Bibliothek zu .St. Gallen aufgefunden worden sind.
Zwar hat, was Hrn. Prof. M. nicht unbekannt sein wird,
bereits der hochverdiente Orelli in seiner Epist. crit. ad
Madvig. p. LXIV bis L.WI dasselbe gcthan ; doch sind
sie von Hrn. M. vollständiger verzeichnet. AVas hienon
in meiner Ausgabe des Vjrgil noch nicht angeführt wor-
den ist, oder noch nicht angeführt werden konnte (deuii
Hrn. Orelli's Wittheilungen erfolgten erst nach Erschei-
nen di'S ersten Bandes des ^irgil), will ich hier zusam-
menstellen. Die orthographischen Auszüge pag. '2 sq.
stimmen mit dem nun Beka'inteii überein. Ge. IV, {48.
fusi. — .'i'l9. wird die recipirte Lesart ßectes bestätigt.
— 415. defundit. — .')4(i sq. werden in der von mir
zurückgeführten Folge gelesen. — .548. -h-o, ilie Reste
des Wortes conlinuo ; das h für ti ist ohne Zviicifel Druck-
fehler.— bbb- wird die .Schreibart bovum (so) bestätigt.
— 559. cultus. — 5(>ß. <len Fehler tu, der jedoch ilurch
das darüber geschriebene e verbessert wird, hat auch
dieser Codex. — Aen. I, 401. derige mit Cod. Rom. und
Gud. — 413. die schlechtere Lesart possit. — 70'..'.
mantiliu. — Schade, dass Vs. 703. abgerissen ist. —
7IVI. ist anzunehmen, dass insideat im Codex stehe, da
keine Abweichung bemerkt winl. — III, ^'('4. noctis. Da
nun die AncfnritAt dieser Haiiilsihrift hinzutritt, so wördo
ich kein Bedenkeu tragen, die 4crusatirfurm noctis über-
Zeilschr. j. d. ALletlhumsw.
all bei Virgil herzustellen; s. Vergili Carmm. ad pristi-
nam orthographiam revocata pag. 40.'. — 207. insinsur-
gimus: ,, Priori n punctum iinpositum est", also isurgimut'i
«. Vergili Carmm. p. 4.56- — 485. onerisat statt onerat.
— 4')Ö. nee mit zwei unbedeutenden Handschriften statt
neque. — 503. Hesperiam. — IV, 26. Erebo. — 32.
merens statt maerens. — VI, 707. veluti. — 712. com-
plerint.
Hr. M. glaubt, dass diese Fragmente alter seien, als
alle Codices des Virgil. Die Gründe für diese Annahme
sind nicht besonders angegeben; wahrscheinlich beruhen
sie lediglich auf der Bescliaffenheit iler Schriftzüge. Da-
gegen lasst sich erstens bemerken, dass auch in späteren
Jahrhunderten, nachdem man sich längst der Currcnt-
schrift für den gewohnlichen Gebrauch bediente, doch
auch Prachtexpinnlare nach dem Muster der ältesten
Schriftarten gel«jjlj(l wurden, wie z. B. der berühmte
Rcgrnsburger . von SanftI beschriebene , Evangeliencodex,
welcher, wie Tab. II. und III. zeigen, die Schriftarten
verschiedener, und zwar auch der frühesten, Jahrhun-
derte aufweist, obgleich er im U- Jahrhunderte geschrie-
ben ist. Für Theile eines solclirn, vielleicht gleichfalls
für einen Karolinger geschriebenen , Prachtexemplars
halte ich auch die Bruchstücke des Gallener Virgil, Am
nächsten kommt im Ganzen diese, ebenfalls aus mehre-
ren Schriftarten gemischte, Prachtschrift den Inschriften
auf Steinen. Das breit gezogene N dagegen und den
Buchstaben V, wie er im Gallener Codex geformt ist,
findet man in den ältesten Handschriften, namentlich in
den Herculanischen Fragmenten. Die übrigen Buchsta-
ben entsprechen dem Ductus der Lapidarsrhrift. Daher
ist das A dem noch jetzt gebräuchlichen gleich, während
das A der Herculanischen Fr.igmente einen schiefen, vom
untern Enile des ersten senkrechten Striches hinaufgezo-
genen , das A des Meiliceischen, Vaticanischen , Römi-
schen und Palatinischen Codex dagegen gar keinen Quer-
strich hat. Ausserdem unterscheidet sich noch das E
bedeutend von der Handschrift der ältesten Codices, be.
sonders auch von derjenigen, welche die Herculanischen
Fragmente aufweisen. Zweitens vprrathen~die Ausdrücke
Bucnlica E.iplicit und Incipit Georgii a unverkennbar
ein jüngeres Aller, wogegiii der Mediceisrhe Codex rich-
tiger und allerlhümlicher: Hucolicon liber explicit, inci-
pit Geoigiciin üb. I. , ähnlich auch Cod. Rom. Diese
Codices erkl.'iren zugleich ilen Ursprung des obigen jün-
geren Fehlers. Endlich glaube ich nicht zu irren, wenn
61
9'J3
9?4
mir dor Fflilor onerisat (Acii. III, 48.J-) f'ir onerat ei-
iirii Aiiklniie fi)!! Fiirmoii iler italiiMiiscIirii V iilg.'irspraclm
zu lialicii .srlirint.
Du- f(ilj;i'mli'ii Ccicliros .sind K.'liiiiiitlii'li Hfriipiisps. Dpii
rr.-itf>n iIi'I'SoIIipii , von Hrn. iM mit $ Ix-zficliiirt, sptzt
rr in'» (1. JalirliiiiidiTt. Die Srhrift is< cnrsiv, ilie er-
s(rn () Verse der ersten Kklo-je jeilixli »inil in iVItjuskcIn
gesehrielien , %ielilic der Si lirift des iVIedireiscIien Codex
»«iir ähnlich sind; man fühlt sich daher versucht, zu glau-
ben, dass der |;aii/.e Codex, »oraus iliese Handschrift
geflossen, auf iliese ^Vpise (jeschrieheii war, und demnach
einem sehr frühen Zeitalter annehürle. Diese llaiid-
srhrift enthflll von verschiedenen Händen heigescliriebeoe
Scliolieii, nieislentheils ans Servius. Hr. M. tlieilt Eini-
ges aus den Einleitungen zu den Eklogen mit. Die
AVorte zur \{), Eklojje: ,,Carpit etiam teinpora Antoiiii,
quod contra Koinanuin inoreni secum feininam in proeliuni
duceliat", müssen so gelesen werden: ,,Carpit et intem-
perantiaiii A." n. s. \i.
Der zweite, mit £ bezeichnete, gehurt nach Ilr. IVI.
gleichfalls in's '•}. Jahrhunilert , und enthält Scholieii, die
besonders zum (). Uiiclie der Aeneide zahlreich sind.
Das zu Ende des Codex dem Virgil beigelegte Epigramm
He nutricp sua gehtirt ilem Martial I, 2n.
Der dritte und vierte, mit X) bezeichnet, machen
eineu zusammengeliörigen , von einander gerissenen , Co-
dex aus, »elcher Hrn. 31. zu Ende des 9. Jahrhunderts
geschrieben zu sein scheint.
Der fünfte, mit (^ bezcidinet, gehört nach Hrn. M.
dem 10. Jahrb. an; auch dieser enthält .Schollen, na-
mentlich sehr ausführlidie zum .j. Buche der Aeneide.
BeoierkensH erth ist, dass in ilieser Handschrift das ge-
wöhnlich dem Kaiser Aiigustns zugeschriebene Gedicht
Ergont! supreiiiis den ^iamen Richard zur üntprschrift
hat. Das Carmen de Rosa ist keineswegs unbekannt,
wie es Hrn. M. scliien pag. 10. not. h; es befinilet sich
an mehreren alten Ausgaben des Virgil. Hr. M. citirt
jedoch selbst in ilem an die Redactiun dieser Zeitschrift
eiogeschickten und von dieser an mich übersendeten Exem-
plare in einer mit Uleistift beigeschriebenen Bemerkung
eine auf dieses Gedicht sich beziehende Notiz des Pie-
rius zu Georg. I, ÜDS. Hr. IM. theilt pag. 10. not. 7.
den Anfang einer in diesem Codex enthaltenen Vita Vir-
gilii mit, der folgendermassen lautet: „Publ. Vergilius
Maro, genere Alantuanus , dignitate eques Romanus, na-
tu» idibus Octobribus Gneio Pompeio et IVI. Crasso cun-
snlibus. Ut primum se coiitulit Romae , studuit aput
Epidium oratoreni cum Caesare Augiisto, unde, cum
omoibus Mantuanis agri auferrentur, — — liuic soli
concessit memoria condiscipulatus.'*
Der sechste, mit @ bezeichnete, nach Hrn. 31. im
lU. Jahrb. geschriebene, die Eklogen, Georgica und die
ersten 5 Bücher iler Aeneide (bis V, S5'i.) umfassende
Codex, früher Eigcnthum des Petr. Daniel, ist vorzugs-
weise wegen der darin enthaltenen Schollen merkwürdig,
wovon weiter unten; hier sei nur noili erwähnt, dass
diese Handschrift auch die Vita Virgilii des Dunatus ent-
hält, tarn bene et einendate scripta, wie Hr. 31. ver-
sichert, ut muita in Burmauni editiuue ex hoc codico
einendari possint; eine beachtensvferthe Probe davon theili
Hr. ^1. p. I I. not. 1. mit.
Ausserdem werden noch drei andere Cndd. Bernenses,
einer nach \ngabe des Hrn. 31. aus dem lt., die beiden
andern, papieriie , aus dem 1 4. Jahrh. , beschrieben. In-
dem Hr. 31. die Beschreibung der übrigen auf eine an-
ilere Gelegenheit verschiebt, führt er nur noch- einen
Codex des Servius an, nicht sowohl wegen des, zum
Tlieilr sehr in's Enge gezogenen, Servius selbst, als
wegen der eingeschalteten oder am Rande befindlichen
Bemerkungen des Abschreibers, welche sich öfters auf
schottische (lebräuchc beziehen, und viele Sätze und ein-
zelne Worte in einer fremden Sprache, nach Orelli's
Vermuthnng in der Celtischen, enthalten, die der Auf-
merksamkeit der Kenner zu empfehlen sind.
Pag. 'J.T — 31 verzeichnet Hr. iM. die aus sämmtlichen,
von ihm beschriebenen Berner Handschriften entnomme-
nen , von meiner Rerension abweichenden Lesarten zu
Aen. II, Vs. 1 — 5Ü7. So zweckmässig und dankens-
werth die grosse hierauf verwendete 3]ühe ist, so bestä-
tigt das Ergebniss doch wiederum, was ich anderwärts
ausgesprochen habe, dass von neuen Vergleichungen Vir-
gilischer Handschriften wenig Ausbeute zu erwarten sei^
e. auch meine Vorrede zu Vol. I. p. XI. Aen. II, \'>(\.
\\Ahen animi die zwei ältesten Berner Handschriften, ani-
mis einige andere; es ist also nun gewiss, dass animis
auch in Handschriften vorkomme. Falls Hr. M. seine
Aeusserung , dass aus diesen 3]anuscripten der Text des
Virgil hier und da verbessert werden könne, auf diese
Variantensanimlting bezieht, so kann sie nur in orthogra-
phischer Hinsicht gelten. Die Orthographie liess ich
früher unberührt ; nachdem aber der fünfte Band meiner
Ausgabe erschienen, wird Hr. AI. 3]anches so geschrieben
finden, wie es in seinen Codd. steht.
Der interessanteste Theil der verdienstlichen Arbeit
Hrn. 31. 's sind die aus Cod. G. mitgetheilten Scholien-
excerpte zu den Eklogen und dem ersten Buche der
Georgica, p. 12 — -'S- Hier kommen häufig die Namen
dreier früher unbekannten Scholiasten, iIcs Junilius Fla-
grius, welchen Hr. 31. für identisch mit Junius Philar-
gvrius hält, des Gaudentius und T. Gallus vor. Hr. 31.
hat hierbei unbemerkt gelassen, dass schon Suringar in
seiner Historia critica Scholiastarum Lat. P. II. p. 274
— {4'l ähnliche Scholien unter dem Namen derselben
A'erfasser aus einem Leidener Codex bekannt gemacht
hat; s, auch Osanu's Beiträge zur griech, und röm. Li-
teraturgeschichte 2- Bd. S. 281 sqq.; doch sind die Ber-
nischen ausführlicher. Jedenfalls sind diese Scholien einer
genaueren Untersuchung werth, welche ich balilthunlichst
in einer besonderen Abhandlung anstellen werde. Für
jetzt beschränke ich mich auf die Bemerkung, dass Hr.
31. 31anchps von den häufigen Verderbnissen, welche darin
vorkommen , richtig (zum Theil erst durch nachträgliche
Randbemerkungen in dem mir zugekommenen Exemplare)
verbessert, ausserdem aber noch Vieles durch Verglei-
rhung der Servianischen Scholien hätte verbessern küu-
nen. Auch die p. 32 — 3Ü mitgetheilten, aus den übri-
gen oben verzeichneten Handschriften zusammengestellten
Scholien zu Aen. I, 1 — 22. werde ich bei anderer Ge-
legenheit ausführlicher besprechen.
9?5
Die angebangten , sehr sorgfaltig aasgefiilirten Tafeln
mit zahlreichen Schriftprohen aus oben erwähnten Hand-
schriften sind eine selir schatzenswerthe Beigabe für den
Paläographen.
Möge Hr. Prof. 31. ferner in ahnlicher Weise um
die AlterthumsHissenschaft sich verdient machen, und seine
Bemühungen jeder Zeit durch anerkennende Theilnahme
belohnt sehen ! Philipp Wagner.
93. a) Geschichte der Hellenischen Dichtkunst. Von Dr.
Hermann Ulrici. Berlin 183.J.
b) Geschichte der Hellenischen Dichtknnst ron Dr.
Georg Heinrich Bode. Leipzig 1838 flg.
(Voigl. Jahrg. VII. Sirlxi.los Hclt. Kr. 8,5 H.) *)
Zweiter Artikel.
Nachdem wir in ileni erslen Artikel die Art und Weise
besprochen haben, »ie die Gesrliichte des griechischen
£pos von den beiden Verf. behandelt worden ist, so
wenden wir uns in diesem Artikel zu <lenjenigen Banden
ihrer AVerke, welche die Geschichte der Lyrik behan-
deln. Bei Hrn. Ulrici ist dieses der zweite und bis jetzt
letzte Banil; Hr. Bode hat seinen zweiten Band wieiler
in zwei Theile getheilt, von denen der erste die ionische
Lyrik nebst Abhauilluugen über ilie ältesten Cnitus- und
A'olkslieder und über die Tonkunst der Hellenen, der
zweite die dorische und aoliscbc Lyrik enthalt. Damit
haben wir zugleich die Gintheiinng des SlolFs im Allge-
meinen ; als der ionischen Lyrik erste Hälfte gibt Hr. B.
die Geschichte der Elegie, als die zweite Hälfte die Ge-
srliichte der lamben und Anakreoutischen Dichtungen;
an die dorische Lyrik schliesst er die attischen Dithy-
ramben, an die aolische die ^kolien und sogenannten
Inkrischen Gedichte an, von denen «ir noch nachher spre-
chen werden. Diese Eintheilniig ist übersichtlicher und
fasst das ZnsamineHgehörige mehr zusammen, als die Art,
wie Hr. ülr. den Stofl' behandelt hat , indem er das
Ganze zunächst in Perioden eintheilt, und in jeder
derselben ilie (ieschichfe iler einzelnen Stile der Lyrik
durchgeht. Dadurch tritt viel Zerstückelung und nament-
lich auch viel Wiederholung ein , was überhaupt in die-
sem Bande bei Hrn. ü. in dem !>Lisse der Kall ist, dass
wir ausserordentlich oft Verweisungen auf frühere oder
spätere Stellen finden, wo ilasselbe gesagt sei, ein Beweis,
theils dass der Plan des Buches nicht gut angelegt ist,
theils dass auf <lie Ausarbeitung, wie schon im ersten
Artikel bemerkt wurde, nicht diejenige Sorgfalt verwen-
det worden ist, wciclie zu wünschen gewesen wäre.
Ueberhaupt müssen wir mit Bedauern Hrn. U.'s Geschichte
der Lyrik für weniger gelungen und zuverlässig erklären,
*) In dem ersten Artikel bitten wir folgende, bis jetzt unbe-
richtigt gebliebene, wesenlliclie Dnickfehler zu verbessern:
S. 69f. Z. 20. 1. lonier für Darier und Aeoler. Ebcndas.
Z. 31. 1. Arien für One. S. 700. Z. 16. I. nicht in II i-
derspiuch trete. Ebendas. letzte Zeile I. zu bedeutende.
S. 709. Z. 18. I. Dämon für Dämon-
92ß
als die des Epos. Wir stehen bei der Geschichte der
griechischen Lyrik auf sehr unsicherem Boden, jeder
Schritt, den wir vorwärts thun, erfordert die grüsste Be-
hutsamkeit, und ein kleiner Seitensprung, der die frei-
lich zerstückelte Handhabe, an welche aber doch der
AVanderer von Zeit zu Zeit sich anlehnen kann, verlässt,
kann uns unvermerkt gänzlich von dem richtigen Ziele
abführen. Sorgsam der üeberlicferung zu folgen, aber
nicht sich mit der Sammlung von Mofizen zu begnügen,
sonilern fortwahrend dem inneren Zusaininenliaiig aod
Fortgang der Dinge nachzuspüren, die Lücken der Üeber-
licferung ebenso wenig unberücksichtigt zn lassen, als sie
willkürlich anszufüllen, sondern sie deutlich zu markireD
und liervrir/ubeben, damit man sehe, worauf die Forschung
vorzugsweise ibr Augenmerk zu richten habe, und allen-
falls nach sorgfältiger Eiwacuiig des Eiit» ickelungsgange»
durch lorsiilitige und ninsiclitige Conibiiiation eine all-
niäliliche tbrilweise Ergänzung dieser Lücken zu ver-
suchen, das ist es , was der Gesrhichlschreiber der Lyrik
sich zum Ziel setzen miiss. .Aber vor Allem ist ein mög-
lichst fester Boden zu gewinnen, und dann ist ^'orsicht
ein Hanpferforderniss. Hr. LIr. ist oft zu willkürlich
mit dem Stolle umgegangen ; seine Raisoiinemenfs ent-
fernen ihn von ilem richtigen Staiidpunct, und verblenden
ibn daueren, in ilem Chans verschiedenartiger Kachrich-
teu, welche oft auf einen INanien gehäuft sind , diejenigen
7U uiiterM-heiflrn , welche iiai h dem ganzen Eiitwicke-
liiiig.>:gaiig iler Literatur das Kiclilige eiidialteii müssen.
\S ir »erden nachher im Eiiizeliieii dafür Beispiele lialien.
Bei Hrn. B. haben »ir freilich so etwas nicht zu er-
warten; wir können uns bei ihm an die IMasse der aii-
gigebenen Literatur halten; die aber auch nicht ganz
zuverlässig ist; im Texte aber dürfen wir uns nicht wun-
dern , ihn mit unveränderter l^lieoe ijaiiz unvereinbare
und einander w idersprerhende Dinge behaupten zusehen,
wiewohl er jetzt im Allgemeineii von Beniliardy unab-
hängiger , und seine Darstellung brauchbar ist, wo es
auf blosses Referiren biographischer .Angaben und solcher
Dinge, bei denen kein Zweifel und kein iMissversfändniss
mö^^lich ist , ankommt.
Ueber BegrilT und Alter der Lyrik, wovon Hr. B.
in der Einleitung des ersten Theils der Ge.schiclite der
Lyrik handelt, haben wir uns schon ausführlich in dem
ersten Artikel ausgesprochen. Hr. ü. spricht in der
dreizehnten ^'orlesung von dem Wesen der lyrischen
Kunst im .Allgemeinen, und dem der griechischen Lyrik
in ihrer historischen, relij;ii)sen und künstlerischen Be-
deutung. Was die historische Bedeutung betrifft, so sagt
er S. I'J, kein Zweig der antiken kuiist schliesse sich
so eng an das innere Volks- und Slaatsleben au, als <lie
Lyrik, und wie man das Epos die Poesie der Erinnerung
und der ^'ergangenlieit , so könne man jene die Poesie
der HuHnnng, des Sfrebcns und iler historischen Gegen-
wart nennen. Ueberall fast sei es ein äusserer (iegen-
stand , an welchen Betrachtung und Gefühl, Gedanke
und VVort des Dichters sich hänge, und man könne be-
haupten, dass es in der ganzen Fülle lyrischer Bruch-
stücke, die wir besitzen, kein einziges Gedicht gebe,
welches des Dichters Einj>riiidungen und Seeleiizustäiiile ,
den Sinn seines Lebens und Dichtens, die Bildung der
61*
927
928
elgrnfin iniierrn Welt »ciiips fieistrs roin nii«l uiibi-riihrt
roll fliisscrrii KiiiiliisHiMi ilarütpllr, — allcrilint;» ein« »aliro
Beiiirrkiiii;,' , ilercii (jniiiil ebenso Molil zu siiclien ist in
«lein Oljeiliieii und Plaslisi lieii des grierliisrlien Cha-
ralilers im .lll|;oiiieineii , als in der jiigendlielien Periode
der (leistesenl» ickeliiii); , in nelclier iiinn iiorli nirlit das
Ich als solches luiii Sfllis(,'liidi(;eii Gegeiistaiiil der Re-
flexion niaclieii konnte, unil niclit den Grad roii K<^oi8-
in08 und Selbs)gefalli{;keit besass, bcstiindi); in den Kam-
mern des Herzens zu wiililcn, und die dort zusammenge-
surbten bunten Fetzen von Gefiililen sirli selbst und an-
dern roijuettirend rorzulialten. Wefeii jener liistorisclien
Bedeutung der Lyrik glaubt nun Hr. ü. mit ileii drei
wichtigsten E|iO('h«n der [lolitiselien Gesrhichte aurh ilie
Eintheiliiiig' der Lvrik parallelisiren zu können, nfimlirh:
t) Entstehuiij; und Eii(«irkeliinff des Volkslebens in freie-
ren Verfassungen narli dem Sturze der alten Köiiigs-
geschlechter — Entstellung und erste Enlwiokelung der
l^risrlien Kunst; '.') bestimmtere Gestaltung und Ausbil-
dung der Indiiiilualitat der ISiamine und Staaten, »ie des
Einzelnen im Kampfe ztvisrhen Tyrannei und Volksfrei-
heit — Ausbreitung, lebendige, organische Entfaltung
und beginnenlies llpberge» icht der Lyrik mit der Tren-
nung nach tersrhiedeneii Uialekten und Stilen; 3) <'ol-
lendete Ausbildung der Nationalität, des eigeiithümlicheii
Charakters der J»tamme , )»taaten und Verfassungen, wie
der Individualität des Volks- und Einzellebens nach dem
Siege ober die Tyrannen um die Zeit der Perser kriege
— Gipfel und AVendepunct der lyrischen Kunst. Wir
zweifeln, ob damit das AVesen der Sache getroffen sei;
denn in der lyrischen Poesie fällt von Anfang au der
Unterschied der Stämme in die Augen, entvvickctt sich
nicht erst später, und dieser Unterschied ist das wich-
tigste, vor allen andern hervorzuhebende IVlomeiit, wie
denn auch Hr. U. selbst nach ilemselben drei .Stilarten
der griechischen Lyrik annimmt. Aber er scheint die
!Natur derselben nicht richtig erfasst zu haben, wenn er
z. B. S. 43 sagt: ,, Stile, Classen und .Schulen der Kunst
zu bilden Und eifrig und treu daran zu halten, »ar den
Alten überhaupt eigenthi'inilich und weit geläufiger, als
den Neuereu.' Wenn die Dichter eines und dessellieu
Stammes in derselben Weise und Form dichteten, so ist
«las nichts Willkürliches und Bewusstes, und man kann
nicht sagen, dass von dem Einzelnen der Stil gebildet
sei, an den sich seine Schule anschliessee , sonilern es
ist die Form, welche ans dem Charakter des Stammes
hervorgeht, und diesem Stamme angebfirt. Das Eigeii-
thümliche besteht also vielmehr in iler Volksthüniliclikeit
der griechischen Literatur und in der wichtigen .Stellung,
zu welcher die Stämme in derselben berufen sind , wäh-
rend in iler neueren Literatur der Einzelne nach Will-
kür sich Form und Gattung der Poesie ausivählt. Die-
ser Unterschied der Stämme und der darauf beruhende
Unterschied der lyrischen Poesie ist also voranzustellen,
und damit ergibt sich von selbst die Periodeneiiitheilung,
weil die einzelnen .Stämme nach einander ihren Culmi-
nationspiinrt in der Literatur erreiihten.
An das historische Element scliliesst sich nach Hrn. U.
eng das religiöse an, auf welches er sehr grosses Ge-
wicht legt, wie nicht bloss diese vorausgeschickten Be-
merkungen, sondern auch die ganze vierzehnte Vorlesung
beweist, welche die Eiitwickcluiig und den Ursprung ilcr
griecli. Lyrik aus dem Religionscultus zum Gegenstände hat.
Aber auch hier können wir uns mit seiner Darstellung
nicht ganz befreunden. Die lyrische Dichtung, lieisst
es S. 1), übernahm jetzt die Umgestaltung und Fortbil-
dung der A'olksreligioii von der iniipren, ethischen Seite,
und weiter ist als von etwas Bekanntem ilavon die Rede,
wie sehr die alte Götterlehre von den lyrischen Dichtern
verwandelt sei, wie sie meist mit bestimmter Absicht den
Stoff selbst geliildet und verändert hätten, dem Charakter
<ler Zeit oder dem Zuge der eigenen Anschauung fol-
gend. Wir können einer solchen Ansicht von dem Ver-
hältniss iler Poesie zur Religion in jener Zeit, so schroff
ausgesprochen, nicht beistimmen, da vielmehr die verän-
derte Tendenz der Religion ebenso, wie die Tendenz der
lyrischen Poesie, als eine Folge des Zeitgeistes anzusehen,
nicht aber jene ganz und gar von dieser, und zwar von
einem willkürlichen Verfahren der Dichter abhängig zu
machen ist; und Hr. U. selbst bleibt sich nicht cnnseijnent,
und modificirt seine vorher ausgesprochene Ansicht we-
sentlich , wenn er S. 23 die Lyrik Organ der religiösen
und sittlichen Bildung nennt, und endlich sogar ileo
tirnnd lies engeren Verhältnisses zwischen Lyrik und
Religion in der Entw ickelung der ersteren aus der letz-
teren findet, SU dass man also dem Einfluss der Religion
auf die Poesie eine weit grossere Wichtigkeit scheint zu-
schreiben zu müssen , als dem umgekehrten. Aber auch
hierin, in dem in der vierzehnten Vorlesung mit nur all-
zugrosser und überflüssiger mythologischer Ausführlich-
keit behanilelten Gegenstand, scheint uns Hr. U. zu sehr
in's Extrem zu gerathen ; denn wir können es nicht zu-
geben, wiewohl wir manche dahin sich neigen sehen,
dass die griechisihe Lyrik nur auf religiösem Boden er-
wachsen sei. Hr. U. spricht das ganz bestimmt aus, in-
dem er das weniger Religiöse erst später hinzutreten
lässt. »jWir sehen", scliliesst er jene Vorlesung, ,,wie
sich letztere (die lyrische Kunst) allmählich aus den nr-
sprünglichen und einfachsten musischen Elementen des
Gütterciiltus entwickelte, anfänglich lyrische und epische
Bestandtheile verschmolzen waren, sodann erstere gegen
letztere weiter zurücktraten, die einzelnen Zweige der
gesammteii Kunst mehr und mehr unterschieden und ge-
soiiilert wurden, bis daraus die lyrische Poesie in ihrer
ethischen Tendenz, bestimmter hervortrat, unil auch fremd-
artige , dein Religioiisdienste nur näher oder ferner ver-
wandte Stoffe des Geistes und Lebens von der Kunst er-
griffen unil verarbeitet wurden." Wäre es auch an sich
wahrscheinlich, dass nur religiöse Elemente dem allge-
mein erwachten Bcdürfiiiss nach dieser Gattung der Poe-
sie Stoff und Nahrung gegeben hätten, so müüste uns
doch selbst das Wenige, was wir von den Volksliedern
der Griechen wissen, warnen, jenes Bedürfiiiss für so
einseitig zu halten , und wenn wir auch dort allerdings
der Gottheit fast überall eine Stelle eingeräumt, und
auf sie fast alle Verhältnisse des Lebens bezogen finden,
so ist das nur eine Aeusserung jenes Paiidämoiiismus, der
in jeder Lebensreguiig das unmittelbare Walten des Gött-
lichen sieht; «loch sind solche Beziehungen ebenso ent-
fernt von sanctionirter Religion und Ciiltus, wie die Ver-
929 930
ebrung aller jener Kräfte iiiiil Lebeiisäusserunften in ilirer aligeleilef «erden? Alier die Verwirrung «ird norli grlis-
ganzen S|)erialität und Ulannirlifalfickeit als pcr^Tinlii her ser. Während wir S. 9 di<> Ansiilit finden , ilass iler
Wesen nelbst. Wenn also der Hixlizeiisgesanf an den Manie Pflnii oder Paan nriprünglii li mit Apollo in \'er-
Gott der Hochzeit sieh richtet , nenn dax Welnlied hinilnn;^ stehe, aher schon im Homerischen Zeilalter nicht
den Gott des Weines preist, nenn der Liehende von mehr ansschliesslicli dem Apollo an[;eli(jf e , n elcher Ent-
Aphrodile unil Eros die liefiirderunj seiner Wünsche er- wickelungSjfan^ «nch S. IfS mit deiitlirhcti Worten an-
wartet, so werden wir diese Poesie doch nicht eine re- gegeben wiril, so lesen «ir S. |(i, Mot. '.' : ,,7.nm Gut-
ligiüse nennen können, und doch wird diese Klenieiite terarzte hat Homer den Päeon angestellt, dei dem Apollo
der Lyrik Nieniaml für minder alt erklären »ollen, a's ganz fremd ist, und noch ton Hesiodos und Solon streng
Päane , Hyporchenie unii dergl. Ueherhaupt lerdlenten von diesem geschieden wird. Apollo als Retler und Päon
die .Spuren des früheren ^olksgesangs wenigstens in einer als Arzt waren aber ihrem Wesen nach zu nahe rer-
V'orgeschichte der Lyrik einige Berncksi< hligung, welche wandt, als dass nicht auch Apollo den Namen Päon oder
sie bei Hrn. U. nicht gefunden haben, der nur beiläufig Pflan niler JepAeon hätte erhalten sollen, unter welchem
daron spricht; bei Hrn. IJ. müssen wir es dankbar aiier- er bereits im Homerischen Hymnus, bei Pindaros u. s. w.
kennen, dass er dieses eingesehen, und manchen MfofF erscheint, und zvtar vorzugsweise als Retter aus drohen-
zusammengetragen hat, wenn auch die liehandliing des- der Gefahr, oder als Befreier von allen Lebein." Und
selben sehr Vieles zu tii'inschen iibrig lässt, und über- auf derselben .Seite im Text — dürfen wir ni.sern Augen
haupt nur ein Tlieil <les ^'olksgesanges In Ilelrarht ge- trauen? — helsst es: ,,In beiden lieülehungen galt Apollo
kommen ist Hr. B. beginnt mit der ältesten Geschiihte durchaus als ferntreflender Bogengott, als cicflj rojo und
des Paan, lässt ilarauf die vorjiomei Ischen Lyriker, dann 'i'o^, und späterhin als nuidjv, oder ixaid.v, oder iitoz
die Geschichte des Päan zur Zeit des Thaletas, Arihl- nuiüv, und ii]nnn;u)V , worin der Begriff" des Treffen»
lochos , Terpandros, darauf den Linosgesang und ähnliche und Schiessens eben SO deutlich ausgedrückt ist, wie iu
Klagelieder folgen, und verbindet Im fünften Abschnitt i /.l^tjokus u. s. w." Hr. B. spricht sich auch über die
die älteste Geschichte des Hymeuäos, Hyporchein und Lehr- rhythmische Form der ältesten Päane aus, und spricht
gedichtes, Boran sich der Uebergang zur Lyrik der histo- hier, sowie auch bei den anderen vorhistorischen Volks-
rischen Zeit anschliesst. Aber überall vermissen wir liederii mit immer mehr steigender Bestimmtheit aus,
Deutlichkeit der Anschauung und Beobachtung des ricli- dass der daktylische Hexameter auch schon diesen Lie-
tigen Masses; Hr. B. überschüttet uns ans dem vollen dern eigen gewesen sei, eine Ansicht, die er im ersten
Sacke seiner Colleclaneen mit Passendem und Fremdar- Band, wie wir gezeigt haben, als er Bernhardy aus-
ligem, und schreibt, wenn er einmal Im Zuge ist, Dinge schrieb, vergass. Bei dieser Gelegenheit wird von der
ans den beniit/.teii Quellen, von denen man nicht einzu- Vollkommenheit des daktylischen Hexameters überhaupt
sehen im Stande ist, was sie au <lieser Stelle sollen, und gesprochen, und der Grund derselben gefiiniien In ,,sel-
die Darstellung rerrälh fast überall einen IMaiigcl au Ge- ner urspriinglichen Vereinigung mit dem Tacte der IMu-
schmack , der es nur allzu sichtbar Herden lä'ist, ilass sik uikI des Tanzes, wobei das IMass der Worte um! die
iler Verf. bei dem grossen Bau , den er vor uns aufzu- Regel der Tritte sich den Tönen der Phorminx genau
richten versprochen hat, mit den .Arbeiten des Kärrners anschmiegen inusste'' (?). Da jedoch Hr. B. einsieht,
genug gethau zu haben glaubte. Gestattete es der Raum, dass eine allmähliche Entxickelung aiigeniinimen »erden
nur einen einzigen Abschnitt Im Einzelnen durchzugehen, innsse , so wird diese in der lerschiedenen Länge des
wir getrauten uns, jedes dieser Urthelle auf das Deut- Verses gesucht, und dabei Thiersch's Ansicht von der
lichste zu erweisen; so aber können wir uns höchstens Entstehung des Hexameters zu Grunde gelegt. Es wurde
auf einzelne Prolien beschränken, und nur wiederholt zu weit führen, wollten wir Alles, was in dieser Ans-
Jedcn, der unserem Urthell nicht traut, auflordern, selb.t einandersetzung unpassend zu sein scheint, widerlegen;
zu prüfen. So viel über den Päan gesprochen, und so «loch können wir nicht unterlassen, wenn wir auch selbst
viele Ansichten darüber initgetheilt »erden, »ir suchen tier alten orphlschen Hyninenpoesie den daktyliscbeo
vergebens nach einer genaueren Bestimmung des Begriffs Rhythmus vindlclrt haben , die Ansicht, welche überhaupt
desselben unil der Machweisung des allmählich veränder- in dem alten ^'olksliede keinen anderen Rhythmus, als
ten Gebrauchs des Namens; denn iiaih iler Stelle, in den daktylischen statulren will, für höchst einseitig zu
welcher dieses hauptsächlich geschehen soll, S. ", Nut. 1, erklären, und dabei auf die Analogie anderer Völker zu
wird sich Nieinaml einen druflichi'n Begrill von der An- verwesen, deren Ent» irkelnngsgang mit dem der grie-
sicht des 'l'erf. machen können. Da helsst es, nach dein clilschen Nation auf ihrer ersten Stufe gewiss ebenso
Gebrauch des Namens bei Thukydides lind In der Dias viele Aehiillchkeit hatte, als sich später Verschledenhei-
sei der Päan »eiter Nichts, als ein Schlachtgesang, uml ten »ahrnehmen lassen; geraile bei dem Volksllede finden
könne insofern von nuiuj , schlagen, abgeleitet »erden; wir eine solche auch in der Anwendung des Refrains,
dann aber »ird der Begriff des Uellands und Retters der iu diesen noch ungeordneten rhythmischen Alassen
Apollo darin gefunden, und wir sehen nun, sagt der bestimmter die Einheit erkennen lässt, und den wir iiir-
Verf., wie diese DIrhfart ebenso gut vor, wie nach der gmds sicherer, als in diesen Päanen, Hymenäen , dem
Schlacht, und vor einem herannahenden Uebel oder zur Linosgesang u. a. w. wahrnehmen, sowie vieles damit
Abwehr eines schon eingetretenen Unglücks ebenso gut, l'erHanille selbst in den wenigen bei Schneide» in zusain-
als nach Entfernung desselben angewandt werden konnte mcngestellten Bruchstücken von Y'olkslledern leicht zu
U. s. w. Inwiefern kann denn nun der Name von TlUiUt erkennen ist. Auch Hr. U. erklärt es S. 110 für sehr
931 9.12
i«i-ifplliaft ii'iil siii^nr uiiwalirschoiiilicli , «las» jene aHcn Ici miler oiiianilpr lor, iiiiil stalt «Ur alles Ai-hnlii:!ie
^'olUsIioilpr liberal! das fest(;<<re;;el(i' IMass des Ilcxame- ideiitilicireiideii Rielidiiit,' iiiaiicher Alten eii»j;eg<nzii<reten,
lers li0(ilia<li(el halten. Doih lerl.isseii ti ir diesen runi't, erlanUt er sirli seihst niicli in dieser Hinsicht uianrhes
SU interessant auch dessen Ausdihrnni; «.'Ire, und l.eglei- AVillkiirlu he. Ks ist eine tjanz eigenthiiniliche Sache
ten Hrn. U.'s Darstellung der ältesten lyrischen Volks- mit diesen schuerniiithig klagenden ^'nlksliedern , die
ilichtiin|;eii noch weiter mit einigen Bemerkungen. Er seihst zu den (ies<hitflen des gewöhnlichen Lebens er-
bricht in einer Art welche wir nicht zweckmässig finden tlinen; aber solche Dinge, so sonderbar sie auch bei einem
Irinnen die Geschichte des P.'lan ab, um im zweiten ol)er(lächlichen Anlilick erscheinen, kOnnen nicht aus
Abschnitt die vorhomerischen Lyriker Thamyris, Ölen, einer äiisserliclien üebertragniig von Volk zu Volk cr-
Philammon u. s. w. zu hehaiideln; er will also den gan- kl«rt »erden; nicht nur das siiillirlie Klima ruft sie gleich-
ztn Apollinischen (jiesang in ^'erhinduiig bringen, doch massig bei lerschiedenen Völkern hervor, sondern auch
fract sich ob nicht diese Sanger in künstlicher und li- im Norden kehrt dasselbe auf einer gew issen gleichartigen
terarhistorischer Hinsicht in demselben Abschnitt mit lülduiigsstiife wieder; ,,es ist", um Weickers, Worte zu
Orpheus hatten behandelt und in die Vorgeschichte des gebrauchen, ,,als ol> der Krnst und die einförmige Stille,
Epos gesetzt werden soUeu. Was Hr. B. hier beiläufig welche diesen grössten Theil iles arbeitsamen und miihe-
über die Dorier sagt, beweist, dass fiir ihn der \'erf. vollen, auf eine bpscliraiikte Thätigkeit angewiesenen,
der Dorier nicht "esrlirieben hat. An Inconsequenzen und oft auf eine einzige Flur oder Bergnaldung gebann-
und Unsicherheit des Urtlieils fehlt es aurli hier nicht, ten Menschenlebens ausfüllen, die Einsamkeit, welche
wie z. B. S. 32: ,, Diese Apollinischen Lieder wurden den Grundton derselben ausmacht, und nur fi'ir Aiigen-
aber, wie die Homerischen Paane, ohne Begleitung der blicke mit Scherz und geselligen Freuden abwechselt, in
Pliorminx vorgetragen; und wenn diese auch hinzukam, einer wehniiithigen Gesangsweisc sieh einen Ausdruck
oder schon ursprünglich damit verbunden wai-" n. s. w. suchten" Es ist desshalh unrichtig, wenn Hr. B. S. .^0
Im dritten Abschnitt wird die Geschichte des Paan wie- uieint, der Hesiodische Linos bei Festen klinge nicht
der aufgenommen, aber «ir wurden den Zusammeoliang wehmüthig. Ebenso wenig zu billigeo ist es, wenn er
wieder zerstückeln , wie er bei Hrn. B. »irklich zer- ebendaselbst fortfahrt, der Ailinos erschalle als Todten-
stiickelt ist, wenn wir hier schon auf das eingehen woll- klage schon früh ausserhalb Hellas, womit der allgemei-
ten »as in diesem Abschnitt über Thaletas , Archilochos, nere Gebrauch in Hellas selbst in Gegensatz gebracht
Terpandros gesagt ist, was hier, ge» issermasseu in einer wird, als ob der Ausspruch bei Euripides Orest. 1393:
■»'oru-eschichte derLvrik, woraus aber für Hrn. B. die Ge- uiklvov, all iviiv, d(j](('(P davaTor, ßdtjtjagot }JyoV-
srhichte eines einzelnen Zweiges derselben gcHorden ist, OtV , sich nicht gerade auf einen hellenischen Gebrauch
gewiss nicht an seinem Platz steht; denn die Bedeutung gründete. Unil »ie kann Hr. B. sagen, rfiese Linnsme-
tlieser flianner ist doch eine zu wichtige und ausge- Indie habe fast allen Völkern der alten Welt am meisten
dehnte um in einer Gescliichte des Paan abgehandelt zugesagt, als ob jene Lieder eine und dieselbe IVlelodie
zu werden. Wir übergehen also diesen Abschnitt, in gehabt haben müssten , die von einem zum andern über-
weichem Hr. B. sich iinbewusst lon einem Gegenstände gegangen wflrel Es klingt aber überhaupt höchst souder-
zum andern reissen lasst , so dass er auch ganz allge- bar, und charakterisirt Hrn. B.'s ganze Darstellung und
mein von der ethischen Bedeutung der Hlnsik und sogar die Art, wie er diesen in den Quellen gegebenen StofI
weitlaultig von der tragischen Katharsis in theils unver- verarbeitet, wenn er auf einmal ein ganzes Capitel aus
ständlichen und undeutlichen, theils trivialen Sätzen spricht, Herodot, worin von jenen Liedern die Rede ist, wörtlich
unter Anderm den llvmnus des Aristoteles auf die Tugend übersetzt in den Text fliessen lasst, und ilamit dissen
einflicht, als etwas Besonderes erzählt, dass das helle- Ansicht ganz zu der seinigen macht. Dass nun diese
iiische Heer des jüngeren Kyros , von welchem ilie durch Lieder „in der festen herkömmlichen Regel des heroi-
ihre Kunstfertigkeit im kriegerischen Tanze ausgezeich- sehen Verses" sich bewegt haben sollen, haben wir schon
iieten Arkadier einen Theil bildeten, nicht verfehlt hatte, vorher sehr bezweifeln müssen; der Grund dafür, dass
bei jedem Angrilf auf die Perser den Päaii zu singen nämlich ,, Gefühl und Empfindung noch zu sehr im äus-
(S. 72) hei Gelegenheit der Erwähnung von Paanen auf seren Leben gewurzelt hatten, als dass sie sich von der
Lvsandros von dessen Eitelkeit und seinen poetischen epischen Aeusserlichkeit auch nur formell hatten entfernen
Schmeichlern spricht, und dabei wieder die Geschichte können", scheint zu iler gleich im Anfang des Bandes auf-
Ton Antimachos und dem jungen Plato erzahlt, und so gestellten Behauptung von der Priorität der Lyrik selbst
noch gar mancherlei, was zu dem Päaii in keiner Be- rücksichtlicb der rhythmisch- musikalischen Form nicht
ziehun"- steht, bunt durcheinander mengt, — wir wollen eben genau zu passen. Weit mehr AVahrlieit enthält der
uns bei allen diesen Dingen nicht aufliallen, und gehen von ihm ausgesprochene Satz, dass jene früheren Poe-
ZU dem vierten Abschnitt über, in welchem der Linos- sieii nach dem Verblühen der heroischen Epik den neuen
jjesang, Threnos, lalemos u. s. w. behaiulelt werden lyrischen Kunstwerken zu Vorbildern und G'rundtypen
soll. Auch bei diesem Abschnitt müssen dieselben Aus- geilient hatten, und mit Consequenz entv»ickelt und ZU
Stellungen gemacht werden, wie bei allen übrigen. Wir deutlichem Bewusstsein gebracht, hätte er wohl auch
wollen Einiges hervorheben. Statt dass der Verf. lias Hrn. B. zu einer andern oder überhaupt zu irgend einer
Linoslied auf seine ursprünglichste Quelle und Bedeutung festen Ansicht über das Verhaltniss der verschiedenen
zurückgeführt, und dann den allmählich erweiterten Be- Perioden und Gattungen der griechischen Poesie zn ein-
griir des Kameus nachgewiesen hatte, so bringt er aller- ander bringen müssen. Warum Hr. B. mitten in die Bchand-
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lung i\e» Linosgesaiigrs die iler Adoiiisklai;«» eliiffPsciKpl'Pn
hat, ila il()< li ilii- üUriffii vcruandlcii Gesaiini" irst iiaili-
Iier aiigpfiijft »ordeii, »iüS'n » ir iiiilit; aber dip Uelier-
gange lvciii|ifi'ii »uli ülii'rh.'iiijit in dir Kegel an fant 7.U-
fallige Eriiäliiiuiigpii. Im Allgeini'iiien nii'isseii viir dip
lirhaiidlung dos intcrr8§anteii £i(uiles für sehr mangelhaft
erklären.
Ans der im fiiiiften Absehnitt folgenden Gescliichte
des Ilvnienjios bemerken »ir nur im Vorbeigehen, dass
Text und ^(l(en niilit libereinstiinmeil , »enn es S. Iil7
dort heilst, llimenaos erscheine bei Ii]nri|iides »uerst als
Gott der Elle, »ahrend liier stellt, als (iott k-iiiie ihn
zuerst Sa|i|)lio (fr. 73. IVeue), »elrhe letztere Angäbet
dbrigens uiigegriindet ist; dass Miemand einen logischen
Zusammenhang (iiideii wird in folgendem Satze, iler S. | 10
zu lesen ist: ,,VVie Liiios, Jalemos und Ailoiiis, so niusste
auch Hymeiiäos eine komische Rolle im attischen Thea-
ter libernehmen, welche ihm Araros, der Sohn iles Ari-
stophanrs, ein sonst sehr frostiger Dichter, übertrug;
und wie Tclestes einen DitliTranibos des Namens schrieb,
gu saiitf der vortrefilic.he Dithvrambendichler Philoxenos
aus Kythere , dessen Gesangesneisen die Arkadier beson-
ders hochschätzten, bei seiner Ankunft in Ephesos einen
Uyinenaos nach dem Hoclizeitschinaiise , wüinit er alle
(laste lezaiiberte , und Am|iliis unii Anaxaiidriiles brach-
ten niederiiin Lustspiele unter dem Titel Uithveanibos
auf die l{üline.'' Wie Hr. li. das von Telestes und lon
Philoxenos Gesagte für gleichartig halten kaun, ist schon
auilallend ; wie aber die letzte Bemerkung hierher ge-
hört, ist gar nicht einzusehen. Wie leicht aber über-
haupt (ir. U. sich beHegen lasst, wegen zufälliger Be-
rührungen ganz fremdartige Dinge zu erzählen, davon ist
der Schluss dieses Abschnitts ein Beweis, wo er sich plötz-
lich über die ethische Bedeutung der phryi;ischen Ton-
art eerbreitet, und das Geschichtchen von trunkenen Jüng-
lingen, die durch die dorische Tonart ernüchtert w urden,
vorbringt. — Hieran schliessen sich noch einige AV'orte
aber das Alter des Hyporrhems und Lehrgedichts —
eine sonderbare Verbindung — , und dann wiril der Ueber-
gang der Lyrik in die historische Zeit besprochen, wo-
bei wieder an die Geschichte des Threnos anzuknüpfen
ist Denn nach Hrn. ß. soll ebenso, wie die dorische
Lyrik aus dem Päan , die ionische aus den threnetischen
Vnlksliedern hervorgegangen sein, deren Hauptsitze Troas
Diid die benachbarten Staaten Kleinasiens zu Homers Zeiten
gewesen »ein möchten (?), «iewohl doch gleich liinzngefügt
wird: ,,Der Liiiosgesang ist aber auch nach Hesiodos Zeug-
nisse überall in Hellas verbreitet, d. h. wohl Vorzugs» eise in
Böotien n. s. n.'^ Das ist nun an sich schon ein Wi-
derspruch; es ist aber auch durchaus nicht abzusehen,
was Hrn. B. zu iler ersten Behauptung berechtigt. Wir
wollen nun sehen, wie er diesen Zusauinieiihaiig iler io-
nischen Lyrik mit der thrcnetischen Volkspoesie und die
geistige Einheit der verschiedenen Gattungen derselben
durchführt. Jener wird schon S. 94 f- berührt, wo es
in Beziehung auf die Klagelieder im Allgemeinen heisst:
„Diese elegische Lyrik war in gewisser Rücksicht der
epischen Poesie nahe verwandt; wenigstens greiizeu beiile
Gebiete nahe an einander ; denn auch die Elegie in die-
tem Sinne srbliesst sich vorzugsweise dem äusseren Lie-
hen an, und wählt einen äussern Gegenstand, den sie
episch in seiner ganzen Wirklichkeit anlfasft , zu dem
Ergüsse des lyrischen Gedankens und zum Ausdrucke des
innersten Gefühls der menschlichen Seele." Diese Be-
trachtungsweise geht darauf hinaus, dass nachher die
Auffassung iler Aussen»elt als wesentlich für die ioni-
sche Lyrik bezeichnet werden soll ; aber — um hier
vorläufig den abusiren Gebranch des Namens Elegie für
threnctische Poesie überhaupt noch unangefochten zu
lassen — ist denn das wirklich eine Eigenthüinlichkeit
aller threiietischt n Poesie , ijass sie sich dem äussern Le-
ben ansrhliesst? Man sollte denken, Kriegs- nud Sie-
gesgesänge, Hochzeitlieder, Weinlieder und Freudenge-
säiige aller Art erhielten ebenso»olil den Anlas» von
aussen, wie die Gesänge, »eiche den Schmerz über den
Tod geliebter Wesen ausdrücken, und wie kann mau
eine epische Auffassung äusserer Gegenstände allen Trauer-
gesängen zuschreiben , da eine solche weder in der Na-
tur der Galtung begründet ist, noch in den zur meli-
sclien Poesie gehörigen ifp?jio/i, aus denen man doch
mit nicht geringerem Recht auf die früheren Volkslieder
wird zurückschliessen dürfen, als aus ilcn threnetisrhen
Elegien, angenommen werden kann, wenn sie nicht auf-
hören soll, der ionischen Lyrik eigenlhümlich zu sein?
Ucber die geistige Einheit der ionischen Lyrik finilen
wir nun S. Il4 Folgendes: „Wo die Religion vorzugs-
weise auf <lic Sinne wirkt, und die nicht Jedermann ver-
ständlichen Lehren der göttlichen Erscheinung in der
Natur noch dazu in das Dunkel versteckter Symbole ein-
zuhüllen sucht, da wird leicht ein Gemüthszustand her-
vorgebracht, der durfh die beständige Aufregung und
nnermüdete Thätigkeit der Phantasie an Be»eglichkeit
gewöhnt, sich ebenso ausgelassen und unmässig im kräf-
tigen Jubel der Freude, als in der schlafl'eii Weichheit
der Klage zeigen kann. Das geistige Leben erhält da-
durch eine vorherrschende Richtung nach aussen, und
gibt sich gern den uiisicherii und wandelbaren Eindrückeu
der umgebenden Welt hin , indem es mit reger Phantasie
ilieselben entweder so auffassf , wie sie äusserlich sind,
ohne das eigene Gefühl einzumischen, und ohne sich
selbst in irgend ein Verhältniss zu «lern gewählten Stofle
zu setzen; oder aber indem es die Aussenwelt in das
Gebiet der eigenen Sulijectivität herüberzieht, und das
eigene Gefühl in Bezug auf jene ausspricht." Das Letz-
tere soll in der iambischen und elegischen Dichtung ge-
schehen. Wir überlassen dem Leser, «ich die in der
vorliegenden Stelle enthaltenen Gedankeu zurechtzulegen,
ohne dass wir sie commentiren wollen; denn wir gto.-^sen
gleich auf bedeutendere Schwierigkeiten. Ohne nämlich
seinen Satz in Beziehung auf die ianibische Poesie wei-
ter zu erläutern, fährt Hr. B. fort: „Die Elegie erfasst
nun aber den Gegenstand in seiner vollen Aeusserlicb-
keit und objectivcn Wirklichkeit, und knüpft daran nur
den lyrischen Gedanken, das subjective Gefühl, oder
die desondere Betrachtung ; — und durch das modificirto
Anknüpfen dieser dreifachen Geistesthätigkeit und deren
1 erhältni.ss zu dem Gegenstände entstehen die verschie-
denen Arten der elegischen Dichtung, die Aufmunterung
zur Thatkraft, die Gnonie, das Epigramm, die Liebes-
klage , die Todtenklage u. s. w." Wiewohl wir die
9J5
936
Qiirllf jriirr Aiisdnlrke bei ülriri II, S. 9 » („^'T Di<li-
trr erijrrifl riiirii loii aussen gegelipiieii , bcii<iiiiiii<<>ii iiiiil
iiiiliviiiurllpii <ii'j;iMislaiul iles Lcl>ciis iiit ppischeiii
Sitiiip uiul episrlicr (icgriisfAiiillirlikrit und Aeusserlirh-
kpit, null kiiii|ifl ilaran ili-n lyriurlicii (leilaulcRn uii.l die
Ivrlsrlip Betrarhtuiig an ') und S. 100 („»venu nun <lio
elrgiscIiP üii-litnii{f .... «Ifn GcgpiiKtand in seiner epi-
srlicn Aeusserlirhkeit und vollen olijectlren Wirklichkeit
. . . be.stelien Iflsst, und daran nur den Ijrisclien Ge-
danken, Gefühl oder Betra.-htung ankniipf»'') gefunden
zu haben glauben : so hat uns doch die Bedeutung der-
selben — (was ist namentlich die besondere Betrachtung?)
— nicht ganz klar »erden »ollen, zumal da Hr. B. nun
»eiter, ab»eiclienil roii IJIrici (S. 10,S) , die geistige
Einheit aller verschiedenartigen Erscheinungen der Elegie
„in dem Ausdrucke derjenigen Geniiithsstimmung findet,
«reiche durch das Gefühl des Schmerzes , oder der Sehn-
sucht, oder der bangen Hesorgniss erzeugt »ir<l" (S. 1 lö).
Wie vereinigen wir doch damit „die besondeie Betrach-
tung, die Aufmunterung zur Thatkraft, die Gnome?"
Hrn. B. genügt das Würtlein „daher", den Zusauimen-
liang zu erweisen ; aber man lese doch jene kriegeiischeii
Elegien, ob in ilicien der Ausdruck banger Bcsorgniss
voi herrscht; man frage sie!» doch, ob man geneigt wird,
jene Gemnlhsstimniung der sogenannten gnoinischen Kle-
gie zu Grunde zu legen, weil Hr. B. sagt: ,, Daher
»ahlte die belehrende Gnome zur Zeit der lieftigen Bür-
gerz» istigkeiten in den zwischen Volkslierrschaft iinil
Tyrannei scliwankenden Staaten dieselbe Form, und Män-
ner, wie Theogiiis und Soloii, konnten kraft ihres durch
widrige Zeitverhaltiiisse erzeugten Gemütliszustandes »ohl
uicht anders, als in Distichen schreiben ; denn seWtst wenn
sie diesen dann und wann eine heilere Fär6u?ig zu geben
wissen, so sinkt doch ilas Gefühl bald wieder, wie der
Pentameter nach dem Hexameter, in sich zusammen."
Und endlich schwindet dem Verf. aller Boden unter den
Füssen, wenn er liehaii|)tet, jede Inschrift habe in die-
sem Gefühle ihren Grund, ,,mag man darin das Anden-
ken eines Todesfalles oder sonst eines Ereignisses ver-
ewigen wollen!" — So kommt nun der Verf. zur Ge-
schichte de» ionischen Sfils der Lyrik, welchen Ausdruck
er mit der ganzen Eiiitheiluiig von Hrn. LI. eiidehnt hat,
ohne diese zu begründen. Auch zur Charakteristik der
einzelnen Dirhtgatliiiigeii im Allgemeinen, worüber Hr. tl.
nur zu viel spricht, gibt er liier fast iVicIits; denn das
Wenige, was S. 113 g»'9agt 's* j g^"''»* '" ''«'""r Hin-
sicht.
Wir haben uns so lange mit Hrn. B. beschäftigt, dass
es iiöthig scheint, ehe wir dessen weitere Darstellung
verfolgen, einmal zu Hrn. C zurückzukehren. Machdem
er in ilcr vierzehnten Vorlesung auf die besprochene Weise
die Entwickelung der griechischen Ljrik aus d<'m Reli-
gioiisrullns biliaiidelt hat, geht er in der fünfzehnten
auf das andere Element, die Individnaliläl , das beson-
dere Leben lind Wesen der verschieileiien Volkstflmme
über, und iinferscheidet hiernach die ilrei Hauptmassen
der lyrischen Kunst: die dorische oder die chorische,
die aolische oder uielische (uinsikalische) und die ioni-
sche oder elegische L^rik. So angemessen hier die Be-
zeichnung der Gatlungeii nach den Stammen erscheint,
so werden wir über die Wahl der anderen Ausdnlcke
mit ihm rechten müssen, weil wir ihm nicht gestatten
können, dieselben in einem beliebigen, weder dem Sprach-
gebrauche der Alten , noch dem der Neueren entsprechen-
den .Sinne zu veru enden. Wir tadeln <|en Ausdruck
chorisclie Poesie nicht für sich, aber wer hat jemals
ilieser die inelische oder musikalische entgegengesetzt,
und diesen iS'amen auf die äolische Lyrik beschranktl
Die Alten bezeichnen mit dem ^iaInen .^lelos ebensowohl
jene, als diese, und ist denn nicht die erste Gattung
ebenso gut musikalisch, als die andere? oder wird Jemand
Hrn. 11. beitreten, »eiin er S. 74 sagt, dem aolischnn
Stamnicharakter sclieiiie die musikalische Lyrik, d. h.
die Ausbildung der lyrischen Dichtkunst für den musi-
kalischen Vortrag und die Ausbildung der Musik zur
Begleitung lyrischer Gesänge angehört zu haben? Denn
wenn auth Aeoler vorzugsweise die Musik ausbildeten,
und selbst auf Dorier in dieser Hinsicht Eiiifluss übten,
so begründet ilas doch keinen solchen Unterschied ihrer
Lyrik, als ob die eine weniger musikalisch, als die an-
dere gewesen wäre, und gerade dadurch, dass ilie Dorier
aolisrhe i^Iusik aiinahnieii , würde ja dieser Unterschied
aufgehoben werden, so dass er für die historischen Zei-
ten gar nicht passt. Die ,, geistreiche" Erläuterung jenes
Unterschiedes, dass, wie in Sparta die in allen Z» eigen
des Lebens herrschende Harmonie gew issermassen chorisch
aufgefasst sei, und in der Unterordnung aller einzelnen
Theile unter die Einheit des Ganzen bestehe, so die-
selbe im bootischen Geiste gleichsam der musikalischen
Harmonie, der geschmeidigen, fliessenden Fügsamkeit
und Verschmelzung der verschiedenen Eleiiieiite in ein-
ander gleiche, gesteheu wir nicht zu fassen, oder der
Sache wenig aiigemesseu zu finden. Allerdings ist die
Bemerkung nicht unrichtig, dass die Flöte, welche bei
den Aeolern am frühesten Eingang fand, der antiken
JVlusik zuerst eine gewisse Unabhängigkeit errungen und
sie von dem Joche der Poesie befreit habe ; wollte aber
der Verfasser dieses mit den Ausdrücken „melisch und
musikalisch" bezeichnen, so ist das nicht nur ein 3Iiss-
brauch der Namen, sondern es bezeichnet dann auch das
Wesen der Poesie gar nicht, und gibt ihr gerade einen
der oben gegebenen Erklärung entgegengesetzten Cha-
rakter; ohnehin kann mit jenem VerLältniss am wenig-
sten die lesbisclie L^nk charakterisirt werden. Noch
tadeliiswerther aber ist der Gebrauch, den Hr. Ulr. von
dem Namen ,, Elegie" macht; denn wiewohl er in die-
sem Abschnitt trotz des allgemeinen Gebrauches für alle
ionische Lyrik doch noch keine specielle Anwendung
davon auf eine andere, als die wirklich epische Form
macht, so erklärt er S. llj, man kUiiiie die beiden gros-
sen Hälften <ler lyrischen Poesie, von denen die eine das
innere Leben des Geniüths, ergriffen und gestaltet von
der Ausseiiwelt, die amlere dasselbe, sofern es ans sich
siWbst sich entwickele, darstelle, man könne diese bei-
den Hälften elegische und melische L^rik nennen, wo
also der Verf. nicht nur ilen letzteren Ausdruck anders
versteht, als oben, sondern auch jenen — um uns seiner
eigenen Worte zu bedienen — „in seiner (?) weitesten
Bedeutung nimmt, und darunter nicht nur alle im elegi-
schen Versmasso verfassten Dichtungen, sondern auch
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alle Arten un.l Gatfuiigeii der Lyrik begreift, welche und steten Tliätigkeit narh aussen beruhe, von der dann
einerseits ebenfalls in Rhvllinius und Versinass eine be- behauptet wird, dass ihr unter den niiiglichen Kunstbil-
«timnite, stetige Kinfürniij^keit und (ilei. huiässijkeit be- düngen der lyrischen Poesie am lollkommensten , uud
wahreu, and.rerseits ebenfalls mehr ein dur.h das aus- man könne sagen, einzig und allein AVesen und Form der
sere Lpl.en ergrifrenes und beilegten inneres Leben ans- Elegie entsprochen habe. Der Elegie wird also auch
sprechen, oder den lyrischen Gedanken an einen von weiterhin ausführlicher der Charakter der Aensserlichkeit
aussen gegebenen und' ihn bedingenden Gegenstand an- vinilicirt (was, wie wir schon oben bemerkten, zum Theil
knüpfen" So wird denn nun zu diesem Theil ausser auch Hr. I3ode aufgenommen hat), und dieses AVesen an
der eigentlichen Elegie die „Satire" (iambiache Dicht- dem schon hier zusanimengefassten Entwickelungsgang
gaftunt;) gerechnet, au< h die gnomische Poesie und das derselben nachzmveisen versucht. Dadurch entsteht wip-
Epigramm als besondere Gattungen bezeichnet, von denen der der schon iifters gerügt« Fehler der allzu grossen
das letztere, Anfangs mit der Elegie Eins, sich spater Weitlauftigkeit und der öfteren AViederholung derselben
mehr zur Seite der satirischen Poesie (welche Hr. Llr. Dinge, und es kann gewiss der Kunstform des Werke»
eben den geraden Gegensatz der Elegie genannt, und ebenso, wie der überzeugenden Kraft der Darstellung
daraus die Verschiedenheit der Form deducirt hat) hin- nur schaden, wenn der Verf. nm dieser Anlage willen
geneigt, und zwar im Allgemeinen die elegische Form sich dazu verstehen muss, vorläufig einer allgemeinen
des Distichons oder doch den Hexameter beibehalten, sich Hleinung zu folgen, deren Wahrheit er noch ganz dahin
aber auch zuweilen anderer Versma.-se , besonders des gestellt lasst, wie es S. I():> geschieht. Es scheint fast,
iambiscben Senars iler Satire bedient habe. (Das heisst als hatte der Verf. selbst, als er dieses schrieb, noch
doch zu viel erklaren!) Ausserdem werden nun jener keine eigene feste [Meinung gehabt, und eine solche erst
elegischen Poesie alle ;Mittelgaltungen zwischen Epos unter der weiteren Entw irkelung » ollen entstehen lassen,
and Lyrik angereiht, nanilich die äsopische Fabel, die wie er denn wirklich nachher jene vorlaufige .Meinung
politisch -didaktische Dichtung und andere ähnliche Ar- aufhebt; aber wer nun von vorn herein einer anderen
teil. Abgesehen davon, dass nach dem hier angegebenen Meinung zugethan , oder wer nicht geneigt ist, vorläufig
Princip schwerlich eine übersichtliche Eintheilung ge- etwas auf gut Glück hinzunehmen, was nicht erwiesen
macht »erden kann , was für eine Sprachverwirrung nürde ist: was soll für den die ganze Darstellung? Für die
entstehen, wenn es gestattet sein und Nachahmung finden Geschichte der Elegie hat iliese Behandlungswelse aus-
sollte, so ganz nach AVillkür einen Namen, der seine serdein noch den Nachtheil gehabt, dass man das dazu
bestimmte IJedeutung hat, lu einem anderen, durch das Gehörige an ganz verschiedenen Stellen zusammensuchen
Wort selbst durchaus nicht bezeichneten Sinn zu gebrau- muss. Für den Zweck dieses Abschnittes sind die we-
chen! Wenn aber der Name „mellsche Lyrik" hier mehr, n.gen AVorte, welche S. 111 ff. zum Schluss desselben
als oben, seiner eigentlichen IJed-utung gemäss gebraucht das Ganze zusammenfassen, angemessener, als die vor-
ist, so ist das eigentlich nur Zufall, da der Verf. den- ausgehenden, langen, ermüdenden und zum Theil gar nicht
selben zunächst durch die Bedeutung des AVortes recht- zur Sache gehörenden Erörterungen. AVir können nicht
fertigt, „welches die innere, freie Thätigkeit der Seele, unterlassen, davon einen Satz hervorzuheben, den man
das Ersinnen und Erdenken, das Ersonnene und Erdachte nicht oft genug dem Geschichtschreiber der Poesie ein-
ausdrücke." Daran hat aber wohl nie ein Grieche ge- piagen kann, und den leider Hr. ü. selbst nicht immer
dacht, wenn er eine Gattung seiner Poesie iliirch TU deutlich vor Augen behalten hat. ,, Kunst", heisst e»
uikl] bezeichnete, und wir haben uns wohl zu hüten, S. MI, ,,kann die lyrische Poesie erst heisseu, wenn
in einer Geschichte der griechischen Poesie solche Aus- ihre Gesänge nicht mehr aus dem (iemeingeiste des A'ol-
drörke in einem anilerii, als ihrem mehr auf die Form, kes in der Aufregung des Augenblicks bei dieser oder
als auf das innere Wesen der Dichtgatliiiigen gegründeten jener äusseren Gelegenheit herrorsprudeln , nicht mehr
Sinne zu gebrauchen; selbst das Wort , Lyrik" ist nur im Dienste der Religion, ohne alle Seibstaniligkeit, von
als einmal hergebracht und in Ermangelung eines an- den Gesetzen und Gebrauchen des Cultns gefesselt sind,
dern zulassig. sondern aus dem Bewusstsein künstlerischer Begeisterung
lu der Charakteristik, »eiche der Veif. in der fünf- des EiiiJ.elnen mit Freiheit erzeugt werden. Hierzu kann
lehnten A'orlesung zugleich idu diesen einzelnen Haupt- sie sich daher erst erheben auf jener Höhe der Bildung
gattnngen der lyrischen Kunst gibt, enthält b.sonders im politischen und sittli.hen Leben der Völker, auf wel-
das, was über die durch den Charakter der Dorier be- eher der Geist und Charakter der Nation selbst und in
dingte E.genthümlichkeit ihrer Lyrik gesagt ist (S. Ü"^. ihm die Persönlichkeit des Einzelnen Selbsibewusstsein
bVI.), vieles Treffende; was zur Charakteristik der Aeo- unil bestimmte Individualität erreicht hat. AVenn daher
1er im Wutterlande gesagt ist, geborte eigentlich nicht auch die Dorier (Sparta) zuerst und früher eine schön
hierher, da nicht nach diesen diu Gattung bezeichnet ausgebildete, auf religiöse Formen und nationale Insti-
wird , sondern vorzugsweise nach den Bewohnern von tute gegründete, volkstliümliclie (chorische) Lyrik besas-
Lesbos, deren Charakter vun dem der Böoter wesentlich sen ; so schwangen sich doch zu jener Höhe vollendeter
verschieden ist; noch ausführlicher, als die hier gemach- Individualität des Einzelnen offenbar zuerst unter den
ten Bemerkungen, sind die über die ionische Nationalität, hellenischen Stämmen und Staaten die kleinasiatischen
die in allen ihren einzelnen Aensseriingeii verf.-lgt »ird, lonier hinauf, u. s. w. Hiernach beginnt die Geschichte
um zu dem Resultate zu gelangen, dass sie auf einer der lyrischen Xhvhikunst mit der ionischen Elegie, und
vorherrschenden Aeusserlichkeit, offenen Euipfanglichkeit mau durfte nicht erwarten, kurz daiauf in der sech-
ZeUscIir. f. d. AUcrtliumsw.
02
939 910
irlinini ^'iit Icsiiiig , Hfl(lii> inif einer iiix liii\.ilij.'Pii Enf- Ilr. U. .insser ilcr ifoiist silmn ^rHölinlli li niii^i'iinriiinriirn
»iikrliiiij; iliT HTScIiii'ili'iicii Ivrisrlirii Die li(^;if(iiii','di im ioiiisilicii , ilol'iijclicii , äolisrlicii iinil atlisctii'ii ( ilitlivraiii-
.■\ll;;<iinMiii'ii (liMi tiesunJcren Tlieil , »cIiIiit ilic lOnt» iiko- bi^clion) (i.-vftiin}' norli i-iiioii !loli:<i'ii - ilurisrlipii Stil .111-
luii({ ilcr Ivrisilnii Knust im Einzelnen (laislrllrii soll, rröfl- iiininit, Vvoruiiter er ilas versteh«, was man gi'HitliiilicIi
net — man ilnrfte iiiilit er»» arten, liier » ieder (S. I 'J-I)<ler er- iliiri.si'he Lyrik nennt, indem er daron den /llteren «•lio-
aten, eij^enliirh liisturisi'lien Perioiie ilie alle rliorisi'he Lyrik riscli - ilorisilien Ktil sondert; da/a koiiimt aber norli pin
lun.'lrlist /ii{;e«ieseii , und nur nelien diese das Erliliilien lokrisclier Stil der Ivrisclien Kunst, dessen Annalinie auf
der ele(;is( lien L>rik (festellt zu seilen, norli «eiliger die liesoiidere lokrisrlie Tonart lind den liulim mehrerer
freilich eine solche Herleitlinjr der Elegie ans alten re- lokrisclieii Dichter, die eine eigene Schnle gehildet lialieu
ligiöseii Cies.'lngeii , »oii der sich, »vie »lir iiO( li nachher sollen, ((efjriindet «ird. *) Uas Letztere «»are eine jje-
seheii Herden, Ilr. U. nicht liat losinadipii können. Wir titio |)riiici|iii, »veiin niclit diesen üiclitern eine l)eson<ler«
glauben uns jenen schon oft aus{jes|)rorlieneii (ie.si(hts- Eij^entliniiilichkeit »iiiilicirt werden kann; dem anderen
puiict nicht enlreissen lassen zu dürfen: als Kunst schloss Grund »vird Niemand Beweiskraft beile-jen, da jener ün-
»icli lue L»rik zuerst an ileii Zwei;; iler Poesie an, der terscliied der (lattungeii ilocli nicht bloss auf einer \'er-
bis jetzt allein kiiiisllerisch beliandelt war, das Epos: srhiedenheii der Alusik beruht, und sonst mit deinselbeii
diess jjeschali in der Elej;ie, und »venn Hr. 11. S. 112 Rechte auch ein phrvjfischer und Indischer Stil anjfe-
»agt, dass dieses Anscliliesseii mehr in dein ionischen iiomnien werden nuisste. Was Hr. U. von dem Charakter
Stamnicliarakter , als in einem inneren organischen Zu- «lieser anj^eblichen Dirhtart sagt, dass er in dem küh-
saiumeiiliaiive zwischen dem Eiitw ickclungsgang der epi- iieren Schwünge der Leidenschaft, des Gefühls und der
»dien und lyrisclien Poesie licjje , so ist der innere or- Phantasie bestanden habe, ist reine Hypothese, die sich
gani.'^che Ziisaiiiinenhaii';- nicht »on jener nationalen Eiit- wie<ler nicht auf etwa» lilicr jene Dichter Kekaniites
Wickelung in .St.lmnien aiiszuschli sseii oder ihr entgegen- stützt. Doch spricht Hr. l]. selbst sehr zweifelhaft 1011
zustellen. .41s nun aber einmal bei den loiiierii, anfangs dieser Annahme, und »lill diese Gattung jedenfalls als
i;eH isscrmasseu noch unter dem Schutz des Epos und an eine Unterart der äulischen betrachtet wissen; Hr. B.
dasselbe «ich anlehnend, die geistige Thatigkeit zur dagegen spricht (If, ',>. S. 4fi7ff.) «on der lOxisleiiz die-
küiistlerischen Darstellung des subjrctiven Lebens reif ser Gattung »vie von einer allgeinein anerkannten, ohne
getvorden war, da konnte sie auch zu den Elementen auch nur einen einzigen Grund für <lte Annahme iler-
zurückgreifen, welche schon früher dem subjectiien Be- selben anzugeben; »vas Athen. XV', p. (i(.)7 B. über Ao-
dürfniss, aber ohne künstlerische Gestaltung, gedient hat- V.otv.ai (odal sagt, fJO/yi'/.ai T}]V (fvOlv i>7ia.o-j[(iV<Jai
teu; und so traten, nachdem aus den Epos eine lyrische (cf. Athen. XIV, p. (i39, A.), rechtfertigt sie doch ge-
Kunstfonn sich entwickelt hatte, auch die früheren, vom wiss nicht. — Von <ler Periodeneintheilung des Hrn. U.
Epos unabhängigen Keime der Lyrik henor, um der ist schon ob<n die Rede ge»vespn. Als der Lihalt der
Kunst theilhaftig zu »lerden, aber die Lyrik zugleich ersten, die bis zum Anfang lies siebenten Jahrhunderts
ganz von der engeren Beziehung zum Epos zu befreien. v. Chr. reicht, »vird S. 149 angegeben: Entstehung und
Das ist ein Eiitwickelungsgang , »vie »vir ihn in analoger Bildung des Volkslebens in freieren Staatsverfassungen
Weise nicht nur bei der Entstehung der dratnatischen nach dem Sturze des alten heroischen Königthiiuis: Er-
Poesie, sondern auch bei der künstlerischen Ausbildung stes Aufkeimen der lyrischen Poesie als Kunst — Eiit-
der Prosa annehmen zu müssen glauben. wickeluiig derselben aus der alten nomisrhen Dichfart —
Dass »vir im Bisherigen den Gang des Verf. nicht Blüthe des alten chorisch - dorischen und elegisch - ioiii-
genau haben verfolgen können , sondern auch aus dem sehen .Stils. Hr. ü. beginnt in der siebenzehiiten Vor-
besonderen Tlieil Alehreres über die eigentlich im allge- lesung mit der alten nomischen Poesie, und spricht dar-
meinen behandelten Fragen hcrnbernehmen mussteii, hat über, wie»volil man sehr wenig davon »veiss, sehr viel,
seinen Grund darin, dass der Verf. selbst nicht gehörig nachdem er noch dazu schon oben mehrmals ausführlich
geschieden und namentlich des Allgemeinen zuviel indem davon gehandelt, und sie, was hier »viederholt wird, aU
besonderen Theil vorgebracht hat, wodurch eiiiestheils den llebergang von der halblyrisclien i\aturpoesie zur
Wiederholungen, anderntheils Zerstückelungen nnvermeid- eigentlich lyrischen Kunst bezeichnet halte. Klarheit
lieh geworden sind; zu gleicher Zeit scheinen uns, »venn über die Sache gewinnen »vir aber so wenig, »vie wir
»»ir aufrichtig sein sollen, solche öfters vorkommende sie bei dem Verf. voraussetzen können. Schon S. 42 ist
allgemeine Betrachtungen und Raisonnements nur eine eine Stelle Plutarch's (d. mns. c. H. p. I l.'JJ. B.), »»o
gewiss« Unklarheit über das Einzelne , sei es mit oder der Name vöuoi erklärt wird , auf eine sehr unglück-
ohne Absicht des Verf , zu verhüllen. So hatte doch liehe Weise benutzt worden, indem der Ausdruck oiy.
»chon der ganze erste Theil eine Knt»virkelnng der Lyrik. siijv Tiaoaßrjvat xai^' ty.c.aTOV i'evOfitatiSi'Oi> fidu;
der Griechen im Ganzen und in ihren Hauptmassen eiit- Tljq rdoiujq auf eine gesetzlich bestimmte Form und
halten sollen; dennoch finden wir in der sechzehnten Tendenz bezogen, und in der Note ausdrücklich bemerkt
Vorlesung als Einleitung des besonderen Theils eine ,,Ent-
wickelung unil Gliederung der verschiedenen Dichtgat- ~
tungen und Stile der lyrischen Kunst hn Allgemeinen'^
und erst in der zwanzigsten kommen wir zu der eigeiit- "> ^'"'^ lokriscbc Poesie, als Nebenform des äolischen Stils,
ll^k.n /'. ..I.:..l.4. I . I 1 ■ c- ■ . . iiiiunit auch Passow , Grondziige der giiech. und röni.
JictiPQ Gescilichte der Lyrik im Einzelnen. Aus ieiier 1 . . , v . 1 • 1 . e 0.1 ■ l
, , ir 1 1 ■ »j'"«>:i"i?ii. /»US jeiifi Lilcr.itur- und Ktinstgescbicnte .S. 82 an, woran sich
•ecMzehntcn Vorlesung heben wir noch hervor, dass .ibc.haupt Hi. ü. in mancher Rücksicht anschliosst.
941
Q42
wir«! , idaii sei gewiss in geistiger un<l forinoller Bezie-
hung für Oeliiiiiiig, Spaiiiiniig, il. h. für Form unil Ten-
denz (Sinn, Cliaraliter) zu nehmen, eine lielianplnng,
über die man nirlit genng erstannen kann; «oniit sich
dann ilie Uemerknng leriiinilol, die hier wenigstens bei-
läuKg gerügt »verilcn ninss, dieses Nomische der alteren
LTriU liloilie Charakter der gesamniten lyrischen Kunst
der Griechen , ,,nnd noch Pindar's Siegeshymnen niiissen
sich der oft listigen und zwingenden Theiinng in Stro-
phe, Antistrophe und Epode bequemen", eine Ansicht,
die man in einer Geschichte der {griechischen Poesie nicht
ausge.-prochen finden sollte. Aber auch in dem Abschnitt,
Ton dein nir hier handeln, gebraucht der Verf. den Aus-
druck ,,nnniisch" in einer Weise, die schtterlich j^ebil-
ligt »erden kann, nämlich als ob damit ein eigenthiim-
licher Charakter einer besonderen Dichtgattnng bezeich-
net »lirde, und als ob liberlianpt von noniisclien Gedich-
ten, der Musik gej^ennbiTjjestellt , irgemluo die Rede
wäre. Der Aanie bezeichnet aber, so wenig .*>icheres
«ich auch darüber sagen lässt , überall das Musikalische
im engeren Sinne, sei es nun die Instrunienf.ilmusik,
oder den Gesang, nicht das Poetische, welches überhaupt
dabei das unterjjeordnete Element war, und wie wenig
man den jVonios als eine besondere Form der lyrischen
Poesie betrachten daif, kann der erhaltene Anfangsvers
eines Xomos <les Terpaoilros beweisen, aus einem Hym-
nus in hexauietrisch'r Form (Schneiilew in delect. p. '2.i'7)-
Hr. U. betrachtet zwar auch das Vorherrschen des Alu-
sikalischen a\>i wesenllicli für den Nonios, aber er kann
auch nicht unterlassen, ihn fortwährend als eine Dichtart
cu bezeichnen, und indem er, wie er S. löO seilst aus-
spricht, eine bestimmte, wenn auch nur hypothetische,
Ansicht darüber aufstellen will, damit die organische
Entwickelnng un<l Gliederung der lyrischen Poesie und
ihrer Geschichte nicht gänzlich dem Blick entschwinde,
ist dieser Abschnitt weniger znverb'issij; , als der hierher
gehürigo bei Hrn. 1$. (S. l'JI IF. >. wenn dieser auch nur
angeordnetes Material gibt, die Erscheinungen der ler-
gchiedeiisten Zeiten in einem Abschnitte veitiindet, und
ilberhaiipt seine Art nicht verlrtugnet. Beide Verfasser
haben sich nicht veranlasst gefunden, mit N'tzsch aus
einem auf der Gleichheit des Namens beruhenden Miss-
verstfinilnlss die Angabe ron den durch Terpander in
Musik gesetzten Gesetzen Lyknrg's zu erklären; aber
wahrend Hr. U. S. 34>> sagt, dass dieses vielleicht zu
der Beruhigung der Gemüther gedient habe , welche
Terp. bewirkt haben soll, sind es nach Hrn. B. (II, I.
S. 40) oh/ie Zirei/el die zu den metrischen Gesetzen des
Lykurgos gemachten kitharodischen IMelodien, welche
diese AVirkuiig gehabt haben, und wiewohl er die ^'er-
weihselung der Gesetze mit den Gesangsweisen zugibt,
so soll doch darum die Thatsache, dass die Gesetze ehedem
noinisch gesungen worden seien, nicht an Glaubwürdigkeit
verlieren (S. 205); S. 193 aber wird das eigentliihe Ver-
haltniss des Namens so sehr rerkannt, dass es heisst, die
{gemeinschaftliche Benennung Itabe schon desswegen sehr
nahe gelegen , »eil die benihnitesten hellenischen Gesetz-
geber nicht nur fremde unil einheimische Poesien zu der
ethischen Bildniij; ihrer \'ölkiT benutzt hätten , 50ndern
auch selbst vortreitlichr Dichter genesen waren ! Um
den Nomeo eine bestimmte Stelle in der Entwickelang
der lyrischen Kunst anzuHeiscn, nimmt Hr. U. darin zu-
erst ilen eigentlich melodischen Vortrag an, indem die
ältesten heiligen Lieder mehr episch, d. h. in rhyth-
mischer, mehr declamatnrischer, als musikalischer Weise
(recitatiiisch) vorgetragen wonleii seien (S. lö.')); aber auch
nach der andern Seite hin lässt er dadurch den Lebcrgauj;
vermitteln, und findet darin die ersten Keime zu den spä-
teren vorzüglichsten Bildungen und Formen der lyrischen
Kunst, dergestalt: dass an ilic kitharoilischc;i Nomen die-
melischo Lyrik des alten chorisch - dorischen , wie iles
äolisrhen Stils, an die aulodischen die elegische Lyrik
und der alte ionisch - elegische Stil sich knüpfe. Wir
fürchten, dass mit dieser hypothetischen Grundlage die
gante Darstellung der Eiitw ickelung der lyrischen Poesie
eine falsche Richtung erhalten habe. Genauer müssen
wir die, auch von dein Verf. weitläuftiger ausgeführte
]\ach» eisung des Zusaininenhanges der Aulodie mit der
elegischen Poesie verfolgen , um so mehr , da der
^'erfasser hier weit eher auf scheinbare Gründe sich
stützt, während dort Alles hypothetisch ist. Der Verf.
kommt also hier auf die oben nur vorläufig berührte Ent-
stehung der Elegie zurück. Wir sind nun freilich übel
daran, da der l'erf. durch den oben besprochenen will-
kürlichen Gebrauch des Namens ilas Feld der Unter-
suchung verrückt und unsicher gemacht hat, nnil die
Verwirrung durch Verwechselung ähnlicher Namen bei
den Alten selbst sich noch steigert. Wenn also der Verf.
sa^t, Klage;;isäiige und Freuilenlieder seien die frühe-
sten Formen der elegischen Lyrik gewesen (S. Ui9), und
dann wieder <lie erstereu , welche mit dem Göltercultus
zusaininenhängen sollen, hervorhebt, und die innere Ver-
ivaniltschaft der Flülenmusik damit darznthnn sucht , so
müssen wir uns zwar hier schon über die uaiie Art der
Beweisführung »undern, dass iler ^^erf. von dem weit
reu lieren Gebiete der elegischen Poesie in seinem Sinne
nur den einen Zweig hervorhebt, der ihm für den vor-
ansgestellten Satz passt , ohne zu zeigen, dass, was von
diesem, auch lon den andern gelte; — aber die ganze
Untersuchung berührt uns noch nicht, indem hier von
ilem , was wir mit den Allen Elegie nennen, gar keine
Rede ist. Doch der Verf. sucht das, was er für jene»
bewiesen zu haben glaubt, auch in dieses Gebiet her-
liber/uspielen , und ilazu bedient er sich der Notizen,
dass der Aiilod ülyinpos Dichter elegischer Gesänge ge-
nannt wiril, .^liinnerinos , der Elegiendichter, einen alten
aulodischen Nomos gebraucht, und Kloiias einen aulo-
dischen Nomos 'iKSyol genannt haben soll, fi-rncr de»
Gebrauchs des Namens tKtyu^ für einen zur Flöte ge-
sungenen Threnos, und der angeblich ursprünglichen Be-
zeichnung lies \ ersinasses des Pentameters durch i/.i-
yiiuv; denn es sollen hierin bedeutsame Weisungen lie-
gen, die zunächst auf eine frühzeitige Verbindung lies
elegischen pentamctrischen Uliytlunns mit der threne-
tischen Dichfiing lind der Aulodie hiiileilen sollen. Es
ist nicht die Alisiiht des Lnterzeichiieten , diese ganze
Sache hier noch einmal einer genaueren Erörterung za
unterwerfen, nachdem dieses schon im Jahre 1837 mit
Beziehung anf das vorliegende Werk von ihm in »einer
Dissertation de carininis Graecoruui elegiaci origiue et
G2 *
94.3 94*
nodoii« fpnilii'hpii 18< '^U "ii'iKili) er bishor zwar pn<- «llior ilipscii Gpgi-nsJaml aiir^^i-iuiiiimdi »vordeii , imil die
drpiiüli'lD-ixIi* l(plinii|itiiii|;cii , aller UriiiP auf iÜp Sache Vcrliiiiiliinjr ilicsi-r KIciiii'iitc i'ilici iichiiicn bereit» illi|; die
»pIIi«« eiu^'i-lteiiile W'iilerlejjuii); •Tclfseii hat. üoili glau- Partikriii „aber, iiiiii, also, jcdoeli , iii(le8§", die hier
brii »ir Kirii;:en aiieh hii'r um des Ziis.iiiiiiieiili.iiii;e,s »il- rrichlii'h oliiie Riieksirlit auf ilire liedeutuu^ auKgrsebiit-
leu herviirlirbeii /U iiii'issru. Ilr. IL ui.ieht auf die Ziveifel tot .sind. Kiiii(;e Proben aus die.seiii Ab^^thiiilt ui()|;eii
auriuerks.iiM , »eiche geilen .•ieiiip Ansicht erhoben »»erden geiiiigeii. Zur Widerli'j^iiiii,' der .'\bleituii;; »oii h l.iytiv
k.öiiiit'11, und hiiilet mit Recht den zu lii...endeii Knuten in ttird S. t'i3 )!<"'''?(: „/.»eiteiis ».'Ire Ktyili auch in die-
der Fraj;e, ob die alten .luhidisch tlirenetisclieii (iesange, ücr Ziisjinnieiiset7,uii<; ebenso s|)rach» idrig, ab iu i/^iyoC,
welche »ir mit dem Namen l/jydl bezeiciiiiet fiiiilen , einer iiiierhorten s3nko|iirteii Form statt tJllAeyui; »uii
iu Form und Char.ikter dasselbe «areii, »as späterhin tniKl-yui (»oion jedoch die Ilelleiien schon iUlikoyo^
£let;ie hiess (S. l"'.l); aber der einzige, eiiiigermasseii besitLeii) gebildet, »ie tySkoyOi , ty.Kuytiov, ixKnyij ,
haltbare Grund filr die Uejahuiij; dieser Frage ist der t/.tnyiay und nicht nur alle aus Präpnsitidiien , sunderii
gleichbedeutend« Gebrauch der Worte i'ktyol und LH- auch aus Adjectiven, Substantiven u. s. »v. und kkyui
yeia in einigen Jitell le.s Pausaiiias , Pliitarrh und Sui- zusammengesetzten Adjeclice und Substantive, als i7,/.oyoC,
das, und »eiin »vir darin einen lAlissbranch erkennen, so JlpuKoyui, lyvKIoyui, i'.iiqu'Aoyoi;, dl ühoyoi ». s. »."■
werden »ir durch Hrn. V. selbst bestärkt, der nur für Wir iniissen dahin gestellt sein lassen, ob nicht ein Tliuil
<lie klagende Elegrie seit lUimni'riiiiis den Zns.iiiiinenhaii;; dieses Lnsinns dem Setzer zur Last fallen mag. S. [ \Hi
uiit aulodischen Nomen »ahrscheinlich machen kann, nicht lesen wir, tltyuc, stehe fiir jedes Lied, »ufiir sich auf
aber für die allere kriegerische des Kalliiios und Tyriaos. A|iulloiiidas iu der Aiitholoirie beruren wird, der von
Wir glauben forlwahreiul ()lvni|)(is iiiiil ähnliche Auloden iAao(i/\ ekiyu/f; spricht, »voraus man aber bisher nur
aus einer Geschichte der Elegie entfernen zu müssen, zu scbliessen »vagte , dass er i-Atyut für tkiyitu ge-
die erst mit dem Gebrauch de» Versinasses , »elches die brauche, S. l.'S: ,,Klefi;os halte also in Attika eine be-
Alten mit iktytiov bezeichnen, beginnt, und dieses stimmte Beziehung auf Grabschrifleii und Todlenklai^en
Versuiass können »vir aus schon öfters angeführten Grün- ge»oiineii, und diese Geltung des Wortes war im Laufe
den nicht in eine frühere, als die der künstlerischen Lrrik der Zeit so vorherrschend geitorilen, dass die spateren
»etzen , und nicht aus Ivdischen Flöteii»eisen , son- Grammatiker neben ihr keine andere kannten, oder aner-
ilerii nur aus dem Hexameter herleiten. Denn »enn kennen »olllcn." Liimiltelbar darauf »vird diese Uedeu-
Ur. V. (S. lcS4) es für durchaus sinnlos iinil unerklärlich tung, ilie doch das Wort in Attika ge»vunnen haben soll.
Lall, dass mau jenes Versuiass mit einem von liA.iyo^ die urspiüngliche genannt. S. I3-': »t^uf alle Falle ist
abgeleiteten ^Vorte benannt halte, »eiiii nicht die alte das Wort (Elegos nämlich) aller, als die metrische Form,
Bulodische Hlelodie, »elclin diesen JVamcii führte, eine welche es ^eHöhnlich bezeichnet." Dagegen .S. I2l
gewisse Aehnlichkeit mit dem Versmasse der Distichen richtig: ,,So»ie nun aber hkiyo^ nicht die Form, son-
gehabl hätte, so sehen »ir nicht eiu , »as daran Sinn- dern den lahalt bezeichnet." S. 134: ,,Der Ursprung
loses ist, wenn »ir diesen Gebrauch von der Verbindung und <lie Ent»vickeluiig der iksyoi ist also geradezu ei-
dieses Versinasses, sei es mit jenen aulodisrlien Nomen nerlei mit der Geschichte der l^keyeia, welche mit der
oder überhaupt mit threnetischen Gesängen, die alier Erfindung des Pentameters beginnt. Elegos ist aber ge-
»eder für jem-s die Nolliwendigkeit iinil Ursprünglichkeit wiss älter, als dieser Vers." Das ist denn doch ein of-
des threnetischen Inhalts, noch für diese die einer ahn- fenbarer Widerspruch. Doch genug hiervon,
liehen Form beweist, herleiten. Dass bei Hrn. 15. sich AVas den zweiten ,,lvallinos und seine Zeit" über-
auch die Annahme des threnetischen Inhalts der Elegie schriebenen Abschnitt der Geschichte der ionischen L\rik
als des ursprünglichsten findet, kann unser llrtheil ge- bei Hrn. U. bctrilft, so hat Ref schon an einem andern
wiss nicht besliminen, zumal da dieser erste Absiliiiitt Orte erklärt, dass derselbe hier Anfangs auf einem Wege
der Geschichte der Elegie, der von dem Ursprung und ist, der ihn nolhweiiiiig zu demselben Resultat hätte
Wesen der Elegie handeln soll (S. 119 — l4i) von Hrn. führen müssen, zu tvelchem der L'nterz. gekoinmeii ist,
B. mit gewohnter Geilaiikenlosigkeit zusammengeschrieben dass näinlich Ivallinos noch um Ol. 31)- gelebt habe,
ist. Von der Uuorilnung in der Darstellung, die für also wahrscheinlich jü/ige/'e/' Zeitgenosse des Archilochos
den, »elcher die Sache nicht ohnehin kennt, ganz un- gewesen sei „ — »enn er sich nicht selbst dagegen, man
verständlich ist, kann man sich keine Vorstellung machen, möchte fast sagen absichtlich , verbleiulet und durch <lie
ohne selbst zu lesen, und »vir »vollen uns nicht vergeh- unbegreiflichste Cunfiisiun lind IncuiiST-quenz den bclrcte-
lich beinülipu , sie zu schildern. Ausserordentlicli viel nen Weg verlassen hatte. Denn nachdem er ilie aiigeh-
iu eine Geschichte der Poesie, die doch nicht eine Sanim- liehen früheren Einfalle der Ivimmerier in Asien besei-
lung von Aliinographien sein soll, nicht Gehöriges, L'ii- tigt und ausdrücklich gesagt hat, Rallinos könne unter
verdautes und Ualbverdautes ist aus den I\Ionographien den heranrückenden Ivimmeriern, von denen er spricht, nur
den Einfall unter Ardjs Regierung meinen ( S. IÖ3),
~ welche er S. I5ü von ()77 — (i2S v. Chr. dauern lasst,
•; Diese Ablicinilliins; ist von Neuem im J. 1841 bei Elwcrl g„ |,eisst es S. 153, dass sie Sardes unter Ardvs Regie-
iu Marbmg erscbienen, mit einigen ZusaUen ver.iiei.rt, ^^^ ^^J^ ^ Chr.) überfallen hatten, und "zwar von
wciclie , wie U1S Uatuiii der Vurrede zeigt, vor Bachs , . , ^ i .. m , n ^ >■ ■
T , 11 I I II. II den Sitzen an der Süi küste des rontos aus, die sie, wie
Toi seschiieben und auch gedruckt waren, was ich bicr ^^....n. ■>>• •■<-■ o<i<in..i. i.. ...... , », •
auslnicKlicb bemerken zu müssen glaube, um etwaigen »•"'" S. l.')l lesen, unter der Regierung des Medert önigs
Missdeutungeu zu begegnen lv.^axaies, gleich nach der Schlacht bei Eklipsa (U^ä
945 946
». Chr.), eiii|;oiioiiiDien liaUrn. Sollle man nirlit ^laulpii, aufiiiorksam (jcmarlit , iiml diisolbp Atsirlif liaKc jik h
«lass Hr. B. seine Leser zum Dess<en habe? Aber noch schon l.'iiigitt Srali[;er zum Kusi-Iiiiis aiisjespro« den. \Vir
nicht gennjf «los llnsinns und iler Willersprüche. S. 155 niiissen »einsehen, ilass diese l)iiij;e eine (iiibef.in^jfnere
«ird das Uiigliiek der .^la(;nesier , d. i. die Zerstörung Würdigung finden ni(>;;en , als bisher, niiil lief, ist gern
der Stadt durch die Trerer und Lvkier, etwa 7'■l^^ 'or bereit, seine liebanjilung /.uiiUkzuiuhimMi , sobald eine
Chr. gesetzt, und da Kallinos diese Stadt noch als blü- auf ernstiiclieni Kiiigihen in die .Sarlie biruhende \Vider-
liend er«.'lhnt haben soll, so iiird (S. I.')7) als seine legnng derselben auftreten »ird.
Ulüthezeit etwa 7,jl) f. Chr. angenoniinen. Dabei vergass Im dritten Abschnitt spruht Ilr. 15. lon den Kunst-
Hr. B. , dass nach Kaliisllienes eben jene von Kallinos epoclien der Elegie im All;;eiiieinen, niiil bringt da noch
erwähnten Trerer, ein Zweig der Kiinnierier, Sardes Manches vor, «as eigentlich der Geschichte der Lvrik
eroberten — dass sie IMagnesia zerstiirt hütlen, sagt kein hatte vorausgeschickt »erden sollen, nämlich liber die
Zeugniss, sondern das ist blosse Hypothese; — doch nein, «-erschiedenen Stile der llellenisrhen l.vrik liberhaupt ;
er vei'gass es nicht, denn nicht nur S. 154 sagt er noch, doch ist in diesem Abschnitte einmal wieder Alles au»
dass jene Angabc des Kallisthenes sich anf die bei Hero- Clr. entlehnt. Darauf folgt ein Abschnitt über den A'or-
dot erzahlte Eroberung beziehe, sondern anrli S. l,")? trag der Elegie, der mit ilein .Salze beginnt: „Die hel-
Lezieht er selbst das lleniisticliion des Kallinos l'^itjoeci lenische Elegie ist «ohi nie anders, als zur Fliite ge-
ävÖQUC, dyoiv auf den in den Anfang der Regierung sun^ren wordi-n." Damit ist denn gleich von vorn lierein
des Ardvs trefl'endeii Einfall dei Kiinmerier. Man konnte eine Sache abgemacht, die unserer llel)erzeugniig nach
nun wohl sagen, dass ilio Trerer sich von 7'J(i — li78 grossen Beilenkliclikeiten unterliegt, und fiir die wir norli
in Asien herunigetriebeii hatteti ; dann innsste man sie diirchans keinen striiigenten Beweis eriialten haben. Es
aber wieder ganz von den Kinimeriern trennen, welche kehrt auch liier die Voraussetzung wieder, ilas» da» ele-
erst um 678 (oder liJöf) auf der Flucht vor den Skv- gische Disticlion ursprünglich für Trauergesänge gedient
then nach Asien gekommen sein sollen; ferner gründet habe, für die allerdings die Flriteninusik am gel.rauch-
sich ilie Behauptung, dass die Trerer schon 72(i iWag- liebsten war; aber diese Voraussetzung halten wir nicht
Iiesia zersliirt hatten, auf gar nichts, und endlich ist es fiir richtig, aus Gründen, die hier nicht noch einmal
j;anz unmöglich, dass der Einfall der Iviminerier in Asien, auseinandergesetzt werden sollen. Es ist aber auch ver-
»on dem lleroilot spricht, vor Ol. .i(i. (etwa 635 »'. Chr.) geblich, über diese Sache zu streiten, wenn man uns
{fesetzt werden kann, imleni die Skvlhen, welche die immer wieder tlen mvlliischen Anloden Olvnipos als Ele-
Kimnierier verfolgten, den Kyaxares bei der Belagerung giendichter vorführt. — Wie so oft nur eine zufallige
von INinos trafen, dieser aber erst Ol. 36, 3. anf den Erwähnung die Anordnung ihr ftlaterien bei Hrn. B.
Thron gelangte. Soll nun kallinos diese Ereignisse er- bedingt, so schliessen sich nun auch hieran im fünften
«ahnt haben, so kann seine Biüthezeit nicht nin 730 Abschnitt Grundzüge der IMelopöie oder des Tonsalzes,
fallen. Hierauf gestützt, hat Ref. in seiner Abhandlung und dann im sechsten eine Behandlung der kitharodischcn
<lo carminis Grace. eleg. origitie den Kallinos für jünger, und aulodischen Nomen. Jene gehörte oflenbar nicht
als Archilochos, erklären zu uiüssen geglaubt, und er hierher, sonilern eiif>ieiler in eine Einleitung, wo auch
kann auch von dieser Ansicht nicht abgehen, so lange Hr. ü. bei Belrai liinng iles Wesens der griechischen
sie nicht förmlich widerlegt wird; diess geschieht aber Lyrik davon gehandelt hat (S. 'J.j ff.), oder in einen he-
llicht dadurch, wenn man, wie Bach, der allein sich s leren Excurs, und Hr. B. sdieint dieses selbst ge-
üllentlich dagegen ausgesprochen hat, sagt, so niüchfe fühlt zu haben, indem er auf dem Titel diesiu Abschnitt,
auch die eine Partei unter den Alten geschlossen haben, sowie den über die Cultus - und Volkslieder, besonders
ohne doch ihre Gegner zu überzeugen. Wenn das wirk- heraushebt. Was ilie Saclie selbst bctrilft , sj wird man
lieh der Fall ist, dann können wir gerade nicht auf aus Hrn. B.'s Darstellung schwerlich eine befriedigende
Seiten dieser Gegner treten, die ohnehin keine Gründe Einsicht erlangen, was schon darum nicht möglich ist,
von schlagendem (iewicht vorgebracht zu haben scheinen, «eil Hr. B. niemals, nachdem er selbst über eine Sache
wie man aus dein sieht, was Strabo anführt; übrigens sich klar geworden, aus der gewonnenen Cebersicht eine
könnten wir das Barhische Argument mit gleichem Recht eigene Darstellung gibt, sondern wahrend des Schreiben»
auch für die, welche ein höheres Alter des Archilochos unmittelbar aus seinen Quellen, und zwar bald aus die-
behaupteten, in Aiisprucli nehmen; denn auch sie wurden ser, bald aus jener schöpft, bei welchem Verfahren,
nicht durch ihre («egner überzeugt, und wir haben doch sowie es duriliaus nicht das Verständniss der Sache bei
keinen Grund , ihnen geringeren Scharfsinn und geringere dem Schreibenden mit Notliw endigkeit voraussetzen lasst,
Kenutniss ziiziisi hreiben , als ihren Gegnern. Ohnehin auch keine deutliche \orslelluiig in dem Leser erzielt
entbehrt Bach's Zeitbestimmung für Kallinos, der auch werdeu kann. Damit hangt zusammen, dass an eine
Hr. II. in der zwanzigsten Vorlesung folgt, jedes Fun- systematische Ordnung der Darstellung nicht zu denken
damentes; denn iler angebliche Einfall der Kiminerier ist, so dass liiernach schwerlich irgend Jemand von der
in Asieu, um den Anfang der Olympiaden, für den man fllusik der Griechen sich einen Begrifi machen könnte,
«ich auf Orosius stützt, beruht oflenbar auf einem Feh- Die Benutzung der Uuellen ist die gewohnliche; so sind
Icr in der Zahl bei Orosius, wo er nicht 30 Jahre, son- z. B. S. 1 7'J f. mit geringen Veränderungen aus Ulriri
dern 300 Jahre vor Erb. Roms gesetzt werden niuss, wie (S. 31 fl.) abgeschrielien. Die von ihm selbst angebrach-
eine Vergleichung mit Eusebius auf's deutlichste beweist. ten Verbindungen solcher Satze heben bisweilen allen
Auch darauf haben wir lu der angeführten Abhandlung Sinn auf; so z. B. wenn es S. ISO heisst: ,,Die uieusch
9+7 94S
lirlio Stimim' li.it hier lii"k.iMii(Ii( li niirli »Ipili-r cino j.i nirlit allpiii iiarli Zlifri1li>;i>n , äiissprn Brarhriiiun^en
i;rli.<siTp Kraft. nl-> ili<- ii.'irli.iliiiiciiiloti Lniiti' ir>,'iMiil i-iiicH iiiid Kpiliiii^iiii^fpn , sonili-rfi »eit inclir ii.n h iiiiicrii, iiiitli-
TiiiKfii};.« »hm- Uc^iliMtiiMs; iiiii (irsaiij; iiiiil Poi'Sh- , ixler » i.iuljjfcii OVst-tzdi so iiixl iiirlit aiiiliT» fortsclirritet."
(iliiif ilii* Diirc liriiliriiiit; iiic-lir<T<T Stiiiiinrii in li.iriiionj- Wimiii nur nicht <li<> Kr,'>('liriiiiiii<;pn von ilcr Art sinil,
»iliiT ArrorilfiilcP. Uci der lontaltoiKlcn Griiiidaiisirlit «hi'is iiacli ilinpii erst der alljfpnHMni- Knt» irkrliin^sgang
• liT |ilasti$('lii>n Kraft Am Rlivtliinns nius.sti< dalier •li« lirstinuiit uprilrn inuss! und ilas niticlite Lpi iler frat;-
// osse Icistriimentahnu.sik nur als «'ine s<liu,'irhprc , «las liilicn Jiariie iliT Fall sein. Drnn ilass auch «ir <lpn
(iiMMiillisIclicn »ti-iiigcr aiisproiliriKlc IMachaliniiicitf des /listnriscli /estgestelllen Kiit« Ickeluiissgaiijj als ein Hanpt-
(•i'san^es ersi hcMMeii." Iliernaili sollte man denken, in I. riteiilim l)ei der (jestaltunj; eines so li'irkenhaften iMa-
der Insirnnieiitalniiisik lierrsilie kein Rlivllinius , sondern ti-rials lielra( liten , hal>ent »ir (fleiili im Einjjanji; dieser
nur in der niensililirlien Stimme; das hat aber llr. ü. Ilerensiun erklart. Iniviefern Hrn. 15. 'e Manier sich hier
nu'ht [.'esagt , aus ilem <licse .Siitze oiler ilie >Vorfe «le- .'iussert, Herden »ir iiarliher seilen. Hr. U. aUi>, der
ni^>Ieiis mr ll.'iH'te entlehnt sinil (S. Sl), alier ni< ht in in der aelitji'hnten Wirlesuii}; nftehst dem allgemeinen
dieser VerliindiinjJ. üehrij^eiis ist aneli die Darstellnii);, historisrhen Charakter der ersten Periode den alten < ho-
»elrhe Hr. IJ. loii diesem Gei;eiistand giht, eine hlosse nsrli - ilorisrheii Stil in seiner volkslliiiinluhen Uildun);
Zusammenstellunj^ ohne das Bestrehen, die Sache klar und Bedeuliin^^ schildern »ill, und dabei nach sehr nei-
zu machen; eine solche ktinnte alier ebenso gut ganz teni Ausholen (über ilen politischen Zustand der helle-
entbehrt »erden; soll der Z» eck erreicht «erden, so darf nischen Staaten in der angenommenen Periode, insbe-
nian nicht einmal die rtlangel unserer Kenntniss der Sache sondere über die üorier und 7Har in specie auf Kreta)
verbergen. hauptsächlich von Thaletas handelt , entsiheidct sich nn-
Wir kiinnen unmöglich die ganze Geschichte der Lv- »'"'" <l<"" «-crschiedenen Angaben der Allen über die Le-
nk in allen ihren Einzelheiten n^ch der Darstellung uii- '""nszeit dieses Mannes für diejenige, welche ihn vor
serer Verf. hier iluichn-ehen; wir übergehen also den Archilnchos set/.t, I »enn er auch nicht darauf be-
siel.euten Abschnitt, welcher eine Uebersiclit der Klegi- s<phi , ihn zu einem Zeitgenossen Ljkurgs zu machen,
ker seit Archilochos bis auf die Grenze, »eiche Hr. B. *"' glaubt er doch, nin den Anfang des 8- oder gegen
»ich gesetzt hat, gibt, ganzlich, zumal da in diesen Diu- ^ndc des 9. Jahrhunderts die Neuerungen in der Musik ■
gen, in »eichen grossere Schwierigkeiten nicht vorkom- setzen zu müssen, welche sein Name bezeichnet, d. h. ■
nien, Hr. 13 keinen andern Tadel auf sich gezogen hat, insbesondej-e die Vervollkommnung und mehr lyrische (?)
als einen solchen , der ül erhaupt sein ganzes Verfahren Gestaltung der alten Apollinischen Cultiispoesie und dei
null seine Methode trifft, so dass triviale Bemerkungen, dorischen Chorgesangs mit Hülfe der FUHenmusik, und
schleppende Darstellung und die unpassende Kinschiebung l"»''' "'"fhteu denn auch diese Neuerungen in Sparta eine
der übersetzten Fragmente auch hier oft genug unange- heimische Statte gefunilen, und das »eitere Lindringen
nehm auffallen *). Wir können aber auch der Entuicke- <l<"f •'"'"<«' 'orbereitet haben. Dagegen nimmt er als Blüthe-
lung der lyrischen Poesie in ihren Hauptmassen nicht ""it des Terpaiider etwa <>SU <■• Chr. (Ol. 'ih) an, indem
weiter nachgehen, ohne gesehen zu haben, in welchem ^' 'l'" fiir jünger, als Thaletas und Archilochos hält, und
Verhaltniss zu einander die drei wichtigsten Namen in bestimmt sein Verhaltniss zu jenem so (S. JJÖ): „Nach-
der Ent»ickelungsgeschichte derselben bei unsern Verff. «''■"1 Thaletas mit Hülfe der Flöte und Flötcnmusik die
erscheinen: Archilochos, Terpaiider und Thaletas, und ef*«* "^a''" gehrochen zu einer freieren, beweglicheren,
«ir können diesen Gegenstand mit um so grösserem Rechte lyrischeren Bildung der spartanisch-dorischen Musik und
hervorheben, als es für die Verfalirungsweise beider ei «''■s alt^n Chorgesangs, war es Terpander, der durch
nen interessanten Beleg gibt; für Hrn. Ulr. , insofern es »eine Neuerungen darnach auch die Kitharodie insbe-
ihm darum zu thun ist, einen Knt» ickelungsgang nach- sondere vervollkommnete, und jene mehr lyrische Bil-
zuweisen, wobei er seinem Raisonnement eine grossere düng, die bis dahin nur der Flötenmusik oder der mit
AVichtigkeit, als historischen Notizen glaubt zuschreiben ''<''■ F''*'" 'ereinigten Kitharodie eigen gewesen war,
•/u dürfen; denn wir lesen S. 215 den be.lenklichen Grund- letzterer selbst mitlheilte." Durch Verbindung der Ele-
satz: „Ueberhaupt aber kann bei der allgemeinen ün- "ie"te und Formen althellenischer and asiatischer Kunst-
sicherheit der Daten in der Geschichte der hellenischen hildung sei er zum Gründer eines neuen Lehensalters
Lvrik und bei widersprechenden Berichten der Allen im f""" «'''' Kitharodie und, wegen des üebergewichts der
einzelnen Falle das einzelne Zeugniss dieses oder jenes letzteren ütier die Flötenmiisik bis in das fünfte Jahrh.,
Schrifisfellers weniger entscheiden, als der allgemeine f"' •''" hellenische Musik überhaupt geworden (S. 34l').
historische Zusammenhang, die genetische Ent»ickelung D'<" Neuerun::, «eiche er nach Plularrh in der Rhyth-
un<l der Bildungsgang der Kunst und ihres Lebens, iler uiopöie eingeführt haben soll, lindet Hr. U. in der Bil-
dung der einzelnen Strophe, »ie sie spater die äolischen
Sanger meist ange» endet hatten, nur <lass diese anfäng-
*) D ISS nenlicli in einer Anzeige des letzten ßjndcs «llpsfs lieh rein musikalisch gcMesen sei, also selbst das epi-
Ucrkes in r.ersdijif's Kepettorinm noch iinnier ,,die (Iriinil- sehe ftletrum in dem Gedicht voraussetzen lasse. Ter-
licl.kcil nml ^utzlKl,kolt des in angcmessrnstev Konii Vor- „ander'» Einfluss hätte also die strophische Form hervor-
«jelr. Irenen" an diesem Hiicb :ieiiihiiit , nnd von ,,lnsi- r , , . i -i i . i i u .k
,,. . „ ,, i,„ . „ 1 1, 1 1 , ■ jrerulen, nachi eni von Archilochos metrischen und rhytn-
nnationcn", ilie yi'gen üassellie vor!;el)rncnt seien, ge- ^ . ■^
sprocben ist, kann uns in unserem L'rtiicile durchaus mischen Erhndungen der erste Anstoss dazu ausgegangen
nicM irre lu.icln n. (S. 349). Archilochos soll, ebenso wie Thaletas, au»
949 900
ileni inlislkalisrheii Furniriirficlitliuiii tliT .Aiili~tik ilrs (S. ',): ,,<)lj;lcicli » ir voi, der Fnrm srii.cr (tlcs Tliali-tas)
OlMnjio^ (Hill sriiirr .Scliiilr üriiii- lv^i^<l lii'ii E]rfiij(luiijjrii PkcsIimi g:ir iiirlilN liiNliiiiintcs hIsicii, üo ist rü ilucli
(;rs('li(i()ft , und di'il iiiiisiL.iliiii licii Vortrag di'r (ii'dirlilr ti alirsrlifiiilii li , das« «-r »u h niclit iiiclir aUNärllli)'fiüli<'li
liiul die iiiUKikallschp lje^li-iluii|i tiTiollkoiiiiiiiirt liatii-ii ili's IiitoIscIii'u \'i'rNi-8 Ix'dii'iite , soiiilerii t ieliiiflir , uip
(S. 'J I 7 , 27()). — SfliPii Mir nun, vhe »vir zur Priifunj; Terpaiidros und Alkuiau , dt-ren Tlifld gkfit t;i>»iss noch
dieser Ariüiflifcn i'ihrr^chi-n , »ie llr B. ilie aufjjisti-llte eine Zi-it lang mit der seiiiij;eii zusaiiiuientirl, sriiiin den
Frage lieantMurtet. Sclion in licr der ziisauiuienliän- Ueliergang zu der Ivri.srlirn Stro|ilii'nliildung p^pfundeu
gend'ii (j'escliiclite i\er Lyrik vorausgpscllirliten (je- und kunst< ollere \'ersuiissi' anzuu enden gelernt hatte. *■
«chi<lite des P«an hai er Vieles über die allgemeine IMau vergleiche damit, »as in lier angeführten Stelle aus
Bedeutung jener .M.'inner gesagt, »as au diese Stelle dem ersten lianile S. 41 gesagt ist. Terpandros un<l
iiirht gehürti', und namentlicli lilier das V'erliältniss der- Alkmaii Herden fast als gleichzeitig tietrarhtet , nur dass
• ellien zu einiiider S. {-^ sieh sii geäussert: ,,Oeii Anfang jener aller sein soll; wenn nun aber Terjianilros uui (jJö
des neuen iNrisrhen Lebens in Hellas bezeichnen, au>ser (Th. I , S. .5^) oder ()'{) (I, S. ())), Alkinau in ilpii
dem schon genannten kretischen TJiitletun, noch die be- letzten Kegierungsjahren des Königs Ardjs, der (i;;;! starb,
rühmten Manien lies Archiloclios und Terpandios , die blühte (2, S. 15), oder gar erst Ol. 4'J z^ (iI2 •■. Chr.
»ir nach Allem, was wir von der lyrischeii Regsamkeit ( .' , S. 371), so mochte mau doch weder jenes zugeben,
und geistigen Rirhtiing der damaligen Uebergaiigsperiode iiin h mit grosser Sicherheit behaupten küniien, dass Alk-
wisseii, für Zeitgeiiosseii halten müssen, so <lass Thalefas inan's Thatigkeit noch mit der des Thaletas, der um '/'JO
der altere (um 7^(J >. t"hr.), Archiloclios der zweite blühen sollte, zusammengefallen sei. Aber wer will daran
(um 70(l) und Terpandros der jüngere (um t)75) war. haften? Jene Schwierigkeit »lird S. 370 K*'^"''"''') "" '"'♦
Dazu knininl noch, da^s ihre gleichzeitige, oder unmit- der Parisclien Chronik die erste Katastasis der spartaui-
telbar auf einander folgende poetische Thätigkeit der scheu IMusik Ol. 34 oder (i44 gesetzt wird, diese Th. 1,
dreifachen lyrischen lliilitnng der Hellenen, der dori- S. li , wo es bei Erwähnung Aikman's heisst : um (j(>S
sehen, der ionischen, und der äolischen , angehört' Die v. Chr. Welche Angaben sind nun die authentischen?
Richtigkeit der lit/tereii Ansicht, die sich scheinbar ein- Da die zweite Katastasis der ersten nicht rorausgeheii
pfehli-ii koiinie, uollen »ir «orh'tiifig dahingestellt sein kann, so nu'isste , wenn diese (t44 fallt, die wichtigste
lassen, zumal da sie sich mit der Beantwortung iler tiaupt- Thatigkeit des Thaletas, dem Hr. B. selbst jene zuge-
frage loii selbst erledigen wird, und da Hr. B. selbst schrieben hat, nach diesem Zeitpnnrt fallen, — und doch
Th. '2, S. .^()4 sagt, Terp. gehöre nicht zu den Dich- blühte er nach Hrn. B. schon SU Jahre früher. Aber
tern des äolischen Stils im engereu Sinne, und seine wir haben uns noch über andere Dinge zu cerwundern.
Wirksamkeit sei lorzugsweise auf Sparta und dorische ,, Archilurhos war es", lesen wir Tli 1, S. oWf, „der
Wetlkäiiipfe gerichtet. Wir yvollen also Hrn. B.'s Hei- die lyrische Poesie überhaupt aus den Banden des Hexa-
fere Beleuchtung dieses fiegenstandes verfolgen. S. 41 ineters löste, . . . und der die Erweiterung und V'crbi s-
heisst es, nicht ganz ejnstiminig mit dem Oliigen , Ter- seriing des niusikalischeu Systems durch 'J'erpandros auf
pandros habe ilem dorischen Stile der Ljrik naher ge- die [iliythuiik und IMetnk übertrug." Dagegen stellt,
standen, als dein äolischen; ferner, die dorische Stro- melir im Einklang mit dem oben angegebenen chronu-
phenbildung scheine ihm noch ein Geheimiiiss gewesen logischen V'erhalliiiss , aber in ilirectem Widerspruch mit
zu sein, und die ersten Versuche darin waren überhaupt dieser Stelle, Th. ^5 S. 3(i4: ,, Terpandros Einlluss aus-
erst nach der von ihm herrührenden Erfindung des Hep- serte sich ebenso durchgreifend auf die Epik, als auf
tachords möglich gewesen. S. 43 wird erwähnt, dass die Lyrik, in »eldier er den Archiloclios zum hochge-
Tlialetas die zweite Katastasis in der s|iartaiiischeu Ton- feierten Vorganger hatte." In iler oben angeführten Stelle
kunst begründet habe, in welches Verhaltniss er aber aus Th. 2, S. ü wird auch Tyrtäos, wenn wir ,, sodann"
dadurch zu Terpandros, dem Begiünder der ersten, von der Aufeinanderfolge in i]er Zeit verstehen, für jün-
trilt, nicht weiter berücksichtigt. Aber im zweiten Tlieil ffer, als Terpandros und Thaletas erklärt, wahrend ihn
der Geschichte der Lyrik hat sich plötzliih Alles anders der Verf. sonst immer vor Terpandros setzt. In dem
gestallet; dem dort müssen « ir gli-ich S. i lesen: ,,üie letzteren Fall wissen »vir nicht, wie er sich zu Thaletas
erste durchgreifende Anregung ging, wie wir sahen, verhält in Beziehung auf das Flütenspiel, das beiden zu-
roii Lesbos aus, iniiem Terpandros die Spartaner zuerst geschrieben wird. Aber der IVluth entsinkt uns, in die
uiit dem Heptacliorde und den lyilisclien Weisen der Ton- Ansichten des Hrn. B. Licht zu bringen; denn auch hier
kunst bekannt mai hie. Huld darauf führte Thalet.K herrscht Widerspruch; was nach 2, S. l(i Tvrtaos ein-
[der nach der früheren Angabe ön Jahre altt-r war, als geführt haben soll, dass Flöten die Spartaner in den
jener] den von Plirygien aus nach Kreta verpflanzten Stil Kampf begleiteten, soll nach 1 , S. 24 schon zu Lykur-
<ler lyrischen Kunst in Sparta ein, und wurde von den gos Zeit stattgefunden haben. — Bleibt uns bei einem
IVlusikern und Dichtern der nächsten Generationen ein- solchen Schriftsteller etwas Anderes übrig, als anzuneh-
stinimig als Begründer einer neuen Epoche der lyrischen men, dass er in einem Zustande ron Betvusstlosigkcit
Poesie betrachtet. Auf die .Anordnung und Einübung der schreibe, oder seine Leser zum Bessten habe?
Chöre, sowie auch auf die ganze musische Erziehung der lim nun zu einer Beurtheilung des Gegenstandes selbst
Spartaner wird sodann dem Tyrtäos ebenfalls ein cnt- überzugehen , so glauben »ir, dass auf Hrn. U.'s .An-
sehiedener Einfluss zuerkannt." Glicht klar ist, welches sieht, mit iler «ir bei Hrn. B. eine entgegengesetzte in be-
Verhältniss bei folgendem Satz zu Grunde liegen soll ständigem Kampfe sehen, die Auctorität O. Müller's be.
951
952
H,.i„lrr> .insr.M.irLt li.it, .Icr cli-i.i.MiiK.>n N-nlii ith<Pii 'I-t
\ll,.n (l.n Voraus; «.-«l. , ».-Irin- ilic TliStink. it .los Trr-
,,,h.l...s ii.,l.'.-f.'llir' in .lie Z.'it u.ii Ol. -M) lu.« Ol. o4 l>rin-
,|,„|, vi-rfnlii .'MiilliT r(iiis<-(|iicnt, umIi-iii it liieriiach
Hii.l, ,las Z.'i<al(.'r «II.t iil>ri;jeii , fiir S|).>rt,i ..irliti-oii
Mii«ik.T uii.l Di.hter licrrtlxlriickd' , und .Imi Tyrt.'ios um
Ol. .1(1, Thalctas etwa vou Ol. 31) l>is 4'-', Pol^miiesfos um
Ol. 40, Alkiiiaii von Ol. 3; bis 4,'), Saka.las von Ol. 47
l>i, jil spfite {GMt. (iel. An/.. tMV7. »• Oüü). Denn
ilass Thalctas auf Ti-rpauilros {u\(pu niuss, kann nicht
l..-7«.-if.-lt «erilen. »riin .licarni «Mp erste, jenem ilie
mieite K.ata>tasis <ler Musik in S|>.irla intjesc liri^elieii wiril.
Olineliin liegt es aber aurli in .ler .\alur iler Sa< he, «lass
.hr UiJustlerisrhe Ansl.il.lunj; der Klijfenuiusik , «ie sie
Tliiletas in Sparta einfjefiilii t lialien soll, niilit der Fest-
,tvlluii{; der kilharmusik vorausKinjr, die durch Teipau-
«Iros l.etvirkt »urde, wenn auch viell.ielit dieser seilst
srhon unter dem Einfluss »siatiseher Klofeniiiiisik gestiin-
(len hallen sollte. Soviie mit der ersten Kafastasis die
«jehtiue Einführung <le8 Heptaehords hezeirhnet ist, so
jirüHdef sich die zueite auf das Einilringen der Flöte iu
.Sputa, zunächst ilurch Thalelas der Aulodie, später he-
ii>nders durch Sakadas <ler blossen Aulelik , und »enu
auch eben wegen dieses Unterschiedes der Aulodie und
der Aulelik von dem späten Zeitalter des .Saka.las nicht
auf das des Thaletas geschlossen «erden kann, so i»t es
• loch auch nicht statthaft, diejenijj;en , «eiche Plntar< h
;;emeinschaftlich als Begründer der zweiten Iv.itaslasis be-
zeichnet, durch ileu Zeitraum von z«ei Jahi hnodeitcu
7U verstreuen. Können »ir nun auf der einen Seite den
Thaletas nicht vor Terpaudros setzen, so beschränkt sich
auf der andern Seite sein Zeitalter dadurch, dass Polv-
inoestos auf ihn ein Gedidit gemacht, diesen selbst aber
Alkman erwähnt haben soll. Müller nahm desshalb, um
jene Bestiinmunif über Terpaudros fe>tzuhalten , zueist
(I)or. n, S. 3J.>) an, dass in der let/teu Angabe bei
Plüt. d. nius. c. ö- 'AK-xuiuq statt 'fty.iiUV zu schreiben
sei, später (engl. Ausg. der üor. II, S. 3 i,5) setzte er
den Alkman erst um Ol. 47 (4L'^), U"d bestimmte end-
lich dessen Blülhezeit auf die oben angegebene Weise.
Die Zeitbestimmung aber, «eiche den Alkmau um Ol.
4'i setzte, scheint nur durch seine Zusamuienstellung mit
Alkäos und Sappho veranlasst zu sein, wiewohl es auch
möglich wäre, dass sie auf einem von dem gewühnlichen
ab« eichenden rhionologischcn System beruhte. Si hon
«las Verhültniss zu Stesi.horos , der z«isclien Ol. i7 und
,lft gesetzt «ird, n'acht jene Angabe uuMahrscheinlich ,
sowie auch die ausdf iickliche Angabe bei Eusebius und
.Suidas, dass er unter Ardjs von Ljilien geblüht habe,
und wenn der eine ihn dennoch Ol. 'JT, <ler andere Ol.
30 setzt, so hängt dieses mit den verschiedenen Berech
nungen der Regierung.sjabre iler Ivdischeu Kiinige zu-
sammen. Setzt man nun aber den Alkman um Ol. 27
bis 30, so fällt Alnllers Zeitbestimmung für Thaletas und
zugleich auch die für Terpaudros » eg , und «ir «erden
am sichersten gehen, wenn » ir nach Iv. Fr. Hermanns
auf der natürlichen Entwickelung der Musik und Lvrik
beruhender Darstellung aller dieser Verhältnisse (de iiovis
Laccdaem. post Lvcurgum iiistitntis. iVIarb. ',840. 4.
p. 'l\ gqij.) den Terp. vor Ol. .JU setzen, so dass die Uu-
ruhen in .Sparta , zu deren Besehwirhtit^nn^ er ilorthin
gerufen seio soll, keine aixleren gewesen wären, als die-
jenigen, «eiche unter Theopompos und Polwinros statt-
fanden, und die erst um Ol. I^ gänzlich beendigt «ur-
ilen; bestätigt » inl diese Annalime noch dadurch, dass
ili'llanikos ihn einen Zeitgenossen des Königs Alidas von
Plir>gien nannte, der nach Euseluiis Ol. ',M stirb (ller-
inann. I. I. p. ,'4)- Was das Verhältniss zu Archilorho»
betrint , so ist durchaus kein (ärund lorhanden, an der
Angabe des (ilaiikos, der den Thaletas für jünger, al»
Archilochos erklärte, zu zweifi'ln; ebenso scheint dieser
aiiih das IVk litige gesehen zu haben, «enii er den Terp.
für älter hielt, als Archilochos; wenigstens muss das mit
Sic In rlieit aiigenomiiieii werden, dass, nenn auch vielleicht
beide /.ieiiilii h gleichzeitig lebten, Terp. von den metri-
schen iVeinriingen des Archilochos unalihängig war. .So
gelangen «ir zu Resultaten, «eiche in liebereiiislimniiin^
mit den äusseren Zeugnissen eleu natürhc hsteii Eiityvicke-
lungsgang geben: Terpaudros gibt der Kilharniiisik ihre
vollsiändige küiistleriche Ausbildung, verbindet dieselbe!
jedorh noch mit der früheren metrischen Form der Poe-
sie ; Klonas von Tegea , der für die Flötenniiisik in (irie-
cheiiland i!iesell>e Bedeutung gehabt zu haben scheint, « ie
jener für die Kitharmiisik , »ircl aH;«clrücklich nach Ter-
paiider gesetzt , und kann vielleicht als jüngerer Zeilge-
nosse des Archilochos bell achtet werden, «eiin er «irk-
lich i/.tytiojii 'loirnjL, war, uie«ohl Pliitarch. (d. mus. .ö)
den letzteren später setzt ; ob er aber sonst an die metrischen
und musikalischen Neuerungen des Accliil. sich ange-
schlossen habe, ist nngeniss; sicher ist dieses von Tha-
letas (Plut. d. mus. t().), und#«iachdpm dieser der Aulo-
die in Sparta eine feste Begründung gegeben hat, treten
nun auch Tyrläus und Alkman als Auloden auf, und in
gleichem .Schritt mit der iMusik bildet sieh auch die
metrische Form immer freier aus, so dass Alkmau die
strophische Poesie begründen kanu, von der man bei
Terpaudros noch keine Spur anzunehmen berechtigt ist,
wenn auch seine musikalischen Neuerungen darauf hin-
geführt haben mögen. Wenn » ir hier den Tvrtäos etwa
gleichzeitig mit Alkman um Ol. 3" setzen, so beruht
dieses auf Berei hiiungeii über die Zeit des zweiten mes-
senisrhen Kriegs, »eiche auch Müller und Hermann zu
der gleichen Annahme veranlasst haben. Die Fragmente
des Alkman geben übrigens keinen Massstab, um sein
Verhältniss zum zweiten messenischen Krieg zu bestim-
men, und er kann vielleicht sogar noch einige Zeit vor
denselben, also auch vor Tvrtäos, gesetzt werden.
Wir glauben nun auch bei der Geschichte der Lyrik
Beispiele genug von Hrn. B.'s Wrfahrin gegeben zu
haben, um nicht A'eiler in's Einzelne eingehen zu müs-
sen. Was aber den Plan im Allgemtinen belrifit, so ist
dieser für die «eitere Ent«irkeluiig sehr einfach und
schon oben angegeben. Ohne das Princip der Einthei-
liiiig zu vprMerfen, könnte man nur mehr Hervorhebung
des elironologischen \'erhähnisses der Gattiiniren und ihrer
einzelnen Erscheinungen zu einander MÜnschen, beson-
ders insofern es mit der Entwickeliing der äusseren F'orm
der Poesie zusaminenhängt ; doch stört auch in dieser
Hinsicht die Beibehaltung jenes Princips nicht, da der
Fortschritt von der strophischen zur autistrophisch - epo-
953
9:4
ilisriieii Form iiiiirrlialli ilrr ilorlsrlirii Ij\rik srll.st sfaU-
fiiulrt, «liiie (l.i^s ilar.iuf «lii- s(r(>|)liis< lii' l'iirs o ilir Aeolcr
ton »i'soiitliclii'm Kiiilliiss ist. So» i« »rlion in der Ge-
«cliirlid» des E|)cis ilio VulkstliiiiiilicIiUi-it ilcr louiiT go-
«i'liilileit Mar, so »inl <lor Uarsdllinif; «Irr iiolisrlicn
l^yrik rlii /ll'siliiiitt üImt die ^ ()lk>lliiiiiilii liknt der Aeu-
I T vor.iust;^*! Iiickl, iiorin IJornliaidv >i iccli-r aof alinlirlie
Wrisi! lir[iiit/( ist, » ie »ir es Ix'i driti rrsti-ii Tlicil j;e
splirn Italien ; aiiiralli'fi aber iiniss is, dass iii<|it niicli der
G>'!*i'lii< lite dir dorix'lKMi Lvnk iinfiiillilliar rin solclier
AliDt'liiiiU voiuiistfpsi liickf, sondiTii die ^ UlkstliiiiKlichkeit
drr Doricr in «Miii'm ("'»ondpren Voriiort lusptix lii-n ist,
oliiie daHS für dicsps \'rrfaiirfn i-in (iMiiid aii^fp^^plipii uird,
diu iiiao aiirli k.iiiin in pliias VihIit c-in, als in i'iner V'er-
CFSslicIikcit linden kann; acicli in diisem Vor«or(e er-
kennen »ir fast i'ilierall liernliarilv wieder. Was alior
die IJeliandlnng der Dichter im Einzelnen lietriH't, so
wollen »ir in dieser ilinsielit nirlit lfln;,Mien , dass das
liurlt als Cuiiiiiilation fiir den lirani liiiar ist, der <las Kal-
sche und AV ideisjirerlieiMle mm Kicliti^i'n /ii niiterseliei-
den »eiss; dass es alier auch hierin ni< lit zur hlniisen
Belehrung; dii'iieii kann, dafiir liiir;;en die ((e^'elienen
Prolien hiiihini; li< h. In Uezielinii;; auf die i'iliersetzteii
Fragment« liemcTken uir noch, dass diese um so iinpas-
«eiiiler sind, »enii sie, wie es ItesoiHlers im zvteiten Theil
der (»csfhichte der Lyrik iler Kall ist, als l!eis|iiele der
von den Uicliterii ;.'eliranchteu iiii'lrischeii Formen dienen
«ollen; fiir diesen Z»eck innssten die .Stellen im ()ri};inal
gegeben »erden, ihm so mehr, da auch ihr Inhalt sehr
<ift »on far keiner liedeutiiii^ ist. — Wir verlassen also
jetzt Hrn. Ii. , und »ollen nun noch in <ler Kurze <leii
weit com|ilicirleren tianjT , den llr. Ü. in seiner »eiteren
Eilt» ickeliin'f ;j;eno[iimen hat, heleiichten.
In der achtzelinteii Vorlesnii;^ hehandelt llr. U. , » ie
»clioii an,;ej;eheii ist, den allen cli»ri.>cli dorischen Stil
«ler Lyrik, und »as »ir ilarnnter verstehen sollen, deu-
ten die Namen Thaletas, Xenodnmos ninl Alkmaii an;
<len letzteren hetraclitet er als den S(-hliiss>lein des alten
4loris€hcn und Be[|;riinder des iieneii flolisch - dorischen
Ütils, insofern er einerseits 4I1C dem letzteren eigeiithiiiii-
lirbe Strojitie im dorischen Chor|;esaii<; festj;estellt und
hestiinniter nns^'ehildet , anilererseits die dorische Kunst
auf profane (leijenstAnde nhertragen und sie von den Fes-
seln des Oultiis liefreit habe (S. 2'J()). ^Vir ini'issen aber
hervorheben, dass mit ihm erst die künstlerische dorische
Lyrik be|,'iiiiit, indem die, »eiche ilr. (J. zu dem alten
dorischen Stil rechnet, uns nicht sonohl als Dichter, »io
als Musiker [genannt »erden, und dass also die dorische
Lyrik als Kunst niemals ganz in den Fesseln des Cnitus
lag. Ehe nun der Verf. auf die weitere Ent»ickeluiig
eingeht, bemerkt er, dass die doristhe Lyrik eich an die
epische Poesie ilen Hesiodos und seiner Srliule aiischliesse,
um dadurch einen Uebergang zu geHinnen zu der in der
iieiinzehnten Vorlesung beliandelteii ,,i\ ebenlinie der allen
dorischen Lyrik: die spatere priesterlirh - religiöse Poesie
der lieinigungs - und Snhngesänge , Weihelieder und
Selierspriiche. Epinienidcs, Oiiouiakrilos lind Einpeilo-
kles in einer Geschichte der Lyrik behmdelt zu sehen,
müsste im liOchsten (irade aullalleii, »eiin nicht llr. U.
achuii im ersten Uaiido von einer lyrisch - religiüscn Uiclit-
Zeilsclir. f d. j4llci ihumaw.
gattiiiig in aussei lieh epischer Form gesprochen hütte.
Aber die Siihi.fiH mein und \V eis>at;uiigen (iiiii deren wil-
len, nicht »e-jen »einer philoMij.liiscIien Gedii lite , auch
Einpedokles hier gi'iiannt «irdj gi hiireii doch »ohl über-
haupt in keine tifscbiclite der Kiiii^l, lind am it eiligsten
Ilaben sie mit der Lyrik gein .Sclil le-sin sie sich au
dir llesiodi..! he Poesie an, so uareii sie amh in 1'er-
bindiing mit dieser zu bernlireii, und ivenii ein Berüli-
riiM;;spuiict derselben mit jener allen dorischen Lyrik
d^rin gefdiideo »ird, das^ auch Thaletas das Geschclft
gehabt habe, S|iiita zu snbiieii, so macht dieses »eder
jene, noch ilieseii zu lyiisclirii Dichtern, llr. V. scheint
auch selbst das Llnp.issende dieser \'erk iiiipliing gefühlt
zu hallen; denn »loiohl er S. „'-'7 sagt, die Weissagun-
gen und Siihiiges.'liige der späteren Selier slAmlen nicht
nur mit dem (i'eiste di-r allen dorischen Lyrik in inniger
llarniciiiii-, sondern geli(irleii auch ,'iiis«erlicli s'oss'entheil«
zu ihr, so bemeiki er iliicli bald naihlier, sie sl.'iiideii in
keiner inneren iinth» endigen Verbindung mit derselben,
und gliclien iiielir sp/iteii .^ achgebiirteii einer vorzeiligen,
l;iii;;st verkliingenen K nnslbildung, und i;ilil imler aiidein,
iiiihl sliclih.illigen (iri'indeii fiir ihre lii'handluiig in die-
ser Stelle endliih den an, d.'iss sic*h nirgends ein passen-
derer Platz fiir sie aiiflindeii l.i«se; einen soll heu vtürdeii
sie aller noch e'ier im er.ileii Theil gefunden liaiteii , »u
der Veif. sie nur berührte, oder besser gar nicht im
Zusainiiienhaii;; der Ge.xhichte iler Du iitkniist.
Die zvcaiizigsle Vorlesung, »eiche eine Eni» ickeliiiig
der iiiiiischen Lyrik und des alten ionischen tSlils der
Elegie geben sotl, und die ISanien ,.Kalliiios, An hilochii«
lind 'I'yrl/ios — Klimas, Polynineslos" au der Stirn trügt,
kiiiineii »ir nach den früheren Ertirteiungen nber^ehrn,
und bemerken nur, ilass die beiilen lelzleren, die uir
eigentlich bloss als IMiisiker kennen, durch die ki'inst-
lerischo Form, die sie der threnelisc heri Elegie i^e^jeheii,
die ursprüiigliclie \ erwaiidtscliaft des poetisch - elegischen
A eisuiasses der Disliclien mit der miisikalisi li - ele;,'i.>clien
IMilodie jener ibrenelischeii Gesänge an's Lu ht gebracht
und die neue ISildiing der elegischen Poesie icirbereitet
haben sollen, die mit Mininernios sich vjillig eiit» ickelle.
liierau scliliesst sich nun in der ein iiml t» anzigsteii
^'orlesuiig »ieiler eine sogenannte Nebenlinie der elegiseh-
iciiiisc heil Lyrik: die epigrauimatisclie und iambiscli - sa-
tirische Dicblung und deren Lnterart, die Parodie. Wir
haben uns über diese Znsaiiimeiistellung schon oben ge-
äussert; »ie »eit die \'ernaclil;issigniig der auf der Form
beruhenden l'ntersclieidung der (iatliingen gebt, sehen »ir
hier am grellsten in der Stellung, »eiche der grössten-
theils in epischer Form sich be»egeiideii Parodie aiigc-
»iesen »ird, »ubei »ir überhaupt nicht eiiisehen , mit
»elchem Recht sie in eine Geschichte der Lyrik gehiirt,
da die parodische Darstellung — und hierauf, nicht auf
die Tendenz koinint es an — durchaus keine von den
wesentlichen Eigenschaften der lyrischen Poesie hat, wenn
sie nicht lyrische Gedichte trifl't. Ilr. li, befindet sich
überhaupt in einem ScIiHanken zwischen Berücksic liligung
der Form und des Inhaltes, welches die Darslelliing vcr-
uirrt. Wollte er die neueren, von dem Inhalt abstrahir-
ten Kategorien zu (iruiide legen, so niiisste Manches
eine gaiix andere Stelle erhalten; er nullte aber damit
63
955
y5(i
iii{;li>i<'li ill<> n\te Dcfrnc lifiiii^«» riso vriliiiiiloii iiiiil ilip
llrlirrcMii^liiniiiiiiij; «liT Äiisspri-ii Komi iiiiil ilir (ii-si liirlitp
«liT Ktil" iiLi'liiii;; mit jfiidii ^Vcspii, dis n priori bo-
adiiiiiil II. ir, ii.i( Im iMH)*!! , lliiil .iiif ilirsi* Art riifstclicii ,si>
r.i"i> l!i'>tiiinii<iiii.'rii , iliiüs riijp (lalliiii^ aiisscr ilirciii
Wesen niM'li il.i« geraile (le^riillieil ilpssellii'n eiithalleii
k<iiiii, So {^eht, » i(* nir hcImmi nttefi hetiierkfrii, ilaij
i<J|>i^r.iiiiiii Kill «Irr Kli-^ii' zii dem ((eraileii (je(;ell.•.a(^ iler-
üotlteii, der liatiriselieii Poesie, ül>pr, liiui itorli <lazil
ohne dir Form /ii flnileni , iiiiil »r'ilireiid liesf,'lnili>); von
iler ianililstrli - satirischen l)ielilnii<;, alü dem llan|i(lie^riir,
<lie Kede ist, iiihI in tlieseni .Sinne z. 15. S. 3"'-' die iain-
bisi'he Poesie «ler ejiigraMimati.srlu'n verwandt {fenannt
wird, »as man liielit »erstellen kann, nenn mall iiirlit
beide AVorter in einer andern lieileiitiinj;' iiimiiit , als die
Alten: — so sieht sieh der A'erf .S. -id / zn dem (je-
st.'iniliiiss «eiiölhiut, dass ,,<iie ältere iamhisrlie Dielittint;
der Ilelleijen uirlit immer sieh streng iiiiil nntli» eudi;; im
eijTi'n'li'heii (ieliiete der Satire l)eue>;t, sonilern auch
»Mihi III (ieist iiiiil lliarakter der Elej^ie hiiM'il>eri;espielt
hallen iiiöclife*', iiimI so »erden di>nii die lainhen des
Soloii , ilie sich ,,in einem iler Satire ;;era(le entjfegen-
gesetzten Geliiete" halten, zivischen ilie satirischen lam-
ben des .Simoiiiiles und Flipponax eingeschoben, und zur
KrkUninjr dieser ICrsi'heinuii); wird gesagt : ,,l>iese Ver-
(fchiedetiheit der Kiclitiiiij^en iamhischer Diclitiin^ kann
nicht Wunder nehmen, \4enii man fesllifllt, dass das
Wesen ilerselben, »le der elegischen Poesie nlierhaiipt ,
in einer |>oetisehen iSeliaiiilliiiig <les äusseren, ivirklicheii
Lebens, eines ti irklii heii , oder als ii irklich gedaihten
Gegenstandes lag, dieser aber »venifier von Jieiti'ii des
Ciefillils , sondern von Seiten des Verstandes anf^efasst
nnil belraditet »lirde." Je richtiger diese I5ezeicliniing
des \\'eseiis der iambischen Poesie, als lies einen Tlieils der
ionischen Lyrik, in Vergleich mit der elegischen Poesie
ist, tun so mehr miiss es anirillen, nach ihr nicht den
Slotf behandelt zu sehen. üaiiii »i'irdeii aber nicht Epi-
gramme lind Parodien damit verbunden sein. Das erslere
mit der satirischen Poesie z:i verkiiri|ifen , scheint den
Verf. nieder der neuere üegrill des AVortes verleitet zu
haben, uieMolil er selbst recht gilt »veiss , dass das Sa-
tirische gar kein »esentliches Klement des alten Epi-
gramms ist, und dieses auch daduri h bezeichnet, ilass
er es sich bald mit der satirischen , bald mit der elegi-
schen Poesie verbinden lüsst. An die letztere schliesst
es sich aber, so lange es noch nicht zur blossen ver-
knnsti'llen Spielerei gCHoriieii ist, sovtohl der Form, als
dem Inhalte nach an, auf ivelcho (Vegensfande es sich
auch l»i'7.iehen mag. . — Der A'erf. Ii'ihrt die in diesem
Abschnilt bi'li.ili. leiten (jegeiisfaiide gleich bis auf das
vierte Jahrhundert herali , um iii< ht sp.'iter den Zusam-
menhang zu unlerlirei hell, und kommt ilann zu der ztvei-
ten Periode, von der IMitte des siebenten bis gegen Ende
des seihsten Jahrhunderts, als deren besonderer Inhalt
ausser der schon oben angegebenen allgemeiiieu Charak-
teristik S. .'-('.'()• angeführt »ird: ISliithe der äolisclieu
Lyrik — Entii ickelung uiiil Fortbildiin^ des Solisch-
dorisihen .Stils und neue (lestalliing der ionisch- elegi-
schen Poesie — Abzweigung des lokrisrheii und erste
Bildung des dithyrambischen Stils. Die znei uud zwau-
zigste Vorlesung enth'ilt eine allgemeine historische Gin-
leiliiiig und Charakteristik dieser Periode, ans der »ir
die Hemerkiiiig hervorheben, dass <lie lyrische Poesie
dieser Zeit alle bi>torisclicii und politischen , religiliseii
und |iliilo.iopbischen I{ ichtnngeii und Ausfli'isse des Zeit-
geisles in sich anfgeiiominen habe, niiil ge» issermasscii zum
.Spiegclbilde des ganzen Zi'italters ge«orden sei. Die
drei und zwanzigste \'orlesniig behandelt dann die Eiit-
viickeluiig und Fortbildung des lesbischen oder äolisch-
melischen Stils der Lyrik, und als ^iebenlinie die .Sko-
lienpoesie. Welche Slelliing llr. II. hier dem Terpander
anweist, und dass er ihn zum iiegninder der liolischeii
Strophe macht, haben »ir schon oben gesehen. Davon
soll ziiiidchst Alkmaii abh.'in^ig gewesen, und nach des-
sen Vorgang lon den lesliischen Dichtern die .Strophe
»veiler gebildet sein, wobei Hr. li. den Arion als Ver-
mittler lutrai hiet. Es ist nicht unwichtig für die for-
melle Eiitw ickeliing der Lyrik, das Verli.'lltniss der stro»
pliisi heil Poesie des Alknian zu der der Lesbier zu be-
stimmen. Wenn Terpander der IJegriinder der üolischen
Strophe in ihrer bei .AIk.'ios ihm! .Sapplio hervortretenden
Eigeiitliümlichkeit sein sollte, so ist es unpassend, den
Alkmaii dazwischen zu schieben, dessen .Stropheiibililun^,
so wenig wir auch ilaion wissen, doch olfenbar nicht die
einfache Abriindnng und Beschr^nkiing auf gew isse Rhyth-
men mit jener gemein hatte, wiewohl Hr. Ulr. beide
ziemlich gleichstellt. Wir haben also entweder anzu-
nehineii, dass die flolische Strophe in ihrer Eigenthiiin-
liclikeit sich erst ans der Alknianischen herausbildete, su
dass dem Terpander kein Einlliiss auf jene zugeschrieben
werden kann, mler da.ss sie sich selbstanilig ohne dori-
schen Einiliiss auf Leslios bildete, und ihre Keime in
einer früheren Stufe aolischer Poesie und IMiisik wurzel-
ten. Cebte Terp. Einfliiss darauf, so mag dieser wenig-
stens kein direct beslimmender gewesen sein, indem der-
selbe in Sparta eine andere Form zu Wege brachte. Die
Ansicht aber, welche der flolischeii .Stropheiibililung Un-
abhängigkeit von der des .Alknian viiidicirt, emiifiehlt sich
Ulli so mehr, da die »eitere Ent» ickeliing der dorischen
Lyrik nicht von der äolischeii Form abhfingig ist, und
die Strophenbildnng des Siesichoros und Ibykos trotz
ihrer weiteren Aosilehiinng immer noch weit mehr Aehu-
lichkeit mit der des Alknian, als mit der des Alkäos
gehabt zu haben scheint. Damit »ollen wir übrigens
Hrn. U. durchaus nicht entgegentreten, wenn er in der
vier und zivan/igsten Vorlesung , die von der neuen Ge-
staltung des alten dorischen oder der Eilt» irkeluiig de»
äolisch - dorisi heil Stiles der Lyrik (Alknian, Stesichoros,
Ibykos) handelt, den Eindiiss aolischer Elemento aufdio
dorische Kunst annimnit; nur ist das nicht etwas, wa*
im Verlauf ihrer Ent»ickeluiig eintritt, sondern es liegt
vor dem liei^iiin derselben, »eiin die »irkliclie lyrische
Kunst der Dorier erst mit Alknian beginnt, und wiewohl
»ir von den früheren Ges.'ingeii derselben eigentlich nichts
Bestimmtes wissen, so geben »ir gern zu, dass sich darin
•das erotische Element nicht in der Art, »ie bei Alkman,
finden mochte, ohne dass wir desshalb alles frühere Dich-
ten und Trachten für religiös halten. Da aber von un-
serem Sfaiidpiincte aus jener angebliche alte dorische Stil
aus der Geschichte der Lyrik ganz »eglallt, so brauchen
957
958
wir aiirli liior kpiiioii aiiilirn Nainon , als «Im (.'oHühn-
liflicii ilor (liirisi licii LmiU, iiii;;i"a< litt-l ilcssoii iliii li .li-iliT
airli oriiiucrii »ird, il;isä daiiiit iil>prl];iii|)t d.is IiüIktc ,
uiiil iiairipiidii li «las rhorisclii- iMrlcis liczpicliiirt « iril ,
Hpiin aiK li iMclit all« l)i<li(er iliosrr (i.iltung Diiricr
siiiil , (Hill (licsrlUe in iliror lilic lit-lcii Aiis^ililiiiij; , bei
Siiniiiiiili'ü nikI FiiiiUr, i'ilii<rliaii|it iiirlit iiirlir als liiiri-
srlip ^ulioii il|MiPüir aii^'i'Srlii'ii uitiIcii darf; ticilii in jener
'/ivit faiijfen ilie Uuterscliiedo der 8t.'ininie an, sieh zu
rcrnisrlien; die Uielifer scil.st ieir»l);en keinen anf einen
einzelnen üfanim kesclirfiiiklen nnd ans dessen lipdürf-
Iliü^en heM'iir>;e^anj;enen Z»eik nielir, nenn sie aucll
<lic zu festen T^nen {jeM isser (iaffiiti'^en {^eu onleni-n For-
men einireiiHT .Sl^ntiiie, jodoeii aneli diese t'eredi'It , bei-
lieliald'M. Diese Aiisirlit Ist aiiili tlrn. l), nicht fremd
(feblielien ; diieli ehe er zu jenen Dielitern, uelclie erst
in seine dritte l'eri^iile jjehören , furt^elit, *eff(il[;t er
iiorli die (iescliiclite der Lvrik in der fiiilieren Zeit in
anderen Kühlungen, und ziiar in iler fiinf nnil zuanzig-
0ten A'u'tesuu;; die neue (lestaitnii;^ des ionisrik- elegiselien
Stiles iliircli die Kiiti« ickelun^ dir f lirenetiscli-erotiselien
Üilrfric mit i\liinnerni<is , der t;iinniiM hen mit .Solon, und
als Netieiitinie d;i/u — naeh dein <ilii>n anf;;csle[]ten \er-
fehllen tvesielttsjjuiK't — die ;is(>[)i>(he Faliel, Düss üini
Olimnermos et;;entlieli nicht IJi'^i liiidur einer neuen, s(>n-
«lern Eriiecker dei urs|iri'iii(r|iclien Hiiil nur ziinickge-
ilrän^fen Richtung der Klegie ist, ist liereits ani,'e [(eben
nurden, und snlt nicht %tiederholt bestritten vterden; zu-
gleich lässt er mit iMininerinos und Solcin eine Vereini-
gung der verschiedenen Kichtunj^en erfnl^jen, indem bei-
der "Diclitun;;eii , trotz ihrer nesentlicli verschiedeneu
Kigenthiimlichkeitpu in ihrem mehr efliisclicu nnd Ivri-
«chen Charakter vnn <Icmselbpn («eiste beseelt seien, uuil
in maiM hen (iedicliten beide ihre verschiedene Ki{;en-
(hiimlichkeit ((.'{[enseitijf austauschten. Diese Ansichten
genauer zu eriirtern und ii()(lii(,'enfalls zu iiiod ilicirpn ,
Hürde ein tieferes Kin;;ehen seitist auf die einzelnen
IJriicIistücke jener Dichter niifhig sein, als es hier am
Orte »are. Was aber die äsopisclie Fabel betn/ft, so
hat ihr Hr. IL, «ic er S. 2i'Ö saj;t, diese Stelle da, «o
die clrj;ische Poesie eine didaktische Rirlitiin^ angenom-
inrn, an|;e» lesen, weil die didaktische Tendenz der
Blüthe ihrer Aiisbilduiiff ant'ehiire. Nno sollte mau aber
iiberhaii|it iiii ht das Didaktische als etuas zur Bestim-
mung; einer Gattung iler I'oesie Wesentliches ansehen ;
um s» weiiiser ist diese Stellung der Fabel gerechtfer-
tigt, da nicht ein/.usehen ist, »as sie sonst noch initiier
clegisclieii Poesie gemein hat, um als Nebenlinie der-
selben gelten zu können. Coiise(|uciiter «,'ire es geH-esen,
wenn der ^ erfasser sie mit seiner satirischen Poesie in
l'erbindniig gebracht liAtie, ila er das Satirische als ihr
urs|iiriiiglii lies Wesen betrachtet, obgleich wir weder dic-
*es glauben zugeben zu küniicn , niicli der Ansicht sind,
dass sie ihrem urs|irunglirheii Wesen nach durch den
Contrast, in welchen sie die gemeine Wirklichkeit mit
dem inuereu liühereii Keime und Kerne des menschlichen
Wesens stelle, dieses Höhere, (löttliche liervoi heben
wolle; es gehört niilit zu ihrem \>esen , bloss ijas Nie-
dere und Gemeine darzustellen. Hatte der Verfasser
J. tirimm's Einleitung zum Reinhait Fuchs srhun benutzpu
können, er würde wohl über iManches anders griirthcilt
haben; namentlich »lirden t< ir ilaiiil auch »ohi nicht die
Ansicht bei ihm fimleii, ilass Aiso|) aus oi irntalischen
Oiiellin gescliö|>fl habe. Die lienierkiiog eiidliih (S. 4()4),
d.iss B.ibrios die F.ibi-lii liiircli seine lambisi lie Kiiiklei-
dcing iler s;4tirisclieii Dicbliing nieder iiriher geslcllt, und
damit den iirsii' niigliclicii |>iietisclien Sinn derselben » ir-
der gellend gemacht habe, müssen »i ir für ganz verfehlt
halten; denn das clioliambische — nicht iainbische —
Mass gebrailclito liabrios nur, »eil es als eine seltene,
veraltete Form in der Alexandrinischen Zeit wieder her-
vorgezogen und Kill Neuem IModc geiiorden » ar , beson-
iliis fiir (ieiliihte im Tone der \ iill.S|,oe.i.- , obiie das»
man dabei seinen urs|ii niiglirhen Charakter beachtete.
(\'ergl. i\Äke Clioeril. |). 19,)). IJeiliiiilig bemerken »ir,
dass Hr. I!. diesem (Jigeiisland in seiner (iesihichte der
Poesie gar keine Stell«? einger^inmt , und sich darüber
Th. 1, S. ;'(i(l, Not. ■_>. gerechtferlij;! bat.
Von dem in der sei hs iiiiil ziiaii<i;;steii \'oi lisiing be-
Iiaiidrlten lokrischen Stil ist schon oben die Rede ge-
nesen. Auch auf die dithyrambische Dichtung, diesen
so dunkelen Stoff, deren Anfänge in der sieben nnd znaii-
zigsten ^'orlesunsf besp' "dien sind, können » ir uns hier
nicht einlassen, »ieiiiilil der (jrgeiistaiid eine ganz spe-
cielle ijeliaiidliiiig «eriliente, die diiiili Hrn. L.'s Dar-
stellung iioili keines» egs ülierllüssig ge»oriieii ist. —
Dann folgt die dritte Periode, von der >'ertreibiiiig der
T\ rannen bis gegen die MiHv des vierten Jahrhun-
derts, in »eiche die hcirhste iJlüthe des aolisch - durisdien
Stils, das Zurücktreten der aolisclieii und ioiiisi hen Lirik
und das liebetgewicht des attischen ( dilln ramliisrhen )
Stils gesetzt wird; diese (jegenstande werden im Kinzel-
lien noch in vier V'orlesniigen behandelt. Der zuletzt
besnrörliene Z»eig, die dilh\ rainbisi lie Poesie, ist schon
so vielfach mit der dramatischen Poesie i er lloi lili n, dass
lierührungon derselben an vielen Puncten uniiiiiganglii h
Maren. Dar^n , scheint es, werden n ir uns vorläufig ge-
nügen lassen müssen, da Hr. U. bis jetzt den dritten
Uatlil , der ilie Geschichte der dramatischen Poesie spe-
ciell zu behandeln hatte, nicht liat erscheinen lassen,
und für jetzt seine Thatigkeit anderen Gegenständen zu-
gewendet zu haben scheint. VVir werden es also m einem
dritten Artikel nur mit Hrn. Rode zu ihun haben, und
wir wollen uns der unerfreulichen Arbeil nicht entziehen,
auch die beiden letzten Theile seines Werkes zu beur-
theilen; denn wenn wir auch sein Verfahren hinlänglich
kennen gelernt haben, so glauben wir uns von dem über-
nomineneii Geschäft um so weniger lossagen zu dürfen,
da dieser letzte Abschnitt des VVerkes in l'Jrniaiigeliiiig
einer ähnlichen Ziisammenslclluiig der (iescliichle der
dramatischen Poesie eine grössere Wichtigkeit hat. Schon
diesen zweiten Artikel, das »isseii »ir, würde uns Alaii-
cher erlassen haben, aber wir hielten es für SchuMig-
keit, nicht abzubrechen. Denn, um uns der Worte eines
franzüsis« hen Kritikers zu bedienen, ,,maii mag immer-
iiin sagen, gewisse ünclier und gewisse Autoren richlen
sich selbst, und es gebe einen Grad von Leicbiferligkcit,
Frechheit und Haltlosigkeit, »ornach man am besslen
sich gar nicht nnisehe: in unseren Tagen hat alles .llög-
licho die Aussicht, »ich in Credit zu setzen; «ciin nicht
03 *
959
960
roll Zri( zti '/.Vit i-iiio kr.'lftite iiml nindvirl«' Rorlnina-
(ion k/liii<* , »<T Hciss: oli iiinii iiirlit (hifiir nii^('.'>eli<'ii
MÜrilr, nis li;ilip iiinii allr Al>i;<'ürliiiiii< klii<'itrii lir » iiiuliTt
Oller itocli sich ^orillfii lassen." — Düüs iiiisprn rigeii«
Rrrriisitiii iiiclit mit riiirr );i>» issrii VollsfAiiili^ki'it zii-
(llriih iiu'lir llcl>)<rsi<')illirlikrit icrliin Irt, l>il(rii »ir, mit
ilirff si'lir sliirkiii-isfii~ Alinissiiii'r Jii iMitsiliiiIdisdi, »ofiir
iMitrr aii'liTii riii (iriiiiil in <li-r oft /.lir IJiizi-il ;iii^i-»eii-
<le(pii , aliiT liipr gi'iiiss jjorfcliiri'rti^ti'ii \ rrsiclipruii^
1^1* Tu mir II HiTiIcii nWi;.'p, ilass sii- niis iiiclir und mehr zu
piiirm opus liioilii jilenum tJ<'""'''len is<.
Sl.'lr» IS-ll. Julius Cäsar.
94< Coiiimriitatin ili* natura nrcnsafiti rinn iiirmitivo ajiiiil
LatiiKis. Sit. Ijuil. Fiiisling [ili. Dr. rt Oril. Siip.
I'rai'i'. rri>);raiiiin ili's G^ niiiasiniiis zu Müii.sttT,
is;{'.i.
Da illo vii'lfar liiMi LIiitorsii<liiiiif pii, hpIcIio in ncuprir
Zrit iilicr ilas W rsi-ii nnil ilif [iri'i-utiiiij; ilis arriis. rniii
iiifiiiitiio aii(:i'i>ti-llt sind, iiiiili nirlit zu iMiiriii Kpsultulo
jjrfnlirt lial«cn, \ii'lrlins in jnler lipzii'li(iii(J lii'frird i jti» ,
iiiiil alle ^^l li\> icri^ki-iti'n auf eine riiifai lip und nati'ir-
lirlip Wpisr liisti-, sn kann die nrup Krurtpriiiij; dlr.sr8
(■ppfPiist.iiiili'S iliirvli Mrii. F., der sriiiiii in liH'iirrrrn i4l>-
Ii.-iimIIiiii^imi elipiiüo lirl (ininilliilikrit , als .Srliarniiiin in
i|pr Knlii iikcliiKj; f;raninii>tisrli<T \ eilitlltiiissi' liriirkiinilct
\iAt ^ nur pifrrulirli spiii. '/jwnr niu.-is llrrens. Ix'kpniiPii,
•lass aiiili diircli Hrn. K.'k Aiisiclit nocli nirlit allr Z'ipi-
fi'l Piiffi'riit , lind allp Dniiki'llipitpn aiift^pkl^rt sind; alipr
dip An ilcr LiiIpi.sik liiMi;;, die EiiilacliliPit dps (iriiiiilgp-
ilaiikpiis, lind diP roiisi'ijtipiitp Uurclifiilirnii); iIpsspIIipii
iprdifiit in jpilor Hrziplinn^ iiiisprp Anrr ki-iiiiiin;;. Aai-h-
deni lir. F. kurz dir Ansiilitpii vnn Warlisiniitli , Wiill-
npr, Srhinidt, Ilninl'oldt, IJ(>|>|>, Tj'ijifer, (ieriiliard, Haase
(fpjiri'ift und ipriKirfpii hat, lipj;iniit rr |>. 9 dip Darlpjfuiij;
spiiipf Aiüiiilit. \&T stpllt liipr zHprst die Bp|iaii|>tiiii;( auf,
dass ur.sjii lin^lii h nur ZHpi Ca.sn^ifllrlnPll nüfhi|; und viir-
handpii ijpiipspn spipii, der Noininatii' , von «Iphi siili
s|)a|pr der ^'iicativ, und drr Acnisalii, von dein sich die
illirijjpii cass. oMiqiii jfpscliipdpn hfittpii. Dass dieses lie-
drirfiii>s, ZHpi Casu< zu hililen, sfatljjphalit IuIjp, möchte
sich Hchupr lipiicispii lassen, da so viplp S|iracliPii ^ar
kpiiie CastisfoniiPii iinfprsi lieiden , »ip dip lielir^ische ,
ki>|>tisrhp II. F, a., andprp nicht piiuiial eine Form für
ilen Acciisatir , ivohl aber für anderp cass. iibll. Iialien ,
«ie die gäliselip. Dass pininal piiiP Zeit jjpivpseii sei,
in der alle Casus ohll. noch in dein Aecnsativ iiivolvirt
gewesen Hüren, ist pliensoHeni^ darziitliiiii, da alle Sjira-
chcf) , die ila« Niimeii llectireii, scliiiii in der frühestrn
Zeit, die dem .S|)r«clif(ir»chpr ziii^/iiij^lich ist, einen [jrös-
serpfi Keii'lit linni an Formen zet;;eii ; und jiianche l'^r-
üclipiiiiiii^en, tvie die (■ leicliheit des noiii. und accus, der
Nputra und des Dii.il eine solche Untijpijensteltunjr dieser
bpideii Casus clipr /.urüek» eisen , als Lrj;ünstij;pii ; wah-
rend auf der anderen Se.tc <ler \'ocativ eher dem Nomi-
natir ähnlich ^PHonleu ist, als sich von ihm geschieden
hat, 8. I3o(i{i. \eT^\. Gramm, p. 233- Endlich kann es
nur ein Tlieil der \'erl)a »ein, der jenen Casus fordert,
wahrend niidere ebenso not litv eii(li|; andere Verhältnisse
voraussetzen, und andere Formen iiothwrndi^ maclien, so
dass eine Priorität der einen ('asusfiirm vor der anderen
kaiiiii eingeräumt werdpii kann. Aul jpiie iieliaii|itniig
null stützt dpr Verf. die zwpitp, dass der Accusativ als
der erste und iiiufassendslp iler cass. olill. auch nach der
ICntw ickeluiij; der nbri|;en Formen liei vielen Verben ge-
lilieb' 11 »i'i, wo ein anderer ('asus liatte eintreten sollen.
Die nlirij;eii cass. ubil. ersclieiiien so als Fortbildiin;; des
Accus., was auch der Verf. p. 1() andeutet: postea eniin,
quam varias actionis relatioiies, (jii.is dixiiniis obiectiva»,
meiite distincliiis concipere coeperiint, et proinde loqtiendi
ratione eas siibtiliiis et |ilaiiiiis expriniere stiiduenint, [iro
acinsalivo indirecto ceteros casus, qiiibiis illas aciitiiis
demonslrarpiit , suliinde iisil rerippre cosrebantiir. Allciu
wenn es feststellt, dass die übrigen Casus sich selbstän-
dig, nicht aus dem Acciisalii, gebildet haben, sondern
durch Aiifiigiiiig besonderer liilduiigssylbpii an ileii VVurt-
stamin , wenn mau ferner kanni einräiinieii kann, dass
sich Kiitgegrngeset/.tes , wie etwa der A iifangspnnct einer
Tbätigkcit aus ileni ijjiidpiincte derselben , d.is dieselbe
Veranlassende aus dem ihr Lfiiterliegenden aiispiiiander
entwickeln, so ilürffe diese Ansitht weni;; Kmpfehlendrg
haben. AVenii daher da, wo ein anderer Casus hätte
eintreten können, der Arcus, ersiheint, so lasst sich
nicht annehmen, dass jener nur eine genauere Ue/eich»
nung des \'erliältiiis$es enthalte , welches in iliesem nnr
angi'deiitet werde, sondern es lie/,eiclinet jeder Casus eine
besondere, von den übrigen weseiilliih versrliiedeiie Be-
ziehung, und die IMannii lifaltigkeit derselben dient elien
nur dazu, die vprscbipilenen Verhaldiissp , in denen eine
Thatigkeit ersclipiiieii kann, sprachlich darzustellen. Fer-
ner inüssle man nach Hrn. F. eine allmaliliclip Ijpschran-
kung des Accus, erwarten, dass aber vielmehr sein Ge-
brauch sich weiter ausdehnt, zeigt srhou eine Verglei-
rhun^ des N'enhorhdeutsclien mit der früheren Sprache.
Und wenn wir auch Hrn. F. gern einräumen, dass ein
weiterer (ipbraiiih dps Accus, dem Lat. eigenthüinlich ,
nicht erst dem Griech. eiitlehnf sei, so sehen wir doch,
wie er erst durch die Du hier des Aiigiisleischeii Zeit-
alters, gewiss nicht ohne Büeksicht auf griechische Vor-
bilder, in weiterer Aiisilehniing gebraucht wurde, «ah-
reiid die riassische Prosa gleichfalls oft, wo in der frü-
heren Periode ein anderer Casus zulässig schien, den
Accus, einführte, s. Kii.ldim. II, p. l'.'O fl. Indess be-
durfte es dieser allgemeinen und unsicheren Annahmen
nicht , wenn der Verf. ans derselben nur das ableiten
wollte, dass iler Accusativ ein direrter und indirerter sei,
da dieses wohl hinreichend, wenigstens der .Sache nach,
anerkannt ist, s. bes. ausführliche deutsche Grammatik
von Becker II, p. 1,5S ü. , aber nicht aus jenen allge-
meinen Sat/.Pii , sondern aus dem Wesen uiirl dem Ge-
braui'h lies Arcus, selbst entwickelt werden iniiss L'eher
die Bedeutung dieses indirecteii Accus, äussert der l'erf.
p. 1 1 : si naturani casus obieclivi diligeiitiiis iiidagabimus,
facile intelligemiis, per eum aiit proximiim actionis cuins-
dam obiectum exprimi, aiit magis seuiotuin, ad qund verbi
actio non proximc referatnr. Je wichtiger für die An-
sicht des Verf. dieser indirecto Acc. ist, um so mehr
961 902
»arp zn »nnsi'hpn fpivcspn, «lass er <lrnsc1lipii bpsiimm- Wenn ilaJii-r kfin .imlprpr Griiiid oIi»a1(p<p, so ninsstm
tpr cliarakfpri.xirt li^ltc , ilciiii riiip solilic riitfcriifp Be- ilie iipiirrrii SpracliPii ili-ii arr. r. Inf. noch l>psi(7,pii, wie
«irhtiiig zum Vprluim »ird ja auch iIpiii I)a(ir ln'i;;o|pi;<, sip iliii zum Thrll luxli l.ildpii können, znm Theil fiii-
iinii PS frai^t sich immer, in welchem l'er/iültniss lier her in nirhl so liPschriinktcMii Ma^sp j;elialit haben, siphe
(>C);phslan(l zur Tli;i(i{;keit sIpIip, oli ilpr Be[;riir dersel- Grimm 4, 1 I ■> ff. (M(i. IJecker 1. I. |i. ) 73'
lipn auch »line den Accus, vüllstandij; sei, oder nicht. Nachdem hierauf dpr ^'erfassen t;ezeij(t hat, ilasa der
Dipspr iiidir. Arcus, findet sich nun nach dem Vprfasser accus, r. inf. , durch Ansilrurka» eisen, ivie: doreu tp la-
iiiidit allein na> h intransitiven, »ip laetiir, arden, nputra- tiiio loqni, Kiiliereitet , sich in Sjtt/.eu, «vip (IocpI Or-
jpu Vprliis, i>ie nie deficit, lafet, Passiten , Parlicipien, plieuni fui^so vollendet lialip, indem als Z» isrlipustufe
Adji'ctiveii , yonili'rn auch hei transitiven Verbis , inilem iuben (e scriberc zu bptrarh<pn sei ^»arum hier nicht der
rr den slichlichen Arrusaliv bei doceo , interrdjrn, pnslulo »irkliclip acr. c. inf. statthabp, ist nicht klar ;;pnuj; aus-
etr. für einen indirpcten erklärt. Dass in dem letzten ges|)rorlieii) , zeigt er, dass der acr. bei dem inf. pin
Falle ein solrlipr aiizunehnion sei, sciieint mir zweifei- indirecter, der inf. selbst <|pr ilirectp sei; »osiialb die-
hafl, «eil iler Bejjriff des Lehrens unvollständig bleibt, ser bei ilein Passiv, bei neutralen Verben s. |). 2t (bei
wenn nicht ein (iej;enstand , der miti;i-tlicilt »ird, jjp- Intransitiven, s. p. |S , ist er indirect), bei Adiectiieu
nannt Hiiil [Jeilaclil »ird; nnil ilie Ueziehiiiif^ ilps Lehrens und Substantiven Sulijp(t werde, wjlhrend der Accnsativ
auf den zu IJelehrendeii kaum für eine pii^fere gelial- ♦leibe. \Vir fii|;,'eu der ISe» eisfnhnin^ des Hrn. Verfs.
teil werden kann, als die zum fiejenstande ist, der jje- Ziin.'lelist sucht er dar/iithun, dass der cpwühnlich so
lehrt wird. Allerdini;s steht diespr auch beim Passiv im jf*'"3"utp subjective Accus, immer von dem verb. finito
Ai'cusativ; aber es m/iclite dieses mehr aus der faditivpn abliäni;p, indem er Cunstriiitionen, wie: tu servos iuli» ,
lieilpiitunj; jener Worte zu erklären sein', und sowie do- liunc ad iiie ferant ; qui habent , memiiierint sese , iiiide
ceo ist: ich la^se einen etwas lernen, setze ifin in den oriuudi sint; quo leto cen^es me, ut pereain potissiiniiin
Stand, etiius zu lernen, su ist: rem docetnr: er wird in u. a. zu lliilfe nimmt. Dass diese Aldi,'iMi;ii;keit statt-
Stand gesetzt, die Sache zu lernen. (ierade dieses Ver- finde, wiril nicht leicht Jemand l.'iu^nen ; selbst <lle, wel-
bleibeii im Acriis. Iiat Andere bewogen, die png>te Ver- rlip den accus, für den s(i;;enanijtiMi arc. {jraecns halten,
biiKliins; des s.'lchliclien Accus, mit dem Verbum anzii- ml)chteu »uhl eine ISezielniiij; dessellien auf das rerh.
nelunen, s. Ilartniig Griech. Gramm. {5. (i2Ö- lionrnoiif finit. zugeben. Allein Ilr. K. hat hierdurch nullt gezeiyt,
iMetliode poiir etndier la lang. lat. J^. -J 1.')., was dadnrcti dass der accus, ein indirecter sei, worauf es doch gerade
unterstützt wird, d.iss z. U. im Deutschen oft statt iles Acr, hier ankam; vielmehr sollte man aus den angeführten
der Person der Dativ gebraucht « ir<l , nicht statt des Beispielen scitliessen, <lass derselbe mit dem Verbum in
.Acr. der Sache. Auch die Annahme eines solchen iiidir. «ler engsten Verbindung stehe, da zwar der Infinitiv sich
Acr. bei laetor, gaiiden, von denen wohl ineinini, recur- von diesem lusreisst und selbstAiidiger wird, <ler Arriisa-
dor u. a, nullt getrennt werden können, silieinl mir be- tiv aber in seiner Abhängigkeit beharrt, was dadiirrli
dpnklich; theils »eil viele intransiliie Wrba so gebraucht noch deiitlirlier »ird, dass für den zweiten l<'all : iiibeo
lind, dass sie über das Siibject hiiiansgelipii , und sich te scribere, in dem nach Hrn. F. der Accus, als direrfer
eines Gegenstandi'S bemächtigen; die Geniuthsbewegniig und indirecter müsste aufgefasst werden, dieselbe liew eis-
aber ebenso wohl, als iliirch das Olject veranlasst im führjing augewendet ist, wie für den pigenlliclun acciu.
Gpiiiliv oder Ablativ, als dieses beherrschenil (»ip schon f. inf. Ferner würden jene Stellen iNichts beweisen, wenn
das deutsche beweinen, beklagen im Vergleich mit dem man in denselbeu , wie es wohl jetzt allgeinein aiigeiiom-
früheren weinen etc., s. Grimm 4, p. (il2, zeigtj mit men ist, eine Aftraction erkennt; Hr. F. sucht daher za
dem Arcus, verbunden werden kann; theils weil iiiclit zeigen, dass dieses keineswegs der Fall sei; dern jene
weii'ge dieser Verba auch passivisch , besonders im Par- Alisdrucksweise müsse als die volksmässige anerkannt
ticip gebraucht werden, s. lliiddiman. I, p. 2''''. \Voran werden, ans der sich erst dip gewühnliche Consfrucfinn
man den iiidir. Accusativ erkenne, lehrt Hr. F. p. II : entwickelt habe; als die .'ilteste aber sei der accus, c. inf.
„ntiuiii accnsativiis sit indirectiis iiecne , partim e verbi zu betrachten, der auch jene erslere ihren [Irs|iruiig ver«
natura, partim ex eo, qnoil hie casus saepennmero cum danke. Dass diese nun mehr der Iteijiieiiilichkeit de»
alio rominutatur, cognosi i potest. Mehiiien wir das letzte gewiihnlii heu Lebens angehöre, ist «niil zuzugeben, nb-
Kennzeichen an, so müsste man i. B. lieii Arcus, bei gleich sie auch um den bes.-.teii Schnflslellern, (>rierlien
cognoscere u. a , weil das Object auch durch de aiisge- und Lateinern, nicht versclimillit wiril. .Aber ifaraiis folgt
drückt wird, für einen indirecten halten; ebenso würde noch nicht, dass die regelmässige Constriirtioii jünger, und
im Deutschen in manchen Fällen, weil, statt eines Genii. der acc. c. inf. älter sei. Denn die einfachste und iia-
der Sache und Accus, der Person, ein Dativ der Person lürlichsle ist die parataktisrhe Ordnung der Sätze: ich
und Accus, der Sache eintreten kann, siehe Grimm 4, sehe, er knniuit, s. 'i'liiersch griech. Grammatik ^. 31.'>j
p. f)37 f-, der .Accus, aufhören, ein directer ?u sein, was ans der dann er.st die syntaktische liervorging, in welcher
wohl Niemand leicht zu;;ebeii wird. Kbenso wenig kanu die A bhiiii;; igkeit iler iVcbeiisätze diirih Partikeln und
mau Hrn. F. einräumen, dass die neueren Sprachen jenen Relativen, sowie durch den Modus angezeigt wird l)a>»
indirecten Arcus, und an» <liesem Grunde den accus, r. der acr. c. inf. sehr früh im Latein, sich limle, ist nii-
inf. nicht haben, denn schon in der Construclion von leh- bedenklich einzuräumen, aber dieses hohe Aller \>i doch
ren und früher vieler anderer, s. Grimm 4, p- t)20 ff., nur ein sehr relatives, und wir können nicht verfolgen,
müsste ja der eine als indir. Accus, anerkauat nerdeu, wie sirli aus ihm die üiirigen CunstriKfioneii bildeu; ja,
')(i-5 9fi4
Hriiii ilor rl.riilic»i'i«liii<'<<' (••mK ''•'■■ nafiirl'' '"^ »var, kii «Iciisollicii Falli-ii aiirli dir iinin. r. itiT. s<a<iriiMii'ii k/innc.
Laiiii «li«-«'--« iiiilit riiiiiial »ta(fj;cfuiiili'ii liabfii , iind r« llr. K. iTKIarl in allen I''.'illcii der ersten Ar(, iiiil Aii«-
itiid iladiirili iKirli z miffl liafti-r , dass kaum driikbar iialiiiip xiii Vrilü-ii, nie niiidi-ri- liiiil .'iliiilu lir , drii Inf.
■ sl dass ilii* alislraclrstr l'"oriii dos ^'crlmiii andprrii fiir Aas Miihji'it, ii/ilii riiil der Aictis. aU iiidirpid'r hte-
Kiil» ickiliniK'-ii »II <iriiiidp (;olo;;i'ri lialc , lind niclit ln'n l.lntii-. 'Wir u lirdi'ii iln si> Ansirlit, srliiin ilircr Kin-
violinrlir nsC aus iluirn en«.-i[>rniij;<Mi «ei. Dass alxT faclihiit »i';;<mi, nilirdinklii Ii zu dir iiiisri^pii niaciifu,
dpr InCinitii' rinc rclali» s|iai<Ti' Form soi , fnljjliili ikmiii nidit riiiifrf rniuti- kmii Vi^if. inMucfr (tcmigcnd
aiicli drr arrns. c inf. , 1,'lss« sirli nun zwar fiir das ii/lri-ii cnl» ickrit »ordi-n. Zun.'Ulist scIiiMiit iIit n«iii. o.
Ijatfin. niclil lailisili iiarlnui.son ; alier os ist tlirils dem inf. nai li dii'si-r 'riicorio rini- rt-ine Anomalie oder ein«
Eni" i« kelunf;s;,'aii;;e dis Mienselilii lien JJeisles gemäss, \ er li( iiiiiiiij; der ]\atiir des Aer^l^a(ilS. Denn da llr. F.
tlieils «iril es durili andeie Snraelien, die sieh »eifer den (irnnilsatz anfstolh, dass der inilirecle Aeeus. Iiei
V rrolt;oii lassen, les(.'i(i;;(. ISo lia( ilas .Sanskrit (s. l\i>- dem l'assiv niclit in di'ii ><)iii. iilper{;e|ie , dann alier, da
(er ^'om Inrinitiv, liesoiiders im Sanskrit) in seiner alte- dieses nielit allein liei Passiven, sondern 7.UH eilen sellrgt
steil (iesfalt in den \edas uneli keine liesdmnite Form liei Aiijeeliieii -fesehielil, sich zu der birklrtriinj; geiiütliijjt
fiii den Infiiiilii', r« liraurht i ielmehr zu ,, einem rtnaij;eii sieht |). '>il: „iiuiiiiunqiiam aiiilm acciisatiii , et directus
■lii'ilrurk des Inf. einen Casus eines alislraeten Siilslan- et iiidirecdis , taiii pano distant discrimine, ut »ix iiiter
livs" ». Iliifer I). '.'4. Erst Sji.'i<er findet sieh der dein se dillVrant, et alter rinn allero faeile eominutari |iossit,
lat. Suiiiniim entsiireehende Inf. auf luill. l'nd dass die- und demnaeh in Orpheus iiarratur iiiiiiijnain fuisse den
ses somihl , als iler ge« iiliiiliehe lat. Iiiliiiiln erst aus Inf. fiir den indireeten .Areus. , den i'i inil qiias sponsio-
ahstraiten .Suhstaiitii eii entstanden, foljjlieil sp/lter eiit- lies prniiiiper tu exaetiis es, >er(;lei< lit , den .Aeeiis. für
«ickelt seien ist »enij;s(ens sehr »i alirsi lieinlieh , s. Pott den diroeleii eikl/irt, so gesteht i'r iladiirrh selbst zu,
et\in ForsehuiiEeii II. p. ^13. Ilil.'i r lieitra;;c zur Lauf- dass diese lOrscIieiiiiiiij; nii hf nach seiner Theorie, son-
leiire p. 403- Ferner uii'isste ,_soll(e des >'effs. Ansicht derii nur durch ilie Aiifheliiing und lliiikehriiiij; ilerselheu
die rirhtijje sein, jene ahweiclienile Conslriiction sich nur {i\a bis jetzt imiiier beide (iebranclisii eisen des Accus,
in Siirachen linden, «lelclie den arr. c. inf. haben; aber als bedentend coii einaniler verschieden belrac lilet , jetit
sie findet sich auch z. IS. im INeulioclideutsrhen , im lle- aber als t;leich ant,'eseheii »erden) könne erklärt iicnlen.
bräischen s. tiencsis 1, 4. 49, 15. u. »'• a- i sie iiiiisste Dazu komiiif noch, dass auch nicht einmal der Inf. bei
nur in Conslrnitioneii vorkommen , die ursprnii}»lich einen dieser \'crivaiiillunj; als indirciter Accus, scheint betrach-
acc. r. inf. L'eliatit halten; alier sie ist gerade in Sätzen tet norden zu sein. Denn nenn iiiaii sa;;!: „Alexander
»dir gebräuchlich, die nie im arc. c. inf. staiiileii , " ie rex fuisse dii iliir" und hier olfenliar auch der Inf. in
in indireeten Fra"sätzeii , in Sätzen, die von äusseren den INoiiiiiialiv nberjjejrantten ist, so »linl man IJedenken
Tliali"keifen »ie von facere , abhaiigen, von denen sich tra<;eii , den Inf. in Alexander re|;iiasse dicidir für einen
weni-'stens fartisch nicht nachweisen lässt, ilass sie im indireclen Accus, zu halten. .Allein llr. F. hat blas«
Lat. einen aec. r. inf. gehabt haben. llr. F. sucht zwar einlache Prädicate zu Beispielen {;e«älilt, keins, das au«
p. 17 die Alöulirlikeit auch dieser Coiistruclion ilarzii- eiiieni \oiiieii und esse besteht, oli;;lei(h die F'alle der
(hiiii inilein er auf das Griechische hin» eist; aber hier letzteren Art um so mehr einer lietrachluiif bedurften,
«ar gerade die eigentliiimliclie Einrii htung, die das Lat., da sie am meisten zu der Ansicht hindrängen, dass der
in vieler IJezieliuiig roii dem Griecli. abHeicheud, in Inf. uiiil Accus, in einem gleichen Verhaltniss der Ab-
Kiicksiilit auf den acc. c. inf befolgt Lat, zu beachten liäogi^keit ton dem Ilaujitverbnin , nicht der eine in ei-
liiid festzuhalten; iiainentlif h , dass es sich »eder bei nein näheren, der andere in einem entfernteren sind auf-
A'erben die äussere Thätigkeiten bezeichnen, den acc. gefassl »ordeii; niid dass, »enii dieses in dem einen,
«'. inf. iio( h bei soll hen , ilie geistige oder Sinnestbätig- dem naiiirlichsten und einfachsten Falle, geschehen ist,
keifen anzeii^eii, ijuod erlaubt. auf die übrigen um so leirlitor habe übertragen »erden
, können, da, »enii auch in anderer Form, do< h dieselbe
Hierauf lässf der ^'erf. einige lieinerkungeii über den rn , , i . ■ n i i . • i »v i
nitraiii idssi f, r, geis(i(;e lliädgkeit in allen bezeichnet tnrd. >Veiin da-
Inf. fülircn. und behannfef, derselbe sei directer oder , 111.^ . 141. -vi c 1 i< „ 1
IUI. iui(;<-i 1 "'•" "i " I ) 1^ ■ her llr. F. i). 4 gegen dio Ansicht voo iil. ^cliiiiidt gel-
indirecter Accus., uud könne in der letzteren !■ unctiou ^^_^_, ^^^^^,^^^ ^,^^^ __^^,^ derselben Caius «licitur venire
auch andere Casus vertreten. Dann fährt er fort: „rc ^^^^,^j ^^^,^^^ ^^^^,^^^ ^^^^^^ ^^ ^^,^^^j ^.^,^ derselbe
Vera aiilem iiiuis tanfum est innnifivi casus, accusaliins r, r 1 1 ■ • 1 i- r 1
vir.i aiiirin iiinis luiiiu... ^^ , Z«eifel gegen die seiiiige , da er diese aulgeben miis«,
iiidirecins. ut. iiieuiini fe < icere, stuilet se praestare etc." i,- 1 • 1 i„ in i-.r.„
inniitiius, 111, iiiiuiiiii>c. , ' , . um jene t^rscheinung zu erklären. Ebenso »enig durlte
Diese letzte liehanptnng sollte «ei.igslens auf nitransi ,ve ^,_^ u^,i,Uir»„g des anderen Falles befriedigen: Orpheum
Verba beschränkt sein, da nach allen transitiven der Inf. __^^^^^^^^ nun.inam fuisse. llr. F. sa.t nur: quodsi apud
auch im arc. c. inf. als directer Accus, befrachfet »ird. .„ip.ores veteres legeretur : Orpheum naria.nr , .,uod nun-
Dass in gandeo fo valere u. a. beide Accus, indirecfe ^^^^^^^_ accusativnm illum indirectum e passivo pen-
.eien, müssen »ir schon nach dem oben (.esagtei. he- ^,^^ ^^^^ _^^_^_ concederel. Allem da so die Lateiner
ziieifeln. nicht gesprochen haben, so kann die Annahme einer
Die bedeutendste SrliHierigkcil in der Erklärung des solchen Conslructi<in unmöglich gebraucht »erden, Hin
arc. c. iiif. bleibt immer die KachHeisung, » ie derselbe eine andere aufzuklären. Dass griechische Heispiele, wie
bei passireu, intransitiven und iieulralen Verben, bei Xen. Cjr, 2, 1,5. ciue andere Auffassung zulassen, »viril
Adjectiven und Subslantircn mit eise stcheu, uud doch in >'iemaiid in Abrede stellen.
965 966
\Vi(' l)ei Pastin'ii, so Ist aii(h l)ci ii«Mi(ralon Vorlien bpii >ieliii4-lir licIuTrsilipii , llii-ils, weil ein ariilerps Siib-
na<ii llrii. F. ilcr Inf. Siiljo t , der Acriis. piri inilirrrfer, jpct iiiclit iiütlii); ist, ili si liiiii in npinio, Kpes das Siil>-
iln sich iiarratiir von ronstat in Riiiksiclit anf ilic fol^nide ji'ct lirct, uiiil rst nicht Cnpula, .sunilcrn li<'^riir<i')>rbiini
Constrncdon nicht unterscheide. Hr. T. lipnierUt p. '22 "nd Pr.'idicat ist. Ilr. F. nimmt il.iher aiicli an, dass
in dieser Be/iehnnj; : ,,hi>r qnainqiiani per se inininie jene .Ansilrücke den passii ischen : antiiniatiir , sperahatiir
qiiideni rst dilbitiin , taiticn ob rei ni.i<;nitnilinein nnn sn- entsprechen, tifihrend er diit andere Ansicht, dass sie den acli-
prrcacaneiiin efse dnxi arj^innenfis qnain cerfissiniis id reu: aiitnniatit, sperabant gleichstehen, vernirrt. Sed
ronürniare, Naiii verlia nentra ai'<|ne ac tprha passiva enini, sa^l er p. 2'), ■<) minus rnncinnuin et aptiiiii esse,
ilnplicein ill.ini ailmiltiint ronstnictinneni , personalem et nrtniiieni fiigiet. Ker. mnss c;e»telien , ilass es ihm nicht
ininersonaleni, qnod nisi relatio ntriiis(jnc lerlii, et passiri einleuchte, narum <liesc Anffassun); weniger passend sein
et nenlrins, essit eadein, nnllo modo heri posset. Allein solle, und vom Verf. ist es »cnigstens nicht gezeigt Mur-
in IViicksiilit auf ilen jit/len Pnnct niiiss er selbst so- den. \Vo man sagt opinio est, spes est, ninss nothweii-
gleich gestehen, dass der iioni. c. inf bei ISenlris im dig Jemand gedacht »erden, der diese gebildet, gefasst
Lat. sehr ziveifelhafl sei. Indess kann man unbedenklich hat, da sie nicht ohne Heiteres von aussen kommen kann;
jene Ver»atid(sch;ifl der IVeuIra und Passiva zugeben, wer also jene Ausdrücke braucht, denkt nn» illkürlich
wenn man auf der anderen Seite die enge ^Vrbinduii); zugleich au die Urheber der iMeiniiiig, der Holi'iuing, er
zwischen Transitiven und Intransitiven, die schon durch deutet an, dass es Alenscheii gibt, qiii opinantnr, qui
(las von Urn. F. angefiiirrte : lehere, volvere u. v. a. sperant, und macht »on dieser Voisfellun^ , die ein üh-
bevtiesen wird, nicht übersieht. Allein viel erHÜnschlcr ject, aber kein Subject fordert, den arr. r. inf. abhängig,
w.'lre es genesen, wenn Hr. F. gezeigt hatte, warum Sieht man sich einmal geniilliigt, einzuräumen, <lass jene
der Inf. bei Intransitiven iiidir. Acrns., s. p. 18, bei Ausdrücke mehr nach ihrer l'eileiitnng , als nach ihrer
den nahe verwandten INeiitris aber, s. p. 'J 1 , Nominativ Form constriiirt »erden, warum soll das näher liegende
■ei, nenn er dann, da er den Ausdruck von ronstat und Artivum , welches Ilr. F. in .S.'ltzen , nie in magna spe
rertiim est p. '..'4 gleichstellt, nacbgeuiesen hatle, wie suuins selbst anerkennt, lerschm.'ibt, und das schwieriger
es komme, ilass, objjleich der Inf. bei neutralen Serben zu erklärende, ferner liegende Passivum vorgezogen wer-
Snbject sei, dennoch, wenn er ans einem iNonien nnd den? AVird dieses bei einer Art von Ausdrücken ange-
esse besteht, immer die Form des Objects behalte. Sollle nominell, so sieht man keinen Grund, bei auilereii nicht
diu Gleichffirmigkeit des Ausdrucks als Grund angegeben in gleicher AVeise zu verfahren, besonders da jedes con-
iverden , so entsteht wieder die Frage, wie der Arcus. stat, certum, aeqnnm est eic. als ein allgemeines Urtlieil
al« ein indirecter uuil mehr entfernter das zum Inf. esse immer iirtheilendo Hlenschen und Gegenst.'lnde , ilie Ob-
geliürige .Snbst. oder Aclj. habe beherrsrlien kfinnen, und jeite des Urtheils sind, voraussetzt. In dieser Auffassung
nicht vielfiiehr von diesem, ileni näheren, eiiillnssreiche- wird klar, wie der Gej^enstand und sein Zustand oder
ren beherrscht werde; »arnm sich nirgends Consfructio- seine Thätigkeit in gleicher AVeise die Objecte der gei-
nen linden, wie poeta esse conslaf Orphemn , oder warum stigen Thätigkeit des Denkens, das allein, oder verbnii-
selbst solche, wie poeta esse constat Orpheus, im Lat. den mit dem Fi'ihlen, Kinpfinclcii, Wollen im Ilauptver-
ao unsicher sind. Fern' r räumt Ilr. F. ein, dass der buni ansgedriickt wird, und der wahre Inlialt derselben
Inf. mit Sätzen, die durch ojg, UTl gebildet sind, in sind, dass nicht das Kiiie ferner, das Andere näher stehe,
gleichem Verhältnisse ist; wcnnsich nun nicht läiigneii Dass beide in einem gleichen Verhältniss der Abhängig-
lässt , dass diese in Abhängigkeit vom llauptverbnm ste- keit gedacht tinrden, zeigt die gleiche Verwandlung in
hen, SCI sollte man glauben, dasselbe mi'isse bei ileni ent- den Nominativ bei Passiven, das gleiche Verbleiben iui
sprechenden Inf. statllinden ; allein dieser mnss .Subject Acrusativ selbst bei Intransitiven und Ncutris. Ferner
sein. Dieselben Si Invierigkeiten stehen der I^rkläruii^ findet diese Ansicht darin einige Uestätigniig, dass der
des arc. r. inf. nach Nomlnibns mit esse entgegen, wo Iniiuiliv als solcher immer sich dazu neigt, in einem
gleichfalls der Inf Subject, der Accus, ein indirerler ist. Verhältniss der Abhängigkeit zu erscheinen, s. Ilr)fer I. I.
Ausserdem niiisste auch fcir diesen Fall eine Verlauscbnng p. IIS. (iriuiin deutsche Gramm. IV, Hl, dass er als
des directen und inilirecicn Arcus, angenummen werden, neutrale Form wohl einen nicht weniger freien (äebrauch
da z. IS, Dial. de uratt. Kj. et ipsc (Aper) inanifesfns gestaltete, als die Neutra der Pronomina, s. Kllendt zu
est iam diidum in rontrariuin arcingi (Ilr. F. sagt daher Cic. de or. p. 29- Dagegen hat der inilirecte Accusatrv,
p. '27 nicht richtig: quanicjuam haec graeca dunil.ixat est der im Grunde nirlits ist, als der sogenannle griechische
constriictio) gelesen wird. Vertritt ein Siibst. mit esse Accus , dem nur eine »eitere Ansdehniing gegeben »or-
die Stelle des llaiiptverbiims , so soll auch hier der Inf. den ist, etwas Dunkles, indem die Art der Heziehiini;,
Subject sein. Indess ist dieses in vielen Fällen nicht in der er zum llauptverbnm stehen soll, nicht klar wird,
möglich. Ueiin sonio in tempns est abire , nirlit dieses nnd reicht nicht aus, alle Schwierigkeiten zu entfernen,
Subject, tempns Prädicat sein kann, da dieses kein IMerk- da er auf dem entscheidendsten Puncle sich in den dircc-
Dial des abire ist, snndern abire vielmehr in einem ob- ien Arcus. ver»anilelii mnss.
jectiven A'erhältniss zu dem seiner Bedeutung nach con- In einem Anhange sucht der Verf. noch darzntliiin,
»truirten tempns est steht, so kann auch in opinio est dass später der acc. c. inf. von den Lateinern anders auf-
euin venisse, spes erat Iiostes mox truc iilalum iri der gefasst, der Accus, als .Subject, der Inf. als Piädirat be-
Inf. nicht das Subject der Siibstantiva sein , iheils weil trachtet worden sei. Von welcher späteren Zeit dieses
diese nicht Rlerkmale der Infinitive sind, sondoru diesel- gelten solle, wird nicht genauer angegeben; ebenso wird
9fi7
Oßs
Urin K'MiiiTiriiliiii ii.n liffniii-srii, an dem ni.iii (Urse ver-
änderte .Aiirfassinii;*" '■''"■ aliiii'liiiioii Lfiinie. Drnii HOiiii
llr. F. |>- '■!' Ii<liaii|>(il , ilass no ilcr a<<-. r. iiif. im
^rrliiiltiiiss iI<t A|i|KPsi(iiiii siehe, iliese siilijecliie Kraft
lies Amis, sirlitliar «enle, »ie in S.'itzeii: lioc siirc
(aiiicii (iiKirli't, proiiiiiiriatiiiiiriii lioiiaiii iil elFicere etc.,
•II iiiixlifr ilaraiis eher ilaü (ir^eiithell f(il;;eii, iiulein |>ro-
iiiiiiriationeiii efficcre in keimiii anilerii Verh.'illiiiüS zu sriri-
litrhl, »Is ilas ioraMj,'eheiiili' ol.jrrlite iil. Ferner »lirile iliese
^'i-r.'imleiiinj; <ler Aiiffassiiiii,' eine (j.'inilirhe Audielnini;
iler ("onsiriii liiiii lies aie. r. iiif. Ilnil iler eijjenlhiiniliehen
III ilerselheii herrsi henileii AnffassiMijjs» eise sein; «iiiil es
«.'jre anfr.illeiiil , « eiin iiiihl mit iler Verflipileninj; der
Anfrassiinif auill ilie Darstellniig eile anilere ;:eHiirilen
Mjire, «ie wir ilieses im (irieeiiisrlien znm Theil, im
^enhiuhileiitsclien iluriligüngijj einj;elreten sehen, ii «
«tati lies Aeriis. iler INnmiiialif als .Snlijert, statt iles Inf.
«las verb. fiiiit. als Prailirat lierrsrhenil {feMonlen ist; »*as
ijeiiiss im Lat. in ^leielier Weise einselreteii sein wiirrle,
«eiwi siell ilie Anffassiin js» eise in iler liezeiehlieteii Art
veramlert h.'i(te , besonilers ila es an S.'ilzen, «ie roiiieilo
(oiiimir) , «liies es ii. a. niiht fehlt, iiiiil iler spätere (ie-
liraoeh von qnod, s. ftladiig de l'iris qnilmsilam jjrarnMi.
Int. ailmonitiones p. 23 , dafür zn s|)reilien siheint. Wenn
iiiiii llr. F. anf jene ßelianjitiin«; die andere f;riindet,
ilass der arr. r. iiif. niclit als .Salztlieil , sondern als pan-
ier Satz hetrarhtet «erden müsse, so kann der Ginnd,
auf dem diese beruht, nicht als sehr sicher betrachtet
«erden. So lange der Arcns. nicht Mominatir, der Inf.
nicht l'erbuin finit. ist, «der nicht iiachge« ieseii wird,
«lass er, «ie ilieses, Prädicat und Cojjula enthalte, « as
lüii Hrn. F. nicht jjcschehen ist, kann sich lief, nicht
eiitschliesseii , den acc. r. inf. für einen lolUliinilr^en Satz
XU hallen, und die Ansicht aiif/.iigelien , dass durch diese
Auffassung das Eigenthümliche jener Construdiiin nicht
festgehalten «erde. Z«ar behauptet lir. F., dass dann
auch die Mebensütze nicht als Satze betiaclilet «erden
dürften; aber »enn diese auch nicht in dem Sinne, »ie
die Hauptsätze — sie sind eben abhängige Satze — als iler
Ausdruck rou Urtheilen künneii betrachtet «erden; so
findet doch znisclieii denselben und dem acc. r. inf. der
wesentliche Unterschied statt, dass sich in jenen immer
das rerb. finit., also ein vollständiges i'räilicat, findet,
und dass sie [Jmsclireibuii<;en von Salzlheilcii enthalten,
der acc. c. inf. aber gelbst ein Salztlieil ist.
Kann nach dem bisher Uemerkten Rec. nicht ein-
rAnmen, dass Hr. F. Alles, »as er glaubt (er liagt p. 9:
praeserlini cum persiiasiim mihi sit, nie lileiil, qnae hucus-
qiie snb iudice fuerif, plane diremisse) geleistet habe,
»o hall er sich doch für verpflichtet, die Gründlichkeit
und den Scharfsinn in der liehandlung des ganzes (le-
geiistandes durchaus anzuerkennen.
Kiienach. W. WeiaBenborn-
95. Kf kirli iiide Aiimerkiiiigen zu Homer'« Odyssee. Von
Gregor Uillwliii Si/Zsch. Driller liaiid. KrLU-
riiiit; des neiinliii li'^ /»(ilfteii Gesanges, Haiiiiiiver.
I.S40. 8. Il.ihi.'.-. Iic Hofliiichhandlung.
^^■enn es nberhaiipl lii'i der Anzeige «erlhvoller Bü-
cher nii lit selten eliir die Aufgabe de» Recensenten ist,
einen soi i^f.'iltigen lieriiht über deren Inhalt zu erstatten,
der ihre Tendenzen und das Kit:r nliiüinliche der dann
iiieilei gele^len Ansichten in's Li< hl setze, als stets sein
l'rllieil hei vorlrelen zu lassen, so mus« der Unterzeich-
nete sich auf ilicsen .Staiiilpiiiict iiisliesnndere bei der An-
zeige der oben genanii'en Si'hrifl stellen, die sonst bei
der Stellung des Verf. naiiienllii h in diesem ZMei;;e der
Liliraliir als anmassend erscheinen k'iiiiite , und er glniibl
nin so mehr, jenen Plan hier nicht ül>erschreiteii zu diir-
fen , da er überzeUfjt sein niuss, dass iler Verf. selbst,
als er ihn zur Ueberiiahmc dieser Arbeit aufforderte , nur
eine solche Anzeige im Sinne halte; zugleich >»ird ihm
aber diese Anfforderniig von Seiten des Verf. als Recht-
fertiniing dienen. Da es die \aliir der vorlle^-iniien Schrift
nicht jjeslalli't, den Gang dersellieii im l*Jiii/eliieii zu ver-
folgen, und da auch eine Darslelliing iler lOi kUr iiiigs-
«eise des ^'erf. im Allgemeinen ganz nberllnssig sein
«ürde, so «erden « ir vielmehr die Aufgab« zu lösen
haben, ilas im lOinzelneii Zerslreiite unter gettisseu (>e-
sichlspiini teil zu vereiiii;;eii und auf diese Art den (le-
»iiiii, der für die ganze Beliaiidliiiig der Unmenschen
Poesie aus diesen Aiimerkniigeii zu ziehen i>t , in den
»esentlii listen Pnncteii zur Aiischaiiiiiig zu bringen —
ein Verfahren, das, «enn es auch im Aeiissern eine ge-
« isse Aehiilii likeit mit dem byzantinischer Cnmpilalorcn
zu hüben scbeiiien kliiinte , doch, »ie »ir hollen, ebenso
«eilig n;aiiz mit jenem iiteiitificirt »erden « ird , als davon
ein .ihiiliclier [Cintliiss, i^ie «eilaiul bei jenen, auf ilas
^ii'liicksal der excerpirten Schrift selbst zu erwarten ist.
Erlen liiert »ird dieses Geschäft noch dadurch, dass der
^'eif. selbst in der Vorrede auf die Anmerkungen von
allgemeinerer Wichtigkeit anfinerksam niacbt.
\\ ir beginnen mit der Einleitung, »eiche den Zweck
hat, die Eizälilang des Odi/sseus vor AlhinuDS als Epi-
sode nach ihrer Uedeutung für das ganze Gedicht, aU
eigenes Ganze im Sinne des antiken und namentlich im
Epos icallenden Glaubens , als I^liihrchen in Hinsicht der
poetischen Erfindung und der ^anz utopischen Locale zu
hetracliten- Der *'eif. beginnt mit dem Grundsatz, der
für die ganze Auffassung dieser Gesänge und für die da-
«oii abhängige Homerische Geographie von der griissten
AVichligkeit ist, dass der geographische Gesichtspunct
hinter dem poetisclien zurückgestellt »erden müsse, und
tritt in dieser lliiisiciit der namentlich von Völcker aus-
gesproi heilen Ansicht bei, dass die iiulliis.hen Locale
ni< lit entstellenden Rerichten von »iikiiih vorhandenen
entlegenen Ländern ihr Dasein verdanken, sondern dass
aus den dii hterischeu Scliilderungen erst die Erdkunde
solche Locale entlehnte, auf Entdeckung derselben aus-
ging, und neu aufgefundene Gegenden, auf welche jene
Sdiilderung anwendbar schien, mit dem poetischen Na-
men benannte; ja, unser Verf. geht aiicli noch tiber
Völcker's Ansicht hinaus, indem er nicht nur der pos-
969
970
tischen Erfindung geograpliisrher Kenntniss (;''R''n''l"''' ■'"■
Recht v'inilicirt, sondern nicht einmal bri dem Dichter
selbst ein festes (feour.iphisches Bild der Gcjfenilen, durch
welche seine Phantasie den irrenden Od^sseus uinher-
treibt, loraus^etzt. Dl>cIi damn wird erst nachher aus-
führlicher gehandelt. Der erste Abschnitt der Einleitung
hat es mit einem für die Beiirtbeilung der Episode nicht
nur, gnnderii der ganzen Odyssee «ichtijjereii Gejfen-
»tande zu (linn, nämlich den Fluch des Puhjphem und
den Zorn seines Vaters Poseidon in das gehörige Licht
zu setzen. Uer Verf. bekennt selbst, dass ihm die 13e
(leutung dieses IVIoments , auf tvelcher die Würdigung
des ganzen Gedichtes und ilie tiefere Einsicht in den
Geist lies antiken Epos beruht, erst in neuerer Zeit klar
geivorden sei, wie er zuerst in der Vorrede zum zwei-
ten Heft der IMele(ema<a angedeutet hafte. Ganz auf
den Standpunct des Verf. eingehend , erlaubt .sich Ref. ,
in der Uarsfeliung der Ansichten desselben die Stellung
eines blossen Excerptors zu verlassen, ohne dass «ler
Leser für die Treue der Auflassung besorgt zu sein
braucht.
Durch die Andeutungen, welche schon gleich im An-
fang des Gedichtes gegeben waren , war iler Hörer
schon hinlänglich darauf vorbereitet, in den Abenteuern,
liefen Erzählung der Dichter dem Odysseiis selbst in den
niund legt, die Folgen des Zorns des Poseidon zu er-
kennen, welcher, da ihm unmittelbar höchstens die Macht
verliehen war, durch .Sturm und die Leiden <ler Seefahrt
zu schaden, die mächtigere Hand des Zeus zur Bestra-
fung des Menschen, der sich übermi'ithig gegen die Gott-
heit erhoben , in Anspruch genommen hatte. Konnte
auch der Dichter, eben weil er den Od. selbst seine
Leiden erzählen liess, den Zusammenhang iler Ereignisse,
namentlicli wie Poseidon den Zeus zur Ausfiihrun4r des
R,acliewerks vermocht, nicht historisch darstellen, so
fehlt es iloch theils in jener Erzählung, tlieils in den
Verhandlungen der Gütterversaminlutig nicht an Andeu-
tungen, dass auch der Groll des Zeus auf Oil. ruht, in-
dem der höchste Gott, wenn er auch sonst ilen Helden
begünstigt, doch die \'erletzung einer anileren Gott-
heit und überhaupt die IJeberhebung des Menschen über
die ihm angewiesene Sphäre nicht ungeahndet lassen
kann. Denn die hß()li ist es, deren Bestrafung in
der doppelten Handlung der Odyssee, in dem Schick-
sal des Odysseus, wie in dem der Freier, den durch
das Ganze hindurchgehenden Faden bildet; jenem nament-
lich, der vorher nur geuöbnliches Mi.«sgeschick eriluldet,
hatten die in der Siegesfreude über Poseidon selbst aus-
gestossenen übermüthigen Worte (IX,
.■)-'Ö) den
Fluch des Polyphem zugezogen, den der Vater in Erfül-
lung brachte, indem er, niewohl er ihm den gänzlichen
Untergang nicht bereiten konnte, doch ilie Verspätung
seiner Rückkehr, nach Verlust aller Gefährten, in die
zerrüttete Heimath bewirkte. Was der Meeresgott nicht
selbst vermag, geschieht durch Zeus Willen, zwar nicht
nach blosser Willkür; aber auch hier schon zeigt sich
das dämonische Walten der Strafgerechtigkeit, wie spä-
ter iuv Drama, dass selbst die grösste ^'orsicht von Sei-
ten des IVlenschen die UTlj nicht abzuwenden vermag,
welche ihn durch seine eigene Thorheit in's Verderben
Zeilschr. j. d Altcrlliumsw.
stürzt, und die »erhängte Strafe »iederliolt selb.it durch
absichtslose und unvermeidliche Handlungen ( — man ver-
gleiche die Schilderung iles durch die ErOfTiiung des
Windschlauchs und nachher des durch den Frevel auf
Thrinakia herbeigeführten Unglücks — ) mit einer ge-
wissen Naturnothwendigkeit herbeiführen lässt , so dass
Zeus mit Recht das Wort aussprechen mag, das die Ten-
denz des ganzen Gedichtes in sich enthält: V) TlO'jtoi,
oiov öl] VI) i}£oti<; ßgoiol aitiüojviai! i^ r,usu)V
yd(i (paot y.dy.' tfxjjivai- oi de xa^ aürui Ofpfjariv
diaat^aklTjoii' i'ntQuooov uKys f^ovo/i' (I, .3? — .34).
,,Es wird nun deutlich sein", sagt der Verf. S. XX
uarh genauerer Erörterung dieser Puiicte, wodurch die
in den Erkl. Anm. Bd. 2. S. XXXVII ausgesprochene
Ansicht über die Bedeutung des Zorns des Poseidon be-
richtigt wird, — ,,es wird nun deutlich sein, dass Odys-
seus , der in der Haupfhanillnng als <las Werkzeug der
göttlichen Strafaiifsicht {oTI u) die i'rj('li der Freier rächt,
in der Episode oder den von ihm erzählten früheren Be-
gebenheiten selbst der Schuldlrageiide und von iler Gott-
heit Gezüchtigte ist. Je nachdem man die Haupthand-
lung oder die Episode berücksichtigt, kann sein eigener
Name activ den Zorn und Rache Uebeiiden , oder passir
den Zorntragenden bedeuten. Jeilenfalls tritt uns auch
in iler Episode der sittlich - religiöse Geist des Epos und
der ober.ste Satz des antiken Glaubens in einem leuch-
tenden Exempel entgegen: der schwache Meiisrh fiber-
hebe sich nie, und wolle den Göttern nicht gleich sein;
er iielime still hin, was sie ihm geben, und taste nie
ihre Hoheit an. Denn hat er einmal die Gottheit ge-
kränkt, dann hat er von Glück zu sagen, wenn die ab-
wendige Oliinacht ihn nicht ganz in's Verderben zieht;
sie führt ihn dann seilst in Versuchung zu immer neuer
Schuld und grösserem Unheil. Dabei zeigt eben schon
das Epos den IVlenschen in seiner tragischen Natur. Be-
schränkt in seinem Blick und unvermögend, aber immer
»ersucht, das Mass zu überschreiten, übertreil't er in
I (jOH; sein Recht und seine Tugend , unil fällt daher oft
eben durch das Treulichste, was er übt, oder dessen er
sich bewusst ist, am leichtesten in Unheil." . . ,,Wer
sollte nach diesem Allen, heisst es weiter S. XXI, in
der Odyssee nicht bei aller Feier des Helden vielmehr
den Gesang von der Götter Hoheit und Macht, als von
der Menschen Tugend, und mehr von den 3Iühsalen,
welche die Menschen in Kurzsichfigkeit , Thorheit und
Leidenschaft unter der Götter Obmaclit bestehen, als von
ihrem Gelingen und ihren Siegen erkennen? Oder sagen
wir treilender: es ist gerade das Meiischeiiloos und Men-
schenleben nach seinem tragischen AVesen, was das Epos
au grossen Beispielen darstellt. Die Lösung und Beru-
higung kommt hier, wie in der echten Tragödie, durch
die endliche .Anerkennung der göttlichen Obmacht and
des menschlichen Irrsais oder iMasses."
Wir glaubten so ausführlich die eigenen Worte des
Verf. mittlieileii zu müssen, weil wir darin den Kern
einer Ansiclil üiiilen, ilie in mancher Rücksicht hier noch
schärfer ausgeprägt ist, als in den früheren Schriften des
A'erf., namentlich auch die Hervorhebung des wesent-
lichen Unterscliicdes zwischen den Kunstepopöen einer
späteren und den ü^ioreiati einer früheren Periode,
64
971
^1
anil[ ilainit »ii^Icicb, Mlf, H'^rlnKefsiinin; dpr Einheit eines unil von oincr wallrnileii GcrprliiifUcif , einer IV.inesis,
torilicliles ilas nirli(< "eii'ijfer, als ein lilossos lUosaife »lelclie jeiles Üelierjjreifen iles ftleiisclieii üliir die iliin
von Gesängen j>'ner f'riilieren (i:it(nn); ist; — zugleich jji-zoj^ene Gräu/.e straft, iiiid zwar in «-iuer Weise xtraft,
«ier niussli-ii »ir <li-ssli.ill' auf «liese ."»teile grössere Auf- uelelie die ilin trelTrnile Pein nnr als Foljfe eijjeiier,
nicrksanjkeit »er« enili-n , »eil [;ej;iMi ilie liariit niederge- »renn aneli nni ■•rineidliclier Sdinlil ersclieiiien l.'lsst, unil
leirle Ansii'lit tun der relij;l{isen 'tendenx des Epos ohne nnr il/niii vi-rsülint ist, wenn der iMenscIi zur di'nii'itlii;;eii
Zweifel am meisten Gft;iier sieh erliefen werden, uas Erkeiiiitiiiss seiner .SeliH.'telie ziinirkkehrt , und da» ver-
dcr Verf. sirll jfeniss inn AnfansV an nicht verhehlt, und jet/.le Ileelltsierh.'lltniss ti iederlierstelit, — ist iliese Idee
auch srhon jjleieli naeh der Vollendiiii;,' dieser Selirift etwas d<'r Tra[;odie als l)ielilj,'allunj; Bigenthiiniliehes ?
wirklich erfahren hat, als er Lei der Vcisaniinlmig der Gewiss nicht, insofern diese ihr Wesen in der Form hat,
Pliilolo"en in Gotha an der Ilias «lensellien Satz zu be- jene Idee aher eine Relijfioiisaiisieht enthalt, die i'iUer-
weisen suchte. (\'ergl. ilariiher die^'erhaiidlnnjfen iler haiipt mit der Poesie in keinem nothwendijjen Znsam-
dritten Versammlung deutscher Phi!nlo;;en und Sclinl- menhaiij; steht. Aher eine andere Frasje ist die, ob
inänner S. :j.i ti.). Dort stand ein (legner •je'jen ihn anf, diese llelijjionsaiisiclit als eine allgemeine des griechischen
der freilich nach ganz verschiedenen Princi|iicn die Ho- Alterthiiins und namentlich als eine dem religiösen Stand-
merischen tjcdici.tp lieliandi'lt, die eine Vereinigung über piiiule Hoiner's angemessene angesehon werden kann, und
den fraglichen Piinct fast unmöglich maihen, Hr. Prof. Mcnii diese bejaht werden solltp, ob es nicht vielleicht
Lachmaiin , und erklärte jenes fiir eine durchaus unho- dem Wesen der Tragödie eigiMilhninlich , dem lies Epos
nierisclie Theologie. Sollen wir hier eine Partei ergrei- zuwider sei, eine solche Tendenz hervortreten zu lassen,
fen , so können wir in Beziehung auf die Betrachtung Ueber den ersten Puiict lässt siili nun freilich nicht s«>
der Homerischen Gedichte im Allgemeinen uns nur fiir geradezu entscheiden, indem »ir für die einem zu hühe-
unseren ^'crf. und gegen eine Ansicht erklären, »eiche rem Üelbslbewusstsein erwachten, reflectirenden Zeitalter
eine rollkomineiie Voranssetznngslosigkeit als das Princip ferner liegenden Zeiten iiiir in Homer selbst eine (iuelle
der Behaiiillnng derselben ausspricht. Denn mit noch haben, welche <ler Principienstreit uns ganz zu verschlies-
grösserem Hechte, als Zerrissenheit , »ird man doch den sen droht; duch dürfen wir von der entgegengesetzten
Zusammenhaug der Gedichte als eine Wöglii likeit sta- Partei die Anerkennung der bescheiden hingestellten fllög-
tuiren dürfen; betrachtet man aber Alles einzeln für sich, lichkeit erwarten, dass schon in Homers Zeit der reli-
ohiie auf einen etwaigen Znsamnienhang des (ianzen Rück- giöse Sinn zu einem Gefühl, einer Ahnung, wenn auch
sieht zu nehmen , so schneidet man nicht nur die letztere nicht zu einem vollen Bewusstsein iler Stellung der
Möglichkeit geradezu ab, sondern »iril auch jenem Prin- Menschheit zur Gottheit in der angegebenen Weise ge-
ciu sellist untreu, indem ein solches Verfahren ilie an- kommen sei; ja vir finden es gerade wegen der sonst so
dere .^löglichkeit zu Grunde legt, und also von der Vor- anthropomorphistischen Erscheinung der Götter in den
aussetzuiig der Znsammenhangslosigkeit ausgeht. Sollte Homerischen Gedichten um so erklärlicher, dass das nicht
nirklich eine Einheit des Planes beabsichtigt sein, so zu erstickende religiöse Gefühl in einer anderen, mehr
kann eine Aiiffassiiiig , »eiche nur Einzelnheiten auf das dem Dämonischen sich zuneigenden Weise das Bewnsst-
unbefangeiie Gemüth wirken lassen will, nimincrnn'hr sein der menschlichen Abhängigkeit und Ohnlnacht kund
7um richtigen Ziele führen; noch «veniger ist es zu bil- gab. Und entbehren wir denn wirklich aller Spuren von
ligeii, dass man von den auf diese Art aufgesuchten Discre- dem Vorhandensein einer solchen Tendenz in früherer
panzen und mangelhaften Verbindungen sogleich zu Schlüs- Zeit? Wer so etwas behaupten wollte, den würden die
len übergeht, welche doch durchaus nicht unmittelbar von den Tragikern zur Ulanifestation dieser Idee benutz-
daraus folgen, sondern nur in den Augen derer Gültig- teil Hlvthen selbst Lügen strafen. Also nur der Persön-
keit haben , deren angebliche Voranssetznngslosigkeit lichkeit Homer's würde man sie abzusprechen haben, oder,
viellcieht eine noch grössere petitio principii enthält, als weil hier jede tiefere Untersuchung abbrechen mnss,
das von ihnen verworfene Verfahren der Gegner. Doch wenn sie nicht stets auf denselben bestrittenen Punc.t zu-
hier ist nicht der Ort zur Ausführung eines Principien- rürkkonimen und im ewigen Kreise sich ilrehen will,
Streites. Wer einmal Lachinann's Standpunct genommen der Natur des antiken Epos überhaupt. Dass nicht jeder
hat, kann freilich eine solche religiöse Ansicht, wie sie StolF ebenso der dramatischen, »ie der epischen Dar-
Hr. N. ausspricht, nicht in den Homerischen Gedichten Stellung die iiothigen Seiten darbiete, wird Kiemand be-
finden, indem sie wesentlich anf der Anerkennung der streiten; aber keineswegs schliesst die dramatische und
Einheit beruht, und wir würden also hier Gefahr laufen , epische ßehandinng ilie Gleichheit des Stoffes überhaupt
uns stets in einem Kreise zu bewegen. \Y\r werden also ans, und insofern der mythische Stoff jene bestrittene
die Sache von einer andern Seite zu betrachten und zu Tendenz in sich enthalt, wird sie in beiden Gattungen
fragen haben, ob etwa in jener religiösen Tendenz an der Poesie sich finden können. Aber ob nicht die epi-
gicb schon Gründe liegen, welche sie dem Homerischen sehe Darstellung diese Tendenz zurückzudrängen, die
Epos abzusprechen nölhigen, so dass man sich auch ihrer tragische sie in den Vordergrund zu stellen hat; ob nicht
nicht bedienen könnte, um die im entgegengesetzten Falle die Heiterkeit der Lebensansicht, die Jugendlichkeit und
gewiss bedeutend dadurch gewinnende Betrachtung jedes frische, lebenskräftige Thätigkeit , wovon die antike epi-
Gedichtes als eines künstlerischen Ganzen zu unterstützen. sehe Darstellung den Eindruck mit sich bringt, jenen
Ist denn aber wirklich die Idee von der Ohnmacht des deniüthigenden, dem Ernste der Tragödie allerdings an-
Alenschengeschlechts im Anstreben gegen das Göttliche gemessenen Ansichten widerspreche: das ist die Frage,
973
welche »ir, wenn es sirh bloss um ein qiiantiiatirps
Verlialtniss beider Ga<<iiii;;i'ii handelt, nicht zii verneinen
gesonnen sind , ohne ilass »vir einen specifischen Unter-
■chicd in dieser IViicksicIit ziigelien können. Denn aller-
ditij^s kann das ISpos eine solche Tendenz in seiner Dar-
«telliinj; nicht vorherrschen lassen , ohne dass wir sie
desshalb dem Stolle selli.st oder dem Genii'ithe des Dich-
ters aliiiiisprechen , ja selbst «lie HlOjjlicIikeit «u laiignen
hallen, dass sie ein durcii das jfanze Gedicht sich hin-
dnr<lizieheiMler , wenn ancli nur dem schärferen Auge
erkonnl>arer Faden sei. Aber jji'rade dass sie nicht dem
oberflächlichen lilick ofFeii vorlii';;en soll, wird uns auch
vor dem Missvcrständniss bewahren, als wollten wir eine
solche Tendenz als den ei<;entlichen Zweck, der dem
epischen Dichter vorschwebe, als eine Idee, zu deren
Versinnlichunjt ni"" 'l'e epische Darstellung dienen solle,
betrachtet wissen; eine solche Betrachtungsweise in ihrem
Extrem glauben wir von aller echt antiken Poesie ent-
fernt halten zu müssen, so sehr man auch bis» eilen beim
Aufsuchen der Idee eines (Jedichtes der (jefalir sich an-
nähert, dieselbe in der <lidaLlisrhen Oenionstration irgend
eines Satzes zu finden; »ir linden aber auch ijanientli(h
hier noch einen Unterschied zitischen der tragischen und
epischen Poesie in der Oenutziing jener religiösen Ten-
denz, der theils in der Natur der Gattungen, theils in
den temporellcii Verhältnissen seinen Grund hat, indem
wir, wie schon oben angedeutet, der Zeit Hcimer's die
bewusste Reilexion eines im philosophischen Denken nicht
mehr ganz ungeübten Zeitalters keineswegs zuschreiben
wollen.
Wir kehren von dieser Abschweifung, die nur an-
klingende Gcilanken, nicht eine erschöpfende Behand-
lung des Gegpustaiiiles bieten wollte, zu unserem Verf.
zurück, von dessen Ansichten iler Unterz. jedoch nicht
Meseiitlich abgewichen zu sein holTt. Der zweite Ab-
schnitt der li^iiileitnng der vorliegenden Schrift betrachtet
das Miihrchen V07i Odijsseus Irren nach seiner Erfindung
und seinem Charakter , und iniiem er einerseits ilie Ki-
genthiiinlichkeit des Wihrchens, der AVundererzählung,
hervorhebt, welcher nicht mehr Glauben zu schenken
ist, als jeder Hörer — nicht ettva dem Dichter, sondern
dem erzahlenden Odyssens zuwenden mag, verwirft er
im Zusammenhang damit die Annahme, dass die VVun-
dersagen unter den Ithakesiern oder im Pcloponiies ge-
sponnen, oder ein AVesthomer der Verf. sei ; denn warum
sollten nicht Sagen, welche selbst ohne .SchifTermährchen
die über die Gräuzen der bewussten ISrdkunde iiinaus-
schweifende Pliaiitasie erfand, auch in der asiatischen
Heimath iler Homerischen Poesie angenummeii werden?
Namentlich setzt in der Homerischen Zeit nach Ilin. Ni
die ewige .Sehnsucht nach einem befriedigenderen Zu-
stande in die räumliche Ferne die Bilder einer Gluck-
seligkeit, welche unterrichtetere Zeiten nur noch in der
Vergangenheit suchen konnten , und so entstehen Dar-
etellangen , wie die von dem Leben der Phfiaken (über
welche unser Verf. der Ansicht Welcker's durchaus nicht
beistimmen kann), ganz gleichartig denen von einem gol-
denen Zeitalter. ,, Alles dergleichen und mehr noch konnte
<Iie Phantasie daheim aus sich schallen, und was sie er-
funden oder geahnet hatte, das suchte hiutciher der
974
schweifende Schiller, und er hat es iui Alterthum gar
oft zu linden gemeint, und seine Kiiibildnng und Benen-
iinng der vermeintlich entdeckten Ocrter ist nicht weni-
ger üblich geworden, als die iVainen Davisstrasse und
AVestindieii" (S. XXIV). A'on dirsein (irsicblspiiiMf aus,
der übrigens die Annahnie ähnlicher, auf gleichem (iriinde
ruhender Schilderungen in der früheren A.ilionalpoi'sie,
welche dem späteren Dichter unmitttelbareii Stoff oder
mittelbaren Anstoss zu eigenen Schöpfungen gaben, kei-
neswegs ausschliesst , ergibt sich schon die l nrulitigkeit
der Ansicht, ilie einen historischen oder lest.Mi geogra-
phischen Slassstab an die Darstellung der Gegenden legt,
welche ilie \Vuiider herbergen , auf die der abenteuernde
Held, nicht unälinlich inancbem Ritler der romantischen
Poesie, trifft. Nur die Richtung muss bestiniint werden,
nach welcher hin man sich „jenes IMeer iler wunderbaren
Eilande mit ihren nngeschlachlen Riesenvülkern, Zauber-
weseii, toddroheiiden Scheusalen" gedacht habe, deren
genauere Feststellung der Dichter absichtlich durch seine
Darstellung verhindert (das uiibestiminlc TlooTilov) iiXio-
f-iiv, die Namen von ganz allgemeiner Bedeutung, der
l'lir'laken nächtliche AVunderfahrt beim Austritt aus dem
Wundergebiet und ilas ileiiselben ziikiiiniiiende Verbot
ferneren Geleites); diese Richtung ist aber, wie unser
Verf. und jetzt auch Grotefeiid behauptet , der höhere
Nürd«esten und Norden, nicht, wie man gewöhnlich
annimmt, der Vl'esten ; nur jene Gegend wird durcli .An-
gaben über die Richtung gegen die Heinialh bezeichnet,
weil dort nur iMeer mit möglichen Filanden gedacht
wiirtle, und bei der geographischen L'iikenntniss nach
dieser Richtung hin die Phantasie des Dichters sich frei
von aller Bcschränknng ergehen konnte Je weniger es
aber dem Dichter um die liocalisirnng der Abenteuer
zu Ihnn war, um so mehr findet unser \ei(. Plan in
der Folge und dem Charakter derselben, uiiil sieht da-
durch die Ansicht gerechtfertigt, dass der Dichter die
einzelnen Stationen und Erlebnisse Aes Helden sehr selbst-
thatig nicht bloss gestaltet, sondern auch gewählt habe,
was au der Betrachtung der einzelnen Abenteuer genauer
gezeigt wird.
Der dritte Abschnitt der Einleitung handelt von den
Localen der Irren des Odysseits nach nationalem i der
gelehrtem Irrthum der Allen, indem darin zusammenge-
stellt wird, in welchen Gegenden man in späterer Zeit
die Orte suchte, «eiche Odvsspiis berührt; zugleich wird
ein Verzeichiiiss der neueren Schriften dariilier gegeben.
Im vierteil Abschnitt endlich wenlen die Ansichten der
Neueren von der Homerischen Unterwell rücksiditlich
ihrer Lage in der Kürze berührt, wobei sich Hr. N.
für die Vossische, dass das Todtenreich im Iiiiieru der
Erilscheibe einen »cstlichen Eingang habe, erklärt, also
die A'üicker'sche von einem Todtenreich über dem Okea-
iios im Westen, verwirft. IMelir liiulct sich über diesen
Gegenstand auch in den Anmerkungen selbst zu X, .j'Jti.
S. 1 "i ff. und S. 1S7.
Wir wenden uns nun zu den Anmerkungen selbst,
um sie in der oben angegebenen Weise zu besprechen,
und heben zunächst dasjenige hervor, was sich auf die
Kritik sowohl der Homerischen Gedichte im AMneinei-
ucn, als die speciclle TcxtesUritik bezieht. Die behan-
04 *
975
976
JcUen (i'esflngo galuMi iitrlirfarli fiflegenhoi* , Fragen zu
bfliiiiulelii, iirlilii- 'lir <lif grsaiiiinte lliiini'risilie Frage
und ilie (iesrliiihte clor iluiiieiiüclieii (jieilultte von iler
grOnütcii WiilidjiUeit sind, indem nanienllirli der elfte
Gesang schon fnilier uianeher Interpolationen und l)ia-
«keuasen verd/lclilij gewesen ist, ileren versurlite Znriick-
Tülirung auf ihren Urheber zur Kntscheulung einiger Haupt-
punrte in der (j'eschiclite des Homerischen Textes bei-
tragen iiiuss. Jenen Ansiliu<k selbst {dtar>y.Lliu.C,£lv ^
dlaOXSluuTTlj^) fasst auch Hr. N. in dein Sinne, über
dessen Richtigkeit besonders seit Lehr« Auseinander-
setzung kein Zweifel mehr sein kann, dass darunter „ein
eigenmächtiger Intcrpolator oder Umformer der ursprüng-
lichen Gestalt einer einzelnen Stelle" (*>. 145), keines-
wegs aber eine bestimmte Textesredaction, wie die Peisi-
stratische, lerstaiulen »ird (vergl. S. 3\0). Wir halten
uns zunächst an die hauptsachlichste der verdächtigen
Stellen, die von Winos, Orion, Tilyos u. s. n. in der
Ackvia (<s. 5(i5 — 627.)i ""' «" nichr, da sich hieran
die Uehandlung der Frage, was Oiiomakritos an Homer
gethan, und nie sich der Peisistratische Text zu ilein der
Alexandriner verhalte, aiischliess* , und da auch gerade
aus dieser Stelle sehr oft Züge zur Charakteristik der
Homerischen Unterwelt entlehnt »orden sind. Die all-
gemeinen Gründe, welche die schon von den Alexandri-
nern vorgenommene Athetese dieser Stelle rechtfertigen,
sind (S. iOr IT.), dass Odjsseus nach der Absicht iles
Dichters gar nicht in die Unterwelt kommen sollte, also
auch die Gegenstänile innerhalb derselben nicht beschrei-
ben, sondern nur von den Eidolen sprechen konnte, wel-
che zu seiner Grube kamen; die Absicht, die er hier
ausspricht, <!ie {pi>](ai ctSv ukKujv y.UTaiei^i'ijujzMv
zu sehen, liegt weder in seinem eigentlichen Plane, noch
ist einzusehen, wie er von seinem Standpunct aus dazu
gelangen konnte, <la doch nirgends von einer Verände-
rung desselben ilie Rede ist; im Einzelnen »erden dann
noch von dem Verf. die Abweichungen von der sonstigen
Vorstellung von den Psjchen, sowie mythologische und
sprachliche Gründe gegen die Kchtheit der Stelle bespro-
chen. Minos als Richter, Orion als Jäger, Herakles in
dem Waffenschmnck und in der Stellung , worin er ge-
schildert wird, sind Nachbildungen ihres Lebens auf der
Oberwelt; nach dieser Analogie sollte man erwarten, <lass
auch die drei Bnsser Tityos, Tantalos und Sisyphos die-
selben Qualen in der Unterwell erduldeten, die sie schon
im Leben erlitten, was auch zum Thcil der Fall ist,
wie Hr. \. zeigt, indem er die Reste der ursprünglichen
Sage aufsucht, und woraus sich die Einkleidung der
Qualen des Tantalos erklärt, da die Homerische Zeit
noch nicht mit Berg und Thal und Wald und Fluss das
Bild der Unterwelt ausschmückte; dabei ist nicht zu
übersehen, dass die älteren Lyriker, Archilochos, Alk-
man , Alk.'ios, Pimlar die hier geschilderte Art der Pei-
nigung (li's Tantalo« nicht kennen. Der ^'erf. kommt zu
dem Resiillate, dass es ursprüni^lich mancherlei Mythen
yon Frevlern gib, die auf der Oberwelt eigenthünilich
gezüchtigt worden, dass diese Beispiele der Dichter einer
Nekyia, welche nach ethischer Idee Büssende enthalten
sollte, ailffasste, und mit Beibehaltung oder Umdichtung
die verewigten Strafen in die Unterwelt setzte (was dem-
nach weder einem Todtenrichter , noch einein Urtheil
der Olympier zuzuschreiben ist), wobei sich eine gewisse
Aehnlichkeit mit der Darstellung des ^linos und Orion,
aber zugleich die Verschiedenheit ergibt, dass sie nicht
wie nichtige Scheinbililei gepeinigt werden, also nicht
bloss, nie jene, als Schatten ein Bild des irdischen Le-
bens fortspielen (S. 3. '2). Bei Sisyphos zeigt sich ein
etwas anderes Vcrhältniss , als bei den beiden anderen
Bnssern ; <lenn er bnsst nicht, wie jene, für eine be»
slimnite Versündigung , der die Strafe adä([Mat wäre, son-
ilern für seinen ganzen Charakter; aber gemeinsam ist
allen dreien das Typische der Sünde, wie der Busse,
welches Hr. N., im Wesentlichen mit \Vclcker (Trilogie
S. .'j.iO f.) übereirstiminend, folgenderinassen fasst (S. 3HÜ f-) :
,,Thun wir die Augen auf, und erkennen, wie der tief-
sinnige Dichter dieser Stralbilder die frevelnde Menschen-
natur in ihrer Sünden eigener Pein darstellt. Tityos,
d. i. der Lüstling, welchem iler Geier (die innere Gier
selbst) die Leber, den Sitz der Begierde, nagt; und Tan-
talos, der im Ueberfliiss Schwelgende, welchem alle
Genüsse nur als Täuschungen vorübergehen, und niemals
den gesteigerten Durst stillen: sie veranschaulichen die
verschiedenen Fehler selbst mit der aus ihnen hervorge-
henden, mit ihnen gegebenen Pein. Die Sünde als ilie
SelbslquSlerin ist in ihnen zu schauen. Dal>ei hat jener
Dichter beim Tityos den Frevel an einer Gottheit nicht
sowohl um der mythischen Erklärung willen erwähnt,
sondern zur Charakteristik der Lust, welche nach dem
Heiligen greift. Bei den beiden übrigen ist keine solche
Angabe hinzugefügt, well die Darstellung sie nicht ver-
langt, ja kaum irgend ziilässt. Wie nun Tityos die Pein
der keine Schranke und kein IMass achtenden Lust, die
ifjoic, der Gier darstellt, Tantalos die selbst geschaffene
Qual der wahre Befriedigung nie erreichenden , sondern
immer nur greifenden Schwelgerci : so ist im steinwäl-
zenden Sisyphos die dem Frevel gleichartige Strafe des
niasslos anstrebenden Alenscheiigeistes abgebildet. Wie
der Sisyphos-Charakter keine dem iVlenschengeist gesetz-
ten Gränzen und Schranken anerkennt, sondern mit selbst-
starkem , nie unterwürfigem Kraftgefühl auch in das vou
der Gottheit Verborgene oder Verwahrte einzudringen,
dem von ihr Auferlegten zu entfliehen unternimmt: so mus»
er dieses masslose Anstreben hier in der Unterwelt durch
immerwährendes und eben darum immer vergebliches An-
streben büssen." Wenn diese ganze Dichtung einem In-
terpolator oder Diaskeuasten zugeschrieben wird, so wird
hiernach Niemand etwas Herabsetzendes in dieser Be-
zeichnung linden, — wiewohl auch nicht einmal der,
welcher sie hier einschob, der \'erfasser gewesen zu sein
braucht; aber je tiefsinniger die Idee des Dichters ist,
um so weniger ist sie dem von aller Allegorie weit ent-
fernten Homer selbst zuzuschreiben. Hr. N. bemerkt
noch, dass auch jene drei ßüsser schwerlich in einer
Zeit gedacht werden konnten, wo die Vorstellung von
der Nichtigkeit der Psychen obwaltete, auf welche Vor-
stellung wir noch anderswo zurückkommen. — Bei der
Schilderung des Schattenbildes des Herakles erscheint
die Diaskenase nicht einmal als eine einfache; denn wäh-
rend dieses von dem ursprünglichen Dichter der für die
Interpolation benutzten Nekyia ganz als das gespen-
977
978
•tische Nacbbilil des Lebenden ^rfasst nar, »ie es bis
Vs. (J14. erscheint, so hat nach dos Verf. Ansicht der
laterpolator, um die Erzählung; auf Oilysseus zuriicklen-
ken zu küniien , die Stelle (ilö — 627. noch dazwisclien
gesetzt. Ausserdem kommen aber noch Vs. (){)'> — t)ü4.
besonders in Betracht, die »egen der darin ausgespro-
chenen Unsterblichkeit des Herakles dem Aristarch haiijit-
sächlich diesen ganzen jrrösseren Alischnitt rerdäclili);
machten; sie sind um so nich(ij,'er, da nach einem Scho-
lion, das freilich ge»iihnlich nur auf Vs. (iU4- bezoj;en
wird , diese ganze Stelle von der ^'ergöKerung des Hera-
kles, wie Hr. N. glaubt, dem Onomakrilos zugeschrie-
ben wird, wodurch denn unser \'erf. Veranlassung er-
hält, das ganze Verhältniss dieses Mannes zu den tlu-
nierischen Gedichten, auf welches das bekannte Plau-
tinische Scholion einiges Licht geworfen hatte, zu be-
sprechen (S. 3.j(i iL). Er tritt keineswegs allen den
Folgerungen bei, welche Ritschl aus dem Scholion ge-
zogen hat; aber so viel lasst sich mit Sicherheit aus ilcn
ilarin enthaltenen Angaben scliliesscn, dass wo Peisistra-
tos als Interpnlalor genannt wird, Ononiakritos der voll-
ziehende gewesen. Ausser den wenigen Stellen, welche
geradezu als Interpolationen des Peisistratos oder Ono-
inakritos bezeichnet »erden, wi'ir<len sich noch weit meh-
rere vermutheti lassen, wenn wirklich, nie Ritschi an-
nimmt, die Alexandriner ilen Peisistratischen Text als
Grundlage, als Vulgattext betrachtet, also da, wo sie im
Allgemeinen von einer Uiaskeuc sprechen, eine solche
eben auf jene Kedaction zurückgeführt hätten, auch ohne
sie ausdrücklich zu nennen; diess Ifiugnet aber Hr. N.
sowohl in der vorliegenden Stelle, als in der besonderen
Abhandlung de Pisistrato Homerirorum carminuui insian-
ratore. Kil. l'So'l. 4. '•), namentlich desshalb, weil die
Erwähnung einer altüberlieferten ^'ulgata in den Schul,
ganz fehle, inileni tlieils der Ausdruck i'j V.oivr, civayvui-
oe^ sich auf Accent, Quantität, Spjritus und Interpunc-
tion, also auf Dinge beziehe, welche von altersher gar
■licht überliefert waren, tbeils die als V.OLvai , xoifO-
T£(JU/, £l/.a/OT(oni bezeichneten Ausgaben, in welchen
Ritschi (die Alexandr. Uiblioth. S. t)0 ) die aus dem
Exemplar des Peisistratos geflossenen Handschriften er-
■) Wir setzen ans dieser Sclitift die Stelle her, in welcher
Hr. N. seine Ansicht über die Tiia(i.;koil des Peisistratos
IM Rcziciiuiig iiul llunur ztisaiiiiuciirasst , pag. 22 sq.:
Equideai scnn>er pntavi , carmina anditorthus facta anti-
qiiiliis sniiui (juidi'in liabtiisse per aclns suos prtigressiini ,
sed eos ;ictns vel partes adniiiiicidis non niniis ncxas
fuissp ; rnrsiis oadeiii iit lectioiiilnis aplarenltir, eanic|ue
indnereiit perpetiiitatem , quam atiditor ne pcicipere qiii-
deni polest, opus (uisse transitu Siiepe planiore. Eam ii;itur
cmaiii si amlttoies [cditorcs?] no\i adhihurranf ; si deindr
partes qnasdaiii rccepcraiit, quae antea minus notae, nunc
aplc inscrtae non sine V(»hiptate lei;el>antnr ; denique si
pro dilficihni ihus exetnpla ipso votiiniine et niateria trac-
tabiliora exliiiiuerant et Atlieniensibus et aliis, qui ple-
runique partes taiituruniodo audieiant ant non sine ino-
lestia legeranl: ca novae rei iitilitas satis profecto magna
fuit, ut noliilis lerri potuerit, etiamsi in Deliis aut Asiae
aliquot agoiiii)us apti ordinis riiapsodiae andiehantur,
Alterum, quod aninia(.lvertendu!n dixinius , in edilorniu
fide et niodestia siluni est. Haue camiina Honieri ipsa
referuot et loquuntur etc.
kennt, gerade immer dem Aristarcliischen Text entj.'egen-
gesetzt, und wohl eher spätere, von Aristarih's (iriiud-
sätzcii abweichende seien; weil ferner bei Verwerfung
unechter A'erse der Ausdruck d/Kry.d'nOt r/s oder ein
ähnlicher gebraucht zu werden pflege; es fehle überhaupt
alle Basis, um auch nur bei einem Tlieile der Athetesen
in der Seele des obelisireiiden Kritikers die stillsrhwei-
gen<le IMeinung von Onoinakrifos , als dem üiaskeuasteu,
zu vermulheii, und man dürfe liiichstcns so weit gehen,
Interpolationen, die auf einem attischen Interesse zu be-
ruhen scheinen, auch ohne bestiiniiite Angabe auf Ono-
tnakritos oder die Peisistratische Recensiun zu beziehen.
An unserer Stelle nun erscheine das 3Iotir der Eiiischie-
bung, die auf Ononiakritos ausdrücklich zurückgeführt
wird, als ein religiöses; aber wenn auch der Charakter
des Mannes und seiner Gehülfen, die zu der Secte der
Orphiker geboren, die Geneigtheit zu Interpolationen
gerade von dieser Art bei ihnen vermuthen lässt, so
spricht do( h eben der IFiiistand, dass wir die den Orphi-
kern eigenthümlichen Glaubens- und Cnitnsansichten ,
welche sie doch sonst, wo möglich, durch alte Auctori-
täteii zu sanctionireii suchten , nicht in den Homerischen
Gedichten finden, <lafür, dass in der damaligen Zeit so
wesentliche Veränderungen wegen der zu festen Gestalt
und der zu grossen Verbreitung der Homerischen Ge-
dichte nicht mehr möglich waren. Um so weniger ist e»
aber auch möglich, das der attischen Redaction Ange-
hörende noch durch Divination über die Zeugnisse hinaus
aufzufinden, oder zulässig, solche Stellen, «eiche mit
den gewöhnlichen Religionsansichten oiler Cnltnsgebräu-
cheu bei Homer nicht ganz übereinstimmen, ohne Wei-
teres dem Oiiomakr. aufzuheften (S. 338 f. rgl. S. 16S).
So wenig aber Hr. N. der Meinung ist , etwa die ganze
grosse Interpolation diesem zuzuschreiben, so glaubt er
doch , dass er in diese ältere Interpolation die 2 Verse
von der Apotheose des Herakles gebracht habe, wozu
dann noch der dritte aus Ilesiod kam; in der besonderen
Gegenüberstellung des etdvjKov in der Unterwelt und
des Heroen selbst (at'ro,) , iler unter den Unsterblichen
«ohne, findet gerade unser Verf. eine jenes Mannes wür-
dige, aber weder der altepischen Poesie eigene, noch in
der späteren Zeit zur Popularität durchgedrungene An-
sicht, indem nach iler gewöhnlichen Voistellung und na-
mentlich nach der im alten Epos herrschenden bei der
l'ergütterung, mochte man sie nun als leibhafte Ent-
rückiing oder geistiger fassen, kein tlöuUMV , welches
von der ipl'X'^ nicht zu trennen, in der Unterwelt gedacht
sei ; dem in der Nekyia der Odyssee vorgefundenen Ei-
dolon des Herakles ilessen Vergötterung hinzuzufügen,
mochte, verniuthet Hr. 'S., Onomakr. eben durch ein
attisches Interesse, nämlich die ilortige Verehruiij; des
Herakles als Gottes, veranlasst sein, und er mochte, um
Beides vereinigen zu können , das liöujkov mehr als
nichtiges Scheinbild betrachten, als es die ursprüngliche
Meinung der allen Dichter war, worin ihn hier noch die
eigenthümliche Art, in welcher t/ieses Eidolou geschildert
w ird , hätte bestärken können.
Wir glaubten dem Verf. bei der Behandlung dieser
grösseren Interpolation so in's Einzelne folgen zu dürfen,
da seine Auseinandersetzung selbst mit den dadurch her-
979
980
beip-fiilirtiMi »oitorcii Eiürti-rungoii einen libor das soii-
«ligi- flinss iliT KiUlarnneon wvit hiiiau»g<>lwu<lcu Raum
riiiKiiiinit, nii.l oii. Ii c-in nullt bloss anf diese Stelle be-
srlir.'liikles Interesse liat; bei ilen ausserdem noch ange-
„ ,.|ieii Iiiter|i()laliünen besrhraiikeu «ir uns auf kür-
,.Te Andeutungen. Zu den beilenleiideren , der üuiar-
l.eituns "der Einseliiebniij; »erd/ii hti^eu Stellen gehört
ferner iui elften Gesang der Katalog der Ileldenfraueu
Iva. Tob — 32.'0, dessen Krselieinung jeilocli Ilr. IS. so-
wohl au sich, als nach dem Zusaniinenhaiig der Erzäh-
lung rerhtfertigt, uline dau.it den Verda( lit der Jn(er|)o-
latiiin innerhalb desselben aus/.usehliessen ; namentlich
hall er IS. •JiN — 320. fiir später, oder wenigstens jeden-
falls unter iliesen vs. A2Ö. fnr unecht, vs. 3(tL' — 304.
für sehr verdächtig. Die Erwähnung der Heidinnen wird
dadurch gerechtfertigt, dass sie in der uiiigliclisten Kürze
bei den Hörern ein bedeutendes Interesse durch Erin-
nerung an alle die Sagen, wofür solche Kataloge als
Anhaltspunct dienten, zu erregen geeignet war, wahrend
die llerauH'ührung von Helden theils diesen Zweck we-
niger erreicht, theils zu einer allzugrosscn Ausführlich-
keil leicht verführt haben würde; aber es liegt in der
Katar der Sache, dass nirgends mehr, als in solchen
Aufzahlnugen, für lnter|iolation eine Stelle war; Spuren
daioii finilet Hr. K. in der Stelle vou Leda und ileu Tyii-
dariilen, wenigstens in dem, was vou ihrem wechselnilcu
Leben unil Tod ge.-a^t wird, ferner in der von Iphinie-
ileia unil ihren Sulmcii Otos und Ephialtes, besonilers
vs. 313 ff. ; vs. 3'JU If- gibt das Zusainmenreihen altischer
Sagen den 'Wrilacht einer attischen Interpolation (die
gerade nicht von Oiiomakritos oder den andern (jehülfen
lies Peisistratos herziirüliren braucht, wenn sie auch erst
durch die attische Ausgabe Verbreitung und Auctoriiat
erhielt), namentlich bei vs. o2.'i. , «o noch andere be-
denken zu dem Umstände kommen, dass bei Homer Dio-
nysos überhaupt selten, als VVeingott, wie Hr. N. be-
hauptet (vergl S. 4-' f.), gar nicht erwähnt wird. An
diesen Katalog schliesst sich sogleich weiter eine der
LUiechtheit verdachtige Stelle, namiich das durch das
Abbrechen des Odjsseus in der Erzäblnni; veranlasste
Zwischengespräch, das mancherlei Seltenheiten der Spra-
clie und andere Au^tosse darbietet, und bei der Art,
wie Odvsseus vs. 385. fortfahrt, wohl entbehrt werden
kann; doch hält iler Verf. eine bestimmte Entscheidung
jetzt nicht mehr für möglich. Zu den lon Hrn. N. ver-
dächtigten Stellen des elften Gesanges gehört ferner
vs. 435 443. Die Zwischenrede des Odvsseus vs. 43.5
bis 440 war nach dem Ilarlej. Schol. von Aristophanes
Foii Byzanz verworfen worden , und Ilr. IN. halte in dein
Programm de memoria Homeri antiquissima (Kil. 1837)
p. 'j4 die Verinuthung ausgesprochen, dass die von dem
Schol. zu Eurip. Orest. vs. :^3U. unter Homer's Namen
citirten Verse {ii'/i dl: KKl<Taif(vr,oiiJij 'kirjrovd [Hr. i\ .
will dkiTOÜa'l'Jyauifivova öi'ov Atyio^fp TCaQtkey.To,
xal ei/ ero ^eifjov' äy.oUijv, "ß^" d 'Ekevi] jjoxvft
ki/oq tuvduü MkVihdof), welche barnes nach vs. 439-
einschieben wollte, an die Stelle von vs. 438. und 439-
zu setzen seien. Diese Aiitiahme erklärt er jedoch jetzt
mit Recht selbst für kaum »taltliaft, indem er jene Verse
vermuthungsweise deu Nüozutg zuschreibt. Die Gründe
aber, die ihn zu der Verwerfung jener ganzen Stelle
leranlassen, siiiil , dass ein natürlicher Fortgang nur dann
in die Rede komme, wenn man vs. 444. d/k oi> OOty
'Odi'Oiii gleich an vs. 43 i- y.ul i] z' ff'fpyo; i-TjOtv an-
schliesse; dass dadurch ein Gegensatz der Penelope zur
Khtamnestra hervortrete , der zum ganzen Gedichte
stimme, und um dessen willen eigentlich Agiinemnon's
Schatten mit Odjsseus zusammengeführt werde, und 8<»
auch der Empfang des üdysseiis in der Heimath mit dem
grausen Emplang des Agamemnon in den beabsichtigten
Gegensatz trete; dass, wenn auch die Ermahnung zur
Vorsicht vs. 454. als psychologisch wahr und (ein ge-
dacht erscheint, die vorherige allgemeine iMahnung zum
Alissfrauen gegen die Frau in ihrer vorliegenden Form
unpassend sei ; wozu endlich als ein historisches Anzeichen
von geschehener Interpolation die abweichende Form
komme, in welcher von dem Schol. A zu II. I, 54'). der
443. Vers citirt wird. Wir möchten besonders das ur-
giren, dass zu iler Warnung vor vertrauterer IM ittlieilung
an die Gattin in dem vorliegenden Zusammenhang gar
kein Grund vorhanden ist, und dass auih ilie nament-
liche Anrede in vs. 443. dafür zu sprechen scheint, das»
erst mit diesen Worten Agamemnon vou seiner Erzäh-
luiig ZU einer specielleren an Odvsseus gerichteten Wen-
dung den Lebergang macht. Wirft man aber vs. 441 —
443. heraus, so würde der Anfang der Rede mit akk
ot' CTüiy Oöl'OSU etc. sehr abrupt sein, und es erschei-
nen dann also auch die von Aristophanes verworfenen
^ erse als eiiigcBchobeii , wiewohl in diesen an sich, wenn
sie auch mit ihrer allgemeinen und in der Anwendung
nicht einmal ganz trellenden Hetrachlung überflüssig sind,
kein entsclieidender Verdachtsgrund enthalten ist. Die
Warnung, welche vs. 454 fl- enthalten, ist jedenfalls
der Lage des Odvsseus angemessener, und wenn auch
vs. 457 sich sehr gut an vs. 4o3. anschlicssen würde,
so wird man doch kaum sie auch als Einschiebsel be-
trachten dürfen. Doch wollen wir weiterer ^'erinuthun-
geu uns enthalten; au sicher entscheidenden Gründen
fehlt es hier überall. Unter den angezweifelten Stellen
dieses Gesanges sind noch zu nennen vs. 38 — 43., wo
Hr. N. dem ürtheil Aristarch's beitritt; bei vs. 5- — 54-
zweifelt er; vs. !Ö7 — '59. werden nach dem Vorgang
der Alexandriner und Wolfs verworfen. Weniger gaben
die andern in diesem Bande behandelten Gesänge zur
Annahme von Interpolationen Veranlassung; doch finden
sich auch darin Stellen, die theils wegen des gesaminfen
Fortschrittes der Erzählung, theils wegen mangelhafter
grammatischer Verbindung oder anderer Inconveiiienzen
als unpassend erkannt tvnrden, und wenn unser \'erfasser
hierin nicht seilen schon die Alexandriner, besonders
Aristarch, zu A'orgängern hat, so ist diess ein neuer
Beweis dafür, mit wie feinem Urtheil und nach wie prä-
cisen , auch für die neuere Kritik geltenilen Grundsälzen
jener namentlich seine Kritik übte, in welcher Ansicht
Hr. N. ganz mit Lehrs übereinstimmt, „aus dessen \Verk
man ja jetzt erkannt haben wird, Aristarchum prudeiitiaiu
cum fortitudine roiijunxisse, und dass seine Kritik ganz
anders, als sie F. A. Wolf charakterisirte , freilich ihr
Subjectives haben musstc, aber mit grosser Besonnenheit
nach genauer Beobachtung des Sprachgebrauchs, nach
981
9S?
einrm Gesainintbildc «1er Homprisrhcii Zeil nud Hoiniri-
grhpii DarstellnnjjsHeise, nach sorgsamer Kriiajinng- de«
Zusainmeiihaiiges und FortsrhriOes entscliled" (S. .)(}'.•)■
Wir liehen uocli lierior im neunten Gesaii»; vs. .14 — 36')
die schon im Altertlinm obelisirt sind; rs. l'JO- — ■i'J4-,
an ilenen Hr. N. zuerst Ansfoss nimmt wegen j^eliJliiftcr
Seltenheiten in Worten und Formen, namentlich :i oturr, und
insbesondere wegen des unhomerischen yjvvyliiai, «o auch
die Satzbildung ilie Annahme einer Interpolation erleich-
tert; IS. 455-, «elcher gestrichen «irtl, «eil er zum
Folgenden nicht passe, und die Beziehung des El dll
(456) störe; vs. -iSj. und 4Sh. Im zehnten Gesang
V. 97.» »'S. 3.)tl. und 351-, die sowohl wegen der Sprach-
form , als wegen der (Mvthologie, da die Nvniphen immer
Töchter des Zeus seien, uoil überhaupt nie so elemeu-
tariscli gefasst wurden , verdächtigt werden; vs. 311^ — 37'-',
welche ."»teile in mehreren Handschriften fehlt, und schon
ron Wolf verworfen ist; vs. 47.J — 47'.)., wel<lic Hr. IV.
als eine Variation zu der vorhergehenden Stelle ansieht;
vs. 51 i — 515. werden verdächtigt, weil die Art, wie
von der Siys. die Rede ist, den sonstigen Erwähnungen
bei Homer nicht entspreche, oder die Stelle aus zwei
verschiedenen Darstellungen des Todtenreichs gemischt
»ei', in deren einer der Acheroo, in der andern das Was-
ser der Stvx a:ii Eingang der Unterwelt oder das Haupt-
wasser derselben gewesen; da jedoch die Bezeichnung
eines Puncles, welchen Od. im Toiltenreich aufsuchen
■oll, wegen XI, '*'!• nicht gant fehlen kann, so wird
die Stelle von ilen Strömen einer üiaskeuase zugeschrie-
ben , durch welche cino andere Angabe eines solchen
Punctes verdrängt sei (vergl. zu vs. ,5.'R IT.). In dem
■ wölffen Gesang endlich machen wir aufmerksam auf die
Annahme der Interpolation bei vs. ,S6 — 88.; ts. 125.»
welchen auch Aristarch in Verbiiiiluiig mit dem vorher-
gehenden und folgenden, die Hr. N. vertheidigt, verwarf;
vs. t7(). , welcher tlieils wegen der ganzen .Situation,
theils wegen der höchst mi'issigen Ausfüllung durch den
Znsatz 'l^f(j/o^/(5ao ävay.ruq z\t'Ihkioi< , und der sonst
bei Homer nicht vorkommenden F^orm 'y:T£QtoviSr(; für
ein Eins» hiebsei erklärt wird.
So viel von lien in diesen vier Gesängen ange-
nommenen Inferpolatioiien grösserer Stellen oder einzel-
ner Verse. ^Vir wenden uns nun zu der Kritik einzel-
ner Lesarten, wobei man jedoch noch weniger, als in
dem Bisherigen eine vollständige Relation aller Einzeln-
Leiten erwarten darf, namentlich wo es sich bloss nni
die Wahl zwischen «largebotenen Lesarten hanilelt; nur
das bemerken wir hier im Allgenieinnn , dass Aristarch's
Grundsätze auch in der Eiiizelkritik gewöhnlich Kci-
ütimmiing ßnden. Wir glauben aber, unsere .Aufmerksam-
keit besonders auf solche Stellen richten zu müssen , in
ileneii unserem Verf. ki'ine der vorhandenen Lesarten
genügte, sondern Conjectur nöthig schien. Ref. verhehlt
nicht, dass Hr. N. ihm hierin bisweilen zn weit gegan-
gen zu sein scheint; namentlich halt er solche Conjecturen
für misslich, welche ein blosses ftlissverstandniss der
Schriftzüge voraussetzen , da ein solches wenig Wahr-
«cheinlichkeit bei einem Werke hat, dessen Handschrif-
ten doch nicht auf ein Urexemplar zurückgeführt werden
können , und da die aus dem Alterthuui bekannten Va-
riatiten , selbst wenn sie iilir in einzelnen .Sehr iffzügeii
von einander abwrirhen, in den Ilninerisclien Gedichten
diicli iininer eher aus l)eM ii.ssiir Conjectur, iils aus einem
IrrlhiMii der Ab«chieiber herzuleiten sind, so d.iss ilie
letztere Annahme nur da einige Sicherheit haben kann,
wo eine Lesiirt als Erzeiigiiiss der späteren Zeit nach
der Feststellung des Textes durch die alten Kritiker be-
traihtet werden darf. Gleich im Anfang des neunten (ie-
saiiges treilVn wir auf eine Stelle, welcher Hr. N. nach
einer sonst durch Deutlichkeit und Genauigkeit muster-
liaflen Erwägung aller Rücksichten, welche iler Inter-
pret zu nehmen liat , mit Hülfe einer unserer An-icht
nach unstatthaften Conjectur zu helfen glaubt, nämlich
vs. 'i ' — V7. über die geographische Lage uml Ueschaf-
frnheit Ilhakas:
avrtj Ö£ ;if^£/.^a/.;) navvntQtäTi] siv «A-l xeiiat
:io6i L,6(fov — ■ ui dt x' ö.vei'9c Tcgoi Um t' 'Ili-
T(}/jyci', akk' uyaUi'j xoi<^urQo(fo;.
So Wolf. Hr. N. beseitigt mit Recht Sfrabo's in der
neueren Zeit von Rühle von Lilienslern vertheidigte Auf-
fassung, welche von der wirklichen Lage iler Insel Ithaka
ausgehend, in ■TT.ai'vnsoTail] die nördliche, in J(i}ufia/jj
die dem Festland zunächst liegende findet, indem weder
für den einen, noch für den andern Ausdruck diese Be-
deutung zugegeben werden kann; ebenso verwirft er für
jdnnakdz ilie von Völcker angenommene Bedeutung
,,auf der Erde fest angewurzelt", und fisst dieses Wort
sowohl hier, als in der analogen Stelle X, 19li. in der
Bedeutung ,, flach. " Doch schwankt er selbst in der
Auffassung der ganzen Stelle; entweder werde durch
CIVTI] Ö6 die ganze Insel dem Berge IVeriton entgegen-
gesetzt, wobei vielleicht vs. V4., damit nicht zu viel da-
zwischen stehe, als Interpolation betrachtet werden könne,
Oller, weil doch hier von der ganzen Lage der Insel die
llede sei, iler .Ausdruck sei zu verstehen : ,,sie in ihrem
ganzen Boden, wie sie sich als Fläche breitet", oder,
da auch diese Erklärung noch zweifelhaft bleibe, es sei
mit Bryant )• öi t' äverds zu lesen, und der Sinnt
,,sie aber selbst liegt im Meere eben in ihrem obersten
Theile gegen Nordwesten, dieselbe aber weiterhin im
andern Theile gegen Südost steinig und ungleich", und
dieser Auffassung ist er am meisten geneigt, den ^'orzug
zu geben. Aber auch abgesehen von der Willkürlichkeit
der Conjectur, so führt schon der Zusammenhang darauf,
dass hier die Lage der Insel Ithaka im tVrhältniss zu
den benachbarten angegeben werden soll; ferner kann
sich doch der Ausdruck (i.ya^l^ y.oiQO-TOOCfo:^ nicht bloss
auf den gegen .Südost liegenden Theil beziehen, auf wel-
chen allein das Epitheton TOijj(£in, dem jener gegen-
übergestellt wird, gehen würde; endlich wird Niemanden
entgehen, dass jene ganze Ausdrucksweise, und nament-
lich die Wortstellung, gezwungen und verschroben, und
der Homerischen Einfachheit kaum würdig sein würde.
Wir sehen überhaupt nicht, was für ein bedeutender
Umstand der von Hrn. N. selbst angegebeneu zweiten
unter den oben angeführten Hlöglichkeiten entgegen stehe,
woriiach Ithaka als die am obersten nach Nordwesten
liegende Insel bezeichnet wird, während die anderen.
983
984
unier siili nahe an einaniler, etwas entfernt von jener
iiarli Südosten hin liejfen; «lic IJeileiitiing lon 3ff>«//ß/.dc
ist freilirli nicht sicher ermittelt; es kann aher ,, flach"
hriMicn, ohne ilaüs darin ein Wicler.sprnch gegen die Er-
»;ihniint; eines Berges, oder gar gegen den Ausdruck
joiyfitt liegt, der sich nur auf lüe lieschairenlieit des
elien nicht fruchtharen Bodens hezirht; es »ird damit
imr lii'/.eichnet , dass sie sich nicht steil aus dem Meere
erhelle, sniidern sich nach dem IQindruck, den ihre Lage
im Allgemeiueii hervorhringc , eben dahinstrecke. — In
demselben Gesang vs. 384. schlagt Hr. N. vor, zu lesen:
dimov oi? 6, re rt? — für (öi otS tic, um ein be-
stimmteres Correlat zu dem folgenilen ol ÖE t' zu er-
halten. — Vs. 491. nimmt Hr. N. Anstoss an äXK örs
t^i. 6ii röcroov äka 71(ji-oouvt£s arr i] /^ni- , indem es
nicht auf das vs. 47.i. angegebene Mass, öorrov TP yi-
VOjvf (juröai bezogen werden könne , und vermuthet
desshalh eine leichte Wrderbniss in d)j ^1?, wofür 8ri
airis-, durch Svnizese ziveisilbig, zu lesen sei. Aber
diess ist eine von den Conjecfuren, die wir für weniger
zul.'issig halten; denn in welcher Zeit, oder auf welche
Art »oll eine solche Corruptel entstanden sein? Hr. N.
wiril sie selbst wohl in die voralexandrinische Periode
setzen , da sich ans iler Erklärung des Eustathios schlies-
seii lässt, ilass keine Variante bekannt war; dann würile
man es sich aber wohl eher gefallen lassen, dass eine
absichtliche Corrcctur angenommen werde , was doch
wieder nicht walirsrheinlich ist, da jene Lesart, wenn
sie urkundlich vorhanden gewesen wäre, keine Sch»ie-
rigkeit gehabt haben würde. üeberhaupt aber scheint
es zu spitzfindig, wenn man jene ganz sprüchw örtliche
Bezeichnung der Entfernung so urgirt; vielmehr sah Eu-
stathios das Richtige, wenn er zu vs. 537. p. 164'!. ed.
Rom. sagt: iv tovtoic. de orj^eiuictai y.ai (öo, inirfne
riv tofvv 6 Kvy.Xoiip TtoXv fitlCova Xäav ßak'j'iv ,
y.a'i avTOv ey. ÖiaöTi'if^taroq öiTiXaoi'ovog' i) '/«p öev-
rloa Tov Odvaotujc fjor; oi'y. fy. tuv ai'Tov yiyujve
Tunov , dkK otE dlq röaov aka'jroij(roovTec,änfjaav
ui 7is()l avTnv. v.a'i iart voeiv öri y.ai Odvooei'i
tneTtive xni artog t)jv cpojvijv. yul ti]v ^iiv «pyiii/
efjotjocv si'i öaov dyova&r,i/af xal öii; de rüaov
a.:T£h^iov Tidkiv ßor,aaq r.xoi'iai^tj. vr yuo noaörijTn
drjkoi Cfuivf]q, ev rovroiq oJj zoOoütov y.ai iiuvov
tov 'OÖL'Oasojc ßoäv dvvafjavor, dkkd ue-vgov aTrhog
d/.ofjQ, kafjßdvei y. t. A. — Weit berechtigter mag der
Zweifel an der Richtigkeit der Lesart nvkT] X, 10. sein;
ob aber die von Hrn. N. angenommene Verderbniss aus
CLV?ifj 1 die in rein palaographischer Hinsicht nichts gegen
«ich haben würde, zuzugeben ist, mag hier unerüriert
bleiben. Ebenso begnügen wir uns, auf die Conjecturen
ov/.tjcaoa :zz üiMfona für uvdtjeoau X, loG, ;)' ylv
Ol für o'i y.iv ol X, 434, y.ofiiovat für yat.tovai XI,
187, wo eine Handschrift y.orsovot bietet, XQKOQ oder
dtoi avTO für i^e6i ai'rog XII, 38- nur aufmerksam
zu machen.
"Wir »erlassen die kritische Behandinn:; der vorlie-
genden Gesänge, indem wir nur noch hinzufügen, ilass
dem Verf. ein besonderes, sehr sch/itzliares , Hülfsmitlel
an der Hamburger llandsrbrin zu Gebote stand , dersel-
ben, über welche Preller in dem index scholarum in
unirerg. Dorpat. per sem. priu» a. 183'.) Iiabendarnui ge-
nauere Auskunft gegeben hat; sie enthält die Odyssee
bis XIV, (i7. mit Ausnahme einer Lücke von XII, '2'20-
bis XIII, 3111., zugleich Scholien, über welche wir das
Lrtheil Preller's, da jenes Programm nicht ^'ielen zu-
gänglich sein möchte, ausschreiben (p. 8 sq.): .Alia sunt
interlinearia , quae tamen pauca sunt et nil nisi ginssae,
plurima sunt in marginibus .... Primis paginis sclin-
lia respondent textui, deinde ita dissident, ut qui in (]ua-
qne pagina continentur versus, eidem a scholiis pluribus
paginis ante trartari soleant; tamelsi manu (si rerte nunc
memini Dorpati eorum, quae vidi Kiliae) fere eadem
scripta sunt scholia atquc textus. Sic est usque ad p. 1.''>1;
ibi prorsus novum scholioruni genus incipit, ex Enstathii
conimrntariis passim ex.scriptum, novissinia manu ailditum,
credo post renatas litteras . . Ab rerentiore lectore isla
adjecta esse vel ex scriptura cernas, vel ex hoc, quod
pag. töl sqq. excerpta ex Eusfathio nnnnisi spatia ab
antiqnioribus istis scholiis relicta occupant. IVIox vero
haec prorsns deiiciunt, illa unice doniinantur. Antiquiora
inaxime cnnspirant cum rodd Ambrosianis Q, E, B et
cum Palatino; neque iioii cum minoribus s< holiis multa
communia habent. Sed cum in ceteris nonnnlla prnpria
Hambiirgensi sint, tum maxiine in rhapsodiis 0 , J , K
longe hie reliquis uberior est. Ccterum plurima pars, ut
solet esse in üdyssea, ejus generis est, quod in Univer-
sum apte exprimit Hejnius lliad. Tom. III. praef. p. LXI:
,,Etiam haec scholioruni classis antiquos grammalicos ha-
bet auctores, non rem criticos, sed ejus scctae, quae in
quaestionibus et disputationibus versata est, quid in poetae
narrationibus ac sententiis notabile esset vel reprehensione aut
defensione dignuin; in hoc genere regnat Porplivrios" ftc.
Quaniquam hoc genus non a solo Porphyrio repefendiim est,
sed longe altius, quum etiam Antisthenes et Aristoteles
tales anofjiag et kvotig scripserint, illis teniporibus in-
geniosas, nobis nonnuiiquam submolestas; ile quibus multa
nova praebet Hamburgensis. Oritirae notationes rariug
obviae , sed inter cas nonnullae egregiae. Hr. Preller
gibt nun zunächst aus den ersten sieben Gesängen die
rliesem Codex eigenthümliclien Scholien, sowie Ergän-
zungen zu den Buttniannischen ; auch von ilem Texte gibt
er durch Mittheilung der Varianten zu den ersten vier
Gesängen eine Probe. Die Scholien zu Rhaps. VIII bis
X, 33! ■ giht das Progr. für das zweite Semester de» J. l83'l'
Indem wir uns nun zu der Inlerpn/ation wenden,
beginnen wir mit dem Theile der Erklärungen, welcher,
wie Hr. IV. selbst in iler \'orrcde sagt, in diesem Bande
reichlicher bedacht ist, als in den früheren, dem sprach-
lichen. „Der Ge.staltnng, Schatlirung, und namentlich
auch der Folge der Sätze uiiil Perioden ist in der sprach-
lichen Erklärung die meiste Aufmerksamkeit gewidmet
worden. Diess um so mehr, als gerade in iliesein Ilaupt-
angeiimerk des Vprständnisses einer ja doch zusammen-
häiigenden Rede unsere philologische Praxis noch gar man-
gelhaft ist. Folge davon war, dass von ynto und y.ui und Con-
sorten gar oft geredet wird" (\'orr.S. VI). Hierzu war um so
mehr AnHorilerung vorhanden, als in Nägelsbach's trefT-
licben Excursen zur Ilias für diese tiefere Erfor.schung
des Satzbaues, besonilers durch Beobachtung des Ge-
iiraurhs der Partikeln bis in's Speciellste, ein Anstoss zu
(,.S5 Ö«fi
»(lieber Be<rarh<nngs«vpise, «ie norli niemals vorher, ge- «l..s oi'dl , gar nicht einmal, wobei eisenflieh ein GeRen-
geben ist; auf «iiese werilen wir «lenn auch oft von Hrn. Salz, .ler eine höhere Stufe <les Geilankens beEeichnen
N. ver..iesen, wenn er auch bisweilen, und nicht mit »finle, übersprungen wird, un.l welches .lann <lie Kraft
Unrecht, allzu spit/.fin.lijte und feine Distinclionen ab- einerstarken Verneinuni; liberhaupt erhalten hat, hndet
weist. Einifre seiner sprachlichen Erörterungen hebt sich zu XI, 3ti(). ; ebendaselbst zu .s. 4^1. über den
der Verf. seil st in der Vorrede als solche hervor, deren Genitiv oder ij beim Superlativ, welche Verbindung durch
Inhalf hollentlich in die Grammatiken nberKehen werde, den BegriÜ' einer Unferscheidunj; oder Trennung erklärt
nnd rechtferfiu't durch den Irrthuni der |;ewühiilichen wird, bei der das Pradicat noch seine eisen,. Intention
Lehre die diesen zufcstandene Ausführlichkeit, indem erfahren könne. — Mamenflich bieten auch die Anmer-
sonsf die Interpretation vielmehr auf den vorliegenden Satz, kungen zum zwölften Gesang mehrere genauere sprach-
als auf die allgemeine Theorie, mehr auf dessen Bau liehe Erörterungen. So zu vs. ','7. über den Gebrauch
ond Gliederung, als auf den Redefheil gerichtet sein einer Präposition erst bei dem zweiten Substantiv, die
solle Wir wollen diese nnd einige andere genauer be- auch zu einem vorhergehenden gehört, eine Erörterung,
leiehnen. Zu IX, tSl- wird Einiges über den Gebranch die sich mehr auf die spätere .Sprache be/.iehf, da bei
des Artikels bei Homer gesagt, was haupfsächlich darauf Homer eben nur dieses einzige Beispiel jenes Gebrauchs
gerichtet ist, das eigentliche Wesen desselben ^um Du- vorkommt. Zu vs. IX über den Nominativ bei dem einer
terschied von dem Pronomen schärfer zu begräcizeii, »läh- Distribution vorausgeschickten allgemeineren Begrifl. Zu
rend ausserdem auf den, die ganze Frage erschöpfenden vs. 75. über den Gebrauch des Pronomen im iNeafrum
Excurs iXägelsbach's verwiesen »ird. Zu IX, .'.(4. Iian- bei der Beziehung auf ein Substantiv anderen Geschlechts,
delt der Vi-rf. von dem Gebrauch des Adjectirs , ivo nun wodurcl» richtiger, als durch <Us 0/i;iia 7loo; CO OVV-
eiiie adverbiale Bestiiiiinung erivailen sollte, namenflich 0)i'i'(ii)l> , «oriiach d.ni Dichter vHfO; statt ve(fhkr]
der mit einer Präposition coniponirten , welche oft ge- vt.rge*ch«ebt haben soll, <la8 >eutriim des auf dieses
radezu für ein Substantiviim mit der Präposition stehen; Snbst. sich beziehenden Pronomens erklärt »inl. — Was
die Prolepsis, «eiche er früher zur Krklärung dieses die Etymologie der Wörler von unklarer Absfaminung
Gebrauchs angewandt hatte, erscheint ihm jetzt, als nn- betrifft^ so gesteht der Verfasser, dass diese weder
genügend. Und er sagt lieber mit Mattliiä, das Adjectiv seine Gah^e, noch seine INelgung sei; dennoch hat et
stehe statt adverbi.iler Bestimmung, »omit indessen ei- sich deren nicht ganz enthalten; beispielsweise erwäh-
geiitlich nichts erklärt ist: doch bedarf es in snlcl.eii neu wir die liehamllnng der Etymologie nnd Bedeutung
Dillgen auch weniger einer Erklärung, als einer ricbtigen von vvj'ttuiii); zu IX, 4 J.'). , die Erklärung des Bei-
Erkenntiiiss des Sprachgebrancbs. — Eine Erörterung worfes der Perseplioiie inatvi) von ;; ETlSaTIv aivT) zu
über den Gebrauch der Partikeln «/ d/; wird zu IV, 4.',,'). X,4iU-, welche freilich schwerlich »ird als Musler
gegeben, und ihre Bedeutung dahin bestiinmt, ilass sie dienen können.
ein Vorliegendes, Obwaltendes oder in den Ge.lank.-n , Die Erklärung schwieriger Stellen im Einzelnen durch-
des Andern oder den eigenen. Gegebenes, oder aber zugehen, würde fhells zu weit lühren, iheils auch über-
etwas, was in dem Gegebenen als wahrKcheinlich anzu- liüssig sein, da es, wie schon oben bemerkt, einer Cha-
nehmen enthalten ist, als Bedingung fassen. — Heber raklerlsfik der Erklärungswelse des Verf., auf die es
den Gebrauch des Partie. Aor. , worüber oft zu sprechen doch hier allein ankommen könnte, für das der Literatur
Gelegenheit sich darbietet, findet sich eine genauere Ue- kniidl;,'e Publicum nicht bedarf. Nur auf die AuUassunf
e
Stimmung zu X, IH., dass nämlich der griecbisrhe Ge- des eigentlich poetischen Elements können wir hier ein
brauch des Part, praet. act., verglichen mit dem Part. sorgfältigere Aufmerksamkeit richten, wovon denn auch
I)ass. <ler L.iteinei, nicht so weif gehe, dass nicbf doch die ßeantwortuog vieler einzelnen wichtigen Fragen ab-
die darin enthaltene Ilaiidlnng in einer uruinf.'rbrochenen bäiig«, sowie die Erklärung einzelner Stellen, wenn auch an-
Zeitbeziehung zu der des Haiipfverbunis stehen müsste ; dererseits wieder jene Auffassung sich selbst auf eine nüch-
iiur muss sie, wie es zu IX, 387. Iieisst, einen fae- teriie Erklärung der eiuzelnen Steilen vorzugsweise stütze»
tischen Piinct erreicht haben, wenn sie In jenen Bezug muss. In der gesunden, unbefangenen, vorurllieilslosen
treten soll, während In anderen Fällen auch die beiden Aufnahme der poetischen Vorstellungen eines ebenso sehr
Handlungen, von denen die eine durch das Haiiptverbum, von weil reichender empirischer Reiintniss, wie von lie-
■lie andere durch das Part, im Aorist ausgedrückt Ist, ferer Speculation und allegorislrender Svnibolik entfern-
als in der Vergangenheit gleichzeitig zu denken sind. — teu Zeltalters linden wir aber ein Hauptverdienßt des
Ferner h^ben wir aus demselben Gesang die Bein.rkung Verf., das ihn zu einem wirklichen Exegefen der Ho-
zu vs. -.MI), hervor über den Gebrauch von /'m und oCfoa merischen Gedichte macht, «iewohl es natürlich an an-
zur Bezeichnung einer möglichen Folge, da lOOTH, was dcrs ürtheilendeii unter der Zahl derer nicht fehlen
später in diesem Sinne gebraucht wird , der Ilonieriscben wird, denen eben jene l'nbefangenbelt abgeht, und die
Sprache fast noch ganz fremd ist, ein Gebrauch, der der frei schaffenden Phantasie auf der einen Seile durch
nicht sollen verkannt ist, und dadurch zu beilentenden pedantische Anlegung eines .>lassstabes oljectiver Wahr-
Missverständnissen geführt hat, wiewohl auch andere hcit, auf der andern Seite durch das Aufzwangen philo-
Sprachen Analogien dafür bieten. Sodann über einen sopbischer Ideen, wodurch der Dichter zum absichtlichen
«leJ.rauch des Aorists in dej- Gedankensphäre d.-s prolde- Lehrer speculatlver und ethischer Weisheit gemacht wird,
malischen Futurums zu »s. f) V,'. — Eine genauere Erör- Fesseln anlegen; — auch nicht an solchen, welche nicht
terung über einen ethischen oder rhetorischen Gebrauch ' einsehen, dass, «ährenil man auf der einen Seile jeneo
ZeiticUi: f, d. Jllenhumsw. "'-'
987 988
MasMtal' olijertiirr \Valirlipit uilrr striMi^pr (iPiiaiiit;keit tlium an Sa^en um) (icbräiichpii i'lbprlipfrrt ist, den kla-
rer« rrfeii k.11111, iloili auf (Irr aiiilrni Si-ilc iiliiie liicuii- reu IJlick in ilas (;<>saiiiiiite tirbiet alter Rcli^iuii und
iiiM|U)-iiz ilif Aiifrc<lillialliiiig stmitfor llariiii>iiiit ili'r Dar- ftIvlIioloKie ver!>rlili>st>cii hat, mit «Irin Verf. i'ibemii-
»Irlliiiii; i;<'i'<Mi ilic Aiiiialiiiic portisi liiT Wdlkiir beliaiip- stiiiuiipii, »i-iiii er Pliaiilasii-ii , »ii> ilie idii klaiisrn, <|pr
«d, (Ulli Alaii!j;p| an Ui'lirro;iisliiiiiining in gf» isscn Jiihil- in ilfni UeiU|;pr des Od^ssi-us mit Ivirki« die Lii-be fin-
dcriiiiifi'n als lii'»i-is der lliicrlilbcit anjicsclipii urrden det, wplclie allein ilie an mcli diirrliaus gfUrimtu Meii-
darf. liei der ICrkl.'lniii;.' der .Ibeiitcner iles Oilysseus scitenwelt mit der (ii»tter»elt verbinden könne, wenn er
bietet siili nun iiiii seihst ein d<i|i|ielter (iesirli(s|)nn<t dar, golrlie Ideen selbst von aller ^rieihisilieii Sage , ge-
piniiial iler (;e<>j.'raj>liis(lie , suil.inn der auf den inneren sch»ci(;e denn von den Alutiven des lieroisrli- episrheii
Charakter und ilie üedeudiiis jener Kr/abliingen ;;erirh- Dirliters ausscliliesst. — Der «eitere Fortgang der Er-
lete; beul« l'uncle «erden im .Vll;;eineinen in iler Kin- zAhliiii|;, nie Od^sseus in das Tudteiireicli muss, um ileu
loitiing bespruclien , und sind desslialb sclion üben berührt Teiresias /u befragen, gibt in Verbinduiiff mit den narh-
«orilen. Mach den <lort ausj^esprnclleneu (irunds.'iliceil her (.'es< hilderten (iebrfinehen der Todfenritation Hrn. N.
kann Hr. N. weder das Land der Ludiiiliajfen genau an ^'eraiil.issung zu einer ausfnhrlirben lüriirterung der Frage,
der kleinen Syrle siiclien, »venu auch ilein Dichter die in «elchem Verhältnisse der Todteiicnitus zu den üe-
Gegeiid Libyens uiigef;ilir, ni>»iilil nach Hiirensagen , brauchen und Ansichten iler Huinerisclien Welt stehe
forscluiebt, noch das Lanil iler Kvkiopeii, das mit sei- (zu X, 4't2 U- U"d besonders r.u tu. 517 If-). — ^'^ou
iien ISeniilinern scliiiii ganz in die Welt der Wunder }je- dem Eiiij^ang in das Erebiis, ho ihm die Schatten er-
hört, in Jiicilien. Auch Aeoliis gebort mit seiner Jiisel schienen «areii, zur Jnsel der Kirke zurückgekehrt,
und der ganzen von ilim erzählten rtJ.'ihre in ilas Gebiet nimmt Odysseus nach Thriiiakia hin den lon Kirke ihm
der Dirhterphantasie , >vie er denn auch nirgends als (»ott vorgezeichiieten ^Veg. „Einen Gegensatz zum Erebua
verehrt ist, und jede Annahme einer Allegiiiie bleibt bildet ^e« issermasseu die dem Helios, dem Geber des
ausgeschlossen. Von dort iiiuss er, als sich zuerst die Lebenslichtes, heilige Insel Thrinakia. Zwischen beiden
Folgen des von Polvjihem über ihn ausgesprochenen Flnohs liegen, »ie in einem Vorhof des Todes, lauter toddro-
unil der Zorn des Poseidon in der Vereilelniig der schon hemle Wesen oder Oerter. Wer durch diese auch sich
fast vollbraihteii Heimkehr deutlich gezeigt haben, zu hindurch gerettet hat und zur Insel des Helios gelangt
einem \'olke koinnien, bei dein das eigentliche Rache- ist, der uiiiss um Alles diesem Gott Scheu und Ehrfurcht
werk beginnt; zu diesem Z»eck schallt der Dichter die er« eisen, um des thenerii Leiiensgutes theilhaftig zu
LästrvjTonen , mit riesiger kraft ani;elhan , zur Vernich- werden.'' .So der Verf. S. XXX mit einem Aiillug rou
tiing der Schille und Gefährten, für »eiche natürlich Allegorie; «loch ist er »eit entfernt, diese weiter auf die
noch «eiliger, als für andere \Vundererscheinuiigen ein Anlfassiing iler Sirenen anzuwenden, in denen Klausen
bestimmtes Liical zu suchen ist. IViir die Andeutnnir, wieder die Dämonen der Ver»esiing findet, die in ijou-
dass die Irrenden nürdlich gerathen sind , findet der Verf. nengluth und Windstille das Herz und den Leib mit
in X, 1^11., indem er die Ansicht des Krates recht- ihrem Gesänge schmelzen, so dass er in Staub zerfällt,
fertigt, welcher hier die Spur einer Kunde von den nur- während sie nach Hrn. N.'s, der Darstellung des Dichterg
dischen kurzen und hellen iXächteu sah; wir bemerken entsprechender Auffassung keines« egs selbst morilen (so
beiläufig, da.ss ebenso, wie hier, auch in den Anuier- wenig, als unsere LiireleyJ, Sdiidern der Tod die durch
kungen zu X, ^-i. und zu XII, ,')9 ff. dieser von den ihren lockenden Gesaiif an das Ufer Gezogenen dort er-
Alexandrinern verachtete Gegner Aristarch's zu Ehren wartet; von allen den An-nialungen ihrer Gestalt, wie
gebracht wird, wic»olil er nicht immer v lein Tadel ihrer Bedeutung, wozu sie der Phantasie Späterer reich-
der anderen Partei freizusprechen ist (s. zu X, I^IU-)- liehen .Aiilass gaben, hier noch keine Spur. In der .Auf-
Bei der weiteren Fahrt zu der Insel der Kirke verbietet fassung des weiteren Weges rügt der Verf. einen zwie-
achun der ganz allgemeine Name .IIa eine bestimmte fachen Irrthum alter und neuer Leser iiiiil Ausleger, ein»
Beziehung, welche erst die spätere Zeit in Kolchis fand; mal dass mau die Plankteii mit den Symplegadcn ver-
die allgemeine Richtung der Fahrt lässt sie ohnehin nur mischt, und für zusammenschlagende Felsen gehalten hat,
im Mordwesten, nicht im Osten suchen. Namentlich ivuzu doch nichts in Houier's Schilderung, sondern nur
aber erklärt sich auch hier der Verf. gegen jede Alle- eine falsche Erklärung des Mainrns Anlass geben konnte;
gorie, indem er sogar die Vorstellung von Kirke, als sodann dass man unter den Plaiikten eben nur die dl'Vi
einer Verführerin, von Homer abweist, selbst wenn sie OXliiefuif der Skylla und Charybdis verstand, da doch
in der iirsprünglicheii Sage gelegen haben sollte, für Kirke zwischen beiden Wegen, dem bei den Plaiikten
welche Vennuthung sich aber auch kein Aiihallspuiict vorbei, den ausser der Argo noch kein Schiff glücklich
finden lasse. Der Dichter konnte dio'.Sageii, die er etwa zurückgelegt habe, und dem zwischen der Skvila und
benutzen muchte, nur so verwenden, wie sie in seinen Charybdis hindurch deui Odysseus die Wahl lässt. Auch
Plan passten; es würde aber dem Motive der Irren des hier wehrt der Verf. der geographischen Vorstellung,
Odvsseus nicht nur, sondern überhaupt dem Wesen der welche in der sicilisrhen Meerenge das Local dieser Ge-
Hoiiierischen Poesie durchaus zuwider sein, wenn mau fahren siirht; denn auch die Insel Thrinakia ist ihm
ihm nebenbei didaktisch - moralische Alisichteii zuschrei- nicht Sicilien, sondern durch Verlegung in den noch
bell wollte. Aber auch ilarin wird Jeder, dem nicht ein höheren Mordwesten, als Aeäa, aller Kunde entrückt,
unseliges Bestreben nach der Aiiniiidung lieferer mvsli- Dass die allegorischen Deutungen der sieben Rinder- und
icher Ideell tu Alleui, »as aus deiu enlfernteu Alter- üiebeu Scliaafheerdeu , «eiche von alten und neuen Aus-
9S9 990
l^5*rn aiiff<"s<plll sind, bei Hrn. fi. keinen ßpifall fin- <""? «I'in fiavT/i; allrin recht znsfelit; iliese fibprhaiip't
«len, lüssi sich schon nach iloni IJishprijpn erwarten; ilorh als solrhe zu erkpniien, soihinii ihren Inhalt nnil ihre
feht er hier, h ie srhon ohen an^eilputet, «eiler, als Beziehnnff zn verstehpii , erfcinlert eine hesonilerp Be-
(jewOlinlirh, in der Ant^ahnie pines tipfrre» Sinnes, ohne galionf von Seiten des ^Veissa;;e;,'ofti'S Apollo; doch ler-
jedoch der historischen h}rz;ililung seihst geradezu alle- inOfjen auch sie nur aus Zeichen das ilen (;p»ohiilirhen
gorische Atisicht unterzulegen. ,,An die W ahrnehninns; Blenschen \'erhor(;ene zu eriiriimlen. halien keine iininit-
dieser l{eileu(nn<; rier Heliosinsel für den Herganj; inligen telbare ICinsicht in <lie Znkinift und den Wiili'ii iler lii'it-
wir nun «ohi eine tiefer (feilende Deutung knüpfen. Es tpr. Imlpsspn hnilet Hr. iS. damit die Wissenschaft und
eracheint das (gewinnen des Heils und Leben.« durch die Geltung der Homerischen Apollonsji'intfer noch nicht rr-
Scheu gegen den Sonnengott, als den Geber des Lebens- schupfend charakterisirt ; denn eben jener Telenios rer-
lichtes, bedingt, wie öpav (/ifioc; //fÄ/o/0 immer Bezeich- kündigte ohne Weiteres als Seher, nicht auf äussere
nung des Lebens ist. l)a kann nun auch unter je» isser Veranlassung; ebenso weiss Teiresias die Zukunft, »el-
Vorausselzung den gezählten und unsterblichen Heerden che Gabe nicht et><a erst dem Si hatten zngetheilt, son-
rine bestimmtere Bedeutung beiwohnen. Diese Heerden dem ihm aus dem Leben erhalten ist, uinl so findet sich
kUnnen, wie ihre Zahl mit den Tagen und Machten des bei diesen Propheten ein l'"einlilick in die Zukunft, ein
Mondjahres summarisch zusammentrilft , in dem bemerk- feineres WrstAiiilniss des (tiitter« illens, ilns sich loii der
ten Sinne als Svmbola der Lebenstage geilacht sein; je- blossen Deutung der l'rogiiostika untersclieidet , worin
doch nur wpiin wir roraussetzen , dass dem Dichter und indessen von diimonischer Begeisterung, wie sie in spfl-
«einen Zeitgenossen wirklirlie, leibhaftige Heerden im terer Zeit nml in andern Kreisen sich zeigt, keine Spur
Culte des Helios bekannt gewesen, welche, in immer ist. So wird die frühere Behauptung des Verf. (ISrkl.
gleicher Zahl gehalten und so als Ganzes unsterblich, Anm. 1!, S. XXII), dass die Seher Humers nur Zel-
zur Zählung und symbolischen Darstellung des natürlichen chendeuter seien, in einer Weise niodificirt, »eiche wp-
Jahres dienten." S. '.it^W. Doch erklärt Hr. N. selbst nigstens eiup gewisse Classe der iiC'.VTfl' anfeine höher«
diese Deutung für zweifelhaft, und jedenfalls möchten Stufe stellt (vergleiche auch Nägelsbach Homer. Tlieol.
wir sie lielier als pinpn ^'prsiich betrachten, die Idee eines S. 1'4 H)-
der Darstelliiog Homer's zu Griiiiile liegenden IMythns oder Kin anderer Tlieil der Anmerkungen betrifft die Ge-
Cultusgebraui lis, als die in jener Darstellung selbst liegende genst.'lnde des Culdis. Dahin gehört zu IX, l'.|7. und
Absicht lies Dichters anfzufimien. — Nachdem hier liie ge- XI, H-'O ff. die Be» eisfnhrniig , dass Homer keinen Wein-
drohte Katastrophe pingetreten ist, kommt üdysseus eiid- gott verehrt halie ; zu X, [)'>, dieselbe Behiiiptniig von
lieh zur ogygischen Insel i\er Kalypso , ilereu Beilentung der Hestia. Insbesondere hat Alles, was sich auf den
Hr. N., je »veniger sie charakterisirt ist, um so mehr Todteucultus bezieht, eine genauere ürörteruii" gefiiu-
aos ihrem Namen entnimmt, indem er in ihr, der bpr- dpu , indpin überhaupt zur Krkenntniss iler Hoiiierischrn
gpndcn, verhüllenden Nymphe, und iler Insel auf der Vorstellungen von der Unterwelt und dem Zustande der
Höhe des ogygischen, d. h. Ae^ Fluthengebietes , den Verstorbenen in diesem Theile der Odyssee der Haupt-
plastischen Ausdruck für den langen, verborgenen Aufent- stofT gegeben ist. Die erste \'eran!assuiig zur Behand-
lialt lies Odyss'eus im fernen .^leere fimlet. luiig solcher Gegenstände geben im zehnten (iesaiig die
Dass wir fast für alle Ziveige, in <te|che sich die ^'orsrhrifteii der Kirke in Beziehung auf ilie lon Oilvs-
Kenntniss des Alterthuius s|)altet, nützliche Beiträge aus seus den Todlen nberhaii|)t und dem Teiresias iiislieson-
dpu Anmerkungen hprvorheben könnten, versteht sich von ilere zu bringenden Opfer. Hier erhebt sich die Kragp;
»plbst; doch ist es nicht der Zweck dieser Anzeige, einen Schrieb die Homerische Zeit den Seelen der ^'erslorbe-
vollständigpii Auszug zu liefern. Indessen würden wir iipii piiie Kraft der Weissagung zu? und gab es einen
den Charakter und den wesentlichen Inhalt des Buches Cultus, der sich an diese Eigenschaft der Veisforbenen,
nur nnvollknuinien bezeichnet haben, wenn wir nicht auf an Orakel aller Seelen, anknüpfte? Der Schatten «leg
dasjenige aiirmerksam macliten , was über religiöse Vor- Teiresias ist es allein, dem bei Homer die Gabe der
»tellungen und Gebräuche erörtert ist. Der Verfasser ist Weissagung zugeschrieben wird, und zwar nicht als Srbat-
darin elienso unabhängig von Nägelsbach (Homerische ten, sondern es bleibt ihm das im Toile, was er im Le-
Tlienlogie), als ilipser von ihm, da beide .Schriflen fast ben vor Anderen voraus hatte. Hieraus ist also nicht
gleichzeitig erschienen sind. auf einen mit Orakel verbundenen Cult der Todten im
Wir machen in dieser Rücksicht zunächst aufmerksam Allgemeinen zu srhliessen; von einer ^'erbindiiiig der
auf <lie Unterscheidung zwischen den verschiedenen Gat- Verstorbenen mit den rbf honischen iMächteii, wie sie der
tungen von Wahrsagern, zu welcher der \'erf. auf Ver- ^'erehrung der Abgesrhiedeiien als IMane» oder hehrer
anlassiing des vs. ,^()'l. vom Kyklopen genannten ftavT/q Dämonen zu Grunde liegt, kann bei Homer noch keine
Telemos geführt wird. Der Unteischied zwischen iio.v- Rede sein, ebenso wenig von einem Hi'roeiiiiillns im
TlQ und yoijOfioKoyo^ , wie er von Lobeck bJnlänglich Sinne der späteren Zeit, da der BegritI des Heros in
bestimmt sei, bemerkt er, reiche für Homer nicht ganz jenem Sinne bei Homer noch gar nicht vorkommt; aber
ans. Zunächst trennt er von den Vorbedeutungen, die auch die Verehrung züriiender Schatten, die durch .Spen-
jeder versteht, indem sie mit irgend einem Wunsche oder den und Opfer zu versölnien waren, findet sich nicht,
Vorhaben ziisatninentrefren , und darauf bezogen vtcrden, und so fehlt es überhaupt in dem iiiythisclien und reli-
oder ihrer Natur oder allgemeineii Vorstellungen nach giösen Gesichtskreise Homers an Allem, was mit einem
deutlich sind, die Schirksalszeichen , deren sichere Deu- Todteucultus zusaniuenhängeu könnte, rnd ilennix h wird
65
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991 99?
«lein O.hs.ii-iis Alli-s aiilt'i'S'''"'" > ""■' <'<'llzi"'l»t ilcinellx- licfrrtpii Toxi. IMaii ist liliirliaiipt lioi der ßeliniHlluiif^
itacliiii.'ils VlIi'Ä, " ■>•' " "■ "11 lli.'iuilidi (liiirli eins (jaii/.r «lii'SiT Fra^i' fniliiT zu »eiiif; auf «Icii kern (Irr lliiiiip-
.Allrrliiiiin i'i 'l'r I'i*'i''ii'' 'l'"' Toilfrinull» mli-r l>ci Ci- ri>clii'ii Aii^irlit, »tii- er sii'li aus iler lanferpii Lr(|U<'lle
tatiiMKMi "Uli Siliittiii uiiil \ik» Kiciiaiitfirn lililicli ÜiiiIpu. ohne üiMiiilKrliiiii^ S|)ati'r ••iil» icUi'ller Aiisirhti>ii or^ilif,
ICiiii- H illkiiilirlif ErlimluMj; loii .Scilru <l<'s Dichters kann eiiiKi'jjau^jpU , iinil liat Kirli ilailiirvli srlljsl ilas ßilil ter-
bri (licsiT UpbrriMiislilumunf; «lurclious iiiilit auj;i>ii(iuiiiicii iliistrrt, ix'Ulips iIimii J)i(lilfr in jjrösäerer klarlieit vor-
MiTilrii. "Man ki>iiiitr iiiiii auf ilic ^'i'rinutliumf kcruiriieu, frcscli» eUt Italien inuss. Dii-ss Ist i-s , »oraui llr. IN. Iie-
<la.>!> ilirsrii AIIpk zu clvii lnter|ii>latiuunn geliurte, »riclie Kondors <lriu{;t. Von iliescni (jii-sitlitspuiirt aus liat man
ilic Ornliiker iui Intpri-ss«' ilircr ScImiIp c'ngi-scliolipn zuiiäclist den Falirinanii Cliarmi aus der Honierisrheu
htlllcn ; doch koiim-n , wie schon uhcii hriiii'rkt ist, Bin- Vnr.sIcHuii^ von der Unterwelt /u entfernen; denn die
scliiclisei der Art, tnii solchem (Jnifan^^ und von gam Todteu koiniiieii iiliiie einen solchen, und ohne dass sie
unhoinerischeni Charakter, iii jener /eit jjar nicht mehr durch die unter» eltliclien Strome ;:ehemmt «erden, auf
U)iij;lich •Teiiesen sein. Es hleilit also keine anilere Er- die Cilation des üdvsseiis heraus an den Eingang der
kläruii},' iiliri», als dass dem Dichter ilie kiindc vuii sol- Unlerrtelt. IMan lindet ferner hier keine S|)ur der jie-
cheii (jelir.'liichen irgend »loher zujrekoininen , die er nun «ühnliclien Ansicht, »eiche den Aiifeiilhalt der Seli^jeii
als et«as Llii;;eM ohulirhes und seinen Hörern im Allge- und der Verdainniten srliied , sowie liherhaupt nichts i-oii
liieiueii (fewiss Liiliekaniites in seiner Wuiiderjjesrhichte eiiii'in (ji'richle über die Todten ; denn selbst i"Miniis, ge-
.iiibringt ; in einer Zeit, «o solche Dinge schon ge»öhn- hOrle auch jene Stelle, »eiche ihn unter den dem Odjs-
licli »»areii, brauchte Homer seinen {leiden nicht erst in seus forneführten ErscIieiiMingen erHähnt, der ursjjriing-
die Unteruelt zu s<-hickeli, ila die Tollten an lieleii liehen Form des (ie<lichts an, ist iiirht als eigentlicher
Äitellen auf der Erde citirt, und Oraki 1 bei iliiien geholt Toiitenricliler geschildert, sondern erscheint nur in einem
»erden konnten; in einer sp-'itereii Zeil »iir<le auch ge- Schalteiibilde der Thaiigkeit, die ilim im Leben y.ukam,
raile eine kirke ilie Macht, (ieisler zu citireii besessen, und die Büsser in der l'iiternelt sind in mehrfacher
haben. IM.iii konnte annehmen, dass die künde von ei- Rücksicht, » ie schon oben lieriihrt »iirde, zu iinllouie-
nem Orakel des Teiresias den Dichter zu dieser Darsfel- risch , als dass man auf sie eine Ansicht sliit/en könnte,
lun^' reranlasst habe; doch konnte er auch, » as er lon ilie — um hier nicht die allgemeineren liründe zu ver-
oinem andern N ekyioinanteion gehurt, mit dem Kuhnie folgen, nach welchen dem Verf. eine Bestrafung nach
jenes Sehers in der thebflischeu Sage combiniren. So ilem Tutle als unvereinbar mit den ältesten religiösen
erkhlrt sich nach Hrn. IM 's Auseinandersetzung die ei- Vorstellungen erscheint — mit dem Humerischnn Be-
geiithiiinliche liedeufiug des Teiresias und das ihm ilar- griffe der Psychen, als blosser il'dujKa der Lebenden, sich
gebrachte Opfer; »as das allgemeinere Todtenopfer betrifft, nicht ziisammenreiinen lässt. In diesem Begriffe findet
das hier dem Odvsseiis vorgeschrieben wird, so nimmt aber Ur. ^, eine Conseijiienz , welche ihm Mflgelsbarh
der ^'erf , auch ohne den .Abgeschiedenen in den An- nicht einräumet, ohne jedoch andere Widerspruche von
sichten iler Homerischen Zeit einen gewissen Grad von Bedeutung nachweisen zu können, als solche, die auf
Göttlichkeit zuzuschreiben, die Wiederholung der He- jenen Stellen von sehr zweifelhafter, unil nicht bloss um
staltungi>ehren bei den (jrabern zum .Andenken unil zur dieser Widerspruche willen zw eifeihaftei" Echtheit be-
Labiin" für die Tollten als einen schon damals verbrei- ruhen. Ein gewisser Grad um Inconseqnenz ist freilich
teten ISrauch an. nicht negzulängnen ; ivenn die Psychen, die nichts sind.
Die Feststellung eines llrtheils über diese Verhalt- als wesenlose Scheinbilder <ler Lebenden, und die also
nisse ist wichtig für die Bestimmung des Wesens der keinen wahrhaften Körper haben, doch Blut trinken,
Todten nach Homerischen Begriffen; ilenn eben aus je- »einen und sprechen können, so erklarte dieses schon
nen Opfern könnte man eine realere Existenz derselben V'öickcr, dessen Darlegung der Bedeutung von ipli^i^ und
gchliessen, als ihnen nach den sonstigen Homerischen tiöoj/.ov unser \'erf. in den Grniidzügeii beistimmt, aus
Schililerunuen zuzukommen scheint. Noch Nagelsbach ijer einmal fixirten Ansicht des Menschlichen, in welcher
(Hom. Theol. S. ,i4)S) hat auf jene Opfer grösseres Ge- man weiter fortschritt, als die Grundidee eigentlich ge-
wicht gelegt, als ihnen unser >'erf. einräumt, indem er stattete; dass sie durch das blanke Schwert des Odys-
ilarin die Todten als divi manes lindet; doch erkennt seus von der Grube zurückgehalten »erden, lasst sich
auch er darin nur .Ahnungen gleich Samenkörnern, deren kaum hiermit in gleiche Kategorie bringen und als VVi-
Aufgehen einem spateren Zeilalter vorbehalten war. Be- dcrspriich gegen ihre Nichtigkeit darstellen. Wenn die
«onders kommt nun das Wesen der Todten bei dem elf- I'sTche des Aias dem Oilysseus noch zürnt, so wollen
ten Gesang in Frage, wo sich die Echtheit jener schon wir auch dabei nicht grübeln, ob ihr ihrer Natur nach
im Altertluim angezweifelten Schilderung zugleich mit ein solcher Grad von Bewusstsein zukommen könne, oder
der Consequenz der Ansicht des Dichters kaum retten ob sie etwa erst Blut getrunken haben müsse, um dazu
lasst. NageUbach, der überhaupt nicht sehr geneigt ist, zu gelangen; wir wollen darin nur den Ausdruck der
der Kritik, die sich auf innere Gründe stützt, Gehör Heftigkeit einer Empfiiiilnng erkennen, die selbst den Toil
zu schenken, statuirt lieber \Vidersprüche auf diesem überdauert, und dem Dichter diese Inconsequenz lassen.
Gebiete; doch miiss wenigstens in den Grundansichten Aber ganz anderer Art ist es, und bedeutend modificirt
dem Dichter Consequenz vindicirt »erden , und von die- oder vielmehr aufgehoben wird jener Begriff der Wesen-
gem Gesirhtspuncte ausgehend ist die Kritik mehr im und Leiblosigkeit , wenn Titjos und seine Genossen kör-
Rerhte, als die unbedingte Anbangllchkeit an den über- pertichc Qualen erdulden , und iu Situationco erschei-
99:{
994
npn, lipi «Iciipn aus «lern blossen Alil>il<l i\es L<*li<<ns pini>
Fortsptziinj (lessp|l>pii ^pwonlpn ist, %ioiiiit sirll «Ipiin
die ulei<'lirall8 nicht a\s lioniprUiIi naclizuivpj.si'nilp Aus-
<rhnii'i< kiiii>; iler Liitpriiplt nach iIpui Mnslor i|pr Kr<lp
mit Friulitii.'inwiPii , Sepn, Borgen uiiil ^Vulkp|lhinlnM'l
verbindet. üasa lilnt ilip l)piliii};unj; ist, ilnrcb »elehe
die Sclialtpii y.nr lieslniinnj; <;pian(;en, will llr. N. nicht
mit \'iilck.er bloss durch die |ilivsi(>liigische Ansicht vom
Blute, als dem -Sitze des Lebens, erklären, sondern lor-
zugstteise und zimaclist aus den liebräuchen der Tudlen-
opfpr , »esshalb denn auch Teircsias davun trinkt, ohne
jener Belebung des Uewusstseins zu bedürfen (S. l'JO, 'JOH).
Diese (iebr,'lnche selbst aber fiihrt er auch nicht sniiohl
auf jene Kellpxion, als anf die ^'orstellung »on einer
lebenden Wirkuii}; des ausjjejjossenen Opferblntes anf die
Seelen zurück. üass mit diesen Vorstellungen lon >l>i''/,lj
und £id(i)/ ov , welche nicht von einander getrennt wer-
den, die Stelle über die \'ergo(ternng des Herakles un-
vereinbar sei, ist schfMi oben bemerkt ttorden. .Selbst
nach der gemeinen Ansicht späterpr Zeiten ist Unsterb-
lichkeit der Seele nicht trennbar vnn der dps Leibes, und
von dem , welcher <lurcli die Apotheose geradezu zu den
(lüttern entrückt ist, enth.'ilt auch <lie Unterwelt kein
Jäidftlon ; selbt bei den dänionischen Heroen trennte man
nicht ^'l'yi'l um! li()tj}hur. lii'i genauerer Untersuchung
wird aber nbi'rhan|it nach Hrn. N. jede Ajiotlieose bei
Ilouier sehr zneifelbaft , inilem alle darauf bezüglichen
Stellen, selbst die von der Versetzung des Menelaos in's
Klysion (Od. I V, 5(i2 iL), Anfechtungen erleiden. Ueber
die ilintivickelung der Ansichten von der Apotheose wird
bei dieser Gelegenheit ausführlicher gehandelt (S. 340
bis .'i4N).
Doch wir jTcben es auf, alle diese Erörterungen wei-
ter zu verfolgen, und glauben schon liinlMiiglich gezeigt
cu haben, wie reichlich der Stoff ist, welchen diese An-
merkungen liehandeln, wie viel reichlicher selbst, als
man nach dem eigentlichen Hauptzweck des Buches vur-
anssetzen dürfte. Dass namentlich auch der in ilem Ka-
talog der Heldenfrauen dargebotene mythische Stoß zu
mancherlei Erörterungen und Andentungen über frühere
Dnd spfitere .Sagenbeiianiilung und Homer's Verhältniss
dazu gegeben habe, braucht kaum bemerkt zu werden.
Manches Andere musüten wir ganz unberührt lassen, da
die Absicht dieser Anzeige nur war, auf ein so wich-
tiges Werk auch diejenigen aufmerksam zu machen,
welche Stuilien anderer Art vielleicht noch nidit /u den
dariu aufgespeicherten Schätzen hatten gelangen lassen.
[Julius Cäsar.
96. De iocis aliquot .Salliisiii
scripsit C. Wagner üarmstadinus.
I.
Quid signißcent veria, quae Belli Jugurthini cap.
LSJi.111. vulgo ila exliibentur : „ceterum in ulrogue magis
iludia partium, quam bona aut mala sua moderata sunt.^^
Modum in scirpu videtur quaesivisse Fridericus Kritzius,
V. ü., qui illum locuni in paucis diflicilem iu<licarit. In-
lerpretatiuoes adhuc prolatas eum respuisse, uoii improbo;
hoc miror, quinl vir alioijuin valile acutus, «jiiaiiiloijnidi'm
prioiibns inlerpretibns res inscite tract.^ta parinn ce^sil,
iilrirco verbi formam, (|ii.ie illis errumli caus:i liiit, (ju.im-
vis loiige plurimornin codd. aiictnritale firinatani al(|iie
sanaui , eam vitiatain diixit et emenilainl.im. Keircta igiliir
vulgata lectione paucoriini codil. siripturain miidera/janl
in textiim recepit, e cuiiis verbi primaria significatione .
qua idem est n\i<ui instituere ac regere , alteram speclandi
derivari »oluit. Uno facto, Bubiectum supplerit pleies ,
quod per synesin in modernbant inesse dixit, obiecti par-
tes verbis bona aut mala sua tribuit totiusque loci ron-
stnirtionem et seutentiam haue esse cunteiidit: , celeruiit
in ulroque (i. e. rcspectii utriusqiie virij magis stiidin
partium, quam bona aut mala sua (i. e. con<liciiiiiem
siiani secunilain aiil adversam) plebes moderabunt (i. e.
spictabant, curabaiit , sive: magis iiitenti eraiit plebs in
Stildia partium, quam in bona et mala sua, sive: magis
qnaereluint, quomodo adversam in civitate partein affli-
gerent, quam quomodo sibi ipsis prospicerentj. Sententia
mihi valde arridet, at genuinnin vucabulum ex iure suu
nptimu pulsum video a subditicio, riii, ut nsurpatnni lo-
cuin ulitinerc possit , notio speciose affingitur, quam ei
et natura iiegavit neque mos loqueiitiiim, qiiod sciain, iiu-
quain impertivil. Atqui eadem sententia proilif, vulgata
intarta et propria verbi moderari significatione retenta.
^i'ain moderari deponens esse traiisitivum iilernque notare
ac modiim alicui rei statuere, aliquem regere, gubernare,
etiam ex iis Tullii Iocis poteris videre, qnos, ut contra-
riuin probaret , attulit Jaiiinannus. Ita enim Cicero
Acadd. II, 37, ini: „Mens omnia iiioderatur, movet ,
regiV." et de Finn. II, 25, St: „Mulli Epicurei fuerunt
graves, nee voluptate, sed officio consilia vioderantes.^''
— Sua autem proiiomen , pertiiiens ad utrumque sub-
iectiiiii , i. e. cum ad sludia, tum ad bona aut mala —
quam coniunctionem ipsa verborum collocatio comnieudat,
siqiiidem etiam Cicero, cum pro IVIiloiie c. 34. exclamas-
set: „0 spes fallaces et cogitationes inanes iiieae! pro-
nomen ad utrainque rem referri vnluit — sua, inquam,
pronumen aeque recte se habet atqiie idem in Ciceronis
verbis ad Att. IX, 12: Illum ulciscentur mores sui ei in
^'irgilii dicto ( Eclogg. II, 65. ) ^ Trahit sua quemque
voluptas. Largaiii exemplurum copiani, qnae hanc ser-
nionis consuetudiiiem ab omni dubitatione defendaiit, cum
ex qiiovis lexico depromere facile esset, tarnen res non
videtur postiilare, neque ego quidquam in hanc rem pro-
tiilissem, nisi Kritzius falsissim.ini eornni rationem dixis-
set, qui bona aut mala sua pro siibiecto habuerint.
Qiiodsi quae posiii rata habueri«, etiam construrtionem
ita procedeiitein non improbabis: in ntroque (^t. e. Metello
repudiando , IMario fovendo ac promoveiido) plebem (qnoil
vocabulum Hiippleiidum esse demonstrabo) magis studia
partium , quam bona aut mala sua (i. e. conimoda aut
incommoila^ uioderata sunt (i. e. rexerunt). De notione
verbi moderari cum Fabri, V. D., consentio, in obiect«
siipplendo non multum dissentimus. De ceteris brerior
et obscurior est, quam ut quid sibi relit percipiam. Ob-
iectuin intelligi vult homines, vel animos hominum. Meum
praeferendnm arbitrur. Tantum enim abest , ut niinis
proriil distet, quin hie possit cogitari (quod tieri poss»
Ilerzo(;iu8 negat), est idem, in quo cum in superiori, tum
995
996
in .«(•(iiii-nl«' iMiuiitiationp «anio roriiiii vorfidir. Pleies
Piiilii voli'iiti .iiiiino iiiiiitiiiiii iIp .•iiiiI)()Iiiis »<cr-|)issc ili-
iiliir. auiiil pletiein iiii|ipra(<>ri in>lilli(.is iinhli.ip rsNc rui-pit,
pleliis fainrnii .Mario (,' ris liiiinrlilai acldicli-ral; jtleltem
»tiiilia uartiiiiii iiiajfis, <|iiaiii roiiiitioila aiit iticoiniiiiKla «iia
n-fi-liaiit, uleiein seil volgiiin iiia^islradis pxaj,'itabaii<, pleies
iliMiiiitii-. i>lariiiiii rrf(]ii>-iital>aiil. (rctiTiiiii illa liiiiia aiit mala
plclii iinniiiinitia, siv« fiittiriiin riiiii |ilebis, tum rcipiililiian
uiiinTsap Mtatiiin iiiaxiiiie praeter fiirdinani ex Ixxiis aiit iiiali.s
iliiriiiii artil'iis pepemlisse , ila iit plehs , iiim siinriiiii lui-
iiiiruiii aii< inalipnim ratiimeiii nun lialieret, eadrm edani
alienae virtiitis noii li;iliere(, iion est, in i|iioil prnclentmm
aniimis ailvcriani. (incnlsi praeterea liorce a Sallnsdo
1-. I/\\n ', .'S. eniiniiadiin : ,,2iam ferine Niiiiiidas in
otiiiiifiiis proeliis pedes iiiugis, quam arina tutnta sunt'''
riini niistro rontuleris , eunileui suliiecd , oblecti, praedi-
rati oriliiieni , rnniiein in (erminatione sonuiii, i4eiii(|iie
ileponen.i traiisitii um e\ pliiribiis syiKinymis ileleetuni in-
rpMies. Kx <in:i siiiiililuihne liatiil sein an vnlgatae nnva
uiiaedani ronini<Mi<la(io arredat. — Restat, ut (jnam seii-
lentiam ladne explaiiaii, eam etiani gernianiie reddani.
Onnil llls verliis Hat: „üeliri^ens lies« sicli die VnlKs-
nien"e bei der Eiitsclieidiinjj fiir einen der beiden l'eld-
lierrn mehr von ihrem (nicht ili'ren) polilisi lien Partei-
oifer, als von der Riii ksielit auf ilir Wohl oder Wehe leiten."
Ceteri omnes (|n.intiini srio edilores in mluata recjuie-
runt; at quam in niedio posnertint explirationem, ea »ariis
laliorat «■rrorilins. Primnm enim omnes, praeter Fabri,
quem nierum ( onsentientem rnin °;audio qu!<dam animad-
lerti, terbo moderari i'im intransitivi snbstilueriint, ex
quo idem sit qciod legnare , vigere , tuilere , praepnnde-
rari vel spectari' Qnan« notionem Hnxisse, aut ex ai-re,
ut nostri ainnt, lidentnr arripuissp, rnni ne unnm ([uideni
)oriim in rem siiam haberent allerenilnm. Qnoilsi enini
railiieni terbi in vi eins ronstitneitda teneanins , rinn idem
pst quod moiliim esse, sed i luin adhibere, nt r. XLV, I.
moderatus diritnr, qni niodnm sibi imposnil, siip anreani
di'ipxit mediorritatein. flem tetiipernre non est tempesli-
«nin pssp, rem s«o tempore faeere , sed instnm tempns
alirni impertire, i. P. rem certis et lempiiris et artioiiis
linibiis et termiliis foerpere , rf. <:. L\XX.V, '). — l>e.
inilp lerba l/onn aut mala <\e artibns site lirlntibns aut
»itiis, dp animi in^eMiiqne ilotibiis acrpperniit. Ilor sub
rerfis qnibusdain rondidonibos lieere, non ignoro, neqne
erat qnoil hoc usqnam lieri posse infiliaretnr kritzins,
At tum .leniqne posse ronterulii, qnnm i't praere.Innt, c
qnibns haec iprba ppr se ambiirna lueem snam arripiant,
et retproriim verbornm natura pt ronditio sinant. Rem
ita esse, ipsi illi duo Sailiistii qiios te>tps prodncprp so-
lent, loci demonstrant, qnorum altern (B. J. r. LXXW, ,{.),
qui sie habet: „mniorum glovia posteris quasi lumen
est, neque bona enrum iieque }/ialu in occultn patilur''^
ista hnna et mala voeabulo gloria pnixiine antecedeute
illusiraiitnr neque erat qnoil srriplor quiilqnam adiireret,
altern (e. CVIII, |.) a<l mulla bona srriplor sibi iugenii
aflilenthim esse bene intellexit, ne obsenriis esset. Ita
pliain Cicero pro ftlur. c. XXIX. de Citonis virliitilms
„Itaec bona , quae videmus divina et egi-egia, ipsius sci-
tote esse propiia'"'' dicere non dnbitaiit, quod qnalia illa
bona esseilt, autea explanaverat. Uuare otiam tSniPsti,
V. (M. , quem ail Tullii ele),'aiitiain proxime areeiisisse
constat, in uratione iln dicto: ,,Pectiis est, quod disertuin
lacit": ,,.4/y«p, iiiqiiit, eliam alia quaednm ah humanae
divinaeque sapienliae studio bona liabeo , quibus me apero
rommodum collegam fore'"'' lam piiiiii supra assiiluitatein,
lidein, alias virtuteü sibi lindirarat. JNoKtruin qiioqne
locuin anterpdiint qiiaedaiii , ex qiiibU« art verba bona nut
mala illa virtutiiin et vitioriim si(;iiifiratio reilunilare pos-
sit, at np reripiatiir , pronompii sua iitique atqiip cnixe
iiiterdirit. Teneainus ijjitiir necesse est eam illoriiiii rer-
borum notionem , quae in sermoiip et latino et (fraeco
rreqiieiitissima eademqnp proxima est. Quem eniin non
statin! subit Cassiaiiiiin illuil : „Cui Äono?" (Cir. Rosr.
Am. c. tt et M\. iMil. l.^.) Nonne in Ins Cireronis lerbig
(^laiiil. r. J extr.): ,,/iguntur bona mullorum civium^*
•Miiriim, ut aiiint, siinilitudo cum nostro luco est! Vix
numerari possuiit eiusdem apiid Tulliiini usus exeinpla.
Cf. de Finn. V, 10, 2«- Mur. c. 3^. Tusp. 1, ft, 8- II.
Quid, quod ipsp Salliistins (Jiig. e. ?.'), 3- Cat. r. 3 7, 7.)
bonum publicum rt malum publicum pro reipiiblirae roin-
liiodo et iiK-oiiiniodo dixit ? Apud (iraecos idem i'atilisse
in aperto est. Plato enim (Piilit. X, (i( IS K. ) hnnum
dffiiiit iif, quod senat pt salutpm all'ert (Tu dl- auiCov
y.ai vi(f£f.uL'V tu oiyaitov). Pliira piiisdpm exeinpla
supppditat Astii Lex. Piaton. Apud Thiiryd. (I, 1.17-)
Themistnries Persis se y.ay.a. iie>' Tlkfi'OTC, n oKv d'
in llkeiijj (lyoi^d attulisse profitetur, et xaza OTltl>-
f>€iv apud pundein (VI, 3'.).) est tnalam rem sibi quae-
rere. Item .Simonis, ut Boprkliio »idplur, Axioclio t«
ayai^a ruü CfjV padem sunt, quae TU tidea, ijduvTo,
et Cicero (Tusc. I, 4"^.) Eiiripidis y.o.V.o. in latinuiii rer-
tit : vitae mala.
(Jna lila lorula interprelationpin istorum proflijjari
supra dixi. At nihil istis negotii est reinoverp qiioil
obstat et impedit. Sine ulla i<;itur haesitatioup pronomen
posspssivuiii sua — qui est aller isque niaxlmus error —
pro deinonstrativo eovum iisurpattim accipieiites reteri cito
pelle transcnnt, Fabri pt Her/o^iiis leviter defeiidunt.
Quorum hie, cum haue loi o sentenliain siibierisset : „Lebri-
Ceiis gab in der Bpurlhelliin«; Beidpr mehr dip Vorlipbe
(Ipr Parteipti (ciiius stiidinm , plebis. an iinperantium'?),
als eine gleichmassije Würdijiun); ihrer beiderseitifen
Vorziit;p odpr Fehlpr den Aiis^chla j" , pxplicationem Siiam,
per se ra«{ain atqiie ambi^iiam , respectu pronominis Sun
haccp , quam ad c. LM^ ailposnerat , nota Hriiiaro stiidet;
,, Ausser der iirspri'injjlirhen , reflexifen Bedeiitun» dient«
saus bistveileii zur Bezeichiiun>; des einer ilritten Person
überhaupt An{;ehiirij,'eii." Hoc parum aceurate esse di-
ctum, paiicis nstendam. Ipsum illild ausse)\ quod pxpli-
ratioiiis initium facit, defiuitionein turliat. Quam eiiini
vim et quasi proi'iiu'iam pronomiiii interiluin «leferri lult,
ea non diveisa est a si^inliraf ioiie , quam primani esse
dixer.it. Nain pronomen suus iiunquam excpdit ex natura
sua reflexira . Ptsi liberius iisurpaf •im pssp lideatur. Tum
aildpiiiliim fiiit , qu.iiido «Ipinointratiri partes sustiiieat, iino
lero sustiiiere liileatur. Liceiitiae enim absolutae in ora-
tione locus non est. iMoneniliiin er^o fuit , hac scriptorej
libertato ilti, qiiuiii sal'a perspiruitate breviores et den-
siores esse vpliut, upque hoc vprborum compendiuin fieri
posse, nisi nbi aut ex aniuio pius , dp quo a^itiir, lu-
997
998
qiiaiiiur, aiit iibi |iruiiuinpii iiiiii üubicctn priiiurio (JihmI
(lii'Uiit itd ruharrc.it, iit sciiti-iitiu .stadin in oiiiloi- in<iir-
rat atcjiie rx ainbolnis illis pui-iie iiiiiliii fardiin <'sr<e ilixi'ris.
Quorum iMMitriiin iiu^iio loio ri'prries. JBit taiiifit lianc
riui ri'ilfxivaiii si<« iiitiinai' ciiiii altera re coiiiiiiictiuiiiä
ex oiiiiiiliiis , qiii in Laue (|uap<>tiuii<'m aililuci poüüiint,
Inris farile fXpriliiü , iii^ii qiiiis aiit iiiriiria ijuardaiii aiit
iiicreilibilis iiiscilia currupto!' irililiclif, Sic >'. v. in liiscc
Ovulii iir> Caes.iri- »erlii» (.^Irt. X\ , cS I i.J ,,Ul Jeus av-
cedal cuelo teniplitique liicelur. Tu facics ttutuxjue »uus",
ui'niioincn , rtiii (l«Mnon!«(rativi vi<'o fiin;^i vidratur, |)ru|jri.int
viüi duani nun rxtiit. Suus (^niui 4-(Mitrartiu^ (lictiirn «'Sf j)m) :
quem siiuni i'üse luliiit, i. p. ijncin ailii|)ta>'i|. I|i-ni si
Bauris (Alet. \'1II, ()47) „Iru/tcut olus foliis, quud suus
coniux cullegerat^^ , ijuis i-sl ijui hoc aptissliiir fx i5au-
Clili» antilKi (lirtuni v»äe iili*nii|ne i'alere lUHi intrllit^at at-
qile haue ivrhoruni coiiforniationi-in : quem intiina rari-
tate sibi < oniiiiii Inin ^t ii-liat (ihr lirlipr itlanii; ! Pari
ratioiii* ISrne.sti Ciiorouis irrba pro Lig. (c. III. ); ,,Hiiec
de tue dixi , ut mihi Tuiero, cum de se eiident dicerem,
ignosceief" ila pxpli<ai'it, ul media Ins vprliis ciriiiuiscti-
beri't : cum de se eadem dicenlem audiret.
Oniiiiuni SiTiptnrnin in.ixiiiiv iNcpotPiii pronoiiiinis ro~
ilrxiu !■:■:><! quasi aiiialorrni , lain ISrc-iiii , V. D. ad .^iil-
tiail. 1, |. aiinofaiit. Allaiiien iScpoti» locus inaxiiiii- ini-
tus iioii taiituin iiahet niiii, qnaiilnin ll<'r/.o<;ln.s .Sallii.stio
inucrre studet, ^ i'piiü viiiili , nlii in viia Ciiiionis c. III.
(qiii fiiis locus iiiaxinie adhur oifpiiditj hniic incidisse
tradit in eitndeui invidium , quam piitrem suum , ni>{;li-
geuter quidein luciilns i'st, nou aniliijjuc , cum qiiae iiar-
raiit, uull» cnori loco rcliclu, uuinia ad uiiuui Ciuiuufin
rrfrraiitur.
At rniiii, dixrrit aliquis, Hrrzo^io liinit ps.se breii,
cum ad (liiddiinaniii et l'abri V\'. DU, prafcipti rxeui-
ploriiiiiquc copiani dcle^arrt. \'i'riiin iion in rem suaui
ad iius docfniiap quasi fuiilcs iios diiexit. Qiiodsl eiiiui
lucos illic cuii;;estos accuratius cuiii iiostro cuninarat'eris,
IIP nuuui quideni iiiirnii'S, qui a iiostru noii plurininiu
tlifferal. In plerisque, quus Kabri in uipdio pu»uit , plane
nun habrs , qiiod in locuni posse.ssifi substituas, in oiiini-
Lu8 ad quodaaui locabuluni sit refiTenduin , priuiu ail-
■ ppclu clucpt, ncqup in ullu qiiidqiiani ainbij^uitatis uri-
tur. Et qiiap ^cotus prapteica alliilit pxi'iupla, ra >pI
corrupte exciisa et iani diu ab iiitprprptibus sunt puicn-
ilata , I'pI p Plauto et Ti-ieiitio sunt deprointa, qiios iiiulla
ex llsu spruionis quolidiani et np;;li;;piiti<iris recepisse,
quap reriiiii .•.pri|)lori rcpplpre nun iicuerit, satis coiislat.
Quid? qiiiid illi ipsi , ad qiios proiurat ller/o^iiis, rr^^u-
laiii piiiü uiulto aiit;iistiuribiis liiiibiis lucliidiint ? llai'ccp
eniiii Faliri ad Lif. XXi, 2'.), ■'i. eadpinqup fpip ad .Sali.
iug. c. LIV. noiat: „Das possessif. suus stoht oft in I5r-
liphunj;^ auf eiiiPii cas, ubi. , insbcsonilprp im fip^'pnsatz
cu alipiiiis: doch auch ausserdem, »o die Upzipliiiiig auf
den Besitzer sich leicht prt'ib*.'' Pariter Kuddiinaniiiis
illis coinicurum locis pruiioiiipui suum rim siiaiu iniiuine
«leposiiisse docet. JNihil igitiir subsiilii ex sociis, quos
arcessivit, llerzoj>ius sibi cuinparaiit, iipqiie facile quem-
quani potest habere asseiitienlein , nisi qui Nallustiuiii us-
citatioiiis et teiiierilalis ciiarcual. Rrliquuni est, n« quid
uuiittamus , ut , ipsis Sullustii locis, qiiibus praecepta istu-
riiin iiituiiliir, in iiiiliciiiin localis, stafera aurilicis exa-
niiiieiiiiis , iiiiin quid siiiptor a serinune , quem ratio et
coiisuctudo praescribaiit , aliliorreat islisqiii- aiisaui t.'iiii
inira coiniiiiiiiscendi deiierit. Atqui c. LIV. noster liaec.
profert: „(juae negulifi tiiullu maifis, r/uum prnelium male
pugnulum ab suis, regem terrebanl.''^ Hoc loco ouinia
faciuiit, ut quo refera.« prouoineii et i|iiid sibi teilt, lucc
clariiiN sit. Primiiin eiiiiii verba male pugnatum ab suis
oppoiiuiitiir negoliis Melelli, tum suis nemo saiiiis ad «e-
gutiu , quiiis ad regem referet , ad qnud locabuliim etiaiu
sua ( ollocatlune sese appln at. Ilaque et uppositio et seiileiilia
e( ti'rboriim ciilliicatio, queiiiailiiioiiuui lue locus accipiciidus
Sil, ainbi>ri iioii siiiuiit , lotuinqiic eiiiiiiciatuui ex aniino
re^is Iradiluiii esse facile perspi<'ies , si iilem his lerliis
ein iimscribprp libpbit : haec nei;otia a Melello bene (,'esta
re;;em nia(;is lerreliaiil, quam qiiod proelium ab Suis male
pucnatuiii sciebat. — Prodeat alius testis. C. IX, 2-
.Sallustius: En habes, ait, virum dignum le atque avo suo."
Mil iioii doceiniir; sui> enim liiein est ac : quem sibi
fuisse dielifabat. — ({uae porro c. LI, II. le^imus : ,,ne-
que cuiquam mnrialium iniuriae suae parvae vide/ilur^*,
haec eodem reileuiit, ac si dixisset: neque quisqilam m.
iiiMirias siias pareas habet, sive : sibi ipse parvas iniurias
illatas esse dicit. — Tu quoqiie, testis, operam penlidisti,
alii locum cedas. Prodit jjraiissimus (Cat. XXI , 4.),
Calilinani diceiis admonuisse alium egestatis, atium cu-
pidilulis suae. A'erba sola si speclet, peiies ledureni
arbitriuui esse, num egeslalis et cupidilalis suae ad ad-
inonentem, an ad admonitum referrr velit, istis facile lar-
gior , seil Catilinam, cum suuniui aiiimus accenilere stu-
deret, suae ipsius cupiditatis cummemurationc alios ad
pericuia siibeuiida excitare Hon potuisse , nemo noii lide-
bit. In verbis deiiique, qiiae Cat. c. XXVIII, 1. legun-
tur, „constituere introire ad Ciceronem ac de impruciso
diiiiii suae iinpnrutum cuti/odere''^ . ipse Kabri lerba dornt
suae imparutum coiiinn;;eiida causam alTerre coiihlelur,
cur C'iceroiiem de imprutiKU confodi posse piitarinl. 13re-
viter ij^itur Sallustius, iiou aiiibi{;ue seiitentiam expressit,
quam nesciu quis copiosius ita coiifunnasset : ad Ciceru-
iieui, qui doini suae imparatus putabatur, etc.
Uiiibus auditis ac perpeiisis testibusqiie, quos isti pro-
iluxerunt, re iiifecta Jiiissis scriploreui iiPijli^entiae teine-
reve laesae latiiie loquendi consiietiidinis absolramus.
ISeque causa aliter diriuii potest. Probata enim Herzogii
seiitentia, nuiine omiie inter suus et eius discriuieii tol-
litur ?
^imiruiii si Salliistio, quamtis plebis iudicium et dii-
ciini iirtiites sibi oj)[iuiiantur , quamiis plebs ob suum
Studium aliurum artes parvi pepeiidisse dicatur, plebeui
suas artes parum curasse dicere liciiit, ecqtiis iain locus
est, quo IIOII aequo iure partes reflexivi et ilemun.^trativi
piissiiit conimiilari ? Qiiodsi tarn lunge pateret licentia
scriploruui , nihil prufcctu esset tani vitiosuiu, quin pusset
defeiiili.
H.
De praelio , quod lielli Jugurthini c. C[. describitur.
({iium de loco, quo sin^ulae pu<);nantiuni partes fue-
rint cuiistitutae et de via, qua proeliuui a priiiiu conjfressu,
dunec eladeui Afri acceperunt, prucessent , adhuc auibi-
999 1000
"mit iiitrr|irp(fs atquc ii> ilii crsissiiii.is ilisccilnnt scnfoii- iloxiiimos, lior est apuil milites Ip^ionarins in ilpxtliina
tiiis iiiBcqiir «iin iiiiiierriine Bi-Iliiiii Jii;.'"'tl'i'i""' «•'•i'li' i'irto inmleiifps , fiiissi- traditiir ; Maiiliiis in siiiistro la-
ri-ni n«M salis nerspii HO ante dciiIos posiipril , nein alii-iiiini ti-rc fuiiditnrcs et satidarios , roliortiliiis Lij;nruin et Ilo-
risnni mt , e« in «liniicantiuin loriis acrnratiii» iiKjnIrore iiiaiiornni ailniixtns lialmit; i(eiii trilmnis, qnns prinio et
et rpin, (ino online (je*'" *''» enarrare. exdrnio acuiine j)raefp( i-rat , expeiliti niaiii|inli, (jni par-
Koin.iniirnin aciein siie ngnicn (jnadrainin Sallustins (es rplitiini agerent, ilispeititi fnerunt. Quo factnm est,
r^inlli- snprrtoie ita ailiinilirai i( , nt vjx (liil>io Inrnni e.sso nt a (jnatniir partilins iiista acies , salis parata atqne in-
iiutaipni. Atfanien iipcine Kritzins, neqiie lIiTznt^iiis , Nlruota, lio.srinni iniprtnin exspeetaret, neque JufrnrtLae
\ V 1)1). reife i idisse i ideiitiir , quornin alter Sulla duee contingeret , nt nsqnani Rouianis frnirft al) terjjo.
siilos ecniites i)n;;nasse , >rl potins in dexlnnia parte rol- Kx liac dispntatiniie etiam alicjuauluni Ineis alteri rom-
liiiatiis fuisse alter triliunos in prima et postrenia acie aientafioiiis parti afFunilitnr, ad (juani nunc tiaiiseo.
solis expeditis niaiiipulis praeluijse eenseat. Neutrum Prneliuni eoniMiissnni est a dextra parti». .Sulla, quem
iiriidentiae et sollertiac Hl.irii eonreniret, quem rontra, ])riniuin liostes atfijjerant , ipse «um qiiiliusdaiu ilueibns
ni liiistiiim iuipetns a diversis parliliu.s cxspectandos , tiirniatim in [Maiiros inipetuni feril. Ceteri, qni iion ])er-
nndennde prornrsareiit , repelleret , in qnaluor laterilius tiiierent ad turnias , pediles < iilelieet , in Ineo sno maiienteä
iiraiiler arniatos ad pu<;nam statariam aptos cum leiiter ali iaeulis eminiis niissis corpnra tegel.anf. Dum a dextra
armatis qni eeleriter et pprsequerentur et se recipcrent, parte eqnestre proelium rommiltitur, Bnrelius mm pedi-
iiermisrere onortnit. Qud farto quatunr iustae ex<literuut tilms exlreniani Knmanornm aciem adiiritnr. .Siniul Ju-
aries ex omni niilitnm ceiiere rnuipiisitae. Ouod nt gurtlia cum prinio a;;mine innllixit et, qiiod pliirini.is co-
statuainns ratio suailet, verlia scriptoris iiou dis.<iiiadent. pias serum haliebat et liosfilms parein lel efiani snperio-
Kes loniiitur ipsa , afque haud scio, an etiam maior .scn- rem se esse animadiertit , simniac linreliuiii aggressum
tentiae iiieae acreilat aurtoritas , si contnlerii locnni nostro eo;jnoiit, etiam in quarfa parte effirere ciinatns est, ut
simillimum. pciljna exariiesieret. Clam igitur cum panris ab equiti'ius
iSamque nou aliter agmen quadratum a Metello nin- niiiü ad pedites suos, qui proxime staliaiit, ronvertif ibi-
nitnm fuisse, ex ipsis Sallustii verliis, quae c. XLVI. I.-- qne quantuni pntuit, ut liostes exaudirent, Romanos
•'iintur salis apparet. .Scriptor ridelicet, cum qu.ie per !\1ario ocriso frnsira pu^nare , latinc vociferatus est. Qui
se palerent expoiicre nohiisset, hoc. tautnm explicaiit, liis dictis territi et ab liostibus leliementer pressi in eo
uuam cante IMetellus quatunr a<rminis sui latera, dispi-r- erant, ut terga verterent. At .Sulla, interim pMifliijatis
titis in nuumqiujdque velitibus, contra Äumidas, con- ailfersariis Bocchoque in fu<;am coniecto lalxfrantilius Alaii-
citatis equis et assultantes et revehentes, munierit ad liauis in tempore siibsidio veiiit, acieque restituta ipsnni
eüS(iue propulsaniios aplarit. Atque cum mul(o mainrem Jugnrtliam fortissime resistentem in siimiiinm addnril peri-
exercitns Komaiii partem militilms le;;ioiiariis , rsl , si cnliim. Cum praelerea etiam IMarins fii;;atis equitibns,
anxilia adnumeraieris, gravi armatura countitisse, ftoma- quos adversos l.abuerat, .'Maiilii lopiis, quas pelli iam
iiorum lectorum nemo ijfiioraret, iioii fuit, cur ailderet Sal- acceperat, accurrisset, Numidi» prope ad nnum omiiibu.«
lustius, quo loco legidiiarii fuerint constituti. Imo, si occisis Jngnrtlia fujja salutem peliit. Ita proelium finen»
quid a veteri cousuetudine recesserit, potiiis ubi nun suum lialuiit in sinistrn latere et undique i.e. in qnatuor
fuerint, vel a qua parte abfueriiit, dicere delielat. Fieri partilins fusi ac fugati sunt barbari.
eiiim non potuit, ut, acie instituta, Romanoruni ö^Kiiui, Reslat , ut quae pro eerto et nou dubio pnsui , iis
qui totius a<Tminis erant firmameutnm et robur , in ullo iidem faciam. Oniiiia rata habebuntiir , si peditiis, ad quug
latere in primis, mediis extremisque non esseiit ciinsti- Ju<;urtha ciinrertit. eins ipsiiis pedites eosque in sinistru
tiiti. Idrirco nihil memiiiit, iiisi quo velituni [jonere latere ex ailver..>o Aiaiiliaiiis coiisdtutos fuisse probaPero.
et nnmero roliortes fueiiiit permixtae, ut Uiimani Munii- (Jiiod fore , ut succidat , coiilido. Priinum enim Sulla«
ilaiuni eqiiilatum nun soliim fortiter excipere, seil etiam le^alo equites IMaiims, (riliiino in extrcmo a«iniiie curanti
iiropellere, consectari, asseqiii possent. Ut i^itnr siimmus pedites Ulauros , [Mario a|iud priimis coiitendeiili equites
dux rohortibiis in primo a;;iiiiiie constilutis , prnpler gra- >umidas orcnrrisse satis liqiiet, ex quo pedililwis Jugur-
Ma arina sarcinas, iinniiiinieiitaqne parnin agililius, fun- tliae alinm i iiiaili'iiili lociini non fuisse reliclum nisi in
ditoruni et sa^ittariorum ileleclam maiium et praeterea sinistro latere, facile intellijjitur. Deiiide Kiimaiios atro-
expeditas aliquot coliortes addiderat , easdem quidein citale nuntii a .luKurtlia callide licti tcrritos parum h
ijraiiter ariiialas, seil ut velitum lice fuiif;erentur, qiiovis fiifia abfuisse Mariuiiique suis, qtios pelli iam aicepisset,
impeilimeiitoruni "'euere levatas, ita etiam Iribnnns legio- anxiliu acciirrisse , le^imiis. I£rqiiae alia proeliaiitiiini
num nun a suis niilitibus distractos solis aiixiliarinriim pars haec esse potuit, praeter lAlanlianain f Hocchnm enim,
eqiiifiluis et velitilins nrarfiiisse , seil cohurtium snarnin t'iriim dubiae fidei ae fiirlitndiiiis , qni jtiilla ailientante
narlem pro rei neressitate secum habuisse , i.eqiie dem- stalim igiiave aiersiis esse narralur, nna cum iMauri?^, non
que .Mariuin Icatuni nou nisi apud equites curasse, seil eociem quo Muinidae pugiiae ardiire iiueiisi«, taiita virtn-
eundeni et eqiiitatiis, qui in llac parte niaximiis numerus tis ilociimeiita eiliilisse, ut paene in fugKin coiiverterct
erat, et crterarum qiii in noiissimii aj;iiiiiie erant i opia- Hniiianiis , ab omni teri hp. cie abhorret Quin etiam fa-
rum du« ein fuisse, linc mihi persiiasiim est atque certuiii. ciaiiiiis, Jugurtliaiii cum |)aucis ad Kücclli pedites cnnier-
Quao si recte ilispiitata sunt, illa quoque Sallustii tissc ; sit ita factum, quid uiouieiili afl'erre potuere pauci ?
verba, qnibus Mani dispositio describitur, iix in disce- Quae causa, ut suis et equitibns et peditlbus sine doce
pl.'ilioiicin puterunt rocari. Sulla euim cum eqnitatii apud relictis, loii^o circuitu ad iVlaurus se conferret , quos ex-
i<)ni
iro2
<criinni «liironi, (iiiiiii »iitiin regem rpg!«qiie filiiim adoles-
ceiitein seijiii iiialiiissp (jiiis crcdati Miiiii Jiigurflia o|)i-
nari |K)tiiit , Boicliuiii sibi priiiias iliiris |)artP3 rsie roii-
rf 8!)urii:ii? rpgi.s liliiiiii «idi iiiorpin vnae tfptturuin ? Quis
est, ijiii ill.i siti<;iil.i afliriiipt? Tum Jiii;iirllia suos suotoit-
(arp nipiit. (jiKi iiiiiiiiiip alio.4 riiiiiprcliriiili prartpr IVii-
iiiiil.14 iiv |>iifii. Al(]iii in pxfrpinn nf^iiiiiip ^llllli<las nul-
los fiii-isp ao'ppiiiiiK. Posfrpino li<i>t>-.s utidiijue fiisi di-
riin<iir, (JikhI lipri nun puttiit, iiiüi rtiam siiiistrii in
latPTP rrs a<l iii.iniis a<qiip ail pugnam venissct, et ibi quo-
qne lioslps («iii'iilisspnt.
Quibiis pxpositi« rem obsriiriorpin illiistrasse mihi
rideor legeiitibiisque me causam probas:<e beiie spero.
97- Philosnphnrum vpternni pracsrrtim qiii ante Platoncm
flnruerunt npcrum rpliqniae. Rpcpnsnit pt illustrarit
Simon Karsten. Vuluinpii alterum. Enippilurleü.
Autli unter dem bpsondpreii Titpl ;
Empedurlis A^ri<;pntiiii Carminum lleliquiae. Do
vita ejus et sludiis disseruif, fraifniPnta pxpliruit,
p)iilnü<ipliiani illustravit iS'iV/jO» Kursien, Piiil. thenr.
niaj;. lilt. Doct. Instituti reg. Nppriaiid. Sudal.
Gymn. Amisfurt. Rert. Amsteludami. Siimtibus Jo-
liaunis IMiiller. 1S3S>
Es kann iiirht die Aufgabe djpger Anzpi^c sein, anf
diese neue Bparbcitunn; des Empednkles von Hrn. Simon
Kanten, dessen Verdienste auf diesem Gebipte der Li-
teratur anerkannt sind, erst aufmerksam zu mailien, da
schon mehrere Jahre seit ilirem Ersclipinpn verflossen
sind, und dieselbe auch in anderen deutschen Zpitsclirif-
(en ausführlichere Beurtheilun;;en i;pfunilpn Iiat; sondern,
indem ich dem Wunsche der geehrten Rcdaction »ill-
fahre , werde ich versuchen , einen kleinen Beitrag zum
richtigeren Versifindniss des Dichtprs niitzullipilcn.
Ich will aber den ersten Abschnitt de Empedoclis vit/l
et sliidiis (von P. 1—7«) übergehen, der sehr sorgfal-
tig und umsichtig ausgearbeitet ist, wenn auch 3]anrhes
tiefer aufgcfasst sein konnte. Dahin rechne ich nament-
lipli das magisch • mystische Element im Empedokles, >vas
freilich nicht so isulirt, sondern erst in Verbindung mit
andern ähnliclipn Erscheinungen in Griechenland, und
namentlich in Luterifalien, seine richtige Würdigung fin-
det, bisher aber zu wenig beachtet wor<len ist. Vielmehr
wende ich mich gleich zu dem zweiten Abschnitte, wel-
cher die Ueberreste des Empedokles selbst npivst kriti-
gchpm und exegetischem Commentar enthalt. Es ist nicht
zu verkennen, dass hier bei Hrn. Karsten ein bedeuten-
der Fortschritt sich zeigt im Vergleich zu dem übrigens
für seine Zeit aclilungswerthen Sammelwerke von Sturz:
denn Hr. Karsten hat sich nicht begnügt, das kritische
IMaterial zu vervollständigen (gerade in dieser Beziehung
hatte ihm »ein ehrpnwprlher Vorganger Sturz nicht viel
zu thun übrig gelassen), sondern aucli, wie er mit dem
Fortschritte der philologischen Kritik rertraat ist, mit
Umsicht und Geschick sowohl dic Herstellung, als auch
^nitschr. f. d AUertliumsw.
die ErtSnferung der Uelpcrrisfe des Empedokles wesent-
lich gpfiirdirt. Allein die Kritik di-s Empedokles hat
mit ganz eigenlhömliilipn .Seh« i<'ri;;ki'iti>n zu käinpfen,
da eine gpnaue und verlranle Itek iiiiilscliaft mit der Gel-
stesrichtuiig des philosophischen DmIiIpis erforilert wirtl,
um in den niclit selten bis zur Lnkenntlichkeit entstell-
ten Re.-ten und Triimmern seiner Poesie, die oft Uiiltcu
ans dem Zus.imnieiiliao-re herausgerissen sind , den rich-
tigen Gedanken zu eiitde<'ken und auf den .Miltelpunct
der Lehre zurückzufrihreu , zu gleicher Zeit aber auch
so viel, als möglich, tlie echte, nrsprniigliclie Form her-
zuslr'lli-n , die, jeniphr iler Diililer geiiölliigt »ard, für
seine in vieler Beziehung neue und eigeiilliiimliclie Be-
(racli(iiiii;sM eise eine iipiip Sprache zu bildi-n, desto leich-
ter willkürlichen und h.'isslichen Eiitstellniigen ausgesetzt
war. Dass in dieser Bezieliung am h nach Hrn. Karsten «
tüehti;:er Arbeit norlt iManches zu thun übrig geblieben
ist, glaube ich in meiner freilich nicht lollstandii: ge-
druckten AMiandlung De Empedorlis prooemio (Berlin
ISifl) naclige»iesPn zu lialieii. Ich will indessen hier
nicht die ganze Sammliiiig der Fragmente des Empedo-
kles zu diesem Ziiecke durchgehen, sondern mich dar-
auf beschranken , eine etwas lan'.;ere, zusainmeiiliängende
Stelle herauszuheben, Vs. t(i5— ISt. der vorliegenden
Sainmlung.
yfvTao iyo) nakivogno; iXsicroiiai €<; izogov vuvtuv,
■xov TiQuiifJov Y.aTtKt^u, Xüyto koyuv inoxmvuiv
y.tinuv.
So der Anfang jener Stelle bei Hrn. Karsten , iler f.TO-
■J[£T£l''V)v als metrische Freilipit nach iIpui Vorgange Nä-
ke's zum Choerilns p. 1 LS zu vertheidigen sucht. Allein
Hr. Karsten geht sowohl hier, als auch aiideruärts in
der Annahme dieser Freiheit zu weit, da Einpedokle«
sich durchaus auf <lic Licenzen, welche durch die alte
epische Diditersprache allgemeine Geltung erlangt halfen,
beschrankte; alle die Stellen aber, ho jenes IMass über-
schritten wird, sind unbedenklich für verdorl zu hal-
ten, lassen sieh auch meist mit geringer IMiilie verbes-
sern; uiiil hierher gehurt offenbar dieses keineswegs alt-
episclie Wort inuXUTEi'eiV , wo die Verlängerung der
Anfangssvlbe als durchaus unzulässig erscheint. Auch
beruht überhaupt f 7 o/frfrwi' auf schwacher Autorität,
da die Handschriften des Siniplicius i^rixtTEvwv , i>7tO-
XiTtl'üiV, ito;^frf^fjy darbieten; letzteres wird schao
aus metrischen Gründen als die richtige Lesart zo be-
trachten sein: allein sobald man ito;^erf('wu liest, dürfte
auch die Lesart kuyv) , die freilich alle Handschriften
zu bestätigen scheinen, nirlit das Richtige sein, ich lese
vielmehr köyor ki'iyov /to/f rf (wi;. Aber auch Xf/*-
vov , obwohl von Hrn. Karsten passend erklart (indem er
sagt: „KuyoQ i/.eh'u^ — refertnr ad sequentia, non ad
superiora, iit censebal Peyronus") scheint verdorben, Ha
die Beziehung auf das Folgende gar zu unklar sein würde;
ich habe schon läni;st dafür y.aivOV verbessert, »asals
das bedentsamste Wort passend an das Ende des Satzes
und zugleich an den Anfang des Verses tritt; irre ich
nicht, so ist auch schon von Buticus dieselbe Vermuthniig
aufgi'stpllt worden. Der Dichter bezieht sich offenbar
auf seine schon früher ausgesprochene Ansicht vom Sphae-
ros, in welchem, nachdem das Ntiyoq ganz zurückge-
66
1003
lOOi
<lr;iiigt int, ilii- Hi-rr.sili.ift ilcr 0(1011;:^ licgiiiiit : liier
«ill nun iliT DiilidT zcijji-n, dass ilicsor lii'bcr^aiis »oii
tli-r lIiTfsi'hnri ilf« liasst-s zur lIiTrsrliaft <ler LirUi* k<-iii
ulfil^lii'lier »ei, iiuiiilorii lii'liiiflir rr.st ikk li iiiitl ii.irli im
^'(.•rKiiif ilrr Zi-it uiiil unter virifaclirn k,'ini|ifc-n vollliraclit
wrrili-, unil (l.iss aus ilirseiii Strcitu <liT fc inclliclipii Priii-
t'j|jien »lio icrs(lil<>ilonar(ij;»(fii S<;li<>|)fiin^'eii iinil (jeslalleii,
»eiin jjli'icli mir \»a niouicnt.iniT Dauer, liervorgcliPii.
Dirson Pmcess schildi-rt iIit Dicliti-r in folf;iMiil(>n Versen:
difi/i ^ fv de f-iiojj (Ihküriji oi(jo(fd\tyyi yivijjai,
iv iTJ öl) läös itifTu ai'vigjstai tv fjüiuv thai,
ov'A ü(fa(j, cikk' iit£ki/.iiu. oinuoidusv ukkodev
cihAO.
ev TV öt] rertheidigt Hr. Karsten durch vs. (31: Ovv
ö' epi] iv (JilXotiixi , allein hier »ürde doch iv rrj
^ar zu nnliojtimmt und z»eideuti<r sein, da man es ebenso
gnt auf divi^ oder ai(j0Cf'rj.tjyi^ le/ic'lien konnte; auch
»eichen die Uilschr liedrutend ab: Iv TTJ ijdi, iv T7J dl:,
iv T7jdt ovv Ö C-V. Das Passendste scheint: ivii' rj 8 IJ
TaÖ£ TCatixa OVVSO/iTnl , uodnrch auch der Nachsatz
klar und bestimmt henorlritt. Wenn aber Ilr. Karsten
im fol{jenden \'erse ii)eki'/uvd ai s Conjectur für die ge-
wöhnliche Lesart üf^kliivd schreibt, »ie is. i'2\) , so ist
Hiess gewiss unrichtij^ und dem Gedanken willerstrebend.
Denn i9ekt>fAvd wiirde so viel, als iiL'y.vu sein, also
ganz und gar keinen Gegensatz zu cKfaQ bilden, da der
Dichter doch eben sagen will, niclit auf einmal, sondern
allmfihlich, nach und nach vereinige sich die Rlaterie zum
Sphaeros, und gehe in eine unterschiedslose Kiiiheit auf;
die richtige Losart bietet der Turiner Cod. dar, t'^f-
knua, und älinlich zwei üxforder Handschr. d£kiijj,at
Die fulgeiiden Verse sind :
T'jjv öe TS LUoyuiitKDV x^n ii^vsa fAViiia dvrjrojv.
nokka d diiixT hoTijy.e y.epaiotuvoioiv ivakkd^,
oao' eri IStixuq 'ifjv/.e fxezÜQcnuv ov yd^ dfASn-
(fiuji;
not näv itsarnxiv in' iavara Tiouara y.vy.kov ^
a r« uev r evsftiuve ^eAewv , xa de t ett-
Ich selbst habe schon früher ausge$|irnclien , ilass es in
der Natur der didaktisclien Poesie selbst begründet sei ,
dass einzelne Verse in derselben oder nur wenig verän-
derter Fassung wiederkehren, und mau daher an solchen
Wiederholungen nicht Aiistoss nehmen dürfe. Iiidess ist
es hiei mehr, als befremdend, dass derselbe V^ers in einem
ganz geringen Zwischenräume («s. 171 — 180.) wieder-
kehrt, ohne dass durch den Gedankengang selbst eine
aolrlie Wiederholung motivirt würde: vielmehr ist dieser
Vers an der ersteren Stelle ebenso überflüssig und stö-
rend, als an iler zweiten passend. Denn der Dii-hter
niuss zunächst den Streit der beiden Principien, die ein
jedes für sich die Alaterie zu bewältigen suchen , schil-
dern, ehe er die Gebilde erwähnen kann, welche dieser
Kampf hervorruft , darum glaube ich mit Recht den Vers
an der ersten Stelle zu streichen. Ferner halte ich es
für völlig unzulässig, einen Vers mit der enklitischen
Partikel ttoj zu beginnen, die Handschriften bieten keine
erheblichen Veränderungen dar, ausser dass einige ro
UÜv lr«eui ich uijjchte verbessern:
-"!.'l" , , _^^ or yaQa^,tfj(fta,i ^
e? TU Ttav i^eonjxiv in' iox^'^u- TtQf.utta y.uy.kuv.
ii lu Ttav wird verkürzt, gerade wie bei Pitidar Ol-
li, cS'). ig öd tun UV i(JUijiiiov ■)(^UTii,£l- Früher wollte
ich lese«: n dv i ^en t r,y.e tv in iveQiuTu ciuf^tucc
y.iy.kov , «nd nav ii;Kjll'jy.tlv findet sich auch bei Bran-
dis, ich weiss nicht, ob aus Handschriften oder aus Con-
jectur. Im folgenden Verse müsste mau fiektuiV mit ra
LUV verbiiiileii, und iliess als Subject betrachten, wie
dieses auch Hr. Karsten thut, indem er übersetzt: „Sed
pars ejus membroruni rcmannit, pars excessit", und diesi
auf das JSsi/Ms bezieht. Aber dem idealen Princip*
schreibt der Dichter keine j^tiklj zu, sondern damit be-
zeichnet iämpedokles den Spiiärus , wie vs. (^(i:
Aüido £71 el /.tiya iVc/'/o; ivi uiK££(Taiv idgicpi^ij,
und in ähnlicher Weise vs. 70. ebenfalls von der Welt,
dem Spliäros :
■jtdvia ydo e^£'i.)]i nfkeiil^ero yvta 9£oio.
tiiid so mochte ich auch den Vers eines unbekannten
Dichters bei Plutarch philos. esse priiic. c. 'i. für £m-
pedoklt'isch halten:
Ov oidaiq {i]v), Ol) drJQtg dnaiatoi iv fukifooiv.
Denn so lese ich statt diai.(Tl/.iui. Ich mochte daher
ablheilen :
'Jkkd Ta /.liv t' £v£'jiiuv£, fjekiviv xd öi x' i^i-
ß{ß/jy£i.
zum Theil nämlich behauptete sich der Hass noch im
Spbäros, zum Theil war er schon herausgetreten in'
icr'/^o.xn xlpLtaxa y.vy.kov. In den folgenden Versen:
'Oaoov 8' aiev i>n£y.nQO&£oi , xöauv u/£v in^£i
tjjTiocpoiov (t>iKÜiijxoi; dfi£fi(fio(; diulj()Oxoi 6(tjui/,
ist die frühere Lesart duffucptoj^ in demselben Sinne,
wie oben vs. 173. wiederherzustellen. Aeusserst schwierig
sind die letzten Verse :
aiipa d£ 9vijx' icfvovxo , xa nroiv fuddov ddavax
iivni ,
Lu)od T£ XU iToiv dy.oiixa, diakka^avTa y.skev-
9ovq.
xu'jv d£ T£ n/ayouBvvjv X^'^' i^^fsn f^ivola dvijTtov,
navxoirjQ töirjaiv doijfjuxa, Dariia iäeodat.
Dass i,v)OU von Empedokles in der Bedeutung gemischt
gebraucht worrlen sei, wie Theoplirast bei Atlicnäns X,
p- -123 (vergl. Eustath. Iliail. p. 746, 't7.) und Plutarch
Sympos. V, 4. annehmen , halte ich für ganz unmöglich ;
freilich, wäre die Lesart des Simplicius, ^ojija x£ xa n ptv
dy.uijxu, die auch die ebengenannten anführen, richtig,
so könnte man Qu)od kaum in einem andern Sinne fas-
sen. Allein die Stelle scheint von altersher verdorben
gewesen zu sein, darauf führt wenigstens die Stelle de»
Aristoteles Poet. c. 25: xd öl (dliU^Tlj/^iaxa TTouq
ki^iv uoiijvTa) öiui(j£0£l, oiov '£u7i£Öoy.ki]i- Ait^'a
Ö£ Dvijx' icpiovxo, XU 71q\v fid^uv ddavax fivui ,
Zu}Qd [£ ninv y.i/gito. liAtte nun Aristoteles die
Lesart Theophrast's und der Andern vor Augen gehabt,
Cutüd XE XU TlQiv äy.gi]xa, so wäre iliess zwar anch
ein Fehler gewesen, aber nicht öiaioioei , sondern eher
ykuixrn. Ich vennuthe, Aristoteles fand bei Empedokles
ino5 ino6
Cotgä r €■ ngiv i a /.i/.(JljTO, »as allprdinfrs' il6{p- iJt das ürthcil drs Philo liber die dr«i |<hiI;iS0jj!ii9chen
ppisiniiig ist, je narhdpiii man intprpnnfriit ; ilcini man Dichfer Xenophanes ., I'iinnenides nnd Empedukles nicht
kann rrrkindpn: Cu)()ä if, rrgh' T« y.t/.ftii ru , und rein niiwirhlij; auf die Anklage namllrli j). 74: ,,K<in ita ta-
irard {icpiuvTo) was früher vermischt war, aber auch, inen Xenophanes ant Parnienidrs an( Empedncles sii-o
Cojoa re Tlglv, rd y.hy.or^ru, und das, was früher alii, qnirunqne (heolojji a porsi rapti snnt divini riri,
rein Kur, das (cn d. h. taiTU) ward gemischt. Die sed putins theonani nafurae jn« nnde silii arinniniodanies,
erxfp Verliindnns .stimmt ganz zu der geivtilinliohen Vor- et ritam onineni aii pietatem laudeniqiie Drorum de<li>
»tellongsH eise des Eiiipedokles, und »olltc man Clooa cantes , optinii quideni uri «oniperti sunt, jioi'iae tiiiirn
fi l lesen, wie Sinipliiins ivirklich an einer Stelle hat, non feliccs: quos uportebat divinitiis spirituin siirtiri , gra-
»o »are alle Zneidentigkeit gehoben. Die ganze Stelle tiamque de roelo, metrnm , caimeii, ili^ituinqne coe-
flürtto demnach su im Zusammenliange gelautet haben: le^tem ac difinum, ut poemata rera rdinquerrnt relui
J.'^,^. ;.. ' ^ j • „„„- f\^.'^. ,'- ' „ '' prototvpiini liliri perfectuni" erwiedert Philo p '[]: ,,\i
,<,. _ / ^„ . '1 , i - i ,' 1 '. ;c .,, .- ' qnare Eimpe( Oc es , l'armenides, Äemiplianes ai'rnnlalornue
. ^..., '/rX.," AT-' „. . ;. ,' ,' „ " „ J' u istornm rhurn!) nun sortid sunt spirjtutu IfJnsaruin, quum
dl , • c» ' rfi,i,' , ,„ 'i . ' theolo^iani rxerruerunt ' Ideo .scjhri't, o vir nptnne,
y. <j' -'s« 'si -, ' - ,' .- 'L I 'r Quia nun deceljat lioinineiii Ueum esse, iiiiasi oninia in-
•. </ 11 * ;;Q'"i '„•••! 1 a tegre in se rondentem, sed reniaiiere lioniinem partiripem
' ^ " Ji-i ' generis liumani, cui error et «Icliquium co^'iiata sunt.
_. 1 1 > s> V n' '' '■ / .'11 't Op(ir(ebat itanne eos ultimo loro in leri iiivrstigatione
•' _• ■ 7\7'. - ' „ / „,' . i , confentos esse, ad il ud autem, ad quoil uon erant ex lia-
oaa ETI lycixo^ egi'y.s uerc.ooiuv ov yug aiieu- ,..'.. ' ^ . „
* ^, ,' , ' ^ I . tura di'stinati, ininime satagere perienirc. Kit uielius
ff) }■ (JJ » '* •
' „. < ,•,-' ■■''., ' ' „ .,.','i"' " quidem iam sibi, tum philosnpliiae consuluissent, si omissa
'1 1 < ' ' .'. . •, I ' ;v' ■ .Cr poesi < ispufationes ant ( ha ogiras coiisrriptiones secuti
akku TU u£v z tveu/uvi, iifktojv za dt z ete- ', . ' , n. . n- ..i m i
■^ ' ' L) j l Inissent, quoil umnino niagnus riato eltecjl." ilJan be-
.1 5 . » . „; V ' " ' .\ . 1 achte ferner p. 7'.l: ,.Age interim ponanius iiiter nos um
ijöaov 0 anv virexrcgoittot, zutov aihv Enr.si . \ •. . . i, i
I rf, 1 ' ■ " j •' , , rersum ingenitum ac sempiternnm , jiixla iMud , qnod sug.
niiiocfo'üv (Pikozrzuc oiusiiWEVii aupgazoQ ooui]. ., " , , ' i i i ,• ^
T, 's« Q ' ■ • 'f ' ' ^' < ' 'q q ' • ffTit sensns celeherrimoruni pnilosopliantium , sirut ron-
aiipa OE duijT EcpuovTo, to; ugiv uuijov aoanaz "^ ., , „ ., ,,, ,' , ,, „, , , .
^ ' ' T .scriuunt rarmenides, Jiiinppdocles , Zeiio, Cleanllies , ahi-
>. / N 1 / V -' '.- 1 ' q"e di^i homines, ac ipjut verns quidani proprieque sacer
Lüigu TE, Tigiv za xEy.ovzo, ötukkatavza y.ekEL- ^ ,, ,, , , ■ ,^ ■ / , ' ' . ' ,
^' ^ 'fi roetiis." lingleicn »jchtiger ist dagegen eine andere
_ ^( / , . .;,, *' > n - Stelle über die VVeltbildiiiig , die rorzugsweise an/ Kin-
TUJV OE ZE lUayOLlEVMV VE/Z titVEa kliiOUt UVVZUiV, , ,, . • ,^ ■ , , ■ ,\ r a i- .i i
, .J . ' r , ,A, „ _ 'jc ' n ' pedoklcs Ansicht sich bezielit, aul S. (So, wo Alexander
Ttavzoirii löEjicnv aoiwoza, ifauua tOEactai. . ir ■ • 1 ■ * .. ,
'' '' > '■ ~ sagt: ,,i1iXigamus niniirnm ante signatnrum a te rationes.
Die Fragmente selbst, obgleich der fleissige Sturz sei- Quam ob rem vaste in medio uniiersnrnm conilitam ere-
uen Nachfolgern <las Meiste vorweg genommen hatte, xit terrain, supra se halientem iiiaria, et conredens terrae
sind doch um einige Verse, selbst ans bekannten nnd spatiuni secundiim, aerem supra aquas eli'vaiis, enin snr-
iiahe liegenden Quellen, wie z. B. Theophrast, vermehrt siim delaMim nsqiie ad aetliereni extendit? Qnod vero
worden. Von der neuen liearbeifnng des Simplicius, a nobis fortasse audire vuUis, praeslo est resjiniisuiii ,
welche Hr. Lobet, ein Landsmann von Hrn. Karsten, necessitate vidclice» qiiadam naturae Irviora a gravioribus
dem wir eine gehaltvolle Schrift über den Komiker Plato sursum pelli contigit. üccultis anteni cerfani fariiint fidem
rerdanken, herauszugeben beabsichtigt, ist wohl nicht haec, qiiae sunt manifesta. Situlain si quis aqua pleiiani
gerade eine Bereicherunir unserer Saminlungen , siiher sumens, oleum ei superfundere arenainque velit, areua
«her die l'erbetserung vieler Uruchstürke zu erwarten. inferius abit, oleum autem supra perstat, aqua vero me-
Aber auf eine Quelle möchte ich aufmerksam machen, dinm obtinet spalinm. Elenira aqua eo, qnod levior ait
welche Hr. Karsten ebenso wenig, wie «obl die meisten terrana niateria, sursiim acta resilit; quoniam vero gra-
dentschen Gelehrten gekannt zu haben scheint , ich meine tior oleo est, snli leviori rogitur snbsidere. EoiJem modo
die Philonische Schrift de Providentia, »velrlie Jo. liapt. et mundi partes affici videntiir, ut dicit Empedorles."
Aiicher ans dem Armenischen in's Lateinische übersetzt Jene Verglei( Innig , »enii es auch iiiclit die Worte des
hat (\'enedig iS'22). Ausser manchen Notizen von nnter- Philo selbst deutlich zeigten, ist sicher aus Enipedokles
geordnetem Werlhe, die eben keinen neuen Aufschlnss selbst entlehnt, der überall physische und metaphysische
gewähren, wie p. 11: „Empedocles Agrigentinus ignem, Probleme durch ein der siiinliclieii Well entlehiifes Gli'ich-
aquam, aerem, terram et duu principia, amurem et odium", niss oder Beispiel anschaulich zu machen sucht, mau
oder p. l'J : „Empedocles mundiim unum, nee tarnen vergleiche nur vs '2H'l ff. oder vs. 30'2 ff. Die Aniveo-
univcrsuin illuin , sed minorem istius uniiersi partein, re- düng jenes Gleichnisses auf die Bildung der \Velt ist
iiquum vero vacuum esse materia" (oder vncuam esse offenbar ebenfalls ans Kmpedokles entnommen: ,,Drsce-
materiam) , was fast wörtlich übereinstimmt mit Plutar<'h. dentibus eiiini ab aethere venlo et igiie alque volaiitibus,
de plac. philos. 1, 5: y.oouuv fjtv tva , ur fifvrui zu tum coelo latissime expanso ac desnper circnindiirto ,
ndv EcVUl ZUV y.üouov, u'kk dtiyov tt zur naviuQ, iRnis, qui panllo inferior coelo manscrat, ipse qiioque in
radios solis adaiictus est, terra <ero concurrens in niiam
spatium, et necessario condriisata appareiis, in medio stat.
06 *
II! go^, TU de /omov agyr^v , oder yvic Eusebios Praep.
Evang. XV, 3J. hat tu öl kui:iuv ägyi)v fliai i'iljv.
1007
inos
Pprro rirra mm iiiiiliqno, <jii<ini4in niiiiis Ic» ior frni, rol-
lilur ali^tiuc iliiiiotioiif aotlier. Qiiii'lis aiilciii ••xiiiile ra-
(lu iliiliir inT Dfiiiii, lioii vcrti prr siilliicf as iiuil(:i< sii|)cr
«r iiiuirni ixisilns, qiiariiiii circiiiiiriifatioiir'i politoriliit
ti;:iiraiii. (iiiia circa cam roarc(a(a fint s|)liapra igiiis
iniraliliH : iii.i^iiac ciiiiii et iiiiiltipliris tlicoriap (icl s|ie-
ciri, fiiriiiac) >iiii lialict: idoo iiec liiic iicc illiic cailit
!!<<«." .All.s .stiiiiiiit mit ilrr k(i>iiii>j;""'<" ''''* Kinpe-
iluklcs vullki>iiimi-ii iilirrpin , zuerst ilie liililiiiif de»
lijiiiinris iliirrh Luft iiiiil Ffliir (ilriiil venlus ist
sicher nur uiiijriiaiior Aiisilriick für aer) gcraile wie
Pliilarcli. Placii. Philc.s II, II: ßiimöoy.kii'i oieutuviuv
ttvai xuv uti)<iiui', ii aluu; ai'/^iu nyiviüi inu nv-
gui y.oicTiif kofidtöii, TU nv^iudei; y.ul deoujdei ev
fy.axtüif) lo'iv r,iiio(fatü'iij>v ntftityovxa. Aus iloin
Feuer tfestailct sich aber auch ilie Sonne, ignis — in
railiiis .«iilis ailandus est, »ie Dini;, Laert. ^'111, 77>
berichtet. In der IMiltc «lagcjfen ruht ilie Knie, umge-
ben vnn ileni riitirenilen Aetlier, ganz »ie Aristoteles <le
Coelo II, 13: Ti)v ynv nui/Ttc oout Tuv oi'oavuv JEV-
vujoiv y fTTi XU fitauv ovvtKitciv tpaoiv uit de rievci
CiTuvnt Ti-v aiciav, y.aX ksyuvaiv ui fitv — ujoneo
'liuTiiduy.kiiq, Ti)v Tuü üi'uavuu (fouuv xi'y.hp iiegi-
dkuvnav y.ui dazxov (feouiihljf n}'-' t7;s 7;;? cpooav
y.oki'eii/, xat>u-7Teo tu iv xoh y.vddoiz iöwij /.. r. A.,
MO als» »ieiler ilie Ruhe der £rile, nfilirenil der Him-
mel oder Aelher sich bewegt, durcii eine ^'ergleif hung
erläutert »ird. Die Erklärung dieses Phänomens bei
Philo scheint freilich riin der des Aristoteles abzuxeichen,
allein diese Abiveichuiig ist auch nur scheinbar: nach
Aristoteles begri'iiidete Empedokles die feste Stellung der
Erde elien durch den ungleich rascheren llmsrh» ung des
Himmels, bleibt dagegen der Aether stehen, so ist zu
eruarten, ilass auch die Erde ihre ruhende Stellung ver-
liere, »ie Aristoteles ebendas. II, 1. sagt: Aiül xf)V öl-
vijoiv i^äxTuiüi; TiyxäfOiTCi (fooüq iiji oiyeiac, 6u-
7ti]c, tTi ooJCto9ai xooovxuv yuüvov, yaÜuiieQ I^l*-
TTlöoyJSls (fl]r,lv. Also ist auch der Untergang zu er-
H'arten, mit Recht bemerkt Hr. Rarsten auf S. 4'J|:
„Ex Eni|iednclis enim, ut ex aliorum upinioue, mutus ilie
non est iieressarius ar sempiternus , verum nihil obstat,
quominus cesset aliquando eoque reiisante mundus hie rol-
labatur, quod placitum langit alirubi Aristoteles direns:
(IMetjphvs. \'III, .•^.) ui' cpufjtouv /jij Tiuxa (ü ui<(ja-
vui) oxfi, ü (fufioi'VTUi ui ■ni:(jl (fL'OEo}<;. quibus ver-
bis Einpeducicm praesertim intelligi , jam retus interpres
animadierlit " (Alexantler Scliol. Arislotel. p. 7,S4 a.) Es
kann al.'<u Empedokles, ila ja doch nach seiner Ansicht
die feste Stellung der Erile keine «lauernde war , den
Gedanken ausgesprochen haben: Quietis ratio dalur per
deum. Noch interessanter aber ist das Folgende, un-
zweifelhaft aus Empedokles ebenfalls entlehnt, da wir
ihn hier gegen seine Vorgänger polemisch auftreten se-
hen; denn wenn es weiter heisst: „non vero per sphae-
ras niultas super se inviceni positas" etc., so ist dies«
offenbar gegen die Theorie des Parmcnides gerichtet,
»elcher die Erde sich von einer Blenge von Kränzen
oder Kreisen umgeben vorstellte , wodurch sie im Gleich-
gewicht erhalten würde, vergl. Plut. Plac. Philos. III, 15 :
Rafi^EVidiji, zJijjuoxQUOi diu tu 7iuvTaxüi>£i> icov
acfFuTvJaav ftiietv ni\ Tili iou(if>(t7i Ui , ot'y. i:;foi"3«v
aiiio.v, dl' ilv öeroo fiuM ov /} iyii'oe öiiptim o.v'
diu Turru iiiti/dv mv y.onduhtoihn , pi'j y.imioitat
dl. Stob. Ecl. Plus. p. 4H'.i- n(i(tiiitjiäiji arx{(fui>ai;
ii'vui moi:! iri/.iyiui/ic; inak/.i'/ Lori , -vijv filf ix
Tui< üuaiov , x(jt/ dl t/. TUÜ ■^vy.viiu, fity.xdi; de ük-
kai i.x (fuiro^ y.al ayuroti fif:xa^v xui'cviv y.a'i xu
Tii(Jiii/ov dt Tidcraq xiixuv; dty.ijv OTtQUuv inufjxiiv,
i(f'' ai nv()uJäijq axtcfuvi]' y.uX xni' fiiaanänjn :ia-
ouiv dfjaiiov näkiv nvgojdlj' xdjv de avtiiuyutv xijf
fiEaatxuxijv ändoaic xoy.ta 7tüo);i y.ivijoiu)^ y.al
yeveaeoji; r7ia(ji(nv , i'jiiTiva xui dulfiuva y.al y.vß)jo-
l>i]v)]v y.al ykijuor/nv iixovoiidCn , zli/.i^v tb y.al
Avd.yyVjV. Diese Stelle des Stiibau« ist freilich fast uu-
versländlich , doch glaube ich «lieselbe durch nicht allzu
grosse Aenderung herstellen zu küiineii, wenn man näm-
lich schreibt; y.ul TljV axevoTacijV (oder aiei'lu-
xdrijv) nuouiv ocpaigtuv ndkiv ni'uujdij , so ist
nach der \'orstellung des Parmenides sowohl die äusserste,
als auch die innerste ^d. h. der Erde nächste) Sphäre
oder Stephane aus Feuer gebildet: in der IMitte aber fin-
den sich die aus Licht und Fiiisterniss gebililelen Kreise,
unil unter diesen int wieder der n)iltel.ste der IMittelpunct
oder das Centrum der ganzen Schöpfung. Damit stimmen
auch die ^'erse des Parmenides sebst i'iberein vs. 127:
.j4I yv.Q axiiviircpai nkf,vxu itvoui dy.mrruiu ,
ai d' iiti Trji iry.rug, jnfr« de (fkoyug lexai ataa.
iv de /.lioif) Tuvxoiv /laif.nov, tj ndvTu xrßtgvd'
nuvTUi yuQ axvyfgui'o Tuy.uv xai fil^tog a'gx'jf
7ri/.i7iui>o' uQocvi drj.v fiiyi]v, tu t' ei/aviLop avdtg
UQafv üijkvilgtn' *)
Die folgenden Worte des Philo sind zu nnverständlirb
übersetzt, als dass sich etwas Bestimmtes darüber sagen
liesse, doch beziehen sie sich tvnhl gleichfalls auf die
Ansicht lies Parmenides, welche Empeilokles bekämpfte.
Philo fährt weiter fort: ,,Deinde ratiucinatus de mari
ait : Concreta est cxtremitas orae ; maxime in grandinit
morem resiliente aqua liuiosa: quae enim in terra humi-
ditas passim est, in demissis depressisque ejus locis amai
frequenti ventoruui impulsu impelli, iluetu uno alterum
sustinente more nexuum quorundam fortissimorum. Ab-
surdum auteni est dicere, juxta providentiam esse tantum
niultitudinem aquarum, quae uiinime bibuntur. Quando-
quiilein maria sunt non pauca inrlusa intra Ilcrculeas co-
lumnas: inagnum autem niare exlenditur praeter legem
naturae debitam. Itaque quae ex terra defluit humiditas,
aqua est facta, simililer et aer vapor exhalafus ab aqua
terraque , sicut in balneis solet esse, ubi aqua extenuatur
per calorem, secundum necessariam elementorum ad se
inviceni commutationem." Hier haben wir »ohi durch-
gehends, sicher aber zu Anfange und zu Ende die Furt-
IfKlO
1010
»rir.ans <It KinpfilDklfiscIien l'orsft'IItinff ron dir Welt-
bililini;;, iiiiil z»ar tliriltc hirr Fhilu »olil die V'rrsp lie»
l£iii|>i-iloklrs srIliMt mit; niaii vcrt;lei(he nur mit dem Aii-
fanj;e rs. '^(K):
na» man irrijf auf ilie ISililcni; iIps Salxps [tpzit^ ; die
Vorstrlluii!; <li-s Kni|i<'(l<il>li's »lar lielnirlir, »»ie Hir aus
der ilitrilf der« l'liilii ilcufliill erkennen, nainenlliili Henii
wir die vi-ru »iiiIIimi Ansirliten des t£ni|)Pilukle8 i'ilier die
Bilduni; des lliinniels und des IMondes ilaniit vergjleiilien,
der ausserste Sonin des .^leeres, der «lern Himmel »der
dein Aellier am nflrlislen ist, sei durch die (ietialt des
Feuers zu Ki\sl>iil jjpMordeii, erstarrt wie liagel, rtlit
der Ansicht viin der ISililuni; des IMeeres vergleiche man
den Ausdruck des Ifimpedokles iduiÜTa Tlji y>;; eivat
\^d/.<iaonv , siehe Hrn. Karsten auf S. 4.'J8- Die >on den
Badern entlehnte ^'ercleicbiinj; gehurt sicher dem Em-
peiiiikleü.
Was Alexamler weiter über die Umlaufszeiten der
Planeten erwahut, ist sicher nicht aus ICmpedukles ge-
schöpft, snnderii Pliiln hatte gewiss hier die zu seiner
Zeit gültigen liestiiiimungen »or Augen, rergl. Plut. Plac.
Philns. II, .'j'J' Dagegen das Folgende wiril ausdrücklich
dem Knipedokles beigelegt: ,.Luiiac rero Ininen noiine
inepte putatur a solc juxta Prntideiitiam desninere liirem,
cum potius instar specnli rasu in se incideiitein furniam
recipiat? quemailinoiliim Kinpeducles (dixit): lumen lu-
naris globus magiiuiii largunujue, niox illico retersus est,
nt currens coeliim attingeret." Auch hier also wertlen
wieder die eigenen AVorte des fimpeilukles angeführt,
die, obwohl dunkel und fast unverslfinillich übersetzt,
doch mit der Ansicht des Philosophen übereinstimmen,
dass der Alond nur durch die sich lirechendeu Sonnen-
strahlen erleuchtet werde, vergl. Plutarrh. de fac. in
erbe lunae p. y.H) D : ciTi oXeiTiiTai tu jov Efuntöo-
xkeoi'i, civay.küoit tipI toi' i'fUuc ngoi xijv oreXtjpi^v
yivea^ai ruv tiruvdu (pu)xiouuv du' ui'TiJi und
die daselbst angeführten Verse des Dichters. Zu be-
dauern ist nur, dass uns der griechische Text jener
Schrift des Philo nicht erlialten ist, alsdann würde der
Gewinn jener Stellen ungleich grösser sein; namentlich
die Citate aus Dichtern sind in der lateinischen üeber-
gctzung oft kaum wieder zu erkennen *). Ob die arme-
nische L'ebersetzuog, die neben der lateinischen steht,
bessere Aufschlüsse gewährt, vermag ich nicht zu be-
artheilea.
*) .''o z. B. d.is scliöne Hypoichem.i des Piiidir: './xri; 'Ae-
Xlnv, xC nolvdxom x. %, k. iJn^t liier mit Jon Werten an:
.,Badiuni solis, lyro, inultnni iiitueri" elc, so djss für die
Ktilik dieses schwicrii;cn Gedichtes daraus nicht di'r min-
deste (iewinii zu ziehen ist. Vcistandliclicr sind dagegen
zwei Stellen des Aescliyltis auf S. 50;
Joveiii ex sceli'ratorum grnere cxiiiiit et ab injuslis lex
und aiil S. 102:
Diia Ines vaciiain ini\illain voracem in popiilob circuni-
ferens adinipltt, iiiortiiorum corpnra seprlieiitlo ,
ungefähr als ob Aesclij'lus sescliiiehon balle:
^itvri 3i Xaiffo:; iv no).it xfi'jjv yvt\0-ov
Atifjuiy, yi^onToiv »ui viiuv nioijfiuair.
Schliesslich will ich noch zu Xennphanes und Par.
meiiides einige \'orbe8sernngsi ersuche mittheilen. Xenn-
phanes Fr. IV:
^'tifi ü' iv Tut'xift re ^itvciv y.tvot'ncvuv ui'btD,
So verbessert Hr. Karsten die durchaus •'erdorbene Les-
art des Siinplicius: aiii d iv Tuciiii ftlvn — iitifO'
^tothu fiiv Ulli TTOtiTti ■/.. T. / ., im letzten \'crs un-
zweifelhaft richtig, allein im ersten ist ze unpassend;
ich schreibe: uni i)' tv raLi(i) li i v e ( oc y.ivttt lUt/av
üi'dtv , und es sind diese Verse nicht sowohl auf die
Gottheit [iho^), sondern auf das Weltall (ro JV) zu
beziehen, it as freilich nach der Ansicht des Xeiiophanrs
auf eins hinaus kommt, vergl, Arislotel. de Xeiioph. Zeii.
et Gorg. c. :\: Tu dt TOluvtuv üu ir, öv ti/1> ihüv
tivai Ltyti, uvif. K/iieiaifat uüri; -/.(vr/TUv elvai —
y.axu navTCt du ohroji tynt/ tuu 'hüv. didiüv xs
y.ai eua, uuoiüv re y.ai ocfa/uoeidij uvza, uiie
ä:iHQiiv ovxe Tiens^aoi^itvuv , uine tjoeueiv ui'rs
dy.ivijTuv slvai.
Xennphanes Fr. V:
'JiXct ßooxut Soy.tuvai &eoii yevt'uoSae . .
Tijv (T(fSTtoijv d' IrrdrjTa ix^'" (fw^v Tf öeuag rf.
Den zweiten Vers hat Hr. Preller aus Theudoret. Gr.
Äff. Cur. IM. p. 49 riclitig verbessert, Tj^-f acftiioiw
t' atodijOlv t'X^'^ ^ '"' «''■slen ist vielleicht zu schreiben :
'.■/kka /jQüTue doy.iui'Oi deoi'i yevväcr^ai üuuiu)^,
nämlich ßgurOK. üfioiuiZ konnte um so leichter ausfallen,
da in dem gleich darauf folgenden Fragmente bei Clemens
(Strom. \'. p. (iOl) zwei Verse ganz ahulirh mit uuuiov
unil üiioia schliessen, der unmittelbar vorausgegangene
aber mit üfjoitug OLÖt vüljfxa endet.
Parnienides vs. 83:
Oi'öe öiaiQsvüv icniv , STrie näv eorlv üiiuiop-
oi'Se TC TT] (xdXXuv, TU y.sv ei'pyut fuiv ovlixeot^at,
oi'öt Tt x>:ip<^Tt(juv nuv de nkiuv ecrilv iuvxui.
Das Adverbium r^ ohne ein entsprechendes xv ist kaum
passend, noch viel weniger das Adverbium udkKui/, da
Parnienides sagen will, das All sei nic)it nach der einen
Seite hin grosser, nach der andern kleiner; ich lese
oi'ÖE xi nrj fxdkXuv, vergl. vs. 105:
[.nofTÜdsv iauixaks^ Tcdvxrj' xu ya.Q ovxs xi uii^ov
ovxE Ti ßaiuxeoov ntktvai xoetüv iaxi x^ i; ry.
Farmenides vs. 90:
Tiüvxuv ö' Iv xuivxuj TS fiEvuv ya9' eiovtü xs
xtixai •
o'vTvii; siinsdov av9i fjievsi, y^axfot) ydo ävdyy.n
TtalouTuc, kv deofioiaiv txa^ xü f^iiv äucptg ss^yei
ohvsy.ev ovy. dxskei'xijxov tu euv de/nii; elvat.
eaxi yd^ ovx euiöevei' ;<?) eov yuo dv ■:tavxu<;
ideixo.
so Simplirins, oder fjtii ibv S' dv , f^rj 6v ö' dv , Hr.
Karsten fjij euv de XS TtaVTUi idcno, was ebenso un •
metrisch ist, als die gewühnliche Lesa.'^t. Ich lese: e o l>
6' dv -jiai'xuq iäetlU, das All bedarf Nichts, wflre es
aber bedürftig, so würde es Alles begehren. Aehnlirh
Hr. Preller eov yuQ ai> navxoq iöeiTo, was wohl eov
1011
lOI?
'/ILO TfUTik iSerro heissen soll, ansserdein aber er-
;;aii«l «liTsrIl»' irrig lizsl.eVTlJ'rov.
l'ariiifiiidcs is. !0":
Ofire ya.(i ovx eoit ean , t(> x£f navui juv Usad^ai-
t/,- Ö//01', UV r' iuv iani', uiiiu;, ei'ij y.ev iovtui
■Tfj mltXuf, TTJ 6' itortov, enei -ituv eoTiv aoi'kov.
.So sclireil)« llr. knrsfpii s(a(t ii:i(iJi li't] v.evov iövroz,
fin» Veriniitfiuiif;, die ans mdirerpn Griindcn unstattliaft
ist; es ist j,''»"^ eiiifarli Üttoj^ Sil] xsvov övcoc, lierzu-
itelliMi Doiin Parineiiidcs sa^t ausser drin ICinen, Seien-
di'H jilit OS «edrr piii IS'irlit Srieiides {ovy. tov) , denn
•las »lirde ilie Einlirit des Si'iendpii aiifliclen {tu XSV
Tdvot IUV ixfoitai II.; üituv wie «'s. 83: to nev eioyot
HIV Oi'inX''^0\^ai) , nmli .iiicli ein Seieiidps , denn ilann
»lirde das Eine iiirllt Alles Seiende enthalten, wurde
iiielir oder \teiii<;er, liier und dnrt leer sein; aber ilas
Eine fasst Alles: inci 71 äv ioxiv äatkuv wie is. 8h.
:iav dt Tiktov eouv iovrot;. Vergl. norli vs. {VI und IF.,
wo ich am Schlüsse lese: oviS yf.vloitat oin' oKKv-
' <y^ai dvTjy.E ^ixi) , ^aXaaaaa 7i£di]aiv.,äkX' hx^i.
st. neSrjoiv ; Tttdijaig gleich ntdtj, wie avttj und av-
C'/;<j/S, w«^;; und fiailljaii-
Parineiiides vs. 114:
31<>ijcf<''i yio y.c'TtStvTO dvu yvaiiiTji övouäCriv.
Tuiv niuv UL' yoiwv icritv, iv u) Tinrk.avrnivoi
üwia 6' ixpivavTO difxag y.al a/jf/ar' e^evro
Xojo'ig dx' dkkijKujv ttj fjiv (fkoyuc, aldifiiov rjrvg
rTztov 6v, fisy' doaiüv, iujvTiß ndvtooe tvjvxov.
Tip ö' irtQu) f.i>; xMVTuv uTaQ y.dy.cho yar o.vxo
dvTi'a , vv/.Tdöu ij Ttvxii'di' öiiiag iijßoidtg te.
Im ersten Verse erscheint yvujfujq, oiler yi/uj/uaig durch-
aus unpassend, ich lese flO(j(fU.Q, yuQ y.aTSdEVTO dl'O
yvidfxijv ÖvouÜQeiv, yvuiuijv y.acatl9Eo9ai , bestim-
men, festsetzen. Im dritten Verse ist vielleicht uvxia
' (>' >:y.oivd.v TS ^ty/«; zu »erbessern. Im fnnffen Verse
findet sich auch tjttiuv i) fisy' oder ijniuv ioriv, was
«O wenig befriedigt, als Hrn. Preller's l71tO(f(JOV, da
itSyoL durchaus unpassend ist; vielleicht ist ipriuv Sf^lfAlV,
docttov u. s. w. zu schreiben. Am Schluss endlich ist
dviUl, wiifiir Siinpllcius an einer anderen Stelle ravav-
TIOL bietet, ganz und gar verkehrt, der Sinn erfordert
arop y.äv.stvo y.ar' aCio (oder y.a9' iujvzu) zioi-
rov, vi'xt' dSaij, -jivy.ivov öiiiaQ iußijidsi; is, und
fvy.x' ddun bieten auch ilie Iluiidschriften dar. Ulan
vergl. »s. 12Ö : näv nkiuv iadv ü^ioü cpüsoi y.al vvy.-
Tog dfpdvTOV i'oujv dßcpoxsfjuyv , STiei oüösrsQo)
fit TU f^ljdtV.
Parmenides vs. I34:
Eiatj d' al^EQiav rs cfvatv t« t' sv at'&E^i ndvza
ot'jfxUTa yai ya^agdg svayiog tjskioto
kafiTtdöoq sQy' diöijka xai örniö^sv i^sysvovTO
wo sicherlich fpy' doiöljka zu verbessern ist.
Cassel.
Theodor Bergk.
98. Mt'lolctn.ifa in ele»iacos Graecos scr. Ahrem.
Fasciculus 111.
Theognii.
Vs. 771.
dkku r« ulv /jiijo^ai, tu öt dstxvinai, uJJka dh.
TtOltIV
zi acpiv XQi'iaijTai,, fioövog sntaTdftsi'og';
lo nptimis libris AKO est ÖEiyvisiv, unde rorriga» aut
diiyvi'flEv aut verius forsitan Ösiy.vvv. Infinitivi enim
in l>0.t brevi syllaba antecedente (excepto uiio itvai) non
minus alieni sunt a Theogniilis dialectu, quam ab Hoineri
cf. libelluin nus(runi i'iber die Ciinj. auf fH p. !()• At
praeter Iloniericas fnrnias 9aiiSva.l, 9tfA.iV , 9sival etc.
utitur etiain rariore forma breviore , ijuae ad Aenlicum
usum accedit (vid. de dial. Aeol. g. '.^t") , V).), nt zi9tii>
2SÖ j avviliv ötjö. et ^e verissima Lachmaiini einenda-
<latioue pro OVVlÖElv) l!?37, fortasse etiam vs. 7 1. »id.
supr. , ölöoi'V 132). ex Hermanni emendatione pro öl-
öüv T , liStaSovv 104, quae satis defeniinnt formani
ÖEiyvvu. In pentanietru [iermaiinns sine* idonea causa
Theognidi futurum Duricum -/Q'/OSizai obtrudit.
Vs. 7<l',t.
'AvdQü'miov ö' dipixzo- snl yßovl yiyvsrai oi'dsig'
■■' dkk' iiji kuji'uv , UV fxri Tlksuvsooi fisKsi.
Cod. A omittit uv et pro w; habet löoEi. Suspicantor
varia , Sclmeideuinns aVA.' o'jg vei txkkujv , Schiieiderun
Aoii'uv ojö iivat , Hermannus ulJ.u>Z kiöi'ur , si in:
•:zks6vEO'7l fJtkoi „ausserdem ist es besser, wenn sich
nicht die meisten um ihn bekümmern", in quibus valdc
displicet sententiarnm per «ÄAcuC conjnnctio, qnum altera
aut oppositionem aut conseculionem contineat. Fortasse
scribendnm:
dkk' oi'oi] kaJuv f.uj irksovso-ai (xskiov,
ubi höuv (ptgeo9ni dictum est, ut nksuv (fSQSadat.
Sed meliore sorte uteris , guo paucioribus curae eris.
Vs. .SU5.
ToQvov y.al azü9ui]i xai yviuuovoi; avdga dsuiQÖv
svdvzEoop X9'] * ^'f ■> Kv(jvs , cfvkaaoiitivai,
u) Zivi '/.El' Ilv9u>vL 9 tut) xoijOao itijtia
Ufiffijv Oij/xr,i'rj niuvog Ei; ddi'zuv.
Schneidcri commentis jure spretis Herinannus fitv ad se-
queiis uuCpijv refert ; posse etiam transponi disticha. Quae
eo minus prubabis, quia fj.iv et (fvkaooifisvat e Tur-
nebi conjcctura pro Litv et (fvkaaau/ltvov scripta 8Ui;i.
Scribas:
si'9vrS(jov 7p>; Sfjsv, Ki'fivs, cpvkaataofisvuv ,
Homericum hllSV non ideo a Theognide abjndicabis, qnia
hoc uno locrt legitur; (flikdoota9cil ÖiiCfijv molfo meliu«,
quam CfvkncrOElv convenit theoro orarula transferenti.
Illud enim est 7neinoi-ia servare , hoc respicere , non con-
temnere vid. Passow, Lex. In proximis niagis placeret
ijv Tiva, et nescio an poi-ta antiquiore forma UTTiva
usus sit, quae fcminini maxiine vicem sustinens librarins
facile in fraudem indncere poterat. Eadem corruptelaa
causa esse videtur apud Ilomerum Od. o, 417:
Tisivi] d' uvitOTS öijfwi/ sasoxszat, uvds zig dkkr}
vovaog sitl azvyf^i) Trskszca östkuloi ß^ozoiciv.
AOl.i
1014
Qiiap qiiiiin iioii iina <le causa tlispliceaiit, rix tlubifo, quin
rpsrribi oportea« püLOOi ÖTti; x. T. /,.
Vs. SIL
'Ei nuKvdui-Tov y.cy.uv ijxo^uv , iv^a f^dfiora,
Bekkrrus lolläiiljjuv grripsit px A; rpliqiii liliri piae-
Leut Ttukv üöotTiov »ol u(j^ljy.Tuu. Coinparavjt Houie-
ricuni äoijjuv yuov y.ui nivifoc lliail. p, ;V7. tu, 74l,
He quo jam iiiter aiifiquos (frauiiiiaticos acprrima lis ftiit.
Equiilein qiiuui l)au(l cuiictanter a.o/JljXOV yoov prae-
feraui , qmiuKjiif ruoipiisitnni rroktuoi] tOi; nnnqiiani iioii
»it viultum optutus , Tlieogiiiili recliiere auileu: ui' Tlufui-
äyoEzov ic, y.ay.uv i\y.o^iEv, rf. lies. Sc 93-
'v,. S?ö.
77ws," <5' i^iv T£xk)]Y.£v v7i avKi]TrjQOi ütiSttv
ttvuuc; yijg d' Oi(iO<; (paluejac i^ dyoQijt;,
' tjis roi(f6t y.ufjnoiotv iv e/kanlvatg (pofttopraq
' '' ^avdijoiv * Vi y.ufAaii iioo(fv(jiuv(; otecpävovg-
äkk' dys öl), Sxv9a , y.ei^is xolhjv , ÜTionuve de
Xüi/J.OV ,
niv9et S' erujdij ^ui(iuv dTtof.'ki'utvuv.
Contra Srhiieiileivinuni iliiliifantins ilisputanteoi Herman-
nus i'untentlit loruin esse sanissiinuui , quem in haue ra-
tioiieui intcrpretatur : ,,es ist von einem Hlumen^arten die
Reite, »ie SlchÖIJ ^a)puv zeigt, ron ilem sich Uluuien-
gärtner nährten (ilenu liag siiiil die (fOotuVTSg oitcpa.-
VOVC,), indem sie die Blumen fiir Gastniäliler lieferten.
Dieser Blumenijarten (jing durcli eine in der Volksver-
lamuiluuj; beschlossene Gränzveranderung verloren." Quae
nequeo satis mirari sive singula specto , sive universam
«eutentiam. — Potins si coniparaveris rs. 1I9'>, nbi poeta
fvavi^eig nyoovc; .sibi ereptos queritur, primuni nou du-
bitabis, quin evtDdljg y^viaog dTlükKl^tSVix; nou diversus
»lt. Ex eodeni loco collatis vs. 34Ö sqq- apparet, agrnra
ab adversariiä ereptuui esse Theogtiiilt trans mare pro-
fecto. Jani po<-ta exliorfatur qnosdam rommissantes, at
potius lugeant de agrn aniisso. Qui sint illi, Srvthae,
quem alloquitur, nomen prodere videtur. Nain quoll
Welckerus Srytharum raput radendi morem (nnile UJI'O-
oyL'i^iLfSll) significatum arbitrari videtur , nou satis in-
telligu. Scj'thae noiiien servile est, unile intelligis Theo-
gnidem servos suos alloqui. Verba yi'ji; d OL'()0g (pa.i-
vsxctl St d'i'0(jijq apertissiine nihil signifirare pussunt,
nisi tevae ßnes e foro conspiciuntur, i. e, agri erepti ,
ot satis dui:ent //rf TO£(fil sqq., quanquain rorrnpta.
Cnlliginius iode pugtani servos' in foro comissantes eo
■nagis ad lurtuui rcvucare , quod inde agri erepti iines
pruspiri posmnt. In mediu disticho corrupto Schneidewinus
iiuster rei'tissime vidit y.c(.()'loii propter ea, quae virina
sunt, non posse nun de frugibus intelligi. Itaque enieii-
damus:
ijxe rgicpsi xa^nolq ^f.v iv eikanivun; ■nagsövrag
^avdfjoii/ TS xöfjaig noQcpvQSoui; arscfdvovq.
KaQTTOi nuoeövTSc, sunt TiaQuxi&Sf^isvoi. Usitatius est
TiaQCtvat de personis , qui in epnlis adsunt cf. vs. :j39.
Saspicatus eram etiam iv sikanivaiai TlQsrxovxaq.
Vs. 861.
Ol fi£ cfiKoi TiQodtöovoi xai ovx edikoval xt
Sovvai
daxQutv <patvofASvuiv dkk' iyiu avTouati]
toTtsohi T ittuu zrtl öudoii] (dOi; toi/ut,
i;uog at.ixx()iiuvuiv ifJuyyui tyct^uiiivujv.
Pro librorum lectione d.vbütjtv rertalim resrripgerunt
UOTQOJH , vereor ne fervidius in loco vel sie obsruro,
Srribe i)döujl> et tenebrae cvaneacent. Facibus ardenti-
bus nuptain sponsi iliimum dedurcbaiit (Iliail. a, 4VI'2. Hes.
Sc. 'J73-)', haec vero puella sine facibus (^ avxofjäxii )
vespere exit ad quutidianas nuptias, niane suain doinuui
redilura.
Vs. 87;.
'Hßujuiq, (pike i)vin:, xd^' "i' xivtg dkkot soovxai
dvdQsg, iyuj dt H-avaji' yaia /jikait/' iaoiiai.
Libri hanc varietatem lectioiiis pro i'>fjidfJlc praebent: A
tjlJui'ul, O i';f^aoi, K )';^'w;;s , 15 D E H L IM N i^i^doii,
y />«<',", dcinde in repetita post vs. Iü7(). sententia omiies
TSOnSU jlOl. Quibus roinparatis apparet legenduni esse
ijtia flUt.
Vs. 8SÖ.
Liuijvi] xo.l Tikovxog s^ui zi6l.iv ocfga fjsx' dkkuiv
xuiudCui^u , xuy.ou d' oi'y. tfjuuui iiuKtuov.
Pro uSt' dkkojv , quod parum aptum videtur, certissime
emendandum est juir' avAojv cf. vs. lutiö. Xojud^ovTa
/iisx' ai'KijTijoug, Hesiod. Sc. 2?S|. Xto^dCovisg vn'
nvkov quo spectat Hesjchii glossa vn' aikov , utx'
avkoii. Coiistat enim in talibus promiscue iiixd et irtö
adhiberi.
Vs. 955.
zJsikoL< SV sodovxi di'oj xo.y.d- -xvjv xs ya.q aiixov
y^TjosvOti Ttukkuiv, y.a'i xd(>Lg ovdsuia.
Libri 'j(ijoujOSt , quod mutavit Brunrkius; farilius ror-
rexeris ^i-(jujOT] sensu passivo. Apud Jo. Uaniascenum
in Append. Stob. Flor. ed. Gaisl. IV, 3,;. legitur /ijou}-
Oig yxsdicop, quod probavit AVelckerus. Et plareret
sane, nisi jam particula ydo niolestissima esset. Nescio
an inde elici possit: tojv TS Tto.uavxd ^ijoiuoig Tiokkujr,
multorum, (juas nunc haies , damnum.
Vs. 9Ü9.
scpd^rjv ulvriouq, ngiv aoü xaxd ndvTa öafivai
i]i}sa. i'vv d' tjdij viTpg u9' 'ixng Öts^u).
Rectissime Geelius intellexit desiderari scopulorum, quo»
Davis vitet, mentionem, ut e cotifrario legitur viicg TtS-
TOT] TT^oOiXVoaag vs. 13til. IVlinus tarnen probabiliter
ronjecit vrv Ö' «yij?. Melius conjiceres: uvv öl) yrg
vr^vg «y' txag dit-/oj rf. vs. 85ü. At cod. A, in quo
est ar, vestigiuni servasse videtur genuiiiac lectionis Ptjvg
dx' äxQag öisxo) cf. Ilom. Od. I, 289. De n in dx^tag
servatu vid. Schneide». Exx. Critt, post Eustath. p. 41.
Vs. 1013.
./ fnaxa^ si'öal/ivjv x£ xai ukßiog, oOTig d:isiQuc
adkujv si'g '-I'iöio) dwfda fiskau xaxa/jjj
'^Q'X 7 M^QOig nxfj^gat xai Ljtsgßijvai nto dväyxij
etSTaaai xs (pikoig uluv l;^oi'o-< v6ov.
Sive inSQßfjvat interpretaris superare, sive peccare , et
ipsa rox et particula llifj iduneo sensD destitutae sunt.
Scribas:
TiQiv r' £x9(t(üv intj^ai xal v^soßli^v nsp dvdyx^.
1015
1016
if. Ilnin. Ili.iil. t, l'-'^- Ht'«" llpriiiaiiiiiis TToiv T , quoil
lil.n li.il'Ciif, all seqiioii» TS si)octare «iilit.
V«. J(l}|.
irlii Ol' y' dTTptjy.Totaiv ii' aXyeoc di'ituv äe^ujv
'eZ^f<-> H'i'"* «/•'"''. /^'/'^^ (fi'koii; dvia
ftfjd' ixi^Qoii ti'(fauive.
I'l torrii|)tam vorem t^^^' •">>""<''>'■''"* j *"'^ liariolati
>ii..«, Ilerni.-iiiinis ■•lim öxvei , iniiic ä-^^f« vcl jjfwfo.
Niil.is |)rol>.il>iliiis vi.leliir i:/.;hl. IMiilta pnim «rrlia mo-
iniii si-nilii. 111(1.1, lil.i rinn |irari>ositi<iiic ty. ciinjiniguiitiir,
tiiroroiii a(4iie »rsaiiiam iiidicaiit, iiioilo aililitis (fptvo;,
t-Jo«, iuvTor, inoil» «iiiissi», iit ixorijuai, ty.nlnxeiv,
fyioraa^a/, i/.nkiiv «iil. Valck. ail Heroil. III, 15ö.
Igitiir ttr, ly.^et rsset ne /uroie afiiipiare , «iii apiissimo
o|<ponpre«iir ^ti]d' ä^duv, neve moerore opprimaie.
Vs. 1043.
Ju'övnuv- cfvXay.h «SÄ -nüksi'i (fvkäy.eaoi ^sh'joei
dot'i(f(hji eQUTJii nai(jidog i)f.teTeQi;q.
Vax iiova doxVCfiriji (ppjores Iibri ä [f/] OTl'(pskrig),
vel «priiiinatioiie feininiiia siispccfa , infolerabilis est, si
spiisuiu s|)Pctas. Qiiis eiiiui iillam iirbpin vpI terram ap-
|)p|lai<rit iioii saxosaiii ! aut «iiiomo.io !>]egarae vel Mpga-
riili ea appellatio conreiiit, ijuae, «nuxl qiiidpm sriamiis,
conlrariaiii potius merpntar. Nee feriimis rumalafa Tlo-
keui et 7iaTüiöo(;, dorvcftXlji ft ipaii:^. Siispicainur:
si quis (lioslis) saxnsam patriam ttoslram concupiscet
i. e. aggredietur.
Vs. 1055-
'Jkkä köyov uEv rovxov eäooiiev, ctviaQ e^iol av
aukei y.ai Movamv [xvijaöfiSt^' uucfiOTiQoi.
avtai yao rdd' iÖujy.av ex^iv yE-iuc)io^kva bui^a
aoi y.at e^oi y.ai ^hv diJCfiTtigcxTioocv.
IJUima iiloiipo sensu careiit. Poöta eniiii y.ujfiui^MV /^iSt'
aikiirijpo; sibi et tibicini {dfKfOTipoti) IMusarnm
Hona esse ilirit; diKflTCeplv^TiovEi inepte aililunlur. Nee
yui U>;t' P hy>t\s manarit , quornm ploriqiie solum litjv
halient^ RO VL'V, CG fv)v y.ai, optimus A ^dv d'.
Hinc efficinius:
aoi y.ai ifioi, fiske^iev d' ducftTreor/.Ttoaiv.
Munae tibi et mihi dona sua dederunt , et effecerunt, ut
clari »imus inier vicinos.
Vs. 1095.
OAiTiTEo si) vi^v ukkov tfiotys fthoi'T«; dvdyxt;
Tor&' ipdeiv. rujv f^ioi ■jxpöode x"9'^ lideao.
Hennannus liaec ita sribi jiibet: ^
ay.t-TiTio dn vvv ukkov {e^toi ye fttv oiTiQ avayxrj
jui'i^' ioÖtli') TiuP ^ot KpuaäE X^-i^'" Jldtoo.
Siehe dich nach einem andern um von denen , deren Gunst
du mir vorzeigst. AiWersantur quam iiiaximc antccc-
dentia, uiide apparet , a po(-(a repelli nijusdain ainorem
iiifito obtrnsum. Practerea similis scntentia vs. rJ37.
(<■(. i()S5.) oi< TOI ävdyyij Toüit^' ipöeiv , uti ooi /ji)
y.aTadvhUOV TJ , suadet ut toiio ad sequeiitia refcramus.
Qnare legendum »idetur Toiit' 'ipöeiv, TOO f^tot /.. r. k.
Mihi nulla necessitas est id Jaciendi, quod priutquam
fncerem , mihi gralificalus es i. e. te ainandi. Genitivus
Tdiv ppiiilpt a liijuo'Jt aut a yäop'', de Jf"'o/f Ttihat^ul
cf. Hcrod. IX, (io. 107. Aescli" Proin. 784.
Vs. 1105.
JEt'i ßdoavoy ö' ikdiüv napaTptßof.il:v6i ti i:u-
'klßi>n),
Xptoiiq, ä7rt(pt)og iujv , y.akui; d.iaoiv iorj'
Ex lior liit'o et vs. 4l7. inira niaiiai'it »piiiio, auruin in
lapide (^viliii ita esse in exainen rcicatiiin, ut juxta et nU'.
ruiii rl pliiniliiiiii allrila siiit , quaiiquaiii ratio evliiiit, ni-
hil poliiissp eil iiiiido <'ut;nosci, iiisi auruin nnn esse pluin-
biiiii. Putins purum auruin in basaiio aut roj^nnscebatur
riilir«! «olore ml. is. 4.00. aut lO.to) ^(ji'0'/5 nupaxoi-
ßuinvin/ llrroil. VII, 10, t. Soleliat auteiii auruin pluuibo
tiMiipiTari. Itaqiie aiiri, quod exaniiiiabaiit , in basano
attriti rolorem coinparabaiit rum testi^iis et puri auri et
ejus, rui plus ininusie pluiiibi adiiiixtum esset, inliiiine
vern puri pluiiiLi. Quod intellfxit Weirkerus, qui et in
TliPO;^iii(lris Iuris et apud Aristophaiieui Nub. l) 1 2 , ubi
auriini |irptiosissiiniim npponitiir pluinbo vilisiimo, uuklfj'
dov iiilprprplatiir aurum adallerinum. Quod quum fieri
noii piissit , Thpi>;;nidi aut iiielior iiitrrpretatio quaerenda
est aut piiipndalio. \'idpainiis priinuin is. 417:
eU [jdoavov 6' ekdinv napaTolßofiac djOTe uo-
" kt'ßduj
Xprau^, iiiieQTeplijq d' uituiv heoji köyo^.
Qneritur ibi poi^ta , quod nulluni aiiiirum flile et iiite{;ri-
tate sibi pareiii inicnire possit. Ij^itur lior dirit: i;: ba-
sano ijunsi aurum plumbo ntleror li. e. ul>i cum aliis
coiiiparor , app.)ret me aiiro siiniiem esse, illos ne auro
quiilein ailulteciiin srd pliiinlui. At llerinaiinus praefert,
quod ruilirrs .\ O in roprlila piist ts. I|li4. si-nleiitia
praebeiit 71 uparp/ßoiuvög Ti fiu/lßduj XOVOui, l'nep-
TEuilC (i.fiuiv. (Juod quam »oluerit iioii rprte , jam satig
inde apparere iipinor, quod ig ßo.Oavov skittiv et -KU-
ouTüißta'Jut f^tokißöu} iioii sunt sjnuuvma. Alanavit
ca Icrtio e ivs. 110.). ()., qui et ipsi vix integri sunt.
Naiu etiainsi alias lorutiiinis TCauaTulßsodai fiuKißöin
explii'atioiies probaieris, tarnen et diirior est rerboruin
coiistrurtio nee nietapliora a basano dcsumpta, quae ubi-
que aptissinip ad aiiiiiiiiui et mores ailliibetur, sine ab-
sunlitate qiiadam piilrliritiidn , quam oriilis rernimus, si-
gnilirari videtur. (iuac quuiii ita siiit, restituendum ruii-
jiriiiius :
eii ßdaavoi' d' ek!}i6v , Tiaparpißausvöc ts fjo-
kißöu)
Xpioug ä-^s(f9og t' uiv örfkug ÜTTaaiv earj
h. e. in basano apparebit te juxta plumbam atteri (i. e.
cum pejoribus miilto roinparari) et ipsum esse aurum
purum.
V.S. 1115.
Xpr.fiai' tx<J)v n(vii]v fi u'ntlStoaq ukkaTU t^nv fioi
ioTi, TU d' spydaouat i}eotoiv f7isvi;dfiEvui.
Seiitpiitla iiippta est, qiioniaiii poeta l.EVl]i nulla habebat
XgijLiaru rf. vs. 345.067. etc. Neqiie aildirunt ineliores
Iibri, qiiorum .4 praebet rf/^ffO/ , KO TU ^tVXOl. Inde
lejjas td fiiv TOI SOTI TO. d' spyaaouni , quae tibi
sunt, ea acquiram. De oj (^sv — 6 dt rid. supr. ad
1017
1018
TB. 3')3. Hoc, si quill viiieo, signifirat, spcrare se fore,
ut bona adviTsai'io errpta ipse possiileat, cf. vg. 5hl?.
V». 1121.
'EuTclui^iai , ntvi>]i Svfiotfiioijuv uv iieAidaivujv
oi'd' (ivÖQulv i'jiji'^pajiv , ui iic Xiyovai y.axw^.
K coilicp A receptiiin pst eitTTioiiai, quod Passovius in
Lexiro iiiterpretatiir , sich volltrinhen, paruin veniiste iiec
sigiiificatione, ut videtiir , aliiiiiiit- cojjiiila. \'ulgo est tl
■KiO/iai , in K e) Trloiitil , imkIp stispicor iv Jiiouai.
Neque eniiii minus fi' ;nv£lV rst i-s. öjj:
■/^aiQui d' ev nifujv xai. in' avKt]TijQOi daiöujv ,
abi non rertc post Briinckiuin (lu scriptum rst.
Vs. 1173.
(XI udy.uo ooTn; cSif f.iiv txsi (fosoiv i} noiv xgeiO'
i'^Qioq aikofjhiji XsvyaXiov za yöoov
tau. y.ay.uv dt ßuuTuioi y.ugu<;, xuiv ovti y.dy.iuv.
nüara ydo ix Toi'iMv. hi>(jvt, Tiiktt y.ny.uTr^q.
Herniannus srrili jubet ;) ■jtokv xgtlaacjv , ileinde:
(dgxixaxoii de ßgoruia-t y.ogoi) ziüv ovzi y.dy.tov.
Quae mutatio qiiiim aiidacior vidratnr, nrc parentlirsis
apta, rectius fursitan scripscris iiiterpuiictiono post y.ugov
posita :
et ZI xaxup 8t ßgoToiai, xogog zujv tnzt xuxiov
näoa yd-Q ex toÜtov, Kvuve , nikei zaxor;;?.
JaDi Cauirrarius dedcrat tx TOtzuV.
Vg. l'20t.
oiidi fjoi ijt.iiovoi XLCpiuv tkv.ovoiv ngdcQov
ziji * dkki]i fivijorric, i'ivtxa pavtti.ujg.
Herniannns ant cum Weickero aietfivjTOTlJc; aiit TlOf-
kvf.tvt]OTi;i ant z))^ ys Ttokvuvrjmiii legi posse dicit;
facillimuin fcire zij^ dflf]q fJVliarij^, si rompertuni La-
beremns, Tlieognideni sponsan ant nxoris navijjatione
agros perdiilisse (I). Liccbit etiam nobis aliqnid ha-
riolari :
r/;; «f/ dvi]vv(rTi]i tivexa vai'ziXlijq.
Poljpaldae nomen, quod in praeceilentibns legitiir, Cymi
egge patronyniicum S< lincidetriniis nostcr «ptinie iniellrxit,
At quod patris noriuMi [loXinräiq, (a ndaacrdui) fuisse
opiiiatur, mrrito displicet Hernianno , qui ipse prosbdia-
cae et etynioiogicae rafioiiis parum ruriosus llokVJluidi]^
ducit a IJftXi'iTlatQ (ndi';), unde IlokvTl aiÖ.öiji desren-
dere oportebat; nee llokvnui^ aptum viri nouion esse
»idetur. Hand dubie pater andiebat IIoktTl noi; a üorico
Tcaug pro nijOQ, quod est aptissimum nobilis hominis
nomen.
Vs. r.'4<).
IIa/, ai> luv ai'Tüjq ijitioq, inet xqi9mi/ ixoQtadtjq,
aii)i; tili otai^jioi'i ijkiift'; ijuextgovc,,
Hermannus, rui ai'TOJQ optlnio jure uiirnm videtur, pru-
ponit at'ioi a'id' imiOi. At e vs. 1267 sqq. discimus,
hordeo satiatum equuni non mcuiinisse pnoris douiini.
Quare gcribenduni oü^ "^i iHTlo^.
Vs. 1309.
öl' de zavza (pvkä^at,
fÄt}8e OS vtxi'jOT] * Jcatöa'iöf] zaxo'r/;?.
Zeitsclii-, f d. AUei lUuinsw.
Post aliorum raria ronamina Hermannus sngpirafur nai-
dog i'ar y.nxon;^. At continetur liis prarceplnin , quid
puero nunr facieiidum , non quid in posterum caieudum
sit. Suspicaniur: iraiö' ai'dgti xaxözrjq.
Vs. 1311.
Olx ikai^tg y.ktipa;, oj -ziai, xai yäg at öttufuou
zovzok;, oia:xtQ viv ägitfjiog ijdi (fikog
tnkti' , e/.ii)i/ öe fuDijxqq dTif^n^iuv (piküzijxa'
ov ulv di] zovTOtg ijalfu (pikot; igörfgov,
d.kk eyuj ix ndvxuiv o iöuxovv thlotolUu tiuioov
nicrzöv y.ai 8i) vüv dkkov ixi'Oi>u cfi/oi'.
In primn tergu Ilerrnaniius oljin roiijerit ö/olf-iuat, quod
rini actitain liabere nrquit, Seidlerns melius diofiai OS.
Certins tainen videtur dtatxu) , quod Theognis in his
iiacdtxoi'i ftequfiitat is. r..'J't) I3.)j. Post eam vocein
inciilas et scribas zoi'Zuk; d otOTiig. Nain in rs. 1313.
iuiiv — (£l)MTl]xa sunt in parenthesi, post quam oratio
per zoi'TOig utv öij coutinuatnr. In »s. 131 (i. unicus
liber habet t^uiada , nee potest Aeolira forma e'j[£lo9a,
(lid. de dial. Aeol. {^. ,'4, 3.) apuil Tbeoguidem ferri.
Lejias: Lir, öl] vcv ÜKkuv t^oio^a (fikov. Similliina
seiiteiitia in sequenti di»tirho recurrit.
V . 1329.
Soi ze SiSövz' ezL xaköv , tfjoi z' ovx aiaxgov
iguivTt
cirst:', dkka youiajv kloaofxai i'juezegviv.
Bene Hermannus correxit öiöoiv tri. In pentametro
niiror nemini ofFensioni fuisse, qno<l poi-ta in tali re per
parentes precetnr. Aperte yuvwv restituendum est. Nee
niagis TiLitcigujV ferri polest, quod (JUjv esse debebat,
sife poöta yovtvjv scripsit, site yuviuv. Conjiciinus:
dkka yui'ujv kiaoo^ai ijde jjfpwr.
rf. Honi. lliad. w , 478. de Priaino supplice: ^^^aiv
'Jxikkfjoc, kdße yoi'vaza xai xi'oe %tigaQ,.
V 134'.).
oiizix) iii) dai'/ia^e, Sifio)viSi^ , ohvexa Y.dyuj
i^euüvi^v y.akoü nuiduc, tguizi 6a/.ieig.
Codex habet E^tödfJliv, quod e geqnente öa/Atig aperle
natnm et vix Graecum. Herniaiiuns male teneri jubet.
Poeta scripsit i:^t(fdvi]V cf. rs. |34l : nuiduq iguj dna'
koxgoog, Ui jit (fikoioiv ndoi ^idX iy.ifaivti — ov
yag in' aixtktuj TiatSi 8ajie\q itpavrjv.
Vs. 1357.
Alel 7iaiSo(flk7]aiv inl Cf/öi' ai'xiyi^ vMrai
dvauogov , dgyakiov ftvijfja (fiikoi;eviijg.
Corrigas uliquo 8cako(fOV, »s. 1023., I'-tÖ Ql'yov UV-
Xiva di)nu> öiakucfuv, v. 848. ^evyhjv dvukocfov.
Vs. Ii71.
fxvgia b' i^ avzov xgi/xazai xaxd, fivQia S'
io9kä'
dkk' ev zoi zavTTj xai zic, iveazi X'^9'i'
Agitur de amore pneri. Non habet rafry , quo refera-
tur; corrigas dkk' 6V z^ kviurj.
67
1019
1020
90. Syinbolac crilicae et exegeticae ad Luciani
Sainosaterisis
Encomium Demosllienis.
§. 2(i.
Kai /l»}^'. il^ov, /;<'*/; ye o ot xoiv ei'ayye-
kiuiv X « P ' s 1 >< « ' ■^ " ko I 71 a T ui V i n w v.
Solano ali(2iiiil exiiilisse li.lclur, quiim seqiieiitia iiidirpiit
pc(erc aheruui, ut aljcr ri>liq«iiin |)O0iiia sil.i pcragat. Non
melius Solaiii «pliiioiie Giiyetus suppli't « X o t' er o ,« a /.
NiLil est eiiiiii aliud nisi Ireiilixjiieiitia ail orationis vi-
gorem aiigpiiduni iiis(i(u(a et ipsins orationis sono cxpri-
meiida; v. IMatlliiae. in gr. Gr. §. 427.
^v d' € i o T i ay. a i fxiv fA6 Xaf^nr paj(; r i) y
'Ouijgov ysvit^kiov, eotv.ao, d' enri uoeiv av-
Tu S xa i T rv ^t n it o a i> iro rc. Perfeciaiu elor i uy.a<;
hüc vult: epnlis cxceptnin tenes, habes ; nondiini per-
fecta et ad fiiieiii perdurfa erat Uouieri laudatio, et po-
poscerat aller TU L(ii:XU ZUJV inwv. Notanda insiiper,
ob lectionem cod. Gorl. lloT. iioi, strnrdira i)]v yfvi-
dktuv Tiva ioTiüv i. e. ad celebrandunt diem natalein
epulis ali(|iieni exciperc. Ita fere Isaens hered. Pyrrli.
^. SO. TU Onoiiocfügia eoitäv jux yvvai/.ai;, expli-
canda per breviloijuentiain qnanilaiii : i^so/iocfouiu ayeiv
koTluivxa T. y. ," cf. Sil(oeniaiin. ad Isaeuni p. 2(i3.
Eodeu) modo tu. x^Q'^Ttjuta iograCsiu , tu si'ayyikia
dveiv, za yavidkia i^ieiv, de quibus i. Vigerum p. 51-
Lehmannus y q a j-i fiai io V dedit, Jarobitz yQUU-
uareiov , qnod posterius improbandnni fidetur, si alulias
Suidani s. f., qui distinj,'iiit ita, nt yoailfiaT s t ov do-
ceat desiguarc librnni s. librlluni jniluialem rcl publicum
qnemqne, yQUitfiaT l ov omneiii scriptiiicirulaui , literas
amalonas all.; «'. Jacob. ■ ail Luciani Toxar. p. (iö. —
In seqq. Lehmannus , Gcsneri conjecturani na(tUTQSIpai
pro 71 e o IT^jitpc'-s ponentis rejiciens, lerbuni Tieoiint-
Tl£!V explirat evertere , tum transformare, immutnre.
Verum nihil h. 1. cogitandum est de cvcrsione, soliini de
immulatione, quam, transpositione potissimnm ellectam,
veibum i-JiuplTlilv sij;iiificare bene moniierunt \'igerus
p. 657. a- et Dorvill. ad Charit, p. b'ib- — 1" proxinie
gubsequentibus lerbis male Jacobitz post aÖExai posuit
romma, qiium sensus ratio saltein colon poscaf. Godofr.
Ilermaiuii cnieiidatio , quam conimunicat idcm Jacobitz,
justo audacior, ue neccssaria quideni est.
§. 28.
Lehmannus et Jacobitz ex Ge.sncri cineiidalione cum
edd. »ulgg. leguiit: t6 ^tiv u i/ v ßlfikioi' toHtu
(eo Ti öe jujv ii-jioup)] udrujv x o n o n oijy.ov
ijl^iv fiioof Tode doä^ta) t6 ßißkiov (ftjaev,
X. T. k. iNIale. Cum codd. legendum est: tu f^lüv OVV
ßißkiov TO l'TO {tan de Tuiv l'7tUflVlJl.lUT0)V
To Tioooijyov ijfi'v |U6(JOs) to St ö(tüfj.a roö
ßlßkioi' <fi;(riv x. T. k. Quae verba , qnamiis sensu
carere dicat Keitzius, ita sunt plana, ut nihil fere ex-
planatione indijjcat praeter w. ro de öoüua TOÜ ß l-
ßKiOV, in quibus caie cum Gesuero voc. ÖQÜ-Ha «or-
tas colloquium ; veriendum est: nclio i. e. ea lihelli pars,
quae potius est ac/i'o, i\aam narr atio. Itaque c u ö o ü fi a
TOI) ßißkiov idem valet quod to () q UfA az tXUV
jie^JOi; T O l> ßißkiov. Quae sequunfur, vero drama
sunt, cui rei bene jam conrcnit perfectum iiE iiip' i< O & o.L
( i(a pro vulg. fniiljvvothtt Jacobitz cum Lehmanno ),
Latine omnem locum ita exprimimns: Ju7H Veto liiellus iste
[coiunicnlariorujii eam dien jmrtem, (juae ad rem perlinet
noslra»:) aelinnein igilur comprehendens libelli pars re-
ferl etc. De particulis fiev o i'V , Jam vero, quibu»
transitio ab una ad alleram orationis partem indicatur,
V. Viger. p. 54l; coc. de orationi parcntheticae inser-
vire, in vulp;us iiotum.
g. 29.
In verbis ri ydp T(j>v öOTuiv — /l tj fiOo9 ei'tjv
o ('z«l Jlf o i^r/ Gnyetus subaudit 8ei, Lehmannus oipe-
koQ, all L. Bnsiuin remitfeus de ellipss. p. 3HÖ sq. ed.
.Schaef. Utrumque superfliiiim , ne ilicam perrersum.
Genitiius enim persaepe in exclainationibus poiiitur ad
aiiimi vehementiorem affectum indicandum; v. Matthiae.
gr. Gr. g. 371.
§. 32.
oi d' Avziy.oi gi'jToge^ Jto.iötu, n ag aßäk-
ksiv Zip zovTov [Jj ij /iO(Ti}e V ov c] y.(j6zip, xal
Tuvii), y.ui ke^eviv evovitfjla, y.al zaiq ziüv
Siavoiujv 11 SQ ty^acfaiL,, y.al owe^^'-^-"' ö.^o-
dei^evjv, y.ai t tf} avvay.ziy.if) ye, y.a\ y.QOV-
CTTi'xa'}. — In bis vcrbis ö y.uozoQ non clamores sig-
nificat, seA vehementem et impetuosam grandilnquentiam,
quae alias ii eyako Cf ojvl a dicitur, oratoris eximia lirtus
et praecipua t il q deivoztjzog pars. Itaque o X p o ro?
non tarn in roce et pronunciatione habitat, quam in composi-
tionis niagniticentia ; vocis ipsius leliementiaui 6 Ij'/.O'i
iiidicat. Inde j; ey.y.()Ozoc, oviitr^yi] ea est verl/orum
compositio , quae praecipue ex difficili atque inerti lite-
rarum junrtura prunuiici.itionem reiliUt clainosain , cre-
pantein , dnriorem, asperiorein; i'. Ernesti lex. technol.
vett. rhett. graec. p. (IS et 100. — Neque u zovoi
h. 1. de vocis temperamento et liannonia (Arlstot. Rhett.
III. 1.) intelligendus est, sed de ipsius orationis ex com-
positionc oriunda li, robore , nerio, nt TTveviKif (jMfj.lj
et ioxL'i; V. Ernest. I. 1. p. 354- — Ti]v evQvdf.iiav
explicat üion\s. Ilalicarn. de conipos. c. 2-'). p. 384. ed.
Scliaefer., et iiitclligit Cicero, qui Bruti cap. fi. ,,primus,
iiiquit, Isocrates intellexit, e(iam in soluta oratioiie, dum
vcrsum efl'iigiTcs , moduiii tanien et numerum qucndam
oportere senari." linde srquilur bene distingueiuiam esse
e i'(JV tf II o i' orationem ab iu^ii^iw) et efiutT(ji/l, quae
est noniiisi poetaruin siie eliiquentiac poeticae; v. Ernest.
1. I. V. evijvtUiüi et in lex. technol. lat. v. numerus. —
In 71 E()iyo a(f aeg z io v öiavotuiv non de circum-
ducta oratioiie cogitandum est, quae fit per irKay/ao/wv,
uequc de periodornm ampliore ornatii ; cogitandum est de
oratioiie pressa, defiuita, coiicisa, quae senteiitiarum {zujV
diuiniii)v) vim non verborum tluitaiite usu infriiigat, sed
sainfari et dilucida brcvitate augeat atque audifori com-
nieiiilel. — 'An. ö i> 1 1 ^1 q , explicalio, in alte oratoria
probationem indicat, quae est »'cl cTf^ro;, iiiartificialis
(Quintil. V. l.j vel ivTe^vu^, artificialis, ut sunt zd
1021
1022
FVK^l'iiijiiftTa . £7rfj[Eigriinra, et qnae sensu arrflori <li-
contur d'ludelttic; ». Eriipst. lex. r!u-<t. fprliiinl. lat.
p. oOR. V. probntionps. — Tt/ 0 vv ('./.r lyöv , pro qno
Floront. male a vv f.V.t ! y.liv exliibet (<f. Ulpian. ail l)e-
niosfh. Olyntli. fin.)» Scliiipideriis iii lex. j;r. s. v. argu-^
menlalionis et proialionis cogenlem et concludeiitem fir-
mitatem exjilicat, in quo v»Tum sensit. Desreiullt eniui
a verlio ot'VCi.y£iv, cogere, niule etiam ii ovvaya)-/ij
(Icriiatur , quac est ea orationis forma vcl id arlifioiuui
ilieeudi, per (jiioil res iu tiita eausa ilispersae rogunlur
in ununi, quo {(raiior aut acrior aut rriniiiiatior oratio
fiat (Ernest. lex. teelin. jjr. p. l'J lat. p. |S;'). Cum qua
quiileni orationis aerimonia bene cohacrct To '/. O O v-
OTtxui', qua virtute orafor anilitoreui rapit, quorunque
voluerit. Unile Arisloph. Eqq. 1379. oralorem quemlam
Xpoi'OTiyoi' hoc ipso velienientiae sensu noniiiiat, et Srliol.
ad ComiciJ >ubl>. .i 1 7. '/MOvniv oratoris explieat rJ Ocv-
aoTcai^e/ii tov ä/.uvuvrn. Ex iis autem, quac de
ÖVvay.Tiy.ii) monuimus, Scliiveighaeuseri npiiiio refellitur,
qui ad Poivb. Vol. :■). p. ,')(i3 pro codi!. lectJone riß OVV-
ayitytf) nostro loeo proposuit x i~) a i> V t o /. r / y. (/J , coli.
Aristoph. Eqq. 1.378- Ceterum Lehmannus pro yi' post
tyVVHy.Tiy.ii} malit r4. Peri-erse ouinino. Saepo enim ys
ponitur in enuuicrandis pluribus rebus, male interiluin ab
interprefibiis niufatuni in rf; v. Jacob, ad Toxar. p. 87.
Heindorf, ad Piaton. Ilipp. major, p. 174. coli. Scliaefer.
ad Dionys. de compos. p. |()I.— Quae proxinic sequun-
lur verba , a Lelmianno et Jacobitzio pcnersa iiitorpunc-
tione turbata, ita componc : US j £v o o P u£ V y u ü v , ÖtE
■V o V q ' Ekk)] vaQ 'A '& i'j vaC £ O w i^ yayu it £v tu 5
ikeyl^o VT £ i .'A3 >] vaiov (;, II ü & o) vi y.al to ig
Ili'^ujvoQ £71 ayy ikjiaa i TT SJi tax £ vxoT £<;, eixa
/di]uua9£V£iY.ui'cui(; A 1] uoo9 tv ovq ikey^oig
TIS piTT £0 OVT £ <;. Coniunijeuda enim sunt u£ T £v o Ov-
fi£v — 71 BQlTr £ au VT£<; (ef. IMatthiae. <jr. Gr. §.555.
p- I08S' cd. alter.), et inter haec ipsa inserenda üxe —
'A9l^ V O.iov<i, quorum causam indicant vv. ni'3u)Vl —
11 £7ilOT £ r y.u-v £ i- — Particulao yuüv (pro qua cod. A
ap. Jacobitz male dat yno) — tikka inter se coliaerent.
Est enim: poenituit cerle — sed omnino nulluni praebuit
accessum ejus tiri eluquentia. Pessime enim lleitzius
tractarit, non obloquentibus Lehmanno et Jacobitz, rerba
graeca: «A.A. i}/tev aTioiia/rog 1) 8vvaiiiQ, avTix)
TOV koyov. In quibus nt dcfenderet fere omnium codd.
lectioncni au'v iö (apud Jacobitz cod. <t. Ii. liab, etinov
cum ed. ßasil. .3. et 4.), ita structuram enncleavit:
dkk' 1} övvaiiti TOI) koyov, ai'riij (sc. ioTi)
äuQÖoiioi i'jjiiv. Tu ita conjuuge : iäj' ijiiiv
äiiQuoiTuc, i] öi'va/i/c. nÜTiß toü kuyou (';i') , et coui-
para Caesar, de B. G. VII. 35: erat in inagnis Caesari
difficultatibus res, nbi v. aunntat. nostram p. 'J83 , coli.
Malthiae. ^r. Gr. g. 3S9. 3. p. 714 sq. ed. alter, et
Jacob, all. Luciaiii Toxar. p. 49 sq.
§. 33.
^iOVOC, y£ TOI T div £Tl l T ^ 5 'Ek käöoq Stl flU'
yvjyiüv oii8af.toü toii; dnokoyiafAoig i^yt-
ypuTTTat Tiöv i'/iiäv dvaKvjitciTU) v. KaiToi
f^idkkov )j ßovkö IUI v ij yüan^iaT £ V ai tqiijqi-
xctiq suavTov Tien cOT£ vy.tvai- v vv 6' £-Ativv)v
u { V bxna roc oitoy tyo aii t ui i^vrr i ov , i^vka^
nöctovgi i)o£iifiaTCt, yijv o ö ßoiotcia;, ov d'
£v3a Ti nag' fiiov }.ati ovt £<;, Ita linnc locam
dedit fjeliiiiannus , ubi pliira male liahent. Praepositio-
iiem £ ■n i ante r /J ? 'Ekkudo-^ firmaiit codd. A. B. F.
G. a. apud Jacobitz, qui ita mm Lehmanno expressit, Qt
Ol l'nl TTiZ /'jkkddoi; 81J ituy u)y ui iiitelli;,'aiitur f^ui
Griteciiie prnesunt oratores et populi durtorcs («. Viger.
de idiolisui. p. til'-'). Reliqiii codd. ef fiid. viilm;. ex-
hibeiit tin o Tljg'Ekk. resppcta ipsitis l'liilippi, qui erat
in iMacedonia. Ita Xenopli. .Anab. V, J. ;;+. kifiiyoii
Ol ä.ll o TV)V fV ^ftfft ory.iujv, nbi nde Kniger., adde
ftlatthiae pr. Gr. §. 59li. a. p 1 192 cd. alter. Possit
insoper praepoü. « ,T O origineui ilesijjfnare , iit Ol ÜTCO
T ij g E/.k. sint graeci sen Kruecanici, velut ßovg dito
Ilisoir; et Latt. pastor ab Ainphnjso r= Amphi-ysius ;
V. Matthiae. g. 57','. p. Il?9 ed. alt. Xen.ipli. Anab.
I, 5. 10- ßf'.Kavog 7/ djro top cfoiviy.oi. Particulas
y£Tf)i, certe qitidem, wenigstejis doch , doch wenigstens,
opfiirfe illustrat G. Hermann, ad Vij;er. p. S'JS. — Vo-
cabulum dlt okoyi a 11 ö g , lioc Uno Luciani loro occur-
rens, ratioiiem et inilicem expensarum desiftnat, deriva-
i\xm a\i d.-:to\oyiC£cr3at , ratiom-m reddere. Unde, quam
ratione reddenda defensto rei in periculis forensibus ni-
latur , diiokoyiC£09ai et dnokoytaiid.; interdum sensa
TOV dit okoy £ to^at et Tjjg du okoyiag ponuntnr;
qua de re cgit Dorvill. ad Charit, p. 361- 597. — Pro
yuauftaTEvöi ToiroiTaig Belinus , ex vestigiis
cod. Paris. 'J'.'öli Tory.oi'raig, ilcdif youiiiiCTevai
ij y.ptTaig, Jacobitz ypaLtu. y.ai toi tu yn) viOTatg,
A quorum »irorum audacia qiium abliorream , cxplico,
nihil iu verbis graecis iminuti»ns, TOLl^uixai pro cpirj-
oiiTCtli;, remigibiis, i. e. houiinibu.-; infiinae sorti.s. (Re-
cordaro unum Horatii litiosum remigium.) Ifaque oi
ypaf.maT£ig toiii q itui sunt scribae (homincs hu-
miles) sordidi, irnportuni, fallaces. Videtur autem im»
priinis Aeschinem co^itasse, de quo in ejus rilae enar-
ratione graeca Apollonius p. 4 ed. Breni. haec habet:
d.vijo ycv6u£vog to uev ttocotov vittyuutiuuTivas
TCi.ig dpyjti'g' i]v öh ekoveiöiotov tovto to £<jyov. —
Verba corruptissima y;JiJ ov ßoiuitiag, ov 6 iv&a
Tl Gesjierus ita emendabat: yr^v og JJuKUTUig, 6 Ö'
£v3a Tl i. e. praedia alius in Boeotia, alins hie aüquid
eorum praeuiiorum etc. Boeotiaiii enim bis iu potrstate
Pliilippi fuisse conslat , ut inde ligna, reditiis, vectigalia,
pecora , praedia darn et assignare suis illis amicis mer-
cenariis poKset. Eodein redil ejiisdem Gesneri altera con-
jectura ö V /. (i. >'■ d ky^ ßotuiiiag, ö ö' £v9a Tl ka-
ßdvT£g. Quod ad sensum loci attiiiet , facio cum Ges-
nero , quod ad cerbornm medelaui, ilisseutio. Primum
enim sensus magis £v3dÖ£ reqiiirit, saltem commeiiilat,
quam ii'thl , unde pro iv3a tl lego £ 11 3 d d C ; ileinde
quum de pluribus, non de duobus demagogis sermo sit,
minus arridet Gesneri dg — d d'. Itaque propono: yiijv
St BoiujTing, ei t' £v3nd£ kaßdvTtg i. e. sive in
ßocofia, sive hie in niarcdonia, quod bene graecum esse
cognosces ex annotat. God. Hermaiini ad Viger. p. 834.
iir. 515. Acceilit quod particulae o V et ti in codd.
saepc confunduntur; ». Bast, palaogr. ad calcem Gregorii
Corinth. p. 7t)0. — Restat ut iu ilictioue in' dpdt^g
07 *
1023
1024
nostro loro rllipsini voc. ööoo prapfcranins aKeri , qua
Uc9iirru4 in<clli(;it y fj a ^ fiij (^y iiotatus illo ob id ipsuui
a Si'linrlipllii ail Laiiib. üiisiuin <Ie rl|i|>ss. p, 9l. Tu
viilr C. F. Ilpriiiaiiiiuiii ail Lucian. Uu(>m<>ilo historiani
roiiM'r. 0|)(irt. p. 4-' Partirulas ii e V yf , quariiiii poste-
riorriii male oiiiittit F. ap, Jiicotutz, illustrat Cioil. Hrnnan-
nus all ^'itfcr. p. S'JV » vorbniii d-Koyoawtiv Pfrizon.
all Ai-Uaii. V. II. IV, 2ö- ^t C. F. lleruiaiiii. ad Lucian.
I. I. p. 114.
§. 36.
0 vv ioTTjai d' i TT i a V i.ifia-)[^la i; y.at owrä^eiq
Ekkr V ixäi sine coinniale, tjiioil »ul),'jj. ante y. ai. Iia-
bent, scribrnda sunt, ut, qiiud sensus ratio postulat,
'EKkijV ex li i ulroque referalur, et ad a V ^ilict ■)^ia^ et
ad OWia^eii, quoll posterius iiuinen iniliget explica-
tione. Quuin ennn alias owTCttlli, ut docet Harpo-
rratio s. v , Iciiiori lorabulo (fOQOVi; signifuent , ab
Athrnirnsinm soriis qiiolaiinis peiiili solitos, lioc nostro
loco primaria locis i is praetalct, qua rompluriuui popu-
loruiii fuciliis et consriisus sigiiilicatur, ex quo auxilium
penilrnilamm pro eoileui coiisilio peruniiruin iiasritur.
Itaque qiiainus nostro quiiquc loci de vpitigalibus et ope
peruiiiaria cogitare liceat, taineu OL'Vtai;iC, , fere ut OVLI-
fAuxUty gentium graecarum snciciatem publicum pro pu-
blica et communi libertate inslitatam indicat. Cum bac
ratioiie optinie roiisi-iitiiiiit ipsius regia alia verba rap. 37
fine : u^ zal vcv änu lpij(fia^atujv dvxayujviQuuEvoi
l)f.iiv, navTa'/or ovit.l tüiros/Ji , /.arakafi/jui/et, nu-
povi ei'^laxit, iSi'tvuf^ui' avKkeyft , in/uijxEiq orökov^
dnoTii(jTieiy avvxuzTBL övvujAeti;, dviifitdicnaTat.
%■ 37.
Vtq, slxOVTOV TU V elvi} Q UfTVO V OTtkuiVCCTTi-
(prjvav x.a) vsvivxuiaTgo.roitiövjv — x i' QioVy
oxvo), (/ >J nsoi xr^qMaxadoviai; dvxaxs-
0 X ij n i II Ol xuv koyov. Ita Leiiniannus, consen-
tlente Jarobit/.. Sed üxvv), Uli — av xaxtOxvOS la-
Lorant propter modum rerbi, cum iin post rerba timendi,
in quibus est oxi'H'i' , »ix ita rnnstrui possit ; vide tauien
Scliaefer. ftlelctt. tritt, p. llft. ii. Igitiir , quuin lectio
vulj. omniuin codil. anrtoritate nitatur, öxi'U) fil'i roiii-
mate siiblato arrtc conjuncta pro adferbio habenda sunt,
u* iv oid' üct, 6i)kovuxl etsimilia, de quibijsi cf, 31at-
thiae gr. Gr. §. ^24. p. l'id I ed. alt. vii;'i !•. .
-,. §• 38.
." ;; yu.Q et mag' ihn ida — xexgiLxi'jxantv,
äk).' e^l /utüQ ys xo.vri]<; ijiiegaq tov Tiegl
Tijc ä(}j^i)i xul r iS H"' '/ '/' ^ v.iV(^i'Vov t-neoxi]-
OB fxni. (ipsnerns correxit Xai yag etc., Jacobs, ad
Antliolng. p. 8li VVV ydg, nihil nofi aitulit Jacobitz.
Kgi> vero senippr mirnin habui regem illuin se ziao'
{ Kit iöa , praeter spem ^ vicisse ronfite^item. Deliebat
saltein bomn teinerarius ess« et iiiruiisiiltus, qui bellum
g'ereret lacessens neque ipse se virtiirum esse roiifiilerct.
IFnile PO dediiciir , ut loro corrupt» transpositione inedcar
proponpns: fl yuo ii >) nag' äfnldu rtf., quorum
»ensus est: qiiamvis piiim mm prai-ter sppm vioimus , ad
quam nos praecipue liustiiiui ntia et erroreg cum fortu-
oae probatissimo favore erexerant, tarnen semel Demo-
stlieiies — in pngna Cliaeronensi — in extremuin no«
dediixit perirulum. Ceternm illud etiam h. I. monendum
videtur, editiones omnes regis verba inde a voce. ul]
yug £t eic. incipcre, quum contra ea incipiant post Xc-
yojv in »occ. £ /' ^ oarof dvi}gu>7loi /;,t/«S Xlvöii-
vuv xuxioxijaev!
§. 40.
cp vo f [ uev yctg av riß, xaixar' d g ^ug 7r g o-
oen EZ uvir s IV et avxuiv xujv 71 okix ev i^idx (n v
Ixl öh fj.uKkov \4 g lox o X ikt t. fidg x r g i. Jn his
verbis, male ab editoribus interpunctis , Gii^etus dativum
'.■1 gier TUT sksi udgx V Ql, ut antecedens a<i r f/j, con-
juiigit cum verbo n g o OETl £71 ÖV i) E tv , quod falsum
esse jain particularum iiEV — ÖE nexus iirnbare potuit.
Itaque tu oppoue Cf V O £ l flEV et tTl ÖE .JgifFXOXE-
kEt liiagxvgi, dativos causae, quorum integra exempla
pxbibet Matthiae. gr. Gr. §. oll"? b. p. 7J,S ed. alter.
Est autem AgicrTuxEkEl j.idgxi'gi idein quod 'Agi-
OT Ol Eko VC, ^lagxvgia. Lehmannus , qui cum Ges-
nero de dativis absolutis cogitat , prorsiis a vero aberra-
vit. In iis, quae arcte gubsequuutur , üay.l](il<i, ut Ni-
grin. c. '11. äny.i^otc, xijQ ugExt^i, est stiidium virtutia
vel, quod minus placet , artis , EyxgaxEia continentiae
constantia, qua illud Studium nninquam remittitiir, xa^o^
(sc. (ptriEVjg vel ipvyj;^) promtus et facilis in rebus per-
cipiciidis animus , y.ugxEüia , in malis perferendis et im-
pedimentis repellendis firniitas ac lobur.
A. Baumstark.
Personal-Chronik und Mise eilen.
Basel. Philologische Vorlesungen im Winter 1842
— 1S43. Fiat, und Xen. Apologie des Sokrates; Eurip.
Hekabe; Jnven. auserl. Satt.: Hr. Li ml er. Aescb.
Prometheus Hr. Viseber. Seneca Briefe, Hr. Ger-
lacb. Tacit. Germania Hr. W a c k e r n ag e I. Tacit.
Annalen Hr. Streuber. — Griechische Grammatik Hr.
Streu her. Griechische Interpretationsiibungen Hr. ^' i-
scher. Lateinische Stil- und Iiiterpretatioiisübungen
Hr. Ger lach. — Riiinisclie Literatiirgeschirhle Hr. Ger>
lach. Romische Geschichte Hr. ßrOmmel. — Deut-
sche Grammatik; Ucbungen im Stil und freien Vortrag
Hr. Wackernagel. Beginn im Koveniber.
Berlin, 10. August. S c h e 1 ! i n g hat heute deu
ersten Theil seiner Vortrage über Philostiphie der iVlv-
thologip beenilet, denen die grosse Ziihürerzahl in gleich
reger Tlipilnahme mit stpigenilem Interesse gefolgt ist.
31it einer ergreifenden Anrede, in »olcher er seinen
Dank für die bewiesene Theilnahme und die IIolTiiung
auf deren Fortdauer aussprach, entliess er seine Zu-
hörer.
Breslau. Vorlesungen über classische Philologie im
Sommer 1 842. -Metrik nach Hermaiin's Epitome, Mon-
tag, Donnerstag und Freifag, Hr. Professor Dr. Schnei-
der, (ieschichte der griechischen niiil italienischen Kunst
vom Beginn der Architektur bei ilen Hellenen bis »um
10?5 1026
Zeitalter Coiistanlin's <l. Gr., niontag, Dipnstag, Donnerstag Curatoren sind im Jahre 1839 «li» Studien auf denselben
und Freitaj; ton 10 — II, in der Universität nnd 7Uin regelmässig fortgesetzt worden. Nrrlit bloss »ar das Bc
Behuf praktisrjier UriDOMsfratinnen, Sniinalieiid von tl — li, tragen der Stndirenilen im Allgemeinen tobenswerlh , sou-
iin Kdniglicbcn Museum, llr. Profi'ssor Dr. Aniliiosch. dern auch ihr Eifer, um von dem akademischen Unter-
Furtsetüung der griechischen Literaturgeschichte, viermal rieht einen guten Gehrauch zu machen, wird sehr ge-
nüchentlich , Hr. Dr. Wagner. Einleitung in Thuky- rühmt. — Dazn haben aber auch die eifrigen BemiihUD-
dldes Leben und Charakter um! Erklärung des dritten gen der Professoren Viel beigetragen , indem sie sich
Buches in lateinischer Sprache, dreimal Hüchentlich >oii niclit bloss damit zufrieden stellten, regelmässig Collegia
.'i — H, Hr. Professor Dr. Haase. Platon's Phädrus , zu halten und auf denselben respnndiren zu lassen, sou-
Dienstag, Donnerstag und Freitag von (J — 1,', Herr dern auch durch besondere unter ihrer Leitung ange-
Prof Dr. Rohovsky. üjiitax der lateinischen Sprache, stellte Dispntarcollegia und andere lUebungcn, wie auch
fünfmal wöchentlich von 4 — 0 , Hr. Prof. Dr. Haase. durch ihre, den Stiidirenilen zu einer zHerkmAssIgen
Gesehiciite der rumischen .Satire und Erklärung der 5»a- Einrichtung um! regelmassigen Fortsetzung ihrer Studien
tireii des Persius, ziveimal worlientlich , Hr. Dr. Wag- ertheilten Kaihschlage kräftig dazu niitgcii irkt haben,
ner. Casar's fünftes Buih vom gallischeu Kriege , Mon- dass für ihre Schüler die Zeit, welche sie auf den Huch-
tag , Dienstag, Donnerstag und Freitag von | J — |, Hr. schulen verlebten, die ernünscbten Früchte trüge.
Professor Or. Schneider. Ciccro's erstes Buch der Die Universität zu Leydeti »ar so glücklirh, dass sie
Arademica in lateinischer Sprache, Hr. Professor Dr. von den sämmtliclien Professoren nidit allein keinen ver-
Elvenich. Cicero's Parailoxa, Sonnabend von II — 12, loren , sondern dass auch selbst bei Memaiid von ihnen
Hr. Professor Dr. Rohovsky. Uebungen im philulogi- durch etwaige anhalfende Krankheit oder Unpasslichkeit
sehen Seminar, IMittwoch und Sonnabend von l| — 1, die regelmässige Ertheilung des Unterrichts unterbrochen
Hr. Professor Dr. Schneider, und Montag und Don- worilcn. — Seit dem Absterben des Professor» S u r i ii gar,
nerstag von ') — |(), Hr. Professor Dr. Ainbrosch. im Jahre lS>i;5 , war ilie eine von den vier Lehrstellen
Philologische Uebungen, dreimal wöchentlich, Hr. Prof. für die Theologie auf der Universität zu Leiden noch
Dr. Haase. Uebungen im lateinischen Sprechen und immerhin racant geblieben, was in den ersten Jahren,
Schreiben, zweimal wöcheu'lich, Hr. Prof Dr. Ambroscli zufolge getroffener Uebereinkiinft , keine Schitierigkeit
und Hr. Dr. Wagner. — Im verflossenen akademischen hatte; jedoch die mehrere Arbeit, welche dadurch von
Jahre sind hier folgende philologische Di.ssertationeu er- den drei übrigen Professoren in der erwähnten Facultät
schienen : 1) Symbolae ad genuioum Pausaniae Laconi- übernommen wurde, wurde später immerhin mehr dru-
corum contexlum restituendum, scr. Heinere. 'J) üctavo ckend , besonders für Einen unter ihnen, welcher jetzt
historiae Thucydideae libro extremam nianuin non acces- schon ein hohes Alter erreicht hat. — Ulan hat also zur
«issp demonstratur , scrips. Jerzykowski. .i) Lucubratt. Wiederbeselzung der besagten vacanten Stelle übergehen
Thucy<lidiarum rapp. duo. Scr. ad professoris P. E. müssen, und übertrug sie dem Herrn J. F. van Oordt,
Diunus auspiranduni Fr. Haase. 4) De Thucyilidis in- dermalen Professor der Theologie zu Grünin<'en.
terpretatione a L. ^'alla latine facta disquis. specitnen. Ebenso war es auch nothwendig, dass dem emeritir-
Scr. Golisch. n) De Plauti et Terenti prosodia ijuaestio- ten Professor van Gelder in seinem hohen Alter, zur
nes. Scr. Brix. (j) De Lucilii vita et carminn. Diss. Erleichterung seiner Arbeit, jemand zur Seite gesetzt
scr. Petermann. 7) De Q. Fabio Pictore , antiijuissimo wurde, was auch geschehen ist durch die Ernennung de»
Rouianoruni historic», part. I. Scr. Haumgart. Herrn G. J. \' er dam zum aiisserordcntlii hen Professor
„ , . i rt . • ^ ,.- • '" ''^'' Facultät der mathematischen und phvsisihen Wis-
l»res<len, August. Um etwaige Co Iisionen zu ver- . c, ■»• ri ■ .„.. it. i'. , ■ i .
., 1111 .1 ■ . ■ n- . r senschaften. — Die Universität zu Llrec/it ist nicht so
meiden, maclie icli liekaiint, dass ich holten dart, meine
Ausgabe der Geographika des Skymiios Chios werde bald -
erscheinen. B. Fabriciua. , ,
Aus/iij ans iterSiaals-Cotirnnl gibt folgende Abweichungen
Göttingen, M. August. Die hiesige Universität und Nachtrage über d.J l,-)40. Die StinJireiidcii in Lcydeii
feierte heule das fünfzigjährige üienstjubilänm des Hofrath ''",'"■" '''^'' ba.ii.ls.icblich mit dem SUr<lium der oricnlali-
.. 1 rti 1,11 <i I /' ti- n II 1 sehen l.itcralur, tK i- liotanik nnd Clieiiiic bescliafli;(. Die
und Uberbibliothekar G. l. Beneke durch ein gross- t,:i i .i i i j i . i j i . i <■ 7 ■ ■
,, , III» 1 Bililrolluk in Lcytien liat sicli durch Ankaufe nnd durch
artiges l'estmahl, wozu durch Prorector und Senat ! 20 Grsclicnkc von kostbaren Werken bpreicbeit. Die An-
Personen eingeladen waren. Der Jubilar ist I7h2 ge- tertigiing des Katalogs der oncnlaliscben Maniisciiple ist
boren; wurde i'i\)'J zum Bibliotliekssecrelär, IfSO.i zum eifrig lichiebi'ii worden. Das dem h'ublicnin geöffnete
Professor und bei seinem Jubiläum zum Guelfenritler er- archäologische liabinct ist um einen Saal, der die ctrns-
nannt; im SU- Jahre ist er noch immer rüstig. — Man '''''i'"i"' S^'^chisdicn, lOmisch.n und g.rn.ani^cben Vasen
, , /r 11 1 r 1 1 .^1.1 . cnlnall, vi-1 gKissr [ I iiiid durch luclirpre LMriuaiiiscbo ,
hat es ailflallend gefunden, dass zu .lem iM.ihle weder römische ihuI a.-HMikaniscbe Va^en hereici.n'l worden.—
Studenten, noch auch Privatdocenten eingeladen waren. Am .St rieremlii i- 1,S.H9 zahllen sanimilirlic rniversilatiii
in Holland 1410 Sludijende, nandicli I.cvi'eii üM.'i, l'liccbt
Holland. Die Hochschulen daselbst *). Nach den 4J4 „„d (Iriiningcn 2öl. Ilicivon slii,li.lcn 290 Tb.o-
Berii hten der den säinmtlichen Hochschulen vorgesetzten logic, 451 die Riclile, :^,5(i Medicin 9'.! IMalliemalik und
Physik und 221 Pliilosopliie nnd scbünr \Vi>seiiscbartcn.
— Das Allienaoni zu Fianecker halte am Sclllo^'ie iIcs
*) Dieser Ririclit ist uns selbst erst zu Ende voiigcn .Talires Jahres IH.SO 37 Zöglinge, am 31. Dcceniber 1840 .ibrr
zugekoiunun. Ein in der Pr. St. Z Nr. 271. niilgcthciller nur 2-^ Ann), der Rcdact.
in?7
10?8
fKlcklirli gewtBrn, lU sie einen schweren Verlust erlit-
ten «Inr.li «leii Toil lies Prof. Pli. fan Ileusile, wcl-
ih.T, am 17. Jmii 17 78 geboren, anf einer Reise im
An.tl.iiiile von einer scliweren kraiiiJieit lieini^'esnclit, am
VS. Juli IS3',) '» (Svtit jeslnrl ist. See lisiinddreisaig
J.ilire ivar er .-ils Profi-ssor iler Pliil()So|)liie nnil der Li-
teralnr eine S(ii(/e iiikI eine ZiiTile der Horliscluile. So-
itolil im Ans- als im liilande liorillimt durch seine Ge-
lehrsamkeit und gediegenen .StlirifCen , ".ir er zuslcirh
auch allgemein gelielit von seinen Srhi'ilern und von al-
len, die ihn |)ersiinli(h kannten. — In ileni Berichte fiir
das J.ihr I8i"i ist schon gesagt, dass an die Stelle des
Hrn. WolterUeck, Professor der Wediriu, der das
EmerKat erhalten hatte, ernannt war der (jetzt schon
verstorhene) llr. A. C. W. Suerman; jedoch »ird die-
ses hier nur in Erinnerung geliraclit, da Letztgenannter
erst im Jahre ISo'» dos Profrssorat angetreten hat. —
In Beziehung anf das Personal der Professoren an der
Universität zu Grüniiigen ist hier zn berichten, dass diese
ausser dem Verluste, zufolge iler Abreise des Hrn.
Prof. van Oordt nach Leyilen (wie schon oben bemerkt
ist), auch noch den Um J. ten Brink durch den Tod
verloren hat, der am .3. Oct. 1S39, in einem Alter von
(iS Jaliren, nnil nachdem er 24 Jahre als Professor ordin.
in der Facnltrtl der Pliilosophie und Literatur der Hoch-
schule vorgestanden, gestorben ist. — Weiter verilienen
hier auch noch, hinsichtlich jeder Hochschule, folgende
Punctc bemerkt zu «erden. Aus dem zu Leyden, nach
einem König!. Hecret vom 13. October ISiti Kr. "vd,
errichteten akademischen I' cind ist die dortige akademi-
sche Bibliothek mit schätzbaren Werken, für jeden Zweig
der Wissenschaft, bereichert »vorden. Besonders hat man
dabei auf Astronomie und Numismatik Rücksicht genom-
men, und auch im Jahre 1S5() den Ankauf einiger kost-
baren ausländischen Acta Socielutum bis auf gegeiiitär-
tio-e Zeit forlgesetzt. In. nnd ausländische Gelehrte ha-
ben es auch nii ht an Geschenken mangeln lassen. So
hat lue Bibliothek unter anilern eine vollst.'liiilige Hand-
schrift der geodaefischen und astronomischen Arbeiten
vom Jahre ISU2 — 18U erhalten, in dem gegenwärtigen
Königreiche der Kiederlande , unter der Leitung des
Heilanil Barons Krayenhof, ausgeführt. Da die aus-
gezeichnete .Sammlung orientalischer Handschriften, durch
«las Warner'sche Legat erhalten, späterhin noch eine
(olrhe Ausdehnung erreicht hat, dass sie zn den an-
sehnlichsten der Art in Europa gerechnet «erden kann,
nnd eine gründlii he und anbaltcndo Bcarlicitnng erfor-
dert, und das nicht bloss in A'erbindung mit ilen Fort-
tpchritten, welche in jenem Zweige der \Visscnschaft in
andern Lan<lern gemacht norden sind, sondern auch be-
sonders im Interesse der ausgedehnten Verh.'illnisse un-
seres Lantles mit dem Orient, so ist es geschehen, dass
im Jahre l,S39 dem Hrn. Professor Weyers noch zuge-
fügt bind die Herren M. lloo gvl iet und A. M eu rsi nge,
jeder mit dem Titel: Adjtttor inteipretis Legati War-
neriani, uml mit der Bestimmung, dass jener sich beson-
ders iler tiiilciäclien und dieser sich der persischen Spra-
che widmen soll, ohne darum, »o möglich, spfiter die
malaisclie und javanische .Sprache zu vernachlässigen.
Im Allgeaieinea ist der zunehmeuden Blülhe der orien-
talischen Literatur rühmlichst zn gedenken. In Bezie-
hung auf verschiedene Ziveige jener AVissensch.ift wird
das Studium derselben mit ungewöhnlichem Fleisse be-
trieben ; und , ohnerachtet der verutinderten Anzahl der
Theologie Studirenden , vermehrt sich die Anzahl der-
jenigen, welche zu Leyden »ich einer gründlichen Er-
lernung der orientalischen Sprachen befleissigen. Das
anatomisch • pathologische Kabinet ist im Jahre 1839 mit
einigen (iegenständen vermehrt worden, hauptsächlich in
Beziehung auf die Pathologie, indem besonders von Neuem
ein Theil jener .Sammlung bekannt gemacht ist durch die
Ausgabe eines zweiten Thcils, über nationale .Schädel,
von dem Hrn. Professor Sandivort. In dem akademi-
schen Krankenhausc sind in jenem Jahre 2(i'i Kranke
verpflogt iiorden. Der Eifer iler Studenten, um unter
der Aufsicht und Leitung der Professoren den Kranken
ärztliche Hülfe zu leisten, und sich selbst dadurch
praktisch für ihren künftigen Beruf heranzubilden, ist
sehr zu loben. Das physische Kabinet ist imgleichen
mit einigen schätzbaren Instrumenten vermehrt worden,
und hat, in (lemässheit eines Königlichen Decrets, zur
Aufbewahrung und zugleich für einen wissenschaftlichen
Gebrauch, erhalten die kupferne Melre nnd eine der
zwei ku)fernen Kilogramme , welche zu Paris verfertigt
und von da mitgebracht sind durch die Commission,
welche besonders dazu ernannt »var , um sowohl von der
Metre , als von der Kilogramme drei neue Modelle anzu-
fertigen, welche so viel möglich mit den, in dem Staats-
Arcliiv in jener Hauptstadt aulbewahrten, Protiiti/pen über-
einkommen. Auch der hortiis botanicus ist durch Tausch
und anf andere Weise bereichert worden. Der Unter-
richt in der Botanik hat dadurch eine grössere Ausdeh-
nung erhalten, und, nach dem Bericht der Curatoren,
zeigen die Studenten immerhin grossere Lust für diese
Wissenschaft. Die übrigen Sammlungen und Einrichtun-
gen sind nicht allein in einem guten Zustande erhalten,
so dass sie auf die Dauer dem Zwecke ihrer Bestimmung
entsprechen können, sondern einige haben auch, durch
Allkauf und («eschenke , in verschieilenem Masse Zu-
wachs erlialton. Insbesondere ist das archäologische Ka-
binet ansehnlich vermehrt durch milde, von vprschiedenen
Seiten her eingeschickte Geschenke; selbst haben auch
einige Ausländer, welche bei der Besichtigung jener
Sammlung besonders für sie eingenommen waren, dazu
das Ihrige beigetragen. Das Wichtigste, was das Ka-
biiiet durch eine besondere Königliche Gunst erhalten,
besteht in einer ansehnlichen .Sammlung antiker Vasen,
welche früherhin dem Prinzen von Canino gehorten; eine
Sammlung, «odurch eine in jener Abtheilnng der Werke
der Kunst, im Wrhältniss zu dem Reichthum anderer
IMonumenle des Alterthiims, dermalen noch immerhin be-
stehende Lücke ausgefüllt, nnd der Werth jenes Kabi-
nrts bei geübten Kennern und auch im .Auslände sehr
gestiegen ist. Zu Utrecht waren die Locale für die
akademische Bibliothek wegen der grossen Anzahl von
Büchern, iielche sich auch im Jahre 183^^1 noch ver-
mehrt hatte , für ilas bestehende Bedürfniss nicht mehr
Iiiiireicbend , so dass man einen grösseren Raum in An-
spruch nehmen musste ; jedoch ist jenem Bedürfniss in
diesem Jahre iu der Art abgeholfen, dass man ein Portal,
1029
lOiO
trelclies das Lesezimmer von ilem Saale (rennt, zu einem
Zimmer mit .ScIiraiiLen in der nfinilirhcn Form, »ie
«lic iibrii;eii , eiiigericlitet hat. Das anatomische Kaliinct
hat einen reiilirn Znnaolis erhallen. In dem nosoi omio
acadeinico , »orin auch viele Kranke ans dem Sladt-
Krankenliause anfgenomnien »aren, sind verschiedene
schwere Operationen, und fast alle mit dem liessfen Er-
folgte, ans;;efti[irt ivortlen. Den .Studenten, u eiche die
klinische Schule lipsuchcn, ist eine (ielegenheit ^'egeben,
um in der Zuliereitunj; der Arzneimittel, »eiche in dem
Aosocomio acaileniiro vorgesciirielien «erden, sich zu
üben. Zu dem Knde ist dort auch eine Apotheke er-
richtet worden in Verbijjduoj; mit iler chiruro;is( h-klinischeu
Schule. Diese Kinrirhlun<; hat alsbald bei mehreren Stu-
diosen lebhafte Theilnahme t^efunilen , »eiche dort ab-
wechselnd, unter (jehüri^'er Aufsicht, sich eifrig mit der
Zubereitunff der Aledicamentc beschAfli''en. Iliusichtlich
des löblichen ISetra^eiis der Stuilenten auf der Hochschule
zu Ulrevht , und des unter ihnen herrsclienilen guten
Geistes, wird von den Firn. Curaturen auch noch beson-
ders berichtet, dass es dem Kector Alagnilicus u.'ihrend
dieses Jaiires kein einzigesnial vorgekommen sei, einen
Studenten ernstlich zu bestrafen; »ie auch, ilass die durch
die älteren Studenten an den neu angekommenen verübten
Weckereien, wogegen friiherhin öfters Klagen erhoben
waren, wo nicht gänzlich aufgehoben, zum wenigsten
doch sehr eingeschränkt sind, ohne die Gränzen des
i Schicklichen zu überschreiten. Für ijie Kibliolhek der
Akademie zu Giiiningen sind in diesem Jahre nur wenige
Bücher angekauft norden; jedoch hat dieselbe aus dem
akademischen Fond eine bedeutende Summe erhalten für
das Einbinden der liiicher, womit im Jahre IS.'JS ein
.Anfang gemacht, und welche rückständige Arbeit nun
im Jahre IS^i'.) beinahe gänzlich hat beeniligt werden kön-
nen. Für das Kabinet, behufs der ökonomischen Instru-
mente und Alodelle , ist eine Sammlung von mehr als
vierhundert, meist ausländischen Holzarten, angekauft wor-
den , indem man auch die Gelegenheit gefunden , um zu
liertin einige Gegenslänile für das Naturalienkabrnet an-
zukaufen. Auch ist die Sammlung der Instrumente für
die Gebnrtshülfe vermehrt worden mit einem von dem
Hrn. Hekker vcrfeitigten galvanischen Appurute, he-
gociilers dazu eingeri« htet , um scheintoilt - geborene Kin-
der zum Leben zurückzubringen. !Mit diesem Apparate,
wovon je<lorh die Hrn. Curatoren bericiiten, dass ilerselbe
noch von Niemand näher bcsrliriebei: worden ist, hat
man schon eine Probe genommen, und zttar mit dem
glücklichsten Erfolge, der ilesseii Zvveckmässigkeit hin-
reichend betviesen hat. IMit Einscliluss der Zulagen für
einige andere akademische Einriclituogen ist auch aus
dem obgenannten Fond , behufs des Unterrichts in der
Geburfshülfe , eine von dem Hrn. Ozanam zu Paris
aufgefundene, ganz clastisi he fa«^o;/(e angekauft. Durch
den Ankauf einiger Häuser und Gärten hat der Ilortus
vergrössert werden können für die .Anlage eines öliono-
mischen Gartens, indem mau bis ilahin den dafür be-
nöthigten Grunil hat miethen müssen , dessen Besitz also
immerhin sehr unsicher iiar. Audi sind die erforder-
lichen Alassregeln genonnen, um tlic Loialc für die Ana-
tomie zu vergrössern, da dieselbe wegen I^langcl an Raum
ihrem Zwecke nicht mehr entsprechen konnten. Imglei-
chen ist auch, um {\vn gehörigen Kaum für die ölcono-
misclien Instrumente und Modelle zu linden , in dem Ge-
bäude, wo dieselben aufbewahrt sind, dafür noch ein
besonderes Lncal eingerichtet worden. Auf diese Weise
hat man das Nothwendige für die akademischen Gebäude,
welche jedoch immerhin noch viel zu wünschen übrig
lassen, hcrbeigeschaü'l. Das Nusocoinium academicum
hat sich im Jahre 1<Sil), da es, wie gewöhnlich, ilurch
eine ansehnliche Zulage aus der Stadtcaxse unterstützt
wurde, in einem erwünschten Zustand erhalten, and
wurde in jeder Hinsicht seinem Zwecke entsprechend
gefunden. — Jn dem Personale iler Professoren an dem
Athenäum zu Franeker hat in diesem Jahre keine ^'er-
änderung stattgefuiiden,
Verzeichniss der auf den Hochschulen bei den verschie-
denen Facultüten eingeschriebenen Studenten am
Ol. Deceinber 1839.
r a'c II 1 1 a l e n.
Leydrii
Uln-clil
druiiin-
sei).
Tol.il.
1 hcülogie
Jiirispniilcnz . . . .
Mediciii
M;illicni.ilil< 1111.1 ;Pinsik
Spccuiat. Philiisopliic II.
Litcr.iUii'
Am 31. Oec. 18.35 w.ir
die Zaiil der Stn.li
reiuicn
128
1,S1
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b.H
682
I.IS
57
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174
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l4l
*ä4
■i'.')
1,197
510
■ibS
Paris. Der Lectionskatalog auf der liiesiien Uni-
versität für die FaciiUc des Leitres war im verQossenen
Sommercursus folgender: Lilerafure Grccque. Lrs lundis,
a trois heures, et les jeudis, a une heure et demie.
Til. Boissonade , professeur. HI. Egger, agrcge de la
Faculte , coiitiiiuera l'explication du premier livre de
Thucydide (les lundis, a trois heures) , et traitera d'Höro-
dofe et de ses oiivraijes (les jeudis, ä une heure et dc-irie):
Ehujiience latiiie. Les jeudis et samedis, ä onze heures.
IM. te Clerc, professeur. IM. Chitrpentier, agrege de la
Fat ul(e , fera l'histoire de l'eloijiiencc latiiie au temps de
Cesar. Poesie latine. Les niardis et vendredis, ä dix
heures et demie. 31. Patin, professeur, continuera l'his-
toire de la comedie latine et l'etude du the^tre de
Piaute. Elo(]uence franc^aise. Les vendredis, ä trois
lieures, et les samedis, ä neuf heures. IM. l'illemain,
professeur. !M. Gerusez, agrege de la Faculte, conti-
nuera Ie precis de Thistoire de la litterature en France,
depuis les preiniers developpements de la langue fran^aisc
jusqu'A nos joiirs. Poesie fran^.iise. Les niercredis, ä
niie heure et demie, et les jeudis, ä iieul heures. IM.
Saint - Marc C-irardin , professeur, traitera de Pusage
') Von diesen sind 40 jur Vorbeieitung für die Medicin.
") Von diesen siiul 20 zur Vorbereitung für die Theologie
und 39 für die Jiiriipiudcnz,
1031
10 t?
Hm p«»»ions Han» le Hraine «Ippnis Corneille jnsqn'i no»
jours. M. Herger, agri-^c ile la KaruKii. Pliilosopliie.
Lcs iiinrcliü et veiulrcdis, ä iine lieiire et ilriiiie
M. Itlul/j/ie Garnier, agrij^« ile la FaciiKc, «oiitiiiucra
«ri-xpnsiT la pliilosdplii» lies griences et «les lieaiix arts.
Ilistuire ile la pliiloüopliie aili'ieiiiic. Les liiiidis, ;i Iieiif
heiires, et les iiierireilis, k iiiiili. ^M. Cousin, ptüfcsseiir.
M. Jules Simon, agfetje lie la l-'aiiilte, coiitiiiuera l'liis-
toire ile rErole irAlexamlrie. Uistoire ile la pliilosopliie
nuiileriie. Les nierireili« et jeiiflis, a trois lieurrs W.
Royer- Coltard, professeur. M. Dumiron , professcur ail-
jomt , ruiitiniiera llniitnire ile la pliilosopliie au X\ II.
siiile. Uistoire aiicieiine. Les liiiiilis, ä midi, et les
jeiiilis, A miili et im qiiart. HL Lacretelle , professcur.
M. KosseeuiP Saint -Hilnire, agrete ''«' 'a Faiiille, ooii-
(iiiuera ile traiter ile l'Orieiit suiis Alexandre, et des
rapports ile la civilisatioii jjrecqiie aiee celle de 1 Asie.
Histoire moderne. Les iiiardis et sanieilis, a trois lieures.
M. Cuizot, professeur. I>1. Lenormant , anrege de la
Faciilli-, exposera l'liistoire de France peiidant le XVIL
sieile. Geojjrapliie. Le» manlis et vciiilredis , ä midi.
M. Guigniaut , professeur, coiitiniiera la description pli}-
siqiie et historique de l'Asie o. ientale et de 1 Empire
chiiiois. Littcraturu ctranirere. Les lundis et samedis,
ä uiie heure et ileuiie. M. Fr<«;'ie/, professeur. M. Ozanam,
agrege de la Fanilte, traitera de la lilterature alleuiaiiile
au inoten k%e (les samedis), et interpri^tera le iv^ic des
Aibeluiii;eii (les liiiidis). I>1M. les Caiidiilals ä la Lirence
sont preienus qu'en lerUi de l'art. 1<I. du Statut du
l(i. fevrier ISIO, ils .sont teiius de suivie trois Cours,
pour lesquels ils preiidroni qiialre iiiscriptions , eu no-
tembre, janvier, arril et juillet, jusqu'au 1.5., et qu'ils
doirent se pourvoir de certilicats d'assiduite.
Unter dem Titel: Uistoire de la rbiuiie depuis les
temps les plus reoules jusqu ä iiotre epoque, par le Dr.
Ferd. lloefer. Tome \. Paris, i s42. ist ein Bueli cr-
gcliienen, iioraiif es iiiclit unpassend sclieiiit , diejenigen
aufmerksam zu machen, «elilie die Cultiir des Altcr-
thums auch in einem freilich dem jje« ühiilicben Gesichts-
kreise der Pliilolojjie ferner liegenileu Zvieijje rerfulgeii.
Grieclieiilaiid und Rom sind an dem Inhalt dieses Lan-
des vorzuj;siveise betlieiligt. In dem ziveilen Abschnitt
des ersten Zeitraums wird die Periode von (i40 v. Chr.
bis zum dritten Jalirhunilert n. Clir. behandelt, und zwar
zuerst in einem theoretischen Theile, der die Systeme
der griechischen Philosophen angibt, «elclie nach de»
Verf. A'ermuthung nicht als blosse Pliantasiespiele , son-
dern als die Rcsnltato ihrer Beiiliachtunn- lieslimmter
Thatsaclien, deren üeberlieferuiij; sie lerschinähten , an-
zusehen siiiil ; sodann in einem praktischen, der den Grad
der liekanntschaft der Alten mit der Natur der eiiizcliiBii
Stoffe und den Gebrauch derselben aus den Quellen zu
ermitteln sucht. Hier ist zunaclist <lic Rede ron den
Met.illen und ihrer ISeliaiidluiig, von der Zusaiiiinriisetzung
der Miiii/en, ferner von andern mineraliscben Substanzen:
von den Farben u. s. w. fp. i)9 — 17'(), sodann von dem
Stande der orgaiiisrhen Chemie, namentlich zuletzt von
diD Giften (p. 1 "'.I — .'!()). Der dritte Abschnitt behan-
delt die Periode vom dritten bis neunten JabrliDiidert n.
Chr., und rnthfllt die eigenf lieben Quellen der Alch^'inie.
Wir geben zur Uebersirht des Inhalts die Uebersrhriften
der nichtigsten Para|;raphen dieses Abschnitts: Consi-
derations gciii'-raleg, Origine du iioin de cliimie. Art
sacre. De ceiix qui exercaient l'art sacre. Pratiqun et
theorie de l'art sacr6. Initiation. Peines infli^'i-s aux
parjures. flivsicres des nombres, des lettres , des plan-
te», des animaiix, des planetes etc. Pierre pliilusophale.
Doctrines mistiqiies des philusuphcs neoplatoniciens de
l'ecole d'Alexandrie. Ulagie. Cabale. Hermes Trism6-
«iste. Koins de ceux qui oiit ciiltive l'art sarre. Des
substanres inetalliqucs qui sont consacrees aux sept pla-
netes. Lexiques chimiques. Zosimc. Pclage. Olympiodore.
Deniocrite. Synesius. Marie . . . Cunnaissances prelu-
daiit a la decourprte de la pnndro k cauoii et du feu
jjrec oH jjrcgi'ois etc. — S. VT"» ff. wird ein Verzeich-
niss der in den Handschrifleii der bibliothcque ruyale
zu Paris enthaltenen alchymistischen Schriften in grie-
chisclier Sprache gegeben. Zu den nichtigsten gehören
die des alexandrini»chen Philosophen Zosimos von Pa-
iiopulis, den der Verf. gegen das Ende des dritten oder
den Anfang des vierten Jahrhunderts setzt; bisher sind
zivei Fragmente dieses Schriftstellers durch den Druck
bekannt genorden; »ir erhalten jetzt im Anhang am
Kndo des Bandes ein Bruchstück desselben, das als Probe
des symbolisch - phantastischen , in maiiclien Stücken an
die Apokalypse erinnernden Stils und der Sprache jener
ältesten Alchyinisteii interessant genug ist , iicinilich :
^ojolnoi' zut) ifciov Tietjl doiTijC y.ui oin'Otoeujg
vdnjujv 71 patcg , in dem Buch selbst auch die Ueber-
setziing einiger anderen Bruchstürke. Der Anhang ent-
halt ferner ; Oki'fiTiiodui^uv (fikuoücfov 'AK£tavö(jSuj<;
■KQUQ [leiüaiov zov ßaoikia 'Agueviai, m^i Ti',z
ieodg Ti^'f?;?, ToP Xi9ov TüHv fftkoaatfojv xai e/'g to
•/.ut' ivioyeiav ZiDoiuov xai ooa äiio 'Epiiov y.o.l
dno cpi'konöcpdiv fioav eioijtieva. — "loiöog ßaoiXia-
a)]s Ai'jVTiTov v.ai yvvar/.ug Oat'gi^oq niQt tijj; ieoaq
cix^'/i 'J (J^^i '■"'' i'iov a.VTr,i x(iv iioov , — und in
lateinischer Sprache liber igiiiuin a Marco Graeco de-
scriptiis, zum erstenmal vollständig gedruckt, höchst wich-
tig besonders wegen der genauen Beschreibung des Schiess-
pulvers; der Verfasser setzt diese Schrift etwa in's achte
Jahrhundert. ( '.
Vorlaufig soll hiermit auf den Thesaurus poeticus lin-
guae Latinae orlcr Dictioniiaire prosodique et poctique de
la langue Latine, coiitenaiit tous les mnts employes par
les poefes d'int les oeiivres nous sont parveuues, et ceux
qni SP Ironvent ilaiis les fragnieiis et ilaiis les iiiscriptions.
Par L. Quicherat. Par. chez L. Hacliette. I S4n. Gr. Oct.
13J~^ S. aiifinerksain gemacht »erden. Es finden sich
darin Belege aus der ganzen poetischen Literatur der
Riiiner für die genau angegelienen prosodisrhen Beschaf-
fenheiten aller Worter , meist mit sorgfältiger Citation
der Stellen. Dass übrigens in diesem Buch sehr Vieles
erspart «erden konnte, leuchtet bei der ersten Betrach-
tung ein. Wir hoffen nächstens darüber ausführlicher
beruhten zu können.
Zeitschrift
für die
Alterth ums Wissenschaft
IVoveinber 1949.
. 100. Syinbolae ad Piiit.iiclii Moralia emendenda.
Do edacat. puer. c. 7- !>■ 4, C. Ni>V 8t Ttq y.ol
xaraTTTvatie tujv TiuxiiJütv ivluji/, ohivei, ngly 8o-
y.ifÄÜant roi'i iieXkovxaq diöärry.siv , 8i' ayi-otuv,
£cr9' üT£ v.aX öl' dntioiav, äy!}QuJnoi<; dbuy.i^ioi^
xat nuQaai'jixoii iy/ei^i^onoi tovq Tta/Sug. Kai
ovTiuj xuvTu ioTi y.aTu'/ekuoTov, sly.al dt o.Tret^iUiv
CCVru Tcoa.rrul'Ol. Inferpres lafinus extrema verba siü
recte expressit : siquidem imprudentia peccatur. Seil
faiuen editures particulas fl y.ui intactas reli(juerunt.
Scribeiidum erat, opiiior , £ i y £.
C 7. p. 4, U. naoüf^ioiov iioioL>vT£i, üionsQ av
£1 Tiq TU) oujfiaTi xdiivmv , ruv auv eiiiaTtjiaj dvvi]-
&£Vvo. av Oüiaat TTugakfyzuji/, (pikoj ■)[agiC,ofiEVoq tov
öl' änsigiav aTroKioovTU dv uutov 7[QU£koiTO. Cum
»f. öi'vijSevra üv et du oKiaovTU dv sibi opposila sint,
et conilitionis ratio in iitro(][ue sit eaileni , vix dubium
ridetur, quin anctor libelli scripserit: Övii1]9 EVT a dv
— d.-K o kso uvx a dv.
C. 9. p. f), E. To Se ö>; irawaTraaiv ditoöoy.L-
fj.d^£/v TUJV koyujv Tr,v STOiuuTijTa, -n ■yidktv av xav-
xi]V ovy. irc' d.t'i^on; day.iiv, ov (paujv dv lyujye. Minus
rei'te haec, verba interpres Latinus vertit: Interim ego
subitarn oratinnem neqtie improLandam proraus , neque
rebus non dignis adhibendam aio. Sentenda est: Subito
autem dicendi facultatem omnino improbandam, aut in
rebus dignis 7ion esse adhibendam, equidem non affir-
maverim.
C._ 14. p. 10, B. 'A xoivvv Tiöv eiorj/jivuiv ol8£-
voi; rjxxüv eaxiv, dXka y.al fxüA.kov £iiiTi^Ö£vxia, zoiq
VSOig, y.al öi; k£y.T£OV. Vitium intolerandum a r.xxöv
£0X1 y.al ilt l xrjÖ£ vxt u facillime corrigitiir accentu com-
mutatü : «... i^xtov' iaxlv. Ad senteutiam confera-
tur siniilis formula c. II. p. S, D. u Tldviajv toxi y.v-
Qiujxaxov xvjv £lQt]fj.ivujv, OTltvöoj ktyEiv. In sequen-
tibus verbis ita vulgatus: ravxa 8£ toxi, xuv ßiov
dv^iiffr/xov doytiv, x6 xijv ykujxxav y.axij(iiv, x6
Ti;(; OQyf;; vntQavu) yiyv£ai}ai, -vö xüjv x^i^üiv y.fja-
raiv. Scrib. x6 xov ß. dxg. äax£iv-
De puetis audiendis c. 1. p. 15, B. Iloiikinroöoi;
xecpakfj iv ^itv ya/.ov , tv Öe yal iaritkuv, Sic etiam
in novissima Dloralium editinne Parisiensi versus r'.;rruptus
legitur, quamquam ex dirersitate lectionis apud Wytteub.
et ex Diogcn. Laert. VII, 76. facile erat intellectu scrt-
Zeilschr, f. d. Altcrtliuinsw.
bendum esse: Tlovkvnoö'oq y.ttfakfj tvi (Uv yay.öv , iv
öt yal £09k6v, quo etiam ducit, qnod seqnitur in Plu-
tarchi libello: ovriu öl] y.al Tlunjny.TJ nokv Jl£V TU
7)ÖL' xai x(iö(ftnov viov ipi'X'Ji tveoxtv, uvy. ikur-
TOV öt XU TOQayxtyuv xui nu{iv.((unov.
C. 1. p. 15, E. FlöxtQov ovv xdiv viujv , ujcntao
Tuiv 'J^ay.ijaiojv, yijoiß Ttvi to. vrva aTtyxxtp y.axa-
7ikdaouvx£i dvayydZoiHtv avxocs /f^o 'E'niy.bvQtiuv
dydxiov duatiivobi , -jroiijXiyi^v (f£vyEtv yal 7iuuil;t-
kavvEiv; ij fldkkov (J(j9i,o xivi koyia/yjj TtEoiotav-
Ttq yal yaxaöiovxEq, ti'jv yoloiv , ujvuji /.n) iiaga-
(fEQrjxai xi/J xtgnovTt irgog xu ßkd.-niov , dnEvdv-
vujfiEv y.alnaoaipi'kdTxvjfiEv; Corrigendum est: iiEoti-
axdvxts . . . xqv y.gioiv.
C. 3. p. 18, D. ov ydo itrxi xavxv, t6 xakov yai
yaku}^ XI lUy.eToDat. A sententia huius loci longe aber-
rarit interpres Latinus, quippe qui verlia adsrripta sie
vert.rit, Ä'on enim idem est, esse pulchrum et imilai-i
pulchre- Sententia loci est: Non enim idem est, aliquid
pulchri et pulchre aliquid imitari.
C. fi. p. 24, D. Docet Plutarchus, multa esse voca-
bula, quae saepe a poetis alia ri, quam vulgari usorpen-
tur , all quod genus virtutis quoque nomen pertiueat.
Cuius rei lianC rafionem reddit: tltl yug Ol' f^iuvoy
ificfgovai naoiiETUi y.al öiyuiovi y.al dya^ov^iv
TTod^tai y.al kuyoi; (seil. ?} dQExij), dkkd y.al öoiag
ETHEiy.'M'; y.al öwa^tti tiequioiei, Jiuoa xovxo itoi-
ovvxai {Ol TToirjTai) y.al xi)v ttöo^iav do£xi;v y.al
övvuitiv övoiidCovTtc. Merito mlralur VVyttenbachiuf,
neminem editoruiii de .erbis obscuris JlCQU lovxo iiOL-
0VVTO.I y.. X. k. quidquam nionuisse; sed quamris ipse
multa de iis disputet , mihi quidem loci obscuritatem
paruni vidrtur ilhistrasse. In tanta caligine unum certum
dispexissc mibi videor, ante voc. öivutitv excidisse arti-
cnlnm xr,V. iNeque enim solum Evöutia a poetis »irtus
appellatur, sed etiam ÖvvantQ s. potentia; cf. supra yal
dc'^ai; yal övv d^flinfotnoiti {i) d(j£xi]), et infra
p. 24, B. dU: dvxl dö^iji; >) övva^iEujgr, Evxvxiai
■a Tivoi öfjoiov TT) dotxT] ytXQijatku xov noiijxijv
v^EiOitoj. Pro TTOlOVVXal fortasse scribenduni est v TT O-
voovvxai, ut sit sententia: quin enim virtus gloriam
fere et poteiUiam conciliat , idcirco poetae, ut licet su-
spicari, et iilorittm et potentiam virtutem uppellant. De
locutionc nuod xovxo v. VVjtteub. ad Apophth. reg. et
duc. p. 177, D.
68
1035
^
r
c
•T '^
C. 14. p. 36, C.
Td öe rov OiaTTiSoi tuvtI-
ögnit uTi Zeii T(ööe npujcei'et deuiv,
oi< ^)eiöo<,, oi'öe xoiinof, ov ^ujoov yeXujv
oioy.üiv Tuö' ijöv itori'Oi oi'x inioxaTai-
xi 8ia(feQ€i rot, Ilofj^v} yuQ i]Sovi]g vaX Xt'urjg tÖQV-
rai TU deiuv, uti Ilkuiujv ekeye. In tertio »ersu
Tbespidis scribenilum est: T<J 5' l'jdl' luorvo^ OVX int-
oratai: Videsne Jovein principem esse Deerum, quod
mendacio, faslu risuque stullo careat, voluptatis aulem
tolum ignnrum esse? ^ ,
De auiliemlo c. 2. p. 38, C. 'EttsI Ötc ys ttööT?;
dxQodaeux; dmigyöfttvoq 6 vsoi; >fai Xoyov jiijSevoi;
yevo^iBvoi ov ^lovov axagTioQ vjv okoi xai dßXaotijq
ötai.tspei -Kgu; dgSTijv, dkXd y.a\ 8iaOTQi<fono irQoq
Xaxiav . . . öljkov kaxi. Cum vix intelligi possit, qnae
«it iu lioc «■erborum iiexu vis participii djv, locus ita re-
fingeudus esse »idetur : utl ... ov fuövov äxagmaq
dv . . . diafiEvoi TTüui ÜQExijv, dkka xaX öia-
ax Q Ecpoixo TiQOs y.ay.lav.
C. li. p. 43, E. 0L'kuXTeuv 8h xal x6 nokkd xae
Tiokkdxii ai'TOV ngofjuKksiv. Recte me nionuit collega
amicissinius, Rup. Jaegerus, scribeiidum esse avTuv
,, cavendum est, ne aut multas aut fiequenfes quaestio-
nes ipse proponas.^^
C. 13. p. 44, B Praecipit Plutarchus, in laadationi-
bus rereculidiam qaandain et mediorritatem adhibendam
esse; naui neque excessum in eo geliere, neque defectum
esse liberalem. De defectu inter alia haec tradit: Flok-
koi ydg siatv oi xaxujg xai nagd^ fiikoi; xrivüc^a-
yoQov (fuivr,v imoka^ßdvuvxaq. 'Exeivoq f^ev^ yag
ix' cptkoaocpiai; 'icfijOEv aüxtp negiyeyovei^ai xo ^tj-
Siv davudQstv ovxoi 8e x6 fjijdeva inaiveiv, fJijös
xiuäv £v TW y.axa(pgov£iv xißifUvot, xai xo oej-tvov
vnEQOl\)'ia öiutxovcnv. Wyttenbachius in animadversio-
aibus (p Vol. I. p. 382) putat, scntenliae nexum aliud
quid desidcrare, quam quod extrema rerba suppeditent ;
immerito, si qui<l rideo. Verborum ovxoL öl x. x. k.
haec est seiitentia: hi autem cum illud non mirari, neque
colere con/emtu declarandum esse opinentur, idcirco etiam
austeritatem ob superbiam sectantur.
C. 18, p. 47, E. näaav ovv dnujaäfisvoi xriv xo-
aavxrjv ßkaxeiav xai dka^oveiav, TTQOi ro ua^stv
xai TiEQtkaßtiv tr) biavoia to X9^!^'F"^i kEyüuEvov
övTEi,' vTio/.tii'tijiiEv xoi'i; xdiv Evcpvuiv öoxoi'vxuiv
yekuixaq. Srribendum est: TtQUC, xuj fxadsiti . . .
Övxeq ». Bernh. Sj^nt. p. 263-
De adulat. et amico c. 14. p. 58, A. TTOV ydg xa-
xa(pvyujiitv oi yvunojq Seu^evoi; xii/i de ni oxei-
aOfxev; Malim Tl lOX £ V O M fXEV.
C. 16. p. 59, A. Ei'i']9)] roivvv xai ößäkrEga xa
Tov Blujvoi' Ei xov dygov 'ifuekksv iyxcüfitdßujv
evcpogov Ttoieiv xai sixag-xav, ovx dv ä.iiaQxdvEtv
edoxti xovxo notiüv jjäkkov , ^ axäiTTojv xul ngdy-
uaxa ixfJii'' ov roivi<v ot'9' avSQUinoq diOTtoq ov
t'tTj ETiaivojv, El Tot; kstaivovue.voic, ujffsktf^oq eart
xai Tiducpoooq. Pro nofitfogoq vix dubium est, quin
sit scribendum 71 o öatfOQ ü <;, ut acute vidit collega
meus R. Jaegerus.
J036
I
C. 32. p. 71 , D. Jiid Sei crtpödga (pvkdxxsaSai
xai TovTo /LtExd xojv dkktuv , xo f^i) nageniÖELXVv-
at)ai f^iijdt Sijfiayv)yEiv , dkk' övrjoKfooux; xai dEga-
nevTixiSi; ■^{"i'J^ai xij nagg)]aia ßoukouivovq. „Le-
nissiine uratioiiem constiluas mutando xu in xovq: debent
hoc, quod dixi, cum aliis dictis praeceptis, cavere Uli,
qui admonitioneni utiliter et salutariter, non ad osten-
tationem et captandam populärem auram , aliis adhibere
Volunl.''* ^ic W^'ttenb. iu aniraadvv. at, si quid video,
nihil mutandam est, sed cnniniate post deganEVXtXcüq
pusito locus ita vertendus: Quare hoc praeter alia tna'
gnopere cavendum est, ne, si libertate dicendi uti veli-
mus, ostenlandi et aurae popularis captandae causa uta-
mur, sed utiliter et salutariter.
De profectibus in virt. c. 4. p. 77, C. Oxu) S' Egoj-
xog Sijyfia natöixov ngoa^, fiergioq dv ani cpavEii]
xai ngduq iv xcß nagtivai xai ou/ucfikoaocpEt'v oxav
8' dTToOTtaodfj xai x^9^^i yEvExat , &Eui cpksyöf^evov
xai ddijfiuvovvxa Z. r. k. Corrigendum ex exempl.
Turneb. 9 £ cij O , quod item habet teste Wytteiib, una
Paris. 16'24; nani in hoc verborum nexu nullus omnino
locos est imperatiro. Ad deojo ex priore membro par-
ticula av cogitando snpplenda est.
C. 9. p. 80, D. 'Eaxt de xai kiyovxaq Eavrujv
kafißdvEiv didireigav , ei fiijxE , nokkuiv nagd ngoq-
8oxutv crwEk^öviojv , ino ÖEtkiaq dvudvvJuESa, I.irj8'
EV ökiyoiq, d^t'fiohiEV dyojviCofJEvoc (aijxe, Ttgoq
8>]iiov i Tigug dg](>}v Ei'nEiv dEiJoav, EvÖEta xijqjiEgl
Tijv kt^iv xaTaaxEvijC, TTgotEfiEda tov xaigov. Srrib.
El . . . dva8v öfxEda . . . ddv^ov^Ev... ngoii-
f^iE^a.
De inimirornm atilitate c. 8. p. 90, D- Ovxl iinv
Toi'xov 0(/jpöxEgov xai xdkkiov ioxe xö koi8ogoi)v-
Toq EX^gov xijv ijov^^av dyeiv , . . . dkka [XEli^tov
fj daxijotq. Scribendum videtur: tov k. £. XIJV JJOV'
XMV ayElv , ut sit iu infinitivo epexegesis demonstrativi
TOVXOV. Cf. Meiiand. ap. Stob. Flor. XCVI, 5. vers. 2.
xoürov ydg kiyEiv 'ivExa (aovov vofui'^Ed' ovxoq
TOV kaßEiv.
De amicornm multitudine. c. 2. p. 93, C. Evavxiov
8e /.lExd nokkviv dkkv)v oi'X ijxtoxd y Et'g (ptkiaq
xxijoiv i) xijq nokvcpiklaq öge^ii, löauEo dxokdoxujv
yvvuixuiv XU) Ttokkdxiq xai nokkotq avfmkExEadai,
XOJV ng(j)TO)v xgaxEiv fjr; övva/jEvoiq duEkovfiEvujv
xui dTlogÖEovxüjv, „Corrupta haec ita raeliora reililas,
ujdTTEg äxokaaxoi yvvaiy.Eq — öiva/j.Evij: vel, aji; in'
dxokdaxiuv yi'vaixuiv — diva/nEvi^q. Certe öi'vafjEVT]
legendum et ad ögEi^iq refereiidum." Wyttenb. in notis
critiris. Contra in animadversionibus putat, si unum
ÖVva^EVll recipiatur, reiiqua mauere posse. Mihi neque
8vvauEVOiq loco murendum videtur ; sie enim verba co-
haerent: Evavxiov — eU (ftkiaq xxijoiv )} xijq nokv-
Cfiklaq ogE^iq, xdiv Tiguixcov xgaxEiv f^r, öivafiiroiq,
seil, xoiq TCokv(fi)jag ögEyo^Evori;. Totuni auteui lo-
cum difGrilem ita interpretor: Obstat autein ad stabilem
amicitiam romparandam vel maxime multorum amirorum
sectatio, queuiadnioilum impudicarum mulierum appetitug
(^6gEl:iq) verum amorem non gignit, propterea quod saepe
et cum multis rongrediuntur , si quidrm illi , qui mallos
1037 1038
amicos siLi conciliare cupiunt, primos qaogque retinnre iy.Btvov TtXsiov ysvofjtvov y.ljS£v9tjvai fiiTaXkd£ai/za
nequeiiDt, quippe qui se neglectos videant ideoque dila- Tuv ßiov loi'XO yuo llvai xctTU (fLOlv. Aperte bis
baotur. rerliis Apnlloiiiag, qui filiiiin defuiictum drplurat, appel-
C. 6. p. 95, E. dio^EQ olv 6 BQlägevx; exarov ^atur -, quaro primum scribendum fst: älk' Uuio, vtio-
XSQoiv eig ■KSi>Tr,xovTa (fOQoiv yamsuaq ovöhv ijfiüiv ri^uiv uv qati; m, deinde intieTevyfitioi;, quod
7rk6oi> £cxe Tuiv üno övoiv X^QOiv fu'av y^iliav öioi- »mni sensu carct, Diu«aiidum videlur \n dn ot st evy--
y.ovvTU)v' oviojg iv Tot'i cpiKotq. j(oij<Tiiiuv y.ai to ^>ivo<;. Cf. Luc. Alex. c. M. X'J<]°j^oi änoTtjevy^s-
ksiTOf^yeiu nokkoiq ivscm. Virorum (iortoruin COD. VOl. Aniou.Liher. c. S'}. 'J(jy.iu(f.wvTl ö' UTlOTvyXa-
jecturas de hoc loco corrupto , quaruiji nulla probari po- VOfASVuj TCQOi TOV yafiOV Tlokv X<^k£THuT£QO<; ijV Ö
test, ». apud Wyttenb. in not. cpJt. ; novissime Jacobejus t^ui^.
tentarit in Socrale p. 300. ed. IV. o/'rw? iv toi? t;;S ^ C. 34. p. 120. O ßioq yo.Q , cfijniv Ev^vnidr]!;,
Ttokvfflkiaq x?V°"^'°'i- F»"^'''"s e* rectiiis , ni ovoii' ijff/ , TTovoi iyuj a. ^ Hinc fecit Grotius in Exe.
fallor, ego sie locum emendaferim: oi'iojq iv Ttp nok- P- 433. o ßio^ ya() urofx ex£', nuvoc d' i(jy(,> nikei.
koii (fikOli xa^l'^^o-'^ >««' ^O kenovgyeiv nokkoig Alias emendationes ignoro, neqne quidquam novi Mat-
eveOTl. thiaeus altulit Fragm. Eurip. IX, p. 3'lO. Ipse sDspi-
Con'sol. ad Apoll, c. 4. p. 102, F. Tt3p ulv y^g "*"« !""?.' versum Eur.pideum ila fortassis legendum
xakdli keyofxhlv iaxX» h vnodijy.ng f.'^^ei xai "s.e : o ß,ajyap aßo op ovof, t^ei no.oi d toio.
~ ' ' ..'...'.. ' ^ Vtla splendtaam qmdem spectetn habet, sed tntus est
TOVTO
labor.
. I^M ,ev^i'X^(<a ^ii^div v)ö eOToj (xsya, C. 34. p. 120, B. ngoanswoiTr^ae toC dviirov ßiov,
o a ei;eTia,g7j ueiC,ov , ^ XPf '^«' . (fQoveiv. ^^ yaSäneg iy tov anmoolov. Scrib. ya^clnfg h. xoö
Correxerunt editores: 6 o' i^STiagsi, ego maliin: o avfiTT. Comparat Wytteiibarbius inter alia Aristotelis
a etejiaiQOl. sententiam apud IMaxIm. et Anton, p. 878. ix tol ßioV
C. 26. p. 115, A. MefATjvöroq ovv eozl t6 ouTtug yguttorov ioiiv itekdeif, uig ix ovjA-Koatov , ^jjrs
iiTlokafußävetv Tagd/tovov i:l;itv to nivd-og. 'Ak^ di^JujvTa , fii]TE nsdiovTa.
ti koyiCoiv^' OTl naiaerai tivoQ yivoiJtfOV , ■jrgoq- De sanitate tuenda praecc. c. 1. p. 122, D. xaiTOl
avakoyiaaivT' dv, XQ^^^ov öijXaöij ti noiijo-ai'Toq' nksiovg uv i'örjg exet Beardq, öitov diwgixöv ti vi-
TO ^itv 7«p yeyevijiiivov aide i^eui öwarov ioTt fierat TOig ai'vioioiv. Scrib. uv i'öoig. Paullo posi
noietv djevi]xov ovxovv to pvv nug iknida oi'U- p. 122, E. falso legitur : djare ov nagdßuotv ogutv
ßeßijxoi; xai Tiagd ti)v ijiii£Teguv dü^av tÖEi^e to inixakeiv öit Toig Tiigi vyitiv(Jiv dcakeyo^lvoig cpi-
eliobuq nagt nokkoi's yiveadat dt' avivjv tujv igyuiv. koaöcfioii, dkk' {/' [uij iiavTÜ-jiaaiv dpeAuvTeg o'tiuv
Sic hunc lücum obscurioreui AVyttenbacbius edidit, sed Tai deiv T0i>(i ogoig üjOTieg tv ^id /wp« xoivüjc
ipsi rerba truncata et mutila, neque seqnentia cum ante* e^CflkoxaksiV. Scrib. dkk £/ fjfj . . . oiOVTat.
cedentibus recte cobaerero rjdentur. Mihi locus nieliore C. 7. p. 125, B. "Eoti öe fAfya xai dav/jaoTOP ,
verborum distinctione sanandus videtur ; scribo enim: dv ÖOOP T] (pi'Oti; öeoftevtj StX^'^ui TiDp l'jdoptäv
dkk' ei koyiQoivd' ort navoeiai, tlpo^ yevo^ivov TTgooisjutpot Ttö GojfiuTi, (ud}kop öt dp tu nokka
ngooo.vakoyioo.tvT' dp. ;|'po^otJ öijkaöi). Ti irot/j- Traga tui; ngd^ttg uvtiö diafiuxdfxsvoi xaX äpa-
OapTog; b. e. Al si reputarent, luctum aliquando esse ßukkdfjtpoi , xai uoktg ndvv Tut? dvdyxatc, XpTjiua-
desiturum , illud quoque reputaretit, qua re interveniente TiCopTtg . . . dßkaßetg v.nakkaTTuj^iev. Pro TigdEeig
Sit desiturus. „Tempore scilicet.'^ „Quum quid tempus forlasse scribendum est 6g i t;£t g, quo etiani loctio cod.
effeceritl nam quod factum est, ne Dens quidem infec- Voss. Tuig dvuyyaiatc, ducere ridetur, quam Wjtten-
tum reddere polest.'^ Ad hoc interrogatum deiiide rerbis bacbius merito in aniniadvv. tulgatae praefprt.
rcspoudetur: oixovp TO K't' 7[. £. crv^ßsßi^xoi ... C. 2 J- p- 13(i, ö. Ol St voiv i/upTeg i-y.iOTO. /U£v
'töei^E (seil, ö xQ'^^^i) ^ö eiuj^oc, n. n. y. Ad ex- ijdopug novoivTi rw auj^axi TTgoocftgoratp, ov ydg
treuia verba cf. c. 29. p. 116, E. Jtagd Ti)v dyvoiav ökovTai to nagänav ovös f^ifAvvvTai tvjv toiov-
TiSv ei'ijj^ÖTuip SP Tili ßiui ovfißaipetp xara ttjp r;Js tiop, ngog Tiji xaktß Tijg 7igui;ivjg tiJj; Sidpoiav
äpdyxijg ij nsTigiujjfviji; fiotgup. f;^«}»^«?, xul to ;^«/tiot' tiji; ^lvx^]i ij cr^ovddi^ov
C. 27. p. Il5, C. ngoi de 8tj tovtok; Sia ot6- Taig äkkati i!:afjargorpTeg eTti9ifjiatg. W^ttenbachiug
fXUTog ep Toig dvdguiTiotq ögag. IVlalim: 8ta OT. ov extrema ferba omnino rorrupta »ic emendanda esse cen-
Toig d. ogag, coli. p. 108, D: fjpijodijoofjai öe tiov suit: ti/j X'^-'povTi tj7s 4'i'X>]i ^^ '^'Z' OTiovöuCeiv rag
optojv s/j(fupeoTdTojp xai -Jiäoi did ot 6 (.lUT og. dkku<i etufiavgorvTtg intifi/^iiaq. Locum fere (otum
C. 53. p. 119, D. dnoxgijoei tu et'gtjixeva Ttgog sanarit, sed displicet emendatio rerboruui ij cr^ovödi^op.
TTjV aTtotteotv TOV Uavxog dpiugOTÜiov 7ltp9ovg Ad lucum pcrsanandum hanc propono coniecturam: xai
X. T. k. Malim TOV TTupTtop dviaooTdiov 71. coli, toj /aipoiT/ lijg Ipvxijg i) OTt ov Ö dt^ovi i (animi
c. 37. p. 122, E. Tigög re ti}p -vi)? Ttagovorjg kvnijg laetitia et industria) Tug äkkag e^afAavgovvTeg i-ni-
dnakkayljp xai TO ij tcÜptiop dvtag oraTOV -itev- 9vf^ila<;.
^ovi; Tvavkap. Coniugalia praecepta. c. 36. p- 143, B. Tovg viovg
C. 34. p. 119, E. '^kk' 'ioujg vtiotvxmv up (paii^g, öoxoiiot fiukkop dyanüp al (.tijiegeg, uji; diva/uivovg
'Anokkujvie (pikTUTS, ^(föSg ijv entTSTevy/j.lvog 6 avxuic, ßoijdeip, oi de nuTegeg rdg dvyaxigag, ui;
veaviaxog 'Anokkiäpiog ep fioigatg, xa\ ot eöei vn ötouevag uvtujv ßoi^dovirruiv i'oujg de xai rtfi^
lo:{9
1040
Trpos dlhikot'i 6 ircgoc tu itdXKov oi'xeiov tiö erigijj,
ßoi'Krrnt fiuLkuv na:raC.dntvuit >5«' äyaitiüv cpa-
peoii' tivai. Scribt'nilum est, roininafi- post irgpa} f\e-
\ato, /"i ui'ks cat. Sfiiteiitia est: l'orlnssis autem, ut
te muluo horiore nf'Jiciant , alter id, ijuod alteri magis
familiäre est, iitnnis ampkcti ac dili'^ere vult videri.
Scptrin sai). coiivi». c. '>. p. 147, tB. 'Akkd yag e/'g
oiöiv TTOoory.ovrai eiißißkijy.tv ijua;, tcptj, 6 i;ivoi
oiroal koyoiK^ dfiSKijoaq, keyeiv te y.ai C.ij-pfiv, ö.
dpuoritl f.T/ östTlfOP .-iaßH^oi'aiv. Omiiino pra.fereiula
est altera lectio coilil. 13. E. Voss, apiid Wylt. df^teXlj-
0 an rag.
C. 3. p. 149, A. Ehci, ecfij, ou ddöiug, m], y.ci-
&d^So AiyüilTiui tov^; doTeouq vipujuara y.al tu-
Tteii'iüftaTa laiißdvovrag ev Toig tÖtvoc^, ^vvt; öd-
^inai, yivtalha ßtkTiovaq ij x^'(^ovui; hat'vwv kiyov-
Oiv , ouTujg i) neol as 6ia tuv runov d/uuvoojoti; y
XaTTEivuiati yii'ljicu. Scribendum riilclur: ovtuj d)j
neQi oe z. t. k.
C. 7. p. 152, C. Oi'y. dv Soyjj out ftSTQtujTSQOv
dgxovra irouiv . . . ö 7t£li}uin, v'jg äueivov ei'ij to
fiv doi^iv ij t:u doXEiV, Scrib. ov/. dp öox£e • • •
TtOlElV.
C. 13. p. l.J6, E.
EiTteo ydo T äkkot ye xaoijxoiiuoii'Tfi 'Axcidi
öatrguv nivtaoiv, (tuv öe nkeiuv ötTiai ue'el
'EnA ras tb TtooTTÖast? aihdi, ecpji, nvvddvofiai
ksyeiv Toi; Tiakaioi;, evSitvov , löq "O/iijgog i(pi],
y.al f^i£TQi]TOv iy.doTov Tcivuvzuq, iira, vjtrTceo Aiaq,
uegiöac fiezuöidui^roi au rc/J nUjcriov. De hoc loco
et iniitilo et corniplo v. Wvtteiil). in not. crif. Lubriciim
qiiidein lidetur, taiitas teiiebras disjicere coiiari , sed iie-
que pudebit in iis et ipsum obcaccatuni vidcrj. Equidem
suspicor, Plutarchiim ita ferc scripsisse : inet rag ys
TlgoTioaetq avrd;, efij (ö Mmjanftkoi;), Ttw^dvoiiac
ksyEiv Toi TCakaioii eivai ö i' toou, ÖacTgov, uig
"OfÄVfioq, iffi'p yct\ f^tETQijiov hy.dacov -jtivovToq x. t. k.
Cf. verba «jnae secjniintiir: '.Jga uvv, tcflj (seil. XiOGiag),
xai Tui'i Diui.; 6 Zivi, u'ioTieo tui.; ügiOTEvaiv 6
'Ayaaenvuiv , lUTQrjXuv E'iBt (infuudobat) tu tiutÜv,
ö VE TiQuvirivov dkki'fkuci iavtuj/jsvui nag uviui;
C. in. p- ni3, A. BleuvJjiAai bs y.al naud AEoßiutv
dvdgujv dy.ovaai oujDjgluv Tivu y.ogrjq v:io ÖEktpivug
iy. iiakdTTt]i yeviu^on , kEyüuEvuv rxxgtßcSg- dkk' 6
lliTTU/.ui ETit-yivojay.ef öly.aiuv d' eutI nsgl tuutuiv
öltkidiv. Wjtteiibachius verba turbata ita restituenda
esso putaiit: yEvta'Jai KEyuuEvtjv dkk' ü IliiTay.uc,
i:iEl ywutoxEL dy.gißujg, dlyaiui eOTi it. t. Ö. Eqni-
dein corrigere malim: ytivEai}af dkk' ü 11. £71 El yi-
vuiaxEC dygtßujs tu keyu^iEvuv, di/.niuq eoti
TT. T. ö. Lectio öiy.aiuq nitidir aiictoritate fod. Harl. 1. 2.
l'dullo ante scribendum est utuv . . . y.ay.u v gy UJ er l
TlEnl Ti]v aygav pro xwxuvQyuvai.
De saperstit. c. 7. p. 1(38, A. oizE ydg dv^gumuv
oviE Tvxi/V uiicB y.aiuuu oi'i^' avTuv, dkka irdv-
Tuiv TUV 3EUV uiTiui ai (ü Ösiotöui^tiov) , y.dy.Ei-
9£v in' avTov i'jy.ttv y.al (figso^ai ^evfxa dai[x6vtov
drijc, (ptjai , y.al (üq uv 8vcrTVX>}i ujv dkku ^EOfuiarit;
T/i; dvt)Q(jjTiu(; i'Tiu tujv ^sujv y.ukdCEoi)ai xal öixijv
6i()uvui , xal ndpra jidoxEiv JiguaijxuvTcji; di' av-
Tuv oiEiai. Nooojp TE ü düEOi; iy.koyi^tvut y.ul
dpafii/xpi^axETai nkijof^ovag aÜTov y.al uipujoni;, xal
dTai;iaq ilEgl dianav xal TiEgiTiEoutp döutiai^
ngug uxkuv i) öiußukats Tcgui; i'/yEfjuva, tijv ai-
tLuv i i; avTO ö y.al t u) p n E gl avTUP dvaaxo-
n'Ei- ^'erba Xal ndpra ndoxEiP TiguaijxuPTux; 6i'
avcuv oiEtai, qiiae seiitentiae hnius loci contraria esso
manifestum videtur, quuni superstitiosus seinet ipse nun-
quain incuset, sed oinneni inforliinii sui ciilpani in deo«
conferat, longas Eichstadii et Wyttrnbachii disputationes
moicruiif, quas liic repctere et rccensere longuni est;
V. Aniniadvi. Wy'tt. p. lOlh. Vol. II. p. '.'95 ed. Lips.
IVIilii certuni videtur, ipsa vorba supra adscripta nullam
labein traxisse , neque iis explicatione contorta vini affe-
rendam esse, scd locuni uiutilum ad tenipora nostra per-
venisse. Plena interpunctione distinguendnui est post iv.
öixiw 8l6uvaL; quod enim sequitur eniinciatum, xal
izdpxa ndoiELP ■Kgoai^xupTo}<; dt' uvtup uieio.i, aperto
dirtnm est de adso) , non de detatSalliuvi. N'onnulla
autein in libris ante vv. y.al Tldvra naOXEtV excidisse,
etiani ex verbis sequenfibus lurulenter apparet. Ofl'endit
enim particula t£ in rv. pucruip t£ 6 a.xftug, in iis qiiae
proxime antecessernut iani aliqnid de dittv) dictum fuisse;
quod quum generale fuerit, iain scriptor singula per par-
tes exsequitur.
C. 9- p. 169, D. 'IldiOTa öe toii; dp9gcjrtotg Eog-
Tal xal EikaTcipai nguq hgutg xal fjprioEig xal 6g-
yiaöf-iul y.al xatEvxal &tüiv y.al TigoaxvpijoEtg. 'Ev-
Tavda Toipvv oxuJiEi tup dd^Euv, jEKtSpTa fiEv fta-
vty.uv xal 2ag8uiv/up yikwra toi'toic TTotuv/nsvoig,
xai nov ■KUgacf^EyyüiiEvuv drgE/na jigug Tuig avvtj-
i^Etg, UTt TETVCfioprai y.al öatfioptüatp ui i^Eutg ravTa
dgäod-at VUjM^UVTEg X. r. k. Vix dubito, quin scri-
bendum sit: ui i^Eoig Tav-v' Egacrvd poiilCuvTEg sive
sgaoTa sipat pofii'^uprEg. Cf. c. 12. p. 171, B.
Tavva dldo)cT/v epi'utg k.Eystp , ojg fttj t'iput dsovg duet-
vop j; Eipai , TOtavTa fiip ÖEXOuEvovg, TOiovroig
ÖE xct-tg oPTug, ovTUi de vßgiardg, ü'vtvj 8e ^txgo-
koyovg y.al fjtxguki'nuvg.
C. 11. p. 170, E. xal ydg Tuug Tvgdvvovg uGnd-
Cui'Tai (sc. Ol dpdguiTtot), TTsgttZovoi, xgvOuöi; dpt-
aTäöt, dkkd ^itcrovai aiyfj , xdgxa dvopTCg. Corri-
gendum videtur: xdgra TiopTEg.
C. 13. p. l7l, C. oux uioTTEo EfXTtEÖoxkijg (fxjoi
T(üv Tc« !^üia ^vupruip xadaTTTOfiEPog,
fxugwijp 8 dkkdlguvTa Traiijg (pikov viov dtigag
ocfdlgei, ETrEuxofiSvoi f^sya pijniog-
Malim: dtlgag acpdi;EP.
Reg. et imper. Apophth. p. 175, D. Atovvatog 6
■jigEaßi'TEgug, xhjgui'UEvov y.axd ygdfijj,a run- dtj-
fAi]yugoijvTujv , lüg 'ikayE to M, ngug tup tmuPTa,
Mujgukoyiig, AiuvvoiE, Movagxijouj /uep ovv , eitie'
xal di^iiryuuijoag, Evih).; ijgtHij orgarijyug vnu tcüp
^vgay.uvoiujp. Ex narratiuucula fere apparet scriben-
dum esse: ^lu) g oku yij 0 E tg; initlctur onim Diun^isius
ob urationem, quam in illa ipsa conciuue habiturus erat.
1011 10^2
<4u P. tSl , K- 'Eiici 8e Uüi-QOi igu)r!;9ii^ t';t,' av- jwv -TzKvDTtouvTa rtxs ai'ju.!ii'ji uq. Siribrniliim c»t
Toü f.(czu d'i' f/a'//,!' , ncji; aui /(/ijcTOfna , Jjaarkr/.vis, iv it,ouoifi. itiydl r,-.
fj&r*'" ' 'üi t. k. Scrili. 3i(/7; aot ^gricrujuai, ei sie P. 'JOI , \. Th'jv dt jSuuautii'mv uiH'.j[un> . livai
'etiäih ^.'l'Z'i, B. 7rw; yo)jot]Tai avnä. Soxoi'pcviu ycii 7m}koi>s iiiiy.i]/.6iv)v arijuci^yoii,
P. 18'i, C. '/iiiti dt TTore -xniimivq iv TOTToii v-natov diiiiiiite ^/.tniuiva tÜ dtritcjov t» c)'~;«o;
OTTt'.viCoroi jüiv ilirröiiojv r.vu'iv.aos y.urc.Cev^at ixi tou ■^ökettuv ii'tfjiii;utiii>v dl iio'l.Loiv i'jii tr,v
{'^^vrlyoi-'OC}., y.ai rwu arroariiriTwv rivei ikotduourv oruateiuv , y.al tuviu diiyn'il votv i) ai'y/J.ijroii, utq
ttfzov , äyi'oouvTiC ort nlrjnioii souv. Tri /juy.rroia iot-iiuv iix 'IrcJidi £0<>)4it-i;i. Ac.i yoß'/iiaia knfjeiv
'X'rv arrvijV d/aoreiAa;, OnnntiTH, irTiev, tl f.iij ttui' tiuifuuv (iiy. iKtattv, ut.ka xa^ itKwmy.ui :ioi><i-
(lay.ooretttjv o.7( (focdviti; )uiiduijr,ak-xii i'ljttiq. Si lerlio udovc, dTriiuto.v , utnv) yooiKif f/otoai. Vnlia
Vl/äyym.Of •'••r.i osl, in-quc srril)cii<liiiii iivayy.tioi})], crte aiijioüui , ut in «Mlilidiiiliiis iiiali- ilistiiiifa Ii'giinliir. Il('i(iii8,
iiitrrpri-talio Latina „casfrit jiosueriit necessitnte iiif/enle''' ut «|iiiior, sie grrilx-iitiir : y.ai T o ii n dity.ojhtoiu ij
ifa rorrijji'iKla fst: cnnt .-tiiligonits mitiles Situs coegissel oi yy./ lioq, t/Jj . . . touiUfiji, y.ai -({ir^iiuia A. r..4.
loco reiun necessariis deslilalu cnntru pontre. uv/. ii.coav. n
P. iy,j, 1'". '//iiijouru dt y.ai yuoi/uv {OiiuaxO' p_ joj ^ ß. 'lC:Tfi dl ri)v JSoiiavüav i'/.vjv xiii
y.kij<;), OKUii; li^v Üt()or/.ijV öiä/.ty.Tuf y.uzu^tuHujv, i^ouni^n'oaq {^yt^iiov) ro deözioov , -toö; rdiuv
u'ti fiuvktrat y.al iitj de' erioot' Tionjoai n)v 7/ous rodyyov inlu re Tri fjOV/Tji y.ai rwv rji<itud-j[un'
«viuv (snl. ßuaikiu) tvdiii;(v «iiiiniiio soriliomliiia est: ynTinri} diarp'toä , y.al AfTloifit'o.; 6 dr/iu^ iitooi-
.^j» r £ (' s ' !'• ,. , , , , , (infsiv ai'iöv ini zoü /ji-iiazos, Eiit, tlievy.. r. A.
. .-. P. iSy, F. Tuiv dh fikojziov tui); tioaot'ctgov l\i,i,u„atiiiiiii |).irii<i|.ic.riiiii' fÄ(/3^ ya\ i^uia/.(.dti-oa<; mm
aVTi/i nooaCft^iOfiivuv, J\'ij zu) ^lui, ti:Te (Xuoi/J.oi), ,,,_ /.a-thOiv O/df/oo« uoii murpiiirp, (»eile est inttllrrtu.
y.<)i.zty.zuvuv zf.i< ., ti j.ii} uioyiCoiiuv. Kuit, »^'"»^r» Uiia|)r<i|)t.r ' |.ii(<) siriLi-iidiiin c.se : y.aztozi] iv dia-
y.azixTUv,uii zi'=za£. Ct. ji. 2iJ, C. j-liiil (po/ja, ««II. PUl. .Al.-i.i-x. |.. LM.', A. ü y.al zijväs tijv
^ P. I9(), U. 'Ev de päxr;^ diu zi'ji äo^iduq axov- ■ii,',kn, iv 7i„fiiiui zoi; "EAf^iTOi yazto[i;ot. Kuseli.
Ttaddi {ßocoldai) y.u.i^ xo duon joi' zoai'[iurog pliilns. a|>. Sdib. Ti(. l, 8i. [>■ M, b'2. CJi-sii. cpikovi
elyvoa;;, avTtp zuvcio tuv :cukiit/ov d.Tiy.zmsv. Scr. i^, ■/./ ^ d u r o it; y. a zaa z uvx a <; dvvdfui'oq dUffkhiv
•E^eky.V Oai;, coli. p. 'JlO, C. in'v.ms iyyazakhTUiiit. Probe faiiifn srio , lef;i(iuiaiii
essp loriitioiii-m y.oAtioza.odut ti; äiaquoo u , siruti est
^^, P. 190, K. Iloui de '.Joyeloi'i dr/.atörega tujv p^sp lonitionrm y.c.Di'ozaadui ti; äiacfuü.
.Auy.tdaiitoviiDv ktysiv ntu\ ziji diKftoßijzor/itvtT; i„ pi„t. r. Cic. c. 43. teg ötacfuudv xuztozij ttou;
^cjgat; duy.uivzuiv , anuoduevoi tijv /id/aigav , 'O avzüv. .;.'^'; - '^
Tavzi]i, t(fij {Aiaavdrjno), y.gazu,v t^lkcarra ntgi p_ ^^^ ^ y p^^>.^^ Kuioao . . . 7ltg/i7i tot ntipä-
yrig Ügojv diakeytzat. ScnU. duxofVTag, cull. Aj-o- ^^... .^^^~ nuuuov idv uin'-^tii duyvoiov Tilij^oq,
phtlu Lac. p. -iV'». C. et nt. I^^. r 'J2. ^ ^aTtytkaot zo:, krozo'jv v»; dyroucvzun; op tjiovot,
P. I9;j, ü. laauvo; . ._. d,ox>kiov<; ygovaoi'q r>,> .^^^. ö,^)do„n' o>uuldy,;ot doiotiv Utna (fouigöv-
Ena/avojvdn nnifuvzoi layuo'o; iztvoutvo, tu f,tv ^^.^ ^,j, ^^,^~ ' ^J yovuaza, noonixazTtv i:nviurv
■Xovrnov oiy. ikafit,^ tov dt laaova dtaaamvo,;, f^,;^,j nautyitv vt. z. k. 'Ulalim : 'Uo q ouvryt.
doavnac duifiaatitvoc iraoa. tivoc tojii noKizviv , -.y i^ ^ •,?,.-, ' , , ' „ -, ■ -
Effodiov ZK<; ozauziai;, tvtpaj.tv t/^ IJtkoTrovi^ijnov. "'"■>' .r • ,„ : , ,■■', *.
SrViueiHlnm est: SCC. T. azoaztiaz, iiisi forte niiis , . , . ',' . , - ■ . . > . ■• / '
alere voliiis-ie. Jdriii iiliiiiii tollciiduin est p. 201 , A., t""'/"^! . , i, C, «. , , -
Uli nunc l.Kit..r: fdiog Mdotoi ix yhav; ddo^ou f ^'/« «""'«?. ''"'I- P'"*- '• C.c. r. 43. ^^o< x^'v
nooid^v ei; Tiohztlav d,d Vw. ozüaznnv y.. r. k. ■f>mt",<'>y 7itvzay.oo,u>v fng,ado,v a^ .lvzi.>^n,^ ly.
B i _,„ „.,-„ c I '■ r I I -i TIK Ot'Oia; y.azuyiV nam ae"re iiiilii prrsiiaileii, (i//.iav
Scrib. axoazeitDV. Contra UTOaztHiv faUo lesfilur /' "'""5'- a ,T , , Iv . ■ i
I,- 1 i>i i I • „ ^ ' r,,,> 1,. • esse li. I. hereditatem , r. Uocckli. ütrun, Alhcn. 1.
in eililioiiibiis I lutarrlii jiro ozgaziav p. 2l't, r . in ^
liis verliis: Afoy.v/kiduq, IligrJOL' ZT;t/ oiaaztiuv i-jil P" •^'■" _ ^ ' __
ir,; luugndzidoi; lyovzu;, y.. r. k. " P- '^07, F. Tov de 'Ji^ijvnrujv dfj(iot'ti:i;!iagTi;-
P. ly.-S, li. A^iy.i'iaa; (ilaiko; J/fiikio;) de zuv ^-^vai ti döSat^zo;, tygail'tv {u :^eßa<yzu;) du' Ai-
Tltoata y.al zu; iniviy.iovz 7i o/ui'/itiuq' iazidati; 7'^'/'^\ OitoUat fih kuv'Jdinv aixuc; ugyiC'Uitvo;-
ikeye, zi]; ui>zi]; iiiztiigla; tlvai nzudzttua zpo/dtuoi- <"' 7"? «*' *'" ;^''7'''5' d/ayriiidotiv. Pnfo siril.miluni
regoi) nolt/dui; xui ovutiÜoluv ijdiozov (fikuic ttu- <•«*" dtayi l fi üCtn , i.on .luod p.irtirulam dv <iim fn-
Qaoytiv. St'rib. (foßtg'uji azov, coli. «■. Aemil. Paul. <"'" i"">-luiii .lainnem , se.i iiiind hir futiiro nullus lorii»
,, 2,S. ridetur, Herta enini uratione ilirriiiiuui erat: Ol' yup dv
P. 199, F. ly.tniaivu tov i/totzepov kiyovniv tzeai ^^ -^'V- öityiifiaCoi:
nevTijy.ovza xai ziacragdtv, oti itiitoot, ftijdtv nglu- Apopliili. Lacon. p. 209, E. Mtyaßdxoo St rov S7ii-
adai, ftvdtv d-:rodoni}ai , ft>]dtv ui/.odoiiijoai, kizuaq dgtduTOV Tiaidu; . . . ■nuootkilovio; (ti'zt/i ( Ayrat-
6s dgyvguv zgti; y.ai zgiuy.uvza jidvaq iv ovaia kdio) oj; donaooiiivut y.ai Cf/kijoovro; dia zo 0(fu-
l^eydkT}, di'o dt ygi'olov xazak/Ti tiv, y.ui zauiu dga doy.tiv dyaTi uai^cLi, ii;iykiviv • tu; d' inaioaro
Kagytjddvui; y.igiov ovxa yai fidkaria xiäv azguTt]- ey.iii-u; ngooiuji', tm^ijzijoev avzov 6 'j4yij(iil.ao<i'
Ztittchi: /.' d. AUei ÜLuiiiiw. 69
1043
Tui»' ii (flXtov (fafifvoiVf «5? «i'to? t'nj atrioc, ros-
Oai t6 Tor xakuv (fikijiiaTog ekSth' , V.ui in) and
Seikiai; i-^Kv txiii'Of yuuvov oi'y. ökiyov ti (jut avTif)
ytvöfifvoi u '.-/yroiknosi yai öiaaivmijoa^ , Oi'öiv ,
f(fi>, <V/»' -yKiiti/v fyfii'ov v/ia^ x. t. k. Prlifa est
liarr irarr.i<iiiiiruU px Plufari'lii tili Ag^ea. c. II., ubi
radrin rr» lii» viTliis Irailitiir: ^ii y(tg iintui, Ol awi]-
9tii tcfiionif, oi'x /''■Jtooiui, dkktr. T(jiaui rv (fnkijua
Tov y.akui' z«i (fuiiijxhii- (Trei y.ai vrv dv hkitui aoi
7ieiai>t\i ixrivoi ivioi; Cfikiuiarui- dkk' uTiuji ai'di^
Ol'x tniodlikianfl^. Kx liin rrrlu's iiiaiiia in apu-
plillipgmntis oratiu ita rrrfius, quam \VU(riitia< liiiis fi'cK,
iiipplfliliir : jwr dt (fikuiv (faiiiixof, iiii; arrJi; f/'/y
ai'iioi, Tutocti TU Tuf y.akoö (flkij/iu- ijv yu(j
irti^Tj (icl fjovkijTui) at'ruv s v t u ^ (p/kij/iaioi
ikdtt'r, xai ((i; d n u d e ikidarj, ij^ttf iy.tiyuv Jjoo-
vop o i' V ukiyov y.. r. k.
P. 211« D- Tuv Tiokkdv jäq \Iaiaq, y.aTcar^stpd-
f^ie9a, y.ai T(ui ßaQßd(jv}<; ikdoufieq y.. x. k. Srrib.
j; käaa u t c.
P. 21 {, F. <Pfi" ri;; 'Ekkddoi;, lyr , ToaorTOVi;
v<p ai'Tdi; ä-nokoikfyev, ö'oo/C doyti Torg ßuufjdoovc,
viy.uv unavrai. Srrili. Kfl], r, , siie «... diokujke-
/.(l>, roll. Api)|ilifli. ri-j;. p l91, A.
P. 222, F. oi'ötv xarankuyeli ttntv Ov ydg
Tiao tva Tci ^Trdora. Srrib. rä Snd^Tai, roll.
Plut. r. Prli.p. c. 2.*
P. 224, U. Einofzoq ^B t/po.;, zliu ii nokenovv-
TUi vuiv ./oyiloi'i no/j.ay./^ y.oarijaavreg ovy. dvrj-
^tjxnTt; Oid' dvtko/uep , icfij (hkiutiti'iji) , w« uv
yL'uvnora^ z<ii\ veoioiv {■/^oiiiev. S<rili. oid' dv dve-
/.ui/iep, neque tos delevimus , neijiie delere in animo
esl , ne desint, qui iuvenes nuslriis exerceant.
P. 2.'4, l>- Eüunijdd^ de {Aeu)ii'-j(^i6iji), ti Sei
/laktara fiuvi}ui'iiv iov<; ikivdtQuui; -izd-idaq , 7\ivt',
itfl^t öo' dp ai'iui'i vjtftkijo e I ap dvd^iai ytvoiil-
poi'^. Scrib. öa' dv at'TOv^ lüffikijOT] di'dou^ y£ii.
P. 22(i, C. To T£ lovaovp y.ai duyvoovp po/ticr/ua
7Jy.t'puj(re, ftuput de T(ß oidijpio irgoatTa^B yoiloSai.
Scrib. o id}j () ip.
P. 2'i(), F. Ih'^o/itpov Si ripoi; ai'toü (Ilavan-
vioi), nvii updi'Piji^tiep Toln; Oua/.ai pty.ijoai, Ei
TOV ä(iiorop, liyrt, OToariiyop /.axaoy.r,aainiv. flJalim
i vp^jit ti^tp, <-iill. p. 228, E.
P. 231, K. E^ayovTOi d' avrui' (fltikvöciigov') to
xmadjiviiu iui M6ootjvijv, i^oero zig, Ei Toiq ef.dfk-
tpoii fid/io9ai uekktf Ovy, tcfi], dtk' ini Tr,p dy.kij-
■otOTOv tijc %u'>oac, ßaöiCfi. Aiit ßadtQu) aut ßudi-
<C<:/^ 8cribi<iicliiiii est. Posterius propterca iiia^^is leri-
«iiiiile viilelur, qiioil goqueiig apoplitbc{,'iiia a liltrra y
jiuuirruin iiKlicaiitp inripit.
<P. 232, i). ^UfjiiriP Tcofa-ßsDTaii; itay.aokoyovQlP
hpaaap ui In «.QTiäTut, Tu fitp ngdira entkekä'
iluueq, r« dt ioieua ov ovpijy.a/iti did tu t ä.
Ttnu'iTU in iktkdo'Jai. Pro iw/ktkd^auti srribo
iisilciii littcris gerialis seil trangpusitis : e ~l I A ckdo /ut ii a.
P. 23.', K. 'Enuivui<viui xivoi Tov: dularovi; fiu-
^/f^Tui;., Aö.yutp dy.uvoag thtp , Ev Tooiff.. Alaliin:
1041
em^tfToflvTO^ Tivog, cum aliquit quaererel , ubi
eiienl opliuii bellnlorea.
P. 233, A. i(T](vu(ii<; dpeCijTovv toj'? noiijaupra^,
fnj nokiKtl Tvy'idpv)0(v , y.. r. k. Seribeniliim lidrtur:
filj 71. Tvy)^ap0V0lV, «f. Graser» spec. Atlierg. in Plal.
gerni. p. 31 sqq.
P. 234, 1). Adyuip in\ r//; dn-ji/öoi f^tviap *;fw>»
iniotjuop., y.ai raiirv ov fitiCvj jijg dktj^ipiji, u'j^
y.axaytkdiptis xiPfg tktyov vnt^ toi" kavddptip xoöxo
7ifnuiijy£i, "Iva filp ovp , ti'nt, qiapf(>og u'j- x. t. \.
]ii verbo TllTlOlljy.tl neque plusquaiiiperfeituui, neque in-
iliiafiiiis plaiet; srriptiiui fiiisse tiiletnr: n en o i Ijyt P ai,
et gvilaba vai ob sequens IV« exciilissp.
P. 234, F. EiuuvTOi di rivog Aüy.vtvi , uxi iptv-
5fr«/, dntyoipnTO , 'Ektiihgoi ydg ti/itc,- oid' ük'
koi, ni/xt ^ii^j r« dkijthj kiyovTi, oijxoj^opxai. Scrib.
ktyuipxt. rio
P. 23,^, B. Mexä. de xijp ''Aytdoi; tjTxnv öfiiigoV^
aiiovpTOi 'AvTinaTooii n tviij/.una naidag, Eteo-
y.kiji ecpooli'vjp täte, Iluidtii utp ov du'iaiiv, Ypa
fjij dnaiäevroi ytioiVTat , t;;? nmffiov dyviyij^ dxa-
y.TijoupTti y.. X. k. Pro d.xa/.Tijaapxfg, qnocum geni-
tirns dyuiyiK non roineiiit, aiit u n ox ay. T ij 0 ap X e^
{.ZZ dnoiu^dutroi , tic qno v. Lob. ail Plirvii. p. 24-)
aut dl tvy T ij oapTt i restituendum esse existinio.
P. 230, ü. 'Exegoi; (AuyviP) pvy.xoi; /jpijf.ia nd-
(Jiwp y.ai (favxaatuidi'ti daiuuviov t/, inidfiajut ry
köyxij diaüajiepoi;- y.ai ipun egtidwp thif Ilij fJt
(ftvytig, diq üno9aPOVfitP)j ipv^lj; Srribenilnui 7t 0/
l-ie (pevyi/i;.
P. 237, D. /7a/s ^t i^^ö xiroq xakaaSeii ti xip
■jiax(ii ii:r,yyiikip, aioxQov ijp xtji Traz^i für} npooev-
xtivai dyoi'Ouwa ndkip izifjug- inloTtvop ye(> av-
xoii; iy. xrg iiaxplov dyuiy^c, fjijdev aio%oop ngoaxd^ai
XOi(; xty.POig. Extrmia «erba sie rprtil iiiterpres Latinus:
ex sua enim quisque disciplina persuasum iibi habebat,
nihil queniqiiam pueris inhujiestum mitndnre. Si nihil
»itii inest in libris, inioTtVOP aito/'s «lictum lidelur
pro inioztvuv zuiQ naidtaoi , seil nialim puiPiMl^rf:
iniavtvnv ydg avToig, i. e, dkkijkoii;, coli. Xe.nppjj.
<|p rpp. Lareil. c. 6- ijp i>i -vif Tcaiq -noxe n/.ijydi ka-
ßvip iin dkkov y.aziinrj Tigöi xov Tiaziga, aiaxQop
toxi fjij ovx dkkug nk}jyuq iußd.kkeiv ztü vui- oizjut
niazti'uvoiv dkkr,Koiiii /jijdlp aia^gov niJoaxdfxef.Y
zDfi nuialp.
P. 237, D. Jnitium eelofae 13., ubi in libris Jegitgr
zi) de egyop li^i; oizoStlaQ , dia t« xauza ykiaiQuv
ijv, iV idlCujvzai fii]diTioze yU'todai n/ >:gtig x. z. /..
eilitorps ina^iiopere »exavit , qnaniqiiam niajjoa eilogac
par» fcre ad terbuni e Plut. lila Lvnirjji r. 17. descripla
^■st. IVon adeo, opinnr , «lifficile visnni fuissel ad exl/i-
candiim, si qulsqoani C'o<;;itasset , lianr erlo^^ani male a
praeeedenti in libris ilisiuiicldiii esse. Eins irrba extirii(«
liaec sunt: yk/oxpop yup avzui'i £(JTt deillpop, Oil Oi^
dl' airtup diivpöuEvui xi)v ivdtiap dvayy.uC,MPTui
Tokiidp y.ai navotpye/p. lani bis apte inii^as: Jode
ipyup zfji; aizodtiac,- (hie est finis victus parci) ditJ
de xavxa ykioxpop ijp (sril. xo öeilivop), Tp' k^'-
■yiuvTai X, z. X.
im
Lararn. Apophth. p. 241, f". uiaxuiv rpa»9fi<; ev
noXt^i/i y.iti ßiiöiCe/v ov ^niiäfjit^oi; , isifjauodiari
i/jöevef aioxvfofut'ti) d' uvtii» iv yikoiuj, >) fuJTtjo,
y,ui T^ocrii) ßikxiuv, vi liy.vov, liire, /ttiXKoi' eil i 15
dvdfifia ytyijSti'Ui t) atoxt'f£oitai tJil yikujxi dvoijfip;
'\V}it(<Miti,irliiii[i in aiiiinatltrrsii. ait, pr» £v yckuiin trc-
tiu8 rsür e/il tu) yiKotui. niihi 110 turn qiiiilrni locus
eiprn;la!u^ viilrrodir ; piilo piiiin sctibeiiiluiii esse : ai(j-£V-
pouev(t> d ai'itfi slt/ai ytKoui),
De virtiit. null. I. p. 2-13, I''. Trailit Plnfarrliiis , al>
llio pritfii);)!!!, ritiii ail italiain ilrlati act^rc piirtuluis tiuli-
KCi'ti rssriit , per rri;iuiirin ta|;atos esse (juaerenteg, gi qiii
jpnii) vias itiaritiinas uioiistrarrnt. Oriiiile ila pergit: xai^
Se yvvaitiv f/minTei koyiOf.i6i, aJ; i'jiiouvv 'iÖ^voi<;
iv yfj Tiäorj TiKavT} y.ui pavTiXia iv xt y.al y.aXiö;
•jtodzTovniv dvi^üoinoi^ diiiii/iov ioti, v.ui naxoida
dti (sie VVylt. rcrte pro di) nuiiiv avTovi, dnuka-
ßiiu rv unoko)kr/.aai /.ti; driiafjefov^- ix Airorrov
OVfKpouvijaaaut y.aTi(fkii:av id nkuia x. r. k. t'erba
iv y^ nuOTj sqq. VVvttrnliacliitis lieiie »ic einenilant:
w? ijxiauvv 'idovoii; iv yi) ndaiii ■nka.vi]'; y.oX vuuxi-
I^Lnc, ... dfxfiitiiv toxi, nisi qiioil Tlcxorj, qiiae est lei'tio
optima, sine neiessilato solliritarit ; seil restant rertia cor-
rupta ti' Tf y.ui y.afdjf lloaTTuvaiv ai'iVp. , qiiae loci
aententiae uuii roiigruere fi-rc ajiparet. WvUeiib.icIiio in
inrntrin lenit evTikd'ji vel uv y.akui^ TIQ. d. , liominiLus
tenui forlunn ulentiLus , qnornni iieutniin proliabile est.
fii euiriiilatio fariliur suiTicit, cqiiiilcm srriliani : fii] £v
TS xui y.iikaj^ TIO. d. ; at si forliore reineilio opus est,
leiitentia tale quid requirrre »iileliir: TlKuviji y.ai vuti-
•xikiac, önjvsy.ofg y.ay.ujq nuäitovoiv avi)(j. djui-
VIOV iiTxi. Praeterea nintieu, vctba sequeiilia, xa.i 7ia-
Tgiiia öli 71 Ulf IV ai'xuvg X. t. k. «iiIko pariiin recte
iiitelli);i. Interpretaiitiir eniiii: patrianujue eam esse fa^
ciendam (seil. a>l quam appiili-riint), cum amissa recupe-
rari nun possil. At, si qniil viilno , ait Plutarrlms : ei
opus esse homines infortaniilos ipsos siti patrium fu-
cere , si quidein amissnm recuperare nequennt.
Ibid. II. p. 24-*, C. Vijrfioniiivoiv de Tuvxa Ttijv
ukküjv , iiii i^dvaoxui i(pi] % diy.ntuv livat xacxu
auvöuy.eiv y.ai xai; yvvuiiiv ci dt fjij , ;^a(pf/i/ iav
y.ai fJi) TTpooßtä^ea^ai. loiiiov xuv koyov diekdiiv-
To; {/; Tag yvi aiy.a; , m'xai y.n^' airdg owshifui'-
aai XUVxa iipijrfirraVTU. Sententia reqiiirit, llt siiiba-
tur: xai'xa iipnif., nl panllo post legitiir : rd 8' aiitd
xai xurg naidac, idia (f'uoiv iyy.kijoidaai'xai iTtii\iij-
CpioaoSat.
Ibid. XV. p. ,.',03, B. iy.t! Se dnoy.xtivavxtz ai'xov
{xor ■xugo.vvui') . . . iy.aKuvy lutu; noklrui inl tijv
ikevdfULav, Uv ui'^v icpthjouv ye nohkol Tug yv-
vaiy.ug' tci^vg yuu tiidijuuov iiira yauilg y.ai öko-
KvyfiOv , xuL Titoiordodi xoti; ävi^oitg avlÖuvv xai
■XaxtajECfOV. *'erba uc ft)]v icf^t-odv yi Tlukkoi X. X. k.
intcrprrs Latiniis ita lerlit , ut loci senti-ntia ipsa prae-
i»erat: neque vero multum anteverte>-unt mulieres suiis :
procul eiiiiii dubio lidetur, quin Pliitarrlius si'rip>erit:
oC ftijv icfdijodv ye nokii xdg yuvaixag.
Ibid. p. 253, I). Trji; Ö£ vtwxigag diouivfjg ni'xin
if.a^eivai n^yytoa. d'joi)av£iv xa'i xijg Qujvijg dvii-
104^
\anßavof.tevr]iy oiötv dkko nuirroxe, liniv, oidtv
iwvnuai 0')t ölouivrj. JJcrib. oiJSi ükko -n. i. oi'ötv
'•^ '• , t ' '' '" J«'- ' ;■■' •..'Uli -.lA li mV'
voviutui 0.0. ' , .
Ibid. XVIII. p. 2;')ä, D. ai'xovg de Sitkovxfg öi/a,
Toig fitv rot xei/t] xuTt/dfjuvro, xoig dt xovg dv-
dgojlovg dvfit.uv. Alaliin: xaxtkaßov-
Ibid. Will. p. 2.jy , A. Narratin ile niiilirre Per-
{f.iiiienea ab lii.s lerbis orililiir: fc'n-il dt J\ll9giSdxtK
iiiy/.avxu ra/.azu/v xui'g dgiotuvq fjtxantuipdnevof
ti; llioyauov ut; (fikovg vßoioxixojg idoxfi xai dt'
OTXuir/.ujgnoiio(fi(jtai)ai., xai ndvxig nynvaxiovv,
IlouijduQai; . . . dviditato xuv MiHuiddiiiv ^ tixav
tv xui ßijfiuTi yi'iivaoio) xgij^iaxiCrj , avvugTio.oug
utativ aftu orv avtu) y.ucd ii^g (fduuyyog. Wytien-
barhius ait, rertiiis futurum fuinse: iv T(p yt/LivaGiiij
XQIJH- ouvnon. a'jotiv Ulla ai>v avxi» xui ßijfjart
Xaiu xy,g (f. eandeinque senteiitiain eliam iiiterpres La-
tiiius expressit , lucuui ita Hertens: in se recepit , vellt
se Milhridutem .... arreplum cum tribuniili in cnnvat-
lern prnecipiliire, At inirere quid cainae fuerif , cur ille
rereperit, iion soluin niilliridalciii ged etiam ipsum trihu-
iial in prarcep» dare. Arceilit qund statueiuluiii esset,
tribuiial illuil in tania rnllis extreiiiitate siluni fuisse, u)
unus ictus sufticeret ail hiiininein praeripitaiiiliiiii inter-
Acipiidiiuiqup , id qiiod niiillinn a rero abliorrere videtur.
Quodsi oniissa VVvlIciibacliii .sententia sola PIntarclii »erb»
sprctaniiis, res de qua agitiir longe aliani speciein habet. Re-
cepit eiiiiu Porcilorax IMitiiridati'in , quaniln in tribnnali
ins diceret, arreptiim aecum praecipitem deiicere; se ip-
sum i(jitur nmrti oblafurus erat, ut rvraniium »ita priva-
ret. lam vero cugitaiiduni est, tribuiial in colle decliri
siliim fuisse, quem alta »orago exciperpt. Seil quid gta-
tuenduin erit de verbiii üxav iv xu> ßijfjaxi yfiivaaiiit
XQTjuaxiQrj'i! Possit aliquis suspirari scriptum fuisse ip
XU) ßljiiaxi Tiw yii/ivaoiuv , sed talis eiiinidatio nullain
probabilitatis speciein prae sc fert. Loii|;e reiisimilius
est, yvfivaoiv) gliissam esse c niargine in vrrba scriptu-
ris receptam , cum apud Plularclium rerba «rquaiitur:
'^'^'XV ^^ ^'^'' ^'i'i "Iftgo-i ixeiviji oi'x dvußdviug tig
TD yvuvaoiuv aüxuv. Erat i|;itur in g^ii^tiasiu ,tr^^-
buiial tvraiiiii. ms >>1S'V
Ibid. XXVI. p. 262, C. 'EniQgv)acv ovv raüra
mviaxautvoi<i tixi xuv 'Agtaxoöijuuv , u/v r,ytiio Ov-
iiuxskrjg. 8cribeiiiluisi est : xavxa x o i g ocviaxauivovg.
Quaest. Rum. IV. p. 2B4, D. Oiyituv dt xgi'cpa
XII} ßuntkfi ^(ijuviii) XU fjdvxtvua rfudoavxoQ, sy.ei-
vuv de Kogviikiu) xi~> iigti, nguaiuiui xiiv Kogvrj-
ktov TU) 'jdfvigijjvt koi'tol^ai iigo xijg dvaiag «ti«
xov &i'iißgfu)i • vevouiodat yaQ olxvj xovg xakku-
goi'vxug. Axeivov ^iv ocv äixekdövxa kovaeadai,
xov öe ^tgovtuv cfi^aaavxa 9uoa.i xij ^tiü xijv ßovv
X. T. k, Scribeiidiim est: iy.tivov uEV Ol v dn tk^i'ivxa
kuvaaoi^UI, ne sententia verbo fiiiito raie.it Qui
eiiiiii lejfiliir in libris iiifinitirus fiituri /.uuoto'Ja.t , cum
a parfii'ipio an t/^ovra suspensuui esse apparet.
In (iiiaestiiiiie Rniii. XIX. quaeritur , cur Rnmaul a
ineiise Jaiiuario aniiiiiii aiispicentur. De eins rei rausa
Pliitarclius primum Tariiiriim opiuiones alTert , quibu« re-
ccnsitia sie deinde dis^ulat p. 2ÖS , D: Odu dx , tjjf
ihm
ibm
ei
tuiktov' ^o'''S()i'iiai ri; cf'i''T6i iCQnni'y.opnav (!i)yr,v ^ Il.i.l. LXf. p. 27.S , F. Jta ri rov fteuv iy.efvov,
tka^'l '^oö e'roi'l wc Ttinii i/w«;. Ani^ukitt' na' ynfj vi iiuKiotu iijv 'PvitifjV aioCuv n^onryti y.ai (fukuT-
ovdii- ioti (froft, Tti')V iv y.f/.K'p neotcftouitUJi'jv uii' t£iv,'\ .' . y.ai Keysiv untluijrai yai Cijtiiv y.ai ovo-
inyiiTov oi'tF 'TTpojiOr, t>6A^) 'S- alj.i;v akkot to/j ituCsiv ;' . . . lloTirwu, vk tojv 'Poj/iai'y.oiv riisi; iozo-
yiioifor K(uitito-(>vaiv liofijv ctoiOTa df Ol tijv iitra (jij/.uaiv, ey./.hjatiQ ttoi yai ymjtttai Htviv, u}; po-
fwo.Kii ;ffnifp>i«^" A.n///)'«^fii'rfi:i onrviy.a rui' noonot ^ilCovTti y.<u avvoi itioi'; rn>ii.i i/.yey.Ar,rj9at nagd
finbi^etv, 7^ e-jx<(vitiios: 6 i/Aics intotühipti y.ai dva.- xa'iv n oKfiuoiv yal fiiTiny.r^y.iva.i 7ioo<; ai'roi'g, icfo-
xau,TT(i Tx t'^.iv ^uoi r.nnrr- jiitral yuo avxoii r(jtf ßoi-vro tii avTO naifttv l'(f> iriouju ; .S('ril>i>ii(liiiii vi-
71011 tivn x«i (fi'oei, tuv iim rov (fwtoi ui!;m'oa ilctur: fo/ilCoire^ y.ai at'iois xt6ui'g rivai fxyiykfj-
ynovov , unoiva di: rov ror o/.üzovi; z. r. A. In oilui n. r. tt. yai fit rwyij'yival 7Ij>ü; uinovi, cum
iiis virha yit'fTat ydo uÜtuK rouitov riva y.ai (fi'OSi n'it siMiIrnti» : l/tium sunt /)ifiesli'f;iiie i/uftednm , per quit$
itiliiioiliiin iil>«iiira siiii», nriMliiin a «iris «loclis ad liqiii- j-nli ii se quixjiie rjuiisdiim hniilium (ieiiH eVDciitus fuissa
iliiiii nonlucta. \V>lteiib.irlii(i Iihiis iiiaiiiiis et ifa rcini- et <i(l se tninsmigrasse, caveiiint , ne idem tibi ab alii»
griMliiü iiili-dir: yivetai yao av^iq tiiotiov Jiva i'j (f,i>- avcideret,
fli^, i. c nnscitur enim denuo quodntnmodu niiliirii. lliiil. LXVIII. p. VSO, B. ^hu ti' y.ri/a ^vovaiv
Oiiiiil i'tli' viilfHiM, facilior i-st «ia , «jua Jncii« iliüiiilis o't Ativntuxol ; — yloiki euy.ot dt Hpiv ui TOig yiov-
«xpriliaiiir ; s<Tilio immid: yivtTal yuu a i 'J I i T(juiiuv n ngyaktui; yvfivoi i'iiuihovrfq iv 7t tofl^aijtnoi y.ai
rii'O. y.ul TV cptoii sril. dgyij, iit si( : ut enim in lern- y.a^iy.voviibvoi ny.i'cft Ttnv (nia.vTvjvT(i)V — lluciQOv
pore, sie in niiliirn quntjite ßt iniliuiit s. renovalio. oti y.alU'.oiio.; tan r/s iru/uujs tu. doojfitna; yai
Ibid. X\l\'. p. „'()'•, C. zJid Ti Tos/'s Titv fiiji'Oi; yda juv firiva 0tfiootuijiov ynlMiiot, y.ai iri Ata
äoxai y.ai Trijothointti iiovutv , oi> tuvtu diaotiiiia tt^v ijiitouv i/.eivi]v 0ij:ioazijv (AJpirir. (JlefjouväTtjp),
■Twv r;iiegwv iieruti' katitidpovreq ,■ . . . ij ndkKuv yai (fe/jod'on/ (iVlez. (fe/J/Jondoiv) tu tujv o/.vtwv
oti ratt; -vijs oiki)viji; d/acfooai; 6{i('C,ovTt<; tuv %tio- ijlfei yadiy.vtiad<ti, tov ^ij/iur-oq to xatfaloitv aij
VOV, iuiomv 6V jgioi yivunav-v diaCfuoaii tijv otkll- jiaivovTOi Ad vcrba rornipU „tu tujv oyVTuiv ijds
(»rf y.ard f^iKi'a ratg uiyiaratc; UfiuiTl] fnv uit y.ovit- y.ad ly.v .'•'• pinpiidatula Wvtlpnbar.liiug in animadiv. <lupli
riTai Oi'vodov TKiivcraiiivi] iroui ijAiov ötVTtoa de, com coiiiertnram propusiiit, lel tu TÜiv diiavTuivTviv
OTUv iy.(fvyoi<oa rd.c, ni'ydc; tov )jfiot> y.aTaCfupiii oy.i'rti y.aHiyi'iiottai , irl tu akkoiv ay.vTtl ev tjdei
lloinTOV liTl i draiiwu ytvijTUl; TQiTij du rij -jittjl T};v {per iiivuvi) y.adi^vtiodut. Facillur nnrudandi ratio est,
■:tki'oto<Tiv ai'Tijc:! ai'OcAiji.ov y£voiiivijQ. SiTi\t. ■71 () utT7j si scnbas: to tivujv o/.t'Tet y.a^r/.v. , i. e. verberar*
iilv . . . de vr ^ p a de- \-\,'. 'T oi T7J de tjj neoi T);!; autem s. f'ebruitre est scutica aliqitos J'erire.
nki'igvioiv y.. t. k. '^'- "" l\nA. L\.V\II1. p. VS.' , l). Ja). tL tujv oi'ujvujv
Hill. XXXVIII. p. 27.'?, ü. /Jid tL Köi'vTOi; Mi- ö y.o.Kot utvuc doioTfoui aifTioc; Iloiegou oiy. soti
rskkoi; . dg-/ifuti'i yti'diiffoq yai Takka öo-kujx, (f(ju- tovtu dkijiteg, dkkd -KagayouriTat lukkori; i) dta-
i/iuoi (Iva/ y.ai ■jiokiTtyu<; dfijg , iyujkiif o/cuvlCfotfai kl^Tuc,; tu yag dgtOTfgov aiviargov övoii.dCovOi ,
usTu TUV £s!iTikiov fjjjva, TUV vüv ^4i'yoi>(TTUv ngoi;- tu öe dcpefvai oivege, yai a va keyuio-iv, oto.v
■tf'-ooeiöiiivov ; ndrsgov oti, yad^dneg ijiitgai; dy.- dcpsfvai iragay.akuiai. Tov ovv ecptiwa Tr;v
uaCoi'ari ?; dgXouiviK -ngdTTOiisv tu TuiavTa, y.ai nuu^iv olujvov , o/viOTboiov ovra, otviOTOuv oi'y. öo-
iirvu; ioTauevov yai ar^outvoii, rdi; öii ditoykiroiK iiwQ inukuiitjd.vovniv ot •:iokkoi y.ai ovoiidCuvaiv,
(ö; d/oijtiaTtOiol'i; Cfi'ku-TTUfUt)a- TCugaTckijOiujq tov Pro dcptivai bis srnbrinliiin est icfisival, ut tfcie
uszd iinvai üy.Tv) xgövov , dja^reg iojrigav Tiva tuv paiill» pii»t srrlptuin rst züv uvv icfiLVTa tijv ngä^iv
iviavtuv y.ai diikijv di uy.knuvio; ijdij yai ffih'vov- oiujvuv. ^ ■,,
cui; vouiCltv; Wvltenbarluiis iipiiiatiir, dil aiit »iinile Ibid. C. p. ^'i?, F. Atu n Tal^ JuyuvOTai' tiSoiq
«luid post rv. cfidvuvTuq vumCeiv cx<idi»se, quod iiiilii . . . iogTdCut'Otv o.'i Te öuikai yai oi duukut Tiav-
»ecus lidftiir. Nim enim locjiiiliir PlutarrliiLs di- opiiiiiiiic, r£;, ui dt yi'VUi/.ei fiaktOTa gvTTTeoHai tOl, yscpa-
qiiam qiiiiis com-ipprc qtioat, sed <lc illa, quam iMetfllus kui; y.ai y.ui}aigeiv inttljdivuuoiv i H ÖIU r«:' 2£-
ipse liabuisü« rreditiir. Qilare iiiibi potiiis vuiliQilV cor- gOVLOv' TOv ßuoikta y.uta. Tai'Tljv TI]V ijutgav t^
ruptiiin et in svuiiiCcv iiiulaiidiiiM iidetiir. oi/f^iakiuTov ytvtodut &£ga7ian>'iduq, ddeiuv igyujv
^ Ibid. XLIIl. p. 2/5, C. z//« ri di ui ■jrgcoßei'ov- 'ixuuoiv ui dsganuvTei; Ücrib. )'; did tu tov Si-
.Tf? tii 'Puiiiiiv önodtvuiv ini tuv toZ Kguvuv vauv guviov . . . ytitodai. ^
(iaöiCovTtq dnoyud(fovtu{ TTgui; rot'5 t7idg/uvi tov Ibid. CXI. p. 290, C. Er/.ui fiev ovv eari, y.ai'
Tuuiiuv; .... VW dt V7tu 7ikiji)ovi t'jjv dcfii/.vuv' züv itgia tuv ^liui ojoTttg iiilpvxov y.ai leguv xai
jilvujv iigi'jßeujv ixkikemrai zu Tr,g daudviji, [xtvii äyakuu y.aTUCfvi;iiiov dvtiadui tui; dtotitvuiq y.ai
de in TU Tuii ilidgxoii tov tuiuiov Jigotvzvyxd- ixtrcvovoi , fii>divuc, dfitigyovTUi uijdt txffußovvTOi.
Dtlv dld r);j dnoyouwni;. Äemo editoriim sensiss« vi- Scribeinliiiii riditlur; djOTltg i fiip V.X"V Itoov {quasi
«letiir, »»rba nuuivivy/dvtiv dld Tr,i U7Toygu(fi)i seitsa vivain lemplam) y.ai dyakita yaTarfv^iftov aveioJai.
carrre ,,[ qiiaiii(|iiam loriis ab iitterprete Latin» rerte sie De »oc. dvlioi^ai c(. qiiaest. Iloiii. y.S. Tlokka, tOTlV
»xpiiraf'ur: id tarnen servalur, ut legnli nccedant prae- dkoij ntgl Ti)v nöktv dvstutva dtoii;,^ a XakovOl
jfeclot aernrii, qiii enruin nomina in tabula» refe- kuvy.ovi. 1',,
runt (s«r. referant). Vix dubiiim vidrtur, quiii sit »tri- Ib. CXIII. p. 291, B. Jld zl Toi; itgsCöt fov lOlq
(tcudum: izgotvtvyid.vtiv öiu Tai dn oyga.cfdq. («eil. tov Aiu<i) d.gxnv ov/. icpetto kaßeiv ovös ^fr-
4049
jj'/efwvixdv inl TijUjy y.iu 7ra^af.tv^k,c toü fjij <t(J%£iv
i^ovoi; UÖteqov , iöi htaxov r^s 'Fkkdöos f^t-
ziji ßuoikeiag, f^i] rv^üviai; k^jtii diieötiy.vvaav\
Lücum nianciiin VVytfeiibatliius ita sopplerit: TCQOg TU
TiJs [jaoikciui, I] i Toii /ui) TLXÖDzai legeii; dne-
ÖEiy-VVOav- At eiiini iion aiiiiuailvcrtit , se ila enun-
ciatioiicai effinxisse, (juae apuilusi careret. Nee structura
laburabit, ot dejiravalioiiis origo faoile persiiicictur, ei
mecuin correxeris: lluiUJUV, Wi . . . ,, ävTi(J^OTiov
ijv Tu riji isQioavviji d^iujfta ji^og tu .fjyg ßuoikiiag,
Toi'i ßaoikei ag tu) rvxövTa<; ie^etQ dnEÖeiY.vcoav;
Seijiiuntiir deiiide verba: ij f)dkkuv UTi TtSv fttv ie^ujv
wgiOfut'iai lT(jdi;eii ixoinov , jujv de ^rjf^tuoiujv dto.-
VLTOi'i y.ai dugiatoui, oi'y. ijv övvatuv tii Iv tiua
xdiv na/fjujv ovf.i-jiEßoinwv iy.ari^M nageivai lov
aölöv y.. T. A. Verba xu)V öt dljj400iv)V VVvttenbach.
e sulo cuil. Voss, adiliilit; in crfcrjs libris rst laruna ,
quam IVIciiriacus supplevit additis rerbis juiv (li d(>xdiv-
In uovissinia pditioiie Paris, legitiir tujp da doxi'VTU)V\
quae lectio si e codd-, ut pquideni siispirvr, |>i-tita est,
tutiis locus sie scnbcudus erit: zuiv fxev lt(ii:V}l>
(äfitO^trUs -Jifjul^Eti ixdviujv, Twv dt a () j^ J j^ r t/j v
dTÜyTuvq.
^j Quaesl. Graec. XV. j). 294, E. ivoxki]d£ii öt Tfj
.nXfjJU {Aoy.iJiJi) diiTQLi\.'iv r,^i(jug ui'cuift nksiovac,
ef) aig yarafial^uji/ tu x'JJiJ'ui' iy.Tios nuketi 0voy.tii
y.ui ^lavlhiuv /.ui Tue, äkkui;, oaaq ul y.kvi^irjci
'O^tikai ylux^üi üwzujyjjcrav, Srribinduni f^i^lf t(j({\ 5t a-
z (pxta av-
Ib. XXXVI. p. 299, B. ^la Ti Tov ^lüvi'oov ai
tujv 'llktiiDv yiivaiy.eq vfivovocci nugayakoüai Boev)
jtuöl TTagayiveaDai Tigui avidq; . . . JJoTigov üxt
.., • • V fiäkkuv CTi TOI' ßobi ö ßovg dßkaßi'jo, eoTi,
XO Ss y.tgaOffüfJUV Sn/ßkaßic; Wjtfenbacbins ait in
aniuiadiT. , veram forfasse lectiuiipni esse: zu dt y.'tga.c,
diu t6 ytgaoifüggv iitißkaßEi, roll. Plut. Symp. VII, 2-
p. 7üü. Eijuidom suspiror srribrii<iuni esse: zu dt yipag
atfödg a intßKaßi^.
Ib. LI. p. 303, A. ziia t/' BakkaxQaSaq tatizoi^
'^dgytiuii' TTaide^iv eogzTj rive Trai^uvzei ditoya-
koiJoiv; H uzi Tovg n(jujxuv(; imu 'Ivdxov y.aTayß'ti-
%ac, i'x idjv dyouiv t/g za ntöla dygdcn dtazgu(pi)-
vai keyovaiv; Bene sensit Wjttenbathins, iz zMv dygvip
ferri non posse ; scd quod ipse excogifaeit , pro dyovjv
ogdjv siribenduni esse, a srriptura librorum niniiuui
dislat. Siribendnni est, opinor: cy, zöjv d/.gujv tl^
td nidiu. Cf. Plat. L.ifg. 111. p. 678, C. iy. ydg
Tojv i'iipijkwiv 6/'^ TU ntdiu y.uiaßuiveif , oliiui,
Ttdoi (fußos ivui'ko^ iyeyüvti. Plut. de glor. Ath.
|>. 34t), M.yazeßuivov «sto.twv uy.gtuv ck tijv
J^uvTifiy.iiv.
^^ Ib. LH. p. 3U3, B. Tig ahia, dt' vv Ukiiot Toiß
ßvüdui; iTinuvi ixzui ügajv diidyupTtg ßtßd^ovoiv;
H üti ndpziov zuiv ßaoikioiv (fiktTiTiorarog uiv u
Üifö^aui yul ^uktaiu zu Qujuv dyu'iijaui tui'to
iuijgdaaTU mokka y.ui dttiu yazu twv 'tTUKuv üxeudi-
TMV iv 'Jlklöt; Egregie inteliexit \Vj((enba»hins, pro
y.uTU Tujv iiruatv djj£i'o^r^|[^j/,, .<alq^ quj^ij ^ilf^ltlftf««:':
Zeitschr. /. d /lltoltiiimsw.
1050
y.ffTO. -fUiV hTOIC (notq 6:xfl\6yTUJV^ seA ememlatlonis
ratio non liabet probabijrrn corruplionis urigiiieni. Scribo
igitnr litteris ono repetitis: y.o.id zujv 'inTCUJV opip
6 y t LI dvT aj V. Seil inullo dirniilior est enieiiilatio vo-
cabuM TU.^^ E \/uÖai; 'innuti in initio ((iiaestionis. Qnoil
Wytteubarliiö in mentem renit i(i.^ dviui^ii;. t'riTluvq,,
certo non minus falsuin est, quam quod Wessrljngius ail
Herod. IV, 3U. exrogitavit TUQ iii}ucJOl>q i'rcu Ol i. For-
tasse Vera lectio est: zui; üvoßaitdui Ül^uv.;. Äon
audco eniin nornm rocabulum fnrmare , quod ad littera-
rum durtus propiuü accedat; täte quideio mihi iu ii^eor
tem vejnit: zui iv ovdö a<; i'7i7iov<;. /. ..Ii-c,?5
Ib. LVI. p. 303, D. 'Jttu Tivoi; Udvaifju xo-npS
iv zfj Idfup vijaoi yakeizai; U int (ftvyoioai-^io-
vvouv ai '.Jf^iuLüv;.; iy- zijc: E(fi(o<-v>v yoihci tic, ^u-
>ii)v diEnenav, ö de Troiijnr/iiti »: nkuin xui dtußug
fjdxnv avvijipE y.ai nokt^dz a.izwv dTny.itiiE ^ntgl
TOP Z07TOV zui'TOV. ^'itiosuni lorabulum diErrtouv im-
nierito viri quidam docti mutaierunt in öieilEOOV , corri-
giendnm erat i^i t ßljir a V. - \ \
. De fort. Rom. c. 4. p. 317, K, Tir|;«^£ Tiiyt/fdi;}'
i/i'v zu y.iv)}i.ta ynl t^gupi) tu cpodri'ua yai (liyu^
kavyov t) Ekni<;, In liac deseriplione Fortunae, qualis
ad certamen cum Virtule ineundum arcedebat, mihi qui-
dem vix dnliiiiin videtur, quin scribeiiduni sit: f^E-fU--
kai'1(oC i] ekTtlq. Potest enim Graece dici: y f^XV
fif/dka.i'Xdv iöTiv, sed non item: tiJ^ Tixi]<i ^OTi fJt-
yd.kavyov t) f/jTi?.
Ib. c. 5. p. 318, D. yai zu Ti'jq MENTH yaiov-
(x,Bvi^<; ■ — ; yvoJu)jg dv vofjlCutzo — ^/.aCgoi Aliiiktoc
(seil, idgraazo). Scrib. »-idetur: ivu'nnjz dv öpo/Aa-
^otTO, quam Graece f'vuj/Ji]!; nedem dixeri».
Ib. c. 7. p. 319, D. Ti di\ 6 zui-cov fiiv viuc,
TTgojzog dt dvuyogti'dfii ^(ßa.OToi; . . . oix avTuq
tyni/iTTojv TOP diiyazgiäoi V i7i\ azgaztinv rhto.TO
zoiQ, &foiQ, dvdgia.v fiEv uvtii) duTvai t);i' ^y.f:Tiui-
poi, Eiputap di Tijv IloaTlr'itiv, TvyiiV öt tr,p ouTOV,
yai^aJiEg igy," fieydkv) diif.ii<n'gyov iir^yoat^«,- havxif»
zrv. Ti'yijv. Scriboiidum lidciur: tgyviv fi ty u/iov
.di/fiiovgyüv , cutn si6i Fortunam quasi magtiarum rerum
«pificem adscriberet. '.-J
Ib. c. 11. p. 323, F. 'U di fi'go/a zujv -^rgayficfr
■rojv yal TO gd9lov rijQ tl'i Tooavzi^v divnfJlP y.W
aiii]<Tiv öpj-ivc, oü ytgaiv dpdgv'tniDV. oCdt öguufi
ngooywguvoav ijyffioriav , ^ila. dt 7i u/irnj yol rcpiii-
iiazi Ti'yijc e7Hrnyi'voiiiv);c in tdtly.vi'zai to/c duihrli
koyiCoiiEVOlQ. VVjttenbacliius pulat liaec lerla furtasse
ita rorrigenda esse: o ii d i yvvjfiUlQngoayujgoüaa
i)y t fiov ia . . . in iza.yvv o fiivi] iri i dtiy.vvx ai,
quao roninrtura mihi quidem iiequaquam probaUir. Ver-
burum turgidorum srntentia roiistal>it, sisiripseris 71 g 0-
yu) g o V oav, vi deinde i 71 /t ay VP o fjip }/v. Ut enim
persaepo in codiribus pecratum e»t, hoc qnoque loro ar-
cidit, ut lücabiiluui posterum rcgimen proxiine praecedentis
»equerefur. ^'piba autfm enicndata ita cxplicanila sunt:
Seciindnrum rerum affuenlia , et rehemens iinpeliis ad
tatitam piileiiliam rede ratiociiiuntil,us tw/ieriuui imltnätl,
quod tion liumirium mnnibus tiut coiisiliis pr /eccril, sed
divino c'imitiilu et Fortuiiae^vento acceleratum sit.
ijfid. ^c, II. p. '6'2'i, V. zdi di nya^ ugtOiiotaiv
■'" " 70
1051
105?
hl' vf/.uc'}i> nXiji^st y.ni XntfVfitov, ä}}a ßaaiXilaii
ni)[ii(tiMrot:, y.ni t)rfiovkioiuvoi<; fdviai x«I vi'jooiq
Xrti lyelfiui; ?To()ni)()iitC,(>iievaiQ ttfi TvXtjdet r;;^ fjje-
fiopifts- Corrigii: TC p n n o Q iCo fi Fvn/c, t. tt. t. /;.,
i. e. insulia et oontinentibu» mai^niludini imperii adiectis.
• Ibid. p. .'j'.;4, B. '() ds 'PdiiiaiiDV iieyuQ (^aifuitv
^tn'y. i<fijftfgoQ TTVFvaa^ oriil yaigov dy.uüaac, ß^a-
yvi>, e/jc ö Mc.y. f ö oiv oi'St ■ji^ioaninq /ujvov, fü?
o Aay.uivv)v ovSs ivdXioi;, w; ö '.4^rjvai(av ovde
(ji^'t yivt^i^eh, oJ? «5 Ilsgovlv oi'Si: Tayv navad-
ftfvog, w; ö KoXo(fo)i>lv)v nhX' äviodcv x. r. X.
Scrib. UK ö Mny.eö öl> ujv, ut ex «equenlibn» satis
snpprqiif apparef.
Ib. r. l'j, p. .3-4, D. TT (S' ovyi y.at rrspl rai;
fisyiorni nviicpoodz liin^utas tijv itöKiv i) Tvyrj; In-
fprpungpndiini rst : Ti fie; oi'](i y.ni y. t, Ä.
De Mlexntidri Fort. I. r. 9. p. 3'il, C. flojc yap ai;'roi^
fT/' ro/,' iSioii dyäkkfT^at Tottruaot, y.ad' exaarov
fiepo^ edrni'^ ftviutovlvovTa y.at vr/ijg x. r. /.. Ali-
qiiiil cxridisse oitincs edilorcs «■ideriinf; AVyftpnliachiiis
»iispiradis pst aat rolirfn aut dclefn fjii TO/g Ii'j;pii(liim
esse Ity.nc; pjo in <ani vpliPinpn<i orafiotie srrihprp nialim:
TTuJi yup atrov fui xo/'j löiai- nifods äyäkkeodai
Toavunoi; Sic pt supra p. 327, I). oieff^s orafioni iii-
tcriprtum est, ot Ev t.öyio em^eiy.Tiy.iß.
' Ibid. c. IQ. p. '331 ,' E. nvQuun'i Ss nji W.Hfo
TTpdjTov evrvyörrt iifoiovc XQvaovc; eSuxe. Srrib.
yovaovc;, i. p. nummos aureos.
Ib. r. l>. p. .333, A. 'AU^avi^oos 8e 0i\o^ivov
TOv xfji TTnpaliai iTJctg^ov youip'.tvvoi, üzi Trat.; ev
'JuivM ytyovsv, oinq uix «A/.o; djnav y.at tiSog, v.al
Tivvdavo/ievoi' hia rtSv ygafifidrinv , et nvaTrtti\\)ot,
l.liy.ouj\ ävTtygal^icv y.. t. X. Optafims futiiri , qiipm
aegre h. 1. fero , in pditionp Parisiensi in indiratiriim
(ii'a7rif.(lp£l mufatns est , quo non miiltnm lurramnr.
Scribendiim ridp<ur ant a.vail'Sj-llpci.i aut d v nTlt fi ipTj ,
qnoil prapfpro, spntentia a participio prapsentis susppnsa,
Acrpdit, qund Plutarrlius, paudpin rpin in rita Alpxandri
r.'2'2- tradpMS, sicsrripsit: TT V i' t^ av O fl ev o i ei Tt Q h]-
rat. Corrigpndus pst ex hoc loro .ilins Plutarrhi fiiede
habitus, de Epicnri Anrei. r. 17. p. 109', C, ubi nunc
vulpatur: OiKÖievov 8h ygalpavra-jreQ't ntdöuiv y.akdjv,
et TCQUirci. uiy.gov efieijcre rf^q eTr/iQonilq äTrooTrjvai.
Corrigendum est: ygalf^avra . . . ei Tt q>1]t at , fity.QOV
idiijoe Tiy; eTi/Tgorrijg dTToarijöat,
^ Ibiil. II. c. 2- p i35 , D. ö yd(i Qgny.toq"A9v)<;,
'j' ueytaxoi avxov y.ai -jteQiqiaveoTaTog eiaviorjjxsv
. . . dvvarai xaTegyacr9e\q y.ni -/g/juaTiaS^sls ety.tov
'Aks^dvÖQov 7iaKeicr9aL xai elvni. Srrib. rj iieyirszoq
avxov^. . , k^avearijy.ev. Cf. Plut. qnapsft. Rom 76.
p. 2*^'-?i B- Ttagd.öeiyiia ■jvoioriisvo^ rijv oeXijvijv
ot; ff a5>;/.o(i Trgiörov i:g-/STat VEci
TTgaatorza yak) vvouna y.al TtkrjgovfievT]
loitav ireg ai'r/Ji; si'ysveaiärij (favrj,
■xa/.iv Siaögfi" y.djj] fiijfli'v fg^erat.
Hoc quoque loco in crtpris libris falso scribitur in tprtio
rermi nöri):, quod ritium nunc in editione Parisiensi
forrertum est.
Ibid. c. 4. p. 336, K. EiTtojusv ovi' , ort ftiygovq
y) Tv^f] y.ff.i TtegiÖseic noiet xai raTCELv6(pgova<;'
äkV oü Siy.ainv oi'rs y.axluv eio, dTVfl.av, ovre dv-
finlav y.ni crodvroiv ek evri>yiav r/vu ridea^at. In-
tprpun^'endum est: Jl,iTCv)f^iev UVV, Oll . . . noitl xat
TCJi fivocpgovaii 'AX}' ov dixaiov x. r. \.
Ibid. c. 5' p. 337, D. 'AgiSaiov 8e rii d.v enolijrre
fieyav, ov ovdtv vijTi'iov 8/acfegovTa , uövnv de
oTiagynvo'toaz, ry Tiogffvga ßhXenygog Itci rov 'A\i-
^dvf^gov 'tgdvov eihixev. Scribendnni »idetur: vi dv
e'XnhjOt fltyuv. Uliqne pnim aliquis Aridaeuni ma^^num
fprit, IMelpaojer illp, qni nientis inopem in Alcxandri
solio rollnraiit, sed non aliquid, i. e. nuUa rirtus aut
aninii ant ingpuii, qilae quidem regem deceret.
Ibid. c. 7. p. 339, O. Kai fiijv xal OiXiöro.^
6 Hagfjevlojvui; rgonov Tiva Tuiv y.axulv ea'ie ttjv
dygaalav. De his rerbis ait Wyftpnbachius in nntia
crifiris , ge adlinr assentiri Reiskio fiupplenti aniav
•vgoTzov Tivd, \l farilior videfnr talis emeridatio : (P/-
kvjrag . . . rgixföv riva twv xaxajv £(jX^ ''^^'^
dyganlav.
Ibid. c. S. p. 340, B. y.al oirvi rtq dv fiaXl.ov av-
TOV TljV 'rl'JMV eTlalVtl, TOOOVTU) fulkkov avEei T1]V
'.igeTijv. Srrib. oat;) riq uv f^idkkov . . . errat vy.
Ibid. c. )3. p. 344, B. Oi> ydg Ttag' EvcfgdTjjv
'.ike^avögov ij 'VSdoTiijv Tieaüi/xa xeia^at 8eivuv tjv ,
oiö' dyevvlg iv yegai Zlageiov yevojtevov , xai I'tt-
Tioiq xal ^Icpeac xai xoniai Ileguüjv durvofjevujv
vrrsg rov ßaotklujg, d.Tio&aveiv. Scribpudum ridetur:
ev X^9'^' /dageiip yevöuevov; manu cum Dario con-
serta.
De glor. Athen, c. 2. p. 346, A. uiOneg Evcpgdvojg
TOV &i;aea tov eavroij Tui Uaggaalov Tiageßake ,
keyiov tov fuev exeivov gü8a ßsßgcuxe'iai, tov 8s
eai'Toi! ygia ßoeiw t(i) yäg dvri ykucfvgv)^ ö Hag-
gaaiov ytyga.UTai xal TteTiolrjTat xai Tt Tigooeoixs'
TOV 8e Evcpguvogog i'Sujv Tiq, tinev ovx dcfvuji riQ
X. T. k. Varias coniecturas bominnm dortornm de »r.
y.ai Tt TTgocrioiy.e vide apud Wjtt. in aniinadrv. Mihi
in meutern renit fortasse scribendum esse: Xai 'EgiOTl
jcgoairoiy.e.
Ibid. c. 3- p. 347, B. 'O ydg Tcagd ti)v gayiav
avTijC Tijg nükov nugatd.TTwv Tolq, '.IdijväJovQ /It]-
fion^eviji, xal 6 tov xvßegvijrtjv iTTioTregx'J'^' Bga-
o!8a<; . . . xal oi Tre^Of^iaxoi'VTei fjtv ex !}akdocnjq
Ao.y.eSaitioviot , vaviiaxoi'VTec, 8e dito yijg 'A^i]-
vaiof xal näkiv 6 ev toi; Stxektxoi'^ ex rijg yijg
7ie^6(; dfKfOTCgujv, laoggönov Ttjg vav/jaxiag xa-
SecrTijy.ulat; f dkaoxov dyujva y.ai avoTUOiv ti]; duik-
hjc, y.ai Toi<; oi6/xaa/v avrotg taa zij Sd^rj ■jregideoHq
avvanovevwv , ttj 8ta.dtoei xai ry diaivTTwoet tojv
yevouevüiv ygarptxfjq ivegysia:. Ailscripsi liaec lerba,
ut e Thuryd. VII, 71. iam ab aliis (v. AVyttPiibach. ad
h. I. et (jopII. ad Thucyil. i. 1.) snppleta et emendata
sunt; sed ailbuc in fine aliqnid ad orationem absolvpndam
deest. Wvttenbachio eCfiETUl «-el simile qniil excidisse
videtur; quo non est probabilius, quod Goeljerus inienit:
fiecTTa TT] diaSeaei . . . ygacptxijg evegyeiag eoTi.
Veri similius vidctnr srribenduin esse: yga(fiy.ijg eicriV
evegyelag, h. e. DemosthenPS, Brasida», Atbeeiienses vic.
rnrsnmqne bello .Sirnlo tcrrestris ufrorumquc exercitus . . .
pic'.oriam quasi evidentiam habent.
1053
1051
Ibid. c. 3. 347, E. Kai ^iijv oi (royynucfovTEq
e^dyyekoi rtvi-i sioi rinv Tipa^soiv ci'cfvjvui ....
äutkti dt xai tyy.iofiinCovTtti iiviutovevnj^ivoi xai
dvayivuioy.ousvut dia tovq '/.OTOQikuaavTui;' ov yuQ
oi l-uyat noiovai rai; vrpd^eii; , y.n'i ny.oiji: di:iorvra.i.
In hi» exlrcmis rerbi» Wvftfnliachio aliquill ad iiitogri-
taiem orationis deesse ridptiir. Imo laburant rorruptpla,
geil >a, qnap farilllme sanari possit. Srribo onini: o6
ydp oi koyot iroiovoi t«<; n(jäi;iiQ y.pX d.y.ur.c di;tor-
crdat, i. <*. non ehttH oraiiones facinora per se ipsae
auditinne digna reddere queunt.
Ibid. c. 4. p. 347, F. yleyerni Se y.n'i Msvavöuip
TÖjv avv^dvjv Tii; slneiv Eyyvq orv, Mevuvöge , tu
/diovv'Tia 1 y.ai ov ti)v y.njico^iav uv ■^rniou^y.ai;; tuv
de d.Tcoy.oivaa^at , Nij tov^ t^fovi lyotye neTToujya
ri]v Xü)ur!)8iav (py.ovoiiijrai yap tj bidi^ernc,' bei b'
avxrj XU oxoiy'<bta Innoni, Ijti y.ni avxo'i tu tiqu-
yftaxa xiov \6yu}V dvayy.aidxeoa y.aX y.vQnÖTEoa vo-
uiCovOlV- Kxfrpma lerba Wjttcnbacliiiis in nofis crifi-
cis sir pmendare conatiir: dit Ö' avtfj tu arn/^ibln
enaoai sti y.ai avtbq . . . v ouiCutv. Debebat
aaltpm »rribere: y.ai avTov • • . vofAiCovTU^ sod
hör qnoqne parnni prohabile esset, qiioil plura rerba in
cnilinim srriptiira nuitanda ossent. Mihi ferisiinilins ri-
«letiir, post enaöUl parliripinm exridisse, »eliit bl]) OrVTU
»el oriialvovTu; qnod si statnimns, oinnia optime co-
Laerent: illum atttem respondi'sse /entnt . . . indicantem,
pnetii et ipsis res magis necessarias et potiores, quam
orationem videri.
Ibid. c. 4. p. 34'^. B. 'O bis i.ivdo^ e'ivat ßoi'Ksxui
/löyoq ipevbij^ eoiy.ujc, dhjdivdr bto yai ttoXv tvji>
ipyutv dcfioxijy.ev, ei XdyuC, tiiv epyoi', y.ai köyov
de /^ivdoq tiy.ujv xai libwkuv eirci. Scribemlum est:
ei köyoi juv epyov y.ai l.uyov be f^ndoq iiv.ujv y.. e.
Kai ante köyov a librario qiiodani male saii» iiiciilcatiim
ease videtiir, qui loyof xal IMyov praie cuniunxerat.
Ibid. c. 7. p. 350, A. Tavxa xijv Tiukiv ijyeipev
eiq bö^av, xuvxa eiq f.t£yedQq- iv TOvxoci niubagog
epeiatia Ttji '£kkuboi ngooeine xdg Ai^i'^vai;, oüy^
iixi -vaii; fJiQvviyr^ov xpnyu)bi.aig xal OeoTiiboi djp9ov
TOi'i Ekkr/vag, dkk' iin tiqujtov, eis (fir/Oiv uvxöi;,
j^tTi' 'AQxenioiui Tiaibei 'uddipuiutv ißdkuiio (paetvijv
xpi]7iib' i'/Vfi'iVfpta^"; -ini.TE ^aka.füvi 3{,«t Mvy.aK^
■xal nka-vaiw'g , dtonep dbafxdvxnot oiijQifiavxeq
tiiv ikEüdegiav TijQ 'EkkdboQ, Tcapidooav xoii; al-
Xo/g dv9poj7io/s- Dp »erUis dbufia.vxiv()/. on^(jit;av-
T£? W^ttenbacliius in aniniadiv. haer trailidil: ,,Amyotiig
vertit, qiiasi lejfeiet d.ba/.ldvTn'ov , Cruserius et Xylan-
iler, quasi dba/iuvxhoi^, tanquam ndammilinis fuLri»
tnuniverunt Grueciae libertatem : iimle lleiskiiis siiscepit
nescio quid conieefurae, üjoiieu ßdofaiv ddufiai'xivo/g.
Vuljjata betie habet: sensus est: forte», duri et pntien-
tes.^' Non putu qnemquain haue expliiatiunem pruba-
tnrum esse, qui rogitaierit, iinius littcrac niutatioiie verain
Bcriptoris maniini regtitui posse; ecribo eliiin: üiOnlQ dda-
fiavrivTj (seil, y.gijuibe) axi^Qii;avie<i xijV ikev^sgiav
Tiji 'EKkdboi. C. Halm.
10). Do M"«iris Graecin, »rripsit Joa. Franxiut, J)ri Vh.
P. E. IM L'niv. litt. Frider. fiiiil. — liie»t frapiiien-
tiiin ineditiini ad Cl, l'tulemaei llarmonicain pertiiiens.
Berol. ex libr. Gilil. Besscri t,>i4ü. 23 ^f. 4.
Zu den s<h»ieri{f«ten nnd iiorh am weiiijjsten erforsih-
fen Tlieilen der Alterlhninswissensiliaft gclifirt die Kunde
ron der ßebaiidluii^ der IMiisik bei lien Alten. .Sie ist
zwar nächst der Orcheslik die einzi<jc Kunst der Altein,
von <ler aus bejfreifüchen (Tn'iilden keine Denkiii^ler er-
halten sind (denn ilie «enifen erhaltenen iMelodieeii vet-
ilienen kaum diesen Naun-ii, zumal da wir noch iieit
entfernt sind, eine nur auuehmlt.'^re l^ebertrajrun^ devseU
ben in unsere Koten z» besitzen, .ibtreselieii von dun
Zneifeln an ihrer Aiithentirif.'lt, die vielleirlit niclit j-iii»
niffejrründet sind); aber sie verdient darum nirht weni-
ger eine gründliche Hearbeifuiiu; ivejjeii der nichti^^en
Stelle, die sie bei den Alten als üildun^suiitti-l dir die
Jn^end. einnahm, und «vpgen ihres innigen Zusammen-
han;es mit der i>]etrik der grierhischen Diihter, nainent-
lieh der der Lyriker nn<l Sceniker. Vieles in derselben
wird erst durch eine genauere Bekanntschaft mit der
antiken IMiisik verständlich werden, sowie umgekehrt die
genauere üutersurhung des Metrums der fiir den Gesang
bestimmten Gedichte Aufschlüsse über die Meloprtie geben
kann. Da wir voraussetzen dürfen, dass bei fielt Alten,
denen der Ilhythmus die ll.iuptsache , das itiko^ aber
das Untergeordnete >var (jener das aöütv , dieses das
dijkv , Aristid. Quiiict. de nius. I, p. 4 <, 12.), der auch
in den Worten erkennbare Rhythmus das leitende Ble-
inent blieb, dem sich die nmsikalischo Compositinn skla-
visch anschloss. Hierbei ist aber das Studium dessen,
was uns von den alten Musikern erhalten ist, nicht zu
vernachlüssigen ; leider ist iinless für diesen Theil der
alten Literatur bis jetzt noch sehr schlecht gesorgt, da
<lie meisten nur in der einen Ausgabe von .Meibniii (Am-
sterd. Ifiö?. '2 B. 4-) voller Fehler und Corriiptelen vor-
handen sind; denn wenn auch dem Heraasgeber das Lob
nicht vorenthalten werden darf, dass er im £inzelnon
für Emenilation, wie für Erklärung der 7 Musiker TrclT-
liches geleistet hat, so ist doch noch Vieles von neuen
kritischen Hülfsmitteln zu erwarten. Um so mehr Dank
verdient es, dass llr. Professor Frrtn.l! in Berlin währeiiil
seines fünfjährigen Aufenthalts in Rum unil ^leapel iicbefi
.seinen Arbeiten im (iebiete der grierhischeti Bjtigraphik
auch die in jenen Stallten vorhaiideiieii llandschrifleii der
Musiker theils verglichen, theils wörtlich abgeschrieben
hat, und im Corpus nnmicorum Graecnniin heraus/ujjeben
beabsichtigt, welches eine vollständigere und correctere
Sammlung, als die Meibom'srhe werden wird, nnd zu
dessen Ankündigung vorliegende .Schrift von ihm heraus-
gegeben worilen ist. Der gelehrte Verfasser spricht zu-
cist S. .'< ff. von den Schwierigkeiten, welche der Ver-
vollständigung unserer Kunde von der alten Musik ent-
gegenstehen, nnd findet die erste und bedeutendste mit
Reiht in der Polemik der uns erhaltenen Schriftsteller
gegen die Lehrsätze anderer musikalischer SchiileH , z.B.
der Arisloxenidtier gegen die Epigonier, Damonier, Eralu-
kleer, und den Lasosron Hcrniinne, sowie gegen die späteren
Secten, ilio Archistratische, Agonischc, Phili^kisrhe nnd
1055
1056
l[ermipi>i»ilio , »nriiiglich al.or gcRen «lie Pythagoreer
(ICiiLliiles, i\ikomarliiis , üaiiilciitiiis i». : A. icr{;l. Por-
pliniiiis /Hill Pliilrm. |>. IS',) Wallis.), g^npii diri-n rein
iiiatlii'iii'id.'« Iii> l*riii<i|)icii sie das CVi-liör als Haiip(kii-
tiTiiiiii ft'ir llt'iiilipit der I^^^rlall>^ und der Harmunieii
III Ansprinli iit'liiiH'ii \ Ins Ptoleiiiiius eine Vprmilteluii);
xnisi'licii leidoii stri-iti>iidKii Parteien versuchte. Degreif-
lifli aüiT ist f s , dass iler Streit ober -diese Priiici|iien ,
»elcho für ilio praktische 3Iusik durrhaiis nicht so wich-
tijf uaron, der ausrnhrlichercii Behandln«^ dieser lelz-
trrrn i;fns8en Eintraf; tliat, und ilaruai auch die späteren
Coiiipilaturen «leiiij; praktisch Uranc lihares vorfanden, was
•IC über die alte IMusik hätten nieldrn küunen.. ^„,.,]
Kill zweiter Lcliclstand , dessen Hr. Franz S. 5 f-
erdenkt, timl der »«srntlich die Einsicht in die IMusik
iler Alten crucliwert, lielriH't die l'eriliiderungoo , »eiche
IM den i3i'deii>>in£<-n der iniisikalischen Kuijst.iiisd/iicke
t*tall<(eftiiideii haben; ein Umstand, der iiauieiitlicli ItJu-
«iker voui Fach, denen die Ausdriicke in ihrer jetzigen
Uedeulnii^ gelliilflf; sind, leicht zu Irrthiimern verleitet.
Hr. Franz führt JJ. t) einige Ueiüpiele dieser Vpranderunj
der Bedeutunffcn an. So soll hnnuonia bei den Alten
l>ednuten eine cerla quaedam CoMccutio sonorum secun-
tlam grtive el aculum ilitque id quod tiott fei'e inelodi am
viicaie Sotemus. Inde.'fi dürfte «ohl «liese Hedeutuii«;
nicht ganz richtig |;efasst sein; denn. nenn auch Plato
(de rcp. lll, cfi^lS. D.) das uU.O^ aus (ji'ititoi, /.oyos
ujhI aoftovia bestehen l/lsst (vcrgl. Aristid. Quinct. 1.
^■■'iS)i so neont er doch gleich :tlarauf (Hl., 39^- E.)
4lie iastische: und uiixulvdisiiie Tonart doftui/ia (.'ihnlich
Plularch de mus. cap. I.j. p. 1 1 i(). C. und rep. ger.
p. .Si>. B., der Platii's liehauptunge« anführt), «velchen
.>pra('ligeliraucli Hr. Fr. allerdings auch anführt. Neh-
men »ir hierzu die auch sehr gewöhnliche iicdeiituiig
des Wortes u.(>uoina, in welcher es identisch mit "/fi'Cx;
liVagiidfCoi' gebraucht ivird {Arislox. Iiariiion. I. p '2, M.
ib. p. 'l.i. Aristid. Quinct. ii, p. IS med. v^X Plut- niiis.
1137. E ProcL in Timaeuni Plat. I, III. und Meibom
in j4?'js/ox.: p. 'Zli} lind ■ welche beweist, dass es auch
TongeacUlechi , und zwar das «on den Ajten vor Arisfox.
Torzttgswnise angewendete, hezeiclmet, sOi ergibt sich dar-
aus wohl als urspriiii^liclier niid gemeinsatiier ISe^riiT lon
'j.OI/fJvict i\eT , dass e» eine Reihe von Tonen derselben
Stininiuiig bedeuterl, «eiche bei der Caniposiiion eines
I..ieiies oder einer Strophe angewendet iierilen können,
Hii dati'S es also eher das bezeichnet, was wir Scilla nen-
nen; denn auch .so pas.st sie in die angeführte Stelle
Pl.itos als wesentliches Element des /.luKU'ii ebenso scheint
es auch Plut. de aiiiin. procreat. p. 1()'iH A. zu fassen.
Wenn Hr. Fr. ginir.h darauf den llinstand, dass die rer-
dchiedenen Tonarten (rooTl u/) so verschiedenen Charak-
■iitT lind . SO verschiedene Wirktingen nach den libcrein-
fftiiMinenden Urtheileii der Alten gehabt haben sollen,
unbi'>rreifli( h (Inilet, so finge iiiaw nur' Vcrschleileiiheit
jdersnlben in der Hohe oder Tiefe <ler Stiiniiuing aiiniiniiit,
ti>' Idsst sich z»ar hn-rjjej/en eiiKvenden, daSs auch bei
Jüiis eine f oiiipn<iition einen ganz anderen Klang und
Obarakter aniiiiiunt, «venu sie ans einer Um einen Ton
ibi'rfteren oder tieieren Tonart ge9|)ielt »liril; iiidess kaliii
Vhm Tiugegeben iterdeii,^tta&. rr hinzusetzt, jene >'er-
srhiedenheit der Wirkung habe auch aus der MelopOie,
dem Ilh^thinus, aus der Begleitung der Instrumente und
aus den generibus harnioniae entstehen können. Igitur
cerla quaedam ItaKf/itmia J'uerit necesse eHt projiria unius-
cuiusque iiiodiirum illorum. Was Hr. Franz hier unter
harinonia versteht, Ist nicht ganz klar; die von ihm ai>-
gegebene Bedeutung Melodie würde eine Tautologie mit
dem vorbergehendeii jnelopaeia verursachen; also meii^t
er vielleicht die verschieilenen Tongeschlechter, das dia-
tonische, chromatische, enharninnische und ihre Unter-
arten.
Als eine dritte Schwierigkeit, welche die uns erhal-
tenen Schriften der späteren Hletriker und Musiker dar-
bieten, bezeichnet Hr. Fr. die \'orliebe der (irauimatiker
für einen tudleu Schemalisinus , der sich mit Selben zah-
len begnügte, ohne für rhythmische Schönheit das Ohr
empfänglich zu eihalten, und den alten Streit zwischen
ilen i^letrikern und IMusikern, von denen die ersteren über <lie
praktische I\]usik der Griechen nur dürftige Kenntniss be-
sessen h;itfen ; und er rühmt mit Recht das Hanptver-
dienst JiiivIch'S uin diese Wissenschaft, dass er diesen
Streit zu vermitteln aiigefingen habe. IS'ach einigen all-
gemeinen Bemerkungen über die griechische IMusik und
ihr A'erliAltniss zu den andern Künsten spricht Hr. Fr.
von seinen früheren Studien über diesen Gegenstand,
welche ihm die Ueberzeugung gegeben hätten, dass vor
einer neuen Textesrecensioii mit Hülfe besserer Ilanil-
schrifteii aus den alteu lUusikern wenig gewonnen wer-
den könne. Er verspricht nun, unter den sieben von
IMeiboui herausgegebenen alten JYlusikern noch das Frag-
ment der Rhythmik von Aristoxeniis (bisher nur in dein
Appendix zur Morettischen Ausgabe der declamatt. Le-
ptineae des Aristides , >'eii. I7^'>, vorliamlen, iinil im
vorigen Jahre mit di'utscher Ueberselziing und Abhaiid-
luiigeii von Feussrier h'-raiisgegeben) den Dialog des l'lu-
tarch de musica , den T/teon Sinvrnaeus (Ausgabe von
liulUuldus 1044), den Ploleiiiüus mit dem Conimentar
des Porjihyrius , sowie des Manuel Bryennius introductio
liarmonica (wnlche 3 .Schriftsteller in Wrt//tsii opp. math.
Ox. !()••'•• V. 111. stehen) und endlich des M. Psellu»
Buch de innsica herauszugeben, von welchem bisher nur
einzelne Fragmente in den Anmerkungen Morelli'S zn
Aristoxenos Khvthmik bekannt gemacht «vorden waren.
Hierzu wird eine lateinische Uebersetzung und die Va-
rianten, ausserdem kurze IVotizen über die Lebensver-
bällnisse der einzelnen Schriftsteller gegeben, am Schluss
aber einige meist noch nnedirte Fragmente und './dBOTlOTCt,
sowie die hierhergeh(iri|;en Schriften des Mnrtianus Ca-
pelitt und des lioethius biinugefugt werden. Ausser-
dem verspricht Hr. Fr., noch eine Zusammenstellung iler
Lehrsatze der Alten, sowie der Resultate seiner eigenen
Versuche über die iVIiisik der Griechen in drei Büchern
ilem Werke beizufügen. Als Probe dessen, was von sei-
nen handscliriftlirhen llülfsiiiitteln zu erwarten ist, wird
S. 'i die Einleitung des Ni/comachiis p. '?, '■!()■ — 3; 23.
!\leib. gegeben , in welcher mehrere Corriiptelen blosi
durch die Handschriften beseitigt iverden, wie p. 2, '2^-
u TTtrii i(!)i- iv Tdii i'.oiiouiy.ui'i aroi^fioic, öiaonj-
ilcTOjv Tf y.ii.i Ojflf/lio'' l'7rd(JXlt Aoyo^' statt der schon
lon Meibom p, 4'j mit Recht in Zweifel gezogene Vul-
1057
105^
gafa na(ja xoii ÜQfl- v.. t. }. , welche zivpi Siibstantife
ohne Artikrl Ussl, onrl keiiipii Sinn gilif; eleiicl. /. '27 (.
ovy. dy.i'iitivTii) , Tri tov kuyoi' , qQovriSt Y.c.t Öia.voiu
statt der Vulgata cfiuorlov v.ai ötavoia. p. 3i 15- 7rA;j-
gsi ro kejuiisvov ovKiojiofrj) statt nki]ni] t. A. oi'k-
kayiaituji/ , was IVIoiboni hat, der auch mit Unrecht <las
Rleirh ilaraiif fi/l^enil« x«/ ff TcKeiÖfri ßtßtioli, in der
Lehersefziinff (nicht in seinem Texte, mit dem der Fran-
ziAchi- liluTeinstimmt) zu dem Fi)lgeiiden zieht. — p. 3j 20.
eyei^tf nöitsv no/rooimi öäuuog tuna Ttapayokoii-
\ir,0£U)i statt der Viiljfata ex. ■kotP TtoDja. (jäov w;
X. T. Ä. ; ausserdem fiijt der Codex noch p. .'^ , lO. zwi-
aehen ksyoitevi'jv und x«) dfi>noy.oiih'ir)v die Partikel
rf hinzu, welche hei IMciliom fehlt, best«(iirt aber im
llebrigen die Lesart Weiboni's (fegen <lie Aenderunjf Afc-
yoflfv y.fti dtdaay.Ol'tv , welche Hlcursius ohne allen
Grund vorschlug. Auch von aus{;i-f(ilhen Li'icken };)bt
Hr. Fr. einige Proben, wie Gaudenl. harniun. introd.
p. 14, '-'l- Weib, iyarioat; (sr. ;i;ofi(5i;5) i^nipc.!; i'jiiio-
kia ßdo}], v.oovoaQ svo'Oytt ainiCfuivovrrac r«? Jjop-
<5«C' iQI'll itOlDV dl' :rull)n(i.g V.. r. A. , «o !>]eibniM mit
L/angbain nach Y,OQ8äq die >iofhdiirf»iire Erganznnj;' TO
dtO. Tttvrs einjfefiihrt hat, der Cod. Vat. aber die Liicke
nach ovfiffiOVui'OCtc, vollstämlig so ergänzt: ntro^ OK-
ki'jkan; y.nrd ii-v did ntVTi avurfüjvlav ■ ötTtkaaiuva
^' STTtibt) rd ßdojj xa^i](pe, Ötd iraoolv svfje o-rti-
(pvivoi'oaQ T. X- t- i^' ^•'> wodurch zugleich die Aus-
lassung dieser ganzen Stelle aus einer nicht selten lor-
konimenden Nachlässigkeit tier Abschreiber erklärlich
wird, indem sie bei der Wiederkehr eines langen >Vor-
tes im Satze die ganze Stelle bis zu demsellien liber-
Rehcn , wie hier zwischen den beiden nfrucp('>voi>na.c,,
Aehnlich erklart sich eine zueile von dem Vaticanns
ausgefüllte Liicke Gaud. p. 21 i^'O. Tlva nvgakafiov-
teq e/g äoy>}v znv ovOjijitaTOi [iQocrkaußavofiivd)
j[oo>fie^a nal ti^v tuoiv tov navtoQ cri'OTij/iai <>:]
•KQug TOVtov äonoCuiitv; wo ebenfalls iler Abschreiber
*on dem ersten ovorljuurot; gleich auf das zweite sah,
nud lon demselben an forischrieb, die zwischen beiden
gelegenen Worte einschliesslich des zweiten Gi'OTIj/iaTOg
aber ausliess. Diese Prolieu kennen wohl genügen, eine
Vorstelinng von dem zu geben, was »Ir von der glänzen
Textcsrerensinn des Hrn. Fr. zu erwarten haben, und
Ref. fühlt sich gedrungen , seine schon mündlich gegen
den gelehrten und thätigen Herrn Heransgeber ausge-
sprochene Bitte um baldige Bekanntmachung seiner schSlz-
baren Collatinnen und seiner schätzbareu lilltersnchungen
hiermit ütFentlich zu wiederholen,
Es bleibt noch übrig, über ilie Inedita, welche am
Schlüsse der vorliegenden Abhandlung bekannt gemacht
werden, knrz zu berichten.
Zuerst thcilt Hr. Fr. S. 10 aus dem Cod. Vat. 176,
p. 100 eine kurze Stelle über ein ('von Hrn. Fr. nicht
mitgetheiltes) Diagramm zur Versinnlichung der harmo-
nischen VprhJlltnisse des Weltsystems mit, h eiche der
Harmonik des Ptoleniflos vorangeht, und gleich darauf
aus demselben Codex einige Worte , welche nach dem
Ende des 13. Capitels des III. Buches hinzugefügt sinil,
oad die schon von JVallisius aus Oxforder Handschriften
(S. 149) angeführte Notiz bestätigen, dass mit dem 13-
Zeitschr. f. d. Alurlhumsw.
Capitel das echte Werk , das von Plolcmflos selbst her-
rührt, srhiiesst, die drei letzten Capitel aber (III, 14—16)
von Nikepliuros Gregoras zur Vcriollstandigung des Gan-
zen hinzugefügt worden seien , indiMii Ptoleiii,'los wahr-
scheinlich durch den Tod an der \'ollendiiiig des Ganzea
gehindert worden sei. In Bezug auf diese drei hinzu-
gefügten Capitel theilt Hr. Fr. eine « iclilije .\l'liaii.lliiiig
des Calabrisrhen IMiinches Burlaam (der im i4. Jahrb.
lebte, niiil Petrarra's Lehrer in der grierb. Sprache war,
vergl. Fahrte. Bibl. Gr. 111, p. 4.1 1. Pelinrc. epi^t fam.
lib. IX. cp. ilf).) von S. 12 2-' "'•<< "'l.he, wie der
Heraiisgclier bemerkt, schon von Fabricius ( a. a. O.)
er« ahnt wird, aber lei<ler auch nicht vollständig ist. Er
"ibt zuerst die drei letzten Capitel des i'tolein^os mit
der Ucliorsrhrift: Td i'Trö T/lüil' 77 OdOcil) ,'lTa y.Crpd-
knia taig roinl Tfkei'vaiu/i euiyüuqaii cot' toitov
Tuiv ä.nuovi/iöv l/io/ fiio.ioi (bei Fritnx p. 12— l*
zu Anfang); in dem-ii sich keine w esentlichfii Abwei-
chungen von ilem Texte des Wallisiu« linden, au.sser
rak Tiij» eii/iekeiroii öiarfunai(; statt t. dnu e- d.
zu Anfang nnd driOTug ^al rpaiitv statt biioTuoi^ni-
wnilii' in iler [Mitte des ersten OapilelS; aber bedeutende
Aenderuno-Hn und Verbe.sseiungen der Interpunctioo ; hier-
auf foK't: 'Jvaoyevi) ti^ rd. nTiiuO{ai}avzii. roia y.irpd-
kaia rn/q Tekeviaio.iq iniyoaffcüi -rov tuitov xuiv
Tuv ÜTut enaiov douovty.wv Engkunit [t-yguil'ev].
Aus derselben geht hervor, dass er den Nikephoros nicht
als Verfasser der drei Ca|iitcl kennt, sondern verschie-
denen Interpolatoren dieselben zuschreibt (wie schon die
erste L'eberschrift beweist), und zwar das ilritte (l().)
einem alteren Verlasset, da es sich schon in sehr alten
Han.lsrhnften finde (p. 14, 12-), <l»9 H- •"«' •> a*»"
einem Neueren, da beide in den ältesten ilanilsrlinfteo
nicht vorkommen (p. (4, 7(1.). Ferner nimmt er in si-i-
iier Beweisführung für die Üiierhlheit der drei Capitel
sowohl ihre lleberschriften (welche sich auch in dem
dem ganzen Werke vorhergehenden Inhaltsverzeichnisse
fii.ilen), als den Anfang des 14- Capitels: 7u fjtv oiv
y.oti'ujq i(faguoC6iieva — r« y.ul*' ixaaxov ni^aviot^
äTTiT)]()}]divTU d/d Tujv yivouiivujv als echt an, weiche
letzteren er aber- noch zu dem Ende des 13. Capitels
zieht. ir'.lii-ii.^.ii'.l.'
Als Kriterien für Echtheit der in Hede stellenden
drei Capitel stellt Barlaain nun folgende sechs auf: l) Ver-
meidung der Wiederholung des früher Gesajjten , da Pto-
leniaos ansdrü« klich in dein erwähnten S< l.lnssc des drei-
zehnten Capitels etwas von dem \'orliergiiliPiideii \ er.
schiedenes zu geben verspricht (p. 14, 17.). 2) Behand-
lung des Einzelnen in ilem Folgenden, da er ebenfalls
in jener Stelle bemerkt, bisher sei von dem Allgcineiuen
gesprochen worden, jetlt »olle auf das Kinzeine einge-
gangen werden (p. 14, 21-)' ■^) »"•«''«»•'f.' "■>•' Begrün-
dun'' der zu machenden Vergleichungen ans ilen früheren
Beobachtungen am Ganzen (p. 14, 31.); 4) Angemessen-
heit iler \'ergleicbun^en, und Ziisainmenstelliiiig homo-
gener Dinge (p. 15, 4.1; f)) ^Valll der richtigen Aus-
drücke, und (i) l'ebereinstimmuug des Inhalts der Capitel
mit den (echten) Ueberschrilten (p. 10, S f). \ on allen
diesen mit Kecht hervorgehobenen Puncten haben, wie
Barlaam nun einzeln durchführt, die Verfasser der drei
71
1059
lOfiO
lp<iitrii r.i|iitcl kfiniMi gcli'irig lio>il)nrli(ci , scxidorii 1) in
(Irin 14. Ciiliiti-I ist il;is it ii'ilcrllult , »:is l'lolciiiiliis s( lioii
im *>• uixl iO. niis-^i'fiilirt tiiiil al>i:Püi'hl(>stit<ii liiit (|>. 15,
li {.). iiulpin sii- nur stiM iIit S^ nipliniiip Diapason elf»
HronlanilianoniiMios, ^tatt «liT Uia|)entc' ilip llvpate niesuii,
stal» «Irr üia<i"ssarun «lio 'Ncto dii-zeuj^inenon sclztoii,
nelclirs nocil ilazu eine sehr selir uiigpsrliick^e Verlaii-
sclinn;,'- ist (fprsl. p. 17, <l.); a"«''' "'»« im.?. (15.) Ca-
pili-l vorkommt (iilic-r dio Z.ililpiiiiTliältiiisse iler Sympho-
nien) ist >(iin l'tolcni.'ios schon im 7- und <S. Capitel des
ersten biiths der Harmonik gesagt; sowie die Analogien
dersellien mit ileii fc^iiilhciliini^eii des Zndiariis schon im
0. Capitel des drillen liiiches aligehaiidelt werden; in dem
■J. (l.l) Cajiitel sind vielmehr /.»ei .Sjmphonieii, «eUhe
friiher vorkoniiiieii , litierjjaiigeii (p. Ih , )4 f.); '2) findet
»irh nicht, wie Ptolemäos versprochen, Specielles helian-
delt, denn die Stelle n n/i luiv doaOTiy.uiv oxi]fiaTiafjijiv
f:ehürt la dem Allgemeinen (p. Hi, 'J4.); auch sind 3) die
Beliaiiptiingen und die aii;;eslelllen Vergleichungen nicht
durch die friiheren lieohaclitiinjjen bpj;riiiidot , »le diess
versprochen ivorden war, vielmehr sind die anjjestellteii
^ eri;leicliiiiigeii und die few.'ililten Zahlen rein logische
^'oraussetzniigen (p. Ki, .il)-); 4) sind auch die ^'erglei-
«huugen gegen die Gewolinheit des Ptolemäos (vgl. III, y.)
iinbcHiescn (p. 1(1, .'ih f.) und unpassend, da Heterogenes
mit einander verglichen worden ist, nämlich aslronomi-
«rhe Alisfändo {öiaOTÜoeiC,) die nur mit musikalischen
Intervallen (öiaaTijuazaJ verglichen werden küiinen, mit
den Tiineii seihst (p. 17, 11 f.); überdiess ist auch den
mit einander verglichenen Gegenständen durchaus Michts
gemeinsam, denn die iliamefrale Opposition ist die bedeu-
tendste und kräftigste Sielliiiig zweier Planeten gegen einan-
der, der mit ihr verglichene Proslambaiiomeiuis aber, als der
tiefste Ton, der unbedenteiidste und schwächste im ganzen
musikalischen Sisteme (p. 17, II f-); ferner ist in iler diame-
tral eiilgegeiigpsetzten Stellung das Wrh.'iltniss 1 : 2 (näm-
lich des Halbkreises zum ganzen umfang), in dem Pros-
iainbanomenos aber, wie in jedem einzeln für sich be-
trachteten Tone, kein mathematisches \'erhältiiiss ent-
iiatten u. s. w. (p. 17, 'i'i f.); ausserdem ist aber auch
darum die ^'ergleichung zu tadeln, weil zwischen den
einzelnen Tönen nuht dieselben malheiiiatischeii Verhält-
nisse Btatlfinden , »eiche zwischen den entsprechenden
Stellungen im Zodiacus, mit denen jene Tone verglichen
werden, obwalten (p. 18, l f.); so ist das \'erliä!tniss
der Nete hyperbolaeon zum Prnslaiiibauomenos wie | : 4,
das des Gesechstsrheins zur Opposition aber wie 1:3,
das ^'«rhällniss der Ncte diezeugmenon zu dem Proslam-
tianouienos wie 1:3, das des entsprcchnnden Geviert-
seheios wie I : Ij ; endlich das Verhältniss der iVele hy-
perbolaeon zur. Netc diezeugmenon wie 3^4, zur IJ^pate
meson wie »J : Ki (KLiyog dnU.aaimii(iUO(;) , ilagegcu
das Verhältniss des Ueserhslscheins zum Geviertschoin
wie 2 : 3 und zum (iedrittschcin wie | : .'. Endlich ist
aber die Vergleichuiig desshalb fehlerhaft, weil die bei-
den mittelsten, um einen Ton von einander abstehenden
festen Tüne (die [Niese und Paramesos) als identisch an»
genommen werilen (p. I,S, 14.). ö) Auch die Ausdrücke,
welche in den beiden ersten Capitclu vorkommen, sind
theils unrichtig, theiU dem Sprachgebrauche, des Ptole-
uiflos zuwider (p. (8, -'2.); so Tol> xk)cun' rijC, fiorCl-
y.r,.; (Tt'o ii^'fiui Os zu Anfange des ersten (14.) Capilels,
da in der Ueberschrift nur von den uiiwaiidelbaien Tii-
nen {(f^foyyui torwT.'s, welche in den verschiedenen
Tongeschlerhtern ilieselbe Spannung behalten) nicht von
dem ganzen Systeme von 28 Tönen die Rede ist, auch
iior'Tiy.ik , was Ptolemäos nur von Ausübung der Kunst
braucht, staii d(i/Wl/iy.);i unrichtig angewendet ist (p. 18,
23.); ferner ardotg tujv aQidutjTiy.ojv ÖKtonjftdTujp,
da nur von einer oiuoi^ xti)v öliOTafiUvujv , nicht T.
dl(iOTlUii/.TU)V geredet werden kann, üoiituijny.n aber
hier nicht passt, weil nicht von Zahlen (doittf^ljrd), son-
dern von Gestirnen die Rede ist (p. 18, 3(1.); ebenso ist
ungeschickt ausgedrückt öifsv ;j do/lj Tiüv £iui]fievujl>
dic.oidosujv , ritoi in li) totto) votiiai ij azdaiq TOt~>
iikiov (p. 18, 37-), weil entweder zu dfj'/^i] hinzugesetzt
werden müsste : Ka^' {jv y.alxai ü ipioi; ioTUiisvoi; uAei
zu Tcinip: t^ UV t'j do)frj luiv £tpij/j£vujv öiuOTaasujv ;
auch der Ausdruck TUV ölTlkd-OlOV koyov , zuv ztö dta
:ianu)v öiiucfiujvu) dvakoyov in der IHitte des 15.
Capitels wird getadelt (p. 19, 4.). Denn dval.uyoq »erde
in iler Sprache der Mathematiker nicht von numerischen
Verhältnissen, sondern nur von den Gränzen derselben
(den Zahlen selbst, oder, wie hier, von den Tiineii) ge-
sa;;t. Auch in Bezug auf das letzte Kriterium (i) <iie
Uebereinstimmung des in den Capiteln Gesagten mit ih-
ren üebcrschriften wird die Ungenauigkeit der Interpola-
toren nachgewiesen (p. 19, 17 f.); denn statt der in der
Ueberschrift erwähnten kleinsten Zahlen der numerischen
Verhältnisse {TCodjzvi dpii^uoi , was nicht bloss Prim-
zahlen bedeutet) sind 36U , ISO, 120, 90 und 60 von
dem liiterpolator gewählt, während für diese Verhältnisse
viel kleinere Zahlen, wie 12, 6, 4, 3, 2 geni'igcu wür-
den, für sämmtliche S feststehende Töne aber, wenn
man die Länge der Saiten im Auge hat, die Zahlen 35
(Prosl.), 32, 27, 24, 18, Ui , 12 und 9, wenn man
dagegen die Töne nach ihrem Charakter (eidui; p. 19, 39,
vgl. oben p. 17 , 21 , wo der Proslambanonienos als der
ßaQurazuq oder ikdxitrzog y.at dai^eveorazog genannt
wurde) misst, die Zahlen 8 (Prosl.), 9, 12, Ki, 18,
24, 32.
Nun sind aber nicht nur viel zu grosse Zahlen ge-
braucht, sondern auch nicht die den Töneu entsprechen-
den mit diesen verglichen (p. 20, 4.). Sodann sind auch
nicht, wie die Ueberschrift sagt, die iiolhw endig zu-
kommenden Zahlen für die Töne gewählt, soiideru
ganz überflüssige, die ebenso gut wegbleiben könnten
(p. 20, 8 f).
Ferner spricht die ueberschrift des ersten Capitels
von der Vergleichung der eozujzeg cp96yyoi mit den
Ttoujzaiq a(pal(jai^, d. h. nicht mit den Gestirnen selbst,
sondern mit den Kreisen oder kugelförmigen Schaaleii,
in denen sie sich bewegen (p. 20, 31.). Dabei tadelt
Barla.im (p. 21, 6 f.) noch <len Verfaiser des ersten (14.)
Capitels, dass er die Abstände nach der Peripherie messe
(p. 21, 6f.), weil zwei Puncte in verschiedenen Kreisen
liegen und sehr ungleiche Stücke der Peripherien ciu-
schliesscu könnten, je nachdem ihnen das Centrum des
Kreises näher oder ferner liege; vielmehr könne stets
nur der Abstand in gerader Linie gemessen werden und
lOßl
106'}
iu Berücksichtijjung kuinmeD (tliess erläutert er .in einer
p. 2'i iui(j;e(liciU<Mi Fij;nr); inile<js gilt er snlbst zn, das»
die A^<t^()llümcn von einem (uneij^eutlirh si) (jenanntcii)
Abstände in lier Periplierie reden, indem sie nur das
Verhältnis» eines Stiukes zur ganzen Peripherie (cof
Tr,i fitTaii' rreQKfeoeiai ntjt.iy.orijTd) angeben fp. 2',
38 f.)' Ebenso eiithiilt das zweite (l.>) Capifel niclits
von lien in seiner Uelersehrift genannten xivt^OSOl rüiv
Ttiju'iTUiV ev rt/i y.uOji'fJ ufpailtuiv uml deren arithmeti-
eclien Verhältnissen (p. '2>, 4.)- ^^^ dritte (Ui.) Ca-
uitel kann aber silioii darum nirlit ton Ptoleiiiaos her-
rühren , weil es ilen Planeten iMars iler Neto synemme-
lion analog setzt, welcher letztere Ton nicht zu den un-
wandelbaren Tlinen de» T£'k£i(tv OVOTtJ/^iaru^ von Ptole-
liiäos gezählt wird, der überhaupt das ganze Tetrachord
Snyeinnienon , zu »elcheui diese Nete gehurt, übergeht
(p. V^, bOi auch uiusste schon im 14. Capitel IMars ei-
nem der förwrf? cpifdyyoi , zu denen die Kete Synem-
inenon nicht gehört, analog gesetzt »erden, also wider-
spräche diess letzte Capitel <lem, was im l4. nach sei-
ner Ueberschrift zu er»varten wäre (p. 22, t3-)- Auch
«lieses dritte Capitel passt nicht zu seiner Ueberschrift,
<la es den .Mercur und den ihm entsprechenilcn Ton aus-
lässt, während die Uebersthrift die Planeten und die un-
wandelbaren Töne im Allgemeinen nennt (p. 22 1 Ib-)-
Knillich passt es auch nicht zu dem Vorhergehenden, ila
in seinen Anfangsworten ui.ZKi öi OIEIO) eine Bezie-
hung auf dasselbe liegt, welche in dem t4. und 15. Ca-
pitel vergebens gesucht wird (p. 22, 19 f-)-
JJachdem nun iiarlaam die Hauptpuncte seiner Be-
weisführung in der Kürze wiederholt hat (p. 22, 2Ü — 32-),
pibt er seine Ansicht, dass Ptol., 4ler in den früheren
Capiteln ilie astronomischen Abstänrle mit den musika-
lischen Intervallen verglichen (111, 9 f.), in diesen drei
letzten Parallelen zwischen den Tönen und Sphären selbst
habe ziehen wollen, und fährt p. 22, 37. so fort: TQlujv
de TOVTwv 7iS(il Tavia ovtmv, oyy.iav re y.al xtvij-
0£u)v xai dvvaucojv , sv fav im lÖ ßoi'kerai naoa-
ßorvai T)jv y.axd rovg uyyoi'^ naoaßoXijv , iv de
■np i£ Triv xazd ra^ xivt^acii, in Ö£ roj i^ ii]v ^axa
rui dvfd^iSli • LiyofiEV xuivvv. Hier endigt das Frag-
ment., und lässt uns in Ungewissheit , welche Planeten
den einzelnen Tönen eutsprocheu haben sollen, da die
Kestimmungen des 16- Capitels unhaltbar sind, ilenn die
Auslassung des .^Icrcur erregte schon bei Wallisius Be-
fleoken , vgl. dessen Commentar zu III, 1(3. .S. (52-
Der Text des Barlaam , der mit Ausnahme weniger
und minder bedeutender Aenderungen ilem Codex folgt,
i£t ziemlich correct; nur p. 17, (i. dürfte wohl nach yai
vKtiatov {(TOTJjTog Trapa -rä; af^ka<; oiaaeig xai
Ovuq^ujviai noch hx^iv einzuschieben sein, da diess aus
deu folgenden Worten y.ai eviQyijTlxuiTatovi Eivai —
xovq 0](^tniUTi(r/nuijg nicht supplirt werden kann; ausser-
dem ist p. 2t , 36. statt xar« rrjv ainvjv (fduyyujv
dvvafi.iv besser x. r. Tuiv Cf9. SvvafjiV zu lesen (viel-
leicht nur Druckfehler). Der Druck ist correct; ausser
:tkavuiui]vu)v p. 16, 27- ixovxai für e^ovxai p. 19, 8,
^Quiuavoi für ■/pujfUV0(; p. 22, 31- hat lief, keinen
störenden Druckfehler bemerkt, was bei deui^ kleinen
und engen Druck als Beweis grosser Sorgfalt in ilfr.Ji^)»,
Vision angesehen werilcn darf. , in[;
Jena. //. Wtiimenbarn-
f
102. M. Attii Plauti Pscudolus, Rudens, Trucnlentu».
Academiarum et schnlarum in iisnm denuo reccn-
suit et explicavit Frid. Ihm: Bothe. Lipsiae, in
libraria llinrichsiana. ftlDCCCXL. Xll und 170
Seiten gr. 8.
Seit der Herr Professor Hitschl eine CoUatiun der
wichtigsten Hanilschriften des Plautus , die sich in deut-
schen und italienischen Bibliotheken finden , angestellt
und in seinem Sclireibcn an G. Hermann in dieser Zeit-
schrift Jahrg. 1837, Nr. ',)! — '13. auf die grosse Wich-
tigkeit des im >'atican befindlichen und von Ang. Mai
höchst nachlässig verglichenen I>liiil. Paliinpsestes für die
Textconstituirung des Planlns aufmerksam gcuiacht hat,
sollte wohl in Jedem die ücberzeugung geweckt sein,
dass vor dem Erscheinen der Ritsclil'schen Ausgabe jed«
kritische Bearbeitung des Plautus ein höchst misslicltes
und undankbares Unternehmen sei; denn die bisherige
Vorgleichung der Handschriften ermangelte doch noch
der nöthigen Vollständigkeit und Genauigkeit, und danu
waren bisher aucli nur Handschriften veri;licheii, die mit
Ausnahme der Palatini, selbst sehr corrniiipirt, nur wenig
in Berücksichtigung kommen durften. Zu <|ieser unvoll-
ständigen und ungenauen Variantenangabe der bisher vcr»
glichenen, meist wcrthloscn Handschriften, die dazu bei
schwierigen Stellen fast ganz im Stiche lassen , komuit
die Unsicherheit über die prosodischen und mctrischeo
Grundsätze, die im Plautus zu befolgen sind, und die
Schwierigkeit, an jeder Stelle das von Plautus gewählte
Metrum aufzufinden; denn da jene Grundsätze sich erst
gewinnen lassen, und diese Schwierigkeit erst überwun-
den werden kann, wenn man einen urkundlich möglichst
beglaubigten Text vor sich hat, dieser sich aber bei der
bisherigen Lage der Dinge nicht herstellen liess, so müt-
seu alle Versuche der Art mehr oder minder halt- und
bodenlos sein, und können nur dazu dienen, jene Ueber-
zeugung mehr und mehr zu befestigen. Diese Ueber-
zeugUDg scheint denn auch so ziemlich eine allgfoieine
zu sein, denn so reges Leben auch iu allen Theilen der
Philologie in den letzten Jahren geherrscht hat, so ist
doch seit 1834, »o Limlemann den Amphitrno heraus-
gab, weder eine Gesammt-, noch ein« .Speci«lausgabe
des Plautus in Deutschland erschienen. ]Nur die Herren
Weise und Bothe sind zu ilieser Ucberzeug.uu^f iiiclit ge-
langt, ersterer nicht, weil er durch seiu Uiibegränztes
Vertrauen auf sein ingenium aller besseren EM'sicht un-
zugänglich ist, letzterer nicht, weil er — den Hrn. Prof.
Kilscbl nicht eininil dem Namen nach zu kennen, und
auch gar Nichts von seinen Plautinischen Studien gehört
zu haben scheint. Rec. würde diese doch wirklich etwa»
zu naive Unbekanntschafl für ein absichtliches Ignoriren
halten, wenn ihn nicht die anzuzeigende Schrift hinläng-
lich belehrt hätte, dass überhaupt Alles, was in den
letzten 10 — lö Jahren nicht bloss für den Plautus, son-
106-i
1064
(lern im 'anron fi.'l.ipte der Plillnlogin Kclhan iirt, filr
lim. IJ. «Ulf trir.i [ilaiic iiirojjiiita sei.
Wenn »irli fiir jetzt nun aiuli in krifiüclier ßoxieliUMir
Yiii den l'laulns »eni;; leisten l/isst, so (Wl'net sioli doeli
ein um s« weiteres Feld fiir seine Erklflrnnj;. .llag Uian
die Sprache oder die AnH'assnnjr und Wiirdigunj; der
riautinisehen Kouiik zum OUjeete seiner üntersnchun-
{.'en luaehen, überall findet sieh des noch zu Krforsclien-
den sn liel, »ie wohl fast iti keinem anderen römischen
Schriftsteller; denn noch immer nicht ist deui Plaulus
der Fiat« in der römischen Litcratiirgesciiichte angewie-
sen, auf den er mit dem lollsten Ueclite Ansprüche nia-
rhen darf. Zu zeijfcn ist noch, welchen Kinllnss Plaut,
auf die Bilduntr iler römischen Sprache (jehalit habe, wie
Bie durih ihn aus ileii starren, nn-telenken Fi'ignnyen, in
denen sie sich unter den llündcn des Linus Andronirus,
Ennius nnil l\a»iii8 gemessenen Schrittes fortbewegte, zu
rascher Beweglichkeit und Flüssigkeit herangezogen wurde,
kurz, «ie erst Plautus dem Lustspiele seinen leichten
Convcrsatiunstnii srhnf, sowie Ennius dem Epos und der
Tragödie Ausdruck und Schwung gefunden hatte. Auf
der andern Seite aber ist man immer noch zu sehr ge-
itiihiit, in Plautns nur den L'ebersetzer irriechi.silier Ori-
ginale zn sehen und es hilchsten.s lobend anzuerkenneni
dass er Alliferatinn und Paronomasie mit Glück ange-
wandt und es geschickt cerstaliden habe, statt griechischer
Sitten und Gebräuche römische cinzulnhren, und dadurch
seinen Zuhörern verständlich und interessant zu werden.
Und doch würdJ» mdn eine sehr rerkehrfe Vorstellung
fön den tLomöili^ii eines fllenander, Diphilos, Philcmon etc.
erhalten , wenn man sie sie h allein aus den Lustspielen
des Plautus eonstmiren wollte. Schon eine flüchtige
Vergleichuiig iliit dem Teretjz, der doch auch den iMe-
nander und Pliilemon übersetzte und sich seiner Treue
im üebetsetzen rühmt, führt gar bald dahin, da"s sich
Plautus bedeutende Freiheiten erlaubt haben müsse. Zeigt
sich bei den (iriechen, besonders beim Menander, ein
i;ipüllich einfacher Plan , unverrücktes Festhalten des
Zit^Us, scharfe Charakteristik, ruhi<)-es Fortschreiten des
Dialogs , 'so ist dagegen im Plautus die Intrigu« öfters
techt »"erHickelt', ein Anschlug durchkreuzt den andern,
die Wahrseheinliclikeit wird öfters »erletit, manche Cha-
fAktere sind nicht scharf gezeichnet, fallen auch wohl
bisweilen ganz aus ihrer Rolle, der Dialog wird sprung-
weise fortgeführt — Alles Zeichen, dass es dem Plaut,
nicht <larnin zu thun war, ein in sich abgeschlossenes
üittengvmälde Und lolleniletes Kunstwerk, zu dessen AVür
digung die Römer seiner Zeit vielleicht noch nicht
befähigt waren, ta liefern, sondern dass ihm ein anderes
Ziel vorschwebte, zu tiem ihn seine unerschöpfliche
Quelle ron Witz and Laune, die er selbst dann uicht
hemmen mag, wenn auch darunter das Ganzo leiden
sollte, unwiderstehlich hintrieb. DiiMie» Ziel aber war
kein anderes, als «tele Spannung der Larhmuskeln; Mit-
tel zur Fr^eirhnng dieses Ziels sind ihm Scherze und
Witze über Fehler Und ^'erkehrtheiteu der Menschen,
Wortspiele, Worlverdrehungen , historische und politische
Anspielungen, so weit er sie sich nur irgend erlauben
durfte, Parodien von Uichterstellen , knrz Alles, was nur
irgend 6^t Lurhlu^it erregen kaun. Doch fiaden sieb
diese Eigenschaften keineswegs alle auf gleiche Weise
in allen Stücken des Plantns, vielmehr zeigt sich in man-
chen ein strengeres Festhalten an dem Ursprünglichen Plan,
eine schärfere Charakteristik, weniger Abschweife, aber
auch matterer ^Vitz, dem überhaupt engere Grenzen ge-
zogen sinil, sn dass sich unwillkürlich die Frage auf-
drängt, ob denn auch diese Stücke alle dem Plaut, an-
gehören, und wenn, ob sie einer früheren oder späteren
Periode des Dichters zuzuschreiben seien , und wie man
danaeh von der Ausbildung der Plautinischeu Kritik zn
nrtheilen habe. *)
Um all diese Dinge, die ein Herausgeber des PI.
doch sorgfältig untersucht haben sollte, scheint Hr. li.
sich nicht im Geringsten gekümmert zn haben. Eine
Einleitung zu jedem Stücke, worin mit Aufzählung und
Erörterung der historisihen Anspielungen untersucht v>ürde,
in welchem Jahre das Stück aufgelühitt sei, worin man
die Frage behandelt fände, aus welchem griechischeo
Originale PI. sein Lustspiel übersetzt, wie er beim IJeber-
setzen verfahren, ob sich eine Cnntamination nachweisen,
oder sich zeigen lasse, welche Partien PI. seinem Ori-
ginale hinzugefügt oder doch bedeutend umgeändert ha-
ben müsse — eine solche Einleitung sucht man verge-
bens, obgleich sich darüber bei den ;j von Hrn. B. aus-
gewählten Stücken, besonders Jiinsichtlich der zuletzt
erwähnten Puncte, manches Interessante hätte beibringen
lassen. Denn während der Pseudolus und Trucnlentus
otrenbar zu den Stücken gehören, in denen der Dichter
mit grosser Freiheit und echt Shakspearescher Laune
seineu Stoff behandelt, und sich weniger an sein Original
bindet, gehört der Rudens der oben bezeichneteo zwei-
ten Classe der Plautinischen Stücke an. Um so mehr
oiuss es auffallen, wenn Hr. 0. zum Schlnss geiner Vor-
rede p. VIII sich über seine ,i gewählten Stücke so verneh-
men lässt: Quarum quideni fabiilarnm una (Rudentein dicu)
jamdiKliim Reizii opera iectitata fuit in scholis acadeuiiis-
que, Pseudolo antem et Truculento Plautus ipse niaxime
gaiidcbat, ul Cicero auctor est; neque scite depingendis
moribus diversorum hoininnm, miroque erentu reruin,
lum sale et facetiis, non cedunt Rufleuli.
Doch lassen wir das, worauf Hr. U. einzugehen nicht
für gut befunden hat, und wenden uns zu dem, was er
hat leisten wollen. Darüber spricht er sich praef. p. III.
So aus: id inprimis stuilni, ut verba pni'tac ad hdem an-
fiquorum codiciim restifnerem, quam deserere conhclentins
roepit Lambinns, dux fere gregis recentiornm editorum.
(Wer diese recentiores editores seien, erfährt man aus
einer Anmerkung z'i praef p. V, wo zu den Textworten:
Camerarius, Lainblnits, et eorum vestigia legentes usque
ad noslram memnriam editores als letzter Herausgeber
Ernesti genannt wird, dessen Ausgabe ] /ÖM erschienen;
doch hat Hr. B. zum Rudens auch noch die Ausg. von
Reiz l7iSÜ gekannt und benutzt, aber die iveue Bearbei-
tung dieser Ausg. von Schneider 1823 scheint ihui eben-
so wenig bekannt gewesen zu sein, als die des Trucu-
Ii<iitus von Haller KSL'4). . Ferner p. I'III: Praeterea res
*) Diese Puncte, die tch hier nur kurz berühren konnte, denke
ich nächstens -vveiter ausznführeD und hinlänglich zii be-
gründen. • ll!>31Ö!K
I0G5
1066
omniü ^pnrri>i antiqii^s, quariim fit mentio apuci hucic
iiostrulu, paiili) cuiiosius explaiiavi, quam iii prioriliis iiiei»
r(litioiiihu9, cum illu«! iiiprimi« a[,'eri'iii, nt geiiuina poütae
rerba resti<uercn(ur. Aus iler Verj;lculiunjT dieser briileii
Stellen t^eht ileiitlirli herror, ilass llr. B. die Kritik auch
in dieser Srliulausgalie aU Hauptsache, die Erkläruu^
mehr a.U Beinrrk betrarlitet habi^, und so stellt sich denn
auch «Tirklirh das ^'erhältniss der Aninerkung;en , der
{(rössere Theil licsrhaftigt sich mit /urechtsetzung des
Textes, dcir bei weitem geringere mit der Erklärung.
(Jeberliaiipt aber schliesst sich diese Ausgabe hinsichtlirh
der HeiMit/ung der codd., des kritischen Verfahrens und
der metrisch - prosodisrhen (iriin<lsatze so genau an die
frühereu Aufgaben des Hrn. Verf. an, dass sie alle Vor-
züge unil alle IM/ingel mit ilinen theilt; zu jenen rechnet
Rer. die Bevorzugung der Palatini *), im Allgemeinen
richtigen Tact für Auffassung komischer Darstellung,
Scharfblirk in Auffindung rer<ler|iter .Stellen und eine
grosse Fertigkeit und Leichtigkeit in Haiidhatiung der
Conjerturnlkritik ; zu letzteren ungendue und iiniollstan-
dige Angabe der handschriftlichen Lesarten, zu geringe
Berucksirhtiguiift der alten (jraniinatiUer, starres Fcst-
lialtea an den ilim iMngst .ils unstatthaft narhgr» iesenen
Asvnarteten, Fliiihtigkeit beim Arbeiten um! besonders
fibereiltes Hingeben an augenblickliche Einfalle und eine
fast zur Wuth ausgeartete Eniendirlust. So gern und
uuumvvuuden es nun auch Rec. zui^esteht, dass Hr. B.
mit den zuerst genannten Eigenschaften riel für den Plaut,
getbau , dass er manche Stelle hOrhst glücklich und
geistreich verbessert, dass er um richtige Personeuablhei-
lung und rechte Placirung vprirrter Verse sich grosso
Verdienste erworben und besonders durch seine mehr-
maligen Ausgaben des Plautus das in Deutschland fast
Hchon erstorbene Interesse für diesen Dichter neu ge-
weckt und rege erhalten habe: so darf er es auf der
undern Seite doch auch nicht verschweigen , dass Hr. B.
mit seiuem Verfaliren den Ansprüchen, ilie man jetzt mit
Recht an einen Herausgebpr stellt, nicht mehr genüge.
Unverantwortlich i-st es auch von Hrn. B. , dass er, der
doch die Lesarten des IVIail. Pal., so weit sie durch Aug.
Qlai bekannt gemacht sind, in den Anmerkungen erwähnt,
bisweilen ihnen auch einen Platz im Texte eingrrfinmt
hat, die Lesarten dieses Codex ganz unerwähnt Ifisst,
die Hr. Ritschi in dem zu Anfang dieser Anzeigte ange-
führten Schreiben initgetheilt hat, wie Pseud. 1, 'J , cScS.
tu facis eifecta , quae loquor. 1, 3i H'J : supplicat (für
replacet, was Hr. B. hat). I, .5, 7: «ubolebat. II, '2, 4'l:
argentum (für numum). II, 4, M; scitus (für graphicus).
ib, 19: die, utrum Spemne an Salutem te salutem, Pseu-
dole , sowie dass die beitlen Verse II, 4, .'i — 4. in die-
«er Handschrift fehlen. Was soll man aber riazii sagen,
dass Hr. B. Trucul, I, 5t 33. über die Lesart des Mail.
') Wenn IIi-. B. von der alteren dieser beiden Han.lscIirifK'n
praef p. IV saqt: quo libio f[ui(l f.icliini sit po<t ili^si-
pationpiu iljlus bihliuUiecic notisainiani, nescitiir, so dilickt
er sich etwas ungenau aus; tur ncscitur balle er sa^rn
miissen equidein ncscio , denn sonst scitur in P'ol^o einer
Mittheilung Hrn. Ritsciil's (Hall. Lit. Ztj,'. 18.^4 Nr. 144.
p. 540), d.iss sie in Rom in der Valicana sei.
Ztitschi: f. d. Alievlhumsw.
Pal. berichtet; I» über mendn^e ; Pr. cum luis.si's a üb.,
Mühreiid :Mai angibt: Pr. .-um tuis es auda liberis, Rilschl
aber I. I, p. 743 benieikt hatte, i>Iai habe falsch ge-
lesen, es stehe in der Handschrift: priuiumdam cum
tu es?
Was nun die Textesamlernngen des Hrn. ^'erfassers
näher betrifft, »o sind die meisten ans nietrischrn firüu-
den vorgenommen, ja Hr. B. hat oft, «enn der *'it8
ihm niiht gefiel, stillschweigeud geändert, »le er selbst
gesteht, zu Pseud. I, 1 , 31 : Seinel annotabo , ne idetn
mihi toties dicenduni sit, ubi caussae mutaliouuni nnllae
afferuntnr in sequentibus, nee aua sponle apjiarel illarum
ratio, imineros versuum laborare. Da nun aber die me-
trischen (irundsätze des Hrn. B. sich noch keineswegs
einer allgemeinen nilhgniig erfreuen, so w irden auch
wohl die aus diesem Grunde lorgeiioiiiinenen Aenderun-
gen grhuerlich auf Beistiuiinung reibiien dürfen. Das
Verfahren des Hrii. Herausgebers bei diesen Aenderniigeu
ist librigens ein 'sehr einfaches, fast möchte ich es ein
fabriUni.'issigPs nennen: zur Vermeidung des Hiatus wird
ilas sogenannte d paragogicum angehängt, zur Abhülfe
anderer Uebelstände »eist die Paläogr.iphie den Weg.
So heisst es zu Psmdol. I, I, 4: i und o werden häufig
in den codd. rerwerliselt; II, '.>, S. und V, (, IS. wiril
dasselbe von p und u bemerkt, Rud. prol 77. vo" c und
q, b und u; I, 4, Ö. »on n und r, 6 und C (S); II,
3, ,-)4. von d und r; IV, 2, 25. und Trucul. II, 1, 29.
von e und in; V, 2, 6<i. und V, 3, JS. von d und n ;
Trucul. I, 1, 41. von a, d und I, nnil a und i; H',
1. 3. von b und I; 1^', 1, i. von e unil i, a und u;
IV, '.'. I(). von g und p ; oder es heisst, ein Wort sei
wegen des gleich- oder ähnlich lautenden Ausgangs des
vorhergegangenen ausgefallen oder zugesetzt, s. Pseud.
I, 1, ÖS. 3, 13) etc.; oder es sollen Wörter vertauscht
sein, »ie non , num und nunc; tam, jam und tum; eo ,
ego und ergo; enim , eum und hein etc. etc. So oft sich
nun auch solche ^Vrsehen und A'ertanscliungen iliirch
die Schuld der Abschreiber in den Handschriften fiiiilen
möien , bo wird man doch unlustig, wenn man sieht,
ilass der Text eines uns lieb gewordenen Schriftstellers
auf die willkürlichste Weise von einem Herausgeber, oft
ohne irgend einen andern Grund, als weil der >'ers sonst
nicht nach seinen prosodischeii und nietri.scheii Grund.
Sätzen regelrecht wäre, verunstaltet wird, zumal da man-
che dieser Aenderungen der Art sind , dass dadurch et-
was in den Text gebracht wird, was eulweder den Ge^
setzen der Sprache oder dem Sinne und Ziisamnienliange
schnurstracks zuwider ist, wovon im Folgenden einige
Proben beigebracht »erden sollen. Was aber jenes <1
paragogicum anlangt, von dem Hr. B. einen sehr ausge-
dehnten Gebranch gemacht (so, um nur Einiges anzu-
führen, Pseud. III. .', lOU: habitod. tO^; Callidorul.
IV, I, ;■): mihid. |2. und .37- egod) und darin, wie in
eo manchem Andern, an lim. Weise einen treuen Nach-
ahmer gefunden hat, so sagt allerdings Quinclil. I, 7, 12;
Latiiiis »eteribns d plnriniis in «erliis iilliiiia adjecta. und
Charis. p. I;4 ed. Lind.: antiqiiis mos erat d litteraiu
oninibns paene locibns voeali littera terminatis adjungere,
ut Plautus: quo ted hoc noctis dicaoi proficisci fora» }
und narb diesen Zeugnisseii ,miil Jpg Beispielen, welche
72
1067 1068
«ich von iliT Krül'liriiiiiiij; ilirsofi d auf al(cn Delikinalrii (Inrziig^eben und tvcidr auszubilden, er darf veraltete
xei|;eii, int auch .S> liiiricler , ifilcnieiitarl. Kd. t. p. 2hl Aiiadriicke und Formen nur i;ebraurhen, um Irlcberlirlien
der Anüirlit, dass Plautii!« in vielen Stellen, »o ge^en- Eindrurk /.a maelien, ?,. B. uenn er einen Ureis aus
nflrti;; Hiatus ntatlznlinden iirbeine, zu Vermeidung; des- dein vorigen saecnio einfiilirt, oder einen Landmann, der
si'llien gar nolil das pnragng. d geliranrbt haben kOnne, lange in seiner ICinsanikeit gelebt bat, in die Stadt bringt,
fügt jedoch biiixn, dass sieh diess mit Sit^lierheit einst- Diese doch so nüthige Vorsicht hat llr. ß. ganz ansser
Meilen nur von den Pronominalformen nie, med, te, ted. Acht gelassen und archais(i>^cbe Ausdn'irke in den Text
und »olil auch von se , seil liehaopten lasse, Anilallend gesetzt, die zu Plautns Zeiten gar nicht mehr existirten,
bleibt es dabei jedoch, dass dieses d in den alten Denk- oder doch schon sehr selten »aren. Einige Ueisjiiele
malen suh stets nur an bestimmte Wörter angeliHngt n)i)p;en diess zeigen: Psend. IV, (i , 7. schreibt Hr. B. :
tin<lot, und zwar an den alil. sing, und an die ans dem- abs te indu est stipnlatus, uas, usurpata tmesi , für in-
selben hervorgegangenen adv., wie extra, extrad und fa- dustipulatus stehen soll, auch Rud. prol. 7. setzt er aus
cillume , facillnmed. \'erschieden von diesem d ist, wie Conjectur indu in ilen Text, ohne zu berücksichtigen,
Freund im Lex. richtig bemerkt, das aus dem Demon- was Lindem, ad Ampli. prol. l'J.O. bemerkt hatte: Ante,
strativ-de (in quamile) entstanden« d, welches an den quam fuerit demonstratum , quod demonstraii nequit, Plauti
vocalisch auslautenden acc. sing, des Personalpronomen tempore indu etiam in usu fuisse, ab hac forma plane
lind an die im Zentrum ursprünglich vocalisch auslauten- abstinebimus, welchem Urtheile Hand Tursell. T. III.
den Pronomina id, quid, qnod etc. (wohin auch der plur. p. 37;} beitritt. — Psend. IV, (i, 38. soll niolas gen. sing,
cad im S. C. de Barch. gelWirt) angeh-'lngt wurde. Die sein, und doch ist es mehr, als zweifelhaft, dass Plaut,
obige Angabe der Grammatiker über den Gebrauch ilie- diese Genitivenduiig noch sollte gebraucht haben, ila sie
ses d lasst sich mit der Anhäii^inig dieses d an so be- sich selbst im Lucret. nicht mehr findet, und Priscian. ,
stimmte Wörter, wie ich glaube, passend dahin vereini- der VI, 1, G. ed. Krehl. ihrer gedenkt, auch nur Bei-
gen, dass die Grammatiker nicht auf den Unterschied spiele aus der Odyss. des Lir., aus dem b. Pnii. des När.
dieses doppelten d achteten, soiidoni da sie fanilen, dass uml aus den aiinal. <les Eon. anführt. — Pseud. I, J, (oW
ein d nicht nur an den abl. sing,, sondern anch an praep., schreibt Hr. B. aus Conjectur hemonem statt hominem.
au den accus, der pron. pers. , ja auch an ailv. gehängt Allerdings sagt Festus ed. Lind. p. 7.'); Hemona buinana
sei, zu dem Glauben kamen, es sei vormals an jedes et hemonem hominem dicebant. Als Beleg dazu führt
beliebiffe, vocalisch auslautende \Vort gehangt worden. Dac. p 447 (bei Lind.) einen Vers des Ennius an: Yo\-
Hieran^ ergibt sich, das» die Hrn. Botho und Weise sehr turig in silvis miserum mandebat hemonem. Der Vers
unbedacht handelten, wenn sie di'r Angabe der Gram- steht annal. II, SM. ed. Spang. , wird aber auch von Prise,
inatiker blind folgten, und dem Plautns Formen obtrudir- VI, 3, 15. beigebracht, wo es heisst; Vetnstissimi tarnen
ten , die nicht nur zu seinen Zeiten, sondern auch frü- etiam homo, ÄOOTOnis declinaverunt. Ennius: ^'oltnris etc.
her und später ganz unerhört waren, l'laiitus gebrauchte Und .Serv. ad Aen. VI, 5M.'i., der ebenfalls diesen Vers
diess d, »io ich zuversichtlich behaupten zu können anführt, gibt auch nicht hemonem, sondern homonem.
glaube, nur in den l'ormcn med und ted, und hing es Cliaris. endlich gibt ihn nach Lind. p. 85 so an: Vulturus
nicht mehr dem abl. sing, an , wenn es sich hier auch in spineto supinum mandebat hominem. Enillich findet
im S. C de Bacch. noch oft findet. Nicht genug Vor- sich die Form homones noch im Nflv. b. Pun. I, 1.
sieht nämlich kann bei der Einführnng archaistischer (Spang.); Qui terrai Latiai taserunt homones, doch ist
Formen und Ausdrücke im Plautus empfohlen werden, homones hier nur Conjertur aus dem handschriftlichen
und was davon in alten Denkmalen, im Ennius, Nävius, nmnnnes, s. Herm. EI. d. metr. p. 6'J^I. Düntzcr d. vers.
ja selbst im Lncrez vorkommt, berechtigt noch nicht zu Saturn, p. 50 schreibt homines. Hieraus ergibt sich nun,
der Annahme, es müsse ilas auch im Plautus statthaben dass ursprünglich beide Formen hemo und homo , onis
können. Denn wenn der Römer, der ja bekanntlich starr neben einander bestanden, wie denn e in manchen Wör-
Und unerschütterlich am Alten und Herkömmlichen fest- tern in o überging, s. Schneider Elementarl. Bd. I. p. 12.
hielt, in seinen öffentlichen Urkunden und publici.stischen Aber dass Plautus noch diese Form gebraucht habe, lassst
Bekanntmacbungen sich genau in .Ausdruck, Wendung sich durchaus nicht nachweisen, ist auch überhaupt ganz
Und Form an das ^Ite Herkommen hielt, uml darum in unwahr.scheinlirh , da zu seiner Zeit und anch schon
einer Sprache redete, die von der gewöhnlichen Umgangs- früher die Form homines üblich war. Ja, diese Form
Sprache gewiss noch mehr verschieilen war, als vor einigen scheint sich schon bei den ältesten Schriftstellern zu fin-
Jahrzehetiden unser Kanzleistil von der .S(lirift<prache ; den, wenigstens führt Festus s. v. topper eine Stelle ans
»enn der epische und tragische Dichter vorzugsweise der Odrss. des Livius an, worin es heisst: topper facit
nach veralteten Ausdrücken und Formen gfiff, um theils homines utrins fuerint, was Düntzer I. I. p. 4.» in ut
anch durch den Ausdruck und die Formen seinen Zu- prius fneriiit ändert. In einer andern Stelle aus der Oiljss.,
hörer in entfernte, abgelegene Zeiten zu versetzen, theils die Festus ebendas, gibt, steht humanuni, was von den
niii seiner Rede Feierlichkeit und Würde zu geben ; ivonn Herausgebern erst in hemonem oder homonem geändert
ilesshalb selbst noch Virg. so viel von archaistischer Fär- ist, s. Herm. El. il. oietr. p iV23, doch unnöthig, da
bung der Rede beibehielt, als möglich war, ohne seiner humannm (se. genus) für homines steht. Auch Näviu«
Zeit unverstanillich oder lächerlich zu werden: so gestal- hat öfters die Form homines, wie b. Pnii. II: silvicolae
tet »ich diess Alle« beim komischen Dichter anders, seine homines bellique inertes, ivas Ularrob. VI, 5, uml ei renit in
Aufgabe ist c», die Umgangssprache seiner Zeit rein wie- meiiteui /ionnn«»i fortunas, was Prise. ^'I, I, 65 und: inhospi-
10'^9
1070
fales »ictrice» absorbei untla Laiinm lejfioncs hominuM, wai
Calporn. beibringt. S|)ang. hat freilirh an allen iliesen
Stellen liomones jfesrhrielien, ilorh iniiiier oliiii- lianil-
tcliriftlirlie Voranbismin^'. Auch in den Tra(;Ililien und
Komüclien des N.'lvjns kommt nur <lic Form honiines vor,
io Danae , fr. tl. (»vninasf. fr. 2- Lyciirjf. fr. ". (cd.
Bothe, fra^m. tra^. et com.). Ennins endlirli hat aurh
tlie übliche Form Alexand. fr. '.>. — Zweifelhafter ist es
mit der Form fjunmde , die Hr. B. Pseud. 1, 3, ti7. Rini.
II, 4, 35. fi, 10. 1\'. :, 17- Tri.r. I, 'J, J. .0, J.i. II, ^, ,373.
gesclirielien hat. Diese Form (indet sich allerdiii(;s nach
dem Zeugnisse des Fest. p. 'J2I. pd. Lind, in der älteren
Latinitat und selbst noch bei Liieret. I, (i41. III, /94-
nnil V, 138, und soll nach der Anj^abe des Charis. p. IS')
(die Stelle habe ich in der Lind. Ausgabe nicht finden
können) auch im Plautus vorgekommen sein; doch in den
erhaltenen Stücken scheint sie erst durch Hrn. ß. ein-
geführt zu sein, »o in den poet. scen. an folg. Stellen:
Asin. y. 4t(i. Capt. 9.?1. Epid. (H. Mcnaechm. ö"7. Dlerc.
70«. Mit. glor. 353. SOC. Poen. 4ö(i. filiO. 1149. Pseud.
231. Rud. 3(i<. 39'. Stich. 4l7. !>(i^. 6(i.i. Trucol.
34H. 59'2. Analog diesem qiiamde versuchte Hr. Bothe
frülier auch die Form tamde einzuführen, Amph. 833-
(III, 4, ?. ), doch hat er selbst in den poet. scen.
diese Aendening zurückgenommen. Auch i§t die Form
ianide keineswegs gesichert , denn das Zeugniss des
Fest, kann hier nichts gelten, da dieser von einer Form
tarne spricht, die erst von Lips. epist. quaestt. III, 'JO-
■in tamde rerändert ward, und da die hierher gehörigen
Worte des Fest, ursprünglich nur als Glosse neben dem
Texte standen, s. Lind. p. 733. iVlit welchem Rechte
aber Hr. H. znm Ruil. IV, 7, 17. sagen konnte: quatitde
pro quam dixerunt retcres, iit simulde pro simul , und
was ihn berechtigte, Pseud. 1,3, 7S. sininlde (in den
poet. scen. auch noch IVlerc. 778.) und I, 3, 07. post-
quamde zu schreiben, weiss ich niclit, da die alten Gram-
niatiker, meines Wissens, dieser Formen nirgend ge-
denken. — Mit grösserer Bestimmtheit lasst sich wohl
laugnen, dass Plautus tarn für tamen gebraucht habe, was
Hr. B. in dieser Bedeutung im Plautus eingeführt hat,
Rud. IV, Ö > 1» sowie schon früher in den poet. scen.
ffllil. glor. 1344. Meii. 170; denn wenn auch Fest. p. lö-D
und '..'73 diesen Gebrauch der alteren Latiiiitat vindicirt,
so berechtigen doch die Schriftsteller, die er zu diesem
Beliufe anführt, ^aiius, Ennius und Titiniiius, noch
nicht zii der Annahme, Plautus habe aurh so gespro-
cieii. Freilich lebte Titinnins sogar spater, als Plautus,
zwischen diesem und Terenz , wie Nenkirch de fab. tog.
p. ^9 — tOÜ wahrschcinlii h gemacht hat, dodi geht aus
den auf uns gekommenen Fragmenten hervor, ilass er in
Aeiiier Darstellung keineswegs zu der Richtigkeit, Fein-
heit und Leichtigkeit gekominmen sei, wodurch Plautus
80 glänzte. Wenn aber Hr. Weise zu IMen. II, 3, 41.
berichtet, Festiis führe ausdrücklich diese Stelle als Be-
leg für tam in der Bedeutung von tarnen an, so hat er
eich einen kleinen Irrthuni zu Schulden kommen lassen;
in der Ausg. des Fest, von Lind, steht diese Behauptung
allerdings, doch nicht als Behauptung des Festus selbst,
«ondern als die des Dacier, s. p. 733. Dagegen sclieint
tam in der Formel tam gratia est, die sich Pseud. 11,4) '22 •
Men. II, 3,41. und Stich, III, 2, 18. findet, handschrift-
lich sicher zn stehen, doch ist auch hier tam nicht in
der Bedeutung von tarnen ta nehmen, wie es die Hrn.
B, und Weise fassen, sondern diese Formel ist durch
eine sie begleitende Häiidebewegung zu erklären, wo-
durch angezeigt uuide, wie sehr Jemand für etwas danke.
— Als völlig unplaiilinisch ist ferner zu verwerfen poti
für potiri , was Hr. B. Rud. IV, 3, 29. statt des hand-
srhriftl. polilts schreibt. Nachdem Priscian. X, 2, U'.
bemerkt hat, dass sich bei den Formen von potiri ein
Schwanken zwischen iler dritten und vierten Conjugation
bemerklich mache, sagt er ausdrücklich : Infinitum tamen
secuiidum qiiartam semper invenitur, eine Behauptung,
die auch .Serv. ad Aen Jll , .'»(i. bestätigt. Wenn nun
aber Noiiius p. 47.^, 2>. ed. .llerc. ein Beispiel vom iiifin.
poti aus der lliona iles Pacuvius anführt, so zeigt <las
weiter Nichts, als dass Paciirius, von dem Cic. Brut. 74.
sagt: Caecilium et Pacuvium male locutos vidcnius, ein-
mal eine sonst ganz ungewöhnliche F'orm gebraucht habe,
uiiil dass dem Priscian und Servius diess Beispiel ent-
gangen sei, beweist aber durchaus nicht, dass auch Plau-
tus so geredet habe. — Als unplautinisch verwerfe ich
auch die Imperativform progredimino , die Hr. B. Pseud.
III, 2) 7(t. in den Text setzt. Es stützt sich diese Im-
perativform auf die kahle Bemerkung des Paulus Diaco-
nus: famino, dicilo, auf eine Stelle aus Cato d. r. rust:
141, 2. und 3 Stellen ans Gesetzesformeln (s. bei Ramsh,
p. l43) g) » in denen die Schreibart jeiloch noch nicht
sicher steht. In allen diesen Beispielen kommt diese
Form auf mino nur als dritte Person vor, wie Struvo
über die latcin. Decl. und Conjug. p. 143 bemerkt; wollte
man also die Form selbst auch weiter nicht bezweifeln,
so müsste man doch immer noch Bedenken tragen, sie
auch als zweite Person onznerkennen , oder sie, wo die
Lesarten sciiwanken, wie in der angeführten .Stelle des
t'seud., gar in den Text auf/nnehmen. Dieses Bedenken
kennt aber Ifr. B. nicht, auch nicht Hr. Weise, der
Epid. V, 2, 29. nrbitrnmino in den Text setzt, und dazu
die ungenaue Angabe gibt: prisce , ut quod in librii le-
gatur, als ob es wirklich in allen codd. stände! — Die
Perfectform fuvi, die Hr. B. ölter bringt, z. B. Rud. I,
3, 32, V, ,3, 3 >. iiiid auch Lindem, billigt ad Capt. II,
2, 12, nnd conslituveram , was Hr. B. Pseud. I, .i, 13t).
setzt, wie Lindem. Amphitr. IV, 3, 18. consliluvi schreibt
und Epid. III, 2, 27. und Hosfell. I, 2, 2. verlangt,
will Rec. sich nach dem, was Striive p. 1()7 — 08 dar-
über bemerkt, gerne in Plautus gefallen lassen, teenn
ni'imlich das Metrum durchaus die Annahme dieser For-
men nölhig macht, worüber gegenwärtig wohl nur der
Hr. Prof. Rifsrhl entscheiden kann; aber für nnlateinisch
niuss er die Form habivi halten, die Hr. B. Pseud. I,
3, Ul. IV, 7, 129. Rud. I, 2, Ul. schreibt, ebenso wie
cnnsliliveram, was llr. Weise Pseud. 1,5, 130. bringt,
und iriSlitilHy was ilersclbe Bacch. IV, 9, 7. gibt. Vos.<.
Ari.st. de analog. III, 'J'2- sagt: Obsoletum est habivi seu
hubui'i , ab lial>eo. Saiie in illo PI. Asin. III, ,■(. (32):
,,Equiilem hercle nnlluin perdidi , qnia iiuiiquam ullum
habiii", Cdincrarins, ne clandicet versus, habivi Ifgilj
ut posivi. Lainbiiius habuvi praefert, Etiam Plauti est
eadem Asin. IV, [. (b2): quat puras habuverit. Die
1071
Formen hiiSiai and habuvi »intl also etat »on Camerarias
und Lninl)inii4 ilur Aiialoj^io nach (rciiilrlot, nnil .sti'itzrn
«irh auf ki-iii Z<-ii;,'niü.s <Mii(<s (iraiiiinndkiTN, iNnii kam
von |)r>iii) .illfriliiiis ein pf. ^osiDi vor, »in \'arro X 7,3'.
boriililet, iiikI .iiicli cm UiMüpiiil ilinoii aus ilrr V'iiliiluria
«Im Pl^utns > liriliriiigt ; aher iiarli der Analo^'ir ilicdrs pu~
sivi kann iiirlit iialiivi j^rbililot »prilcii, ivril lialiPü ein
vrrlinni purum ist, (loiio nirht. Auch die Form haliuti
eiittiehrt «Ilrr Bp|;rün(lnng, (Icnii ilie Pcrfrctf iiilun^ uti
»ar nur in Gi-hrauch von Verhia auf uo, ist i»enigst«n3
nur bei ili<-spn nacliweisbar, s. Sfnire I, I, L'ebrigens
habpn die Hrn. B. (in dpn p(>i>(. xcen.) >in<l Weise an
don beiden auH der Aulul, aii;;erülxrten Stelle die richtit;»
Form liabui beibehalten.
üiepelbp Lpiclitfertijfkeit , mit der llr, B. bei der
Aufnaiinip »liitoletnr Fiirineu und Auüdti'icke verfahren^
itp||;t er auch bei der Constituiruni; des Textes. Ue|iet>
all, wo dieser sich seinen uietrisclien Anordnungen und
prosndisrhen Gesetzen nicht fügen will, wo er etwas
liiiilct, was mit seinen Ansichten lon der (ir.miniatik oder
dem Sprachgebrauch niciit libereinstimnit, ja überhaupt,
HO etwas ilmi nicht gleich klar ist, oder wo etwas ihm
unpassend und ungehörig scheint, da wird augenblicklich
der Text geändert, so dass es in der That den Anschein
hat, als betrachte llr. B. den Plauiusttxt nur als eiue
palaestra ingenii. Dabei will es nun Rcc. keineswegs
in Abrede stellen, dass Hr. B.aiiih in dieser Ausgabe jiiaiiche
Stelle reeht hübsch zurechtgelegt, einige rielleicht wirklich
emendirt habe, aber wenn man mit der Ueberzeugung, die
man ans seinen früheren Bearbeitungen sattsam gewonnen
hat, und auch hier wieder gleich auf tien ersten >Seiten bestä-
tigt findet, dass Hr. B. durchaus nur augenblicklichen Ein.,
gpbuiigcn nachgehe , ohne eine Stelle sorgfaltig und mit
genauer Erwägung aller in Betracht zu ziehenden fllo-
meiite geprüft zu haben, an solche Stellen kommt, so
sträubt sich doch auch bei ihnen das Gefühl gegen die
Annahme, in Hrn. B.'s Conjecturen die lirsp.tingliche
Hand des Plautus zu finden, und mau sehnt sich immer
Boch nach der vollständigen Alillheilung des kritischen
Apparates, um zu sehen, ob durch ihn sich rielleicht
doch nicht etwas Anderog ergebe, als was durch Hrn,
H.'s ingeniuoi gefunden ist. Um nur einige solcher Stel-
len anzuführen, au denen man für jetzt wenigstens an
Hrn. B.'s Conjecturen festhalten kann, nennt Rec. Pseud.
J, ?, 7,'., HO Hr. B. für nimis suin stullus, nimium in-
dnctug yut schreibt: nimium stultus, nimium ind. fui ;
H, 1.}., wo geschrieben wird: (jnin revocas, Pseudo/e?
quin properas, priusquam abeat? Vgl. I, 3, 4^. ü(). löl.
Rud. 1,1, ','+. '2, 8) etc. Eine grössere Anzahl Stellen,
mit deren Aenderung er sich nicht einverstanden erklären
kann, beizubringen, hält Rec. für seine Pflicht, umsein
im Olligeil ausgesprochenes hartes (Jrtheil auch als ein
gerechtes nachzuweisen; er wählt dazu einig» Stellen
aus dem Pseud. uiiil Ruil., und sehliesst den Truculentiis
gänzlich ans, weil das .Stück bekanntlich das rerdurbenste
im gaiizeu Plautus ist, und sich hier gerade am wenig-
sten durch Conjecturalkntik mit Sicherheit feststellen lässt.
Pseuil. {, I , .{ — J: Duuruin labori ego honiinum par-
sisseiit liibens , 'Mei te rogandi et tui respondendi mihi.
Hierzu bemerkt Hr. U. : Excusant hellcnismum, cum haec
1072
iia legantnr apud Gellium, sed vix dnbito, qain ponen-
duin sit Meo le rog. et tuo r. mihi , vid. Gronov. Vul-
gata vel nuxncpuji'in arf;uuntaT , et constat, i et o litte-
ras commutatas interdum esse a librariis. Allerdings
dachten <lie früheren Herausgeber hier unbegreiflicher
Weise an einen hellenismus , indem sie lahori niei für
labori meo nahmen. Ja , selbst Reisig Vorles. über die
lateiii. Sprach«, p. 657 sagt: ,,Das .Angehören überhaupt,
den Besitz muss man durch das pron. poss. ausdrücken;
doch Plautus und Einzelne seines Zeitalters versuchten,
hier das Griechische nachzuahmen, und sagten pater mei
statt meus ; dergleichen einzelne Beispiele s. bei Gellius
W. , (j." Gellius berichtet I. I. übpr eiue Unterredung
mit dem Grammatiker Apullinaris .Sulpicius, dieser führt
unsere Stelle an, und sagt dann: ßlei Plautus hoc in loco
nun ab eo dixit, quod est meus, sed ab eo, quod est ego.
Itaque si dicere velis patrem mei pro patrem meum, quo
Graeci modo tud no.T£{ia fJiiv dicuiit, inusitatn quidem,
seil recte profecto eaque ratione dices, qua Plautus dixit
laiori mei, pro labori meo. Die andern Beispiele, die
Apollinaris weiter anführt, und unter denen nur noch
eine* aus dem Plautus ist, sind verschiedener Art. Es
liegt auf der Hand, dass der alte Grammatiker den Wald
vor Bäumen nicht sah, denn klar genug ist es, dass mei
und tui nicht mit labori zu verbinden, sondern Apposi-
tion zu duorum hominum im vorigen Verse sind. Aber
dass frühere Herausgeber des Plautus, ja selbst noch
Hr. B. , nachdem er den Plautus schon viermal bparbei-
iet, noch in seiner fünften Ausgabe dieses Stückes unsere
Stelle nicht mit eigenen .Augen, soudern durch <lie Brille
des alten Apollinaris beschauten, dass neuere Gramma-
tiker, ohne ilen Plautus selbst anzusehen, dem Apollinaris
blindlings nachsprachen, seine Worte noch verdrehten,
und dem Plautus die Verbindung pater mei zuschoben,
ist in der That stark; erklärlich aber wird es aus sol-
chem Verfahren, wie nian sich allmählich daran hat ge-
wöhnen können, dem arnien Plautus Spracliwidrigkeiteu
aller Art zuzutrauen Die nächste Bemerkung des Hrn.
B. bringt uns wieder einen Aenderuiigsvorschlag. Zu
den Worten vs. 14: Licet me id scire , quid sit, bemerkt
Hr. B. ganz kurz: Suspicnr, Plaiitum scripsisse : licelne ?
Warum? Will Pseud. nicht fragen: Kann ich nicht er-
fahren, was dich quält, ich, der ich früher um alle
deine Gedanken wnsste? — In derselben Srene vs. '5K.
schreibt Hr. B. : Ps, Tace, dum tabellas perlego, ergo.
Ca. Quin legis? IV]it ergo beginnt sonst Calidorus seine
Frage, dagegen bemerkt aber Hr. B. : non memini roe
lej^re apud auctores Ergo quin. Darin mag er Recht
h^^en , sowie auch wohl Jeiler zugeben wird, dass ergo
quin nicht für quin ergo gesetzt werden könne; aber hier
sind beide Partikeln ja gar nicht mit einander zu ver-
binden, Calid. ist ungeduldig und ärgerlich, dass Pseud.
noch immer nicht anfängt zu lesen. Als ilieser nun
gesagt hat: Tace, dum tabellas perlego, so sagt Cal.
Ergo — sc. jam lege, und als Pseud. doch noch nicht
anfängt, zu lesen, fügt er ungeduldig hinzu: quin legis?
I, !, inj: Spero, alirunde hodie me bona operad
liac mea Tibi inventurum esse auxilium argentariiim. So
schreibt Hr. ß., in den Handschriften steht, wie er be-
merkt: bona opera aut hac mea, was oiTeubar besser ist,
1073
1074
aU Hrn. ß.'s bona operad hac inra , ilpiin »oratif soll
das hac niea bona gelieii? lilrilt man bei ilrr Viilgaia,
so hat mnn eiiipii passpntien Gri^pnsafz, ileiiii bei <|pn
Worten aut hac inea kann man dann nnr an eine mala
opera denken. — Ii li 1U8: Quo parto quantas soleam
turbelas dare. In den rodd. stellt hinter pacto noch et,
»as Hr. li. schon in den puet. scen. mit der Bemerkung
festlichen hatte: Vix recte libri : et. Den Grund vcr-
ma;; ich nicht einzusehen. Vielmelir uird die Rede des
Psend. durch Hinzufii^inf des et rulinirediger. Auch
nird et i;eschi'it/t durch die Anführung dieser Stelle ron
Ser». ad Acn. IV, 301. — I, 1, 118 — 20: Si neminem
alium potero, tuom tangani patrem. Calid. üi te mihi
omnes servent! Verum, si potes Pictatis causa rel etiaui
niatrcm (|(ioque. Die beiden letz(cn ^'crse hat Hr. B.
umbestellt, was sollen aber dann die Worte; verum, si
Jjotes hci.sscn? Wahrscheinlich: atei'\ wenn du das nur
kannst; also si potes soll so viel sein, als nioilo possis!
Rost, öpusc. Plaut, p. 233 — '2:j4 erklart die Stelle im
Ganzen richti», nur fasst er die Worte: pietatis causa
schief, wenn er saj;t: lilius matrcm suani piefafis causa
decipiend.im esse non aliler potest ilircre, quam per jo-
f um , ab aiiinio maxinia reruni snarnni cura in praeseiiti
sollicito alienissiniuni. Unde apparet, non posse pielalis
causa dictum esse pro pietatiH gralia; sed ifa videri po-
gituiii, ut causa non eflicienteni aliqiiam rationem ant
iincm rei propnsitum significet, verum i<l indicet, quo non
prohibeatur , quo minus aliqnid fiaf, und <larnach über-
setzt: ,,diich wenn du kannst, Ich halt's fi'ir keine Siinile,
prelle die IMutter auch." Pseud. hat dem CaliJ. die
Versicherung gegeben, er «erde ihm das Geld schaffen;
darüber soll dieser nicht in eine frohe Stimmung kom-
men, nicht scherzen kUnnen? Gleich seine nächsten
Worte; orulum ntrum, an in aurcm? sind ja auch ganz
in scherzhafleui Tone gesprochen. So also auch unsere.
Als Pseud. gesjgt hat, wenn er keinen Andern prellen
kOnne , so werde er sich an seinen Vater machen, will
Calid,, um zu zeigen, dass er beide Eltern gleich sehr
liebe, Pseurl. solle auch die Mutter prellen. — ; 1, 2, 31.
schreibt Hr. B. nach einer Cunjectur von Acidalius: Vorsa,
sparsa , tersa , sttata, l^ütaqne, cocta , oninia uti sint.
Für sparsa, tersa steht in den meisten codd. praesterga.
Offenbar hat Plautus weder sparsa, noch ciicta geschrie-
ben: jenes nicht, weil es nur Erklärung des vorsa ist,
wie denn auch Serv. ad Aen. I, 478. bei iler Anführung
dieser Stelle vorsa durch sparsa erkl.'irt; dieses nrcht,
weil ilas Kochen nicht Sache der Sklaven im Hause,
sondern des erst vom forum zu holenden Koches »»^r.
Roc. schlägt vor: Vorsa, <ersa,' strata, lautaque unctnque
6ntnia ut sient. — I, 2, 42: nunc ego scibo atqne ho-
die experiar, Quae capiti, qua« ventri operain Avi, quae-
que rei, quae somno sludeat. So Hr. B. , die codd,:
qiiaeque suaerei, und suae darf hier gar nicht fehlen,
denn ßallio z.'lhlt die Het;(ren auf, die nicht seinen
Vortheil im Auge haben , sondern ihrer üeqiieinluh-
keit leben. Läse man nun ^uaeque rei studeat, so
würde das ßezi>ichnnng einer Hetäre sein, mit der Bal-
lio zufrieden sein müsste. — I, 3, 101: at minuniis me
extis placari volo. So schreibt Hr. B., ohne zu berück-
sichtigen, was Rost opusc. p. 239— 42 über diese Stelle
^cilsclir. f. d. Jltcrtliumiw.
gesagt hat. Dem Rec. scheint Rost gründlich nachge-
wiesen zu liaben, dass es heissen müsse: agninis me
Pxtis. — I, 3, 103: Ergo ulrimqiie tibi nunc delectum
para: Ex illis exqnire iniiltis unnm, qui certus siet. Fdr
ntriinqiie schreibt Hr. B. ex coiijectnra : utcunr/ue, ohne
den Sprachgebrauch des Plautus zu berücksichtigen; ilenn
wo Plautus nfcunque braucht, ila lasst er einen icirrelä-
tiven Satz mit ita , wie Barch. IV, 3, 2H., odek- mit exili,
wie Epid. I, 1, 47. Poen. III, 5, 9-, folgen. Inwiefern
ntrinique inepto sei, wie Hr. B. meint, sehe ich hitht
ein; die Worte heissen: Also mache jetzt unter ihnto
auf beillon .Seiten eine Auswahl, d. h. zwischen deil zu-
verlässigen und den nnzuvprl;i.«sigen Freunden. Der ko-
mische Anstrich, den diese Worte haben, würde ilu^ch
ulruniqne ganz verloren gehen. — I, ö, ÖS — f) I : Sc.
niin' doinino scrvos tu surcenses'? PL NaHi tibi,!Miriim
iil videtnr? Sc. Hercle (]üi, nt tü Jiraedicas, Caveiidnm
est mi abs te iratj, Uaudque alio tu modo IMe verberare,
atqiie egil t<? siileo , cö^itas. Zu dem ersten dieser Verse
bemerkt Hr. B: Hercle — tjui cavendunl. Haec qiinque
f.iniiliariter dicta sunt per anar(iliitli<in prb hoc: Hercle
qui cavere debeo. Solche Anaknlutlie lassen siih im PI.
nicht annehmen; es ist zu scbreilien: Hercle cui — ca-
veiidnm est abs te ir. etc., mi ist als Glosse zu streichen.
Hrn. B.'s Conjectiir haudque für atqiie v. ö9. gibt aller-
dings einen passenden Sinn, doch Iw'ltte Hr. 15. auch nach-
weisen müssen, dass sich handqiie zur Verbindung von
S.'ltzen finde, was H.-ind Tursell. IM, p. 36 mit gutem
Grunde geleugnet hat. Hr. Weise weiss leicht über die
Seil» ierigkeiten ilieser Stelle hinw.egzukomnien , er sagt:
^'idetur qui prb quoninm dictum. Alio modo est vicissim!
In welchem Sinne die Worte atqne alio tu modo — co-
gitas iu nelimen seien, geht aus v. ß.j. hervor, wo Simo
sagt: Irafus sit ; ego, ne quid noceat , cavero, i>lso heis-
sen die fr.iglirhen AVorte: Du gehst danfit um, mich auf
andere Weise zu züchtigen, als ich dich zu züchtigen
pflege, d. h. du gehst damit um, mich zu übei listen. —
1, h, 82. Pcccatan' ea sunt? So Hr. B., die codd. geben
perrata mea sunt; animum etc., uml das uiuss beibehal-
ten wi'rden, weil es allein zum P\>lgenden passt. Richtig
erklärt Hr. Weise: ego ipse pro nie dlcere possuin. Ego
commisi mea peccata , non tu. Nach dieser Zurechtnei-
siing des Calliplio wendet sich dann Psend. an den Simo.
Läse man mit Hrn. IJ.: peccatan' ea snnt?, so wäre diese
Frage schon an den Simo gerichtet, was wegen der fol-
genden >Vorte unpassend ist. Rost hat den Sinn der
.Stelle ganz verkannt, wenn er übersetzt: „Halt ein! ich
kenne mich am bessten. Calliplio. Gefehlt ist allerdings
von mir; doch höre jetzt' etc. D.is wäre ganz gegen
den Charakter des ket-ken , trotzige« Pseii'if. — 11, I, 21.
hätte für ignorahilis wohl ignohilis gesclirieben werden
müssen, ila Festiis p. (84 gerade diese Stelle iiAd nuten
IV, 2, y. für iiobilis in der liedeutiiiig von nntils anführt.
111^ ^, 28 - 29: Teritur sin.ipi scelerattim ; illis, qui
ternnt, PriiisqiianV teruerunt, ornli ut ixstillent, farit.
Dazu Jtr. B.: Älss.: siniipia cetera cum; ei\i\. male: sina-
pis sceleruta cum, und zu v. 'J'J: teruerunt. Prisi'ian.
(iuX<'tyiJ>^- ^'ulgo: trivh-unt. Hat Hr. B. wirkliih den
Prise, nacligeleseii'? Ich glaub'e schwerlich, denn sonst
würde er' wohl im Texte anders geschrieben, in dCn
73
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1076
Anmprkiiii^on RirliJigfrros anjegolieii liabpn. Prisri&n.
»Sit Xl , 3, 12 : '•'"' gimimi > liuc siriapi , iiiagi»
prrrjjniia sunt: ijuniiiiis (juidaiii haec siiiapis ilixe-
ruiit, iit Plautiis in Psnuliilo : Tcrifiir siiiapis srelrraia
cum illis; <jiii ti-runt, priuscjuaui triipriiit, iitnli ut ex-
.tlillciit facll. Mag Prisr. iliv Stellen aus ilrn Alten auch
ungenau tfonu;; aiili'iliren , so ist ilini ilocli in tiein zu
trauen, »as er zum Hele^ einer {;rauimatisrlien INDtiz
beibringt. Also liHtte Ilr. li. aus dem Prise, entnehmen
«ollen, (lass Plaiitus liier sinapig als feiiiin. {;ebrauclit
habe , Dioehto das Cebrij^e nun auch von Prise, falsch
oder iin<;enau anj^efriiirt sein. Freiluii kann zum Scliutz
von sinapi Cliaris. angi'führt «erden , bei dem es p. 34
ed. Lind. Iieis!<t: Gninini et siVirtyy« üraera sunt, et Plau-
tus dixit: Teiitur siniipi; allein selbst wenn Charis. un-
sere Stelle im Auge geliabt hfltte, »as ilorli imch nicht
als ausgemarhie .Sache anzusehen ist, müclitc ich hier
das übereinstimmende Zeuj;niss des Prise, und des Scrv,,
dessen AVorte sogleich beigebracht «erden sollen, höher
stellen, als ilie Auctorität des einen Charis. AVenn Hr.
Weise lermuthet , für scelerata sei lielleicht scelera als
abgelvi'irzte I'"orm von ersferem zu schreiben , da die Pall.
celerd gaben, so hatte er seine Veruiutliuiig zur Ge»iss-
heit erheben können, «enn er bei griimlliilieren Vor-
studien gefuiiilen hatte, dass Serv. ad Aen. i.V , 4y(i.
unsere Stelle anfiihre, und sage: Dcriiaiit (sc. fuueron)
veteres secutus, ut /■««?/•««» pro y««es/a diccret, ut honio
gcelerus sicnti scelestus >el scelerosus rlicebatur. PI. in
Pseuiliilo: Feritur (I. tcritur) siiiapin scelera. In eadeui
(IV, ä, 3.) : Nunc jube venire Pseudoliim scelerum caput,
i. e. sceleslum. Aber, um auf Ilrn. 13. zuri'ickzukomnien,
wie erhall denn <lie Form terueiunt Bestätigung durcii
den Prise? In der Ausgabe von Putsch steht tiiverunt,
in der von Krelil triverint im Texte. Fast glaube ich,
Hr. B. habe seine IVotiz aus Voss, de anal. III, 30, der
im Prise, allerdings aus der ed. Veiiet. 1., teruerunt le-
sen «ill; docii scheint mir das selir uiuvahrsclieiiilicli,
da Prise, sonst ge«iss, ho von der Conjugation des terere
die Rede ist, auch terui als Perfect angeführt haben
MÜrde, er nennt aber an beulen hierher gehörigen Stel-
len (X, 7, 41. und 8t 43-) nur trivi. Die Form terui
kennen «ir nur aus der Angabe des Velius Longus p. 1^234 P.
und des Charisius, p. l47 ed. Lind., endlich aus dem
compos. allerui bei Tibull. 1,4, 48. Uebrigens hatte
die (Jebereinstimmung der codd. und die ßerücksicbtigiing
des Sinnes Hrn. B. sagen müssen , dass cum nicht zu
streichen sei, und dass das Seniicolon nicht hinter illis,
sondern hinter tcrunt stehen müsse , «ie Hr. Weise rich-
tig intcrpuiigirt hat. Der Scherz, der in iliesen Worten
liegt, verschwindet ganz bei der Interpuiution des Um.
B. _ IV, 1, 4.t — 50. S. llliccine est? Ps. lllic. S. IMala
nierxest, Pseudole : illuc, sis, vide : Noiiprorsus, verum
ex traiisvcrso cedit, quasi Cancer solet. Dazu Hr. B. :
Vulgo: lilic est. .S. Mala iiierx est, Ps. Illuc etc., sed
contiiient vcrba illuc — solet causam , cur leno mala
merx csso videatur Simmiae : ijuare haec omnia sub per-
sona ejus let^eiida sunt. Was «are das aber für ein Grund:
Weil der Kuppler nicht geradeaus , sondern schräge geht,
wie ein Krebs, ist er eine mala iiierx' Vielmehr gehö-
ren die Wurte : Illuc, sis, vide etc. oiTenbar dem Ps.
an, «ie eine nähere Belrachtiing der Rolle, die Ps, hier
ileiii Sinimia gegenüber spielt, ergibt. Ps. hat t-iiien Ge-
nossen gefiinileii, der ihn an 'Schlauheit und Leberiniith
noch übertrifft, und ihn diese (jeberlegeiiheit ileutlich füh-
len lasst. Dadurch kommt Ps. in Verlegenheit, er lobt
ihn, »ill .Spasse machen, aber Siinmia behandelt ihn
stets mit Verachtung, und verweist ihn zum Sch»eigen.
Endlich verheist ihm Ps. grosse Belobnuiigen , «venu er
seine Sache gut mache; und entlockt endlich dadurch
dem Simmia ein freundliches Gesicht. Nun wird der
geschlagene und gedemülhigte Ps. wieder etwas crmu-
tbi;;t, und macht Spasse, um dem Simmia eine bessere
nieinung von sich beizubringen; so v. 47- und so auch
liier. — IV, 2, 21: Quod est ei honiini iiomen? Hr. B.:
Libri soloece: guid. Auch Rucl. lY , 4, ll(j. und ll'J.
ändert Hr. B. in ilcrselbeii \'erbiiidung das handschrift-
liche quid in qnod. Dass indess Plautus öfters sage<^utJ
nonten , hatte Hr. B. lernen sollen von Lindemann Capt.
V, '2, 6. Ainph. I, 1, 199. — IV, 2, 53. Ba. Atqui
isle Harpax quidein. Die codd. geben ipse, was Hr. B.
ohne Grund geändert hat, ileiin diesse Worte gehören
nicht dem ßa., dem sie Hr. 13. gegeben, sondern dem
Simmia, und «erden von ihm bei Seite gesprochen, ivie
Hr. Weise richtig bemerkt hat. — IV, 4, 3- missfälU
Hrn. B. das handschriflliche dentatum: dentalum cur di-
lat militem, causa noii apparet. Dentati sunt omnes lio-
iniiies juvenfa , nee placent senes edentnii. Ineptum igi-
tur est hoc epilhetou, suspicorque, PI. ilixisse peltafum ,
qui D et P litteras perniutatas nonnunqiiam esse sciain
in codd. Rec. scheint dentatum ganz passend zu sein.
Da die Thiere ihre Zahne zum .ingrilF brauchen, so tvird
ilentes in übertragener Bedeutung von Angriffs« erkzeugen
gesagt, wie von dem Landmann in Trucul. V, 52: quui
sunt dentes ferrei, womit er seine Ilacke meint. Den-
tatus kann also ein Mensch genannt werden, der mit An-
grilFsHerkzeugeii versehen ist. Ausserdem aber kann es
auch von dem verstanden werden, iler seine Zähne zum
Beissen braucht, der Aehnliclikeit mit einem bissigen
Hunde hat. Solchen Doppelsinn liebt aber bekanntlich
Plautus. — IV, 7, 104 — ö: Ba. Meo tu epistolam de-
disti servo? qnoi servo? Ha. Syro. Ba. Num conlidit sj«
cophaiita hie? Nequam meditatur male. So ändert Hr. B.
diese .Stelle, die Viilgata ist: Non contidit; s^cophaiita
hie nequam est: iiiagis med. in. Was soll mau aber zu
der Anmerkung sagen, die Hr. B. hier gibt, oder viel-
mehr aus den poct. scen. wiederholt: Num, nonne (wozu
in den poet. scen. hinzugefügt war : quod est rem affir-
iiian(is); nequam malum, fraudem; male dolose. Nugis ad-
scripseriiit, postqua:ii zu nequam male inlellectuiii ad siipe-
riora redilissent — ? Also lernen wir aus dieser Anm.: l) (lass
num gleich ist mit nonne, 2) dass nequam ein subst. ist;
beides Belehrungen, für die wir jedoch Hrn. B. keinen
Dank schuldig zu sein glauben. Die Vulg. ist beizube-
halten , nur dass nugis als Glosse zu streichen ist. Auf
die Frage <les Balliu: quoi servo? muss sich Harpax erst
etwas besinnen, da ihm der Name des Sklaven nicht
gleich gegenwärtig ist; als er ihn gefunden, spricht er
ihn do( h noch etwas unsicher aus, weil er seiner Sache
noch nicht ganz gewiss ist. Das bestärkt aber den Bal-
lig in seiner Meinung, Harpax sei vom Ps. abgeschickt,
1077
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ihn za prellen, triumphirenil ruft er Halier aus: fion
confiilit; SNC. Iiic n. est etc., seine Freuile ist um so griis-
•er, ila er im Vorhor{tplipnilcn schon besorgt govorilen
»ar, er uiiiriite es mit (lern e« Jiten Ilarpax zu tliun liabeu.
Hr. Weise behalt «lio \'ulga(a bei, und erkh'irt sie su :
Kun(]uani Syro tantum confnlit, ut ilaret ejiistolaui , »as
Rcc. nicht versteht. — IV, S, 7. Hatte llr. D. jjeles.ii
und berücksichtigt, was Becker d. com. Rom fab. p. 64
— 65 über diesen Vers sagt, so würde er uiiht Doluiil,
gondern doluiii geschiieben haben. — V, 'J , 3(J — 31.
Orna hunc hominem Atijue me conseijiiere huc, sis. Si.
Ego ita ornem tel Ps. Ornabis, sein. Dazu Ilr. üotlic:
Orna, ornem, urnabii i. e. honora eit. eo se honorari
ruit a Simone, ut is secuni intrueat potatum. Libri, nienda
liaud insolita: Onera etc. Uie liandscliriftliclie Lesart
ist beizubehalten und onerare dai'on zu verstehen, dass Simo
ihm ilas Geld geben soll. Daran, dass oriiare für honnrare
stehe, ist natürlich auch nicht im l^nfrerntesten zu denken,
liuil. prol. V. 10. hat l!r. U. freilich Recht daran
gethan, dass er das veraltete alinta nicht aufgenommen
hat, aber das alia, was er und llr. Weise dafür setzen,
inüchte erst der spätesten Latiiiit^t angehören, s. Hand
Turs. i, p. 219. Hier ist atio zu lesen, nas auch im cod.
Beroaldi stehen soll. — Zu den beiden folgenden Versen:
Qui fartad hoininnm, mores, pietatem et fidein Noscainus,
Qt uueim]ue adjuvent opnlentia gibt Hr. li. folgende Be-
merkunt;: \'ulgo: ut qii. adjuvet Opulentia , qnac et
affectate dirta sunt, et parum cohaerent cum snperioribus ;
quare dedi adjuvent Ofiulentiä, ut stellae perspicere <li-
rantur hominnui facta, mores, p., f., qiiomodo illis pro-
sint ad opcs acijuirendas. Zu welchem Ziierke sollen
die Sterne das lernen? Heisst es nicht im Folgenden
ausdrücklich, dass nicht die Menschen sich ihr Glück
selbst rcrschaireii durch ihre Thateii etr. , sundern dass
Jupiter diess ihnen nach Verdienst zutheile'? Die Sterne
aber haben den Auftrag, dem Jupiter die Menschen an-
zuzeigen, die belohnt zu werden verdienen. Was Hr. U.
gegen die Vulgata sagt, gilt nur dann, wenn man opu-
lentia gross schreibt, und als nomin. nimmt, aber es ist
abl. und adjuvet ist auf Jupiter zu beziehen. — 1,2- 14.
Si sapiam: hunc, quo nie niactat, concinnem lutuin. Die-
ser \'ers stellt sonst hinter v. 7-, von >vo ihn Hr. B. hierher
versetzt und das handschriftl. hoc, qnod ine m. in hunc, quo
niem. geändert hat. Umstellung und Aendcrung sind ganz
absurd; auch würde man ilen Vers ohne Hrn. B.'s Er-
klärung schwerlich verstelieu, weil man die Abgeschmackt-
heit, die Hr. B. hier dem Plautus aufbürdet, nicht leicht
fliäÜi. Alan liOre nur Hrn. B. : hoc mnssitat servus,
aversus a sene : Si sapiain , hunc Daemonem rcddam lu-
tuin (i. e. interllciani) , quo lutu confodiendu atque ag-
gerendo me maclat sivc excruciat. Rcc. würde rufen:
Risuui teneatis amici, wenn die Abgeschmackllieit nicht
der Art wäre, dass man nicht einmal über sie lachen
kann. — t- I, 2, 24 — 2ü. wäre wohl anders geschrieben
and erklärt wurden, wenn Hr. B. gelesen hätte, was
G. Hermann über diese Stelle in dieser Zeitschrift liS3Ö.
Mr. 7. p. 58 — 59 gesagt hat. — 1, 2, 72: Quiquc Her-
culis socieunus esse diccris. Sociennus ist eine Cuiijectur
des Hrn. U. für socius, für Herculis steht in einigen
cudd. bereute , in andern liercle. Luter diesem Herculin
sociennus soll nach Hrn. B. Jolaiis verstanden Herden,
cujus cultus diu vigiiit in Sicilia , Hercule au( tore (Diod.
Sic. 4, 24.). Dagegen ist zu bemerken, dass die Kr-
wähnung des Jolaiis hier unpassend sein würde: 1) »eil,
wenn noch ein Gott erwähnt werden sollte, ein !\leergott
hätte genannt werden müssen; 2) weil das Stück in Cv-
reiie , nicht in Sicilien spielt, was Hr. B. vergessen zu
haben scheint. AVic zu schreiben sei, hätte Hr. li. er-
fahren können von Lindem, ad Capt. prol. 1 I. Sociennus
ist hier ebenso wenig zu dulden, als Amphitr. 1, |, 233»
wo es von Cainerarius vorgeschlagen war, iinil von Hrn. B.
und Düderlein, S^n. IV, p. 2ÜÖ gebilligt wird. Worte,
die des Scherzes liegen gebildet sind, » ie diess sociennus
von PI. Aulul. IV, 4, 32., dürfen nicht wiederholt »er-
den. — 1, 3, 30: Algor, error, pavor, me .somiio absti-
nent. Die Freude , die Ilr. B. praef. p. V darüber äus-
sert, dass ihm endlich die Heilung dieser Stelle gelungen
sei, kann Rec. nicht tlieileii. Im Gegeiitheil kommt es
ihm sehr uiniahrscbeiiihch , um nicht nieder absurd zu
sagen, vor, ilass Jemand, der Scliiilbruch gelitten, und
sich nur mit IVlnhe uiiil Jiotli gerettet hat, soiiio er ans
Land gestiegen , klagen sollte , dass er vor Frost und
Angst nicht — schlafen könne. Wie viel besser doch,
was Reiz gibt: ineinbra ini omiiia tenent! — I) 4, 3.
Dein vitae haud parco. Hr. B.: Vulgo: Nunc dein , quod
sapit soloecismum. Nee ine movet illud Quae nunc deind»
mora est? apiid '^'irg. Aen. XII, 889., sed liepravatum
arbitror et legeiidum: Quaenam deinde mora est? .Aller-
dings ist an unserer Stelle nunc dein unpassend, auch
fehlt nunc in den Handschriften , aber an sich enthält
die Verbindung der Partikeln iiniic dein nichts, quod
sapiat soloecismum. Auch wird Hr. B. seine Kmendatiun
der Stelle des Virg. wohl zurücknehmen, wenn er liest,
was Hand Turs. II, p. 247 darüber beibringt. — 1, 4, 34-
Pa. Quid mies? Am. Amabo, fanuin riilen' hoc? So Hr. B.,
die Vulgata ist: Pa. Quid? Am. Video', amabo, fanum?
videsne hoc? WasHr^B. gibt, ist zu verwerfen: 1) weil
Palästra noch nicht fragen kann: quid vides ? , da Ampe-
lisca nur erst gesagt hatte: Sed quid hoo, obsecro, est?
2) weil amabo hier nicht zu Anfang der Rede stehen
kann; denn da steht es nur: a) bei dringenden, freund-
schaftlichen Vorstellungen, so Asin. III , 3, 117. Cistell.
1, 1, 20. Cas. IV, 4, 12. Pers. III, 1, 8. Poenul. I,
2, IfSS. , b) bei dringenden freundschaftlichen AulTorde-
riingen und Bitten, so Cistell. III, 12. 31eii. III, 3» 17-
V, 2, 9b. fllcrc. III, \, Ö. Mostell. II, 1, 3S. Ter.
Eun. V, 3, 6.J «) bei heftiger Erregung, wie beim
Schreck und freudiger Ueberraschung , so Curcul. I, 2,
18. ftlerc. III, t, 41. Poen. V, 4, 101. Trucul. I, 5, 13-
IV, 2, 7- Ter. Ileaut. II, 4, 24. — überhaupt, wo Je-
mand in heftiger Gemülhsbewegung ist. An allen übri-
gen Stellen — und davon sind im PI. 76, im Ter. 9 —
steht amabo in der IMifte der Rede. Hier konnte es nicht
zu Anfange stehen, weil die Redende den ersten über-
raschenden Eindruck schon hinler sich hat, im vorigen
Verse dagegen hätte Ampelisra für sed quid hoc? sagen
ki'inneii: Amabo, quid hoc? — II, 1, 9. möchte plagu-
sias, nicht placusias, zu schreiben sein nach Döderleio
Syn. Bd. 6. p. 272. — II, 6, 45. Nae, thermopolium
quidem nulluni iustruit. So Hr. ß. statt ne th, q. ullum,
1079 1080
was kpiiioii pnsspiiilun Sinn gibt. Hr. B. hat woM il.is Flr. B. (jogen die rodd. {geändert: elio, ne auilivisti statt
Riihtis'' L-cfiiiidcii , aber »ariim iiiiiiint er nulluni niciK ehon' and. Ebenso »cnif kann Rec. das ne liiiligen ,
in i-i"<Mier HimI.miIuiic; , sondern erklärt es diircli nnllins «as Hr. B. gleicli wieder unten v. 11. aus Conjcctur
pretii, ni:ilum? Der fulgende Vers zci;;t durch den (iejfen- sctzi: Vide, «e us|)i.itn cnnsequitur prope nos statt nuin
Satz {fri"-i(luni) ileutliili, "ic tllerniopolinin nulluni hier (jnisplain. — IV, 3, ,{1: Hnuc qui repi renatu nieo. In
xu iieliuien sei. So fesrlirieben und jjefasst, «ird auch den rodd. steht in venatu uieo. Warum hat Hr. B. das
Hr. AVeise uohl nicht l.'lu;;er an der Echtheit dieses und in gestrichen?
des fiil"eiiilen Verses riveifeln. — H, (i, 67. Vae con- Doch fcnujf der Fragen und der Ausstellungen an
gociaro. l'tie schreibt Hr. B. für vel, was beizubehalten Hrn. B.'s kritischen Leistungen. Wenden «ir uns jetzt
war da es ganz passend ist, und steifrernde Bedeutung zu dem, »as der Hr. Verfasser zum Verstandnisse seines
hat. Vae steht bei Plautus nur in Verbindung mit einem Schriftstellers gethan hat. Soll Ree. sein Urlheil kurz
Casus, und zwar gewöhnlicli mit dem dat., an ej'ner Stelle zusammenfassen, so kann er es nicht anders, als so stel-
(Asin. H, 4, 7.5.) auch mit dem accus.; mit dem nomin. len: Hr. B. erkl.'lrt oft Dinge, die keiner Erklärung be-
aber nicht, denn ."Mil. glor. H, 3, .'Ü- 'st vae langst ge- iliitften, und lässt da}j;pgen das unerklärt, was hätte er-
strichen s. Lindem, ed. mnj. Ans demselben (irnnile kl;irt iverden müssen; er ist in den Sacherklfirungen meist
ist auch ilas vae zu lernerfeii, »as Lambin. schreiben unselbständig iinil g.'lnzlicli unbekannt mit den neurreii
»rollte lUostell. I, 1, 37. I" <'<"" fragm. aus unbekann- Forschungen; er hat sehr flüchtig gearbeitet Und daher
teil Komiidien Nr. 57. ist con Hrn. B. und Weise falsch manche Stellen gar nicht oder ganz falsch aufgefasst.
intcrpuii"irt tvorden, es muss geschrieben werden: qui in Diess Urtlieil will Rec. begründen, indem er lon den
dies lac misero mihi! Perdito regliscit etc. — HI, 3, 24. einzelnen Theilen der Erklärung besonders spricht. Was
schreibt Hr. B. ex conjectura: ut miserae in nientem est nun zuerst die grammatische Interpretation anlangt, für
mihi mortis. Rec. erlaubt sich, Hrn. B. bescheidentlich ilic im Plautus noch so fiel zu thun ist, theils um ihn
zu fr.i"en «o er in iirentem esse mit dem gen. verbiin- vor der Annahme zU schützen, als weiche seine Sprache
den >'cfnnilen habe? — III, £, 18. Jube illos urbe ire vielfältig in der Structur von der der gebildeten Latini-
obviam ad portiiin mihi, Qiios mecum dnxi. ^ Hr. 15.: t<it ab, theils um manche schtvierige und noch streitige
uil/e in urbe, ibi relictos. Vid. I, 2- Vnigo: in urbein. Piincte der Grammatik, zu deren Besprechung gerade
Diese Anmerkung gibt wieder einen recht schlaf;enileii Plautus recht oft aiiH'iirdert, auf's Reine zu bringen, so
Beweis von Hrn. B.'s höchst mangelhafter Kenntiiiss der kann Rec. sich liier kurz fassen, da aus den im <'or.
firammatik un:l von der unverzeihlichen Flüchtigkeit, mit heigehenden beigebrachten Proben schon hinlänglich klar
der er den Schriftsteller, den er gerade Iicrausgeben und sein wird, dass Hr. B. der iMaiiii nicht ist, der sich hier
eineniliren »ill, gelesen hat. Wie kann denn in aller mit Glück und Erfolg versuchen könnte; seine gramma-
Welt urbe euiit jemals heissen: die in der Stadt gehen ?! tischen Erklar'ingeii scbinecken alle imcli nach dem vori.
Oder soll man illos urbe verbinden? L'nd wie kaiiii sich gen Jahrhundert, und Rec. ist weit entfernt, es Hrn. B.
Hr. B. für die Behauptung, dass die Begleiter des Pleu- zum >'orwurf zu machen, dass er nicht mehr auf gram-
sidippus in <lcr Stadt zurückgeblieben seien, auf I, 2. mafische Erl,'iuterungen eingegangen sei, ist im Gegen-
berufen? Wo steht da nur eine Sjlbe davon? Im Gegen- theil der festen llcberzeuguiig , Hr. ß. würde weit mehr
theil als Plcus. an's flieer gehen »ill, da sagt er I , 2, für seinen Rnf gesorgt und zur Empfehlung seiner Aus-
68- zu seinen Begleitern: Seqnimini. Also waren seine gäbe beigetragen haben, wenn er ^ich der grammatischen
Begleiter noch am Ufer, da er sie nicht mit zurück zum Bemerkungen gänzlich enthalten hätte. Oder was seil
Altar der Venus gebracht hatte, und von dort ans sollten man zu Anmerkungen sagen, wie die zu Rud. IV, 4, lf3!
sie zur Stadt, also in nrbem, knmnien. Das Alles h.'ltte ,,l)icendum, in eo ensiculo litterarum quid est"; Reiz:
Hr. B. wenn er es nicht selbst finden konnte, von Hrn. quid sit. Sed indic. usarpavit PI. more Graecorum. vide
Weise lernen sollen, der auch die Interpunction gaiiis Parei maiitiss. lex. Plaut., ubi agit de eiiallage iiiodi , v.
passend so ändert: Jube illos in urbem ire obviam , ad Est pro Sit.; oder wie die zu Pseud. II, ', 34 — A^:
iiortum mihi Quos mecum duxi, huiic qui ad cariiuficem dum tu strenuas, res erat snlota, wo Hr. B. bemerkt:
traderent. IV, 3, j. Ne vides referre nie. Hr. B. ; erat, i. e. esset. Cic. d. ofl. I, <), 4^ Aequius antrin
iVe vides i. e. ^'idesne. Vulgo: A'o« vides , quae est in- erat, id voluntate fieri. ubi Heusinger: Nos diceremus
terpretatio minus liiiilTpO^. Dagegen bemerkt Recens esset, veteres vero inilicativum malebant? — Als Krklä-
eiijinal dass auch Prise, der diese Stelle zweimal an- riiiig zu strenuas wird gegeben: streiiuum facis, magni-
föhrt, VI, Iß, 87. und VII, H, üb. beidemal non hat, fice fe effers, Während du SO gross thust, so viel U'e-
rbenso wie Noiiius p. 1 .'jS , 27. ed. IMerc, dann, dass ne senSmachst. Statt dieser Lebersotznng häte gezeigt n erden
vides für videsne unlateinisch ist. Als Fragpartikel müssen: i) dass strenuas, von dem hier streiiuare i;e-
k.iiin ne nur vorangestellt werden, wenn zugleich der bildet ist, auch von dem gesagt »erile, der sich stämmig
BexrifF der' Befürchtung ilarin liegt, so Aulul. proi. 39: macht, der hartnackig bei seinem Vorhaben bleibt, zn
Credo aurnm in-fpicerc vult, ne subreptum siet, und Capt. welcher Bedeutung sich 3Iostell. III, 1, 5 S. als Beleg
1 2, iS- Dagegen ist Pseud. I, 2,72. ölit Hrn. Weise anführen liess (Hr. AVeise erklärt im lex'. Plant, streuuare
liinter Indoctns ein Pnnct zu setzen und dann zu schrei- durch morari!), 2) dass strenuare hier in intransitiver Be-
llen: iVne illi andeant etc. Ter. Andr. IV, .'S, 4,5, aber, deutung stehe, wie denn im PI. viele Verba, die ur-
»o die Lesarten sehr schwanken, ist wohl Bentley's Con- sprünglich Transitiva sind, in intransitiier Bedeutung ste-
jectui" atifzunehmcii , nud Stich. 22.0. (H , 1, Ül-) hat hen , s. Uaase z. Reisig p. 2'M sq. fllehr kann man mit
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dem zufrieilpn sein, was llr. B. im Felde der Sacher-
Llärun^ gegeben hat. liier aber war aiicli gerade von
den früheren HcraUägebern am meisten vorgearbeitet, und
Hr. b. begnügt sich meist, die Anmerkticigen eines Gro-
nov , Lambin, Longolius, Lipsius, Taiibmann, Turnebus,
Douza etc. unverkürzt oder im Auszuge mitzutheilen.
Zu tadeln ist dabei nur, das» Hr. |{. da, »o von neue-
ren Gelehrten über dieselben Gegenstände Untersurhuu-
gen angestellt sind, diese nirgends benutzt hat. So hatte,
um nur Einiges zu er»;ihuen, Pseuil. I, .> , \'.i — 14.
über die peristroniata und tapetia berürksirhtigt werden
müssen, »as lierker il. com. Rom. fab. p. .'i | — ö2 dar-
über gibt, aurh hatte zur Erklärung von Truiul. 1,2,
,37 — 50. dieselbe Schrift p. 73 benutzt werden müssen.
Rud. 111, 4, Iß. und Trucul. IV, I , ,S. , wo vom Bal-
loDspiel die Rede ist, war Becker's Gallus, Bd. 1. p. 'JtiS
— 77 zu lergleichen. Ueberhaiipt aber sind Becker's
Gallus und Charikles, zwei Hauptwerke für die Erklä-
rung des Plautus, nie auch nur mit einer Sylbe erwähnt.
AVerden von Plautus historische oder mythologische Per-
sonen , oder Städte, Inseln etc. genannt, so gibt Hr. B.
in der Regel lange, aber meist ganz überllüssige An-
merkungen, so z. B. Pseud. I, ,5, 118., wo über die
Thaten des Königs Agathokles gesprochen, jedoch nur das
AUerbekannteste, was schon jeder Seciindaner weiss, bei-
gebracht wird. Für wen ist auch liie Anmerkung zu
Trucul. I, 1, 74: Lemno, insul.i clarissima maris .4egaei,
quam Athenarum ditioni subjecit Aliltiades. Herud. ß, 140.
Terent. Phorm. 4, 3, 7.0^ Aehnlicher Art sinil die An-
merkungen zu Pseud. I, 1, 57. und II, 4, l'l. — lieber
den Stratonicus , über den dio Note zu Rud. IV, 2, 31'
handelt, hätte verwiesen werilen können auf das , was
Moser ad Cic. d. nat. Dcor. III, 19. gibt. AVas zu Rud.
I, 1, 4. über die Alcmena des Eurip. berichtet wird,
ist richtig und passend, nur hatte noch ilie ^'ermuthung
AVelcker's, Gr. Trag. Bd. 2. p. 6'H hinzugefügt werden
können, dass der von Plautus erwähnte Sturm im Prolog
berichtet sein mochte. Uebrigens hätte bei dieser Ge-
legenheit untersucht werden müssen, woher Plautus dio
Bekanntschaft mit deui Stücke des Griechen bei seinen
Zuhörern voraussetzen durfte; denn wenn er diesen Vers
auch aus dem Diphilos übersetzte, so wurde er die Stelle
doch sicherlich umgeänilerl haben , w enn er sonst besor-
gen musste , seinen Zuhörern unverständlich zu werden.
Gab es also schon zu Plautus Zeiten eine Uebersefzung
dieses Eurip. Stückes? Bei IMar. A'jctorin. I , 4. p. 24,j(i
heisst es: Ju.xta autrm non ponebant cm: deiude nee
.4/c»ieKa;« dicebant, nee Tecmesaui, seA Alcumenatn ; inde
Alcumaeon et Alcumena tragocdiac ; donec Julius Caesar,
qui Aopisrus et Strabo , qui et Sesquiculns dictns est,
primus de Tecmesa scripsit tragoediam suam et in scena
pronuiitinri jussit. Aus dieser Stelle scheint mir aber
keineswegs iiervtirzugehen, «as VVelcker, Gr. Trag. Bd. 3.
p. 1335 aiigeiioninien hat, Julius habe eine Alcumena
geschrieben ; vielmehr ziehe ich aus den AVoiteu des PI.
in A'erbindnng mit ilieser Notiz der Gramniatik>>r <leu
Schluss, dass schon zu den Zeiten des Plautus einp lieber«
Setzung der Alcmena des Enr. vorhanden uar, uiso ent-
weder von Ennlus oiler von Biflvius. — Anstatt zu Pseud. I,
2v 60: meque nt pxacdiceni Lenone ex Ballione regem
Zeitschi. I (I. .Itierthumsu .
lasonem das AUerbekannteste vom Pheräer Jason beizn-
bringen , hätte Hr. lt. angeben sollen, inwiefern dieser
lason hier genannt werden konnte, wo doch ein Mann
zu nennen war, der durch seinen Ueberfluss an Gctraide
Schätze erworben hatte. Das wird nun aber Hr. B. so
wenig, als Hr. Weise, der auch an den Pheräer denkt,
angeben können; Rec. zweifelt ilalier durchaus nicht,
<la8s Passeratius das Rechte gesehen habe, wenn er Ja-
sionem lesen wollte. Jasion oder Jasius, der Gemahl
der Ceres und Vater des Plotus, konnte hier ganz pas-
send erxähnt werden, war auch den Römern ans alten
V'olkssagen hinlänglich bekannt, da er ja der Bruder des
Dardanus sein sollte, und ursprünglich in Italien gewohnt
hatte. Seriius spricht öfters über ihn , die Hauptstellen
sind ad Aen. 111 , |()7. und A'll, 'JÜ7. Liest man Ja-
sionem, so erhält man auch Alliteration mit Ballione,
die Plautus bekanntlich so oft erstrebt. — Dass llr. B.
für das A'erständniss des Plautus durch manche erklärende
Bemerkungen recht gut gesorgt habe, ist schon vorhin
rühmend anerkannt, sowie auf der andern Seite auch
schon manche Erklärungen des Hrn. A'erf. erwähnt sind,
die Rec. nicht gut heissen konnte. A'on Stellen der letz-
teren Art will Rec. hier nur noch einige schwierigere
besprechen: Pseud. I, ,5, 105 — 6: Ps. Servitum tibi nie
abducito, iii fecero. Si. Bene atque amice dicis: nam
nunc jam mens. Dazu Hr. B. : Hene — dicis formula
honeste aliquid negantinni sivc recusantium. Viele no3
ann. ad Cure. 5, 2, 12. ed. I: Ironice Simo servura suum
esse ait Pseudolum, qnamvis proprio filii: qunniam is ipse
in patris potestate est. Recens. gesteht, dass ihm diese
vermeinte Ironie nicht wenig schaal und ganz unplauti-
nisch scheint. Es sei Rec. vergönnt, auch Hrn. Weise'«
Erklärung herzusetzen, weil er doch Einiges richtig ge-
fasst hat. Er sagt: Qnaeritur, ad quem dicat (vs. l(1.j.)i
\'idetur sane ad Calliphonem, propter v. abducito. At si
hoc, et sequens versus erit Calliphuni tribuendus, quem
ouincs Simoni tribuunt. Atque A eneta meust , ut Both.
qui SIC habet personas : Ca. Hene atque amice dicis. Si.
Nam nunc jam meust. Non probo. Ego integrum potius
Calliphoni tribuo , ut posteriurum sensus sit: nam tum
quasi jam mens es, quia numquam poteris periicere, qund
dicis. Allerdings kommt es vor Allem darauf an, «a
wissen, zu wem Pseud. die Worte vs. U)5. sage. Hr.
AVeise hat Recht, wenn er meint, dem Callipho, doch
nicht wegen des abducito. Das beweist Nichts , denn
das hätte Pseuil. auch zum Simo sagen können, indem
er in komischem Eifer sich stellt, als ob er «.'anz ver-
gesse, dass er schon Sklave sei. Vielmehr geht aus detnf
Zusammenhange hervor, dass Pseud. diese Worte nur ä^
den Callipho richten könne. Beide Greise zweifeln daranj
dass Pseud. sein A'ersprechen erfüllen werde ; als Pseud.
fortfährt, zu versichern, er werde seinen Plan ausfiiliren,
sagt Simo: si non abstiileris? »oraiif Psend. eruieilert:
\ irgis caedito. Callipho, der eine Zeit lang gesell« legen
hat, bricht endlich in die .Aeiisserung aus: Edepol mor-
talem graphicuni , si servaiit fidem ! und äussert damit
doch auch noch Ziti'ifel an der .^löglirlikeit der Ausfüh-
rung. ^Vie nun Pseud. dem Simo die stärksten Ver-
sicherungen gab, es werde ihm sein Plan gelingen, als
Siiiiü Zoeifel daran äusserte, so kann er auch den Zwei-
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1083
10S4
fcl ilo« Calli|ili<> iiiclit erfragen, iiikI uiiis.'» ihn zunlrk-
MeiiRi, sulijiil Callijilio iliii oiisspriclil. Also ist v. lUj.
au ilcii ('allipliu gpriclitet. Wie Ulm alxT liicrails folgen
sull, iln--' »■ ll'l)' <'«"" Calliplio gegi'lii'ii »iTileii miiüse,
seJic iili iiicUj ein; im (ji-gciithi-il i-rlaiilit ilicss ilic For-
nu'l lii'ne - iliris gar iiiclit, deren IiciliMi<un[{ llr. Weise
nicht j;ckaiiiit zu liabi-n Kcliciiit. \'iplni(;hr gchCiron die
AVurte di-ni Siino , nliir niciit in dem vun llrn. U. ange.
noniMiourn Sinne, Kondcrn Siniu erkennt in drr vorher-
t^ehendrn Aensscrnnj; des Psciid. eini'n Einjfrill in seine
Uerhtc;, ilcnn ttic< kann Pscud. sa^en , Calüpho sollr ihn
aU' ^klaien /u sirh neliinrn , da er srhon .Sklave des
Sinio isti Also nährt sich i>imu in diesen Wurtcn seine
Refhtq,, iin<l sprirht ilas Lene-dicis, aber nicht das nam
uniir. jau) nirns, ironisch. V, U, M. Vortc ergo hunierum.
Dazu llr. H.: A'erso linmrro introire jubpt ^iinionciii, qnum
Bnilio ri'ilil a foro sn]i|)li(a((juo serio eallido. \Ves&halb Simo
rerso ImniiTO oinlrcfcn soll, ist schwer zu begreifen.
üeberliau|it sind iliese \Vorte gar nicht vom Eintreten
in'» Haus zn i erstehen, sondern vom Geben des (ieldes.
Pseud. will die '>ii l^Jincn haben, die Simo ihm vcrspro-
rhcn. Da er aber in seiner Trni kenheit sich nicht frei
beivegen kann, so verlangt er übermiithig, Simo solle
ihm selbst den (jeUUack unithnn. Das (leld trug man
nämlich in einem Beutel (crumena), iler mit einer Sclinur
versehen um den Ilals so geworfen wurde, dass der Geld-
beutel hinten auf dein Ri'icken herabliing, wie aus einer
Vergleichniig folgender Stellen hervorgeht: Asin. III, 3,
t}~ : Ilic, pune, hie istani tolloca crumenam in collo plane.
Pers. IV, U, !' : llunc in Collum, nisi piget, impone.
Pseud. 1, 2i 37: I» puere, prae : r l umenam iic quisijuani
pertundat, cantio est. Trnciil., HI ,1,7: honio cruine-
oaiii sibi de colln detraliit, iniiias viginfi mihi dat. V, ()4:
peru.t ad haue collo in crumena obligata defern. An un-
serer Stelle ist zu verle ergo hiinieruin also mihi zu er-
gänzen. i£iiio liübsrhß Verbesserung Hrn. U.'s aber ist
es, ilass er hinter Hein hinzufügt: ßallio; denn Uallio
kommt eben zurück vom forum, und als Pseud. ihn un-
erivartet erblickt, ruft er: liein , Ballio! — Rud. IV, S,
7 — 9: Quid? matri ejus (gratulabor)? Tr. Censeo. PI.
Quid ergo censes? Tr. QuoJ rogas , Censeo. PI. Die
ergo, quanti censes? Tr. Egone 1 Censeo. PI. At sume
qnidein: ne eensionem semper facias. Tr. Censeo. Diese
allerdings schwierige Stell« haben weder llr. B. , noch
Hr. Weise, nach der Ansicht lies Rec., verstanden. Hr.
B. macht viel« Aenderungsvorschläge, für quid ergo cen-
&e&1 will er lesen: quidf servo rcnses ? und im Folgen-
den so schreiben: Fr. Quid rogas? Censeo. PI. Dir,
quanti censes ea? Fr. i.gone ? Omne censeo. Dazu gibt
Hr. B. nun diese Erklärung: Gaudin exsultans adolescens
etiam servo Gripo viilt gratulari, qui viduluni invenerit.
Cui Trachalio assentiens: Quid rogas? Censeo. Per jo-
riim lero Pleus, quaerit , quanti Trach. censeat ea , de
quibus illiiin iuterrogavit , quasi agatur de argeiito cen-
sendo , cum aera exjmiuantur, an digna sint, quae acci-
piantur atque subscribantur (Rer. gesteht, darin weder
e)l|en Scherz zu finden, noch zu begreifen, wer nach
dem Vorhergehenden novh i|ie Frajje: qiianlk censes caf
verstellen könne). Et senus: Omne censeo inquit, i. e,
U^ec uiniiia esse rense» , quae facias, practerea nihil:
nam id sali» erit. (Das verstehe wer kann!) Cui re.opon-
sinui congruunt ista, quae seqiiuntur : At sume — facias,
quae sie interpretatur Gronuvius : Cum (uties dixisset
servus Censeo: Sume landein, inquit herus; suminam fac.
Satis censuisti vcl dixpunxisti ratioiiem. Ilr. Weise hat
einen merkwürdigen Einfall, er meint, Pleus. reiche
dein Tracli. ein Geldstück zum Geschenk, und frage ihn
mit den Worten: Die ergo, quanti censes? wie viel er
haben wolle. Wenn darauf Trach. antworte: Egone^
Censeo, so heisse das: Ich soll sagen, wie viel du mir
geben sollst, oder ob das genug sei, was du mir zeigst?
Ich halte es für genug. Darauf sage Plens. : So nioiin
es denn, damit du nicht bloss immer taxirest. Das heisst
in den Schriftsteller hinein, nicht ans ihm heraus inter-
pretiren. Rec. fasst ilie Stelle so: Trachalio sieht, dass
mit seinem verliebten Herrn Nichts anzufangen und kein
vernünftiges Wort zu sprechen ist. Desshalb sagt er zu
.\llem, was Pleusiilippiis vorbringt, Censeo, ebenso, wie
er vorhin IV, (i. dem Däinones immer mit Licet geant-
wortet hatte. Pleus., der Anfangs diess fortwährende
Censeo unbeachtet gelassen hat, wird endlich darauf auf-
merksam, lind fragt nun: Quid ergo censes? Er glaubt
also, Tracli. violle eine flleinung ausfülii Heller vortragen,
sei daran aber durch seine raschen Fragen rerhiiulert;
mit den Worten: quid ergo censes? fordert er ihn daher
auf, sich auszusprechen. Trach. aber gibt ihm in sei-
ner Antwort: Quoll rogas, censeo Erkl.'lrno^ über sein
Censeo: Ich sage zu Allem, was du fra^rst, censeo; den
Grund gibt er nicht an, lasst ihn aber durch sein gleich-
gültiges Wesen und seine wegwerfenden AVorte errathen.
Pleus., der ihn nun versteht, scherzt, da er in heiterer
Laune ist, und sagt; quanti censes? Trach. wird durch
diese Frage überrascht, und weiss erst nicht, was er ab-
schätzen soll, und fragt daher verwundert: Egone? doch
bald merkt er den Scherz des Pleus., und setzt dann in
seinem vorigen Tone hinzu: Censeo. Pleus, aber fährt
scherzend fort: At sume qiiidem, ne souipor censioncm
facias, d. h. wenn du es nicht genau taxiren kannst, so
gib wenigstens nur eine runde Summe an, dass du doch
nicht immer beim Taxiren bleibst. In der Frage quanti
censes? und den folgenden Worten: at sume qiiidem etc.
ist also weiter Nichts, als ein recht artiges Wortspiel za
suchen.
Einige dunkle und schwierige Stellen, die wohl einer
Erklärung bedurft hätten, hat Hr. B. unerklärt gelassen,
so z. B. Pseud. I, 3» 72 — 73. j wo Rücksicht zu neh-
men war auf Rost, opusc. p. 231 > — .39, ferner I, 5, 143.,
wo von der vagulatio , auf die angespielt wird, das Nü-
thige hatte gesagt werden müssen; IV, 7, (iö — ti7. s.
Weise; Rud, 1,2, (V.'. über die sacra propter viain, cf.
Fest. p. 202; III, 4, 73. (Was heissen die Worte: nam
proniisimus carnullci talentiim magnum?); V, 2, 7 — 't.
s. Täubin, etc. Schliesslich muss Rec. noch der Stellen
gedenken, an denen ihn die Personeiiabtheiluiig des Hrn.
A'erf. nicht befriedigt hat. Pseud. I, .3, l.')2: Negoti
nunc sum plenus: panio post inagis. Die drei letzten
Worte, die sonst dem Pseud. gegeben werden, tlieilt Hr.
B. hier, wie auch früher in den poet. sc.*ii., dem Ballio
zu. Gehölten sie diesein , so wäre zu ergänzen: otii
habebu oder tecum loquar (wie es rs. 149. hiess: Ego,
10S5 tns6
operae si sit, plus tecum loqiiar) , dber in beiden Fällen rotarit, nullas venit. PI. Ailmodam. Sc. Nailum est pe-
miisüfc es ilanii plus lieissen. Lflsst man i\agKgea die riruliiin, te ire liiiic impraiisuni doiiiiiDi. Das gibt aller-
Wurte dem Pseiid., so enthalten sie eine OroliiuiK (paulo diii^'s keinen p.issenileu Sinn. Ilr. U. schreibt ad niodum
pnsi iiiat;is negoti plonus eris),'die«c dem wep(;chenden nulluni, und gilit auch diese Worte ilem Sceparnio. Jn
Ballio nachniurmelte. — 11,4, 19 — l.'(l: Co. Üic,' ntrum jenem stiniuie ich bei, in letzterem nicht. Die Worte
.Spemno an Saluteui te salutem, Pseuilole? Ps. Inm utrum- ad modum nullum (jehüren dem Pleusidippus, der vom
que. Ca. lltrumque salve. Scd quid actum est? Ps. kupplEr zum Fnihstiick geladen Har, s. prol. (il — ti2,
Quid times? Hr. ß. gibt die Worte: sed quill actum und jetzt in seinem Eifer und Acrger gar nicht bemerkt,
est? drin Pseud., quid tinies? dem Callidorns, und be- dass 8ceparnio ihn verspottet. — III, 4, 59: Lorariua.
merkt: Unaerit Ps., quid actum sit de addncendo homino Nulluni habcnius i^ncui ; Ccis victitamus aridis. Noch
strenuo et amico; et quacrit quideni vul(u sullicito, si kein Herausgeber hat, so viel mir bekannt, gesehen,
forte talcm nun repercrit Cal. Igitiir adolescens cum <lass diese >Vor(e nicht von einem der Lorarii gesprochen
uihil timere juliet : ailduxisse enim se Charinum. Nichts sein kennen, und doch liegt es sehr nahe, dass sie dem
kann verfeblter sein. Was sollte jetzt noch dem Pseud. Labrax gehüren müssen. Meine tiri'inde dafür siml fol-
darau liegen, ob Callid. einen Freund gefunilen habe, gende: 1) die lorarii spielen in dieser Sceno nur eine
«ie er ihn zu Anfang des Stucks verlangte, da er sei- so untergeordnete Rolle, dass sie am Dialoge keinen
neu früheren Plan ganz aufgegeben hat. Die alte Per- Theil uehinen küiiuen; 2) vs. .Ott. hatte Labrax gesagt:
sonenabtheilung ist bcizubelialtrn. Dem Callid. genügt ^'ulcauuiii addiicam : is Venerls advorsarius , und war dar-
die einfache Angabe des Pseud., er sei als die Salus zu auf zur Thür gegangen, und hatte gepocht. .Schon hier-
begrüssen, nicht, er will wissen, was geschehen sei , um aus geht hervor, ilass angegeben wenlen musste, in wcl-
ihn aus seiner Notli zu retten. Doch Pseud. ist noch eher Absicht er geklopft habe. Das wird aber in unse-
nicht anffjelcgt zu einem ruhigen Berichte; in seiner rem Verse ausgesprochen; S) die näclisten \Vür(e des
Freude will er erst noch scherzen, und beruhigt daher Daemones, die als Antwort auf das ^'orhergehnnde anzu-
<leu Callid. mit den Worten: quid tinies? Callid. dage- sehen sind, sind bestimmt an den Labrax gerichtet, wie
gen will den Pseud. zum Berichte zwingen, und sagt da- aus dem in rapite tuo deutlich hervorgeht. Spräche ein
her, er habei das Verlangte gethan und einen Freund Lorarius den vorhergehenden Vers, so würde diese Ant-
gebrarht. — IV, 4, VI — 10: Occasionem reperisti , ver- «ort des Düinones ganz unpassend sein. Eins ist anstüs-
bero , übi perconteris me, insidiis hnstilibiis? Diese bei- sig, der plnr. habemus und vicdlamus , der nicht ebenso
den Verse gibt Hr. B. dem Pseud. , während sie offen- erklärt werden darf, wie in den Worten des Däinones
bar dem Simmia gehüren. Im Munde des Pseud. küii- oben vs. 3: istnc vulueramos; denn Däinones sprach jene
nen sie nichts Anderes enthalten, als den in der vorigen Worte als .Anführer seiner lorarii. Hier soll vielmehr
Scene ausgesprochenen Argwohn des Pseud. , Simmia der plur. komischen Anstrich geben und den Besitzer des
müchte ihm einen schlechten Streich spielen. Diese Be- Hauses eher veranlassen, die Tliüre zu öffnen, weil er
sorgiiiss ist aber durch das Erscheinen des Simmia mit glauben soll, es begehre eine ganze Menge von ihm
der Phneniciiim beseitigt. Im Munde des Siniiiiia dage- Feuer. — IV, {j, t(i — l7. Tr. Hercules istiim infeliret
gen enthalten diese Worte einen sehr passenden \'or- cum sua licentia : Ita meas replevit auris. Quidquid me-
wurf, den Simmia dem Pseud. macht, dass er hier, «or morabain: „licet." Diese beiilen Verse miissteii dem DJi-
der Tliüre des Kupplers, zu ihnen heranträte, woraus mones, nicht dem Trachalio gegeben »erden, »ie Ilr.
der Knp|>ler, wenn er sie bemerke, Argwohn schöpfen Weise richtig gesehen hat. Dam. bleibt auf der Buhne
und ihren ganzen Plan vereiteln könne, wie Hr. Weise zurück, während Trach. geht. — V, 3, fyti: Daem. Res
diess bündig auseinandergesetzt hat. — IV, 7, l)'> — 70: soluta est, Gripe: ego habeu. Gr. Hercle, at ego me
Si. Kxploratorein hunr faciamus ludos siippositicium uiavolo. Herde gibt Hr. li. noch dem Däinones, wah-
Adeo, donicum ip'iüs sese Indos ficri senserit. Den zwei- renil es offenbar dem (iripus gehört, der ja gleich dar-
ten Vers tbeilt Hr. B. noch dem Simo zu, während er auf "ieder sagt: Peru hercle und Nunquani hercle. Das
in den codd. dem Ballio gegeben wird, was Hr. B. mit Herde steht voran, um die grosse Aufgeregtheit des Gri-
einem schlichten Male abfertigte. Docli scheint die Ab- P"S zu bezeichnen und die Aufmerksamkeit der Zuhörer
theilung der codd. den Vorzug zu verdienen. Als Ballio auf diess Wort, das bald so oft wiederholt werden soll,
gefragt: Quid nunc mi es auctor, Sinio? und dieser den hinzulenken.
Ratli gegeben hat, den vermeinten explorator aufzuziehen, Neustrelitz. Th. Ladetci".
so stimmt Ballio augenblicklich bei , hoch erfreut, einen
Rath zu bekommen, der ihm wie aus der Seele gesiiro- ,„,, ,, ■ i. t u • , ^ ,
„!.„„ ;=* IV -7 ^~ 1 oiv n- IV .. .1 i lOJ. tiermanni Ac/ielltnstt uliilos. Iic. de Solonis egibus
dien ist. — IV, 7, ,S;. uuil *)l». Uie Worte: quul inerec a r b "
machaera? und Nempe , qnod femina summa sustinent ^1""' "fa'"r<'S atticos dissertatio iu certaminc lile-
gibt Hr. B. dem Sinio, weil aus der Antwort des Harpax rario rivium univers. Monaceiis. ab amplissimo phi-
hervorgehe, dass Siino ihn auch aufgezogen habe. Un- Josophorum ordine praemio a rege praescripto or-
iiüthig; Sinio hat das schon früher gethan, vs. sl, und „g^^, Beroliui MDCCCXLII sumptibus EL H. Scliroc-
zielit sich nachher zurück, weil er es für seiner uiiwür- . , . , ■. « ,
dig hält, den Harpax so aufzuziehen. Auch v. 81. ist "' '•^'* ' '^^
ebenso sehr gegen den dummen Witt des Ballio, als ge- Vorliegende Schrift über die Snlonischen Gesetze bei
gen den Harpax gerichtet. — l, 2, bj — 5() : Hie, qui den attischen Rednern ist durch die »ou der jiliilosuphi-
1087
1088
»rhfii raciiUal ilrr IMünrhncr Uniiorsifat fflr ila< Jahr
|i^4()-_41 jjrsfobpnc Picisfrnjfn hcrwirgcriifcii , und war
unter ilcr Zalil ilor •jokrlliifeii. Da nun die Bearbeiter
sulrlit-r Preisfragen iincli im Vcrb.inilo der Uiiirersifaf sein
inü.s^ien , a<> «erden die [)liilo9o|)liiäfhen Preisaufgaben
lueisleii« lon solchen SJudirenden l)carbeitct, die das erste
oder «»Veite Jahr auf der Uimersitat sind; «ornarh die
Farultat nur die Absieht haben kann , selbständiges Stu-
dium zu erregen, und wenn sie einer philologisclien Ar-
beit eines Sliidironden , «elrher vor einem, höchstens
zwei Jahren das GYninasiuiu verhissen hat, den Preis zu-
erkennt, so ihut sie diess nicht, als wenn die Arbeit
vullkiininicn und der Wissenschaft erspriesslich wäre, da
diess auch nicht zu verlangen ist, sondern sie gewährt
nur dem Fleisse seine Anerkennung, und fordert dadurch
auf, nistig in <ieui so begonnenen Studium fortzuschrei-
ten, um dereinst w issenschaftlich-ti'ichtig zu werden. So
»lar bei jener aus einem so schwierigen und umfangsrei-
cheu Theile tier Alterlliiimswissenschaft, dem attischen
Rechte, genumnieneu Preisaufgabe oß'enbar die Absicht
der FacultAt, nur in das Studium der attischen Redner
einzuführen ; wenn als» Hr. Srhelling in dem Zeiträume
einiger Slonate nach der ersten lioberarbeitang des Stof-
fes dieselbe der üeil'cntliclikrit übergibt, so muss er doch
wohl überzeugt sein, ilamit etwas geleistet zu haben,
was bei dem jetzigen Standpuncte der Philologie und in
einem (iegenstande , dessen Studium viele ausgezeichnete
Gelehite ihr ganzes Leben wirlmeten. Neues und Lesens-
werthes genug darbiete. Ob nun diess bei Hrn. Seh. s
Schritt der Fall ist, erlauben wir uns zu untersuchen,
und wenn wir dabei . aucli in Betreff des Umfangs der
Kenntnisse iui AHerthnme dem Buche, als einer Jugenil-
arbeit, alle Nachsicht angedeihen lassen, nii'issen wir doch
in Bezug auf Form und fleissige Ausführung des Einzel-
nen mit Strenge verfalireii , indem nur durch einen hier-
aus flicsscnden Ersatz eine Jugendarbeit trotz alier Män-
gel immer noch erträglich werilcn kann.
Hr. Seh. hat seine Arbeit iFi's Lateinische übersetzt,
wobei aber eine bedeutemle Anzahl Fehler wider die la-
teinische Grammatik, selbst Declinations- und Conjuga-
tionsfehler, mituutergelaufen ist. Schon der Titel des
Buches ist ein Fehler wider die lateinische Sprache, in-
dem er, tienn er ja einen Sinn hat, nach dem Sprach-
gebraiiche keinen anderen haben kann, als: ,,Schclliiig'8
Uisserlatiou über Solon's (lesctze, gehalten bei den atti-
schen Kednern." Um also nicht weiter von dem Plural
loca statt loci, der unzähligemal vorkommt , und von dem
Imperfpct venicbat statt venibat (in der Roilensart nomine
venire pag. 'J,S) zu sagen , wollen wir nur Dinge anfüh-
ren, wie: supersedere posse putavi (p. 78), at forte ob
id ipsum (p. 19), niirabitnr forte quis (p. Ol)) sensuui
forte salis expresseris (p. 7^) , Petitus et Gansins id a
Soinne fectum esse cetiset (p. 1)4), sive ei a patre relicta
Sit hercditas 7iecne (p. 'JS), orator postquani allegasset,
pergit (p. i^'J) , illas injurias privato judicio quis pcrseqni
potcril ((). ,S4i, (junm oratores 7nox totani aliquam legem,
fliox ejus tantnni |iarli( iil.is allegare soleant (p. .'i.'i), 7nox
Draroni, 7iiox Solmii l<x tnbuitur (p. 77), caeilis causa
exsul (p. 0/)i ''<>" drfiierunt, qni a lingliae graecae et
juris Atheuieiisium srientia instrutti etc.'> (|i^ 2') , scquitar.
Draconem aboluissc Areopagnui (p. 19), «eqnitur, fuisse
cnllegiuui (ibid.), de nomine Arcopagi, de loco , ubi erat
oxstructu», de loco, quo consederint Areopagitae tonfe-
ratur tp. 20), ut recte dcliberari possit , ccrtis diebus
SenatorcR ronveoire debebant (p. ^3), execrabatur praeco
cum, qui male populo consa/uertV (p. 2ö), quuniam . . . .
non cOTistat et Petitus .... tractaverit (p. .JU) lege«,
quae quut et quaics sinf, pnpulus nondum cognitum ha-
beret (p. 47)? novam ferre legem loco abrogatae (p. Ö3),
fidem tribuere, quam nulli scriptnri ;-ecugar£ licet (p. 9),
quum taviBTi etiam (als treuliche Uebersetzung des Ucut-
schen „da ja doch auch"), wozu noch eine ungeheuere
Menge von Germanismen gefügt werden könnte, wie:
locus prokaus est („die Beweisstelle ist") (p. 31), caeiles et
cognata criniina (p. 19) > nee ex ullo verbo «livinandum
est („und ist auch aus keinem Worte zu erratheu")
(p. 74), quum Meierus praesumsisset („da Meier präsu-
mirte") (p. 83), locus, in quo clausula illa exhibetur
(,,die Stelle, in der jene Clausel enthalten ist") (p. 55)j
principium du maribus ante femiiias ad hereditatem vo-
«andis (,,das Princip über den Vorzug der männlichen
Erben vor den weiblichen") (p. l'J2), iu archivis descri-
ptas Solonis leges (,,die in den .Archiven abgeschriebenen
Solunischen Gesetze") (p. (Vi), quocum consentit Plu-
tarchi aucturitas („womit Plutarch's Auctorität liberein-
stimmt") (p. 18), de legum abrogandarum ratione, quam
Jussit Solon (p. ÖU). Doch wenilen wir uns von diesen
hässlichen Auswüchsen hinweg, »eiche nur zu sehr be-
weisen, dass heute noch ebenso gut, als zu Horatius Zei-
ten gar Manchen limae labor et mora ullcndit, und dass
das nunum pren>atur iu aonum leider auch bei uns allzu
oft übertreten wird.
Doch vielleicht enthält das Buch seinem Inhalte nach
viel !Neues und Gutes, und könnte daher immer noch
eine angenehme Gabe sein, wie diess wenigstens Hr.
Seh. in der Vorrede ganz zuversichtlich ausspricht: ,,at
libellum, qui omnium legum Solonis, quae apud_orato-
res attitos nobis servatae sunt, conspoctum paucis atque
concisis verbis praebeat, plerisque non plane injucundum
fore persuadere mihi possim" und „non plane defututos,
qui hanc meam operam gratam habeant atque acceptam."
Diess nun wollen wir untersuchen, und dabei zuerst die
Anlage des ganzen Buches, dann die Ausführung des
Einzelnen betrachten.
Die Anlage ist höchst rerviorren und planlos, indem
bei iler Aufzählung der Gesetze zwar von der Einthei-
lung in ölTentlirhcs und Privatrecht ausgegangen wird,
die einzelnen Gesetze aber in diesen zwei Hanpthteilen
so willkürlich und unlogisch aneinandergereiht sind, dass
wir uns dabei stets an S. Petitus flüchtige Arbeit erin-
nerten, in welcher in ähnlicher Weise Alles untereinan-
dergewürfelt ist. Die Capitelüberschriften bei Hrn. Seh.
sind iler Reihe nach folgenile: l) de senatu Areopagitico,
2) de senatu quailringentorum, 3) de concione populi,
4) de archontibus et caeteris magistratibus, 6) de judi-
riis, 6) de oraturibus, was von den Gesetzen über die
Volksversammlung gar nicht gelrennt werden kann, da
nur die ilaselbst Auftretenden bei Solon Reilner heissen
können, indem es eine eigene Classe, die vom Reden-
schreiben lobte, wie später, damals noch nicht gab; dann
inS9 i^'Of^
folgt 7) de Ipsilms, was von ileni ,Alisrliiii(t lil.er die gc Dem. .1.1 M;irar(. ^. 54. Gpl.'Cc-Mti.Mt iPiiiip; potfi-lH-i. li.iKo ;
sotijfelipnil« GiMi.ilt iiiclit zil Ireiirieii ist, chinri S) ile ser- imkI so »oKl.'n »ir in joiloin (•iijzclni-M t'a|iilol f.-lilcnilo
vis et perr^rriiiis, »elclier Titrl « idirsiiini;,' ist, indem (iisi'(/p iiacliivcisdi kfiiiiieii iiii» doii .S(rll<'ii, weldie je-
Skl.iriMi und l'Voiiidp, als z«ci »n und für siih und iliirdi ili-su.al als rrajfmeiife diT si.lr>iii«. Iwii (iiset/.p liättiM. I.e-
ilirc llrili(e s;in/.licli lers.liicdfiic Tlieili« der atlisilien nutzt »ordeii niiissen , ohne ilie (irJnizen der Preisfrage
Ben'ilkeriiiijf, nicht si> in Kinem kfiniien .ilijjeli.inilelt «er- zu i'iliersi hreilrn,
den; «ie d.inn <!) «Ic ijfiMiiiiiniiisis j;i'S]iii>< hi-n »terden Kiii fi-rni-rer liinsfanri ist, d iss Ilr. .Seh. den Leser
kann, ohne vorhersehende Eni» irkrim.j; des .Sfrafre.htes, so oft Miit Cilal.n ..l.f.r(i.^( , .-titt ein (iesetz o.ler einen
i.>it gar nieht einzusehen; dann fol^t 1(1) de nnlilia et gan/.en Al>s<liiii(< dis atliscIuMi Kerhfes /n erkl.'iren, da
litnrsiis, was so heterogen ist, als scrvi und peregrini, docli gefordert Har, es st. Ile die sai hliehe Krkl.lriing
und hierauf gleich 11) de homiridiis , l'J) de fnrtis pn- sell.st pei;elien »erilen, nicht l.loss citirt, «o sie zu hn-
l)lice persequendis, 13) de injuriis vi ijj.'jlis, 14) de stii- ileii , da man ja hierrii nur llernuinn's llan.ll.iicli der
pris et lenocinio, <lann 15) de liheris legitimis, nnthis, griechischen Staatsalterthiimer zu liesil/en l.raucht, in
adoptivis, wovon die adoptivi gar iiidit hierher gehören, welchem nach jedem Paragraplie die Literatur fast vnll-
Bonilern nach attischem Begriffe ii.'s Erlirecht, dann strtnilig angegeben ist. Am li wechselt Hr. .Seh. mit der
Iti) llc spoiisaliljiis, dotilms et cnnnuliiis, 17) de heredi- IJeiieniiung heim Oitiren , indem z. li. Böckh'.s Sta.its-
■tatibns et testamentis, ilann in zufälliger Aufeinanderfolge hanshalt der Atli<>ner l.ahl unter diesem deutschen Titel ,
18) de mortnis, |9) de ronviciis, •/()) de furtis private hald als Oecoii. piihl. citirt wird, je naclidcin «las Citat
perseqnendis, '21) de nsuris , '22) de relnis repetuiulis, aus einer lieiilsi lieii oder lat isclien .Schrift nlier alli-
und als Anhang fragi/ienta legiim Snioiienrum , (jiiaium sches liecht entiiouiincn ist.
gensus cognosci noii polest. — '^laii sieht hieraus gleich. In der Eiiileiriiiig ul.er die iMilglichkeit, ilie echt so-
wie sehr es Mm. ScIi. auch nur an olicr(l,'iclilicli.r jiiri- Ionischen (Jeselze ;nisziis< lieiden , spricht llr. Seil, auch
-discher Bildung fehlt, die doch wenit'slens zur Heraus- (p. S) ül'er die Stelle hei Andoc. ile myst. g. ^'.^ sqq.,
gnbe eines \Verkes üher irgend einen Ziieig der Hechts- wo iler iledner loii dem (Jesct/e spricht, dass, wer nach
geschichte Jeder unenthehrlich linden wird; und so l.e- Anfliisuiig iler \olksherrschaft ein Amt hekleide, unge-
ginnt auch in Folge dessen llr. S. h. im Capite! de ju- rflcht getC.dtet werden dürfe, iUrss e\nei\ loKnivo; vuitu^
diciis pldtilirh: liceat mihi in lioc capite de jiidiciis nennt, uiiil dann schliesst: yai fiOl dvci'/i'wih T(iv l'O-
expedire etiam iluas leges Solonis, (jiiae ad litiiim geren- fiov tov iX T ij <; aTn'klji;; der d.aiiii f.^lgen.le ^0}fOS
darum ratioiieui pertinent et quiilem atl excepfiones , — aher fangt mit den Worten ädotS Tlj (jOUfTJ Y.al Xlß
aber mit jenem liceat mihi ist diese Uniirdiaing noch «^'i'''," "" ' '""' '"'* ^^"'- ''''" F""" »''""■* Psepllismas.
ht gerechtfertigt, und Hr. -Seh. hätte gerade hei sol- Hr. Seh. nun sagt: Statuendum igilur, „NOMO^^- esse
nie
cheii .Stellen fühlen sollen, »ie sehr auch in dieser Be- titnlnm legis vere Soloiieae , cujus verha hoc loro n<in
Ziehung seine Schrift noch einer öfteren Ueherarheitung aUe^-anttir (soll wenigstens allegenlnr heissen ) , post
bedürfe. „IS O M i )^^'- aiitein excidissc vocahnia qiiaedam , quihiis
Wenn nun Jeder schon gleicli in dieser Capitelüher- oralor jiisserit srriham decretum quoijue recit.ire — uva-
sieht eine rtlenge soloiiischer Kinrichtniigen vermissen yviij'Jt di Y.at ro lpr,vpLafia, aut simile quid, item cx-
wnrde, so glaiil.te sich Hr. Sih. ofl'enhar den Rücken cidisse tituluin derreti — liujcfinua — qiiae verlia lihra-
gedeckt T.a lial.en durch die Bemerkung, es sei iiir rius aliquis sciolus ideuique indoctiis ejecisse videtur, ut
die hei ilen attischen Reilnern vorkonimenden solonisclien verha scilicet legis, qiiae de.iiileral.;.t , hoc modo allegnta
Gexette und ihre Fragmente in <ler Preisaiifgal.e gefor- llalieret. Nun aler hatte der Redner im V orhergi'hi-ndeii
dert gewesen; da aher ausdrücklich eine ZiKammenstel- hinter Falle erz.'lhlt, <lie nach den unter ilem Archon
lung der snloiiischen Gesetze und ihrer Fragmente niit Fiukleides erneuerten snlonisc|i»u (besetzen straf» lirdig
sachlicher und >prachliclier Erklärung verlangt war. Und waren, die Verlirec her aher desswegen, »eil sie vordem
zur solonisclien (Jesetzgehuiig »olil auch hesonders' die Archontat des Eiikleides das ^'ergehen hegangen , doch
«olonische Staatsverfassung zu rechnen ist, so hatte sirll wohl nicht ungestraft sein dürften; so auch Epicliares,
Hr. Seh. nicht liliiss damit hegnügeii sollen, die in jeder der unter den ,i() Tvranneu im llatho der Fünfhundert
Ausgabe di-r Redner diir.h ilie Helierschrift A'OA/OS »ar; darum nun führt er das oben «fenaniite Gesetz an,
oder A'OßlOJ kenntlichen Stellen zu sainineln, sondern welches er ein solonisclies nennt, was auch durch Plut.
die unzähligen, mitten im Texte vnrknminendin Andenlon- Sol. et Poplic. c. 2. h<'Siatigt wiril. Bei der Erneuerung
gen (i. B. Erzählungen ».on gesetzli<lieii oder nicht ge- nun der solonisc heii (i.setzgehung unter Eukleides ver-
setzlichen Handlungen und unendlich vielfältig Aiuleres) steht es sich von selbst, dass gerade die.-es zumeist Iier.
doch auch als Fragmente von (iesvlzeli ansehen und als vorgehobeu »urde, und so erzahlt auch Ljc. adv. Leoer.
nfithigB Sacherklarung die .Stellen aas anderen Schrift- §. 125 »q. fierd ynp rot'i TOia/.uvTU ui nureoe;
stellern, z. B. I'lutarchos, heibiingen müssen ; und da es i'fioiv .... S Ipl] rfi <J av T O Y.oA oJiKiOai , edv Ti;
wirklich ein günstiger Zufall «■«Ute, dass nieht ein ein- rroaVvidi snidncai )? Ii'jv rroktlt JTOodldp ijidvj^i;-
ziges (Vesetz, von dem wir anders woher t. issen, daSs es liuv zaTßÄtijy TUV ah^nvuftevov Y.adaouv eivai 6.710-
eolonisch war, ganz ohne Andeutung bei den Rednern y.ninavra . . . . TaPia, ui äl^Sgeq , £ y QU )pai> f/'s"
blieb, so müssen wir uns um so mehr mindern, so viel T ij f OTtjkljv y.(tl raiTijv eOTtjanv £tg TV fjOl'I.EVTl}-
AViclitiges bei Hrn. Seh. übergangen zu sehen, wie z. B. (>I0V V- T. }..; — hier ist also deutlich gesagt, ilass <liirrh
gleich den Census, iionibcr zu sprechen die Stelle bei ein iplj(fiaita die Eraeiierung dieses Gesetzes besonders
Zeitschr. f. d. Jlterthumsw. ""^
1091
1042
Lesrlilossrn »iirili-, ilnss es auch riiiPD pigpiirn all);piiieiii
«iclitliari'ii I'liil« crliifll an «Irr OTij/.lj im /jonkivci'uiuv,
UihI rs kiiiiii «Iko ili'r llrdnrr rrrlit mihi ziiiii yuafiua-
Ttl'i s.igfii: li«*» mir ilnü solouisilii- Gcsptz TUV EV T7J
atvhlj i'Ouuv ror , iiiitl ji'iK-r «lami iliesrs (ipsi-tz in iliT
diiicli rin i/'/ (fKTiKt PrniMicrton Kciriii iliitl Ansdoliiiiinj;
Turirsrn ; »oninrli ilor Idciis liri An<l(iki<li's nicht so pror-
sni« al>.surilu.s nii'lir ist, nt moiiilaiM lue snlirs.sc <iTtu cer-
tiiis sit. L'rlirijjons .sucht ninn ilüs (if.scl2 scldst, (las
oliVnliar ilio lc;;ali- ICin»i'(/nn^' der sulunlschen Urniiikra-
lie enth.'ill , in Hrn. Jicli.s ilnclio vcrgplions. — Lfelier
den Arfoi).!^' »lird (|>. 17 «'j']-) nach einif^pii Wollen über
die Ephcleii, t;li-ich als einzigen hei den Rednern ror-
koininrndrs (iesetz i'iber den Arropag das über die Ge-
richt»liarkeit bei Tödlunjjcii ans Dem. in Aristnrr. §. 22.
anf^rriihrt ; jedoch liiiileii sieh liei den Rednern noch
viele Stellen über l'llicliten und Rechte des Areopages,
freilich ohne die L'ebersrhrift lYOil/O^', mitten im
Texte, so Hird z. B. bei And. d. mvst. g. .S4. die Pllicht
des Areopa^'s ernfihnt, iiber Aufrechthaltnn^ der Gesetze
zn Machen, bei Isiicr. Areop. JJ. 37 sq. «erden die Areo-
pagiten als Sittenrichter an);e;;i ben , bei Dem. in Neaer.
§. tSU. kommt dieser Gerichtshof als Erhalter der roli-
giJiseu Gelir/inche vor, bei Ueni. in Aristocr. §. h7. wird
jenes über den itlord noch einmal ror^ebiacht, um nicht
zu rrdrn ton dem Arjriim. tu Dein, in Androt. (p. ä30
Bekk.), »n es heisst, da.ss der Areopag; nur in den äus-
»ersten INollir.'lllen in die Staalst erHalliiOjJ eingreife, »as
Alles sich zum Tlieilo aus Plutarch , zum Theile aus in-
neren Gründen als suloni.sclie Einrichtuii;; nacliMeiseii
liessp, so dass doch ein erlrät^liches Bild des solotiischen
Are<>paj;s auf iliise Art auch bloss ans den attischen Red-
nern sich liälte darstellen lassen. Ganz ungenau heisst
es p. 22, verba legis fülier die ^H^CfiOLiUTa ÜTlQoßov-
Xeucc.) aptissime ex loro Ulpiaiii scholiastae intellijji posse,
denn wir lernen aus (Jlpian, wie {revtühiilich , hier nicht
mehr, als wir schon aus der Rede gegen Aiidrotion selbst
wissen, dass nämlich eben Jeder Antrag an das Volk durch
die fjut'/jj gehen mnsste, — Im (Kapitel über die Volks-
rersammlung fp. 2+ *<|'l') '*' nicht angegeben, wer die-
selbe eigentlich constilnirte , und die Bemerkung Plu-
tarch's (.Sol. c. LS.), dass roii Solon auch die Itij cii; zur
Abstimmung in derselben zugelassen h iirdeii , halte sehr
leicht zur .SacherkUruiig einer Stelle bei Dem. (d. f. leg.
^. O'.t.) beigebracht werden koniieu, wo es heisst, dass
die Athener jedHedeii günstig aurnelimen , der seine IMci-
nuiig rorbriiige. Ferner fehlen die soloiiischen Bestiiii-
uiungen darüber, wer das Stimmrecht verliere, ganz;
«liege wären aber in folgenden Stellen bei den Rednern,
in einigen mit aiisdrückli) her Kennuiig <les Solon, zu
finden gewesen: Aesch. in Tim. §. 27 — 32., ibid. 4h.,
ibid. 164-, Dem. in Andrut. §. 3ü. , ibiil. 24., Dem. in
Aristog. I. §. 3(1., Diu. in Aristog. §. l(i sq. Uaiin
fehlt dun haus die Angabe der Dinge, die nach Solon
in den Wirkungskreis der Vulkstersammlung gehörten,
wozu als Anhaltspunrt bei den Rednern «lie Stelle bei
Dem. in Aeaer. ^. S8. holte benutzt werden können;
ebenso wenig hören wir Etwas über die 71 ooeö(JUt , wel-
che doch olTenbar eine solonischn Einrichtung sind, da
in dem Uach allen Zeugnissen guloiiistUen Gesetze n£Qi
svy.ua ttiai Ttiiv ^i^rooutv ilie TIfXttSnoi erwähnt wer-
den; Veranlassung zur Auseinandersetzung darüber hätte
geben sollen: Dem. in Timocr. g. 21., Aesch. in Ctes.
g. 3., Dem. in Timocr. §, 3.3*., ibid. 51). und 1.57.,
Dem. III Androt. g. ü., ibid. U., Aesch. d. f. leg. g. 65.
Gleich also als erstes solonisches Ge.'.elz über ilie Volks-
rersaiiimliing wird roii Hrn. Seh. das über ilie Lustra-
tioneii vorgebracht, wobei wir «lurch ein ,,vide primiim
Aeschiiieiii in Timarch." auf eine Stelle verwiesen wer-
den, ohne dass zu diesem primiim ein secundum oiler
noch weniger ein tertium folgte. Zu der Stelle des Aeschi-
nes über die Absfimiiuiiig hätte noch die in g. 4. iler-
sclhen Rede erwähnt werden sollen. lu der Anmerkung
(p. 27) zu Aesch. in Tim. g. 2. heisst es: exhibent om-
nes Codices praeter unum Helmstadiensem TIJl/ fiuvKIJV
TOi'^ 7l!:Vcay.u<yiovc„ quod a Scaligero ita coi rectum est,
ut legeret TliJV 71 evTa/.OOlcm^ , quem seriitus est Bek-
kerns, — «loch steht in der Bekker'schen Ausgabe ganz
deutlich -vip' iiovr)]v xovz 71 ti'Tay.oo'iOi'i, auch wäre
es gewiss Bekker nie eingefallen, eine so unnütze Con-
jectur in ilen Text anf/iineliHien. — In dem Abschnitte
über die Archoiiten und übrigen Beamten (p. 29) hätten,
was die Archonten selbst betrifft , zur sachlichen Brkla-
riing folgender Stellen bei den Rednern : Dem. ad Pant.
g. 33-, Isoer. d aiiiid. §. 237., und besomlers Dem.
ad Lacr. g, 4S. alle nötliigen Stellen aus ainleren Schrift-
stellern beigebracht werden können, um doch im Allge-
meinen nur anzugeben, wie es Solon mit den .Archonten
gehallen wissen wollte. ^'oii den übrigen Beamten er-
fahren wir bei Hrn. Seh. über die Epheten und ihre 4
Gericht.'.höfe (Dem. in Aristocr.) gar Michts, obwohl hier
der Ort aewesen wäre, über sie zu sprechen, und nicht,
wie Hr. Seh. im Capitel über den Areopag (p. 1>) sagt:
hie ergo nunc de ephetis direndi locus; Nichts auch ist
zu finden über die Eilfmanner, die Strategen, die Trier-
archeii , Vierzigiiiänner und Schiedsrichter, oder wollte
Hr. Seh durch sein Stillschweigen darüber schon zu er-
kennen geben, ilass er alle diese Remter nicht für solo-
nische Eiiiriclitung halte? Und doch hätte er, wenn er
diess auch bei ileii Vierziginäniiern sicher glaubte, we-
nigstens bei <ien anilern angeben sollen, warum sie von
nun an nicht mehr für soloiiisrh zu halten seien, da Hrn.
Seh. bekannt sein miisste, ilass die tvöexa in einem
solonisrhen Gesetze über den Diebstahl (Dem. in Timocr.
g. 11.3.) vorkommen, was zu untersuchen und «lag von
l''r. W. Ullrich (vier platonische Gespräche , deutsch mit
Anmerkungen und einem Anhange über die Eilfmanner
zu Athen) Vorgebrachte zu besprechen, sich Gelegenheit
genug geboten hätte bei Erklärung ton Dem. in Timocr.
g. 13'.., ibid. Ili.i., Dem. ad Lacr. g. 47., Isoer. d. an-
tid. g. 237. Ebenso kommen ilie Strategen in den so-
loiiischen Gesetzen über Trierarchie und Vermögensiim-
tausch vor bei üemosth. ad Lacr. g. 49. "'"1 a'l Phaen.
g. 5., ferner die diainjiai werden mit klaren Wor-
ten bei Deuioslh. in Androt. g. 27. dem Solon zuge-
schrieben, und kommen ausserileni vor bei Dem. ad Call.
g. 30., ad Aphob. §. 58., in i*'"'. §• «7., ad Phorra.
g. 21., in Timoth. g. H»., in Mid. g. 94., welche letz-
tere Stelle ein Gesetz enthält, das die Vcrgleichung mit
Dem. pro Phurni. §. 2b. als solouisch zeigt. Die so
1093
1094
wirhHjjp Soy.iiianla. ilor Beani<pn wird, narhilpiii ein
kleines IJruclistiick lilicr die IJiileiiteii |i. 2J <la »ar, lilos»
geli-|;eiih(Mtlri'ii bei den flrclioiiteii in einer Aninerkuii;;
damit abjfeferfijft , dass die ilanpt-ifelle liirriilx-r (Aesch.
in Clesi|>li. §. l(i si|q) a'» kein iolonisclies Gesetz ent-
haltend, lie/.cirlinet »iril. Ne (jilis (s.ifft llr. S< li.) exein-
liliim Petiti secntns legem ali Aeschine in Ctesipliontea
ritatam , qnae oniiies niagistratus et opernni piililicorniii
niinistros, qnilius dox/uiiala et ft'3l'l/rj su\>euui\Ao eraiit,
arrnrate desi;;nat, Soliini« esse existiniet et in liac niea
rollectinne disiileret, enr ea niili) 8i>lonea non visa sit,
paui'is expoiiain. J.iin etsi plerornMujiie nia^^istratiinin do-
ytiiuouii' et (rt^i vnv a Solone esse institiitaiu non ne|;o,
Itanc tnnieu ledern liis lerbis runceptai» illi non possuin
triliuere etc. Das lieisst also: Ich halte das Gesetz bei
Aesiliini's , dass alle der dov.iuaaria unterworfen sind,
Dioht fiir solonisrh , glaube aber dorh , dass Sulon eine
du'/.muniu Aller wollte, und wieder, dass das Gesetz
bei Aescliines mit diesen Worten nicht von Molon ist;
aber letzteres wird ja auch Niemand sagen, und Aeschi-
nes will das Gesetz gar nicht aL<luKit,ei anführen,
auch kann es sein, dass es später stets Zuspitze bekam;
aber nur hatte Hr. Seh. nicht sagen sollen, er lasse es,
als nicht solonisrh, aus, und dann doch '1 Seiten darnach
das Capitel über die Redner mit den Worten anfangen:
Ut in quoque cive ad inuiins publicum promoiendo maxi-
-inain jussit habere Solou vitae niorumque rationem eam-
qne ob causam iiistituit do'/.tunoiav etc. Auch hatte
sich bei allen einzelnen Stellen und Aomlern die Doki-
masie aus den Rednern nachweisen lassen, und zwar
erstens im Aligemi'inen ans Aesch. in Ctes. ^. '2!l., Lvs.
in Erandr. ^. ()., üin. in Aris'oi». §. 17., Dem in Ari-
stog. i. ^. tu-, dann einzeln über die liuleuten aus Aesch.
in Tim. §. III., über die Areopagiten aus Aesrh. in
Ctes. §. 'M. , über die Archonten aus Üeui, ad Eubiil,
§. ül) — 70., J-_\s. pro inval. §. 13., ibid. V2 sq., über
die Strategen aus Lts. in Agnr. ^. tU. , in Aicib. II.
§. ti. üie £i'3iii/ui und Koyot nach dem Amte sind bei
-Hrn. Seh. gar nicht berührt , und kommen doch an un-
zähligen Stellen ror (Aesch. in Ctes. g. 14-, ibid. §. |.S
— ■>\. und §. .'(•)., Aiiiioc. d. mjst. g. 7S. , Dem. d. f.
lej;. §. H'i., ad Polycl. g. .-)()., in 'ximocr. g. I.OO.);
und diese wird doch Niemand, am allerwenigsten durch
blosses Stillschweigen darüber, dem Solon absprechen
künnen. iNachdem nun alle diese Dinge in Hrn. Seh. 's
Buche nicht mit einem Worte berührt sind, erstaunen wir
«loch nicht wenig , ein solonisrhes Gesetz über ilie Clio-
regie zu finilen, — ein solunischcs über die Choregie?
ja wahrhaftig, denn Ilr. Srh. scheint wirklich von der
Choregie ein Gesetz «erstanden zu haben , das in \'er-
hiudung mit andern \'orschriften für die ISildnngsanstallen
der Jugend bloss sagt, dass der Reigenfübrer der Knaben
— ü XOOijyus Kiiv /do'ov TUiv lyy.vxKiojv ivlr ual-
do)V — über 4U Jahre alt sein müsse. — 1» dem Ab-
schnitte über die Ileliasten soll wahrscheinlich (p. 34 sq.j
eine ron jenen Stellen sein, »on »eichen llr. Seh. in der
Vorrede sagt: altera ex |>arte Itaud minorem opi-ram ini-
pendi , at, quan praeproperis aut inanibuH conjerturig ten-
fata »iderem, ab his dcfenderem. Nämlich in dem He-
liasteueide kouiineu die Worte vor: oidi du}UC'. di'^o-
fiai Tiji ijKicifTSujs; tvtxa, uii' aürog ^yv/ , oi>r' ctkKoi
£Uo\, OVT uf.kui t/dococ t^iiur, ou xe/vtj, oi've fttjyav^
Oiideuia. Hier sagt nun Hr. Seh. A"u///i tie causa Rcis-
kiiis et iVl.itthiacus verba : „ocr' uijo^ iya), uii u.t.ku^
iilOt, OVT ÜkXot lidöxao, i-fioi'-^, quae tauien in opti-
inis et pliiribiis codicibus leguntiir niutasse ridputur, hie
ui'c' akktij f/fJOTO», ille a/.k}^ legend» etc. Nun aber
müchte Ref. erstens liihaiipteii , dass denn doch iManner,
wie Reiske unil iMatthia, nicht so ganz ohne Ursache,
vielleicht um des blossen Spasses w illen, llltnas in einer Stelle
geaiideft hatten, zweitens aber st es gar nicht wahr,
dass optinii et gilures Codices die Stelle so haben, wie
sie Hr. Seh. gab, indem der erste Blick in die liekker'-
sche Ausgabe zeigt, dass ilie guten Hanilscliriften ukkrjl
statt akkoi haben, und also der Satz so, wie ihn schon
IJekker gab, zu lesen ist: oi'T aVTOi;iyu), oi'z' cikkog
£uu/, Ol'iv (ikklj eidoToq EttOV 1 d.h. ,,irh werde keine
13esti'cliuiig annehmen, weder ich selbst uiiuiittelbar, noch
mittelbar durch einen .Anderen, noch durch eine Andere",
wobei gleich in die Augen fallt, wie schlau das Gesetz
jeden Ausweg rersperrt hat, was gerade hier mehr, als
anderswo ntilhij; war. Am Ende des Hcliasteneides, nach-
dem Alles in der ersten Person gesprochen «ar, kommen
im letzten Satze die Worte: tTruiivi'^l Alu. IluOHldvj
AijfirjTQa xai enapäoi^ui e^mksiav eavzio y.aX oi/.i^t
TTJ iavTov , ei ti rovtujv nuuaßulvoi , suoüy.olvxi
öt Jtokka dyadd dvui. Dann spriciit der Redner
weiter mit der bekannten Ueliergangsforniel : Bvravd UV/.
£vl, aj üvöpfg Siy.aacat X. r. k.: hier steht nnn bei
Hrn. Seh. im Texte die ganz sinnlose Lesart eTlöftvvui
(ilie auch mir im einzigen liekker'schen Cod. }^ mit yp
vorkommt), und die Worte von ynl t:i apdoitai an soU
Deniosthenes ex sua meiite gesagt, nicht aber der Schrei-
ber vorgelesen haben. Es ist kaum initglich, mehr Un-
überlegtes in so wenigen Zeilen zu schreiben , zumal da
es ja Nichts gebraucht hatte, als die Bekker'sche Aus-
gabe oder auch den Schafer'schen Apparatns criticus auf-
zuschlagen, nin die ganz ausgezeichnete, höchst einfache
Conjpctur üekker's zu hiiden, nanilich £71 UUlUn'dt statt
£7TU/il'Vfia/ , wodurch dann ganz natürlich und einfach
die Worte von £71 nnvvvcLl an AVortc jenes Gesetzes sind,
in welchem iler Heliasteneid vorkommt, wahrend ebenso
natürlich die Schwurformel direct im (»esetze steht, und
gleich mit dieser das Vorlesen jenes (iesetzes begonnen
wird. — Im Capitel ile oraloribiis begnügt sich Hr. Seh.
mit der einzigen Hauptstelle bei Aesch. in Timarch.
§. 27 — 32., obwohl ilas Gesetz in vielen anderen Stel-
len vurkouimt , so in der nämlichen Rede g. 4l'i. und
§. 154., Dem. in Androt. g. '24., in Arislog.* I. §. ,iO.,
Diu, in Arislog. g. l(i sq. und besomlers Dem. in Androt.
g. .jO. , wo ansdrücklirh Solon als Urheber genannt wiril.
Hiernach wird bei Hrn. Seil, ilas corrnpte Gesetz über
die Bestrafung zügelloser Redner (bei Aesch. in Tiiu.
g. So.) behandelt. Das Gesetz heisst nach <ien Hand-
schriften: Tujv öijvopiijv iäv rig ktyrj iv jjovkrj ij iv
dljinp TTEpi TOV £/(T(pepou6VOV (.O] Jfuipii (eine Hand-
schrift ^ujpet, zwei andere ■j^utort) t] (fehlt in dreien,
in einer ij) nepi ixaOrov , tj dii TTfpi lov ai'rov nji;
ai'TiJi (eine Handschrift Toi? avToic} ort ij koiöoptj-
lai, j; xaxuj; dyopevrj rivd ij vnoxpovr] i] 'i'^rji*axi-
1095
Covrwv tnry.ioTtoi iicratv Uyr; 7ifgi tov fir. hl
roi' S>:iictta'i v :iuoa/.t/.ivijrai f, tk/.i] tov t:Lir,xun]v
üqnuerr.i rf.i exxf.i/oiaq r. t/}? ßui>ki]<; y.ofJlivKuioav
ut u'uotSuoe iieX9' Tievti']y.ovTH d()uxfid)v y.ai>: (fiinf
ll.ii.rs.liriftfii '</ /.u»\ riiie f/;, «■"»e ti$') ey.noiuv
(tdr/riia i'iiyodcffn' toi; TToüy.ruoai y.. r. A. iUsr
»irfl'llr. Seil. "<l"' ^V<>rtl• i; JlCoi (nl'iili i"" Anrinci')
ans, 1111(1 liest al.so; fti) /(DOii r/.ämot, was uLrr Ihn^sC
,, nullt al>i;osi)iiclorl von Jcilrni", unil nidit: „nii li« al.(;e-
üuii.lerl iilirr J.'ilrs' , incli'ui «las utoi wiii TUV HHfi(JO-
filvol' niilit gnl licriiliiTjr<>/iis''n »<'rili'n kann, honiU-in
entxrdor mit «ekkrr «lu- ilrci WoK.- i] -TKol iy.aorov
als <«lossi> zu l.eicu-hnrn sinil oilt-r i iclleii lit an( li Ipi'üsit
hliiüs ilas i) liinaus/iiMCifen, «orin l.c-sonilcrs ilie Ciir-
ru|)l.'l ».ti stocken »clicint, wie an.li ilas S(li»anki'ii der
HanilMliriJlfn in «l<-n l.-1/l.-n Bn<lislal)rn il.s ;ifw^/s,>""'
in )• solbsl 7,*igt. IMit tieni na(lif<ilj,"'nilfn ori I] koi-
duplirut X. r. }.. «eiss »ich Hi. Scli. s. Iincll zn hilfi-n,
iuilrm er uri in ti JIZ, n"'l alle- na« lifoltjcnilon C«M,jnn«-
tiie koiöonvTai, dyoutirj, imuy.oor?], kiyi;, nuua-
y.if.tilTai, tk/.r in «li«- Imliradn' j;i-«allsani ümlcrl (ili'iiri
«lass Coline», und noili dazn optinii pluriniiiine den In-
dirati» liahen, ist nicht «ahr), »li»olil l'fi alle?! PidIji-
liitivgesctzen immer klv gi-braii« lil ist, al.[;''S'lien duM.ii,
üasi CS ein jfroler Feliler {r>-j{en die Sprailie ist, ein
GvieU so zu verfassen: io.V Tt:; ktyij . . . . , il JtC f.ol-
dootuat /.. T. h ReisUe vermnthete dlfkuVUTl statt
in:], «ovon l3.-kker sa^'t : ReisLins et fnrtasse codex/,
doch passt dljUil'un nicht gut, »eil die nachfolgiT.di'n
l'crLreclien, «las Sc!iii.iihen u. s. w. ni« iit eine blosse
Erklürnn^' «les ersteren sind, anch kommt ölftuvurt in
keinem Gesetze sonst vor, und «las (Jaiize von u uvioi,
an mit Reiske als \Vorle des Ke.lners parenllirtisch zu
fassen (iias nicht, »ie Hr. Seil, meint, »o viel ist , als
uncinis iiulniliTo), «eht nicht an; «las Kiiifaclistc scheint
XU sein, Moss hll statt Vit ZU lesen. In dem Folgenden
iiimmt Hr. Seh. statt dvip.taiUK; Urnnck's Conjectur uvt-
aTi;y.o')i iu den Text, inilem er sagt, dt>l;xioTUJ<; sei
fin UTTai: keyöitevvv , «as es nicht ist. Was «lie \> orte
y.i(Jinhv)Cja.v oi ilfjued^ui fiixi^i nivir./.uvTa d(jax-
uujp yait' i/.aatov übi/.i]ita i:iiy(jd(ftiv ruii nud-
y.TO(jOl bctnllt, so sagt Hr. Seh. in seijiientibus libroruin
lectioncDi ,,lJlr](ol V doaXl'UiV itit' r/.uaiuv"- , qnae
temere a Jurino, cui «luomie assciilitnr Reiskins, mutata
est, ut leReretJ|l/f7Ct n' d(^uxuwi' n'i t/.aOTUV döL-
V.riin, retinui. Hier ist erstens ganz falsch, «lass jenes
lectio cn«liriiiu sei, sondern eines einzigen Bckker'schen,
da die anderou alle y.al)' oder ti y.a^' oder tii haben;
zweitens aber ist das (iesetz, »ie Hr. Seh. es herstellt,
gar nicht mehr srriechisch, denn es heisst «laiiii: „Wenn
ein Redner . . . . , so yv^lil'iTlUOuV (Imperativ) Ol
TlQüCdooi iieyo'i TllVTr.y.uvra duaytiuiv (so seien «lie
Vorsit/er Herrn oiler befugt bis zu 5U Drachmen, iiber
ihr Verui<)geii «ider über »as?) tid-' iy.aOTOv ddiY.ljilU
iiTiyodcf t/u (Infinitiv) ro/^ nody.zoffOl- (dann sollen sie
je4les Verbre« heil ilen Gelileiiitreibern aufschreibi'ii , «lass
sie das Verbrechen eincassiren, oder was') tuv dt UklO-
VOi uiio; ij Clifiiai, .... eiiCft^iixujoav (Imperativ)
Z. T. /.. Natürlich kann «las Gesetz nichts AiuliTes sagen,
als tiass die >'orsitzcr für jede Lcbcrtretung des Gesetzes
1096
.')() Drachmen als Geldstrafe anfschreilieii Konnten, «obei
von eiiiziliicn W urteil , die mit .')(( Dr.ichineii gebiisst
»erden ini'issten, i erniiiifliger W'imsp k«'iiie Keile sein
kann. — Im ("apitel de legibus führt Hr. .Seh. einige
Kuloiiische (»eselze auf, iiiul »«hreitet dann (|). 47 ^MH.)
zur l'.i kUruiig, Hobei er ganz falsch zu Werke gi'ht,
inileiii er in «lein Gesetze bei Dem. in Tiiiiocr. Jj. 20«
bis '.'f. über die tn r/llomttlnu VUUWV zwei l'/lllc an-
nehnien zu müssen glanbt: vel , si pnpiilus in prima He-
caloiiibaeoiiis iiiensis concimie iiotani li'fjeiii expiistnlasset,
vel, si (jiiis siia sponte snii(|iie coiisilio legein logaret; zur
liekr;if(ii,'iiiig «lieser Ansieht »inl bes«inilers der 'S}. 23-
vorgebraiht, inileni «la von voiiDl'i, oi'^ iiv Ttitrj uml
v«in 1111' yv-iviiv VOfAUV «lie Rpile sei , aber «lie Stelle
lieisst nirlits Anderes, als dass eben vor jener Volksver-
saminlling, «o die illl/tlfjOTOVla VÖuviV sollte vorge-
nuniinen »erden, jeiler Athener («la es Je«leni freistand,
na< li iler zweiten iniXituuTOiia OTU) fll] duAOuOiv Ol
y.ttiiti'ii/ voiiui^'' ein Gesetz für da» missfallende in Vor-
schlag zu bringen) die Gesetze, »iilcr «iie er etwas zu
erinnern habe, statt «leren er also neue wollte, aufschreibe
(«laniit «las V«ilk beihnfij; djc Zahl «ler in lierathung
koinmeiiden Gesetze schätze), auf eine Tafel schreibe,
und dann für ilie ganze Dauer der iTirXtlOOTOvia aus-
gestellt lasse. In «len Worten djv d' inr/ttouTOViav tho.i
xv)V vaiKDV y.ni TOI < v('if_ioiQ TuiiQ y.Elfjivuiq lirttte H. Seh.
nicht Tay lor's Cunjecfiir dnir/tioutoviuv aufnehmen sol-
len, da im (iesetze nichts -Vnderes gesagt werden »ollte,
als dass eben «liese iTCiytlrjujovia. nach «len für alle
iTtiyrioOTUVUtl bestehen<len (iesetzen sollte i orgeiiommen
werden, wo/.ii noch kommt, «lass gerade hier alle Hand-
schrifli-n einstimmig km/tioittoinu haben, währen«! sie
gleich bei den nächsten zwisihen tU IJ. nnil (i ."lo;;^. s« h w an-
ken. In «ler hierher geliüngen Stelle bei Aescli. in Ctes.
'§- 38 S(j. will Hr. Seh. in «len letzten \Vorteii vor roc?
ntv ein loizuii^ einsrhiebcii ; «loch es ist nölliig, die
ganze Stelle herzustellen: dX'ki/. diaij^ijdljv Tlfjoaxt-
xav.xai Toii &iaj.iodixai^ y.ai^ t/.aoxov tviaozuv
dio(j^oiv iv TU) öp,ii(j} Tuig vöf40i<g, dyoi/jiäi ittxd-
aavxai; y.ai OY.tipu^iivovi., ki Tic, dvnyiygoftrat v6fiu(;
.ivavriog exi(J(/) voik/j i) dy.foo^ ii^ xuii yipioig, i]
ti Tiov eiat vuuoi n/.tiui':; suoi; di^aytyottufiirui ■Jitgi
iy.oloriji 7J (jdttiug. y.uv ti xuioi cor eiuioyojoiv, dva-
yiyuafförai iv adiiotv iy.T/ittvac y.tKti'ii 7iQi)0&ev
xutv inojin'fiajp , tuvi; dt iiQvxdvtK; iioitiv iyy.hj-
oiav Lntyov.i^^iavxtQ, votiodixac,^ juv d' sniaxdxnv
TUiv 7iQoid(tajv ötayti()oioviav ötdövai Tiß öijuid,
y.ai TouQ (UV dvui^tivTuiv foftvjv , TOVi de y.aTn-
XtLTCeiv, oTCiuq dv th ?; pÖ^oi; yue jto; nkti'ovg ntoi
iv.d.axri nouttuiQ. Hier nun sagt Hr. Seh., «lie letzten
AVorte xoi<g iitv dvatniiv tojv vöitwv., xoi'i df y.axa-
Ktilltiv müssen auf die ]Nomotheteii gehen, weil immer,
wenn über Eine Sache '> (»esetze dagewisen wären, die
Aomolheten «lie Entscheidung gelialil h.'ilten , welches
Gesetz anfzniiebeu sei , was folgen soll aus Dein, in Ti-
ni«icr. J}. o3. , »vo es aber nur hcisst: xO)V dt. vuuujv
Tiuv Htttiiviov fAr; ttfirai kvoat f^iidiia 6aV' jir; iv
Vüiioüixaic, unil aus Aescli. in Ctes. §. 4U., wo es aber
auch nur heisst : ei xoivKV . . . ijaav ovo xsif^itvoi
voiiot Tieijl xtüv . . . ., oi/.ia/, tüjv fuev öfo-jito^fitö»'
1097
1098
i^CVQOVlujv y rdiv öt nQVTuvsinv anoöuvzuiv roii
vofJ.o&iTaii, dvTjo)]i' au ö treQOQ küv lüf^iiav; —
nicht also : <lie Aoinotlieten allein heben das eine Ge-
setz auf, aondrrii die ganze Cuniini8.sion , nnd in jener
Stelle bezieht sich das TOCs U>:^ cvaiutiv hinauf auf
das Tl()UOiico.y.cal TO/i itsaf^oihraii , was ilie einzel-
nen Z«isrhens;t(zp von den 1,Qüiäi£i(; und i:nia<ur}jC
nicht hindern ; und noch dazu , wenn ein ruiJTOl'i ein-
gesetzt irürdc , ginge diess der Sprache nach am aller-
wenijjsten auf voiluiftrui;, sondern noch eher auf :i gv-
raVf/s oder f7iiOiUTt]ii oder dijfiu^. — Im Abi^chnitte
de servis et pere^rinis (p. 5t>) ist über die Sklaven bloss
das Gesetz angegeben, dass sie nicht yi'fivui^£iTi}u/, noch
timaku/Cfliiu , noch Ttuidui i-udv dürfen, ausgelassen
ist das bei Dem. ad Pant. §. 51. vnrkoinnieuilo Ge-
setz, das sich leicht als solonisch erweisen lässt , ebenso
fehlt das Gesetz lon der ii;aigtrjli l/,; fkev'JtüiUP bei
Dem. in Tlieocr. ^. 2. (und Aesch. in Tim. ^. 62, Di-m.
in Neaer. {J. 40, Lys. in Panel, g. ',).), welches, wenn
auch kein fius.serer tietteis dafür da isl , sicher aus in-
neren Gründen für solonisch zu nehmen ist. — Im Ca-
pitel de if^noiuiniosis wird die Ilatiptstelle bei Aiidoc. ile
niyst. §. 73 — 7H , »o die Arten der ÜTlfitU auseinan-
dergesetzt sind, gar nicht erklärt, sonilem nur citirt,
nnd jenes Gesetz bei Dein, in Tiniocr. g. 105. ist ganz
missterstanden. Der Redner will nämlich ilort zeigen,
dass schon in den solonischeu Gesetzen Gefängnissstrafen
gewesen seien, und sagt daher: kijuvio>v yu() tujv
vofjiiov, ovq i9)~y.E ^uktuv, . ...,. idii rig äkiij xko-
TTiJi y.al fii] TifAijdy ^uvoltov , TrpooT/fAÜv avrift
SeafAov, y.ai iuv iii dkovc, tj]? ■/.av.oiaeux; xiüv yoviiov
ii'i Tr,v äyoQav sutjdkky, deöio^at, v.dv doToaTeiw;
y<S ötfkij xuu jt Tiöv aviujv roiq tTTtTuioig Tcoifj,
yui tuvTOV öfStadai y.. x. k., d. h also offenbar: in's
Gefangniss kommen I) die Diebe, 2) die vernrlheilten
AI. h. mit d.cilLUa belegten) Beleidiger der Aellern, «enn
sie als (CTliiOl sich auf dem Markte blicken bissen, .'ij die
• eiurtheilten Deserteure, wenn sie Dinge tliun, die ein
UTlflOC. nicht tliun ilarf ; also die letzteren beiden dürfen
nicht für das Verbrechen eingesperrt werden, wie die
Diebe, sondern nur, nenn sie Dinge thun, die ihnen
wegen der Atiniie »erboten waren; nun wird auch das
Gesetz selbst vorgelesen , in welchem ys nach dem Satze
über die Diebe heisst: iixv. öe Tt^ duiax^rj tdiv yu-
vBuiv y.uy.ujanui i)kujy.('j(; ?; dorrjarsiu.; // (fehlt im
Cod. F) ;ipuitcnjftEvov I^UQUeioijiitviov in Codd. 2', V, SJ)
uvT(jj Twv vuitujv fioyio^ai ttoiuiv uttoi io] Xi") i
dijoäiTcoi' uLHov Ol tvdey.a z. t. A., »vas nun Hr. Seh.
so erklärt: ,,Si quis aJJuclUS fuerit, male habitorum
parentnm ant rccnsafae militiae daninalus, ant si ei um-
nino leges indictae (dciinnciatae) fueriiit , (jiiilius se (a
locis sacris et pnblicis) contimre jussus erat'''' etc. Ist
man endlich aus diesem lateinischen Labyrinthe auf das
deutsche Original geko len , welches geheisseii haben
muss: „Wenn Jemand abgeführt wurde wegen i>Iisshand-
lung der Aeltern oder Verweigerung des Kriegsilienstes
verurtheiU, oder «enn ihm (wem?^ überhaupt Gesetze an-
gekündigt sind, narh «elilien er sich (lon heiüjren und
öffentlichen Orten) entliallen musste, so", — dann sieht
man, dasg erstens jenes carm nach TXQUElni^tttiiuiV für
Zeltsclir. f. d. jüiti itiiiimw
r/17 stehen müsse (was aber mit dem Parlicip TiQOoiuiv
geschehen soll, ist ganz unbegreiflich), zweitens der Sinn
herauskäme, als kOnne Jeder, der seine Aeltern miss-
handelte, oder das Heer Verliese, ilesswegen, weil er diess
that , eingesperrt »erden, während, wie Demosthenes
selbst sagt, und andere Stellen zeigen, es nur der Fall
war, wenn sie dahin gingen, wohin sie als i/.Tinoi nicht
durften. Sehr mit Unrecht also vernirlt Ilr. Seh. tleig-
ke's Urtheil, der das ); vor !l(jO£HJljnivi)V ansiiarf, das
noch dazu in dem guten Cod. August, feiilt. .Schuieriger
ist es mit dem :i (JOilQipiivujv alitp lujv vofiuiv il'p-
yißäul, denn mit Hrn. Seh. die Worte in dem Sinne
zu erklären: „wenn ihm die Gesetze angekündigt sind,
dass er sich enthalte", ist wider die .Sprache, da nicht
griechisch ist 6 l/u/tug ClpyEa^ai ,,das Gesetz, dass man
ausgeschlossen werde." Da nun auch nicht passen will
Tioüi/onftEiov (ti'iTu) xüJv vuuu)v liqytoUai I weil niclit
gut von ilen dltjiOl gesagt werden kann, dass sie lu/v
i'Uitujv iluyoviui , so ist wohl entweder des Salmasius
Conjectur növ i'Ofiiiivji/ statt tojv vufiVJV aufzunehmen,
Oller vielleicht zu lesen: nooE/or/itiur avzui wv m^ioc,
et'pyioi^at, d. h. da ihm durch die 7lQOQ{fljaLi (cf. Dem.
ad ftlarart. §. ;)].) angekündigt ist, wovon ausgeschlossen
zu »erden Gesetz ist, wobei dann auch 7lQi>£l(JrjftSl'U)V
gelesen werden könnte. — Ganz unvollständig ist das
Capitel ilc militia et liturgiia, denn es fehlt unter andern
auch die Untersuchung, ob nicht ct^a ilie Uestiminuiig
des Jahres , in dem die attischen Jünglinge Kriegsdienste
thalcn , vom Solon herstamme, wozu Lys. in AIcib. II.
§. 5- Gelegenheit gegeben hätte; ferner fehlt die ganz
sicher solonische Kinrichtung von der doxi/Auala der
Ritter bei Dem. ad Phacn. §. 24-, Lvs. in Alcib. I. §. «.,
ib. II. §. 14. Dann über die Ehrlosigkeit der Feigen ist die
einzige Stelle bei Aesch. in Ctes. §. 17,'j sq. angeführt, wozu
noch Lys. in Alcib. I. §. 5 ^l- ■, Dem. de Rliod. lib.
^. !-i2. (eine Rede , in der man freilich dem Titel nach
kein Gesetz vernintliet), Dem. in Meaer. ^. 2~., Lys. in
Phil. §. 2li. hatte beigebracht »erden können; gar nicht
erwälint ist der schon bei Pliitarch streitige Punrt , ob
<!as Gesetz, dass die im Kriege ^'erstümineltcn auf Staats-
kosten ernährt werden sollten, vom Solon oder Peixistra-
tos sei, da doch die Saclierklärnng der Stelle bei Aesch.
in Ctes. ^. l.:)4. Veranlassung genug gegeben hätte, ilar-
nber zu sprechen. Ueber ilen Zusammenhang der Litur^
gien , und ob nicht auch, wenn die i'.i/j idoot^ eine so«
Ionische Einrichtung ist, wie Dem. ad Phaen. g. I. zeigt,
wenigstens ilie Trierarchie solonisch sein miiss, ist ebenso
wenig untersuiht, als die sich darauf beziehenden Stel-
len bemerkt sind. — Im Capitel XI. de boniiciiliis wird
das Gesetz aus Dem. in Aristocr. g. 2'^. angelührt: lOi^
ö dvÖQuq.uvovg itiivui duoy.xn'veiv iv r?; i^fiEÖan^
yai äirdyiiv, to; iv rr/J d.iuvi dyooeiti, ki-i.iaivEoDai
ÖE m, f.ii](^e dTioivuv r, datkuvv ücftikeiv , i'iaov av
yaxajikuilii]- EiirptgEtv de xoig aoxovxa:, ujv iy.a-
arag öi/.coxai litriv xi/i ßouKoiavii)' xr,v 6' ifkiuiav
biayiyvway.liv. Hier »il! Hr. Seh. in den letzten AVor-
ten vor xovi, (loyovTmi ein f/j einsetzen, da der^Dati-
vns cmnmoili in talibus juris formiili.s niinquain iisurpetur;
aber abgesehen davon, dass thcff.oEtV Xlfi in der Ue-
ileutung , für einen eine Klage anhängig machen" öfters
7G
1099
1100
rorkommt, g'iht Hrn. Srli.'s Conjortnr gar keinen Sinn,
wrnii man »«'Itst «Ins ii:rival r.» ilom ri/i fjOi'koinixi)
hcrniitrrziplipn kliiiiile, indem die Aiisdri'lrkc f/sCptoftV
nnd li^'<'/fl>' immer mir vom Vorsiande des Gprirlifo» gp-
liranrlit »iprdi'n, der eine Klage zar Kn<s(l)eidting rnr'
bringt. - Boi dem liesp(Ee (in ilem nllnilirlien Cap. XI.)
fllier dio Verfdlgiing iles rtlilrderü bei Dem. ail MacarJ.
8; 57 *<!• » Welches mit den Werfen anfangt: -n^jueiTTSiv
riß xrelvapTt ev dyooa ivrvi dvEipi(iTi]tv<; y.ai dve^
ll'tor, aviönuy.siv ös v.ni dvdptuiv iruiDai V.ai yaf.t-
figoi^ y.al di'ti{.'ioi'i xcu nivtif^JOfi; y.id dvcil'/ador^
y.tti (fpärui)(i.;, brauchen wir nur Hrn. Mrh.'s Conjertur
anziifiiliren , tiomit .«clinn das Urlheil über die Behand-
lung der ganzen Stelle gefällt ist. Hr. Srh. nämlich
liest: rtoosiTieh' rtjj yrtivtivTi iv dyooä ty.ru^ dic-
iluütj^'TOi;' y.ai ovuluoic: ol-iStv'y/.iiv it v.at dvelptu'jv
Tciiön;, xai yaiißgorq [xai dvfiptor^ y.ai nevdfooi'g
y.ai dv£lj.uaöui'i] ; das iy.vuq dveil'/örijTO^ erklart Hr.
Seh. in allem Erliste mit „ii propinqiiorum, qui sunt |irn-
piores, qn.im sobrini", — also iy.TOi soll hei.ssen ,, inner-
halb excinsivc", — das rf nach cri'v^lOiy.eiv ist Unsinn,
und liber die in Klammern gesetzten Worte erklärt sich
Hr. Seil, folgrnderniassen : rreilo, dnplires lecfiones Im-
jus loci cxstitisse, et alteram earum margini adscriptan>
in textum altera nnn exstincta a librario receptani fuisse
(hübscher .Satzbau); und hierbei ist das Bemerkens« er-
iheste, dass Hr. Seh. auf diese seine Conjcrtur, beson-
ders aber auf das ey.Tvg, sich noch recht viel zu Gute
tbut, denn er «eist uns schon in der Einleitunj;; darauf
hin mit den Worten: praecipuam diligentiam adhibui in
restiluenda Vera lectione, qua in re quomodo versatus
gim , videbnnt, qui capifa X.I, XIV, XVI, X\'II, XXIf,
attentius perlegere nou dodignaturi sunt (soll vielleicht
hcissen sint). Die Stelle selbst hat ausserordentlic ho
Seh« ierigkeifen , besonders , da dieses Gesetz, wie viele,
j;craile in den bessten Handsrhriften fehlt, und in den
anderen ganz verdorben ist; «las y.cu dvSil'ior nach aVf ■
l^/OT/TO,' künnte »vohl bleiben, da in mehreren Gesetzen,
besonders im Erlirechte, eine solche an Pleonasmus jrän-
zpnde Ausfülirlichkeit vorkomntt; doch das Folgen«le scheint
bisher noch von Schäfer am bessten liergeslellt zu sein
mit Hinausiverfung des yai dvcipiujv TTaiöac,, das ofien-
bar Glosse von ävfiliKCÖov^ ist; unil ilurch sein Herein-
kommen in <len Text die Verwirrung in der Stellung
dtr Vibrigeii Wörter veranlasst haben mag; Schäfer will
nämliih: ovvßicijy.fiv Sn y.ai dvi'i^uoi:; y.cd dviiptuöo!'^
y.ai yiiii/joof^ y.ai '/i iv^sooi c y.al Cfortroüag. — Bei
ilen Gesetzen über den IMord fehlt ilie Angabe der fünf
Gerichtshöfe, und mehrere sehr schwieri^o Stellen sind
gar nicht berührt, wie z. B. Dem. in Aristocr. (§. 72.
und besonders §. 51. — Pag- 8(i war in der Stelle aus
Dem. in iVlid. JJ. 47. über das ei St fiij gar Kichts zu
sagen, ilenn das ist eine allbekannte Sache, dass nach
jedem hypothetischen Satze «las {l 6b fir^ ilie Hvpothesis
aufbebt, sie mag affirmativ oilcr negativ sein, unil diess
zu sehen, war Alarkland's Bemerkung anzuführen «irk-
lirh überflüssig. — P^g- ■"''^ wird über das Gesetz bei
Atsch. in Tim. §. 16. gesprochen, welches heisst: edi;
r/; '.i?ip'a"j}v ikti'^couv 7raidu ififiiirr]. ypurpsa^m
0 y.iQio^ Tov Tratdos ngo^ TOvg dEauotHraq, riurjua
i-7itypal(idi4(vot;. cn uv to öixaori'jpiov yaraip/jcfta-^ij,
rrcpadothk roic, 'ivSey.u iii^vdru) o.vdi'jjKiiuv edv
de kIq dQyvoiov y.ara>pijc(i<r!}7j diroTionToj iv tvdey.a
rfitijctri l^ii tu rr,v Öly.ijv y. r. A. Hier will Hr. Sc)i, st. in
dv TO 8txanTr,piov xarctijiiicfiadij lesen: ii> av tu öiya-
OTl'jnluV ^diiUTOV ll'ljCfioijTai (eine Handschrift hat
y.aTa(jJi;(fi<Tljtn/), unil er erklärt «'s «o l „rui vero su-
premi snpplicii poenain judices irrogaveriitt", wobei jedorh
gleich in die Augen fällt, ilass das rü dp, so erklärt, gar
keinen Sinn gibt, nachdem idv Ti^ vorausging, und der f/j
dr dieselbe Person sein muss, als der ri?, — sondern ollen-
bar ist Ja hier (i.v die Conjunction, nicht das Adverbium,
und iler Sinn der Stelle ist: ,,wenn er zum Tode verur-
theilt ist, so sterbe er an demselben Tage; wenn zu
einer Geldstrafe, so u. s. w.", aber «lie ^Vorte sind ver-
dorben und zwar so, dass mau wohl in unzählige IMög-
lichkeiten sich verlieren kann, es aber sehr schwer hal-
ten dürfte, mit Gewissheit zu sagen, »iis ursprünglich
im Gesetze gestanden. — Pag. 90 wird im Cap. XIV
die Stelle ans Ljs. d. caed. Erat. §. 3'. behandelt; da-
selbst wird nach der Erzählung, wie Eratosthenes bei der
Frau des .Sprechenden ertappt und gefüdtet wurde , das
solonische Gesetz anj^cgcben, tovtov uij v-aTayiyvu'iOy.Slv
(fovov, 6i dv in i ddiiuQTi TTJ iai'Tuö itutxov kaßojv
Tavrijv rifV Tttiojpiav TVotrcri^Tat , dann heisst es: xai
oi'to) acpudpa ö vuuo9tTtji iTri^ tuii yaueTaig yv-
vai^i dixn/a raina ijyi-oaTO i'tvai, diOTe y.ai inl
Taii naK\ay.ai>i Tuiq ekd-vrovo:; d^iatg t)}i> avTr^v
Sty.ijv iiist)ljy.£ , dann nach einigen Worten hierüber ver-
laligt der Sprechende, dass auch dieses Gesetz vorgelesen
werde; nach dem NO MOS , der selbst fehlt, heisst es
nun: dy.ov£TS , vj avSpsg, oti y.sXevei, idv r/? «r»
dgonov ikei'd^ifjov ?y naiba aio'ivvq ßia, ömkiju
Ti)v Ijkdfjijv ocfeikstv , idv St ywaiya, icp ctiantQ
dnuy.TStrtiv iteo-Tiv, iv To/q avtutc ivfj^ecrd^ut, wor-
auf gleich die Worte folgen: oifTojg roi'i; fjlC-CofiSvoVi;
ikuTrovog uj/dai; diiovg i)yilaaTO fivai, i) rovQ
'lei^ovTox' xujv fitv ydg davaTOv yuTtyvoj, Toig Ss
öf-rki^jv tTioiijoe T)']V ßkaßi;v , ijyui'/itvog y. r. k.; hier
setzt Hr. Seh. in den Worten e(p' aiajicp d^oyTtlvEiv
i^tOTlv vor dem drroyTSi'vlIV ein oi'x ein (anch nimmt
er die von Einem cod. geboten«» Lesart yvvaiyag auf),
und erklärt es so: wenn einer eine Frau schände, wegen
welcher, iveiin sie mit Gewalt geschändet werde, den
iioixu<; zu födten nickt erlaubt ist , so sei er derselben
Strafe verfallen, als dio anilern, nämlich der ölTrki^
ßhc.ßr. Hiergegen ist erstens einzuwenden, dass das
euv ÖS yi'Vctiy.u einen offenbaren Gegensatz ansdrückt,
und es iinmiiglich heissen kann: ,,Heiin Einer einen Kna-
ben schändet, so verfällt er in die dnrtS] ßXdßi^, wenn
nier eine Frau, so verfällt er anch in die dinkfj ßkaßr^j
zweitens aber kommt ein Gesetz vor, «las unbedingt sagt,
iluss man bei der Frau den fiufj^^og tüdten darf (Dem. in
Aristocr. g. 5i.): sdv Tig d^oy.TElvT] iv d3kotg dy.utv
1] iv oön) ya!}i;kujv ij iv Jtuki/Ji/) dyvojjaag ); iiii
SdiinoTi i] £711 [iijTQi ij irr' dStkcfr] i] ini SvyarQt
i) irri nakkay^, i'jv dv i-Jt iktidlgai; naimv i^V^
TDi'rcDv evsy.n ui) (fEvyeiv y.Tiivuvra , — es ist also
offenbar «lieses Gesetz , das bei Lysias vorgelesen wird ,
und es ist zu lesen: idv dt yvvalya y.ai iff' o.KTTrep
1101
1102
dnoxreivsiv i^sariv^ in «lem Sinne: „Hüret, ilass, wer
«inen Knaben mit tieivalt schändet, dieser nur in die
dinXfj ßkäßt] verfallt, ilass aber ganz gleich ist ({> ro/?
aVTOii evt^£<r9ai), ob einer eine Ehegattin oiler eine
andere ton denen schändet, die iai Gesetze als solche
erwähnt sind, kcp uiOTlfo ('moHteivsiv i^eoTlv; daher
nun erklärt sich auch der Phiral aiOJlso nach dem Sin-
gular yvvaiy.a, und diess ja wollte gerade der Redner
rorloseo lassen, dass bei Frauen und bei Kebsfrauen das
Verbrechen gesetzlich gleichgestellt sei. Die Unterscliei-
dung aber von ßut und nicht ßui scheint nur insufern
gemacht worden zu sein, als man eigentliche ßia bei
Knaben anuahni , und das ömKriv ßXdßljv ist so zu er-
klären, dass, da die Todesstrafe nicht beanfragt werden
konnte, eine Klage ßkaßr^ gefülirt wurde, und dabei
der Verurtheilte das diippelte des geschätzten Schadens
bezahlen ninsste. — Pag. '>3 «"erlogt Hr. Seh. durch
eine Conjectur zu Dem, in Neaer. §. 07. {vofiov TCttfje-
j[ofjevoi, öi oi'x eü £Tii TUL'taii; f.ioijijv Kaßsiv,
OTiöaai dv en e^yaanj^loii v.ddujvTut y.a\ iv dyo^a
Ttwkdioc 11 d7to7li(faaftivtui) die lupanaria auf das
Forum, indem er die Worte so versetzt: önöactt dv
eit' t^yaOTijoiov v.d^mvvaL sv dyooa rj nuikviaiv
o.itO':tf.Cfaoi^ikVU}i. — Die sehr schwierige Stelle bei Dem.
in Steph. II. §. 18- wird in Cap. XVI. behandelt; das
Gesetz dort hcisst: vv dv tyyviqorj ini dixaioii; du-
ftaoTu eivai y 7iair,o ?, dSeKcpoi; öfioTidTujo ij TtÜTC'
noi 6 7Cp6<; Trar^io?, ex Tavxi]q elvai naiöag yvij-
ötot'C eup de uijdelc v toutcuv, edv uev enixXtipoc
Tiq, fjf Tov xiQiov ej^eiv, eav de fu) fj , oxu) av eni-
TQhipTj, Tovxui) Xl'piov elvalj diess liiessc offenbar:
,,die Verlobung, die der Vater, Bruder oder Grossrater
vollzogen hat, sei gültig, wenn aber weder Vater, noch
Bruder, noch Grossvater mehr übrig wären, so seien zwei
Fälle miiglich, dass nämlich die Jungfrau eine enixki^Qoq
wäre oder nicht"; diess aber hat keinen Sinn, denn eine
ijlixkijpog ist eben die, welche keinen Vater, Bruder
oder Grossrater mehr hat; nimmt man die Worte eav
fi£l) eiTr/.KljpOi Tig rj ganz genau, so heisseu sie nicht
„wenn sie eine Erbtocbtcr ist", sondern ,,wenn eine Erb-
tnchter da ist*'; aber auch diess gibt keinen Sinn. Dass
aber so, wie die Worte in den Handschriften sind, eine
ICintbeilung gemacht wird durch das eav juev .... eav
i)e /^tn , ist gewiss, and diess hat Hr. Seh. bei seiner
Conjectur übersehen, indem er statt edv de fil) fj lesen
will: eav de inj «/y , was er erklärt: si hornm nemo
«upersit, si qiiae ii;itur orba sit, ü Xioiu^ eam habeat,
sin non habeat, is cui eam tradat, dominus bonorum
esto ; hier soll vielleicht das uev in eav fiev mit igitur
übersetzt sein , aber gerade hierin liegt der Fehler. Das
Gesetz geht offenbar auf die Verheirathung und ^'er-
lobung der Tochter, und mnss dem Sinne nach so lieis-
«en : ,, Verlobungen , die der Vater, Bruder oder Gross-
vater veranstaltet, sind gültig; lebt von diesen keiner
mehr, so ist durch den Anspruch auf die Erbschaft auch
der Anspruch auf die Hand <ler Erbtorhter begründet, so
dass ü xt'pio^, der yi'i'ei eyyirnTO^ , sie dann ohne
weitere feierliche Verlobung zur Frau nimmt, oder an
«inen Anderen aushcirathet." Dass aber die Tochter,
wenn weder Vater, noch Bruder, noch Grossvater lebt.
eine STtiyXrjooq ist, ist ja eben damit schon gesagt, und
so konnten die Worte edv fxev eiixkrpu^ '^'i V 'f'cht
nur^eine Glosse zu dem iu.v de filjdeii 7] tüi'tcuv sein
(als was sie schon die Sprache, das TIC nämlich, ver-
dächtig zu machen scheint), indem sie aus den folgenden
Worten des Redners genommen wäre; so dass vielleicht
das Gesetz eigentlich könnte gelautet haben: Ijv av £iy»
yvijorj i'rrl dixurniQ öuftagTa eivai i; TiuTijg n döek-^
(fo^ öuonaTOjQ )'; jidTmw; ü Tlpui TCargoi, ex raJ-
Tiiq etvai Tvaiäag yvi^aiorq- eav de n>jde\; rjTOvtiuv^
tuv xvQiov 'e;feiv, eav de fi)] , örn) av e-nirpeip?}, rovo
TOV xvQiov eivai, d. h. die Verlobung ist von den Ge*
nannten gültig, lebt von diesen keiner mehr, so hat der
}{('p/o; die Tochter unmittelbar (t^f/) , oder (^euv de fiij)
er heirathct sie ans, an wen er will. — Um zu zeigen,
wie Hr. Seh. das Erbrecht behandelte, wovon er sagt,
es sei darüber tanta opiniunum diflerentia, ut novo exa>
mini subjicere necesse sit, — brauchen wir nur die Er»
klärung einer einzigen Zeile bei Dem. ad iMacart. §. .öfi
anzuführen; dort werden nämlich ilie Erben ab intestato
aufgeführt, und das Gesetz fängt mit den Worten an:
ocTTiq fxri dia9efxevoi dnoi}dv7j , eav fiev naidac, xa-
Takelurj ^ifkeiag, ahv xaviijoiv , eav di fij} xoiaäe
xi'ploi'q eivai xu'jv ^gijudxojv , d. h. nun doch: ,, stirbt
Jemand ohne Testament, so sollen folgende (die eben
dann aufgeführt werden) Erben des Vermfigens sein, und
zwar, wenn Tochter da sind , sollen sie die Erbschaft
sammt den Töchtern, also die Erbschaft und die Töchter
dazu haben , d. h. sie sollen die Erbschaft haben und
auch die Töchter, entweder zum Heirathen, oder zum Aus-
statten." Hr. Seh. aber gibt als Erklärung dieser Worfr
Folgendes: quodsi ad filias defuncti dereniebat hcreditas,
animadrertendum est, alterum dimidium filias habuisse.
alterum proximos heredes. Dass nun Hr. Seh, das Prio»
cip des attischen Erbrechtes, nach welchem die Töchter
als Theil des y.kijpog betrachtet wurden (Dem. ad Eubul.
1^. 4l-)i 1"'' welches in jeder Rede über Erbklagen auf
jeder Seite vorkommt, gar nicht weiss, ist hieraus rollig
klar. — Ebenso missverstanden sind in dem nämlichen
Gesetze die Worte: y.oaxetv de xoii äppevag y.at rot'S
ex Tüjv dppivujv, eav ex tujv avxujv ujoi xal edv
yevei dnujiepui, indem, anstatt die wenigen schlechteren
Handschriften bei Isfios an der Stelle, die das nämliche
Gesetz enthält (d. Apoll, her. g, 20.), nach den meh-
reren guten bei Deinosthenes zu verbessern, umgekehrt
das ex xovxviv aus den schlechten des Isäos statt des
ex Tiov aVXUjv der guten «les Deniosthenes aufgenom-
men und <lann ganz wider die Sprache erklärt iiird:
ex numero hornm , sc. qiios nominarimus. — Im Capitel
de mnrtnis et fiiiieralibus frhit die Untersuchung, ob die
Einrichtung in üetreil der Leichenreden im Kriege wirk-
lich von Solon sei, wie der Scholiast zu Thuryd. II, .'H.
sagt, wozu die Stellen bei Dem. or. funebr. §. 2-, id.
ad Lept. §. 141., de ror. §. 2!S7. Gelegenheit gegeben
hätten. — Pag. 133. wird in dem Gesetze bei Dem. in
Timocr. §. H)ö> sehr mit Unrecht des Heraldiis Conjec-
tur dinkaoiav statt dexairkaOiav gegen Plafner und
Schümann in Schutz genommen. — Im vorletzten Capitel
(X\1I.) behandelt Hr. Seh. das Fragment bei Lys. in
Thcomu. g. 17. oixijog xal ßkdßi^c, jriv duvkijp emui
iio:i
1104
6a-fU.flV, iinil glaubt es ilurch Coiijccüir so hergestellt
tu haben, ut iiilenor seiisus erailal, er liest nämlich:
xni otxijOi /^A«,ö';;,- rijn c'inTki]' (sc. üuii'av) tivai
Öffckfiv (mit ilcr ErkUlrung: ctiain tietriinenUim servis
illninni iliil>li poena viuilican ileliere); jedoch aliffesehen
cUruii, ilass «liess nicht (,'riecliisch ist, iniiss llr. Seh.
nach lies üuratiiis Ansspriich „verum opere in longo fas
est obrenere somnum" schon »»ieiler icrgesscn haben, ilass
er p. S') in «ler Erivlaning iles Gesetzes bei Lvs. «1. caed.
Erat. §. ,5?. die AVorto öiTTKiiv lijv (jkafii^v aa( ein die-
sem (jesette rorhergehendes bezogen hatte, „in qua lege
Simplex inulta defiiiita erat , quam legem equidem cum
ReisLio de vi servis illala egisse existimarerim.
In der zweiten II.'tlffc des Luches auch die ünvoll-
»tandigUeit ebenso nachzuweisen, wie «ir es in der ersten
vou Capitel zu Capitel tliatcn , hielten wir für überflüs-
»ig, sowie auch hier noch ein allgemeines ürtbeil über
das Ganze auszusprechen , da das bisher Gesagte hinrei-
chen wird, die Ueschallenheit dssselben von selbst za
■eigen. C. Prantl,
104. Prolegoineiia xiir Chronologie tier Horazischen
Gedichte.
Von W. S. Teuffei in Tübingen.
1) Stellung und Bedeutung der chronologischen
Untersuchungen-
Dass in der neuesten Zeit die Verhandlungen über
die Abfassungszeit der Horazischen Gedichte nieder auf-
genommen worden sind, und einer regen Theilnahme sich
EU erfreuen gehabt liabcn , ist nicht so ganz zufällig und
bedeutungslos, als es vielleicht auf den ersten Anblick
■cheioen könnte; vielmehr haben wir dieses im Zusam-
menhange mit andern Erscheinungen zu betraditen, wenn
wir seine ganze Bedeutung würdigen wollen. Halten wir
es zusammen mit der Fluth von iVlenioiren und liriefwech-
seln , womit uns die neueste Zeit beschenkt hat, mit
dem Interesse, womit Untersuchungen, wie die über den
IVJacpherson'schen üssian aufgenommen werden, mit der
allenthalben auftauchenden Sucht, die grossen IMfinner
der Vergangenheit durch Denkmale zu verherrlichen,
und mit so manchem anderen mehr oiler minder ßedeu-
tenilen , so »erden wir nicht verkennen können, dass
auch die Alanner, welche au den genannten Verhand-
lungen in irgend einer Weise Antheil genommen haben,
bewusst Oller iinbewusst dem Geiste ihrer Zeit gefolgt
sind, welchem es sichtlich darum zu thnii ist, die Rechte
und die Bedeutung der einzelnen Persünlichkeit immer
mehr herriirzuheben , zur Anerkennung zu bringen und
ihr ihren Antheil an dem Ganzen der Geschichte aus-
zuscheiden and ihre Stelle darin anzuweisen Hiermit
hängt ein zweites Moment zusammen. MIrht nur als
Person überhaupt iuteressirt die Person des Huraz , son-
dern speriell als die Person des Verfassers der auf niis
gekommenen Gedichte; denn es ist eine gleichfalls der
Keuzeit eigenthüniliche Einsicht , dass, wie Herder es
ausdrückt, das Leiien eines Autors der be.sste Commentar
zu seinen Schriften sei, dass die Gedichte organisch ans
dem Dichter Lcraosgowarbsen seien, und sein innerstes
Herzblut ausmachen, daher auch ohne' Uekanntschaft
mit der Individualitat desselben nicht vollständig zu ver-
stehen seien. Freilich war auf dem .Standpuncte des
Alterthums diese Einsicht eine numüglicho; nach seiner
Ansicht war der Redende nicht iler einzelne Mensch, und
konnte es auch gar nicht sein, sondern der Gott war es,
■ler ans ihm redete, und gegen dessen Eingebungen kein
Strauben half. Aber Horaz lobte in einer Zeit und
unter einem Volke, in welchem jene poetische Anschauung
nie recht ^Vur2cl schlagen konnte; all sein Dichten ist
ein seines Zweckes sich wohl bewusstes; wie sein gan-
zer Charakter und seine Weltanschauung nüchtern ist,
so auch seine ganze Poesie; die Blumen der Ljrik kom-
men in diesem Boden nur kümmerlich fort, und sein
eigentliches Feld , wo er zu Hause ist, und mit Leich-
tigkeit sich bewegt, ist die Satire und die diilaktische
Epistel. Da nun in dieser Beziehung Horaz eine Aus-
nahme macht von den übrigen Schriftstellern des Alter-
thums, so ist es auch gerechtfertigt, dass sein Leben
und seine Person zum Gegenstande genauerer Erörterun-
gen gemacht wird, und wenn auch hierbei der bei allen
antiken Schriftstellern wiederkehrende und eben in der
berührten Eigenthümlichkeit der antiken Anschauungs-
weise gegründete Uebelstand eintritt, dass der alten Nach-
richten darüber so wenige sind , so haben wir doch bei
Horaz dafür einen Ersatz in dem Umstände , dass seine
Schriften selbst uns über jene Puncte genügenden Auf-
scliluss geben. Er hat nicht karg zurückgehalten mit den
Empfindungen seines Herzens, ilen Einfallen und Gedan-
ken seines Geistes 5 was ihm immer ums Herz war, was
ihn irgendwie bewegte, — er sprach es aus, selbst dass
er nun gerade zum Dichten gar nicht aufgelegt sei, musste
in einem Gedichte niedergelegt sein. Sehen wir aber in
dieser Beziehung die Gedichte des Horaz an, so kann
uns die bedeutende Versrhiodeiiheit rier darin ausgespro-
cheneu Grundsatze und Ansichten nicht lange verborgen
bleiben, eine Divergenz, ilie oft so gross ist, dass wir
Mühe haben, an die Identität des beidemal Redenden
zu glauben, aber diese Schwierigkeit löst sich einfach
durch Unterscheidung der Zeiten. Natürlich hat auch
er dem allgemeinen Charakter der Menschen sich nicht
entzogen, wel<he alle nicht von Anfang dasselbe sind,
was später, sondern dieses erst »»erden, indem der ur-
sprünglich in ihnen liegende Grunil erst im Laufe des
Lebens theils durch Freiheit, theils in Folge der Eiii-
»virknng der äusseren Umstände entivickelt und modiiirirt
wird. Hier nun tritt ein Unterschied unter ilen Menschen
hervor. Die einen erreirlien einmal einen Puncf der
Charakterentw ickelung, der als ein nach aussen genü-
geuiler und nach innen vollendeter Ausilruck ihrer ur-
eigenen Persönlichkeit gelten kann, von welchem an»
daher kein wesentlicher Fortschritt in die Tiefe, sondern
nur einer in die Breite gemacht »vird, der ilarin besteht,
dass dieser Charakter immer vielfältiger nml vielseitiger
evolviit wird. Solcher Sonntagskinder Leben zu be-
schreiben, ist eine einfache Sache; das Ziel der Eut-
wickelnng liegt am Tage, und damit auch der Weg dazu.
Grosser alier ist die Zahl derjenigen, welche ihr Leben
lanj; zu keinem tollkominenen Ausdrucke ihrer Persön-
lichkeit gelangen. Zwar wird auch bei ihnen die Man-
1105 1106
nichfaltigkpit der ZusfJinde unil Thafieltpiten auf eine »-icl boharrlirliem FIcisse zu verdanken hatte, wie schnell
in Griiiido liegende Kinlieit sich zurückfuhren lassen; odt-r wie langsam er zum Besseren fortsfhrift, nnil wel-
aber diese Einheit tritt nie als für sich abgeschlossen ches die S( hwierijfkeitin und Fehler waren, welche er
auf, sondern es taucht bald diese, bald jene Erschei- beseitijcen nud iibeni inilen zu niiisson fjlaulite , nnd so
nungsweise derselben, nie aber die volle, ganze, fertige vieles Andere. Ist hiermit die Stellung der chronologi-
Gestalt hervor. Unbefriedigt von sich selbst, drangen sehen Untersuchungen als üasis und Ansgringspunct aller
solche Menschen in ewigem Kampfe vorw/lrts, liber sich sonstigen wichtigen Erörterungen über llorai begründet,
selbst hinaus, um sich zu finden und sich so anzuschauen, so liegt in dieser ihrer Wichtigkeit eine weitere Recht-
wie sie an sich sind. Aber zu dieser Anschauung ge- fertigung der vielen Bearbeitiiugen dieses Punrtes, und
langen sie cnf.veder nie oder erst, ivann es zu »pät ist, somit auch der folgenden Auseinandersetzungen,
sei es nun, <lass ihr Rinfjen nach derselben nicht den
rechten Weg einschlug, oder dass ihr Wesen selbst, der 3) Die nolheendigen allgemeinen Vorfragen.
Kern ihrer Perslinlichkeit dieser neckischen, in buntem Nur der Umstand, dass überhaupt noch keine Schrift
Wechsel der Erscheinungen sich gefallende, nicht zu er- existirt, welche die llorazische Chronologie in ihrem
fassende, sondern ilen greifenilen Händen immer wieder <ranzen Umfange erschöpfend behantlelto (denn dass auch
entschlüpfende ist. Wenn die Ersteren als IM.lnner der Franke's Fasti horatiani iliescr Aufgabe nicht genügen,
That, als energisch Wirkende zu bezeichnen sind, so glaube ich beweisen zu kiinucn), macht es erklArlirh,
werden uir in den Letzteren Solche zu erkennen haben, dass gewisse Vorfragen, ilie, wenn sie nicht gleich am
welche willig verzichten auf ilen Ruhm des Hellten, und Ivugange ihre vollständige FJrleiligung gefunilen haben,
einem beschaulichen, receptiven und sich jjeniessenden je.len Augenblick in ilie Quere kommen, und die Unter-
Leben sich zuwenden; kurz: Künstler werden wir ganz suchungen in ihrem bessten Zuge unterbrechen können,
besonders zu dieser Classe zu rechnen haben. Dass hier- 1,)^ jetzt noch nie eigens herausgehoben und beantwortet
her auch Horaz gehört, bedarf nur einfacher Versiehe- worden sind. Das Erste zu leisten und ilas Zweite we-
rang. Ist er nun wirklich unter diejenigen zu rechnen, nigstens anzubahnen soll im Folgenden versucht werden,
die in <leni ewigen Streben nach dem Höchsten es doch [)ie genannten Fragen sind aber diese :
nie vollständig erreichen, aber darum doch dieses Streben . ^ ,. , , ., i
. , . r , 1 • 1 I ■ I • 1 1 k- I a) halten wir alle Gedichte des Horazr
nicht aufgeben, weil sie eben dann zugleicu den noch- ■'
sten Genuss finden, den Genuss ihrer selbst: so ergibt Die Frage, ob alle Gedichte, welche Horaz jemals
sich schon hieraus die Unmöglichkeit, sein AVesen fest- verfertigt hat, auf uns gekommen seien, ist keineswegs
zubanncn an Einem Punct und da ihn zu zergliedern, — eine so müssige, als es vielleicht Anfangs scheinen könnte.
es führte zu Nichts, und würdet Ihr auch keine Faser Denn nicht nur für die Geschichte der Bildung des Horaz
unbetrachtet lassen; denn Ihr hättet nur eine Erschei- zum Dichter ist es Ton Interesse, zu wissen, »b wir in
Dungsform seines Wesens vor Euch, nicht dieses selbst, den auf uns gekommenen Gedichten eine vollständige
(las Ihr so nie erfassen könnet, sondern Ihr müsst es Documentensammlung über seine Dichtcrlaufbahn besitzen,
auffassen als ein ewig flüssiges, einem Strome gleiches, sondern auch auf die Untersuchun j; über liie Zeit der
von welchem Ihr zwar Vieles herausschöpfeii und unter- Abfassung der einzelnen Gedichte übt jene Frage bedeu«
suchen könnet, ohne dass Ihr aber von dem Ganzen ein tenden Einfluss. Wüssten wir nämlich mit Bestimmtheit,
Bild vor Euch hättet, sondern während Ihr prüfet und dass sich in den erhalteneu Ge lichten keine Lücke fin-
untcrsuchef, treiben immer neue ^Vellen dahin unil spol- i\et, sondern dieselben die gehobenen und erregten Stim-
ten Eures Bemühens. Also in einem ewiijen , aber auf mungeii des Horaz alle und ohne Unterbrechung uns vor
Gesetzen beruhenden, aus dem tiefsten Grunde seines die Augen führen, so liessen sich solche Gedichte, die
Wesens abzuleitenden Wechsel und AVaiidel der Erschei- keine historischen Andeutungen enthalten, durch Ver-
nungen ist Horazens Charakter aufzufassen; diese Er- setzen in den Zusammenhang der sonstigen (Jemütliszu-
scheinnngon selbst aber liegen in seinen Geilichteii zu stände des Horaz fast alle datiren , und »ir hätten nber-
Tage. Ulan fragt sich: welche von seinen Gedichten ent- hanpt einen festen Boden für die Untersuchungen unil ein
sprechen welchen seiner Entwicklungsstufen! und so zeigt genau abgegränztes Gebiet. Dem ist aber nicht so.
sich, dass Untersuchungen über die Abfassungszeit der Weichert (de Vario S. -10. poett. latt. rell. S. 3U0) und
einzelnen Gedichte ilie Voraussetzung sind von allen Be- Kirchner (quaest. hör. §. (j. p. 52) betrachten es als sich
Stimmungen seines Charakters. Hinwiederum sind die- ganz von selbst verstehend, gleichsam als Postulat, dass
selben die conditio sine qua nou bei allen Aussagen über Horaz jedes Gedicht, das er jemals ausgearbeitet halte,
Horaz, als Dichter. Nicht nur lässt sich diese Erwägung in die Sammlungen aufgenoinnien habe, und dass diese
von der Betrachtung seines Charakters ohne Nachtheil vollständig auf uns gekommen seien. Aber C. Passow
nicht trennen, sondern auch in der Natur der Sache (die Briefe des Hör not. 147. 'J''- ISI-)' <«rotefend
selbst liegt es, dass nicht alle seine Werke den gleichen (Ersch. und Gr. II, 10, 4.V.) , b.), Fürstenau (de carm.
Grad von V»l|en«luiig an sich tragen. Ist nun von den al. h. ehr. S. 7) und Franke (I. 1. S. 24, not. 3- S. Ml f.)
einzelnen Gedichten die Zeit ihrer .Abfassung bestimmt, sind diesen, allen Gesetzen der natürlichen Entwickelung
so übersehen wir damit auch den ganzen Gang seiner zuwiderlaufenden Ansicht mit Hecht in den Weg getro-
künstlerischen Vervollkommnung, wir können durch Ver- ten. Von seinen griechischen Geilichteii (Sat. I, lU, .'tl.)
gleichun; der früheren Arbeiten mit den späteren uns niuss doch jedenf.ills zugegeben werden, dass sie verloren ge-
davon überzeugen, wie viel er natürlicher Begabung, wie gangen sind, oder vielmehr von ihm selbst nicht des .4uf-
ZiUschr. f d. /Illevlhiimsw. '^
1107 nos
br».ilirciis jjewiirdigt >iiir<len, iinil in Boircfl friilij-rcr rr>- dor Sinn jpiier Fra;jc nur ilieser: ob wir rprschicdone
liiisclipr (ipiliililo inaclit «'S iler vorsUlmli-fp Cliaiaktcr llciUctioiicn ilir (j<'ilic,lite nii/unpiiiiipii Italien, ol) iiir zu
»pinor Poosio liberlialint iinil iiisliesoniliTp ilie Gewandt- der lirliaiiptiin); l)crp( litijjt seien, dass Ilora/ den Text
hrit in Ilnndlialmn;; deN nietninis nnd Periodenbaiies, seiner zuerst einzeln herausjfegebenen Gedichte iiaililier,
»eiche die ,'ilti'ütcn unter den auf uns (gekommenen Gc- aJH er sie gesammelt heraust;ab , überarbeitet und dabei
dichten terratlien, mehr, als w;.hrscheinlich , dass diesen z. U. Anspielunjjen verwischt oder mit andern vertauscht
Geiiichte von niinilerer , namentlich formeller, Vollkom- habe? (Ich setze also voraus, dass Iloraz seine Gedichte
meiilieit vorausjjejjan-'eii waren, die er vielleicht Andern alle selbst edirte, und sie nicht erst nach seinem Tod*
inillheilte , vielleicht gar in's rublicnni gab, jcilenfalls von seinen Freuixlen herausgelesen und zusammengestellt
aber solche, die er bloss zum Zwecke der eigenen Hebung worden seien, wie nach dem Vorgang von Sanadon und
angefertigt hatte, welche er aber alle (zurückzog und) Dac;er neuerlich Hofnian - Pecrikamp behauptet hat; —
vernichtete. Ja sogar von seiner s|i,'lleren Zeit halte ich was ich um so fnglicher thun konnte, als jene Hypothese
es für durchaus wahrscheinlich, ilass er manches Gedicht, bei ihrem erneuerten Kintritte in die AVeit gleich in der
«las er verfasst und einzeln Andern mitgelheilt hatte. Wiege erstickt worden ist.) Fürstenau (I. I. S. 7) hat
bei der Sammlung, weil es nicht gefallen oder unange- sich nicht gescheut, diese Frage zu bejahen, sicherlich
nehm an<>-estossen hatte, oder seineu damaligen Anfor- aber ohne die Consequcnzen davon zu überlegen. Gebeo
derungen nicht mehr entsprach, und iloch auch kein cha- wir nämlich zu, dass Iloraz bei der encilichen Heraus-
rakterislischer Ausdruck einer früheren Entwickelungs- galie der Gedichte die Anspielungen und die Farbe der
stnfe war, ausschloss. Wenigstens sehe ich nicht ein, früher herausgegebenen verändert und sie der damaligen
warum Horaz es hieiin anders gemacht haben sollte, als Zeit angepasst habe, so ist die Folge, dass alle chrono-
die Dichter aller Zeiten es natürlicher Weise gemacht logischen Untersuchungen ihren Halt verlieren, und rcr-
haben; ja von Od. I, 10. glaube ich beweisen zu kün- geblich sind. Auch müsste, falls es mit dieser Hypothese
nen , dass es sich auf keines drr vorhandenen Gedichte seine Richtigkeit hatte, ein höchst aullallendes Zusam-
bczieht, nnd so bliebe hier nur noch der weitere .Aus- mendrängen der historischen Anspielungen auf ganz wc-
weg übrig, das Gedicht für eine blosse Sfilubnng zu er- nige Zeitpuncte zu bemerken sein, und die Geiiichte alle
klären — welchen betreten mag, wer dazu Lust hat. — gleichen poetischen Werth und gleiches Colorit haben —
Aber, wird man fragen, warum hat denn Horaz so man- »ovon bis jetzt aber nur das Gegentheil bemerkt worden
che unbedeutende (wie III, '22.), so manche obsrüne ist. Ich stimme ilaher mit Palilamus (in dieser Zeitschr.
(wie Epod. S. 12.) oder politisch unkluge nicht gleich- 1S4(), J>. 1121) in dem Resultate überein, dass solche
falls ausgeschlossen? Um mit dem Letzten anzufang);n , Ueberarbeitungen nicht anzunehmen seien, ohne jedoch
so braucht sich Horaz seiner früheren politischen An- dessen Beweisen (manche Kühnheiten des Versbaues, die
sichten so wenig zu schämen, als seiner späteren; beide bei einer zweiten Bearbeitung verbessert worden wären;
Maren die Frucht der jedesmaligen Verhältnisse und ihm Stellen, wie Sat. 1,2, 25.) grosses Gewicht beizulegen
durch sie so zu sagen aufgedrungen; sodann die obscünen (namentlich dem letzteren nicht, da es ja möglicher Weise
afhmen so viel Gesuiielheit und Kraft (obwohl beides eine in der ersten Bearbeitung gar Maecenas tunicis u. s. f.
falsche Richtung bekommen hatte), dass sie wohl der hätte heissen können).
Aufbewahrung würdig waren, und waren gewiss bald so
verbreitet, dass Horaz, wenn er auch gewollt hätte, sie 0 '^'^'"^^ ''''" Ordnuns der Gedi.lue.
nicht hätte nnterilrücken können; endlich für unbedeu- Jis fragt sich: haben wir die Gedichte des Horaz in
leiul halten wir Vieles wohl nur desswegcn, weil wir in derjenigen Ordnung, in der er sie selbst herausgegeben
das Einzelne nicht hineinsehen, und nicht wissen , wozu? bat? Und wenn dieses der Fall sein sollte — welches
und warum? So «ar die römische Literatur an sangbaren, Princip leitet ihn bei ihrer Anoriliiung? Die erste Frage
melo(liö>en Hunnen schwerlich so reich, dass nicht jeder mit Peerlkamp zu verneinen, haben wir keinen Grund;
Zuwachs hatte willkommen sein müssen, und Aiiileres für ihre Bejahung aber den der starken Beglaiibigniig der
könnt» zu anderen Zeiten vorzüglich geeignet sein, ob- gegenwärtigen Ordnung durch die üebereinstimmung der
wohl es für nns , die wir den absoluten Werth in's Auge Handschriften (s. Cahn (juapst. hör. tiias, S. 3). Hat
fassen, ion wenig Interesse ist. — Aus diesen Gründen aber nun Horaz bei der Anordnung im Einzelnen sich
glaube ich die obige Frage entschiedener und in wei- durch einen bestimmten Gedanken leiten lassen; » on
terein Lnifaiige, als irgend einer der angeführten Gelehr- einem so i ersländigen , über sich selbst und seine Zwecke
ten verneinen zu müssen. sich so klaren Schriftsteller, wie Hnraz ist, ist »oh! zu
glauben, dass er auch hierauf seine Aufmerksamkeit aus-
b) Ueber die Annahme i'on Veherarbcilungcn dir Gedichte „eiM^^t |,abe ; indessen will freilich ein solcher Grund
dfs llinaz. nicht viel besagen: die Aufzeiguiig einer wirklich iliirch-
Wenn wir die Frage anfwerfcn: ob wir die Gedichte geführten Ordnung wäre die einzig vollstämlige Antwort
des Horaz alle in der Gestalt besitzen, in welcher Hör. auf jene Frage. Dieser Versuch i.-t auch schon .i.-lfach
Bie ursprünglich herausgegeben hat? so kann es damit gemai ht worden. Der grösste Gewinn für die chrono-
nicht darauf abgesehen sein, zu untersuchen, ob unser logischen Untersuchungen wäre es natürlich, wenn sich
Text der von Moraz selbst gegebene sei, da diese Frage zeigen liessc, dass Horaz seine Gedichte entweder rein
i.icbt nur sehr wenig hierher gehören würde, sondern nach ihrem Alter angeordnet, oder mit diesem Pnnrip
ancli "ar nicht beantwortet werden könnte. Vielmehr ist ein anderes so combinirt habe, dass beide sich noch jetzt
1109
1110
aeheiilen , und ila» chronologische von «Ipui anilern abge-
schält sich aiiftvpisrn iicssr. Denn in diesen) Falle hat-
ten »<ir leiciile iMi'ilio mit ilcnjciiigcii Gedichten, die nicht
ganz deutlich auf irgend ein bestimmtes Jahr führen.
Allein so glücklicli sind tvir nicht daran. Die Kiicksicht
auf die Alifassungszeit , als die einzige waltende, zu be-
haupten, ist bis jetzt nocli Niemand eingefallen, da der
Augenschein zu entschieden dagegen ist, und auch Peerl-
kamp konnte es nur von der ursprünglichen, durch Horaz
selbst gemachten, aber gar nicht auf uns gekonwneneu
Anordnung behaupten. Nur bei den .Satiren ist in neue-
ster Zeit der Versuch gemacht »orden, das Vorhanilen-
sein einer clirunologischen Anordnung zu beweisen ; in
Bezug auf das zweite Buch unternahm dieses schon G. F.
Grotefenil , Franke aber suchte neuerilings denselben
Grundsatz auch auf das erste Buch auszudehnen, üie Un-
baltbarkeit des einen, trie des anderen Versuches im Ein-
zelnen durchzuführen, bellalte ich mir für eine spätere
Gelegenheit vor. Von einer Combination der Rücksicht
auf das Alter der Gedichte mit einer anderen, etwa der
auf den Inhalt, hat bis jetzt noch Nichts verlautet, vtohl
aber ist die letztere einseitig und im Gegensätze gegen
die erste von Kirchner (quaest. hör. p. 40) geltend ge-
macht worilen. Seine Ansicht ist, dass lloraz vielmehr
absichtlich, um bei seinen lieserii nicht Ueberdruss zu
erregen, <lie gleichzeitigen Gedichte von einander ent-
fernt habe, und nur darauf ausgegangen .sei, eine mög-
lichst grosse Abwechselung im Inhalte herbeizuführen.
In Bezug auf das Letztere bemerkt aber Cahn (I. 1.) mit
Recht, dass dasselbe auch durch eine chronologische
Anordnung zu erreichen gewesen sei , da Horaz nicht
leicht dasselbe Thema iu verschiedenen Variationen zu
gleicher Zeit behandelt haben »erde; und in Beziehung
auf das Erstero macht er ebenso richtig geltend, dass
die Spuren, ivelche auf eine bestimmte Zeit führen, so
versteckt und unLedentenil seien , dass sie iNiemiinden
haben unangenehm sein können. Nur war hier hinzu-
zufügen, dass ja so viele Gedichte überhaupt gar keine
solche Spuren enthalten , und wenn auch der scharfsich-
tigere römische Leser ans <lem Colorit und anderen für
uns kaum mehr entileckbaren Zeichen im Allgemeinen
auf ein früheres oder spateres Alter schliessen oiler ilie-
ses und jenes auf für uns unbedeutende kleine Schick-
sale des Dichters beziehen konnte, so konnte das ihm
nur Freude machen, Somit haben wir keinen Grund, mit
K. einen absichtlichen i\Iangel an einer Ordnung anzu-
nehmen , und hiermit auf alle weiteren Untersuchungen
über eine aulznlindende Ordnung zu verzichten; vielmehr
können wir guten Alnthes zu Cabn's eigener Theorie
weiter gehen, die durch Scharfsinn überrascht, wenn sie
auch manchmal in Spielereien verfallen sein «iürftc. Sta-
tuirt man eine Ordnung, so kann sich diese auf zweierlei
ausilehnen, 1) auf die ganzen Bücher, '^) auf die ein-
zelnen Gedichte. In ersterer Beziehung wäre also nach-
zuweisen, warum gorailc diese Gedichte iu dieses und
nicht ein anderes Buch aufgenommen seien, unil warum
gerade dieses Buch gerade diesen Platz unter den meh-
reren Büchern einnehme; in Bezug auf's zweite aber:
warum dieses (ledicht gerade in «jicse Stelle ties Buches
eingerückt seil Nach beiden Iliclitungrn erstreckt sich
Cahn's Theorie. Das Erste anlangend , behauptet er von
den drei ersten Bänden der Oden (die hier allein in Be-
tracht kommen können, da die übrigen Bücher alle sich
von einander durch die Verschiedenheit der Zeit ihrer
Abfassung und Herausgabe absondern^, Horaz habe die-
jenigen seiner (iedichte , in welchen er ganz unabhängig
von den Griechen zu Werke gegangen sei, von den an-
deren getrennt und in ein besonderes Buch zusammen-
gerückt. Weil er aber gefunden habe , dass das nume-
rische Verhältniss beider Arten ein gar zu ungleiches
wäre, so habe er die nachgeahmten mit Rücksicht auf
Abwechselung und Symmetrie in zwei Theile auseinan-
ilergelegt und in die glitte zwischen iliese zwei hinein
das selbständige Buch gefügt. Hier liegt aber auf der
Hand, wie unsicher diese Theorie ist, da bei der Dürftig-
keit der Quellen niemals mit Bestimmtheit wird aiiifegeben
werden können, ob dieses oder jenes Gedicht nachgeahmt
sei oder Original. -Sodann ist es doch mehr, als unwahr-
scheinlich, dass Horaz, wenn wirklich ilas numerische
Verhältniss <ler nachgeahmten zu den originalen Gedicll-
ten dieses gewesen wäre, so pomphaft von sich, als römi-
schem Lyriker, geredet, und noch mehr, <lass er diesen
Unterschied so auil'allend hervorgehoben hätte. Endlich
ist nicht abzusehen, warum Horaz die vielen Oden de.i
ersten und zweiten Buches , in dentn auch Cahn's Ge-
währsmann , IMitscherlich , keine griechische Nachah-
mung entdeckt (2o im ersten, 48 im ilritten Buche) nicht
dem zweiten Buche einverleibt, unil dann vielmehr dieses
in zwei Hälften zerlegt habe. — Den zweiten Puuct be-
trefi'end macht Cahn (S. 4 f.) die Bemerkung, dass die
an iMäcenas gerichteten Gedichte sämmtlich entweder am
Anfange oder am Schlüsse oder in der IVIitte (natürlich
im engsten Sinne) eines Buches stehen, und zwar so in
der Mitte , dass ,,quorum uterque inedins libri locus dici
poterat, posteriorem Horafius praetulit" (p. II, not.). Der
Grund dieser Erscheinung entging Hrn. <". ; oirenbar ist
es dieser, dass ilann diese Stelle wieder als Anfang — ilcr
zweiten Hälfte — zu betrachten ist. Z. B. das erste
Buch der Oden enthält 3S Gedichte; die Hälfte davon
ist 19< also fängt '20 die zweite Hälfte an, und I, 20.
ist auch wirklich (wie I, 1.) an iMäcenas gerichtet. Die
Consequenzen dieser Entdeckung hat Cahn iiohl einge-
sehen und auch gezogen (.S. .')); nur geht er wohl zu
weit, wenn er schon daraus, dass in den Epoden die an
iMäcenas gerichteten dieselbe Stellung haben, folgern zu
können glaubt, dass auch diese von Horaz selbst heraus-
gegeben worden seien; ileiin setzen wir einen Augenblick
ilen Fall , ein Freund des Horaz h.ibe sie nach dessen
Tolle einzeln unter seinen Papieren zerstreut gefunilen ,
zusammengestellt und herausgegeben: konnte nicht die-
sem jene Gewi hiiheit lies Horaz bekannt sein und daher
zur Richlsclinnr auch für seine Anordnung dienen? So-
dann in Betreir der einzelnen Bücher weist Cahn zunächst
wieder in Od. I — III. ein Diirclieinanderw irken zweier
Rücksichten nach, der auf das IMetrnm und iler auf den
Inhalt, jedoch mit Ueberwicgen der ersteren. Ich kann
mich hier nicht auf das Einzelne einlassen, sondern ver-
weise auf die Abliandliing selbst, nur das Eine »ill ich
bemerken, dass man mir Unrecht daran zu tlinn scheint,
dass man alle zufälligen Rücksichten , wie ilio auf den
IUI Uli
Kaum wrlolie in iIt orsti'n Alsrhrift ili>s Uoraz viel gPDoiiiinPii liab«, welrlie er e;praile fcr<ig liaUc, sondern
Gotiirlit lialien konii<c, iiml ein li.'liili;;ps Stören ilor be- <las eine und andere bereits fortij;c aus diesem oder jenem
»clilossenen Anordnung durrli andere Riicksichtcn (»ic (iruiide zuriirkle)rt,., und viellcieht sj]rtler iicrausgab, und
«. li Od. I 11. »" «•iele Aehnliclikeit des Gedankens dass er anch nicht unmittelbar, nachdem er eine ent-
mil I, ('• hat, als dass nicht trnl/. iler hierdurch benirk- sprechende Anzahl beisamnieu hatte, zur iIeraU6);abe
ten Stdriini; der Ton Cahn S, (i aufgezeijjteo Ordnung schritt. Von Bedeutung für die chronologischen Unter-
die Kinsrliiebnn"- lon I, 10. Beifall finden niusste), ganz suchungen kann diese Frage nur insofern sein, als sie
ans dem .Spiele l.'lsst, und immer nur nach einem einzigen sieb (nicht auf fiir immer zurückgelegte und nie in dio
streu"- dnrchgefnlirten Principe forscht, was in alleEuig- Sammlung aufgenommene, sondern nur) auf soiciie Ge-
keit ier"cbli<h sein tiird. Micht bloss zwei, sondern dichte bezieht, die in der erhaltenen tSanjmInng zu lesen
viele Ri'icksichteu haben durcheiiiandergewirkt , was wir sind. Von sidchen wird nun gesagt, dass ihr Aufgenom-
freilich jetzt nicht inelir im Einzelnen nachweisen küu- mensein in das IJuch , in welchem sie stehen , keinen
nen und dariiiii auf genauere Untersnchnngeii verzichten .Schluss auf ihre .4bfassuugszeit begründe, dans also z. B.
■missen, wofern wir nicht Lust haben, die Zeit durch daraus, dass ein Gedicht im vierten Buche der Oden
Tändeleien zu verilerben. Da dieses meine eigentliche stehe, nicht nnthwendig folge, dass es später verfasst
lleberzeu^uii" über diesen Piinct ist, so führe ich die sei, als dio in den (vorher herausgegebenen) drei ersten
Acusneriin-'en Calin's über die Anordnung der übrigen Büchern stehenden. üiess ist aber unbegründet. Ent-
Schrifteii nur noch ganz kurz an. In Od. IV. waltet weder war die Auslassung eine zufällige (die Folge einer
fast einzi" dio llücksicht auf den Wechsel der Metra Vergessliclikeit , eines üebersehens) , oder eine absicht-
(S. 14 f.). Heber die Epoden ist (S. 1.5) nur im Allge- liehe. Da mit iler Annahme des Erstem alle und jede
meinen gesagt, dass die eigentlichen Epoden voranstehen, Berechnung eludirt werden könnte, so wird man sich
dieienii'en Gedichte aber, quibiis nomeii epodorum magis auf das Zweite beschränken müssen, und hier sind zwei
externae formae quam metri rati-me habita trlbutum est, mögliche Fälle zu unterscheiilen. Ein Gedicht konnte
nachfolgen, und am Schlüsse ein Gedicht hinzugefügt sei, zurückgelegt werden — entweder weil es persönlich be-
tlas überall keine Epode heissen könne. AVas aber unter Iciiligend, oder weil es politisch anstössig war, entweder
jener externa forma zu verstehen sei, ist nicht ange- nachdem es bereits einzeln ausgegeben gewesen war, oder
geben. Auf das über die Satiren von Cahn Gesagte, nicht. Betrachten wir den letzten Fall zuerst, und ia
werde ich zurückkommen. In BctrefT der Anordnung der welches Licht durch die Annahme desselben Uoraz ge-
Briefe sieht auch er sich genöthigt, auf die Auffindung stellt wurde. Er hasst, er verachtet einen Menschen —
eines durchgreifenden Princips zu verzichten (S. 16 f.), und wie lässt er dieses aus? Er setzt sich an seinen
glaubt dieses aber <laraus erklären zu müssen, dass diese Pult, und schreibt ein Gedicht nieder, vernichtend, nie-
Briefe fast alle per occasionem geschrieben seien. — derschmetternd, die Blossen des Menschen aufdeckend und
Ziehen wir aber nun das Resultat von allem Bisherigen, mit der schärfsten Lauge zerfressend. Hat eres gethan,
so ist es dieses, dass die Anordnung der Gedichte den so rerschliesst er es sorgfaltig wieder — damit es doch
chronologischen Untersuchungen nicht nur keine Unter- ja Niemand findet und liest, und geht triumphirend auf
Stützung gewährt, sondern diese vielmehr, wenn sie auf die Strassen, die Augen strahlend vom Bcwusstsein sci-
jenen Punrt sich einlassen, in ein unabsehbares Gewirro nes Siegs! Oder er hat ein Gedicht in die Welt ge-
geralhen. Dass auch die Satiren diessfalls keine Aus- setzt, in welchem Sympathie mit der Person oder gar
nähme machen, wird später gezeigt werden. iler Sache eines Feindes des August durchblickt, oder
August nur kühl gelobt ist — tlugs wird das K.iud der
d) Ahß^sung und Heraussähe der Gecliihte. Sünde in den entferntesten Winkel geworfen _ denn
Die Unterscheidung zwischen der Zeit der Abfassung wenn August davon hörte — — er könnte in der Er-
eiiies Gedichtes und der seiner Herausgabe ist schon man- bitterung — — im gerechten üiiwillen — — im ver-
rhem Gelehrten in chronologischen Nothen als rettender dienten Zorn — mich — nicht ganz freunillich an-
Eiigel erschienen. Besonders ist dieses der Fall bei Van- blicken — — ! Später aber (etwa da August in fernen
derbourg, iler anch (les Ödes u. s. w. Bd. I. S. 3 IV)) Landen weilt) erhebt er kühn und trotzig sein Haupt,
ganz naiv erzählt, wie er, gedrängt von den sich (bei wirft das Gedicht hinaus in die Welt, und sagt: seht,
seiner Voraussetzung einer abgesonderten Elution des so habe ich schon vor Jahren zu denken gewagt!! — -
3. Buchs der Oden) widersprechenden Datis Nichts mehr Hatte er aber das Gedicht schon vorher einzeln ausgege-
vor sich gesehen habe, als entweder jener Unterschei- bcii gehabt, und waren ilavoii schon Abschriften verbrei-
duiig sich in die Arme zu werfen, oder alle Versuche, tet, so nutzte es nichts, wenn er ein iiijuriösrs Gedicht
die Zeitfolge der Gedichte zu bestimmen, geradezu auf- auch in iler Sammlung nicht noch einmal zu lesen gab,
zugeben; natürlich wählte er das Erste. Es könnte nun sondern er erschien nur als Feigling. Dass aber eiu
iliirch Aiifzeigung der Nichtigkeit jener Voraussetzung, bereits ausgegebenes Geilicht in politischer Beziehung
die allein zu dieser Unterscheidung führte, auch diese nicht orthodox sei, konnte für ihn auch bei veränderter
aufgelöst werden; ila sie aber anch sonst schon gemacht politischer Ansicht nur ein Grund sein, anch in die ganze
worden ist, so verdient sie eine genauere Berücksichti- Sammlung es aufzunehmen. Denn fand man hei der Ver-
gung. Es »ird also behauptet, ilass Horaz bei der jedes- gleicliung der früheren politischen Gedichte mit den spS-
maligcn Heransgabe seiner Gedichte nicht immer alle tereii, ilass diese gegenüber von August inniger seien, so
diejenigen Gedichte in die zu cdirendc Sammlung auf- lag für den Leser, iler Horaz kannte, der Gedanke nahe.
1113
1114
daes An^^nst ein mililcr, lielienswürdiger Fürst sei, wenn
er auch V'eriiac'liUsäi);ung nicht übel iiphiiir, gondern
nur um so giiti);pr Hprile. oiii-r «venu man Hin, je ge-
uauer man ihn kennen lerne , desto mehr liebf^etvinne.
Und in Betreff der Gedichte über und an bestrafte „Hoch-
verratber" mnsste August einsehen, dass ihre erneuerte
Bekanntmachung seiner üache keinen Schaden, Hohl aber
den Nutzen bringen konnte, dass mit dem Andenken an
sie aucli die Erinnerung an ihre Bestrafung aufgefrischt
würde. Somit hatte Horaz keine Gründe zu einem Verfah-
ren, »ie es ihm Vanderbourg beilegt, »olil aber zum Gegen-
theile davon. Alit der Einsicht in die Nichtigkeit jener
H)'pothese haben ivir aber so viel gewonnen, da.ss nir
ohne weiteres Bedenken die zusammen herausgegebenen
Gedirlile als eine solche Sammlung ansehen dürfen, »el-
rhe alle ton Horaz für auf beoahrungswiirdig erkannten
Erzeugnisse dieser Galtung aus der mit der Herausgabe
nun abgeschlossenen Periode enthält, unil somit das Recht
haben, die in den einzelnen Gedichten sich vorfindenden
Anspielungen zu benützen zu Bestimmung iler Aiifangs-
uncl Eudpuncte der Periode unil — wofern nicht Anderes
hindernd in den Weg tritt — in Folge dessen die auf
kein Datum führenden Gedichte zwischen beiden Pniic-
ten einzuonlnen. — Uass wir aber, indem wir uns gegen
die obige Unterscheidung von Herausgabe und Abfassung
bestritten , damit nicht auch jede andere in der Art ver-
norfen haben, ilass wir das Concidiren beider behaupte-
ten, wird keiner besonderen V'ersiclieruiig bedürfen. Wir
erkennen in dieser Beziehung d^s von Kirchner quaest.
Hör. p. (i. g. 12 — 14. Ausgeführte als richtig an.
e) Die Kriterien über die Aifassungszeit der Gedichte
und ilire Gränze
Die Eutsclieidungsgründe über die Frage , wann ein
Gedicht verfasst norden sei, sind: 1) psychologische,
2) ästhetische, .i) historische. Von den beiden ersten
Arten hat Franke keinen Gebrauch gemacht, und aller-
dings, wenn es einem darum zu thun ist, nur oljertiv
gewisse, unzweifelhafte Resultate zu bekommen (wiewohl
auch Franke hieran sich nicht immer hat genügen las-
sen), wird man, bei der unsichern BescIialTeiilieit der
beiden ersten Arten, auf die dritte sich beschränken müs-
sen. Eine kurze Erörterung der Eigentliümlichkeit die-
ser 3 Arten wird dieses klar machen. Es kann wohl
kaani einem Zweifel unterliegen , dass es möglich sei,
durch hingebendes Versenken in den Geist und Charakter
des Horaz es so weit zu bringen , dass man jedem Ge-
dichte im Allgemeinen seine Stelle in der ganzen Reihe
anzuweisen vermag (wenn auch nicht so weit, dass man
ron jedem einzelnen Gedichte den Monat, ja den Tag
seiner Gebnrt angeben kann , was zu können — nach
Jahn in seiner praef. zu seiner Ausg. p. III — • Spohn
sich verniass, wiewohl die Proben von Zeitbestimmungen,
die von ihm bekannt wurden, durchaus nicht alle so ganz
unwidersprechlich sind). Allein um es zu diesem der
eigenen Persönlichkeit sich entäussernden, liehenden, uij-
stischen Selbstidentificiren seiner mit dem Dichter zu brin-
gen, wäre nicht nur inni^^e Liebe zu diesem und Frische
un<l Empfänglichkeit des Geistes und Gemütlies erforder-
lich , sondern auch ein Grad von Cougenialitat, wie ihn
Zeitsc/ir. f. d. ylUertliUii.sw
bis jetzt nur Wieland besessen hat. (S. Bötfiger's literar.
Zustände I, V.'iH. 143-) Also ein zweiter Horaz müsste
man sein, um jenes zu können — und würde ilann noch
überdiess schwerlich Glauben finden, da die Gelehrten
immer und immer wieder auf Beweise, auf historische
Nachweisungen dringen würden, welche beizubringen
einem solchen schwer fallen müsste. Auch ist nicht za
übersehen, dass ein solches Verfahren selbst wiederum
chronologische Untersuchungen voraussetzen würde. Denn
eine solche Anschauung des Charakters des Horaz lässt
sich nur dadurch gewianen, dass man diejenigen Gedichte,
über deren Abfassungszeit sich etwas Sicheres aussagen
läüst, in die gehörige Orilnung brächte, und so die allge-
meinen Umrisse des Enttvickelungsganges des Horaz sich
vergegenwärtigte, und erst aus dieser Einsicht heraus wäre
eine Ergänzung der Lücken in den auf uns gekommenen
Documenten jener Entwickeliing eine Einreilinng der nicht-
datirtcn Gedichte in ihre Stelle in derselben möglich.
Noch weit unsicherer aber, als dieses geniale Verfahren
ist die gewöhnliche Argumentation: Dieses Gedicht ist
erotischen Inhaltes, zeugt von Frische des Geistes, hat
in der Form manche Härten , Unebeiilieiten , verräth we-
nig Selbständigkeit — gehört mithin unter seine frühe-
sten. Aber erotische Gedichte finden sich auch aus den
spätesten Zeiten des Horaz und aus der Vollkommenheit
oder Unvollkommenheit lässt sich — wenn anders diese
nicht eine rein formelle ist, die Folge mangelnder Ue-
bung — Nichts auf ihre Abfassungszeit schliessen. Denn
die Entwickelang eines Künstlergeisfes ist nicht dieses
regelrechte Fortlaufen nach der Schnur, sondern ein
Hüpfen, ein Zurückschwingen, auf die Seiten rennen.
Alles geht sprungweise, und diese Sprünge sind bezeich-
net durcli hervorstechende Gedichte, zwischen welchen
in der IVIilte dann wieder mittelmassigere liegen, durch
welche der Dichter scheinbar wieder auf eine frühere
Stufe zurücksinkt. Bei dieser BeschafTenheit der ästhe-
tischen und psvrhologisrhen Kriterien muss es allerdings
rathsamer erscheinen, von ihnen so wenig, als möglich
Gebrauch zu machen, etwa nur beiläufig und zur Be-
stätigung des auf historischem Wege wenigstens sehr wahr-
scheinlich Gemachten. Am meisten aber wird man sich
vor ilein so häufigen Fehler hüten müssen, aus der Aehn-
lichkeit des Inhaltes oder der Stimmung eines Gedichtes
mit einem andern auf die Gleichzeitigkeit beider zu
schliessen , da aus diesem Umstände das Gegentheil hier-
von sich mit weit mehr Recht folgern liesse , indem Nichts
unwahrscheinlicher sein kann , als dass ein Dichter ein
Thema so lange und so oft bearbeite, bis er dessen müde
ist, — Was aber nun die historischen Kriterien betrifft,
so theilen sich diese wieder in historische im engern und
im weitern Sinne. Zu den erstem gehören solche Fälle,
wo sich in einem Gedichte Beziehungen auf ein Ereig-
niss, das der Geschichte angehört, vorfinden, auf einen
Sieg, einen Krieg, eine von Geschirhtschreibern berich-
tete Abwesenheit, Krankheit, Unternehmung des August
u. dgl. Mehreres. Hier entsteht nun die Frage: sind
solche Beziehungen in allen den verschiedenen Gattungen
der Poesie und in allen auf gleiche Weise anzunehmen?
Deutlicher (denn die Satiren und Episteln können in die-
ser Beziehung gar nicht in Frage kommen, bei ihnen
78
1115
Ulf)
verstellt sich die Antwort ton selbst) : AVic ist es mit
<ler<'lei('lipn In tlon lyrlsclien Geilirliten zu haltend üdss
uiif iliese gar keine Ri'it'ksiclit zu nehmen sei, wird »olil
nlitit >i idorlegt zu «erden biauclien ; nur in Beziehung
auf den Unifanj; <lcr Benutznnjj solcher Stellen kann eine
Fiajje entstellen. Ilieriiher lasst sich so »icl mit Be-
sliiiimtlieit angeben. Da der Dichter die in einem Er-
eignisse liegende Idee reiner darstellt, als sie in diesem
gelbst ausgeprägt ist, das störende Zufällige, das sich der
Idee anhängt, wenn sie in die Erscheinung tritt, ron
ihr abütreift, das zu einem lollkoinmenen Ausdrucke der
Idee Fehlende ergänzt, so wird immerhin das Factum,
wie es bei deui Dichter herrnrtritt, dilTeriren ron der
Gestalt, die es in der Wirklichkeit hatte. Diese Diffe-
renz kann aber nicht so gross sein, dass ans dem erste-
reii das zweite nicht Iieraus erkannt wurde; sonst war
entweder das (iedicht für eine poetische Behandlung un-
geeignet, oder <ler Dichter ein Stümper. Vielmehr miiss
sich nach Abzug der jedesmal nothwendigen Zuthat con
Seiten des Dichters, der Ausschmürkung, Vergrüsserung
u. s. f. das ursprüngliche Factum herausstellen. Unter
dieser Bedingung also , der Lovschäluug der poefischen
Zuthat (welche dadurch bewirkt werden kann, ilass man
deu Wea, welchen der Dichter von vornen nach hinten,
von der Idee zur Erscheinung, dem Ereignisse, gemacht
hat, nun von hinten nach vornen zurücklegt) können
auch die in den lyrischen Gedichten vorkommenden hi-
storischen Anspielungen für die Chronologie benutzt wer-
den; und es bedarf hier keiner besonderen Unterweisung,
da in jedem gebildeten Blensrhen so viel natürliches Dich-
tertalent liegt, dass er von selbst, gleichsam iostinctmäs-
sij , den Punct herausfindet, wo der Dichter, das Ge-
biet der gemeinen Wirklichkeit verlassend , einer höhe-
ren Region sich zugewendet hat. — Zu der zweiten Art
der historischen Anspielungen rechne ich solche Stellen,
in denen zwar an ein Ereigniss angeknüpft ist, aber an
ein solches, das wegen seiner Kleinheit, ünbeileutendheit
keine historische Beglaubigung hat. Dahin gehören also
ganz besonders Aussagen über persönliche ßegegnisse,
wie Lebensgefahr und besonders die amores. Offenbar
gehört Beides in dieselbe Classe ; so gut, als in diese oder
jene erotische Situation, konnte Horaz auch in den Fall
sich bineinphantasiren , dass er durch einen Baum in
Lebensgefahr gerathe, und eine «lieser gedachten Situation
eatsprechende Stimmung in sich hervorbringen nud diese
in einem Gedichte objectiviren. Dass wir aber keinen
Grund haben, dergleichen für blosse Projectionen der
Einbildungskraft des Dichters anzusehen und daher an
der Möglichkeit chronologischer Argumentationen aus sol-
chen Stellen zu verzweifeln, glaube ich zur Genüge dar-
gethan zu haben in meiner Abhandlung de Ilnratii aino-
ribus in Jahn's Jahrbb. Suppl. Bd. VI, S. ,i25 — 374,
auf welche ich in dieser Beziehung verweise. Nur auf die
Frage will ich noch kurz Rücksicht nehmen: ob nicht
chronologische Argumentationen bei manchen Gedichten
dadurch unmöglich werden , dass dieselben nachweisbare
Nachahmungen seien? Bei Anspielungen auf Ereignisse
in der damaligen Rümerwelt fällt an sich schon jeder
derartige Zweifel weg, indem jedenfalls ilio Stellen, in
uelcheu run dergleichen die Rede ist, original sein müs-
sen ; in Beziehung auf alle andere aber genüge die kurze
Bemerkung, dass Nachahmen nicht Uebersetzen ist, dasrs
jenes in dem Uel'ertragen fremiler Empfindungen und Ge-
danken in die eigenen Verhältnisse und das elgeiit* Ge>
müth besteht, und dass schon die Wahl von diesem oder
jenem Geilichto zur Nachahmung ähnliche Erlebnisse nnd
eine ähnliche Stimmung bei dem Nachahmenden voraus-
setzt. — Enillich versteht es sich von selbst, dass aus-
drücklichen Zeitbestimmungen, wie Od. IV, 1, (i. , un-
bedingter Glauben beizumessen ist, dieselben mögen sich
finilen, wo sie wollen. Nur wird man sich zu hüten ha-
ben, in solche Stellen mehr hineinzulegen, als ilarin
liegt, was besonders auch bei der angeführten Stelle gilt,
in welcher das circa wohl zu beherzigen ist.
Schliesslich ist noch die Frage zu beantworten, wie
es mit solchen Gedichten zu halten sei, in welchen sich
gar keine Andeutungen, welche auf eine bestimmte Zeit
der Abfassung führen könnffii , vorfinden} Natürlich ist
es desto besser, je mehr Gedichte sich auf einen be-
stimmten Zeitpunrt zurückführen lassen. Indessen wurde
man es übel mit Iliiraz nnd mit der Poesie überhaupt
meinen, wenn man es beklagenswerlh fände, dass in den
Horazischen Gedichten <lie chronologischen Andeutungen
nicht reichlicher ausgestreut seien, da dieselben hierdurch
au poetischem Werthe nicht eben gerade durchaus ge-
winnen würden. So viel als hinreicht, uns ein Bild von
Horazens Charakter und seiner künstlerischen Entwicke-
lung zu gehen , ist schon angedeutet in den auf nns ge-
kommenen Gedichten, und mehr brauchen wir auch gar
nicht; denn eine Gedichtsammlung ist keine Chronik.
Dass aber, wenn Nachrichten über die Abfassungszeit
aller Gedichte auf uns gekommen wären, manches Ge-
dicht in ein helleres und vorthi-ilhafteres Licht gerückt
würde, kann der Fall sein, wieitohl nicht in einem sol-
chen Grade, dass wir ohne diesellien Horaz nicht ver-
stehen und würdigen könnten. Wir können uns daher
wohl damit begnügen, von einer grossen Anzahl Gedich-
ten nur im Allgemeinen ilie .Anfangs- nnd Endpuncle
anzugeben, zwischen welche sie hineinfallen, von an-
dern nur die Periode, der sie angehören, von andern
gar Nichts. Wären Bestimmungen hierüber wirklich un-
entbehrlich, so hätten wir sie auch.
105- Bulletlno dell' instituto di rorrispondenza archeo-
logica per l'nnno 1840- Zweite Hälfte Lnglio —
Decembrc. S. 113—102. 8.
Anknüpfend an den im Maihefte 1841 dieser Zeitschrift
abgebrochenen Bericht ♦) beeilt sich der Unterzeichnete,
*) Leider ist dieser durch sehr viele Druckfehler entstellt,
um deren Verbesserung Referent angelegentlichst bittet.
S. 528, Z. ."57 lies sie statt sich. Z. 49 I. Bathumsnae.
S. 529, Z. 7. I. hintersten st. hintertassenen. Z. 12 I.
Umranal. Z. 13 1. Puluphnae. Z. 21 1. Clan st. Clau
und ebenso Z. 22 Clantunia. Z. 27 lies Jtathumsnci.
Z. 28 1. Tuliäsa. Z. 29 1. "'ir dieser Pfr. 4. erzeugt.
S. 530, Z. 31 lies Canina stall Camina. Z. 33. lies
similagineus. S. 531, Z. 10 I. Grabstelen st. Grabstellen.
Z. iO I. J-Jl St. LH. Z. 51 1. Parthenon st. Panlhenon.
1117
1118
den wesentlichen Inhalt der so eben in seine Hände ge-
lanjften Forfsetzung der interessanten 3Iitthci!un<;en, wel-
che das archaiilogische Institut zu Rom in obigen ülät-
terii der gelehrten Welt macht, zur kcnntiiiss des deut-
schen pl.ilologisrhen Publicnnis zu bringen. Die ersten
Ausgrabungen freilich, von welchen das Juliheft Kunde
gibt, die von der Herzogin von Scrnioiicta auf dem Ge-
biete von S. 3Iarinella oder der alten Station Punicum,
III der Nahe von Pyrgi im südlichen Ktrnrien reraustaltet
worden sind, haben nichts Bedeutendes zu Tage gefor-
dert, ausser etwa einen Mosaikfnssboden ccn schwarzen
und weissen Steinen, welcher Orpheus mit der Lyra auf
einem Felsen sitzend, ron kleinen und grossen Thicren
umgeben, darstellt; desto interessanter ist die sehr de-
taillirte Beschreibung, welche wir durch Hrn. Professor
Feuerbach loii einem zwischen Perugia und Assissi ent-
<leckten etruskischeu Grabgewölbe griisster Dinicusion er-
halten. Dasselbe ist in <len lebendigen Felsen gehauen ,
aber nach einem grossartigen und durchaus harmonischen
Plane angelegt, so dass es ganz den Eindruck einer in
Form eines lateinischen Kreuzes gebauten Kirche mit
Seitencapellen macht ; die 'Wäude sind mit SSculpturen ge-
schmückt, von welchen wir namentlich eine Aegis mit
dem i\Iedusenhaupte über dem Eingange der llauptcelle
und zwei Schlangen auf beiden Seiten der letzteren her-
vorheben, die, wie Candelaberarme aus der Wand heraus-
gearbeitet, im geöffneten iMuiide Lampen zu tragen bestimmt
gewesen zu sein scheinen; am Architrav des genannten
Einganges endlich hing an einem Eisendrathe ein ge-
flügelter männlicher Genius, der einen runden GegenstamI,
wie ein Granatapfel, in iler Hand hielt. In der Haupt-
celle standen sieben Sarkophage, deren Inschriften das
Ganze als Grabstatte der gens Velinina, d.h. l oluvutia, be-
zeichnen ; insbesondere beiindet sich ilarunter eine Lilin-
i^uis , welche Hr. F. mit Recht als die vollständigste be-
zeichnet, welche man bis jetzt kenne:
P. VOLVMMVS. A. F. VIOLENS.
CAFATIA. NATVS.
und daneben etruskisch : Pup. Veiimna. Au. Caphaliae;
ausserdem trägt auch der Eingangspfosten eine Inschrift,
auf welcher gleichfalls ein ^Irnlh. Velimnas zu erkennen
ist. Uuter den neuentdeckten volcentischen Vasen, von
welchen derselbe Gelehrte hierauf S. IL'3 ff. eine kurze
Uebersicht gibt , gedenken wir nur einer ganz eigen-
thümlichen Darstellung, welche vier nackte Männer im
lebhaften Kampfe mit einem Wespenschwarm darstellt,
und von dem Verf. auf die bekannte Aristophanische
Komödie bezogen wird — ob niit Recht, wagen wir um
so weniger zu entscheiden, als der Stil der Vase (schwarz
auf roth) ihr leicht einen älteren Ursprung anweisen
dürfte; wichtiger scheint uns die allgemeine Beobachtung
desselben, dass auf den Vasen älteren Stils die Augen
der Frauen sich von den männlichen ausser der bereits
von Micali beobachteten länglicheren Form häufig auch
durch rothgemalte Pupillen unterscheiden (S. 125). Das
S. 532. Z. 19 1. Avittdne st. Adriadne. Z. 29. I. ist sf.
sind. Z. 34 I. mehren Denkmalen und streiche Z. 39
beziehend. Z. 43 1. auf dem Kasten u. s. w.
Augustheft beginnt mit den in Deutschland auch unmit-
telbar bekannt gewonlenrn 3]itthciluugen über O. UIül-
ler's letzte Augenblicke ; liaiiu folgt die Fortsetzung der
Ausgrabungen der Herzogin von Sermoneta und eine
kurze Aotiz über athenische Entdeckungen, die uns gleich-
falls schon durch das Kunstblatt IS4l. ^ir. |. zugekom-
men ist. Sehr willkummeii war uns dagegen der Bericht
des Hrn. Dr. Braun über das neurrdings vor der Porta
latina entdeckte Columbarium und die Proben aus den
dort gefundenen tSÜ Inschriften, welche mit den von
Orelli Sjll. T. 11, p. ;i(lti gegebenen verglichen werden
können , und recht deutlich zeigen , wie diese ursprüng-
lich wohl nur zur Grabstätte grösserer familiae angeleg-
ten Gebäude spater ähnlich den insulis für die Leben-
digen, zu einer Art von Gesammtwohnungen für die Tod-
ten wurden, wo die einzelnen Urnenplatze Gegenstände
förmlichen Verkehrs durch Kauf, Schenkung u. 8. w.
sind; ausserdem können wir uns pbenso wenig, ^Is Hr.
Braun, enthalten, die folgende, höchst singulare Inschrift
vollständig abdrucken zu lassen:
CAESARIS. LVSOR.
BIVTVS. .*RGVTVS.
IMITATOR.
Tl. CAESARIS. AVGVSTI. «VI.
PIll.MVM. IJiVENIT. CAVS.
IDICOS. inlTABI.
Von den folgenden kürzeren Aufsätzen lenken wir die
.Aufmerksamkeit besonders auf einen Brief des Hrn. Fin-
lay , welcher (S. 14»') zuerst von einem auf ,\egina ge-
fundenen Scarabäns mitgriech. Insilirift (ADE ONTI/Jyi
EMI) Kunde gibt, uiiil hiernächst das Fragment einer
Steinschrift mittheilt , auf welcher ein Pantakles als
1oijobibö.fyy.ah.üQ vorkommt, obgleich wir die Beziehung
dieser auf den bei .Aristoph. Ran. v. 1U37. erwähnten
Mann jenes ^iamens sehr übereilt finden; noch unerheb-
licher ist jedenfalls die .Auslegung, welche Hr. Vermiglioli
S. I4U der etruskischeu Inschrift auf einer Beinschiene
tulas , aus dem lateinischen tutnre gibt; und auch der
folgenden Anzeige von Gerhard's Trinkschalen (Berl. 1840)
gedenken wir nur um der INote des Hrn. Braun willen,
worin er die Deutung, welche Hr. Gerhard eiiirin jener
Schaleilbilder auf die Ausübung polychromer Sculptur ge-
geben hat, durch eine ähnliche Darstellung auf einer
Vase des Gregorianischen Alifseunis bestätigt. Der Rap-
porto chiusino desselben Gelehrten, weh her die Doppel-
nummer des September und October eröffnet, überrascht
durch den Reiclithuni an Kunstgegenständen aller Art,
welchen das Gebiet eines einzigen Ortes binnen kurzer
Zeit zu Tage gefördert hat, ohne jedoch in ein näheres
Detail einzugehen, namentlich über die neuentdeckte
INekropolis, welche er selbst das Wichtigste nennt, was
im verwichcnen Jahre in ganz Etrurien gefunden worden
sei; nur einige Inschriften ihellt er mit, in welchen sich
vorzugsweise der bei Müller noch unbekannte >ianio der
Familie Cumere wiederholt. Eine ausführlicbe Anzeige
der Voyage en Saidaigne des Grafen de la Al.irmora
(Paris und Turin I84u) tlurch Hrn. Abekeii, welche den
Rest der Muinmer füllt, künnru wir trotz des mannich-
fach belehn ndeu Inhalts gleichfalls nicht wiederum ex-
1119
1130
rerpirrn , nnil wpniten uns Jesslialb sofort zu item No-
Teaibrr, iler iiirhrerp intcrpssaiitn Ifiiiizellii-itpii ilarbielet.
Den Anfall^ macht riiie Narliriilit i'ilier die RcKt« eines
bei Grotta fprrsta gcfiiMdeniMi Ti'in])p|rliiMin , »elilies <li<>
Inschrift als ein von <I<mi Tusculanerii ilcni Divus Severus
gewiilnictcs llrili^'lhiini kfnnnn lehrt; <lann fol^t, freilich
aus zweiter IIaii>i, eine ISutiz über ein bei Corfuna ent-
decktes grosses eiruskisches Bronce;;el;iss fon leicher Ver-
sierun^ und räthselliafter Uestinuniiii|; , und an diese
schliensen sich mit angemessener Abivechselunj; zwei Fund-
berirhte von classischem liüden ausserhalb Italiens in
enlgegenjesetztester Richtung: der eine über die Ausgra-
bung der (iriindmauerii des RUinercastells auf dem Hei-
denberjje bei Wiesbaden , iler andere epigraphi^rheii In-
halts aus ilein Peiraeus, woraus, »rie Hr. Professor Ross
richtig bemerkt, wenigstens so riel hervorgeht, dass jene
Hafenstadt trotz ihrer Verwüstung dur<'h Sulla auch in
den späteren Jahrhunderten fortwährend bevölkert war.
Das Stoffreichste übrigens sind die selbst^indigeii Aufsätze
des schou in unserem vorigen Berichte rühmlich erwähn-
ten Hrn. Cavedoni , der erste über einen IVlüiiztvpus der
gens Veturia , der zweite über die Hirschkuh mit dem
Halsbande auf den Münzen von Kauliinia, der dritte über
einen vor einigen Jahren zu Faleroiie, ileni alten Faleria
in Picenuin , unter den Ruinen des Theaters gefuii<leiien
colossalen Torso, welcher mit den athletischen Formen
eines nackten männlichen Körpers das Attribut einer von
der linken Schulter herunterhängenden Aegis verbindet.
Was freilich den Striegel mit dem Oelgefässe auf einem
Qiiadrans von Ti. Veturius liarrus betrifft, so dünkt es
uns etwas tveit hergeholt, denselbeH auf die Thermen
seiner Vaterstadt Ascnlum zu beziehen, und noch gewag-
ter, einen ähnlichen Typus altitalischer Erzmünzen, ilen
Andere für die saturnische Hippe halten, gleichfalls
als Striegel zu deuten, und mit <lem Reichthume Cam-
paniens an heissen Quellen in Verbindung zu setzen, zu-
mal da slrigilis et nmjiulla zunächst nur für Kunstbäder
{bnlnea) cliarakteristis<h gewesen zu sein scheinen, vergl.
Pers. V, 12(i. und Uürenz ad Cic. Fin. IV, \>.; weit
mehr spricht uns noch immer die Ansicht von Capranesi
an, da<s jene iVlünze sich gerade auf die balnea , quibus
quadranle lavabanlur (Hör. Sat. I. 3. 137) beziehe. Üeber-
haupt dürfte jener picentische Ursprung an sich noch sehr
zweifelhaft sein , da ilie gens Veturid in Rom uralt war,
und der T. Belucius Barrus Asculanus bei Cic. Brut.
c. 4h. noch keinen Rückschluss gestattet, wesshalb wir
uns auch mit der Ueutung der anderen veturischen
IMünze, welche das vertragknüpfende Schweinopfer dar-
st« 11t, auf ein »on Asculuin, als Hauptstadt der Piceuter,
mit Rom geschlossenes Bundniss nicht einverstanden er-
klären künnen. Dagegen hat Hr. C. in dem zweiten
Aufsatze nicht nur das Halsband der kaulunischea Hirsch-
kuh durch Vergleichung mit Plin. H. Nr. VIII. 50. und
Paus. VIII. 10. 4. gelehrt erläutert, sondern auch jener
Vorstellung selbst durch Bezieliung auf die aus ilen käm-
pfen des Herakles bekannte kerynitische (Apollud. II.
6- 3-) einen Anhaltspunct gegeben, der um so entspre-
chender ist, als Kaulonia einerseits achäische Colonie
war, andererseits aber in seinem gewühnlichen Münztypus
deutlich auf Apollonische Religion and ihre kathartischen
Gebränche hinwiess, mit welchen auch der Cultas und
die Sagen von Kerynea in engem Zusammenhang gestan-
den zu haben scheinen (Paus. VII. '2i.); uiid elipiiso
scharfsinnit; ist die Erklärung des erwähnten Tiirsii, als
einer Statue des Uomitian , von welchem wir aus iMartial
VII. 1. und XIV. 179. wissen, dass er ilas Attribut der
Minerva usnrpirt hatte. Von höchstem Interesse ist end-
lich auch der December, welcher den an VVinckelmann's
tieburtstagp in der Sitzung des Instituts vorgetragenen
Jahresliericht des Hrn. Professor Gerhard über die Fort-
si'hritte und Schicksale der Arcliäolngie im letzten Jahre,
nebst einem übersichtlichen Kataloge den ruvesischen
Vasen des neapolitanischen IMuseuins enthält; da inzwi-
schen die letzteren Prachtstücke grössteiitheil« schmi ein-
zeln beschrieben oder piiblicirt sind, erslerer Vorfrag
aber sich wohl zu einer llebersetzung, nicht aber zu
einem Auszuge eignet, so wollen wir hier unseren Be-
richt mit dem Wunsche beschliessen, dass jene herrliche
Anstalt ihr Wirken zum Segen der Wissenschaft noch
lange fortsetzen und die schweren Verluste, diu letztere
in der jüngsten Zeit erlitten , durch neue frische Kräfte
zu ersetzen furtfahren möge.
Marburg 1841. K. Fr. Hermann.
106. lieber die Jahreszeit, in welcher die pythischei»
Spiele gefeiert wurden.
Das Jahr, in welchem die Pythien gefeiert wurden,
das dritte einer jeden Olympiade, steht historisch fest,
über die Jahreszeit dagegen sind die Chruncdugen noch
immer getheilter Ansicht; indess schwankt man jetzt mit
Recht nur zwischen Frühjahr nnd Herbst, da wir aus
der Rede des Aeschines contr. Ctes. §. 264. («Jt/fpciii'
ßtv ökiyciiv fiekkei tu Hudia ylyvtaitai y.ai zu avv-
iÖQiov TU Tuiv '£kkijv(jjv ai'kkey£a9at') wissen, dass
die Versammlung der Amphiktyonen und die Feier der
Pythien in dieselbe Zeit fielen. Die Abgeordneten der
aniphiktyonischen Staateu versammelten sich aber jährlich
zweimal; im Herbst zu Anthela in der Nähe der Ther-
mopylen , im Frühjahr zu Delphi. Für <liese Zeitbe-
stimmung haben wir das bestimmte Zeugniss des Strabo
(IX, 3, 7')» "'^ä Scholiasten ad Demosth. de pace p. 99
Beck., und die Zeitangaben in den Beschlüssen der Am-
phiktyonen Boeckh. Corp. Inscr \r. i ö8H u. 1694. und
Demosth. pro Cor. p. '2 78 R- Ich trage kein Bedenken,
auch die Beschlüsse beim Demosthenes unter den Zeng-
iiissen zu nennen, ungeachtet der nicht unerheblichen
Zweifel gegen ihre Echtheit. Gegen den zweiten we-
nigstens spricht ein doppelter historischer Grund; denn
1) wurde er gar nicht iap/VTJi /7<'A.aiat;, sondern in der dar-
auf folgenden Versammlung zu Anthela gefasst (rf. Aeschin.
contr. Ctes. §. 12^.), 2) war Kottyphos , wie wir aus
derselben Stelle des Aeschines ersehen, aus Pharsalos,
die Arkader aber gehörten gar nicht zu den Amphiktyo-
nen. Allein die Beschlüsse stammen ohne Zweifel schon
aus früher Zeit *) , so dass dem Cumpilator die Zeit der
') Was man aucli über die Dociimcnle in der orat. pro Cor.
nuJ einiger andern Reden statuiien mag, so scbeinea sie
\\}l 112"?
VersaiiimJiiiiKPii, »»eiche tliirrh die «fanze Zeit des Gric- ille Zeit verriirkt »tar, «tiut iiichls zur Sache) «urdealso
thendiuiiis besfandei. hal.en, und sich auf der einen Seite /i' Ilükuii, d. h. in dem kleinen Orte Anthela daselbst, ge-
in's Dunkel der mTthisrhen Zeit verlieren, auf der an- halten, »»ie die des Fnilillngs in Deliihi. Das» Leides
deren Seite mit dem llnterganee der griechischen Reli- Rej;el »var, ISsst sich bei den religiösen Versammlungen
gion verschwinden, aus eij;ener Erfahrung bekannt sein ohne iveiteres er»varten ; und »ie ilie Zeit ron den Vor-
mussten. — Die Behauptung, dass die llerbstrcrsammlung fahren bestimmt «ar, so »»ird es auch der Ort für jede
7.U Viithela oder Ir Ih'Kai; aebalten sei, die des Früh- Versammlung gewesen sein. Es lasst sich aber rnrli an-
jaiirs in Oelphi, ist meines Wissens noch nicht mit Be- derneitig erhärten. Der Sclioliast zu Euri|)ides Orest.
.stiii.mlheit ausges|)roclien »lorden, wenigstens ist ihre is. 10^14. erzflblt, dass Akrisins, llcrrsclier in Argos,
Wahrheit nicht allgemein anerkannt; denn Blirkh »er- nach dem Beispiele der zu Thermop»la geslifteten ^'er-
muthet, dass die Lex der Auipliiktyonen , welche Corp. Sammlungen ahnliche in Delphi errichtet und den Am-
Inscript. Nr. \{\H<. in Ihren Tniminern abgedruckt ist, phiktyonen die Sorge über den delphischen Tempel über-
zu Delphi abgefasst sei, obgleich sie der Herbstversamm- tragen habe. Es ist kein Grund vorhanden, diese Nach-
jung angehört; ich darf sie daher nicht unbegründet las- ridit in Zweifel zu ziehen. Strabo datirt vom Akrisios,
»en. Die Versammlung, in welcher Acschines die Am- »»elcher sich überhaupt grosse ^'erdieiiste um den Bund
phissfler anklagte, dass sie das dem Gotte geweihete Ge- erwarb, die historische Zeit des Buniles; dem Sclioliast
biet von Krissa angebaut halten, indem er auf das Ge- konnte also eine bestimmte Nachricht »orliegen. Dann
biet hinwies, »»elches vom ^Versammlungsorte übersehen tragt die Nachricht das Gepräge innerer Wahrheit. Alle
»»erden konnte (Aescli. contr. Ctes. §. 118.)» "^a"" '"> ainphiktviinisclien Völker hatten ihre ältesten Wohnsitze
Frühjahr. Durch Beschluss der Am'phiktvonen »»nrde um Pyla herum, und so ki te dieses der religiöse .Mit-
die nächste Versammlung gegen das Herkommen auf eine telpiinct derselben in vorhistorischer Zeit »erilen; und
frühere Zeit festgesetzt, um darin »»eitere Massregeln sobald Ort und Zeit durch das Herkommen einmal ge-
gegen die widerspenstigen Ampliissäer zu fassen. Demo- heiligt waren, beachtete man fortwiihrend beides , obgleich
«thenes setzte aber einen Volksheschluss durch, dass die der frühere Grund »eggefallen und Anlhela durch reli-
Atheuienser diese Versammlung nicht beschicken wollten. giüse Culte nicht vorjugsweise ausgezeichnet »ar. Das
Darüber erzahlt .Aesdiines in seiner Rede gegen den grosse Ansehen aber, »elches der delphische Gott, sein
Ktesiphon g. ('2(1. Folgendes: „roi' öi Ifooinn-fiova"' Orakel und sein Cullus über ganz Griechenland erlang-
(fljol (Demosthenes in seinem Volksheschluss) „TOJV ten , der Glaube , dass hier der IMiltelpunct der Erde »ei,
'JSlivalujV xut TOrg nvluyofjovc; rovq di\ irvlayo- waren hinreichende Beweggrün.le, um auch dieses zum
(jud'waq, mOUELeodat ei; Ill'kag y.al ei; Jelcpov; if religiösen 31iltelpuncte , zum Ort der Amphiktvonenver-
TUi; Terayuevoig ^rjo'voi; inu tiüv Trooyövujv" , ei- sammlun;:en zu machen, obgleich man Zeit und Ort der
Tr()erTÜj; ys nß Övü}iaTt, akXd tuj egyuj uiaxgwi;- ursprünglichen ^'ersanimlungen nicht anzutasten wagte.
y.coh'si yug ei; TOV Ovkloyov TOV 'ev llvlcu; a-irav- So hielten sich die lletbstversainmlnngen zu Antheld, und
räv, 6; £^ dvdyy.l]; itgo toi< y.a^/jy.ovroc eitelXs zu Delphi wurden neue, im Frühjahr zu feiernde, er-
;)'00l'0t) yi'yifrj^«/, womit man das gleich darauf §'. rjS. richtet. Für das höhere Alter der Versainmiungen zu
Gesagte vergleiche. Diese Herbstversammlung *) (dass Pvia zen^'t ausserdem die Benennung RvKaia für beide
^'ersainnilungen.
Da nun die Feier der Pytliien mit einer dieser Zu-
jedenlalls im Allgemeinen ans sehr guten Quellen geflos- sauimenküiifte nach der oben angeführten Stelle des Ac-
sen zu sein, und die P'orscluing dart sie als giillige Zeug- —
nissc benutzen, so lange sicli nicht gegründete Zweilel ^\^^ a„ ^ dass, wenn die Atbenienscr bei der A ci-5.iinni-
gegen die Wahrheit des Inhalts erheben. l,in„ d^i- .'Vni)>hiktyoner. verlnlen gewesen waren, ihnen
") Winiewski Comment. p. 'HO sqq. verwirrt die Begeben- die obere Leilnng winde iiberlragen woideii sein, welche
heilen, welche den Ausbruch dieses heiligen Kricges^gegen nun, da sie sich, durch die Ranke des Demosllienrs ver-
die Lokrer herbeirührtin, und dem Philipp eine neue Ge- leilel , von der Sache lern geballen hatten, dem Philipp
legcnbeit zum Einlall in Griechenland hercilelen , da- zugefallen sei. Damit .stimmt auch iler liiief des Philipp
durch, dass er eine ausserordentliche Vcrsainnilnng an- beim Dem. pro Cor. p. 280 R. (5- 157) liberein, worin der
niinint, welche einen Mon.H nach der Frühlingsversamin- König, als Antwort auT die l cberlragung des UheTbefchls,
long stattgefunden habe, unil dann in der gewöhnlichen die verbiind. ten Pelüponnesci auf itcn Bürdroiiiion nach
nächsten Hcrbstversammlung dein Philipp "den Ob.rbe- Phokis beruft zum Kriege gegen die Ampliis.siier. Mag
fehl zuerkennen lasst. Schon ans der hier angcfnhrlen man nun annehmen, dass dieser Briet im Anfang des
Stelle folgt unzweifelhaft, dass keine Versammlung ein- Bordromion geschrieben sei, odei- im Hletageil nion , waj
geschoben, sondern die iibliclic Herbstvcrsammhing nur wohl wahrsclieinlicher ist —im Briele lieisst es: tou
durcii besonderen Beschluss vorgerückt sei. In eben die- /«oiwioc /(»jin; . . . Bnrßooifiioiroq , — so kann die \ er-
ser Versammlung aber, wciclie diiich den Volksbcscbhiss sammlon- der Anipbiklj oncn, in welcher dem Philipp dir
des Demosthenes von den Allienicnscrii nicht beschickt Oberbclehl iiberlragen wurde, sp.ilostens in der ersten
wurde, nuiss ebenso un/.weifclhaft der Ohcrbcfebl gegen llalftc des Mct.ig.ilnion statlgeli.n.len haben, kann also
die Ampliissäer dem Philipp übertragen worden sein, das nur die zu nngewidinbcber Z«it gehaltene sein. <la sie f.ist
fordert die Darslelliiiig beider Redner , vor Allem ab.r in den Herbst hatte fallen müssen. Diess sind die fcst-
Aeschin. c. Ctes. §. 129., wo der Redner sagt, die Grit- stehenden Data, in welciie mau <lie in der Faibong ah-
ter bitten den Atheniensern t»> ^jy^/ioyluv tr,!; tinfßilu^, weichenden Darstellungen bei Demosthenes und Aescbi-
d. h. den Oberbefehl gesen die Ampliissäer hesliinmt sc- nes einfügen mnss Das ist auch gar niclil schwierig,
habt, durch die Veirathcici des Demosthenes aber 'sei würde mich aber hier zu weit von meinem Gegenstände
er an den Philipp verloren gegangen. Acschines deutet abführen.
Zeitschi: f. d. /Ilteithumsw.
79
1123 1154
irliinrs in <Iii>sollic Zeit fiol , ao miisHpn sie im Ifcrlist TVoXliiOl' /isv fi)jdh' tri älpacrdai jiljfiSTlüOl'Q- 7100^
oilcT im Fnilijalir jjrfi-irrt sein. Für lioide Aiisicliirii dt > Ijv tloi'jvyv fia)\kov Tljv yvviiiip' ii-j(()i>. Der fol-
lialirii sich >•> iieiiiri'r Zi-it 1)(mIcii<cihIi' Stiniineii erholirii. jjpiwin AViiifer niirilp «iciler mit L'iiterliaii(llun|;<'n i'iber
Cliiildii iii spiiieii Fus(i« llelli-iiiri.s iiiiil auch Kriigor in dm Frieden ausgofiillt , wie Tlinkyd. c. 17. mit liestimni-
»PMHT diMitsilirn Ausf.ibe dicüps Werkes, wie icli ans (on Worten sagt: x«i TUU- y^tiuuiva ToTiiov 7jlOav i§
den Anfiihrnii-rcn orsclie , liaben üicli für den Ilerlist }.t'r/ui\. Dieser Frieden wurde dann anih den 25. Kla-
entscliieilen; IJiiikli Cnrii. Ii.srript. ad Nr. U)88. Vol. I. plieliolion Ol. SC), 3. (d. i. den IL». April 4l> I ) anf ,50
p. Sl4 s(]i|. liat (.'rosseir Scharfsinn aiifjjeboleii , nm die Jalire ali<jesclihissen (Thiir. V, 1^). rf. 2(J inil.).
rnllilingsfeier iiarli/n« eisen. Krause in seinen kiir/lich Nun beginnt Thukydides, nachdem er am Ende de«
ersrhienenen llelleiiicis Till. 'J- „lieber die pythischen 4. Dudies das nennte Kiiegsjahr, das Jahr des einjäliri-
Spiele" stellt die He» eisstellen zusammen, und entschei- gen Waflenstillstandes , beendigt hat, ilie Krz.'lhlung lies
det sich ilann ohne »eitere Prüfnng für IJfickh's Ansicht. neuen Ivriegsausbriiclies , also des zehnten Kriegsjahre»
Derselben folgt >Vinie>iski in seinen Commentaren zu (Ol. SU» "'/i) '"' Anfange des 5. Buches mit folgenden
Demoslhenes Kcde um den Kranz, unterwirft jedorli die Worten: 'J'oij ö' tTriyiyvo/itVOV Si()Ol'C (Ol. W, V.)
Ilaiiptstellen einer eigenen Prüfung. Brückner in seinem al fih' iviaitcrtot OTlOfdai ö/ekckwio fJ.t'X'i''- Ufdiiov.
AVerke ,,Ki)iiig Philip und die hellenischen .Staaten" gibt ]\climen «ir nun zuerst an, dass die Pythien im Früh-
iiiir ziieifeliid der Ansicht Clintoii's und Krüf;er's den Jahr gefeiert seien, was Böckh durch <liese .Stelle bewie-
^'orzug. So ist als sicherer Thalbestand anzuerkennen, sen glaubt; so würde Thukydides 1) behaupten, dass in
dass sich ein festes llesiiltat über <lie Sireitfrage noch dem nun beginnenden .Sommer *) der einjährige AVaffen-
iiichl gebildet hat. Bei der Prüfung aller hierher ge- stillstand bis zu den Pylhien, «las ist bis zum folgenden
hörigen Slellen hat sich mir ein unziveifelhafles Resultat Frühjdlir, aulgelüst gewesen sei, also ein ganzes Jahr
ergeben, und so liü/fc ich, der \*'issen,>.chaft einen Dienst innerhalb <les Zeilraums eines lialben Jahres. 2) wenn
zu erweisen, wenn ich meine Untersuchung einem gros- der einjährige Waflenstillsland aufgelöst, d. li. unter-
geren Publicum vorlege. brocken war bis zu einem bestimmten Zeilpuncte, so muss
t. er nach Ablauf desselben wieder in Kraft getreten sein,
Bockh an der angeführten Stelle legt mit Recht einer sonst würde die Auflösung nicht eine begränzte, sondern
Stelle beim Thukydides (V, I.) ein entscheidendes Ge- eine beständige sein. Wenn wir daher mit Böckh die
wicht bei. — Alhenienser und Lakedilmonier hatten, er- Pylhien in das Frühjahr Ol. S'j, 3. setzen, so würde
schöpft und des Krieges müde, einen Wairenstilisland auf Thukydides den fünfzigjährigen Frieden, welcher den
ein Jahr geschlossen, den 1-4. Ela|ihebolion Ol. 89, 1. 25. Elaphebolion geschlossen wurde, als Fortsetzung des
das ist am 24. März 42S a. Chr. Diese Zeit des AVaf- einjährigen AValFenstillstaniles betrachtet haben; das ist
fenstillstaiides sollte zu Unlerhandluiigen eines allgeinei- aber niiiiiöglich. — AVrsuchen wir nun ilie Erklärung
neu F'riedens veriiandt werden. Thuc. IV, US. Man igl. der Stelle unier <ler anderen Annahme, dass die Pythien
V, 15. !£cpak£VTU>v dt ai'TÜiv {riöv'Ai^l]Vui(Jjv) enl riß im Herbst gefeiert seien, so sagt Thukydides ganz ein-
^nXlti), ■Jtaoa.](OtTua oi jlay.töaifxoviui, yvovrig vvv fach: im folgenden Sommer war der einjährige Waffen-
uaUMV dv klidt^uuivuvi,TloiuvvTai TijV kviuvaiov ty.e- stillstand aufgelöst bis zu den Pythien; d. h. bis zu den
ytioiav , £l> T) tdsi i^VVlüVTaC, '/.al T[tgi tov yiJOVOV Pylhien dauerte der eigentliche Krieg; und geht dann,
ßovXcvtattat, Dieser kam iniless nach Ablauf des Waf- nachdem er nur mit wenigen Worten die Vertreibung der
fenslillslaiides noch nicht zu Stande, sondern mit Anfang Uelier durch die Alhenienser wälirenil des WaHenstill-
des Sommers (im Sinne lies Thnkyilides) Ol. 80, 2- hracli Standes erHähiit hat, zur Erzählung der Kriegsbegeben-
der Kriei' wieder aus, bis in der Schlacht bei Amphi- heilen über, welche, »ie wir gesehen haben, nur we-
polis jü lOTuivTOq Tur litipoi'Q beiile Anführer, Kleon nige Tage sich über den Anfang des Winters hinaus-
iind Brasillas fielen (cf. Thuc. V, 12.^- Hiermit schliesst zogen. Die darauf sofort sich gellend machende Nei-
iniless Th'ikvdides den wiederausgebrochenen Krieg nicht gnng zum Frieden und die llnterhandliingen über den-
ab sondern im 13. Capitel erwähnt er noch, dass ein selben im Laufe des folgenden AViiilers bilden dann die
an den Brasilias aligesaniiles Hülfscorps von 900 schwer- Forlsetziing des einjährigen Wairenslillstaiiiles, den die
bewalliielen Spartanern gleich mit dem Anbruch des fol- kriegführenilen Parteien ohne weitere Erneuerung still-
genilen Winters von Heraklea in Trachis bis Pierion in schweigend »>ieiler in Kraft treten liessen. Hieraus er-
Thessalicn vorgerückt sei, von den Thessaliern aber zu- gibt sich mit schlagcniler Evidenz, dass nur die letztere
rückgewiesen und von dem TreU'eii bei Aniphipolis in Annahnie, die Herbstfeier der Pylhien, sich mit den
Kenntniss gesetzt, zurückgekehrt sei. Die Eiilfernuiig AVorten de» Thukydides in Einklang bringen lässt, und
der beiden ()r(e liaiin nach Olfr. Müller's Cliarte vom z«ar iniiss sie bald ti.irh dem Winleräquinoctinm slallgc-
nUrillichen Grieclienland nicht viel über 4(10 Stadien be- funden haben, zugleich mit der Einsicllung aller Feinil-
tragen haben, und so genügten fünf bis sechs Tage reich-
lich (ür die Expedition dieser Spartaner in das thessa- *) Das isl die Redentnng von toÜ iniyiyrofii'vov i9f\jou? nach
Jisrhe Gebiet. Dass aber Thukydides diesen Zug noch dem festen S|ii3cbu'eLir.iiiclH- des lliukjiliibs. Halte er
Kriege rechnete, geht aus dem Anfang des 14. Ca- "«'■" "»l'^'": ^"^ ''" Sommer nnfioK , d. li. im AnLinge
des Soniniers, so niiissle es neisscn tou ö^poi/q iTnytyvD-
ziim Ivriege rerniieie , geni aus nein Aiiiang ues i^r. kj<i-
pitels hervor: iuvifjl] Tt £vüv<; fitTU Xl)v SV 'A/UCpi-
nÜKSl UC-XI'^ ^'^' ^'j" P<'ii(fi'>t' 'er war der Anführer
fiiiov oder iniyiyroiUrnv roü tff'ooc?. Hier mir .ils liileye
die Heis|ii.le des 2.' liiiclies Cjpp. ,^.J. .S3 47. 6:. 69. 71. 9.!.
der ytl6 Spartaner) äva^ujor^ntv i/. (^tOOHi.ia^ , v'ioTt Bockli übersetzt auch richtig aesUte senuentc.
l!23
1126
»cliskeiien. Wenn wir dcdcrikcn, diss ilic zur Zeit der
P>tliien ciiitretfiule ty.f/^enna iiiittvirkernle ür.sa« lie zur
■c'hiiflleii Einstflliiiig der Feiiidsclifjkeitcn »ein niDchte ,
w<'lilic (lunn iii( lit HJcdi-r t'rii<Iiii't nurd<>n, so ist dpr
Ausdruck de» Tliukvdides um so prägnanter und bedeu-
tender.
liciekli wendet nun zivar fjejren die Folferiinj der
Ilerlstfeier ein , dass es niclit auf die Dauer des Kriejjes
l>ei iler Zeitliestininiunj; iler Pwliien ankomme, ilenn die
M'orte ai iviai'OHJl onovdcii dn/t/uiru bedeuteten
niclit: es war Krieg, Sittn\frti es waren keine OTtovöai,
und diese «aren erst im l'ri'ilijalir Ol. fS I , ',^• erneuert
worden; dalier nii'issten die P\tliien um die Zeit jene»
l'^riedens^rbliisses auf 50 Jahre gefallen sein. Indess man
sieht nicht recht ein, tiie diese Erkläruii}; ans den Wor-
ten des Tliukjdides (;eHonnen wird; denn dieser spricht
nicht von einer Unterbrechung der OTxopdai ganz im
Allgcuieinen , sondern der liestinimten ivluvOlOl OUOV-
6ai' Um Uückh's IMciniing üu rechtfertigen, miisste die
Steile etwa lauten: zov d in lytyvo^tivov tltOUVQ ui
fttv ifiaioiui criiovdai du/ ikiWTO v.ui ovv. r,auv
Onovdai lli'j[OI IloditjjV. Wie sich aber diese Ansicht
epraclilich nicht rechtfertigen lässt, so Ifisst sich auch
ein historischer IJeweis dagegen führen. Ihr zu Folge
ist ii<'imli( h die Feier der Pvthien in ilen ersten Kriili-
iingsmonat zu setzen. Wir viisseu aber aus Plut. (iuaest.
Gr. S) , dass bei den Dclphern der erste Frülilingsnionat
Bysios hiess. Die anipliikt^'onische Inschrift bei Uoeckh.
Corp. Iiiscr. Nr. Hi'^S. Z. 4ö setzt dagegen (He p>thischen
Spiele in den ßukatius ; dieser kann also nicht iler erste
Früliliiigsuioiiat genesen sein. Bitckh sucht diesem Ar-
gument dadurch aiiszii» eichen , dass er den Bvsios zum
letzten AVinierinonat macht; ilas gestaltet aber die frag-
liche Stelle nicht. Pliilaich. I. c. berichtet, dass man
«len Monatsnamen Hysios geHühnlich von (fiiTtg ableitete
(ö de Bvoioi; /lijf , oi, fitv oi nokkul pofiiCofot,
(f)L'OlÖ(; iaiiv) und setzt dann hinzu euQO^ ya.Q uoXSt,
xat TU TTokkd (fVErat riji/r/.aL'ia xai diaßkaarrdvei.
Ks scheint mir ausser Zweifel, dass die Worte ec.oo^
aQj(Sl dein iMonate seine feste Stelle im Jahre anweisen
sollen, lilierhaiipt nichts Anderes bedeuten künneii. Dass
in Griechenland schon im letzten Winterinoiiat die Srhaf-
fungskraft der Mafur erwacht war, ändert die Sache
nicht; sie hörte ilcsshalb im ersten Fri'ihlingsmonat nicht
auf. —
2.
Jiaclisf Thuk vdides ist Aeschines der gewichtigste Zeuge
f(ir die Uerbslfeier der Pvlhien. Die Stelle, aus welcher
wir ersehen, dass die Reden de Corona wenige Tage vor
den Pvthien gehalten wurden, ist schon oben angeführt
worden; alle Zeitbestimmungen, welche sich aus den
Reden für die Zeit des l'rocesses ergeben , leiden also
eine unmittelbare Anwendung auf die Zeit der Spiele.
Wir haben hii r als sichern Ausgangspunct , dass iler Pro-
cess um den Kranz Ol. 11'.', 3- unter dem Archon Ari
sfoplion kurz vor den Pvthien stattfand. Bei Aeschin.
contr. Ctes. g. 132. lesen wir nun: otJX w M'^f Tojv
Ileoaujv ßaoikevg, 6 T(jv''A9v} diooi'^ag, 6 rov'EX-
krjaTtovTov i^ei'i^as;, 6 yrjv y.ai vöuio xovc, "Ekki^vag
ahujv, ö Tokftuj» iv laic iTTiOTokatg yQc!.<f£ii' , ort
SsijTtuTiK eoTtv ärravTOv uv9qij>thdv dcp' i]kioi> dviuv-
Tog fii:/!^' di'untvui', vvv Ol' Ttfoe Tui> y.votuq InouiV
eii'ai dui.yvjviCtTdi, «A/.' i]f))j :iiijl lij^ toi ovjiiutu^
oiDTVoiOi ; Hieraus folgert Clinton mit Recht, dass der
Tod des Dareiiis in Athen noch nicht bekannt gewesen
sei, als Aescliine» diese Worte sprach; Dareios wurde
aber von Uessos getfidfet im ersten Monat des attischen
Jahres Ol. I !'.>, 8., «las ist im Juli .'H30 a. Ch. (cf. Arrian.
exp. AI. 3, 2'.'. TovTO TO Ttkoi /lagtiii) iyivero , irre
\luXuvTog yldijvOAUii 'AoiOTOCpilivrui, tii.voc'Ey.a.Tuu-
tjo.iwvoi;.) Nehmen wir nun an, ilass die Rede erst im
ersten Frühlingsmonat oder kurz vorher gehalten sei, so
würden etwa acht fllonate verflossen sein, ohne dass die
Narliiiclit von dem Tode nach Athen gelangt sei; eine
Annahme, die ganz unmöglich ist bei der beständigen
Verbindung, welche die Griechen mit ilem Perserkonig
unterhielten, und bei der regen Theiliiahnie, welche gana
Griechenland nothwendig für die Begebenheiten in Asien,
für einen Kampf haben niussten, in welchem so viele
Griechen mitfnchten, und den Alexander selbst als einen
Kani[)f der gesammten Nation darzustellen bemüht war.
Das stellt auch Hi'ickh am angeführten Orte nicht in
Abrede, nimmt aber, durch »eine Auffassung der Stelle
des Thukvdides einmal für die Frühlingsfeier entschie-
den, an, dass der Redner in der leidenschaftlichen Auf-
regung der Rede so habe sprechen küniien , obgleich
die Nachricht vom Tode des Dareios allgemein bekannt
gewesen sei; ja, er glaubt die Kraft der Stelle dadurch
vermehrt. Ich habe dieselbe oben vollständig ausgeschrie-
ben , um dein Leser sofort ein Urtheil über diese Mei-
nung möglich zu machen, bezweifeln aber, dass nidii
eine Kraft der Rede darin finden wird, wenn es von
einem Todten heisst, dass er um sein Dasein kämpfe.
Davon kann sich auch Winiewski ('omment. p. 2ä7 «qq.
nicht überzeugen, und will desshalb lieber die chronolo-
gische Glaubwürdigkeit des Arrian in Z»eifcl stellen,
die jedoch sehr bewährt ist, oder bei Aeschines für ÜKK
i]8i} itsgi Tijg Tov oujf.iarog OMxijgiuc, „äkk' ovöe
etc." lesen; eine Conjectur , welche, abgesehen von der
kritischen Willkür, einen ganz seltsamen Gedanken her-
vorbringt, und das Ebeiimass der Rede zerstört.
Bockh hat aus einer anderen Stelle iles Aeschines
(contr. Ctes. §. 165.) nachzuweisen gesucht, dass die
Rode erst nach dem Winter Ol. ll'J, o- gehalten sein
könne. Dort heisst es: d d' 'yikl:i;av8oug e^aj T/;?
cioxTov y.ai rrjc o//.oi'ft£v)j<; okiyov ösiv naoi^y ^led-
tiorijxet. Die Worte itvi Tij(; aoytuLi, sagt Böckh,
müssen auf die Expedition nach Baktrien und Sogdiaua
bezogen werden, welche erst nach dem Tode des Dareios
im Winter unternommen wurde. Ich könnte mich hier
mit der Bemerkung begnügen, dass der ganz unbestimmte
Ausilrurk gegen das bestimmte Zeiigniss nichts beweisen
könne; muss aber einräumen , dass rfiesc I/o;7e allerding»
ihre angemessenste Erklärung linden, wenn sie in Bezug
auf diese Expedition gesagt wären. Alexaniler drang
nämlich schon tief im VVinfer, vermuthlich im Dccembrr,
bis an ilen Kaukasus vor, grünilete dort eine Sladt Ale-
xandria, und verweilte hier einige Zeit, bis die Jahreszeit
den Uebcrgang über das Gebirge möglich machte. (Mau
vergleiche hierüber die gründlichen Untersuchungen Mü-
1127 1128 , "
tirir* mm Cur«iiis p. 618— f)'20. 637. 6 58- üW). Wiir.l." »fil an .lirsoin Tagp ilrr Gott einen niusisclipn Wp((N<rpit
III die Ufirlvl»'.'' Ansiclit forilert, die Rpilc in ilcr zwei- iilter die ßrsipj^iiiig dos P)(lion gefeiert habe (Ürlinl. Pind.
teil ll.tlltc de« let/.teii Winfeniionafs (;i'lialtoii , so konnte Argum. P>(li.). Mrlimen wir uiiii an, dass der Uiikatioa
liiiials der L'elii'r'»aii;j über den Kaniv.isns zu Athen frei- dein attischen Pyanepsiiin auf den Tag entsprach, »as
11 h noch nicht bekannt sein , »olil aber, dass Alexander freilich nicht emiescn ist, so ui'irde der siebente Buka-
bis dahin vor"edriinj;eii. Der Kaukasus aber (jalt den tios der achte Tag nach dein Ilerbstfiquiiioctiuni sein.
Griechen uelcho erst durch Alexaiiiler's Züge eine ge- üiess stimmt nun sehr genau mit den Worten des Thn-
nauere Kenntiiiss von Asien erlangten, für das Kndc der kj'ilides. Urarlien iiAinlich die spartaiiischpii (lülfstrnppen
Welt nach Norden hin; und so Ȋre in Bezug darauf den 22- September lon Ilpraklea in Trachis auf, so
der Ausdruck des Aeschines sehr passend, wenn auch konnten sie schon den 23- Abends in Pierion eiiitreflen,
immer eine selir starke Hyperbel. Aber Bückh hat hier- denn nach K. O. iVlüller's Charte betragt die Entfernung
bei ganz unbeachtet gelassen, dass Aeschines gar nicht =/, eines Breitengrades, also -lOU Stadien; 200 Stadien
ron der GrKcnwart siiricht, sondern ron joner Zeit, wo aber werden für einen gewöhnlichen Tagemarsch geroch-
dip Pelonmiiipsier den Kampf gegen i'Makoilonien mit Glück not. Wenn sie daher den 25. ihren Rückweg antraten,
bcoiineii halleii, IMcalopolis bela-^ert war, und Anfipater so icriiesseii sie mit dem 26- den Boden von Thessalien,
sich noch rüstete auf seinen Ileeres/ng nach Grieclien- d. !. um 5. Biikatios, und zwei Tage darauf wäre die
land. Zur Zeit aber, wo Aeschines redete, war iler Feier der P>thien eingetreten. Wollen wir noch in An-
Kaiiipf schon entschieden, und die .Spartaner gerade im schlag bringen, dass der Weg nicht in geradester Linie
Begriir Gesandte lum Alexander zu schicken, um von zurückgelegt werden konnte, wie man die Entfernung
ihm selbst ihr Schicksal bestimmt «u sehen (cf. Acschiii. zwischen zwei Puiicten auf der Charte inisst; so würden
contr. Ctes. 8. 13.3.). Es war also nicht der Kampf al- wir auf den Tag kommen, welcher dem Beginn der Spiele
lein schon beendigt, sondern dus (}UVt6()l0V der Grie- vorausging. Aus dieser Berechnung gewinnen wir zu-
eilen zu Coriiith, welchem vom Alexander die oberste gleich ein bestimmteres Argument für den siebenten Mo-
Leitun" der griechischen Angelegenheiten übertragen war, natstag, da der erste ausgeschlossen wird,
hatte den Spartanern schon den Eiitschoiil gegeben, dass Wenden wir uiiä' nun zum Aeschines zurück, und ver-
über ihr Sckicksal Alexander selbst entscheiden müsse. suchen wir, wie das aus dem Thukvilides gefundene Re-
Es ist daher geradezu unmöglich, dass die fraglichen sultat damit stimmt. Wenn die Pvlhieii den siebenten
Worte in Bezug auf eine Begebenheit gesagt seien, von Pyanepsion gefeiert »vurden, so mnss die Rede in der
der auch bei Biickh's Annahme so eben erst die Kunde zweiten Hälfte des Boedromion gehalten sein; und setzen
nach Griechenland gekommen sein konnte. So bleibt wir ebenso in die zweite Hälfte des Hakatunibäon den
denn das Zeugiiiss, dass, als Aeschines redete, die Nach- Toil des Uaroios, so liegen zwischen beiden Ereignissen
rieht vom Toile des üareios in Athen noch nicht bekannt zwei fllonate ; und das ist auch wohl das Aeussorste, was
»cworden war un"eschHächt stehen. Zum L'eberfluss wir für die Ueberbringung der Nachricht vom Todesorfo
findet sich beim Aeschines noch eine zweite Stelle, wel- des Dareios nach Athen annehmen dürfen. Wie uns also
che dasselbe bezeugt, bis jetzt aber noch nicht beachtet Thukvdides hindert, die Zeit früher anzusetzen, so ge-
worden ist. 8. 23'J. unserer Rede heisst es vom Perser- stattet uns Aeschines nicht, die Zeit weiter hinanszu-
klinige, nachdem Zeugnisse seines Uebermuthes angege- rücken.
ben sind: ovio:. iih'Tvi 6 ciTu^ iyy.aTCJ.iicf^ei; ino ^' . . .
■vuiv vvvi naouVTUJV ainf) y.lvdi>vu)V , oiy. anoi'VTU)V Der Friede des Philokrates zwischen Philipp und den
'yi^ivalojv, avTUi; iy.ojv y.UTl^if^i^'S r(jiay.uata xa- Atheniensern, welcher die Phokier des Schutzes der Athe-
}avia TW öruio et«-. nienser beraubte, und so dem Könige den Weg l>ahnte
Hat sich nun die Frühlingsfeier der Pythien als un- zur Beendigung des heiligen Kriegs gegen die Phokier,
vereinbar mit den bestimmtesten Zeugnissen erwiesen, und wurde geschlossen den 12. Elaphebolion Ol. 108, 2.
sind wir abermals zur Annahme der Herbstfeier genothigt, (34ö a. Chr.).
so wird es passend sein, zu versuchen, wie weit sich aus Die darauf erwählte zweite Gesandlschaft an den
don bis jetzt behandeilen Thatsaclien die Zeit der Pythien Philipp, ihn auf den Frieden zu beeidigen, kehrte nach
mit Sicherheit beslimnieii lasst. Firinnern wir uns denn dreimonatlicher Abwesenheit nach Athen zurück den 13.
zunächst an das aus dem Thukydiiles gewonnene Resnl- Skirropliorion. Den Iti. dess. fll. statteten die Ciesandten
tat dem zu Folge die Feier der Pythien Ol. .S!^), 3- «"i" dem Volke Bericht ab; — Philipp aber war schon bei
iiige Tage über das Hi'rbst.'lqiiiiioctium hinausfiel. Nun den Thermopylen mit seinem Heere.
bej^innt aber der erste Herlistmoiiat des attischen Jahres, Sogleiih wurde die dritte Gesandtschaft der Athener
der Pyanepsion Ol. SM, 3. mit dem 22. September. Da an den Philipp beschlossen. Demcislhenes verweigerte
wir aber aus der schon oben erwahnfon luschrifl (Corp. die Tlieilnahine , Aeschines s<-liülzle Krankheit vor, und
Inscr. Nr. I6^''^.) wissen, dass die Pythien im Bukatios an seiner Statt wurde sein Bruder gewählt,
der Delpher gefeiert wurden, so ist dieser dem attischen Philipp sriiliesst mit ilem Phaläkos, dem Anführer
Pvsnepslon gleichzusetzen. Börkh hat nun mit Rocht des phokischen Söldnerheeres, einen Vertrag. Phalakus
darauf aufmerksam gemacht, dass, da dein Apollo der erhalt freien Abzug, iinil die Phokier sind ohne Heer
erste und siebente Tag eines jeden Hlonats heilig sind, dem Könige preisgegeben: den 23- Skirropliorion. Die
»ahrscbeinlich ilas Hiuplfest dieses Golles auf einen die- Nachricht von diesem Vertrage brachte Derkvlus 4 Tage
«er Tage liel ; er entscheidet sich aber für iien siebe7iten, spater nach Athen, den 27. ejd.
ui.
irj9
ii;o
' ■ Auf (lirso N.i<liri<lit reist« Afsrliiin"» ilcii fii-n.iiidtpn
nach zum Pliili|i|i.
Diese rliroiKiliii^iscIieii liesfiiiiiiiiiii^cn (tilit Deniostheiie»
in seiner Keile de f. legaf. |i. 3)^'i drei Jalire inch der
ziveiten <>fs.iiidtsrlinrt i rf. die Hv|Hi(liesis '2 der Heile)
l'ilier Kreijfnls>e, nelrlie fe»i«s leliendij; in der Kriniie-
riin;; der AilienieiiSiT rci'llel'frii. l'id nie üiiiil (im so
*»ei!i{Ji»r zu (»ez« eifelii , da Denwi-illienes daraus den IJe-
M'eis für den ^^erralli des Aeschines an den Itefreundeten
Pliokiern und seine Hesterliini'; dur<li Fliili|i|) lierleifct
(|). 178 !• c.); Aescllinr.« al>er in seiner (iecenrede ilire
Riclitiifkeit niclif an;;rcift, sundern nur die l''iil{;eriiiit,'en
ilaraus zu cntkräfleii surlit (man tprgl. darülier H'inipMsk.
Cominent, p. H)7 "ijq.). \'erjli-irlieii » ir nun damit, ttag
Demosthene« (de f. legat. p. 379, 3H0) ül.er die Wir-
kung lierirhtet, «eiche die Kachrirlit des Derkvln« über
«leii l!iiter|;an^ <ler Phnkier in Allieii lieriorl>rachte. —
Das Volk eiii|ifand nicht nur das i^rösste .llilleideii mit
dem Schicksal seiner allen IJundesgciiossen, siinilerii »urdc
iu die grdsste iicstür/.un^ lerselif. 31an l>escliliiss, Kiii-
tler und Weiher rniii Lande iu ilie Stadt zu hriii^eii^ die
Schutzmittel in den Stand zu setzen , die iMauern des
Piravus herzustellen und die Herakleen in der Stadt zu
feiern. Wüliri-nd so die höch>te Bestiirzung- iu der Stadt
Lerrschle , begab sich Aeschines, »eiler vnin Rath, iKich
vom Volke pexahlt, als (lesanilter zum Urheber des l'ii-
heiles , uncingedenk der Krankheit, »eiche er früher
rorgescliützt , und dass ein Anderer in seine Stelle als
GesaniKer getreten »ar — ein Verbrechen, »elcheiii das
Gesetz den Tod zuerkennt; — ihn schreckte nicht die
Schmach, dass ihm zu Theben für seinen \'errath öffent-
lich Geld zuerkannt norden war, nacli Theben und zum
Heer der Thcbaner zu gehen. Dann fährt Demosthenes
p. 380 fort: Kai toioi'tov tov iiQuyfiaTO; övToq,
tri TToXK'/) deivoTtgd iartv ä sy.etoe eX^iuv öteiiQd-
^aro' ÜTCavTiiiv yuQ i'jnajv rovriuvi 'Aal Tviv uXAojv
A^vvaiüjv ohtui öeiva ^aX oyerkta r.yomiEvuiv xouc
TakaiTTuioovi; ■jiaaxn» fPioxeag, oaxe f^iijis tovq tv.
T';s ßoL'kJjg i>EU)gOL'i (xrire Tovq ^eonoi^iraq tiq rä
Iliidia Trefxljjai, dkX d^oornvai zfji nargiov deu)-
plai;, ouToi e/'g xaTCtv'iy.ia ruiv Ttgayf-iäxuiv xai tov
noXe/JOi', ä &ijij«.ioi y.ai 0i}aKUOi 'iSvov, eloTtuTO
ik9u>v xul anovdiiiv f^tsreixs xai et'X<Jjv, ä(; ini toi<;
TcSv arvijfjaxojv tujv VfxEieQuiv xeiXEOi yai j^wp« xai
onkoti ccTiokiokocr/v ei'xsTO exsivoq, y.al ovvtarKfa-
vovTO y.al oweiiatoJviCe 0iki7iTH/j xai (pikoTiiolaq
■ngolTtlvEV. — Zum Beweise dieser Aussagen werden
dann die Docuinente porgolegt, und die Zeugen verhört.
In den letzten Tagen des Skirrophuriun *) oder des
attischen Jahres Ol. lO"", 2, also terliess Aeschines Allien,
ging zum Heer der Tliebaiier und zum PJiilipp, und
feierte mit ihm die Prthien und «las Siegesfest über die
Fbukier. Wie ist es nun möglich, dass zwischen der
*) Aeschines seihst (de fal«. le{;al. §. 139 ) zeiist für seine
unmillelbare Abreise: „Stä i^r oiji' üvuvd(ilu.v , s.ij;t er,
>.al Hua (p&oroi' ^oxfviiyoiyrifjuv ix iCiv uyijüjv *AOr,vufoi ,
TtQiaßivonot; tuou zvv xnUr.v iiör, ngioßttav i-nl tö xod'oy
Xiuv AfirfixxvovMv , itf jjr lo/./i«; «e kivitv w? Ol/ yftfloio-
v^»ilf tixni'ri"-" ■■■-^ .Hljiii if'jJ^L'Jjlllvir.Lr ••
Zjitschr. f. d. Altcrthumsw.
Abreise des Aeschines und der Feier iler Pvthien neun
rolle .Monate lagen 1 — Inil nenn noch iler g' riii^ste
Zweifi'l nbriji; bleilien sollte, so iniiss auch der schwin-
den, »oiin wir aus Aeschines (ieg< nrede erfahren, das»
die dritte Gesandtsriiaft , zu welcher er erwflhlt worden,
die er aber, wie er sagt, nicht gleich habe antreten kön-
nen, zU[;leicli eine aiii|ihiktyoiii»i he war, bestimmt, in
der Wrsainiiilung der Aiiiiihiktvonen das .Schicksal der
Phokier zu iniblern. Diess koniite aber nur die llerbst-
versaminluii); der Ain|ihiktyoniMi sein, auf «elcher Philipp
das [Irtheil über die Plmkier sprerhen, sk h in den Hund
aiifnehiiien und die lieitiiiig der Pythien ülierlragen liess.
.*ii diese Versammlung schloss eich die Feier derPuhieii,
«o Aeschines mit dem Könige das Siegesfest feierte. Ich
lasse die genauere Ueweisfiilirung im Kinzelnen hier iiai li-
fo Igen.
De fals. legat. §. 94 beginnt Aeschines seine Ver-
ilieidigung der dritten Gesandtschaft: ' Emxt'inrjoac A
aiizbiv Uli y.al Ti)v ini loiq 'Af.Kfiy.TvovuiTtüiot'jE'dv
etottonänevoQ JiagfTigEoßeixTa y.ai ipijifiofiu zu inv
dueyvvjg, to öe imloEdl]!;. „Ich aber", fahrt er fort,
„zum Gesandten zu den Anipliiktynneii gewühlt, und
krank mit grossem Kifer lon der Gesandtschaft beiiili-
tend , lehnte die Gesandtschaft nicht ab, sondern ver-
sprach, sie zu nberneliiiien , «enil ich ilazu im Stande
»are; als aber die IMitgesandten abreisten, sandte ich
meinen Bruder und den Arzt zum Rath , meine Krank-
heit anzuzeigen. A!s aber die Gesandten zurückkehrten,
sobald sie «las t;eschick der Phokier erfahren hatten,
war ich bei der dam.ils berufenen ^'olksversainiiilung zu-
gegen; und da das Volk datiei verharrte, dass die an-
fangs geMälillen Gesandten dennoch abreisen sollten,
glaubte ich nun Folge leisten zu müssen." — >V'eini Ae-
schines hier die Nachricht von den rückkehr enden <ie-
sandten überbringen lasst , Deiiiosthenes aber ilen Uer-
kvlos nennt, so liegt darin kein Widerspruch, denn
Derkylos war unter den Gesandten (cf. Aeschin. de f.
legat. 8. 140.). — Aber Deniostheiies erwähnt der Ani-
phiktyonen mit keiner Sylbe da, wo er von dieser (Ge-
sandtschaft spricht. Ferner kann die ^'ersaniinlnng , zu
welcher Aeschines liier ertiahlt sein will, nur die sein,
in »elcher Philipp unter die Ainphiktvonen aufgenommen
wurde; und man nimmt geii öhnlich an, dass damals .Athen
dort nnvertreten war, »eil Gesanilte Philipp's und der
Thessalier iu Athen selbst die Bestätigung nachsuchten.
Bei Gelegenheit ilieser Gesandtschaft »ar es, wo De-
mosthenes seine Rede de pace hielt. — Dürfen wir also
glauben, dass Aeschines an obiger Stelle die Wahrheit
sagt? Unbedingt. Aeschines wohnte jener \>rsamuilung
bei, denn er rühmt sich nicht nur (de f. legat. g. 142.),
den harten Antrag der Oetaer, die IManuer von Phokis
vom Felsen herabzustürzen, gehindert und so sie geret-
tet zu haben (u fih yu'J 0ü/-Ur/.ui ÖTVjJUl'DUC, iiTlu-
onovSos dcftiro, setzt er hinzu, ui dt diairioe dno-
^i'ijoxEiv etiskkov, Ofvayogei'uvToi d' ifxuv Sttotii-
thicrav), sondern es waren auch Abgesandte der Phokier
heim Processe iu Athen zugegen, dieses zu bezeugen.
Es ist also unzweifelhaft, dass Aeschines jener Herbst-
versanimliing beiwohnte, T^V TgiTijV nutaßeiav ini 101^
'A^(fiy.TVOVai Tl^ea-tieiXOV, wie er selbst I. c. sagt. Es
ÖÜ
II U 1132
ist il.ilirr nniiiiipliiin'n, <li»< '""i » irlidifii DrsrlilriHscii «lor rnfi'ii »»ar, iiatun rr »i-liini Wi'ij «liirrli dii- Tliprmopvien
Aii>iilitk(\ iHii'ii ilie Jir.-I.'ctijjiin;; "Iit .Sl^uili-ii iiai litnljjt'ii iiml iIh« ilim l>i-rri-iiii<li'ti- IMmUls, iiinl mlilii^ ilaiiii »ein
niii>.-.!i-, "■•IUI ilif AI>j;<'or(liii'ti'ii imliiT ila/.ii uii lit au- L.ijjcr hi'i Kur ;i ;ii(f. Ilicr rrlilK'l. ti* rr i-iiip Siiriiidi-
lonsiil Miitili'ii «iircii. *J li<"i diT Vit;iiiIhssiiiij; «Ic.i liei- fiIl.stl•^lljs^< , tind rrfiilir zii;;lrirh , il.iss l'is^niiler zur See
lijIPii Krii'ji'S •ii-<trii die Inki is( lii-ii .Ain|ilii,-iS,'i('r , als diese (;es<lllif;eii ki'I. L'iii alier den ^lulli seiner Truppen iiiclit
sich jeMiilIuel den Ainpliilvt\ »neu uiderse(/t li;it(eii, lie- zu seil« il( Iieii , (jnli rr vor, l'i-»iiiler li.ilie (.'esie-;!, uuil
sililun» der IJiiud, d;ins <lie (ieü.indtcMi , mit IJesc lilii^sen lir;wli(e den («litlirii ein l),ink(ipfer für «heseu Sieg, L)ar-
ilirer Sl.iiid'U ler.selie», sicli ?;il eJiier fe.st(;esel/:feu Zeit auf führte er sein Heer in dir .S<lila<lit. Kr erfoilit eiiiPn
rers.iMimeln sollten. — Dass üeiniistliciws liei der oliijfen scliwereu Siej; , »ard alier »fll.st selnver vertiuiidet. So
(ies.iinitx hufl der .Aiiipliikl\< n nirlit er«,'lliiit, niaj; darin liess er sich naih Delphi trajj 7'/,r vi/iw OiTojq
piiie ICiLUiruiii,' finden, tUtsx Philipp damals alle Wailit jj((iajodfiti/oi: , fahrt Pliitarch fort, £1^ zJlkffOlK; dnC'
in lliiinleir halte, und nur hi'i ilim fai ti-i h ir(;eiid etiias Y.ojtioSlj , flv^iuili U'fOiitviDV , Z(/i TljV Tt Tloiinijv
«•rlai:-;! » erden kimnte. Auf eine liesliuFiiitere Verniulhnujj eriCltXft TüJ i^Stf) y.ai Tl)v i)ey.lici]V oin:ii}l'S Tt/il" ix
fuhren jpiloih die Ucirlp des Aesrhineszr^/ (/^y Y'fJ,"« ro uiV r)]," '.'inic.Q iitcft'fjwv Iv.aiDV TalMirtDV '/CVOIlh)W.
ti'ty fiC, l <t 'e i 71 (ijetjlX i-tr. Yii\. ui). Der Redner herich- Dassejlie lCreii;tiiss erz.'lhlt Xennpli. Flell. IV, ,j , '21.
tete dieser Stelle /iifolse lilier seine zweite (iesandtsehafl, kürzer, ohne iler l'vlhieii daliei /,u geileiikeii. — Die
naehdeui er si liiin rur Ainpl>ikt)nuir aU (iesandter •;''- Suiineiifiiisleriiiss »ar den l4. Antust i'l-t- a. Chr. Ol.
«Ahlt iiar; iiai h dem ISeriehle alier liesrhiossen die Athe- illi, 3- l'lutarch seilt also die Feier der P'tlhicn iu ilen
iiieiiser eine Gesandtsehaft an den Philipp. Die ganze llerlist, denn die Frühlinssfeier nürde mehr, als ein
Darstellung; des Aesehiiles, so nft er von dieser Gesandt- hallies Jahr ztvisihcn der 8i'hla*'lit und der Ankunft des
si liafi spricht, fuhrt darauf hin, dass man in die zweite A^^esilaos iu Delphi fordern. Einen Irrfhum des Plutarcli
(ic-aiidf>< liafl die zu den Ampliiktvonen (ip>i<'ililten mit anzunehmen, ist um so »eni;;er erl.iulit, ila auch zu sei-
pii.srliloss (iiiau »erj;!. hesniiders de fals. li'jjat. §. 1 40- i"'r Zeit die P\llueii ohne Zweifel zu dersellien Zeit
71011' eile ilOfiv y.ut iiTKfavov y.ni diio/.vht av y.ai gefeiert «iirilen, »ie die Ziisaminenkünfle iler Aiiiphik-
Tt/l'C; .1 IKflxTl'Ovnc, 71 (J ku (j i / i}. Deinosthenes fas«le heide tvoiien unverändert iin Herbst in\ii Frühjahr geli.ilten
als eine, und liess nur das zweite ilnjff /OIKC vorlesen; wurden. Auch wenn Apesilaos längere Zeit in Dilphi
ilas erste alier, welches die Wahl zu ilen Amphikfyunen veriveilte, wie sich ans Diodnr XU', 84. folgern Ijisst,
rnthiell, liess er unerHAhnt. gu wird dadurch das Argument durchaus nicht gesrhwäcllt*
Es sei mir gestaltet, das Resultat noch einmal kurz , ,:<-.'i»
roii einer andern Seife zusamnienziifasseii. Philipp srhluss
den Vertrag mit dem Phalakos den 23. Ski.rophotion — Unter den sowohl für die Fiühlings-, als für die Herbstfeier
bekanntlich der letzte iMonat des attischen Jahres — ab, l-P'Hltzlen Ar-uuienten befindet sich Xen. Hell. VI, 4, 29, 30.
niid die phok, sehen Städte übergaben sich ihm freiwillig. Xenophon erzählt daselbst : lason von PherS befahl den üiui
Darin slimnien Demostbenes und Aeschines überein (mau l'nterth.'inigen Staaten f^niüs^TOJV tlf^lMV Opferlhiere zu
vergl. die Stellen bei W.niewsk. Cominent. p. I | 4). Leber- >n«s<<->l, TiaoijyySlKS^ du xai, heisst es weiter, w^ aiQU-
einstimmend erzählt Diod. XVI, Wr): „die Pl.okier über- "t'öO.WifO/? ^'^,1"" ^'^C' •^" Ihdui -/oövov ^eezTa-
gal.e.i sich, in ihren llnllnuiigen gelauscht, .lern Philipp, ^"'i ■^agaoy.eyaCecrdaf öievoeho yao, uji tcpaaav,
>a<hdem aber der König unerwartet den heiligen Krieg !<«' T'-f navijyiQiv Tifj detp Xrti TOli ayv'ivai ai'Tog
ol S.hl.i.bt beendigt hatte, herieth er sich mit den ÖUtxii>iVUI. — Clinton fol-ert daraus mit Recht, dass
Thebanern unil Thess:.lern. Er beschloss nun, an der I^son einen Kriegszug für den Winter bereitet hätte,
Versammlung der Ampliiktvonen Theil zu nehmen, und «'<"•■ '"' Ffilijahr zu beendigen gewesen, wenn die Pythien
dieser die Entscheidung des Ganzen zu überlassen." Diese ''" l'>''l'j»l"- gefeiert wonlen wären, bei der Herbstfeicr
Versammlung der Amphiktvoneu ist die, zu welcher Ae- aber sei die E.'cpedition in den Sommer gefallen; denn
schii.es noch am Knde des Skirrophorion abreiste; nnd «■'" K-""'«-?'««? i ''"'<••' »•■Ichen lason sich die Leitung
die P>lhien, welche er mit dem Philipp feierte, folgten ''«■'■ P.V«liien erkämpfen wollte, miisste dem Feste natiir-
dieser t'ersamiiilun»'. '"'' '■'""«U'>|!P''Pn- VüT die Herbst- oder Frnhlingsfcier
A aber folgt daraus Nidits, denn wenn einmal die Früh-
Plularcli. Agesil 17— IQ. erzählt: Als Agesilaos von li-'S^ffier feststand, und lason wollte sich mit gewafTneter
den Spartanern aus Asien gegen die Büoter zurückgc- ""■»'* ''" I^'i«'"'? <!?« Vest^s bemächtigen, so konnte er
<lie Jahreszeit nicht ändern, und die Onmüglichkeit, einen
.ij*i)l Icl' heiiutzc diese Gele!.'enlieit zu der Benicikiing, dass Kriegszujj im letzten Wintermonat zu unternehmen, liegt
hiernach entschieden ist, dass die Kede des Deninsllicncs nicht vor. Dass die Zeit des Sommers für den Kriegszuf
de pace nicht vor, sondern nncA <len Pylliicn, wie nach bequemer ist, entscheidet also Nichts. — lason wurde
der Versamminng der A.iipluklyonen oehallen sein muss; p^mordet, ehe er sein Unternehmen ausführen konnte
denn Acscliines w»r m Alhcn, als die (jesandten des ^. „' aiW
Kiiiiii;» uikI der Thessaler jene Bestätigung forderten, wie ^Diod. AV, bO.j.
DeniostU. de f.ils. le;^at p .S76 hcweL^t. VernMilblich war O.
Aescbincs mit ihnen nach Alben zuriickgekehit. Der Aristides Oraf. Elens. Tom. I. p. 258 sqq. redet
Unwille der Atlienienser . als er es wayte, iiir die Bestä- , , i . .,■ -n ^ i r-« • i i-
.. , II ■•■ 1- I davon, dass von den lieilisen 1' esten der Grieclien die
tigiing zu reden, wurde dann um so naturncbcr gewesen »-,, . i ■ i • i,
sein.' Fhthe Geschichte Makedoniens I. p. 210 setzt die- Eleusinien allem unverletzt gebliebcft seien, übrigens auch
sesEreigniss unrichtig vor die Abreise des Aeschiues. die bedeatendsten nicht. Dabei erwäliut er: Hv^ivJV
1133
1134
övTOtv i'j hitfiiiFlu y.a.Ti ' icff^ij. Vi \t ivis.«pii min ans
A<>!i<i|ili. Ili'll. V, J, i\\ t\nüs ilic IClIiiipo UtijDix (ß> ro<;
toiii PlUiliiila» fiiijfpiioiiiincn «iinlc Ol. 09, 3. (rf. Dioil.
XV, 20.). Das« itkuui lipiiii Xriio|>li()ii hier im ••ijtiMil-
lirhen Siiiiii» zu iiplimcn sei, iiiiliTlii'jjt kpiiirni ^Mfifi'l.
IViir um <lie Lrore ilpr Strassen zw i-rkl.lron, »Im Ate Sp.ir-
talipr in ilii- Biir^ rinzo^oii , fiilirt der llistorikT an, ilass
rs im .S(tuinior iinil um iÜp .Hit(a;^szpit •^psrliflicn sei,
i'crmiltlilii ll ilar.iiir liiiiilcnti'nil , ilass ilip SunniMiliilzr liip
3iciisclien in ilin lläd^ern ziirii( k^rlialti'U hatir. Wir
minien (iarna( li also die Zeit der Pvtliien in ilen heis.sen
.Summer zu setzen lialvi'n. Das » iilerspr ielit alier <leni
Keünitat, welriie» iiir ans der Stelle des Tlinkvdides ,
der Zeit der .\m|iliikt_vonenrers3iiinilnng und der iX.ieh-
rirht (gewonnen Italien, dass der linkatios der jfesptzlielic
IMoiiat ftir die Feier der ,S|iiele »ar ; denn Tliukvdides
f^estattet dureliaus iiieht, den linkatios früher, als *\e\\
«1ti«!rlieu PvHnepsion zn setzen. Kiii Scliriflsteller von
»n {geringer (jlanliu i'irdit^keit , wie .^rislnles, kann dalier
iiielit gejjcn den sor^f;illi[;steii llis(<iriker und sichere Do-
rnmente zei[jen. Anch s< heinf mir die Quelle des Irr-
thnms nicht fern zu liegen. Die Spartaner »nrden, als
die Thcliancr zu };rösserer IMai ht jjelarijjlen , mit einer
hedentenden Geldstrafe ron den Aiii|iliiklv<>nen belegt;
diesen aber stand nur in Sachen iler Religion ein Rich-
irramt zu. *) — Der Sophist bezog nun auf Verletzung
*) Ich trage kein Bedenken, diese Behnuplnng nnlieschränkt
auszusprechen. Eine anltnerksanie Priifiing .illes dessen,
was Tittin.nnn ,,Ucljer den Bund der Ampliiklynnen" ge-
sainnielt und i;es!it;t hat, nni eine polihsclie Gewalt des
Bundes nachzuweisen, b.il mich Obetzenfil, tiass Sainte
Croix niil Kiclil diese Lingnct. Der ünnd war nur der
reliijiösi' MiUelpunct brieclienl.mds. Unter *.len Beispie-
len , welche Titlniann liir eine pnhlisclie Gew.ilt des Bun-
des anfiHirt , ist der Process geyen die Oolnper wegen
Seeraub noch das hedeulcndsle. Die nllnenreine Analo-
gie fordert aber, dass wir im Geiste der Giieclien auch
da einen rdigiüsen Gesichlspnnct voraussetzen, wo et
uns weniger zn Tage liegt. Dnhci laugne ich nicht, dass
sich in den allesten mythischen Zeiten, wo die Schei-
dung zwischen Religinn und Politik n.ntiirlich minder scharf
gezogen war, an den religiösen Millelpnnct auch leicht
andere Fragen von allginieinem fnicressc ankniiplen konn-
ten. Wenn Til(m:inn die tlriinde, «eiche Samte Croi\
für seine Ansicht aiifgeslellt hat, vollständig gegeben hat,
wie er zu tluin verspricht , so finden sie sich bii ihm
keineswegs erscbiiiifend , ja nicht einmal die bedeutend-
sten. Zu den entscheidendsten rechne ich: I) der Bund
überdauerte alle politische Umgestaltungen b>s zum Un-
tergänge des griechischen Glaubens; denn die Aulhebung,
welche Sirabd erwähnt, kann nur temporar gewesen sein
und von kurzer Dauer 2] Die Vertretung n.Tch Volks-
stammen mit Gleichheit der Stimmen , ohne .nlle P.iick-
aicht auf die politische Macht und Bedeutung der Stiimme.
3) Die Kriege der Ampliiktynnen sind heilige Kriege. 4)
So oft die gl iechiscnen Angcligenheiten einen wirklich
politischen Bund verlinglen und herbeiführleii , bestnnd
er ganz unabhängig vom Runde der Amphiktvonen. We-
der Philipp, noch Alexander gaben dem lel/leren eine
andere, als religiöse Gewatt, wie sehr eine solche auch
namentlich das Interesse des Ersteren gefördert h:itte, da
er durch Ttioss.Tlien iiher den Bund gibot. — Wenn Dio-
dor's Nachricht wahr ist, dass Alexnnder sich erst von
den Aniphiktyonen, dann Ton dem Syncdrion zu Korinth
«ler Pvtliien, was rermnihlirh in den »■erlefzteii Tlies-
mopliorien seinen (icund hat. Diese iiitidrii iiänilirh,
«ie »vir aus Xenopboii ersiben, in Theben zur Zeit ge-
feiert, als die Wegnahme der llurg slallfand.
Hiermit hi'llten »ir alle diejenigen .Stellen einer Prü-
fung unterzogen, »eiche von Uöekli benutzt sind, um
die Friililing'<feier der P\thieii narliziin eisen , und »elrhe
überhaupt in dieser Streitfrage vernandt viorden sinil.
Die Stelle Pliiloslr. vit. Soplioi I. II, ,.'7, ;). p. ()!(, Oiear.
habe ich absielilliih nbergange». Sie be«e;»t weder für,
liorli gegen das .j. Jahr der Olwnpiade etwa», noeh im
geringsten für die genauere Zeitbestiiiiinuiig.
lilicken wir nun zurück auf dii- geHonnenen Resul-
tate, so haben »ir in vier Beispielen den unzweifelhaften
Beweis, dass die Pvtliien im Herbst gefeiert wurden,
dagegen aber nicht ein einziges Zeugniss; denn das des
Aristides dürfen »ir ohne weiteres zurückweisen. Kn
würde auch immer noch eher für den Herbst, als für
das Frühjahr stimmen. Wir dürfen aisu iiiibedeiiklirli
die Herbstfei«r als hislorisrh beglaubigt und feststebenil
betrachten. Wir haben ferner durch C'ombinafioii gefun-
den, dass der Bukatios der Delpher dem attischen Pva-
nepsion gleichzustellen sei; dass unter den beiden ilem
Apollo geheiligten 31oiiats(ageu der ersle diirrb Tbnkvdi»
des ausgeschlossen »ird, wenn wir die beiilen IMonato
bis auf den Tag gleicbslellen »ollen, dass also der st0'
bente, welchen schon liöikli aus mythologischen Gründen
vorgezogen hat, allein übrig bleibt; und haben ausserilem
iiarligewiesen , dass die Frühliiigsversanimlung der Ani-
phvktionen zn Delphi, die llerbsttersainmlung zu Pvlä
gehalten wurile.
Diese Resnllate tragen zur Begründung einer l'ermn-
tliuiig bei , welche sich mir bei der Prüfling des Inhalts
der lex der Ainpliiktvoneu aufdrang, die Böckfi Corp.
Inscr. Nr. ICiS.S. hat abdrucken lassen. Findet sie den
Beifall der sachkundigen Richter, so bestätigt sie anch
ilirerseils das anderweitig gewonnene Resultat, und be-
stimmt die Frühlingsversaniuiliing der .\iiiphik(ynnen zn
Delphi auf den IMunvchion. ich setze die Stelle her,
wie sie Bückli gibt, dessen Ergänzungen in Kiainiiiern
beigefügt sind. Zur rechten Seite ist die Schrift von der
3Iarmorplatle abgeschabt, es fehlen jedesmal mehrere
Worte!
d IlvStdg. ertavTia ä hpo/iijvln u Uidtuq loa
■jrdvTeoai ix rä^ [oaT^iai? ....
45 Iltidia ö' dyovTUiv roC Boii/.utIov ui]vdi xoü iv
zlekcfoi^. zovq de n[rdaiocoi? z/
tXcpot TOiJ Bvaiov imtjvui;. ai dt xa fii^ He[j4}.TuniTi
dnoTtiadvTU>[f
nOTTOV d6(JV, Xul TU Tcdvia ÖlÖUVTUJV xoii jdi}.-
(fot^ etc.
Zn Zeile 4-t bemerkt Böckh: annua Pvlhias memuratur,
mihi nova. £Is ist aber jedenfalls sehr auffallend, dass
zum FcIJherrn der Griechen gegen die Perser erwählen
iiess — und ich sehe keinen Grund zum Zweifel — so
wollte er durch die erstere Ernennung dem Kriege und
seiner eigenen Leitung che religiöse Weihe ertheilen las-
sen ; die politisch bedeutende Wahl geschah dann zu
Korinth.
II ij
II. 5G
Pin» j»t.rli.I.» P,(l.i««., ».-Llir nllon f.'riocI.M. , o.Irr vu-l-
)i,.-hr nll.ii .i,..|.inkt.v.)nis.l..-i. .St.iatoii eriiii-iiiSÄiii «nr, uns
En„,l,.l, iiMl..-k;..M,t SMii M.IKr. I.ll verii.iirlir il.il.or, d.iM
,|io Oi.r.r uii.l rrli(,'.i..si-ii IIaiMlliiiit.'rii, »elrli.- Ttvlaiai;
;aunr,i j.'llirli.li »ii U.'li.lii »cn di-ii Ili.Tonineii.oiiPii .lor
*ll"l|lllll^^^•>"'•" n-rrulitft »Union, mit ilipsiin iNaiiien \«-
oiihii-t' «<-rfl.>n; «Inm «liese .-ill.in ".irni ausser .Ion
Mlii.li allrii Gri.<li<-n gonipiii iiii.l «iij;lpirh iliT Sorpi.
;Vr Ami>liiUl\«ii<-" iil>pr^'clpii. Dann «>ir.leii wir amh
i'.c Zritl.estiininiiKt f"r «li«'»«' Friililiiissfei.r in <ler I.i-
• lirifl b.-slininif li.il.pn. Ü<?iin wie <lpn Bpslimnunigm
■jl.rr .lip Sf"*"''" Puhirn sirll «Ii«- "l'Pr ille jalirlirlie
Puliias .uiri-ilien, s« »firile .sich (jpr Zi'ithps(iniiniing «Irr
trutrren .li" 'l'T zwtilen ansrlilies.^pn, und jpfztere in den
B>M...H i,-:>rtzt »pin. So liipss al.pr bpi dpn D.-Ipliprn
der rrslp rrülilinjjsinc.nat, »*ie dip ol.pn anKpfiilirte Stelle
dps l'liilarrli narliMcisl. Eine Upliprsiilit iIps Inhalts der
Triininipr .üpsps »iditiffen KpscIiIhssps, «ip i.h ilin etwas
abweirliPiid %i>M Bii.kli auffasse, wird i\if Verniulliung
»Msrhauli.lier machen; «uj;leirh holle ifb, dadurch eineo
kleinen Beitrag zur Krklämnj; der Inschrift zu geben.
t) Uie TorgpH(hrieli.'npn Kiilesfiirmeln : a) fiir dii-je-
nitjen, wpIcIip rirhterli. he Knisch» nlungen gaben, unil das
Cield rerwalletpn; b) liir die, weiche die IVechnnngs-
böclier führten (l(t) und iIpu nipriininpmonen und Herol-
den .len Ki.l abnahmen; c) dcrselbp Eid soll den Hie-
rnninenioiien un.l Heriililen unil denen, »eiche die Opfer-
thiere prüften, abgeniininien »er.Irn.
Zeile 1 — 15.
2) Aufsicht über das von den Ampliiktvonen dem dcl-
ihisclipn fiotte gewelhete Krissa , die Vurschriften, wo-
nach die llieroninpinonpu Ptc. dabei verfahren sollen, und
die Strafen für die llebertreter.
Zeile 16 — 26.
3) Die Geldlpistungen für die ainphiktvonische pompa.
Au-srüstu»}; und Opfer — und die Erballung de» Tem-
pels und der Plätze, welche für die pvthischen Spiele
dienten; wie Bestiuiinnngen über die Beamteten.
Zeile '27 - 4.3.
4) Bestimmung über die jährlichen pjtUischen Feste.
'.eile 44.
5) Zeitbestimmung der grossen Pythien und der jälir-
ichen. — Auf die letzteren sind dann auch die Geld-
gtrafeii zu beziehen, Hel.he ili.'j-nigen zahlen »nllten,
die ihre Al>t'eiir.liielpii nicht srlii.kfen; ein Uinstand, der
ganz lortreHiich auf die Al>gpiirdiieten der Amphiktvi.nen
passt. Ich ȟi.Ip ilai.n Zeile 45 nicht ll[v^<i/rjT((,i, snn-
derii ll[i f (työfJOUC her.stelleu un.l .len tie.lankeii etwa
so er,;aiizeii: .lie Pvlagiiren «Ipt AiiiphiktNoiien aber sol-
len die D.'lplier beriifpii (s. bei sich aufnehmen) im Mo-
nat liysios; (./ i^e y.tc fiij Ti i^nujVTi etc.
(i) Von ileii Bestimmungen über die heilige iy.fj(€lpla
ist ili.'ses >Vort allein am Eude der Iu.<rhrift übrig ge-
blieben.
Gottingen.
Adolf Kiene.
Personal-Chronik und Miscellen.
Nachträgliches zur Salix über Dio Chryaostom. p. 272, B.
Die roii (Jiiterzeiclinetem cor Kurzem in ilicser Zeit-
»clirift gegebene Reclitferti;;ung der \'ulgata hei Dio C hry-
soslomoi a. a. ü. (s. diesen Jalirg. S. 517 u. folg.) igt
in der Thal nicht überflüssig; ilenn die U?igersche Ejt&n-
diiiig einer Bierlaufe, welche betrügerische Antiquare
des Altertliiims mit neuen IMannscripten, um sie alt schei-
nen zu luaihen, vorgenunimen haben sollen, hat auch
den Beifall von Hrn. Geel erlangt, der sie letzthin (s,
S. 4(l() nnt.J als ein praecliirum inventum allen Ernstes
begrüsst. Den Unterzeichneten täuschte übrigens das
Gedächtniss nicht, »enn er die vou ihm zur Rechtferti-
gung von Dio Chry». beigebrachte Stelle iles Arnieniera
David schiin aiiiierswo zu einem anderweitigen Zvtecke
benutzt gesellen zu haben glaubte; denn es ist diess von
Preller geschehen, iler in der Reccnsiou von Timaus
Locius ed. Gel.ler (Hall. Lit. Zeit. Erganzuiigsbl. Febr.
lt>4U. S. >)4) die Stelle als Datum benutzte, um die
Perin.le zu bestimmen, in »el.hur in der philosophischen
Literatur der Griechen .ler Betrug mit dem Uiiterschlebea
neuerer Fabrikate unter dem Kaineu alter Aurtoritateu
beg.innen haben müclite. Den 'lofjdriji des David fassl
Preller gewiss richtig als Juias auf, lasst übrigens das
vnn uns eiDendirte sinnlose -tti^^üju auf sich beruhen,
indem er es mit einem Fragezeichen abfertigt.
A. Jahn.
Anzeige.
Die Lcske'sche Vcrlagshan(liun;2; l>at zwar liie Zeit.schiift für Alterlhumswissenschaft und die Gjra-
nasialv^eitiin» bisher rait grosser L neigennüfzigkeit, ja selbst nicht unbedeutenden Opfern aufrecht gehalten.
Der Erlrao- beider Institute stand jedoch mit den Kosten 7-u sehr im Missverhfiltniss, als dass die Ver-
lao-shandiuno- dieselben ohne beträchtlichen Schaden langer Corlsetxen könnte. Sie sieht sich dadurch
o-enöthio-t, die -enannten Zeitschriften völlig aufzuheben. Indem wir diess zur öfTentlichen Kennlniss
brino-en, scheiden wir von den vielen ehrenwerthen und ausgezeichneten Männern, welche ihre Hiilfe
Aur Erreichung eines gemein.saraen, würdigen Zieles geleistet haben, mit den aufrichtigen Gefühlen des
Dankes und der Hochachlung.
U 1' _.'ll
.lllJI ? I
Dr. Fuhr.
Dr. Zimniennann.
Zeitschrift
für die
Alterthumswissenscha
li a f t .
Ueccmlicr tS49.
Anzeige.
I.!
Die Leske'sche Vcila^shanillun;2: liat zwar die Zeilschrift für Alterthumswissensciiaft und die Gyin-
nasialzeiliin^- bisher inil grosser l'rieigeniiiil/igi<eit , Ja selbst nicht unbedeutenden Opfern aufrecht gehallen.
Der Ertrag beider Institute stand jedoch mit den Kosten zu sehr im Älissvcihaltniss, als dass die V er-
lagshandhmg dieselben ohne beträchtlichen Schaden langer forlselzen könnte. Sit sieht sich dadurch
gcnölhigt, die genannton Ze'ischrifien völlig aufzuheben. Indem wir diess zur ölTenllichen Kennlniss
bringen, scheiden wir von den vielen ehrenwerlhen und ausgezeichneten Männern, welche ihre Hiilfe
zur Erreichung eines gemeinsamen, würdigen Zieles geleistet haben, mit den aufrichtigen Gelühlcn des
Dankes und der Hochachtung.
Dr. Fuhr.
Dr. Zimmermann.
107. Kritische Studien zu Dio Chrysostoraos.
Auf Jacobs reiche Aelirprilospii lies'» Hr. Dr. Knippriiis
in einer \Viirillj;ung iler WcrUc des Hrn. I'rofi-ssnr (ipcl
weitere l{eiträ;,'p zur Verbesseriinj iler Reilen lies Dio
ClirjSDStomos in dieser Zeitschrift (Jjijirjf. 1S4l. Nr. 41 fl')
folgen, (ieijen lersclliedeno seiner Vorsclilage nnd gegen
■ein Verfahren lilierh.mpt erhnli darauf der Unterz, in
der IC|)i.^t()la Critira gelegentlich Beilenken ; die Ki< htig-
keit dieser bedenken hat Hr. Dr. £ni|ierius in einer sq.-
eben erschienenen Kercnsinn der Kpistnla (Jal.rg 1S4.?.
S. 22" fl' ) in Alirede zu stellen und ilahei dii- Bemer-
kungen lies Unter«., so weit es anging, zu « iilerlejjpn
gesucht. .So gern nun der (Jiiterz. , der im Begriff sieht,
soHuhl jene iSlellen, »eiche er in dem genannten Schnft-
clien nur zu einem einseitigen Zwecke berührt h.ilte,
ausführlicher zu lieh,indeln, als eine neue Folge ton Ver-
besserungsvorsrhlägeii zu anilern ^(teilen zu ijebeii, der
ßliihe ülierhohen iiflre, auf jene Apologie und jene Wi-
derlegungen Rücksicht zu nehmen, so kann er iliess ilocli
schon der historischen \ olUiändigkeit »egen nicht thuii,
und sieht sich sogar genlithigt, in grosserer Ausführliih-
keit darauf einzugehen. Da es näinlicli auf der einen
Seite bei iler Hrograinninatiir der Kpist. Crit. aiizuneh-
inen ist, dass sie der gelehrten Welt mehr durch die
Recensiou lies Hrn. Ur. i5ui|ierius, «lie siih fniliih nur
auf die Stellen, die lon Diu liandeln, also etwa auf den
dritten Tlieil dersellieii erstreckt, als durch sich seihst
bekannt vtinl, auf der andern Snte aber Hr. Dr. Einperius
den Inhalt derselben durdi eine ungeiiolinliclie Flücli-
Zeiticlir. f. d. Aller Üiunnw.
tigkeit (so will der Unterz. annehmen) durcliaus theib
geschiiiält-rt , tlieils entstellt hat, so inuss der Unten.
bei Darlegung seiner \' erbesseriiiigsv.oisihirtge mit darauf
beilaiht sein, si< h sein Eigendiuni zu sichern und es in
gebührender Weise zu vertreten. Ausserdem ist es Pflicht,
die von Hrn. Dr. Kniperms dargebotene, ziilSiiglichere
Basis zur KrgJliizung der in der Epistola gegebenen Kr-
(irterungeii zu lienutzen und, inilem nur loii tCiiiein -Sclirift-
sti-ller gehandelt und dabei ilie Art und \\eise, in wel-
cher llr. Dr. Kiiiperiiis ,,das Ursprüngliche" in den Reden
de» Dio herzustellen versucht, beleuchtet wird, mit gan-
zem Vermögen dafür zu sorgen, dass der \V illkür Schran-
ken geset/t werden, mit welcher die Coiijecturalkritik
zuweilen selbst von ftl/lnnern von soll heil Eigenschaften,
wie sie Kpist. Crit. p. II an Hrn. Dr. Einperius erkannt
sind , geübt w ird.
Orat. XXXVI. p. 7S, 7. Reisk. üörduiv ooi öoy.er,
uj KaKKioToaia, dfieivo)v nuii^riji ''0)irpo; r; 0ojy.L>-
h'diji;; xal ög yskäoaq icfij' «A-A." oidiinioTu.ftai
lyojys Toü STtoov noiijTuv TU övofia, oiiidt de jnjde
Toi'Tvtv fiiiStva- ToiTO» 6) oxiduv n ovöt aKkoq
ovöek ayvod. f^iovuv yuQ 'Ofii-Qov fivi]iiovevovciv
in iioiijiai ai'Tuiv iv TOii Tiuiijiiaot -xai ukhu>q fiiv
fhöi^acTi. keyeiv, ciei de ütcÖtuv /lelkutoi^ /iiijfeodat,
Tranay.elerovTat toi<; avruiv, (hniifp tu Tiuraiov
iv Aa/ebuiiiüvt ektytio. siol de -navTei uvtui rt-
f/'Äol v.al oi'x ijyoivTai devatuv elvae ällov tivu
Jlon;ri)v ytriadat. Hr. Dr. Emp. schreibt für «/./o?
ßac'ßapoi, nnd erklart sich S. 224 daniber folgender-
massen: Es redet hier ein junp-'r Borysthenit , der, wie
81
1139 : > p i l ^^"
*
•ein« ^litliiirf er , als ein jfrosucr Lieltliabpr ile» Homer ßarli.ir lieileiiten , iiiiil Doliree in iloii Ailrers. zu Isocrat.
•'e»( hililerl Hinl. Die (iorystlii-niten er sclifineii als ein p. l.V LUnnle allenfalls iliese Krkl.'lriin(J iinterstiitzen. So
mit iler i'iliiitieii rivilitiirfen Welt iieni)^ »erkelirender , liiiden wir ilie liarliaren auch oliiie (jewaltslreicli ; aber
«bif'fissener Zi»eij; des lielleniHi lien VulUes. Sie liabeii seilen »ir zu, h a» »ir an ilinen haben. Als der Unterz.
nur von den benarlibarlen , barbarisehen Völkern, mit zuerst von Davis zu [Maxim. T) r. XXIII. 5. p. 44'.) er-
deiien Hie Mandel tieilien, iift aneli lirie;; fuhren, genaue fuhr, dass auih den Indern llouier'» (iedichte bekannt
Kunde. Datier ist es ge»«i»8 »aih;;eiiiil8s , dass derjiinjje gewesen seien, konnte er es freilich nicht alinen , dass
ISiirvslhenit , nachdem er niii seiner iMitbürner Liebe znin daraus einmal Jemand beweisen »ürde, dass auch deo
iliimer geredet hat, auf die iMeinnii;; iler benachbarten (>anriimateii und (jeteii lluiiier hoIiI bekannt gewesen sei.
Darbaren inm Hiiiiier liliergehl. — Alles An;,'i'fiihr(e »ei- llnil Saurmnateu sollen den iloiner nicht liloss gekannt,
»et auf ein mlirs Volk hin , das durch Kriejjsjjesflnge sie sulleii Srlilaihfges/lnge (liber diese Entileckniijj würde
sich /nni Kani|if<- be(;eis(ert, bei »i elcliem nur blinde sich sicli unter Andern Peiizonins freuen) und nicht bloss
mit Uu:>ik befaüsen. Dass aber liomer jenen liarbarcn Srlila(hl|<e«äii|;e, sondern auch eigene sangreiche Dichter
im INorden des schwarzen i>leeres nicht unbekannt gc- geliabt haben! Welches Unrecht (hut ihnen also Ovid
blieben war, kann Memandem aulTallen, da selbst Inder an, der ihnen Sinn für Poesie abspricht Trist. Jlf, 10, h.
den liomer kannten (conf. p. 277, 38- Reisk.). Da nun und es bei seiner Keiintniss der getischeii und sauroma-
aber der Hcdeiide nur von den benaclibarten Barbaren tischen Sprai he Pont. III, 2, 40. verabsäumte, als Dich-
eine genauere kenntniss haben kann, so bleibt die Wahl ter bei ilinen anf/utreten. Unten, glaubt, Hrn. Dr. E.
ziiisihcn Skvllieii, (ieteii und Sarniateii und ilem alle schwebten hier einige dunkele Erinnerungen an die Kal-
zugleirli umfassenden fjaoflaoo^, welches Unterz. vorzog, miicken und ihr aus HIO Gesängen bestehendes Ilclden-
weil (li)iloiiiatische Griiiiile für keinen der drei Vfilker- gediilit cor. Sehen wir nun zum Ueberduss, wie es bei
iiameii besiinilers sprachen.'' Alan betrachte ilie Logik dem Vorschlage des Hrn. Ür. K. mit der Grammatik
des Hrn. ür. Emperins. Weil also Dio ileii Uorvslhe- steht. Ware wirklich von den Sauioinaten die Heile ge-
nileii Kallistralos fragt, ob er Homer oder PliokWides wesen, so knnnle Dio, abgesehen davon, dass er diese
fi'ir einen besseren Dichter halte, und die ISorystheuiteii ungeluirige Anseinaiulerset/.ung nicht so ruhig wurde hin-
nur von den benachbarten barbarischen V'iilkern genaue genomineii haben, nicht so fortfahren, wie er es tliat:
Kunde haben, diesen Uarbarcu aber wnlil Homer nicht tÖi; öfi (tiuJY.vKidlJV VfUSig fuiv Ol'x iniOTUOi>e , üJi
nnbekaiint gewesen ist: so ist es sarbgem.'lss, dass der Ksye/^, sondern er inussle sagen: viJEii; fitv — TOV
junge liorvsthenit die Meinung der benachbarten Barbaren (J) uj X fklö n V, als Gegensatz zu ilen Barbaren. Er durfte
loin Homer auseinandersetzt. Dio, der es nur mit ileii auch in den Worten fi'oi de ■Trd.vT 6^ UV i ul Tiff/oi il'm
Borvstlieiiiten und mit ihrer ausgezeichneten Liebe zum nicht voranfgehen lassen; endlich miisste er ot'd lli; TüjV
Homer — denn lieioahe alle können die Ilias auswendig ~l aoOlxDt'l't UV fjdofjUoojl' durchaus s.igen, wenn der
liersageu — zu tliun hat, erhalt mithin folgende Aiit- Leser nicht au alle Barbareu überhaupt dciikm sollte,
wort: ^eiii , den Pliok\lides kenne ich nicht einmal dem Doch einstweilen genug von Hrn. E. s Coiijectnr. Der
Namen nach, und ebeiisi» wenig meine Landsleute. Denn Unten, hatte für oi'de akkui; oi'()i dkadg hergestellt,
wir lialten nur den Homer für einen üichtiT. Den aber ohne etwas Weiteres, als Beweisstellen für die sprüch-
kcnnen sogar fast alle Barbaren. Denn allein den Homer »Örtliche Geltung ilieser Worte hinzuzufügen. Hiiren
erwähnen ihre Dichter in ihren Gesängen, die sie wohl wir nun den Hrn. Dr. E. S. 225- „Diplomatisch be-
auch sonst vortragen, besonders aber dann, wenn die trachtet, ist diese Emeuilatiou vortrefllich , und doch ist
Ihrigen zum Streite ausziehen, und sie den Hlulh der» sie so gewiss verfehlt, wie irgend etwas in der Kritik
selben anfenerii wollen. Alle diese Dichter sind aber gewiss genannt werden kann." Denn „der Sinn beneist,
blind, und halten es nicht fiir uWiglich , dass ein nicht d.iss die Emendatioii nicht richtig sein kann. Denn die
blinder Mann ein Dichter sei." Ist das eine passende, folgenden Worte ui nulljcai uurutv müssen sich auf
ja nur eine schickliche Antwort? schicklich für einen ut'd' dkaug ovdtlt; bezielien. Der Verfasser wird sagen;
allgemein geehrten jungen Redner und Philosophen der aus oi'dtig ist nüvTUJV >■» erg.'inzen. Gut. Also sammt-
liiirystheniten , der das zu zeigen hat, und gern zeigt, liehe D chter gedenken nur des Homer, und ermuntern
»a» Dio v. 34. andeutet tt'duj^ oiv ui<Tt>v (f/KÜfjljoUv die Ihrigen ilurch Gedichte, worin sie Homer erwähnen,
ii.ru Tinjl ZOLTUI' Sl'ih'i £ni'l'i}av6iit]V, nämlich wie zum Kampfe; alle diese Dichter aber sind blind, und
eifrige Verehrer des Homer »eine iMitbürger sind? Kalli' glauben, dass nur Blinde Dichter sein kütinen. Und nun
Stratos soll ein weitläufliger Schiie'it/er sein und nach noch die Wiederholung Ol no/ljcai ai>riuv in Dio»
flüchtiger ErM.'iiSniing seiner Landsleute die Barbaren, als Antwort, was sich gewiss auf eine ganz bestimmte Art
Pfleger der Homerischen Gesang^ verherrlichen! er soll von Poeten bezieht. Der Hr. Verfasser wird selbst ein-
das anszeicliiiende Lob, welches den Bor^stheniten zu- sehen, dass diess ein Gewebe von Sinnlosigkeit ist, .ib-
kuinmt , lUilnrcK abwoisen , dass er sagt: den Homer gesehen davon, dass die Formel oXuug OL'ötii hier, wo
kennt ja last jeder Baibar? Doch die Barbaren zuge- von Blindheit in ganz anderer Beziehung geredet wird,
geben, die Hr. K. hier e'iimal haben will, was hinderte höchst unangemessen sein würde." Der Unterz. ist voll-
ihii denn, t'J.koi beizubrlmlten (das folgende avxüjv kommen mit Hrn. Dr. B. darüber einverstanden, dass
wenigstens wftre nicht im Wege, wie sich unten zeigen diess ein Gewebe von Sinnlosigkeit ist; aber woher rührt
wirilj? Denn da Kaliistratos die Borrsthenilen sicherlich es anders, als dass Hr. Dr. E. für den Unterz. geant-
als Oiecheu ansah, so vünje akko-i in seinem Muude »ortet und auf dessen Rechnung mit eben so grosser Zu-
1141
vorkoinmenlieit, als ^raiiiniatischer Uinsich(ifi;keit eine
L^Lersrtziin^ KPgelien hat, die freilirh seiner Alisirlit sebr
gelegen kam? Aller(liii(,'S Uatle der Untere. Iiciin iSiedcr-
8< hreiben folgeiuler Worte, mit denen er die Stelle ab-
tliut: „facta uiiiiis lilteriilae runrpr.siune et seiiteiitian
perspiniitateiii et pristiiiiiiii diceiidi jjeiius Oiiini sie videor
posije reddere" sirli ilesseii iiiebt reruiiitliet , dass ein
(•elelirter die Stelle anders, als «u übersetzen kOnnte:
Hfiltst du, IvaJIistralns , den Homer oder den Pliokvlides
für einen besseren Dicbteri nnd Kallistratos antitorleto
Ificliclnd: Aber irli kenne ja nirlit einmal den Namen des
andern Dichters, nnd t;lanbe, ebenso »enij; kennt ihn
i'iner von meinen Landslenten. Denn »ir halten nur
den Homer für einen Dichter, und den kennt bei uns
so|;ar, so zu sajjen, jeder IJIinde. Den eben nur den
Domer em^llinen unsere Dichter in ihren (lesän^'en, nnd
xtvar tragen sie diese Ges<hj^e besonders «lann lor, t»enn
r^ /um Kampf« geht, und sie die Streiter ermufhi(;en
•tollen, {gerade wie man eioüt in Lakedämnn die Lieder
des Tyrtäos vorlas. Es uiaiijjelt aber diesen Dichtern
wirklich ilas Augenlicht, unil sie halten es auch für un-
.in(>j;licli , dass überhaupt ein Anderer, als ein iilinder,
ein Dichter sein könne (oder kürzer: den Homer kennen
bei uns sogar die Blinden; denn unsere Dichter, die ihn
in ihren Liedern erivfihnen, sind wirklich alle blind)."
„Wie anders also verhält sich hier Alles", wenn man
nkt/.Oi; schreibt. Man erhellt dadurrh nicht allein
eine sehr passende, sundern die allein richtit^e AntMort.
Denn nur von den Borystbeniten durfte und konnte Kal-
listratos reden, die .4iitMort aber, die er in Beziehiiii);
«nf sie zu j^eben hatte, war in allen ihren Theilen von
Dio vorbereitet durch die Aiijjabcn, dass fast alle Borv-
gtheniten sich eifrig mit dem Homer beschäflijjten , und
zwar so eifrijf, dass sie von einem Andern, als Uomei',
gar JNichts hören »nllteii {n'/^ifiuv ÖS y.ai navit^ Ol
ßoovodeviiui negi toi/ ctoiijtI/V eOTtuuöä'/.aaiv —
lüöis oi'de d.y.oiitv intg Ofdeuoi äkkov iHkoi<o/v i)
'O/Jrjooii S. 7t)f 3'). 32.), dass dieser Eifer aber seinen
Grund in ihrer kriegerischen (iesinnung habe, wosshalb
Achilleus ihr Held sei, und beinahe alle die Dias (nicht
Odyssee) ausMendi|; hersagen könnten (ö/a X^v Tifju^
Tüv 'AxtkXta ai'voiav — xi^v ye 'Ikidöu ökiyov -irdi-
Tt^ t'oaniv (/Tto axöiiaxo:; 7,S, 3". 4Cl-), vorbereitet
ferner, um vom Namen Kallistratos selbst i\ichts zu sagen,
durch die Erwähnung, da>s Kallistratos sich in den Krie-
gen gegen die Sauromaten ausgezeichnet 77. 27, aber
nicht bloss ein ausgezeichneter Krieger, sondern auch
ein guter Redner uiiil Philosoph und besonderer Lieb-
haber des Homer gewesen sei (iXeyexo öi y.al xu 7l(jug
TOP nokt^uv ccid(jiiuc ilvai v.al nokkoin; Sui<^ofj.a-
xuiv xoix; f.i£i> dvrjgijxii'ai, xohi 5i a'ff^iiakv'txovq eU
ktjcftvai' kartovddy.Ei di y.al nsqi\ koyovg xui cfika-
aocfiav 11, ly. et'dülg oi'V ai'xoi' cpiköiuijoov uvxa 31).
Ergibt sich nun hieraus, dass Kallistratos in jener Stelle
{fiuvav yap Ofnjoou v.. x. A.) nur von der Liebe sei-
ner Mitbürger zu Homer und von den Kriegsliedern ihrer
eigenen Dichter sprechen konnte, so erhalt diese l^lei-
nuiig ihre weitere Bestätigung noch dadurch, dass Djo iu
seiner Rede mit diesen Worten fortfflhrt : xav (H 0 w-
xvkldijv vfteig (asv oix iniOTuoite, uji kiyeti;, auf
114?
deren Bedeutung schon oben hingewiesen wurde. Und
fühlt, um Anderes zu übergehen, Hr. Dr. E. nicht, »on
welcher schlagenden Wirkung es ist, dass Kallistratos,
um zu beweisen, das« eigentlich alle Borvstlieniten ohne
Ansnahme mit dem Homer wiiM vertraut sind, sich eines
SprücliHoris, welches von Homer an ilalirt, auih in der
Homerischen Form bedient, uinl d/udi, nicht viCfküi
gebraucht? Und die Erklärung des Sprüchwurts: den Hu*
nier kennt bei uns f^st jeiler Blinde; denn unsere Dich-
ter, welche ihn immer im IMiinde haben, entbehren wirk-
lich des Aiigetiliclits", ist sie nicht eben so treli'eud , als
wenn bei Poivbins und Liviiis an den vom l'iiterz. in der
Ejiist. p. III zuerst angeführten Stellen Philipp dein Phae-
iieas sagt: „Ja, das sieht auch ein Blinder ein" (denn
Phai'iieas konnte wirklich nicht gut sehen)? Ist dann wohl
auch die Stellung ei'ot dt Tidvceq oixoi .Xf(fkoi zu-
fällig? (iciiiig von dem, was soiiiienklar ist, Wio aber
war es möglich, dass Hr. E. das Sonnenklare nicht er-
kannte? Hr. Dr. E. sah nicht ein, dass uvxdjv — denn
so ist zu schreiben — nicht zu noiljxal, sondern tu ii>
XOi'i TToni/itaoi. gehöre: ,,denn den Homer allein erwäh-
nen die Dichter (d. h. unsere Dichter; weil der junge
Borvstheiiit andere Dichter, als dio seiner Vaterstailt, nicht
kannte) in ihren OVsängen"; denn des Gegensatzes zu
Homer wegen war ein uüxihV iinuingänglich nothwendig,
sowie es auch gleich nachher wieder heisst nuuuy.t-
ktvuvxai xoii; uüidjv, uinneg xd Tv g t alo v sv
Aa/.tbainovi iKtyexo. Solche Erwähnung des Homer
findet sich etwa bei Nonnns XIII. p. 3ö4, 4. und XXV,
p. 6)H, 18. Bekannt ist übrigens, dass diese Stellung
der Prunumina sich nicht bloss bei Dichtern, sundern
auch sonst, wie bei Plato und den Philosophen über-
haupt findet; es sei jetzt nur Plat. Polit. I. p. ,330. C.
Htixov £v xuj ßU:) angemerkt. Wie weit aber ihe >'er-
tauscliung von kuvxuv (lie Venet. gibt an der zweiten
Stelle tavTioi), at'XOV und ai'coc gebt, kann man au«
den Stellen bei Boissouade xu Planud. Met. p. 112 und
Walz zu Tlieon p. 1 ;,S. Kayser zu Philostr. Vit. Snph.
p. I!)() sehen. Hr. Dr. E. schreibt aber nicht bloss ßdü-
(iagui oüdSii (mit welcher diplomatischen Probabilitat ,
«erden wir weiter unten sehen), sondern auch fv xuig
]iun'jf.iursiv a xai (für notr.uuai y.ai) uUmj^ fitp iiiu-
i*aai ktyitv, dei dt ünurav fiekkovat (für uit.kutoi)
fur/saiiai 71 aga/.ekii'üji'Tai (für nctnu/.fknovxai) xoi(;
C'L'CWV, und will wissen, dass der Unlerz. diesen Aen-
derungen seine Zustimmung schenkt. Worauf sich diese
Conjectiir des Hrn. Dr. E. gründet, kann der Unterz,
nicht ausfindig maclien; er erkb'irt vielmehr hiermit, dass
er iliese Aenderiingen für dnnliaus verwerfliih hält. Was
zuerst das anlangt, dass Hr. E. dieselben S. ,j()4. für
„geringfügig" erklärt, so ist dagegen Folgendes zu erin-
nern, Stände TlOllji.ia0IV in den Büchern (die Hinzii-
füguiig des i> übergeht Hr. E. ganz; ist es ja doch nur
Ejii Buchstabe! freilich gerade ein Buchstabe lon niiht
geringer kritischer Bedenlsauikeit ) , no wiese iluch allen-
falls Etwas darauf hin, dass auf :i tinjiianiv einst ein
mit einem Vocal anfjiigeudes Wort folgte, während auf der
andern Seite, wenn Tl üll^ liaOl i sich vorfände, daraus nicht
luriorgehen würde, dass ein Wort, wie des Hrn. E. '/, aus-
gefalleu wäre. Nun aber steht in den Haudsrbriften
1143 1144
TTOn'imOf, ii'iil ilorh lasst sirli ohne AniiBliinn jrnrs v Torgelcspii wurden." Drr llnfprz. fiij;t mir Lyrnrg. p. 212
<lie .'>Il)|;l>i'lil(<'i( j'-iirK Aiitilallrü |ialj|ii);rn|iliisrli «c lilccll- liiii/n , weil iViM>kp , il<T an rill ^'orlrscn nicht ilailitr ,
(rriliii);.'! iiifli* iiarliwcisen. üriii l'iitfrz. liiiMct »ich nur »ilirrilpii iioIKi-: üjOTzeg xoii Tlütaiuo iv A. iikt-
tlir.irr «in« \^ i'(, dar: weil v niiil y.ai «dir lifliilig mit ytioii' Ui'bil|;eiiii ijlaiilit er, dass aus fitkKiuot Keiner
einander ver» eclmelt sind (die Codires des Paiiüania», de« »ird beueisi'ii t< ollen, dass jene Uirilirr trotz ihrer
fllaxiiiiU!) T>rius beiieiseii diess, um niiht aiiilere zu nen- Ulindheit Veit >Velier'9 hätten nein mil.ssen, iioeh dasi
uen), «o ist es niilit iiiinalirüi lieinlirh , dass das Aiij;e man in KiiiUsIcht auf den aciit«elinj;iliri<,'en Ivallistralos
des Alisihreiliors loiii v de« Wortes ■nuiljtiuni /iiiii v.t't auf uti kinutr ilriii;,'eii wird. Kallistralos sjirii lit gaii»
alirrte, und so «oitolil das v von TloilJfiuOt seihst, als all;;em)-iti loii einem liislitiile, »elilies ^ller war, als
•las ii liber dem .Sihreilirn »oii y.ai rerj;esseii hat. Ks seine tiebiirt, und läiii;er tifihrte, als sein Leben.
■ iiid diess lirle Worin um ein |iaar Bnrhütabrn, aber in Auf Kallisiratos Worte erttiedert Uin S. 79, 10.
eben dem (jrade, als sie fiir die Sa« lie niiiiiitz sind, lorru fiH' , i(fl.v unoKtkavy.UOtv ui Tlonjrai ai'Tuiv
iiotliMenilij; fiir Hrn. Dr. K. , «ler da versichert: ,,da«i «tto (Jiiljui)t< u'jaTrfo an o ocftiakfilai. llr. Dr. E. ,
ihm dipliimatisrhe KrHitj;un(;en nichts weniger, als fremd der fiiiif Aenderun<;en in einem Satze vorgenommen, der
sind." Der Uiiterz. hat Hrn. Dr. 1£. nach bessteui Ver- nur Kiin'r bedurfte, bemerkt über iliese Wort« Michts,
Ditigen noter die Arme gp);Tilleii , und setzt also ,,iiach und doch kann uLTÜiv nicht richtig sein. Denn wenu
Besrli» ii'li<i{;iing lies di|ilomatis< hen Gewissens^' folgende };leirh llr. K. S. 'J'2'i meint: dass die AViederholung Ol
Worte her: ii) Toig 71 uiVifiuOlv , u y.ai ukkw^ iitv 7ron;rai o/'rt/Jl' In Dio's Antwort sich jjewiss auf eine ganz
tlwiiaOt kiyiH', citi dt — weiter kommt er zunächst besliiniiite -irt voll Poeten bezieht, so ist diess (il'TUJP
Dicht. Zu den ßarbareii, welche auf Hrn. K.'s Veraii- selbst dann, nenn wir Hrn. E. die liarbaren mit vollen
staltung hier Platz genomiiipii haben, scheinen diese >Vorte Händen zugeben und oben ui nuiVTCU O-vriov für av-
Bllerdings gut zu nassen; denn Griechen, soweit sie der ivjv stehen lassen wollten, nichtssagend und iiniiüfz, da
Unter«, kennt, konnten nur so sprechen; a ätkuti jUV iiarh den Worten f/öi du Tlavieg X. z. k. entweder da»
fi'ojttaac kiyttv , uii dt üruv oiler u iimi^aoi klyeiv einfache ui nonjTdi ausreichen oder ein ui'lOt oder
äkkoj^ TS y.ui ürav oder u y.ai ufkwQ liwi^aai kiytiv i/.eivui eintreten miisste. SScIion Reiske , der unter den
Y.ai br, y.ai dci oder u xai äkkuj^ tiuidaoe ktysiv y.ai ersten uriut'; die Griechen verstand, sagte: redundat
ijTav und noch anders, nur nicht so, wie Hr. t£. spricht, illud uviuiv, aut kiniujiitci vel rv(fkvjTTUVTSi »el tale
Ü y.ai ükkuj<; für. Hr. Dr. K. schützt wohl hiermit quid est snfiiciendnm ; AVvttenbach in der Upist. Crit.
ftillschweigend Deniosth. de Cor. p, "200. OTl y.ai at'- p. '20 liess es wohl ans dem.sillien Grunde ganzaus. Der
TUii Liiv^ Er schreibt ferner: uti de önoiav inkkovoi Unterz. ZHeifelt nicht , dass Dio so geschrieben hat : TOl'TO
uäxeoi^at Ttaoaxikn'ujviai to/? avivjv. Da er rots jt<if dnokiKaiyaaiv oi 7ionjra/ üvTU)i, uno Of^ii]-
aviujv nicht von den Gedicliteii verstehen kann ^ denn (juv d/OTiep UTI o vCf&ak/jlai. Die , i is ailverbii tif rw?
wer fände diess auch nur erträglich: sie erwäliiien den in citafionihus , ijiiae hie cernitnr" ist von Wyttenbach
Homer allein in iliren (iedicbteii , welc/ie sie soiiolil hei zu Plutarcli. p. (löO und (i'l'.^ berührt, zu Plat. Pliaed.
andern Gelegeiiheilen vortragen, als auch jedesmal dann, p. I.*)!) s(j. »eltlJliiftig eriirlert. Dio bezieht sich ii.tiiilich
wann sie diejenigen, die in den Ranipf ziehen, eriniillii- auf die bekannten Worte Plalon's im Phaedros uiui' UTt
gen durch ilire Gesanjfe (wo dann auch ftti.kot'0/ falsch dkkuv oCfi^akfjlUs dnoktKaVitaj;, die fast jeder Sophist
oder sinnlos sein würde, weil die blinden Sänger doch nicht sich zu INiitze gemacht hat, wie diess Wvtlenbach in der
ru andern [iiml barbarischen] \'filkern heriiingezogeii sein Epist. Crit. p. '20 und zu Pliitaich. p. 4-17 zeigt. Dio
werden), so verbinilet er wahrscheinlich T u ig ai' [ uiv mit 8ell>st hat sie Or. XLVIIl. p. '244, ■>. noch einmal:
UStJ.ui'Ol. Abgesehen davon, dass iliess eine falsche lj()axiid tig i'TlUtpla, iji xa^dufo oCft^a/./iilag 'la()U
Stellung der AVorle ist, bedeutet loi^ aiiu'jv nur ihre xujv iyyt'g dnekaioaiiev. Für (jVTiog sagt er an aii-
Leiite, ihre .Sklaven, und die schreibt llr. E. den ,,lln- derii Stellen T(f) Ol'Tl , wie Or. XI. p. .i49 i 4Ö. IV.
glücklichen, Uliiiden" doch wohl nicht zu. Oiler meint p. Ili6, 17. den Gebrauch von dl okui'i/v bespricht
Hr. E., «eil einijfe Gelehrte geglaubt haben, dass Ui' Davis zu Clem. Iloinil. VI. '22- p. (')S4. ß. Gall. YJlvTfO*;,
yori ö 'AuTCiiloiug {wofür (Jnterz. ohne den Fliit.Trch um diess gelegentlich mit zu besprechen, hat ürat. LXX.
nachzuschlagen \4uitfttoisui nAet 'A()tiutoidx>j<; in \ot- p. ;i75 » 34. Tov fiev dy.okovi^iii'VTa — äei voiiiLiiv
Hi'hlag bringt), Pigres, ein Bürger von Artemisia sei, t/J? (flkoooffia TlQOOeXüVTa TUV VOUV Jacobs Addit.
Toig UVXOJV von den Landsleuten, Mitbürgern der lilin- Animadvv. in Athen, p. 147 nach dem Dafürhalten de*
den verstehen zu kiinnen ? Jedenfalls knniile es ohne L'nterz. ebenso richtig (coiif. Or. X\ill. p. 47.S, 13. n/i
Citate hier nicht abgehen, wenn gleii h Hr. Dr. E. , wie uint C( ikuirorpou ifjyur), als leicht hcrgeslellt; denn
der Unterz. eben sieht, .S. 2.'5 ohne alles IJcdenken ,,die (^;c wechselt mit oirv>C, sowohl sonst, als im Dio, etwa
Ihrigen" übersetzt. Für jetzt und wohl für iiiimer gel- Or. XI. p. 348, 3. WQ jiaKitayov a/'xf'IJ'^lj^' ''"'• '"S-
ten die Worte Dio's für rein und nnverf.'llsi lit. Der Un- (li'iiOs; und wie oft (htux; diiicli uvruii verderbt ist,
terz. setzt für Hrn. |)r. E. die Ueberset/.iing her: denn zeigt die iMünchener Handschrift des Tlieoilor. IMetorh.
den Homer allein erii.'ihnen uii.iere Dichter in ihren ■/.. Ii. 412- und in Stellen bis zum IVeuen Testamente
Liedern, und z»ar recitiren diese Dicliter »ohi auch hinauf Hrinsterhnys zu Arisfoph. Plut. SOli. p. '11 2. und
bei andern (»elegenheiten , wenn es jedoch zum Streitte Jacobs zu Ivallistrat. Stat. VI. p. 7U2- conf. Dio Or. VII.
geht, erinnlliigen sie jedesmal gerade su mit ihren Ge- p. 272, 16. OlTU)^. Geel 6vTO)i. Hiermit ist zugleich
(lichten, wie die Gedichte des Tyrtfios in Lakedänion die für dio in Ilede stehende Stelle Vürgcschtagene Aen-
1145 It-'iG
deriin^ (fererli(fiT*ij(t ; ilnnii itv mit lilifrfp^ctiriplipnpm r IV. E. si-lhst S. 230 '•riiiM'it, ilass «-nn Strpliainrs im
ist aVTUZ, (tVTtJ>V (XVaU 711 Tlicon \I1. p. .'50) '""1 'VUes .'inr Sd'ür am Alex. .\|iliroil. ,iii;;i-iiiitLi ist, iiiiil
OV mit übprsclirielpdipiii r OVtOZ, OlTOtZ (Hast. Cdiniii. 1>«"1 l'a>si>>v sli-lit rs rlnnhilU. I)(i( Ii llr. Dr. E. iiiiiiDit
Palacour, |>. tS.'cS. y'i.S) miil «üb Vert.THScIiiiii;; iliosrr lii-i- j:i spHinI .111, il.iss ilrr UiiIit/.. Iikt an Piir|iiirfarluT niiil
Aen Ndten ist (jewis» sehr icrzrililicli (s. (icirlil/, zur ()r. I'ur|iiii kli-iil so 7i (io(fi/)(i. Or.Tt. IV. p, lli(), "'• Ifii» 4.)
XVIII. |). (i. iiot. Kl.) tiiiil aiiili'r<> ItiMsiili-lc , aiirll lies grilHilit hat , iirjil srliii-lit •:ri)iiCri uifol' allein » ejfen
Di"> si>lli*t, bei Kavspr zu Pliiiiisfr. \ jt. Sopli. j). 'JXfi, ,,iiiifpr(;p')r(liii'tpr Krifprini" , d. Ii. ans [)al;i";;ra|iliisrlien
iIjzu Diodor. X.\. p. 434, 4)-), zumal ila ui ixoHlTul (iriiiuliMi zmuck, »pNIm- » ir mtcii IipIimh IiIpii uprilpn,
(tVliTjU ixjpr nt'TUiV kurz H)rlipri;<lit. W >-t jpiIdiIi ilio Wie nhvr viislilil llr. K die Mrlii'! iN^uli iliin S. '2'2^
Uiiiforiiilins i|pr EiiiIiiiijimi w; uiiil idv in lictraclit ziclit, ist iler /ii<:iinirii-iiliaii|; fiil-jccnlpr : ,.ll;iiulip briii>^rn ilie
»ird aiuli daran dpiikpii, dass ■nituTiDV und 7ru.iT0)C, J;r()s^(l•ll Oplir, nin ein [uir|iiiMi('-< KJLmikli'iii mm Staate
äkhojv unil d/'.Xi/}^, nklJihi'iD und «Ar''wC "'"1 andere zu lerilienen , das man iloc li inii ein j;eriiigi>.s tielil kan-
LostAndig uechseln. Znletzt lirinj^t der [Intprz. noch nach- feii k. Ihe Ausleser des l)i» daihteu liei den liar*
tr.'li;lirli Terfnllian, de Pall. II. p. 5- ,,<Iii(iil clailsis vel laren »nhl an flie IMiOnikiir. Doch da Diu von seiner
in tntutn llnineriiis ocnlis litiiiet^* und weniger die Stel- Zeit redet, ho ^euiss die l*li(iitikier ni( lit mehr flas !Mu»
len hei .Salniasiiis p, l,j4 si|. , als die hei Erasnius Adag, iinpol der l'nrpnt jjen.'lnder haften, erseheint der Ausilriirk
VIII. 9j. p. 'i I 1 zur \ er(;Ieirhun;;. den Verhältnissen nnanijeniessen. Unferz. sihloj; dess-
ürat. LX^'I. p. 34s, !^>. Tldou til'V Toip ßo.()ßa- lialh ßdrfiiDv vor." .M.in erfahrt von Hrn. Dr. E. in
pO)V uyuoaoeis dvoiv livolv 1) roidiv y.aKViV UOO- lersrhiedenen Disrrplineo der l'hilolnjjie .Nenes. Em
CfigdV. Hr. Dr. E. rorriiiirte TluMU utv lliiv ßuCffOlV; |)iirpnriMs Ehrenkleid vom Staate verdienen? i\ein, da»
«ler ünterz. Epist. C'rit. p. III dauejjen: a<l uieuioriac fidem heiliirfte der IJele^e. Entneder irrt llr. Dr. E. «ehr
aptilis ac ron^riientins est reponi T tu V TC o (J (f L' O t UJ V. griMicIlii h, oder er hat ein » iehti^es Supplement fiirWarlu-
Weil er eiiipn einseitideii Ziierk >eif(ilj;te, hej;nrigtp pr iiinlh, AV'esterm.inn iinil »ohi \lle, die liher die zu Athen
sich, Stellen ans Ilcrnil., Poll., Pliitarch. niid IJiUkh's <;ehrÄiichliciicn Ehrenliezeigiinijen (dv)Oiai) i;ehaii<lelt,
Staatsli. in Parenthese liinznziirrii^en. Die Ahsicht, in anslindijj {jeniaeht. Da er sich aher iler \Viclitit;keit der
welcher diess ges< liehen, zu diirclisrhanen, ist Hrn. Dr. E. Entde< kiiii}; nicht hemisst f;e\torden ist, ist die Annaliiiic
S. 212Ö nicht geliüijjen. Sie ist folgende: Der lliiterz. erlandt, dass llr. Dr. E. von einem Elirenk leide, »elilies
wollte zu verstehen gelien , dass nach dieser Eniendation man sich mm Sta.ite verdiente, ans seiner sonstigen Lee-
sich Einer (mit Riicksielit auf C'asanh. zu Athen. V, liire so weni^^ El«as «eiss, als der l!|iterz. Den Siejl^rn
p. 370, 35-) versucht (reliihll hat, Böckh's Zweifel: ,,oU in einem äyiDV '/Olj/iari rij; nil>s!en iiniiierhin nelien Drei-
Uiiter 71 OOCfl'fJU hei Pliitarcli Menn die Stelle des Dio fiisseii lind Schaaleii am li Kleider zum Ijohiie hestiniint
ist ihm eiil(;an;;eii) ein Geivand oder ein ge» isses i\Iass lies (jewesen sein; was jrehnren «yt/Jft'i; hierher, «o es lipisst:
FarbestolFes hezcicliiiet sei" iladiirrh zu hejjriinilpii , dass dljuuoia d ii itiKo/^ 71 of}.o'jv Tiäiv io.}-dvTU)V ajvioi^
im gPHühiilicheii Sprarhjjehranch 7l(ioq4'0(t'i den Pur- Ja, selbst in dem Falle, ilass Hr. Dr. K. ein purpurnes
purschnetkeiifisrher bedeiite. Wozu li/ltfe sonst iler (Jn- Slaatsehrenkleid nachweisen konnte, iiiiil naclijfpw ipsen
lerzeichoete ausdrücklich aus Herodot die Worte tcfl] hStte , würde diese EiklMriin;r nnstalfiiart lind f.ilsch sein,
t'^r' i>.vluo>V C'.n tvtiy^tic, (i.lll/.iuttat n'^ AlfiltlV nml weil dieses Ehrenkleid aller Wahrscheinlichkeit nach noch
aus Polliix ih'.l\O.CTOl'ljyi)i, warum lilierliaupt j,'era(le bloss hoher ;;est.iiiileo und thenercr gevtesen sein würile, alü
Herodot Ulli! Polliix und nicht andere .Sc hrifl-tellcr bis die taiiilt. Dio sajft aber: die 71 00(f t"JU kostet beim
zu loci hin Ulf angeführt? Doch d.ivoii schon uber^eiiii<; ; Färber drei Minen, ÖlJUUaia aber (das Ailverliiiim hat
(Irnn das .^lissverstandiiiss war iles»halli leicht inO^lich, Hr. Dr. E. nicht recht ili's Ango gefasst) sehr viele
weil durch Dittojjraphie an dieser Seile der Epist. aller- Talente, llnil ilie jaivla , die man auf dem .^larkte
«linjs Etwas aiisnefalleu ist, wie Hr. Dr. E. schon dar- (llemsterh. zu Liician. Ni^rin. p. 2()t • Vol. I. ^'alckeii.
aus ersehen '»ird, dass bei ,.fj(/.fifjao(i>v , JjOüIjÜoiov''^ zu Act. Apost. WH. ^.) fiir wenige DrachiiiPii kauft,
eben die Stelle fehlt, aus welcher der Unlerz. das ßoo- kostet bei der Volksiersammlun!; oft das ganze ^'erni(i;;en."
ßooU)V genommen, lind worauf er seine Eiiieiidatinn ganz Die TCttviu, wie der ocirpaiOi, wird dem tiepytTr^
besonders mit gegnimlet hat. Sie wird unten nacli;;e- zum Tlieil , niiil ihren kostbaren Preis er».'ihiit in der-
tragen iienlen. Auf llöckh's ftleiiiung aber (welche frei- selben Weise Dio noch einmal Grat. L.\.\V. p. 40*^. 6.
licti sich aus Plutarch seihst sei widerlegen 1,'isst , da (toI' 7{<i.liru; l'.Sta y.a'}lOTi;y.{v) ; ilie 71 orjrfn'on gelifirt
dort oHeiiliar der TTuor^lou die i^roiii^ entspricht) ging dem Choregen, und wird allerilin(;s nur durch Ailfuendung
der Unter/, desshalb einen Aiigenlilick ein, weil er sich vieler Talente ernorben. Der tlioreg hat vor Allein die
nicht vorstellte, dass irgeiiil Jemand den .Sinn der Worte heilige Kleidung für sich und den Chor zu gehen; iliese*Sui:ian. ,
Diu'» falsch deuten konnte. Wer das t'erfaliren der Pur- hgu ia'Jlji (Demosth. lAIid. p. .'im) aher ist die «Aoro'/i^ ^y"^*^'
purschiieckeniiscilpr kennt, weiss auch von vorn herein, oder Tlog<(Vijiz (um das von Heralil Uemerktc in Etwas
ilass TTogcpL'oeuq einen Purpurfarber bedeuten wird, aber zu erweitern Philostrat. ^'it. .Apnllon. IV. '21- p. 1 . ")!-).
nur dann, wann vom iMeerpurpur, »anii von einem üf.i- Jacobs zu Pliilosirat. p. '299. 300), <lie auch, wie die
TlOfJfpVQOV Zeuge die Ilede ist; das Niithige hierüber XpwXOro's J^oldenes Kleid heisst (lliihnken. zu ^'ellej.
hat, wenn den Unterz. sein (ieiUclitiiiss nicht trügt, II. K'J. p. l.'ili). Aun ist (z. 15. durch lio< kh Slaitsli. I.
Schneider in seiner Abhandlung hinter den Anmerkungen p 490 fl ) bekannt, wie niaiiner, die der (Saia y.a\
xa Llloa's Aachrichten aus Amerika; ausserdem hat llr. (flkoililiu UuvrjyvQllAlj y.ai üyogaioi iiachtrachteten
Zeiticiti: f d. Allerlhumsw. 82
ll<7 IAH
(und roll solilirii sprirlit Dio liior) , vor allen «lic Cho- wissrn , wrlrlip niirli8f.^l>piiri>riiii>n «larin gebraucht «tor-
rrgip iil>erii.'iliiiiiMi (Plii(iir«'li. Nie. III. H'. |>. 3t')5. 3ö7) dm, so uar rs iiiilit ohne linlriitiiiit;, eine andere Stelle
und SM li es tjro.s.ie .Sniiiineii kiisleii lie.-iiieii, Ulli so recht deüseliieii St linrislrller.s anziifiiliien, in der dussellie Wort
ihrer Eid-Ikeil, im Piir|mrl>leide oUVntlxli zu prangen, eine Corriiplel erlilten. IViiii ist al>er bekannt, ilass bei
zu ^eiiü^'en iinil beim Volke sii li in Ansehen i» setzen. ^Viederholiing von liiirliHtiilien die Schreiber den oder die
Billijjer liat ein ähnliches ^'er;;lu■i^.'en der ()u^()y.07l og liuilisUbeii nur einmal schrieben, und ilie VViederhoInnj;
und lir/.OiHflkÖtltioi i\en Theophrast. Char. X s I. |). 25, durch ein /eichen andeuteten. Also /:iäooi;. üiess steht
der den Prtl.ineii assistirt, um im Ornate, lieii Kranz dem tlKkug schon iiAher, und dass IjCLußuooi; aiider-
auf dem llauiile, sich zuletzt Hohl auch noch »einer witrts anders corriimpirt ist, »je der Ilr. Verf. bchaii|itet,
Frau zu |iruiiuciren. Zur Veruleichun;; mit üio S. 347, 30» könnte Uiitcrz. ohne Gefahr ihm einraiimeu." Ferner
wo es heisst, ilass ein solcher dui;u/.ünOi; zuletzt Tie^il- ,,Ui)terz. schlug ßacftwv vor und stutzt sich hier auf
£p](6Tai ■:Ten'lOV y.ut Cfni'kuv jfjtlitDVlUV t^^^'^ ■> '*'•■•''* <lie Srhreibiing /^cXQiai/. Wir fragen aber <len Hrn. Verf.,
sich also von selbst Aiitiplianes bei Athen. 111. p. 10:J. V. ob die unterjreorilneten Kriterien der Lesart ßa(fiu)V
youryu^ .'>' aiot^hl^ 'Jiiuiut y.a'l )(Oliail naoao/ujl' oder noorfvoioiv gnnsliger sind." Der Uliterz, iileibt
itf) X'^9'/' üu/ui ffOUli, »eiche Stelle üobree in den ilie Antitort nicht scbnlilig, uienohl sie Ilr. K. im l'or-
Adiers. p. X sehr gut für Isokrates Areopajj;. p. 160 aus wissen konnte, «eiiii er einmal nur Eine Seite iler
(l4S Cor.) beniif/l h.it, und au Licht ge«iiint die von Epist. Crit. etwas »eiliger fli'ii htig gelesen halte, und
Salmasius zu Tertiillian. de Pall. p. 3'J9 folgenderniassen bemerkt, «ie folgt. J) Ilr. E. i'erwecli.selt in seltsamer
rerbesserte Stelle der Apologie des Apulejus: Quid eiiiui? Weise, »as nicht terHerhselt tienleii ilarf, und verkehrt
si churagium llivuielirum possiderem, iiiiui ex eo argu- das, »as der Uiiterz. ^ijes.igt hat. Dieser halte p XX\I
meiitarere etinm Uli ine (onsuetisüe tragoeili symiate, gezeijjt, nicht dass ßü'jßuoog <lurch andere Wörter tif-
histrionis rrocola, miini rentuncuiol Ebenso gedenkt eiid- ters lerdorben sei, sondern dass andere Wörter durch
lirh Dio p. .i.'iO, 41. auch einer andern Ktliui'(jyiu Y.at ßa.oßaoos »"ii ihrer Stelle verdrangt norden sind. So
(fllOTIf-iifi.: der haclaOl^; er lobt sich aber durchaus findet sich /j«(j/jaü/(/JTa; statt /^«^(^(tcy/WT«!,', |t/6to/>'a((Oi'
nur den lt'oTa}.r,(; TS y.(ti icrvCfoi (liier S. 348, 12. statt idaoa.Voor, statt y.aijfidvuv , statt —L'tfjuxuv, so
ri'cfOV (5it«///s), der nicht danai li ja^fl, ein Tl l(Ji- ferner (um Hrn. E. noch »»eitere Beispiele zu geben)
ßklTTTOi und (fttvtoög ZU »erden L\XV1I1 p. 423, ßd^ßooiy.TJ fiir Ador/JJ .Siebeiis. Pausaii. Vol. IV. p. 7,5
'JÖ »qq. Schliesslich bemerkt der Unterz. somoIiI seiner und ßaoßlioujv fiir .-loii.ßoiV Wesseling. Dioil. XV.
eigenen -Jidoffi oll.; »»egeii, als »egeu der Unbekannt- p. 5, [M, Das gilt aber Ilrii, Ur. E. gleich, und daraus,
Schaft des Hrn. Dr. E. (er spricht ja von einem lang- dass ßaoßduujv sich in die .Stelle des ßacftojv (um
dauernden iMoiiopole der Phönikier) mit der griechischen ihm diese fiir jetzt zu lassen) eingeschlichen hat, bettelst
Purpiirlisclietei und Purpurfarberei (Ktesias bei liochart. er frischweg, dass ßü()ß('-00^ selbst durch (TfXoQ »'<■'■'•
Ilieru«. II. p. 7)0, IL).), dass, der etwas entlegeneren dunkelt »vordeii ist. 2) Zugegeben das, was nicht zu-
stellen zu geschweigen, »vo die grossen Purpnrsclineckcn gegeben tierden kann: dass ßuußauiii; verschiedene und
sich fanden, die kleine Schnecke besonders an Attikas arge C'orropt- len eililten habe, so hat diese Verderbuiig
und Euliöas Kiisleii gefischt wurde, und ilieser letzteren für die .Schriften des Dio wenigstens keinen palaogra-
uiiter Anderi'ii nicht bloss Athenans III. p. 8S, (i. , sun- phischen (iiiinil; denn an den unendlich vielen Stellen,
dern auch Dio selbst zu Anfang der VII Or. S. 2'.'0, 19. »vo Dio ein ßcioßuooi iiötliig hat, steht es auch rein
vergl. S. 241, !!• gedenkt; ebeiKO fand sie sich im ar- uiiil unverfälscht, und im Besoiiderii steht auf derselben
golischen und korinthischen [Meerbusen (Wesseling. zu Seite, wo Ilr. E. aus (Ihko^ ßd.oßo.uug macht, wenige
Diudor. X'II. p. 214, 94. Boihart. I. I.) und au der Zeilen vorher iti ftiooii TO/i; ßaoßduui^, kurz vorher
Küste Lakoniens Sleurs. iMisr. Lacon. II. II. p. 18', der ßaoßaoi/.oii, und abermals tiÖv ßo(jß('.ov)V Sviou^.
die riassische Stelle des Clem. Alexandr. Paedag. II. 10. Ausserdem hat Hr. E. »volil nicht darüber nai hgeilacbt ,
p. 204, C. vergessen hat, eine Stelle, »vo die fjaCfli^ »oraiis man, »veiin auch niclit auf den ,,Urcodex", doch
(s. auch Di» L.\XVII. p. 4l3, 40. VII. p. 2li I , 17.) auf altere Codices zurückschliessen kann; einstiteilen
und die 71 OUCfUUtVT:«.! ebenso freundschafllirh uiiil ver- »ird er so viel zugeben, dass gerade Dio's Reileii wohl
traglich neben einander stehen, als die ßuifii^ des Hrn. nicht mit ganz besonderen griei hischeii Schrift/ügen aiif-
Dr. E. mit den noijwuuii^ «les Unterz. hier in hefligeiu gezeichnet worden sind. 3) Dr. E. scheint zu wissen.
Streite liegen, wenn es überhaupt ein .Streit genannt dass die Haiidschriiteu gewisser Se hriflsteller ölj^iuyai'
werden kann. Der geehrte Leser wird es gewiss ent- für SlUiayojyo , tluyiicr^ui für ioyäoaoi^Ui , etaTTS
schuldigen, da »ich hinter den anseinandergehenden ftlei- für iiaoaiiE , pe<fug für Qiffavoi, OY.Ukuv für OXO-
, uungen über die beiden Stellen des Dio eine Priiicipien- irskov, SkluGl für skty](Ujcri u. a. geben; »venu er da»
frage versteckt, wenn der Unter«, jetzt die Worte wieder weiss, weiss er auch, dass diess nicht ilaher gekommen
Furfülirt, mit denen Ilr. E. seiue ßüfjßaoui und ßacpsii; ist, dass „die Schreiber bei Wiederholung von üurh-
glaubt gerechtfertigt zu haben. Er sagt S. 2.'.') f • : ,,Um sfaben den oder die Uuchstaben nur einmal schrieben,
die allerdings liiplnnialisch nicht leichte Aenderung zu uiiil die Wiederholung durch ein Zeichen andeuteten."
entschuldigen, hatte Unterz. eine andere Stelle des Dio Oder meint ilr. Dr. E. im Gegensatz zu IMart. Bo^dan.
angeführt, »»o ßti.itßdotov in einer Corruptel sich findet. p. !()!(. Bernard. zu Theophan. Noiin. I. p. h() , dags
Denn da wir den Coilex, aus tvelchem unsere Hand- iidouatircj , »as bei Siiiieon Setlii p. 129 für idpooo-
«chrifteu des Diu geUussen, nicht keoueu, ahio auch nicht aara steht, nicht den eben aiigcfübrteu Beispielen ao
1149
1150
Air Seite gestellt werilen «larf? — Jene Aiiiinhme für <lie
{.'rlerhisc'lieii Diblin^^raplien ist reine AViJlUiir, ist etita
ii.iclitraj;lit'li zur Stützung; «leg ßdgfiaoni aus der rer-
incintlirhen Prul>al>ilität <lrr anilern KinrniUtinn /jUCfimv
licratis ^einai'lit unil liurrli ein liekannte.s Slratej^eui iler
ScIitiAclie zur ßrliaiipluii-r erhiilien. Hr. K. Iirweise die
Ui4 h(i|;keit seiner lieliaiiplun^, der der [Inferz. I>i.s dahin
JH(le Anerkennung versajjt: dljXovoT Ev r« ya y.ryu)V
T/'c cpctifuuat l/ilfi, wenn aucli nur tii diro TiijV 71 oK-
f(OV, beweise sie insbesondere für sein fi''ofiaoOi. Der
l'nterz. hat einmal (freilich nur ein halbes Jahr) unun-
terbrnrhen in jjrifchisrhen iMaiMisrri|><en (und z»ar nicht
auf dem Kililiutheksziniuier , siindcru in aller häuslichen
li>'<jueniliclikeit und iMusse) p;elesen ; nie hat er z. B
71 (U'iTioTai für TliTiSouT'OTUt (und das »are nnrli im-
mer etiias Anderes, aU ßaüo^ U\r ßd.oijaooi') , sondern
immer 7rf7l6oar(JjTaC , nie es im Kttniol. sorli. sieht,
frcfunden, nie hat er weder damals, noch nachher in
den kritischen Ansgalien der griechischen Schriftsteller
fidpßagoi; anders, als ßagfiauui; oder ftäütinuai, juip-
fAagoi, wie es bei Bast. Tab. I. nr. (i. und in der bess-
ten Handschrift des Philo.stratos Vit. Soph. p. 4,S, cS. zu
sehen ist, geschrieben •;efundeu. Zum Uebertluss führt
er an, dass der Flor, bei Aescli. Aifani. ,S!)'.?. für ßag-
ßitpou ßapfiaSou , so jedoch, dass über dem B et» p
steht, hat, und, um Hrn. E. durch \'orfi'ihr un^ seiner
Linie gef^tllig zu sein, dass der lAlosq. des Galen. Vor.
Hippocr. p. 446 für Bdßooviov lidouivluv , und der
Dorf, liaßaguiv <;ibt. Was in der üncial- und iMinus-
kelschrift in der IVe^rl durch eine solche Linie, wie sie
Hr. K. hier in Vorschlaj; bringt, bezeichnet wird, weiss
man inn Fischer, Corav, Bast. Jidgii:; sellist, um dies»
Hrn. E). nicht zu verheimlichen, fiiidet sich zweimal bei
I'hilostratos in ßagßti.oo. rerf/ilschl (». Kayser. Vit. Soph.
p. 'ZU 1 !JSU.), ein deullicher Beweis, wie man geraile
zu einer Zeit, wo Compenilien jjallen, es sich nicht ver-
«Iriessen lirss, atveimal und hintereinander ilie Svibe ßao
zu schreiben; Kuy.r/.loq bei üiodor. IV. p. :;()(), ,S(i.
und Anderes bei Biiissnnad. zu Plan. <^]et. p. (ilt will
der Unterz. jjar nicht erwähnen. 4) Zuijei^eben das Un-
glaubliche: ßapui stürzt durch das akku^ schon in das
Nichts zurück. Aus ßago^ ist ilurcli Corruption äfju;
entst.inden! *) Das ist ebenso »laublich , als ilass bei
Stephan. Byr.. p. S8, '.^O- aus Faktuin^v 7ig(ij[OV ge-
worden ist. Man braucht ja auch hier nur aus g k tu
*) Es scheint nicht unzweckmassij;, Hrn Dr. K. in der Kürze
die Wörter vorzululircn , mit welclien «AAoi; sich üllers
versvecliselt fmdct. Es sind i Iwa foljiciidi' : ü>.>.i'i)Mr, uiiliiq,
vSfXqiot; j )MOt; f eknq f «Atui', ktiAwi;, c^ttoii^y «Ao^-ot; , (;A;j,
XctXoq , KciAAoi;, .ZJAAr^i'fi;, 7i«A((*, noAAot , uutn^, lu'Otf eti'-
&Qiimoi. Mag nun auch iiniiiriliin iwicli der iMassrcgcl
des Hrn. E. eine Vcrwamlhini,' des Kalzenkraiiles [fiunor)
in Marmor (fiuQfw.QOi') leiclil zu l)ewcrkstellii;eu sein, so
wird e* ducU seine grossen ScUwierigkcilen liaheii, ßii^-
ßu^oq in die Gcsellschifl der oben angcliilKtcn W rnlcr
zu bringen, seibat wenn mau annalvme, da>s vulhicht
über tt noch ciue besondere Linie geslomlen habe, näm-
lich uZZau, also «cons; , n«po; aber (« ist ja nicht selten
mit ß verwechselt !} ;;; (icioo;.
machen, wie diess so oft niithig ist, »tili, wie dort
noch ein /. hinziigetrelen ist, su hier noch ein f in das
Wort, lind lässt <Ufiir das g rurn fallen, formt dann die
Eniluiig ou in lil> um (was ist der Corriiptel mehr unter-
worfen, als die Kndiinj;en?) und begabt, das (iaiize wür-
dig zu beschliesseu , das Wort mit einer neuen Anfangs-
svibe y«, wie üfkcii mit einem ß; so ist i\fr kleine
Proress zu Kode, mit dem man zwei unschuldige Sylben
so sicher zu (iriiiide gerichtet hat, wie hier «A«(>J,
Zuletzt tritt man ilaiiii noch hin, und spricht (S. 2'.'H)
»oll Selbslj^efühl : Der t£ntderker von ßdüßaoO^ ,,ist so
ausführlich gewesen, um zu beweisen, dass ihm diplo-
matische Fvrwäguirgen nichts weniger, als fremd sind,
zugleich aber, dass er gegen alle Uebergrifle der Diploina-
tik ernstlich sich zu verwahren gesonnen ist." Bei solchem
Ernste hat der wohl auch (irnnd ernst zu werden, der
es reillich mit iler Wahiheit und der ^Vissenschafl meint.
Mit den Uebergi ill'en der Dijdomatik bezeichnet Hr. IC.
aber das Unterfangen des Unterz., aus äkkog dkao^ und
ans ßagßagoiv 7log(fi'gfu}V zu machen, '^kadq bedarf
keiner weiteren Rechtfertigung, wenn man nnr an ili«
Wrtauschung des A.IAO^ mit AAylOii denkt (Bast,
und Schaf, zu G'regor. Cor. p. ( H 5) ; für die andere Acn-
derung war in der Epist. Crit. p. lll bloss bemerkt:
ßagßdgoiv, ßngßügiov , nogrfvgSoii'. fllehr zu geben,
halt der Unterz, auch jetzt noch für iinnolhig, und zeigt
blofs an, dass ßugßuuoc, von du Soul zu Lucian. Prnm.
1. p. '2iyi bezeugt ist. Nun est ist die Sache spruchreif;
jiidiceni i fi-rrfigd t (001.
Orat. XI. p. 3(i4, 'J5. o'vTVi dr, y.ar ZtfOiiijdij Cfsv-
yovra si; "./gyoi'i intidij lov .livtiav tTiviftTO atoku»
Stativ Tigoq OATUv ure tf'ui'jvi^i; xai (fikiai; avzolq
yevoiievtj^ diijih'jial ts ßoijittuc^ ivxc'v ditjyt^ad/tt-
rov r«; TS \-lyniihiiruv(>i xai ru^ aörov ot'ii(pogd(;-
Tov du dvakaßiiv aÖTuv a^ovra öfJyag t/uvg xai
[ligoi; Tt Tiagcduri/nt rrjq argartug eTiiidij Tidoav
io-/S TIJV jfoigav. Hier gibt es wieder Kovitaten, dieses-
mat auf dem (jebiete der illvthologie. ,,üie Erklarer ile»
Diu nämlich (.S. 'J,'7; will sagen Hr. Dr. E. in Ueber-
einstiminiing mit tieel) halten für Oigaiiä.^ Irafdo..; oder
'Ji>7Ci<ylui ( diess Hr. E. allein) vorgeschlagen." Der
Uirtera. legte Ejiist. p. III sc], nicht bloss sein paläogra-
phisrhes Bedenken dar, sondern bewies auch aus dem
Znsaminenhange , dass OrguTlüc, nicht anzulasten »ei;
dabei deutele er die Versehen, deren sich Hr. Dr. E.
bei jener Aenderung schuldig gemacht, mit kurzen ^Vor-
ten an. Weit es aber eben nur kurze Aiifleullingen sind
(iheilweis hat sie Hr. E. S. 'i'il selbst wieder niitge-
theill), glaubt sich Hr. B. darüber hinwegsetzen zu kön-
nen, oder vielmehr er fordert den Uiilerz. zur weillaufli-
geren Auseiiiaiiderselzliiig auf. Der Unterz. gibt sie,
wenn sie denn Hr. E. einmal diircli.tiis verlangt, sieht
jedoch von den Unklarheiten und Widersprüchen (vergl.
Z. H. 'M\. 4.').), die sich in der Rede des Hrn. E. finilen,
für's Erste ab, und halt sich nur an das, was der Sache
und Dio ziilraglich ist. t) Wenn Hr. E. äussert; ,,e»
sei gewiss kein kritisches .'Vlajeslals\ erbrechen , dass er
die Corriiptel eines Eigennamens, der nicht jedem Srlirei-
ber geläufig sein mochle , voraussetze", so bemerkt der
Uuleiz,, dass, wenn Hr. ß. 'Iiakiag »» enischividigei»
1151 1152
zu kiiiiiK-n plniilit, 'Iinkiu liiim votlior xitpiiiial in «Irr- «oll, KIniiKoii Aon. ii. «I. Ppiiaf. |). 42'H sq.) iirnnen niirtle.
»rllicii H<-"l>' ^t'•lll. '"kI •■"' 'l'""" «■iii>'" Molle si>i;ar fiir ei- OiIit uill lir. lä. li<-liaii|ifi-ii , ilass «i-iiii ii li satt«» : Tla-
i.fii iiPMlirii Kijji'iuiaiinMi iiiifi-r^i-üi'liiilipii ist; nioiiit Ilc. K. (jad!du)iii aoi. ftiooq -vi rij; Junuytdc, inü naoav
«lii-r hct l" in~, »" erkldit iliiii ilci Unterz., ilans er eine t./til TljV JWUO.V , Tiuoa l) jlfwoa nullt <la« Laiiil be-
WrdiTbinijt des '/u:ivy'(t in Ox()ttllU fiir nn;;laiil>|jt li zi'iriiiif , viiii n<-lrh<-in viirli«r ein Tlli'il tTii/ihnt is<,
iulrr nninoKli'li li<ilt (l.lliy»n<\ CTPA). Oilrr ila> lite <!. 11. iiitllt lap^jiicn Ix-icii linr , soiulern Italien? Hr. K.
lUitiUi- aiiilors, ils er fiir nro/uid: so^iar ßgiiiiai hcailitc aii< li , ilass T/ys 'J(i-^iyU/.i Kosagt i.«(. 4) Ks ist
niriclilu" ? Urts l'rlliiil liasl's iil^pr llciskf ist bi-kaiuit, j.'c;;<'ii allt- UflicrlicfcrNnjj , «l.iss Acncai Iviiciii; vcm ^anz
tinil mau «eis», »hIht es liisiinilrrs [ifkoinnii ii , ilass er Iljlii-n (;<'«pspu ist; i's ist fi-rner, nni »um L)io selbst
Lei aller seiner Iviibnlieit mi »ii'le trelilulie Kniendatiiiiicn p. '.Mi-i sij. aliziiselien , an »ich Miiijlaiiblirh , ilass er, iler
L'PMiai'lit. Hr. E. inussle, »enn er etwas Aelinlii lies, wie si'Ui»t eben erst mit seinem oiuKo^ in Italien angelangt
lanvuieii, hier haben iinlltc, fiir OroUTiai JlltOOOTlu/X war, s<i oliiie Weiteres einem zieniliih hiilfloseii linii vnil
xliieibeii; ilas «lirile ans mehreren (iriinden (Thebaii. keiner lleeresmarlit lln(er^tiitztell AnsHanilerer (p. ;iti4, 3 1 .)
Paracl. p. 1'^^) ilmll eiiii;;e AVahrseheinlicIikeit gehallt einen so betr^iclitlirben Lanilesslrirh so srhenkeii konnte,
Laben. 2) Hr. IC. I.'lsst sieh über JaJl lyit'i so ans: ilas« Dinnieiles wirkliih «iiirih il.is blosse Wort des Ac-
Lnlerz. djebte aneh au ' litniyiui , weil gerade a[)nlisehe neas sii h behanptete; Aeneas halte lapvgien liürhstcns in
Stallte Uhil LiiralitJilen Kriiinernngen an Uioniiiles aiiflie- dir %V eise der Pilpsle verseheiiken kiiiiiien; dagegen aber
»alirten. Hier »ar der Cani|ins Uinmedis am Anlidns; prolesUrt Hr. E. Diess aber zugestanden, so ist es »ie-
Cannsiiiiii iinil andere ISirtilte nannten ihn iliren (jriinder, denim g'gen alle L'eberlieferuiig , ilass Dioinedes in den
und lieisst lall Vy.n liii ht Apiilien?" («anz wahr; ilaran Besitz lon Apnlien ilurrh .Silieiikniig , nicht dnrih Erobe-
eheii daihte der t'uterz. , als er die Epist. C'rit, schrieb; rnng (und seine Beziehung ziiin Daiinns infpp. Oiid. Fast,
das Feld des üioinodes , Caniifinm und besonders Argv- IV, 7(i.) gekiiminen sei. 5) Wenn Alles, was Hr. E.
rippa und die l'erlhiiliiier auf Primetua — alles das ge- aiinimint, fiir richtig befunden iiftre: wie reiinvn sich mit
Liirt nach Apnlien, und Apnlien heisst lapvgien — bei jenen Aiiiiahineii die Worte ^iuill%)lj öeijOijVai ß O tj •
»ein? Bei Dichlern, und bei lateinischen Uichtern; I i* 1 1 u ^ TV/i/v und TUl' dt d V uK a ß C t v ai' CUV t](OVTU
»enn auch mehr, als ein grieriiischer Dichter und ilisto- (jklyui vaö^'i Weiss Hr. E. so ginz und gar nicht,
riker (Beriiha:dv zu Oioms. Perieg. 37V(. p. (ilt^) sij-)i woion die Rede ist? Aeneas, sagt Dio, ist Lltrd (Ttü-
»enn Poh bios auch zeliiiniale unter lapvgien Apnlien ler- Xtil< Vai öivuilSWi Ttokll^i; und TrÄif^ots' fiSyicrzov
»tamien lu'ille : so ist durch die .^l\lhe als i\ ledeilassiiiigs- nach Italien gekommen, lind liat sich einen Sitz erobert
ort des Diomcdes auf das Bestimmteste Apnlien oder viel- p. 3(il» 4ä. 3(i3 , 4t); Aiiteiinr hat fiiru OTuKou y.ai-
inehr zJaiina geboten. So gewiss es ist, was Biickh TIOKIM].; OTgaTluC, das Ileiieterlaiid in Besitz genommen
sa"t (ziiin Pindar p. 4ö4) : ,,iiiter dillicllliinos mvthologiae 3(iJ, \). 27; ferner hat Helenos kaßujv furq y.ul OTQU-
locos est hie de Uioinedis apud llalos cultii", so s.cher T/^i» 3(i4) »3. sie h in Epeiros festgesetzt, iinil nun soll in
steht die eben ansgesproiheiie Behauptung: ilass wer, wie der nnmitfelbar darauf folgenden Steile, wo von üiome-
Dio vom Uioinedes in Italien spricht, auch Daunien des die Rede ist, OTgaTla falsch sein, das Wort, was
uennt- sie ergibt sich, ohne dass der Lliilerz. Hütlii;; hat, ewig w ieilerkehrt , was Di« zu seinen, Zwecke so nüthig
auf weitere diorograpliische und genealogische Eriirle- hatte, weil das Ausgehen so vieler und so grosser OTUa-
ruii"en auszugehen, aus Strabo \ i. p. 2S3 nod den -Siel- TluX das kräftige Bestehen iles Troj.iiiischeii Reiches bc-
leii hei Heyne ad Aen. XI. Exe. I. p. (i'J'ls'l- ""«l ^ er- weiset, was die einzige Art iiiiil AVeise angibt, wie uian
heyk. zu Antonin. Liber. \\.\l. p. 133, wozu nur eine im fremden Lande sich einen Sitz erringen konnte? Hr.
immer übersehi'iie .Stelle des Sidilus Flaccus p. 3 kom- E. sellist sagt S. '227: ,,lininiiglich \>t es freilich nicht,
inen mag. Ein Dio, von dem der Dnterz. eine bessere dass Dio orgnTlüg geschrieben hat." Ein in Wahrheit
Aleinuiii', als Hr. E. hat, konnte nicht einmal ß/iaoaTlla ausserordentliches Ziigestanilniss ; aber siehe — da ist
sagen (Antonin. Liber XXW'll.), obschon ß/eooania schon der hinkende Bote. ,,Mur, heisst es weiter , muss
für diese Al\the immer etwas Anderes wäre, als Juiuyia. man dann annehmen, dass er sich ohne Änlh vifii iler
Wollte Hr. E. null seinen Rückzug von Cannsiuin mit- Ueberlieferung lossagte, wo er sich doch auf die Lcher-
telst Justin. XII, 2, 7- "i'd des Fuldas und des noch lieferiing stützen konnte.' Und »as ist die Leherliefe-
inaiigelhafteren .••chol. Bess. Ilom. Iliad. \', 412. p. 1()1,21. rung? Dass Diomedes sich mit einem Heere sein Reich
(vgl. aller Oidvni. 42.) nach IJruniliisiuiii und lapvgien eroberte. Die Freude, die der Lnterz. empfand, als er
Le»erkstelligen , su tritt ihm hier die griechische Sage Hr. E. sich einmal auf die Ueberliefernng liernfen sähe,
(Strab. a. a. O.) , »elcher sogar Lucaii nicht umhin zerrann nur zu bald; denn unter Ueberliefernng versteht
konnte beizutreten, abermals in den \Veg, und vindicirt Hr. E. nichts Anderes, als seinen Wahn, dass Acueas
Stadt und Land den Rretensern. 3) ZuKegeben , dass dem Diomedes lajiygicii geschenkt habe. Das darf frei-
Dio das Land, w o Diomedes sich niedergelassen , lapygieii lieh nicht verwundern; Hr. Dr. Einperius steht au< h sonst
genannt Labe, so hat er es hier nicht gethan , weil er über der Ueberlieferung und über Dio. um nicht ein-
gonst mit sich im Widerspruch wäre, [niid den Aeneas zugestehen, dass sein 'ya7tfja« gänzlich verfehlt ist, muss
einmal Künig von Italien, das anileremal König von la- Dio eine doppelte Sünde begangen haben: er muss sagen,
pvgien (ilafiir halte ja Hr. E. die verderbte Lesart in dass Aeneas ganz Italien beherrscht, und dass er dem
Arislot. Mir. Ausc. L.V.VX. p. 157 anlühren küniien und Diomedes Apnlien geschenkt habe. ,,Dass diess gegen
ilie Saee f dass Aeneas zueist iii lapjgieii gelandet sein die Sage ist, weiss ich sehr wohl, sagt Hr. E. S. 227;
1 1 53
1154
es passt alipr zu Diu'd Bpneisfübrnn^, anil daran müssen
wir uns halten, nicht an ilas, «as »vir sonst ctna von
diesen Dingen wissen." Man sollte iloili billij; den iSrhrift-
iteller kennen, mit dem man sich befasst; man sollte,
«venu man sich nicht die iViiihe ^ibt, zu wissen, iloch
wenigstens voraussetzen, ilass er in den Sachen , in denen
er schreilit, wohl unterrichtet ist. ,,[n ilieser sopliisti-
Ichen Rede sucht l)io zu beu eisen, dass Troja von den
Griechen nicht zerstört sei, viehnehi die Troer den Sieg
ilavoiijjetrafjen." üntl er hat es 7.U beweisen (jesucht in
einer Hede, die in allen ihren Theilen geschrieben ist
mit dem vollen Feuer der Phantasie, der feinen Umsicht
des jfnindlulisten Kenners iler Slylhen, der umfassenden
Klarheit und heitern Wurde der Combination." Ilr. E>
«pricht ihm zwar vielen Ürharfsinn im Einzelnen nicht
ab, aber er bürdet ihm ,,[Jebertreibunj;en und Abwei-
chungen von der lieberliefernng auf, die er sich um
■eines Zweckes willen erlaubt" S. ,227. Kann denn aber
»on einem Beweise die Rede sein, wenn l)io der Sage,
aus welcher heraus er seine ßehaoptnng begruiiden will,
geradezu Hohn S|iricht, und ebenso plumpe, als unnütze
Unwahrheiten häuft? Denn solche Unttahrheilen sind es,
wenn Üio, um darzuie-jen , ilass Aeneas und Dionieiles
in freuiiilsrhaftlK'hem V'ernelinien gestanden, den Aeneas
ganz Italien beherrschen und den Oiomedes mit Apulien
kescheiiketi l>isst, da ihm , ohne der Trailition irgendwie
zu nahe zu treten , folgendes .Auskunftsniitlel zu Gebute
(tand , was er auch wirklich mit dem vielerw^bnten aTOU-
Xtd. ergriifeii hat. Als allgemeine .Sage ist bekannt, ilass
der Trojanerfürst Aeneas sich in Latinni niedergelassen;
ebenso ist bekannt, dass der (irieclienfürst üioniedes sich
zu derselben Zeit oiler kurz nacblier feste -Sitze in Apu-
lien erkämpfte; ausHenlem steht nur fest, dass Uiomeiles
mit Aeneas in Italien nicht gekämpft hat. Paiisan I,
11 , t). p. 47. zJionijfitl n'tv ycio y.ui 'AQyiivjv Toii
alv autii) üvöeiiiav ert y(nio3ai 'jiooi; Aheiav fj-
'jSxai fldyi]v. Wie nun Virgij diesen Umstand mit gros-
•em Geschicke dazu benutzt hat, den den Griechen
»tammverivaiiilten Turnus um Hülfe gegen Aeneas beim
Diomeiles aiisiicben zu lassen , der den Latinern aber
dieselbe absclil.'lgt , und unbedingt zum Frieden mit Ae-
neas raih (Heyn, zu Aen. VIII, t). Kxc. ^|[. ad ^'11.
p. 161- Exe. I. ad XI. p. ()<)), dazu Varr. Fragm. p. .^51.
,,Diomedeui cruta ,Anchi>ae ossa (ilio reddidisse"), ebenso
fingirt Dio in einer seiner «vürdigeu Weis«», dass Dionie-
des auf die iNaihricIit, Aeneas habe sich in Italien nie-
dergelassen, mit seinen wenigen Scliifieu nach Laliuui
geeilt sei (denn ilic Sage lasst ilen Diumedes, ehe er
nach Unteritalien gelangt, sogar in den liesperischen
Meeren umberirren, Iternhardy zu Dioins. Perieg. 4S.t.
S. ti5 1 ; darüber wird wohl Julius .Antonius in seinen
zwölf Büchern ^lancberlei gehabt haben) und den Aeneas
um Unterstützung zur Erobening eines festen Sitzes ge-
beten, und niiht i'ifol;;los gebeten habe. Oder ineiiit Ilr.
E. , dass, wenn üiciineili-s den Aeneas um Hülfe bittet,
aud dieser ihm den enlbehrlicheii Tlieil seines Meeres
äberlässt, diess noch kein hinl/lngliclier Beweis dafür sei,
dass Cf/Xia y.nl e/'tl'jvij zwischen Aeneas und Uinmedes
bestanden? Diesen iiiclit nur in jeder Bezii^linng genü-
genden, sondern alKiti richtigen Gedanken aber erhält
Zeitschr. J. il. Aluuhuiiiiw
man, sobald man mit dem linterz. die handschriftlichs
Lesart aroaTK'i nicht antastet, und zwei unbedeutende
Aenderungen billigt: Uiiu) dl) y.ui zJiUftljölj (ftvyopra
i^'Aoyui'i, eTitidr; tuv Aivsiov irivifero cnökov,
ikdiiv TTQoi avTov ÜT£ tior,vijq xal (piXiag avioi^
yevoiieviji; dei^^i^uai re ßoijiUluq rvy^tiv diiiyijaäus-
vov TCLC, xe 'Ayaiiüfivovoc, y.ue xaq tavtov avuipoQOLi'
xuv de uvakußfiv ai'xov e^ovra ukiyac vuCc, y.al
/leooi xt nugaöuivai xijg ax^/axidg, iiiei ijdij naaav
ioj£ XIJV ^l'ioav, Die letzte Aenderung I:71U i'^dlj für
£7l£ldr,, die theils ilurch das vorhergeheiiile ei, theilg
durch die Epist. p. iV lieigebrarhten Stellen (dazu Har«
porrat. p. l/'j, lU- « di; /.ai. Bl. i'jdn y.ui. Dindorf.
Stepli. Thes. p. 104.S A. lO.")!) C.) sich rechtfertigt, hall
auch Hr. E. für ,,iii jedem Falle beaditenswerth" ; der
ersten xuv AivEiov otuKov für tuv AivEiuv axukui
erklärt er ebenfalls nur belpflicbten zu können, ,,da er
auf dasselbe verfallen war." Freilich ein sonderbarer
Grund! Aber noch eine dritte Aenderung, unil zwar auf
S. 3I3'.', 'Jl. \lvii]vu}0 öh 'EvcTujv i/.ooiVjOE y.ui xij^
cIolotij.; yij(; Tieoi xuv 'Ad(jiav • AivtiaQ de ndoi^g
'JruKius efjuoileicrs xal not.iv ij'iy.inev xijV /ityioxi;v
Tlaoinv hat der Unterz. für noth» endig erachtet. AI»
der Unterz. dem Hrn. E. bemcrkliih gemacht, dass .Ae-
neas nicht ganz Italien beherrscht habe, ruft Ilr, E. S. '>'2.^
ans: ,,llat der \'erf, vergessen, was er auf ilieser selben
Seite citirt hat: Aiveiai; de ndaiji'lxakiu^ eßaoikevoEV*
F'ürwahr sehr unbefangen. Jeder Andere, der des Unterz.
Anseinaniiersetzung über den Sinn der ganzen Stelle und
Darlegung seiner Ansicht von Dio's niy ihiilogischeii Kennt-
nissen vulIslAiidig gelesen, der p. 111 sq. bea(lilet, dass
an einer ansiirüik lieh angegebenen Stelle über die \^er-
derbnngen lies Namens Itu/aU gehandelt werden soll,
der zuletzt bei iler Uebersetznng der in Rede siehenilea
Stelle die Worte gefunden hätte: Aeneas tolo jain Latio
armis perdomito, würde gewusst haben, dass der Unterz.
das 'Iruklui, was S. 3131» 4,i. ebenso richtig ist, als
S. .'{fi4, 1'., 'Jvxi]vooa. Et'Q'jJTri^i; indo^ui, nicht
bloss für verderbt erklärt, gondern auch emeiiilirt hatte.
Der Unterz. wird an einer andern Stelle zeigen, dass
\'er(lerbiingen , wie JraKiug für CaKt-iaC ., und Biichsta-
benversetziingen, wie To'Ki wnA jiaxi, nicht eben zu dea
paiäographisclien Seltenheiten gehüren. (An AvtfiiVlUV
uiytuKuv Alj(iuiyivu}V Dionys. Anti(j, Rom. I, 4ä.
57. .^9 si|. mag Unterz. nicht denken.)
Orat. IV. p. \^\, 4j. y.ai OLIV) dl] Si'xcc naiÖsiai;
e/.äkui'v Ol TiQuxioov xov<; xr,g dyadni ncudtia^ 6T11-
Tuy/dvovra; y.ui xoix; xdi ipvya^ dvdgsioi'q. Hr.
E. schlug für di/a naideiai Aioi naida>; vor. Der
Unterz. verwarf diess aus paiäographisclien Gründen, und
schrieb Epist. Crit. p. V diya naididi; Aiui Tiui-
dai (so ist zu lesen; auch hat es Hr. E. S. 'wJ'Jö so)
1) weil, wie »veilläiiftig gezeigt ist, au» iraidei, wohl
Ttaidlia; , aber nicht umgekehrt ans 11 uidlluc, -Jicxidag
gemaclit werden ilarf, und weil, wenn man diya Tloldiag
beibehält, der Ausfall des nollnvendigen Alui II nida<i
sich leicht rrkldit. '2) Weil an dieser Stelle, wo Dio
von der llaidtia spricht, das bekannte Wnrl>piel mit
Tic/diu und 71 aid tut nahe lag (und iliess hat l)tO wirk-
lich wenige Zeilen vorher gemacht, S. ijl, :j.). 3)
83
1155
115G
Weil mir erst dniin, «oiiii üio sagf: ,,unil so iiannf«
man in allem Enis/e solrlie Kiinijjn Sulliiu lies Zrlis'',
drr ,Sililns-i (I<t Dcdiirtjoii ilor ist, «Ion der Aiif^nj; ver-
kiiifff; diMin OS lioisst Z. 21: Tldurig ui'COl. ^loi Trat-
öti fiai re y.tii kijuvrai. In l) hat sirli llr. E.
an woni)5 Iiinoin^ofiniilcn , als in das lilior t^noljuuoi;
Gesajrte ; '.>) und >) lorscIiHoijjt er, und orkliirt : ,,der
Sinn vordanwnt jeiioii Zusatz , ina^f er iliplnmaliscli nnrh
to niilie liogon, »as »tir tC''" *"gobon. Also Sjiass lioi
Seite, der nidit liiorlier t;rli(irt." Das inoint olion der
Uiitorz. aiirli , und verjjloiclit narlifräjflicli PIntaroli. de
aiid. poct. IV. |). 7(j. iitj dl^ULdvuvi T(/j tvo/ijttj —
oikkd TOi'i /ifTii 7ln;/''i/«s kiynitlvoii, »as Wvitonliarli
p. '2\'l iil)orsptzt, qnao jioeta nun seriu et ij)se probans
ac »era jnilioans profort.
Orat. X.VXil. p. (ijn, 2.?. fjoi'ov 6' eitl TU) Ttkei
(piww .^i'nvTU TOP Ad/.ouv üodv an (}ei soTC(jov aal
Kotöopeiaitai 'Jdoiifvii rifoi tujv imiojv tidv ßt'iiij-
A.Of. Hirr liess Gool (und iliin stimmt ilr. K. l>oi) ooäv
und y.al aus. „Es ina>; allcrdinj^s , lasst sirli llr. Dr. E.
jetzt vernelimon (S. 2-'^), niolit selir »valirscheinlirli soin,
dass (igdt/ eine DiKo^raphic von yioyjjuv ist, olinulil
in der unisrhriolienon liiiuiirisclion Stelle «voilor Niclits
entlialtoii ist. Diu unisrliroilit n^nilirh in diesen \Viirfcn
Iliad. XXIII, 4^^: to-' 6' «/ö/oui; ivsvKmtv'Oii.ruq
raXi'C Aio.;,. Alloin da in I otdiioeiodai inuner ot«as
Uiianst'iiidigps li<';;t, so ist os »alirsclioinliili , dass Dio
liier nocli ein anderes ^'orliiiin f eliranclite , mit dem or
ärtofn sarSonv lorliand; etna fjoav oder etwas Aelin-
lirhes. Ds|;o(,'eii niirde sirli ii'ilit viel ointvenden lassen.'*'
Miclit iiielir, als Alles l.'lsst sich dagegen eiiKieiiden , uder
ist vielmehr sciinn vom üiiferz. eingewendet worden, nur
dass es Hr. E wieder verschneigt. In der Epist. p. V sq.
ist freilieh nicht mit t\er Breite, »vel« he jetzt niitiiig ist,
gezeigt, dass in jener Stell« des Homer Aias nicht bloss
schmähet, vs. 47 i, sondern als er nach der Zurechtnei-
gung, die ihm idoineneiis zukommen Ifisst , sich hastig
erhebt (vom Diomedes heisst es CFirj ö OoSuQ, bei Aias
liiOVl'TO 6 (tl'ciy.a), um mit harten Worle» zu vergel-
ten, Achilleus ihm gebietet, sich niederzusetzen und in
der Rnlie, wie die andern Argeier, vs. 448, den VVett-
lauf iler Rosse zu schauen, vs, 487- 4')5. Es ist ferner
gezeigt, dass Dio das Aufspringen und das ScIiiiiAlien in's
Auge fasst , wenn er spricht: ivtavda ■jtetioiiv/.S toii;
&eaza^ y.a9 r;ai'/luv ^i^vtooi'vxas uinneo v.ai tioo^-
Tjy.e' jjovov S ini nfj re/^ei cfijoiv Ainwa tuv Aü-
XQuv dvoouäv oirrocreovigoi/ y.a'i kotdopciothn Jdo-
fzCvet Ttfoi Tuiv i'XTCov. '.Ivogmi.v hat nämlich ilcr
Unterz. für orjclv herj^estellt und iladnrch erreicht, dass
sowohl der Inhalt iler Homerischen Stelle vullkomnion
wiedergegeben ist, als auch dem unmittelbar vorherge-
Leuden [{Hoigovvxaii) wOrcep v.a'i ■KQor,f[y.e, das {^dvoQ-
fMdv) drigSTiOrepov entspricht; oder halt Hr. E. TTOO^-
vy.El und TCpElSl nicht fiir Svoonyma ? Das leicht Be-
l^reifliche hat wolil auch Hr. E. begrilTen ; nur anerken-
nen kann er nicht, dass es so sei. ,, Zugegeben , sagt
er, dass Dm in dem Aufstehen i'iberliaiipt uiler in der
Art des Aufstehens etwas rnanslilndiires gesehen habe;
flennoch glaiilit liec. nicht, dass in dieser einfach pro-
laischeii Rede das (gespreizte, rurnehui zierliche uvoo-
iinv an der Stelle sei." Der Unterz. hatte dem dvop-
ildv zwei .Stellen eines (i lossators , der (iriurjOll durch
avooiia. erklärt, beigegeben. Das hat Hr. E. , »ie ge-
»lihiilich, iibersrlien, oder er steht in dem Wahne, das«
(ilossatoren ihre l'^r kl.'iriingeii in gespreizten Ausdrücken
geben. So »ill denn der l'nterz. noih ein L'ebriges thiin
und wenigstens die Dreizahl voll mncheii und Hrn. E.
sagen, dass Hesvrhiiis d.vdooini V , »as ihm, wenn nicht
aus Prosaikern, so doch »enigsteiis aus Homer bekannt
sein wird, durch dvuiounotv erklart, llr. Dr. E. ver-
langt »ulil d.va.i}oijtiv (»as palaographisch ebenso nahe
liegt, als iJutv fern), d.vull llf)t~i.v für ogüv zu schrei-
ben \ Weil ferner Hr. E. gegen die Hinznfügiing des
dvc. zu uoiidv etwas niisstraiiisch zu sein scheint, oder
aber die |iiilaographisi he Rechtfertigung desselben nicht
gef.isst hat (wie sinil folgende Worte des Hrn. E. zu
versleben: ,,Der Verf. veifallt zuerst auf ooiidv , »eil
ihm diess aber etwas seltsam vorkommen mochte, be-
schwichtigt er sein diplomatisches (lewissen, und schreibt
a.vooiiii.v^''^.) , so »ill der Unterz. die weite Aiisilelinung
der Corruptel , welcher die mit Präpositionen zusammen-
gesetzten Verba unterworfen gewesen sind, »enigstcns in
ISezieliung auf avd ilurch folc-ende >achträ;'e zu Rast's
Bemerkung [liKf und dveit.c) anileuten. Wälireil Tliucye.
1, i.{. Pljl'ltav dvfkuiv der Clarend. iliircli falsche Wie-
derbolnng der Endsilbe von 'Pi;vSIUV £tV)V gibt, steht
bei Dio Or. XVIII. p. 477, 2.T. TU yivujay.iiv für dia-
yivii)Oy.l:iv (so Reiske ; gebilligt von Görlitz p. (i. not. 10.),
Diodor. IV. p. J(Vj, 3'l- für Tiji dvayufpjs in» Coisl.
und Mut. ayoiyr]/;, p. 261, 87- jiyuiiTujv ikoftiviov
TUV ngu; Tuvq d^avdiovq Tcüke/iov. Diud. dviko^e-
vuiv. p. 257, 97- Aüriie ai'y^evEt; ave](ovTeg für h^uv-
Tf; zu schreiben sein, »ie es in den Excerpt. de Virt.
et Vit. XXXII. p. .VSy, 4.5. ftev dvagndoac. für f^iv
d.g7iuocti; heissen uiuss, ila man dona.Qtiv nuktii nicht
kennt. Pausan. IX, )0, ,5. 'An okkojua sigu')v. Mosq.
dviiL'Otov. Bei Philostratos und Lucian für imiOS und
okukuCoiv andere Bücher richtig drentlOl unil dvoko-
ki'CuiV s. Boissonaile zu Philostrat. Epist. 27. p. 9(i. Ju-
lian. Orat. p. 40. A. sKy.iiv ty.iKevEv. roil. ditylkfVSV.
Schaefer. av iy.f-kev£l> ; loann. Chrysost. de Sacerd. I. 2.
p. 3- Loml. ai'TOV dotipui- Savil. und mehrere Mes.
d.va.dgi liiai , bei ileni sich überhaupt dieses Sch»anken
häufig findet, vgl. noch II, 4. p. 1.3. dyayiiv und ma-
vayuytiv. 1. p. 19. ÖEi^auivuiv und dvddttaiitvujv.
V, (i. p. .09. dmki^eti^ und tnave.' dttf. Aen. Gaz. p. i3-
"jtoui ijöuvc'-i icf'Crr. Boissonad. aus vier IMss. p. 2'3ö'
drtcpdvi}. Bei Psellos endlich fimlet sich de Op. Daein.
p. .3 statt tat' et V uyyekkii im zweiten Paris, dvnyytkkst,
und ebenso ist p. 23 US deoilirjrtlV — £/i TU ßl'Cctt--
Tiov dyuyeiv das dvayaytiv aufzunehmen, was C. bie-
tet, und Boissonade p. 244 nicht verscliiiiälieii durfte.
Endlich niuss auch ohne handschriftliche Bestätigung in
der Kpist. III. ad Ducam p. 173. oi^lv ä^uoov oußcf
gug yiyova y.a\ ionav.a rijv öfforv gelesen »erden
dv ioTl ay.a. Hatte etwa Henisterhnvs (zu Luc. II. p. 457.
Bip.) oder Dobiee(zu Arist. Acliarn. lüü"^) die Stelle gekannt,
würde sie längst emenil irt sein ; denn rf.? U(f ür\ dyttv, was
Triller Obss. Crit. III, 12. p. 2U2. gelesen haben »ill,
uud duccre vultuui >'ic. Heins, Ovid. Epist. Her. XXI, 1Ü5.
l!57 1158
reicht hierfür nicht aus. L'm auf Dio zurückznkoinmpn; a^gpsdipn ^/f.ltnv^O''^ hcisst, terderlit worden »ei,
fo rerhehlt nun aber der L'iiterz. nicht, class uuniiltelLar sclilujj tler l'iiterz. ausserilein vor, für lluuit)! mit leirh-
nach der VerüUViitlichuiifj; Aft Vi\)\st. A\e dl vri^at (f<QOV- 1er Aenileruiig z» lesen: II fi i an i ö 7j. Ilr. Dr. K. be-
Tiöec, für Ao/.QOv 6(idv d.n{)ini(JTCoov ihm luv Ao- merkt nun S. '2>\' ,, Allein e« ist «loch «ohi sachneniäs-
y.puv öpydv d'JVQillioxSouv xai koiduotio9ul zuge- ser , dass der Kriedeiisrerfrajf mit dem Kliiiije und Haupte
führt haben, was einen guten Gep;ensatz zu y.ai^' l)ov- der Familie, nicht mit einem seiner 8(ihiie alif^esrhlussen
Viav {i>f.u)Oiiv) gil't, und in der iiedentuiiir von „leiden- »urde; auch ist es ja nicht uahrsclieinlir h , das» Dio
schofdicli auf^'eregt sein" unter Andi-rn bei Tliurv'il. ^'Ill, '2. hioss um iler Al>»ecliseluns «illen den Hek(or Ilutaui-
«icli fin<let (der J»ch<iliast p. ,')S(). I3ip. (ioylCta^ai), vjjl. dljc j^eiiannt haben sollte." Dieser EinHand ist im Vor-
aurll doyü notUliU^^, vinolentus Jacobs, zu Pliilostrat. ans durch edv.v /.elin tStellen aus derselbe Reile lies Uio und
Imagg. p. iW- „Saepissime 7 vel revera a librariis omis- ilurcli Darlegunj; des Gedaiikeuzusammenlianges p. ^'I S(j.
8Um vcl a li't^entibus non animadversum , dum aliis cum beseitiget.
literis compendiose coaluerit" D'Orvill. riiaril. p. 300; Orat. XLI. p. IS'), 'J9. OX^Suv "/ao ot'TOQ ü rrvfj-
p. 3'i.'> und mehr bei Jacobs zu Aeliaii. p. (i07 und Walz. Der llnterz. begründete zuerst die ^'ertauscliung de« 6
Älenand. r/fpi i^/di/yi- p. 170. Auch sind ooyav und mit y.iii und des Ol iitjUV/.oi mit Ot'Ufju) OC , wieg aber
Öuitci , » ie doyi' und öoiiK , oft lenvecliselt Stephan. zu^jlcich nach, dass die Aenderung Ol ußukfJV unnöthig
zu Erotian. Voc. ilippocr. p. 1'7 1 , li.iniberj;er zu Aesih. sei, da ni iit^oXos von !\IeiiMhpn gesagt »erde, und da-
Choeph. 435- S. (iS. und besonders Ruhnken zu Tim. niit ist Hr. 12. jet*t einverstanden S. 'i'jy. Ausserdem
Lex. Plat. p. 194. Unil »enu man »veiter bedenkt, dass aber bemerkte der Uiiferz. : 1) dass, « enn ävto ftvovg
ein Gleiches bei toav und (/(^«j.' Valikenar. Diatr. p. .'4- c. stellen bleibt, der Rede des Dio es an der gehörigen
Boissunad Aen. Gaz. p. '2 {.') (cid. liast Tab. VI. nr. l!.), Cunciiinitrit gebriclit, uniL er sogar ans dem Uilde fällt;
kQydaaO^ui und ooyioacr9ai Kustach. zu Krotian. p. 'id'J 'j) dass, davon ganz abgesehen, sifOVg, selbst in seiner
u. A. stalthiidet , so dürfte es selbst paläojjraphisch nahe vveitesteii Reilentuiip;, nie es sich bei den Rednern fiii-
genug hegen, iodv bei Lucinn. Sign'n- 3''^- p- 60, »o i]vt, genommen, für diese Stelle nngeiinjxend ist, da der
Hemsterliiivs vergebens nach einer Kiiiendation sudite, Gpilankeii>rnsamnieiihang nicht einen lioino beneioliis, son-
iind Leiinep. zu l'halar. lipist. III. p. 4'J h. (Jlazpdv bot, dem einen beneficns, keinen tiiotg, sondern einen üya-
in 0()yüp zu veriiaiiileln. In diesem Sinne hat Dio i^og (oder nach Dobree /ji f^TtOTO:; , uoiOTog) , tt'egyt~
XXXV'I. p. S5, 4'). Toi'ods üoin niiviaq v^jyo'n'Taq jt^i verlange (vgl. nur Z. 27. crvi'fpyog. 30. vicffk/fjoj-
71 o(tg iy.tiiDv Tov Löyov , isL Rulink. a.a.O. und die racoc); 3) dass cÄvr^o eivor: grammatisch falsch sei
Stellen des l'liitarch bei iäahr zu Philop. 9. p. AS- Und iiud es heissen müsse : ü {l'vorc äviu- Hr. K. ISsst
es kliiinte Einer das iuiiv selbst als (ilosse zu ögydv J) und '.') wieder unbeachtet, und entgegnet nur auf 3)
betrachten. Endlich Hürde bei Lycurg c. Lcocr. §. 4U- (Diu steht nach, »n es sich um die Krage handelt, ob
(p. IHh Reisk.) yvvuhug — dvnt'iVig aVTUiv xai T»;? Hr. Dr. E. eininal gegen die Regeln der Syntax fehlen
noltujg ü(jvjlilvai, »enn einmal emendirt »erden soll, kann) S. V'iU fgl-: ,,iMeint der Hr. Verf. »irklich, dass
U(JftU)nivai (vgl. -Sihnl. Plat. Legg. 11. p. ()7'J C. uoiiuv das hinneisende Demonstrativ sich nicht auch auf unbe-
ij eiidlltiv) viel »ahrscheiiilicher sein, als uloi(jVif.tE- stimmte SubstantivbegrilTe beziehen könne? So gewis»
tac, udi^juuJiai, (fiuuiiivu..; uml als otooxfujftlvac, richtig ist dvi;o ft'v'uvi; tiHp^uujuTuq ai/ifjokög iariv,
»as zuletzt Winckelmann in dieser Zeitschrift S. 2^9 SO gewiss ist auch richtig: OlTUQ Ol/i/io/.oc trCftfio-
vorgeschlagen hat. Der L'nterz. gesteht jedoch , dass Stel- rajog tOTlv uvi^n Slvot'Q und in einem andern Zn-
ien, »ie Xenoph. Cjr. Discipl. IV. 5, 22. oiTVj yno sammenhange selbst uijog 6 Oluljokug. Hier »ürde
öoüjftivovi; f/xoc nttiova TXfjoainTitv u>v ■/(frConiV, n ei'iovg d.vi]o zwar nicht grainmatisch falsch sein; aber
bei ihm die Vermulhung gar nicht aufkommen la.^sen, jedenfalls ist das abstracte 6 ei'vorg dvf'p weniger an-
dass diess o.vui^lojg itgujliSiixg der Verbesserung bedürfe. gemessen, da Dio auch iii dem Vorhergehenden der Con-
Orat. XI. p. 3.^)1. II. £1 ilUii Ti/j Ildotdl y.dfivovil creta sich bedient hat." Die reiche .Saat, die hier zo
üinKKuizilCLV itVTul'Q y.o.i n (juq (flkui.v 7lC)tit:avTl-i allerlei Efoiterniifieii ausgestreut i.-t, erkennend, begnügt
CLTrek^ih'. Der üiiterz. schrieb aus mehreren Gründen sich der llnterz. damit, Hrn. E. dara>if aufmerksam zu
( p. VI) TlQOi (fikiav 71 oodi;at' I S g (»ie npudynu inadien , ilass er ja nicht viroi ai ii ioLog , sondern
Or. IV. p. I(i8, 34. LXX. p. 37(i, 2t>. XU. p. 37.'), 35. oiTUi y.ui oi'fij'jukus uml mit Recht lieset. Will nun
steht) dn tkx^onv ^ und Ilr. E. stiniint ilim hierin mibe- Ilr. E. be»eiseii, dass, »enn ich sage: „Dieser (iifim-
diiigt hei; wnll t}oiev vermiithete schon Casaubonus. lieh der nniniltelbar zuvor genannte cfiKoQ ei'Tvyuiv) ist
Weil aber Uo/dud), wie Geel und Ilr E. für Rryoli^l sogar nicht nur die glücklichste, sondern auch ilie
lesen, sich paläogr:iphisch durchaus nicht begründen hisst, wolilthatigste und nützlichste ^'orbedeutiing für Jeden,
and es überhaupt nicht glaublich ist, dass dieser Name, tiem er begegnet, er der »ulil»olleiiile Alaun" ich bloss
»elcher fast auf jeder .Seite dieser Rede vorkomint, ver- übersetzen kann, nicht muss ü iivuvg ovijfj? War-
derbt uud iu Uauidl, wofür es snustj etwa vou Ü. 3üU, 2''' "™ ^^t er das Citat (Stallbauin. Plat. Lach. p. 183 C.)
1159 1160
nicht li(>lirrzi;;<? Oilrr glniiUt Ilr. E. wirklirli , das« (ersetzt, (la!>.<< der Sinn, den gownlil Hr. Gnel, als drr
aAniiiillicIiPH IUI! dein cpihu^ vorlipr l'r{|ili<'ir(p in diiii Verf. in diesen \Viirten suchen, der richtige ist, halt
Killen f/'^oc; aufgehe, und der Sinn f<i|;reiMler sei : lieiin Uiiterz. GeeTs Enieiiilatiüii / ( (/'of^o/s , obivohl diess Wort
ein Milrlier Freund ist die (^liiiklithste V<irlii'deii(iiii{; für sich nicht in den Lexici» liiidet, für viel »ahrschein-
Jeileii, so dass er ein »ahrer (ill/J ei'VOlK ist? Lni all» licher, als des Vetf. c i< Kl Ip 0(fu vcr I. Das f^ehiitt
die.se LIeheUlfliiile zu hpseili(;rii , schrieb der Liiterz, mit nicht in eine priisaisrhe Heile: und da^is l)io hier ein
Beitiehaltiiiij; des von Hrn. fc}. au.sgeincrzten '/.a.i foljfen- Hi<literfra[;nieiit aii[,'ezOj;eii haben .-iollte, niacheii die üin-
deniiassen: xii, dt avi£()y<)'; , ri's de OvujJoiKu^ dltSi- ffebiiii;fcn dieser Worte sehr wahrscheinlich. " Ks ist
yutv zoti ■jl^QrCovatv Ij Cpikui eiitv/iov; oy^tdov ju.o ein Zuiall, dass hier die Ne(;atioii aus;;efalleii ist; denn
OVTO^ Xal öt'jH/S'üÄOJ OV fJOVUV {VCpiJilOTatU^ dkku Hr. K. »ollte schreiben: ,,,selir unwahrscheinlich"; aber
Xai oJwekliiujtaKx; y.ai itiu) ui> UviiyTj, ÜoIOtO^ man könnte versucht sein, diesen ZuI.iII als lieispicl dafür an-
aiojvöi- Oer spriichwürtliche Gebraurli des aoiocui zuführen, wie die Wahrheit zu unterdrücken selbst einem
oluivoz ist l£i)ist. p. IX naclij;e>v lesen ; ebenso die Ver- eifrigen lieinüheii nicht so leicht geliinjt. Die Umgebun-
biiiduiig ton oi'/(ijoXoi und uiwvug (waruni oiwvu^ hier gen dieser Worte — dazu gehört doch wohl das unniit-
nii der zweiten Stelle steht, ist von sellist einleuchtend). telliar l<"olj;eii[le , und uikui;, i'Tiu O'/.OTOvi; (denn der
|)a Hr. fcj. sowohl dieses, als das unter |. und '.'. I5e- Genitiv w^re richtig ) aukuviitvoli sieht doch wohl
merkte igiiorirl; ferner das y.(ti ., welches er einmal ge- etwas nach einem iaiiibisrhen Senarius aus, und zwar
atrichen hat, nicht wieder anerkennen kann, ist es na- mehr, als das einem Uichter sicherlich nicht entlehnte
türlich, aber ohne alle Bedeutung, wenn er .S. 'Sl\) i- Wort des .Sextiis Einpir. adv. IMathem. VIII. 5- p. Öl9.
Folgendes gegen die Verbesserung des Unterz. vorbringt: ühcwi iv (jaifei cry^eöuv ar/.ort)) tij^ tif^iji^siui; duo-
„Der Gedanke gewinnt hier loulirlich nicht durch die X£y.ouuu£Utji, oiler weist Hr. Dr. E. vielleicht ai'fo'^ —
Zusainmciistelluiig von zwei gleif hartigen BegriU'eii, wie aL'koi'fieDO/^ ohne Unist.'lnile und ohne zu bedenken,
OViißuKOi, und oluivoi'* nnd „der Verf. reitet das y.a\ welchem Dichter diess Fragment gehören würde, in die
UTcj , welches aus dem vorhergehenden ö so leicht ent- Prosa? Doch liiir handelt es sich gar nicht um ein Dich-
gtcheii ko/inle, wie er selbst zugibt. Und der Gewinn terfragment; es handelt sich um einen (epikureischen)
ist hier noch ein sehr problematischer, Denn warum Cult, zu dessen Bezeichnung Dio seine Aiisnrücke vom
«oll das (JTOJ Ctv ivTl'XV 'IT 2" dem zweiten Tlieile (killte des Dionysos oder di-r kybele ollViibar entlehnt
Üotazu^ oiuivui gezogen werilen, da es mit gleichem hat; denn wohin weist die Verbnduiij; von Cymbeln und
Rechte auch zu dem ersten gehört?" Indem der Unterz. Flöten anders, als auf einen fanatischen Cult (s. Epist.
Hrn. E. noch versichert, dass er gerade bei dieser Stelle p. X. und dazu Maneth. V. .'i.J'J. Öf^lUV üulliooi-; zS
»ehr weit entfernt ist ,,die Unwahrsrheinliclikeit seiner y.al (tuKoiq und Virgil. Aen. XI. 7.i7.)? Mag mit Hrn.
Aenderung zu fühlen", *) fügt er zu dem über die Vertäu- E. SripOffu/^ oder mit dem Unterz. et'ta (lnjrfiovai ge-
ichung von iuvui'i und uimvoi^ Beigebrachten hinzu, schrieben werden, so wird beides der geivöhnlichen Prosa
dass mit Etyuiol. ftlagn. Olvovq für OIOVUVQ, (s. Riilen- nicht angehören, und das Letztere vor dem Ersten dies»
kanip. Spec. Obss. et Emendd. in Ktyni. M. p. X.WIII) voraus haben, dass shiui; oder £Va,v eine voxpropria für
Dnd bei Diodor IV. p. JTS, 3. für Oluiiov in andern den bacchischen Cult ist, und als solche von den Pro-
Büchern Ai(i)VUi:, Eoiiuin, ¥iij)vüv steht. Unil in ße- saikern gar nicht abgewiesen werden konnte, wie denn
Ziehung auf die andere Aenderung des dvi]ij in uototo:., z. B. Pliiloslratos in den von Hrn. E. wohl übersehenen
d. i. dolor mit überschriebenem o, für welche die Ver- .Stellen tfluu IjUivStv, inno/.lijiuv und thiuv dodjxa
wechselung von dvr,(j uiiil dg/O, nnd überhaupt dlesn gesagt hat, iiiiil das etia ipuCfUl'VTU (et'uv IpoCfiuL'VTO)
Umstellung der Biuhstabeii nachgewiesen ist, mag noch dr'iii lai^ ß<ix](ati ivhlduviLl TUV iviov Hiiner. Orat.
erwähnt sein, dass in dem u uui'lji, welches BoissonaJe XIII. 7. p. .Ö'Jli. fjudv Tut' CL'lUV III. (i. p. 43^- und
Psell. p. 2l'iS nicht zu deuten wiisste, wohl nichts An- ci'ii7ca.l>ujv iuy.j(uti Eurip. Palaiiieil. fragiii. \'II. p. 249.
dcres enthalten ist, als der Name ilessen , der ilen Brief Fiorill. in Herod. \ttic. p. ;') iti. Dobs. iiin\ ■luga:ikr;'ySi
geschrieben und das Exemplar des Pachymeres geschickt, d ducp/ qojitouk; fiekuÖui'Ol Kpijxi gn^ui/j ]Si>(J.iJV
uäuilich ö \-/ 1/ d g e a g. Wie sehr übrigens sprüchwört- eräv Kuui /javTeci Luciaii. Tr»goilopod. 3^. entspricht,
liehe Redeweisen der Verderbniss auch bei Dio ausge- Aussenlem ist der Gebrauch von >llu<fui (ilazii l>iodor.
setzt gewesen sind, zeigt unter andern die Corniplel IV. -^09, St.) und eiuu iiinstfliMlIicIi iiachgeu ieseii Epist.
^s"" d(j i/.lo'Jut y.Uikitlv für d(p tOCiuZ, xujkveiv. p. X. £tiu IpocfDiaiv aber zu schreiben, erheischte
Orat. XII. p. 30, 16. yuvuiyeUtv rui UVXl deov dx"»*» sehr .lie Znsaminen.stelinng der yi'iißnlM und
■agovt^u'jOl yai deoanevov<n y.VußaKoti' xio)v ,] i}io. au/.oi, und die Rücksicht auf die Conciimität der Glie-
(fotg y.ai aukuiq v^o oy.öioc, uvkovaevoK;. „Voraus- •''"'• {ytjuJdf.ui; t'iia ipotfuC'Oiv und at'l uü l>:ti, o/.o-
I lug V.LKui'ufvOti;, als es palaographisch nahe lag, ila
•) KU Brispiel dafür, was lür ein seltsames Ding es um eine ^' >'l ^Örfu/; der cod. Hleerm. »; cH\lO(foti gibt. Für
Coniecliir ist, niai; liier erwähnt sein, d.iss einer der beide Aendernngen beschränkt sich der Unterz. jetzt auf
tli.ili:;'leii und verdienli ~lcvi Mitirlieiler ilicser Zcilsciirilt den einen I*sellos. )'] u oiler f/ß, fß, tili stehen neben ein-
aul dein k.il. sehen HVi.le (.lein der Unlerz. iiierlici ans ander in der Schrift de Oper. Dacm. p. 2. Unis. p. 102 *) ,
weiter Kerne seinen Kreunilesi^riiss seiidel) ^eroile die in ^_ . ^
Reile slebiMile Kincmlalinn ,.fnr die nnliediyl besste und -j Hieibii m-i ein liü^sliclicr Irrll in 'rin-b.in. I':iud. II.
«icliei.li- von albn in der Kpist Grit, gegebenen" er- (j p. •>\^ erwähnt Der Correclor hat lübcli gehört und
klart lul. jj^' fiir ^1/ yeschrieücn.
Ilßl 11G2
und ilas a «•on tt'IU hat sich an ^föcpoi:; elionso anfp- ist, vprgl. Clrm. Alex. Ailinoii. p. 14. D. Tl'inavov
sriildsspii , «ie p. 18 \. G. dKka. l^nirpot'. 15. ü. dKKa 1:1 t/.till oüvza y.aX y.t iiß>i.kov i'lljxovvra um) Hflicul.
ipocfoii. C. rirlidir dkk cilpöcfois Itat ; ferner variirt II. 70. f/'(/n'>;C Tii rtX'>>'- ''■•>J''t;e" »iir<lo hierfür Ipö'foi
XstroroyOpöt mit kftrorgyoi.; , keftUt'ijyurt^Tag mit nuf das Bestiinmleste ahge» iesen, il.i diess den (/.(fdjfOig
Ke.lTOl'uyov; p. 12. lioissonade p. '21' , damnvdJVTOjv ziikniiimt, lleitistcrh. z<> liiiriaii. \ iil. II. p. 'J'JS f. Faliric.
und t)uni6iü)V p. 2-*. 24-'» ■^hritueXorq und Tl'hjiiiif- zu Sext. Enipir. p. 3h4. Plat. Thi-aet. p. 2U 5. B. ui'TS
i^ornpi p. 24, 250. not. 21. üajjejjen hat Hr. (Jeel fiir (fu)vri Ol et Ipdcfo^. Proverh. Vatir. I. ,00. p. ,'Q'. Schott.
^ ll.i()(f<H(; niler ); älpUCf(l/q Srlliü(fii/g tCe.set/t, und ihn« ler;;!. ■jt:ukl>(fU)Vi)C, Cleni. Alex. Adinon. p. 4. C., » o-
stimint üüissiinade, »ie jef/.t der L'nler«. sieht, im Thes. ff^fn seihst <lie Stelle des l'hiitins, »o es vom Apostel
Stppli. p. 2.V29 uiihedingt hei; fi'ifiii'ffß; üio , sagt er, Petrus lieisst: Ol' yuo ijj^ui Tiiu y.ui TEXVIJV öl]liuxv)V
ex certa, ut videtur, fieelii restitntinne. Elienso Hr. E., oiöt kf^ldiujv y.TVnOV y.ai IpcUfOV (iVUflücujv Epist.
«ler S. 2i() einfach hemerkt: ,,l;('<i'i'i(fi)K ist richtig' jre- 1 ,■■)(;. (nach dem Paris. Cod.), ilie einzi;'e Stelle, »riclio
bildet", und statt tinii fi)l[;endes in jeder Be/iehnn;; wnn- dem Unter«, in dieser BeziehinijC hekannt ist, nicht an-
Herhare Ar^junieiit zn hrin;;en , ,,niid Unlerz. seihst ist es gefiilirt werden kann). Anrli entlehnte man ilann den
bejtegnet, dass er Pliitarch. PericI. 15. das \Vort (ivk- Ansdruck von der Flöte und andern nicht zu den IpOCfij-
yklTUi für duSykijTOi eniendirte, ohne dass jenes in ilito^g (jehilrenilen Instrumenten, und sigte ioßpoa Op-
irgenil einem iler ihm zn};;in(;lichen Lexica stand, und pian. Cyne;;. III. 257. und ny.fkaduv Tltmavov 2^>^.,
gerade rfi'ese \'ermutliung ist durch eine spater verjtlicheno was sonst der Flöte, der öt'oiyi;, TüTTli; lieijelegt winl
Hdschr. hest.'lti(;t worden", hesser {fethan h<'ttte, auszumit- Lennep. Aniiiiadvv. ad Coluth. I. 5- p. 23. Dorvill. Charit.
lein, was der Ihiterz. ihm «ohi mit ilein Citate aus p. 515. Nonn. XIII. 155. p- 360, 10- Kovoi'jTvlV — ü/?
Schöne de Eurip. Baccli. anseileute« halte. Die xr///j«Ärt iif) oq aükojv, Oic, ßio; evytkäÖMV tKftojv y.rino^.
gehören zu den Instrumenten, die hei Athen. XIV. Ehenso findet sich, um CvCfitoyyui zu lil. ergehen , f('-
p. b3li. C. Ipöffoti /iiuvur Tlaoanyfva.n nyd (\i,\. Dio- yoürdl uiaiv dvcvdl^ovira ;fO()(i«/; hei Claudian. Epijcr.
ilor. IV. p. 'ibS), 8'1.) trenatint, und als Geg;ensatze zu XVI. I, und hanlig el'yuOTug im Sinne von frao/ftll'/O?,
den fy/oofia und iV^y/U aufj;pstrllt »erden. Und ehen wofiir die Sophisten sorjjten, uher deren G'hraucli Bois-
aus diesem Grunde konnten sich die Griei hen nicht ver- soiiad. zu Philostrat Her. p. ■■(77 nnil Osann. zu Apiilej.
sucht liihlen, für yi/^i, Sa kd oder Tfimnva ein ft'll'UCpoi de Orthocr. p, X j. Wenn nuTi eiidliih L. Dinilorf meint,
auszuprai^en , so wenig, als es ein Si'ßfjoiio^ (Simoniil. dass hei Epliraem. Syr. \ ol. III. p. 44. C. /.uyoi'^ fv-
Anthül. Pal. VI. 217.) oder ti'ßoii/iog (üiof- hei Athen. Ipuurc aiviihy/.av der Uehersetzer (bene sonantes) (u-
a. a. O. A. ) oder Svy.TVTCO<; ( Nonn. SvyrurcilDV hat ipöcforg vor Augen gehabt, so irrt er jeilenf^lls, da zur
Quintus, vergl. £l''TTa.rayoQ ) oder EÜöovKoq (Apollon. Bezeichnung von veiba sonora, sed rcrum pondere ilesti-
Rhod. II. 105"^. Orph. Hvmn. XIII. 5.) oder ii'iikd- tnta das eiiif;iclie iporfi/g und Ipocptiv verwendet wird
Tuyng (Schneider. Oppian. Hai. II. U)4. p. 39(i. Epigr. (>'alckeiiar. zu Eiirip. Phoen. 397. p. l44_8q.), im Sinne
bei Toll. Lncian. Vol. VIII. p. 4(0) gibt. Die Starke von ei'y.ooTOi mler ifKOfiövioq aber ei'lpoqo; schon
des dumpfen und feinen Tones bezeichnen sie durch nach ilem oben Bemerkten nicht gesetzt werden kann.
lpOCpi]Tiy.6~ , ßaoi'i, «tc?, ßitpt'tjouiiac, ßaaröuil o;. Wenn man bedenkt, wie oft wegen ihrer Aehnlichkeit
ßaiiL/.TV-nuq, ßagr<; lliöcfo;, u^i'dov^O(; u. s. w. Epist. iVo und Cf (ilafiir reicht Bast. Episf. Crit. p. I8li und
Grit. p. X. vergl. Fiorill. in Herod. Attic. p. 5Sti. lltya- Cnmin. PaUeogr. 73". 7li4. aus) und Cf und Ip sowohl
XÖyXovOs (TUkTT/y^ Clein. Alex. Adm. p. 7,'. B. ßoviii- sonst, als in dem ^Vorte (l>u(fiK selbst (s. Soul zu Lucian.
XOIS ipurfOV flvy.lJllUTl UUOIOV Aristotel. Probl. 25 i 2. Indic. Voc. 2. p. 29S. Boissonad. Planud, i>Iet. p. ()4:)
Darauf hatte ,, die Erklarer des Dio'' schon Reiske's Bei- vertauscht sind, so dürfte es schon hierdurch nicht uii-
a|)iel aufmerksam machen sollen, der erlpocfu; im Sinne wahrscheinlich sein, dass £ u ii o u u U q f.oyuvg zu lesea
des schonen oder starken Tones versihmahte, und dem Dio ist, ein AVort, welches dem ünterz. aus der Lectüre der
vielmehr ionpörfUC' zudachte. Em Weg bleibt übrig; spateren P'osaiker sogleich einfiel ; die Ani;aben in Stepb.
ob sich tt'ipucfu- dadurch rechtfertigen lasse, dass die Thes. p. 2274 zeigen wenigstens den häufigen Gebrauch
Kynibeln auch den Tact zum Tanze gegeben haben, der Diibter. AVohin also auch der llnterz. blicken mag:
El'Oii'Jiiov i;Xi>v tiva dl orektitJ toI'; (irj-/<irinii)i: , «"n allen Seiten kommt ihm die Gewissheit, d.iss die
um mit Athenaus a. a. O. E. zu reden. Für die«en Fall Bildung eines fliiiOCfOs; nicht statthaft oder gar unrichtig
aber schrieb mau den Kvmheln (und Pauken) einen p/oq ist. Kehren wir daher einstweilen zu dem von Sinn und
XU (wie an verschiedenen Stellen den iMeereswogen ein Sprachgebranch beglaubigten £17« ^'OlfUioiv zurück.
?pO(/:«? und ein /J;fü; zugeschriehem wird DioOr. LWVIII Kviißako/c ilOtv ei'/<x IpoCfOVOt (eia solches r/? liebt
p. 425, 44. I. p. 65, .'). norauoii ipoiforvTa; Plat. Dio z. B IV. p. 177, 24. OTtcpavovq Tivd<; eujkov;)
Pol. III. p. 396. D., dagegen fpuivdi Dio XII. p. 4()^t, S.) V.ai avkoi'i VTlo crxdroi; avkOlfievoi; verehri man eine
vergl. Philostrat. Imagg. II. 12. p. 72. IMalrh. hei Barth. Göltinn, deren Cult ein Beweis von Tpfqp»; und «Vf/afV/^
zu Stat. Achill. II. 154. Tunpani vox bei Ouzel. zu Ulinuc. i'ßu/i ist. Tolffi; — nun Justin. XXX. I, 9. nennt
Octav. p. 198. Gron., und nannte sie rp-svra Epigr. diese Instrumente , instrumenta luxuriae", und was die
Incert. 174, käka y.riißnla, wie Erycius Cizyc. Epigr. dreiiüvl] i'ßoi; anlangt, die oft auf die stupra zu deu-
II., alvBlv h Xfftßdkoti si'lfl'ili Gret,'(>r. Xyss. Vol. I. ten ist (Davis, zu Maxim. Tyr. II. 4- p- 2>i. Charit. V.
p. 289. A.y wogegen bei Nemesüiri. Ed. III. 51. ,,voca- 6. p. 117, 7. Clem. Alex. Adm. p. 40- C und p. 25. A.
lia rymbala" nach Handschriften „ryinbia" zu schreiben iiiizuiv yvvuty.tiujv TU^avTS^ rov zltovvoov (.lOüiutv
ZeiCichr. f. d. Jltei thuiiisw.
84
IIG3 1114
'(fooov iii'nyni; y.ni Ti:i i ijoiwi; (re/ja^(ivT£i noyryov. Dio S<)>tvii-rii.'krit «Icr torliprgi'Iioiidi-n Worte: xai
>> )lli<iil>ai li. I'liil. «le J. A. ^'. !>• /)li)i »•" lii'isscil «Ijcscl- fiiuv id()iOt'.ii! iiit öuiiiova nmijüc.v ::ut ukt'Tluv
brn ,,|>r>ir';;'i'i'* iirma" im C'arin. I'riii|i. XW'I. ,i. ,,("mii- T(tvifi;v iiva ij üalh ui<tv 7l.o}j.r,v ■.:n.i uvtiuivijv Ißijlv
Lala «Hin iriitilis, |iriii i;;iiii.s arina , l'ii.i|)ii l'oiiit ((ium- ijddii^v firuvuiiäCdV iti yi'vur/.iiav T(i) ovil K^to.v n uii-
r.lia)"; <lic Di^mici iiiin-ii iIcs Ijnios frriiiT lialioii iiiclit riuviOt siiclilc IVcisl.)» «Iiircl» fdl^oiiilcii Vorsclilaj; zu lie-
blos« Kinlii'iniHor fiir nuovcit (.'cli.iltrii (ij^l. nur Lolirck. licn : dal iiova 71 ui^ij^uv , im viJ i^v y.ai ülwil ov i(JV(f}jV
Agl.KMili. I'. III^!). IJiiissiMiail. zu S\iili|). |) liSt)i \)\a ~Tli't'.. Vi» als» ilas '/.(U iii" li( aiizut.isli'ii , iialuii 11. seine
selb>l «rist darauf iiiu , mi'iiu er Or. IV. |i. I7i, .Sh. Zulluclit zur i>uj)|)liruil},' i-iiies Woitcs, «as uarli 71UUIJ-
roll rf^oiiji OQ'jia, >oii iiitliof /luviu \7..\, (1., vom quv ausK<'falli'n »ci ; HOgejtcii nacli Kiihler's IJeispicl (jro-
vyetiujv 'jTuviwiii yj(A iicn uuivi>i (>. KKi, 3-. siirirlif; v}]üäv , d/akvTOu x(jvcfi)'jv leru) GccI ilas iiiilircjupms
O/.orv::, Ulli Stllivar/ iiinl Wi'riKiloif zu i'ibi-rjji'hcn, sliul y.(U ausslicss , uiiil so sclirieli: TlW'ijpav , ükvilUV TUV-
«lie »Oll Li|.-iu> Kliid. 1. II. |). 7U bi-s|ir<i< In neu iiortis (f i'jV Tiva. Iliiii tritt llr. IC. iliilipdcMiklirli bei, da doch
iironiores uiiibrai- des Stalins (»riiii mau iiiebf au den iiiebt bloss das xal ^ suoderu aU(h ilie Stellung lies rlvcL
il.iuui deiiLt [riularili. LMiir;;. Id.], da die baUiliisi hen sein IMi-straiieu hatte rej;« uiarlien snlleii. Das r/^ in
Orgien in obsi um slaKfiinleu) ; und von einer «('/.oiY/il'/; TPf(f(u Ttiu ij (judvidav ■jiukki'jV y.ai äve/fiivijv ist
stellt eine ar(ij;c (jesrbii lilc bei Aeliaii, Epist. Ulist. |). 41'). iillciibar aus dem I'la'oniselieii Sjirai hjfebraui lie geiiom-
Cuj. >\ as Dio zu sa;;eu halte, hat er mit dieser Er- ineu (vjrl Or. IV. p. 1/7, 29. y V i^ a ly. uj V (Üa/O^'''? WP
ii.'llinuijjj der bakeliisibiii Instriiuiente ebeiisi» deiitlieh , y.al ay.oküOTitJV , tnidviUMV TllüiU ktyOlUUUjr) und
als deieiii gesagt; und dass die vom Unter«, gegebene /y, wie der Uebprfjan^' loiii Pro», iiidefiii. zu den Adject.
Erkl.'lruiij; riehlit; ist, und in jener Erwiilinung Kielils nokkliv und ävnuKvrv zeigt, ist vel polius, so dass die
surhl und finiU't, h as Diu iinbekaiinf ist. srheint sattsam ganze Stelle so zu sehreibeu sein dürfte: xai fxiav idov-
aus einer von Hrn. E; «ohi ganz überselipiipii Stelle her- 00
TJii£vüi fiainova novijouv y.ai dk/Ttjo to v , TQVffijv
uvu y] fjutfi'fiiav ttoA/.»;)' y.ai dv£tutv}p> itiuiv ijöuvijv
■■jTOi'OiidCoVTlS , viell«:eht, dass auili Einer T(JV(fl]V
vorzugehen, vi o es von eiiieiu solelipu L\Ieiisehcn, der gprii jn
ein i'rAi' iiikoi singt, heisst: yi'Vaiy.it, nvaio^vvToi tTic
V.ui ayol.naiUI , ITTlih'flicU Tlvtg ktyolltvul fiEZU (Tbeodor. Ihrlae. ji. (iT. noissnn.id. Anerd. lil. Julian.
nokkoi- ya/idruii y.l'fißdktDV re xui aül dtv qtooucrai Caes. p. 31, -'!. Ileus.) — 'ilduviji' vorzieht. 'Aknij-
uati'üiili'UV nt'juv on uvdij nQu'ttu)rj(i.v Or. l\ . p. 177, iJiuv »ird nie d.y.uuitijoiuv, oojti^uIO';, das heisst so
34., von «eliher Sdlle «eiter nnten ein N.'llieres. Hr. gesihrieben , dass nur die bpidpu liiiclistabeii t() über
Ur. E. jedoch srheint von allen diesen Dingen Nu bts zu ileu vorhergehenden Voral gesetzt «erden (Bast, zu tjregor.
ahnen, denn er «.'ibiit, dass des Unferz. Euiendation im Cor. p. L'ÜU "nd Coiiuii. Pal. p. 79.', zu dessen Ueispie-
Gegensatz ZU seiner Ansirht stehe, naih uelrlier ,,in leii der ünterz. die von Ptliigk in dieser Zeitschrift lb41.
den Wortpu vviitj(üOli T/oiv dipuCfdIs pi" versteektpr p. \))) sq. aiifgp/.eigle X'er« eehseluiig von Ä('/7 ?;, kvJlOlK;
Sinn liegt, der in anst/liid igpr CJesellschaft sirh nicht und kl'inmüi und Charitoii III. S. p. 7Ö> 1 j. hinzu-
iinuiiniunden aussprechen lipss." Oder hat Hr. |)r. E. fügt, »o für -^atJlOxov auch VVernsdorf zu liiiner. Orat.
am bakchisi lii'ii Cult«- noch nicht genug, und sieht er, VI, 7. p. 508. yia^lOT]':(JtuV hergestellt hat); für r(j aber
der ^^■ürcle des Schriflstellers , mit dem er es zu thuii jr zu lesen, ist den Abschreibern nur zu h/liilig bpgpgnet
hat, ganz uneingedeiik , in den y.VftßdkoiQ noch etwas (Hast. Ciimm. p. 73 ' )• ^^ '" *"''"■ *'*■'' ^^"" i'-ku^otoi
IJpsonderes , zu dessen Auffindung etna die M'orle des zur Zusaminenslellung mit iroilj^ui eignet, kann man
Pignorins zu Petrnn. p. 33 sq. (lalib. einer sotadischen schon aus Etviuül. i\lagn. p. 65, 34. sehen: akITljOlOl
Phantasie vprliplfen künnt. ii? Früher passteii ihm zusei- sy.akovvTO ui filUOjiilTi OVV^l^fievoi — «710 Ol'V
Zwpckp dip dif.i(i(f'(t yi'ij/jaka, und er «iesGeprs iy.dvvtv TOi-q, liuvijuuiii o.kirijfjiuvt; tyukovv. .-1kl-
nein
£l'ibo(f>a als nngpbr.'iuchlich piitscliipilpn ab; nun dpr Ti'jfjtoi fxiiuojv selbst findet sich ')n dipsem von Ruhn-
l.'ntprz. das für ilrii E.'s AiilFassung sicherlich geeigne- keii zu Tim. p. 24 nicht aiigenierkteu Sinne besonders
tere f/7a vorgeschlagen, billigt er iiil'of^o/, ohne tiründo haohg bei Kirclienschriflstellern , über deren Gebrauch
seiner Sinnesilnderung anzugeben. H«t(p pr dipUCfa bpi- in .Stepli. Tlies. mir Uürfliges sich findet. Zu Theodoret.
behalten, viürde sich »," dadiirih erkl.'lrpii, dass Tiuiv \'ol. 1. p. Ki','. Hai. gibt der Hiilerz. iveingsfens noch
vorhergeht, und ans V siill oft ein Ij lieraiisgebililet hat. Enagr. Ilist. Ecrles. III, 41. u'j dklTIJoiS y.al Tiuka-
Schliesslich priOlint dpr Lnterz. zur (ieschichte der Kri- un/.h I^UUIOV, welche Verbindung auch Heliod. X. p. 525
tik dieser Stelle, dass Wytteiibaih, dessen Ansicht er hat, und Clem. Alexandr. Aduioii. p. 28 A. daif^oixtq
nicht ernälint findet, fnlgende Wrbcsseruiig zu Plutarrli. de (J}.ii^(jl.ovi y.ai dkli1]Qiov<i — y.ai kl>ji£ujvaQ und
de Aud. Poet. p. 15. I). Aniinadw. p. 1 7() vorgenommen C dainovai dkiTi]plovi i/ofJOÜeTOvrzeq, atlisiv. ücbri-
liat: xvußdkoiq Tioiv i] ijiuffoti y.ui UL'koi\ avkoi'- gens hat W^ttenbach a. a. O. ebenfalls duuiova novTj-
fitSVOt (vel xnkvi'/jtvo/) , die aber uegpii der Ziisammpn- (J(iv, äkVTlov Tgucprjv Tlva gpschripben. Einp mit die-
«telluii; des ijjucfut mit y.vfjßaka und al'kui, uml wegen ser ganz übereinstiiiinipnde Stpllc finilet sich noch Or. IV.
de» y/jkaiticvoi, welche« dem Apollinischen Ciilte aiige- p. 173, 7(i. d TU. Tl]^ riSoDl'i dvaffuii'üjv ofjyiu xai,
hört, währeiiil der Dionysische vielmehr ein dÜ.OlOt- Tijv v^föl' TUirrv Hui'lia^vjv y.ai 7l(J0itiiwv o.TC](VWi
Uivoi verlangt (so s.igt man z. B. oii'ii} dl.koiuvo3a.t) yvvaty.eiav dliu.v. Ebemlaselbst ist Kili, 3~'. ähnlich, wie
( i/TTO Oxoiog hat er ganz ausgelassen) nicht genügen hier TTOVijQUi x<ii d.klzi;utoi , nov}jiJUii Ijjtnujv y.ai
kann. lAaivo^Si/oi verbunden.
1IG5 llfiß
Orat. XI. p. 31)6, 2'J. y.dX ri öti Tdvdoujnrja ).e- liarmi soll; Hr. E. lirtlt frclliili aiiili siluit ila» blosse
yStV, ÜnoV TUV uiv OvijUVUV ■yiei^hwOl — vig t/.TIIIj- Aus^iucclidi oiner .lli-iiiniitr für ciiipn Ermis ilnr Kirli-
^f.VTO. VTIU tOV KouvOV TW hoiiVUV Öa i-TI O TUI! <i^L<'it iliTüellirn. Ulli min Dill loii jniriii .S|ie<(akcl (er
/diöi' TOV yuo ■jTpoirov xctraka/jovro:;, ujonto ti(n- scliri'it.t j;i itta), «riclips Ilr. E. nrrt;!, zu l-cfieieii,
&EV , öiTUTlov T(i /lil ne/OiHjvai in. Ilr. Ur. K. srhrieb: 1111(1 Hrn. B. ilarziilegcii , ilas.i der l'ntcrz. inocipstu« ge-
TOÜ yuu 7lnci)T0li xacakaijOVTOC, aja.'iepii ifeav, ÜIO- iiescn, uml (>riiiiil gvliaU, llni. Ur. E.'.s \'iirsililaj; mit
TIOV TO iil) n(lO\^nvai tri. „Nimmt man an, lasst er foljjrnilcii Worti'ii ali/iili'liiii'ii : revereiitinsimun (jniüijue
»ich (lariiliiT .S. 'JH(l il'. rpriirliini-n , (la>s etwa d.i» a in sili'nlio, iiiox olillilonf (ransiiiilliM, );ilit er nur l''iil;;i'fiiles
dic.v irgendwie aiisi,'pfallcii , so nar ps fnsl iiii>priiipiil- zu lip<|piikpii: 1) \\pr llrii, l)c. E. zii;;ilit, ila,«s IJio jjp-
lirli , (ia.-s Pill iiaplilipri^pr .Sphrpilipr odpr piii iiarlilip«- süjjt liat: wpiiii Einor piiie .'Mpiluinjr aiis«i'.s|irii< lipu , sii
sprnilpr Lpspt die .Svllien iliOiTtu II !}lv — u'jcrl iu ti(o- ist ps uiijtpliörij; , ilir ihpIiI lipiziipllu litPii , ilpr miiss zii-
i>£V Pfs.'luztp. lliPr lial ttUii der Unterz. dip Diplnniadk jfplipii, dass sich Di» seihst piiipii arOTlOi iiPiiiit, «eil
auf «einer .Seite.' Ja, die Dipliiinatik, wie sie »irli pIipii er jpiip AViirte plieii in lipzieliiin^ darauf s.ij;!, ilas.s er
bei Herrn Dr. Eiiiperiiis finilet, der (ibrijjens dieser ^'or- das («eijenlbeil von dem annimmt, und zu beueisen sui lit,
trefllicbcn nielit einmal Irpu blpibt; iiiaii verj;l. S. 2'M- »as Homer, der nooroQ y.uiaßu/.ujv für den trojani-
Z. 1^1) V. 11. ,,SpIipii wir nun dpn Sinn, fiilirt pi- fort. selipn krjpc, filierlipfert hat. Hr. E. selbst wird nicht
Wie PS iingehiirig ist, Jeiiiaiidpii von seinpiii Platzp im bpliaiiptpii, dass Di« mit so vielem Scharfsinn eine Hede
Schaiis|)ip|p, dpii er einmal eiiij;eiiomiiien oiler belp;;» hat, abi;pfa-st Jiat, um am Emip derspllieii .Anspi üclie auf jenes
zu vprdraii;;p|i , so i;ilt es (eben bei dem grcisspn Hall- Prädicat erliebpii zu können. 2) ^o" dem, dpr Etwas
feil) fiir iinupliiiri;;, piiipf Alpiiiuncr odi-!' Urli^iii|ilun^, ilie aiislitlnct, ()ui |iriniiis aliijuod «oinmenliim in vnlt;Uiii ini-
Jpniand piiiinal aus(;ps|)rorbpii , nicIit lieizn|ifliclitpii [was inillit Keisk., kann niaii nirlit s.i^'Pii oiowroi," >.(ltnfja-
liesspii si( Il liierans fiir A inn'inluii^jpii für den vorlipjjen- Lvjv ih ai' , er belej;! keinen Platz, um ein i>cliaiis|)jel
den Fall uiailiPii!!. \Ver iiirlil bpi|ifliclilet , venlrijngt [!] anzusehen, was vnti Anderen lipiriihrt, sondern er ver-
ja fiir sein 'l'heil -den, der die l!eliau|itiiii^ unter die anstaltet silbsf ein S( liau<|iiel ; i^t iiii ht Ziisibatier , soii-
Leute ^ebraelil , von seinem Platze [!J. Ist diess nniter- dprn vielmehr liiihnpiiiliclitpr. Dabpi sei bemerkt, dass
8um ralsuiii et a Dioiiis proposito alienum, quam quod lleiske übersptzt: (lui pjus (lommpiiti) veluli fuiidamenta
maxime" [und so nennt er den l'iiterz. zuletzt einen im- jacil; das niusste aber xUTaljuKuiv oder vielniehr y.aXU-
mudestiis — weil er die Irrtliiimer der Ansicht des Hrn. fjaKuilivoQ, heisseii ; er h.'llte lieber au den .S;iemaiiii
E. aiii;ecleutet, nicht w eilliiiifl i jf auseiiiaiHler(.'esetzt hat], denken sollen, der den Samen y.«.TO.äuA.}.fl s. W>lteiib.
,,Docli der \pif. , lipi-i*t ps »piler, bringt Ben eise. Zu- zu Julian. II. p. 4() sq. 3) Doch der Vergleich soll
erst sollen daijejfen die vorlier«;elipiiden Worte luv ^/l- passend und riphlif, soll auch bpi dpn Allen •;ebräui ii-
Qiirv }-i'r/i)V uildCTTol'l 0C£ ytVOUtVOV sprechen. (Ein licli jfewesen sein. Siii(;ula verba et ipsa viliosa sunt et
(jcdachlnis-(<-hler des Dio , wie es scheint, für Uiravu- sibi repu);iiaii(ia Episl. Crit. p. XIV. Es ist bekannt,
T1]V s. Thuc. 1. ,'().). Warum? versieht der Unlerz. dass die (irlecheu bei Vergleiclieu sich einer (grossen
nicht. Hier ist n eni»steiis nach der gemeinen Ansicht, Kurze befleissigt haben; dass es aber erlaubt (jeucsen,
Ilerodot der iiqujtoC, y.at aXaßuji-, iler >ou einem koyoi; <lpn fiedanken, welclken Hr. E. hier (ludet, zu folgenden
nixavo.inii redete; der äiunui; Tliukydides." Der Un- Worten eiuschruinpfen zu lassen : ,,wenn dpr Erste gleich-
terz. deutete, wie sich nuten ergeben wird, mit jenem sani einen Platz belegt hat, ist es uii^ehüri;^, in Zukunft
Citate kurz an, dasS Hr. E. auch nicht im Entrerntesten nicht zu ;;laubpii", war erst zu beweisen. Ks durfte we-
in ilen .Sinn der ;;aiizen Stelle ein>;edruu{(en sei. ,,Al>pr nigstens, und das nicht bloss nach dem Spracligebrauche
<las zweite Arcmnint. Das jii 'nElo3r,vai hil passt nicIit Dio's hejssen ; CUL< yo.o n^jnjzuv y.uiuLußuvTd'; uiom^
zu dem ■jifjtniitu y.tirc.kaßäi' [f>Q. AHerdin>;s, wenn es Utuv luv Loyov ; aber dann witrde y.nTuk<(iii'j".v(lv
nothwenili^ iieissm miisste : nicht mehr glauben. Allein nicht mehr riihtig sein. Da ferner Hr. £ nur das Recht
je nachilem man das cti innerhalb oder ausserhalb des der Priorität gelten lässt, so konnte es nicht heissea
Bereiches der ^ie-jatinn stellt, bedeutet es auch: noch, npciro; xuTa/.ußiuV, sondern :iuuTeoOi; oder vielmehr
fernerhin nicht ({laiibpn, im Uiiälauben verharren, und 71 ooxaTaXafjOiu Snav, «eiche Worte der Lnterz. au»
dagegen ist die ^Vortstillun^' nicht." Abgesehen davon, LIplan nachgewiesen hat, wovon freilich Hr. K. wieder
dass Hr. E. dies» Argument lerstümnielt hat, ist er mit schweigt. Lud wer soll i) UuiDtUi^ sein? Hr. E. nennt
sich im Unklaren oder im \Viderspruch : einmal über- den Herodot; von dem Ko'/Oi; UmnurrS ist ja aber gar
Setzt er ,,weiiii Einer einmal eine i\1einung /lu'rst aus- nicht mehr die Hede, sondern nach der Erwähnung ites
gesprochen hat, ist es ungehörig, dieser Meinung nicht Harmiidios und Aristogciton ist l)io von den Tlivil iiujTCtlC',
beizupflichten", nnil kurz daraul ,,wenn Einer einmal auf IVanos und kroiios iibergegangpii. iMaii er >« artet alst>
eine IMeinung ausgpspiochen liat, ist es ungehörig, im vielmehr das enklitische jor in diesem Salze, und das
Unglauben- zu vprliarren." Ist das einerlei? Beide Lieber- um so mehr, als l)io nach Hrn. E.'s .Meinung mit die-
^etzungen können bei Hrn. E. nicht befremden; aber sie gen Worten seine £rÖrterung schliesst; ausserdem würde
sind ohne Sinn; denn die erste setzt einen .Auetori- auch yuo nicht passend sein, weil ja eben das Kesullat
fätsglanben voraus, wie ihn etiva Hr. Dr. Emperius sich gegeben sein soll. Das ETI übergeht der Uiiterz. , unii
für seine Person wünscht, und bei der ziieiten uiüsste bleibt bei t/; stehen, ilr. E. verivirlt nämlich jetzt ttt
es heissen, nicht Aussprechen, sondern Begründen, Er- und schreibt dafür Ji, ,.Im coil. Meerm. , sa;;t er S. 231.
weisen der Meinung, tveun man nicht im Unglauben ver- steht taci für £[i. Doch hält der ünterz. anih dies.s
iir.7 iifi'S
tlcr \V..rtsl.-lliin!: ««•fn i"" ''♦ fOr «'■>" Wnlirp, sondi-rn man ihnen safft, Ipirliffflanlip auf; so i. B. spricht man
DiMici ili ll"i'-r 'lif Ihindsihriftoii roll riiiaiiiliT ah- von einem 2'x/o/r/;; kö/oi; in S|)ar(a, linil lien liat es
«eieh«-«, ist <■•< eii"''' lw<oiMi<>niii Ivrilik (.'.-in.'l^ts , ilarin ilo( h narh il.r ausilriii kli(li.'n Wrslchernnjr des Thiikv-
1 (.■orruptrl III siulirii." Ui'f UotiT/,. inll um lit «ei- ilides nullt ^^ec'l'i'" , "'i'l clieiiso ehren ilie A(hen,'lor den
Irr Illiter.'.iiiUeii, oh eort hilnli^ier .Schreil.f.hlrr fiir 'Iti llarinodios und Ari.s(oi;eiton, als Hefreier lies \'a(ei laiides
Oller ff/ fiir i<TII ist, und ob l)esonnrner i»t rt in tri und \'ernli hier der Tyrannen. Doili «as fiilire ich llei-
(Unat. üroj»<»r. Corinth. |>. 5l), als tri iu Tl zu ver«n- spiele aus der \'olkert;esrliirlile au } Konuiit dasseihe dorh
«lern: hier'kann TC desshalh nirht richtig sein, weil nieht aiiih iu der (i()l«erj;es<hich<e vor, ürcav Tov^ /i''V Ol'-
mm Festhallen irgend eines (ilauheus die Rede ist, son- (javuv niii>OV(Tl — Cuq ixTfiljt^evTa V7CU tov Kfjüvov,
«lern «ou der Annahm« der .'Meinunor des Trpwro; y.axa- tov Knuvov Sh vnu Top Jc(Ji;TUv yug^ Tl^uhov
nirJoJv; »«■'l "i«'' tou ^oMtur y.ccra/aßovToq v'jottso y.oTaKaß<'ivTu<; montg ei'vj9ei>, äronov tu f^iij nei-
ihc'.v dtonov ro m) ■Jlcm'JljVd.t n\c\\t r/ verlangt " ird, o^rixa 'Irr. Doch ich «ill nun auch <las nicht verheh-
sonderu urTi) TOrro, chen das, was der Erste behaiip- leii, führt Du« unmiltell.ar darauf fort, «as sich für Homer
tet hat. Denn Hr. E. seilst « ird nicht «ollen, dass gasen l;isst: fjOllMiiai pi y.di'OfiijUUV oititkoyi'jaun^ai
man dein tt (l £lo:> i)l'(U Tl) eine heschrünkenile kraft v'j^ Ol'/, di'd^lov öiioKoyiiv aVTOj (/'fi'ciouf J'iy. Erst-
beile^'t. Kitnnte nun liherhaiipt Einer dahin konimeii , lieh sind seine Unwahrheiten viel ui.hedeutender, als die,
«ler Vermuthunjj Raum zu «ehen, dass es Hrn. E. zu- »eiche man lilier die Götter in Umlauf gesetzt hat ; zwei-
weilen mehr um eine Conjectur , als um den Schriftsiel- tens war es für die damaligen Hellenen von grossem
1er zu Ihuii sei, so dürfte allerdings diese Stelle vor >iitzen; denn sie erwarteten einen Krieg mit Asien, und
andern zur Bestätigung dieser Wrinnlliiing geeijriiet sei ussteii ofl'enhar dadurch Miith hekoinmen, dass sie sahen,
Der \orsclila"- des Hrn. E. nfiinlicli widerspricht auf das wie Asien bereits früher von ihnen bezwungen worden
■»'ollkoinmenst'e dem ganzen Znsammenhange. Dieser ist sei n. s. w. " Diess ist der Zusammenhang und die
aber folgender: nachdem Dio in seiner Rede gezeigt hat, Uebersetziing der ganzen Stelle. Wenn also der Unterz.
dass nicht die AchJier, soii.lern die Troer den Sieg da- in der Epist. Grit. p. XIV sagte: est eniin id (Emperii
von getragen, llion nicht zerstört, sondern noch lange commenliim) Universum falsiiiii et a Dionis proposito alie-
von den "den Hellenen befreundeten Nachkommen des num quam ijnod maxime, i el (|Uod p. 3(35, l.ö. hoc legitur :
Hektor beherrscht worden sei, beantwortet er zum Schliiss juv ^y-loUl]v lu/oi' — firi^Ct ■Auoze ySl'ö/Jtvui' OJQ
«lerselben zwei Fragen, von denen er mit Recht annahm, cproi Ouixididl.C: , so wollte er Hrn. E. in einfachster
dass sie ein Jeder aufwerfen würde, nämlich l) mit «el- Weise bedeuten, dass noth« endiger \yeise in den Worten
chem Rechte konnte Dio es unternehmen, eine allgeiiieiii onou TUl> Ol<Qavuv — Ttiiodfvat tri ein gleicher oder
.rei^laiibte Thatsache niclit bloss zu bestreiten, sondern ähnlicher Sinn liegen müsse, wie in den voranfgehenden
tl t* ' ... 1 I .,\ • 1 II ■ _■ i_-. V '^..^ "i ,: .- '^ f\.,, , .. ., ... lA —
auch das (Jegenthcil davon aiizi Innen, und 'i) » le kam Beispielen I^l(jiTljs f^^X^i, 'Au^iüÖlOs u. s. w. Dass
Homer dazu, eine solche Unwahrheit unter die .Alenschen Oio den !Sy.lQir}](; loXoZ statt des IllxaväTIJi memoriae
zu bringen? denn ein ii>£VÖoi ist seine Erzrthinng loin vitio genannt hat, ist schon von IMeursius ftlisc. Lacon.
(rojanischen Kriege, wie Dio eben erwiesen haben will. 11. '.>. p. 1(H). Wasse zum Thucyd. p. 3 1 (i und Hudson
Auf die erste dieser Fragen gibt er folgende, mit den p. 317 und Andern geäussert; übrigens ein sehr verzeih-
gtreitigen Worten TOV yo.O ■IT(JuJtuV /.. T. X. abschlies- licher Irrthum vgl. Wesseling zu Diodor. XV. p. L'6, l'i.
sende Aiitnort: Das Volk übt bei Sagen keine Kritik, .'Mnller Dor. II. p. 'i42, wobei der Unterz. nur bemerkt, ilass
gondern pQanzt sie bona fide fort. Wer meinen Worten Scliol. Aristoph. Lys. 4:>4. ebenso, wie von iMüller Dor.
nicht glaubt, spricht Di«, der wisse, dass man, was II. p. 233. not. 2. früher schon von A aickenar. zn Hcrod.
Sa^'en an-eht, gar nicht im Stande ist, Wahrheit und IX. .')3. verbessert worden ist. Offenbar nach Thukydi-
Llnwahrheit zu unterscheiden. Denn dadurch, das» leicht- des behauptet ausser Dio auch Hesvrhios in einer von
ghiubigc und einf;iltige JMenschen lange Zeit Etwa« glau- Müller II. S. 50. not. (3. übersehenen Stelle v. Ilna-
ben, und dadurch, dass die Unwahrheit schon iu alter vdrtjq- 6 ünavcinji läjoi uiirooitdldCiTm OVY. vjv
Zeit' gesagt wurde, dadurch ist noch Nichts fest und un- rO/,' ähjit fian;. Um auf den Uraiios und Kronos zu-
antastbar. Gibt es doch gar viele Sachen, die nicht ein- rückzukommen, so ist es ein Leichtes zu sehen, dass
mal in die Vorzeit zurückgehen, sondern einer jüngeren Dio in eben der Weise, wie er die Existenz des Äo/tf?
Zeit an^ehüren, über welche gerailezu entgegengesetzte 77/Tar«'r/C auf Grund iler Auctorität des Thukydide»
Ansichten bestehen. Nimmt man z. B. die Perserkriege, längnete, er in den Worten juv Jag irgiozuv den Grund
80 soll die Schlacht bei Salamis spater, als die bei angegeben h.it, wesshalb jene Sage vom Kronos und üra-
Platae» nach Andern wieder das Treffen hei Plataea die nos eine Unwahrheit sein niuss. Und dass er in dieser
letzte Action gewesen sein; und darüber nuiss man sich Sage ein IpfvdoQ gefunden, diess zeigen, wenn es sonst
doch um »o mehr wundern, als die Geschichte der Per- noch der Bestätigung bedürfte, die sogleich darauf fol-
serkriege sogleich, nachdem sie geführt waren, geschrie- gendeii AVorte Tuh' il)ffOftu.TWV Tlloi XOiq ihoi's \>- 366,
hen worden ist. Aber das geht so zu: Die Menge kennt 2^1, die sich nur auf das eben angeführte Beispiel aus
den genauen Tliatbestand niclit, sondern hürt bloss das der Gottergeschichte beziehen. Der Unterz. gewann nun
Gerücht, und zwar begnügen sich mit dem Wissen, wel- durch eine leichte Emcndation für die Stelle folgenden,
ches ihnen blosses Hörensagen zubringt, die Zeitgenossen wie ihm scheint, nicht nur sehr guten, sondern allein
Bellst; die nun, welche mehrere Generationen später passenden Sinn: Sogar in der Güttergeschiclite finde ich
leben,' wissen rein gar Kichts, und nehmen Alles, was die Bestätigung meiner Behauptung, üeuu Uranos soll —
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so erzählt die Sage — vom Kronos, und Kroiios uictIiT und Unglauben anlangt, vnn ifcliliein hier die Rede ist,
Tom /eus entmannt sein; dies« Beispiel spricht doch so ist er eben der Grund, dass n »oii den Abschreibern
deutlich genu<r für mich ; ileiln wenn das Erste ivirklich in f^ii) (ixlii^eoüai) verwandelt wurde, was sie kurz ror-
der Fall ({'>*<■»«■" ist (»•« «'"S in der Reffel der Fall zu her H. 3H.'), 40- ÜOTli dt fiij ;T£u'>fro!< TOVTOIQ gelesen
iein pflegt, dass das in der Zeit Frühere «las Wahre ist hatten. Und läge es auch nicht so auf tier Hand, wo-
— Hr. E. denke nur z. B. daran, dass man besonders durch die Abschreiber rerfiihrt norden sind , »lirde Jeder
auf die Auctoritat des Saxo (irainniaticus hin ilen Teil die Verderlmiig des f« in fii] leirlit und glanlilali linden,
hat streichen wollen — ), wenn also Uranos rom Kronos der, wie AVaU weiss, dass das Z^lilti-ichen i) nieiir, als
eiitnianiif ist, so ist es ii idersinciig , das Zweite zu glau- einmal zur Prrtposition diu gemacht worden ist. Auch
ben, n.'iiiilich <lass Zeus den kronos entmannt hat." Uml ist der Unterz. bei seiner Annahme sicherlich nicht so
diese Ansicht lon der Kronossage hat üio nicht allem; kühn, als Valckenaer , welcher yci.l u ToicUi d f^ in /.al
auch Lactanlius an den Kpist. Grit. p. XV angeführten yu'j i'j d c V r e o O i umanilert in üiatr. p. 2Ml). a. Ja
Stellen bestreitet sie aus mehreren Gründen, z. B. weil, Beziehung auf die oben gegebene üebersefzung der gau-
wenn Kronos den Uranos entmannt hätte, Jupiter nicht zeii Stelle bemerkt der Unterz. noch, dass er S. ;i(j.ö, 44.
batte geboren werden können; weil Kronos, si quid di- To ya(j UIOtcusoO^uI TlUKvv ■)(^uuvuv iillU dvBoviniOP
vinitafis liabnisset, nicht seinen Vater, sondern sich h/ttte l'jiiiHtitv oröiv ioTtV ioilujuv diese Aendrrung für
entmannen M>iissen, um Jupiter nicht erzeugen zu können; nothwendig hält: n/j 'jU.o UI<jttv(<j'Aai (s. Walz, zu
seine Worte (Salurnus fuit impins in patrem, cujus dicitur Alexand. -ixeiji a^lju. p. 4.':..'- IJoissonad. zu Planud. ."Met.
absciilisse genitalia),ijin)d forsitaii icre accidciit, lassen selbst p. j()(). {i-'(). 'gl. Heindorf ^1 Plat. Gorg. p. 116), " el-
eine Verglriclumg mit denen Üio's cijoi €0 Inuihl' r.u. Die che schon in der Bedeutung des AVortes irr/^vooi rathlich
roni Unterz. lorgesrhlagene Verbesserung nun bestellt darin, ist; ausserdem dürfle vielleicht auch Slaiicbcr geneigt
dass er anniniuit, <lass in den \Voiteu ruuydo llowcou sein, besunilers wegen des Sprachgebrauches des Thukv-
y.arakafiüvTUi (über die Bedeutung und den Gebrauch ili<les (I. 37. y.ai lat'TCt uioteiuinsi i/iya i'Utv Tluo-
ron y.aTukuiii^'dveiv ist das Noihige Epist. p. XV Lei- etfoSat. III. 12. u le loii oJ.Koi<; udkiota hvotu
gebracht), üinneo s'fviSüv, uro-rov tu ni} niicrth'jvai niariv ßeßaiot >}/iiv rovcu 6 (fößui ixi<()uv Tiuuerj[£-
itt ursprünglich nicht filj , sonilern fi geschrieben V. '2(i. to/'s «To yoijaitcjv Tt ioxi'oiaauhuli iiuvov
gewesen sei. (/ odr u bezeichnet dhl'lloov, »clclies öh ToZru i-yfijo)^ tOfißdi/ un<l der Stellen bei Diiker
Wort , wie Epist. Crit. pag. XV. vergleiche Tliel.an. im Index v. t'r/voo:) l'o/rou: in i'/luo:; zu verwandeln,
Farad, p. 433 nachgewiesen ist, nicht bloss uov , son- was sehr häufig und auf sehr erklarliihe Weise von
dem auch einfach u geschrieben worden ist. Auf dicss iojiutüi (dessen sich aber Uio sonst haulig beilient) ver-
ri) SevtSqov weisen aber die Worte to Uquicuv drängt worden ist, z. B. bei Thucjil. s. Wasse p. o i'J.
und ht, und das tu bei nilO^nuui und <lie ganze Siel- Vol. II. und VII. 41. p. 4 Ki. Vol. IV. und bei üio selbst
lang iler einzelnen Wörter im ^at/.e selb.t deutlich ge- Or. \'II. p. VJ4, 13- Uebrigens hat mit diesen \V()iten
liiig hin. N'ur Uiikunile und iMangel an palaogriiphisrlien die Stelle des Dionysios ll.ilicarn. Judic. de Tbucvd.
Ki-nnlnissen kann der Grund sein, dass diess einfiK Ise p. 1 38 einige Aehnlichkeit : j^ititui TIvIl, hvi'/OUV dno
Verfahren von Hrn. E. S. LM i durch folgende Darsfel- cov nohkuv n tll iryTiViikvot %'n>vul /.CÜ iHaTUl/Ad t Ivi^
liing entstellt ist: die IMassregeln des Verf. sind folgende. ntüfniiTitni Tlukt' TU ijUi^lUV ixt'V Tül'i !/("// öo/.uiJ-
Er hält tri für richtig, /()} iteini^ljvat für verdorben. r,<tl , wo Heyne Comm. de Apullod. Bibl. p. 9'J2. und
Er erinnert, dass ß iinrl n zuweilen (Hr. E. scheint die Sturz de Hellanic. II. p. 3H richtig d-nu für i<7lu TUV
Gestalt der beiden Buchstaben noch nicht zu kennen) in TluKLUV -/üöliuf gesetzt haben. Die Aenderung GeeTs
den Handschriften vertauscht sin.l. So gelangt er zu ßt'j. TU ipüvdij i]keyxi>l] ist weder dem Znsanimenhangej
Das V bleibt irgendwo [wahrscheinlich da, wo das u des noch dem na(JU und der Stellung der AVorte lluou
Wortes dtav bei Hrn. E. geblieben ist; glücklicher Tuis -noüreouv angemessen; auch Hr. E. S. 3,57 vcr-
Weise jedoch braucht man UD> das ij gar nicht besor-t schmäht die Variante r,kt'//i^i; als Si hreibfebler. Ebenso
zu sein]; ß aber ist -= öevTftOOV , und somit emendnt wenig kann der Unterz. der iMeinnng Ucel s , welche
er dann dcUTCUV TO SsiTCoov :itloih;va.l hl. Also es Hr. E. ibeilt, beipflichten, d„ss S. 3liti, 27. ^in ilen Wor-
wird das unsichere erl gerettet [das Verdienst ist frei- ten : TlQUiCUv fttv yu^ uv -nuKf Lkui-iu) Tu Ipei'OnuTa
lieh nicht gross; deun in ist nur durch Hrn. E. ge- ioTt tluV Trtoi TUi><; xltovi das oö streicht. Or ist
fabrdcl]; ans iii] wird öei'rlijoii, obwohl ;/;' Tltirr^rirui, ganz richtig; man hat nur nach !hui^ ein Frage/eiclieii zu
da hier vom Glauben und Unglauben die Rede ist, un- setzen, uiiil erliält den auch von Hrn. G'eel verlangten Sinn,
verdächtig erscheint; endlich wird (uOTlio tor/.ev aus . Ganz übergangen liisber sind ilie Wurte S. 3(31) » 20.
COO'IS() li'wi^iv ohne Gewinn für den Gedanken." üiese ÜTOV tou iih (Jioi'.vun n fu} in<r,i y.at Tu) f^tujrii l.iytiv
letzte Angabe ist falsch; denn der Unterz. hat e'iujSev W? ixTul^iUvTU tTio TOÜ Kcjcvui'. Wie (ieel , meint
nicht angetastet, sondern bei der Begründung seiner Hr. K. S. o.'^i7, «lass die Worte -Jisldoiai y.ui Tokul'Jai
Emendation p. XV übersetzt: si enini prius vere accidit, keyglV nur dann einen passenden Sinn geben, wenn eine
quemadmodiim solet (id, ijuod prius est, esse verius); Umstellung vorgenommen, und lO/.fiujOl KeyeiV y.ai -kSi-
das iijauiü iuixev steht nur in einem mit ,,nisi forte Uoi'Ot gesclirielien wird. Der Unterz. geht hier nicht
malit aliqiiis" eingeleiteten Nebensätze, und ist der (ie- auf eine Erörterung ein, wann und wie mit Recht Um-
danke eines Bekannten, ilen der Linierz. wenigstens zu Stellungen vorgenommen werden können, sonilcrii macht
erwähnen sich veranlasst lantl. Und was den tjlauben einlach darauf aufmirksam, wie schon nach Lactantius
Zeiuchv. f. d. Aluithuiinw. ^^
1171 1172
und nnrli <loin, was Dio zur Ilocli<for<ij,Min(j Hompr's l'^i-
l.rlii|:<: <ln«s <T sidi «lorli koiiip Uii« alirliciliMi in lii-zie-
Iniiij: auf ili"' (miII-t rrUiilit luiil »ii- in iliror Alaji-stät
Orat. XII. p. 30'), 3'.). oy.iayonffla fiaka dauert'
xai dnarijm iliJoi üibiv, ;(;()(/j/(ö:rwf fui;Ei y.ai y(>aji-
iiiclit li<-raliL'i-Sfia IkiI.c (iitkI. ro/.fidJOl), PC fast Uli- i.iliiiUe iW linnc p.Uiis siii Codi virjlin .ihsculissc - .•/>/
riififi- lafl zu si'iii sclipiiit, <la*» IniMer liier i oigeiiiics r, c r- i , . . i fi . t i i •
'^"'"' , < ^\ ■ ' ,1 < 1 ~„, ,1, i y><>' <^'<"''l '<' spicclioii, trüKt der linier/.. Sclicii, li.it es
»laml: tov lUV (h'QUVOV nSi.U.tot V.ai xoKnwot i^ e- ^^^^^^ „^^ ^.^^^^ ^,|l^.^ „,^^ _,^_. ,,^^,_,^.^ ._, der Tpisl.
yeiV tö; ey.TU>;thfTa i.rii tot huut'OV. AkJilV und q,.j, „, „.r|c|„.r pr .Irs Hin. Hr. Eii.p nn.l llrn. Prof.
Uffystv sinil aurl» sonst rprupclisolt, z.B. in den Stellen Gi'cl's Vorsclilaiip niclit .«o« nlil als Cnnirctnii-n zum Texte
bei Valrkenar zu Eiirip. Plioen. 20 7- p- 7-'. I>ei Lucian. . des Dio — denn da ist JuKlr.t jiiler Vrrsncli zur Erklärung
Vol III p. ^3. und l'Pi t)io .selbst Orat. VII. p. 264, nnd VcrI.ossernng dankenswerlli, - denn als Coniecturen
"■ ', „ • 1 1 Yi ort! .11^ r"«..! l.!!«« iilirrli.mpt heliandcll li.it, im gereclilrn hifcr für die
30. nnd narli Re.ske anrh XI. p. 3bS, 25. (.eel hatte ^^^^^^ ^i__ ^.^^ ^^^^^^ ^.^ ^^l__l, .^^ ^._^^ ^^,^_, ^^_,._^„^^
noch immer besser jjetlian ,^ tuKuojOIV ektyxtn' iteovt; ^j,^^ I, ,( ,n„f„p|i;,rt eine /n sein, sril.leni man des Hrn.
(sksyyen>, ö/ckty^Hl' >'ft"'s '*' besonders aus Kirchen- I'rof. <iepl F.pislola znr Vergleicliiiii!; hat Der Untcrz.
»chriftstellern bekannt) zu verbessern, als die AVorte um- wird is dem lim. Prof. G. Crossen Dank wissen, wenn er,
11 if.s der Aelleie und viel EifalMcnere , den Anlangcr belehrt,
«ustellen. ) j^l^ ^^^.^, . |,p|,.|,|.[ ^.,i, jj^^ ,j„j \c.„e„^ [.„„c 1,1, mm natura
~ acutioreS; nsu exereilali. \'arielale proinplissinii , pauca
*) Nacbtrasliclips Hr. Pro(. Geel hemerkl in der soclien in expplo precorr|ne: iit bona voluiilale Ins, qiiae non alie-
dieser Zcilsclirifl erscliieueucn Kpi^tola ad Eiiiperiuni gegen niim milii visiim est ronsrriliere , inlentionem scrilienlis
des Unler?.. Erklarun.; S. 406 '• vclleni apiiora comparasset, ipsi accommodenl , libentibiis animis nie. si possinI, sub-
iiuam iiuae siiui apiiil Lactantiuiu I. 1'.^ , 2 et 13, 1: levent firinuuii|uc faciant , si qnod poslliac opcrae nieae
nun enini conCwni.int . in quo etiain nunc 'hacreo , exti- experinientuiii edam, veniani erroiiluis liuni.iiiis , veniarn
tisse traditioueni de Salurno casiralo ab Jove. Apertnm flent adolescenliae meae nee iridignius p.iliantiir, si rjuij
est post tÖi' Knoror (S> t'rro toi" /liöq excidisse ixßXvi&ivtu lenlc et lasliiliose disputavi , — si quae cliam imporlii-
vel siiiiile verbuiii." Seltsam: Die Hedeulung der Stellen nitas acriler et criminose loqnendi nie incessit" Tlieb.
des Kactanlius verkennt Mr. Piol (iecl , und eine Saclie, Parad. p Vll). — Aber er sullle doch z. B. ans dem
die der Unter/., gl.iiiblc als bekanni voransselzen zu kün- .Slillscliwcigen über eine Stelle, die der ünterz. gar nicht
nen bringt ihn in Verlegenlieil. Abo um Hrn. Professor beriilirt hat, und über welche er ausserdem eine ganz
Geel von seinem Zweifel /u befreien (und /ugleicli Bode's andere Ansicht hat. nicht abnehmen wollen, dass der
Worte [S'oll. Ciill. in Mylliogr. p. .iö sq. zu beiicbtigen) Unleiz. Einem eine Cnniecinr zu niiss;öniien im Stande
foK'ende Citate. ..IS'ota t.ibula de gciiitalilnis Urano sive ist (saltem hoc, sagt Hr. G. S 404, parce lanrlasset [ist
('ocio per Satuinum (iliiim et Saturno vicissim per Jovem wohl als laudare debuit zu verstehen] , qnod in Inco
abscissis , de qua videiulus Cotelerius ad Homil V. CInm. plane inexplirnlnli liicem suxtuli"ius non sine ApnUiiie
cap. l.^ Tom, 1. Pctr. Apost p. 659" sagt I<'abrieius zu ili^inanles /liaßnv it pro A((,t?niras) i er sollle daraus, daSs
Sexl. Emiiir. Pyrrh. Hvpnt III 24. p. 180. Hazii Tiinäus der Uiilcr/, sclueilit: sensus hiimani diiiguntur, qui (i.e.
beim Scbol. Apnllon. Rhorl. IV. 9S:<. p. ;i09 sq Tliiatoti liomines) und j.dedocenlur legere nnmen ylox^nv , sed
(5* q}rul r.ul i^i' Soi:jtirt\<' h.ii ((>• KfQxiiQif) xfyQvip&ui. , 7] n vcrbum ipttv" (i. P. verhum nQuv legere docenlui), nicht
A'poroj I« Toü üünurov uläolu u-ndt/tir rj ö Ztiic xu xov schliessen S. 412. ,,pcrliMliatioiie animi factum esse, ut
Kuorav. Porphyr, ^le Anir. Nyiiipli. p (15. 0 r.td nuayti oralio paiillo lululculior fluat" ; geben dazu Constuiclio-
n lioorat; r.ul äi/f^tU /xx^fifutu, (üc; f) Oiiodvoi. Plnnnut. neu züik iiuviow eine berecbligung ? Huihei dachte der
de Nat. Dcor. Vll. p. l48. ö Jinnmi; iuTOünTai oiu'j/w; Unter/.. ^vc^lJ^^iellS Etwas, h.it aber Hr. Prof. Geel Etwas
inl xöi atyvvnO-iu xti y'i y.iirwvici rnv OLiouvcir /xiipnv' tov- gedacht, als er ,, fictiim esse, ut flual" stall ,, filieret"
•roi' ä^ Toe J/a Ixinidr xal niwaui ii;; vßQfOK , wie Gale, schrieb? Hr. Prof G. follle weiter die Angabe des ünterz-,
auf Porpliyriüs sicli stützend, veihessert. Da/u lüe Stel- dass er für die Verbesserung von Orat. X.VI p. 503, 20.
leu des Tzelzes zu Lycoplir. (762 § 69 to äü^nuvov, peO^ von Hrn. Dr. Emperius Nichts bemerkt gefunden, indem
ou o Ztüc tÖv Kooi'oc tif't/fio') "nd Albricus de Deor. dieses keine Conjectiir, wie Hr. Prof G. gegeben, und
Imagg 1., welche von Mnncker zu folgenden Worten des iie suspieionc qiiidem atligerit, womit denn etwa die
Fub'entius I. 2 p 3.? angeführt sind: ,,Saliirnus, cujus Ribliogriplieii ihre Mss. gelärbt haben könnten, nicht
viriiia abscissa Venerem genuere." S. 35 sieht: ,,Satur- folgenderinassen umdeuten S. 406. ,,optinie restituit ^üi^o*.
nus eliam casiratus dicitur." Die Worte des Mbricus: sed ridiciil« tibi iiiiliique succenset nos illud ne suspi-
,,Sj|urnus habebal filios Jovem, Nepluniim et Pbitonem cione quidem aili^isse." Coiiali suiiius: sine successu :
(et Juiioiicm); qiiorum virili.i ahscissa projiciebat' haben quid ficiemu; ?" ; ausserdiiii ist doch auch altigit , wie
M'iucker Bedenken errcsl: ,,quod viriiia abscissa illis in der Epi,lola sieht, nii ht atligenmt. Hierbei halte der
addit, saot er S. .301, miror iiiide hiiiserit. Qnod si ab- Uiiteiz. VeranlasMiiig , gesvisse lexikaliiche Bemerkungen
scissa illis viriba luere, iiude Nepluuo ergo numerosa illa zu machen, und durch einige Cilalc , z B. die Beden-
suboles?" Er sah nicht, dass hier ein oder zwei Worte tiingen von npinin, coniminisci, teineritas in das gehörige
ausgefallen sind und — ob Jacobs oder ein Anrieier schon Licht zu setzen; imlessen er meint, dass Hr. Prof. G.
einen Vorschlag ^'eniacht, weiss Ünterz. zur Zeit nicht — sich das wohl leicht selbst berichtigen werde, und kehrt
etwa ,,qnorum hh/is (priuius?) viriiia abscissa piojiciebat'' zu Dio zurück. Was von Hin Prof Geel bemerkt ist,
zu schreiben ist, wie es beim Mylhogr. I, 10.!. p 33,20- 'findet Alles schon in den oben gegebenen Erklainngen
ähnlich lieisst : ,,Saturnus liabuit ex Rhea [res lilios Jo- — Hr. Prof. (i. hat die Epist Grit, ziemlich in dersellien
. vcni , ^entunuln, Plulonem, quorum unHS Jit/nley patri Weise gelesen, wie Hr Dr. Emperius — soweit seine
naiiiralia resecavit " Dasselbe ist ausf.ilirlicher erzählt volhländli^e Erledigun;;, dass nur folgende Angaben noch
105. p. 34, 24. ,. Jupiter adiiltiis, quuiu S.itiirnui quod.im niilhig sind. Orat. .\l! p. 384. l5. Hr. G. widerlegt
ilie (nicht lielier t/iioliJie ? ai»w/wj Tliurniil. 1 d.) ad cbeiifills die Vermulbiing des lim E 'ylyQiti;, und be-
iisuin corporis (i. e. ad Veueris usuiu Ovi.l. Reiiied. Am iialt ynqilu(; bei. Die von Hm G. mitgellieilte Variante
Si7. veigl. Phurniil. 1. d) e\irol , illalo eullro amputavit de< Cud C. yotml stall yana; , die dem Unlerz. bis jetzt
niliiralia ejus — et niox Jupiter patreni regno expulit." unbekannt gewesen, da -le Hr. Dr. E nicht erwahnens-
Endlicli Mylliogr. III. t, 7. p. 155, 15 ,, Ilabunt quoqnu werlli bciundcn hat, gereicht dem Unterr. zu einer grossen
1I7S
uiji uQv} (j-ithov To ä/.QißsarUTOV neoikafxßavovo?}.
ka^^ser zu Philostr. Vit. Soph. p. 366 nahm hier eine
1174
Lücke an, anil crgänzie oy.ia.y(ia<f'ia /iC'ka üadf.vsi in
y.ai Qu)ycjucpia d'jtanfkTJ , was sowohl seine palä<igra-
Gcnngtliiiiing. Er t;latil)t in ilir iiaiiilicli die unzweifelhafte
Bcslatigiiug seiner crsti n Virniullninj; yOQr,yluq seljrn
7.U können. ^(uQfl , ;f«f«?, ''•'* '*' jf"'«"'«? . ;?"("//''«? i ^°
wurile früher bei Aristidos P. I. p. 2,iO yoiiir'ioiifv für
rooryriaiiiv sii-lcsen ; so wcchsoln in ilcn llamlicliriltcn
XOQfla uiul /nQiiyCu öfters l>i-i Plato s. Ast. Lex. Plat.
p. 547. azQKXiü, azquzilu nnJ nttJUTr^yta l'i'i Tluoiloret.
Graec. AIHctt. Cur. Vlll. p. 9l0 Dnln. Ailvers ail Isncr.
p. XVI, liaiu .'>ch\vrl)d. zu Ünosaiiil. VII. p. 40. nnd
Schwci^liausir zu Appian. Sjr. p. 547. mit ciiiandf r , die
Bcdentuni; des Wortes ist ans dem viidseitigcn f iclnaiiclie
der Sophisten (versl Barth, zu Acn. Gaz. p. 195 Wcrns-
dorf. Himer. Oral. Vlll. p. 55.^ sq. Jacohs Philoslrat.
luiasg. II. 23. p. 53t) und dem laliini.schen chora^iuin
(vergl ausser den F.rklaiern des Apulejus Munctor zu
Fulgent. III. 6. p 114) hinreichend bekannt. Aehnlich
sagt Lycurj. p. 161. tkI? Tii'.ouny.fvulq t(«? toJ Xoyov 7i«ya-
fuyüv. Was den in der Kpisl. Kemachlrn Vorschlag an-
langt, so ladiltes llr Prof. G. in seiner Weise S. 4it,
dass der t'nteiz. XATA2 fiir yor^Tilm; gesciuiehen h.il.
,.Serione fVcil. , sagt Hr. G. zoielzt , ati lusit , fpiuin po-
lare videhalur, hoc geniis compcndioruu) oncialiiiiii vel
in lapidibus r.irissinuini ac non nisi in propriis nninini-
bus nsurpatum, apud libraiios in usu iuisse?" Den T.idel
hat Hr. G. allerdings wohlfeil; er hat ohne Weiteres dem
Unterz. Etwas untergeschoben , was diesem nicht in den
Sinn gekommen ist. Hi-. Prof G. winl ja holfentlich vor
S. .XIX, wo von yoijtjfo? gesprochen wird, S. V gelesen
haben, wo gezeigt ist, dass Würtcrj wie nuiStlw; {äfano-
TiCaq , SovXilutf) so geschrieben worden sind, dass das S
über ( gesetzt wn-de, und n«; dmn g^nz ausfiel; er
h.itte also wissen miissen, dass wenn der Unleiz. wirklich
in XATA- eine cocnpenliose Sehreihoug des Wortes
yoJjifC«? halte aufstellen wollen, er auch das A- ausge-
lassen haben würde. Ist das deutlieh oder meint Hr. Prof.
G. , dass der Unicrz so lluchtig schreibt, als er liest? —
Die zweite Stelle, welche Hr. Prof. G bespricht, ist
Oral. XXXI 1. p 69-^, 22. Er billigt des Unterz. öp/iü»
in soweit, als er mit Auslassung des )-«* vor XmiinaHO&ui
jetzt schreibt Aiurnc tov ytor.Qnv !>Qi(iiv u^QCiimiuot' Xoi-
doono&at j was den Homerischen Worten wfjfvin — /ow-
fiifoq xiilfTTolaiv ci/iifipua&ui l-nüantv ganz entspreche. Das
Urtheil iibcr diesen Vorschlag hat Hr. Prof. G. Hrn. Dr.
Emperins überwiesen ,,si wo»' urfiunnv peperi ■ — tacitus
abjicies. " Zugegeben, dass x«i hier fälschlich einge-
schüheo ist, so tbut wenigstens die von Hrn. Prof. G.
angeführte Stelle Tf'/ißt xnJ ßKvuvani nicht das Mindeste
zur Sache; die Entsleliung des y.ul wäre ans dem End-
buchstaben des vorhergellenden Wortes UTrQiniariQov (s.
Schuinrt zu Pausan. Vol. I. p. h.) zu erklaren. Möge
denn Hr. Prof. G. , der zu meinen scheint, als sei an
allen Stellen, wo sich xal eingeschoben findet, ein und
derselbe Grund zur Einscliiebung vorhanden gewesen, als
Seilenstiick zu seiner Stelle die des Psellos Cornm. in
Cantic. p. ,^06 vom l'nterz. annclinirn: tuiixc ynuv wi;
yvvutv.l y.ui TToonofnl^l -i ;*} vüutp'l, wo yul (auch nach einerii
letzt verübcliinen Pariser Coilex) zu streichen ist. Das
Dritte, was Hr Prof. G S. 402 anmerkt, ist diess: ,,quod
vero 11. XXI II. 4S8. "Sl^fUTO — xotauiroq cum Dinnaeis
uvoQfutp anQf^f'mioov compoiiit, eriat, vi (."piuro ihi alind
esse putat praeter ,,surre\it'% ut in '//wc ä' ix Xtyjiiiv —
wovvro i nisi forte boc ita accipi.itur , ul Honierii.s Deun
noji satiä pudice c leclo surrexisse naiict " Solches Hr.
Geel Was aber steht in der Epist. p. VI? Ausser an-
dern sind da die Woite woiuro S' uutIxu ATiiq mit attj
ä' io&oq 'iSoufviuq verglichen. Da^s, die Grösse der
Willkürlichkeit nicht i.-alier zu beicucliten , Hr. Prof. G.
avrlxu anslasst, darf freilich nicht befremden, da er
in seiner Eile auch ilic Liebesgöllin Diuiic mit seinem
Dio verwechselt; er schreibt ja Dionacis. — Orat. .\l.
p. 364, 33. versucht Hr. Prof. G. S. 403 'lanvytctt; (was
er übrigens seihst verschnt.'iht) da<lurch xu schützen, dass
er den Unterz, auf Virgil. .\en. XI. 246 nnd llejne's Not.
und Exe. verweist. Das hat nur d.inri einen Sinn, wenn
CS ausser der von Virgil am aiigelülnlen Orte erwähnten
Sage noch eine andere gegeben, die dem Unterz., als er
Epist. Grit, p IV. ,.dc Diomedis sede" sich .äusserte,
allein bekannt gewesen wäre. Es gibt aber nun bloss
diese eine , und dass der Unterz. jenen Vers des Virgil
nicht bloss gekannt, sondern auch gründlicher eiwogen,
als Hr. G- (der nicht einmal bedacht, was fictor conde-
iat in xlcm Verse, den er citirt, sagen will, und dass
der Garganus im daunischen Apulien lie^t, vcrgl. Plin.
Nat. Hist. III. 11. ,, Promontorium , quod üxQuv 'lanvylur
vocant, quo longissiiiie in niaria excurrit llalia. — lirun-
disio coiilerniinus Pcdiculoruni agei'. — ante lapyx a
Daedali filio , a quo lapygia. Hinc Apulia Dauniorum
cognoniiiie a duce Diomedis sncero. — Arpi — celt ) ,
gellt wohl aus dem für Hrn. Dr. Emperins oben Bemerk-
ten sattsam hervor, wo der Unterz. nicht bloss der Stelle
des Virgil, sonilern auch des iberischen Tyde (Bernhard,
a. a. O.) Erwähnung gethan. Wenn Hr. Prof. G. ausser-
dem hinzufügt: ,,miniine Dio historiciim egit , Sfd juve-
niliter ludit", so dürfte es nicht unangemessen sein, zu
erwähnen, was Hr. G. nicht zu wissen scheint, dass
Hellanikos zu denen gehört , welclie die Zerstörung
Trojas durch die Griechen laiignen v. Sturz. Conim. de
Hellanico p. 18. und fr. l43. p. lG9. Endlieh können
die fieispielc, welche dein Unterz. S. 405 als Beweis da-
für geboten werden, dass 'ixuXlaq recht wohl in axfjariüq
hatte verderbt werden können, in keiner Weise genügen.
Wenn sich mouio-ntSov für KuniTvt),iov j yiaxiöuiftnvlnvt;
fiir noXifdnvs tindet , so geht dainus nur diess hervor,
dass 'irukCaq diiicli yjj; (wenn naudich Dio nicht ruvc; xut
aTQUTiüv , sondern bloss yijr geschrieben) halli' verdrani;t
werden können. Der Unterz. dient Ilrn Prof. G. mit
ebenso vielen Beispielen: Tiohq für 'Pw«i; Kayser. Philostr.
Vit. Soph. p. 17Ö sq. für niiUc: ist bei Diod. XVI. p. 88,
42. t\'s sinnlose Jli'iäia in den Text gekommen, rtjaoq
für Nutoq bei Aristides Markb.nd. Enrip. Suppl. 737.
p. 146; dazu, um Andere zu übergehen. Seyll'crt. de
Ipliig. Aul. p. 16. Auch konnte Hr. Prof. G. daran den-
ken , wie es gekommen , dass z. B. bei Diodor und Po-
lyaen da Tliebaner erwähnt sind, wo von den Lakedä-
nioniern ilie Rede ist, und Arislomenes ein Lakcdamonier
heisst; endlich war zu bedenken, in wie weit hierbei
noch die Aehnlichkeit der Sehriftzüge in Betracht kommt,
wenn z. B. argcntonriv Ihr JTtkutiuuji' sieht — Orat. Xll.
p. .395, 39. Hr. Prof G. verwirft S. 406 tvaOiytjq. Wess-
halb? weil er es anders bezieht, als der Unterz. es be-
zo:;en wissen will. Wer ausserdem die vom (nterz. aus
ilem Kritias iles Plato S. XVI aiigefübrie Stelle für gbich-
bedeiilend mit ilcii Wirten des Dio h.ilt, verstellt notli-
weiidi:;erweise eine von beiden Steilen nicht Dio lobt
die Slalerei o;^f()or xö itxitißiaiinov niijOufißianvoav xgo>-
fiaxiav filiti. xttl yimfiu)jq oqm , PI itn sagt, i\:f^s 7; lür yga-
fpüar lidoßi.nrroific nfpJ IK i>na yiyro/i/rrj «OKif^i; t.td unu-
TnAo? ist, weil wir MeUNchen i« &(lu nicht kennen, wenn
ibige^en xa nv.9()ii'ß:in'u nui/iuja darse.-telll werden , dann
oj/m; eiiaOuro/iKot %o nii iju >.nnn fi (>• nv Siü ii;>' tili SOr-
otj-.oi' xuiKi'Oi;!»!' /«kinoi a^iir«« ytyiofif&u. — Orat. XXI.
p j05, 20 llr.'Piol. G. billist S. 406 lZ»or, und be-
n.crkt ausserdem, dass wohl mit Casaobnniis xii yi ynüniH
und füi z«i?«'i'i*5 das Präsens oder lür ngooiiiuiyiJji'^ioijK
1175 IITG
iiliisrlirii »ii In» iiTii;l.i-it.'ii li.it, als niirli , «ii- iicel ge- Sytpciea uiip.isseiul ist. Hr. E. riiipf^ilil il(-»sliall> statt
fi''t li II , «i';!'-" •!'•'■ (»Ici'listi'lliiiij; <!<■« (icuiis iiiicl <Iit noiti'vet ai^hidii, oder ikxIi besser (i.ruüy.ni. Beiilrg
___^ H K's ilcr Uiiti-rz. oliiio Wciti-res ab, und srlilii;; sellist
tiOi^evei vor, iiidpiii er sich weitlrtiiftij; üln-r diese
der AoiiJtiis tii sciuciboii sei. Ku»k'vt(i; liätte Hr. Prof. ,\rt der Verdcrliiinjf rerlireitete , «vrlrher aiirh die Reden
(. lK.>sor !,■... nicht v,.rgeschlu^cn , oder mc.nt er , dass jy-^^,^ ^„ ,,,^,,^^ 3,^ ^ ^ ^^^^^^ ai.sfjesHfzt getvesei, sind;
iliiss von o^wc y/inna verlangt wird.' — Ural, .\ I. p. dSI, „. : i 4 i- ir ^ • 7» t' 1 1 .> ,,1 .>.
,, llr. G. s..q. S:40b. „Kt l.oc lüitasse p.ol.alule! ,].iüd ''', «•■', J''*^* '""^ ,'''" Variante n. Or. MI. p. 2^<), Ü-
pro //«Ol*», qnod ejo corn.ptnin esse ostemlorain , iioii fKOirJlta und (/.otfieia en.alint. üagefren äussert sich
A/ni«((w' ut conjocerani, sed J/fjuc/ildij rcstiliieiMliini putat !!r. Ei., der i'ilirigens seinem iixof/ji iiiclit inelir das
Quill' verriiii sit (da/.u versloiclil tiei' UuIliz, P.ulinkeii zu Wort reilet, so: „Jeder »ird sa;;t er S. J.iV , da ilas
üvid. Kpist. He,-. .MX. 169. p. 109, weil llr ''.'"f. G jjegentli.'il .01, «o,Vin- erfi.r derlicli 1.«. /.inScIist an
sein riolniim doch iilolit ant^iLt , und aul die Mii^liclikeil • .1 , . . 1 1 1 ' 11 t; .
y .' ■ ,, ,, ■ 1, I- . .\ ,1 ; 1 1,^.1, „. rlTiJiuii^ di-nkeii, und so wur es uiuli dem Untere, ge-
eiiies dnlt.il Vorsclil.iss nicht liinw<M^t), alii di|iKlic.il)iint ' ,1 r ■ 1 .
Dasjo-on verwirft er ^m,^ g,Mur rr.-ori&.rf? ; d.iin :,,,n, S-^'ü ^l'""' " «ab diess uied.-r auf, »eil ilun .lie
unii"«!' ^nndynv linde Suit lieniliciis et lil.iiidis ieg.iruini Vcrl'iiuliiiif; der Begriffe misstiel. ijinle sind lulilliclie
hin, iinH sl.itt rtQadiurtfq halte Diu gewiss nfjnuyuyoi'TK; .Ausdrucke; allein ilieseihe Na<li.iliiiiiiiii;sf,'iliij;keit /ujleicb
^eschrielu-n; iioii <|ii.ic ro , sagt er, <]uid (^,eüiL;ii l'ado'- «U eine AJaelit und eine Täu.«elinnj: tu liezeielinen , l>e-
iiicrr.^ et Mimiciani aliive Graeciili scripserint , sed iinul 1 : 1; , ; r ■ /^ f 1 1 f-, 1 1 i
" . ... ' <i ti / - leidiat ein leineres (leliilil Inr das Aii!;eniesseiie , 11 eil
Dio , qiii certe tisurus erat aoristo nnottyityovin;. rlr tj. , ■ 1 ■.• 1 1 11 ■ 1 t
Ira.il .ilso dem Tnlerz. zu, da,s er d. n Aorisl nQoa'^uvifq "" L,'=*« ""<' ■'"hv.aclie gepaart zu denk.n j;.Hoi.nt Miid."
l'iir Dio durch die Angalie eiiiplohlen und erwiesen, il.iss Um ganz kurz zu >iin: der Unterz. hat lii« jetzt (je[;laiilif,
Pachvineres nnd Miniician sich ile.ssellieii bedienen. Und nnd glaubt iiocli , das.» di-r Ilaler, der e in t.'iii-i heii.l Jilin-
was »teilt in der Ejiist. VI!.? ,,istiid rreülmifc; Mliu coe- li,.l,,.s Bild aesrhaffeii, eine .ilaclit , nielil List und SeluvÄ-
..it ut mntar.m eo yerbo. quod (rrr|iuntins cum illn cuii. ^.^^ „ff,.„bart. Aber llr. E. bringt ein Z»eit.>: „die A11.S-
tr<iveisiam de loco habere niiillis e.Miiiplis conle.stalns est ... , , . ,■ , ; , 1 ,. - ■
Wilzins ,n Ceo.s. P.icliym. Fr.,«. I\. p. 57:^ et Miiiiician <li-ueke .alidus und fnrtis .sind teclini.seli zur ,;ezeiehnun;;
rtfoi (ti'xuo. P 609, das beissl di.ch wolil nichts An.bres, eine» best iiuinlen Ciilonls; hier abii i.st 1011 der iMalerei
als diss Walz !;<''ei?t bat, dass Tinnit%uvTn; in den Hand überhaupt die Bede." Das «lirde Hr. K. iiohl nicht
srbrirten liaiili;; mit ^jujdiif? verwechselt 15t. l)b diese gesagt haben, nenn er dein ./'ffi/cU;; nicht eine andere
Form des Aoristes sich sonst noch bei Dio findet , bat B,,,,j^hui,g gegeben hätte , als -s in der Epist. Grit.
dei Unterz. noch mclit untersucht; ist es die einziLje 11 . > ^i . .1.1 i-i
Stelle nun, so hat Dio eine Aehnliebkeit mit Thnkv.li- I'- ^^ ^ il-srhehen ist. .'\lit jenen Ausdrucken valldus,
des lind Pausanias, welche sonst if/ayäiv , einmal (Jj«? fortis , elllluyoi u. a. (Epist. a. a. ü ) lasst sich libri-
^es.igl haben, jener 11. "9 Lobeck.. Phiyn. p. 287, 73b., g;eiis auch lergleiclieu Aristotel. ;le Colnr. p. .'iö4, 89.
dieser IX. 40, 4 (Siebelis Annott. p. 142) iV* h fvrni.uv Solineiil. äoihvlorioov öi TOr nikavuc: yerof.ieruv,
-roK rnif ^^orr/wQovi viidimmn Der Sinn des „qo^ ^Muv „,,^, ,|,.^ Gebrauch des ävdui'ÖC und ,al>ll^ni, « ie z. B.
:ioo[ "fie ist tpist.p. VII mit folgenden Worten dar-;elej;t: . ^ , , -i: / . ,^ ■ .i ' ' • u
si^ forte carpendo Trojanos parvis quolidic damnis - ^'n" «'''>£"''/ JfJiOiiuIojr iMi:ii (stal aO.hvK UPittlVI-,
Hectorem acie qiiidciii illom invictnm — ac tum rebus »'*■ »ich ähnlich aaitlViOt flir Ji^ijVr^Ol findet) sich
nipnlem laetissiinis paiillilini ad eaiii possent propellere Holil huren liesse. Doch schiebt »liess iler Unterz. jetzt
farililatem, 11t inito aiiuciti le loeden- (vijl. Dio p. .S64, 27. |,pj Seite, und erklärt Jich in iiiirzeui l'iber die ganze
fi^.ijiTi; zat ifi/.iV? ai'-ToT? ytro^ifV.;?) tiitiim sibi in patriam SieWe so: Schreibt man ny.iayuUcrUi uTlUTnlr TtOOi;
redituin piaeslaret. So ist es z B. der antricliligste \V unscli -, „ , ,- , ' ^ ^ ' ,t ' •' , t ,
,les Uiileiv . dass Hr. Prof. G. einige Aehnli, likeit n„t oil'n- J(oajuo.Taju fiiti, y.u, yoaiin,;^ 000, oyjdov zu
Alexander haben möchte, von dem es CJ"st. IX. 4, 4. 5 ) ay^iptOTaiOV ixlQiKaii'ijavUi'Orj , so missfallt schon die
heissl: ,,misit , qiii cum Atheniensibiis, rpios passiis in- Länge de.s aus lauter und von einander abhängigen Ua-
lestipsimos fiierat, pacem ainicitiaiviqiie jimgerent. " Zu- iivcii bestehenden Satzes; ein Tli'UOiTl niiJihl ist doch
letzt erklart Hr. G. : ,, nihil deceino; sed delelo ,,ul leli- pj,,^., 4,„|pres;, h eiiig..l.'iis nuisste", und das nicht bloss
iiiia int.icta nianerc maliiii : noiijar«? pro aecnratiore .., 1 , , ri 1 _ : 1 . 1 <- 1 „ . '
I , 1111-^. '- <i zur bessern Uebersirlit des lianzeu , bei ymuuar oji, «as
7ro«St<«f>'oc certe haud absurduis est, quam rrmuiuvzti. , - , .-,,',■
I>'a, will .ler Unteiz. nicht weillauftig widerlegen, und ''<•" 'l-»» a^iUtjKuv erklärenden Salztheil einleitet, eine
bemerkt bloss, dass iftXluv jj^iijuirn ini>.»Hi' zwar ein Partikel stehen; ausserdem nahm Reiske mit Hecht au
ganz scbniier Sebliiss eines Hexameters, aber kein Sclibiss ay.(Jlfj£OTUTtiv Anstoss, was dem ygo/llirjg Üot/) allein
iiir die Rede des Dio ist; dnich .las Participium Iritt die j.fsser zukuiiimt, als der Verbindung ;foW//arwV fJt.:;i/
d;:'m::te;r!mr-'^'r>^xvr>^^^ .«/ r,«,.^^. öo,. s.eM. ,...,„....,. ui^ßu^fo,,
S. 407. c0.aiq. - So viel hat Hr. Prof. G liher Dio ;e- »"''ler her, »as erst durch lleiske verdrängt ist (freilich
geben, S. 405 steht aber noch eine Conjectiir: ,,Coi\-
jecliirain prnponain, cui ipsiini L. pl uistiriiin esse eon-
fido. Dio cnini /-jiiäri, inqnit, %nr Alvilar irtiiOno o\6hi> denkt mit keinem Worte des Hm Piof. G. ; ebensowenig
ilO-ilr ffnöc «Ulli)': pro qiiibus L'. corngi vult loe Ainhu '»t derselben an der andern Stelle S. 357 Erwabnniig
nioi.nv. Id aiiteiii ipsiini ego jam restitnerain. It.iqoe gesclielnn. Der Unterz. bat aber nirgends Hrn. Prot. G.'s
roniicio ü. libriiiu nienm non novisse. Salisne koyir.uK; , Buch citirt, sondern wo er dessen Eiklarnngen iindVer-
Kinperi?" Diese Conieiliir, die l'iir den Unterz, ganz uii- besseruiigen anliihit , es mit den Worten des Hrn. Dr. E.
nöthig ist, wird Hm Dr. Eniperiiis sicherlich nitht an- getlian. Salisne ;.o;'i>-oJ?? Wes-Iialb dej Unterz. Hrn. Prot,
genehm sein. Hr. Prof. G. hat nämlich conjicirt, dass G 's Biuh nicht selbst angefuhrl hat, ist einlach zu s.igen ;
Hr. Dr. Eniperiiis sein Buch nicht kenne oder nicht gc- niit aiili iclitigcm Bedauern ge-leht er. dass er jenes Werk
nau L'eleseii habe. Zu des Unterz. Vorschlag nämlich noch nicht besitzt; der (7rund steht in der ersten Hallte
bemerkt Hr. Dr. Eniperiiis S. 227. ,,diss er der Aende- des achten Veisis des Liedes: ii&)ti/iinii yi'io r.ui.ov iTii
riing beipilicliti . it,\ er auf dassiliie verfallen' , und gc- mjauu/oiat ntolitnu-
1177 1178
-fragt llr. K. S. SW: „Was soll man al>or mit dorn Da- für yc^o«? yonTtlui^ uilor ainli «yt>orfi«; (v<-r),'l. i)io
ti>M« yrj<})nÜTü)V ttli:il atif.iiij;«'!! , wenn nii lit aiidi li.ir- XWH. (>. (p.'i-, ','.'). (iyi-iomini yxü aTl(icv)ai) nirge-
aiil «lii'ss Vcrliiiiii lic/0|;en «ir:l!"), iinil lässt man «lin ^>l■lllilJ;■|•ll. \Vii> alii>r iliis.- Acinlrriiii;; ji-n-clitfiTli^f ist,
AVorte y.ni '<Tfi.rt//Jj — nio/f.diifjni oioi'; von tvoUe- ilas leisihneijjt Hr. E. K''"'. , oder i n-liiii-lir er Liruierkt
lilK al>lirnv_'Pii , erlifill man soixilil piii« roiicimie lilieili-- mir, ilass es ileiii Sinne ii.n |i niilit iln|ia.sNeiiil sei, die
rnng lies Salzes, als ilen iiin «Icr .Stell« i erl:iiij;teii Silin. ilipliiinotisclie RerlitfiT li^jun-; iler \ValiiM'lieinlM'likeit er-
Dio »pritlit ron lier Malerei nnil den iiliri|;eii itluijTl/.ai Miaii^^ele. Dies» Iie<lilferli;;njit; ist jediieli tC-»"'- Nelien-
'xi'/^vni, null »ie sie wirken. Er «n;;t inin , die a/ja~ sarlie , iiiiil nur ans einem liesundern , ans der Ti-i.denz
fQa(fn'. ist jLidka f/'O.tfi'/;^ y."' (simxiIiI) dnavif/.ij di-r Kjiist. t'nt. IimiIiI itIvI/ii liilu-n (inimle versiirht.
71 OUf Vib/V '^OU)UO.TU)V ll'i:it y.al yicr.iliirj^ ''{"," 0/£- Denn ,,der iikmIus |iri)eedeiiili , durch welrlien der l'nterz,
6di' TU (ty.oif^naTaTOv Tlfo/}.aiifj<r.fi)iioij<;, mnl «las zu yoiirnl«.; Keimet", ist liilniclir ful^ender. Weil ineh-
«tiniint vdllkiiiiiinen mit den E|)i»t. Crlt. p, \.\'l ans an- rere Si lirifl»teller , zu denen auch üii) Keliüit, ö.Tli/.rn
dern Scliriflstellern antfefnlirten Stellen, wie z. lt. mit im Sinne kmi iji)ovij geliraurlieii , sei es «olil (.'lanlilicL,
«Jen Worten des Pvtlia^'orSi-rs Tlie.i(res : dtt U)V TU 71 U- dass von einem (iramiiialiker (und »ie er, liat au( li Ca-
•\^o; oii'ii naofucfal-iifo'Juc in in (tQeTci utoilfo y.at siulnums jjedaelit) yo-ud als («Iossb zu dnan^ an den
"tav Oy.tav Xui TUV yoannav illi TI]:; yOUCpdi, tu Rand mler ülicr die Linie j^esetzt »nnlHn sei; diess
yao bfiipvjfov y.al tu dTrarakuv y.ni tu iisumijiievoi/ Xttita liilie d.itiii yuijceia von seinem Pi,ii/,e verdrsufft,
xav dXddeiav OVV TO, ^Ovarutart tdiv ■j^uwildrutv ueldii's sehr jern , «ie .S. XI .V. narhjjew iesen ist, nml
lld/.ICTTU yivSTai Sia TOVlutv, vgl. Diu. ()r. /Will. I)esi>nders aucli im Diu, mit dndri] lerlinn.len wird."
p. 484, 31. TOldds /oojuara y.lll TOtuods tu^ yqau- Diese .Meinuin.'silusseniiij »ellloss mit den Worten: ,,et
uai. Die d:TiiTnklj noui OÜJIV yoiDiincoiv iiiie^ ent- mihi quidem loiiim Ins si^'iiasse salis est: nun eiiim di>-
»t)rirht (Jeiiaii dem TO lliyiKX Tviv OoyouCfioV (oder reo, »eil adiiiiiiieii iloi'tnros; alii jain ileiernant eoiifir-
you)linTu>l/ y.odo/i;) , «elrlies dvhofiyi-huv lleisst, »o- meii((|iie sna aintoritat» , quid seripserit Dio, iliiiu eg"
von Triller a. a. O. nml liarker in Wolfs Anal. 1. p. 390. coimnoustrassi» viilear, quid srriliere i-iini potnerit, tum vero
Orat. XII. p. 38-1, 15. UfOi dl] !tiii)li — doi:a y.ul debuent." D.imals j;l.iiili(e der llnti'rz. , diss »enijfsteiig
illifUlU yOll^r, TOV i;l'UTiaiiTUi d.vi^UUtnivOl' ytVUVi; — ller Wej;, den er mit allen ErlvISr-rn des Dil) ein;;es<hla-
<i.vayy.aia y.ai eiKpvru^ ev nuvTl np Kuyiy.ip ytyvu- gen halle, die AVahiheit zu fniilen, dir richdjje sei;
^ivi] y.aia (fvaiv, dvev dviJXUV d/daaX(tA.UV y.ti.i IIV- ehenso hatte er vorher folgenden fiedanken gehallt: ^a-
arayioyoi' yutg'i^ dTräriK y.ni yaodq. Gegen das nn- p/i^ ist mit pfojtiü" , Jfwoiot', o.yu^ioru^ mit d/iu'JiOTO^
gll'ieUluhe y^coai lief man allgemein ,, Sturm"; was Wim- IiSuKs; ver« eihselt ; so hätte man ywgiic^, nml konnte iliess
der, wenn der Unterz. , der naeh der Versicherniij; des fiir die ^'erderlniiig von yuiottui halten (etwa naili IJast.
Hrn. Dr. E. S. 2i\ sieh iiielil sei, wie llr. E. in die Comili. Palaeogr. p. 'J2ä); diess yo} ii r l li^ oder yixjtiag
Eigenthiinilirhkeit des Sehriftslellers , an welchem die wäre ilaiiii yjoijyla^. Diese Veruiiillinng liess jedoch
Kritik gehandhabt wird, versenken kann, unter der Füll- der lliilerz. ihrer Weillaiiflig keit nml des Kpisl. Crit.
riiiig eines solchen Feld -Herrn initiier! Es ergin;j liei p. V liemerkteii wegen fillen. Wie nnii , «enn sich der
dem Sturme Einem schliiniuer , als d' m Andern; es soll Argwohn eiiiiT \'erdeiliiiiig ton yugu^ alm e-di'te , und
auch .Mancher ,.mit Mutigem Kii|ife'' lieiiiigej;ogen sein; auf (i.Tia.fn;, (iele? Der L'nterz, will diess , alier nur
aber jedeiif.ills fuhr llr. E. am ülielsten dabei. N.iclideni versuchsweise, einmal aiisfiihren. Diu kann an dieser
ausser fllmell. Reiske mit dem von ihm selbst bez>ieifel- .Stelle, wo er von der lleberzeiigiing aller Völker und
' ten TaouyfjC. einen Versuch gi'maclit, br.iclile Hr. E. iMenscIien spricht, nicht wohl den ^'ersuch desjnigen,
(f&UOci<^ in Vor.scliIa;^. Er hberant *» ortete jedoch später welcher in der .Seele des mich iii< lit an tjott gl.iiibemleii
die (fSogC, wie billig, ihrem Selbst, als er («eel's fllenschen diirili Belehrung oiler diirrli irgend ein ande-
Emendation yootiaZ wiilerlegte. N,>( h der kurzen Pause, res Mittel diesen (ilanbeii wecken, also ihm zur Wahr-
di« darauf eintrat, und in der er vielleiiht den Stepbanns lieit verhelfen will, als einen Trug be/.eii hiieii ; diess
von Hvzaiiz zu lesen veranlasst war, schien „die Esca- konnte nur der tlinn, der anders, als Diu denkt, und dio
lade" miiglicb, und er trat mit einem — '.lyga\ hervor, Existenz der (jiitter verneinen will. Ferner sind selbst
«Hill an \-1yga liä't er wirklich jetzt noch fest, wie man in dem Falle, dass aTcdcij hier wirklich die Beinuhun<;
ans S. 232 sehen kann. In Agra nämlich, sagt llr. B., des ötduOy.uKus bezeichnen konnte, die \\'oite yuial^
wurden die kleinen IMysterieii der Demeter gefeiert, und duarij^ y.al {raguyr,^) nur eine ziemlich brdeutuiicg-
dnaxii^ entspricht nun dem dldunyd/.or , "Ayuai dem lose Wiederholung von tiido.iyy.akü^ und fiL'Otayuiyu^,
fjvarrayioyui. Ja, in .Agra wurden die IM^sterien, die keine verilenllicliende Er« eiteruiij; oder neue, w eseiit-
kleineu Mysterien der Di'ineter gefeiert, und schon dess- liehe Angabe für die L'eberzengun»; tum Dasein der Göt-
lialb ist dieser Vorschlag unzulässig. Der Unterz. bietet ter und die Art nml Weise ihrer Eiilstelinng. Wie ganz
einstweilen Hrn. E. , um ihm zu seinem Zwecke zn ver- anders stellt sich Alles, sowie ^auu^ beibehalten wird,
helfen und die gewiinsihte üeziehuiig auf iivOTdyuiyui' ,iDer Glaube an die (iiitter , sagt Dio, ist allgemein; ihn
möglich zu machen, KaTOtiai an, zu dem ein ungleich hat das ganze Meiisi liengeschlecht , liarbareii so gut, wie
kürzerer nml sii lirerer AVeg führt, als i\et nach "./'/o« Ileüeiieii , er ist noth« endig nml einge|illanzt , er eizeiigt
ist. Zum Ueberüii.ss küniite noch bemerkt werden, dass sich von selbst {y.actl (fl'ail), ohne dass man belehrt mler
XC()IV nnd kli.TOIV auch sonst mit einander vertauscht eingeweiliet wird, aber er entsteht nicht ohne innere Be-
find. Was nun den Unterz. anlangt , so hatte er p. XIX frivdigung uud Fieude und Liebe zu den Gutteru wr^'cu
Ztilschr. f. ä. Aluilhuiinw. 86
1179
1180
drr 1Vr«.in(l(srIi.ift mit «Uiisi-llii-n (()id Ti}v Ovyyevsiav
Xl)v :iuöi tit'rul'^, »kI. >V_vl(.'iiliai h. zu Julian. I. |>. 4'l)
null iliT riflen ^iirkoiii issc, die fiir ili« Walirlioit spre-
rlirii (y.(tt noKAil ftaoit'ij/(i r«/ ;y,'»o/~,-)." Dtifcli ilic
>Vorli» „«ler (>l,'iiil>p an clip (iliiier ist «olilllnieiiil" l)e-
kniiiiiipii iiiclit liloss alle Sat/j;li''<l'''' ""i" '"H«"» (iewirlit,
nein, iliivscr /iiü>if<c ist an tiicli u'<>s<Milli< li , nie ili-iiii aticli
Dil) !i|)aiiT ilas \'i'rlirtltiiiss des HlenmliPii zu fiolt, wio
das der Kiinler ziiiii Vater, den sie lielieii miisseii , dar-
((ellt : a-/iduii utv fii/Qt TOl'iflS öiiUtüji; TJ^öflOl toiq
ävt>()iij:Tuii TU ■Tregi fuv ncju'ixuv v.ai aihti/aTOV yo-
vi(u<i — x«I TU nioi Tojv iiviirviv xai dvi>^U)ntVV)V
yovtujv yat yao öi) ij Ttovi i/.tli'ovg thuuia y.ui üe-
panfia loi'i i/.yuvut<; novi-rtj (ttv dnu Tiji (fiatox;
y.ai Tri n'eoytoini ddidaxro; vTlfpu^f' (i''"''* ''"'*
«les Niiiiierii« lirlier vTläo^fl? Pliitarrli. PyrrU. l4. «o-
ynv tnii(j^ti u7to zifkiyitvii^;; divdfieujq. üaehr. zu
Plillop. \0- |). 39. v(;l. Di« IV. p. tü7!, 10. oijiiti'a dnu
Tri (ftOfvji; unil Jarnlis. Aiiiniadiv. ad Atlien. p. 32'.')
t6 yei'DiJo-nv y.a\ jotffov y.at oxtoyov -voü yevvij^tv-
To; ei'itii o.vitcfii Ol tnui y.a'i dvTiiHoanei'ovius, ünv>i
dv rj dvi/atov. Diesen, » ie i's llnterz. di'inkt, iiirlit
iiiipassendeii Sinn gewiniit die Slelie dnrrh fiilgpiide un-
bedeutende Aenderung: yiyvoy.iv}] y.aju (fioiv, uvtv
i)ui;Tou diduaxdf ov xci iivaTaywyuv , ov XU)oii
äydn fjg y.ai x^'Q^i &id tc tiji/ ovyyiiiiav tijv nou^
ai'iori y.nl T.oikd. fiaoiigia zdktji^u? q. Das ov ist
eiitMeder mit L'elierseluin^ des filier y stellenden v falsrh-
licli dem III OTcyujy liin/ii-jefri;;! , oder »enu f/l'Ocay'U-
yov rnllsl.'indi-; ausjjesilii ielieii »ar, Hei;en seiner Gleirli-
heit mit der Knds^llie «les Wortes niisgefalleii. \Vürin
die VeriliTliiiiij; des dyanr^ in uuuvili ihren Grund
bat, »ird der lliilerz. anderMarts zu zeigen (jelegenlieit
h.ilieii ; einst» eile» lienierkt er bliiss , dass selbst in den
Art. Conr. Trull. für T))v TOl> deoi) Xal TOV TlkijOtOV
d-KO.Trv Hase erst dydni]V herstellen musste im Thes.
Steuh. p. '.^0') sq. I. und ilie Vertausehun); beider AVür-
ter (irAfo Ol.ss. in C.iluth. et Mus. p. 243 S< liaf. nicht
anliekaniit "etvesen ist. Auf dieselbe Weise könnte man
eine andere Stelle des Di" ürat. VII. p. 249, 43. her-
zustellen sieh versucht fiililen. Es heisst dort: y.dyuj
nuooifiiiva oi'y. dijr^vjg iiih'uot'f^iivui ü[ia tojv nkov-
triujv önotd lo-vt lo. TS u/ha xal tu ittoi tov(; ya-
uoi'i' it()Ofii>ij(JTQiojv Te mue xal s^tTÜaiojv ovoivjv
TB y.ai yivoui iiQUi/.üjv re xul idfuiv xai imoaxc-
aeojv xul diiaTviv ö/uokoyiujv ze y.ai avyyoacpujv xai
Tt) ivTuiuv -TTokkdxii; iv avTuii; ro/g yd/,ioii Xoiöo-
oiujv xai duf'/ßnuiv. Reiüke sagt: diraTutv noii nio-
»ere. Impiisturae nierae sunt pleraqiie, ijuilius in matri-
uiuiiia coeunles inesrantiir et irrelluiidir ; — merratura
haec iixoria fraiidis lialut miiltnm." \V?iie das auch « irk-
lich der Fall, so »ar doch iliess («eiler in iSeziehun^
auf den Znsainnienhang der Rede, noch in Uezieliiin^
auf die Stelliini; im Salze) nicht «ler Ort, es su ohne
Weiteres aiisziisprerheii. Diu n ird uyaUuiv blanditiae
geschrieben haben, was sich so»ohl «lern vTlOOXt'^fUiV
);ut anschliesst , als ein treltli« lies Ge;;piibild zu «len spä-
teren Koidooiui 'xai d7ri-/'ftiai gibt Aber, wird mau
frajjeii, hat Di» die Form dyäri i^ gebraiiclit'? Sie ist
allerdings im Sieph, Thes. als eine rviu biblische bezeich-
net; PIntarrh sat:t dydniJOli und l>ei iliui steht dyaiTTJ-
Ol\ und X"-"d Coriolaii. 37. p. lOli nahe bei einander,
iMeiiander hat dyal ijoiioq , «sl. (jrafe a. a. O. , und nur
(irainmatiker srheinen uyri.T/; gebraiii'ht zu liaben; Hein-
slerhiivs zu Thoui. p. 127. rgl. Ansloph. PInt. p. 477
und Ivoen zu Grejjor. Cor. p. 5U hallen d.yanrj wie
dv^h] u. a. f(ir alfer, als ayf/'» iy<r/ 5. Wie dem auch sein
mag, der llnterz. halt fiir seine Person bis jetzt «leii Ge-
brauch iler Form c/yuTCr fiir ein niiubersteigliches Uin-
«lerniss. Kr »lirilc in dem Falle lieber ayaiCIJOig ein-
fuhren, denkt aber durch diesen neuen Versuch nur «liegs
gewisser gemacht zu haben, dass die Curruptel in ;(a(>ä$
zu suchen sei.
Der (Jnlerz. fügt noch ein Wort über die rorhergc-
hende Zeile tu ixavii TU) koyiy.i/j yiyvOfABVIj hinzu.
Wie liier S. 384, 13., heisst es spater in einer Stelle
ilesselben Inhalts S. 3i)2, 9. : OX^d<>V Tl XUivry Tt XUl
öijiioniciv Toii koyixoiJ yfitoi'i, '""' »eder «lie Uebrigeu,
noch Hr. E. S. 347 lialirn daran Anstoss genommen. Es
durfte jeilocli nnter Anleiliing der Lesart lies einen Paris.
TKtVTt TU) koyimiif) lielleicht koyiOTlXif) vorzuziehen
»ein, vergl. Schafer zu 15os. Ellip". p. 2.')7 "od S< hol.
Apollnn. Illiod. p. J <(i. So heisst es bei Plalo in «ler
Pol. iiielirmals: <)rkttv Ti;) ye koyiOTl/jJi Ast. Lexic.
Vol. II. p. 2.')i. Da^'egeii braucht ri/> nicht in das en-
klitische TV) >'er»aiidelt zu werden.
Orat. \XI. p. 5Ui » '~''l. wird eine Betrügerei der
Biiclihaniller erwähnt, welche schlechten, eben geschrie-
benen IManuscrijileii , um sie tlieuer zu «erkaufen, durch
Färbung «las Ansehen «011 allen zu geben wissen : zti-
divThi it'i oicov 0110)0. To ye ;((jw/(a o/ioiu yivijxai
roii ndkuioii. Jacobs erklärte oiiov fiir ver«lachtig;
Geel verbessert Olüdv ; der L'nterz. Epist. p. XXVII
Cl>i)ov , was Hr. E. sclir plausibel nennt*). Er schiebt
*) Nachtrag. Der Versuch des Hrn. Dr. A. Jahn (s. diese
Zeitsclin t S. 5l7 f.) oiini' zu sciiülzcn, ist dankenswerlh,
aber fruclitlos. Hr. l)r. J:ilin sclicint die Sirllc «les Dio
nicht reclif im ZosanuiicniKini^e bcirachtet zu haben. Sie
lautet (p. 272. B. Cas.iu|). ciliil Hr. J. ; «o silil es eine
Aii^i;nbc des Casaulioniis?) foljiendermasscn : 011 i.ol ßißXio*
JTüt).(tt) lidntlc; tu voj^iüa -iwt' (ItßliMV o-70t/()'«tn//#i'« lue itfiet"
yoi' ylyoitftfu'rtt y.ui tv XQtCtlooi ßvii^.iins; oiSt (sollte SO
viellciclit zu scliiciltcn sein ?) t« quuXi'nuin jZv ruv xa-
&triit; ttt; oltov, iiriüit; To yf ^noifia o/wiu j'f'i'»;i(a 1015 :ra-
kfuoii; y.ui Tii>nodiuif>ött^oi'ieci äjiod^öortai wq tiuXuui, Das
Sciliilion D.ind's zu Aiulot. Calei;. laiilet V(dlsliindig :
vo&fiioviut yt((t ßißkiu Tiiriuyoi^' ij yu.(j öi iiiyvbifioovvTiv
fiuO-r^totv la niy.iui otiyyi>'-ifi/i(cTU xn»;- oh.tfnii; diäuoxitXotz
ui'tnt&/vrbjv , uii; tu JJu&ityn^nv ytil ^ojy^iuzou^ iiiyQuipo.^
yfi'a fJtßXtu , /fti oi'TK — wxjjtizou? t] IJu&uynfiov ulXu J^w
xgtniyojv itul JIu&ttynuty.an<, ■^ diu rftXottfUuv ßuoiXixijy,
'Joßii tovq yi'iQ ton .^Ußiiuiv ßuoii./oiq (ilciii L'nlerz (allen
hifilici lies l'liuius Worte ein: „Juha studioruiii clarilate
niirahilinr eti.ini, quam rcf^no") ovruyoviot; tu llv&uyofjov
xul Uio/iiXulov iH 'Aiiiatm^Xovq tnh xunriXi/uq x''^"' '"'
Tl'^oviu at'yyuitfrfiuja XuitßüvoviUi ir^ÖQOvv xul i'nrjnov Sta
nuiju&f'nioiq riuii' nvitimr, 'iiu ojrniir drjSn' Trjy ix %uv XQO-
vov i'.^inrnoxULV rj öt' v.tiuivv/Uut; ai'yyftuffi'iftv ?j ovyyQUftfiu~
awj' »i V7tn/iiri/iuiuy. Zuerst lial nun Hr. Dr J. selir Un-
recbi (Idrun ^clli.in , die Worte tV« nyoitv ix luv j(QQvov
(yooini; notat (liiilnrnitaleni aiupüore si^nilicalione" Kay-
scr. Pliilustr. Vil. Snpli. p. 272} nur auf il.is arnny, nicht
auf das xiäfiovv zu beziclien. Fiel ihm beim INauien tles
1181 1182
jriloch ilpm Untrrz. ilie Srlireibiing Cl'Oov zu. Dieser ilie Anfiiliraii; pin«r Stelle des Coliimella wieder filr eir.
ArceDifrhIer kommt aler auf Rechnung des Ilrn, C, der „nnnüfzea Ci<at" gehalten halien mag. Denn so allge-
mein lerlireitet die Si hrelliiing mit ileni Acutus auch ist,
Pythagoras nicht ein, >l.iss die conimenlaiii pliilos. P^lliag. sie ist fehlerhaft, und Dindorf im Dindcir hat z>iar nicht
des Nun.a sich hoii;it,*aclilccli duJurch erh.nllen li;il)in I. p. 4|, ^J. , al.er doch IV. p. 24-, 99. und V. p .{.',0, «7.
sollen, dass sie mit C.dernol eingerieben Rewcs.n? Schon ^^oQ gegeben. Der Umerz. hält hier eine Bemerkunf
hieraus leuchtet der srosse Uiiterscliied ein, \v( Icliei iwi- f >,." . i i u i t ■ i r-
1 1 D kt 11 i„. ri II.. j„ r\,.,i I uher Citate, welche sicli ans dem l>i.«lier (jp«a(;(eu er.
sehen den Biichhanillern iles l)io unil denen des IJavid ' *<
Btaltlindct. Die des David hrinsen mit cinen.njal Schul'- pi'-t, zu machen fiir nötliig. K« muss im >ameii der
ten des Pjthafjoias (und des Arisloleles) zum Vorschein \Vissenscliaf( , der Ilrn. E. noch manchen hedentenden
fo&iuoyiK;; sie nehmen nainlieh tk iv/iniu ovyyiiu/iyuia, Dienst leisten wird, die recht dringende Bitte ansgespro-
und Silben sie mit Cedcinol ein - damit sie ducl. für ^^p,, „prden, dass Hr. E. künftighin seine VerhesM-rnngs-
alle Bücher gelten können, ob>clion sie noch gar nicht , , ii .■ i ■• i • i* r i i • i.
,„..'; .. ... I , vorschlage allseitig zu liegriiiideii nicht verlelileii, »ich
■von den uuclierniollen zernagt sind, ausüCcdeni at)cr sor- " ■ i i i r • i i
gen sie durch ein o^7t<«ov dafür, dass sie die «ewohn- «herhanpt nicht gleich für eine Auctoriiat halten, son-
lichen Zeichen alter linclicr an sich Irajen, Stockflecken ilern sich dadiirrli , dass er sich, »ie etwa IMarklanil
oder Aclinlicbes. Die Biiclihaiuller des Dio <la^ci;cn ver- nnd \V vttenliach , nicht als solche aiisieliet, zu einer
kaufen neue KAcniplaie für alte, weil die alten desshalb „ahren ' Ancloritat machen mC.ge. Geht die Conjectur
mehr gesucht nnd theuerer bezahlt weiden, weil sie so- .• , ,1 ■ . ■ „., • ,, „ ■ . 1 ,. c .
, , ."^ , ,. . I I i>, . ■ I 11 selbst — und das «ird verliÄllnissmassig immer liAiihg
wohl besser, als aiil vorzuglicliercm Material gescliricben , ,. n ■ 11 1 i 1 r 1 •
sinds ihnen also kommt es mehr auf das Aeussoie an, "'■' * ''" »«'" — verloren, bleibt doch für den, der sie
wahrend es sich beim Scliol. des Arist. um den Inhalt gemacht, und für <len Leser ein sicherer fievtinn in sarh>
handelt; sie begniigen »icli daher damit, dass sie ihren liclier oder graminnlisclier Reziehnng , nicht selten irgend
Büchern ein vergelbles ,\ii>sclien geben , und ausserdem f\„g Observation übrig. Damit ist von Ilrn. E. noch gar
einige kleine aiisserliclie Bescbndipiinsen voineliinen. Wo „• i.» .,.,i„..„j .1,.., „. , 11 r.:, .i»„ t'„i : < 1 . ; 1 .„
, , r , ,. ., . 1 I i7 ■ 1 1 f. 11 :> nicht verlangt, «lass er z. 1>. lur das uebiet der niedern
bleibt also ilie gciuhmle Aehnliclikeit der beiden Stellen r „ .,., . , , 1 . r^i • • i.m 1
Zwar sagt Hr. J. „was bei 'Dio ^u»ü,;a »? oZioe, das i,t '^••'«''' «'<■'' ''<■" ausgesuchten Fleiss eines Elmsley aneigne,
noch viel deutlicher gesagt beim Armenier David oijnftv Diese Citatenscheu gibt sich hei Firn. B. auch nach ei-
diu naQ<t&/aKo^ rtuiv tiviiüii' , und wie diese Worte uns an iier andern Seite hin zu erkennen; er fragt und unter-
dcr liilegrilat derjenigen des Dio xu&nxn; lU oUov nicht s„clit hei den einfach hingestellten Citaten eines Andern
zweifeln lassen, so dien! hinwieder >k oUnv dazu u-is ^j^,, ^^ ^|^ jy^^^^ ,,^,, ^ ^,,p^ ^^ ^j^ frühere Hemer-
•«■egeti des sinnlosen riuiv niuinuiy bei Riandis des Koni- , 1 .• 1 n .„ 1 1 ■> 1 .
1, 1 1 11 ... 11, I, . ., „ , ,!.„ klingen berichtigen, 01 er vervo standigen, oder Uekannteg
Orechens zu uberlicbcn"; aber lietiacliteii wir nur die " h i h t
Worte genauer. ^Ito; bezeicbnct das Genus, neoo« die historisch summiren , um künftig « eitlaufligere Cilate
Species; nun aber soll olto; nicht bloss oiio?, sundern entbehrlich zu maclien , oder oh in ilinen ein Wink, eine
rioi nvqo(; behüten; kann Dio so undeutlich gespriichen äiiuoiu oder XvOli; enthalten sei u. s. w., sondern er
haben? Kerner ist x«,9».«. »V? t. (was auch sonst vom ^j,, (),-,r|„igp„ ..luires, als über einen unnützen Citaten-
Eintauclien in den rurbeslon ges.i^'t ist Stiiiicid. hcl. , t. i i- i- • i^ • 1 .■ .. .■
nu j-i 0-. ^ I. /., « / ;...• ., kiam, hin, als diene dieser nicht einer bestimmten Ab-
Phys. p. 3.-)3, 87.) nicht nuuuxlOia&tU it ; wenigstens . , , • .1
hatte llr. Dr. J. THQiU&tnOui ^'uheii^tn müssen; dann sieht, sondern einer blossen Oslentation. Der Unterz.
sagt Dio ansdrücklich , dass das xuOiliut ih oUov eine »ill nicht weiter auseinandersetzen, wie wohl auch iler
Färbung (^qÜi/iu) zum Zwecke habe, wer aber oi'.^fi sagt, Gründlichsle lliul, nicht aufzuhören, gegen sich misstraiiisch
sieht doch wohl darauf, dass Ktwaj d.ncli Kanlniss zu ^„ ^^i^ „„,| ^j,, ^Vj^^p,,^ j,, .Jessen Besitze er ist oder
Grunde gebt, nicht dass es durch die raulmss eine . 1 li 1 • 1 ? /• 1 1 •.
c, 1 , 1 . II Uli L' 11 ZU sein glaubt, bei vorkommender lielegenlieit von neiiem
rarbe bekommt; unii wurde man endlich in dem ratle, r 1
dass man die Stellen des Dio und des David .luich- '» prüfen und zu bestfliigen; er hebt jetzt nur diess her-
aus für gleichbedeutend nehmen niüsste , noch Beden- vor: dass durch überlegte Cilate (andere kennt der ünterz.
ken tragen, gerade unigekihrt , als Herr Dr. Jahn zu nicht; eigene Citate pflegen auch meistens überlegt zu
verfahren? würde man nicht das T,(,nnSHi,f,!>,(i,nv des Dio g^j,,^ Zeit für anderweitige, vortheilhaftere «emnhnngeu
alsdas o,«.r Jm ^«e.,ö/««c W nvi,mv verstehen und „„^^ „ ;,,, (,,„ Unter/., überall ein Freund der
rgoi/iu aut das xidiinu)' bezieben? Lud nun noch eine ?, . \ . , 1 ,..■,•. , •
Hauptsache: warum' hat Hr Dr J. die Worte des David Kürze, soweit es irgend erlaubt ist, der bei Andern das-
nicht lieher übersetzt, statt sie bloss zu vergleichen? Wie selbe redliche und keine Beschwerde scheuende Streheu
•teilt er sich denn das Verfaluen jener ,,bel 1 ügirischen nach Wahrheit voraussetzt, von welchem er beseelt ist,
Antiquare" vor? Dio's einfaches oJio; lühil bloss auf nijo/ bat jetzt »eitliluftig sein mü.ssen , und hat nicht einmal
oder sonstige cr.inaria ; so verschieden diese sinil (man i- 11 r . i- 11. 11, l^* ..-i - i w-. i .. .«
, r>7 I ..I ,, . ,, ■ 11 die Helriedigiing , durch lim. E,. nber den .Maiidpiiiict
sehe nur Philo in .Malbem. \ ett. p. hb ■•(I- Groponic. 11. , „ . ,,". ", . <• 1 . . , 1
27.), sie sind nur darauf berechnet ,:nr,-t[ov rf.,',^<J.<;.»<e •''■'' '^P'*«- ^"^- '""^"-' gefördert zu sein); ebenso wer-
tiv 7ii/t>oe Phil. I. d. p. 88; ai'jö? üoij^io,- aber kann den \nderen bei der Würdigung der gemachten » or-
nicht wohl ein oijTtmov sein, noch vii 1 weiii);er ein lasch schUge fruchtlose Bemühungen oder Einweiiilnngeu er-
wirkendes oijiii^oi', wie es jene liucbbandler ndtliig hat- spart. Möge das Letztere ein Beispiel erbiitern, welches
ten. Ibiem Zwecke wäre es doch sicheihcli enlsprechcn- ^,j^^^^ Blattern entnommen wird, und das um so mehr,
der gewesen, wenn sie das liuch z. B. eine Zeit l.iiig nur ,1 . , c. ,, ,.,\ • 1 1 i,'„ii e ■> •
■ , I , r-, , 1.1 .. \\t I 1 a s Hr. E. selbst (s. S. 23.i) m solchen tal eii auf Bei-
an einen leiiclilin Ort gelegt hatten. Was aber die nu- ^ ".^»>V
p«<>f(jii; i'f'iui' Ttvijuii' anlangt, so wäre erst zu beweisen, ^
dass neues Koin, also solches, welches noch nichl ge- und die veischicdenen or^nriy.ü , die hier ileiikl..ir sind,
schwitzt hat, neben oder, weil d.is wohl ganz iiuglanb- unerwaliul lässt , um Ilrn Dr. Jahn's Urlbeile nicht vor-
lich ist, auch in ein Buch hinein gelegt, eine parbung zusreilen, äussert er bloss noch, dass z. B. Satmaiiiii an
oder Fäulniss der Blatter hervorziibniigen im St.inde i*t. ni/doo")' U'ft in tiv(iHv verderbt Beniard. zu 1 lieoph Nonii.
Indem der Unlerz. nviwiv für David ebenso eiilschieden ll."p. \16) selbst vielleicht keinen A)l?tos» gcoommeu
lurückweistf al' «r ^&ov für Dio in Anspruch nimuit , haben witiUc. ^
1183 1184
•pivie rcnirrir*. Dor Uiilerz. 'lia((o lioi Pnusnn. V. 5, 5. i!«"» \V<ir(pn Svvniill Jgoijicvot eine dio Andern vor
im Siiiiif ili'n li-tzti'ii, (IUI üriiipii .Sclinf(sti-lliT so liodi den B,irl),irrii aii.-iücicliiifijilt-, adji'ttiiisf he oder ailvvrbialo
»■i-rdii-iili'ii II''i''>"''^"'bfrs fi'ir üvd(iui iitfUaiou , »as die- Besliiiuniiiij; lioijji-girlicii sein.
»«•r in tiii^uu-; i-^/j(OJQl<^l' (.'•'äiicli'rt , icptoziov ror;;e- Klu-iidasi-llist |i. 410, -'U- ujOTS Ol>y. IjV aVTtö dnu-
«rlil.i^-i-ii , aller eben desslialb kein Cilat lliui!U;;efii;;t. pi« (faitgujv ÖvU^dxuiV V.oX l'jöiUJV, irc di ktiujv
DaKrgeii Ut nnn in dieser Zei(srlirift l^4l. p. ()4 lie- y,ai xito.jioiv V.uX uvulao, atXuc, i^uviov diacfoüa^
uierkl : itftoiioi' »ar uns all<T(lin;;s niclit einijefjlleu ; tu rc Tui^ rt^otg xui TO/'g ÖKXVOljiiamv. Duss (f((rtini}i/
»u leiilit niid ansilieinenil |i.i»sdi<l alier diese Aeiideriiiiff verilorbeil sei , zeigt dluCf 110(1^ unil der (ie^eiisal/. von
i^t , so »lirile lief, doch Anstand (jenoniinen lialieii , dii- KeiiDV und Toa/£iiiV. KeisLc it iiS'ite iiiilils besseres
Ci'lben einen Plal/. eiiiznraiinien ; ilenn abffesehen daion, nir/us<lilaj;en , als (foßiüujv. Es <lnrf(e iiohl unzviei-
ilass üich Pail'-anias dieS'-r ISezeichiiiin;; nie bedient, i«t felh.ift sein, dass (ri(i.vl:0(J)V seinen L'rsjirnnj; einem Ab-
e» lief, aueh ziieifelhafi, ob man liberbaiipt einen iMen- schreilier verdankt, der das Wort iiieht zu deuten « usste,
»eilen «j i.o iweoTiui eines Flusses nennen Löniie". l'm was ursj)riiii;;li<h hier stand: (fallt) V äuofUtTdiV y.ai
das /u nliergelien, was i'iber icfhcTTIoi; an sieh sfhnii ans ijf)tiuv. Es ist bekannt, dass die Ansdrürk» fiir die ver-
üraiiuiiatikern und Andern beif;ebraelit werden könnle, sriiieilenen Farben zur BezeirliiiuiiS der verscliiedeneii
•o ist hierbei übersehen, dass bei Apolloiiuis 1, 117. Tone gebianelit sinil, nnil mehrere Verba, »ie die .Stämuio
itl-yrrOlv i(fioT/Ui AoioUüio steht, nnd dass diese Worte (fniuj , dciij ■, (f'6yyüj, 67 w, "ie Ac/tinf/, snivolil das iu
Pausanias selbst II, 12, fl. anfiihrt. llelier diesen sei- das Ansre , als in das Gehör Falleiule bezeichnen. CfUtOC,
.tenern (iebranih v;;!. noch Apollon. IV, 518. dvduuOll/ (fu«riis AVvttenbaih. iru Euiiap. p. l'iii sq.) ist daher der
'£yYe.'.tlaaiv iutOCluq und III, 1 l(i. Demnslh. liilliMi. iluinjiTe Tun, nnd hat mit lUKctq zum ersten Gejjensatz
Lei Stephan. Bvz. p. Ö7, 1^. vanoaru d' 'Auia/.iutotv Ktvy.üi, .Sext. Empir. adv. Mathein. \l. 41. p. 3(i-t') ""
iwioiiui ut'yiaXoifTli' und gmiz ahnlieh Oppian. Ilal. ßoiJi'i; und uit'i; besprochen wird, (faiuv Tlva V.ai
III, 55. ekkoTisi; i'jiüverraiv ifftanot tyyuife yc.nji- ittkaivav xai ksvy.ijv (fionr^v dnu ruiv noog tijv
Doch zurück zu Diu. Indem der Unterz. eine neue Fi>l[;e üuaOlV a/a^l^TUIV y.iy.Kljy.afiev , wo Fabricins der „vox
tun ^'erbesserunjfsvorschl.'lgen (!'''* i eriiähnt er zuerst serena , atra" «1er Lateiner gedenkt, aber die fusca ge-
»wei \'eriiinlhiinf;eii, die llr. E. paiiz übersehen hat, rade anslässl , die von Olearins zu Philostrat. p. 205
»eil sie c-beii mehr in der Form von Citateu ge[;eben berührt, von Davis zu Cic. de Nat. Deor. II. 5f3. Bur-
uareii. iiiann zu Sueton, Ner. 20. erläutert ist. Der Unterz.
Orat. XXXI. p. 589, 36. oi 6t ye 71 aosOKÖrSg fiijrt hinzu, dass auih ^ol'!}us so gebraucht wird; so
ai'TOig Mayadüvi i, ui de yt (so Reiske fiir ol ö ei »teht i:ortta kaksiu in einem Epigramme, worüber I5lom-
üer \'r\tet.) yiay.eduiftöilut y.ai ölci. TOi'rwv du TOiilda. field Gloss. Aesch. Ajjam. II M. p. 278. Dio konnte
Diess die Lesart iiaih Hrn. E. p. 3(iü (Keiske: y.al ÖIU somit, im (legensatze zu dem Hellen, Freundliclitönenden,
ti TUlZon), der uiit Hecht eine von Geel vorgenom- Wörter, wie dovTtu';, ßolifjüi;, ftü^Hl'ütlv , von ileneu
uiene Umstelliiiij; der ^ätze nicht billigt, aber durch ilie er eben gesprochen, nicIit besser tharakterisireii , aU
Aenderunt; y.u\ vi) zlia JUITMV das Wahre nicht her- vienn er sie (fnia üHO/iara nannte. Und um jedeu
gestellt zu haben srlieilit. Vielmehr hat hier »nh! ur- Zvn'ifel zu beseiti(;eu, -jerade wie Dio schreibt, (faidjv
sprnn(;lich , uie Epist. Crit. p. IV angetjelien, das be- üvoudciiiv y.al ij^fWl', SIL ÖS ki'iViV y.u\ 11 U/i U)V y.ai
kannte y.ai dl) gestanden ; die Jiatzfiirm selbst Ol diye ficotag äkkac, tjfÖvtUJH dlucpoüai, sihreibt Cicero de
7lU(JtOtojrti; ß/uyidui.'t<; , y.ul dr, tuvcujV ist, »ie bei ISat. Deor. II. ö'"^: ,,vocis genera periniilfa: ranorum
Attikerii nicht selten, so bei den Sojiliislen selir häiilig (nicht candidiim ; ranorum verhält sich zu riiscniii, «vi«
und liier von besonderer Wirkung. \'erj;l. z. U. Fiat. iji^u zu (fiaiuf), fuscuni; leve , asperuni" uikI Quintilian
Gorg. p. 474. E. TU ye xaiu xui'i vuuuug y.al m XI. 3, 1). „qnalitas (>ocls) niagis varia est: nain est et
iTlinidtl'/iaTa, oi> dljnOU ivzui XOtWoiV iori xa y.aka, Candida et fusca — et levis et aspera — et dura et Uexi-
und Philostr. Iniajfg. I. Üb 1] fdv Ölj hod vaP^, ßa'x- bilis." Dass es falsch ist, wenn man bei Cicero mit
ytvtl £v uiXT) C /li(JvL'0Oii. Bentl. Epist. ad Graev. ^^'alcker , Heiiidorf und Hottinger Cic. Ecl p. fil lene
Lei Jacobs Praef p. LIL und bei Quintilian mit Hloser p. 4Öfi lenis lesen wollte,
ürat. XII. p. 404, '29. avußoi'kov SvvduSl JP^j- ergibt sich schon ans Dio; und mag auch lientley Ilorat.
jlivut. Hr. E. bedenkt sich, ob er der Einendation Epist. ad Pis. 2(i. nicht obiie Recht belianpten, dass auch
Geel's Ot'ußÖKOV nicht die Rei-kische OVilfjUpkif) xij lenis dem asper gegenübersteht, in soll lii-n Fallen, WIB
dvi'ailll vor/ielien soll S. :J50. Diese letztere ist sprach- der vorliegende ist, kann dem asper nur levis, dem durus
lidi durch einige üeisjiiide liegründet Epist. Crit. p. VIII, nur Ücxibilis, lenis entgegenstehen, vgl. Se^fl'ert Palaestr,
und der Artikel, den Ueikke hinziigelügt, scheint nach Cic. p. 3"^.
der in der Epist. angefiihrteu Stelle des Philo und nadi El laselbst Z. 35. TOÜto dyiri]XUV y.ai ^iLvOii ujOTS
Dio Orat. LXW. p. 4(l(i, 20. oi'iißoi'ki;) x^i]oüusvoi Ti}i' nuoav iv avxiß xov i^toü tfkka.deiv cfiaiu y.ai
PUflij) auch fehlen zu küniien. Doch hält der Unterz. övvauiv. Reiske verinnthote, dass nach öl'VUitlv adv-
(lie Schreibiiiig o u fl ß okuv, « ie er schon damals an- vaxov anvgefallen sei; (leel schreibt y.axn dlpafltv,
gedeiilit, für unbedingt richtig, schnn desshalb , weil w.is llr. E. S. .)5(» niit Recht „als den Nachdruck des
die Worte oi'iißui'f lo öl'vdidi yiitöiilvoi ebenso gut Gedankens sch«achend" verwirft. Jede Aeiiderung dieser
»on den Uarbaren, die die (■iitter unter Thiergestalt dar- >Vorte ist iiiiniilhig , so « ie man u)Ore in dem Sinne
ctclleu , gesagt werden Löuucu: iu jedem Falle müsste uiuimt, »clclieu Ast iu ful^coder Uebersetzung der Pia-
1185
11S6
tonischen Worie Prntns- P- 314. B. ijfiSii viol uJoTi
rocropTO Ttfjdyiia öieksai^aL ilarlegt: nos juvenes sniiins
ad tantam rem juilicanilam h. e. juniores saoius, quam
ut taniam rem judicare possimus. S. W^Henbach. zu
Julian. II. p. 65-
Die darauf folgenden Worte TOii <5f nioirjTaic 71 oX-
Xdg Tivai fuocxfa; y.ai nuvtodaita.^- sJindij nefjiha-
ßetv rrj nuiljOEl öaSlOv hat Casanbonus nach dem Ur-
(heile Aller durch diese Euiendation hergestellt: ^oAÄa«;
r^j^ai; uocx^ai; xai iiavToöuna eii^n. Aber ho bleibt
S'it (f^£ldi:)'i und woher diese Endung TIUVZOÖU71 a^l
Der englische Kritiker wollte wenigstens naviuöuTl a. Oh
sidli , eben weil er einsah, dass das einfache, klare
napTOÖaTlci s'idii nicht zu navta^anai in tibi] hatte
werden können. Es hat hier wohl urspriini^lich ETI und
II öl] gestanden; beide Wörter wurden auf die leichteste
Art EU STieidij (s. Tlieban. Paradox, p. 437 sq.) , und
nun blieb allerdings Nichts übrig, als TlaVTOÖaJlo.i; mit
j.iOQ(fäi; zu rerbiiwlen, nnil nukkdi^ Tiva^ jio^i'fwi '/Mi
TravTuSanä^ zu schreiben. Dass Dio aber mit Recht
Ttokkdg ztvaq jxooffu.^ y.ai TluvioSailu ivi ti'dij sagen
konnte, geht aus dem hervor, was VVyttenbach zu Plat.
Phaed. p. 274 f. über den Unterschied und die \'erbin-
dung ron /Liopcpij und £töoi erörtert hat, tergl. Dio IV.
p. 167, 22. fiai in selbst, um y.al in ttoo^ tov-zui^
und y.ul TlQoq ici TOVTOig zu übergehen, ist bei So-
phisten und noch Späteren häufig; bei Dio steht es z. B.
IV. p. 173, 7. LXX. p. 374, 10. rw y.vfi/yirTj TTijog-
vxovca yai riß äoruoföf-ii/j yai ixi xoii akXoiig ünaai,
Jacobs zu Athen, p. \)'2- Strab. V. p. 2-'0. 13ei Maximus
Turius XXXV. 1. p. \Q\ dürfte statt y.at in d' av
o i^ev jaijuanonji Jfptiöoi' «p« xat tn y zu schrei-
ben sein, wie bei Aristid. I. p. 18. 7ll]yaq y.al Itura-
fjovi — y.al in ys vauaxu und sonst. Ausserdem vgl.
Plat. Parm. p. 129. E. tijv ditoolav iv avroti loig
si'deai TiavzoduTujg Ttkty.ofxivip.
Dio fahrt fort: yivijostQ rs y.ai t'jai'X'a? ngoon-
9svTag avTOfg bnuiq äv iy.aaroTE TvoiTiciv ijyujvrai y.ai
e(}ya xai koyovg itai nfjoaert, oifiat, t6 r/J« djlaiijq
y.al TU TUl' yoninv. Die letzten Worte sind ohne .Sinn;
,,quid sit, qiiod poetae suae pciesi adjungant, haiid intel-
ligo" sagt lieiskc. Hr. B. machte dadurch einen \'er-
such zur Erklärung, dass er S. 3.')') f- dOayi]C, für
dtldxrjz vermuthete. „Daner und Wechsel bilden einen
Gegensatz; beide aber können nur durch die redenden,
nicht die zeichnenden Ivüiiste ausgeilriickt werden." Diese
üeberset/.ung wäre erst lexikalisch zu begründen; ausser-
dem ist ihr s(Miohl die .Stellung der Worte (es heisst
dkkuyij y.c.i '/üuitii, nicht yoitvui y.ai df.f.aytj) ent-
gegen, als das irijooin , weil die vorliergenannten toyct
xai I oyol (liHsen tVelatlnnen schon unterliei^en, und ebenso
von y.ivr;0£iz x«' t'^rrv/iai das ul.t.ityr, y.ai /oüvog ein
viel zu inikräftiger , in unbegräiiztem Räume Itedeiitungs-
los hallender ^fachklang wäre. .4ber es ,, verdammt diese
Aenderung" schon das alf^iai. „In ejusuiodi coiistructioiie
oiliat est nimirum" sagt Uiiterz. mit WTttenbirh zu
Julian. II. p. 3() , und daraus schon erhellt, dii.ss Crjy«
yai koyot die OTIOUÖIJ der fiötter bezeichnet, dagegen
im Folgenden ihre iTaiöiu gesucht iierden nius«. Wer
Zfitscfii f il .-liu 1 üinriisw.
nun dazu noch diess in's Ango fasst, däss es XO VIt^
arrdn^i y.ai t>) tou jfpoi'oc , nicht ij dndnj y.ai 6
Xnovo; heisst, findet sogleich, dass diese TiuiSca die
dcrnoöiGta (und der Tanz) sind (Or. IV. p. |73, 6.);
denn wem ist die /Itog dnärr] unbekannt? Und wer
weiss nicht, dass des Gottes Auge besonders beim Tanze
die .Schönheit der sterblichen Frauen erschaute, nnd dass
den Euduros triyre jooio y.akij Ih)) riiijf.rj, (l)i'kavTOi
^rydcro- tt;c <^*' ynarvt; .4oyn(fdvrrs Hodaat'
öcf^taf /iot(T/v /diijv fASra iiekitoiisyrja/v Ev ■/Qirß'-Ioje-
fi/doi; II. XVI. 180, Worte, weiche Dio selbst VlI.
p. 273, 8. angeführt? Denn für tu tuV ;f(jOKyli ist TO
T O i~ yooov zu schreiben, was kaum für eine Aende-
rung gelten kann, da y^droq und /opo? iu ihren Schrift-
zügen wenig verschicilen sind, s. ßast. Tab. VII. 13-
Für die Verwechselung beider Worte sei zu der Stelle
des Libanius bei Bast. Comm. p. 849 wenigstens noch
hinzugefügt Philostr. Vit. Soph. p. 23, 24. Tov Sv lill-
gaxiij) XQOVDV vnt.TQayfp8rj<JEv, wo mehrere Bücher
(ICavs. p. 234) Xooov haben, nnd Schol. Apollon. Rbod.
III. l-'l-^. ^ocpoykr^q iv 'Pi^oTOf^ioi; naoeiodyic tov
yoüi'üv kiyovra, A. i. XOQOv, wie Schäfer auch ver-
bessert. Indem nun der Unterz. der Stelle Dio's auf
einem bisher unversuchten Wege Licht gebracht, wird
es vielleicht nicht fehlen , dass ein Anderer ('.nurrj im
Sinne von Zeitvertreib , Vergnügen verstehen oder .statt
dltdrtjg vndTijg (Musik nnd Tanz) schreiben will.
Allein gegen diese Deutung von dTVotzil spricht die .Stel-
lung des Wortes und der Umstand, dass er ohne Syno-
nvmnm steht; und vTcdTij passt wohl für Arrhian (siehe
Theban. Parad. p. 30^)» nicht aber für Dio.
Ebendaselbst S. 41 1, 3. TO de yE l'j^iSTfQOv tr-i;
rixvijc; iniTrovov yai ß(jaöi> fiok/g yai okiyov Tigo-
ßatvuv d.TE oiuai UETOojSei y.ai arEoeä y.auvov vkrj.
Reiske änderte f^iokig yai Zar' ökiyov TTQoßairor. Es
ist wohl fLiukig ywv' okiyov zu schreiben, vix „sensim
sensinique", wie Jacobs zu Achill. Tat. p. tj() ^ Xnr
okiytiv übersetzt, vergl. Theb. Parad. p. \Tf). und ilaza
Jacobs Lectt. Stob. p. 1 .'.3. Schäfer zu Long. p. 359.
Ebenso z. B. Cic. p. Sext. XXXVI. vix sero et rarii,
«o falsch so abgetheilt wird: vix, sero et raro. Dass
davon inj} ig y.ai J^aAt-Tlwi; Themist. Or. X. p. 133. B.
Olpe yai uökig Himer Or. XIV. H. p. ril4. /tiikig yai
ßoa'^iojc,, dul'doojc s. Boissonade zu Eunap. p. 594 f.
verschieden ist, bedarf nur der Andeutung, nicht der
Auseinandersetzung. Weiter vermuthet Reiske lyyuiivov
orier ovyydiivov. Mit kleiner Aenderang (Theban. Pa-
radox, p. 43^) ist zu lesen TlETQWÖTj y.al OTEQedv
y.duvov i>kijv, y.iiiivElv i'kpv exercerc materiein ist wie
ydnvEiv ki'oav, i.öyoug Wernsdorf. zu Himer. Ecl. XI.
p. iJ.'i, und wie vrjooi' iy.J^iovTO schon bei Homer Od.
IX. 130- und Apollon. Rhod. bei SIepli. Byz. v. jjujnov
p. 114, 2fi. ; verscliieileii davon ist yduvflv ßfjliovg
Theorrit. XXVI. .T. dvi^oay.ag Quint. Sniyrn. l.X. Iti4,
was der Unterz. desshalb erwähnt, weil der .Artikel
y.ajivElv im Tlies. Steph. wenig genügend behamlelt ist.
Da Dio die i'i/ ;y 7rirpW(^»;s auf der vorhergehcnilcii Seite
41(1, 3. irukl'V eyuvoa yanaxov nennt, wofür z. B.
Laurentius Lydns de IMenss. 1.9. p- 34 kürzer Tiokiyd-
uacoc, i'i.lj, fällt dem Unterz. hierbei ein
87
tlS7
Dift. IV. f. 177, 3'?- oi Se (jerd tioKXov y.afxctTOv
duKviv le xai aihiöi' (fiooiirat iiatvt'nisun- aCror
Of»t.
mufjVLf^oiv Tt xai avh't'i' (fiiQuraai fi
OTfol'ö^ TrpotrtWÖ«»', Reisk.0 versieht die Worte fttlu
m^kKoO y.aftwrov so: Irrpitlatimie f.itit;aii(e; das ist aber
«chon «rj(eii des folgenden onocdfi unstatthaft; ebenso
sind die Genitive y.vf.i^i.'it.ujv ze X"' ai'tiuv, ma« man
sie als lon mru «ie /.aiiüvüV alihdngii; (in »elehem
Falle freilich liie Wieilerbolung der Präposition uöthig
sein dürfte), oder als sell>s(an<lig betracliten , gegen den
Sprachgebrauch, der vielniehr /Vi o «erlangt , »enn gleich
ftsr' atLuv yEhiloim z. U. bei Eurip. üacch. 3(iO. ÄJark-
land. zu Iph. Aul. Klijtj- und den (Grammatikern bei
Larcher. zu Ilerod- I. IT., 71(^06 u.viov Archiloch.
fr, XXV'l, sich finden. \\\v Seh" itrigkeifen sehwänilen,
»onii man mit dejfi Liiterz. statt xo.iidjov (der y.af^a-
lQs,,6i[y,ciuuiOi ließ Kuripides Bacrh, Ö7. gehurt nicht
hierher; auch nicht I)io iV. p. 173, 4.).) /leru icoLiS^i
y.ct.vaxiji y.Ofißlikmv le y.ai c.vkiuv schreiben «ollte.
Für y.c/ia'/ — denn nur diese Binlistabcn »aren ursprüng-
Ijch ausgeschrieben — glaubten die Abschreiber, die nur
zu häutig T und ^ ver» ecliselten (Bast. Conim. Palaeogr.
p. 73>-- Theb. Paradox, p. 4;')'), da» bekanntere yatiUT
EU sehen, und bildeten daraos Tld/j.Qv y.vfxa.TOV. Zu
dieser ,,iacuria circa extrenias syllabas'' liat Bqissonade
iu seinen rersrhiedenen \Verken eine reiche Anzahl von
Beispielen geliefert (der L'iiterz. führt nur an öy.övov
statt d/.uvi ^ bei Thcoph. Xonn. 9- p- 49, Tlluvov statt
TireQvrji '2bb. p. 276. Bernard. zu lOö. p- 3'J!J) , und
dass der Unterz. j; für fi. };esetzt, »ird Jeder in der Ord-
nung finden, der Bast. Coniui. p. 7'2.') flg. unil auf Tab. V, 3.
das Wort uUnvÖi gelesen hat. Kuvap] vom Klange
des Erzes hat Homer lliad. X^'I, tlö-, aus dem es Dio
Or. XII. p. 4lU, Ij. erwähnt, rava^oi aikuiv Pindar
Pj-th. X, 60.
Die folgende Schilderung des Diu ü d' dvaßodrv)
6£iiepoi! • — Xevxus ideii> — ai^piaq y.al TTovviv
d-Tcsiuos, d.TTOxXil'Uiv tup roayijkou ist zu vergleichen
mit brat. LXII. p. 6'2'i^ 4.Ö. ('>i.i'ifüov (ptteyyiJ/nvoi
svvoviuiv 10V fi£V jQayiThov anuxKLVvjii , vno oe
d^/yiui yai oyidq L6t>y.uQ (vgl. Philostiat. Imagp. 11.33,
p. .S58. f.eiy.aii uvom i iiitu^ ev '«/,• oy.iaiq. Dio LXIX.
p. 3'3, 4. 8oyiaiij(iqijfi(vui fit y.ai ÜTraföi), «as an
Eiiripiiles Bacch. 43U. erinnert: 'kevy.i]v dt j(ootdn i^
7iaoarjyii];v ex^'i — '''^" ayiiic , »as J.icobs zu Phi-
lostratus I, 4- P- '2 MO- übersehen. Die Worte des Plii-
lostralus selbst, welche Jacobs mit unserer .Stelle schü-
tzen zu kiinnen glaubte; y(jd(f>ii ueiudv.tov oi> kfr/.ov
oid iy. Tijvqfs, d/k' tLipix^v y.al TTui.wavQaq nvkov,
während flleineke Euphor. p. |4. av kcty.uv iy TQVCfiji
oder Ol' Itiy.ov uidl XtJVfffJQ. lesen wollte, sind ohne
Zweifel so zu verbessern: iitiony.iuv 0L> ASVXUD Old
evT(jv(ffi, dkk' eripi'xor yai nutaloTQuc, nviov.
Ceber die beständige Verwechselung von iy. und iv ge-
nügt c», auf ßoissnnade in Anecil. V. p. 434 und Jacobs
Ind. Aelian. p. Iil2 sq. zu verweisen.
.Auf iler vorhergehenden Seite lieisst es (S. I7(% 46.):
aÄÄ." ü fiiv doiftm'ji rf xal d.Tokuuc ivt^a nguoHe-
utvoq Tr,v loiavitjv uiaxi'''>;i' öuol oysi ovfitvoi dv-
dotiov nodyuuio^ äJlTÖtava:. Geel schlagt scharf-
«inuig, wie Hr. E. S. 354 nrtheilt, für lvi}u Ti^uQ^i-
um
fisvo^: norva TlQOtfievOC, vor. Der Unterz. ist ent-
gegengesetzter Meinung, und kann diese Aenderung in
keiner Beziehung gut heissen. Eifiuial ist «s uirht gut
ujüglich, dass aus ndvia ngoifxs.vui ivda ngoG^Sfis-
l/u^i wird ; dann ist es gegen den Zusammenhang, da
gerade der doi^evijc; y.al drokiiioc nicht ein ndvta
ngointvo^ ist, sondern der Iro-itoi; y.al argtlru;, (Ve-
net. ÜTOinoi;, vielleicht ist droVTO^ zu lesen; siehe
Tlieban. Paradox, p. 4) , »ie es denn kurz vorher heisst,
dass der UTokfJOt; nicht recht an die ijdovat wolle, die
Xgi^iKtTVJV nokkai^ eyrlofOlv erkauft «erden p. 175, 40.
In tvi^a liegt allerdings der Fehler. AVenn man £V
sibreibt und über V ein 9 setzt, so hat man tv9a ge-
schrieben, was aber ebenso gut ivdev sein kanu. Bast.
Append. Epist Crit. p. 11 sq. Conun. Palaeogr. p. yo" ;
Svüev selbst aber hält der Unterz. für die Verderbung
von ivdo^l-v. So steht z. B. bei Psell. de Oper. Daem.
p. 'JS fvti'/iliv, im C. iu9ev, und bei Pbilostratns Vit.
Apollon. Tyan. III, .'{4. p. l'.'S ist für olhl' ^ » as vou
Ifitii' kanin zn unterncheiilen ist (Boissonad. Plan. Met.
p. 37), schon von Olearius tiöoi^(i> hergestellt. Dio
sagt also diess; der ätokuo^ hat die a/ox^'^n innerlich
ivdoiffv (vi;!. Rcifz. zu Lucian. de Dea Sjr. 3l. Vol. IX.
p. 39J. Plutarch. de Virt. et Vit. p. 313. yay.ia ovvot-
y.oloa TOi; oiikuyx^OK; und besonders Joano. Chrvsos*.
ad Psalm. IV. p. Ö3('). aaifiavus di'vafiiv — tvji< 'ii;u>-
,7ii- cfioj-teviov TU ivdo^iv ßkaaxdvuvxa i'Oor,iiaTa
iitiCovwi kt'iialierai) ti goo9tfi£vog, und dass diesi
der Fall ist, gesteht er selbst dailurch etn, dass er nichts
I^lannhaftes nnterninimt, sondern Andern Alles im politi-
schen Leben überlässt, wogegen sein Gegentbeil (o 9gn-
aiiTCgOi.) das menschliche und göttliche Recht (Z. 4.5.)
liborlritt, unil Tiokkac, ißgtti TS y.ai a/axi'i'ai; sich öf-
lenllich zn .Schulden kommen lässt. Denn dass diess die
Bedeutung von LTloutivac, ist, wird schon aus der aiicli
aus Dio von Ilemsterhnj'S zu Lucian. Necjoni. p. 337.
\'ol. III. aufgezeigten Phrase nävra tTloiiivElv erkannt.
Zn ouukuyslv tiiv aioxi'vrv lässt sich vergleichen Plat.
Pol. VI. p. ,5()'.^. A. airjxLv3iviL(; uiiukayi^aujai und
aloxvvii üjiukoyuviiivij bei Thucvd. II, 39. und Julian.
Orat. 1. p. 2- B Diese Erklärung scheint dem Unterz
für diese Stelle nolh» endig zu sein. Reiske verniuthete
ii' (favigi// Tt (juOihiifrOii (»ielli-icbt vermutliet Einer
darnach ivdoHtv n goi}i//ei.'Oq, «le auch Reiske hätte
schreiben sollen; itgozidEnD oi für exponere merces ist
bekannt) unil stützte sich dabei wohl auf die A^erwerhse-
lung der Liiiclistaben iV und y. Diese bringt der Unterz.,
wie er meint, richtiger für eine andere Stelle des Dio
zur Anuendniig,
Orat. LV. p. 287, 38- itoifioi dt tjv iußa'i.'jjv et'i,
x:i)v tUthaiiuv y.ai dnu lov äojiaiuq f^iaytodai. Mit
Recht tritt Hr. E. p. 370 der Ansicht Geel's desshalb
nicht bei, ,,weil jede Eniendation ilieser arg corruinpir-
ten Worte, welche den Dio nicht mit dem Homer in
Einklang bringt, oli'enbar sfhr unsicher sein uiuss'', und
schlägt selbst zu lesen vor: trotfiog dt ijV iftßaKuiv
lU it)v X".(>aya dnu zuü ug/iaroi jnaxendai. ,,Bei
den spätem Srribeiiten ist /«tiOs Lager; Dio gibt also
richtig die zwei (jründe an, wesslialb des Asios Beneh-
men unvernünftig war: einmal konnte ihm der AVageu
nm
nicht behülflich sein, um über die Mauer zu kommen;
dann aber war ihm iler Wagi-ii im Lager ohne IVutzen."
So «irher es ist, ilass Hr. E. (leu .Sinn ticr Stelle nicht
verfehlt hat, so sicher ist es, ilass ilie Worte des Dio
Ton ihm nicht hergestellt sind. Abgesehen davon, ilass
nicht bewiesen ist, dass ](^ä()ai; ,,bei den spätem Scri-
benten oft lon einem Lager ohne ängstliche Rücksidit
auf die Art der Befestigung gebraucht »erde" («as auch
schtverlirh bewiesen werden kann, vgl. Casaub. zu Polyb.
p. 178. ed. Argent.), zeugt es fon »enig Besonnenheit,
&a.knoaav in ■j(^o.oay.a umzuformen und <las y.ai zu strei-
rhe« , «lessen Entstehung nur aus einer fehlerhaften Wie-
derholung eben des v (ties Kiidbuchstabens lon Ha/ UO-
o•«^'), welches Hr. E. durch seine Emendation 'laoav.a
versclnnii(len macht, erklärt werden kann, wenn es ein-
mal für ein Ein.schiebsel erachtet werden soll. Is.ai ist
ilurchaus beizubehalten, oiler vielmehr nach der Ansicht
des Unterz. in xav zu verwandeln ,,paratns erat rel
(allen, etiani) de curru dimicare", vgl. Ast. zu Plat. Legg.
i, II. p- (j.). „/)«/• me licet'^ Bernliardy zu Eustath. zu
Dionvs. Perieg. S-'3. p. '>47. (Dobr. zu Aristoph. Plnt.
946. „saltein" Boissonad. zu Philostr. Epist. 'J,S. p. 97.
aucli gleich dXXä Beruh, a. a. O.) , eine Verderbung,
die sich sowohl bei andern Schriftstellern sehr häufig fin-
det (Jacobs, zu Achill. Tat. p. 444. Lennep. Phalar.
Epist. ,S|. p. 2V3- a. 9li. p. l.Hi7. a. Schäfer, zu Dionjs.
de Comp. >'erb. p. ] i'> und Gregor. Corinth. p. til, wo-
zu der tlnterz. fügt Theodor. Rletocli. VIII. p. (i3 XCCV
ti. Aug. y.ai 6/'. Psell. de Oper. Daein. p. 3 1 • ZfiV Tiv'
iiXktjv. C. D. p. '.'64. y.nl tijv und xäv rulg ipv/oi'Q
A. y.ai Talg ipvxuig nach Boissonade p. 'J33), als auch
liesnnders bei Uio, wie man aus den .Stellen bei Jacobs
zu Athen, p. !(> u. p. UiO ersehen kann. 0 ,1.^1. d FT seW^it
ist in (li.ljl.irr, in f^fc/ct'/y« zu verwandeln ; (pai.ay^
ist Lager, wie bei Xenoph. de Re Eijuestri VIII, 12.
i]v de HUTE y.ai aToacoTTtdov dvtiy.atUjuevoi' dvdt:i-
Uiiwioii- aKkijkoii y.ai öiuiy.uioi fttv lUXi" ^'/i ^'^'
keuiag (fuKayyug luig oiviiovg und den andern Stellen
bei Sturz. Lex. Xenoph. IV. p. 42Ü. Da die \'erwech-
aelung der beiden Buchstaben ö und 0 bis jetzt von
den Gelehrten wenig beachtet ist, bemerkt der Unterz,
El4 der Allgabe Schäfer's Ind. Gregor. Corinth. p. 989.
Aristid. Panatli. I. p. W'i. TlogffiiiQUiv für -Jiuuifr^ajv.
Theocril. fr^gm. Berenic 4. ö you 3' hotoiaioi o.k-
ku)v; richtig Tonp (fiaouiraxog. Stephan, ßyz. p. 185, '2.
Relid. }ty.vih'a für ^y.Hfia (>gl. Theb.in. Paradox, p. i;{)
Und Mythograph. II, 1 i 9. p. 1 1 ,j , '.'■.'. „e(|num — alii
Scitiuin (scithiuin, Scinthiuni, sitium Mss. bei Bode S. Mli)
alii Chironem (schironeiu, sironem , senonem) — dicunt
füisse nouiinaliiin, wo Scyphium und Scironilem zu schrei-
ben ist, wie bei Lnclant , zu Slat. Tlieb. IV, 4'J. p. ' (i4 B.
(Srvphos). Diese in den Theban. Parailox. p. 41.3 nicht
gegebene Einen. lation iiiaclieii der Scholia.'it des Pindar
und Tzetzes zu Lvkophnin, deren .Stellen Bochait. Clian.
H, 13. p. S.'S B.'C. UM.I Triller Obss. Critt. I, V. p. .0
behandeln, unzweifelhaft. Doch kehren wir zu der .Stelle
des Dio zurück; denn auch ilie vorhergehenden Worte
bedürfen der Herstellung. Sie lauten: ü dt i/lo rutv
i'nnojv enaiontiii^oi ttj y.dt.kei /.al rur di(f(ji)i' u'ig
lOTS fjav l'nifj TU Tti/og il cioag. Keiske achricb: ü
U90
§i i'Tio Tujv hinoiv iiraifjofAtvoc, y.ai tuj yaktei tov
ölcfQOV, vergass aber, dasg die metaphorische Bedeutung
des £7laiQt(Tt^al kein i'tiv verträgt; Geel will ö Öe rp
/'aj(t'i zuiv i'TlTHijii — vjtTO utv iJiIq tu Tft/u: ika-
OEW. So einfach und sicher die nach den Spuren der
Handschriften vorgenommene Aenderung des cjj xuit in
iiiiiu und ifüvu; in EtäaElv ist (der Unterz. meiut,
dass die Abschreiber für i2ET0 gelesen HC T(), d. i.
ous rci , wo man dann in ro die Note für [11110 oder
tÜiE zu sehen glaubte Jacobs zu Achill. Tat. p. 7t2)>
so gekünstelt und bedenklich niuss die Umgestaltung des
i'llu III t;) liT^ii einem Jeden erscheinen Indessen ge-
bülut hier Geel wenigstens das Lob einer Vorsicht und
Ueberlegung, welche Hrn. E., wie an andern Stellen, so
hier, abgeht. Denn dieser sagt S. 370 in Beziehung
auf Geel's Vorschlag: ,,nocli leichter kann man ändern:
u dt TLÖv i'riTiiui' iriatoöfuEvug, Tip y.äkkti yai tuv
Öicfpuv.'^ Leichter? Ja, Hr. E. macht es sich zieuilich
leicht bei Handhabung der Kritik; ilas unbequeme Wort,
woraus Geel mühsam in^ti gebildet, wird bei .Seite ge-
schoben, und, wie so oft erfährt man, wie Hr. E. schreibt,
nicht aber, wie Dio geschrieben hat. Es ist nicht schwer
zu sehen, dass hier die häufige Formel ircu T/ , über
welche <las Nothige schon Casaubonus zu Strabo II. p. 78
und Sueton. Vit. Caes. 4!. gibt, verborgen ist. Das Wort
Tig ist überhaupt häufig ausgefallen, besonders aber dann,
wenn der Artikel, der ebenfalls durch ein in der Linie
stehendes r bezeichnet wird (Bast. Comni. p. S4ö), auf
dafiselbe folgte, z. B. steht bei Demosthenes z«iV' izci-
otijv oytöuf t1]v rjfxe^av für ax^öov ti tijv ijfjsoup,
vergl. Dobr. zu p. 3üti, 11. und p. 310, 8. Advers. p. 19.
Boissonad. zu Psell. p. 22C). '.'46, woraus es schon allein
wahrscheinlich ist, dass bei Dio VII, p. 2L'8 , 11. für
u/yijnara TS iilf-Hjld oi'/.ljl^iaia ztva (so eine Pariser
Handschrift) herzustellen ist, worüber Boissonade ausser
zu Psell. noch zu Planiid Met. p. '.'() ) zu vergleichen ist.
Die Formel vTlö TI selbst ist aus Unkennlniss >on den
Absrlireibern oft verdunkelt worden, am seltsamsten bei
Xenophon Cjr. Discipl. IV. t, 13., »o für i-rcü rl i((9u-
vtt Andere üjiEqi^Ufti ^ uiarg. Guelph. aber innutl^i
hat. Was endlich das ry y.uKktl anlangt, so dürfte hier
weniger anzunehmen sein , dass TTJ Lesefehler für tip sei
(weil man ToiJ häufig für r/;?, nicht aber umgekehrt
T/Jc für Tuu findet, z. B. Lvd. de Oslent. 10. p. 'J52. D.
Cascol. TUV yiuuui, Schill. Aesch_\l. Proin. <)').'i. p. 122.
TOV Ev(JVUUfll]V Toii TÜcfÖUl'i; Aicidaill. Ulix. p. ().').
Schaefer. zu Schill. A|ii Hon. Khoil. p. 2)1), als die Vet-
nintliung erlaubt, und räthlich sein, dass Dio r^ Z«/-
kuvij geschrieben hat. Die ganze Stelle dürfte also fol-
genilermassen gelautet haben : ü dt i 71 0 T l iv/i' 1:1 :i oji'
f7i ('iijöittvog Tjj xakkovfj y.ai rut~ dicfoov i/iETo fjEf
I7ll() TU Ttijfoi fkdof/v , iTUtiKi; dt r,v iußakujv iic,
ir,v (fätnyyii /.uv d~i u rot" //(j/aotu; fid/ea^ai-
Die Stellung der Worte tujV 17171 rjiV xui TOr 8'(fQnv
ist in gan? geeigneter Weise darauf berechnet, das her-
>or/uhelieii, was Krieger am wenigsten nberiiinthig machen
soll. — Die Willkür, mit welcher Hr. K. an dieser
Stelle y.o.i ausmerzt, erinnert den Unterz. an eine andere
Stelle des Diu, wo Hr. E. y.ai und dazu TvjV ohne Wei-
teres in den Text hineinzubringen versucht.
1191
1195
rrto
Draf. V. p, 188, .■)• j'ili'i^ov Aißiy.uv r/KTtovEiv xne
.. .„l rn roiarra y.aracolßetv ti)v 7it{ti kö'^ovi (ft-
ko^iofinv UVV. nxvxii fiev, ov yd(t ov xuiv tiqu^ Ci)kov
Tili; tiitty.toTaTOii nv^poJTrujv nn/orevuvitor. Eine
»ehr sclnvipri};p S<p1Ip. Ri-isk« fliiilerfe ov JUQ ev (oiler
kari) Tiiiv 71 (jo; C>:kov roi\ iiiieiy.i^Ci xt^v dv^Quimov
äniorei'ia!}ai i das zweite Ol' sei iianilicil aus tv [liel-
mehr fi' xt z. 1). IV Tt xo)v ^uijiTLfuDv Orat. XXXII.
p. (ili'i, it).] oder iox't oder aus i)i>Xti) entstanden. Diess
hielt Geel mit Recht für zu gewagt und anstatthaft,
konnte aber sellist Nichts aiisfindijj machen, nnd ver-
tröstet auf bessere Handsclirifteii. Was nun Hr. E.?
IMan kann, lasst er sich S. 354 vernehmen, ohne grosse
.'ienderungeu einen sehr passenden Sinn herstellen: ou
yciQ IUP xiof Tipö; Cijkuf, y.al xoti enieixco-caToii
(i<( v'^ofs) xtSv dv^(ju)7iujv dnioxoi'vxujv.^'- Der Unterz.
Hill nicht iveitliluftin in der Widerlegung dieser Ver-
niuthuiigen sein. Wer billigt yd(} oiv , auch wenn er
an Reisig Conim. Crit. zu Soph. Oed. Col. I I<)5. p- i4Ö
denkt? wer sieht nicht, dass die Erklärung von xoig l-Tl/Sl-
xeoxäxuis xujv dvdQuJiiujv gegen den Sprachgebrauch
ist, der, wie Reiske wohl wusste, die Worte nur in dem
Sinne von xoii iirte/yjac xtüv (pikcov PIntarch. ile S.
N. V. 22. p- 2(i+, xoi'g iTntixeoxdxoii xwv nukixdiv
u. a. bei Koen zu Gregor. Corinth. p. .520. zu fassen
erlaubt? Und nun der Gedanke: Ol) ydg i^t]kuix6p (so
will der Unter/., einstweilen das xujv TTodi i^r;kov, von
dem Hr. E. nicht geglaubt zu haben scheint, dass es der
Begründung bedarf, umändern) ist er nicht im höchsten
Grade müssig nach ot'y. tvxvxti'i hätte Dio nicht das-
selbe viel kürzer gesagt und zugleich eine vollkommene
Concinnitat der beiden Satzglieder erreicht, wenn er ge-
schrieben: ovy. ivxi>%t(; fitv xoic, tTiieixeoraroi'; d.v-
^gujTTüjv dTTioxovvxujv, dkk' ouui^ ovx d(ff.xitu\'
ökiyviQia xi]; Tregi tu xoiavxa ddoLeo/iai'i Denn
dass dv9üuj-7Tu)l/ richtig wäre, kann man schon aus dem
Protagoras Plato's wissen. Keiner aber, der in den Ge-
danken des Dio ein/.ugehen versucht, und der eine sel-
tenere sprüchw6rtliche Redeweise kennt, wird hier auf
bessere Handschriften warten otler gar solche Aenderungen
viirnelimen. Die Worte sind lauter und unverfälscht;
man müsste denn behaupten, dass «enn der Unterz. statt
Ol'i vi liest, diess mit Nichten eine unbedeutende Aen-
deruug sei. Dio sagt: iivthiv Atfjuy.uv i/nui^eiv —
das ist offenbar nur Etwas für leichtsinuige Thoren , da
man selbst den ansprechendsten Fabeln keinen Glauben
schenkt." Der Unterz. liest nämlich, indem er ein Frage-
zeichen hinter «,7/örot'^r';i^ setzt : oi' ya.o ujxmvnoDi
^ijkoi', Toi'i i:i itr/.ioxdxoii dvituu)7iu)V änia coiviiav ;
Ov ydiJ ist bekanntlich noiiiie ; wro< sind leichtgl.'lubige,
leicht zu berückende, einfältige Hlenschen , welche Be-
deutung der Unterz. aus folgenden Stellen erweist: ioioQti
Sl yal .-Jutaioxi/.iji iinii]ii)v avitoujTiinv flvai ujcuv
XfiTU nävTu, dio xue üvxooxorficvoi üklaytrat.
u9ev Ol öaov vno xuv xvxdvxoi i^caraTuifAivoi mxot
kkiyovxo. n(ioo(fiu£oxtQov d' dv wxoi xakoii/xo ui
iy. ftönrz dy.oi]; dTzSfiieoyij)!; yn\ dvs^sxdoxuji d.^a-
rrv n doxüvxe:,. Eustath. zu Hom. Od. XI. 3' 6. p. V}S1,
59. 69ti' y.al f.doovi xoti evij9c/i (pauiv — yai v'jxoi
dt oi ciixoi drrd Ö'jvlov ii(ui]kov y.tti evti;u7TaxiJTor
— Sic xai ■>; y.iouipSla axumxovrra xovq '.iSijvaiovi,
uj fidvoi oirot XUJV Ekkijvuiv i(fij, f oiöofiovoa i-y.ei-
vovQ, to; ^(lov duaxuiusvuvii oiq äyot'ovoiv der»,
zu V. 51. p.'l52'>, 57. vergl. Athen. IX. p. 3'J1. A.
rot'; jfat'i'üi'i y.ai xevodd^ovi dixovq iy.dkuvv. Aeliua
Dionjsins bei Eustath. zur H. V. 387. p. .561 , 7. u)X0Q,'
öoxei dt xa) ivij^ei tivai y.aX evs^undiijxov Etym.
IVlagn. p. 82H, 24.; schon .Tunius Adag. II. 4. Adag.
Otus und Othns spricht datnn. Schliesslich sei noch er-
wähnt, <las8 die Ven. T»;; i-jiii/ytoxdxoci; dvSQidnun'
ünncrci'uvxujv gibt. Wer ti;? nicht für einen durch
schlechte Aussprache entstandenen Fehler hält (Bast. Comm.
p. ^3(1), kommt vielleicht auf die Vermuthung , es habe
hier etwas Aehnliches, als das nachfolgende (ikiyvigia
xij;; Tre{>i xd zoiaixa udoktoyia.Q gestanden , wo dann
aTToarazoivxutv ziemlich nahe liegen würde. Doch
hält Unterz. ebenso jede andere , wenn auch noch so
leicht in iliesem Satze zu bewerkstelligende Aenderung
für uniiöthig. jldoktoxlci wird von denen gesagt, qni
libera lingua et ingenio de qnibus libet rebus comnien-
tantur " Wernsdorf. zu Hinier. Orat. XIV. p. 647 f.
Wie hier nun ein Nomen appellativum, so ist ein proprium
verdunkelt worden in
Orat. XI. p. 3(i5 , 39. i'OxeQov de xuJv ' Ax^-^div
Tovz tynenoi'xai vtto Atugiivjv , ctTiogovvxac öiroi
xfjäictovxai dl dadtvsiav £t(; xi]v 'Aoiav ik^siv w;
naoot. (fikovi xe xai ivcrTtöidovo, xovi; dno Uoiafiov
xt xal 'ExTOQOi kaßovxa;, ol/.ijaai yaxa (fikiav
7ia(jS''XfQ xai dkka ov aj.iix(jd x<J>Q^a. Geel verbes-
sert für kußovxui; Ataßov xe, und Hr. Emperius nennt
S. 357 «liese Conjectur ganz sicher, mit dem Zusätze:
,,er selbst »ei auf dieselbe Conjectur verfallen." Dass
sie aber nicht richtig sein kann , ergibt sich erstens ans
dei Stellung der Worte Aeoßov xe oly.ijaai y.axa
(ftkiuv TtciQtvxeq (was Hr. E. aus nagEvxei macht,
weiss der Unterz. nicht) xai dkka o (' a fl tXQ a X^*9 ' ^'■<
selbst das le dürfte gerade hier, wo es heim Objecte
steht, anstüssig sein; ferner geht der Begriff, auf den es
hier haiiptsäclilich ankommt: dass nämlich <lie Achäer
auf ihre Bitte um Beihülfe sofort neue Wohnsitze be-
kommen hätten (Kaßdvrai) , verloren; endlich inuss die
Zulässigkeit der Erwähnung von Lesbos überhaupt erst
dargetlian werden; muss gezeigt werden, dass die Lesbier
zu Priainos und dessen Familie noch in aiulcrn Verhält-
nissen gestanilen haben, als wir diess etwa von Tantalos
wissen; oder meint Hr. E. , dass Dio auf die sich im
Homer findende Notiz hin, dass die Griechen Lesbos
verwüstet (Strali. XIII. p. .tS4), seine Ansicht aufgestellt
habe? Ein Dio pflegt auf besfimmteren Angaben zu fus-
sen: aiich ist es an sich nicht glanlilich, dass Dio sich
im Elfer seiner Beweisführung zu der kühnen Behaup-
tung habe fortreissen lassen , dass die ganze Colonie der
Nachkoninien des Orestes (denn von w-eUher kann sonst
die Reile sein?) nicht durch Enilieriing (Foai'V — napa-
rj/.evdOjitvDV atietvov necjc.nuoai xo iikeuv xtj^ orou-
xiuh e/i; Ai'aßov xai xaxaa/eiv aixi-v Sfrab. XIII.
p. .>S2), sondern durch einen Sclienkungsact von Seiten
des truischen Künigsliauses in den Besitz von Lesbos ge-
koniinen sei. Dass er diess nicht gethan hat, erhellt
auf das Bestimmteste aus dem mit jenem Pseudo- Lesbos
1193
1194
rerbunilenen aKka ov afir/.ou 'jlWQia; ileiiii nach Los-
l)OS halte er unfehlbar Tciie<loso der flijsien, d. h. das
iiachherige Acolis nennen müssen; ^uiola dagegen zeigt,
da»s Diu rorher nur eine Stadt eruähnt hatte, deren
Kamen aber in der Folge ton den Abschreihern um so
eher venlnnkclt wurde, als diese hier den Begriff, dass
den Griechen das Land abgetreten worden sei, also
TtUfjifTi.; (Pausan. II. 4, 7. p 221. 'JlfJov \l(fU(jditT]
■jiUQtvioi -ty.ijü-^oqivdov) ausser kaßuvzug diesem
Satze nothwendig erachteten und erwarteten. Auch hät-
ten sie schwerlich den Namen des bekannten Lesbos an-
getastet, falls sie ihn vorgefunden hätten (Unter«, erin-
nert nur daran, dass Lesbos anderwärts statt Lektos,
liemnos genannt ist). Von einem riciitigeren Tacte also
wurden Casaubonus und Reiske auf den Gedanken ge-
führt, die Currnptel in dem an sich syntaktisch unrich-
tigen Tia^iifve^ zu suchen und Ildoov te oder üdgiOV
TS zu lermuthen. Auf Hduioi' war der Unterz. schon
geführt, ehe er aus der Dialr. p. 4()'') — denn Reiske
erwähnt es gar nicht — seine üebereinstimmung mit Ca-
saubonus ersehen hatte, und dass IlüfJtov richtig sei,
glaubt er mit Folgendem beweisen zu können. Die Sage
erzählt, dass Parjoii zum Gründer den Parios, den Sohn
des lasiun, gehabt habe (s. Aluncker. zu Hvgin. Poet.
Astr. II. 4. p. 31)7); aber die Parianer waren, wie so
riele Andere, um den Ruhm ihrer Stadt zu sehr besorgt,
als dass sie nicht die Gelegenheit, welche ihnen der
Aanie des (z. B. auch nach Nero's Troica kriegslüch-
tigen) Sohnes des Priamos bot, hätten wahrnelimen, und
den Paris oder Alexander in ihre Geschichte verweben
sollen. Und in der Tbat findet der Unterz. bei Athena-
goras in einer Stelle, die sich mit der des Dio ergänzt
(so dass man an keinen andern Alexander zu denken
hat, wie bei Servius zur Aen. X. G5'J- »■■(! D'Orrille zu
Charit, p. 6'J6), in der Legat, p. 26. B. , dass noch zu
der Zeit des Athenagoras sich auf dem Alarkte von Pariou
das Grab und die Bildsäule {in tJli t/Jj dyujjug V.ai
ö xd(fOi y.ae l) iiy.ujv) des Alexander brlunden, und
ihm zu Ehren öffentliche Opfer und Feste (wohl wie
einem zweiten y.xiaiV/if was Rechenberg S. 242 f. nicht
beifiel) begangen worden sind { diuiOTi^^ii^ uyovxai
di'oiai xac SOQ-vai). Diesem Versuche, Parion mit Paris
zusammenzubringen und ihn dem alten Parias als zweiten
Gründer beizugesellen, wenn dieser nicht ganz vergessen
wurde, wurde selbst von der Seite derer gewissermassen
Vorschub geleistet, die da meinten, dass Parion zur Zeit
des Kampfes gegen Priamos noch nicht existirt habe
Strab. p. 590. ihv Aaf.i(paxtjvi;p xai Trji ilnoiaii^i
T/va- ovnu) ydo iqaap av-vat ai nökeii v.uTa tu
l^^uiixd. Wie also nach der Zeit, in welcher nach
Homer Troia gefallen sein soll , nach Andern llektor in
Troia selbst herrschte, so mochte eine andere Linie des
troianischen Königshauses, die Familie des Paris oder
auch nur Paris allein in Parion gebieten. Kurz, Parion
konnte schon von seinem Kamen aus von Dio mit grosser
Wahrscheinlichkeit als eine Stadt bezeichnet werden, die
in der nächsten Beziehung zu den Priamiden stand; dafür
zeugt auch Tzetzes , der Parion zu Ehren des Paris von
Priamos gründen lässt. Autehom. 59. ß'lj UgiaftoiO
dvav.ioi; 'ßy.^exo /Jtv rov nalöa nap' dy^oiq uiot
Zeuschr. f. d. Alurlhumsw.
Tohifsadui yJeiuaTO d' v.v Ildgiov ti/utj üdotdoi eo
Tiaiöö^, und V.' 75. 77. Die Stadt '.it.t^uvdoEia (Ste-
phan. Bjz. p. 45, 29. oder Bod. a Stapel zu Theophrast.
Hist. Plant. III. p. 253. und Drakenborch zu Sil. Ital.
^11. 437.) haben nämlich Andere UdiJ/or genannt, z. B.
Joannes von Antiochien 8. Viiiding. zu Dict. Cret. I. 7>
p. 42. Maiiass. bei Dresem. zu Joseph. Iscau. III. 156.
p. 66- Sonst heisst der Ort, wo Paris ausjfrsetzt worden
sein soll, IMandra, Wesseliiig. zu llierucl. Sviiecil. p. (i()4.
Auf iler andern Seite aber bestand, wie gleich gezeigt
werden soll, die Gewisslieit, dass ans Europa rerlriebene
Griechen in Parion gewolint. Die Vereiuigung dieser
beiden Angaben scheint sich von selbst darzubieten. Jene
Griechen, die in Parion sich fanden, waren aus dem
nintterlande vertriebene Arliäer; die durch ihre Anzahl
nicht beträchtliclie Scliaar — »vie hatte sie sich Sitze
durch Waffengewalt von einem mächtigen Volke erobern
können? sie iiiuss vielmehr als hülfeflehende zu den be-
freundeten Priamiden gekommen sein und ivillige Auf-
nahme bei ihnen gefunden haben. Denn dass Griechen
Parion inne gehabt, bezeugt Stephanos Byz. v. roa/y.oc
p. 95, 5. fi'ol di xal loaiei; (Perns. u. a. richtiger
r^aiysi;) AiuLtiov oi xo Ildoiov oi'y.oi'vxsi. Stepha-
nus dachte hierbei, wie vielleicht auch Konstantin. Por-
phyrog. de Them. I. zu Ende [^£X9'' I^vCiy.ov y.at tov
noxaixov Foaviy.ov 7idi>Tsq Fgaty-oi 6vof^iÜL.ovrai)
an ilen Gras (über die verschiedenen Sagen vgl. Siebeiis
zu Pausan. III. 2, !• p- 5 f.) ""d der Name FQUiyol ^
den die Hellenen früher geführt haben sollen (Palmer.
Graec. Antii]. I. 2. p. 3 sij. ; dazu heisst Tliessalos Sohn
des Graekos Svncell. p. 12(i. C.) mag sich besonder» in
jener Gegend erhalten haben. Bei Dio ist jedoch an
keine Aenderung zu denken; er nennt die Aeoler .^chäer
ebenso, wie bei Piiidar 'Sem, XI. ,S5. Acliäer von Amvkiä
Aeoler heissen (s. Herm. Gr. Staatsalt. S. n. 10. p. 2h. rtlüll.
Dor. 1. S. ()ö. Orchom. S. 39^, und wie es ein achäisches
Geschlecht der Peulhiliden gab (Müll. Orchom. S. 477).
AVenn aber Casaubonus mit Recht zu bemerken scheint, dass
Dio zum Zwecke seiner Beweisführung die Beziehung
auf eine der Zerstörung Troias nicht zu fern liegende
Zeit nölhig hat, und iGxtQUV also nicht aul die viel
spätere (aliquot post res Troianas saeculis scribnntur ro-
loniae deductae Caeaub. p. 4(i5 ; 13() Jahre später nach
Vit. Hom. 38; Andere anders Müller. Orchom. S. 476)
Gründung der äolischen Colonie gedeutet werden daif,
so ist einmal zu erinnern, dass nach den neueren Unter-
suchungen die achaische Colonie nach Lesbos U5. "arh
Troia fallt, und die zweite unter Gras erst in das zweite
Jahrhundert nach Troia gehört; sonst könnte man an die
(phthiotisrhen) Achäer denken, die den in vorherakli-
discher Zeit in Thessalien ihre Sitze wechselnden Dorern
gewichen, oder an die Aeoler, welche von den von Hera-
kliden belierrscliten Thessalern kurz nach dem Falle
Troias theils unterjocht, theils ganz aus dem nachher so
genaniiten Thessalien verdrangt wurden. Der Unterz.
halt es jedoch für angemessener, in der Stelle des Dio
einen neuen Beweis dafür zu sehen, dass die Colonie
der Aeoler nicht in einem fortlaufenden Zuge geschehen
ist, sondern dass je nachdem die Derer gewaltiger »vur-
den, sich einzelne Haufen arbäischer und ihnen rcr-
88
1195
119G
H-aniltpr Viilkrrsrliaftpii von dem IHulterstockc aligcliist
li;il>oir' >liill<>r. Orclioni. S. 477. Einer dieser Haufen,
und zwar der, iteleher am frühesten Griechenland ver-
las:<en, faiiil Aufnahme in Pariiin und der llnigegend;
in diesem Sinne sind Dio's >V«>rte T(dv '-/^ailüv TUl's
exrifodind'; ur/.r,oni Ilcoiöii re y.al akkc. or cnaxou
yujpifi zu fassen, tv.'ihrend Hr. K. tov^ eXTreoDvrn^
Tuh' .1 ';[(tt<i)V >on den s;imnitli< hen jjeiliichleten Arhc'icrn
Oi\Q( *'on der ersten von deu Aeolern nach IjesUos ge-
führten ("olonic verslanden liat , zu welcher Annalime
eine s|)rachlicho Molhwendiskeit nicht vorhanden ist. Die
Stelle dürfte mithin su zu schreiben sein: vOT£gov Ss
TUJv Axuiiuv TOL's ixiTeodvcaq (also nicht etwa VOVQ
Tlo'jjroi' tyntrUßVin^ , so leicht diese Aenderung wäre,
wie andernarts gezeigt »erden wird, noch auch Ttva.C,)
i'Tlo /JiüQiEuiV äiiooovvTai^ unoi ToccTzvjvraL Si'
da^tvEiav ii'^ tijv '.4oiuv eX9eiv ujg jcaQa cplkov^ r«
xni evOTi (jvöovg Tovg dno Ugianov ts y.ae ' £xtoqo<;
xal ka/jourag oiy.ijoai xard cfiki'av Iläoidv re xai
ajXa UV our/.od y^iuoia. fleiske wollte "Ey.rooog, ituf)
iiiV ka{jUVTag; aber es genügt ein einfaches y.cJ nach
ßy.TOOOg, dessen Ausfall sieh leicht erklärt durch Tlie-
ban. Paradox, p. 35.5 f. Von: Heroon des Alexander
kommt der Unterz. auf die Tempel, welche Dio er-
wähnt in
Orat. II. p. 83, 37. oiids oi'y.ijaiv d^toig y.are-
ax£väa&ai tov ßaoikea y.sxooinijiii'vijv y^ovaiß -xal
ikecpavTt y.al tjkexiQfp roii Ttokuriuo/g; oodaftuig,
icTrei', u'i na.TSQ, nokv öt- iiäkkov oxi'korg re y.a.l
oTrkoig TTokeftnov (uöoojv y.ai va ye Isqu roioi'con;
XOrJfWtg ikaay.f;Oi}ui. Reiske erklärte, man müsse entweder
ciydKksaßai oder xoriLisia^ai schreiben oder ikaa/.eattai
nitida, splendida reddi übersetzen, in Welcher Bedeutung
es bei Pindar vorkomme. Geel gibt äcry.Sio9ai, und in
der That, setzt Hr. B. S. 353 hinzu, scheint ikdaxeo'Jcu
ein in dieser Verbindung allzu dichterischer Ausdruck.
Der Unterz. zweifelt nicht daran, dass Ikaoy.Sö^ai , was
sich aus Dissen zu OIvmp. VII. 'K p. 'SO. nicht rechtfer-
tigen ISsst , verdorben ist, obschon die Gelehrten im Thes.
Steph. p. öSo- 15. noch mit Rciskc meinen „templa pro
diis noniiiiantur a Dione, ikO.Oyeot^al iil est nitida, splen-
dida reddi." Aber auch dny.tiar&ai kann er nicht für
richtig halten ; das Wort ist zu bekannt — man sehe
nur die Stellen bei Wesseling zu Herod. II. 13'). p. 'JfiB.
Reitz. zu Ijucian. de üea .Syr. 31. p. 393. Vol. IX.
Koen und Sch.'lfer zu Gregor. Corinth. p. 53(i f. 31üller
Tzetz. in Lvcophr. Vol. I. p. I5Ü — , als dass es von
deu Al'sclireibi-rn hätte entstellt »erden können. Die
erhaltenen Buchstaben (vergl. Dolir. Adv. ad Demosth.
p. 3. Epi^tt. Crit. p. tX. und Theban. Parad. p. 448.
Bast. Comm. p. 744) führen vielmehr auf dykat C,E O 9 til.
'-■tyKcuCnn^ai {äykuiLerai, y.akkunriQaiai, y.a.i dykaov
TO y.dJ.ov Erotian. Exp. Voc. Hippocr. p. UJI') ist ein
bei deu Spateren ziemlich gesuchtes Wort; z. B. Etwas
mit Gemälden, mit Kränzen schmücken, ist bei Philo-
stratos und Aellan (de Nat. Anim. V^ill. O'S.) d.yk'tiCElV
arscpt'.voi;, yoajpaig. Von dem dykai'öua iler Tempel
(Ulomfielil. Gloss. Aesrh. Agam. I'i83. p. 290. vergleiche
Fiorill. zu Heriid. Attic. p. (üO.) führt der Unterz. die
Rede über zu ilen Pseudo - Uöftern iu
Orat. XXXII. p. (i()6 , 5. ßaatkeig 9eol ini auiTi]-
Qia y.oivfj yeyovoreg, xijdcf^tdvcq övrujg xai ■jTQucrrd-
Tut yoijaroi y.ai dixa/oi. Geel schreibt ßaotkeig 9€ioi
Ol ; Hr. E. setzt 3fi0 nur ilazu : ,, gewiss ist ittoi verdor-
ben." Der Unterz., welcher einsah, dass we<ler an das
bekannte lö/og iv XOlvip Ocakeig, noch an das Home-
rische ijr' EOTi 8iy.i] 9eui}v ßacriki'^ov , ^'Akköv x' k^-
9«.lojjai ßourujv akkuv y.e cpikoiii zu denken sei, meint,
dass mit einer palaographisch ganz unbedeutenden Aen-
derung zu schreiben sei: ijao/keig SrSOi. Plato sagt
dkij9ivdg ßaotkevg Pol. p. '269. B. und eben<lasp|bst
u T(f) övri rvoavvog , Dio fnol, wie Orat. LXXV.
p. 4U9, 18. Ö TOI' Aiog er sog viog. Was Reisko hin-
zugesetzt wissen wollte sioiv Ol fii:V ßcOlkntg , das ver-
langt jetzt wohl Keiner mehr, s. Schafer. zu Bos. Ellips.
329. Heindorf, zu Plat. Theaet. p. 181. D. g. 91. p. 395
unil Protag. g. (iO. p. 333. Bernhardy Eratosth. p. 13Ö«
Bald ilarauf heisst es in derselben Rede
XXXII. p. 671, 3(). äva.yoiyai öe y.ai dvay.Qiöütg
xal Trkijd-ovg vnegßoki] ■xai uiviujv xai vemv Tiavrj-
yvQEWQ y.ai ktutvog xai dyogdg ecttiv syxujf^iiov, ov
noKElog. Das Wort dvaxgiffEig hat von jeher den
Erklärern viel Noth gemacht. Casaubonns wusste
jNirhts vorzuschlagen; Reiske wollte ävayujyai ÖE xai
y.araycjyai y.a.i emrjxukj-ta.ra. y.al dvay.QioEig oder
ohne andere Aenderunj; dvaioEöEtg ,,importatio mercium
et oncruin in naves." Geel und Hr. E. verfielen auf «i'o:-
y.QOVöElQ , gaben es aber wieder auf, weil diess Wort
zwar ein seemännisches sei, aber nicht das bedeute, was
der Sinn hier erfordert: „das Landen." Geel suchte
dann <lie Vnigaia durch folgende Erklärung zu schützen:
,,sit igitur {dvayujyil) locus, quo naves in portns inte-
riorem partem altius ävd.yovTa.l ; dvaXQluig autem , nbi
navium onera deposita a mercatoribus explorantur, o.va.-
Xgivovrai.^^, die aber Hr. E. S. ofil mit Recht zurück-
gewiesen hat. Er selbst glaubt nun, dass für y.ai ava-
XoioEtg: y.ai xardg<JEig zu schreiben sei. Ein solcher
Vorschlag bedarf in der That keiner VV'iderlegung; es
springt in die Auj^en, dass diess vollendete Willkür ist,
und den Text nicht verbessern, sondern verfälschen heisst.
Das Wahre scheint dem Unterz, nahe genug zu liegen.
Es ist dvagüvfTSlc. zn lesen , eiu an sich seltenes und
hier in noch seltenerer Bedeutung gebrauchtes AVort.
AvctQUVElV (nach ilem Homerischen vfjO. LUV Ol ye f^iE-
kaivav ETC l'jTl'E!gnio Sgvooav II. T. 484.) ist dasselbe,
was im gewohnlichen Sprachgebrauche dvsk/.l'Oai njV
vavv Pollux. 1. 9. p. 29, 4- VII. :J3. p. 371, 19. Seb.
Ilemsterh. zu Lucian. Contempl. 23. p. 408. Vol. III.
Schrader zu ftlusaeus 298. p. 98. Sturz. Lex. Xenoph. I.
p. 2^1. önil dva.Olld.v Bergler zu Alciphr. I. |. p. II.
D'Orvill. zu Charit, p. 3(il; der Unterz. beruft sich für
die Richtigkeit des Wortes und seiner Erklärung auf
JVlaximus Turins Diss. XIX. 4. p. 3fi4. edEaOUJ VEiSv
igixTEig EX ihtkd-vTijg ävv) xai kido}v dyuiyag vtieq-
(pvuiv xa-vd iiEyEdog, TiavrodaTrotg skr/itoig xai dva-
OToocfai^ 6gyä.vu)v, v)v txaaxov Troot; ro TtkijOiov
rr/v ^LOj^nji' {grj.iijv Mark!.) vEtftaiAti'i]V etecjov £^
ETEoov öia.^Eyoiievov rijv d.yu)yijVi xivel ro nav ;
das hier sich findende Wort E(Jl'o£ig ist so wenig von
Passow aiifi;e/eichnet , als diakxiOig, was beim Scho-
1197 1198
liaston des Thncyd. VII. '25. p. 562 Bip. iiml bei Saiilas lieinerkt Marklanil : Vain liaec non esse Graera. Sensns
r. uh'il'uv stell*. Was i'iber toVOl^ uim\ diduöratQ etwsi non alins csso pnfesf , quam quem cxpresRit tnlerprcs:
im Thcs. Stepli, bemerkt sein mag, ist ileni Unterz. un- ,,<liii liret infnlices jmüceiitnr ab aliis, spontc hoc et non
bekannt, ila ibni bloss «■ereinzeUe Hefte desselben zur ijjn.iri faciiint", scd iyaj kaiiih'.vo} roiTO pro „cjjo
Eiijsielif zu Gi'hole stehen. Die Stelle des IMaxiuins hat ijjnoro hoc" auribus graecis, opinor, i(fno<um est. Scri-
der üiiterz. ansfiihtlich fjej;eben, weil aus ihr der Uiiter- psisse pntuit Ol'/. UV t.ai^uxrl TO/oriT^i >el toi-tO de
geliie<l des blossen Landens und des (h'sKy.fClv ersieht- (i.rzoi'C, Ol'/. O.v fo.doi; sed sine coiliiilins inanes snnt
lieh ist, ein Unterschied, an den Peerlkamp zu Horaz ornnes in hune. loeum conjeetiuae." AVeil aber die von
I- 4, 2. p. 28. nicht geilacht, als er im Verse „trahunfqne IVlarklaod gebilligte üebersetzniip: (die aluo keineswegs
giccas maehinae carinas" siccas als ein langniduni epitheton lont Herausgeber der Pariser Ausgabe herrührt, wie Hr.
tadelte ; sicca navis ist die raii? d/«t/^(';^W(i^r Poll. p. 3715 E. angibt) gegen den Zusammeiilian"^ ist, einendirt Hr. E.
18, quae subdncta ail aerem et ventum sicca facta fnerat" S. 'J'JH folgenderinassen : of/T'''i)('l CV TIZ ToTt <^. OV^
Hemsterh. a. a. O. üio bezeichnet mithin eine solche y.dv Xdth:j(Jl. In dieser Einendation sollen und xi ollen
Localitftt, »ie die ist, deren IMinucins im Octapius III, wir auch, als hatten "ir noch gar keine Erfahrungen
p- 2ß f. gedenkt: ,,cuhi ad icl loci lontum est, ubi snb- gemacht, nie in einem .Spiegel sehen: ,,welchrii Weg
«luctae naiicnlae substratis rohorihus a terrena labe su- Hr. E. überall einschlagt, um zu evidenten Enieiidatio-
»pensae quiescebant." Bedenkt man nun ausserdem, dass nen zu gelanfren." Wegen der vom Unterz. in Hcziehung
Dio jedenfalls ein Compositum mit y.a.Tci gegehen haben auf Dio an der Kritik des Hrn. E. gemachten Ansstel-
würde , wenn er das .Auslaufen und das Anlanden hätte lungen, nicht ans freiem Antriebe bemerkt Hr. E. zn
bezeichnen wollen, dass es aber zu dem von ihm eut- seiner Emcndation Folgendes : die Veränderung (des TofrÖ
worfenen Bilde einer äusserst belebten See- und Han- ös 0l< in roi' dioic) ist nicht eben gross, aber es wäre
delsstadt ungleich besser passt , auf die Menge der an- nicht i'ibel , wenn man sie diplomatisch nocl> mehr be-
langenden und der bereits auf da« Land gezogenen Schiffe griindeu könnte. AVas zuerst das Ausfallen des 5 betrifft,
hinzuweisen, als zugleich der abgehenden Eriiähnung zu so sehen sich S und A in der Uncialsrhnft ziemlich
thun: so durfte man wohl geneigt sein, dvciyviyai in ähnlich. Es konnte also ein .Schreiber leiclit das eine
einem ganz anderen Siune zu nehmen, als es bisher mit wegen lies anderen übersehen. loVTO nnd 1 of' sind oft
Ausnahme von Geel geschehen ist. Freilich ist OFcyw/;; ver» echselt ; — die Ver» echselung des TOf mit TOVTO
in der Regel ö TUiv VEuiv S/.-JTkovg Suid. Bos. Exercitt. mag unter hun<lertmalcii einmal lorkonimen." Hier liegt
Phil, in N. F. p. 87. Wesseling. zu Hierocl. Sjnecd. ein schon oben gerügter, ans Flüchtigkeit entstanilener ,
p. 729; dass ärdySCV jedoch auch vom Einlaufen und Irrthum zu Grunde. Wer da »eiss, »ie toito gesclirie-
Binbringen der Schiffe gesagt werden kann, lasst sich von ben wird, versteht es leicht, warum TOV so oft da steht,
dvd nnd dem sonstigen Gebrauche des dväyeiv und von wo rovzo stehen sollte, z. B. in' den Stellen bei Walz,
«ler Sache selbst schon abnehmen; und dass es wirklich Alexand. TlCQl OJV^l, p. 430; bei Dio '■ p- fiCJi 30- hat
gesagt worden ist, weist der Unterz. aus (Hesvrhios nach Paris. C. ToiJ, wahrend die übrigen Bücher roiro geben;
dvayioyv' ö ex rfj; 'El.Kdöo.; et'g xijv Tnoiav dno- ebenso ist to oft für rorro geschrieben D'Orvill. Charit.
TC/oVQ y.o.i ö iy. pavordt^iioi' i-Kt Xi]v Ef^Kuda und p. .5'Hi u. a. -, das Wesen der Verwechselung v<m roi'
aus) Demosthenes bei .Stephan. Bvz. v. '//p«(0! p. 134, 4. und rovTO ist also Hrn. E. unbekannt; sonst würde er
titilUvry öi y.ai OV ßl'tfoq iOTt &a\d.Gai^Q,' 'Evi}a re gesehen haben, dass er vielmehr diess zn beweisen hatte,
vf/UQ dvijyov üioftevoi fjxErrac Eivai .ivrocfvoic ÖQiioio. dass auch ioTto für tov fälschlich gesagt «orden ist.
Und hiermit gcinnt der Unterz. selbst seinem kritischen Doch diess Bedenken «ird bei Hrn. E. kein tiiewicht
Kreuzer in Beziehung auf Uio für jetzt die dvuyuiyi] haben; er sagt ja sogleich selbst: ,,aber nicht desshalb
y.ai dvdnovaig. Er kann jedoch nicht umhin, mit («eil die Verancictung leicht ist), sondern weil der Zn-
einigcn Worten bei dam Schriftsteller zu verweilen , dem samnienhang es «erlangt, ist die Emendafion plausibel."
er eine, wie ihm scheint, richtige Hirklarung der Stelle Der Zusammenhang ist nun nach Hrn. E. dieser: ,,Es
des Dio zu verdanken hat, bei i\Iaxinius Tyrius. Um ist die Bede von den falschen Wegen, welche die Hlen-
nHmlich einigen Ersatz dafür zu bieten, dass er diesesmal scheu einschlagen, um zur Glückseligkeit zu gelangen;
für 'Dio (litrch neue (Erklärungen und) Verbcssernngeu die zuletzt (ienannlen sind ciiejenigeii , welche durch
hiebt gesorgt hat, und um im Voraus, ehe er an dio ^'erbrechen dem (ilücke narlitrarhten; x/k')('J'('J'V/c ()c)Ot 5
Sache geht, seiner Auctorität eine neue Stütze unterzu- yc./ ocpat.Sfjaq Ol TloAkui lovxEZ in ai'T(i)Vrwv y'>r-
schieben, gibt Hr. Dr. E. als TodötD'xov TrXcvysi eine iiviijv y.cu iiiiv fiuo(i&ov)V.^'' Wer, als Hr. E. , kann
Einendation einer Stelle des Alaximus Tyrius, nnd nennt diess für richtig oder nur (ür irgencinie erträglich haltenl
sie beifallswürdig, evident, spricht mit grossem Selbst- Die meisten Menschen oder das gewdhnlii he Volk — der
gefallen von einem Treffer, den er gehabt, nnd lächelt grCisste Theil der menschlichen Gesellschaft — ^' sind also
dabei (S. vv>3 f.) auf die palaographische Minutienkra- »rbrecher, nnd solche, die noch etwas Grosseres nnd
mcrei (der Ausdruck wird wohl nach Hrn. E. 's Sinn sein) Schlimmeres, als Ehelirnch und Baub versrbuldenl Der
herab. Die Stelle des Maximus ist folgende: Unterz. liaite nicht geglaubt, da.ss er es einmal nöthip
Maxim. Tyr. Diss. XXXV. 3. p. 413. Xtvdvvojösiq haben würde, den Unterschied von rro/.ÄO( und 0/ rro/ Aot
döol'i X(d oqiC.Xlodi; 01 nokKoi luVrSi; tlt aVIOjV TVJV auch nur zu bcnihren ; Hr. E. «ird es diesesmal selbst
y.QtJjAVUjv ydi Tujv (jaoä9rjii)V Oi'i; oi/zsloat uv t/;- nicht für ein iiiiiicithiges Citat halten, Henn er ihn auf
"VUVTO dt OVX dv kddviCt. Leber die letzten Worte Ileitz zu Lucian. Alex. (j. p. 394. ^'ol. V. und VVjttenU
1199
1200
zu Plutnrch. <Ip Reci. Stuil. Rat. p. 43- F. Aniniadv»'.
p. 37 7 »iTweisl. Solilieii Gcilaiiki-ii kann iVIaximiis iiir.ht
aU8£6:ii>rnclii-ii hnbcii , null hat iliii auch nicht atis^cspro-
cbeii. üicss zu «■rivciseii , brniicht «li-r Uiitcrz. bloss ilio
ganio Stell«» herzusetzen: sa f.nu xuvq tJaoil-eig xai
rol'i öi'füoTn^- r« öij^oiiy.a oi'X ö(>«S; t^ls" 7r«S
ävtjo :ravra-j(ol>ev STii ravta ^st; 6 j^iev y;;? änrü-
fxsvo^., ö dt -Ji6()i itc/karrav TcoayiiaTevufisvo^, 6 de
Tte^l -Kokeuovq da/okoii/jsvog, 6 dt Tcegi koyocc, oxo-
Kijv äycov , 6 de yä^iov Kaußüvun' , ü de Tiaida^
XQtcpMV, 6 dt krjareinov, ö de vßgiCuiv, 6 de diugo-
öoy.ajv , ö de fioixii'cjv , 6 de /Jioitucfo^üjv; yuvdv-
vuidsiq ödoi'i; xai ocpakegcti; oi -Trukkul lövie'; en'
eiVT(Jji> Tiov y.Qljuviuv xai tujv ßa.oa9oujv oi'i oi-
Ureioat dv rig' toPto de ovx av kaduioi. xai ouzoi
fxei> arioL'daoTixoi Tivei, roig ßi.oig- to de doyov xai
dki'ov TOvTo iihjSoc:, aga xa\ toSto ■jiQOi'jxa.zo tijv
Tov dyai^oü ik-ntdai oiidaftiug fta zila. Jeder, aus-
ser Hrn. E., wird schon aus der syntaktischen Gestalt des
Satzes y.ivdvi/ojäeiQ ödovQ (welche Worte sich nicht
bloss auf die krjOteuovTai; , sondern auch auf die Krie-
ger und Schiller beziehen) — ßaf>a&gujD ersehen, dass
Alaxinius mit diesen Worten das Resultat aus den vorher
ougeffihrten IJeispiden , keineswegs aber ein neues Bei-
Bpiel gibt, dass er also im Wesentlichen denselben Ge-
danken ausspricht, den Hr. E. bei Dio I. p. 66, 19.
gelesen haben wird: ij de ereoa (näoilich die äy.QU Tv-
tfuivoz) ix^t icfudov azevriv t£ xai ay.oKidv xai ßiaiov
ttis Tovii TikeloTovq ■jieLQioidvovc, aün]^ oi'xea-^at xaru
T(öv XQijfjivüiv xai rov gecfiatoc; üte oif^ai ■naga
Siy.nv iuvxai. Beiläufig bemerkt der Unterz. , dass bei
Dio wegen des vorhergehenden Gegensatzes aacfakiji
x«i nkateia und d/.ivdi'vu)i y.al dTiralaxux; vergl.
0(pakegoi lieg iMaximus vielleicht für ßiaiuv ußißaiov
zu lesen sein mochte; ülier die Verivechselung des ßiaiOC,
und ßeßaio:. fügt er zu den im Thes. Sieph. p. 20(i- D.
aDgefi'ihrten .Stellen lioissonad. Anecd. V. p. 136 "''d zu
Aen. Saz. p. '2\'i\ über die flinzufngung lies a ist das
Nüthige oben erwähnt, vergl. Diudnr. IV. p. 313, 2U-
Btavxa- Palmer. Aßuvia^ ausserdem erinnert sich der
Uuterz. f'f'eßatoi mit oLioi^ljgoc verbunden gelesen zu
haben , kann ai>er die Stellen jetzt nicht angeben. Doch
earitck zu I>laxinius. Lassen wir das ganz unberück-
sichtigt, dass Hr. E. den Sinn "der Stelle nicht gefasst
hat, und sehen wir, zu welcher Verbesserung Hr. E.
gelangt. „Ute letzten Worte «j; }..d9uj(Tl, sagt er, führ-
ten den Unterz. alsbald 2ur Uebcrzeugung, dass der Verf.
folgendes habe sagen wollen: Sie sind zu bedauern, selbst
wenn sie der Entdeckung entgehen." Diess fordert xäv
kaifojOI ; also wurden die Worte falsch abgetlieilt; der
Sitz der Corruptel aber niuss in dem Reste tovto de ov
■ein; und da y.av an das Vorhergehende sich anschliesst,
so wird auch ilie starke Interpunction vor TOVTO entfernt
werden müssen. Nun fragt man aber, wesshalb sind
denn jene Menschen zu l)edauern, auch wenn ihr ^'er-
brechen nicht an den Tag kommt? Die Antwort ist: weil
sie in bestÄiiiüncr Furclit sch>velien. Daher erscheint
d«ni Unterzeichneten folgende Emendation evident: oixrel-
put UV Tli Tur 'Hvt',-, y./a> t.äihuni. Hr. Emp. lässt
also Maximus dicss sagen: Ein grosser (oder vielmehr der
grüsstc) Theil der iVIenschen gelangt zur Glückseligkeit oder
trachtet dem Glücke iiacli ilurch Verbrechen , wegen
welcher sie in beständiger l'"nrclit schweben." Hr. E.
wird selbst einsehen, „dass diess ein Gewebe von Sinn-
losigkeit ist." Hr. E. hat sich wohl ausserdem nicht die
Frage aufgeworfen und beantwortet, wie es bei einem
Verbrecher von Profession mit der Furcht sieht. Und
einen Verbrecher bemitleiden, weil ihm sein Gewissen
keine Kühe lässt — nein , davon kann die Rede nicht
sein; das ist erhört, «lass Einer, dessen Tod vom Volke
mit langem und gerechtem Rufe verlangt wurde, für eben
dieses \'olk von der Stunde an, in welcher über ihn die
Todesstrafe erkannt ist, ein Gegenstand des fllitleidens
wird; und es wurde diese Uinstiinmung doch erst kürzlich
ölTeiitlich scharf gerügt. Ware dem Unterz. die Frage
vorgelegt worden: wesshalb sind denn jene Alenscheii zu
bedauern , auch wenn ihr Verbrechen nicht an den Tag
kommt? er wnrd z. B. geantwortet haben: weil sie eben
das Unglück für Glückseligkeit halten; weil die Erfül-
lung ihres Strebens nicht Glück , sondern gerade das
Gegentheil davon ist, da es auf keiner der Bedingungen
des wahren Glückes beruhet; man kann Einen um den
Genuss , um das Besitzthum , welches er sich durch eine
verbrecherische That verschallt hat, mag er auch immer-
hin vor der Welt seiner Schlechtigkeit nicht überführt,
und er nicht bestraft werden, nur bedauern, während er
selbst wähnen mag, von <len Menschen beneidet und glück-
lich gepriesen zu werden; also etwa oiy.Teigui av T«s»
Tov axoTtov xav zv^ujai. Doch es mag jetzt diess Alles
ungesagt sein; jene Verbesserung stürzt durch sich selbst.
OixTtiQai dv zti tou deoug y.av kddtuai „man wird
sie bedauern der Furcht wegen, auch wenn sie verbor-
gen bleiben." Wegen welcher Furcht? EVlaximus bat
vorher von Furcht in irgend einer Beziehung auch nicht
die geringste Andeutuug gegeben , und er soll nun das
einfache, kahle tov deoi'i verstanden wissen wollen von
der Furcht, die keinen Ucbelthäter je verlasst? Hr. E.
übersetzt selbst: „sie sind zu bedauern, weil sie in be-
ständiger Furcht schweben" ; hat er denn nicht einge-
sehen , dass der Schriftsteller diess hätte sagen müssen T
Aber es gibt bei ihm kein ,, beständig" (oder meint Hr,
Dr. E., dass wegen des de das dei ausgefallen sei, wie
etwa bei Dio Orat. LXXV. p. 406, 7. statt drcevdvveiv
dei aus einem Paris. Codex direvdvvElv del Sei «U
schreiben ist Boissonad. zu Philostr. Epist. 4ö- p. 130?),
keinen so unumgänglich nothweodigen Zusatz, wie dieser
ist: „wegen der Furcht, welche jene haben, oder viel-
mehr wegen der Furcht, welche jene haben müssen."
Hr. E. wird wissen, wann das einfache 6 TCaTljQ durch
„ihr Vater" übersetzt werden kann; dann wird er sich
auch sagen , dass er hier wenigstens hätte emendiren
müssen: ovi; oiXTeigac dv Ti? rov deov^, de' ov laat,
y.av kd&(0(Tt. Plato bat das, was Hr. E. in die Worte
des 3Iaximu9 hineinlegt, so ausgedrückt Pol. IX. p. 579 £.
(fößov ye/AUjv did navroi; rov ßlov, wobei nicht zu
übersehen, dass er sich des Wortes (pößoi;, sowie Ae-
schylos iu der nachher zu besprechenden Stelle, bedient.
Es gibt auch einen Vers des Epicharmos: evi^a deoi, g>
tvTavüa xai a/Su)i, um And»res zu übergehen, was W
Prodikos gut heisseu würde. Mit einem Worte : die Emen-
1201 1202
dation des Hrn. E. ist im Ganzen nnil Im Kinzelnen be- eine /iini Aeeclivlos. Sie ist mit uenigen Worten ab-
Iraclitet evident falsrii. Der Unferz. gplaM^te olslialil zu getliaii.
folgender Ansieht: Der Solöeismus In den Worten xoinu Aeschyl. Afiam. \12- oräCft Ö' iv &' ^ vTtViJ} -kqo
<5t' ot'y. li-V kcAhr/Ol nml srlion der blosse Conjniirdi- )m.-
&'jjOr und der Begriff des oi'/.Ttioilv — Mensehen em-
v.vtjbici.z. I iivrninifUDv Tvovoq- xut Trag' ä \ /.ovraq
l/ite nairfooviiv. „Hier mnss etwas f.ilsrh sein, beginnt
Hr. E. , da ilie Partikel Tfc an jnier Stelle iiiilit zu er-
pfinden bei dem Unglück eines Andern IVIllleid, beim
Gliirke IMitfrenile oiler Neid — zeigt, dass y.dv zu klaren ist" (Blomfield hat sie erklarli. h gefiinilen ; aber
verbinden und eine Art Oxymoron, wie etwa jenes et'- Hr. E. hat seiner Eniendation zu Liebe da» Koninja nach
datuovdiv ^VOll'ySl, zu snrlien sei. Alles diess und novo-;, »as Blomfield gibt, in ein Colon i er» .inilnlt).
die bekannte Constrnrtion des i)i/[Fiofiv («. IMarkland. ,, Abgesehen lon dieser granim.itisolien Scliivleri^kel«, (alirt
zu IMaxim. Tyr. XVII, 2. p. Mi- Elmsley zu Eurip. er fort, erregt der Sinn ein Bedenken. Warum soll die
Med. 1202. p.' 2(11) weiset anf das Deutli. hste darauf Erinnerung der Leiilen gerade im Traume vor die Seel6
hin, dass in den Buchstaben top öf OV der Artikel tuv treten? Wer den Kummer aus Erfahrung kennt, der
und ein sich auf ov endigendes Snbstantivum enthalten weiss, dass er des Schlafes Feind ist, ilass er in sehlaf-
sein müsse. Wenn nun der llnterz. statt TO } fOj losen Nachten die Seele am meisten quält [das Uichfifje
schreibt TO VY ÜOA, so wiril diess sch»prllch Einer hieran ist wenigstens schief ausgedruckt]. Liiterz. glaubt
für eine grosse Aenderiiog, sondern nur für die einfache daher, dass Aeschylos «i'i»' VTIIOV geschrieben habe niit
Berichtigung zweier häufig falsch gelesener Buclistaben einer ähnlichen Wendung, wie vs. 14. (fOi^oi yo.o uvD
achten; toFto hat z. B. Bast, Gregor. Corinth. p. bll. iTCrov 71 a n na vrf.Tti.'-'- Hr. E. hat wieder den Zusam-
iin Lex. SG. in tÖ inio verbessern müssen, und der Aus- menhang iler Stelle nicht gefasst: ilas avi}' r.ivoc selbst
Spruch D'Orvilles zu Charit, p. 3(iO: „faciliiis f) ablt in ist so prosaisch, dass auch der nüchternste Abschreiber
X, quam contra" beilarf gar sehr der Beschränkung, vgl. es nicht verdorben haben würde. Der Unterz. beschränkt
nur Triller. Obss. IV, 7. p. 336 sq. Wyttenbach. Epist. sich darauf, Hrn. E. die Ansicht eines Gelehrten mitzu-
Crit. p. .59 und was Dio angeht Relske zu Orat. XVJII. thellen, dessen Namen hier Nichts zur Sache thut, so
p. 473. not. 2. Wer aber wird nun Bedenken tragen hellen Klang er hat. Diese Ansicht, mit welcher der
(wenn anders er es nicht ebenso gut, wie <ler Unterz., Unterz. vüllig einverstanden ist, ist In folgenilen \Vorten
schon vor der paläographlschen Eiitwickelnng eingesehen enthalten: ,,l)er Dichter meint: dass das Be» iissiseln iler
hat, TOi'TO dt rjv , TO i Yll O^tE () i (in die Ver- Schuld den IVIenschen auch im Schlafe peinige; tropfeu-
derbung eines Wortes zu halten, welches an sich nicht weise tritt an's Herz im Schlafe die Schuld. Damit ist
gelten, aber den Abschreibern doch nicht eben geläufig verbunden das y.oX Tiao' ä/.uvTaQ und zwar so, dass
war, nämlich für die Verderbung von tuv inroi'kov? dieses a/.ovxac, dem iv vnvti) entspricht, und Nichts we-
„Sowohl weil der Zusammenhang es verlangt, als auch niger, als Etwas wie ,, beim Wailien", als dem tj; i' ittvvj
wegen der diplomatischen Probabilität hält Unterz. die entsprechend, verlangt wird." Diess Letzte reicht für den
Emendation (eben Hrn. Dr. E.'s Coiijectur gegenüber) Zweck des Unterz. jetzt aus, und er erklärt ilie ^ ulgata
für plausibel." Tu v^roikov ist wie tu d'ttyilvt'iv, tu nicht bloss für richtiger, sondern auch für viel schöner.
vyiElvuv in andern Stellen des IMaxliniis Tyrios (s. Mark- Zur thellweisen \'erglelcliniig eignet sich eine Stelle des
land zu Diss. IIJ, 3. p. 32) und sonst (Walz, zu Mcol. Dio Orat. ^'1. p. Ml, 34., von welcher Wyttenbach zu
Progymn. p. 320 fgl.) gesagt; das Wort hinreichend durch Plufarrh, p. 1(1(1 F. Animadvv. p. (i.S.S. Mit SelbsHer-
Wyttenbach zu Plutarch. de Rect. Auil. Hat. p. 44 A. trauen schllesst Hr. E. : „Hier gibt die Bnchstabenver-
Animadw. p. 37S unil Praer. Sanit. Tuend, p. !37 C. tanschung des Hrn. Veif. keine Ausbeute [vielleicht die,
p. 8l)7 bekannt. Die l'ßgii^uVTeq , krjoret'uucei; , Sui- dass Hrn. E.'s Coiijectur falsch ist], t und a, ui> und
()OÖuxoivTS<;, fiui-isi'UDrei, sagt IVJaximus, wandeln auf in gleichen sich wenig. Erwägt man aber, dass, war «
gefahrvollen Wegen, und sind, auch wenn sie ungestraft einmal von £ vcrdrängl , die Abtrennung lies i^ und ilie
bleiben (um diese Worte ganz, wie Hr. E. , zu verstc- Vcrwaiidlnng des <ienili>s in den Dativ eine fast notli-
hen) und den Preis ihrer Schlechtigkeit geniessen, ohne «endige Folge war, so wird man trotz aller Diplomatik
dass sie vor der Welt als schlechte .^lenschen dastehen, jene Einend.ition billigen." So etwas kann in iler Tliat
vuoojdtli ävitgo}71l)! y.al ITIUIAOI Plutarch. de And. nur Hr. K hinter einander schreiben; denn was sollen
Font. 3. p. (iU, ihre 'lOVIjoUi ist OiOTIlo Tl vöoi'iin solche Worte: „« und £ gleichen sich wonig; erw.'igt man
imovlov V.(V yuy.cnJ^c: Gregor. Naziaiiz. Orat. IV. aber, dass, war (r. einmal von f: verilrangt ii. s. w." ?
p. 124 B. Die Idee, die dieser Sprechweise zu Grunde Kennt Hr. K. mit einem Alale die Bedeutung des W iirt-
liegt, ist eine Platonische und von denen beleuchtet, die eben „wenn" nicht? tilaubt Hr. E. , dass man ihm oliiie
Heindorf zum Gorg. p. ,524 E. p. 2.)(l anführt, iiozii Weiteres anf seine Anforderniij; glaubt? Der Unterz.
ausser Spanheim and Hensinger zu Julian, (/'aes. p. 5,j. hält es nach so vielen, durchaus vollständigen fes ist
h(y sq. Bos zur Epist. ad Ephes. V, 2t). p. 1^7 sq. und Mehls übergangen von dem, «as Hr. Dr. B. in Bezie-
Elsner zu I. ad Tinioth. IV, ,'. p. •; )S. Wyttenbach zu hnog auf die obigen Stellen des Dio geäussert) Nach-
Eunap. p. KiO und Boissonade Anecd. III. p. | ! ,5 koin- »eisiin{;en »eder für nülliig, noch hat er Lust, auf das
men. Ausserdem verlangt iler Sprachgebrauch «ohl für Ralsonneinent lies Hrn. E. S. 221 fgl. einzugehen, und
yafjvm kuiifjdvwv- yäiauv t.o.iifjavoiisvoi. bemerkt bloss, dass wenn Hr. E. erklärt: dass kein ver-
Zu gleichem Zwecke, wl« die ,, evidente Emendation stänillger (Mensch ein IMittel, die Wahrheit zu limlen
des iMaximus" gibt Herr Dr. Emperius S. 224 noch (er meint die Diplomatik), verschmähen «ird, dessen
/Ceilichr. I il. .liLLiihuimw °'J
1203
1204
uian ohne «fhr groMe Mühe hahbaft wenteii könne", er
eben ilurch ilie le(/.trn Worte ziemlich dircrt (sonst ihut
er e» iiaufii^ g'""? imiifect) <las liekenntniss abloj^t, (lass
er ron iler Palaographic noch sehr unvollLoniniene IJe-
grill'c hat, und zu der Annahme berechtigt, dass er kiinf-
lig recht ,,>er8tandi(;" »erfahren und llei>isig zu Boisso-
nade und Walz [lUiterz. thut es unaufgefonlert] in die
Schule geht, uui durcli sie dann zu weiteren Forschun-
gen geleitet lind gekräftigt zu werden. Dann und wenn
zugleich 11 r. E. sich für eine Auctorität zu halten und
seine Kritik der Liebe zu entbehren aufhört , »h-il
er iler Wissenschaft vollkommener das sein, was er ihr
sein kann. Denn Liebe (sie mag sich immerhin einer
scharfen Sprache bedienen), Liebe — so haben uns
eben jetzt gewichtige Stimmen zugerufen — soll und
muss das GrniMl|irinci|) aller Kritik sein, weil Nichts so
scharfsichtig macht, als diese. Dass diess Ilr. E. aber
«reder in Beziehung auf Uio, noch auf die (für Hrn. E.
allerdings meist zu kurz gefassten) Bemerkungen des
Unterz. gewesen ist, ilaron meint Unterz. im Obigen zur
Genüge Beweise gegeben zu haben. Sollte derselbe in
den behandelten Stellen, wenn nicht selbst das Richtige
gesehen, doch <lurch allseitige Darlegung seiner An-
sichten zur Auffindung des Wahren sichere llülfsuiittcl
an die Hand gegeben haben, soll es ihn freuen; diess
aber glaubt er mit Zuversicht annehmen zu kiinnen, dass
die wunile Stelle, das i'uot'kuv der Conjecturalkritik,
wie sie jetzt nicht selten geübt wird, immer mehr er-
kannt und schärfer in's Auge gefasst und seinen redlichen
Bemühungen Kcnntnissnahine und somit eine gewisse An-
erkennung weder jetzt, noch künftig tersagt werden wird.
Er mag wohl mit Recht auf folgende Worte des zum
Schutze und Wohle der alten Classiker erlassenen Sena-
tnsconsultes aufmerksam machen: „Correctores hoc difli-
cillinio (vgl. Epist. Grit. p. II) rei litterariae tempore
atibiles nocessariosquc esse. Si quis e libri» bonis fidis-
que (vel ex eorum restigiis) correxerit , laudi scmper esse;
si quis e conjecturis noxae. Nisi eae clarae , liquidae,
ccrtac sint. — Si quis (correcfor) auibiguae raletuilini»
erit, enm ad tempus relegari in Atlantidem insulam, ubi
memuraiitur somiiia non videri." Auf dieses Consult darf
der Unterz. sich beziehen, wenn gleich er selbst einmal
(als er die Thebana Paradoxa schrieb) gegen einen an-
ilern Paragraphen desselben gefehlt hat: senatui placere,
nti lex annaria (anf welche Hr. E. viel zu geben scheint)
servetur : neu quis minor XXV annis correcturain petere,
gerere possit ; jetzt hat er das Alter. Diess sei in der
Kürze in Bezielinng darauf i>eiiiprkt, dass Andeutungen
über des Unterz. Aller gefallen sinil. Er hat nun ein-
mal nicht umhin gekonnt, im didaktischen Tone zu spre-
chen, uml wird es sich, um es mit Einem W^)rle zu sa-
gen, zum Verdienste anrechnen, wenn er darauf ein-
wirkte, dass Hr. Dr. Emperius bei si-iner Ausgabe des
Dio , auf »eiche mit Vielen auch der Unterz. hollt , etwa
Kavser's Arbeiten zum Philostratos sich zum Vorbild neh-
men wollte.
Als Ergänzung zu Epist. Crit. p. XL und ,\X1L müge
noch Folgendes dienen. Eurin. tjacch. 3/9 ■"■'l.
Jy.oiiiav jTOT/ Tuu Kiiiijov
Iva ^eXil(f(Jovt(; ve^ov-
nä(fov y, üv iy.aTooTOiioi
fja(>ßa()oi> Tiuru/uoi' ^uut
Y.affuiCuiaiv dvofifiQui.
Hr. E. , der sich nicht berufen gefühlt hat, über den
Inhalt der Epistula zu iirtheilen , «velcher sich nicht auf
Dio bezieht, hat es doch ^>. 23 i nicht unterlassen, die
vom Unterz. ron S. XXVII an zu obiger Stelle des Eu-
ripides gegebenen Erläuterungen und Verbesserungen (oben-
hin und unvollständig) anzuführen, und ohne selbst eine
Ansicht zu haben, folgende Worte niederzuschreiben:
„Der Verf. sagt bloss ty.ucuaiouui lasse sich leicht und
evident emendiren, doch bedürfe die Sache einer weit-
läiiftigen Auseinandersetzung, wozu es ihm jetzt an Zeit
gebreche. Unterz. glaubt, dass wenn dem Hrn. Verf.
das Wahre bekannt war, ein paar Worte genügt hätten;
denn nicht die Wahrheit, sondern die Lüge bedarf der
Umschweife. Da Hr. Dr. U. nicht Zeit und Platz finden
konnte, seine Ansicht über alle Schwierigkeiten der Stelle
mitzutheilen , so wäre es ziveckmässiger gewesen , dieses
Bruchstück noch zurückzuhalten. Denn in dieser Unter-
suchung hängt Alles genau zusammen, und ist nicht Alles
erklärt, so ist Nichts erklärt. Recens. vermuthet aber,
dass der Hr. \'erf. nicht auf dem rechten AVege ist."
Hr. Dr. E. hat auch hier viel zu rasch geschrieben, als
dass er wissen sollte, was er geschrieben hat. Dess-
lialb sind die Worte noch einmal hergesetzt; vielleicht
dass ihm bei der neuen Lesung klar wird, was er eigent-
lich gesagt hat. Offenbar haben ,, hierbei Temperament,
Erziehung und Umgebungen" mitgesprochen. Der Unterz.
hat es auch jetzt nur mit dem Gelehrten Emp. zu thun;
ein Jeder wird es erklärlich finden, wenn der Unterz.
es verschmäht, hieraus mit dem Aleuschen Bekanntschaft
zu machen. Dem Gelehrten aber erülTnet er, dass seine
Conjcctur ebenso unnütz, als falsch ist; unnütz und falsch,
weil aus dem Proömium und dem Schlüsse der Epist.
Crit., wo ilie speciellsten Angaben stehen, der Gang,
welcher der Epistola »orgezeichnet war, ersichtlich ist,
und daraus mit leichter fllühc entiioinineu werden kann,
tvie das: hie repente praeter speni jubeor finein facere
zu verstehen sei. Hr. E. freilich übersetzt, wie TO deo^
durch ,, immerwährende Furcht, ilie ich habe", so jubeor
(fineiii facere) durch ,,es gebricht mir an Zeit und Raum"
mit der kleinen Ellipse von leniporis mei ac loci angu-
stiis. Der jubens war in diesem Falle iler typotheta,
von ilesseit jVoth und Weigerung, auch nur noch einen
halben Bogen der bereits in seinen Händen befindlichen
Epistola zu driu'ken, vtenn das Programm auch noch die
Schiiliiaclirichten umfassen sollte, der Unterz. eine lange
Geschichte erzählen würde, wenn er nicht dadurch in
den Verdacht kommen könnte, als setze er bei Hrn. E.
ein grösseres Interesse für ilie Geschichte des Druckes
der Epistola, als für den Inhalt ilerselben voraus. Uebri-
gens ist es sehr bezeichnend für Hin. E., ilass er es für
möglich hält, ila.«s Einer einer Cuiijectur wegen grossartig
lugt. Welches Gewicht legt wohl Hr. E. auf eine Con-
jectur, auf — eine — Coiijectur! Jidayavuv öt V.al
ni/.uov y.al y.a/.uijOe' uidtv riiiv ijiujv oröe TMtsi-
j'Ui: Nach solchen Erfahrungen, wie der Unterz. jetzt
IW5
1206
^einaclii hat, sieht er erst recht ein, wie »ohl er daran
^ethan hat, seine Emenilation nicht in der ron Hrn. E.
»orge»chla(;eneii Weise zu gehen. Hr. K. »ersichert zwar
„wenn dem Lnlerz. das Wahre beUaiint gewesen wäre,
hätten ein paar Worte geni'igt", alier der Uiiterz. ist nach
den obigen Darlegungen berechtigt, diess wenigstens für
die Person des Hrn. Dr. E. durchaus in Abrede zu stellen.
Die Enienilation , ron der Epist. p. XXXIII gesagt war
„emenilatio qiiamvis sit facilis et perspicua, lonj^iorem
tarnen orationem et ijuendam rerborum ambitum dcsiderat,
und welche nun seit längerer Zeit nicht ganz unbekannt
ist, besteht darin, dass fiir au iyaTOOTU/JOl geschrie-
ben wir<l d/.a iiarucTT OH o l. Weiss Hr. E. ohne Wei-
teres, warum diess eine leichte Emendatiun ist? weiss
Hr. E. , warum sie nothnendig ist? weiss Hr. E., warum
sie für richtig gelten kann , obschou d'/.UllUlOuxOfAO^
in keinem Lexikon steht? weiss Hr. E. , wie sich d'/.OL-
fiaiUOTOllOC und üvoiitjQDt zu einander verhalten ? weiss
Hr. E. (in Engel's Cyprus steht es noch nicht), dass der
Fluss eigentlich heutzutage noch dy.auaroaTOUOi; ge-
nannt wird? weiss Hr. E. , dass hierbei ein Fragment
eines griechischen Lyrikers und noch andere Stellen zur
Besprechung kommen?
Indem der Unterz. bemerkt, dass die angeregten
Puncte in einer iiber einen römischen Dichter bei erster
Mussezeit zu veröffentlichenden Schrift ihre Erledigung fin-
den werden, erwähnt er noch, dass au einer späteren
Stelle der Epist. gezeigt »ar, dass bei Euripides v. 3^)1
'Ev.Bl XägtiEZ, iy.et de [169 oi zu lesen sei. lu
derselben Weise war auch die Stelle des Horaz, welche
ron S. XI an weitläuftig behandelt und gegen Bentley
geschlitzt ist, verbessert.
Horat. Carni. I. lö, 7-
Non Dindjuiene, non adjtis quatit
Mentem sacerdotum incola Pythius,
Non Liber aeque, non acuta
Sic geminant Corjbantes aera,
Tristes ut irae.
Es ist nämlich : tristes ut Irae zu schreiben. Für
irae , worauf schon das folgende „deterret" (quas neque
Noricus deterret ensis) hinweist, genügt es, zu vergleichen
Stat. Theb. II. 287. ,,Luctus et Irae Et Dolor et tota
pressit Disrordia dextra." IV. (i6l. „sunt iliic Ira Furor-
que Et ftletns." VH. 4S. ,,priinis salit Impetus amens
E foribiis coecuinquc Nefas Iraeque rubentes Exsnngues-
que IVIelus'', und Plutarch. Ainator. XV'III. p. 4(). liotbtc,.
Dadurcli scheint der letzte Zweifel an der Richtigkeit
der in der Epist. p. XII gegebenen Erklärung, das* tri-
stes Prädirat , und in der ebenilascibst erläuterten Be-
deutung zu fassen sei, hinwcgznsrh» inilen. „Trisiis au-
tem non is dicitur, qui iniser est et luctu perditus, sed
hoino acerrimis doloris stiuiulis penitus exacerbatus" ; wie
z. B. die iiiiniine plena sacerdos tristissiiiia vates heisst
Curipp. in Epist. a. ik. O. und dazu noch Catiill. Epithal.
Pel. et Tliet. 126- , wo die ardeiiti rorde furens tristis
genannt »ird. Zu den Stellen über die Kor^banten gibt
der Unterz. nachträglich Arrhian. bei Eustatli. zn Dionys.
Perieg. MJ (. p. 2.')ti, lU- i{alv(jvxii.i ifj Pen y.ci "^ooi
KogvßavTUiv -/.axiyovxa.t. Claudian. iu Eutrop. I. 'J7S.
,,Raura Cleonaeos ad tjmpana disre furnres", auch Theo-
dor. Metoch. LIII. p. 3U4. y.uovliavTiujvTU!;''Joti, und
Lucia». Tragodopo. 3fi. nuonnki'^yti d' d/^rfi (funroon;
KtXaÖuvai Ktji]T\ övdiKj) ISo^ov tvuv Kogitjaviei;
diess um so mehr, als nach der obigen Eiriendation
Nichts mehr nOlhigt, tristes in activem Sinne zu nehuiem
Ausserdem mügen diese Verse den bereits bekannten Stel-
len, wo sich aeque — us findet, beigezählt werden,
wenn gleich dem ut zunächst ein sie voranfgeht. Mit
der folgenden Strophe, zu deren Erklärung Wernsdurf
zn Himer. Orat. XXI. p. 745 beiträgt, geht der Dich-
ter auf die irae (hominuiii) über, und «s hindert Nichts
V. 17. ,,Irae Thycsten stravere" als irae, wie bei Sener.
de Ira I. 2. ,,aspice nobilissimarum civitatuni fundamenta
vix notabilia: has ira dejecit. — Aspice tot ineinoriae
proditos ducrs, mali exeinpla fati: alium ira in cubili suo
coufudit, alium inier Sacra mensae ira percussit" zu ver-
stehen , wie aus Stellen altiT und neuer Dichter bei liois-
sonade zu Plan. Met. p. 3ÜÜ und zu Psell. p. 292 her-
vorgeht.
Friedland. Robert Unner.
108. a. Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen
Meeres. Von Dr. Ludwig Rosa. Erster Band ,
enthaltend Svros, Tenos , Delos , Rhenäa, Naxos,
Paros , los, Thera, Therasia, Anaphe, Kjthno.s ,
Keos , Seriphos, Siphnos, Pholegandros, Sikinos
und .Amorgos. Mit zwei Kupfern. Stuttgart und
Tübingen. Druck und Verlag der J. G. Cotta'-
schen Buchhandlung. 1840. XII und 20S S. 8
b. Reisen und Reiserouten durch Griechenland. Von
Dr. Ludwig Ross. Erster Tlieil: Reisen im Fe-
loponnes. Mit zwei Karten und mehreren Holz-
schnitten und Inschriften. Berl. bei G.Keiuier. Iö41.
XXIV und IUI S. 8.
Die berühmtesten Reisemlen unseres Jahrhunderts,
denen wir unsere Bekanntschaft mit Griechenland ver-
danken, wie Dodwell, W. Gell, Leake u. A., haben
die Inseln des ägäischsn Meeres unberücksichtigt gelassen:
Brönilsted hat nur von der Insel Kens, Fr. Thii'rsch von
Paros eine iVlonograpliie ^egi'licii: die ,Moiiiigrai>liien ein-
geborner Aegäopelagiten , >on Della Rocca liVier .Syrns,
von !\Iarkaky Zallony über Tenos sinil in Deiitschlanil
wenig bekannt gewuiden: so ist es ein fast nnlierülirter
Bilden, auf den wir in der unter ». •■ . giMiaiiuleii Rei-
sebeschreibiing geführt werden. Duselbe biMet ilie zwan-
zigste Lieferung der Reisen- und Liinderbesclireibungen
der älteren und neuesten Zeit, «eiche im ("olta'scheii
Verlag von Dr. Ed. Wiileiinann lind Herin. Ilanlf lier-
an«gegebeii »erden, und gibt schon dadurch zu erkennen,
dass sie nicht bloss für Allerthnnisforsrher , sondern für
gebildete Leser aller Stände besliinint sei: daher »unle
auch die Briefform, worin einzelne Tlieile bereits in Lin-
terlialtungsblättern (Morgenblutt nnd Ausland) eis« liienen
sind, beibehalten, gelehrte und vollständige \'erarbeitnng
l')07 . 120S
«los StofTp» nl>pr fi'ir eine Roilip von rtlonograpliipn , « ie gianil«, in «olclietn Toiirnrfort (im J. 1700) sie gesehen,
«in ilor Verf. Iioroitii ill>er An-tplie niid Sikimis gegeben iiiclit weit vom Ufer. Oic Breite des Rückens, i'ilier die
hat lurlx'li.iKen. Si-hultern jremessen , lelr.'lgt ',','-'(( IMoter. Dieser von den
ti<'licii »ir mit unserem Berirliie von dem Mitfclpuncte Naxiern dem Apollon geweihte Coloss wurde sclion im
der Kvkhiden nn«, so bietet uns die heilige Delos ein Altcrthum nmgestiir/t , als ein von denselben Naxiern da-
trauri^es ISild von der Vergänglichkeit menschlicher Herr- neben errichteter eherner Palmbauni vom Winde eingc-
lirhkrit dar. Die stanze Insel ist ein grosses Triiininer- rissen wurde, und dio Statue mit f.u Hoden riss. Inder
ineer. Die zahlreichen und ausgedehnten llninen sind Mitte der Insel erhebt sich «ler weltberühmte Kvnthos.
durch die seit länger, als einem Jahrtausend geübte Un- Der Berg besteht aus Granit, und an seinem Fusse sieht
sitte der BcMohner der benachbarten Inseln, namentlich man noch jetzt die Brüche, «o die zahlreichen Granit-
von iVUkonos, Svros und Tenos, hier ihr Baumaterial zu säulen, welche man auf der Insel findet, geschnitten w ur-
liolen und zu ihren Bauten den nütliigen Kalk zu bc- den. .Seine Höhe betriigt nicht über vier- bis fünfbun-
reiten, gewaltsam zerstört. .Schon vor Jahrhunderten sind <lert Fuss, so dass er gegen die mächtigen Berge iler
«anze Schill'sladunfjen von J>Iarnior und Säulen nach \'e- umherliegenden Inseln sehr kleinlich dasteht. Seine Ab-
nedig nnil !vonstantiii(>|iel gebracht worden. Nicht einmal hänge sind ganz mit herunteri^estürzten IVlarmorquaifern
ein Palnibaiim ist stehen geblieben, um an <lie Geburts- übersfiet. Auf dem Gipfel finden sich Fundamente und
stalte des FernhiulreUers Apollon und der jagdfroheu Ucberrcsle eines grossen Geb.'iuiies ionischer Ordnung:
Artemis zu erinnern. Das Flüsschen Inopos, dessen man findet noch Capitalc, Gesimse und andere Baustücke.
Steigen und Fallen mit dem des Nils verglichen oder gar Der Unterbau ist aus Granit. Zwei Treppen führten vor
in Verbindung gebradit wird, glaubt Hr. Ross in dem Alters auf den Berg, die eine von der Nord-, die andere
Bette eines Giessbaches zu erkennen, der vom Kynlhos von der Westseite. Von der letzteren vorzüglich finden
her gegen das Theater ausläuft, und dessen jetzt völlig sich noch viele Stufen am Platze. Auf der Westseite ist
trockene Ufer zum Tlieil mit ;Uarmorquaderii eingefasst noch das aus Abbildungen bekannte Steingewölbc , wahr-
sind. Noch völlig kenntlich ist der mit einer niedrigen scheinlich nur eine .Art Eingaiigsthor zu dem heiligen
IMnuer eingcfasste runde See in der Nordhalfte der Insel, Peribolos des Berges Ivynthos.
nordöstlich über dem Tempel des Apollo gelegen, an Rheneia itilet Rhenaea ist weit grösser als Delos, da-
desscn Ufer eine der verschiedenen Sagen den Apollo her es auch heutzutage Gross- Delos genannt wird. Anf
geboren werden liees. Geht man von diesem runden See der Delos gegenüberliegenden .Südliälfte der In^el lag die
quer über die Insel an die Ostknste, Bl\konos gegenüber, Gräberstadt, welche einen ähnlichen Trümmerhaufen dar-
so trifft man die Reste eines ausgeilehnten Gebäudes, das bietet, wie die Stadt der Lebenden auf Delos. Die Grä-
auf einer SSulensteliung Rundbogen von blauem Marmor ber waren hiei , wie die Wohnhäuser auf der Nachbar-
trug, jeder aus Einem Stück. Von den Säulen steht keine iiisel, meistens aus Bruchsteinen von Schiefer und Granit
mehr aufrecht. Unter den Trümmern liegen auch grosse gebaut, halb unter und halb über der Erde. Eine solche
Sitzsfufeii aus blauem Marmor; wahrscheinlich gehörten Grabkammer wird <lurch einen tiang in zwei Hälften ge-
sie zu einem Stailium, welches Hr. R. auf der Nordseite theilt , an welchen zu beiden Seiten ilie Gräber, in Gc-
dieser Ruine, fast unmittelbar an dieselbe stossend, cnf- stalt von vier bis sechs und mehreren langen und schma-
derkte. Nur die rechte (westliche) Seite desselben ist len Cellen, anstossen. Alle Sarkophagdeckel sind nach
an die Anhöhe gelehnt; die östliche oder linke .Seife dem Muster eines Daches gearbcilet , und haben in der
■war ohne Sitze, und hat nur in der Mitte eine künsf- Mitte de« Rückens einen viereckigten Aufsatz, vielleicht
liehe Tribüne von 4.i Schritt Länge, welche drei oder zum Aufsetzen einer Büste. Eine auf Rhenaea, sowie
vier Sitzreihen gehabt haben kann. Es war also ein auf den übrigen südlichen Inseln , auf Paros, Thera, Tho-
OTcidiov /.(li/. ixktvou, wie sich Pausauiag II, 29 1 8. rasia und Aiiaphe gewiihnliche Form von Grabdenkmälern
ausdrückt. Ohne Zweifel war diese ganze Ruinengruppe sind Altare mit Stierköpfeii und Bliinien- und Fruchtge-
eiii Gymnasium: darauf ileutet auch ein hier liegendes hängen, deren scpuh'raler Gebrauch durch die Iiischrif-
Piedestal mit Inschrift, welches die Statue des Königs fen , wo ne noch lesbar sind, ausser allen Zweifel ge-
Jlithridates des Gro.sseii ( /s/'/f rt'rcjp , ^i'rc/);«;) getragen, setzt ist. Uebrigens ist es eine zwar weit verbreitele.
die ihm von dem G viniiasiarchen Dionjsios errichtet wor- aber irrige Annahme, dass Rhenaea bloss Nekropole ge-
den war (C. I. Gr. II. iir. 'Xll'- a.). Die Hauptgebäude wesen sei; denn dass sie auch «on Lebenden bewohnt
der Insel lagen säinmtlich zwischen dem genannten ruii- war, beweisen nicht bloss die Verzeichnisse der Buiides-
deii See und dem Hafen. Hier sind die Trümnierliüiifen genossenlnbute , sondern auch die Sitte, dass die Frauen
vom Tempel des Apollon und von der Stoa Philipp's des von Delos herüberkuinmen mussten , um ihre Niederkunft
Dritten von Makedonien. Die Stiercapiläle , welche zu- abzuwarten (Thuc. I, y. IM, 101. Diod XII, hS.).
erst von den Enjjlänilern in den uneilited Antiquities he- Nftxns besteht fast zur Hälfte aus einem weissen Mar-
kannt treinacht wurden, sind jetzt so sehr verstümmelt, inor, der, wenn auch nicht so berühmt, als der parische,
dass man IMülie bat, die Spuren ehemaliger Sciilptnr dennoch mit demselben fast von gleuhem Korn und glei-
daran zu erk<-mieii. Von der grossen Apollonslafue, wel- eher (iüte ist. Noch liegt in einem Marmorbruche eine
che nach VVhelers und Spoiis ziemlich einstimmigem, aber colossale , aber ganz im Rohen entiiorfene Statue in der-
gicher irrigem Berichte wenige Jahre vor ihrem Besuch jeni;;en Bihlui.g und Stellung, i'n welcher man ilen Apol-
auf Delos noch unversehrt aufrecht 'gestanden haben soll, Ion Patroos oder Pvlhios erkennt; der linke Fuss ist ein
liegen die Brurhsti'icke noch ungefähr in demselben Zu- wenig vnrschreitend , wie auch bei dm rrümmern des
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naxistlii-n ("ii!ns»os .mf i)eli)s, ilip Armp liefen bis zum Viilranisrlien l'rspi'iiigs i^t <li« Iii^el Theia. In vor-
l£l|pnb(>trcMi an ilrn iScitni .in, vom ElliMilKi^cn an aber liistorisilier Zeit, als 4lie i;ru»se kfite lon ^'nlcanen, ilie
«inil sie balb ^i'bobeii iiml fibiT die liru.^t vorgestreckt, si< b ilnrch ilas süillirtie Kiir(i|)a uikI ilnrcli das mittel-
wie bei dem Philexisi lien Aiiollon des Kanarbos. Die läniliselic IMeer zicbt, niid tnn der 3Ielus iinil Thera nur
Höhe, der, ganzen Fifjnr von den Fnsssoblen bis zum ein ])aar ausgebrannte Feuerüfen sind, iinrh i\i'Ai\% »ar,
Scheitel betrügt |Ü.,tjl) IMetcr oiler et«a 34 englisrlie Fuss. etbnb sich in der !\liUe iles «eiten Dassins , »elches jetzt
Gan»: in <ler >rtlie steht an einer glatten Wand des IMar- die Insel Thera und Tlierasia trennt, ein Krater aus dein
niorbiigels in drei Zoll holien , srhfiiicn Uurhstaben die Weeresgrunil , und fing seine Uftllenai bcit an. Er warf
In'iihrifl: iiou:, j^U)ijiuL' iSoqv y/TTokXujlO';, was ver- eine Schicht Asche und Lara nach der andern aus, die
nintbliili dazu beigetragen hat, den Namen des Colosses sich regelmässig über einander lagerten, und bildete so
bis auf den heutigen Tag unter den Laiidleuten der Um- eine grosse, kreisrunde Insel, »eiche, von ihrer Peri-
gi'gend lebend zu erhalten. Was die ursj)riingli( lie Bc- plierio her sanft aus den Wellen aufstcifjend , in der
slimmnng des Colosses geiieseii sei, lasst sich nicht er- ftlitte in einen spitzij^en , wenigstens VOOD Fuss hüben
rathen , sehr plausibel ist aber die Vermutliung von Ilrn. Pik endigt. Seine letzte Anstrengung war die Aus.schlcu«
R. , dass er ursprünglich zu ilein oben genannten Weih- derung eines ungeheuren Aschen- unil Biuissfeinregens,
geschcnk der Maxier nach Delos bestiinnit gewe.sen , aber der sich als eine weisse, zwanzig bis vierzig; Fuss mäch-
wogen mehrerer ziemlich tiefer Risse, welche quer über tige Schicht über die ganze Oberll.'lche des Eilandes la-
ilas Gesicht und über die Brust laufen, aufgegeben und gerte. Hiermit war sein Werk vollbracht; das neue Land
statt seiner ein anderer gesünderer IMarniorblock gewählt war zum Anbau durch Alenschenhaiid vorbereitet. Der
worden sei. Diese Erklärung empfiehlt sich besonders Krater stürzte ein, begrub die ganze .llitte der Insel mit
dadurch, weil die blasse beider Statuen ziemlich nahe sich in seinem Sturze, und liess nur üstlirh die halb-
nbereinstiiiiincu. mondförinige Thera, westlich ilie kleinere Tlierasia unil
Die Ilauptstailt Dagoiyua auf Faros ist roll alter südlich zwischen beiden das kleine Eiland Arpronisi.
Krurhstücke aller Art aus dem trHlTlichen IMaterinI , wo- Zwischen ihnen wogte fortan das .'Meer in einem meh»
mit die ^iatllr diese Insel so verschwenderisch begabt rere .Stunden breiten, loii Nord uac h Süiiiiest gericbteten
hat. Unter den zahlreichen kleinen Basreliefs, welche Canal , in nelchem das 1,'iiigste Senkblei keinen Buden
in die Häuser eingemauert sind, belinden sich jedoch findet. In der Mitte dieses Bassins bildeten sich in der
iJiehrere, die neben geläufiger tecbiiisdier Ausführung so gesrhirhtlicbeji und zum Theil in der jüngsten Zeit drei
ungesrhickt und disprnportionirf in der Zeichnung sind, neue Eilande, worüber «lie Nachrichten lies Altrrlhums
dass auf altisclien Alonnnieiiten kaum etwas Aehnliche« und der neuesten Zeit in drei Beilagen zusaminengc-
vorkuiiiineii düifte. Eine Inschrift in einer Capctic (üoo^ stellt siiiil.
Xu)(jLOV ieguv AuukkviVOC, ^ifkioc) weist , ein Heilig- Die Ruinen <ler alten Stadt Oea liegen auf einem
thum des delischen Apollnn nach. Eine Viertelstunde schroll'en, durch einen Istlimos (31cssa - ^ uiiö , d. h. Z«i-
südwestlicli von der Stadt hat ein Tempel des Asklepins si henberg) mit der Insel veibundenf ii ^'orgebirge , dessen
und der Hvgieia gestanden; hart an einer kleinen Fels- Rücken mit TriiiiimiTlianfin bedeckt ist. Es befinden
wand, unter »elcher eine Quelle hervurkomint , die in sich darunter einige Reste von polvgcmist hein »aiier» erk,
einem antiken Bassin aufgefangen wird. Vielleicht war und an einem dieser JMauirstücke zeijjt sich der srhroflo
es eine Heihjiiellc , oder galt wenigstens ihr AVasser für Ueberganu; von poljgonischer zu völlig recht» iiiklii hter
besonders gut und der Gesundheit zuträglich. Die Tein- Conslruction in einer Weise, »eiche gar keinem Zweifel
pel und Heiligthünier des Asklepios umschlossen häufig Raum Usst, dass derselbe Baumeister hier in einem und
eine Quelle oder doch ein künstlich herbeigeleileles llies- deniselljen Monuininl beiile Constrii« lionsarlen gleichzeitig
sendes Wasser. So war es in dem Heiligtiiniiie am Auf- aintandle. An mehreren Stellen sind noch keiiiillicho
gange zur Burg von Athen (Paus. I, 21, /".), so in den Ruinen antiker M'olinlwaiscr , welche meistens klein und
Tempeln von Fpidauros (Paus. V, H, 5.) und PelKiie über Cisteriien erbaut »aieii, die man mit langen, durch
(Paus. ^'11, 27, 4), und so verlangt es Vitruv. (l, •>■). gewölbte Bogen geslütztin Sliinbalken überdeckte. Die
Dieser Tempel auf Faros ist so von Gl unil aus zerstört, rtlauerii »areri, »o sie nicht unmittelbar durch eine be-
dass nicht einmal das Paviment erhalten zu sein scheint. liauene Fcls»aiiil gebildet »urileii, aus Bruchsteinen niitt-
Auf einem Quader der Anten, welche man vor einigen lerer Grösse in Kalkmörtel aiifgcmauert , und auf der
Jahren ans dem. Schutt hervorgezogen hat, belindeii sich innern, Seite mit einem sehr daiierbaften, sorgf^iltig glatt
Inschriften, »elclie über die Bedeutung des Gebäudes (.csi lililTenen und geHöhiilich bemalleii Stuck bekleidet.
Aufschlüsse geben. Beispiele dieser sclion 1011 Pohbios Hinter der Stailluianer , von der noch einige Reste sichl-
ertvflhnlen Sitte, Inschriften auf den Anten, der Tempel bar sind, sieht man auf dem lebenden Felsen versrhie-
eiiizugraben , fand Hr. R. bis jetzt nur auf den Inseln. deiie Inschriften in den Si In iftzügeii der vi rschieilensten
Unser Reisender besuchte auch die Brüche des IMarmor- Zeitalter von den finbcslen J.ilii huiiilerten an initSihrift
berges Aiarpessa, ans »eichen man den feinstin fllarmor von der Reihten zur Luken bis in die Kaiserzeiten lier-
|ZU Büsten und Statuen ge»aiin. Die Schadile sind so ab. Es siiiil bloss Eigeiiiamen , «oion oft einer und der-
lief und dunkel, dass die Angabe des Plinins und anderer selbe mit dem lauilulieii Palron^mikou nrd in den Silirift-
Alteu, welche den Namen dieser bessten 3larmorait I L'X- zügen einer und deiselben E|.n< he unz.'ililigcmale wieder-
n'ri;;, Xvinn'i; davon ableiten, davs e;- bei Lampenlicht holt ist. Da liier keine Gräber tuihaiidrn sind, so kann
gebrochen wurde, seine Best.'ilignng erli.'ltl. mau nicht an Grabgchrifteu ilruken, sonilrrn nur au eine
Zeiischr. f. cl. /Iheithtiirsw 90
1211
1?12
mdssign Tdndi-lfi, oiler an Liplilialirr , »vcIi'Iip ilic \a-
tnrn ilircr ♦inlielifcii hi'r zu vi>reKij;pii kpiiii'ilit »lareii —
eine -Sitte, ilir aus Aristii|iliaiie8 ^'psp. VIT. «ml Luciaii
llclilrpii^psiir. 4, ■-'. Iiekaiiiit isf. Die Nokrnpolp iiin ()pa
Ja-j auf ileiii IMpssa - A'uuö , « » llr. II. AiiSj;raliunt;pii an-
stplltP, liaii|)ls,'nlilirli um piiii;;p riMi jpiiPii jjriisspu Ain-
pliorpii XU piilili'i'keu , »pIcIip uiaii in (iripclipiilaiiil l)is-
Lpr aus»rlilip.>.sluli auf Tlicra (jpfiiiulpip liat , und in «lp-
rpu gpuiallpii OrnaiMpntpn mit s|)/irli<lipii Tliipr(i;;urpn
asvptiüclip Aiikl.1n^;p iiiclit zu »prkpuiipu sinil. üio Vpr-
biniluiig «lpr Inspl mit Kvrpiip, «las au «|pr Riistp Lilivpns
nnil vor «Ipu TIidtp» Apf;_\|)teiis v<in TliprJlprii }jp»riiiulpt
ward, knuntp nicht oIiup Iliirkwirkung auf das iMuttpr-
land und spiiip Kunst IiIimIhmi. In dpr obprstPU Sriiiclit
»Ipr ISiuisstpins, in pinpr Tipfp lou tiur pinpui l)is drpi
SrliuliPM, find man niplir, als hundprt Auiphorpn, zum
Tlipil mit drpi und vipr llpnkpln, rou [jpiripinpm Thou
unil iiiu dprspll)Pii Form, vvio mau sich ihrpr iiucli in
Gripchrnland zum \Va<sprhnlpn lipdicnt; ihrp Hölip «ar
von 1'/. l'is - Fuss. .Sie la-fpn auf der Seite und locker
in das Hinissteingeuülbe eingp«charrt , die ^lündiinj; durch
eine daior [jplpliiitp, in pinigpi- ivpiii[;pii Fällpn mit lllör-
tel angpk|pl)tP iliiniie Stpinplattp i er s« hlo«sen. In den-
8ellien fanijpn sich Knnclipn , zum Tlipil halb rprkohlt
und noch sch«»arz von der Flamme des ScheiterhaufeiiM.
Unter dpu jfanz erhalteneu (iefassen ist eines dadurch
merk» iirdijf, dass ein grosser Sprung, den ps auf iler
einen .Seite hat, vermittelst dünner Bleifaden und durcli-
geliohtter Llichcr zu beidpii Spitpn dpr Spalte sorgf.'iltig
genaht ist. Unter dieser Schicht von Grabern der ärme-
ren Classe , oder vielmelir, «vas nach andern Aiialojfipu
wahrsclipinlicher ist, aus den letzten Jahrhunderten des
Alterthums, fanden sicli in einer Tiefe von drei bis vier
Fuss ans Cimsstpinen gebaute und mit grosseren Stein-
platten bedeckte (»rabstatten der geiiohnlichen Art für
eine bis zwei Leichen, und in ihnen vorzüj;lich gläserne
Thranenflaschchen und Glasbecher, auch kleine Gefässe,
zum Theil mit liülischpn gepressten Ornamenten und Fi-
gürchen aus gebrannter Erde. Hieraus erhpllt, dass aurh
auf Thpra, »ip an andprii Orfpn, die Sitte dpi Verbrpnupns
und dps Bpgrabpns ilpr Lpichcn gleichzeitig nebpn pin-
aniler in Uebung »var. Unter der genannten zweiten
Schicht von Grabern finden sich in noch grösserer Tiefe
kleine, unter dem lockern Bimssteingewölbe ausgehöhlte
gewölbte Kämmcrclien , derpn Eingang mit einer Stein-
mauer v.TSchlossen und dann wipiler verschüttet ist, und
in iliesen pflegen die bereit.f erHalinten grossen bemalten
Amphoren zu zweien oder mehreren zu stplipn.
Der zwpite von Ptolcmaos gpiiannfp Hauptort der In-
sel Thera, Eleusis , lag nach Hrn. R.'s Vermuthung auf
dem Vorgebirgp Exoinjtis (i. p. )'; ttw fil'TI] , dip ausspre
Nase). Spine RiiiiiPii mögen erst in den dunkeln Jabr-
Lunderten des iMittelalters durch eines der hier so häu-
figen Erdbebpn in'» ftleer versenkt worden sein, »o man
unter dem Wasser uoch bedeutendp Manprrpstc sipht,
und von der Höhe des Vorgebirges liprabblickcnd bpi
ruhigem Wetter die GcHtalt ile.s Hafendammes noch deut-
lich erkennen kann; über der Erde hat sich noch eine
Anzahl sehr scliöner Felsengraler erhalten. In dieser
Gegend wurde vor ciuigen Jahren eine interessante Statue
des Apollon Pvthios im strengen alten Stil gefundpn,
«eiche Hr. 11. für das ^luseiiui zu Athen ankaufte. Das
Gesicht hat das eigenthi'imliche Lächeln der alteren do-
risch-aginelisrheii Bildwprkp, das Haupthaar lipgt um
dip .Stiriip hprum in kleinen regplmassigen Locken flach
am Kopfe an, um welchen eine schmale Binde geschlun-
gen ist, und ffiUt im Nacken in dichten Zöpfpu bis auf
die Schultprn herunter.
Anaplie hat seinen alten Namen noch hcutzut.ige un-
vprändprt bpwahrt, «pnn sie gleich auf den meisten neuern
Karten duich das IMediuin italienischer Wortvrrdrehung
Nainfi oder ISamfio genannt wird. Der bedeutenilste Puiut
der Insel ist das Kloster der Panagia , auf dpm altpii
Peribolos des Heiligtliums des Apollon Aegletes gelegen,
Erhalten ist von diesen ansehnlichen Teinpelanlagen , wo
ausser .Apollon auch Aphroilitp , .Asklepins, /eus Klcsios
und viplleicht auch anderp Goftlipifen Ileiligtlinmer unil
.Altare hatten, nur die Celle des Tempels des Apollon
mit dem rathselhaften und unerklärten Manien des Asteal-
tas. Diese Celle , aus weissen IVIarmnr(|iiadprn prbaut,
dipnt jetzt als Refectorium der Mönche. Eine Stunde
von diesem Kloster lag ilic alte .Stadt auf der Spitze pi-
nps Berges fast in der fliitte der Insel. Von der heili-
gen Strasse , auf welcher sich die Festzüge aus der Stadt
nach dem Heiliglhnme bewegten, sieht man noch an vie-
len Stellen Uebcrrpsfe des Pflastprs und Wagengpleisc,
welche in den Felsen eingpschnittpii sind. Zu bpiden
Seiten finden sich, wie an der heiligen Strasse zwischen
Athen und Eleusis, haufigp Gräber. Die grösste Anzahl
von Gräbern aber findet sich rings um ilie alte Stadt.
Dio grossem und reichern derselben, namentlich die des
herrschenden Adelsgeschleclites der Aegiden, sind in Form
kleiner Zellen oder Kammern au die Terrassen des Ber-
ges angelehnt oder in dieselben liineingebaut , mit Lager-
stalten für drei, vier oder mehrere Leichen. Die gerin-
gern Gräber aber sind, nach der gpwühnlichen Art der
Anlage, nur in die Erde gegrabene, mit Bruchstücken
ausgesetzte und mit Steinplatten überdeckte Theken. Auf
den Grabern der Aegiilen , in denen ein Eingeborner,
Chalaris, sehr reiche Ausbeute gefunden hat, waren ge-
wöhnlich auch die Statuen der Verstorbenen in ganzer
oder halbpr Figur errichtet gewesen, und liegpn zum
Thpil noch am Platze. Sie haben einen sehr geringen
Kunstwprth. Da bei allen der Kopf aus einem besonile-
ren Stück Marmor eingesetzt war, so scheint es, das»
die Bildhauer jener Zeit, um der grossen Nachfrage nach
solchen Grabstatuen schnell und möglichst wohlfeil ent-
sprechen zu können, die roh und nachlässig gearbeiteten
Leiber beiderlei Geschlechts in ihren Werkstätten vor-
rathig hatten, so dass sie vorkonimendpn Falls, wpnn
Jemand gpstorbpn war, nur dpn Portraitkopf zu modelli-
ren und anzufertigen brauchten.
Der interessanteste Abschnitt des ganzen Boches be-
schäftigt sich mit der Untersuchung über das Grab Ho-
mer's auf der Insel los. Nach der Tradition des Alter-
thums starb Homer auf dieser Insel an einer Krankheit,
die ihn auf der Fahrt von Samos nach Athen befallen
hatte, und er wurde von spinen SchilTsgcnosspu und ei-
nigen Männern aus los, die ihn hier kennen gelernt
Latten, an die Küste bestattet. Lange uarhher, als der
1213
1214
Ruhm «ii-!. Diiliti-rs srhoi! dii' ilam.iüjjp Welt (•rfiilKf ,
»etzteu «lic li'tcii auf sein Gral) ille liiürlirift :
Ep^üde Tr,v hoi)ii y.scpakfiv v.axa yaia xa/uncrfi,
.lifSoviv r.uv'jwv y.ooiD/COuu , 'Jtiov Our^uov.
Nun stollti- der h<illariilis(li<' Graf Pasrli laii Kripiicn,
welclicr im Jahre 1771 im Dienste der russischen Kai-
serin Kalharina nach den damals unter ilireiii Srepter
stehenden arhtzelin Inseln lies Ji^^Aisrhen [Meeres al>;;e-
gcliickt worilen «ar, auf Ins Fnrs<'hiinj;eii nach dem Grab»
Homer'« au, »oriiber er in seiner «enijf {{ekaniiteii „Brere
descrizione dell' Archipelaj;!)" Bericht erstattete. Das
Ergeliiiiss derselben ist rii ivnrxeni F«li;endes. Vor der
Thür der Kirche der II. Katharina fand er eine als iSitz-
bank dienende IVIarm(>r|ilatte mit einer 4s Zeilen laii;;eii
Inschrift, welche i:arh der IJeberlieferunjJ von dem Grabe
llomer's herjjelracht worden ist. Die Absclirift ist aber
in dem Grade felilerhaft, dass uiau an eine Lesunj; der-
selben nicht denken kann, sondern nur so viel daraus
ersieht, dass sie im heroischen ^'ersinass abgefasst war,
und dass der Name llnmeis darin vorkam. Hr. Ross
fand den .Stein noch an derselbi;;en Stelle, allein iJiirch
das über sechzijf Jahre fortgesetzte Verfallren, das jfrube,
von tier Sonne an den tlacheii .Meeresküsten bereitete und
mit vielen Erdtheilcheii {gemischte 8alz daran! zu zer-
reiben , ist die Inschrift bis auf »eni>;e Buchstaben j;anz
unleserlich jjeworden : diese wenigen Buchstaben aber
stimmen mit Pasch's Copie auch in lliiisiclit ihrer ürt-
licheii Stellung i'iberein. Durch diese Biitileckung er-
Diuthigt, forschte Gr. Pasch weiter, und fand in der Mitte
«ler Insel ein Gebäude, 'er tov 0vXov genannt, auf des-
sen IVIauer ein Stein mit dem oben angeführten Epigramm
war, aber, wenn anders die Copie hierin genau ist, in
Schriftzügen der spateren (römischen) Zeit, mit durch-
gängiger quadrater Form des Sigma. Diesen Stein liess
er aus den IMauern herausiieiimen , und eignete ihn sich
zu. Der Ort, von dem diese beiden Inscliriften walir-
scheinlicherweise weggeschleppt worden waren, war bei
dem sogenannten Fischthurm oder Phardpvrgos, an der
kleinen Bucht Plakotos, auf der Nordseite der Insel.
Hier fanden sich nach langen, fruchtlosen ^iachgrabungen
drei grosse Gräber neben einander, die zusammen eiiiea
Aaum von zehn geometrischen Schritten im Quadrat ein-
nehmen. In den beiden ersten fanden sich, wie gewöhn-
lich, kleine Vasen, Gefässe, Lampen und Figürchen aus
Thoii und Marmor, einige nicht näher bezeichnete Bron-
zemünzen und ein paar geschnittene Steine. Ausserdem
fand sich in dem ersten eine Stele mit zwei Figuren in
Relief und der Inschrift:
TSy.vuj f^ivsiaq la^iv,
im zweiten ein sonst unverzierter .llarmor mit ähnlicher
Inschrift. Die Gestalt der Buchstaben, namentlich die
beiden Formen des Sigma C nnil J2 , weisen auf das erste
oder selbst zweite Jahrhundert nach Christo hin. Das
dritte Grab war mit einer sechs Palmen langen, vier
Palmen breiten und ^/^ Palme dicken Steinplatte bedeckt,
auf welcher Gr. Pasch die Ruchstaben Bi^O gelesen
haben nill, welche er gar naiv erklärt: fi'^oc, Ssiov
OliljQov i. e. tesoro (die neugriechische Bedeutung von
'•!i')') del divino Oinero. Während des ersten Anflieben«
des Deckels glaubte er auch in dem (iiabe eine sitzend«
Gestalt gesehen zu haben; aber unglncklichern eise war
der Deckel zu schwer, oder die Arbeiter benahmen sich
ungeschickt: er fiel in das Grab, und ilarüber zerfiel die
vermeinte sitzende Figur In Staub. Den übrigen Inhalt
lies Grabes bildeten einige kleine (refässe aus Thoii, zMel
andere Gefässe, worunter eins eine niörseräliiiliche Taste
aus .Marmor, ein marmornes Kiipfcbeii, /»ei Bronze -
Rlünzeii von los, auf einer von welchen die Legende
(J!]I1]P()!S, ein geschnittener Stein mit einem Kopfe,
der den ilomersköpfen der genannten Medaillen , und
selbst dein marmornen Köpfchen zu ähneln schien, und
emllich eine Dolchklinge oiler Pfeilspitze aus einer un-
beiiaiiiiten Materie. Auf zwei Dritlheilen der Tiefe des
Grabs war eine Marmorplalte in horizontaler Lage an-
gebracht, wie eine .Sitzbank. .Auf dieser IMarmorhank
II ar die in einem alterthnmlirheu Alphabet geschriebene,
fast unverständliche Inschrift:
ßOlAOLEnOlEI
l'AJzJOEsMYPISJION
nJT.l YTEOLBAKU
Hinter der dritten Zeile glaubte Gr. Pasch einen Vogel,
einer Taube ähnlich, zu sehen; wahrscheinlich ist diess
aber nach Hrn. R.'s ^'ermuthuog das auf Inschriften rö-
mischer Zelt zur Ausfüllung eines leeren Raumes oder
zum Abschluss des Ganzen gebräuchliche Zeichen eines
herzförmigen Blattes mit einem gekrümmten Stiel. Au
der Nordseite derselben Bank war das genannte Epigramm
ENOAJE TIN JßPAiSKE^AAlN u. s. w. ange-
bracht, und zwar mit regelmässigem jT statt H naA O
statt S2. Auf der unteren Seite stand:
BOYAOE EnOlEI MEAITAION
OMlPONnOII TON KPIOEOIYION
Auf der Rückseite stand:
OMIPOE MENTOPOI B. UYAAION
nPOlSAUlAON AlAAEKAAE XAIPE
Hr. R. machte sich nun ein Geschäft daraus, die Spu-
ren der Anwesenheit und der antiquarischen Unterneh-
mungen des Gr. Pasch zu verfolgen. Die Primaten be-
wahrten eine unbestimmte mündliche Ueberlieferung, dasf
vor etwa sechzig Jahren ein Franke bei Plakotös das Grabmal
Homer's geöflnet habe. Hr. R. machte sich daher auf
nach diesem Orte. Der Plakotös (6 TVkuy.ujzo^^ ist ein
spitziger Hügel am Abhänge des grossen Berges, etwa
zwanzig Minuten über dem Meere, mit einer Capelle
und eiiiij;en Baiiernhntten : er hat seinen Namen von der
platten- oder schichtenförniigen Bildung des Schiefer-
und Marmorgesteins. Hier wohnt ein Bauer, welcher
versicherte, von seinem ^'ater, welcher vor bereits zwan-
zig Jahren fast aclitzigjährig gestorben war, oft gehOrt
zu haben, dass in seiner Jugend, also etwa jetzt vor (i6
Jahren, ein Fremder in Begleitung des alten Herrn Spi-
ridakis Valettas (des damaligen ersten Syndikus) hierher
gekommen sei, und Nachgrabungen angestellt habe, in
Folge deren er einen gro.ssen Marmor mit vielen Buch-
staben lind mit Vögeln darauf gefunden habe, von wel-
1215 1216
rlioiii man iI.iimdIs lirl Aiiflii'lx-ns (jeiiiaclit haUo. Soiiach Graf Pascli , iler sich auf seine Rii<(Ioc1inii; lies vvaliren
<iiiil äIIc- .'lussiTi-u AiiijaliiMi III iliT Kr/.;ililtiii(; l'ascli 8, Zeit- Uralunals lioiiier's nicht »veiiit; zu tt"t lliat, von dieser
»erhflllnisse, PtTsiinen iiml Oertliclilirilen lietnUi-iiil, viTi- Idee stcls hegleitet »iirile, und dalier einen irgenilHU
liriit; lilicriliess sind sie liurch iiidit »enijjer, als vier anders gefundenen Sarkophag-, auf dein das Lehen ArhiH's
«rhrifllu'he Zeugnisse, fon sechs, gleicliieitigen Aiigen/.eu- on relief angebrarlit war, für ilas Grabmal Ilonier'.s er-
geii (ilen drei .Syiidici.^ der Insel, dein a|)iist()li.«clien Vicar, klar(e. Sollen «ir aber den Grafen, den wir oben als
dein fran»üsisi heil Consiil und dem katholischen Krz- iiifellectuell unfähig bezeichnet haben, einen aiitiqiiari-
bischofe run l^iaxos) bekriifligt, auch gaben l,aniii drei sehen Betrug zu is|iielcii , auch morali.sch von diesem Ver-
.'\Ionate spater, ein volles Jahr vor der ISekaniitniachuiig ilarhte freisprechen, so sind wir auch dazu, nach dein
des Reisenden selbst, liie europäischen Zeitungen davon Stand iler .Acten, ermächtigt, und uir haben nach einem
>acliriilit, dif (iazette de France am ;>. , Kebruar und andern Weg zu forschen, auf «elclicm der genannte Sar-
1,). April uikI die Ijiuidoner Hiatler im iMarz.l.J^. \^ Jlli- kophaü; zum Grabmal llomer's gestempelt »ordi-n ist.
rend so die Aulinci ksamkeit de» ,Pnbli( ums erregt «lar, Wie leiclit ist es möglich, dass dem Hrn. lon .Strogoiioiv,
L.iin Pasch. .im April 1 77^ mit dem grösseren Tlieil sei- der im Allgemeinen von Pasrh's wichtiger Entdeckung
ner antiqiiari-cben Sciultzc auf der Frej;alte Naxia in hatte sprechen hören, von irgend einem schlauen Zvtischen-
Livnrno an, und lieys hier ein \ erzeichniss derselben liändler »eissgemacht n urde , der aus derselben ^ammlung
anfertigen und von dem englischen Consiil Sir John Dick stammende, mit Achilleischen Scenen geschmückte Sar-
bestatigeii , in »elchem auch die llonjeros - Inschriften kophag sei das welthernhmtc Grabmal des Sängers der
mit aufgeführt sind, der Stein selbst aber freilich als Ilias , und dass dieser sofort unter diesem mit Gold aiif-
,,anf >axos zurückgeblieben" bezeieliiiet wird. In Livorno gewogenen Titel unter den Knnstschatzen lies edelii Hau-
arbeitete er dann seine Heiselie.^chre.ibnng aus, welche ses gezeigt wurde. Wir glauben somit, bei vorliegender
daselbst im Jahre t77>i im Driirk erschien. , üntersiichung das genannte Monument ganz bei Seite las-
llr. R. behauptet mit Recht, dass in den erwähnten sen zu dürfen, und bloss die Ansicht von Hrn. Ross näher
äussern That.-achen nichts \ erdachliges sei , als das prüfen zu müssen. Bestimmt spricht er nun zwar seine
scheinbar auJl'jllende Zurückbleiben >in wichtigsten Slei- 3]cinung nicht aus, aber er scheint nicht abgeneigt an-
nes auf Naxos. Doch hört diess auf verdachtig zu sein zunehmen, dass das ursprüngliche Grab Homer's wirklich
dadurch, dass auf >axos , Pholegaiidros und andern Inseln bier gewesen sei, aber durch irgend einen alterthums-
auch noch anilere, zuerst vom Grafen Pascli entdeckte süchtigen Hemdes Atticns ans dem ersten oder zweiten
lind herausgegebene Inschriften zurückgeblieben sind , Jahrhundert unserer Aera in Inschriften und Ausstattung
die spater von andern Reisenden wieder gefunden und eine Anffris(huiig erhalten habe, worauf sowohl ilie Züge
vermeintlicli zum erstenmal publicirt wurden. Der Ge- der Inschriften, als die spateren lironzemünzen von los
danke au Erdichtung der Inschriften von .Seiten P.isch's mit dem Homerskopf , und iler Umschrift seines Namens
erscheint als ganz niiznlässig, sobahl man sich durch hinweisen. Wir nehmen einigen Anstand, so weit zu
Lesung einiger Ulaiter seines I?iiclies, und namentlich gellen. Zwar wenn man an einen persönlichen Homer
seiner Erklärungsversuche verschiedener Inschriften eine glaubt, zu welch grob sinnlicher Ansicht wir uns mit
Idee von seinen höchst mangelhaften antiquarischen uud Hrn. R. ganz offen bekennen, so miiss dieser, wenn er
epigraphischen Kenntnissen gemacht liat. Nun fragt sich nicht lebemlig in den Himmel gefahren , oder von den
aber, was ist von der ganzen .Sache zu haltenl Hr. Prof. Wogen verschlungen worden ist, doch irgendwo begraben
Franz theilt in den Herl. Jahrbüchern I.S4i. [). l4i>. worden »ein, und so wäre es gar nicht unmöglich, dass
jNachrichtcn aus St. Petersburg über die Sammlung <les die Ueberlieferniig , welcbo sein (irab nach los setzt,
Gr. Pasch mit. In dem .Strogonow 'sehen Garten zu St. wahr wäre: aber über die blosse jllöglichkeit hinaus kom-
Petersburg steht ein Sarkophag, welcher von Pasch für men wir mit dem Grabe nicht; hingegen ist es sehr
das Grabmal Ilomei's ausgegeben worden sein soll. Die wahrscheinlich, dass die leten mit derselben pia frans,
Kunde hiervon rief die Schrift hervor: das vermeinte womit man auf Kreta das Grab Jiipiter's zeigte, irgeiui
(irabinal des Uomer, nach einer .Skizze lies Hrn. Leche- einen Ort als Homer's lirabstelle bezeichneten, und ilass
valier, gezeichnet von J. Dom. Fiorillo, erläutert von dieses Grab im ersten, oder zweiten Jahrhundert unserer
Heyne 1794. b. Schon damals ergab sich, tlass der Sar- Zeitreclinung neu ausstafürt und mit der nach der An-
kophag nichts auf Homer Bezügliches habe. In neuerer gäbe des Siiidas erst au» spaterer Zeit berstanimendeii
Zeit wurde das Monument einer neuen Prüfung unter- Inschrift ivt}(tde riiv itüljv '/.SffllkljU u. s. w. geschmückt
würfen in iler Schrift des Dr. iWiiralt: ,, Achilles und wurden sei. Dürien wir auch nur so viel für wahr hal-
seiiie Dcnkinäler ausser Südrussland , zur Erklärung des teil, so bleibt die Entdeckung dieses Kenotapliiuns immer-
vermeinten Grabmals Hooier's im Strogonow'scheii Garten. hin höchst merkwürdig.
Petersb. und Leipz. g. 72 S." Der Sarkophag ist mit Wir schliessen hiermit unseren Bericht über diesen
Reliefs geschmückt, welclie sich auf das Leben Acliill's ersten Theil der Inselreise, um noch einigen Rauni für
beziehen, und enthalt keine .Spur von Insrhriften. Allein die an neuen Entdeckungen nicht minder reichen Reisen
eben daraus gelit mit Evidenz hervor, dass dieses Dlonu- in dem Peloponnes übrig zu behalten. Wir «erden uns
nieiit zu der vorliegenden Frage in gar keiner Beziehung übrigens hierbei kürzer fassen, als bei dem vorhergehen-
etelit. Denn von einem .Sarkophag und von Reliefs ist den Werke, nicht nur weil sich unsere Anzeige bereits
ja in dem ganzen Bericht über die Ausgrabung gar nie derjenigen Ausdehnung nähert, welche wir hei Journalr
die Rede. Es lasst sich aber gar wohl erklären, wie artikelu nicht gerne überschritten sehen, souderu haupt-
1217 1218
sachlich ans liem Grunde, weil diese Reiseroufon sich Emllich tani die Sache imler Tibcrius , im J. 2ö nach
durchgängig an die ron dem Generalslali der französischen Chr. Geb. abermals ftir dem Kaiser /.ur Kntscheidnng ,
Expedition entworfene Karte ton Morea anschliessen, und der nunmehr, im Widerspruch mit seinem >'ater, das llei-
darnni in ihrem Detail nur von den «enigen Glinklichen, lijjtlin/n der Artemis und ilen üentheliates ager den Mes-
deneu diese Karte z« Gebote steht, rerfolgt werden senicrn znsprarh. Hiermit endigen die Nachrichten über
können. die Schicksale dieser Gegend im Alferthiim: allein ihre
Gleich der erste Abschnitt der Schrift enthalt interes- Granzen sind auch noch in neuester Zeit schwankend,
«ante Entdeckungen zur Gränzbestimmung des ager Den- und erst iui Jahr lS3ö liatte die grieclnsclie flcgierung
thcliates. Es ist diess ein unfruchtbares und unwegsames den Plan, «•icr unter dem Namen der ü/.(Olvu '/uj(jia
Bergland, das sich westwärts von dem hohen ftlittelriicken zusammcngefasste Dörfer »on dem Verwaltungsbezirke pod
des Taygetos über dem Thal von Sparta bis an die grosse Sparta zu trennen und zu dem von ftlesseincn zu schla-
messenische Ebene in einer Breite von 4 — 6 VVegsfun- gen. Bei dieser Gelegenheit brachte der Eparch von
den erstreckt, und zwischen Kalamata (dem alten Pherä) Ralamata in Erfahrung, dass bis vor Kurzem auf einem
und den Ruinen der alten Thuria in schön geformten, der Gipfel der Wasserscheide des Taygetos östlich über
<errasscnahnlichen Abhangen gegen die niessenische Ebene Sitzoia eine grosso IMarniorstele mit einer Inschrift ge-
abfallt. Die Gränzen zwischen Lakanika und Messenien standen, dass aber einige Bauern, auf die Versicherung
scheinen auf dieser Seite von jeher, seit der ersten Thei- eines Halbliteraten unter ihnen: „die Bekanntwerdung
lung des Landes unter die Herakliilen, nur schwankend dieser Inschrift könne für die Regierung ein Grund mehr
gezogen gewesen zu sein. Die Lakedauionier, als unbe- zu der von ihnen damals wenigstens nicht gewüuschten
strittene Herren des grösseren Theils der ausgedehnten Trennung von der Eparchie Sparta abgeben", den Stein
Bergkette des Taygetos, mochten auch diese Vorberge, als nicht ohne i\lühe in eine steile Schlucht an der Ostseite
ihr natürliches Eigenthum, in Anspruch nehmen; die IVIes- des Berges hinabgewalzt hatten. Der Eparch fand wirk-
fenier aber konnten es nicht gleichgültig ansehen, dass lieh bei weiterer INaciiforschung den ein wenig beschä-
die gefährlichen Nachbarn im Besitz dieser an sich wenig digten Marmor, auf tiem in grossen Zügen die Inschrift
werthvollen Berge waren, von denen sie jeden Augen- stand: Ouui ylu/.idtduuri n(joi il/eaai^n^U. Fortge-
blick in ihre geseguete Ebene (Mity.a^la Strab. VIII.) setzte Erkundigungen liessen ihn noch einen zweiten
hiiiabsfcigeii konnten. An der Granzo lag das Heiligthum ähnlichen Graiizstein weiter nördlich auf dem Rücken
der Artemis Limnatis: und von hier ging die Veranlassung der Wasserscheide am Berge !>lalevüs entdecken, der den
zum ersten messeiiischen Kriege aus. Damals scheint einwohnenden Bauern unter dem Namen youuufvl) TltToa
der Ort als messeiiisih betrachtet worden zu sein, ob- bekannt war. Das Cult - Illinisterium , an welches der
gleich die LakedSmonier die erste Gründung des Heilig- Eparch hierüber berichtete, verfügte, dass die Gemeinde
thuuis für ihre Vorfahren in Anspruch nahmen. Durch Sitzova anzuhalten sei, den hinabgestürzten GrSiizstein
die messeuischen Kriege kam mit ilem gegenwärtigen auf ihre Kosten wieder an seine frühere Stelle zu brin-
Mpssenieu auch das dentheliatische Gebiet und das Hei- gen; allein diese Verfügung ist, wegen der Schwierigkeit
ligthum der Artemis Limnatis wieder unter die Botmas- des Transports, bis jetzt unausgefülirt geblieben. Wahr-
sigkeit der Lakedämonier. Sie scheinen selbst noch im scheinlich wurden diese Granzsteine in Folge des Spru-
Besitz dieses Landstriches gelassen worden zu sein, als ches von Tiberius gesetzt; ileiin gewiss werden die La-
Epaminondas nach dem Siege bei Lcuktra (Ol. 102, 2.) kedamoiiier, nach der von Augnstus erhaltenen, ihnen
die Stadt aiessene erbaute, und die Reste der fluch- günsligen, Entscheidung, nicht unterlassen haben, alle
tigen niessenier in ihr altes Vaterland zurückführte. Erst etwaigen früheren Granzsteine, die den ager Denlheliatcs
als fast ein iMenschenalter später Philipp, der Sohn des ihren Gegnern zuwiesen, zu vernichten oder anderswie auf
Amyntas, nach der Schlacht bei Charonea (Ol. HO, 3.) die Seite zu schaffen.
in den Peloponncs ein.lraiig, Lakonika verheerte, niiil die Werfen wir noch einen flüchtigen Blick nach Argolis,
Lakedämonier auf den Antrieb ihrer feindlichen Nach- so ist hier das häufige Vorkommen von PTramideii für
barn schwer deiiiüthigte, sprach er im Osten des Landes ilie Urgeschichte Griechenlands von grosser Wichtigkeit,
den Argeiern Kjnuria, im Norilen den Tegeaten und Nahe bei den Ruinen von Kenchrea liegt auf einem
IVIegaliipoliten einige ihnen eulrisseue Districte, und im Hügel am Fiisse des Chaon eine sehenswerthe Pyramide :
Westen ilen illessenieru das dentheliatische Gebiet wieder wahrscheinlich eins iler (irabmaler {:t okvdvdoia) der
zu. Doch hörten die Lakedämonier nie auf, ihre An- Argeier, welche in einem sieghaften Kampfe gegen die
Sprüche darauf geltend zu machen; dalier denn, wie wir Lakedämonier bei Hvsia (Ol. 27, 4.) gefallen waren,
aus der Rede der messeuischen Gesandten vor Tibcrius Pausanias (2, 24, S.) sagt zwar nicht, dass diese Po-
(bci Tacit. Ann. 4, 43.) sehen, erst Antigonos, dann Ivandria oder eins derselben pvrainidenfcirmig waren, aber
iVIuinmius, hierauf die Alilesier, denen von beiden Par- er beschreibt ein anderes (Vralmial , auch ein Polvandrion,
teieii das Schiedsrichteramt übertragen worden war, und am Wege von Argos nach Tirvns, welcbes die Form
endlich der Frator von Achaja , Atidius Geminus, über einer Pyrami.lo hatte, und mit argolischen Schilden gc-
diesen Granzstreit Recht zu sprechen hatten, welche schmückt war (2, 2Ö, ti.). Die Pvrauiiile ruht auf einem
sämintlich fürftlessenien entschieden. So erscheint das niedrigen Sockel aus grossen Quadern. Ihre fllaucrn habeu
Verhaltniss bis zu den Zeiten des Antonius und Aiiguslus an der Grnnililächc N — '.) Fnss Dicke, und wahrend die
geblieben zu sein, wo das streitige Gel.iet endlich .luf inneren Wanilllachen bis zu einer Höhe von 9— tOFuss
ein halbes Jahrbundcrt wied. r an die Lakedämonier kam. senkrecht emporste igen, ucigeu sich die aussercu pjra-
Zeinc/ir. f J. AUeilliuinsw.
91
12 19
midonartig »uriiok, bis sio mit der senkrirlifd» Linie
bi:< auf piiiPii oilpr zwei Srtiuli ziisainineiitn-llcii. Am
obcrrii llamle ilrr iiiiii-rrn «eiikrciliten VV.'ltiilp sielit uiaii
uucli iierecki|;p LiWlier zur Aufiialiuie clor lialki-u, wel-
rhc ilie ILkIii* DriLf der iiincriMi Kaiiiinrrii ^etrai;en,
Aas diMi kli'iiicii Uiiiii-iiüiiiurii uikI «Irr (jpriiijren Tiefe
dieser Liiclier i.'lsst sirli aliiieliuien , dass es Stninbalkeii
waren, da ilolzbalkeii eine grlisserc Auflage rerlaugt
haben tvürden. Ausser dieser und der von Pausanias er-
Hähnten Pyramide findet sirli noch eine dritte am Wege
»on Nauplia nach Epidauros in <ler Thalebene nördlich
hinter Li<;iirio oder dem alten Lessa. INur der Sorkel
und der erste Anfang iler geneigten Seitenfljichen üind
oorh in der Höhe lon einigen Fuüs erbalten. Dazu kommt
als riertes Beis|)iel der Name Pyramia [ik llioii-Mu),
den ein Tliril der Kiiste südlicli lon der Lerna führte,
in der (lejijend , wo Danaos zuerst gelandet sein sollte.
•Solche IMonumente scheinen uns fiir einen Zusammenhang
Griechenlands und Aegyptens zu sprechen: wir haben be-
reits im J. IS.ll in <lem l . Artikel, den «ir in d. Ztschr. über
JVlüller's Kunst- Archäologie geschrieben haben, auf die
argitijiche Pyramide aufmerksam gemacht, pon der uns Hr.
V. Stakelberf; mündliche Miltheilung gemacht hatte: es war
aber natürlich nicht zu erwarten, «lass eine so obscure
Stimme eines Anfängers gegenüber »oii einem fertigen
System Beachtung gefunden hätte: allein wir wären be-
gierig, zu vernehmen, was O. Müller beim Anblicke
dieser Pyramiden geurtbeilt hat: der Alann stand auf einer
Höhe der Wissenschaft, wo Zurücknahme einer jugend-
lich aufgefassten irrigen Ansicht nur Ehre bringt.
Chr. Walz.
101- Conimentatio de .4ristnphanis Avibus. Scripsit etc.
Georgias Martinas Thomas, Onoldinus, phil. ür.
A. A. L. iM. Soc. Graec. Latin, hebraeophilol. Lips.
sodalis. Monachi 1S4(. in Commission bei Franz.
Der V^erfasser dieser Habilitationsschrift, der sich
schon durch eine Abhandlung über mehrere Stellen der
Tristia des Ovid in den von Hrn. Professor M. Haupt zu
Leipzig 18jy herausgegebenen Obscrvationibus criticis
der von ihm geleiteten lateinischen Gesellschaft vortheil-
haft bekannt gemacht hat, gibt zuvörderst eine gedrängte
lebendige Schilderung der kurzen Blüthe des athenischen
Staates und des Wesens der Komödie und Tragödie; so-
dann spricht er über die Ansichten , die Süvern und die
Herren Rutscher und Droysen von den Vögeln lies Ari-
stophanes gefasst haben. Mit Recht erklärt er sich, ob-
gleich die Richtigkeit einzelner Bemerkungen anerken-
nend, gegen alle drei ßeurtheiler, und zwar, wie na-
türlich, am ausführlichsten gegen Süverns gesuchte,
erkünstelte, mit kleinlicher Aengstlichkeit überall Bezie-
hungen aufspürende Deutung, gegen die er gegründete
EinwendiingiMi macht; sodann spricht er kürzer ülier Hrn.
Rötscher's hyperphilosophische und Hrn. üroysen's ober-
flächliche Ansicht. Er seihst fasst nach gegebener Dar-
stellung des Inhalts den Zweck des Stückes in folgenden
Worten zusammen: deridet hac splendida itiiagine /iri-
ttophanea debilitatem pariler ac levitalem Alheniensium,
1?30
qua polueril evenire, ut lo(/uacissitno cuique homini fa-
cillinte gerere/il mnrem nee diu haesitantes vel perver-
sisniinis eius obedirent consiliis alque immemores iuris
huinani et antii/uae religioids ipsuin illuin venerareiilur
augerenique velati regem ac principem. Unstieitig igt
diese Ansicht weit natürlicher und gesunder, als die ob-
genaniitcn. Eine weitere Ausführung derselben möchte
man freilich wünschen: aber da eine solche fast einen
durchgängig über das Stück sich verbreitenden Commen-
tar erfordern würde, so liegt es am Tage, dass das sich
nicht für die Bestimmung dieser Schrift geeignet hätte.
Dagegen hat Hr. Th. kritische Bemerkungen über einige
Stellen sowohl der Vögel, als der Thesmophoriaznseii
angehängt, jedoch meistens ohne die Grünile ausführlich
zu entwickeln. Dieser Theil seiner Abhandlung scheint
nicht mit der Ruhe niiil Vorsicht geschrieben zu sein,
die man wünschen möchte, und die meisten \'orschläge
zu Veränderungen der Lesart sind rascher gemacht, als
es bei genauerer Prüfung gescheheu sein würde. Die
behandelten Stellen sind folgende. In den Vögeln Vs. 15U-
will er lesen:
EU. ci oL> Tov 'Hksiov yttTTpsov oe'y.i^eTov
ik^öfif; E Y. 6c{ öij; vi; Tovg deovi, üq oöx löujii
ßdskvTTOfiai TOV ylsTigsov dno MeKav^iov.
Die Vulgata ist ÖTllj, wofür der Rav. und Ven. Ott
haben. Was Bothe richtig herstellte, öo' oi'x iöiuv ,
verwirft er, ohne jedoch einen Grund anzugeben. Aber
wie uq passen solle, ist nicht wohl einzusehen, und öri
öl] hätte mit Beispielen bestätigt werden müssen. Die
Lesart jener beiden Handschriften scheint auf ekdÖvTS^
zu führen.
Auch Vs. 180. wird man sich nicht überzeugen, dass
zu sclireiben sei :
EH. Ttokoi ; xiva tqÖtiov; Tl. (üoTiepsl ttöKk;
TÖnog.
Die Lesart der Bücher, diOUtQ eiltoi xiq TOTTog, ist
wohl durch (üaiieQ av etiioi tii; rÖTlOi zu corrigiren.
Vs. 32M f. geben die Bücher mit unrichtiger Vers-
abtheilung :
o? yao (fikoq i]v öf^idtQOtpu &' t'j[^ii>
iviutTO TTtöia TiaQ' ijfitu.
Hier will Hr. Th. Jtaoijkli; statt nag' l^fliv schreiben,
welches Wort in Bacbmann's Anecd. I. p. 333 nach ^ra-
Qrjßo:^ ausgefallen zu sein scheine. Diess letztere ist
möglich: doch könnte es auch umgekehrt vor T[t'.Q1]ßog
ausgefallen, und dieses die Erklärung sein, dafern nicht
gar etiva das in einer Glosse des Hesychios und in der
Bibliothek des Photins p. 47. a. 33- erwähnte, TiaQljßov
genannte, indische Holz gemeint war. Bei dem Aristo-
phaues würde Tiaoijkli; hier keinen passenden Sinn geben,
obgleich Hr. Th. nicht mit Unrecht an der Tautologie
Anstoss nahm. Diese lässt sich aber leicht beseitigen,
wenn man TVSdl', äUEQ ti^iv schreibt,
Vs. 374. könnte zwar, wie Hr. Th. vorschlägt, ge-
schrieben werden :
Tiiui; Ö' UV o'iö' Tjfiäi; rt xotjorov j; 8tdui;Eiav TTore,
i] (fQuOEtuv, 6vT£i i^iigüi Totac nuziiotg loig
ifj.oig.
1221
1222
Die Vuljjata ist: Tiu)C, ö' av o'iy' l]itac. rt -/or.rlluov
älSdtSldv 7lOT£, alicr dir Cixl. Kaf. uml Flor. I. fügen
r nach yor-auiov hinzu. (jiö' ist von Pur.snii. Allein,
da diese Wrsc die Antwort auf das unmittelbar »orlier-
geliende y.al i^/do.i;ui/iiq Tl dec'/ ry.ui'Oiv vuäg 7'J'/'
Oiuov enthalten, ist es riel »ahrsrheinlicher , dass auch
in der Antwort ^((ttjotuov wiederholt wurde. Wenn da-
her jenes ); richtig ist, so fragt es sich, ob iler Dichter
nicht TTuii ö' dv o'i ä' üv %orjoni i'^fiä,, oder niijg d
dv vudg ygi;Olfi o't'öe 7, oder, was vorzuziehen sein
möchte, Ttüji; 8' dv oi'de /^ijoif^ov y dv i) öiöä^eidv
TIOTS, gesclirieben habe,
Vs. 435. ist vvv eine unnöthige Coiijectur :
äye dij oii xai au xi)v navunkiav vvv Tiäkiv
rauTijv ka[jOvie X(j£/jdouTot/ TV^rj 'yu^ij
ei'g Toi> In'vuv eiacu.
Id der Vulgata fehlt diese Partikel. Da aber der Rav.
Ven. lind J'lor. das von Porsoii ans Coiijectur gefundene
UtV bestätigen, so ist dieses beizubehalten.
Vs. 439. hat sich Hr. Th. mit andern Kritikern täu-
schen lassen, luviu y.Otvuv toiai fiir verdorben zu
haltco, wofür er tol'TU /.uivol'TUI veriiiuthet. Nicht
Lier , sondern in dem antistrophischen Verse ö4<S. liegt
der Fehler. Dort ist aus des Kuripides Alkestis y.dfxav-
XOV oiy-ElEVCJU) zu schreiben. S. auch Hesychios. üeber-
haupt sind die iVIetra hier verkannt worden, und vermuth-
lich schrieb der Dichter:
raXa. yag xvxoii dv
j^Qi^ordv e^eiTCiuv 6 tl fxoi Tta^OQaq jj
övvafxiv xiva fxei^oj
TtaQakeiTtOfxsvijv im' Efiäi; (pfjevöi; ä^vvßvov oh
de TOpd ' £V-
^sq. kiy etq Y.oivov au ydg ijv tetvxrji jAOt
dya9uv .roolaag, tovto xoivov tarai.
Eben diess muss von der Coiijectur däukoug ÖQXOV^
Vs. 633. gesagt «erden, wo die Bücher adü/.ovg öaiov^
haben. Denn es ist kaum zu begreifen, wie die Kritiker
übersehen konnten, was vor Augen liegt:
i7ravx>jaa<; öe xotat aoig koyotq
iit)]n£iKi]aa y.ai xaraJ/uooa ,
fjVTteo ov naQ £jA.e i^eitEvoQ üuöcpgovag köyov^
6iy.aioi, döokoi;, aa/o; swi deoig ä]i;,
i/wi (fQovojv :;vvipdd , jii) nokvv x^dvov
iteui'i in axfjTiTQa rdfud rglipeiv.
Versehen hat sich Hr. Th. Vs. 826 , wo er XQVUU
gegen das Versmass in crxijfi-U verwandeln wollte.
Auch wird ihm schwerlich Jemand beitreten, wenn
er in den Worten Vs. 840.
Kexdvijv dvevsyxe, xardTTea dnb t;;s xkii-iaxoq.
das y.ciTa.Tied in yaTa^sC,' umändert. Statt y.azdwtiJC
zu setzen, was eigentlich stehen sollte, ist, um das eilige
Herabtragen zu bezeichnen, y.aidneae gesetzt worden.
Den ll'IG. Vers, dem zwei Fasse fehlen, will Hr.
Th. nicht mit Reisig durch Ginschiebung von r^i; Tiav-
TCiXli t sondern so ergänzen:
(xSgei Ö£ Tiüi v.v/.Kv) ötaaxoTTulv y.akuiq.
Aber nicht nur weicht diess von dem ilurrh die Bücher
gegebenen ddQSi de Tfdg ■x.vyXui o/.OTluiv zu weit ab.
sondern ist auch matt. Da diese Worte nicht von dem
Chore gesprochen werden können, so wird ttian sie dein
Peisthetaros beilegen müssen. Dadurch ergibt sich die
Wahrscheinlichkeit, dass der Anfang des Verses verloren
gegangen ist, z. U. a/yÜTt , oiy .
Gut ist der Gedanke, dass Ys. 1221. aus dem Rav.
ne statt dt aufzunehmen, und die AVorte ddty.tii; fje
y.ui VLV der Iris beizulegen seien.
Vs. 156Ü. ist der ^'orschlag y.u/.ajkuv duvoü xiv zu
schreiben statt xa/^lfkov d.fuvov xiv unuüthig, da der
Sinn der \ ulgata derselbe ist.
In den Thesinophoriazusou , wo Vs. 16 ff. die Bücher
geben :
V) f^dv ßktTieiv X(."} '^Q'J'x' iiitjxuvi'joaxo
U^fi^ukf.lUV d.Vri/ltltOV IpdoV T(JOX<ß'
u'/.oijv dt xodviji o'ica öeexeTuijvuio,
verniisst Hr. Th. den Gegensatz zu ■JiQUJia ^ und ver-
muthct daher:
d/.oTjv öe x^'^^TI ''^ftxa diererQijvaxo.
Aber das würde eine sehr befremdliche Redensart sein ,
nnd zu TlQUjxu bedarf es weit weniger eines Gegensatzes,
als zu (;] i^tlv ßkklieiv Xa^'i' Daher ist wohl vielmehr
zu schreiben:
dy.OTJ 8h xodvr.v Lora dieTiroi'jvaxo.
Vs. SO. glaubt er die Schwierigkeit der Worte
enei tqUii oti Geo/xocfo^tiiuv 1) /ueatj
dadurch zu beseitigen, dass er XQtßl] schreibt; aber damit
würde Nichts gewonnen werden, indem weder XQlßt] eioeu
Aufschub, ein Hinderniss bedeutet, noch auch, weou
dieses Wort so genommen werden könnte , rj ueO}] rich-
tig sein würde , sondern die gesamuiten Thesmophorien-
tage ganannt werden müssteo.
Vs. 217. meint Hr. Th., den Sinn habe Hr. Fritzsche
richtig erklärt, was ihm jedoch gewiss Niemand zogebeu
wird; noch weniger aber, was er selbst forschlägt:
;; ^tr; 8i86vai 001 yavQov locfeköv Ttoxs,
womit der Dichter vielleicht auf das erste Fragment an*
dem Philoktet des Euripides angespielt habe:
ovSiv yaf) oixui yavQOv lüg dvijQ ecfv.
Diess ist ganz uumüglich.
Ebenso wenig kann Vs. ,366. T/y; CpujQUq OVVEX «Tri
ßkdßrj gebilligt werden.
Endlich Va. 56U. schreibt Hr. Th.
ov8' lüg nskexec tuv dvd(ta xtg yvvi) y.axEanö-
8tJ0£V.
Wenn der Verf. bei diesen Stellen zu rasch verfuhr, so
ist vielleicht, da er sonst seine Geschicklichkeit gezeigt
hat , rtlangel an Zeit die Ursache , dass er vor gehöriger
Prüfung zu der verführerischen Walle der Conjectural-
kritik griff. Uebrigens ist die Schrift im Ganzen gut
geschrieben: doch hätten p. 2 inducere auras , p. 15 da»
spanische Armada, p. 37 se appropinquanl , p. 46 si'n-
gularitas , p. .').! ein unrichtig gebrauchtes quin vermie-
den werden kiinnen. Lacomania statt Lnconomania p. t8
■st ein Druckfehler. Gottfried Hermann'
1223
1224
110. Ora«oro9 Affici. Fasric. IV. Demosthenia oratinnes
I _\XI, rerojinoicriiiit , admifatioiios i-rilicas ail-
iliclpriiiit /. G. Hailerus et //. Sauppiiis. Turici
1S41. )^-
Bs »ag<c mir einmal ein Lii-l>Iiabpr und Forsriier <les
Blidelallers: „unsere Ausgaben stehen fester, als euere
philologischen, in welchen ein beständiges Schwanken
zu liemerken ist", und man muss gestehen, dieser Vor-
wurf >iar nicht ungegriiiulet ; denn «ir haben keineswegs
immer, uns genau und streng geiiiig; an die Urkunden
haltend, den Text gegeben. Die ^o(hwelMligkeit aber,
von einer willkiirliclien Kritik abzulassen und der hand-
scbrifllichen /u folgen, bat man jetzt erkannt. Diess
Verdienst gebührt prossentlicils Um. Bekicer , und wenn
ilieser Kritiker und Kenner der griechischen Sprache
auch nicht gleich ron Anfang an die Aufgabe vollkommen
gelöst, und namentlich noch darin gefehlt hat, dass er,
abgesehen vou einer oft bemerkbaren Flüchtigkeit in der
Ver^leichung , nicht imuier den bessten Codex zu Grunde
Icte , so hat er uns doch immer eine neue Bahn für
eine genauere und strengere Kritik gebrochen. So na-
mentlich bei der Herausgal>e des De sthenes. Er hat
hier auch das \'erdieiist, ilie Vortredliilikeit des Par. S
aufgefunilen und nach ihm viele hundert Stellen berichtigt
zu haben; sein Fehler war nur, dass er dieser Hand-
schrift nicht überall und conseciuent genug folgte, ein
FehliT, welchen Dindorf nach ihm bei weitem besser
r.a vermei<len gewusst hat. üass man dieser Handschrift
aber allein folgen müsse, so lange das irgend müglith
ist, hat zuerst und wiederholt Fanhhünel , sowie Andere
nach ihm, mit unwiderleglichen Beweisen dargetlian, und
zuletzt Hr. Herrn. Sauppe in der E[)ist. Crit. behauptet.
Als ich diese las, freute iih mich iler Uebereinstimmnng;
denn nach demselben Grundsatz hatte ich den Text be-
arbeitet, »el(hen Hr. Didul in Paris stereotypirt, aber
noch nicht ausgegeben hat. Ich dachte daher, dass un-
ser Text so ziemlich gleich ausfallen wurde. So eben
erhalte ich nun ilie ersten 21 Reden der Züricher Aus-
gabe, und finde doch noch weit grossere Verschiedenheit,
als mir lieb ist. Diess kommt grossentheils daher, dass
die Herren Uailer und Sauppe mit ilem Ausstreichen von
Wörtern weniger ängstlich sind, als ich; sie streichen,
wenn !S das Wort ursprünglich nicht hat, wenn es auch
nachher vielleicht von demselben Schreiber zugesetzt wor-
den ist. Mein Grundsatz ist es dagegen, kein Wort auf
die einzige Autorität von 2 hin zu streichen, weil es
niöjlirherweise von Uemosthenes herrührend, durch einen
Zufall oder eine Nachlässigkeit darin fehlen konnte, und
das einmal ans dem Tixte geschwundene Wort nicht so
leicht wieder in sein Recht eingesetzt wird. Icli gebe
zu, dass viele »on 1 ausgelassene Wörter Iiitcrpolati</n
sein können; wo mir aber sonst der Wassslab dafür feblle,
schien es uiir zu gewagt, selbst dem bessten Codex zu
folgen. Hier muss ich aber gleich bemerken , dass ich
viele Stellen streichen konnte, welche der bisherigen
Vergleichung zufolge nach dem oben angegebenen (irinid-
satze erhalten werden müssten, weil mich meine Ver-
gleicbungen von den florentinern und rümischen Hand-
schriften lind der Limlenlirogischeii mit Sicherheit ver-
fahren Hessen. Auch der Wiener LXX hat mir sehr gute
Dienste geleistet, und wenn die Hrn. Herausgober einer-
seits den Werth iliescr Handschrift gänzlich verkannten,
inilem sie, nur nach den Varianten in meiner Ausgabe
der Oratio de Halonneso urtheilend, dieselbe für eine
blosse Abschrift von .i" erklärten, so wussten sie anderer-
seits von meinen übrigen Handschriften jNichts, wie aus
den Worten der Vorrede: „Codicum J. Th. Voemeiii
mcntionem nun fecimus; laborem «nim molestissimum, ne
minimum quideni profuturum , defugimus" deutlich her-
vorgeht.
Auch andere Rücksichten, auf Sprachfurmen, Ortho-
graphie, interpuliction, Apostroph und Hiatus begründeten
Verschieilenheilen zwischen nnsern Texten , indem auch
hier die Hrn. Herausgeber lediglich dem Codex .5" folg-
ten, ich ihn hingegen in einzelnen Siellen verliess, um
ihn mit sich selbst in Ucberelnstimmung zu bringen, weil
ich nicht glauben konnte, dass Deniosthenes in wenigeu
Zeilen z. B. geschrieben habe: i'i ßovkoVTO — sßov-
kero — ijßovksro — ijßoi'kovTo — ijßovXero, wie S
de pace g. 21 sqq. gibt, und nach ihm Uekker und Din-
dorf. In dergleichen hänge von Hanilschrifteu ab, wer
da will; ich schreibe überall ijßoi'K • • ., weil S so
meistens hat. und so haben hier auch Andere, wie vor
uns Heck, ijßoL'Keio corrigirt, warum aber nicht überall
gleichmässig? Vgl. z. B. Phil. III, g. 1, Symmor. §. 14,
und hie und ila. Aus dem angeführten Grunde, zum
Theil auch von Grammatikern und Inschriften unterstützt,
schrieb ich daher überall: ijdvvuTO — ijfukXe — ijdeXe
— ijßoi'ksTo — dpijkujae — dvi]kvjy.£vai — ijcpiei —
y.u9r,ro — dniuku/ksiTe — ünojkojkixci — evnuQti
£VTQ£-Ktoiai ivxv%y]v.e — evstarrjxei — dcstarijxet —
sauv, nicht Elaav in der dritten Person Plusquamp. —
y.£y.k£cj.uiJoq y.ty.Qoufieioq — n^oHr^aite — thjo^-
datro — TZQOEtada — tiqoeivto — iviyy.oi — nkev-
ooiifiai — äoTiojg — TQtr,ouo^og — Tfjii'jpuiv —
yiklojv dgaj(f.afjv — X^kiöuvtuiv — ävoiv — (.iiy.^jo^ —
ei'l^vva und evi^vvai — aiaxQoycoöia — dvöfitiu —
dvavS^Eia — dSpdoq und difguiCco — ''Ako<; — ' Akei^
— 'Aksii; (krcus.) — 0ujyJac, nicht (DorAEti; im Accus.,
ausgenommen de fals. leg. g. 148, wo es vielleicht No-
minativ ist — zJijfiijT^a — "TQtpijv — iiQaoi — oa-
ifi<f.i£lv — ddujoi — A^iji'ijai — eyyovoi (Nachkom-
men) — dei — TlQOadE und EfijTgoa!i£ vor einem Con-
sonanten — rdkka — E/'g — 'JirEQC/öljg — KoKAv-
TEl'i; y.. T. k. Dagegen müssen wir den Handschriften
gemäss folgende verschiedene Formcu bei Demosthenes
statuiren : EvEY.a , äi'ExEv , ivsx' , shexa , — ßek-
xiuj, und x^igova, ska-TTU) , — icpEO'njxurei;, xade-
OTijy.ÖTEt; , oupEüTioTEi , und ilurchweg EtfEardvac,
ecficTTaftei' y.. r. k. — sduoav und 7ia(jEduj/.£ (aber
in der unechten Rede de Syntaxi durchweg £dujx{x) —
oi'fiac und oi'of^iai — dy.ovoai, dy.oi'OEUv — rok/uij-
oai — CfijOEiEV X. T. k. — Cfavr,ouixai und (favuvfj.ui
— ÖEDtvvvai und d£r/.vv£iv y. t. A. — dp und £di> ,
und zweimal ijv — • Evzavda und Evraudi, uiclit £v-
rav^ot — nKEiujp, TikEiovoi y.. r. X., 7ik£ioi'i, TikEiat
und 7lk£iOVa, aber itkiov , nur nicht in der Formel
nk£iv i] jiroia.
In der Vermeidung des Hiatus und in der Anwendung
des Apostrophs sind die Hrn. Herausgeber lediglich dem
'1225 1226
Bokkpr'schen Texte (olsenil, iiK oiispqiipnt. Es hat hier III, ^ 20: xat Torr' ^itai\. Die Hrn. IIera>isj. be-
JBeiiseler (De Hia(ii) trefflich lori^earlioilet , daiiü ich hallni raiit', wrlrhf» offeiiliar uiia iIimii Vorlirrgiheiiileii
, weiter Mirlits zn sa\ifn halte, als dass irh mir da dem- ivieilerhnlt ist, l>ei, ohne elvias zu »einer Kerhlferti^iinj;
aellien nicht zu fnl^eii wat;te, »o ilieser Gelehrte, liloss zu sa-jeii. — §. 2-: Ttguotod ]. Da» Futuril i» passte
um den lli.itii» zu vernieiilrn, geringem llauilschrirten zwar iiesser, aluo Tigoai'oi^ , die Sch»ierii;keit ist aber
folgte, «liier Conjcctiiren aufnahm. ,|j,. Kü^jon von Ul bei DeiiKisthenes. Kl.ensü schreibe
El fr.i^t sich mm, wie ilie Hrn. Iler.iiisfelier ihrem irh Mnl.' g. 41. IVfOr , ilocli (;e»fehe ich, «<■;; ler
Grundsatz (reu geblieben sind. V Oii so bcsiMineiipii Man- A ii(iirit.'lt »on .i" noch zu seh» aiiUeii , ob nicht vielleicht
'hehl und siilcheu Forschet-« (lei* i^riechiSrlie'u Sprache Dernnsthene» die Fiitura TcoorrfOT uml eiitOl' alkCirzte,
lAsSt sich mit (le« ii<slieit entarten, dass iiti All)rempinen, wenn er'aiicf) sonst i>ie at elidirle.
wo sie in schwierigen Fallen dem C'oilex ^ folgten, sie ÖlyntlT. ff. §. ^S« •'!'<('■"'• T(' Trpny/iar' UVrOF). So
die Les.irt aus Sprache' und S:iche beiteisen klitinen; haben s!'»;ir''^"et'r., allein die Lesart der andern Tland-
wo »ie ihn lliiifre^ren «erliesseil, sie seine Lesart zu er- srhriften ff('r(/5'wird durch die üliritfens gleiche Stelle
kUren für iiiiinöalich oder doch f,ir nnitaliisclieinlich g. x. bestätigt: (tltKluTKi) Ta TJ oiiyiiUTa. — ^. l4:
lliellen. Im Kiiizeliien finden sich aber bei einer so gros- y, ,ilir/.n}oir/r dl'vailiq — SV luv ■JTUOoi^ljytj;. fitntl
seil Arbeit ihiiner Stellen, welche sich zu einer weiteren iori Ttq'oi'' ii/yoü]} "Die Variante tv iilv n Oo(ri>i'y.v
Erörleriing eignen. Solcher wollen wir nun hier eilte i/fo'c ,' wie ' .T, 'F, >;, Aug. 3 (?), uiid meine C'hisiannh,
Anzahl •oriiehmen, wobei ich bemerken miiss, dass, w'o Paj.'l, y^ 'Vict., |iabeii (in Vind. | ist rj cioo.^i.'xjri;' von z»ei-
ich von meiner fniheren Ausgabe einzelner Reden Ali- (er llanil' auf llallirteiiV; , ist nicht er»ahiit, liiid die \ iil-
weiche; diese „E recensirtne Iiiim. IJekkeri", wie auf gAla beibehalten. ' Es gibt aber <lie Lesart der ' bessten
Hein Titel derselben steht, gegelien wurde, weil ich da- Uanilsi hriflen den bessteii Sinn : die makedonis« he iM.,cllt
mals nur einen (liirftigen kritischen Apparat hatte. ist z>iar, als Zugabe, eine iiiclit geringe Iliilfe": was
Olynth, r. §. 1: IJiA'Koiv nv, lo üiJÖge;.] „av om. t>r«t. adv. epist. Pliil. g. S. so gewendet ist: iv iih
I, cod. (iorl.,* Luciani Jupp. Trag. c. I5,"Hekk. Anecd. 71 oooß >//.>] i fiiunt (j(JTii]v i;)'« Tina y.ai XV']"i>'- , ^'c'-
■p. l-'7r 20, sed cf. Prooe.n. p. I42(), 21." !Mit Kerlit IMid. g. 1 S4 ! iofi^ — fisydhj toii adixoi'Otv aia^i
jiaben die Hrn. Herausgeber dl^ stehen gelassen, welches l'^'^'i ''■"'' TlKeoi'ikla )• Tbiv i'/lfrfooji' t uürrviv nhnö'
•' " (,J T/;s. S. Henseler de llialii p. ö3. — g. 1>: (fitnxt-
Vor der Abbreviatur av sehr leicht ausfallen konnte, und iiiav tÜvÖoo; dil-nepf^kijTui]. I, Aug. 2, F, Vind. l
in Bekk. Anecd. aufzunehmen ' ist , wie die dort anfge. lasseh xdvduö; aus, Urb. hat dvfypoi. Die Hrn. Her-
stellte Regel zeigt, wozu diese Stelle aus Demosthenes ansgeber streichen es, was ich nicht wagte, Weil ausser
als Beleg aifeführt wird. F, der nachlässig ist, jene Ilaiidschriflen zu Einer Fa-
.,i. Ibid. §. 2. vneQ 0OJri:(jlaq aVTioi']. Es ist «i;twi^ milie gehören , und die A.isl.issnng von <ä'(/(;,- , znischen
<tm scLreihen: „ihr m.isst s'elbst euch der Angelegenheiten «"/. "l" »"« 'Nachlässigkeit gekommen »ein kann. — g. HJ.
jener annehmen, wenu ihr ander» an ihre Heilung den- "uhay.ai yui lu/oixur^]. 2- mita, Vind. 4 (in \ ii,d. l
Leu wollt." S. »Vestermann de Olynth. Ord. p. 2.3 und <lurchgestrir|ien), Urb. lassen yal weg, vielleicht richtig,
Funkh;iuel ad h.l. — H.id. 71 U'>uoyiLUiOUot>al , (invj; 'I'"'' i^' es bedenklich , es zu streichen, weil es we^en
— f:!ui^:)r,atlt]. Dass auch der "Conjiinctiv Aor isti stehen J^«C ausgef.llen sein kann. Angeführt hatte diese Variajite
konnte', habe ich ans Fiat. (jJorg. §. HO. 7l„uunyH>u- "-rden sollen. — §• 2U- y.nltl haben .i\ Aug.. | n. s. w.
Oti:<JV o,TW,- in) ÖV) ö'ixijv llljdt t/*>t^; gezeigt," und über s'^" •I'''" Vulg-ita ii yai. Jene Variante der bessteo Hand-
•len Conj. Aor. [.'Art. et Aled. sehe man Bernhard. «cliriften ist nicht angeführt , noch weniger anfsennmmen.
Srnt. p. 402 IF. , w esshalb ich früher lon der Lesart aller '>'•■■ •*•'"" '•''■**» «'" '"■ ..A<i<h wenu iliese Be»cisc Jemand
«lämals verglichenen Handschriflen /i'(y/;>V/;CT;^f£ abzugehen, '"'■f "nbedeotend hält, so sind sie doch bedeutend." —
-und die, wenn auch sehr leichte, Coiijectur fidljüljotie ^"' OlOXiaoai ciliren StuLuos und The„n nicht noth-
aufznoehinen nicht wagte. Ol.gleich es dazu kaum der »endig ans unserer Stelle, sondern aus Oiat. adv. Ep.
Autorität einer Handschrift bedaif, ist es doch beruhigend, P- '•>•'': ''*''•''' '''"-fe ^"it ht , allen Handschriften de» De-
lie IM meinen Pal. „'. bestätigt zu sehen. Vgl. Demosth. «'«'»tlienes zuwider, tui; statt zivji ans Slobäos aufge-
lle Uhod. Iib. g. 2S. t'berson. g, 13. — Ibid. g. 3. — »"""nen werden, w,elches auch alle gute Symmnr. g. 3(3.
r(>t</'?; tl\ ist'niclit mehr bloss'e Conjectur von H.Wolf, ''alieii , wo es die Heransgeber stehen lassen. Auch ist
»ondern nun bestätigt durch meinen Cod. Vict., »elcher <"» »""s* «""'i Funkhänel Q.iaest. De stb. p. .'i.') sqq. ver-
TOilpl/re gibt, und durch den Scholiasten, welcher rot'e/'y theidigt. Dass gleichviolil darauf tcu, folgt , spricht nicht
Jiat. — lind. g. 1: i-iltiaiuv ii/AK Ti]v t/.'/o«; ]\ipl'- «lagegen; denn Z/W^ oben heisst ,, so lange" und tw«
leicht ist liier und OlMith.M. g. U). /^//ia/Ol'daiRichtige. unten „bis". — g. 30. y.iU tu f^ui'/.U'todai /.aixo
Dindoff. praefat. p. "X. Ver'gl. (pil.ayjjv ßifiaiui' Ari- Äfyi/l^, von den Hrn. Heransgebern nicht er»ahnt, habe
»torr. §. i, Timocr. g. 37. dunjfiui ßlfiaiot Lepliu. '<■'' '"'J -^ aufgenommen statt der ^ulfita xc.l ro i.i-ynr
g. 71. ot'ft(fUüdi ,di'iJaiuv;. Epist. p. 14^0, 7. — ><«' ^6 ßoL'iwio'Jai (>ar. oiii/doi/.irsalfut). El.enso
g. lU: v.lljpiiljiuuojy] so I, F statt des gewöhnlichen »''■•'« C"'- §• 9i: Ov^,fiuvkoi^ y.ai QljlOQa, Pac. g. 3.
i':il]Qyiliivu}V. Zur BesL'itigung dieses (jebr«nchs inn aht-t -/.ul Uyiiv^y.cd aifttiovlsveiv- ^ .
v:il-pirtiti- llogiCiiu hätte aigeführt werden kOnueii Xeu. g. 3) : tu) « «»]• leh schrieb fuj av» S. Dimloif.
Auab. III, 5, k Aristopli. Plut. v. IJÖÜ. .v .; Fraef. p. III, liuttmann. ad fllidiau. g. 12, 14. Vergl.
Ztltichr. f. d. Jltcrc/iuriisw. 92
I?27
171H
Aiiilrodon. §. fS. Coii<r« Boro*. Nom. §. 3.'i. hat Din-
•liirf au« 1 ai> nlv rorrigirt in av »Utt ilrr \'ulga<a
O lilv dv. . . , /
' Olrn h. in. Lilian. Ar|riim. fv ädefi; Tj] ist Bfkk»r's
irharrviiiiiigr Coiijn liir ann <lrs Bavar. i'i/u deijrrrj. Oio
Y'ul){ala ist II a du/\^^. E« niiics alier lirisüPii iV« öu-
rr^'r, ilriiii Sil h.il Urb., und ilieit« giht iIpu giitrii Siun:
„ilaniit iiWt);lirh »ei."
§. lU: vuiioi)tfn<; naiHaaril i»* Bekkpr's f onjcrUir
((alt lies kaiiiiscliriniichrn yaihoiUTt. So slrbt x. U.
Tiinorr. §. V7. im Uerrt-t: rori; rrQvtavBig — xadioai
VOfio^ffini. Alli'iii Phil. I. §. ,<(). heisst rs: rfjtijQcig-
XOl'i y.adioTaiiH' liml Aplinlnhe» afirr. — §. \'J. lOl-
Tot> fiövot' 71 efjiyiyieoi^ai ^itÄ/.wrroc, 7/«.'^f/ij. Da»
gpnöhiilidie luv Kir TlaDtif lasst S »Pe, eine »pifpne
An^l-iHüiiiit; ilpü ^rtikolü »nr piiiPiii Infinitiv (lpr KrklArnii^.
lili »i'irtlp lialipr nach ilpr S^lbe TOi mii so oiphr Bp-
ilpiikpu tragen, iIpiii S allein zu folgpii , hpiiii (lipspr
Artikel niclit aurli in nipiiiem Ilelul. fpM(e. Vergl. flbpr
ilie.ie n'pifU'Sung <lp( Artikels Phil. II. §. .'^, iiarh I,
Hiiil Plat. fonnv. p. \'.i2 l>. — §• !.!• f'"lilt Ifoiv in S,
ohne prnfihnt xu wcrilpn, viplleicht mit Rprht, da rs
anrb im Pul. 1. fehlt. — §. '27: 7Tau('.7lk)iolo)Z ; Oli
Ta litv o.f./.a a/w;» (/jj. Oie Nrn. Hprausjjpber streirlipn
olf (ilie gpriiij^pren Ilanilsrliiiitpn haben y.(tl). i£s ist
aber iler Uativiis riiinniixli , niiil bezieht sich zwar nicht
auf il.is n;ii'h.st nirbergehemie noayiiuju, »omlern anf
das piilferiiter« inu jujv yuijOTu'n' iiijn vPv. Arist. Ran.
». 1 14 >• (lU).').): f'/iii 0/10:10') nfjde. Der Sinn ist: „-ler
Dpaia|;ngpn »egpii will ich ila» Andere «erstliHeigen,
aber tvuhin sie den Staat gebrarht haben, uniss irh sagen."
K. ;j!. ist das iruiiisrhe dvbonotuiuv gnt anfge-
nnmiupn , aber ßbpr das in den Nntpn angegebene Zei-
rheii ll' ist niigends Rerhensrhafl pegeben. Siill p» viel-
leicht den Cod. des Obsiip. bedeuten?— §. 3'i. "st tinoVTl
und TWV niTl iilir/.Örv)V entgegeugestelll, nicht fi)ti und
and rtl'T«, daher nirlit tiioi zu schreiben ist. S. Ben-
»eler 1. I. p. ö4. Ich libersrhlage die librigen Fliilip-
pischen Reden, »eil die Receiision zu lange »erden Mi'irdp,
wenn ich alle Stellen, »orin ich abBeicheuder iMeinung
sein inussfe, besprechen »ntite, und nehme ans d«u übri-
gen Volksreden die über <lie Sifminorien.
In ilie.spr Rede stimmen niiscre beiden Allsgaben meisl
fiberein, und hauptsächlich uur iu fiilgenden Siellen wei-
eben wir von einander ab:
§. I 1 pxtipi». diirvovfttda öl ytäyi(ivor\. So hat
zwar S, aber iJas »orhergehenile TtaoaOy.eiaCwuEilec
Htv fordert dfnvu)(il^a, und »o habe irh aus Dioiij-
(ios aufgenommen. — §. '12: 7rk)JQlijaii ds xai oacpijq
o^ev tarai y.m p«5/«]. Die Lesart Si de et y.ai au'
(fi)i u9ev (»ofiir in einem Lind, ds TIC, 17 y.cti oacpt)^
oilif) lasst sich prklareD, unr luuss man mit Fniikhäiirl
in dieser Zeitschrift 1,S4f, Nr. flti, p. 'M'tf) schreiben:
f)' r, xo.l oa(fr,<; oi^tv taxai, »ach Fnnkhaiiel i. <i. /}
xai ancflji inrai y.al u^tv ioiai. Wir scheint uihv
Ton oaCfl'x abhangig: „die Bemannung aber, welche »ü-
Mohl deutlich, »ober sip zu nehme», als auch leicht sein
wird, will ich hmiach anftihron." In demselben Para-
graph i»< Aebr richtig ra^iagiav statt x^irj^aqxov anf-
Kennnimen. 0i]iit rol(; otpaT}jyoi>^ Stfv SiavtinOl
idnoii; dey.a tuiv vniniiwn, oy.fipujdyofi; uttu)^ u'x;
iyyiirnt' nf.h;hu>v vajd roiiiyovi' utat vevjooixoi ,
en Eiöav öt lOi'To 71 o//joinot , Si'o aviJiiooiaq y.al loid-
■xoiira TonjfJiii juviwv iy.dato) iiQoavtifiai rdiv rJ»
TTuiv, lit iTtiyJ ijoviaai rni; (pi'Kd^, lov ÖH ra^iap-
luv ky.aoxov y.aÜi' evaniuv i/eui(jiov, JV ojiri aifX'
fjoplui dl o, T(jn,ufi^ rpidvMVia, (fi'l.i) /na. Es kommen
ja wenigstens 30 Trierarchen auf eine Schill'»» erfte ,
Tpir.pupj^OD »are also nuilenkbar. Dagegen passl es sehr
gnt, dass die 10 vsviplii durch das Loiis unter die 10
PIivIph und TaxiarcliPii vprthpilt werden. Lubenreiflicher-
vteise ist aber gleich dar.iuf 71 u aal stehen geblipbpn:
U7TUJC, Uli — f/(5);rt — Tonjpapxot Tireq xai rpiijpfi^
Tiuaat xai rpiäy.ovja iiii> i) yj/zy, bii/.a ö' ij rpiTTVi
iy.o.OTi] Toiijüftg f/y ptr. Nicht wie viele tialecren
einpin Stanimr zukoniinpn, innsstp der Stamm noch er-
faliren (es niüsste sonst auch statt TplljpauXol ri'ff?
heissen Tpiriüuu^ot Jloaul), »oiidern welche, wie sie
heissert, in welchem Shtnde $ie seien- E» moss demnach
aus y, SJ , yo. F, Vindd. ,'i , 4, ^'at. b noiui rorrigirt
»erden, Tadeln iiiuss ich anch , da«.« ^. T2. extrem.
ya3' ty.aniuv — yi/i; ida, »eiche. Worte in ^, viel-
leicht durch die vielen 'i/.acriDV und (Tl'kr, veranlasst,
fehlen, ausgestrichen sind. Ich halte sie für iiolbwendig,
— §. 27: daa ydo dv vTv noplonii dv rj\ ist nn-
streitig das zweite o.v zu streichen; da S eie. o.v naih
yao haben. — §. ',>i): dniy.uni'/tt^ Toiijotaiv y o)v iy.a-
TOV TraufayofU^' i^/nig]. i' hat öiaxooiu/i;, dessglei-
rfapii, wahrscheinlich aus iler Appendix Francofurlana der
Rand meiner Aid. (dessen Varianten (.amerariu» beige-
schrieben haben soll) statt der Vulgata -roiay.ooiai^ ,
welche Zahl die historisch richtige ist; denn die (le-
saumitilolte der Griechen gegen die Perser war über 300
Schiffe stark (vid. interprr. ad h. I.). Die Vulgata war
also hier beizubehalten, zumal da auch sonst im 2 und
aiiilern ipiay.üoiui mit bta/.uoiui (H II II mit II H) ver-
wechselt »ird; vgl. de Svnt. §.23. mit Ari»t«cr. §. UI9,
und die Parallelslelle §. 23^. hat T(jluy.ua!wu , »o r»
die Hrn. Ileraiisgebpr sehr uncoiisequeiit aus Anhänglich-
keit an }i bpibehatten haben. Aber auch in dem t/.UTOV
steckt ein Fehler, wesshalb Biickh Staatxh. I. p. V7t>
sagt: ,,»ie es zugegangen spin mag, dass in i|pr Rede
von den S\uimorien nur 100 athenische (Trireinen) ge-
nannt »erden, ist mir ein R.'ithsel; ja man könnte sogar
auf Verdarbt gegen die Echtheit der Rede geführt werden,
wenn nicht so Vieles für sie sprAclie " Wesseling will dafür
diay.O0i(i(i lesen, »asBekker's Beifall zu haben »chpiut,
weil Dpuiustli. Cor. I. I. : npUTtoov lytv tirtp Ttöv Ekkl}'
vi'jv exilvwv dyouiaaiieviof ipnjptuiv y TQiaxa<riv)V
oraujv Tuiv ■7ra(Twv , Tai diavoaiaz t) uoLii; nape-
a/eio hat. Hier setzt der Reduer die runile Zahl aller
atheuisrhen Schiffe 200 statt lirr 1 80 Trireinen (». Herod.
K, 44.), in Zahlen geschrieben PI] , di» letzte Zahl
(U'} ist aber in vorliegender Stelle vor üapSOlüf^ti^n
ausgef.il|pn. — §. 32: £1 de f4lj ys Toiv VTTauxdvxoiv\^
So Bekker ohne Angabe einer Variante, »ielleieht aus
Versehen; ich fnl^e Aug. 1, «, Weimar., rorr. Vat. b:
Bt öe [uijf riüv y' üitapxdi'XUJV. Vgl. üiudorf. Piaet
p. V.
1229
1230
Coron. Nnr rini^e S<p|teii an» «lie»ef längeren Reile :
^. •J,'): ri? t]v i 0ikrt7iui re r-qv it(i}jvijp avvuyctvi-
CöittVO^\ 80 grhrirli irli au« S etr. Warum die Hrn.
Hrrausgrber ilie Viilgaja (fiiklnTicp TTai'Ta oi'VayiDVl-
Coitivo^ liabeii «teliPii lassen, neiss ich nirht. Ktna
»eil »orliergrht iniidl) rolvi'V inun-nuTU Tr,p i/prji/)jv
r Jiukls? Allein tier Sinn ist: ,,Aus ilein, was narh ileoi
VriiMlenNKclilusd erfolgte, «i'ht ihr, »er <leh Frieden für
ileii Pliili|>|i<>s hetrirli, und »er den Nutzen der Stadt
lui'lite.'' Aus den Folgen des Friedens » nrde den Aesctii*
nes und des Deniosllieni-s (jesinnung klar.
§. 30: €^6v ijiifotijv dsy.a , fudkkov de jqiüiv t]
TfrrrtCiW']. Die Lesart if, k, «, rt, Pal. 2, V'ind. 1.
üfjolüx; de gil>t drn guten Sinn: ,,Da ilie Gesandten in
Kl Tagen oder eben»o gut in 3 oder 4 hatten hinkoni-
nieii LlMinen." Vergl. f. leg. §. i)(): oi' yuo rai'ir' dvx'
ixfifojv ysyitvei' , dkka Tuvia [iiv ijf dt> öuoicuq
rjiilv, sy.tiva b\ Tot'TUti; dv TTgoOljv , es waren nns
diese Vorlheile ebenso gut geworden.
§. '.i'Z'. eiii(^ij yuo (Ojioai tijv BlQljrijvy So »ürde
DciiKistheiies eine Uiirirhtigkeii sagen; denn Phili|>|>iis
iialini die tkrakischen Plät/e niiht, iiarhdem er den Frie-
lii-ii liesrhnoren , was erst später in Plierä gesriiah , K>in-
dern gleich nach den ersten Verhandlungen zu Pell», »«
er Frieden zu schliessen zugestfinden hatte, üiio/ (lyi^os
Lalien J^' ele., und <liess ninsste unliedenklich anri^eiioni-
inrn »irden. Die firn. ilerausgehrr hateu iltese Variante
nicht erwähnt.
§. 37. llecrel: (Tvyy.'ti'jiov ey.yXr;oiai ino OTQajTj-
idjv , Y.ai TiQi'Tdvtviv y.ai ßoikiji; yvujur^l. Diese In-
1er|)(mrti»ii ist un<nlassig ; denn xai TifJlloviuiv »are
üliertliissig und schon iu V.ai fjUvAr,^ enthalten. Ich
theilte SU ab: xai avyy.kijTov i/.y.) i^oiai i'iio OToarij-
yuiv X(xi noiirdveiov , xai fjuukiji; yvüjitrj. - §. 91.
Derret. B^zant. a. E. : TW? nte(favu>^, ojc iocKfd-
\UiTai\. So Reiske als Conjectur. Ich lese mit guten
Handschriften: xv) ortcfdiu] , iij <TlwtOTe(fd.vu)cai, »a»
auch iu J? TUJ axecfdvoi , uooi aztcfdiujiiat »n Grunde
liegt. — §. 98: öri ÖJ S: äv O. Daraus niaclite ich:
äv ü, — §. ys: Ol ytuy.iöai/jontovg — , ineidi) &ij-
ßaiot dvsKtiv eireiiiQoov y duy.mki'oaTt], Nach die-
ser Interpunrtion ist ylay.eda/iiavioV(; OI>ject ron die-
xajkl'Oaie, was keinen Silin gibt. S. Funkhänel Quaest.
Deinosth. p. 43. I«!« theilte daher so ab i Ol, Auv.t-
Saiiiovioi'i — eJteiöij iJijßnint — ditkeiv /TTf jjfi'jiOfi',
öisy.uikvaare »eil. dvehtif oder to ^r; di'lkliv.
Diese Beispiele ans den ersten tÜO Paragraphen der
Rede de Goruna »erden um su eher genügen, da ich
Vieles über die krilik der Drknndpii in der Schrift vou
deren Elchtbeit liehaiiilelt habe. Diese Schrift kannten
aber die Hrn. Ileransgelier noch nicht, und erkUirleu
sich daher für Dropsen, »elcher <lie Urkunden in der
Rede pro Corona als unecht ver»aff^ sie gehen ii»i'li
weiter, und schliesseit nicht nur die IJrkniideii dieser
Rede, sondern auch alle in der iMiiliaiia vorkoniineiuleu
in Eckklaininern ein, weil sie A'. Hefindnn'a. ^'erthei-
diguiij; des Difltetengesetzes nicht beipUicIilen können;
eine Folgerung, die nicht richtig ist, ila inuiierliiii eint
Urkunde uuecllt »ciu küuate , ohne da«» de9s»egrn alle
folsrh »ein müssten. Dlit dem Diatrtengesetx aber rerhall
es sich fol^endrrinaMSen ;
Deinnstlienes hatte mit Meidins einen früheren Proeeg«
»or dem .Schiedsrichter Stralon. DieBer hatte den fllei«
dins in cnntumariaiii ternrllirilt, und iMeidias ihn im !Monat
Thargelion, wo die .Schiedsrichter (r»r dem Senat) er-
scheinen muosten , wenn sie etna Jemand (durch läisaii-
gelie) anklagen »ollte, für ehrlos erkUren lassen. Um
diess zu beweisen, litsst Deinosdiciies ein Gesetz rnr-
lesen, welches nach den bessteu llandschrifteu, denen ich
folge, so lautet §. 94:
Pidiioi. 'Edv 8i T/vtg neol ovfilio) aivip iblviv
Tlpoi; dkkfjkovg äiicfiaßijiwnt y.ut (iuikujvTfii Siai'
TPTtjv hklotiui ütrti oi'V y ittotu) <ii'tou uiüticr'Jii.i
ov dv ßm'KiiiVTai. /iiuttijTijV tktoihtt iueiöuv ßov-
kviVTCii y.axa y.oivüv ^ ^iivtxiuouv iv xoig rno xov-
TOi> diayvujof^eioi y.ui fdy/.ixi y.axa(ff()exajO((v ÜTto
xoi'Tov iff' txe{)Ov diy.uaii';oiop jai'xd eyy.ktjuaxa,
dkk' taxuj TO ygidivra imo roti öiatxi^xov y.vgia.
Vorerst ilie Wortkritik betreffend , so hat vurliegenile
Ausgabe: üv dv ßui'kojvxaf enndo.v d 'itanvxui y.. x. k.
Keiske narh Conjectur und alle folgeiiilen Herausgeber:
öv dv ßui'koiixut dnaxi^xijf i7i(ii)dv d' tl.mvxui
y.. X. k. Diese streichen als» ikioi^ai, Hr. Saupp«
streicht auch diaiTijXtjv (htoiial, meinend, es sei an»
dem vorherirehenden ßoi'k'iivxc.l diaixi xiji' t/.to^tKi ent-
slanden , und alle rerwandeln das letzlere ßuiku)vcat
in d' tkwvxui. Meier schlagt cor, auch noch iliese*
ßuikujvxai 111 streichen , und zii ETtiiddv au» dem JAf-
OÜul den Conjniictie 'tku)VXCil itu ergänzen, Kin kühner
^'«rschlag. Ich gab, was alle Handschriflen haben (A', r
lassen , wie mich auf meine Bitte Hr. Dübner lersicherte,
auch diese Urkunde aus), und ohne mit Hiidtw.ilcker
(Diaiet, p. 178), »eichen schon Biiftiuaiin widerlegt hat,
zu veraltetem Stile meine ZnQiicIit zu nehmen, cerAn-
derte ich nur die Interpunctinn der Aus<;aheii, »oilnrch
Alles klar ist. Das Gesetz enthielt nainlich zwei liestim-
uiiingen: l) wenn die Parteien eine Streitigkeit über Pri-
ratcontract »or einen beliebigen Schiedsrichter bringen
wollen, so können sie wählen, wen sie »ollen; ',') wenn
sie einen Schiedsrichter »Ahlen »ollen, so ftmlet »ou
dessen Ausspruch keine »eitere Beriifnng ct.itt. Das»
&(aixnxr,v i-Ltoitui vor tnfiddv steht, geschieht wegen
des Gegensatzes gegen die (iffi'iitlich erlonsteii Schieds-
richter. Dass aber beide Bestimmungen durch iV , wel-
che» Ital. hat, »eibunden »erden, ist nicht noth« endig.
„In diesem Gesetze nnii , sagt man (so Spnlding und
Hudtwalrker) , »ei von Privatscliiedsri» literii die Rede,
und Siraton gehiire zu den iiUi iillichen , folglich passe da*
Gesetz nicht zum Text, folglich sei es nn.cht, oder doch
aiN luireehlen Orte eiiigesettt." Ferner, »iift man ein,
,, hafte von (ifleiillirhen Schieilsriclilern Appellation «latt-
gcfimden; d.» niiii Strofoii ein i'iUVnllii her Scliiedsrichler
ge»esen, und das Gesetz einen ('Hiiipromiss vorschriebi',
so 1» i il c rspr.'i c h e auch iIm-ss dem Texte." Hier lltugiiel
nun Ilernianii (Ind. Lect. .^larb. I.S.i^bj mit Recht, Aas»
Stratou zu den tiHentlic'ien Schiedsrichtern gj-hürt habe,
und mit nicht» kdiineii es rflic Gegoer beweise»-, als lia-
niit^ das» er zur Kechensrhaft gezogen «efileu kocmte.
1231 . i3;i?
All,-Mi vx. -t.lil, il««» •li's» "«"■ '"•' <'•"" l'fi''i'tli<-li<'n il<T all" Ilaiids« lirift^n TT e Q e Tu>V y.axä Italien, »o li!n irh
l-'all ».II? Im («'i"<'ii(liiil , <la ilin iili'.Milliilirii kiMiim iliiipii K<-Ii>l;;e, zumal ila ich finile, ilas.s, uciiii Uemo-
lj-,j a|,l,j,(,.|| nii' (lif PriiaJscIiii'ilsrirlilcr , sii kiiimti'ii slliciii-s •■iiirii (irilaiikfii » ieilrrhiill , er iiiiiiipr «-(wan ver-
^lur «lii'»'* »i'tf'Mi l£iili'.sii-rl.-Uiiiii{ nucfklast »Piileu. I>,i- aiiclf r( , iiiiil iliese Lesart piiien Sitiii gilit : Ge.sp|;e wp)(en
bi-r ist ilii- liarlr SU»ir <lcT liifa zu ■•rkl.'iriMi , »miiit «Irr in Ansehung «lea Fi-stf» Krt- vrliiile ii. — g. IJ. iv
StiMlnii iMlfj-t MUiili'. Ddss ilirscr alcr Prii als<liii-<ls- yc^t oii)i:V 101 IV — Ol; di/.aloi]. Icli srliripli mit Scliil-
rulilrr B.ir, ^i-lit aus dein .Slaiiimc, wclilii'iii it aiij,'e- for ad Grojior. p. ;i('i f. i u yu.o oi'd' iv.
Iiiiili-, li.Txirj •Irilii rr >.ar »«•ili-r aus ilciii il.'S Di-iim- y'„,-- ^fj,,,^ t^U)]. >'iir ^ 1,'issf nach c'lXoiC i!.-u
»iIk'iio» ^Pull(ll<llll<.), ikkIi aus «Irin ilr» IMfidias ( Krc. Ii- Artiki-1 TO/\- up|f. Sonst «iiid die Hrn. ll<T;iiisj;«-bpr ge-
«lirisj, »a» liftllf »ein miisscii, weiiii er ilir (inVullidier „all in der Ann endiinj; des Artikel«. — g. '.>J. Zeujfniss:
S.hieilsrirliter (jf«''»''» "•''". ""»'lern er «ar als IMiale- tri eoj(u;, i'/uJi]. Die oliiieliiu niniiillii^'e IntrrpniKtion liin-
raer an« der Aeaiitis. Demostlieiios alier ritirt diess (Je- ,|,f,~,„„.|, ,„,.lir, das Wahre zu finden. Mir gefallt .Meier's
setz lilns» i" der Al.siilil, um zu zeigen, dass IMeidias Cnnjeitnr vniujyut tyvilK — Viir JJ. J.l. 8nll eiiiijje.o feh-
ihiii die «Olli S.liiedsr.eliter erkannte Geldstrafe liSite leii^daion hat mi< li linltinann nii li'l tiberzeugt. — §. 'i7.
ans/ahlen iniisseu , »as his jetzt nicht ge,. hehen x.'ire, q.ii 'jui'iuc you oiiitti]. 2," hat au olfiui , »as ich
iiii'hl in der Alsieht, »ie man lieliaiii>(el hat, um zu aufnahm: „»enii einer etwa angeklagt ».ird', eine V,
betieiseii, ilass .Sil aton mit Unrei ht zur I hf.imie i erurtheilt ....--
Ullll felioige nie »m iit- ■ (;'^'>>-".ic.. . o.<.ji.=|."^" . ^- -r- v^-.,.« „,»s p. iifs^^. TOC^ y.l'(J!Ol% Olty.OUl OaVO IUI XllTdUtl-
■nttiuoi — lUTÜi. Ijvu>p~iy/.E y.at it e Ol ijyytf y.tl]- lih ^„^^ „„ ,|pr Infinitiv nnmiftell.ar von dlixu. ahhängt. —
hahe aus /7 etc. nauljyytLYSV anfgeuoiiimen, lU^^ln-ses g_ .(,|_ „iroi de Ti 71 UKilOlu Ol vijfioi]. I etc. haben:
aurh sonst mit iioiKtiv verlmiideii , Tltul und TiUfJU.t.» :i uil'jOuvaiv ; ,, was werden diese Gesetze tliun , wann sie
leicht verwechselt, und n tfjn'r,yt)xyiv hier nur gezmin- angenommen sein werden { " Ks folgt: iiüoiv iTltaXVOVli-
gen erklart wird. — §. S. G'setz: /7«fd»'j;]. Ich ziehe rat iOfruUu. — §. M- o -/ooiy/oi ißoi^exo — V.al
t uj V nuvfiioiV vor, nie Palmeriiis , nicht erst Duliree 1 o laiTUli Tuig ijiieoiUs, 0>i uty. iutatv Ol VUf^ioi^.
statt de» li.Tndsrhriftlicleii iv flafdloil vorgeschlagen, Su gehen nach S mit Bekker die lim. Herausgeber,
lind die bisherigen Herausgeber aufgemniimen haben, da ohne Erwahming von Varianten. Allein «o sagte De-
Deinostheiies gleich dar.iuf za liävdia sagt. Meine inosiheiies y.ai TU für y.ui lOtilO? Schäfer zieht daher
Aid. "ilit: T'/j: naftuov. — §. lO- Gesetz: xui tTIt die Lesart des IJodl. TOiaucuK; vor, »eiche auch meine
^ll vuio) )■ nu/iTln y.ai Ol rpuyipdol yui oi yo>un)ßoi]. Aldina, jedoch un(er|iiinctirt , hat, und worauf die vor
Ich habe ;' ausgestrichen, weil diesen Artikel alle Hand- Üuttmann aiilgeiinniniene -xailOl xaVjatQ, TUig führt,
srhriflen weglassen, ausser vielleicht i2 (K hat diese wilihes letztere auch ü von zw eiter Hand hat (was aber
Lrkunde nicht, wie mir Hr. Uüliner in Paris gefallig-ot ßekker nicht aninerkf). .Allein halle Deinoslhenes dann
iiachgesehe» hat). Freilich geht vorher ornv l) UOfi:il} nicht y.ui TUi^ joiai'nuiC, r,iinjai^ Resagt? Sprachge-
n ziö zJloi'tiOi'} iv Uei^aiii, und es folgt yal oi T(ja- mässer ist daher die auch dem Sinn inelir enlsprechende
yrijdui y.ai oi y.ujini)doi. Allein daraus folgt noch nicht Conjeclur Reiske's , welche Uullmann auf^enonuiieii hat:
mit Sicherheit, ilass auch )} Uouni) vor oder nach ini Xai tuit' at'tai'i; raiq. lih ^laahte ya/ioiruVTO.iaiaii
ylrv(iui) gesetzt werden müsse; denn der Festzug an so abllieileii und aecenluiren zu müssen: zat ToDc av-
deii DiooNsien im Piraeus war fest (also /} lloiiTlIj — Cf Tai^ Tat.;, was dem Sinn nach dasselbe ist, aber den
Ihioalti) nicht alier an den LeiiSen , obwohl zu diesem Zügen der Handsehriflen naher kommt, in denen ro und
Feste immer Tragödien und Koiiioilien gehürlen , daher loC, ja überhaupt o und oL' leicht verwechselt wird. —
Ol zoffi'jdol y.Ui Ol y.toiiiiX^oi. Die Schwierigkeit ver- In demsellieu Paragraphen hat IJekker nicht bemerkt,
mehrt sich durch das vorhergehende yc/, welches in den dass 11 övoflU auf dem Rand hat. Diesen wichtigen
Handsehriflen von ); fast nicht zu unterscheiden ist. Au« Codex hat mir Hr. Hejse nochmals und ganz verglichen,
iliesen Gründen habe ich mich am sichersten an die Hand- — §. 35. « Tli — tox' ivu^Oi, ö TOlUVXOg nozeoo.
Schriften gehalten; denn was frühere Ausgaben des De- fil) d(.j) — Öi/.IJV , i] ftil^aj Öoilj dixaloj^;] „imnio av
nioslhenes halieii , kann kein Bestiininuiigsgriinil sein, den Öoil] , monuit Spaldingius", wiederholen nach Buttmann
Artikel beizubehalten. — Ibid. fit) ttiivai']. Die bess- und ßekker die Hrn. Heransgeber. Ich glaube^ aber,
teil Ullll die ineislcn Handschriflrii Ilaben fn']Zt, meine Deniosthenes würde schwerlich diesen Hiatus jwa'tw av
Aid. iit'il mit PHiicten bezeichnet. Diess habe ich auf- zulassen, und man inüsste daher eher jieiQov ctv corri-
geiioiiiinen, iinil so sclirieb auch schon Hiitlmaiin ans Con- g'ren , was zugleich palaograpliisch erklärte, warum aV
'jectur. ur haben nur ^'iiiil. h. und ^'en. tgl. Schal- ausgefallen wäre. Allein diess ist nicht nöthig; da De-
fer. Appar. Demoslli. I. p. 34U. — §■ ll- itf-i';) yaza inosthenes öv nicht zusetzt, so will er öoii] auch nicht
TiOV TCSpi Zl)v ioozi-V är^iyuvvTWi]. So steht aller- als Bedingung, sondern bloss als gedacht verstanden wis-
din^s auch S-i'JÖ. Allein da §. 11. die bcssten und fast 6cn; „soll ein solcher keine Strafe leiden, oder mag er
1233
iiil
immrrliiii jjrögscre leiileu?" Urber ilirsrii Gpbraiich n-r-
wrisi» icli der Kiirzp wegen auf lleriiiaiiii iIa parlir. civ
p. I.)4, li.Tiiliarily Syiit. p. 4(l(i , Stallb. all Plat. Rcp.
^'iil. p. 54') mit. Fuiikhäiiel (tiiacüt. p. \l erklärte
die Stelli* ricliti:.', übersetzt aber: „»oll ilicser nirlit ge-
xtraft »verili'ii , oder möckle er giiissere Slrafe leiden. "
Diene Lrliersetziiiig verstellt iiMii >uiii modus potentialig,
unil inürlite üv notfatvi-iidig inaclieii.
^. 40. xavxa Xiy.rea- näv yap roi'i;«^r/o>]. Für
die *'^ulg. }try.T£ou ist riclitif aus }i der Plural aufge-
nommen; eine zweite Variante viiii ^ aber, ndiTCC statt
7ldi' , ist iiiclit beriirl<»i<hti{it. UävTU loivavtiov
Iteisat in Jeder Hinsicht das Gegeiitheil , »ie Xcii. Aiiab.
t, U iiiit. TtaVTU y.ocizioro^ , itoraii imrli iViiMiiaiid Aii-
(Idss geiioiiimcn ; ebeusii TluVtlX OUWU' und dergl. Vgl.
AbreKi'.li. ad Aesilivl. III. p. l.'^l. Das liäuligere tiuv
luvvavxlov heisst ganz das Gegenlheil.
§. 41. OVX ivetTrar ai'r'/j]. Es sclieint des Hiatus
wegen Ol'y. tl/tOr' (tlTi/J, was iiirht bmiierkt ist, mrzu-
ziejieii, aus iiieioem iMalat., ferner aus Aug. t, k, r. ^'gl.
Uenseler p. Kl'l. Fuiikh. Quaest. p. 3l- — Ibid. «/./.'
d fitv ät> r<s äffvui luv kuyiaftov (f9äoai itci'/i^^
■Koa^ai, y.o.v vßoKJriy.uj^ toitu TrorrOTj , dt' öoyijv
"l' tili Cffjoai 71 enoir/y.eva/]. Hier baben .^ und Galen,
welrlier diese Stelle vol. Y. p. 501 eil. Lips. ritirt, ä.klj/.
IIIJV UV. üalier ist zu srbreiben: ciLtU LH/l> , CLV TIC,.
Siebe Diiidorf. in Schaef. App. ad li. I. Dass sieb TOl'TO
in iler ersten, wie in der zi*eiten Lesart auf a zu be-
ziehen scheint, ist kein Anstoss, da es auf den ganzen
Salz gellt. Mit Unrerht haben es daher üinilorf und
i'Meier verworfen. Ks fehlt übrigens in dem von mir wie-
der vergliilieiieu Lind., was Taylor übersehen oder nicht
wertli erarbtet hat, bemerkt zu werden. Bei (i'alen, der
es aurh nicht bat, ist das Ende des Citals verwirrt. —
§. 44. Tl]v £i;ot'KlTV löiar]. So hat zwar ^ und andere
statt -Tijv ei;ui'ktji; tdluv. Allem bei der iSeigung der
Abschreiber, auch des S, gleii lie Casusendniigen auf
einander folgen zu lassen, z. B. g. 8-': i'-Jt' ai'Tujl y.oi-
puuevo), 2' etc., g. 16(> y.svtjv (statt y.nivi)v) l7lTtlxljl>
Tivu statt hiliy.ijq ziva E, und so oft, inuss eine »o
nngeMohiilirhe Formel nachgewiesen werden, ehe ich
sie in de» Text aufzunehmen wage. Aniloc. IVlvst JJ. 73.
Ol /iv äoyi'Otov 6(feikuvtii xiß öijfioolip , önöaol
eiJ^tnu'; uicftihjv rtoi^avtii; doxit-i, ij itoi'kuQ ij ypa-
(fu^ Ij tTr/fjOKu^ (öcp.Kou X. r. Ä. , wozu Hesych. €^oi'-
Ä«i; • i/.ßokdq, reicht nicht hin. Ich glaube , dass schon
der Artikel in unserer Stelle bedenklich machen sollte. —
§. 47. i'irfo/ty]. Da» parallele TlOlljOI] zeigt, dass die
Variante rfjolorj aufzunehmen ist, welche auch am Ende
des Gesetzes steht. Vgl. Aeschin. Tim. §. 15, wo der
Text V(jOlCr] — TlOl^, das Gesetz i'fiuiorj liat. — Ibiil.
y.axayvv)]. So hat Lambinus auf den Hand gesetzt,
statt des handschriftlichen y.uTuyvojxl. Aus niacart.
p. 1074. §. 71. und andern Stelleu (s. ftleier ad h. 1.)
erhellt, dass Wolfs Conjectur /aiiryvtDO^fj , die auch
in Paris. Tbiersch. übergegangen ist, vorzuziehen sei,
«•ine Lesart, welche sich auch in pnlAngraphischer Hin-
sicht besser empfiehlt, als /.acuyviji. — g. 4'l »yr^iy lasst
alle.n ^ '*^g.
Zdlsi/ir. f. d. Alitrlliuimw.
§. h\ txir. yviarav äyvifii]. Aus Harpukntlinn und
dem identischen y.vKTÜv jjujnoiiri im Urakcl «tIicIU,
dass xvioiiv uyi'irxq von dyt'ietc ( Altar de» Ajiollo
aytUi'i) accentuirt werden muss. Dagegen siebt im Ora-
kel „y.UT (lytiui — 'A-xÜKKu)vi dyiiti — y.nr' dyiioi;,"
richtig ,,an( den .Strassen", wofür im Orakel ».nai tat.
§. (i(). auch x<d r«,' ayvidi y.viof-u siebt. — §. 52«
tuijitiuju /Jooiiio) ydo/v]. Für diesen vielfach angefucU-
tenen Ausdruck schlagt Hr. Saiippe vor: ujouiav — ^d-
oiv, verweisend auf Aristoph. IVubb. v. 311): HuOfxia
yctoii, was nichts beweisst, und auf Thesmoph. v. <IS'»*,
wo ich nichls hierher Gehöriges finden kann. Ich glaube,
die conslante Lesart der Haiiils( hrifteu kann man verste-
hen von der .Anuiuth (ilern aiiiniitbigen Tanz) der si ho-
nen Jünglinge, uj(juiv)V als inasciil. geiioiiimen. — Ibiil.
y.aia, f«]. Da so viele Handschriften tu weglassen, und
c. iMacart. I. I. y.ajJa sticht, so glaube i<h mit IJiitt-
mann so schreibt ii zu müssen. — Ibid. ^{oig (ßt.i'il-
niuii -naiTtani y.ai rxiLfroi^ l'di'ai detidq y.ai doiois-
QUi; dvi<Tj(ui>[f^, y.ai fivaaiSuiQtii]. Hr. Sauppe will
nuaaiai xni statt Ttdoui^ f'diag lesen. iVIarart. heisst
es: ittnii 'Onifiiiioii xui'0}.vu:iiu/q nö.inEooi y.ut
Tidaaig öetiug y.ai duioisou^ dvicr-j^uvta:, iivaaidtn-
utiv y.axTu 7t(tru(öa (scr. Träroin). Diess führte mich
ilarauf, in niiaerer Stelle zu schreiben Tili.OuKTl ifeai^,
und mit Boor p. l.'j,') Komma und y.ul nach di/t(Tj(oviSi
zu streichen. — §. 53. r(/J ^it Tu) iv Tuiidoio r()£ii
ßoL'(i\. Diese Conjectur Spalding's eiil/emt sich zu »ehr
von den Handschriflen, deren betste und meiste so ha-
ben: jip zJit ni)VuüU}TOii ßui'i oder Tv~iv uu(i> T(J£iii
ßovQ, andere nach audern Abtheilungen. Ich theilte die
Buihstaben so ab: rt/J idli Tufidout rosii ßovg. —
Es haben ß marg. und inarg, Less. Tofiagoi. — Hcsjch.
Tiiäo/o^- /itvc, äv ^ujdo>t/T^. Daher als Glossem die
altere Vulgata: t'ij ^U)du)vaiu). 'gl. Claudiaii. bell.
Get.v. 18. ( Var. Tninuri und Tmarii) Jovis. Orph. Argonaut.
V. L'()S. Tu^cuiaq i/.t.ve (fl^yu^. In den Handschriflen
ist ii und |L> fast nicht zu unterscheiden, und die Aen-
ilerung TU für tcu wird man keine gewaltsame iieniien
können. — Ibid. ivvku y.ctl TUVtuvc, diu Tajffiul' —
y.tii dkka isoltu hat noch Niemand genügend erklären
ktinnen. Btickh im Ind. lect. ßerul. lS.3Ua. p 8 schlug
vor: xal duua, h(jtia,. Aber dabei blieb y.ui loi'iuvi;
diu TCl.]^eu)V unerklärt, und ßutlmann's Conjectur iisy.a
TOVZOV , xovC, de drzdyetv einpfiehlf sich nicht durch
Leichtigkeit. Da setzt statt XUI ukka ieoeia Hr. Sauppe
yakkuofiv , und Alles passt. Es thut mir leid, diese
Conjectur, die auch durch Alarart. g. lili. bestätigt wird,
nicht früher gekaiiut zu h.iben. — Im letzten Orakel
steht vor ^]ii besser ein Komma, als ein Punct, damit
gleich die Constructiun von itvaat abhangig erscheine, —
§. 05. ÜQ (seil, ij^e^ai) ovvSQX'^t^^^^ *^' ^ov dyuiva
xard rdz fiavTiiag rafraq, vTieg avxuiv iorttpavid-
fildo]. Es ist zwar richtig iTitp avxujv (seil, xuiv
Seiijl/) aiifgenomnien , aber die Interpunctiun i.st, wie
August Bntliiianii erinnert bat, nicht richtig. Denn es
kamen die Alhenienser nicht zu den Wettkampfen der
Chore nach diesen Orakelsprüchen zusauiiiien, sondern
Cbüre und Choragen waren diesem Orakel zufolge be-
kränzt. Es aiuss also interpungirt werden; ayuho, XUtu
93
1235
n;i6
ras unvreiai ravrat; ini^o x. r. /. — ^. 56. euv Sh
ZaiViiTi^o,'/«/ y.tAfi'Orj], Es »inl ilii> Coiijrcliir »on Eui-
prriiiii y.ax>itoi>ai y.uiKvorj (?) aDj^cfiilirt. lili j>csti'he,
(JaKS mir ili<> e\i\/\^ i i'r>Uiiillirlin lOrklAriiiii; .S|)aliliii|;fi :
„.sit'll (unter ihr ZiiM'liaiii'r) .srl^i-ii"' , iiiiil ilir.«»< su ripl,
»U ,,<<>■■ ■'•'■' liüliiic alilri'frii" zu •;r.<jii('ht i«t. Irli iiiliclite
ilalirr y.(t.!tuoitai y.ti.siOT] lesen: „»enii iler Clioiage
ciuein Cliiiri'iiteii liefirlilt lieriiiiferzii.ste Jt;eii^' , und ilazu
J(aiiii üicli jeder ili-iikeii „i"'i «ler JJiiliiie." — ^. !)T . OVO'
— (favtuu)^ ui' duiatli\. ^ allein Ifiagt oi' wef. Es
isl d.ilier liedeiiklirh , e.s /n streichen, wie die Hrn. Her-
atifj^elier thiiii. ^cl. Klotz ijuaest. crit. p. 95. — §. 5'.).
Die llerausjjel.er si lireilieii hier (flKovi/AiitJ , ^ f<ilj;eiid,
J{. ()(). qu/ itvtr/.i^auviiijv, und Jj. ()(). qikuvuy.Ut u. ilgl.
Uiens sriieiiit eine zu jrnisse Aiill.'lii^^lii'hkeit an einen
Codex. — g. (i9. fiavkic, — (flAon/tia]. So ^. Allein
(fl/MlIft'n lunlert muvia , oder (flAoriiiluv (denn aiiib
Her Aniisalii' »»ird tun jjiilen ilandsclirirten tfel)o(eii) fiir-
«Icrt liixviav. — fj. (1. In dieneni srliii'ieri);eii , ton gros-
sen Kridkerii lersinlilen l'ara>;r.i|ilien will irli glrii h in
Kluninierii kurz niideiilen, »as i^ zur Erkljirnng der
Stelle und Vertlieiilij;iiii-j der gilten llandsi lirifteii fiir
iiJilliii; halte: ioaoiv iliavits — Ecihvov lov uuKai-
OavTOL HUT iy.tivov (Snlijert) , loii vidvloy.uv , y(U
{angttr , Ton. den Uro. Jier^ii.si;eliern gestri« lien , von üo-
bereii/. ül^serri', p. \2 teitheidi;;! ) ^vitfihdv tov 71 uy-
xoat/aoriji/ (Ol.jert) — Torvui' (Sopliiios) in Ediai) — ,
OTi V ii'7irü>v r/julCniv vhro, dnvuuntvuv («eil der
SrhUjjer, Ti)dtMlila;;er Enihvims «jUiibte, dass er —
Sopliiliis — freiele). Die Hrn. I|eraii'';;el>er slreirlieu ö
TVntuiV , »elehes in allen llanilsrhriflen und Australien
steht, »eil mau es bisher auf .Sophilo.s liezu«;, »elilier
dem Gegner ihat^flililicli zu freveln geschienen, und nitht
auf den Tuill.srhl,'i(;er Enllivnos.
Diess ({'''"'ir''» '"" ■''■" L'ii'ersrhied unserer Au^^alien
211 zeigen. beule Arlieiten «erden zur lieriirderiint; der
Waliilieit (lieiieii. Dass lih hier alier keine ausführ-
lirheii Erörteriiiij^eii <;ali, snnderii für den Kuiiilii;en meine
Gniiide kurz andeutete, geschah nicht aus Mangel an
St oll".
Trankfurt a. M, Jh. Vümel.
111. lieber die tyrrhenisohen Pelasger in Etrurien und
öler die Verlireituiij; des italischen i\lrin«s)stcii)S von
Elriirien aus. Z«ei .4lilian(lliiiigeii roii Dr. Richard
Lepsius. Leipzig bei Georg Wigand. 1842. VI und
8U 4J. 8. y
J.ll;.
Durch die erste der rurlipgeiiden beiden Alihandlungen
erfüllt Hr. Prof. Lepsius das unlängst in dem Texte zu
den «IUI ihm herausiegelienen umlirischen und nscischeu
Inschriften S. 1 <S gejrebeiie Versprechen, seine Ansichten
über die Matioiialiiat und Gesiliiclite der I > rrheiiischen
Pelasger Etnirieiis in einer eigenen Schrift darzulegen,
und llec. sah dieser D.irleguiig mit um so griisserer
Spaiiniiiijr entgegen , je mehr ihm einerseits die seit Nie-
buhr iiml iMiiller von den deutschen Gelehrten ziemlich
allgeineiii angenommene Ansicht über jene T^rrhener uud
ihre ftllsrhang mit einem aiiilern, von ilen i'ibrigen Ita-
likeru, und naiiieiitlicli auch von den (Jinbreni iraiiz ver-
schiedenen , uisprnn^flich uiilil im iSorden Italiens riii-
heimisclien \ ulke »ahrsclieiiilich vorkani, andererseits aber
die beiiälirt» (jelehisainkeit iiiiil der Scliaif<inii des Hrn.
L. mit Hecht neue Aul Ulfiriingeii iiber diesen ebenso
dunkeln, als interessanten (ieneiistand ervtaiten liessen.
So gern nun aber Iler. anerkennt, dass jene Eigenschaf»
teil des Hrn. L. sich auch in der vorliegenden Schrift
vielfach be»^hren, so niiiss er dennnrh bekennen, dass
er in der Hauptsache durch sie nicht benogen »orden
sei , seiue frühere ;>Jeiiiiing aiifzugelien , vielmehr auch
jetzt noch dafür halte , dass i\. und ;M. im Wesentlichen
Recht liFilien, Indem er es nun niilrriiiinnit, die (iründe
dieses LlrlheiU aus<'inaiider«usel>ien , scheint es ihm aal
z»ecknWlssigsten , zunächst die Hau >ts,'il/.e des Hrn. L.
kurz zu referifen und darauf seine (iegeiibeinerkungen
folgen zu lassen.
Dass in Italien vor Alters ein Zneig der »eilrerbrei-
telen pelasgischeii Nation unter dem ISamen der Tvrrhe-
iier ge»i>hiit habe, erkennt Hr. L. als unzueifelliaft an:
liaclt Etrurieii, meint er, iseien sie lun nordufirts her
über die .Apenninen gelangt, nicht, nie .Müller annimint,
von Lvdien ausgezogen und ziier.-t an ileii Ivüsten des
unteren Aleeres angesiedelt. Für jene Aleiiiiiiig stiuiine
tlieils die natürliche Kiclitimg der eiiropäisi lien Volker-
züge, die von SO. nach S\V. voriirangen , Iheils auch
die Nachrichten, die IJionvsios vor<!Üglii h aus llellaiiikos
miltheile, nach vtelcheii die l'el.isgrr von Tliessalien aus
zuerst an die iMünduiij^ des Padus gelangt sein, von hier
aus das Gebirjje überstiegen, C'ortoiia eingeiioinmen unil
dann, sich iveiter verbreitend, ganz Etrurien erfüllt haben
sollen. Auih zeigten noch manche Spuren, dass in der
Tliat Cortona die älteste {Metropole Elruriens gewesen
sei. Es Teil he aber diese IS iederlassiing an oder über
die troischeii Zeiten hiiiaiil. Der Name Tyrrhener, iden-
tisch mit dem umbrisilien Tiirske, dem rüniischen Tusriis
(statt Tursiciis , Turscus) und Etriisciis, sei schwerlich
mit .Alü.'ler von dem Ivilischen Orte Tvrrha, sondern, mit
den Alten, von CLpon^ oljer ciuiTli abzuleiten. — Dass
aber das spätere etruskische t'olk aus einer Mischung
dieser alten Tvrrhener mit einem aus den Alpengegenden
her rorgedruiijjeiicn \'ulke ganz verschiedenen Stammes,
den von ^leliiilir und Alüller sogenannten liasena, eiit-
st.inden sei, verwiilt Hr. L. , als gänzlich unbegründet.
Denn erstens habe das gesaininte .Allerlhnm über eiiiea
solchen Zug fremder Eroberer aus dein uhereii Italieu
nach .Südetrurieii nicht die geringste iNacliricIil erhalten,
sondern die ganze Ansicht beruhe lediglich auf einer
Er/;ihliing des Dionjsios, »elcher jedoch die KiiiMaiide-
ruiig nicht der Itasener, sondern der l'elasger, nicht aus
den Alpengegenden, sondern aus Nordgriecheiiland erzähle.
Man habe freilich gemeint, es seien hier loni Dionvsios
nur die Namen veruechselt, ,,und wenn man Rasener
statt Pelasger in seinen Bericht sel/e, so sei Alles rich-
tig." (Diess sind des Verf. eigene Worte .S. 17.) Diess
ergebe sich, habe man gedacht, schon daraus, dass er
von einem den Tvrrhenern ganz fremden Volke rede,
welches eingewandert sei, während doch die Pelasger
uud T^rrheuer eiu uud dasselbe V'ulk waren. Allein da
1237
1338
il<>r Irrthiim i\rs Dlniiysios, »oriiarli pr TvrrtiPiii>r uixl
PelastTPr als iprs< lii^'iUMir Vülkor lipzcirliiif , sicli loll-
Loiiiuieii ilaraiis rrkl/in-, da».« i>r illirili ilie TaLsrli)^ Lesart
filier llcrmlolisrliHii Slelle (|, Ö7.) vei leitet >ei, zu glaii-
lieii , <lie pelas^ix lieii Ciirtoiiciiser in Kiriiiieii li<llteii eine
Yoii den iimM uliiietideii Tvrrlieiierii ^^iiz %'ei srliieili'iie
.S|)rarlie ^'''''''l''' > ■•^o Ijediirfe es nur dir Krkeiiiiliiiss loii
der Falsi liiieit jener Lesart , iiiii daiiiil ilie .Sc liliis<fiil{;e
des Uiiinvsios iiiiiziislosseii , und damit /.iit;lei< li Alles,
waa sirli in Mielmlir'» und AJiilli'r's Ansitliteti darauf
»tütio, aliKUH eisen ; iinil die ganze friiliere Kxi>tenz der
ilaseiier lileilie falielliart. — üudaiiii tvenn iNietmlir seine
Ansieht aiiili auf Hie von den Alien lieneugte \'er»nnilt-
seliaft des Al|jeiiiiilke$ der U.'ifer mit den Tuslierii .stiit/.e,
»o »verile dorli diese ^rr» anillseliart nirjjends aus einer
VVaiiileriiiig um Rfllien in dii- <>lr iiskiselien Länder, siiii-
dcrn umgekehrt aus einer Waiiileriinj; iiiii Ktriiskern
na< h K.'ilieii erklärt. Wäre ferner »irkliili eine su
radicale L'm» audliin>f , nie man annimmt, dnrih l<Iin-
wanderiing eines fremden \olUes zu den 'J'vrrlienern er-
fiilt,'t, 9u sei es ),'anz undeiikliar, dass sich liei den Ktriis-
kern, deren Annaleii und il^r iiitieriMi{;eii oliiie Uiiterhro-
rhun;; liis zu ihrer lUriiiiduns' in die |)elas);is<'lien Zeilen
)linaufgin{;en , keine Kaehriilit liirrtnn erhalten lallen
«ollte. tjs sei ferner iiiidenkliar, dass diese anj^eliliehen
iüiiiHanderer , H<il>rend sie in allen lilingen lJiii<;en , lu
£iiirirhliin£eii, Kunst und Wisseiisi li.ift sich dein lie.sie;;-
teii t^rriienisrhen \ dlke aiisrhinsseii und assimilirteii, und
ihre eigene ^iatl»llallt;it auffallen, nur die Sjirache, ileu
iirs|iruiiglii heu Traget alli'r i;ei,itlf;eii Iiild>iii(;, die sie
vurianilen , im lit ai>t,'eiiiimmi'U , die Ireinileii (ii-danken in
ihre haiharischeii Laute iilioisetzt hritten. — Auch seihst
ilsr Aame Raseiia, oliiie »elciien, nie ilr, L. meint,
jeiiß wuiiderliare ll_v|)nllieise gewiss nie aiifjjeslelU »urdeii
wäre, sei nichts »eiliger, als siclier: es sei vielmehr
wahrscheinlich, dass an der li^inen Stelle, tti> er vur-
küinmt, hei Uioiivs. 1, .j(l, fiir 'Pd.Otiii. *) — T<'.O0tua
XU lespu sei, ein Maine, der mit Ilonijvui «ilfenliar zii-
tainmenh/iiijfe, iiinl mit den Heitern iNuhts zu tliiiii lialic.
— Was eiiilluli ilie Sprache lietriU't, sii sei die alle tjr-
rhenische freilich ohne Zweifel |ielas;;ls('li , iiiilliin dem
Grietliischen vi-rwandt jfeuesen, H<i;jet;eii die sn^ltere etriiS'-
kische Spraclie al|eriliii<;s in ihrem Laiitsvsteiii und in
(Jeu vrrstüuiuielteu Flexiiuieii. sehr «nts»Uiedeii den Cha-
rakter piuer i^Lschsprache an sich zu .tragen scliejiie;
allein diess sei am h oliiie ilie Annahme einer llasenisi lieu
Bjiiiii anilernii); sehr erkl.'irlii li und natiirlirh. DJaii niiisse
sich nur eriiiiierii , nie die Pelas^rr fast in allen Theilen
Italiens, die sie besetzten, snitulil am Po, »uhiii sie
nach llellanikos zuerst {;elan^teii, als am A|ieiiniii und
jenseits desselhen l inhrer lorfaiideii , von denen auch
später noch in den elruskischen L>'luilern uiiier keuiilinr
*icie Spuren und l!elierr«ste testandeii , und mit df«iou
jene Kintranderer vielfach gemischt wurdeib S>> sei denn
auch die etruskisrlie .Sprache aus .Mischung der pelas-
gischen oiit der umbrischen lierMir^e>;an;:eii : die volU
■taniligereii Flexionen, der jjriissere Ueiilitliiim au V'o-
caleD , die regeluiässigere Bildung des Pelasj^ischen, »uvun
• *) Richtiger wird woU 'päoiru liutont- wcriWii mÜ3scik< •.'.Mi-
nna nnrh die Altesien «ler etruskisrlten Jiisrhriften Zei»g-
■ii<s gehen, seien unter deui t^infliiss des Litihrisrhen
allm/thlii h verkoiniiien , und f>» Ijise sich diess Rjlllisel
der freiiidartijfen etruskisrhen Sprache auf die iiatiirlichstc
Art. Diese tCntarliing sei itainentlicli von dem Zeitpiincte
an ein^^etreten , »o <lie |ieUsj;ische Aristokratie allmäh-
lich immer mehr t,'et;en ihre umhrischeii Uiiterlhaiien
verlor, besonders seit dem fiinften Jahrhundert n«r("lir.;
wir linden ausilriicklicli einen Lntersi liieil der Stailtspra-
rlie und der Laiidsprache in Ktrurieu bezeugt, aus dem
J. HUI: jene sei für mehr pelas;;i»ch, diese für ninbriscU
zu halten. Die Vernaniltschaft aber des Kti unkische»
niiil des Hiiilirischen zpi(,'e sich im Lautsvslem , in ein-
zelnen Wortbililunjjen und ill einer nicht ganz uiibelrfii ht-
luiieii Anzahl ;iliiiiicher und tl/eilxeise ^anz t^lrichef
Worter, Zum Ueschliiss »erden noch zwei kurze lilr
schuften, als Proben der älteren, noch pclasj;isclieii oder
dem Pelas^'isclieii näher stehenden etriiskisclieii Sprache
beij;ebra< ht , »eiche noch merkliche Aiiiiährrun^ an da(
(jriechische , sovinhl in Uuchstaben , als in der Wortbil-
dung; zei;:en, und sich ill eben dem Masse von lieiii spa-
teren Elruskisclii'ii entfernen, ja noch einen ßurhstaben,
O, hal>eii, der diesem ((aiiz fremd ist.
Unser Wider,spriif h (;''!?•'" Hrn. L. wird nicht ^'Cjjen
seine .Ansicht über die allen tvrrheiiischen Pelasger, sou-
•lerii leiliglich j^egeii seine Abläiignilii;; eines nicht nur
von iliesen, sondern auch von den Umbrern verschiedenen
Kleiiionles in dem späteren elruskischen \'(ilke, wie jNie-
buiir und Müller ein sulclies in den Rasenern erkannt
haben, gerii htit sein. Mag man jene tyrrhenisclieu l'e-
last;er mit llellanikos von Thessalien aus an den Pailu«,
und von dort über den Apennin, mag man sie mit .Müllur
von den Ivdischen Küsten aus an die mitlelitalischen Ufer
des unteren .Meeres gelangen, oder mag mau sie nr.sprüng-
lieh auf keinem dieser beiden Wege cinwaiiilern, sou-
deni vor alter Erinnerung in l'ilivii angesiedelt sein las-
sen, und ihre Verwandtschaft mit den Pelasgern Cirie-
ciieiilands unil des ägäischen KJeeres aus uraltem Zusam-
nieiibange Lines grossen Vülkerslamnies , der sicli nach
beiden Riihtungen hin verbreitete, erklären, wobei übri-
gens die iMoglichkeit bestellt, dass auch spälechiii noch
Wanderungen pelasgischer Schaareii aus Osten nach W e»
s(en und aus Westen nach üslen zu stanimveruamlleu
Völkern stattgefunden haben *y. für uuseri'ii gegenwär-
tigen Zweck ist diese Frage von untergeordneter lieileu-
luiig, und wir begnügen uns mit der von allen .leiten
eingestandenen und leslstelieiideii Thatsacbe , dass Tvr-
rlieiier, Stamnivenvandte der Pelasger Ciriechenlaiids ,
schon in sehr früher Zeit in Italien gefdiiden »erden.
*) So li.ll sich Ilr. L. ohne Zweilcl die S.iclic ;ed.iclit, da er
S Ül von den Pclas:;irn in Norditjlien als Tliei! eine
einii-'cu iiiicbtl^en BevOlkciniij; oder Völkcrkelle ledet,
welche >\eileF vom Peloponnes, noch von Klnu-ien .tus
d.iliin yewuulert, sandeln selbst mit der .ill;;rmeiiieii Vid-
kerl.e«ei;oii^ vor den Kelten ans dem Norden nnd Uttco
hin ib^e»lie);cn sei, S. 10 aber eine Kiedirl.issimg von
Pebis;;rrn aus Griechenland am Po und in l^truiien an-
crkiniit , die au oiler iiber ilie troischeiv Zeilen binaus-
rcicbe, und niil dem Mutterlande, Griechenland, in Ver-
bindung {jeblicbeu sei.
n.io
12 iO
ü«*!t iiiiti ilii's«" il.ilisilif iiTyrrliriipr mit i-iiifin aiiilrren Volke
Uciiiihilit , iinil aus ilirser lAlisdiuii;; ilic ^|)^lt<■r<•ll KlrutkiT
itrri«r^'i-;,'ai>{^rii üi-icii, tl.irin slitiiiiit ilr. L. mit iMi-lmlir
tiiiil I>lrillrr lilii'ifiii ; «r l.'liijjnci jUmt, iUss «lifses ainlrre
\'u\k aus «Ipii A|]ii'ii(;oj; Ifii lief ■■rolirriiil »i>r(j<>(Iriiii);eii
sei, iiiiil »ill in iliiii ""'" «l'P Uinl>riT rrkeiiiipii. Fass«*!!
wir ziicrul «lii-jeiufen Gninilr, «liircli <lii' er ilcr *ntgf ^eii-
jjcsi'tüti-ii Aiisiclit ilire .Suilzeii xa entnii'hpii meint, etwas
si li.IrfiT ins Au[;<*. Was (,'aiize AltcTlImni , saj;! er,
fcilineigo (iber snlchrs l'^ciiiiiss, uiiil «Iip Stelle des üio-
li>sii»s, auf die uiaii sich licnife, »ci llieils auf eine uii-
ZiiUssi<;c Weise ucnj;edeulet , theils entlialte sie auch so
lein.'ii lieHcis. >Vir sind daher f;eiiöthi;>;t , die Aussa;;«
lies Diuiivsiiis in ihrem gaur-eit Ziisauimenhaiijje zu Le-
trachteii, um nachher zu zeigen, nie es um die Beliaup-
tuii>;en unseres Verf. liber die Fiilg'eruiiijeii seiner (iej;-
Uer BHS dieser Stelle eiifentlich stehe. üionjsios Bericht
ist folgender, I, 17: Pelasger aus Thessalien, von Kurc-
len , Leiefjerii und amli-rn unter Ueukalina vertrieben,
jrelaiij;li-n (c. l.s.) an die iMüiiilihij; des Padus , wo ein
Theil loii ihnen sich ansiedelte, und die Stadt 5>|)ina er-
liaiite ; Andere (c. 19.) z»j.'eii tiefer ins Land hinein und
über das Gebirjje in das unibrisrhr (iebiet, bemSc hti^jten
»ich hier Anfaiifts einiger (je(;enden, «ichen aber bald
Vor den zahlreich gegen sie lereinigteii Eiligebornen zu-
rück, und zogen Heiter zu ilen Aborigiiiern, »o sie Auf-
liahine fanilen (c. L'O-). "nd mit den Aborigiiiern gemein-
echaltlich gegen Hie Sikeler Lämpfteii. Kin grosser Theil
«Oll ihnen aber drang, »eil das Land für All« nicht gross
genug war, durch Abiiriginer verstärkt, wieder in das
uuibrische Gebiet , und bemächtigte sich der Stadt Cor-
tona, ilie ihnen seitdem als VVaften|ilatz und Stiitzpunct
fiir ihre weiteren kamjife mit den Umbrern diente. Auch
«lip SiUeler vertrieben sie aus ihren Sitzen: und zu den
Städten, ilie sie theils eroberten, theils neu anlegten,
gehören Caere oder Agylla, Pisa *) , Satuniia, AUiuin
tind mehrere andere, »eiche ihnen in <ler Folge von den
Tvrrheiiern abirenoininen »urileii. — Dieser glücklichen
Ausbreitung der Felasger folgten aber bald (c. 2J') Zei-
ten des Unglücks und ^'erfalls, so dass sie meist wieder
zerstreut »iirden, Viele nach Griechenland oder in Uar-
Larisrhe Länder fliichteten, und nur wenige in Italien
zurückbliebeo. Als Gewährsmann fiir diesen Theil seiner
Erzählung nennt üionvsios ( c. 23 extr. ) den IVlvrsilos
aus Lesbos, dem er fast würtlirli gefolgt sei, nur mit
dem Unterschiede, dass er den Namen Pelasger anstatt
des von l^lyrsilos gebrauchten Namens Tyrrhener gesetzt
Labe. Denselben Kamen Tyrrhener, sagt er c. 25, legen
ausser Alyrsilos auch Andere diesen Pelasgern bei, aus
keinem andern Grunile, als weil das Land, welches sie
in Italien inne gehabt, und aus welchem sie jetzt wie-
der iliehen mussten, Tyrrhenien heisst. Diess hat Veran-
lassung gegeben, dass man sie mit den Tyrrhenera ver-
mischte (vergl. c. 29 in.). In der That aber (c. 2rt.)
*) Pisa g;iit ohne Zwcilcl Manchen auch als eine pelasi^isciie
Stittiin.;; aber in dieser lU-ilirt lut es Diunvsios i;e\viss
nicht genannt. Vir;;!. Kaeinpf. Uinbiic. p. 26. Gölllin};.
tieach. <i. Küin. Staiitsveit. S. 8 vernmthct, dass Pjrgi
datur zu lesen sei.
sind die eigentlichen Tyrrhener ein von den Pelasgetn
ganz verschiedenes Volk , von Einigen /.war ebenfalls für
eilige »alliiert in Italien, von Andern aber für eingeboren
geliilleii , »elclier lelzferen IVIeinung auch er selbst, als
der »ahrscheiiilii'hereii, beiplliclitet , »eil dan tvrrhe-
iiische Volk sehr alt, und seine Sprache mit keiner
andern bekannten verwandt sei. Sich selbst aber nenue
diess Volk nieht Tyrrhener , sondern Rasena.
.^laii sieht, wie sorgfaltig Dionysios bemiiht ist, je-
dem (\]issver»t<'iiidniss, das aus seiner von der gewöhn-
lichen ab» eichenden Terminologie entspringen küniite ,
zuiorzukoinmeii , iiinl wie er ausdrücklich warnt, die von
ihm als Tyrrhener bezeichneten eiligebornen Rasener und
die von Andern mit jenem Namen be/eirhiieten Pelasger
nicht zu ver» echseln. Dass aber diese seine Tyrrhener,
d. h. die Rasener, ein von den Pelasgern ganz verschie-
denes Volk gewesen seien, dies» erhelle, sagt er c. 29«
theils aus vielen andern Gründen, theils namentlirli aus
der Verschiedenheit der Sprachen. Denn Herodot be-
zeuge, dass die zu den Pelasgern gehörigen Krutuniateu
(d. h. die Cortoneiiser) mit den Uiiih ohiienilen (d. h.
eben mit den Tyrrlienerii des l)ioiiysi<is) nicht dieselbe
Sprache redeten; »oraus denn hervorgehe, dass die Pe-
lasger nicht Tyrrhener seien. — Nun behauptet aber Hr.
L. , man habe deiiiioih eine Verwechselung der Pelasger
mit den Rasena bei Uionysios angenommen, und was er
von jenen erzähle, als von diesen geltend betrachtet, und
hierdurch ilie Ansicht von einer Einwanderung der Ra-
sena aus ilem Norden zu begründen gesucht. Wie aber
Jemand die Annahme einer solchen Vertvechselung bei
der so genauen iiiiil sorgfältigen Relation des Uionysioa
habe glaublich fuiilen künneii, dürfte schwer zu begrei-
fen sein; ebenso aber auch, wie, wenn man sich ent-
schlösse, sie glaublich zu finden, Jem.tnd vermittelst der-
selben in der Stelle des Dionysios eine Begründung der
Annahme einer Einwanderung der Rasener aus den AI«
pengegenilen habe finden können , falls er nicht etwa auch
eine Ver» echseliing der Alpengegenden mit Thessalien
anzunehmen sich entschlösse. In der That aber kat
Niemand, am allerwenigsten Niebuhr und Müller, jene
Ansicht auf solche Art zu begründen unternoininen , und
wenn Ilr. L. ihnen diess zuschreibt, so thut er ihneu
grosses Unrecht. Was sie aus Dionysios entnommen ha-
ben, ist vielmehr nur diess, dass das Volk der Rasener,
oder die von ihm sogenannten Tyrrhener, von dem Volke
der Pelasger, welches Andere Tyrrhener nannten, und
auch wir so nennen, radical verschieden gewesen sei;
und diess eben ist es ja auch, was Dionysios so deutlich
und ausdrücklich, als möglich behauptet. Für diese Be-
hauptung, sagt er, habe er viele Gründe: Einen dersel-
ben bespricht er ausführlicher, die ^'ersehiedenheit der
Sprache , und beruft sich dieserhalb auf das Zeugniss des
Herodot über die pelasgischeo Cortooenser, deren Sprache
von der der Umwohnenden, d. h. derer, die sich selbst
Rusena nannten, und die Dionysios Tyrrhener nennt, ganz
verschieden gewesen sei. Dass dieses Argument nicht
stichhaltig, dass vielmehr Dionysios durch eine falsche
Lesart bei Herodot getäuscht wor<leu sei, gebeu wir Uru.
L. gerne zu; wenn er aber damit zugleich der ganzen
Ansicht über die Verschiedenheit der Rasener oder Tyr-
rheiier il.-s l)ioiivsi„s von <1.m, l»..las-..rn il.r<- Sditzr Piif vo„ fli-rarUa .s 'J'JO. -.'20. nennt Tvrrl.eurr, l'.-lasger
jr-geii J.i haben ineinf, so hat er iil...r.s.hpn , .lass üion. nn.l Hn.brer neben einander; ilo.h lege irh auf diese
ll.*scs Aijjnnien« keines»et;s als das einzige, sundern nur Slelle kein Gewicht, ebenso wenif, wie auf solche^ wo
als eins von vielen ai.ffiihrt, die er ftir seine Ansicht bloss Tyrrhener un<l PelasRer neben einander genannt
habe. Und dass »veni-^tens >liiller auch seine Ansicht »erden, »ie /,. H. Strabo V. ■_>. p. 356 von Agvlla sagt,
keineswegs auf jene Stelle von den Corfonensern stötze, es sei von Pelasgern aus Thessalien gestiftet, nachher
ceht ja schon <laraus her.or, dass er an»drücklich den von Tj rrhenern erobert und Caere genai.i.t »nrden; denn
Irrthuin des üionvsios hiusiclitlich der Lesart bei Hero- hier könnte man sagen, unter Tvrrheiiern sei das spatere,
dot anerkennt, Ktr. Th. I. i>. Vtj ff. ; aber auch Niebuhr, nach Hrn. L. aus Pelasgern und Unibrern entstmdene
obgleich er'(l. S. 37 der zweiten Aufl.) geneigt ist, IVlischvoIk , unter Pelasgern dagegen die noch unver-
Kotnujvta.xai gelten zu lassen, ist doch so weit ent- mischten echten und eigentlichen Tyrrhener zu denken,
ferut, hiervon eine Hauptstutze für seine Ansicht zu ent- Jene obigen .Stellen dagegen zeigen wenigstens so iiel,
nehmen, dass er Th. !. S. 117 ausdrücklich sagt: „mag dass man Umbrer, Pelasger und ein von beiden verschie-
man imuierhin läugnen , dass Herodot Cortona für nicht denes, bal.l Tvrrliei.er. bald Lvler genanntes Volk gleich-
etruskisch erkläre, oder annehmen, dass er irre, wenn zeitig neben cinan.ler, und zu einer solchen Zeit bestehen
er es thut: Caere, fJravisrae , Alsium, Saturnia be- liess, wo von j.-ner Mischung der Umbrer und Pela-^ger,
Sassen die Etrusker als Eroberer, nachdem sie d.is Volk au^ der die spateren Ktnisker , die man freilich auch
vertrieben hatten, welches in Italien Sicnler, in Athen Tyrrhener nannte, hervorgegangen sein sollen, noch nicht
Felasger und Tyrrhener genannt »ard." Wenn nun gleich die Ride sein kann: und wenn das zweite der genannten
N. in dieser Identifu.rung der Siculer mit den tvrrhe- drei Volker, die Pelasger, nun eben dasjenige sind, dem
nischen Pelasgern irren mag, so ist doch klar, dass er wir heut/ntage den Namen Tyrrhener, als den ihm eigent-
ebensoHohl andere Gründe fiir seine Behauptung von der lieh gebiihrenden geben, so ist klar, dass die von Strabo
Verschiedenheit der Rasener und Pelasger, ausser dem mit diesem Namen belegten, von Plinius Lvder genann-
»on üionysios angegebenen, zu haben meint, als üiony- ten , eben keine andere, aW die auch vom DionysiosTyr-
sios für eben.lieselbc mit Bestimmtheit von ihm ausge- rhener, von sich selbst Rasena genannten sind , die er
«prorbcne Ansicht noch andere Gründe, und zwar viele, ebenfalls als ein von den beiijen anderen verschiedenes
zu haben versichert. Wir können freilich diese Gründe Volk darstellt, deren Abstammung aus L>dien er aber
nicht prüfen, da er sie nicht angibt; aber eine so ent- laugnet, und sie vielmehr für eingeboren halt. Das \ or-
sihieden hingestellte liehauptung, als die seinige, verdient handensein eines solchen ^'olkes scheint also hinlänglich
doch jedenfalls Beachtung, und darf nicht lei< htsinnig beze.igl, und w er es Llugnen will, muss gew ichtige Gründe
ohne triftige Gegengrüiide verwotfen »erden. Wie aber hierfür beibringen.
Dionysios als drei von einancfer verschiedene, gleichzeitig Aber, sagt Hr. L. , wenn wirklich eine radicale Um-
init einander in Italien wohnende Völker Rasener (die Wandlung der fniheien (tyrrhenischen oder pelasgischen)
von ihm selbst sogenannten Tjrrhener), Pelasger (die Bewohner Etruriens durch ein fremdes Volk erfolgt «Are,
von Andern und von uns sogenannten Tyrrhener) und so ».'ire es ganz unbegreiflich, dass sich von dem Ein-
Umbrer nennt, so tbun dasselbe auch andere alte Schrift- dringen dieses Volkes gar keine Erinnerungen in den
steller, wenn gleich zum Theil mit anderer Terminologie Ai.nalen der Etrusker erhalten haben sollten. VVoher
und andern Ansichten über die Herkunft des einen von » issen »ir denn aber, dass die Annalen der Etrusker
ihnen. Viele nämlich sahen das von Dionysios mit dem Nichts darüber enthielten? Et«a »eil sich keine ilrwah"-
Namen Tyrrhener, von sieh selbst Rasena benannte Volk nung der Sache bei den uns erhaltenen griechischen und
als eingewandert aus Lydien an, in Folge eines IMissver- römischen Schriftstellern liiidet? Als ob sich überhaupt
Btandnisses, welches schon Dionysios mit unverächtlichen über die alte etruskische Geschichte etwas Anderes, al«
Gründen bekämpft, und welches Niebuhr S. 1 1 l richtig einzelne, zufallige, gelegentlich beigebrachte Notizen
daraus erklart, dass, da einmal irrthümlich auf das Volk fände. Bei der Beschaffenheit unseres Wissens selbst
der R.isena, seit es in Etrurien sass , der Name der vor auch über die früheste romische Geschichte, und bei der
ihnen hier wohnenden Tyrrhener übertragen norden, nun Beschaffenheit der Quellen, ans denen wir das Wenige,
auch die Abstammung ans Lvdien auf «lasselbe übertra- was wir über Etrurien wissen, zusammenlesen, ist es tu
gen ward, welche ursprünglir'h nnr von den eigentlichen der That befremdend, einen solchen «iruiid von der N icht-
iind eehten, d. h. von den pelasgischen Tyrrhei.ern be- erwähnung eines Ereignisses lorgebracbt zu sehen. —
hauptet norden war. In .liesem Irrthum befangen sagt Aber es soll ferner undenkbar sein, dass jenes fremde
z. B. Plinius, oder wem erfolgte, III,. V p. t4! Gron. : Volk, während es alles Uebrige von den Tyrrhenern an-
ümbros inde [ex EtruriaJ exegerc antiquitns Pelnsgi, hos nahm, gera.le seine barbarische Sprache festgeh.Mten habe.
Lydi, «o Lyili offenbar keine andern, al, die Tvrihener Zunächst dürfle sich jedoch fr igen lassen, woher wir
des Dionysios, d. h. die Rasener sind. Die gleiche Ter- d i die Gewissheit haben, dass Einrichtungen, kuiist,
minologie' mit Dionysios, obgleirli eine andere Ansicht Wissenschaft, Religion der Etrusker durchaus nur tyr-
über die Herkunft,' hat Strabo, wenn er V, i. p. ^J(i rhenisch, nicht raseiiisrh gewesen seien. Ist etwa, was
Tauch. Ravenna eine Stiftung der Thessaler, d. h. der wir von den Slaatseinrichtungen der Etrusker w i.ssen, oder
aus Thessalien eingewanderten Pelasger nennt, und er- zu »issen glauben, so entschieden griechisrhen Cliarak-
zahlt, wie diese, um sich der Tvrrliener zu erwehren, ters, dass dergleichen nicht von einem barbarischen, son-
Umbrer zu sich aufgenommen haben. Auch 'Vlarcianus dern nur von einem den (kriechen verwandten Volke her-
94
Ztmctir, / d. Aliei lliuimw.
1?« 1?U
rülirrn koniitel Wrispii •li'' ofriiskischi-n GiW^rrnamon , <I;i.ss olinp «lipsoii N-iinon ilie llypollipsc von dpr iiOnllii hon
Hif Tina kiilirn, IVortKi, Tnran, Si'tlilan» unil üliiilii hf IlrrLiiiift «Ins l'olkcs aus lläti<-ii gewiss nii- anf|;>'.slcl]t
auf nrlasuiscli"'" l'rsiirinij; liin ? In «liT j^lvllinlogii- frei- sein »i'irdH, nii'isscn »ir auf «las EntschiiMlpmlsle |H0-
lit'li i>ii' SM- uns in (Ic-n IJililiicrk iniT S|).'llfr<'n Zi-i», li'ntiii-n. Mi-lmlir unil iMiillor liatn-n uiilil ein Krclit, zu
«nf (ie'en»l.'linli"n ili'n LiiMis, in «Ifli (ir.'llicrn ilrr llci- fnnlern, «lasH man ihren ll^|)(lllleI>etl keine so Meirlilen
»heu eisilioin« , ist ^las Tileisle (jrie<lii.s( li ; al)er daraus (irnnde nnlrrs<liielie , zumal Menn sie sellint die « irk-
kann Uli! .Si<lie(lirit lUulits Anderes nrfiil;;er< »er<len, als Julien (iriinde so denlliili auseinandergesetzt li.iben, »»ie
dass die Elriisker entH^ilcr gar keine eijjene !M vthnlojjie es ^iel)ullr S. 114 (fetlian liat. Dahei ist zu bemerken^
haben oder dass sie dieselbe zu liildlielien Darstellungen dass ^iebulir in der dritten Ausgabe seines Werkes flA-
«•enie geeignet fanden. Un<l «enn die Kunst selbst grie- tien nicht, nie in der ziiiiten, die ur'.jiriinf^liche , son-
rhisclien Cliarakler zeigt, so darf man ilaraus dorli nielit dem nur eine ursprünglirhe (leiniath <le» Idikes nennt,
seliliessen, dass aurh das ^'olk selbst, bei dem die Werke also andeutet, dass er si<h dasselbe vor seiner Einwan-
«lieser Kunst ein fiegenstanil des Luxus waren, eine derung in die siiiilichereii Gegenden keineswegs auf Kd-
jrrieehiselie Katioiialil.'it gehabt liaben müsse. Es ist tien beschrankt geilaeht habe. Wo es »eiter genohnt,
aber oU'eiibar eine ganz « illknrlirhe Wiranssetziing , dass und von »iilier es anfiliiglieh gekommen sein möne , las-
y.u der Zeit als die Raseiier sieh mit den Tvrrhenerii gen wir mit ihm gerne <lahingeslellt sein, »eil sieii dar-
»ersehmolzen , die ersteren das rohere, die letzteren das über doch Aiiclits ermitteln lassen wird. Andere mö)i;en
Gebildetere ^'olk gewesen seien. Es kann sieii ebenso sich an Manolationen ergötzen, und Aesar mit Äsen,
gut umgekehrt verhalten haben, oder es konnten ebenso Tina mit Olhin, oder Lailh mit Lord verfjleichen. Wie
£ut beide auf ziemlicli gleicher Culturstufe stehen, so dass weit in Italien hinein die friiheren Wohnsitze dieses Vol-
(lie Raseiier nicht mehr empfingen, als sie gaben. AVonn kes vor seiner Aermischuiig mit <len Tvrrheuern sich er-
nun sie in der nolitischen Verfassung ilie Beherriicher sireckt Ilaben, ist ebenfalls nnuioglich zu bestimmen;
der Tvrrhener wurden, so war es natürlich, dass auch aber nicht uiiitahrscheinlii h dürfte es sein, dass es bi*
ihre Sprache das Uebcrgewicht erlangte, da das Einzige, an den Padiis hin geiiohnt liabe , und hier zuerst mit
was die Surache iler Unterworfenen dagegen halte scliü- den von Süden Jier einwandernden T^rrhenern zusammen-
tien können, liüliere liildung und eine in der Sprache gestossen sei. Denn die .Anlage der tuskischen .Städte im
niedergeießte Literatur, nicht vorhanden war. Paduslaiide von ilen Bewohnern des südliclien Etrurieng
Wir haben bisher unbedenklich den Manien der Ra- zu bezweifeln, und vielmehr diese von jenen herzuleiten,
sener gebrauclit, weil uns kein triftiger (irund da zu wie Aiebuhr tliut, sehe ich, den einstimmigen Angaben
sein srlieint diesen Namen hei Dioiivsios für corrninpirt der Alten gegenüber, keinen liinreirhenden Grund. Hier
zu halten. Dass das Wort Rasena wenigstens der etrus- also zuerst ninss ilie IMischung der Raseiier und Tvrrhe-
kischen Sprache nicht fremd sei, zeigt die periisinische ner vor sich gegangen, und das Ulischvolk entstanden
Inschrift wo einmal rasne, zweimal rasnes vorkommt; .sein, welches dann später über den .Apennin ging, die
und wenn gleich allerdings hier die I5e<lentung nicht er- frühere tyrrhenische oiler tyrrhenigch - umbrische Uerül-
kennbar ist so wiire es doch ein wunderlicher Zufall, kernng überwältigte, und ihr ein ähnliches fremdes, ra-
wenn ein Schreibfeliler bei Dionysins gerade ein so recht senisches (iepräge aufdrüikte, wie es selbst sie im Nor-
etruskisches Wort henorgebracht hatte, und es dürfte den aiigenomuien hatte. In wie frühe Zeit diese Wan-
vicl eher anzunehmen sein, dass Rasena bei ihm gerade derung über den Apenninus fiel, die für einen Theil des
das Rechte sei. *) Gegen <lie Aeusseruiig aber Ji. 23, ^'olkes in der That eine Rückwanderung in da» Land
seiner ^'orfahren war , würde mau vergeblich zu ermit-
teln versuchen; wahrsclieinlich aber ist es, dass, als um
*) Hr. I.. vermulhet, der wahre Name bei Tar^ena, was ^j^ jjeit der ersten Tarquinierherrschalt zu Rom die Gal-
allprdin"s wenn nur ircend ein triftiger Grund s<'gen ,. ... ,. ,. , ' ■ ■ i . i i ■ -ri i i
aiitrimi^b, «cn.. ..... r, ". , .P , lier über ( le Alpen drangen*), nicht bloss ein Iheil de»
Rasena vorgebr.ichl werden konnte, nicht iins.i,inblicb , , , ., ,\ n i . . ■ . .. i
sein wiiidc. Docb isl zu beacliten , d.iss in den Eusnbi- etruskischen Volkes am Fadus nordwärts in das rätische
nisclicn T.nfcln vorkommt, /o(e Taninale , Info Taisi- Land, sondern ebenso ein anilerer Theil südwärts nach
nate , Turske , Nahavke , Jabuike nomne , und .ilinlichcs Etrurien gesprengt sei, und dass diese letzte und wahr-
öltcis, aUo Turskc (oder .lucb Tiiske) , wns llr L. mit st.|,pi„|ich auch gewaltsamste Einwandeiung der padani-
M'iller für die uinbrisclic und lalinisclie P\iriii des tyr- , ,, . , • n- i i f i..-,<(,»_
Hl liier IUI .... ....I..I. .. I .„ ■ . sehen Etrusker zu den südlichen hier grosse li.rscliiitte-
rheiiisclien Ndimns anerkennt, neben laisinale, was nun , ., , , , .■ • u
doch auch wieder nur eine an.lere Form IV.r Tyirbencr ruugen und Kämpfe veranlasst habe, deren Spuren sich
sein soll. Solllen denn wohl tlie Uinbrer bei'ie Koriuen noch in dem, was wir aus der römischen Geschichte die-
so neben einander giliraucbt b:ibi'n? — Was Hr. L. über gpr Zeiten zu enträthseln vermögen, etwanig dürfleu er-
den Zusaniii.enliang des Namens I'yrrhener niif Tiiyns, kennen lasseu.
Tyrissa, Tansco , Tyrrha , und über die Ableitung des
Niinens von tvAöii; , TW()Oi; s"g' . S. 13, scheint
uns
nicht zu yeiweiien. Auch Tarrlia, nach St.pli. Byz. , » i .• d • j u c „ P,»,. Pv»;
S..,il in Lydien, dürfte hierher geiioren, sowie T.nacma nvQyo, Auch die Ruinen des Hafens von C.ere Pyrg
(lenccin.); denn dass die Tynhene, einst auch im ^«'Ken keine Spuren eigentliebcr Tluirnie S. Can.na in
Vol,,ki.~cben berrschlcn, bezeugt C.ito bei Serv. ..d Aen. den Annah deh inst. .di conisp. arch. \II. p. 41.
XI 567 — Müllei 1 S. 251 erklart sich gegen du- Ab- *) Nicbuhr's Zweilel gegen diese frühe Einwanderung der
ieit'ung von xi'/oiic; . weil die Ruinen der Städte Etiuriens Gallier sind theils von Amlern, theils besonders von M.
in dcr'^R.gel keine Tliürine zeigten Aber das Woit konnte Duncker in seiner tiell'liclieu .'Jctiiil'l Origiues Germanicae
auch vicileht bloss hochgelesjeue Burgen bedeuten, wie (Hai. 1839) p. 4 und 9 if. hinreichend wideilegt worden-
ms 1246
Docli OS Ist liiiT iilvlit ilpr Ort, iinspro roiijt- rtiirrii tcni (Irr perusinisc lirii Iiisclirift ihrer zehn nach, <lip
über diesen Gojreiistanil i(irziitraj;eii : wir kehren daher \Viirterii der Eiitjubinischeii Tafeln |;leich nder ii eni<;8teiia
7.U Hrn. L.'s Aliliandiuni; zun'irk, um noch den letzten, ahiiliih sind. Ol» aber diese ei^'enlhiimlirlie Gestalt der
die Sprarhe der Etrnsker betreffenden Abschnitt derselben etniskiselien -Sprache, die iiii» anf ihren Denkmalen eiit-
ra besprechen, üass in ilieser ein pelasj^isches Klenient gegentritt, und »urnach sie so \'ielen als durchaus freoid-
vorhandcn , und das» in früherer Zeit ilas Pelasf^ische in artijj und mit keiner aiiilern bekannten Sprache verwandt
Sudetnirieii vorherrschend genesen sei, darin stiininen ersiliieneii ist, sich bloss aus eine^ Zersilzuiig des l'e-
«ir iiatiirlich mit dem \'erf. überein, sowie wir auch lasj^ischen durch das Uinbrisilie erklären las>e , » ie Hr.
seine Warnunt; vor dem Glauben an allzugrosse lieber- L will, scheint uns doch noch sehr zu eifelhafl. So lange
einstimuiuiig des Pelasgischen mit dem tiriechischen es mit unserer Kenntniss dieser Sprache ich so steht,
nicht anders, als sehr verständig linden kiMiiieii. *) Auch dass »ir vom Lmbrischen herzlich wenig, vom Klriiski-
das geben wir niibedeiiklich zu, dass, da ein Uiiterscliierl si heii aber so gut, als i^ar nichts wissen und verstehen,
der Stadtsprache und der Lamlsprache in Etriirien bezeugt iiici.lite jedes Drtheil über ihr Verh.'iltniss zu einander
wird, die letztere ein vielleicht nur »lenij^ alterirtes Uiiibrisch voreilig sein, und das unsers Verf. höchstens auf das PrS-
gewesen sei, da Umbrer vor den Pelasgcrn Etriirien inne dicat einer IVlftglichkeit Anspruch machen küniien , der
gehabt haben, und gewiss it'cbts weniger, als ganzliih sich eine andere Hlüglichkeit mit ebenso grossem Rechte
Tertrieben waren. Für übereilt aber müssen wir die Fol- gegeiiüher stellen lasst. L'nil da nun die Meinung von
gerung erklären, die Hr. L. .S. ,S { aus Liviiis IX, 3<i- «l'in \'nrhan<leiisein eines ^'olkes lier Rasener und seiner
ableitet, dass ilie Ciireten und die uuibrischeii Camerter IMisi Innig mit ileu Peiasgern von Hrn. L. in Wahrheit
eine und dieselbe Sprache geredet hätten. **) Die Riiiner nur bestritten, die Gründe aber, auf deneu sie beruht,
sollen, nach Hrn. L.'s Erklärung, cäretisrhe kundschaf- nicht entkräftet worden sind, so wird sich auch die Mei-
ler gebraucht haben, um mit den umbrischcn Camertern nung lon der Mischung der .Sprache iler Rasener mit der
in »erhandeln. Livius redet aber von einem zu Care tyri l.enischen nicht abweisen lassen, und es dürfte sich
erzogeneu Rümer uml einem mit ihm erzogenen Skia- als Eiidurtheil über diese Abhandlung lies Hrn. L. diess
»en, die daher beide des Tuskisrhcn kundig waren; ergeben, dass sie ihre Absicht, neues Licht über das
und er saj^t nicht, dass man diese desswegen gewählt ^'oik der £trusker zu verbreiten, keineswegs erreicht
habe , »eil sie durch ihre Kenntniss der .Sprache habe.
Tor Andern geschickt gewesen seien, mit den Umbrern Die zweite Abhandlung, über die Verbreitung de«
in verhandeln, somlerii mau wählte sie ohne Ztveifel au» italischen Münzsystems von Etrurieo aus, ist eine Ueur-
dem Grunde, weil es ihnen dailurch leichter werden theilung des Werkes: L'aes grave dcl niuseo kircheriauu
musste, uneutileckt durch das etruskisihe Land zu den ecc. von Gins, i^larchi und P. Tessieri, Roma 1S3!). 4.,
Umbrern zu gelangen. Auch möchte die Sprache, die aus welcher wir uns begnügen , nur dasjenige auszuheben,
sie zu Cäre gelernt, doch wohl sicher <lie Stadtsprache , was für die etruskische Geschichte von Redeutung zu
«lie ja nach Hrn. L. nicht nmbrisch war, gewesen sein; sein scheint. Unter den in jenem Werke abgebildeten
eo dass man nicht recht einsieht, »ie sie diirrh deren und beschriebenen Münzen belindet sich nämlich eine
Kenntniss besonders geeignet zu Verhanilliingen mit deu beträchtliche Anzahl etruskisclier , und Hr. L. macht e«
Umbrern hätten sein können. — Dass nun auch iimbri- sehr Hahrscheinlich , «Ijss diese unter allen italischen die
»che Elemente in das Etruskische, sowie umgekehrt etrus- ältesten, die Etrusker also das erste ^'olk in Italien seien,
kische in das ümbrische übergegangen seren , kann man welches geuiüuzt habe. Die Typen der etruskischen Müu-
liacli den geschichtlichen Verbaltiiissen zwischen beiilen zen sind die einfachsten von allen: As, Semis, Triens,
Völkern nicht anders, als natüilich finden, und wenn Quadrans, Sextans , Lncia haben auf der ^'orderseite alle
]\lüller in seinem Willerspruch gegen die Italiener, wel- ein und dasselbe Zeichen, das Rad; nur die von Vola-
«•he Umbrisch und Elriiskisch für beinahe identisch au- terrae und einer andern nicht sicher zu ermitteliiilen Stadt
•ehen, die Behauptung hinwarf, es gebe auch nicht einmal machen davon eine Ausnahme, und zeigen statt des Ra-
cine geringe Anzahl von Wörtern, die zugleich auf den des andere Zeichen. Ebenso bieten die Rückseiten der
Kugubinischen Tafeln und auf echt etruskischen Denk- IMünzen überall nur Einen, den Assen, Seiuissen, Trien-
Iiialen vorkommen, so ging er offenbar zu weit, und Hr. ten u. s. w. gemeinschaftlichen Typus dar, der jedoch
lt. »eist unter den wenig über hundert betragenden VVör- bei den verschiedenen Städten verschieden ist. Cortona
aber )iat das Rad sowohl auf der Vorderseite, als auf der
'J Und sehr zcilgeni.iss setzen wir Iiinzii , indem wir iin's Rückseite seiner (Miiiizen, mithin die einfachste Rezeich-
an die Deiituns erinnern, die Herr Direcldr (".folelend nnng von allen. Auch die Aiideiitiing des Werlhes der
in dieser Zelt.clirift 1840 S I2h8 von der Insclnilt cinn mu,„,en, oder der in ihnen enthaltenen Asiheile (Unzen),
in Cervctri gefiimli neu Vase ceszilien bat. Die Inschrift . , j. , , i i ii r i i i. ^i .
.,„••,. , ' ,...,. ist aul den etriiskisclien illiinzen eiiilacner Qiiil altertlilim-
ist: Ml ni Helhu nia mi n:alnu maram iisini tftipuicnai
ethe erat sie rsic)epana mineihunasta^- helefu [Ah- h.h{\M\- li«''", a'« anderswo. Denn während auf andern nur die
lungcn der Wolle siml Ireilicli unsicher): n ich Hrn. Grot geringeren Asiheile, vom .Semis abwärts, durch eine der
heisst das: Eyöt rty.r^Oitnv u/ioifi7iTov iv (ifiiXX->\fiuat Tloq- Anzahl jener Theile entsprechende Anzahl von globulis
^^ ahvov huigfuK; i'nfttu üi,vi,l»fi<,v iioiH lYXrjfu. (also 4. .3. 2. 1 •) , iler Semis selbst aber durch einen
) Die Stille des Livius isl fiiilicli .ancb .*cbon von Andern -u n 1 1 . j 4 ■. 1 1 1 < 1 4 11
' • , .. I ,,• • , I. j ,,. ,. , _u Halbkreis angedeutet wird, liaben unter den etriiskisclien
111 ahnliclier >\i'ise geinissnraiicnt , und Micali 1. p. 78 * . .
findet in ihr einen denlbcl.cn Reweis Ton der Identität alunzen nur einige wenige, und zwar, wie es scheint,
des Etruskisclien und Unibrischen. die jüngsten deu Halbkreis; die übrigen alle deuten den
1247
1J48
Seinis «liirrli .<<'<lis (jIoImiÜ an, j.i <lie IMüiizeii loii Cor-
loiia ilrrtikoii uiuli •If" As iiirlit iliircli «la» Z.'irliPii (Irr
Kiiilii-it, somlcrii iliircli xnitH glol.iili .ms. Hr. L. fiinlrt
birnn "'>lil mit lli-i-li« die aUcrtln'iiiilirlisIc Uezeicliiiuiigs-
■rl, imleiii rs i» <lcr Natur der Sai^lif licjje, «lass als
Eiiiiieit aiif.'liiijliili die kli-iii»»e gangbare •riisse aiiK<-
sehrn ward, und es nicht ileiikbar sei, dass jemals ein
As hbralis, ein Pfniid Kupfer, die kleinste Kinlieit tje-
• eaen sei. Stlirift findet sieli auf ilen Miiii/.en dieser
Art, mit je einem orler zwei durrligelienden Typen, durrh-
aiis niciit. Das Tlieilunj;sprin(ip ist das üuodeeimalsjsteui,
die aiis;;eniiiiiztcn Tlwili- siiul "/,,,, "/u» Vn» /u' '/ u»
also lauter in |J anf^jelicnile Zahler, niemals aher »/j.^.
Dem <«e>»i<-lile narh siiul die etruskisehen .Miiiizen leich-
ter, als die lilirijren, «oraus aber nicht mit den italieni-
»ohea Herausgebern zu schliessen, dass sie jiinser seien,
sunilern mir, dass die Etruskcr überhaupt Iciiliterrs Ge-
wicht ijeliabt haben.
Aus allen (iriinden stellt sich als höchst »ahrschein-
licli heraus, dass, «ie die etruskischen Münzen unter
allen italischen, so unter den etruskischen wieilerum die
von Cortoiia die ältesten seien: ui:d iiiiiTUit man dazu,
dass die i>]ii[izen mehrerer .Städte , »iePrrusia, Aretium,
ClusiuMi, das Rad mit Oortona gemeiiiscliaftlich haben,
so k.iiiimt man leicht auf die Ansicht, <las9 diese von
Cortona abhängijr genesen seien. Nun ist es aber gerade
auch Cortoiia , «elches nach {lellanikos die von der .^liiii-
dung d^sPados her eiimandernden Pelasger zuerst be-
setzten, und von ivo ans sie das übrige Etrurien einiiah-
m«fi; <kind als Metropole Etruriens erscheint Korjthos,
»eiche« erweislich und anerkannt Cortona ist, auch sonst
»ielf/lltig. — Ob inilessen die Angabe des Hell.jiiikos »irk-
lich auf geschichtlicher l'eberliefernng oder, nie Jlüller
II. S. ^70 und Andere meinen, nur auf griechischer Com-
binatioii beiiihe, ist aiich nach demjenigen, «as Hr. L.
zu (iiinsteii der rrsteren .Ansicht gellend inarlit, doch
noch nicht mit Sicherheit zu enlscheiiien. Denn ans Al-
lein folgt als gewiss nur soviel, dass Cortona eine Haupt-
stadt Ktruriens gewesien und den Griechen zu Hellaiiikos
Zelt vor allen beileutend erschienen sei. Dagegen schei-
nen diejenigen .Sagen , welche Tarquinii zur ältesten und
eigentlichen Metropole Etruriens machen, weit mehr den
Charakter echter einlieiniischer Tradition an »ich zu tra-
gen , wahrend es sich unseres Erachten» aus keinem ein-
zigen Anzeichen mit Sicherheit enfnehiiien Iflsst , das die
Sagen von Cortona wirklich einheimische gewesen seien.
Dass Cortona auch neben Tarquinii als Vorort erscheint
(S. ,"■)), kann doch nicht beweisen sollen, dass es älter,
als dieses sei. Ohne Zweifel aber war vorragende iVlacht
und Ansehen unter den Zwülfstadten öfterem Wechsel un-
terworfen, »vie auch schon der Ausdruck des Livins IX,
.iT, I J : Pernsia, Cortona, Aretium, quae ferme capita
Etruriae eil lempestate eraiit, andeutet; und wenn auch
gesetzlich im Uunde alle gleich waren, so konnte es doi h
nicht fehlen, dass factisch sich bisweilen cinzeine an die
Spitze der übrigen stellten. Zur Zeit der Tarquiinschen
Herrschaft über Rom scheint Tarquinii an der Spitze iles
jjanzen Btruriens gestanden zu haben; darauf erhob sich
rii«<iiin) rn flhiil"-hem Vorrange. 1 olsinii heisst caput
Etruiiae bei Valer. .Max, 1\, 1. wie bei Liv. A, 37j 4.
und die Volslnienscr oi dp/atOTaroi tuiv Tv^ejnvajv
bei Zonaras VIII, 7- Auch Vetuloniuin mag einst vor-
ragende Bedeutung gehabt haben, da nach Silius Ital.
\'lll, 4.S.''). von hier aus die Insignien des Königthums
nach Rom gekniuinen sein sollen. Sn liesse sich denu
sehr wohl denken, dass die Einführung des gemünzten
Geldes bei den Gtruskern in eine Zeit gefallen, wo ge»
rade Cortiona an der Spitze stand ; dass hier zuerst ge-
münzt, und das hier angenommene Gepräge anderswo
uarhs^ealimt worden sei: und so angesehen würile dieser
Linstanil nichts dazu beitragen ktjniien , die Angabe lies
Ilellanikus über allen Zweifel zu erheben.
Schümann.
112. Zur Hartung'schcn'Ilecension meiner Atisgabe
der Ipliig. Aiiiid.
Hr. G^mnasialdirectnr Härtung hat im diessjährigen
Augusthefte dieser Zeitschrift ineine Ausgabe der Iphig.,
welche bekanntlich durch die seinige hervorgerufen wurde,
einer Recension unter%vorfeii. Obgleich ich sonst zu et-
waigen Entgegnungen andere Wege einzuschlagen pflege,
muss ich hier von meiner Gewohnheit abgehen, nicht
sniiohl desshalb , weil die fragliche Recension in einem
unter Gebildeten sonst nicht gebranehlicheo Tone ge-
schrieben ist — ilenn er » iril von selbst jeden Leser mit
Indignation erfüllen - soiulern weil <lieselbe in allen ih-
ren Ucgründungen, eine ausgenommen, unwahr und treu-
los ist. Das aufzudecken , muss ich selbst schon im In-
teresse dieser Zeitschrift unternehmen, deren langjähriger
Mitarbeiter ic!i bin.
Die einzigen Regrüuduiigen der mir Schuld gegebe-
nen ,, Verstösse gegen Graniinatik, Wortbedeutung, Metrik
und gesunden Menschenverstand" finden sich p. <S.'5 — .S2Ö.
Gehen wir dieselben der Reihe nach durch Ich werde
die eigenen Worte des Hm Rec. jedesmal liersetzea und
daran meine Uemerkuiigen knüpfen.
,,Zu vs. .5. fiiiilet der Verf. „unbegreiflich", wie An-
dere an scharfsichtig auf den Augen zur Wache sein
denken kuiinten. Deiiu was yijoixi cuvfiuv in u(fiUiK-
ILioi^ öi;v 7ia(>£CFTiv. ilas Alter liegt mir schwer auf den
Augen, bedeute, sei ja so klar! Also 7ia(jt0XlV preinit
und otc (der Gegensatz von fiaQL') graviter! d. h. der
Verf. übeisetzt iiiensa rotunda est, die Bank ist viereckig,
und findet es unbegreifliclk , wie Andere an Tisch und
rund denken konnten.
Ich liabe in meinem Commentar t) die vom Rec.
adoptirte Bothe'srhe Weise gar nicht ausdrücklich erwähnt,
'2) hier, wie überall, nur den Sinn, keine wirkliche Ueber-
setzung gegeben, 3) uiit keinem Worte gesagt, Tlaot-
acii' solle premit sein. lldQ^Ollv bleibt, »as es ist.
.Sagt ein alter Diener, von seinem Herrn des Nachts ge-
rufen: hier bin ich schon, denn mein Alter ist schlaflos,
weilt scharf auf meinen Augen , so soll der griech. Zii-
scbaiier gefunden werden, der das nidit in dein Sinne hätte
veistehen können, welchen «ir angegeben, 4) hat Rec.
verschwiegen, dass auch G. Hermann oi:i< nu(t£OTlv wie
ich gefasst, von dem ich nur in der Constroctiun ab-
weiche.
1249 1350
„Vs. 23. srhreiU er ;^w yf^Jrf/iOK '//.cxr, nrifl moint, ."Mrlnc "Worie siiM : fi'iuüliiili« h leilFuiri oi'Sev i/uai
die«« solle l.pdeiiteii kOniicn; und der Klirtfi/. ist süss." pf^riissi-. sii .« »irkiiili, sni es fijjiirlicli. Hier pasitt
Irl. Iiat.p in einrr L'tngorpn «..(p a.,s;:>f,il.r. , «esslialb »<■«•■" <''•" f-'l^'-n-ie" (;.',U.,k..ns <!« t.i, l.t. Wir .rrl.in-
lliosP .„„ Her..,. g...s(rirl.e..o.. Worte .,„(l,»<..„li^r ,p,r.., '' "i< •'<•'" AuMlr.irk .1.-., .S,.„.: „Ua gal.s« .1» kr...on
aber .•„.Mlr.-.,kl„h l.emerkt , .!.> a,.fj;,.,M .,r..o K..,r.,.la- A..lass z»ar /um Ta.l.l , .lo. I. «las (..s. I.irk e<c." ....l.-nt
1i.». r.il.r.. i,i.l.t ..... mir, s<..,.I.Tn .<„. l..„U„s l..-r. Irl. "i^ z.i "l <Ui- ),0,'/« ^..,.,.l,rr.. z<«f>.- o.ler ^iM«'"?. Auf
weiss »irkli.l. ..i.l.<, «.,s K"tfo«' •li«'»'- V,.rl,i.,.l...,e k-'- '''"*'" '*" '"* "''^"^ ""' "■'••'<''^'><'- ^-fJ»«'"". » "" A".lr.
fr...l Ke.na<l.l HP..Irn k.in.,te. V„„ .Irr L.-l.orHot«u.,(f «'^ •'^'<-''- »^Ö- " ^"» «■■"«'"•"'e '"»" 01"^ «1« R".
frpilirl. , «pI<-Iip iIpt Kit. mir at.fdiirde« , l.al.p irli iii<lit Ai.gabp. - . * o .^. .
Svll.e. O.p ßp.Hork....,; .Ips S.I.oI. z... PJ.neniss. 54j. , '''»'»• ■■^(''.'- »«>1 Z";^**' "" Of,/n;v ^'o r,,.I „ ,p ,„5i^
rnK"
S,Ii,it/ .-.Ler mKornila ist ,«,> ..icl.t u..l.pka...,t. «" ■'^*7"/'' «""'• l)'«--*"»'«! «'"■»" " ''^ "ulprs,..., au.h
,,>,.,',., , . . /H lipitpispii, was freiiirb nur inittpist la.)ler grober
,,» s. .i'). Iip.lp.ifpt ilini cfno^ avaniTUvvuvcu cinp ,, , , ' ^ . i , n
_ ' I ■ . 11 7 / ^ priiPcl.SpliitiL'p.. UT.tpri.uinii.pn «prilpn kiiniite."
Farkp srliii((p(.. .iikI srli» Pt.kp.i." ,,. , ^- j . ti i . . < i i „„«-
ICiiip tip. lis SpiIp.i l«ii<fp U.ifprsurliiiiij; mit siilrli p.ner
Das ist eine iipiie ü..«alirli..il, .!p.... .«ei.. Comn.pnt.ir j,r..l.p.. ,Srli.i.^liiiii(; al.c...rpr<lt,'p.i , »ür.lp si.li ausser Hrn.
redet 1) nur lon ha ilir T?. () o Q. (faoi dixm., 2) lipisst n^rKLitf «...hl i\ipman.l priai.l.oni
PS .lort: „es iliirfte avcm. als.« «olil ...n .lpm ScIiüKpI.. ^ y^ .^ „^_ P„.P„,lirf er dvljf} yuQ y.aiaxgoi uiöei-
nn.l S<Ii»p.ikpn <|pr Fa.kpl jrpsajrt sein, «lurrli .. pI.Iip ^cj^^^ qi}i,\ »el.lips l.p.lputp.i s..ll : pi.i F.lirenmann hat
man .MpspM.p ,.u l.cllprpin Kran.le ai.lfor.lpri." Nadirlirl.l ^^^^j^ ^^^ ^i,,^,^ s.l.Sn.lli. I.pi. liiuder A.hln.ig. So viel
dvunfT. I.leil't stpts r..lfa1(pn, ausbreiten : «las Lii l.t pi- (i,,„a|( ,1,,,, ,r ,\er Sj.rael.e un.l <|pin Jschriftstpllpr an,
ner Farke! a.isznbreifen , dazu bedient man eich des an- ,,,,, j.;,,^,, ünsin» zu Wege zu bringPN."
gpgpbeneii fllittpls. Allprilii.gs klingt das unsin.iig, «Are es nur nirli*
„V». 128. soll ToSs y.at deivov so viel spin, als y.al eine L.ige , .lass ich .las enie.iilitt liAlte. 1) Jlab« ich
Todf ötivov. Die Regel, spricht er, dass y.ai spi.iem überh.tunt gar keine Ki.ieiidation gemacht, die ich sonst,
Worte roraiisgpl.pn niiisse, ist f.ilsrh! rar fcl est i.otre tiip alle a.iilprpii, in iIpi. Tpxt gespizt haben w.ir.le, nur
plaisir." einen Vorschlag. '2) Dieser l.ii.tft aber dvija yiio y.ui-
nieiii Conimpntar lautet: die Regel, /«/■ in der Bedeutung (t/QUV aid. CfiXei, 3) cerheimlicht der Rpc. , «lass der
,,auil." HPrde lipi.ijpnigPiiWorlp V(iraiigpse(z(, dessen ücri.ir- ganze ^'ers laute: Oj^ äde/.quv OVT . dlljO ya(J y.ai-
iiebu.ig PS bezHPcke, ist falsch ; man ka.i.i dem Schaiispip- aXfiOV aidtioitut Cfl'hl.i, also dass ddi/(fui, » as ich
1er mehr überlassen. röds y.u.'l und y.ai tuÖe kö.i..en zu s.ippliren r-rlange, unniillelbar vorlipigeht, 4) »ar
dasselbe ausdrü.ken, wenn .ler Schauspieler nur richtig der l'.isim. z.i beneisen, der in den AVorft-i. lipgt: ich
«leclamirt. S. unten vs. 715." Der Her. ist also un- »ill «lieh nicht schiiiÄlipn, « ip <lu, so.idern nicht vrr-
wahr, indp.n er nipine Begriindung vprheimlicht , «lie gessen , dass du mpin Bruder bist; denn ein dvi^o weiss
t) auf den Schauspieler rec.rrirt, 2) auf is. 715. ler- auch gegen den schlechten Bruder eine uidiu^ zu be«
veist , HO ich a.xlprp Beispiele dieser ^achsetzil..g gebe, Mahren.
und .lie Kraft .ler Partikel in solclien Fallen zu er» ei- \ »■ 44(i. ist lon mir allerdings eine Sünde gegen die
•en str.'be. IVosnilie beca.ige.. , h eiche der Rec. .nit Recht tadelt.
„Vs. 314. srhriph Pr für (nuo:, uvx « Tor^e nr- "'»'''• •^ä'• ''l'«-^«'-*'« " ^«' 7"? ."' «^">A"£ „denn
9oc kurzupg or.ioc oi'X, ö TOri^e etc., u<.d findet es auch sie richtetp mich zu (irun.le", .|p..n, sagt er, das
picht für n.i.hig, fibpr diese Slplli.ng der Apgation ein Z"' ^-^'"'^ '" ''''"' "" ^ "''" '"-K""«!-' Pronomen.'
■Wort zu veilieren." ^'erheimlicht ist, .lass ich hi.izugefiigt, auch zu ;/.-
,. ,, ■ ,j i ■ 1 ,• .• .i doi'Oa k.ii.ne y.al gezogen «erden. Ist es übrigens
,, Kurzweg" gewiss nicnt, .Ip.i.i ich modrire . ipse Ab- .. ., »■ . > »r i . i
,, .V » , c , . .... . i> I . Hrn. H. et«as ^eues, dass Y.ui zu einem \ erbo brachv-
(hei ung. Aber Irei icti, dai- ife ic i , nach liernbar« y , . , , ^ . • i- v r. i P ..i 1 .1
' ^ *" ,,,, ,^. '., ,,,,, ' , ,, , ■' logisch gesetzt »erde, ivo «ir die Kraft der Partikel
Svi.i. p. 4ll. U.ssen zu I>pm.. »III, ,JOf nacli ISeispie en, . ■ ti i i i • . »■..■,. I»„
■ i.^ .1 t-- i . L- ., > -1 . c. . Ulli" durch Heriorlipbung der in dem » prbo lipgenden
V le E/ur. Her. 5//. Aescb. KrHui. S ) I. i.upr «lese atel- „ . , ■ . ,. . ■ i . < ,„
... " Person «ipilergeben köiiiipu , so vergleiche prdip HPitprc
lung scnweigpn zu können. . , , . • . .■ n i «i:i,
» ■• , A.isfüliru.ig dieser Ansicht in unserer Recens. der \> iti-
„Vs. 345. ertheilt er dem /,7;JÄ.9oi; Prasensbedeulung srl.crscheu illeilea in .ler iNeue.i Jenaer Lileralurzeitung ;
dnreh Verweihselnng mit einer ii olilbekaunfpu Ers. I.pi- ^j^^^ j,, ,|^,„ l.'.,ii,.^ „„^ „je hier, .lie im >'prbo liegende
nung, die man in meiner Grammatik g. ,S58. er» ahnt Yeiaen einen altributivpn Zusatz hat, dipss noch eher
fi'"'''*-" möglich, kann er ilort ebenfalls lesen.
Ich »ürde den Paragr. nicht aufschlagpn, selbst »enn \^, 4')7. emendirt er ii y.at UeiOV^a, »eiche«
die Gramm, hier zu linden »are, .lenn sie hat bis jetzt heissen soll: »enn mir auch das ReHignireu Srlimcn
Leine Autorität. Dass ich der ge» lih.jlichen Annahme verursacht."
folge, und meine Annahme mit Beispiplen sattsam belegt >iclit eine S^lbc habe ich von dieser Hebersetzung.
habe, davon sagt Hr. Rer. »ieder kein Wort. Ks ist das »ie.ler von Hrn. II. eine reine Fiction. .'Meine
„Vf. 347. soll ot'dev i]oihi, eine Redensart, deren Worte lauten: »ir haben ti y.ai 7tiuovi.hi, TOV etc.
Bedeutung so sicher und gleichbleiben.!, »ie <lie von yi; geschrieben, wodurch der Sinn offenbar gcHinnt; das
und oi'Qavuc, i.t, heissen „da gabst du tu keinem Tadel IMitleid mit dpm Brudpr stpht hoch über aller Kigenliebe.
Anlas»." Wenn er iu der Rellexion auch das aus dct Resignation
Zeilschy. f. d. Alterlhumsw
95
!?5I 1?53
(•mm fispiiilp Li-i'it rnv<'i{^(, so ist ilns riii die Rrde irr- Anrdrrkiiiig' ilrrnpilirn iipnln ich siria ilankliar gpjn; da-
■rli<iii>Tiiilrr /iisalz. fd^" "iril mir Mriiiaiiil , »pllist der Rec. iiii'lit, vprar»
,,\'». :')'>'. meint «T TOOCf(t\ nl Trnn'^ei'ousvnt niiisse k**" > »•■"" i< 'i snlilii'ii .S(lum|)frpden fiir die Zukunft nur
fllioriirtzf »frdcii, die mK-liriide Erziplmiij^. Um difser eine stille Veracliluii|; entgegensetze.
Lebers-laiiii;,' aus<n» eii hen , iiiniiiit er T(jO(ful für die Hanau. C. G. Firnhaber.
Weiisriien, mpIcIip erjio^'pn «erdrn.'^
l)a< kliiict, aU hatte irli TüOCfoi ni irnifi. durch
erzi''liPiide Kr/|p||iiit|; u'ipi|pr;;p|)p|i nullen, n.'ihrenrl ii-li
dipsp Heber, ei^iii, s aus.ini.lJuh .eriverfe, und .lesslialb HS. Naciitrao: ZU dcm Aiifsatzc dcs Hm. Profcssor
für roo(f(u eine andere Krklarnn>r snelie. Noch »eit ür. Osatin iii (licser Zeilschrlft 1841 .\r. 77. S. 635 fl.
mehr tlnie irh das, „un. eine naluili.here Veil.lnd.intf ij|,^,,. ,],,„ (icOgrailllfll IMlill'as lirid SelllC Zeit,
der SMte unter einander zn ünclien." Das verlieinilielit
der llee. Alle«. Irh Herde (ilipr die Stelle hei (ielegen- So un{;ern irh auf der einen Seite einem Gelehrten,
heit der mir iilierlra;;ecien Kec. der rainliriil[;er Ans(;al>e den i< li taeüeh inniger lielien nnd lioehacliten lerne, und
«ler Ijili. weiter reden; da soll essichanch heransstellpii, dessen Schriften irh so unendlich Vieles veriliinke, —
oti ich „iliesen Cliiir rniniren und den Dichter lauter in iliesen Worten entgegentrete, so rerlangt iliess doch
Plattheiten sagen lasse." anf der andern Seite die bi>lier noch nicht nankend £;c-
,,Vs. f)\i\]. hi'h.'lit er den Vorativ u> TJc.nlC, nnd lasst niaihtc Uelierzengnng toin (jejri'nlheil der fraglichen Be-
Oiye einen (iegensatz zu einem l'runumen bilden , das liaMjjliinir, und zugleich gil«t mir die ihiinanltat und Lei-
»ich iiieiler irgendMO versteckt hat." deiischaflsl<)sl;;kpit , wie auch Unpartelliclikeit dieses all-
Anch hier nieder nichts, als Unwahrheit. Ich halie gemein geaihleten (ielehrten die sichere Geuälir, dass
1) W llaui:: geradezn für Mninln. aiisgegelien , 'J) he- er in diesen Worten nicht das Erzengniss iler Rccht-
rechtlgt zu dein liJiiiiisiheii Zusätze nicht eine S» llie niei- haherei «der des Widersjiriichsgeistes erkennen »erdo.
nes roinnienlars. Ich sa{;e lielniehr: ,,»enn es unn lieisst : Zu jenem Aufsätze, der t'ieles enthalt, " as immer gut
Sie k.tinen, iio du, o Paris etc., so ist die Meriiir liehung nnd »ahr Ideiben xiril, ist vor Allem auf S. (3.iS letzte
des ar durch yf hier, »o durch das IJeisjiiel lies Pari» das Zeile und S. (i39, Zeile (i, neb-t S. ()4() , Zeile ß statt
Gegeiifheil des Vorijjen gegeben «erden soll, ganz rieh- ,^Aitemidi>ri)S bei Markianns'''' dnrch»egnnr: ,,.^larkianos
tig. Der iNooiin. fli'ptg »nrde selbst nach iler Her- in iler Vorrede zur Epitoine des Meni[)|)os" zu lesen,
nianii sehen Regel zu Hei. 1421. gerechtfertigt sein." denn diesem letzteren und dieser Vorrede gehüren di«
„Vs. ö '2. übersetzt er die ftlaehtigeii , die Glück- Cilate Os.inn's an. Es kann diess kaum nur ein Schreili-
spendpiiden an die l'nglücklichen siiiil die Giitter. Den versehen sein, da nir und gewiss Andere auch die Liebe
Widersinn dieser M cirte und die Plattheit der .Sentiiiz , des Hrn. Professor Osann für die sogenannten kleinen
HPiiii »ir von den Worten absehen, «ollen « ir ihm zu Geographen hinreichend kennen, und bei eigener Lec-
(inte hallen: aber die Regel vom (lebraiich des Artikels türe <ler besagten Schrift des iMarklaiios, besonders nach
beim PrSiliiat hatte er wissen sollen, um vor solcher der treinichen Miller'scheii Ausgabe (Paris 1S39), wo
Verwechselung gesu bert zu sein." zwar auch noch der f.ilsche Titel ans Hiidsiiii beibehalten
Ich saje im ('omni, ausdrücklich, man habe sich ist, — es rein uiimögllcji war, dass ihm diess verborgen
durch den Artikel vor yutiaOuv:^ Und o/.ßotf. zu der bleiben konnte, gesetzt auch, die Mofrmaiiii'sche Schrift:
falschen Aiiifüssi;ng vprieiten lassen. Dass Hr. H. «ich Die Iberer etc. «.'Ire ihm nicht zn (iesicht gekommen.
in die Sprache der Tragiker nicht finden könne, reigt Denn das ist der HoUrmanii'schen .Schrift immer zu lassen,
er auch hier durch seine Rüge dass sie in neuester Zelt zuerst und ansfiilirlii her anf den
Das sind die Uespiele, n.it welchen Hr. Hart, das Jahrhunderte hindurch fast allgemeinen Irrtlinm aufmerk-
ini Eingänge aiigefiibrle s< bmalieiide l'rl heil rechlferligen sain machte, dass diese Vorrede lies iVlarkianos nicht zur
will. Icli uibe solch einer Handlungsweise kein Prädi- Markianlsihen Epitoino des Arteuiidorischen, sundern Hle-
cat; ein Jeder wird es supplireii. iiijipischen Werkes geh'Jre.
Aller der Rec. geht noch »veiter: er wagt es sogar, mei- ^Vplln nun zweiten« früher und bisher die Ansicht
neu Char.ikter anzugreifen. Ist solch ein Kuiistjrrlff bei galt, dass Phileas vor Dikaarchos gelebt habe, und die-
Kritikeii liberall ein gehässig Ding, hier wird er nach ses sowohl, als auch, dass der gefeierte L'kert mit dieser
solchen Beweisen der eigenen DeiiLweise lächerlich, voll- Annahine zufrieden «ar, vom Hrn. Prof. Dr. Osann ein
kommen aber zur Ironie, «eiiii man die Hasls ver;;leicht, Irrthum genannt »vird, und eine filsrhe Ansicht, was er
über welcher er diesen Angrilf construirt, und wenn mau eben als siilclie in dorn fraglichen Aufsätze zu bewahr-
danebeii die Worte stellt, welche er praef. XV. seiner heiten sucht, wo er zu dem Resultate gekommen zusein
Iphig. über (iotifr. Hermann geschrieben. Ich will je- behaujitet, Phileas gehöre einer viel früheren Zeit an, —
doch (lein Beispiele dieses grossen Kleisters 'folgen, der so haben mich die von ihm gegebenen Beweise, die er
jenen .Sclimaliiiiigen nur erw ledert: nou nilrabor, si alii zum grösseren Theil selbst als höchst schwach und ZH'ei-
aliter senti/iiit, (jiiando ve! glorioso eillta Iphig. in Aul. felbaft anerkennt, in der Ueberzeugung nicht scliwan-
crilicn pnldice iiiter jiidicet coiisidere concessum est. Wer keiid gemacht, dass, wie man eben auch früher glaubte,
mich kennt, weiss es, dass ich mich nicht für unfehlbar Phileas vor Dikaarchos gelebt habe, und zwar spätestens-
halte ; mein Coniinentar wird, wie jede menschliche Ar- im .Anfange der Regierung des Pliilippos von Alakedonien,
beit, von Irrthümern nicht irei sein. Für jede redliche des Vaters Aiexandros des Grossen, Dass des AJacrobiu»
1253 1254
„veias scripfor", dass fernir itio sowohl roni Markianos, Skylax für Hellas gil>t, nur vpriiiohrt (aas Rilrksicht iler
als Ai'ieiiii.s gi-gehpiii"» Scliriff.stplIcrKTZpirliiiis.se ilurcliaus Srimle, für ilie ilas SrIinftcliPii lipstiiiinit »ar) mit Ho-
Ä'iflit3 zur Bpstimtiuing <|pr Zeit bpitragpii, iiiiil in Wahr- niprisclipn Rpiniiiisreiizpn , — »inl klar und ilpiitlich
hpit beitragen kitiinen, wirii man bei speripller Beailitiing Pliileas prHalint, von ilem wir aber aus iMarkiauos er-
leitlit selipn, aiirli gibt liiprauf llr. Prnfessiir Dr. Osann fahren, dass pr pin Atlipiiäpr ivar. Bp.sfiminpii alier weder
nirht viel. IMan fiiiiipt ein solches ans vprschipdeopn die aiidcrwpitigpn Frajjnipnte , noch die .Anarjraphe de»
Zeiten zusaninieiige» ürfeltes Antorenvpr/.eicjiniss auch bei Pspudo- Dikaarchos , noch i^arkianos die Zeit, wann
Skyninos dem Chicr, und von mchrpren der in allen Phileas lebte, so gehl diese iloch klar ans der im Peri-
diespn Vcrzpichnisspn gpuannten IMäiuiprn ist uns zudem pIns des Skjlax (Psemio - Skylax) geschilderten geogra«
die Zeit, wann sie Ipbtpn, durchaus unbekannt. In Be- phischcn Lage von Hellas, die dem >Verke des Pliilea»
treff lips ,,vptus scriplor" eriiinpre ich abpr nur noch pntniiinmpn ist, hervor. In meinpr Abhandlung ober den
einmal an Kicbiihr's sehr wahre Wortp in der Abhand- Periplus des .Skviax habe ich den Gegensiaiiil nochmals
hing liber Skjlax: — und sie dürfen uiiil können IVichts and ausführlicher besprochen. B. Fabricius.
beweisen, auch steht, was gar nicht zu übersehen ist,
unmittelbar vorher des Ephoros Marne, den wir recht
wohl einen Zeitgenossen des Phileas nennen kiinnen.
Ausser diesen Antorenverieirlinissen bedient sich nun Hr. P e TS O 0 3 1 — C ll T O 11 i k U 11 tl IMisCelletl.
Prof. Dr. üsann für seine Behauptung, als beweisend, der
höchst wenigen Fragmente des Fhileas, die wir, merk- Bonn. Im verflossenen .Sommersemester belicf sirl)
würdig genug, nur bei iMacrobius, Stephanus Byzantinus die Zahl der Stndireiideii auf ,09'i, wozu noch 2ti ?:uin
und den (iramniatikern und Lexigrapheii finden. .Allein Hören der Vorlesungen Berechtigte liinziikommen. Pro-
wie hierin, und in der kurzen, von ihm als archai>lisch fessor Hasse ist bei der evangelisch - theologischen Fa-
(sit venia verbo) angenoniinenen Weise in Wirklichkeit ruität piiigelreten , und im nächsten Semester »erileii die
ein Beweis fiir das hohe Alter des Phileas liege, haben nenbernfoiien Professoren Kling und Asciibach ihre
wir bpi allem guten Willen nicht herausfinden können, Vorlpsungeii erölTnen, von denen der Letztere, ein Ka-
inilpiii dann noch manchpr aiidpre sehr spat lebende tholik, römische Kaisert;escliirhte , (Jeschichte des Mit-
Schriflsteiler , von dem wir amlersitoher Nichts wissen, telalters und öirentlich (jesrliiclite der deii*"chen Matio»
auch hoch ins Alteithuin, der Zeit nach, hinanfziirücken nalherzogthümer lesen wiril. Sonstige Befürdcriingen haben
wAre. Zudem wissen wir ja durchaus nirht, und lässt nicht stattgerniiden! Zum Antritte der ordentlichen Pro-
sicli jetzt nimmer lUrlhun , dass diese Worte, diese we- fpssiir schrieb Prof. Lassen eine Abhandlung: de Ta-
nigeii Fragmente ebenso kurz, so abgebrochen, wie wir proLiine 'imula ('^4 S.), in weliher er mit erschöpfender
sip jetzt hilipii, vom Phileas seitist herrülirpn , und ob (jründlichkeit und ^ro.ssem Scharfsinne über die Namen
sie nicht vielmehr von denen, die sie anführen, eine der berühmten Insel hanilelt, und in einem eigenen Ex-
Abkürzung erlitten haben. AVir waren daher in der curse die Stelle des Pliniiis IN. H. VI, 24. beleuchtet,
alten, in iler früheren Uiige« is.slieit , wenn sich nicht Nicht iieniger nimmt ilie bei gleicher Veranlassung er-
andersMohrr eine Hülfe zeigte, die uns zu sicheren Re- schieneiie Abhanillnng von Prof. A r g e I a n il e r : (]e ßd*
sultaten zu führen scheint. fllöge es Andern gelingen, urnnometriae Unijeri (2j S.) vielfaches Interesse in An-
iliess noch weiter darznfhiin : ich will es hier nur kurz spruch. Zum 3. August schrieb Professur Ritschi:
zur allgemeinen Begutachtung vorlegpn. Meletematum Pluutinoruui specimen onnmalologum (31 S.),
Alle die, welche sich je mit der Leetüre der kleinen welche Abhandlung den 'Beneis zu liefern sucht, dass
griechischen Geographen, sei es länger oder kürzer, be- iler Komiker Plautus den Namen T. Macciiis Plaiitiis je.
gehaftigt haben, werden die augcnscheiiilichn , nie abzu- Iiabt habe, wie er im Ambrosian. Paiiinpsest gen^niiit tviril,
längneiille Aelmlichkeit des ia <les sugenaniiteii ^iiif bei welcher Gelegenheit noch interessante Erörterungen
ypacptj ri;^ Eff ('.doi; des Pseudo- Dikaarchos (•e^ebenen über den Proliig des iMercalor und andere .Stellen ge-
mit der in dem Peri|)lus des .Skvivx oder Pseudo-Skvlax geben werden. Das über die Verse des Atfius bei (ipll.
enthaltenen Bpschreibung von Hellas kennen gelernt haben. Hl, 10. Gesagte, über wplche Stelle neuerdings auch
und selbst die von dem neuesten Herausgeber der Dika- Hertz gesprochen, dürfte sich nicht als hallbar erwei-
archisihen Fragmente verzeichneten Ab« eicliuiigen kön- spn. Dem Lectionscatalogp ist piiip tiedachtiiissredp von
uen dipss nicht widerlegen. Der Tlipil nun des .Skvlaxi- Prof. Rjtsrhl auf den liöchstseligen König vorgedrnckt,
sehen Periplus, welcher das eigentliche Hellas bespricht, die acht Seiten füllt. In drr pliilosophischen Farultat
uud aus einem .Si hriftsteljer ausgezogen ist, welclipr zu promovirteii die Herreu Erker z und Thisijoen, inn
Anfang der Regierung des Pliilippiis von Ulakedonien denen der Erstere de Duride Samio inprimis de eins in
schrieb, gehört, wie eine Altika betreffende Notiz bp- rebus trndendis ßde {',VJ S.) , der Anilrre fAn^rtiVrt (.V^ S.)
zeugt, einem Atheiiaer. Es werden in dirsem Tlieilo schrieb. Vom \ erpine lou Alterthiimsfrpunden im Rhein-
des Periplus eben die Nordgranzen für Hell.'is angegelien, lande wird im Laufe des .lalires iio« h ein z\»eites lieft
welche auch ilie Epitome des Dikaarchos anerkennt, allein ausgegeben werden. Wir erlauben uns, die .Statuten iles
weder hier bei Dikaarchos, noch beim Skviax, der über- l'ereins bei dieser («elegenlipit niitzutheilen. Erster
haupt keine Quelle anführt, wird der genannt, der diese Abschnitt. Von ilerti Vereine, seinen Zxeiken iiiiil
Granzbestiminung gab: nur in der Anagraphe des l'seudo- IMit^liedern. ^. 1. Untpr dem Nanipu ,,A'prpiii von .Al-
Dikaarchos, die eben das Gleiche mit dem Periplus des terthum»fruundeu im Rheiulanifc" bildet sich eine Ge-
1255 1256
srlUrlinft, Iirsiinimt för di* Krlialtiinp , Bckaniitmarliiinit Ton HIoniiniFn<on anii^P8<a<i(-( «ein «pnlcn. § ffi. Die
UihI Krkl.lriiiif.' niitikcr MiiiiiiniPiiJo allrr Art in ileni Jalirliiiilirr iiiiifHi«si'ei Allr», was sirli auf AltiTlIiiiiricr im
Striiin-rl'i«"!«" '''"" lUii-ins litiil M'iniT M cluMinilssp von «li'ii !Slr(>n){;<-l>ip<p ilrs Klii'iiics und si'inür >i'liiMifliissp l.pzii-lil:
Alprn l'i'* "" '''"' i^lpT Siirgp zu tragen, ein li-liliafd'rp» eine anliquariscli«' Zi'iliin^ , AlrJianilloii);<'ri , IVei cnsinnoii
Inlrrrsse ilafiir zn lerlircid'ii niicl, i«) rii'l MiCi^licIi , ilie iinil fiiie Clirnnik ili'« \ froiiiti, JJ. i;. Lelicr ilie Anf-
niuniiniciitp ans ilirpr ^ crcinicliinj in (Wli-iilli« lip Sainin- rialiiiip <lpr piii;,-rsaiiii(pn lirj(rü(;<' entstlipidpt <|pr ^ <ir-
iiiMtrpM r.» »prspt/Pii. S. 2. t)<" ^'prpin sipllt eirli iintpr ftand. Z n s.'l t < 1 1 <! )i p li ps t i ni ni u n g. §. LS. W'p J»(a-
<lpn Silintt <lpr IIdIipii Staatsliphlirilpn. JJ. ;}■ Er Udpt tntpu kfinnpn von «Ipr <ipiipralipr»ani»ilnnj{ durili Stim-
snin Bpilrittp Alle, iÜp ciili in ilpu linlrtH'pndpn (je;;pii- nipnniplirlipit iler Anopspndpn ali(;pani|prt «prdpii. IJe-
<1pn für Altortliiinipr intprpssirpn , so» ip auch an aiidprii sclilosspn in ilcr Gpncralverganiinlung zu Bonn ani 1. Oc-
Or(pn i.prdipntP nk'Innpr pin , und liiptpf dpii ril>ii{.'pn Vpr- tolipr ly41.
«>inen der Art in der .S<liMriz, IJcntscIiLmd , lliillanci tüjij-. iiiinnf
»•iiirii iiri n . 7 i-w ,1 ( r.ipsspn. Zur Fripr dos l.iidnigslagrs (1. J. lud Ilr. Prot.
15pl;;ipn <ind 3ndpr»;ir(s n. «PSPUSPitiKPr Uipnsllpisli.ng ,, sa i, n dnrol. pin Prosramn, .in , atlnotaionuin Crilicarum in
ilie Hand. §. 4. Kr l.p.(.-lit I. a) aus ordontliilipii , Qui,it,li,,„i inst. orat. 1. X. pari. II.
l) ans ausspr'.rdpiitli.liPii IMifttlipdorn; II. aus Klirpnmil- , ■ r r^ » i . i i .o.< .
„ , ,, t-, „11 I . ,i„i.„ Du s sei M o r r. Pns Her bs programin vom Jalire 18*1 enl-
«'Ijpdprn S. 1. Zu h.lirpnniili;iipdprn v«er(|pn solrlip ,. ,. ■ i i . .ir ii j ti rv . i /^ ii
Ciiputi». vj. .;. •.■ h , ,. • niPl' P<np sclflirle Arili;rndlung des Hrn. Dr. AI. Capcllraann
liorlt-p.stpJIte INlanner fc'PH.'il.lt, »pI<I.<- dpm < rrpinp zur ^,^ Sctpionibus 1'2 S. 4.
Ziprdp, sovvip zum »irksanipn Siliufzp CPrpicIlPn. g. (j.
Or,|pn<lip|.<- n],t,.|,pdpr, »Pnn siP d.P Verl.andluncpn <U'S S o n d p r s h a u sp n. In Pinor Gratulationsscljrift "" Herrn
" , n t. I GrIieiMiPiatli Kaiilllipre zu S. bispriclit Hr. l'rol. Gerber
Vcfpins zu prlialtpu wiiiis, lipn, vprjiflulitpn suli zu einem ^^^^^ qj | jy g ,7 ° '
jalirl. HpitratTP c.in ilrpi Tlilii. ; IpistPi' sie auf jpne Verzicht,
auf eiiipii iJllirl. Kpürag von aiidprdiall. Thiii. Ausspror- Triest. Schon im Jahre 1820 ist hipr durch den Rrgie-
I 1 I ii „ 1 j ,1 . >i .1 .1.« ....l.l... <liir.'li daii- ruHSsralh Dr. R OS c I t i zniii Andenken Winclebiiann's pin Mau-
ilpnt K iP lUit" ipdor «pfdeii ^oU lip , »pIiIip <lur< II «lau- - ,. . , . , ^ 1 ■ t ■ . 11
'" ' ' . , ,1 ■ , I rn 1 1 solpiini pTiirhlet und niil den in und bei Tuest gclundenen
kpns..prthp Gesrhpnlcp und .MiKhp.lunsJPn ihre nieilnal.inp j,,,„i,^|„,„ |„sc|,Hfu.n und Dildvverken umgpben worden. Diese
an den ZivpfUpii d.-s Wreins helliMli j.'pii. §. /. » or^P- Saninibiug beiiul/.l man jelfl als (iriindlage zu einem Museuni,
«chlacen »erdpu allp IM i(j;Iip<lpr diirrh die Spcretarp , er- welches den Namen des eisten aller Archäologen tragen soll,
naniit durch den *'or.s*aiid. Zvveitpr Ahsclinitt. Von Ur. Kandier hat in dieser Absicht zu einem Vereine aulsc-
dpm Vorstände de« Vereins. g. 8. Der jedesuialige forde,! ; der Evlolg w.j, so gioss dass bereils die Kosleu für
1 . ., . ■ 1 ■ ! „1 II ■ .„, die Eiiirichliin" des Museums und die Aussjrabungen gedeckt
A'nrsfaiu dj-s \ ereiiis wird in der |A irlieb an piup«! mr- . \i ■ 111 ■ 1 1 r.- j \ii„ ,1.;:
< nrsiaiiii in-> <<-iiiii.-7 "• . j sind. Der Verein winl sich damit lieschalligen , die Allerlliu-
tipr fes(;.'esetz(en Orte zu lialtenden (ieneralvcrsainuilunff ^^^^^ Triesis zu erforschen, zu sammeln, zu erhallen und durch
«ler ordpHllieheji I\l)t;;lipder durch Sliuiinpiunehrheit auf Ahbiblung und F.rlaiilpriiug zum Genieingule zu machen. Die
«>in Jahr teMiihlt. 'S. W. Der .Sit« iIps Vorstaiidps ist in unler K.mdhr's Leilung begonnenen Ausgrabungen haben, wie
Bonn kann iedoeh durch senieiiisamen Bpschluss «Irr man glaubt, schon Rpsultaie gel.eferl, die nicht nur für die
„ ' , ." , , . I if ,n t^ ^ V^,- Ge<cliiclile der .illen Tergeste, sondern des ganzen riiuiischPH
Cpupralversamuiluntr verlegt werden. «5. IQ. "" » «r- ,j^..^,^^.^ ^,^_^ Wichtigkril' sind. Die EröfTniing des Museum»
•tand besteht: I. aus einpin PrJi.sidputpii , II. aus pinpm ^^._, ^^^^ g j^_^j ^^^^ (Todestag Winckelmann's) stallfinden,
rrstpn redigirenden Secrelilr, der bei Verliinderung des ,.,■,■ 1 . c 1
P, ,,. ,. I i r 1 III ^..^ o.nnni Utvecit. So elipn erschien hier bei Lemiuk und Sohn:
rami eiilen als \ icpprasiiput Innert, III. ans einem „ ,, ... ■ ^ , ■, . r. . 1 . t « <-
rdxioeiii. II Ji» • '■ J " *■ ' .1 Studia crilica in C. Lucilium poetain. Contulit J. A. C, van
«weiten redigirenilen 8ecretar , IV. aus PiiiPin Arclilvar, |^ ,, „ j d e
V. aus einem Rp< linuiiirslührpr und Cassirer. §. 11. Der ,»,,.,., ^^■ ^ ,. . •,,- 1 e . j
,, , . ,. „,. 111 ,„,i.4;o-« Nachträgliches. Die fliielle des von VVoll unter den
VorstaiiH ernennt ausuflrtiire ^el■rl■tare , welrlip liprprlitigt ■ , u . ."^ 1 ,
" , ■ . ■ 1 j Homerischen fragmenlen ?m;ehilirlen :
«ind, den Silzuiigen des \ orstanijps bpiziiwoliiipn, nament- ' =,,, ■. i ■
lieh inLeyden, ^vlnwpt:en, Ltrecht, Wesel oder Xanten, ,, ■. ,-, ,. „■ , 1 a j -i.
Jim .., , , . , j *. 1 . , ,. ,1 T • , welche ich bisher nicht aullindcn , auch von Anderen nicht
Neuss, Aachen, r»lnCoblenz,>euwied, .Saarbrücken, irier, ^,|^^,,^^.^ konnte, habe leh jelzt bei Locian. de imag. 20. pe-
Mainz, niaiinheiin, Sjieyer, Worms, Mras^hurff, freiburif, f„„(|pn _ „o aber die Worte nicht beslimml dem Homer bei.
Tübingen, Coustauz, Haspl , Ziirich und andern Oripii. o,!,.;;! ^ obgleich iiutpr Homerischen Versen gen.inut wei-den. —
S. 1'. Der ^'orsland hat für die lutprpsspn des Vprpins Unler den ungewissen Fragmenten im zweiten Theile meiner
i i II f ._ ... .,,.r„„.. .1...I u..,. «oiiier t.eerhflfls- ,,epi4elien Friigmentc" habe ich bereits fraüiii. X und XLI. als
im weitesten l'niJanL'P zu sorgen nun von seiner i«es( iirfiis- " 1 f , , <■ x/»\>iii • . . 1 1
. ,, , Toi I r, I I .„„ ungehörig nachuewiesen. Auch fr. XWVII. ist zu tilgen nach
führung der (.eneralversammlung Rpchenschafi abzulegen. ^^^^^ ^ ^^ ,^__^, j^^_^.^_ ^^ ^^^^^^ ^^ ^ ^^ ^.^^_^ _^^^^_
§. 13. Der \nrstaiid halt wenigstpus alle zwpi Monate ^^jss^,, Kr.igmenlen , auf deren Unsicherheit ich selbst liiiige-
• inp Sitzung. Zur Fassung piiips lieschlusses müssen wiesen h.ibe, werden vielleicht Andere noch einzelne, sicher
wenigstens drei fliitgliedpr zugegen sein. ^. 14. Dem aber nur wenige, nachweisen können, womit sie mir einen
Vorstände liogt insbesondere «lie Besorgunrr' der Druck- Dienst erweisen wiirden, Unter den epischen Dichlern hatte
, , , ,v ■ ^^ .1 1 ii v „ i„„ n,.,„L auch der Vollstanihgkeit wegen noch Aristoteles nach Diog. V,
Schriften nh. D r . tf er A h.c 1. n . t (. > on den Druck- 57. genannt werden können. Sonstige Kaehliage etwa hherl
echriflen des Vereins. §. 15. Die DrurksrhriKen sollen ,^1,^,,^, epischer Dicliter von Seiten Anderer wünsche ich, da-
unter dem Titel ,, Jalirbürher des ^'ereins von Alter- „,\i jjj Ver/eichniss derselben <Uc höchstmögliche Vollständig-
(bum.sfreuiiden im Kheinlande" jährlich aus einem oder keil erlangen möge.
s
wci Ileftpo Uesteiipn, die mit einer Anzalil Abbildungen Bonn, 18. October 1842. ^- Düntzer.
G y ni n a s i a 1 - Z e i t u n g.
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft.
«V a ift 11 a r 1 S 4 3.
1) Vorschlag und Plan einer äussern und inuern Verfoll-
stäriiligung; <I<t (jramuialicalischen flIc<lioile die rlas-
sischeu Sprachen zu lehren. (^AIs Ulanuscript ge-
druckt.) Am Ende unterzeichnet: F. R. 107 S. 8-
„Das ist ilie waliie Concintriiuiig der Millel iiii'l
Kräfte, welclie aus scluiiiljaier Einseitigkeit die
vielseitigsten Erfolsc gciiicrt."
(Worte lies Verfassers S. 55 )
Ueber diese mit eben so liel »issenschaftlicher Ein-
sicht als »varnier und achter Begeisterung für die Sache
abgcfasste Schrift ein öffentliches ürlheil abzugeben,
dürfte der genannte Zusatz 3Ianchcm als ein unzartes
nnd vorlautes 13e>;iMnen erscheinen lassen. Um die nach-
folgenden Zeilen zu rechtfertigen, kann ich auch in der
That nur die Theilnahme, welche der Gegenstand mir
vor allem jetzt abgenüthigt hat, so wie die Art und Be-
schall'enheit meines ürtheils anführen, das zivar im Ein-
zelnen von dem \'erf. abneicht, im Ganzen aber und in
dem, was wesentlich bei der neuen Lehrweise ist, nur
beistimmend von mir abgegeben werden kann. Die Sache
wäre freilich eine andere, wenn ich schon jetzt über
Seite zu stossen und ganz zu verHcrfen unternähme, was
der Verf. nur erst in den nüfhigsten Umrissen darzule-
gen für gut befunden hat. In einem solchen Falle ist
das Verdammen verboten, das Slitirren, denke ich, ge-
stattet. Den Verf. kann ich nicht errathen *). Erwogen
habe ich den Gegenstand nach Kräften und uiit' einem
rüstigen und einsichtsvollen Collegen in der Wirklichkeit
so weit wenigstens zu erproben gesucht, dass sich ein
Schluss machen liess auf das, was sich noch fernerhin
ans der in Vorschlag gebrachten Methode ergeben möchte.
Darzulegen, wie nahe oder wie fern der lief, den An-
sichten des Verf. schon früher in der unmittelbaren Praxis
seines Schullebens gestamlen hat, wäre unnütz.
Die Methode selbst empfiehlt sich zunächst dadurch,
dass sie, was bis jetzt in unserm Gymnasialunterrichto
bestanden hat, ruhig fortbestehen lässt, nichts, ohne vol-
len Ersatz zu bieten, beschränken, nichts einreissen nnd
umstürzen, sondern nur so viel Raum gewinnen will,
dass sie wirksam sein nnd in das Uebrige , was die Thä-
tigkeit unserer Schüler in- Bewegung setzt, mitciutreti'u
*) Ich erinnere niicli, hier und« da einen Dr. Kuthurd iu
Breslau als Verfasser ansegeben gefunden zu liabcn.
M. F.
kann. Sie will aber in ihrem -Sichbethätigen nicht so-
Huhl den bereits bestehenden Theilen des Unterrichts
eineil neuen hinzufügen, als vielmehr unter oiehreren der
schon vorhandenen, aber im Ganzen locker und lose ne-
ben einander stehenden die nüthige Beziehung, Verbin-
dung, Vereinigung bewerkstelligen, ja wo möglich za
einem den ganzen Unterricht durchdringenden Bildungs-
mittel erhoben werden. Die Gegenstände, auf welche
sie sich bezieht, sind, wie der Titel zeigt, die griechi-
sche nnd lateinische Sprache. Von den Kräften des Gei-
stes erheischt sie zuvörderst die Thätigkeit derjenigen,
die, wie sie am leichtc^ten sich ausbilden lässt, es auch
am ersten gestattet, die verschiedenen Fähigkeiten und
Anlagen in den je einzelnen Classen zu einer und der-
selben Leistung anfzufilrdern , nämüdl die Thätigkeit des
Gedächtnisses , und besteht zunüdist in nichts anderem,
als iu der schlichten Aufgabe des Ausicendiglernetis von
Stellen griechischer und römisclier Schriftsteller, die dem
jedesmaligen Standpuncte des Schülers gemäss und deren
vorläufiges Verstäiiduiss ihm durch den Lehrer erschlos-
sen worden ist. >
Es ist aber, damit jede Art des Unfugs unterbleibe,
den frühere Lehr» eisen mit dem Gedächtnisse getrieben
haben, von vornherein auf nichts so sehr zu achten, als
dass das Einlernen iiiclit gedankenlos und mechanisch,
sondern mit recht sicherem Beuusstsein und mit möglichst
klarer Erkenntniss der Gründe vor sich gehe. Dass diese
Erkenntniss gleich bei dem je ersten Wiederholen und
Hersagen der aufgegebeneu Stellen sich rollständig ollen-
barc, ist nicht zu fordern von dem Schüler, der dahin
nur allmählich uud durch recht häufige Wiederholungen
des einmal Aufgenommenen gelangen kann. Auch dann
natürlich, «aiin in Zwischenräumen der Lehrer mit dem
Aufgeben und Einüben neuer Stücke glaubt einhalten zu
müssen , sind jene Pansen mit nichts besser als mit dem
abermaligen Durdigehen längerer Abschnitte des bisher
Erlernten aus<!ufülleii. Denn nichts, was einmal ein
Eigenthnm der Schüler geworden ist, soll wieder ver-
schwinden uud unwirksam werden, sondern von Classe
zn Classe und während der ganzen Schulzeit, ja selbst
über dieselbe hinaus, festhaften und sitzen bleiben. Ein
Lernen soll stattlindeu, das nicht das Vergessen , sondern
das Behalten zum Ziele hat und ein Weg betreten wer-
den, bei dem es nich* möglich, dass das im ersten Halb-
jahre'dvm Gedächtnisse Uebrilicferte im zweiten Theilo
1
3
4
eines Schu)jakre.H , iintl rK icit ilifs.t uiif iinseni Gymiia!<i«n
»o lifliili" tiiid l><>i SU virleii Gr^piisfäiiilcii ilcr Fall, roll-
ül.'liidi),' iiiiil fi'if iininiT «ifilrr liiiiHojj ist. VVip viol oder
»io iti'iiijj ;ils<> der Kiiizi>liio dem ticd.'Ulidiiss der Jtifjciid
<;laiil>t zuiiiiitlifii zu diiil'cu, so liloihi für den, der ein-
mal auf die Sache ein Jej;aiigen ist, niilits weiter i'ibrijf,
als dass er die i>eriistii<ke diirrli stets erneuerte Besprc-
rhiin^ wie der lS(>ra<'lio und dem Aeiissern , so anrli dem
Innern und den 8aelieu nach als ein (ganzes und Zu-
<inuinienl>ünj;endes immer tiefer in das jfesammte geistijfo
Wesen der Scluilcr einzusenken suche. Bei dem ein für
allemal Erlernten uird es im Ganzen keinen Unterschied
machen, ob, nach Vorschlägen, die der Verf. den Ge-
Censfand zn beleben ganz passend gethan hat, <ler Schä-
ler ein griechisches oder römisches .Stiick zuerst in der
fremden Sprache und dann in der üeberscfzung, oder
(was das Schwerere ist) gleich in der aus dem Stegreif
za gebenden Uebertragung und darauf im Original zuirt
Vortrag bringt, ob bei ilerselben Stelle diess Einer oder
Mehrere thun ; nur das ht erste unil letzte Bedingung,
das9 jedes nur zungengelaufige Ilerplappern verpönt und
uichts rerabsäumt werde, die verschiedonen Pensa dem
Schüler zu einem stets höheren und freieren Eigenlhiimo
J!U machen. Es leuchte! ciu, das» der Lehrer um so
eher diesen Zweck erreichen muss, wenn die Lernstoire
in gebundener und ungeliunilener Rede mit der Leclüre
and Grammatik (Etymologie, Sj-ntax, Prosodik, Rhyth-
mik) in einem niedern, mit beiden und mit den StvI-
flbiingen in einem hohem Cursus in die mannichfaltigste
nnd reichste Beziehung gesetzt werden, wie denn der
Verf. als fllittelpunct seiner ganzen Ansicht stets im Auge
will behalten wissen, dass jede neu hinzutretende Kennt-
niss und Betrachtung immer zunächst, soweit nur mög-
lich, an jene Pensa sich anknüpfe, und bei einer Wie-
deraufnahme, sei es der Pensa oder sei es der damit in
Verbindung gebrachten Gegenstände (auch aller im Gym-
nasialunterrichte vorkommenden Realien) , jeder Zeit das
eine durch das andere klarer und sicherer werde. Wenn
die ausgewählten Stoffe für die mancherlei Schwierigkei-
ten, die sich bei der Leclüre dem .Anfänger in abwei-
chenden Construcfionen und kunstreichen Satzfügungen
darbieten , gleiche oder ähnliche Fälle zu jeder belie-
bigen Anwendung in Bcreilschaft halten: so werden sie
eben so und noch mehr den grammalischen Unterricht
fördern und beleben, indem sie das Vcrsfändniss der Re-
geln anbahnen, beschleunigen, fester bewahren helfen
und was sonst nur Theorie und Sat« bleibt, zur wahr-
haften Praxis heraustreten lassen. Ein Jeder wird recht
bald linden, dass hier Einiges wie nebenher noch mit-
genommen wird. Z. B. die Accenticlire des Griechischen,
nichi selten noch eine Qnal der obcrn Classen. Der
Erweis für diesen Punct lässt sich sehr leicht an den
ersten vier Seiten eines Xenophontischeu Buches führen.
Ist hier alles Grammatische zu bewusster Einsicht ge-
bracht, so werden am wenigsten die .4ccente fehlen, wäh-
rend wieder gerade sie es sinil , die, gehörig beachtet,
gleich von vorn alles Mechanische aussrhiiessen.
Wie erwähnt, tritt aber der Lernstofl auch mit den
Slijläbungen (den lateinischen, versteht sich) in Verbin-
dung, einem üuterrichtszneige , dessen Bedeutung sich
erst gau« zeigen würde, wenn er mit einem IVIale , wie
es so oft und dringend in unsern Tagen gewünscitt wur-
den ist, ans den Lecfioiisplanen der Gymnasien getilgt
würde, der aber allerdings von da an, »*o das Latein
nicht mehr das fast einzige Organ der mündlichen und
schrifilichen rtliltheilung in gelehrten Dingen sein konnte,
und vor der Fülle anderer Lehrgegenstämle seiner Aus-
di'hnung nach zurücktreten inusste, das Ach und AVcli
der Schulmänner ist, inilem ilas endlich Erzielte nicitt
in das rechte Verhältniss zu Zeit und Muhe, die ver-
langt werden, treten will. Bei den gewöhnlichen Exer-
citien kommt, wie die Erfahrung auch nur weniger Jahre
zeigt, trotz aller Vorschläge und gebotenen Hülfsmittel
nicht viel heraus und die sogenannten freien Arbeiten sind
Jahre lang bei der Mehrzahl , d. h. den fllittelköpfen,
nichts weniger als frei, sondern innerlich wie äiisserlich
so unfrei und gebunden, so zerrissen und zerstückt als
nur denkbar. Dass zu dem in der Classe Gelesenem
noch eine reiche Privatlectüre kommen soll , wird nicht
viel mehr helfen, als die Uebuiigen im .Sprechen, im
Disputiren über einzelne Stellen oder gegebene Themata,
auch wenn ihnen ein weiterer Umfang, als es angeht,
gestattet werden könnte. Es fthlt hier offenbar an einem
festern Unterbau, auf dem sich das Ucbrige aufrichten
lässt. Ich finde einen solchen, bis man etwas Besseres
bietet, vor allem in einer iMelhode , wie die zur Sprache
gebrachte, in deren Wesen es liegt, <lass der Lernenile
nicht erst geraume Zeit ausserhalb des fremden Idioms
verweile, sondern ohne weiteres in dasselbe eindringe und
zum unmittelbaren, innig lebendigen Verkehr mit ilun
hingeführt werde. Die Aufgabe ist, dem Schüler ohne
Umwege zum SprttcJi'^efähl zu verhelfen. An Jacutot
und ähnliche Männer ist hierbei insofern nicht zu den-
ken, als jene Uebungen im Laufe der Schulzeit zwar
sehr bald beginnen, aber doch (siehe unten^ nicht früher
stattfinden, bevor eine bestimmte grammatische Kenntnis«
gewonnen ist. VVährend nun auch die Leetüre wie ehe-
dem weiter geht und überhaupt unsere Lehrweise nicht
Dothwendig damit anfängt, dass von den frühern, beson-
ders zu Nutz und Frommen der jungen Lateiner herbei-
geschafften Ilülfsmitteln keines mehr in ihren Händen
geduldet werde, so besteht ganz die alte Ordnung und
der systematische Unterricht, welchen sie bietet, fort
und es handelt bich neben ihr nur noch um das EröfT-
nen einer Quelle, ans der früher und in reicherem Maasse
als sonst die Erkenntniss dessen herlliesse, was uns treibt
und was es allein lohnt, fremde Sprachen zu lernen, die
Erkenntniss des Sprachgeistes, Er ist es, der durch
eine rationelle, von unsern Uebungen eben nie zu tren-
nende, Grammatik zum Bewusstsein gebracht und wahr-
haft lebendig geworden , den Schüler bei der Verwen-
dung iler Sprache zur Darstellung der eigenen Gedanken
si<hercr leiten wird, als die bisher für nüthig erachtete
Masse von aus einer in die andere Sprache führenden
Wörterbüchern und übrigen Erleichterungen, wie sie durch
Antibarbari, Synonymiken, Anleitungen zum Styl u. s. w. *)
dargereicht werden.
*) Mit Recht lieincrkt der Verf., d.iss in tlciarligin meist
le\icaliscli eingericbti.tcn Werken die Gilindliclikeit der
Ich »tili Pill Beispiel jj"'l)P"' '*J'" '^'''" ''"' «'riftP otler g<>»i ciiestoii kicIi (im ziifrieilensten erklären iiird. Aber
«weite Cl.isse (l)cs.spr fiir diese Ciassi') anjfi'iKimmr'iios lialb- bl<i.s»e Urborsetziiiifteii j;<""i'Kei> bei unserer iMetliode auf
jalirifps Pciisnm in 2 «iiihenfliclien Stunden bilden liic die Lange überhaupt nicht mehr. „Es folj;t die freie
23 Capitel des Cireronischeu Cut« fllajor. Man lese sie Wiederffabe des Sinnes, die Verj;lci<liiing und Bfspre-
in der geiKihnlii lien VVt ise , bei welcher die einzelnen < liunj,' des Inhalts jilinlichcr Stellen , auf ilcr huhern Stufe
Thcile des Buches vor- und nachiibersetz*, .der Classe die Entwickelung des Gedankenganges ganzer Abschnitte,
gemäss erläutert, iu passenilen Ziv isrhenräunien abermals Disputationen i'iber Inhalt und Form derselben, erst in
in Uebersetzuiig und Erklärung durchgegangen werden. deutsriier, endlich in lateinischer Sprache" (S. Ö4.)» al-
Man rersuche aber die Lecttire, oder denke sich nur les Uebungen , die natürlich dann am leichtesten uod
einmal dieselbe auch lorgenonimen in der Art, dass bei erfolgreichsten vor sich gehen werden, wenn iler Schfl-
ctwa nur 18 in gleich viel Stunden eines Halbjahres vol- ler, um diess nochmals zu sagen, die Lernstoffe voll-
lendeten Capitcin zwei Drittel davon nach der herkomm- kommen bewältigt, aber auch in selbsteigener Thätigkeii
liehen Weise behandelt, ein Drittel dagegen in der an- mit allen übrigen Lectionen zu verbinden sich gewöhnt
gedeuteten iMelhode zu eineui Theile des geistigen Wesens hat. („Endlich versucht sich der Schüler zuweilen, an
der Schüler gemacht «erde, und untersuche dann unbe- einem Capitel den Inhalt und Zusammenharig, die sprach-
fangen , von welcher Behandinngsweise für St^l und An- liehen und sachlichen ^'crhältnisse und eine möglichst
eignung des Geistes der Sprache das Meiste zu hoffen sei. entsprechende Uebersetzuiig der Hauptbegriffe so vereinigt
Diess innere un.l seelisclie Wesen der Sprache, für aulzufassen, als ob er eben als Coaimentator desselben
das natürliili durch ein ein- oder zweimaliges Lesen eines auftreten sollte." S. (i'J. frro er nicht, fügt der Verf.
Stückes nur wenig zu erlangen ist, bemühen sich nun so hin/u, so werde eine Zeit kommen, wo man verlangen
manche unserer Lehrer, und gerade die eifrigsten und werde, dass Atr Lehrer auch für die gewöhnliche Leetüre
wackersten sind es, gleich bei dem ersten Durchgehen nicht anders als so ausgerüstet die Classe betrete; uud
einer griechischen oder römischen Stelle durch eine acht er selbst werde bei dieser Anforderung niclit am schlech-
dentsche, in nichts an das fremde Original erinnernde testen fahren. Siehe hiervon unten.)
Uebersctzuiie;, so dass, wie sie sagen, beiden Sprachen Scheint nun die Methode diese und ahnliche Ergeb-
ihr Recht widerfahre, hervortreten und dem Schüler, nisse heibeiführeo zu können — und was durch sie zu
meinen sie, alsbald «um Betvussfsein kuminen zu lassen. ermöglichen sein wird uud was nicht, soll und muss ja
Leider wissen wir alle, wie sehr, um Leistungen solcher von den Erfahrungen , die jeder Einzelne darüber machen
Art zu erzielen, die armen Quartaner und Tertianer zu wird, der sie einer Probe werth lialt, abhängig sein —
drehen und hin unil her zu stossen sind. Was man mit so kann es nicht fehlen, dass sie die Fähigkeit des Pro-
Ruhe zu erwarten hat, will man mit Einem Schlage lier- dncirens und der Coniposilioii in jeder Sprache, wenn
vorrufen, während es so recht im Sinn und Geist der auch keineswegs in früher noch nicht gekannter Weise
besprochenen i\iethode liegt, dass jedwedes nur allniah- steigern, dorli eher, als es gewöhnlich der Fall ist, er-
lich sich gestalte, dass nichts übereilt uud mit Gewalt wecke und in"s Leben rufe. Immer gilt es hier neben
erzwungen werde. Je öfter ein Lernsfürk unter ge- der Form auch die Sache und die Lernenden sollen nicht
»chickter Führung zur Wiederholung gebracht worden, bloss zum Wemoriren , sondern noch zu jeder andern
je mehr wird auch die von dem Schüler allein zu ge- Thatigkeit des Geistes geführt werden.
bende Uebersetzuiig befriedigen. Der Genius der einen Ueber ileii Lehrgang im Besonderen und die jeder
»ic der andern Sprache stellt sich von sellist heraus und Classe znzutheilenden Arbeiten hat sich der Verf. in fol-
leitet auf <lie rechten Pfade, wobei es sich versteht, dass gender Weise ausgesprochen. Er nimmt Gymnasien von
der Lehrer gleich anfangs das Uebertrageu gehörig zu I) Classcn an. Die letzte derselben wird von der Methode,
regeln suchen und nicht mit dem je steifsten und wort- welche die übrigen verwirklichen sollen, noch gar nicht
berührt. Weben der ersten grammatischen Grundlage lui
Einsicht dem leicbteren und bequemeren Gebrauche nach- Lateinischen findet in dieser nur ein Lernen von sorg-
gesetzt sei und auf dem Wege des LcrnstoU'is wenigstens faltig ausgewählten Vocabeln in etymologischer Ordnung
das ciiei.cht «erde, ctass die Einzclnbeitcn iedesni.il in sUH. Schon an iliesen Orten aber muss Alles vielmehr
Ihrem Zusaminenbanse zuv Erscbeinuni; kommen und dem „„in.iij,!, ^y schriftlich behandelt werden. In Quinta
■ (leaachtriss iinnnttelliarrn Slofl , die Analogiecn aulzu- > r^ i i i • j /^ i i t
r 1 .1 IT 1 1 .1 ii ■„ I „1. und Quarta, as «lein niedern Lursus , ist dann lur eine
finden, zululircn. ,,UeliciliaLi|]t diirlte, je mehr man sich ^ ' #. ^.i«. " ' ,
gewöbnen wird, die Texte selbst als unuiitlelbaie Spiacli- reiche ßeispielsammlung behufs der Grammatik, mit
quelle auch in den Scliulen zu belraclilcn, das Bcdiirl'- strenger Beachtung dfs Uebergangs lora Leichteren zum
niss der gcgenwattif; täglich sich mehr anbauleiideii Lehr- Schwereren, vom Kinfacheren zum Zusammengesetzteren
bülfsmitlel und woitreiclien Scliulcommcnlare eine be- ^j„ ,|p„ f,.^f^„ Wochen werden nur eine oder zwei Zei-
tr.acblliche Modific.ition erleiden. " S. *4. Der Verf. , r i . w < ^v i , v f r _
,^ . 1111 II. II.- len ailfcepebeii I »loige zu tragen. y\ enn der Verl. lur
^wünscht unter einem schicklich gewählten und richligrn e » /. , „ i i .• , ,„ , ■
Texte wenige, aber sorgfallig erlesene kritische und exe- «uarta noch ausserdem Berücksichtigung der Flnaseoloiiie
getische Fingerzeige, auch kritische, nämlich, weil, wciui und Terminulngie, «üe der Schüler jedenfalls sicherer lu
der Schiilei- am Lcrn<toir, iibcr den er ganz yollstaiulig ganzen Sätzen der respectiven Stylübuiig als in abgeris-
gcbiete und der ihm mit Recht die erste freiere Pieguug seneii Redensarten kennen lerne, verlangt, so scheint er
der Flügel gestatt«, Kritik und ein Urtbeilen nach Grün- ,,^,, Standpunct dieser Classe höher zu nehmen, als die.ss
den geübt habe, er zu einem gleichen Vcrl;i!.ren auch , ,,:,,■,.■ ^, ■ . . ^ ■ ,- c,
bei der eigentlichen Lccthrc sieb allmählich den Weg durchschnittlich beiunsern Gv.nnasien gestattet sein durfte,
bahnen we'rde. I^' diess so, so ist von <leni Veif. , lier eine Auswahl und
1*
«
Ziisammeiisd'lliiiik' <<iu Ein2e)rilii'it(>ii mir iiocli in der
vierten Classp «ill stat<fiii(lcn laäsrn, al>ziiH'ei<hcii unil
das GciMiiiito für <loii Jiiihern, mit Tertia bc(riiiiipn<lrii
Cursuti — unil in drin vorllcjfenden Falle für diesen un-
sfrcitij; passeniler und erspriessliclier — aufzusparen.
Verjl. librifeils S. IUI. — Die Wiederholung der ein-
zelnen Stücke j;leirli am folgenden Ta};c liMlt der Verf.
für jfanz ncitlntendig. ,, Jedes neue Peii»^iini wird etwa
<lrei Tage lang til<jliih , dann eini)fenial in je zwei Ta-
gen, liarauf liallmoclientlicli , » (iclientllrli und zweiwo-
rhentlich, endlich vielleiiht nur monatlich zur regelmäs-
sigen Wiederholung fehracht.'' Wahrend sich im An-
fange der Lelirer selbst iler Beaufsichtigung dieser Wie-
derholung unterziehen und derselben täglich eine Vlertel-
stuntlc »erde widmen müssen, so könne er späterhin die
Sarhe getrost den Derurionen überlassen, da er ja stünd-
lich Gelegenheit habe, zu sehen, wo es fehle. Eine
Tabelle, welche diese abgestuften AViedcrholungen erleich-
tern und die Sache gleich anfangs im Allgemeinen regeln
soll, für den Februar !S-)Oi für 29 Tage mit 12 Pensis,
so dass am 2'J. Februar 7 Pensa überhört werden, von
dem Verf. S. 35 in Vorschlag gebracht, theile ich hier
in um so geringem! Bedenken tiiit, da er selbst zu wie-
derholten IMaleii sich dahin erklärt hat, dass es nicht die
Blasse des Behandelten, sondern vor allem die Art und
"Weise der Behandlung sei, wodurch die Ergehnisse der
Methode bedingt würden. Also könnte für Quinta und
Quarta, indem A, B, C, D u. s. w. die einzelnen Auf-
gaben jenes 31ouats bezeichnen , diese üebersicht aufge-
stellt werden.
A. 3- Montag
4- Dienstag A.
B. 5. Mittwoch A.
In- Donnerstag A. B.
C. 7. Freitag B.
8- Sonnabend A. B. C
D, 10. Montag A. B. C.
11. Dienstag A. C. D.
B. 12. Mittwoch B. D.
13. Donnerstag C. D. E.
F. 14. Freitag A. B. C.
15. Sonnabend C. D. E. F.
G. 17. Montag C. D. E. F.
18. Dienstag A. B. F. G.
H. 19. Mittwoch D. E. G.
20. Donnerstag C. F. G. H.
I. 2!. Freitag A. B. E. H.
22. Sonnabend D. F. G. . I.
K. 24. Montag C. G. IL £.
25. Dienstag B. E. F. I. K.
L. 2(i. Mittwoch D. G. H. R.
27- Donnerstag C. I. K. L.
M. 28- Freitag E. F. H. L.
29. .Sonnabend A. D. G. I. K. L. fli. »)
*J ,,Die Vertlieiliing in drei (mindestens zwei) Lectioncn
bezweckt den l'nifang eines Pensums so zu evm.lssigcn,
dass es vuni (jedäc.'ilnissc siosscnllicils schon in der Scijide
umfasst werden könne; wozu kommt, dass, da die Schü-
ler erfabrungsgemass dieser Lection mit vorzüglichem la-
Uui die Uebungen in diesem Umfange zu vollbringen,
glaubt der Verf. auszureichen, wenn er für sie wöchent-
lich ohngefähr drei halbe Stunden beansprucht (,,zwei
Stunden Lection für die lorgängige ücbersetzung und das
Abfragen und ebenso fiele für die Arbeit ausser der
Sclinle dürften sich im Durchschnitt als genügend er-
weisen", heisst es anderswo), die er den (Jebersetzungen
aus dem Deutschen und den schriftlichen (Jebersetzungen
überhaupt, dann auch, Uesonilers je nieilriger die Classe,
der Leetüre will entzogen sehen, welche letztere ohne
allen wahren Verlust in Quinta die Hälfte oder ein Drit-
tel, in Quarta ein Drittel oder ein \'iertel ihrer Zeit
an die durch Verbindung mit den Gedäehtnlssübungen
Praxis gewordene Grammatik .und das 31emuriren selbst,
dem ja ebenfalls eine üebersetzung lorausgehe, abtreten
könne. Mau wird nach seiner Ansicht am bessten zum
Ziele kommen, wenn man durch ganz Quinta und Quarta
die den Gedächtnissübungen zuzuwendende Zeit allmäh-
lich vermindert, das eigentliche Uebersetzen aber und die
damit zusammenhängende Vorbereitung in demselben Ver-
hältnisse steigert. Die Leetüre muss ausserdem je höher
in der Reihenfolge der Classen aufwärts, um so mehr
zu ihrem vollen Rechte kommen. Wo sie auch in dem
höheren Cursus (Tertia, Secunda, Prima) in etwas vor
der Behandlung der Lernstoffe zurückzutreten hat, da
wird eben für sie wieder Vielfaches gewonnen werden,
indem im Lateinischen für Tertia einzelne grössere Ab-
schnitte, für Secunda ganze und vollständige Schriften
als Uebuugsstoffe eintreten. Ist die Leitung der Sache
nur in den unteren Classen in die rechten Hände gelegt
und die Lust der Schüler für dieselbe recht nachhaltig
erregt worden, so wird sie später viel weniger Zeit, als
anfänglich verlangen; „und noch weniger kann die dann
lind wann erforderliche Fürsorge, dass das in den tie-
feren Classen Erlernte im Gedächtuiss frisch bleibe, in
sonderlichen ßetraiht kommen." — In Tertia und Se-
cunda wird man sich hinsichtlich des Stofles in lateini-
scher Prosa allein an Cicero nnd vorzugsweise an dessen
abhandelnde Schriften zu wenden haben, die zwar durch
den sachlichen Gehalt den flüchtigen Schüler oft wejiiger
fesseln werden, als Stellen eines Geschichtschreibets oder
Dichters, sie aler, wie der Verf. ganz wahr bemerkt,
hei einem näheren Eingehen , wodurch die Denkkraft an-
geregt lind geschärft und die sorgfältige Wahl des ange-
messensten Ausdruckes erkannt wird, einen desto reiche-
ren Lohn bringen müssen. Ta Prima will der Verf. in
Prosa nichts Meues mehr memorirt haben, um dem Lesen
und Schreiben freien Raum zu geben und den Schüler
die Früchte seiner Arbeit recht vollständig geniessen zn
lassen. (Das in den untern Classen Erlernte liefere bei
der fortgesetzten Wiederholung hinreichenden Stoff zur
Gedächtnissübung und zur innerlichen Verarbeitung, wel-
che letztere durch neue Pensa nur geschwächt werden
w ürde.)
Als metrischer Sioff dient in Tertia eine Episode aus
Virgil, zugleich als Anhalt für den prosodisclien Unter-
richt; in Secunda im ersten Jahre Virgil, im zweiten die
tcresse folgen , durch die öftere und doch nicht tägliclic
Wiederkehr diesem Eifer Nahrung gegeben wird." S. 34.
y
10
Horazi.irheii Oilrn, als (iniiiilla^'K fi'ir Piosoilie und Me-
trik; in Priuia Horazpii» Oden und rino der l.itigeren
Episteln, für IMitrik und Poetik. S. ()1.
Für das Grieehisrlie filt Tertia als niederer Cursns
lind die attistlie Proüa des Xenoplion und Plafo als Lern-
stnü'. üen ans diesen zweikmässi^ aussen .'llillen Stücken
schlieasen sich dann in Secnnda grössere Abs« Imitte aus
cl)en denselben oder nur ans einem von ihnen nnd ans
Homer, in Prima aus Sopliorlrs an. — Die Lernstürke
«ies höheren (.'ursus will der Xeif, in denisellien Verhalt-
niss seltener anfgej;;eben «issen» als sie von Tertia an nach
Inifanpr und Seh« ierigkeit alliiiählicli zii'^en<inimen haben,
und beschliesst, nicht um *ine ganz feste nnd unabän-
derliche ßestimmunj!; , sondern nur um eine Veranschau-
lirhnng seiner Ansicht zu geben und jlas Verhültniss der
Hebungen in den einzelnen Classeu einigermaassen zu
fixiren , seine Darlegungen mit folgender ohngefüliren
Uebersicht der Pensa der besonderen Classeu.
VI. 1 Jahr. Vorbereitende lateinische Classc, nament-
lich für grammatische Elemente und Vocabellernen. •
V. 1 Jahr, lö Seiten (deutlichen Druckes in kl. S-)
einzelne lateinische prosaische iSatze.
IV. 1 Jahr. '2.') Seiten des-jgleiclien.
(im G'riechisciien lorbereitenile Ciasso wie VI.)
III. (2 Jahre) 1. Jahr. 20 S. Cicero. 10 S. Virgil.
8 S. einzelne Siltze attischer Prosa. 2. J. 20 S.
Cic. 10 S. Virg. 12 S. einzelne Sätze attischer
Prosa.
II. (2 Jahre) 1. J. 20 S. Cic. 20 -S. Hias. 10 S.
Xenophon. 2- J. 15 S. Cic. 10 S. Unrat. Ij S.
Piato.
1. lU Jahre) 1. J. 40 S. Ilorat. 3') S. Sophocles,
so dass das zueile Jahr ganz der Wiederholung und der
freiwilligen Thätigkeit zufällt.
Indem nun aber an ein »irkliches Gedeihen der gan-
zeu Methode nur dann geilacht «erden kann, «enn Alles
und Jedes, was dem Schüler als Pensum hingestellt wird,
auch der Lehrer selbst sich aneignet und tief und fest
sich einstuilirt: so sehe ich die mancherlei Bedenken nnd
Einwürfe gegen die neuen Vorschläge gerade von Seiten
derer, durch ilie jede Lehr» eise steht und fallt, ron
Seiten der Lehrer, siili erheben. Auch damit «ird der
Verf. nicht bei Allen «lurclidringen , dass es der Geist
der IMethode sei, der lebendig mache, und dass er es
ausdrücklich in das Ermessen des Einzelnen stellt, die
Zahl der Pcnsa sogar auf die Hälfte der von ihm ange-
nommenen herabzusetzen , obwohl er sich , und das mit
Äecht, gegen ein fortwährendes Verringern ilerselben der
Erfolge wegen, welche von den in einem bestimmten
umfange vorzunehmenden Ucbungen abhängig sind, er-
klären niuss.
Also der Lehrer soll, höre ich ausrufen, das Alles
eben go lernen , wie der Schüler , soll, schon jetzt unter
der Arbeit fast erliegend, in gewissen Stunden Buch und
}left und Gedenkzettel hei Seite legen und frei und ledig
aller Stützen das nie Erhörte beginnen? Allerdings! Es
ist diess einmal die conditio, sine i\na non, Ist aber
wirklich das Unglück so gross, als Viele auf den erstcu
lilick meinen (werden? lih denkn, nicht. Die gestei-
gerte Mühe wird bei rechter Uebuiig der Methode nach
einiger Zeit kaum noch in Betracht kommen, der eigne
Vorlheil und Segen aber rcclit bald auch dem spröde-
sten und zu Hebungen der Art unbereitw illigsten meiner
Collegen sich mit Gewalt kund geben. Wenn der ^'er-
fasser zum Beispiel von seinen (Jebungen im Lateini-
schen für höhere und feinere Grammatik und Stjlistik,
für Periodisirung und Satzverbindung, für richtige Ein-
sicht in die grammatischen, rhetorischen, poetischen Fi-
guren, auch — tvas ihm nur durch seine Methode er-
reichbar scheint — in die Tropen und .Metaphern, sowie
in den oft so wenig beachteten Uiiterscliied, <ler zwischen
dem poetischen und prosaischen Gebrauch stattfindet, den
reichsten Gewinn hoH'cn zu dürfen meint; so wird andern
Gewinn, den der Schüler hier haben soll, sicherlich ancli
der Lehrer, und wäre er vollständig gernstet nnd in den
reifsten Jahren in seine Wirksamkeit eingetreten, einen
fortwährenden vielfachen Antheil nehmen können. Es
wäre sehr überflüssig, erst noch des weiteren darzulegen,
wie wir die Alten einmal nicht auslernen und wie über-
haupt, so besonders in alle dem, was die Kunstseite ihrer
schriftlichen Denkmäler ausmacht , nie vollständig mit
ihnen fertig werden. Es liegt ja im AVescn eines jeden
wahren Kunstwerkes und nun vollends der grössten und
vollendetsten, wie sie uns das .\lterthum in seinen Schrift-
werken hinterlassen hat, dass sie ilem redlichen Betrach-
ter und Forscher stets neue Tiefen der Wahrheit nnd
Schönheit hervortreten, den Einklang der Iileen und For-
men in immer reinerem Lichte wahrnehmen lassen. AVann
liesse sich hier zu viel thun"? Wir haben lier Kunst und
dem Wesen des Schönen in den schriftlichen Werken
der Griechen unil Römer mit derselben Unabhängigkeit
der Betrachtung nachzugehen, die wir in andern Kreisen
den Bild- und Bauwerken, wie den Erzeugnissen der
3Ialerknnst sich zuwenden sehen. Alan denke sich nun
aber den Schulmann, der so oft nach gar verschiedenen
Seiten in Anspruch genommen und nicht selten genölhigt
wird , auch solchen Gegenständen sich Jahre lang hin-
zugeben, welche hei aller Bedeutung, die sie an sieh
nnd für die Schule haben, doch mit Nichts weniger, als
mit der angedeuteten Seite «Ies Alterthuins in Verbindung
setzen. Untte in Fällen solcher Art der Gymnasiallehrer
wirklich auf Nichts weiter, als auf .Arbeit und I\Iühe bei
einer Methode zu rechnen, die ihn allwöchentlich zu
dem Bessten unil Reinsten und A'ollkoinmensten der alten
Zeit, wenn auch zunächst in beschränkterem Umfange,
zurückführt uml die es schon ilnrch die stete AVieder-
holung des einmal Aufgenommenen bedingt, dass mit
immer höherem Bewusstsein die inneren Gründe für jedes
Verhältniss der Sprache entwickelt und somit Alles, was
in derselben bis dahin nur Gefühl und Ahnung gewesen,
auch in Woit und .Vusdruck , in eine selbst dem Schüler
verständliche Bezeichnung gefasst werde? Hier vor Allem
wird noch so mancher der Lehrenden sich als Lernenden
fühlen unil einsehen müssen, dass Sprachen, wie die
griechische lind lateinische, sich nicht in die engen Grän-
zen und die starren Bestimmungen einer Schnigramniatik
einschliesscn lassen , und man von diesem wie jenem
Idiom sehr wcuig milsprochon kann, sobald sie nicht iu
II 12
iliffiii licd-ii LeIiiMi K^'f«*»' "oriltMi eiiiil. *) Ja, iiiaii loi , ilcii anuiiiiiiit, ilas^ nächst «loiii erliliheten Leben de»
«<«rf rcriu itnlil dniirliiiion , ilass uiinen- Ciruiniiiatikeii in Unferrichtcs der Schüler Fon Stuf« zu Sfufe nicht allein
dein.iellM-n Ciraile, in »elcheni ihre Lehren in frisclier au Uuifanjf, sondern auch an Tiefe der Erkenntniss wachse :
Lebendigkeit an den Lern.stofl'en eingeiibt werden und so kann das diesem selber nicht verbortjen bleiben und
die .S|if;iclilehrp iniincr mehr ans der Sprarhe heriorgcht, wird den Eifer für die Ucbunfjen kräflig beieben helfen,
an >\ahrhfit und Braiii hbarkeit allmählich /.niiehnien Sobald dieser Eifer über das einfache Einlernen und
werden. Wie n.'iuilirh die Itennt^nn^ der Pensa nach 'Wiederholen der Sätze hinaus<;ehen und von dem Schüler
linsereni ^'erf. nicht bloss eine .Stütze iles grammatischen je nach dem IVlaass seiner liiliiunj; und Kraft das Gelernte
Unterrichts, sondern auch eine AVeiterführuii}; uixl unter mit den übrigen (leijenst.'iiiden . besonders aber mit ilen
IJniständen ein Correclio desselben sein solle, bitte ich giammalisclien Lectioneii durch eigenes sclbstthati^es Ver-
liei ihm selbst S. 71) — S I nachzulesen und stelle es Je- {jleicheii und Combiiiireii jn Verbindung gesetzt wenlen
dem anlieim, «ie weit er dem Verf. iu Hinsicht der zwei soll: .so spricht unser >'erf. den recht eifrigen Wunsch
Hauptübelst/iiide, die er in den ge»(iliiilicl)eii gramma- aus, dass der Schüler dieser höheren Bethrttigung seine»
tischen Lehrbüchern findet, ,,dass nüinlich durch die geistigen Vermögens nur und allein durch Selbstbcstim-
Menge der Ausnahmen und Seltenheiten die Hauptsache mung sich hingeben. Zwang und Nothigung in keiner
verdunkelt werde, zuneilen aber sogar Regel und Aus- Weise stattha\>en , vielmehr eine nnbegränzte Nachsieht,
nähme geradezu in ein umgekehrtes Verhsltniss treten", besonders im nnteren Lehrcursus, des Lehrers erste Pflicht
beistimmen will oder nicht. Auch hier soll .Alles nicht sein möge, weil für das, was heute nicht geleistet werde,
a priori hartnäckig behauptet, sondern einer einsichtigen dem Knaben doch im nächsten Jahre und auch dann
und unbefangenen Erprobung überlassen werden. noch zu rechter Zeit der Trieb entstehen könne. „Fort-
Der Hauptgewinn, den die IMethode bringen dürfte, gesetzter Tadel aber, wie er hier unvermeidlich wäre,
ist ausserdem noch in ganz andern Puocten zu soeben. ""''^''«' ''"" "'•^ht nur die Thätigkeit, von der liier die
Zunächst wird das ganze Verh.'lltniss des Lehrers zu .len ^^'^^ i-^*' -erhasst machen, sondern auch für sein übri-
Schülern heiterer, frischer, unmittelbarer werden. Die S«"» Sehulleben das moralische Selbstgefühl abstumpfen"
Kraft des ganz freien Wortes und der auf nichts Sicht- <*'• ■*()). Wie wir hier die Gesinnung und pädagogische
bares gestützten Rede hat sich noch jeder Zeit liahn ge- E"iS'<ht des Verf. ^a ehren und anzuerkennen habeu,
macht, hat Sinn und (.'eist ergrilfen und Gleichgültigkeit »° "* '''"' S»"'' beizustimmen in dem, was er für das
oder starre« Widerstreben einer fröhlichen Theilnahme •'"'''■'' <^'<' Lernstücke in Anspruch genommene Gedächt-
nnd TbJitigkeit weichen lassen. Was die der Behandlung "'^* wieder als Erleichterung anräth, wie, dass die grie-
der LernstolTe gewidmeten Stunden dem Schüler zuführen, 'hischen Formen im Lateinischen erst in der untern grie-
das wird, da die während derselben zu erweckende Lc- chischen Classe vorzubringen seien, dass nicht mehr ein
bendigkeit hauptsächlich vom Lehrer ausgeht, auch mehr q'ialvolles Auswendiglernen grammatischer Definitionen
denn andersHo als eine Gabe erscheinen, die der Lehrer "'"' syntaktischer Regeln stattlinde (diese sollen ja ebea
darreicht. Und mit Recht. Von keinem Buche oder ''"f*^'» '■'" rechte Bewegung in der Methode ihr Abstrac-
Hefte, das ihm vorläge, niedergehalten wird er den Uli- *<"* "'"' '^odtes verlieren und selbständig reproducirt wer-
terricht recht eigentlich zu freier und heiterer Wechsel- «'<■")> ''a«* insbesondere die auf manchen Gymnasien bis
rede gestalten, aller geistigen Bewegung der Schüler, zum Unglaublichen getriebene Schreiberei, vielmehr Schmie-
«owie ihres Vertrauens und ihrer Hingebung an ihn be- '"<^'''^' in schriftlichem Dediniren und Conjugiren, in Bxer-
äonders hier sich bemächtigen können. Aber mit dem citien , üebersetzungen , Commentaren oder Analysen, in
Vertrauen und der Zmersicht zum Lehrer wird auch das ''«■" ■'••«•hfen Gränzen sich einschliessen lerne. Wirkt
Vertrauen des Schülers zu der eigenen Kraft in stetem »"sere Methode mit darauf hin, .so hat sie auch hierin
Wachsen sein. Es macht dieser die ersten Versuche zu «""rt'vährend ihre beste Stütze und Empfehlung und wird
freier (erst deutscher, dann auch lateinischer) Rede, er '""'' «'» heilsam einwirken, wo sie vielfach beschränkt
■sieht sich gedrängt zur möglich.st bewussten Einsicht der "'"' ahgeändert worden ist.
Dinge durchzudringen, und was er begrillen immer ge- Indem aber so nach jeder Seite hin der mündlrche
nügender in Worten auszusprechen. Indem iler Verf. als Verkphr hervor- und Alles, was der akroamatisclien Me-
den allgemeine« Vortheil, der am höchsten anzuschlagen *''<'<''' anhaftet, zurücktritt: so kann dem Lehrer auch
nur die eine Wahl, Alles selbst mitzulernen, übrig blei-
' ben und keiner iler so häufig bei den Gedächtnissübun-
*) Der 'Verf. glaubt auch von der Zukunft nichts sicherer gen der untern Classen eingeschlagenen Wege etwas von
als dicss bolTen zu dürfen, dass der Lehrer seine Ge- sich ab auf die Schüler zu wälzen, ollen erhalten werden.
dachtnissarbcit nicht auf die unumgänglichen Foi.lei-un- ji|p,. „.^^^ pj,, ^^^ f^„|p,. Yleck unserer Schulen zu he-
gen der Schule beschränken, soudein Überdieseiben hin- ... , • .1 i ■ n d ■ .i 4 j 1
„ ■■ , I ,,, , , • 1 1. 1 . rulireii und es ist bei al er Begeisterung, mit der sicl»
ausluliren werde. Wenn es aber sebr cinlencliteiiil ist, ... ~ , i_ • u j
dass .leni Schüler in demselben Maasse, in welchem sich "'e "<•'"<'!;<' ^eit dem ünternchtswesen theoretisch und
hier die Arbeit des Leiners entfaltet, die eigene Miilie praktisch zuwendet und bei all den grossen und namhaf-
veiringert wird (S. 84.. 5.), so liegt es in dem gcsamniten teil Opfern, die ihm gebracht werden, nicht oft genug
Plan der Methode, dass der Lehrer der obern Classen, Harauf hinzuweisen, wie viel noch jeden Tag durch un-
wofero er niclit die In den untern getriebenen Ucbungen r^i. „. 1 r 1 i„ • i u * 1 _..- r »1...... .,„...,«l>..l
■ . ,,11 L- ■ . ■ . /^. Jänige Oller tahrlässige nnd arbeitsclieue Ijelirer verscliul-
vereitflii will, den ganzen bis zu einer bestimmten (blasse , . , , .^, »r r ■. • r 1
erlernlca und behandelten StolT in seiner Gewalt haben '''^* »erdeo kann. Ob unser Verf. mit seiner Lehrweise
müsse. auch hier «o manchem Uehelstande, wenigstens theiliveise.
i:^
14
tn liefjcsiirii liofTr'ii liarf? AVoiiii er eiiiorseit* eriiincrf,
dass selbst ilcr für die Verarbeitung «les StolTcs »pnif;cr
tüclitijj« Lehrer, subaM er Diir auf's IVIonioiren in der
aiij^pf^rbdicn Weise jjehürifj halte, am wenigsten zu scha-
den verniiige *), so "ird auf der andern Seite roii znei
an Kenntnissen und Lehreifer lersrhiedcn (|ii,'ililirirteu
Lehrern iler scbuÄcliere durch das von dem andern an-
geregte Streben der l>essern iSthiiler einen Ansloss zu
höherer Anstrenjjung empfangen können. „Allerdings",
fahrt hier iler W-rf. fort, „besteht diese gegenseitige An-
regung auch neben der gegenwartigen Lelinieise und in
andern Gegenslamlen des ollentliehen Unterrielits ; nirgends
aber kann sie sich dem Grade nach so entschieden lieraus-
»tellen , als iio durch den lorslärkten mündlichen A'erkehr
das Interesse und der Wetteifer einen kraftigen Sporn
erhalt , «vu alles Wissen und Können sich um einen Piinct
laniinclt, wo durch die steten Wiederholungen und Be-
ziehungen <lie Ansprüche an das Verstandniss und die
Benutzung so gesteigert und die Vergleichungen so sicher
und 81) dauernd sind , dass die Unterschiede sowohl zwi-
schen den Lehrern als zwischen ilen Schülern um lieles
vollständiger und schärfer hervortreten, als es bei der
lersplitterten und rornbereileuden Lecturc und den eine
durchgehend© und unmittelbare \'ergleichung gar nicht
einmal zulassenden schriftlichen Arbeiten überhaupt mög-
lich ist." S. (i.i. ().
Ich schllesse hier meine Relation, die nur die Haupt-
sarhe zusammensreiffu und eine vorlaulfge Uekanntschaft
und Befreundung mit den Ansichten des \'erls. bewirken
wollte. A'ieles, was in der Schrift selbst ausgeführt und
begründet ist, war nur von fern zu bezeichnen oder ganz
zu übergehen. Vm so mehr aber sehe iih mich zu der
Auffordecnng an den Verf. getrieben, seine jMclhode mit
allen Er« eilerungen und Ausführungen, die ihm der Ge-
genstand bereits jetzt zu gestatten scheint, dem grösseren
Public<um recht bald zu übergeben.
Nur noch auf einen Punct, an ilen mich die obige
Schrift zu wiederhulteu Malen erinnert hat, will ich
hindeuten.
Es erhellt von selbst, wie iteit sich imser Verf. hin-
sichtlich einer völligen Neugestaltung des Unterrichtes
in <leii classischen Sprachen, sowie im Besondern einer
Abstellung alles Lateinschreibens und Sprechens auf Schu-
len und Universitäten von gewissen Ansichten nnd For-
derungen der letzteren Zeit entfernen ninss, um so wei-
ter es muss, eine je grössere und höhere Wirksamkeit
er seiner auf die Form eben so wie auf den Inhalt und
die Sachen gerichteten Methode in ihrem Fortsdiritt un-
ter geschickter Hand eröÜiiet sehen will. Bekannt ist
das Neumann'sche Werk, für das keiner mit beredterem
Ejifer und stärkerem Verlangen, die .Sache zu einer end-
lichen , ganz vollständigen Erledigung zu bringen, in die
Schranken trat, als Koppen (Hall. Jahrb. l^'^^iO)- Dem
Abscheu, welcher ihn vor dem gewöhnlichen philologi-
schen Thun unil Treiben auf unsern Gymnasien erfüllt,
*) Kineiu andern, der ihm foIi;t und der znr }^cislii,'Cii Er-
weckun;; der Scbiiler besser geeignet ist , wird ilurcb un-
lere Ij'ebungen auf Jer Stelle ein Mittel mehr gegeben,
das Versäumte nacbzubolen S. 41.
halt nur <la9 Entsetzen die Wage, ilas ihu bei den) Ge-
dankeu an den Realismus packt, in <len man auf der
andern Seite unsere Jugend stürzen wolle. Es kann aber
nach Koppen die Philologie, wie sie bis heute betrieben ^^
worden, nberliaU|)t nicht langer fortleben. Aus dem j^r
(•rabe , in das sie jetzt hin.-ibsteigt , kann sie nur noch
einmal wieder frisch und kraftig und neues Lebcn.s erfüllt
sich erliel>en als — Grammatik. „Sie sei wissenschaft-
liche Erkenntniss der .Sprac he, [,inguistik, diess und nichts
weiter; -- denn sie werde und müsse an iler Sprachfor-
schung neueren Stvis zu Grunde geben." Zu einer voll-
kommenen Trennung des Sprarbliclien und Sachlichen
müssen sieh jetzt nach seiner iMeinung zwei mit einander
in gar keiner Verbindung stehende Heerlager bilden.
Nur «las eine noch ist ilie Ileimath der Philologen oder
richtiger — ■ <lenn es gibt keine Philologen mehr — der
Grammatiker, der Lina;nistiker. Nur mit dem Acussern
noch, mit der Form und .Schale haben sich <liese zu be-
schäftigen, die .Sache, die Gedanken, den Gehalt eben
als pnri pnti Lingiiistici und somit als Leute, ilie sich
nicht mehr einbilden, dass ihnen alle humaniora von Gott
und Rechts wegen angehören, sondern die nun Jedem
das Seine gönnen, ganz bei Seite liegen zu lassen. Da-
durch gewinnen, behauptet er, beide Theile. „Der
Sprachutilerricht ■, nunmelir streng in sich abgeschlossen,
wird nothwendig, sobald er über <lic Elemente hinaus
ist, nackter, formeller, strenger, logischer" [ja, ja! ein
solcher ist es, nach dem unsere Quartaner und Tertianer
lechzen] ; ,,die Grammatik ersiheint als plastisch heraus-
getretene Logik , als Physiologie des Denkens. Damit
hört die Mikrologie, der Redensarlenunfug , die svntaxis
ornaia von selbst auf. Die Erlernung der Sprachen ver-
einfacht sich durch Vergleichung , bei welcher die (Mutter-
sprache, für die man bisher noch keine Methode ile»
Unterrichts gefunden, die Grundlage bildet." [Eben dies»
Letztere hatte Hr. Koppen sorgsamer erwägen sollen, da
','0 und- wieder 20 neue flielhoden des Unterrichts in der
flluttersprache gerade von denen nicht versucht worden
sind, die in der Behandlung der Sprache Alles so xillig
verkehrt machen, die, wie er aiisilrücklich sagt, Jahr-
hunderte lang die tiefere grainiuati-iche Kenntniss der
lateinischen und zugleich der amlern Sprachen verhindert
haben.] „Daneben tritt natürlich ergänzend und berei-
chernd die Leetüre der Classiker. Dem Linguisten bleibt
aber nur die eine Hälfte der Auslegung, die gramma-
tische." Für seinen Zweck, im Ganzen iiml Grossen das
sprachliche Vcrständni.HS der betreffenden Literaturen zu '
eröffnen, gewinne er um so mehr Zeit, als vor Allem
vom schriftlichem und mündliihen Gebranch des Lateins
nicht mehr die Rede sei. Aber auch das eigentliche,
sachliche Studium der Alten werde eiiidriiiglicher, inhal-
tiger, geistvoller werileii, nachdem der pbilolorrische Bann
von ihnen genommen «ei. Es »erde dann keinen mehr
geben, der sie alle über Einen Leisten schlage, sunilern
jeder fortan bei seinem Fache bleiben. Der Ae.sthetiker
erkläre den Dichter, wie schon jetzt rier Archäolog die
plastischen Kunstwerke, der Historiker den IJerodot un<l
Thukvtliiles und Tacitus, der Philosoph den Plato und
Aristoteles, wie ja diess ebenfalls auf den Universitäten
wenigsten» «ch<»n begonnen habe." — Hierauf ist einfach
15 16
i)icli<s w^Krr z\i (■ii<i;-P}!-nen , al« «los« docli iiMSPre neuen ilnick unendlich scliirksaincr sein, als die lafeinische. *)
Acsdii'tiloT rocht bald, /.. li. für Piiidar und Acschylus, üuss sie dirss <lurchans nicht ist und nicht sein kann,
«n die Stelle von Hückli und (). Miiller treten, dann ist natürlich f^anz unabh;inffig von den Eigenschaften und
auch, H/lre in der alle lassischen Literatur Alles in Ord- Vürzii;;en, die ihr sonst, wo ivir sie in ihreui heimath-
nunj, sich zu einer Erkl.'trniijf der {frossen so schivieri- liehen Hoden und als ür;;an eines rein griechischen Le-
gen deutschen Puesieen , des AVoifram'schen Parciral, der bens finden, fiir die llede des Umgangs, w-ic für die
iSeilichte Wallhcr's herablassen und den philologischen wissenschaftliche Darstellung beizulegen sind. — Herr
iiann hinivegnehnien uiOchten , unter dem die (iriechen Koppen sagt, dass es erst seit <liesem iVlenschenalter, erst
und Riiiner von Münnern wie die genannten ebenso wie seit Iliiinboldt , Bopp niid (Jriinin eine Wissenschaft der
ilie deutschen Schriftiverkc von den Hrüderu Grimm ge- (iraminatik gebe. Wohl! die Nachnelt kann i^l.'iiineru
lialten «erden, dergestalt, daSs aui h kein Wort mehr solches Preises, meinen wir Alle, nur dadurch ihren
«eiler für noch gegen in einer Sache von dem hiirhsten Dank beneisen, dass sie, was Jene begonnen und be-
Belang für unser gesaniintes geistiges Leben zu "echsclu gründet haben, mit recht treuem und innigem Fleisae
wäre! weiter zu führen strebt. Was soll es aber lieissen, wenn
Wie es aber auch mit alle dein in Znkuiift sein mag, ebenderselbe ausserdem sagt, dass er manchen Gelehrten
dAS Gvmnasinm ist noch iiiclit die Universität und einzig unserer Tage, d. h. manchen Sprachforscher im oeuereo
von einem Stanilpunct her, der ganz ausserhalb der Schule Stil, kenne, der von lateinischer Grammatik inelir als
und fern ron jeder thatsitclilichen Erfahrung genommen Muret, Ernesti , Eichstädt zusammengenomuieu verstehen
ist, konnten die obigen Dinge behauptet werden. Es zeigt und doch kaum so gut radebrechen könne, als ein an-
diese AViederbesprecliniig der Kenmaiin'schen Ideen und gehender sodalis semiiiarii philologici und wenn er eX
VorschiHge recht aiillVillig, wie Willkür nnd Eigen» ille officio schreiben müsse, mehr als abscheulich srhreibel
einen Gegenstand verkehren und neben mancherlei un- Ganz natürlich, <la zum Lateinschreibeu ausser der Kcant-
läugbar ^Vahren; , richtig nnil fein Bemerktem noch eiu niss der Sprachbildungsgesetze und sei sie die wissen-
vielfach wirres Gereile und ein höclist selt-iaitiPä Verkeil- schaftlichstc noch diess und das gehört, das auch nicht im
nen lon Dingen, die auf der llaml liegen, Platz üijilen Miisch und Fluge nur so mit hinzuraffen ist. Zu den
kann. So ist auch hier nieder der niehtssagenile Grund Behauptungen, die sonst noch ebenso unnütz als unwahr
zu hören, dass, Hcnii d.-js Latein zum schriftlichen nnd sind, gcliört denn auch diese, dass je mehr sich ein
mündlichen Insiiruck verwendet werde, dem Griechisrheu Schüler im Lateinischen und zwar vornehmlich im Latein-
eine gleiche Berechtigung zustehe. ,, Warum lehrt man Sprechen und Schreiben auszeichne, er um so dürftiger
nicht auf ilen Gymnasien ore rotnndo griechisch reden? mit Anlagen ausgestattet und um so weniger zu allem
Warum schreiben nie keine griechischen Progr.Tinme und üebrigcn zu gebrauchen sei. Das sind Dinge, über die
Dissertationen?" — Wir thun diess desslialb nicht, weil allein eine ruhige aus wirklicher Anschauung der Dingo
hierzu weder die geschichtliche Gestaltung der Welt, geschöpfte Erfahrung zu entscheiden hat. Sie ist es, die
uoch das innere Wesen der Sprache Veranlassung geben sich durch die Keckheit aprioristischer Behauptungen auch
konnten. Es kann ja keinem entgehen, dass hier die des genialsten Kopfes so wenig wird irren lassen, als
griechische Sprache gleich der deutschen in dem eiit- durch eine an Witz, Ueberraschuug und Kuallwirkung
schiedensten Gegensätze zu der lateinischen und fran- noch so reiche Bcredtsanikeit. IV.
Kösisclipii stellt. Oder sinil diese letztern aus einem au-
dcrn Grunde zu so allgemeinen Organen der Mittheilung », ,. ,, ,, ,...<, , ,. ,.
r. ,. ,1,- , r^ ■ r i- r« ■■. i i < . 1 r.^ sollte wohl noch nauh?er, als es sescliieht, an unsern
für die Wissenschaft w,e für die Politik und < gesel- Schnlen bedacht weraen , dass wir, abgesehen von dem
Iigen terkehr geworden, als w. il sie, zwar noch man- Unterricht des Hebräischen und des auf einigen Schulen
cherlei Ireiheit lier Gedankeiibewegung gestattend, doch gelehrten Fiiglischcn , auf der einen Seite zwei Urspra-
iii einem scharfliegranzten Gebrauch unil einer so festbe- •^'"n ^"'i giüsster iieweglichkeit und Viclgcstaltigkcit und
fctim.i.len. ^orm des Vusdrnckrs gehalten sind , dass hier belahigt .luch jeder poetischen Gattun- und dem hühern
, 1^- I ■■ 1^ t 1- I- I .• ,- ■ ■ 1 phiiosopliiscben Denken die Form zu ijcbcn, und wieder
der liiiiizelne iiicfit belipl)ig iinil subiectiv scIiaUen und e i . c •■ i i i • i c
. • ir 1 1 ^"" '''^'' amieru seile zwei anflere sehr veischieilcne Spra-
der lndjvi,lnalitat so vielfach Baum geben darf, als diess eben haben, die von beschrankterem lieicbthum und
im Deutschen der Fall ist und als diess noch alle Tage, Umfang, von ^jcringerer ZeugiingS" und Gestaltungskr.ift,
wenn es in Anspru<h genommen nürde, durch das Grund- aber auf die Anscb.mung des Coucrefcn geL'riindet sind
wcseo der griechischen Sprache gestattet wäre. Gerade "'"' '"'^'"' '^'■'"" ''S'"'' «''«"5 'Klarheit uml Helligkeit,
desshalb aber, weil die letztere nur zu deutlich erkennen
Bündigkeit iiiul Scharfe alles Bcgriiriiclieu erheischen. Es
ist die Aufgabe des Lehrers , die von hier aus iniscrn
j , . I .... . laL Uli; /iuij;.iu<r IIC3 LiiJiiiiria , uic vuii tiiiri uiio kiiolii,
Idsst, wie sehr sie in ihrem Sichaiischn.iegen an jede Schülern zukommende vielseitige Anregung nnd Bildung
Eigenthümlichkeit und Besonderheit im iMihleo uiiil Den- durch einen Unlerrichtsgang zu fordern, der jene Idiome
keu alle Beschräiikiiiig und strengere Norm von sich wies: 'n das rechte Verhalliiiss zu einander zu setzen und tlie
so kann sie zu Nichts weniger geeiu-net sein, als in der Kinflüssc und Wirkungen jedes einzelnen zu einer schö-
Weise des Lafeiniseben und Französischen ein Allen ge- nen Gesammtwiiknng zu vereinigen sucht. Das ist aber
„ ■ 1 1 ■ • li 1 111- ^. . ■ „ wieder nur möglich, wenn von einem und demselbea
meinsames und misichfs der Klarheit, Sicherheit, Be- Lahier neben der Form auch die Sache behandelt wird,
stimmtlieit der Darstellung durchweg gemässes Mitel der
wisspiiscliaflli(li<ii oder sonstigen Verständigung abzugeben.
Und iiiiii soll sie sogar nach Hrn. Koppen sowohl für die
Coiifersatiua , als deu strengen wisscnsrhaftlirhcn .4i;s-
17
18
i>) IVlethuile poiir ^(uilier la Iaii§fUe Latine, par J. L.
Burnouf, membre <le riiislitiil; lecteur et profeg-
seiir rojal au colloge de France; inspecteur- geiieral
honoraire iles ctuiles. Paris. Iinpriinerie et librai-
rie cla69i(jues de J. Delalaia et Coup. 1841>
Dass Hr. J. L. Burnouf, dem die philologische Lite-
ratar iu Frankreich schon so vieles Treft'lichc verdankt,
8. diese Zeitschr. 1<S36. p- 549 11'., ganz besonders ge-
eignet war, eine ebenso gri'indliclie als praktisch- brauch-
bare Grammatik zu verfassen, hat er durch seine IMöthodo
pour etudier la langue Grecnue , die seit langer Zeit dem
Unterricht im Griechischen zu Grunde gelegt wird, hin-
reichend beurkundet; und es Ifisst sich nicht zweifeln,
dass auch dieses neue Werk in gleichem IVlaasse anre-
gend und wolilthätig wirken, und zu einem gründlichen
und naturgemassen f>iuilium der lateinischen Sprache bei-
tragen werde. Ilr. D. spricht sich über die Anlage und
den Zweck desselben in der V^orrcde mit ebenso grosser
Bescheidenheit und Anerkennung iler Leistungen deut-
scher Gelehrten als Einsicht und praktischem Tacte aus.
In jener Beziehung hcisst es p. V : Je ne reprendrais pas
la plume k mon <lge , si je ne croyais avoir quelques
verites ntiles k enseigner, quelques prejnges k detruire.
Tollt n'ä pas dte dit en France sur la langue latine.
Nous sommes meme , il faut en convenir, restes ä cet
£gard fort en arriiire de l'Allemagne. Je n'ai riidige
cette Methode, qu'apres une longue et sßrieuse etude de
ioutes les grammaires publiees dans ce pajs. Dass dieses
Studium nicht ohne Einfluss und Erfolg gewesen sei,
davon zeigen sich überall deutliche Spuren. Hr. B. be-
absichtigte eine durchaus praktische Grammatik zu lie-
fern, in der nichts enthalten sein sollte, was die Fas-
sungskraft der Jugend überstiege ; aber ebenso sehr war
er bemuht, nicht bloss mechanische Regeln aufzustellen.
Le temps, sag:' er p. VI, n'est plus oü Ton n'accordait
au jeune Age qu'uno memoire tonte passive. II n'est pas
aujourd'hui un maitre eclaire qui ne sache que rei,ifant
raisonne, et qu'il raisonne avec une justesse, qui sur-
prend quelquefois les homnies faits , tant qu'on n'a pas
laisse pi^netrer d'idees fausses dans son esprit. C'est k
Dous, qui enscignons, de cultiver une faculte si precieuse,
et l'elude des langues nous en fuurnit le moyen le pIns
direct et le plus infaillible. Obgleich der Verf. vorzüg-
lich der Syntax diese bildende Kraft zugesteht, so fügt
er doch mit Recht hinzu, dass sie auch der Formen-
lehre nicht fremd sei , wenn diese nur richtig behandelt
werde, und stellt als den Gesichtspnncf , den er bei sei-
ner Methode befolge, dar, riininn de rorganismo et de
la logique. En consequcnce, dans la premiere partie, en
traitant des diffcrentes especcs de mofs , j'en analyse les
formes, mais senlement autant qu'il le fant pour en mon-
trer les rappor(s mutnels et pour aider la memoire — la
memoire ne retient sürement que ce dont l'esprit s'est
rcndu compte; ensuite un enfaiit auquel vous expliquez
la raison des choses , vous en sait gre , et vous recom-
pense de votre peine par une attention plus soutenue.
11 est flattc de la confiance quo vous avez dans fön jugc-
ment; Pemulation le gagne , sa penetration s'cveille, et
vous le verrez quelquefois compicter une theorie dont
Ofmnasialzeitung. *
vous ne lui aurez indique que les preiniers elements.
Aach diesen Grunds'ifzen hat Hr. B. eine eben so gründ-
liche als einfache Darstellung der Formen gegeben, und
dieselben, wie es der jetzige Standpiinct der ^Vissenschaft,
oder das Bedürfniss des Lernendru forderte, aus höheren
Gesetzen entwickelt. Auch in der Syntax sind die all-
gemeinen Regeln der Satzbildung aiifgestclK : aber in der
Behandlung der einzelnen Erscheinungen wird weniger
die Zurückfühning derselben auf diese Gr»e(/e erstrebt,
als es in der Formenlehre geschiebt. Es herrscht hitr
das praktische Element vor, und oft wird nur angege-
ben, wie eine latein. Ausdrucksweisc französisch oder
diese latein. gestaltet werden kann. Aus jenem prak-
tischen Gcsichtspunct hat auch Hr. B. beide Theile, die
Etymologie und Syntax, je in zwei Curse, in denen wie-
der mehrere Bücher unterschieden werden, gethcilt, und
in der ersten mit sorgfaltiger Auswahl nur das Regel-
mässige oder ^ofhtvendige aiifgenominen. Die Ausdeh-
nung, die der Verf. den beiden Theiien gibt, ist ver-
schieden, denn in der Etymologie wird i^lanches behan-
delt, was nicht in die classischc Periode gehört, wah-
rend die Syntax sich auf diese, bis zum Tode des Au-
gustus , beschränkt. Hr. B. rechtfertigt dieses Verfahren
in der Vorrede, allein es lasst sich doch niclit läugnen,
dass so dem Schüler die Gelegenheit genommen wird, zu
erkennen, wie sich die Sprache fort;;ebililet und anders
gestaltet habe; und v>enii es auch richtig wäre, dass die
Syntax, wie Hr. B. p. X geltend zu machen sucht, be-
sonders zum Lateiiisclireibcn anleiten soll , so muss sie
doch auch die verschiedenen Gestaltungen der Sprache
nachweisen, und gerade ilie Kennfniss, dass etwas nicht
classisch sei, wird mehr dazu beitragen, den Schüler za
warnen, als die Unkeuntniss. Auf die Richtigkeit der
Regeln und die Entfernutig des Unsicheren und Schwan-
kenden ist überall grosse Sorgfalt verwendet.
Der erste CiirsHS der Formenlehre enthalt nach eini-
gen Bemerkungen über das Alphabet, ilie Quantität und
die Würterdassen die allgemeinen (iesetze der Flexion,
und eine Uebersicht der nicht llectirten Redetheile; in
dem z" eiten (Supplement) sind die Abueicbungen, beson-
ders die Dcciin. der griech. Wörter, Abuiuraiitia , Hetero-
clita u. 8. w. mit Einsicht von dem !Nothwen(ligen ge-
schieden und behandelt. Was zunächst die ^'ollständig-
keit betrill't, so vermisst man ungern (wenigstens im
Supplement) eine Uebersicht der Lautlehre; dieser .^lan-
gel nöfhigt Hrn. B. an mehreren Stellen, zerstreut, s.
g. 12. li. M, :i. p. 57. (ij. 102. t4S. 152 u. g. w.,
lue zusammen gehörenden Erscheinungen zu berühren.
Koch auffallender ist, ilass von einer AVorlbildungslehre
sich keine Spur iinilct. Hr. ß. scheint in diesem Puncto
Billrnth , auf den anniebreren Stellen Rücksicht geiiora-
men ist, gefolgt zu sein. Aber nur durch die Ausfüh-
rung dieses Theils der Grammatik hätte er vollständig
darthun können, was er p. VI sehr Ireflond sagt: lea
mots dont so cnuipose une langue ne sout pas <les signes
purement conventioneis, inventes separcinent et indepcn-
dants l'un de l'autre. Ils (grment un ensemble harmn-
nique , dont cbaque partie se dcreloppc suivaut des loia
fondees sur les habituiles ile notro esprit et sur la natura
de« organes , lois en vertu desquelles une seule rarine
19
?()
iirniliiit Ulli' (imlr de ili'rivt's i-fr.,, iias Alle» sich aiif<lic
Ijrhrp von (Irr W Urdiililiiii); Ui>zi<-Iit, und cJpren Niith-
iipnilii;lvci( III «las klarslr Liilit si-tzt. Fi-rnor ist es aiif-
tallriiii, «lass der Arci-nt iiir^piids crH.'iliiit ist, vt.'ihrond
ilie kiirzp lirhaiiilliiMU' 'Icr Uuaiidtaislclire durch dip (ie-
n3iii;,'k.rit, mit «clchfr lilicrall die Uuaiitif/it der Uil-
dun(;ssvllii'ii lu'zcichtift ist, orsctzt «ird. Heber das von
Hrn. U. iiejjelieiie und die Art der Aiisfiihrung mögen
einige Ueinerkiiii;;eii jjeniijjen. ^. I. »ird die Eiiithei-
luiig der Laute in starke , schwache und iliissi>;e mit der
nach den Organen verliiiiiden, wodurch mehrere Incon-
venien/.en entstellen, indem f' nud v als harter und wei-
cher Lippenlaut gelten sollen, aber doch remarque l2
gesagt ist: /" et v sont des aspirations de p et b , und
wieder in der Tabelle nur h als aspirirt anerkannt, auch
8 und j nicht als Spiranten bezeichnet sind. Unrichtig
ist ^. '>. une vovelle brcve , suivie de denx consonnes on
d'iine lettre double devient longue par position, da die-
le» von der Sylbe gilt. Die Redetheile werden vor den
betrellenden Abschnitten meist richtig erklärt, nur wenn
es §. S4- lieisst : la prcposition est un mot invariable,
qui Unit deux idees et eii uiar«|ue le rapport, so scheint
das letzte Merkmal nicht bestimmt, da die Art lier Be-
grilTe nicht genannt ist, deren Vcibiiiduiig die Pr.'ipos.
heivirkf; das Vorhergehende konnte wie jij. 105. fehlen.
Die richtige Eiiitheilung in Begriffs- und Beziehungs-
worte wird mehrmals am ijchluss einzelner Abschnitte,
s- §• 3'' S.':t. 106, mit lleclit berührt und das Vorher-
gehende auf dieselbe zurückgeführt.
In der Declination und Ooiijiigation gelit Hr. B. von
dem Staninio (radical) ans, hält aber a, i, u in der 1.
3. 4. Declinat. , so wie a, e, i in der 1. 2. 4- Conj. für
einen Zuwachs zum Radical, was jedoch erst §. 56' mit
Bestimmtheit ausgesprochen ist. Ob durch diese Ansicht,
iu welcher der Verf. gleichfalls Billroth gefolgt ist, be-
sondere Klarheit entstehe, uiöclite sich wohl bezweifeln
lassen, da vielmehr <lie Wurzel, und die durch den Zu-
satz jener Laute, wie durch andere Suffixe entstandenen
VVortstämme zu scheiden sein dürften. Auch sieht man
nicht, warum ungeachtet dieser Ansicht doch in den
Declinationen und Conjugationen jene Vocale zu den En-
dungen gezogen sind. Ein anderer Uebelstand ist, dass
die Lehre vom Genus nur unvollständig ist, denn es
werden zwar §, 4- die allgemeinen Regeln, bei den
übrigen Declinationen auch die nothwendigen Bemerkun-
gen gegeben, aber bei der dritten, die doch allein Schwie-
rigkeiten darbietet, nur eini(i;e allgemeine Gesetze, s.
§. 9. und Ji), aufgestellt, die jedoch viele Ausnahmen
erleiden, deren Angabe vermisst wird. Auch am Ende
der Formenlehre, ^. 182, wo an einem an sich schon
niipai^senden Orte die allgemeinen Regeln ausführlicher
dargelegt sind, wird diese Lücke nicht ergänzt., obgleich
es dem Verf., da er überall die Stämme scheidet, leicht
gewesen «are, nach diesen passendere Gesetze aufzustel-
len, al< die gewöhnlichen sind: denn die V^erwirrung,
die in diesen herrscht, scheint ihn besonders abgehalten
xa haben , seine nach Eiiifa<||iheit strebende Methode mit
dieser ungeordneten Masse zu belasten. Uebrigens ist
die Klarheit und Genauigkeit in der Darstellung der
Declin. anzuerkennen. In der dritten nur behandelt Hr.
U. zuerst <lie Stämme oliiie s, ilniiii die, wo dieses an-
gefügt ist; wir würden die umgekehrte Ordnung vorzie-
hen, weil die letzteren die einfacheren und regelmSssi-
gereii sind, und an vielen s wegen gewisser Lautgesetze
aufgegeben ist, s. Härtung über die Casus p. \2{\ ff.,
I5<>|)p. vergl. Gramm, p. Kid ff. Caput, was g. I|. be-
handelt ist, gehört zu lac , cor §. Iti; liuter, uter ^g.
JJ. 1(1, I.) konnten wie imber u. a. §. 17. rem. '.\. er-
wähnt werden. Nicht zn erweisen dürfte sein, dass alle
AV orter auf n/, ar apocopirte und substantivisch genoni-
nieiie Neutra seien, s. Freund Wörterbuch d. lat. Spr. I.
Vorrede p. XXXVII ff. g. i.j. war as (mit Unrecht
§. V2b- angeführt, als des gen. plur. ermangelnd^ nicht
zu übersehen und zu bemerken, dass es im gen. plur.
um und ium habe, so wie, dass wenn der Wortstamm
auf zwei gleiche Consonanten ausgeht (os, as , far), der
eine abgeworfen wird. Die Bemerkungen über den Abi.
auf i oder e sind zu sehr zerstreut, theils bei den ein-
zelnen Paradigmen, theils g. 2Ö- 26. 110. Auch hier
hätte die Beachtung der Wortstämme allgemeine Grund-
sätze, die Hr. B. hier und da andeutet, aber nicht
verfolgt, an die Hand geben können. In den Zusätzen
wird §. 100. mit Recht die Endung abus beschränkt;
aber es hätte auf die Analogie mit der dritten Declinat.
hingewiesen werden sollen. ^. 107. fehlt die Nominativ-
endung der griech. Wörter auf TTj^, s. Madvig zu Cic.
Fin. p. 306. §. los wird mit Unrecht die gewöhnliche
Regel über den Vocativ auf i wiederholt, s. Jahn's Jahrb.
183'. 1. Bd. p. 45. g. (09. fehlt der Nominativ Alho,
s. Lir. 44, 11, und der Accus. Athon ; unsicher ist der
Genit. Atho , welcher angeführt wird. Audi der Ueber-
gang von Cos in die zweite Declin., so wie die Plural-
endung oe , z. B. canephoroe, rosmoe, konnte erwähnt
werden. Die Formen von Perseus sind nicht volJständig
angegeben. ^. 1 10. vermisst man die Angabc der Geni-
tivbihlung der Wörter auf x und es (statt its). g. lll- w
konnte bemerkt werden, dass auch Prosaiker den gen. 1,
part. auf um bilden, s. Tac. Ann. 4, 12. Nach dcmsel- W
ben g. könnte es scheinen, als ob nach August die Ac-
cusativendung is nicht mehr wäre gebraucht worden.
g. 113. müssfe die Regel über den Accus, der griech.
Wörter auf is genauer sein. Didonem, s. g. 11.5, fin-
det sich nicht erst bei Tacitas, gondern schon bei Ennius.
Auch war die Nominativendung es statt es zu erwähnen,
s. d. Erkl. zu Virg. Ecl. 5, 59. g. 119. wird mit Recht
der Genitiv auf us bei Neutris auf u anerkannt. Wenn
§. 120. die fünfte Declin. auf die erste zurückgeführt
wird, so durfte nicht unbeachtet bleiben, dass sie meh-
rere Formen aus der dritten aufgenommen hat, und eher
als eine Mischung beider zu betrachten ist. Die wahre
Bedeutung der Form domi u. a. wird erst g. .366. ange-
geben , die passende Stelle für diese Bemerkung wäre
g. 120, rem. 1. gewesen. Das Verzeichniss der unregel-
mässigen Nomui. g. 112' ist nicht vollständig, auch wird
nicht angezeigt, wie die Unregelmässigkeit entsteht. Was
g. 123. über den Plural der Abstracta bemerkt ist, kann
nicht genügen. üeberhaupt vermisst man auch in der
Syntax die Angabe der Abweichungen des Latein, im
Gebrauch des Numerus. Dass sul auch im Singul. die
•?!
übertragene Bedeutung habe , zeigt Ellendt >u Cic. Brnt,
34, l'J8. nnd <le Oiat. •> , .'5, 97- §■ l'iö. hätte statt
scobs, scrois als die geivöhnliche Form scoÄi« und scro-
iis angegeben »verden sollen. Ob g. 13U- «or mlubris
und silvestris im noni. sing-, mit Recht gewarnt werde,
ist zu bezweifeln, da sich die Autoritäten für die Form
ris und er wenigstens gleich stehen. g. 13i. werden
unter der Ueberschrift : adjectifs mixtes als einer Endung
alcs , arlifcx, vigil , index, princeps u. 8. w., als zweier
Elldung rector rectrix, liberator, regnator , nltor , »ictor
angeführt. Es scheint dieses besonders wegen der bei
einigen schwankenden Ablativendung geschehen zu sein ;
allein dieses kann kein Grund sein, da auch bei ande-
ren Siibst. dieses Schwanken sfattfiniiet, und die Verbin-
dung der meisten dieser Wörter mit Subst. mehr als eine
Bjntaetische zu betrachten ist, indem sie eine IMittelstufo
zwischen dem Attribut und der Ajiposition bilden, üass
aber hier der passende Platz nicht sei für diese VVörtcr,
geht schon daraus hervor, dass auch andere Substantiva
in solchen Verbindungen rorkoininen , wo ein solches
Schwanken der Ablativendung nicht statthaben kann, wie
tiro, und die nomina mobilia wie dominus -a, «lomiiias
securcs Prop. 3, 7, "23, rex regiiia, regina pecuiiia Hör.
Ep. 1, 6, 37- u. a. — Dass erst g. 13li. und nicht schon
im ersten Curse die gradus comp, von boiiiis, malus etc.
angegeben sind, lässt sich wohl ebenso wenig billigen,
als dass erst hier g. 14ü. eine Tabelle der Zahlwörter
eich findet. Nicht richtig wird g. 137. ditior als die
gewöhnliche, divitior als eine oft gebrauchte Form be-
zeichnet, da für die Prosa wenigstens die letztere die
gebräuchlichere ist. Passenil stellt Hr. ß. §. 138. in
einer Note die verschiedenen Superlativendungen zusam-
men, doch bleibt für issimus immer noch eine andere
Ansieht möglich , als dass es für eine Verwandlung von
timus mit einem Bindelaut angesehen wird , s. Grimm
deutsche Gr. 3- ti54. Pott etvin. Forschungen 2, 254.
Weniger befriedigt ilie Uehandlniig der Pronomina.
Sic erscheinen hier als adjectifs demoiistratifs , adj. de-
terminatifs , adj. eonjonctif ou relalif, adj. interroggtif,
€Omposes de (juis et de qui , pronoms personnels , adjectifs
pronominaux possessivs. Alan würde glauben, die ersten
Classen sollten von den Pronomen ausgeschlossen werden,
wenn nicht Hr. B. selbst g. 'i'.l. bemerkte: ils (les adj.
demonstratifs) peuvent accoinpagner nn snbstantif, et alors
ils sont veritablement adjectifs. Ils peuvent tcnir lieu
d'uu substautif dejil connii, et ence sens on les appelle
aussi pronoms demonstratifs. Es ist auffallend, dass Hr.
B. nicht diese letzte Bezeichnung festgehalten , nicht alle
Pronomina ausser den Personalen als verschiedene Gestal-
tungen und Entwickelungen des Personalpron. der dritten
Person dargestellt; und durch jene Behandlung nnd An-
ordnung das Einfache und Ursprüngliche zurückgedrängt,
durch die Benennung das sowohl in Abstammung als
Bildung und Bedeutung der Proiioni. , s. Bopp vergl.
Gramm, p. 105. Pott ctym. Forsch. 2', 35(i, Eigenthüin-
liche nnd sie von den übrigen Wortarten Souilcrnde ver-
dunkelt habe, üebrigciis sieht nia.i nicht fin, wie das-
selbe Wort als Substantiv oder Adjectiv gebrauiht ver-
Dchieden benannt werden könne, und warum Hr. B. nicht
die bei deu Persuoalpron. gemachte Eintheiluug in Sub-
22
stantiv- nnd Adjectirpron. aneh anf die übrigen fiberge-
tragen und hier den neueren französischen Grammatikern
gefolgt ist (obgleich was in der Grammairo nationale
2. partic p. 177. bemerkt wird, sehr oberflächlich ist),
da Hr. B. selbst g. 37. zugesteht, dass eine allgemeine
Bezeichnung passend sei (determinatifs universels). Alleia
er will auch hier Verschiedenes (die Numeralia) zusam-
menfassen und Gleiches (die pron. person.) trennen. Im
Einzelnen ist nicht zu billigen, dass Hr. B. g. 2<). Aicce,
g. 145. hiccine schreibt, b. Madvig zu C. de Fin. p. 1b-
Zumpt C. Verr. p. 877. §. 3Ü. wird iste als gleichbe-
ileutend mit ille angegeben, dieses jedoch g. 27(i- wie-
der aufgehoben; nach g. 145, 2. niüsste istuc , welches
im ersten Cnrsus nicht erwähnt ist, als Archaismus be-
trachtet werden, obgleich es bei Cicero selbst rorhorr-
scliend ist. Zu den demonstratifs werden g. 30- a"«'«
IS, idem, ipse gezählt, obgleich man nicht erkennt, worin
die demonstrative Kraft liegen solle; denn dass t« durch
celui übersetzt werden kann, gibt diesem nicht jene Be-
deutung und Hr. B. sagt g. 2 mS. selbst: ce demonstratif
est celui, qui repond Ic plus direclemeut au frao^ais il,
eile, le la et qui par conscquent sert Ic plns souvent de
pronom de la troisieme personne, wiewohl der hier an-
geführte Satz: servus mens aufugit, is est in tua pro-
viiicia nicht geeignet ist, dieses zu beweisen, da is jeden-
falls bei weitem naclidrü<klirher ist als il. iVlit Recht
ist mit Berücksichtigung der rein logisdien Bedeutung
dieses Pron. is ein deternjinatives genannt worden; die,
«eiche Hr. B. mit diesem Namen bezeichnet, sind zum
Theil unbestimmte Zahlwörter. Unter denselben wiril
auch iiter angeführt, allein g. Hl- rem. 1. «ieiler zn
den coiijonctifs gezogpn. An einigen Stellen, wo es er-
scheint, ohne Fragpron. zu sein, ist es pron. indehnitum,
s. Schmidt de pron. gr. et lat. p. öS. g. 32. wird auf
die Unregelmässigkeit der Endung in qune hingewiesen,
bei haec ist nichts bemerkt. Ueberhaupt b.'itte wenig-
stens in dem siipplcnieiit auf die in vielen Pron. statt-
findende Vermischung der ersten und zweiten und der
dritten üeclination, s. Schmidt p. 33, und auf die ver-
schiedcnen Wortstämme, die denselben zu Grunde liegen,
s. Bopp p. 520 ff-, aufmerksam gemacht werden sollen.
g. 3i. wird das Interrog. qui zu sehr in Schatten ge-
stellt, wenn es heisst: on emploie quelqucfois qui all
numinatif masc. au lieu de quis ; richtiger wird g. 284.
die Sache dargestellt. Das iiidefinitiim quis wird voll-
ständiger in der Syntax g. '.»il. behandelt als g. 34, wo
es nur heisst: apres la coiijoiiction st et quelques autres
mots (nach g. 2')!. sind es nisi , ne , cum, qui) on se
sert du simple et l'on dit: si quis etc., wonach anzuneh-
men wäre, dass ohne vorhergehende Conjunction oder
Relativ quis gar nicht vorkäme, s. C. Div. 1, 3-'. Tus.
5, 5. u. a. Die Form aliqui und qui wird erst in der
Svntax erwähnt, aber weiler in dieser noch in der For-
menlehre der Unterschied von aliquis und quis genügend
entwickelt; über quispiani, quidam , quisquam fast gar
nichts g. 34. bemerkt; in der Svntax sind sie über-
gangen. Die Bemerkungen über nostri und vestri sinil
zu zerstreut, s. g. 35. I4b. '2't4. 409.
niit Einsicht und Gründlichkeit ist die Bildung des
Verbum behandelt. Wir erwähnen Einiges, »«> man
2*
lA
n
.KntiosB iiriiincii kanii. Hri ilcr Ucgrifl'sbrstiiiimiiiig geht
dpr 'Wrf. >»ii rssc Diif oiiicni Altribiitiv aus, unil führt
nlln \ t'rli.iironiifii ntil' ilrii Stamm und das eingeschlossene
esse ziiri'icU. Aber das cinlarhc Vcrbuni ist doch immer
da« urspr(°in(;licho , iinil C8 hatte vicimclir bemerkt werden
sollen, nie esse allmählich zur blcssen copula aus einem
Uegrillsterbum, s. g. 240, gcHordon sei, oder bei jener
Zerlegung angegeben «erden müssen, dass nur ein ener-
gisches Attribut mit esse rerbundon dem einfachen Ver-
bum fast enfsprcciie , s. W . v. Humboldt über die Ver-
schiedenheit lies menschlichen Sprachbaues p. 252. Uio
Tempora »erden in die der Dauer und ^'ollendung ge-
trennt, «as allerdings für die schwache Conjugation etwas
für sich liat, aber in der starken treten die Haupttem-
pora curro , cucurri, curram als einfache, den übrigen
als znsammengcsetEten Formen cnrrebam, cucurre-ram,
cuciirre - ro auf das Entschiedenste gegenüber; auch wird
durch jene Eiutbeiluiig die Deziehung der Zeitformen auf
den Redenden, von dessen Gegenwart alle Zeitbestim-
mung ausgeht , nicht beachtet. Die Modi werden in per-
sönliche und nnperscinliche getheilt, aber keine allgemeine
Uefinition vom iModus gegeben. §. 46- findet Hr. 13. in
der Endung der ^'erba l'idee de veibe etre, avec toutes
les modilications de personnes, de nombres, de temps, de
modes et de voie ; allein es ist hierbei übersehen, dass
in den zusammengesetzten Zeitformen esse selbst liegt,
in den einfachen die Copula nicht durch die Endung aus-
gedruckt, sondern durch die enge Verbindung derselben
mit dem Stamme ersetzt ist. §. 47, 5. wird futurus sim
geradezu für das fut. conj. erklärt und dieses §. 56, 9.
395. wiederholt. In den Paradigmen sind die Vocale i,
e, i überall zu der Endung gezogen, was wenigstens zur
Erkenntniss der Eigenthümlichkeit dieser Verba nicht
beiträgt. §. 55. wird capio als un melange de la troi-
sieme et de la quatricme conj. dargestellt; allein es fehlt
das 7, und es scheint in iliesen Verben der kurze Vocal,
der sonst in den starken Verben nur vor Consonanten er-
scheint (mag er nun Bindevocal oder Thcil des Stammes
»ein, s. Bopp Vocalismns p. 200), auch vor vocalischen
findungen sich erhalten zu haben, capio also den Gegen-
satz zu fer-t, vul-t zu bilden. §.57. werden Perfecta
wie legi von verti, niinui nicht genug geschieden; erst
§• 167. wird die Verschiedenheit genauer erörtert; aber
volles Licht erhalten diese Formen nur , wenn darauf hin-
gewiesen wird, dass jene Länge Ersatz der verlorenen
Reduplication ist, s. Jahn's Jahrbücher Snpplem. 1831.
p. 17 IF. Grimm ileutsche Gramm. I, 1056. Pott etjm.
Forsch. I, 22 ff". Benary röui. Lautlehre p. 45. Mi*
Recht wird ^. 167. und 171. darauf hingewiesen, dass
das Perf. mit si nur an langen Stämmen eintrete ; aber
auch bei denen, die blosses j ansetzen, wie verti etc.,
war dieses zu beachten, und die, wo dieses nicht statt-
findet, wie die Stämme der dritten Conj auf u, durch
den Ausfall eines v oder u zu erklären, wie Hr. B. selbst
^. 148. andeutet, s. Benary p. 42. Dagegen konnte an-
gegeben werden, ilass ui in der starken Conj. vorzugs-
weise an licjnidis und bei kurzem Stamme eintrete. Die
Ansicht ]^. 1 73 , ilass das Perf. in der dritten auch äfl,
eut etc. habe, ist nicht zu billigen, da hier a, e, i, o
nie in pa-sco, decerno (decro) u, s. vr. ebenso zum Stamme
gehört, wie In llc - ii , wo Hr. B. richtig de- vi trennt,
uml^urch den Einlluss von v gedehnt ist. g. 58. wird
min-ütum abgetheilt, obgleich der Verf. sell)st anerkennt,
ilass «, V zum Stamme gehöre. Heber das.Supin in «um
heisst CS g. 59: les verbes de la deuxi6me et de la
troisii\me conj. qui ont le parfait en i seul , prccede de
d, t, /, r, et reux qui l'ont en si precede d'une vo\ello
ou de /, n, r, s, fönt le supin en sum , dcsinencc, (jiii
n'est qu'une transformatiou de lu?n. So richtig das letzte
ist, so wenig passend kann die Zurückführung des Supi-
num auf den Perfecistamm .»ein, da hier oft der Grund
jener Umwandlung nicht deutlich wird. Auch könnten,
wenn der V^erbalstamm zu Grunde gelegt wurde, die ein-
zelnen Classen der Verba, wo sum eintritt, leichter ge-
schieden werden. IVlit Recht ist in den Paradigmen iliö
Imperativform minor entfernt, wofür mino hätte aufge-
nommen werden können, eben so wird i^. 66. amamini
richtig als ursprüngliches Particip dargestellt, doch ge-
hörte diese Bemerkung wohl in das Supplement. §. 67, 2.
wie anch J^. 396, wiewohl hier mit einiger Beschrän-
kung, »viril amatus sum und a. /ui etc. für gleichbe-
deutend erklärt, was so wenig der Fall sein kann, als
sum gleich ist fui. §. 68, 2. sollte für die Uebersetzung
lies französ. la vertu est aimce bemerkt sein, dass est
aimce Präsensbedeutung angenommen hat, s. Grimm 4, 20.
Die unregelmässigen Verba sind sehr passend behandelt,
und mit Deutlichkeit fast immer die Unregelmässigkeit
nachgewiesen. Nur §. 77, 1. ist das Abweichende im
Inf. fieri nicht angegeben. ^. 78. fehlt inquii Catull.
10, 26. Die Impers. poenitet etc. bedurften kaum so
grosser Ausführlichkeit, da ihre Construction erst in der
Syntax erläutert werden kann. In dem Supplement p. 134
— 158. werden theils unregelmässige Formen, theils die
Bildung des Perf. und Supinum behandelt, g. 148. wird
pluvi als von Plaut, gebraucht erwähnt, und nicht be-
merkt, dass es bei Liv. fast herrschende Form ist. §. 149.
ist zvtar faxim als Präsens angegeben, dass aber amasio
auch Futurum sei, vixet eher durch syncope entstanden,
faxet und ähnliches zweifelhaft sei , wird nicht bemerkt,
8. Aladvig de formarum quarund. verb. lat. natura et nsn
pars I. p. 12. 9. Benary I. 1. p. 273. Dass oreretur
nicht, wie ^. 156. bemerkt wird, archaistisch sei, zeigt
der Gebrauch dieser Form bei Liv. und Tacitus. §. 163.
ist das Perfect sidi zu sehr beschränkt, s. Haase zu Rei-
sig's Vorlesungen p. 259. A. 299. Mit Recht wird §. 170-
behauptet, dass nicht alle Verba mit einem Perf. didi
von do stammen; dass aber bibo schon im Präsens die
Reduplication habe, ist libersehen. Nicht deutlich ist
§. 171. rem. 3: • „le parfait de traho et celui de veho
sont traxi vexi , l'aspiration h ne pouvant se prononcer
devant s, sans que l'on entende un c." Vielmehr bat
sich h als gelinder Guttural ebenso verhärtet, wie es
bei g, b in gleichem Falle geschieht. §. 176. werden
die Deponentia, aber nicht vollständig angeführt. Die
Bemerkungen über die Beileutung dieser Form sind rich-
tig, aber auf die Entstehung der Form selbst ist keine
Rücksicht genommen.
In dem Abschnitte von den Präpositionen werden rich-
tig die eigentlichen von den adverbiellen geschieden. Die
proQominalen Adrerbia des Orts werden passend nach
36
3G
d«ii Casus, au« iloiirii sie <Mi(staii<|pii siiii! , lieliaiiticlt,
mit gleichem Ilrrhle koniitn dieses bei «Ich Zpi<r»ilicrbien
^earlichen, iiiid dass seihst die Ailverlia auf e und im
nur Casusforineii seien, ist jetzt kaum ziK^felliaft, sielio
Düiitzcr laf. Wortbildung j). 152- Bcn.iry j). :;() ff. In
der Behandlung der FragpartiLeln vermisst man die Schei-
dung iu solche, die nnf Gedanken oder auf ßegrilTe sich
beziehen. /Vucli bei der Lehre von den Frags.'itzon §. 46(1.
ist darauf keine Rücksicht genommen. Am Endo des
ersten Cursus ivird noch von der Verbindung der Prilposs.
mit Verben ges|)rochen. Die Behandlung des (iegen-
atandes ist kurz und ztvecknii'issig , aber die Stelle nicht
die richtige. Beil.'iuHg werden hier auch die Verände-
rungen, die « und "e erleiden, ertv.'ihnt; die Ausnah-
men jedoch, wie detrecto und dotraclo , s. Ellendt C
de ür. o. §. 114. D, crit. , defatigo und dffctigo Schnei-
der zu Caes. b. G. 3, J9, '.i. dispartiri und dispertiri
ürak. Liv. 38, 3(), S. Forbigcr zu Lucret. 1 , 3l)tj. n. a.
irerdon nicht bemerkt. Die folgende Behandlung der
untrennbaren Partikeln verdiente ebenfalls eine andere
Stelle. Ob stlS mit Recht unter diesen erwähnt werde,
Jasst sich wohl bezweifeln; dagegen fehlt pot in pulliceor,
porrigo, welches auch Haaso anerkennt, s. Reisig's Vorles.
Aiim. oOo. Dass nmi nur mit Verben und Ailjectiven
lieh verbinde, wird wenigstens durch ambivium, ambi-
lustrinm s. Serv. zu Virg. Aen. 1, L',S3. ziveifclhaft.
In dem ersten Cursus der Syntax (syntaxe generale)
will llr. B. les rt>gles les plus simples, Celles qui sont
cnmuiunes au latin, au fran(;ais et a prcsque toutes les
laiigues, d. h. eine Analyse des Satzes und die Verbin-
dung von Sätzen durch einige coordinirende und subor-
dinirende Partikeln darstellen. Das hier Gegebene scheint
uns, was namentlich die casus obliijui betrill't, selbst für
die erste Bildungsstufe etwas dürftig, während auf der
anderen Seite DIanches aufgenommen ist, was man nicht
erwartet, weil entweder das Frauzösische vom Lateini-
schen abweicht, oder die Gegenstänile selbst schon schwie-
riger sind. Dass Ilr. B. auch hier mit durch esse ge-
bildeten Sätzen anfängt, und erst später §. 194. solche
folgen lässt, wo das Verbum Prädicat ist, können wir
nicht billigen, besonders, da er zwischen beiden Lehren
von dem statt eines Subst. gebrauchten Adjectiv redet.
£s ist klar, dass sich dieser Gebrauch nur begreifen
lasst, wenn schon von der unmittelbaren Verbindung des
Adjeclivs mit dem Subst., die erst §. 196. folgt, und
nicht bestimmt genug behandelt ist — denn durch den
hier gebrauchten Ausdruck: sujet lugique wird die Sache
nicht klar — die Rede gewesen ist. Warum neben esse
nicht auch appellari etc. erwähnt, sondern in die sjut.
particuliere verwiesen sind, lässt sich, da auch hier
Uebereinstinimung der Sprachen stattfindet, nicht wohl
einsehen. Dagegen würde das Fehlen von esse, wovon
§. 193- die Rede ist, eher dem zweiten Tlieile ange-
hören. §. 2U5. wird der Unterschied von bei- und unter-
geordneten Sätzen nicht deutlich; was der Verf. sagt,
kann oft von beiden gelten, es fehlt das Merkmal, dass
der untergeordnete Satz nur die Umschreibung eines
Satzlheils t\ea übergeordneten sei. Hr. B. deutet dieses
selbst §. 214. in einer Anm. au, ohne jedoch diese Be-
merkung «veiter zu verfolgeu und anznwendcu. Die co-
pulativen Partikeln werden §. 'MS. weniger desshalb bi--
handelt, um zu zeigen, wie durch dieselben ilie Geilaii-
kcn verbunden werden, als um die ('ongrucn/, des Prädicat»
bei mehreren Siibjecten anzuknüpfen. Wissenschaftlich
lässt sich diese Trennung von dem einfachen Subjecto
wohl entschuldigcu-J für die Praxis scheint sie unzweck-
mässig. Auch ist der Gegenstand im zweiten Theilo
S. 239. an der richtigen Stelle behandelt. Ob in diesem
allgemeinen Theile, s. g. 20S, IV, der Fall Berück-
sichtigung lerdiente, wo Thier- und Sachnatnen verbun-
den sind, besonders ila kein riassisches Beispiel vorliegt,
ist zu bezweifeln, a. Fuisting syntaxis «onveuientiae der
lat. Spr. p. 2J. Der Verf. erkennt rem. 1. mit Recht
an, dass das Präd. im Singular stehe, lorsque plusieurs
sujefs sont coneidrres comme formant en quelque »orte
uno mcme iilce ; dass es sich aber in anderen Fällen an
das nächste Subject anschliessen könne; mit Unrecht aber
fügt er hinzu : ces exemples ne doiveut etre iinites qu
avec beaucoup de discernement et il sera toujours plus
siir do suivre les rrgles ordinaires: denn wenn durch
zwei Subjecte nur ein Begriff gegeben wird, so darf der
Plural nicht stehen, und der Anschluss an das nächste
Subject ist so gebräuchlich und richtig, ilass er nicht
veriläclitigt werden ilurfte. Von dem wiederholten et ist
weder hier, noch sonst wo die Rede, nee -nee ist von
den copulativen Partikeln unpassend durch die disjuurfi-
ven getrennt. Auch diese sind mehr weg-nn der Congruen«
des Prädicats behandelt. Allerdings schliesst sich bei
nec-ncc das Präd. gewohnlich an das letzte Subject an;
indess können auch Fälle eintreten, wo es auf beide
bezogen werden muss, wie C. Fin. .3, 21, 70: ncc ami-
citia nee instititia esse oninino poternnt. Die übrigen
roordinirenden Cunjunctionen sind ihrer Bedeutung narh
zweckmässig behandelt; nur wenn atqui durch or erklärt
wird, scheint dieses zu eng, und mit Unrecht nur für
das Franzos. die Auslassung der Causalpartikel car be-
merkt, da diese bekanntlich im Lat. nicht weniger häu-
fig ist. — Von den subordinirenden Conjunctioncu «er-
den hier die conditionalen , einige dem fraiizös, quc ent-
sprechende lat. Wendungen und das pron. relat. durch-
gegangen. Dass die Bedingungssätze überhaupt hierher
gezogen, und selbst an die Spitze gestellt sind, kann
•licht für praktisch gehalten werilen, da diese Sätze ge-
rade die schwierigsten, auch von Abweichungen des Lat.
vom Franz., die doch Hr. B. liier vermeiden will, nicht
frei sind, Dass nicht immer, wie Hr. B. g. 214, 4.
verlangt, wenn im Hauptsatz das Futurum steht, dieses
auch bei^si sich finilet , beweisen Stellen wie C Phil. 7, '7-
si bellum omitliuius, pace nunquam frucmur. Rep. t, 34.
deliget populus, si modo saivus esse vult; besonders bei
si quaeris, si vis s. C. Rep. 1, 37. Brut. 9ö. u. a. Man-
ches hätte sollen im zweiten Theile nachgetragen werilen,
z. B. über ilcn Unterschied von si non und nisi ; über
den Gebrauch der Tempora besonders des fut. exact. in
beiden Sätzen, des imperf. conj., wenn es scheinbar für
das Plusquauiperf. stellt; über die uiodi, die in beiden
Sätzen neben einander vorkommen u. a. , da, was hier
angegeben ist, nicht für alle Stufen des Unterrichts aus-
reicht. — Was über <lie dem franz. (jue entsprechenden
Constructionen gesagt wird, erstreckt sich auf den acc.
27
?8
r. iiif.,<li'n iiif. H. ii<. l'iipracii-icli ist es, ilas.s nrst (iber den acc.
r. inf., ilniiii iilicr den iiif. gOHprocIicii , und von dipsoin
«ioder ronsfriicliiMion «io volo cssn linniis fjofreiint und
S. 'J4'J- ln'liaiuli-K sind. Den acr. c. inf. nennt der Verf.
iiropositicn iiiliiiitiie , nnter der man gicli, da der inf.
keine .s.ttxliililciKle Kraft liaf, niclits Klares denken kann.
Pass sclmn liier ^. 21(1. lilier den inf fnt. nach polli-
»eri, sperare (;espr«)(lien «erde, sollte man niilit erivar-
ten ; »eni'stens «ii'irltc dann nicht iiheri;ano;en sein, dass
oiirli «las praes. inf. oft mit Hecht sicli linde. Klie nocli
rnn ut die Uede gewesen ist, «erden schon ^. 2- {• die
Fülle angegeben, wo dieses dem franz. Infinitiv entspricht.
Uio Regel: cctto ronstructiun s'appli(juc aux phrases ijui
cxprinient (in but, uno intention, im desir, iin conseil, un
ordre nmfasst nicht alle Falle , und schon das eine der
angefiilirten Beispiele, sol efficit, ut omni» floreant ist
nnter derselben nicht begridVii. lieber die Aniiendung
von ut statt que sind die Regeln nicht bestimmt genug,
aus den einzelnen IJeispielen kann der Schüler den Um-
fang des (ielirauchs nicht mit Sicherheit abnehmen. Wenn
der \ erf hier s<hou die \'erl)a erwähnt, die verschiedene
Coiistriictionea erlauben; so konnte er auch «ohi man-
ches Anilere, ivas sich zerstrejt über ut und die vei-
«andten Partikeln findet, «odurch so die üebersicht dem
Schüler sehr erschwert «ird, hier zusammenstellen. So
ist von tit noch einmal ilie Rede i^. 502 ff., aber die
Interscheidung des consecutiven und finalen ut sucht man
vergebens; §. ÖO.i. heisst es selbst les anteceilents na-
tureU de ut sont il/t, tum etc., als ob sie in jedem
Falle eintreten koiiuten. Heber ne wird g. 4.j8. unter
den INegationen gesprochen. Auch die über dieses ge-
gebene Regel ist unvollständig: w« equivaut ä ut tinn ,
et s'emploie partout oVi Ton niettrait ut s'il n'y avait pas de
negation, aus der nicht erhellt, wo ut non gesagt wer-
den mnss. Quo ist g. 5ü4, quominus §. 462; quod,
tvelclies dem acf. c. inf. und qiie eben so nahe steht, als
ttl , ist ^. 4'l|. unter den Caiisalpartikelii ; n07i quo und
tio?t quod p. 342 unter den (»allicisinen behanilelt. Uii-
nuiglii li kann eine solche Zerstreuung des Zusaiiiinonge-
hörcnden praktisch genannt werden. Ausführlich wird
S. 22') — 2 -)(j über das relativiim gesprochen. Wir be-
merken nur, dass Ilr. B. die Attraction in quam qui3i|uo
norit arteni , in hac se exerceat aus der \Viederholuug
des Beziehungswortes hinter dem Relativ ableitet. Indess
Bchcint der Zweck beider Constructionen ein ziemlich
verschiedener zu sein, da in jener Deutlichkeif oder
Nachdruck, s. Ellcndt zu Cic. de Or. I, 38, 174. Peter
Exrurs. IV. zu Cic. Brut., in dieser nur eine innigere
Verschmelzung zweier Sstze erstrebt wird, s. Krüger
über die Attract. g. 86 if. Hand Lehrb. des lat. Stils
p. 3'^3. Die übrigen Fälle der Attraction und der Ver-
schräiikunp; der Sätze werden nicht berührt, nur über
qua es prudentia und dergl. findet sich §. 483. eine Be-
merkung, lieber den modus in Relativsätzen ist §. 234.
Einiges beigebracht, .4nderes hier und da zerstreut, siehe
'?• 2"'' (• S- ■^''•^ ""• » "■^^ •"' einer Stelle vereinigt für
den Schüler leichler aufzufassen »v.'ire. Ob Constructio-
nen wie amiciis tiius seit quae nesciam mit Recht den
iudirerteii Frags.'llzen ^. 472' beigezählt werden, mag
da sich bei liabeo , invenio und dergleichen sowohl
quid als quod findet, dahingestellt bleiben. Sicher
aber ist , dass quisquis und quicuiiqiie nicht bei den
übrigen Pronomen, gondern bei dem Relativ, zn behan-
deln war. Nicht zu billigen scheint es, dass in dem
ersten Cursus INichts über ilen Alodus, IVichts über die
Tempora sich findet, besonders, da auch sonst über diese
Gegenstänile nur wenige Beinerkungen mitgetlieilt werden.
In der svnt. partic. wird nur über das praes. historicum
und die coiijiig. periphrast kurz gesprochen; über den
(iebrauch des Perfecta , der doch gewiss auch bei der
IJcbertragung in das Französische -Schwierigkeit hat; über
das futur. exact. ; das einfache Futurum, dessen Ucbrauch
für den Conjiinctiv §. 31)9 rem. als etwas im Französ.
zu Betrachtendes erwähnt wird, findet sich nirgends eine
Belehrung. Ebenso werden keine allgemeinen (jesetze für
die Tciiipusfolge gegeben , sondern diese nur hier und da
beiläufig erwähnt.
Die syntaxe particiilit^re soll nach §. 1,SS> le recucil
des observatioiis et des regles qui s'aj)pliquent plus spe-
cialenieiit k la langue latiiie , nach 1S5. 23". le develop-
penient <les principes dejA conniis, et les exceptions ap-
parentcs ou reelles dont ils sont susceptibles, enthalten.
Die hier gegebenen Regeln bieten theils Nachträge zu
anderen schon früher gegebenen dar, theils beziehen sie
sich auf Giegenstäixle, die im ersten Theile nicht berührt
sind. Zuerst werden einige Zusätze zu der Lehre von
der Congruenz gemacht. § 2 '7, wo von dem Prädicat
bei Collectiven die Rede ist, fehlt eine Bemerkung über
den Sprachgebrauch bei Cicero, sowie über quisque,
nierque und dergl. Ferner vermisst man Bestimmungen
über das Prädicat bei der Verbindung von Gegenständen
durch cum, über den Numerus der ropnla und über
Genus und Numerus des Prädicats, wenn Subj. und Präd.
Substantiva sind. §. 2.3'J. wird von Sätzen gesprochen
wie: Rouianis cunctti maria terraeque patebant, und in
der Aiim. ist hinzugefügt : il est iinportant de remarquer
que ces adjectifs ne sont pas attribut. .S'ils etaient attri-
but, ou meine s'ils formaient apposition , ils suivraient
les regles ttablies 1^. 20S , III. Allein diese negative
Besfimmunj solcher Verbindungen kann nicht genügen;
in Rücksicht auf die Behauptung' selbst ist schon oben
gesprochen worden, s. Fuisting svntax. conv. g. 9 ff.
Manches, was sich auf genus und numerus bezieht, wird
au anderen Stellen erwähnt, wäre aber besser hier zu-
sammengestellt, z. B. über das genus des .Superlativ bei
einem Genitiv §. 20Ö , über die llebereinstimmung von
hie, is etc. mit dem Subst. g. 282 u. a. §. 244. wird
zwar über die Substantiva, die sich als Appns. an das
Prädicat anschliessen , gesprodien, al)er nicht von den
Adjectiven , s. Lübker grammatische Studien 1. Heft
p. 42 11". Fuisting in den Verhandlungen der zweiten
Versammlung deutscher Philologen p. JU3 ff. Ausführ-
lich wird g. 24(i — 27t. über den Couiparativ und Super-
lativ gehandelt, wo auch vom Ablativ bei dem Comp, dio
Rede ist, ehe die Bedeutung dieses Casus entwickelt ist;
während non raagis, non minus übergangen wird. Von
den Zahlwörtern wird nur miltc erwähnt und die Stelle
C. fllil. '20, .';3. no<h so angeführt: mille hominuni vcr-
sabatur, obgleich jetzt veisaliantur hergestellt ist, s. C.
Rcp. 0, 'Jö. Nep. 14, 8, 3- Einiges ist schon in der
V9
30
Fiirmriil<')iro lioriilirt »ordon. \Vritl.'liifi;;iT und im (lan-
zeii nullt uiizHeckniassi'f ist ^. '^7;') — in {. <lor Geliraiicli
der Pr<Miuiniii,') <largpj(cllt. Nur findcii die .s<'li<iii oben
bemerkten Aiisla<i.suii{;en siait, nnd an manrlien Stellen
wird iienijfer iler lat. Ausdriuk erl/iiilert , als ein ent-
sijreclieiider fiir einen {fejjebenen franzüsisrlien gesnilit ,
»• ^. '-'Sl. 28(i. -'SU. yi'5. In der Lelire lom Heflexn-
pronomcn wird das Substantiv- nnd Ailjritiviironomrn {je-
trennt behandelt, ob(;leicli sich bei simis> alle die Regeln
wiederholen müssen , ilie liUcr sui ge;;el)en sind. IJeber
sui sibi etc. Iieisst es i^. 29(1 , es stehe für das franz.
il, eil« etr. , ausser no dieses sich auf ilas Snbjert des-
selben Satzes beziehe: lorsque, dans une proposition
.suburdonncc coinpletive, ils repr('seiitent le siijet de la
propnsition prinripale. Dieselbe Regel wiederholt sich
§. 2i•^i. i'iber stius. Aber es «ird weder hier, noch sonst
wo gezeigt, was eine propos. complotive sei, und in der
Anin. wird sogleich hinzugefügt: le prononi sui, siöi, se,
peut encoro s'emplover dans eertaincs propositions siibor-
donnecS ijui ne sont pas comph'-tives , pourvu ([ii"!! y re-
presente sans eijuiioqnc le sujet de la proposition prinri-
pale s. Jj. 300.; wodurch ein weit grosserer Kreis für
das Pron. erülinet w ird , als sich nach jener Regel er-
warten liess. Und allerilings niusg wohl ein höheres
Priiirip für die verschiedenen F.'ille gesucht werden. Das
])ron. reflexiv, kann aber dann immer eintreten , wenn
die Person oder personificirte Saclie, sie niag gramma-
tisch Snbjcct oder Objcct sein, dargestellt wird als selbst
etwas auf sich beziehend dorch eine ,'iussere oder innere
Tlt^atigkeit des Fienkens, W'ollens oder Wünschens. Dass
.sich siins auch auf c.iss. obliijui beziehen könne, wird
;>5. 2 19. bemerkt, nicht aber, dass dieses auch bei sui,
sibi, se statüinden könne, s. C. Farn. 10, 3- Furiuin
per so vidi libenter. Fin. ,'), lli. u. a. Die Falle, wo is
stellt, wahrend sui erwartet wird, welche bei Cäsar und
Cornel besonders oft sich finden , werden nicht berührt.
Nach §. ,.".)7. und jO','. soll ipse nur dazu dienen, Zwei-
deutigkeit zu vermeiden; aber ilass es besonders in Gegen-
sätzen gebraucht wird, ist nicht bemerkt ; obgleich gerade
in dem augeführten Beispiele Sali. Jug. 46- ffui ipsi li-
berisijue vitam peterent, ipse diese Bedeutung hat, und
eine Zweideutigkeit nicht slattlindet.
In dem folgenden Abschnitte handelt der Verf. von
dem objeetiven Satzverhaltnisse, und zwar zunächst ^. 305
— 3(i4. über die cass. olill. in ihrer nicht auf Zeit und
Raum sich beziehenden Bedeutung; §. 36.'> — 377. über
die Bezeiclinnng von Raum und Zeit; ^.377 — 389. von
einigen in der Construction abweichenden Verben ; dann
bis §. 424. über das Verbuni , besonders über einige
Tempora, das Gernnd., Snpinum, Particip. ; §. 425 — 4.')2-
von den Präpositionen. Es möchte sich wohl bezweifeln
lassen, ob diese Anordnung, da sie das Zusanimenge-
gehöronde, besonders die Präposs. von den cass. obll.
trennt, zweckmassig genannt werden könne. Wenn Hr. B.
an die Folge iler Redrtheile : Substantirum , Verbuni,
Präpos., Conjuncliou gedacht hat, so kann diese weniger
noch in der Syntax, als in der Etymologie auf die An-
ordnung (leg Stoffes Einfluss haben. Dass in der Lehre
von den cass. obll. die localen und teinporellen Vorhalt-
nisse von den übrigen Bedeutungen der Casus geschieden
sind , mag allerdings ^lanches für sich haben , bexcioders
wenn den Casus nur causale Bedeutung gegeben wird:
allein dieses thut Hr. B. wenigstens in Rücksicht auf
A\>\. nnd Arcus, s. §. 323. und 353. mit Recht nicht,
gibt aber dadurch, dass er die als ursprünglich erkannte
Bedeutung dii'ser Casus erst später behandelt, auf, aus
dieser die übrigen naturgema-s abzuleiten, und sieht sich
ausserdem genötliigt, der Lehre von den Praposs. vorzu-
greifen, und doch manches Verhaltniss, welches in die
Lehre von iler localen Bedeutung gehörte, früher zu er-
wähnen, s. lij. 323- Die Darstellung des Einzelnen ist
im (lanzen einfach und zweckmässig, nur ist zuweilen
woniger auf den Begriff der regierenden Worte, als auf
ihre Form, ob sie verba transitiva oder iiitransitita etc.
bind, Rücksicht genommen, da doch jener allein die An-
wendung des einen oder anderen Casus herbeiführt ; und
in der Lehre vom (lenitiv und zum Tlieil auch vom Vc-
cusativ hat die Ansicht von iler (irnndbedentung dieser
Formen manche künstliche Erklärung iiötbig gemacht.
Jenem nämlich gibt Hr. B. durchaus attributive ße<leu-
tung, er sagt Jj. .JOj. le genitif sert ä determiner et ;'i
rompli'-tcr le sens du iioni substanlif anqiiel il se rapporte,
und die meisten der folgenden Regeln haben keinen an-
deren Zweck, als nach'.uweisen , dass der Genit. , auch
wenn er von einem Verbum oder Adjertivum regiert wird,
doch immer zu einem Substantivum gehöre. Obwohl sich
nun nicht läiignen lasst, ilass im Lateinischen der (leni-
tiv vorzüglich attributiv ist, so zeigt doch das Griechische
uiiil Deutsche, dass dieses nicht die ein/.ige, vielleicht
niciit einmal ilie iirspri'ingliche Bedeutung ist; ilass sie
auch im Lat. nicht die einzige sei, beweisen die vielen
Verba und Adjectiva, mit denen er verbunden wird, die
Künstlichkeit des Verfahrens, durch welches auch io
diesen Fallen eine attributive Bestimmung im Genitiv
nachgewiesen werden soll, endlich dass, wenn auch die-
ses gelingen sollte, doch dadurch nur der Gebrauch und
ein äusseres Verhaltniss, nicht die ursprüngliche Aiischnuung
und die Grundbedeutung des Casus entwickelt würde.
Dieses wird auch durch das Verfahren des l'erfassers
bestätigt. Anfangs schwankt er noch , ob der Genitiv
die Ergänzung eines Siib.st. sei; es heisst §. 3''6: l'idee
de possession, de piopriete, d'appartenance est souveni
exprimee en latin par le verbe esse avec un genitif qni
sert d'atfribut a la proposition. Ce ras est regi par l'idi^e
eile -meine d'appartenai'.ce , ou par le mot res sous-en-
tendu. Ist hier das Erste möglich, und man sieht kei-
nen Grund, warum diese Erklärung unpassend sein sollte,
so ist die Ergänzung von res , welches überdiess Nichts
dazu beitragt, das Wesen des Genitivs zu erläutern, un-
iiöthig. Betrachtet man ferner den (ienitiv mit Hrn. B.
als Theil des Prädicats, so ersiheint auch so eine Er-
gänzung nicht gefordert zu werden. Denn der Genitiv
steht dann auf gleicher Stufe mit dem Adjcctiv, dem er
ja ohnehin so nahe verwandt ist, nnd so wenig man in
donius est alta eine Ergänzung von res notliwendig findet,
so wenig scheint sie der Genitiv zu fordern. Nach §. 307.
soll cuiusvis hominis est errare supplirt werden: proprium,
wodurch der Forderung ein Substantiv zu erganzen, nicht
Genüge geleistet und durch proprium eigentlich nur das
im Genit. liegende ^'erhältniss wiederholt wird; auch
31
3?
zpigt ila( rprglirlionn: il est de, Anas ilipsca niihf iiJkth!^
iüt. üei esse, utiire, conslare u. s. »v. soll gleirhfall«
immer res ocIit lioiii« gptlaclit werden , «as schon lici
»iare x. 15. imlla jirsfls liiiniaiMi f;cneri {resf re?) pliiris
stei\t sclnviorii;, lu'i eniere, vendero etc. kaum nioglicli
ist. AiuitTÄ miiss Hr. li. Ix-i iler Consiriicfioii iler Ad-
jecdta »i'rlalireii. Hier «ird jedes Adj. in ein Snlist.
mit habend aiifiielösl, und lon jenem der CJenitii aliliän-
gijT jcmarlit. Allein, um von der >oii dem cinlatlien
Adj. viTsdiiedenen Ansehanmijfsneise zn seliweiffen, cnf-
strht so dio Frage, narnm von der grossen Menfo der
Adjerlire, die naeli dieser Aiid'assung alle den Genitiv
Laben könnten , so «enige mit deniscll)en eo\istrnirt wer-
den; nnr <lic Mach» eisiing <les lirsondcren Cirniicles, der
bei diesen diMi tienitiv lierhcifülirt, kann liier geniigen.
In gleicher Weise werden mcmini etc. aufgelöst in: me-
ninriani haben, woilnrcli wiederum nicht die Tlifiligkeit
selbst angezeigt, und die Frage entstehen würde, warniii
so viele andere \'erba, dio eine gleiche Zerlegung zu-
lassen (utor, frnur cfc.) nicht mit dem (j'enitiv verbnndeu
wcrilen. Poenitei etc. werden schon §. SO. aufgelöst in
le regret ni'alllige, la honte me ioiiche n. s. w. Die
gerichtlichen ^ erba sollen wie reuni facere consfruirt
«ein: damiiare und absolvere declarer coupahle, innocent
bedeuten. Nur in einem Falle ist sich Ilr. B. nicht treu
geblieiien. Zuletzt spricht er nämlich vom genitif avec
les iiiots partitifs und liier lirisst es §. 310: c'est encore
par cette raison que le genitif se Joint ä tous les mots
qni cxpriment unc ijuantite, que ce soient des adterbes
coninie satis etc. niid er findet die Zuri'ickführung auf
ein Subst. nicht nüthig; ebenso wenig g. 320- bei den
Orts- und Zeitadverbien.
Sowie der Genitiv von einem Subst., so mnss jeder
Accnsaliv von einem Verbnm abhängen. Nachdem daher
dieser Casus nach Transitiven, Intransitiven und Passiren
erläutert ist, heisst es ^. 3'Vj?. über os nnmerosque deo
similis {■zz siniilia habcns), l'arcusatif est r6gi par l'idee
»le possessio« coniprise dans tnut adiectif, et reprcseiite
par la desinence. Ebenso wiril §. 371. der acc. bei altus,
loiigus erklärt. So wenig nun jedes Adjectiv einen Be-
sitz bezeichnet, man denke an aureus, lignens etc., und
diese Beziehung gerade in der Kndung liegen kann; so
wenig scheint bei ilcr Erklärung von altus durch ayant
en hautcur und dergl. die wahre Bedeutung des Adjcctivs
festgehalten oder die des Acrnsativs genug entwickelt.
Den doppelten Accus, bei doceo u. a. erklärt der ^'erf.
8. 35Ö- dadurch, da<s er z. B. grammaticam - doceo als
einen Begriff darstellt, von dem nun pueros abhänge; da
dieses aber bei jedem transitiven Verbnm stattfinden kann,
ohne dass ein zweiler Accus, folgt, so möchte doceo
mehr als Factitivum der in di-sco liegenden Wurzel und
daraus die zwei Accus, zu erklären sein: einen lernen
lassen etwas; anininm advertere aliqnid lässt sich kaum
damit vergleichen, da hier der zweite Accus, eine andere
Bedeutung und Ursache hat. g. 358. fheilt Hr. ß. die
Verba ein in solche^ die eine Ergänzung oder eine blosse
Bestimmung bedürfen, eine Eintheilung, die billig am
Anfang der Rectionsli-hre hätte stehen sollen, da sie das
Priiicip derselben enthält. Die zweite Classe erklärt Hr.
B. als ccux qui reiiferment en eax-memes leur cuuiple-
inent direet, um daraus Cnnstnictinneii zu erklären, wie
niiruin somniavi somninm. Le coinplement diroc.t, sagt
er, cnmpris daus ces verbes peut etre exprinie separe-
nient, lorsqu'on veut le qualilier ou le dutcrminer d'une
niaiiiere qiielcoiiqiie. Aber wenn die absoluten Intransi-
tiva, die an sich eine nicht na<li aussen gerichtete Thä-
tigkeit bezeichnen, so erklärt werden, dass currere be-
ileiite faire uno course; somniare faire un songe etc.; so
sieht man nicht ein, wie nun noch einmal cursum, soin-
niuni könne hinzugefügt werden. Es war vielmehr dar-
auf hinzuweisen, wie eine ursprünglich im Subject be-
schränkte Tliätigkeit sich nach aussen richten, nament-
lich neben derselben die Wirkung, die sie hervorbringt,
denn so möchten die erwähnten Fälle zu fassen sein,
genannt werden könne. Uebrigens war zu erwähnen, in
welchen Fällen auch das blosse Subst. neben dem Ver-
bnm gebraucht werden, wie Servituten! serviro, nuxam
iioccre Liv. I), !(), facere faciiins Catiill. 110,4; statt des
Adj. auch ein Genitiv eintreten könne , wie ire iter uiiius
diei Liv. 21, 27. '-'. u, a. Wenn es §. 359. heisst: de
meine qu'on peut dire dolere acrem dolorem, on dit aussi
par analogie, casum, sortem , vicein alicuius dolere, so
scheinen verschiedene Dinge vermischt zu werden, da im
ersten Falle das, worin das dolere bestellt, in diesem
das, worauf es gerichtet ist, angegeben ist. Auch Sta-
dium currere u. a. schtinen mit Unrecht hierher gezogen
zu sein.
Dass die Bemerknngen über das Verbnm etwas frag-
mentarisch sind, wurde schon oben bemerkt. In den
Fällen, wo im Latein, der Indicaliv steht, während das
Französ. einen anderen Modus hat, wird nicht auf den
Unterschied von possnm und poteram und den Grund die-
ses Gebrauchs aufmerksam gemacht. Auch konnte quis-
quis und quicuiiquo erwähnt werden. §. 399. handelt
vom Conjuuctiv in unabhängigen Sätzen, und Hr. B. er-
kennt diesen mit Recht an, ohne Ellipsen zu statuiren ;
dass er aber in allen diesen Fällen einen Zweifel ent-
halte, lässt sich wohl ebenso wenig behaupten, als es zu
billigen ist, dass der Conj. wie in der franz. Grammatik
mit dem Imperativ vermischt wird. Für die natürliche
Stelle des Conj. erklärt Hr. B. den Nebensatz, aber g. 43,
wo dieses aufgestellt wird, ist nur von einem geringen
Theil der Nebensätze, denen nämlich, die von Willens-
thätigkeiten abhängen, die Rede, die übrigen Fälle wer-
den nicht berücksichtigt. Eben so erkennt der Verf. oft
den Grund des Conjunctivs darin, dass er von einem Ne-
bensatze abhänge, in dem schon der Conjunctiv statthabe,
s. g. 484. 487, 3. 491. 493. 4')ß. u. s. w., ohne sich
bestimmter über dieses Verhältniss zn erklären. Ucber-
haupt hat Ilr. B. g. 399- nur den ersten Theil der g. 43«
gegebenen Regel: Tindicatif est donc le mode des faits
reels ou snpposcs tels , et des propositions priucipales. Le
subjonctif est le modo des faits incertains et des propo-
sitions subordonnees beschränkt und erläutert; eine ge-
nauere Begränznng des zweiten vermisst man, wie die
Angabe, wie zwei verschiedene Principe, das der Rea-
lität und Ungewissheit (dio beide näher zu bestimmen
waren, um das Wesen des Modus zu erläutern) und das
der Abhängigkeit und Unabhängigkeit der Sätze bei dem
Gebrauch des Indicatir und Conjunctiv zusammenwirken
33
34
«.finoen. — Der Infinii. historicus, dessen Gebiet durch
die Worte §. 40'2. souvent, dans iiiie narralion vive et
rapide , oii empluie le prcseiit de i'iniinitif etc. nicht ge-
nug bestimmt wird, soll durch ein zu sopplirendrs Ver-
buDi regiert werden. — Nicht genau ist, was §. 407«
über mcmini gesagt ist: niais s'il est question d'un fait,
que n'ait pu roir relui, qui s'eu souvient — le parfait
de l'infinitif est necessaire, da zuweilen auch das, was
der Redende selbst gcthan hat, im Prät. des Inf. steht,
8. C. S. Ros. 42, 1J2. cf. p. Doj. M, 38- Att. Iti, (i, 4.
in Pis. 36) 87. u. a. Ebenso ist es nicht genau, wenn
§. 408, nachdem Beispiele des Particips nach ridere,
audire angegeben sind, hinzugefügt wird: mais si voir
ne signifie pas autre chose que »avoir — on se servira
de l'infinitif, als ob nicht oft genug auch bei der sinn-
lichen Bedeutung von ridere dieser «tatthabe, s. Ter. Ad.
3t 3, 7. Syrum video iro cf. Hec. 'i, 2, 17. 4, 3, 16.
Bentl. ad Andr. 2, 2, 31. Lucr. 1, 703. 3, 52 j. llor.
Sat. 1, 8, 35. C. Vcrr. 4, 8, 18- u. a. w. Im Folgen-
den ist mit Unrecht das Supinuni «lurch das Participium
vom Gerundium getrennt. Die Behandlung des Partirips
ist besonders darauf gerichtet, anzugeben, wie das lia-
teinisrhe im Französischen, und das Frau2üsiscbo im La-
teinischen wieder zu geben ist.
In der Lehre von den Präpositionen ist mit Auswahl
das Nothwendige zusammengestellt; dagegen ist es wohl
kaum zu billigen, dass in der ßebandlung der Negatio-
nen, die, welche bloss «las Prädicat oder einen anderen
Satztheil berühren , mit denen, »eiche zugleich die Func-
tion von Conjunctioiien übernommen haben, verbunden
werden, da diese erst in der Lehre von dem untergeord-
neten Satze vcrstfindlich werden künuen , und, wie schon
bemerkt wurde, die Trennung <lciselben von ut die Ueber-
sichtlicbkeit erschwert. Die Behandlung von quin I.'lsst
Einiges zu wünschen übrig, da weder angegeben ist, wo
auch der Infinitiv stehen kann, noch non quin crwäbnt,
noch die verschiedenen Bedeutungen von non ilubitare
geschieden sind. Es folgt die Lehre von den FragsStzen,
in welchen die directen und inilirccten verbunden wer-
den. Ob 7ium statt utrutn in den letzteren bei folgendem
an sich finde, ist wenigstens zweifelhaft, s. Madvigii de
loris quibnsdam gram. lat. admonitioues et obserratiunes
p. 18.
Obgleich Hr. B. die Sjlfze in coordinirte und subor-
dinirto tlieilt, so liat doch dieses auf die Darafellung des
zusaniniengesefzten Satzes keinen Einfluss, da hier nur
die Conjuiictioneu behaudvlt vi erden. L'iiter den coordi-
nirenden u erden noch non soluin — sed eliaui nachge-
tragen; non modo — seil ist übergangen. Nicht mit Recht
scheint cum -tum, tain-quani, ut-ita hierlier gezogen,
die schon ilnrch iliro Form sich als siiliordinireiide ilar-
stelleu. Lnter den unterordnenden int von quasi, perinde
ac si , etianisi , ctsi; qiianivi» , licet, quainquani; cum, ut
(obgleiclij ; dum, duinmodo , modo ; qiiod , quia , quuniam ;
dum, donec, <juoad; anlequam, priusqiiam; pnstquam ;
cum, ut die Heile. Kiiieii ürniid dieser Anordnung zu
entdecken, möchte srliwer sein. Die Heliandlung im
Kinzelnen ist z» eckniSssi^ uriil einfach. Bisweilen könnte
eine Bestimmung scJiärfer oiler eine Eigenthümliclikcit
noch bemerkt sein. So 'rpriiigt nicht, wenn der Verf.
g. 486. Rem. sagt: etianisi est plus sourent constroii
avec le subjonctif qu'avec l'indicatif. La raisou en est,
qu'il marquo le doute et la supposition avec plus de force
qu'etsi et tametsi , da leicht der in efiam liegende Grund
angedeutet werden konnte. Ferner §. 487. Rem. I.
quamquam n'est souvcnt qu'une simple trausition que Ton
traduit par tontefois , mais, du reste, wo gleichfalls die
Erklärung fehlt. Wenn cum und ut in der Bedeutung
obgleich so aus dem übrigen Gebrauch dieser Conjunc-
tionen herausgerissen wird , wie es §. 4S<?. geschieht,
kann der Schüler niclit einsehen, wie sie zu dieser Be-
deutung gekommen sind. Dasselbe gilt von dum in dem
Sinne von pourvu que- In Rücksicht auf das temporale
dum ist die häufige ^'^erbindung mit dem Präsens nicht
berührt. Bei donec in der Bedeutung so lange 6ii wird
§. 4y4. rem. 1. bemerkt, dass auch das Perf. ind. sich
finde; als ob dieses nicht auch bei dum statthatte; und
mit beiden auch das Praes. ind. verbunden würde, s.
Hand Tursell. II, p. 29(). 320 ff. §. 495. ist nicht ge-
nug bestimmt, welche tempora und modi nach anlequam
und priusquam eintreten, und mit Unrecht behauptet,
dass das luiperf. indic. nie sich bei denselben finde,
g. Fabri zu Liv. 24, 30, 1. 4. ib. 48, 1. Ueber post-
quam lieisst es: les conjoncfions postquam ubi, ut —
prennent Tindicatif, et se joignent surtout aux temps de
l'action accomplie; doch wird das Imperf. eingeräumt;
aber das Präsens übergangen, so wie, dass auch ausser
der orat. obl. der Conjunctiv eintreten könne, s. C. Man. 4.
Cluenf. 64. V'err. 4, 66, 14!) (Klotz). In Rücksicht auf
cum, wo das Causale dem Temporalen vorangestellt ist,
sind <lie verschiedenen Bedeutungen nicht genug geson-
dert, namentlich cum mit dem Indicat. in Sätzen wie
gratnlor tibi, cum voles übergangen, g. Stürenburg zu
Cic. p. Arrh. p. 9;l. Äladvig C. de Fin. p. 25. 716- Her-
zog zu Sali. Jug. 102, 5. §. 508. wird von der oratio
obliqua gehandelt; die Ilaupfregel : dans le style indirect
le vcrbe, qui exprime ce qu'un autre a dit, se met ä
l'infinitif avec l'accns. ; et tous les verbes subordonnes ä
celui • \k ee mettent au subjonctif ist nicht passend aus-
gedrückt, da ja der Redende auch die untergeordneten
Satze spricht; und die Hauptsätze, die einen AVillen aus-
drücken, gleiclifalls im Cunjnncliv stehen. S. 340 — 346
wird eine bedeutende Zahl von Gnllicisuien angeführt und
gelehrt, wie sie im Latein, zu übersetzen sintl.
Noch glaubt Ref. zwei Dinge erwähnen zu müssen,
die dem praktischen Zwecke des Werks niclit angemessen
zu sein scheinen. 1) Hat Hr. B. nur wenige Beispiele
zu den einzelnen Regeln hinzugefügt und überdiess diese
alle übersetzt. Dadurch wird dem Schüler die Gelegen-
heit entzogen, die Anwendung der Regel unter verschie-
denen Verhältnissen kennen zu lernen, und sie sich fester
einzuprägen, und die beigegebene Uebersetzung wird eher
dazu dienen, ilie Aufmerksamkeit zu schȊcheii, als sie
rege zu halten. 2) Hat der \'eif. zuweilen nur einen
kleinen Theil der Wörter aufgezählt, auf die sich eine
Regel bezieht, s. §. 241. 327. 33S. u. a. , so dass der
S<-hüler über die nicht erwähnten in Ungewissheit bleibt,
und leicht in Irrthümer gerathen kann.
Eisenach. '^. Weiisenborn'
t'iiiiruistalzet'uiii
:\o 36
3) Prolic einer nriicn l.'i'li(>rsc(ziiiig des Horaz nclist gnsdiä dort eine VVoliiiiiiij; !(''£'''"'•'» ''"''' ''"i ja ""s et
einer lii<);;raiiliisilieii -Skizze des üiditeis, loii /. aHera libcrali(a(e lornplefaii». üocli statt nutzlosen Grii-
S. Stradlmann, Curedor der Schule. Flensburg ^'Y'^'' na.I.juKeho«, hatte man besser gelhan , genauer
183U.
nf die Art nnil Weise zu »i htcii , nie der Dichter sei-
nes Sabinerlandjfutes ({edenkt. Geivohnlirli , und so anrit
Diese Sehrift, h eiche zn<jleicli Eiulanungsselirift der }lr. Str., stellt man die -Sache so dar, als habe Iloraz
Flcn-Ipurf^er (»drlirtensclinle ist, enih.'llt 1) eine Leber- abtvechsclnd auf diesem (inte oder in Tibur, auch in
«ctzuiij; des zweiten IJuclies iler llorakischen üdon . von I'r/inrste und Tarent pelebt, als «;ireu diess die reizend-
«ehlier lief, mit Zuversicht behau|)teii zu können glaubt, sten Puncte seines schünen A'aterlandes fiir ilin gewesen,
dieselbe .si-i nicht bloss treu, sondern strebe auch mit Allerdings seilt er einmal (C 3, 4, 21 — 4.) die genann-
Glück darnach, die Pllichten, «elclio der Uebersetzcr ten Orte zusammen: ,,Vester in arduos Toller Sabiiins,
gesen ilie Hlutlersjirai he hat, zu erfüllen und ernrangele seil mihi frigiduui Praeneste seu Tibur supinuni seu liqui-
keinesweges der Innigkeit und des poetischen Schwunges. dae placuere Baiae." Aber abgesehen daKiii , dass auch
Ob die poetische Biccnz , weh he Hr. Str. in dem Vor- hier Sabinum kein so lobendes Prädicat als Praeneste
»orte zu vcrtheiilig»n sucht, nach welcher er z. B. An- und Gaiae, selbst nicht wie Tibur, erhalt, so stellt au
tium u. a. z»i'is>lbig gebraucht, allgemeinen Beifall haben allen übrigen Orten, wo dasselbp erwähnt wird, der Dich-
«erde, l.'l>st Bit. dahingestellt ; ihm gefallt auili im Deut- ter es mehr als einen Gegenstand kleinen aber reellen
«rhen ein Lilje für Lilie nicht. Ausserdem gibt Hr. Str. Ertrages, denn naturschöiiheitlichen («enusses dar. Also
V) eine biographische Skizze des Dichters auf 24 Seiten. C. 3, I, 47: „cur valle perniutem Sabinil divitias ope-
Selien wir mit Vergnügen in Hrn. Str. einen denkenden ?osioies^'' und au allen anderen Stellen nennt er es tenuis,
und gewanilten IJebersetzer , so linden wir ihn hier als parms , pauper, rontemptus, pauciis. Diess sind die ste-
cinen grün<llich strebenden, bescheidenen Gelehrten. Doch heiideu epilheta. IMan sieht, er betrachtete dasselbe als
wissenschaftlichen Werth künne.i wir dieser Skizze nicht Mittel zu leben und so konnte es auch leicht der Fall
zngestebeii: es ist kein dunkler Puiirt, der erleuchtet, sein, dass er einen Theil des Ertrages zu Beschallung
keine Frage, die erledigt w.'lre. Drei Dinge sind es, einer Wohnung in Tibur verwandte. Diess scheint er in
auf deren Bihandlung von seiner Seite Hr. Str. selbst, spätem Jahren gethan zu haben; denn Tibur wird ansser
doch mit iler grcissten Bescheidenheit, W^erth zu legen C 1,7, 10. 2, 6, .'). nur in dem 4. B. der Carm. und
scheint: die Erklärung iler bekannten Stelle Epp. 2, 2, 51. den Briefen als Wohnort eruälint , in jenen Stellen, die
niiil znei Excurse : Das Landhaus des Horaz und die früher geschrieben sinil , als Wohnort gewünscht. Als
Quelle liandusia. In Erklärung der ersten Stelle gelangt Horaz die ti. Satirc des 2- B. schrieb, hatte er so wenig
Hr. Str. zu demselben Besultate als Kirchner, was tr als bei Publira' on der ersten Odenbücher eine Wohnung
selbst bemerkt. Dass ilieselbe die einzig richtige sei, in Tibur, mit einem Worte, er halte sie 7lichl vor 'TM.
unterliegt keinem Zweifel, und wir können uns daher Denn Wieland's iMeinung, dass zu dem Sabinergiite eine
begni'igen, noch anf Franke Fasti Horat. S. 17 ff. hin- kleine ftJeierei bei Tibur gehört habe, oder Zumpt's üm-
zuw eisen, welcher der Ivirchnerschen Erklärung noch kehriing, dass zu Tibur das eigentliche Herrenhaus ge-
ein neues nicht unn esentliches 3Ionient durch nähere wesen sei, fällt durch die obige Bemerkung schon zu
Heranziehung der v. '2{\ IX. erzählten Geschichte von einem nichte, indem Iloraz in diesem Falle ge^iiss Tiburs als
Soldaten lies Lucnllus hinzufügt. Was i]as Landlirius des eines Geschenkes von fllaecen dankbar gedacht habe, da
Honiz betriflt, so entscheidet sich Hr. Str. dafür, der er doch Sabinum so oft erwähnt. Endlieh die Quelle
Dichter spreche offenbar von zwei verschiedenen Land- Bandusia, kann Ref. nicht verhehlen, dass ihm die nian-
sitzen , im Sabinergebirge und in Tibur, doch im letzte- niclifaltigeii Hypothesen über dieselbe doch gar zu leichl-
ren habe er einft Wohnung gemiethet g. habt in einem fertig vorkommen. Ich begreife eigentlirh nicht, wie
grösseren Hause. Dass das sabiniscise Landgut mit dem mau einen Einfall des sonst treulichen Kirchner's , w ie
srcessns Tiburtiniis nicht identisch sei, ist klar; zu der der, ilass Horaz auf der Rückreise von Brundusium diese
folgenden Hypothese ist Hr. Str. durch „die ehrwürdige Quelle seiner Heimath besucht habe, für irgend gewirli-
Tradition" veranlasst, welche Trümmern eines grossen tig nehmen kann: denn schon die Worte: fies tu quoque
und prächtigen Hauses den Namen des Ilorazischen bei- nobilium funtiuni, beweisen, dass dieses Gedicht lange nacli
lege. Fea , dem wir hier wohl Autorität zugestehen 717 geschrieben ist, gewiss nicht viel vor 730. Denn
mögen, gibt auf dieselbe mit Recht nichts. \Vie der- eher kam Iloraz gewiss nicht zu einem solchen Selbst-
gleiihen Trailitionen durch Gelehrte in's Volk kommen bew usstseiii. Weiter aber lässt sich über diess Gedicht
können, zeigt unser nachbarliches Rügen; ich erinnere platterdings nichts bestimmen und wundern inuss man sich
ferner au Hispellum, welches Tradition und Steine zu billig über die maasslosen Hypothesen, welche man über
I'r<ipetz Geburlsort machten. Und ist es wohl glaublich, seine Entstehung aufgestellt hat, maasslos dcsswegen, iveil
woiin man lioraz Individualität irgend kennt, dass der sie lediglich in der subjecfiven Imagination ihren Grund
Dichter je eine solche Popularität, wie hierzu erfordert haben. Ist es z. B. nicht weit iratürlirher , wenn man
wird, erlangt oder nur gewünscht habe? Von einem denn einmal hariolari \iill, anzunehmen, Horaz sei durch
Karl d. Gr. ist diess möglich, nicht von Horaz. Dass irgend eine zufällige Begebenheit, wie etwa den Besuch
IJnraz in Tibur gern und öfter geweilt habe, ist ans eines Veniisinischen Jugendfreundes, oder durch eigene
si'inen eig.-'iien Worten klar; wie er da gewohnt habe, Erinnerung an ilen Tag gemahnt worden, »o mau in sei-
i>t »eiter nicht auszuniittoln. Vrelleiclit hatte ihm Au- uer l'aterstadt jener Quelle Bandusia ein Opfer zu brin-
■M 38
gen pflejjlc iinil liabe üo dis Gi>ilirlitclicti iiieilcrgpschrie- cplsfoiariun qiKxjuc ei ofriciurn obliilit [iit lioc ad .Mac-
üen , als ilass'iiiaii zu jener llv[io(licso loii Rirdiiier seine rcnatein scripto sijjiiificat : Ante ipne sufficiebam scribetf
Zulliirht nimmt oder gar dein armen Dirliter ztimiithet, dis epistolis amicorum ; nunc occupatisaimus et inßnnus,
CT habe die (jaelle Digeiida senliinentalerivcisn in Bau- Jloratiain nnsliitm le ciijiio nitilucerc. l unicl igitur ab
dusia uniijofaiiff! Dass al)or das (jediclit einen reab'n inlit p/irtisilica mensii ad luinc legiain, et nun in epi-
(iruiid lialie, zeijfcn die ^V(lr(o «ras «lonaberis liaedo, slolis scribendis i'«ivjij7 ')]. Ar. ne recinanti qiiidem ant
»eiche schlecht zu Orelli's Behanptunj passen , ilas Ganze snccensuit <|iiic(juani aut aniicitiam suam intjcrcre desiit.
sei ein (puviaaiui noiliity.ov. Was cndlicli Ilr. Str. Ex(ant epislolac , ex ([nibus ar^'nmuiiti j;ra(ia pauca sub-
cu Gunsten der Variante lilandusia bemerkt, ist nicht jeci : Same tibi aliquid iuris iipud me , tnnijuiim si con-
»on Bedeutung, namentlich der Wrjjleich mit der IJman- ficlor ntiln /uerin , recte eniin et nnn lentere feceris ;
derunf >on Personennamen uie Gratidia in Canidia nicht ijuoniam id usus mihi tecum esse volui, si per valetudi-
^liicklich zu nennen. Wollte man doch erst, statt Dingo nein tunm fteri possil. Kt rursus: Tui qualem habeam
Missen zu »ollen, die «ir nicht nissen können, die po- viemoriam ^ poteris ex Septimio quoque nostro audire.
sitiicn Zeugnisse über Horaz Leben einer strcnf;ern Frii- AVi/« incidil, ul illo coram ßeret u ine tui menlio. Ae-
liiiig untertverfen , lorziiglich die dem Sueton beigelegte que si tu superbus ainicitiam jiostram, sprevisti, ideo no»
vita. Dass dieselbe wenigstens an einer Stelle interpolirt quoque a.l> i^ v ^ £ Q I, (p UV O P tltV. Praeterea saepe inter
sei, steht seit Lessing fest; doch ist sie es an mehreren alios jocos putissiinuni penem et lininunciunem lepidissi-
.Stellen. Ref. will dieselbe der grösseren Anschaulich- muiu appellat unacjue et altera liberalitate donaiit. Scripta
keit wegen hierher setzen, indem er diejenigen Sätze, (juidem eins ns(jiio adeo probavit mansuraijue perpctuo
»eiche olTenbar auf richtig oder falsch gcde\iteten Anga- opiiiatus est, ut non modo Seculare carnien componen-
bcn des Dichters selbst berulieu, mit () bezeichnet, er- dum iniunxerit '), sed et ^'indelicam victoriam Tiberii
friescn falsche Angaben mit []. Drusiijnc prirignnrum: euuique coegerit propter lioc, tri-
(Q. Iloratius Flaccus , Venusinus, patre ut ipse [qui- l>us carmiiium übris ex longo interfallo quartum addere:
dem] ') tradit, libertino et exaiictiduuni coactore [ut vero P"** Sermones quoque lectos nullam sui mentionem ha-
rreditnm est, salsauientario , cum illi quidam exprobras- bifam ita sit qucslus: Irasci me tibi scito , quod non in
set in altercatione: quutiens C2;o vidi patrem tuum bra- plerisque eiusmodi scriptis mecum potissimum loquaris.
rliio se emuugentem ?J hello Phllippensi , excitus a !Si. ^" vereris ") , ne tipud posterns tibi infame sit, quod
Uruto iniperatore, tribuiius mititum ineruit; victisquc par- videiiris familiaris nobia esse? cxpressitque cclogam ,
tibus, renia impetrata, scriptum quaestoriuni roniparaiit : cuius initium est:
ac primo 3Iaecenati, mox Augnsto [jn gratiani] insinua-
tuä, non mediocrem in amborum amicitia locum tenuit.) ') sieht in die diplomatischen Quellen, aus denen es ge-
IVlaecenas quantopero eum dilcxit, satis demunstratur isto nommen ist. Endlich ist iudiciis , was nur eine Hand-
enigrammate : scrüt zu haben scheint, vullig tinverstancllich ; die Ellip
se
V ^ • •! • II j- tcnipni-iiu$ , die Buniiann imd Wolf aniielimcu, sehr hart
Äi te viscer.bus meiä, Horati, und unsewübnlich. Andere Bircher haben E .quiliis , was
Plus lam diligo, tu tuum sodalcm offenbar eine Inlerpol.itlon vom Ende der vita ist. Elo-
Ninnio lideas strigosiurem. gio ist in ungcwijlinliclicr Bedeuliing gebraucht und das
SI „ 1, . • r- r ■ 1 i 1- I > i elo^iiirn selbst s-ir sonderbar, ma" man es fih ein blosses
ed multo magis, extremis liudiciisl lali ail Augusfum , ■ ', ■ , . r • i i- i r , i i i
.." „, . \ J , " Liebeszeiclicn oiler lui- i inc wirkliche Emplelilung anselien.
elogio: Horatli l'larci, ut mci, esto mcmor. ') Augustus 4) Das Anerbieten einer Steile als Cnbinets,ecrctar ist die
erste iinverd;iclitigc und wirklich neue , d. h. nicht aus
^, r>- -1 1 ■ ^ ■ ■• den Werken iles Dichters selbst "cschöpfte Notiz. Desto
1) Diess quidem scheint zu Gunsten des sput.r interpolitlen verdacbti-er ist der lol^rnde Biief des Au.-ustus. Infirnius
ut vero ciimescIiobLU zu sein!
war Augustus immer, occnpatissimiis seit 712 eheiirills ;
2) So weit ist nichts in der vita entballon, was man nicht warum nun Horaz, wenn er diese .'Stelle annabin, nicht
aus dem Dichter beim erstcninajc herauslesen könnte. mehr zu Maeccn kommen sollte^ sieht man ebenso wenig.
Wie ungeschickt, ja falsch sind die Worte: eicitus a M. ji^ „as die parasitica mcnsa im Gegensalz zu der regia,
Bruto , als wenn dieser ihn persönlich zur Tbciinahme ein Wort, das August gewiss nie, auch gegen die Ver-
am Kriege bewogen! ücber die Fabel, als sei er scriba trautesten geliraiichte, bedeuten soll. Diese Absurdität
gewesen, s. jetzt auch Franke Easti H. S. .S2. n. In gra- bemerkte schon Riitgcrs, wir wollen nur noch hinzufii-
tiam scheint zu fehlen in den Haiulscliriften. «ei\ , dass iiivabit Lesart der Handschr. zu sein scbciiil;
3.1 Auch dieser ganze Passus ist höchst vcrdaclili!;. Erstlich Milsrlirrliclj bat ohne alle Anmetlung af/iiivabit , was
variiren die Lesarten gar sehr. Dilexit sclieinrn alle alliTiliii;;s die Lalinitat erfordert. Melircres briiisl ' icl-
Handscliriften zu haben, was durchaw.s nicht siictonisch hiciit dor tnil'liclie Wcichcrt bei in seiner nucli>trns zu
ist, daher Bauni^'arcen-Crusius ,,iubentc linguac lege" di- oiwailenden S.iiniiiluiig der Aiigiisteisclien l'ra^mente.
lexcrit in den Text setzte, ohne zu bedenken, ob denn Walirsclieiiilich ist d:.s Claiue eine ungeschickte Paraphrase
diese li'V hier gerade ihre Anwendung linde. Ecrner des fulseiidcn achten: convictor
klingen die Worte; satis etc. gar zu scliolasliscli im Tone 5) Warum wnndivn wir un» mehr über die Kalte dieses, so
der Interpolationen des Donat'is Vita Virgilii. Das Epi- wie andenr alinlicluT Gedichte., als bei neueren ProdiiC-
granim selbst, man mag nun lesen und intcrpietiren wie tionen gleicher Art? Wenn Jciuand aus M. von Si licn-
luan will, ist höchst matt und der Würde, welche Maecen kendorf, Körner, Arndt die Begeisterung des Jahres I.il3
immer behauptet zu haben scheint, sein- wenig angcmes- erkannt, wird der ohne anderweitige üeweise slanben.
sen. Uebrigcns lassl sieh ober dassilbe , wenn man nirhl dass Epiinenides Erwachen von Götbe sri ?
wie Lion Maecenat. p. 30 tr. den Wust der Kurmaun'scheu 6) Drrgleiclieu ersann kein Graminaliker , wohl »bcr djs
firrago abschreiben will, wenig sagen, ohne nähere Ein- Gegenthiil.
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Cum iot susi\neas et fnnta npj^otia soliis,
Ren Kala.i arniis (iiU-ris , innribiis oriipg,
Lrgilxis enioiiilfs : in |)iililira coiiiiiioiJa perceoi ,
Si longo serniüiic inor<T ttia (cin|>ora, Caesar.
(Iilcm Ilorafius habitii corpurig lireiis fnit atque ubpsas :
qiialis a ae ipso et in Satiris (Irscribifur et ab Augusto
bac epistola: Pertulit ad ine Dionijsius libellum tiiuiii,
quem ego , ut accusem te, qunntuluscumque est, boni
consulo. l'ereri autcm inihi videris, ne maiores libelli
tut sint quam ipse es. Sed si tibi statura deest, cor-
pusculum non deesl. Itaque licebit in sextariolo acribus:
quum circuitus voluminis tui sit üyy.ujdsoTaTog,
sicut est ventriculi tui. Ad res Venereas intemperantinr
traditur) '). [Nani specnlato cubiculo scorta dicitur ha-
buisse disposita, ut (juocuiKjnc rrspcxisset ibi ei iinago
coitus rcferreiur], (Vixit plurimum in sercssu rurig sui
Sabini aat Tiburtini: doinus(|ue ciu;s ostenditur circa Ti-
burni luculum ^)). Venerunt in uianus nieas et elcgi
sub eius titnio et epistola prosa orafione, quasi roinnien-
dantis se Alaecenafi. Scd utraque falsa putu. Nani elegi
vulgares epistola obsrura; (juo vitio inininie lenebatur.
Natus est VI Idiis Deceinbris , L. Cotta et L. Tori[iiafo
Coss. Decessit V. Kai. Decembr. C. Marcio Censorino
ci C. Asiuio Gallo Cuss. post nonuni et quinquagesimuui °)
annum, berede Augnsto palam nuncupato , quum urgente
7) An den Worten: idein I/nraliiis stii'ssrn seilen Anilcre
mit Recht an. Der angelillclic Brief des Au^u-Iru ist in
den H.indscbriflcii äusserst comiinpirt, so weit die spär-
lichen und unzureichenden Angaben bei Wolf z(i!;en.
Der Witz sen)st ist nicht bloss schaal und malt, son^lcrn
auch gezwungen und dunkel. Wie abgeschmackt, dass
der Dicliler selbst (i'uclitet, seine Bücher sricn grosser
als er seihst! August lieble spiessbiirgrrlichen Spass, doch
schwerlich solchen. Die lelzten Wolle: Ad res etc. sind
auch nicht von Sueton . sondern von Voilunfern des Pa-
stor Lange. Was gehörte dazu, solchen Ruf zu erwerhen,
wenn er nicht wie hier aus verkehrter Interpretation der
Gedichte entstand!
8) Der erste Theil dieses Satzes enthält nichts Neues ; der
zweite ist höchst vcrdäcirlig wegen des douius Albuneae
rcsonantis (Carni. 1,7, 12.), wo ebenfalls des Tihwni
lucus gedacht ist, welcher hier nach der öfter bemerkten
Sitte späterer Grammatiker in einen luculus zusainnien-
schrumpft. Auch circa f. prope kann auffallen , obwohl
Sueton allerdings etwas nachlässig in dem Gebrauche von
circa ist. S. Hand Tursell 2. S. 59.
9) Ob der Fehler 59 für 57 Verdacht zu einer Interpolation
geben könne, mag dahingestellt bleiben. Doch scheint
mehr dagegen als dafür iii spreclien. — Die übrigen 3
vitae des H. , von welchen zwei hei Milscherlich stehen,
die dritte von Kirchner in der Quaest. Horat. cdirt ist,
enthalten nichts von Bedeutung, man wüsste denn der-
gleichen Noiizen wie in der letztgenannten ,,Ovid sei
familiarissinnis des H. gewesen und durch ihn der Poesie
zugewandt worden", für irgend hedenlend ansehen. Dieselbe
ist aus dem Ovidischen Verse entstanden : l".t Icnuit nostras
numerosus Horalius aures. Aelinlich heisst es in dersel-
ben : Carminuin suorum elimalor fnit 71:arsus illc poeta
et Tibulliis. Kirchner vorniulliet mit lieeht leisus, wie
Tihull seit Qiiinlilian's Vorgange so olt gennnnt wird.
Wäre es der Mühe werth , über diese aus den Briefen an
Tihull entnommene Stelle mehr zu conjecturiren , könnte
man auch lesen : Carminiim suorum eiimator fuit Tarpa
ille (nämlich der Maecins Tarpa cf. Hör. Sat. I, 10, 38.)
et poeta Tibullus.
ri valeiudinis non sulTiccret ad obsignanilas (estamenti
tabulas. IJumatus et couditug est extremis Esquiliis iuxta
IVJaecenati« tuniuluin.
Im Wesentlichen bleibt also von der dem Sueton bei-
gelegten vita Nichts übrig, als was auch den Mittelpunkt
bildet, die Cnrrespondenz des August. Sueton hatte oline
Ztveifel wenigstens einen Theil des kaiserliehen Archivs
durchsucht und entweder in einer Schrift über die Dich-
ter (s. Isidor. Origg. g, 7.) oder in unverarbeiteten Col-
lectaneen vielfache Notizen über rümischo Dichter hia-
fcrlassen. Diese sehen wir am reinsten iu der vita Te-
rentii, schon verfälschter in der des Iloraz, am unreinsten
in jener crux interpretum, der vita Juvenalis. Hat man
aber vor dem Namen des Sueton eine heilige Sehen ,
welcher aus eben dem Grunde oder vielmehr derselben
Sitte dieser vitae beigelegt ward als der pulex deui
Ovid , die Catalecten dem Virgil u. g. w. , so sehe man
die vitae des Plinius und Luranus genauer an und frage
sich, ob dieselben in dieser Gestalt, wie wir sie jetzt
besitzen, von Sueton herrühren oder von ihm zur Publi-
cation bestimmt seiu kiinnen ?
Greifswald. Paldamua.
4) Lateinisches Lesebuch für die untersten Classen der
Gvmnasien. Von Dr. Friedrich Ellendt , Direetor
des Königlichen Gymnasiums in Eislebeu. Siebente
verbesserte Auflage. Königsberg, Gebrüder Born-
träger. 1840. VIII und -JbÖ S. S.
Das vorstehende Lesebuch des berühmten Verfassers
ist nach einem so verständigen Plane , und mit so acht
pädagogischem Takte veranstaltet worden, dass es unter
der grossen Zahl ähnlicher Bücher eine ganz vorzügliche
Stelle behauptet, und daher auch nach Verdienst eine
sehr weife Verbreitung gefunden lial. Denn «er dasselbe
jemals beim Unterrichten gebraucht hat, der wird von
der Zweckmässigkeit der darin befolgten Methode, die
aus den früheren Ausgaben hinlänglich bekannt ist, aus
eigener Erfahrung überzeugt worden sein. Die vorlie-
gende siebente Auflage hat keine wesentliche Verände-
rung erfahren, nur dass Hr. E. die Paragraphen seiner
Schulgrammatik überall beigefügt hat: ein Zusatz, der
Vielen erwünscht sein wird. Indem jetzt Ref. einige
Wiinsche hinzufügt, die sich ihm bei früherem Gebrauche
dieses Lesebuchs aufgedrängt haben, beginnt er mit dem
Vorwurfe, der iu IWager's Pädag. Revue l(S4l. Februar
diesem Buche wegen verwerflicher Lafinifät gemacht wor-
den ist. Ist auch jener Ausspruch in seiner Allgemein-
heit sehr ungerecht, und läs.st derselbe ausserdem ganz
ausser Acht, dass bei Anfängern vom color Latinus noch
gar nicht die Rede sein könne, so ist doch nicht zu
läugnen , dass hier und da einige vereinzelte Ausdrücke
oder Construetionen sich linden, die man mit bessern ans
der uiustergnitigen Prosa vertauscht sehen möchte. Fer-
ner würde Ref. im zweiten Cursus statt einiger Briefe
des Plin., die für die Jugend kein grosses Interesse gewähren,
lieber ein paar leichte Erzählungen aus Cie. aufgenommen
haben, aus Plin. dagegen am Ende des Buches jenen anzie-
henden Brief, in welchem er den Tod seines Oheim.i
geschildert hat. Zum Schluss noch einige Kleinigkeiten.
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In WOrierrerzeichnisse ist manchmal (Irr rleuisr.he Aas-
drack nicht ganz passenil gewählt, z. B. S. 184 zu dem
Satze: illi nulla inora interposita corpora tradiderunt wird
angegeben: mora, das Aufhallen. Interponere dazwischen-
legen. Besser doch: f'erzug und daznischense/sen. Eben-
daselbst: Ratio dücet, esse deiim. Dazu ratio, die Ueber-
legung statt Vernunft. Sodann sind, thoilweise aus frü-
heren Ausgaben, manche Druckfehler stehen geblieben, >vio
S. 15 ^ianius Curius st. Manlius. S. 21 fehlt hinter „stolz"
das Zeichen 3), das in die folg. Z. versetzt ist. S. 54 Hügel 3)
tumultus statt tumulus. S. HO. Z. 3. quidem statt qui-
dam. S. W'l faeisst ein Satz: et cum deus animo et
ratione dicinius nihil houiinibus dedcrit, ejus consilio
optime virimus. Hier sind die iu den früheren Ausgaben
nach consilio stehenden Worte: optime satisfaciemus, si
sapientissime meiite utimur et wohl bloss durch ein Ver-
sehen des Setzers, welches optime veranlasst hat, aus-
gefallen.
Wir wünschen diesem Buche, das seinen Nutzen für
die studircnde Jugend schon vielfach bewährt hat, noch
eine lange gesegnete Wirksamkeit.
5) Uobungsaufgabcn zum L'ebersetzen aus dem Deut-
schen in's Lateinische , für die allerersten Anfänger
zur Einübung der Formenlehre und der richtigen
Anwendung der Casus auf die einfachen Fragen,
bearbeitet von A. L. Back, Archidiakonus zu Ei-
senbcrg, früher Coiirector, dann Rector am Lyceum
daselbst. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage.
Eisenberg, Schüno'sche Buchhandlung. 1840. VIII
und 83 S. (6 «r.)
Das Büchlein kann allen denen , welche die Elemente
der lateinischen Sprache auf die alte und früherhin all-
gemein übliche Weise lehren, und dazu eine nach der
gewöhnlichen Stufenfolge veranstaltete IVIaterialiensamm-
luDg wünschen, als brauchbar empfohlen werden. Es zer-
fällt in folgende Hauptabschnitte: I. Adjectivum und Sub-
stantivum zum Decliniren durch alle Casus und Numeri.
Die Beispiele sind nach den einzelnen Declinationen ge-
ordnet, denen die Comparation der Adjectira , die Zahl-
wörter, Pronumina, und vermischte Beispiele zur Wie-
derholung des Ganzen angeschlossen werden. II. Das
Substantivum durch das Verbum sum mit einem oder
mehreren Adjectivis verbunden. III. Substantivum und
Verbum finitum. Das Ganze ist nach den vier Conjuga-
tiünen gelheilt, wobei Activnm, Passivum, Deponens und
vermischte Beispiele die besondere Reihenfolge bilden.
Nach einem specicllcn Abschnitte, welcher etwas steif
überschrieben ist: ,,Participia bald verbunden mit, bald
getrennt von dem Substantivum" folgt IV'. der Infinitivus
(zugleich mit Anwendung einiger unregelniässigen Verba).
V. Anwendung der Casus auf die gewöhnlichen einfachen
Fragen, hinter welchem Abschnitte Beispiele über die
„Setzung der Casus bei Präpositionen'^ den Schluss ma-
chen. Jeder der genannten Abtheiluiigen sind einige la-
teinische Beispiele mit deutscher Uebersetzung und ilie
betreflenden Paragraphen der beiden Bröder'schen Gram-
matiken , sowie der Zumpt'srhen Grammatik vorgesetzt
worden. Im Einzeloen sind die Beispiele im Allgemei-
nen zwecLttiässig gewählt, nur dass in der Angabu der
lateinischen Wörter IManches zu bessern ist. Z. B. S. U'.i :
opes von opa , opis, wo der Zusatz zu tilgen oder nä-
her zu bestimmen ist, damit nicht der kleine Schüler
den ungebräuchlichen Nominativ ops sich einprägt. Für
„sehr berühmt" ist fast überall (vcrgl. S. 4*^1) celeberri-
mus gebraucht statt clarissimus. Im Ganzen ist das Büch-
lein correct gedruckt, and ausser den paar angezeigten
Druckfehlern sind nur noch wenige zu bemerken , wie
S. 48 cupiditatis statt cupiditas. Was nun aber die oben
bezeichnete Anordnung des Ganzen betrifit, so wird man
freilich Veranlassung finden, in mehrfacher Beziehung
mit dem V'erfasser zu rechten, besonders wenn man die
Richtigkeit der Grundsätze erwägt, welche der treäliche
Otto Schulz: üeber den Elementarunterricht im Latei-
nisclien etc. Berlin 1841. mit gewohnter Einsicht ent-
wickelt hat. Doch wie vielfach diess auch geschehen
mag, als DIaterialiensammlung ist das Büchlein zu brau-
chen ; und wahr wird immerfnrt bleiben, was der be-
scheidene Verfasser S. VII <ler Vorrede bemerkt, womit
wir diese Anzeige bescbliessen : ,,I)er Knabe muss aus-
wendig lernen und sein Gedächtniss üben, muss zuvor
einen festen Grund legen, ehe er sein Gebäude nach
und nach aufrichten kann ; sonst wird seine Kenntnis»
unsicher und seicht, und sein Gebäude ist jedem Sturme
preisgegeben."
Gymnasial - Chronik und Miscellen.
Rinteln. Für die Schüler des hiesigen Gymnasiums,
welches an Hrn. Prof. Dr. Brauns einen ansgezeichneteo
Director hat, sind vor Kurzem neue Gesetze im Druck
erschienen, nachdem sie vom Kurfürstlichen IVIinisterium
des Innern, unter welchem unsere Gviiiiiasien unmittel-
bar stehen, unter dem l'J. Jan. 1841 die Genehmigung
erhalten hatten. Da dieselben sich durch sich selbst
empfehlen und, mutatis mutandis, auch in Schulen an-
derer Art Anwendung finden können; so theilen wir sie
hier nachstehend mit:
/. Allgemeine Beatimmungen,
§. 1. Wer in das Gymnasium aufgenommen zu wer-
den wünscht, hat sich spätestens acht Tage vor Ostern
oder Michaelis, mit einem Geburtsscheine und dem Zeug-
nisse seiner bisherigen Lehrer über Fleiss, Kenntnisse
und Betragen versehen, bei dem Director der Anstalt zu
melden. Innerhalb eines Semesters, und wenn ein Knabe
das neunte Lebensjahr noch nicht zurückgelegt hat, findet
in der Regel keine Aufnahme statt.
^. 2. Die zur Aufnahme Angemeldeten werden am
ersten Montage nach den Oster- oder Herbs'ferien in
Gegenwart sämmtlicher Lehrer nach Anordnung des Direc-
tors geprüft.
^. 3. Zur Aufnahme in die Quinta wird erfordert,
dass ein Knabe geläufig deutsch und lateinisch lesen und
schreiben, ein deutsches Dictat ohne bedeutende ortho-
graphische Felller niederschreiben, deutsch und lateinisch
decliniren und conjugiren, auch leichte Sätze aus dem
Lateinischen in's Deutsche und umgekehrt übersetzen ,
uud mit ganzen Zahlen fertig rechnen könne.
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S. 4. Joilcr Aufiffnommerip, i]«sseii AeHerii oiler >'^or-
niüiiilrr aiisH''irt« »oliiicii , liat iliirrh srlirifllirho Erklä-
ruii"' ieiirr eiiirii 8li-lli'(Tlrr(er «Icrsolbeii iiaclizii» eisen,
iliT ilic liäiisliih« Aiif'iii'lit libnr iliii ftihren sull. Er ilarf
nicht oliiii' ausdriicklltlio Oiciichiiiij;uiig des Dirprfors
«eiiio U'uliiiiiiii; hAIiIcii und niusa' nie sofort verändern,
nrnn derselbe es fiir gut findet.
(J. f). Xoa einzelnen Untcrriclitsgegenstanden findet
keine Dispensation statt, aiisgenoinnien vom llelir.'iischen
fiir die nicht Theologie Stiidirenden, un<l bei enveislichcr
Unfähigkeit eines Schülers vom Zeichnen, Singen und
Turnen. An dem Religionsunterrirlit müssen s/iiiinitliche
Schüler der |)rotestantischen Confessionen Tlieil nelimeu.
S. G. Die re>,rlin;is<igen Ferien sind: 2 AVocIien zu
Ostern nach der oUVnllicIien Prüfung, '2 oder .{Wochen
im Juli, '2 Wochen nach dem Ilerbstexamcn , 14 oder 8
Tage lu ^Veihnachten. *)
^. 7. Wer vor vollendetem Cursns das Gymnasium
>a verlassen gedenkt, hat eine schriftliche Willenserklä-
rung seiner Acltern oder ileren Stellvertreter bei dem
Director einzureichen und crh/llt, nachdem er seinen
Verpflichtungen in und ausser der Schule nachgekommen
ist und allen Lehrern seinen AI/gang persönlich angezeigt
hat, auf Verlangen ein Zcugniss.
§. 6. Wer sich der IMaturit!l<sprüfung unterwerfen
Hill, muss der Regel nach 2 Jahre in Prima gPHeseii
gpin und ein Vierteljahr vor Ostern oiler IVIicliaelis ein
schriftliches Gesuch desshalb mit einer kurzen Erzählung
seines Lebenslaufs bei dem Director einreichen **).
S. 9. Die IMaturit;i(»])rüfung wird in der durch höhere
Forschrift bestimmten AWise gehalten und einem Jeden,
welcher sich derselben unterzogen hat, ein Zeugniss über
seine Leistungen ausgefertigt. Ist ein Schüler bei der
Rlaturitätdprüfung unreif für die üniversifatsstudien be-
funden worden, so wird diess ausdrücklich in dem Zeug-
niss bemerkt.
§. 10. Wer in einer Classc 3 Jahre gesessen bat,
ohne in eine höhere Classe versetzt werden zu können,
hat, wenn er nicht durch Krankheit oder sonstige, nicht
aus ihm hefvorgchenilc Hindernisse in seinen Fortschrit-
ten verzögert worden ist, das Gymnasium zu verlassen.
§. 11. .Sollte ein Schüler das Gymmnasium verlas-
sen, um sich einer vorausgesclieneu oder schon erkann-
ten Schulstrafe zn entziehen , oder ohne dem Lehrer-
roilegium die gebührende Anzeige davon gemacht und
alle seine sonstigen Verbindlichkeiten erfüllt zu haben, so
wird diess in dem Schulprogrammc gerügt und im erstercn
Falle der Schüler als ausgewiesen betrachtet werden.
§. 12. Bei der Aufnahme hat jeder Schüler l Rthlr.
12 pGr. an die Gymnasialcasse und 8 gGr. an die Schü-
lerbibliothek und 8 gGr. bei dem Pedell zu entrichten.
") Dauern nüiiilicb die Soninicrfcrien 3 Woclien, so sind
die VVcilniaclilslerien auf 8 Tage beschrankt.
Anmerk. d. Eins.
•") Wie zweckmässig es sei, dass hierbei auf Ki'irze und ein-
fädle Ol) ji-ctivität gesellen werde, kann in einer Zeit niclit
genug .luerkiiniit «erden, wo die Iriibicife Ju-end so
gern iilier Diu^e aluiitlieili , die sie kaum mehr als dem
Namen nach kennt. Daher billigen wir auch keineswegs
die hier und da iiMicIien ausfiiluliclien cuiiicula vitae
adoLescentiom in:bcrbii>m.
§. 13. Das viertelj.'ihrig zu entrichtende Schulgeld
betragt für Prima 3 lltlilr. ;
für Secunda 2 Rthlr 12 gGr.;
für Tertia 2 Rthlr. ;
für Quarta | Thlr. 12 gGr.;
für (iuinta 1 Thlr. 12 gGr.;
ferne» für diu erste Realclasse 3 Thlr.;
für die zweite Realclasse 2 Thlr. 12 gGr.
Die Eincassiruiig des Schulgeldes, tvelclics eingepackt,
versiegelt und mit detn volistciiidigen Namen des Uezah-
lenden und seiner Classe versehen sein muss, lindet regel-
mässig 'in der IMitte des zweiten 3Ionats des laufenden
"^'ierfeljalirs statt. Wer das Gyninasium vor Ablauf eines
l'ierteljahrs vcrlässt, hat das Schulgeld pro rata zn ent-
rirhten.
^. 14. Gesuche um Erlass des Schulgeldes sind, mit
Gründen belegt, bei der Verwaltuugscommission des Gyni-
nasiuiiis einzureichen. Der Erlass erstreckt sich jedes-
mal nur auf ein Vierteljahr.
g. 15. Ausser dem Schulgelde hat jeder Schüler
vierteljährlich 4 »'»•"., welche dem Schulgehle beizufügen
sind, für Reinigung der Schulzimmer, Anschaffung von
Tinte 11. 8. »V., und jährlich 4 gGr. , welcher Betrag im
Anfang jedes Jahres und von neu Eintretenden für daa
laufende Jahr ganz zu bezahlen ist, an die Schülerbibtio-
thek zu entrichten. Yoa einem mit Carcer bestraften
Schüler erhält der Pedell 6 gGr.
§. 16- Die Schüler dürfen zu keinerlei Zweck ohne
Vorwissen des Directors Geldsammlungea unter sich ver-
anstalten.
II. Besondere Bettimmungen.
A. Vom Verhalten der Schüler in der Schule.
§. 17. Gegen die Lehrer sollen die Schüler, wie
Kinder gegen ihre Aeltern , jederzeit ehrerbietig, unbe-
dingt gehorsam und wahrhaftig sein.
§. 18. Unter einander sollen die Schüler verträglich
sein und sich freundlieh begegnen. Bei gleicJi wohl ein-
tretenden Uneinigkeiten ist jede Selbsthüifc verboten.
§. 19. Die Schüler haben sich, mit den erforder-
lichen Büchern, Schreibmaterialien u. s. w. versehen,
pünktlich im Gymnasium einzufinden, sich sofort in ihr
Classenzimmer auf den ihnen bestimmten Platz zu be-
geben und dort ruhig die Ankunft des Lehrers abzuwar-
ten. Wenn <lerselbe in die Classe eintritt oder nadi be-
endigter Stunde dieselbe rerlässt, so sollen sie ihm durch
Aufstehen ihre Achtung bezeigen. [Darf diess nicht auch
verbeten werden? ftl. F.]
§. 20. Unnüthige Ding« mitzubringen, oder Bücher,
Schreibzeug u. s. w. nach beendigtem Unterricht in der
Schule liegen zu lassen, ist untersagt.
§.21. Während der Lchrstunden muss der Schüler
mit steter und voller Aufmerksamkeit dem Unterricht
folgen, sich aller Nebenbeschäftigungen, sowie des Zu-
flüstcrns und jeder anderen Art von Störung enthalten
und die an ihn gerichteten Fragen stehend beantworten.
Hat er etwas anzuzeigen oder zu fragen, so soll er durch
Aufstehen oder Aufheben der Hand ein Zeichen geben
und erwarten, bis der Lehrer sich zu ihm wendet.
g. 22. Jedem Schüler wird Reinlichkeit zur P/Iicht
gemacht, nicht nur in seinen Kleidern und Dürhero,
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sondern aiicli liinsirlitlirli ilcr LehrziniiiuT, Ti§i-Iip, Bänke
u. s. w. Für jeilrn an ilrii IMoliilicn oder IinuioLilicn lies
Gjmnasinnis vorursarliten Scliaden liaftrt ilcr Tliätcr,
odpr, wenn dieser nicht zu ermitteln ist, die lietrcd'ende
Classc.
§. 23. Der Primus jeder Classe ist verpflichtet, wäh-
rend der AliM i'senheit der Lehrer für die Anfrcilitlialtung
der Ruhe und Ordnung zu sorgen, seine IMitschüler im
Falle ungeziemenden Betragens zu «amen, und wofern
diess niclit hilft, oder das Vergelien von grösserer Wich-
tigkeit ist, Anzeige davon zu machen. Auch hat er das
Classenbacli zu verwahren, die nöthigen Bemerkungen in
dassellie einzutragen, das Diipllcat anzufertigen und die
Aufsicht ülicr das Invenfarinni der Classe zu fiihren. In
der Ausübung ilieses Ehrenamtes wird er Pilichtlreue und
Wahrheit und gegen seine flJilschülcr Unparteilichkeit und
Bescheidenheit beweisen.
^. 24. Jeder Schüler hat den Erinnerungen des Pri-
mus zu folgen und darf an demselben wegen gemachter
Anzeige auf keine Weise Rache üben.
!§. 2j. Ebenso ist jeder Schüler verbunden, den Auf-
forderungen des Pedellen zur Ruhe nnd Ordnung ohne
Widerrede Folge zu leisten.
§. 'Jli. Ausser der Freiviertelstunde um 10 Uhr darf
kein Schüler, weder zwischen den Stunden, noch wah-
rend derselben , ohne ICrlaubniss des Lehrers die Classe
verlassen.
§. 27. Wird ein Schüler durch Krankheit verhin-
dert, <lie Schule zu besuchen, so muss diess t'or /^«/V/ng;
der Lehrstniulen durch Einsendung eines von den Aeltern
oder deren Stellvertreter unterzeichneten Entschnldigungs-
scheins angezeigt werden; die verspätete Einsendung eines
solchen Entschuldigungsscheins bedarf einer besonderen
Rechtfertigung. Dauert die Krankheit langer, als einen
Tag, so hat der Schüler bei seiner Rückkehr in die
Schule gleichfalls durch einen Schein von seinen Aeltern
oder deren Stellvertreter nachzuweisen, dass er bis da-
hin am Schulbesuch durch Krankheit verhindert gewe-
sen sei,
§. 28. Auswärtige Schüler haben bei längeren oder
häufiger wiederkehrenden Krankheiten auf Verlangen des
Directors und Ordinarius einen Arzt zu Ratlie zu ziehen.
§. 29. Wer die Lehr.-tunden wegen Krankheit ver-
säumt hat, darf an demselben Tage ohne besondere Er-
laubniss des Ordinarius nicht ausgehen.
^. 30. Wenn ein anderer G'rnnd als Krankheit für
längere oder kürzere Zeit eine ^'ersäumniss der Schule
iiülliig macht, so ist hierzu die schriftliche Erlaubniss
des Ordinarius sowie des Directors erforderlich. Die-
selbe kann aber in der Regel nur dann ertheilt werden,
wenn der Schüler die Kotli» emligkeit der Schutversänm-
ni:.ä durch eine schriftliche Willenserklärung seiner Ael-
tern oder deren Stellvertreter nachzuweisen vermag.
//. Vom Verhallen der Schüler ausser der Schule.
§. 31. Der Schüler soll gewissenliaflen Fleiss auf
die Vorbereitung und Wiederholung seiner Lectionen ,
genaue Sorgfalt auf die Ausarbeitung schriftlicher Auf-
gaben, und die ihm übrige Zeit, soweit er sie nicht zur
Krholung bedarf, auf Privatarbeiteu verwenden, zu deren
zweckmässiger Einrichtung er sich den Rath seines Or-
dinarius zu erbitten hat. Das gemeinsame Anfertigen der
Schularbeiten oder iler Gebrauch schädlicher Hülfe bei
(lenselben, sei es durch Personen oder Bücher, ist ver-
boten.
§. 3'}. Zur Unterhaltung und Belehrung kann jeder
.Schüler Büclier aus der Schülerbibliothek unter der Be-
dingung erhalten, dass er sie spätestens nach 14 Tagen
zurückliefert nnd etwaigen Schaden daran ersetzt. Die
Benutzung einer Leihbibliothek, auch durch fremde Ver-
mittelung, ist untersagt.
§. 33. An dem (jfFentlichen Gottesdienste fleissigen
Atillieil zu nehmen, ist jeder Schüler vcrp(li( htet. Von
der genipinsamen Abenilmahlsfeier, welche jährlnh gegen
Knde des Somnicrsemesters stattfindet , darf sii h keiner
ohne hinreichende Gründe aussi hliessen.
§. 34. Auf der Strasse haben sich die Schüler jedes
geflissentlichen Geräusches und alles dessen, was Auf-
sehen macht, zu enthalten. Auch ist ihnen das Herum-
streifen auf den Strassen nach eingetretener Dunkelheit
verboten.
^. 30. Durch aoffallende oder gar unanständige
Tracht und jedes von den bürgerlichen Gesetzen nicht
gestaltete Abiteichen macht sich der Schüler strafbar.
g. 30. Das Tragen von Tabakspfeifen und das Rau-
chen auf den Strassen, sowie an andern oli'entliehen Or-
ten ist gänzlich untersagt. Das Rauchen zu Dause wird
nur den Schülern der beiden obereu Classen gestattet,
wenn sie die Genehmigung der Aeltern und des Arztes
nachiveiscn können.
§. 37. Die Tlieilnahme der Schüler an besonderen
Vergnügungen, als Bällen und ofTentlichen Tänzen, Schau-
spielen a. s. w. darf nur mit Erlaubniss des Directors
stattfinden. Selbst mitzuwirken bei einer theatralischen
Vorstellung, auch »renn dieselbe in geschlossener Gesell-
schaft stattfindet, ist jedem Schüler gänzlich verboten,
ebenso das Ausreiten oder Ausfahren zum Vergnügen und
die Theiliiahme an sogenannten Abschiedsschmäusen.
§. 38. Das Besuchen von Wirthshäusern und Con-
ditofeien ist den Scliülerii untersagt, es müsste denn in
Begleitung der Aeltern oder deren Stellvertreter geschehen.
^. 39. Zusammenkünfte in Privathänsern zu wissen-
schaftlichen Zwecken oder anständiger Erholung setzen
«lie Genehmigung der Aeltern oiler Lehrer voraus. Zu-
sammenkünfte anderer Art, namentlich solche, die in
1 rinkgelage ausarten konnten, sind gänzlich verboten.
§. 40. Wenn ein Schüler Tanz - oder Reitunterricht
nehmen will, so hat er dazu die Erlaubniäs des Ordina-
rius und Directors einzuholen. Schiess- und FecLlübun-
gen sind nicht gestattet.
^. 41. Das Baden und Schlittschuhlaufen ist den
auswärtigen Schülern nur dann gestattet, wenn sie schrift-
lich die Erlaubniss der Aeltern oder deren Stellvertreter
beibringen, unil auch dann immer nur für ileu laufenden
Sommer oder VI inter.
§. 42. Ohne besondere Erlaubniss des Ordinarius
darf kein auswärtiger Schüler irgend Jemand bei si<h
beherbergeu oder die Nacht io einem fremden Hause zu-
bringen.
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K. 43. JkIct ausnariige Schüler hat über die Art,
»io er (lio FeriiMi zuzubringen denkt, dem Ordinarius
Aiixeiffe zu niaihou. Auch an den schulfreien Tagen
audor den Ferien darf er ohne Zustimmung des Ordina-
rius nicht i'iber Nacht aus der Stadt abiiesrnd sein. Nach
der Rückkehr tun jeder grösseren oder kleineren Reise
liat er sich bei dem Ordinarius zu melden.
C. Discipliiiarische Bestimtnungen.
K. 4-1. Jeder Schi'iler erhfilt am Entie des Semesters
ein Bclirifliirhes Zeugniss, welches er seinen Aeltcrn oder
deren Stelliertretern zur Unterschrift vorlegen und mit
derselben versehen dem Ordinarius zurückbringen mnss.
Ausser dem genannten Termin werden nur auf besoiuleres
Verlangen Zeugnisse ausgestellt.
K. 4;'). Die Strafen, mit welchen gesetzwidrig han-
delnde Schüler belegt werden, steigern sich von der ein-
fachen Zurechtweisung nüthigenfalls bis zur öirentlichen
Ausweisung. Im Falle grober Unsittlirhkeit kann bei
den Schülern der 3 unteren Classcn nach befinden auch
körperliche Züclitigung eintreten.
S. 4(). Jeder Schüler wird auf diese Gesetze ver-
pflichtet und hat das ihm eingehändigte £xemplar der-
selben sorgfällig zu bewahren.
Dresden. Den 9- October !S4| feierte der hoch-
verdiente Rector unserer Kreuzschule, Dr. Christian
Ernst August Grübel, Ritter des Königl. Sachs. Ci-
vilvcrdienstorilens, das 25jabrige Rectorjubilaum. Gebo-
ren 1 /S] zu Flcinniingen in Thüringen, wirkte er 1S07 — 1)
als Collaborator in Pforfa, bis 1811 als Conrertor am
Lvccum zu Annaberg und dann in derselben Stellung in
Görlitz. i.S14 ward er zum Conrertorate an hiesige Ivreuz-
scliule berufen und nbrrnalim nach Pauller's Tode 1816
das Reclorat. Dlit seltener Geschicklichkeit und Energie
wusste er die vielen Missbräuche, welche in der sehr
verfallenen S<liule herrschten, zu beseitigen und brachte
CS besonders durch conseqnente Handhabung einer stren-
gen Disciplin , so wie duich frische Lehrthätigkeit und
in jeiler Hczichung forderliche Directorialunisirht bald ila-
hiii , ilasa seine Schule als eines der blühendsten Gym-
nasien des Landes überall anerkannt wurde. — Den <)•
Ort. früh — denn am 10,, dem Tage seiner Einführung,
konnte ilas Fest nicht gefeiert werilen — begrüssten ihn
im festlich geschmückten Schulauditorio von s/inimtlicheii
anwesenden Collegen unil .Sdiülern in Gegeiiivart der
stadtischen Behiirde zuerst die Cliorschüler mit einer von
Collaborator Falbauer gedichteten und von IMnsikdirector
Otto coniponirlen Cantate. Maclideni hierauf der Con-
rector Dr. Wagner den Glückwunsch der Collegen in
einer lateinischen Ode ausgesprochen , welche nebst Dr.
Sillig's kritischer Abhandlung über einigi- Stellen des
dialogus d. oratoribus und den Dedicationen von 3 künf-
tig erscheinenden Werken den Collegen Dr. tii. Hiiltcher,
Dr. KDcIiIv und Dr. Grässe als Festprogramm ausgege-
ben Hurde, trugen mehrere Primaner griechische, latei-
nische nnil deiifsi he Gedichte tor, wobei sehr sinnreich
ausgewählte Geschenke der Schüler überreicht wurden.
Den mittag brachte der Jubilar mit seiner Familie uinl
seinen Collegen hei einem Festmahle unter heitern Scher-
zen, Toast- und Liederklang zu. Abends aber hielten
die obern Schüler ihrem würdigen Lehrer zu Ehren ei-
nen glänzenden Fackelzug. Auch viele ehemalige Schü-
ler GrObel's hatten ihn mit Gedichten und Geschenken
beglückwünscht. — Uebrigens erhielt der Jubilar von der
philos. Facultät der Universität Leipzig honoris causa da»
Doctordiplom und ward zum Alltglied der Grossb. Sachs,
lateinischen Gesollschaft in Jena ernannt.
Ansbach in Alittelfranken Bajerns. Wiederherstellung
des A/umneums und Erüllnung desselben am 21. Ort. 1841.
Das im Jahre 1737 durch den Markgrafen Wilhelm Fried-
rich dahier errichtete Gymnasium illustre war mit einem
Alumneum verbunden, das unter preussischer Regierung
trotz seiner vielfach wahrgenommenen Fehler und Mängel
gleichwohl fortbestand und erst, als Ansbach an die Krone
Baierns überging, in ziemlich rascher Weise im J. 1S07
aufgelöst wurde, wovon eine Folge war, dass die für die
Erhaltung des Alumneums bisher verwendeten Gelder an
würdige und bedürftige Schüler der Anstalt unter dem
Titel Stipendien in jährlichen Raten zu 7.j H-» lO'J ü. ,
ja 145 fl. vertheilt wurden, was eine Summe von circa
.0S4() fl. ausmachte. Die auswärtigen , die Anstalt be-
suchenden Schüler mussfen von da an bei Familien in iler
Stadt Unterkunft suchen, und da an solchen, denen man
in jeder Beziehung junge Leute mit vollem Vertrauen
übergeben konnte, allezeit Mangel war, so stellte sich
schon sehr bald nach Aufhebung des Alumnats das Be-
dürfoiss einer wohl eingerichteten Anstalt zur Unterbringung
auswärtiger Gymnasiasten sehr dringend wieder heraus.
Die Königl. Staatsregierung, von den Schulreferenteu darauf
aufmerksam gemacht, legte auch den Plan zur Wieder-
errichtung der Alumnate Sr. Maj. vor, allein, obgleich
.Allerhöchst derselbe seine Zustimmung ertheilte , so ver-
gingen ilorh eine lange Reihe von Jahren, bis es wirklich
zur Ausführung kam. S. Maj. König Ludtiig befahl endlich
mit Beginn dieses Jahres nach Beseitigung aller bisher vor-
gebrachten llinderni^ise die alsbaldige Wiederherstellung
bis zum Beginn des Studienjahres !,S4! — 32. I" Folge
ilessen mussten die Professoren der Anstalt ihre bisher in
dem Gymnasiuinsgebäude innehalienden Wohnungen gegen
Miethsentschädigung verlassen, und diese Räumlichkeiten
wurden zu Sclil.if-, Arbeits- und nnil Spcisesiilen, sowie zu Woli-
nungcn des Rectors und der Inspcctoien einjjciichlet , menhiirt
und den Bedürfnissen der Gegenwart entsprecliond so licrgestcllt,
dass die Zöglinge sich nur beliaglicli djrin riihlen können. Je
1'^ — lü junge Leute sclilafcn mit einem Inspectur in einem Saal,
und elienso viele arbeiten aocli znsanimen. S. Maj. bat vorerst
die Anzahl der Aufzuncbniendcn mit 40 bestimmt, von denen
1.5 ganz, 5 zu 2 Diiltlicil und 4 zu 1 Dritibcil frei, die andern
Kdstganger zu 150 fl. jalulicli sind.. Heute fand die feierliche
Eröiriinng durch den K. Ilegietungsralh Freilienn v. d. Heydte
statt. Nach einer Ouvertüre erfolgte die Rede der K Commissärs,
an uciclie sicli die des Rectors anscbloss, worauf ein Clioral
folgte und dann die Vcilesnng der Hausordnung etc. Das
Ganje scbloss ein Mcinnerchor. Fiir ilen Augenblick sind 30
Alumnen eingetreten, welclie den 4 oberen Cl.isscn angehören.
Rector des Alnrnneiims Ist ilcr (iyninasialrector Dr. Eis p er g er ;
Inspectoren sind der l.eliramtscandiilat H a r l w i cli ans Baireutb
und der Pfarramtscandidat Wiesinger aus Nürnberg.
Gymnasial-Zeitung.
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Alterthumswissenschalt.
Februar 1S49.
t)i Bibliotheca Graeca. Xeiiophontis Operum Vol. II.
3Ieinurabilia Soiratis. Reccnsnit et cominentariis
instruxit Dr. R. Kuhner.
Auch anter Hern Titel :
Xenophontis de Socrate Conimentarii. Recognorit et
explanavit Raphael Kuhner, ph. Dr. cfc. Gothae,
MÜCCCXLI. Sumptibns Fridericae Hennings. (Lon-
diui apud Black et Armstrong.) IV a. 519 S. ü.
Zweiter Artikel.
Nachdam Unterzeicbnetem nun auch lib. III. und IV.
dieser bereits im Augustheft von 1841 angezeigten Aus-
gabe rou Xenophon's Apoiunenioneutnata nebst der prae-
fatio , einigen fjxcurscn und den Indices zugekommen sind,
liegt es ihm ob, obige Reccusiou in Bezug anf den jetzt
vorliegenden zweiten Theil, »renn auch nur mit Weni-
gem , zu ergänzen.
In der kurzen praofatio spricht sich Hr. K. über die
Einriclitung seiner Ausgabe aus, die wir schon kennen
gelernt haben. Er beiiauert, dass es ihm nicht möglich
gewesen, selbst Codices zu vergleichen; docli versichert
er, den kritischen Apparat, wie ihn Bornemann liefere,
gewissenhaft geprüft^ und bei der Gestaltung des Textes,
dessen Grundlage der Bornemann'sche sei, durchaus zu
Ratlie gezogen und selbständig benutzt zu haben. AVir
erfahren ferner, dass Hr. K., von den Herrn Redacteu-
rea der Uibl. Gr. dazu aufgefordert, die Bearbeitung der
Aponin. bereits im Jahre IS.'JÖ begonnen habe , dass sie
aber jetzt erst darum erscheine, weil er sich vorher eine
genaue Kenntniss des Xenophouteischen Sprachgebrauchs
verschaffen zu müssen geglaubt habe. AVie selir Letzte-
res dem llrn. Herausg. gelungen ist, ist bereits aus dem
in der früheren Anzeige IMitgethcilten klar geworden,
und diess musste seinem Strelien , so oft als möglich das
am meisten und am besstcn Beglaubigte wiederherzustellen,
oder, wenn es von andern verdächtigt war, zu verthei-
«ligen, einen um so glücklicheren Erfolg sichern, als
gerade Xenophon in der Syntax (mehr noch , als in der
Etymologie) so seiir viel Eigenthümliches hat, »as zum
grossen Theile in der Einfachheit seiner Auffassung und
in der KunstlosigUcit und Leichtigkeit seiner Darstellung,
«iie nicht selten an Nachlässigkeit gränzt, seinen Grund
hat. Dass man hierin nicht zu »eit gehe, und dem
Oymnasialzeiiun^.
Auctor nicht znmuthe, was seiner irgendwie unwürdig ist,
dazu gehört freilich, ausser der speciellen Vertrautheit
mit dem usus des Schriftstellers, nothwendig ein richtiger
Tact im Allgemeinen für Grammatisches, und ein feine«
Sprachgefühl. Beides hat Hr. K. sehr deutlich bewährt.
Auch im III. und IV. Buche hat er an sehr vielen Stel-
len die alte gut verbürgte , und erst von den Neueren
mit unrecht verdrängte Lesart zurückgerufen, oft anch
hat er Angezweifeltes durch richtige grammatische oder
sachliche Erklärung gegen jeden Acnderungsversuch sicher
gestellt. Indem Ref., um diese Aussage zu belegen,
auch hier auf einige Stellen aufmerksam macht, die ihm
der Erwähnung besonders werth scheinen , wird sich zu-
gleich Gelegenheit finden, hier und da das Eine oder
das Andere ergänzend oder berichtigend hinzuzufügen :
III, 3, 6. iv oioiffireo ol izoXefxiot yiyvovrai] yi-
yvovTCCl ist apparent (adveniunt). Daher Sauppe zu Hip-
parch. I, 5. nicht mdhEfloi hätte verlangen sollen. Für
ylyvEodui in dieser Bedeutung hatten ein paar Stellen
angeführt werden sollen , an denen es ebenso wie hi»r
mit tP verbunden wird: Cyr. VIII, 5, 28. 'Og ö' onr^wv
jyfvfro ev ßlridoiq. Anab. IV, 3, 29- og dv llQVJTOC,
gv Tuj neQav yevr]Tai.
III, 4, II. TiaQu'iq erklärt sich sehr leicht durch
ein zu supplircndes Ktkuv. TCaoitji, was Bornem. und
Sauppe aus Voss. I. und Paris. G. entnommen haben, ist
gewiss nur eine Emendation.
Ebendas. ovi ijxtora de rovrvjv] Dass xovviav nicht
von dizaQdny.Evoi, sondern von fj/.lOTa abhängt, bemerkt
Hr. K. richtig, sowie auch Sauppe. Doch ist die Inter-
pretation: et, qnod harum rerum, quas commemoravi,
longe maximum ac gravissimum est, si imparatus sit, nicht
genau, da doch ovx i'jMOva eng zu cpf/M^iTat gehört.
Besser erklärt sich toi'ivjv so: et accuratiorem etiam,
quam his rebus, curam adhibebit, ne pruelium commit-
tat imparatus.
III, 5, 23. y.cu säv IL TotovTov aio9ij aeavrav
in) Slöcira]. Hr. K. erklärt ju) sehr richtig, und auch
OUVTüi', indem er sagt, es stehe für y.ai iäv Tl ro/uv-
Tuv aio9rj iti) eldoj;, wofür aber jene Siructur mit 0£-
avTOI^ angewendet sei wegen des Gegensatzes mit TOl'i
kniOtaMtVOVC. Die Stelle, die Sauppe anführt, um
darzulhun, //); tlöÖTa sei soviel als tanquam si nihil
scias, Soph, O. C. 1157, gehört allerdings nicht hierher.
4
51
52
III, 6j !• xci't r« uvra TcgoamroßäXoi (4V] So ha-
ben die nis.s. und edd. oder führen weni^^stens darauf hin.
Bis jetzt haben die Herausgeber alle Stephan'» xa oix£ia
mxion'Xoßakoi av beibehalten; und doch ist rn uvto.
(das was man wirklich hat, im Gegensatz zu dem, was
man iiooli nicht hat, sondern erst gewinnen will) hier gani
am Ort.
III, 9, 13. tov Ss äTToXTelvovra] Diess hat Hr. K.
mit Recht zurückgeführt. Nach Ernesti und Born, haben
die neueren edd. ciuoXTSiyaPTa , was sich nur bei Stob,
und in Paris. H. findet.
III, 10, 9. TO eiQijiia reo xa ^ihv\ Die Vulg. ist
ohne Zweifel das Richtige. Hr. K. hätte nur bemerken
flolleo, dajij ^_er zweite Theil des Satzes r«/\" bt. %£QOl
Ul] y.v}}uetv jni]odai die Structur t(,'J xa [xev im er-
ateren hervorgerufen hat. Denn »venn der zweite Theil
nicht folgte, war es allerdings einfacher und natürlicher
zu sagen: xo £i'(iijf4a x6 XU fiev. Doch konnte nicht
gesagt werden : xaXuv ys xo Ei<Qi]j.ia — tu Taig %£QOl
ftl' xiuXi'Civ XQi^a^ai. Hier war der Datif nothwenilig,
und der Gleichheit halber ist er auch in's erste Glied
gekommen.
III, 14, 1. rjo-/^vvjvxo XU ts fxi] V.otvuiv£tv\ Diese
Conjectur von Herbst ist sicher das Ursprüngliche; jeden-
falls hat sie vor der Bornemann'schen TJcrjf^L'POlJTU xe fuj
TU in diplomatischer wie in grammatischer Hinsicht den
Vorzng. Sauppe hat sich offenbar verschen, als er hier-
mit I, 2, 10. verglich, auch weist Hr. K. überzeugend
nach, wie verschieden von unserer Stelle Eur. Iph. A.
452. ist.
IV", 2, 3. TraQaay.evdaaoda/] Diess hat Hr. K. wieder-
hergestellt. Es ist unbegreiflich, wie die neueren edd.
nach Schneider alle TTaoa(ry.£i>dL,£ai^ai annehmen konn-
ten , was gar nicht geeignet ist, die vulg. zu verdrängen,
und nur in Paris. C. marg. Leunclav, und Steph. seine
Auctorität hat.
IV, 2, 6. hat Hr. K. mit Herbst und Born. neiQviv
Tai ohne /.ir; und dann y.ai ov y.ad-' eai'rüiji;. Diese
Lesart der andern /<;^i 7tc/()co^xai — , y.al y.a3 eavxoi'^
vorzuziehen, rieth vor Allem y.ui , mit dem, wie auch
Finckh zugesteht, sonst gar nichts anzufangen ist, dann
aber der Umstand, dass nicht bloss ilie Sorgfalt, die in
dem Zuraflipziehen Anderer besteht, sondern nothwendig
auch ilie selbstthätige Bemühung erwähnt werden musste.
WcDii man sich aber an tlas 7t£iqu>vtci.I stösst , weil nicht
von einem blossen Versuchen, sondern von einer eifrigen
Beschäftigung die Rede sein müsse, so verkennt man die
Bedeutung von :x£lQao9at. Dieses Verbum nämlich dient
nicht selten zu nichts weiter, als zur Umschreibung, und
man kann sagen, der Ausdruck TzeiQuivxai. vjg övi'e-
Xic^cara noteiv ist fast nur in seiner äusseren Einklei-
ilung von w; OLn'CXicFTaTa, TVoiuvaif verschieden, nicht
aber seiner Bedeutung nach. IVIan vergl. meine Anmerk.
zu Oecon. XI, 8. Sturz. Lex. Xen. v. ÜQ^eodai,
p. 42öa.
IV, 'J, 12. Mq ovv — ov öüva^tut] Diess wird sehr
richtig aus A. B. C. G. H. K. L. Stob, für düvviiiai
cutlehnt. Es konnte vorglichen werden Oecon. XIX, I.
niiig av — xo jiiv d[icfl xov cruuQov eTtiOxai^iijv , t«
fis a,(Acpi X71V (pvxeiav ovy. eniaxa[.iai; Hr. K. erwähnt
nicht, dass in der Stelle eine lei^p Anakoluthie liegt,
die sich deutlich ungefähr so wiedergeben lässt : du meinst
also nicht (uv;), sagte Euth. , ich kann nicht {ov) — ?
IV, 2, 17. hat Hr. K. ans Paris. A. C. E. H. Aid.
Steph. T«i; d&vfxiaq xov (}Toaxev/.iaTog. Seit Zeune
schrieb man mit Paris. D. und Stob, xrj^ d9vfXiag xov<;
OTQaTtvjxa^., was offenbar nur die Aenderung eines Ab-
schreibers ist. Für jenes konnte angeführt werden: Anab.
II, 5, 1. Uavoai xag imoip/ai, oder noch besser: Cy-
neg. VI, 10. x}]v öqji^v xuiv y.vvujv naveTta.
IV, 2, 19. JV« naoaXinoj^iSv] ist in B. C. D. E.
G. Stob. Aid. Junt. Alle neueren edd. geben ohne Au-
torität und Grund Tia^aksinutf^iev.
IV, 2, 23. d7roxQiv£09ai\ habe.a di? m**, Vw Hrn.
K. las man dnoy.Qivacrdac.
IV, 2, 26. wird xai vor xovg dXkovq sehr gut au»
dem Gebrauche des doppelten xai in Vergleichungssätzeii
erklärt.
IV, 2, 28. erklärt Hr. K. xai itQoTaxaadai xs und
dann xal aus einer Anakoluthie, die dem Xen. ganz be-
sonders zuzutrauen ist.
IV, 2, 31. wird mit Recht xai hinter eiTEtxa, wa»
Born, aus Paris. D. H. eingeschaltet hat, gestrichen;
ebenso xi vor fxäiJ^ov, welches von Brod. herrührt, und
nur an der Lesart xi fxakkov bei Stob, in Paris. A. und
Trine, einigen Halt hatte.
IV, 3, 13. Sehr gut und deutlich ist der hier ge-
führte Nachweis des Zusammenhangs , den die bisherigen
Herausgeber nicht recht erfasst hatten. Nur hätte noch
hervorgehoben weiden sollen, dass in den vorhergehen-
den Worten d?s Euthyil., die eben zu dieser Auseinan-
dersetzung des Sokr. die Veranlassung geben : !Soi de,
ifrj, Ui ^ujXQ. X. X. X. ein leiser Zweifel liegt, wie
es komme, ilass Sokr. allein von den Göttern so bevor-
zugt werde, dass sie ihm auch ohne Anfrage vorher an-
deuten, was er thun solle, und was nicht. Daher auch
Sokr. Rede mit öxt öe ys anfängt; denn die Partikeln
de yf. bezeichnen ja eben ein Corrigiren und Ergänzen
des Vorhergesagten. Sokr. berichtigt nämlich die Aeus-
serung des Euthyd. dahin , dass er nicht allein so bevor-
zugt sei, dass sich die Götter vielmellr einem Jeden mit-
theilen, wenn er nur nicht etwa darauf warte, dass ihm
der Gott in leibhaftiger Gestalt erscheine u. s. w.
IV, 6, 9. XU ÖS xaXöi' ixoifxev dv -reut:; dXXio<i
tiTiEtv, rj si 'iuTtv, övofiolCiti; y.aXdf rj aiZfxa, ri
OXSÜoc, X. T. X. gibt gar keinen Sinn. Daher Hr. K.
mit Recht Ernesti's Conjectur: tj haiiv , 6 övOiiaQsi
billigt. Diess ist gewiss das Ursprüngliche; denn >; und
£1 werden nicht bloss beständig mit einander verwechselt,
sondern jedes von beiden wird auch neben dem Anderen
bald weggelassen, bald hineingetragen. S. meine An-
merk. zu Oecon. III, 13.
IV, 7, 9. xov yuQ ovxui TVQoaSxovxoi — £avxov}
Ganz zu billigen ist es, dass Hr. K. nicht mit den neu-
nten edd. aus Voss. I. xop — nauotiovia aufgenommen
hat. iavxov ist darum (pleonastisch) beigefügt, weil
fxäXXov Stayiyv. so weit hinten steht; es bezieht sich
zurück auf das Suliject des Infin. evQCiv- Zu verglei-
chen war der Gebrauch, nach dem beim Comparativ aus-
ser dem Genitir (der Deutlichkeit wegen , und nameiiitr.
53
54
lic&, wo ei, so wie hier, die Worlslellbhg »eranläfsst)
noch ein n fo'g*- S. zum Oecon. II, S. Matlh. g. 45ü. not. „>.
IV, y, 1. d.ni\enti\ Diess steht in den uiss. Alle
neneren edd. haben nach Schneider duekme.
Das bisher Gesagte dient dazu, das früher ausgespro-
chene ürtheil noch »veiter zu bestätigen, uöd den Werth
der Ausgabe noch mehr an's Licht zu stellen, liii Fol-
genden sollen nun noch einige Stellen besprochen Her-
den, an denen Ref. die Kritik oder di« Erklärnng des
Hrn. K. mehr oder weniger niissbilligen uiusg , oder die
in irgend einer anderen Beziehung Anlass zu einer Aus-
stellung geben.
111, 1,3- heisst es in den V. L. : ■tovTo] Sic ed.
Par, libri Brodaci , Vat. tres , et A. B. C. E. G. —
Vulgo TUi'TOV. Man könnte moineii, Hr. K, habe tOvto
xaerst aufgenommen , während es doch alle neueren edd.
fon Wels an haben. Solche unbestimmte Angaben finden
sich sehr oft, z. B. gleich darauf bei STtli-Ukö/uevoi; und
§. 5. bei Xv^ay^ ooi u. a.
III, 1, 11. ÖTloi xae önu)^^ ist wohl falsch erklart,
da 071UI nicht: ,,(]Uo consilio" sein kann. Wenn Sauppe's
Erklärung nicht richtig ist, so ist ÜTITJ, das auch am
aieisten beglaubigt ist, doch das Ursprüngliche.
III, 3, 2. ßtkriuv äv noajou'i- nciQudovvat] Hr.
K. bezieht av nur zu Tia^ußoilvat. Besser wird es zu
Tioiijtjag Tlaoadovvai , insofern Beides einen Begriff
ausmacht, bezogen. Auch lässt sich der Satz schwerlich
so auilüsen: oül, ort, el to iTTTTlxav ßikriov Tiotij-
oeiai, rfi Troksi nuQaöoltjq äv, vielmehr so: ßikriov
av Tioifjoai y.ai {joiovrov ov) nagaöoSvai, oder:
iittiöuv ßikxiov nuiiiarjc, (toi.ovtov üv) av nuga-
Sovvat. ,
III, 3, 14. xai TovTip disvEy/.oiev] Ref. sieht
nicht ein, warum der blosse Datir nicht genügen soll.
SV TOVTio 8lSV£'/y.oiev unterscheidet sich beinahe un-
merklich von xoviui, und warum Süll es hier nicht heis-
seu können: „damit sich die Athener auch dadurch ror
den übrigen Griecheh auszeichnen?" Zu routiu (näm-
lich iTVTir/jp) stehen die folgenden Dative im Appusitions-
fcrhältuiss.
III, 4, 5. ,0V ya(j — öxvetc ksyeiv ; wo ov yuQ
nonne igitur? sein soll, deutet yuo den Grund an, war-
um sich das Verhalten des Glauco von dem Tujv cioy.ij-
rtSv uvra zof/rrt/j toiq iStvjxai ffoßsia^ai in nichts
unterscheide; es heisst: nonne cnim dubitas dicere? was
ohne l'Vagc wäre: dubiias enim dicere, du stehst ja an
zu reden. — Dasselbe gilt von IV, 5, It, wo rt yuQ
öiacpinst — ; erklärt wird: quid igitur differt? Viel-
mehr ist die riclitigc Erklärung diese: (ganz recht) denn
wodurch unterscheidet sich eiu. unmässiger Mensch von
dem unrcrniinftigsten Tliiere? d. i.: denn er unterschei-
det sich in nichts. — Ganz ebenso ist es IV, S, 4. oü
yag öoy.uj, wo Hr. K. wiederum ein nonne igitur sta-
tuirt. — Warum also fiir ydo iu der Frage eine beson-
dere Bedeutung erliiidi'H , da es sich in der herrschenden
causaleii überall so leicht erklären lässt, da ja auch alle
diese Fragen nur der äusseren Form nach Fragen sind,
ihr innerer Gehalt aber affirniirend ist? Aber Hr. K.
niOimt yug auch ausser der Frage als conclusire Par-
tikel. Zu IV, '.', (\. sagt er: Verte : Nun das ist Ja wun-
derbar. rÜQ h. 1. habet vim conclasivam. Conelusionem
facit Socr^ ex iis« quae Euthyd. fecerat. Der Zusammen-
hang der Stelle ist ganz einfach dieser: Sokr. hat auch
in dem oben in Rede stehenden Falle (den Xen. von
^. 6. an im Sinne hat), so wie froher (was in d6in
Vorhergclienden erzählt ist) geäussert, dass es ihm Oä-
begreiflich sei, wie sich die Athenischen Jünglinge rüh-
men könnten , ohne fremde Anleitung gelernt «n haben,
vor dem Volke zn reden, ein Rulim , der dort bei der
Erlernung anderer Künste, wie z. B. der Ileilkunst nicht
statthabe; denn mau müsse verwundert fragen, warnm
die, welche die Leyer spielen und Aehnliches lernen woll-
ten, sich der Anleitung Kunstverständiger bedienten, dies*
Jünglinge , die sich die um so vieles schwierigere Rede-
kunst aneignen wollten, aber nicht. — Noch einfachei*
verhält es sich III, 4, 1- niit ov ydo. Hier erklärt sieb
yao lediglich aus einer Gebährde des Nicomachus, die
bereits verrioth, dass er nicht zum Feldherrn gewählt,
und nicht mit der geschehenen Wahl zufrieden sei. —
üebrigcns sei hier bemerkt, dass Ref. später eingesehen,
dass in der Anm. des Herausg. zu I, 6, 2. über yovv
die Worte: „Particnla yovv, ex argnmentativo ye ei
restricti>o ovv composita" nicht ans Verschen geschrie-
ben sind, denn auch III, 3, '2. wird der Part, ovv re-
strictive Bedeutung zugesprochen.
III, 5, 3. n(iOT(ib7zovTai -rf] Hier bemerkt Hr. K. :
alieno loco positum est: cuius gcneris exempla non ad-
modum rara sunt, ubi enunciationis praedicatum aniece-
dit, uti h. 1. Infra IV, 2, 40. i^ljySivo ära ivöfllCsv
ei'öivac dstv y.ai i^uijöevetv, pro: a ev6/.ii^£v aldevui
ze 8. y.ai en. Da Ref. in der früheren Anzeige xn
I, 7, 3, wo Hr. K. UTl y.vßegvav T£ xaraaTa^iig ge-
schrieben hat, bemerkte: Tt könne nicht einem Snbjecte,
das zwei durch TS — y.ai verbundenen Satzgliedern ge-
meinschaftlich angehöre, beigefugt werden, während iti
unserem Falle hier wenigstens <lrm verbum, von dem
zwei Satzglieder gemeinschaftlich abhängen , ein solches
TS beigegeben wird, so soll nur darauf aufmerksam ge-
macht werden, dass nQOTQSTlOVTat hier ein Prädicat
ist, das zum zweiten Satzgliede noch einmal snpplirt
werden muss. Vollständig würde der Satz so heissen :
:') TTokkoi STraioöf^isvoi TiQOTQSnovTai TS ägcTiJi i:Tt-
fiskiiadai yaX TCQOxQsirovrai ükxqioi ysvio&ui.. So
verhält es sich auch mit IV, 2? 40; denn die Worte
dort stehen anstatt: stl]ySciO d TS ■Svöj.tiCsv Si'öivac
ösev , y.cu u ivofii(^sv snnijösvsiv 8stv.
III, 6) 7. heisst es in der Anm.: Tavva refertnr ad
totam praecedentem seutciitiam: ÜTC y.ai tovtojv rag
TtsgiZTai; dcpatgeiv öiavorj- Das muss doch wohl heis-
sen: refcrtur ad tovtv)V ruc, TTSgiiraq d(fatQtiv , denn
nur auf diese Worte bezieht sich ruvra,
111, 7, 5. yai rri ys ötfidtcji] Die Erklärung die-
ser Stelle hat den Herausgebern unbegrciflidicr Weise
viele Mühe gemacht. Dass y.ai adversative Kraft hat,
wie schon Sauppe amleutct (er sagt: Sententia loci est:
sunt quidem concioncs , in quib^s publice diceiiduin est,
sed quae ex insipienfissimis et imberiilibus huminibus
constcnt) , hebt Hr. K. mit Recht hervor. Seine Erklä-
rung aller: Et tarnen docebo , te trcum pngnare: nam
inter prudentissimos et polentissiinos homines verba faccrt
4*
55
56
Dem rcrcri», JTi<cr siuliissimos ef maxime imbccillos ve-
rcris emiögi dennoch iiirht. Sokr. sagt nicht sowohl,
«lass (ilaiico mit sich selbst im AVidersprucli stehe, als
Tielniehr , ilass er die geistige Uoschaffcnheit der grossen
Menge nicht richtig bciirtheile. Der grüsste Nachdruck
lieft in den AVorten : iv toiq äffQOVtdiäron; TS xai
tzOiVfifora'rotc, und die Erklärung der ganzen Stelle
ist folgende: (Abgesehen davon, wie weit dein Satz, dass
es dem IMcnscIicn angeboren und natürlich sei , vor der
grossen Hlcnge schüchterner zu sein, als vor einer klei-
neren Gesellschaft, richtig ist) will ich dich jetzt uber-
icugen , dass du, der du doch vor so gebildeten und
eiiitlussreichen Münnern unbefangen bist, dich scheust,
vor Leuten zu reden, die durchaus unverständig und
ohnmächtig sind (dio es also gar nicht werth sind, dass
du dich vor ihnen scheust). Diese Ueberzeugung (dass
Dämlich die '^Volksversammlung wirklich aus solchen Ele-
menten bestehe) dem Glauco beizubringen, dazu dient
das Folgende.
III, 8, 1. -nETTEiaf^evoi fidkiara TcgätTSiv ra Si-
OVTO] Zu 7TQO.TTSIV ist kein 8eiv zu suppliren. Es
heisEt: die sich bewusst sind, das Rechte zu thun.
III, S, 10. Zur Erklärung von ßi'ro? musste vor
Allem auf Oecon. III , ö- avTii) y.ol tv> o'mi) verwiesen
wenlen.
III, 9, 4. Die Lesart dXkd tov rd fjsv v.al.a te
y.at dyadd '^lyvvioy.ovTa -/^ijoSai avzoit;, y.al tov
rd aiiy/gd Eiöora eül^aßeladai, ao(f6v tb y.aX auj-
(foova iytjlVEV, die am meisten beglaubigt ist, ist ge-
wiss auch die richtigste; nur ist es nicht rathsani , mit
Hrn. K. zu ygr;oi}('l noch einmal yr/viüayoi/Ta und zu
iv'hcii'jeia&ai noch einmal iidüia zu suppliren. Die
Infinitive i^fjo^Ul und Hvloßeio^ai erklären sich am
einfachsten, wenn man sie, wie man sich genühnlich
ansdri'ickt, von einem ausgelassenen löore abhängen lässt.
Auch ist ein Vergleich mit II, 3, l4. )"; vy.vEtc, — UQ^at,
[.ITJ at'oXQog CfUVTJi nicht passend.
III, 9, 5. In den V. L. sagt Hr. K.: „Quanquam
non nego, quam maxime ofFendere »erbum TTQarTSlv (post
dvvaaiJai , quum h. 1. de deligendis honestis, et postc«
demum de faciendis honestis agalur)." Hieraus ersieht
man nicht, wie er die Worte: ovre TOiq (.ti] ETTlOTa-
ur.vovc. öl'vaodai ■jT(jUT'i:iiv versteht, da er sie auch
in dem Nachweis des Zusammenhanges in der Anmerk.
übergeht; ob er für TTpÜTTElV etwa nQOe'KEOdai erwar-
tet? Doch zeigt das gleich Folgende: diJvd y.cd EUV
lyyEiooiatp, dnagidvEiv , dass ■jrQaxxElv nicht zu ent-
behren ist. IJebrigens dürfen Wiederholungen, wie diese
hier, bei Xen. gar nicht auffallen; den SokratiscLen
Gesprächen sind sie etwas Eigenthümliches.
IH, 10, lÜ. iTTl8Eiy.vvu)v\ Schneider wollte ältod.,
was wohl vorzuziehen ist; denn die Bedeutung : ita osten-
dero , ut alter rem, quae ostenditur, accuratc inquirat et
cxaminet, liegt nicht in E71/8., ebenso wenig als die des
simpliciter ostendero in dnoö., wie es schon dio Zu-
sammensetzung mit ETil dort und «tto hier vcrrätli. Auch
beweisen die Beispiele, die zu II, I, 21- beigebracht
werden, nicht was sie beweisen sollen. Hell. VII, 1, 12.
d-h/ufiotTÜTOvi aiJTotq diiEÖely.vve jsymjgia TiaQE^ö-
f^evoi 'S* "' drtoS. die Bedeutung; nachtctisen nicht zu
rerkennen. Dagegen scheint es gezwangen, Apomn. III,
11, 1. olq Eyeivijv hiiÖEUvikiv iaivi^q oaa xaXuj.
k'^oi in ETTlS. mehr zu suclien , als ein blosses zeigen,
da doch hier von einem Auseinandersetzen und Erklären
nicht gut die Rede sein kann.
III, 13, 1. Toinö OE XvTCEi^ Hr. K. erwähnt hier
die Erklärungsversuche der Herausgeber, die alle unzu-
reichend sind; doch gibt er selbst keine Erklärung. Die
einzig richtige ist diese: Es wird fortgefahren mit ozi
ÖS — TiaQlEvv/^Eq, TOVTO as },l'7rsi, aU wenn der Satz
nicht mit FeKoiov — rö — jW)) av ogyi^EOi^ai ange-
fangen wäre, sondern mit rEKoiov , ort — oi<x o.v 6q-
yii^oto. Dass ein zweites Glied einer Satzverbindung,
ohne Rücksicht auf die Construction des crsteren , selb-
ständig nachfolgt, ist nichts Ungewöhnliches. Nach die-
ser sehr weit greifenden Beobachtung lässt sich vielleicht
auch Oecon. I, 16. nach vorhergegangenem tL (paivETUt,
onürav OQUif^iEv, das so aufiallcnde ala&avöuEda de
rechtfertigen.
III, 14, 1. Hier wird mit Eni xb Sei^tivov — TToXv
(fEQOlEV die Phrase fiioi}6v (fEQElv verglichen. Allein
an dieser Stelle ist ifEQElv nichts anderes als: afferre,
und gleich darauf CfSQOUEvvjv : sibi afferre; in der Re-
densart ^iiaduv tpEQElv ist aber (fiQElvi aufcrre, wie
z. B. Oecon. I, (>. cpiQOl — fi/Gitov (wo meine Anm.
nachzusehen ist). Passend vergleicht Sauppe Hell, IV.
öj 4. Tvjv TTJ f^dpa (pEQovruiv rd onia.
IV, 2, 7. TTEgi TaT'va TrgayiiazEvofXEvaiv] Ref. wun-
dert sich, dass auch Hr. K. nicht für raura geschrieben
hat: TUlira, wie es doch offenbar heissen muss. Zu-
erst stehen sich entgegen tcivtu und iy.Eivojv , dann
kommt ein Satz allgemeinen Inhaltes: ,,Je geringer bei
einer grosseren Anzahl solcher, die sich mit einem und
demselben beschäftigen, die Zahl derer ist, die etwa»
Tüihtiges darin leisten"; und hierauf folgt die Anwen-
dung dieses allgemeinen Satzes auf den vorliegenden Fall,
wo sich nun wiederum gegenüberstehen: TavTO. und
iy.Eivuiv.
IV, 5, 10. TigaTCOViai «i'r«] Die Anm. erklärt
ai'va durch tu fiad^Elv ti y.akuv y.. t. Ä.; es ist aber
zu erklären nur durch: y.akov ti y.ai uyaitov y. t. k.
Es sind der Ausgabe noch drei Excurse beigegeben.
Der erste handelt: (le formis yiyvouai et yivofiai, yiy-
vujO/.V) et yivtöay.u). Die Formen ohne y erklärt Hr.
K. (mit Bezug auf Eusfath. zur lliad. 468.) für dio ur-
sprünglichen, Homer und Herodut haben sie vorzugsweise.
Bei den Attikern ist nun zwar die vollere Form die vor-
herrschende, die andere aber keinesweges ganz verdrängt
worden. Letztere muss daher, wo die Codices es anra-
then, beibehalten werden. Diess gilt insbesondere vom
Xenophon , bei dem es in allen Büchern Stellen gibt,
wo entweder alle, oder die bessten Handschriften in der
Form ohne y übereinstimmen. Bei den Rednern, und
den noch späteren Auctorcn verlor sich die Form mit dem
y nach und nach ganz und gar. — Diess ist eine kurze
Inhaltsanzeige des Excurses. — Aus dem Oecon. konn-
ten noch ein paar Stellen angeführt werden , wo sich
yivEcrdat ohne Variante findet: I, 20. yivovTUl, und
VII, 42. yivofilvi]^ gleich darauf yivrj. — Paris. C. D.
haben überall yivEoDai und yn'uioy.Elp , meistens auch
57
58
Giielferb. , seltnicr Paris. A. aiul am spltensten Lips.,
der fi'cilicli unter allen die kessle Auctorität hat. Da be-
kannter Weise die Alten in solchen orthographischen
Rücksichten Consequcnz niclit kannten, so darf man sich
nicht wundern, auch bei einem und demselben Auctor
in dergleichen Schreibarten eine solche üngleichniässig-
keit zu finden, und, wie sehr auch die Abschreiber ihre
eigene Schreibweise hineingetragen haben mügeu, so
bleibt doch nichts i'ibrig, als die Handschriften hierin als
Morm und Führerinnen gelten zu lassen.
Im zweiten Excurs wird: de forma secundae personae
praesentis et fnturi niedii et passivi : ei et rj gesprochen.
hei alten attischen Sciiriftstellern sind benahrf: uhl,
ßot'kcc, oipei. Ausserdem findet sich die Endung fMiei
den Tragikern fast gar nicht, und lon ihnen ist sie wahr-
scheiulich gar nicht gebraucht worden; fast durchgängig
hat sie aber Aristophanes , weil diese Form in der Volks-
sprache die gangbare gewesen zu sein scheint; wenig fin-
det sie sich bei Thukvdides, häufig bei Piaton. Bei
Xenophon ist sie wenigstens nirgends ohne Variante, und
nirgends ganz gesichert, daher sie ihm Hr. K. ganz ab-
spricht. Späterhin rcrlor sie sich ganz, und die Endung
^ blieb allein üblich.
Im dritten Excnrs wird die Frage : de duplici scri-
ptnra vocabuli OVKOYN. oüxorv et ov'/.ow ausführ-
lich erörtert. Hr. K. geht von den Zeugnissen der grie-
chischen Grammatiker aus, fülirt dann ilie Ansichten der
Neueren [Hoogevcn's (hier durfte Derarius nicht vergessen
werden), llermann's, Rost's und Hartung's] an, bespricht
darauf die Gewähr, die die Codices geben, und fügt end-
lich bei, was er meine. Das Resultat seiner Untersuchung
ist: I. ovyf.oi'V ist 1) nonne ergo! oder nonne igifur?
2) ergo (scilicet, nenipe, doch wohl), 3) non ergo (in
welcher Bedeutung es auch oi'z ovv geschrieben wird).
II. ovy.ovv ist wichts weiter, als: non sane, non pro-
fecto, nequaquani. — Ref. hat im Januarhefte der Zeit-
schrift für Alterthumsw. 1841 seine Ansicht über diese
Partikeln ausführlich dargelegt. Da er in allen Hanpt-
puncten gegenwärtig noch derselben Ueberzeugung ist, ao
genügt es zu der genannten Abhandlung nur ergänzend
und erläuternd Folgendes hinzuzufügen : Die griechischen
Grammatiker erwähnen ebenso wenig von ui'/.Oiv, als
von ohy.oiv-, dass es in der Frage vorkomme. Daraus
folgt aber an sich weder für das Eine, noch für das An-
dere, dass es von der Frage auszuschliesscn sei; um so
weniger als jene im Allgemeinen die Natur und die Be-
deutung der beiden Partikeln keineswegs erschöpfend er-
örtern. Es kann daher nur die Frage sein, ob das, was
die Grammatiker überliefern, die Annahme, dass ovy.ovv
oder OL'y.ovv in der Frage gebraucht worden sei, unmög-
lich oder unräthlich mache. Phrjniclius sagt ganz deut-
lich und entscliicilen : oiy.ovv sei entweder so viel als
ftdXti , "'"' werile als Verneinungspartikel gebraucht
(Photius und Suidas stellen es r^ uvdumii^, Ammonius
und Phavorinns nennen es ÜTiotpaTlXuv), oder es sei
gleich ovy.-ovv (da ovv.ovv f/' eaof/;, anstatt oi'<y. iä-
aetg Oi'V [le gesagt »erde). Auch Ammonius erklärt es
durch ov/^iovv. Apollonius sagt nun zwar: OTl iiev (ui-
y.oiv) £2^1 xi]v ov 67i6cfiaoii> iyy.eii^ihijv /.ai y.axu
TU Sijkoi'/^icvov, 7raoa:ikijQOjuaiey.oj y.ixoi^xai xv> om ;
doch heisst diess nicht, dass UL'V in oiy.ovv ohne alle
Bedeutung, sondern nur, dass es ein unwesentlicherer
Bestandtheil des Wortes sei [während dagegen von ovy.ovv
ganz entschieden gesagt wird : oii/. f/^il T1]V ov uTfdcpa-
Oiv (tv öi]XovuiV(ii)l. Auch wird in dem Folgenden:
aTieipaxiq yuQ zii^Ejai avn ti^i; od arTO(paoeoji nur
gesagt, dass ovy.ovv sehr oft, nicht aber, dass ca immer
anstatt eines blossen ov gebraucht werde. In demselben
Sinne ist in den Worten: imeQ ovv nacie/.y.ixai o ovv
ovvdsofios fiSTU zi'ji ov drtucfdoeiui n aQaKujiflavo ia.;^-
voc, ov dcoiTOjg tov tovov /i£TCiTi^>j<ri, das Tla()lky.B-
TCil zu nehmen. Uebrigens liegt hier in uv dcovTUj^ (d. h.
tinnöthigerweise , ila die Umstellung des Accentes in an-
dern ähnlichen Fallen nicht geschieht), Nichts weiter,
als ein subjectives Urtheil , das Apollonius der gramma-
tischen Thatsache gegenüber stellt; dasselbe gilt von den
AVorten ^ijreov ovv, oj^ nuQaKoyoi ai toiuvtui Ttgo-
Cfoijui, auch beziehen sich diese vorzugsweise auf den
eben erwähnten Gebrauch einiger Grammatiker uijOVV
für inj ovv zu schreiben. Ebenso ist es Nichts weiter,
als ein subjectiver Versuch, das AnfTallende dieser gram-
matischen Thatsache zu erklären, wenn Apollonius zwi-
schen einem perispomenirten und zwischen einem para-
plcroinatischen , uxytonirtcn und zugleich enklitischen
ovv unterscheidet, ein Unterschied, der um so aufiallen-
der ist, weil man von einem enklitischen oiv (ausser
etwa in i;yovv) sonst keine Spur findet, da es selbst in
in offili; ovv und dergleichen, wo es doch besonders
enklitischer Natur zu sein scheint, seinen Circumflex
behält. Es scheint demnach unzweifelhaft, dass Apollo-
nius ebenso gut wie Phrvnichus und Ammonius ovy.ovv
in der Bedeutung non ergo gekannt hat, dass er aber
von diesem Worte nur das bespricht, was an ihm auf-
fallend ist, nämlich die abgeschwächte Bedeutung von
oiv und die Rürkziehung des Accentes; ebenso verhält
es sich mit Photius, Suidas und Phavorinus, wenn die
ersten Beiden es durcli ovöaiiol:; erklären, der Letzte
es dnorpaziy.öv nennt. Es bleibt also das Resultat:
ovy.ovv ist 1) non ergo, non igitur, '„>) wenn uvv darin
TlXlJQUJLiariy.öv ist, d. h. wenn es nur ein enges und
kräftiges Anschlicssen an das Vorhergehende bezeichnet
(daher dieses ovy.ovv auch nicht überall steht wo oi',
sondern nur in Antworten), tvelches man allerdings durch :
iicquaquam, non sane, non profcclo wiedergeben kann. —
Und was hindert nun, dass dieses ovy.ovv in diesen zwei
Bedeutungen auch in <ler Frage vorkomme? In der Frage
ist es daher 1) nonne ergol nonne igitnr? 2) nur ein
verstärktes, d. h. sich an das vorhergehende kräftig, oft
adversativ anschliessendes nonne? Uebrigens lag es Hrn.
K. nahe, ovy.ovv wenigstens als ein verstärktes nonne?
gelten zu lassen, da er ovv in ovy.ovv als dasselbe auf-
fasst, wie in ÖOTI^ ovv (wovon aber Apollonius, der
doch für sein enklitisches ovv eine Analogie suchte, Nichts
geunsst zu haben scheint), und sich ein solches: ,, nicht,
irgend« ie", oder , ,11011 ccrte" sehr leicht in der Frage
denken lässt. — Für die Bedeutung nonne ergo? gibt
Phrynichug selbst Beispiele. Denn es ist wohl kaum
zweifelhaft, dass jenes ovy.ovv iuor/g zu nehmen ist,
wie Soph. O, R. 670. ovy.ovv fi' cüotiq — ; (worüber
59
60
1. die anfpfiihrte Abhandlung S. IH) und ebenso , was
er nu8 Arisfoplianes anführt: oiy.ovv fi idaecg dvaj4£-
Torcraadul läSe (eine Stelle, die sich nirgends bei
Aristophanes [ancfi ich konnte sie in den Wolken, wo
ich nie zunächst suchte, nicht finden. AI. F.], auch in
den Fragmenten nicht finden Hess).
Ueber oCy.ow stimmen die Grammatiker samintlich
dberein: es sei eine syllogistische oder epilogistische Con-
junrtion, und Apollonius sagt ganz entschieden: OTE 8e
TU oi'i> ix^^ ^■'^' ^^ Srjkoi'f4ev(p , oüx ex^i Tr,v ov
(XTföwaOlV (was soll hier ein zweites ej^f / , das Hr. K.
aus Bekker abschreibt? es ist vielmehr zum Nachsatz
Ol'/ ixil Tr,V Ol' dnoCfCiOtv noch einmal zu snppliren
irdljXovilCV(jj), d- h. doch wohl nichts Anderes, als:
in ovy.oiv ist ov ohne alle Bedeutung. Hiermit steht
nun zunächst im directen Widerspruch , wenn Hr. K.
ovy.ovv =: non ergo setzt. Und wer wird auch wohl
glanben können , dass ein und dasselbe Wort in ein und
derselben Form zugleich: non ergo, und zugleich ergo
bedeutet habe? Betrachten wir aber dann die Annahmt:
Ol'AOl'V sei nonne igitur, so fragt es sich, ob sich wohl
die Grammatiker begnügt hätten , oi'XOVV so kurzweg
oildtouO'; Oi'kKoyiarixöi zu nennen, wenn sie aus-
drücken wollten, ovy.ovv sei syllogistische Conjunctiou
in der negativen Frage. Apollonius hatte gewiss nicht
gesagt, or in oi'y.ovv sei rein überflüssig, wenn er es
für nenne ergo? nahm, am allerwenigsten aber, wenn er
es für ein bloss verstärktes nonne? nahm (eine Bedeu-
tung, die Hr. K. freilich ganz übergeht). Hr. K. meint
oi'y.ovv ;; ügSTi) doy.ijzia iotiv sei so viel als: ij ä()ETi)
Oll' doy.iTria ioiiv; nur sei diese Frage minus gravis
als die erstere. Wie ist es aber , wenn ovyovv yekatq
i'jdtaioi £!<; EX^QOvg. ye'Lüv (Soph. Ai. 79.) Nichts wei-
ter heiogen kann, als nonne (mit adversativer Kraft, siehe
die Abhandlung S. 111 zu Ende) iniuiicis irridcre risus
est duicissimus? Dafür lässt sich gewiss nicht sagen:
yÜAiii ovv ijö/ijTOi i/5 ex^^QOi'.: jekap. In diesem
und 111 allen ähnlichen Fällen anzunehmen uv sei in ov-
-/.OIV ohne alle Bedeutung, ist ebenso unstatthaft, als die
etwaige Behauptung: in üi'z £(>£'?,' nonne dices? Spinne
my ebenso gut auch weggelassen werden. Die Negation
setzt der Grieche nicht nur ebenso gut, wie der Lateiner
und der Deutsche mit Nachdruck in die Frage, um an-
zudeuten, dass er Grund habe zu glauben, seine Frage
werde bejaht «erden, sondern ihm sind ov und lüj so-
gar zugleich Fragpartikcln, die man ebenso wenig nach
Belieben weglassen kann, als aoa, Ij u. s. «. oder als
noone und num im Lateinischen. Und hieraus folgt dann
Ijaoz von selbst, dass es ein wesentlicher Unterschied ist,
ob eine Frage mit ovy.ovv (auch wenn es =: nonne ergo'?
ist\ beginnt, oder bloss mit ovv (hinter dem ersten Worte),
tiebrigens würde der Grieche nicht leicht so fragen: 1)
äorii olv dnyma iari; weil ovv keine Fragparfikel
ist, und wenigstens in solchen Fällen ein Wort, das die
Frage andeutet, schwerlich fehlen darf. — Darum ist
also oiy in oiy.nvv, nonne ergo? keineswegs ein un-
wesentlicher Bestandtheil , vielmehr hat es in dem Worte
den Hauptnachdruck, da es allein die Frage andeutet. —
Nach alle dem scheint es wohl nicht zu bezweifeln, dass
oi'y.Oil nicht nonne ergo? oder oonne igjtnr? ist, son-
dern nur ergo, oder igitur; and mehr sagen aoch die
Grammatiker nicht von ihm.
Hr. K. stützt sich bei seiner Behauptung, nonne igi-
tur? sei ovy.ovv, und nicht ovyovv, besonders auch auf
die Auctorität der Handschriften. Kr führt nicht wonig
Stellen aus den Apomn. au, an welchen die mss. einstimmig
ovy.ovv geben. Allein bei genauerer Prüfung dieser
Stellen ergibt sich, dass die Nolhwendigkeit für die Be-
deutung nonne igitur? nur für folgende übrig bleibt:
I, 2, 4. zweimal, und in §. 0., wo jedoch die ältesten
edd. (die doch auch handschriftlichen Werth haben) ovx
ovv haben, und also die Lesart nicht ganz sicher ist;
auch §. ti. und 7. ; und an allen diesen Stellen wäre also
ovy.ovv zu schreiben. Dasselbe gilt von II, 2, 10. und
auch von §. l'J. , wo aber wiederum die edd. vett. theils
ovy ovv, tlieils ovy ovv haben. Aber I, 2, 37- ist
ovxovv Nichts weiter , als igitur mit einer sehr detrt-
licheu Ironie. Auch I, i, 5. scheint es nicht unange-
messener, ovy.ovv so zu deuten: „Nun, scheint dir
denn — ?" so dass doxee nachdrücklich zu betonen ist;
ein etwaiger Zweifel wird dann erst mit Bestimmtheit zu-
rückgewiesen durch: oouujiv JE filjv — xi UV jj/iiv OCfE-
koi r,v; II, 1, 2. ist ovxovv: Vm also zu beginnen. —
S. die Abhandlung S. 117 und II 8. II, 2, 1. ist es:
Also — ? Ebenso folgert §. 3- Socr. zweimal im Sinne
lies Lamprocles durch ovy.ovv. Also — ? kann es aueh
II, t), 2- sein; aber ohne Frage als igitur ist es au neh-
men II, 7,4. — So lässt sich ovxovv an sehr vielen
Stellen, wo es ein nonne igitur? zu sein scheint, al«
ergo mit oder ohne Frage auffassen. Gleichwohl aber
bleibt es ganz richtig, was Hr. K. bemerkt: dass in «ler
Vulgata Xenophon's ovy.ovv, auch wo es nonne ergo* sein
muss, fast durchgängig perispomenirt ist. Bei einer zu
diesem Behufe , freilich etwas rasch, vorgenommenen
Durchsicht des Schneider - Bornemann- Sanppe'schen Tex-
tes hat Ref. nur drei Stellen im ganzen Xenophon ge-
funden, an denen ovy.ovv als negative Fragpartikel steht,
und zwar oLno dass eine Variante angegeben ist: Hellen.
VII, 3, 8, Apolog. 21, Oecon. II, 11. — Ausserdem
findet sich Cyrop. IV, 3, 18. ovyovv in 3Icd. u. Chis. ;
Anab. V, 7, y. in Vatic. H. , wo K. and L. ovx
ovv haben, J. aber ovy.ovv. Ebendas. VI, 5, 21. hat
K. und L. ovy. ovv, VIII, ß, 14. gibt L. ovx ovVy
VII, (i, iG- ist ovy.ovv in H. VII, 6, '21. haben ausser
J. und K., welche ovy.ovv geben, alle übrigen mss.
ovxovv. Ist es aber wohl glaublich, dass in sämmtliched
Handschriften sämnillicher Bücher Xenophon's ovy.ovv m
nicht öfter vorkomme, als au den angeführten Stellen, ■
und namentlich, dass es sich in den codd. der .4pomn. ,
wo dieses Wort fast auf jeiler Seite mchremal zu Ilpsen
ist, nicht ein eineigesnial finde? In den Handschriften
werden Worte beständig mit einander verwechselt, die jj
sich bei weitem nicht so ähnlich sind, als oi'xovv und ^
OVXüiv. Bedenkt man nun noch, dass die Bedeutungen
der beiden Partikeln so manichfaltig in einander über-
greifen, nnd dass also eine fortwährende Verwechselung .
gar nicht ausbleiben konnte, so ist es keinem Zweifel •!
unterworfen, dass die bisherigen Collatoren der Xeno-
phonteischen Handschriften auf die Schreibung der frag-
lichen Partikeln tu gut, wie gar keine Rücksicht nah-
61
62
in^n, i)a sie «mit derartigrn Variante au sehr selieu Er-
wähnung tliun. Gaii hat es in <leiii Variaiitenver/cicbniis
4ßr so zahireicheu und zum Theil so uiclitigeu Pariser
Codices gar nicht der 3)uhe worth gefunden, dio Accente
mit abzuschreiben. Sturz führt in iler Sammlung der
Lesarten de» sehr wiclUigen Leipziger Codex über oi'xovu
nicht eine einaigo V^ariante an; ebensu wenig Hr. Sauppe,
tveder in den Opusculis minoribus, noch in lien Uoter-
seichnctem übersandten Nachträgen zum Oeconomicus. —
Kiu Berufen auf die Auctoritctt der Jlandschriften Xenn-
phon's ist also unter solchen Umständen , und beror die-
selben mit speciellerer Rücksicht auf die rorliegrndo
frage rerglichen sein werden, ohne allen Belang. Dass
iu den Handschriften anderer Auctoren oi'itoiiv und oi-
XOVV vielfach verwechselt sind, bezeugen z. B. Stallbaum
2U. Plat. Phaedr, p, 2b'6 C. nud £llendt im Lex. Soph.,
«ler auch s. r. ovxovv für Letzteres als nonne ergo? ge-
i)U(; Beispiele anfährt. Sollte sich aber in den codici-
bas meistens ovy.oi'V geschrieben finden , so wäre diess
sehr erklärlich, da den Abschreibern ovy.uvv , als das
sich aus der ZnsammeDsetzun^ des Wortes zunächst Er-
gebende, näher lag als uü'/.ovv. Uebrigens ist es sehr
wahrscheinlicii , dass sich dje neueren Herausgeber vor
Hermann, wenn sie fast überall ai'üovv gaben, ohne <liü
Codices um Rath zu fragen, an die Stephanischc Vulgata
hietten. Stephanus aber wurde zu der Consequenz , mit
der er oi'y.ovi/ schreibt , durch die editiones veteres ver-
anlasst, die fast durchgängig das getrennte UVX utiv lie-
fern. Dass jedoch auch dieser ovy.ovv in der Bedeu-
tung nonne igitnr? gekannt hat, geht aus einer Note des-
selbeu in der ersten Ausgabe zu Xen. Symp. VI, ~.
deutlich hervor, wo er sagt: ,,legeudum puto OD/.ui'V"',
was hier nur negativ fragende Partikel sein kann.
Nach diesen Betrachtungen kommen wir also zu dem
Re«altat : die Auctorität der Handschriften in dieser Frage
ist für jetzt wenigstens zu wenig sicher gestellt; das Zeug-
nis* der Grammatiker und ein unbefangenes Erwägen der
Sprachgesetzo machen es rathsam , anzunehmen: ovxovv
ist: non ergo, non igitnr, uequa<{uain, und in der Frage:
nonne ergo ? nonne igitur? oder: nonne vero^ nonne porro?
u, a. , oi'XOVV ist: ergo oder igitnr in nnd ausser der
Frage.
Die beiden Lidices, latinus nnd graecus, sind zweck-
mässig, und soweit Ref. gelegentlich prüfte, vollständig.
Zuletzt mag noch dio Berichtigung einiger Irrthümer
Platz finden.
IH, 3, 3. heisst es in den Var. Lect. : rov iarrov
'inTCOl'Y Sic Steph. 2. Stob. Vatic. I. Flor. B. C. E.
iQyov pro i'ZTlOU habent. Bei Bornemann liest man aber:
innov] Ita cum Steph. sec. Stobaeo Vatic. I. Flor.B.C.E.
Ernestiana; reliquae dant hoyov cum Paris. B. C. D. £.
(i. H. tQyov A.
III, (j, 2. wird wegen SrceiTCt (das anstatt LTt£lia
(5t steht) auf die adnot. veriiiesen; aber hier ist davon
Nichts zu finden. Ebenso ist es IV, 2, 37, wo in der
Note wahrscheinlich hat bemerkt werden sollen, dass H.
öov.si dv aoL öi/f-i. dvv. ilvUL eiötvai hat.
ni, 6, (). Zu rdi je öandvai ziji; Tiuktut^ heisst
es in der Note: V, ad 11, 1, 19. tu fiiv Toiatca ü^ka
Tujv TTOvujv. Aber die Bemerkung, die zd diesen Wor-
ten gemacht war, ist wahrscheinlich spater gestrichen
worden; nnd auf diese Weise erklären sich wohl auch
dio zwei vorher genannten Irrthümer.
III, 11, 14. In den Var. Lect. steht Zojq ovv uv']
V. adn. Aber diess ttwi^ ovv dv, wozu die adn. gehört,
ist nicht im §. 14, sondern ]5.
III, 14, I. zu (fSfjotsv wird [tirr&uv (ftQttv ver-
glichen, und Bornem. ad Auab. IV, 3, 20. citirt. Doch
nicht hier, sondern I, 4, 2l. findet sich diese Redens-
art, wo aber auch keine Note von Bornom. über (fioElV
zu lesen ist. Nach dem, was Hr. K. über ov/.ovv und
oi'XOVV bestimmt, können es nur Druckfehler sein, wenn
IV, 2, 31. oi'xovv — ,• steht, ebenso dreimal IV, 4, IJ.
Auch ha* III, 5, 8, wo ov/.oDv — ävrexio9ai tov-
TOJV gedruckt ist, jedenfalls geschrieben werden sollen:
ovxovv — üvTt^iot^at TOVTüjv;
III, 5, 8. konnte in den Var. Lect. wohl Bornem. 's
Conjectur uiv oc aKKot ia/ov und Orelli's oi '.lufai
(anstatt Ol akXoi) erwähnt werden.
III, fi, lü. durfte wohl hinzugefügt werden, dass
aviitiui'ksiiaei^ aus Voss. I, Ernesti, Zeane und Schnei-
der entnommen haben.
Ref. wiederholt schliesslich sein früher ausgesproche-
nes Urtheil , dass Hr. K. Xenophon's Apomnemoneumata
durch diese Bearbeitung in Kritik und Erklärung sehr
bedeutend gefordert hat, nnd dass er der festen üeber-
zeugung ist, diess Buch sei für den Gelehrten, der sich
mit Xcnophon beschäftigt, ebenso werthvoll , als es für
den Schüler, dem es um eine in jeder Hinsicht gründ-
liche Leetüre zu thun ist, in hohem Grade nützlich und
zweckmässig sein wird.
Schleusingen.
Dr. Ludwig Breitenbach.
7.' Beitrag' zu den Aufsätzen liber die Stellung der
(.'ymnasiaiiehrer in der lireussisehen Provinz Saclusen.
Gyuinasialz. 1840. Nr. 32. 40 — 41. und 52. in Be-
ziehung auf Pensionisanstalten.
Dass die Aeltcrn i on Gott selbst als erste und un-
mittelbare Erzieher ihrer Kinder bestellt sind, ist eine
Wahrheit, welche zu bestreiten ebenso thüncht und ver-
messen sein würde, als es einseitig und unwahr ist, wenn
man behauptet hat, dass „Niemand auf Gottes Erdboden
Kinder erziehen könne oder zum Erzieher geboren sei,
als die Aeltern." *) Nicht einmal lon Kindern im eng-
sten Sinne des Wortes , nicht einmal von dem ersten
,, einweihenden und wichtigsten Jalirzehend des Lebens,
diesem Erstgeburtthore aller Gefühle", *♦) hat diese Be-
hauptung volle AVahrheit, obgleich in dieser Zeit die
pflegende Hand und das liebende Herz der Aeltern bei
weitem am meisten vermis-^t und am schwersten ersetzt
\iird. Denn wenn auch Jean Paul in seiner Levana,
welche neben Bibel und Gesangbuch von Aeltcru und
*) Jnseph SlIiihuI iu srnien ,, Erfahrungen und Ansichun
über Erzieliuui^ , Innitule und Schulen." S, Ifj.
') han Paul Lcyana (Stuttg. 1814). U. I. S. 4.
63
64
Eriichcrn gplMPn und bewahrt zu «erden verdient, wo
er von Mritlern siiriclit, «clclio der Zukunft die ersten
füuf Jahre drr KiiultT crziclicn, mit Hecht ausruft : „Wer
kann eine Mu((er ersetzen'?", *) um dio Grösse dieses
Verlustes uml die Schwierigkeit eines Ersatzes hervorzu-
Lcben: so kannte er und kennt gewiss ein jeder Krwach-
geno aus eigener Erfalirung so manches herzerhebende
Keispicl, wo „der unendliche Fadagogiarch , welcher
Sonne um Sonne and Kind um Vater ziehen lässt und
also Kindes und Vaters Vater zugleich ist", wenn er in
Keiner AVeisheit einen so schweren Verlust verliängt hatte,
in seiner Güte und Liebe auch dafür sorgte, da»» selbst
dem rerwaistcn S.'luglinge durch ein anderes treues Herz,
welches sich liebend seiner annahm, ein solcher Ersatz
und eine solche Erziehung geschenkt wurde, dass selbst
hier die Behauptung, ,, Niemand auf Gottes Erdboden
künne Kinder erziehen oiler sei zum Erzieher geboren,
als die Aeltern", eine himmelschreiende Ungerechtigkeit
sein würde. Allen Schein von Wahrheit aber verliert
jene Behauptung, wenn das Kind znm Knaben und Jüng-
linge herangewachsen ist. ,,Der Instinct verliert seine
Wirksamkeit, die ISotliwendigkeit sorgsamer Pflege nimmt
mit den zunehmenden Jaliren des Kindes ab und die
Selbstliebe findet in der sich immer melir auf eigen-
thiimliche Weise entfaltenden Katur des Knaben keine
^Nahrung mehr. Es bleibt nur das Vernünftige in der
Liebe als das ihn Erziehende übrig, und das ist es, was
sich der Lehrer sogar leichter, als Vater und Mutter
Tcrschail'en kann. Denn diese müssen sich erst durch
Reflexion auf den Standpunkt erheben, den jener seinen
Zöglingen gegenüber von selbst einnimmt, und von dem
mit Bestimmtheit erkannt wird, dass die wahre Liebe nur
auf das Göttliche, was in dem Knaben liegt, gerichtet
nnri eben desshalb auf das Innigste mit dem heissen
Streben, dasselbe in mögliclister Schönheit darzustellen,
verbunden sei." — Dieiie Worte sind aus einer Abhand-
lung H. A. fiiemeyer's entlehnt, welche, vielleicht wegen
ihres schlichten und bescheidenen Titels **) , weniger
bekannt zu sein scheint, als es die Wichtigkeit und
Vortrefflichkeit ihres Inhaltes verdient, in welchem die
bedeutendsten Vorwürfe, welche gegen Erziehuiigsan-
«taltcn überhaupt erhoben worden sind, so trefflich zu-
rVickgewieseu und die nianichfaltigen Vorzüge der letz-
teren so klar hervorgehoben werden, dass die dort be-
rührten ['unkte einer neuen Erörterung in der That nicht
bedürfen. Der Hr. Verf. geht nämlich zuerst auf die Un-
tersuchung ein, ob das Kind wirklich nnr in seiner Fa-
milie zur Liebe gebildet vi erden könne, aus welcher
Behauptung von den Gegnern die meisten Vorwürfe ge-
gen Erziehungsanstalten hergeleitet werden***), oder ob
es möglich sei, eine solche Bildung auch in andern Ver-
hältnissen zu erreichen ; und weist nach, dass die Bildung
*) Ebendas. B. 11. S. ^i.^.
**) l^olUtiinclii^cr Bericht über das Kiiuigl. Pädagogium zu
Halle. Halle lö36. Die angelülulcn Worte sind beson-
ders Qi-aeii J. Schmid (a a O.) . liehicrg (Prüfung ili-r
F.rzicliun;;.skiiii.sl. Lcip/.ii; 1792) nnd /Irndt (Ki.igmenti;
der Mcnscficnbildung. Alloiia 180.i) inriclitet
*'*) Besoiulecs vun Arndt, welcher bplun|ilet, Ai%!i ans den
ErziebiingSinit.ilteii niic Egoisten bei vorgingen.
der Kinder zur Lieb« zuvörderst durch negativet Ein-
wirken (indem man nur vorhütet, „dass sich die .41Icd
angeborne Kraft der Liebe im Anfang ihrer Entwickelung
allzu bestimmt auf das eigene Ich richte n. s. w") auf
Erziehungsanstalten sogar in einem höheren Grade, auf
positive?» Wege aber (durch Gelegenheit zum Abschlies-
sen von Freundschaften , den Religionsunterricht n. s. w.)
wenigstens ebenso irut als im älterlichen Hanse befördert
werden könne; der Vorwurf aber, dass in Erziehungs-
anstalten einem Jeden die Nähe der Liebe fehle, treffe
nur einen Theil von Erziehungsanstalten (nämlich solche,
„auf denen das CoUeginm der Lehrer verfassungsmässig
in behaglicher Abgeschiedenheit lon ilen Schülern lebt
und in denen die Zöglinge selbst die Träger des Geistes
sind, der das Ganze beherrscht"), passe aber nicht auf
Institute , wo die Zöglinge in kleinere Abtheilungen ge-
bracht und immer je 6 bis 9 einem einzelnen Lehrer zur
speciellen Aufsieht übergeben sind. Nachdem der Herr
Verf. hierauf andere Vorwürfe, welche besonders von
Weis/tun *) allen Erziehungsanstalten gemacht worden
.«lind, gründlich widerlegt hat, hebt er unter andern Vor-
zügen dieser Anstalten vor allen übrigen Verhältnissen,
unter denen junge Leute öffentliche Schuleu zu besuchen
pflegen, mit Recht besonder» den hervor, dass jene In-
stitute ihre Zöglinge fortwährend in Zustände versetzen,
die ihre .4nalooieen im bürgerlichen nnd geselligen Le-
ben finden und eben desshalb besonders geschickt sind,
einen Jeden zu der Reife und Festigkeit des Charakter»
heranzubilden, die ihm allein eine würdige Stellung für
die Zukunft sichert, und spricht zuletzt seine auf solche
Betrachtungen gegründete Ueberzeugung aus, „dass für
die Ausbildung de.s Knaben nichts vortheilhafter sei, als
das Leben auf einer Erziehungsanstalt, in der sich die
Lehrer wirklich die Bildung des Herzens zu einem ebenso
angelegentlichen Geschäfte tnachen und machen können,
als die Bildung des Geistes durch Unteri-icht.^^
Dieser letzte Zusatz nun scheint uns von so grosser
^Vich(igkeit und Bcdeolung zu sein, dass es sich wohl
der Mühe lohnt, ihn etwas näher in's Auge zu fassen,
da er die alleinige nnd nothwendige Bedingung ausspricht,
unter welcher Erziehungsanstalten in der Wirklichkeit das
leisten werden, was sie dem Principe nach leisten kön-
nen. Die Lehrer in einer Erzieluingsanstalt müssen sich
also die Bildung des Herzens der ihnen anvertrauten
Zöglinge zu einem eben so angelegentlichen Geschäfte
machen nnd machen können, als die Bildung des Geistes
durch Unterriclit, wenn das Leben auf einem solchen
Institute für die Ausbildung des Knaben jene Vfcrtheile
bringen soll, die es bringen kann. Um sich aber der
Herzensbildung jedes Einzelnen seiner Zöglinge in dieser
AVeise anzunehmen, dazu kann der Lehrer und Erzieher
weder dnrch Instructionen und Iiispeclioneu von Seiten
der Vorgesetzten bestimmt werden, noch reicht dazu seilest
eine treue und gewissenhafte Erfüllung der täglichen Be-
rufsgeschäfte hin: nur der freie aus Liebe zur Mensch-
heit und zu seinen Zöglingen und ans Lust und Liebe
zu seinem Berufe hervorgegangene Herzensdrang kann
und wird ihn dazu bestimmen und befähigen. Eines also
,,Ueber <lie Scbulpfuito.' Berim 1786.
65 66
■ist dem Lefirer iiml Erzieher auf giüsscrcii Peiisloiisan- Surfen überiuhinou Hi'ril; thüriclit unti uumäiinlich irSre
stnltcn vor Allem Motli : ein volles, j;aiiz von einer Em- es daher, Heiiii ersieh irgciidnie darüber Icklajjcii «viilltr,
pliiidiinj;, von Liehe zur .lleiisohiieit iiiitl zur Jiifciid dass man Schweres und IMfilievolles von ihm verlaiigl.
lolles Herz. Wer alier «nlltc vorkiMiiifii , dass dieser Aber jjerecht und hillif ist es aiirh, dass er dafiir eine
iiafi'irliihe , freie Herzensdraiig diirr h die ihisspren Vrr- von I\ahrnii^'>soi [Jen freie, aiis(,'iriilit;c iiud der La(;e an-
hilltnisse , in ivelihe ilcr Lehrer n,id ICrzieher durch seine derer gebihicdr Stiinde verh.'iltiii-sniässifji' .'lii»serc Stel-
Stel!iin(j vernetzt wird, cntwed'r fr is{h erhalten und mehr lang in der biirjferlichen Grsillschaft eiiinehme. Jndcr
lind iiu'hr sjeiKihcn oder lau gemacht und iiohl gar er- lJnl>efang;enc nnd Jiachversfandijje, uelchcr »eine LJu|iar-
Hlickt tverden kann 1 teilichkeit nicht ivie ,,der Schulmann des preiiss. Sarh-
Was nun die jlnssere Stellung der Lehrer an hüheren sens" durch eine ,,nirlit frlfinzende Uesolduug'' darzuthnn
Unterrichtsaiisfalten überhaupt betrifft, gn ist dieser Gc- braucht, »ird daher xu^ebeu , dass es ein Missrerhältniss
^eitstand in der neuesten Zeit auch in diesen Ulattern ist, nelches an manchen üffentlicheu Anstalteti äusserer
wiederholt zur Sprache gekommen. AVlr setzen die liier- Uinsf/inde halber vielleicht noch nicht hat beseitiget «er-
her gehörigen Artikel der fiymiinsialzeituiig d. J. 184, )• den können, welches zu beseitigen aber nicht nur im
IVr. '\'. 40 — 41- und 52. als bekaiuil voran* nnd können Inlcnss"' der betheili^'ten Personen, sondern der Sache
nur anerkennend und ilankend aus innerster Leberzeu- sellisl liegt, und welches — wie mau ivenigstens zur
gong Allem beistimmen, was von den Herrn Verfassern Ehre unserer Zeit wolil glauben sollte — in einer fiyra-
der Artikel 'X>. 40 — 41. angeführt worden ist, um ileu nasi.ilzeitiing ohne allen Siheiii vorlauten Tadels oder
Hrn. Philalethcs (im '). Jahrg. '.'T. 15. '_'. Hft. der Neuen wohl gar unpatrintischer , demagogischer Gesinnung gelc-
Jahrh. f. Ph. u. P;id.) gegen den „Schulmann des preuss. gentlich berücksichfiget und besprochen »erden kann, —
Sachsens" (im 10. Jahrg. 28. IJ. '•?• Hft. das.), welcher sich dass es ein i>Iissverhältniss ist, sagen wir, y/tun bei
in seinem letzten Aufsatze (Gymnasialzeit. IN'r. 5'.'.) son- einem Gehalte von liüchsleris 3!I0 Rlldr., welcher in
dcrbar genug: ,, unparteiisch . weil nic/il glänzend besol- grösseren Städten kaum zur Bestf^tung der allernoth-
{\ct^'^ nennt, in Schutz zu nehmen, und um gegen einen wendigsten Lebensbedürfnisse ausreicht, von maiicheu
Artikel in dem Conversationslexicon der Gegenwart ('.?. lid. Lehrern nnd Erziehern verlangt wird, dass sie täglich
12. Hft.) , in welchem die äussere Stellung der Lehrer '^ — 4 öfl'entliche Lnterrichtsstundcn erlheilen, wöchent-
in Prenssen nach Gehalt, Titel, Beförderung u. s. w. lieh 2 — 3 Correcturen von 20 — 30 schrifllic hen ,\rbei-
als Itiichst glänzend geschildert wird, sowie gegen jenen teii absolviren , in ihren Privatstudien nicht zurücLblei-
,, Schulmann des preuss. Sachsens", welcher Aehnliches beii und bei der Be,iiifsichfigung von 3U — 40 Zöglingen,
behauptet, nachzuweisen, dass die äusseren Verhältnisse welche ihrer sperielleii Fürsorge anvertraut sinil, die
der Gvinnasiallehrer selbst in Prenssen , weit davon ent- nülhige Sp.mnkraft des Geistes und Frische und Freudig-
fernt so höchst glänzend zu sein, wie sie jener Artikel keit des Herzens bewahren sollen, um sich die Herzens.-
darsiellt, im Allgemeinen nicht einmal der Art sind, luldung jedes Einzelnen zu einem eben so angelegent-
dass dieser Stand des Kümmerlichen, womit er Fon jeher liehen Geschäfte machen zu können, als die Bildung des
behaftet gewesen, rnthnben worden wäre. ,,AVie aber Geistes durch Unterricht. fliuss sich bei einem so un-
«are es möglich, dass insbesondere der Erzieher die verhältiiissmässig geringen Einkommen der Lehrer und
zum Erziehen nothwendige gute Laune, die Lust »ich Erzieher nicht gegen jeden höheren Polizei-, Stcuer-
mit Vergnügen mitzntheilen , behalten könnte, wenn bei oder Postbeamten, geschweige denn gegen Juristen und
ihm alle Augenblicke Nahrungssorgeu die Schulsorgen .^lediciner zurückgesetzt tühlen! Kommt nun noch dazu,
rerdrängen 1 " Welcher billige und wohlgesinnte preiis- was leider in unserer Zeit nur allzu häulig der Kall ist.
«ische .Schulmann wird verkennen, dass seit der Zeit, ilass er in einer so beschränkten Lage jahrelang ohne
»o dieser Ausspruch gethan wurde *) , besonders in un- Aussicht auf Befördcrnng verharren miiss, oder dass er
«erin proussiichen Vaterlande Vieles und Gro.sses wie für bei sich <Iarbietender Gelegenheit selbst die billigsten
die Verbesserung des Schulwesens überhaupt, so auch Hoffnungen auf eine bessere Lage durch Bevorzugung
insbesondere für die Verbesserung der äusseren Lage der jüngerer durch die zufällige Gunst einflussreicher Be-
[iehrer an höheren Lehrans'alteu geschehen ist! Aber kannt<chafl empfohlener Männer vereitelt sieht, so gc-
w elcher mit den \ erhältnisscn nicht ganz unbekannte hört Wahrlich nicht wenig Resignation und moralische
AVahrheitsfreund muss dagegen nicht zugeben, dass noch Kraft dazu, die zum Erziehen so nothwendige gute L^uiio
Vieles zu thun übrig bleibt, um dem Lehrer- und Er- nnd die Lust und Liebe zu seinem Berufe nicht ganz
ziehersfandc eine seinem schweren und erhabenen Berufe zu verlieren, und man darf sich nicht wundern, wenn
angenieisene und würdige äussere Stellung zu geben, da- (ileirhgültigkeit und Kälte, Unznfrieilonheit nnd IVIisf-
mit wenigstens in dieser Beziehung der alte Spruch : „dii niuth , Reizbarkeit uiiil Verstimmung selbst in den harm-
oderunt quem pacdagogum fecerunt" seine traurige Wahr- losesten und von Natur gutmüthigsten Seelen allmählich
lieit verliere! — Ein Jeder, welcher «ich bei der Wahl sich einnistet und ihneu selbst alle Lust und Freude,
«eines Berufes für den Lehrer- und Erzieherstand ent- den Zöglingen aber die schönsten Früchte des Erziehungs-
scheidet, muss wissen, dass er selbst im günstigsten Falle geschäftes verleidet. Unter solchen Verhältnissen aber
mit seinem Amte schwere und manichfaltige Mühen und dürften selbst Anstalten , auf denen kleinere Abtheilungen
von Zöglingen einem einzelnen Lehrer zur speciellen
') In der .angeführten Schrift rrtUhunS über Schulpfv: te . Aufsicht übergeben sind und welche sonst allerdings durch
Bcihn 1786. p. 77. das äusserllch nahe Zusamoieiilchen der Erzieher und
G;rrinasiaheitung. "
07
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Zü"Iiiigt* ein nnlirrcs und imiigno» grjjcnseitiges VcrhaH-
iii«s mrlir als amli-ro Iiisli(ii(e bi'};riii.-li(,'oii , von «lein Vor-
»iirfr', OS frlili' .-iiicli liier iliv rcclili- iiiiil «aliro "Sähe
ilrr Liebe, niilit gan» frri zu sprecln-n sein. — Auiih
in auiliTtT llinsiclit iniiss gcrailc auf solchen Anstalten
ain meisten eine .'lusserlieh zn liest lir.'inkt« Lage ilen Er-
»icliei daran liimlern , ilas ^'erli.'lltuiss zn seinen Ziiglin-
;:en dem liiiberen Ziverkc der Krziehnng gemäss in rier
rechten Weise herzustellen. Denn znn.'irlist wird Jeder-
mann zugeben , dasg bei einem foitii.'ilirendeu und un-
uiitltllaren Zusammenleben des Erziehers mit einer grüs-
«eren Anzahl von Ziiglingcu den letzteren sicli vielfache
(ielegenheit darbieten muss, den Erzieher in allen Lagen
und Verh.'lltnissen des allt.'lgliclien Lebens zn belausrhen
und zu beiibaehten, dass es aber dem auf grösseren Er-
zielinngsanstalten so ununigcinglich niitliigen äusseren An-
sehen des Lehrers leicht scbr gef/ihrlich «erden kann,
wenn es den Züglingcn gelingt, eine scbivarhe Seite in
seinem Privatleben ausliinlig zu machen. !Nun kann man
freilich von dem Erzieher verlangen, dass er solche
Schnächeii von sich fern halte und einen richtigen Tact
auch in seinen Privatvcrhaltniusen zeigen müsse, wodurch
er dann nicht nur sein Anseht n aufrecht erlialten, son-
dern auch seinen Zöglingen menschlich näher treten und
ihneu auch in äusseren Lebensreihalfnissen als Muster
dienen kiinne. Und sicherlich witre «Hess als ein nn-
schälzbarer Ge«inn der Erziehung zu erachten! Aber
es bedarf «abrlicli keiner weiteren Anselnaiidersetzung,
well he olinedem nur höchst unerfreulich sein würde, um
einzusehen, wie narhtheilig hier die zn beschrankte äus-
sere Lage des Erziehers in so vielfachen Beziehungen
einwirken müsse. — Und so bleibt es gewiss eine billige
und «eseutliclie Forderung, welche Freitag (a. a. O.
S.70) an alle üfl'entlichen Erziehungsansfalten macht, „dass
sie den Erzieher in Umstände versetzen müssen, die ihn
immer geneigter, immer eifriger machen , seine geprüften
Talente dem iCwscke der Erziehung gem.'lss anzuwcn<Ien",
da sonst den Gegnern, trotz aller vortrrdlichcn Wider-
legung ihrer Principien, in der Wirklu hkeit immer
neuer Stuü zu nicht ganz unbegründeten einklagen nnd
A'orwürfcn gegeben wird. AVenn übrigens auf wohlge-
ordneten Erziehungsanstalten selbst unter Unist.'inden, wel-
che keineswegs jener Forderung Freitag's entsprechen,
von gewissenhaften Erziehern und Lehrern immer noch
mit grossem Erfolge viel Gutes und Herrliches für die
Geistes- u;id Herzensbildung der ihnen anvertrauten Ju-
gend gewirkt nnd geleistet wird, so sieht man daraus
allerdings, wie viel Kräftigendes und Erhebendes das
Erzieher- und Lehrcranit in sich gelbst für den entliält,
welcher es mit Lust und Liebe ergriil'en und geübt hat ;
aber es klingt ivahrlicb wie die ärgste l'erliiihuiing, wenn
jener „Schulmann des preuss. Sachsens" seine nicbt etwa
wie er „nicht glihizeiid'^ , sondern dürftig besoldeten
Collcgen aus vermeintem Patriotismus darauf hinzuweisen
sieh berufen fühlt, dass sie in „der geistigen Anregung
und Genugthnung, welche ilir Amt gewähre", hinlang-
liihe Entjcliädigiing für das Slipsverliallniss ihrer be-
schrankten äusseren Lage suihcn und linden müssten.
Aus vollster Uebcrzeugung stimmen wir liier dem zwar
persönlich von uns nicht gckauntcu, aber wegen seiner
chrenworthen Gesinnung aufrichtig hochgeschätzten Herrn
C'ollegen bei, dessen letzter hierher gehöriger Aufsatz
in der Gvninasialzeitung von 1841. Kr. 1<J. uns so eben
zu Gesichte kommt, dass „eine Regierung, welche mit
allgemein dankbar anerkanntem AVillcn auch auf <liesem
Felde Alles getliau bat^ was sie nur irgend thuii gekonnt,
darum solrhi'r voreiligen Klopffechter iiiclit bedarf, die
sich zum Schutze ibrer Verwaltung gegen einige l'Vagen
aufwerfen, die ein Freund der Wahrheit in einer Zeit-
schrift nicht als Tadel oder Rüge, sondern theils zu sei-
ner Hclehrung, theils im Interesse einer Sache einrückt,
welche einer oireiillichen Besprechung wohl werlh ist,
und sie sicher nicht zu scheuen braucht."
VhilnlellLes lll.
8. Die Gymnasien der Provinz Preussen.
(Forlsctz. von t84l. Nr. t8.)
13) Das Künigl. Gymnasium zu Thorn steht seit dem
1. Januar 1825 unter dem Witpatrunate des dortigen ftla-
gistrats; von dem Königl. Provinzialschulcollegiuin wird
ein in Thorn wohnender Coininissarius ernannt, welcher
die landesherrlichen Patronatsrechte als Epliorus des Gym-
nasiums wahrnimmt, und in l'ereinigung mit dem Ma-
gistrate ein Gesammtpatronat verwaltet; übrigens behält
das Gymnasium nach wie vor die Eigensdiaft eines Königl.
Gymnasiums,
Nach dem Ausscheiden des V)irector Dr. ßroiiin (st.
1839), «les Prof. Schirmer und nach dem Tode des Prof.
Dr. Keferstein und Lehrers Garbe sind die jetzigen or-
dentlichen Lehrer: der Director nnd Prof. Lauber, die
Oberlehrer Dr. Wernicke , Dr. Paul und Dr. Külinast,
und die Gymnasiallehrer: Dr. llehner, Dr. IJrohin und
Dr. Hirsch.
An wissenscliaftlichen Abhandlungen haben wir hier
erhalten: 1825' Brohm: Horazen's Brief an ilic Pisoncu
übersetzt. 1S2H. Schirmer: De tribnniciae potestatis ori-
gine eiusi^oe ad XU tabularuin leges prcgrcssu. 1827-
Keferstein: üeber den belebenden Geist, welclior die
Kirchenrcformatiou vorbereitete und sich aus ihr ent-
wickelte. 1828. Lauber: Do evolvendarum functionuni
principiis ac formulis. 1829. Wernicke: De elocutiono
Tariti. 1830. Brohin: Eine lateinische Schulrcdo. 1831.
Keferstein: De antiquissimarum civitatum origine. 183?-
Lauber: Ueber den Einduss des naturwissenschaftlichen
Unterrichts auf rein menschliche Bildung. 1833. Wer-
nicke : Lineamenta artis latine scribcndi exeuiplis illusirata.
1834. Paul: Ad Piatonis dialogum, (|ui Ladies inscriptns
est, commentationis spetinien. I83'i' Brohui (Solin de»
Dircctors): De iure virgiuum l'estalium. i^^..(i. Hehncr:
!)b variis Tlieocriteorum idyllioruin generibus. 181/.
Garbe: Grundriss der Zoologie in Tabellen. 1838. Lau-
ber: Einige Bemerkungen über die jetzigen Anforderun-
gen an die Gymnüsien. 1839- AVernickc: Sisenniana s.
L. Cornelii Sisennae, rerum Rumanorum scriptoris, vita
et c^nac supcrsniit operum fragmenta.
In den letzten l(j Semestern wurde diese Anstalt im
Ganzi-n von 2()72, durchschnittlich also von J (j7 Schülern
besutbt; die höchste Zahl der Schule." betrug I79 im
Wintersemester 1835 — 3G ; gegenwärtig wird die Anstalt
69
70
roii 1.53 Sciliilcrn Lusiicht. Zur Uiiiicrsifat siml in dein
gcnaniiliMi Zritrauni Hl> Jün-jünue cndassm Honlcn. Ilior
gelanj;t unter 21 J>rIiiilHrn Einer nach Prima; die Pri-
maner sinil der siclieiizelinte Tlicil der •ranzen l'Veqnenz,
lind unter 8 bis (j Alii;elieiidcn tjerind*'t sieh liiner fijr
die üniicrsitalsstiidien. Diese Anstalt hat keine Sexta.
14) Diis hiinigl. katholische Gymnasium zu Ciiliii be-
steht seit dein Wintersemester tiSj7 — oS. Die Lelirer
desselben sind: der Dirertor Riihter; die Oberlehrer:
Loczinski, Dr. Funk, küliiiliürn , Seemann; die Lehrer
txriinme, Eichliolz und der Zeiihneiilehrer Weiss.
Es begann mit (lü Seluilern und «iirdc im .Sominer-
semester iSi'J 'oii 201) S<hiilerii besiuht, von denen in
I. 10, in II. 27, in III. 4S, in IV. 4(), in V. :i\) und
in VI. ebenfalls 3!) Scliüler sieh befanden. Das erste
Proj;ramm zu rtliehaeli I.S^) enthielt als uissensihafiliche
Abhanilhiiiff Tom DIrector liichler: Grundsätze, nacli wel-
chen ein Lclirliiich der christlichen Keli};ion frtr die obe-
ren C'lassen der Gymnasien auszuarbeiten ist.
15) Die Lehrer lies PiOf^ijmnaiiiums zu Hassel sind:
Dircctor Dr. Dilki, Oberlehrer Krajnicki, Ott» und Kul-
berg , Lehrer Ouediiau.
Ifi) Die Lehrer des Progymnasiums zu Deulschcrnna
sind: Direttor MalkoHsky, die Lehrer JMartini , Olader,
£uchholz, Zanke.
Gymnasial - Chronik und Mi.scellen.
Herzogthum Gotha. Die durch Dr. Seebode's
Weggang nach Wiesbaden erledigte Stelle eines Directors
am Gjinnasinm illustre, welche seither der vierte Ordi-
narprofessor Dr. Rost provisorisch verwaltet hat , ist nun-
mehr demselben deGiiitiv übertragnen und dadurch dieser
ausgezeichnete Gelehrte und Lehrer unserer Gelehrten-
schule und unserm Vaterlandc erhalten worden. Zugleich
erhielt der zweite*) Ordinarprnfessor Dr. Schulze „in
Anerkennung seiner vieljahrigen und nützlichen Dienst-
leistung" vom Serenissimus den Charakter als Hofrath.
reriier wurde der Candidat der Philologie Dr. Berger,
der vor einigen Jahren eine Proisschrift „de legibus agra-
riis , (|uao indo a Sp. Cassio usi[ue ad Kulluin rivitntein
Roii.anaui contnrbarunt" gewann, als Hiilfslehrcr und
zwar hauptsächlich als Lehrer der latein. und griech.
.Sprache fi'ir Untertertia angestellt. Die seither mit ilem
Gymnasium verbundenen Bürgerschulen Quarta, (iuinta,
Sexta cic. sind nunmehr von demselben getrennt und un-
ter die Leitung eines besonderen Rectors **) gestellt
worden, so dass das Gymnasium für jetzt aus den Clas-
seii Sciecta, Prima, Secunda, Tertia und Subtertia be-
steht. In den untern Classen ist ein einjähriger Cursus
im Lehrpiano eingeführt worden, womit eine einjährige
Versetzung, die früherhin halbjährig war, verbunden ist.
Auch hat man den Versuch gemacht, die beiiien alten
Sprachen in einer parallelen Grammatik neben einander
*) Erster Orilinar|irof. ist der Ilolrath und I\lltrr Dr. Kiies,
der vor zwi'i J. ihren, wie wir bericlitct liahcn , sein Innf-
ligjähriges Jubiläum feierte.
^*) Dciii Vcnietitncn nncli ist der Pf;iiTcr ^'on !jnn;^pnhain
Dr Motilz Schulze zum lieclor crwälilt , Irilt ober sein
Arnt erst Ostein .in.
zu lehren und man hat von diesem Versuche bereits ei-
nen günstigen Erfolg tvahi^gennninien. Das Gymnasium
zählt jetzt IrS} .Schüler, unter denen sich mehre Aus-
länder, und zwar aus verschiedenen deutschen Ländern,
auch aus Frankreich, uiiil selbst ein Prinz mmi SoIids-
ROdelheim befinden. Abiturienten waren Ostern 5 ""d
IMichaelis '1. Obgleich Ref. unseres in der schönsten
Bliltlie bclindlichen Gyiniiasinms illnütris schon einigemal
in diesen Blättern rühmend erwähnt hat , so konnte doch
ein Gleiches noch nicht von der zweiten Gelehrtenschulc
unseres Ilerzo^thuins geschehen, weil ihm die IVachrich-
ten über dieselbe gänzlich mangelten. Nämlich auch zu
Ohrdrnir, einer in iler Obergrafscliaft Gleichen liegenden,
den Fürsten uiirl Grafen von lloheiilohc geliürigen, unter
Sachsen - Gothaischer Hoheit steheiuier , lon Gotha drei
Stunden enlfernteii .Stadt (circa SdO II.), berindet sich
gleichfalls ein w ollieingerichtetes Lyceiim, zu uelcheui
die (irafen 1011 Gleichen (wie es in einem weiter unten
zu erHähiienilen Graliilationsgcdichte des Directors heisst:
— — schola (ilricheiisis , quae jam tria vidit — Sae-
cnla, nunc iterum auspiciis melioribus aucta) bald nach
der Reformation den Grund legten and an welfhera frü-
lierhin der berühmte Eichhorn eine Zeitlang Director
war. Schon seit fast einem halben Jalirliiiiidert steht
diess Lyceum unter der Leitung des ersten Lelirers nnd
Directors, des Kirchen- und Schulraihs Friedrich
K r ü ge 1 st e i 11 , eines höchst achtiingsw nrdigen Gelehrten,
der, obgleich er nur im Stillen für seine Sihule wirkt,
durch seine verschiedenen Gelegcnheitsschriften bewiesen
hat, dass er ein aestimator elegantiaruin , qoas Latium
Ilellasque tulii, intelligentissimus ist. In seinem letzten
Programme, als Einladunj; zum diessjährigen Examen
lind ad recitationes discipulorum audicndas gibt er Obser-
ratioues (jiiaedam in Pseuilo -Orphei .Argonautica, von wel-
clier Schrift nur zu bedauern ist, dass sie, wie so man-
che andere Gelegenheitsschrift , nicht in den Buchhandel
kommt und daher dem eigentlichen Gelehrten vom Fa.'-hr
verloren geht. Das Lyceum besteht aus fünf Classen.
Prima bis Quinta, und ist zugleich seit einigen Jahren
mit einer Realschule couibinirt, so dass der Unterricht
des Lyceuuis iu den übrigen soEenaniiteii Schulwissen-
schaften mit dem der Realschnle bis zur dritten Classe
zusammenfällt. Auch ertheilt jetzt ein besonderer Zeich-
nenlehrcr der zweiten und dritten Classe des Lyceums
und der Realschule Unterricht im freien llandzcichnen.
Beide verbundenen Srhiileii werden grossenfheils von Schü-
lern aus der Obergrafschaft Gleichen lre(|ueutirf. Im
vorigen Jahre zählte die Anstalt Gd Schüler. Ephoriv«
ist der der philologischen AVclt rühmlich bekannte Con-
sisturialrath und Superintendent Bach, früher Director
des Gymnasiums zu Scha/hausen- .Ausser dem Director
K. rügolstein sind noch l^Iitlehrcr: Conrertor K.r li ge I -
stein, Subrector Rudioff, Collaboralor Kcrst, Real-
lelirer Rasch und Zeichnenlehrer Brandenberg. —
Illüge diese Anstalt immerfort blühen und auch der wür-
dige Greis, unter dessen Aaspicien sie eine so I.inge
Reihe von Jahren gestanden liat, sich der Früchte seiner
stillen Wirksamkeit noch lange erfreuen! — Endlich hat
Ref. aiirh noch in diesen Blättern Bericht zu erstatten
von der Jubelfeier des Protephorns und ersten Lehrer»
7t
72
onsrrcf fivinna». illn«<r. Am 14. 0( (ol)or «aron rs gr-
rnilo ?,') J.ilii'-, <l>''s iiiisrr allcj.Miiciii n-rclirtcT Coiisi«to-
iirtl«lirr<(<>r und (..•iiiT.ilsiiix-r infpiiilcnt Dr. 15 r e ts<t li iiei -
«leroi'iin' lioili»i<liligrii AiMiitor .Tui^ftroteii li,i«c. Kaum
war vom <)liprIi<if|iriMligfr iiiiil ObercoiiBisJor iairaili \)r.
Jnrnl>i «Ion ({pistliilieii E|)horoii «Irr Ta-j ilpr Juliolf.'iir
iii. Stillen aiit;i'<li-utrl wonlcii , .ils «icli -Vlies beeiferlo,
«iciii liinliverdienteii Juliilar spim- Hiililiguiig <larziil>riii-
«eii. Oliiif (liss (liT lii.( lionliMip Manu rfn.TS wiissfe,
wurde ihm sclioii hui .Alii'iid zuvor loii der hiosigeii s<"lir
xalilreirlien Liederl.Tfel eine .Serenade ((elir.Tf lil. Am f<il-
•(endeii Morien erhielt der Jiiliilnr einen [>J(irj;eiieesaiig
\on den Seiiiinar.ilic.'iti'ii und Seminaristen unter der Lei-
tung ihres .^In.-iiklvlirer.'. , des Seiiiinarlelirer« IMiehel.
.Sodann erseliieneii l)e|)iilatiniien vom IMinislerium , von
•ien Landescollei^cen, mm Stadtratlie , lun den Stadt- und
Ijaiidgeistlirhen, >oiii Gvinnaeinni illiistr., vom (iMunasiuui
ICrneütinuMi, »om Lyreum zu (Hir<lrii(r, rom Land.s«hul-
lelirerseinin.ir, von den Candidaten der Theologie und des
PredijTtauites, von den Staill- und Landschullehrern u. s. »•.,
um ihre (iratulationrn abzn.stattcii. Der Geheiinerath
und iMinütcr Fri'iherr von Stein, der im Kamen iles
Herzogs und dis IMinisteriums Gliiok «ünschle, iiber-
brarlite — als ein /eiilien der llochseh^tzung uuil des
Wolilivollens unseres Landesherrn — das Comtliurkreuz
des Saeli.scn- Eriiestinischeu Uausordens, dessen Ritter der
Jubilar srlion getiesen ist. An der Spitze der Deputation
lies (lymiiasiunis stand der Jubilar Dr. liries, der nach
einer gediegenen .Anrede ein Festgedicht in lat. .Sprache
und ZHsr eine Ode im altrlassisclien Versniaasse, von
aiiserem l.it. Sfviisleii Dr. Wüstemann geiiiclitet, über-
reichte und als Zugabe eine besondere Schrift vom Hof-
rathe und Prof. Dr. Schulze: ,, Heber die Benutzung
der Geschichte" *") , dessgleichen libergab Consistoriairath
Hacli als Deputirter des Lyceums von Ohrdrufl" ein la-
teinisches Festgedicht vom Kirchen- und Schulrathsilirec-
tor K rüge I stein, utid der Director des Gymnasium
Erncstinum eine Abhandlung: „Disquisitiones de polygo-
nis solulis et polvcdris simplicibiis" : ferner die Deputation
der Stadt- und Laodgeistlichkeit zwei Programme**),
ein deutsches vom .Superintendurailjunrtus und Pfarrer
Huchgesang zu Uellcben und ein lateinisches vom Su-
perintendenten und Oberpfarrer, Dr. der Theol. Jacobi
aus .Stadt ^Valtersllall8en , und als Angebinde einen »erth-
vollen Poial in Form eines Kelchs mit der Aufschrift:
,,r. Th. lir. , Protephoro suo , acerrimo veritatis pro-
pugiiaton ac viudiri, alteri Germaniae praeceptori, die . . .
sacrum esse voluerunt muneris iu terra Gothana rousor-
•) Uel.cr den Inhalt dieser gediegenen Sclitift wird Ref in
diesen Blattern Eciicbt crslaltcn.
*") Das deutsche j welches interessante Notizen „über den
kircliliclien Zustand in Gotha zur Zeit der Reformation
und die Vi'iaoilerungen , welche durch dieselbe hcrbei-
Kcfiilirl wurden", enthalt, soll in der Allg. Schulzeituiig
besprochen werden ; das lateinische handelt de Jubilacis,
und zwar 1) de voce 7^^'' ; 2) de privilcgiis anni jubi-
laei , 3) warum, die Paiistc d. Jubclj. eingelülirl haben ;
4) wie ilicse sonstigen solemnia reniissionis jetzt in solem-
nia lactitiae verwandelt seien. Uas Ganze ist in .ichl-
classischein Latein geschrieben.
tos"; noclidem xiivor der Siiperint. Dr. Jacobi eine l.i-
teiiiisi he Anrede an den Jubilar gehalten hatte, die der-
selbe in gleiilier .Sprache gewandt erwiederte. Die Sladt-
uiid Ijaiidscliiillehrer, an ileren .Spitze der Conrect. Iii e d o
lon Waltersliaiisen als Sprecher stand, überreichten ein
(iedicht und einen si hOn gearbeiteten grossen vierarmigeu
Candelaber von .Silber uiit der Aufschrift: „Dem eifrigen
\'erbreiter des Lichts und dorn itiuthigen Vertheidigcr
der Wahrlieit." Sinnig »ar auch das Festgeschenk der
Candidaten — ein silbernes Dintenfass in Form einef
Altars mit einem Deckel, der eine aufgeschlagene Uibel
vorstellt und Joh. ! 7, 3. enthält, dazu ei:ie goldene Feder
mit der Aufschrift Sir. 4, 3i. — Unter den vielfachen
Festgaben verdient noch ertiahnt zu »erden: eine kost-
bare Tischuhr von Ihrer Hoheit der veriiittueten Frau
Herzogin von Gotha-Altenburg, deren Beiilitiater der Ju-
bilar ist; zwei herrliche Ansichten Genfs von der dasigcn
Geistlichkeit; zwei silberne Leuchter von der C'oburger
Geistlichkeit; eine ^'otivtafel der hiesigeu Engelhard-
Reyher'schen Huchdruckerei , welche iu geschmackvoller
und höchst künstlicher Ranilverzierung die Titel lon 19
der vorzüglichsten Schriften Dr. R r e t sr h n e i d er 's aus
der Menge seiner literarischen Werke darstellt. — Da
der Jubilar mit seiner Familie von der vcrwittweten Frau
Herzogin Hoheit, dessgleichen aber auch von den Pro-
fessoren der Gymnasien, ferner vpu den .Stadt- und Land-
geistlichen, und auch noch vom Stadtrathe ISamens der
Stadt Gotha zu einem Diner eingeladen worden war, so
viiril« durch Vermittelung des Stadtralhes, der den Jubi-
lar mit seiner ganzen Familie bettirthete, im Gastliaine
zur Erholung ein grosses G.a(imahl veranstaltet, woran
die \'erehrer Dr. Dr. 's aas allen Standen so zahlreich
Theil nahmen , dass nicht einmal Raum genug da war,
und die Stadt - und Landschullehrer nebst noch anderen
Festgenosseu ein Freiideumahl im Gasthofe zur .Stadt Co-
burg veranstalteten. Heiter und vergnügt war der Jubilar,
heiter und vergnügt die grosse, ansehnliche Gesell.<chaft.
Es wurde deutsch und lateinisch toastirt. Das Gedie-
genste unter dem Gediegenen, das gesprochen wurde, wa-
ren unstreitig die beiden Toaste des Superint. Dr. Jacobi,
ein lateinischer über die, duc, fac, /er und ein deutscher
über die Tugend der Eintracht, hm testgesang nach der Mel :
, Sind wir veicint zur guten Stumle" , voiu Plarrer Schwcrdt
gcdichtL-t, wurde unter Begleitung des gut besetzten Orchesters
abgesungen, sowie selbst ein vom Prof. Millenct •) vorge-
tragener theatialischcr Schwank das Festmahl wiirztc und die
Heiterkeit der Anwesenden erhöhte. Das Ganze beschloss ein
von den Schülern beider Gymnasien mit obrigkeitlicher Bewil-
ligung veranstalteter brillanter P'ackclzug, der die ganze Stadt
in trcudige Bewegung setzte. — Möge der hochgelcierte Jubilar
noch lange unter uns im Segen leben und wirken. Darum stin/-
nien wir von Herzen ein in die Schlussworte der Wüstemann'-
schcn Festude:
,,Qui Clara nostris lumina nicntibus
Pracpandis ^ alirum luox vidcas ju!.ar •*)
Lucis relotuiu , sisquc sospes
Grande decus columenque nostruin!"
*) Lehrer der franz. Sprache am Gyrnn. illusl. , bekannt als
geistreicher Schiit'tsleller unter dem Namen M Tenelli j
auch Hof- und Tliiaterdichter.
**) Der Jubilar litt seither .Mangel am Augenlichte und war
etwas kränklich, befindet sicli aber jetzt wieder gani wohl.
*9
Gymnasial-Zeitung.
Beiblatt
zur Zeitsclirift für die Alterthumswissenschaft.
Jflärz 1§43.
9- ßrisj)ielsammliiii<; zu Buttmaiiir« uiitl Ilost's grie-
i'hiüclien Graininatikeii. II. sMifaktiscIier Tlieil,
ein Uebuiigsbucli fi'ir die uiittlemi Griiiii.isialilassen.
Güttiii^eii bei Vaiideiihorck und Kupreilif. 184U*
X u. 438 J». (Verjrl. Gyiiiiiasialz. |S4l. Kr. 30.)
Ein iipuos Werk zur Befürderunjj der ^ripiliischeu
Sprache liefert uns der für diese Spraclie und die Lite-
ratur ilerselben uneriuCidlicIi tbfitige und uui dieselbe hucli-
vprdiente Verfasser. Denn als solchen nii'issen wir doch
Hrn. Dir, Rust nennen, da er, wenn ihm j;leich (nach
der Vorrede p. IV.) nicht ilie Anschauung und Saninilung
lies Materials zukuinuit, doch die \'erarbeifung und Fas-
sung desselben übernonunen (Vorrede p. V) und nach
»einen Grundsätzen ausgeführt hat. Veranlasst ward der
Hr. Verf. zu einer solchen Sammlung; durch die eben
so hüuti^e, als gerechte Klaffe, dass in den gramniati-
»chen Leiirbiiclieru eine genügende Anzahl passender üei-
«piele fast liberal! »erniisst werde. Gilt doch diess selbst
von ilen meisten lateinischen Grammatiken, namentlich
der neueren Zeit: so viel Alaterial auch darüber schon
gesammelt vorliegt, und so vielfach diess Feld schon lie-
arbeitot ist. Sicherlich hat ihre lange Geltung die la-
teinische Grammatik von lirüder nur dem (Jnistaud zu
verdanken, dass sie hinsichts der gelieferten Beispiele
noch vou keiner späteren erreicht, wenn auch vielfältig
benutzt ist. Um so weniger kann man diess von den
Lehrbüchern der griechischen Sprache erwarten, da die
griechische Grammatik erst seit vcrliältnissmässig sehr
kurzer Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Bearbeitungen
geworden ist. Und so besteht auch einer der wesent-
lichsten {Mängel der Grammatik Buttmann's, des verdienst-
vollen Gründers dieser Wissenschaft, darin, dass er nur
sehr wenige, nie ausreichende Beispiele gibt. Was die
Älenge der Beispiele betrifft, so hat das Meiste Kühner
in seinen Grammatiken geleistet; doch hinsichtlich der
Brauchbarkeit niüchte gerade von diesen gelten, was iler
Hr. Verf. in seiner Vorrede p. IV als Merkmal der ia
den Lehrbüchern gesammelten Beispiele sagt: „Geiviihn-
Hch sind nur diejenigen Worte der Satze berücksichtigt,
in welchen die Anwendung der eben vorliegenden Hegel
(ich zeigt" , so dass also solche Beispiele nicht zugleich
einen für sich selbständigen Gedanken — ein abgeächlos-
seoes Ganze ausmachen. Den vom Hrn. Verf. seiner
Grammatik der griechischen Sprache hinzugefügten Bei-
Sjrmnatialzeitung
spielen muss zum Theil derselbe Vorwurf gemacht «Ver-
den, doch nicht in demselben Grade; mehr noch konnte
man hervorheben, dass die Beispiele nicht in gehöriger
Menge gegeben sind, Diess räumt ja auch der Ilr, Verf,
in der Vorrede selbst ein (p. III), da man diicli das vou
ihm im Allgemeinen Geäusserte auch auf sein Lehrbuch
anwenden darf, das übrigens als eines der klarsten, bün-
tliüsten und somit brauchbarsten anerkannt ist. Ausser-
dem aber gibt uns auch diese Beispielsammlung eincu
Beleg dafür. Wie sehr wir dem Hrn. Verf. für eine
solche Arbeit dankbar sein müssen, wird ein jeiler leicht
zugestehen, iler theils das Bedürfiiiss einer Sammlung
zHPckmässiger Beispiele zu jeder Regel empfunden hat,
theils mit dem Rrf. die Wahrheit der Behauptung des
Hrn. Verf. (Vorrede p. IV) anerkennt: ,,Eiiie hinlängliche
Anzahl von passenden Beispielen zu jeder grammatischen
Regel aus den mustergültigen Schriftstellern zusamineu
zu suchen, die einen in sich abgeschlossenen Sinn geben,
welclier zugleich etwas Wissenswürdiges enthält, ist iu
der Tliat keine leichte Aufgabe." ietit würde sich nun
fragen, wie die Ausführung den darüber vom Hrn. Verf.
ausgesprochenen Grundsätzen, die gewiss ein Jeder billi-
gen wird, entsprechen. Ehe wir jedoch uns näher auf
die Beantwortung dieser Frage einlassen, wollen wir uns
erlauben, über die Zweckmässigkeit einer selisländigeii
Sammlung solcher Beispiele zu urtheilen. Sie iiiuss ei-
nem Lehrer sehr willkommou sein, dessen Zeit durch
die Berufsgescliäfte so beschränkt ist, dass er an einer
eigenen Anlegung derselben verhindert wird. Wie aber
verhält es sich mit den Schülern i Zuerst tritt uns hier
ein äusserer Umstand entgegen, der volle Berücksichti-
gung verdient: wie soll man den Schülern, ileneii es oft
schwer »iril, die nothwcndigsten Bücher anzusrhaflpii,
zumuthen, für jede oder wenigstens für je zwei Classen
ein neues Hülfsbuch zur Grammatik anzuschaffen, das
diese im Preise noch übersteigt? Es ist diess eine der
Wissenschaft ferne, äussere Rücksicht , aber die Schule
hat auch äussere Rücksichten, die nicht übersehen wer-
ilen dürfen. Was aber die Sache selbst betrifft, so kann
Ref., auch abgesehen von dieser änssereu Rücküicht,
dennoch für Schüler eine solche ßeispielsammlang neben
der Grammatik nicht gutheissen: zu jeder in der Gram-
matik aufgestellton und erklärten Regel gehören einige
gute Beispiele, wie sie deren der Hr. Verf. iu dieser
Sammlung iu grosser Anzahl bietet. Dass aber durch
7
/.")
76
.Ili-Kfllirn, »iMin ilirr Z ilil nii Iit iil)crin,'ls$i(; vorcrimsiTt iIIht ilcn Artikel, «i-il or geracio hioranf lifi sfinf r Lec-
Hinl ila» i5iiHaiiim.'ii;;rli(irn,'i' 7,11 »iMt ;;o1r<'iiiit , ticicl so- «iin- oiii licNiiiiilprps Aiijfeiimei k gorirhtot hat. Zurrst
Ulli niip .siihi-re Aiiffassiinj: •TMliivort, i'iii klarer Uelier- »iir;|p rr (;l.'ii-,li in der AiKirdiiiin); von ilcm Hrn. Verf.
Iiliik jiplifniiiit Hi-rile, kann llrl. nicht rtolil «ngcstchen. aluvpirhiMi uiiil ziiai 1) iloii fniheren Gcliranch des Ar-
Driiii rinnial nioihd- ili« Vcrwcisiiiic auf ein amlcres Buch tikels als Proiinmcn lipi llninpr rtv. nirht allein voran-
nrbrn «lor (■'rainniatik ilienolbrn Uihelstamle halien, Henii »teilen, »onilern auch ausführlicher, als es »nm Hrn.
es aniler« solche »irklich sind; sodann aber wird für Verf. geschehen, nachweisen, erläutern lind mit ilen
den Schüler diese Tr luujf des ZusainmengehCirijren durch n<Hhi(;en lieisjjielcu l.elej^eu , weil die Lectiire des Homer
lieisniele keiiiesHe(;s «Nireiiil sein, da er für sich doch für den .Sciniler eine ebenso frühe als wichtige ist; '2)
die llegelii nur als neben eiiuiider dastehend betraclitet, den (icbranch des Artikels in der spateren Zeit, nainent-
den inneren Zussminenhang deiselben aber erst durch lieh bei den Altikern, darstellen, »obei wohl derjenige
den Unterricht des Lehrers erkeniit und aiiffassf. - Ks <iebraii< li des Artikels, in dem er zwar schon als Artikel
inuss eich also lief, dahin aussprechen, dass «u jeder deutlich heriortritt, ileiinoch mit dem Pronomen sowohl
Regel in der (iraimiialik selbst die niilhise Aiizalil Kuler, tienieinschaflliches hat, als sich auch nach unserer Auf-
d. h. sowohl Ireireiider, als am h iiWiglichst in suli als ein fassimcsweise noch damit vertauschen liesse , den passend-
tiaiizes abgeschlossener Beispiele hiiizUKefü^t «erde, sten lieber^aiif; bilden mochte; und endlich X) erst von
aussenlem aber die Leetüre d.as üebrige ergänze. der Stellung des Arlikes reden. Es erscheint nflmlich
Wie verdieiisilirh deiinnch an und für sich eine sol- dem Ref. leicht möglich, d.iss dei Anfänger, der ilaü
che Sammlung von Ueispielen ist, haben »ir oben schon 'Weseii des Artikels noch nirht erkannt hat, auch den
ausgesprochen: ebenso miiss Ref. es rühmend anerkennen, uesenlliclien Unterschied in der verschiedenen .Stellung
wie die in dieser Sammlung enthaltenen Beispiele den <lesselb lOch nirht erfansen werde. Der Hr. Verf. hat
von ihm in der \'orrede aufjieslelllen (Jriinilsät«en ent- nun nach jener allgemeinen Angabe über das Wesen des
»precben. Die Beispiele sind, wie die <iarüber in deu Artikels I Andeutung seines Ursprungs sotjleich von
>iilen gegebenen Nüchweise bezeugen, nur aus iler mu- der Stellung des Artikels gesprochen und diese durch
stir.Miltigeii attischen Prosa, aus Thiikjdides, Xeiioplion, eine Deinerkniig in iler Heispielsammlnng p. t4. l'). noch
Piaton und den llediiern entnommen; Homer, Herodot bestimmter und ausführlicher erläutert. Streng genoin-
uiid die attischen Dichter sind nie ohne ausreichenden inen sollte man freilich diese Auseinandersetzung, die
<iruii<l als Genalirsmaiiiier benntüt ; aus den späteren Ref. ebenso klar und bestimmt als erschöpfend nennen
Schriftstellern der attischen Prosa (Pülvbios, Dioilor, Plu- muss , nirht eine Lehre über die Stellung des Artikel«,
tarcli und Aelian) »ehr wenige Beispiele entlehnt. Diess sondern des Adjerfives und der dasselbe vertretenden Be-
Letztere wird man el enfalls billigen, da die durchaus Stimmungen nennen. Recht deutlich zeigt sich diess bei
ninslereülli''en Schriftsteller der Beispiele genug darbie- dem dritten Puncte; denn für den Artikel ixt es ganz
len; sonst würde man auch keinen Anstoss nehmen, wenn gleichgültig, ob z. B. in der p. 15. aus Thukyd. I, 97.
man aus Poivbios u. s. w. passende Beispiele angeführt angeführten Stelle zu rüiv t;i>/^lfjdxoiV noch aviOvöfAOV
f/j, ,,!,._ ' hinzugefügt ist oder nicht ; aber für aVTOiOiiviv ist e«
Die Beispiele sind nun für gcwiihnlich ganz wjirtlicli von einem wesentlichen Unterschiede, ob es zwischen
aus den Originalen entuoniuien ; selten ist vom Hrn. Verf. Artikel und Substantiv, oder beiden entweder iiaiL- oder
des Verständnisses und der Abrundung wegen ans dem »orgestellt wird. Diesen Unterschied hat der Hr. Verf.
Zusamnieiihange eine kleine Ergänzung hinzugefügt; fer- au< h ganz richtig angegeben, auch ebenso richtig liinzu-
iier sind natürlich solche Zwischensätze, die für deu gefugt, dass es mit den Adj. fiEOüi;, hc^aroi, «XpO?,
Totalsiiin, wie für den grammatischen Zusainnienhang ÖAus u. a. gleiche Bewainllniss liabe ; dennoch hat er
entbeliilicli waren, ausgeschieden. Ausserdem sind An- diese .Idjeit., wie es in der Grammatik geschehen, auch
nierkungeii hinzugefügt unter dem Texte, die entweder hier wieder besonders behandelt, während doch diese
Machweise der grammatischen Regelu in Buttmann's und Adject. , wie alle übrigen, ebenso gut als Attributiva
des Hrn. Verfs. Grammatik, oder Erklärungen von »e- wie als Pradisativa gebraucht werden, und das Abwei-
niger bekannten oder seltener gebrauchten VVürtern und chende von unserer Sprache nur darin liegt, dass der
aiK h n-anzen Phrasen enthalten. Diese Aiiinerkungen sind Grieche mehrere adverbielle Bestimmungen des Orts unil
in der Art und Ausdehnung, wie sie gegeben sind, ganz <ler Zeit durch Adjectiva ausdrückt. — Es mag vielleicht
Irefllicli , sollte man auch liier und da eine Erklärung diese Bemerkung über die Einfügung einer Anmerkung
als nicht durchaus niithig ausgelassen, oder dagegen ein unwichtig erscheinen: doch ist sie es wenigstens hinsieht«
anderes Wort oder eine andere Redensart erläutert ge- des praktischen Zweckes nicht; denn dieser erfordert,
wünscht haben: es kommt hierbei sehr viel auf das sub- dass man die Regeln möglichst vereinfache und ihrer
jective Urtbeil uiiil die subjertive Erfahrung an. Ein- nicht so viele neben einander hinstelle, damit nicht die
zelnes in dieser Beziehung durchgehen und censiren zu ganze Sprache dem Schüler als eine Masse von Ausiiah-
Hollen, würde demnach weder zweckmässig, noch erfolg- men und Abweichungen erscheine. — Eben so siml p. |i)
reich sein. und 'JO <ler Beispielsammliing die Fälle vollständig an-
Wir nehmen uns daher einen Abschnitt zur genaue- gegeben, in denen das Prädicat den Artikel erhalten
rcn Durchsicht heraus, um zugleicli die Regeln der kann, aber in einer Art, dass der .Schüler daraus schlies-
Gramniatik zu berücksichtigen, zu deren Erläuterung sen muss, es sei etwas sehr Gewöhnliches, den Artikel
diese Beispiele dienen sollen. Ref. wählt den Abschnitt bei dem Prädicate zu findeu, während doch, wie der
/ /
7«
Hr. Verf. .-iiirli fli'irh liiiit<*rli>'r aii(;ilit , «las PraHir.il ilni
Artikel nicht h.ilxMi <lar( , .,elieii «eil es einen lingrilF
ausilri'iekt, <ler ander« eiti>; noih nicht naher bezeichnet
ist lind nicht näher bezeic!inet »erden soll", d. h. da«
Allgemeine, der allgemeine befrilP, uiiler dem das Süli-
ject als das Uesoiidere {(efasst »erden soll. Auch (febeu
die roii dem Hrn. Verf. an^efiilirten fteinpiele <leii deut-
lichsten liele«; dafür, dass der Artikel heim Fradirate
äusserst selten ist und streng genommen nur dann g;esetct
wird, wenn, »ie unter I\'r. c. vom Hrn. Verf. bemerkt
lind sclion in seiner Grammatik §. 9^- A. h. mit passen-
den Beispielen belegt ist, der im Prädicat enthaltene
BefcrilT als solclier olijectivirt »erden »oll, z. H. Xenoph.
Tyrop IM, 3, 4. „(i.i(V/.at oi'vr,'-^ luv ei to'tvi-i , tuv
l'.if^iju luv dyaitov.'"'' Es »erden dailiirch solche Be-
griffe j;leii hsam zii Eigennamen , nnd dann eben findet
auch Ulf. den Grund, dass sich dieser Gilirancli des
Artikels lieiin PrAilicat auf die Verlia des Neniieiis etr.
iM'Schr.'inkt hat. Denn ausserdem sind Ref. noch keine
Fülle iiirgekommen , die nicht eine aiiffemessenere Erklä-
riinjj darboten , wie auch die 1011 dem Urii ^'erf aiige-
fi'ihrten Beispiele eine solche nach lies Ref. Ansicht zn-
lassi'ii , so iianieiitlich Nr. I.H. — In i\r. M. und l.'i.
iiWichten »ich aber tI]V TTeviai und TO viy}]Tr,uluv leicht
als Appos. fassen lassen. — Nr. Ifi. ist nicht zu erkla-
ren: ,,H'ir haben zur Schaff'iierin diejenige erwählt, »ei-
che etc.", sondern: ,,l)ie (aus <lem Zusammenhange schon
bekannte) SchafTnerin er»ablteii, beslimmten »ir, indem
etc." — Nr. ) 7. ist ein Beispiel einer »irklicben Aus-
nahme. Ueber Nr. Is. wagt Ref. nicht zu eiitsclieiileii,
ila er augenblicklich nie Stelle nicht im Zusaininenhaiige
narhieseu kann; doch würde auch diese Stelle nach der
vom Hrn. Verf. selbst in der Anmerkung gegebenen Er-
klärung nicht zu jener Ausnahme gehören.
Den Gebrauch des Artikels bei Gattungsbegriffen be-
»tiinmt der Hr. ^'erf. als einen dreifachen: ,,nanilich
der Artikel »ird zu Gattungsbegriffen j;esetzt a) wenn
die Gattung als ein in sich geschlossenes Ganze oder im
Gegensalze gegen ein anderes nachdrücklich hervorgeho-
ben »erden soll; b) wenn nicht irgendein einzelner Ge-
genstand aus der Gattung bezeirlinet »erileii soll, son-
dern jeder zu derselben f;eli(irige; c) »eiiii der Begriff
des Wortes unter einer gewissen Beschrankung, nament-
lich als nur geuissen Zeit- und Localverhältnissen ange-
messen zu fassen ist." So sehr Ref. uiit der Fassung
der beiden ersten Gebrauchsweisen einverstanden ist, so
scheint ihm doch Nr. c. gar nicht hierher zu gehören,
sondern vielmehr unter A, a, weil nämlich der Artikel
Hl diesen Fallen ;;ebrauclit »ird, um den Begriff" unter
gewissen Besrhraiikun;en, z. B. von Zeit und Ort u. dgl.
f.» fassen; diese Beschränkungen und Bestiininungen aber
müssen ent»eder allgemein bekannt sein oder aus dem
Zusammenhange erkannt werileu ; es hat also der Artikel
in dieser Gebrauchsweise noch etwas Pronominales. So
ist das vom Hrn. Verf. p. 28. Nr. H. angeführte Beispiel
ans Demnsth. pro cor. p. 261 , indem t() fdüoq der be-
stioimte, allgemein bekannte Theil der Stimmen ist, die
6 TlUoavofiiov yoaCfiv aTn(feou)i> haben niusste (näm-
lich der fünfte), wenn er nicht die (ebenfall« gesetzlich
bestimmten und bekanatep) TCEVTaxooi'ag öfta^l^iai zah-
len »iillte. Ebenso gebraucht Pint. Ag. cap. I. ij Vilftl.rj
von der aus der Sage bekannten Wolke desixiun, su»ie
cap. j. Till' floay.OVTUs von der aus einer Fabel be-
kannten .Schlange. Und gleiche oder ähnliche Erklärun-
gen ergeben sich auf natürliche \Veise in allen solchen
Beispielen, deren si<li leicht eine grosse Menge anfülireu
lies».-, z. B. .\eiioph. Aiiab. IV, 4, I: „f/i Of'.rofürrj,
il. i, dem in jener (iegeml Hohnenden oder herrschenden
Satrapen." Iliid. 3- lylto'i lUV noTUfAOv, d. i. der
vorher erHähnte TtyiJlj^.'''' Ibid. 4. „Ot'^fiC äkKoc ßa-
otkea ini\ Tov 'innov dvfßaf./.ev" (<las Pferd ist noch
nicht erMälint, der Artikel erklärt sich aber leicht durch
die Beziehung auf /jaor/K/.) Ibid. iS. 13. l4. ,,/aiu
ruc y.uiiiai -- ttl ijci n;dii('." etc.
In dem Folgenden, was der Hr. Verf. über lliiixu-
füguiig des Artikels zum Ailj. Partie, etc. gesagt hat,
iniiss Ref. derselben Ansicht sein; nur mochte er «ohi
vorschlagen, iliess Alles von §. 'JS. B. a. (Ii) bis 4 (An-
inerk. '1.) unter die eine Regel zusamnieiizufasseii , dass
jeder Redetheii , der zu einem Suist. erliuben wird, den
Artikel erhallen muss , zu der dann die Begründung für
die einzelnen Redelheile die Unterabtheilungeii bilden
würden. Diese Begründung ist vom Hrn. \'erf. auch über
das Adj., Particip. und den Infinitiv ganz klar nnd rich-
t'S gegeben. Nur in Hinsii ht des weiter in den Noten
S etc. Beiiierkten »ürde Ref. »ieder eine andere Eil -
theiliing ȟiisclien; denn so richtig die Annierk. 5. g*"-
inacliti'ii Untersiliicde von TtoAKoi und ui Ttu/JMi sind,
so scheinen si' doch dem Ref. unter die Regel zu ge-
hören, dass die Gattnngsbegrifle mit dem Artikel lerse-
lien sind, sobald sie et»as all^^emein oder aus dem Zu-
sainmenhange Bekanntes bezeichnen; denn diess passt auf
UI Uf./Jii , jenes auf Ol 7lokkul Und Ol dkl'yui , »obei
dann freilich die Bemerkung vorausgeschickt werden muss,
itass , was von den Subst. mit dem Artikel, auch von
den zum Subst. erhobenen Redelheilen gelle. — Ebenso
ȟrde nach iles Ref. Ansicht Anmerk. 7. (4) nicht hier-
her gehören ; denn in dem Artikel liegt nichts Abwei-
chendes; nur ilarin, dass das durch den .Artikel zum
Subst. erhobene Adj. gleichsam als Appos. zu einem gan-
zen Satze gesetzt ist, »ofür man einen Relativsatz er-
»arten sollte.
Ebenso ȟrde Ref. kein Bedenken tragen, unter die-
selbe Bestimmung auch das unter Anmerk. S. (.'1) Ge-
sagte zu ziehen. Es ist nämlich der adrerbielle Begriff
(durch das Neutrum des Adj. ausgedrückt) durch den
Artikel zu einem substantiellen erhoben, der ileii »-aiizen
durch das betreffende Wort angedeuteten Zeitraum uin-
fasst. Und so findet sich kein Uniersrhied z»isclien die-
ser und der p. 4.')?. Nr. 4. von dem Verf. in der Gramm,
bemerkten Ausdriicksweise : To 7rp(V etc. Auch ist iler
Unlerschieil zMischen T(ß o.oy^uiuv und äp^aiw.: ganz
derselbe als zwischen TO iTfjiv und Ugiv, ein Unter-
schied, ilen der Hr. Verf. so»ohl in der Gramm, ein-
leuchtend bestimmt, als auch in dieser Beispielsammlung
iliirch mehrere pa.ssende Beispiele erläutert hat.
Dagegen ist es, wie auch vom Hrn. Verf. geschehen,
als eine wirkliche .Ausnahme zn betrachten, wenn das
Neutrum im Plural ohne Artikel gebraucht »ird, ohne
dass man eine Bcziehang auf ein Sahst. , sei es aus dem
7*
80
Alt'rmoinpn, sei rs aus ilniii ZiisaiiimcnhanjTc , niachrn
kann. Iniless Hcrtleii solcliiT l''.'lllo sich thcils nicht viele
üiiili-n, tlifils li-i(lit riiio bcsoiiilt-rc Erklärung zulassen,
ilie (Ipii Artikel ilurcliaus nicht gestatten, so ilass dieser
«ichranch allrrilings anzumerken ist, doch sicherlieli nie-
mals so gpfasst , als ob das Neutr. plur. des Adject. ohne
Artikel ohne Weiteres sulistantivi.sch gehraucht werden
konnte. Stellen nun, »ic Xenopli. An. )(I, 4, 19. und
IV, (i, 17. sind schon nicht hierher zu ziehen; denn
mag man auch hinzudenken, was man »olle, auch etwas
ganz Allgemeines, ctna im Ueutschon es, so ist ßaoifici
und lifjUTU in der ersten und ßazä in der zweiten im-
mer nur pradicatir aufzufassen und dar/ also nicht ein-
mal den Artikel hahen. Ein Anderes aber ist es mit
iStellen, wie Xen. Anab. III, 2, 10: y.uv iv öetuoii;
cuot. Der Hr. Verf. sagt in der Anmerk.: ,,8cil. 7jpa-
yftuOll>^^ , zum Verstandniss des Sinnes janz genügend,
aber nicht zur Erklärung des grammalischeii Verhüllnis-
ses. Ref. erklart sich die Auslassung folgendermaassen,
ohne jedoch nicht gern eine bessere Erklärung anzuneh-
men , wenn sie ihm geboten wird: „Würde der Artikel
hinzugefügt, so wurde der Begriff, der in deii'ä liegt,
zu einem Superlativen gest>.igcrt, wie das etwas nicht
Seltenes ist; wenn also ev dewoig iival heisst in pe-
riculu esse, vürde iv Toic Ssivoii tlvai in summo pe-
riculo esse bedeuten. Diesen letzteren Begriff will aber
der Schriftsteller nicht ausdrücken und lasst desshalb den
Artikel aus , indem das Substantielle in diesem Neutr.
plur. durch den so häufigen Gebrauch mit dem Artikel
auch deutlich ist, selbst wenn dieser einmal ausgelassen
wird. Auf ähnliche Weise scheint mir auch die Stelle
aus Demad. p. 17'J: „öi/.aia ktyeiv'''- erklart »erden zu
müssen, indem T« öiy.aia entweder das, was für den
besonderen Fall und die besonderen Umstände das An-
gemessene ist, oder ganz allgemein den Begriff des Ge-
rechten oder Angemessenen bezeichnen würde. Dess-
gleirhen deivu Tiudciv unil Aehnliches; dem Griechen ist
jrewiss nicht eingefallen, sich zu diesem öetid das Subst.
■jtu'Jti oder 7l(ja.'/uuiu zu erganzen, so wenig als bei
di/.ata — ^ijf.u'.Ta.
Dieselbe eigenthümliche Kraft des Artikels, welche
wir schon oben in dem Unterschiede von zu 'n:Qiv und
Tlüiii angegeben haben, finden wir auch wieder iu der
Verbindung eines Adverbiums mit einem Substantiv, in
welcher das Adverb, die Stelle eines Adj. vertritt. Eine
Vertretung iWimlicli kann mau es wohl nennen, doch wird
natürlich ^rieuiand meinen, das Adverb, si-i nun zu einem
Adject. umgewandelt. Es wird vielmehr durch den Ar-
tikel das Adverb, mit dem Subst. zu einem Totalbegrijf
verbunden, in welchem eigentlich der durch das Adverb,
ausgedrückte Begriff nicht mehr als eine blosse Eigen-
schaft aufzufassen ist.
P. 37 der Beispielsammlung, Nr. XXV. kommen Zu-
oammcnstellungen vor, wie drr,u (ilJTO)^, d. lÖiüiTlji; cet.
Sun ist zwar in der Ueberschrift auf „eine Bemerkung"
za §. 98, 5, b. «. verwiesen, die Ref. nicht nachleseu
kann, da er nur die vierte Ausg. der Grnmmat. zur Hand
hat, iu welcher jene Bemerkung noch nicht enthalten
ist. Welches Inhaltes aber auch diese Bemerkung sei,
so ist iloch Ref. nicht klar geworden, wesshalb jeue Bei-
spiele hierher gezogen sind. Auch Buttm. (§. 123. An-
merk. 2.) hat diese Verbindung nicht unier der Lehre
vom Artikel. Es ist eine Art der Apposition, über wel-
che Mehlhorn im Programme des Glogauer Gymnasiums
183'l> mit der ihm eigenthümllchen Gründlichkeit gehan-
delt hat. — Ref. fügt noch ein Beispiel mit yvvij hinzu,
damit nicht, wie aus Buttm. und des Verf. Beispielen
entnommen werden zu müssen scheint, avi]0 für das-
jenige Wort gehalten werde, welches so hinzugesetzt
werde: Plat. Alcibiad. I, p. 121. D. ,,T(ji(psiai 6 -naii
6 Tuii ßaatkitüi ov^ i'^tu yvva/xu^ Toocfov öklyou
ott/ßs, dXK i'^' tvi'oi'X<JJv, Ol dv öoy.iöoiv tcüp tceoi
ßaaikia liptOTOC (Ivai.
F. 41. Nr. XXVIII. enthalten Beispiele über den
Gebrauch von oi dfi(fi Tiva etc., den Hr. Verf. in §. 'JS.
Anmerk. 10. seiner Gramm, im Allgemeinen als eine
nachdrückliche Umschreibung des einfachen Subjects nennt,
obwohl er bei den einzelnen Beispielen etwas verschie-
dene Erklärungen gibt. Auch möchte sich wohl immer
noch ein Mebenbegrilf nachweisen lassen: es ist noch
irgeiul etwas, das mit dem Substant. zusammenhängt und
durch den Artikel mit demselben als ein Begriff gefasst
werden soll.
Ebendaher erscheint aber auch die Beifügung des
Artikels iu den Redensarten TO in' ifioi, to xat}' eav-
Tuv ixaOTog etc. dem Ref. als ganz dieselbe; die Ver-
schiedenheit liegt nicht in dem Artikel, sondern iu dem,
wozu er gesetzt ist.
Unter Nr. XXX. (Gramm, g. 98, 5 h. ö.) scheint dem
Ref. Verschiedenartiges vereinigt zu sein: das erste Bei-
spiel nämlich gehiirt nicht hierher; denn der Artikel fehlt:
man muss entweder ti erganzen oder es für das Adverbium
nehmen, dessen Begriff es jedenfalls ausdrückt. Bei deu
übrigen Beispielen aber müssen wir zwar bei der Ueber-
setzuug Ih's Deutsche irgend ein Hauptwort hinzusetzen;
diess aber als wirklich ausgelassen hinzuzudenken, wie in
dem zweiten Beispiele ÖEO^, ist nicht richtig nach grie-
chischer Auffassung: es würde TO Tojv TTuiöojv gesagt
sein, auch wenn kein Subst. gener. neutr. im Grie-
chischen vorhanden wäre, das Furcht bedeutete. Das-
selbe gilt von TL» TOÜ Oeiiicrru/.ksoin;, wozu man nicht
Qij/ia, Tt^uyua oder ein anderes bestimmtes Subst. gen.
neutr. hinzuzudenken nüfhig hat. Dagegen ist die Er-
klärung des Hrn. Verf. durchaus deutlich und angemes-
sen. — Anders als mit den Beispielen 2- u"'' 3- verhalt
es sich mit denen unter 4. und b , in denen Adjectiva
enthalten sind, deren Geschlecht sich sogar nach den
wirklich zu ergänzenden bestimmten Substantiven richtet.
Ebenso verhält es »ich mit Nr. 7, »veil yvuifü] VLV.a ilie
geHohnliche Redensart ist, so dass also, wenn i) eiilj
viv.ii oder V] vtxvjoa gesagt wird, yvul/Jlj sich sogleich
als natürliche Ergänzung darbietet. Zu Nr. Q. „T?jg ei-
^la^Utviji^^ hat der Hr. Verf. kein bestimmtes Substant.
genannt: man mag alaa oder ^loifja. nehmen oder auch
yvwfiij, seil, ^töi; denn so wird sie dargestellt Iliad.
0,1 sqq. — freilich nicht im Kopfe des Zeus, son-
dern neben demselben. — Nr. 9. aber, worin i'oai Pra-
dicat zu dem aus allgemeiner Gebrauchsweise zu ergän-
zenden ipljcpoi ist, gehurt gar nicht zu dem Gebrauche
des Artikels, der bekanntlich bei dem Prädicate ausser
81
82
den wenigen oben angeführten Fällen nicht stehen darf.
Veranlasst ist die Anfügung dieses Beispiels offenbar
dnrch die Aebniichkeit mit der in Nr. 4 — 7. zu ma-
chcnden Ergänzung.
Wie nun schon in den unter ö angeführten Beispielen
zum Theil , so niuss Ref. mit den unter e, ^, 1] ange-
gebenen in doppelter Hinsicht anderer Meinung sein. Erst-
lich nämlich sind nach des Ref. Ansicht iliese verschie-
denen Linterabtheilungcn unter eine Rubrik zusammenzu-
fassen , da durchaus kein anderer Grund zu einer Ein-
theilung und Sonderung als die verschiedene Bedeutung
der zu ergänzenden Substantira, da ist: in allen diesen
Fällen mussten auch die Griechen zu dem Adjectiv nicht
bloss zur Erklärung ein Subst. ÜKu y.uivov hinzudenken,
sondern ein ganz bestimmtes ergänzen, mochte ihnen
diess auch durch den häuflgon äebrauch nicht in jedem
einzelnen Falle deutlich zum Betvusstsein kommen, nie
dem Deutschen in Ausdrücken: „zur Rechten, zur Lin-
ken" eic. „am sechsten des zehnten Monats" etc. Lassen
wir indess auch diese Eiiitheilung als etwas für die gram-
matische Eigenthünilichkeit dieser Gebrauchsweise Un-
wesentliches stehen, so ergibt sich doch zweitens aus der
näheren Betrachtung dieser Fälle sehr leicht, dass es
hierbei auf den Artikel gar nicht ankommt; denn sonst
könnten nicht Beispiele mit dem Artikel und ohne den-
selben zu gleichem Zwecke neben einander gestellt sein.
Allen diesen Fällen liegt <lie lebhafte Anschauung der
Griechen zum Grunde, der es genügte, den besonderen
in dem Attributiv enthaltenen Begrill anzugeben und die
daher den allgemeinen, als ilen leicht zu ergänzenden
ausliess. Sollte also diese Erscheinung überhaupt unter
der Lehre vom Artikel angeführt «erilen , so hatte die-
selbe ernähnt werden müssen bei der Regel, ilass das
zum Snlst. erhobene oder die Stelle desselben vertre-
tende Adjectiv mit ilem Artikel versehen werden muss.
Dann hätte aber auch die Erklärung, warum dennoch in
einigen dieser Fälle (vergl. p. 43- XXXL Nr. 1. 2- 3-)
der Artikel ausgelassen wird, hinzugefügt werden müssen.
Unter >'r. (i. des §. 98. in der Graminat., erläutert
in der Belspielsanimlung XXXIV. p. 46, führt der Hr.
Verf. diejenigen Fälle auf, in denen der Artikel ausge-
lassen wird, auch wo von bestimmten Gegenständen die
Rode ist. Ref. findet diesen Gebrauch durch die ange-
führten Fälle erschöpft, würde «her im Allgemeinen die
Scheidung vorschlagen: I) in solche Substaiitiva, deren
bestimmte Beziehung sich durch ihre Natur schon er-
gibt, wie Nom. propr. und von appellat. i/foi, (tv&ooj-
Ttui; i'it, il. h. solche, die Götter sind, ein solcher, der
Älensch ist. Dahin würden auch die Benenniingen von
Tugenden, Lastern, Fertigkeiten etc. (vgl. Graniiii. (i. c.)
gehören. '2) in solche, die durch den gewöhnlichen und
liäufigcn Gebrauch schon ihre Bcstiniintlieit erhalten hat-
ten und desshalb dos eigentlich nöthigen Artikels nicht
mehr bediirlteii, wofür wir im Deutschen ebenfalls Aua-
logieen haben , wie Vater, Mutter etc. statt der oder vieiu
Vater etc.
Zuletzt spricht der Hr. Verf. von dem Gebrauche des
Artikels bei Homer, sowie von dem daran sich schliessendea
pronominalen Gebrauche desselben bei Herodoi und bei
den .Attikern, »o viel sich davon in einzelnen Erschei-
nungen erhalten hat. Dass Ref. mit dieser Betrachtung
die ganze Behandlung des Artikels beginnen würde, hat
derselbe schon oben geäussert. Hiermit schliesst Ref.
seine Bemerkungen , die dem Hrn. Verf. nur einen Be-
weis von der Genauigkeit geben mögen, mit welcher er
die Beispielsammlung durchgesehen hat.
Gotlschick.
10. Caji Julii Caesaris Commentarii ile belle Gallien.
Mit Anmerkungen von Dr. J. C. Held, Rector und
Professor am Rönigl. Bayer. Gymnasium zu Bayreuth-
Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Snlzbacll,
in der J. E. von Seidelscheii Buchhandlung. IS39.
XII und 420 S. 8.
Bei aller Anerkennung, welche den durch Hrn. Prof.
Held besorgten Ausgaben der Werke Cssars in der ersten
und zweiten Auflage, als einem zum genaueren Verstäml-
nisse der Sprache dieses Schriftstellers vortrelllicheii und
unentbehrlichen Hülfsmittel stels zu Theil gewor<len , ist
doch vielfältig die Bemerkung ausgesprochen worden, ilass
die Ausgaben des Hrn. Held für Schüler, mit welchen
Cäsars Commentarien auf Gymnasien gelesen »erden, nicht
sehr geeignet seien, indem ein nicht unbedeutender Theil
der gegebenen .4ninerknngen Betrachtungen und Ent-
wickelungen des Cäsarianischen Sprachgebrauchs enthalte,
welche den Schülern dieser Stufe grösstentlieiis noch un-
verständlich seien; auch die Kritik des Textes sei mehr
als zulässig berücksichtigt. Und in der Tliat, es lässt
sich nicht verkennen, dass jene Ausstellungen nicht alles
Grundes entbehrten. Geitiss waren besonders für die
Anfänger in der Lcctüre des Cäsar nicht genug solche
Anmerkungen gegeben, welche dem Fassungsvermögen
und den Kenntnissen jener angemessen waren und ihnen
den wünschenswerthen Nutzen gewähren konnten ; da-
gegen fan<len sich zu viele solcher Bemerkungen, welche,
so vortrefflich sie auch an und für sich sein mochten ,
doch ihren Zweck nichterfüllten, «eil sie mehr lirtheils-
kraft und Kenntnisse voraussetzten, als man bei Sciiülern
jener Lehrstiife voraussetzen darf. Diesem 31aiigel nun
hat Hr. Prof. Held in «ler anzuzeigenden ilriltcn Auflage
der Bücher vom gallisclien Kriege, wie es ileiii Ref. we-
nigstens scheint, auf vullkouunen genügende Weise ab-
zuhelfen gesucht. In dieser nämlich, wolilic, obgleich
sie S Seiten weniger enthält, als die «weite, dennoch
wegen des viel compresseren Druckes und der grösseren
Druckseiten sehr beträchtlich vermehrt ist (man vergl.
ausser den kleinereu Zusätzen zu I, .3 J, 4; I, 40, 4:
IV, 34, 4: IV, 36, 2. die bedeutenderen zu I, 42, Ö;
I, 53, l; II, 17, 2; VII, 3(i, 3; VII, ,so, 2- u.v. a.^
sind keineswegs solche Noten hinzugekoniineii , welche
kenntiiissreichere Leser voraussetzen, sondern snlchc .
durch welche Anfängern das Verständiiiss des Schrift-
stellers erleichtert wird, sei es nun durch sorgfältige
Entwickeluii'T des Zusammenhanges an schwierigen Stellen,
oder durch Erklärung von Sa<'hen, Structuren nnil Wor-
ten, oder durch Verweisung auf die üblichen Grainina-
tiken, nicht alh-in die Zuuipt'sche , sondern auch nicht
selten die von ü. Schulz uiiil Feidbausch, vergl. zu i.
83
m
•H\ ö; I, 31, 6; I, 35, -'; I, 43, 4; I, 4'), 2; I,
Ji' y, II, ^, -'; •«, 12. •; ", i4, v; n, 2i, l;
V ''^ !• t'll , 2, I "• ". ». Audi <l«s Vfrilieiit wohl
al« eine V.Tli<s»friintJ ilm Um lip< irnäliiit z» »er<leii,
«laKS an virl.-n Stillrii, »<i in cli'ii friilienii Au«t;al.<"ii nur
auf eine ErLlarunt; in ili-u li.iilKTn <l<- l.rllo rinli vrr-
Hie«rn »ar, iliese j<'«zt ganz tiiler ihrem llan|itiiihAlte
nai h al.jje.lrn. kt i»t. Man rer|;l. iinf.-r an.l.-rn 1, _'9, 2 ;
1, ^'.1, ä; ihi<l. 4(1, ■-!; 4'i, Ki: 51, 1; 53, 4; M, 7, 2;
ilinl. 1'' 3; -0, I. Der Text ist fast ganz unverändprt
K.-bliel.in; i'mr III, 7, 1. is« statt de» einfachen Acrn-
«ali.s lllvricnm, in ll!^ri^nm gesrhriehen «..rden, »ohi
„,it InreVht, da auch llr. Prof. Schneider in seiner vor-
trefl'li« heil Ausgabe den blossen Arinsativ beibelialten hat
(.f. die kritische iNi.le (.. 225 s-J.) ; VI, 42, 1. ist die
ohne Ziveifel richtigere Lesart ^udicant statt des fniheren
iwdico.it anfgenoninien; VII, y, , |. ist discisa nite in
discussa geändert «orden. Die übrigen .c.m Ref. be-
merkten Aenderinigen sind unuesentlich und bestehen
unr iti iler Weglassung tler Einschliessun^szeichen I, 14, l;
VII i;j 1: Nil, H^, 1- — Von der Erkläruugs«eise
der zweiten Ausgabe ist der Verf. abgewichen II, 33, 1,
HO aut denitjue nicht wie früher durch „oder »enig-
»trii»", suiidern durch „oder überhaupf übersetzt ist,
mit ^■er«»eisu.ig auf Liv. VIII, 'i(i, ti; ferner VII, Jö, 1.
bei den Worten silentio noctis conali. Von den Aiiiiier-
kongen der zweiten Auflage ist im Ganzen nur seiir ivenig
»u»g"elassen worden; Ref. hat es nur an folgenden Stellen
bemerkt: I, 31, t; H, 29, 3; IV, 15, I; VII, 11, 1.
und 54, 3- l>ass der Hr. Verf. die kritischen ^oten
iu diesVr neuen Auflage nicht vermehrt hat, scheint !«•-
sonders henorgehobeu werden zu müssen, und wird ge-
wiss ...n allen «Iciien , welche ihre Schüler diese Ausgabe
de» gallischen Krieges benutzen lassen, jrebilligl werden.
Kbeiiso recht aber hat wenigstens nach des Kef. Da-
fürhalten Hrn. Prof. Held auch darin gehandelt, dass er
.on jenen Noten und denen, welche feinere Bemerkun-
gen über den (Gebrauch mancher .Structuren und Worte
enthalten, fast gar keine fortgelassen hat, nicht allein
desshalb, weil, wie es in der »orrede zur ersten Auflage
heisst. sie in irgend einer Hinsicht lehrreich sind, und
zur Krweckuiig und Scharfung des Machdenkeu» dienen,
sondern auch, '«eil es gewiss kein j\achtheil an einer
Schulausgabe eines Classikers ist, «enn sich dann Man-
ches findet, was den Schülern bei wiederholter, sorgfäl-
tigerer Leetüre neu ist und sie zu ninfassendereii und
genaueren Untersuchungen einzelner fipgenst.'inde anregt,
I worauf der Lehrer, der ja doch die Leclüre der
Schriften Cäsars in Tertia nicht für volikomnieri abge-
sclilo.ssen ansehen darf, auch zur KrUnlerung von Stellen
in Werken anderer Schriftsteller oder um ahnliche Sprach-
ersrheinungen seinen Schülern zu erklaren, rerweiseu
kann.
Schon ans dieser kurzen Auseinandersetzung ergibt
sirh, dass das Buch nicht nur bedeutend rermehrt, son-
dern auch wesentlich lerbessert vrorden ist, und es ist
gewiss zu erwarten, dass, da es schon früher auf vielen
Anstalten benutzt wurde, es in seiner jetzigen, zweck-
massigeren (iestalt in noch weit mehrere eingeführt wer-
den und auch «einerseits daiu beitragen wird, Iheils da»
Verständnis« der Schriften Cflsafs, theil« eine grüiiilliche
Keniitniss der lateinischen Sprache überhaupt zu fordern.
(jreifswald, Ur. /. Thorn».
1 t. C. Sallusti Crispi Catilina et Jngurtha. Recugnovit
Jo. Guilielmu» Schaef'er. Bremae, sumptibus A. l).
(ieisleri. 1840- IV und 114 S. 8-
Die früheren, 'für den Schulgebrauch besorgten Textes-
abdrficke der Sallustiaiiiacheii Munographieen , schliessen
sich mehr oder weniger der aus einer falschen Vorstel-
lung über die Schreib- und Darstellungsweise dieses
Schriftstellers hervorgegangenen Corte'schen Textesrecen-
sion au, sind somit für unsere Zeit unbrauchbar uiul kltii-
iien in der Hand eine» hülfiosen Schülers sogar nachthei-
lig «erden. Diesem Uebelstando hat Hr. Schäfer, zu-
nächst gewiss im Interesse seiner Schüler, ilurch oben
angezeigte Ausgabe al>zuhelfeii versucht, indem er eine
editio verheisst, qnae et verborum confextum ad optimo-
riiui librurum fidein rastigatiim exhiberet et parvo pretiw
esset parabilis. Zu diesem Ende liat er die Leistun-
gen seiner Vorgänger, namentlich die von Kritz, Herzog
und Orelli zu Käthe gezogen: vornehmlich schliesst er
eich an Orelli an, von dem er nur an wenigen Stellen
(durchweg indessen in der Schreibung einzelner Worter,
welche bei Orelli gar zu antik aussehen) abgewichen ist.
Auch dem Kamen des Schriftstellers ist wieder die rich-
tige Form zu Theil genorden. Cf. Kritz. pracf. Catil.
p. XXI sq.
Den bei der Beurtheilung anzulegenden Maasstab fin-
den wir in der Vorrede angedeutet; es ist derselbe, den
man bei allen andern Schulausgaben gellend zu machen
hat. Man erwartet einen handschriftlich sicher gestellten,
lesbaren, fehlerfreien Text. Was die beiden ersten Puncte
betrifft, so ist das ürthcil über die Arbeit Orelli's ab-
zuwarten, wesshalb hier nur diejenigen Stellen zur Sprache
kommen können, in denen Hr. Schäfer, von seinem (Ve-
währsinanne abweichend, nach eigener An- und Einsicht
verfahren ist. Wir legen den Text des Jiigurlha zum
Grunde.
C. 12, 5. hat Hr. Seh. mit Recht die von Or. ge-
tilgte Präposition in wieder in den Text aufgenommen,
da sie nicht nur durch 1 I I\Iss., <oiidern auch ron Donat.
ad Ter. Phurm. 11, I , H,'. und Serv. ad Virg. Aen. 1,
413. iu Schutz genommen wird, cf. Kritz. — C 14. II.
Für non quil bei Or. linde ich keine handschriftliche
Auetoritat. Hr. Sehn, hat die ^'ulg. beibehalten. — C. IH, S-
geben die bessten IVlss. fania , fiele, was nach Walchs
(Kuiendd. Live. p. 53) richtiger Erklärung ohne Bedenken
in den Text zu setzen ist, wie auch Kritz gethaii hat.
Weder Orelli's Lesart faniae fide. noch die Schäfer'sche
famae , lidei sind zulässig. — C. '.^4, 'i- und 3- siiiil die
von Or. ohne Grund als verdächtig oder überflüssig ein-
geschlossenen '> Wörter wieder von ihren Klainmerii be-
freit. — C. 31 , 19. pervenirent ffir pervenerint ist wohl
nur ein Druckfehler. — C. .H, 9- ^Vie Hr. Seh. das
von den meisten Mss. dargebotene ex inopia erklaren will,
iit mir nicht klar. Meiner Ansicht nach passt es nicht
in den Zusammenliang' und es wäre besser gewesen, wenn
er mit Curt«, Gerlach, Kritx, Orelli das gewöhDliche
85
86
ex ro[)ia hätto sieUen lasspri. — C. öS, 4- 8<li»vaiikpii
(ii« iMss. Die friilierpn Hrraiisjfelicr lialirn clanioreiii
linstilpin un<l li.iltrn tiiniiilluoi für ein (i'losspin. Hrrrn
.Scli.'ü Lpsart, riaiiinrcni rpluti liimiiltiiiii liugtllriii, ilpiii
coii. |{(>iij;ars. iiikI Flur. 3- eii(|p|inl, i!<t ;;ar iiiciit übrl.
Vergl. Li'p. 30, (', V. unil dazu böitiih. Critt. Liw. pri-
iiiitt. p. 7(1. — C. (i(i, 1. folgt Ifr. Sdi. mit Krifz der
rirlitijjpii Schreibart alia qiiae. Or, scLIiPSSt ilas bei an-
ilpni an alia aiii;p|iäiij;te (jue in Klainiiiarn. S. kritz zu
Cat. Ir, I. — C. 7.), 1. pnlsrbridpt sirli die AJplirzahl
der Codd, für Bribclialtun); dpr prapp. in »or oppiilum ;
aurli llr. Srii. tiättp «ip iiirlit til);pn sollen. Kurz dar-
auf slpht y«e/'in( , wag Or. eiiigPNclilos.spii liat. Man |pge
mit Kri(z f'oient. — C. 79, '■■'■ hafte Hr. Seh. dpn abla».
plera(jue Africa nicht rerdrfinj^pn sollen. S. kritz z, d.
St. — C. rt4' ist arrerspre mit Kritz j;pniigeiid gerechtfer-
tigt. — C. ^5, 3<l. "ar pgomet pluritmis mit Kritz und
Or. Iieiziiliplialtpii und iiidit nach (ipriacli'g Vorganjje
ego meis plurumis zu lesen. Kurz darauf ist für arcte
zu lesen arte. — C. 93, 4. hat Hr. Seh. die Conjectur
Orelli's, perrepsit, in den Text recipirt. Die IMehrzahl
der iMs.i. geben ginulos perscripsil; das Gerathenstp bleibt
mit einigen Codd. perceiiit zu Ipsen, »ie auch Kritz
ihuf. — C. 94 , 4- steht für ijui ascpnsuri erant nicht
üIipI Carrio's Conjpctur (jui pscpnsuri erant. S. Wolf,
ad Supt. Caps. c. til. Dasselbe leriiiuthet Baitpr bei Or.
— C. M7, 5- ist mit Rpcht das lon Or. eingpklamniprte
iiurique aus dem Texte gpwiespn, da ps pine Infprpola-
tiun ans c. S/- i"'- Ini Anfange dps Cap. lUO. hat allein
Kritz das Richtigp gegeben, was namentlich seine Stelle
in einer Scliulaiisgalie halte tiniieii »ollen. — C. lOö, 'J.
ist iere nicht zu lerdadiligen, »ogegen C. tOS, '2. der
Au.sfall einiger Wörter hatte angezeigt »erden sollen.
Wir brschlie.isen hiermit den ersten Abschnitt unserer
Anzeige und glauben genugsam dargethan zu haben, dass
Hr. Seh. die ihm zu Gebole steheii<leii Vorarbeiten, na-
mentlich die IrpfllicIiP Au^gabp von Kritz, nicht, wie man
erwarten sollte, ausgebpiitet habe.
Koch pinijp Worte nlipr dip Corrpctheif des Druckes,
als über ein Haupterfordeniiss einer brauchbaren .Schul-
ausgabe. Der >ou Hrn. Seh. in der praef. über das
Fehlen »oii 4 Wörtern Jug. c. 3^- hei Orelli aiisgp-
sprnchene TadpI hat sich iiiprkHÜrdig f^eriiiltt , und das
Sündeiirpgi.st' r ist in ilipsem Piiiictp für piiip so kipine
Schrift übermässig gross ge»otden. Alle Arten uiul Spiel-
arten von \'ergt<issen haben in den 114 Capiteln des Ju-
gurtha einen Platz jrpfiindpn. C. 2- £■■• lies miiltap für
uiiilta, c. IC ist vor honuravistj, gloria ausgpfdilen; in
den selben Capitel fehlen nach imbecillum zieei gitnze
Sätze. — C. 1.'. fehlt nach disfribueiidain »ieder ein
Salz. Gegen Ende des C 14- steht iniuria für ininriae.
In iler Glitte des 38- Cap. fehlt eo vor niiMiero. C 4(1,
med. ist der ancli bei Or. sich findende Fehler parabat
für parabaiit stehen geblieben. Cap. 42i ''"• lies aut pro
für ut paro, C. 44, init. fehlt et vor exspectatione, C. öl,
fin. ist delectis zu lesen für delictis; C. .';>, init. ist <or
fuisset virtute ausgefallen, C. Tili, fin. steht inermo$ ,
C. 77. nova res für novas res, C. 79. magna für magno,
C. 92, fin. unea für vineae, C. lOl- steht, wie scliou
bei Orelli , ibi für ubi , C. 1U2. >u Her Rede des Sulla
fehlt nach amiroruin , neijue iinbis nnd gleich darauf
steht at für atcjue; C. lUö- fehlen nach patpiilibus fünf
Würter und piiillich C. 1US, init, steht iM^vuri für Alauro.
Die »ohlHollende Gesinnung gegen die Jugend, »ei-
che sich oilenbar durch Veraiistaltnng derartiger Ausgaben
kund gibt, ist anzuerkennen, uiiil es la.^st sich nicht in
Abrede stellen, dass iler Hr. Herausgeber den am Schlüsse
der \'orrede ausgesprochenen Wunsch realisirt gesehen
haben »ürde, »enn er seine Vorgänger besser nnd "e-
» issenliafter benutzt und namentlich mehr Sorgfalt und
Genauigkeit auf die Correclnr der Druckbogen verweii-
<let hatte. Ich für iiipiiipii Theil »ürde die Schüler vom
Ankauf dirspr Ausgabp, auch wenn gip nocli »ohlfi'itpr
»are, zurückhalten.
Zf''«- Friedrich Hesiler.
\i. Aiinotationum in Tifi Livii lib. XXI. spiciineii idi-
dit G. Lorentz.
In dem zu iMichaelis 183S ausgegebenen Programme
des Kdiiigl. Frieilr.-Wilh.-Gvinnasium» zu Cöln befindet
»ich nis »i.s«eiischaftlirlie Abhandlung oben angezeigte
Probe Livianischer liemerkuugen , deren Verfasser Herr
Collaborator Lorentz ist. üeber Veraiilassnng nii<l Zweck
dieser Annotationes lassen »ir den Hrn. l'erfa«^er selbst
reden: ,,Qni (intpp.), etsi rem siiam tarn feliciter ad-
ministravprunt, ut nihil ultra dpsiilprari posse vidpafur,
multa taniPn reliijueruot , quae acciiratiori indigeant in-
terpretatione. Pliires ejnsinodi locos, (jnorum seiitentia
adhuc non satis est explorata , Ikpc aniiotafioiiiini speri-
mine diligentiiis excutere sum conatus. Atijiie in ea uiii-
dein re admiiiistraiida non fain elaboravi , ul nova ouae-
dam iiiauilita(|ue in medium pniferrem, (juani ut tironuni,
(|noruiu causa niaxinie coiiscriptiis est hii> libelliis , com-
niodis inservirem.'- Ref. beabsichtigt keine eigentliche
Hecensiou, sondern begnügt sich, das Schriftchen anzu-
zeigen, weil es nicht uninteressant sein dürfte, et»as
Näheres darüber zu erfahren. Was zunächst das kri-
tische IMoniPiit betrifft, »elches natürlich schon der An-
lage nach in den Hintergrund treten miisste, so hat sich
der Hr. Verf au die früheren Uearbeiter angeschlossen
und nur an einer Stelle (c. 43, 4.) eine seil. ständige
Virbesseruiig vorgebracht, ilie aber, trotz der im \(>r-
Mortc gegebenen Versicherung, ilennoi li unter die Zahl
der inaiiilita gerechnet »erden niiiss, Hauptsaciie bleibt
die Interpretation; Hauptgegenstand also dieser Zeilen,
nachzuneisen, in »iefi-rn die Leistungen des Hrn. Lorenf»
das Verstaiidniss der liesproclienen Stellen gefördert haben.
Die Verdienste des Hrn. Lorentz »erden sich nun am
deutlichsten darlhun lassen, wenn »ir die beh.in. leiten
Stellen anführen. Cap. fi , f). empfiehlt Hr. Lor. Krpvs-
sig's Intcrpiinction uiiil gibt für das Versiainlniss gerade
so viel, als noth« endig ist, um die Qui>lle siiiier Lei-
stung in der schon von Düker gegebenen Erklärung /a
finden. Die Erörterung zu c. 1(), 1. verdankt ihre Knt-
sfehung dein Philipp Riibenius. Zu der r. 14, .^, gege-
benen Interpretation finih't sich die nächste VecMilassniig
III der Heusiiiger's( h''n reberselziing; auch viird Niemand
bei c. I "', 9, die Krkläinng Heiisinger's verkenueii, so-
wie iirh c. 24, Ö. der Einfluss der llebcrsetznug dessel-
87
88
bell (iclilirti-ii iiiclit aM.lugiieii l.'isst. Cap. 27, 8- stimmt
Ur. Lori'iit/. mit Sigoiiiiis iinil (iroiiov übvreiii. Iii (l«r
Erkl.'lriins '<"' p^rvi-rsi» rupilus im c. 33, 4- schlii-.-st
Hill «liT lli-. Verf. an Ddtlorlcin Sviion. I. p. (iU an und
IM iirr Anll'assung von c. 4(i, 10- griisstentlieils an Gronov.
Die Hpliaiulliiiij,' «ler libri-ron Stellen, mit Ausnahme rnn
r. hO, U), tlieiliirise aurli voll r. 33, 4, <li)riimontirt
rine sehr {grosse Uei.strsicrtianiltsrliart mit Falri, dessen
für den Srlinl/.werl.. Iioolint iiirlitijje Ausgabe }lr. Lorentz
iiuch nicht gekannt /u haben scheint. Auch ist dem
Hrn. Verf. entgangen, dass die von ihm zu c. S, 5. ge-
gebene Parallcistelle, sich »clioii in Krevssig's Melett.
rritt. spec. II. p. 10 (IMi.seiiae lfi37) rorfiiulet. Referent
maasst sich kein Urthcil über angezeigtes Schriftchen
weiter an , erlaubt sich aber schliesslich zu erinnern au
Horat. Epp. 11, 1. zu Ende.
Zeitz. Friedrich Beasler.
13. Eleuieiitarbuch der lateinischen Sprache ron ür. Her-
mann Schmidt, Dir. und Prof. iles Gymnasiums zu
Friedlaiid. 1. Th. Beispiele zum üebcrsetzeu aus
dem Latein, in's Deutsche. 2. Th. Beispiele zum
Ucbersetzen aus dem Deutschen in's Lateinische.
Friedland, Bornewitz. 1841. U B. und 7 B. 8.
(Fartiepreia 10 ggf- und ti ggr.).
Der als Schulmann in seinem AVirkungskreise und als
Gelehrter ancli ausserhalb desselben rühnilicbst bekannte
Hr. Verf., der früher schon ein griechisches Lesebuch in
iler Art des allgemein bekannten lon Jacobs herausgegeben
hat, hat hier nun zunächst für die untersten Classcn sei-
ner Anstalt ein lateinisches Lesebuch in ähnlicher Art
/usaiiimeiigestellt. Wenn »nii audi die Anzahl solcher
l..esebürher nicht gering ist, so zeichnet »ich das vor-
liegende doch durch sorgfältige Auswahl der Sätze ihrem
Inhalte nach und durch strenge Beobachtung der Stufen-
folge vor den meisten seines Gleichen aus. Das ganze
Elementarbucli zerfallt in zwei Haiiptlheile , ein latein.
Lesebuch und ein deutsches Exercitienbuch und jeder
dieser Theile enthalt eine doppelte, ganz getrennte Reihe
von Beispielen, um abHechscIn zu können. In dem er-
sten Theile bilden Vrrübiiiigen den Anfang, »eiche Sub-
stantive und Ailjective der beiden ersten Decliiiationen ,
und kleine Satze der drei ersten Decl. und zwei ersten
Coiijugationen enthalten; natürlich mit Vermeidung alles
Unregelinässigen : dann folgen kleine Satze zur Einübung
der regelmässigen Formenlehre (Declinatioii - Genus und
Comparation der Adjective, Pronomina, die Coujugatioucn
nach der Reihe, jede in Activ und Passiv getheilt) ;
hierauf iu derselben Ordnung Satze zur Einübung der
unregelmassigen Formenlehre. Durch diese Eiutheilung
zerfallt ilas Ganze in zvtei verschiedene Cursus, die etwa
für Sexta und Quinta eines Gymnasiums ausreichen. Die-
sem Lesebuche ist endlich ein sehr sorgfältig gearbeitetei
kleines Lexicon für beide Cursus und beide Reihen zu-
sammen angehängt. In <lem deutschen Excrcitienbnche
folgen die kleinen Satze iu derselben Reihenfolge in ein-
zelnen Absätzen, und sehr zweckmässig sind die Vocabeln
immer aus den entsprechendeo lateinischen Abschaitten
gewählt; einzelne Vocabeln aber, die in den lateinixrhrn
Abscliiiitten nicht vorkommen, stehen in Parenthese zwi-
«cheii dem deutschen Texte, so dass ein Vocabularium
zu diesem Theile nicht nüthig war. Freilich wird hier-
durch die Anwendung dieses Excrcitienbuches, ohne das
Lesebuch gebraucht zu haben, aufgehoben, was gleich-
wohl nicht in der Absiebt des Verf. gelegen zu habeu
scheint, da beide Theile einzeln zu verkaufen sind. In
Betreff" des Inhaltes der Sätze ist besonders darauf gese-
hen , dass dersellie nicht über die Verstaiidessphäre der
Knaben hinausgeht, und am Eiiile der einzelnen Ab-
schnitte bildet oft ein passender Versus memorialis den
Schlnss. Ausserdem empfiehlt das Bucli uucli die wirk-
lich uiusterhafte Ausstattung durch weisses Papier, gros-
sen Druck und dabei ein massiger Preiss. — Verdient
also das Buch in manichfacher Beziehung zur Einführung
empfohlen zu werden, wo, wie auf ilen meisten Gym-
nasien, derartige Lesebücher im Gebrauch sind, so kann
Ref. doch nicht umhin, einige Bemerkungen gegen den
Gebrauch solcher .Sat/.sauimlungen als Lesebücher hin-
zuzufügen. Es ist nicht zu verwuoilern, dass die Ein-
fünnigkeit solcher kleinen Sätze die Knaben ermüdet,
wenn sie ein ganzes Jahr hiudurcli und wohl noch län-
ger solche zu lesen haben. Ein so entschiedener Geg-
ner aller Hamilton- und Tafcl'schen Methoden nun Ref.
ist, wenn es gilt, eine Sprache grammatisch, gründlich
oder vielmehr, wie im Lateinischen, an einer Sprache
die Grammatik überhaupt zu lernen, so glaubt derselbe
doch, man könne aus diesen IMethoilen die gute Lehre
entnehmen , dass man möglichst bald zum Lesen zusam-
menhangender .Stücke übergehen müsse, um lebendigere
Theilnahme und Lust zu erwecken. Diess ist aber ge-
wiss so am sclinellsten zu errcicfien ohne Beeinträchti-
gung grammatischer Gründlichkeit und Anschaulichkeit,
wenn man die Knaben erst die drei Decliiiationen (die
dritte mit gegebenem Genitiv und Genus), esse und die
erste Coiijugation lernen lässt, uiid so lange sie damit
beschäftigt sind, alle Leseübungen ganz uiiterlasst, in-
dem man die Einübung nur durch mündliches und schrift-
liches Bilden kleiner Sätze betreibt. Sobald man aber
diese Partieen hinter sich hat, lassen sich kleine Ge-
spräclie und Erzählungen bilden, deren zusammenhängen-
der Inhalt nicht ermüdend ist; dann fange mau an fleis-
sig zu lesen und das Gelesene auswendig lernen zu las-
sen. Wird man auch hierbei manchmal nicht umhin
können, etwas zu anticipiren, wie den Geliraiich der
Pronomina, Zahlwörter, Präpositionen, so hat diess nicht
viel zu sagen und es lässt sich ein solches Anticipiren
bei den kleinsten Sätzen nicht vermeiden; wie z. B. die
Motion der Ailjcctiva, einzelne Formen von esse immer
schon eher gebrauefit, als gelernt werden müssen; denn
wie soll man sonst einen Satz bilden? Besonders aber
halt Ref. die jetzt fast ganz vernachlässigte Gesprächform,
welche doch am meisten Auswahl und Auswege zur V^er-
meidung alles noch nicht Gelernten darbietet und den
kindlichen Geist am meisten anspricht, für passend, die
erste Stufe der Leseübungen zu bilden; schon desshalb,
damit die Knaben sich zeitig an den Gebrauch aller
Personen des Verbums gewöhnen und nicht fast nur die
dritte Person in Uebung haben.
89
90
Mochte aläo ein so sorgfältiger nnil tüchtiger Schiil-
inaiiii, als )I<t geelirtc Verf. iles rurliegeiiilan Elcoieiitar-
buches, sirli bewogen linden, zu einem Versuclie ein
■olches Lesebuch aiisziiarl>ei(en , wozu freilich nicht we-
niger GescIiirL und Aliilisamkeit gehurt, al< zu mancher
grundgelehrten Alonograpliie.
Stralsund. * Johanne» v. Gruber^
14' Cornelius Nepo» de rita excellentium Imperatoram
et Phaedri fabulae selectac. Mit Anmerkungen.
Zum Gebrauche von Gymnasien. Von Dr. /. R.
Kiine, Oberlehrer am Gymnasium zu Münster und
Mitglied des Vereins für Geschichte und Alterthums-
kunde Westplialens. Münster 1841. Druck und
Verlag »on Hast und Riese. VIII n. 127 S. 8.
Obgleicli es lieutKutage ausgemacht ist , dass der Ver-
lasser der vitae excellentium imperatorum nicht, um noch
oinnial Wolfs Worte zu gebrauchen, jener Cornelius
>iepns ist, ror dem Catull ein so tiefes Compliment macht,
•ondern bloss Vetter Probus, so hat es doch Hr. Dr.
K.üne bei der Herausgabe dieser ritae für gut befunden,
den alten Adoptirnamen beizubehalten, ohne dafür jedoch
•eine Gründe anzugeben , oder einer anderweitigen .An-
sicht nur mit einem Worte zu gedenken, was um so
mehr befremdet, als er selbst p. IV sagt: ,,7nit solcher
IVilikür und Gesetzlosigkeit sollte ein Schriftsteller aus
der classischeti Zeit (der nach p. VI ,,icegen Reinheit
und Adel des .lusdrucks so iewutidemstrurdig dasteht^^)
j;eschrie/ien haben f Das ist unglaublich, oder unser
.\epos ist nicht Nepos." Der Zweck aber der Aus-
gabe, oder, wie es p. VII heisst, die hohe Aufgabe,
war, nach p. \'II der schön aber dunkel geschriebenen
^'orrede den Schriftsteller mit Anmerkungen zu versehen,
,,die das eigene Urtheil der Schü/er nicht beschränken,
tondern anregen und leiten, und nur da Fertiges zu ge-
ben , wo dem Schüler die gewonnene Kenntniss nicht aus-
küß. "
AVas nun zuerst die Kritik des Textes betrifft., so
bedauert der Heraucg. p. III , dass bei der Wahl der
Lesarten noch so wenig auf den anfänglichen Unterricht
im Latein Bedacht genommen j's/" und erklärt es p. V
,,nicht allein für erlaubt, sondern für unabiD eitliche
Pflicht, den sogen. INepos so «inzurichten , wie
er hohen Abtichten genügt. Bei der Wahl oder
Einrichtung der Form ist daher, nach p. VI, alles
erlaubt, was in den Grunzen guter Latinilät bleibt und
die Zwecke des Unterrichts fördert, in Bezug auf den
(iedaiiken aber sind bloss dunkle Stellen, — wo Unsinn
oder l erderbliches steht (für die Moralität des Schülers?),
nach dem Beispiel unserer Vorfahren unbedenklich zu
<inder/i: — denn die Ausgabe ist für Kinder (auf dem
Titel steht y«r Gymnasien , und gewöhnlich untersclieiilet
man zwischen einem Kinde und einem Gymnasiasten).
J^iassen wir aber diese Kritik unberücksichtigt, die sich
übrigens in den Noten bloss auf 3 Stellen erstreckt.
Der Erklärung des Nepos sind auf den 100 Seiten,
die er umfasst, 230 Noten gewidmet, so dasa durch-
G'mnaiialzeiluns.
schnittlich auf die Seile 3, gegen K»jde mitunter 1 oder
'2 kommen. l'ra über diese Noten das genaueste Urtheil
fallen zu können, hat Recensent sich veranlasst gefunden,
dieselbe nadi genauer Prüfung, folgt er seiner Ueber-
zeugung, unter folgenden Rulirjkeu aufzuzählen: es sind
Tun ihnen
]t4 nntinvendig oiler dmh erträglich,
1,S3 nutzlos für den Schüler (und Lehrec),
12 unrerstandlicb ausgedrückt oder verwirrend,
13 falsch ,
S disputabel.
Zu den nnthwendigen zJlIilt Rec. solche, wie p. 4, 21:
„heinerodromi ist griechisch und heisst Tageläufer''' , weil
einmal alle griech. Wörter lateiniscli gedruckt sind und
vielleicht nicht jeder Neposleser Griechisch versteht; sol-
che, wie p. 9, l'J. Interim ab eodem , gradu ilepulsui
est: ,,der Strich steht dazwisdien , damit man eodem
nicht auf gradu beziehe"; p. (18, 5- et ir: etiain ; zu
den erträglichen solche, wie p. 3U, .'»4. capfam deletissent:
„für cepissent et dclevissent ' ; p. (lö , l*.'). ,, summa inosi
hier der Singular sein, obgleich deren [der ist Druckfehler)
viele waren, welche sich der Alleinherrschaft bemächtigen
konnten, niid ähnliche. Nutzlose nennt Rec. alle die
sprachiergleiclienden Bemerkungen als da sind: p. 19, 131-
,,oll'ensuui fortuna heisst: einen durch Zufall oder zufäl-
lig Angetrollenen" *) ; p. 32, 28- ,,snb iinpcrio ist ganz
gleich ilein deutschen: unter der Herrschaff und ähn-
liche p. 16, 15. p. 22, 28. p. 3Ü, 7. p. 34, 12. p. 35, 26-
p. 31, I. p. 36, 16. p. 44, 4. p. 47, 2S. p. 51, 29.
p, 57, 6. p. 57. 31. p. 62, 14. p. 64, 14. p. 68, 27.
p. 72, 19. p. 72, 21. p. 84, 19. p. ^«8, 1. p. 93» 27.
p. 95, 3. p. 11)0, 6 u. 7. Ingkichen solche wie p. 76, 22.
,,reslituerent", nämlich Dii; p. 41, 22. „dirigere navem
vergleiche mit cursiim ilirexit" S. 2. Z. 26; p. 42, 14-
,,Laconicain, nicht Laconicen, weil Nepus sagt musicam,
Atticam. Wol"; p. 43 > 3- »pc» — posse recnperari :
„warum hat spes nicht das Gerundium auf di?" ibid.
26. ,,Ist poferit und ilas folgende fiierit den gewöhnlichen
Regeln über die Folge der Zeiten gemäss?" Durch lol-
clie Bemerkungen wird das Nachdenken lies Schüler»
nicht „geleilet'' , sondern ihm verleidet. Zu den verwir-
renden oder unverständlich ausgedrückten Bemerkungen
zählt Rec. : p. 18, 29. testarum suiTragiis, (|uod ostracis-
mon vocant: „ijuod bezieht sich niclit auf suflragiis und
nicht auf testarum (warum nicht?), sondern auf den gan-
zen Satz: testarum suiTragiis etc." Trotz dieser Bemer-
kung werden von 10 Anfängern 9 das (|Uod durch weil
übersetzen ; p. 28, 26. „illud sine dubio (Thras. I. init.)
nämlich virtutem sine fortuna ponderandam esse" gesteht
Rec. selbst nicht zu verstehen **). Die übrigen 10 die-
ser Art sind: p. 7, 24. p. 19, 31. p. 20, 19. p. 30,6.
p. 53, 31. p. 69, 1. p. 73, 23. p. 88, 28. p. 23, 18.
nebst 26, 31, wozu sich noch das kritische „iniquam
für unquam" p. Ö9, 22. zählen lässt **♦). Die |3 fal-
') Diese Erklärung ist sogar falsch. M. F.
") Hr. Köm- bat liier ralsclilicli illud auf's Vorliergcbcnde
bf/,ü2cn , wäbicnd es, wie so oft, auf das Folgende ;;chl.-
M. F
•*•) Audi icli baltc «liesc Conjeclur für ganz unnötbig^ der
Sinn der Stelle kaiiir dieser sein: ilie Athener nuisstcn
7
91
92
teilen >'ofpii mm» flcr- »(immtlirli ai)(;i>bpn , nin «iclit
siiiii.i.issi^eiil zu rrsi-liciiicii. Sie hliul : |). 4, ('•• „Atlic-
nifiiscM stellt sehr iiii;,'i'Hc>1iiiII(Ii z»isilicii tiimiiltu und
proniiiiiiio." Die Fitlli' aber, ivo .'llinliclie Stelliiiis statt-
linilot, sind iinralilii; ; ['• 10, 'Jti- (Tlicni. Vll.) prac-
dixit ut IIP prius: „»rirdi-ii wir aiisgedriukt haUi-ii mit
ut noii oder mit iie ohne ut." Zufällig erklärt gerade
dirie Stelle üillrotli lat. Gramm, g. 3JÖ. A. 3; !>• 21), 3t.
(Lv9. in.) „in domo durfte iiieht heisscn domi." Aber
mau sehe »illroth g. I.j3. A. I. Derselbe lehrt §. 154,
«■ergl. mit §. (i'J, 4, l., dass iu egressns navi navi iler Ab-
lativ sei *)', während es hier p. Jj, 2. fiir den Dativ aus-
gegeben wird; p. SV, 10. (Pelop. II.) heisst es: ijueinque
«tehe für (luemriimiiue exproxiino, nämlich tempore**);
Ticlinehr ist der ollenbare -Sinn: Athenas se contulerant —
ut, queinijiie ex proximo {loco) locuiu fors obtulisset,
eo patriam recuperare niterentur ; p. Ü5 , 34. wird i\ete-
rior =z inferior; p. 70,2- und 91, ö. plus als fiir magis
gesellt betrachtet; eben lo soll p. 4, 8. p. 18, 28- und
]). fi3, 3. suus fiir eins, p. 97, 12. und p. 49, 19. se
fiir illo, ei für sibi stehen, obgleich diess auf derselben
.Seite p. 49, 8. eine Abweichung heisst. Die ,S disjiu-
iabeln Bemerkungen endlich sind p. 92, 17. (Att. VIII.),
»o Rec. bezweifelt, ob iu „globus consensionis" globus
für factio oder roninnctio «tehe; p. 80, 29. (Haon. II.)
ob proGciscens durchaus hei.sscn müsse : „als er reinen
wollte"; p. .53, 33. (Epam. VI.) ob in „multa invectus"
inulta mit sehr übersetzt werden müsse und p. 42 , 2-
p. 33, 14. p. 23, 29. p. 17, 27. p. 8, 2.
Da nun aber, nach dem Anfange der Vorrede, „höchst
zweckmässig der neue Schulplan (wessenl) die Le-
sung des Phadrus neben dem Nepos in der Quarta vor-
schreibt", so sind dieser Ausgabe de« Nepos noch 4S
fabulae selectae dieses Dichters angehängt. Rec. hat
die Bemerkungen, »eiche hier zu >r. XXV — XXXIV
dieser Aaswahl gegeben sind, mit den Aumerkungeu ver-
fiir ibrcn Staat ein Anleihen machen ; Atticns scboss ih-
nen vor und nahm nun zwar keine Zinsen (nc aes alie-
nuni multiplicandis usirris crcscerel) , sali ahei- auf die
piincllicbe Abtiagiins des Capitals (neqne longius quam
dictum esset eos deberc passiis sit, vergl. neqne indul-
gendo inveterascere eoiuni ucs alier.um paliebatur). Doch
gestehe ich g^-in, dass die Reclilfcrtisung und Erklärung der
Vulgata, die, wie icli etcn zufallig sehe, J. Holtzmann
in dieser Zeitschrift 18^6. Nr. lOS gegeben bat, nielir alles
Einzelne in der Stelle btriicksicbtigt hat, aber eben für
Cornelius vielleicht zu sinnreich ist. M. F.
*) Der Grund, warum Hr. K. navi für den Dativ nimmt,
beruht zwar auf einer Hypolliese; scheint jedoch dem
Hrn. Ref. nicht einmal vorgeschwebt zu haben. M. F.
") Hier bat Hrn. K.'s Erklärung doch manches für sich, und
es sind wohl noch bedeutendere (ielehrte darauf gekoin.
men , quemque für quemcumque zu lassen oder auch wohl
qucracuniqiic zu schreihen. — Mir ist die Stelle jetzt ganz
klar: ,, Diese hatten sich so zieiulich alle nach Alben
begeben, nicht um der Müsse nachzugehen , sondern uuj,
wie und ho der Zufall zunacliät eine Gelegenheit gäbe,
diese zu benutzen und mit Macht zu versuchen ^ ilire
Vaterstadt /u retten." Also ul ist wie, sobald als, ijuetn-
que — cl quem, ex proximo zeitlich zu nehmen, locus
ist Gelegenheit , Veranlassung , und eo sieht nicht tiir
ex CO, sondern ist Abi. modi (temporis). M. F.
glichen , »eiche sich zu denselben Fabeln in folgendem
Buche beliiulcii: Phaedri Aug. Liberti Fabularum Aeso-
piariim Libri V. Oder Pliaedri des Kaysers Aiigusti Frev-
gelassenen 5. Bücher Esopischer Fabeln IMit teutscheii
Noten also erkläret (,) das« I)dir härtere Couslructione»
leichte geiiiachet (,) J) die rechte Bedeutung der Latei-
nisrheii Wörter gründlich gewiesen; 3) die Idiotismi von
bevden Sprachen ileutlich gezeiget; und 4) die Antiqui-
täten hinlänglich erkläret werden; Nebst einem zvvev-
fachen vollständigem Lateiniscli und Teutscheii Register.
Halle im Magdeburg. A. rtlDCCXV. Zu finden in der
Rengerischen Buchhandl. Bei dieser Vergleichung hat
Rec. zvi seinem Jammer gesehen , wie wenig die deutsche
Juf^endbildung (denn auch jener Phädrus ist nach praef.
p. II und III für die Jugend herausgegeben) seit 12b
Jahren vorwärts gerückt ist; denn von den 3K *on Hrn.
Dr. Köne zu iliesen iU Fabehi gegebenen Anmerkungen
behandeln 21 Sachen, die vor 126 Jahren dort eben so
gründlich, zum Theil gründlicher, behandelt worden sind
(vergl. XXV. 7. mit Phaedr. p. 61, 6. XXVI. 1. mit
p. 9;), \. — not. 3. mit p. 92. 3. — vers. 9. mit p. 93, 12.
— XXVII. 1—2 mit p. 121, 1. — V. 3. mit p. 121, 2.
— V. 12. mit p. 122, 6. — XXVIII. 4. mit p. 131,2.
— V. 7. mit p. 131, 5. — V. 10. mit p. 131, n. 7. —
XXIX, 6. mit p. 163, n. 4. — XXX. v. 2- mit p. 4,
n. 1. — V. Ij. mit p. 5, n. 6. — ». 10. mit p. 5, n. 1 1.
— XXXI, 5. mit p. 12. n. 5. — XXXII, 2. mitp. 26,
n. 7. — ». 7. mit p. 27. n. 8. — ». 10. mit p. 27, 13.
— XXXIII, 5. mit p. 73, n. 5. — V. 10. mit p. 74,
n. 6. — XXXIV, 11. mit p. 107, n. 9.), und lä Sa-
chen , die damals eben so wenig einer Erklärung bedurft
haben mögen, als sie derselben jetzt bedurft hätten und
unter denen die Annahme einer Metonymie wie tua ca-
lamitas" das Unglück des Vogels für der unglücklich»
Vogel^'' p. HS. V. 16. schwerlich richtig ist.
P. 122, 10. hätte mit anderen Herausgebern inter-
pnpgirt werden sollen:
Nunc conde ferrum et linguam pariter futilem.
Ut possis alios ignorantes fallere,
ego, qui sum expertus quantis fugias viribus,
scio quam virtuti non sit credendum tuae.
P. 111. fab. XIX, 2. (Phaedr. I. 21, 2.) hätte der als
IMetrikcr rühmlichst bekannte Herausgeber nicht den
Vers geben sollen:
Ignavis locus est in casa gravi.
Druckfehler sind ausser den iu den Berichtiguugen
angegebenen noch folgende: p. 10. Note 17. dem statt
gleich. — p. 27. Note 25. ist citirt S. 19. Z. .3. statt
Z. 23. — p. 58. Note 24. conf/c/atus statt conflictatus.
— p. 63. Zeile 14. Icoto statt tecfo. — p. 75- Note 9.
quibusdam statt quibus. — p. 110. v. 8. gullae statt gu-
lae. — p. 124. Zeile 4. Komma statt Punctum.
Lei
pzig.
H. Frilzsche.
93 94
15. L'elior die NutL«eiiilij;Leit eiiior Absfelliiiig des La- aber ja nicht «ler i\leiiiiiii|; sein, «lass «eine pa|iicrne
tein-Sihreihciis uiiil Re.lons auf Schulen und Uni- Reactionsfa. Lei auch nur die j^eringstH ümgcsfallunj; er-
., ^ , , t 1 I- I /-. 1 L j regcu werde. Die Subacllicii lassen sich nicht in ürcs-
icrtitalcn, nun des ausschliesslichen trebrauches der ", , , ...
surlicinke unischallen.
Muttersprache für alle wissenschaftlichen Gegen- Vt.rf„ljj.M uir die inh,>l(M h»ere Vorrede »eiter. An
stände. Von /. II'. Neuntaiin , Bürgermeister lU einer aus dem Zusaninionliange gerissenen Stelle der
Lübben u. s. w. Berlin 1839. In Commissiuu bei Kant'scheii Sdiriften , belehrt uns Hr. jN'pucnann , d.T,<is
Bechthold und Ilartje, X und 80 S. *'«^'' "'.''' "i.scns» lirdigen Uii.ge in unserer Zeit häufen,
dass sich Kcichthiiuier in solchem Ueberllussc darbieten.
Die fiir das allgemeine [nteresse so ziemlich bedeu- ,1^55 ^j^^ „,„ ^1^ einzunehmen, manchen unnützen Phin-
tungslose Erscheinung, dass es in Lübben eine höhere ,|g^ wieder wegwerfen müssen. Er ist nun der Ansicht,
»ürgerscLule gibt, deren fernere Existenz wohl gegrün- ,13,^ .i^^ Verhältniss des Aufwandes von Zeit und Kräften
ilete Besorgnisse erregen mag, hat dem Herrn Bürger- j-jj^ j^, Studium der alten Sprachen zu den übrigen Wis-
.ueister Neumaun, als Chef des Patronates, Veranlassung senschaften , ein unpassendes sei, und wirft diejenigen
-egeben, seine überraschenden Entdeckungen auf dem Hebungen in. Gebrauche der alten Sprachen, welche nicht«
Gebiete des Jugendunterrichtes in oben angezeigter Bro- ,„ ^^^^^^ .ertrantereu Bekann(»chaft mit denselben bei-
schüre zu «eroJTentlichen. Obgleich der Hr. Verf. schein- (ragen sans fa<;on in .lie Plunderkammer; da hat er gar
bar zu der gemässigten Partei gehört, indem er nicht „j,.|,j „|„.| ,13^3,, g^(|,a„. I„ diese Verwahrungsanstalt
auf gänzliche Abstellung des Studiums der alten Sprachen ^n^g Unnützen und Unbrauchb.iren wandern denn nun die
dringt; so liefern die in der Vorrede ausgesprochenen Hebungen im mündlichen und schriftlichen Gebrauche
Ansichten über den Unterricht auf den Gymnasien doch ,|^r lateinischen Sprache, als ein für die jetzige' Zeit
wieder den deutlichsten Beweis, dass man von dem Stand- „j^|j, ,„pj,r ^u rechtfertigendes Institut aus den Zeiten
puncte de» [Materialismus und Realismus niemals im Stande ,1^^ Reformation, der Wiege der sogenannten lateinischen
sein itird, die Leistungen und die Wirksamkeit für die Schulen, welche in unsere Gvmnasien und Lyceen über-
allgemeine Bildung, deren Quelle die höheren Anstalten gegangen sind. Der Hr. Verf. muss der Ansicht sein,
sind, beurfheilen und würdigen zu können. Man be- ,135g sj,.|j ,|jp Gymnasien unserer Tage noch auf dem
trachtet ein Gemälde oder eine schöne Landschaft durch Standpuncte ihrer Entstehung befinden und nur in sofern
eine angelaufene Brille. Hr. INeumann verlangt eine gj,,^ andere Stellung eingenommen haben, als sie von
Umgestaltung des gesammten Gelehrten- und Unterrichts- ,|p,„ Ephorate der Kirche unabhängig, in die Zahl der
Wesens aus dem einfachen Grunde, weil es demselben Staatsaiistjiten getreten sind. Diesen alterthüiiilichen An-
.in innerer Einheit und Stätigkeit und an einem Zusam- gta'lten nun wendet der Staat seine Sorgfalt zu, räumt
menhange mit dem bürgerlichen, sowie mit dem eige(it- il,,,,.,, , ohne Rücksicht auf ihre Leistungen für das bür-
lichen wissenschaftlichen Leben fehlt. Die schrod'en Ge- jr,.r|i,he Leben, bedeutenden Einflnss ein und gesteht
gensätie zwischen Schule und Leben sollen aufhören und i|,„en Vortbeile zu, welche den jungen Real- und hühe-
•lio Lehrer angewiesen werden, die künftige Wirksam- ,p„ Bürgerschulen noch nicht gewährt sind. Diese Prä-
keit der Zöglinge im bürgeilichen Leben, als den Haupt- rogatiren will der Hr. Verf. den höheren Bürgerscholen
gesichtspunrt, vom ersten Beginnen des Unterrichts an, erschreiben und hat desshalb seine Stimme aus dem Bür-
unrerruckt im Auge zu behalten. *) Was den gerügten gnthume heraus erhoben und versucht sie geltend au
IMangel au Einheit unil Statigkeit im wissenschaftlichen „lachen. Damit nun die Lfibbener Realschule nicht ganz
Leben, also in den Wissenschaften selber anlangt, so entschülert werde, »erlangt er für die erste Classe aller
enthalten wir uns jeglicher Erörterung, erlauben uns aber Anstalten dieselben Zugeständnisse, welche der zweiten
zu bemerken, da.ss über solche Puncte ein Urtheil nur Gvmnasialclasse gemacht sind. Nichts ist leichter, als
solchen Wännern zugestanden »erden darf, welclie vom ptwas prätendiren. Die Gewährung fällt der Behörde
philosophischen Standpuncte, unbefangen, nur von wah- anheim und es dürfte si<h vorher um die Frage handeln,
rem Interesse getragen, das ganze Getriebe aiifznfassen „b die Real- oder höheren Bürgerschulen für ihren Zweck
und zu verstehen befähigt sind. Die Zusammenhang»- j,, ^\gf Dauer das leisten werden, was die Gymnasien für
kisigkeit der Schule mit dem Leben und <lic Gegensätze ,!,.„ ihrigen schon geleistet haben und nicht aufhören
lieider sind unverkennbar und sollen es auch «ein. Denn »erden, zu leisten. Darüber iässt «ich indessen vor der
•las Gymnasium hat mit der zukünftigen praktischen Wirk- Hand nichts Entscheidendes beibringen; man muss das
samkeit seiner Zöglinge gar Nichts zu schallen und pra- J£„de des Gährungsprocesses abwarten. Das Hin- und
parirt nicht ex professo Pastoren, Minister, Aerzte u. s. w. Jl^rreden über die Vorzüglichkeit irgend einer Anstalt
Der alleinige Zweck ist allgemeine Ausbildung des Geistes i,( bis jetzt nur Werbesystem unil man Iässt es darauf
zum Behuf einer besonderen Bildung, die Gymnasien sind .,„komnien , wer das letzte Wort behalten wird. Gjm-
ilie Propädeutik zum gelehrten Staatsdienste. Erscheint „asien und Realschulen können, wie andere Iieterogene
Hrn. INeumann dieses Bildungsprincip ein unzulängliclies, Dinge, neben einander bestehen, sobald sie nur ihren
xo mag er immerhin bei seinen Utilitatsansichten verharren, Zweck im Auge behalten und das zu erreichen suchen,
'- was man von ihnen verlangt. Erstere sind die Träger
•) Der IrefVIichc A- /,Hm«,v««,m hat in seinen EpigoiH-n ,,,.^ ^Visscnschaft im Staate, letztere sollen die Hebel der
ein sclir anziehendes L.npitcl : ,,die slroitemlen ) adaqo- . , . • • u iir- 1 r^ • - ■ ■ n
=^en'-, «a., wir Ue.rn Neumunn zur Behcizisnn? biern.it I-I"strie sein ; und sowie sich V\ ..senschaft und industrieller
uiienipfebleu. M. F. Handliingsgeist zu einander lerhalteo, so verhalten sich
95 96
«iirli G\iniiasirii iiiiil Rralsiliiilpii. Dip in Bfrii«: auf Heil Geis<ps und LoI)piis ilires VoIUps aiismarlii. Dipiir^
liilrTrlülio \'ortlioili' Hill Hrn. Nciiiiiami verlangte («leiih- hvimthi'liscli -proplietisiliB ProjfnostiLoii «lürfti) erst daiiii
«Iclliiii"' «Irr (ivinnasleii iiiiil Hcalscliiileii i«t Sache diT in Erfiilluiij;- fi-lien, »ciin von Seilen dri> Staate» der Hr.
Staiit^ierHaltiiii;; niid es niiissrn doch triftige Gri'ind« zur Bi'irgcrnieiitcr Liibben zum Cultnsininiater erlitibeu Bein
ein«t»eili"en >'ori'ntlialfuiiu «lioser sogonaiiiiten Prüroga- wiril; doch stehe ich nicht dafür, dass es ihm gerade s»
(iven «orhandeii sein. Ref. weiss Falle, dass Schüler, ergeht, uie jenem Baumeister, der es lersuchte ein Hau»
nelche 1'/, Jalir die erste Classe einer höheren Bürger- von oben herab tu bauen. Eine recht baldige Qnicsciliing
scliulc liesuchten und sich die allgemeine Zufriedenheit »ürde der Lohn sein für die bei Iliiiwegrüumung der
der Lehrer erwiirben hatten, in die Tertia eines Gym- Grundpfeiler germanischer Bildung erlittenen Strapazen,
nasiums anfg<-ii<imnieii »urden, wo sie sich zwar durch Uie von den Vertlicidigern des Lateingebratiches an-
uianchen Gedachtnisskram vor den Gymnasiasten auszeich- geführten beiden Hauptgründe sind in neuerer Zeit vlel-
neteu, aber in Rücksicht auf (iesamnitausbildung der Gei- fach »fiderlegt worden, meint <ler Hr. Verf., uml über
»teskräfte unbedingt zurückstanilen. Nun'ist man zwar ihre Gehaltlosigkeit waltet kein Zweifel mehr ob. Der
nicht berechtigt, von diesem oder jenem vorliegenden erste dieser (jründe, ilass nämlich das Lateinschreiben
Falle eine allgemein gültige Norm zu abstrahiren; in- und Lateinreden die Kenntniss der latrin. Sprache be-
dessen sind die Falle einmal rorhanilen »od bleiben zur fördere und uns mit den Eigenthümlichkeiteii derselben
fjeneinten Berücksichtigung. Klappern gehört nun ein- vertrauter mache, ist ausserdem noch aus einem doppel-
mal zum Hand«erke; und Hessen sieh die Gymnasien das ten Grunde verdächtig. Erstens, heisst es, sind die Uebun-
Klappern ebenso angelegen sein, man könnte vor lauter gen eingeführt worden, um sich zu dem einmal festste-
Gvmnasial- und Rcalklapperei sein eigenes Wort nicht henden Gebrauche die erforderliche Fertigkeit zu er-
rerstehen. werben; zweitens beweist die griechische Sprache, das»
Die eigentliche Abhandlung, oder, wenn mau will, schriftlicher und mündlicher Gebrauch <lie Vertrautheit
Predigt, der eine lange Einleitung vorausgeschickt ist, bc- mit dem Geiste und den Elgenthünilichkeiten nicht be-
ginnt S. 13. Jeder Deutsche miiss sich betroöen fühlen, fördere. Beide Verdachtgründe fallen in Nichts zusam-
»eiin er von Hrn. Neumann erfahrt, welches Unheil der nien ; woher weiss denn Hr. N'eumann, i\ass die Gründer
Gebrauch der lateinischen Sprache über das ganze Land der latein. Schulen nur den Zweck der Fertigkeit im
verbreitet hat, sich aber auch wundern, wie nicht schon Gebrauche der Sprache im Auge hatten? Und gesetzt,
früher Leute auf die Idee gekommen sind, diesen All- es wäre dem also, zeugt es nicht von gränzenloser Ver-
verderber mit Stumpf und Stiel auszurotten. Der Herr blenduug und Unkunde, weun man einen vor 3011 Jahren
Verf. ergeht sich nun so recht gesprächig in den ffühe- gültigen Beweggrund auf unsere Zeit übertragt? Tem-
ren Jahrhun<lerten und denkt vor lauter Geschäftigkeit pora uiutantnr, nos et mutamur in illis. *) Die Ansicht,
gar nicht daran, dass gerade das Studium der römischen dass schriftliche und mündliche Uebungeu die Kenntniss
Schriftwerke auf Wissenschaft und Kunst überhaupt und der Sprache selber, sowie ihres Geistes, nicht befördern
namentlich in deutschen Landen mächtig und fiirdernd und erhöhen, nimmt uns Wunder, gerade bei Hrn. Neu-
eingewirkt hat. Es würde zu weit führen ,• wollten wir mann, einem Freunde iler Praxis. „Denn wer eine
uns auf eine Darlegung der wohlthätigen Einwirkungen fremde Sprache nicht schreiben und sprechen kann",
einlassen, sowie es auch nicht der Ort ist, die vorge- sagt ein Director einer Rcalanstalt, ,,kann sie nicht, ver-
brachten Anschuldigungen, die grösstentheils in dem Geiste steht sie nicht einmal genügend, weiss von ihrem Geiste
der früheren Zeiten beruhen, zu widerlegen. Der Inhalt Nichts, und kann diesen in iler Literatur wehenden Geist
der ersten 35 Seiten ist zu breit getreten, und es lässt der fremden Sprache nicht auf sich wirken lassen und
»ich nicht errathen , welche Classe von Lesern dabei be- wird durch ihn nicht gebildet.'- Der Lesende ist reccp-
rücksichtigt worden ist. Vieles, namentlich die uord- tiv, der Schreibende und Sprecheniie prnductiv, repro-
amerikanische Episode, sucht man gar nicht in einem ilucirend. Der vom Niclitgebrauch der schriftlichen und
solchen Aufsatze; indessen es bestätigt sich die alte Er- mündlichen Uebungen in der griechischen Sprache entlehnte
fahrnng, dass sich auch das Wiilerstrebendste am Ende Grund liefert keinen Beweis. Das Unpassende desselben
zu einem erwünschten, wenn gleich nur Scheinbeweise, liegt in den Schwierigkeiten gleich von vorn herein, das
bei den Haaren herbeiziehen lässt, um Leichtgläubigen Passende der latein. Sprache darin, dass wir der Zeit
Sand in die Augen zu streuen. nach den Römern näher stehen. Wir sind keineswegs
Mit S. .35 gelangen wir zu unserer Zeit, in welcher, tiefer in die Eigenfhüuilichkeiten der griechischen Sprache
nach des Hrn. Verf. Ansicht, eine feindselige Macht eingedrungen, als in die der lateinischen. Hr. Neumann
über dem Jngemlnnterrichte waltet, und das edlere Selbst ist nur irre geleitet durch Messkataluge uud spricht nicht
der Jünglinge ertödtet. Denn seine Grundlage ist todte aus eigener Ueberzeugung.
Philologie, die das Streben des Jünglings niederilrückt Hr. Neuniann hat es nun sogar unternommen, zu be-
und erstickt. Es bedarf nur eines ^Vegfalles des münd- weisen, dass die genannten Uebungen hinderlich und nach-
lichen un<l schriftlichen Gebrauches der latein. Sprache, theilig auf die Kenntniss der Sprache und ihres Geiste»
wozu es geniss noch kommen wird, sobald der Staat T.a
der Ueberzeugung gelangt, dass das Lateinschreiben und «^ Nicht: tempora mutanti/r et nos mtil.imnr in illis, wie
Reden ein Hauplbiiiilerniss des Gedeihens der wissen- in il.n Hall Jalirb. Hr. Dr. Koppen will. Bei solchen
schaftlichen Bildung überhaupt, und insbesondere der prosodisclirn Kelilern pllegle einer meiner Lehrer zu sagen ;
Kenntniss des achten Geigte» der latein. Sprache, sowie Nos I'oloni non curannis quanlitaiem sj llaliarum.
97
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riiinirken. Das ist H'ohl nur ein Spass oder eine List.
L)ie für diese Behaupiuii°^ an^efiilirteii Grumte, dass maa
i'ilier den Vürstelluiijjskreis der Alten hinausgehen uiiisse,
und in ^Nachahmung derselben nur Luroilkomnienes zu
leisten rerniü^c , lassen sich auf alle Sprarlien, die nicht
Aluttersprarlien sind, anwenden, und an> ICiido auch auf
diesen und jenen Haiidhabcr der Muttersprache. Herr-
liche Gründe für denkfaule und arbeitsscheue IMenschen !
Freilich wohl wird e« Keinem beikommen, He^'el's Werke
in's Lateinische zu übertragen. Jede Sprache hat ihre
Atmosphäre. Est (juadani prodire tenus, si non datur
ultra. Und weil wir also keine Cicerones werden kön-<
neu, sollen die Uebungen im Schreiben und Sprechen
ganz und gar unterbleiben. Sie werilen ja nicht rorge-
Dummen, um ein wirklich classisches Latein spreriien und
schreiben zu lernen; sie sind nur iMitte! zur Erlernung
der Sprache, Mittel zur Ausbildung des Geistes, und
Förderer der Muttersprache selber.
Wem dagegen das Lateinreden und Schreiben selbst
Zweck ist, der wird bemüht sein, das möglichst Erreich-
bare zu leisten. Hr. Neumann ist ja auch kein Lessing
oder Fichte. Wenn der Hr. Verf. meint, das» das Latein
der Neueren ungefähr so aussieht, wie eine deutsche
Rede, die ans der Sprache des Nibelungenliedes, 0(-
fried s, Esclieiiliach's, Luthers, Logau's zusammengesetzt
ist, so dürfte das wiihl ein schlagender Beweis sein, dass
so recht eigentlich ein Unberufener sich angemaasst hat,
den Stab über das Latein brechen zu wollen. Ref. miss-
gönnt übrigens dem Hrn. Verf. seine Freude nicht, hört
ihn vielmehr schon, wie er, sitzend auf einem Stosse von
Exemplaren seiner auf einen Scheintodten gehaltenen Lei-
ehenpredigt, wenn es sonst gellt, mutatis niufandis, ausruft
eaaerai ijficig , or o.v tcot' öKuikij 'Ikiog i(jh
y.ai Ilniauüi y.al }o.ui eruiiie/Joj Ugiaf^ioio.
Und so sehr fern kann der Untergang nun nicht mehr
sein.
Der zweite Grund , den die Verlheidiger des Latein-
tlinmes anführen, dass nämlich die Volker in der latei-
nischen eine allgemeine Sprache besässen , welche das
3Iittel einer Gesaniiiitrerbiii<luiig unter <len Gelehrten aller
Nationen sei, uiiil dass die IFrbung derselben mithin nicht
untergehen dürfe, wenn jene ^'erbiiiduiig sich nicht auf-
lösen solle, darf nicht als ein blosser Lütkenbüsser oder
als Bemäntelung einer Erbsünde betrachtet werden. Hrn.
IVeumann, der doch sonst über viele Dinge Rechenschaft
und Auskunft gibt, würde es gewiss nicht schwer fallen,
uns darzuthun, wie es um die Wissenschaft gestanden haben
wurde, und noch stehen würde, wäre die latein. Sprache
nicht die Sprache der Gelehrten aller cirilisirten Volker
gewesen. Die Anfänge der Wissenschaften in Deutseh-
land treten uns im römischen Genande entgegen, weil
die deutsche Sprache noch unfähig war, sie aufzunehmen.
So wurde die lateinische das Band unter den Gelehrten
und ist es überhaupt geblieben, bis sich die deutsche an
den alten Sprachen den Grad von Vollkommenheit errun-
gen hatte , dass ihre Form genügte. Und was nun den
Gebrauch der latein. Sprache für wissenschaftliche Gegen-
stände in unseren Tagen anbetrifft, so sieht der Hr. Verf.
die Mücke für einen Eleplianten an. Denn die Discipli-
nen, deren Gehalt und Umfang den SprachstofT des Altcr-
thunis überbieten, giesst man nicht mehr in die antike
Form. VVenn der Hr. Verf. »ahnt, dass Nichts die Ober-
flärhliclikeit und Seichtigkcit mehr befördere, als die
lateinische Sprache, dass die lateinisch geschriebenen
Abhandlungen ein« Fadigkeit und Leerheit an den Tag
legten , die nicht selten aus Naive gränze, so liegt doch
darin nicht etwa ein Vorwurf für die Sprache, oder eine
\ craulassung , sie abzuschaffen. Verstände ich doch ein
Bischen von der Zauberei! Da würde ich mir ex inferi*
ilen Cicero heraufbeschwören unil durch ihn den grössten
Theil von Hrn. Nenmaiin'g Schrift in's Lateinische über-
setzen lassen, bloss um zu zeigen, dass Oberßüchlichkeil,
Seichtigkeit , Fälligkeit , naive Leer/teil nur Sclii|gjchen
des Schreibers sind. Der Hr. ^'erf. hat sich hi^^Bber-
wältigen lassen durch seine Kenotniss älterer und neuerer
Leistungen. Und es darf uns somit gar nicht auilällig
erscheinen, wenn in Bezug auf das Lateinschreiben gar
wundersame Dinge zu Tage gefördert werden und über-
haupt dargethan wird, dass man das Latein weder als
Denk-, noch Sprech-, noch Schreibsprache gebrauchen
kann. *) Wenn p. 64- f;eläii';net wird, dass das Schrei-
ben überhaupt den guten Ausdruck befördere, dass die
Uebungen die Bahn zum logischen Denken bereiteten,
so beweisen diese sinnlosen Behauptungen abermals, ilass
dem Hrn. Verf. auch die leiseste Alinung von dem Bil-
dungsstolfe, der in jeder Sprache liegt, abgehe. Wenn
es p. t)7 gar lieisst, ilass der nuindliche und schriftliche
Gebrauch der latein. Spraclie der gründlichen Keuiitniss
und noch mehr der Ausbildung der Muttersprache Ein-
trag thue, und sie verarmen lasse, so wird es der Herr
Verf. gewiss nicht so übel aufnehmen, wenn man ihoi
auch die Kenntniss der deutschen Sprache und ihrer Aus-
bildung abspricht. Denn nur durch die alten Sprachen
ist die deutsche ilas geworden, was sie ist und sie wird
nur durch die beiden alten Spracheu grammatisch und
stylistisch erlernt. Zum Schlüsse liefert der Ilr. ^'erf.
noch höchst interessante Bemerkungen, nämlich dass die
latein. Sprache Urheberin <les Mangels an öffentlicher
Beredtsanikeit sei, und dringt auf Abstellung derselben
bei den Prüfungen, weil dadurch Seichtigkeit und über-
ilarhlichkeit verdeckt werde. Auch wird erzählt, dass
dieselbe gleichgültig mache gegen die Mutlersprache ,
gegen alles Vaterländische und Vulksthümliche , dass sie
den Muth schiväche, der uns gegen fremde Angriffe
schützen soll, wo denn als warnendes Beispiel die nn-
glürklicheu Folgen der Galloinanie aufgestellt werden.
Wer nun noch lateinisch schreibt oder spriiht, muss als
Vaterlaiidsverräther Hcnigstens geviertheilt werden. Den
Srhiussstein bildet die Forderung, dass die Wissenschaf-
ten auch dem ^'olke zugänglich gemacht werden sollen.
Benc speremus.
Ref. kann die Freude nicht verhelilen, die er em-
pfand, als er sich durch diesen Versuch schriftstelleri-
scher Unsterblichkeit ohne Fieberaiifälle durchgeschlagen
hatte. Dafür nimmt er auch freundlichen Abschied von
dem Hrn. Verfasser, mit der dringenden Bitte, bei Aus-
*) Die beiden Ausdrücke: 5p/ct7ispinche , Schieih^pr^cUr
sind analog der i^enAspraclie des Herrn I^euuiann jjc-
bildct.
99
lon
liilliiii« il*r Miis.<iPstunilcii bcsiandig eingedenk zu sein iles
SoiihoLleischeii Aiisuprurhs:
. . . tv ycio riß fiai^fiv
epeartv t^i'Kä/^cca tujv 7io/oi>/.tevinv.
Zeiiz. Friedrich Bossler.
Gymnasial - Chronik und Misceilen.
Aus Obersclllcsi e n und der Grafschaft Glatz
im Niivcmlier t,S4l. Inilem «ir auf unseren vorjalirigcn
Artikel in dieser Zei<srlirift vom 1. Fehruar 184U- ^r. Ö-
S. :j^^U. verweisen, »vollen «ir hier nur ilasjenige er-
wähn^^ was seit dieser Zeit eine A'oränderunj; erlahren
hat. Auch in diesem Jahre hat von den oberschlesischeu
Gymnasien die stärkste Freijuenz da» Gymnasium in Neisse,
das vom 10. Juni tS41 314 ISchiiier zahlte. >'on diesen
hatten sieh tS Primaner zu <ler vorscliriftsmassigcn Abi-
tnrientenpriifunjr gemeldet, und wurden 17 derselben 7Um
Ueberyaiiiie auf die Universität fiir reif erachtet. — Die
Lchrerbiiiliothek ist in diesem Jahre um 12 Werke in
t)7 Banden, die Schiilerbibliothek um 43 Werke in 86
Danden vermehrt worden. Die Eiiinalime der Gymnasial-
armenkrankenkasse pro 1840 betrug l46 llthlr. 1 sgr.
,-, pf. ; die Ausgabe 145 Rthlr. 7 sgr. 4 pf. , so dass
'Ji sgr. 1 pf. Bestand blieben. Hie Gymnasialroiivictorien-
anstalt, welche unter der Leilnii;,'- de» Dircctor Scholz
und des Reli'jionslehrers und Regen» des Comictoriums
Schneeweiss steht, zählt jetzt 10 Fundatislen , S Pciv
sionAre und 12 Commensalen , zusauimen 30 Zöglinge. —
Dem diessjahrigen Programm ist eine Abhandlung des
Oberlehrer Rrönier vorangeschickt: De arliculi vi <it-
ijue usu apud Hesiodum. Der Verfasser merkt an, wie
iler Artikel ebenso wie bei Homer auch bei Hesiod ur-
sprünglich demonstrative Kraft habe, wie er abet auch
schon sehr häufig zu der späteren attischen Bedeutung
abgeschwächt sei. Für beide Falle werden die sich bei
Hesiod vorfindenden Beispiele angeführt und kurz erläu-
tert. Um einen Begriff von der Art und Weise des Ver-
fahrens zu geben, wollen wir von dem zweiten Falle,
den der Verf. zuerst ablianrlelt, einen kurzen Auszug
mittheilen mit Uebergehung der beigefügten Erklärungen.
]Sur selten steht der Artikel unmittelbar vor seinem Sub-
stantivum : Opp. ^ÖS. T(p öuifjtp. Theog. 492. Toio avay.-
ro? Sehr häufig ist die Partikel dt dazwischen gescho-
ben'; Theog. 84. Scut. 242. 272. 286. Opp. 220- 440-
(i03. 69-S. — 2^7 uuil 280, endlich Opp. 40». ubi j)
i)b a'jou est tempus , quo opportunissime ultiris, quod
nemo "facile sine damno neglignt. — Ferner ist zwischen
den Artikel und das Substantivum ein Adjectivnni einge-
schoben Opp. 193. .^66. 469. Aehnlich sind die Fälle,
wo die Stelle des Adjectivuins eine Präposition mit ihrem
Casns vertritt: Scut. 237. 248. und dahin gehurt wohl
auch 230. xai 6h fjer' o.ixöv, obwohlhicr /(tr' UVTOV
vieloiehr vom Verbum abzuhängen scheint. 2Ö8. aber ?•
ulv v(fi;a<rü)v 'Jipoito:, oini Tiekei /jeyähj ist der
Artikel mit dem Adjectivum zu einem Begriffe vereint,
zu dem das Nomen proprium als Apposition beigesetzt
jjt. — Oefter wird der Artikel mit Adjcctivcn oder Par-
ticipien verbunden Opp. 217. 280. Theog. 32. 38. 142-
Opp. 690. — Oft folgt auch auf ein vorausgegangenes
Siibstantivnm der Artikel mit einem Adjectivum: Opp.
703. .341. Hierher gchürt auch der Gebrauch von ii
ukXug Scut. 260. Opp. 8. '3. und 6 iirEfiog Opp. 17.
So wird der Artikel auch zu Zahlwörtern gesetzt, wenn
ton einer Gesamintzahl eine bestimiiite Anzahl ausgeschie-
den wird: Theog. 278- 792. — Einmal wird der .Artikel
zum Infinitiv gesetzt Opp. 314. TO iuyuQtO\}ai. — Sehr
häufig wird der Artikel zu Adverbien der Zeit und iler
Zahl gesetzt , wo er indessen auch zuweilen fehlt. So
haben den Artikel nagog und TCC/QOlx^e, und ra uSvaQe
Opp. 394, so 7CQUJT0V und TtQiora, besonder» bei Auf-
zählungen wie Opp. 596. — Der Artikel steht bei ZahU
wiirterii, wenn von Tagen die Rede ist, um einen be-
stimmten Tag zu bezeichnen : Opp. 776. 782. 794. 785.
— Mit einem Partiripium verbunden steht der Artikel
Opp. 342. 353. Theog. 973. Opp. 266. — Einmal steht
der Artikel nach ai'rui mit einem Substantivum Opp.
350. avxiJt Tip fxerouj , aber ö aihög findet sich bei
Hesiod noch nicht. — In ähnlicher Weise werden auch
die andern Stellen durchgenommen, in denen der Artikel
ilemnnstrativc Bedeutung hat. Wir erlauben uns nur die
Bemerkung, dass es wohl zweckmässiger gewesen wäre,
den historischen ^Veg einzuschlagen, nachzuweisen, wie
die ursprüngliche Bedeutung des Artikels ilie demonstra-
tive gewesen, wie aber allmählich diese Bedeutung bis
zu der des späteren Artikels abgeschwächt worden sei.
Ausserdem wäre eine Vergleichung mit Homer nicht nur
sehr nützlich, sondern sogar iiothweiulig gewesen, zumal
der Verf. für Schülfer schreibt, die an die Leetüre des
Homer gehen wollen. — Zunächst folgt das Gymnasium
in Gleiwitz, das am Schlüsse des Schuljahres (Aug. I84l)
307 Schüler zählte. Von den 23 Primanern, <lie sich
am Schlüsse des vorigen Schuljahres zur Abiturienten-
prüfung gemeldet hatten, sind 20 für reif zum Ueber-
gange auf die Universität befunilen worden; diessmal ge-
denken 28 Primaner und 1 Extraueus sich der Prüfung
zu unterziehen. — Dem mit jedem Jahre dringender wer-
flenden Bedürfnisse einer Erweiterung der sehr beengten
Schullocalien wird nun bald durch den Bau eines neuen
Schulhauses abgeholfen, und es alsdann möglich werden,
2 Parallelclassen für diejenigen Schüler der mittleren
Classen einzurichten, die sich nicht den höheren Studien
widmen wollen. — Das Programm enthält eine wissen-
schaftliche Abhandlung des Gymnasiallehrers Spill er:
De temporibus Convivii Plalonici commentatio. Der Verf.
unterscheidet 3 verschieilene Zeiten, die Zeit, wo das
Gespräch gehalten, wo es erzählt und wo es niederge-
schrieben worden, und sucht nachzuweisen, dass der erste
Sieg des Agatho , denn dieser gab ilas Gastmahl, Ol.
XC. 4, die crstere Erzählung des ApoUodor Ol. XCIV.
zu Ende, und die schriftliche Abfa»sung Ol. XCVIII. 4.
falle. Es ist hier nicht der Ort, dieses Resultat einer
genaueren Prüfung zu unterwerfen, und wir bemerken
nur, dass über das Ravenuer Scbolion zu den Thesmo-
phoriazusen v. 30. eTisidi) Ol' Ttdkat ijg^aro oi8d.ay.siv
(Agatho), rtÄÄd TQiolv TIQU tovtuv eitotv, wo TQiaiv
in i^ verwandelt wird, so wie über die Zeit der Auf-
führung der Thesmophoriazusen, Ol. XCII. 2. angesetzt,
zu rasch abgeurtheilt ist. Die Angaben der Schnliasteu
101
102
xiiiil keineswegs so Htiilersprecheiid unil unzurerlässig', nur
miisi man sie genauer prüfen und verstehtn. Es sclicint,
<lass sicli llr. Sp. hat tun Fritzüc'Iie irre leiten lausen, <lcr
über diesen Gegenstand mit seltener Akrisie jjeliandelt
hat, tvienolil er freilich lon Drovsen in der Einleitung
XU dem Stücke hierin nnch bei ueiteni übertruHen uird.
— Der Frequenz nach folgt in bedeutendem Abstände
das Gymnasium in Oppeln, das Ende September JS'.I Schü-
ler zählte. Zur Abiturientenprüfung hatten sich t I Pri-
uianer genield>t, die säniuitlich dir reif erklärt nurdeu.
IiH Lehrerpersonal stehen einige Veränderungen beior,
da der zeitherige würdige Director A. Piohatzek sei-
nes vorgerückten Alters und seiner schwächlichen Gesund-
heit wegen am Schlüsse des Schuljahres nach L'Mjahriger
Wirksamkeit als Director der Anstalt (rorher von 1S15
— 1818 war er Director an dem eben gestifteten Gym-
nasium in Konitz) ausgeschieden ist. Zu seinem Nach-
folger ist designirt der erste Oberlehrer Dr. Stiiiner,
und die fehlende Lehrerstelle wird durch den Oberlehrer
Peschko aus Ratibor ausgefüllt werden. Deuui.-ich be-
stände das Lehrerpersonal aus dem Director Dr. Stinner,
dem Oberlehrer Dr. Oclimann, den Lehrern l''iebag und
Dr. Wafrnei , dem Oberlehrer Peschke , dem Religions-
lehrer Huss , den Lehrern Habler und Dr. Enger, dem
Collaborator Wenzel und dem Musikilirector C. J. A.
HoHinaiin als Gesanglehrer. Die ilurch den Tod des
Lieutenant Koch erledigte Schreib- und Zeichneiilehrer-
stelle ist noch nicht besetzt. Den Religionsunterricht für
die erangel. Schüler erthcilt der Pastor Hirsch. — Das
Programm enthält eine wissenschaftliche Abhandlung des
Oberlehrers Dr. St inner: Die Heilquelle Aponus^ beson-
ders in den früheren Jalirhunderten. Diese gelehrte und
interessante Abhandlung über die Heilquelle Aponns,
die bis heute noch immer berühmten Bagni d'Abano, ent-
hält unter Anderem auch eine metrische Verdeutschung
von Clauilian's Idylle Apunns. — Das Gymnasium in
Leobschütz zählte Anfang October 1^41 I8'2 Schüler,
von denen sich 15 Primaner der Abiturientenprüfung un-
tersogen , und 9 derselben für reif erklärt wurden. Das
Capital der Gymnasienkrankenrasse wurde um 40 Rthlr.
vermehrt, so ilass jetzt die Tntalsuinme desselben I'J'JO
Rthlr. beträgt. Die Lehrerbibliofhek hat sich in diesem
.lahre um 15 Werke in 4li i3äiiileii , die Schülerbibliothek
um Iiy Werke in \[:Y-) Bänden vermehrt. — Eine wissen-
schaftliche Abhandlung enthält das Programm nicht, da
der Oberlehrer H u nt durch Krankheit verhindert wurde,
die versprochene Abhandlung zu vollenden. — Das Gym-
nasium in Glatz zählte am Ende des Schuljahres 165
Schüler, welche von den II Lehrern der Anstalt wöchent-
lich 'Jt'2 Stunden Unterricht erhielten. Aus den beiden
mittleren Classen besuchten S Schüler die Parallelreal-
rlassc, die vorzüglich für solche Schüler bestimmt ist,
die keine akademischen Studien beabsichtigen, und statt
der griechischen Sprache und eines Theils des Lateins 10
Stunden in den neueren Sprachen und den Realien un-
terrichtet werden. — Das Gymnasium hat in diesem
Jahre aus dem Nachlasse des verstorbenen Prof. Scholz eiu
Legat von 150 Rthlr. erhalten, von dessen Interessen jährlich
2 Reden . von einem Primaner und Secundaner zu spre-
then, gestiftet werden, womit zugleich auch die Zinsen
des liiltiirr'sclien Legats von 100 Rthlr. zu einer fran-
zösischen Rede verbunden werden. Ausserdem hat iler
verstorbene Gyninasialilirector End e r in Glogau dem mit
dem Gymnasium verbundenen Convict durch besonderes
Codicill 20011 Kthlr. vermacht. — Dem Prograiiiin gehei.
voran: Aiinutationes ad locos nonnullos Legiiui Platoni-
rarum scripsit Dr. Schramm. — Das Ratiborer Gviniia-
siuiii hält die Prüfungen zu Ostern ab.
Kurhessen. Der bisherige Prof. Dr. Firnhaber
zu Cassel, Lehrer der Kinder der Gräfin Srhanmburg
erster Elie , Collaborator am Gymnasium zu \'erden im
Königreich Hannover, ist als ordentlicher Lehrer mit
einem (iehalt von 700 Rthlr. am (lyninasium zu Hanau
angestellt worden. An seine Stelle trat der seit Kurzem
vom Ilülfslehrer zum ordentlichen Lehrer beförderte Dr.
Pider it vom Gymnasium zu IMarburg, nachdem ihm
-Lrlaub aus dem Staatsdienste erlheilt worden war. Da-
gegen ward der Gymnasiallehrer Pfarrer Fenner vom
Gymnasium zu Hanau an das zu Marburg versetzt,
und der Schulamfspracticant Lotz am Gymnasium zu
Hanau zum Ilülfslehrer ernannt. Das Collegiiim des
Gymnasiums zu Hanau besteht demnach gegenwärtig, <la
auch der seit längerer Zeit erkrankte Dr. Klolter im Herbst
vorigen Jahres gestorben ist, aus folgenden Lehrern:
Dire.-lor Prof. Dr. Schuppius, Prof. Bürsch, Dr. Soldan,
Dr. Feussner, Dr. Münscher, Dr. Firnhaber, Hülfsleb-
rer Hör d Lotz. Practicant Jung. Uebrigens ist
sicherem Vernehmen nach der Director Schuppius um
seine Pensionirung eingekonimen.
Coesfeld. Das Gymnasium hatte im Schuljahre
1840 — 41 103 Schüler und zwar in I. 16, in II. Ij
in in. a. IS, in III. b. U, in IV. 14, in V. 15, in
VI. 14; im Laufe des Jahres traten 12 aus; 4 wurden
mit dem Zeugnisse der Reife entlassen , von denen l
Theologie und Philologie, 1 Jurisprudenz und 1 bloss
Theologie Studiren wollte. )8<4 wollten von 11 Abi-
turienten 6 Theologie, 4 Rechtswissenschaft, 1 Hledicin
studiren; tS35 von 13 Abiturienten 8 Theologie, 3 3]e-
dicin, 1 Rechtswissenschaft und 1 Philologie; 1836 von
12 fünf Theologie, 3 Mc.licin, 2 Philologie, 1. Juris-
pruiN^nz und I wollte sich dem Militärstande widmen;
18:i7 waren 7 Abiturienten, die sich alle für Theologie
bestimmten; 183'^ U Abiturienten 5 für Theologie, 3 für
Jurisprudenz, 1 für Forstwissenschaft; l,S3'.t 'J Abiturien-
ten 7 Theologie, 1 Medicin, I Philologie; 1S4'J 4 Abi-
turienten 3 Theologie, 1 Jurisprudenz. — Das im ver-
flossenen Schuljahre ausgegebene Prograuim enthält eine
Abhandlung von dem Oberlehrer Tripel : Scriptores
Graecos, Germanicns, Latinos a relativa (juae dicitur ver-
boruin cunstructiune sacpe, nequc injuria seniper, disees-
sissc probatur, 23 S. 4., worin neben dem Seulwchd.
auch das Mittelhochd. , Millelsüc/is. unil Althochd. be-
rücksichtigt ist. Im gegenwärtigen Heibstsemester haben
wir K'N Schüler und zwar 18 auf I., 21 auf iL, ,S auf
m. a., 13 auf HI. b., 17 auf IV., I,s auf V. und 13
auf VI. Ausser den uns nahen Gymnasien zu Münster.
Rerklinghausen und den in unserer Nahe befinillicheu
Progyiniiasien zu \reden, Dcrsten, Rheine sind liier auch
in den grösseren Städten, j. B. Dülmen, Borken, Bo-
103
104
rholil etc. lateinische Schulen. — So cten ist im Verlage
<ier Riesejchoii Buchliaiiiilung hierüpllist erschienen: „Der
«leuUche S|>rachiintcrriclit. Nach seiner Wichtigkeit unti
Bpileiifung fi'ir Realschulen und (ivinnasicn (,) sowie nach
seiner Stufenfolge iinil IMethoile tiargestellt von H. We-
ileHPr und B. Iliij)pe, Gyinnasiallehrern. Mit einem Vor-
worte «oui Directnr und Professor B. Söckeland VII und
37 S. 8. Die Vorrede enthalt Erfahrungen über den
Nutzen der analytischen Alethode des deutschen Sprach-
unterrichts; die folgende Abhandlung des Herrn We-
tlewer behauptet gegen die Schrift: „Erfahrungen und
'Wünsche unsere Realschule betreffend '^ , vom Director
D. W. Landfermann zu Duisburg (jetzt Schulrath zu
Coblenz), worin das Latein als Alittclpunct auch für Real-
•chulen dargestellt wird, dass diesen Itiittelpunct des gan-
zen Unterrichts für die genannten Schulen die deutsche
Sprache abgeben müsse, und beschreibt die Methode und
Stufenfolge dieses Unterrichts; die zweite Abhandlung ist
überschrieben: Andeutungen und Wünsche in Betreff des
deutschen Unterrichts in den oberen Classen der Gym-
nasien und Realschulen. Indem wir uns aus nahe lie-
genden Gründen auf diese Angaben beschränken , fügen
wir nur noch hinzu, dass Ilr. O, L. Ilüppe in dieser
zuletzt stehenden Abhandlung nach entnorfeneni Plan für
Unterricht und Leetüre im Deutschen statt der philoso-
phischen Propädeutik Beschäftigung mit dem Mittelhoch-
deutschen wünscht.
Bern. Herr Richard, bekannt durch eine Samm-
luuj; seiner französischen Gedichte, ist seiner Stelle als
Lehrer der französischen Sprache und Literatur am höhe-
ren Gvmnasium entsetzt worden, weil ertrotz der sieben-
jährigen Nachsicht und aller Erinnerungen ungeachtet sich
nicht der Ordnung des Gymnasiums fügen und keine dem
Bcdürfniss die»er Anstalt entsprechende Methode anneh-
men wollte oder konnte. Seine Stelle ist durch Herrn
.Steck, früher Lehrer am Konigl. Preuss. Gymnasium in
Lissa, besetzt worden.
Dresden, im October 1841. Am H. r. M. erfolgte
die Uebergabe der bisher Voigmann'schen Lehr- und Er-
ziehungsanstalt in hiesiger Neustadt an den desshalb von
den betreffen Behörden zuvor besonders geprüften Direc-
tor Friedrich Krause, einen Mann, der nicht bloss
ilurch wissenschaftliche Bililung und Charakter, sondern
auch durch Reisen in England , Frankreich und Italien
vorzüglich geeignet zu sein scheint, eine Anstalt zu lei-
ten, welche laut des ausgegebenen Programms (Zweck
und Einrichtung der in Neustadt-Dresden gelegenen, bis-
her Voigmann'schen Lehr- und Erziehungsanstalt, von
Friedr. Krause. Leipzig und Dresden, Arnold, gratis)
ihre Zöglinge in den bildungsfähigsten Lebensjahren zum
Eintritt in alle höheren realistischen ßililungsansfalten ,
als Milltärscliulen und Akadeuiieen, polytechnische und
llandelsscliulen, Realgymnasien etc. vorbilden will. Lehr-
gegenstände in den drei Classen sind: Religion, deutsche,
französische, englische, lateinische und griechische Spra-
che, Geschuhte, Geographie, 31athematik , Naturge-
schichte, Kalligraphie. Zeichnen, Gesang, Gymnastik
und Tanz; hierzu «ollen noch später in einer Sciecte
Italienisch , Physik und Chemie kommen. — [Der Pen-
sionspreis für die Ganzpensionärc beträgt jährt. 2.'J0 Rtilir.
mit vierteljähriger Pränumeration, für die Halbpensionäre
in der dritten Classe ^(i Rthlr., in der zweiten 4'S Rthlr.,
in der ersten (iO Rthlr. — Bleiben letztere ilrn ganzen
Tag über in der Anstalt und erhalten sie von derselben
ausser der Leitung und Aufsicht in den Arbeits- und
Freistunden ein zweites Frühstück , Mittagessen und Veg-
perbrod , so haben sie dafür noch 72 Rthlr. besonders
zu entrichten.]
Westphalen. Die zuverlässige Nachricht , dass der
Director des Gymnasiums zu Recklinghausen, Dr. Stievc,
in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium zu Münster
versetzt werden wird , hat unter den weltlichen Lehrern
der katholischen Gymnasien in der Provinz Westphalen,
so wie unter den vielen, nun viele Jahre auf Anstellung
wartenden Candidaten des höheren Lehrfachs die freu-
digste Stimmung hervorgerufen. Die Regierung hat durch
die Wahl des Mannes zu dem hohen Posten den Beweis
gegeben, nicht allein dass sie selbst geräuschlose Ver-
dienste zu würdigen und eminenten Persönlichkeiten ihren
Platz zu geben weiss, sondern auch, dass sie die ernst-
liche Absicht hegt, den weltlichen Lehrstand in West-
phalen , dem längst schon bevorzugten in den Rheinlan-
^en, wie es räthlich und gerecht ist, gleichzustellen.
Weimar, den 31. Oct. 1841. Zur heutigen Feier
des Wilhelinstags hat der seit Ostern <lleses Jahres in
die Stelle des freiwillig ausgeschiedenen Professor Dr.
Panse als Fachlehrer für Geschichte und deutsche Spra-
che eingetretene Dr. Gustav Zeiss durch ein Programm
eingeladen, welches eine interessante Abhandlung de lege
Thoria agraria enthält und sich besonders über eine Stelle
des Appian (de hello civ. 1, 27-) verbreitet, in deren Er-
klärung der Verfasser sowohl von Rudorff (das Acker-
gesetz des Spurius Thortus, wiederhergestellt und er-
läutert von Dr. A. A. F. Rudorff, Berlin 18W) als auch
von fiöttling (Geschichte der röm. Staatsverfassung,
Halle 184U) abweichen zu müsseo glaubte.
Parchim. Der bisherige Oberlehrer an der KOnigl. Real-
schule zu Berlin, Dr. J. Heussl, ist als Obcrbbrcr an d.Ts
hiesige Grossli. Friedrich -FrJnz- Gymnasium bi rufen worden
Scblcusin^en. Die Sclrnlert.ihl des hiesigen Gjmna-
siums Ist auf 70 scsllegcn. Seit Micli.iells ist die hinger als
ilrei Jahren erleihgt gewesene Cantorstellc in der Person Hei
Hrn. Hess wiedei- i)esetzt worden. Er leitet den Gesang unii
unlernciitet In Quinta im Deutschen, der Geschichte, Geo-
graphie und Naturgeschichte.
Berlin. Die bisherigen Collaboratoren an dem hiesigen
Friedlich - VVcrderschen -Gymnasliini . Herren Dr. /unipt und
Dr. Köpke, haben den Titel ,, Oberlehrer" erhalten.
Wittenberg. Am 31. Dec. 1841 starb an einer Untei-
lelbsentziindiiug in einem Alter von 33 Jahren der Adjunct und
Olierlehrer arn Gymnasium Gustav Erdiuann Weidlich
aus Freiburg in Thüringen.
Berichtigung. In der Abhandlung: Beiträge zur Be-
richtigung von Zumpi'i Grammatik, vor. J.<hig Nr. 47. S. 392,
ist anstatt ad =i de huc zu lesen: adde huc-
Gymiiasial-Zeitun
Iteiblatt
zur Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft.
April 184«.
16. Die kiirhessischen Gymnasialprograrame
von Ostern 1841.
Die (liessjahrigeii kurliessisrhen GTinnasialprngramme
tbeilen sich nach Inhalt und Form in Ewei Farfieen, von
ilenen die grössere, in lateinischer Spraclie geschrieben,
7-ein wissensc/iaftliche Untersuchungen enthält, i e klei-
nere dagegen pädagogische Fragen , «reiche zu de. Gjra-
nasialunterricht in unmittelliarer Beziehung stehen , in
der Muttersprache abhandelt. Auf jener Seite stehen
diessmal liie Programme der Gymnasien zu Kassel, Fildtt,
Hanau und Marburg, auf dieser die der Gymnasien zu
Hersfeld und Rinteln. *■
I. Dem sechsten Jahresbericht» über das Kurf. G m-
nasium zu Kassel geht voran: •
Theodori Bergkii Commentatio de Chrytippi libris
■JISQC CtTT OCpUT IXUJV, eine Abhandlung, in der Hr.
Bergk das weiter ausführt, was er in der Recension der
von Schncideuin edirlen Fragmente etc., Zeilschr. für'
Alterth. 1840. Nr.^71, nur angedeutet hatte.
Bekanntlich hatte Letronne aus einem Papyrua des
Künigl. Museums zu Paris im Journal des Savans 1838
Fase. V. und VI, und. nach ihm Schneidewin Fragmente '
griechischer Dichter herausgegeben. In demselben Jahre
vereinte Letronne die erwähnten Bruchstücke mit noch
anderen und edirte jlieselben unter dem gemeinschaft-
lichen Titel: Fragments inedits d'anciens poi-tes grecs,
tires d'un Papyrus appaitenant au 3Iusce Royal , avec la
copie entiere de ce papyrus, suivis du texie et do la tra-
duction de deux autre« papyrus, appartenant au meme
Musee, publies de nouveau, avec des additions par M.
Letronne. Paris, typographie de Firmin Didot Freres
1838. Eins <lieser Fragn)ente nun, das, wie auch schon
Letronne richtig bemerkt hat, der stoischen Dialektik
anzugehören scheint, erhalten wir hier mit möglichst
vollständiger Restituirung des mehrfach corumpirten Tex-
tes von Neuem eilirt. Zu dem Ende hat Hr. Bergk von
S. 4 — 15 zuerst das Fragment, welches, wie wir weiter
unten sehen werden, in 24 Capitel zerfallt, mit kriti-
schen Noten in einer neuen Textesreccnsion abdrucken
lassen. Wir schreiben der Anschaulichkeit wegen das
Cap. 7. instar omnium (ilenn eins gleicht dem andern
mit wenigen Ausnahmen vollkommen) hier ab:
El dktj!}ei iativ oneQ ov | rw ke^deu] äv ')
Olv. iaziv I uoxi^ TtävT' dpi}(i | eodcnuovit-
G)-mnasialzeitun§.
äviiy-enai \ ä^lco/ua y.aracpuriy.ov \ nß-
Ovv. ioTiv ucTTii; I TtdvT' ävr}o eL'daif.iov£i. |
iVßi- Oi'y. ') dvTiy.enui d^i \ ujfia y.axatfaxiAov xiji- \
OvY. ioxiv ooTiq nävx' I dvijQ^ eiöai/jovet.
Nal- ovx ') dh]9£i iariv u-jthq^ uvtvj /.£ | X^iit} äv
Oi'y 'ioTtv uoTii jiüvt' dvr.o eiDuniuvet. \
C. 7. 1) Versus est Euripidis in Stheni-boca Fr. I. 2) C.
ov. 3) C. oi:. Also erst kommt die Frage mit der be-
treflVnden negativen Stelle eines alten Schriftstellers;
hierauf der abstracte Satz; dass dieser (nachmals ange-
führten) Stelle, insofern sie anders wirklich negativ sei,
eine' positiv» entgegenstehen müsse. Steht aber «liesem
(zum drittenmal citirten) negativen Ausspruch in concreto
kein positiver entgegen, s() ist auch die (zum viertenmal
genannte) Sentenz nicht richtig. — Auf den Text folgt
dann S. U) fl". die nähere Beschreibung des Codex. Der
Umstand, dass auf der von Letronne nicht eilirten Kehr-
seite des Papyrus, welcher das angeführte Fragment ent-
hält, Quittungen und Träume verzeichnet sind, berech-
tigt uns, denselben mit ziemlicher Geivissbeit den Pa-
pyrusrollen des grossen Serapeums bei Memphis beizu-
oesellen, da gerade Quittungen und Träume nebst Brie-
fen den Inhalt iler anderweitigen noch erhaltenen Hand-
schriften -les SerapIstPiiipels bilden; wie denn oft die
verschiedenartigsten Gegenstände auf einem unil demsel-
ben Papyrus verzeichnet sind. Diese Träume und Qui:-
tuifo-en sind von einem Tempeldiener am Serapeum (ii;
YUTOXV "jv , woraus Letronne einen y.d.TOyoz, ou inspire
du temple de Siirapis gemacht hat), und wie sich au»
der Analogie anderer Papyrusrollen ergibt, um das '22.
Regiorungsjahr des Ptolemäus Philometor, also IfiO v.
Chr. geschrieben. Das ^'erhältniss aber, in welchem
diese Opisthographie zu dem philosophischen Fragmente
selbst steht, ist, wie auch Uergk schon a. a. O. iin
Vorbeigehen bemerkt hatic, unstreitig so zu denken,
dass jener Aeg^ptc^ sei es aus Mangel an frischem Papy-
rus oder aus Sparsamkeit das vorgefundene .llanuscript,
dessen Werth dem Ünkuniligcn sehr unbedeutend erschei-
nen mochte, ohne Zögern zu seinem Gebrauch verwandte,
zumal das schon etwas ältliche Aussehen des Codex, der
vielleicht schon um. 2U0 v. Chr. oder wenigstens nicht
lanse nach dieser Zet7 geschrieben sein mochte, den des
Matiirials bedürftigen Tempeldiener jeder Bedcnklichkei«
überhob.
Was nun vorerst die äussere Beschaffenheit des von
8
107
lOS
Lotroiiiii- rprilffoiillifliten Papyrus liotiifl't, so ist ilie Höhe
.Irr Roll« <lie tirufilinliilic, «las Maas <>iiier .Spaiiiir iiirlit
iiluT.»ilirfil«'inl, »rthroiKl iÜp piiizeliicii an i-iiiandi"- jjp-
l>-iiiit.Mi SStrdffii uiisrfalir 5 riiiRtT breit sinil. Das !Ma-
misi-ript, »if es jetzt vorliegt, besteht aber aus 1') Co-
liiiiiiieii (aekl('^i;). Die erste «lerselbeii ist rerstriiDmelt,
ilorh sind niilit iinr die fehlenden üiuhstaben ron Bergk
nach Letronne so wiederhergestellt, dass an der Rirlitig-
keit derselben nicht -,'ezweifelt werden kann, iondern
auch ein nicht zu entbelirender Theil der vorhergehen-
den Colunine, die vielleicht mit mehreren andern von
dem diensleifrijicn Aegyptcr abgeschnitten wurde , ist von
Bergk durch Conjectur ersetzt worden *). Auf gleiche
Weise hat Hr. Bergk die zwischen der neunten und
zehnten Columne von dem unachtsamen Abschreiber aus-
jrelasseiie Seite, dem dialektischen Raisonnement des
Philosophen Schritt fiir Schritt folgend, nachgebildet;
und da die auf die bezeichnete Art wieder neu geschaf-
fene Erörterung, welche gerade den Raum Einer Co-
lumne ausfiillt, sich mit innerer Nothwendigkeit so-
wohl an ilas ^'orhergehenilo , wie an das Nachfolgende
anschliesst, so scheint darin e'amal der Beweis zu liegen,
dass wirklich nicht mfhr Stoff als für den Raum Einer
Cohimne ausgefallen sei, und sodann auch, dass der
Codex , aus welchem der Papyrus abgeschrieben ist, un-
•'efahr dieselbe äussere Gestalt habsn musste , wie dieser;
widrigenfalls entweder — wenn die Seiten des Codex
"rüsser — die in letzterem übersehene Pagina nicht Eine,
sondern mehr Coluuinen des Papyrus ausfüllen musste,
Oller wenn die Seiten des Coilex kleiner gewesen wä-
ren das durch Conjectur mit innerer Nothwendigkeit
Gesetzte niclit gerade Eine Seite des Papyrus, sondern
tceni"er Raum einnehmen würde. Am schlimmsten sieht
es übrigens mit der letzten , der fünfzehnten , beziehungs-
weise siebenzehnten Spalte aus, wo zwar am Papyrus
nichts zu fehlen scheint, aber die Buchstaben selbst ver-
tilgt sind, was man um so mehr bedauern niuss, je un-
möglicher gerade hier die Wiederherstellung des Tex-
tes ist.
Die Zahl der Zeilen auf den einzelnen Columnen ist
gegen die Gewohnheit der sonstigen Papyrusrollen nicht
immer gleich; die fünf ersten enthalten 27, die sechs
folgenden '28, die zwölfte wieder 27, <lie übrigen aber
28 Zeilen. Die Zahl der Buchslaben auf den einzelnen
Zeilen schwankt noch mehr; das Maximum sind 20 — 22,
das Minimum 13 — 10, letzteres gewohnlich da, wo die
Partikel y.ai vorkommt, die allemal durch einen Zwi-
schenraum von den darauf folgenden Worten getrennt ist.
Die Buchstaben selbst sind im Allgemeinen wohlgcbildet
und bieten nichts von der gewöhnlichen Sehreibart Ab-
weichendes dar. Die Schrift ist bis auf das oben er-
wähnte y.at zusammeuhängenil und ohne Interpunctions-
Treichen. — Dass aber der Abschreiber der griechischen
Sprache ganz unkundig gewesen und sein Original nur
mechanisch, nicht einmal immer genan , nachgemalt oder
höchstens ans dem ägyptischen Vulgargriechisrh das Sei-
iiige liiniugfthan habe, gellt aus vielen Spuren deutlich
hervor. Monströse Wörter wie aoCpouv für auCfiuv,
7iQoiöoisoa/.i für ngootduioar , Övofxnt xa voijunTa
für öüo fiot TU vm'ftaT(c , Oi'ßvr/.og für oi'y. "J/ivy.Os,
oder das vielleicht im ägyptischen ^'olksdialekt übliche ov
als IN'eutrnm des Relativpronomens sind dafür schlagepii
genug. Ein recht eclataiUer Beweis liegt ferner in Fol-
gendem. Auffallend ist es, dass der Abschreiber in deu
eigenen Worten des Philosophen fast durchgängig vor
Vocalen uuil dem Spiritus asper oi' schreibt, z. 15. ov
dkijl^ig, OL' dvTiy.nnai , ov dneqi'jvuTo , oi> uitlus
u. dgl. ; in den citirten Dichterstellen dagegen die andere
Form oi'x anwendet. Wie wir aber in dieser Verschie-
denheit nicht etwa eine tiefere Absicht zu suchen haben,
geht daraus deutlich genug hervor, dass der unwissende
Schreiber da, wo die negativ ausgesprochene Sentenz in
positiver Form auftrat, deu Buchstaben x, als gehöre er
nicht zur Negation, sondern zum folgenden Verbum, die-
sem vorgesetzt hat, und also y.oida^ für oiöa , Y.sBudprj-
oaq für e^ai}Ql]Oac, , y.ijc für 775 u. s. w. schreibt.
Offenbar hat demnach der Abschreiber, der nur die eine
Form der Negation, 01', zu kennen scheint , in negativen
Verbindungen nicht abgetheilt: ovy. Otdu , sondern Ol'
Xolöa u. s. w. , welche letztere Form er dann auch in
den gleich darauf folgenden affirmativen Sätzen als die
vermeintlich richtige beibehielt *). Nach solchen Proben
spricht Hr. Bergk mit Recht dem Manuscripte die Aut-
torität ab, welche demselben seinem Alter nach wohl
gebührt hätte. So bleibt es gewiss unentschieden, ob
die Form TloijTljg col. 6. v. 12. nicht vielmehr dem
ägyptischen Abschreiber, als dem Auctor selbst angehöre,
zumal die Aegvpter gerade, wie aus den von (' orshall
edirten Papyrus hervorgeht, zwischen tTtoirjCav und illor,-
navio u. dergl. Formen schwankten. Noch weniger ist
das aus der Vulgärsprache in den ^'ers eines alten Tra-
gikers übergetragene ouHnv für ovötv zu billigen. Fer-
ner ilarf uns das col. 11. viermal geschriebene fjr/jijv —
eine Verunstiltung statt /~it/.oujv — ilurcli die Aehnlich-
keit mit dem dorischen ur/./.üüi nicht etwa veranlassen,
den ^'ers Ol<y. u^luj fif^ojv OS, jntyu/.a ö' ui'x £]("i,
wie Letronne und Schneidewin gethan haben, dem Epi-
charni oder einem sonstigen ilorischen Dichter zuzuschrei-
ben — Statt der unerhörten Form rjljv in einem epi-
schen Vers col. 12. stellt Hr. Bergk das richtige j^ev
wieder he>, gleichwie im Anakreontischcn Vers col. 13-
die ursprüngliche Form dijPze statt davTf, , und im sap-
phischen col. 8- die ächtäolische do/.iuio^l für Soxi-
u.OlfJ.1 recipirt ist. —
Fragen wir nun weiter nach der innern Beschaffenheit
des Fragments selbst, so begegnen uns zuerst regelmässig
wiederkehrende technische Ausdrücke, wie u^tujua^
*j Dasä ii.Tmlich dio lUnJschrifl niclit vollständig sei, lässt
sich aus der geringen Anzahl der Columnen schliessen,
die doch von der sonstigen Menge v. 30 — 70 und mehr
zu sehr abweicht.
*) Hr. Rergk verimithet, dnss im Original in solchen .ilTir-
niativen Stellen irrtlüimlicli aus den voilicrgdicnden ne-
gativen , die bis auf die Negation eben mit jenen iiber-
cinstiiiiinen, die Negation beibehalten, vom Coriector
aber durch darüber gesetzte Puncte als unrichtig bezeich-
net worden ÖtKOIJA; ou habe nun der Abschreiber
zwar richtig getilgt, x aber stehen lassen.
109
110
ilie Bfli.mptmij;, der Salz, der entweder «^i>ma/«t) {y.a-
T a(faT f/.üv) oder negntiv {üti ocpuT f/.ov) ist, so
dass iler eine zu dem andern in einem cootradirtorischea
Geg-ensatze steht {d V T i-xeiT ai).
Das riHiciseste Beispiel der Dialektik des Philosopben
selbst finden wir C. 4 :
Ei ÖTtSifi^vaTÖ zi<;' Ovx. ijv etc.
'.■IvTiy.EiTu.i d^i'ujtta y.arawaTiy.ov nji' Ovx r,v elc.
IVai. Ol'X ävTixEcrai di^iuj^u y.arn<faTixuv riß.
Oüx i]V etc.
ISai. Oiix aTlEcprjvaTÜ Tii' Oüx i]v etc.
Wo Negation ist, da steht, dieser nothwendi^ auch AfTir«
mation entgegen (oi'x }]V — i]v); wenn nicht, so ist
auch die Negation nicht, beide bedingen sich, wie zwei
entgegengesetzte Grössen mit mathematischer Nothwen-
digkeit dergestalt, dass der ncgatipc Ausdruck ohne einen
gegenüberstehenden alFirmatiren gar nicht gedacht wer-
den kann. Diesen abstract- logischen Satz hat nun der
Verf. des philosophischen Bruchsti'icks an 24 negativen
Beispielen aus älteren griechischen Dichtern (dalier die
Eintheilung Hrn. Uergk's in 24 Capitel) zum Ueberdrnss
erläutert. Desshalb an der Spitze eines solchen Beispiels
die stets wiederkehrende Frage enttceder ganz einfach
Dnil allgemein, wie c. 4. St ditSCpijvitTÖ tk; , c. 11. ei
ovTtog dizECfr,vaTu Tig, c. 12 und 22. si owuji dno-
(paiVOlT' ctv Tl^ ■ und etwas bestimmter c. 9- £1 Tiulrj-
Tr;i Tiq o'vtu) diiecfr,vaxo , c. 24. si TcoiijTijq tiq oi'-
TC05 dnEcpatvExo , c. 19. ei ovrcog dnECfalvEtö rti
Tujv ■JionjTüjv — oder specieller c. 18. Ei i^v q nrl-
ö I] i ovroji; änECf'UivETU , c. 6. Et 'Av öq Ofj.a-)[i^ Ev-
QlTlidoV TlQOC'E^fJlOVlJV TOVTOV ÜTTSiftivaTO TUV l(l6-
TtOV, C. lO- Et KvxXui^> Ö TOV TtfXoBsOV TZQüiTIvä
ovTUiq d-jtE(fr;vaTO , c. 13- eI Sa7T(puj ovTMi dns-
(frjvaxo • und ein wenig larilrt c. 23- El Euncpu) oi-
Tcijg dnotpaivu^EVT] ^ c. 20- Et 'Ay afME^xvuiv ovxüjc,
diTECfao/.Ev , c. 21. El AXxf^iäv 6 -noirjTr,!; oiTiog
aTTECpaivETO • — oder es wird gleich das richtig (a'kn-
duji;) und unrichtig (ipEUÖto^) mit in die Frage aufgf;-
nommen , wie c. 2. El xui IpEvöciji; V.ai dktji^vjq ovtuj
Kejoi TIC, äv , c. 7. El a'kij^Ei eotiv, Öueq ovzüj ^ej^-
Beiij äv , c. 1. El xai ipEvSoi; xai dkij^E^ eotiv, ötteq
skEyEn ö TTonjTtji;, c. 3. ei dkrj&uji rtg tojv ttoiijtiijv
ovTCug äitEcpaivETO, c. ,5. ei dkii^viq ovrojq äiCECfa-
crxEv Ev()i7iidi]i, c. 8- El dkrjdsq,, 6 tkEjEv Ei'^mi-
dij<;, c. Kj. Et dki^dEg eutiv, ötteq ourujq ikE^^'! '''^'
EvQiniSov , c. 17. eI äkij9uj^ Evgntiörjq EkEyEv. —
Nor c. 14. si dvTiXEizai diilaj/ja xarucpaifxdf tm •
and c. 15. E/' ovx Eialv dficpißokoi dtolksxTOt , ovx
EvQiiTiöij<; ovrojc dTtocpaivö/uEvoi; • — Den dialekti-
schen Gang innerhalb eines jeden Beispiels haben wir
oben schon angedeutet; ganz eigenthümlich ist die Form
c. 10:
El Kvxko}^) ovTüj^ d7tE<ftjvaro' Ovroi tov y' vtceq-
afXJiEXovva OvQavov eiaavaßtjoEi'
'AvTixEiraL kvl xaracpaTtxuj d^iuifiaTi ovo difo-
(fUTixa d^iui^ara'
ISai' ovx dvTiXEiTai svl xaTacpaTiy-(fi ä^iuifiari
ovo ÜTtocpaTixa. d^tuijj.ara,
Nai' ovx ovTiug d.nE(faiiiETÖ jig etc.
Hr. Bergk spricht die Vcrmathnng ans, dass hier da»
sogenannte diiojfia VII E^a'iioffO.i IXOV gemeint sein künne,
»eil man nicht nur sagen konnte:
OvToi TOV y' i'HTEQa/^nexovTa
OCquvov Eiaavaßijasif
sondern auch
Ol'toi TOV y' vTiEQauTiEXOvTa
OvQavov ovx Eiaavußi-oti.
Zuweilen wird jedoch durch Voranstellung der Aillrma-
tion und andere Anordnungen, die Hr. Bergk S. 27 — 29
weitläufig auseinandersetzt, in den allzu einförmigen dia-
lektischen Gang wenigstens einige Abwechselung gebracht.
Von S. 29 — 31 folgt nun erstens der Beweis, dass
das erhaltene Brnchsti'ick nothwendi;;er Weise einem
stoischen PAiVoso^Äen zuzuschreiben sei , indem nicht nur
die einzelnen technischen Ausdrücke, wie di;iuifia ano-
(f'UTiXuv, dem das xUTCKfaTiy.ov entgegensteht (ävtl
XEiTCil), sondern die ganze Dialektik selbst jener Schule
angehört, so dass über diesen Punkt auch nicht der ge-
ringste Zweifel obwalten kann. Aber Hr. Bergk geht
zweitens weiter zu der Frage über : welcher der bekann-
ten stoischen Philosophen der Verfasser sein müsse. Dass
es keiner der späteren sein könne, geht schon aus der
Zeit der Handschrift, welche nirht lange nach dem J. 200
V. Chr. abgefasst ist, deutlich henor. Wir haben dem-
nach gleich nuter den ersten Fiihrern der Stoa zu su-
chen. Zeno , der Stiffer, kann iler 1'erfasser schon dess-
halb nicht sein, weil seine schriftstellerische Thätigkeit
überhaupt eben nicht bedeutend war, noch die ron Dio-
genes Laertius erwähnten paar Schriften hierher gerech-
net werden können; ebenso wenig Aristo ron Chios, der
sich »on der Dialektik ganz abivandte. Aber auch Kle-
anthes und Sphäros sind als Dialektiker nicht so berühmt
als Chrysipp , so dass wir also schon ron »orn herein
geneigt «ein müssen, gerade diesem unser Fragment zu-
zuschreiben, wenn nicht ausserdem diese Vermuthnng
durch die entschiedensten Gründe zur Gewissheit erhoben
»nrde. Es sind aber folgende:
1) L'nser Fragment zeichnet sich durch eine über-
mässige Zahl »on Beispieleu und Belegstellen dergestalt
aus, dass nach Abzug derselben ron eigentlich philoso-
phischem Raisonnement fast nichts übrig bleibt. Gerade
diess nnu wird dem Chrysippos zum Vorwurf gemacht :
Diog. Lacrt. VII, 180. E7lKi']dvve ÖE avTU (rd 0117-
yodiiiuiTa) uokkäxiq vtieq tov avTov ddyiiUTog Ea^t-
XEtüVJV xu\ -jvdv t6 vTio-jTEadv yoacfcov xai öioQdoi-
f^tEVOi nktOVUy.ti TTkElOT?] TE tujv jHUQTVfJtUJV
■jiaua&EOfEi ■/oc^l^it'<ii^ "'"' Apollodor's Aensserung
daselbst: Et ydQTii dcfEkot Xovoinnov ßißKiujv oaa
dlJMTQia nagUTEdEnai, XEvoq ö X''^f^^']i va-xaki-
kEiii^Exai.
2) Unter den 24 angeführten Dirhterstellen ist bei
weitem die fllehrzahl aus Euripides , c. 5. aus Iphig.
Aul. 28, f. B. aus Andrem. 204, c. lö. aus Helen. 12t)l,
0. l.S. aus Suppl. 207, c. 7. ans .Stheneboea Fr. 1, c. 16.
aus Dictys Fr. XV, c. 17- ans Phoenix Fr. X. und dio
beiden Senare c. 8. Rechnen wir dazu noch c. 1 : ovx
Cid' OTTuyi u. s. w. — Verse, ilie nach Hrn. Bergk»
l'ermuthuog gleichfalls aus Euripides und ziiar aus dessen
s*
111
112
■■fuf;e gciiominon siiul, ferner ilio r. 4 5 c. 11. und 10.
auf-'i-fiiiirliMi SiMiaro , »olr.lic Ilr. Borgk obi-iifalls iIpiii
Kcii.iiiiilrii Ditliter zmicist, so (.'oliiiit ilic Hüt/'te der
IJeispitlv des l'kiiosiiplien «lein F.uripides an, «<'ilirpinl
ili«" iibri:;i'ii meist .ms den (roilirlilcn ilcr Ljriker, Alk~
tniin , Siippho, Ibi/kos, Timothens lon rtlilct uiiil /lita-
kreon siml. Zwei \'erso c. '>. iiiiil r. 'J4. lialt llr. I$er|;k
fiir Pindars Eigondiuin ; loii ilcii bi'iilen Iicroisoheii Hexa-
metern ist der eine c. 20. atis Homer, der andere r. 3-
nach Hrn. Bergk's Conjoctnr aus Chürilos von Samos;
aber das dem Thespis nach Chrysipp's auch sonst liekaiiu-
ter Unkritik ziijfegclirieliene Fragment c. Vi. gehört viel-
mehr dem Heraklides I'onlicus an , welcher nach Diojf.
Laert. V, \)2. Tra^üdiecn unter Thespis Namen gedich-
tet haben »oll. — Diese vorherrschende Nei-fung zu Ku-
ripides, als dem bessten Gowährsnianne, »ird »icder als
charakteristische Eigeuthiimlichkeit i^hrysipp^s angeführt.
Soll er doch bcin.iliu die ganze euripideische Medea in
einer seiner Schriften nach und nach zu Belegstellen ver-
wandt haben, wie aus Diog. Laert. VII, 18U, einer sehr
interessanten Stelle, hervorgeht: TlXeiCTTTj TS TViV fxao-
Tvoiujv naoadeoEi youhinvoz' uiars y.ul, ineidii -jioTe
V > y '•• , . .- . ^' rp •
tv Ttvi züiv oi'yy^a/iuuTOii' rtaQ oKiyov tijvIlv-
gtniSov Mijö Eiav uki]v TtaQezi&ero, y.al rti
fusxa. xii'oa^ f'/^ [^X'^^-] ^o ßißkiov TC(juq, rov nv-
i^uuivov xi uQu h-j[»L, ty;» ÄovoItittou MijÖEtav.
Und dass überhaupt Euripides Chrysipp's Lieblingsdicliter
gewesen sei , beweisen niclit nur die bei Diogenes von
Lacrte unil Andern erhaltenen Aussprilche des Philoso-
phen, welche säniintlich Euripideischen Versen angepasst
sind, souilern auch die sonstigen ^Nachrichten der alten
Schriftsteller, die Hr. Bergk S. 34. in der Note anführt.
3) ^'ergleichen wir weiter vom Aonjsern mehr nach
dem Innern fortschreitend den stylistischen Ausdruck un-
seres Ulanuscripts mit Chrysippischer Darstellung, so
finden wir anch hier die grösste Uebereinstinitnung. Je-
nes trägt ganz das Gepräge des sterilen und trockenen
Raisonnements an sich, durch welches <lie Stoiker liber-
hanpt und Chrjsipp besonders sich auszeichnen. Vide-
mns , sagt Cic. de orat. I, tl? eisdem ilc rebus jejune,
quosdam et exiliter, ut enm,- (juem acufissinmm ferunt,
CJirysippum , disputasse , neque ob eam rem philosophiae
non satisfecisse , <|Uod non habuerit Itanc dicendi ex arte
aliena facnltatem. Der blosse Dialektiker kümmerte sich
nm den Ausdruck nicht, TzkEovdaai; Se Tois noayiiaai,
Trjv kr^iv oü xaTiijo3uic!£ (Diog. Laert. VI[, 180.),
was er auch selbst einzugestehen sich nicht scheut (Galen,
de Hippocr. et Plat. decr. p. 272 ed. Bas.). Ja, Dio-
njsius von Ilalikaruass, der strenge Rhetor, bezeichnet
Chrjsipp's Stjl als das Aeusserste in dieser Beziehung:
de compos. verb. p. 68 «d. Schaefer : y.al Ol Ttjv (ft-
l.o<ro(fUf.v i-xayyEKkö fiEvoi y.aX rai öiakey.Tiy.ug ix-
(ptQovTei TEX^^i oinutq elaiv äd-Kioi tieoI z>]v ovv-
beaiv Tujv övoiiaTu)!', ü/ors aideiodai y.aX keyeii' •
äitoxQi] äs rey.itijolijj ^(iijoaai^ai tu» käyto Xov-
crin-KOV Tov }lt uiiy.o v' -rie^atTe^oj yu() ovx uv
UQoßair^v ToiTuu yao ovdh äiiEivov ouötti za^
8iakEy.Tiy.ai; zEX'"^i rixoLßuifrev , ovze lEiQOvt äq-
fiovia ovvr ax^ ivT ac, e ^livsyy.s Äoyovg zujv
öpo naro i xai dusT^i d^iu>i)svvujv. —
Dass 4) die inchnischen Ausdrücke in unserem Frag-
ment mit Chrysipp's philosophischer Sprache überein-
kümnien , könnte ohne die übrigen Gründe von keinem
Gewicht sein, da dieselben niclit sowohl Sache des lüin-
zelncii, als vielmehr der stoischen Sccte überhaupt sind.
Doch passt Dionjsius besondere Charakteristik Chrysipp's
(de compos. verb. p. 72) auf unser Bruchstück so sehr,
dass man aus diesem bis iii's ISinzelne die Belege für
jene finden kann.
Das Gleiche gilt 5) endlich von der ganzen Dialek-
tik selbst, deren hier vorliegende Form mit der ander-
wärta, besonders aus Cicero ile fafo c. 10, c. |(j, Acad.
II, 30. u. s. w. , bekannten Chrysipp's ganz gleich ist.
Nach dieser Beweisführung, dass der Stoiker l'hry-
sipp der Verfasser sei, bleibt noch die letzte und höchste
Frage über: von welcher Schrift dieses Philosophen <lie
gefundene Handschrift ein Fragment sei ; und da die
ganze Breite, mit welcher die negativen Aussprüche hier
behandelt werden, die Annahme unmöglich zulässt, dass
etwa dieser Gegenstand beiläufig in einer ein anderes
Thema behandelnden Schrift besprochen sei , so ist nichts
wahrscheinlicher, als dass wir in der besagten Handschrift
ein Bruchstück des von Diog. Laert, VII, 190. angeführ-
ten Chrysippischen Werkes: TZE^i dn ocpuz ly. ujv (nicht
d.TlO(puV[/y(JJV , wie Hr. B. selbst auf diesen seinen Irr-
thuni in der Zeitschr. f. Alterthumsw. Nr. 71. aufmerk-
sam macht) Tlpuc A Q la x ay i'x) av z Q i a besitzen. —
Hiermit schliessen wir den Bericht über Hrn. Bergk's
Abhandlung, deren weitere Beurfheilung, namentlich was
die kritische Constituirung des Textes belrifit, einem
andern Orte überlaüsen bleiben mag. —
Die Schulnachrichten erolTnet der Dircctor mit der
freudigen \ erkündigung, dass bereits seit dem 1. Sept.
1,S40 »las Fundament eines neuen Gymnasialgebäudes ge-
legt sei, das dem Plane nach 1,.'2 F. lang und 62 F.
breit , im Soultrruin auf der Sominerseite 2 Stuben,
1 Kammer und Küche für den Gymnasialiliener und 2
Carcer, auf iler AViiiterseife mehrere Holz- und Kohlen-
ställe, im Rez de Chaussee auf beideu Seiten des da»
Gebäude der Länge nach schneidenden, hellbeleiichteten
Corridors 8 Lehrzimmer nebst einem Cabinet für die
gengraphischen und tiaturhistorischen Sammlungen , in
der Glitte des Gebäudes nach der Strasse zu einen Prü-
fungasanl, Sing-, Zeichensaal und liiiliothek , auf der
alldem Seite aber noch '2- Lehrzimmer , ein Zimmer für
den physikalischen Apparat und ein Conferenzzimmer
umfassen wird.
Was nun I. die Lehrverfassung und zwar A. das
Lehrercollegium betrifft, so sind zu den im voiigen Jali-
resbericht angeführten 9 ordentlichen Lehrern 2 neue
hinzugetreten, Dr. Theodor Jiergk (geb. den 24. Mai 1812
zu Leipzig), vom Königlich Joachiinsthalischen Gymna-
sium zu Berlin au das Kassel'sclie berufen und durcli
Höchstes Rescript vom 8. April 1840 als ordentlicher
Ijehrer an demselben mit einem Gehalte von 700 Reichs-
thalern gnäiligst bestellt; und Pfarrer Ph. Knöpf el (geb.
am 28. September 180ti zu Rinteln), vorhiniger Lehrer ,
an der höheren Gewerbschule zu Kassel , die beiile ihr
Amt am 27. April 1840 antraten. Zu diesen It ordent-
lichen Lehrern einschliesslich des Directors kam seit dem
113
111
4. Nor. 1S40 der G.vmnasiallii'ilfslehrpr Dr. //«^/eZ«/ (gel).
iIpii 4. Juli 1-814 zu IMclsiingeii), «ciclier »iurili II. R.
vom 'i'2. Ort. ron Fiilil,i nach Kassel versetzt «urdc,
nai'hilrni iJer seit <leiii '2ii. Od. 183) von dem Gymnasium
zu Fulda iiaeli Kassel coiniuittirte Gvmnasialhüirslelirer
P. Gies am 29. Ortol)er t.S40 i" seine fniliere .Stellung-
zurüekffoliehrt war. Ausserdeui uurde die Zalil der am
Gymnasium tlifiti^en Leliramtsrandidaten durrh den Hin-
zutritt des Hrn. L. 11'. Cassetmn/in (jjeb. am ,S. ()<-(ol>er
1815 zu Rinteln) seif dem ■>:). I\lai (anstatt <li-s mit Kr-
tlieilung' von Ldirstumlen beauftragten l'andidaten IVilcIce,
der im Anfang des Somnierseinesters das (ivmnasiurn ver-
lies«, um sicli noch ander» eit als Philolug auszubilden),
des Hrn. W. Klingender (geb. den lä. üccember 1817
zu Kassel) seit dem '20- Ort. und des Hrn. Kulsc/t (geb.
den 1(1. >ov. 1817 zu 31-»rburg) seit dem 18. Jan. d, J.
vermehrt.
B. Für die f.e/irver/ussung 1) im Allgemeinen ist zu
bemerken, dass die Quinta in zwei r.'iiinilic-h gesindcrte
Abtlieilungen getrennt wurde, von Hel(-her üntenjniiita
nebst der Sexta ilir Loral in dem Lyeeum Fridericianum
erhielten. Um jedoi-h ilen Naehtheilen vorzubeugen, wel-
che in Folge ilieser Trennung aus dem Ordiiiariatswei-h-
sel entstehen diirilen , ist die scliuii andenräits bewährte
Einrirbtung getroffen worden, dass iler Hauptlehrer von
llntcrtjuinta mit seinen Schülern nach Obcrcjuinta auf-
rückt, während der Ilauptlehrer von Obenjuinta nach
vollendetem Cnrsus einen neuen in Untercjuinta beginnt.
Einem anderen Bedürfnisse hiiisiclitlich lier Lehr-
mittel wurde dadurch abgeholfen, ilass in Prima ilas vor-
trellliche Lelirbujli der Ileiiginn von L, A. Felri (Han-
nover 1839) 5 in Tertia, um auch in die arithmetischen
Ucbungen der oberen Classcn mehr Einheit zu bringen,
<lic bereits in Prima und Secunda benutzte Sammlung
von Beispielen nnd Aufgaben aus der allgemeinen Arith-
metik und Algebra von E. Hein, in Uuterijuarta £. W,
Greie's Leitfaden für den Vorbereitungsuntorricht in der
Geometrie , in Quinta C. Sallmann's Charte von Kur-
hessen, nnd in sämmtlichen Classen, mit Ausiialiine von
Prima, der stiifenmässig abgefasste, die Selbsttliätigkeit
der Schüler aiiregemle und fördernde Leitfaden August
Liiben's für den Unterricht in der Naturgeschichte (| — 3-
Cursus) eingeführt wurde. — Endlich ist auch die Be-
stimmung getroffen worden, dass diejenigen Schüler , wel-
che zur Confiruiation durch die Geistlichen daliier vorbe-
reitet werden, von dem Religionsunterricht im Gymna-
sium, jedoch nur mit ^Vissen und Willen ihrer Aeltcrn,
dispensirt «erden können. Den nun folgenden Abdruck
zweier Beschlüsse Kurf. Alinisteriuras des Innern , die
Malurilälsprii/'ungen betrellend, lom 31. März und S. Blai
184U, zwei wichtige Actenstückc für die Geschichte der
Kurhessischen Gymnasien, behält sich Referent bei einer
anileren Gelegenheit in dieser Zeitschrift zu veröffent-
lichen vor, da dieselben ohnehin nur als Ergänzungen
und beziehungsweise Verbesserungen der fllaturitälsinstruc-
tion vom 30. April 1838, auf die wir uns begreiflicher
Weise hier nicht einlassen, verstanden und gewürdigt
werden können.
2) Die uhsolvirten Lehrpema im Einzelnen anxugeben,
würde zu weit führen, namentlich da das didaktische
Princip unverändert geblieben ist. .So wurde wieder in
Prima, deren Ordinariat Dr. Bergk anstatt des Uireilors
üliernommcn hat, der Leetüre von Plat. Crilo u. Apo-
logie (3 — U») eine Einleitung über griechische Pliilo-
sophen vor Plato vorausgeschickt, zu ilen .Stücken in
li.ck'is Aiithologia Graeca S. I — 52 eine literarische
Uebersicht der griechischen Elegiker gegeben, zu An-
stophnnis Nubes v. J _ lOÜö. eine kurze Geschichti- der
griechischen Komödie, zu Demosdienes de Corona g. 1
— 14 J. Bemerkungen über die griechischen Redner, so-
wie zu Cicero <lc tirat. I. 1 —37. ein Ueberblick der
Geschichte der Rhetorik, Bcredtsamkrit und Pliilosophie
bei den Röuierii vorausgeschickt. Ebenso wurde zu l'lauti
.'Dilles Glor. Art. I — IV. 4. ilie römische Komödie in
ihrer geschichtlichen Eiitwickehiug und zu Unrat. Od. \.
die römischen Lyriker in nbersiclitliclier Weise ilem Schü-
ler vorgeführt n. s. w. Ausserdem werden von den Pri-
manern auch lateinische Commeiitare und zu den alten
Dichtern metrische Uebersetzungeri ausgearbeitet.
Ausser den eigentlichen Lehrstunden ist übrigens für
die Prima und .Secunda noch ilie Zeit, während welcher
ilie künftigen Theologen in der hebräischen Sprache un-
terrichtet werden, zu einer regelmässigen l'rivatlectäre
ausgesetzt, an der sammtliche Schüler jener Classen, wel-
che nicht Hebräisch lernen, unter Aufsicht und Leitung
eines L<>lirers Theil nehmen.
II. Aus der Chronik di-s Gymnasium« ist schon oben
unter .1 das Wichtigste angeführt worden.
I!l. Statistische Ueiersicht : Im Anfang des vollen-
deten Schuljahres belief sich die Zahl der Schüler auf
287, 35 in Prima, 32 in Secunda, 26 in Obertertia,
32 in Untertertia, 39 in Oberquarta, 40 in Unlerijuarta,
26 in Obenjuinta, 37 in ünterquinta und 20 in Sexta;
am Schlüsse des Sommersemesters auf 248, 29 in i'rima,
29 in Secunda, 22 in Ober-, 29 in Untertertia, .!4 in
Ober-, 32 in Unterquarta , 22 in Ober-, 34 in Unter-
quinta und 17 in Se.xla. Im Laufe des JVintersemesters
zählte das Gymnasium 2S>) Schüler, und am Schlüsse des
Schuljahres besrägt die Anzahl derselbeu 2()|. — Auf-
genommen wurden zu Ostern 25, zu l^Iichaclis aber und
nachher .S(i Schüler. — Ulit Maluritiitszeugnisstn wur-
df-n zu Michaelis 1840 nur j, Ostern 1841 aber 9 ent-
lassen. Ausserdem verlor das Gymnasium im Laufe des
Schuljahres noch 49 Schüler, unter denen 2 Primaner
ausgewiesen, 3 andere Schüler aber der Anstalt durch
den Tod entrissen wurden.
Zum Schluss berichtet der Director noch über die
becleutenile Bereicliernng der Bibliotheken und Apparate,
sowie über ein schätzbares Geschenk, wodurch der Gruiiil
zu einer Sammlung antiker Münzen gelegt worden ist.
II. Examinis aclusqiie declaniatorii soleninis in gv-
mnasio Fuhlensi etc. publice celebranda indirit pro direc-
tore üavides U'agnerus. Praemissac sunt Friderici Fran-
kii Quaestiones Aeschineae , zu denen von S. 12 — 17
noch ein selbständiger Anhang: de participiorum cum
snbstantivis iis qu-e articulo inslructa sunt conjunctione
angefügt ist.
Die genannten Quaestiones Aesrhineae sind eigentlich
als specinien einer neuen Textcsrecrnsion der Aeschinei-
•clien Rede de Jalta legalione zu betrachten, in »elrliem
115
116
«ler Verf. nach ilenscllion GninilsflUcii , die ihn bei «Irr
Tiiii»rclioa prIoKot lialien, »Ion ln-ssoroii codd., nfimlicli
den ab-Miiii lU-kkeri , dem Lockeraiius (r) iiiid HaniK-ii-
e'is (<)) folpt <'"d iliro Lesarten siegreich, uainentlich gegrii
Bekker, »erlic h«.
So verllieidigt Franke gleich iui Anfang §. 2. i'io
Lesart der hcssten Codices xaTnyofjOi; gegen das von
liekker recipirte l) xarijyopla , §. [i. ß e ß o ükt;T ai
fiir ßorkerat, §. 4. den Aor. iießcilere statt des
linperf. S^ißdkkere — bei welcher Gelegenheit der Un-
tersciiird beider Tdinpora an concreten Beispielen erörtert
«ird, «ie z. IJ. Aesch. L 110. vergl. mit L 80, IH.
ist. O. 6 OT. OT SV rfj tV lukaf.itll (denn so ist nach
F. zu lesen) vai'iiaxin T. n. ivr/.drs, IH. I(i3, »o F.
die richtige Lesart dnaQaa-KPlnüV wiederherstellt
u. s. w. Vergleichen wir übrigens diese unsere Aeschi-
iicisrhe Stelle g. 4- mit der Deniosthenischen , nicht wie
Wolf und Brenn mit XI X. 'J7S Sil. J). 410 R, sondern
vielmehr mit p. 401 sq. §. ID'Jsqtl. , so ergibt sich, dass
Schiifei's bei Demosth. vorgeschlagene Verbesserung skev-
xttuior oder £/..€l'tteul<iV durchaus uniiüthig ist, wie denn
eben dieser Krki.'lrer des OeiMOStli. durch genauere Be-
zugnahme auf Aeschines sich manchen Irrthum hatte er-
sparen können. — Weiter «ird §. .5. das allerdings sel-
tenere iksytu} gegen £!;£kty!;aj, wie Bremi,^ Bekker,
Dindorf lesen, in Schutz genommen, und §. (). CiV — ö W-
^ijosoi^ui gegen den Infinit, praes. Oto^fö^a^ verthci-
digt. Zu dem Ende folgt von S. fi — 1 1 ein ziemlich
ausfuhrlicher Exrurs über a v mit dem Infinit. Futuri.
Der ^"crf. geht von Hermann's allgemeinem Kanon aus:
HO in oratione recta UV zum Indicat. und Optat. gesetzt
wird, ila kommt diese Partikel in oratione oblicjua auch
dem Infinit, zu, wo aber Indic. nnil Opt. av nicht zu-
lassen, da muss auch der Infinit, ohne dv stehen. Dem-
nach folgt:
1) Die Untersuchung, ob av mit dem Indicat. und
Optat. Fut. verbunden werde, deren Resultat ist,
a) dass civ, abgesehen vom epischen oder poetischen
Sprachgebrauch im AUgenieinen, bei den bessten Schrift-
stellern der class. Prosa zu dem Indicat. Fut. dann trete,
„quum aliquid ipsum per ae futurum esse nobia cerlum
est, incertum autem, num eo modo futurum sit, quo
putamus.^'' So behält einerseits der Indic. Fut. als o6-
jectiver Ausdruck eines in der Zukunft eintretenden Fac-
tunis seine eigenthümliche Bedeutung, andererseits aber
auch UV sein gutes Recht, indem es zwar nicht das zu-
künftige Dass, wohl aber da» zukünftige IVie als un-
entschieden oder »MÄ/ec/j'r bezeichnet : .1/yuTlTioi'q ds —
oi,';^ dpcj, heisst es bei Xenoph. Anab. II. 5; 13, iroici
övvauei cofiitd-Xi;» Xfjijoui^itvui /.tukkov av y.uku-
aeaS^s r;;? vdv nvv ifioc ot'Oijg, d. h. Ihr joerrfe* ilie
Aegyptier züchtigen, das ist gewiss, aber tcie Ihr in dem
zukünftig sicher eintretenden Act einen besseren Bundes-
genossen finden könntet, als mich, sehe ich nicht ein;
Dinarch. in Demosth. p. 104. §. 109- Ttokv yäg äv
dr/.uiÜTeoov ekei]Oece ti)v ^^jquv, d. h. Ihr werdet
niitleid mit dem Lande haben, xai Tovco TTukv av 8l-
y.aiÖTtgov tl'l], y etc.; und ebenso Aeschin. III. 155.
rl o-OT* UV i^si i) Ti (p^iy^srai, d. h. ri ttot' av
ti'ij u i^ei.
Dasi aber av mit dem Indic. Fut. auch dann verbun-
den werden könne, wenn das Prädicat an sich , nicht die
Art, wie dasselbe in's Leben treten wird, als abhängig
und unentschieden dargestellt werde, längnet Franke we-
nigstens für <lie mustergültige Prosa, da in den wenigen
Beispielen, »velche man hierfür anzuführen pflegt, die
Lesarten zwischen dem Indicat. und Optat. schwanken.
b) Was nun weiter den Optat. Fut. mit av anbe-
langt, so nöthigt uns der nicht abzuweisende Gebrauch
desselben in oratione obliqua (vergl. die beiden Beispiele
aus Isaeus I. 3'2. und Lys. I. 22.), wenn auch der blosse
Optat. das Gewöhnlichere ist (S. H), tloch zu der An-
nahme , dass auch in oratione recta der Opt. Fut. mit
a V verbunden werden könne. Selten ist dieser Gebrauch
allerdings und zwar aus dem Grunde, aus welchem Her-
uiann denselben überhaupt in Abrede stellt, weil nämlich
der Opt. Praes. sowohl, als der Opt. Aor. mit av schon
auf die Zukuntt bezogen werilen. Inzwischen haben diese
beiden Opt. doch ihre Beziehung auf die Zukunft nicht
an und für sich als in ihrem Begriffe liegend, sondern
nur insofern das, dessen Existenz nur gedacht wird, wäh-
rend es weder in der Vergangenheit, noch in der Gegen-
wart wirklich ist, vor der Seele des Sprechenden als
Zukünftiges dasteht. Will aber der Grieche das Futur,
als solches bestimmt hervorheben, so kann er auch den
Optat. dieses Temporig mit av dazu wählen, wie wir
denn auch bei Lycurg. in Leocrat. §. 15. mit Ueberein-
stimmung aller Codices finden: sv yag iOtE, üj .A9t]-
vaiot, (in d^ekeiv Öö^oir' äv, si tijv TtaQ vfxiov
ovroq diacfvyot TtfXUigiav, womit der Redner sagen
wollte, ,,si Leocrates absolutus esset, futurum esse, ut
Athenienses negligere viderentur i. e. negligentiae nutam
haberent." Der Opt. des Aor., den Bekker und Her-
mann vorziehen, würde nur den momentanen Erfolg von
Leokrates Freisprechung, nicht die noch nach derselben
fortdauernde Wirkung bezeichnen, welche im Fut. liegt.
Demnach scheinen sich die Optat. Praes., Aor. und Fut.
gerade so zu unterscheiden, wie die Infinitive dieser Tem-
porum, z. B. voul^oi dv putet i. e. versetur in opinione,
voiiicrai dv putaverit i. e. ceperit opinionem , vOfAtoilj
dp futurum sit , ut in opinione versetur."
So gering aber die Zahl der Beispiele für diesen Opt.
Fat. mit av in oratione recta allerdings ist: so häufig
ist nun wirklich:
2) der Infinit. Fut. mit äv sowohl, wozu die Belege
S. lU angeführt werden, als auch das Particip. Fut. mit
äv (S. il).
Daher ist nicht nur die bezeichnete Lesart §. 6. av
— aojdijosodat, sondern auch III. 1(59. ul/uai -voivl't)
UTlavTag äv ö ^lokoyija eiv rifia^ die richtige.
Nach diesem Excurs kehrt Franke zu der Aeschinei-
schen Stelle §. 6. zurück und hält in derselben noch
die Lesart ö öl} dnoyvovg gegen das Bekkcr'sche u ys
duoyvnvQ, fest „nam si is qui se ipse condemnat sons est,
iam is i|ui ipse so absolvit insons est."
Weiter wird g. 7: Iltgl bl rri<; dkkrji xaTijyooiaq
ösouai i>itif)v, uj uvdgsi '-i9)jvoioi, £uv xi ^agckei-
no) yal fxfj (AVijad'ui, £71£qu)vuv u£ u. s. w. das Bes-
sere tdv XI TTagakiTU) wiederhergestellt, sowie §. 8.
rsxeibno-^e d' av vfiiv tixö; n ngdyua Tzdo^i^iv du^ui.
tl7
IIS
Rekker schrrild aas Einem Codex edv ohne Grnnil , da
sich Aesc-hinrs, »o weit wir au» den Haiidschriftfin ur-
theilcii könnrn , beider Formen zugleicli liediente. End-
lich wird §. y. in den Worten ty.ßsiikir/J.vai (>(: y.ul
T)';(, «c>^j;$ AioaußLeTrrijv das von Hckkor verworfene
y.ui wieder aufgenommen.
Hiermit l)e»chlie<ist Hr. F. fi'ir diesimal seine »erechte
Polemik gegen Bekker's Textesrecension und lasät den
schon oben erwähnten Anhang Hier die Verbiiulung von
Participien und mit dem Artikel versehener Sa/jstantiva
folgen, und zwar von S. 1'2 — 1.5, insofern:
l) die Stellung der Participia sich ganz nach der
der Adjectiva richtet, üaliin gehören aUo:
a) die prüdicativen , entweder dem Substantiv (Pro-
nomen) ohne Artikel nachfolgend oder vor den Artikel
gestellt, z. B. Demosth. X^'HI, 72. T[ BfJ l £ l (jy (to fxui
fxev iyui Tcegi xovtojv tinuiv, Tre^ieloyaoTci d' v
nokl^ ij TtSiadetaa e^ioi, d. h. curiosius feci eo, quod
dixi , wahrend ö eiTiuiv durch ego , qni dixi zu über-
setzen Wilre. Durch diese prüdicativen Participia nämlich
,,alic[uid ita praedicatur <le aliqua re, ut id non possit ab
eo actu aut statu, qui verbo indicatus est, sejunctum et
»eparatuni cogitari." So erhalt in obigem Beispiel das
Perf. 7t£^l£/^yaauui durch das sich eng anschliessende
Particip. seinen concreten Inhalt , das ■nEgiiigyaOx^ai
offenbarte sich eben in dem ei-:zeiv „ui jam pateat ora-
torem dicendo, non alia re curiosius fecisse.^'' Gleich-
wohl könnte auch hier ö £/ila)V (wie das folgende ij
TlStO&flOa) gesetzt werden , indem trotz der Selbständig-
keit, mit welcher in diesem Falle das Partie, auftritt,
sich aus dem Zusammenhange ergibt, dass jenes Tt£Q(£ioy.
in nichts Anilerem, als dem £l7r£ii> bestand. Enthält
aber das Particip einen dem Prädicate ganz heterogenen
Begriff, wie z. B. Tt£gi£iQya(TTUt d i] Trokeg ij Tigoj-
Tcvovoa ZüJV ' Ek'kr;vv)V , so wird der Artikel nicht ent-
behrt werden können. — Wie übrigens ilergleichen prä-
dicatire Participien nach dem Zusammenhang im Deut-
schea verschieden übersetzt werden müssen, leuchtet ein.
b) Die attributiven Participia stehen wie die Adject.
entweder zwischen dem Artikel nnd dem .Substiv. , z. B.
ö atQ£^£ii OTfjairiyoi oder mit wiederholtem Artikel
dem letzterem nach, z. B. 6 argaiijyoi 6 «/p«&£i;.
Stellen, welche diesem allgemeinen Gesetz zu widerstrei-
ten scheinen, gehören theils, wie Soph. .4j. 57U. ö kv-
fiSuiv ifxo^ oder Eurip. Hipp, ti'^l. ö y£vvr,xa)g' £U0^
[vergl. über die Freiheit der Stellongen in diesen Fällen
Firnhaber zu Eurip. Iphig. Aulid. S. flO f.] nnr der
Sprache der Tragiker an, theils sind dieselben, wie Arist.
Vesp. 12it.';5. entweder zu verbessern oder richtig zu
erklären, abgesehen von Ausilrücken, wie o Z£v<; Oki'fx-
TVlOi, TOI' ZllDi ^ojTiJgoc und dergl., in denen beide
Bectandtheile zu Einem Begriffe verschmolzen sind. —
Freier ist jedoch der Sprachgebrauch, wenn dem Snbst.
oder substantivischen Adject. oder Particip. ein näher be-
stimmender Ausdruck in der Form eines von einer Prä-
position regierten Casus nachgestellt wird, z. B. Xen.
Hell. IV. 8. '20. Ol £K7c£iTT0j-/.dT£<; 'Poöiun> vtvu tov
dTJfj.oii. — Hat aber ilas mit dem Artikel verbundene
Sabstantivum zwei Attribute, von ilenen das eine das
Geoereile , das andere das Speciello bezeichnet, so darf
bei dem generellen Attribut der Artikel nicht wiederholt
werden, z. B. Xenopli. Hell. IV. :j. tÖ. TUJV iv Tl]
'Aoia noKBwv 'EAki]vif^o)v , Plat. Rep, VH. p. .^ivi C.
Tritoc: TU fv t'daat i^£ti>. rfavT/couara , d. h. in Be-
trelf der Gottesersclieiiiungeii im ^Vasser. Franke sucht
den Grund davon darin , dass das generelle .Attribut in
diesem Falle mit dem Subst. sich zu Einem unzertreiin-
liclien Begriffe verbinde.
2) Die Stellunü, der Participia hat aber auch ihr
Eigenthümliches. Wenn nämlich das mit einem Snbst.
verbundene Particip. ilurch eine nähere Bestimiiiuiig (Fr.
nennt <lie«elbe addefinitivum) erweitert wird, so sind 4
An<irdiiuiigen möglich:
a) Das addefinitivum steht vor dem Particip:
6 n g ui T UV 0 ujxi/.u v n 6 1.£ fxov uiu£\Uii axga-
Tljyöi oder
ö axgaxijyo^ 6 iTQuq xov 0 lo y.iy. uv tt. aig£9£it;.
Sind der Addefinitiva zwei, so steht das zweite entweder
7iach dem Subst., wie Aeschin. III. 25. dirt dt tijd
■jigug Ei'ßuvkov yevoii£vijv niaxiv orlcr nach dem Par-
ticip., wie Demosth. IV. 4. r/J; vi}v vn'aQxo^'Oi/^ avTiJi
ÖVVU^l£tüQ,.
b) Das addefinitivum steht zwischen dem Particip.
und dem Subst.:
ö ccigfdfli; -Tigus xov 0ujy.iy.ov Txokf^tov axoaxrjyoc.
c) Das addefinitivum steht nach dem Subtt.i
6 «/»f^fi? oxgaxijyoi ttoo^ xov nökfuov, die bei
Demosth. üblichste Form.
d) Das addefinitivum sieht zwischen dem Artikel und
Substantiv :
6 Tlgui TOV Ti6k£jxov axQaxijyo^ atgsdfli;, nament-
lich, wie gesagt, wenn 2 Addefinitiva vorbanden sind, —
eine Stellung, die nach Franke insofern gewiss eine
oratorische genannt werden kann, weil sie vor den an-
dern der Periode einen rliythmischeren Fall gibt, keines-
wegs aber den Rednern vorzugsweise zukommt. Sind 2
oder mehrere Adilefiiiitiva zugefügt, so stehen dieselben
entweder alle zwischen dem Artikel und dem Subst., wie
Demosth. XVIII. V)8. Tr;v x6z£ &ijßalo/i öolfj^v y.ai
ö(jl:;av lizdgyovouv , oder sie werden getrennt, so dass
das zweite vor oder hinter das Particip. gestellt »ird,
wie Demosth. XVIII. 35, 0/ naua xoi'xor koyui Tu'xe
glj9£VT£i.
Das ^Vichtigste aus dem Jahresbericht möchte Folgen-
des sein: erstens die seit dem :j. 3Iai 1840 begoiinenen gi/m-
7iastischen Uebungen auf einem eigens zu diesem ZHorke
angekauften Turnplatze. Sodann aus der ( hronik vor
Allem der am 17. Januar 1S41 um 12'/» 'Uhr erfolgte
Tod des Direcfors Dr. Nicolaus Bach, die am 1^1., 20.
und 'J\. Januar in der G vmnasialkirche jedesmal vor
dem Beginne des Unterrichts durch den Religionslehrer
Schell gehaltenen Exequien für den ^'erblichenen, und
das feierliche Lcichenbegängniss am 20. Jan. um 3 l'hr
Nachmittags, wobei dem letzten ^Villen des ^'ollendeten
gemäss gleichfalls der genannte Religionslehrer .Schell
fungirte. Am Rhnbanustas,e, den 4. Februar, «urdovon
Dingelstedt das Andenken des Verstorbenen ilurch eine
Rede über die Verdienste desselben um die Scliiile ge-
119
ioicrt, iiiiil vuii Schell ein« lateinische Odo in niemoriain
iiie ilcfiiiir<i icrdicilt. — Die Lcitiiiijf der Direriorialge-
iich.'irii> »iirdo durch lici^chliisii Kiirf. Ministeriums des
Jimorn »oni 23. Januar 1S41 dem Professor Wagner und
ür. FratiLc üliertrafen.
Weili-rhiii «nrde durch hiii liste Dcschlüsse rom 0. fllai
der Gvninasialjiraiticant J. Hartmann mit der Versehunf
der Stelle des Lehrers der Mathaniatik und Physik am
(ivninasiuni zu IMarburjf beauftragt, und die Zulastun);
«les Dr. phil. Dealina zu Älarburg als Practicant bei dem
Gvuin.'itium genehmigt. Durch höchste Entschliessuiig
loni 27. Mai ivurdo dem ausserordentlichen Pfarrer Heuss-
ner zu iMeUnngen eine Lehrerstelle am hiesigen Gym-
nasium, Vorzugs« eise fiir den eiumgelisclieii lieligionsiin-
terricht übertragen; durrli höchstes Rcscript vom 22. Oct.
der Gymn.-isialliülislehrer Dr. llupfeld an das Gymnasium
zu Kassel verset/t, dagegen durch iMinisterialbeschluss
voui 27. i^ei. die einstiteilige Beauftragung des Gj(mna-
siallii'illslelirers Gies zurückgenommen.
Die Schülerzahl betrug im Laufe des Schuljahres
überhaupt 174, und zwar 21 in Prima, 23 in Seciinda,
32 in Tertia, 3Ü in Quarta, 29 in Quinta und 39 in
Sexta, >on denen jedoch allmählich Uj theils zu anderen
Berufsarten, theils auf andere Anstalten übergingen; 2
Schüler verlor das Gjmnasinm durch den Tod.
Tilit dem Zcngniss der Reife zu den akademischen
Studien wurden am Schlüsse des Schuljahres ( — die 3Ia-
turit.'ltsprüfungen finden auf dem Fnldaer Gjmnasinm nur
jährlich statt — ) sieben Primaner entlassen, 2 um in
der kathol. -thcol. Lehranstalt zu Fulda Theologie, 2 um
.Jurisprudenz, 1 um Medicin, 1 um Philologie und Theo-
logie, 1 endlich um Reclits - und Staatsivisseiischaft auf
der Landesuniversität zu studiren.
in. Die Einladuiigsschrift zu den Prnfungsfeierlich-
keiten im Kurf. Gymnasium zu Hanau enthält eine Ab-
handlung des Gymnasiallehrers F. Münscher: De rebus
Plataeensium. Adjecta est tabula agri Plataeensis.
Den Inhalt dieses schatzbaren Opusculi, das 102 Sei-
ten 4. nmfasst , bis in's Einzelne zu verfolgen, würde
uns hier zu weit führen; und wir können diess um so
eher unterlassen, da dasselbe zugleich als Inauguraldis-
sertation erschienen ist und sich somit unserem Berichte
gewissermaassen entzogen hat. Es genüge desshalb, das
argumentum zur Uebersicht herzusetzen:
Cajiut I. Dcscriptio agri Plataeensis.
JJ. 1. De agri magnitudiiie et natura.
^. 2. De oppiili situ at(|ue conditiune.
§. 3- De iis, cjuae extra oppidum sifa memoratn
digna sunt,
§. 4. De incolis agri.
Caput II. Ilistoria Plataeensium ante migrationem
Oocotornm a Thucydide narratam.
§. |. Res Plataeensium mythicae.
5j. 2. Summa eorum, cjuae a scriptoribus Graecornm
vcteribus de priscis Boeotorum sedibus memuriae prodita
sunt.
§. .3. Dubitationcs Od. IMuelleri.
§. 4. Controversiae epicrisis.
§. 5. Antiijuissiina ISopotoruni historia ad scriptoriim
reteruui et WucUeri sentcntias comnosita.
t
120
^. 6. Histqfia Plataeensium ante alteram Boeotorum
migrationem.
Caput III. Platacenses fuederi Boeotico adscripti.
C^. I, Plataeae a Boeotis conditae.
l!^. 2. De rolouiis Plataeensium.
g. 3. D« forma reipublicae Plataeensium foederi
Boeotiro adscripturum.
§. 4. De sacris Plataeensium foederi Boeotico ad-
scriptorum.
Caput IV. Plataeenses et pro sua et pro commnni
Graecornm libertate pngnantes, sive his(oria rerum ab
anno a. Chr. 519. usijue ad annum 479. a Plataeensibus
gestarum.
§. 1. Plataeenses cum Atheniensibus foedere jancti.
^. 2. Plataeenses ex snciis amici Athenicnsium facti.
C^. 3. Platacenses ob magna in Athenienscs omnes-
quc Graecos merita summis praemiis ornati.
Caput V. De varia Plataeensium fortuna, quae civi-
tatem gratia npud Graecos florentem in odium et perni-
ciem dedit, sive historia rerum ab anno 479' usque ad
427. a Plataeensibus gestarum.
§. 1. Civitas Attica utriim ante deditas Lacedae-
moniis Plataeas ad Plataeenses pertinuerit nee ne , dis-
qairitur.
§. 2. Res ab anno 479. uscjue ad annum 427> a
Plataeensibus gestae.
Caput VI. Platacenses bis exsulantes, sive historia
rerum ab anno 427. usque ad 324. a Plataeensibus ge-
starum.
§. 1. Prius Plataeensium cxsilium.
§. 2. Restituta Plataeensium civitas.
§. 3. Alterum Plataeensium exsilium.
Die Lehi'Verfassung hat keine wesentlichen Verände-
rungen erlitten; nur die Metrik tritt nicht mehr, wie
vordem , als selbständige Disciplin auf, sondern schliesst
sich der Leetüre der griechischen Dichter in Prima an.
In dem zweijährigen Cursus dieser Ciasse ist übrigens,
was die lateinische Sprache und zwar die Prosaiker be-
trifft, die Leetüre auf Tacifus Aiuialen und Agricola
einerseits und Cicero's Briefe ad Farn, beschränkt ge-
wesen. Das Hebräische hat während des ganzen Schul-
jahres cessirt.
Aus dem Lehrerpersonal, scheint es, ist der noch
immer kranke Gymnasiallehrer Dr. Möller für den Augen-
blick wenigstens ausgeschieden. Da sich derselbe näm-
lich „wegen der sehr langsamen Fortschritte in seiner
Besserung, die jedoch nach ärztlichem Gutachten noch
immer der IloÖnung zu seiner Wiedergenesung Raum
gaben, ausser Stande sah, am Unterricht Theil zu neh-
men, so hat Kurf. I\Iinisterium des Innern in gnädiger
Berücksichtigung dieser Umstände dem Patienten die ihm
zu seiner Wiederherstellung nütliige Ruhe gewährt. '
Wahrscheinlich ist es auch diese längere Krankheit des
genannten Lehrers, welche den Uebelstand zur Folge
gehabt hat, dass der Candidat Jung, Ordinarius von
Sex(a, zugleich stellvertretend das Ordinariat von Quarta
versehen musste.
Aus den statistischen Sotizen: Nachdem zu Ostern
184U zioei Primaner mit ZcuL'nissen der Reife zur Uui-
121
122
Teriitai und im Laufe des rerflossenen Scliuljalircs (1840
bis 1S41) sieben Sclii'iler zii anderen Bestiimniinjen ab-
gegangen , dagegen zu Ostern sechs und im Ilcrbsle sic-
benzehu neue Schüler eingetreten »raren, «ar der Uestand
der einzelnen Classeu folgender: die Prima besuclitcn im
Sommer 7, im Winter 12; die Secunda im Sommer 18,
im Winter 18; die Tertia im Sommer IG, im Winter t'2;
die Quarta im Sommer 11, im Winter 13, die Quinta
im Sommer 14, im Winter 11, die Sexta endlich im
Sommer 8, im Winter 16 Schüler. — Der Prüfung für
die akademische Reife haben sich am Schiasse des Win-
terhalbjahres vier Primaner unterzogen.
Den wissenschaftlichen Inhalt:
IV. des Marburger Programme» endlich bildet ein
Index Phaedriafius von dem Gymnasiallehrer Dr. Coli-
mann , 63 S. 4- » deren jede in '2 Columnen gespalten
ist; — nach des Verfassers eigener Versicherung nur
eine Vorarbeit zu einer kritischen üntersucliung über
das sog. (). Buch der Pliädrianisclien Fabeln. Leider
aber ist der Mangel an Typen daran Schuld gewesen,
dass nur die ersten Seiten die erste Anlage jener zu er-
wartenden Kritik erkennen lassen.
Chronik des Gymnasiums : Dem Hülfslchrcr Dr. Steg-
mann wurde unter dem 6. Mai 1840 die vom ihm früher
erbetene lOntlassung aus (km Staatsdienste getvährt. £r
hat seit Juni 1838 als stellpcrtretemler Lehrer, seit Ja-
nuar 1839 als Ilülfslehrer an dem Gymnasium gewirkt,
und zwar nach dem Zeugnisse des üirectors mit dem
bessien Erfolge, so dass sein Abgang am 22- Mai 1840
als ein grosser Verlust für die Anstalt um so mehr zu
betrachten ist, als die Lehrerstelle der Mathematik bin-
nen ivenigen Jahren einem vierfachen AVechsel des Per-
sonals unterlegen hat *). — Durch höchste Entschlies-
snng vom fi. !Mai 1840 i»ur<le ilor Gymnasialamtspracti-
cant Julius Hartmann , damals in Fulda, mit der >'er-
sehuiig der Stelle eines Lehrers der Mathematik und
Physik an dem Gymnasium beauftragt. Derselbe, wel-
cher bereits im Jahre |835 sieben Monate lang eben
diese Stelle stellvertretend versehen hatte, übernahm die
ihm aufgetragenen Functionen am 2. Juli 1840. — Der
Candidat des Gymnasiallchramts Dr. Heinrich Wilhelm
Georg Alexander Friedrich Hasselbach (geb. zu Richels-
dorf am 22- Oct. 1813), welcher seit Juni 1838 an dem
Gymnasium souohl zum Behufe seiner praktischen Aus-
bildung, als anshülflich und stellvertretend thätig geive-
»en war, wurde durch höchstes Rescript vom 2(t. Juli
1840 zum Ilülfslehrer gnädigst bestellt. — Durch liöch-
«tes Rescript vom 30. Juli 1840 wurde der ordentliche
Lehrer an dem Gymnasium zu Rinteln Dr. Heinrich
August Schick an das Gymnasium nach Marburg versetzt
und trat sein Amt mit dem Anfange des Wintersemesters,
am 19. October 1840, an. — L)cr ordentliche Lehrer
Georg Philipp Israel erkrankte in den ersten Tagen
des März lö40 und blieb während iles ganzen Sommer-
•emesters ausser Stand , seine Stelle zu versehen. Gegen
Ende des Sommers begab er sich in seine Ileimath / ecker'
*) Gegenwärtig ist Hr. Dr. Siegmann I.clircr der Maihema-
tik und Physik an der Realschule zu Marburg und Piivat-
doccnt für die genannten Fächer an der Universität daselbst.
G/mnasiatzeiturt".
hagen und starb daselbst am 30. Septemb. 1840- — Der
Gesanglehrer, Cantor JMcolaus Heck, feierte am 28- Fe-
bruar 1841 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum als Leh-
ret an der städtischen knabenscliule zu Marburg, bei
welcher Gelegenheit er von der dasigen philosophischen
Facultät zum Doctor der Musik crcirt wurde. — Den
Gesangunterricht an dem Gymnasium , beziehungsweise
an dem vormaligen akademischen Pädagogium, hat er
seit dem Jahre 1826 besorgt. Am SihluBse iles Winter-
semesters 1840 "urde er in üebereinslimmuiig mit seinen
Wünschen vom Kurf. Ministerium des Innern unter An-
erkennung seiner langjährigen nützlichen Dienste, ledig-
lich seines vorgerückten Alters wegen, seiner Functionen
als Gesanglehrer an dem Gymnasium enthoben.
Statistische Uebersicht : Am Schlüsse des Schuljahrs
beträgt die Zahl der Schüler des Gymnasiums F/b, '«"
denen 31 der Prima, 31 der Secunda, 40 der Tertia,
31 der Quarta, 18 <ler Quinta und 25 der Sexta ange-
hören. — Am Ende des Sommersemesters 1840 und des
AVinterscmesters 18'"/», "urden jedesmal 8 Primaner mit
Zeugnissen der Reife entlassen. Ausserdem verliesseu
im Laufe des Schuljahres l'l Schüler das Gymnasium ;
2 »»eiche den t'ursus lollendet hatteu, aber nicht für
reif erklärt werden konnten, um sich auf der Universität
zu ihrer Ausbililung inimatricnliren zu lassen, 2 um auf
andere Gymnasien zu gehen , die übrigen um sich Be-
rufsarten zu »vidmcii, zu »lelchen tt isscnschaftlicbe Stu-
dien nicht erforderlich sind, 1 Schüler «urde der An-
stalt durch den Tod entrissen.
ücbrigens sind auch für dieses Gymnasium die Turn-
übungen in Aussicht gestellt, nnd zu der Aufstellung von
Geräthschaftcn für körperliche (Jebungen die erforder-
lichen Vorbereitungen bereits vollendet.
Die beiden Programme, welche, »vie gesagt, eine
mehr praktische Tendenz haben, sind die der Gymnasien
zu Ilersfeld und Rinteln.
\. Dem Jahresbericht des Kurf. Gymnasiums zu Hera-
feld nämlich geht eine Abhandlung des Dircctors Dr.
Wilhelm Münscher: über den schriftlichen und miind-
lithen Gebrauch der allen classischen Sprachen, beson-
ders der lateinischen, in den Gymnasien voran (S. 1 — 31).
Der Z»»eck lies Verf. ist, die üebungeu im Schreiben
und Sprechen der alten Sprachen und des Lateinischen
insbesondere zu verlheidigen, „nicht so»vohl nm die Geg-
ner dieser Uebnngen zur Erkenntniss zu bringen , son-
dern um dem lliibef^ingcncn die Gründe lies in der Schule
bestehenden \ erfahrens darzulegen."
In der neueren Zeit hat sich vornehmlich F. W.
h'lumpp in seinem Werke über die gelehrten Schulen
nach den Grundsätzen des wahren Humanismus und den
Anforderungen iler Zeit, Stuttgart 1829, gegen die Fort-
setzung der Uebungen im Schreiben und Sprechen des
Lateinischen bis zu den höchsten Stulen des Gymnasial-
unterrichls entschieden erklärt; sodann hat F. E. Benecke
in seiner Erziehungs - und Unterrichtslehre 2. AUtheil.
S. 2 il ff. si*h »vcnigstens dahin ausgesprochen, dass man
nur zur elemcntarischen Erlernung der lateinischen Spra-
che die Schüler in lateinischen Compositionen fleissig
üben, auf den höhern Stufen iles Unterrichts aber die
üebungeu im Scbreibeu immer mehr beschranken nnil
9
t2i
124
•rpiiigstriK rilnTnll dir Anlpidiii^ zum rri>ipii Lateiii-
«rliriMbiMi milerl.i'iSPii nulle. Kiiillicli liat /. (F. Nett-
maiiH III i-iiitT oigiMicii, li<>rliii |,S {'.) fisrliieiieiipii, Schrift
die >'ulli»iMiiligk.>Mt (|pr Abstriliiii;; lies Lateiiischreibeos
uiiil llrJoii.'* auf Scliulrii uiiil üiiiverijitiUeii zu boirciseu
gemii li(.
Den ersten oft geliürfeii, rrpilich abt-r sehr iinvcrstan-
<]ij;rn Biiiwurf, dass das Lateinische seine Geltung nicht
6I0SS in dem Staat und der Kirche , sondern auch als
Gelehrtensprache ganz verloren habe, ueist der Verf.
ruin S(aiiJ|iiini't d<>r Siiiulc al» Niciils sa;;eii(l zuri'ick.
„UcMiii Hi'iiii sii'li zfiiiiMi solUf , dass diese Uebiiiijjen ein
aichtigei und durch nichls Anderes ersetzbares Element
ebensowohl für die Aasbildung des Geistes überhaupt,
als für die Einweihung in die Sprachgesetze und für
das Verstiindniss der Schriftsteller insbesondere enUial-
ton , KU ivi'irileii diese Uebuiigcn immer noch in ihrem
vollen Umfange und in aller 8(rrni>e beizubelialten sein,
nioj^en auch diejenigen Schüler, «eiche dereinst als Sclirift-
slcller auftreten «erden , bloss der deutschen Sprache
sich bedienen, oder zum VorstMudiiiss der » isseuschaft-
lichnu Werke nur der Mutter.^prache oder der übrigen
neueren Sprachen bedürfen." (S. 7 — 9.)
Ausführlich wird sodann dio Behauptung derer wider-
legt, die zH-ar der lateinischen Sprache als solcher ihre
Berechtigung für die Schule nicht entziehen wollen, aber
die Uebungen im eigenen Gebrauch derselben weder für
rfi'e Kenntnis» der lateinischen Sprachgesetze, noch für
das l'erständniss der Schriflstellr förderlich hallen
(S. 9 — 1^7). Dabei kommt denn unter anderen auch das
Verhaltniss der schriftlichen Uebungen in der griechi-
schen Sprache zu denen in der lateinischen nod die
fers 'lieilenen Stufen der lateinischen Scripta nach den
üblichsten üebungsbüchern in Betracht. Die Frage, ob
die Nachbildung der poetischen Form in der lateinischen
Sprache als allgemeiner ünterrichtsgegenstand iu den G^im-
nasien festzuhalten oder einzuführen sei, cerncint der
Verf., ohne jedoch desshalb rein prosodische Uebungen
Biiszuschliessen. — Freie üobungen im Lateinsprechen
können nur dann in angemessener Weise stattfinden, wenn
die Uebungen im Schreiben schon lange vorausgegangen
sind, also erst auf der obersten Stufe des Gymnasialun-
terrichfg , wenn{;leicli sich an den vorliegenden Stoff
eng anschliessende Uebungen in allen Classen anzustel-
len sind, jedoch mehr zur Wiederholung des schon Durch-
gegangenen, als um neue Gedanken der Seele zuerst vor-
zuführen. Am Schluss dieses zweiten Theils macht der
Verf. noch einige Vorschläge hinsichtlich des Lateinisch-
»prechena bei den Prüfungen, die auf der Universität
Oller vor andern geistlichen und weltlichen Behörden ge-
halten »erden. So wenig nämlich dio AbschalFung die-
ses Gebrnuchs zu empfehlen ist — insofern der Zweck
desselben kein anderer sein kann, ,,als denen, welche
«ich einem wissenschaftlichen Berufe widmen, die fort-
währende Beschäftigung mit den classischen Studien zur
Pflicht zu machen und sich in der K.ürze zu überzeu-
gen, oh und in wie weit sie dieser Pllicht genügt ha-
ben" — so genügt es doch nach des Verf. Ansicht schon
vollkommen, nur einen Theil des Examens, namentlich
denjenigeu, welcher sich auf Uistorisches and auf Aus-
legung der alten Quellen bezieht, in lateinischer Sprache
abzuhalten. Aber dann ist freilich auch nothwendig, dio
ehemals so häufigen Disputir- und Redeübungen auf den
Universitäten wiederherzustellen, oder — was noch wich-
tiger ist — für alle Hauptfächer der akademischen Stu-
dien mit dem freien Vortrag der Wissenschaften von Sei-
ten des Lehrers noch eigene Uebungen der Studirenden
in besonderen Stunden zu verbinden , an denen Theil za
nehmen von jedem künftigen Diener des Staats nnd der
Kirche unerlässlich gefordert wird, und in welchen auch
zum Theil nach Maassgabe des zu ilen Uebungen zu
wählenden Stoffs der schriftliche und mündliche Gebrauch
der lateinischen Sprache in Anwendung komme. — ,,Ueber-
haupt sollten Universitätslehrer, wenn die Leistungen ih-
rer Zuhörer den Fortschritten, welche die Wissenschaft
gemacht hat, nicht entsprechen, oder vielmehr die Theil-
nahme an gewissen Fächern, namentlich an den allge-
meinen Wissenschaften abgenommen hat, nicht bloss über
die Slängel der Gjmnasialstudien Klage erheben (der-
gleichen jetzt mehr, als sonst laut werden), sondern auch
in Betracht ziehen, ob die akademischen Studien nicht
allzuiveit in die Breite statt in die Tiefe gehen, und ob
nicht in allen Fächern weit häufigere Uebungen als eine
nothwendigc Eigänzung zum Anhören der Kathedervor-
träge hinzukommen müssten , wenn aus den höchsten
Studienanstnlten Männer hervorgehen sollten , dio mit
innerer Liebe zur Wissenschaft beseelt, auch die rechte
Weise, sie zu betreiben, sich angeeignet haben und das
Erlernte mit freier Selbstthätigkeit im Leben anzuwen-
den wissen."
Ein dritter Haupteinwurf, den man besonders gegen
den schriftlichen Gebrauch der lateinischen Sprache macht,
lässt sich "darauf zurückbringen, dass man behauptet, die-
sef Gebrauch der lateinischen Sprache thue dem Denken
und dem mit dt-r Deiiktliätigkeit eng verbundenen Ge-
brauch der Muttersprache Eintrag — eine Behauptung,
die sowohl in der Erfahrung , dass unsere grössten deut-
schen Schriftsteller in Schulen unterrichtet wurden, in
welchen die lateinische Sprache selbst vor der Mutter-
sprache den entschiedensten Vorzug hatte (S. 28), als
auch darin ihre Widerlegung findet , dass gerade im Ge-
gentheil die lateinische Sprache ihrem innersten Wesen
nach vorzüglich dazu geeignet ist, den Sinn für Deut-
lichkeit, Kraft, Fülle und Wohlklang der Darstellung
zu wecken und zu stärken (S. 29 — 31).
,, Unbekümmert also um den Vorwurf, einen Verrath
an der flluttersprache zu begehen, können die Gelehrtcn-
schulen ihre auf stete Belebung der alten classischen
Sprachen und der in denselben verfaisten Geisteswerke
in den Seelen der Jugend gerichtete Thätigkeit eifrig
fortsetzen, ja, sie können sich rühmen, dass durch die
lebendige Betreibung der classischen Studien der vater-
ländische Sinn mehr, als durch blossen Unterricht in
vaterländischen Zuständen und Verhältnissen geweckt und
unterhalten wird, und dass durch keine Art von Lehr-
anstalten mehr oiler nur ebenso, wie durch diejenigen,
in welchen die classischen Studien vorherrschen und der
Lernthätigkeit lorzujisweisc ihr inneres Leben geben, das
Gedeihen der deutschen Sprache und Literatur , de»
125
126
ihenern KIpinoili and fegtesten geineinsamcn Bandes der
deutschen Nation, gefordert wird."
Aus dem Jahresbericht: Eigentbünilich ist dem Hers-
felder Gymnasium, was den Sprachunterricht betrifft, die
reichliche Leetüre classischer Schriftfiteller, besonders iu
den obern Classen. So wurden in Prima »rilirend des
Schuljahrs 1840 — 41 Homer's Ilias I — IV, Sopho'klea
Oedipu» Coloneus Vs. 75ö — 1755 (mit cursorischer Re-
petition und üebersicLt des Ganzen) , Theokrit's Idyllen
mit Auswahl und Xenopho?i's Cyropüdie B. I. 1 — 7. in
3 wöchentlichen Lehrstunden gelesen; im Lateiniichen :
Cieero's oratt. in Vcrrem I et II und de oratore I, Sal-
lusi's Bellum Jugurthinum, Terenzen's Andria nnd Ileau-
<untimorumenos, Horaxen's Satiren B. I. 1. 2. 3 — 10.
nnd Oden I. 35. 37. II. 1 — 3. 6. 7. 9. 10. 12. 13- in
7 wöchentlichen Lehrstunden. Ebenso in Secunda Xe-
nophon's Anabaiia B. I — V. Cap. 1. 10. und Homer's
Odyssee B. XIX — XXIII. in 4 wöchentl. Lehrstunden ;
Cieero's Reden pro Archia, pro 3Iarcello, pro lege i>Ia-
nilia in 2 wöchentl. Lehrstunden u. s. w. Ausserilem
ist dabei stehende Norm, dass die Schüler einer jeden
Classe von einem griechischen nnd einem lateinischen
Schriftsteller, welche gerade gelesen worden, eine schrift-
liche üebersetziing liefern müssen.
Aufgefallen ist uns noch in Betreff des deutschen
Sprachunterrichts iu Secunda die Erklärung der Frilh-
jo/ssage von E. Tegner, mit Zugrundelegung der Ueber-
■etzung Ton Alohnike und mit vergleichender Berücksich-
tigung der Ucbersetzungen von Mayerhofi und Ilartmann.
Mehr oder weniger Abweichendes bietet endlich der
Unterricht in der Religionslehre dar :
In Prima ■■ Erklärung des N. T. in der Ursprache *) ;
Dach einer Einleitung iu die paulinischen Briefe, der
ganze Brief an die Römer; ferner Einleitung in die Glau-
benslehre, besonders Apologetik ile» Christenthunis. In
Secunda: gleichfalls Erklärung des N. T. in der Ur-
fprat'he. Der Brief an die Pliil'pper; dann das Evange-
lium des Wallhiius bis Cap. 17. In Tertia: Pflichlen-
Ichre nach Rosenmiiller. In Quarta: ,,Im Sommer:
4. Theil des Cursiis : Lehre der Apostel; Erklärung des
Briefes des Apostels Paulus an die Philipper, des Jacobs-
nnd des I. Johannesbriefes , mit schriftlicher Darstellung
der Erklärung. Im Winter: I. Theil des Cursus: Bib-
lische Geschichte des Alten Testaments von Anfang bis
auf David , nach Hiilmer, grossentheils mit schriftlicher
Darstellung der entwickelten Lehren. " Nach diesem
Mördich entlehnten Artikel scheint es, als ob der Cursus
für den Religionsunterricht in Quarta zweijährig sei, in-
dem noch für den 2. und 3. Theil des Cursus jedesmal
1 Semester verwandt werden mi'isste. Und doch ist der
Cursus in Quarta überhaupt nur einjährig — eine In-
oonvenienz, die, uns unerklärlich, vielleicht in ganz spe-
ciellen Verhaltnissen ihren Grund haben mag. In Quinta:
Biblische Geschichte des A. und N. T., narh Ilnbner,
zum Theil mit schriftlicher Darstellung der entwickelten
*) Vergl. hierüber den Aufsatz (von Dr. A. Vilmar, Gjmna-
«ialiiircctor in Marburg): Ueber den evangelisciien Reli-
gionsuntciriclil in Gymnasien in der Ev. Kirclienzeitiing,
Janiiarlieft 1841 — eine so gediegene Arbeil, dax deren
bctonderer Abdruck »ehr zu wünschen ist.
Lehren. Die hier (in Quarta und Qninta) erwAbnte
schriftliche Darstellung wird ülirigcns nicht etua vom
Lehrer ertheilt, sondern ist nur eine auf diesem Gebiet
durchaus verwerfliche und verderbliche Stvlübung der
Schüler, die den heiligen Inhalt mit rhetorischen Flos-
keln zu schmücken suchen und so die empfangene Wahr-
heit auf dem Papiere glücklich wieder los »enlen.
Aus der Chronik des Gymnasiums; Durch höchstes
Rescript vom 22. April liS40 wurde die Zulassung iles
Candidateu der Theologie und Philologie Dr. Ch. Jiüth
als Practicani genehmigt. Durch höchstes Rescript vom
20. Juli 1840 wurde der Gjmnasialpracticant W. Gies
zum Hülfslehrer unter Bewilligung eines Gehaltes von
3U0 Rthlr. jährlich, welche er bisher als Remuneration
für seine Lehrerthätigkeit bezogen hatte, gnädigst ernannt.
— fllit <lem Anfang des Wintersemesters wurde die Ein-
richtung getroffen, dass Knaben, welche in das 10. Le-
bensjahr eingetreten sind, auch ohne Vorkenntnisse in
der lateinischen Sprache in die Quinta (d. b. die unter-
ste Classe) des Gymnasiums aufgenommen werden kön-
nen. Desshalb war es nöthig , die Quinta im Lateini>
sehen wenigstens in znei Cötus zu trennen, so dass die
zwei Ablheilungen anfangs vier, nachher acht besondere
Lehrstiinden bei verschicdeneu Lehrern zu gleicher Zeit
erhielten.
Statistische Uebersicht : Am Schluss des Winterhalb-
jahres IS^'/so betrug die Zahl der Schüler in allen Clas-
sen 127. Von diesen wurden zu Ostern 8 mit Zeugnis-
sen der Reife zur Universität entlassen, und ausserdem
schieilen noch 0 andere ans der Anstalt. Im Anfang des
SoNimersemesters wurden \2 neue Schüler aufgenommen;
es betrug also die Gesammtxahl 122 und zwar 24 in I.,
29 in IL, 31 in III., 2(1 in IV., 12 in V. Im Laafe
des Sommersemesters gingen 2, am Ende desselben 7,
letztere mit Zeugnissen der Reife versehen und 4 aoi
anderweitigen Rücksichten ab. Im Anfange des Winter-
semesters traten 16 neue Schüler ein, die Gesammtzahl
war deuinarh =r 125. Im Laufe des Wintersemester»
verliessen 3 das Gymnasium; am Schlüsse des Schuljah-
res sind daher !22 Schüler, 24 in I., 2() in IL, Si in
III., 2() in IV. und 14 in V., 32 einheimische und 90
auswärtige.
Es bleibt uns endlich noch <las Programm :
VI. des Gyinn.isiums zu Rinteln übrig. Es euthält
dasselbe I) eine Abhandlung von Dr. C. Wdsmann: über
Abfassung von Schutausgaben oder bestimmter über das
Thema: wie sind die Schriften der Alten für die Schule
zu bearbeiten (S. 1 — 24), nach des Verfassers eigener
Versicherung mehr Ansichten, als eine systematisch - er-
schöpfende Behandlung der Sache; und insofern eigent-
lich eine Darlegung der Grundsätze, nach denen Herr
Dr. Weismaiin in seinem mit Herrn Dr. G. F. Ersell
neuerdings herausgegebenen Lucianischcn Delectus *) ver-
fahren ist.
.Ms höchsten Grundsatz, iler unwandelbar und unbe-
dingt festzuhalten sei, wenn anders unter sonst günstigen
*) Aiisgcvvalillc Dialoge l.iician's, für den Gebrauch einer
Tertia crklirf von Dr. G. F. Eysscil und Dr. C. \V«u-
uiann. (Lasstl 1541.
127
138
^'t'rh.'lUiil.'im-ii ••'1"' K"*'' Siliiilaiis{falie zu S(aiiiIo knmmen
millc , sd-llt <1<T Verf. au ilic S|)itzo der Uiitersiichuii!; :
eine Schulnusgaie mu$s s^enau für Schuler und nur f ür
Schüler berechnet sein; iiorh niolir: sie viuss für eine
balimmte Slu/e der G i/mnasialbUdung berechnet sein —
ein (irmiilsa(/. , zu tirsseii haulijjfr Nirlidiearlitiing na-
iiidillirli liiiclili/liiillorlsrlip Speciilation, <lie gern einen
rrchl vii-1 iiinrasM-iidpn Titel will, oder lon Seiten des
Heraiisjehers .'Man;;el an lli'.si|;natioii und übermassiger
Pliilologeiieifer beitragen. E^i ist ein wahrer Verderb,
sagt der \'erf. treffend, nicht bloss für Sehuleditionon,
■ondera i'iberliaupt fiir den ganzen Uiiterrirlit iu Gymna-
sien, dass die, welclie sieh damit befassen, sich oft ue-
niger als Erzieher und Bildner der Jugend, denn als Trä-
ger und patentirte \'crHalter der classischcn Welt be-
tracliten, und dass sie dcnigeuWiss ihre Lehrmethode so
einrichten, als sollten eitel Philologen ans den Gymnasien
heriorf;ehen. — Weg Tieimchr mit Allem, was nur für
einen Philologen ex jirofesso Werth haben kann, «eg
mit jenen metrischen, paläograpliisch-kritischen Quälereien,
mit jenen gelehrten Notizen über llandschriftenclassen
und eilitioiies priiicipes, »vejj i-iit jener Polemik gegen
abdeichende Ansichten, die vielleicht längst beseitigt sind,
mit jenem Prunk bibliographischer Gelehrsamkeit, kurz,
weg mit Allem, woran weder, sei es nun unmittelbar
oder mittelbar, der Verstand der Ziiglinfje erstarken,
noch ihr Gemüth sich erheben, noch eine höhere VVelt-
ausicht heranreifen kann. Uebcrlianpt aber dürfen, wie
keinerlei geistige Nahrung, so auch die Bemerkungen
und Erklärungen in einem Schulbuch nicht über das Be-
darf niss und die Fassungskraft der Schüler hinausgehen.
objileich uian allerdings die Kräfte derselben in möglichst
hohem Giaile in Anspruch nehmen niiiss.
Auf iliescs Fundament gestützt, folgen nun einxelne
Vorschriften, die sich der Verf., wie er sagt, zu selbst-
eigenem Gebrauch gebildet hat (S. 8 ff.):
1) Vor .Allem wird eine Schulausgabc für einen müg-
liehst correcfen und richtigen aus den bessfen Editionen
abgedruckten Text zu sorgen haben. AVill der Heraus-
seber auf die Constituirun<j des Textes eigene Beurthei-
lang verwenden, so gelten im Al|n;emeinen dieselben
Grundsätze, nach denen überhaupt Kritik zu üben ist;
doch wird die Strenge derselben in manchen Fällen zu
ermässigen sein. So können z. 1$. desperate Stellen, wo
die Handschriften gar nicht helfen wollen, füglich und
ohne Weiteres durch Conjectur emendirt werden. Voll-
kommene Freiheit zu ändern, wegzulassen und zuzusetzen
aber ist nach des Verf. Ansicht dem Herausgeber, wenn
er für untere Classen arbeitet, dann zu gestatten, wenn
sein Autor sich gegen Anstand und Sittlichkeit vergeht
(damit rechtfertigt der Verf. zugleich die Auslassungen,
die er in der obenbezeichneten Auswahl ans Lucian im
Gallus hat vornehmen müssen). Anders ist es in Uezio-
linng auf die oberen Classen und besonders die Prima.
„Sollte es da nicht vielmehr vorzuziehen sein, dass man
solche Flecken der alten Schriftsteller (das sind sie für
unser Gefühl wenigstens) den schon gereifteren Schüler
Dnverbüllt erblicken lasse, da, wo jede etwaige sinnliche
Regung durch ilen gleichmüthigen Ernst, die ruhige ün-
kefangcoheit dci Lehrerg zurückgedrängt und abgekühlt
worden kann, alf dass man nachmalf, wenn die Zuchi
der Schule aufhört, da.i bisher Verhüllte mit verdoppelter
IVIacht auf sein Gemülh einwirken lässt? Oas versteht
sich von gelbst, dass der Lehrer mit Vorsicht zu Werke
gehen muss, dass er genau berücksichtigen muss , wie
weit die sittliche Kraft seiner Schüler schon zur Reife
gediehen ist, dass er, wo es nöthig ist, durch eigene
nach unserem Anstandsgefühl gemilderte Uebersetzung
über die anstössigen Stellen hinausführe, und dass er
ausdrücklich die Schüler auf ilie Naivität der Alten im
Vergleich zu unserer vielleicht in mancher Hinsicht über-
verfeinerten Decenz bclelire."
2) Der oben ausgesprochene Grundsatz werde streng
beobachtet liinsichtlich der Zugaben, die ausser dem Text
bald einzeln, bald zusammen sulchen Ausgaben zugefügt
werden: Lebensbeschreibungen und Charakteristiken der
Schriftsteller, Inhaltsanzeigen, Anmerkungen und Jndices
— denn gegen eigentliche Wörterbücher erklärt sich der
^'erf. hauptsächlich, weil dem Gebrauche derselben Ge-
dankenlosigkeit und Schlaffheit auf dem Fusse folgt, ganz
bestimmt (S. 12). Also:
a) Die Lebensbeschreibung des Schriftstellers sei in
Ausgaben für die unteren Classen natürlich sehr kurz
und beziehe sich nur auf seine äusseren Verhältnisse und
Schicksale, höchstens, dass die .\ngabe seiner bedeutend-
sten Werke noch hinzukommen könnte. In Ausgaben für
de oberen Classen alier wird man ausführlicher bei der
Schilderung des moralischen , politischen und tvissen-
schaftlicheu oder poetischen Charakters des Schriftstellers
und seiner Zeit verweilen und damit eine kurze Geschichte
des Literaturzvveiges bei Griechen und Römern, wecliem
der betreffende Schriftsteller oder das einzelne Werk an-
gehört, was gerade gelesen werden soll, und endlich,
wenn es sich um einen Dichter handelt, einiges flje-
trischc, soweit es für Schüler passt , verbinden müssen.
b^ Die Inhaltsanseigen sollen nur <lie Hauptgedanken
der betreffenden Schrift in gedrängter aber klarer Kürze
übersichtlich zusammenfassen. Bei kleineren Stücken
übrigens sind diese ArfcHmenta eher schädlich, als nütz-
lich und zwar aus demselben Grunde, aus welchem bei
grösseren Stücken gar zu sehr iu's Einzelne gehende In-
haltsanzeigen zu verwerfen sind. Den argumentis noch
ästhetische Bemerkungen oder gar eine ausführliche Cha-
rakteristik und Kritik beizufügen, hält der Verfasser für
nicht rathsam. „Was in dieser Hinsicht nöthig sein möchte,
kann der Lehrer viel besser bei einzelnen Stellen und
namentlich am Schlüsse des Ganzen mündlich mitfheilen,
wenn man es nicht vorzieht, lieber das Kunstwerk durch
seine eigene Schönheit und ohne Einhülfe auf die Ge-
müther der Schüler wirken zn Kassen und nur dafür zu
sorgen, dass das Einzelne und das Ganze, wie man es
bei einem Gemälde verlangt, seine richtige Stelle und
angemessene Beleuchtung erhalten und so mit voller Ge-
walt seinen Einfluss üben könne" ( S. 14). Auslühr-
licher ist
c) die Erörterung hinsichtlich der Noten einer Schul-
ausgabe (S. 14 — 23;, und stellt als sichere Norm über
das Aufzunehmende und Wegzulassende den Grundsalz
auf: es darf Nichts übergangen werden, was dem Schüler
zum gründlichen Verständuiss des Schriftsteller« nöthig
139
130
ist, aber auch Nichts zugefügt werden, was, wenn es
anch sonst noch so tvahr und nützlich, doch für das
gründliche Verstündniss des Schriftstellers dem Schiller
nach seinem Standpunct entbehrlich ist. Die praktische
Autvendung dieses Grundsatzes unterliegt freilich, der
Verf. gesteht e», wegen des relatiren ütandpuncts de»
tijmnasiiiins überhaupt und der betreffenden Ciassen ins-
besondere sehr grossen Schwierigkeiten. Am leichtesten
noch wird die Erreichung <les Ziels nach des Verf. An-
sicht möglich sein, wenn ein Gymnasiallehrer, der pon
irgend einem Schriftsteller eine Schulausgabe anfertigen
will, noch cor dem Beginn der Arbeit denselben einmal
oder lieber mehrmals mit den Schülern der betreffenden
Cla^e liest und es sich genau merkt, wo und wie sich
das Uedürfniss nach Hülfe zeigt, untl sodann, wenn er
»ein Mauuscript fertig hat, die Fassung alles Einzelnen
bei nochmaliger Leetüre desselben Schriftstellers mit sei-
nen Schülern durchprüft und nach Befinden bessert nnil
ändert. Was aber nun näher:
«) den Stoff" der Solen betrifft, so n>uss sich tlie
Marhhülfc, welche die Anmerkungen dem Schüler leisten
sollen, natürlich auf Alles erstrecken, wo sich das Be-
dürfniss nach jener fühlbar macht, ohne dass der Schüler
selbst ihm abhelfen oder in seiner Grammatik, dem Lexi-
kon und dem Geschichtscumpendium mit leichter Mühe
(las Nöthige finden könnte. Die Anmerkungen werden
also casu quo schwierige Wort formen erklären, syntak-
tische Regeln aufstellen, lexikalische, sy/ionymische IVort-
bestimmungen geben müssen , ferner Auskunft ertheilen
über historische, mythologische, geographische Namen oder
Ansj)ieliingen , endlich die Gedanken im Einzelnen uud
in ihrem Zusammenhang klar darlegen, — Alles und
namentlicli das Letztere mit lier grössten Sparsamkeit.
Oft jjenügen schon blosse Citate, z. B. eines Paragraphen
der Grammatik; nur müssen die Grammatiker ihrerseits
bei der äusseren Gestaltung ihrer Lehrbücher billiger
Weise darauf ftücksicht nehmen, dass Verweisungen auf
dieselben bei mündlicher oder gedruckter Erklärung mög-
lichst leicht und bequem corgennmmen werden können,
und also namentlich ihr Augenmerk auf eine einfache
Zergliederung des StolTes, eine Susserlich möglichst ge-
ringe und leicht reducirbaro Umgestaltung bei einer et-
waigen neuen Anllage und eine kurze und präcise von
allem erläntertidem Beiwerk und rou den Beispielen, so
weit es thunlirh ist, räumlich geschiedene Fassung der
einzelnen Regeln richten.
Rücksichllich ß) der j4rt , wie die einzelnen Noten
abgefasst werden müssen , erklärt sich der Verf. vorerst
gegen jedes üebermaass der erotematischen Form. Der
Werth der variae lectiones ist nur ein bedingter, und
die Angabo derselben nur dann gerechtfertigt, wo diese
dazu dienen kann, das Nachdenken des Schülers über
die recipiito Lesart anzuregen und auf den richtigen Weg
zu leiten. Ebenso sind Parallelstellen in einer Schulaus-
gabe nur dann zulässig, wenn sie dem Schüler zum Ver-
ständniss der gerade vorliegemlen Stelle dienen können.
Sind sie blosse Bekräftigungen dessen, was in der vor-
liegenden Stelle selbst schon ersichtlich ist, so nehmen
sie einen rein philologischen Charakter an und gehen
demnach über die Sphäre des Schülers hinaus. — Weiter;
die Noten sind hinter dem Texte abzudrucken und zitar
so, dass sie auch besonders gebunden werden und <<in
den Büchern, die in die Schule mitgebracht werden dür-
fen, entschieilen ausgeschlossen sein müssen. — Die Fr^ge,
ob die Noten oder der ganze Commentar überhaupt deutsch
oder lateinisch abzufassen seien, entscheidet der Verf.
dahin, dass die Anwendung der lateinischen Sprache nur
da zulässig sei, wo das Vcrständniss derselben bei dem
Schüler , wenn er seine Gedanken zusammenhält, durch-
aus keinen Seh» ierigkeiten unterliegt, also für die un-
teren Ciassen gar nicht, für die oberen nur bedingt.
Dass endlich die Erklärungen in einer Schulansgabe in
sprachlicher und logischer Ilinsicijt möglichst fleckcnfrei
zu halten sind, versteht sich von selbst.
Nicht ohne wesentlichen Nutzen sind :
d) die Indices , deren drei nöthig sind, ein besou-
derer Realindex, ein grammatischer und ein lexikalischer.
Zum Schluss empfiehlt der Verf. für eine Schulausgabe
noch einen deutlichen, scharfen, verliäKnissniässig weit-
läufigen und einigerinaassen eleganten Druck und reines,
für das Auge woliltbiiendes Papier, letzteres gewiss nicht
ohne heimliche Ironie auf «las vorliegende Programm selbst,
welches sich wieder, wie vordem, durch möglichst schlech-
tes Material auszeichnet.
Die Schulnachrichten beginnen mit einer Darlegung
des allgemeinen Lehrplans des Gymnasiums in Rinteln
und der zwei neuen Realclassen insbesondere. Diese sind
nämlich seit Michaelis 1840 in der Art mit dem Gym-
nasium vereinigt, dass sie einen integriren<len Bestand-
theil desselben bilden, indem sie mit der Tertia und
Quarta der Hauptanstalt parallel laufen, und die Gym-
nasiahjuinta zuglei^ii als Vnrbereitunu,sclusse für die zweite
Realclasse dienen kann, nach diesem Schema:
Prima
Secunda
Gymnasial -Tertia, Real -Tertia (erste Realclasse)
Gymnasial - Quarta, Real - Quarta (zweite Realclasse)
Quinta.
Weil aber anch in den Realclassen die formelle Bildung
Hauptziel des Unterrichts sein soll, so konnten die Schü-
ler derselben ohne zu befürcbtentlen Nachtheil mit denen
der jiarallelliegenden G\ muasialdassen in den meisten
Stunden combinirt werden. So genossen die Schüler der
ersten Realclasse mit der Tertia des Gymnasiums glei-
chen Unterricht, nahmen jedoch ebenso wenig an den
griechischen Stunden, als an denjenigen lateinischen Theil,
in welchen Cäsar gelesen oder Grammatik und Scripta
vorgenommen wurden. Dagegen waren besondere Stun-
den ausgesetzt 1) für die deutsche Sprache und nament-
lich Geschäftsstil mit wöchentlich w iederkehren.len Auf-
sätzen 1 St.; 2) für i'ic Jratizüsische Sprache, besonders
praktisch-mündliches und schriftliches Uebersetzeu, Sprech-
übungen und dergl. 1 St.; 4) für die englische Sprache
3 St.; 4) für angewendetes Rechnen '2 St.; ö) für AVi-
turlehre 2 St.; (>) für Naturgeschichte 1 St. und 7) für
Zeichnen noch 2 fii. Dessgleichen waren die Schüler
der zweiten Realclasse mit denen der Gymnasialijuarta
in allen Stunden combinirt , die griechischen, sowie auch
die der lateinischen Formenlehre und der Erklärung de«
131
132
Phädru» gowidoioten atisgcnoinmen. Besonderen ün(er-
riflit erliiflten »ie 1) in ilcr deutschen Siirache, dein
Gp>rh<'lf<sülil, noch 1 St.; 2) >" «Irr englischfn SpracliP
'S Sl. ; 3} '"> Rechnen '2 St. und 4) in der Naturgeschichte
1 S«.
An» der übersichtlichen Darstellung de» von Ostern
(34,0 — daliin ls4l erllieilten Unterrichts lieben »vir
auch hier die Religionslehre hervor; in Prima: Clirist-
liclio Glaubens- nnd Pflichtenlehre. l)io Beweisstellen
aus dem N. T. »unlcn im Grundtext gelesen ; in iS'e-
cunda : das Evangelium und die Apostelgeschichte des
Lucas im Grundtext niit vorangescliickter Einleitung; in
Tertia: Glaubenslehre nach HoIzapfeTs Lehrbuch; in
Quarta: Pflichtenlehre nach Holzapfel; in Quinta: Bibli-
sche Geschichte nach Kalcher. — Ausserdeinr während des
Winters wieder philosophische Propädeutik in Prima;
endlich die heltriiische Sprache in der schon im vorjah-
rigen Bericht erwähnten ungewöhnlichen Ansdehiiuiig,
nämlich in Secunda: Grammatik nach Gesenius, in Vei-
bindung mit üobungen im Lesen, ^nalysiren und lieber-
setzen ans dem Lesebnehe vnn Gesenins, in Prima: Er-
klärung von '2 ChroM. c. 1 — 9, Koheleth r. 1 nnd J ,
Psalm 4-' — ()ü.
Die Chronik des Gymnasiums betrilTt besonders Verän-
derungen im Lehrerpersonal. Durch höchsten Beschlns»
vom ,s. April 1841) wurde Dr. C. Hinkel , welcher seit
der Mitte Novembers ISiS seiner praktischen Ansbildniig
wegen an der Anstalt Unterricht ertheilt hatte, beauf-
tragt, die Stelle des Lehrers für den Sprachunterricht
an der höheren Gewerbschule zu Cassei gegen eine jähr-
liche Vergütung von 400 Reichsthalern zu versehen. Duich
höchsten Beschluss vom 2ö' April wnrde dafür der Can-
didat des Gymnasiallehraints Dr, E. Most (gfb. 17. Febr.
1818 z<> Hersfeld) als Practicant dem dasigen Gymnasium
zugewiesen und demselben, namentlich in Rücksiebt <les
von ihm zu übernehmenden Unterrichts in der englischen
Sprache (welche nicht nur in den Realclassen , sondern
auch in Prima und Secunda Lehrgegenstaiid ist) eine
monatliche, später um die Hälfte erhöhte, Vergütung
Ton S'/a Rthlr. ausgesetzt. Derselbe begann seine Amts-
thätigkeit mit dem 7. Mai. — Auf Antrag des Directors
worden durch hohen IMinisterialbeschluss vom 12' Mai
der ordentliche Gymnasiallehrer Dr. Kuhlrausch und der
Zeichnenlehrer Storck mit der Leitung des Turnunter-
richts für das laufende Sommerseinester gegen eine an-
gemessene Vergütung beauftragt. — Durch höchstes Rc-
8cri|)t vom 30. Juli wnrde der dritte Ilauptlehrer Dr. Schick
an das Gymnasium in Marburg versetzt, woselbst er je-
doch erst mit dem Anfange des VVintcrgemesters sein Amt
anzutreten hatte. — Durch höchstes Rescript, gleichfall*
vom '.iQ. Juli, wurde der Lehrer am vormaligen Lyceum
in Cassei, Dr. Georg Lobe (geb. den 18. Februar 1793
■ u Weimar), als ordentlicher Lehrer mit einem Gehalt
»on .')l lO Rthirn. dem Gymnasium beigegeben. — Durch
höchstes Rescript vom 1. October wurde der bisherige
Cooreclor an der Bürgerschule in Hofgeismar, Pfarrer
W. Maurer (geb. Ih09 zu Vacha an der Werra, \'erf.
des ersten und zweiten Worts über Lehrfieiheit in der
proteifantisrhen Kirche) zum Hülfslehrer mit einem jähr-
licheu Gehalt von 40l) Rthirn. gnädigst ernannt und be-
gann «eine Amt.sthätigkcit am 9- November. — Der Ictate
Tag im Jaliro wurde nach einem, wenn wir nicht irren,
vom vormaligem Gymnasialdirccfor Consistorialr. Dr. Wisf
eingefülirtcn Ritus, auch dieismni durch einen .Schulac.t,
der Nachmittags um 4 Uhr seinen Anfang nahm und dem
ein zahlreiches Publicum beiwohnte, im •rossen Hörsäle
des GYmnasiums mit Reden und Gesängen gefeiert.
Statistische TJebersicht : Nach den eben angegebenen
Veränderungen hat nun das Lehrerpersonal folgenden Be-
stand : 1) Ordentliche Hauptlehrer : Prof, Dr. C E. Brauns,
Director, Dr. L. Bodo, Dr. G. Lobe, Dr. und M. G.
H. A. Fuldner, Dr. P. Jos. Schmitz, Dr. H. Kohlrausch,
Dr. G. F. Eysell, Dr. E. J. Weisntann. 2) Hülfslehrer:
Pfarrer W. Maurer. 3) Practicant: Dr. E. Most, Or-
dinarius von Quinta. 4) ^ausserordentliche Lehrer: G. H.
Storck, Zeichnen- nnd Schreiblehrer und A. V. Volkmar,
Gesanglehrer. — Die Anzahl der Schüler betrug im An-
fang des Sommersemesters 83, ''on denen 9 der L, 12
der II., 21 der III., 25 der IV., 16 der V. Classe an-
gehörten; im Anfang des Winfersemeiters 82, und zwar
10 in I., 10 in IL, 15 in III., 15 in IV. und 18 in V.,
7 in der ersten nnd 7 in der zweiten Realclasse. Am
Schlüsse de» Schuljahres belief sich die Gcsammtzahl der
Schüler auf 8l. Aufgenommen wurden zu Ostern 9,
uämlich 1 in die Tertia, 2 in die Quarta, G ia die Quinta;
zn Michaelis 7, nämlich 1 in die Secunda, 1 in die
Quarta, 4 in die Quinta, 1 in die zweite Realclasse;
zu Weihnachten 1 in die Tertia. Aus den 3 untersten
Gymnasialclasscn gingen zn Michaelis 13 Schüler iu die
neu errichteten Realclassen über. — Mit Zengnissen der
Reife wurden zu Michaelis 1840 2 Primaner entlassen;
im Wintersemester hatten sich keine Schüler zur Maturi-
tätsprüfung gemeldet.
Wir sohliesseu unseren Bericht mit folgender ttatiiti-
schen Ueberiicht:
A. Bestand des Lehrerpersonals an den einzelnen
Gymnasien am Schlüsse des Schuljahrs.
Gymnasien.
Ordentliche
Hauptlehter
einscbiessl.
d. Directors.
Hülfs-
lehrer.
Beauftrag-
te Lehrer
u. Pracli-
canten.
Ausseror-
dentliche
Lehrer.
Kassel ....
Fulda ....
Hanau ....
Hersfeld . . .
Marburg . .
Rinteln ....
It
7 (resp. 6)
7 (resp. 6)
6
7
8
1
1
1
2
1
4
.S
2
3
1
1
4
3
2
3
1
2
Summa .
46 (resp 44)
7
14
15
Unter dieser Zahl ist ein ordentlicher Hauptlchrer
am Gymnasium zn Fulda mit dem Anfang des Sommer-
semesters auf sein Nachsuchen in den Ruhestand verseilt,
einem anderen am Gymnasium zu Hanau eine einstweilige
Befreiung vom Staatsdienste vergönnt worden, so das.« die
ilermalige Zahl der ordentlichen Ilauptlehrer von der im
Normaletat angegebenen, nämlich 48, um 3 resp. 4 differirt.
133
134
B. Anzahl der Schü
ler
in
den
ein
meinen
Gymnasif.n.
Gymnasien.
1.
11
111.
IV.
V.
VI
Ge-
saoinit-
z.ihl.
lienierkungen.
\.
B.
.\
B
\
It
Kassel . .
.S.3
.ij
27
2S
.i'i
4b
32
.!4
23
283
Im Laufe des
1
1
Wiiitersemcst.
Fulda . .
21
23
32
30
29
.i9
147
Am Schlnsse d.
Schuljahrs.
Hanau . .
10
18
14
12
13
12
SO
Durchschnitts-
-lahl.
Marburg .
31
31
40
3 t
18
^5
170
Am Schlüsse il.
Schuljahrs.
Hersfeld .
24
■ir
32
26
14
122
Am Schlüsse d.
Schuljahrs.
«
G
R.
(',
n
Rinteln .
10
10
>5
/
l,")
/
18
82
Am Anfang d.
Wiulcrsemesf.
C. Anzahl und Studium der von den einzelnen Gymnasien
mit Zeugnissen der Reife zur Universität entlassenen
Schuler.
\ui Ende
Am Eni-Ie
S l u d
i u in.
Gymnasien.
des Som-
merseme-
des Win-
terseme-
sters.
sters.
S. S.
W S.
Ka>sel . .
5
8
4 Jurisprud.
1 Theologie.
D
.1 Philologie u.
Theologie.
l Theologie u.
Mathfm.
1 Tlieologie.
1 Medicin.
2 Jurisprud.
8"
Fulda . -
Findet
kein Mn-
turitäts-
examen
statt.
7
4 <
2 Tlieolog. aul
d. bischofl.
Priestersemi-
nar zu Fulda.
t Philologie u.
Theologie.
2 Jurisprud.
1 Ficclits- und
Staatswiss.
l Medicin.
7
Hanau . .
2
2 Jurisprud.
Fehlen die An-
gaben.
Marburg .
8
8
l Tii( olog. auf
d. bischüfl.
Piicstersemi-
2 Tlieologie.
3 Jurisprud.
^ Medicin.
n.ir zu Fulda.
8
2 Thcolcgie.
i Jurisprud.
^
2 Medicin.
Hersfeld .
7
Keiner
4 Theologie.
1 Jurispnid. n
Camcrali.a.
2 Medicin.
7
Rinteln
2
Keiner
2 Philologie.
Gymnasial - Clironik und Uli.sce 1 1 c n.
Uerlin. .4ni 28- September p. J. fand die jährliche
Cfientliche Prürnn<; der Ziitflinge des königl, französisrheu
Gviniiasium.« s<atf. Das Programme d'intiladun enthalt:
t) eine mathematische ALhandliing des Dr. Fülsing:
memoire sur Ja sub.stitntion dune variable imag;iiiairft
dans (ine integrale definie. |>) Uie Chronik des (ivmna-
siums während des Jahres 1840 — 4!. Diesi» letztere
berichtet den Tod zweier 3Iitglieder des Conseii arade-
miqne, nämlich des eheinali);en Directors der .4nstalt,
Joh. Mich. Palmie (Prediger an der Werder'srhen
Kirche und Congis(orialratli) , und des Predigers Coro.
Reuscher. Der Dr. George, welcher 'J Jahre hin-
«lurch das für zwei Candidatcn des Srhulamts bei der
Anstalt errichtete Stipendium genossen, hatte der Stiftung
gemäss eine Unterstützung (von 4U0 IKliIrn.) zu einem
einjährigen Aufenthalte in Paris von Seiten des vorge-
setzten Aliiiisteriums erhalten und ist zu niichaelJs zu-
rückgekehrt; an seiner Stelle war inzwischen der Schul-
amtscandidat Herr Schäfer bestätigt worden. In der
Absicht, die ehemals gebrauchten, aber veralteten fran-
zösischen Handbücher durch neuere und zweckgeuiässere
zu ersetzen, haben sich die ordentlichen Lehrer Dr. 31 u I-
lach und Dr. AVeiland der Aufgabe unterzogen, jener
eine lateinische, dieser eine griechische Grammatik in
französischer Sprache zu redigiren; beide Lehrbücher
haben die Billigung der Behörden empfangen niiil sind
in die unteren und mittleren Classen der Anstalt einge-
führt norden. Das Geburtsfest des Königs wurde wegen
der am lö- October stattfindenden Huldigung den Tag
vorher durch eine Anrede des Directors Foiirnier und
durch eine lateinische Rede des Studenten der Theologie,
\y. Nocl, gefeiert, welche den Gegenstand cur variarnm
artiiini iiicunabula a (iraecornin religione repetenda sint
behandelte. Gegen den Verkauf der Schulbücher von
Seiten der Gymnasiasten und gegen den Ankauf derselben
von Seiten der Antiquare sind strenge Verorilnnngen er-
gangen. Am erfreulichsten ist die Vorfügung vom -J. Aug.,
wodurch die bisher befolgten Grundsätze bei der Abitu-
ricntenpriifuug bedeutend gemildert werden. Um nämlich
dem störenden Eiiiflnsse zu begegnen , welchen die ver-
kehrte Ansicht der Schüler, dass den Anforderungen der
Prüfung derjenige am sichersten genüge, welcher das
letzte Jahr in Prima zur AViederhoInng anwendet und dac
früher Erlernte ileni Gedächtiii.ss einprägt, auf die wis-
senschaftliche Ausbildung der Schüler zu äussern droht,
soll von jetzt an bei den Abiturienteiiprüfungen folgende.'«
Verfahren beobachtet werden: I) I\Iit den schriftlichen
Prüfungsarbeiten der Abiturienten und dem über die
schriftliche Prüfung geführten Protocolle sind dem königl.
Cumniisiarius säniiiitliche in Priiii.i von den Abiturienten
angefertigten schriftlichen Arbeiten und die Censuren,
die sie bei der Versetzung aus Secnnda und als Primaner
erhalten haben, vorzulegen. 2) Denjenigen Abiturienten,
welche nach dem durch Censnrcu und Classenleistungen
belegten Zengiiisse ilirer Lehrer iiiii den nöthigen Vor-
keniitniasen in Prima eingetreten sind und während ihres
Aufenthaltes in derselben in allen Lehrgegensfänden einen
legclmässigen Fleiss bethätigt haben, kann der königl.
135
136
CuniiniMsariiis, wmn ihre srLrIflliehoii PriSfiingsarbeilen
gcmlgciiil aiistfcfilleii siml, auf ilcii eiiis(iiiiiiii{;oii Antrag
der iil)ri"Pii Uitslieilor iler Priifiiiigscouiinissioii (lio iiii'iiiil-
liclip Prrtfiiiig in <li>n Fadiorn erlaücii , in »vclclion sjp
»alircnil iliros AiifpntliaKrs in Prima »tels lollslandig be-
friodif.'« habpii. — ISidi «lern Ic</.(imi Programm des Col-
l,\ge lelrug die SihiiliTzahl 124, nach dem dicssj.'ilirigi-n
13U, »voron 10 in Prima, IS i" Sccuiida , 24 in Terfia,
21 in Quarta, 32 in Quinta und 25 i" Soxta. Zur üni-
rersitttt sind im Laufe des Schuljahres 7 Zöglinge mit
dem Zeugnisse der Reife abgegangen. S— t. *-
Dresden, im September lS4f. Ende ror. Hlonafi
ist mit einer ALIiandlung von Fricdr. Willi. Wagner
(de Graecae poesis indole et prae«tantia) der Jaliresbc-
richt über das Vitzthum -Blochmann'sche Gymnasial -Er-
zieliungsliaus ausgegeben norden. Die Anzahl iler Zög-
linge betrug 103 in 4 Gymnasial-, 3 Real- und 2 Pro-
gvmnasialclasseo; dem Vitzthum'schcn Geschlechtsgymn.
gehörten 14 an, der Bloihinann'schen Anstalt 5'j als Ganz-,
34 als Halbpcnsionärc , also zusammen 8')- Unter denen,
die sich dem ( — hier freilicli nicht ganz sächsisch stren-
gen — ) Abiturieulcnexamen unterzogen, findet sich auch
Heinrich IV., Prinz von Reuss. Der Erbgrossherzog von
31ecklenl)urg-Schwerin , Friedrich Franz, war im vori-
gen Herbste auf die Universität Bonn übergegangen; zu
Anfang des Jahres aber sclilos« sich der zweite Prinz
des Grosslierzogs von 3Iecklcnburg-Sfrclitz an die An-
stalt an, um durch Lehrer derselben seine wissenschaft-
liche Vorbildung zur Universität zu erlangen. Ein Ver-
gleich aller bisher von dieser Anstalt seit ihrer Begrün-
dung (im Jahre 1824) ausgegebenen Programme ergibt,
dass sie bereits im Ganzen über H2 (sage hundert und
zwölf!) und somit durchschnittlich jedes Jahr 7 neue
Hauptlehrer gehabt hat.
Herford. Das hiesige Gymnasium hat im Laufe
des vorigen Jahres eine Veränderung in seinem Lehrer-
personal erfahren, indem der Conr. Dr. A. L. Francke
an das Gymnasium zu Torgsu versetzt und an seine Ütello
von dorther der Dr. J. H. Knoche berufen »vorden ist
und seit dem 1. Decembcr v. J. hier fnngirt. Ausser-
dem ist dem Gymnasiallehrer Dahlhoff auf sein An-
suchen ein Urlaub von zivei Alonaten seit dem 1. Januar
d. J. bewilligt worden, wc-il eine seit längerer Zeit an-
dauernde Kränklichkeit diess nothwendig machte. Dadurch
sind freilich die Geschäfte der übrigen, ohnediess schüii
mehr als in den meisten andern Gymnasien in Anspruch
genoninicnen Lehrer vermehrt worden. — Erfreulich für
das Gymnasium war ilio im August v. J. eingegangene
Kachnchi, dass S. Majestät der König sich lewogpu ge-
funden habe, demselben auf Ansuchen hiesiger Stadt den
Genuss eines Theils der durch den Tod des bisherigen
Nutzniessers , des Zuchlhauspred. Bissmeyer disponibel
gewordenen Einkünfte des ehemaligen Fraterhauscs aller-
guädigst zu verleihen, wodurch der Einnahme des Gym«
nasiums ein jährlicher Zuschuss von ungefähr 2(S0 Thir.
lu Theil werden wird. Ueber die Verwendung ist bis
jetzi noch keine Entsclieidung gelroiTen; iudess hofft man,
damit die Befriedigung des allernöthigsten ßedürfuisses,
einer Vermehrung der Lchrerkräfte, zu erreichen. —
Die Fre(]ueiiz der Schule hat sich nicht unbedeutend ge-
hoben, indem die früher gewöhnliche Zahl von 80 — 90
Schülern im vorigen Sommer bis auf 119 gestiegen war
uiiil diesen Winter 116 ausmacht.
Schulpforta. Das Lehrercollegium der hiesigen
Landesschulc bestand im Herbst 1.S41 aus folgenden Mit-
gliedern: 1) Rector und Profes. Dr. Iheol. Kirchner,
2) Prof. und geist. Insp. Niese, 3) Prof. Dr. Wolff,
4) Prof. Jacobi I., f^) Prof. Koberslein, (j) Prof.
Dr. Jacob, 7) Prof. Dr. Steinhart, 8j Prof. Dr. Ja-
cobi IL, •!) Prof. Fickert, 10) Adjunct Dr. Keil,
11) Adjunct Dr. Dietrich, Ausserdem ein Cantor und
Miisikdirector , ein Tanzlehrer, ein Zeichenlehrer, ein
Schreiblehrer und Kirchner.
Wetzlar im April. Prof. Dr. Axt, Director des
hiesigen Gymnasiums, ist in gleicher Eigenschaft nach
Kreuznach berufen worden.
Nachtrag zu Doeringi Opuscula.
Indem ich dem Hrn. Conrettor Kähner zu Hannover
für die vielfachen Belehrungen, welche ich aus seiner
gründlichen Recens. von Doeringi Opusculis in !Nr. 41-
und 4?> dieser Zeitung von 1841 geschöpft habe, sowie
Hrn. Director Gerber zu Sondershausen für die Bekaniil-
machung des vortrefliichcn Gedichtes in ders. Nummer,
welches Döring als Danksagung an Herzog Ernst II. von
Gotha gerichtet hat, meinen verbindlichsten Dank ab-
statte, benutze ich mit ^'ergnügen diese Gelegenheit, auf
ein paar Disticha von Döring hinzuweisen, auf welche
mich Hr. Prof Sillig in Dresden aufmerksam gemacht
hat, und welche in den Opusculis fehlen. Sie sind auf
der Bastey am 23. Juli 1824 auf einer Wanderung, wel-
che Döring mit seinem Freund liüttiger ond dessen Sohn,
ileni Prof. der Geschichte in Erlangen, in die sächsische
Schweiz unternommen hatte , geschrieben und in das
Fremdenbuch auf der Bastey eingetragen, auch späterhin
in der Abendzeitung 1824. Nr. 185. abgedruckt worden.
Wir wiederholen dasselbe hier:
.S"«Ä Jove pluvio 23- Jnl. 1824.
Qui noiidum vidit terrae haec miracula et arces,
Hunc jubeo, ut videat, praerlpitare moras;
Nam quicunque videt, quod percutit nndique pectus,
Sn putat hie magU|^templa subisse Dei.
Die deutsche Uebcrsetjiung, welche in der Abendzeitung
beigefügt ist, und wie wir vermntheu, Döriiig's Freund,
Böttiger znm Verfasser hat , lautet so :
Wer noch nie des Hochlands Wnnder nnd Felsen be-
schaute,
Dieser beflügle den Schritt, um sie noch heute zu
schau'n.
Und durchdringt nun die Brust des Schauenden Staunen
und Ehrfurcht,
Denk' er: die Gottheit erbaut selbst »ich hier Dom
nnd Altar.
Gotha. Ed. Wüstemann-
G y 111 II a s i a 1 - Z e i t u n g.
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Altertliumswissenschalt.
Mai fl Ä -S '^.
17. Icbor den lateinüchen Reim und dessen Gebrauch
in neulaleinischer Poesie, mit Ueziehnn^ auf
C Poggel's verwerfende Ansichl.
1. Der Reim ist in unserer Zeit uiehr, als jemals,
hinsichtlicli seines Ursprunges, seiner VerLreitunj nn«l
zwerkinässijjen Anivenilung in der Poesie, ein Gegcnsfanil
gelehrter ForscLunn; und äsfhetisrher ISetrachtun^ gewe-
sen. Zu (lieser sreliürt Caspar Poggel's vor vier Jahren
erschienene Schrift: Grundlage einer Theorie des Rei-
mes und der Gleichklünge, mit besonderer Rilclcsicht auf
Güdie (31iinster, ISSßj, «las Wichtigste von Allem, was
wir über Wirkung und zneckmüssigen Gelrauch des Rei-
mes gelesen. Um so mehr mussten «ir hedaucru , dass
der gelehrte und geistreiche Aesthctiker sich, hei An-
wendung und Begründung seiner Ansicht und Lehre,
selbst in Betreff des Reimes, su sehr' auf die deutsche
Poesie beschränkte, dass man vermuthen möchte, er habe
den Unterschied zwischen dem Reime der Deutschen und
dem anderer, besonders der französischen Sprache, ent-
weder nicht beachtet, wenigstens die Wichtigkeit dieses
Unterschiedes, hinsichtlich seiner Theorie, nicht einge-
üehen , oder er habe nicht sowohl die AVirkung, Zweck-
iniissigkeit und Schönheit des Reimes in der Poesie über-
haupt, als in der deutschen, beirachtcu und durch Bei-
spiele beleuchten wollea. Der Titel seiner Schrift wider-
spricht jedoch offenbar einer solchen Vermuthung; denn
selbst die Worte mit besonderer Rücksicht auf Gölhe
Leschranken das am Reime ilieses Dichters Gerühmte
nicht auf die deutsche Sprache. Auf jeden Fall aber
dürfen wir nicht glauben, Poggel habe das, seiner An-
sicht nach, zur Schönheit des Rejmes Wesentlichste aus-
schliesslich in dem deutschen gefuuden und sich daher
berechtigt gesehen, in andern nur einen unbedeutenden
Grad jener Schönheit anzuerkennen , was ihm, besonders
in Beziehung auf die französische Poesie, die ja des Rei-
mes nicht entbehren kann, zu mancher Behauptung füb-
reo dürfte, der, wenn auch vielleicht einige deutsche, doch
gewiss kein französischer Aesthetiker beipflichten würde.
2. Wäre jedoch ein 30 grosser Vorzug des deutschen
Reimes wirklich in Poggel's Deberzeugung gewesen, «o
nöthigte ihn freilich schon diese, sich gegen den Reim
in lateinischer Poesie zu erklären'), da die lateinische
1) Pngpel's Ansicht, den lateinischen Reim betnlTend, kannte
ich noch nicht, als ich meine poemata latina ^Lcodii
Gymnasialzeitung.
Sprache, hinsichtlich des Reimes, andern, die ihn an-
genommen, und namentlich der französischen, ahnlicher,
als der deutschen ist, «le wir dieses in der Folge durch
eine zu unserni Zwecke hinreichende Vergleichung zei-
gen »erilen. Poggel ist übrigens nur einer der fielen,
die sich mit dem Reime in lateinischen Versen nicht be-
freunden konnten, oder ilin gar als eine poetische Wiss-
gestalt verschrieen, wozu meine, obgleich von äusserst
wenigen gelesene , dissertatio versäum homoeoteleiilorum
sive cojisonantiae in poesi neotntina usum commendana
(Lendii , {«'28), sowie meine gereimten Uebersetzungen
deutscher Gedichte wohl einige üritüicr melir veranlasst
haben mögen; deren .llissliilligung , auf triftige Gründe
«restützt, wäre sie sonst nodi so herbe, mir nur höchst
erwünscht sein würde. Eine solche aber ist leider bis-
her entweder gar nicht, oder wenigstens nicht mir bekannt
geworden; nud wie <lurfte ich sie mit einiger Wahr-
scheinlichkeit hoffen , da selbst wohlwollende ßeurtheiler
meiner Leistungen im Fache <ler lateinischen Poesie ihre
3Iissbillignng, den Reim betreffend, so ausgesprochen,
dass ich daraus schliessen niussfc, sie kannten entweder
nichts von dem, was ich in iler oben erwähnten Schrift
zur Beleuchtung und Rechtfertigung meiner Ueberzen-
guug vorgebracht, oder wollten sich nun einmal, gleich-
1837) herausgab ; sonst hätte ich sie in diesem Werke
vor andern bciücksiclitigt. Seine Abliandlung enthalt
theils Ideen, die vielleiclit in jcd.r Hiusiclit neu zu nen-
nen sind, theils eine Entwickoluns und Begriindting des
oft Wiederholten, die auch diesem einen Anschein der
Neuheit geben: dadurch miissle Poggel's merkwürdige
Theorie aslhctisclien Kunstrichtern, auch schon zum Hin-
weisen auf ihn, willkommen sein, und gewann sehr bald
ein nicht geringes Ansehen. Um so weniger nun durlte
mich wundern j dass (im Bciblattc zur Zeitschrift fär
AltevlhtimswissenscUafl , 1S40 , G. April) der Vertasser
einer wuhlwollenden, sehr interessanten, jedoch Einzel-
nes, wenige Puncto ausgenommen, mehr anzeigenden als
bcu'rtheilen.lcn Recension meines Werkes aut Pog^cl'?
Schrift, als auf die erste F.igriin.lung und Beleuchtung
des Wesens des wahren Reimes , und zugleich als auf
eine, hinsichtlich des Reimes in latciuischer Sprache,
entscheid.nJe Autorität verweiset. Für mich war übri-
gens dieser Umstand eine Ursache mehr, die gegen-
wärtige Vertheidigiing der lateinischen Reimpoesie, der
ich schon vor vielen Jahren eine Abhandlung gewidmet,
vorzüglich auf die Widerlegung der Poggcrscbcn Ansicht
zu gründen.
10
1 i'
14(1
rirl, Haruni . i» kfii"' WiiliTleguii» (lorsellicii piiilassen.
So uft'«"!! «'O 'I ' ''"" '■■'•»••'", ••'•r iiifiii«' Sclirift iiiclit
Iriiiif, rillen falschen Begriff von (lein, « as irli, den Reim
111 laleinisehen Versen eiii|)felilenil , pi|;entlirli will, und
■ eraiila.ssen ihn »ugleirli, nie r Aiisiclit t{a"* andere
(■runde, als die von mir iielli.-st nii«ge<licilten, »elrlie
»enigttens das Kesult.it einer eriiMteii Betraclitun;; sind,
uiilerzusrhiebeii. kein Wunder deiiinarh, wenn irgend
einer sirli einbilden »«illte, ii li »liusilie den Reim iilliie
Eiliselirankung in die neulateiiiisclie Poesie eingefülirt ,
oder gar nocli ilaiu die alten Rlijllinien aus derselben
rerbannt lU »elien, und rallie eben dessnegeii Gyuinasial-
lelirern mit ihren Srliülern Vernuehe in lateinisrhen Reiiu-
versen aniustellen '); «alirend ich selbst den Reim fast
nur dem Uebeisetzer aus neueren Sprachen, und 2»ar
in solchen Gedichten euipfalil, deren lateinische Ueber-
tragiiiij.', wie z. ü. die des Liedes von der Glocke, ohii«
neibeh.iltnng der rli'^tliiiiisrlien Form und des Reimes
unmöglich geliiifrpn küniite. Freilich dient eben diese
Empfehlung doch auch zum Beweise, das« ich den Reim
auch im lateinischen Originale nicht für durchaus und
ohne Unterschied rerwerflich lialte. Wie sehr indessen
ich selbst die allen Formen der lateinischen Poesie ror-
liehe, erhellt daraus, dass ich mich noch in keinem
meiner eigeuen lateinischen Gedichte des Reimes be-
diente.
3. Sowie ich nun, hinsichtlich des hier Angfdeuteteo,
wenig Ursache habe, mit dem Verfahren wohlwollender
Beurtheiler zufrieden zu sein, so kann ich ebenso wenig
ihrer Ansicht in Verwerfung des Reimes beistimmen.
Diese beschränkt sich nämlich im Wesentlichen auf die
Behauptung, die lateinische Sprache, sowie ilie griechi-
sche, widerstrebe dem Reime; wobei zum Beweise man-
cherlei angeführt wird, dessen Wichtigkeit oder Rich-
tigkeit hier zu untersuchen, wir um so weniger für noth-
wendig halten, da die Hauptpuncte in unserer Abhandlung
gehörig berücksichlipt wurden, worauf wir also den Leser
verweisen dürfen. Den Beweis für die Unverträglichkeit
des Reimes mit lateinischen Versen wird, dünkt uns, am
2) So ina;; es di'nn auch j-i'sclichen sein, dass, wie ich in
(liT erwähnten Riccnsioii iiii'ioiT pnemata talina 's. die
vorbei [;i>heiide Aiirii) i;. lesen , Peeilkamp mich, des la-
teinischen Reimes halber, mit Bilterkeil tadelt und fast
l.ichcil.ch oiaclit . oder doch machen will. Denn dass
dieser Philol ig , nachdem er meinen Zweck , und mit
vvelch.r F.inschrankunK ich den Reim empfehle, erlogen,
in meiner Ansicht iiocli zu lachen geruiulen . wir.l mir
heinahe so schwer 7,u «lauhen , als dass er Musik und
Rlijthmns in Versen fiir lacherlich erklart habe. Viel-
leicht könnte mir dennoch so etwas begreiflicher werden,
nenn ich die ästhetischen Griinrie schon kannte, warum
Peerlkainp in Horazi iis Gedichten , wie man versicliert,
ein Fi'inUel der Verse, und miltinler ganze Oden, als dem
Dichter nnleiResi hohenes Machwerk, veiwiift. Ich war
langst begierig jene (.riinde, und hin es nnn auch, seine
Ansicht, den lateinischen Reim hetreireoH , in Peerlkamp's
eigenen Worten zu betrachten ; wo ich wahrscheinlich
mclit mehr Lächerliches enllecken werde, als in seinem
Werke über die lateinischen Dichter der Mederlande,
dessen erste Ausgabe ich, nicht ohne Anerkennung des
grossen Verdienstes, wie dieses die Erwähnung desselben
in meinem oben genannten Wetke beweiset , geleico habe.
Gjiide doch immer vorzüglich darin zu suchen sein, das»
sowohl die frühere , alii die classisrhe Poesie der Römer
den Reim nicht allein nie angenommen, sondern ihn
vielmehr, «o er sich ungesuiht darbot, mehr oder »eniger
sorgfilltig vermieden hat. Auch über diesen Punrt haben
wir uns weitiMiiftig genug erklärt, und die Ursache jenes
Vernieideiis nicht soivoiil in einer dem Reime widerstre-
ben len Eigenthüuilichkeit der lateinischen Sprache, aU
iu dem einmal aus der griechi.icheii Poesie angenomme-
nen quantitireiideii Rhythmus gefunden, in nelcheui iler
Reim allerdings nur widrig wirken konnte, und auch jetzt
noch so wirken würde; wieHolil unsere Abweichung von
der wahren Aussprache des Latein.s, besonders hinsicht-
lich des Accenles, die Aufnahme des Reimes in die Ver.ie
der Alten eher begünstigen, als das Widrige jener Wir-
kung noch vermehren möchte. Auf keinen Fall aber
kann die Vermeidung des Reimes die Unverträglichkeit
dieser musikalischen Begleitung des Rhvthinus mit der
lateinischen Sprache selbst entscheidend beweisen, ja,
wie wir schon anderswo sagten, sie beweist jene eben-o
wenig, als die Unverträglichkeit des alten Hexameters
mit der deutschen Spraclie dadurch bewiesen ist, da>s
dieser quantitirende \'ers, unbedeutende und niissliiiigene
Versuche ausgenommen, erst kurz vor un.<erer Zeit in
jener gehräurhlicli und allmählich wie einheimisch ge-
worden.
4> Weiter |;ehen wir nicht in dieser Audeutang, den
Widerstreit zwischen Reim und lateinischer Sprache be-
treffend, um sofort zu dem zu gelangen, was wir, hin-
sichtlich des Reimes in neulateinischer Poesie, als das
Wichtigste , ja das einzig Wesentliche ansehen. Wäre
nämlich jener Widerstreit, in Beziehung auf die noch
lebende und blühende Sprache der Rumer, welches wir
keineswegs annehmen, unwiderleglich dargelhan, so müss-
teu wir uns dennoch, zur Beantwortung der Frage, ob
der Reim in accentuirten Versen <lem jetzigen Kenner
des classischen Lateins gefallen, oder durchaus nur miss-
fallen könne, vor Allem auf die Erfahrung berufen; wo-
bei wir übrigens, obgleich auch dieses, rücksichtlich der
Erfahrung des Neulateiners, kein entscheidender Grund
ist, bemerken, dass accentuirte Verse der alten lateini-
schen Poesie nie ganz fremd geworden, nnil daher kei-
neswegs als eine erst im Mittelalter anfangenile Abwei-
chung von den quantitirenden , reimlosen Rhythmen za
betrachten sind; und wir dürfen mit nicht minderer Zu-
versicht hinzusetzen, dass selbst der Reim in lateinischen
Versen, wenn gleich erst im Mittelalter vorherrschend,
doch schon weit früher, aber freilich nur in Versen
gebraucht wurde, deren Rhjthmus entweder accentuirend,
oder doch dem accentuirten sehr ahnlich war. Hätte
Poggol diese Tbatsache, zu der Fabricii poetarutn ve-
terum eccless. opera den Beweis liefern, nicht übersehen,
so wäre es ihm wohl nie eingefallen, zo sagen: ,,dass die
Mönche des Mittelalters dennoch die lateinischen Kir-
chenlieder reimten , zeagt nur von ihrem unreifen Ge-
schmacko und der allgemeinen Sucht alles mit gothischen
Schnörkeleien zu verzieren." Die Mönche fanden den
Reim, der allerdings unter ihnen zo abgeschmackten Er-
zeugnissen vorzüglich beitrug, in den Versen gelehrter
Kirchouvclter des fünften, stlbat achon des vierten Jahr-
n\
1.2
hiiiiilrii>, il.i-, mit iliT I l.isslsrlii-ii P4i«8ip iiii'ht wenii'er,
als (jrnfaiii" üicIitT ilirt-s Zcitalti-rs , 'irtraiit, «las wirk-
licli UiniTtragliclif ili's Rriiiii's mit iler lalriiiiüclipn Spra-
rhe ;;<-rtiss lii'sner, als wir IMeiierrii, Ix-iirllwilfn iiiiisütpii ;
iinil H'ir xiciil um so vii-i mi-lir /ii ili-r t prmuthiiii;;: l)e-
r<-i'li(i^t, jene iMäiiiier ivi'irdrii sich ileii Ri'im auch in
Kin lieiiiinlcni «iihl nicht prlanht hahrii, Mi>nn sio in
ihm siMist nur eine barbarische Zierde, iiiler eine |;relle,
entstellcnile Verletziino; der besseren Latinit^t anerkannt
hätten. Ja, »vir fiiiilen es mehr, als waln'Krheinlirh, das»
der Keim nicht zuemt in Kirchenliedern jener Zeit i^e-
braiicht, sondern vielmehr aus der t'olkspnrsie in diese
aufgenominen «vnrde, und auch ilann nicht auf kirch-
lichen (»ebrauch lieschrMiikt (jeblieben sei. Für zu fi"-
Ha;,'t oder gar fi'ir einen iieHeis jfrober IIiih issenheit » Ird
schwerlich Jemand diese Aeusseruiit; halten, der bedenkt,
wie »eiiij; »ir von der ^'olkipoesie der Hiinier , selbst
ndhrend iler Bliithe ihrer Literatur, »i«seii, ja, dass
man, bei der seltenen i£r»ahiiung und den unbedeuten-
<1en Fragmenten, wenn nicht andere (irnnde dieses durch-
aus unglaublich machten, beinahe vermiilhen mörhte, ilie
alten Römer liAtten, zu jeder Zeit, wenig mehr als nichts
von Volkspoesie gewusst. Die Frage, ob gereimte Volks-
geilichte aus der Zeit der ersten christlichen auf uns
gekommenen Lieder von den Alteo selbst nirgends er-
wähnt worden, kUiineii wir hier niciit entscheidend beant-
worten, dürfen jedoch behaupten ,• dass ein gfln/liches
Stillschweigen von einer solchen Volkspoesie die Nicht-
existenz derselben nicht unwiderleglich beweisen würde.
5. Allein, wie gesagt, für den Xeulateiner mnss vor
Allem die Erfahrung entscheiden; und so wenden wir
uns jetzt an Ohr, Sinn und (iefühl derjenigen Kenner
Her classischen Latinität, die sich ents^hliessen können,
gereimten lateinischen Gedichten ans der späten Kaiser-
zeit, aus dem Mittelalter oder auch nur deif n ans der
neueren Zeit einige Aufineiksamkeit zu widmen, ohne
(iabei zu vergessen, dass es ungereimt sei, in dergleichen
Geilichten, statt lies Vergnügens, welches sie geben kön-
nen, das der classischen reimlosen, oder neben jenem
auch dieses zu fordern: solche Kenner fragen wir, ob
ihnen lateinische Reime in accentuirten, und sonst nicht
schlechten Gedichten, ein widrit;es Gefühl, unil nicht
vielmehr in der lateinischen einen ebenso grossen Genuss,
als in anderen Sprachen, gewähren? Uie bejahende Ant-
wort wäre, wenigstens für uns, eine hinreichende Recht-
fertigung unserer Kmpfehlnng und Verlheidigung des Rei-
mes in lateinischen Versen; gleichviel, ob man sonst noch
etwas Antikes '*) io ihnen wahrnehmen möchte, oder nicht.
3) Dieses vermisst nainenllicb Fric'leiiiann \^\ii Jnteititng zui-
KetintH. und ^'f-rfertii^. lat. l^tTse) ^ und cmpfinilet .im
lateiiiiscbi'n Kenne einen unüberwindlichen hetiitschmack ,•
wcichfs iiiicli vcranlua^te , die Aii^icJit diesem, ancli um
du; iieiilatcini^tcbe Poesie liucbvefdicnlen SciiiifUteller»
in der Vonode /ii meiner Sfiinmliiii;: [carniinum latino-
runi pars nm'a , Leodii l8l^0J besonders zu berücksichti-
gen. Ich erfreue nitcb immer noch di'$ Vorlheilos , die
Scbönheit l.ilciniscber Reinigedichte zu fjeniessen , ohne
dabei diircli die Emp!in<luii^ , die sie einem Rnnius. Ci-
cero oder Vir^ilius erregen möcblen, oder auch nur durcli
die Schönheit der antiken Poesie der Kölner, die ich
darum nicht minder fühle und bewundere, gestört zn
In der 'l'hat sehen wir keinen zul.'lssij,'en Gruiid, »arnm
man das an sich Schöne in lateinisclier Sprache minder,
als anderswo, anerkennen, geniessen und für nachahmun|rs-
werlh halten müsste, zumal da der Reim im Gedichte
des ^eiilaieiners sich ohne grosse Schw ierigkeit mit dem
rein classischen Ausdrucke seines (iedaiikrns rereinigen *)
lässt, und andererseits seinem Gefühle für die höliere
Scbönheit <ler antiken Rhythmen, die wir selbst, inniger
lleberzeugiiiig gemäss, zu^'ebeo, so gar nicht schadet, dass
ihm vielmehr durch Vergleichuiig der beiden Formen die
;;rö»sere Vortreil'lichkeit iler antiken nur iioeli fühlbarer
tiiiil einleuchtender werden könnte. So wenig wir übri-
gens in frühen Jahren, noch weit mehr ilem nalürlirhen
tiefühle folgend, die Wirkung de« Reimes in manchen
schönen lateinischen Liedern verkannten, so wenig durf-
ten wir uns, bei späterer Uetrachfuiig derselben, über
jene Wirkung wundern; da wir in der lateinischen Sprache
selbst durchaus nichts Wesentliches entdeckten, warum
diese sich in accentuirten Versen mehr, als die von ihr
nbstanimendeii , oder selbst die deutsche, gegen den poe-
tischen Gebrauch des Reimes sträuben sollte. In ilieser
Hinsicht nun fügen wir noch Kiiiij^es hinzu, dessen l£r-
>vägung, dünkt uns, den sinnigen, vorurtheilsfreien Ken-
ner der lateinischen Poesie, die Wirkung des Reiuies
anlangend, zu einem mit der ICrfahrung, worauf wir ans
heriefen, übereinstimmenden Resultate führen müsse.
H. Oas Vergnügen an reimenden Wörtern l.^t, abge-
sehen von dem eigentlich dichterischen Gebrauche des
weiden. Antik soll Ircilicli immer des ^ieul.-ileiners Rede
in He'leiilunij einzelner \\'örter , .sowie in S.it/eu und in
Veibinfliin^ derselben, sein; aber eine .indere Fraje ist
Hilf! bleibt es, ob dieses Antike mit einer neuen noeli-
sclien l'\>i'ui. (>'> es mit der musikaliscbcn Wirkung des
Keimes im accentnireiiilen Rb^lliiuus nutlinendig und
schon aus .lern liiimde unverträglich sein müsse, «eil
die Tillen classischen Dichter jene Veibincliins in (|ii.inti-
liiendeii Versen (.(udcie kennen wir von ihnen nicht),
in welchen sie auch uns missfallt, vermieden haben'
Soll die classische Litinil.'it /.um Ausdrucke des (lelühls
der neueren Völker, nicht bloss in der rebeieinstimmiing
Hill ileiit der Alten, suinlern in seinem t;.iii/en ruiljnpc,
fiMi^lioli Iileiben , so niiissen wir, und vor/ii;;licii ii. poe-
tischer Diirslelbing . einem iihertriehenen . einseitigen Ri-
^'orismus, in HetretF ilcH antiken Anstriches und ('>eschm.-i-
ckcs, eitrgei;rn .Trbeilen, der. unserer rehi-r/eugnng nach,
auch in der piusji>chen D.irstelliing wedir übeihaupl,
nach in der gegenwartij; wieiler tierischenden Sucht des
Ciceroiii.inismus erfreuliche Früchte hervorbringen wird.
4l Auf diese Vrreiniuung be/,icht sich eine \eiisseriing Her-
der'«, über die ich mich schnii in meiner 'schritt über
den ("lehi luch des l.iteiniscben R.uuies (S 74) erklärte.
Ihm wüple Hr. I'rofesser Jjcnb gewiss heipfliclilen , der
in seiner vvolilwnllcndi'u Becensinn iiu-iner pne/na/a talina,
diesellie Veieiiiis;uiig ;;iad.ius für uniiiü;;licii halt, und
znuleicli in der Deheiset/nng des Schillei '>chen ßeileilie-
des an der L.itinitat Einiges gerügt, w;is er, wie ich ver-
iniilhe, nur zu schnell gefjsst h.ille Kinen auffallenden
Beweis der F.illcrtijkeit sah ich auch d.irin. djss er glaubte,
meine eben erwähnte Schiifl waie in .Icm Werke, das
er recensirte, mit cnthalien. Mir selbst missfiel übrigens
an jener Tel erset/ung, sowie an iler des Golhe'schen
der Fiiclicr Vieles; und ich benulze um so lieber diese
Gelegenheit, beide, wie ich liofTc , bedeutend vei bessert,
dem Urlheil der Kenner auPs Neoe zu unterwerfen.
10*
143
144
Krinirs. «o» In <lio flIiisiU, »o/.ii jciipr Einklanj, spiner
Wiikinij,' nach, gi'hilr», ein in «Irr miphsc lilitlicii ]\'a(nr
frjrMiiilf«»'S '^'erjjiiiifon ; »icuulii x" li,liili(j<'r Aiiivcndiini;
lies Kcinirs noch «las Iriclitcre liclialten «los OVsagfeii
nnil niaiirlii-s AniliTe niitHirLl, »iiriilicT »ir uns liier iiielit
Heiler erkl.lren. \Vir ilürfeii «Inlier »rlion au» iliesem
(>run<lf nicht »enniithen, jenes Verjjni'igen nWirhie ilen
Vülkeru iler alten Welt, naineiitliili ilen Uricrhen nnil
Römern, frenxl Eeliliel)en sein; wenn auch ihre Sprachen
selbst ilas Geftenfheil nicht nnu ulerleglich lieHiesen. Dasg
aber 'lennoch die i,'ripchis<he nnil römische Poesie lien
Reim vermeiden, ist schon früher, und zugleich bemerkt
Hor<len, « ie dieser linistand keinen entscheidenden, ja
niclit einmal einen nothweiidii; zu beachtenden Grund
t'iir die Verwerfung des Reimes in neiilateinischen Ver-
sen darbiete; da wir, in Beziehung auf musikalische
IVirkiint; desselben , schon ilnrcli den accentuirenden
Rhvfbinus der neueren Poesie, zn dem Reime in einem
andern Verhaltnisse, als die (iricchen und Romer, ste-
hen, und zudem niclit einmal zu der Behauptung berech-
tigt sind, dass ilinen der Reim im accentuirenden Verse,
der ihrer classischen Poesie fremd geblieben, nothwen-
dig, als mit ihrer Spracbe unvertriiglich , hätte missfa?-
leii müssen. Sehr nichtig dagegen «üre , wenn, in
Beziehung auf den Ton , auf die Bedeutung der reimen-
den Svibe in ihrem M'orte , und besonders in Beziehung
auf den Acceiit des Wortes, der Reim sich zu der latei-
nischen Sprache, in wesentlichen Puncten, anders, als
zu den lebenden Sprachen, i erhielte, in denen er ent-
weder ohne Ausnahme gebraucht, oder doch in gewissen
Dichtarten Torgezogen wird. Dass nun der lateinische
Reim durchaus niclit in einem solchen Verhaltnisse zur
classischen Latinitfit stehe, das ist eben der Pnnct, liher
den wir uns jetzt, in einer Vergleichung mit dem deut-
schen und franzüsischen Reime, zur Rechtfertigung nn-
serer Ansicht, noch zu erklären haben; wobei wir nns
jedoch auf das Wesentlichste beschränken müssen.
7. Den Ton des Reimes und seine musikalische Wir-
kung, einen Hauptpunct in unserer Vergleichung des
lateinischen mit dem Reime anderer Sprachen, betrachten
wir S. 1?. u. f. In Betreff des Accentes aber bemerken
wir, dass der weibliche Reim denselben immer auf der
ersten der zwei reimenden Svlben hat, worin demnach
der lateinische mit dem deutschen und französischen über-
einstimmt. Zum Beispiele vergleiche man vendre, rendre,
liiimuine , sttine , mit ßare, Stare, flebat, nebat, radunt,
tradunt, und mit gehe, siehe, sagen, klagen, lobten,
lobten, lüstern, ßästern; wobei übrigens nicht zu über-
gehen ist, dass im lateinischen Reime in den meisten
Fallen die zweite Sjlbe durch den Accent der ersten
nicht so stark niedergedrückt wird , als im deutschen
und französischen Reime, welches rorzüglich eintritt, wo
die erste Svlbc, wie in rogant, tonant , snitus, bonus,
kurz ist, und sich eben desswegen durch den Accent
weniger erheben darf, als die »on Natur oder nur durch
Position lange Sjlbe. Im männlichen Reime ist das ein-
sylbige Wort hier offenbar nicht zu berücksichtigen; in
ßetreß des mehrsilbigen aber unterscheiden wir rom
Hauptaccent einen untergeordneten, schwächeren, den
wir Aebenaccent nennen wollen. Im mehrsjibigen Worte
nun hat die reimende Svibc im Dentachen entweder den
Hauptaccent oder den Nebenaccent ihres Wortes, die
lateinische dagegen kann nur durch einen iSebenaccent
gehoben werden, weil im lateinischen Worte der Haupt-
accent, wenigstens fast ohne Ausnahme, nie auf die li^nd-
sylbe fällt. Zu vergleichendem Beispiele nehme man für
den Hauptaccent erzeugt, gebeugt, Gnadenbitd, Schlacht-
geßld, bergeschwer, liebeUer, für den Nebenaccent )t'M72-
derbar, Einsamkeit , tugendhaft , fürchterlich. Mit die-
sen vergleiche man, hinsichtlich des Nebenaccentcs , die
Wörter ferlilis , lepidus , viceranf, levitas , lemjiorum,
armiger. Um übrigens hier missverstehendem Tadel vor-
zubeugen, setzen wir hinzu, dass wir bei dem Ausdrucke
Nebetiaccent unbeachtet lassen, ob dieser schon gerade
in demselben Sinne gebräuchlich sei, und ob gramma-
tische Autorität erlaube, im lateinischen Worte einen
zweiten Accent anzunehmen. Gleichviel, wie es sich
damit veriialte, die Aehnlichkeit der durch die gegebe-
nen Beispiele bezeichneten lateinischen und deutschen
Reime, in Hinsicht der Tonstärke der Kiidsylbe, wird
darum nicht miiiiier einleuchtend erscheinen; und man
wird balil wahrnehmen, dass der Unterschied zwischen
dem lateinisrhen \uu\ deutschen Reime nur da bedeutend
werde, wo die Kndsvibe des deutschen, wie freilich mei-
stentheils, entweder den Hauptaccent des Wortes, oder
einen der Häuptarcente, wie in wunderschiin , hat; das»
jedoch auch hier hei ^'ergleichung mit Reimen wie
armiger — lucifer derselbe Unterschied beinahe ver-
schwinde.
,S. Vergleichen wir ferner den französischen männ-
lichen Reim, so zeigt sich auch hier, in Betrell des an-
gedeuteten Accentverhältnisses, in sehr häufig vorkom-
menden Reimen, wie Union — nation , sentiment — ra-
rement, graviti — vinaliie, animal — cordial die Ueber-
cinstimmung mit dem, was wir, den lateinischen und
deutschen Reim vergleichcnil , wahrnahmen ; in andern,
nicht seltener vorkommenden Reimen dagegen, wie con(;u
— perdu , trompi — tourni, grandeur — danseur , mal-
veillant — rendant, regner — renverter, ist ilas Accent-
verhältniss insofern wesentlich verschieden, als hier der
Ton der Endsvlbe die Stärke des vorhergehenden gar
nicht oder doch nicht bedeutend übersteigt. Im lateini-
schen Reime kann dieses und zwar desswegen nicht ein-
treten, weil hier die der reimenden vorhergehende Sjibe,
wie in veritas, immer kurz und accentlos ist, und eben
dadurch von der reimenden, wenn diese nicht ebenfall»
kurz ist, mehr oder weniger übertönt wird. Die kurze
Endsvlbe eignet sich übrigens, da sie kaum einen schwa-
chen Nehenaccont zulässt, zum Reime so wenig, das»
sie nur in Fällen, wo sie, nicht gar zu schwach tonend,
minder anstössig ist, im Ganzen also selten, gebraucht
werden sollte, wiewohl es oft schwer geinmuss, die sich
häufig d.irbietende Veranlassung zu vermeiden.
t). Wir unterschieden im Reime, als in der Verglei-
chung des lateinischen mit andern Reimen zu betrach-
tende Puncte, Ton, Accent und Bedeutung oder Wich-
tigkeit der reimenden Sylbe in ihrem AVorte. Diese Be-
deutung gäbe allerdings, wie die zwei andern Puncte,
Stoff zu einer weitläuftigen Erörterung; wir müssen nns
jedoch auch hier mit dem zu ungerera Zwecke Wesent-
145
146
lichsten be^nfifcn. Im inelirsj'lbigeii Worte unterscheidet
man von <ien ilurch Flexion , Ableitung und Ziisainnien-
setziing liinzu-{rkonimcnen Svllien iliejonif^e, die man,
wie lieb in lieben und lieblich, VVnrzcl- oder Stamm-
svlbe, und, da sie gleiclifaüs den Kern des \Vortes bil-
det, daher auch den bedeutendsten oder »ithtij^sten Tbeil
desselben zu nennen pflegt. In Hinsieht auf diese ^Vich-
tij^keit hat nun vor ilem französischen, und lateinisclien
der deutsche Reim den in der Foljje näher zu erklären-
den Vorzuj;, dass in ihm die reimende Sylbe weit häu-
figer, als in jenen, zugleich ilie Stamnisylbe des Worte»
ist, wobei wir aber im weiblichen Keime nur die erste
berücksicliligen, da die zweite schon nicht zum Stamme
(fehiirt, und dazu ilem Tone nach der ersten untergeord-
net erscheint. Als Beispiel der Aehnlichkeit der Reime,
das hier Angedeutete betreil'end , vergleitiie man, im
weiblichen Reime, mit Liebe — Triebe den lateinischen
fraude — laude, im männlichen Reime, mit Rosenmund
— Hiillensclilund , Musenc/ior — Himmehthor , in ein-
sylbigen Wörtern, Ktous — pons, sors — mors; im
inehrsvibigen Worte aber kann die völlige Gleichheit nur
ia sehr wenigen Zusammensetzungen , wie sonipes, ittter-
rex , angenommen werden ; andere, w'te armii^er, lucifer,
vesticeps , particeps , fönisex , multiplex, kommen ihr
wenigstens nahe, die wir schon, liinsiclitlich des Accen-
tes, mit der reimenden S^lbe des inämilichen Reimes,
tvenn sie den Hauptaccent hat, verglichen. Als Beispiel
der Verschiedenheit aber, den Reim auf der Stammsilbe
betreffend, vergleiche man im weiblichen Reime mit
Slujide, Munde, reiten, gleiten, die lateinischen rubi-
cundus, gemebundus , veritute, superale, vturorum, ae-
ternorutn , im männlichen Reime mit Klinigssiihn , Hel-
denlolin , die lateinischen vulnerum, gentium, superos,
f'ulgidos und denen ähnliche Znsammensetzungen, die
wir eben, als der Gleichheit nahe kommende, bezeich-
neten.
10. Wir schliessen hiermit die Vergleichnng des
deutschen und französischen mit dem lateinischen Reime,
deren Zweck war, zu zeigen, dass, und >vie sich der
lateinische in dem, worauf die vorzügliche Wirkung des
Reimes beruhet, im Tone nämlich und Accente, zu der
lateinischen Sprache so, wie der deutsche Reim zur
deutschen, der französische zur franzüsisi hen Sprache
verhalte; die italienische und englische zogen wir, um
uns kürzer zu fassen, nicht mit in die Vergleichnng,
dürfen aber versichern , dass sie ein nicht wesentlich ver-
schiedenes Resultat gewahren, wovon sich übrigens der
Kenner dieser Sprachen durch Anwendung unserer Er-
klärnng und Zusammenstellung auf den Reim «lerselben
leicht überzeugen könnte. Nimmt man nun die, wie
uns ilünkt, unwiderleglich erwiesene Aehnlichkeit jenes
Verhältnisses, welches in der Untersuchung über die
Zulässigkeit des Reimes der wesentlichste, ja der allein
wesentliche Punct ist, an, so wird man schwerlich ge-
ueigt sein, ausser diesem Verhältnisse einen genügendeu
Grund zu suchen, warum der Reim dennoch aucii von
dem Neulateiner für unverträglich mit der classiscben
Latinität und so für etwas Widrigklingendes, was nur
geschmacklosen Alönchen gefallen könnto, zu halten sei.
Die Aehnlichkeit im Ganzen anzuerkeunen genüthigt.
sieht man freilich auch im Einzelnen, wie besonders in
dem Accentverhältnis.'ie des männlichen französischen Rei-
mes , einige Verschiedenheit, welche gehörig zu unter-
suchen, wir keineswegs versäumt haben. Den lateinischen
Reim aber betreil'end, scheint uns das Wichtigste in je-
ner Verschiedenheit, dass im deutschen ilie reimende
Silbe weit häufiger die Stanimsylbe ist, wehhe» die
treifenile Wirkung des einklingeiiden Tones allerdings
begünstiget, und in dieser Rücksicht können wir nur
mit PoggeTs feinem Gcfülilc unsere üel>erzeuguiig »er-
einigen. Wenn aber derselbe Kunstrichter in diesem
l'^ortheilc der deutschen Sprache, wie uns l)es<uider.<
seine Bemerkung zu den Reimen des dies irne zu be-
weisen scheint, den vorzüglichsten Grund zur Verwer-
fung des Reiuies in lateinischen V ersen findet, so braucht
es, bei hinreichender Kunntnisg des (legenstaudes , ebeu
keines grossen Scharfsinnes , um die Schwäche oder viel-
mehr die Nichtigkeit eines solchen Beweises einleuchtend
zu machen. In der That scheint Poggel hier gar Viele»
nicht erwogen zu haben; uns genügt indessen, seiner Be-
hauptung Folgendes entgcgenziistelleo.
11. Zu den Ursachen, wodurch der Reim in die ge-
bundene Rede aufgeiinmmen, und selbst in Spraciirii,
wo man ihn längst nicht mehr für der dichterischen Dar-
stellung ohne Ausnahme unentbehrlich hält, dennoch bei-
behalten wurde, rechnen wir, mit üebergebuug des min-
der Wichtigen, ilie Begränzung des Verses durch den
Gleichklang, die musikalische Wirkung dieses Gleich-
klanges und in dieser die Einstimmung desselben mit
dem dargestellten Gedanken. Der Reim, als Begrän-
zung der rhythmischen ISntwickclung des Verses und der
ihn ausfüllenden Zeit, inusste natürlich in einzelnen Spra-
chen um so willkommener sein, je weniger diese, be-
sonders in Hinsicht auf Accent und Quantität , einen
regelmässigen, leicht zu fassenden und zugleich gefälli-
gen Gang des rhythmischen Ganzen, <!es Verses, begün-
stigten '). Ob und inwiefern nun hierin die Ursache
liege, warum die neuern Völker den von den alten Grie-
chen und Römern vermiedenen (leim so gern und so all-
gemein in ihre Poesie aufnahmen, ob und inwiclcrii des
Heidin Sinn und Gcinüth , wovon uns Poggel auf eine
sehr anziehende Weise zu überzeugen sucht, eben so
geeignet zum Niclitreimen , .-.Is des Christen Sinn und
Gemüth zum Reimen gcMcsen seien, das Alles »tollen
wir hier nicht ergriimlen. Die blosse Andeutnng der
Hauptpuncte in diesem Gegenstände würde uns zu weit
führen, und die Lösung der Frage ist im Grunde zu
unserem Zwecke so wenig nothwendig, dass wir Poggel's
Ansicht, den Hang der neuern Nationen zum Reime be-
i) Der i^enölinlichc l.itcinische Picliner des Mittelalters lanJ
el)cn In dein nciino den vor/ii^lrclislcii Ersatz lür dit
rliythniisclic nnd uuisikalisclie Scliünlicit des tUssiscIicii
V.rses; ciiiil man darf s:i^'en , dass ilcr Reim iiicbr .i's
illi-s Andere zns.iminens;enoiiinun , seinfn Vers und sciu
diclitciisobes Verdienst aiismachfc. Höchst on^'crccbt
aber mnl ein Ueweis von ^rcdicr Unwi-isciibeit w^ire fs.
ein Gleiches vnn den roiiiioiicteii Gcsaii'^eii der Kirclie.!-
vater des viiiten und ninlien Jahrhunderts zu behaupten,
die aiicli noc!i im spiiloren Mittelalter würdige Nacb^ih-
mer taiideu
147
148
Irrflriiil , oliiic Kiiisclirfliikinif annoliinen , und darum im-
■ iirr «mli riin-ii ••iil9<ln-i Iciiilrii lii'wi-i.s lerlaniffii iliiifti'n,
nariiiii cirr ileii Ver» Uv^rlliif. |i- lleiin, nU solclier , im
arrriitiiirti'ii IVrsp , in ilc-i laloiiiisclif n Sprach«' fiir 11115,
thr «ir JA Hrilrr Urictlii'ii iiorli Körner, iiiirli lilirrliaiijtt
llriilcn siiiil , i-iiipii aiiilrrii ICiiiilriK'k, als in aiiiliTii .Spra-
«lii-ii, muclirii uiiil in ilicsen gefallen, in jener liin^'ejten
nur Hiilrit Llin;;ei I wirken könne.
IJ. Die iiuisikaliMrlie Wirknnj; des lleimes alier an-
langend, ist /u bemerken, das» »ir eine ilii|i|ielte Wir-
knng ilri> Tones iiiilertielieiden , und liier zuerst den Ton
au sich, nligeselieii ton seiner lieziehunj; auf den iie-
«Innken lietrarhteii. Wer mit den riassisrhen Diolitern
der Kiinier , die liierin den griechischen keineswegs nach-
(tehen , einiget mausen vertraut ist, dein liraurheu wir
nicht III versichern, dass sie, freilich nicht im eigent-
lichen Henne, den sie ja vermieden, sondern ilberhaiipt,
und lorziiglich in dem liAiiligen Parallelismus der Coii-
structiun iui Hexameter und Pentameter eine solche Wir-
kung hervorzubringen suchten, die in der That sehr viel
zur Schiinheit ihrer Verse, liesoiiders aber in ihren Ele-
(rieru beitragt. Vergleichen wir nun auch hier, im ar-
centuirteo Verse, den lateinijchen Reim mit dem ande-
rer Sprachen, so hat der deutsche allerdings einen Vor-
theil dann, dass, wie schon bemerkt wurde, die reiiiiende
SvUie weit häufiger die Stainm«_vlbe des Wortes ist, wo-
durch sie, vermöge ihrer Stelle im Verse, zu dein hier
angedeuteten musikalischen Theil« dfsselben kräftiger
mitwirken kann '^), Allein dieser Vurtbeil wird dadurch
6) Po^jiel , (lei im Worte die sinnliche Bedeutung, die im
Tciiic lie^l, von (Itm licgrilte drssellien i;eliorlg iiiilii-
scbeidcl , siilit, S. lii seiiur Sclirilt, in der grösseren
iiiiisik;ili9clien Wiikung uml 111 dem seltenem Vorkoin-
iiieii der reiuK nileii Sl^niinllieile im griechisciirn und b-
teiiii»chen, als im dpulsclioii Verse, rinc Hjii|)turs iclie,
,,wesslMll> es den lateiiiisclieii oder griccliisclun Diclitirn
iiiiinals eiiilailcn kuiiuli' , Reime zu innclicii", und ,,di'r
Ri-im bei ihnen mir leeren KlinsKlang halle bewirken
können." Mit <lie»er liehaiiptniig des Ae^lhelikcrs ver-
binden wir, d.iss dcrsellie, S. l'JO , rlie kraltigsli- und
vortrciriicli~le lnlisik.lli^che Wirknng des dculschen Rei-
nies in dem Unislande findet ^ dass, indem Person-, Zeit-,
Vlodus- und Gencisvei hallnisse im Deutschen ,inf nielirere
Hiillswörtchen veilheilt werden, der Klan;; des Haupt-
wortes, welch'-s im Lateinischen und Griechischen (ene
Verhaltnisse durch seine ent^prechcnile Fum» austlrückl,
,,scin musikalisches Müii.ent uniicschntaleit und abgesnn-
dert behalt, um es rein aulN Ifetiihl einwiiken zu lassi'n."
In F.iiistiminuni; mit diesen Worten, saul Pogscl eben-
dascllisl: ,,je weniger die Anschauung und der Verstand
bei den WorllänKen zu lassen haben, desto mclir können
eben diese Klange ihre musikalische Wirkung gegen ila»
Gefiihl äussern.'"
Obgleich wir hier in der letzten Aussage unsere eigene
rehirzengiing am rkaniit sehen , so können wir dennoch,
hinsichtlich des Vorhergehenden, PoggeTs Ansicht nur
mit Einschränkung theilen. Den Vurtbeil dei reimenden
Slaunisjibe hat Cr nirgend so scharf ausgesprochen, uud
wir >elzen, nach unserer Einsicht, hinzu, nirgend so
sehr übertrieben , als in der oben milgetheilten Stelle.
V\'ii begnügen uns jedoch, diesen Punct lietieirend , mit
dem w-as wir im Texte darüber sagen. In Hinsicht des
Vorlheils aber, den das deutsche Wort, weil es nur sich
selbst, ohne Person-, Zeit-, Modus- und Genusverhalt-
wenigstcns aufgewogen, dass die lateinische Sprache, un-
serer Ueberzeugnng geniftss , im Ganzen genuinmeu zur
iiiusikalischen Wirkung iles Tones weit geeigneter, als
die deutsche, ist. Wir untersclieiilen aber in dieser Wir-
kung die Einstimmung des Tones mit dem Gedanken,
wodurch eben der Keim zu einem Äusserst wichtigen
Theile in <ler Schönheit des Verses gehört, und müssen
nun auch in dieser Hinsicht das Verhältniss des latei-
nischen Reimes besonders zu ilem deutschen, der hier
einen Vorzug vor jenem hat, erwägen.
13' Die höchste Schönheit des dichterischen Aus-
drucks besteht vorzüglich in zwei Dingen, in der eben
erwähnten Einstimmung des Tones und in der noch nicht
erwähnten Einstimmung des Rhjthmus mit dem Gedan-
ken, mit einzelnen Worten und Sätzen; daher auch die
grössten Dichter sich durch jenes Einstimmen von mittel-
nisse. ausdrücke, und eben darum den Vcrsland und die
Auscliauiing weniger beschaltige , zur Verslarkuuj der
musikalisclii II W iikung haben soll, sind wir der Meinung,
dass Po;jgel iicli auch diesen Vortheil , den man nicht ganz
leugnen kann, viel grösser, als er wirklich ist, gedacht
liabc. Stoir wiiic aucli hier genug zu einer vielseitigen
Betrachtung; wir müssen aber knr/ sein, und beschran-
ken uns auf diese sehr einfache benierkiing: das deut-
sche Wort innss namlich , wie es da sieht, Irci von allen
(was übrigens seltener eintreten wird)j oder doch weniger
beschwert mit jenen angeilenteten Verhältnissen, dennoch
eben so gut, als das griechische oder lateinische Wort,
verstanden, das lieisst . in seiner lieziehung zu seinem
Satze gelasst und begriiren werdiu ; wenn sein Einklang
nicht ein rem musikalischer, ohne bestimmte Pedeulung,
und so, wenigstens gar oft, ein leerer KlingLlang , was
Poggel dem lateinischen Renne vor«iifij sein scdl. ^un
aber vermögen wir nicht einzusehen , waium z. R. —
Beispiele sind hier, um zur l'eberzeii.iing zu gelangen,
fast nnenibehrbcli — warum in Schillri s Strophe: sie
brachte Blumen mit etc., iiiii ilie Wörter Fiüfhlf , Son-
nenlichte, Flur, Natur, in ihrer Be/.ieliiing auf ihren
Satz zu lassen , das heisst . um ilie^c Wolter zu verste-
hen, der Verstand weniger beschäftigt sein miisse , .ils
bei den lateinischen Wörtern Jtitres , calori-s , mollinr,
felicior in folgender Uebcrsetzuiig jener Sirophc:
Ferebat fruclus atque flores,
Qiios plaga nutrit mollior,
\lins solis quos calores,
Natura ipius lelicior.
Diese Strophe hol sich ziieisl ungesucht ilar; lausend
andere mögen passender zur Vergleichung sein, die wir
auf Eine brscliranken , überzeugt, dass w'ir bei tausend
andern wiederholen müssten: wir vermögen den grossen
Unterschied , den Poggel für einen so wichtigen Vorzug
des deutsclicn Reimwortes halt, nicht einzusehen, und
wünschen eine genügende Lösung der allerdings sehr ver-
wickelten Frage. Eine solche hat wenigstens Poggel kei-
neswegs gegeben ; da sein ganzer Beweis in der Bemer-
kung (S. IJl) liegt, dass die Flexion des Nomens zum
Theile durch Präpositionen , die des Verbums durch
Hülfszeitwörter ersetzt werde; dass dadurch sich An-
schauung und BegrilT mehr gesammelt auf jene Hülfs-
zeitwörter werfe, und so der Eindruck des Verbums und
Nometis, als der Wörter, welche die sinnliche Haupt-
bedeutung haben , frei von zu vieler Anschauung bleibe.
Wir müssen gestehen , dass wir hier mehr eine blosse
Aussage , als einen Beweis der Richtigkeit derselben , ge-
funden.
149
150
nidsaigpn uiiter«chei<lru ''), wieKohl es nur selten gelingen
kann , hier Ton und Rhytlimun zur hüihsteii Wirkun);
zu vereinigen. Es wäre übrigens gar nicht ilberflässig,
in unserer Vertlieiiligung lies lateinisrlien Reinirerses,
lief, wie überhaupt Reiinverse , nas srlion ilie ältesten
Verfasser rnii Kiriheiilieilern fühlten, accentnirt sein soll,
«lenselben aurh in Hinsicht auf den Rhytliinns mit an-
dern, besonilers mit dem deutschen Reimverse zu ver-
gleichen; »ir beschränken uns jedoch in dem Folgenden
auf die Einstimmung des Tones mit Wort und Gedanken.
Wir geben zu, dass zur VortrefTlichkeit dieses Einklan-
ges der Ton des Reimes im Ganzen vorzüglich, am kräf-
tigsten aber in der Mtammsvtbe und zwar aus der Ur-
sache beitragen könne, «eil die reimende Stammsilbe,
»as »ir schon oben berührten, auch abgesehen von der
Bedeutung des Wortes und von dem Gedanken, zur mu-
sikalischen Schönheit des Verses überhaupt vor andern
Reimen mitwirkt. Insofern demnach die angedeutete
Harmonie des Tones mit Wort und Gedanken durch den
Reim auf der Stammsilbe leichter erreicht, oder die
Wirkung grösser und schöner wird, hat der deutsche
Reim, wie schon gesagt, vor dein lateinischen einen nicht
zu bezweifelnden, und wir dürfen hinzusetzen, seinen
wichtigsten Vortheil; denn der schon angedeutete, die
musikalische Wirkung abgesehen vom Gedanken betref-
fend, ist unstreitig geringer; und ganz unbedeutend wird
sich der Vortheil da zeigen, wo die musikalische Wir-
kung sich auf den blossen Einklang der entsprechenden
Reime beschränkt, die in diesem Falle weniger durch
den Ton, als den Rhythmus begränzend , wirken.
?) M;in nlu^» jedcich, liinsiclitlich i'.er /ulass gkiit des Reimes,
auf die hier ;i!ii:e(lt'ulete Vnrlictniclikrit kein üllzugros-es
Gericht lejif II ; und wahrer ünsinn wai-e wenn iiiaii «Irs
Voillifils ue^en . ticr. liier ein«- uHer nichrfir Spr.-chrn
vor ein»*r andern lialUMi . iti diesf- tirn Rrin» . als zur
poetisclu'ii D.ii^tcllnng untauglicli, verwiricii wollt.- Ehe
mau eint' solcltc Verwerfiiiic aiis-jurclteii diirlie, miisste
man das VerliäUniss iler Spiaclic zum Rrinic nocli in
iiiJticher , uuM besondiMS in üezieliuu!; auf ileii iccenlui-
rcmleii Hliyllitnuä untersuchen, mnl d.il)ei elieu so we.
u'tii uiibracliti't lassen, dass di r Reim s«'II>st in klanglosem
Sprachen und mehr auf seine Rlijlliuius und Zeit be ■
gran/enile Wi kung beschrankt . <lennnrlt heih- liallpii
wurde; indem man auch hier, wie sehr und weseiit-
licli er zur poelisrlien llarstelliins l)eitr:tge . nicht ver-
kennen konnte. Seihst Po^gel hat übrigens diese Wir-
kung nicht unhiriilirt gelassen, ohne jeHoch , wie uns
dünkt, die Wichtigkeit deiscibin geli(>rig zu wiirdiien.
Verkennen wir diese Wichtigkeit, sn werden wir i'alcl
gar zu geneii:t sein , nur <len , nach f nL's-'el's Theorie,
wahren, das Wesen des Reimes .nisthiickende-n , KiiiklanL?
7.U dulden, und niüssleii dann folgerecht am F-mle selbst
in Gntlie's gereimten Gediclilen . die doch Poi:grl . den
musikalischen Einklang iles Reimes mit Wort und Ge-
danken betrefl'cn'l , iiber alle andere zu erliel'en scheint,
den weit gr*)sseren Tiieil lür mis^liin^ene Producte erklä-
ren. Wie weit und wohin uns ai)er «liese Erklärung,
Zweckm.Tssigkeit und Schönheit des Reimes anlangend,
fiihren wi'irtle, überlassen wir der feineren Krwagiing drs
geistreichen Kunstrichtes , dem wir auch liier hi'weiseii
wollten, dass wir seine SLlinft auch im Ein/eine > auf-
merksam gelesen, ehe wir uii^ erliiibt haben, dem P|i!i!i-
Cum eine von der seinen abweichende Ansicht zu über-
geben.
1 4. Die reimende Stamm.-nlbe kann demnach zur
höchsten Schönheit des Verses wesentlich beitragen; allein
da der Ton derselben die Absiclit des Dichters hier
doch meist nur zufällig und überhaupt selten begün-
stigt, so folgt schon daraus, dass dieser von jenem
Vortheil« auch nur selten den trefTenden (lebraiich ma-
chen könne, und daher den Einklang weit öfter in
dem Tone der Sylben überhaupt, als in dem der rei-
menden Stanimsvlbe linden müsse. Gerade hier wird nun
die lateinische Sprache, wie wir schon berührten, aber
auch jetzt nicht durch eine ausführliche Vergleichung
beweisen wolien , einen bedeutenden Vortlieil vor der
ileiitschen zeigen. Wer das Verhältiii.ss der Vncale zi|
den CiiiiHonanten in beiden .*iprachen einer mehr als ober-
flächlichen ^'ergleichuiig iiiiterwirft und zugleich erwägt,
mit welcher Leichtigkeit der L.tteiner die der beabsich-
tigten Wirkung entsprechenden Töne auch an die .Stelle
des Reimes bringt, der wird, wir dürfen es glauben,
nicht lange an der Richtigkeit unserer ISehauptiiiig zwei-
feln, und zugleich einsehen, wie leicht es dem gewand-
ten Kenner der Sprache sei, das, hinsichtlich des auf
Flexions- oder Ableitungs.svlben fallenden Reimes, Aii-
stössige zu vermeiden. Ware übrigens der \'orziig des
Reimes auf der Stamms« Ibe wirklich so gross, aU Pog-
gel .sich ihn dachte, so folgte natürlich daraus, dass der
Reim auf den andern -Svlben verhälfnissinässig missfallen,
und mau daher, um eluas, in he/iehiing auf den Reim,
dem strengen Kritiker Genügendes hervorznbrini;eii , fast
nur mit Stammsvlben reimen dürfte, welches für den
deutsehen Dichter freilich eben keine schwere Aufgabe
wäre , da theils durch die .^Jeiige ein.iylbiger Wörter und
der Zusammensetzungen, wo die Eiidivibe, wie in Roten-
Strauch, einen llauptaicent hat, theils dnrch die Eigeo-
thümlichkeit des deutschen Wortes, dass der Hauplaccent
durchgängig nur auf Stammsvlben fallt, die Sprache sellbst
die reimende Stammsilbe so häufig darbietet, dass andere
Reime, wenn auch gar nicht vermieden, dennoch selten
werden. Um sich davon zu überzeugen , braucht man
nur Reime, in denen, wie in heilsam, wunderbar, Einig-
keil, Königin, Bewunderung, und in einer ."Menjje sonst
gebräuchlicher Wörter, die Endsvibe den Kebenaccent
bat, der Anzahl nach, mit andern zu vergleichen. Man
wird finden, dass jene Reime oft in Gedichten von hun-
dert und mehr Versen nicht ein einzigesinal , und so im
Ganzen genommen sehr selten vorkumnien.
15- Wir müssen demnach den Vortheil des deutschen
Dichters, hinsichtlich des Reimes auf der Staniinsylbe,
eingestehen, und haben keineswegs die Absicht, ihn nicht
in seiner ganzen Wichtigkeit zu zeigen; allein wäie er
aurh wichtiger, als wir zugeben können, wäre er grösser,
als Poggel selbst ihn machen wollte, so dürfte man den-
noch weder schon allein, noch auch vorzüglich dieses
Vortheiles wegen, den lateinischen Reim unbedingt als
widrig und geschmacklos verwerfen; man oiüsste denn,
wenn auch nur stillschweigend, den englischen , und ge-
wiss nicht minder den französischen und den italienischen
ebenfalls für widrig und geschmacklos erklären, nozu
doch Poggel wahrlich weit entfernt war, Jemand veran-
lassen zu wollen. Hätte der scharfsinnige Ae»thetiLer
von Allem, was wir zur Vertheidigung lateinischer Renn-
161
152
>fi>». 111 iUescr und in ilei oben erivälintrn Schrift rer-
ciiiifiMi, auch nur di« »uUtzt aiijjcileutrte Folffe seines
Aussiiriuhcs rnistlich orwci;,'cn , so wäre er wohrschcin-
lieh 111 «•iiifiii tiefer lic(;rüiiile(en uml auch «iilil ilem
Jaleiiii.ichrn Keiim- i;iiiistij,'ercn ilpsultatc (felangt. Wir
«liirfiMi es iiiflit vcrhi-hlrn, ilass wir {fpradc in «liesem
PuiiclP Poggel's (iriiiiillichkcit , sohio sein feines Gefühl
für nuüiikaliscUe Srliiinlieit iles Verses, ilie er an einigen
tieihchteii von Güthc «reffend gezeigt, vermissen.
l(j. So konnten wir denn auch in den von ihm aus
dem (lies irac , zur Hechtfcrliguiig seiner Aussage, mit-
^etheilten '*'ersrn die widrij;» oder doch matte Wirkung
«Ics Heime» so »eiiifj mit dem Kritiker fiililen, dass wir
»ielniehr jenes Gedicht, worin jedoch auch uns die Stro-
phe qtti Maiiam nisolvisti etc. ") minder gefällt, zum
Beneise für unsere entgegengesetzte Ansicht, die gewal-
tig angreifende , wunderbar tonende Strophe;
Tuba, mirum spargcns sonum
Per sepnlchra regionnm,
Coget oinues ante thronum,
aber da anführen würden , wo es darauf ankäme , die
vortrcH'lichste, höchste Wirkung des mit Wort nnd Ge-
danken einstimmenden Klanges in lateinischen Reimfersen
an einem Beispiele anschaulich zu machen. Dass aber
Poggel die Wahl seiner Beispiele auf das so allgemein
bekannte dies irae beschrankte, ist eine Veranlassung
mehr zu unserer Vermuthung, der sonst b^ gelehrte, als
geistreiche Beurlheiler möchte, als er seine Theorie de»
Reimes und der Gleichklänge herausgab, sich noch
wenig mit gereimter lateinischer Poesie des Mittelalters
und neuerer Zeit befasst, wenigstens es in diesem, von
den Kennern der classischen Literatur der Griechen
und Römer gewöhnlich nicht geachteten, Zweige noch
zu keiner vertrauten Kenntnies gebracht haben. Wurde
diese l'ermuthuog zur Gewissheit, so bliebe uns Poggel's
Schrift, die bis Jetzt wohl wenige mit so grosser Auf-
merksamkeit, als wir, gelesen, dennoch ein schätzbarer
Versuch in einem wichtigen und gewiss nicht leicht zn
behandelnden Gegenstande. Wir fanden in literarischen
Blättern eine rühmende Anerkennung seines Verdienstes,
and wünschen, gegenwärtige Widerlegung seiner, den
S) Kind's Ucbcrsctzung dieser Strophe lautet :
Oei- Marien könnt vcrzoili<>n.
Und sein Olir dem Schneller leihen,
Lasst aucli mein Voitrau'n gedeihen.
Dass diese Verse das Original nicht erieiclien , würden
wir selbst gegen Poppcl behaupten, geben ihm jedoch
den Vorzug der deutschen Reime auf der Staniiusj Ihe zu.
In der Uehersetjung der Strophe confutatis niaiedictis etc.
niissfallt uns der helle lUang des Reimes , wodurch die
Verse
Wenn die Flammen , hciss entglommen ,
Die Verdammten bingcnomnien,
nur noch schlechter werden. Glücklicher ist Kind im
Reime der Stroplie tula mirum spars^ens sonum etc., wo
Ircilich auch dem elendesten Ueberselzer einleuchten
mbsste, dass, ohne den Wundetklang in etwas nachzu-
ahmen, alle Miihe vergeblich sein wtirde. Wie gross ist
dennoch auch liier im Ganzen, im Klange i'iberhaupt,
und selbst im Renne der Unterschied!
Reim in lateinischen Gedichten betrefTendeo, Ansicht
möge dem geschmackvollen Kunstrichter einiger Beach-
tung nicht ganz nnwertli scheinen, übrigens überzeugt,
dass er iu unserer Frcimütliigkeit ^Nichts übel deuten werde.
]7. In der öfters erwähnten Abhandlung über den
Gebraucli des lateiiiisclipii Reimes erklärten wir uns,
theils in historischer, theil.s in Hinsiclit des Rhythmus
und der Versarten, in welchen der Keim zu empfehlen
sei, theils auch hinsichtlich des Technischen nnd der
künstlichen Bildung des Reimes, mehr oder weniger aus-
führlich über Manches, was wir in dem gegenwärtigen
Aufsatz nur andeuteten oder gänzlich unberührt liesseu ,
des.seii Hauptzweck ist, die lateinische Reimpoesie gegen
das Ansehen eines sie ästhetisch verwerfenden Kritiker»
zu schützen. Dagegen mnssfen wir, eben diesem Zwecke
gemäss, hier Einiges näher betrachten, was wir in jener
Abhandlung gar nicht oder nur andeutend beachteten,
und insbesondere, hinsichtlich der musikalischen Wir-
kung, den lateinischen Reim mit andern, vorzüglich mit
dem deutschen vergleichen; daher diese Abhandlang eini-
gerniassen als eine ICrgänzung der lateinischen anzusehen
ist. Wir begreifen übrigens wohl, dass nach Allem, was
wir zur Empfehlung und Vertheidigung des lateinischen
Reimes sagten, doch nur die Erfahrung, auf die wir uns
daher beriefen, unserer Ansicht dauernden Beifall ver-
leihen könnte, dass folglich unsere Bemühung nnr inso-
fern nicht vergeblich sein ivürde, als wir Kenner der
Latinität dadurch veranlassen möchten, sich mit der rei-
menden lateinischen Poesie hinreichend bekannt zu machen,
um ein eigenes Urtheil über den dichterischen WertiL
derselben fällen zu dürfen. Gelänge es uns hierin bei
einigen unter den Philologen, welche das Studium der
Alten nicht unfähig gemacht, das Schöne in jeder Ge-
stalt za fühlen und zu schätzen, so würden sie, deucht
uns, die vorzüglichsten Reimgedichte genauer betrach-
tend , sich bald mit dem Reime befreunden. Sehr viel
Vortrefl'liches würden sie freilich in einem durch den
Inhalt eng beschränkten und nun schon läng.st beinaht
verlassenen Fache der Poesie nicht finden, aber doch genug,
um die ihm gewidmete Zeit keineswegs gereuen zu lassen.
Manches Schöne nahm ich, den dichterischen Werth bei den
meisten Stücken vorzüglich beachtend, in die meiner latei-
nischen Abhandlung beigefügte Sammlung auf, tro ich
auch in Anmerkungen einige auszeichnete. In dieser
Hinsicht gehört zu dem Vorzüglichen aus lateinischen
Reimgedichten Mehreres aus der Zeit der Kirchenväter,
wiewolil weniger des Reimes wegen, der, im Ganzen
genommen, in ihren Gelängen noch auf wahllose ßegrän-
zung des Verses , ohne Beabsichtigung künstlicher Wir-
kung, beschränkt bleibt. Merkwürdig ist jedoch schon
des h. Augustinus yid perennis vitae fontem, und noch
weit mehr, bei ebenfalls trochäischcm Accentrhjthmus,
desselben Antidotum contra peccatum, quid, tyranne.,
quid minaris. Aas dem späteren Mittelalter und der
neueren Zeit sind vor andern ausgezeichnet das Stabat
mater, das Die» irae und das nicht so allgemein bekannte
Cur mundus militat; die Naenia moniulium et Heloisae,
Requiescat a labore etc.; Tandem audite me; Lauda,
Sion, salvatorem; Quando parvum cerno deum; Crus
ave ienedicta; /(Ititudo, quid hie jaces; Pone luctumy
153 154
Magdalena: «eiliger schön, olj;loicli noch sehr «chb, in reiiiiPiiilcii Verden iiai hscl.ililcl , suiulcru es snnar Sic-
hler genannt zu »erden, scheinen mir 0 imperatrix wagt l»abe, ilen Reim in ähnlichen Versuchen zo. ein
coelitum; 0 geits Leutu coelitum, nn.l liele andere Hjin- pfchlcn »). Wahr bleil.t freilich, «iass ich ilessenungc-
iieii (liier Lieder ans der iii ueren Zeit. achtet in den allen Rhythmen eine hiiliere Schönheit er-
IS. Wenn ich die hier ausgezeichneten Gesänge auch kenne, und sie auch iin ueit sriN'ern 'Jheile meiner
in poetischer, und nainendich in Hinsicht auf die >Vir- Ucbersctzung.-n , in eigenen (icdichleii aber ohne Au»-
kniig des Reimes, merk» iirdiir , und einige in ihrer Art nähme gebraucht liabe, Classische 3hinner, dachte ich,
mrlreiriich nenne, so folge ich nur meinem eigenen Ge- durften mich schon dc«s» egen minder strenge tadeln, be-
fühle und ürtheil, ohne zu berücksichtigen, »as Kunst- sonders, wenn sie dazu noch gestehen nnissten, dass mein
richler früherer und unserer Zeit darüber ausgesprochen gereimtes Latein so rein als das reimlose, und beides
haben. Von Anerkennung ihres Werthes erhalten wir <loch nicht gar zu unrein sei. Sie hätten dann in mei-
h immer neue, erfreuliche Beweise. Manche Philo- nen Nachbildungen der Schiller'schen Gedichte: (/le G/ocie,
HOC
Jogen und sonstige Kritiker »erden freilich darum beim CansnndrH, eins Siegesfest, Ritler Toggeniuig, und
Lobe solcher Dichtungen nicht minder zum Achselzucken vieler anderen, sowie in der Nachbildung des Güthe'-
geneigt sein und ihnen höchstens ein historisches In- sehen Liedes der Küiiig in Tliule, des Uürger"scheu Scliica-
tcresse lassen. Es ist ja auch grundgelehrten Männern nenlied, des lliiltv'schen Freuden auf den Weg gestreut,
nicht immer gegeben, sich im Gebiete der Literatur und "'"' «le« Uhland'scheu Suchtreise , die Widerlegung der
Kunst zu einer unbefanjreneii , vi.rurtheilsfreien Ansicht vermeintlichen rnmöglichkeit in classischeni Lateine zu
zu erheben. Mancher Philologe miichtc wohl schon dess- reimen. Dieser Umstand mochte wohl nicht wenig dazu
wegen ron dergleichen Dichtuncen nichts huren «ollen, beitragen, sie endlich mit dem Reime selbst auszusühueu ').
weil bekanntlich viele von Jesuiten verfasst wurden. An- tusit.
dere , wenn auch ilen Reim duldend, künnen sich den- _^— ^— — — ^— ^— ^^— — — ^^— ^— ^— — — ^— ^^^-.— ■
iinch , der unreinen LatiniMt halber, nicht mit ihnen be- Q^ Daher dann auch Mauritius ScytTeri, in der Voiride zu
freunden, wobei man, sonderbar genug, auf ilie schon seinen NaclibilJungcn einiger Gedichte von Sciiiller und
in der Anmerkung 4) berührte Behauptung gerathen, Gmji^e^.^n.icli zum <;«x as«-»,iWiomool6/cu(,j gci«^c,il.um
nur Kirchen- oder Monchslatein vertrage sich mit dem lO) uVbngc"ns"dürften sächsische Philologen wohl auch in
Reime, während in einigen Reimgedichten selbst aus meiner poetischen Spraclic Kathuiicitat «illorn; wenn
dem Mittelalter nur wenig, in manchen aus neuerer Zeit ' dieses HHi*n,' wie der wuhiuiiljeiidc und gelehrte llcor-
abcr nichts Unclassisches vorkömmt. Der seliüno Gesang • theiier iiuiner poemata luüna tu wissen scheint, in niti-
Tandem audite me verdient auch der Latinität wegen ner Prosa «hklich begegnet ist , woran ich jeducli zwci-
, 14 1 I^• 1 II- feie, und ein Missverst indniss vcrniulne. In der Tliat
eine besondere Auszeicliiiuni;. Uie oben ijenannten ue- , , c ■ i ui i j i • i^i i ,
. , „ ,. . , , , , r I 1 scheint es nur last unglinbhch , dass irgend ein Pliilolosc,
dichte sind alle religiösen Inhalts; oh profane lateinische „„,1 „^,^1, „,^1,, dass ein sachsischer Hermann sich jenes
Reimgedichte aus dem rtlittelaller auf uns gekommen, Au^drutlcs, hinsichllicli meines Lateins^ l>cdicnl haben
die man, in ästhetischer Hinsicht, mit jenen vergleichen sollte, eines Ausdruckes, der lieilicli , wiewohl, insulern
dürfe, berücksichtigen wir nicht. Ans neuerer Zeit könnte er prolestanti:cbe Lalmilat ül.er katliolische cihübc, ab-
, . ,' • I I n • 1- I 1 \ i jieschniacivi und lächerlich, dennoch, in Bc/ieluuiK auf
man hier Komisches und Possierliches trenug und, liebst T ■ i i i, j l- .u ii . i ■>-">;"u..„
1 ^i V ■ lateinisch scnreibende Katholiken nherhaiipt, einen ver-
anderm, aus der Burschenpoesie das }hhi est proposilum „ünftig. n Sinn haben, aut meine Prosa aber, oder aiit
erwähnen, aber nicht leicht etwas finden , ilas , den Reim meine poetische Darstellung nur von classischer Sinn-
hetrelFend , eine besondere Aufmerksamkeit verdiente. losigkeit angewandt werden könnte. Gar ergötzlich ühri-
Zu ernstem, moralischem Inhalte gehört Mich. AVeber's gens wäre es mir, wenn ein sächsischer Philologe auch
lateinisches Gesangbuch (Halle, \H2h). Lateinische Kir- ""V»" I'";' .l>'' sechs meiner lateinischen Sat.e die Ka
, ,. , , ^ , , , ' . , • 1 • 1 tholicitat darlhuii wollte; nur niusslc er den lieweis nicht
chenlieder anlangend, begnügt man sich, so uel ich j^ ^l_,i„^,, Wörtern der Knchenvaler. wie anaelicus ,
weiss, schon lange mit Auswahl aus dem Vorhandenen. redemptur , saUator, die ich andern vorgezogen hahe.
Viele sind, zum gottesdienstlichen Gebrauche oder auch suchen. Zum Danke dalür üliernahmc ich es gern, ihm
nur ihres dichterischen Werthes «egen, in neuere Spra- in seinem oder in siincr Landsleule Laicin ilie Sa.\oni-
chen übersetzt worden. citat , wo möglich , nachzuweisen
,r\ ip- t 1 1 1 • 1^ 1- 1 , • 1 ij Den Anstrich aber der jetzt lateinisch scbreihendcn
19. Hiiiien Zuwachs aber erhielt die lateinisrhe Kenn- „ i , . i j „„i j„ v: ■ i
. , , I'ranzoscn anlangen'l, den. nach der Vcisiclierur.s nui-
poesie besonders in neuester Zeit, wenigstens in Dent.sch- „es hociunachlenden Keccnsenlen , man in Sachsen an
land , durch die lateinische Nachbildung vorzüglicher Ge- meiner Prosa tadeln würde, hatte icli, der Wichtigkeit
dichte aus neuern Sprachen. Denn, wenn auch die niei- des Gegenstandes wegen, grosse Lust, zu beweisen und
sten Ucbersetzer, unter denen B. G. Fischer vor andern eiuleuchl.nd zu machen , was w^ohl eine nicht kuizere
II < I I i> 1 1 Ii I V _„ Untcrsiicliiing, als der l.ileinischc Reim, eilordcrn iiiiichtc,
lu nennen, selbst da, wo ohne Beihehaltun;' der l'orin , i i , i i , j r i ii
. , , . , ' und was ich daher hier nur andeuten darl , obwohl es
des Originals an Lein Gelingen zu denken «ar, dennoch, wirklich mit jenen, bcme in einiger Beziehung steht:
obsehon ineistens wohl nur ans Ehrfurcht vor der Classi- da man ja beliauptdi könnte, iler Heim vertrage sich
citat, nicht reimen wollten, so wagten es doch , zugleich allenlalls mit der kaiholcschen , keineswegs aber mit der
mit mir, Füglistallcr, Heine, Niethammer und Andere sächsischen oder reinclassischen l.alimtat. Ich behauple
mehr; so sehr wir auch Ursache h.itten , herben Tadel demnach zwar ohne Pewcis jedoch alle Philolooen
, „ , i , ^ „,. , , 1. 1 1 • zum Heile der neulateinisehrn l.ileratnr um den Beweis
and Belächeln zu erwarten. Mich vornehmlieh mnss bei- ^^^ Ge..enlheils hitlend, ich heh.^nplc, dass, wenn wir
des um so ge» isser treffen, da ich nicht allein mehrere jij Richtigkeit in der r.edeulnng des einzelnen Woites
von Schillers herrlichsten Gedichten und noch Andere» und die Kichtigkeit im Einzelnen und in der Vcrhindunp
G) mnanalzeilunij. 'I
155
15G
mchrrirr Siitzc oilrr Perioden aiisnclinien, kein Aiulricli,
kl in culor tali"iis walirziineliiiu ii sei, den man liir iiiciit
cl^issi'cli rikl.urn düili'; daj.s iiaiulicii .illerdiiigs, iiebuti
der .inj;cil('iiteli'ii Biclili;;krit , sich eiii yewissci Nalional-
iiislricli, 7.. H. ein Iraii/.ösisclur von einem deutschen,
hei ni.inchen L.ilinistcn nnleischcidin Irissc; d.iss aber
dieier Anstiich in der Kiai;e, ob der Deutsche oder der
^"r^ln^osl' besser Lotrin sclireibe, durchaus nichts cnl-
»chyide ; dass man im rie^enlheile , jener Eigenthiimlich-
k.'it uniieaclilel , detitlieli , lelih.ifl, anmulhig. erhaben,
mit einem Worte, schon, und schon, wie die Alten,
seiirciben könne , und alles ilieses aus dem Grunde, weil
die Alten selbst , von welchen wir die classische Rrchtig-
keit lernen nnissen , keinen andern gerneinsclialllichen
Anstrich, als den, welchen iliesc Kichti^keit gibt , haiien,
und daher .uisserhalb tierselhcn kein cntor littinus 7U
finden ist , nach «lern nian einzelne alte Schrit'lsteller,
hinsichtlich der classisclien Latinilat , betirtheilen müsse;
dass wir tolglieh , auch bei Vcri^leichuni; de- Alten mit
den Neuem, keinen solchen classisclicn Anstrich anwen-
den können, un.l hier die Aelinlichkeit mit Cicero, Cä-
sar. Liviiis, Tacilus, j'>berhaii|it mit eitieui der \'orziijj-
lichen Muster des lateinischen Sl}'ls, allerdings mit vol-
lem Rechte riilmien , aber ileniioch den Mangel an die-
ser Aelinlichkeit nicht als einen Beweis von unclassischer
Latinitat aiduhren diirten; wiewohl es sich von selbst
versteht, dass der mit der Sprache der Allen vertraute
Lateiner, wenn er sonst nach einer schonen Darstellung
sfrehrt, immer mehr oder «enij'er Aehnlichkelt mit jenen
Mustern /.ei;;en «erde.
Es ist demnach, unserer Ansicht gemäss^ eine zweck-
widrige Anmassung, die ^iciltclassicitat des Neulateiners
durcl; seine Germanicital, Gallicität, Hispanicität u. s. w.
beweisen zu wollen; wenn man unter diesem Ausdrucke
etwas anders als eigentliche Germanismen , Gallicismcn
u. s. w., etwas anders als sündigen gegen classische Rich-
tigkeit im Gebrauche des einzelnen Wortes , oder im
Satze uud in Verbindnng der Satze versteht. Solche
Neologismen entstellen die Sprache des Neulateiners, und
nur sie, nicht aber der unabhängig von ihnen bloss in
der Einbildung begründete, geben ihr eine der classi-
schen fremde Farbe, Nach diesen aPso urlheile der Kri-
tiker, ob der Neuere als nnclassisch Tadel verdiene,
hüte sich aber dabei, was leider die meisten nicht für
nöthig halten, vor zu grossem Vertrauen auf sein Wissen,
damit er weder Neologismen sehe, wo keine sind, noch
einen für den andern, z B Germanismen für Gallicismcn
au-gebe ; noch den Schriftstellern einer Nation Neologis-
men beilege, zu denen sie ihre Sprache nicht verleiten
konnte, wovon Hand [Lehrb. des lat. Styh ^ S. 153) ein
auffallendes Beispiel zeiget , indem er contendere für
meinen zum Gallicisiniis macht, während die Franzosen
von contendere nur contcndant und diess in anderer Be-
deutung brauchen , und contendere übrigens von Fran-
zosen wie von andern 1. atinisten lur behaupten, und frei-
lich auch, insofern behaupten und meinen synonym sind,
für meinen gebraucht wird. Auch existere für esse soll
Gallicismiis sein; aber Franzosen, die nicht gar zu
schlechte Lateiner sind , werden es wohl nicht häufiger,
als Deutsche, für esse, oder doch nur in Fällen dafür
brjuchen , wo man in den Alten existere , ohne den Sinn
wesentlich zu ändern , durch esse ersetzen kann. In
Stümpern wimmell es natürlich in Frankreich, wie über-
all, vim Neologisnien. Viel schlimmer, als dem sonst
trefflichen Hand in Anführung einer sehr geringen An-
zahl, gellt es vielen andern Philologen in ihren l.ingen
Verzeichnissen von Neologismen , Barbarisnien ii. s. w.
Wer von diesen etwas mehr als den Titel kennt, den
ilürfle es wahrlich nicht wundern, wenn ein Sachse ihm
Germanismen, ein anderer Gallicisnien nachweisen zu
können glaubte. Meinen ist freilich nicht Beweisen. In
meinen Schriften habe ich selbst Einiges als unclassiscb
IH. (lynifinsiiiin iiiid lltalsclitilc in iliifi V fi hiii-
diitip; y.ii >V(irins ' ).
Eine Rede, goliaiten in Worms am 20. April 1842
\'i)ii
Dr. Am/ Düthey ,
Grossberzogl. Hessischem Obersliidienrath , Ritler des Vcrdienit-
ordens Philipps des Grossiniithigen. Director des Gym-
nasiums zu Darmstadt etc.
Es liej;t ZHar in dem Wesen niensrhlirher Gemütlis-
stinimanir, dass, wo eine neue Schöpfun;; lerbessrrfer
Einsicht uiiil TiifSti^keit siclitbar hervortritt und keilent-
saiiiP Folffen für die Zukniift lerheisst, aneh die Hiifl-
nniijfrn und Wünsche der Tlieilneliiiienden vurzngsneise
auf die Zukunft gericlitet sind. Aber indem ich liüherein
Auflrag zufolge, um die von der .Mailt Worms beaiitra^lr
Uiii^estaltiin^ und Eriveitermig Ihres Gvnina.sinms /ii voll-
ziehen, an dieser Stelle und vor dieser hochverehrten
Vprsaniinlnnjj auftrete, fühle ich mich ^leirliwnlil nicht
minder von der Eriiinrriint; an eine {{rosse Vergaiigenlipit
(lurclidrun|;en. Die Stadt Worms, für deren Interessen
Ich heilte einen Beitrag, wenn auch nicht der Tliat,
doch der Gesinnun;^ iiixl lies Willens zu leisten, die Klirp
habe, ist jedem Gebilileten lieb und thener ; denn in
den tC^niiithliehen Träumen früher Jujjend sowohl, wii»
bei den » issenschaftllchen Forschiinpeii späterer Jahn-
sieht er sie pranj^en in zahlreichen Gemälden der weit-
geschichtlichen Halle durch zwei Jahrtausende hiniliirch.
Die Weltherrschaft iler ewijfea Roma im Kampfe jjegeii
die t^erniaiiisrhen ürbeHiihner des Landes, der Wonne-
gan lind Rosenf;arten aHileiitscher Poesie , die Palatlen
und Wusterwirlhschaffeii des grossen Karl, die geflügel-
ten DoniierHorte des heil, ßernharil von Clairraux , die
Morgenröthe der modernen Cultiir nnd die kirchliche
Reformation, die wechselnden Geschicke des linken Rhelii-
ufers und der zu patriotischer Einigung mahnend« Van-
dalismns barbarischer Mordbrenner sind eben so viele*
Denksteine, welche, in den Bau der Zeiten gefügt, den
Namen Worms verewigen.
.Aber nicht bloss der Schauplatz grosser und erschüt-
ternder Ereignisse liegt hier vor nnsern Augen, sondern
auch eine Wiege jener städtisch - bürgerlichen Cultur,
deren zeitgemässe Förderung uns als ein heimisches Erbe
schon aus den Zeiten der Hansa and lies rheinisrheo
Stadtrbnndes überkommen ist. Mitten unter den Zerrüt-
tungen, welche durch Hierarchie, Feudalismus tmd Faust-
recht über das Menschengeschlecht kamen, ^jft-hteten
sich die Tugenden stiller Häuslichkeit in di«^lauern
aufblühender Städte, die in ihrem Schoosse «tfircli Han-
verworfen und verbessert , wozu noch tanquam primo
intuitu (Cicero sagt primo quasi adspectu) discernere,
und wohl fluch versibus vertendis decem annos consecrare,
und prnfundiore linguarum studio, vielleicht auch non-
nihil (für paulo) auctior , und anderes gehören mag;
denn wer darf hoffen in der todten Sprache , in Betreff
der Correctheit, mehr, als die grösslen Schriftsteller in
lebenden, mehr als Göthe iu der deutschen, zu leisten?
1) Wir glauben recht sehr im Interesse des Publicum^ zu
handeln, wenn wir diese Rede, die auch besonders ge-
druckt ist, hier mittheilen. Anm. d. Redact.
157
158
t\f\ iiiiil (icMeilie \l olilstanil meii);ten anil in einer Wrlt,
die nur Herren uiiil I'i.nei'htc kannte, ein AstI biir^^er-
lit'lier Freiheit <-riil)'iii'l('n. In ilen rheinischen Städten
zuerst nfichst ilen iiiniliarilisilien erhöh sich lier früheren
Jahrhiiiiderten rrenid j;pt)ordeiie Biir^er.<s(and , welcher al«
Han[itiirli<"lier aller ni'it^llchrn Tliätigkeit die Reime «ler
ln'iMi^'<-ii Ciiltiir /iiMicist ^«'pHn^t nitd zur Anslwjdiin;^ vi>-
braclir hat, und lilierall , tvu dieser .Stand /niii lieitusüt-
»eiii niiil Si'llisfgefiihl seines Wesens gelangte, bildrte
sich mitten aus dem Chaos rnn Meuterei, /erstüriin^,
Y'er» Hstnnj; und Uiiterdriickunjf heraus eine neue hiirter-
lichr ürilniiiig der üiiijfe, auf die Gliederung {.'ewerb-
licher C«r|iorati(iiien unter der LeituiijJ städtischer Obrig-
keiten, auf sichere Rechte Und n iihiern orbeiie Priiilp|rien
tfestülzt ; und nie einst im Alti'rthuni die feinere üildnii^
als ein Vorrecht der Weilstfiilte mit dem Hainen der Ur-
banität bezeichnet »ur<le, sn führen Namen und Wesen
unserer heutigen Ch ilisatiiiii an tausend leitentlen Fäden
auf das germanische liür;;ertlliim zurück. Felille es je-
nem Stäiltewesen auch nicht an gewaltsamen und rer» ir-
renden Ue»eguiigen, so waren diese doch i<in Standes-
interesse und Standesehre nn höheren Tendenzen gi-ho-
beii , und so wurde aus Geist und Leben des llürgerthnms
die neuere Zeit mit <ien Hanpteleinenten des modernen
Staats- nnd Viilkerlebens geboren, während in den ost-
lichen Heimatlihlndern der menschlichen Ciiltur bei schein-
bar ruhigerem und geregeltem Gange der Dinge nur die
Ver»esuii}j einer innniienliaftcn Leiche sich erhielt.
Welch wichtige I ehrenvolle Rolle die Stadt Worms
schon damals als ein ILiiiptsitz des neu gegrünileten IJür-
gerthunis gespielt hat, wie sie dadurch zu tiiosse, Alachl^
Reich'hiim und Ehre gelangte, wie ihr Werth anerkannt
wurde ron Kaisern und Königen, die sie zum Lieblings-
sitz ihres Anfenthalles und zum Versammlungsort ihrer
Feslgeprange erwählten, diess Alles ist zwar Miemand
unter uns unbekannt ^j, doch darf ich daran erinnern als
eine glückliche Vorbedeutung für das, was zu besclialfen
ans heute obliegt. Vergleichen wir nämlich die Bestre-
bungen jener Zeit mit denen iler Gegenwart, so zeigt
sich, dass beide auf ein nnd dasselbe Ziel gerichtet sind,
die iCrhebung des Bürgerfhnms. A!er es fehlte dazu
jener Zeit ein Element, dessen Möglichkeit erst durch
die Fortschritte ron Jahrhunderten rerwirkliiht werden
konnte , dessen Wiihtigkeit erst in der Gegenwart er-
kannt wird, das Element des bildenden L'nterrichls und
2) Bekanntlich hat die SLidt Worms in einem ihrer Gym-
ns^allclnei , Hrn. Dr. Lange, ihren Gcscliiclitschreiher
gfWnden , der sich auch um die Anordiiuns nnrl Nutzung
tWft- stiidtisclien Archivs l'iir wisscnsch.iftliche Zwecke ver-
dJKit gemacht hat. Das glänzendste Zeiijniss der Ge-
sinnnnj^slreiie hat den Worniscr Bürgern Kaiser Hein-
rich iV. ausgestellt, nnd sie vor allen andern Bürgern des
Bcichs als die \viir<!igsten erhöht in einer Urkunde, wel-
che liühnier {fle^esla S. 93) unter dein 18- Janmr 1074
ansetzt , und welche bei Schannat hist. episc. fVorniat ,
toni. I. •p^o' ^42 abgedruckt ist. Vcrgl. laiden's leutsche
Geschichte B. 9. S. 208 und 423. Auch die älteste mir
bekannte Schulordnung Deutschlands gehört der Stadt
Worms, sie ist vom Jahr 1260 und findet sich hei Schan-
nat tnni. II. p. 128 Nr. l47. Die Zerstörung von \\'ornis
im Jahr 1689 ist iu ergreifender Weise dargestellt von
Lange S. 53 IT.
der H'issrntchaftlii heil Erkennlniss. Längst sind die Wis-
senschaften nicht mehr das ausschliessliche Eigenthuni
einer gesonderten Kaste, sondern zum Gemeingut aller
Stände geworden, nnd wie wenig sie auch jemals von
iliren iu der Tiefe de» Alterthiims «erborgeneii Wurzeln
losgerissen werden können, so haben sie ilnch auf «er-
schiedenen Boden reriid.inzt und zu ver>chiedeneii Be-
dürfnissen benutzt, eine Vielseitigkeit des Gcrlfalts und
der Bestimmung erlangt, von welcher die ^'orzeit noch
keine .Ahnung hatte. Lisbesnnd.re ist es die Natur io
ihrem gesammten limfang, der Erwerb nnd die Benutzung
der natürlichen (inter und die Regnlirung aller darauf
gegründeten Thätigkeiten des Ackerbaus und der Ge-
werbe, des llanilels und \ erkehrs , was nicht bloss die
praktische und inechatiische Thätigkeit der heutigen !>leu-
schenwelt in .Anspruch niinuit, sondern auch in Systeme
des Wissens georiliiet ein wesentlicher Bestandlheil der
iiiodernen (ieislesbildiiiig geHorden ist, und eben desshalb
eine sell.slänilige Berdi ksichtiguiig in dem dazu führen-
den önenllichen Uiiterrii hie erfoidert. Wie dieses Be-
dürfnis sich allmählii'h g.'bildet. welche Versuche man
zu seiner Befriedigung gemacht, «elcher Zustand der
Dinge sich daraus entwickelt hat, ilarübcr zu reden, ist
jetzt um so weniger lonnüthen, da dieser Gegenstand
schon seit vier Jahren die Aufmerksamkeit und Thätig-
keit derer beschäftigt hat. welchen zunächst und haupt-
sächlich die Fürsorge für die Wohlfahrt ilieser Stadt und
ihrer stäiltisrhen Institute obliegt, und da es ihrer Eiii-
gii^t nicht entgangen ist, welilie Beziehungen sich dar-
aus für die wünschensweithe Gestaltung der ersieu und
wichtigsten Schule dieser .Stadt ergeben.
Das (iyinnasium, dem heute die Theilnahine der ver-
ehrten Anwesenden gilt, hat zwar schon seit Jahrhun-
derten in anerkannt ruhmwnrdiger Wirksamkeit bestan-
den; aber in Folge der politischen (Jmwälznngen. welche
die ersten Decennieii unseres Jahrhunderts erfüllten und
unter einem zwar mit Geist und Geniüth würdig streben-
den, aber leider des .Augenlichts hiranbten Dirertor, war
es zu einiger Verkümmerung herabgesunken, und erst in
beruhigter Zeit und in einem neuen Staatsverbande wurde
es einer geregelten nnd treu fürsorgenden >'erwaltung
möglich, auf die Heilung der überhand genommenen Ge-
brechen Bedacht zu nehmen. Zu den reichen Segnun-
gen, die eine bessere Zeit seitdem gespeiidit hat, und
deren dankbare Anerkennung erst lor kurzem bei der
2.')jährigen Jubelfeier der hessischen Staalsregiernng in
allgemeiner Begeisterung auf dem linken Rheiimfer sich
so herrlich bewährte, gehört auch die erneuerte Pflege
geistiger Fllaiizungen auf ilein Gebiete dei Kirche und
der Schule. Das Gymnasium in Worin», unter der Lei-
tung zweier Directoren, deren »erdieosle in den weite-
sten Kreisen mit hoher Achtung anerkannt werden , und
unter der Beihülfe frischer und rüstiger Lehrerkräfle
wurde schnell aus seinem ^'erfall einpirgehoben, iiiiil trat
seinen Schwesteranslalteii würdig zur Seite. Bedarf es
noch eines Beweises für die Trefllichkeit »einer von den
bisherigen Lehrern erzielten Leistungen, so finden »ir
ihn mit unverkennbarer Evidenz .ausgesprochen in den
Verhandlungen, welche über seine jetzige Lmgestaltnug
geführt worden sind. Weit entfernt vou jenem revolu-
11*
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160
tiniijirpii \'rrliPsseriiii(;scif(T , ircirher allrs Hosianilcno
iiiiii-liirzrii , nilrr ein alti-s , liölipre liililiiii; l)rztvr('k.oiiiles
lirstidit als iiiiiii'ilz uiiil lerHrrfliili geworilcii, der iVliss-
ijiiiisl ipr.'liiiU'rlcr <>rli;il(niss« iiiiil Gcsi iii;;eii jirei«-
;rl>pii iiK'xhtc, hat ilip huiiinchtliare stfliltiüclio ISeliörile
roll Wiirins sicli ilaliiii aiis;,'('s|ir<iflii-ii , ilass sie (las Gjni-
iiasiiini in spiiiciii lnslicriijiMi Wi-spii und Wirken als ein
nüt/lirlirs niiil « ertliinllfs Institut, als eine Zierde <ler
Stadt und Unisjetfeiid lictraclitp , sie hat einstimmig und
bestimmt fiir lieiliclialtniig von Umfaiii: -*) , Tendenz und
Zneck des Gvinnasiuiiis, ja für VerioUkonimnuntj des-
sellien in dem Sinn und Geiste seines bisherigen Bestan-
des sich entsrhieilen; sie hat die Versicherunj; beigefügt,
tiass es ihr nie in den Sinn gekommen sei , auf das Gym-
nasium zu verzichten, oder den Besitz desselben in irgend
einer Weise preiszugeben. Wie geiviilitig und achtbar
nun auch die ron aiicicrn Seiten geltend gemachten Gründe
für ^'ernandluiig dos Gviiinasinms in eine mit lateinischen
Aelieiiciassen vcrbuiidriie llealsrhule sein, wie rerschie-
den man iibcriiaupt über Beilürfniss und Beriirzugung des
Einen vor dem Andern denken mOge: Eins wird unter
allen Uiiiständen im» iderleglich und unangetastet bleiben,
die ehren» erllie Gesinnung und »ahre Pietät, welche
die städtische Behörde ihrem Gymnasium bewiesen hat,
und bedenkt man, dass die verehrlichen Iiiitglieder der-
selben grosspiitheils selbst dem industrielleu und Handels^
Stande angehüreii, und gerade jetzt mit gebührender Wür-
digung die dringend iiotiMveiidig gewordene Befriedigung
des realistischen ünterriclitsbedürfiiisses beabsichtigen, so
muss jene Erklärung bei Allen, welche die Bildung durch
Wissenschaft in Ehren halten, ein freudiges Gefühl des
Beifalls erwecken, und auch über die Gränzcn unseres
Staates liinaus »ird sie die Geltung einer gewichtigen
und vielen theoretischen Demonstrationen Viberlegenen
Anctnrität ge» innen. Aber ohne Beeinträchtigung von
System und Tendenz des Gyiiinasiunis hielt es die städ-
tische Behörde zugleich für zulässig und ausführbar, die-
jenigen knaben und Jünglinge, welche nicht hüheren
wissenschaftlichen Studien, sondern dem Handels- und
Gewerbstandc bestimmt sind, niclit nur von gewissen Ge-
genständen des gelelirten Unterrichts zu dispensiren, son-
dern auch statt derselben ihnen einen umfassenderen Uu-
terricht in den Naturwissenschaften, dem Zeichnen und
den neueren Sprachen zu gewähren, und zwar in der
Art, dass theils der allgemeine französische und natur-
wissenschaftliche Unterricht erweitert, theils besondere
Lehrcurso für englische Sprache, Physik, Chemie, Bo-
tanik, Technologie, descriptive und praktische Geome-
trie, kaufmännisches Rechnen, Buchhalten unil Modelli-
ren eingerichtet wurden. Niemand zffeifelt, dass auch
hierin die städtische Behörde das Richtige erkannt habe,
3) Ein besonders hoher Wcrlh wurde auf die Beibehaltung
des sogenannten lixeinlionsiecUlcs nelegt , welches den
vollständigen Ausbau des (jymnasiums nach oben und
dessen Gleichstellung mit .illen übrigen Landesgyninasien
bedingt. Anderweitige Beziehungen werden mich ent-
schuldigen, wenn ich dabei bemerke, dass die Erthei-
lung jenes Rechtes an die (iyninasien zu Bensheim , Bü-
dingen und Worms auf einen dessl'allsigen von mir aus-
gegangenen Antrag im Jahr tS32 erfolgt ist
wie denn auch längst iler Director des Gymnasiums, die
localcn Verhältnisse würdigend, darauf manche IVIodifica-
tionen des allgemeinen Stndienplanes begründet, manche
Lehrthäfigkeiten ron allgemeinen Ab.stractionen auf das
Ortliche Beilürfniss zurückgeführt hatte. Schon durch
ihre Lage am Rhein ''), dieser grossen Pulsader in dem
organischen Leben des westlichen Europa, ist die Stadt
Worms auf Gewerbe und Handel als Hanptthätigkeiten
verwiesen, in denen der Bürger snine Existenz gesiclicrt
iindet, und »enn eben desshalb die liier betriebenen Ge-
werbe in Ausbildung und Leistung den Hohepunct errei-
chen müssen, den der allgemeine Fortschritt der Zeit
nöthig macht, so kann dabei eine Lehranstalt nicht iin-
betheiligt bleiben, welche unter t( 0 Schülern nur 5 «<■
zählen pllegt, die zu hüheren wissenschaftlichen Studien
bestimmt sind.
So wird denn in Zukunft das Gymnasium in Worms
nicht sowohl durch Aenilernng, als vielmehr Erweiterung
seines bisherigen Systems, nicht sowohl durch Einführung
einer neuen divergenten Richtung, als vielmehr durch
Zusanimeiifassiing zweier schon bisher vorhanden gewese-
nen parallelen Richtungen das Ziel seines Strebens und
Wirkens zu erreichen suchen. Zwar wollen wir uns nicht
verhehlen, dass die Losung dieser Aufgabe ihre eigen-
thümlichen Schwierigkeiten darbietet, aber das ist nun
einmal die Natur aller menschlichen Bestrebungen, ilass
nur durch Uebcrwindung von Schwierigkeiten das Grosse
im Leben erreicht werden mag. Lassen wir uns nur
nicht irren durch die selbstgefälligen Machtspiüche einer
vorschnellen pädagogischen Theorie und Kritik, welche
unter Aufstellung willkürlicher Principien und Berufung
auf triviale Halbwahrheiten ') zum voraus über die Ver-
bindung von gymnasialen und realistischen Tendenzen den
Stab gebrochen hat. Wir wollen nicht Andern unsere
Ansichten aufdrängen, aber uns auch nicht von Anderer
Ansicht abhängig machen; wir wollen nicht in der neuen
Einrichtung des Wormser Gymnasiums ein Musterbild
für die allgemeine Nachahmung aufstellen, aber wir wol-
len uns auch des Rechtes nicht begeben, die Angelegen-
heiten desselben nach eigener Einsicht zu ordnen; keine
äussere Auctorität, keine conceutrirte Selbstgenügsamkeit
widerstrebender Ansicht soll uns nöthigen , mit unserem
Gewissen und unserer Ueberzeugung zu capituliren. Wie
wichtig auch die speculative Thätigkeit sein möge, wel-
che in der Aufstellung von Theorien und Principien und
in der Handhabung philosophireuder Kritik ihre geniale
Natur bethätigt ''), wir können darum nirht der Phan-
4) Es ist zu hoffen, dass die Stadt Worms bald durch eine
stehende Scliiiri)iiicke auch in Verbindung mit einer Ei-
senbahn kommen werde, \velche das Bhein- und Wescr-
gebict von der Schweiz bis an die Nordsee durchzie-
hen wird.
5) Z. B. Non multa, sed mullum. Aber die mulla des Gan-
zen hindern nicht, den Einzelnen auf das für ihn geeig-
nete multuni zu beschränken : Und wo ist denn die
Gränzschcide zwischen multa und niullum? Wäre nur
erst die alte Streitfrage entschieden , ob Drei viel oder
wenig sei!
6) Die Hegel'sche Philosophie hat der Elementarschule dir
Anschauung, der Realschule die Vorstellung, dem Gym-
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162
tasie der Mode und den Anforderungen der Cutene hul-
digen, sondern wir werden ohne läütige Verwirrung, ohne
presshafte Sublimation nur jenen dauernden Ruhm suchen,
welcher liurch Verfolgung des praktisch Nothn endigen,
Zweckmässigen und Aiisfi'ilirbareii erlangt wird. In allen
Bildungen menschlicher Thfltigkeit hat die Praxis früher
bestanden, als die Theorie und Kritik; sie hat ihre
grössten Schöpfungen in's Dasein gerufen, bevor man über
Princip, liegrilT und Plan sich völlig verst<iiidigt hatte,
Homer ist aufgetreten, bevor eine Professur der Aesthc-
tik und Poesie begründet war, zu den Zeiten des So-
phokles lag die Theaterkritik noch in ihrer Kindheit,
Phidias konnte noch keine Akademie der bildenden Künste
benutzen, die ägyptischen Pyramiden und der Kölner
Uom sind gebaut worden , ohne dass man eine wissen-
sciiaftlichc Theorie der Mechanik dabei zum Grunde
legte. Bis auf den heutigen Tag ist es der Kritik, die-
ser bellua mullorum cnpitum, nicht gelungen, für die zu
beurthcilenden pätiagogisclien Fragen sichere und allge-
mein anwendbare Kormen ausfindig zu machen ; vielmehr
ist bekannt, wie schwer es sei, auf ihrem Gebiete in
dem Labyrinthe moderner Theorien den Faden der Ariadne
festzuhalten. Eine Schule ohne Rücksicht auf örtliche,
zeitliche und persönliche Zustände bloss nach reinen
Principien construirt, ist eine Schlacht, die nach den
Paragraphen eines taktischen Lehrbuchs gewonnen , ein
£pos, was nach den Regeln der Kritik erzeugt werden
soll. Sie bat ein bloss logisches , auf Begrürscntwicke-
lung ') gegründetes, nicht von Gesinnung und Thatigkeit
durchdrungenes Dasein, und indem sie jeden Augenblick
mit dem obersten Grundsatz sich verwirren und martern
rauss, entbehrt sie der AVirkung und Folge, welche
allein aus praktischer Klugheit fliesst. £ben desshalb
aber haben wir es für wahre Weisheit erachtet, unter
möglichster Verraeidang der Principienfragen ^) und der
nasiiim den Bcgrüf, der Universilät den Cüinple:^ des
Ansicb und Anundtürsich zugewiesen. Dass ich dicis
liier nicht ausdiiicklich beaclilet, iiucii weniger aul die
transcenilcntalc Unterscheidung' von llieoretjschen und
praktischen Standen ßueksiclit ijcnoinnieii habe , welciie
scliun in verscliiedencn Schulen streng gcsomlert von ein-
ander bestehen sollen, mag Sciielliii:; leciitrerti^en , wel-
cher CS tiir uninüglicli erklärt ^ iiiit ilcui rem Katioualen
au die Wirklichkeit heranzukoiiiinen.
7) Nichts ist verdeibliclier, als Eingrifle, die auf blosse Be-
griffe gestützt sind. Der wahre Bcgriir jeder Schule liegt
nicht in der iibcl begranzten und scliwaukenden Wort-
bedeutung des sie be/eiclineiu)eu ^auieiis, suiuleru iii
dem, was man aus itir luaclit, wie überliaupt die Voll-
koiiinienhcit der nienscliliclien Dinge nicht in ihrem Be-
griff, sondern in ihrer Wirklichkeit hegt.
Ö^ Es gibt auf dem Gebiete des üffeiitlichen Unterrichts eine
grosse Menge sogenannter Prineiiiieiilragen , z. B. sollen
die Schulen nach Confcssionen geschieJcn sein, oder
nicht? sollen die Lehislellen an Gyniiiasieii mit Theo-
logen, oder Philologen besetzt «erden? sollen gewisse
Lehrer ausschliesslich, oder Ihcilweise dem Gjmnasiiiin
angehören? sollen gewisse Lehrfächer eiucin einzigen
Lehrer übertragen, oder unter mehrere Lehrer verlheiU
werden ? soll der Religionsunterricht in Gymnasien von
Geistlichen, oder von Classcnlehrrrn erthcilt werden?
sollen Schulmänner, oder Tecliniker das Directoriiini
Tun Gewerbschulen führen? sollen Geistliche, oder Welt-
sich daran schliessenden Consequenzen mit natürlichem
Verstand und wuhlnullendeni Eifer d.is Naheliegende zu
ergreifen. Wir siiiil bei der neuen Gestaltung des Gym-
nasiums nicht von schwankenden Theorien ausgegangen ,
sondern von dem ubjectiven Thatliestande des Bedürfnis-
ses, von üeberzeugungen, welche aus der Erfahrung iiinl
Natur der Sache und aus Rücksichten auf d/)s (iemein-
wolil geschöpft sind, und bei deren Aiiweiidniig wir zwar
nicht auf dictatorische Infallibilitat, wohl aber auf ge-
wissenhafte und geprüfte Einsicht, auf dienstliche Um-
sicht und Treue, endlich auf einstimmige Ueberzeugung
aller zunächst betheiligten Individuen und lieliörden uns
berufen dürfen. Dass die Verbindung vnn Gymnasium
und Realschule zu Worms notliHeiidig sei, wird schon
um desswillen ohne Widerspruch anerkannt, weil ihr ge-
sondertes Bestehen sich als unmöglich erweist, nnil folg-
lich das Princip der Snnderung nur mit dem ''erlöst iles
Gymnasiums, oder mit der Enthehrung der Realschule
durchgeführt «erden könnte. Die entschiedensten An-
hänger dieses Princips werden gestehen, dass es in \Vornis
nicht anwendbar sei, und das Princip selbst gleicht ilem-
nach jenen Regeln, die in der Theorie ganz gut bhiii
mögen, in der Praxis aber oft INichts taugen.
Freilieh ist der blosse Zwang äusserer Xnthwrndig-
keit nicht hinreichend, um eine freie und lebensvolle
Regung geistiger Kräfte zu erzengen, und es könnte
desshalb einige Besorgniss hiiisichllich der Lösung des
vorliegenden Problems auftauchen, ^iur um diese Besorg-
niss zu beschwichtigen und die Iloifnuiigen des heutigen
Tages desto tiefer zu begründen, nicht um eine allge-
mein nolhwendige Theorie aufzustellen, sei es mir nT-
gönnt, mit einigen Worten auf die mannirhfaltigen Vor-
theile aufmerksam zu machen, welche aus der Verbin-
dung der gymnasialen und realistischen Schulbildung
entspringen können und, wie wir nicht zweifeln, in Worms
wirklich entspringen werden.
Zunächst ist es ein allgemein bekannter iiiid längst
gewürdigter Erfahrungssatz, ilass alle Wissenschaften und
Künste von einem gemeinsamen Bande der Verwandtschaft
und des inneren Zusammenhanges umschlungen werden,
nnd es ist überall eitel Täusrhnng, dass die Dinge so
hart und schrolT abgetrennt seien , wie wir sie uns oft
im Begrifl'e denken. Erziehung und Unterricht, welche
dem Alenschen eine zweite Natur anbilden und sein gei-
stiges Princip verdoppeln und beleben sollen, müssen eben
desshalb einen möglichst freien Spielraum haben, uo<l
die infellectuellen Fähigkeiten dürfen nicht auf einen
allzu engen Kreis beschränkt werden. Wo es gilt, Men-
schen zu humaiiisiren , uiuss jedes Feld ofl'en, jede Ma-
terie zu Gebote stehen. Der Mensch muss in seiner
Jugend dazu befähigt »Verden, sich Allem anzunähern.
Alles zu ergreifen, was in seiner Sphäre liegt, und je
liehe als Direcforen katholischer Gymnasien tiingiren ?
sollen Universitat>lelirer durch das Institut der l'rival-
docenlcn berange/ogcn , oder aus dem BeamtenstanHe
gewählt werden ? u. s. \r. Hatte ich ein Princip auizu-
stellen, so würde es unniassgeblich darin bestehen, je-
des aus solchen Alternativen entwickelte Princip zu ver-
werfen und iiherall nur das zn thnn , was unter den gc-
ijebenen Umstanden als sacligcmäss erscheint.
If.i.
\Gi
nAli^r diMM «»■.aiiiiiifiit:«-'-»«^' wii«!, )<• "i'"I>f eme Lelir-
trl, all«- k(i|if<- tu pritrcii, alli> Fa'li'ii iiioii»« lili« liir (ialii-ii,
.Ai-i-'ung«-!! uiul Kr.'ir(r in «Irr fiir die imliiidiicllc IViatur
uiiil Ur-tiniiiiuiij: (.'rngiicloii Weisi" xiisaiiiilicii tu »piiiiieii,
um so iiiplir wird man die lliiUiiiing lie({Pii diirfrii, tiirli-
tig» und j;an«c llli-iischi-ii /.u liildi-n, ilie mit der Gc-
•animlhejt ilires Wesens in den Organismus der Gesell-
»rliaft em/.U'jrpifen verni(i!,'eii. Insliesnndere liilden Sprarli-
und Saclikeni.lnisse , linjjiiili- und leale Uildung fiir jede
Leliranslalt, für jedes Individuum eine Z.i eieinigkei«, auf
«leien üurclidriiigiinj; das Wesen aller ((eistigen Bildung
beruht. Da» Eine terglittern, das Andere »erdainmen ,
ist rill in Anlitlieseii verixirrener lliisiiiii. Ueides »on
einander trennen, lieisst die Ndtiir dir .Studien und die
Äatur des ftlensriieii sellisl lerkeiiiieii. Humanismus und
Realismus innren im Uegrifl als lojjisrlie Uisjuiiffioneu
gellen, im Lebe» sind sie iiii lit als gesonderte Grund-
farben, sondern nur als lerscliieden sihattirte .'Mischungen
%orhanden. Die padagogisihe Chemie mag an ihrer Schei-
dung exneriinentireii , um ihre Grundstoil'e desto genauer
SU erforschen, aber zu geistiger Kahrung und Stärkung
•iiid die chemisch geschiedenen StoHe so wenig geeignet,
wie die des Weines nun Wohlgeschmack. AVirklich hat
mau auch nur selten llnmaiiisiiius und Ilealismus nach
ihrem inneren Wesen für iiiiiereiiibar gehallon, meist
waren es nur äussere von der Menge der Lehrer und
Scbi'iler oder loii der 1'ielheit und verscliiedenartigen
Behandlung der Lehrgegenstaiide entlehnte Riicksiclilen,
M eiche ihre \"ereinigung in einer und derselben Lehran-
»talt bedenklich machten. Das Gjuiuasium iu Worms
wird an keinein der sonst befürchteten üebelstande lei-
den, die Kiiirichlungeii sind so getroffen, ilass Raum
genug riirhanileii ist fiir eine bedeutend lergrösserte Schi'i-
ler/ahl, ilas< die Schüler nicht mit Lehrobjecten über-
häuft und durch all/.ugrosse Anstrengung geistig und
körperlich lierubgediückt , dass endlich die allen Schü-
lern gemeinsamen Gegenstände, so weit sie in huma-
nistischer und realistischer Ijeziehung eine verschiedene
Behandlung erfordern, in (larallelen Abtheiliingeii gelehrt
u erden. So »erden beide Systeme eine Einheit bilden,
in Hclcher das sollst Getrennte in gedeihlicher Wechsel-
wirkung steht, eine Kraft die andere xa stützen, zu er-
gänzen, zu verstärken »eriiiag. Alle Lehrer, Einrich-
tungen, Mittel und Apparate des Unterrichts werden bei
vinfachem Auf»ande doppelten Gebrauch und Nutzen ge-
währen küiinen. Der Studirende wird Gelegenheit er-
halten, die Katiirw issenschdften in einer Weise kennen
zu lernen, wie sie theils als wesentlicher Bestaudtheil
"eistiger Bildung überhaupt, theils als Vorübung für stu-
dirende Staats- und Finanzinanuer , Aerzte und Cauiera-
li»ten in unseren Verhältnissen nicht längeT entbehrt wer-
den können. '') Hoher stehende Zöglinge der Industrie
werden dagegen nicht jeneii Elementen der gelehrten
9} Aosfiilirliclier habe ich diesen GcfenslanJ behandelt in
Dieiner Aldiandhing über einen zeilgemässen Fortschritt
in der liiiberen Bildung, Darinst.idt bei Jongbaos 1840,
welche auch in dem socbsten Bande von Friedeinann'«
Paranescu und in Liebig's Annal. der Chemie Bd. 37.
S 221 abgedruckt ist.
Bildung entfremdet iverden, ohne welrhe der mündliche
utiil srbrillliche Verkehr in bürgerlichen Geschälten, wie
bei den Functionen eines städtisi'hen Beamten oder De-
putirten nicht würdig bestellen kann; und es wird, wat
noch ungleich wichtiger ist, die gymnasiale Beimischung
bei den besseren Talenten und regeren Geistern dieser
Classe nicht die Richtung auf ilas bloss unmittelbar An-
wendbare überwiegend werden lassen, sondern in ihnen
den wissenschaftlichen Geist und das ideale .Streben le-
bendig erhalten. Zugleich wiril die den Gunnasieii so
narhtheilign Isolirung verschwinden, welche die gelehr-
ten Schulen von den in Volks- und Realschulen gemach-
ten methodischen Forlschrilten onberiihrt lässt , und sie
geneigt macht , ihre Energie nicht in den Erfolgen iles
Unterrichts, sondern in Uerabdrückung ihrer Schüler zu
suchen und einen grossen Theil derselben für inissge-
scliaffene Ausgeburten der Erschlaffung und Unfähigkeit
zu erklären. '") Da endlich bei Söhnen des höheren
Bürgerstandee , der Civil- und Militär- .Staatsdiener selten
schon iii früher Jugend der künftige Beruf zum voraus
bestimmt ist, so wird eine geinisclite Lehranstalt am we-
nigsten den Vorwurf auf sich laden, für jeden ausser
ihrer Sphäre liegenden Beruf unbrauchbar gemacht zu
haben. Sie wird am besten dazu geeignet sein, die ver-
schiedenartigen Fähigkeiten und Neigungen zu entwickeln
und ilie mit dieser Entwickelung cinlrelenden Eiitschlies-
sungeii zu fönlern, das verilerbliche Hin- und Herschwan-
ken zwischen heterogenen Lehranstalten zu verhindern
und überall eine solche Vermitlelung zu gewähren, dass
bei geänderter Eiitschliessnng nicht mit dem Verlust kost-
barer Lebensjahre alles Frühere als unbrauchbar abge-
worfen, nicht eine ganz neue Lehriveise von vorn ange-
fangen zu werden braucht. Nicht minder wenlen die
Gvuinasirii erkennen, dass die ihnen anvertrauten Zög-
linge der höheren Stände dereinst mei.<t weder als Phi-
lulogen und Golehite glänzen, noch ausser und über dem
Volke stehen, sondern als die ersten iMänncr des \olkes
auch dessen Bildung besitzen, seine industriellen Interes-
sen zu fördern , geneigt und befähigt sein snlleii. Alle
diese Vortheile werden wir erreichen, nicht indem wir
entgegengesetzte Elemente in erzwungener Walilverwandt-
schaft zusaminenkoppeln, sondern indem wir schroffe Ab-
theiluiigen mildern, die Trennung iles innerlich Zusain-
iiieiigebörigeii verhüten und den in dieser Verbindung etwa
noch vorhandenen .Antagonismus durch das Parallelogramm
der Kräfte in der Richtung der Diagonale zum rechten
Ziele leiten. Aber während ich der Anstalt diese Aus-
sichten für die Folge eröffne, dürfte ich mir selbst vor-
werfen, einen wesentlichen Vorzug und Gewinn über-
sehen zu haben, der nicht lon der Zukunft gehofft wird,
sondern schon in der Gegenwart gewährt ist, und dessen
Herrlichkeit durch die Bezeigungeii dieser Tage, wie
durch den Anblick dieser hochachtbaren Versammlung
mir ganz besonders sichtbar entgegentritt. Wahrhaft glück-
lich ist das Gjuinasiam in Worms zu preisen darum, dass.
10) Be-scliwenlen der Art sind in einem Erlass des Kunigl.
Preussisclien Untcrricbtsoiinistcriiiins geführt worden, den
das Marzheft der Leipziger allgemeinen Zeitung veröffenl-
licht hat.
1fi5
lfi(i
inilpin PS allp loralp Bodiirfiilg^e und IiitprpsspN iIps Uii-
<prr'cht§ bpfripilijjt , ps aurh ilic Tlipiliiuiiuie uuil Vur-
tipbp allpr Stäiiile niiil ßplifirdpii ^piviiiiit, und es isi ihm
(ladurrh eine Gunst dpr Popularität bp.tcliipdpu , derpii
in ungcrpn Taj;pii nur noch gpltpu piue i;p|phrte Srhulp
sich prfrput, und dpren i^pdpihlirlip Riiiktvirkun); auf
(leist und LpLpii dpr Anstalt, als dprpn schönstp Ziprdp,
unsprp frpudije Bpwüiidprunf rprdient "). — (Hipr folgte
die l'orstpllunf dpr Hprrpii Dr. Fuhr, Dr. Künizel,
Pf äff , Obenheimer und Dr. Schüdler. In Bezug; auf |ptz-
tiTpn, dpr, wie die i'ibrit;pn iipuen Lelirpr, von llprru
Oiiprstudipnralli Dilthey auf eine sehr .luüzpiclineude Wpise
4IPU1 upupu krpisp anempfohlen wurde, fuhr der ReJnpr
fort:) — — !•> wiril ganz vorzüglich cpeijjnet spin, in
diesem Sinnp und Gpiste die Chemie in Worms heimisch
zu machen und ein fiir .Stadt und [hngej^end wichtiges
Centralinstilut zu begründen, an welches, wie man hofft,
Hclion in der Knr/.p unter seiner Mitwirkung eine neue
Loralseclion des Gewerbvereins sich anscliliessen wird. ")
So möge denn die Chemie in Worms die Fabel von dem
verborgenen Schatze verwirklichen, den zu suchen, die
Söhne des verstorbenen Gärtners ihren Weinber«f nin-
gruben , wo sie ilen wahren Schatz in dem verbesserten
und vermehrten Ertrag ihrer Rpbpn fanden. Die Chemie
verheisst, Gold zu machen, nicht als ob sie dieses kost-
barste unter ihren , j ') Elementen, wie vormals, in alchi-
mistischen Srhinelztiegeln uti producireii versuchte , son-
ilern sofern sie ilic Geister und IL'inde , es zu gewinnen,
befähigt und in Thatigkeit versetzt, den Ertrag von Grund
11) Dasselbe Glück ist auch der unter der belebenden Gunst
Sr. Eiiauclit des Grafen von Eihacb - Fiirstenau herrlich
bliihenden Rcalscbiile zu MicIieUtadl br>chicdcn , wie
ich, zu ibrenj neulieben Redeact eingeladen, wahr/.uneh-
men Gelesenlieit halte. Wer da weiss, wie diese Anstalt
nicht bloss von den ziiin Gewerlie libergelienilen Biirger-
kindern, sondern auch von den zu höheren Studien he-
stimiuleii Söhnen der dortipen Sta ilsdlciier nnil der cr-
liuchfen Stindcslierrschaft besucht wird, wer die Voilräj;e
ihrer Schiller in deutscher, französischer niid l.ileinischer
Sprache mit anhörte imd in dem Oireclor, meinem che-
Dialigen Schüler und jetzigen Freunde, einen von classi-
scheiii Sinn tind Geiste bis auf den tiefsten Grund durch-
wehten ausge/.eichneten Mathematiker und Physiker ge-
wahrte, dem war freilich nianiiiclifaltigcr Stull geboten,
um liber die Trennnng humanislisdier und realistischer
Bildung nachzudenken Nur hatte er zuvor dreifaches
Erz um die Brust legen müssen , um seine piincipielle
Meditation vor der allgemeinen ErgrilTenlicit zu schüt/.en,
die sich der Versammlung bemächtigte, als die zum Ab-
schied gespr^icheni-n Worte des Dankes von gewalisam
hervorbrechenden Tliranen der Wehmuth unterbrochen
wurden. Ob ein solcher Beweis für die Trefflichkeit einer
gemischten Lehranstalt, mit verstummender Beredsamkeit
aus der Tiefe der Herzen geführt, jemals von den begcilf-
lichen Deductionen des Verstandes widerlegt werden wird ?
12) Will man freilich dem Professor Trautvettcr glauben, so
wäre Worms schon ein mythischer l'rsitz der Chemie
gewesen. Er hat Etzel als den Kalk, Günther als die
Kohle, Siegiried als die Salzsäure . Brunhild als die Luft-
säure, die Ermordung Siegfried's als das Verdampfen iler
Salzsäure gedeutet. — Dermalen ist eine neugebaute che-
mische Küche vollendet, an welche ein besonderes Lehr-
zimmer und ein Zimmer für Aufstellung des chemischen
Apparats anstossen.
und Uoden und .Vrbeit erhöht und spihst aus Giften noch
inildp Heilmittel bereitet. Iiidein ich nun wünsche, dass
der Stadt Worms durch ilie Eiiifnhrniig der Chemie ein
reiclier .Segen zu Theil werden möge, darf ich mir aber
auch als Pfldagog ein mahneiidrs Wort erlaulien. Er-
fahrungen und Kenntnisse, die erst Früchte m^iniilicher
Jahre sein können, lassen sich nicht .Sihulknaben ein-
pfropfen, und keine .Schule vermag ihre Sihülrr fix und
fertig zu jedem Betripb und (iewerbe hinzustellen. iVle-
chanik, Chemie, De8rri|rtivgeometrie und Ähnliche Lelir-
gegeiistände , wenn sie anders über die populäre >atur-
uiid Fonnenlchrp dpr Volksschule sich prhiben und wis-
sensi'hafllich erfas«(t werden sollen, erfordern eine gewis?*e
Vorbildung und Keife des Verstandes, die im Knaben-
alter noch nicht uirhanden ist. Sie sind, zumal in Mas-
sen gehäuft, keine llnterrichtsgegenslitmle für zwölf- ninl
dreizehnjährige Knaben, und alle Versuche, sie dazu zu
niaclien , haben immer nur einen schAdlichen Erfolg ge-
habt. ' ') Sie pllegen, vor der Zeit betrieben, nicht blo.«
die (iriindlage der allgemeinen Elementarbildung und den
der kirchlichen Conlirmalinn voran.s^ehenden Keligioiis-
nnterrirht zu beeiiitrflchtigen , sondern auch durch über-
triebene Spannung des geistigen Verinögens und durch
vernichteten Reiz der Neuheit .Sinn und Eifer für den
rechten .Moment abzustumpfen. Es ist anerkaiitit, dass
das Verlassen der .Schule gerade im 14. Lebensjahre am
ungünstigsten wirkt, und man hat durch .Abend- uiiii
Sonntags.ichulen »ielfrtltig nachzulielfen gesucht. Das einzig
sichere Alittel, um jungen Leulen die für gewisse Ge-
werbe erforilerliclien w issen.schuftlichen Kenntnisse zu ge-
währen, ist, dass man sie vor dem It^. oder | ~, Lebens-
jahre der Schule nicht entziehe. Nur wo dieses geschieht,
können die Schüler für einen fruchtbaren Betrieb dpr
Chemie herangebildet werden, welcher wegen der dazu
erforderlichen Sulitilitftt des Verstandes selbst nach dem
Ausspruch ciiips berühmten Chemikers ") lor dem 16.
Leben.sjahrp unmöglich ist; nur in diesem Falle kann die
Realschule .Alles leisten, was sie verhcisst, und durch
ihie Leistungen den lloirnungen entspreihen, deren Er-
füllung man mit bedeutenden Kosten zu erkaufen gedachte.
IMöchten in diesem Puiicte die Einsichten und Gewohn-
lieiten iler .Aellern der neiigegrünilelen Schule nicht hin-
dernd in den Weg treten! Die Stadt Worms, von der
richtigen Lieberzeugun;; au.'igehend , das« .gute Lehrer eine
13) Man vergleiche, wie ein einsichtsvoller Realist sicli dar-
über äussert, in Mas,e>'s pädagogischer Revue, 1841.
S. 20.
14) Milschevtich in der Vorrede zu seinem Lrlirluiche der
Chemie sagt darüber: Das Studium der Chemie erlurdert.
da der Studirende aus Versuchen die Wissenschaft selbst
bilden muss, eine geistige .Anstrengung, deren das jün-
gere Alter nicht fähig ist. Die Zeit vor dem lli. Jahre
wird besser, selbst wenn sich Jemand ausschliesslich der
Chemie oder anderen Studien, für welche die Cliemie
eine unentbehrliche Hülfswissenscliafl ist, widmen will,
auf das Studium der Sprachen ndei der Mjthenialik ver-
wandt. Das Studium der Chemie wird vor tlicser Zeit
leicht zur Spielerei, und sewöhnlicb ist in Dem. wel-
cher sich zu früh nur spielend mit der Chemie beschal-
tigt hat, spater das Interesse für die Wissenschaft er-
storben.
IGT
168
L-iiK- Scliiil* Mi«fli''ii, hat mit lipsonilrrciii NarlnlriK-k er-
prolti- LcliriT lerl.iiipt, die iliie F.'IiIkt {^ri'iiullicli ler-
»trliPii ii'k' '"'* Krfols Iflireii. SoUliP Lehrer sind ihr
gi-H.'ihrt: iMiiyrii ihnen nlier nun auch Scliiiler '/ii Theil
»liTilon. die his zu einem ^ri'indlichen Wrständniss aus-
daueni niid den Erfi>l^' an sich zur Rntviickelun;; und
■Wahrnehmung knmnien lassen! (ie» i»s »erden die alleren
Lehrer, deren keiner hei ilieser Gelegenheit ohne aus-
serordentliche lielohnunp; für seine bislierigen Leistungen
gelilielieii ist, um 8« liereidi illiger den neu einiretendeii
mit freundscliaftliili eollegialem Sinne entgegenkommen,
geniss wird es die eifrigste Sorge der neuen Lehrer sein,
die zu ihrer Gunst getroffene Wahl zu rerhtfcttigeii, ge-
wiss «erden alle Lelirer erkennen, dass ihre eigene Ehre
von dem Erfolj; der iieiirn Kinrirhtnng liedin^t tvird, und
sie «erden zur Erzieliing dieses Erfolgs niii so eifriger
yiisammenH irkeii , da ilineii das GliK'k hesrliieden ist,
unter einem Director zu stellen, der den Interessen der
A'olks-, Real- und Gelehrteiiliilduiig gleich befreundet
ist, und der schon bisher die IMannichfalfigkeit des ge-
sammten SchiilHesens in Worms zu einer in seltener
A'oUendung abgeschlossenen Kinheit zu fuhren vermochte,
liiter solchen Anspirien «i d nie cojicoidia discois, auf
■leren Gesetz alle Bildungen der Katur und IMenschen-
»elt beruhen, auch in der A'erbinilung von Humanismus
und lleaÜsmiis nicht mehr ein nnergn'inilliches 31\s(erium
bleiben, sondern sich in der Vermeidung eines hin und
wieder srhtvankenden , unzulänglichen, parteiischen Stre-
bens offenbaren ").
Schon vor 1,^0 Jahren hat Leibnitz geäussert, ein
eigenes Schicksal veihindere die Blenschen, dass sie die
Schätze der Natur nicht sorgfältiger aufspürten und gros-
seren Nutzen daraus zogen. Er war der iVleinung, ilass
sie fast unglaubliche Dinge zu Stanile bringen konnten,
wenn sie mehr Fieiss darauf verwendeten. Hin ihre Augen
aber sei eine Binde gezogen , und man müsse die Zeit
erwarten, da Alles reif sein werde. Wenn nicht alle
Anzeichen iler Gegemvart Iriigen, wenn wir wahrnehinen,
wie viele .Anstalten jetzt nicht bloss für Enterb und
Nutzung der natürlichen Guter , sondern zugleich auch
für Wohlstand, Ruhe, Ordnung und Recht begründet, wie
viele Erfindungen gemacht «erden, durch welche Leben
und Verkehr der IMenschen eine gänzliche Umgestaltung
erfährt , so luuss es uns wahrscheinlich «erden, dass wir
wirklich die 3lorgenr6lhc eines neuen Tages sehen. Was
erfindsame und tleissige Geister der Vorwelt Nülzllches
i ersucht und begonnen haben, das wird von der Gegen-
wart weit übertroffen, nelche sich neue Orgaue schafft,
die' Werkzeuge und .Mittel, zum Gebrauche menschlicher
15) Die Aiisj^leichuiiC obwnltendor Diircreiiyrn , die dtif dein
Geliiete der Kiiclie vor 300 J.ihrcn in Worms lcii!i>i- niiss-
pliickle , i<t liier auf dem Geliictn der Srlinle vollsttindig
gelungen und w'ird sich, wie wir zuverlässig lioflVn. in
Zukunft noch miisterlialter bewahren. Frelljcli aher bat
d.izu auch einn Vcrbinrlung lics recblcii und linken Pilicin-
ulers mitgewirkt, wclclie riiclil bloss durch nanipfsciiiire,
F.i>enbalinen nnr! ScliiiTbriickcn in steigender A'ollkommeii-
lieit vfrmitlelt wird , sondern auch in Einigung von Staat
und Stadt, in Eintracht der behörden und in Harmonie
palriotisclior Gesinnungen der Bewohner ricn alten Wonne-
gau vcrbtrrllclit.
Krältc vermehrt, und die ganze Ansieht der üiuge ver-
ändert. 3Ian erkennt zugleich, dass es keinen andern
Reirhthuui gibt, als dcMi , der aus der Arbeit des Men-
schen entspringt, und die mühsame Arbeit des Laiid-
maiines und des lianilwerkers, welcher die Geschenke
des Schüpfers vervielfältigt, und seinen ßrüdern Nahrung
gibt, soll nicht geringer gehalten »erden, als Verdienst
und Wunder der Gelehrsamkeit. Aber wo zugleich der
\Verfh der Handarbeit sinkt, »eil Maschinen ilie Kiir-
perkrafle des JMenschen ersetzen, da muss der Mensch
sich höher stellen, als die Maschine, da »erden Miig-
lichkeit und Erfolg seiner Arbeit in höherem Grade, als
vuniials, von Erziehung und LJebung, von Kenntniss, Fieiss
und Gesinnung bedingt, und das Erbe der Zeit wird nur
denen gehören, die ihre Eigenthnmlicllkeit ausbilden und
das ZHeckmüssige sich anzubilden streben. Das hat der
Generbstand erkannt, und die von ihm gebildeten Ver-
eine, von dem Bestreben geleitet, nützliche Kenntnisse
zu verbreiten, haben ein« vor andern Ständen ruhmwür-
dige und durch den Gemeingeist geschlossener Corpora-
tioiien mächtige unil erfolgreiche Theilnahme für Erzie-
hung und Unterricht, für Schule und Bildung bewährt,
sie sind dadurch Anstalteii für Cultur unil Humanität ge-
worden, in denen Wissenschaft, Betriebsamkeit und Ord-
nung als die Tugenden gelehrt »erden , auf welche der
Stadler seinen Wchlsfand gründen , und mit denen er
diesen Wohlstanil zum Mittel und Genuss seines Glückes
machen soll. Das Verhältniss von Schule und Leben ,
wie es auch sonst in Opposition stehen möge, ist wenig-
stens in dieser Hinsicht inniger geworden und von fri-
scher Wi chselw irkuiig ilurchdrungen. Indem die Schule
genöthigt wird, den Anforderungen des Lebens mehr zu
entsprechen, wird das Leben mehr durch die Schule ge-
bildet, und diese gewinnt dailiircli eine höhere Haltung
und Stellung, von ihr zumeist wird die Gestaltung der
Zukunft erwartet. Es gilt die Wahrheit von Herder'»
AVurt : ,,der ganze Werlh eines Menschen, seine bürger-
liihe Nutzbarkeit , seine menschliche und bürgerliche
Glückseligkeit besteht «larin, dass er von Jugend auf den
Kreis seiner VVelt, seiner (ieschafte und Beziehungen,
die Mittel und Zwecke derselben genau und auf's reinste
keimen lerne, dass er über sie im eigensten Sinne ge-
sunde Begriffe, herzliche, frühliche Neigungen gewinne,
und sich in ihnen ungestört, unverrückt, ohne ein unter-
gelegtes fremdes und falsches Ideal übe. Wem dieses
Glück nicht zu Theil ward, dessen Denkart wird ver-
schiaubt, sein Herz bleibt kalt für die Gegenstände, die
ihn umgeben. ' Die Schule, indem sie dieser .Anforde-
rung entspricht, wird dem Bürgerstande eine das her-
kömmliche fllaass überschreitende Masse von leibliclien
und geistigen Kräften, eine allgemeinere Regsamkeil und
damit auch das Gefühl eines gesteigerten VVerthes und
einen grösseren Einfluss auf die öffentlichen Angelegen-
heiten verleihen. Hoffen »ir, dass sie, auf einer reli-
giösen und sittlichen Basis ruhend und auf die ange-
stammte Biederkeit und Treue des germanischen Charak-
ters gestützt, hierin zugleich die sichersten .Mittel fiuden
werden, die unsern Nachbarn drohenden Gefahren com-
munistischer Associationen fern zu ballen, und dass überall
ohne das durch das Herkommen von Jahrhunderten Be-
ir.9
170
stitigif als rrrlit- iiiiil lirilpiituiigslns umzuurrfcn , iiht
iiiitpr Ueziehuiii; auf Oriliiiint; und (ipsotz, unter Aner-
k(^niiun(^ von IWiheren Rcrliten und Pflirlitm, Mittel und
We^e zu weiteren Furtschritten und Eiitwickelungen be-
schaffen «erden.
Kur um die Wichtit^keit der Schule und des für sie
heute von uns Geleisteten ausrhaulirh zu niarhen , habe
ich mir erlaubt, Ihre Aufmerksamkeit, V. A., vielleicht
itchun zu lanjfe durch diese Andeutungen in Anspruch
zu nehmen. Aber je mehr diese Wichtigkeit erkannt
wird , um so lebhafter wird in uns auch das Gefühl der
Achtung und des Dankes gegen die Männer werden,
welche als Urheber und Beförderer zu diesem Werke
mitgewirkt haben. Achtung und £hre vor Allem der
Stadt Worms, welche durch ihren hochachtbaren Ge-
lueinderath und ihren thätigen und hochverehrten Herrn
Bürgermeister Kenz diese Sache für eine der wichtigsten
Angelegenheiten der hiesigen Gemeinde erklärt hat, von
<ler das Glück und Gedeihen künftiger Generationen ab-
hänge, weil dadurch Intelligenz geweckt, Gewerbe, Han-
del und Kunst in's Leben gerufen werden , welche aus
eigenem Antrieb so grosse Geldopfer für Besoldung der
neuen Lehrer, für Gestaltung der baulichen Einrichtun-
gen und Anschaffung der erforderlichen Lehrmittel ge-
bracht hat. Uosern Dank ferner dem jetzt in eine an-
dere Sphäre versetzten Herrn Kreisrath Stüdel, welcher
aus reinem Interesse für diese jeden Gebildeten nahe an-
gehende Sache io Gemeinschaft mit dem Director des
Gymnasiums sich bedeutenden nud werthvollen Arbeiten
unterzogen hat '''). Unsern Dank auch dem Landtags-
dcputirten der Stadt Worms, dem Herrn Valckenberg,
welcher auf das gemeinsame Interesse von Stadt uud Staat
hindeutend, einen dem Gymnasium wichtigen Antrag beim
Landtage gestellt hat. Auch der Verdienste der Studien-
behürde darf ich gedenken , weil ich selbst dabei am
wenigsten betheiligt gewesen bin. Sie hat, allem Cen-
tralisiren entsagend, die Wünsche der Stallt Worms am
sichersten zu erfüllen und den Zweck am einfachsten zu
erreichen geglaubt, indem sie nicht nach einem auf in-
dividuellen Ansichten beruhenden Systeme unmittelbar
selbst urganisirte , sondern die in Worms gewünschten
und von hier aus proponirien Organisationen nach dem
Ergebniss sorgfaltiger und alle Einzelnheiten umfassenden
Prüfung bebandelte. In der (Jeberzeugung, dass der an
sich vollkommenste Entwurf oft unter gegebenen Umstän-
den der schlechteste sei, hat sie, nachdem man sich über
die Gruodzüge verständigt, die Details den Localbeliör-
iieo überlassen, uud künftige Verbesserungen vorbehaltend,
io einigen Puncteo ihre eigne abweichende Ansicht xn-
rückgestellt *'). Mit welcher Beeiferung unsere hohe
16) An seine Stelle war seit wenigen Tagen Herr Kreisrath
und Kammerbcrr , Regiernngsrath , Freiherr von Datwigh
getreten, dessen ehrende Anwesenheit die Fesifeier de«
Gymnasiums verschönert, dessen einsichtsvolle Würdigung
und freundliche Theilnahme mich, wie alle Bethciligte, zu
dem lebhaftesten Dante verpflichtet hat.
17) Das in Süddeutschland vorherrschende einjährige Classen-
system hat seine anerkannten Vorzüije, welche jedoch
nur bei frequenten Classen von erheblicher Wichtigkeit
■iind während es bei geringer Sciiülerzahl und beschrank-
Gymnasialzeitung.
Staatsregiernng sich der Sache angenommen , mit welcher
Einsicht sie in hi'ichster Iiistaii)! darüber entschieden hat,
diess rühmend anzuerkennen, maliut ilas Allen gleich-
massig erwünschte llesultat so eindringlich, dass es mei-
ner Worte dazu nicht weiter bedarf. Als ein glückliche!
Ereigniss betrachte ich es, dass ich in meinem heutigen
Vortrage nur der Dolmetscher dessen bin , was die hohe
Staatsregierung selbst hierüber durch ihren C'oinmissär,
Herrn Geh. Staatsrath von Linde, in der zweiten Stäiide-
kammer, zum unter» elklichen Rulime der Stadt VVoru«,
ausgesprochen hat ").
ten Mitteln die überwiegenden Uebelstande mit sich führt,
dass CS entweder die Besoldungen ilcr Lehrer in demsel-
ben Masse vermindert, wie es deren Zahl vermehrt, oder
dass es die Unterrichtszeit nach unten und oben veikürzt,
und den dadurch entstellenden Ausfall in dem Unlerrichts-
bedürfniss unbefriedigt lässt, oder dass es zu repctirten
Classencurscn nüthigt, welche anders, als nicthoHische
Straf- und Ersatzmittel angewendet, verderblich wirken,
oder dass es manche aus allen diesen Folgen gemischte
Uebelstande erzeugt. Diesen gegenüber empfiehlt sich
das zweijährige Classensyslcm , iiamenllich für obere und
minder frequente Classen, und die Trefflichkeit der dar-
auf basirlen prcussisclicn Gymnasien ist der Prüfstein und
Beweis seiner Zweckmassigkeit. Docli es ist nicht dieses
Orts, hierüber ausführlicher zu handeln. Sin bemerkt
sollte werden, dass man für das Gymnasium in Worms
weder das eine noch das andere i^yslem aiisschlicsslicli
adoptirt, sondern eine Anwenduug von beiden angeord-
net hat, welche wohl erst im Verfolg weiterer Entwicke-
lungen uud Erfahrungen die den Umständen angemessene
Furra erhalten wird, ohne an ein unabänderliches Schema
oder einen für immer festgesetzten Unirersallypus gebun-
den zu sein.
18) Das Protocoll der zweiten Ständekammer enthält Folgen-
des: Herr Geh. Slaalsratb von Linde: ,,ln dieser Hin-
sicht bin ich es namentlich der Stadt Worms schuldig,
öffentlich zu erklären, dass kein Ort im Lande mit sol-
cher Bereitwilligkeit seine Mittel für die öffentlichen Bil-
dungsanstalten der Staatsregierung zur Disposition gestellt
bat, als gerade die Stadt Worms. Als man im Jahre
1830 eine Reorganisation des dortigen Gymnasiums be-
schloss, bot die Stadt Worms bereitwillig die nuthwen-
digen , zu diesem Ziele führenden Geldmittel an, ja bat
selbst, im Interesse der Anstalt, ohne Rücksicht auf et-
was Anderes, als das wirkliche Bedürfniss über die stad-
tischen Mittel zu disponiren, und als die Stantsregierung
hiernach verfahren und angemessene Besoldungen bewil-
ligt hatte, erklärte abermals der damalige Sladtvorstand,
den verbesserten Zustand des Gymnasiums anerkennend
und würdigend, und durch das achtungswertlic Slrebm
geleitet, die mühevollen Anstrengiinccn der Lehrer durch
sorgenfreie E.Nistenz zu lohnen, man habe nur sparsamen
Gebrauch von den städtischen Mitteln gemacht , und
wünsche nun , den verdienten Lehrern eine Aufbesserung
zukommen zu lassen So erkannte diese Stadt und ihr
würdiger Vorstand , der verstorbene Bürgcimeisler l'al-
ckenberg , auf eine schöne \\'eise, worin eigentlich die
Zierde eines städtischen Wesens besiehe, und in welchei
Art gesäet werden müsse, uro einstens «icher zu «indten
In diesem nachahmungswürdigen Geiste ist die Stadt fort-
gefahren, und während in neuester Zeit eine namhafte
Stadt eine zeitgemässc Eihehung ihres Gymnasiums durch
Nichtrcichung der absolut nothwendigcn Mittel .iblehnic.
war es abermals die Stadt Worms, die bald zu der
Ueberzeugung kam, ilass et nölhig sei, selbst ihrem schon
Tfrbcssertcn Gyninasium eine mehr realislische Tendenz
12
171
172
Sil iii(i!;i- ilrnii ilio .iltc Reirlisafadt VVoniis in ihrem
iipu'-pfoiiii<fii (•viniiasiiiiii ein iniidcriics Kli-iiiod besitzen,
«elclii-s «Vedaiiken , Tli.'i(i;'keit , Krlindiin^', Lnst unil
Liebe anf dein Felde niKzlicIier I5es<li;iflijrnngen befördert,
und den grossen \'erdicns(en der liessiselien Staalsregie-
riint; um den iillentlirlien l'nterricht einen nenen Zusatz
bin/.nfii't. iMüje der alli,'ii(i|;e Gott nnser heu(ie[es Uu-
ternehnien zum Vorllieil ilcr Stadt und zum WoIiIp des
Staates leiten und seinen, niiige unter Gottes Schutz der
Geist der edleren Bililun^^ auf dieser Anstalt ruhen, und
in Alleoi leben uuil «eben, was von ihr ausgeht, auf
dass, wie wir jetzt alle unsere Gefühle in das eine und
innigste der »rehrung und des Dankes gegen unsern
Grossherzog zusammenfassen, im Genuss erfreulicher Fol-
gen auch eine spatere Narhivclt noch mit gleichen Em-
pfindungen auf die segensreiche Regierung Ludwigs II.
zurückblicke.
Gymnasial - C^hronik und Miscellen.
Berlin. Friedrichs - Werder' sches Gynuiasium. Za
dem diessjahrigen iiirentlichcn I&xamcn zu Ostern ladet
der Hr. Director und Prof. Bunuel 1 mit einem Pro-
gramme ein, aus dessen Inhalte «vir folgende statistische
Nachrichten entnehmen. Das Gymnasium »urde im Som-
mer 1841 von 370, im Winter icj41^42 von 369 Schü-
lern in acht besondeien Classen, von denen einige (Quarta
und Quinta) in einigen Objecten in zwei Cötus getrennt
waren, besucht. Im vorigen Schuljahr wurden 17 Schü-
ler mit dem Zeugniss der Reife zur Universität entlassen.
Das Lehrerpersonal bestand ausser dem Director aus l'i
ordentlichen, 2 technischen und (i Hülfslelircrn. Die
durch den im Jahre 1840 erfolgten Tod des Prof. unil
Prorectors Jäkel erledigte Stelle war durch Ascensioii
der übrigen Lehrer und die Anstellung des Schnlarats-
caudidaten Hrn. Beeskow als letzten ordentlichen Leh-
rers des Gymnasii wieder besetzt. Zu Michaelis IS4l
schied aus dem Lehrerrollegio Hr. Prof. Schellbach,
Lehrer der Mathematik und Physik, indem er einen Ruf
an das hiesige Friedrich- Wilhelms- Gymnasium annahm.
Seine Stelle wird jetzt durch Hrn. Dr. Michaelis wie-
der besetzt werden. — Den beiden Collaboratoreii, Hrn.
Dr. Zuiupt und Dr. Köpke war von dem Ministerium
als Anerkennung ihrer bisherigen Leistungen das Pradi-
cat „Oberlehrer" ertbeilt worden. Diesen Schulnach-
richten voran steht eine in lateinischer Sprache geschrie-
bene Abhandlung des Hrn. Oberlehrers Dr. Köpke de
hjpomnematis Graecis. Nach einer Erklärung des Wor-
tes VTTotivriuaxa (als Bemerkungen und Aufzeichnungen
znr Unterstützung des Gedächtnisses: „Gedenknixse^^) und
zu geben, und mit der grösstcn Bereitwilligkeit hat sie
2000 fl jährlich bloss zu Besoldungen dem Gymnasium
zugesetzt. Bei solcher Bercilwilligbeit und solchem Ver-
trauen der betheiligten Stadtvorstände ist es ein wahres
Vergnügen, die Hebung der Bildungsanstaltcn zu bewir-
ken; Scliulbehörde und Lcliicr aibeiten gern mit doppel-
ter Anstrengung auf solch lohnendem Boden." — Abge-
ordneter Valchenber^ spricht ülier vorstehendes Gesagte
seinen Dank im Namen der StaJt Worms aus ctc-
der Art ihrer Entstehung, aus der hergeleitet wird, dass
man in denselben eine kunstvolle Darstellung nicht er-
warten kOiine, uiiterscliei.!et der Hr. Verf. zwei Arten
dieser rTOuiiljiiaTU, nämlich: I. kurze .Anf/eielinniis
des Erlebten und Getluneii für Andere (aber nicht eigent-
liche Tagebücher, snndi rn in nuce das wirklich Erlebte,
ohne pragmatische Darstellung), II. Bemerkungen und
Auszüge, veranlasst durch andere Schriften. \'(in dieser
letzten Gattung handelt der Hr. Verf. ausführlicher und
unterscheidet weiter A. solche, die Erklärungen und B.
solche, die Auszüge enthalten. Zu den erstem werden
besonders die grammatischen Erklärer des Homer, der
Komiker und der Redner gerechnet und von denselben
naher betrachtet: Hipparchos aus Nikaa, Capito, Arte-
midoros (zum Arislophanes ) , Herodikos (Schüler des
Kratcs), Kallistratus aus Athen), an welche einige Er-
klarer philosophischer und medicinischer .Schriften ange-
schlossen werden. — Von den Epitomatoren werden fer-
ner angeführt und beleuchtet VTtoiiVljfiUTa iutOQf/.a
(Theophrastos aus Eresos , Aristoxenos aus Tarent, Hie-
roiiymos aus Rhodos, Zenodotos, Euphorien aus Chal-
kidike, Istros aus .Alexandria, Karystios aus Pergamon,
Strabo und die Painphila) , xay.Tiy.d (Aeneas Tacticus,
Polyhios, Arrianus und Aelianus Tacticns), ifearo/xa
(Nestor), öl'f^TlOTiy.ä (Persaeos aus Kition), (fvaiv.a
(Philo aus Bybios), endlich verschiedenen Inhalts (Hege-
sander, dessen Fragmente im zweiten Theil der Abhand-
lung p. \\) — 38 ausführlicher betrachtet werden. Die
Vervollständigung dieser Darstellung der inuuvriftaTa
verspricht der Hr. Verf. zum Schlüsse an einem andern
Orte. — Realgrjmnasium. Die Einladungsschrift des Hrn.
Dir. Dr. August zu dem diessjahrigen olTentlicheii Exa-
men auf dieser Anstalt eröffnet ein Bruchstück aas einer
Abhandlung des Hrn. Oberlehrers Dr. Holzapfel: Ueber
die Kirche des Abbe Chatel, die in ihrem ganzen Um-
fange wegen mangelnder Fonds nicht abgedruckt werden
konnte. Der Theil derselben, welcher in diesem Pro-
gramm enthalten ist, handelt von der Gründung dieser
Kirche, den Schriften Chatel's, der Lehre, dem Cultiis
und den Festen seiner Kirche. — Nach den Schulnach-
richten des Hrn. Directors waren zu Anfang des Sommer-
semesters 3fi8, zu Anfang des Wintersemesters 379 Schü-
ler auf der Anstalt, welche in 9 Classen unterrichtet
iviirden. Aus dem Lehrercollegium war durch Pensioni-
rung ausgeschieden der Conrector und Prof. Härtung,
dessen Stelle durch .Ascension der übrigen Lehrer und
Anstellung des Schulamtscandidaten Dr. Kuhn als letz-
ten ordentlichen Lehrers wieder besetzt wurde, .ausser-
dem tritt jetzt aus der 'Prof. Dr. Seebeck, Lehrer der
Chemie, Physik und Technologie, nm einem Rufe als
Director nach Dresden zu folgen. Zur Universität mit
dem Zeugniss der Reife wurden im vorigen Schuljahr
11 Schüler catlassen. — Joachimsthal sches Gymnasium.
Die Einladung.sscbrift zur öffentlichen Prüfung der Zög-
linge, welche am 30. September vorigen Jahres statt-
fand, enthalt eine wohlgelungene Abhandlung des Prof.
Jacobs de mcnsuris Herodoti (Pars prior). Der Verf.
nimmt dabei ganz besonders Rücksicht auf Böckh's me-
trologische Untersuchungen und auf Tomard's Systeme
nietriquc des anciens Egyptiens. In dem vorliegenden
IT.J
174
Abschnitt bcscbäftigen ihn aus9chlies<ilich die Ilrrodo-
tisrhen LiingenmaAsse , welche er einzeln forfiihrt, in-
dem er ron dem kleinsten, dem ÖU/.Tl'Ko%, bej^inneiid
zo den grüsaereii , der -KakaKTTr; , der (X7rtt}aii); , dem
7ioi'5, der TTVyurj und dem Ttvyiov , und endlich dem
7lijj(Vi;, der Reihe nach vorschreitet. Auf das zuletzt
g'eoanntc Maass coucentrirt sich »crdicntenveise die Auf-
merksamkeit. Herodot gibt iiur dreimal der Elle ein
bestimmtes Gpitlieton, indem er eine klinigliche Babylo-
nische, eine millelmiissige und eine der Samischen glei-
che Aegijptische auffuhrt. Dessenungeachtet nimmt der
Verf. an, dass bei Herodot nur zwei Ellen zu unter-
scheiden seien, nämlich die kiinigliclie und die gemeine
oder mittelmüssige, indem er mit liockh die Samisch-
Aegyptische der königlichen Babylonischen , und die mit-
tehnässige der gemeinen (griechischen gleich setzt. Uie-
»en Vorbestimmungen gemäss, die freilich zu den bis-
herigen Resultaten der .Metrohigie nichts ivcsentlich Neues
hinzufügen, rcdurirt nun der Wrf. die rerschiedenen
einzelneu Angaben Herodot's auf die eine oder ilie an-
dere dieser beiden Ellen , wobei er Böckh's Berechnung
derselben zu 234 . Höö und zu ','04 • "''.) Par. Linien
als ausgewacht zu Grunde legt. — Im Lehrpersonalc des
Crymuasiuius haben keine wesentlichen Aenderungen statt-
gefunden ; nach dem Abgang des Cand. probandus Um.
Gerhardt zu Ostern v. J. traten die ^chulanitscandiiia-
ten Rehdanz und Dr. Dubislaw ihr pädagogisches
Probejahr an. Die Scbülerzahl betrug 30j , worunter
i.2'1 Alumnen und Pensionäre des Alumnats; in Prima
«assen 47, in Obersecunda 37, in Untersecunda 42, in
Obertertia 40, in Untertertia 50, in Quarta 47, in
Quinta 33. Zar Universität gingen mit dem Zeugniss
der Reife 1.5 Zöglinge ab. — Am I. October 1840 ward
das Geburtsfest ites Königs ilurcli eine Rede des Profes-
sors Jacobs gefeiert, weiche das Thema behandelte:
Wahrhaftigkeit, wissenschaftliche Bililnug und wahre
Gottesfurcht sind die Stützen und Zeichen unserer .Staats-
wohlfahrt. — Friedrich- IV ilhelms-Gtjmnitsiam. Der Jah-
resbericht von fllrchaelis 1840 bis dahin IS4l enthalt
1) Guileluii Boetticheri de iinguae Latinae Ronianarumque
litterarum studio ad augendam illustrandamijue in juvenili
institutiune Christiatiam fidem ac doctrinam aptissimo,
cummentatio Augusti Spillekii manibus pie colendis Sacra
(50 S.). 2) Schulnachrichten vom Prof. Siebenhaar.
Am 3. aiai I84l starb A. G. Spilleke, Prof. und Di-
rector des Friedrich - Wilhelms- Gymnasiums , der Real-
nud der Elisabethschule. Geboren zu Halberstadt den
2. Mai 1778 hatte er seine Schulbildung auf dem dor-
tigen Domgymnasium empfangen, und 179rt die Univer-
sität Halle bezogen, woselbst er Theologie und Philolo-
gie studierte. Im J. 179>^ wurde er Erzieher im Hanse
des Oberconsistorialraths Gedike zu Berlin und zugleich
Mitglied des pädagogischen Seminars, in welcher Eigen-
schaft er seine öffentliche Unterrichtsthätigheit am Gym-
nasium zum grauen Kloster begann. Ostern 1800 wurde
er Collaborator am Friedrich - AVerdpr'schen Gymnasium,
1803 ebendaselbst .Subrector, 1804 zugleich Fri'ihpredi-
ger an der Friedrich- Werder'schen und Dorotheenstädti-
scheii Kirche. Im J. 1rS2i wurde er zum Dircctur der
drei genariuteu vereinigten Anstalten berufen. Am Tage
nach der Bestattung, »eiche am 12- Mai stattfand, hielt
ihm Prof. Ulilemaiiii im Gymnasium die Gedächtniss-
rede. Durch Verfügung des Schnicollegiums wurde Hie
interimistische Leitung der Elisabethschnle dem Ober-
lehrer niüller, der Realschule dem Prof. Ka I i seh und
des Gymnasiums dem Prof. Sieben haar übertragen.
Das Interimisticum wahrt noch fort; indessen ist iler Di-
rector des Gymnasiums zu Göttingen und Professor an
der dortigen Universität Dr. Ranke zum Director der
iirei Anstalten ernannt worden, welche dergestalt verei-
nigt bleiben werden. — Am It). Oct. 1840 hielt zur
Feier der Huldigung und des Geburtstages Seiner Maje-
stät des Königs der Oberlehrer Drogan die Festrede
in lateinischer Sprache. — Den Oberlehrern Walter
und Brescmer ward das Präilicat Professor beigelegt;
der Schulamtscandiilat Seyffert verliess die Anstalt zu
Ostern v. J., um sein Probejahr am Kölnischen Real-
gymnasium und am Berlinischen Gymnasium zum grauen
Kloster zu beenden. Die Zahl der Zöglinge der drei
vereinigten Anstalten betrog im Sommersemester v. J.
1405, nämlich 'S12 iiii Gwniiasium, 053 in der Real-
schule, 3^0 in der Elisabethscbule , vertheilt in 33 Clas-
sen und Abtheilungeii. Im Gymnasium waren: in Ober-
prima 24, in Unterprima 30, in Obersecuuda 33, in
Uuterseruuda 40, in Obertertia 41, in Untertertia 45
in Quarta 63, in Quinta 51, in Sexta 47. Zur Univer-
sität gingen mit dem Zeugniss der Reife zu Ostern (0
zu Michaelis 1S41 aber l(i Zöglinge ab. — Mit Geneh-
migung des fliinisteriums fiel in demselben Jahre die öf-
fentliche Prüfung am Gymnasium aus.
Cassel. Aus dem siebenten Jahresbericht über das
Gymnasium dahier, zu Ostern 1842, entnehmen wir Fol-
gendes: Das Lehrercolleginm besteht aus folgenden Leh-
rern: a) den ordentlichen Lehrern Dr. C. Fr. Weber
Director, Dr. Fr. A. A. Theobald, Dr. C. W. Grebe^
Pfarrer G. W. Matthias, Dr. J. C. Flügel, Dr. H.'
Riess, Dr. Th. Bergk, Pfarrer Ph. Knöpfel, F. A.
Do.nmerich, C. Sc h immclpfeng, Dr. H. A. Mül-
ler; b) dem Hülfslehrer Dr. \V. Hupfeld und c) den
ausserordentlichen Lehrern Geyer für Kalligraphie und
Rechnen, Wicgand für Gesang, Appel für Zeichnen
und Schwaab für Matlieuiatik und Geographie und "Tnin.
Uebungen. Lehramtscandidateu sind L. W. E. Cassel-
Juann und Dr. Chr. Roth (Inauguraldissertation de
Myronida et Tolmida Atheniensium ducibus. Marburgi
1841. 33 S. 8.). Die Gesammfzahl der Schüler betrug
zu Anfang des verflosseneu Schuljahres 277, am Schlüsse
desselben 233.
Duisburg. Der bisherige Oberlehrer am Gymnasium
zu Kreuznach, Dr. Knebel, ist zum Director des Gym-
uasinms und der Realschule dahier ernannt worden.
Frankfurt a. M. Am hiesigen Gymnasium unter-
richten gegenwärtig, wie wir aus dem Ilerbstjirogramm
des Jahres 184t (enthält den Anfang einer Abhandlang
des Hrn. Dir. Vömel, „die Aechtheit der Urkunden in
des Demosthenes Reile vom Kr.iiize, vertheidi-'t "ceu
Herrn Professor Droyscn") ersehen, folgende Lehrer:
1) der Rector und Consistorialrath Dr. Vömel, 2) Prof.
Dr. SchwcHck, 3) Prof. Dr. Rödiger, 4) Prof. Dr.
175
176
Sli-in^ass, ö) Prof. Ilerlii.g, 6) Prof. Dr. Miniipr,
7) Prof Dr. R»<l»r. «) Prof. Hess, U) Prof. W.-I»«-
inann 1(1) Prof. G ii<» r in a iin, II) Prof. S < li o 1 1 , 12)
Pf.rrer Kr.'l.ner, 13) H"r Ho«.- (Enffl.). H) Herr
Rrges (Zfirlineii), 15) Herr Lauten (S.liroiben).
HanilinriJ. Die Lehrer des Jolianiienms «laliier wn-
r.n Ml Ostern 1841: Dirertor ür. Tl.eol. kraft, Or.li-
...rius ron Prima, Prof. Dr. Theol. .llüller, Or.l.nanu«
von Se.unda, Prof. Calml.erjr, Lct. Tlieol., Ordinarius
von Tertia, Prof. Dr. UM rieh, Ordinarius von «Juarta,
Prof. Dr. Hinrichs, Ordinarius ron Uninta, Prof. H n-
brndev, Lehrer der Mathematik, Collalorator Dr.
.Meyer", Collaborator Dr. Laurent, Collaborator Dr.
Fisrher, Lertor der franz. Sprache Tassart, Lertor
der frani. Sprache G all eis, Lertor der engl. Sprarhe
«lo.er, Zeirhnenlehrer Hardorff, Schreil.lehrer El-
len, Rechnenlehrer Mrillcr, Gesanglehrer R 1 a ppro t h.
Ua« Osterprograinm 1841 enthält ausser Schulnarhrich-
«en des üirector eine Abhandlunt; von Prof. G. H. üu-
lienilev iiber die Ableitung des Taylor'schen Theorems
4US deii Priiicipien des Infinilesimalcalculs. — Zum föiif-
nndzwanzigjalirijfeii Jubiläum des Senators Hrn. Chr. N.
Pehmiiller lud Hr. Prof. E. F. Wurm im Warnendes
akadem. Gymnasiums ein durch eine Abliandlung „Von
der Neutralität des deutsehen Soehandels in Kriegszeiten.
.'i8 S. 4.
Hanau. Am 17. April überreichten die Schüler de»
hiesigen Gymnasiums ihrem auf sein Ansuchen in Ruhe-
stand versetzten Director Dr. S ch u pp i us einen silbernen
Pokal mit der Inschrift: Dignuin laude virum musa vetat
mori. Georgio Philippo Schuppio , gymn. Hanov. dir.
hoc grati animi ac venerationis inonunientum esse volunt
discipuli. Schon früher hatten sie ihm eine Nachtmusik
gebracht und die Lehrer eine Votivtafel in lateinischer
Sprache überreicht. Die früheren Schüler und Frennde
hatten schon am 30. März ihm bei einem zu seiner Ehre
veranstalteten Festmahle den Tribut ihrer Hochachtung
und Dankbarkeit dargebracht, sowie eine Abbildung des
.reliebten Lehrers besorgen lassen, deren Aehnlichkeit
sein Andenken lange lebendig erhalten wird.
Schlesien. Die 19 Gymnasien dieser Provinz nebst
der Ritterakademie in Liegnitz und dem Progymnasium
in Sagan waren bei der ara 10. December 1840 vorge-
nommenen Zahlung von 442.5, am 10- Juni 1S41 von
44S2 und am 10- December 1841 von 4569 Schülern
besucht. Auf Michaelis 1840 waren HO zur Univer-
sität und 465 zu andern Besiimmungen abgegangen,
dagegen 662 zugetreten; zu Ostern 1841 waren zur Uni-
versität 95, zu anderweitiger Bestimmung 393 überge-
gangen, und 545 neu hinzugetreten; auf Michaelis 1841
waren zur Universität 135 und 470 z« andern Bestim-
maogen entlaisen worden, dagegen 6v)2 neu hinzugekom-
men, so dass die Frequenz gegen das Sommersemester
1841 um 87 und gegen das Wintersemester 1840 — 41
um 144 gestiegen ist. Am letzten Zahlungstermine wur-
den 515 Zöglinge in I, 686 in II, 748 in III, 898 m
IV, 927 '0 V und 682 in VI anterrichtei. Die grösste
Frequen» haben: das kathol. Gymnasium in Breslau mit
.')22, <las Magdalenäuin daselbst mit 499 (davon gehören
113 der VII. oder den 2 Eleinrntarclassrn), das kathol.
Gymnasium in Gleiwit/ mit 32() und das zu Neigse mit
320 Schülern; die geringste Schülerzahl h?' ii : das evang.
Friedrichs- Gymnasium in Breslau mit I40, ilie evangel.
Gyiiinasieii zu Hir.schbcrg mit I 14, Lauben mit 1 13, die
Ritterakademie mit ilV, das kathol. ProgYiniiasium in Sa-
gan mit 1(10 und das evangel. Gymiiasinui ZH Görlitz (in
seinen 4 oberen Classen) mit ()3 Schülern, Den Unterricht
erllieilten, einschliesslich der Directoren und Rectoren ,
1 73 ordentliche Lehrer, 24 wissenschaftliche und 38 tech-
nische Hülfslehier, 2U Ortsgeistliche als ausserordentliche
Religionslehrer und 20 Schulamtscandidateu, welche grUss-
teiilheils ihr Probejahr abhalten.
.Schleswig-Holstein. Das Programm der Schule
zu Husum, wodurch der Rertor Dr. Bendixen zu der
am 29. und 30. .März anzustellenden Prüfung einlud,
enthalt vom Conrectnr Dr. Schutt eine Dissertation: de
Proinethei Aeschylei natura. 12 S. 4. (besonders gegen
Klausen in den Theologum. gerichtet). Das Lehrerper-
sonal besteht ausser dem Rector und Conrector in dem
Subrector Lo hs e und dem Collaborator C. H. A. Wo I ff,
wozu in dem verflossenen Schuljahr noch die freiwillige
Unterstützung des Schulamtscaiididaten Dr. Kl ander kam.
Am Schlüsse des Jahres betrug die Schülerzahl .■)4. —
Dem Programm der Schule zu Glückstadt, womit der
Rector Jürgen Friedrich Hörn zur Schulfeierlirhkeit
am 1. October einladet, geht eine Abhandlung vom Con-
rector A. C. Lncht voran: „Ueber das Schifft der Odyn-
see" 35 S. 4- (nebst einer erläuternden Talel von Ab-
bildungen). Am 20- April verlor die Anstalt' den seit
1821 mit grosser Treue an ihr wirkenden Collaborator
Amberg, an dessen Stelle als Hülfslehrer der Dr. Grauer
trat, der seitdem bereits von Sr. Köni|;l. Majestät zu
seinem definitiven Nachfolger ernannt ist. Schülerzahl
am Schlüsse des Jahres 60, von denen Keiner abging,
während 14 neue Schüler bereits angemeldet waren,
w esshalb der Rector den Wunsch ausspricht, dass auch
an der Glückstädter Schule, wie andersno, ein fünfler
Lehrer angestellt werden möge.
Speier. Am hiesigen Gymnasium noterrichteten im
Sommer 1S41 folgende Lehrer: Rector Georg Jäger,
zugleich Lycealrector , Lehrer: Professor Friedr. M.
Schwerd, Lehrer der Mathematik, Prof. Augast Mil-
stcr, Lehrer der IV., obern, Classe, Prof. Carl Felix
Halm, Lehrer der III. Cl. , hier an der I. Cl. verwen-
det, Prof. Rupert Jäger, Lehrer der III. Cl., Prof.
Joseph Fischer, Lehrer der II. Cl. , Prof. Dr. He in-
rich Pachta, zugleich Lycealprof. , Lehrer der prot.
Religionsl. , Prof. und Domcapitular Peter Busch,
Lehrer der kathol. Religionsl,, Gottfr. Rosenba Der,
Lehrer der hehr. Spr. an der obern, Ferdinand Ost-
helder, Lehrer der hebr. Sprache an der untern Ab-
theilung des Gymnasiums, Joseph Dezes, Lehrer der
franz. Sprache, Joseph Kellerhoven, Lehrer der
ZeichnaDgakuDst, Benedict Wiss, Lehrer der Musik-
Gymnasial-Zeitung.
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft.
Juni 1^4 13.
jiy. Griinilriss der IVlctrlk antiker und inoilerner Spra-
cliBn roll Dr. Eduard Klüger. £niden |b3S, bei
Fr. Rakebrand. 1,J,S S. S.
Der Verfasser der vorliegenden Schrift gibt in der-
aelben eine knrze (Jebersiclit der [frierliischen und rüini-
«chen , der deutschen, en<;lis«'hen und franziisischen Me-
trik, die, «io er hofft, „insofern manchem Lehrer will-
kommen sein werde, als dadurch des Schillers Sinn für
organische einheitliche Anschauung auch i?i dieser Rich-
tung geweckt und er zu der Uederzeugung geleilet wer-
den könne, es liege hinler den tausend Ersclieinungen
nur Ein Geist verborgen , und die schöne Form sei kein
äusserlich umgehängtes enlLehrliches Geirand.^' Zur Er-
läutprun«^ dur alltfenieinen Begrill'e gellt ron S. 1 — 17
eine allgemeine JMetrik loraus, hierauf folgt die Hletrik
der antiken Sprachen , vorzugsweise der griecliischen,
S. 19 — 50, im zweiten Abschnitte die der deutschen,
S. öt — -8'S, im dritten die der englischen, S. 89 — 101,
im vierten die der französischen Sprache, S. 102 — 115,
woran sich iiorli Beispiele zur Hebung der Diagnose und
des Vortrags, S. 1 l(i — 138, aiischliessen. So viele An-
erkennung es nun auch verdient, dass Hr. Kri'igcr die
nur iveiiig bearbeitete Slctrik der ..eueren Sprachen für
den Schulunterricht behandelt, und so sehr es auch ge-
billigt werden kann, dass er eine für den Schüler auf
Gvinnasieu noch weniger entbehrliche IMctrik der alten
classischen Sprachen, mit der er ganz richtig den Anfang
macht, damit verbunden hat, so fragt es sich doch auf
der andern Seite sehr, ob bei der grossen Verscliieden-
lieit der antiken und modernen Sprachen, als StuiFe der
Klivthmisiruiig (lu (JuduiCditcluv bei Aristoxenos) be-
trichtet, der Zweck des V^erfassers erreicht werden könne,
«i.Mi er in der \'orrede ausgesprochen , den Schüler da-
durch zur Anerkennung der hö/iern , durch alle gleich-
viüssig wallenden geistigen Einheit zu bringen. Kameiit-
licli erregt dm Wahl und Anordnung iler tiegeiistande
in dem ersten Tlieile, iler allgemeinen IMetrik, bei ilem
üurclilesen h.'lufige Beilenken, ob sie wirklich geeignet
»ei, der IMetrik jeder einzeinen Sprache als Einleitung
zu dienen, und ob sie »irklich nur das Allgemeine,
Einheitliche, was von allen Sprachen gilt, enthält, oder
nicht vielmehr durch die lliicksicht, die sie auf die Ei-
geuthümliclikeiten der antiken, wie der modernen Spra-
chen, nimmt, maiiclio Unklarheit und Verwirrung der
Begriffe bei dem ItnUuiiiligeu henorbringen könnte.
G) imunialzeituiiiz.
Gleich im ersten Paragraphen lieisst es: „Die Metrik
lehrt die Regeln des Versbaues (im letzten g. der aU-
gemeinen IMetrik, S. Ki, wird diess näher bestimmt, sie
lehre das Gleicbgewicht der Betonung und des Masses,
wozu bei den neueren Spracben noch das des Klanp»
komme)., Verse bestehen aus Worten, Worte aus Syl-
ben. "Tievor wir also den gegliederten Versbau kennen
lernen, ist es 7wthig, die Gesetze des Tones und der
Messung zu begreifen.'-' Durch diese genetische Herlei-
ttiiig des Verses aus seinen ausserliclien Elementen (die
eigeutliclien sind ja doch die gleichartigen Versfüäse,
welche, wie erst S. {, bemerkt wird, ans Hebung und
Senkung, al.er auch ans Längen und Kürzen bestehen)
Mir«! man auf den To id zwar auf den Wortaccent
geführt, der für die antike Jlctrik iiiiwesentlich ist, ja
oft in Streit mit dem Rlivlhinns des 'l'erses kommt, wäh-
rend er fieiiicli für die uioileriien Sprachen die Haupt-
sache ist, und Quantität und Stellung im ^'erse lediiigt.
Somit stellt also der Verf. etiias voraus, » as nicht der
antiken und nioilernen Metrik, als solcher, gemeinsam ist,
sondern worin sie gerade von einander divergireii, wäh-
rend er die Grundlage des \'erses, den auch ohne Worte
bestehenden RliMliiiins (in der 3Iusik und im Tanze),
erst nach dem ^. ?. und 3- (die von den verschiedenen
Arten der IJcionnng [des Worlacreiits] und lon den Ge-
setzen der Beloiiiiiig einzelner Wiirler in den verschie-
denen Sprachen liandelii ) erwähnt, und, sowie die ihm
wesentliche Verscliiedenheit der Quantität, erst als Acci-
dens zu dem Unterschiede derselben Betonung hinzufügt.
Diess Alles passt treulich auf die metrische Eigen-
thümlichkeit der neuern Spracben, keineswegs aber auf
die der antiken, vielmehr erschwert es nur die Einsicht
in das Wesen und die Schönheit des antiken Verhaues;
durfte also nicht an die Spit/.c der allgeineiucu .Metrik
.restellt werden. Der Verf. macht zwar S. U) auf dea
oft stattfindenden Widerstreit des Versions und des Wort-
accents in griechischen und romisclipu >'erseii aufmerk-
sam, aber "der Unterschied, der zwischen den antiken
und modernen Sprachen stattlindct, indem bei jenen die
Svlbenlänge, bei diesen der Wortaccent vor» iegt , mnsste
gieirh nach der Erkl.'irung des Rhythmus folgen. Wie
schwer es dem Deutschen wird, sich lon dem Vorur-
■ heile der Bestimmung der (Inantilät durch den Wort-
accent anch bei dem Lcsei» der Alten frei/umachcn, hat
Rrf. selbst an einem seiner Schüler zu erfahren Gelcgen-
13
179
i.sn
Jip|( trdialii, •l'T 1 fii'' <''•'> Niililainisiaml miil ilns Ijrlicn
in (li'ii liiirlislrii Cirki'lii iTzii^'fii, >or/iiK,s>i eise in le-
ren Siir.K lii-ii niilenirlid't iidiilen uar. Derscllie ^ciiaiin
Ifirlit eine ICiiisirlit in die (iivefzc der jriWilinlii Iisfen
aii<ikrii Ver.sinas.se , nnil las mit Lei('lili(;k.t'it ilenlsctie
Hexameter ilein Ver.sliau gi'Mi.'iss, wie in (i()(lies Her-
mann und Dorollica ; al>er liei der Scansion lateinischer
Hexaniefer, »io des ^'irjcil und Orid, dünkte es ihm
unnatiirlicli und s|iraclnt iilrij; , » enn .Sraininsj Ilien eich in
der Thesis und kurz j;elirauclit faiiilen , Enilsyllicn ilagc-
gen lanj; sein und in der Arsis stehen sdlllen , »ic ia
den Wörtern alieo , hodie , erat und Jilinlichen.
Als »esentlich uml der iMctrik jeder Sprarhe gemein-
sam hatte daher, nie schon lieuierkf , eine Erklärung
des Rhythmus coraiijeslellt u erden niiisseii, der in iler
gesetzniässigen Wiederkehr eines -Jenissen, dem Olirc
»■ohl^'ef«llij;en , l'erhaitnisses anfeinanderfnlojeniler Zelt-
theile beruht, ausser dieser quantitativen Seite al)er aucli
eine durch dieselhe hedln^^te qualitative Verschiedenheit
der Betonung mit sicli luingt (»ergl. Gejipert ülicr das
Verhältniss iler Heruiann'schen Theorie der Metrik zur
CeLcrIieferung, S. 'J'J). Hierin liegt elii'ii der Untersthieil
der rlivthmischen Betonung antiker Wörter lou ihrer
Accentuatiün ; denn Ti^Sl , ine/, amans können nur iam-
Lischen , rrtl'ro, 3t'ni nur trocliäisclien Rlivthmus ha-
beu , obgleich der Wortaccent in beiden Fallen demsel-
ben ividerstreitet , aber von dem Quantitatsverhältniss über-
boten wird. In Bezug auf (juantitatire Verhältnisse be-
steht das Substrat des (Ihythmus aus Langen und Kürzen,
in Bezug auf qualitative zeigen sich Arsis und Thesis als
Bestandtjieile f\es kleinsten rhythmischen Ganzen (dies*
der s. g. TVOvg Qvdfjf/.Oi bei Arisloxenos). Die Metrik
hat sich nun mit dem auf die Sprache angewendeten
Rhythmus und den Gesetzen desselben zu beschäftigen,
oauicntlich insoweit durcli die Beschaffenheit der Sprache,
als des vom Illiytlinius zu liberHältigenden Ulatcrials,
Modificationen dieser Gesetze und Abiveiclinngen von
denselben möglich oder nothivenilig gemacht uerden.
Unter Metrum hat man ein rhythmisches Ganze voji he-
ilimmter Lii/ige, welchem Worte untergelegt »erden kön-
nen, zu verstehen; denn dass dem Begriffe Metrum eine
bestimmt abgemessene Länge wesentlich .sei, liegt schon
im Namen. Um so weniger ist zu billigen, was Hr. Kr.
S. 3 sagt: „Für einige Arten von Tönen hat man be-
sondere Namen erfunden: so nennt man den RInjthmus
in der Musik Tuet, im Verse Metrum, Ver.smass.'^
(Vgl. Aristot. Poet. .5, U. ra yao iiirftu ijti iiduicr. lujv
Ql&KUiV iOTt (favtoov. — Quinctil. Inst. IX., 4, .')4.
rhythmi , ut dixi, ncque finem habent certuin, uec iillam
in contextu varietatem, sed qua coeperunt snblalione et
positione ad fiiiem usque decurrnut. — Mar. Victorin.
de mctr. rat. 1, 10, .{. p. 'J4S4 P. [')3 Gaisf.] Differt
autein rhythmus a metro — quod metruin ccrto numero
«jllabarnm vcl pedum finitum sit, Rhythmus autem iiun-
quam n\imero circumscribatur.) Ausserdem licsse sich
auch tadeln , dass der Verf. nur von schweren und leich-
ten Tönen beim Rhythmus spricht, während derselbe docfi
auch in den nur ilem Auge wahrnehmbaren Bewegungen
stattfindet, uuil nur die Zeitausfiillung in Betracht kommt;
iiidess ist d.is Gehör ilerjcnige Sinn, durch welchen wir
\nrzu.;sweise Anfeinanderfolge der Zeittheile und nament-
lich Unterschiede der lulensltäl anff.is^en können. ü.i-
gegeii verdient es .Anerkennung , dass der \'erf. bei mau-
ihi'ii ganz gleichinässi;;!'!) Reihen von Tönen gleicher
Zelldauer und Intensitilt , H ie bei dem Ivl.ippern der
IMiihle, dem Picken der Uhr, annniinnit, dass das nien.sih-
lulie Ohr, je länger es höit, desto bestinimt.re l nler-
schiede macht, und die Abwechselung starkerei und
schwächerer Töne sich hinznduhtet (also einen Rhyth-
mus mit .\rsis und Thesis in diese gleichmassigen Be-
iie;;iingen hineintragt). Erst nach dem Abschnitt >on
dem Rhythmus, als dessen Wesen nur die regelmässigen
Abueihseluiigen sclivverer und leichter Töne in bestimm-
ter Wiederkehr bezeichnet werden, geht Hr. Kr. zu der
^'crschiedenlieit der Zeitdauer liber, welchi- nur in Bo-
zilg auf Länge, Kürze und Mittelzeitigkeit der SUlieu,
von der die Prosodik zu liaiuleln habe, stattfinden und
in Betracht kommen soll; auch hier waltet also jene
materielle Anschauung, für welche der Vers und sein
Rhythmus nur durch die Worte besteht, i»elc!ie der
Dichter zu einem Ganzen verbunden hat, und nach wel-
cher die Zeildauer nur durch die Länge und Kürze der
einzelnen Sylben bestimmt wird, statt das» einige Rück-
sicht auf die Analogie iu der Musik zeigt, wie der
Rliythinus einas vor der poetischc^n oder musikalischen
Compusition Bestehendes ist, dem sich die Worte oder
Töne anschmiegen sollen. W^ähreml nun in der !Miisik
völlige Freiheit gegeben ist, die Töne so lang oder kui»
dauern zu lassen, als der Rhythmus erfordert, ist der
Dichter genöthigt, die Worte so zu wählen und zu stel-
len, dass ihre natürlich" Sylbenlänge mit der vom Rhyth-
mus erforderten übereinstimmt; wo dicss allzu schwierig
sein würde, gestattet sich der Dichter gewisse Abwei-
chungen von der Prosodic (z. B. wenn er ein Wort, das
einen Kretikus bildet, in den daktylischen Hexameter
bringen will), die aber freilich "ieder im Einzelnen nii
bestimmte Normen gebunden sind. Ein neuer, aus der-
selben unrichtigen Anschauung hervorgehender Irrthinn
(iiidet sich S. :> (§. 7.), wo von dem Unterschiede der
Sprache der Natur, der Prosa, und der Sprache der
Dichtung, des f erses , gebandelt und von der letzteren
zwar ganz richtig bemerkt wird, sie stelle Worte und
Reden zusammen, wie es der Wohlklang und die Schön-
heit fordere u. s. w. ; aber wenn der ^'erf. hierauf vom
Rhythmus der Prosa sagt: „die begeisterte Rede, weichte
sich dem poetischen Ausdrucke nüliert , [kann in Höhe
und Tiefe des Tons wohlklingend abwechseln i und dieKS
ist es, was man in Cicero's Reden rhythmisch nennt"';
so könnte ein Unkundiger leicht hieraus schliessen, ein
solcher Rhythmus könne iiar durch das Sprechen dei«
Redners ausgedrückt werden, sei aber für den Lesenden
nicht ualirnelimbar, weil nur Höhe und Tiefe der Töne
in Betracht kämen; wählend doch leicht ans den alten
Rlictorikern zu ersehen ist, dass der Rhythmus der Rede
besonders auf der Abwechselung der langen und kurzen
Sy Iben beruht, daher sie auf die rhetorische und mora-
lische Wirkung der einzelnen Wortfüsse tiefer eingehen
(vgl. Aristot. Rhet. III, S. Cic. or. c. (i4. Quinctil. I.\, 4.).
Von dem Verse heisst es nun S. .'i (§. H.): er sei
eine rhythmisch geordiiete und für sich abgeschlossene
181
182
Reihe roii Wor(eii ; er niiisse (S. ti) mit einem jeschlos-
■enen ^Vurte eiiiligru, uiiil sein kleiiistpr Theil , iler
Vers/uss, sei eine Ilebnng mit einer Senkung ; ilas Wort
Reihe (ordo me(ricus) werilo auch von jeiler Verbindung
(flrirliartiger Füsse gebraucht, unfersclieiile sich aber darin
vfiMi Verse, dass sie niclit für sicli abgeschlossen sei;
ond eine Verbindung mehrerer solcher Reihen, die nie
zum Verse abgeschlossen erscheinen , heisse Si/slem.
Gegen iliese Bestimmungen lasst sich nichts ein» enden;
doch leiden die letzten vorzugsweise nur auf die alten
Üprachen Anwendung, Dagegen erregen im folgenden
§. 9' {S. 7) die Erklärungen der Irrationalität Anstoss.
„S'icfit immer", heisst es, ,, werden die Metra so streng
gemessen (ilass nänilich die Kürze eine Alora eiitheilt, di«
Länge zwei). Die strenge Messung heisst rational, Qt]-
tUi, die freie irrational, t'Koyoi. Ist d'e Länge nach
tlrenger Messung I , so rechnet man für die irrationale
Länge l'/j'" Allerdings heisst die Zeit, welche sich
nicht dnrch die Einheit der IVIora messen Ifisst, aus eben
diesem Grunde irrational; aber diese Zeit kann ebriiso-
nnlil in der Arsis stehen, wie bei den irrationalen Dak-
tylen und Anapäslen, als statt einer harzen Svlüe in der
l'liesis, wie bei dem irrationalen Trorliflus oder lambiis
(Arisloxen. rhvthniic. fr. p. 30'-! Morell,), und das VVe-
«•'iitlirhe ist eben dabei, duss die Svibe, welcher I11.4-
tiunalität zukommt, niclit in zwei kurze Syllien aufgriösl
»enlen kann, eben »eil sie niclit die Länge von zwei
tüIIpii :Morcii hat. Noch weniger kann Ref. sich mit
der gleich darauf folgenden Behauptung einverstanden
erklären, dass in neueren .Sprachen so genaue Messung
nicht stattünde. Unserm Gefühle sei es fremd , in dem
V erse
Priam's Feste war gesunken
jede betonte S^'lbe als die doppelte der unbetonten anzu-
sehen, und desslialb sei jener Vers nicht — v — v, son-
dern V V V V zu messen, und ebenso die Daktjlen der
allen Sprachen als Trilirachen mit dem Ictus auf der er-
«teii Sylbe. (Jnseriii Gefühle ist es gerade zuwider, in
jeneiii Vers die Vor- und j\a< hsjllien ebenso lang aus-
zusprechen, als die gi'dehnten oder geschärften Slainm-
svlbeii , und iler Verf. h.-it sich vielleicht durch die Po-
sition in der zweiten S^lbo des Wortes Priam's verleiten
lassen, beiden Sjlben jedes Fusses gleiche Länge zuzu-
theilen. Aber diese irrige Ansicht kehrt auch S. 8
(%■ lO.) wieder, wo von dem Unteischiede steigeiiiler
un<! fallender Rhythmen und von den zu den verschie-
deneu Dil litiiii^sarten gebraucliten Rhythmengattungeii
gesprochen wird; zu den eplsihen Dichtungen sollen näm-
lich vorzugsweise gerade IUi\(liiiieii angewenilct werden,
also Daktylen bei den Griechen und Römern, lauiben
lind Trochäen ilagegen (c c unil v v) bei den deutschen
nud französischen Dichtern; zu den lyrischen dagegen
ungerade Conipositionen . also lamben und Trochäen bei
<leu Alten, Daktylen und Anapästen bei den Deutschen und
Kiigläniiern , weil sie bei diesen ans '.i Kürzen bestehen,
also der ungeraden Rli_ylhmen:;altuiig aiigehliren sidleu.
Richtig ist die L'iitcrsclieidung zwischen Versjüssen,
die ans Hebung und Senkung, bisweilen auch noch einer
Nebenhebnng bestehen, und Worlfiimen , bei welchen
vom Rhjihmns abstrahirt wird, und nur die Länge und
Kürze der Selben in Betracht kommt; zu jeneu rechnet
der Verf. S. 9 f- lamius , Trochäus, Dakti/lus, Ana-
püstus, Crelicus , Bacchius , Choriambus, lonicus a mi-
nori ; zu diesen alle übrigen zwei-, drei- und viersylbi-
gen Füsse.
Nicht klar scheint sich der Verl. über die .^bwjei-
cliuiig von der strengeren Messung, welche er die freiere
fllessung, irrational oder u/.O'/o^, nennt, zu sein; ilass
hierbei eine Verwirrung der BegriU'c aus iler Rhythiiiik
(uKoyu^ , irrationalis) , der flietrik '^döto.(fiiuui, iiidilfe-
rens) und der Prosodik {xo/vöi, anceps) obwalte, wurde
gchon üben bemerkt, und zeigt sich auch S. I(J (§. \'i-),
wo gesagt wird, die freiere Dlessung finde auch im stren-
geren Rhythmus statt:
t) am Ende des Verses mache man einen willkür-
lichen Rnhi'punrt 1011 Ungewisser Zeit, welcher der übri-
gen rationalen Zeitmessung hinzugesetzt werde, diess sei
der Halt; ,■ _
U) wie in der I\Iusik eine Zeit, welche nicht gesun-
gen werde, aber doch zum Tacte gehöre, und gezählt
werden müsse. Pause genannt werde, so gebe es auch
in der 3Jitrik eine Pause, d.h. eine verscliw iegeiie Zeit,
welilic /Olli Metriiin mitgi'zäblt werde. Was den ersten
Puiict anlangt, so kniin die Zeit zwisrlien dem Ende ei-
nes Verses '/.o.xu oriyuv und dem Anfange lies folgen-
den für die Metrik gar nicht in Betracht kommen, höch-
stens wenn der Vers einen katalcklisclieii Ausgang hat,
könnte ilie für das akataicktische :Melrnin fehieiiile Zeit,
hinzugefügt, einen IMassstab für die Pause geben, aber
lliess ist schon in Nr. .1. entlialteii. Wichtiger wäre es
gewesen, weiin Hr. Kr. bemerkt hätte, dass die letzte
Sylbe des ^'erses, weil sie ilurch keine darauffolgende
besliiiiuit wird, metrisch indiUVreiit sei, il. h. lang oder
kurz sein könne. Die l'erwerfuiig der Ausdrücke bracliy-
catali'ctus und liy percalulectiis, weil sie sich auf poetische
Verbiniliiiig und Katalexe znrürkfülireii lassen, ist an sich
nicht zu tadeln; nur hätte aus der Verbindung der kür-
zeren Ver^füsse zu Dipodieen die Eiilstchiing dieser Aus-
drücke nai hgew ieseii werden köiiiieii. — Die \ erniischniig
iamblscher und choriambischer \'erse wird (§. |3) pas-
send als eine Milderung des lebhaft springenilen Tuns
des Choriambus aus der Verwandtschaft der RhUlimeii
erklärt; nur hätte sie nicht im Allgemeinen iiuuy./.uOt^
genannt werden sollen, da diese Benennung von den \l'
ten nur ilen auf ähnliche ^Veise modificirten lonicis a
ininori beigelegt wird, denn bei diesen fi.idet wirklich
eine verschiedene Lmstellung der Längen niid Kürzen iu
zwei auf einander folgenden Svzygicen statt
IV I V V
UV — i' 1 — f (im s. g. Galliambus)
während bei den Choriamben die Versetzung der Längen
lind Kürzen innerhalb der (i ranzen Einer S\/.\gie statt-
(iiidet. Weniger eiiiterstanilen kann sich Ref mit dem
llicrhcrzielien der Ilnuicrisciien Licenz, i.liir^i' zu An-
lange des Jlexainelers zu gebraurlieii , erklären, znmal
da Hr. Kr. hier ebenfalls eine Umbreihung aniiimnit.
Auch die S. l'J und S. L'2 behauptete Aullosbarkeit des
13*
183
1,S4
Dak<vlas in Aem Iloxampler ilrs Anjjustcisclien Zoit.iHer«,
X h.' artete, ist niii so bcdcnUlicIipr , da <lip sonst so
itron"-<'n rfiiiiisilicii Diclitor .ins diosiT Zeit ki> Ii/Hilii; sol-
che U'iirtrr ainn-iuli-ii , «clflip sirh für das daktviisrhe
Vrrsuiass tiii lit oi^ncii, wenn man nicht zwei kurze .Svl-
ben , deren letzte dnrcli i vor einem Voeale ist, so zn-
(auinieiizielit , dass i zum Cnnsonaiiten wird, und Position
bewirkt; ilass sio diess aber statthaft fanden, beweisen
die Verse
llorat. Od. I, 34, 13. Mutare et insignia altenuat deus.
Ibid. III, 4, 4!. Vos Icne consilium et datis et
dato.
Vir§. Georg. IV, 242. Stellio et lucifugis ronjfesta en-
bilia blattis.
.4en. I, 73. IV, 126. Connubio iungam —
Ibid. VII, 253' Quantum in cnnnubio natae tha-
lamoque nioratur,
wo connubio dreisilbig zu lesen ist, da es an andern
Stellen (Aen. III, 3l'i. IV, 3 1 (l. .^35. VII, f>^. u. a.)
die zweite Svlbe laug' hat, daher auch ronnnbiis (.4en.
III, 13(1. VÜ, 91'). 333. XII, Sil.) von Wunderlich mit
Recht mit Einem langen i g- schrieben ist. In allen oben
angeführten Stellen uiuss das i auf die erwähnte Weise
als Consonatit gelesen werden, wenn nicht statt des Dak-
tylus ein Krctikus oder Paiimbacchins stehen, oder, wie
in den Versen aus Iloratius, das alkäische IMetrnui ganz
gestört werden soll; nml darum ist es wohl auch ange-
messener, auf gleiche Weise die scheinbaren AnapJisten
und Proceleusuiatici in dem epischen Hexameter zu be-
seitigen, wie
Hör, Sat. I, 8) !• Ut Nasidieni juvit le coeiia beati
(vgl. V. 76. Nasidienns ad hacc).
Vir". Georg. I, 48-'. Fluviorum rex Eriilanus.
Aen. II, 442- Haerent parietibns scalae (ange-
führt von niarius Victor, p. 2474 P-
Sh Gaisf.).
Aeu. V, 663. VIII, ,599, XI, 667. aiiete.
Ibid. IX, 674. nbietibus.
Ibid. XI, 890. Ariitat in portas.
Noch weniger Bedenken können die Verse des Ennius
(p. 135. l.')9. ed. Hessel)
capitibu' nntantis pinus rectosque cupressus.
melanuruin turdnni, inerularnque, umbramtiuc niarinam
erregen, da ßnnias in einer Zeit dichtete, in welcher
Zusamnienziehung zweier Kürzen in eine L«nge leicht
gestattet wurde, zumal da die Consonanleii , ziiischeu
denen Vocale auszustossen sind, sich so leicht verbinden
lassen in cap'tibus, nieriiurum; auch könnte in dem letz-
teren Wort durch eine Verlängerung der ersten Svibe
(durch Veriloppelung des H) und Verkürzung des u iler
scheinbare Anapäst in einen Daktylus verwandelt »erden.
Am wenigsten aber dürlen hierher Beispiele au« criechi-
gclien Hexametern gezogen werden, wie der Verf. S. 22
ans Homer anführt (Iliad. I, ö-) :
ßooii]^ y.ul /iicfi'ooi TU) TS QoiJ/.it^sv uijzov
(mehr Beisp. s. b. Hermann de nietris poett. p. 5 7. Eiern.
d. m. p. 346. Kpit. d. n>. §. 324.); da eine Beseitigung
der beiden Kürzen in der Arsis hier, sowie in ilen an-
dern .Stellen, durch Contraction leicht ist, während die
Beibehaltung dieser aufgelösten Arsis nicht bloss den ru-
higen Gang des epischen \'ersniasses widrig stört, son-
dern auch mit der Ansicht einiger alten IMctriker (bei
Dionvs. de compos. verb. 17. p. lOS Rsk.) im Wider-
s|)riich steht, welche dem Daktylus de» heroischen \'er-
ses irrationale (al.so unaullösliare) Arsis zuschrieben, wo-
durch er einen flüchtigen , dem der logaödischen ;ihn-
lichen, Charakter erliMlt. lleberdiess ist es auch noch
nicht ausser Zweifel, ob sellist die Arsis iler schweren
Daktylen Auflösung in zwei kurze Sylben gestattete.
Noch mehr Ausstellung , als an der Annahme von Auf-
lösnngen der Arsis lassen sich aber an derselben Stelle
(S. 1'.;) gegen die Worte machen: .,Um6rechungeti , wi«
i7[f/di; bei Homer sind äusserst seilen, doch nicht
wegzulüugnen.'''' Hiernach ",'irenalso solche laniben aus
Versetzung der Länge und Kürze (ivährend der Daktviu«
doch aus einer Länge und zwei Kürzen besteht) entstan-
den, und da eine Kürze neben der Länge nicht Arsis
sein kann, sondern das quantitative Ilebergewicht auch
die Arsis auf sich zieht {Gejipert a. a. O. S. 2-')i n:üsst8
an einer solchen Stelle des Verses auch ümkehrung des
Rhythmus anzunehmen sein, was einer Zerstörung des
daktylischen Rhythmus gleichkommt. Viel angemessener
ist es doch, an allen diesen Stelleu eine l'erlänj^ernng
der Kürzen, <lie wir bei Homer nhnediess nidit entbeh-
ren können (über das Einzelne vergl. Hermann ad Orph.
p. 697 f. 710. Gerhard lectt. Apollonian. p. 113 f.
Spitzner de v. her. 1. II.), anzunehmen, und so den
lambus in einen Spondeus zu verwandeln. Bei dieser
Gelegenheit kann Ref. nicht umhin. Einiges über die
von Herrn Dr. Geppert (über das \'erliältniss u. s. w.
S. 38. 39) aufgestellte nnd neuerdings (in seiner gehalt-
vollen Schrift: Leber den Ursprung der Homerischen
Gesänge. Leipz. 1840. 2. B. .'s. II. S. t — 39) weiter
ausgeführte Ansicht über den Grundcharakter des Home-
rischen Verses zu sagen. Als solchen betrachtet er nich<
den reinen '/, Tact, den man bisher fälschlich «lafür
angesehen 4iabe , sondern die Drriheit, »eiche ebenso-
wohl ein Daktylus , als ein Tribracbys , und in 4ler Zn-
sarnmenziehung ein Spondeus, wie ein Trochäus, sein könne.
,, Es ist der Grund- und Vrlypus aller rhyllnnischen
Verhältnisse , jener zweideutige Anfang , aus dem sich
die J'erhältnisse des Gleichen u?td Ungleichen , wie wir
sie bei /trchilochus ßndett , erst entwickelt haben-'^ Doch
bemerkt Hr. Dr. G. in iler neuesten Schrift (B. II. S, 7),
der Vers habe nur so lange seine freie Gestalt behalten,
als er Gegenstand mundlicher L'eberlieferong war; später
habe man auch von ihm eine grössere Bestimmtheit ver-
langt. Wenn nun aber auch zugegeben werden niuss,
<lass die Versuche der alexanilriuisthen Grammatiker und
die coiisequenter ilnrcli<;efiilir(eii prosiidischeii Bestimmun-
gen der neueren Wefriker noch nicht zu gänzlicher Be-
seitigung der sich ilarbieteiiden Schit ierigkeiten geführt
haben, so kann doch hieraus noch nicht ein Bevteis für
die llnentschiedenheit des quantitativen Verhältnisses im
Rhythmus des ältesten epischen Verses entlehnt werden ;
namentlich ist der Umstand, dass in den von Hrn. G.
angeführten zulässigen Versfüssen (allerdings den einzi-
gen aus der Dreiheit mit sinkendem Rhythmus herzulei-
185
186
(enden) iler laaibas sich nicht finilei, geeignet, Bedenk-
lirlikt'iti'n zu rrrp^cii, ila sich so rielu I.iinl>en statt der
Daktylen im Homerischen Verse finden (aucli führt Hr.
Geppert a. a. O. B. II. ^. (i tlie F.'ille an , in «telchen der
lambus vorkommt). Auch spricht Hr. (i. (ebeml. S. 7)
zu rasch i'ilier Widersprüche und Inconsec[Uenzeii in der
Annahme <ies Digamma ab.
Da nun bei dem lauibus eine VcrUngferon;; der ersten
Sylbe nnum^anglich nüthi^ ist, um ihn für den daktyli-
achen Ilhrthinus );eeii;net zu machen, so muss eine sol-
che auch in anderen Fälleu, z. B. no statt des Daktylus eiu
Trochäus zu stehen scheint, statthaft sein, denn die zweite
Hälfte des ^'ersfusses , in tielcher sehr oft eine lange
Sylbe oder sogar zwei kurze stehen, muss wenigstens an
Lange der ersten gleichkommen , ja eigentlich , nenn die
Arsis irrational ist, sie übertreifen. Die gleiche Rhyth-
luen^attung ist die einfachste, und wurde \rohl auch in
der Musik der ältesten Zeit streng gehalten; dass sich
die Sprache weniger leicht anschmiegte, bei der ver-
schiedcnen Quantität der einzelnen Selben, und dieser
darum auch manche Gewalt angethan \ver<len mnsste, ist
wohl nicht zu lerwuinleru. JVothwendig aber war die
erste Sylbe des Daktylus länger, als jede «ler beiden
folgenden; war sie aber nicht länger, als eine ilerselben,
so bewirkte die Betonung in der Arsis, dass längere Zeit
«um Aussprechen ilerselben erfordert wurde. Darum ist
es auch wohl viel angemessener, bei Homer statt der
Unregelmässigkeit und Liigleicbmässigkeit des ursprüng-
lichen rhythiiiischeii Verhältnisses lieber eine grosse pro-
fodische Freiheit in der >'erlängeiuiig kurzer und Ver-
kürzung langer Svlbeu des i\Ietrnms wegen anzunehmen.
Dafür sprechen auch die oinüelnen Beobacbtnngen der
epischen Quantität bei den Dichtern der späteren Jahr-
hunderte und selbst bei den Altikern (es genüge hier an
die Länge der ersten Sylbe von ('!.'' a/;«Tüs und die häu-
fige Verkürzung des Diphthongs in o/Os, yijoaiui u. a.
RU erinnern, vgl. fisc/zer App. zu Weller. gr. gr. p. 'Jfil.
Herr Krüger sprirlit S. 12 f. (§. 14.) von den ver-
schiedenen Arten der \'ersierbiiidiiiig (coinpiisitio , CTt'-
atllKJ-, welcher letztere Ausdruck zu iMissdeutiiiigen Au-
lass geben kann), nämlich der stichischeii , disticliischen,
strophischen (mit ihren Unterarten, der monostropliischen
und antistriipbischeii , bes-^er: epoiiisrhen) und dithyram-
bischen Coii.positioii, wobei er einige nicht iiiipasseiide
Verijleichunsen mit deutschen Verstattungen macht; hier-
auf S. iH ($■ I').) 'on der Verbindung gleicher und ver-
schiedenartiger KIntbiiieii 711 einem A'crse (was wohl pas-
aender vor den vorhergelieiiilen Paragraphen hätte gestellt
werden können), worin er vier llauptarleil unterscheidet,
je nachdem ^'leicbartige oder ungleichartige Kliythinen
(d. h. steigende niiil fallende) vnn gleichem oder unglei-
chem Geivichte, il. h. rliytliiniscbein Gesclilechte) mit
einander verliniuleii werden. Zu den gleichartigen lihyth-
men von ungleichem Gewirlit iverden die logaoedi (soll
heissen logiuieiliei) und aeolici gerechnet, deren letztere
den Logaitden ähnlieh sein sollen, nur dass Trochäen
vorangehen (I); zu den ungleichartigen Rliytlimeii von glei-
chem Gewichte der Antispast, zu den ungleicliartigeii Kliylh-
men von uiigleichcni (iewichie der dochinischo Vers. Hier-
an fügt der Verf. S. 1 4 f . (§• ^Ü-) einige ßemorkungeu über
«chUnen Vortrag des Verses, Verscasur und Ahsrhnitt (kein
ganz bezeichnender Name für Diacresis); sodann S. Jti.
(S- 1 "• ) über den häufigen Widerstreit zwischen Vers-
accent und Worlaccent in den Versen der Griechen und
Rüiiier, wo am .Schlüsse ilie Behauptung, dass die Ueber-
einstiinninng am Kiide des Verses bei den Alten (beson-
ders Römern) häufig sei, grosser Ginschiänknng, nament-
lich für den riiinischen .Seiiar, be<larf. Der letzte Para-
graph der allgemeinen Metrik (S. Ki, 1") handelt noch
von dem den neueren .Sprachen eigeiithümlichen Gleich-
gewichte (eiu nicht ganz passend gewählter Ausdruck)
des Klanges, als dessen linteraiten ^Alliteration , .Juso-
nanz nml Reim aiif^efübrt werden.
Ref. bat absichtlich diesen ersten Abschnitt des Buches
ausführlicher behandelt, um seine oben ausgesprochene
Ansicht zu begründen, das» in demselben Vieles sich
finde, was für eine Einleitung in ilie IMetrik der antiken
sowohl, als modernen Sprachen, nicht geeignet ist, währenil
das Wesentliche, was beiden zukommt, und «ler speci-
iische Unterschied nicht in:iner genügend hervorgehoben ist.
Hieran schliessi der \\.t!t. von S. 18 an die .Metrik
der einzelnen Sprachen, lind zwar zuerst die der antiken,
»orzugswei^o der griechischen; passend wird hier die
Quantität §. 18. zuerst abgehandelt, und die Hanptregelii
über Länge und Kürze der Vocale znsamuiengestellt ;
nicht als allgemein gültig durften aber die Regeln auf-
gestellt werden (S. 18): ,,Dttrch Position kurz ist ein
J'ocal , der i'or einem andern I oral steht"'; da rliess nur
auf die lateinische Sprache Anwcntlung leidet; und (S. 19):
„Die Zusammenstellung von muta vor liqiiida hat die
Wirkung nicht, den kurzen vorausgehenden l'ocal su
verliinger7i^^, da diess nur, mit höchst seltenen Ausnah-
men, vor einer teniiis und einer der liqiiidae Ä. n, v
immer stattfiiiilet (s. die Regel bei Datces. misc. crit.
p. 197. p. .'i.')4 eil. Kidd), wälifeiid die kurzen Vocalo
vor allen übrigen Verbindungen iler niulae und liquidae
bei ilen griechischen Epikern (namentlich bei den ältesten,
vergl. Hermann ad Orphica p. 7,i.i f.) in der Regel lang,
bei den Tragikern bald lang, bald kurz, bei den Ko-
mikern regelmässig kurz gebraucht werdiin. Wollte iinu
auch Hr. Krüger diese Regel nicht in dieser Ansdebiinng
au;^eben, da er sich überhaupt nur auf ilas .All>,'eiiieinste
beschränkte, so durfte er doch gerade das Srhuankeii
der Quantität solcher Sylben nicht übergehen; wenigstens
hätte erwähnt werden können, dass das lieilürfniss eines
Aletrums, welches, wie z. B. das daktylische, ein Zii-
sainmeiitreiTen von mehr, als zwei, kurzen .Svibeii, oder
eine kurze .Sylbo zwischen zwei langen nicht gestattet,
Einfluss auf die (jnaiitilät haben mnsste; denn auch bei
Aristophunes findet sicli in daktyl. A'eismassen Beobach-
tung der Länge vor muta cum liijuida, Ran. 814. Nub.
278. 284. 3UI. Lysistr. 273. vergl. dagegen >iub. 271.
ff';' iJy.iavoi' ■yraTitot; äy/id/ ni;.
Ueber die Quantität der römischen Dichter bemerkt
der Verf. sehr richtig, dass bei den ältesten siih nicht,
wie bei den Dichtern des Augusteischen Zeitalters, Beob-
achtung der Position, sondern nur des Accentes finde;
zu verwundern ist es daher nur, dass Terenz schon den
letzteren zugezahlt wird, der, wie alle spateren, nur
griechische Quantität kenne.
IS"
ISS
S. l'l »priilil iler \frf. (C^;. '20.) von tlrai Arrent,
der IUI tjri'-il'i'"'""" iii« lit iiniiiiT den bei)eu(saiiis<(Mi Tlu'il
«les Wortes trelle, iiiiil iinr einer iler ilrei leisten S\lljeii
eines Wnrle» zuLoiiimen ktiniic ; wozu nocli aiiilerc Be-
Dierkuiij;en über den AVidersprueli zwischen Wort- und
Verslun in der (;riecliisilieii .Sprache und liber die Schivie-,
Ti<'k.eit iler \'ereinij;iliijj des Wort-, Vers- und Redetons
in criisseren , liesonders lyrischen , Versgcliänden jfefi'igt
werden, »eiche «olil hegriindet sind, und die in dem all-
gemeinen Theile de» Buches ein/.eln zerstreute Ueiiier-
kun^en iiniiJilhij; machen. Von den einzelnen Versgat-
tunt;en »erden die reinen unvermisclifen Rhythmen, und
unter diesen die daktylischen voran gestellt, denen (J». 21-
«5. ■,'!.) der Cliarakter der Ruhe und Festigkeit zuge-
schrieben wird, ohne einen Unterschied zwischen den
•chwereii Daktylen der dorischen \'crse, und den flüch-
tigen der Logaüden und des epischen Hexameters mit
irrationaler Arsis zu aiarheu. Scliwerlicli kann man aber
dem ^'erf. beistimmen, wenn er behauptet, es werde nie
ein Vers akataliktisrh gefunden, sondern immer nur ca-
talectici in disvllabnm oder In syllabam; denn gerade
der ^'ers aus Sopliohles (Pliiloct. (S27-), den er, wie das
beigegehcne Sclieina zeigt, für einen tetram. catal. in
di!>y|l. ansieht,
i'xv (Jövva^ dddrjg, vnve S' elkyniov
ist akatalektisch , wie die Antistrophe (c. 843.) beweist
«ÄA«, T£y.vov , TUÖE ftiv dsoi oipara/
und dieser Vers findet sich so häufig in den Chorgesan-
gen der Tragiker (z. B. Sojill. El. 124. 125. 130 — 33;
ant. I4l». 141. 14(3 — 4'i; cbend. 162. Kiö— 70; ant.
,,s2. 186 — 90. Oed. Col. 24). 243 — 46. 24s. 2öO.
,')4(1. ant. 547; 6"'6. a"t. 6*>'> u. n. und bei den Lyrikern
i/ttcman, siehe Hermann Kpit. d. m. §. 2'.I6; Alcueus ,
Snvpho) und gestattete sogar die letzte Svibe als aiiceps,
»ie io dem erwähnten Verse des Philoctet, bei Sappho
fr. 21. Schneide w. (74. A'eue)
v'jg dvauoi ^ac tipoj dovalv e/iTreauJv,
bei Archilochus (Hepliaest. p. SS Gaisf.)
y.ai [ii.oodi ö^tujv duonaiTidXoiig- uJoo, r,v c'y'
1]ßili >
und ebenso finden sich längere und kürzere akatalektiscbe
Verse, besonders bei den ;iolisclieu üichtcrn mit der
Ba^iis, dass es befremden iiiuss, wie Hr. Krüger die
Kxistenz solcher Verse läugnen kann. Von dein Hexa-
meter spricht der >'erf. S. ..'2—24 (%. 23-), und was
er über Abwechselung der U.iktylen und Spondeen (mit
Ausnahme der schon besprochenen angeblichen Auflösung
der Arsis), über Cäsuren und üiaresen, über Tonmalerei
bei Virgil (d. h. die Nachahmung einer gewissen Bewegung
in der Natur durch den rli^thniischen Gang des ^'erse»
und den Klang des Verses) sagt, ist richtig und angc-
inesseii, ebenso was §. 24. über den Pentameter elegia-
t US bemerkt wird. -^ Von den trochäischen Versen,
nelcliu meist in Dipc.ilieen getheilt werden sollen, von.
ilencu die erste den llauptton hat, »eil das Verhältniss
von Arsis nml Tliesis ijn (iiossen » lederkrlire (ilaiin
müsste aber .iiicb in der iamlnsiheii Drpodie der zwea.-
laiubus den ilaupitou haben, «as der Verf. nicht an-
iiiniint) erii.'ihiit der Verf. nur den (thyphallicus , den
.ikal ilfklisrlieii Dimetir und Trimeter und JJ. ,>'i. den
.sticliisih NO häufig geliraiirhten kalairktischen Tetrameter,
von •lein auch Bcispielo aus Kuripides und Aristoplianes
angeführt werden niussteu, weil diese sich mehr Auf-
lösungen selbst im siebenten Fusse (vgl. Porson. ad Hecub.
praef. p. XLIK f. — Eurip. Phoen. 6lü') erlaubten,
als Aescliylos und Sophokles, von denen Herr Krüger
Veisn anführt; endlich erwähnt Herr Krüger noch den
nur von den Römern angew endeten ortunarins ; nur
hätten genauer die von den Röiiierii statt der reinen
Trochäen angewendeten Versfüsse bezeichnet werden kön-
ueii. üass Hr. Kr. nicht mehr trochäisclie Versmaasse
angeführt hat, obgleich die Lyriker und Tragiker in
ilcii Churgesäiigen noch andere einzeln angewendet haben,
ist nur zu loben; ebenso führt er von den iambischen
Versmassen, die er als Trochäen mit Anakruse betrach-
tet wissen will, die Tripodic, die katalektische Tetra-
podic und den Dimeter nur kurz in §. 29. an , weitläu-
figer spricht er von dem akatalektischen Trimeter, ohne
indess die grössere Freiheit der späteren attischen Tra-.
gödio in iler Auflösung der Längen iui Vergleich zu der
Strenge des Aesclivlos und noch mehr der lambograoheu
zu erwähnen; die Bemerkung, dass bei ihnen irrationale (?)
oder flüchtige Daktylen in sede inipari im Anfange häu-
figer seien, als am t^nde, kann zu iUissverständniss Ver-
anlassung geben, da hier wieder eine Verwechselung
von Irrationalität und Ancipität stattfindet. Hierauf folgt
der V, Saturnius, als heptupodia cafalcctica mit der Cäsur
nach dem siebenten Halbtakt angesehen, während er doch
zu den reinen gleichartigen Rhythmen nicht gezählt wer-
den sollte, sondern als ein asyna.'tetisclier, ans einer iam-
bischen und einer truchäischen Reihe bestehender Vers
zu betrachten ist. Hieran schliesst sich (S. .il) der aka-
talektiscbe Tetranietcr , der nur bei den Römern ange-
wendet wurde, aber wohl nicht bloss zu Schilderungen
höchster Lächerlichkeit, »ie Hr. Kr. behauptet, und der
katali'ktische, dessen sich nur die Komiker bedient haben;
aber zu hart ist das (j'rtheil, welches über Plautus ge-
fällt wird: bei ihm seien Hiatus und Syllaba anceps bei
der grossen Diaeresis, Vorherrschen des Worttons, Auf-
lösungen unil jede erdenkliche Freiheit so regellos ange-
wandt, da-s seine Verse oft kaum zu lesen seien; welche
Schivierigkeit durch die Verderbniss i\er Handschriften
noch vergrössert werde. Diess Letztere ist allertlings zu-
zugestehen ; indess ist Plautns , wenn auch sehr frei in
der Anwendung dreisylliiger 1'ersfüsse statt der lamben,
doch nicht so ganz aller Fessel bar; so beobachtet er
in der Regel ilie Cäsur, vernachlässigt nicht leicht den
W'ortaceent mit dem Versicfus in Einklang zu bringen, ver-
meidet im vierten Fusse (besonders des trorhäischeu Sep-
teiiars) den Daktylus, und wenn man sich erst einige
Uebniig im Lesen erworben, so dass man au der Ver-
naclilässigung der Position keinen Anstoss nimmt, hält
es nicht schwer, seine Verse zu scandiren; nur verstäiul-
lich sie Torziitragen. bietet wegen der häufigen Elisionen
einige Schwierigkeiten; doch erinnert sich Referent, von
G. ]lermn/in , der keine Sylbe elidirte, einen schonen
Voltrag Flautiuischer Verse ohne \'crletzuiig des IJliylli-
mischeii gehört zu habeu. Gerade die iambischen ^cp-
JS9 190
((•nare in der SUll<*, ans vplrlicr Hr. Kr. rinip;^ aiifiihri, Hatte Ref. Iii^lipr Manrlirs im Rinzi'liirn aiisznstp||<>ii,
sind j;riissti<iitiieiU ziemlich Iriiht zu li'.spii , iiiiil lii-le tlipilx uril ea zn IMisritprstanilni.i.s Aiilass ;,'rl)Pti kiiniitr.
Aarli nliiie alle Aariüsiiii;irii. Von licii Anapftstcii he- thrils uril i'S auf Liikpiiiitni.ss iicUr .-iiif piiifin V'crsdidi
merkt Hr. Kr. .S. ,'f > , ilir« Aiillösiiiit,' in 4 kurze Svll>en Uerulile, so darf er docli die Leisdiiif des Verf. aiirli
lei mindestens liei den Trap:iknrn .selten : um so sonder- fiir diesen Theil des i;aii/.en üiielies nicht als eine r«r-
l>arcr ist es alicr, rla.«« ans Aeschylos (Eilin. 78ti.) fehlte liezeiihnen , vielmehr rerdient der \vt(. Loli, das»
[ilu öiva} Tisäov hl/ai'fJtvo^ *"'" «"f '''"'■ «iemlirh letslflndlirhc Weise auf die Schiin-
.Is Monom, anapaest. anpefilhrt «ird, «rieher Vers für '"",'* '''"'* '»»<'^'">'/'"«l'--«"" "'"1 auf den .'islhetis, hen Cl.a-.
nichts Anderes, als für einen Do.hm.ns mit vorhergehen- "'''*''■ <'" ••■rs.-hied,.nen \ ers.irten anfn.erksam gem.ieht.
dem lambns gehalten «erde« kann; elenso ist Aesc/i. 1?''."^' ^"' f'^ Anerkennung und die Forderung der
.Sent. ad Theb. '.)3(). (030. niomf. ,101. U-e/l.) '*''''"''. '"" ""'" SJ-nuger Wnht.gkeit ist. Um so j;ri>s-
, , ,, seres Lob verdient aber die Art, wie der Verf. die iMe-
.Tt/<4»w nSfAil'Uj 'lofuday.QVV la^dv, <rik der neueren Sprachen bebandelt hat; da dieselbe
welchi'n Vers Hr. Kr. auch anführt, mit Blomfiehl, Haapt jedoch dem Zwecke dieser Zeitschrift weniger nahe liegt,
nnd VV. Uindorf das erste nsill^iui zu streichen and so sei es nur »ergönnt, mit wenigen AVorten der .'Metrik
la/.yav zu lesen, so dass der ^'ers ein Paroemiacns wird. der deutschen .Sprache zu gedenken. Der Verf. beginnt
Ungenau ist auch S. .j4, dass der versus Aristnphaneuai wiederum mit dem Prosodi»chen , spricht im §. '»l. von
auch V. laconirus heisse: ilenn was bei diesem letzteren den Gesetzen der üehnung und Scliarfung der ^'oiale,
als wesentlich in Betracht kommt, und auch von dem §. ■}'!• von dem Wortaccent (rolltonig, lialbtonig, nnbc-
^'erfasser angeführt wird, der spondeische Ausgat)g, ist tonte Svlben), g. r)'.h von den Quantit.ltsregeln (lang,
bei jenem nicht gestattet, wie der \erf. selbst angibt. kurz und mittelzeitig, alle liedingt durch Acceut sowohl.
Kurz nur verweilt Hr. Kr. (S. 35 Vi. §. M) — 3',).) bei dem als durch Dehnung und Schürfung); g. .iö. von den em-
fast nur in lyrischen Partieen gebrauchten Kretikus oder zcinen Füssen, wobei U)it Recht bemerkt wird, dass die
Paeon, der als tetrani. acatal. am häufigsten angewendet ältesten deutschen Dichter nur die Hebungen zahlten,
wird (nur irrt der Verf., wenn er sagt, die Römer liAtten •''" Senkungen aber oft wegliessen , was sich auch w e-
diesen A'ers fast ganz rein gehalten, vergl. z. B. Plaut. nigstens im Anfange der Verse bei Neueren findet: als
Aniphitr. i, I, t)4 if. ) dem Choriambus, dem lonicus Versbestandtheiio werden nur Troch.'ius , Dakt\lus, lani-
(namlich a miiiori, da iler andere S. 9 nur als ^Vortfus9 bus, und Anapäst, gegen deren Bezeichnung
uiit aufireführt wird); auirallend ist, dass von dem let/- VV, VVV, Vi' f V V
teren keine ^'erse mit der bei den Griechen so beliebten ■ c- i •., ■ 1 ,. ■ ■ ...
, ^. ,, ., ,, , , 1 ^.1 ■ I I • schon zur Hiinleifnng bemerkt wurde, dass sie nicht /ii
und S. \ .'} mit Unrecht nur den Choriamben zugesclirie- , ■.,. • , , , . ■ , ..
, .11 1 i 1 I L.1 1 »r <• billigen sei; denn wenn auch zugegeben wird, dass die
bellen Anaklasis erwaliiit werden; soi'ann geht der Verf. 1.1 . , .^ . - , ■ 1-
, ... I 1 ni- I j Ol .1 ..I deutsche Liänge nicht gleich zwei Kurzen ist, sondern
zu der » erbiiiduni; lind Illisrhiing der Khrthnien ober, , ■ ,• ■ <•, .
, , • I. ^ ^ , ■■ ,■ , 1 " • ■ , uass sie eine irrationale, iinauliiisLare sein iiiuss, so über-
als «leren zwei Hauiitarten to^auainche uiul nnlt.in/istiscne . <r. ■ 1 1 1 «^ ,.■. . i- 1 - 1. •. ,
,, . ' .■ r r I trillt sie (loch auch an l^iiantitat die kurze »vibe, selbst
in einem alljjeiiieineren ^inne aiil;;elasst werden: zu cr-
ütercn rechnet der ^'erf. suirhn Verse, welche aus ver-
weiin sie nur durch Betonung lani; geworden ist. ^"011 tro-
... , , , , 1 ■ 1 ■ > , . chaischen Versmassen führt Hr. Kr. .S. ,')S f. zwei-, drei-,
«i'hieilenen , aber entweder bloss aus sinkenden oder bloss 1 f.. rc- 11 1 ^ 1 1^ 1 -■.
, t, r 1 1 • .■ 1 I • I vier- und lunUnssige und den katalektischen ietraiiieter
aus steinenden » ersliissen bestellen, wie <lie slvkonisclien 1 . . 1 ^ \ 1 r' < ^ ^ •
,, \ , , , II ■ , 3n , den er trotz der stehenden Casur nicht mit iler ab-
Versp, der saMphisrlie , der alkäische 11. a.; zu letzteren 1 1 j 1 .. 1 1 ..• 1 1 1 j 1 1 >■ 1 t> ,
,.,,,.,'' , II ■ I . wechselnd akatalektischeii und katalektischen Xetranuilie
die Verbindung steigender uiiil siiikeniler, deren Arsen '
j,usammensto.ssen , wie die Dncbmien n. a. , »eiche aber ^'''^"' ' •'«''■ "^'' K'"'""t«-".
den modernen Sprachen fremd sind. Hieran scliliesst der ^'"j'' '^K '" ''"■'"'" "'"' '^*^"''
Verf. die Verbindnni^en von Versen zu grosseren Ganzen verwechselt wissen will; loii iamliischcn , die meist kata-
(S. 41) 11'. 45. 4.5 I), nämlich ilie rfi.s/iVÄ/scAe Cdiiiposition, lektisch sind fweiblidie lOnilung haben), die zwei- iinil
wozu er ausser dem elegisihcn Distichon einige Hora- dreifüssigen , die vier- und füiiffüssigeii , die im Drama
zische Versniasse anführt, die moiiostiophische , zu wel- oft angewendeten fünf- und katalektischen seclisfüssijeii ,
eher ilie sappliische, alkäische und asklepiadeisclie Siro- endlich den den Grieihen nacligeahinten Seiiar (der mit
phe angeführt und besihrieben werden, und endlich die Recht von dem Alexandriner unterschieden wird) nnd
atittstrop/iische, zu welcher (S. 44) ein Beispiel aus Pin' den katalekti.schüu Tetrameter; von ilaktviischen die zwei-,
dar und (S. 4(i , 47) eins aus Sophokles gegeben und drei- und vierfüssigen , meist katalektisch , und ilen von
erlanicrt wird. Hierauf gibt der \'erf. (S. 4/ f.) einige den Griechen entlehnten Hexameter und Pentameter; von
Winke und Ratliscblage für die Diasnose, und zuletzt .Anapasten die drei- und vicrfüssigen , und du- fünffüs-
(S. 4VI, jtl) einige, wietvolil sehr dürftige , geschicbtliclie sigen :
Äotizeu über die Eiilwickelung und den Gebiaiich bei i^j, „ jn „„„1, erzählen ein .Mährcheu gar schnurrig,
den Griechen und Römern; von jenen werden nur ICiiiker, ,!• 1 , , r. ■ i .11,. ■ m
, , , ,, , , , , /, \i I I endlich deu von den Griechen entlehnten und lon rlaten
laDibograiihcn , ttileciker, dvriker (besser iiJeliker, zum . ^ , , 1 ■ , n, ^ , ■ ,^
,. ^ 11 1 1 1 ■ i I I \ 1 Hl gereimten katalektischen letrameter und den JWimeter.
Unterschiede von den beiden vorhergehenden) und Ira- "
giker im Allgemeinen erwähnt, von diesen aber einige Hierauf spricht der ^'erf. (S. 71) von iler Alliteration
der bedeutendsten Dichter namentlich genannt, und ihre der älteste« deutschen Poesie und «on den Arten, den
Bedeutung für die Jletrik nachgewiesen. Gesetzen und den Stellungen des Reims, S. T4 f. von
191
19^
<l«r Aliürhmif! (lor RliTtlimrn, wobei antispasiisclie Rlnili-
inrii aiiK'M'srlilossrii nrnleii , il.i lliisire Sprache jetzt ilas
Zu^.^lllllll•ll.slo^sell /.iveiiT Ilibiiiijji'ii nicht aiirrkciiiit, S. 7;)
atii Kiiclc Kill griissi-roii ('(>in|)(i!(itioiipn und S. 7(i f. «on
«Ich >t(>hi<iuliMi FurmiMi der Ottava , des üonctts und der
lo(iai)clisi'h - aii,i[i;istisihen ^'erse, z. B.
Ua drüben auf jenem lier<;e,
wfiltii« M'otil passender io dem Capitel <on dnr Alisrhuii^;
der llhNthnion erwAhnt iverden konnten; ansfi'ihrlirher
spricht dann der \'erf. von den altepischen Versen der
Diittelliochdenlschen Dichter und des Nibelungenliedes,
woran sich S. ,S4 noch einige Bemerkungen über Diagnose
nnbekuniiler ^'erse und geschichtliche ISotizen schliessen.
In ähnlicher Weise wird nun n()<'h die IMctrik der
en^lisclien Sprache , in «elcher Trorliaen, lamben, Dak-
tylen und Anapfisten vorkommen, doch letttere seltener
und nur in aufgeregter Lvrik , und die der franzüsischen
Sprache, in iveldier stets Hebungen und Senkungen ab-
wechseln, also nur lanjben und Trochäen sich finden,
der Beim dagegen,, die Stellung der Reimt? und Alxierh-
Hclaiig längerer und kürzerer Verse die Ilauptitaihe sind,
.abgehandelt; den Srhiiiss bilden passend genfihlte Les-
iibuiigeii. »eiche auch dem Lelirer Gelegenheit geben,
manches Einzrliie hinzuzufügen, »as bei der svsteinatischeii
Behandlung kurz oder gar nicht crtvMhnt war; auch fügt
der \'erf. selbst einige Anmerkungen hinzu, welche die
Annendung des Gelehrten erleichtern. — In der Ilaiiil
eines kundigen Lehrers wird das Buch mit jVutzeu ge-
braucht «erilen; mO<;e der Verf. bald Gelegenheit liabeii,
bei einer neuen Auflage die oben gerügten Versehen zu
bei ichtigen.
Jena. H. IVeissenborn-
:.'(). Anlhulugia G/aeca. Poesis Graecorum elegiacac ,
melicae, biicolicae, epigranimaticae Fragnieiita se-
lecta cum Hesiodi Operibus et Diebus, taniquam
didartici generis exempln , in usiim adolescentium
accuuiodata a Jo. Fr. Guil. Uurchurd, super, in
gvmn. 3Iiudens, ord. praccept. et prof. reg. (jetzt
Director zu Bürkcbnrg). Berolini, Schultz. 1839.
VI» und aj4 S. y.
Dass es nützlidi und zweckuirissig sei , den Schülern
der ersten Classe der Gyiniiasien ausser der stchendrii
I^iectnre des iloiner und der Tragiker auch von aiiiiern
Früchten der griechischen l'oe»ie einen Vorschmack zu
geben, darüber haben bereits stimuifühige Schuliiiäiiner ,
«ie WcicIiPit, iVIehlliorn, Geisl ,' Bach u. A. hinläuglich
eiilseliieden. Dieser Ansicht verilankt auch die gegen-
«tiirlige .Sammlung des schon durt li andere nützliche
.Si liiilliuiher icrdienteu Hrn. Burdiard ihre Enlsleliuiig.
AVas den Wcith dieser Anthologie bclrilft, so zeichnet
diesellie sich besonders in einer dreifachen Beziehuog
\iirllH'illi.]|t ans ^Vir incinen zuerst die giüikliclie Aus-
»ahl des .Stolfcs. Wenn man auch hier und da statt
des aufgenoinmeiien Abschnitts liiien undern aiisgett/tlilt
wünschte, so zeigt doch die .-Vnurdnuiig des Ganzen den
praktiichrn Schulmann, der uiit den Ucdürfoissen der
Jugend aus Erfalirung bekannt ist. Ein zweiter Vorzug
bestellt in den sachlichen und besonders in den sprach-
lichen Bemerkungen, »eiche mit lobenswerfher Prflcisioii
und ohne gelehrten Prunk das jedesmal Aölhigo erläu-
tern , »obei in Beziehung auf grammatische Verhältnisse
bis» eilen auch eine dem \'erf. eigenthnmlirho Ansicht
zum A'orschciii kommt. Kine dritte Empfehlung gibt die
Feststellung des Textes, wozu nicht bloss die besstcn
Ausgaben der einzelnen Dichter, sondern selli.st nioiio-
graphieen und »erfhvolle Recensionen mi't selbständigem
l'rtheil benutzt wurden sind. Dabei kann man eg nur
billigen, dass die rein kritischen Noten, »ozu auch einige
Versuche des Verfassers im Emendiren verzweifelter Stelleu
gehören, mit kleinerer Schrift unter die exegetischen
Aninerkungeii gesetzt worden sind, da diese Kritik für
Schüler weder berechnet, noch auch geeignet erscheint.
Zweckmässig finden wir auch die Einleitung über da»
Weseu und die Entwicklung der griechischeu Dichtkunst
S. 3- — l'J; sowie die kurzen Notizen über das Leben
und diu Schriften der einzelnen Dichter und Dichterinnen,
welche den aus denselben ausgewählten Abschnitten jedes-
mal vorangehen. Ohne uns mit der blossen .Aufzählung
der einzelnen Stücke zu beschäftigen, glauben wir weit
mehr im Interesse der Leser dieser Blätter und des Hrn.
Burchard selbst zu handeln , wenn wir jetzt eine Anzahl
derjenigen Stellen erwähnen, in denen wir der Ansicht
des Verfassers nicht beistimmen können, oder in denen
man auf eine üngenauigkeit oder auf ein Versehen stüsst.
Wir folgen der Ordnung des Buches.
Den Anfang machen Hesiod's Werke und Tage. Hier
heisst es in der Einleitung nach Gottling: ,,Hesiodus —
Orchüinennin sese provectior jani annis rontulisse — ■ vi-
detnr." Diese Ansicht ist doch durch Fr, Jacobs (zu
Theogou. yi.), Hermann, IVIützell (Hall. Literaturzeitnng
1833- ^r- 202.) so entschieden widerlegt worden, dass
sie nicht mehr zurückkehren sollte. A'ergl. auch Nitzsch
zu Odvss. 8, 171. und jetzt im 3. B. S. L'()2. — Zu V. 0.
wird bemerkt: „jigiaovxu, quae valida sunt"; diese ab-
stracte .Allgemeinheit Ȋre gegen die epische Rede und
gegen den Zusammenhang der Stelle. Denn dass iJu/uoVTU
Singular ist, zeigt schon uulCrjl.üi , (/.dift.iiv, OXOA/Ül',
d'/i;ruoa. — V. j^i. winl erklärt: „uiV^loi vuiiov . ut
solent poetac pro kv uiüvoi.'-'- Diess können Anfänger
leicht inissverstelieii. Besser ist in solchen Fällen ein
Citat der Grammatik. Uebrigens ist auch die angeführte
Parallelsfellc aus Hoin. Jiiad. II, 3(.iti. unpassend, weil
daselbst rCfj o (j l .riT l cry.07lsA.yj, als der besondere Begriff,
eine epexegetisclie Erläuterung des d'/.TTJ icf)' ilbl'Kv «"iit-
hält. ^'ergl. ?itigehiric/i z. d. St. — V. V^.' ist nach
dutivrii wegen des folgenden i'jre wohl besser ein Rouima
zu setzen. — Vs. ^? i . fasst Hr. B. iSoji^ für öod. in-
lueliir, uc als relntivuin, und erkl.'irt die Stelle: ,,qui
nihil agit {toyoio XunC.V)v) et nihil habet, intuetur di-
viteiii , streiiniim et operi inteiituni." Diese Erklärniij
scheint mit dein Zusaininenliange der Stelle nicht rech«
vereinbar zu sein,' sowie auch dabei dem nach oitidil
stehenden iibv die richtige Beziehung fehlt. Der Dichter
sagt : iJie ältere Eris treilil auch eitlen Ungescliickteu
zur Arbeit an (^. 20')' Diesen Satz »ill er erläutern,
wozu für den ric tQyo/o yaTiCvji em blosses „iniiictu!'-
19.'.
194
mipaüSPiid prscliicnp , «<>il darin der Bi-ifrifl dos \Vc<<-
*ifprs «Milin'der ikkIi »;nr iiirlit, oder doch si'lir iindriit-
Jirli dithalloii «äro. üa^Cjjcn ist Alles in der Ordnung,
»enn ni.tii narh der t;p» JiSiiijirhen Erklflrnnj; i)^ in ile-
nionstrafiicr nedeiitun;; versteht: Denn ein Diirftif;er,
Kenn er auf einen Andern sieht, der reich isl, eilt seiist,
zu pfliigen und zu pßnnzen , und sein Hauswesen gut
zu iestelten- Daran selilirsst sich ganz «infaeli das Fol-
jjende an, wo man y.otttl am hrssten mit Mitzsrh (An-
nierk. zur Od^ss. 3. B. S. 'i'lO} erklärt: ist im Eifer
gegen etc. — V. 31. steht xa.Tay.rtui im Texte, ohne
dass etitas bemerkt ist. — ■ V^. 4j. liest man: mihjuj-
TVuiOf, datiro praeter omnem Graerorum consuetudinem
a>!iirp.i<()." Diess ist dem Kef. nn>'prgt;)iidlirh. Was soll
denn dieser, in allen Sprachen so <;e»öhMliche Dativus
Anll'allen<les haben? — V. f)i<,: „etil-, h. e. oCfiTtoov.^''
Genauer uar hier narh A|>nllonius zu erklären: hov ty.n-
OTuc y.ay.ov du<f. — Zu V. ,S4. wird in der Kürze
über den Gebrauch von sie bei Personen gesprochen,
^'or den beiden Homerischen Stellen konnte Theogon. 71.
augefiilirt iverden. L'elierhaupt liess sich die ganze Note
(nach Sintenis excnrs. IV. zu P|nt. FericI. und Spitzn.
excurs. XXXV. zur Ilias) noch et«as bestimmter aus-
drücken. — V. 41. "ar für pdacplv UTgo wolil auch ilie
dritte Stelle des Hesiod hinzuzufügen, nämlich Scut. Ilerc.
I.'i., «as jetzt auch Kiinke in der Ausgabe Ji. o.jli- ""ter
ilon \ f rgleichungspunclen mit anführt. — V. 13.> [Dtj.
nach Giittling, Hclche ^'erszahl wir in Klammern bei-
fügen Hollen] „seriores vcrbo iitebantur" etr. statt solo
»erb». — V. 13ti. ['37.] würden wir statt J dtu/i; selbst
in einer Schulausgabe nach Spitzn. E)xc. II. lieber ij
>fi((/.; schreiben. Vergl. aucii Nügelsbach zu II. H, 73.
und Ranke zu Scut. 8j. — V. lij. [134.] dürfte löl-
i)oi zu schreiben sein, nach Alirens: lieber die Conjug.
auf in im Honi. üial. S. l(i in der zweiten Anmerkung,
unil S. 2,). — V. 173. [174.] heisst die Note: „nijy.bVL
innen ujcpsiXov , ntinam ne etiam . ■ . interessem."
Was Süll iliess etiam? Soll es mit in uijy.CTl enthalten
sein? Kfwas dunkel spricht über diess nry.ttt auch Ranke
in seiner tiefsinnigen Schrift: Hesiodeische Studien S. j-S.
Es entspricht hier uir/.itl etwa unserem nicht weiter,
nicht fernerhin. Vgl. Diiderlein: Vocabnl. Homer, etyma.
ICrIaugen 1835. S. I(), welche Bemerkung Nitzsch zn
Odyss. XI, 176. nud XII, '2J,'. übersehen zu haben
scheint. — Zu V. 1()U. wünschte Ri-f. das anlDillige La-
tein dubinm nullum , und ganz unten siileream aetatem
statt ferreaui, der Schüler wegen, entfernt zu sehen.
Uebrigens sind die für den Dativ uvdoiOl OXoklOi^ bei
l UcTivjv [l'.)4.] aus Sophokles angeführten Parallelen nicht
ganz passenil. Man vgl. Wunilcr zu der letztern Stelle.
— V. 210. 211. wird bemerkt: ,,Fabulac exeniplum au-
tii[uissimnm" etc. Wir würden noch „apud Graccos" ein-
setzen, weil die Fabeln im alten Testamente (Richter
'), 8 ff. 2 König. J4, 9.) ohne Zweifel älteren Ursprungs
»ind. — V. 21J. fehlt vor VIH, \:y.). das Zeichen II. —
^ ■ 243. ist nach ci/.Tovotv im Texte die Interpuncliou
ausgefallen; und V. 24"). ist nach di/.ljOi das Komma zu
tilgen. — V. 263. [204.] wild bemerkt: „Lui pertinet
ad Xa9so9s , cum lexica /:7ri7luyyi' tan(|uam ailverbium
propoDere soleant, quod uullurn est." Diess dürfte doch
('^■nuunialzeilittf^
noch zu rasch behauptet sein. Andere, wie Meineke zu
Theorrit. 17, t04. sind iler entgegengesetzten Ansicht.
Weit bcsomienor als Hr. B. spricht Spitzner zu Iliad.
X, i)((. — V. 277. [27.S.] hat Hr. B. die jetzt gewöhn-
liche Lesart: 'ioi^Eiv dkhjkoi'q, «.Tfi uv öiy.i] Eoxiv
iv avTUiq- beibehalten. Hr. Prof. Schneidewin (Conj.
Critt. p. iS4) will i'^' zurückgeführt wissen. Ref. ver-
mulhet, dass das Ursprüngliche gewesen sein mochte:
iVri II£t' atJTüii [Wass. zu Thncyd. III, ö>). l>e' Poppo
p. 71Ö- wollte die Lesart des Clemens ganz unverändert
lassen], nnd ilass daraus erst die ^'arianten i:i' und iv
mit eailv entstanden seien. — V. 32(i. steht ciji;ei im
Texte, wahrscheinlich als Druckfehler. — V. 34(i. wird
gelesen: „Tlfiiji;, pietii haud parvi." Angemessener dünkt
dem Ref. die Bemerkung von Nitzsrh zu Odyss. XI, 338-
— V. 3(i2. bedurfte uiiivna hitiöv der Erklärung. Ein
Recensent in der Hall. Literaturz. 1S37. Kr. 07. [nach
Hernianu zu Oed. Col. 14()0. ist es Hr. Ber^k] will es
in atVova klj^uv corrigiren. — V. 3S7 : ,, Iliad. VII, 40."
statt 40l. — V. 4((ä. ist das Citat ans Theogon. Vl73-
besser zu übergehen, weil dort der Sinn Hermann s Emen-
dation .laoiv zu verlangen scheint, fllatthia §. 441 , 2 c.
bietet andere Beispiele , wo die Lesart sicher igt. —
V. 4l9: Tf.iijt}eioa atdijaw i'kij. Die Erkliirung: „U-
g2tuin si caedatur^^ kann den Schüler leicht zu dem Irr-
tlium verleiten , dass der Aorist hier die Bedeutung de»
Präsens habe. Darum ist genauer zu sagen: lignum eo
tempore caesum. — V. 421- [-^22.] hat Hr. B., weil ihm
Hermann's Verbesserung eine Härte der Rede zu enthal-
ten scliieii, nach eigener Ansicht mit Beibehaltung der
Vulgata interpungirt : Trjwo; UfJ i'KoTOi^ttii' ^e/jvijfxl:-
VO^' u'joiuv i(jyov. Diess hült Ref. desshalb für un-
richtig, weil sich dieses Asyndeton nicht recbtfertigea
lässt. Der Sprachgebrauch verlangte dann wohl nach
uioiav ein /)t Tider yap. — V. 42'l. fehlt im Texte nach
:f//i«S '''»s Komma; dagegen scheint V. 432. das vor
-rrovrjOaLUvoi in den nenerii Ausgaben stehende Komma
»etilgt werden zu müssen, weil sich das Particip. eng
an das Hanptverbnm anschliesst. Heber die .Abbildung
des äoUTUDV nijXTOv , die übrigens für Schüler sehr
zweckmässig ist, hat Ref. zweierlei zu bemerken. Er-
stens ist auf derselben die Pflugschar in der Richtung
von oben nach unten gerundet ilargeslellt. Diess wider-
streitet der Natur der Sache. Denn bei einer solchen
Gestaltung der Pflugschar würde ilcr Pflügende nicht fort-
gekommen sein , weil das Eisen viel zu tief in den Eril-
boden eingeschnitten hätte. IMan miiss sich wohl die
Pflugschar in horizontaler Richtung an dem Scharbaum
angefügt denken, wie Martin und J'oss es auch beim
römischen Pflui^e angenommen haben. Zweitens gewäh-
ren in der Erklärung des Hrn. B. <lie Worte: „boves
loro subjngio ad ipsuni temonem adstricti'- und ,,aratrum
cervicibus ad temonem alligatis boves trahebant" keineo
ganz richtigen Begrifl'. Da nämlich der Hesiodeische
Pflug der erste Anfang eines ücltwingpßuges ist, bloss
irirkeiide Bestaniltheilc h.it, des vollständigen collare noch
g;iiizlich entbehrt. Um! dafür bloss einen Jochriemen
enthält: so wird ein eigcniZi'c/ies Anbinden des Stiernacken»
an die Deichsel noch nicht gedacht werden d.'irfen. Es
isl daher auch auf der Abbildung des lln. B. irrthüm-
14
195
196
lieber Weise, wie Ref. meint, das Jorh in einer zo
kfiu.i(lirlirii, erst der spatern Zeit eij;entliiin)liclieii, Run-
dun» •'P/pirlinet »torden, ftlan iiiuss vielmehr dasii-lbe
mehr laiigli<li rund denken. Denn ho ein Iilosser Jiich-
rieuien vorhanden war, kann das Joch nur vnrn unter
die H(irner der Stiere gelegt worden sein, worauf zur
Befestigung' des Joches der Riemen wahrscheinlich hin-
ten heruuigezo|,'en und sodann au den Hörnern befestigt
wurde. Eine solche Vorstellung scheint theils aus deD
Worten des Dichters: ßouiv hi^ovov fKy.öwoti' (lind-
(ii/j (V. 4tiH.), theils aus der Natur der Sache hervor-
aageheu. Es ist diese Vorstellung auch mit V. .'isl.
inl tl"/« f^oi'Oi Tithjaiv »ercinhar. Dagegen erweist
sich V. SIÖ. auch wegen des hinzugefügten aü^tvi als
ein Zusatz aus späterer Zeit. — V. 4i7. wird flermann's
Emeiidation: tu SoyaCeal*nl aQtOTOV erklart: „h. e.
TOVTU juQ t6 ijßi]S. ftergov äo. epydi^eat^ai. Dann
mijsste aber doch wohl T(> ö' iQydCeo^cU ägiozov ge-
schrieben sein; TU steht aber ofl'enbar in relativer Be-
deutung. In der unten beigefügten Note ist tu) vor
eoyaCiO^at ausgefallen. — V. 4hJ. [4ti3.] gil>t Hr. B.
folgende Note: „yoiHflCouOCV , intransitiva significatione,
quae praeter hunc locum prorsus aliena et fuisse ab hoc
»erbe videtur et esse debebat." Zur Widerlegung dieser
zo starken Behauptung kOnneu die Worte von Nitzsch
(zu Od. Vlil, 201. ) dienen: „y.oi'CflQeiv , sich erleich-
tert fühlen , brauchen Sophocl. Philoct. 7-'5. [vielmehr
73^.] und die Aerzte von Kranken." Vgl. Lobeck. zum
Ajax. p. 196 extr. — V. 475- Zu aipev/-ievov verniisst
der Leser, an Buttmann's ausführl. Sprach!. §. 11 4.
unter ai'poj denkend, eine Bemerkung.—- V. 506. ist
das bekannte Gesetz, nach welchem ft!p« TIÖvtuj zu
i^lTTVtuaaC. und zu cjoive gehört, für Schüler etwas zu
unbeitimuit ausgedruckt. Deutlicher und bestimmter ist
die Ausdrucksweise bei Ivrüger zu Dionys. Historiogr.
p. ll'J. — V. öt4. nach ipXn^Ol fe'''t <"" K-oinma. —
V. 525- hätte Hr. B. OL'öi ut unbedenklich in ilcn Text
setcen unil in der Note hinzufügen sollen, dass dann
bsi/.vv von OIE abhangt, weil sonst der Schüler das
„aptius" nicht leicht verstehen «tird. Ebenso nolhwendig
ist V. 631. die VerbcKserung ui , und die von Voss in
den Ritndgl. p. 7'.) bestimmt angemerkte Emendatioa
ßpOTOi. Denn was Hr. B. bemerkt: „bestiis . . . cum
sene incurvo aliqnam esse similitndinem non prorsus iii-
epte dictum videtur" wird Niemand leicht zugeben, da
man vierfässige Thiere schwerlich mit einem am Stabe
sich forthelfenden Greise vergleichen k.-iiin. — V. HMj.
enthalt vielleicht zum Srliluss noch einen Wunsch: das
Jahr aber mag auf dar Erde gesegnet sein. — V. Hj!).
im Citafe ist ,,Iliad. V." Druckfehler statt XV. —
V. 679. [t">S(».] hat llr. B. den Optativ (fCf.veuj aus eige-
ner Conjectur in den Coiij. (pnvuirj venvaüdelt und i»
den Text gesetzt. Diess scheint unniithig zu sein, da
hier derselbe Fall st.ittSndet, den Hr. B. zu V. I3l. er-
laatert hat. — V. Hx3. sollte Her.nianirs, in der kriti-
schen Note ernahnte, Emendation im Texte stehen.
Denn wenn Hrn. B.'s EriauterBug der Vulgata äpna/.-
TOs durch „ci7o occupandus'^ richtig sein sollte, so
müsste es doch im Griechischen cipTiayTiOi heissen.
Ein auffalliges Latein bat hier die neue , Pariser Aus-
gabe*), welche übersetzt: arreptum — ^^maluin. — V. 713:
(TH 8ii fti'j ■(( vödV yjirf Aiy XI ''^"i fiöos- Die zur Er-
klärung gebrauchten Woite : ,,aiiimus tuns ne mendacii
manifestum teneat vnltiim" sind zu gesucht, und darum
für den Schüler etwas zu dunkel. — V. 734- l"44.J
Die Bemerkung: Agitur anfem liis vcrsibus de mera su-
perstitione et falli videntiir, <|ui de reconditiore sensu
cogitant" ist für den Schüler nicht recht verständlich,
weil er die Beziehung nicht kennt, durch welche diese
Bemerkung veranlasst ist. Nützlicher »«re an dieser
Stelle eine kurze Erläuterung von oivoyölj und xpijri-p.
Vgl. Becker Charikles I. B. p. 4H3. — V. 7,;t). [/.iO.):
,,f7r' dy.tvijTOiai; lapidea niaxime intellige vel nionu-
menta, vel arae, rel alia, quae moveri suo loco nequeunl^''
Das letzte Wort veranlasst sehr leicht eine unrichtige
Vorstellung. Es sollte dafür heissen: nefas est. Daher
ist auch zu Theogn. 143. diess Beispiel mit einem an-
dern zu vertauschen. — V. 7yi, im Citate aus Herrn.
Opusc. „p. '.'51" statt p. 2Ö!.
Wir kommen zum zweiten Haupttheile des Buches,
zu den ausgewählten Bruckstncken der elegischen Poesie.
Kallinos V. lö. in den Worten: TTokKii.y.t dijlucijra
[leg. dijiori)Tn] (pvyujv y.m dui'-jiov v.y.ovTiiiv tpx^'
tat hat wohl olysxai geschrieben, im Sinne des denf-
schen: es entflieht etc. — V. 19. ist nach itui-oy.ui^ru^
statt Ivolon besser Komma zu setzen. — Es folgt Archi-
lochos. Da der Verf. bei jedem Abschnitte die vorzüg-
lichste Literatur mit einsichtsvoller .Auswahl angeführt
hat, so vermissen wir hier: N. Bach de Ingubri Grae-
corum elegia. Spec. I. Breslau Ib>35. Ini (j. Fragni.
[Liebel. 63.) steht uä^a accenluirt, aber doch hat Hr.
B. bei Hes. Opp. 590. ItäCa geschrieben. Unter dem
Texte steht zur Vergleichung das Skolion des H^brias
abgedruckt mit Hinweisung auf Herrn. El. doctr. metr.
und IVlehlhorn Antholog. Hier scheint dem ^Vrf. unbe-
kannt geblieben zu sein die ausführliche Erklärung des-
selben von Graefenhan: Hybriae Creteiisis Scolion. 3Iü)il-
hausen 1833. — Bei Tyrtaeos I, 1. gibt inl rioofid-
XotOl TlSCFOVJa keinen hier passenden .Sinn. Es war
■las schon von Franke zu Callin. p. 181 vorgeschlagene
evi aufzunehmen. Ferner glaubt Ref. ilie Lesarten ziji/
8 avToP (V. 3.) f/ ä' urTv); ovt' äiidow; dk. y.. r. /..
(V. lt.) und tri ^frjöil' (V. ',»5.) vorziehen zu müssen.
V. 16. wird gelesen: fUjät (fiyi;i aiaxpus äpXf^B
*) Ucberb.iiipt trägt diese sonst sehr zweckmässige Aiisgnbe
im Hesioj einzelne Spuren von Fliicliligkcit an sich.
So liest man darin, um gelei^ciiUicIi Eini^^es anznliiliren ;
TVieo^on. 67 : xXitovattL celebrant. 270; x(t),Xt:ja()i'iOuq, Jor*
mnsas. 45.3: 'PiItj ä' vnoöfiri&ilau. 732: toi; nur. itiiav
iaxlj his non exeundum est Seilt. ^^0: Kvy.vt ninov,
Cjcne igiiave. 364; cSin ä^ /"V" »«?""? ÜQa^u, inagnuni-
que cljpetim perloravi. O/ip. 240: niiXiq xuxov «rdjiö;
un7}vpu t nrbs malo viro detrimentimi — cepit. 2S8 : iy~
yv&t, procul. H'20: -/o. S' ov/ iinTiicKTu' &f6aS- x. t. X,
opes aiitcm non rapitndae. 474. isl ^o&Xov y-^i' niclit
übersetzt. 5 18: t^o/uXov , inciirvuin. 522: ii'n O.uhii,
pinglti oleo. 552: ürfiir , deiceiidil. 5S4; &(\itOi; xauu-
Tw(5*o; woi; , acstatis lainrioso tempore. .Ausserdem w.ir
CS dem Kef. etwas Auftalllgcs , d.iss A/iilzeU's jriiiidliche
Forschungen, besonders für die Theogniiie . fast gar nicht
benutzt worden s-iud.
19S
«rrf qd-jOI', was lir>IIiMitli<li lilo«« Driic Lfrlilrr ist. —
il, 17. steht „M. VI, II " statt V, i|. mul Hl, 21.
„fr. II, I,")." statt 1, l.j. — Mimiiermos 1, 4: „Soloii
fr. XI, .3." statt ^'IIl, 3. — Zu VI, 3. Iiätte ilie Con-
stnictioii von tTi fi , «ja der Verf. f7r/;r nirlit erttHlint hat,
eine Bemerknng rprdient, wäre es auch iipr eine Hin-
»■eisuHff auf Hes. Opp. ()79. — üolon I, 13. findet man
diy.i-i im Texte statt des riclitij^rren zlly.rQ. V. 18. »}
st.itt (; ; und V. 2H. nach iti'fjal ist die Interpiinrtion
ausjcfallfii. — Bei VIII , 'J9. £t dt; rptyinotv bedurfte
H/ mit drm Conjnnctif einer Bemerkung. Andere haben
bekanntlich auch hier )jv geschrieben. V. 37. wird bei
Hrn. B. j^ojOTig — iTiiaittj gelesen, statt des hier noth-
wendigen Ttieo^TJ. V. 47. im Texte ,,h>/avTOv" statt
tviavxuv. — Theogtiis (wobei Orelli's Au.sgabe noch
nicht hat benutzt werden können) V. 17. steht falsche
Interpiiiidion. — V. 131. hat Hr. B. geirrt, wenn er
über die Coiistruction von aviicrotlv bemerkt: ,,Homerus
illi verbo adjunxit . . . accusativum etiam Od. III, 245."
Denn hier hängt der Arrusat. nicht von dvdi^ctcrdai ab,
sondern er <lient znr Bezeichnnng der Zeitdauer. — V.252:
„II. IX" statt X, dagegen V. 293: „II. X" statt IX. —
V. 3{)3. [651. ed. VVeIck.] Bei Erklärung des bekann-
ten .Sprfichwortes ßoi-; inl yXujTiiji scheint Hr. B. nicht
»erglichen zu haben die Erläuterung von Lobeck AgI. I,
p. 3()' Gesammelt findet ni.in jetzt die niithlgen Data
auch im Corpus Paroem. Graec. von Lettisch und Schneide-
win zu Zenub. II, 70. S. 51 f. — V. 384. ist y. t u d o) v
■Hiiy.a in die Form y.epdivjv zu verwandeln. — V. 450.
[940. ed, VVeIck. 2Öfi. ed. Bekk, nnd Orelli] hat auch
Hr. 15. im Texte: rroijyua öt' Tfonvöjarov , tov t/;
egdto Tl'Xiiv, nach der jetzt bei Tbeocrit. II, 149.
[l')4. i->'t Druckfehler] eiiiij;efnhrlen Lesart. Nicht un-
wahrscheinlich. Uebrigeiis findet sich IVleineke's Conjoc-
tdr liijipco, die auch Orelli als solche erwähnt, .schon
im Texte bei Bekker e4l. i. INI.').
Der dritte Hanpttheil dieser Anthologie enthält aus-
erwähite ^ili'icke der Melischeii Poesie^ welche- nacli den
einzelnen Dichtern und Dichterinnen in zehn Abschnitte
zerfallen. r^lehrere später ers< liieiieiie Hiilfsniittol , wie
Schneidewin's Saiiuniiing , Hermann'S Recension dersel-
ben, /ihrenS z<i Alkaeiis und Sapplio u. A. hat der Verf.
hier, nnd theilweise im Vorhergehenden, iioch nicht be-
nutzen können. Ohne Zweifel hat auch Hr. B. , durch
jene For.»(liiiiigeii reraiila.sst, jetzt in mehreren Puiicten
seine Ansicht geändert. Wir bemerken daher nur einige
Kleinigkeilen. Bei Welker'S Fragnirntensainnilung «les
Alkinaii stellt: ,,Gutting. 181.!)" statt (iissae. Im zweiten
Fragm. de» Alkaeos [fr. 10.] hätte Hr. B. den ersten
Vers nicht ganz weglassen, sondern wenigstens unter den
Text setzen siijlen. Jetzt scheint das dawSirv durch
.Ahrens hinlänglich gerechtfertigt zu sein. — V. (i. liest
man: ,^Cudijf.-fn> videtnr esse pro did.i^t^h(n> , pellucidum
.... (juaniijuam vetustornm illnrum adjectirnrum , qiiibus
praefixa est svllaba t«, longo alia vis esse solet" etc.
Das hier aiigefiihrle i.adri(>i, fiir diudif.iii genoininen,
hat mit der ^'orsetzungssvlbe Ca. nichts gemein. Denn
dieses C,« ist eine Aiebenfnrni von dyu, welches dem
Ailverbinm ayav un<l den Zusammensetzungen ayay.kttj^,
ayijvüjp Q. 8. w. zu Grunde liegt, wie Härtung griecb.
Partik. 1. I'h. S. 3jO 11'. gezeigt hat. ^'on der Einthci-
luiig der Gedichte der Siipjihi> sagt Hr. B. : „Di^tribuia
a recentioribus crant — in sepicin librns." Dies« ist für
Schüler unverständlich; denn wer die Sache noch nicht
kennt, kann nicht errathen , wen man anter den recen-
tioriius zu verstehen habe. Im ersten Gedichte V. 5-
hat Hr. B. die Lesart: Alld Tv/'ö' t/.i^' , at TTOTCt
Z. T. 4. ganz wie bei Neue beibehalten und erklärt:
„■nJkKag . . tamquam praedicativo sensu (als eine viele,
d. h. hüußge) /'reijuentis, crebro vocantis. l'raeicil Ilom.
Od. II, l.'>I." Mit dieser ISrklärnng wird sirli nicht
leicht Jemand befreunden. Denn die angeführte Parallel-
stelle ist unähnlich, und kann für den gegenwärtigen Fall
nichts beweisen, weil bei Homer von den Adlern da»
Neutrum steht: itratdo'Jijv -Kitou n uL\d, bei diesem
Neutrum aber der Leser bereits so an den Adierbialbe-
grilf gewiihnt ist, dass er an den Adjectn begrill gar nicht
mehr zu denken pflegt. Ganz anders dagegen verhält es
sich mit der Form ~l(il\a^, welche den Griechen gewiss
ebenso geklungen liätte , als uns Deutschen das ileulsche :
„meine .Stimme hörend als eine viele oder häufige.''''
Und gesetzt auch, es Hesse sich nülj.ui im Sinne von
Tiofkc. auffassen, so gäbe es hier einen Begrifl', der
schon in dem ai TVOTtl y.dxi:ou)Ta enthalten wäre. Treff-
lich für den Sinn ist das von Hrn Bergk vorgeschlagene
nijt fl, was an Stellen erinnert, wie die von Hrn. Bergk
scliuii er« ahnte bei Aesch. Euin. 2'^4 : ekSoi , y.Kvtl de
yai Tlgoavidsv wv ittog. — II, 7. wird fioaxiuic,
durch statim erklärt, welche Bedeutung der Rechtferti-
gung bednrfle. Warum nicht ganz einfach brevi , als-
bald? — V. 13. liest man noch ilie Vnlgata. Die Noth-
wendigkeit der Emenilatinn : ä di 11' iduaji yciyveerai.
weh he Hr. B. nicht einmal angefiilirt hat, war srhon
nachj:ewiesin worden. — Bei Simiinides hat Hr. B. Uro.
Bergk's Recension (in der Zeilsdlr. f. Alterthnnisw. l,s:3H.
S. 11 ff.) ültersehen, bei deren Beachtung auch das End-
nrdieil, worin Hr. B. den Simonides mit Alknian in
Vergleichnng stellt, sich etwa» anders gestaltet haben
wurde. Bei VII. [Schneid, (id.] war Meineke's Emen-
datioii, »eiche in dieser Zeitschrift l,S3'. S. 34'| ange-
führt wird, zu beachten. — Zu Hnkchylides II, 5. ist
„Od. VI, (,9l." Dm nk fehler statt Od. "iV, (,'»1 sq.
Anitcrenntea VI, 12: „Hoin. II." etc. slalt Od. und danh
„cvpleo" st. civpeo. — VII, 7. steht ein Druckfehler
im Texte, und unten am Rande inniti statt niulla. —
IX, 22: neraaitai ouij rc yai yax' dygovi. Die
zu diesen Worten gegebene Bemerkung über den Ge-
brauch, nach welchem ilie zum zweiten Nomen gesetzte
Präposition zugleich mit zum ersten gehiirt, milchte eini-
ger Bericlitigiing bedürfen durch das, was jetzt Nitzscb
Odyss. XII, 27. aiisfülirliclier entwickelt hat.
Der vierte Haiipttlieil des Bu< lies iinifasst ausgewählte
Gedichte der drei griechischen Huhotiker. Vom Tbeokrit
sind in folgender Reihe aufgeiioinmeii worden die IdTllen;
s. 'I. (1. I. 10. 7. 14. 1,0. Ge-en die hier befolgte Er-
klärung oder Sdireiliart einiger Stellen hat Ref schon bei
anderen Gelegenheiten Ein» üi fe ge:iiaclit , zu <leren Prü-
fung er Hrn. B. hiermit freundlichst anffordern will.
Gleich zu AofaDgc hat Hr. B, zum Nutzen der Schü-
ler aus Uuttniann's Schnlgraoinialik diejenigen Paragra.
14 *
199
phen erwalin<, in ilenen sirli iiher «Irii doiisclie/i Dialekt
Bemerkuiigeii fiiiilen. Es wäio zweckdienlich j;«»esen,
wtiin Hr. ii- sowohl ondtrwflrts, aU auch besoiiiiprs an
Jiosor Melle, znj;lei(Ii «lio »veit verbreitete Grammatik
Ton Rosl beriicksichlict hfttte, <la in dieser der Ahsclinitt
l'eöer Dialekte das ^^>tllige mit praktischer Uebersicht-
lichkeit vereinigt enthalt. Audi Härtung in der griech.
Schulurammatik S. JU — 'J\i hat das Allgemeinste Fom
dorischen Dialekte der liukoliker zusammengestellt. Zu
Her von Hrn. B. angeführten Literatur kommen jetzt noch
hinzu die scharfsinnigen und lehrreichen Bemerkungen
von H. L. Ahrens: Emendatlones Theocriteae. Gottin-
gae 184t. ^Vir «enilen uns zu eiuzeluen Stellen, und
versuchen noch einige Verbcsserungen gelegentlich vor-
zuschlagen.
Idylle I, [Vlir. bei Theokrit] V. 15- hat man das
vor ü rrc.Tijo stehende >*>' nach den Handschriften wahr-
scheinlich zu tilgen, da die Verlängerung der ultima in
Xolerrdi theils durch die Arsis, theils durch den fol-
genden aspirirten Vocal dieselbe Entschuldigung zu ha-
ben scheint, wie Id. X, 30. y.uTlOOV. — V. 42- haben
di« Ausgaben die Lesart:
iiavia iag, izuvin de vo[xal, navza 6e yal.ay.ioi
ov^aia TiXijd oL<atv,
aber es bieten hier staU nt.i\9oV(ilv die meisten und
bessten Mss. 7C}]8vjaiv. Sollte diese Variante nicht etwa
die urspri'iogliche Lesart enthalten, und der Ausdruck
von der hüpfenden Bewegung der mit flJilch gefüllten
Euter beim Gehen lies Viehs sich erklären lassen? —
V. t)6. hat man statt ncuöi aus drei Handschriften natOl
zu schreiben , da iraiöl erst aus Correclur entstanden zu
sein scheint. — V. 73. sowie anderwärts steht bei Hrn.
B. mich die Form i'jfiei im Texte, statt des jetzt allge-
mein als richtig erkannten Infinitivs Ij^itv. — V. b7.
heisst die Vulgata:
(i>q fjtv 6 Tzcui i^o-Q'] >^"'' dvä'kaxo y.al rrA«-
rd'/Tj<rsv A'iy.naai,
allein die Handschriften führen auf die Lesart: u;ä}.TO
y.ai in/MTÜyijaiv.
IdWle II, [IX] 10- wird gewöhnlich, wie auch bei
Ur. B., gelesen:
räi fiot (Itv äaai
k'iip youaijoi' rpwyo/öa? dnu oy.oiriäi kxivo.^iv.
Statt anüsao, haben sechs Ms«, all' uy.Qaz,^ was auch
der Scholiast gelesen hat, welcher bemerkt: „/) di wv-
ra^li;, dno dy.oaq, oy.OTtia:^.'-'- Wahrscheinlich hat man
dn' dyoui als das Ursprüngliche aufzuuehnien , und das
zweite duo zu ixivaiev zu ziehen. „ «TTf f öii/'^f."
•Schol. — V. 44. ist statt oi'io} wohl zweimal nach Hand-
schriften oviüii; zu lesen. — V. 20. Bei der Bemerkung
über den GeS)raHch von ItlfluivoVTOi hätte Hr. B. auf
seine iNote zu Hcs. Opp. 73-1. verweisen können.
Idvile III, [VI] 1. ist statt yui JäcfVli aus fünf
Handschriften, worunter auchK., vielleicht Ju) JuffVK;
als das Krhte anzuerkennen. Dadurch würden wir zu
der von Meineke Id. XIII, n. gegebenen Note ein neues
Beispiel gewinnen. Oft wird der Artikel auf diese Weise
auch bei Pausanias gebraucht, wie der ehrwürdige Sie-
200
fielis zu Paus. I, 27, 7- und in dieser Zeitschrift 1S4(.
S. ,')12. gezeigt hat. — V. )3. verlangt der Dialekt
(poc'Ceo und y.i'dfiaioiv. Aehnliche Fornienbildung auch
an anderen .Stellen.
Idylle IV [I]. Hr. B. spricht über die Vertheilung
der Strophen in den bukolischen Gedichten, und erwähnt
von der vorliegenden Idylle: „stropharuni qnandam in-
aequalitatem" u. s. w. Hier hätte aber Hr. B. Her-
mjnn's Anordnung von diesem Gedichte (in iler Zeitschr.
f. d. Altertliunisw. IS37. Ar. ,'7.) nicht uneritähnt la§-
sen sollen, wiewohl es dem Ref. noch zweckmässiger ge-
schienen hätte, wenn dieselbe, wie es Bach in seiner
Anthologie schon gethan hat , gleich in dem Texte be-
folgt worden wäre, lieber einzelne Stellen erlauben wir
uns folgende Bemerkungen. V. 12. liest man noch r ri f) e
Za>'''s"S- Schon Meineke in der Note zieht T£iÖ£ vor,
iinil jetzt ist dasselbe von Ahrens als das Richtige erwie-
.sen worden. — V. 13. ist at t£ jUQiy.ai aus Meineke'a
Ausgabe unverändert aufgenommen; allein schon IMeineke's
Bemerkung: „dedi a pro ai praeeunte Reiskio" etc. be-
weist, dass ai T£ nur aus Versehen in iMeinekc's Texte
steht Diess scheint auch Hr. Ahrens nicht beachtet za
haben. Uebrigens haben sclion die Scholiasten (C TC ge-
lesen, da sie „oTCüv ai uv(jiy.ai und önov at fwo-
alvai" erklären. — V. ib. Was auch Hr. B. über den
Aberglauben der alten Griechen von der Mittagsruhe der
Götter bemerkt, das findet man noch bei den jetzigen
Griechen. Vergl. Bybilakis „Neugriechisches Leben ver-
glichen mit dem Altgriechischen." Berlin l.'54ü. S. 20. —
V. 3U. hat jetzt auch Hr. Sauppe in seiner vortreilliciien
Epist. Grit, ad Godofr. Herrn, p. 10« behandelt. Der-
selbe nimmt an der jetzt gew(ihnlichen Erklärung der
AVorte : y.iooog, i)ay(ti:rryj y.iy.ovmtvug Anslos,s, und be-
merkt über diese Stelle: „cum y.fy.ovtiifvoc nihil aliud
signilicare possit, quam conspersus , oilitus, niiice vcram
cxplicationem eam existimo hederitm litam auri-
piginento fuisse , ut y.toooi Xi'<J0uxaQ7lui; ex-pri-
7neretur.^^ Da nun das y.ar' (Wtuv keine Beziehung
mehr hätte , so vermuthet er /«t' aVTuiv „i. e. ruJi'
JElLoJV , ita ut his «juae seqnnntur verbis priora accura-
tius explicentur: und über sie hin schlingt sich prangend
mit gelblicher Frucht die Ranke.'''' Ref. erlaubt sich,
dagegen folgende bescheidene Zweifel zu erregen. Zu
der Aenderung liegt in den Mss. keine Spur vor. Die
gewöhnliche Erklärung „ hedera iielichryso distincta"
Oller intertexta verwischt nur die poetische Farbe, aber
man kann wohl die Blume Helichrysos, da doch die
Farbe gemeint ist, immerhin beibehalten, wie auch wir
Deutschen mit derselben Metapher sagen : Epheu mit der
güldenen Blume Helichrysos bestreut. .Sollte ferner bei
«ler Satzverbindung von u b v und ö 6 der zweite Salz als
eine genauere Erklärung des ersteren sich auffassen las-
sen, oder sollte nicht vielmehr bei dieser Auffassung der
Stelle der zweite Salz als eine blosse Tautologie erschei-
nen ' Müsste man endlich für das Deutsche über sie hin
nicht etwa den .Accusativ erwarten? Dem Ref. will die
Vulgatü noch als richtig dünken. — V. 3;.'- schreibt Hr.
B. ,,tI d£ujv daiäuAua, pronomine primo loco collocato.
Hoc sibi pnetae sumunt." Diess ist unzureichend, und
kann von Schülern leicht missverstanden werden. Denn
201
202
(lieils siiiil auili ;^ll^^ l'rosdikent I3rls|)iclc sclioii iiailijje-
tiiescii nonien, »lu von Jacol)^ xii Acliill, Tat. \II, 3<
S. H^^'i , tliciU »ar mit ein paar H'ortrti als Gruiiil ilie-
scr Wortsti-Ilung ilie liitcrpiiiictitinsHeit^e ili-r Allen zu
•■ritaliuen. — V. öl- ^" «liesT viejbesjjrorlicneii ülcUe
urlilärt Herr Nitrens Eiiu-iiilatt. Tlieoir. p. 4. <l.is erci
i;rguiGl y.(i9iC£/i' als s|)rtirli»ortlirlio Redensart: „auf's
Trockene brinj;eii , (juae inetapliorn ab iis «liiita, (jiil ex
uuilis male fidis bona sua in ti-rraui senaruat, »ninino
gigiiißrat aliijuid in lulo collociiie.''^ Diese Erkl^iruii^
ist schon von Gieverus (Kleine Beitrage elr. Brenicii
ISld. p. \.\ f.) inrgebraclit iinil bereits von J. A. Jarobs
praef. p. CC. in der Note beliaiidelt «orden. Dieselbe
scheint auch schon in den ücholieu zu V. 48- augedenlct
zn sein: „eil i TOi'i Xivoii, ä:iu uiru(fO(jo'.<; xutv dvv-
öüu)v TUTiviv.''^ Ref. hat liber diese Stelle in Ja/in's
Jahrbb. XXIX, t. gesprochen. — V. 71. haben statt
cJ^l'OUiTO fünf Codd., und unter diesen der coil. K,
cjöunatvo 1 eine Lesart, welche JMeiuekc an dieser
.Stelle verscliniüht , dagegen Bio I, 18. mit -jeringerer
Auctorität in den Text {fenoniLuen. — V. 'JG- Statt ku-
ÖQiO. hat Hr. B. Heruiann's Verbesseruiiff ädtu f^iev
ysKuoiaa. in den Text geset/.t. Diese Emendation , die
schon Gcel in seiner Ausgabe 18^'U aufgenommen, hat
auch Lennep gemacht. Ein Scholiast sagt : „ro A-JEIA
y.o.l AAlA nui}jity.(j)i; Ai'y^r«/." Soll diess vielleicht
aöcic y.(U üdsu hcissen? Derselbe Scholiast erklärt
dann: „CfuvEOuii filv yikojoa. , l.uv'Jo.vttv dt ßaou-
roiisvrr ejl't Tili Jdipviöt^'' , »orans wenigstens hervor-
zugehen scheint, dass derselbe nii:ht l.ai^uia gelesen
habe. lieber die Form uöiia j'ibrigens vgl. die Aucto-
rit<iten , welche Ranke zn Hes. Scut. Herc. ,'■14^. u^tia
yiiC-tiinav S. lU < angeführt bat. — V. 1()6 II'. Bei Hrn.
B. werden die Worte des Dichters, wie bei Meineke, ge-
lesen, nur dass der 107. Vers mit Recht gleich ans dem
Texte weggelassen ist. Zu kühn nach der Ansicht des
Ref. verfährt in der Euiendation iliescr Stelle Hr. Ahrens,
welcher a. a. O. V. lOli — 108. gestrichen und das llebrige
also gelesen wissen will:
Ov i^iekixui luv KvTiotv o ßujyuAoi- 'hqtib nox'
"Jdav ,
djoeto^ -/ujdujvii Ulli y.aku j.iuLa vof^tevei,
mit der Erklärung: „Odisti me., Daplinis inquit, al non
r.uro le tuumijue odiunt ; abi ad Anchisem et Adonidem ,
iimasios tuos, qui tnagis iuitm irain timebunt et amorc
xuo de injuria n me illata te consolabunlui:^'' Ref. wagt,
gegen diese \'erbesserung , sowie gegen die einzelnen Ar-
gumente, warum die \'ulgata verdorben sein soll, seine
Bedenken zu äussern. Erstens würde durch diese Emen-
(tation die von tiermann entileckte, sich so leicht er-
gebende Strophenvertheilung von neuem vernichtet wer-
den. Zweitens hält Ref. das tgJlS -kot Jöai' , wenn es
auf .inrhises sich beziehen soll, für etwas zu dunkel
gesagt, als dass es vom Dichter allein geschrieben sein
küunte. Drittens scheint die anSallende ^Vortstellung des
«weiten Verses in dem von Hrn. Ahrens angegebenen
Sinne: „abi ad Jdnm (ubi est Anchises) et (eo) ubi Ado-
nis per montes pulcliras oves p(tscit''^, mit der Einfach-
heit der bukolischen Poesie nicht vereinbar za sein. Vier-
tens entllicli ist nach der IMeinung iles Ref der ganze
Zus'finntenbang der Stelle 4ler von Hrn. \. gcgebt-nen
Erl.'iuterung entgegen, so dass die Erklärung: ,,<|ni niagis
tuam irani timebunt et anioic Süo de injuria a me. illata
te consolabuntur" als ein Ireuidartiger (je<laiike erscheint.
Diess führt zur Betrachtung der vorzüglichsten Satze,
durch welche die \'nlgata verworfen wird. Zu Anfange
lieisst es: ,,Daphniilrm .ViMhisae et Adonidi sc cnniparare
. . . ila, iit Daplinis se dical perirc oilio \'enrris, i|uae
.Aiicbiseiii et .\doni(leiii et ip.-iis biibulcns vel paslores
tnrpi aiiiore ainplexa sit."' Diess gäbe sclion an und für
sich lii'iiien passenden liegensatz. Ann aber p>chciiit dies.s
auch nidit in den Worten des Dichters zu liegen. Der
Aiiiialtspnnct für den Zusammenhang der Stelle licet viel-
mehr, »vie dem Ref. dünkt, in V. Jü'i- »"d lO.'lc Glauiat
du , dusn es mit mir ganz vorbei ist ? Glaubst du , über
mich schon triuinp/iiren zu könnend AV/« .' üitphnis wird
selbst noch im Hades dem Eros zur Qual sein. Darum
wirft er der Venus ?nit bitterem S/tolle ihre Liebeshan-
del vor, und heisst sie zu Anchises und Adoiiis gehen,
wohl nicht, damit er sich mit diesen, die auch Hirten
waren, auf irgend eine Weise ier(;leiclie, oder weil diese
den Zorn der \'enus mehr fürchten, und mit ihrer Lieb«
dieselbe über das erlittene Lnrerht trösten werden, son-
dern weil Daplinis selbst Jetzt lieber sterben, als lieben
will, und fort und fort y.ay.uv tooexui ukyoi
£(JOJX/. Auf diesen bitteren .Spott nun bezieht sich
die Aposiopesis, die Benennung ü fjOy.oXoi: und auch
das Verbuui htyexai, gleichsam als wenn es noch unbe-
kannt wäre, was doch Jedermann weiss; wie auch wir
unser sollen gebrauchen. Hr. Ahrens bemerkt weiter:
,,Jacobsius rectissime intellexit vjds non esse illic vel
ibi.'" Diess hat wohl auch schon der Scholiast mit sei-
ner Erklärung Tt,i'ii, i.y.ci und WÖ£ , tvzuiüa ge-
wollt. Die Erklärung des Scholiasten w.xA dann von Hrn.
Ahrens als gekünstelt und falsch bezeichnet wegen der
Stelle ,,ld. V, 4.5, ubi (juuin (jiiercus et c>perus in ejus-
deiii loci amoenitate describenda conjungantur , non pn-
terant liic longe diverse consilio componi." Diess scheint
dem Ref. sehr richtig bemerkt zu sein; nur erlaubt er
sich, zu fragen: Kann man nicht rijVii und w()£ auf dea
Ida beziehen und an eine durch das aufgeregte Gemüth
des Daplinis hervorgerufene 1 ergegenwiirtigung denken?
in dem Sinne: gehe nur zum Ida, da kannst du dir zu
deinem Liebesabenteuer dort die Eichen oder liier das
Cvperugras «vählen. Weiterhin V. IDÖ. verwandelt Hr.
Ahrens das STtti in UTlti*) und nennt nun ,,Toupii emeu-
dationcm (ii^f/o; pro ojQUiiK vocis collocatione et arti-
culi absentia neccssariam." Nach der vom Ref. befolgten
Gedankenverbindung ist djoaiui {„[(JVCfioOi;, uy.tidCuiV.
iyy.w7lT£l de cirijn'^ Scholl.) und ircci nicht zu verän-
dern : reif zum Liebesgenusse ist auch Adonis, da er u. s. ».
Ferner wird von Hrn. A. erwähnt: ,,.4ctedit quoil of pro
dorico ii non est Theocriti in cariiiinibus inagisDoricis ubi-
que adverbiis Incativis in ur abstinentis." Ist diess hin-
länglich erwiesen, so waro das Einfachste, ov ohne
*) Auf alinliclie Weise verwandelt Hr. Abrciis Tlieocr. XI, 16.'
das vor oi' stehende to in jf. Wie sieht es dann aber
'mit dem üigamma Ton oi?
203
304
Wciirrrs nii< fi »" »ertauschen. Die«» »äro die einzige
Ver;iii<l<-ruiit' in il<T . Stell.- , da» l'ebrige aber erkennt Ref.
fnr ji't/.t norli als nnterdorbe» an.
I.l>lli> y. \\\ •■• -'• '" «'•■" ^Vorten üy^iov äys/v
u(>i>oi' ''»''''(< ''atl<- Hr. K. fiir den Srliiilcr ll.-sind. üpp.
44'J. iüe/'aii aikay.' i-iaivul lerjjleuhen kJiniieu. —
V. 4. biilen statt TUs fas* •'»"<' I*Jss. (<C, was man liess-
balb wobl auf/nneliiMon hat. — V. iL konnte auf. Tvrt.
II, 17. veriviesen »lerden. — V. IS. billigt llr. II. in
der >ote noch die (j<Mn>linlnliP Krkl/Irniij,' : „lixnsta ari-
stas arrodenil» sterilem niessi-in (iitnrani tinodainniodo prae-
Jicit." Allein dagegen erbebt sieb ein doppeltes Beden-
ken. Erstens niüsste dann «obl wieilernin zu der alten
Lesart ;foü>';>rrt/ « yaknfiuia zuniikgekehrt werden,
fjund iiuvris riliquid poitenderet , ut enset per articu-
iunt uh (tliis iidvT in iv discernendo. Zweitens kann
man ^^uiCeoUctl »ohi nullt i X9'"i^ sondern riilitiger
nur fon /uuia «der ^Qtia ableiten; es liiMsst also rolo-
rare (in einer IJedeiitun;; , wie es z. 15. bei Cic. Or. 2.
14. sieht: rnni in si)le anibnieni natura fit, nt rolorer).
Deninarh ist ilic Richtigkeit von llerniann's Erirtnteruiig
kaum XU bezweifeln. Dieselbe ist auch ge>i isserniasseii ,
wie es scheint, schon in den Scholien angedeutet : „Tivii
(faaiv it'xdoai ri;J' tiojußi'y.ij^i' if] dy.oidi Tairrj, diu
y.ui [?] TU Ttjv dyfjida fJtKaivav itvai ai'>Tt)v,
y.ai r i> V yüovv .i"l'(J«f" und gleich darauf werden
•erblinden: r, ecntv io%vi] xai AsJlri; y.ai iiekai va.'^
— V. 20. liess sich Theogn. S 1. .ergleichen. — V. JA-
scheint man in den Scholien stall dipeaSh richtiger
aÜira^S lesen zu imisscn. — V. 29. hat die ^'ulgala
kt'"'urral. Allein die [Mehrzahl iler fllss. bietet das Ac-
«ivuiii klyovTl , was desshalb wohl nicht zu rerschinaheu
isJ. _ V. .54. bemerkt Hr. B : „Age , lentes . lUjiie."
Aber der llrfiiptbegriÜ', dass dailiirch der Geiz bezeichnet
• erde, hatte nicht wegbleiben sollen. üiesc ErkUrun
Die Worte in ileni Scholion: „oi':<ir/ Se y.exPtjrai tij
/i'^tr', wo bekanntlich Viele mit Warten oi'X iv schrei-
ben wollen, kann man auch so erklären, dass der Schu-
liast Id. XX, 14. statt trCnuoDC, etwas Anderes gelesen
habe. — V. 25. liest man allgemein:
ui'; fSV 7lo<r\ vtoovfjevoio
nuffu kidug TTTalataa nux' d.Q[jvKidi(jaiv deiöei.
Hier hat man aber aus den meisten und bessten IVlss.
(.!(,• roi aufiunchineii. Es ist dieselbe Constrnclion, i-on
der Ref. schon in dieser Zeitschrift lS4l, ■'». 2t)7 ge-
sprochen hat, wo er Id. II, ,S2. W? fiol au« den Hand-
schriften als das Ursprüngliche verniiitliet hat. Wie näm-
lich an jener Stelle bstkuiui alsdann >on i^i'f^toi; abhängig
wird, so hangt an unserer Stelle Tioai riGOOfxevoiO mit
no-r' dotivkidsooiv zusammen. Zu den bereits ange-
fühlten Stellen vergl. noch Hom. Od. X, 4S4. i^l'fld<;
öi fioi inrovrai ijd)j , ijd' ÜK/^vjv ijaQutv. Ibid.
XI, 75: onfici ze fiui x^^'^i ■ ■ • • avSoug öi'on'jvoio.
Ref. hat a. a. O. nicht ganz deutlich gesprochen. Man
muss nämlich zwei Classen von Stellen, die in der Regel
zusauimengestellt werden, genau ron einander unterschei-
den. Erstens, wo die sogenannten genitiii absoluti ste-
hen, und zweitens, wo der Genitiv gesetzt ist als ab-
hängig von einem in der Nähe befindlichen Substantirnm.
Zur letzteren Classe gehören die beiilen jetzt angeführten
Homerischen Stellen, sowie ilie beiden Stellen des Theo-
knt, nach der vom Ref. vorgeschlagenen Verbesserung.
Das w5 übrigens, das man quantopere erklärt, scheint
ganz einfach da zu bedeaten. — V. 3^). 40. Statt OVTC^
— oüts hat man aus zwei Handschriften vielleicht ovöi
— Ol<de lu lesen, insofern die eigentliche partitio hier
weniger passend erscheint. Ganz ähnliche Beispiele gibt
Franke <le partic. negant. Zu ^ly.tkiduv führt Meineke
den Scholiasten zum Piudar an; man kann auch den Schol.
zu V. 21. unseres Gedichtes hinzufügen: £toi de xai
liegt brreils in ilen Schollen vor: „(faxuv elpeiv iiuu zu V. 21. unseres Gedichtes hinzufügen: hiOl de xai
vTiuroiuf. 'Eöti yuo ein itv TU y.oio :,■'■'■ — V. 57. Sollte TtaT(>v}vvfiiy.d. oirujg aTruQakktlxTOjg keyöfjsi'u xai
man nicht ans cod. K. die dorische Form klfjauüi' auf- f^j tojV Vliuv , (JJi xai £7ii TUjv TTaieQUJV." — V. 74-
man nicht ans cod.
zunehineii haben?
Idylle VI. [VII.] V. 1. sg Tuv'.iksvja. Ueber die-
sen liiiss kann man auch da* hei Poppo zum Thucyil.
(Proleg. Vol. II. p. 554. iNot. 12.) Anseinanaergesel/te
in Rücksicht nehmen. — V. 5. zur Erklärung des tl Tl
■jxE^ ia^kuv X. T. k. wird in den Scholien gelesen: f/
tl dyaifov (ivreg x. r. k. Da» mu»» »«hl dyadol
heissen. V. ü- Da '''O VVorte öc SX Ttudoc, UVVOS
y.oavar kaum etwas Anderes i>eileuten können, als: ,, wel-
cher die (inelle aus Seinem Fusse schuf", so dünkt dein
Ref. die wahrscheinlichste Erklärung der Stelle jeUt die
/ii »ein, dass der Dichter bei j(rJ.A/.a)i>og mit einer das
Tudle belelienden Schilderujig gleich an die Bildsiiiile ge-
tischt habe, ««11 welcher die Schollen berichten. — V. 9.
erlantert Hr. H. : „yaTt^oKfhi, in moiliim arcus." Diess
sei t zu gesucht und geknnstelt zu sein. IMaii kann
auch auf diese Stelle beziehin, was Heriuaiin Opusc. \'l,
2. p t>0 sajjt: „bekanntlich bezeichnet XUld in der Zu-
saiiimeiisctiiiiig ancli üier und über, gänzlich, folglich
,av(>e(fii]g gänzlich bedeckt." Demnach wäre an un-
serer Stelle der einfache Sinn: arbore», viridibus foliis
«X oiiini parte ita coniatac, ut siiit plene tectae- — ^ . 19.
Sollte sich duCftTloveilo nicht etwa als das Wahre er-
iveisen lassen und in prägnanter Structur : wie er um den
Berg eilend sich abmühte, sich auffassen lassen? — V. 7Ö.
konnte Hr. B. den Schüler an Ibjkos I, (1. erinnern. —
V. 86. hat auch der Scholiast zu V. So- £71 ilioi, nur
mit der falschen Erklärung ini TTJ CoTj TT] eUTJ, was
vielleicht zu der Aenderuiig en' eiiev die erste Veran-
lassung gab. AVas Hr. B. zu nostra aetate liiiii'ufiigt: in
viea vicinia , diess letztere kann nnr in der handschrift-
lichen Lesart e:i' ifioi euthallen sein. — V. ts7. über-
setzt Hr. B. das Imperf. £v6fi£vuv ohne av mit paviS'
sem. Richtiger ist wohl, pascerem zu sagen. — V, 8t>.
ist nach der flleinung des Ref. die Lesart xareysxkiao
vorzuziehen. Schol.: „/nrixt/rjo." — V. 90. fehlt über
(/«t' der Acceut, da die Cunstruction ist: f^era toutov
dk alitii xai syui x. i. k. — V. KW. bezeugen auch
die Scholien die Lesart 'Ofiükoj. — V. 12;3- heisst e»
beim Scholiasten: filide Tuvg Uuöag .... xaraTlo-
vuiuev, ini t>]v i^i'^n^crtv avroiv [arrdiii, quorum?
fort. leg. auTuo i. e, Philini.J. — V. 125. ist statt Siri
aus drei Handschriften vielleicht «Trf/ zn lesen , und diess
zu erklären nach der >'ote >oii Wunder z» Snph, IMiiloct.
205
206
(lU- — ^- i2^. saj;t Ilr. 15.: „in ijiiilms tivai .ilicssp jio-
terat." Dirss kaiici <li-ii iiii^riilitcii Siliiili-r xiiiii Jrrtliiim
»prieilt'ii. Siiliernr irrfalirt mau, "<'iiii iii.Tn dein Schü-
Ifi ilirseii lick»Mnti-n S|)ra(li;;f Iriiiirli rliircli ut esset et-
kl.'irt, und ilin anfnirrk^a ia<llt, <la>.s ilip andere .Njirerh-
ueise erst diir< li das Strelien nach Kürze reraiil.isst sei.
— ^'. 147. konnte olien Areliilorli. fra;;. III, 1^'. lergli-
fhen »erden. — V. I,ö4. lässt sieh rieili'iilit die von
aeelis liandseliririen gebotene Form duxijuv u OO.lt be-
)rriin<len, sn da.ss dann die Alileilnnj; loii xoi-i'ii und din
Erkläriint; des Srliol. „BJrijyäoatf:^' nielit «enverfli« li er-
sehierte. - V. |5,j. h^tte Ilr. B. zur V«rj;leifliun» auf
düN lieliliclie E|)i);r. IJ , 4. verweisen kUnnen.
Jdvlle \'I1. [XIV.]. In der Auflas.'iun},' des ftanzen ist
Hl. 15. der Ansicht derer gefolgt, »elrhc meinen , dass
Aeachines zum Thijunichns komme. Oaher erklärt er
V. !. „Verla sunt intrantis ad Tliyonicliuui" und W 2.
,ytyi ^(JOIIO.;, quam loiiguni fn'st tenipns deninin olilij;it
mihi, ut te videain", vertvanilelt dann das iiaeh dem zwei-
ten ;j;()t/V/(<^ stehenile Fragezeiclien in Kouima, und schreibt
also: ■(ütJiKJ<;, TL de toi tu jjefjjfia; mit der Erklfl-
run|;: ,,Sane Inngiini pns temptis taudeui venisti; sed quid
habes? quae te rura angit?^' Zu dieser Auflassiingsueise
iat Hr. 15. »ahrscheinlicb durch Hrn. Paschlce, der unter
dem Texte angeführt ist, und der allerdings Manches in
diesem Gedirhte reclit gut erl/iutert, veranlasst »orden.
Ref. aber muss in vorliegendem Pnucte entschieden vvi-
ilersprechen. Betrachten »ir die von Herrn Paschke
ji. 1 ■_' f. angeführten Beweise. Ks sind, so viel Ref. sielit,
zivei. Eir.4lens »ird gesagt: ,,esse verisimilius , cum qui
dolore ex infeliii amore percepto graviter crucietur, ainici
quaercre colloqninm, quo diu caruerit cf. V^. 44 I6>j
quam ejus exspectare adventnm nihil sn.«picantis." Allein
es handelt sich hier nicht um Wahrscheinlichkeit , son-
dern um das, was sich als nothwendig herausstellt. So-
dann ist exspectarc adveutum amici 7tihil susnicantis auf
uusere Stelle gar nicht aiinendbar. Denn der üichter
fiugirt eben , dass Aeschines einen Boten zum Thyonichos
mit der Andeutung gesandt habe, er »olle dem Freunde
ntivas mit kummervollem Herzen erzjihlen, wodurch Thyo-
nichos schon erwai tu?igsvoll kommt. Zweitens sagt Hr. P;
„Huc arcedit, quod intrantes salutem dicere soient priores,
quam qui al> aliis conreniuntur." Auch dieser Grund
beweist Nichts. Denn auch wir, wenn wir als erwartet
und ersehnt zu einem Freunde kommen, werden öfters
gleich beim Eintritte, ehe wir noch gegrüsst haben, mit
dein Ausrufe empfangen: Am«, kommst du denn endlich,
sei vielmals willkommen. ^Vas nun aber iiolliKendig be-
weist, dass Thyonichos zum Aeschines komme, das sind
drei Gründe, die weder Hr. Paschke, nocli Hr. B. wi-
derlegt haben. Erstens das schon von Hermann geltend
gemachte tou cii'd^ja Qimivixov, was ganz unserem
Deutschen entspricht: Da ist er Ja, der Mann etc.
Wenn Hr. Paschke dagegen einwendet: „id non tanti
puto faciendum esse , nt, quae supra . . . disputata sunt,
rejiciam" etc., so ist diess bloss subjectiver Glaube, aber
keio »i.ssenschafllicher Gegengrund; denn Hermann's Nora
zu Soph. El. 4Ö- wird doch Niemand an unserer Stelle
anwenden wollen. Zweitens sagt der Dichter ti de TOI
i o f^iXijfia, was Hr. B. ungenau erklärt. Drittens heisst
PS \. 11. xi r o y.o.tvov ; was «cl'on Wiislemann »ehr
richtig erläutert lint. Zu dieser ganzen Erklärung un-
serer .Stelle passt trell'lii h o'j; /ouvio;, das nun gar kei-
ner langen L'nj.-c hreibiiiiA bedarf. Vergl. Idyll. XV, 1.
Soph. Pluloit. l44li Das Fragezeichen iia< h yiiöviOs
in iler Antwoit d'S Thyonichos ist natürlich beizubehal-
ten. — V. 8. d -j^aouanc. steht ironisch. — V. .\^.
dvilfiVOKOn ist ein aus iAJeiiieke's Ausgabe beibehalte-
ner Fehler. Ilr. B. hat Meineke's Nute zu ftlosch. \\ ,
IJH. ül>eisehen. — \. 37 f. will Hr. Ahrens Emend.
Tlieocr. p. 15 also verbessert wissen:
äkKov loiaa
{^ai.ns (f'Ckov , T ij v' w t en f)üy.ova uaduoli>vT i.
Das TSa statt TU du scheint richtig zn sein , da ad in
drei Handschriften nicht gelesen wird. Gegen das üelirige
aber hegt Ref. einen dreifachen Zweifel. Erstens liegt
von dem a:i ai; f/onuiior : iiaf)U(J€OVTI nicht die ge-
ringste handschriftliche .Spur vor, da doch in den Mss.
des Theokrit sonst häufig genug ganz seltsame F'ormen
zum Vorschein kommen. Zweitens dünkt dem Ref. bei
dieser Conjectur der Gedanke für den Zusanimeiilianf;
dieser Stelle zu l.ing zu sein. Denn der Jähzorni^Te und
Eifersüchtige spricht in kurzen .Sätzen. Drittens weiss
sich Ref. die AVortstellnng von (;j nicht genügend zu er-
klären. Daher hält Ref. die Vulgata für unverdorben,
und glaubt die in dieser Zeitschrift 1841, S. 240 vorge-
tragene Erklärung noch nicht aufgeben zu inüsaen. Das
Ttjvu) ist mit Nachdruck vorangestellt: Er ist's, dem etc.
wie Nägelsbach y.n Iliad. 1, 1f<0. anf ähnliche ITeise
0('9ev erklärt. — V. 45. sind dem Ref. die Worte des
Hrn. B. : ,,revera igitur dnobiis iiiensibns sexaginta diernm
duo tantum dies ilesunt" nicht recht verständlich. Denn
wenn man 'JU, 8, 9, 10, II. und 2. zusammennimmt, so
fehlt doch nichts mehr; öt'o fic7l'6c sc. e/otv. Ref. ist
fast überzeugt, ilass er die Worte iles Hrn. B. missver-
steht. — V. 4(i. L'eber Aas nach thrakischer Sitte ge-
schorene Haupthaar hat Reiske, den Hr. B. anführt,
schwerlich das Rechte getroffen. Man vergl. Niike zu
Choer. p. 141. — V. f>H. Die Bemerkung: „uintf qui-
dcm saepe abundat^' kann leicht zum Irrthum verleiten.
Es drückt diess oaTS die Sache stärker ans.
Idylle VIII. [XV.J 4. nach ünujiiijv ist die .starke
Interpunction in Komma zu verwandeln, da iov)3iv mit
noKKüj /Jtl> w^Lv), u. d. rtiVp. zusammengehürt : ich,
bin auch kaum gerettet worden aus dieser Menge etc. —
V. 8. erklärt Hr. ß. : ,,0' lOxara ydq , huc Alexan-
driam vel in Aegvplum." Diese Erklärung scheint aus-
ser dem, was schon Wüstemann richtig bemerkt hat,
auch durch die beigefügten ^V'ortc ; iiTiuJi itr ytiTOVB^
vjiiCi dkt UKUIQ, widerlegt zu werden; desshalb ist die
andere Erklärung: reniotissimam plateam vel urbis virnui:
Der Querkopf ist hierher an's Ende der Welt gezogen
(wie auch die Franzosen sagen : >ous demeurez au 6out
du monde) vorzuziehen. Ferner sagt Hr. B. : „fka/ie,
emit; cf. v. 2U." Beide Stellen dürften der Natur der
Sache nach doch wohl zu trennen sein. Die Abschabsei
von alten Tornistern hat er allerdings gekauft, aber ilia
Wohnung scheint er nur gemitthet zu haben, d.t er nicht
zu den Reichen gehörte. — V. 33> steht dds elatt lüde.
207
208
V. 7,'- *'i''l' "'■■ 'Ifirrnn aus iloti Ilanilschriften (fv-
/.aiiol'fini ■ • ■ <'/^0s (Jv'p'Os" Ikt. Dirss hat auch
schon Ri-f- in J.ihii's Jalirl>iiil...rii lor^fcschlaifen. — » V. 84-
bat es il<'» Aiisilifiii , als ».'Ire >i-^tt in' d^yvoiio . . .
y.KuTitUJ aus nnin llaii<ls<liriftiMi ((.ufv q i- a^ aufzuiiehinoii.
E» ist «laiin ronstnutio TTQui vu voovutvov , ilcr Dicli-
tiT hat an yMivi] gedacht. Vergl. ItJatthia g. 4;)(') , '2.
Hermann in Vig. p. 7tJ eil- IV. Dieselbe Coiistruction
liat Herr Ahre.ns aus ileu Mss. v. 119. hergestellt, «o
auch ilie Srliolieii erklären: „xkiOQai O/.ljvai '/.oi Xot-
/.ifjai /.aTCijo/ihiiifDOf yeyovaotv.^^ — V. >14.
Zur ErkLlrung iler 3hhi ro'ififi hat Hr. B. die «on lUnret.
Var. Leit. II, '20. angcfiihrteii Worte des Pori)hyrius
beigebracht. IMau kann dazu jetzt auch vergleichen die
Veriiiiilliuiig ron Lübeck Act. soc. (iraec. Vol. II. p. 3ÜJ.
V. 11-'. hatte die Verletzung des üigamma in den
Worten ',lni(j lief Ol eine Heiiierknng verdient. Hr. Sauppe
Epist. Crit. p. 109 bringt die epischen Partikeln f^tev rc
hinein, indem er verniudiet, dass der Dichter geschrie-
ben habe: 71 uQ nev 3' diuia v.tnal /.. t. l.. — V. 124.
hat der Dichter, die Sache verallgemeinernd, vielleicht
den Plur. (U£T()i . ■ . (fiooVTt^, der aus zwei sehr
"Uten Handschriften angemerkt wird, geschrieben. Dabei
liesse sich sehr »oh! denken, dass bloss Ein Adler den
liantinedes getragen habe, ilie i'ihrigen aber für ilen ge-
genMSrtifi;en Zweck zum Schmucke und zur Zierde als
DegliMlung hinzugefügt seien. — V. 1 ü. ist wohl ans
Handschriften vi'V jiuv zu lesen.
Es folgen noch einige Gedichte des Bion und Mosclios,
über die wir bei anderer Gelegenheit sprechen werden.
Es würde zweckmässig sein, wenn Hr. B. bei einer neuen
Auflage seines Buches noch einzelne Gedichte der Bu-
koliker hinzufügen wollte, die niclit gerade zu der streng
bukolischen Gattung gehören, die aber durch ihren In-
halt fiir jugendliclie Geiniitlier sehr viel Anziehendes haben,
z. B. von Theokrit den Ivjklops, H\las, die Dioskuren,
den Herakliskos, und von iMoscIios ilie Europa.
Wir kommen zum fünften Hanpttheile des Buches, in
welchem EpigruMtiiaium Graecorum ex Anlhologia De-
lectus enthaUeii ist. Es sind der Zahl nach ll2, die
mit Umsicht gewählt uiiil geordiiet, und ebenso zweck-
mässig, als die vorhergehenden Abschnitte des Buches,
erläutert sind. Wir bemerken nur einige Kleinigkeiten.
Epigr. XIX, f). konnte auch Theogu. 321. angeführt
werden. — XXXIV, 1. steht „Hom. Iliad. IX, 207."
statt Iliad. XIII. — XL, 7- v.nv X^ovl nEitxi]V}<;. Zu
den i'iber diesen Gebrauch der Präposition SV angeführ-
ten Beispielen koniile aus dieser Anthologie Hes. Opp.
.599. tyi4. hinzugefügt werden. — Bei Epigr. XLIII.
lind XLIV. sind die Zahlen verdruckt. — LIII. wird
•las schiine Epigramm des Simonides: tu ^eiv ayytlkov
/.. T. Ä. gelesen. Wenn aber die Riotc: ,,qnod his ipsis
verbi« legitur apuH Herod. VII, 228." richtig sein soll,
HO war siatt des aiifgenoiiiinciien äyytlXov, was bekannt-
lich Diodor und Lvkurg haben, dyyskKeiv za schreihcn.
Ferner „Tusc. Dis'p. I, 14." ist Druckfehler statt 1, 42.
- LV, 4. Das djißKi'vavTeq 'Josa z. r. Ä. mochte
Ref. erklären: naclideui sie die Schwerdter stumpf ge-
macht hatten, d. h. nachdem sie bis zum Tode mit der
jjnisslen Anstrengung gekämpft halten. - LXIV» 4. fiHc
. . . . Tlö.Q f)Ql'i xexXtlieiiOl). Von diesen Worten gibt
Hr. B. die Möglichkeit einer doppelten Erklärung zu:
,,sedentein te sub (juercn" oder cum jam qiiiescas mor-
tuus. Ref. meint, dass Jeder, der diiss Epigramm ohne
Commentar liest, nur an die erstere Erklärung denken
werde. Anders ist die Verbindung Epigr. T.i, 2. —
LXVI, 2. </(' crt); hjv, Y.dv dävs yijQakioq; die Er-
klärung des Hrn. B.: „y.üv Odi/e h. e. xal av eitava
rtiamsi inortnus esset. Si malis statuere Z(<J' dictum esse
pro y.c.i tftV" etc. ist im ersten Theile dem I\ef. nicht
recht versiandlich. Denn entweder hat man den Soloc-
cisnitis mit Schäfer zu den von Jrirois Delect. Epigr.
^'111, li;. beigebrachten .Stellen anzuerkennen, oder mit
Planndes zc/ Odus zu schreiben. Eine dritte Mliglich-
keit, das bloss« yal durch etiamsi zu erklären, wie Hr.
ß. anzunehmen scheint, weiss Ref. nicht zu rechtfertigen.
— LXVIII, 4. Zu Otiv ftdpov (richtiger wohl mit Ja-
colis Delect. Ep. VIII . 57. für adl> aujfxU zu nehmen)
konnte man bei Hrn. B.'s Auffassung: „pro vty.QUi; po-
situin esse snspiceris" vergleichen Thcocr. 2.3, 55: Ol'
yXai'Oe vtov (fdvur. — LXX, 3. spricht Hr. B. über
die Verbindung der Sätze durch oi'Tla) . .'. . yai ■, non-
diim .... cum, auf eilte für Schüler wohl nicht ganz
deutliche Weise. Bestimmter, wie Ref. meint, ist für
diese Sprechweise <lie Erläuterungsform von Slallliaum
zu Plat. Symp. p. 220 C. cap. 3(i. — XCVII, 1. war
nach sonst beobachteten Gewohnheit unten zu er-
wähne , dass das im Texte stehende OljTEg dy.avd djV
statt der Vnigata d.TldvTVjv Correctur von Jos. Scaliger
sei. Das Citat über die Teichinen soll wohl heissen :
Lang«, Verm. Sehr. p. 234. — CVII, 1, im Texte doin
ist Druckfehler statt unij.
Doch wir wollen hier abbrechen , ungeachtet noch
Manches zur Besprechung Veranlassung gäbe, da bei
einem aus so mannichfachen Stoffen bestehenden Buche
Verschiedenheit der Ansichten unvermeidlich ist. Indes.*
mit der Anlage des Ganzen ist Ref. vollkommen einver-
standen , seine Bemerkungen betreffen nur Einzelheiten,
die dem Werthe des Ganzen keinen Eintrag thun. Möge
Hr. B. in diesen Bemerkungen nur den Beweis einer
aufrichtigen Hochachtung erblicken, und zugleich das
Bestreben nicht verkennen, zur Verbesserung dieser An-
thologie, von deren Zweckmässigkeit sich Ref. schnu aus
eigenem Gebrauche beim Unterrichten überzeugt hat, ein
kleines Scherflein beizutragen.
Mühlhausen. Ameis.
Gymnasial - Chronik und Miscellen.
Aachen. Dem hiesigen Gymnasium ist durch die
Munificenz Sr. Majestät des Königs ein jährlicher Zu-
schnss von 700 Thaiern bewilligt worden. Dagegen hat
sich die liiesige städtische Verwaltung verpflichtet, ihre
bisherigen bcileiiteiulen Beiträge zur Gymnasialcasse nicht
zu vermindern , auf ihren ausdrücklichen Wunsch aber
eine Art Patroiiat über das Gvinnasium in der Art erhal-
ten, dass in Zukunft bei eintretenden Vacanzen iler Ver-
waltnugsratli der Gyniii.isialfonds in A orbindung mit deio.
Siadtrathe geeignete Vorsclil.'lge zu iiiachiMi , sowie bei
?no 210
etwaigen Ueliorsriu'isspii «lii- \'<t« imuIiiiij; ilcr ilispniiilirln ii.-iliin zur FFprsfelliine »einer (•(•»iliiillipit eine Rri.fp narli
(inldcr vorziiiioliiiiPii ha». Der liislicri;;« Olierlelirpr von «Ifiii .m'iilliclipn Fraiikrei« li iiiiil Italien, Kin «velrher er
Urshacli, »elrli.T In ilen lotzlrn Jalirpn nur nncli mit gegen Knilc lies Juni l s4 1 /iirüekkclirte. \Vallienil ille-
«•inigen (tellgionsstunilen tliJitig «ar, ist ans ilem Lelirer- ser Abwesenlielt waren »eine I^elirstnmlen nnler <lie Col-
rollegiuni ans^eseliieileii nnil als Canonieus in iLis hiesige iefjen lertliellf, ille Dirpc•t()rialg^sc•ll.'lfle alier lialte iler
Diiinstift eingetreten. — Oie liAinlselien Angrilfe auf ila» erste Olierlelirer , llr. Professor Vos«, »alirzuneliinen.
hiesige (■vmnasiiini in der kathol, Kirrhenzeitiing, ircl- iMit vullkninnien hergestellter Gesundheit und erfrlsilitem
ehe eincMi Theiie der Leser der G_vninasialr.eltun<; nicht Geiste trat llr. II o f fin eist e r wieder in sein Amt ein,
nnliekannt geliliebeti sein dürften, ri'iliren fon einem hier aber nur wenige !Monale sollte die Aii«falf seines erueu-
ivolil bekannten und gewürdigten Anonymus her, der len Wirkens sieh erfreuen. Denn schon inr ili-in Beginne
eine rerdiente Zurechtweisung in der Aachener Zeitung <les \Vlri(erliall>jahres folgte derselbe einem Hufe als l>i-
gefunden hat. U'ie richtig solche Insinuationen von dem re<tor iles k(inij;l. Frieilricli - Wilhelms - G\ imia-lnni zu
einsichtsvollen Theiie der hiesigen Bürgerschaft aufge- Ciilii, unil von Neuem enlln-hrte das hiesige (ivmnasium
fasst »erden, zeigt die steigende Frequenz des Gvmna- sechs iMonate seines Vorstehers. Als Hr. Iloffmeister
siums, dessen 7 Classeii nahe an 3UU Schüler zählen. vor etwa acht Jahren das Directoriurn übernahm, zählte
L'm den Geist, ans dem dergleichen Invpctiven hervor- die Anstalt ^egeii (.'0 Schüler, bei seinem Abgange nach
gehen, zu charakterisiren , genügt es, eine Stelle aus Colli gegen 1 7(). Diese gesteigerte Freijupiiz zu einer
einem späteren Artikel in derselben kathol. Kirchenzeit., Zeit, »o ilie meisten (ivmnasieii eine Abiialime der Schil-
der zur Beschönigung, resp. Zurücknahme des ersten lerzahl empfunden haben, mfichte besonders dem Lin-
Artikels geschrieben ist, hervorzuheben. In INr. 1. des stände zuzii-chreibeii sein, ilass Hr. Hoffmeister die
Jahrganges 184'.?, ?». l(i lesen wir, wie folgt: „Die Sprach- hiesige Vorbereituiigsschule bedeutend /.ii heben und zu
Übungen gestatten dieses (dass nämlich alle llnterrirhls- erweitern wns^le, indem er einen anerkannt tüchtigen
fäclier von der Religion mehr d^irchwürzt und durchdriin- Lehrer, Hrn. Ii r u c hhaus, veranlasste, die- Leitung iler-
gen werden) nicht weniger, als die Weltgeschichte und selben zu übernehinen. Die Vorbereituiigsschule, die
Naturbeschreibung etc. Habeii wir z. B. nicht viele la- ihrem oiriciellen Anschlüsse an das Gymnasium entgegen-
teiuiscbfl echt - christliche Hymnen, die in Bezug auf siebt, zählt jetut für sich (ili Schüler in zwei Abtheilon-
classischc Lalinität den Hurazischen Poesieen g. .i, hste- gen. — Als Nachfolger des Hrn. Dirertor Hoffmeister
heu, und in Bezug auf poetische Schönheit und j,iieren trat auf Ostern il. J. Hr. Professor Dr. iMuritz Axt
Gehalt dieselben libertrelleii ? Bleiben diese den ^hrist- ein, bisher Director des Königl. Gymnasiums zu Wetzlar.
Hellen Gymnasien so frennl? Dasselbe gilt von einer Derselbe hielt am 4. April in der hiesigen Aula eine
Menge christlicher .'Meisterstücke aller Art in Prosa." gehaltvolle Antrittsrede, in »elcher er das \'erlialtniss
Zum Beweise, dass häufig ein und dasselbe Lehrfach in der Wissenschaft zum Christenthum entwickelte, und da«
den verschiedenen Classen iler Gyiiiiiasien auf ganz ver- Gymnasium als Pflanzstätte christlicher Wissenschaft be-
schiedene Weise behandelt werde , dient folgender Passus: zeichnete. Zum Anhören dieser Rede hatte er eingcla-
„Kine andere Aussprache (!!) auf Sexta, eine andere auf den durch ein lateinisch geschriebenes Programm: Com-
Qiiiuta. ein anderer Lehrgang auf Quarta, ein anderer mentationum philologicarum particula altera. iMit der
auf Tertia u. s. w. , was kann, was niuss daraus für so Ankunft des Hrn. Director Axt fiel der Abgang des Hrn.
unreife Knaben entstehen]" Ob der Mann competent Dr. Knebel zusammen, bisherigen vierten Oberlehrers
ist zum Urtheile? Ex ungue leonem. lies Creiiziiacher Gymnasiums und Ordinarius der Quarta,
„ , . _^ „, , 1 r»- r. «ler zum Director des Gyinnasiuins und <ler Realschule
Iserliii. Ostern Ib+i. Ausser dem Director Bon- n ■ i i r- i . ' i t • i- ■ r i. ^
11, I 5 zu Duisburg befördert worden. .Seme hiesigen Lehrstun-
nel 1 unterrichten gegenwartiü am l'riedrichs- Werder- , . . i- r" ii ^i u i i
r 1 I . 1 V fi r 'len miissten unter die Collegen vertheilt werden, da von
scheu Gvmnasium fo geni e Lehrer: \) Professor und ^' i.r i i ■ i< i . t
' •' „ , ^„. , , A „ seinem Nachfolger noch nichts verlautet.
Prorcctor Salu m o n , U) Oberlehrer u. Conreclor B a uer,
3) Prof. und Subrector Kanzler, 4) Oberlehrer Dr. Dresden. >'aeh den im Programm der hiesigen
Jungk, 5) Prof. Dr. Zimmermann, fi) CoUaborator Kreiizschiile zu Ostern 1,S4J vom Reclor und Ritter Dr.
Weise, 7) Oberlehrer Gnttschick, 8) Oberlehrer Gröbel verölTentlichteii Srhnlnachrichteu hatten zu Mi-
Srhinidt, (!) Oberlehrer Dr. Zunipt, 10) Oberlehrer chaelis l3, zu Ostern J2 Primaner (von letzfern 18 mit
Dr. Köpke, 11) CoUaborator Beeskow, 12) Schreib- der ersten Sittencensur und 7 mit dir I. in ihrer wissen-
iehrer und akademischer Künstler Schütze, H) Zei- schafilichen Ausbildung) die Schule verlassen und die
rüenlehrer Busch. — Als HülMehrer 14) Dr. Rieh- Universität bezogen. Die Zahl sämmtlicher Schüler be-
ter. — Als Mitglieder des Koiiigl. Seminars für gelehrte trug {04 in 10 Abtheilungen. Die wissenschaftliche Ab-
Schulen 15) Schäfer, l(i) Driegen. — 17) Beugt im handlung enthält das erste Capitel der Kiiileitung in die
zweiten Semester. — Die Schulamlscandidateu 18) Böhm, DUTerenlial- und Integralrechnung des zeitherigeii Malhe-
19) Bloch.- Als Lehrer für den .stiftungsmässigen pro- maticiis Snell, dessen Stelle durch den Dr. Balzer
pädeutischen Unterricht 20) Prof. Dr. Rudorff. besetzt worden ist.
Creuznach, den 15. .4pril. Das hiesige Gymnasium Kisenach. Im »März starb der seit mehreren Jah-
hat seit einigen Jahren mancherlei Wechsel und Verän- ren pensionirte Coli, (hiartus und Lehrer der französ.
1 rung erfahren. Im Spätherbsle 1840 erkrankte der Sprache am Carl - Friedrichs- Gymnas. , Johann Hein-
Jirector desselben, Hr. Dr. Hoffmeister, und unter- rieh May, als Schriftsteller durch seine verdienstlichen
Gytnnaiialzeitun'j,. 1^
211
212
Srliriftcn nhcr lafirlandisolip Gpojraphie niiil Gosrliirlilc
lirknniit { *■ B. \';i(iTlainlskini(l<< , lli-jrPiiteiijjesrliKhle ,
<ir.sc liirlilp iler lirili;;cii Kliinlicfli ii. A.). Früher rctli-
girtv rr ein (rniixiisisrln'S Juiiriial.
Frankfurt am IMaiii. Der Kinlailung zu den Pri'i-
fiiiigen ili-r (ivniiiiisialsrliriler Ostern 1842 jfelit «oran
riiif AlilKiiiilliiii;; ileg llni, rrdfettsur Dr. Schwenck:
.ü6er des Sophokles ,4nlii;one.^'
Fr ii'il lan il. Das iMiiliaplisprojranim des hiesigen
(ivniiiasiunis enthalt eine rpiütula critica ad Leopüldum
kraliiiiTiini vom Conrector Dr. Unger, 33 S. 4., in
welehrr iler V^-rf. in seiner bekannten jjelehrten Weise
mehrere Stellen der Reden des Dio Chr\süstoinus kri-
liscli behandelt.
(ii'istrotv. Das Os(crpro»ramm v. J. des hiesij;en
(ivmiiasitiiiis enthalt eine Alihaiidliing des Prurertor Dr.
Raspe: de aetato Oedipi Colunei. 48 S. S- Das Gym-
nasium z.'ihlte 53 Schi'iler.
II ad e rsl e ben. Zu der Srhnipriifung der dortigen
Gclehrtensrlinle am 15. und l(i. IMarz IS32 und zur An-
h(irun|>; der Abschiedsreden einiger Zöglinge am '22. d. M.
lud iler Rector C. A. Braun eiser durch ein Programm
(19 S. 4.) ein, dem eine Abhandlung des Subrertors
Dr. C. IM icheisen: Gramniatica omnium disciplinarum
fundamenlum et praesidinni (r> S.) vorgesetzt ist. Ver-
änderungen im Lehrerpersoiial waren nicht vorgegangen;
die .Schiilerzahl betrug zu .\nfange des Schuljahrs 43,
nämlich I. 8, n. (i, III. -'0, IV. t) . zu Ende desselben
.39, nan.lirh I. 9, II. V, III. 13, IV. 8. Drei Schüler
gingen zur Univcisität über.
Hai b erstad t. Das diessjalirige Osterprogramm ist
von Hrn. Dr. H e r Iz b e r g, und handelt de poetarum ele-
giaciirnni apud Romanos ingenio et arte. Die beiden
Lehrer H. Schmidt unil W. Bormann erhielten r. J.
das l'radicat Oberlelirer. fllit Genehmigung des Königl.
IVIinisteriunis »nrde zu den 7 Classen des Gymnasiums
noch eine Vorbereitungsciasse hinzugefügt. Am 3. Fe-
bruar trat der Cand. philol. J. H. Bode sein Probejahr
hier an.
Aus Kurhessen. Seit der Reorganisation des Kur-
liessischeii Gvninasialwesens »ar der Fall noch nicht vorge-
kommen , dass über ein Gymnasium eine besondere In-
spection verhängt »orden v/Hre. Eine solche hat am
Schlüsse des vorigon Jahres das Hanauer Gymnasium be-
troffen. In der Witte Decembers ivurde dem Director
desselben an einem Abende die Anzeige gemacht, dass eine
Conimi-ision Seitens des Kurfürstlichen 31inisteriums des
Innern ernannt und bereits eingetroffen sei, die am fol-
genden Morgen das Werk der Inspicirung beginnen werde.
Zusammengesetzt »ar dieselbe aus dem Regiemngs-
director Lotz in Hanau, dem G}mnasialdirectur Dr.
Weber aus Cassel und <lem Gymnasialdirector Dr. Vil-
niar aus Marburg. üeber die uähern Motive dieser
Inspection, und wesshalb dieselbe gerade das Hanauer
Gymnasium zuerst betroffen, ist man im Publicum bis-
lang im Unklaren geblieben. Indess es musste, sollte
eine derartige Einrichtung in's Lekeu treten, ja mit ei-
nem der sechs Gymnasien begonnen werden: Hanau liegt
am südlichsten, IMaii tvollte es nur hier und da unpas-
send finden, dass zu <lcr Commission ein Mann gewählt
sei, der mich ein Schüler des Hanauer Gymnasialdirec-
tors gewesen, noch mehr, dass Jener den Auftrag nicht
aus Rücksichten der Pietät hatte ablehnen können. lu-
ilegs mag diess Alles durch besondere Umstände begrün-
det sein, welche nur, wie gesagt, dem Publicum bislang
unbekannt geblieben. Die beiden ältesten Directoreu
waren die Inspicienten , und Münscher in Hersfeld
konnte noch weniger genommen werden, da derselbe frü-
her als Lehrer am Hanauer Gymnasium gewirkt; Dronke
in Fulda war aber eben erst in's Land berufen, Ueber
die Resultate der sorgfältig angestellten Prüfung verlautet
ebenso wenig etwas Gewisses, Es heisst nur, das Ha-
nauer Gymnasium habe die Prüfung sehr rühmlich be-
standen, was bei den Persönlichkeiten, die an der An-
stalt wirken, wohl nicht anders zu erwarten war. Ob
die Veränilerungen im Lehrerpersouale des Hanauer Gym-
nasiums irgendwie mit den gewonnenen Resultaten zu-
samnienhäiigen , ist schwer zu behaupten, wenn es auch
auffallen will, dass die zwei vom Hanauer Gymnasium
versetzten Lehrer gerade den Gymnasien zugetbeilt wor-
den sind, ilereii Directoreu jener Iiispectionscommission
angehörten. Der Professor Dr. Börsch nämlich ist an
das Casseler, der G. L. Pfarrer Fenner an dag Mar-
burger Gvmnasium versetzt. Dagegen ist es gewiss, dass
der bisherige Director des Hanauer Gymnasiums, Prof.
Dr. Srhuppius, in den Tagen jener Inspection bei
Kurfürstl. Ministerium nni Pensinniruiig eingekommen ist,
wie es heisst, wegen Kränklichkeit. Es ist ihm dieselbe
im März d, J. bewilligt worden. Das Hanauer Gymna-
sium hat den Abgang des Mannes, der 26 Jahre Direc-
tor der Anstalt gewesen, und nur noch wenige Jahre bis
zu seinem Dienstjubiläum halte, tief beklagt; denn er
erfreute sich sowohl der innigsten Anhänglichkeit seiner
Schüler, wie der hochaehtungsiollsten Liebe und Vereh-
rung seiner Amtsgenossen. Erstere sprach sich gleich
anfangs in dem schmerzlichen Lebewohl aus, welches „dem
treuen väterlichen Freunde , dem geliebten Lehrer" die
Gymnasiasten bei einer Nachtmusik brachten, sowie spä-
ter in der Ueberreichung eines silbernen Ehrenpokals,
der die Inschrift trägt: Dignum lauile virnm Mnsa vetat
mori. Georgin Pliilippo Schnppio , gyninasii Hanoviensig
directori hoc grati animi ac venerationis munumentum
esse volunt discipuli; — letztere in der dem verehrten
Manne am Tage seines Ausscheidens in feierlichem Auf-
zuge sämmllirher Lelirer überreichten Votivtafel, welche
am bessten die Verdienste des Ausscheidenilen in folgen-
den Worten schildert: U, B. F, F, F. Q, S. Virum ex-
celleutissimum, amplissimum, doctissimum, Georgium Phi-
lippum Schuppium, philosnphiae doctorem , professorem,
gyninasii directorem, societatis latinae Jenensis sodalein
etc. etc., qui, postquam Rintelii et Hersfcldiae viginti
annos publico magistri mnnerc eximia cum laude functus
est, ad gymnasii Hanoviensis res consilio sno jnoderan-
das arcessitus suscepiae huic provineiae viginti sex annos
ita praefuit, ut non minus praeclara institutione , quam
singulari benevolentia , discipuiorum , qui enm sicut alte-
rum parentem observabaiit semp er ac diligebant, gratiam,
213
214
cariiatcin, veneraiioiieni consecntns sii, ut, qua esi insicni
liunianitate, propeiisa in alios toluiitafe vt stiidiu, culle-
garum anioios sibi non conianctissiinns iiinilo rsse rolue-
rit, verum etiam r.ommoiiein enrum ronrunliam confirnia-
rit ail luili, cui (eniperaiulo rrat praefprtus, et inroluini-
<atem retinenilam et prusperitateni au^eiiilam , ut pro sua
«lorenili arte niliriitjue sui partes siisfineiiili iisn et fariil-
iate illis in exsetjueniln niunere verj ainiri instar optinius
SPinper ilux et anrtur fuerit , ut , quae est summa ejus
moileratio , coniitas, animi canilor, pliiriuium apuil iimiies,
quitius rognitus est, cives niaj^na auclnritate raluerit ac
siimaium euruui sibi aniorem rniiriliarerlt. — Qiiae uniiiia
maxime illiistrantur praeripuis ipsius in eani, riiiiis saluti
et srriptis et rerbis consulebat optime, srliolaui nieritis. —
Nunc rojjanti ilata publici uiricii immunitate, e sun ipso-
runi nuniero discedentem rolle{;ae gyuinasii Ilaudviensis,
tot tantarunique illariim virtutum t;rata recordatione lom-
nioti , sunimn consensu ad id con^pirant, ut tanquani ami-
cum et parentem omni qua decet pletate ac ilesiderio
prosequantur oiaiorrmqiie in modum petant ab ipso et
cnntrndant, ut , quo aninio quam plurimos ad gratiam
obstrinxerit iisque diuturnam sui memnriam prndiderit,
eodem, dum honesto otia per Serenissinium Principeni
roncesso ufatur ac perfruatur, fere paternam cum ipsis
coniunctam necessitudincni sancte colat et conservet sclio-
laeque snae inrolumitati , dignitati, laudi quam maxime
cupere pergat. D. d. Hannoriae idib. Olart. a. MDCCCXLII.
Auch die rrühern Schüler des allgemein geliebten Leh-
rers, sowie seine zahlreichen Freunde aus der Stadt und
Umgegend wollten nicht zurückMeiben , ihm den Tribut
der Hochachtung und Liebe darzubringen, den sie sonst
wohl bis zu dem in vier Jahren in Aussicht stehenden
Jubiläuui rerspart haben würden. Sie vereinigten sich
am 30. März zu einem solennen Festmahle im Fuchs -
sehen Saale, der dazu eigens auf das Geschmackvollste
Herprirt war. AU der in feierlicher Deputation von sei-
ner Wohnung abgeholte Greis in ilie Versammlung trat,
wurde er von dem Pfarrer Hlerz mit einer Reile bewill-
kommnet, welcher bei üeberreicliung eines Gedichtes
und eines Lorbeerkranzes Pfarrer Calaminus einige
Worte beifügte. Tief gerührt sprach der alte Lehrer
seinen zahlreichen Schülern und Freunden den Dank für
gu grosse Aufmerksamkeit aus, und nahm dann auf dem
Ghrensessel zwischen dem Regierungs- und Obergerichls-
director Platz. Bis zum spaten Abende blieb er in der
heitern Gesellschaft, in welcher Toaste der ansprechend-
sten Art ausgebracht, keiner aber mit solchem Enthu-
siasmus begleitet wurde, als der, welchen der würdige
Metropolitan IVIerz aus Bruchköbel in kraftiger Rede
dem alten Freunde entgegenbrachte. Es verlautet, dass
auf die Bitten seiner alten Schüler der geliebte Lehrer
jetzt einem Maler sitzt. So wird sein Bildniss, das aus
den Herzen derer, die ihn kennen, nie verschwinden
wird , auch noch den spatesten Aarhkommen die Liebe
künden, mit welcher einen treuen väterlichen Lehrer
die dankbaren Schüler umschlungen.
IVleldorf. Zur Schulprüfung am 21. März 1842 lud
der Rector der Gelebrtenschule, Dr. II. Dohrn, mit
einer Abhandlung: über den Unterricht in der dcuisclien
Sprache auf Gelehrteuschulen, (20) 16 S. 4. ein. Es
ist ein ^'orlrag, den der Verf. zu Wismar in der Ver-
sammlung nordilrnfsclirr Schnimanner nm '.iO. Sept. 1841
gehalten hat. Im Lehrerpcrsonal kam keine ^'eranderung
vor; die Sclinlerzahl betrug 44, nanilich I. 11, II. lU,
III. l'J, IV. II. Michaelis v. J. gingen 2 Schüler zur
Universität, dipssinal keiner. Es Hirkten an der Schule
der Rector Dr. Dohrn, Conrector Dr. Kolster, Sub-
rector Decker, Collaborator Dr. Dreis.
M (inster. Am 4. April wurde der bisherige Gvm-
nasialdirector zu Recklingbausen , Hr. Dr. Stieve, als
Directnr iles hiesigen Kiiiiigl. Gunnasinms feierlich in
sein Amt eiiigofiihrt. Narhilcm ein solennes Hochamt in
der Gvmnasialkirche gehalten war, versammelten sich zu
diesem wichtigen und bedeutsamen Schiilacte lim 10 Uhr
IMorgens die Schüler aller Classen und das gesauimfe
Lehrerpersonal auf der Aula. Gleich darauf beg^ibeu
sich eben dahin der Köiiigl. C'omniissarius Hr. Cousistu-
rialrath Wagner mit ilem nenernannten Direrlor , und,
an der Spitze der Hr. OberprWsiileiit v. Vincke Exe,
lue Vorstände der verschiedenen Collegien und nehiirdcn,
welche zu dieser Festlichkeit eingeladen w.iren, und sich
auf dem Senatssaale versammelt hatten, der Regierung,
des Provincial - Scliiilcolleginms, des Consistoriuins und
des Domcapitels , Rector und Dekane der Akademie und
die Vorsteher der städtischen Olvrigkeit. Die äusserlich
»war einfache, aber innerlich um so mehr erhehenile
Feier begann damit, dass der köiiigl. Commissariiis in
einer ebenso wissenscliaftticfi gehiiltenen, wie ilas Gemüth
ergreifenden Rede die Wichtigkeit des Tages entwickelte.
Ausgehend von der Aensserung des Arrhimedes öu^ uot
7lOl< aroj, hob er die für einen Jeden bestellende Aoth-
wendigkcit hervor, sich eine seinen Kräften entsprechende
Stellung und Wirksamkeit im Leben zu schallen, wozu
vorzüglich Selbstkenntniss unerlassliche Bedingung sei;
zollte in dieser Beziehung dem abgehenden Director, mit
ehrenvoller Hervorhebung der Verdienste desselben, ent-
schiedene Anerkennung, und sprach die zuversichtliche
Erwartung aus, der neiiernannte Director, welchen er ans
der so viele Jahre lang ununterbrochenen ^ erbindung
und Beobachtung genau kenne, werde sich eben so eine
ileii Verhaltnissen völlig angemessene und erfolgreiche
Wirksamkeit zu tfcwiiinen vermiigen, wofür er vertrauen
dürfe, in dem so tüclitigen und zu einem Ziele sich
vereinigenden Lehrercollegium eine kräftige Stütze zu
finden. Tief war der Eindruck von der Bedeutsamkeit
des Augenblicks, als nun der Küiiigl. Commissarius dem-
selben die Küuigl. Bestallungsiirkunde überreichte, und
durch einen Handschlag den für sein früheres Directurat
geleisteten Amtseid erneuerte. Er scliloss dann mit einer
herzlichen und eindringlichen Ermahnung an die Schü-
ler, ihrerseits den liebevollen und wohlgemeinten Absich-
ten des Directors durch unausgesetzten Fleiss und reli-
giös-sittliches Betragen mit dem ernstesten Bestreben ent-
gegenzukommen. Alsdann bestieg der neue Director die
Rednerbüline, bezeichnete zuerst die unverkennbaren
Schwierigkeiten, welche in seinem jetzigen Amte ihm
entgegenstanden, und hob dagegen diejenigen Momente
hervor, welche ihm zur Ueber« inilung derselben und zu
gedeihlicher Thatigkeit iMntli einflössen könnten: nämlich
dass 3Iüastcr seine Vaterstadt, er ein Zögling diese«
?I5
216
biirj^schaft jjf(;elipii, «Uss «las (i^ niiia:^iiini zu Wiiiisfcr
»piiieii altiMi xirüi'igliclicti Uiif am li in Zukunft lethäti-
gcL Her<li! *).
"") Dip Kincnnung des Hrn. Dircciors Dr. Stieve nmss inso-
fern als cm wiclitigts Ereigiiiss gelten , als dadurch das
Mnnslerschc Gymn^isiuin , welcl.cs unler den dctilsclien
B Idun^'sanstalten eine der rrequentesten ist , unter die
oliersle Leilun;^ eines weltliclion Lehrers gestellt wird.
Schon einmal unterrichteten an diesem Gymnasium ge-
raume Zeit fast ausschliesslich Lelirer weltlichen Standes,
namlich in und nach den Zeiten des berühmten Miinslcr-
schen Doiuherrn Rudolf von Lange (von 149? — lä88).
Damals überniigelte dasselbe alle almliciie Anstalten, und
trug zum Siege des Hurn inismus eiitsclwidend bei. Denn
es war, um die Worte Hrerens (G. d. St. d. k. L. Bd. 2.
S. 150) 7.U gibrauchen. ., recht eigentlich die Pflan?,schule"
■ für die deutschen Gymnasiallehrer. Welcher Anerken-
nung es sich damals erfreute, dafür m.->g es genügen, auf
zwei gewichtige gleichzeitige Zeugnisse aulmerksam zu
machen, einmal des berühmten Pommers , Johann Hu-
genhagen, welcher an den Münsterschen Conrector Mur-
mellius schrieb; ,,ich pflege allen meinen Schülern ?u
rathen , dass sie, wenn sie es in der Gelehrsamkeit wei-
ter bringen wollen, dich besuchen und hören'* und dann
des gleich berühmten Rudolf Agricola , der in einem
Schreiben an Rudolf von Lange zu diesem und seiner
Lehranstalt d-is feste Vertrauen ausspricht, dass sie die
Zeiten heibeiführen werden , ,,\vo wir dem stolzen Italien
»einen alten , fast ausschliesslich für sich erworbenen
Ruhm entreissen, und uns Ton der Schande befreien, dort
Barbaren, Unwissende, Unberedte und was sonst noch
UngeschlifTcnes existirt , gescholten zu werden, und dass
unser Deutschland einst so gelehrt und gebildet sein werde,
dassLalium selbst nicht lateinischer sein kann." Mit dem
Jahre 15S8, wo des Gymnasium in die H.inde der Jesui-
ten kam, wurden Inders die bisherigen Lehrer .iiif eine
höchst uiidankbaie Weise verdrangt, und wenn auch
schon in der Zeit des berühmten Ministers von Fürsten-
berg, nacli der Sacularisation des Ordens, wieder ein-
zelne Weltliche angestellt wurden . so war doch bekann-
ter Massen die feste und nacblia.Uigc ßegriJnduDg eines
R e ek 1 i II i;li a II sen. .Am 19. fVlr'lrz feierfe ilas Gym-
nasiuiM eiiirn fiilViitlichrn .Silnilut niif der Aula, »uruii
Einsender dieHes Zeii|;e war, «Irr auf alle Aii«pseinle ei-
nen tiefen und ergreifenden Eindruck machte, und Allen
uiiversesslicli hicilicii « ird. E.< war der feierliehe Ab-
srliied des Lelirrrc<>lle>;iiini$i und der .Schiller ciin ihrem
Direetor Dr. Stieve, der nun naeli iieunjäliriifer Wirk-
samkeit an dieser Anstalt in gleicher Ei^eiisdiaft an das
(lyniuasiuin in iMünster lieriifen ist. Von einer aus drei
Priin.anern liestelienden Depntatiun da/.u eingeladen nnti
von dem Lehrcreulle>;iuin eingeführt, erschien ilerselbe
vor den versaniinelten .Schülern, uiiil Hiirde von diesen
mit lautem Lebehoch enipfaiigeii. Darauf rirlitetc der
Hr. Oberlehrer Caspers im Namen lies Coilejfiums eine
mit auffirlitiger Eiiipllnilun;; (jesproehene Anrede an ihn,
worin er kurz und wahr aii.-iilrüekte , was die Anstalt
überhaupt uiiil insbesondere die Lehrer in. dem Abgehen-
dei) verltiren, und ihm, narhdeni er für das immerfort
in und ausser dein Amte bewiesene Zutrauen und Wohl-
wollen iiini;;st tfedaukt, ein herzliches LebeHohl sagte.
Der San;;erelior der .Schüler leitete nun mit einem pas-
senden Gesaiijfe die foIj;eude Hede eines Oberprimaner»
ein, iler im Namen der sümmtlichcii Schüler in einer
anspreclieiiden Reile mit echter Pietät ilie Il)iiipfiiidiin<;en
ausdrückte, die der Abschied ihres wa'irhaft geehrten
Direetors in ihnen hervorrief, und Alles, nas er in
treuem Lehrerbunde in und ausser der .Schule für sie
gethan, dankbar anerkennend , die letzten Abscliiedsnorte
sprach. Was er dankeiul gesprochen, viiederholte der
Saiigerehor in einem ei;jeiis dazu angefertigten Liede in
einer Weise, die alle Anwesenden zur \Veliiiiuth stiniiiite.
Dann trat der Direetor selbst auf, und erlvl.'irlp, sielitbar
ergriffen, ilass er, wenn seine Remühuufjen für die An-
stalt nicht ohne guten Erfolg geblieben, dieses zun.'ichst
dem Segen Gottes uiiil darnach der freuen iVlitnirkung
des Lehrerrollegiums zuschreibe, sich selbst nur den
redlichen Willen beilegend. Sein darauf ausgesprochene»
Lebewdlil an Lehrer und Schüler wird bei Allen in le-
beniligem Anilenken bleiben, weil es als .Ausdrink de»
Herzens sich ilem Herzen tief einprfigte. Zum Srhinsse
wurde ein Chorlied gesungen, welches narii seinem In-
halte und seiner IMelodie völlig geeignet »ar, den Ein-
druck zu machen, dass der Jüngling, wie der I\Iann, bei
den Wechseln des Lebens, wenn sie auch <las Herz tief
betrüben, gefasst bleiben muss im Hinblick auf AV ahrheit
und Tugeixl. Kach Beendigung des Gesanges (raten die
Lehnr, wie auch die anwesenden Mitglieder des Cnra-
torluins und .'Magistrats, zu dein Direetor, mn\ wlederhul-
ten iiim, unter herzlirheui Händedruck, einzeln ihren
Abschiedsgruss und ihre Glückwünsche für die Zukunft-
besonderen Gymnasiallehrcrstandes erst der neuen Orga-
nisation des pieussischen Schulwesens vorbehalten —
Mfige denn diese wichtige Bildungsanstalt, woran so viele
tüchtige, auch literarisch bekannte Lehrer wirken , in
obiger Ernennung machtigen Impuls zu immer freudigernj
Gedeihen und, wie in den Zeiten Rudolfs von Lange,
so auch jetzt in gründlicheui Betreiben der classischcn
Studien eine siclierc Gewahr gegen materialistische Ver-
flüchtigung und geisteskranke Nebelweisheit finden!
G y m n a s i a 1 - Z e i 1 11 11
Beiblatt
* zur Zeitschrift für die Altertliumswissenscljalt.
«luli \H^'S,
21. Die Methode des historischen Unterrichts
auf Gymnasien.
Auf griehrten Schulen kann schwerlich ein Lehrzweig
frtr Hiclifijfer gelten, als ilie allgemeine Geschichte; da-
mit sie jeiloch diese Geltung erlange, bedarf es durch-
aus richtiger Einsicht in den Plan uud gesunden Tactes
l)ei <ler yVusführuiig. Je ungeheurer das zu betretende
Feld sich por den Augen der Lelirer und Schüler aus-
breitet, desto zahlreichere Alodificationen sind in der Be-
handlung möglich, desto ungebundener ist das Spiel der
Willkür. IiM Begriffe, einige Ansichten i'iber die Sache
zur Begutachtung vurzulegen, gehe ich nicht ohne Beden-
ken daran, da ich sehr gut einsehe, wie leicht sich uns
eine Methode einschmeichelt, wenn wir sie innerhalb un-
serer eigenen pädagogischen Erfahrung nicht ohne Er-
folg finden. Um so mehr »erde ich mich der kürzesten
Auseinandersetzung befleissigen, damit mein Vortrag ne-
ben allenfallsiger Unhaltbarkcit nicht noch durch lange
Uehnung ern>üde,
Güthe erkUrt irgenilivo, das Besste, was wir aus der
Geschichte gewönnen, sei der Enthusiasmus. Erwägen
wir die wunderbare Besonnenheit und Buhe, mit welcher
das Auge dieses göttlichen Sehers auf den Dingen ver-
weilte, so ist eine solche Aeusseruiig doppelt unbedenk-
lich, ja, sie ladet zu innigster Beherziguiig ein. Wir
geben Alle zu, dass in vernünftig geleiteter Begeisterung
der Neri' alles edlen Aufschwunges liegt. Innerhalb der
Schule sollten demnach diejenigen, (reichen der Lehr-
beruf zufiel, sich aller schönen Mittel bemächtigen, um
ihre Zöglinge dem schönsten Ziele entgegen zu führen.
Es gibt aber für die Erweckung der höheren Menschen-
iiatur mehrere Wege, welche unmittelbarer, als andere,
(wenn auch keineswegs ausschliesslich) empor gehen.
Zunächst erscheinen als solche Religion und Kunst , ins-
besondere Poesie, lieber letztere, inwieweit sie als Bil-
dungsmittel zu gebrauchen sei, versuchte ich mich vor
einiger Zeit in unsern Blättern. Es mag sich also hier
eine ähnliche Betrachtung über die Geschichte ansrhlies-
son , die keineswegs als von jenen beiden Lehrgegenstän-
den abgesondert, sondern als im Grunde ilasselbe be-
zweckend anzusehen ist. Uer Enthusiasmus (um den
Ausgangspunct wieder aufzunehmen), welcher aus der
historischen Lehre resultirt, concentrirt sich doch zuletzt
auf religiös -poetisches Scwiisstsein, und das ist und bleibt
i7\ m<iasialzeitun§.
doch die zweite, himmlische Welt, welche in die ir-
dische verklärend hineinragt. In der geschichtlichen Be-
wegung die reine, fromme, dichterische iMciiscIieniiatur
zu erkennen und zu fühlen — wo gibt es eine trefflichere
Aufgabe, als diese? Damit das Gefühl nicht einseitig
gehoben, oder gar zur Trunkenheit erhitzt werde,
fordern wir bei der Ueberlieferuiig des geschichtlichen
Stoffes natürlicli eine solide positive Grundlage und eine
energische Veniuiiftbetrachtuiig. Dass ein Lehrer der
Geschichte mit Wärme, Kraft, plastischer Klarheit, Far-
benfülle und schlajiender Wirksamkeit darstellen solle,
unterliegt keinem Zweifel; und es wären theoretische
Demonstrationen darüber so fruchtlos, als wenn man <lem
Dichter die Aothwendigkeit des dirinus flatus deducireu
wollte. Es kann also hier nur die Frage aufgeworfen
werden: Welche Seiten des geschichtlichen Wissens sind
in Gymnasien zu lehren, welche vorzugsweise, und in
welcher Stufenfolge Alles?
Ich fasse bei der Antwort auf diese Fragen Gymna-
sien in's Auge, auf welchen 6 — 8 Jahre für das histo-
rische Fach bestimmt sind, ohne dass mir die Zahl der
Classen einen wesentlichen Einfluss gerade auf diese Dis-
ciplin auszuüben scheint. Ich denke mir tvenigstens zwei
wöchentliche Lehrstunden, für die letzten zwei Jahre
aber wenigstens drei als das unentbehrliche Quantum.
An manchen Gymnasien pflegt man nun die universale
Geschichte in die oberen Classen zu verweisen und io
den unteren nacli einander ilie biblische, orientalische
und griechische, römische, deutsche Geschichte durchzu-
nehmen. Dieses ^'erfahren scheint mir mit nianiiichfachen
Missstanden verbunden zu sein. Alle synchronistische
Anschauung geht dadurch ganz verloren. Auch greifen
die Geschichten der Völker so vielfach in einander, das»
man theils der Deutlichkeit wegen zu Abschweifungen,
theils zu Wiederholungen genöthigt ist. So z. B. trägt
man in der römischen Geschichte aucli die deutsche bis
zum Sturze des «eströuiisrhcn Reiches mit »or, und muss
in der deutschen doch diesen Passus recapitnliren. An
sich wäre gegen eine solche Wiederholung nichts einzu-
wenden; aber da jedesmal ein Volk als primär, das an-
dere als secundär betrachtet wird, so erreicht man die
Gleichmässigkeit eines Gesammtbildes bei allem Zeitauf-
wand nicht. Endlich sind 4lie Geschichten <ler einzelnen
Völker in der fllasse des Materials zu nngleich. So
verlangt z. B. die Geschichte Deutschlands gewiss doppelt
IC
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2?0
so«ifl Zeit, aU ilic aUi'lc «iriciitiilisrlir iiiiil Kfiocliisrhc
mmaiiiiiirn ({nioiiimi'n , iiml man »inl für «Tsti-rr «loch
nirlit ini-lir Zfit lil.riji lialicii , als fiir li't/.ti-ff. An* «lle-
spii iiiiil amiorii Griiiiden hin ii'h mit <li-iii grscliililcrfcii
0'aiii:>' niclit i-inKTütandrn , <i!)»<ilil irli iiiicli gpriip eines
Heiseren lielohren lasse. Im Grirensalze iliizii wiril ail-
ilnrnflrts von unten bis olieri ilie WeltKescIiicIite als etwas
Uanies geleliit, nnil nur e(»a in der untersten Classe
der Dnterricht auf biblisclie Gesrliiclite Itesclirankt , »as
gaui an seinem Platze ist. \Vir behalten dann wohl im
DurclisrIinitt serlis Jahre übrig, und ich finde es am
angemessensten, diese in drei zweijährige Curse zu schei-
den, »as auch z. B. Kohlrausch in seinem chroniilogi-
licben Abriss desiderirt.
Kiir den ersten Cursus bedinge ich erstlich eine
Uebersicht über <lie .•»llerwicbtigsten Namen, Zahlen nnd
Beirebenlieifen , nach chronologischer Folge, ohne durch-
greifende Ordnung nach Völkern und Staaten, nbtvohl
es naili HinstSnden gut sein wird, dann und wann eine
Iflnn-ere Strecke in Ifiinem Staate zu durch»andern. In
dieses Schema verflicht sich <lann die genauTp Scliilde-
rung ausgezeichneter Persönlichkeiten und Krcignisse,
mit begonderer Rücksicht auf das IJiograi>hische , anzie-
hende Details, ja charakteristische Anekdoten. Dabei
bedarf es aber überall geographischer Excurse, die man
am besäten ila macht, »o das ßednrfniss am lebhaftesten
gefühlt wird. Ein Schulatlas der allen und neuen Welt
darf nie fehlen. Also encjUlopadische Reiwitnisse von
(iengrapliie nnd Geschichte in genauester \'erbimlung,
zugleich Gemälde wichtiger, vorzüglich plastisch aufzu-
fassender Einzelnheifen , fallen in das IJereich dieser
Classe. Aus der Culfurgeschichte wähle niaii besonders
tief eingreifende Erfin<lungen , z. B. Bii<li<lriirkerkunst,
Schiesspulver, wobei man sich auch auf das Teclinisclie
einlassen mag. Endlich sind Heldensagen der Griechen,
Römer, Srandinarier , Deutschen etc. hier gewiss eine
dem Alter angemessene, herzstärkende Zugabe.
Der zweite Cursus dient als Alilldglied einerseits zur
VervollstandiguniT und Wiederaiiffrischung des früheren,
andererseits als Vorbereitung auf den höheren. Die all-
gemeine Uebersicht dehnt sich nun schon viel weiter aus,
bei den ivirhtigsten Staaten ist ein ununterbrochenes chro-
nologische« Band wesentliih (w\p es z. B. in der deut-
schen Geschithte durch die Aiifz.'ililung sÄinmtliclier Kö-
nige und Kaiser mit Angabc der Regierungszeit vermittelt
werde), dagegen von den mehr sccuiid^iren hebe man auch
hier nur einzelne Data liervor. Die ilclaillirtc Darstel-
lung von Einzelheiten tritt schon einigermassen zurück :
viele Züge bedürfen nur einer Andeutung, damit <lie
Erinnerung an das früher umständlich Erzählte aufunche.
In der Geographie ist eine plaomässisere Ordnung wün-
schcnswcrth. Man schicke, da wo die Länderkunde an-
fängt, oder bedeutende Umgestaltungen derselben sich ab-
schliessen, das Geographische zusammengestellt voraus,
und lasse von Zeit zu Zeit Karten zeichnen , auch svii-
cbrnnistische Tabellen entwerfen, die auf der vorigi-n
Stufe si hwerlirh mit dem gehörigen Geschick ausgeführt
werden. Kun macht auch die Culturgesrhichte grössere
Prätensioncn. Au» der Staatsverfassung ziehe man lirr-
Tur , was nicht zu abstract ist, übergehe die Religions-
iind Alvtlicngcsi hiclile uii ht mit Stillsilnvelgen («v.is durrh
IJildcffülle anzieht, spricht il>Mi gröbsten Raum an, wie
z. B. die Ausbreitung des rhrisli'iithums , die srandina-
visrhe GJitterlehre), betrai hte .Sitt I Li-beu der Völ-
ker, handle von einze'neii liti-r.'irischen Eri-cheinungen,
besonder^ der Poesie, gelie die Mittel zur Anschauung
»eiiigstens dieser und jener Kuiistdeukmäler , und ernecke
an ihnen die Ahnung wichtiger Eporlien. Am bessteii
wird ilie Cultnrgeschichte nicht au's Ende der Perioden
aufgespart, sondern an schicklichen Riiliepuncten der po-
litischen Bewegung eingeschaltet. Sehr empfehlenswerth
ist überdiess im zweiten Curs das Vorlesen von poetischen
Darstellungen geschichtlicher Höhepuiicte durrh I<ehrer
oder Schüler, wozu sich z. B. Waguer's poetische Ge-
schichte der Deutschen und Kröger's Ehrentempel treff-
lich benutzen lässt. Eine poetische Weltgeschichte bleibt
freilich noch dringendes Bedürfniss.
Ist das Erwähnte geleistet, so wird der Schüler ohne
j.'lhen Uehergang in «len dritten Cursus eingeführt. Hin
liier die Geschichte nochmals in gro^sartigerein Umfange
und vrschlosseiiercm Zusamuieiihange zu hören, um hier
gaoz besonders die universale Ausbildung zu eiiipfangen,
welche ohne die Geschichte gar nicht zu erreichen scheint.
Wie wesentlich hier die cuiiseqnenteste Sorgfalt lies Leh-
rers sei, mag schon daraus erhellen, dass von guten
historischen Kenntnissen des gereifteren Zöglings nicht
nur ein grosser Theil der sogenannten allgeineiupii Bil-
itiing, sontlern auch das Geschick abhängt, die positiien
Studien ilcr Akademie mit dem rechten Geiste anzufas-
sen. Es liesse sich leicht der wichtigen Frage eine ganze
Abhandlung widmen. Doch besibräiike ich mich vor-
läufig auf folgendes Schema dessen , was der obersten
Stufe zukommt:
1 ) Geographische Uiisis mit Vergleirhiing alter, mitt-
lerer und neuer Zustände. Die Geographie des ftlittcl-
alters ist hier »»eit mehr zu beachten, als diess früher
statthaft war. 2) Politische Geschichte mit der steten
Intention, ein Totalbild zu geben, doch in der Regel mit
der Ordnung nach Staaten innerhalb der allgeii. einen Pe-
rioden. Am Ende jeder Periode ein Resumc iles Gan-
zen und während des Verweilens beim einzelnen Staate
doch Beziehungen auf andere, wo diess thunlich ist.
Kur bedarf es in der Betrachtung der einzelnen Staaten
eines solchen Zusammenhanges, dass von jedem ein um-
fassendes Bild gegeben wird, obscliou nicht jeder Regeii-
tennanie u. dgl. genannt werden muss. Damit das Ein-
zelne sich nicht isolir« , ist eine Recapitulatinii mit Hülfe
s\ nchronistischer Tabellen besonders förderlich. Uebri-
gens sei die Geschichte in diesem Cursus am wenigsten
ein Aggregat von Histönhen. Das Plastische darf zwar
keineswegs verschwinden, es dient aber dem Ganzen, und
unterliegt einer durchgreifenden Verhältnissmässigkeit.
o) Meben den geschichtlichen Ereignissen und Thaten
sind die Verfassungeri gründlicher und vielseitiger zu
entwickeln, als zuvor; denn eine tüchtige Grundlage bierin
sollte keinem Stuilirenden fehlen. Ein Ignorant im hi-
storischen Verlauf der ersten öirentlichen Interessen wird
sich in dem ilermaligen Wcltiiesen so »cnig zurecht fin-
den, als ein Träumer in einem verzaiilierteii Wald. 4) So
gut der Staat, ebenso guf hat die Kirche ihr Recht, be-
331
oo )
«prorhen zu »prdrii. 'Wir iiberhaupt von alten iliiil iiriirii
Keli|;ioiirii jrdpr Gpl>ililete »isseii sollte, so nainoiitlirh
■Icr Sichiilrr, welrher ein (lyniiiasiuin verUsst. Gehört
auch die christliche Lehre selbst einer hesoiMlern Lectiun
an, so »i'isstc ich nicht, »o die Schicksale der Kirche
füglicher erörtert würden, als in X'erbindunj; mit der
Weltgeschichte. Und wer verstünde vor Allem das Mit-
telalter, wenn er i'iber die Kirche iui Dunkel tappte?
T)) Alles bisher Geforderte ist zwar in den mir bekann-
ten populären Lehr- und Handbüchern der Weltgescliivhte,
2. U. in dem Beckerischen Werke beachtet. Dagegen
fallt nur allzn sehr die Flüchtigkeit auf, mit welcher
man häufig über die Geschichte der Wissenschaft, Poesie
und Kunst wegsieht. So lange wir keine eigenen Lehr-
stunden für die allgemeine Geschichte der Kunst über-
haupt oder dej" Poesie für sich festsetzen, sind diess ganz
vorzüglich wichtige Gegenstände der historischen Lehre.
Ich bin weit entfernt, einem Schüler abstracte philoso-
phische Systeme mit allen ihren ^Vrzweigungin zuzu-
muthen, aber eine fasslich«, von Kunstausdrücken niöi;-
lichst freie Skizze von deu Ansi<hten des Pythagoias",
Platon, Aristoteles, iler Scholastiker, Kant's, Scbelling's
u. s. w. ist gewiss vom bessten Erfolg und keineswegs
zu hoch gegrilfen. .Auch die hervorragendsten Gelehr-
ten, welche im positiven ^Vissen glänzen, dürfen nicht
fehlen. Und nun vor Allem nicht Kunst und Porsie.
£s kostet nicht so gewaltig viel Zeit, von den Bansfvien,
von Perioden der bildenden Kunst, von groxsen Thaten
iler IVInsik zu reiten, und für »en wäre solches ohne
Frucht? Ueber die Poesie beziehe ich mich auf einen
früheren Aufsatz. Man hat wohl das meiste Gewicht
auf die griechische , römische, deutsche, englische , fran-
zösische, spanische unil italienische zu legen, und so
sehr auch eine Berücksichtigung z. B. des Indischen und
Persischen erfordert wird, so wäre schon ungemein viel
gewonnen, wenn man sich <lie Mühe nähme, auf die
jenseitigen Literaturen einzugehen. Hört man doch im-
mer wieder das alte Jammerlied erschallen, tiass in dem
Stand, welcher sich Bildung beimisst, die Poesie so we-
nig oder so einseitig geschätzt würde. Wer ist berufen
dazu, diese Klage zum Schweigen zu bringen, als die
Lehrer eben ilieses Standes? ]\ur engbrüstige Pedanten
möchten <lie Vielseitigkeit verdächtigen, weil es ihnen
In ihrer eigenen Gnge unheimlich dabei zu Muthe wird.
Einen Hans Dampf in allen Gassen wollen wir ans ilem
Zögling nicht machen, wir sind verpflichtet, ihn stets
auf einen Mittelpunct zurückzuführen und den Ernst
des Lebens in ihm zu erwecken. Wir haben ihm ein-
zuprägen , dass sich die menschliche Kraft auf Einem
Pnncte sammeln muss, um nicht zu erlahmen. Aber man
begreife doch nur den Unterschied zwischen einem Le-
bensberuf und einer Ausbildung, für welche letztere keine
Zeit so ausgesucht ist, als die auf dem Gymnasium. Und
sollte denn wirklich die Energie abgeschwächt werden,
wenn sich der Geist mit edlen ßlüfhen und Früchten
nährt? Doch diess Alles versteht sich so von selbst,
dass man Eulen nach Athen trägt, wenn man sich ilar-
über ergeht. Es kann aber nur die Absicht sein, für
jene Popsien anzuregen und 31ässiges zu geben. Auch
vtirke der Lehrer, welcher darüber vorträgt, auf die
Lei türe der .Schüler ein, empfehle ihnen das Besäte,
unterrede sicli vertraulich mit ihnen über Sachen de»
Geschmackes. 3Iit der deutschen Literatur ist es nicht
abgemacht. Die Wellliteratur tritt zu gebieterisch ia
den Vordergrund, als dass man «las ausländische Neuer«
ignoriren dürfte. Wer von Geliert, Gleini, ütz erfährt,
bedarf derselbe nicht ebensosehr, ja weit mehr Shak-
speare's, Dante's, Calderon's? ti) Was noch sonst der
Culturgeschichte anheimfällt, » in Ernnduiigen , Zeitsitten
n. dgl. ist ebenfalls nothwendig inhärirendcr Bcstandtheil
des Ganzen, lässt sich aber schneller erläutern, 7) Wie
auf der dritten und auf der zweiten .Stufe, unterbreche
man bisweilen auch hier den Vortrag durch dichterische
Gemälde von Geschichten.
Diesen unmassgeblichen Plan betrachte man als das,
was er ist, einen vorläufigen, flüchtigen Wurf. Mützlich
ist es in allen Classen, »enn der Lehrer der deutschen
Sprache öfter Themata aus dem geschichtlichen Kreise
aufgibt. Solche Stolle geniessen den grossen Vorzug
concreter ]\atur und interessanten Lebens.
Indem ich meine .Skizze beendige, spreche ich schliess-
lich den Wunsch aus, dass erfahrene .Schulmänner ihre
An.'iichten über die Sache nicht vnrentbalfrii möchten.
Jede Belehrung nerde ich mit Dank aiiiiehinen , wenn
sie ebenso wenij; von Parleigeist ausgeht, als ich von
einem solchen zu ineiiiein Versuche bestimmt wurden bin.
Dr. F. Zimmermann.
22. Das erweiterte Gyinnasiiun -mi Worms.
Es ist in Pfr. 10 und H, ts4l dieser Blätter, sowie
auch im vorj/lhrigen Ilerbstpiogramme, S. d — 13, vom
Diri'ctor Dr. Wiegand ausführlich berichtet worden, wie
das kaum aus einer französischen .Sfcuiidärscbule herge-
stellte Gymnasium zu Worms eine längere, öfters bedenk-
liche, aber glücklich beeiiiligte Krisis bestand. In Folge
der Zeit- und Ortsverhältiii-se standen sich nämliih lange
verschiedene Ansichten daselbst gegenüber, wovon die
einen eiifschieden für die Umformung zu einer Realschule
sich aussprachen, die anderen aber für die Erhaltung
der Anstalt in der neuerding.s gewonnenen Ausilehnnng
und Berechtigung (Exonilionsrecht ). In den oben er-
wähnten öfl'eiitlichen Beri« hien wurden wir benachrichtigt,
dass diese divergenten Ansichten sich endlich aus- und
dahin verixiicheii :
I. Die stüdtischen liehörden erklären ein'/iiitliig, dast
sie keineswegs gesonnen sind, das hiesige Gymna-
sium in ein l'rogymnasium oder grir zu einer Real-
schale umformen zu lassen , vielmehr dessen Fort-
bestand mit dem durch höchste Verordnung vom
1. Oct. 18i'<; wieder verliehenen F.remtiomrecht
lebhaft iriinschen und nöthig erachten ,-
II. dass dabei aber , unbeschadet des der Anitalt fort-
trährend zu Urunde liegenden Gymnasialprincips
und Ziceckes, künftig für den Unterricht in den
Saturirissenschafte/i, den neueren Sprachen, im
praktischen Rechnen, technischen Zeichen und Ge-
schüftsslyl in ausgedehnterer IVeise Fürsorge ge«
troffen werde :
16*
224
IM. »ie lipaiWragPii «lagofcii ilio balilijje ßi>scUiin|; «Irr
i'ar.intrii iiiiil iincli zu rreireiiildi {»(rlleii uiit liich-
tinen Pliilologpii iiiiil .Scliiiliiiäiineni, uiitl ilie Stailt-
lorsf/inilp lir»illij;pii aus dein Stailtärar ilesslialb zu
ilem Krtr.i<;p ilrr (iviniiasiaironds oineii Zusrhuss
«■im 'J'KIO 11., iiiiil uciter einen rorläufigen Credit
>i>n 12(1') fl. f'ir die drsshalb nötliig werdenden Er-
»eitpriiii);rn und Vermehrung der Scliullocale iu)
Gvniiiasjal^i'IWiude ;
IV. damit »iirdo der iiist.'indige Wnnsrli an allerliüchsie
Staatsrej^ieruni; ausgedruckt, dass es derselben im
Interesse der liiesigen Lehrer sowohl, wie der An-
stalt selbst, ;;efallen mÖ!;e, auch die Pensionirun^
der kiinfti;; dienstunffilii); werdenden Lehrer auf
den all£enieinen Pensinnsfonds zu iibernehmen ').
In dem gedarhten Pro);raninie berichtete der Direc-
tor Wienand weiter, dass diese Anträt;c fon den höch-
sten Ueborden bereits (('^"'''"»'S' und die projectirten
Bauten, wozu er unter gewissen Bediiigunj^en einen Theil
Aciner bisherigen Anitswohnniij; ab)ietretrn, begonnen, die
nöthit^en Y'orarbeiten , wie Lehrplane etc., der höheren
Genehmigung bereits unterstellt seien, und sprach die
M'ahrscheinüchkpit aus, dass im Herbst 1841 der neue
Cursus, der ebenso fiir ilie Wissenschaft, wie für die
Brauchbarkeit im Leben, berechneten Anstalt eröffnet wer-
den würde.
Indessen der Wichtigkeit der Sache wegen verscho-
ben sich die höheren Resolutioneu, sowie die Erneiinun-
geu der zur Ausführung des ganzen Planes nüthigen Leh-
rer: auch die baulichen Veränderungen und sonstigen
Apparate für <lie neuen Schulsale konnten, zum Theil in
Folge der ungünstigen Herhs»itterungen, nicht zur ge-
wünschten Zeit inllendet werden. Es inusste demnach
das neue Schuljahr in bisheriger Weise (am IH. Nor.)
wieiler begonnen und auch fcis zu Ostern fortgeführt wer-
den. Ob»ohl nAinlich im December die höhere Geneh-
migung zur Umformung der Anstalt aus den bisherigen
viev Hauptclasscn in sechs (ton oben an gezahlt) , ferner
zur Errichtung zwei realistischer Parallciclassen neben
Quinta und Quarta, sowie auch die Ernennung einiger
neuen Lehrer und die Resiinimung der Stundenzahl für
die Lehrer überhaupt erfolgt war, so konnte doch auf
eine jedem Schulmann von selbst begreifliche Weise die
Umformung um so weniger mitten in dem Semester ge-
schehen, als nicht nur noch riele Schulutensilien fehlten,
sondern auch noch mehrere Endresolutionen über Zahl
und Qualität der noch übrigen zu ernennen<len Lehrer etc.
zu erwarten waren, zudem auch eine halbe oder pro-
risorische Einrichtung auf das erwartungsrolle Puülicum
einen für die Zukunft der Anstalt nachtheiligen Eindruck
1} Von dem gegenwärtigen LandlagsJcpiitirtcn , Hrn. ff.
Valchenherg, wurde diese Bitte in einem Antrag an die
zweite Kammer am 15 Febr. d. J. wiederholt, nach Bei-
l.ige Nr. 92 zum 22. Protokoll des Inhaltes: Hoclidieselbc
■wolle dem bescheidenen Wunsche der Stadt Worms ge-
neigte Riicksiclit schenken , sofort die Grossh. Staatsregie-
rung zu ersuclien und ermächtigen , den Lehrern am
Gymn.isium zu Worms fiir die Folge Pensionen zuzu-
sichern und in eintretenden Fällen auf die allg. Staats-
(icnsionsfonds anzuweisen.
gemacht haben würde. Nachdem jene Endresolutinneu
unter dem ',\\. Alärz d. J. erfolgt waren, so wurde der
neue Cursus unter dem L'O- April im neuen Prüfuugslo-
cale des Gvmnasialgebaudes dadurch feierlich eröffnet,
dass die neu ernannten Lehrer Hr. Dr. Fuhr ^ Hr. Dr.
Kanzel., Hr. Olienheimer (als technischer Zeichenlehrer),
Hr. Pfaff, Hr. Dr. Schödler, Hr. Seipp (der seit 1835
an der .-Viisfalt Access genommen und seit 1.S37 eine nr-
dentlichc Lelirerstelle i-icarirt hatte), von dem drsshalb
eigens committirten Grussherzogl. Oberstudienrath etc. Dr.
Dilthey zu Darmstadt in Gegenwart der .Schüler und
Lehrer, sowie unter Beiwohnung anderer Kotabilitaten
der Stadt iu einem ausführlichen Vortrage vorgestellt
wurden (vgl. G\mnasialz. d. J. Heft Mai). Zwei Schü-
ler der obersten Classc , der eine in deutscher (über die
rechte Auffassung Epikur's und seiner Naturphilosophie),
der andere in lateinischer Spradie (über den Vorzug der
öffentlichen Bilduiigsanstalten) begrüssten im ^iamen ihrer
31itschüler die neu eintretenden Lehrer. Der Director
Wiegaud sprach die Begrüssung im Namen des bisherigen
Lehrerrnllegs ans, und verbreitete sich in diesem Vortrage
über die Wichtigkeit der Aufgabe des Gymnasiums io
seiner neuen Gestaltung, sowie über die Bedingungen,
Diiter welchen er jene zu lösen glaube. Nachdem wir
noch bemerkt, dass am 21. April vom Director die nü-
thigen Instructionen gegeben und die sonstigen Vorberei-
tungen gemacht und am 'l'i. der Lehrcursus nach dem
neuen Plane ^) vollständig begonnen und bisher mit mög-
lichster Ordnung fortgesetzt worden ist, möge hier der
Vortrag des Directors Wiegand unter Weglassung des
ganz localeu Eingangs in (/er Hoffnung folgen, dass der-
selbe, obgleich meist von rein örtlicher Tendenz, deu
Schulfreunden, gewissermasseii als Forsetzung der voriges
Jahr über das hiesige Gymnasium gegebenen Berichte,
nicht ganz unwillkommen sein werde.
Ueier die Aufgabe des erweiterten Gymnasiurns zu
Worms und die hauptsächlichsten Bedingungen
ihrer Lösung.
Der Weiseste der Weisen des Alterthuuis soll den-
jenigen geflucht haben, welche zuerst die Tugend und
ihre Nützlichkeit getrennt hätten ■'). Ist aber nach eben
diesem Weisen das echte Wissen die Grundbedingung
2) Von dem Director, den 8 ordentlichen und 4 ausseror-
dentlichen oder Iliillslebrern werden wöchentlich 195
Lelirslunden ertheilt in l.Tt. , griech. , helir., engl., fr.nnz.^
itülien. Spraclie, in Religion, Geschichte, Geographie,
Matlieniatik , Naturkunde, im Scliünschreiben , Gescliäfts-
styl , prakt. Rechnen, technischen und Freihandzciclinen.
Das Alaxiuiuni der Lclirstundcn für die Lehrer ist 21 , lüi
die Schüler im Allgemeinen 26 — 28, für die realist Pa-
rallciclassen 32 — Das Gymnasium zahlte (am Anfange
des Scliuljahres Nov. 1S4I) 104 Schüler; die«e llieilten
sich hinsichtlich der Conlession in 17 Israel., 29 Kath.
und 58 Protest.; hinsiclillich ilires künftigen Berufs wa-
ren 21 noch unentschieden, 45 erklärten sich für ein
bürgerliches Geschäft und 38 für das akad. Studium.
3) Cic. off. 3, 3. Accepimus Socratem exsecrari solitum eos.
qui primum haec natura cohaerentia, utililatem et ho-
nestatem opinione distraxisscnt.
225
226
alliT Tiifpnd, so durfte »ohl eiiip rlieiisn grussn Scliiiltl
auf Demjenigen liegen, ilcr zuerst <lie Wissensrhaft von
ihrer Nützlichkeit, Gründlichkeit ton Brauchbarkeit,
Tüchtigkeit von Vielseitigkeit gesondert hat. üie tra-
gische Eiittvirkelung unserer ganzen neuen Geschichte,
die fieberhaften Bewegungen unserer Zeit und nainentlicli
das Wanken und Schtvaiiken der Statte, der Schule, von
welclier das Heil für alle unsere Gebrechen mit Hecht
erwartet »erden sollte, sind sie nicht alle Folgen jenes
unheilvollen Z.ivirs|)altes? — Werden die Kämpfe unse-
rer Zeit iler Uiirchgang zu einem Schonern Dasein sein,
wie Viele hoireii, oder der Anfang und die Beschleuni-
gung einer abermaligen Barbarei ") sein? — Ich für
meinen Theil zähle mich zu denen, welche nicht an
unserer Ze:t ganz verzneifeln, wieivohl ich nicht in Ab-
rede stellen will, dass der Verlauf dieser Krisis sehr
voll den ärztlichen Händen abhängen wird , denen die
Aufsicht darüber anvertraut wurde. Dem etwas anfmerk-
saiiien Beobachter jener fieberhaften Bewegungen der Zeit
kann es wohl nicht leicht entgeiieii , dass 'sie grossen-
theils als Bestreben eines Ueberganges erscheinen ans
dem Zustande der Gewohnheit zu dem der Selbstbewusst-
hoit, also überhaupt in dem Bestreben einer vernünftigen
Regeneration und insbesondere in Absicht auf die Schule
im Bestreben einer Art von Selbstheiluiig jenes Spaltes
zwischen Gründlichkeit und Brauchbarkeit, zwischen
Tüchtigkeit und Vielseitigkeit, zwischen Wissenschaft
und Nützlichkeit ihren Grund haben. Der Wissenschaft
und ihrem Nutzen die natürliche Vereinigung zu geben,
ist, wenn wir es kurz ausdrücken dürfVii, auch der Haupt-
zweck des neuen Lehrciirsus, den wir mit diesem feier-
lichen Augenblicke eriiffnen.
Aber, hiiro ich fragen, ist die wahre Wissenschaft
nicht zugleich auch Nutzen? — - Hat der Sonnenschein
erst noch nüthig, seinen Vortheil nachzuweisen 1 — Wird
nicht dem, der zuerst das Reich Gottes sacht, das
Uebrige beigegeben?
Allerilings wahr, und auch ich theile diese Ansicht;
aber die ganze Geschichte unseres Volkes von dem Au-
4) Niebuhr soll voll Besorgniss vor jener Barbarei gestorben
sein. Es wurde diess vifllach für eine gelehrte Grille
gehalten; aber Niebuhr war kein Phantast, und kannte
auch das Leben. Mäuncr von kaltem Vcrstainle, und
die mit dem Leben noch vertrauter waren, haben bisher
das Geständniss abgelegt , dass sie dcisclbcn Besorgniss
sich dennoch nicht erwehren können. Ich will hier kei-
nen Europiier anrühren, indi'in diesen leicht der Verdacht
der Unzufriedenheit etc. treuen konnte. Man bore, was
ein Amerikaner ^ Channini^ , über Europa (Magaz. f. die
Literat d. Ausl. 1840, Nr. 71) liierüber sagt: ,,Man sollte
last lieber wünschen, dass bcst.indige Orkane alle ScIiifTe
vom Ocean veisclieuchten , und die beiden Hemispliarcn
auf ewig von einander trennten , als dass unsere arbei-
tende Classe zu einem europäischen Piibel würde. Der
Himmel bewahre uns vor den anlicipirten Vortheilen ei-
ner näheren Verbindung mit Europa, wenn damit die
Herabwürdigung verknüpft ist, die, wie wir sehen und
lesen, unter den übermassig angestrengten Arbeitern sei-
ner Fabriken, unter den unwissenden und llalbtbieri^chen
Landleuten stattfindet. Man sollte Alles aufbieten , um
uns von den socialen Ucbeln zu bewahren, weiche die
alte Welt verunstalten, und um hier eine intelligente,
verständige, sich selbst achtende Bevölkerung zu schaflen."
genlilirke, da unsere Vorälteni sich der Barbarei ihrer
Urwälder zu entwinden suchten, bis auf diesen Tag, icli
sage unsere ganze Geschichte beweist, dass die Wissen-
schaft und der von ihr erwartete Nutzen nicht immer
Haiiil in Hand gingen , dass somit ihre Vermählung
^Schwierigkeiten haben inuss. ') Und in der That , auch
in iler ganzen Geschichte des Rlenschengeschlechles glänzt
mir ein ^'olk, und auch dieses nur eine kurze Zeit, bei
Heleheni die uneigennützige Liebe zum AVisseii so mäch-
tig und glücklich war, dass der Nutzen von selbst ihm
folgte, wie dein Snnnensclieiu das Gedeihen unserer Ge-
wächse. '•) — Die Schwierigkeit jener Veriiiählung muss
aber jetzt in der Wirklichkeit bei uns iiui so grösser
sein , Je ernsthafter unsere Zeit sie in's Auge iasst, und
je ungeduldiger das Leben auf ihre allerdings so lange
Zeit versäumt«» und verzögerte Vollendung dringt. Und
dass die Schwierigkeit jener .Aufgabe bis jetzt noch fast
unüberw iiidbar scheint, beweist die Thatsache, dass un-
sere Zeit sich dieselbe gleichsam zu theilen sucht, indem
sie einerseits besondere Unterrichlsanstalten für Vielsei-
tigkeit und Nützlichkeit, andererseits ebenfalls besondere
für Gründlichkeit und l'üchtigkeit zu errichten bestrebt
ist. Wir wollen solche Anskuiiftsmittel an sich nicht
missbilligeu, wu es thunlich oder gar iiothwenilig ^j er-
5) Es lagen in dem Germanenibiime ursprünglich viele sclioni'
Cultiirfaliigkeitcn, aber olPenbar daneben auch vitlHang
zur Barbarei, woher zu erklären, warum die Sonne der
Ciiltur noch niemals leclit ilcn .Mittag unl das Stadium
der durchdringenden Wirksamkeit errciclien konnte. Die-
sen Hang bat weder d.is Clii istciithum ganz absorbirl,
iiucli ilio Studien des classischen Allertlniiiis , noch Pe-
stalozzi's Volksschulen, tlieils eben wegen jenes ange-
erhtcn Hanges zur Uncultur, der sich von Zeit zu Zeit
immer wieder herausgewciidet hat, llioils »eil das jedes-
malige Streben der Cultivirung nur partictilar war, um
CS mit dem mildesten Ausdruck zu nennen. Die s. g.
Realinstitute konnten viel zur allseitigen Verbreitung der
ächten, d. h. an sich heilbringenden Cultur (Suchet zu-
erst das Riicli Gottes etc.), beitragen, wenn sie das Chri-
stenlhwn als leitendes Princip nicht vernnchlassi^eii ,
wenn sie den Geist der classischen Studien nicht fci -
achten^ wenn sie den volhstliümlichen Sinn und dir
Methoden Pestalozzi's nicht unbenutzt lassen.
ö) Horat. Epist. ad Pis. v. ,S2,S. sagt von den Griechen :
Graiis Ingenium , Tiraiis dedit orc rotiindo
Musa loqiii, praeter /ait^eni (liier deutsch nicht: Ruhm)
nullius avaris.
Und von den grob realistischen r>ün)crn :
Romani pucii lungis rationiluis asseni
Discunt in partes centuni diducere.
Und Ep. II, l , tOS:
Roniae dulce diu fuit et solenne recbisa
Manc domo vigilare, clienli promere iura,
Cautos nominibus rcclis expcndere niimmos,
Maiores audire , minori dicere , per (juae
Cresccre res posset, niinui d.iiiinusa libidr..
7) Die Trennung wird, wie mir es scheint, desswegen von
der Zeit für nolhwendig gehallen, weil sie die hiihere
Einheit^ in welcher, wie jeder Dualismus, so auch diesei
sich ausgleichen sollte, entweder verloren oder noch
nicht gewonnen hat: verloren im Christenihume . noch
nicht gewonnen in einer Philosophie, die. »ie die Pla-
tonische, in das erhabene Gebiet des acht Belis.'ioseii cul-
oor
•r-'s
«•liciiii<<ii Holllc. In unserer StaiU wurde es nun einmal
iiarli liinj;«-» '""' *<'ruf'''ll'J,'<'" IJ»'ra(liiiii{;<>ii nicht für inii|C-
luli nicht fcir » iiii^chcns» crlh •;»• h;illi'ii , iiml ii.ich iiii-i-
nriii Krmcssi-ii ist dieses loii unserer weisen .Staa<srey;ie-
runc saiiclii.iiirte KesiiK.it dieser IJerathiiiij; wenij;sleiis
fiir unsere ()i>i ll ic hLeit ein vielfaches tiliick: ein Glück
für diese alle ehr» lirilijje Stadt, die von allen {lerrlieh-
keitrii ihrer riiliinwillen Wirzeit, 'iin allen ihren vor-
inaligcii UildniiKsiiuellen, unter tien Jjtiirnu-ii der Zeiten
nur ilieses (»>niiiasinm erhalten hat, und dadurch sieh
nirht nur vor allen ,'iliiiliilien Schwesterstadten auszeich-
net, sDiMlern auch in diesem (leretteten Heili;;tliiiine die
^io;;liclikeil zu einer der Verj;anjreiiheit h ür.ligeren Zn-
Uiiiift tragt, daferii iralire , f^riinilliclie Bildniis,' «las Fun-
ilanieiit allei iirhteii nnil dauernden (iriisse ist; ferner ein
(llütk unserer liisdlntioneii, nach ileneii der Biirj^er nicht
Ulli ilie Aiit;eleg''nlieiteii seiner (jenieiiide, siimlerii anrli
die des fjan/en Vaterlandes init/.uheruthen und im iilieiit-
lieheil Geiichtsrathe iilnr die ivicliti;;steii Fragen zu eiit-
scheiilen heriifen ist, und liacii denen (iriindli<lil.eit der
Kinsicht und die dadurcll l'ediiii;te sittliche ^Vlirde der
allcenieiii anerkannteste Vdelshrief sind. — Wie kliniile
eine solche, nur auf geistige und moralische Fundamente
i;ehaute Freiheit nnil (5orechti};Uii;; besser erhalten wer-
den, als wenn der küiirii;,'e liürger, "ie Heainte, ans der-
sellien "eistigen niid tnoralischen Quelle trinken! ') —
lud sollte die also Lew irkte ICrhaltung und Einrichtuii!;
unserer Anstalt iiiclit endlich drittens auch ein Gliicl;
für das "anze \aterlanil sein, wenn es wahr ist, dass
:lagieni"'c Land am j;liickliclisten ist, wo die von Natur
Intelligentesten und Bessten, ohne Lfiitersrhied der Ge-
hnrt, Gelegenheit bähen, zur Verwaltung der Staatsflmter
zu gelangen t
minirt. Das ist der grosse Unterrcliicd .ler allen fgrie-
chischenj Pliilosopliie und der modernen (deutschen; ;
jene erhöh sich ans dem (ionischen) Mateiidli>nius auf
ei"ciien Fi'issen zu einer moralischen Hcilslehic in Plalo,
die der chrisilichen nahe Ivoniiiit; diese hat in ihrem
neuesten Cidniiiialionspiincl uns die ohne unser Znthnu
gewoidenc Heilsleliie, die einzige den Willen licilicei.de
und die menschliche Gescilschal't ziisainmenliollcnde Kiiifl
_ wenigstens nach ihrer Ucberzengung — dcstruirt. Cf.
Straus, Feuerbach etc
rt) Ein absoluler Humanist hat den ernstlichen Volksfreuii-
dcn , welche die Gyninaüfu auf blosse Vorbe leitungs-
schii'len liir die L'ii'n'cisitat und den licamtensl.ind be-
schrankt und (Vir (bs Volk unabhängige ahnliche höhere
Bildnnqsanslallen in den Realschulen ernchlet wissen
wollten , zu bedenken gegeben , dass sie auf diese Weise
das Gegenlbeil ihrer Absicht erreichen wurden, statt
uanilich das Volk zu dem Kern der Gesellschall heran
zu erziehen , würden sie es zum förmlichen Helolismus
herabziehen. — Der Mann wird , wie es mir scheint,
Recht oder Unrecht haben, je nachdem die Rcibchiden
ihre Kichtnng nehmen »erden; Recht, wenn sie sich zu
blossen industriellen Dressuranslallen der Noihdurt't und
der unerndirlen Pliitokratie hergeben, f//uccA< . wenn
sie. wozu jetzt viele achtbare Stimmen in ihrem eigenen
Schonssc hinweisen, das imhistrielle Moment nur als Folge
eines höheren Princips erstreben. In letzterem Falle sind
sie aber, beiläufig gesagt, wenn nicht eins, doch die
bessten Nachbarn vernünftig geleiteter Gymnasien.
Aber je <!lürklichere Früchte wir von «lor neuen Ein-
richtung unserer Lehranstalt hofl'en, um so Weniger kön-
nen und dürfen wir ilie Schwierigkeiten vergessen, unter
denen jene zu erzielen sind. — Die Srli» ierigkeit un-
serer Aufgabe, hrinerkten wir vorhin, übersteige noch
die KrAfte unserer Zeit; ich würde daher unbesonnen
handeln, die uieinijren derselben gewachsen zu halten,
wenn ich nicht fest und sicher auf ganz besonders mit-
wirkende Krilfte und vereinte günstige Bedingungen rech-
nete. Ich rechne n<imlich ausser dem amtlichen Funda-
uiental - Priiiri|)ieii ) ganz beshnders auch auf den Bei-
stand der Stadt und ihrer hochachtbaren Vorstände, ich
rechne ferner auf die Unterstützung der Adlern unserer
.Srhiiljugeiid, ganz besonders aber auf die ernstlichste .Mit-
%virkuiig meiner geehrten Collegen, sowolil üerer, welche
bisher mit mir gewirkt haben, als auch Derjenigen,
welche ich nach diesem ihrem feierlichen Eintritte als
künftige niitarbeiter benrüsse, — Es wird mir daher
nicht nur erlaubt, sondern auch eine odenbarc Pflicht
für mich sein , diese feierliihe Gelegenheit nicht vorüber
gehen zu lassen, um mit Wahrheit und Olfenheit in ei-
nigen Worten ilen .Antheil zu besprechen, iler hei der
Losung unserer schweren Auf^'abe den Kräften, auf deren
Mit» irkiing ich rechne, aiiheim fällt.
Was ich zunächst von der Einwohnerschaft Wer Stadt
überhaupt verlange? — Es konnte hier Mancherlei auf-
gezählt werden , ich verlange aber zunäclist nur dauern-
«les Intiresse , Geduld und Vertrauen.
Unsere Zeit ist Allerdings bewuiulernswerth im Um-
formen des Alten, im sclinellen Aufbauen des Neuen, im
Streben nach Erhndungen aller Art; aber »as nicht zu
verwundern ist, das ist die ihr eigene Ilastigkeit, mit
der sie oft das Nenhingestelltc auch befestigt und vollen-
det wähnt, es seinem Schicksale überlässt, und mit ihrem
Interesse zu etwas Anderem eilt, woher es dann kommt,
dass das Alte vom Neuen nicht ersetzt wird, und dass
das Neue nicht allein hei den hart;iäckigen Freunden
des Alten nicht ohne Grund in eine Art von Verruf ge-
bracht wird. Wie diese Flüchtigkeit des [nteresseg dem
Gedeilien jeder Anstalt schädlich ist, so ist sie es na-
nientiieh auch dem der Schule. Wohl nothig hat sie
von Zeit zu Zeit, wie alles Irdische, eine ueuc Form,
aber die Neuheit der F^urin ist nicht immer eine wahre
Reform, eine Verbesserung. 1'erbessert kann sie nur
wahrhaft werden einerseits im Innern durch unablässig;
und treu fortgesetzte Pflege des Begonnenen und anderer-
seits durch dauerndes Interesse von Aussen. Der besste
Schulmann mn<s endlich gleichgültig werden, wenn sein
redliches Wollen und Bemühen nicht bemerkt, wenn
9) Darunter geborten ii. a. : l) Plan und Ausführung nach
<li>n unter dt:iii 6. J.muar und 3. Febr. I84l prolokolla-
risch nieilergeleglen Conventionen zwischen den örtlichen
nehürcleii; 2) bei Anstellung des neuen Lelirpersonals
Berücksichtigung nicht nur er/jrnhcer Tiichlr^Ueil im Ali-
genuinen, s.onJern auch der desiibrirlen eiozi Inen Facul-
taten ; A) ii.it Ausnahme einiger besliiiimten Fächer keine
Priviligining binsicbllicb Zahl und G.ittnng der l.ehrstun-
den ; 4) allgeineiiie Verpflichtung zu Vicariatiutu in nö-
Ihigcn F.illcu etc.
329
TM)
sriiir $nr|;falt nicht prkniint, Hriiii sciiipr uiivprilrosse-
iicii Lriiituii^ nicht jfrilaiikt t> iril , mit riiiPtn Wort: »riin
er, wi« sriiie btcliiiie, ile^ liitcrcssr.s von Aussen rr-
niangelt.
Mit ilprselbeii Srhiielli;;krit, oiit wrlrhpr iniüpre Zeit
L»ut, |)llaiizt, tiich lipHP<;t, wüiisrht sip aurh <iip FnichtP
ihrps Wirkpiis zu üruiltrn. iMag dipss Hpgehn-ii .in ilipsc
uilpr jpiip Kiiiru lituii^ gpstplll ttprilpii Iviiiiiipii iiiiii ini'is-
»rii , alipr tlip Schule warn ilire Zeit lialipii. Jp etiler
liekaiiiitlii li <lip Pflanze, (iento niplir ZpJt luaurht ^•ie zu
ihrer liliillie. Darum nix h eiiiiii;il: auili fiTiierhiii
Interesse 1 Geduld, <lpii Thau iiiul Soiinpiiücliein für uiispr
Pflanzen, erditten wir zuii.'irlist vum Piililicuni iilierhaupt.
lind Vertraueil? Kann ilas gefordert Herden? — Wohl
»eiüg ich, dass diess, »ie überhaupt, .so auch lon der
Schule lerdieiit «erde» muss. Aber selbst dieses Ver-
dienen ist nicht leicht ii>u;;lich , »enn da« Publicum der
Schule iiK'ht, so zu sa^eii, einen \'urschuss in dieser
Hinsii'llt beH'ilIi^t. Lind liieses \^irschusses sind »ir nolil
nicht uiiu'iirdit;, »etiii » ir auf die Schüler liiii<l<-iiten
dürfen, die unser (ivmiiasiiini iiucli unter I i;;eiiilcii nnil
crschxerenden Verhältnissen sukiiIiI der LniiersHat, als
auch dem bürgerlichen Leben geliefert hat; wenn vt ir
ferner auf die Uefurui und Einrirhtun*; der hiesigen
Stadtschulen hindeuten dürfen, <ieren KeorganisatKin ,
gleichs.im als der erste Act der nach einem in einander
greifenden Plane projectirten allgemeinen Reform def
hiesigen .Schulen, bereits schon eine Reihe von Jahren,
tilme äussere» Impuls, begonnen und gepflegt »urde (seit
-VJai l^il);, SU dass sie nunmehr unlir .MitMirkung einer
Aiiüalil trelllicher Lehrer niclit nur als eine geachtpte
Pllan/.stütte allgenieiner Bürgerbililung, sondern auch als
die /.» eckmässigste \ orsciiule «lirser liiiheren Uilduiigs-
anstalt dastehen.
\Velclies ist aber nun der noilin rndige Beitrag zur
Fjüsung unserer Aufgabe von Seiti-n der Aeltern? — Ich
will hier nicht die Urdnung und die re<'htc Zeit des
Schulbesuchs erwähnen, »eiche die strengsten Schulge-
setze niclit erz» Ingen werden, nenn die Aeltern ihren
Sühnen Vprsänninisse nicht nur leicht beivilligeii, snn-
ilern sie auch Verguüj^ens halber dazu leraiilassen; ich
» ill hier niclit reden von dem Anstand, der Sittsanikeit,
der Bescheidenheit, überhaupt der Zucht in der I<'urcht
des Herrn, die dem Knaben und Jüngliiii; keine Schule
angewöhnen kann, »enn er sie nicht zu Hause übt und
üben muss, — ich »ill hier nur Eines nennen, »as aber
alles Lebrige in sich eiiiscliliesst : n^uilich Achtung vor
der Schule und ihren Zwecken. Was macht iiianclien
Schüler so unfolgsam, so gleichgültig bei allein Tadel,
so trotzig bei den wohlmeinendsten ^'erweisen, so trfige
und stumpf für jeden Lehrgegenstand ? — ü , es ist lei-
der nicht selten ganz oder doch ^rfisstentheils die Kälte,
in welcher Aeltern und Lehrer zu einander stehen ; es
ist die unvorsichtige oder gar geringschätzende Aeusse-
rung, welche im Aelternhauso vor den Ivindem gegen
die Lehrer und die Forderungen iler Schule geschieht;
es ist der Stolz und die unwürdige Behandlung, die
Lehrer und Schule erfahren, überhaupt mit einem Worte:
der IVIangel an Achtung und Schätzung alles wahrhaft
geistigen HUebeas und der geistigen tiuter , welchen die
ihrer Katar nach «lern Physischen und Materiellen oline-
liin geneigte Jugend selbst dann sich merkt, »enn er
auch gerade nicht in ff orten sich äussprt.
Um den Knaben und Jüngling geschickt zu allen
A^erhaltnissen zu machen, gibt es nur ein sicheres Mittel,
nämlich durch den Unterricht zunächst an dem rein
Menschlichen «ie geistig zD wecken und über die sinn-
liche Welt, welcher sie einst, »ei es in was immer für
einem Amte oder Geschäfte, gebieten sollen, zu erheben.
Aber wecken kann die .Schule den (jeist des Knaben nur
dadurch, dass sie ihn von ileni iS'ieileren, viozn Sinnlich-
keit und Weltgeist ihn herabziehen, auf gehörige Weise
akwendet, ihn zum Vernünftigen, Güttlicticn leitet, unil
hier das niügliclist höchste Ziel steckt, damit er unter
der möglichen Mannichfaltigkeit irdischer Hemmnisse das
Höhere desto sicherer erreiche. — Wie soll aber dies»
möglich sein, wenn dem Knaben schon beim ersten Ein-
tritt in ilie Schule sein künftiger Berufskreis ganz spe-
ciell vom .4elternhause vorgezeichiict und alle darauf nicht
direct sich beziehenden Lehrgegenstäiide als unnütz no-
tirt »erden, kurz: wenn die Zwecke und Absichten «ler
Schule nicht geachtet »erden! .Muss da nicht alle Spann-
kraft des Geistes geläbnit, aller Sinn für's Hohe und
Heilige profanirt, muss nicht das niedrig gesteckte Ziel
eben dcsshalb unerreicht bleiben! Kann irgend eine Schule,
welchen Namen und welche Bestimmung sie auch habe,
kann irgend eine Reform derselben da abhelfen und aus-
reichen !
Darum Heil der Schule, wo Lehrer und Aeltern zum
geuieinschaftlichen Ziele sich ernstlich und freundlich
verbinden, und durch gegenseitige Achtung sich unter-
stützen !
Ich wende mich endlich zn ihnen , meine verehrten
3]itlehrer, deren Thiiii und Lassen fnr die Lösuii<r un-
serer Aufgabe oilcnbar von der grossten Bedeutung sein
wird.
Bisherige Amtsbrüder! Vm dem Masse und der Würde
eines Gymnasiums zu entsprechen, miisste ich bis jetzt
oft Ihre ganze Kraft verlangen. Niclit nur war es nüthig,
dass die wöchentliche Lehrstunden/ahl fast bis zum vor-
schriftsinässigen .'Maximum (','♦) ausgedehnt »urile: es war
auch nöthig , durch Eifer und .Anstrengung, durch Um-
sicht und Anslelligkeit das zu ersetzen, was der Anstalt
an Reichlichkeit <ler Mittel abging. IMancherlei kritische
und ersehn ereiide Verhältnisse waren nicht nur eine Probe
unseres Lehrer-, sondern auch unseres Me/tschenwerthex.
— Durch die Fürsorge unserer Behörden haben »ir eine
Anzahl rüstiger Mitarbeiter erhalten; sie sind mit frischer
wohlmeinender Kraftlhätigkeit bereit , sich künftig in
unsere Aufgabe zu theilen , iinspre äussere, <|uantitatirp
Pflichterfüllung etwas zn erleichtern. Aber Sie, die Sie
nach langjähriger Erfahrung die Bedüifnisse und Eigeii-
thüinlichkeiten unseres Wirkungskreises truhl kennen,
Sie theilen mit mir gi'wiss auch die Leberzeugnng , dass
unsere Aufgabe trotzdem auch forl.in keine leichte ist.
dass wir von der früher nölhigen Sor;;falt , L'insicht uiiil
Anstelligkeit nicht nur nicht ablassen dürfen, somlern dass
wir sie vielmehr inö<;lichst vermehren und in jeder Leh-
rertugend unseren neuen Mitlehrern amtsbrüderlicb >or-
leuchten müssen.
231
232
>lit ilii-crii \ orsSlzon lipgrrnscn wir Sie, unsere neuen
MitnrLeilri : Lii"!»" i" unserer IJcriifs|iniilil, wie zu llnieii,
L'elieii »ir /IUI" Pfaiiile unseres neuen IJundeK. (ielien
.Sir ila"-e;;rn uns «las Pf;>nil des \'er(rauen8, auf ilass «ir
v(ir Allem «las AlIrrnotliwen(lij;s(e t»r Lösuiiij unserer
Aufpralle liahen , n.'linlick Eintracht, würdige Einirarlit.
Dem;, Verrlirteste, was »urilcn einer Mcliulo alle lli-fnr-
uien unil Uinj^estaltuiigen helfen , was wilrdcn die kennt-
iiissreirhsten und jfeleliitesten Lehrer ihr ni'itzen, wenn
>eiil, üiinkel, ul)le Eifersui lit und ilerjjlei« lien sie trennte,
uenn Einer «len Anderen hinderte oder stiirte, wenn sie
ihre eigene und Anilerer Aiielorilat absirlulich verletzten,
Lnrz: nenn zerstörende Leidenschaften täclich, oli>;leich
nnlieiner'kt , dem Organismus der Anstalt zur jfnten Mah-
iiin;,' sihJidlicIie S.'lfte znfiilirten! — könnte irgend eine
Cm;estalluii;r, könnte ilie >rrösste Zweckmassigkeit der
.'lUSM-ren Form eine Anstalt vor solcher Zerstörung retten?
— Durch würdige Eintracht, ich meine durch solche
Eintracht, welche aus gemeinscliaflliclier Sellisthingabo
liir Amt und Pllicht sicJi erzeugt, vtuss eine Anstalt ge-
deihen, wenn ihr auch noch manches Andere mangeln
sollte. Concordia res jiarrae rrescunt, discurdia magnac
dilalinntur.
Um unseren Bund der würdigen Eintracht zu erhal-
len , ist alsii gemeinschaftliche Selbsthingube für unseren
Lehrerberuf nötliig, und zwar unbedingte und ortsgei/iüsse,
niiiss ich hinzusetzen, eben «veil bei uns Schwieriges,
Au.-seriirdentliches zu vollbringen ist
Der Lehrstand hat grosse Beschwerden, grosse Ver-
antwortlichkeiten, die, redlich erfüllt, die Welt ihm
selten lohnt, nicht lohnen kann. Je begeisterter ilaher
mancher Lehrer für seine Wissenschaft ist, für desto
verzeihlicher, ja sachgeniSsser hält er es oft, für jene
Beschwerden sich zu entschädigen durch die Feier eines
iin^efrüblen speculativen Lebens, durch den privaten
Opferdienst seiner Muse, und also seine Berufstreue zwi-
schen diesem und seinem eigentliche Lehramte zu tliei-
ieii. ?ilag solche bedingte Hingabe anderswo noch Gutes
bringen; bei unserer mehrfachen unil schweren Aufgabe
kann das gewünschte hohe Ziel nur mit unbedingter,
gänzlicher Hingabe erreicht werden. — Denn nur bei
ilieser unbedingten Hingabe bildet Her Lehrer durch ei-
gene Ordnungsliebe und Ge» issenhaftigkeit auch die .Schüler
zur Ordnung unri zur gewissenhaften Behandlung ihrer
Obliegenheiten; — nur bei dieser Hingabc weckt er
ilurch genaue Vorbereitung und sorgfältigen Vortrag die
Schüler zu Fleiss und zur Gewöhnung, ihre Aufgaben
mit Liebe und Pünktlichkeit zu bearbeiten; nur auf diese
Weise wird der Durst nach allem Edlen und Hohan er-
regt, Gründlichkeit und Brauchbarkeit, Tüchtigkeit nehst
Vielseitigkeit von den Schülern unschwer erworben. Und
mir durch die Bildung solcher Schüler lösen wir unsere
infgabe.
Wenn ein Wohlgebildeter iMitglie<l einer nicht unge-
ordneten Haushaltung wiril, so empfängt man ihn freund-
lich und zuvorkommend. Er seinerseits ist weit entfernt,
y.u verlangen, dass die besonderen Eigenthümlichkeiten
dieses Hauses sich nach seinen früheren Gewohnheiten
umformen ; er wird sich vielmehr, wenn anders sein Ver-
weilen segensreich in diesem Hause sein soll, in seinen
Handlungen sich den besonderen Sitten desselben beque-
men, und Nichts versäumen , sich mit diesen vertraut zu
mal lien.
Vereinteste! Darf eine geordnete Schule mit einem
georiliieten Haushalte verglichen werden, so werden Sie,
meine verehrten neuen Collegen insbesondere, aus diesem
Vergleiche entnehmen, was es sagen will, wenn ich nicht
nur eine unbedingte, sondern auch eine ortsgemässe Be-
rufsireue zur Bedingung des lielingeiis unserer Aufgabe
mache, • — orlsgemäss natürlich, so weit es die Natur
und Würde der Anstalt gestattet. - .Sie treten mil die-
sem Augenblicke in ein zwar nicht glänzendes, aber auch
nicht ungeordnetes Haus, in ein Haus mit manchen, aber
nicht bedcntungsloseii Eigenfliümlichkeiten , mit Einrich-
tungen zum Theil ungewöhnlicher Art. Um Sie damit
und mit ihrer Bedeutung bekannt zu machen, wird es
weder bei mir, noch bei meinen bisherigen JMitlehrern
au freundlicher Bereitwilligkeit fehlen.
Würdige Eintracht, unbedingte und ortsgemässo Be-
rnfstreue also, verehrte rtlitlehrer, das sind die Haupt-
grundsäulen , auf die ich bei der Lösung unserer schwe-
ren Aufgabe hofle und baue. — Ihre Kenntnisse, Jhre
Geschicklichkeiten , dies"! verbürgt mir theils die Sorgfalt
unserer Staalsregierung, verbürgt mir theils Ihr eigener
Ruf. '")
Und so beginnen wir also mit Mu(h die neue Bahn ,
bei deren Dnrchinessung wir nicht nur diese Stadt, diese
Provinz, snnilern ilas ganze Land, ja das ganze für .Schul-
einrichtung sich interessirrnde deutsche Vaterland als
eben so aufmerksame, als vertrauungsvolle Zuschauer haben
werden. — Am Ende derselben winkt uns die /Ichtuns;
aller Achtungswertheii, tler Dank aller würdigen Aelteru,
das unser Wirken verewigcmle Schaffen treuer Schüler,
das Glück der /inst alt, mit dem das unsere unzertrenn-
lich ist, und als Krone aller Kronen: das Bewusstsein
treuer Vßicliterfüllutig.
23. D- .Tunii Juvenalis , Aquinatis, Satirae tres: tertia,
quarfa, quinta. Edidit Carolus Ludnvicus Roth.
Norimbergae. Impeusis J. A. Stein. ISil- IV et
98 S. 8.
Die vorliegende Ausgabe dreier Juvcnalischer Satiren
wird gewiss, wo sie bekannt wird, des Beifalls der Ein-
sichtigen sich zu erfreuen haben, und das neue Verdienst,
welches sich Hr. ilcctor Roth durch dieselben um Schule
und Wissenschaft erworben hat, die gebührende Aner-
10) Es kann ein mit den hiesigen Verhältnissen nnbekanntcr
Leser diess für eine üble captalio benevolentiae hallen.
Aber man erw;ige , dass <lic Vorschlage zur nencn Foi-
raation der Anstalt grossentbeils vom Director ausgingen,
und er in den inciniiiclilaltigen Debatten hierüber jene
nur unter bestimmten Bedingungen ausführbar gehalten
halte. Er würde desshalb nicht nur sich , sondern auch
der Sclirile den übelsten Dienst geleistet haben, wenn
er dieselben aus hier sehr ungeeigneter Höllichkeil hätte
verhehlen wollen. Diese Olfenheit wird hoffentlich um
so weniger misskannt werden , je langer die Eigenthüm-
lichkeit der obwaltenden Verhältnisse eingesehen wird.
?;v3
?34
kpnDan<; fimlcn; dorli konnte Ref. nirhf umhin, sie einer
kurzen Bi'sprecliiiiijj in difser Zeifsilirift zu nnteriverfen,
nm aucli diejenigen auf dicsellie aufmerksam zu machen,
tienen sie riellcicht niclit so bald in die Hände kommen
niüclitc.
Nach dem kurzen Vorworte ist sie ansdrilcklich fdr
-Srhiiler bestimmt. Ilr. R. .spricht n.'imlich die Ansicht
aus, dass den Jünglingen, welche im Begriffe ständen,
auf die Universität überzujfehen , neben Tacitus die Le-
!.'nnj- Jurenal's besonders i» empfcJilcn sei, nicht .sowohl
Her .Sprache wegen , als damit sie den Charakter der
.Srhriftstoller um! ihres Zeitalters genauer kennen lernten,
nnd erklärt, dass er sich durch diese Ansicht bewogen
gefunden habe, diese drei Satiren, als die schönsten,
bis auf einige wegen ihrer Obsciinität Heggelasseiicn Verse
der dritten, vollständig herauszugeben und mit Anmer-
kungen zu versehen, die vielleiclit auf den ersten Blick
zu reichlich scheinen konnten, im V'erhältniss zu anile-
reu Ausgaben aber keineswegs zahlreich, und durch den
Inhalt der Gedichte nothwendig gemacht würden. Dass
dabei die Erklärungen Anderer benutzt wurden, ohne
<lass überall angegeben wurde, was dem Einen und dem
Andern angehört, verstellt sich bei dem vorgesetzten
/wecke von selbst. Ausser diesen Anmerkungen kommt
.iber noch eine sehr schätzenstverthe Zugabe hinzu, näm-
lich zwanzig zum Theil ziemlich lange Appendices, d. h.
Stellen aus den Werken Seneca's nnd des jungem Pli-
fiius, und Epigramme Martial's, «eiche mit den hier ge-
gebenen Gedichten' Juvenal's dem Inhalte nach in engem
Zusammenhange stehen, und so zur Erklärung derselben
beitragen, ihrerseits aber auch durch kurze heigegebene
Bemerkungen die niilhige Erläuterung finden.
Es möchte vielleicht Mancher das Lesen der Jnvena-
lischen Gedichte mit der Jugend nicht für so geeignet
halten, als Hr. Roth; allein bedenkt man, dass die Ge-
brechen jener Zeit hier in ein solches Licht gestellt »er-
den, dass iliese mehr, als irgend eine andere, einer durch-
gehenden Regeneration bedürftig erscheint, und dass sie
deutlich zeigen, zu welchem Abgrunde das Leben in
blossen Sinnengenüssen hinabführt, so wird man das Be-
lelircnde einer solchen Lesung nicht verkennen, bei der
uns zugleich der erhebende Gedanke entgegentritt , dass
es aucli in solchen verdorbenen Zeiten nicht an IMännern
fehlte, die den traurigen Zustand der Welt, in der sie
lebten, einsahen, und sich nach einer Befreiung aus den
Wirren derselben sehnten. Unbedenklich ist jedenfalls
line solche Lesung in einer Auswahl, wie sie hier vor-
liegt, bei der Ref. nur in einer Hinsicht mit der von
dem Hrn. Verf. getroffenen Einrichtung nicht ganz ein-
verstanden ist, nämlich darin, dass sich is. i^Xi und 109-
(tlO-) halbe Verse finden, und neben den Verszahlen des
Textes auch die Verszahlen der vollständigen Ausgaben
angegeben werden, wodurch es etwas allzu deutlich her-
vortritt, wo etivas ausgelassen ist, und der nach solchen
Dingen Lüsterne allziileirht das ihm hier Vorenthaltene
in dein Original aufsuchen kann. Um das Erstere zu
►ermeiden, hätte Ref. lieber grössere Stellen weggelassen,
wie V9. 92 — !)9. und vs. 110 — \V>, wodurch der Zu-
sammenhang nicht mehr gelitten haben würde , und das
Beisehreiben der Verszahlen der vollständigen Ausgabeu
GymmisHiizeituti ;.
in .seinem Handexemplare hätte wohl dem Lehrer über-
lassen bleiben können, der sie daneben benutzen wollte.
Uebrigens sind mit den Zahlen einige Verschen vorge-
gangen, S. lö scheint nur vs. I.jl — 135 zu fohlen, da
in der Klammer 1,36 — 14li steht; e» fehlt aber auch
vs. 136; S. 31 scheint dagegen ein Vers mehr ausgelas-
sen zu sein, als es der Fall ist, da in der Bezeichnung
'->ti9 — 27.S ('J7S — 2SS) die Differenz von 'J auf 10 steigt,
.illein es ist diess nnr ein bis zu Ende der .Satire fort-
geführter irrthuin, da es stall 2()!) — L'7<S hcissen sollte:
•-'69 — 279 u. .s. f. bis 305—301» (31.5 — 310' »" <"«
306 — 313 (315 — 3L'2) heissen sollte.
Die Auswahl verdient allen Beifall. In der dritten
Satire winl dem Leser die ^'erwirrung in dein damaligen
Rom vor Augen gestellt, in welcher das Geld, um das
Alles sich dreht, allein ein angenehmes, ja ein sicheres
Leben versch.id'en kann. In der vierten wird vs. 1 — 3ti.
ilie Sittenlosigkeit und der gränzenlose Aufwand der Ta-
fel bei den vornehmen Römern geschildert; im übrigen
Theile der Satire der traurige Zustand des .Senats unter
Domitian, wo der Bessere nichts tliun konnte, als schwei-
gen, nnd die .Schlechteren sich in die niederträchtigsten
•Schmeicheleien ergossen; in der fünften die Erniedrigung,
die sich die Clienten den reichen Patronen gegenüber
gefallen lassen ninssten , und gefallen liessen, wenn sie
nur zur Tafel gezogen wurden, an der doch nichts, als
Zurücksetzung ihrer wartete.
Die Anmerkungen sind dem Zwecke der Ausgabe Ge-
mäss meistens erklärend ; nur selten gehen sie auf die
Kritik ein. Wir könnten aus denselben manche neue,
beifallswerthe Erklärung anführen , doch beschränken
wir uns, inileni wir auf die Lesung des Buches selbst
verweisen, auf ein Beispiel, nämlich auf die Worte (Sat.
IV. vs. ll(-i): dirusque a poiite satclles, wo Hr. R. die
gewöhnliche Erklärung, «lass darunter einer zu verste-
hen sei, der sich vom Bettler auf der Brücke bis zu
einem Begleiter des Doinitianus einporgeschHungen habe
aufgibt, und dagegen mit Beziehung auf die Worte des
Tacitus Aniial. XIII, 4;: Ports Mulvius in eo tempore
celrbris nocturiiis illeccbris erat , ventitabatque illuc Nero,
quo soliitnis Urbem extra lasciviret, von der Begleitung
bei dem nächtlichen Herumziehen ninunt, womit sich noch
in dieser ^^atire v. !3(i f. vergleichen lässt: ,,noverat
ille Luxuriam imperii veterem, noctesqiie Neronis Jaiii
medias, aliamqiie famein , qiium pulmo Falerno Arde-
ret. .Sie sind zum Verständniss der (iedicbte vollkommen
ausreichend und in einer Sprache abgefasst, die in ileo
meisten Fällen kurz und bündig, dnrchgehend.-i aber ebenso
geschmackvoll, als verständlich ist. Mur an wenigen Stel-
len hat Ref. eine Erklärung vermisst, oder »ich durch
die gegebene nicht befriedigt gefunden; und er erlaubt
sich um so mehr, iliese hier noch kurz zu besprechen,
da er die Hofl'iiung hegt, dass der verehrte Ilr. Verf.
die folgenden Bemerkungen nicht als eine Aeusserung
der Aumassuiig, sondern als aur Steuer der Wahrheit
niedergeschrieben betrachten werde.
Zu den Worten: Judaeis, quorum «ophiniis foeuum-
que supellex (III, r. 14.) bemerkt Hr. R. : Foeiium sunt,
qui eo referant, ut Judaei nnrtuniae quietis in usura
illuil secum tulrrint .^lihi res renales, quas cophino
17
235
erstaliaiit , fm'iiii fulssc ciiiitoctas in-ijji.s pst cri>ilil)i|p.
Snlltrii liirr iiicli« lii'lmriir licide Krklilruiigcii /.ii ver-
pinii'rii iiiul nn/.iiiii>liiii<Mi sein, sie liflttcii , »in jetzt ilio
Ln/.aroiii in iXeapel, lies >arlit» in ihren Kiirben mit
Heu <.'osrhlaffn , ilio sie am Tage /.um Trajjeii gebrauiht
iiatten ? Etwas Hestimnites lasst sich auch aus iler an-
dern Stelle, >»o copliinns fuenunuine niichmals (VI. v. .'i4!2.)
als tias Uerathe einer Jüdin iiirkommt, nicht entnehmen;
doch fragt es sich, ob man an verkäufliche Dinge dabei
zu denken habe, und nicht vielmehr an Ausrichtung von
eben nicht ehrbaren romniissinnen , die das Bedenken
de» zu Tragenden nütliig machten? — Die Worte: Et
praebere Caput domina venale sub hasta (v. 3'i-) bezieht
llr. R. auf die unter den Kaisern bestehenile Sitte, Skla-
ven, deren Zeugniss man (jes;en ihren Herrn <rebrancheu
wollte, durch einen Scheinkauf an ilen Kaiser oder den
idlentlichen Ankläger zu verkaufen, und erklärt sie da-
)iin, dass ein solcher Mensch sicli des Gewinnes weffen
zum Scheinverkaufer bei einem solchen Handel hergege-
ben habe, und fasst namentlich domina sub hasta als
Bezeichnung der auf Befehl des Kaisers angestellten Ver-
steigerung. Allein fiir diese Erklärung scheint der Aus-
druck praebere caput nicht zu sprechen. S. 21 führt
Hr. R. eine Stelle Seoeca's (Ep. SO.) an: Peculium suum,
quod corapararerunt (servi) ventre fraudatu, pro capite
numerant, und erklärt capite durch libertate. Denselben
Sinn hat dieses ^Vort wohl auch liier, und Juvenal will
»a^en : „Solche Leute wären im Stande, wenn sie sich
dadurch reich machen könnten, ihre eigene Freiheit zu
verkaufen", so dass domina sub hasta beileutet , unter
der Lanze, »eiche ihnen einen Herrn gibt, und selbst
schon als eine Herrin betrachtet werden kann, da sie
sich unter derselben der Freiheit begeben. An Schul-
dennoth braucht man darum nicht mit Heinrich zn den-
ken. So passt auch Et ganz gut. Es fasst gleichsam
alle übrigen möglichen Falle, wie sich eine solche Hab-
sucht äussern kann, in dem ärgsten Denkbaren zusam-
men (s. Hand Turscll. IL S. 4S<l). Im Folgenden kann
man damit vergleichen v. 38. Et cur non omnia , wozu
Hr. R. bemerkt: Maiora etiam eos conducere fas est,
quum sint tales , quales fortuna .solet exfollere , i. e. im-
pudentes, Ref. aber lieber, wegen der vorausgehenden
Worte: inde reversi conducunt foricas ergänzen mochte
putidissima; wofür auch im Folgenden die Worte: quo-
ties voluit Fortuna iocari sprechen, die deu Sinn zu
enthalten scheinen: Wenn das Glück einen Scherz machen
will, macht es solche auf Augenblicke gross , die es nicht
verdienen, und eben darum, wenn die Laune des Glückes
sich ändert, in ihre ganze vorige Niedrigkeit zurücksin-
\i_en. Bei v. 4l. 42' librum, si malus est, ncqueo
laudare et poscere möchto Ref. statt der hier gegebenen
Erklärung: domi bgeudum lieber die frühere transscri-
bendum annehmen. — Vs. 53- 54. hätten die Worte:
Carus erit Vcrri , qui Verrem tempore, quo vult , Accu-
sare potcst, und v. 61- cliordas o&liquas für die Leser,
für welche <!i?ST Ausgabe bestimmt ist, wohl eine Er-
klärung verdient. — Ve. t!;7. wer.Vn die V/nrte: Si
Irulla inver^o rrepitum dedit aurea fuudo von dem Ge-
räusche verstanden, das ein Weingefäss beim Austrinken
gäbe. Altein dagegen mochte mancherlei einzuwenden
•r.^G
sein. Erstens möchte der vorausgehende Vers: Si bene
rnctarit, si rectum miiixit amiciis auch hier ein Immuii-
duin veriiiutlinn lassen; ferner niiisste trnlla, «las Hr. R.
selbst erklärt : calicem aliqnem furniae rotuiidae atque
depressae, als ein krngähnliches Gi'fäss betrachtet wer-
den; wie er sagt: Crepituui vero dare trulla aiirea iiiter i
potaiiduin pntiiit; ita scilicet , ut extrema illa vini per
OH vasis angustum elTusio , id qiioil hodieque in vasi«
vitreis et aheneis observare licet, sonum queiidam raucum
atque obtusum ediderit. Endlich wäre so in dem Aus-
drucke inverso fundo, wenn man ihn mit Hör. Sat. II,
X. :■(<). Invcrtunt Allifanis vinaria vergleicht, das Wort
fundo ganz überflüssig. Nach dein Allem scheint, zumal,
wenn man Stellen, wie folgende, damit in Verbindung
bringt: IMartial. I, 3S. Veniris onus misero, nee te pudet
exripis auro , Bassa : bilus vitro, carins ergo cacas, und
Plin. N. H. XXXIII, s. 14. Messala Orator prodidit
Antonium Triuinviruni aureis usum vasis in omnilius pu-
<lendis desideriis, an eine körperliche Ausleerung dabei
gedacht werden zu müssen , ob nach oben oder nach un-
ten, diess fragt sich. Inverso fundo könnte, auf den
Körper des Reichen bezogen , für das Erstere sprechen,
wenn nicht si bene ructavit vorausginge , und fundns na-
türlicher (vergl. Plin. N. H. XV. s. t^- in ollis fundv
elTracto) auf den Boden des Gefässes bezogen würde, in
welchem Falle jedoch Ref; dem Participiuni inverso keine
passende Bedeutung zu geben weiss. Hätte Juvenal in-
ferso, oder insperso fundo, oder etwas Achnliches ge-
schrieben, so würde dieser Vers gleichsam eine Recapi-
tulation des vorigen enthalten und angeben, worin die
bewunderte Virtuosität bestände. — Vs. I8H. (lU5-) kann
wohl nach Annahme <ler Lesart quum texit für cuntexit
kein Zweifel mehr über die Ableitung von tegere sein,
für welche sich Hr. R. nicht mit völliger Entschieden-
heit ausspricht. — Bei illud totum nihil v. 1'I9. (2(J''S.)
konnte noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass
eine solche Ausdrucksweise auch iler Person nicht fremd
ist, >vie Cic. p. Deiot. 13. §. 35. id antem aliquid ^ p.
^'!?' 7" §• '^~' '* tarnen aliquis , ila einmal aus Tereiiz
Aiidr. 2. I. '4. Id aliquid nihil est angeführt ist; dmli
lag ein solcher Nachweis freilidi nicht im Plane de?
Hrn. R. — Zu den Worten: et ingenti curret super ora
Liburno v. 231. (.<?40.) führt Hr. R. textorc aus Hör.
Ep. I, IV). 13- an; allein Ref. kann sich nicht von der
Gleichheit beider Ausdrucksweisen überzeugen. Hier
stellt curret Liburno für curret ope Liburiii, dort exiguae-
que togae simulet textore Catonem , was doch nicht wohl
ope textoris exiguae togae simulet Catonem umschrieben
werden kann, da eine unmittelbare Einwirkung des We-
bers, wie hier von Seiten des Trägers, auf die im Ver-
buDi ausgesprochene Handlung dort nicht stattfindet, das
Wort textore vielmehr ebenso überflüssig, als unpassend
ist, wesshalb Ref. an einem anderen Orte, in Berück-
sichtigung dessen , dass die erste Hälfte des Wortes in
den Handschriften keine sichere Gewälir hat, pexurc ZD
lesen vorgeschlagen hat; freilich ein äliat; ksyOLiSVnii,
das sich aber zu pexitas gerade so verhält, wie amaror
zu araaritas. — Die Worte: Obtrituin viilgi perit oninr
cadavcr llore animae v. 250 (259.) f- sind von Hrn. R.
erklärt, so gut sie sich erklären lassen ; allein das Rieb-
231
2.^8
tige ist liior hoIi! Mnrle aiiimae, woriilipr Riipcrii Fol-
KPiiiles liciiierkt: Lpiho iMss. ßasil. et Caiitabri;;. Morte
|iro More loiijje exqiiisitior tidetiir Wakef. ad Lurret.
in, I lOi. Jied vellciii cain simiil explicuisset ; der Com-
uieiitar dazu findet sich bei Seiicra, der (Ej). 57. §. 5.)
!«agt: Kiiiic ine piitas de Stoicis ilicere , <|ui existimant
animam hominis ma^rno pondere extriti pennanere tion
passe, sed sfatiin spargi, quia nun fuerit illi exitii!« Iiter,
In der rierlen Satire hat Ref. nichts von Uedeutung
zu t-rinncrn gefunden; in der fünften nimmt Ilr. R. v. 1,S.
\ otoriini summa als Worte des Clienten; dodi steht diess
dafiir allzu al'Serisseii da. Ref. niorhto sich daher lie-
ber der Ansicht Rupert! s ansrhliessen , dass es ^Vorte
des Dioliters sind, in dem Sinne: ,, Jetzt ist dein höch-
ster Wnnsch erfiillt, was verlangst du Heiter?" — Vs. 2-.
'J3- in den Worten: aut illo tempore, (jiio se Frijfida
circumagunt pi^fri sarrara ßuotae erklfirt Hr. R. se cir-
cuniagunt mit inclinari coeperunt. Auf den eisten Blick
konnte man versucht seiu, in sideribus dubiis eine Hin-
deutung auf Regenivetter und in diesen Worten auf den
Winter zu finden, ähnlich, >vie v. Tliff.; doch vergleicht
man Ovid. Metain. X, 44.'i sqq. Tempus erat, quo cnncta
«ilrnt, iiiterque Triones Flexerat obliquo plaustrum te-
miiiie Bootes und Aehnliches, so sieht man, dass es aller-
dings auf die liefe Nacht geht, nie Hr. R. sagt, multo
ante diluculuni , in welcher man die einzelnen Gestirne
deutlich unterscheiden kann, im Gegensatze zur 31urgen-
ilammerung, «o die Gestirne gleichsam iu einander ver-
schnimmea (sideribus dubiis); se circuniagere möchte
aber ilann nur „sich drehen" bedeuten. — Zu tlen Wor-
ten: ünceris plaiita ... Et pnnere foris, si quid lenta-
veris unqiiam Hiscere, tanquam liabeas tria nnmina
( V. |'.;5 sqq.) bemerkt Hr. R. : Tttnquam pro inünitiio
«um accusativn, ut apud Tacitum Ann. II, 84. III, 12.
IV, 10. 13. 22. 31. 43. VI, 14. XI, 14. Hist. I, S.
Germ, 12. Es tvird demnach tanquam habeas etc. als
Inhalt der Rede des Clienten betrachtet. Allein hiscere
'hat schon ein Object, quid, bei sich; Ref. möchte da-
her diese Worte lieber so erklären: „»ie wenn du zei-
gen wolltest, du hattest auch drei ^fame^", was aber
der Dichter mit einer gewissen Ironie so ausdrückt, als
wäre er, wenigstens in den Augen des Patrons , gar kein
freier Alaun: „wenn du den IMiind aufmachst, als hättest
auch du drei INamen", in welchem Sinne es vielmehr
den Grunil des Redens, als die eigenen Worte iIcs Clien-
ten bezeichnet. Cf. Sat. VIII. v. 4() f. Tumes alto
Urusorum stcminate , tanquam Feceris ipse aliqiiid , pro-
pter qnod nobilis esses. Auch von den angeführten Stel-
leu des Tacitus lassen nur einige eine Erklärung durch
Annahme eines objectiven Verhältnisses zu, wie III, 12.
^am quo pertiiiuit . . . dilTerri etiam per externos, tan-
quam veneno intercaptus esset, wozu dient es, die Nach-
richt zu verbreiten, als ob er durch Gift getödtet wor-
■len wäre" , in mehreren dagegen muss auch ein causales
\ erhaltniss angenommen werden, wie Ann. II, ^4. po-
(lulo . . . id qnoque dolorem tulit , tanquam . . . urge-
ret, ,,(lem Volke war damals auch ein solcher ^ drfall
schmerzlich, trie wenn zu befurchten wäre, dass er . . .
um so mehr bedrängte." Statt H', 43. soll es wohl heis-
sen Vi, 43, wo zu ÜDdeo ist: ac primo . tanquam dolus
pararetnr, territus. — Va. 14!, "o die Rede davon ist,
dass an den Kindern des armen Clientin der Patron seine
Freude hat, liest man: ipse loquaci Gaudebit iiido ; viri-
dem thnraca iubebit All'erri, minimasquc niices assemque
rogatiim , Ad inensam quoties parasitus venerit infaus.
Hr. R. sucht mit vielem Scharfsinn und vieler Gelehr-
samkeit für dio schwierigen Worte viiidem thoraca die
Beileutung gellend zu machen: ,,eioeu Hecher ton grü-
nem Glase." lief stellt nicht in Abrede, dass diess
besser in den Zusainmenliang passe, als wenn man tho-
raca in seiner eigentlichen Bedeutung nimmt; allein ein-
mal ist die Erklärung des Wortes thor.ua mehr künst-
lich, als wahrscheinlich, und dann ist auch nicht recht
passend, dass dem Kinde (infans) Wein gereiclit werden
soll. Viel geeigneter «üre neben ■ninimas niices die
Benennung einer Frucht, von der das Beiwort viridem
eine geringe Sorte, oder den Zustand nicht völliger Reife
bezeichnete. Sollte nicht vielleicht Jnvenal, wie er öf-
ters griechische Ausdrücke braucht, geschrieben haben:
viridein cito rliagit iubebit Alferri, „gleich lässt er ihm
eine grüne Traube bringen?'' — Die Worte v. Iö3 f.:
Tu scabie frucris inali, qnod in oggerc rodit, Qui tegi-
tur parma et galea, metueiisque flagelli Discit ab hir-
suta laculiim torquere capella erklärt Hr. R. so, das» er
sie auf einen Rekruten bezieht, und hirsuta capella für
eine Bezeichnung der Schulter nimmt, von der er den
Speer abwirft. Doch auch hier scheinen mancherlei Ein-
wendungen gemacht werden zu können. Zunächst iiiuss
es auffallen, dass capella für die Schulter stehen soll;
<la dieses Wort nie eine ähnlicho Bedeutung hat, niid
capra und raper niiht ohne Beziehung auf den Schweiss-
geruch für ilie Achselhöhle gebraucht zu werden pflest,
und dass es, diese Bedeutung vorausgesetzt, mit keinem
Adiectiv verbunden ist, ilas dieselbe leicht würde erken-
nen lassen, da ja doch hirsuta ebenso gut auf die wirk-
liche Ziege gehen kann. Kerner könnte man fragen,
wie kommen die Rekruten auf dem Walle zu den Aepfelu?
Wenn sie auch vielleicht manchmal welche assen, so
war diess doch nichts so Gewöhnliches, dass es dem
Dichter hier hätte in den Sinn kommen können; dage-
gen ist es eine ganz genöhnliche Sache, dass man den
AiTen, auf welche auch rodit und metuens flagelli (die
Züchtigung für Thicre und Sklaven) besser passt, als
auf den Rekruten, Aepfel gibt, und sich dann an ihren
Grimassen ergötzt, die hier ileui Dichter bei den saueiu
Gesichtern, welche der Client bei dem Kosten eines
schlechten Apfels machen mochte, einfallen konnten. Ref.
glaubt daher der gewöhnlichen Erklärung doch den Vor-
zug geben zu müssen. Die Eifersucht <ler Prätoriancr
auf die Waflentragendeii, welche Hr. R. gegen diese Er-
klärung geltend macht, erstreckt sich wohl nicht bis auf
die Thicre, zumal wenn die scherzhafte Bewaffnung
derselben, wie es hier scheint, von der ihrigen verschie-
den war.
Die äussere Ausstattung des Buches dient ebenso,
wie der innere Werth desselben, zu seiner Empfehlung.
Druckfehler hat Ref nur wenige bemerkt; doch steht
S. 31 im Texte (r. 2(i2.) Cadunt, im Lemma der Note
Cadant; S.79. Z.T. Unquentario» ; S. 88. Z. 14. ä/.i;/.c£ie.
L. V. Jan.
17»
?39
'240
■J4. Dr. F,riis-t ZoOer : Zur (Jcsililrlid- «Irs Stral^iiniler
(iviiiii.isiiiriis. Krstff Iti-ilra^, 1 5l lO — 1 j'üK Stral-
kiiiiii, LfilVI. ün.Iilinn.lluiit:. IS.W. 46 S. 4- (mit
eiiiPUi Gniiiilriss ili-s GYUiiinsiiiiiis). Zneitor Rpitrag.
{.-;)il)_ lOKi. Kbpiiilas. 1.S4I. (ir S. 4. (mil ilpn
Hildiiiaseii «»eier llvctoreii iiiul l'"ai;siiiiiles). lieide
Abtheilungeu tiisaiiiiiien 1 Tlilr. ö Sy^r.
Der durch mehrere Schriften und Ahhandlungi-n um
die (leschichfe der liisdiri^cli merk« lirdigeii und bedeu-
tenden Stadt »ohlieriliente Verf. liefert in den beiden
vorlieijenden Programmen einen Beitrajf zur Schnlge-
schichte , welcher allgemeinen Werlh für die Geschichte
der Padagojjik hat, und daher Ijekannfmachung und An-
erkenniiMfT in Heiterem Ivreise verdient. Wohl wenige
Schulen können ans der ersten Zeit iiirer Entstehung so
ausführliche Berichte über ihre ganze äussere und innere
Einrichtung geben, als der vorliegende ist, iler zugleich
ein rühmliches Zeugniss von dem lebendigen Eifer gibt,
mit welchem ilauials ilas gelehrte Schulticsen von den
städtischen Uehordm umfasst wurde. Aus so speciellen
Angaben über Lehrobjecte, .Methode, Disciplinarverfas-
sung in einer so lebendig bewegten, diesen Gegenstand
als wichtiges Moment erfassenden Zeit künnen auch wir
heutzutage noch manches Wiedervergessene lernen, durch
V^ergleichung manchen Schritt der Neuerung als eiueu
zu weit führenden erkennen und freilich auch frohen
Herzens erschauen, ivie Vieles jetzt besser, würdiger,
zweckmässiger eingerichtet ist.
Zu dem Besseren der damaligen Zeit gehört nament-
lich der nicht bloss kirchliche, sondern auch der religiöse
Sinn, von dem die Schulordnung durchdrungen ist, und
wenn da auch in mancher Beziehung lies Guten zu viel
geschah durch äussere Anordnungen, so möchten wir
doch heutzutage durch gänzliche Losreissung und Auf-
hebung fast aller äusseren Verbindung der Schule mit
der Kirche in ein anderes, noch gefährlichere« Extrem
verfallen. Ebenso ist jetzt ein lebendiges iMittel des Ler-
nens , das der gelegentlichen Erwerbung von Kenntnissen
ganz vergessen oder in den Hintergrund getreten und da-
durch ein Streben nach systematischer Vollständigkeit in
den Gyninasialuntcrricht gekommen, welches schon man-
chen Schaden gestiftet hat , und noch zu stiften droht.
Jedes Lehrobject, dessen sich der Gymnasialunterricht
bemächtigt hat, wird jetzt in wissenschaftlicher Ordnung
ganz umfasst; Geschichte, Geographie, Naturgeschichte,
Physik, Mathematik, jedes soll bis zu einer gewissen
Gränze ein vollständiges, abgerundetes Ganze bihleii und
der Schüler, der so viel Fleiss, Talent und Gedächtnis«
besässc , in jedem zu genügen, bedürfte der Universität
eigentlich nur noch zu seinen Fachstudien. Ob aber
dieses systematische Umfassen jedes Lehrobjectes zweck-
mässig ist, und nicht ebensoviel Unlust und namentlich
die Einbildung, von diesem Allen nun genug zu wissen,
erzeugt, als tiagegen die Anregung grösser wird durch
ftlittheilnng von sor»;fältig ausgewählten, in sich möglichst
abgeschlossenen Tlieilen <ler einzelnen Lehrobjecte, hat
«lern llefercDteii von jeher zweifelhaft geschienen, und er
ist durch seine Erfahrung, wie wenij; die uieisteu Abi-
turienten in diesen siigeiiannten Realien, besonders in
Geographie und i\.iturgcs< liichle , eigentlich wissen, sei-
nes Zweifels eben nicht ledig geworden. .Vndererseits
ist es eine i'rfreuliche Wahrneliinuiig , dass doi h in un-
serer Zeit die äussere Lage iiiiil .Stellung des Lehrer-
staniles eine ganz andere, würdigere getxirili'ii ist, als
sie damals trotz des ri'gen f'.ifers für das Schulwesen war.
Selbst ein Laurentius Wyileinaiiii konnte durch eine nicht
einmal luotivirle Aufküiidit;ung seines Amtes in so drn-
i^kende Lage gerathen , ilass er durch Ab'.chreiben seiu
Broil verdienen musste, während er noch so kräftig unif
tüchtig war, dass sich später unter ihm das Königsberger
Gymnasium zu seiner höchsten Blüthe erhob. Dass auch
die Vergleichung der iMetliode und Disciplinareinrichtung
viele erfreuliche Puncte ergibt, versteht sich von selbst,
und kaiiu als unbestritten nbergaiigen werileii. Solche
und ähiiliihe Betrachtungen werden sich beim Lesen einer
so ausführlichen Schnlordnung , als die vorliegende Go-
.schichte des hiesigen Gyninasiniiis enthält, jedem selbst
auf>lrän<;en , und zugleich kann man einen Blick »erleii
in das innerste Cnlturlebeii der damaligen Zeit, in die
Verhältnisse, in denen Staat und Stallt, Kirche und .Schule
sich vielfach in ihrem reforniatorisclien Streben dnrch-
kreuzeu und begegnen. Darum gibt der Ref. hier noch
eine kurze Urbersirht des reichen Inhalts dieser Schrift.
l. Stiftung lies Gymnasiums IÖ6(* unter dem Rector
Laurcntius VVyilemaiin durch Vereinigung der drei kir-
rhenschulen ; (j Classen mit einer Vorbereitungsclasse,
iiulla classis genannt, und einer deutschen Classe für Niclit-
studirende; M Lehrer, Gehalt, Stellung derselben, Leiir-
gegenstände and Ordnung im Einzelnen; Srhulzucht u. .s. >v.
S. 3- 14.
IL Das Leben der drei ersten Rectoren : Laurenz
Wydemann , dessen Leben wir hier zuerst in ziemlicher
Vollständigkeit und Ausführlichkeit lesen, Sfrokrantz und
lllies (bis S. 2(i).
III. Die urkundlichen Belege für obige Mittheiliin-
gen, namentlich Auszüge aus dem Tagebuche des da-
maligen Bürgermeisters Gent/.kow ; eine Beschwenleschrift
des Rectors und seiner Collegeii über Winkelscliulen :
und die älteste ScJiulorduung von lößl nebst den Lec-
tionsplanen.
Wichtiger ist noch der zweite Theil dieser Schrift,
der die Schulgeschichte bis zum Jahre KiKi fortführt
und unter
I. wieder alles Einzelne für diesen Zeitraum unter
ähnlichen Rubriken, wie oben, zusammenstellt, beson-
ders auch einen Absclinitt über die damaligen .Schulko-
mödien.
II. Das Leben der Rectoren Jentzkow , Rhodouiann
(des bekannten Philologen), Zirkniann und Drenkhaii
enthält.
III. Das Verzeicliniss sämintlicher Lehrer in dieser
Zeit nebst biographischen ^Notizen.
IV. Urkuudliches , worunter vor Allem die Schul-
ordnung von 1591 in seltener Ausführlichkeit ('22 Seiten
engen Druckes) ; denn sie enthält nicht nur die Lectjnns-
plaue sämmtlicher Classen , sondern auch weitläuftigc
(I
34?
Bpstiinmangeu der Piuzelneu Lclir« iirsp , selbst der zn
lielolt;eiideii Methode, liesoiiilere Gesetze fiir Lehrer und
Srhiiler u, s. w. Sic ist in lateinisrher, lelieiidij^er iiiiil
klarer, »eiiii oiich nirht überall classiseher, Sprache ali-
tjefasst, wahrscheiiilirli von ileni daiiiali{,'i'n Recdir Jentz-
k'itr und grossentlieils na< h ilen \ orsilil.'l^eii iIit damals
angesehenen SchuluiAnner Sturm, Falirn-jus, Ki>ins, Clij-
traens.
m Da der Preis des Werkes hei der gnten Ausstattung
^ und dem cuuipressen Drucke ein sehr ni^ssi;;er ist , so
steht zu liuH'en, dass auch lon dieser Seite der allge-
meineren Keiiiitnissnahme >i>n iliesein cerdieiistlicheii Werke
kein liinderniss in dem Wege steht. Besonders muss es
für den süddeutschen Schulmann interessant sein, das nord-
deutsche Schulleben dieser beregten Zeit in einem so
ausgeführten und vollständigen Bilde kennen zu lernen.
Johannes v. Gruber.
'2ö- Carl Sigiinius , einer der grnssten Humanisten des
sechszehnten Jahrliunilerts , ein ^'orliild aller Stu-
direnden, geschildert lon Dr. Jult. Pliil. Kreis,
Herzogl. Nass. Oberschulrathc. Frankfurt am Main,
Druck und Verlag von Heirich Ludwig Brönner.
I«40. X und llö S.
Diese Schrift bietet der als Lehrer, «ie Schriftsteller,
rühmlichst bekannt» und hochgeachtete Verfasser als eine
»ehr schätzbare Gabe zum Andenken an das dreiliundert-
jahrige Stiftungsfest des Gvmnasinms zu Weilburg. Nach-
ilem derselbe in der Vorrede in ßezieliuiig auf seinen
iieljahrigen früheren Amtsgeiiosseii uiiil Freund, Herrn
Oberschiilratli Dr. üirliholf, eine beide iManner in linbem
Grade ehrende Gisiiiniiiig aiisgesjiroc.hen , erklärt er sich
kurz dahin, dass er in der Wahl iles (•egenstandes, durch
dessen Behandlung er seine freuilige Theiliiahme an dem
genannten Stiftungsfeste bezeugen ivollle, lange geschwankt,
aber durch die Auflordernng des Geh. Hofratlis Eichstädt
>eranlasst, sich entschlossen habe, die Lebensbeschrei-
bung des grossen Wannes in einer neuen lollständigeren
Bearbeitung (schon im Jahre Iöj7 hatte er Heimlich das
Leben des iv. Sigoiiius in einem treSlicIien lateinischen
Programm beschrieben) <lurch den Buchhandel gemein»
iiütziger zu machen. Die Gründe, wesshalb er zu dem
Ende der deutschen Sprache cor der lateinischen den
\'orzug eingeräumt, legt er in einer Rechtfertigung dar,
lieren es bei dem Leser kaum bedurft hätte, insofern
sich derselbe leicht überzeugen wird, dass gerade da-
ilurch <ler rascheren und weiteren Verbreitung einer sonst
«erthiollen Arbeit am so grösserer Vorschub geleistet
«erden kann.
Was nun zunächst die für obigen Zweck getroüene
Wahl des Gegenstandes betrillt, so kann Ref. derselben
nur seinen uiigetheilten Beifall geben, da den Freunden
des historischen Alterthums die Wichtigkeit desselben
iler Bedeutung des Festes wohl vollkommen angemessen
erscheinen muss. Denn wie verschieden auch die jetzige
Gestalt der .Alterthumsw issenschaften von der früheren
tur Zeit ihres Auflekens in Italien sein mag, nachdem
dieselben in Folge der ihnen zugewendeten grossartigpi«
Uemühungen und vii'lseitigen l'lle^e auf einen froher
kaum geahneteii Stand|Hinrt erhoben sind : so erliegen
doch des Sigonins seltene Verdienste uin dieselben kei-
nem Zweifel, iiiid haben sich b<-i Stimmberechtigten noch
allezeit gereihter und bereitwilliger Anerkeiiniing zu er-
freuen. Welchen Zweig derselben sjch daher sein rast-
los strebemler Geist /.Ulli Gegenstand seiner Beschäftigung
gemacht hatte , sei es die Erkl.'lriiiig der Schriftsteller
oder ziisauiincnhängende üntersuchniigen im Gebiet des
griecliisclien, wie roinlschen Aiferthiiiiis , — überall tre-
ten dem Kenner in dun hgelieiuls correcter, klarer und
präciser Darstellung die Resultate so genauer und scharf-
sinniger , als griiiidliclier und selbständiger Forschung
entgegen, die säninitlich geeignet sind, den Leser von
ihrem eigeothüiiilichen Und bleibenden Werth bald zu
überzeugen. Seine Schriften: de repiiblica Atlieniensiutu,
de antiijiio iure rivv. Roinanorr., Italiae, Provinciarum —
vieler anderer nicht zu gedi-iiken — nelimen desshalb
mit Recht noch allezeit die Aufmerksauikeit der Aller-
thunisfüfscher und Rechtskundigen in Arspriich, und wer-
den auch ferner von denselben nicht unbeachtet gelassen
werden können, so lange dii'sen Gebieten ilie einmal
gewonnene Grundlage gesichert bleibt. Bringt man hier-
bei noch in Anschlag, dass sein lediglich der Bereiche-
rung und Förderung der Wissenschaft gewidmetes Stre-
ben sich durch keine noch so harte Schicksale und Stö-
rungen in seiner Richtung zum vorgesteckten Ziel auf-
halten liess, und selbst bei Mass und ^Vrfolgungen seine
Ausdauer sich in ihrer ganzen Stärke bewährte; so zeigt
sich lins in der grossartigen Vereinigiiiig solcher Energie
des Willens mit den seltensten VOrzngen des Geistes das
Bild eines iMaiines, dessen gehörige- Aiisfnhriing unstrei-
tig als die würiii;;c Aufgabe für das Bemühen eines Ge-
lehrten bezeiiliiiet werilen darf.
Für die Biurtheiliing nun, «ie der Verf. dieselbe
gelöst hat, kann zunächst der Zweck, den derselbe im
Auge hatte, nur den Massstab abgeben. Indem er näm-
lich vorzugsweise jungen Studirendcn ein würdiges Vor-
bild zurv^acheiferung, vielen Lesern aber und älteren
Gelehrten eine nicht minder unterhaltende, als lehrreiche
Leetüre liefern wollte, konnte seine Han|ilabsicht nicht
darauf gerichtet sein, durch die Aullassung des ganzen
inneren Eiit» ickeinngsganges nachzuweisen, wie in der
Bescliallenheit des geistigen Organismus, gleichsam des
Brenn- und Mittelpunrtes , die Bedingungen für die Ge-
staltung der äusseren Erscheinungen in ilem wissenschaft-
lichen Leben und der Richtung lies grossen Mannes ge-
geben waren , und aus ihnen mit einer gewissen Noth-
wendigkeit die Folgen hervorgehen innssten , die sich in
dem Wirken und den Leistuiigan desselben offenbart
haben. Eine solche Betrachtlingsart des Biograjihen mag
zwar in sich schon ihren Werth ebenso unbestritten be-
haupten, als sie dein Philologen und überhaupt ileni gereit',
teren Denker Stofl" zu weiteren .Aiikiiüpfiingspuucten für
eigene Beobachtung bietet, und desshalb von besonderem
Interesse ist; dem Kreis von Lesern dagegen, für die
die vorliegende Lebensbeschreibung bestimmt ist, kann
sie dasselbe natürlich nur in geringerem Grade, und ila-
her weniger Kutzen für dm Erreichung der vom \ crl.
243
■244
aii»i;e!»iii<)<li("ii''ii Alisiilit jjuraliron. Dieser Kreis sucht
iiiiil liiiili'l iii'lli-ii lit eher Ueleliriiiig in einer et» as mehr
.lusferlii li jri-liiltenen IJetra« iHimg und deiiOi« lien Dar-
slelliinn- ili-r ersten jiigenillit li frischen Hestrehungen eines
aus"e/ei(hneten IManiic», seines unauflialtsanien, » ie siilie-
ren Forsrhreitens auf der einmal betretenen h isscnsrhaft-
liehen Bahn, des rastlosen Kifers, Hoinit er dem Ziel
lUPilt, der literSrischen Leistnngen , als ebenso fieler
steistii'er Thaten, sowie der äusseren Lebensschirksale ,
die zu denselben in näherer oder entfernterer Ueziehnnjf
stehen und mehrfachen Einllnss auf sie ausüben.
Alli' diese IMnmente hat nun der Verf. fiir die Lebens-
beschreibung auf S'i .Seiten jehiirij; hervorgehoben, »ei-
che beinahe durchgehend» noch lehrreiche Anmerkungen
als sch.'ltzbare Zugabe auf/uneisen haben, und ihnen
noch auf ,'Jö Seiten ein Verzeichniss der zahlreichen
Schriften des Sigonius mit dankensuerthen literarischen
Zusätzen und fünf lateinischen Briefen desselben belf^e-
gebeii. Die oben erwähnten Partieen, deren Beschrei-
bung sich der Verf. zur Aufgabe gemacht hatte, hat
darselbe in so klarer und lichtvoller, als unterhalten-
der und belehrender Darstellung durchgeführt; daher
die Schrift dem oben bezeichneten Kreis von Lesern mit
der Bemerkung empfohlen werden kann, dass sie die-
selbe nicht ohne grosse Befriedigung ans der Hand legen
werden. >Vill sich Ref. noch schliesslich eine kleine
.4usstellun^ erlanben , so ist es kurz die, dass der Verf.
den Streit des Sigonius mit Robnrtelli und Riccoboni
in der Erzählung wohl eti»as kürzer hätte behandeln
können.
Ref. kann indess »nn dem hochgeachteten Verf. nicht
scheiden, ohne den Wunsch auszusprechen ;, dass es ihm
noch «ergonnt sein niüge, die Verehrer des .\lterthnms
auch ferner noch mit gleich werthvollen Erzeugnissen
^eine^ lileraris« hen Thäligkeit zu überraschen und sie,
wie bisher, zu besonderem Danke zu verpilichten. Die
äussere Ausstattung der Arbeit lässt Nichts zu wünschen
übrig. ■ ' — "•
Gymnasial - Chronik und Miscellen
Berlin. Am 18. März fand die diessjährige Prü-
fung der Zöglinge des Real - Gymnasiums statt. Das Pro-
gramm enthalt eine Abhandl. des Oberlehrers Dr. Holz-
apfel über die Kirche des Abbe Lhatel. Den .Schnl-
ij.ichrichten des Diroctors August gemäss, betrug die
Schülerzahl im vorigen Sommersemestcr .'Jt)*^, im Wintcr-
•,1-inPSter :i79 , wovon in Prima 2Ö, in Obersecnuila 22,
Ml Lntersecunda 30, in Übertertia 5!^, in Untertertia 6S,
III Oberquarta 31, in Unterquarta 42, in Quinta 5(i und
III .Sexta 47 Sassen. Zu Blich, v. J. wurden 7 Ziiglingo
zur Universität entlassen, zu Ostern d. J. 4. Aus dem
Lehrercollegium schieden aus: 1) Hr. Prof. Härtung,
ivelcher im Mai v. J. emeritirt wurde, 2) der iMusik-
ilireclor Lecerf, 3) Jer Schulanitscaiididat Dr. S e y f-
fert, der zu fliich. l,S4t einen Ruf an die höhere Stadt-
schule der Königssfailt erhielt, 4) der Schulanitscaiididat
Dr. Er! er, der zu derselben Zeit eine Anstellung als
mathematischer Lehrer an einem Proviozialgymnasium
bekam, .')) der Prof. .Se check, welcher dem Rufe zu
einer Dirertorstelle in Dresden folgt, t)) der Schulamts-
candldat Dr. Witt, iler zum Lehrer am Gymnasium in
liissa ernannt ist, 7) iler Schulamtscaiididat Dr. Wei-
gand, der sein gesetzliches Proliejahr absolvirt bat. Ein-
getreten sind : der Schulamtscandidat Dr. Kuhn als
zwölfter ordentl. Lehrer, der Schulamtscandidat Schme-
ckebier, Behufs der Ableistung des Probejahrs, der
Dr. Wilke als Hülfslehrer für wissenschaftliche und
Sprachstunden, sowie für den Gesangunterricht, der Pri-
vatilucent Dr. George, ebenfalls als Hülfslehrer für die
französische .Sprache. — Am 1'!. März fand die iiireiit-
liche Prüfung der Zöglinge des Berlinischen Gymnasiums
zum grauen Kloster statt. Das Programm des Director«
Ribbeck enthält eine Abhandlung des Oberlehrers Dr.
Hermann Boiiltz: Observationes criticae in Aristotelis
libros melapliysic« s (24 S. 4-). Ans ilein Jahresbericht
entnehmen h ir Folgendes : Höheren Veroriliiuiigen gemäss
soll am Schlüsse jedes Monats darüber berichtet werden,
üb im Laufe ilcsselben etwas Beuierkenswerthes in Ange-
legenlieiten iler Anstalt vorgefallen ist; ferner soll den
Schülrrii der hiesigen ünterrichlsanstalten durchaus un-
tersagt «erden, ihre Bücher zu verkaufen; die hiesigen
Antiquare sind angewiesen, kein von einem Schüler zum
Verkauf angebotenes Buch anzunehmen. Einem Miiii-
sterialrescripte zufolge haben diejenigen Schulamtscandi-
dateii, welche bereits von einer theologischen Behörde
iu der Theologie und im Heliräisrhoii geprüft worden
sind, vor der »issenschaftlichcn Prüfuiigscommission m
Bezug auf jene Objecte nur ein Colloquiuni und eine
Prnbelection abzulegen, worauf die Commission zu be-
stimmen hat, in welchen Classen der Candida! diese
Gegenstände lehren dürfe; hinsichtlich der sonstigen fa-
cultas docenili gelten auch für solche Candidaten die alten
Sprachen und das Deutsche, oder Mathematik und Aa-
tuiwissenschaften , oder Geschichte und Geographie als
Hauptobjerte , und soll hierin ihre Prüfung nach densel-
ben Grundsätzen geschehen, wie bei den nicht- theologi-
schen Candidaten. — Die Schülerzahl betrug im ersten
Quartal des verflossenen Schuljahres 395, im zweiten 384,
im dritten 38 T, im vierten 3SI ; davon sassen 42 in Prima,
36 in Obersecunda, 25 in Untersecunda, 37 in Oberter-
tia, 47 in Untertertia, 4ti in Oberquarta, 48 in Unter-
quarta, ob in Quinta und 40 in Sexta; zur Universität
wurden mit dem Zeugniss der Reife zu Mich. v. J. 11
entlassen. — In die durch den Tod des Prof. Fischer
erledigte fünfte Lehrstelle ist der Prof. Dr. Pape ein-
genickt, in die sechste der Prof. Dr. Aischefski, in
ilie siebente aber ist als zweiter Lehrer der Mathematik
lind Physik der Prof. Dr. Foocke Hoissen Müller vom
(iyninasiiim zu Al(-ßranilenburg berufen worden. Der
Schulamtscandidat S ey ff e rt hat eine Lehrerstelle ander
'om Director Hcrter geleiteten höheren StaiKschule
hierselbst übernommen. Ausserdem ist der Candiilatus
probandns Kube und die Schulanitscandiilaten Bloch
lind Dr. Witt ausgeschieden: dagegen trat als Hülfs-
lehrer für das Französische iler Privatdocent Dr. George,
und als Mitglied <les pädagogischen Seminars für ge-
lehrte Schulen der Schulamtscandidat Beust ein.
S - t.
•245
246
Casscl, im April ly42. (^'«-"'"k'- Gymnasialzpitiing
von il. J. S. 174)- Von dem diessjaliri;;«'!! Projrrainiiiu
iIhs hicsijfcii G^nnaüiiinis ist bis jetzt nur dir eine ilälfle,
die jtchulnarlirirliten vom üirector C. F. Weber ent-
haltend, ausge(;cbrn »nrden; die Uir da» Proj^rainm be-
«linimte Abliandlun); ivirtl im Laufe dieses .Summers bei
Einweiliun^ des neuen Gymnasial{;el>audes ersclieinen. —
Aueli »alireiid des letzten Siliuljahres sind in fleni Leh-
rerpersoual niebrfarbe Veränderungen eingetreten. Der
Gymnasiallehrer Lichtenberg, der seit I .S3S yu Wie-
derherstellung seiner Gesundheit von Erlheilung des Un-
terrichts dahier dispensirt »ar, »urde an das Gymnasium
zu Ilersfelil versetzt; die Practicanten Klingender und
K.utsch an das Progvmnasium zu Bschwege , und der
Pract. ür. Fürslenau an das Gymnasium zn Rinteln
■jiiaimiltirt. — Dr. Theobald erhielt im November eine
jährliche Zulage von tOO Rtlilrn., und wurde im Januar
mit der Stellvertretung des Oirecturs für Verhinderungs-
fälle beauftragt. Die fi Classen, in »eiche die Anstalt
zerfallt, werden in 9 Classenzimmern unterrichtet, weil
die Tertia in zwei, die Quarta in drei raumlicli geson-
derte .4btlieilungeu getrennt werden musste. IMit dein
Zeugniss der Reife wurden zu Alichaclis 7, zu Ostern
.S Schuler auf die Universität entlassen. — Mach dem
Drucke der Schnlnachrichten wurden noch im März und
April d. J. drei Lehrer von dem hiesigen an andere
Gymnasien versetzt, F. Dainmerich nach Hanau, Dr.
Müller nach Fulda un>l iler iliilfslebrer Dr. Uupfeld
nach Rinteln, Prof. Dr. Bürsch ging dagegen von dem
Gymnasium zu Hanau an das hiesige über. Das Lehrer-
kollegium besteht demnach jetzt aus VI ordentlichen, 4
ausserordentlichen Lehrern und 2 Practicanten.
Gotha. Zur Vermahlungsfeier des Herzogs Ernst
und der Prinzessin von Baden Alexandrine verfasste Hr.
Dir. Rost ein griechisches und Hr. Prof. Wüstemann
ein lateinisches Gedicht. Wir lassen beide hier folgen.
I.
"Jo^STS öij, Movaai, xoiioai J/o;, äo^^ST' dotdiii,
fj,iKzioi'aai fjaaiXijog dyaxKvTor dykaov viiv
/itvQtdiijv uKoxov y.aiüyovT' t's öuinaxa navQOi,.
i2i nur dcf if^iHQxfji ijotu^ './dftijrog 'JaAxov
ijyayev "JXmjötiv , Ilskiov xoioijv eoarsivtjv,
M? vvv iJTii; dgioTi] iijv Ptjvoio -xao' oj^d^aci
/.oi'oäujv , Tijvd' hiiQTjV i'jyays ^ai;ovitjv8e
r (-ieofxuTrokndojv ex 8iav 'Ake^avS qLvi] v.
' Okßiog tu ßaoiXeü , (j,d}M zoi os SonJ^ei iuvtr
(uiaiiaToi (fikiovai d^eo! • xovquj yuQ töui/.av
'^/.aiToj , TuvSaQidtuai Cfvtjv ivuXiyxiuj dvciiv
ij 6' d:ieijv nouvt] SvydnjQ /.uTot dui^i' dyanijxrj.,
rrjv vvv evuevsojg uTtaoav tto^c'o^ti ys TTarpi.
'OXßis Tiai ßaaikfjoq, ix^^i äko^ov TiokiidvjQov,
XcÖvijv, iffdi^iiv, XagiTuiv utto y.ähXot, Ix'^vaav,
i'j loi /jeÄi/u rcuvra cfSQei uaLa rnQotpQOVL &vuüji,
svövxkuii (füJovaa ts xtjSof^ivij re udk' aisc,
oT.Tw; evcfQUv^fjq xul aol ykvxvi eißcTai aiviv.
Okßiij ah vv/JCfij, Ool yä^ Ttüoiq, tartiv «'/aoros,
rx i^vftoü (fiXiüjv oe , TU 8h (poovewv dvä &vu6v,
oTtnujq, Toi y' iniijQa (fi()i] xai xüSog ö^ä^tj-
kaoi 8' loa ^caU riovoi oiy' rj9h atßovxai^
XaLgevt öij, nokujcut, ooot diöu/^iu.; xi/.m X"'("'-'
vuiere ^ia i^uwvrei vn' ijii'wt ai'tv dvaxii ,
Xut(j£TS, ■7iaoi>hvty.ui ze xai ijii^iot i^akit^ovri^-
dujuv yo(j ZiL'i 8ujxev vTroax^oi/jv i(jnxcivt}v
fooeoi^ui naiöeoai xai olptyuvuirrtv in.ci.Tn
Eio€ro<; ix yevef](fi yivoc: xkinvjv ßaaik>jo)v.
XtduETS fiiknovTsq y.acd re nrökiv tj8e xut' dyuiivc
Tov ■itui' ivi ^irdoTTi x^-oisvi^' viiivaiov ds/nub
lijyeiT] 9 'EktvT] xai d(Jt^i(plko) Blevekciiu-
„Xaloutg, ui vvfiCfTj, jfai'po/;, ei'nevf^eui yaf^ß(>i.
„AijTuj iiiv öoiij Aipuj xovoor(tu(f'Us vu^iii-
„ei'rsxvtijv, KvTT^ti öi Oed Kircfiti Jaov loaaifui
„dkkijkviv , Z£v<; 8h Kgovlöiji Z£L'i dtfihiov ö/.ßrn,
„oic f^ evTiaxQiddJv eiq evuaxQidag Trnk/v ik^rj.*'-
IL
Sic arma Martis pectora oon tegunt.
Erneste! Sentis, (jui clypeum geris,
Certas sagittas , quas Cupido
Cute acuit validasque promit.
Laetatur alto vnlnere cum patre .
Di rui secuiidant umiiia pruspera,
Dilecta mater , quacque fida
Mente fovet geminos iiepote.x.
Laetamnr omnes, qui colimus pie
Te , gentis unas «lelicias Tuae ,
Virtutis heredem paternae.
Et simileni proavis nepoteni.
Ipsa Dione matre Cupidinum
Ducente, prudens consilinm et suo>
Praebeiite divos patre, fuustum
Florida ad arva gradum tulisti.
In queis beatis aurea degitur
Ae^as ; teuet nam mitia civibus
t.Uic sceptra aniatus iure genti
\i Cum Sophia Leopoldus omni.
Moii .solis ignes splendidius micant.
Quam fulget alti iilia priiicipis,
Augusta Alexandrina. Formaiii
Purpurei decus oris ornat,
Et Gratiarum subsequitur decor ,
Tomesque Virtus condecorat, patris
Cognata sceptro, Comitasque
3Ioribus ingenioque blauda.
Erneste! felis principe virgine!
O virgo felix principe oobili !
O coniugi felicis onien!
Spes patriae stabilita surgit.
Laetos vocant los vota precantium,
Laetis moras ne ducite longius.
Jion fulget auro Liaa nostra.
!Nun turnet uva nigrans racemiB,
At sunt opacis cum violis croci ,
At sunt oduris Iilia cum rosis:
Nectemus Augustis Coronas !
iVIunera parva placent beoigni».
•-'4-
?4S
> an mim I ::. Ijohrerpersonal de« Doiiijfvinnasiums.
Zii t)^l<Tri I.S4I scliii'il rill tüchtiger jiiufer l^clirer, Hr.
Scliiil.iiiilsijmliilat Aiijjust WicfaiHl, von uns, tini c-ine
LohriTstcllp an ilcr iKilicrrn ünrfcT.sihnlp in llallxTsladt
zu nbernnlinicn. Kr hatte nns ein Jalir liimlnrcli nnter-
sti'itzt, unil «lal.ei «rosse Liebe Jin seinem Hernie, jjnte
.Sachkeeiiitniss iinil Umslrlit in Hanilhabnng- iler üisriplin
lien.'llirt. Zu gleirlier Zeit verliessen uns aiii-h ilie bei-
den Herren C. Hetzer und C. Ha u c ll fu ss , ron denen
der erstere den llnterriilit im Silireiben und Zeiciincu
einige .lalire liinilunli an unserer Schule geleitet, der
andere von Ostern 1^40 an uiientgelllich i inijre Lectio-
nen in den alten S(iracheii m-jelien liatle. Nicht lan'.'e
darauf, am 'I. .Inli, starb d<M- bisherige Lehrer iler fran-
7.osischen ,S|)rache Hr. Adolf (in iler in einem Alter
von ()~^ Jahren an Enlkr.'lftiin},'-. Er »ar ein i^laiin von
«o trririiclier Denkiinjrsart und so liebenswürdijtem \t escn,
dass er Allen, die ihn 11,'lher kannten, gewiss nnvergess-
lirh sein wird. In seine Unterrichtssfnnden theilten sich
der üirector, Hr. Snbrectiir Dr. Liebaldt, Hr. C'andi-
dat Holtze uikI Hr. Sprachlehrer Cavin. Zu IMiehae-
lis aber trat Hr. .Schiilamtscaiididat C. l'\ Benicken,
der zuletzt an der Uealschule in Halle als Hiilfslehrer
•bearbeitet hatte, an seine .Stelle. Ausserdem fiel keine
Neriinderuiig im Lehrerilersonnle vor. Kä nnterricliteteii
also im terflossenen Schuljahre mit Einsrhluüs des Hrn.
Domniedijjers Heizer || Lehrer an dem Uomgvinnasium,
näinlich: Director Dr. Fortsei«, zngleicli Ordinarius
von Prima, Conrector Dr. Aliiiler, Ordinarius von Se-
cunda, Conrector fll. Schmidt, Ordinarius von Tertia,
.Snbrector Dr. Liebaldt, Ordinarius von Quarta, ftla-
theinaticus Hülsen, Dr. Matthiae, Ordinarius von
(juinta , !\lusikdirector Claudius, Schulanitscamlidat
Holtze, .Schnlamtscandidat Benicken, .Sprai hlehrer
Cavin.
> eubrande nbiir •;. Das Alicliaclisprngrauiui des hie-
:.ij;en Gymnasiums enthalt eine Abhaiidliinj; des Prorector
Waldastel: de cliori coniici dispositioiie , incessn, sal-
latione, T2 S. 4., iler eine Invective des Verf>. gegen
ilen Dr. Firnhaber wegen seiner Recension eines frü-
heren Programms des Hrn. Waldflstel: de tragoeiiiarnm
Graerarum menibris in der Zeitschrift für Allcrth'in.stv.
1S39. Nr. 85—89. vorangeht. Das Gymnasium »ar im
Winter »ou 8), im Sommer von 9!) Schülern ,. die iiür-
gerschule im Winter von 191, im Sommi-r von l(i,') Schü-
lern besucht.
Nenstrelitz. *n dem Gymnasium Carolinnm da-
selbst, mit dem neuerdings eine Vorbereitniigsciasse ver-
liuiiden unrde, unterrichten gegenn.'irtig folgende Lehrer:
Director und Srhiilrath Kggert, Professor Dr. Ladc-
«ig, Professor Bergfeld, Dr. Scheibe, Milaroh,
Werner, V i 1 1 a 1 1 .• , der Cantor .^lessing und der
Zeichenlehrer Rusche wcvh.
Wismar. Die grosse Stadtschnic daselbst feierte am
3<4. Se()t. lSi41 ihr dreihundertjähriges Jubelfest, wozu
der Reetor derselben, Prof. IVl. C. F. Crain durch eine
.tusführlirhe Schrift: Die Refurinatiou der ebnstl. Kirche
in Wismai, 'II S. 4. vorbereitete, »ie auch ein kürzere.i
I'Vst|irograiiim als eigentliche Einladung und ein Carmen
sernlare schrieb. Die Feier selbst bestand in einem Rede-
actiis mit IVJnsik- und Gesangbegleitung, uobei ausser dem
Rector der Oberlehrer Dr. H. Francke und mehrere
Schüler der obersten Classe als Redner auftraten. Zur
Bezeugung ihrer glürkwünschenden Theilnahine hatten der
Director Dr. Wex von Schwerin Namens des dortigen
(ivinuasiuins, Prof. Dr. Petersen von Hamburg für da»
akademische Gymnasium daselbst, Conrector Dr. Lübker
von .Schleswig als früherer Lehrer der Anstalt eigene
Druckschriften, Director Prof. Bach mann von Rostock
für die dortige grosse Schule eine l'otivtafel — alle selbst
hei dein Feste aiiwesenil — überreicht. Alittags vereinigte
ein glÄiizendes Mahl , durch die .Vluiiiiiceiiz der liberalen
Ortsbehörile an» gestattet , in dein schonen Locale des
Rathhanses niiil Abeiiils ein Ball die von nah und fern
herheigekomineuen Gäste in Frohsinn und Heiterkeit. —
Prof. Crain hat die Festrerle für die Freunde jetzt ab-
drucken und vertheilm lassen. — Zum iivlttenvinl ver-
sainmi'lle sich hier der Vei-ein Norddeutscher Schulmän-
ner unter dem Vorsitze des Rectors iler grossen Stadt-
schule, Prof. Crain, am 3(). Sejjt. und 1. Oct. hS-H.
Die Zahl der anwesenden ordentlichen und ausserordent-
lichen rtlitglieder »var \'>'A. Folgende Vorträge wurden
am ersten iinil theilweise am zweiten Taire, >«o zugleich
die Berathiing über einige Puncto der Sl.itiiten iiirge-
nonimcn wurde, gehalten: vom Prof. Ladewig ans Nen-
strelitz: über die Gränzen des Griechischschreibens auf
Gelehrtensrliulen, vom Rector Dohrii aus IMeldorf: über
den Unterricht in der deutschen Sprache auf Gelehrten-
schulen, vom Conrector Pansch aus Eutin: die Bücher
des Aristoteles über die Freundschaft (Etil. Nie. VllI, IX),
ein Schulbuch für die oberste Classe eines Gymnasiums,
vom Dr. Frege aus AVismar: über den organischen Zu-
sammenhang der Bürger- oder Realschule mit der Ge-
lehrtenschule, vom Dr. Haupt ebendaher: über das der-
zeitige Verhältniss der Gelehrtenschnle zur Kirche, mit
Beziehung auf einen Aufsatz der Ev. Kirchenzeitiing, rnai
Collaliorator Fevers aus Lübeck: über die Bildung und
verschiedene Form des A-verbo im Lateinischen. An die
Stelle des staluteninässig abgehenden Sccretärs, Conrector
Lnbker von Schleswig, war iliessmal schon der Lehrer
Dr. Haupt von Wismar getreten, ein zweiter Secretär
,'>ber wurde jetzt in der Person des Dr. Nülting von
Wismar gewählt; dein früheren Secretär wurde von der
Gesellschaft die Besorgung des Abdrucks aller früheren
Protokollausznge , die in Zeitschriften zerstreut waren,
übertragen (seitdem erschienen Schlesw. 1^41. 103 S. 8.).
■Ulli zugleich beschlossen , dass künftig ein Auszug aus
den Verhandlungen durch Besorgung des jedesmaligen
Sei ret.'lrs besonders abgedruckt und an sämmtliche IMit-
glieiler vertheilt werden solle. Die Wahl des nächstjäh-
rigen Versammlungsorts fiel auf Schleswig, und die
beiileu ersten Lehrer der dortigen Domschule, Rector
Ju u gel aussen und Dr. Lübker wurden mit den Ge-
schäften des Vorstands beauftragt.
G y m 11 a s i a 1 - Z e i t LI n g.
Beiblatt
zur Zeilsriiri It für die Altertliiimswissenschalt.
August 1S49.
I
36. iiJinig-es y-iir Eririiicriin<>- an Karl üffried Müller.
Otfried Mäller's Scli»iegerpa(cr ist iler Grhcime Ju-
etizratb Hugo in Gullinge/i , iler grosse Jurist und be-
kaiinfo St.fter der historisrlicii .Srliiilo. Je niolir Ursache
dieser berühmte Gelehrte hatte, auf einen solchen Schwie-
get iofut stolz zu sein, um so tiefer inusste ihu die JNach-
richt von dem Tode desselben erschüttern, die er, ganz
uneruartet und uniorbereitct, wie man erzählt, zuerst
in der Augsbnrger Allgemeinen Zeitung las. Vielleicht
um einem künftigen ISiograplieu des Verewigten rorzu-
arbeiten , Hess Hugo eine Samnilang von noch nicht ge-
druckten Aeusserungen über Mülle/'s Toil drucken, ilie
er nur Freunden verehrte. Wir theilen davon den ersten
Bogen: Der I. August i ü40 überschrieben, in der Ueber-
zeugunw mit, ilass jede Erinnerung an den herrlichen
.'Mann das Interesse der Leser der Zeitschrift für die
Atterthumsifissc}tsckaft , zu deren Alitarbeiter Müller ge-
holte, erregen »erde.
Der 1. August 1840 ')•
Es sind bereits vier Alouate verflossen, seit wir auf
attischem Boden mit Freude aufnahmen , und frohlockend
1) Den Anfanj» dJcsL'r Sainnilung von, wenigstens deutsch oder
lateinisch, nocli nicUt gedruclNlen AecisscruDgcn über Mül-
■ ler's Tod niaclit die Uebeisi'tzung einer neiigriccbiscbcn
Rede des Hin. Professor I'hilippos Joaiinoii zu Jthen , bei
der Beeriliguiig am 2. .\iigust gehalten. Das Ganze erin-
nert die l'rciiiide des Hei.uisgebers, schon 'lein Aeiisscrn nacli,
an ein Llalt , worin ilinen ein Aiilsal/, von M. über das
Dciclorjubilaiiin seines Schwiegervaters nebsl einigem sich
darauf Brzicbciulcn niitgelbeill wor.len war. Andere Aucr-
kciiiiuiigcn der Verdienste des Vorstnibcncn sind schon die
erste in Dculscbland bekannt gemachte IVachricIit von sei-
nem Tode in der f/lnp;sl>urgerj /Itlgemeinen Zeitung wegen
der ihm von der Universität zu /Ithen erwiesenen Ehre,
die hiesigen Gclehrlin Aiiz. St. 145, die ebendaselbst St. 154
erwähnte iSaclischrift des Hm Prof. Schneidewin zu Jer
von M. ziiriickgclassenen Vorrede zum Verzeichnisse der
Vorlesungen *) , und was St. tti9. angezeigt ist, die Ge-
dachtnissredc des Ilrn. Prof. Liebner und die Schrift des
philologischen Semin.irs , von Hrn. Candida! Stall ans dem
Nassauischen. Gedruckt ist ferner ein Gedicht von Hrn.
Dr. EUiseii und Eines von Hrn. Cons. Secr. Bube in Gotha.
Auszüge aus Briefen der Reisegefiilirtcn stehen im Kunst-
blattc und in der (^HallischenJ A. L Z. *')
') Diese ihren gelehrten Verfasser ebenso sehr, als den edlen
Todten ehrende Nachichrifl aus dem Index Scholarum
Orn.nasial-eilun .
begrüssten den herrlichen Otfried Müller, uml licute ver-
sammeln wir uns niedergeschlagen und in Trauer, om
publice et privatim in Acadcmia Georgia Augusla per sc
nieslre biberniira Anni MtiCCC.VL — MDCCCMJ babcn-
daruni hier ganz milzulheilen , wird für den Einsender
um so weniger der Eiitscl.uMigiing bedürfen, da der In-
dex Scliolarum nicht in sehr viele Hände gelangen incicbte.
Die Nachschrift S. 9 sq. lautet: ,,Haec et quae de Foro
Athenarum dicenda restant, perscripta icli(|uit is , quem
ante hunc annum corpore animoijue valenleni et vegctum
lacta ouinia sperantes spcranteni ad visendam Italiam et
Graeciam disccssurum piis volis proscquebnmur , Carolus
Odofredus Muelterus , cerlissininni Acadeniiae nostrae
Cohiiiien et splendidissimum ornamentum. Cujus dcsidc-
ratissimi viri reJitum dum post fauslum iter ac nobis
lilterisf|iic salutarc futurum et post snpcraias non sine
Deo multas magnas(jue diiricultales cupidissime e.vpecta-
mus, diimque ii ex Vobis, Cominililones , quos sludio-
rum ratio cum viro iiicomparabili artius coniun\isset,
illius societatem laetitiae publico documeiilo conlestari
apparant: ehcu , inopinanlibus oninibus et talis casus
accrbitütcm vix cogitatione alliugcntibus trislissimus alfcr-
tur nuntius, non passas esse vcleium umbras bcronm,
intcr qiias venerabundus versabaliir. homincm Germanum
inteßrum i'icae scelerisque purum et in quo Gra^i lumeD
ingenii revixissct, a sc divelli. Elenim Delphis dum vc-
tuslatis reliquias studiosius scrulatur et ex viscerihus ter-
rae eriiit, inexpleta pcrvestig.mdae antiquilalis siti .-«b-
rcptns viin morbi occulte glisLenlis vcl vilipeiulit vcl dis-
siinulat. Post, iugravescente niorbo, a ßdelibiis socü«
iliueris summa cura Atbenas adveclum nulignae vebemen-
tia felnis rxlin.\it jamiam ad dome.sticos l.ires et ad orna-
rtssimam coiijugem redire gcoticnteni, jam Vestris quoqiie
usibiis, Couimilitoncs, gnaviler prospicienteni [Aliquot ante
nicnses b. Muellerus Atbcnis scheduUm ad nos miäcrat,
quae huic Indici Scholarum insrreretur, bancce : C. O.
Mucller, Dr , Mjtholaglam antii/uoritm populorum doce-
bit (|uiuis per hcLiduuiadem diebus b.oris IX — X. Gram-
maticae Gniaae latinacque priorein partem Iradet toti-
dcm bnris X — \I. Semiiiarii pbilulogici sodalibus quam
couiuientandi niateriam proposituius sit , ab itiiieie rcdux
in publicis tabulis indic.ibit]; et cxtinxit in ipso flore
virilis aetatis et orsurum quos menle aninioqiie consigna-
tos habebat Graecaniin bislorinrnm libros viclnris tradcre
chartis. F. A. Wolfium Massilia lenct, C. Hcisigium Vc-
neti tnmulaveic: Athenae Atticae sua esse voluerunt ofsa
CaroU Odoßedi Muelleri. In ipsa Acadcmia vetcre nor,
procul ab aeclibus Pialouis scpullum Atbcniensis Acade-
niiae Professores, qui luctuosiim fiinus bonorificenlissima
pompa exlulere, maiisuro moniiiienlo decorabuut. Noiite
expcctare, Commililones , virtntum Muelleri, quae suni-
mae fuerunt, ambitiosam pracdicationem: quam ncc hujus
18
251
'>.=i7
ihm LcbeHoliI za ga<;en. Der »nraiisoilrnile Raf melileie
Ulis «lainnls, ilass <Iic»cr liurhberiihmic Pliiloloj; iiiiil Ar-
cLfloIo^, ilessrii gpsaiiiiiitfü fjrleii ein Lrstäiiiligrs Stililiuni
der (irsdiirlite und Uoogra|ihie, der Künste und Wisscii-
«clial'trn, der Staatsverfassungen und Relij^ione» des alten
Ucllas ausULaclite , kdinnie, unser ^'aterland zu srliaucn
und mit eigenen Au;,'«n die lioehlierrliclicn Denkmäler
desselben und die glcinzendcn Leberreste den Hellenisrlieii
Kunstsinnes zu bctraillten. Von »velihcr Freude fi'ililto
«ich da Jeder von uns durchdrungen , als wir hollca durf-
ten, den edelii !\laiin von Angesicht zu Angesicht zu
achauen, ihn, den die Hellenischen Mnsen von zarter
Jogeiid au mit unseriii Vaterlanile »erkuiijiften ! Wie ciif-
sfickt« irns die Holl'nung, dass die Rundreise dieses hoch-
gelehrten, geistvollsten IMannes durch Hellas der Wisscn-
achaft unberechenbaren Geninu bringen würde, der er
seine Kr.'lfto geiveiht hatte; dass er vieles Dunkle auf-
hellen, vieles Unentschiedene und Zneifelliafte zur Eiit-
icheiilung bringen würde! Aber am heutigen Tage ist
unsere Freude in Kummer verwandelt, unsere HofTuiingeu
8iud bitter getciusclit, und wir versammeln uns mit nieder-
geschlagenem Herzen, unseren geliebten Gaste das Ge-
leit zu geben. Geleiten wir ihn etwa bei der Rückkehr
loci augiistiae capianf, nee unici viri praestanlia desidc-
rel, nee ileiiitjue receiitis Iiiijua ma^iiitudo patialiir dolo-
lis Lugent cum grandaevis parenlibus spectatissiini lia-
tres, cara soror; löget com canüiJissinia iixoie Icnerisque
liberis et cum universa domo socer, scnex venerabilis,
qiii qiiantuni spb'nJoris in Muetleiuin smun tian.-liidit,
tantum vicissim rcccpit a Muellero : luget Georgia Aii-
gusta, t.ili viro oibala, quales singiilis aetalibus singolos
parca laigiUir natura: lugont quidc|iiid est ubiqne homi-
nura littrratonim , qui admirati singulare MueUeri inge-
niiiin ilhistiisbimis sciiptis anlehne edilis comprobatum
summa quaequc ab hoc nno sno jure expectarcnt: liigc-
miis collcgae et amici, deslltuli co collega, eo aniico,
quo non vidimus candidiorcni ; lugctis Vos denique, Com-
militones , tali niagistio piivali, quali nee doctiorcm et
ad docendos juvcnes mngis natnni , nee nielioieio atque
benevolcnlioicm invenerilis. Solainen luclus est, quod
causas babeinus lugciuli, Non omnis mortuus est Caro~
lus Odofrediis Muellcvus, ncc iisdem quibiis vita, nomcii
ipsins el farna continetur teiininis Dum erit bonos bis
Jludiis, qtiibus Ille vitam suam rircsque, quas a natura
iiccepcral, raiissimas , consecravit, vulitabit vivus per
ora viiiim. Nobis aulem , dum in Icrris erimus, desidc-
lium sui reliquit nagrantissinnim. Foittinatum quiJeni
Muellerum ob vitam summa ad ipsum obitus diem ftli-
'.itatir actam, fortunatum ob mortis ipsius ralionem lo-
ciimqne et tempus, qui omni generc gloriae cuiijulalui
in sacio solo Graeciae suae cupiraveiit divinain illum
animim cuique vcliemcnlla niorbi vcl sensnin rooiinndi
abstulcrit. Supremus lector bumaiiaium rerum oninibus
nobis eam men'.eiu duit, ut nunqviam sanctam niemoriam
virtutuni bcati J^Juelteri ex animis nostiis cfflueic patia-
mur. P. P. in Acad. Georgia Augusta Augusto raen'^e
anni MDCCCXL.
**; Seitdem //iigo dieses schrieb, sind die scbünen ÄiVinc-
ruugen an Karl Otfiied Müller von Lücke ^ GötlinKeii
1841 , eiscbieurn , sowie in der Beilage zur Augsbnrgcr
Allg. Zeit von lis4t Nr. 79 ein inlciessanter Aufsatz : Er-
innerungen an Otfvied Müllcr's ithadeinische Zeit ft8l6
— 1817) belili'll , von wciclieiu Hugo gloicbfalls einen
liesondercn Abdruck für Freunde und Verehrer des Vei-
itoibcncn vcranslaltcte. Aniiierk. des Einsenders.
iaB gelehrte Denischlanil , in den Kreis seiner tlieueren
Familie, in die Arme seiner edlen Frau, die mit den
geliebten Kindern seiner Heimkehr von der weiten Reise
klopfenden Herzens entgegenharret? Geleiten wir ihn
etwa bei der Rückkehr auf seinen Lehrstuhl, wo Schaa-
ren nach Wissen dürstender Jünglinge seiner Ankunft
warten, um zu seinen Füssen sitzend seinen begeistern-
den V^ortr/igen zu lauschen? Geleiten wir ihn etwa bei
iler Rückkehr auf jene glänzende Laufbahn wissenschaft-
lichen Ruhmes, die er mit so grossem Ueifall durch-
schritten hatte, um neues Zeugniss abzulegen von seiner
hochbegabten Natur und seiner tiersinnigcn Aiiffansung
des Alterthums, und um neue Quellen zu erüfFnen für
historische und archfiologisehe Forschuugeti, die et auf
seiner beschiverdevollen Rundreise an's Licht gezogen
hatte? Ach! ille Trauer würde dann nicht so tief sein,
die Niedergeschlagenheit würde dann nicht in dem Maasse
auf unser Aller Antlitz zu lesen sein! Wir geleiten ihn
zu einer weiten, alle Hoffnung auf Wiederkehr abschnei-
denden Reise, wir geleiten ihn zum Grabe, in welches
ihn der bittere Tod hiiiabzieht, der unsere und der ge-
lehrten Welt Hollnungeu vernichtet hat! Ich aber bin
von Seiten meiner Amtsgenossen aufgefordert worden, bei
diesem Geleit eine schwere und harte Pflicht zu erfül-
len und am Grabesrande die Worte des Schcidens zu
sprechen.
Meine zahlreichen Zuhörer erwarten vielleicht von
mir eine vom Beginn anhebende Lebensbeschreibung des
berühmten Mannes, wie es bei solchem Anlass gebräuch-
lich ist: eine Schilderung seiner Jugend und Erziehung,
seiner auf Gymnasium und Universität vullendeteo Aus-
bildung, was denn Gelegenheit gäbe, eine Menge hoher
Lobreden zu ersinnen. Oder vielleicht erwartet man von
mir eine genaue Aufzählung der verschiedenen philolo-
gischen, historischen und archäologischen Werke, wodurch
er die Wissenschaft bereicherte, eine Darstellung der
vielen und grossen Vorzüge , die ihren Wcrth erhöhen,
unil eine Schilderung seines unablässigen uud mit reich-
stem Erfolg gekrönten Wirkens als akademischer Lehrer.
Aber für eine so grosse und schivere Aufgabe bin ich
weder genügend gerüstet, noch auch genügt die Kürze
der mir zugemessenen Zeit. Daher überlasse ich dieses
Alldem, die mit seinen Lebensschicksalen inniger ver-
traut sind, und seine Werke emsiger studirl haben, Und
beschränke mich auf das Folgende.
Olfried Müller, von achtungswerthen Aeltern in Schle-
sien geboren, gab sich von frühester Jugend mit glühen-
dem Eifer den dassischen Studien hin, und zeichnete sich
schnell durch uiige» öhiiliche Talente aus. Seine akade-
mischen Studien lollendete er auf der Universität LV/7/«,
wohin er sich von Urcslnu begeben hatte, um seine phi-
lologischen und historischen Studien fortzusetzen. Dort
hörte er namentlich die Vorträge des berühmten Böckh
mit grossfer Theilnahme. Von Natur mit seltenen Anla-
gen ai:sgestatlet und mit nie rastendem Eifer sich auf
ilie ^^ issenschaften werfend, sammelte er frühzeitig einen
solchen Schatz von Kenntnissen, wie man ihn nur selten
an älteren Gelehrten bewundert. Kanin zwanzig Jahre
alt schrieb er seine Aeginetica, in welcher Schrift die
ersten Strahlen seines hcrvorrageudeii Geistes hervorleach-
253
354
I
t«ten. üalii folgte sein brrnhm<es Werk über Orcliome-
nos und iüp Minyer, «elches mit iiiigo<hciltpm Beifall
von <len deufsrhon Hisforikern nn<l Arrliäulogen aufge-
nommen, seinen «issensrhaltliclien Riifim nach allen Sei-
ten verbreitete nnil befestigte. üalier ward er in einem
Alter von etwa ziieiiindzwanzij; Jahren von lireslan an
die Universität Gütlingen bcrnfen. Mii allgenieineui Bei-
fall betrat er dort jenen Lelirstnhl , auf dem er als Stern
erster Grösse der jjelelirten M'elt lenrliten sollte. Die
reiche Fülle seine.s Wissens, gepaart mit der srliiinsten
Gabe des Vortrags, machte ihn zu einem der gefeiert-
sten Lehrer, und zog eine Menge lernbegieriger Jüng-
linge nach GiJtiinge» , um seine gehaltroiiheii Vorlesun-
gen zu liuron. Hier schrieb er, stets auch literarisch
thatig, die Doricr, Etruskcr, das Handbuch der Arrliäo-
lügic der Kunst, drei llaupfiverke , unverg.'ingliche Zeug-
nisse seiner Giiclirsamkeit , seine» ^^^harfsiuns. Ausserdem
übertrug er Aescliylos Eumeniden in's Deutsche, und ver-
sah sie mit vielen gelehrten Eriirterungeii , besorgte kri-
tische , reichhaltige Ausgaben des farro und Festus, und
schrieb eine lange Reihe von andern philologischen, lii-
titorigchen und archäologischen Abhaudlungeii , ilie ihm
eincu europäischen Aiamen verschafften. Sein von Jugend
auf ununterbrochenes Studium der hellenischen Geschichte
unil .Archäologie verknöpften ihn dergestalt mit unserem
Vaterlande, dass nir behaupten dürfen, dass er, in dem
hvperboreischen Deutschland lebend, innerhalb Hellas
lebte , und hellenische Luft athmete. Nati'irlicU konnte
ein solcher fllann nicht theilnahnilos bleiben gegen das
Geschick des junsen Hellas. Das bezeugen Alle unter
uns, denen das Glück ward , ihn in Gültingen kennen
zu lernen. Otfried Müller gehörte zu jenen Philhclle-
iien, die nicht nur freudig die Freiheit begrüssten, als
Hellas im Jahre IS'-'l das .Schweidt erhob, die nicht
nur für ein gutes Gelingen unseres glorreichen Kampfes
beteten, sondern die auch dazu mitwirkten, durch Wort
und That nach bessten Kräften. Als aber Hellas gauz
und gar die Fesseln der Sklaverei gesprengt hatte, und als
es gereinigt war von der Befleckung der Barbaren und
unter einer vollständigen und vaterlichen Regierung an-
flog, das Glück eines gesetzlichen Zustandes zu genies-
sen : da entbrannte in ihm die Sehnsucht , den nun freien
Buden von Hellas zu betreten und ilie geretteten Denk-
mäler der alten rnhmivürdigen Zeiten zu scliauen , die
das unrerrückte Ziel seiner wissenscbaftlii hen Forschun-
gen waren. Er rerliess Deutschland , durchreiste Italien,
und traf im verdossenen Frithjahro im neuen Athen ein.
Ihn sahen wir mit ungehcuchelter Freude in unserer
Mitte, ihn begrüssten wir als ruhnigekrönten Theilnchmer
unseres Glückes und reinen Freund unseres Vaterlandes:
wir hörten gern ilie warmen Wünsche, die er oft aus
Herzensgrunde für die Erstarkuiig und das GedeiheD un-
seres Vaterlandes und für das Fortschreiten unserer wis-
senschaftlichen Anstalten aussprach: wir wurden bezau-
bert von seiner Leutseligkeit und seinem freundlichen,
milden Wesen, wir bewnnilerten seine rastlose Tliätigkcit
bei der Aufsuchung und Erforschung der .intiken Denk-
mäler, die in Athen noch erhalten sind, und wir erfleh-
ten auf ihn unersehütterte Gesundheit für die übrige Reise
durch Hellas. Aber ach! unsere Bitten sollten nicht er-
füllt «erden. Mitten In den schweren Anstrengungen
seiner mit mannirhfacheu iMühcn verknüpften Reise ward
er, ganz dem Dienste der Wissenschaft geweiht, in der
er allein lebte und webte, keine Beschwerde scheuend
und die Sorge für seine Gesundheit gering achtend, von
einer bösartigen Krankheit befallen, welche weder seine
starke ?Ialur, noch die unermüdete Pflege und hinge-
bende Aufopferung der erfahrensten Aerite zu überwin-
ilcu vermochte. Zu früh raffle ihn aus unserer Mitte
der unerbittliche Tod. Er beraubte Seiner da« gelehrte
Deutschland, dessen Stolz er war; er beraubte Seiner
die Universität Göttinnen , deren Zierde er war. Diese
Anstalt wird diese letzte unil schwerste Züchtigung be-
wehklagcn.
Hellas, Verklärter, welches das ganze Leben hindurch
deinen Geist fesselte, sollte aufnehmen und in seinem
Busen bergen deine sterbliche Hülle! Du solllest den
ewigen Schlaf schlafen in der herrlichen Sladt Athen
und vou deinen wissenschaftlichen !>Iühen ausruhen hier
auf dem Hügel der Platonischen Akademie, wohin oft-
mals im Leben dein Geist entschwebte, und wo deine
Asche sich mischen wird mit der .4sche so grosser Män-
ner und ruhmwürdigor Weisen des allen Hellas, welchen
du nachgeeifert hast! Nimm an, Verklärter, die Thrä-
nen unseres akademischen Vereins, nimm an diese unsere
letzte Anrede, und lebe fort für die Ewigkeit! Die Ge-
rechten leben für alle Zeiten, und im Herrn ist ihr Lohn,
und ihr Geist ist beim Höchsten.
*
In Galignani's fllessenger vom 3- September steht aus
den Times unter der Ucberschrift Dcath of Professor
Müller, folgender Auszug aus einem Briefe vou Finlay
in Athen an den Oberstlieutenant Leake (nicht Locke) . .
Müller wurde einige Tage vorher krank zu Delphi, wo
er sich sehr der Sonne aassetzte, indem er Stunden lang
Inschriften abschrieb, während der Hitze des Tages. Er
hatte eine Nachgrabung gemacht längs der polygoneii
Mauer, welche den Grund des grossen Tempels trug,
wodurch er eine I\Ienge neuer und langer Inschriften
entdeckte. Er entdeckte gleichfalls einige unterirdische
Gemächer unter der Lage des Temples; aber er war
nicht iqj Stande, die Nachgrabungen fortzusetzen, da
sie unter den Häusern der Bauern waren •) . . Der
Grund seiner tüdtlichen Krankheit scheint entweder in
Orchomenos , »o er im Freien schlief in einer Gegend
von Malaria, oder durch seine grossen Anstrengungen
zu Delphi gelegt worden zu sein. Da Niemand den Ver-
lust, den die gelehrte >Velt gelitten hat, besser beur-
Iheilen kann, als Sie, will ich kein Wort darüber sagen,
aber ich kann an seine liebenswürdigen persönlichen
Eigenschaften, an die Sorge, womit er seine tiefe Ge-
lehrsamkeit im geselligen Verkehr brauchbar machte,
nicht ilenken, ohne tiefes Gefühl seines Verlustes. Bei
seiner Zurürkkunft erwartete ich ihn auf einem Besuche
von Liosen und zur Untersuchung der Topographie von
2) Nach dei Aussage Eines der Ccgicifcr von M , woraus eine
Zusamniciislcllung UAi\, wnr diess in der einen Ujcbtung wirk-
lich der Kall, in <ler aiulein .ibcr wob! nur ein Vorwand
der n-icbf;iabcnden ,\rbeilcr. ^ninerh. des Herausgebers
18*
255
256
Dareria ; nun ist er auf dem Gipfel des kloinen Ililgela
über der AVadeinie begraben. Uiess »var der Gedanke
des Rutlin der Unirersilat zu Athen, fll- liatle die Ab-
licht iiacli seiner Ziinickkuiift in Uciifscliland sein gros-
ses Werk über die allgemeine Geschichte von Griechen-
land aniufanjjeii ■"). —
Ans/inj; ans einem ausführlichen Bericht de» in der
rorigcn Anmerknnjj ernähnten Begleiters über M.'s Nach-
grabungen bei Delphi ').
Einige in einem «nsten Gärtchen sichtbare und mit
tum Theil schon bekannt gernachten Inschriften bedeckte
Steine , welche in paralleler Richtung mit der Tempel-
»iufe fortliefen, führten IM. auf die Vcrniufhung, dass
lic Hohl Ueberreste einer Tenipelumfangs- oder Terrassen-
Diauer seien. Die .tusgral>ung förderte auch bald eine
AJauer an"s Licht. Weiter durfte an dieser Stelle nicht
gegraben «erden, da ein Haus im AVege stand; aber
am üsdichen Ende »ar man bis zur Ecke der IMauer ge-
kuninien. Die Steine sind ganz und gar mit Inschriften
bedeckt, nur rauhe Streifen an der Oberflache der Steine
trennen eine Inschrift »on der andern. Bei dieser IMauer
arbeiteten Müller, ScliiJll und Curtius mehrere Tage
lang, ilen Strahlen der Sonne in der engen Ausgrabung
noch mehr, als im freien Felde, ausgesetzt. Das Schwie-
rigste, die Abschrift von neun Inschriften eines vom
ubern Theilc der Ecke herabgestürzten und umgekehrt
auf der Erde liegenden Ecksteins, behielt M. für sich,
und arbeitete mit dem griissten Eifer daran, bis Unwohl-
sein ihn nuterbrach.
Zu seiner griissten Freude aber forderte eine ueuo
Ausgrabung die Tempel- Souterrains an's Licht. Er hatte
nSmlich schon immer geäussert, dass er auf der Tempel-
stufe wolle narh,i;raben lassen, um wenigstens den Fuss-
boden des alten Tempels zu sehen. Ein zwischen den
Häusern frei gelassener Platz ward durch eine Volkssage
als der Ort bezeichnet, an welchem man zu unterirdischen
Gemächern gelangen würde. Es zeigte sich auch bald
unter drei stufenarfig auf einander liegenden niarmorl.igen
eine 1'/., — 'J Fuss hohe und ; — 4 Fuss lange Oeflnung,
welche in einen unterirdischen Raum zu führen schien,
aber man hütete sich noch, hineinzusteigen. Als die Rei-
senden aber eben zu Mittag assen, meldete der Führer,
dass der Hauswirth bereits hineingestiegen sei. Dieser
kam bald darauf selbst, und crz.ihlte voll Freude, wie
er da unten Gemacher gefunden habe. Auf dieses Wort
eilte 31. zur .\nsgrabnng, und ward von den umstehenden
Arbeitern mit Cl/Ccj 6 ßo.cn}.£l'i;l empfangen. Es zeigten
sich, so viel bei dem schwachen Scheine der Lichter zH
erkennen war, drei unterirdische Ivammcrn unmittelbar
3) Der Plan war in seiner letzten Erweileiung, wie ich hure,
auf zwüU" Bande angelegt, wovon der erste Giograplile und
Topographie, die seclis letzlen ein/,clnc Erörterungen ent-
halten sollten. Ancli diesen ..Riss in die VVisscnscIinlt" wird
man , wie ein Freund schreibt, woIjI das g.in/e Jahrluindert
bindiircli eruptiiiden. /tnmok. da Herausgebers.
4' Der erw.ihnte Gedruckte eines Andirn entweder in dem
Kunstbl.iltu oder in der fHallischenJ Allg. Lit. Zeitung ist
Icai Hcransgeber noch niclil zu Gesicht gekomnicn, dass er
ihn mit dicsi'Oi Handsclirillliclicn vergleichen könnte.
Anincrk des Ilcraiis^ehcrs
unter dem Fussboden des l'empels, den man auch schon
siellenweis frei gelegt hatte. Den folgenden Taw , Jen
19. Juli, arbeiteten die Griechen nicht, weil es Sonntag
war; am Slontag ward die Arbeit wieder begonnen, aber
nirgends zeigte sich die Spur einer grösseren Kammer.
Am Dienstage weigerten sich die Arbeiter fortzufahren ,
unter dem Vorwande, die umstehenden Ilauser liefen
Gefahr. An diesem Tage äusserte sich auch 51. 's Un-
wohlsein, und so konnte uiau nicht zu der Inschrifts-
maucr gelangen. —
Aus einem Briefe von Jacob Grimm stehen hier nm
so lieber auch Stellen , als sein Glückwunsch auf dem
vorhin erwähnten Blatte gewiss auch Vielen Freude ge-
macht hat.
Mir steht M. die ganzen Tage über, nach Gestalt.
Stimme und allen Erinnerungen , welche durch die Mit-
theilang seiner Briefe recht aufrecht erhallen waren .
vor meiner Seele. Man kann leohl sagen, dass er einen
schönen Todes gestorben ist und herrlich begraben liegt.
Ja dass ihm die Fieberphantasie nur grossartige freudige
Bilder Griechenlands vorgeführt und allen Schmers dei
Heimwehs erspart hat. Aber welch ein kleiner Trost
für das grosse Leid, das sein Tod erweckt, und welch
ein Jammer, dass er nicht wiederkehrt ! Nach dem l er-
laufe der Zeit , wemi wir auch dahin gestorben sind ,
mag man sich so trösten und ihn über Alle glücklich
preissen ; uns und dem tiefer fühlenden Recht unserer
Gegenwart ist damit nicht geholfen. Ich wollte lieber ,
sein Grab wäre an barbarische Stätte gekommen, nach-
dem er noch lange in der Welt gewirkt und die ganze
Ernte seines Ruhms gehalten hätte
... in das von ihm ersonnene und gebaute Haus,
über dessen Schwelle sein Fuss nicht wieder schreitet ■. ■
Auffallendes Zusammetitreffen dem Orte nach:
Ueber den delphischen Dreifuss war, wie bei Saat-
feld nicht erwähnt ist, wie aber schon die hiesige An-
zeige von seinem Tode bemerkt, seine erste hiesige Schrift,
und in Delphi endigte er seine Forschungen mit dem
unerwartetsten Erfolge.
IVlit Orchomenos hatte seine Geschichte griechischer
Stamme angefangen; in Orchomenos ■ fii^S nach Finlai/
seine letzte Krankheit an.
Bei seinem lithographirten Bilde, das bald nach der
Nachricht von seinem Tode hier nicht mehr zu haben
war, steht im Hintergründe das Parthenon.
Vor seiner Reise sagte er, er wisse in Athen so gut
Bescheid, dass er keinen Führer brauche.
In seinen Vorlesungen soll er bei einem Plane von
Athen, den er an die Tafel schrieb, die Akademie , wo er
nun begraben liegt, mit einem Kreuze bezeichnet haben.
Alan hat auf ihn angewendet:
Er liegt auf griech'scher Erde, wie der Held
Auf seinem Schild, den er nicht lassen wollte.
Der Zeit nach : *
^'oni t, August 1,'-:3'J ist sein Testament datirt, ni<
demselben Tage starb er das Jahr darauf.
An demselben Tage 1,S4() schrieb einer , der nm
.Meisten durch diesen Tod Gebeugten, bei Gelegenheit
25-:
258
einer Jubel - Hochzeit in seiner Familie: /in einem no
hohen Alter, wie auch er e» erreicht habe, kuiine man
weit elier darauf rechnen, Viel zti verlieren, als imcli
V^iel zu gewinnen.
Im Aujjnst «I. J., also iler Zwischenzeit zwischen IM.'s
Tode und iler Kachricht davon, ward das oben er» filmte
lilatt i'iber den lO- '^'■«i 1838 wieder t;edrncLt, und so
kam es, dass er da noch nicht als Verfasser des griisstcn
Theils davon geuanni worden ist.
Am '2S- August war 31. 's Geburtstag; den 2". August
184U brachte die Allgemeine Zeitung die Schreckens-
. nacliricht hierher,
1 ' Nach Beiden :
Auch im August starb fünf Jahre vorher in Athen
und an <lcrselben Krankheit Bettina Scliinas geb. iwn
Savlgny. M. hatte am Knde seiner üniversit.'Ksjalire ihr
Lehrer werden sollen. Ihr Bild und das run M. lagen
schon lange in derselben Mappe eines Freundes roii bei-
den unmittelbar hinter einander.
Auch mag hierher gerechnet werden der Umstand,
dass in demselben St. löl. der hiesigen Anzeigen von
1819, das flliiller's Ernennung zum Professor enthielt,
auch Etwas über seinen nachherigen Seh» irgervatrr und
über Arlaud, der mehr als 40 Jahro lang ein Freund
von diesem war, gestanden hat. —
Endlich noch ein lithographirtes Fac-Similo einiger
Steilen aus einem Briefe von M, in Athen, den '11. Juni
geendigt, welche seine, so bald darauf vereitelten, Aiis-
gichteu auf die Zukunft enthaltent Die Farbe der Diiite
ist die des Briefes selbst ').
Unsere Krenz- and Querfahrten im Peloponnes, auf
die wir 41) Tage gewandt, haben wir ohne benierklichen
Unfall vollendet und viel Freude davon gehabt. Wir
haben herrliche, zum Theil noch schneebedeckte Gebirgi",
lachende Tli.'llor, höchst romantische Schluchten, Alles
«'oll von Bachen, Quellen und Vegetation, besonders in der
letzten Zeit herrlichen Oleanderbi'isrhen gesehen und
manches Paläo-Castro auf steilen Felsenliöhen ira Schweiss
unseres Angesirhtes bestiegen, auch einige neue, d. h.
so viel mir bekannt, noch nicht von Andern angegebene
Tempel- und .Städte- Ruinen aufgefunden. Die Haupt-
sache war mir aber immer die klare Anschauung, die
man von der sehr verschiedenartigen Conform.if ioii und
natürlichen Frädestininiiig der griecl.'isclien Landschaflen
und Ilauptorte gewinnt; und bei der Scharfe, womit die
Natur selbst hier zeichnet, prägt sich dii-se Aiiscluiiiiiig
so tief ein, dass icli hoffe, sie bei meinen ferneren Ar-
beiten immer gegenwartig zu behalten.
*
Den heuligen iMorgen habe ich ganz bei einem Eng-
lander Telions zugebracht, der zwfi lleisen nach Lvkirn
hinter einander gemacht und ans diesem kleinen Lande',
das aber bisher noch fast terra incognita war, ilie in-
teressantesten Inschriften und Zeichnungen mitgebracht
5) Die Farbe der Dintc w.ir blau. — Oli^leicU wir hier ila^
Facsiniile des Bricli-s nicht wieder geben können, so wol-
len wir tlücli den Auszug ans dein Briefe als eine kostb.ire
Rcliipiic des Ihcuren Verstorbenen i^leiclifniis mit ahdriichen
lasien. Aii'iierh des Einseuders
hat. Glücklich, wer sich bei classisrben Reisen, auf
ein so bestimmtes Terrain und einen so jungfräulichen
Boden für die Wissenschaft beschranken kann. — .Mir
bleibt der Orient noch ganz für die Zukunft.
'21) Lateinisches Memorirbuch. Oder Stellen, Abschnitte
und kleinere Ganze aus Cicero. Für methodische
Gedachtnissübuiigen gesammelt and nach Inhalt und
Stufenfolge geordnet von M. Meiring, Director, und
H. J. Remaclij, Oberlehrer am Gymnasium zu Düren.
Bonn, Verlag von T. Habicht. 184'.
Nachdem der von Hrn. Rndhardt in Vorschlag ge-
brachte Plan eine?- äusseren und inneren Vervollständi-
gung der grammatischen Methode, die classischen Spru-
chen zu lehren, die Aufmerksamkeit des Ministeriiinis
der geistlichen und Unterrichtsaiigelegenheiteii in Preiis-
seii auf sich gelenkt hatte, und von dieser lioheii Be-
hörde <lie Einführung dieser Methode in den Gymnasien
vorlaufig versnchsneise genehmigt worden war: eniarhte
das Bedürfniss einer Sainmlniig solcher .Aufgaben, welche
den von Hrn. Ruthardt aufgestellten Anfordernngeu eiit-
sprächen. Diesem Bedürfniss hatte Hr. R. iliin h seine
Loci memoriales wenigstens für ilen Augenblick abzu-
helfen gesucht. Diese Sammlung trug jedoch ilie Eil-
fertigkeit, mit der sie zu Stande gebracht worden war,
nur zu deutlich an der Stirn '), und so musstc das Be-
streben anderer Gelehrten, an die Stelle des thcilweise
Unbrauchbaren Brauchbarere« zu setzen, genugsam gerecht-
fertigt erscheinen. Um gegenwärtig nur auf einige M-iu-
gel der Loci memoriales hinzuweisen, so hatte Hr. R.
zunächst nur solche Stellen ausu endig zu lernen anem-
pfohlen, welche durch ihren interessanten iuhalt den
jugendlichen Geist zu fesseln vermöchten. Wie wenig
Hr. R. dieser Anforderung nachgekommen, lehren zahl-
reiche Beispiele seiner Sammlung. Vergl. ■/.. B. St. 1 1 .
lö, 25, 3.', 3.0, 50, 54, bü, 57, 74 u. s. w. Auch der
Umstand , dass Hr. R. in seine Loci memoriales Stellen
zu verschiedenartiger Schriftsteller aufgenumuien hafte,
erregte bei erfahrenen Schulmännern gerechtes Bedenken.
Daher kam es denn, dass, obgleich mau den grossen
Mutzen des Rudliardt'sehcn Planes ziemlich allgemein an-
erkannte , dennoch nicht wenig .Stimmen gegen die Art,
wie Hr. R. seineu Plan auszuführen versucht hatte, lauf
w urdcn.
Das über die Rudhardt'schc Methode von ilem Direclor
Meiring in Düren (vgl. das so eben angeführte Protokoll)
abgegebene und im Wesentlichen sich beifallig ausspre-
chende Uftlieil dürften wohl die .Meisten durch eigene
Erfahrung bestätigt finden und die Ausführbarkeit und
den grossen Nutzen des vorgeschlagenen Plans seinem
wesentlichen Inhalt nach anerkennen. Von diesem (le-
dinken geleitet, hat Hr. Aleiring in Verbindung mit Hrn.
Remaclv das vorliegende iMemorirluich nach denselben
Grundtatzen ausgearbeitet, nach welchen Ref. fast gleich-
1^' In diesem Sinne äusseit sich auch der Direclor Snkeland
iiu Prolokoll der nennten Versaminlnng der Pirecloren der
westphnliscben Gymnasien, S. 19.
?59
'260
«rilijj mit pfii«nn<«'n Herrn Ilprausjebprr] «ics vorlicgeii-
lii-ii Uiiclileiiis (lip niatrrialien xu einem aliiilicben Werk-
r.heii josauiinplt liat.
Der Stoff ist eiuzig uiitl allein an« Cicero genommen,
weil Oll Iiiirlidl Hüiisrlieiis»»er(li srliirn, «lass der lateinische
Untcrriclit in einem Si liriffstoller , und z»ar in denijeni-
gen, der von Jeher als Muster der Kachalimung gegol-
ten, tinen Mitlelpuiicl finde. Besonders liahen die Briefe
und phrlosopliischcn Schriften Cicero's wolilvcrdiente Be-
acliliing; ^ofiiiidcn; dajjcjreii sind lilnijere Meilen aus Jen
Jlcden, freiV nie. wegen ihrer eigenthiimlichen oralorischen
Furlung, ausser ihrer Verbindung aufgef'nsst, etwas Uw
nniürlirhes enthalten , und au/ U'eckung eines gesunden
Gefühls für Angemessenheit des Ausdrucks eben nicht
vortheilhaft eintfirkeH können, von der Sammlung aus-
^eschlssscn norden. Diese Auüsrliliessung kann Ref. nur
billigen, der durch mehrfache Erfahrung die bei der
Jugend herrschende Neisjunj;, seihst im historischen Stil
die I cite Phraseologie der Redner in Anivendung zu
bringen und ilurcli ü-berinassige Fülle des Ausdrucks <len
i>lan|;el der Gedanken zu »erhiilleii, genugsam kennen
gelernt hat '-).
Der Stoff selbst ist nach dem Inhalt geordnet, und die
dem Inhalt nach verwandten Siitze sind unter einzelne
Rubriken in der Weise lertheilt «orden, dass ein be-
stimmter Fortschritt vom Leichteren zum Schnereren
sfailßndet. Das Ganze zerfallt in drei Cursns, von ileiicn
der erste für die Quinta berechnet ist. Leichtere Sätze
verschiedene!: Inhalts bereiten auf das Ganze vor. Um
.-luf die Reichhaltigkeit und zweckmässige Verthcilung
rfej Stoffci aufmerksam zu machen, erlaubt sich Ref. die
L'eberschriften der einzelnen Capitel des ersten Cursus,
welcher 'J 7 Selten einnimmt, hier anzuführen. Diese
Uebersrhriften sind folgende. Cap. 1. Von der Tugend.
Call. '^- '"" ''*■'' ^f'eisheit, Cap. IIL Gerechtigkeit, Red-
lichkeit, Cap. IV. Von der Wohlthätigkeil , Cap. V. Hluth
und Tiipferkeil, Cap. VI, Sittsamkeil — W ohlaustand .
Cap. VJL Von den Leidenschaften , Cap. VIH. Vom Ver-
gmigen, Cap. IX. Ehre und Ruhm., Cap. X. .fugend und
Aller, Cap. XI. To?; der Freundschaf i . Cap. XU. Vom
Staate, Gap. XIII. Glück und Unglück, Cap. XIV. Jörn
Tode, Cap. XV. Allgemeine Lebensregeln , Cap. XVi. Ge-
uri.ichl/iches.
iS'achdeni Rcl die Reichlialtigkeit des Inhalts nach-
gewiesen, glaubt derselbe ilen geehrten Herausgebern der
Foilicgenden Sanunhing das Interesse, mit welchem er
diesB Büchlein gelesen hat, am bessten dadurch an den
.') Ref. kann niclil umbii. . aus den vor- >hm scllist gemaciiicn
Errahrimä:ei' ein ziemlich possiciiiches Beispiel, von ilcni
Missbrauch, dci bescbrankle Scliiiler luit dem Gedaclilnisä-
slofrc »betbniipt und rnil oiatüiisciitn Sl.I'cn insbesondere
nnv zii gern In iben , anzul'üliren. Per ünlerz hatte in
friilietcr Zeit seinen damaligen Schülern eine Arbeit über
das l.ehcn Ciceio's aufgegeben. Einer der am wenigsten
gelungenen .Viil'sälze begann mit folscndcn Worten: iSatns
est M. T. Cicero .Arpini, celehri qunitdain urbe et copioia
alijue erudili'siiir'i kominibus liberalissimisc/ue sludiis aj-
fluenti. lief. Iiraucht nicht eist zu henieiken^ dass der
gedankenlose Schiilcr duich die Fiinncriing an die Rede
pro ,4rchia imeln^ welche answendig gclcrul. worden «^«r,
/ii diesem riclicrliclicn Mi'.^ciiff vr .leitet woWcn war.
Tag legen zu können, ilass er einzelne Stellen, welche
von den Herausgeborn unbenutzt gelassen worden sind,
zu geneigter Beachtung anempfiehlt. Zu Cap. I. S. 4,
wo einzelne ron der Tugend handelnde Stellen mitgetheilt
werden, vermissto Ref. das den RUmer charakterisirende
Urtheil Cicero's de Off. I. §. l!l; Virtutis laus omnis in
actione cousistit, womit rerglichen werden kann de R.
P. 1. §. i: iNec »ero habere virtntcm satis est, quasi
artnn aliquam. nisi utare. IJeberhanpt halt Ref. dafür,
das-i die Hrn. Herausg. höchst zweckmässig und ganz im
Sinne Cicero^s '; gehandelt hätten, wenn dieselben die
Definition jedes einzelnen, einer Reihe von Sätzen zu
Grunde ilegenilen Begriffs, sobald jene für den jugend-
lichen Verstand fasslicli war, an die Spitze der Satzreihe
gestellt hatten. So konnte z. B. S. ö der Begriff der
Weisheit nach Cic. Tusrc. IV. c. 26, S. ^() der Begriff
der Gerechtigkeit und Redlichkeit nach Cic. de Fiu V,
§. (i,j. und de Invent. II. g. 1()U, S. 47 der Begriff der
Dankbarkeit nach Cic. de Inrent. II. g. Kil, S. 49 der
Begriff des Mullies und der Tapferkeit nach Cic. de Inreut.
II, § Idi. tiestimmt werden. Unter der Aufschrift: Ge-
rechtigkeit und Redlichkeit verdienten die Stellen aus Cic.
de Off'. III. §. iS. nnil I. g. 2'i • berücksichtigt zu werden.
Zu dem C. 'J- mit iler üeberschrift : Ehre und Ruhm, ist
eine Ilauptstelle übersehen worden, pro Marcello §. 2(.i:
Gloria est illustris ac pervagafa mulforum et niagnorum,
vel insuos, >el in patriaiu, vel in omne genus hoininuni,
fama ineritnrum. Dass die von mehreren Gelehrten be-
hauptete Unächtheit dieser Rede nicht der Grund dieser
Auslassung gewesen sei, lehrt schon der Umstand, dass
die Hrn. Herausgeber in demselben Capitel §. 30. dersel-
ben Rede angeführt haben. Auch die Stelle de Off. I.
§. 65. verdiente hier die Auinalittie.
Missfäilig <liirfte .Manchem die Aufnahme des von den
Gegnern Cicero's bis zum Ueberdriiss ausgebeuteten Brie-
fes an Luccejns (S. Iö9 — I(i4) erscheinen, da sich ge-
rade in diesem Cicero von «einer schwächsten Seite zu
zeigen scheint, und lier zum Absprechen nur zu geneigte
Schüler leicht einen reichhaltigen Stoff zu geringschätzi-
gen Urtheilen über Cicero in diesem Briefe finden dürfte.
Ref. weit entfernt, diese Wahl i\m Hrn. Herausgeber zu
missbÜligen, zu »velcher diese mehr durch die Geschmei-
digkeit und Gewandtheit der Darstellung und des .Aus-
druiks, als durch den Inhalt des Briefes bestimmt ge-
wesen zu sein scheinen , glaiibi vielmehr, dass diese Wahl
eine glückliche zu nennen, der Brief jedoch erst dann,
nachdem der Schüler mit dem Zweck desselben vom Leh-
rer hinlänglich bekannt gciitai bt worden, inemorirt wer-
den dürfe. Eine nähere Bekanntschaft mit iler geist-
reichen Aii.sicht des Prof. Schneider ^) in Breslau von
iler Bestimmung dieses Briefes darf Lilligerweise bei jedem
Cic. dt oir. f. 7. Üninis, ijcai' r.itiouc ;ii>cipilur, de aliijua
re institutio debet a dcfinitioiic pfofici^ci , tit inleilig.itcir,
«luid sit id. de tjuo dispiiteliir. Veigl. ilc Fiii II, §.
. . .. --„ II. « ;i
.'ic Oiat. I , §. 209, II, § 108.
In abnlicliem' Sinne äussert sich schon Cicero P.irail. J. 10:
Vit.i alquc l'aclis illiislr,nnda sunt »iiinnioriiin viroiirm baec,
quac verbisäiiblillus , quam salis est, dispiilari Tirfcnlui.
Index Icclioniini in univcisilalc literürmn Vratisbiviensi per
aestatciTi oniii 1837 instiluendaruni.
261
26'>
G^mnasialiclircr , h elcher die laieinii( licii !\leinorirtibuo-
gei) in den oberen Gyinnasialclasspii zu leiten hat , ror-
ausgi'setxt «erden.
Schliesslirh erlaiilt sich Ref. an die Hm. iierauig.
die Frage: ob es nicht zwerkmassig gewesen »are, am
Schlüsse eines jeden Capitels, und nirht erst am Ende
je<les Cursns , wenn aurli nur «enige, der jedesmaligen
Ueberschrift en(s[)rechcnde , Heispiele aus der Gesrhirhte,
durch Meleho Cicero seinen Lehren einen so eigontliiiui-
lirlien Reiz zu verleihen geirusst hat , anfziineiuneii.
Durch diese Aufnahme würde dann ein geisterfrisrhender
Wechsel des historischen und didaktischen StofTes bewirkt
worden sein. Au passenden Beispielen ist bei Cicero kein
Mangel.
Ref. scliliesst seinen Bericht mit dem Wunsche, dass
das wackere Biiclilein an recht fielen Lehranstalten um-
sichlige Hennizung linden möge. An der Krreichung des
von den Hrn. Herausg. erstrebten Zieles dürfte in diesem
Falle kaum zu zweifeln sein.
Trzemcssno. Friedrich Schneider.
28. Etwas über Meniorinibuügcn.
Da die Zeit zd den auf Anordnung des hohen Mini-
«teriums versuchsweise an vielen Gymnasien des preussi-
echen Staates eingeführten Wemorirübungen verflossen ist,
nnd die Schulmänner nun ihre iMeinungnn über diese
Unterrichtsmethode abzun;eben haben; so glaubt der Ref.
nichts Ccberflüssiges zu thun, nenn er seine auf diesem
Gebiete gemachten Erfahrungen in einigen Haiiptmomen-
teu mitzutheiien sich erlaubt. Er verwendete bei seinem
Unterricht von den meisten der Grammatik angewiesenen
Stunden einen Theil zu den Illemorirübungen , und die-
ser Zeittheil war grfisser und kleiner, je nachdem ent-
weder ein neues Stück dictirt und erklärt, oder nur ein-
zuüben, abzuändern unrl auf mannichfachc Art anzuwenden
»var. Ausserdem wurden freilich auch beim Uebersetzen
aus dem Deutschen in's Lateinische und umgekehrt me-
morirtc Sätze als Belege zu den beim Uebersetzen in
Anwendung kommenden Regeln häufig wiederholt, so dass
dieser Zeitaufwand ebenfalls noch in Anschlag zu bringen
ist. Im Ganzen werden in jeder Woche <lurchschnittlich
etwa zwei Stunden dazu verwendet worden sein. Der fast
ausschliesslich aus Cicero's Schriften mit niiigliclister Be-
rücksichtigung des üeb erganges vom Leichteren zum Schwie-
rigeren gCMählte Stüfl'iturde von den Schülern in ein Oc-
tavheft, welches sie stets bei sich haben fehlerfrei einge-
tragen. Der jedesmalige neue locus wurde den Schülera
den» Inhalte und der Sprache nach erkläit und für einen
bestimmten Tag aufgegeben. An diesem wurde nun zuerst
verlangt, dass der Schüler den Stoff sich so angeeignet
hatte, nm die Stelle sowohl in ihrem ganzen Zusammen-
hange, als auch in ihren einzelnen Theilen hersagen zu
ktiuncn ; ferner, dass er dieselbe in die Muttersprache
zu übersetzen, von jedem AVorte und allen Construc-
tionen vollständige Rechenschaft zu geben im Stande war,
und endlich , dass er müiullich und schriftlich den me-
morirten Stoil" auf alle \Veise anwenden lernte. Dieser
Gang wurde bei allen Stücken befolgt, und auf die stete
Wiederholung und <lie gleichmässige Durcliarbcituiig und
Benutzung des Geaammtstoffeii die griigste Sorgfalt an
gewendet.
Diesen Anforderungen haben die Schüler der sehr zahl-
reichen Quinta und Quarta zum bei weitem grösseren
Theile genügt, nur die mit ilem geringsten Talente begab-
ten zeigten sich bei der Anwendung des Gelernfeu schwach,
wahrend die lielcii besseren köpfe mit Leichtigkeit und
Sicherheit von demselben Gebrauch zu machen wussten.
Alle Schüler zeigten bei diesen Uebungeu viele Tlieil-
nalimc und grosse Aufmerksamkeit, selbst diejenigen,
tvelche iu andern Lectiunen öfters zerstreut waren. Eh
zeigten sich die Uebungen überhaupt nicht nur sehr bil-
dend , sondern auch anregend , ila kein Schüler zurück-
bleiben will, wenn es sich um die Keiintniss eines für
so bekannt gelteiiilen Gegenstandes handelt.
Dass demnach solche melho<lis(h betriebene IMemorir-
übungcn von grossem und wesentlichem Antzcn seien,
kann durchaus nicht in Abrede gestellt werden. Sie stär-
ken das Gedächlniss, geben <lem Geiste vielfache, nütz-
liche Nahrung, und haben auf das Erlernen der Sprachr
einen entschieden günstigen Einfluss. Was nun aber die
von Hrn. Dr. Rudhardt dafür vorgeschlagene Methode
anbelangt, so scheint dieselbe etwas zu gekünstelt and
zusammengesetzt zu sein, and der Ref. pflichtet in vielen
Stücken den von Hrn. Dr. Mager ihr gemachten Vor-
würfen bei. Besonders aber ist das Festhalten des Gram-
matischen und die von Rudhardt so sehr in deu Hinter-
grund gestellte Progrcssivität vom Leichteren zum Schwie-
rigeren unerlässliche Pflicht. Denn wenn man es in
andern Uuterrichtszweigen für unstatthaft hält. Etwas
lernen zu lassen, was die Fassungskraft des Schüler»
übersteigt, so ist kein Grund, hier von iliesem Principe
eine Ausnahme zu machen. Auch in Betreff der Be-
stimmung, dass die zu memorirendeu Stücke nicht in's
Deutsche übersetzt werden sollen, weicht der Berichter-
statter von Rudhardt ab, indem er statt im Uebersetzen
Gefahr für das Gedeihen der Memorirübungen zu findeo,
dasselbe zum richtigen Auffassen für wesentlich nolbwcn-
dig hält, Mobei es sich freilich von selbst versieht, dass
an das Uebersetzen nicht mehr gedacht wird , wenn die
Schüler eine Stelle gehörig aufgefasst und dem Gedächi-
nisse fest eingeprägt haben.
Um nun aber den dnrch die IMemorirübungcn beab-
sichtigten Nutzen zu erreichen, scheint es unerlässliche
Pflicht, dass jeder mit diesem Geschäfte beauftragte Leh-
rer die den Schülern vorzulegenden Stellen selbst genau
im Gedächtnisse habe, weil er sonst nicht im Staude ist,
den gelernten Stoll nach allen Seiten hin zu verarbeiten
und (wenigstens mündlicli) anwenden zu lassen. Damit
sich ferner die Anwentliiiig der niciiiorirteii Stellen nicht
bloss Immer auf eine Classe lip.schiäiike , ist es nothwen-
dig, dass das Pensum für jede Stute ein bestimmtes sei,
wobei es, schon um säumige Lehrer anzutreiben, zweck-
mässig sein dürfte, ein .^liuimum festzusetzen, ohne dass
jedoch diejenigen Lehrer, welche in ihren Classon talent-
vollere Schüler haben, und iliesen einen oinfassendcren
Stoff mitzutheiien wünschen, darin irgendwie gebindert
würden. Jene Uebereinstiminung ist aber ebenso wohl in
dein Falle nothwendig, wenn die aus einer Classe in die
andere übiirgehenden Schüler einen neuen Lehrer bekoui-
26 i
V64
ineii , riln tt riiii sie in dfr iifiirn Clas.sc <icn frübpreii
Lehrer briiallen. Denn «oiiüt «lirde in jenem Falle dem
Lehrer der ron den .Srhiilern früher nioinorirte Slnff nicht
bekannt oder gelflufig gennff sein, und es bliebe derselbe
nnbeniitzt, und würde je eher, je lieber (»ieder vergessen;
in diesen! würden zwar die mit ihrem Lehrer in die
höhere Classe aufsteigenden Srhüler besser bedacht sein,
aber die in der liulieren Classe entweder wegen zu
■irhwacher Fnitse hritte, oder wegeu des zweijährigen Cnr-
• us der Classe £urnck}{eb|jebenen iScIiiilcr «lirdcii dann
bei Wiederholung und Verarbeitung des >oii dein grüs-
.icren Thcile der Srhi'iler in der vorhergehenden ClasJo
empfangenen ftleinorirstofles wenig berücksichtigt werden
künnen. Unter diesen Umstanden scheint es das Beeste
tu sein, für die einzelnen Uildungsstufcn den .Alcmorir-
slnfT zu bestimmen, und wenn dann noch die mit den
i^Ieiiiorirübnngeu beauftragten Lehrer ihre Schüler meh-
rere Jahre hinter einander behielten, und dieselben nicht,
wie diess bei den stehenden Ordinariaten an den moi-
■iteii (ivmnasien <ler Fall sein wird, nach einem oiler
Iiüchslens zwei Jahren wieder einem anderen Lehrer über-
;;ebeii müssten , so würde sich der grosse Krfolg und
Antzen dieser Methode bald klar herausstellen.
Was endlich die Wahl eines bei den Hlemorirül.uiigcn
ru brauchenden Buches anbelangt, so muss das von Itud-
liardt für ganz uii|)raktisch erklärt werden, da demsolben
kein Plan zu Grunde liegt, und weder in fieziehniig auf
ilnn lubalt, nuch auf die Form das Fortschreiten vom
Leichleren zum Schwierigeren beachtet ist. Ein voll-
ständiges Exemplar dieser ,.loci memoriales"' BresI, l,S-iO
bei Max in 8. kostet ä gGr. und ist 5 Bogen stark ;
10 Schülrrexeniplare) ä 4 Bogen, kosten 1 Rthlr. iinil
enthalten die Citate nicht. Weit geeigneter ist das vom
Director Mciring und Oberlehrer Remacly in Bonn i,s42
!.ei Habicht iu g. herausgegebene, 176 Seiten fassende,
•jLinl für It'/i ^g""- käufliche „Memoriibucli'''' . wenn sich
gleich auch gegen dieses Mancherlei einwenden l.'isst ,
t. ß. dass überhaupt zu viel StolF, namentlich Anfangs
in kurzen Sätzen (deren Zahl sehr veriuiiidert werden
kiinnte), gegeben ist; ferner dass Stücke für Tertia (iiinl
zwar erst gegen das Ende) oder für Sccuinla bestimmt
«ind , welche jedem nicht ganz schlechten Quartaner ohne
besondere Schwierigkeit können beijfcbrarlif ii erden. .So
haben die Quartaner des Ref. folgende >on den beiden
Hrn. ^'erfassern in den ilritten (letzten; Cursus gestellten
Stücke ganz gut aufzufassen vermocht, und zwar im ersten
Jahre: S. 97 Cleobis und Bito, Troplioniiis und .Agaiiie-
iles (Cic. Tnsrr. 1,4', Il3.); Dionysius und Dainocles
S. 09 (Tusc. V, L'O, OL); Canlus und P.ythins S. 11)0
(Off. III, t4, 58.); Manlius und PoinponiJs S. tU2 (Off.
IIli 3t, II?.); zwei merkwürilige Träume S. 104 (Div.
I, Ü7, ,j6.); Themistocies S. 10.^ (Or. 11, 74, 2Ü9.);
Socrates vor Gericht S. loD (Or. I, .j4, 231.), — ja
.S. Kj^t von den Sinnen (N. D. II, ä(i, t40.) haben im
vorijfen Jahre ijie Quintaner schon zu vollkommener 2n-
friedeiiheit (jeleriit. Das Somiiiuni ist von den Verfassern
ganz zweckmässig gewählt wurden; weniger allgemeinen
Beifall dürften vielleicht die Briefe, welche 3(( Seilen
füllen, wegen der Eigenthninlichkeilen des Briefstils fin-
den , wenn auch die Lecttire derselben in (ivmuasien sehr
zu empfehlen ist. Dafür hätte vielleicht «ine Rede, etwa
ilie pro Arcliia, Platz finden k'innen. Dass übrigens alle
Stellen aus Cicero entnommen und narli dem Inhalte ge-
ordnet sind, ist durchaus zu billigen. S.
29. lieih-jis^e zur Beticliligutio- \oii Ziimpf's
ürainiu.'Uik.
II.
UeLer die vermeintlich doppelte Bedeutung des lateini-
nisclten Per/ects.
Eine der dunkelsten und schwierigsten Lehren in
Zumpt's lateinischer Grammatik ist uustreitig die Lehre
von der beileiitiing und dem Gebrauche ilcs Perfects. Die
Coulroverse, ob das Perfertum als ein Tempus der Gegen-
wart oder lief Vergangenheit anzusehen sei, rührt schon
ans den Zeiten der Stoiker her, welche es unter dem
tarnen iviiaiaj^ OL'ilsKty.vi als ein PrSseus betrachteten.
Ihnen schloss sich Terentins Varro an, der es praesens
actionis perfectae nannte. Die Alexandriner dagegen zähl-
ten es unter die Präterita, so dass es nunmehr zwei
jIHO'/j/IjUHOi OihTrKr/.ui gab, nainlich ji.ctifa und m-
itffitv '), deren Bedeutung man dadurch bcstioimte, dass
man sagte, ersteres, das Pcrfect, bezeichne eine eben
erst (('.tili), letzteres, das PInsijuainperfect, dagegen eine
längst (n t'j.ui) vollendete IlaiMllung der Vergangenheit.
Diese zwei entgegengesetzten Ansichten der Stoiker uud
der Alexandriner, zwischen «eichen die späteren Gram-
matiker hin- und herschwankten, haben die teueren in
Beziehung anf das latcinisibe Perfectuni dadurch zu ver-
einigen gesiiiht, dass sin <leinselbon eine doppelte Be-
deutung beilegten, die eines praesens praeleritum und
die eines Aorisls der Vergangenheit. Diess ist auch die
Lehre Zumpt's, §. l)' X). und ,VH:
,,Zu dem, »Ol in der lateinische Sprachgebranch in
Hinsicht der Tempora vom Deutschen abweicht, geh()rt
besonders Folgeuiles : das Perfectuin Indicativi hat im
Lateinischen, ausser seiner Itedeiituiig einer vollendeten
Handlung in gegcmvärligcr Zeit, noch die eines Aorists
der Vergangenheit, d. h. es dient zur Erzählung von
Ilaiidlungen ans der vergangenen Zeit, welche ohne l\ück-
sii'Iit daianf, ob .sie im Verhältnis« zn cinaniler lolleiidet
oder unvollendet waren, als momenlau neben einander
gestellt »erden. — Im Conjiinctiv aber liat das Peifec.lnni
nicht jene llnbestimmlheit einer ehemaligen Handlung,
welche dem liidicativus dieses Teiiiporis zukommt, son-
dern ist immer für die vollendete Handlung und gej;oii-
«ärtige Zeil bestimmt, also ganz »ie im Deutschen.'
•So sehr auch diese Theorie, welche die einander eiit-
gegengesetzfci) Ansichten der älteren Grammatiker zu ver-
mitteln uud auszugleichen scheint, beim ersten Anblicke
für sich einnehmen und bestechen mag, so kauo doch gar
Lil?teies iinnnte man um der Lntciscbeidnng wegen nicht
iiiclir, wie friilipr, jKipw^jjHfvo? ouuf/.i««;, sundein jingw;^;;^!^-
jo,- iiittQOv.xfhxöi;, eistires aber, um seine n.ibe \ era.imlt-
.icb.ilt mit dem Präsens zu bc/eicbiien , .iiicli nuwi/r^fiii oi;
,-iuguxi(fiiro:; . d. i. p: aetciitiini pc.i-fecliini moinenlo praeen-
li.« adiacens.
265
2GG
Manches nicht Unerhebliche dagegen einfewenilot werden.
Denn erstens ist es aufTallend, dass zwar der Indicatirus,
liie aber der Coiijutictinis Aoristbedciitiing haben soll.
Auch »ird diese an sich schon aurfallende ISchaiiptun^f
an einer Menge ron Stellen als eine geradehin unrich-
tige erkannt, wie ich ^) nachzuweisen versucht habe in
JaliK's Archiv für Philologie und l'üJfigogik , Hand 1,
Heft 1, S. 67 ff. Zweitens aber ist eben die aoristische
Bedeutung lies ludicativus Perfecti von Znmpt nicht gut
als eine solche bezeichnet worden, durch weiche eine
Handlung aus vergangener Zeit als momentan dargestellt
tverilc. Denn wenn auch in vielen .Stellen, wo das Per-
fectum steht, die Handlung als rasch eintretend oder furt-
iichreiten<l , ja als Sadie des Augenblicks gedacht werden
kann , so iiuilet sich doch das Perfectum an unzähligen
Stellen, wo von nichts weniger, als von etwas Dlonienta-
nem die Rede ist, sondern oft ansilri'ickliche Zus.'it/e die
Vorstellung der Dauer unabweisbar machen, z. 15. Justin.
1) 8, 14: Cyrus regnavit annos triginta, non initio
tantum regni , sed continuo totius temporis successu ad-
mirubililer insignis. Kndlich int schwer eiuznsehen , i>ie
überhaupt eine vollendete Handlung zugleich eine gegen-
u.'irtige sein könne. Wenn darin kein ollenbarer Wider-
spruch liegen soll, so bleibt nur übrig, anzunehmen,
dass zwar die Handlung selbst als vollendet, das Resul-
tat derselben aber als noch gegenwärtig geilacht «erden
müsse, wie >; Tlök/s i^Tiozoi , die Stadt ist erbauet wor-
den, und steht noch jetzt. Allein erstlich ist diese An-
deutung der Fortdauer des Resultats der Handlung bis
in die Gegenwart des Redenden dem lateinischen Per-
fecto durchaus fremd, vergl. z. B. Justin. 2, 3, 17: >S'cy-
fliia Asia per viille quingenlos annos vectigalis fuil;
pendendi triöuti fineut Ninus re.v Assyriorum imposuit.
Zweitens spricht auch Znmpt unverkennbar nicht von dem
Resultate der Handlung, sondern von iler Handlung selbst,
indem er g. ,504. bemerkt: ,,puer decidil de tecio , ut
crus fregerit , ist keine Krzälilung, sondi'rn Angabe eines
rollendeten Vorfalls der gegenwärtigen Zeit.'^ Kin mll-
cndeter Vorfall der gegenwärtigen Zeit ist aber geradezu
ein logisches Unding. Denn Gegenwart ist ja nichts An-
deres, als derjenige Zeit punc t , welcher die ^'ergangen-
hcit mit der Zukunft verknüpft. Da nun jede Handlung
einen gewissen, wenn auch noch so kleinen, Zeit raunt
füllt, ein Zeitpunct aber, wie jeder Punct, keine Theile
hat, so mnss jede Hancllung, wenn sie soll gegenwärtig
;;enannt werden können, aus dem Gebiete der l'^ergan-
genlieit durch den Zeitpunct der Gegenwart sich hindurch
•Mstrcrken in das Reich der Zukunft. Diess thiit aber
ilio durch's Perfectum bezeichnete Handlung oflenbar nicht,
sondern sie kann als eine vollendete sich zwar bis an
den Zeitpunct der Gegenwart hin erstreckc^n, niemals
aber durch denselben hindurch gehen. IMitliin muss das
Perfect, auch wenn.es eben erst vollendete Handlungen
liezcichnet , immer noch als ein Präteritum angesehen
«erden, und dürfte nicht, wollte man es ja von dem
siigenannten aorislischcn Perfect unterscheiden, praesens
2) Mit Bcislinimung tVeissenljorn's , s. diese Zeilscbrift 1838,
Heft 12, S. 1250.
aciionis perfeclae, sondern etwa pauto ante praeteritum
genannt werden.
Doch wozu überhaupt diese Untersiheidungl Alüsste
man dann nicht aus ilemselben Grunde scriplurus est
(das sogenannte Futurum per iplirasticum) ebenfalls in die
Öedeutung eines puuln posl fuluri unil in die eines ali-
quando futuri zerlegen? Denn dass scripturus est p\>en-
suwolil von dem gesagt »erden kann, der erst nach ge-
raumer Zeit, wie von dem, iler im nächsten Augenblicke
schreiben wird, unterliegt wohl jetzt keinem Ziicifei
mehr ^). Vergl. Cic. /'am. 3i .') : tibi de noslris rebu*
nihil Bum ante mandaturus per litteras , quam desperaro
coram me tecum agere posse. Fragt man , was wohl
Zunipt zu dieser Unterscheidung einer doppelten ßedcn-
tnng des Perfects bewogen haben mag, so lässt sicli ausser
der, freilich verfehlten, Absicht, die ent};egengesetztcn
Ansichten der Grammatiker über das Perfect zu vereinigen,
nui die sogenannte- Consecutio Temporum anführen. Hier
ist allerdings nach Zumpt die Unterscheidung einer dop-
pellen Betlentung des Perfects von Wichtigkeit, indem
nach dem praesens actionis perfectae wiedtr Tempora
der Gegenwart, nach dem perfectum liistoricum aber
Tempora iler Vergangenheit folgen müssen. Doi h ge-
steht Znmpt selbst g. 513, dass in die sonst so einfache
Regel von der Consecutio Temporum eben durch jene
doppelt«- Bedeutung des Perfects eine Scjiiiierigkeit komme.
Und diese Schwierigkeit bestellt nicht bloss ilariiiue, dags
man fragen umss, ob das Perfectum als Präsens oiler
Präteritum in dei Stelle- ariiusehen sei, sondern wird
ganz besonders dadurch erhöbt, <lass der Lateiner in
vielen Fällen audi dann das Imperlectuni auf das Per-
fectum folgen lässt, wenn «ir (»as Znmpt dem Anfänger
als Kriterinm zur Unterscheidung der beiden Bedeutun-
gen i\vs Perfects empfiehlt) letzieres auch im Deutschen
durch's Perfect übersetzen, also eigentlich nach Zumpt
ein praesens actionis perj'cctae in ihm anzuerkennen
haben. Znmpt, ilem diese Erscheinung nicht unbekannt
geblieben ist, sucht dieselbe g. 014- dadurch zu erklä-
ren, dass sich die Lateiner «egeu des überniegend häu-
figen (icbraiichs des Perfecti als Aorist der Vergangen-
heit an die ^'erbinduiig ilesselben mit dem Iinperfert so
gewöhnt gehabt hätten , dass Cicero z. B. sage J'err. 1, t :
adduxi hominem (ich habe . . vor Gericht geführt), in
quo satisfacere exleris nationibus posselis; oder de
pet- cons. 4: quoniam , quue subsidia novilatis h aber es
et habere posses e.vposui (iiiseinandergesetzt habe), nunc
de n.agnitudine petilionis dicam. Hatte aber nicht ge-
rade diese Erscheinung Hrn. Z. au der iloppeltcn Bedeu-
tung des Perfects irre machen und zu der Ueberzeugung
bringen sollen, dass das bisweilen nach dem Perfectum
folgende Präsens nicht durch die Präscnsbedeutung des
Perfects, sondern durch etwas Anderes bedingt werde?
zumal da ja auch aufs Imperfectum bisweilen das Per-
fectum Coiijunctivi folgt, z. B. Cic. Brut. S8 : ardebat
auteni Hortensius cupiditate dicendi sie, ut in nullo un-
quam flagrantius Studium viderim.
O/.nnasialzeiCung.
3) S. Hermann Schmidt: doctrinae temporum
et talini exposilio hislorica. Parlieula IL
19
eerij sraeci
2G-:
368
Auch die ConseciiJio Teinporiim also , weit onffcmi,
ilio Uiiti'rsclioidiinjj <-iiicr «1(1|i|H'I(<mi PcrlVctbodeiitiiiig zu
boefliisli"cii, «cisi't im» oUViiliar nur auf eine »iiil zivar
eiiio »<Tjjaiii;eiio Ilaiiilliiiij; liczciihiiciKli' Hcdcudiiij; iIcs
Perfi'cts hin. \Vuriiiii »ollen wir also iliesc Einheit «ler
iirilditiin;; nicht aucrkriuicn nml ilas l'erfect aiuli «la,
HO CS cino eieii erst lollcnilctc llanilliin';- bezeiclmet,
nicht anch als Pr.'ifcridini ansehen? Freilich geht dann
für Znni|)t die schone Svinuietric in der Eintheiliing der
Tempora verloren, nach »elcher jede Zeit zwei Tempora,
ilas eine mit dem Begrillc der Dauer, ilas andere mit
dem Begriffe der \'olleuilung hesitzt. Vielmehr triirdcn
dann auf die Vergangenheit .i [Plusquamperfectum, Per-
fectum lind Iiiiperfectiiin) , auf die Zukunft J {Futurum
I und //.) und auf die Gegenwart nur | Tempus, das
Präiens, kommen. .Allein gerade diese ungleiche Anzahl
der Tempora für Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit
erscheint in iler Natur der Sache begründet, wenn man
erwägt, dasä für den denkenden Menschen das engste
Gebiet, das der Gegenwart, das der Zukunft dagegen
£chon ausgedehnter, das der ^'rrganp;enlieit endlich das
allerreichhaltigste ist. Fassen wir also das Perfect nur
in einer Bedeutung und zwar als Prilteriluin auf (wofür
sich gelegentlich auch Hr. Professor Uäumlein in dieser
Zeitschr. ISa'). Nr. 30. erkl.irt hat), so bleibt nur übrig,
demselben sein richtiges Verh.'iltniss zu den beiden andern
Temporilius der Vergangenheit, zu Imperfect und Plus-
quamperfect anzuweisen. Keiner Schwierigkeit unterliegt
Aie Unterscheidung des Perfecfs ron dem Imperfect, da
letzteres, um mit Zumpt zu reden, nicht Vollendung,
sondern Dauer in der Vergangenheit bezeichnet. Wozu
aber, konnte man fragen, 2 Tempora, die beide dasselbe,
nämlich Vollendung in der Vergangenheit ausdrücken?
Allerdings würde eins von beiden Temporibus überflüssig
sein, wenu nicht beide durch ein drittes Merkmal ver-
schieden wären. Freilich besteht dieses fllerkuial nicht,
wie die Alexandriner meinten, in der Vollendung einer
Handlung seit längerer oder kürzerer Zeit, weil man
sonst, wie schon Scaliger richtig fühlte, nicht würde
sagen küiinen : risi jam quinquagint a ahhinc annis
und legeram versuin heri antequam biberem. Auch würde
sich sonst Cicero falsch <les Perfects bedient haben ad
Att. 12, 23: occidimus , nccidimus Jam pridem, At-
tice, nos quidem. Der lJnterschie<l beider Tempora be-
steht vielmehr darin, dass das Perfecfum eine (gleich
»iel ob längst, oder eben erat) vollenilete Handlung be-
zeichnet, deren Subject der lledcnde zu sich in die Ge-
genwart versetzt, das Plusi|uamperfectuui dagegen eine
ebenfalls vollendete Handlung bezeichnet, deren Subject
der Redende zu sich in's Verhältniss der Vergangenheit
»teilt. Man kann nämlich (wie ich ausführlicher nach-
gewiesen habe in dieser Zeitschr. 1841. Gvmnasialzeitung
>r. 9 und 10.) bei jedem Tempus Verbi liniti ein drei-
faches Zeitverhältniss unterscheiden, 1) das Zeitverhalt-
niss der Handlung zum Subjecte derselben , 2) das Zeit-
verhältniss des Subjects der Handlung zum Redenden,
3) das Zeitverhältniss der Handlung zum Reden<len. Die-
ses dreifache Zeitverhältniss ist von Zumpt nicht gehörig
erkannt und beobachtet worden, sondern er geht in der
Teuipuslehrc gleich von dem dritten Zeitverhältiiisse, als
von dem einzig cxisf irenden, aus, indem er §. 493. sagt:
,,I<iS lässt sich in dieser Hinsicht keine andere Regel
geben , als dass man (d. i. doch wohl der Redende oder
Schreibende) sich frage, in welche Zeit die auszudrückende
Handlung fällt, nämlich in die gegenwärtige, vergangene
oder zukünftige" '). Das erste Zeitverhältniss ist Hrn.
Z. insofern dunkel geblieben, als er es für gar kein
Zeitverhältniss, sondern für eine Beschafleiiheit der Hand-
lung in Beziehung auf die damit rerbundenen ansieht ^).
Das zweite Zeitverhältniss endlich ist ihm ganz entgan-
gen, sonst würde er, in dem Perfectum ganz richtig
etwas Gegenwärtiges ahnend, dieses Gegenwärtige nicht
in der durch's Perfect ausgedrückten Handlung, sondern
in dem durch's Perfect zugleich mit bezeichnetem Sub-
jecte der Handlung gesucht haben. In der That! diese
durch's Perfect ausgedrückte Versetzung des Subjects iu
die Gegenwart des Redenden ist das ISinzige , was dem
Perfect von Präsonsbedeutung inwohnt, und zwar nicht
bloss dem lateinischen Perfect, sondern auch dein deut-
schen.
Das deutsche Perfect nämlich wird von Zumpt eben-
falls verkannt, wenn er behauptet, dass es immer nur
eine vollendete Handlung der gegenwältigen Zeit be-
zeichne. Auch das deutsclio Perfect kann ebenso gut
von einer längst vollendeten, wie von einer eben erst
stattgefundeiien Handlung gebraucht werden , wie sich
aus dem ersten bessten Beispiele ergibt: so eben ist ein
arger Betrug entdeckt worden und Amerika ist 1492 ent-
deckt worden- Wie kommt es denn also, dass gleich-
wohl das deutsche Perfect iu der Erzählung nicht ge-
braucht, sondern das lateinische Perfectum im Deutschi ii
durch's Imperfcctum übersetzt wird? Diese Frage sucht
Zumpt dadurch zu lösen, dass er nicht bloss dem deiil-
schen Perfecto die Bedeutung eines Präteritums abspricht,
sondern auch eine doppelte Bedeutung für das deutsclie
Imperfectum statuirt. „Im Deutschen", sagt er §. ,500,
,,ist das Imperfect dieses unbestimmt erzählende Tempus
der Vergangenheit neben seiner eigentlichen Bedeutung
einer dauernden Handlung in vergangener Zeit." So
hat Zumpt beiden Sprachen Genalt angethan, indem er
im Deutschen dem Imperfect, im Lateinischen dem Per-
fect doppelte Bedeutung aufzwingt, anstatt den fraglichen
Gebrauch des lateinischen Perfects und deutschen Imper-
fects in der Erzählung viel einfacher und naturlicher au«
der verschiedenen Denk- und Darstellungsweise beider
Völker abzuleiten. Während nämlich der praktische
Römer sich durch's Perfect das Subject der Haudluiig
4) Dass Zumpt dieses Zeityeiliältiiiss seiner Eintbeilung zu
Grunde legt, kann nicht gclailelt werden, aticr grund-
falsch ist es , bei diesem Eintheilungsprincip das Peifecl
als ein Präsens anzusehen. Wollte Hr. iC. das Perfect als
eine Art Piaseiis betrachten, so ranssle er nicht das Zeit-
veibältniss der Handlung zum Rodenden, sondern dis
Zeilverliültniss des Subjects der Handlung zum Redenden
als fundamentum dii'isionis aufstellen.
5} Demnach muss Zumpt sämmtlicbe Tempora als sogenannte
relative Tempora ansehen. Gleichwohl «erden aber gar
oft Handlungen ohne alle Beziehung auf andere gedacht.
Diese könnten alsdann durch die Sprache gar nicht aus-
gedrückt werden !
?69
270
vergegenwärtigt , die Ilanilliing selbst aber aU eine für
das Subjcct derselben, inithin auch für den Redcndea voll-
komuien abg'esclilossene , als eine ruilendcte Tliatsacbo
(factisrb) darstellt, «ersetzt sieh der poetische Deutsche
diircli's Imperfect zu dem Sulijecte der ILiiidluin; in die
V'ergangCMheit , und stellt dagejjen ilie llandhiiig selbst
als eine für das Subject noch in der Eiitii irkeinng be-
griffene, als eine »verdende (genetisch) dar. Der fac-
tischen Darstellung durrh's Pcrfect bedient sich der Dent-
8cho in der Regel nur dann , nenn er mehr das Resul-
tat der Handlung, als die Handlung selbst, im Auge hat,
z. B. Amerika ist von Columbus entileckt Morden; die
Engländer haben Colunien in allen Welttbeilen angelegt.
Weimar. Dr. C. E. Putsche.
Nachträglich erschien so eben:
HO. /Iretalogus sive cpigrammata et sententiac nostratium
poetarum (»ielnidir p. ii.) latiue reddifa. Eilidit
Mauritius Sei/(/'ertus. Drandenburgi , sumptus fecit
Ad. »Iiiller. tS4l. 8. XII und 76 S.
Hr. S. hat eich sclion sonst als gesclimacktoller Ueber-
setzer deutscher Dicliterstiicke benalirt, und zeigt hier
wieder sein Talent auf eine um so beifallswertherc AVeise,
als nicht alle Uebersetzer das altrümische Culorit in Fas-
sung des Geilankens, der Tropen und iler Worte so gut
zu treffen wissen. Die deutschen Diclifer , deren Origi-
nale daneben stehen, sind: Giitlie, Schiller, Jf'ilh. Mül-
ler, Herder, Lessiiig, Logau, Bürger, Klopslock, Ltnig-
bein. Küstner, Hagedorn, Nicolai, Uhlund, .4. Hube,
Rackert. Den Gvniiiasien und philologisclien Seniina-
rien, »o etwa solche L'cbuDgen noch oder wieder getrie-
ben n erden, kann das \'utliegen(le als Aluster enipluhlen
worden.
Gymnasial - Chronik und Miscellen.
Aargau. Der Heransgeber der pädagogischen Revue,
Educationsrath Dr. Mager, ist rom hiesigen Staatsrafhe
/.a der durch Prof. Jcanrenaud's Abgang — derselbe
war seit 1808 an der Schule — erledigten Professur der
französischen .Sprache und Literatur am höheren Gymna-
sium und an der Gewerbschule zu Aarau berufen worden.
Berlin. Am 28- Augnst 184! starb der Director
.nieritus Chr. Gottl. Z i ni uie r m an u , welcher 176G
geboren war, und von 1821 bis 1X27 an der Spitze des
Friedrichs - Werder'schen Gymnasiums gestanden hatte.
Büdingen. Der Gymnasialdircrtor Thudichiim
daselbst ist zugleich zum Mitglied und Rath bei dem
Oberstudienrath lyid Dr. Geist zum Director au dem
Gymnasium zu Giessen ernannt worden.
Coblenz. Lchrerpersonal des Gyninasiums (Herbst
1841). Director Dr. Klein. Professor Leuzinger,
Oberlehrer, Mathematiker. Oberlehrer Assmapn, Re-
hgioDslehrer. Professor Dr. Deycks, Oberlehrer, Or-
dinarius der Prima und Bibliuthecar, Oberlehret Seul,
Ordinarius der Oberserunda. Lehrer Uilchsten. Leh-
rer Dominicus. Lehrer Henrich. Lehrer Fliick.
Professor Dr. Dronke ist im September als Director
an das Gymnasium zu Fulda abgegangen. Dagegen ist
von dem Progymnasium zu Neuss der Lehrer Ditgo-
nach Coblenz berufen, und hat das Ordinariat der Unter-
secuiida nebst einer Anzahl Lehrstunden übernommen.
Lebrrdicss sind die Candidateii A reust und .M ü n c h hier
beschäftigt. Dem A'crnehmen nach wird der Oberlehrer
Seul in Kurzem nach der adeligen Erziehungsanstalt
abgehen , welche zu Bedburg im Jülicirschen errichtet
werden soll. Jetzige Frecjnenz der Anstalt: in Prima ','2,
in Obersecunda 23, in L'ntersecunda 44, in Tertia Stji
in Quarta (i4, in Quinta (j.j , in .Sexta 77, Summa 331
Schüler. Am Schlosse des Schuljahres 1841J — 1841 wa-
ren 291, im Anfange desselben 342 Schüler. 3Iit dem
Gymnasium ist eine Elementarvorbereitungsschule in zwei
AI)theiluMgcn unter den Elementar lehrern B r a nd en bu s cii
und Stolz verknüpft. Sie zählte im vergangenen Schul-
jahre V^6 Schüler. Zu den Herbstprüfungen lud Hr. Prof.
Deycks ein durch eine diss, de Aiitisthenis Socratici
vita ac dortrina.
G r n u li ü II d e n. Der bei uns nichi g-mz nnlvckannte
Kampf des Realismus und Humanismus scheint sich auch
in Graubünden einiffermassen zu regen. IMan schreibt
in dieser Beziehung der ,,1V. Z. Z.": „Eiu wesentlicher
Fortschritt in unserer evangelischen Landesschule war der
Beschluss der evang. Session 183'), dass der Maturitäts-
prüfung ein sechsjähriger Gymnasialcursus voran zu ge-
hen habe. Die Früchte dieses Beschlusses hat die Sv-
node in den letzten Jahren geändert, und die diessjährige
Session hat die vortheilhaft veränderte Haltung derselben
anerkennen zu müssen geglaubt. Aber in demselben Au-
genblick, in welchem die Synoile das Bezeigen der Ses-
sion mit gerechter Freude hinnimmt, hat sich am Hori-
zont bereits ein dunkles Gewülbo gebildet. S.>itdera von
Seiten der Oberbehürden dem Studium der Humaniora
grossere Aufmerksamkeit und grossere IMittol zugetheilt
worden sind , glaubte man mit vollem Rechte auch für
diejenigen grössere Lehrinitlcl verlangen zu können, wel-
che auf keine gelehrte. Bildung Ansprucli macJien , son-
dern nach etlichen Jahren Schulbesuches sich in die Reihe
der gewerblichen üerufsarten zu stellen gedenken. Diese
Forderungen hatten das Interesse der Zeit für sich, und
wurden noch mehr dadurch unterstützt , dass sich ilie
Ansicht verbreitet hatte, man könnte durch eine Industrie-
schulo den Talisman gewinnen, die sciiiafende rhätische
Industrie mit einem Zauherschlag zu erwecken. Da je-
doch von Anfang au die ftleinung nitlsf, geradezu abwois-
bar war, es werde den Realisten nur dann Heil wider-
fahren können , wenn man den Humcnisteu etwas vou
dem Erworbenen wieder abpflücke, sa hat sich desshaiU
in der Zeit nach dem Beschluss von I(<3.T einige Miss-
helligkeit der Ansichten betreffend die Verhallnisse der
Cantonsschule zur Landeswohlfahrt ergeben. Die Indu-
striellen klopften verschiedene Male bei dem gr. Ratho
an , allein die Sparsamkeit luacht denselben nianchmal
etwas schwerhörig. Sie hatten noch lange klopfen kön-
nen, wenn nicht ihr Glücksstern gewollt halte, dass in
den letzten zwei Jahren eine überraschende Anzahl ton
271
272
l'f.,rrcrii mit To.l abgefangen, zwei weggezogen siu.l, un.l
,l,h ein l).-(i.i( .0(1 10 Iii<ra.i9g«s(cllt hat. Da l.iess es nnii
auf einmal auch in gt-bildoton Kreisen: (lio Pfarrer mü.s-
scn »u viel stii.liren, zu viel Geld ausgeben, unsern (ie-
niein.len droht eine enorme l'fiiiudcrhiihung. ^or Zei-
ten, als die Pfarrer noch wohlfeil studirten, hatten tur
Pfarrer genug, damals Haren sie zufrieden mit Pfründen,
die einen Ertrag von 200 Ü. hatten, jetzt sind sie nicht
mehr zufrieden mit 400 A- l>as besste Mittel ist, man
suche «ieder «ohifeilere Waare zu fabricircn. Solche
Ansichten sind aus landes.äterlicher Fiirsorge f.ir das
bessle der evang. Gemeinden in der diessjslingen Session
laut .Tcworden. Man hat nun die Staudesroinmission mit
Bcrathung der Frage beauftragt, ob es nicht zneck.lien-
lich sei, auf den Studienplan von vor ISih zurück zu
kommen, «^^^l- ^eit.
31 ühlhaiisen. Lehrcrpersonal dieses (Jymnasiuins
im Schuljahre Ostern r41 — l!54-'- I>irec(or Dr. Hann,
Prorector Limiiert, Conr. Dr. S c h I i ck e i se n , Subr^ct.
Dr. illi'ihlberg, Subconr. I. Ilarlrodt, Subcoiir. 11. Dr.
Ameis, Collaborator Hecke, Diaconns Karmrodt,
Pritatlehrcr Kcnbauer, Sch/eib- und Zeichenlehrer
Uettmanu, Slusikdirector Thierfelder, Pastor üar-
lüsiiis, Hauptlchrer am Nebenseminar.
Oels. Im Herbste IST/ raffte die Cholera den da-
maligen Gymnasialdirector Kürner dahin. Sein Anden-
ken ward durch eine vom Prorector verfasstc Motette ge-
ehrt, die bei Gelegenheit der damaligen Siiciilarfeicr der
Gräflich Kospolhischcn Stiftung, »vozu ebenderselbe eine
lateinische Ode gedichtet hatte, mit aufgeführt wurde.
Des Verstorbenen pädagogische \erdicnstliclikeit ward von
der Kiinigl. Behörde durch Ben illigung einer lebensläng-
lichen jährlichen Pension an seine Witlwe anerkannt.
An seine Stelle trat der Professor Dr. Lange, der loin
Frieilrichs - Werder'schen Gymnasium in Berlin hierher
befördert ward. Sein erstes Osterprograinm |f^,39 enthält
ausser den statistischen Schulnachrichten eine lateinisch
geschriebene vorbereitende Abhandlung zu einer Ausgabe
der lliade, die noch erscheinen, und worin unter andern
die Zenodoiische Rcrension des Textes gegen die Ari-
sfarchische in Schutz genommen werden soll. — Das
Osterprogramm 184U enthält ausser den Schulnachiichten
eine lateinisch geschriebene Abhandlung des Dr. Böh-
mer über die Latinität des Seneca, inwiefern sie als fort-
schreitende Entwickeluug der Sprache zu betrachten und
daraus Vortlieil zu ziehen sei für wissenschaftliche Dar-
stellung iu neuerer Zeit. — Die beiden Osterprograiiimc
von ly4l und 1842 brachten eine Geschichte des Oeiser
Gvuiuasiums von den ersten vorbereitenden Anlagen dazu
ini 10. Jahrhundert bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts
von lieisuig. Ans manniclifachen Quellen mit vielem
Flcissc und gesundem Urtheile zusammengesucht spricht
die Erzählung durch einfache und mit Würde gehalteuo
Darstellung auch den unbctheiligten Leser an, unil macht
ihre Fortsetzung bis auf die neuesten Zeiten wünsrhens-
«erdi, was wir, wenn der Raum dieser Blätter es ge-
stattete, durch pikante Einzeluheiten im Anszuge belegen
kiinnien. Das Lchrerpersonal besteht jetzt aus: 1) Prof.
Dr. Lange, Director, '.') Prof. Dr. L i n d a u, Prorector,
3) Kiesewettor, Conreclor, 4) Dr. Bredow, 1. Col-
lege, ,0) Purin ann, 2. Coli., H) Dr. B ö h in e r , 3- Coli.,
7) Leisnig, 4. Coli., ,s) Bahr dt, Cantor, 9) Dr.
Kämmerer, i. llülfslehrer , lu) Dr. Rehm, •>• llülfs-
lohrer. — Die Schülerzahl, von welclici in den beiilen
Jahren ziisainnien l'-J als reif zur Universität (darunter
3 Philologen, ö Theologen und kein Arzt) abgingen,
schuaiikfe in den beiden Jahren zwischen (70 — KiO,
wii'wdlil man, iiiibeinittelton AeHorn zu helfen, deren
Siilino nicht slndircii sipIIi'ii, für »elihe aber die auf-
blühenden Realschulen in den Residenzen — diese Kin-
der di-r in materiellen Interessen und Bestrebnngen be-
fangenen Zeit — zu kostspielig sind, auch hier, wie an
andern Procinzialgyninasieii in Prensseii schon vor vier
Jahren eine sogenannte Realclasse errichtet hat. Um
aber die so vermehrte Arbeit bestreiten und zugleich
zweien hier alt gewordenen Lehrern, dem Prorector und
dem zweiten Colh'gen ihre Amts;)rbeiten cileiihtern zu
können, musste der zweite Hülfslehrer angesetzt werden,
and um diesen gehörig zu saliiriren, verstand sich, weil
jetzt die Scluilca.sse diess nicht mehr zu leisten vermag,
der Prorector, dem besonders vernichrle Harthürij^keit
die Aufrechthaltung der Schuldisciplin erschwerte, zum
Opfer von zweihundert Thalcrn seines bisherigen Gehal-
tes gegen Abnahme von '/^ seiner Lehrstundenzahl, «a»
denn auch von den allerhöchsten , höchsten und hohen
Patronen, d. i. vom Könige, dem Herzoge und der Stadt,
die freilich alle drei vor nun 14 Jahren die Besoldung
des Lehrerpersonals freigebig verbessert hatten , gcuch-
uiigt worden ist. Allerdings ein empfindlicher Wechsel
für den nnn 65jährigen, sonst rührigen Greis, der jetzt
hundert Tlialer weniger Einkünfte hat, als womit er vor
3S Jahren seine Laufbahn als öffentlicher Lehrer am
Köniu;ticlien Lyceum in Warschau begann. Ein Glück
für ilin, dass er unverehelicht geblieben — noch grosse-
res, dass ihn seine trenbefreundete Muse nicht rcrlässt
Sollte er aber, was ihm einmal vor Jahren träumte , auch
erblinden, dann möchte er wohl wünschen, dass ihia
einmal die linden Geschosse der Artemis solcher Hülfs-
losigkeit des Alters rasch und unerwartet enthöben.
Sonders hause 11. Die beiden Oberlehrer ZeitfucL;
und Dr. Kieser wurden zu Professoren, sowie später
die beiden Collaboratorcn Göbel und Dr. Zange zu
Oberlehrern ernannt. Ausserdem wurde der Hülfslehrer
Lutze am Gymnasium mit der Leitung des Orgelspiels
und des Gesangs in der Si. Crucis -Kirche beauftragt, und
erhielt den Titel eines Cantnrs, die beiden Lehrer Von-
eiidc und Heidenheim aber wurden definitiv angestellt.
Bericiitigungen. "•
lu l\i. l. dci G\innasi.il7,ritung ist zu lesen S. 6 in dir
Mille statt steigein — steigere; S. 8. i. 17. von unten slatt
sie aber — die aber: S. 10. nach der Mitte statt L'nabliangis;-
keih — Undblässigkeit ; S 16 vor der MiHe statt verstehen —
verstehe.
Gymnasial-ZeitLin
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Aiterthumswissenschaft.
Septemlier 1^49.
31. Geroiaiiia oder iieacs Jahrbuch der Berlinischen Ge-
gellscliaft für dciifsclie Sprache und AHerihumskande,
Herausgegeben ron Friedrich Heinrich v. d. Hagen.
Viertor Band. Berlin 184!. Verlag von Ueroiauu
SchiiUzc. 238 S. 8. Preis 1 Thlr.
Ein 3Iagazin von 10 Abhandlungen, welchen Jahres-
berichte über die Arbeiten <ler Gesellschaft und ücbcr-
sirht der wichtigsten nenen Werke deutscher Sprache
und Alterthumskunde ron 1839 — lS4l beigegeben sind.
Der Verein, welcher am ß. Januar 1840 sein fiinf und
zwanzigstes Stiftungsfest feierte, erfreut uns diessnial mit
meistens sehr dankensnerthen Gaben, unter ttelclicn das
wenige Geringfügige verschwinden mag. Alt- und neu-
dentsche Literatur und Kunst, romantische und deutsche
Sagen, deutsch -philologische und ästhetische Betrach-
tungen bilden den Kreis, in welchem sich diese Leistun-
gen bewegen. Da es der Tendenz der G^mnasialzeitung
völlig entspricht, auch neue Erscheinungen der deutschen
Literatur- und Cultnrgeschichte überhaupt anzuzeigen,
BO rechtfertigt sich wohl eine Uebersicht des vorliegen-
den Bandes mit einzelnen Auszügen ron selbst. Eine
eigentliche Recension liegt also keineswegs in der Absicht
dieses Aufsatzes, welcher nur darauf geht, dem reichhal-
tigen Buche Interesse zu erwerben.
A. In die Sprachforschung schlagen folgende Arbei-
ten ein : Nr. III. Veber die Aussprache fremder Eigen-
namen im Deutschen. Von Karl Tams (patriotische Her-
zensergicssung , welche zeigen will, dass es besser und
natürlicher sei, wenn wir unserer Gewohnheit zuwider
alle fremden Eigennamen, wo Deutsche Deutsch mit
Deutschen redeu , so aussprächen , wie uus der Srhtiabel
gewachsen ist). Nr. V. Ucber das Verhalten des deut-
schen Worlrhythmua in dem deutschen Versrhythmus.
Von Zelle. >r. X. Volk, Deut und Leut. Von F. L.
Jahn. Daran mag sich Mr. VII. schliesseu: Der deutsche
Unterricht auf dem Friedrichs - Werderschen Gymnasium
zu Berlin. Von E. Bonnell.
B. Zur Sagenkunde werden zwei interessante Beiträge
geliefert. Lüteke schreibt über den Rattenfänger von
Hameln (Nr. IV.), und San - Marte [A. Schulz] ü6er
den Wald von üreciliande und die Quelle von Baranton
(Nr. II.). Da man von diesen Wundern der bretanischen
Romantik wohl noch lieber liest, als rou dem uuhcim-
Gymnaiialzeilun^,
liehen Pfeifer, so folgt hier Einiges ans dem betreffenden
Aufsatze. Der Wald von Breciliande (jetzt Brccilien ,
einst Broch' allean, le bois de la solitaire genannt) liegt
in der Ebene Concorcet, welche sich in der Niederbre-
tagne ansdehiite. Dort rinnt eine Quelle, bei der man
zwei Steine erblickt, und über ihnen ein altes Kreuz.
Dicss ist die Sagenreiche Qnelle von Baranton unil da.«
Grab des weisen Merlin; dort schläft, sagt man, der alte
Druide, beim Gemurmel des Wassers und des AVindes,
der die Haide ringsherum durchseufzt (^'illemarqnes Vi-
Site au Tombo de Merlin in der Revue de Paris. Mai
1,X37). Die alten Traditionen von diesem Walde dauern
noch fort, und abergläubische Gebräuche beziehen sich
darauf.
Auch Iwein mit dem Löwen hatte hier seinen Tum-
melplatz. Jener Wald knüpft sich bedeutsam an die
Heroen der ältesten Wälschlretanischen Arthursagen, dir,
wahrscheinlich schon im 7. oder 8. Jahrhundert nach der
Bretagne verpflanzt, gewiss hier im 10. festgewurzelt
waren. Merlin, Sohn eine» Dämons und einer Nonne,
gibt seiner geliebten Dame vom See , Viviane, selbst den
Zauber an, mittelst dessen sie ihn zu ihrem steten Be-
sitze im Walile von Breciliande auf ewig fesselt, und
Merlin kann nie mehr von der Stelle hinweg. Fast in
jedem Romane des Arthur- Cjklus gerflth ein Ritter der
Tafelrunde in diesen wunderbaren Wald, wo er auser-
lesene Abertheuer zu bestehen findet. Noch berühmter,
als Merlin's Grab, scheint eine Quelle geuesen zn sein,
welche Ungewitter und Platzregen erzeugte, von der
schönsten Linde überschattet. Am frühesten gedenkt
ihrer Ware nni 1150 im Roman de Rou, nachher Chre-
tien von Troves (f 1 190) in seinem Chevalier au lion etc.
Ware erklart das Wunder der Quelle f:ir Erdichtung,
aber etwa 00 Jahre spater ist Hüon de Mer\ glücklicher,
als er deu Wunderwald besucht, und die Kraft der Quelle
prüft. Die Stelle aus seinem Gedichte Tournoicment ante
Crist ist S. 17 ff. gedruckt. — Ks-.'.in tritt unter drei
Gestalten auf: im ti. J.ibrh. alr historische Person, hei-
misch in Wales, als Barde iWe.A.V.i« ; im y. und 11. Jahrh.
als mythisch ui.d sagenhaft gest.-«ltet, in Wales und Bre-
tagne"; und seit dem 12. Jahrh. als französischer Ritter-
romanheld. Vom Barden ist noch ein Gedicht erhalten,
Afallenau; er war zugleich Sänger, Held und Prophet.
Im Gedichte kämpft er gegen die Sachsen; al» diese sie-
tren, und er «lio Seinen verliert, fasst ihn Raserei; er irrt
20
375
'216
in den AValclern , uiid »»iril -Silvester genannt. Nennius,
ein llistoiiker des 0. Jalirliiniderfs , leiht dein M. (Am-
broaiiis (fenaiiiit) d.'linonisclien Anstrich , mystischen Ur-
»nriiiil^ und iiunderbare Fruphetcnkraft. Uüj;ejjen li.'ilt
Gotifrieils «on ."Monniouth Gedicht Vita [\Ierlini (nm tl.'iO)
noch den alten Nationalheldcn mit Treue fest, unil weiss
noch nichts von Alerlin's Liebe zur Viviane. Dieser ge-
denken zuerst Werke, welche frühestens in den Anfang
des 13. Jahrh. fallen. Man legte der VValdflucht das
31otiv der Verzauberung durch Viviane unter , und ver-
setzte sie in dieser Wandlung nach der Bretagne, von
»«elcher allein, nicht von Wales, die nördlichen Fran-
zosen jene Sagen kennen lernten. — S. 27 ff. »ird des
rotlieii Buches von Hergest gedacht, eines Manuscripts
vermischter altväterlicher Werke im Jesus - College zu
Oxford, am Ende des |4. Jahrh. zusammengeschrieben.
Die den franzfisisrhen Arthusromanen inlialtlirh verivaufl-
ien Erzählungen edirtc, übersetzte und erläuterte Ladi/
Guest (The Alabinngion, from the Lljfr coeli o Hergest
etc. London I8'i8 etc. 3 Vol.). Der erste Band gibt den üioS
des I»ein, der zweite den Urstoff des Parcival, ganz
ohne Gral, in seiner «välschen Ursprünglichkeit; der dritte
Kunde von einem englischen Parcival, der älter als Chau-
cer, doch jünger, als der erste Kreuzung ist: auch hier
kein Gral, die Ritterlichkeit grob. Namen darin deuten
auf Frankreich. Die Mabinogiou müssen lange vor ihrem
Niederschreiben gemacht sein, besonders »eil ihnen die
feinere Chevalerie und der Gral fehlt. Im Roman von
,,Owain" spielt die Donnerquelle ihre Rolle. Dieser Hold
ist von unläugbar wälscher Herkunft. Doch fällt auf, dass
man in Wales keine Wundertjuelle ähnlich der von Ba-
ranton gefunden. Darum gebührt wohl den Bretagnern
die Erfindung dieses Romans. [Vergl. nun: San-Marte,
die Mährrhen des (Walisischen) rothen Buches von Her-
gest. Halle 1841].
C. Altdeutsche Kunst und Literatur ist vorzüglich
bedacht. Daher gehört Nr. VI. von Hagen {Bericht über
Pommerns Kunstgeschichte von Kugler. Stettin 1840).
In drei Piecen werden die Niielu?igen besprochen. Hagen
gibt (Nr. I.) Notiz von der Nibeluno^en - Handschrift des
Herrn von iVleusebach (etwa aus der Mitte des 15. Jahrh.),
168 Folioblätter stark. Sie gibt der Nibelungen Noth ,
die l^lage , AVinsleke and Winslekin. Aus den hier ein-
gerückten Stellen soll das unmittelbare Verhältniss zur
Berliner Urschrift klar »erden. Wir zählen nun 22
(oder 21) Nibelungen - Codices ; auch Bruchstücke einer
altniederiäudischen Ucbertragung haben sich gefunden, —
Nr. XIV, (von Zeune) führt die Aufschrift: Ist Heinrich
von 0/lerdingen der Verfasser der Niielifngen Nothl
Von Spaun (Heinrich r. O. und das Nibelungenlied. Linz
1840) macht die Ofterdingen zu einem adeligen Geschlechto
im östreiciiischen Traunkreise. Sei aber Heinrich Oest-
reicher oder nicht, so fragt sich: ist er Verfasser des Nibe-
lungenlieds] Bei der grossen Verschiedenheit der Codices
kann von Verfassern weniger die Rede sein, als von
Sammlern oder Anordnern. Nun hält Lachmann die ein-
fachere Gestalt für die ältere (ja reducirt 40 Abentheuer
auf 2')), Spaun die ausführliche, Spaun tritt zwar gegen
Lachmann's Hypothese von der Entstehung aus Volkslie-
dern auf, neigt sich aber duch selbst zu ihr, so dass
sich die Aniicliten einander nähern. Weiter macht er
wahrscheinlich, dass Bischof Pilgrin die alten Sagen von
Attila lateinisch aufschreiben liess, und ergeht sich über
die vielen Nibelungen - Nanion , welche in üstreichisrhen
Urkunden begegnen, personliche, wie locale (von letztern
praedia Theodorici et Krmanrici Urkunde von II II,
Grimhildeberg 927, das Schloss der Frau Heike 1 147 etc.).
Aus ilen vielen Nibelungen - Namen , welche in Oestreich
vorkommen, und aus der Kenntniss der Localität in die-
sem Lande, sowie aus der Unkunde der Rheinlande
schliesst Spaun, dass das Lied nicht am Rhein, sonder:»
in Oestreich gedichtet sein müsse. Das letzte Argument
entkräftet Zeune überzeugend S. 146 f. etc. — Nr. IX.
Der Nibelungen Noth. Zwanzig Lieder von den Nibe-
lungen. Nach K. Lachmann's Andeutungen wiederher-
gestellt von A'. Simrock. Bonn 1840. Von Hagen. Der
Verfasser tritt bald humoristisch , bald ernst scheltend ,
bald argumentirend gegen das Buch in <lie Schranken.
Allerdings gab es einst ältere kürzere Nibelungenlieder:
sie fassten die Haupthandlung kurz, in wenigen Roman-
zen, oder gar nur in Einer zusammen, für Einen Vor-
trag. Alan kann eigentlich nach keinem Dichter fragen,
wohl aber nach dem Dichter, der ans jenen uralten
Ucberlieferungen , Volks- und Heldenliedern zuletzt das
grosse ritterlich- christliche Heldengedicht von den Nibe-
lungen schuf, und bildete. Allerdings sind bei der man-
nichfaltigen , lebendigen Fortbildung solcher Lieder zu
grösseren Nibelungengedichten manche alte Einwirkungen
und Spuren davon auch noch in der letzten Darstellung
übrig geblieben. Indess protestirt iler Ref. gegen die
,, wundersam prästabilirte Harmonie", durch welche die
im Ganzen so glcichniässige Darstellung des ganzen Hel-
dengedichts, sowie sie noch in der hier übrigen Hälfte
geblieben, von vielen Volksdichtern herrühren soll. Wir
haben keinen Sängerstand nach Art der Skalden, noch
weniger eine homerische Sängerschule. Durch vorliegende
Zersetzung ist ungemein viel am alten Gebilde beschä-
digt. Um das vermeintlich Volks- und Sagenmässige
herznstellen , ist das Ritterliche überall verdrängt oder
beschnitten. Ausserdem vermisst man viele bedeutende
Züge oder gar ganze Abenteuer. Wie das Ritterliche
und das Hufliche, ist auch das Christliche mannlchfaltlg
zurückgedrängt. In unserem Gedichte aber ist schon
durch die älteste geschichtliche Gestaltung mit den Rhein-
franken und ßurgundcn, Gotlien und Thüringen die christ-
liche AVeihe des germanischen Heldenthums und sein Ge-
gensatz gegen die heidnischen Hunnen begründet. Das
Christenthum erscheint in den alten Nibelungen als fester
Hintergrund (wenn schon nicht als Beweggrund). ^'on
diesem Gesichlspuncte werden der Caplan und Bischof
Pilgerin für die Nibelungen vindicirt. In der angeblichen
Herstellung wird neben der ritterlich - christlichen auch
die vaterländisch - geschichtliche Bedeutung der Nibelun-
gen verletzt. Dagegen erklärt der Rec: „Nicht sowohl
aus einzelnen kleineren, gleichraässig verfassten Stücken,
setzte sich das grössere, reichere Gedicht zusammen:
sondern auf den Grund eines das Ganze in den Grund-
zügen umfassenden kürzeren Gedichts bildete, und ent-
wickelte sich ilas grössere Heldengedicht." Endlich geht
er zu der Form über: die epische Stanze war gewiss
27-;
378
niclil die Form jener ältercu Nibelungenlieder, sondern
diese waren in Alliterationsstrophen verfasst etc.
Vorzüglichen Dank verdient der Druck einer Berliner
Handschrift von H'itlirams l'erdeutsc/iung des hohen Lie-
des, welclien hier der Herausgeier veranstaltet (in Nr. XVI).
Diese bisher noch unbenutzte Handschrift ist auf Perga-
ment in Quart, im H- — |'i. Jahrh. schön geschrioben. —
A. F. Riedel gibt zwei Stellen aus clor Magdeburger
Schöppenchronik (Nr. XI. XII.). Die eine über einen
Magdeburjfpr Dichter, Brun Sonnenbek , und ein Ritter-
»piel der liiirger ftlagdedurgs anno 12^6 — die andere
eine Erzählung' vom ersten Auftreten der Geisseibrüder
zu Magdeburg anno 1349. — Nr. XIII. beschreibt von
Senqwilz das Manuscript eines alldeutschen Fabelbuches,
welches sich auf der Uibliothek des Erlauer Erz-Capi-
tuls befindet. Es stammt aus sec. 15. Die Fabeln sind
nach den Cardinal- Tugenden, doch ohne Consequen? und
Klarheit, in 4 Bücher geordnet. Das Ganze 138 Folio-
blätter. Voran geht eine ^'oirede. Wir erhalten sie
hier als Probe nebst zwei Fabeln (Alles in Prosa), das
Andere ist Inhalts -Register. — Aus einem altdeutschen
Gedichte von Christus spendet If'eigand eine Stelle
(Nr. X^'.) — .Anfang einer , circa loUO geschriebenen
Pergament - Handschrift in Reimversen. — Hagen be-
spricht die Berliner und Dresdener Handschrift von Ja-
kobs von Marlaenl Blume der Natur, oder Gedicht von
«len Thieren (Bestiarius) und übrigen Naturreichen
(Nr. XVII.). Wenn das Werk vollstflndig ist, besteht
es ID 13 Büchern, welche verschiedene Classen von Na-
turgegenstcindcn in sehr nillkiirlicher Folge behandeln.
Von den ersten Büchern schreibt sich der Name Bestia-
rius, Jakob (f 1300) ist einer der fruchtbarsten der alten
niederländischen Dichter (in iläDiischer Sprache). Der
Cod. Berol. seiner Blume in Folio Pergam. , etwa aus
dem Anfang sec. 14, ist vorn und am .Schluss defect,
und Hagen glaubt, dass 14 Pergamentblattcr von ,,der
uatureu bloemes", welche er in Dresden fand , zum Cod.
ßerol. gehören. Von beiden IVIanuscripten liest man hier
Uebersichten und Proben. — Endlich empfangen wir in
Nr. XVIII. durch Hagen Nachricht und Auszüge ans
Siegfried HelblingS Lucidarius, einem in Gesprächsweise
abgefassten, sinnvollen und inhaltsreichen Zeit- und Rit-
terspiegel Oestreichs, von dem daselbst heimischen und
kundigen Dichter in hohen Jahren «largestcllt, noch bei
Lebzeiten König Rudolfs I. und Albrccht's I.
D. Die neuere deutsche Literatur wird durch H/rgen
mit einem sehr beachtenswerthen Goethianum in Nr. XIX.
bereichert: ,,Das alte und neue Spiel von Dr. Fauste'
Göthe benutzte beim Faust nicht sowohl das gangbare
Volksbuch, als das Puppenspiel vom Dr. Faust (s. VVahr-
Leit und Dichtung). Zu unserer grossen Freude also
«erden wir hier in ein Puppenspiel eingeführt, welches,
»eit etwa 40 Jahren von der Schütz - Dreher'schen Truppe
in Berlin und Breslau agirt, von Bekannten aufgeschrie-
ben wurde, und ,, unter den übrigen noch vorhandenen
Puppenspielen dem Göthe'schen Gedichte gewiss zunächst
steht." Sein Titel lautet: „Johannes Faust, Schauspiel
in 4 Acten." Von S. 214 an sind drei Auftritte aus
dem ersten Aufzng und der Inhalt des Uebrigen gegeben.
Eine neopre Umhildunt- des Fansfspiels enthält die Hand-
schrift, welche Oberst inn Bellow hernnsgab , doch nur
in '24 buchstäblichen Abdrücken. Diese Seltenheit er-
schien o. J. (18 2): „Doclor Faust, oder: der grosse
Nekromantist. Schauspiel mit Gesang in fünf Aufzügen.
Berlin, ganz neu gedruckt." Dieser Faust ist nur eine
corrupte Recension jenes alteren. In der Germania wird
nns das Verhältniss gezeigt, durch Abilruck des Anfanges
Anfz. t. Auftr. 1 — 4 und weitere Vergleichung beider
Darstellungen (S. 220 ü.). In unsern Blättern genüge
eine kurze Andeutung und der Wunsch, dass wir bald
das ganze ältere Werk erhalten möchten. Lässt sich
vielleicht mit einiger Bestimmtheit dessen Alter ermitteln,
und ob es jünger sei, als der bedeutende Christopher
Marloive, dessen Uebersetzung von Wilhelm Müller, un-
sers Wissens, nicht wieder aufgelegt wurde, so erwünscht
diess auch wflrel Heber Alles diess gedenke ich mich
bei einer andern Gelegenheit auszusprechen. — Ein an-
deres Goethianum desselben Verfassers, über die Floh-
Dissertatinn , mag für diessmal von uns nur flüchtig er-
wähnt werden (Nr. XIX, 2).
E. Zum Schlüsse noch ein Blick auf die ästhetische
Abhandlung Borman7i's über die Dichtungsarten (N. VIII.),
wobei mir noch vergönnt sei, meinen bisherigen Weg
des blossen Referirens zu verlassen. Mit Recht erklärt
sich Hr. B. gegen die didaktische Poesie als eigenes Fach,
da man im weitesten Sinne wohl jedes Gedicht didaktisch
nennen könne. Indess reicht es, glaube ich, nicht ans,
wenn man die sogenannten Lehrgedichte unter die übri-
gen Classen repartirt. Viele von ihnen werilen als Ganze
von der Poesie gerailezu verschmäht. Alle Poesie ist
wesentlich symbolisch und concret. Concret , insofern in
ihr eine Idee, d. h. eine (von absfracten BegrilTen ver-
schiedene) Intention zum Individuellen, Körper gewinnt:
symbolisch, insofern die sinnliche Gestalt eine allgemeine
Seite des Seins in ihrer Besonderheit offenbart. Alle
Poesie ist eben darum auch sinnlich, iintl beschliesst die
Vielheit in der Einheit der Idee, Diess passt aber mit
Nichten auf Gedichte, wie Tiedgens Urania oder ^'irgil's
Georgica. Mögen diese ihren belehrenden Gehalt mit
epischen oder lyrischen Schönheiten überlcleiden , ja bei
Virgil alles Einzelne <lie höchste Kunsttollenduug be-
sitzen , es ist eben im Ganzen kein Ineinanderleben von
Leib und Seele. Der ^'erstand bestimmt es systematisch,
nicht die unmittelbare Anschauung des Gemütbs orga-
nisch. Doch genug hiervon. S. 99 T- stellt iler Verf.
seine Theorie von den Dichtgattungen etwa dergestalt
auf: Jedem Gedichte müsse eine Anschauung zu Grumte
liegen, selbst dem lyrischen. Ein Gefühl müsse nämli<h
zur inneren Anschauung werden, sich als ein Objedives
dem Dichter gewissermassen gegenüber stellen. Nun sei
nur ein dreifaches Verhältniss des Dichters zu seiner
Anschauung möglich. Entweder gebe er die Anschauung
als sein eigenstes Selbst — /i/risches — oder als das ihm
durchaus Fremde — dramatisches — oder endlich er
gebe die Anschauung, aber in inniger Verbindung mit
seiner eigenen Betrachtungsweise derselben — episches
Gedicht, Der Verfasser erkennt als Wesen des Epos die
Verbindung, in welche mit der Darstellung der äusseren
Anschauung auf das Innigste die Darstellung des eigenen
Bewnsstpeins des Dichters trete. — Mit der Definition
20»
279
380
iliir Ivri^rlipn Poesie ist man wohl am ersten zufrieden-
"PstelU. Ihr Gr^cnstand ist itas Gefühl, welclies ciii-
tvrdt-r iiiinii((rll>ar aus iler Brust ijuilK, oder sich an aas-
5cron Olijectcu entwickelt. Alles bezieht »ich hier auf
da» dichtende Subject zurück, doch keineswegs mit der
Niiclitrriiheit einer Reflexion, vielmehr wird es in eine
Musik des Gcniüths rerwandelt, «ic denn mit der hör-
liaren Alusik alle Gattungen der Lyrik bei den Griechen
auch äusserlich, und durch Wahlverwandtschaft innerlich
zu allen Zeiten vereinigt waren. üahe-r betrachte ich
die Balladen der D<'incn und Schotth'inder so gut, als
l\rischo Gedichte , wie Pindar's anscheinend epischen
Gcsan;; vom Argonautcnzup. — lieber epische und drama-
tische Dichtung denke ich ander;«, als der Verfasser,
ßeide sind absolut plastisch, »eil ganz auf sich ruhende
und vom Dichterabgelüste Gestalten ihre AVeit bilden. Wenn
aber irj^eudivo das Bcwusstsein des Dichters sich verbirgt,
so ist iliess wohl vorzüglich beim achten Epos der Fall,
n.'ihrend der Dichter dramatischen Personen leichter sein
licuusstseiu einsenkt, doch unbeschrankt dcrPJastik, wie
an Güthc^'s Tasso ersichtlich. Der Unterschied zwischen
Epos und Drama liegt, so sc'ieint es, unter, andern in
Folgendem: 1) Das Drama führt die Gegenwart vor, das
Epos überliefert die Vergangenheit. 2) Dadurch erscheint
aber weiter die Bewegung des Dramas als That, die des
Epos als Begebenheit. 3) Dort erscheint die innere Thätig-
k»:t als das Bedeutsamste , hier das äussere Handeln. So
enthüllt das Drama vorzugsweise den inneren Menschen.
4) Das Epos schildert so oder so eine Zeit in aller Fülle
der Gegebenheiten, das Drama verfolgt den Lauf einer
bi'sfiniuiteii Handlung, zu welcher andere eingcschlungene
Handlungen in ein durchaus secundäres und bedingtes
Verhaltniss treten. 5) Das Drama strebt von Anfang an
nach dem Ende, das Epos erfreut sich seines ruhigen
Fortwirkens, da an seinem äusseren Leben jede Bewe-
gung für sich bedeutend ist. 6) Schon der Dialog des
Dramas gründet einen tieferen Unterschied. Zur ästhe-
tischen Darstellung einer innerlich - reichen Welt, wie sie
dem Drama obliegt, dient Nichts tridlicher, als der Ge-
sprarhswechscl, wie in philosophischer Rücksicht Plato
lehrt etc. — Epos und lyrisches Gedicht gehen überall
dem Drama voran, dieses beruht eben auf der innerlichen
Verschmelzung beider Elemente zu einem höheren Drit-
ten, wie Jeder weiss. Ich nehme auch nur drei Dicbt-
gattungen an, und stimme mit dem Verfasser in der An-
sicht über ihre geschichtliche Stellung gegen einander
zusammen. Allein in den Definitionen dilTerire ich, wie
sich eben zeigte. Zu weiterer Ausführung fehlt es an
Raum: es bedarf kau:n der Bemerkung, dass ich die
meisten hier vorgetragenen Ansichten über Epos und Drama
Güthe's und Schiller's Briefwechsel verdanke.
Dr. Fi\ Zimmer ma7m.
32. Wann soll der Unterricht in der griechischen
Sprache beginnen ?
Zu dieser Frage veranlasst die jetzt in Bayern be-
stehende Praxis. Wahrend früher, und zwar seit un-
denklichen Zeiten, der Unterricht in der griechisrhen
Sprache in dem Unter- Progymnasium anfing, ist durch
Miiiisterial- Rescript vom Jahre 1839 der Beginn auf £i>»
Jahr später gesetzt worden, nachdem kurz zuvor gleich-
falls durch Ministerial -Rescript es, als nicht unzweck-
massig, der Bcrathung unterstellt wurde, ob nicht schon
im zweiten Semester eines jeden Schuljahres in der dem
Unter- Progyninasinm (heutzutage 3. Cursus der latein.
Schule) nächst vorhergehenden Classe, also dem '2. Cursu»
der lat. Schule, ein Vorunterriclit in der griccli. Sprache
erthcilt werden sollte.
Da Bayern von jeher in dem Rufe stand , die Ord-
nung seiner niederen und höheren Schulen sich angelegen
sein zu lassen, da es seit König Ludwig I. glorreicher
Regierung einen eigenen Oberstudienrnlh hat, und über
diesem noch das CoUegium des obersten Schulraths, zu
dessen Mitgliedern Friedrich Thiersch und andere Nota-
bilitaten gehören, da es ferner in dem Institute der Kreis-
scholarchate ein Mittelorgan hat zur Einvernehmung und
Würdigung der Gutachten und Meinungen der Schulbe-
hörden und Schulvorstände in den Provinzen, — lauter
Einrichtungen, die zur Fördcruiig des Schulzweckcs vor-
handen und dienlich sind , so erscheint es schon dcsshalb
geratheii , die Veränderung einer so lange bestandenen
Einiichtung nicht zu ignorircn, und der fllühe werth,
nachzusrhen, ob sie überhaupt als eine wohlbegründete
und desshalb nachzuahmende zu bezeichnen sei.
So viel Ref. bekannt ist, so hat man den Grund die-
ser Aenderung nicht etwa in einer Geringschätzung der
Sprache selbst zu suchen , und ebenso wenig ist sie aus-
gegangen von der Ansicht ihrer Entbehrlichkeit für die
formelle Bildung, sondern zunächst aus der Humanität
Sr. Majestät des Königs und aus der Besorgniss, es möchte
der jugendliche Geist gerade in den Jahren des Alters
in Uebermass in Anspruch genommen werden, in denen
die Grundlage zu einer festen und gesunden Beschaffen-
heit des Körpers gelegt werden soll. Wer wollte von
diesem Slandpuncte ans nicht den landesvaterlichen Sinn
des Königs von Bayern ehren und preissen! wer wollte
nicht mit einstimmen, dass die Bedingung eines gesunden,
geistigen Lebens zunächst in einem gesunden Körper zu
suchen seil Allein eben diese Anerkennung der wohl-
wollenilen Königl. Gesinnung gestattet, dass Männer vom
Fache, geleitet von gleicher Hiiniaiiifät, sowie von Er-
fahrung und Einsicht in die Sache, und somit berufen
und berechtigt, als natürliche Vertreter derselben aufzu-
treten, sich äussern dürfen, ob die gebotene Rücksicht
nicht anderwärts eine gleichgrosse Beschwerung oder über-
haupt eine Störung und einen Nachtheil erzeuge, der ebenso
fühlbar wird. Dass nicht Eines auf Kosten des Andern
geschehe, ist die Aufgabe der Billigkeit und Gerechtig-
keit. Aber wie? wenn der gesanimte Schulzweck ver-
kümmert würilc, um der Befürchtung einer Ueberladung
vorzubeugen? Muss nicht vor Allem diese Befürchtung
erst recht evident und coustatirt sein? Und bleibt es ilenu
nicht die Aufgabe, auf eine Ausgleichung zu denken,
die ohne gewaltsame Exterminirung eines Unterrichts-
gegenstandes aus seiner durch Jahrzehndo hindurch er-
worbenen und behaupteten Stellung geschehen kann?
:!8I
282
ÜLcse oritorbpnc Sh-lliiiig liai aber riicksirlitlich ihres
Beginnens in den Scliulen ilie griecli. Sprarhc in Bayern,
»o, «1 ic in andern Staaten gehabt.
Seit iler nngliicklirlien Trennung und gewaHsamcn
Zerreissuug dessen, nas ursprünglich Eins war, — ich
meine, seitdem mau in Bayern die Gelchrtenschulen in
Jateinische Schulen und Gymnasien gethcilt hat, tliut es
>'oth , dass man sich erst über die auf diese Zerreissuug
basirte Einthciluug und Benennung der einzelnen Classen
ausspricht, wenn man einem Dritten verst.'indlich werden
will. In Bayern also gibt es jetzt a) lateinische Schulen
(auch Stadtschulen genannt) und b) Gymnasien , beide
von je 4 Classen oder einjährigen Cursen. Die ersteren
sind an die iStelle der ursprünglichen 2 unteren Classen
des Gymnasiums getreten (wo das Gymnasium 6 Classen
zahlte) , dann an die Stelle der '2 Primärclassen und 2
Progyuinasialclassen , zuletzt, nachdem ilie Gymnasien
wieder eine Zeit lang aus 6 Classen und 2 Vorbereitungs-
classeu bestanden hatten , an die Stelle der 2 unteren
Gymnasialclassen und 2 Vorbereitungsclasscn, und begrei-
fen nomiatirmässig Schüler roin 'J. bis zurückgelegten
14. Lebensjahre in sich, die, wie bereits gesagt, in 4
Cnrse vertheiit sind, so dass Curs I. das Alter zwischen
9 und 10» Curs II. zwischen 10 und 1|, Curs III. zwi-
schen II und IJ und meistens darüber, Curs IV. zwi-
schen 13 und 15 in sich schliesst. Curs III. und IV.
bildeten lange Jahre hindurch das sogenannte nnd, wie
Ref. däucht, trelllich bezeichnete Progyninasium. Denn
dieser Name drückt so ganz die Bestimmung gerade die-
ser Classen aus. Sie sind der Vorübungsplatz der Ge-
lehrtenschule nnd der in dieser zu acquirirenden Bildung;
die jungen Leutchen kamen mit dem Eintritt in das
Progyninasium in der Regel in das Alter, wo sie anfan-
gen, über ihren künftigen Lebensberuf allmählich sich zu
bestimmen und in das Reine zu kommen; dazu kommt
noch , dass diese Jahre auch diejenige Zeit sind, wo die
Kirche den reifenden Knaben als sclbst.'indiges Glied auf-
nimmt. Von hier aus folgt gewöhnlich die Entscheidung,
ob höhere Stuilien gemacht werden sollen, oder ob der
Jüngling einem technischen Beruf etc. sich zuzuwenden
, habe. Diess .Alles zusammengenommen rechtfertigt den
!Namen Progymnasium , insofern solchem der Begriff des
Vorübungsplatzes zu Grunde liegt
Bei dem Eintritt nun in die untere <Ier beiden Gym-
nasialclassen , also mit dem 11. oder 12- Jahre wurde
bis zum Erscheinen <les, Eingangs erwähnten Minisferial-
rescripts der griechische .Sprachunterricht in den Bayeri-
.schen Gelchrtenschulen begonnen. .Seit dieser Zeit be-
!,'innt er ein Jahr sp.'itrr, in dem oberen Cursus der beiden
Progyuinasialclassen.
Fragen wir zuerst, che wir diese Abänderung selbst
genauer prüfen, wie es in dieser Beziehung an andern
Anstalten gehalten wird, so ist tieni Ref, Folgendes dar-
über bekannt:
In Preussen beginnt der Unterricht im Griechischen
gemäss Alinisterialrescripts vom 11. December 18IS in
Quarta, Wi-lche Classe , da von Sexta zu zählen ange-
fangen wird , gleich zu achten sein dürfte dcni bayeri-
schen Unterprogymnasium alten Stils, oder dem jetzigen
3* Curs einer vollständigen latein. Schule.
S. Krüger Denkschrift über den Gymoasialunterricht
im Königreich Preussen von V. Cousin etc. Altona lt)37.
p. 17.
Nach <lem in der KrOgerischen Schrift p. 159 mitge-
theilten Lehrplan des Joachimsthal- Gymnasiums beginnt
der Unterricht im Griechischen zwar erst in Untertertia,
unserem ehemaligen Oberprogymnasium, der jetzigen ober-
sten Ciasso der latein. Schule. Es heist dort p. |(^3
und Ifift: Tertia, Unterabtheilung, 32 Stunden wöchent-
lich, „Griechisch 6 Stunden, 2 für Syntax, 1 für Uebun-
gen und Extemporalien , 3 für den 2. Cursus von Jacobs,
Stücke aus der Geschichte , Geographie und Naturge-
schichte enthaltend." Allein dieses Pensum, wie es hier
ausgeschrieben steht, setzt schon einen vorangegangenen
Aufangauntcrricht voraus, und es ist also, da ein solcher
Vorunterriclit in IV. n.it der allgemeinen Norm überein-
stimmt, anzunehmen, <lass Cousin diesen irrthümlich weg-
gelassen hat, oder auch — was jedoch weniger wahr-
scheinlich ist — dass er dem Privatlleisse überlassen
wird. ^■
In die Landesschule zu Pforta wird kein Knabe unter
12 Jahren aufgenommen, nnd muss bei seinem Eintritte
schon ,^ein wenig lateinisch und griechisch" verstehen, da in
der untersten, d. h. 3. Cl. der griecli. Unterricht schon mit
dem griech. Lesebuch von Jacobs beginnt, nnd in der oberen
Abtheiinng derselben untersten Classe schon Jacobs At-
tica gelesen wird. S. Kroger am angef. Ort Abtheil. I.
p. r-'S— 131.
In der Thomasschule zn Leipzig beginnt der griech.
Unterricht in der vierten oder untersten Classe , die un-
mittelbar auf die Vorschule kommt, und zwar in 8 Stun-
den, wovon 4 ,,der Erklärung" nnd 4 der Grammatik
zugewendet sind. S. Krögcr a. a. O. I. p. 102.
Im Gymnasium der freien Stadt Frankfurt beginnt
iu der 4. Classe, d. i. in der dritten von unten in fi Wochen-
stunden das Griechische. Siehe Krüger ebendaselbst I.
p. 18 sq.
Von den W urtemher^ischen Prorectoratschulen berich-
tet Fr. Thicrsch: „üeber gelehrte Schulen mit beson-
derer Rücksicht auf Bayern" p. 232.
,,Bci jener Strenge der altw ürtombergischen Lchrart
in den niederen latein. Schulen und bei diesem Wett-
eifer ist es nicht etwa selten, sondern in der Regel,
dass der Knabe von 12 Jahren in der latein. Grammatik
fest ist, mit 14 auch in der griechischen und selbst in
der hcbraisi hon."
In Holland beginnt der Unterricht im Griechischen
in der untersten Classe, was Rnthardt in seiner Schrift:
„Vorschlag und Plan einer äusseren und inneren Vervoll-
ständigung der grammatik. Lehrmethode etc. Breslau 1841"
p. 31) Auni. besonders heraushebt, „weil es nicht ohne
Einfluss auf den Umfang materieller Kcuntniss auch in
der latein. Sprache bleiben könne" p. 31.
In der Privatanstalt zu Sfetten im Remsthale, die
sich bekanntlich nach Klunipp'schen Grundsätzen die \ er-
einigung lies humanistischen und realistischen Princips
zur Aufgabe macht, »vurde nach Inhalt des zweiten Ilaupt-
berichtes vom Jahre 1838, Beilage 5i mit 13 — 14jahri-
gen Schülern der Unterricht im Griechischen begonnen;
283
2^4
ilabei steh* aber ilio Bciiiprkiiii<r. «lass, vom nadisien Se-
ineRti-r an, ein« Aiiffliifjcrclasse mit 6 Sdimleii hinzutrete.
Ein Gleiches ist auch in dem ersten Bericlile ron 1S3'-',
p. 77 unil rs in lesen.
Cousin sellist , fiir seine Persnn , erklart sich in der
angeführten Denkschrift j). l)',) dahin, dass er sagt: „das
Griechische miisslc in Quarta lieginneu, »io in den guten
Gymnasien Preiisscns , h eiche man demnach nicht bc-
»chnldigen kann, dass sie die griech. Sprache und Li-
teratur zu wenig cullirircn. Es HÜrde genügen , wenn
die Schüler bei Beendigung dieser Abtheilting die grie-
chische Grammatik kannten, und eine Anzahl abgestufter
Stücke in PrcMa und Versen gelesen hätten."
Auch Fr. Thierscli a. a. O. p. 240 verlangt , dass mit
dem Eintritte in das untere Gymnasium der griechische
Unterricht anfange, und da er von dem 14jahrigen Kna-
ben nach vorangegangenem zweijährigen Unterricht ver-
langt, dass Homer und Xenophon seinem Verständnisse
unter Leitung des Lehrers ebenso ofTen liege, wie Vir-
gilins und Livius, so geht daraus hervor, dass er den
Unterricht selbst mit dem 12. Jah.c angefangen haben
will, also in dem Alter, in welchem unsere Knaben in
«1er 3. Classe der lat. Schule (Unter • Progjmnasium) in
der Regel eintreten.
Auch Ruihardt a. a. O. p. 212 weist „in seiner un-
befahren Uebcrsicht der Pensa eines classischen Cursus"
der 4. Classe, d. i. der dritten von unten, den griechi-
irhen vorbereitenden Unterricht zu.
Diese aufgeführten Auetoritaten und historischen Facta
beweisen, wie man bisher für nothwendig erachtete, mit
dem Eintritte in das Progjmnasium , also mit dem 12.
»der 13. Lebensjahre , den griech. Sprachunterricht be-
ginnen zu lassen. Ein spateres Alter — darüber sind
die meisten Stimmberechtigten einig — lasst die gründ-
liche Erlernung einer classischen Sprache, wodurch der
formelle bildungszwock erreicht und nicht ein blosser
parleiir gemacht werden soll, bei der bei weitem gros-
seren Anzahl von millelmässigen Kiipfen einer Classe nicht
la. Da nun aber gerade mit dem Eintritt in das Pro-
gvmnasium (j. Cur» rler latein. Schule) der Schüler einen
iatein. zweijährigen Curs bereits absolvirt hat, und ila-
durch für den Hinzutritt einer neuen Sprache empfänglich
und bearbeitet ist, so erscheint dieser Hinzutritt nichts
weniger, als misslich oder ungeeignet. Baumlein selbst,
der in seinen ,, Ansichten über gelehrtes Schulwesen mit
besonderer Rücksicht auf AVilrtemberg, Heilbronnn 1841"
1». ti2 sagt: „man sollte das Griechische nicht zu frühe,
sondern erst in den Jahren anfangen, wo die Verstan-
desthatigkeit bereits so weit erwacht ist, dass die wich-
tigsten Unterschiede der modi and tempora im Griechi-
»chcn den Schülern begreiflich gemacht werden können"
and nur mit solchen Schülern , ,,die in dem Lateinischen
bereits einheimisch und fest geworden sind"; spricht
p. 63 von einem IViederaufnehmen des syntaktischen
Cursus in oberen Gymnasien, was ein Absolviren dessel-
ben nebst der Formenlehre im unteren Gymnasium vor-
aussetzt , so dass also auch bei ihm, wenn man nach
«iem Alter der Knaben fragen würde, in welchem sie das
Griechische beginnen sollen, dasselbe Ergebniss, wie wir
rg (•Isber allorw.lrfs fuudeu , sich herausstellen dürfte.
Man hat in neuerer Zeit angefangen, als einen Grnnd
für die Zweckmassigkeit des spateren Beginnens mit ilem
Erlernen des Griechischen die Rücksicht hervorgehoben,
die man auf die sogenannten Realisten oder diejenigen
Schüler zu nehmen habe, welche die lat. Schulen zwar
besuchen und durchlaufen, aber gleichwohl einem bür-
gerlichen Geschäft sich zuiienden, für welche dalier der
Unterricht im Griechischen überflüssig, dagegen ein an-
derer Lehrgegenstand an dessen .Statt recht nützlich und
förderlich sei. Wenn es zwar nicht geläugnet werdeii
kann, dass die latein. Schulen, namentlich Bayerns, die-
sem doppelten Zweck zu dienen halen , Vorschulen, wie
für das Gymnasium, so für die technischen Anstalten zu
sein , so fordert doch die Mehrzahl der die Anstalt be-
suchenden Individuen die Hauptberücksichtigung, und dir
Mehrzahl ist es, welche sich den Studien zuwendet. Man
darf also bei Bedachtnahme auf die Realisten nicht so-
weit gehen, dass dadurch der Hauptzweck weniger voll-
ständig erreicht würde, zumal da das Mass und der
Umfang von Kenntnissen im Griechischen, wie sie die
latein. Schulen geben, auch dem Realschüler nützlich
und gut ist, — ,,ware es nur, <las8 er das Wort grie-
chischen Ursprungs richtig schreiben lerne." Vergleiche
Spiller in Gleiwitz in der Recension der Schrift: ,, Send-
schreiben über einige Mängel der preuss. Schulverwaltang.
Bromberg 1840."
Ebensowenig kann man Düll beistimmen , der in sei-
nem Schriftchen : „Zur Beurtheilung der Zeitbedürfnisse
der deutschen Gelehrtenschulen, Mannheim 1840" über-
haupt den Beginn des Erlernens der classischen Sprachen
des Altcrthums erst mit dem 14. Lebensjahre eintreten
lassen will, aus Gründen, deren weitere Entwicklung
und Würdigung nicht hierher gehört.
Aber wie? Wird dorn Körper nicht wirklich zu viel
zugemuthet? Sind d'e Schwierigkeiten nicht zu gross?
Wird nicht andererseits dem Lateinischen Eintrag gethan,
wenn mit dem Erlernen des Griechischen schon in der
mehrbezeichneten Zeit begonnen wird? Was diese Ein-
würfe anlangt und ähnliche, so hat eine langjährige Er-
fahrung ihre Unerheblichkeit längst erwiesen. Oder sind
die Knaben in Bayern von (808 — 1839 wirklich unter
der Last von Zumuthungen erlegen, ist ihre körperliche
Entwickelung gehemmt, ihr Wachsthum gestört, ihre
gedeihliche Erstarkung zurückgehalten worden? Weder
ein Lorinser, noch sonst Jemand hat darüber je Klage
geführt! Wohl bringt — wie Ref. diess später noch wei-
ter darthun wird — die Erlernung des Griechischen für
den Anfänger manchfache neue Schwierigkeiten , und
Lehrer und Schüler haben Fleiss und Kraft anzuwenden,
wenn die Aufgabe gründlich gelöst werden soll. Allein
der Eifer einer tüchtigen Jugend, der cigonthümliche
Reiz, der in der Wahrnehmung iler sichtbar werd''ndeii
Fortschritten liegt — und diese stellen sich nirgends so
deutlich heraus, als gerade beim griechischen Elementar-
unterricht — hilft gar Manches überwinden. Diess hat
am gründlichsten und frischesten Fr, Thiersch gewürdigt
in seiner Schrift „über gelehrte Schulen", nnd wir er-
lauben uns, wag alle diese Einwürfe betrilFt, darauf zu
verweisen. S. p. 144, 126, 1Ö<3 — 160. Nur das Eine
wollen wir herausheben, dass das Erlernen der griech.
285
286
Sprache mit dou» Eiiitriito in das Unter- Progviiinasiiitn
(3. Clas-se der lat. Schule ^:z 4. Classe in Preussen und
anderwärts^, also mit dorn \'2. «der li. Jalire, statt der
lateiii. Sprache un<l den Fortschritten darin Eintrag zu
thun, im Gegenthcil |;erudezu Vorscliub leistet, und zwar
in einem su hohen Graile, dass Ref. sogar die Notliwen-
(lig/ceil des Beginnens davon herleiten und enteisen niOchte.
Diess wird augenblicklich klar uerden, nenn wir uns
die Aufgabe dieser Classe vergegenHartigcn. Dass aber
jede Classe ihre bestimmte Aufgabe hat, diese sicii wohl
begränzeu lässt , dass sogar einzelne Classen ihr ganz
entschiedenes Gepräge haben, wird Xicmand in Zweifel
ziehen, der überhaupt ron einer Gelehrtenschulo und
ihrer organischen Gliederung den rechten Begrifl hat.
Was ist nun das Eigenthüniliche der Aufgabe dieser
3. Classe? Antwort: Es niuss hier die intensive Geistes-
bildung beginnen. Es darf nicht bloss auf melir mecka-
nisc/tem Weg von Aussen angebaut werden, sondern der
Unterricht muss anfangen, mehr legründender Katur zu
«ein, er muss allmählich Einsicht verschaffen, die An-
nahme auf Treu und Glauben muss immer mehr zu
gehwinden anfangen. Machen wir uns diess an <ler lat.
Sprache deutlich. In der Tertia genügt es nicht mehr,
die blosse Regel lernen zu lassen und durch eine öfters
wiederholte Einübung es so weit zu bringen, dass der
Schüler sie im vorkommenden Fall anwenden und nach-
niudeln kann; sondern es ist hier der Ort, wo der Leh-
rer darauf Bedacht nehmen muss, auf den Grund der
Regel aufmerksam zu machen , auf ihren sprachlichen
Zusammenhang, auf die hervorstechende Abweichung von
der Muttersprache, und «oriii ilicse ihren Grund habe,
hinzuweisen uud dergl. Ebenso erwähnt man S^nonvina,
und sucht sie zum V^erständniss zu bringen, die gram-
matischen und rhetorischen Figuren werden gleichfalls
bei vorkommenden Stelleu erwähnt und erläutert, daa
(ieschichtllche erklärt, mit Einem Wort, es wird der
Anfang gemacht zu einem allseitige?i J erstündniss des
zu lesenden Pensums. Der Unterricht geht in seinen
einzelnen Zweigen nicht mehr so los neben einander her,
gondern er roucentrirt sich mehr, er wirkt mehr zusammen,
wo es immer sein kann, und io der Art dieser Zusammcn-
wirkung besteht, nach des Ref. Meinung, der Unter-
schied der lat. Schule und des Gymnasiums. Während
hier Alles mehr planmässig, systematisch und in mehr wis-
senschaftlicher Weise abgehandelt und kein Vorgrill' ge-
stattet wird, darf in der lat. Schule das Utilitätsprincip
in soweit vorherrschen, dass man hier und da mitnimmt,
was man cum grano salis und überhaupt mit dem Haupt-
zweck vereinbar mitnehmen kann, ohne dass die ganze
Lehre von ihrem a bis zu ihrem w aufgezeigt und ent-
wickelt zu werden brauchte.
Ist nun aber die Aufgabe uud der Charakter dieser
Classe, sowie der Umfang des Unterrichts in dem Vor-
stehenden getreu in seinen Ilauptzügen gezeichnet, so
ergibt sich auf der Stelle, dass durch die Verbannung
des Griechischen eine fühlbare Lücke entstanden ist.
Denn mögen ivir an das lateinische Pensum denken, wie
es hier behandelt werden soll, oder an das Geschicht-
liche, oder an die deutschen Sprachstunden, oder auch
an die arithmctisrhen , so wird von dem Lehrer die
gänzliche Unkenntniss der griechi.srhen Lettern, des
griechischen Lesens und der ersten Ucbungen der For-
menlehre unzähligemal vernjisvt werden, und zwar so,
daps sich nicht nur der Lehrer durch eine sehr bedauer-
liche Schranke in seiner Erläuterung gehemmt sieht,
sondern dass es bei dem Schüler oft sogar heissen
dürfte: hie haeret aqua! In fast allen Gelelirtenschulen
deutscher Zunge wird Cornelius Kepos für die mchrer-
wälinte Classe zur Lectüro benutzt. Kun frage ich, ob
die Lehrer nicht in eine peinliche Verlegenheit gekom-
men sind, wenn ihre, des Griechischen ganz unkundigen,
jungen Leser I, 4. ij/ieuodgäftot ; ib. (i. Tior/.ih^ ; IV, 5.
%a.K^ioiy.oi; V,:\. voiQuy.iofiuv; IX, .j. ngoov.vveivi
XX, 4- ^Iv cui.(U'c,as etc. lesen sollten? Oder, um nur
Einiges anzuführen, wie will der Lehrer eine Uendiadyg,
ein Asyndeton, ein Zeugma, ein ^ijf^ta f^iiaov, ein ephe-
bus factus, persona priiicipis, venio nunc ad etc., si qaa
alia, das Pentathlon und unzählige anilere Dinge, die
ihm in jeder Stunde aufstosseu, nur einigeruiassen er-
klären, wenn er gar nicht auf das Griechische recurriren
kann? Wie wnlilthuend ist es dem Lehrer selbst — Ref.
hat wenigstens die Erfahrung gemacht, — wenn er end-
lich einmal dem Schüler deutlich machen kann , warum
er Pyrrhus Epirotes, üiphthongns etc. zu schreiben habe,
und warum es tropacnm heisse und nicht anders. Ref.
ist leider sein Verzeichniss solcher Vorkommenheiteu ab-
hamlen gekommen ; dessen Reichhaltigkeit es bis zum
Erschrecken klar machen würde, wie notliwcnilig es sei.
in dieser Classe ilen Anfang des griech. Sprachunterrichts
nicht zu versäumen, weil er, ohne dass man zu über-
treiben oder sich unpädagogische UebergrilTe zu erlauben
braucht, zu ergänzend eingreift.
Wenn nun aber die durch den verspäteten Anfang
herbeigeführte Versäumniss dadurch wieder gutgemacht
werden soll, dass der nächsthöheren Classe, wo der
wirkliche Beginn stattfindet, ein um so grösseres Pensaui
vorgegeben wird, so erscheint diess dem Ref. gerade bei
der griech. Sprache als ein so unberechenbar grosser
Äachtheil, dass er behaupten möchte, schon dieser Eine
Umstand sei überwiegend genug, um alsbald wieder in der
angeregten Sache Alles auf das alte Verhältniss zurück-
zuführen. Denn zugegeben, dass der Schüler rinrch deu
vorangegangenen dreijährigen Unterricht im LateinisrheD,
wie oben schon erwähnt, für fremilo Foruien etc. vorbe-
reitet, sein Geschick, in eine fremile Sprache leicht ein-
geführt zu werden, geweckt, sein Eifer und seine Lust
sehr gross und dauernil ist, — so tritt ihm doch in der
griech. Fornienlehre so viel Fremdes unil Acnes entgegen
(ich erinnere nur an die Arcentlehre, an die Flexions-
weisen, an die Coutracliooen etc.), dass die sich häu-
fenden Schwierigkeiten ein schnelles unil rasches Vor-
wärtsgehen nur auf Kosten der Gründlichkeit geschehen
lassen. Zwar berichtet der Meister fr. T/tiersch a. a. O.
p. 145, dass er {> Knaben ton lü— 12 Jahren täglich
eine Stunde Unterricht im Griechischen erlheilt, von ilen
ersten Elementen begonnen und noch vor dem Schlüsse
des zweiten Monats dag erste Buch der Odyssee vollen-
det habe, ,, nicht so obenhin, sondern so, dass sie voii-
jeder Form und jeder Sprachfügung Rechenschaft ZD
geben wnssten"; zwar meint Büumlein a. a, O, p. 62^
287
288
„Es wilrile freilich noHiwcmlif wertlen, dein griciliiscben
üiitcrriclit ron Ai.faiig au icenigslens 0 Stunden ziizu-
»risoii iini in Einem Jahre dassplbe Ziel zu erreichen,
fi'ir Hcichrs sonst ',> Jalirc aiisjfcsetzt uaren; aber rs iiiusu
aurli nnslreitiff als /.Heckm.'issiger erscheinen, den neu
zu l)cj;innenilen Unierriclit mit dem gehiirijjen Aufitanil
von Zeit und Iviaff zu beginnen, um rasch die ersten
Sclii»icrigkeitpn zu überwinden, und durcli die sichtbaren
Forlschritte Eifer und Liebe zur Sache reye zu erhalten,
als bei geringerer Stundenzahl sich lanjjero Zeit mit dem-
selben Pensum abzugeben, wobei die Fortschritte, und
somit auch Lust und Eifer nur gelahmt »erden können"
— zwar lesen wir bei Ilevbart ,,Uniriss päilagogischcr
Vorleiiingen , zweite Ausg. (jiittingen 1841", p. 2..'4.
,,Anf Schulen wir«! man «<ili! thun, die ersten vier Ge-
sänge der Odyssee einet- Classe , etwa derjenigen, deren
Schüler sich im zehnten oder eilften Jahre befinden, zu-
zutlieilcn" — welche Annoisung auch auf ein rasches
Vorwärtseilcn schliessen lässt ; allein in ilieser Sache wird
und miiss Jeder das für das Wahre halten, was seine
Erfahrung ihm au die Hand gibt, und diese hat nun
Ref. die Notlawendigkcit gcleart, bei dem Elementarun-
terricht im Griechischen das Stiitigkeitsprincip vorherr-
schen zu lassen, mag auch Tliiersch mit seinen fi ex-
quisiten Knaben, die wohl alle gleich gut befähigt waren,
eine andere Erfahrung aufzuweisen haben. Das Statig-
keitsprincip scheinen Ref. auch die ^'crfasscr der iiene-
ren besseren üebungsbücher für den griech. Elementar-
unterricht im Ange gehabt zu haben , Kühner und Grä-
fenhan, welche die Formenlehre aiit rein praktischem
Wege und in gewisser Verbindung mit der Syntax ein-
geübt wissen wollen; und was den üeberdruss anlangt
und die Lahmung der Lust und des Eifers, die ein
langsames \'orwärtsgehen erzeugen dürfte, so wird eine
geschickte Verbindung von Uebernetzungeu aus dem Deut-
schen in's Griechische und versa vice, wie Kühner dazu
den Weg bahnt, eine Unlust nicht wohl aufkommen las-
sen. Wühl aber dazu dienen, dass ein um so gründ-
licherer Unterbau hergestellt ivcrde. Wenn überhaupt
alles eigentliche Lernen und Einüben Gegenstand des
nmiidlii hen Verkehrs vorzugsweise bleiben soll, und wenn
bierin hauptsachlich die anregende Kraft des Schulunter-
richts auf den untersten Stufen sich bewähren kann, so
ist das eilfertige Abmachen eines Lehrpensums, für das
tonst zwei Jahre bestimmt waren, bei gleicher Stiindcn-
anzahl binnen Eines Jahres darnach zu bourtheilen und
zu würdigen. Höchstens dass die edelsten und strebsam-
sten Köpfe von besonderer Capacität erfolgreich mit
fortmachen können, die mediocritas aber lässt bald die
Flügel matt sinken, und banausische Gesinnung fangt lie-
ber gleich gar nicht an! Und doch soll der ölTentliche
Unterricht so eingerichtet und gehalten sein, dass er für
alle förderlich und nutzenbriiigeud ist, und Aufgabe des
Lehrers, namentlich in den unteren Classen der Gelehrten-
achulen, bleibt es, dass er für seine eigene Person den
Ekel überwinde, und mit rechter Stätigkeit vortvärts schreite,
und ebenso es verstehe, bei seinen Schülern das Trockene
SU versüssen und das Einerlei der Wiederholung weniger
merken zu lasseu. Dabei muss Ref. schliesslich noch
ganz und gar dem beistimmen , «ras Hnffmaun in Jahn's
Jahrbb. Jahrg. ü, Bd. 25, Uli- 2, S. t3b ungefähr so
sagt: „Die Wichtigkeil der unleren Bildungsstufen wird
freilich oft nicht genug gewürdigt; sie allein aber sind
OS, welche eine feste Basis für alle späteren Furtschritte
zu gewahren vermögen, und auf eine solche ist jetzt von
früh auf um so mehr liinzuarbeiten , als gerade dadurch
eine Menge Zeit erspart werden kann, welche der Leh-
rer einer höheren Classe sonst damit zubringen muss, das
in den unteren Classen Gelernte in ein richtiges Ver-
haitniss gegen einander zu setzen und grössere Lücken
auszufüllen. Abgesehen von allen Gründen vernunftgc-
masser Pädagogik verlangt jetzt schon die Menge der
Unferrichtsgegenstande, dass, so viel als möglich, Zeit
erspart, und Alles von vorn herein so gelernt werde,
dass in der höheren Classe das Gelernte nur zu ergänzen,
niemals geradezu unizusfossen sei." Endlich sei noch zum
Schluss bemerkt, dass Ref., so sehr er für das frühere
Beginnen des griechischen Sprachnnterrichts das ^Vort
nimmt, doch keineswegs zu denen gcliürt, die, wie Her-
burt oder Dijll a. a. O. , damit den classischen Unterricht
begonnen wissen und der griechischen Sprache einen
^'orrang vor lier lateinischen einräumen wollen; sondern
dass er vielmehr bekennt, keinen Grund einzusehen,
warum nicht <lie Praxis aller Zeiten beibehalten und mit
dein Lateinischen wegen seiner allgemeinen Brauchbar-
keit und wegen seiner grammatischen Beschaffenheit der
Anfang des classischen Unterrichts gemacht werden sollte,
Hoiauf dann erst das zweite oder griechische Feld ge-
öffnet wird mit dem ganzen Reichthum seiner eigenthüm-
lichen niannichfalfigkeit und Schönheit! Vergl. hierüber
Bäumlein's trefll. Exposition a. a. O. p. 08 — 64'-
Ueberblicken wir das Ganze, so ergibt sich als Schluait-
resuüat:
1) der griechische Sprachunterricht beginnt fast aller-
wärts an wohlbestellten Anstallen mit der Classe,
welche ztvölfjährige Knaben zählt;
2) es ist dioss möglich, ja
3) nach dem Princip des Zusammenwirkens und der
gegenseitigen Ergänzung der Lchrgegenstände unter
einander nothwendig, und
4) zur Erzieluug eines gründlichen Unterrichts sehr
förderlich.
Ist nun dicss anerkannt, so bleibt unter Berücksich-
tigung des, Eingangs erwähnten Humanilätszwerkes fest-
zusetzen:
a) der Umfang des Pensums,
b) die Methode zur Lösung <lesselben und
c) der Aufwand an Zeit, oder das Wie viel^ das Wi*^
und in leelcher Zeit?
Darüber zu einer anderen Zeit. —
289
290
33 Graminafi.sch- kri<is( he .Anniprkiitifcn zur llias des
Homer. Für Schüler und Studirriide lou Christian
Friedrich Stadelinann, Diiector des Herzog!. Gjm-
nasitiiiis zu Dessau. Erster liand. 1 — 4- Buch.
VJII und 510 S. in gr. M. Zweiler Band. Erste
Abtheilung. 5 — S. Buih. 22',) S. Leipzig, Verlag
ron Gcbhardt und Reisland. 1S4L
Ein Buch unter diesem Titel, das nach dem jetzigen
Standpuncfe der Wissenschaft bearbeitet würde , und die
trefflichen Leistungen von Niigelsbncli und Nitzsch sich
zum Vorbilde nahuje, »ürd« als eine zeilgeni/isse Er-
scheinung betrachtet und besonders für geeignet gehalten
werden; die zu ihrer Zeit trefflichen Anmerkungen ron
Küppen für unsere Zeit zu ersetzen. .'Mit diesem Glau-
ben ging Ref. an die Leetüre des vorstehenden Werkes,
fand sich aber in seinen Ernartuiigen gänzlich getauscht.
Gleich die ersten Fragen, die man aufwerfen muss, nach
welchem Principe das Buch bearbeitet, für welchen kreis
»on Schülern dasselbe bestimmt sei, in welchem Verhält-
nisse es zu den A'orgängrrn stehe u. s. f., bleiben un-
beantwortet, da weder die kurze üedication, noch die
kurze Vorrede flarüber Auskunft gibt. In der ersteren
wird nur gesagt, es solle ilienen, ,,ilen Privatfleiss der
Schüler besslens zu beleben", und in der letzteren liest
man die ganz unbe»^tinimte und viige Bemerkung, „dass
weder alle grammatische und kritische Scliwangnngen
(sicj durch solche, für Schuler bestimmte, Anmerkungen
gehoben, noch auch sonst Alles erschöpft werden konnte."
Wendet man sich nun an den Inhalt des Buches, um
aus diesem den Zneck und ilie Ausführung kennen zu
lernen, so wiril man hier nicht niinder im Zweifel ge-
lassen. Denn wie das Werk rorliegt, enthält es vom
Anfange bis zu Ende eine wüste und planlose Compila-
tion , in welcher <lic Bemerkungen von Kägelsbach, Frey-
tag, Buttmann, Bernhardv, Passow , Hermann, Thiersch,
Spitzner u. s. w. in wortlicher Anfulirnng bunt neben
einander laufen, ohne dass jemals ein entscheitlendes Ur-
theil hinzugefügt ist. Ans diesem Charakter des Buches
entspringt zweitens eine ermüdende JVeilscInBeißgkeit, die
um so lästiger wird, je mehr die zusammengehörenden
Dinge durch die einzelnen Bücher zerstreut sind, und je
grosser die Flüchtigkeit ist, mit welcher der Verfasser
in planloser l'nordnniig ausschreibt. Dazu kommt drittens
Unkenntniss und Missverständniss der Sache , um die es
sich jedesmal handelt. Diese zeigt sich besonders darin,
dass er den Schüler mit einem nonützeu INutenschw all
überschüttet, und ron einer Grammatik zur andern führt,
ohne nur zu ahnen, dass die genannten Grammatiker ganz
verschiedene Theorien befolgen, und daher auch ilie
einzelne Erläuterung eines grammatischen Verhältnisses
nur mit Rücksicht auf den Organismus des ganzen Ge-
bäudes, das der Grammatiker aufgestellt hat, zu begrei-
fen sei. Desshalb sind auch die Einwendungen, die hier
und da den , verschiedenen Ansichten entweder mit ein
Paar nichtssagenden Worten oder mit einigen, zwischen
ilie angeführten Worte gesetzten Frage- und Ansfifungs-
zeichen gemacht iterden, für ilen Schüler ganz unver-
ständlich. Was endlich „grammatische und kritische
Cf^ mniisialzcitutti^
Schwangungen" betrifft, so ist nur bei sehr wenigen der
Status rei gehörig anseinamlergesetzt , «lagegen ist keine
einzige zu einer, wenn auch nur problematischen, Ent-
scheidung geführt. Diess rührt tlieilweise auch daher,
dass der Verf. viele nolhiiendige Hülfsmittel, wie die
Scholien , Eustathios, die Forschungen von Lehrs , Lo«
beck's Paralipp. , Ahreus Ae diall. , Grasliof, Lucas,
Fuhr, Vülcker u. A. gar nicht gelesen hat, so dass er
nicht einmal über den Umfang, geschweige denn über
die geistige Durchdringung und Beherrschung de« zu ei-
ner solchen Arbeit befähigenden Stoffes zu einem deut-
lichen ßewHsstsein gelangt ist.
Um nun das eben kurz ausgesprochene Urtheil zu be-
gründen , darf man nur irgenil eino beliebige Seite des
Buches aufschlagen. Da man indess annehmen ilarf, dass
ein Schriftsteller beim Beginn seiner Arbeit sein Ziel,
wenn er anders ein solches verfolgt, noch am klarsteo
vor Augen hat, so will Ref. gleich vom Anfange herein
wenigstens einen kleinen Theil dieser Noten abschreiben,
nnd dann aus dem Folgenden vereinzelte Bemerkungen
erwähnen, wohin er gerade durch Zufall beim Aufschla-
gen geräth. Das Buch licginnt: ,, Durch das in der frü-
hesten Prieslerpoesie lange vor Homer gebräuchliche ÜElde
<leu(et Hiiiner einen Nachklang jener uralten, sogenann-
ten heiligen Poesie an, in welcher (i.dtlv — von dem
alten, gottbegeisterten Sänger, um das Organ der Gott-
heit zu bezeidinen, gebraucht wurde. Der Ernst lies
Jnlialtes, welchen der Dichter im Sinne der Priester
ausspricht, steht damit in enger Verbinilung." Abgese-
hen davon, dass diese und manche andere Note gegen
den Titel des Buches ist, welcher grnmmalisch-kritische
Anmerkungen verspricht, so leuchtet von selbst ein, dass
eiii Schüler jene ganze Theorie von einer ,, Priesterpoesie'*
gar nicht verstehen kann, nicht zu erwähnen, dass die-
selbe von einem Lobeck, Oiiwaroff' und A. , jetzt auch
von Nägelsliach in der Einleitung zur Hom. Theologie
längst widerlegt ist.
Es heisst «veitcr: ,,Die Fülle un<l Schönheit der Form
llljhiiadeuj, vgl. r, Uli. eignete sich mehr, als die
übrigen Formen dieses Palroiiyniikons für den Anfang
dieses Gesanges." In der angefulirteii Stelle steht //ip-
OPluöuu mitten in der Erzählung am Ende des Verses
ohne Synizesis. Was soll also das Citat mit der unnö-
thigen Worlfiillel Weiter: „Ueber ihr Hervorgehen aas
der Genitiiform /~o; des Stammnamens ei'i s." Es fol-
gen Cilate von Bullmann's au>lülirl. Spraclil. und Fischer
ad Welleri Gr. Sodann: „Nur die beiden letzten Vocale
dieses Wortes, aber nicht die Vocale iii, noch auch la,
sind zusammen zu ziehen , vgl. Spitziier de versu heroico
p. 1S.J." Das sind die Noten zum ersten \'erse, Alles
trivielle Dinge, die man mit Hülfe derjenigen Gramma-
tik, die auf jeder Siliule eingeführt ist, scliou in Tertia
lehrt. Wir wenden uns zu
„Vs. '>. Die Participialform ot'/.oimiv ist hier in
acliver Bedeutung als Adjectiv gebraucht", vgl. Citate
von Biiltminn und Kühner. Das unrichtige hier führt
den Schüler in die Irre, da bekanntlich bei den Epikern
der adjectivische Gebrauch iler Form OV köuiiui der
einzige ist. Ferner: ,,Der V'erläiigerung des o in OV
bedienten sich die Epiker keineswegs nach Willkür [ee
21
?9I
?0?
Hinl Biitdn.iiiii ciflrt] , soii<lorii mir in piiiiT n;c»i.s9eii
Zahl «Oll \V(irIiTii." E» " iril Iviiliiior «itirt. Dann folgt:
,Uas Aiisfallrn ilps (;rȟlinlirli ilop|)clt i^fclienilen Coiiso-
n.'iiitrn, »ir so plirn lici '. ///A)joC, limlet sirli nur »elten."
kiiliiipr u. s. H. |l)iesp Note ist walirsclieiiilitli ans Fliicll-
tigkoif liierher j;<ra(lipii, ila sie zum crsti-n \'erse go-
liört.l Die Fortsi'lziiiij{ iieisst : ,,üas vorstärkenile V in
iih-y.fV am Eiidi' ilfs \'erses geliürte zu der urspriing-
lirlirn nnd vollcron Form. In ilor sorgfältig-pii Rode diente
PS liald dein WolilUute, s. Ijudmann etc. Aiuli selieint
PS am Ende eines Wortes bei den Alten ebenso, »vie in
der Mitte eines Wortes vor darauf folfjeiideii Lippenbiirh-
staben wie il gelautet zu haben, s. kähner etc." Dann
werden aus G. Ilermaiiii de emeud. rat. gr. Gr. i'iber
dieses v sieben Zeilen ausgeschrieben. Zu welchem Zwe-
cke diese Dkiige gerade hier erwähnt werden, ist nicht
wohl einzusehen. Zum Scliluss heisst es: „Das Verbum
rii^ritl steht übrigens auch sonst in der Dias mit ahn-
liclien Subslaiitiren rerbunden etc.", Citate, wie sie Pas-
»ow und Crusius geben.
Zu Vs. 3. 7lo)~La; fV /f/5//(Oi's ef'r/ft's werden erst
rier Zeilen aus Kiihner §. 4 78. ülier ilie ^'erbindun^
der Adjpctira mit Substaiitiien abgeschrieben, ilaiin wird
Linzugeftij^t : ,,Dass aber TzuLKui, dl — 1 gu'i'aipev als
ein Haujitsatz anzunehmen sei, wie IN'agelsbach zu dieser
Stelle bemerkt, dürfte die Verbindung mit ij — li^ijxev
keineswegs erlauben. — Die Präilicate des Zornes folgen
rielmehr mit grossem Nachdrucke auf einander." Wer
nachsieht, der findet, dass Hr. St. hier, wie an vielen andern
Stellen, Hrn. Mageisbach gar nicht perstanden hat. Wei-
ter: ,,L'eber die M^sculiiiendung bei Ipv/cU vergl. etc."
Nun werden Thierscli, Matlhia, Buttmann citirt. Weiter-
hin: „Das AdjectiP ist durch eine schon hier beginnende
Versetzung zu ipliyu^ gestellt, obgleich dasselbe eigent-
lich lu dem folg. Gen. r,()UiUiv gehört. Lobeck bemerkt
nämlich in seiner Ausgabe des Aiax 1835 S. 73 zu Ys. 7:
„Sed per quos gradus a lenibus principiis — provecta
Sit transferendi audacia et quid fuerit audentibus exlre-
vium, quaerimus incassum , ne codicum quidem auclori-
tatibus sntis confisi, qui inier se persaepe dincrepanl.^^
Jedermann sieht, «lass Lobeck'» IJemeikung gar nicht
hierher gehört. Es scheint fast, als habe er den be-
rühmten Philologen nur cifiren »ollen. Es folgt eine
Bemerkung Ton 14 Zeilen über den Dativ Aii^l, ans
kühner und Butimann zusammengeschrieben. Dann fol-
gen IS Zeilen Coropilation über die Bedeutung von TTQohi.-
IpSV, wobei längst widerlegte Meinungen wcitschweilig
aufgezählt werden.
Zu Vs. 4. ui ruü^ liest man: „Die anszeichnende,
besonders heriorliebende Kraft, welche dieses Pronomen
ausübt, ist sehr oft bei Gegenüberstellungen oder Gegen-
sätzen sichtbar." Statt sehr oft musste es immer heissen.
Dann wird gesagt: „Es ist ferner nicht abzusehen, wie
Prof. Frevtag hier von einem Irrthume Hermann's und
Passow's reden kann." Aber weder Ilermainrs und Pas-
sow's , noch FreUag's Ansicht wird angeführt, so dass
die .Angabe für den Schüler ganz nutzlos ist. Frejtag
nämlich billigt zu dieser Stelle die Meinung ^'ö!cke^'s
über </'t'/>; und tiöuiLov , und fahrt dann fort: Quae si
Tera sunt, errasse videutur et Passoviiis et Hcraiannus
Bei Hrn. St. wird weiter bemerkt: ,,Zu bemerken ist
IKK II , dass Cicovi 'V' dir zweite rhvtlimischo Reihe
des Verses bildete [vielmehr bildet], und durch die schwa-
che (weibliche) Cäsur in dieser Stelle der Hiatus ent-
fernt wird; vergl. Thierscli etc." Ohne Naniennennung
aus FrpTtag entlehnt, doch ohne hinzuziifügeu , dass
Lku)(jn)V und if.i'}(j das digamma aeol. habe. Die fol-
gende Bemerkung über t/.cjij/a enthalt d.as , was bei
Passoiv und Crusius steht. Bei Tti'/E wird über da.5
Inipcrfpctuin gesprochen, oder vielmehr Nägelsbach ausge-
srliiieben. Da heisst es bei Ilni, St.: „Das Imperfect
wild daher in der historischen Schilderung , Darstellung
und Malerei gebraucht, gerade als ob der Erzählende
das, was geschieht, gleichsam mit eigenen Augen an-
schaue. — Durch den Wechsel des Aorist's mit dem Im»
perfect tritt auf dem historischen Gemälde Licht und
Schatten hervor, indem die wichtigeren Thatsachen von
den minder wichtigen ausgezeichnet werden. Schon in
den Homerischen Gesängen ist ilieser Wechsel beider
Zcitfirmen in der Erzählung häufig und an vielen Stel-
len ungemein schön angewendet worden." Aber die
ganze, gelehrt «ein sollende Bemerkung wird dem Schü-
ler nicht diejenige Einsicht gewahren, die er durch jede
Schulgrammatik sich erwerben kam), lieber das folgende
Wort >i,tvi00ll> werden erst ilrci Citate gegeben, dann
wird mit weitschweifigen Worten die allbekannte Bildung
dieser Dative mit einfachen oder doppelten er besprochen,
and dazu Buttmaiin nnd Matthia angeführt. Darauf wird
über TE und TS — re kühner ansgeschriebeu , und end-
lich über die Verbindung von -/.VVE^ nnd oiajvol eine
Reihe von Stellen erwähnt, die bei Passow und Crusius
stehen.
Bei ,,Vs. 5. ■yrdoi s. r. a. aller /irt"' werden zwei
Zeilen Stellen citirt. Dann wird die Lesart dairu be-
sprochen, ohne ilass der \^erf. das eigentliche Wesen der
Sache, das Lehr's de Arist. p. 9.Ö sij. , Lange Observ.
crit. in Hiad. librum primum p. 4 sq. und Lindau in der
Zeitschr. f. Alterlhumsw. !83y S. 1102 f. behandeln, auch
nur mit einem einzigen Worte berührt hat. Dann wird
über d' tis/.tieTO und de TSKetero geredet, und das
erstere vorgezogen mit dem Zusätze: „obgleich das Aug-
ment von dem ionischen Dichter in andern Stellen und
rhvthmischeii Verbindungen nach der ältesten , schon vor
Homer ohne Zweifel gew ähnlichen Art weggelassen wurde",
eine Redeweise, die öfters zurückkehrt, wobei aber ein
Schüler, der von vorhomerischer Poesie noch nichts ge-
hört hat, unmöglich etwas Richtiges sich denken kann.
Ref. ist mit der Angabe dieser Noten bis auf die vierte
Seite gelangt, und hat nur noch hinzuzusetzen, dass es
auf diese Weise durch das ganze Buch hindurchgeht,
mit dem Unterschiede , dass im zweiten Bande statt aus-
führlicher Anmerkungen oft blosse Ver»»eisungen auf das
Frühere zu finden sind. Es mögen noch einige Proben
von Erklärungen und Einwürfen aus Slellen folgen, die
der Zufall beim Aufschlagen gerade an die Hand gibt.
Vs. y. „Nägelsbach z. d. St. bemerkt: Homer lässt
die verbindende kraft, welche das Fragwort eigentlich
durch sich seihst schon hat, äusserlich neben Htm durch
l£ sichtbar werden; allein aber Homer stellte ja »ich»
dem Auge durch Schrift, sondern vielmehr zunächst deiri
■|
293
294
Obre «Ilirrli Gesang iiiiil Folge der Töne seine l'orslel-
lun^cn und Empfinilung:cn dar"; als wenn Mägelsbarh
<lics8 nirlit getviisst hätte. Hr. St. hat nrlmlirli das ron
N. gebraurhto AVort sichtbar icerden nicht verslanden ;
doch von IMissrerständnissen dieser Art H'immelt das Buch.
Vs. 11. zu i)i'yaTQ<i. erst Citate von Alatthifi und
Kühner, sodann: „Der Acrsbedarf konnte wolil schwer-
lich die einzige Veranlassung zu der Kntstehung dieser
Form sein. Vielmehr dürfte dieselbe aus dem zu sol-
chen Abkürzungen hinlänglich geneigten Gebrauche und
aus mehreren Analogien herzuleiten sein." Was bat nun
der Schüler gelernt?
Vs. 14. ,,Uie Griechen boten allen Scharfsinn auf,
um den Namen 'An6}Ckv)v aus ihrer Sprache zu ent-
räthseln. Die Wurzel desselben gehört, nac/i der Mei-
nung der Orientalisten, dem illorgenlando an." Jeder
fragt, wozu solche Pfoten hier dienen sollen, wiewohl
man in dem seltsamen Buche von Granu', mit welchem
das vorliegende manche Aehnlichkeit hat, dergleichen
Dinge in IMenge trifft.
Vs. 18. Soi'fv — „die schlichteste Form des Opta-
tivs ist der JViinSch, welcher auf den blossen Gedanken (\)
der Mügltchkeit beruht, und mit einer Alodification durch
dV nicht vertraglich ist — Bernhardr S. 405." Was
soll nun der Schüler bei solchen Fragezeichen denken?
Vs. 23. Nachdem in 12 Zeilen die Form ös](i^a/
erklärt und mit Citaten versehen worden ist, wird noch
hinzugefügt: ,,In Duncan's Wörterbuclie heisst es: Possit
tarnen hnc St^^ai per syncapen esse pro öi-y^sodai
mit Rost's Bemerkung : alque hoc verum ; est enim eic.
Wir bedauerten sehr, daselbst einen solchen iMangel an
Richtigkeit zu liuden." Der Leser bedauert noch mehr
Hrn. St.'s zwecklose Weitschweifigkeit.
^s. 32. „(TaujTSgOs- Der Comparativ steht hier sehr
gewählt etc. Zwar kommen sonst Comparatiiformen mit
der Bedeutung des Positiv vor; dieses scheint aber diesen
Comparativ nicht zu stören." Von einer Kenntniss des-
sen, was Nitzsch zu Plat. Ion. anseinandersetzt, zeigt
sich nämlich in diesem Buche nirgends eine Spur.
Vs. 170. oi'Se a' oio) — a.(fi'i;ftv. — ,,Wenn Na-
gelsbach iliese Worte erklärt: ich gedenke nicht, hierfür
dich zu a' beiten , während ich selbst ungeehrt bin, so
dürfte zu bemerken sein, dass uipivui V.ai TrlUVTOV
dcfvi^Slv keineswegs arbeiten heisst." Jedermann sieht,
dass Nagelsbach nur den Sinn, nicht aber eine wörtliche
Uebersetzung der Worte habe angeben wollen.
Vs. 257. ,, Nägelsbach meint irrig, ocfüji'v werde von
cdÖE TCUvra regiert, und ftaoiaf4tvui/i sei mit UTl
aufzulösen." Durch diesen blossen Ausspruch aber ist
N. noch nicht widerlegt.
Vs. 2.')S. „tjOvXijiJ. Spitzner will nach älteren Aus-
gaben nnd Grammatikern rlor,' ij beibehalten , vgl. Voss.
in sched. critic. p. IST." Das seltsame Citat ist aus
Freytag entlehnt; es soll Voss krit. Blätter f. B. bcilenten.
Es heisst weiter: ,,Dass aus der Verwerfung iler Bedeu-
tung: ingenii sollertia und prudentia Spitzner eine \ er-
theidigung der Construction des Dativs gegen die Lesart
des Aristarch , d. h. gegen den Acc. ttOl/ r,D herleitet,
nnd nicht vielmehr auf die Natur des Dativs dabei Rück-
sicht nimmt, könnte »ohl etwas befremden." Aber ge-
wiss nicht diejenigen, welche Spitzner's Bemerkung ver-
standen und dadurch erkannt haben, dass die Natur de»
Dativs, deren Kenntniss ein S|)itzner bei seinen Lesern
voraussetzen <larf, hier eben vou der Bedeutung des Wor-
tes nnzcitrennbar sei. Diess hatte ür. St. auch von
Lehrs Zeitschr. f. d. Alterthumsw. 1834 S. l4l und von
Frevtag z. d. Stelle lernen können.
Zu Vs. 352. erhalten die von Nägelsbacb entlehnten
Worte fünf Fragezeichen, zn Vs. 362. geht es Worten
von Bernhardy so, zu Vs. 413. 4l4. erhält Kühner sol-
che Zeichen. Da mag sich der Schüler abmühen!
Vs. 437. „ßuTvov. Das Imperfect bezeichnet hier
eine an sich schon elauernde Handlung, ohne dass ein
Nachwirken derselben ganz zu läugnen ist. Vergl. Nfl-
gelsbach E.Kcurs. X." Hier hat Hr. St. den Excurs. sehr
flüchtig gelesen oder gar nicht verstanden. Denn Nägelg-
barh s.igt S. 253 über diese Stelle: ,,Hier hat der Un-
terschird des Sinnes <ler beiden Aoriste das Imperfect
ßf'h'ov veranlasst, iler aber nicht als nachwirkende, son-
tlern als an sich schon dauernde Handlung zu fassen ist."
Und das ist mit Recht von Näg. gesagt worden, weil
nicht Einer für Alle zusammen gehen kann, sonilern
weil die Handlung des Gehens von jedem Einzelnen wie-
derholt werden muss.
Vs. 40 5. „Tiao' nt'rdv, vgl. Od. y, 4fi". Nägels-
bach's Bemerkung, dass mit der Bedeutung vieler Intran-
sitiva ilie Vorstellung einer Bewegung (nnmiltelbar — ? — )
verbunden sei, passt um so weniger hierher, da hier kein
Intransitivum steht, vgl. /^ , ()()4, TT, 312- Es liegt in
dieser Construction die Andeutung irgend eines mit Be-
wegung verbundenen NebenbegrifFes." Allein auch hier
liei;t ein Missverständniss zum Grun<le. Denn Nägelsbacb
sagt: „Man entartete TTßp' aVTlß , und so den Dativ
statt des Accns. an vielen Stellen. Allein es ist ' u. s. w.
Nnu macht er eine, die Homerische Sprache überhaupt
belrolTende Bemerkung, und erklärt erst unter b) die
vorstehende Stelle, und zwar gerade auf dieselbe Weise,
ilie Hr. St. erst vou Nagelsbach entlehnt hat.
Vs. 47(). „'V.; Ttnt. Nägelsbach's Erklärung: tum
eo ventum est, ut gibt keinen sinnreichen Aufschluss."
Aber doch einen sehr richtigen.
Vs. 531. Tt/Jy' o^g ß. öihfiuyev : „Auch hier, wie
an andern Stellen verbindet sich das Subjcct im Dual
mit dem Prädicate im Plural ^ vgl." Citate von Stellen,
Richtiger nniss es heissen: das Subjecl im Dual, wenn
es ein Pronomen oder ein I'articipium ist.
Vs, 57h. TU -/ifjuava ist gleichsam substantivisch
gesetzt, Tct nähert sich hier sehr der Bedeutung de»
Artikels. Nägelsbacb Exe. XIX. S. 321. „Dass die
Meinuiirr Aristarch's , Homer kenne noch keinen Artikel,
unbegründet sei, daran zweifeln nach Thieiäch's und
JVlatthiä's reichhaltigen Beispidsauimlungen wohl Wenige
mehr.'' Da ist doch das Erste Besste zusammengerafft,
statt dass <leiii Schüler ein kurzes Resultat über den so-
gcnaiiiiteii Honienscheii Artikel gegeben werden mnsste,
wozu j.tzt auch Nilzsch zu Od. T. III. p. o'.t f. zu ver-
gleichen ist. Dafür hat jedoch Hr. St. über den Home-
rischen Artikel wohl an zwanzig Stellen auf ungenügende
Weise compilirt.
21*
595
296
V«. 5". i/oioioTj. ,J)'<^ V'ossisfho IJelioMptzmig;
vieirohl sc seiirr Verslnnd hat, ist zu Ii.irt für (lics<-ii
Zu8.iiiiiiiiMili.iii);." .Auf /iliiilii lif Wpi.sp mnl ^'os.s öfter!«
Hpgpii ganz uiibeilpiiteiidcr KIpiiiiKlcPilf u ji;<'(.iilflt.
\'». Ö7S. „fiiii', „liokkoro I. I. p. tdli dolonius et
Thierscliio" Spit/iirr ad h. I." IMit Kolrlipr Godaiikpiilo-
sigkeit wird iiiclirn).ils roiniiilirt. 15ei .SjiKzupr nämlich
beziebt a'icU «las I. 1. auf iJekkor's Receiis. der Wolf-
«cheii Ilias, ilie aber bei St. auf den vorhergclieiideii
Seiten gar nicht erwähnt »ircl.
II, 27. ,,In der Tliesis dürfte wohl der Circumflex
über 0£l> nicht angemessen sein. In den ton Spitzner
angeführten Stellen *.", 409. O, 77. T, Is.O. steht ja oev
in iler Arsis , und lasst sieh also hier nicht anführen."
Es kommt aber an und für sich nicht auf Arsis und The-
gis an, sondern auf ilas llertorhcbeu des Pronomens durch
den im Gedanken liegenden Gegensatz.
Vs. 114. K'f <5t — ßovkei<ouio. Etwas undeutlich
sagt hier Nagelsbach: ,,Es ist eine Eigenthiimlichkeit
der griechischen Sprache (?), die besonders iu Salzen
hervortritt, die mittelst ftlii und dt sich entgegengesetzt
sind, eine Partikel, die dem Sinne (?) nach zum zweiten
Gliede des Satzes gehört, dem ersten vorzustellen (?j,
welches dem Gedanken (Jj nach ilurch eine Coiijuiictiou
«lein Zusammenhange einzupassen (?) wäre." Soll tieiiii
nun aber die Sache durch die eingestreuten Fragezeichen
deutlicher werden? Ucbrigens kann ein Schüler, der
ao's Denken gewöhnt wird, das von Nagelsbach Gesagte
begreifen. S. 4'^t I hat eine Bothe'sche Erklärung, ilie
vier Zeilen umfasst, zehn Frage- and drei Ausrufezeichen
erhalten.
Was ferner die nutzlosen Citate betrifft, so gehen
diese bisweilen bis in's Unglaubliche, wie gleich zu
Vs. t42. Totac öl 3vf^6v kvi aii'jdeoaiv o^ivev
ziemlich eine halbe Seite, und zwar zu zoiat dt: drei
Zeileu Citate von ahnlichen Stellen, über den Zusatz
SV OTideoijlv zu iii'iiou fünf Zeileu u. s. f. Auch aus
«lern zweiten Theile möge eine Probe hier stehen, um
zu zeigen, dass das Treiben des ^'erfs. sich gleich bleibe.
V, 3Ö4. „Lie/ucii'iTU. Der von Koppen aufgege-
bene Sinn: schwarz fürlile das Blut die weisse Haut,
findet allerdings in «lieser Stelle Statt, nur dürften ilie
i;riechischen Worte ein anderes Subject in sich eiilhalten.
Koppen mochte dieses wohl selbst fühlen, bemerkte da-
her bei fjeka VETO sc. aifiaTl, und fügte auch nocii die
Präposition y.a.va hinzu. Ob aber finKulveiu durchaus
als Passivum zu betrachte» sei, möchte doch noch zu
fragen sein. Da auch hier das Subject mit dem Objecto
gleichsam zusammenfallt, so druckt die ftleilialforui <leu
einfachen Begriff einer intransitiven Thatigkcit aus, wel-
che aber dessenungeachtet eine Beziehung auf jene weisse
Haut der Apliroilite hatte. Das Oliject liegt nämlich
offenbar in iler Sphäre «les Subjects." Das heisst in der
That Worte machen über eine einfache Sache!
Doch Ref. würde kein Endo linden, wenn er mit
der Angabe ähnlicher Noten iu dieser tceilschweißgen und
planlosen Compilation weiter fortfahren wollte. Wollte
er dagegen genauer in «las Einzelne cingelieu, so würde
er es uiit all^n andern, nur nicht mit Hr. St. zu thun
haben. Ref, scLlicsst diese uuerficulichc -Anzeige mit
der Uob(>rzeugung , «lass die wenigen Proben schon hio-
reichen werden, um das l'rdieil des Leser* über vor-
stehendes Werk nicht zweifelhaft zu lassen. Das P.tpiei
ist sehr grau, und der Preiss sehr hoch, so dass es auch
desshalb von Schülern nicht gekauft werden wird.
Ameism
3-!. Grammatisch - kritische Aiinierkungen zur Ilias de»
Homer. \'on Christian Friedrich Stadelmann, Di-
rertor eic. Erster Band, t — 4- Buch. Leipzig,
IS 40. ,^10 S. 8. ■'■')
Referent hatte vorstehendes Buch zum Bchufe einer
genauen Beurtheilung in dieser Zeitschrift bereits bis zur
Hälfte durcligegangen , als er die Receiision des Herrn
Gymnasiallehrers Peter zu Zeitz in Jahii's und Seeboile's
Neuen Jahrb. Bd. XXX.I!. |. S. \ — Vö zu Gesiebte
bekam , und hier ein LIrlheil ausgesprochen fand, das er
sich seinen llanptzügen nach gleii lifalls hatte bilden müs-
sen. Wenn wir aber nun nichtsdestoweniger, statt uns
bloss auf die genannte Recensioii zu berufen, die Feder
zu einer erneuerten Anzeige der Sladelmann sehen .An-
uierkungeii ergreifen, so geschieht diess einmal, um auch in
diesen Blättern eine Stimme über jene abzugeben, sodann
aber auch aus dem Grunde, weil wir gerade eine ganz
alliiere Partie, als Hr. Peter, in's Auge gefasst habeu,
und unsere Bemerkungen also gewissermasseo in ein er-
gänzendes \'erhaltnis9 zu der er»ähnteu Beurtheilung in
Jahn's Jahrbüchern treten können. Während nämlich
Jener sein vorangeschicktes Gesammturtheil durch eine
nachfolgende genaue Kritik der Anmerkungen zum vier-
ten Buch vollständig zu begründen und zu rechtfertigen
sucht, ohne jedoch eine schickliche Gelegenheit, auch
Seitenblicke auf andere Stellen zu thun, geflissentlich
vorübergehen zu lassen, sollen sich unsere Notizen nach
einigen allgemeinen Angaben vorzugsweise an das erstv
Buch anschliesseu.
Bekanntlich hat G. Hermann in seiner Vorrede zur
Stereotvpausgabe der Odyssee, Leipzig 1827, p. V an
den Erklärer des Hotner eine dreifache Forderung ge-
stellt, von ilenen sich die erste auf grammatische Er-
klärung und Emendation, die zweite auf die Lösung geo-
graphischer , mytiinlogischer und historischer Fraf;en, die
dritte endlich auf ilic Ueurtheilung der Rhapsodien und
Interpolationen bezieht. Ref. glaubte nun anfangs, Hr.
Dir. Stadelmann habe, mit llebergehiing der beiden letz-
teren Rücksichten, also namentlich auch der kritischeii-
Versuche Näke's **), A'. Lachmann's ***) und O.Miiller's-Y),
*) Um die Kritik unserer Zeitschrift so unparteiisch, al>
nur möglich, zu gestalten, werden wir auch mitunter
doppelte Recensionen eines und desselben Buclies zu-
lassen. M. F. Fr. Z.
") Index praelectionum in univeisitate Fried. Willielni. Bhe-
uana per mens. aest. a. 1838 habcndarmn. Bonnae. MI
u 17 S. 4.
***) Ueher die ersten 10 Bücher der Ilias. Gelesen in der
Akademie der Wissenschaften. Berlin 1838. 2.S S. 4
■f) Reo. der genannten zwei Schriften in den Gülting- Ge!
\m. Nov. 1839. iNr. lö^
'J97 298
die einzelnen Lieder in der Ilias lierauszufindpii und zu Phanfanie befürdorr , olinc das.« l>pi der Al>vt,'i^iiii^ drs
charakterisiren , nur die erste in's Auge gefasst, ilas Ver- diihterisrliiMi Werfhes auf das BiMliirfiiisH dieser lirklei-
itändiiiss des Dichters durch eine graniniatisch- kritische liun;; Rücksicht zu nrhinoii »der die liestaiidlh<;il<- der-
Erkläruii^ zu fordern, und wenn auch j;erade nicht ei- sellioii zu zergliedern seien. Gleich goi-treirh ist zu
jrentlich »issenschafiliche üntersucliungen zu geben, doch \'s. lö. erörtert , warum der Priester des .A|)iill den
die t'orhandenen Forschungen anderer (Velehrten auf die- Wunsch, dass die (irieclien siegen niöclitiMi, zum Nach-
seni Gebiete dergestalt zu benutzen und zu rcrarbcitcn, liieile seiner Landsleute ausspreche; Vs. 1'.). heisst es:
dass ein tüchtiger Primaner oder Stuilirender sich trotz Ilo/afifjio Tlohf : in dieser Icblulterrn Art de» Ausdruck»
„der hie und da sichtbaren um! anflallendcn lie.schrän- tritt das Persönliche mehr lierior; Vs. .J7. ,,das so ein-
kung der griechischen Lectionen auf Gymnasien" durch fach liingestelltc '. /oyrooro^' ^iin^lei war ohne Z>»cifel
ein eifriges Priiatstudium dieser für einen solchen Ge- in dem Gebete des Priesters an seinen Gott ausdrucks-
braucb geschriebenen Anmerkungen eine hinlängliche und loller, als irj^end eiuDei>atz, der im .tlunde des Cliryse«
klare Kenntniss der Homerischen Sprache, und zwar zu- »enigcr Vertrautheit mit rllesem Gotte »ürdc bezeiciinet
nächst, nie sie sich in der Ilias ausgepc'igt hat, erwer- haben. Solche üeiiiürter gingen nrütirünglich aus Local-
ben könne. Und dass <liess auch wirklich die Absicht rcligionen hervor, und bekamen geivöhnlich erst sp.'iter
des Verfassers war, geht aus der Dedication an G. Her- eine allgemeine Bedeutung. Als .Schützenland wurde be-
mann und aus der Vorrede zur Genüge lierror, obschon son<lers Lvkien ertiabiit. Auch wurden die Kinder der
die, namentlich in der letzteren ausgesprochenen Grund- Leto (Latoiden) im .Sinne des kretischen Berg- und Jagd-
»ätze zu der später sich mehrfach bestätigenden \'er- lolkes aufgefassf" — eine Stelle, die zugleich als ein
niuthung Veranlassung geben, als wolle Ilr. Dir. Stailel- Beweis von der Unklarheit dienen kann, welche derglci-
mann die Ilias nnr als Vehikel benutzen, um daran alle chen aus vereinzelten Kxcerptcn unverarbeitet hingen or-
moglichen grammatischen Hegeln und Unterschiede zu fene Noten wenigstens für Schüler und Stiiilirende haben
erörtern. Jener, durch ein allgemein anerkanntes Bedürf- müssen. Die Erklärung von y^iilfttfi^ folgt hernach
niss eines solchen Ciimmentars , und zum Theil wenig- (Vs. 39.). Vs. bi. ist aus VVachsmnth H. A. R. II. (.
stens durch des ^'erf. Worte selbst berechtigten Erwar- S. 3')^ der Begriff von fidvil^ erl.'lutert ; V.s. 3ül. zn
tung wird aber keineswegs entsprochen. So wenig wir xwrapiCw (synkop. zctJof^^cy), um ja diese vermeintlich
nfimlich läugnen wollen, dass in dem bogenreirhen Buche schätzbare Etymologie nicht zu übersehen: ,, dieses \V'ürt
(ehr viel richtige und für die Homerische Sprache be- hat sich bekanntlich in der franzosischen Sprache leben-
deutenile Bemerkungen mitgetheilt sind, so daukenswerlh dig erhalten. Durch griechische Colonien ist es ohne
immerhin die sorgfältige und reichliche .Angabe von Pa- Zweifel in das alte Gallien gelangt." Leider ist diess
rallelstellen sein niag , so bleibt doch ilie Anlage und nicht so; die schöne Illusion verschwindet, wenn wir be-
Ausführung des Ganzen weit hinter dem angedeuteten denken, dass sich das franz. caresser auch in den an-
ziele zurück. deren romanischen Sprachen, z. B. im italienischen ca-
loieisl ist nämlich der ^'erf seinem Principe, bloss rezzare findet, und ein von rarus lieO , tceith gebildetes
grammatisch- kritische Erklärungen zu gelten, insofern Verbum ist. Aehnllrh wie oben zu .lllü/ l.uiV heisst es
untreu geworden, als er nicht nur den einzelnen Büchern V«. JdO. zu UoOi/^t/.ini': Vergeblich bemühten sich die
und wieder den einzelnen Partien innerhalb ilerselben Griechen um die Aufklärung <ler Etymologie dieses Na-
ausführliche, oft höchst überflüssige, Inhaltsangaben vor- mens, Etunnl. !Magn, p. l'.>j;. \"ernin(hlich ist dieser
anschickt, sundern auch, freilich ohne allen Plan, wo Name punischen Ursprungs. Lennep. Etymolog, linw.
ihm gerade eine Notiz zu Gebote sieht, lexikalische, Gr. p. Ii02 , und bedeutet den Breiten, den Ausgedehn-
etymolügische , sachliche, ästhetische und sonstige Be- ten UAch Hochari. Auch die ^'orstellung vom Gotte selbst
merkungen aufnimmt. So, um nur Einiges anzuführen, ist punischen Ursprungs, vergl. Ilerod. I!. ,^0- H', IS8."
lesen wir zu Vs. 14. nach einer etymologischen Beiner- So Hessen sich noch unzählige Anmerkungen anführen,
kung über aiiftLiu: ,,Ueber ey.ljijükoi ^/Tlokkaju siehe die, abgesehen von den in ihnen enthaltenen Ungcreimt-
^itzsch a. a. O. 1. Thl. S. |96" (ausgedruckt und mit heiten , sich mit dem Titel des Buches: granimatisrh-
Verweisung auf „Nitzsch zu Od. Hl. S. 197" findet sich kritische Erklärungen, niiht wohl vereinigen lassen, l'ol-
diese Angabe erst zu ^'s. 147. S. 55). — «Die Griechen lends aber ist der Verf. von seiner Absicht, sich auf
boten allen Scharfsinn auf, heisst es weiter, um den Grammatisches zu beschränken, in iler Erklärung des
Namen \l:iulj^üjv aus ihrer Sprache zu enträthseln. Die SrliilFskataloges abgewichen, wo Lage, Xainen etc. sämmt-
Wurzel desselben gehört, nach der .'Meinung der Orien- lieber hier vorkoninienden Orte mehr oder weniger genau
talisten, dem IMorgeiilande an." Was soll um's Himmels erläutert sind; aligeselien von den hin und wieder ein-
»illen nicht nur der Schüler, sondern auch jeder Andere, gestreuten metrischen Bemerliuiigen , die der Hr. Verf.
mit einer so inhallsleeren , nichtssagenden Notiz! Wei- als Frucht frühere! .Stuilien hier aiifgenomnien hat; inei-
tor : dass Vs. 11. /.oaitlTU(jC nicht sowohl den Rang der stentheils Narhweisungen, wie die einzelnen rhythmischen
Atreiden, als vielmehr nur einen Theil ihrer Geschäfte Reihen, aus welchen nach Hermaiin's Theorie der llexa-
ausdrürke, und daher zur grösseren ^'cransc haulichung meter besteht, mit grosser Kunst vom Dichter dem In-
ihrer Sphäre diene, wie ^'s. 17. das den Arhäern aus- halle gemäss angeordnet sind. Zu tvelrhen Absurditäten
scbliessend lon Homer beigelegte eijy.l>ljl.ud£i nur auf aber ein solches Bestreben führen kann, überall, sogar
einen Theil ihrer ganzen äusseren Haltung sich beziehe, in den einzelnen ^'ersfüssen, als rhythmischen Ganzen,
und dadurch besonders tlie Veranschaulichung für die einen bedrulungsvollen Ausdruck bestimmter .Absichten
299
800
und Ui.lanli '<•» Diiliters zu linden, zri^t beson<lors
dir Aiinirrktii.g tu Vs. 11). '.'/r^tli'iu 6h ftnhnTcy. flii'J,
Xcniir.TO'jf h'.iiju- „der in jiakir,T(( di'O) liegende chor-
ianilitili«" Rlivtlimns liclit die Würde der beiden Aireiden
mehr lierior, als «enn mau nach /iciXiara eine C.'isnr
«iMiilinicii und öt'cn mit y.oaiti-top£ »erl.inden »olHe."
üass siliiiii der Rlivlbmus ausser anderen Gründen dar-
auf führe, ^l'o mit 'JrfjEiöa und nicht mit Xoaftj'jTO^e
j!U rerliindeii, ist allerdings richtig, aber wie der ,,chor-
iamlisrho Rlivthmus" die ^Vürde der beiilen Atreiden
hervorhebe, das ist dem Ref. wenigstens ein tiefes Ge-
beimniss. IMit ilem Ausdruck ,, choriambischer Rhythmus"
bezeichnet übrigens der >'erf. die willkürlich zusammen-
_/_ ^
gezählten rief Sjiben }i Ora t^l' VJ ; ich sage willkür-
lich, «eil man mit demselben Rechte auch aus foigen-
den vier Sylben bn ÖS fia kinx einen Choriambus her-
«tellen könute, in welchem Falle dann der anapästische
Rhythmus (oxa öv u)), um uns an des Verf. Sprachge-
brauch zu halten , jene Hoheit iler Aireiden bezeichnen
würde. Ja selbst zur Biitscbciilung der Frage , ob man
Vs. 54. uyoQ)']v6£ y.akeoaaru oder dyogi'jvd' ixakca-
OUTU lesen solle, bedient sich der Verf. seines metrischen
Kanons, leider nur so, ilass man am Ende doch nicht
treiss, »ie man daran ist. „Könnte exukiooazo, heisst
es zu der angeführten Stelle, eine besondere rhythmischo
Reihe bihlcn, so würde ilie Lesart des Cod. Vrat. b.
dyoorivd' wohl nicht ganz zu verwerfen sein. Da nun
aber' beide Wörter dyopr,vös y.ukiarcraxo zusammen,
aber nicht: if} öexUTTj Ö' äyoQtpde eine solche Reihe
hier am schicklichsten bilden, so — wird es ziemlich
gleichgültig, ob hier eiyo^l'ji'ö' oder ayopjftöf gelesen
wird; jedoch scheint mir wenigstens dyopijvd' wegen
des rascheren Ganges mehr für sich zu haben, obgleich
in ähnlicher Stelle /t^, ö I . äyom'ivde sichere Lesart ist."
So riel Humor und Maivetat neben einander ist uns
in der That selten begegnet. Ref. könnte noch mehr der
Art anführen, wenn es bei einem solchen Buche, wie das
vorliegende ist, nicht vielmehr darauf ankäme , die Ka-
tegorien anzugeben, unter welche das Einzelne zu brin-
jjeu ist, als durch Reurtheilung yerfer Stelle eine \ oll-
ständigkeit erzielen zu wollen, die bei den obwaltenden
Umständen fast unmöglich zu sein scheint.
Noch haben wir aber die Hauptseite des Buches,
nSmlich die grammatische, nicht berührl; und wenn diese
in Beziehung auf Umfang, Inhalt und Foi-m gerechten
Erwartungen cutspräche, so möchten jene Inconsequenzen
und Sonderbarkeiten immerhin leiclit zu ertragen sein.
Aber auch hier hat Hr. Peter, was vorerst den Umfang
betriflt, einmal auf die Planlosigkeit aufmerksam gemacht,
mit Her die trivialsten, nur in Elementarliücher gehörigen
Bemerkungen neben dem Wichtigsten ihren Platz finden,
sodann aber auch hinsichtlich der benutzten Hülfsmittel
die Beschränkung auf die gewölinlichsten grammatischen
Lehrbücher, olme dass die vortrclFlicben Einzelschriften
von Hermann, Lobeck, Lehrs und Ahrens irgendwie be-
rücksichtigt wären, mit vollem Rechte gerügt. Ein glci-
«her Tadel trillt die Form, sowohl hinsichtlich der .Anord-
nung des .Stofls und dessen Darlegung, als auch dos Ang-
drucks und iler Sprache. Wir linden nämlich bei Hrn.
Dir. Stadelmaiin statt des angemessen zergliederten und
oilVn vorgelegten gramm.Tfischcn ,, Materials" in unzähligen
Fällen Nichts mehr, als eine oft wörtliche Wiederholung
grammatischer Regeln, wie sie aus dem üblichen gram-
matischen Apparate eines Gymnasiallehrers, d. h. den
Grammatiken von Buttmann, Thiersrh, Alatthlä, Born-
hardy, Kühner, aus Härtung'« Werk über die Partikeln,
Fischer zum VVcller, flermann zum Viger , aus Passow,
IVägelsbach , Nitzsch, .Spitzner u. s. w. excerpirt und au
ihrem Orte eingefügt sind, ohne dass der Verf. etwa»
Anderes dazu thäte, als etwa hier und da durch ein ileli
Schüler vollemls ratlilos lassendes Fragezeichen seinen
Dissens zu erkennen zu geben. Weit entfernt, <len ans den
bezeichneten Quellen geschöpften Stüfl selbständig zn ver-
arbeiten und sich eine bestimmte Anschauung gramma-
tischer Verhältnisse zu erringen, in der der Verf. dann
bei Controversen eine höhere Einheit hätte finden können,
ereignet es sich nicht selten, dass zu einer Stelle die
betrelfenden Regeln aus zwei Grammatiken ausgeschrieben
sind, die sich geradezu widersprechen. So, um das Ge-
sagte durch einige Beispiele zu beweisen, ist zu kvOCCt
Vs. 20. folgende Anmerkung mitgelheilt: „Bernhardt/
S. ,S57 „ ,,diB Form des Wunsches, eine iler gewohn-
llchsten Striictureii des Lilinitivs, ist von Apullon de Synt.
III, 14., entwickelt worden."" Kühner hingegen sagt
Jj. (i44. a. ,,,,dio lieziehi-ng der Begehrung , »eiche sich
im Imperativ auf eine unmittelbare (?) Welse darstellt,
erscheint hier in dem Verhältnisse der Abhängigkeit von
einem zu e:gänzenilen Verbalbegriffe , kann aber in der
lebenillgen Rede durch «len Ton ausgedrückt werden.""
Nast : über die Aehnllchkeit der Homerischen Sprache
mit der allgemeinen Kinder- und Volkssprache. Opusc.
Vol. I. p. 13{." So schreibt man dicke Bücher sine
studio et ira. Was hat es für einen Zweck, Bernhardy's
Verweisung auf Apollonlns hier anzuführen 1 und wenn
Hr. Dir. Stadelmann den Ausdruck „auf eine unmittel-
bare Weise" bei Kühner selbst nicht versteht (daher das
fatale Fragezeichen), will er seinen Sdiülerii zumuthen,
das unklare Wort zu entziffern? — Weiterhin kann die
Anmerkung zu Öt£ yiöoernt V«. gO- als charakteristisch
für des Verf. trefiliche Erklärnngsart gelten. Zuerst wird
mit Verweisung auf Nägelsbach- z. d. St. die bestimmte
Regel angeführt, dass der Grieche bei solchen Fällen ,
welche in dem Augenblicke, wo gesprochen wlr<l, der
Wirklichkeit nicht angehören, die sich aber früher oder
spater verwirklichen können, durchgängig die Bedingungs-
partikel oder ein dieselbe in sich schliesseiides Relativum
mit dem Conjunctiv setze. Das wäre glücklich ausge-
schrieben. Aber die Aiiincrkung ist noch nicht laug ge-
nug. Wie wlllkoniinen ist daher Z?frn//arJy 's Grammatik.
Schnell wiril der betreffende Paragraph aufgeschlagen,
und siehe es findet sich eine köstliche lange Bemerkung
über die Bestiiiimiing des Fitturi bei den Griechen über-
haupt und des epischen und i\pi\ Dii btern cigenthüm-
llchen der Geicohnheil insbesondere, bei Verglel« hnngen
und allgemeinen natürlichen Anschauungen. Nun fehlt
noch iler drille, nämlich Kühner über die dem Aorist,
Hie dem Futur, zukommende Kraft, die Wiederholung
MH
302
einer Tliätigkeit zu bezeicliaen , iiud den Unterschied
beider Tempora, insofern der Aor. die Wiederholung als
Erfahrung und Wirklirhkeit , das Fnt. dagej;en als lilosse
Vorstellung und iMöglicIikeit ilarstellc. Daraus zieht denn
der Verf. den Schluss, dass an dieser Stelle mehr von
einer auf Erfahrung beruhenden Thatsache die Rede sei,
und (Über die Annahme des Aorists mehr für sich habe.
Hier hat sich also der Verf. zwar einmal für eine Seite
entschieden, aber so, dass der .Schüler, der die an der
Spitze der ganzen Note stehende Regel aus Najfelsbach
anfangs für die richtig» lifilt, und sie auch nach der
ganzen Fassung dafür halten inuss, zuletzt wieder irre
gemacht ttird. Desto vielseitiger »ird er gebildet! —
Als würdiges Seitenstück reibt sich an die angeführten
Stellen auch die Anmerkung zu Vs. 21'^., »o zu iyj.fur
erst aus Kühner eine lange Regel über den Unterschied
des .Aor. und Imperf. beigebracht und dann mit einent
„Thicrsch sagt /erner'^ gelehrt wird, dass bei Verben,
wo nnr die Iniperfecte oder Aoriste gewöhnlich sind,
sich der strenge Unterschied zwischen beiden Zeitformen
verwischt habe.
Diese Zweck- und Formlosigkeit, wie sie sich in den
roh uikI unveiarbeitet wiedergegebenen aus den gangbar-
sten Grammatikeij abgeschriebenen Regeln kundgibt, zeigt
sich (Ihiiii au( Ii jii der bis zum fürnilicheii ücberdruss
gcslci^erten Ifiederholung ge» isser Bemerkungen, die
oiari uohl beim mündlicbcn Unterricht den Schülern zu
verschiedenen Zeiten von Neuem einprägt, aber doch in
einem Buche nicht immer und immer nieder nach gros-
geren oder geringeren Zwisrhenränmen mit denselben
Worten drucken lässt. Wir wurden uns diese liMufigen
Repetitinnen gar nicht erklären können, wenn nicht der
Verf. selbst gestände, die sämmtlichen Anmerkungen nur
in Zm ischenstiinden gesammelt und, setzen wir hinzu, in
so vereinzelt auf einander folgenden, ein geordnetes Stu-
ilium nicht wohl zulassenden Zeiträumen anch abgefasst
zu haben, ein Geständniss, das uns anch noch manche
andere Eigenthümliclikeiten in der Arbeit des Verf. we-
niger aulTallig macht. Dergleichen Wiederholungen aber
sind die von ai'Tcig {^ültclq) unzahligemal (S. 45. Öl- 96-
lil< 133 u> s. w.) fast mit denselben Worten angegebene
Bedeutung „des raschen Uebergangs oder überraschenden
Gegensatzes", iler Präpositionen als ursprünglicher Orts-
adverbien, z. B. von £72/ S. 11 und schon S. !(> wieder,
dessgleichen von ö'^o S. 26 u- «• w- S. '2(i wird ei aus
Kühner's Gr. g. 837. explicirt, S. 3'J dieselben Phrasen,
S. 1?, theilweise wenigstens noch einmal; S. 3U £Qeuj,
als Futurum von dem Präsens eigo} . S. 72 abermals.
S. 73: das Verbum tcctu hatte in der älteren Sprache
das Diganima, S. 97 mit einer kleinen (nversion: In der
alteren Sprache etc.; über die Weglassung des Aug-
ments S. L'l, 101, 122) über den Unterschied des Im-
perfects und Aorists unzahligemal (S. 3, 91, IIS u. s. w.).
— So etwas lässt sich doch wahrhaftig nicht mit dem
ßedürfniss <ler repetitio, als niater studiornm , entschul-
digen, ebensowenig, als ilie Unklarheit und Uniestitnmt-
heil des /iusdrucks mit der Natur von Aumcrkungen über-
haupt. Zu jener nnr ein paar Belege. Was soll man
gleich aus der ersten Anmerkung nehmen? ,,Du;ch das
in der frühesten Priesterpoesie lauge vor Homer gebräuch-
liche uflöc deutet Homer einen Nachklang jener uralten,
sogeiuiniiten heiligen Poesie an, in wrlrher donv — von
dem alten, goltbegeistcrtcn Sänger, um ilas Organ der
(ioltlieit zu bezeiilineii, geliraurlit » urde. Der Einst
des iiilialts, welchen der Dichter im Sinne der Priester
ausspricht, stellt damit in enger Verliindniig." Womit?
fragen wir erstaunt über die Weisheit des Verf., die ihm
durch besondere Offenbarung zu Theil geworden sein
Uiuss , denn anders» iilier ist ilim doch ,,jene uralte soge-
nannte heilige Poesie" nicht bekannt. Wio unverständ-
lich ist weiter die Bemerkung zu Vs. 24: cit.l' r/tx
' (yuuifivuu/ i^röuie i^l>f.i</i. Nach der in der That sehr
lii'leii Erörterung, dass „der Zusatz .lyaf^Uiivui.i zu
Alfjetdij, da bereits Vs. l(j. von beiden Atreiden zugleich
ilie Rede gewesen, hier zur \'ernieiduiig irgenil einer
Unbestimmtheit um so angemessener wäre", folgen die
Worte: „&vfiip — bei 'Jjgltdlj ist mehr Innigkeit des
Ausdrucks ohne besondere Hervorhebung des Raumcasus"!
Weiter zu Vs. 36: 'JtiöK/.uhi uray.ci, roi- tjC/MfAUi
Tt'/.S ylijriu „die allgemeine Benennung lies Apollon al.»
ai/ai; ist hier, wo sogleich eine örtliche Beziehung in
J^SVEÖuio dld(J(y£ii folgt, nicht ganz zu übersehen.
Kurz vorher Vs. ii. «ird er ohne näbcrc Angabe des
Namens Apollon bloss Ai]i()i~; Y.ai Jtoi liö; genannt,
und \'s. 3U. (R/.i'9i /tei<, '^/oyroÖTu^', üi; Xul'oi;v äii-
(fl(j£i:ii;/.ai) folgt eine Wiederholung derselben Beziehung,
vielleicht um anzudeuten, dass gerade ilieses ^'erhältniss
eine besonilere Bedeutung im Epos habe. Die Annahme,
der Dichter habe diese und ähnliche Zusätze l/loss zur
Füllung des Verses gemacht, führt zu Widersprüchen
mit der übrigen geistreichen Fülle der dichterischen Dar-
stellungen." Hätte uns doch der Verf. statt dieser Po-
lemik gegen eine Annahme, die noch kein Vernünftiger
statuirt hat, lieber darüber belehrt, worin denn die be-
sondere Bedeutung eigentlich bestehe, welche ilie Be-
zeichnung des \l:ial lM>v als yli lori: yeu Aiuz vio^
zukumnie! Aber daioii erfahren wir leider Nichts. .^lochte
auch dem \ erf. schwer gcwordin si'iii, was Probelialtiges
darüber vorzubringen. — Wie ästhetisch, aber dennoch
zur Hälfte unklar, lauten die Worte zu A's. 222. ,,das Er-
scfieinen, AVarnen und \'erschn inden der Athene gibt
dieser ganzen Stelle einen besonderen Reiz, und belebt
sie uiit einer Anmuth, die nur GOllerhauch gewähren
kann.^' Also von der Athene soll sich doch ein Gölter-
hauch über diese Stelle der Ilias verbreiten? Oder wie
ist die Pbrase zu verstehen?
Vielleicht haben w ir Gelegenheit bei der Beurtheilung
des Inhalts der Anmerkungen, zu der wir jetzt über-
gehen, noch Einiges der Art n.ichzutragen. Was jenen
betrifft: so wollen wir dem AVrf. durch einen Theil sei-
nes Buches folgen, ohne übrigens, wie gesagt, auf eine,
hier gewiss sehr nbel angebrachte Vollständigkeit Anspruch
machen zu »ollen.
Vs. 2. Auf eine Notiz über das )• paragog. in iitiy/.il
folgt gleich eine andere, dass v auch am Ende des Worts
vor ilarauf folgenden Lippenbuchstatten wie (r gelautet
habe. (ieHiss, aber doch nur dann, »enn das mit einem
Lippenbnriistabeii anfangende Wort mit dem vorhergehen-
den auf's Engste zusammenhängt, und nicht, wie hier
am Ende des Verses durch eine förmliche Pause »ou dem-
303
304
«(>M>rii ^plmiiit iM. Dipsp Aiiniprkung pasM also zu ilir-
ser Strili' iliirrliaiis nirbt.
Vs. S. lil iH'xe finX^o9at. Die doirre Vcr-
kiinnfiiiii; ili'.'i Iii(iiiili>'.s «liriit liier zum Ausdrucke <les
ResulUils , an niiclerii Üd-Ilen hingegen ist mehr die /lö-
Htc/it iliirrli diespu Infinitiv liezeirlinef. Oli{;Iei('li i'ibri-
jjciis it;'./:o<ini liier hadern, ztinhen bedeutet, so ist es
(lorli nicht mit tfjlSt eng zu verbinden. Das ^'erbuni
tta)[tn^ai enthielt ferner ohnediess schon den in tQlbl
|iej;enden Itegrilf, und nahm nur bistveilen noch den Zu-
satz i'ltEnoiv an. Es steht daher 'i(jiSl zwar mehr
mit dem Aufreizen zum Hader und mü ■j(^E od ai mit
der Fortsetzung des Haders in Verbindung, muss aber
desstvegen noch nicht übersetzt werden: zum Hader, denn
foiSl heirst hier dem Sinne nach: unter solchen Umstün-
den, wo Hader stattfand, d. h. im lladi-r." Wer kann
aus diesem Gewirr das Ilichtijje herausfinden'? — Die
Erklärinijj dieser Stelle ist bekanntlich eine do|)[)elte.
Entweder man l.'isst den Dativ toiöl als entferntes Object
von tcri/zc abhängen und den Infinitiv, sei es als An-
gabe des Result-its, oder zur Specialisirnng des in den
Worten t-olÖt i:i':'ei^'/.i enthaltenen Begrifl's , nach einem
sehr üblichen Sprachgebrauch hinzutreten. So schon
Euslatkios: avv^ßaXe n(jug tQiv üiaTt fidy^ao^ ui
ij v.ai ifjlöl T ij T o V fi li^^ oQ at. Ihm folgt Heyne
uiit Beziehung auf Stillen , in denen iheils ein ganz ähn-
liches ^'erliiiin, i;i'veXtcvi.en', theils ^vvflf^ll, gleichsam
das Intransitirum zu !:rvu;ill, mit dem Dativ sqiöi ver-
bunden ist, z. B. lliail. XX, l3-(. ot'x dv £yu}y eds-
Äo/f(< dsoi'i; e^iöi i;vv£Luaoat, XXI, 394. r/'/rr
avx', u'j y.i'vduvin, deovg tp/i'S/ i;i<veXai> veic und
XX, 6G. Tuonoi äoa y.h'-tcoq ojoto dtoh' eoiöt ^ l-
viövTviv, XXI, 31)1 •. öy' öouTu dsoic, i Q I () i ^v-
i/COVTUg. Oder i:vvllixe erhält nur das nähere Object
GffWS , und der Dat. e^iidl , zu flolxeoiiiU gehörig, lie-
zeichnet die Art und Weise, «ie der allgemeine Aus-
druck ftuXiOihll näher zu denken ist, also nicht inieadi
(Ii 304.) f^ia.yead^ut , sondern elien eqiöi. Dieser Er-
klärung gab F. A. Wolf i\ci\ Vorzug, und die ähnliche
Stelle Iliad. VH , VIO. scheint diesellie zu bestätigen
Aias rüstete sich, heisst es dort, und dann:
bar eioiv TVoKefxovSs /^ist dveQa<;, o'vote KoovIujv
9 V fi o tt u Q o V t(jida(; f^ievei' ^vvktjy.E fid^^-
o9 ai.
Hier gehört allerdings ivohl der Dat. /4(l'€'t 9r/loßdput'
fo/('^o; als Angabe der Art und Weise zum Infinit., aber
nur aus dem doppelten Grunde, einmal »eil man iifvei'
eo/doq Tiva i;i!VtEi'ai oAet ^iveXai'vtlv schwetVicXi niril
«agen können, Hährcnd eotÖ'i Tlva tl'VsXdaaai u. dergl ,
wie «ir oben gesehen haben, ganz üblich ist, und so-
dann weil durch den Dat. iiEvEl zu dem Infinit, itti.-
yC^itin wirklich ein bedeutungsvolles nenes IMomeiit hin-
zukommt, Häbrend durch ioifit, wie der Verf. auch
oben richtig bemerkt hat, der Inf. eben nicht niodificirt
worden wäre. Wir müssen demnach Imdi notliwenilig
zu tiJl'i^X« ziehen, und da Homer auf der einen Seite
i.otfit ^vieynrvsn- , auf der anderen aber auch, wie
Iliad. III, 6'. 70.
ai'räp e/i iu meooo) y.al '.ÜQijTcpiXov Mevekctoi
aviißd'ker' äfzcp' Ekivi^ x«i XTtj/uaai näai ftd-
X£o9ui,
rji'/ißdkXiiv Tiua i^idxn(^9ai sagt, so haben wir iu
unserer Stelle eine Vereinigung beider Iledeweiseo, in-
dem das in der .Glitte zwischen e/jldl und f^id/eo^ac ste-
hende i;iu£r/xt nach beiden Seiten seinen Einfluss ausübt.
Kehren wir jedoch zu unserem Verf. zurück:
Vs. 97. nimmt Hr. Dir. Stadelmann die nach einer
Conjectur Markland's von F. A. Wolf recipirte Lesart
Kijon(; gegen die andere x£'(J"-i •"'* folgenden Worten
in Schutz: „Die Lesart jEtoa^ dürfte wohl nicht ohne
allen Grund in /»eifcl gezogen worden sein; denn dasa
die Hände des Aj)üllon /-Jao£i<(/ von dem Dichter genannt
worden wären, lässt sich nicht ganz sicher erwarten.
(Ist vermuthlich dem Herrn Directnr zu materiell und
darum zu unästhetisch.) Wollte man aber diese Hände,
fährt der Verf. fort, dem }oiu6^ zuschreiben, so würde
dieser koiUOi personificirt, und dadurch ein Widerspruch
mit Vs. 50. öl. erzeugt. Ob aber X^iQa^ äuEXeiV koi-
noTo hcissen könne: seine Hände von der Verbreitung
der Pest abhalten, oder, ob diess nicht vielmehr zu er-
klären wäre: verhindern, dass die Hände flicht in die
Pest hinein gerathen, dürfte doch auch wohl in Frage
zu stellen sein. Weit einfacher werden hingegen die
Ivereii ßn^eiai und koi^toio afme^ genannt. Sic selbst,
die Keren, erscheineu hier und ui ähnlichen Steilen
als höhere Wesen oder Dienerinnen <les Geschicks oder
irgend eines Gottes, hier des Apollnn, nnd dienen dar
durch dem dichterischen Ausdrucke zum Schmucke und
zur Belebung. Kvoeg ko/uoio würden also hier so viel
bedeuten, als ko/iioq.'''' — Abermals ein charakteristischer
Beitrag zu der l'nentschiedenheit und Unklarheit deg
Verfs. , der anstatt bei solchen Gelegenheiten ilie Sach-
lage in deutlichen Zügen anzugeben , durch ein paar
schwankende, liöchst ungenügende Bemerkungen das V'er-
stäudniss der betreffenden Stelle mehr verwirrt, als be-
fördert. - Bekannt sind die Kijpeg 9 av Üt oio bei
Homer, „die Todesarten, als personificirte im Bloment
des Todes wirksame Gewalten gedacht" (vgl. Sitzsch zur
Od. III, •>:H\ ff. — eine Stelle, die Hr. Dir. St. doch
hätte auch beibringen und, wo möglich, ihrem Hauptin-
halte nach excerpiren sollen, und Nägelsbach die Hom.
Tbeol. III. Abschn. 1'). S. i^«. l'-'9). Eben diese bei
Homer so häufige ^'erbinilung von Kr,(j£i mit 9a.vd-
tuio bewog die meisten Kritiker, auch Iliad. XXI, 54S.
die Conjectur von Barnes, der f\.iipaQ statt ytipac schrieb,
in den Text zu nehmen. Nun lag der Rückschluss auf
unsere Stelle Iliad. I, 97. um so näher, je ähnlicher
dieselbe auf den ersten Anschein mit jener war. Die
Acliäer, heisst es «lort, würden Troja erobert haben,
wenn nicht Phübos Apollon dem Ageiinr Aluth eingeflösst
hätte,
Ttap 8t Ol avTOi;
: oiij, OTT oj q 9apdi: o lo ßagei ag Kijgaq dkd).-
y.ot ,
y/iyw xexktuh'o^' xexdkL'Trro 8' dg' jjtQi rcokkf].
Hier ist Kijpaq zu schreiben ( — so schloss man — )
wegen ScraroiO-, und da wir an dieser Stelle dasselbe
305
306
Epitheton ßaQSia^ findpn, wie Ilia<l. 1,97, so corripirfe
IVIarkland unil nach ihm Wolf auch hier unbedenklich
Kr,oa<;- Dazu kam noch die Vergleichung mit Od.
.\X, 263:
xepTOfAia^ de TOI arro? i'yco xai ^eipaq ä<f)ei;uj
TtUD TOJV ftVrjCTTlj Q U)V ,
wonach der Genit, Xoif^o/o eher suhjectiv zu nehmen
wäre. Da aber dann, »ie Hr. Dir. St. richtig bemerkt,
^Bipag nicht mehr passte , sehr wohl aber Kl]Qai kot-
110 i'o, wie an anderen Stellen Ki](j£<; 9 avär oio, so
empfahl sich die Cunjcctnr auch von dieser Seite. Um-
geUrhrt verfuhren Andere, tesoiidt-rs Clarlce und nach
ihm Heyne, welche das Gewicht, das die Vergleichung
von Iliad. XXI, ,')48. mit Iliad. I, '17. halte, vollkom-
men anerkennend, unserer Stelle, Iliad. I,'I7, zu liebe
auch Iliad. XXI , ;)4S. trotz des dibeistchenden ihiua-
TOiU die Lesart ■jfiiijd.i; beiboliiellen ; hauptsächlich auch
wohl aus dem Grunde, weil das Adj. fiuuiict^ , «las sich
»onst bei Kfjots nicht weiter findet, eher zu ■j^itouc,, als
2U KiJ(jai zu passen schien. Diesen letzteren Grund
hielt jedoch Spitznei' mit Reclit (die KijotQ , nie sonst
y.cy.ai, OTi'ytfjal , ÖKuai heisscu, konnten «olil vom
Dichter auch ßagiiai genannt w erden) nicht für gewich-
tig genug, um das ganz unhonierisclie ddvojoio ^fioc«;
damit schlitzen zu können. Kr nahm also Iliad XXI, .')4S-
«lie Coiijpcfur Kijoa^ auf (die auch <lurch die Analogie
anderer Stellen, wie Iliad. IV, |1. XII, .3.'(). XXII, .'U-'.
a. s. w. hiuUnglich bestätigt nird), ohne jedoch die Con-
■equeuz zu billigen, wegen Iliad. XXI,.'j4<S. auch Iliad.
I, 97. KfjOd.q zu schreiben. Hier vielmehr gab Spitz-
iier der handschriftlich bestätigten Lesart '/^fiouc, den
Viirzug, und zwar, wie es uns bediinkt, niit vollem
Rechte. Z»ar wollen wir keiiifswegs in Abrede stellen,
dass K-l/g auch eine Personification der Todesart sei, die
du'ch Apiillons Geschosse erfolgt (vielmehr geht diess
aus Od. XI, 171. verglichen mit Iliad. XXIV, 7JU. au-
genscheinlich hervor), und insofern könnte hier Iliad.
I, 1.17. von Apollo gesagt werden, er werde nicht eher
die Keren der Pest zuri'ickzielien , bis u. s. w. , zumal
ja nach Vs. 4') ff- der fernlreffende Gott gerade durch
seine Geschosse den Tod bringt. Michtsdrstoii eniger steht
der Lesart A/yp«.; ein Doppeltes entgegen. Einmal ist
die Todesart, welche der Gott mit dem silbernen Bogen,
als solcher, sendet, vielmehr eine sanfte, und die Ge-
schosse sind ayuiä. In unserer Stelle dagegen ist es
ein i7f£.7 f t'xic fieKoii ( Vs. ÖI-), welches Apollon ent-
sendet. Der Gott ist in der Person seines Priesters vei-
ietzt; das bedarf einer Siihne , desshalb sp.iiint er den
verilerbenbriiigendeii Uogeii , und seine Htind wird nicht
eher müde werden, die giftigen Pfeile zu senden, bis
Agameiiiiion die Tochter iles Priesters herausgegeben hat.
So scheint dem ganzen Znsamuieiihaiige nach ](eioa^ bei
weitem den Vorzug vor Aruac zu verdienen. Der Ge-
nitiv Koif^ioio aber ist gerade so zu verstehen, »ic der
Gen. za/wi> Od. XXII, old: liLKrlt. tioi (>t< -TTtUh/vio
y.ay.cui' utto Jf/Zpac; tj^iaihti, denn dass das gciius verbi,
wie Hr. Dir. St. meint, hier einen Unterschied niaclicii
sollte, ist in der That nicht abzusehen.
Oj f/inasialzeilung.
Doch wir fürchten beinahe, die unserer Beurlheilung
gesteckten Grenzen zu überschreiten, und heben darum
aus dem reichen Stoff nur noch ein paar Puncte hervor.
Dahin gehört vor Allem die Erklärung von Utyi6j(0t0.
„Dieses Beiwort, heisst es zu \'s. 202, bezieht sich auf
einen alten Mythos. Vergl. Welcher AesrhvI. Trilogie,
p. löJ meint, ein Wirbelwind «erde durch diese Hiero-
glyphe angedeutet. Wahrscheinlich steht dieses Beiwort
mit der Ziege Amalthea in Verbindung. Für die Grie-
chen war dasselbe ein erhabener Begriff, und drückte
wahrscheinlich die fortdauernde enge Verbinilung des
Zeus mit der äusseren Natur aus, in welcher er schon
als Kind gestanden hatte." Dass llr. Dir. St. «las Citat
aus ^Velcker's Aesclivl. Trilogic Prometheus p. I.')3 nicht
aus diesem Buche selbst, sniidmi »er «eiss woher ent-
nommen, wird sich gleich zeigen, wie ileiiii der Verf.
zu iler Stelle, zu deren mvtliolngisclier Erklärung eben
jener Anhang über Zeus und Brinreog - Aeqiioti von
>Velckpr geschrieben ist, zu Iliad. 1, 3!I7, der Welrker-
scheii Schrift auch nicht mit Einem Worte gedenkt. Dass
diess aber ausserhalb seines Planes gelegen, wird der
Verf. nach den oben angeführten Beweisen von andern,
als grammatischen Erklärungen, nicht wohl zu seiner
Eiitscliuldigung aiifi'ihreii können. \V'elrker hält in dem
eriväliiiten Anhang den Briareos - Aegäou für einen Flu-
thengott , und verwirft die .Meinung des Kleitodein, »el-
cher die JVaineii Ivottos, Briarros und Gvges, wenigstens
indirert als Jf'itidgiitl/ieiten erklärte. „Kleitodemos, fährt
Welckcr (laiiii fort, sah virlli-iiht am meisten auf die
Bedeutung der Naoicn, von »eichen — Kotlos und ßria
reos für die Winde ebenso gut, wie für ilie Wasser sich
eignen, vorzüglich aber Aegüon in Athen, diese Umdeu
tung veranlassen konnte, »eil dli; , dt/.l] , xardl^, ai-
','/,", nullt vom Stoff, sondern von der Bewegung und
Erscheinnog liergenoiiiinen , den Sturm zugleich mit den
Wogen be/eicbnete, und durch die Aegis der Athene
diese Bedeutung dort sich vor der andern der \ orstellung
leicht aiifilringen konnte- Denn ohne Zweifel bedeu-
tete die Aegis der Athene, geschüttelt über dem Arm
oder vor der Brust getragen mit der iMonilmeiliisa inmit-
ten — ursprünglich, »ie ilie des Zeus, Sturm und Ge-
wölle, »elclies das Ziegen feil, uiyl<;, dutcU phonetische
Hieroglyphe ausdrückt. Ziege ist ilarum auch das Re-
gen iinil Sturm bringende Gestirn, welches dann nach
der iiiythischen Aiiialgaiiiirknnst der Amalthea zugeführt
lind Hin ihr in eine Höhle (»ii die Störnie schlafen) ein-
geschlossen »iril." An» der \'eri;leiihung der hier voll-
stänilig initgetheilten Worte \Vel( kers mit der concisea
Bemerkung lies Hrn. Dir. St. überlassen »ir den Lesern
dieser Zeitsihriff , selbst sich ein Urtheil über des Verfs.
Beruf zum Interpreten zu bilden. — IMorh Eiiij! Achill
fährt ilen .\gamriniioii mit harten Worten. an, Vs. 2.'5t
Ot'vufiaois, y.ivoi; ö/iuar' f/ojv , y.paäiijv ö' eKd-
(f U I o. Zu diesen letzten Worten bemerkt Hr. Dir. St.:
,,AVir entlehnen zwar auch sprncliKörllich aus dem Kreise
lies Wildprets eine solche Bezeichnung (näiiilich iler I'eig-
lieit), aber iiii'hr in Bezug auf das schnelle L.iiifen des Fei-
gen, als da» HerxklopJeJl dessellven." Dass der \'erf. nicht
» isseii sollte, »as y.oo.öiri bei Homer heisst (vergl. Na-
22
•<07
308
^rlalinrli il. Ilniii. TIipoI. p. ']V) iiiiil '?4 •) ' '** <'"<li
nolil iiiclit aiiüiiiM'linii'ii , iil>i>r il.iss rr dniiii «irh iiiiii-r-
f/iiiülu tti'r ;iiis>lrt'ii-k(>, tlarf iit.iii ^i'\t iüs Uiit fiorlif erMaitcii.
I).iiiii( .Hchhfisi'M «ir ili«»sf Hnirtliftliin;^. Die aiij^p-
fiilirli'ii TliatKarlicii , <lio !•» riii Lpjclid's gpnosi'ii »ürr,
norli um ein |;iit Tliril zu ri>rmolirpii , Ivrxpisrii ila.< im
Aiiraiij;<> auf^fcslflltp Gfsainiiifiirf liril zur (i)MH'i<;e , und
wpnn »ir aurti »(>it rntfi'rnt sind, driii Hrn. Vrrf. ila§
\ rrdiiMist eintT in manrhiT iSczipliuii),' llcissiffcn Ciiinpi-
lation zu siliinMlpin , so ki'tiini'n nir doili nirlit anders,
als aurli ani Schliiss«* h ii-dn IioIimi , da.ss das (iau/p ge-
roclitpu Anforderun[;pu in keiner Weise entspreclie.
Alartinrg. Dr. Pider t
3ö- Dip Ilouierisrlie Forinenlelire. Fiir G^iniianien be-
arbeitet von Dr. Ernst lujjjice , ordentlichem Lehrer
am Frinlrich - Werdersriieu Gymnasium zu Berlin.
Berlin, bei W. Besser. |S41. IV und Hl S. S.
Ausser dem zweiten Tlieile des Pinzger'sfhen Ele-
ment.irnerkrs sind in iler letzteren Zeit Ueieits zwei For-
uienlehren des llonierischen Dialektes für Anfänger er-
sehienen, ivelche beide neben tler Butlniaiiiiisrli<-n tirain-
uiatik gebraurht »erden sullen: die eine ton Wigand
(l>i..ir, >. Anll.), die andere lon Lucas [eine dritte, sehr
apliiiristisrh gehaltene, ist von Berger^. Ein j;''''''!"'^
Brdiirfniss ivurde die \'eranla»^snng zur .Abfassung des
vorliegenden Biirhleins. Wie die eben genannten Schul-
männer, so fand auch Hr. R. ,,die Buttmaiinische mitt-
lere Grammatik für die Einpr^gung der Homerischen
Formen nicht ausreichend, da der IVIangel an üebersicht-
lichkeit und Ausführlichkeit den jtchülern schon bei den
ersten 'l'orbereitiiiigpii zur Lecture fühlbar wurde." Was
nun die Brauchbarkeit und Ztteckinässigkeit einer be-
sunderen Formenlehre lies Homerischen Dialektes für
den Anläiiger betriilt, so ist diese bereits von dem ge-
lehrten und sachkundi^^en Receiiseiiteu der Lucas'schen
Schrift in diesen Bb'itteru (!,s4l. S. JU4 — S) anerkannt
und vom pädagogischen so» ohi, »ie von dem » issenschaft-
lichen Standpuiict aus, so beleuchtet norden, dass Ref.
mit Beziehung auf das dort ausgesprochene Urtheil, wel-
ches auch auf das vorliegende Werkrhen An»enduiig fin-
det, sogleich zu dem Einzelnenn übergehen darf,
Hr. K. weicht darin von seinen Vorgängern ab, dass
er nicht allein den Anfänger im Auge hat; sein Plan
ist vielmehr, ,;dem Schüler ein Lehrbuch in die Hand zu
fifeben , welches ihn bei der Leetüre des Homer bis Zum
Schlüsse seiner Schullnufbahn begleiten sollte." Bei
kürzerer Fassung der Regeln und sparsameren Citaten
gibt er auch »irklich etwas mehr, als jene; dahin ge-
boren unter Anderem die Zusammenstellungen der soge-
nannten synkopirten Aoriste, und der nur im Homer ge-
bräachlirhen Präsens- und Imperfectfornien auf f^ii S. 40
— 42, sonie auch ein alphabetisehes Wrzeichniss der
aDregelmässigcn Homerischen Verbalfnrmen überhaupt,
S. 45 — 04. Die Anordnung ist aus der Uuttmannischen
Gramaiatik beibehalten, die Fassung; der Regeln eupUchlt
sich im Allgemeinen iliirch Kasslicbkeit Und Bestimmt-
heit, iiiiil das mit z« irkin.'issiger Auswahl Gegebene »ird
für die untere und mittlere Stufe gev»iss ausreichen; nur
für die hiihere Classe wünschten »ir doch i-iiie tief-'re ,
rationellere Auilassiin^ und Behandlung des Gegenstan-
des, sowie ein Zurückführen der sprachlichen Erschei-
nungen auf allgemeinere (lesetze. Allein Ref. ist der
Ansicht, dass eine »Schrift, »ie die vorlicfrende , ihren
Zweck vollkommen erfüllt hat, wenn sie dem Schüler
ilen Anfang erleichtert, und zur .Sicherheit in ilen For-
men führt; alsdann mag er zu den grösseren und wis-
senschaftlich strenger gehaltenen (iramniatiken greifen, —
Im Einzelnen erlaubt sk h Ref., nuch folgende Bemer-
kungen und VVüiische hiiizuzufügen :
§. '.', vermisst man für den Anfänger eine Erkläruni;
*les wichtigen Unterschiedes von Cäsur und Diärese; der
ganze Paragraph würde aber bedeutenil gewonnen haben,
wenn zu Jeder der er^tähnten (^äsuren und Diäresen ein
.Musferlieispiel beigedrnckt, oder doch einige Verse citirt
worden wären. Dasselbe gilt auch loii §. (i. und 7, »o
die über Verkürzung und Wrläiigerui'g der Vocale im
Versmasse mitgetheilten Regeln viel zu abstract sind,
al« dass der Anfänger sich, ohne Beispiele vor Augen zu
haben , dieselben mit einiger .Sicherheit aneignen könnte,
— JJ. j4. hätten ilie alten Formen uvay/.UH], ya/a und
ähnliche besondere Ernähnung verdient, als charakteri-
tisch für den ionischen Dialeki. ^, 'Jfy, möchte die
Regel über den Genitiv der Wörter auf /K und a^ fass-
licher und richtiger so gestellt werden , dass die erste
Enilung, nämlich au, zunächst in oj conlrahirt und dann
bei solchen , ileren Stamm mit den starren Consonauten
f) und T schliesst, nach ionischer Weise noch ein e
vorgeschlagen werde, um einen «eicheren und tönenden
Wortscbluss hervorzubringen; nicht aber umgekehrt, *)
Wenigstens können »ir nicht zugeben, dass z, B, in
fi'iiiil/.ki'uj ein £ ausgefallen sein soll; »eil hier, da
<lie beiden Stimmlaute schon tönend und weich genug
sind , niea)als ein 6 vorgeschlagen wiirile. Statt AivSitlu
Hiad. f, 534, schreibt man besser .-ftltlu). — §. 3».
wird bemerkt ,,von den Neiitris auf ui («To; und UO^)
contrahiren bei Homer nicht msnp, 0(«,', Ot'iVap,
71 llo it o, sondern behalten die Formen vom Genitiv aroi,"."
Also sind auch die auf a(J gemeint; allein uotlao und
■nfiuuo contrahiren überhaupt nicht, und in attcto (oTijo)
Oiac, (0('s) fällt »enigstejis das r, noraiif es doch hier
eigentlich abgesehen ist, auch sonst nicht aus. Weiter
Leisst es: „ilagegen werfen die andern das r aus der
Endung", und unter den Beispielen werden aufgeführt
y.vtifidC /.vicpi'.ui, alkui; oi:kaoi, denai dciuo^, drei
Substantive, in .velchen nie ein r gefunden »ird. —
Dagegen hätte in diesem Paragraphen das defectire, aber
häufige yxtdttaoi eine passende Stelle finden können. —
§. .35: „Der Genit. Plur, fem. gen, in avjv findet sich
*) Bei dieser Erklärung wird die gewöhnliche Annalinie,
dass iia ioni'scber Laut statt «o sei , wie er sicli auch in
der s g. zweiten attischen oder lonisclien Declination
zeiyl, für den Gen. Sini;. der ersten Declination in kei-
nen weiteren Betracht koniuien.
309 HO
mit einem Suti8(. nputr. in ß(,}(^>ujv inujv, Ilia.l. w, 5',',S." Weillmru' . drn llrtri'ii Henke, Kirsclibauin iiml .'cinilz.
Wenn iaiov an ilirspr Stelle nirklirli als Ailji'rti' zu il.'iiiiirtclist iii ilein . Han.le eiiiiMi \iis/.ii|; von liefet'*
Sv')OU)v constrilirt »erden miiss, so i^aiin es aurli nirhfs Aisllictik zu liefern, «eil, »enn auth auf <m nui.itiii-n
Anilerü, als ein Neutrum sein; »ir ;(laiil<en al>er, ilass <las Concrefe der Wi^si-iiirliaft ile» Srliönen vnrlierriicheii
mau es hier sotvohl, wie in ^tu\ i)uiV Ijut^i euajv ()<l. niiisse , diess dixli nullt iiline einige leitende <irniid»;»t/.e
i**. .'i'J.i. substantii iseb fassen kann, indem wir (!)«>t»(fji' onil Alislractionen ijearlielien kftnne , nline «elilie dan
einmal aU Attril.iit /.a dem lorliei (feilenden 1)0/0/ :ii,'lnt Studium der antiken und der 7/tO(lernen Classike/- un-
nelimcn, und dann noili einmal zu dein folgenden (fr/pii," fr-i(htli:>r sei. Denn l.eiile will er /leben eina/tder f^f-
ulv) y.ay.iiiv etwa limzudenken , l.ei i'cl-oui d: .a'"}'' stellt wissen, nach D)ie6u/i/'s Vorgänge, und wie Herr
aber gänzlich fallen lassen. Vergl. Kiihner's d'r. <;r. F. Zi//imer//ia/in in der Gi/i/tniisialzeit. I,s4l. >r. -,_>.
§■ V70> -i — S; 3h. hatte unter den nnregel massigen , über die s< bdne Literatur als Lohrgegenstand auf ;fe-
A.ljertii^en aileb «r^ ,_ 'jt'C verdient, erwähnt zu werden, — lehrten Sclinlei." sieh ansges|)rn<hen hat. Dass diess Alles
g. 4li- wird das in l-i/lov Kirgeschlagene i in die Lelir<- ;;esilwhen soll, ohne der allcUssiscIien philologischen
loin Augment der Verben gezogen, und als aui;mentuni (^iiiindlii hkeit Kintrag zu tlinn, k.nn man erwarten.
sylUhicnm bezeiclinet. Das ist es jedoch nur im wei- Aber der llr Verf. bat, und gewiss nicht mit IJnrerbt
testen Sinne des Wortes, nirht aber, wenn man unter niil nicht ohne Beislimmiing der Verständigen, seither
Augment die charakteristische Verstärkung der Prateri- immer die Verhiiidnng d.s Antiken und des Modernen
talstAmme versteht. Es gehCirt vielmehr mit dem C in lierK.rgehoben , um Einseitigkeit zu vermeiileii, um die
fItKdniii'/ , in btiv.ont u. s. w. in eine Kategorie. — ,>!issurtheile .ler Uinerst.'indi^r,.,, liber Pliilologie und Phi-
JJ. 47. und noch mehr im Anomalenrerzeichnisse unter lologen abzuwehren, und um das wahre VerstHinliiiss lies
(fodllo) vermissen wir F.:il(fioa<)ov. — g. 4'|. wird be. Alt.-rthums, das ohn^ kenntmss der modernen Zustän.le,
merkt; ,, Abweichend von der Regel bildet <j(ftkkvj den sowchl in der d'eschiclife , als in Wissenschaft und Kunst,
yior. nach aolischer Form"; allein von diesem i'xfil'dt umiioglii h ist, zu vermitteln *).
kommt bei lliimer kein Aurist vor — ..und macht den • . 1 1 ■ «r r ■ . ■ »r
«, .■ I ,, ■ ' "4 , li u II ■ Am sriilusse iles Vorworts folgt uocl» eine Verstan-
ptativ ilessellien ufiei Kilfv" ; schwerlicli von einem In- ,. r. m/ ■ 1 ■ ■> ■ r 1
,. , „,,1 lO - , 1 • . 1 \ • ■ i ' dieung mit tr. l/tierscn, in Ueziehung auf dessen Aeu.s-
«licativ iricri-f.f.tt. - &. .1 i heisst es, das 0 in Si llK'i- » » , ,, 1 , , ■ n .
V r • D ,. . /- .1 v I L serungen über ilas Oelehrtenscbulwesen lui llerzoulhuiii
ti(CT(j weise auf ein Präsens tkaLut zuriick. Vj\u solches ., " 1 ■■ ir r 1 , . , , 1 ^
, .... 1 1 , „. I , ,, j>assau , soweit iler Itr. » erf. ilabei betfieilitft ist.
kdnnte jedorh nur das spätere sein; ilariim halten »vir "
das (5 für eine euphonische Einscliiebiing , wie in den Das beigefügte ^Vrzeichniss lies Inhaltes iler ,j frü-
lateinischen Wiirtern pro(le.«se, seditio, reil imo und heren Bande gibt eine volle üebersiclit der reichen und
(nach Hiittmann's .Ableitung) in iyJhtdoTlOi;. Das zur mannichfaltigen Sammlung, wobei der Hr. ^'erf. nicht
Bestätigung ans Hcrodot beigebraihte i]l aoihjv setzt unerwähnt gebissen hat, dass der Köuigl. Prenss. .^lini-
ebenso wenig ein Präsens üldCo) voraus, und findet seine ster des ünterricbls , Hr. Eichhorn, Excell., kürzlich
Erklärung in den analogen Formen von H/.tdn, y.lKnu), eine Anzahl vollsfaniliger E.templare beim Verleger an-
nv.ovü), yoKo , no/oj u. s. w. auch von il-itu) u. a. auf kaufen uiiil an ilie (iviunasien der Prenss. Alniiarrfiie
eu), bei welrlien noch weniger an eine Nebenform auf empfehlend vertheilen liess.
Q(j) gedacht werden kann. — g. (i|. wünschten wir <leu
so einleuchtenden Grund der Formen dri'oujvio, ölltoiuei/ •\ r>- in. 1, 1 r- nj c 11.» c. <r
' ' V ",•-•' ^ DiPss eiliellet auch .ms dem tur Cd. 6. gewalillen SilolTc.
u. a. selbst dem Anfanger nicht vorenthalten. welcher kiirzlicb lolKcnder ist !. Der hentige Bcgritr der
8. .' ;, Z. J. ist unter den Suffixen de statt de, 8. ()4. altcl«... Philolosie. .-< v. O. Müller {^e?enG.Hern,a,m.
,.V V ' i . .1 . ■ 11 i aber mit vVcsl.issnn? aller nersöiilichen Polemik), b. v.
a. E. ^U'jüjNi,, statt Jojujuer zu lesen. Im Uebrigeu j mut-^n, c. v A' Milhause,: ü. E. v Unsenannten
fand Ref. den Druck correct und das Aeiissere überhaupt (aus dein Conveisat. Lex v. Bruckh ). F. y. K /F. E.
ansprechend. C. liossler. Ma^er II. Das Wesen der <lcutschfn üniveisitätcn. A.
, y. F. Schleieiiiiaiher B. v. F. Steffens III. Anreden
an die stuiJir. Jugend Fr.inkreicbs . in's Deutsclic iibers.
nn WK • 1 > II — >4, V. J'. Cousin. B V St. MnrcGirardin. C. v. iV A.
3«. Friedemann ,S ParünCSeil. ^. Sahandy. IV. l'eber die ^alur der menscbl. Sprache
U». ,,. , /-, • 1 ■, «oii «u j oberliaunt und über den Charakter der verschicilenen
er III Ar. ,' . der tjiimnastalzeit. v. 1841 erwähnte „ , . 1 i ,,/ u 1 u. vi ti \
„ . •{ .... Spracben insbesondere, v. /» . v. Humholdl. V Uebcr
hd. (.. von tnede//utn/i's Paränesen ist jetzt erschienen, Theorie und Praxis. A. v K. IK H. Sol^er B. v F.
iSraiinschwrig bei Aleyer seil. XVI und 4{ t S. In« C. v Saviijnj'- VI. Die Lüge im wissensclialllichen und
Vorworte erörtert der Hr. Verf., wie und warum besou- Kiiuslbrbben , v J. Ch A. Heinroth. Vll. Ucber das
ders Philologie den Hauptslolf seiner Samnilunij von jeher Studium der Naturwiss. v. K. Dtlthey. VIII. Urber He-
I r _. I I -A ij ■ II- 1 c n \i-it " 1 /"• LT sei's Eiiillieiluiii: der Naluiwiss v. K. Bosenkram. 1\.
geliefert habe, mit Hinblick auf (}. Müller und (j. Her- vk- , , 1 , , 1 ui 1 1 <- ..
" , „.. . ,,, , ■ if 1 1 ni Die l.ebensKraft oder der Kliodiscne deuins , v. A. v.
mann, nach (jolhe-i Worte, dass der J/e«sc/j dem Wen- Humboldt. X Ueber den Einfluss der dass. Allerthnms-
schen immer der würdigste Gegenstand forschender TheiU sludien auf deulscbe Naiionallitcralnr, besonders im LS.
iiahmp bleiben werde, und dass die Sprachen zugleich Jalirh. durch llejne in Güllingen, v. ^1. E Prinz. M.
die edelste Wissenschaft enthielten, wie die besste Ar- Einleitung zur Pliilos. der Geschichte, v. He^el.
beif des Geistes für die Jugend. Daneben versprich» er,
mit gleichgesinuteii Lehrein des Herz. Gymnasiums za
311
312
Gymnasial - Chronik und Miscellen.
Brrsl.-iii. Lelirprrollegiiiin «lo» rtlapilalciipri - Gjhi-
liasiiinis zu OntiTii 1,S4'-'- üirector, Kccior und Prof.
Ur. S r li ii 11 1> i>r n , OrdiMariiis von I. Proroctor uiiil Pro-
fessor ür, Klossinanii. Prof. ür. Rüdijfcr. Prof.
Ur. V. Glorkor. CoIIpjJo Scliilliiig. College Prof.
Adsselt. College K lopsc li, Ordinarius in V. College
Prof. Dr. Kürher, Ordinarius in III. b. College Dr.
Lilie, Orilin.irius in III. a. Ciillrge Dr. Sadeheck,
Ordinarius in IV. College Dr. Tzscliirner, Ordina-
rius in II. College Dr. Bartsch. Collatiorator .Joli n,,
Ordinarius in VI. Lehrer C Seltzsani. Lehrer L.
Selfznam. Professur Hermann, Cantor Kahl. Srhreib-
lehrcr Jung.
Erlangen. Den '.'7. August )S41' fand im Saal«
Her Harmonie die Preisverllieiliitig an die a'isgezeich-
neten Srhüler der Kiinigl. Studieiittnutitlt statt, «el-
ohes einige Tage vorlier ilnrcli den Ja/iresierichl bekannt
t^pniacht HUrdo. Dieser enthüllt eine zwar znnäilist die
.Srliiiler der Studien.instalt angehende, aber aurli für
.Andere sehr lelirreirlie Aris>lnlogie für den Vortrug der
Poetik und Rhetorik >on dem gelehrten und nm ilie
Anstalt sehr verdienten Koiiiglirhen Stmlienrertor und
onlentlirhen Professor bei der llniversit.'lt Dr L. I)ö-
d er lein — dann ein Verzeiehniss der Lehrer und
Schi'iler. Bei dem Gymnasium sin<l ausser dem Rei-
tor elf Lehrer, worunfer sieh fünf Professoren belinden,
angeslellt, und es zählt in den vier Classen 7ieununddreissig
Schüler. Bei der lateinischen Schule sind neun Lehrer
angestellt, »lornnter sich drei Professoren und drei Su>-
dienlehrer befinden; sie zahlt in den vier Classen serhs-
undachtzig Schuler. Genau sind die Leiirgejrensfairde
ieiler Classe angezeigt. — Vom gymnastischen Uiiterrielit,
der doch wohl auch stalthat, findet man niilits erwähnt.
Hamm. Das GYmnasium hat jetzt folgende Lehrer:
Dr. Friedr. Läpp, Dirertor. Fr. Rempel, Ober-
lehrer. Dr. R. Stern, Oberlehrer. Dr. C. Tross,
Oberlehrer. Dr. II. Hadcnkamp (Mathematik n. Phy-
sik). J. Hopf, Conreetor. J. Chr. Viebahii, Con-
rector unil einige ausserordentliche Lehrer.
Liegnitz. Das Gvmnasialprogramin zu Ostern 1S4'2
enthalt eine selir anziehende Abhaiidliing des Proredor»
Dr. K. Müller über SopliokleisrI.e Matiiraiischaiiuiig.
Lüneburg. Das Osterprogranim lies Johanneum
enthalt vom Director Dr. Haage „Argumenti Kpist. VII.
L. I. Iluratii explicatio" l'J S. 4. Der \'erf. behauptet:
„Poeta caussam suam agil non graviter et serio, nun ar-
gumeiitis et rationibus piignaiis, ut reus corain judiie
gevero, sed jocose et festive , leporibus et facetiis , iit
ainirus veiiiae certissinius, iisdeni scilicet artibus , (juibiis
primuni in viri poteiitissiini famUiaritatem se insiiiuaverat."
— Die .Sfliüleizabl des Gyinnasinins mit 2 Realclassen
betrug uarh Alichaelis lb4i 281- Am 7. Febr. starb
der Collaborafor und Elementarlehrer Lüerssen. Dr.
Ringelmann wurde an das Rathsgymnasium zu Osna-
lirürk , der Subconrector Graveiihurgt als Conrector
an das Güttinger Gymnasium berufen. Die dritte Colla-
borafur erhielt Hr. Ziel, bisher Conrector am Progyui-
nasiuui in Otterndorf.
Neustrelitz. Das zum diessjahrigeo Osterexamcn'
des Gymnasiums und der Elementarschule ausgegebene
Programm enthält: ,, Heber den Kanon des Volcatius Se-
digitus" vom Professor Dr. La<lewig. Das Gymnasium
zahlte in b Classen wahrend des letzten Semesters 'J4,
die Elementarschule in 3 Classen 2HI Schüler.
IN n r n b e r g. Der Magistrat hiesiger Stadt hat iui
Laufe vorigen Winters, nachdem bekannt geworden war,
dass dem Professor am hiesigen Gymnasium, Herrn Dr,
Nagelsbach, eine Berufung als Director an da» Gym-
nasium zu E — il bevorstehe, aus eigenem Antriebe und
unter Beistiminung der Gemeindebevollinach(ii;ten , be-
schlossen , demselben weitere dreihiiiiilert Gulden aus
Conimnnalmittelii zuzulegen, ilainit ein so ausgezeichne-
ter Lehrer dem Gymnasium der Stadt erhalten werde.
Die Künigl. Regierniig von Mittelfranken hat in dersel-
ben Rücksicht den Beschliiss des Magistrats beifällig ge-
nehmigt. Hiernach hnt Prof. N a ge I s ba c h , welcher
uin 2I- April I. J. ilurch den fast einstiminigen Besrhluss
der Conimiine B — d zum Director des dortigen Gym-
nasiums unter sehr anneliiiilichen Bedingungen gcxalilt
worden ist, ilen an ihn vorlaufig ergangenen Ruf abge-
lehnt, um seine Kräfte fernerhin dem Gymnasium zu
Kürnberg zu »iilnien.
Ratibor. Zu der öffentlichen Prüfung aller Classen
des Köiiigl. Gymnasiums den l7. und IS. März und dem
Redeactus den S. April 1842 hat der Director Eduard
Hänisch «lurch eiu Programm eingeladen, welches auf
2!l Quarfseiten ein lateinisch geschriebenes Verzeichnis»
der römischen Münzen des Gymnasiums, und auf ferne-
ren 17 Seiten Srhulnachrichteu über das Jahr von Ostern
1S41 — 42 enthalt. Jenem 1'erzeichnisse zufolge besitzt
das Gymnasium zu Ratibor gegen hundert römische Mün-
zen , theils in Silber, theils in Kupfer, welche meist in
dortiger Gegend aufgefunden sind, und ausser drei Fa-
milienmünzen der Kaiserzeit bis auf die Constantin s,
vorzüglich dem Trajan , Hadrian und beiden Antoninen
angehüren.
Schlesien (vergl. Gyiinasialzeit. von diesem Jahre
S. 175). Di« Frequenz der höheren Bildungsanstalten
in ilieser Provinz belauft sich nach der Zählung vom lÜ-
Juni il. J. auf 44(iti Schüler.
Starganl. Lehrer dieses Gymnasiums im Herbst
1841. Director Falbe. Professor Freese. Professor
Wilde. Dr. Teske. Dr. Schirlitz. Dr. Groke.
Gymnasiallehrer R e i c h h e I m. Gymnasiallehrer Schmidt.
Cautur Bach. Schreiblehrer Sy.
G V ni 11 a s i a 1 - Z e i t u n £5.
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Beiblatt
zur Zeitschrift für die Alterthuraswissensclialt.
Oc toll er 1»4«.
37. Zwei Stimmen übtr Ern;ebnis.se von
Realschulen.
Es ist gewiss verg'i'lili« h, so wii" i'iii lierüliinter Srlirift-
steller im päil»g(ij;iscliPn Farhi" vor einiger Zeit »ieiler-
liolt ^etliaii hat, iiiiseni Zeif^eii(>S'<i-ii ilie lateinisclie Scliiile
als diejenige Anstalt anziijireisen , in «elcher auch die
fiir's Ge«erbe tiesliinniteii Knaben am hesstcn rorbereitet
Hürden. Dergleichen [Ornialinungeii iverden nicht nnr
»i:n einem Tlieile des Pnbliciinis , sondern auch von Be-
Loriien, it eichen im Allgemeinen mehr an der Real-
ichuie , als an der lateinischen gelegen ist, als uninäch-
lige Versuche aufgenommen, dem humanistisclien Frincip
«lie verlorene Ilenschart auf ungeradem Wege wieder zu-
XUH enden. IVur ilie Erfahrung kann zur Ueberzeugnng
filhren. Darum ist es » unsclienswerth , dass Realsrhuleu
nicht bloss fortbestehen , sondern dass sie mit aller Liebe
und .Sorgsamkeit gepflegt »erden ujögen , danut ihre
Hrsullate möglichst rein und tullslfindig heriortreteii.
\^ enn diese flesultate einst lorliegen «erden, was jedoch
erst nach manchem Jahrzelii'ml der Fall sein »ini, so
wird die Frage nicht dahin lauten, ob Realschulen fer-
ner bestehen sollen , sondern ob sie in der bisheri<;en
Weise bestehen sollen: und alle, die es mit den Gvin-
■lasieu gut meinen, werden mit dem Ref. wünschen, dass
immerfort gute Realschulen bestellen mögen, damit ilie
(lymnasieu ihrerseits die ihnen vorliegenden Zwecke ohne
Beimischung realistischer Princi|iien verfolgen können.
Ob die Realschulen in der bisherigen oder in anderer
Weise fortbestehen sollen, wird vorzugsweise von einen
ihrer Resultate abhängen, ton dem nämlich, was siey«/'
die Bildung leisten. Es Messe sich ohne Zweifel psy-
chotogiüch nachweisen, dass die ohne inneren Zusammeii-
lianj; neben einander gereihten Lehrfächer , die mau
luehrentheils den Realschulen zuweist, die Frucht der
Bildung uicht tragen küniieu. Aber das würden diejeni-
i;en nicht glauben, welche, ohne das Inwendige der da-
chen zu untersuchen, doch über ünterrichtsanstaltrn zu
verfügen oili-r abznstiininen haben. Sie werden auch von
dargelegten Erfahriin^ren fnr's Erste wohl keine Kotiz
nehmen, besonders wenn die Darlegung von Seiten sol-
cher Männer geschieht, bei denen man nach ihrem Bil-
dungsgang und Beruf eine \ orliebe für die (iyninasial-
bildung voiaussetzeii kann. Dennoch aber ist es gar sehr
tu wünschen, dass alle Schulmänner, di« wirkliche Er-
Gjmitasiatzeitiii>'^.
fahrungen hinsichtlich des Resultats der Realschulen für
die Bildung gemacht haben, ilii^e Krf.iliriiiigen bekannt
machen inügen. Ist einmal ein Anfang liainit gemacht,
wie durch ilic beiden höchst achtbaren .Stiinnien, von
welchen Ref. hier berichten will, so werden bald andere
nachfolgen: es wird das Für und das Wider hinsichtlich
des gegeiiwarligen Bestandes der Realschulen allmälich
klar werilen.
Die eine dieser .Stiinmeii ist die ton I). W. Land-
fermann, jetzt Provinzialschiilrath in Koblenz, «elcher
im J. 18+1 vor seinem Abtreten von der Direclion de«
Gvinnasinms unil der Realschule zu Duisburg zum llerbst-
programme Er/'a/irungen und U'ünsclie unsere Renlmhule
betreffend in Druck gegeben hat. Die Realschule in
Duisburg bestand zur Zeit der Abfassung des Programmes
zehn und ein halbes Jahr, und erfreute sich schon von
ihrem Beginne an tüchtiger und eifriger Lehrer. Die
Ri'siiltate des llnterriclits , wie solche bei den Entlassueigs-
prüfiingen erhoben wurden, legten ein günstiges Zeugnis»
für ilie Wirksamkeit diesir Realschule ab. Dennoch aber
spricht der t'erf. S. Kl iil> Resultat seiner Beobachluu-
geii und Erfahrungen die Besorgniss aus, dass die An-
stalt nicht dem Zwecke wahrhafter, umfas.-ender und
»nindlirher \'(irbereituog für den hiiheren Gewerbntand,
lind noch weit weniger dein Zwecke freier allgemeiner
Bildung entsprochen habe. Er i.st dabei weit enlfeii.t,
diesen iMangel irgendwie den Lehiern oder der beMiii-
dereu Lehreinrichtung dieser Anstalt zur Last «U legen,
sondern glaubt vielmehr nachweisen z» können, dass der
Weg, den man zur Befriedigui.g des reellen Bedürfnisse«
bisher eiiigesrhiageii hat, überhaupt nicht der rechte stpi.
Er ist nicht der rechte, einmal wegen der grossen An-
zahl der Fächer, in welchen die fleaNchule Unterricht
ertheilt. S. 1 I : ,,Drei oder auch vier und fünf Sjirai lien,
und daneben Bekanntschaft mit der Literatur dieser Spra-
chen , Mathematik und Physik und Chemie und ^atur-
beschreibung, Geschichte und (Geographie und Statistik,
desgleichen Religion, von den teclinischen Fertigkeiten
nicht zu reden, alle diese G'egenstflnde sollen bis zu
fertiger Anviendung ilcrselbeii im praktischen Leben ein-
geübt, und zugleich in ihrer bildenden Kraft angeeignet
werden. Die erste Classe unserer Realschule hat im
Einklänge mit der Instruction für die Enllassnngspiüfnn-
gen zwölf verschiedenartige L!nterriclitsgegeiistänilc au..»er
den tcchnischeu Lcctiouen ; die Lehrpläne anderer grös-
23
fdrr \iisf:iltiii ««'i-ii'" iilii IpiMis riiio iiiiili ^riiH''rr(' Zaiil iiiul ciil» icki'ln , an ili'ii suli allo .iiulpri- UnccIiaflijniifPii
»iif . Ol' 111.111 spili ;ili"T «'iiii'ii !<r<lis/.<"liiij.'lliri[rpri kii:i- aiis( lilirssrii , kiirn , in «lein i-r soini" fif^i'^i" llriiii;iili
lii-ii iiiliT .lfiii"linj; ili'iiki'ii Laiiii, <I<t eine sdIcIip Vii'l- linden kitiiiic In iino lial'ilaniinni , in «etiTis viTsanihun.
hei» lii'lTo"«'"»''' ""•' srliwiiriger fipgi-nslanil«' sirli zu Das ist ein (iriindsafz, (I<t nirpt-nils nni^PKlrnft icrnarti-
einer IrluMiiligrn Kinlii'it prslalti-, iinil als snlche sie l)p- lassigt »vird. Wo alier liesüssrn niispre lipalsclinlrn einen
lirrrsclie , so dass sie ilini niolit iiielir verwirrend und solrlien lYliffpipnnit ' Welche geistiije lleiinatli bieten
al'Sliiniiiri'tid wird, so ilass er nielit im Stnfl'i- sterken sie der Tlialigkeit ihrer Zö{;l"iKe? Ks ist nicht meine
lileilit siMidern mit dpinsrllieii als seinem li^igeiithiimo nieinnii«', ilie Gymnasien aul Kosten der Kealschulen za
»ch'ilten kann, und liildiiii|{ daraus (jeivinnt? Ich hekeniie, niliinen: lielmelir ist auch ihr Leiirplan einer lerein-
keiiien , keinen eiiiiii'eii solchen Knalien und Ji'injiinj;, fachendeu Kevision par sehr l«ediirfli);, iiiiil derEnrjklo-
soiiiilil unter den Ziiüliiigen nnserpr Kealschnlp, als aus- |i;i(lisi!iii'< lastet auf ihnen schwer neiiiij;; alier das halien
serlialli dersellien jemals kennen i;elernt zu haben." Dar- sie jetlenfalls voraus , dass sie iii den classischen Studien,
auf lieinerkt der \'erf , dass Lovinser's liekaiiiite Aiigriire »eU he trotz mancher ScIiinJllerniij; doch in der Regel die
auf Hie Gvmnasien mit viel ((rOssprem Rechte eegeii die Hjllfte des Unterrichts einiielimen , einen solchen iVliltel-
Realscliiileii gerichtet «orden «äreii. Ref. kann diess punct liesitxen, wenn sie ihn nur selbst als solchen fest-
ans eigener lleobachtiing bestcitigeii. Zu derselben zuhalten bedacht sind. Was hätten die Realscliiilen
Zeit, wo in Folge des Lorinier' sehen Lärms den Vor- Aehnliches?"
steilem der — sehen (ivmiiasien auf's strengste anbefoh- n r i i^ i ■ 'c- i i
. ,. . •. . . , , e 1 Ref. alaulit hier einfiigen zu müssen, Mas ihm schon
len «urie, die « (ic tliihen Lehrsliinilen aul zwei und ,1111 11, 1 av u i
itvanzig einziischr.'lnken , machte der Vorsteher einer
— sehen Realschule verffebens die dringendsten Vorstel-
vor elliilien Jahren ein in der lilerarisclien Welt rühm-
lich bekannter Lehrer gesagt hat, der tiamals an einer
.,,,., ■ 1 , , ■ 1 Hiebt laiije zuvor unter den giiustiffsten Anspirien erricli-
lungen ge;rpn die Ueberbiirdui'g mit Lelirstunden in die- n 11 1 » u u , T v t I.I I- ., ,«» «,
■" .".^ , . . ■ 11 1, > I 1 teteii Reallehraustalt arbeitete. Ejs fehle ihr, sagte er
«er iSchue, uiiil ziiar bei derselben liehiirde , von »lel- r r 1 » 11 c 1 f 1 I 1 _ f.;, „;«
. . , ,, 1. 1 ^ 1 /. 11 1 , unaufgefordert, ein solches Lehrlach, »elclies lur sie
eher die anbelolili'iie Keiliiction der (ivinnasiallelirstuiiilen , , i ,■ , t' o f
, , , , t> 1 1 ■ II et I das «are, was das Ivatein lur nie lniiinasien sei. Kel.
«usging. Lin Scliiiler dieser Schule, «elclier liiiil iinil , im ' 1 i , „ .„,,, K
" " , ,■ , , , I , . ^ I I .1 miiss noch bemerken, dass der HJanii, welcher so sprach,
Tierzisr wöchentliche Lehrslniiden (ileii technisrhen Uiiler- • 1 ,• • 1 • m ^1 ^ 1 ■ t
" . . . , , 11 I ^j II. nicht lliiiiianist , sondern vorzugsweise IVJathematiker ist.
rieht mit eiiigprechnet) 111 derselben hatte , und lur seine
künftige liestiininung noch des lateinischen Priiatuiiter- Die zweite .Stimme über die Resultate von Realschulen,
riclits bedurfte, konnte hierzu durchaus keine von den ebenfalls vom J. 1841, ist die des Directors des Vitz-
Tacesstunilen erübrigen, die man sonst dem (Jnterricbte thninischen (leschlechtsg^innasinnis und einer höchst an-
widuiet, unil hätte, so noihw endig ihm das Lateinische gesehenen Priiaterziehungsanstalt in Dresden, Dr. Carl
war, ain Ende doch liaraiif verzichten müssen, wenn J. ISIochmann. Das Vit/tliuinische (lesclilechtsgviiinasiuni,
nicht znin tjlüeke der Lehrer , der Inndwirlliichnftliche im J. I8'.^S mit der noch nicht lange zuvor errichteten
Encyklopiidie vorzutragen halte, diese seine Lehrstuiideii Erzieliungsanslalt vereinigt, machte (nach S. 3ö des Pro-
mehrenlheils gpsch»Sn/t liStle. Denn es war <la die gramins vom J. 1.S41) ,, durch den ausdrücklichen Willen
Einrichtung getrollcu, dass die zum (icwerbe bestimmten <les Testators dieser Stiftung das Festhalten der gedop-
Schüler auch fClicvklopadie der Landwirthschaft , und pelteii Richtung — der hiinianistischen und der realisli-
ntn^ekehrt die künftigen Land» irthe auch technische En- sehen — und den immer bestimmteren und vollkominne-
rYklopMilie lifiren mnssteu. reu Bililungsgaug auf -einer jeden derselben nothwendig.
Der zur Einrichtung von Realschulen eingeschlagene ila nach der .Absicht des Begründers in demselben nicht
Weg ist aber auch darum nicht der reihte, weil d-is nur diejenigen Familienglieder und Contuberiialeii, welche
Zuviel ihrer Pensen der inneni Einheit gänzlich entbehrt. zu stiidiren beabsichtigen, sondern auch solche, welche
,,lcli glaube, sagt L. .S. \'>, dass sie ganz {geeignet sind, ilein i\lilitar, der Qekonoinie, dem Berg- und Forstwesen
die massloseste Polvpragmosjne recht gellissentlich der u. s. «. sich wiilmen, eine zweckmässige Vorbildung
Jugend einzuimpfen , und dass Einsicht , Liebe und pü- erhallen sollten. Auch lag es in dem ursprünglichen
dagog'scher Tact wackerer Lehrer höchstens diese Wir- Plane des Ei ziehungsliauses , und die entsehiedeiisten Er-
kung mildern, aber nicht beseitigen kann. Alag jene fahrungen im Fortgang seiner Eiilwickeliing überzeugten
Vielheit von (Jnterrichtsgegenstandeii au sieh eine leben- uns von der iSothw eiidigkeit , den Bildungsgang in einer
dige organische Einheit bilden, wo wäre der sechszehn- jeden dieser Richtungen scharf zu sondern und eigeu-
jflhrige Jüngling zu finden, wenn man nicht auf (Jniver- thüinlich zu begrenzen. Wie sehr wir aber auch die.>er
galgenies rechnet, dein sie zu einer solchen Einheit gc- lieberzeugung treu, beide Anstalten, das humanistische
»orilen wäre, dem sie aufgehört hatte, ein disparates lind das Realgymnasium, in der Anlage des Unterricht.^
Aggregat heterogener Dinge zu sein, und als solches und <ler gesainmten Bildungstnittel auseinander hielten,
anf ihn zu wirken? Was uns allen , was besonders aber konnten wir doch in der Beurtheilung Vieler einer Ver-
dcr unbefestigten Jugend Notli thut, das ist eine Hei- mischiing beider Zwecke, die wir erstrebten, und dem
niath, ein fesler Piinrt, von welchem alle Thätigkeit \'orwurfe einer übermässigen Begünstigung lies Realismus
ausgehe, nnd »»hin sie zurückkehre; so bedarf auch nicht entgehen." Um so mehr Gewicht ist auf ilas zu
die Bildungsthatigkeit der Jugend eines iMittelpunctes, in legen, was Dr. Bluchinann S. 4'.^ sagt: ,,Wir können in
dem sich <ler Knabe und Jüngling liebend versenken, an Beziehung anf die Ergebnisse der Bildung durch das
dem er vorzugsweise seiuo K.rä(te iu strenger Arbeit üben rlassisch« Aherthuin den Erfulj^en gegenüber, »eiche die
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rpallstische Bildot-KSivi-ise gibt, von einer Erfahrung spre- VVoliIiliäfrr <|pr Jngond und tlrs ^'aictlanles anrrkannt
rlien , wie sie nur \V('ni;;cn zur Haml liegt, da in un- zu werden."
lerem Erziehuiii'sliause beide Anstalten, ein hunianisti- ... ,^ ^ r ,. • ir i ij i- -
, ■ ■ .r ■ 1111 knie hnteeirniin» auf diese Anllnrdernne Rint ilie im
»dies und ein Kealirvuinasi;iin , neben einander liestelien. , r , ■ i i ■ o i r. n i . i t> j.
., , . ^ 1 ■ I. , 1 1 1 • , 1 r- laufenden Jahre ersrhieneiie Sclirilt : Der deulscne Spracn-
IJnd wir trajren kein uedeiiken , lialten es vielinelir lur , . . »t / ■ ii- ■ i .• i -. i d j . e-
, . ", „„. ,, , , 1 . ,1- .1 1 Unterricht. Nach seiner H tchtis:lcett und Hedeutuns jur
eine driiiireiide rUielit , zu bekennen und tiUentlicn aus- r. i i . i ^ • i ■ i.-. /•
, , ,1, 1^ ^ 1 Dil 11 1' Kealschuleti und (ii/rnntisien, suirte nach seiner filufen-
xusprechen , dass die Kesultate der Ijildun? bei den Kna- . , > ■! i > i , n. tt w i j
. '^ , , . , ■ , ^, , , ..■ 1 folse und Methode dargestellt von H. ff edewer und
Den und Jiini'liiicen iii den Classen des humanistischen •',, ",,.. ^ . ,, , »• i • • w ,
„ ",..". ■ ^-r^ 1.1 •. t. L t B. Huppe, (jymnastallehrern. J^eost einem I ortrorte
uymnasiuins diejeuigen an ?eistii;er Ixewaudthcit, arhärlc „. . j ri ^ r> ^ -i / j t\ \r t
■, -, .. ,1 ,, ., 11 1 ,,■ 1 1 . r vom Director und Professor li. Siiheland. Die Verf.
und Ciruiiillichkeit uiiierkeiinbar und um Vieles iibcrtrel- , , , ■ \ . i^ i ■ , . . i i i .
, , 1 ■ 1 1 r. 1- • n 1 glauben den gen mischten UntcrrirlitsEej'eMstand , »elcher
fen , »eiche wir bei ilen Äüjlmsen des Kealgymnasiums , ,,. ^ i ^ <■ i- rri,.- i -^ i ■> i i i .u
' 1 1 .w r r 1 1 . 1 den Aliltelnuiict für <lie Thätiifkeit der Ilealsrliule ah-
aui entsprechender Altersstute lurtindeii, seltene Ausiiah- , ,, ' • i i ^ i t" i r i i i
r 1- , 1 11.1 1,1 cebeu sollte, in der deutschen Siiraclie geliiiiden zu haben,
uien zujrei'Pben, die durch lor/ujrliche Anlatren oder durch ° , ■ »r r i i t- i r. . ■ i w i i <
, ^, \, 1- , 11 r. 1 <• ■ ""d weisen im » erlolg ihrer ^l■hrllt mit vieler .Nachkeiml-
eine besondere » orliebe zu jileichmässijrer IJesclialtit;niie i • i n^ ■ i. • i ^ i c i i
,, -^11 1 ;. . 1. . , ■- r 1 niss nach, wie der Uiiterrirbf in deutscher >|)raclie und
mit den alten llassikcrn bedinet waren, .Solche Urlih- » .. , <• • r i ^i w ■ i i
r .,,.,.,,, , , , Literatur auf eine Iriiclitbare Weise begeben wenlen
ran?, aul siebzebuiähriire tJeubachtuiiEr fegriiiiilet , kann, , , v i i - i. ^ i i ■<
. * . 1 1 1 1 r ,■ 1 1 ij kiiiine: »iizn der Vorredner benclitet. dass ilas aus acht
wie sie wicIitisT und sprechend ist, für die endliche IJe - , , ^ \ \ n w ■ i /■ • r"
, 1 r 1 1 1 f , II Lehrern bestehende Cüllejiuiii des (iviiinasiuiiis in l-nes-
le?un!f eines lanjjjreliilirten nnil noch lorfdauernden Ivain- r ii ■ .,. « i . o .•■ 'i i. r" r
/ * «. ... ,1 feld in einer am \^. April 1 8 ii pelialtei (niilerenz
Dies nur loiii jrr(i>slen iNiitzeii sein, da ja ton Allers her , , , ' r . i i i i i i ;
; . ,, 11 , 1 ■ I. 1 1 eiiistiinniig den Hesi liluss (jelasst habe, die bis ilahin in
Del a en ruhniredi!:eii .Anpreii-uiiiren das: lue Hhodiis, , .,, i r i . m .i i i j .< i .
, . , , ,, ,1 r 1 i.r 1 e «''"n Unteren Chisseii befolt;te itlethnde des dentsclieii
nie salta ! zur lliiitscheidiin'j tührte. Wir rathen , so olt ., , . ■ > . h' . i i if , i ,. i: i. ,.,i
, . ," 1 L o 1 1., hpracliiiiiteirichts (<j rainnial ik naih lleijse) Kanzlicli aiil-
»ir nur können, den Aeltern , die ihre Sonne zwar nicht ' , i . i i .• i < . , I, .
' . . r . , 1 r zugeben, und mit der .inaU tischen, vom ^atze ans;,'ehen-
liJr eine 1* acu t.'Ksw issenschalt , aber iloch liir die soire- , • i r- i i i' i ..r ii »;.»
. f 1 .1 r den. in ihren firun(i;;eilaiikei] , in ilireni aul allgemeine
Dannteii cameralistjscheii })tu( len auf (er Universität be- . i i i i . i. * . 'y:„i„ ,,„,1 :„
Verstandes- und .S|).-.-)clibildiii,g gern hteten Äiele nnil in
■tiinmeii, < eiise ben ihren ISi iluiii'si>aii>' nicht ( iir< h das ., ,,, , ■ i „ r i , i ' i . „„
' fc s, s ihrem Wece ton der bisliHrij;en gänzlich versrhieileiien
Realjjvniiiasiiiiii , sondern diucli das hiiinaoistische j;c- , ,^ ,. r ■ i ....... .. ,_ .,,„1, k.-/.;,,„j>.
''- ' . ,1 .1 zu verlaoscheu. Uer r^rlcilf davon tvar iiarn Sokelnna s
ben zu lassen ; tvir rathen selbst denen, die .'hreii Soh- n ■ i . -i i i / i* i w ,i\ i i- i i >».
' Bericht iiberraschend erlreiilicli. „A>ähreiid die Lehrer
iien für < le Lani t< irt isi liaft , für das illi itär, das üera- rm •■ r ..■ i- i • ri < .. i j i i i» ...
. ' ' II zum Theile Iriilier die drei Unterrichtssliinden nicht aiis-
(liid Forstwesen die nijtliiife \ orbidiiiiir bei uns ertheilen ... .14* i i < • . * . i i
" '' ziifüllen [:eiiii.<st hatten, s(i klagten sie jetzt, na<'liilem
'assen, sie uenij;steiis ( urcli < as Unter (rviniiasium (jeheii i i i j- >. i ..i i w^ i ii ' i
' f' 1^ <• 1 1111 der neue Lelirulan ilie m <>clieiitli< lie Stundenzalil in den
H lassen, da wir die hirfahriiiii; gemacht haben, dass a ^ r« c i i -i. i i^ -i i
' . , , ...?,.,., untersten CInssen auf sechs erhobt hatte, über kaum aus-
z
de dann weit rascher und gründlicher in den besondereu . , % i i e- i r i .i . ii i t\ i
. " . reichende Zeit fiir die fruchtbaren Uebungen. Das In-
BerufsH issenschaflen torsrhriiten ii. s. »." . i ..• i i i i ■ i . r'i
, r. 1 1 I 11 • teresse der .Schiller, besonders in den unteren tiasseii,
Ueber die r'age, ob es mit lien Realschulen so blei- , . r i i i r » i \v n i ■ i
' ' trat auf das lebendigste hervor. V> eiiii Mir z. U. bei den
ben soll, » le gegenwärtig, oder ob und wie es anileis _, ., i . i l-„ i .
' T • r 1 1 ■ t Classeiipriifiingen nach einem vierstiiiidigen K,x.iiiirn über
«erden soll, verbreitet sich Landfermann noch im »er- \. ^ \ .. i i M..i ., ...i. ..,,. ,i.... ...i „.,
' t^ ■ , 11 1 1 1 die alten Sprachen und die illatlieiiiatik mit den sclioii
folffe seines rrogramnis. Kr hndel lür die Realschule .. i .. i i u • r n , i i ■ . „
o ^, 1 1 1,,, 1 II eriiiüdeten Ivnaben zur Piiiliing im Ueiilsclien übergingen,
wenn sie le dein Äwecke iler Kildnng dienen soll, un- i i,. , u e^ \- n 14 1 . *..r.. 1 .1
. J . /. I 1 fi so verklärten sieh olt die desicliter; das Aulsiii lieii und
omgänfrlich nöthis, dass 1 ir ein ticgen.stand des Unter- ,, , ii - ' 1 1 ii 1 .. .1 i;_ ...,., i.„,i„;
*■ o 1 ,1,1 • 1 Finden von IJeispielen und belegen lind die mancherlei
rieht» zum Cenlruin ihrer ihäligkeit zugetviesen werde. ,, , . 111, fi:„i..;4 i;_ ......;i..„ ;„
, , , . Uebungen erzeugten eine Lebhaltigkeit , die zuweilen in
Aber tveiler in der (ieschiclile vermag er diesen einen c. , i 11, 1 „ ..' 11: ,1 „; .. ., „. ,i„..„
" Schranken gehalten «erden niiisste. Hierbei »lar e» nenn
Gegenstand zu erkennen, wie ohnedie.ss die ^aturw isseii- 1 1 1. 1 11 1 : „:..„.„
» ... ' , „ , . auch leicht, die Ueberzeusuiig zu <;e« innen, in einem
Schäften ihn nicht vorslel en können. ,, Zuvörderst ', lieisst 1 ,1 ... , r - 1 .. .1 i.„
„ „ , , wie grossen Irrlliiini (iiejenigen belangen sind, »eiche
es S. 27 des Prograniins , ,,inüge ans unseren Realschii- , , . 1 l; 1 1 1 .1. 11 1 ; ,!:_.,„... 11. «„,
' , , r r> 1 r • 11- 1 w^ i behaupten, der .Schiller sei ileüshalb bei diesem linter-
len (er wahrhafter Bildung feindliche llincvklopädismus 1 . 1 i 1, 1 , i„ #■»,„ ... ,1 .i„c-„ii....,
" -1 rieht gleichgiillig, »eil er den Ijegenstaiid desselben
beseitigt tverdeu, und man zu einer concentrirlen sim- i„ . 1 11 1 .„ ..,„,-«..„ ,„,..<„
, ,*' 1, ,, . 11 . r> c 1 11. längst zu kennen glaube. — _ — Am meisten zeigte
nein Jiigendbildiing zurückkehren. Uatiir werde ein .Uli- ■ , ■ w . 1 ti 1 „1....« I„, «.I. .•;!„, 1 ,.: .!«„
■ » 7 . sich diese Lust und I heilnanme der .Schiller bei den
telpunct iresucht in einem llauptuiiterriclilsgegenstair.le , ,, , ... .. ,., .1,1. 1 „: ., , ,„.. „:|„.. H.
CO.. I " ** ' Uebungen iiber die *i 01 tbild nng, wobei sie zuweilen üe-
der geeignet ist, in ernster Arbeit ilen ganzen .Menschen , . , 11 4 . . I, ^ I |.,_, ..;„l.4
" ," , . , , ., , ,, 1 nierknngen niarliten, woran selbst mancher Lehrer nicht
zu beschäftigen und zu bilden, ohne Liiiseiti<Tkeit , ohne , , , 1 ,,,4 1 .'ji „,i < ,i„, »i(,.f ,„., .„„
*• ,1- 1 ,, £. 1 ^ gedacht hatte, wie denn iiberhaunt der .Stillengang ton
Irritation, ohne unjngendliche Befangenheit anzuregen ^^^ \Vu.zel zum Wurzelwort, vom Wnrzel»ort zum
und zu nähren, der völlig sicher davor ist, von der ^^^^^^^ ^^^__, ^^,^ ,,;^^_,,,, ^,, ,,^,, Ableitungen manchem
Jugend selbst, von ihren Angehörigen, ja fon ihren Lei.- p,,|,„| ,^„ ,,„ alteren Schule etwas Neues ist u. s. »."
rern in Beziehung auf den barbarischen Utilitarisniu.s
gesetzt, das .Mittel zu einem andern Z»eck, als dem Die Verf. <ler bezeichneten Schrift »prci heu am Eoile
freier, allgemeiner mensrlilicher Bildung betrachtet zu derselben die Ueberzeugung ans, ilass nach den Erfah-
werdeu. Wer einen solchen Unterrichtsgegeiistand aus- rungeii, die sie von der Fruchtbarkeit des deutschen Un-
mitteln und^^zu allgemeiner Anerkennung zu bringen, territht« im (junnasium gemacht haben, derselbe in der
wer den gefundenen mit Weisheit und Kraft geltend zu Realschule wirklich den Miltelpunct lies Unterrichts bil-
maclien weiss, der kamt sicher sein, als ein theurcr den könne.
23»
319
3?n
Pnn , «.-»!< i'il'<'r I<-iii.ir|[«c Erfahrniijjcn ffesagl wiril ,
kniiii Pill Aiiilcror nicht » uliT-priTlHMi. Ucf. iniiss ali<>r
brkdiiiHii, ilass «t, iiml jji'ivis» ticio Li'ljriT mit ilini,
«ich iiiilit {{i-tf.iiitiMi, (f<Tai|p mit ilcr .inalytisrliPii l^l«--
tlioilo iliesp Kfsult.ilc , iiislirsoiiden- dicsps Intiretise «It-r
Silnilor aui «IputscliPii SprarliiinliTrii lit lipriorzuliriiigeii.
Inilr.ssrii aiij;piiomHiPn, ilass «lic.is mit einer (jp»isscn All-
gpiiipiiilii'it m(i;;li<li »Are, 8t«ii<le «loch iler Erheliiiiift des
«loiilsi hon .S)irarhiintprrirlits zum IMi((pl|)iinrt der Real-
fchulbildiiii): Hiihl nhorall die nipinunj; des Pnlilicums
rntt;egpn , »elrhrs damit nirhf ziifriedpiiznstpllen sein
niiiclite. Eine fremde Spraohp mnss viohl iliespn IMittel-
puiict lorslelleii. Landf'ei fnantl hndet densellieii ,, längst
gegPÜPil in dem Lateiiiisclien , in einem nirht verstüm-
melten, sondern in der vollen Aiisdehniinjj; und Intensi-
vitat, »elilie er zum Wirksamwerden si-ines uramma-
lisehen , literarisclipu und historiseliPii Hlonsents in der
Einheit dersellien bedarf, ertlirilten lateinisehen Lnter-
rirlit." Er will den llnferrieht auch der für den hühe-
ren Geiierbstand lieslimmten Ju>:end im Wesentlichen auf
die Gegenstanile des Gvmnasialniiterriehts ziirückijeführt
gehpii, nur dass statt lies Griechischen das Franzüsische
einträfe u. s. «. Ref. (heilt im (ian/.en diese Ansicht,
ist aller vollstamlig nUerzriij;t , dass ihre An» eiidunf, so
wie es jetzt stellt, üherall unnherstei};lichp H iiifleri)i,-.SP
finilpu «ürdp. Die durcinvejj unklare [Meinung lilier ilie
Realschule hat durch die grosse Anzahl der Meinenden
ein viel zu grosses Gewicht, al« dass eine Ziirückführuiig
•ler Realschüler in ilie Gymnasien denkbar »äre. I\lan
könnte hüchstons das zu Stande bringen, dass dieselben
auch nieder zu dem vielen Anileni noch Latein lernen
inüssten, «as nicht eine Hülfe, sondern eine Vcrineh-
riing des Lebelstandes wäre. Ref. ist trotz dem, uas
Landferinaiin S. Ili IT. des Programms gegen die Erhe-
bung lies Französischen zum Uauptlehrgegenstanil der Real-
acliule sagt, doch der [Meinung, dass dasselbe am geeig-
netsten dazu «äre, nur dass man es ganz als eine todte
Sprache behandelte, was ohnedies» in Schulen allein
geschehen kann, und ilass man die neuere französische
Literatur geradehin dabei ignnrirte. Es ist ohnediess ein
ganz vergebliches Unternehmen, Schüler, di« noch auf
der Stufe des Gymnasiums stehen, mit irgend einer Li-
teratur bekannt machen zu ivülleu. Sie lernen Einzelnes
kennen, und haben den grüssten Gewinn davon, wenn
sie mit dem Einzelnen möglichst vertraut «erden.
Was aber auch als Centrnin des Realschulunterrichts
angenommen werdpn mag, ein solches Centrum zu bil-
den, ist höchst nothw endig, und Referent wünscht von
ganzem Herzen, ilass die ernsten und dringenden W.irte
Landferjnaiin's , von denen hier nur Weniges angeführt
werilen kuiinte, an rechter Stelle wohl beachtet «er-
den mögen. Es wäre eiiip der grosspn Intelligpiiz , wo-
durch die oberste Schulbehörde in Preussen vorlenchtet,
würdige Aufgabe, eine dnrcbgehende Revision des hö-
heren Schulwesens vorzunehmen, wobei untersucht würde,
welche Ifnlerrii litsfächer auf jeder Altersstufe fruchtbar,
und welche nach ihrem inneren Zusammenhang geeig-
net seien, zugleich betrieben zu «erden, und so die-
jenige Einheit in das Geschäft der Schule zu bringen,
ohne welche dieselbe wohl eine gewisse Abrichtung ,
nlmmermphr aber die Rildnng zu Staude bringen wird.
Wenn dann bei einer solchen l'ntersiichuny; sich her-
ausstellte, dass wir auch in Gymnasien, in Ansehung
desspn, was wir zu leisten behaupten, ijuantitativ und
qualitativ viel zu weit geg^ingen seien, dass man dein
Scheine und dem Namen zu Liebe Vieles in den Un-
terricht eingeführt habe, was nirgends wirklich ge-
lernt wird, dass überall Einrichtungen seien, welche ditt
der liililung nothwendige Einheit absolut hindern, »n
wäre PS wiedpriim piiipr über der gewöhnlichen Meinung
stehenden Behörde würdig, das, was gefunden worden
ist, oflen zu erklären, und an eine durchgreifende Re-
formation der Schulen iinverweilt Hand anzulegen. Die
Bedingungen zur Unabhängigkeit in dieser Sache sind
nirgends so gegeben, wie in Preussen; diese Art von
Hegemonie wäre ebenso natürlich, als wolilthatig; und
bei der grossen Zahl ausgezeichneter Schulmänner, die
Preussen besitzt, könnte es nicht fehlen, dass die Unter-
snchung zu sicheren Resultaten führte, und die Refor-
mation in kurzer Zeit, zum Heile aller deutschen Unter-
richtsanstalten 5 durchilriinge.
38. Einige Aii(i('ii(iiii;r(.'ii uljcr da* inetlioilische Lesen
<ler elastischen Schrii" sieller auf Gymnasien.
Es möge mir erlaubt sein, vor <ler Alittheilung mei-
ner Ansichten über ein vielliesprochenes Thema mich auf
das Urtheil eines hochgefeierten Schtituiannes zu be-
rufen.
„Es ist oft iviederholt worden, dass es bei der Bil-
dung der Jugend weit weniger auf das aiikoinnip,
was man Iprne , als auf die Art, wie es gplprut
wird , unil ilass ilas Hesiodeische ,,die Hälfte sei
oft besser, als das Ganze" hier eine Anwendung
leide. Anhäufung des Wissens um des Wissens wil-
len bringt keinen Segen; und jede Erziehung, bei
welcher die Eitelkeit das Zepter führt, lerfchlt
ihren Zweck. Nicht Alles soll die Jugend lernen,
uas sich künftig einmal zum Gebrauche anbietet
(wobei man wohl, wie Aristoteles scherzend be-
merkt — Polit. Vlli, ö- — , auch zur kuchkunst
herabsteigen inüsste); sondern nur Einiges, was den
Geist nach allen Seilen hin anregt, den Verstand
schärft, die Einbildungskraft belebt, und das Ge-
inüth wohlthätig bewegt. Es ist nicht bloss in wis-
senschaftlicher, sondern auch ganz vorzüglich in
sittlicher Rücksicht wichtiger. Einer Sache mäch-
tig, als mit vielen oberflächlich bekannt zu sein
(s. den ^'erf. in der Schule der Frauen ij. Till.
S. 13() ff.). Wissen stärkt, Vielwisserei bläht auf:
gelehrte Aufgeblasenheit aber ist wohl die unseligste
Mitgäbe, die ein Jüngling aus der Schule in da«
Leben bringen kann. Sie ist schon ilarum verhasst,
weil sie gemein ist. Gemeinheit aber in Rücksicht
auf AVissenschaft und Kunst herrscht überall bei
denen, die von dem Baume iles Erkenntnisses weder
die Wurzel, noch den Gipfel kennen."
Fr. Jacobs vermischte Schriften Th. .3. S. 2.J4 f.
321
322
Wenn fs sirli hier um das iDetlinilisrhr Lrsrii <Icr
Claüsikrr auf Gyniiiasioii liaiiilrlt, so tviril ilariiiifpr liaup(-
aSrlilirli der z»prkiii.'issij;<* Sdifeiij^aiig vprslaiicli'n , auf
Melrhi-iii ilie Leotiire vom LoiolitiTPii zum ScIi» crrreii
furtschreitet. Es kommt daher turzüglich in Detrarht:
1) wie die Lerti'iro der jedesmaligen Bihluiiifsstiife der
Srhi'iler angepas.st werde , und
2) »elilie Clas^iker und was von ihren Scliriften mit
den Mchiilern der verschiedenen Clas»en j;plesen
werde.
Ua mit jeder höheren Bilduni^sstufe ein wirklicher
Fortschritt gemacht werden, und dieser auch zum Be-
wusstsein der Lelireniicn und Lernendpii komnjen soll;
«o muss snivohl in der Behandlung tler Classiker von
Seiten iler Ersteren, als auch in dem \ erstündniss der-
(elben von Seiten ilcr Letzteren immer Höheres geleistet
werden. Die g' hörig abgestuften Behandluiigsarten »er-
den Viel dazu beitragen, das höchste Ziel iler G^iniia-
sialbildung zu erreichen. Sie müssen einander unter-
stützen und ergänzen, überhaupt aber in einem organi-
»chen Zusaninienhange stehen, so dass der ganze Unter-
richt sich als etwas in sich Abgerundetes und als ein
lebenvolles (ianzes zu erkennen gibt.
Betrachten m ir jede der verschiedeiiPii üiiferrichts-
stnfen an sich, so wird der Unifang derselben nach den
allgeineinen geistigen Ivrfiffen der Heranzubildenden zu
bestimmen sein. ^iun soll aber der Unterricht die Gei-
• teskräfte auf jeder Stufe des Alters gehörig entwickeln,
jede höhere Stufe zweckmässig vorbereiten und mit der
jedesmaligen Entn ickeliing gleichen Schritt halten, damit
jeder Rückschritt, aber auch jedes Uebertreiben vermie-
den werde, bis die höchste Stufe der Gvinnasialbildung
erreicht ist. IJiese soll nicht die huchsle Spitze sein,
aondern vernünftig beschränkt und aligegr.'inzt , »as sie
onr dann sein wird, wenn der Gvmiiasialuuterricht als
eine allgemeine Bildung zur Humanität , als allgemeine
Vorbereitung für die Universität von der Schule fest im
Auge gehalten wird, wobei also keineswegs etwa nur die
künftigen Philologen vorzugsweise berücksichtigt »erden.
Da hier nur die Leetüre der Classiker in Betracht
kommt, so würden die iieideii <'lussersti>n Gränzpunrte
der verschiedenen Unterr ichtsstufen zunächst zu bezeich-
nen sein. Hiernach soll der Siliüler von der klaren Ein-
sicht in das einzilne AVnrt und den einzelnen Satz zum
gehörigen Verständniss eines kleineren stilistischen Gan-
ren mit Hülfe lies Lehrers hingeleitet werden und end-
lich die Fähigkeit erhalten , die Werke der Classiker
auch ohne diese Hülfe, nur mit den nöthigen wisscn-
sihaftlichen Hülfsniitteln , zu verstehen und zu dnrch-
ilringen. Jedoch ist diess nicht der einzij^e Zweck, den
die Schule bei dieser üisciplin vor Augen hat; sie tiill
den Schüler auch für die .Anwendung lies Lateinischen
praktisch befähigen. Es »erden daher auch neben der
Leetüre der Classiker mancherlei Uebungen stattfinden
uiilssen, welche jene besonderen materiellen Zwecke neben
den allgemeinen for?nellen befördern. Hierauf wird im
Folgenden nur beiläufig Rücksicht genommen werden,
«eil es sich zunächst nur darum handelt, den geliörigen
Sfufengang in der Methode der Leetüre selbst zu bestim-
men. Es itt auch nicht der Ort, auf die Regeln der
HerniPiieiitik liefer eiiiAiigi.hen , iielihe der Lehrer anf
den verschiedenen HiitiTi ii ht>stnfen aiiziiweiiden hat; es
möge genug sein, den Fortschritt der i^lethude nach der
äusseren Form möglichst kurz anzudeiiten , und diese,
um verst.'lndlicher zu werden , durch einige Proben iler
lateinischen Leetüre zu veranschaulichen.
Erste Stufe. Diese i>t so zu bestimmen, das» der
Sihüler dahin gebiaclit werde, ein kli'ineres, etita aus
einem hinturischen SchriftstellHr entlehntes, li-icht <er-
stänillichi'S Stück, «elihe», wo niö<;lich, ein in sich ^e-
Mhlossenes Ganzes liildet, zu verstehen. Hier ist nun
das richtige Lesen, das genaue Coiistriiiren und die wort-
getreue Hebersrtzniig von höchster Wichtigkeit, damit
der .Schüler sich siigleich und von vorn herein au das
freinile Idiom geiiöline, es inöglichsl richtig in sich aiif-
neluiie, und sowohl nach den einzelnen Wörtern, als auch
nach ganzen .Sätzen niögliclist vollkiinimen l)egreifeii lerne.
Da nun für das richtige fjeseii der iillen Sprachen die
Quantität, nächst der richtigen Betipiiiiiig, besnnders in
Belraclit kommt; so iniiss für das Lateinische, wovon
hier allein gehandelt wird, gleich auf dieser ersten Stufe
ein richtiges prosodisches Lesen auf alle Weise befördert
werden, wobei nicht bloss die (Jiiaiitität der vorletzten
Svlbe eines drei- oder uichrsvibigen \Vortes in Betracht
kommt, sondern auch die ein- oder zwcisvibigen ^Vörter
nach ihrer Länge und Kürze auszusprechen sind. Sodann
muss jedes Wort nach den Regeln der grammatischen
Coiistruction einzeln aufgenommen, und die debersetzung
dessellen unmittelbar angeknüpft werden. Diese sei mög-
lichst treu, und nur da, wo beide Sprachen im Aus-
drucke von einander abweichen, mag der Schüler auf
den Genius der I\ltitter>.pracliP aiifmer ksain gemachf und
angeleitet »erden, den lateinischen Aiisdrnrk nach die-
sem abzuändern iMaii halte aber darauf, dass der.Srhü-
1er möglichst selbst.'lnilig verfahre, das lieisst, dass er mit
dem Lesen , Construiren und llebertragen ohne Unter-
brechung von .Seiten des Lehrers zu Stande komme.
Etwaige Fehlgrifl'e, die den Sinn verwirren, oder Aus-
drücke und Wendungen, wodurch gegen den in der Alnt-
tersprache herrschenden Gebrauch Verstössen wird, kön-
nen, wenn es nötliig erscheint, gleich dnrch Einhelfen
des Lehrers, oder der zur Verbesserung des ^'erfehlten
anfgerufenen fähigeren Schüler, beseitigt »erden; besser
aber bleibt Alles zunächst so, wie es der .Schüler in
seiner Weise gegeben hat, und erst, wenn derselbe seine
Aufgabe bis zu einem Piincte (einem passenden Abschnitte)
gelöst hat, wird von dem Lehrer der Ausdruck verän-
dert und umgemodelt, falls es der Geist der niutler-
spräche durchaus erfordert. Diess wird da nni so nöthi-
ger sein, wo die Ueberlragung mehr eine Erklärung, als
ein »örtlicher Lmtauscli ist. leberhaiipt iniiss luan den
.Schüler so früh, als möglich, auf den l<iiterschied einer
IJebertragung , welche den Worten nach geschieht, ton
einer solchen, welche dem Sinne nach vorgenommen wird,
aiifinerks.im maihen und ihn daran genöhnen, wo niög-
lii h neben einer ganz »örtlirlicn sich einer freieren,
durch den Genius der i\iiiHersprache gebotenen üeber-
tragungsweise zu bedienen. So majf er, um mich eines
Beispiels zu bedienen, liehen dem .Ausdrucke ,, Jemanden
.3'}3
3?4
mit clnpin ScIimprTi- lioliafd-n (aliqnom iJolorp affirpre)"
iIpii im Iti'iil-i'liiMi >;<>»(>liiilii'llcii ,J<-iiiaiHlrii riiicii Siliiiipr/.
xiirii;:uii" iiirrkiMi iiiiil illxTall, » ii rs ii'ilii» <>iiili|; ziiiii
rrstiii rtTi>(i'lll>liii>'.i rrirlicitit , lli'liiT ziiii,'t<'li^<t ilcii der
»llcii Sprai'll)* Nicli «'ii;: aiiürliiie.'iHi-iMli'ii uikI ^eiiuu aii-
|inüsi'ticl<>ii Ausdruck »mIiIimi, als di'ii frciercti , fDii <|it-
sillwn ilrr Fiiriii iiarll {(jliizliril vi-fscliinlciieii. Uie voll
ilf'iii Ki-liriT XII ;;"i'beii(lo Krkluritns des »oii ilein Srhi'iler
i'iUi'rtrü^oiitMi Priisniix iniis.s 8ii-|i auf dieser Stufe mehr
auf alles ei^entiieli l'rakliselie lieailirfiiiken , t'iir/.i'ijflirh
auf >Vortkeinitiiiss und l'liraseiil>ililiiii^ ; die et»» zur Er-
l.'iuteruui; iiiitliit;eii sviitaklisclieu lii-(,^eln iiiiisseii injit^liclist
kurz ^efasst und lediglich auf den praklisrlieii (jeltraucli
liereciniet »rrdeii. Ks uiöffe liier ein- fi'ir allemal lie-
iiierkt »erden, dass der die Classiker vor den .Seliiileni
erklflrende Lehrer sirh mehr der heuristisrheu IVlethode
liedieiieu und dabei alle Schüler ilurch Fra;;en an die
t'.inzelnen iu's Interesse ziehen ma|; , nm ihre Aufmerk-
samkeit mehrfach in Aniiiriich /n nehmen. lOr Ix'traihte
zu diesem Knde die ganze Ciasso tvie fe}iiien Kopf, und
laüse keine (jfeistestlifiti<;keit schliiinmern. So »ird l£in
leheiidiger Geist unter allen Schülern anj^eregt . durch
» leiierholtes Fraijeii das zum Verstfiiidniss des Gelesenen
Aöthiiife uiaiiniclifjltig tiefesti^t und zu anderiv{>if i{;'em
praktischem Gelirani hu eingeübt und eingelernt. IJelier-
liaupt darf der Lehrer hierbei niclit verijesseu, ilass ge-
rade dasjenige, »as in der Schule auf diese Weise von
dem Schüler gelernt wird, um so leichter bei iliesein
Kiiigang hndet, sich nni so leichter bei ihm festsetzt, und
um so eher ilessen lOigenlhnm bleibt, je mehr es auf
der Stelle von IVlehreren »iedeiholt und in Gesellschaft
mit Andern zugleich erlernt wird. l)ie hier geweckte
Geselligkeit maclit den Wetteifer rege, und belebt selbst
den Blöden und zum Schlummern tieneigteii. Der Leh-
rer mag sich oftmals die tMiene geben, als ob er Alles
mitlerne, und hüte sich vor zu vielem Demonstriren ,
vor iMittheiliing aller bloss abstracten Regeln, ehe er
den concreten Fall gehörig erläutert hat. Ks möge noch
liemerkt werden, dass auf dieser Stufe die üichterlectürc
ausgeschlossen geilacht winl; ine denn auch iliese Stufe
nicht gerade als ilie erste für ilen ganzen luteinisiheii
Unterricht betrachtet zu werden braucht; da ja dem
Lesen der Classiker eine Elementarstufe vorausgehen kann,
mit der wir es jedoch hier nicht zu lliilii haben. Als
IJeispiel der von mir bisher vorgeschlagenen iVlcthode möge
folgender Satz dienen.
Leseübung :
Darias aulem qnum (sprich cum) ex Asia redisset,
hurtaiitibus amicis, ut Graeciam redigerct in suam po-
testatem, classein quingentarum navium comparavit, eique
Datim praefecit et Artapheriiem ; hisque iluventa pedilum ,
decein millia equilum dedit; causam interserens, se ho-
sten! esse Atltenienaidus , cjuod eoriiin auxilio lones (sprich
lone^) Sardes expugnasscrit suague pritesidin interfecissent.
Cunslruction und Vebersetzung:
Uuuin da — autem aber — Darius Dariiis — redisset
zurückgekehrt war — ex Europa aus Europa — in Asiam
nach Asien — comparavit (so) nistete er aus — riassem
eine Flotte — quingentaruin navium von .OUU SchiHVn —
(jiie und — praefecit setzte vor — Datini ilen Datis —
et und — Artiiphernem den Artaphernes — ei ihr —
amiri« hnrtantibns iiiilein die Freunde ihn erniabiiten —
ut dass redigeret er bringen möchte (jraeciam
(iriechenland — in suam potestatem in seine Gewalt
II. s. ».
Erläuterung und Einübung:
Die in dieser Periode vorkommenden flectirten For-
men müssen nun schnell bei den verscliiedenen Schülern
durchgefragt und dann die Nebensätze, die einer beson-
deren Erläuterung bedürfen — hortantibiis amicis — ut . . .
redigeret in potestatem — causam interserens — se . . .
esse hosteui Atheniensibn» — ijuod . . . expllgiiassent —
kurz erl.'iutert werden, indem man stets den Schüler dar-
auf hinleitet, wo möglich selbst das Wahre zu finden.
Eine genauere Ansicht des Satzes lehrt, dass man einen
sehr reichhaltigen Stoff hat, die Classe in geistiger Thä-
tigkeit zu halten und ihre Aufmerksamkeit zu spannen;
nur bleibe man stets hei der Sache, iinil kehre nach man-
cherlei scheinbaren Sprüngen stets wieder auf den wah-
ren Sinn der lorliegenden Sätze zurück. Die zweck-
dienliche .Ab» echselung in den mancherlei praktischen
Nebenübungen ergibt sich von selbst. Die Erfahrung
lehrt, das richtige Mass zu halten.
Zweite Stufe Hier ist in iler äusseren Form de»
Vortrags loii Seiten des exponirenden Schülers nur die
Abänderung zu trefTen, dass derselbe sich einer vollstän-
digen Uebertragung befleissige, wobei er von vorn herein
mehr auf den einzelnen Satz, als das einzelne Wort,
sowie überhaupt mehr auf den Genius beider Sprachen
Rücksicht zu nehmen hat. Diess Letztere uiag beson-
ders dann geschehen, wenn er Alles noch einmal im
richtigen Deutsch zusammenfasst , nachdem er sich zuvor
mehr auf der erstem Stufe bei der Wahl des Ausdruck«
gehallen hatte.
Leseübung :
Diese bleibt dieselbe,
Conslruetion und Vebersetzung:
Qiinin autem Darius redisset ex Europa in Asiam
Als aber Darius aus Europa nach Asien zurückgekehrt
»ar — comparavit classein quingentaruin navium brachte
er eine Flotte von .50' Scliiffen zusammen — amicis liiir-
tantibus indem seine Freunde ihn erniahnten — ut redi-
geret f^raeciam in suam potestatem dass er Griechenland
in seine Gewalt bringen möchte u. s. w.
IViederholung des ganzen Satzes in richtigerem
Wortausdruck.
Als aber Darios ans Europa nach Asien zurückgekehrt
»ar, rüstete er auf Ermahnung seiner Freunde, er mochte
Griechenland in seine Gewalt bringen, eine Flotte von
ÖdO Schiffen aus, und machte den Datis und Artapherne«
zu Befehlshabern derselben u. a. tv,
Erklärung:
Diese mass sirh in ihrer Ausführung liauptsärhlich
aaf das syntaktische Element ausdehnen ; hier muss der
325 . .V>6
Sinn Arn Eiiixoliipn und «li-r Zusnininrnliang' des Gaiiifn ilio pnptisilio Dir<ion de« Oritiiial» nirlit rervt^iaaert werde,
melir lnTiirksi<li(i);t m erden. DaliiT ein .siirt;f;ilti^'ereH Die Aliltheiliinj; «der Heciiil/unir dir \ <)s^is^llpn Lelier-
Kin(;clieii in dir .Sa)/.lelire , nelclie in der diMif.scIien .letznnj; in <ler Sclinle selli.'it ist hier dem Lehrer anin-
Snrache zunächst hegriiiidet »ein niiiss , durrh.iiiD nnth- ra(heii; nur niiissen die Schiiler vor ilrni iMisKhranche
wenilijf wird. Auch darf nicht versäumt »erden, den erii.s(li<h geKarnt »erden, liei der l'raparalion eine IJelier-
Sehiiler vor dem Weiterlesen eines folg^enden jfri)s.<eren setzunj; zur lland zu haben, »as, nach t'r. A. Wolf'«
Pensums im Anfange jeder Lehrstunde anzuhalten, den Ausspruche, scitündiich ist. Die auf unseren Civmnasieu
Inhalt des kurz znior (ielesenen niCijjlichst hestiinnit an- ein^efuhrten Declamatiiinsubungeu , nelche mit Leseiiliun-
enijelien. üiess ist für die Uehinif; des uii'indlichen Vor- f;eii ahuechselu snilten , werden nianclierlei (j'ele^renheit
trags von lioher WiciHigkeit ; »ie denn nl.erliaupt nicht gehen, den Sdiüler auf wahre poelisclie Uictiun aufnierk-
fenu»' darauf i» halten ist, jede miiniliirhe fürklaruiij, sam zu niaclien. IJesonders (;e"-'lhren meisterhafte Naih-
ilie man dem Schiiler über (las eben Behandelte abfor- bililiiiijfen antiker illuster ilen V'ortheij, die von dem
dert, von diesem stets in Itestimmteii Worten liud mCij;- Lexikon dein Sdiiiler j;eliiitenen Ausdrucke ♦) zu ver-
liehst präcis aussprechen zu lassen. lAlit <lcr Methode bessern, nie wenn /,. 15. fiir puppis Sc/iil/'s/iinlerl/ieil jje-
nach Zweck und bedürfiiiss , nnmentlich für den allge- fiimlen wird, wofür \ oss Sieuerende bietet. .So kann
ineineii praktischen Gebrauch, abzuwechseln, liegt hier auch der Aiisilriick praecipitaiit curae (Aeneain) mit dem
«ehr iialie, und ich will nur auf die eine Variation auf- Schiller'schen .Ausdrucke ,,ihn jagen der Sorgen Qualen'^
luerksain machen, ilass bei etwa nüthigen Wiederhnliin- verglichen «etilen u. s. w.
gen der gelesenen und erklärten Pensa (in folgenden ß^,.,,^ _^.,^^^_ ^.^ Fortschritt ist hier zu betrachten,
Lehrstuuden), die so wenig auf dieser, als auf der frü- ^,^^^ ^,_.^ Schüler ein grösseres Satzgefüge, eine kiinst-
hereu Stufe ausgeschlossen bleiben dürfen, das Ruck- |„,,,^ Periode des L.vins oder Cicero, im deutschen Au.s-
überselzen passend angewandt »erden kann. Dagegen ,,,„,.,,^ sogleich zusammenfassen lernt, ohne den lang-
mogen die »chr.ftlic Hebertrai^ungen in die iMutter- ^^„,^„ (j^„^ ,1^^ vorigen Stufen zu gehen. Er möge da-
«prache noch grtn,,lich wegfallen; hierdurch kann, wenn ,^^^ ,,j^ Construction im -Sinne behalten, und ihr im All-
• le zu früh angefangen » er.le.i , dem deutschen Aus- j,^,,,,;,,,,, f„lgp,„|, sogleich eine ganze Periode, wohl
drucke mancher Eintrag geschehen, zumal wenn sie nicht ^^,„„,1^1, „a,,|, .i^n, richtigen deutschen Ausdrucke, rascher
von dem Lehrer eigenhändig und sorgfaltig verbessert ,.„^,,.3^,,,. £)jp ^4,,,., „dthigeii Verbesserungen müssen
werden. dann liacli(r;ig!ir!i von dem Lehrer angedeutet und von
Da nun die Dichlerlectüre als neben der prosaischen den verschiedenen Schiilern erst selbst versucht werden,
auf dieser Stufe eintretend von mir betrachtet wird, so ehe der Lehrer sein Urtheil gibt. Was die Interpreta-
mfigen auch hierüber einige Aiiileutuugeii folgen. .Sie tioii der so expoiiirteii .Stellen betrifft, so ist hier der
beziehen sich nur auf das Scaiidiren und auf die \Vahl Fortschritt nolhwendig, dass zu der exegeti.sclien die
des poetischen Ausdrucks beim llebertagen in's Deutsche. ästhetische hinzukomme. Jedoch muss bei erstercr die
Was das Erste betriflt, so ist erforderlich — aber grammatische Seite vor der realistischen .urherrschend
auch genügend - wenn der Schüler den Hexameter pro- bleiben. In dem erfahrenen Schulmanne wird sich das
sodisch und metrisch richtig bestimmen kann, so dass er Erforderniss einer gründlichen grammatischen Erklärung
z 15 foltenden Vers- ^'^ ''^* wichtigste für eine gehörige (»Tmiiasialbililung zu
,. , r . ■ A r A • 11.. IL erkennen {{ebeii , »eil ohne dasselbe auf ein richtiges
,,Sed fugit, interea fugit irreparabiie tempus" ,. , , ■ ° , 0 1 /-. , 1. ,
" ■• i k Uurcndringen des Sinnes des (erlesenen nicht zu rechnen
nach diesem Schema: j^, . ,1^1,^^ denn diese Seite der eigentlich exegetischen
' I ' I ' 11 , ' 1 ' , ' Interpretation auch für die höchste Stufe die Ilanptbasis
t' IM U V \ — W V V \ — V l' \ - i< V \ - V 1 . 1 1 n ai-..l I 1 • .1 HM ..
' 'III I I liieibt. Die l\Jittlieilnngen der notliigen Kealkenntnisse
lie.st, und so jeden nach einem anderen Schema. Es 3,,^ ,,,.„ einzelnen Alterthumsw issenschaften müssen in
müssen also die wichtigsten prosodischen Regeln zum .„ft^rürhster K ürze geschehen, ohne » issenschaftliche I5reite.
Grunde gelegt , und ausserdem die metrischen Gesetze jjj^ ästhetische Erklarungsweise darf nicht vernachlässigt
des Hexameters, insbesondere der bestandige regelmässige „erden, theils weil des Schülers Interesse sowohl für die
Wechsel der Arsen und Thesen, verdeutlicht werden. S,.h„„heit des einzelnen Gedankens und seiner Form, aU
Die lateinischen Verse auf dieser Stufe nach dem blossen g,,^,, j-.j^ inneren Zusammenhang eines rhetorischen oder
Gehöre sprechen wie versuchsweise abtactiren — zu ,lir|,terisclien Kunstwerks geweckt, theils »eil er hier
lassen, ist nicht räthlich. Eher ist diess im Deutschen ,„„| ,1^ _,,„.|, „„f etwaige .'Mängel, auf ollen vorliegende
möglich and zulässig , zumal bei Vossischen Hexametern, „.i^^ verstecktere Fehler des Originals aufmerksam ge-
»o es nnr der richtigen Betonung beim Lesen bedarf. „,^,.,,4 „pr,|p„ soll, damit er nicht zu blinder Verehrung
Im Lateinischen führt diess Herumtappen im Dunkeln ,1^^ Alten verleitet werde. Wie mau einerseits die Gross-
in Nichts, und ist um so verwerflicher , da die hier noth- ar,igU,.it ,|,.s Alterthnins kaum lebhaft genug schildern
wendigen Regeln in ein paar Stunden jedem Schüler, ]..,„„ ^ g„ ,|„rf man andererseits die schwachen Seiten
der nur einiges Gefühl für musikalischen Tact hat, mit-
getheilt werden können. Was aber das Cebertragen des ., r, i . • ■ 1 ■ 1 1 • j- n ■ i » 1.
. " ♦} Oie l.ileiniscnen Lexika Inssen in dieser Hin.«icut noch
poetischen Ausdrucks betrifft, so gewöhne man den Schli- ^ yi,., ,„ „.„.„eben iibiig. D.is -riecbisclie Wöricib.ich
ler besonders au den Gebrauch edlerer und narhdrucks- von Passow (Uycgen gibt oft sehr äjlücklicb gebildete poe-
rollerer Wetter, sowie au Kürze des Ausdrucks, damit tische Wörter aus Jen bessten deutschen Maehbildun^en
3? 7 ' 328
«Irssrllim »ozii ainli ilic lici ilirii liiTrsrliniilpii liosrliraiik- ad aperluram in flor MuMorsprarlie klar aiispinanilrrzu-
liTfii Aii-'iililfii von der lidlicrpii Woltiiriliniiij; <;clWirpii , lrt,M>ii Icriir-ii. Bri der ü.-l>ertra(;uiig im Allepiiii'iuen k.iii-
lor .l.-i» Srliiili-r liich» gaii/licli i(;Mi>rireii. ii"" »«'Ibst froipre, «IiimIi (Ipii Gel.raiuli «Irr illiittprspraclic
No.li iiifiu'P IUP Diilitprlprti'irc kiir», prufiluit «enleii. als notlittpiiilit.' gpliotpiip Apiidpruiijjpii dps Original», ja,
Hiprlipi iiiiis-i dpr Schiilpr auf das Kiiii;phpn in die dirli- spllist zur Erklärung dipiipiidp lliiisiliri-iliiin^'pii und Zii-
Ipri-clip SliracliP und t'oin|)<isi(ion sor(;fältinpr liin^'plpifpt sHtr-e . >i o sie das ri<litif;e V^erstäiidiiiss dos (iaiizpn rer-
»prijpii vr SS dir pinzplnpn diirili poplisrlie Indiri- langt, (CPstattet »erdi-n. Ilaiiptgnindsatz nniss alipr iiiin-
diialisalion hpn(irj;pliiilipnpn (jipdankon als zur Ipbhaf- inelir spiii, dpn diMi»stlipn Ausdruck dem (ieiste dps Schrift-
Iprpii \ pranscli.inliclinn;,' nntli» endiffp TliPJIe des Ganzen stellprs anjjeiiipsspii zu erlialtpn. E« »»ir<l daher das,
l.i-urtlipilpn anrli die scliukliilien UeUpr jj.'ii.xe unil Ver- »vas mau den Slil des Scliriftsleljers nennt, das helsst
l,,„,| ,(,„ ,|pr Tlieile unter einander erkennen lernen. die ihn <on Anderen rliarakteristiscli uiifeisriieidenden
K« s<n>iKt ilie Kennfniss des elegischen ^'ersniasses, «o- rhetorischen Eigeiitliiiinlichkeiteii , vorzugsiieise zo he-
llet "jedoch lief Srhiller nicht blosse Fertigkeit im Scan- riirksich(igeii .sein. Als Beispiele H.'lhle ich die Sprache
sondern niiiii« ehr auch (ie»and(lieit und Geschmack des Cicero und des Tacitus. Wie es keine zu grosse
ihri'n.
im declaniatorisclien Lesen der Verse an den Tag legen Aiiforderiiiig an den Schüler der höchsten .S«ufe ist, die
Koll; daher eine naher hegriiiiilefe Lehre lon den Haupt- prägnante Ivürze und den körnigen, kräftigen Ausdruck
casnren des Hexameters nicht fehlen darf. Uebprall nuiss des Letztern in die breitere und geschmeidigere, höchst
aber der .Schiller zur Beachtung der graminatischen Con- fliesseiide und (liissigc Sprache des Ersteren hier und da
«trurtioii angehalten werden lind diese, «o es iiötliig ist, umznuiodplii ; so ist es auch keine dessen Kräfte liber-
uaiiieiillicli bei lerivii kelteii Siitzen , selbst «örtlich (»ie steigende Aufgabe, den* eigentlifiuilicIiPii , oft durchau»
auf <|pr friiheren Stufe) aiifiiehmeii. Man kann es dem poetischen Ausdruck des Tacitus dem Geiste des Schrifl-
Aiifanger iiidit genug einst li,':rfeii, dass die streng gram- »(ellers angemessen in unserer biegsamen und reichen
niatisclie Conslructiini der iioth« endige Schlüsse! Ist, mit 31iitterspraclie » iedcrzngelien , oder eine Uiiger geglie-
deiii er sich das I\l\sterluin des durch die liiiersiou fer- «lerte , durch viele Einschiebsel erneiterte Periode de»
«terktesten Geflankens erschllessen kann Noch bemerke Cicero durch einen ruhigem Gang in der Satzverbindung
ich dass auch für das Lesen prosaischer Stucke liu utiserem Ohre angenehm zu machen.
lebhafterer mehr declaiiialorischer Vortrag auf dieser Was nun die hier anwendbareii Regeln der Herme-
Siiife eln>'efiilirt »erden niuss, auch mitunter ilie scÄ/i'/'/- nentik betnlft, so muss als Forlsihrilt betrachtet werden,
liehe llebersetziiii" geeigneter Stellen eines gelesenen Pro- dass zur exegetischen und ästhetischen Erklärung noch
saikers an ihrer Stelle ist. Als Probe für die Veraii- die kritische hinzukommt, welche schnerlich entbehr«
gchaullcliuno- der Lcctüre auf dieser Stufe wähle ich fol- werden kann, so wenig Gebrauch für die Schulen mau
L'eiides Beispiel: hier und da von dieser auch machen zu inüs.'*eii glaubt.
Declamatorische Leseäiung.
Die Texte der alten Schriftsteller sind stellciineise zu
verderbt, als dass man nicht zu einer geistreichen Con-
Quaniquam mihi seiiiper freiiuens Kinspecdis vester jpctnr irgend eines K ritikers seine Zuflucht nelinien müsste.
iiiiillo iucuiidissimus , hic anicm locus ad ageiidiiin am- Auch ist die Lebung für den Scliarfsliiii hierbei ganz be-
ptissimus, ad dicendiim ornitlissimus est visiis, Quintes, sonders in Anschlag zu bringen. ledoch mus» hier vor
tanien hoc ailiUi laudis, qui sempi-r optiino ciiKiiie /«n.iiwe Allem das richtige ftlass gehalten »erden, und es ist
patult, non mea me vnluntas, seil nieae vilae ritliones „jchf genug auf kiitisch berichtigte Tette für die Lec-
ab ineunte aetate susreptae prohibiieriiiit. || türe in der Schule selbst zu halten. Ua nun auf dieser
Ueiersetzuti". Sinfe der Horaz hinzakommt , so muss die ästhetische
. , • 1 i- 1 IT. Erklärung schon desshalb erweitert »erden, »eil die
Wiewohl, römische Bürger, nur «1er Anblick Eurer ^ ,, , , , , , hl, , .
' , . , ^ tr EntwicKeluiid der verst hiedenen Uichtungsarten , nainent-
zablreichen Versaminlung »eit das grösstc » ergnngen , , , , . , o i i ■ i «■ ...
' ' » . ,, ,, , 11 ir lieh iler lyrischen Poesie, und der leiier Gattung eigeii-
di.scr Ort aber dem vor dem \ olke von ihui herab »er- - '
,., , , 1 IL D tbuniiicneii durchaus angeuiisseuen l'orin nunnielir un-
hHiiileliiden die grösste Würde, dem von deni.splbeu Ke- i,. r i ■ i i „ ■ r i . . • *
' " .,. , , ,. II.. erlässlich »ird. lu Beziehung auf letztere genügt es,
dendpii die grösste Ehre zu verleihen schien; so hinilerte ,,.,.., ... ^ , i i\i < k
" ". ,, ., , , ,. , 1 „ 1 .. • I, 'len Schüler mit dem Schema eines ledeu Metrums nach
mich doch, diese allen Vaterlaiidsliebeiideii zunächst sich ■ i.- , . i i i * i
',.,,„, . , 1.1 seiner äusseren Jorm und Entstehung bekannt zu maclieii
rröiriiende Laufbahn des Kuhnies zu betreten, nicht der i ■ • , i. ■ .. i , r t „„
.... ... und ein lede.s aehörig einzuüben, damit er die » erse
efciic Wille, siiiulern mein eigenthünilicher , vom Jung- ■' ■ , n • • i . i i ,
- ' . . r , I . 1 II "'"' Strophen nicht allein richtig zu scandiren , sondern
lingsalter an von nur heiolgter Lebeiisplan. l ■ i ,■ . i .. i i i r, i ■ 4 .,.i„
" ^ r 11 auch richtig deciaiiiaturisch zu lesen heläliigt »erde.
Kritik der Ueliersetzung und Interpretation Uass endlich die graiiiinaiische Interpretation auch hier
des Textes. Grundlage bleibt, ist schon oben bemerkt worden, liiiii
Vierte Stufe- Als Fortschritt mag betrachtet werden, es mag nur hinzugefügt »erden, dass eine sehr nützliche
das» der S< liüler zu grösserer stilistischer Gewandtheit Abwechselung auf dieser Stufe erzielt werden kann, »enn
im münilllchen uinl scliriftlichen Gedankenausdriick , nach der Lehrer bald selbst die Interpretation vollständig über-
den hochsteo .Mustern des Alterthuins, hlnangeführt werde. nimmt, bald sie den fähigeren Schülern überl.'isst, so
Er muss an die rhetorische Schönheit und hnhc Eleganz dass dieselben das Geschäft des Lehrers nach eigenen
des Ausdrucks der Prosaiker und Dichter hinanzurliigeii Kräften vollziehen. Hier kann auch für das Griechische
suchen, und si'lbst nocli 11 <:ht gelesene, geeignete Slclleu die (Jebersetzung iu's Lateinische eintreten; wie denn
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i'iberhaupt auch lateinische Schriftsteller in «lieser Spra-
che loii Lehrer und Schüler commeutirt werden können.
Namentlich dürfte das Uebersetzen der griechischen pro-
saischen Sc\\t\(isie\\et , sowohl derer , die sich dnrch ein-
fachere Spruche auszeichnen, wie Ueroilot und Xeno-
phon, als auch der attischen Redner, »eiche sich durch
grössere Redefülle und zierlicheren Gedankenauedruck
anlerschci<len, für die L'ebung des lateinischen Stils von
grosserem Mutzen sein, als die zu diesen besonderen
Uebuni;en gewählten IMuster aus vaterländischeu moder-
nen Autoren. Für die auf dieser Stufe einzuführende
äussere Form der ftlethode eine Probe zu geben, wie es
bei den frühern geschehen ist, erscheint desslialb un-
nöthig, weil darin etwa nnr die Abänderung eintritt,
da»s (Irr Schüler die Uebertragung eines grösseren Ab-
schnitts (eines Capitels etv\a, oder eines kleineren dich-
terischen Ganzen , einer Ode des Horaz u. s. w.) ganz
vollendet, und dann erst das Geschfiit des kritisirenden
und interpretirenden Lehrers eintritt. Dass vor iler Lec-
türo eines Schriftstellers oder einzelner Theile eines Dich-
ters hier auch die nöthigen Einleitungen ausführlicher zu
behandeln sind, bedarf wohl kaum einer besonderen Be-
merkung.
Es handelt sich jetzt um die Wahl der Autoren, wel-
che für die hier angenommenen vier Bildungsstufen als
die geeignetsten und zweckdienlichsten sich zu erkennen
geben. Ich gestehe, dass ich mich für die Meinung der-
jenigen erkläre, »eiche die Zahl tler auf Schulen zu
lesenden Schriftsteller möglichst beschranken wollen. Ich
glaube, dass nur wenige alte Schriftsteller sich für die
Jugend vollkommen eignen ; ilass nur diejenigen die ge-
eignetsten sind, welche klar und deutlich schreiben, und
sich durch {Einfachheit und Schönheit <ler Diction aus-
zeichnen. Desshalb halte ich den Herodot , Xenopbon
und die leichteren attischen Redner, ilen Homer und
Einzelnes von den Tragikern, den Cornelius Nepos, Cä-
sar, Lirius und Cicero, den Ovid, Virgil und Horaz für
ganz vorzüglich geeignet, um sie mit jungen Leuten zu
lesen.
Um nun aber speciell anzugeben, in welcher Folge
diese Scliriftsteller zu lesen sind , bedarf es zunächst nur
der Andeutung, dass diejenigen, welche sich durch die
einfachste und verständlichste Diction auszeichnen, auch
für die untersten Stufen die geeignetsten sind, und da
in meiner früheren Mittheilung die intensive Seite der
Alethode in der Leetüre berücksichtigt ist, so handelt es
sich hier hauptsächliih um die extensive Seite derselben.
Ich glaube, dass hierbei ganz besonders der von der Ju-
gend genjachte Fortschritt in der ästhetischen Bildung in
Betracht gezogen werden muss , wodurch sie en<llich zur
Beurtheilung des Schriftstellers selbst und seiner Lei-
stungen, mit einem Worte zum Genüsse des Ganzen kom-
men soll. Am vollkommensten nun würde diess erreicht
werden, nicht wenn man mit den verschiedenen Autoren
von Stufe zu Stufe wechselte, indem man von einem Frag-
mente, aus dem einen zum andern überspringt, sondern
wenn man Einen wählte, und diesen mit den Schülern
einer jeden Stufe in einzelnen angemessenen Abschnitten
80 läse , wie es ihrem jedesmaligen Standpuucte und ih-
ren schon gemachten Fortschritten angemessen ist. So
ü)rinnasialzeilun^.
würde man stets im engsten Zusammenhange des Bil-
dungsganges bleiben, indem der Schüler intensiv und ex-
tensiv gewönne. Man. liest wohl, um mich eines Bei-
spiels zu beilicnen, in Tertia den Coriiel und Cäsar, in
Secunda den Livius, in Prima den Tacitns. Aber wie
wenig lernt der Secondaner und Primaner von seinem
Livius und Tacitus kennen? Kaum liest er 'i — 3 Bücher
vollständig. Ich will den Stnfengang , wie die genannten
Schriftsteller gelesen «erden, an sich nicht tailcin, auch
den Wechsel mit den einzelnen Schriftstellern im Allge-
meinen nicht geradezu verwerfen, weil dieser auch in
seiner Art recht zweckmässig sein kann; nnr wenn es
sich darum handelt, den Schüler in die einzelnen IMuster-
schriftsteller einzuweihen , sie in den Geist derselben ein-
zuführen, ist der beständige AVechsel derselben nicht
dienlich und rathsam. Für diesen Zweck, und um den
Schüler endlich zum Genuss des Ganzen hinzuführen,
scheint es besser, einen Schriftsteller zu lesen und von
dessen Schriften das Leichtere für die untersten Stufen
auszuwählen, das Schwerere dagegen für die höheren
Stufen aufzusparen. Ich will, um mich deutlich zu ma-
chen, den Homer und den Cicero wählen. IMan liest
mit den Tertianern kleinere und leichtere Stücke aus
der Odyssee. In Secunda mögen grössere Theile im Zu-
sammenhange gelesen werden. In Prima endlich lese
man die lliade und zwar cursorisch, wobei nur eigent-
liche Schwierigkeiten nicht leichtsinnig übergangen wer-
den müssen. Hier mache man auf die \'erschieileiiheit
der beiden Homerischen Gedichte aufmerksam, auf die
Schönheit der einzelnen Bücher vor den andern, auf
dichterische Darstellung, auf den Unterschied der epi-
schen Sprache und Schilderung bei Homer und den spä-
teren römischen Epikern u. s. w. Ist nun der Tertianer
zänächst mit dem epischen Dialekte bekannt geworden,
hat er diesen von dem attischen unterscheiden gelernt,
hat der Secundaner sich mit den svntalitischen Gesetzen
der Homerischen Sprache, mit dem alten Sängerausdruck,
der Constrnctionsweise des Homer vertrauter gemacht, so
findet er als Primaner in der Ilias gewiss keine zu grosse
Schwierigkeiten, um sie leicht und mit wahrem Interesse
an der Handlung und dichterischen Dai-stellung zu lesen.
So kommt er endlich zum Genüsse des Ganzen. Um
nun zum Cicero zurückzukehren, so kann man mit den
Tertianern einzelne Erzählungen und kleinere Bruch-
stücke aus den philosophischen Schriften, den Briefen
oder Reden lesen uiiil hierzu etwa die sehr zh eckmässige
Auswahl von F/ietlemiinn oder Kra/t benutzen. In Se-
cunda wählt man grössere Abhandlungen und leichtere
Reden, in Prima liest man die schwierigeren Reden und
hauptsächlich, als wahre Muster für den einfach schönen
philosophischen Geilankcnansdruck im classischeu Latnin,
die geeignetsten philosophischen Schriften. Kim-nt man
nun an, dass der Cursus von Tertia bis zum Austritt aus
Prima auf 6 — 7 Jahre ausgedehnt ist, so darf man be-
haupten, dass der Schüler in ijieser Zeit seinen Cicero
— dem für ihn geeignetsten Theile seiner Schriften nach
— verstellen und seine Latinität daran bilden gelernt
hat, wobei denn die Vortheilc, die er für seine philo-
sophische Vorbildung und die stilistische Fertigkeit in
der Muttersprache gewonnen hat, in keinen geringen .4n-
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sclilaj; zu lirin|;pn sincl. Nimmt man nun den Gewinn
fiir si-ino ,1:<tliptis<'fi<- Oililiiii); liiii/.u der ibm ilaiinrch
enCslelit, «lass rr /.«ei grossarligo Uiclidiii^pn eines Ori-
i;iiial{;eiiies in ihren glänzendsten Partien kennen (gelernt
Und mit der Frische eines jugendlichen, den Srhönlieiten
der Poesie sich so gern liiiij^ebenilcn Genn'iths in sich
anf^'enoninien hat, so »ird man in diesen beiden metho-
disch |;elc^tenen Srhriftstellern die einfachsten Mittel, aber
auch sehr bedeutende Elemente der Humanitätsbildung
anerkennen müssen, und darf sich nicht wundern, dasg
die Resultate einer solchen Lectüro , n'icksichtlich der
harmonischen Ent» ickelung der Gemiiths- und Geistes-
kräfte, befriedijfend , ja mitunter glünzeiid sind. Diess
Letztere »ird natärlich nur da der fall sein, tvo das
Lüherc Talent die Forts<hritte belliigclt; dass aber ge-
rade dieses in dem Studium der Alten seine wahre Nah-
rung und den Boden findet, wodurch es gedeihen und
sich zur lilüthe entivickeln kann, ist gewiss ein bedeu-
tendes (lewicht in den jetzt sehr schwankenden Wagscha-
lon der Schulbildung.
Wie nun nicht leicht eine Blethode stattfinden möchte,
welche nicht nach Umstäiiilen manche !V]odifieationen zn-
liesse , so kann man auch bei der hier vorgeschlagenen
entweder weniger Stufen, oder mehr annehmen, je nach-
ileni die Schriftsteller sich qnaljficiren, o<ler man einen
Erfolg beabsichtigt. Sehr nahe liegt es hier, den Weg
einzuschlagen , dass man einen Schriftsteller mindestens
auf zwei Stufen liest. Allerdings möchte die Ve'uieh-
rung derselben auf alle rier ihre besonderen Schwierigkei-
ten riicksichtlich des zu wählenden Stoffes haben; gleich-
wohl ist eine solche doch denkbar. So könnte man, um
ein Beispiel anzuführen, bereits in Quarta mit den Tri-
stieii des Ovid anfangen, mit den Metainorjihosen in Ter-
tia fortfahren, in Seciiiida die Fasten folgen lassen und
in Prima uiit den Heroiden den Beschluss machen. Hier
ginge man loii kleineren elegischen Ganzen, die dem
Anfänger leicht überschaulich sind, zu grösseren epi-
schen Darstellungen und endlich zu Schilderungen über,
welche als rollkommene Seelengemälde nur ron dem rei-
ferem Gemüthe aufgefasst werden können. Indessen be-
merke ich, dass ich keinesvvegs die vorgeschlagene Me-
thode in solcher Starrheit erhalten wissen möchte, wo-
nach alle Classiker so unil nicht anders gelesen wurden.
Es ist genug, wenn diess nur bei einigen geschieht, wo-
für ich nainentlich Homer und Cicero je für drei Stufen
als stehende Leetüre für nothwendig erachte. Werden
dann auch andere Schriftsteller, etwa mit Rücksicht auf
den Zusammenhang der geschichtlichen Begebenheiten
und die histoi'isihe Entwickeluiig der Sprache Herodot,
Xeijoplion und Thukxlides, oder, weil sonst für passend
gehällen , Cäsar, Livius und Tacitiis gelesen: su kann
man durch die Privaltectiire , die jedenfalls unter <len
Schülern befördert werden muss, deu Grundsatz, dass
jeder derselben von den vorzüglichsten Schriftstellern ei-
nen grösseren Tlieil — wenn nicht das Ganze — gelesen
habe, aufrecht zu halten suchen; so dass z. B. jeder
eine Dekade des Livius, die vier letzten Bücher iles He-
rodot kennen lernte, oder, wenn in der Schule etwa das
zweite und vierte Buch der Aeueide gelesen würde, diese
Leetüre durch das erste, dritte, fünfte und sechste Buch
zu ergänzen wäre, oder, «venu aus der zweiten Hälfte
dieser Epopöe einzelne interessante Partien, wie die Be-
schreibung der Wettkämpfe, Caciis , Nisus und Eurvalus,
der Toil des IVlezeutius , Camilla in der Schule heraus-
gehoben wären, dann könnte dem Schüler die Aufgabe
gestellt werden , die zweite Hälfte des ganzen Gedichts
für sich im Zusammenhange zu lesen. Auf ähnliche
Weise kann mit dem Tacitus, namentlich den Annalen,
verfahren werden ; nur dass ülTentliche und Privatlectüre
sieh gehörig ergänzen und unterstützen, damit der gehö-
rige Einklang und Zusammenhang in den Studien erhal-
ten werde. Allerdings könnte hier der Lehrer in dem
methodischen Gange durch die Herausgabe von Chresto-
mathien sehr unterstützt werden; tlem Kundigen «ird
es aber nicht schwer werden, gerade diejenigen Stelleu
aus grösseren Werken herauszusuchen, welche sich für
die öffentliche Lectüre am meisten eignen, und zum Le-
sen des Ganzen anregen. Es bedarf daher bei den mei-
sten Schriftstellern nur eines correcten Textes; für die
ersten Stufen leisten beim Schulgebrauche bereits vor-
handene kleinere Chrestomafliieii die nölhige Aushülfe.
Einsichtsvolle und erfahrenere Schulmänner könnten mit
ihrem Rathe und ihren Winken sehr willkommenen Dienst
leisten, wenn sie auf eine solche passende, strengere
Auswahl des in der Schule aus alten Schriftstellern zu
Lesenden aufmerksam machten ; eine langjährige Erfahr
rung hat mich belehrt, dass eine solche nicht so leicht
ist, als es manchem Beurlheiler geschienen hat. Ich
würde mich sehr freuen, wenn meine Bedenklichkeiten
einen oder den andern Leser dieser Blätter veranlassen
sollten, seine Ansichten und Meinung über diesen gan-
zen, gewiss höchst wichtigen Gegenstand mifzuthcilen.
Vieles ist hierin schon durch Herausgabe einzelner AVerke
und selbst durch grössere Chrestomathien geleistet; aber
dennoch hält es schwer, hier eine strenge Auswahl des
Nothwendigsten und Bessten zu treffen.
Noch bleibt übrig. Einiges über den Wechsel der
Autoren innerhalb der einzelnen Stufen selbst zu bemer-
ken. Da ich im Vorigen mich gegen alle unnütze Zer-
splitterung des Unterrichts ausgesprochen und auf die
möglichste Concentrirung der Schüler- und Lehrerkräfte
gedrungen habe, so kann ich auch hier aus Conse(^ueuz
der Ansidit, weiliger durch eigene Erfahrung belehrt,
der Einrichtung unserer Gymnasien nicht ilas Wort re.
den, HOnach in den einzelnen Classen die Lehrstundeu
im Griechischen unil Lateinischen so wechseln, ilass etwa
je zwei auf die einzelnen prosaischen und poetischen
Schriftsteller fallen. Mau meint gerade in dieser steten
AbMechselung eir^ Mittel zu haben, die Leetüre den Schü-
lern angenehmer zu machen. Es ist aber die Frage, ob
eine auch hier befolgte einfachere [\Iethode nicht zu gün-
stigem Resultaten hinsichtlich einer gründlicliern Aus-
bildung und schnellern Weiterführung der Zöglinge führt,
und hier eben ist es, wo ich bis jetzt noch nicht aus
eigener Erfahrung reden kann. Eist seit Kurzem ist in
hiesigen Landen nach dem Eintritt des Professors Dr. A.
L'hde in die Würile eines Sihulraths, der als solcher
Mitglied des Herzoglichen Consistoriums ist, die Einrich-
tung getroffen worden, dass auf den Gymnasien in dein
Wechsel der Aiituren innerhalb einer jeden Lehrstufe
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eine Aenclernn^ eintrete, »onach neben einem lateinischen
Dichter ein griechischer Prosaiker, oiler umgekehrt, in
je 4 wjtchentlichen Lelirxtunileii gelesen tteriio. Diese
Einrichtung hietet allerilings theils an sich , theils in
Beziehung auf liie übrigen in ilen Gymnasien eingeführ-
ten Lehrgegenstänile gr<is3e Vorlheile, und zunächst den,
dass der Schüler eher einen grosseren Theil eines Sihrift-
stellers im engern Zusammenhange der Lectürc überbli-
cken kann, daher einen frischen Eindruck daiun erhalt,
und diesen also um so leichter in sich erhält und bewahrt.
Es möchte also hieraus der Scbluss zu ziehen sein, dasg
er am Bude hierdurch mehr Interesse und Vergnügen an
der Lcctüre finden »verde, als ihm der beständige Wech-
sel zwischen vier Schriftstellern macht, wobei er sich
in iler'Lectüre und namentlich in «lern Verständniss des
Ganzen doch nicht recht gefördert sieht. 8ndann ist
nicht zu verkennen, dass ein periodisches Treil>en irgend
einer Sprache seine besonderen Vortheile gerade darin hat,
L ilass die Seelenkräfte durch eine anhaltende Richtung auf
^ das fremde Idiom sich mehr concentrircii, und der Geist
mehr befähigt wird, sich desselben bis zu einem gewissen
Puncto zu bemächtigen. Ein Versuch , den ich mit der
Lertüre eines griechischen Prosaikers und eines lateini-
schen Dichters gemacht habe, hat mich gelehrt, dass es
den Schülern besondere Freude machte , innerhalb eines
Monats ein Stück aus Lucian's Schriften gelesen zu ha-
ben, worauf sonst wohl das Doppelte der Zeit und dar-
äber verwandt wurde. Ebenso konnte neben der Dich-
terlectüre Vieles aus der Prosodie, auch das Nothige ans
der Aletrik über den Bau des Hexameters mitgcthcilt,
und iler Sc^hnler schneller dahin geführt werden , den
Hexameter richtig und fertig zu lesen, was ihm beson-
dere Lust macht, und für die Picliterlectüre gewinnt.
Auch hier wurde eher ein grösseres Pensum beendigt,
and es lässt sich erwarten, dass mit der Zeit die Fort-
schritte der Schüler eich verhältnissmässig günstiger her-
ausstellen. Ganz besonders inuss hierbei berücksichtigt
werden, dass es dem jugendlichen Gemüthe bei seinem
Hange zur Zerstreuung nicht so leicht wird, bei vier
bis fünf verschiedenen Gegenständen der Leetüre sich
immer im Zusammenhange zu erhalten. Jeder erfahrene
Lehrer wird zugeben , ilass die böse Erscheinung eines
nicht gehörig gesammelten Geistes nicht selten vorkommt,
wenn mehr , als zwei alte Schriftsteller zugleich neben
andern sprachlichen und w issenschaftlichen Lertiunen ge-
lesen werden. Ich habe seit der Einführung dieser ver-
einfachten AJetbode weniger Veranlassung gehabt. Diesen
und Jenen auf den Zusammenhang des Ganzen oder den
Inhalt des Vorhergelesenen aufmerksam zu machen. Das
Gelesene war im frischeren Andenken, und die Aufmerk-
samkeit auf das Nachfolgende gespa)iiiter. Da nun diese
Methode auch in Beziehung auf die übrigen Uiiterrichts-
gegenstände , namentlich die für sehr tiiilhig gehaltenen
Realien von Wichtigkeit Ist, so müsste sich auch hier
ein günstigeres Resultat erwarten lassen. So würde denn,
insofern nämlich durch die Leefüre der Classiker, wel-
che den Haupttheil des Gjmnasialunterrichts ausmacht,
eine grössere Intension der Gemüthskräfte beftirdert wird,
auch das Betreiben der Realstudien einen glücklicheren
Fortgang haben, und von einer anderen Seite her mittel-
bar unterstützt werden. Freilich hat diese Methode auch
den Nachtheil, dass die Leetüre der Schriftsteller auf
gewisse Zeit unterbrochen wird. Da;;egcn darf man aber
auch den Reiz der Neuheit in Anschlag bringen. Auch
kann man sich durch vierteljährige Curse helfen , wenn
halbjährige bei weniger reifen Schülern eine zu grosse
Unterbrechung herbeiführen sollten.
Hcinistadt. Dr. J. (h. Elster.
i'l
Gymnasial - Chronik und Mi-scellen, '^'
. •«) la-i
Braun aber g, Ans dem diessjährigen Herhstprogramm
des hiesigen Königl. Gvinnasiunis, welches eine (iescbiehte
des Magistrates der Altstadt Braunsberg vom Oberlehrer
Dr. Lilienthal enthält, entnehmen wir Folgendes:
Director der Anstalt ist Ger lach; die Ordinarien im
letzten Schuljahre, liei welchen möglichst darauf gese-
hen wird, dass derselbe Lehrer die Schüler ilurch einige
Classen führt, waren: in Oberprima Prof. Biester, in
Dntcrprima Oberlehrer Dr. Bunike, in Obersecunda
Oberlehrer Li n gnau, in Untersecunda Oberlehrer Braun,
in Obertertia Oberlehrer Dr. Lilien thal, in Untertertia
Oberlehrer Braun, in IV. Oberlehrer Lingnaii, in
V. Oberlehrer Dr. Saage, in ^'I. Candiilat L i I i e n t h a I.
Ausserdem sind folgende Lehrer an der Anstalt: Keli-
gionslehrer für das Katholische Hr. Augnsthat und für
das Evangelische Hr. Pfarrer Bock, für Mathematik
Oberlehrer Dr. Kruge, der Hfllfslehrer Brandenburg,
der Schreib- und Zeicbiienlehrer Höpffner und der
Singlehrer Wilhelm. . .,
' .9
Holland. Gymnasien und lateinische Schulen da-
selbst. Der bei ilen Gymnasien zu Haag und Leyden
im Jahre (858 angefangene Versuch zur .Ausbreitung und
l'ermehruiig der Hülfsinittcl ^ur besseren ileraiibildung
der Zöglinge wurde im Jahre 18 iy fortgesetzt, und
hat nach Ablauf jenes Jahrs, nachdem darüber eine
besondere Untersuchung aiigesfelit war, über alle Erwar-
tung die erfreulichsten Resultate geliefert. Die sämuit-
lichen Lehrer sind von lebendigem, gegenseitigem Wett-
eifer erfüllt, der zugleich wohlthätig auf den Wetteifer
der .Schüler einwirkt, und zur Genüge beweist, wie
ganz ohne allen Grund von Einigen befürchtet wurdc^
dass aus dem gleichzeitigen Unterricht in den neueren
Sprachen und Literaturen grosser Nachtheil für das alt-
classische Studium entstehen würde. Durch eine, nach
reifer Beratliung eingeführte, Vertheilung iler Gegen-
stände des Unterrichts hat man hinreichend gesorgt, dass
für diejenigen Jünglinge , welche auf den akailemisrhen
Unterricht vorbereitet werilen, das vurgeiiaiiiite .Studium
Hauptsache bleibe, und keine Ueberlailung .stattlinile. Die
niederläiidisihe Sprache und Literatur, worin doch jeder
gebildete Niederländer bewandert sein niiiss, wird aus
dem Grunde zwar in einem ganzen .Schuljahre nirso-
risch behandelt; dar Unterricht aber in den gegeiiHär-
tigen fremden Sprachen wird in iler Art geregelt, dass
erst mit der französischen, hernach mit der deutschen,
eiiillich mit der englischen Sprache ein Anfang gemacht
werde. Auf dem GMnnasiuui im Haag beÜeissigt man
335
sich besonilers ilor matliPin.itisclieii Wissonscliaften , '"wel-
che dort bei (Ich Schiilerii , <lie für die Militär- Akade-
mie, oAft Aast Marine -Institut lieraiiKi-liililrt »erden, oder
die sulilies ausserdem verlaiij;eii iiWicIileii , einen ansehn-
lichen Hitheiiniiet errcirlU halten. Auch zu llarderwijk
and XU Deljt hat man im Jalire ISU) einen gleichen
Vemuch ({einacht, über dessen Resultate jedoch erst in
riuem fol;;ondeu Jahre »vird berichtet werden kOnnen.
Zu Ziitplien war am Ende des genannten Jahres der
Plan für einen derartigen Versuch ndcli nicht znr lölliffen
Reife gelvouimeu. In mehreren Stildten war derselbe noch
ein Gegenstand der Herathung. Die Vorsicht, womit man
hierin zu Werke geht, ist keineswegs /tu tadeln. Es ist
«loch ganz in der Ordnung, dass etwaige ^''eränderungeu
für Anstalten, deren Einrichtung schon einen festen Bo-
den gewonnen hat, rorlier einer gewissenhaften Berath-
gchlagiing unterworfen werden, besonders in Angelegen-
heiten der Erziehung der Jugend fi'ir höhere Bildung.
Daher kommt es denn auch, dass die Einführung jener
Veränderungen, wovon hier die Rede ist, vorläufig noch
als ein ^'ersuch angesehen werden muss, und dass man
es noch nicht für rathsam gehalten, in dieser Hinsicht
allgemeine Jlassregeln einzuführen. Dieses wird dann
erst geschehen können, wenn ilie Sache selbst, durch
eine längere Erfahrung, sich als durchaus «ueckmässig
wird bewährt haben. Inzwischen wird auch zu Assen
der gleichzeitige Unterricht in den alten und neuen Spra-
chen regelmassig fortgesetzt, und ist auf <len lateinischen
Schulen zu Almelo und Enschede, in welchen Fabrik-
orten der eigentliche mittlere Unterricht grösseres Be-
dürfniss ist, als der in den gelehrten Sprachen, durch
eine erwünschte Verandernng in dem Personale der Leh-
rer, bei dem letzteren Besuch jener Anstalten, jener erst-
genannte Unterricht sehr verbessert. Die Anstalt für den
mittleren Unterricht, vereinigt mit der mittleren Schule
zu Haarlem, hat im Jahre 1839 einen schweren Verlust
erlitten durch den Tod ihres ausgezeichneten Directors,
Hrn. N. J. Sleezens. Dieses traurige Ereigniss hat dort
Veranlassung gegeben zu Berathschlagungen, deren Zweck
dahin führt, um das Gymnasium auf dem nämlichen Fuss,
als das im Haag einzurichten. In den übrigen lateini-
scheu Schulen wird inmittels der Unterricht in der ein-
geschlagenen Weise fortgesetzt. Der Unterricht in ilen
alten Spraclien bleibt überall Hauptsache. Die Geschichte,
wo dieselbe früherhin bloss auf die alten Völker einge-
schränkt war, wird, wie zu Amsterdam, so auch in an-
deren Städten, stets weiter und in vielen Schulen schon
bis auf die gegenwärtige Zeit ausgedehnt. — Gleich-
wie der vorgenannten Anstalt zu Haarlem ist auch der
lateinischen Schule zu Rotterdam der Rector W. Terp-
stra, und der lateinischen Schule zu Arnheim der Rec-
tor E. Waardenburg durch den Tod entrissen wor-
den, beide ausgezeichnete iMänner , nicht bloss durch ihre
Gelehrsamkeit und durch die Gabe des Unterrichts, son-
dern auch durch ihr unermüdetes Bestreben , das Herz
ihrer Zöglinge zu veredeln und ihren Geschmack zu bil-
den. Tüchtige !>Ianner sind jedoch wieder an ihre Stelle
getreten. Zu Arnheim ist dieses geschehen durch die Be-
3<6
ftfr'dorn'ng des 'Cohrectors' zum h.ector. Derartige Beför-
derung ist als Mittel zur Ermunterung zu empfehlen,
wenn nämlich Geschicklichkeit darauf Anspruch gibt.
Nie soll docli jene stattlinilen, als allein im wesentlichen
Interesse der Anstalt. Zu Rotterdam ist ilie vacante
Stelle wiieder besetzt von dem Rector der lateinischen
Schule zu Middeliurg , dessen Verdienste dort allgemein
anerkannt waren. Dass der übriges geschickte Conrector
das Rcctörat nicht erhalten hat, solches scheint man sei-
nem jugendlichen Alter zuschreiben zu müssen — Die
Zahl der Schüler hat sich an einigen Orten etwas ver-
mehrt, an andern vermindert ; die sänimtliche Anzahl hat
sich vermehrt mit sieben, wie dieses hervorgeht aus der
Vergleichenden Tabelle , betreffend die Zahl der Schüler
auf den Gymnasien und lateinischen Schulen vom
Jahre 1834 — 1840.
Provinzen.
1834 ISS.")
1836
ls37
1838
1839
1840
Nordbrabant
Geldern . . .
Süllholland . .
NorJlioUand .
Seeland .
Utrecht . . .
Kriesland
Oberyssel
Groningen .
ürenthei. .
Total
263
285
173
170
215
205
170
168
30
33
105
96
95
87
97
102
47
66
49
43
1244
1255
305
171
187
155
34
96
77
101
69
46
1241
296
.301
299
295
142
134
127
1.39
172
191
207
223
150
157
157
1.39
37
38
31
32
100
96
115
9t
68
68
73
7.3
110
102
78
39
60
60
55
53
43
46
44
42
117Ö
119S
, US6
1155
Plauen. Der Jahresbericht für das Schuljahr 1841
bis 1842 spricht mit dankbarer Freude von dem Besuche
Sr. Excellenz des Herrn Staatsministers v. Wietersheim,
welcher namentlich auch die unmittelbare Folge hatte,
dass für die dürftige Schalbibliothek ein besonderes Ge-
schenk von 200 Thir. vom niinisterium des Cultus und
öffentlichen Unterrichts verabreicht wurde. In der Ein-
richtung des Gymnasiums war keine Veränderung vorge-
kommen. Vergl. diese Blätter 1841. Nr. 45. Entlassen
wurden im Laufe des Jahres 28 Schüler, davon 7 zur
Universität. Am Schlüsse des Schuljahres waren 94 Schü-
ler vorhanden. — Dem Jahresbericht voran geht; Da»
Bad des Claudius Etruscus nach Statins Sy\y, I, 5. uu<i
IVIartial. Epigr. VI, 42, Uebersetzung im Versmasse des
Originals und einige erläuternde Bemerkungen theils über
römische Bäder im Allgemeinen (Senec. ep. 8Ö. Plin.
XXX, 15.), Iheils über einiges Einzelne der übersetzten
Gedichte. Zum Schlüsse spricht iler Verf. (R. Dölling)
seine Sehnsucht nach einer tüchtigen Bearbeitung dea
Statius aus in folgenden Distichen:
Exoriare aliquis critlcis rx omnibus nnns.
Qui Stati reddas carmina plana magis;
Densas errorum radiosa lanipade noctes
Discuiiens priscum restituensque decus! ^
E gremio, mea Porta, Tuo lux illa venire
Dicitur. — O faclant Di rata vota brevi!
G y m 11 a s i a 1 - Z e i t LI n g.
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Alterthumswissensclialt.
'X o ^ e 111 Ii e r 1 S 41 9.
S'r). Griechische Scliulgrammatik fon /. /1. Härtung.
Halle, in der BuclihaiKJl. des Waisenhauses tS40.
XII und 404 S. 8.
Eine Schu1j;raminatik von Johann Adam Härtung, dem
Herausgel)Pr der Casus- und Partikejlelire uiifl der Euri-
pideisrhen Iphi^enia in Aulis, hat ihrem Titel nach nicht
viel für sich. Zur Bearbeitunjf eines Schulliuches j;cliiirt
vor Allem pädag^Oj^isrhe Einsicht, umzusehen, was man
dem Schüler zu {jehen , und «ie man es ihm zu gehen
hat. Oll Hr. Härtung diese Einsicht hat, mass seine
ßrammatilv lietieisen. Ferner gehurt dazu eine ruhige
Klarheit, ein gesundes ürtheil und eine kluge Beschei-
denheit in der Benutzung des durch die Wisseiischift ge-
wonnenen Materials. Besitzt Hr. Härtung diese Eigen-
schaften? Nein. Er hat einen gewandten, genialen Geist,
der leicht das Schwierige ergründet, und sich frei um!
kühn erhebt über die Vornrtheile einer yerkelirten oder
»errosteten Doctrin. Insoweit hat er bereits Ausseror-
dentliches geleistet für die hUhere Wissenschaft. Di)ch
besitzt er zugleich ein sehr cholerisches Temperament
und eine gehörige Dosis ton Untniglichkeif. Dadurch
lässt er sich zu einer Willkür hinreissen, ilie keine
Schranken kennt. INun ist das ganze Feld der Philologie
ein Chaos, eine Wiiste. Nun wird, was Jahrhunderte
bestanden, umgestürzt; was ron Alters her gebräuchlich
war, wird iMissbrauch ; was Andere geurtheilt, Vorurtheil;
was Andere ersonnen, Unsinn. So geht es weiter über
Stock und Stein, bis des Zertrümmerten genug ist. Und
wie zerstört, so aufgebaut. Dazu kommen die Bausteine,
wo möglich, aus den fernsten Welttheilen. Nun steigen
Kunst- und Luftgebäude auf. Da hinein führt ein kur-
sier Alaclitsprurh oder eine spitzfindige Dialektik. i\ur
wenige lerwandte Geister lassen sich verleiten. Die Be-
dächtigen bleiben zurück: denn es ist dort nicht geheuer.
Hr. H. hat schon viel Wahres, besonders in »eiiii'r Ca-
guslehre, mit Geist und Scharfsinn an den Tag gebracht;
aber sehr Vieles auch, was bisher aus seiner Fe<ler her-
vorgegangen , sind geistreiche Hirngespinste. Er ist in
«einen Forsihiiiigeii zu rasch, zu kniin , zu rücksichtslirs,
zu überspannt, und eben desshab dürfte er zur Bearbei-
tung eines Schulbuches nicht geeignet scheinen. Ob die.-s
Hr. H. nicht selbst gefühlt hat, wenn er in der ^'orrede
zu dieser Srhulgranimatik sagt, er würde sich oline
fremde Aufforderung und Mitwirkung wohl srluierlicli
üjn-.nasialzeilun:^,
zur Abfassung eines Schnlbnches entschlossen haben, ei-
nes Werkes, bei welchem das Bestreben, Allen recht zu
Ihuii , Verpflichtung sei ?
Es ist nicht zu verkennen, dass sich Hr. H. in dem
vorliegenden Schulbuche sehr beherrscht hat. Docli das
wird wohl jeder, der den Verf. nur einigermassen aus
seinen Schriften kennt, erwarten, dass auch dieses Werk
nicht frei ist »on dem nbernifithig absprechenden Tone
und von willkürlichen Neuerungen. Zwar in dem Buche
Reibst konnte er seine dictatorische Sprache nicht führen-,
er konnte es nur iu der Vorrede; und da ist es gesche-
hen. Gleich von vorn herein wird der Stab gclirochen
über lue anderen Grammatiken; denn er sagt S. V: das
Beispiel so rieler Vorgänger habe ihn von diesem Ver-
suche abgeschreckt, oder, wie er sich S. VI ausdrückt,
die anderen Grammatiken seien misslnngene Versnche.
Der-rleiclien Aensseruugen haben einen dreifachen Nach-
theiL Erstens erscheinen sie als leere Tadelsnclit ; denn
Jeder weiss, dass es sehr wohlgelungene griechische Grain-
inafiken gibt. Zweitens bewirken sie, dass man an de:i
Tadlers Arbeit doppelte Ansprüche macht; denn was
man tadelt, das mnss man besser machen können. Drit-
tens sind sie verderblich für den Schüler; denn sie rau-
ben ihm den Glauben au seinen Buttinann oder Rost, die
sein Orakel waren. Oder denkt man etwa, die Schüler
lasen keine Vorreden? Gerade sehr gern und gerade
um so lieber, je mehr darin poleinisirt zu werden pflegt.
Noch heftiger poleinisirt Hr. H. an einer Stelle, wo es
heisst (S. V— VI): „Das grosse Gefolge von Noten,
welches in den vieislen Grammatiken den Regeln nach-
schleppt, enthüll grösstenihetls nur das Gesliindniss der
Unzulänglichkeit der Hauptregeln und des Mangels an
wissenschaftlicher Durchdringung des Stoffes, und er-
scheint mir demnach theils wie eine Palinodie gegen den
Kundigeren , und theils wie eine fromme Hintergehung
des Schwachem, dem man sein Zutrauen nicht beeinträch-
ti"en will" R'"«"- g'"l>''''t "i'''t ^" ''*"" "»"f'''") fried-
lichen >atnren, die niemals taililii können, und jedes
entschiedene, kr;iflige Wort mit Zittern meiden. Honig
niul Alaiiiia llicssen »eiler auf ilciii Felde der Ehre, noch
auf dem Tuiniiielplatz der Geister. Doch Alles zu ta-
deln, ohne Hück.-iclit und ohne Grnnd zu tadeln, mit
Bitterkeit oder mit llebermuth zu tadeln, das ist aller
Orten ungehörig und am ungehörigsten in ei n Buche
für Schüler. Der vorstehende Tadel des Hrn. H. ist
0-,
339
340
IfiiiPsHcpii jC(;ri"lii<lo<. Koten sind iiotInvPlulig, so lange
e» AliMialiiiii'ii j;ilit viiii jeder Hegel. Ohne sie «äre
Inidler Wirriiarr. Je i<ills(aii(li(;er ille (iraniniatik, ilesto
liiplir iVoleii H Iril sie Italien müssen. In einer Scliiil-
^rauinintik , ili« <liis Alm eiilienile und UnjfetvJ'ilinliilie
ansirliliessf , erleiden sie Beseliraiikunu, alier nOtliijj sind
»le immer. Ja, anrli Hr. II. Iiat in seiner .Silinljjrain-
matlL liein.ilie auf jeder Seile eine, auf vielen zwei liis
drei, anf manchen sogar vier, fünf, serlis Noten. Wir
»ollen diess nirlit tadeln, aber Hr. H. hatte es noch
«feniger, und am itenigsten mit solrlier Bitterkeit an
Andern tadeln siillen. Freilich gelijirt dazu, dass die
Regel nirlit das Seltene, und die Note nicht das GeHühii-
lirhc enthüll. Inztiisrhen ist diess in keiner der t^ang-
liareii griechischen Grammatiken in solchem Masse der
Fall , dass man darülier einen Lfirmrn machen müsstr.
Uelirigens ist es zwar ein übles Ding, wenn in den No-
ten bes|)rorlien »ird, h as man zur Re(jel erheben konnte;
aber noch «eit schlimmer ist es, «enii man, wie Hr. H.
einigemal t;etlian hat, eine Re^el aufstellt, und dann in
einer Note zu verstehen gibt, dass diese Regel nicht
Tiel fange.
l)o( h dieser S|)racli|)rol)er sind, wie gesagt, nur we-
nige in Hrn. H.'s (iraminatik, weil dazu der Zweck des
Boches ilie (lelegcnheit nicht bot. Dagegen sind die
Neucruiigon sehr zahlreich ausgefallen. Und von dieser
Seite dürfte die llarlungische Schnlgrammatik am wenig-
sten zu rmpfehlcn sein. Der Verf. hat diess sehr wohl
gefühlt; denn er sucht sich in der ^'orrede S. VII anf
folgende Weise zu enisriiiildigen : „Indem ich bekeyine,
auf eine neue, noch nicht vorhandene Ordnung hinge-
arbeitet zu haben , scheint das Wort jenes grossen Kö-
nigs mir entgegen zu sein . dass nämlich , toas in Schu-
len gelehrt wird,, nicht neu sein, sondern gelten müsse.
Indess kann nur das Missverstündniss mir dieselben (/.')
entgegenstellen. Denn was ist neu ? Nicht das , was
sich als nothwendig und natürlich kund gibt, und sich
von selbst verstellt , sondern das Paradoxe , Seltsame
und Unnaturliche , also nicht das Wissenschaftliche,
sondern das Unwissenschaftliche. Wo aber soll man
über das Geltende anfragen ? Ist dasjenige neu , was
nicht schon in andern Hiichern enthalten und von der
Mehrzahl gekannt ist, dann bleibt dem Autor, der auf
dieses Neue verzichten soll, nichts übrig, als zu e.vcer-
piren und abzuschreiben. Denn jede bessere Anordnung,
jede nicht schon gemachte Verbindung zweier I'orkom-
vienhciten ist Ketzerei gegen das sanctionirte Herkom-
men. Solche Bedenklichkeiten haben mich daher um so
weniger irre gemacht, als ich zugleich sah, dass die
Erfahrung sie nicht bestätige , indem diejenige griechi-
sche Grammatik , welche den meisten Eingang gefunden
hat, und Verdienlermassen noch jetzt am höchsten geach-
tet wird, die von liutimann gerade am allerwenigsten
util U ieilerholung des Herkömmlichen auftrat, sondern
so viel Neues bot, dass langsamere Schulmänner jahre-
lang die Hullesche Grammatik neben ihr beibehielten.^'
An dieser Eiklflruiig ist ilreicriei zu rügen. Erstens:
was soll in aller Wi-It die abenteuerliche DefinitioD der
Neuheit! Will llr. II. im Ernst behaupten, dass nur
i\aa Uuwissfusrhaflttchc etwas Neues seil Gewiss nicht;
denn er sagt ja selbst, das» die bewährteste Grammatik,
die Huttmann'sche , bei ihrem Erscheinen viel Neues ge-
boten habe; denn neu in iler Wissenschaft ist Alles, wai
man vorher nicht kannte, es sei vernünftig oder Mnver-
nüiiftig. Hr. H. weiss das: wozu denn also jene verschro-
benen Ideen? Zweitens hat Hr. H. nicht unterschieden
zwischen einem wissenschaftlichen und einem Scilulbuche.
Rec. ist ein abgesagter Feind des alten Schlendrians.
Wo sich der Geist lebendig frei entwickeln ilarf, da sind
Neuerungen in der Wissenschaft nothwendig und unaus-
bleiblich. Stillstand ist hier Anfang der Dummheit und
Rarbarei. Aber in Schulbücher dürfen Neuerungen nicht
eher eingeführt »erden, als bis sie Anerkennung und
Annahme gefunden haben bei dem philologischen Publi-
cum. Was sollte aus der Philologie werden, »enu Jeder
seine Einf.'ille ohne Weiteres als feste Regel aufstellen
und zum Lehrgegenstande für die lernende Jugend nia-
cheii wollte! Es ist aber auch drittens unbegreiflich,
wie sich Hr. H. mit Buttmann vergleichen kann. AI»
Uuttmann auftrat, >var die griecliische Formenlehre noch
ein tides Brachfeld. Buttmann war der erste, der hier
mit Gründlichkeit und klarheit arbeitete. Seiue Neue-
rungen waren die natürlichen und nothvvendigen Ergeb-
nisse einer vorher noch nicht gekannten und nicht ge-
übten grammatischen Kritik. So wurde Buttmann der
Grümler der griecfiischen Formenlehre. Sie kann und
wird in Eiozelnhciten berichtigt und verbessert, aber in
grösseren Partien und in ihren Gruiidzügen nie umge-
stürzt und verändert »erden. Ausserdem sinil Buttmann
und Hr. Hartutig auch in ihrem grammatischen Verfah-
ren total verschie<len. Buttmann legte bei allen seinen
Forschungen den Sprachgebrauch zum Grunde, und durch
eine scharfe und genaue Combination iler gesammelten
Data gelangte er zu ileii glücklichsten Resultaten. Hr.
II. macht es gerade umgekehrt. „Aus seinem hcissen
Kopfe nimmt er keck der Dinge Alass, die nur sich sel-
ber richten", und in seine a priori gebildeten Regeln
zwängt er rücksichtslos den Sprachgebrauch hinein. Das
ist aber ein ganz falscher Weg. Das kann man wohl
machen, wenn man eine neue Sprache schaifen , aber
nicht, wenn man die Sprache, die ein Volk gesprochen,
eiforscheii und erklären will.
Doch es wird Zeit, dass wir Hrn. H.'s Grammatik
sellut betrachten. Wir «erden uns in diesem Artikel
mit der Elementar- und Formenlehre, und in einem
spüteren zweiten Artikel mit der Sjntax beschäftigen.
Das Erste, was hier auffallt, ist die Anordnung des Bu-
clies. Der Verf. tlieilt die Grammatik in Etymologie und
Syntax, wovon die Etymologie wieder in Lautlehre und
Formenlehre xerfnUt. Somlerbar ! Hr. Hartniig, der kühne
Neuerer, kehrt hier zu einem allinodii<clien Vornrtheil
zurück. Etjinologie ist und bleibt Stammlehre , sie hat
also mit iler Lehre von den Buchstaben, von der Con-
traction , von der Quantität und den Accenten , von der
AliMaiidliiiig 1111(1 Bildung der Formen gar nichts zu schaf-
fen ; sie gebort überhaupt nicht in die Grammatik, son-
dern in das Lexikon. Dennoch hat auch Kühner diese
verkehrte Binthejlnng , von dem sie Hr. H. ohne gehö-
rige Prüfung entnommen zu haben scheint. Ja, Herr
He(/'ter sagt (Gvmnasialzeit. 1>)41. S. 354), die Einthei-
341
34'>
Inn^ Aer Grammaiik in Etvmologip und $Tn(nx mriiiüe
bribplinltpii »rnlrn, iiiiil will «iaiiiit riiicii VorsciiLii; 7ur
Verbpsurriuig ilor Graiiiinafikcn g<-lli»ii lialn-ii (!). In
«Irei Tlieile trtfuWt die <iraiiinmtik , in KlpiiiPiitarlelirp,
FoniiPiilplire tiiiil SaUlpfire (.SyiiUx). Uipgs ist <|pr piii-
tig richtige VVpg. Ilürhstpiis kann man z»»pi TIipÜp,
Formenlehrp und Safjlphre, aniiphniPn und dip Li'hre
Ton dPM Uucli.stalicn u. ». w. dpr Fornipnlplir» a\s {Gin-
leitun«; rorausscliirken.
Grossp Unordnung liprrsrtit in dpin Artikpl, dpr ülier-
•clirieben ist: besetze des Wohllnuls §. (Vi t.'i'. Ilipr
wird zuerst g. (ij — [\' . von i\ff\ Schlussconsnnnnten jje-
sprochen und ron deren Verwandlunjj in iiTinn statt ii':iaT
u. s. w., «vahrend doch erst viel sjjatpr §. 'I'J — 101). 'o»
der Vertenndlung der Consnnanten die Rede ist. Dann
folgt §. (iS — "/I. ein zwpites Capitel mit dpr tJebpr-
■clirift: Hiulits und Apostroph, und g. 7'i — ; 7. ein
drittes: Krasis und Synizesis , als ob die Krnsis mit dem
Hiatus gar iiirhfs zu fliun hatte, und nur die Elision
(so sollte es wenigstens statt ,-fpostroph Ifeisseii) zur Ver-
meiilung des Hiatus diente. Km viertes Cajiitel §, T'^
— 8 '• liandelt von der Vernancllung der Vorale, wobei
natürlirlt auch diP Contrartion lipsproihpn wird, iluch
ist dies< nicht besonders angedeutet, was des Seliiilers
wpgen nöthig war, ja das Wort Contraction wird erst
binfpndrein eirunal gelegentlich eruithnt. Und in dieser
Weise gpht ps fort bis zu dpr Lehre von der Uerlina-
tiun. Wer sich die Verwirrung, die hier herrscht, recht
augenscheinlich inaclien will, der sehe, wie Andere und
besonileis Rost diese IMaterie behandelt haben. Hr. H. ist
der erste, der hier eine neue Ordnung oder viplnipfir Un-
ordnung piugefiilirt hat. — Kigpnthi'inilich um! iipu ist auch
die Anordnung, ilie Hr. H. Iiei den Ueclinationen befolgt
hat. §. 125. stpjit das .SrliPtna ilpr prsten Declination;
nninitfelbar <larauf ist als Heispiel oorpia derlinirt; dann
kommen §. lL'(i — 13'-?. die Bemerkungen ülier dip ein-
zelnen Casus, und nach ^. 1,3'2- folgen endlich die Para-
digmen. Ebenso §. l.'i?. das Sdiema der zweiten Decl.,
darauf als Beispiel kdyoü dann §. 138 — l4l. die Be-
merkungen pic. , und nach (j- l4l. ilie Pnriidigmen.
§. 14t). das Schema der ilrit'.rn üci I., darauf als Beispiel
i)ip; dann §. l47 — 1.')7. die IJpinerkungpn etc., und
nach §. 157. die Paradigmen- Diese Nenerniig ist ganz
verwerflich, denn sie ist nnlogisch, und fiilirt den .Schüler
irre. Es süIIIp vpi iniillilrch ein Fingerzeig sein , ilass
man den Srhfiler int Uecliniren eist praktisch üben miisse,
ehe man ihn bekannt mache mit iler Theorie der For-
men. Glaubt tlenn abpr Hr. H. wirklich, dass diess auf
irgend einpni Gymnasium nicht gpschieht? Das wäre doch
*in ungeschickti-r Lehrer, der den) AnfSn^tr die allge-
meinen Regeln der Abuandlunjr deM)onstrirte , und hin-
tendrein erst niensa oder GO(fl('., servus oder t.dyui u.s. w.
decliniren lehrte. In einer G'rantmatik aber, »n das
Allgemeine dem Hesonderen vorangehen muss, ein Bei-
spiel, und zwar nur ein lieispiel , wo die Abwandlung so
rielfach nüaiicirt, vorauszuschtrken , darauf dip allgentei-
npn Bemerkungen zu setzen, durch die ilas vorangestellte
Beispiel erst seine Erklärung findet, und nun wieder
■eclis bis zwülf verschiedene Parailigmen anzuführen, das
ist unmöglich Ordnung. Wollte Hr. H. auf die wissen-
schaftliche Ordnung eines eingebildeten Uebels wegen
durchau.! verzichten, so :nnsste er wenigstens ronsccjnent
sein und alle Paradigmen gleich na( h dem Schema sel/en;
dann wllre man auch nicht auf den Gedanken gekommen,
dass er einen Unterschied mache zwischen Beispiel und
Paradigma. Noch viel bunter sieht es in der Lehre vom
Verbum aus. Hier findet sich folgpndp Anordnung:
Zweites Capitel. Conjugntion oder .41/lieugung der l'erlta.
IJeker die Tlieile des l erbt Jj. .'.')). ()• lieber die Arien
der Konjugation JJ. 'ib' ■ S. Hann lipisst es: nun ist et
zuvörderst niilhig, dass der Scliüler folgendes Paradigma
eines verbi banjtoni sivit recht genau einpräge- Unrl nun
wird JJ. 2.')'t- S. 74 — '^ "'" coiijngirt. I. Ueber En-
dungen, Augment und Reduplication. A. Ueber die En-
dungen g. 21)0 — '27H. B. I om Augment §. 27(1— 2S').
C. Von der Reduplication §. 28) — 2')l . D. Augment
und Reduplication bei haftenden Präpositionen §. 2"i() —
3(1!. B. Ueber den Accerit bei der ConJu'j,ntion §. 301
— .;04. Aufgabe zur Uebung g. 3ii4. II. Ueber dit
Bildung der Tempora. A. Ueber die abgeleiteten und
verstärkten Verbalformen §. .30f) — 31'i. B. Ueber dt»
Bildung der stärkeren Formen oder der lempora prima.
§. .31':. Vorbereitende Uebungen. Of!'i>, O'/.ei i'.Cio, (fi-
Ac.oooj, äo^M, Toifjw, dyyiAko). J'ok den verbis purii
§. 31s — 32"^. Von den verbis liquidis §. 328 ^ -3.').
Von den verbis mutis ^. 33.0 — .337. C. Ueber die Bil-
dung der schwächeren Formen oder der tempora secunda.
Vorbereitende Uebungen. I. arieloo}. Uonj'ug^tion der
tempora secunda (f). II. toitiv) (fti-yo) xdiiICoj. Ge-
meinsames §,. 338. Ueber die verba pura §. 33'.l — 342.
Von den verbis liquidis §. 342 — .■■!4.'i. Von den verbis
mutis §. 3-IÖ — 3-tl~'. Ciemischte Beispiele zur Uebung-
Xa.v'JrAVin rfaivv) onviri') } timo- I). Ueber die Con-
jugation der verba contr icta JJ. 3''l — 3.')4. (liier sind
(fikt'i), Ttitta.'j, llioih'xo , d.inn tlieilweise ttiJai) um!
Cciü) conjugirt). E. Conjugation der Verba auj ui.
Anwendung dieser Conjugation JJ. 3.')4. ö- Beispiele der
( onjugation auf ui. Tiihjtii, iiii^iofii, 'lOrtjui, diiy.vvtti.
Eigenthümlichlceiten dieser Flexionen §. 356 — 304- Ver-
zeichniss der übrigen Anomala nach der Conjugation auf
[XI %- 3()4 — 371. J'erfecta nach der Conjugation auf
[II §• 371 — 374. Aor-iste nach der Conjugation aufm
§. 374 — 377. F. .4lphabetisches Verzeichniss der l'erba,
deren Formen und Tempora man sich besonders einprägen
muss- Es dürfte kaum ndtliig sein, die Unordnung, die
)n diesen) Capitel herrscht, ausdrücklich nachzuweisen.
Dreierlei ist es besonders, was einen leichten Ueberblick
verhindert. Erstlich ist die Eintheilung in Paragraphen
nicht U)it Cunsecjuenz und Klarheit durchgeführt. So steht
zwar S. 10. und 103 über dem Te.xtp §. 337. geschrie-
ben. Indessen halien diese .Seiten gar keinen Paragra-
phen. Denn S. 101 wird unipr §. H37. von den Veibis
gesprochen, die im Perfcctuu) den Un)Iaut haben, und
gleich darauf ist unter C. von der Bildung der tempor,i
secunda die Rede, ein Abschnitt, der doch der vorans-
geg.ingenen Bemerkung nicht füglich subsumirt werden
kann. Ebenso ist das ganze Verzeichniss der unregel-
n)assigen ^'erba ohne Paragra^jhen , denn §. 37 7. geht
S. 133 zu Ende, und §. 37s. beginnt erst mit S. I()3
wieder. Zweitens hat der Xerf. auch bei dem X'erbum
343
344
.11« ^rhoii ol.cii gerügie !>I.-*Iio.le befolg«, ilio Bcispiflp
iIpii Ile"<-In , «l-'S Ui'soiiilori' «liMii AII'^cniiMiiPii loraiizu-
stclU-ii.'" Drilti'H-s i-M.lliili ist j;l.M( hartiger Stoll' «lillkiir-
lull /frstij.kelt, iiamontli.il <liir.li «li.- Abllieiluii^ .ler
TiMiinora in stärkere iiml silinailierc Formen. ü<(,'<'ii
«lie.se Thciliiiif ist an iiiiil fiir »ich niclits eiiizuHen.leii ,
aller bei .ler Lelire von «ler Bililiing der Tempora ilie-
»elbe zu Griiiiile za legen, «ar in einer Scliulgrammatik
«i'lion iler anU'allen.len Neuheit wegen nieht jjeratben.
Auch nuisste .ler Leser wenigstens anf .liesc Neuening ge-
höri" vorbereitet »er.leii, was nidlt geschehen ist. Denn
wenn man S. 91 plülzlirh liest: lieber tlie ßil.lung .ler
Starkeren Formen o.ler .ler tempora prima, nixl wissen
will worauf .liese .Anordnung beruhe, so muss man rii.k-
warls «n.hen bis !S. 7-', "o unter b., also nibenbei, ge-
sagt wird: Von allen Temporibus, nasaer dein Präsens
und Imperfecta gibt es eine stärkere und eine schwä-
chere Form u. 8. w. Kurz dieses Capitel ist ein La-
byrinth. L'nd hieraus soll sich der Anfanger iin.len?
liier soll er .lie erste Bekanntschaft mit dem ohnehin so
s«h»ierigen Verbum machen? — Zu den grammatischen
Sonderbarkeiten gehört auch endlich noch die Stelle, die
.ler Artikel einnimmt. Dieser steht we.ler an der Spitze
der Declinationeii, wie bei Mattliiä , Thiersch und Rost,
noch .licht lor ileiii Pronomen, wie bei Huttinann, u.ich
unter den Pronominibus, »ie bei Kühner, sondern — in
noia fert animus — mitten unter den Bemerkungen über
Genus und Casus der zweiten Declination, „»eil ersieh
mit gerinirer Abweichung nach der zweiten und der er-
aten ^Declination zugleich richte." Trotz dieser Mängel
in .ler Anor.lnung der Hartungisrhen Grammatik hat uns
doch eins "efreut , weil wir geglaubt hatten, dass Hr. H.
auch hier nach «lern jVcucn greifen würde, es hat uns
gefreut, dass er die abenteuerliche Maxime des Herrn
Kühner und anderer Gramtiialiker , .las A'erbiim in der
Grammatik ror das Nomen au stellen, nicht angenom-
men hat.
Wir gehen zum Einzelnen. Förster Abschnitt.
I. Ueber Schrift und Aussprache. Hier wird g. 13 — 32,
S. 7. Anmeik. gesagt, die Zeichen ö un.l >; seien darin
verschieden, dass ö in der Mitte, g am Ende der Kur-
ier gebraucht »erde. Dann heisst e» weiter: „Nur i?i
Partikeln, wie r^QUi, et'.;, ig u- s. w. kann das c bei
Zusammensetzungen auch in die Mitte zu stehen kommen,
als 71 posyip"-'. £i;ßaiv(jj, d ('«'/ff //<,■. " Diese
Bemerkung ist falsch. Sie beruht bloss auf der Ansicht
Fr. A. U'ol/'s, dem viele neuere Philologen folgen,
iii.leni sie, ohne zu pnifen o.ler liberhaiipt .las Bessere zu
kennen, den .leutschen Gebrauch in .las (iriechische hin-
eintragen. Sie widerspricht aber nicht nur der Autorität
der Alten, son.lern auch .lern Geiste der griechischen
Sprache, deren grösste Eigenthümlichkeit die Verschmel-
ziih' im Grossen, «le im kleinen ist. Die Griechen,
bei denen man lervnfiai für lill'iiuai, (TvXXeyilV für
oi'vtUysiv, ovyx'^jotiv für oi<v%uiQiTv, na'kiQ^ijoc, für
Ttukiioooi, n(i.aoocf(JC, für udvooffog, und Anderes die-
ser Art in l'nzahl liest, die selbst zwei verschiedene
Worte äusserlich in eins vermis.hfen, die sich sogar
Tukkoyov für xvv küyov, Tiji^iujciou für rijv fnirtga,
Tuy/oovoi' für TOI •j[o(h>ov und An.leres dergleichen
mehr erlaubten, die srhrieben auch TT^uOCfeooj, icrßaivui,
8l'0yeprj(;, di'OOlßtji, nooGOrtl^eiv u. s. w., zumal
.la sie die Verschmelzung .ler Begriffe, überhaupt die
iniiemi Zustände .ler Worter , auch äusserli.h anzudeuten
pllegtcn. Mit Recht haben a\s<) IHatthiä, JJuttmann und
Kühner .liese echte Schreibart wie.ler hervorgerufen. Dass
diese auch aus kalligraphischen Rücksichten befolgt wer-
den muss, hat Uatimann Aiisführl. Gr. S. II. Not.***)
mit schlagenden (irün.len bewiesen. — S. 7- §• 1Ö- „So-
wie es in unserer deutschen Schri/t ein darübergeschrie-
benes e gibt , so hat man in der griechischen ein darun-
tergeschriebenes l {Iota subscriplum).*' Dieser Vergleich
ist unstatthaft, nnil kann leicht zum Irrthuin führen. Er
beruht nur auf einem zufälligen Missbrau. h. Ihrem
\V'eseii nach sind beide Fälle ganz verschieden. — Es
folgt nun S. ^. ^. IfS — HU. ein C'apitel mit .ler üeber-
schrifl: Emlheilung der Laute. Hier sin.l zuerst die Vo-
cale so geordnet: ,,a) drei ursprüngliche Vocale a l v ;
b) zwei durch Verschmelzung a — / und a — v entstan-
dene 1] Li) ; c) ztoei durch Abschwächung des i] und ui
entstandene £ u." Daher sind .lenn t un.l u in der S. lU
gegebenen Tabelle .ler Laute gar nicht erwähnt, gleich
als ob sie im Griechischen gar nicht exislirten. Es ist
schwer zu begreifen, wie .ler Verf. zu .lieseii wun.ler-
lichen Ideen gekommen ist, «lie der Geschichte des grie-
cliischen Alphabets, wie der gesunden A'ernunft schnur-
stracks zu» iderlaufen. Um mit .ler letzten Behauptung
zu beginnen, so bedarf sie kaum .ler Wi.lerleguiig ; denn
es ist eine ausgemachte Sache, dass ), ein ge.la.htes o.ler
doppeltes £ und üj ein gedachtes o.ler doppeltes o ist,
.lass auch £ null O schon in dem alten kadmischen oder
phöiiikischen Alphabet vorkommen, dass aber /; und vj
darin noch gänzlich fehllen, ilass .liese eist um die Zeit
der Perserkriege aufkamen, und früher .lurch i o.ler ts
un.l iliirch o o.ler oo ersetzt wurilen. Dazu liefern Bückh'S
Inschriften unzählige Beispiele. Wir ver weisen der Kürze
wegen anf Matth. S. 2> K. un.l Thiersch g. l'i- S. 17 ff.
Hieraus ilürfte sich auch die llnhaltbarkeit der zweiten
Behauptung, dass /) und u) aus a— l und a — V ent-
standen, von selbst ergeben. Sie ist vermntlilich wieder
aus dem Sanskrit hergeholt, wo e dem griechischen ai
und ö dem griechischen a V entspricht. Was endlich ilie
Entstehung der Vocale betrifft, so möchten wir wohl
viissen, mit welchem Rechte .ler Verf. u l V die drei
ursprünglichen griechischen Vocale nenne. Folgt iliess
etna aus der deutschen Sprache, ko a, i, u nach Grimm
ilentsche Gramm. \. S. öl die ursprünglichsten, älte-
sten aller Vocallaute sind? Nein. Es gibt nur einen ur-
sprünglichen Y'ücal; das ist der Gruii.llaut a; denn er
ist .lie Verkö/perung des ungehemmten freien Athem-
zuges. Daher äui {uij/nt), halo , ich hauche, alhme ,
lebe (animus, anima). Die übrigen Vocale sin.l nur Ab-
stufungen >oii dem einen (Jrlaut a; denn bei ihrer Bil-
dung sind Kehle und Lippen mehr o.ler minder thäfig.
Di'in it zuna. hst steht i , denn es bedarf zu dessen Bil-
dung nur einer leichten Zusammeiiziehniig <ler hinteren
Kihle. Hierauf folgt /, wobei .lie Kehle schon mehr
g.'presst «ird. Es hat seinen Sitz in .ler vor. leren Kehle,
und bildet ileii Uebergang zu (> und v, wovon das erstere
durch Kehle und Lippeu zugleich, das letztere baupt-
345
/{46
aächlirli (liirch ilio Lippen ln-rrorgoliraclit iiiril. So «taii-
«lern die Laufe in der Ordniinff ii I i o r ans der Tiefe
der Kelile lii« auf die Lippen. l!iid so liat der nainr-
liclie Versfand die Vorale schon lilngsf geordnet. Aber
aucli daran hat ausser Hrn. Härtung ivohl iiorh kein
Alensrh gfezweifelt, dass aus S und (t durch Dehnung ji
und M entstanden sind. — Es folgt nun zweitens die Eiii-
thoiiun^ der Consonanten , die folijende ist: „stumme
(mutae), d. h. solche, die muri ohne Hhizunehmuvg eines
Vocnls nicht sprecheti kann. I>) /'lüssige fliquidae),
die mnn (wie s. II. rrrr) forlti'inen lassen kann. r)
Spiranlen, deren die griechische Sprache als Conso-
niint ?iur Einen , näntlich das er oder <; Äcs«ss." Der
folgende j^. 19. hehandelt nun die beiden Spiritus, die
der Verf. zu ileii Spiranten rechnet. Hierauf wird ^. 20.
die Eintheilung <ler niutae in aspiratae, inediae und te-
nues gegeliei). Dann ist §. 'Jl; von dein aspirirten d die
Rede, und g. 22. folgt endlich noch die Eintheilung
der Laute in Gaumen-, Zungen- und Lippenlaute. Wir
brauchen «ohl dem Leser niclit erst briiieiflich zu ma-
chen, dass hier wieder einmal ein arger Wlrrivarr herrscht.
Der Schi'iler, der ilie Grauiinatilc des llrn IL gebrau-
chen soll, uius?i, »enu er an dieses Capitel kommt, zu
einer andern Grammatik seine Zuflucht nehmen , um
eine klare Ijebersicht liber die Consonanten zu erlangen.
Hätte nicht Hr. H. seine paradoxe Idee, ilass die Spiri-
tus, sogar der lenis, zu den Consonanten gehören, rück-
sichtslos durchfuhren »ollen, so würde er, nie die an-
dern Grammatiker, über die Spiritus in einem besonde-
ren Capitel , und zwar am fnglichsten ror der Einthei-
lung der Laute, gesprochen haben. Dann «äre auch
nicht willkürlich zerstückelt worden, was, besonders für
Schüler, unter einen Gesichlspunct gestellt «erden niuss.
Ausserdem ist hier noch fünferlei zu rügen. Erstens
mnsste bemerkt werden, dass sich die Kintheilung der
Consonanten in mutae etc. auf ihre Eigenschaften grün-
det, was nicht geschehen ist. Zweitens niusste die Ein-
theilung der Consonanten nach den Organen der Einthei-
lung nach den Eigenschaften durchaus lorausgehen , wie
in ilen andern Grammatiken, denn jene ist wesentlich
and noth» endig, diese willkürlich und bloss zur ße(juem-
lichkeit erdacht. Drittens hätte Ilr. H. die iiquidae und
den Spiranten o nnter dem gemeinsamen Namen der se-
mivncales den mutis gegenüberstellen und diese zweck-
mässige Benennung um so weniger in eine Anmerkung
»erweisen sollen, da er nun gerade das thut, was er in
der Vorrede S. V f. so heftig tadelt, und ila er §. f)3.
<lie drei Laute v, Q, p als drei Halbvocale anführt, l'ier-
tens niuss der Schüler aus Hrn. H.'s Worten srbliessen,
dass ilie liquidac desshalb so heisseu , weil man sie fort-
tünen lassen kann. Ist ilas seine i>leiniing nicht, so
hatte er nicht .so ungenau und zneiileutig sein sullen ;
ist es aber seine Meinung, so ist sie falsch; ilenn wegen
ihres Forltönens lieisseu sie semivocali'S ; liijuidae dagegen
wegen ihres leichten und gleichsam ßiessenden Tones,
darch den sie sich bequem an andere Laute aiisrliiniegen.
S. Buttm. niilll. Gr. g. I(i. Not. ♦). Fünftens endlich ist
CS unrichtig, ron Spiranten zu reden, wo es nur einen
einzigen gibt. Das Alles wären in einem grossen, wis-
senschaftlichen Werke Kleinigkeiten, aber in einem Schul-
Gyinnaiialzi^iiiiit^.
buche ist linklarhcit und Ung('nanig'kei'<"irer"grl'K»te Feh-
ler. — In demselben Capitel über die Eintheilung der
Laute lieisst e-i S. 10 Aninerk. : „Der Laut F, welcher
dem lateinischen v entsprochen hatte, oder das üoli-
sehe Digammn, war frühzeitig ausgestorben}'' Da«
ist die Lehre von dem horhw irlitigen Diganima. Weiter
findet sich hierüber in der ganzen f lartiing'.-rheil For-
menlehre keine Sylbe. Man lernt also bei Hrn. H. so
gut, wie gar nichts über das Di;;.iniina, Wenn man nicht
ziif.'illig einmal im Anhang über den epischen Dialekt
liest, wo gleich zu Anfang ^. 4()4 — lili. wicd.r mm
Oigamina die Rede ist. .Man begreift nicht, warum der
\'erf. nicht wenigstens auf diesen AbscbnitI verwiesen
hat. Zwar ^ibt es au< h hier nicht viel Erhebliches.
Das ganze Digainina ist über ilas Knie geliroclien. AVie
über diesen Stoff zu sprechen und « ie er zwischen iler
Elementarlehie und der speciellen Lehre vom epischen
Dialekt zu rerlheilen war, sieht man aus Thiersch's vor-
trefflicher Behanillung g. 1't. und g. 1.5 <— 163. Hier
ist das Diganima nicht, wie bei llrn. H , mit einer zwei-
zeiligen Note abgefunden. — Ebeiidas. S. 10. 5}. 28.
Jieisst es nach Allf^.'ihlung der Doppellaute: „Die Aus-
sprache dieser Diphthongen , wie sie zur Zeit der Kö-
mer galt, kann man ohngeffthr [s\v) aus der Schreibung
folgender Eigennamen abnehmen: 0a/öoo; Phaedrus,
t'tuiyoi Glaucus, JSfii.o:; Nilus, Av/.eiüv Lvceum,
Ev(ji)i Eurus, BoKOxia Boeofia, Moiaa Mnsa, Eil i.i-
9v/a Ilithvia." Dann folgt §. 30. ein Capitel mit der
Ueberschrifl: Aussprache, und §. 31. wird gesagt, man
müsse die' Erasmische Aussprache befolgen, weil sie ein-
mal die herrschende sei. Wenn das kein Wirrwarr ist,
so gibt es keinen. Erstens viird der Schüler hieraus
nicht klug, »vie nun eigentlich die Diphthonge zu spre-
chen sind. Soll er dem Erasiniis folgen oder den Rö-
mern , und soll er im letzten Fall das £t wie i oder wie
e aussprechen? Zweitens ist es sehr unlogisch , in einem
besonderen .\bschnitt von der Aussprache im Allgemeinen
zu reden und doch einen Paragraphen loransziiscliicken,
der von der Aussprache ein^elller Laute handelt. Wie
ganz anders ist das Alles in den andern gangbaren Gram-
matiken. — Auch was g. 29. gesagt wird, ist nicht rich-
tig. Es heissl dort, a habe früher wie ai oiler ae und
(I) wie oi oder oe gelautet , später al>er seien sie nur a
und o gesprochen worden, weil das Jota eingegangen sei.
Weder (i wurde je für ae , noch (d je für oe gesprochen,
sondern beide nur wie ai und oi, so dass t sowohl hier,
als in r einen gelinden Nachhall zu deui vorhergehenden
langen Vocalc bildete. Erst bei den Römern enlstand
ilurch Abschwadiung aus ai ae und aus oi oe. Da-s una
a 77 (/> später nur a e o sprach, brachte theils ilie all-
gemeine Sprachverderbniss mit sich, theils die absurde
31ode , das Jota darnnterzusrhreiben. Da diese Mode
erst im 13. Jahrhundert aiifgekoininen ist, so versteht es
sich von selbst, «iass ilas /, wenn man nicht ein schlech-
tes Neugriechisch, sondern ein gutes Allgriecliiscli spre-
chen will, auch jetzt noch beim .Sprechen gehört «erden
„luss, — Was nun die Aussprache überhaupt betnllt, so
hat Hr. IL hierüber Folgendes: Nachdem er §. ,KI- ei»o
26
3i:
34«
gpilrangl» Oescliichfc ilersciben gegeben hat, gesteht er
8. 31, «lie »rhoii gesagt ist, zn , «lass man die Kras-
inisi'lie als die herrs« lienile befolgen müsse, vorher geht
«her ilirse Aiiuierktiiig : „üiess war ei/t sehr schlechter
Tausch (ilass man «(att der «engrieihischen Ausspraehe
die Krasmisrhe eiiid'ihrte), indem eltcas , irds nie existirt
hatte, also ein Undinj;, an die Stelle eines zwar un-
vollkommenen , doch wirklichen Dings , Willkür an die
Stelle des Herkommens und H'irrwarr an die Stelle der
Ueiereinstimmitng gesetzt wurde. Darum rathen mit
Recht viele einsichtsvolle Männer, dass man tcieder zu
Jener neugriechischen oder Keuchlinischen Aussprache
zurückkehren sollet'' In der That, Hr. II. muss eigcn-
thiiinlirlie Begrifl'e von .Sclmle und Schulgramoiatiken ha-
ben, »enn er die tVegel, die er gibt, vorher als Unding
nud als Wirrwarr bezeichnet. Warum verwirft or nicht
lieber den herrschenden Wirrwarr, er, der doch sonst
8o ri'icksirhtslos und kühn ist, ansliitt den Schüler in
solche Widerspruche zu verwickeln ? Freilich ist es ein
sehr übereiltes Urtheil, ilas hier llr. H. in seiner Note
fällt. Es wird nachgerade Zeit, dass sich die Philolo-
gen über die Aussprache des Allgriechischen vereinigen.
Bei keiner Streitfrage haben sich die Geister so schwer-
füllig gezeigt, wie hier. Obgleich es schon an und für
sich eine absolute Unmöglichkeit ist, dass eine so reiche,
80 biegsame, so ausdrucksvolle, so wohlklingende, so
durchaus vollendete Sprache, wie die griechische, in
ihrer Feinheit und Unverdorbcnhcit für einen Laut meh-
rere Zeichen and für mehrere Laute kein Zeichen hatte,
wie es doch bei dem Itazismns der Fall ist; obgleich
dieser Ita/.ismus oder die Sprache der Neugriechen der
allersicherste Beweis ist, dass die alten Griechen ganz
anders gesprochen haben, weil es das erste Beispiel seit
Erschalfcing der AVeit wäre, dass ein Volk seine Aus-
sprache durch zwei Jahrfanscndc hindurch, in denen es
der Spielball <ler Barbaren und anderer \'ülkcr war, ganz
rein erhalten hatte; obgleich sich nicht ein einziger halt-
barer Grund dafür anführen lasst , dass die alten Grie-
chen ihre Vocale und Diphthonge so, wie die Neugric-
chen, gesprochen; obgleich in Matthiü's ausführl. Gram-
matik S. 28 — 44 schon langst haarklein bewiesen ist,
dass die alten Griechen zur Zeit ib-r Blüthe Griechen-
lands, d. h. von l'erikles bis zur 'Makedonischen Herr-
schaft , nicht so gesprochen haben, wie die Neugricchen,
dass sich hingegen die Erasniische Aussprache der Alt-
grierbischen am nieisfeii nähert; obgleich diess ganz neuer-
dings auch Henrichse7t in seinem vurti efl'lichen Werke
über das Neugriechische auf das Evidentste dargethan
hat; obgleich diess auch Kost in lier sechsten Auflage
seiner Grammatik S. 13 niit Nachdruck wiederholt, und
ousilrncklich erklärt, dass die neugriechische Aussprache
nur dem byzantinischen Zeitalter mit Sicherheit zuge-
wiesen werden könne; obgleich anch liuttmann, unser
tüchtigster Sprachforscher, zu wiederholtpcn i^lalen aui-
gesprochen hat, es erhelle nuw idersprechlich aus der
Art, wie die Griechen lateinische Wörter geschrieben,
aus Pompeins lloit7i>;iui , Sniinus iLutitvoc, Claudius
lOuivdlUi , das» die neugriechische Aussprache nicht die
alte und herrschende gewesen sein könne; obgleich es
eigentlich nur eines niibefangenen Blickes auf die Wört-
chen Jia'ii, '.fidt^i, öTg, ngaix;, aü/tvog und andere ähn-
liche bedarf, um überzeugt zu sein, dass ni ni uv in
den herrschenden Dialekten FJrasmisch, d. h. rein und
ihren Bestandtlieilen geinSss gespruchen worden seien; so
gibt es «loch noch immer eine grosso Zahl von Philolo-
gen, die durchaus nicht ablassen von dem Reiichlinischen
Kauderwelsch, und wenn auch nicht durcht;>iugig lleuch-
linisch sprechen, doch wenigstens au der Reuchlinischen
Aussprache des at hartnackig festhalten. Abgesehen aber
von der unseligen Verwirrung, die dadurch in den Schu-
len herrscht, von der Abgeschmacktheit, halb Alfgrie-
chisch und halb Neugriechisch zu sprechen, so liegt ge-
rade die Aussprache des aj ganz ausser Zweifel. Es ist
ausgemacht, dass zwar die L>i IjOUDTia dasselbe wie ae ge-
sprochen (Hückh. Staatshaushalt. II. S. 3')4), ilass es
aber in der gebildeten und herrschenden attischen Spra-
che wie ai gelautet hat. Ja, das einzige Moment, das
für die Beuchlinische Aussprache des ui noch einiger-
massen sprach , die römische Schreibart der Wörter Wai-
d(J()i, flatai', Al'yvJlTUZ, und anderer, ist ein entschei-
dender Beweis für die Erasniische Aussprache geworden,
seitdem man eingesehen hat, dass, wie oe aus oi , so ae
ans ai durch Abschwächnng entstanden ist, daher sich
auch das ai in Wörtern, wo i etwas schärfer gesprochen
wurde, '\\\ Laius {^l'/ioc.), Maia (iVoia); Troia (^Trjola),
Aglaia (V/y/.ai'ß), Achaia ('.^/«/a), Aiax {Aiui) ganz
rein erhallen hat. Und dennoch nennen Hr. Härtung und
ein paar andere Gelehrten A'\e Erasmische Aiisspraclio
ein Unding, und wollen nns in allem Ernste rathen, zu
der neugriechischen Aussprache zurückzukehren? Solche
philologische Curiositäten sollten bei dem jetzigen Stande
der Wissenschaften nicht mehr vorkommen. AVas AVnn-
der, wenn man nun auch verlangte, dass das Lateinische
Italienisch gesprochen wiVde?
Wir kehren ?,u Hrn. H.'s Schulgranimatik zurück,
II. lieber Quantität und Accent , S. 12 — 1'.). Hier fin-
den sich ein paar gute Bemerkungen, wie g. 43- und
44. über das AVesen und den Nam<'ii des Acccntes, §. 49.
über die A'erwandtschaft zwiscliin den atonis und encli-
licis , insofern siili die erstem vorwärts , die andern rück-
w.'irts an aiKJere AVörter anlehnen ; doch musstc eben iless-
halb erwähnt «erden, dass die alona in A'crijleich mit
den ciicüticis auch procliticae lieisseii. Eine feine Be-
merkung eiitli.'ilt auch die Note zu g. ,VJ , "" es von
der allgenieiiieii Begel über ilie Setzung der Accente
heisst: „Diese Regel könnte auch so lauten: die Hebung
der Stimme im Wort darf nicht über zwei Sylben weit
von dessen Ende entfernt sein. Der Grund ist, weil
sonst die Dämpfung , welche not/iwendig auf die Hebung
folgen muss, für die letzte Sylbe nicht zureichen würde.
Uocli wäre es wob! noch zw eckmassigr r gewesen, den gan-
zen g. .')2. so abzufassen : Die Hebung der Stimme im
Wort darf nicht über zwei Sylben weit von dessen Ende
entfernt sein, weil sonst die Dämpjuug, die auf die
Hebung folgen muss, für die letzte Sylbe nicht zureichen
würde. Hieraus ergibt sich die Regel, dass der Acut
nur auf den drei letzten, der i'ircumßex nur auf den
zwei letzten, der Gravis nur auf der letzten Sylbe ste-
hen kann. Dann hatte es auch keiner Note bedurft,
gegen die sieh Hr. H. in d>T Vorrede so sehr ereifert.
3J9
.H50
— Doch finden sich in ilipscm ALschniit auch Sparen
TOn Unordnung und Flüchtigkeit. In (^. ,'{;{, hcisst e«,
w sei :=:: no , lj 'sz. ee , «ud doch sagt Hr. H. §. 1<S,
and H'iedi'rholt es späterhin an mehreren Stellen, dass ;;
und II) dnrih Wrsclimelzung von n-l und (i.-v entstan-
den seien. Wie in aller Welt soll das der Schiller zu-
sammenreimen! — F'erner heisst es in demselben §. '.i'.i'.
„4lso ist es die Zusammenkunft zweier l'ocale , aus
welcher überall die Länge hervorgeht'''', unjl §. 34: „Eben-
so verhält es sich auch mit den Cnnsonanten, dass näm-
lich durch die Zusammenkunft zweier Cunsonanien am
Schluss Jeder Sylbe diese Sylbe lang wird, z. B- die vor-
letzte Si/lbe in ivtitio, Trcpo), kijEO'Jai , v.a'Ji^o),
VUiii^V) , i'.lbooixii.^^ In diesen Worten liegt eine drei-
fache Uiig^euaiiigiieit. Erstens machen zwei Cunsonanten
nicht lilosM, nenn sie am Schlnss einer Sill>c, sondern
auch «venn sie zu Anfang eines neuen Wortes stehen,
oder, »enn der eine am Schluss des einen und der an-
dere zu Anfang des andern Wortes steht, den vorher-
gehenden V^ocal lang. Zvteitens macht auch ein Doppel-
consnnant den vorhergehenilen Vocal lang, nicht bloss
ewei Consonanten. Hr. H. spricht bloss ton zwei Con=
sonanten , und führt doch auch Beispiele wie ■xclpio,
y.diteiü) , vtifiiCü} an. Was soll nun der Schüler den-
ken? Drittens Iflsst sich nicht liiglich sagen, dass es
sich in Bezug auf die Quantität mit den Consonanten
ebenso verhalte, wie mit den \'ocalcn. Es klingt zwar
recht hübsch, wenn man sagt, eine Svibe werde theils
durch die Zusammenkunft zweier l ocule , theils durch
die Zusammenkunft zweier Consonanten lang, ist aber
unklar und unrichtig. Erstlich ist schon bemerkt wor-
den, dass hier auch der Doppeloonsonant eine Hauptrolle
spielt, an den aber bei der Zusaoimenkunft zweier Con-
sonanten kein Sihüler denken wird. Ferner sind beide
Falle auch wesentlich verschieden: denn zwei Vocale
werden ilurrh und in sich selbst lang, aber zwei Conso-
n.inten und ein On|ipelronsonant machen deu Vocal lang,
der vorhergeht. Eben desshalb heisst die ersterc Länge
die Länge von Natur, die letztere die Länge durch Po-
gition. Auch Hr. H. hat diese bekannte Eintheilung,
»her seltsamer Weise erst weit hinterdrein. Denn erst
1^. 37. wird sie narhirflglich aufgestellt, als w-lre sie
vergessen worden. So «iril der Schüler in das Dunkel
und hliitcnnach erst an ilas Licht geführt. Hätte es Hr.
H. nicht verschmäht, den gangbaren Grammatiken zu
folgen, so hätte er auili hier die allgemeine Regel den
speciellern Erörterungen über die Qnaiitit.'it vorausge-
schickt. Dann wäre der ganze ^. .j7. gespart worden,
und es wäre auch nicht passirt, dass man in der An-
merkung zu |§. 3I>. von Position liest, und doch erst
^. 37. erfährt, was Position sei. — Ein anderer Fehler,
woran derselbe .Abschnitt über Quantität und Acreiit be-
sonders leidet, ist der, dass er zwar überraschend kurz,
aber auch sehr lückenhaft ist. Kurz zusein, wenn man
Hauptsachen verschweigt, ist keine Kunst. Mau findet
aber in diesem Absclmilt nichts über die Doppelzeiligkeit
der Sviben, nichts über ilic Wirkungen der Arsis und
Thesis bei Homer (erst in der Metrik S. 4 i ii f. wird
von Arsis nrid Thesis in anilcrm .Sinne gesprurhrii , und
in dem Anhang über den epischen Dialekt sind ein paar
karze Bemerkungen über die Arsis zerstreut, wie (J. 466-
47*i. 4H'2. Anm. , obgleich mau erst g. 1095. erfährt,
was Arsis ist), ferner nichts über die Verkürzung iler
Diphthonge und der langen Vocale vor anderu Vocalen
(erst in dem Zusatz über die Prosodie der Tragiker
S. 44(1 ist ilieser Gebranch, als den Tragikern eigcnthüm-
lich (!), berührt); nichts über die Anastrophe, nichts über
das Verhaltniss des Gravis zur Interpuncfion , nichts über
das Verhaltniss der Quantität zu den Accenten bei der
Aussprache. Ueber alle diese Puncte soll also der Schü-
ler, für den der Homer die Hauptlectüre bildet, nichts
erfahrenl Oder er soll sich das Niithige , wie den Auf-
scliluss über die Arsis, an alten Ecken und Enden zu-
sammensuchen? — Endlich ist noch einer ganz besonder
ren Eigenthüonlichkeit der Hartimg'srhen Grammatik zu
gedenken. In demselben Abschnitt über Quantität etc-
finden sich nämlich unter g. öS. drei „Aufgaben zur
Uebung." Es wird hier gefragt: 1) „Inwiefern erkennt
man aus dem Accente die Quantität der vorletzten
Sylbe bei folgenden Wörtern: y.aox/voi, fia.ih,ov, Tiiipa,
criroq, cfikuq, dlxat, ttoiJvo.i? 1) Inwiefern erkennt
man die Quantität der letzten Sylbe bei folgenden Wör-
tern : uoovgc, jftuo«, ylijöa, 'jitiou., 7//y/(i.;, nr'/i'st
a(5ax(j(';, xiihjaiv? 3) Man setze bei folgenden työr-
tern den richtigen Accent auf die vorletzte: tovtov,
youvuv, dy.OVu), -TCUOilvai (folgen noch 10 andere Wör-
ter). Wir hallen diese L'cbungsstücke nicht nur für über-
flüssig, sondern auch für ungeeignet und störend; für
störend, weil sie überhaupt nicht in die Grammatik ge-
hören ; für ungeeignet, weil sie für einen Schüler zu
unklar abgefasst sind; für überflüssig, weil der Lehrer
dergleichen Uehungen viel besser selbst vurnimmt , und
dazu keiner Anleitung bedarf. Selbst ohne Lehrer wird
der .Schüler über solche Fälle viel klarer aus Buttmann's
mittlerer Gramm. jSJ. 107, 9.
III. Gesetze des Wohllauts. Heber die Anordnung,
die der Verf. hier eingeführt hat, ist schon oben gespro-
chen ivorden. Wir können uns also hier auf i\as Ein-
zelne beschränken. In dem Capitel von den Schlusscon-
sonanten ^. 40- wird gesagt, wenn ein anderer Conso-
nant ausser v, Q, O an's Ende eines Wortes zu stehen
komme, so werde er entweder abgeworfen oder verwan-
delt, als yn/.a für yakux , yivcu (ür yvvntx, aiiu für
avvuÖ (istud, illud) etc. Inzwischen ist die Grundform
von ydXa nicht yakay. , sondern yü/.ay.T , nriuö ist
aber ein reines Unding. Es liegt auf <ler Hand, dass
ai'iTl) aus (LVrov entstanden ist. Das war ja auch die
Endung <lcr Neutra der zivciten Dedination. Daher be-
steht auch lavcüv neben cui'cu, Tutuiiov >ind ii>oov-
TOV neben TOloi'to und TOOOVTO. Illu<l und islud be-
weisen für ai'Tod ebenso wenig, wie .ilind für t'./JMÖ.
Die nächsten drei i'aragraphen und die nächsten Ca-
pitel sind wieder sehr flüchtig hingeschrieben. §. 65.
wird gesagt, <Iass das sogenannte vr SCfii'^y.rOCiydv zur
\'ermeidung des Hiatus iliene, und iluch ist erst im näch-
sten CapitrI vom Hiatus und von ilen .^litleln zu ilessen
Vermeidung die Rede. — In demselben ^. wird das VV
icreky.. übersetzt nachschleppendes v, und iliesc L'eber-
setznng Ut mit gesperrten Lettern gedruckt. Inzwischen
hat dieselbe gar keinen Sinn. Entweder wollte Ilr, H.
.HjI
,S52
»agrii: naeligetchlepptea i' , odir rt liraiuhto «las Verbiim
nachschleppen a\* ein liitrinsHiMiiii , «as es docli iiifi
iiiiil iiiiiiiiiiT isl. In ilciiisi'llipii JJ. Iii'isst CS zwar: „ein
j) Mini an (jonisse Srlilusssvllx-n aii(;i'f(igt, nni ilie Zu-
»aninKMikniilt lon ^'oralen /.n vpriiifidin." Dofli liest
man (.'leiili .laranf g. ()(i: ,,üas li) vcfEkV.. wird gebraut lit:
1) iiiiden im Siit/.i-, «eiin das iiarli»<o Wort mit einem
Vocal anheilt; a) am Ende der Keile; 3) bei Dir.literii
nurli mr Consonaiiteii, iiin Position zn machen; aiirli in
der Prosa (ludet man's zu» eilen also (fefledt (um Position
zu machen ?)." Ja, i" einer Anmerkung zu diesem §.
»ird nun behauptet, ,,(laS3 ilieses pi> nirlit sowohl ange-
füllt, als, wo die \\ orter es entbehren, nur abgelegt
»ei." l'n«l ^. (»T- heisst es weiter: ,,ln manchen VVür-
(erii ist am Knde auili das c; ablesbar"; als wenn schon
in den vorherjjehenden JjlJJ. von der Ablegung des v ge-
sprochen worden wäre. Ans dieser entsetzlichen Ver-
wirrung kann sich kein Gelehrter finden, geschweige
denn ein Nrhiiler, der noch nichts weiss. Ist das päda-
gogische Einsicht, wenn man eine Regel aufstellt, die-
selbe gleich nachher f^anz anders abfasst, und endlicli
erklärt, dass die ganze Regel unwahr seil Wie klar
und übersichtlich ist d.is Alles in andern Grammatiken,
üebrigens ist Hr. H. uiit seiner Uchauptung, dass das V
am Ende der Wörter niiht angefügt, sondern abgelegt
werde, viel zu rascli. Diese Idee hat zuerst Rultmnnn
gehabt, dem Rost gefolgt ist. Malthiä hat ihr wider-
sprochen (ausf. Gr. S. I2ii. Anm. 3-), "nd auch Kühner
hat sich nicht darauf eingelassen. Die Wahrheit wird
wohl in der IMitte liegen. Dass es viele Wiirter gibt,
denen das v eigenthümlich und angeslanimt ist, und von
denen es oft abgeworfen wird, kann nicht bezweifelt wer-
den. Dahin gehören unstreitig vüv (num nunc nun), das
mit vi'V von vluv abstammt, und y.iv , das durch den
Umlaut aus -/.äv (üv) entstanden ist. Audi bei dem
;^eutro der Proiiom. tu, o.vto u. s. w. ist der Abfall
Jes V erwiesen. Aber ebenso unzweifelhaft ist es, dass
man das v in den allermeisten Formen erst später ange-
hängt hat. Dass diess bei dem Dativ Pliir. und bei den
Formen auf Ol und (ft , wie uözuol und ügEOCfl, der
Fall ist, liat Reimnilz Syst. der griedi. Dccl. S. 151 IT.
nachgewiesen, wiewohl es dazu des Sanskrit nicht be-
durfte. Dass es mit den Adverbiis auf i, wie ni-ovai,
viiorrt , il/.ooi n. a, dieselbe Bewanillniss hat, ist er-
gichtlirh aus den vielen andern Wörtern dieser Art, die
nie ein v bekommen, und aus ihrem Ursprung, wovon
nachher; nur in ndl.iv scheint sich das v schon früh-
zeitig so fixirt zu haben, dass es nur Spatere abzuwer-
fen wagten, obwohl auch die Urform natu war, wie aus
den Conipositis erhellt. Dass auch die dritten Personen
der Verba auf i und /, wie irviltB und rinrovai da-
hin gehören, ist aus vielen Gründen höchst wahrschein-
lich (s. Reimnitz a. a. .St. .S. 152 f.). Endlich durften
auch rroud^la, 6ntoi)( u. s. w. nicht die neueren For-
men, wie Lobeck zunu Phryn. p. "JS-l- vermnihet, sondern
die ursprünglichen iiml alten sein , wie nicht bloss aus
dem notorischen (iebraiich dpsnoäoiie, IfjTl pooi^e, iTil-
nooodi beiPlato, sondern auch ans den aolischen For-
men noönita u. s. w., womit 'ivi>a und cviaida über-
einstimmen, und aus der häufigen Elision des £ zu schlies-
sen ist (s. Schneider zu Plat. Civ. T. I. p. 12')). Die
»ndeni Adverbia auf i^li>, die ohne V nicht vorkommen,
scheinen erst gebildet z,n sein, nai hdein die Endung i}f
mit aiigebanglem u bereits als Adverlnalendung a';-|;e-
pragt war. Daher sagt schon der bedächtige Apollonius
Tliot (Jt'vdiO/unv bei Hekicer anecd. gr. p. 520 sq. yai
h.y.iin'Jü} i/ioÖny/uu tu tTii roii ~i/ , ü fiatiora ica/j-
■noKKuv icTTiv ev fui n/^tovaofjrü tvfY.a ei'cf:ü)vlaq
nac)o}utußuv(')utuov tTii naviuc tiQdyvy.ajtiXijYTOv
^ijf.iatüg, iKeyev, tKuß^v, y.ul irii (^tiriyjuv rvtv
i/Ql lijyiH'OVjv , 7luio)i;, -yo t; II aoiv. Vjjl. p. 574, S.
(iO)> 31. In dieser Stelle haben «»ir das 'tviy.a ticro)-
Vtni^ besonders hervorgehoben, weil es ein grosser Irr-
thum ist, dass es bei der Anhangnng des r hauptsäch-
lich auf die Vermeidung des Hiatus abgesehen sei. Es
wurde überhaupt aus enphoiiischen Gründen angehängt.
Ebenso verhalt es sich mit dem c, über das Ilr. H. eben-
falls zu rasch geurtheilt hat. Dass ovTutQ die ältere
Form, das ^ also nicht angehängt, wohl aber abgewor-
fen worden ist, kann als gewiss betrachtet werden, und
diess hat schon .Ipollonius tt. ovvö. p. 578, t4. ange-
deutet. Die A<lverbia auf u>q, und oi stammen nämlich
vom Dativ der zweiten Dpclinafioii , wie die auf i und £l
vom Dativ ilcr <lritten, die auf a uiul 1] (eigentlich a
und 7j) vom Dativ der ersten. Hei den erstgenannten
Advel biis hängte sich schon früh ein 5 an , so dass nun
lui Ailverbialeiidung wurde. Aach dieser Korm ist auch
oi'coji; gebildet, ila es sonst tovtü) (eigentliih tui'zo))
heissen müsste. Hieraus erhellt auch, dass die Adverbia
oi-X(^'t t^^XQ^t 'J'f^fpi die echten Formen waren, wie ciyyi,
dvTi., a(iTl und unzahlige anilere, dass also das C, w»
es sich findet, erst später angesetzt ist. Diess geht auch
daraus hervor, dass diese Wörter bei den besstcn Pro-
saikern sogar vor einem Vocal gebraucht werden. Den-
noch mag die Endung / mit angesetztem Q auch hier die
Veranlassung gegeben haben, dass schon früh eine Menge
Adverbia auf /^, also mit festem q, gebildet wurden.
Dahin gehören d},ig, ^woi?, fJuyi^, fiotlC, und die Zahl-
adverbia. IJukkoxig wechselt bei Homer noch mit iler
Grundform not.Kdy.i; nach ihm beginnt das c sieh zu
fixiren. Angehängt, nicht angestammt ist das c, auch in
l-llOOljyn; (eigentlich f.il:00>-yv), cvTiy.ov^ (eig. d.vil-
y.()V)', liU'i (eig. /\)l'); denn es sind ursprniij;lich neu-
trale Accusativformen ; festgesetzt hat sich das q nur in
tyyf^. Zweifelhafter könnten drudias , i;(tt/iac, tu-
■jTui scheinen; doch entscheidet die Analogie iler Adver-
bia rajfC- , y.a^ra, fldXa niul der iinzähligen anderen
ans- dem Dativ der ersten Declination gebildeten (s. oben)
für urrjifHi, ij^ifia als ältere Formen {v^\. d.Tgt iio.iog,
l'jgtfxaivC,); ifinag aber muss, nach der Quantität der
ultima zu schliessen, erst aus limvq entstanden sein,
welches die epische Form für f/i7ia<; ist. [Exac, dy^täg,
iyy.ui , nvdQaya(i haben zwar schon in der ältesten Spra-
che ein festes c, doch beweisen ty.flsrjyu;, iy.ntfiv, (i.y-
y.aihv, dass die ursprünglichen Formen auch hier auf
ein einfaches u ausgingen. Il^t'di'i und Hi^ri;, Ul'i^l
und ('.i!}ii, 71 uj und TTojQ endlich kommen hier, nicht
in Uetraclit; denn obgleich die auf einen \ ocal ausge-
henden ilie alteren Formen sind , so hat sich doch an
die Verschiedenheit der Gestalt eine Verschiedenheit der
353
354
I
IScilpiitiiiij; ang(>kiiü|iif , M) iliiss loii eiiii-in Auhan^pn iiiiil
Alx'crIVii des 1^ iiii lil IUP fVi'd« «rill kann. INa< h iliescr
Anseinaiiilrr.setzniij; iliirfle ila» UrlliPil iIps llrii. li. sehr
irrijf sfin. — Ks folgt iiiin djs ('a|)i(p| über Hiatus und
Ai-usiruph, »o PS g. (i'.t. heiss*: „Dieser Misston (der
Uiatuii) wird in der Poesie regelmässig vermieden, und
zwar, wenn der Endvocal kurz ist, durch Elision des-
seiden, icenn er lang ist, durch dessen l'erlcürzung'^^
Alit ilii'Sf-in ParagrapliPii ist gar iii(li4s aiiznfaiigpii ; dpiin
er ist plipiiso iiiangplliaft , als falscli. I£r$tpiis »in! dpr
Hialiig nicht bloss in der Popsip , und iwar in dpr ppi-
srliPii lind IvriscIiPM {(pitülinlich , in dpr attisclipn , pin
paar bpHtimuito FüIIp abgprpi liiiet , iliircligflu^ig vpruiip-
dpii , sondern aiirli die Prosa hat ihn zn iiieidpn gestfpbt.
Zwpitens dienen zur Verineidiing des Hiatus iiirht bloss
£lisiun dps kurzpii und Verkiirzunj; dps laiigpn Eiidio-
cals, sondprn aucli dip Anlifingiing des ii, ilie Krasis
und bei Dirlitern die .Syiiiepsis, »as Hr. II. zwar aiidpr-
wflrts er» ahnt Iiat (|^. (i.). 72. 1~ .) , aber liier an der
Hau|)(s(elle ganz lorzüglicli erttAliiiPii niusste, «enn er
den Sclii'iler nicht in die Irre führen vviilUe. Uritleiis
ist PS iiberhaiipt gar nicht »ahr, ilass dpr Hiatus auch
«liirch Vprkiirzuiig dps langen Enilvocals gemieden »iirile;
vielinehr galt es bei den Epikern nicht als Hiatus, nenn
das erste Wort auf einen l)iphthuni;eii oder langen Vocal
ausging, im attisclipii Trimeter aber galt es als Hiatus,
und desslialb kam der Fall liier gar nicht vor. — üeber
die Unordnung, die in dem Capitel über die Verwand-
lung der Joeale §. V'^ — 89. herrscht, liaben »ir uns
schon oben ausgesprochen. AVird in ausrnlirlichen (irain-
■iiatikeii der Lehre von den Contraclionen eine besondere
Leberschrift gegeben, so ist diess in einer 8chulgram-
inatik der Deutlichkeit negen noch viel iioth»eiiiliger.
Unter der allgemeinen lienennuiig lerteandlung der Vo'
cale <lie Coiitraction zu begreifen, wie es Hr. H. getliaii,
ist überdiess nicht logisch; ilenn in T(j£(fui, £r()r/.Cfl^t',
T0O(pu<i , in ^tl'O?, teivo^ lind vielen anileren Fällen
findet eine Verwandlung des Vocals, aber keine Coiitrac-
t.'oii statt. Von solchen Fällen ist nicht die Keile, wohl
aber von andern, ziiui Theil von solchen, die gar nicht
hierher gehören. Das gau^e Capitel ist ein buntes üiirch-
einander. §. ;li. wird von Coiitraction gesprochen, |^. Üi).
von der Entstehung der Diphthonge at av tt (V ui nv
durch die Stellung des l uikI ü hinter andere kurze Vu-
cale , ^. St. von den offen bleit>enden Lauten ta VU tt
V£ n. s. IV., §. fS2. 83. 84. 85. »ieder von Coiitraction,
§. 8t). »on der Svnizesis, die schon im vorigen Capitel
g. 77- <ler Uebersclirift gemäss behandelt »ordeii war,
lind auch im Anhang über die Dialekte ^. 4(l8. Ö4'.l.
lind über die Metrik §. 1177. heliandelt wird, wohin
Hie auch als Eigenheit der Poesie ausschliesslich gehurt;
JJ. 86. von der Diäresis, die in den Anhang über den
epischen Dialekt gehört, und dort auch §. 47 1. bespro-
chen tvird ; 55. ,-~8. von der Einschiebiing eines / zwischen
olfeu lileibeiide Vocale, wie in E-jTlTvdiloq , li-t.l/oc,
sigtia, y.aiuj , 9tui't, ohiuo,, uiei , nun], was zum
Theil dem epischen Dialekt anheimfällt; §. 89. endliili
von dar Verdunkelung des erstem Lautes durch den letz-
tem. Dazu kommt, dass einige von diesen <ij^. Unrii h-
tiges enthalten. <5- "9. heisst es, die drei einficheii
Gymiiasiidzeituii^,
und Hrdprünglicheii Laute a i v seien von den zwei
IMischlauten E o wohl zu unterscheiden; denn aus aa
werde u, aus l l l, aus vv V, aber aus zwei £ und
zwei o entstehe nicht rj und v) , sondern fl und ov.
Dazu kommt nun noch die Anmerkung: „Da in l die
Elemente a- i und in o die Elemente a - r liegen , so
wird bei der Verdoppelung, du nur eines der beiden
Elemente gebraucht werden kann, zum t das t und zum
o das l> hinzugenumtnen.^' Es ist unbegreiflich, wie
ein Gelehrter auf solche Ideen kommen, und noch un-
begreiflicher, wie ein .Scliulmaiin den Schüler mit sol-
chen leeren .Spitzfindigkeiten quälen kann. iNicht bloss
in ei , sondern auch in / wird tt sehr häutig contrahirt,
sowie fi^ in r,'. Hr. H. bat diess »einer 3Ii.scluiiig»-
fheorle zuliebe ganz übergangen, so dass nun der
Schnlpf ÜKljdie in aKlj\>ti contrahirt. Wenn aber ta
meistens in £1 und uo in uv ziisainuieiifliesst , so geschieht
diess aus dpin n.itürlichen (irunde, weil t läiiner gehal-
tpii sich zum / und o zum v hinneigt. Was Hr. H. ei-
gpiitlich will, lässt sich um so weniger begreifen, da
hier gesagt wird, dass £ und u Mischlaulp aus u-i und
6! - (I , oben aber §. )^, dass /? Uli I tu durch Verschuiel-
ziiiig aus a - i und u. - r eulstanden seien. — §. >3. wird
gelehrt, dass £ von « und tu verschlungen werde, so
dass £uj ^r (U und tu z:z a sei. Also darf der Schüler
getrost ßuaikta in ßaaikü und nvktuii in In) v)i con-
trahiren, wenn er nicht aus einer anderen (irammatik
lernt, dass ilie (i'riechen ta nur nach einem Vocale oder
p in ü und itu nur nach einem Vocale in w zusammen-
ziehen. — g. 86. heisst es bei der Synizesis: „^tui
sprich i^oi' u. 8. w." Also «vird auch t:iti Ol' gespio-
chen e;ior, 1; or — uv u. s. w.1 Dass auch der erste
^'ocal mit gehört werden niuss, geht schon daraus her-
vor, dafs ilie Svnizesis auch Oi'Vt'/.(f(i)vrj')li heisst. —
§. ST: „Die Dichter erlauben sich mitunter, auch dasje-
nige zu zerdehnen und auj'zulösett , was gewöhnlich zu-
sammengezogen erscheint, als naii; =z nai^, u'iuuui zzz
61(1/1(1/, (f6u)i zu (f(J>Q, llijlfiöac = Ilijktiöag."
Hier ist erstlich ilie Diäresis mit der Zei dehnung zu-
saiiiineiigeworfen , was auch §. 471. geschehen ist, ob-
gleich beide Fälle wesentlich verschieden sind; denn in
TKU'i wird der Diphthong in seine einfaihen ISestandllieile
aufgelöst, in (fdloi aber ist deui < oiilrahirten Laute (u
der entsprechende kurze Laut vorgescliLigen. Wie klar
sind diese beiden Fälle in andern (irammatiken geschie-
den, besonders von Rost S .iS| iiiid 4l7 (<i. Ausg.).
Zweitens kann man nicht sagen, da^s überhaupt die Dich-
ter zerdehnt und aufgelöst hätten ; denn die Zenlehniing
gehört bloss der epischen Sprache, Formen wie Ihjktl-
dccc; gehören bloss der dorischen, rruU endlich, sowie
öiuLiai und Anderes dergleichen gehtirlen ebeiilalls den
Epikern, während die attischen Dichter ausser den Clioc-
gesaiigen fast gar keinen tiebraiich daioii gemacht habc'ii.
— §. 88: „Zwischen offen bleibende Vocale wird gerne
ein I geschoben, so entstund i:nri]i)ii()^ für i:t i vi.Oni:,,
itkitoc für itttui, trQtiafür ei'ijiu, y.oAoj für v.au),
itioiu für ^{(ju , ahtui für (i.iiö^, o.lt'i fürot', loirj
für TTO«." Klingt ilas nicht, als wenn die Formen
Lho/'u, citto-;, Tioil] bei allen Schriftslpllem gäng und
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355
356
fflUo wflren ? Was soll nun iIpt Srlii'ilpr von der RpfrrI
lies Hrn. II. ilcnLon, woiiii er orfalirt, dass diese For-
men rein ejiisili nImiI , dass alito liei den Aftikern von
dieser Kiiisi liiebuiifj des t (Jar nicht die Rede sein kann.
Aber aurli liei den anilern >Vl)rtcrn ist es mit dieser lie-
liel)ten Kiiisi liiebnnu niclits. ./f/ und uttl sind ilirem
Sinne narli reri-iliieden , »ie «vir im Lexicon Uinripidenni
p. iCi sijij. (,'ezeigt halten: der stärkeren Form ist die
stärkere IJeileulnii j zui^efallen. K.(UUi und v.(tu) sind
lieide im (leliranrh, bei ilen Epikern, Doriern und älte-
ren Attikern y.uiv} , im neueren Attizismus y.duj i dass
aber das / nicht eingeschoben, sondern nie bei xXaiuj
ans dem l)ii;amma entstanden ist, durfte sich aus den
Formen xurau), x}Mt'Oouui u. s. w. mit Gewisslieit
folgern lassen. S. Rost Gr. §.73, I , e. Anmerkung.
Ferner sinil eTITIjöeiu^ und rfAf/oj p;anz regelmässig,
oiit iler sehr geuühnlichcn Endung -f/üj j^ebildete Ad-
jective, die iler epische Dialekt und überhaupt der lo-
nismus erst in ejiirrdcog und zif.Sog verkürzte, wie
diess auch bei der Feminiuform £ict oft der Fall war.
S. Kiihner Ausf. Gr. g. HOy, 3, a und g. 37ii, 3, a.
Was endlich £l'()Sia betrifft, so ist es weit natürlicher,
dass diese Form unmittelbar nach der ersten Decl. auf
eia gebildet, als dass sie aus eu durch Einschicbung des
I heriorgegangen ist. Vgl. Kühner Ausf. Gr. g. '.H)0, b, y.
Die epische .Sprache hatte aber, wie vorhin bemerkt ist,
in einigen Ailjectiven die kürzere Form auf nt oder In.
— g. .S^i. sind als Beispiele von der statt der Zusaumien-
ziehnng eingetretenen Verdunkelung des erslcren Lautes
durch den letzteren angeführt: a) viu)^ z^ vii6(;, ßaoi-
kio}; ;:; t'noilrioz , [jiiott.ia = ßaotKr^a u. s. w., „wo
der zweite Vocnl verlängert, und der erstere dafür ver-
kürzt ist"; b) veuji ^z vuug, di>iüy£v)v zzz dvajyaov
(aiov), TioÄfwc 3= ■jzoi'ioi;, nrix£'-'>'i = ni']xvoq^ „wo
der erstere Vocal in f abgeschwächt ist^^; c) tjCLOiKiiq :=:
ßo.aiki^ti, TlÖKll =: TloKii oder TTukrji, 7lr,x^^ ^^ ^l}'
XVI <, -Tiöktii := nöXiEQ Oller notijEi, „wo nach Ab-
Schwächung des erstem l'ocals in s Contraction in £i
erfolgt 147." Auch hier ist viel Unklares und lliiwalires.
Im Allgemeinen lässt sich gar nicht sagen, dass statt
der Zusammenziehung eine Verdunkelung des ersteren
Lautes durch den letzteren stattfinde. Denn erstens ist
in den meisten Formen, die Hr. H. als ursprünglich und
unverfälscht aufstellt, wie vijög, ßaaiKrioq , ßaatkria,
ßaaikriaq, vtjiov, ßaaiknu)i> , nökiog, nriyvoq, ndkieq,
"jttjyoi eine Zusammenziehung ganz unzulässig. Zweitens
innss man aus Hrn. H.'s Worten schliessen , dass durch
die \'erdunkelung des ersteren Lautes die Möglichkeit
der Ziisammenziehuug aufbore. Inzwischen ist diess kei-
nessvegs der Fall , unil Hr. II. widerspricht sicli selbst,
wenn er unter c) sagt, dass nach Abschwachung des er-
sfprnn Lautes in f Contraction eintrete. Drittens ist es
liberhaujit ein falscher Ausdruck, wenn man sagt, dass
der erstere Laut durch den zioeilcn verdunkelt werde.
Wenn dvtijyaov in {dvvjyeuv) dvuiyswv , ■710X101; in
{itöksos) nökeu);, TT /;;f/'oc in {mj^eoi) 7r;;'/£wJs» ■J^oKit
in {nukei) noUci, tti']Xvi in {Tnjxti) ni'jxi^i, ndtifc. in
(Hof.f.St;) TTO/.ei; überging, so geschah diess nicht durch
den 1'ocal iler letzten .Svibo, sondern weil überhaupt ('.,
l, V sehr häufig iu das bequemere £ umlauteten. Dazu
kommt nun aber noch ein grosser Irrthum. Hr. H. sagt
nfinilich sowohl hier, als unter den Derliiiatinnen g. 1 ^;j,
die eigentliche Flexion von ßuatA.eit; sei ßaoi/Jjuii fia-
Oih:?;i, ßaoiKija u. s. w. und ebenso scheint er anzu-
nehmen, dass auch vcu'i; pigenllicli flectirt »erde vijo^,
Vlji, l'ija u. s. w. Gott weiss, ans welcher asiatischen
S|irache das wieder hergeholt ist. Der Stamm von ßa-
n/kii'<; ist ßuoiM F niit\ von var; vaF{navis), wie auch
Reimnitz S. 50 ausdrücklicli angibt. Daiaus geht von
selbst hervor, dass ßaoiksvg ursprünglich ßuoike ■ ug,
ßwj/ke-l, ßaaiKea u. s. w. und var; ursprünglich
va-ui, vaf u. s. w. declinirt wurde, woraus sich dann
theils die attische, theils die gedehnte epische Form ent-
wickelte. .So bleibt von dem ganzen g. öü. nichts übrig,
als dass in puüi, vaojv ., dvtoyuov das «, in nuklug,
7ldkll, Tiokieg das i, in 7lijxi">g, Ttljxi'i' <'as f den
Umlaut £ bekam, womit bei einigen Formen der im Ge-
setz des Rhythmus begründete Wechsel der Quantität
verbunden war. S. Lexicon Enripid. s. v. d.lJ'J p. 4tt- —
Es folgt nun g. 90 — 99. «las Capitel von der Verwand-
lung der Consonanten. Hier iverden die bekannten Re-
geln vorgetragen, gegen die natürlich nichts einzuwenden
ist. Auch hnden sich hier einzelne geistreiche Winke,
z. B. warum sich kein griechisches Wort auf C, endigt,
g. 94. Anmerk. 1., »varum et vor Consonanten in iy.
verkürzt wird, g. 97. Anm. Doch lauft auch Falsche«
mitunter. So heisst es g. 92, a) , das f^l werde vor (j
und k in ß verwandelt, wie in ßQOTug für ^(juiuc,
ßkujayoj für fxkuioxu) , ßkd^ für /uku^. Nein. Jjoo-
T(ig ist zunächst aus uß^oTDs (und diess durch Aleta-
thesis aus /.tooroi), ßkujaxoj aus fißi.u'joy.o} {(loketv),
ßkdtg aus jjßkai; [l.iakuy.(ig) hervorgegangen, indem
hier, wie in ij/jßooTov (ijuagTOv) , fA£0)j[^iß()ia (^l-
(Tijf)£QLa) ein ß dazwischentrat. Durch den Abfall des
ti entstanden dann ilie gebräuchlichen Formen. Ueber
diese Art der Wortbildung hat Rec. ausführlich gespro-
chen im Lexicon Eurip. p. Iü7 sy«}. — g- 9S. sind als
Beispiele der IMetathesis unter andern auch angeführt:
„iaöicpa für ^j£^/(fc(, ßko'joy.o) von fiolsiv, xiy.futixu
von y.aiifev, yväi)oc, neben y^vi';." Inzwischen dürfte
das kakoplionische ^igiCfa keinem Griechen in den
Alund gekommen sein. Ja, gesetzt auch, man wollte
des Churoboskos Zeugniss bei Hekker anecd. p. 12875
dass Pindar QEQ^ff>{^al gebraucht halie, für unverdorben
und gültig ansehen, was man nicht füglich kann, so
darf man doch ilesshalb nicht glauben, dass iguiCfit erst
ilnrch Versetzung aus öegiffa entstanden sei. Vielmehr
bildeten die Griechen unmittelbar tgö/Cfa wie ei.ijTtjy.a,
indem sie zum Ersatz für den Reduplicafions- Consonan-
ten das einfache p verdoppelten. Die andern Beispiele
dürften einfacher und natürlicher durch eine Sfnkope
zu erklären sein. — In dem Capitel von der Vertait-
schung der Aspiration g. 100 — tOli. sind wieder ein
paar gute Beinerkiingen , nämlich g. 1((4. Anmerk-, war-
um zwei o nicht beide deu Asper haben, und g. lOö.
Anm., über den Spiritus in der Alitte der Wörter. Un-
recht aber ist es, dass über die Vertanschling der Aspi-
ration in einem besonderen Capitel gesprochen wird; denn
sie Unft auf eine Ver»andluiig der Consonanten hinaus,
war also dem vorhergeheudca Capitel einzuverleiben. Aur
[
357
:^5H
S8. 10,'). iiiiil IMfi, wo ^••§a;;t wild, ilass i!ii> Spirifii»
nur auf ilrii Aiifaiif;sroc.ilf ii «Icr Wörter .«telipii, iiml ilasn
jcdos mit (' aiiliel)cii<lp \Viirt den rniilirii llancli hat,
wiirdrii si<'li liier niclit iiiitprliriii;;cii l.isHrii , sie lialii-ii
aber mit der Vertaitschung der Asjiiratioii ei>rii.sn «eiiio;
eil tliuii, denn sie gelidren unter die Lelirc von den Spi-
ritus. Das letzte Capitel JJ. 1(17 — l'^n, das »oii der
Laulverstiirkung handelt, enthält lauter Dinj^e , ijic unter
die Lehre ron «ler VVortbildiin;; ^ehfiren. Daher kniiiint
PS denn, dass zwar aiirh dieses Capitel dem Alisclinitt
Über die Gesetze des WohUauts ui)tprj,'i'(irilnet , JJ. 1 i j.
alicr erklärt ist, die Laiitverstarkiiiij; geschehe tlieils des
Wühllauts wegen, tkeiU zum Ersatz für aus- und ni-
gefullene L.iute-
Wir liabeii den Hrn. H. durch die jfan/.e lOleinentar-
lehre Schritt fiir Schritt begleitet. In dieser Weise fort-
Kiifahreii, würde weder dem Räume dieser lilätter, noch
dem Zwecke unserer Recensiun entsprechen. Ohnehin
haben wir uns über die Annrdiiung, die in der Lehre
von den Declinatioiien und Conjiijfationen herrscht, schon
oben ausfjesnrochen , ao dass diT Leser hinreicliend Ml
ütand ji;esetzt ist, sich eine iMeiiiung über Hrn. Hartun^'s
Schul(;rammatik zu bilden. Zur iiegründuii^ unseres
pit;eiieii Urtheils heben wir aus der eigentlichen Formen-
lehre nur noch Foljjemles heraus. S. 60 J5" 'Hli- kom-
men die ,,/^«07««/rt" zur Sprache. Die anomalen Sub-
Stantira werden bekanntlich in Abundantia und Defectiia
i;etlicilt, von denen die erstem wieder in Metapbsfa und
Heteroclita, die andern in Defectiia casibiis, Defectiia
numero und Indeclinabilia zerfallen. Hr. H. saj;t nun
rwar auch, inwiefern die Anouiala tlieils Defectiia, theils
Heteroclita, theils fllefaplasta sind; aber die Aiiomala
werden dann S. 50 — .54 säninitlich in alphabetischer Ord-
nung: aiif;;efnlirt. Sollte denn Hr. H. als Schulmann nicht
begreifen, dass man es nicht wagen darf, dem Schüler
diese ungeordneten blassen vorzuführeu , ohne ihn gänz-
lich zu verwirren? Der Lehrer muss also auch hier,
wenn er dem Lernenden nicht schallen will, eine andere
Grammatik zu Hülfe nehmen. Noch weit zweckmassiger
wflre cg freilich für eine Schiilgraininatik , wenn nicht
bloss Srinimtliche Substantiva, gondern auch s.'iinnitliche
Adjectiva in regelmässige und utiregelmässige (anomale),
iinil die unregclmässigen dann wieder nach ilcr angege-
benen \Veise eingetheilt würden, nur mit dem Uiitef.
schiede, dass die Adjectiva abundantia hier bloss als iVIe-
taplasta erscheinen. V^on anomalen Adjectiven ist aber
bei Hrn. H. rollends gar nicht die Rede. — S. ß,') — 70
werden vlie Pronomina abgehandelt. Es ist eine aner-
kannte und auch lom trefllichcn Thierscfl in der vor-
jnhrigeii Philologenvrrsauimlung mit Machdruck hervor-
gehobene MotliM eiidigkeit , dass der Unterricht in «1er la-
teinischen, griechischen und deutschen Sprache auf eine
gleicbmässig durchgeführte Tcrminolof^ie gegründet wird.
Hr. H. scheint ron dieser Nothw endigkeit nicht über-
«eugt zu sein, denn der Schüler lernt hier im Gegen-
satz zu den anderen gelirMuchlichen Schulgraminatiken
die Pronomina als Pronomina Suistantiva , Pron. t'osses-
iiva und Correlatiru, uiiil die (orrclativa wieder als
Demonslrativa 1 Relntiva , Interrngativa, Indeßmta uml
Relativ -Interrogativa oder Indefinit - Relativa kennen.
ohne mit einer Svlbp zu erfahren, worauf »ich diese un-
gewöhnliche Kintheilung stützt. Durch s<ilrhr Willkür
wird es Lehrenden und Lernenilen schwer geniachl. —
S. SO. 'S}. l'Td. heisst es vnni Augir.enl : ,.Ks ist eine
IVlehrung, welche das Verbiim von vorn erfahrt, und
besteht in der vorgesetzten .S\lbe r. Wenn aber dag
Wort mit einem Vocale anfangt, so wird kein £ vorge-
setzt, sondern dieser l'ocal bloss in den entspreclier.den
langen verwandelt.^'' Dazu kommt lolgendc Anmerkung:
,,lin Grunde sind beide Augmente eins, weil die Verlän-
gerung des Vocals bei dem augmentiim temporale von
Zusammenziehung des anlautenden l'ocals mit dem E
herrührt, also z. R. ijil'UV für iuirov U, s, w. Hr.
H. ihut hier abermals das, «a» er in iler Vorreile an
Andern tadelt, obj^leich es in dieser Weise kein Kii>r.i-
ger gellian hat. Kr allein ist es, der sich gegen Noten
in (irammaliken so sehr ereifert; aber er ist es auch
allein, der die Koten zu dem seltsAinen Zwecke zu ge-
brauchen |iilegt , der vnraiistehrnden Regel zu widerspre-
chen. Hatte Hr, H. gesagt, das Augment bestehe in
einem vorgesetzten e, ilas bei folgendem Ciinsonaiiteii
eine besondere .S^lbe bililc (augmen)iiin svllabicuin) , mit
einem folgenden \ocal aber /iisaminengezogeu viertle (augin.
temporale), so bedurfte es keiner berichtigenden Note. —
S. 110, wo 1111(1.11) conjugirt ist, liinlet sich der Infinitiv
TiuClv mit dein Iota subscriptuin , wozu es in einer Note
S. 113 heisst: „beim Infinitiv von Tiiio.u) ist die Schrei-
bung Tiiia.v besser, als Tijtdv verbürgt.'''' \Voher diese
Aengstlichkeit bei einer ausgemachten Sache und bei
einem IMaiine, der sonst so kühn das Ungetvöiinlirlisle
ergreift, und das Gewöhnlichste verwirft? Seit Wolf
(I'it. Anal. I. S. 4l*) tr.) schreiben alle namhafte Ge-
lehrte und namentlich die Grammatiker nicht r/ijt'.r,
sondern xifiuv, »lenn auch ilie meisten den wahren Griinil
nicht kennen. Nur zwei IManner haben unseres Wissens
widersprochen, C. W. Schneider in der Vorreile zu Sopli.
Antigone und (,'. E. Chr. Schneider in der Vorrede zu
Plat. Cir. T. 1. p. LV'III s(j. Des erstem Gründe sind
nicht der Rede werth. Des andern Redeiiklichkeit könnte
Bedenken machen, denn er ist ein ebenso gründlicher,
als scharfsinniger Kritiker. Um so mehr niuss man sich
wundern, wenn man ihn sagen hiirt, das Jota sei aller-
dings erst in neuerer Zeit und zwar um das IJ. Jalw-
hundert hinzugethun worden , doch sei diess die echte
Schreibart, die schon in der altern Zeit (labente paiila-
tim Graecitate) durch eine felilerliafte Aussprache in Je
verdorben worden sei, denn die verba contracta seien
den 11(11 issiniis genii illiiis, ijiii lingiiam Graecam pro-
creavit, operibns bei/uzalileii und ganz nach den verbii)
barytoiiis gebildet, nt dass sie auch im Infinitii' die En-
dung tiv erhallen hatten. .Sonderbare lioueisführung !
.So künnte mau hiiclislens argumeiitiren , wenn es nolo-
iiscli wäre, dass die Endung av das Iota von jeher uiul
/.ii jeder Zeit gfliabt hat. Nein, umgekehrt. Da die
St hreib.trt i(v mit dem Iota erweislich erst s*it ilein \'J.
Jahrhundert aiifgekomnieo igt, so iiiiiss inaii glauben, ilnra
ilie Enilung txi> nicht aus (im, sondern aus n£v zusam-
mengezogen ist, und diess winl zur Gewissheit erstem
ilurch (^r/.oiv uiiil ähnliche Inhnitive, ilie ans (ifv ron-
trahirt sein müssen, weil sie sonst auf oiv ausgehen wür-
359
360
ilni , »ii> )ir)i)i~ =: övXoe/Q, firloi := A/;>tIf/, und
xnriteii.« iliircli ilii- iii.4priiiit,'li('lir liiliiiitivriiiliiii;; liievoi
uiiil dltl' (iiatli Viicilrii, i\\t> mit f ('oiitraclioii orlciiliMi,
tltvai iiiiil iKv), ilif «II li mit ilcr ICiiiliiiitr etv Kar nicht
▼rrniii^m lirs^ir, Hunii iiirlit, ««ii> aus TVTtTtaat , TVTt-
ri-ai, Ti'.irei iiml rc'.'rr;;, nun iifiCoia, tniCoa, /jelQuj,
»o all» fiievCll eevctt tlirils iliirch Aiisstossuiig eines f
i."«/, tlioils «liircli Contr.-iitioii nvai und iji>ai, aus tiifv
ahor tm (If cnstandon «arp. Also TiTDCpeueva/ TEtV-
(fSfuai TSTV<fivait eiisvai [iu/iFvai) eivai tlvai,
ri<:i riierai nrii-tiiai rvirjvai, TviiTettevai rvTiT^uv
titrhi' Ti'-^treiv, dyii/ir- iievai dyivsutv dyivihv äyi-
vtiv, Tiitu- usvai Tt/iüitev tiiioav T/itdv, r^ijXöi/evn
drf.iiiitv ^Ijhörv fli^loiv. Dodi »iirde liei den K|)ikerii
auch liei den ruiitrartis meistens die volle ßiidnnj eufpul
iider fiUV angeh.'Injit , «orauf dann ('(inlractidii in j-j cr-
f.il};».-: doi]!iEv<u, jTiivi'jii£i>ai , (fihiunvai. — J>. Ii.',s.
ist unter tiui aucli ein ,,dicliterisf lies" rtlediuro ISfxai
mit Conj. l'aifiai, ()|)t. ioifiijv n. s. ». niicl mit dem
Inijjerl". l'nnjv angefülut. üiess ist ein lirthiiiii, den
II r. H. mit ilen inpisten (iranimatikerii ;;einein hat. Das
j;.inze lEitni ist ein llndiiii;. Die Kritiker sahen in einer
<iirrii|iten (ies«rt eine aiiser-iahite Dichferform. Aus
.>iij)linkles ist es dureli FAinsleij , Wunder, Ellendt und
Hermann hereitn verliannt. Auch im Eiiiiuiiies hat es
die neui-re Kritik j^etilg). L'm so nnbesoMnener ist en,
dasselbe sogar in die Prosa hineinziitraj;en. li]a ist das
niediuiii »Oll UTtil iinil dnrchgangi«; 't'siini , h'idiv, ititi-
VOi II. s. w. 7.11 srhreilien. — Das alphabetische A'er-
ri'iiliiiis-i iler iiiiregelmiiisijjen ^'erba ist S. ItJ — l(i 5 in
einer m eckmassigeii Ki'irzc abjfefasst, einVorznjf, durch
di'ii sich auch besonders der Anhang filier das Ei);en-
tliiimlirhc der Dialekte empjiehlt. Um so mehr mnss es
lieclaiiert «erden, dass der Verf. nach dem Beispiele der
meisten andern Grammatiker die Wortliildang S. KiS — 1S3
nicht nur in den Kreis des Schiiluiiteriichts gezogen,
sondern auch mit besonderer Ausführlirlikeit behandelt
hat. Es scheinen neuerdings ganz eisjentliiiiniiche tiegrifl'e
von Inhalt und (Jmrang einer (iramniatik 'aufzukommen.
Anstatt dieselbe immer mehr zu vereinfachen, beginnt
mau, darin Alles aufzuspeichern, was die griechische Spra-
che nur einigermasspii angeht. Ein Beleg hierzu sind
unter andern die iSr, 4i- Jahrgang 1841 iler Gyinnasial-
ziilung abgedruckten „Vorschläge zur Verbesserung der
Arilri^e und Einrichtung unserer Grammatiken''^ von Hrn.
tieffter zu Brandenburg, die ganz ilazii geeignet sind,
rill massenhaftes grammatisches Quodlibet ra erzeugen,
l'rberdiess beachtet mau «iel zu wenig den Unterschied
/.»isihen dem lateinischen und dem j^riechisrhen üüter-
riclit. Beim Lateinisrheii ist es ziigleii h auf Schreiben
iiiiil Sprechen abgesehen. Dalier ist es eine Hauptauf-
gabe des lateinischen Unterrichts, dem tiedSchtniss des
Leriieiiilen nach und nach einen möglichst grossen Vor-
rath von allerhand Wörtern und l'"orinen einzuprägen.
Da'.'egen hat der griechische Unterricht bloss die formale
Bildung und besonders die Leetüre der alten Classiker
zum Zweck. Es ist also ZMeckwidrig, wenn man den
Srhülcr vorzugsweise mit griechischen Wörtern und For-
ineii plagt. Iliernacli mag iiiaii die Lehre von der IVort-
Ijitdung ihren (iriiuilzügen nach allenfalls in einer latei-
nischen .Srhiilgraminatik aufnehmen, vielleicht auch in
einer ausführlichen und fiir Gelehrte bestimmten lateini-
schen und griechischen Grammatik, »iewohl sie eigent-
lich gar nicht in die Grammatik geliiirt *), Aber in ei-
ner grierliischen Srhiilgraminatik ist sie rheiiso zwecklos,
als stiirend. Was «jaraiis für Schüler zu gebrauchen ist,
wie ilie Eiiilheiluii<r i|er Substaiitiva in l'atronvmica, De-
iiiiiintiva, Amplifirativa und tieiitilia (welche letztere Hr.
Härtung gar nicht erwähnt hat), das Irtsst sich ganz gut
111 der Forincnlehre mit ein paar Worten anbringen.
Wie aber hier zu viel ist, so bietet Hrn. II. 's (iram-
niatik an andern Stellen zu wenig. Beispiele soldier
jUaufjelhafligkeit sind schon oben bei Besprechung iler
Accent- und Quaiitit/itslehre gegeben worden. iJazu kommt
nun iiocli , dass von der Altthei'ung der Sylhen in der
ganzen Grammatik kein Wort gesagt isl , und dass aiicli
die Interpunclion nur mit ein paar Worten beriihrt wird,
und noch dazu mitten unter der Lehre von den Buch-
staben, als ob man diese, und nicht die Satze interpun-
girte. Und ilocIi erheischt gerade die luterpiiiictioii eine
um so grossere Aufmerksamkeit, da sie, wie sie gegeii-
MÜrtig im (■riechisriien geübt wird, mit dein Geiste der
Sprache im schroffsten Widerspruche steht. Ulan pflegt
im (iriei'hischen zu interpungireii , wie man es im Deut-
schen gewohnt ist, wahrend doch erstens auch im Deut-
schen die herrschende Interpunctinu sehr fehlerhaft isr,
und zweitens beide Sprachen in ihrem Charakter und
desshalb auch in ihrer liiterpunction total verschieden
sind. S. Matth. Ausf. .Gr. S. i;t ff. Soll Jemand ilie
griechiscfie Sprache kennen lernen, wenn man schreibt:
ha uUptkoirv avrov, duit' v>v sv inatiov (Xen. Anal).
1, A, -(. ed. Popp«)), oder: uTi STreiiTl!' Toi'i y/'/voni-
vovg öaaiiov; /jnoikli fx tü)v ndiUDV, u'jc Tdoo.-
(ffnviji F.Tryj^avsv i/wji (ibid. 1, 1, ö;), oder: iruui
ßnniKea Tifimujv, iji;l.oii . dÖnKcpoi; rAv uvror, do-
iiijva/ etc. (ibid.), oder: tlpoiiat , xae, ö, t( äv dkrj,
ilBiaonci (ib. 1, H, (i.), d. h. wenn man das willktir-
lifh zpireisst, was die Spraclie auf das engste und un-
zertrennlichste verbindet? So lange dieser grasse MisS-
braiich herrscht, und nicht nur durch die griechischen
Schulausgaben, sondern aiicIi durch viele Lehrer belör-
ilert wird, ist eine sorgfältige Behandlung der liiterpunc-
tion in einer grierhisciinn Schulgraminatik durchaus iioth-
weiidig.
Sollen wir unser Urtlieil über die erste Hälfte iler
Hnrtung'schen Scliulgrammatik zusammenfassen , so be-
kennen wir zwar gern, dass sie nianrhes Gute und Geist-
reidio enthalt, inüssen ober auf der andern Seite erklä-
ren, dass sie ihrem Zwecke, als Schulbuch, nicht eiitsprirlif,
ja, «iass sie,' besonde1|^ wegen gänzlichen i^Iaiigels an
üebersichtlichkeif , von S<'liülern nicht füglich benutzt
werden kann. Im Allgemeinen glaulien wir nicht zu
inen, wenn wir behaikpten, dass Hr. II. dieses Schulbuch
*) S. Billroth Vurride zur laleia. Gramm S VlI. Es wird
n.Tcli^era.Ie ein diini;endes nediirfnisä , davs in^in tliese
echt wisM-nsciiafllicIie (ir.iiuiiiatik in UM.<irn Scliiden ein-
fiiliil. Wollle man dieselbe in den oberii Cl.issin voll-
ständig', in ileii iinlcni in einem Auszüge benutzen, so
winde das Lileiiiisclie einou ganz neuen .Aufschwung
nehmen.
361 :^62
Uipil» mit Unlust, tlipils etwas zu eilijf an;;ef(Tli;.'t liabo ; tlier alicr li.'itti- sich dorli erst fragen solltMi, <jIi nicht
llenn bei geliüriger Liiüt iinil llulip nuiflstp ein sii »charf- ilxii Ji-iipü Aiifblülii'ii unserer Literatur eine etwas t^edie-
ainnigrr und j^elehrlcr iManii, »lollr. II., seihst auf einem grnerc Wirkunj; auf die Rectoren haben konnte, als das«
•onst ungewohnten Felde etnas Bedeutenderes geleistet sie so in's ülaue hinein zu meinen anfin^^en. Ilr. Gün-
Iiaben. ther sa^t (S. II): ,,Oie Knaben ktinnen dess»e(;eii nicht
Dass »ir aber unsere IMeinung i'iber Hrn. H.'s Gram- an der deutschen J<|)ra<he denken lernen, »ed ihnen da
luatik ganz iill'en und ununiMuruIrn ausgesprochen haben, sogleich die Gedanken in ihrer reinen (lesl.ilf i'or ilie
kann, darf und »ird einen (idilirten nicht befremden, Seele gebrarht «erden", und ,, allerdings «ird die üenk-
iler in seinen Srhriflen nicht nur selbst »ehr oU'en und krafi auch geübt durch einen fortwährenden Gebrauch der
gerade, Honderii auch riicksichlslüs und i'ibermüthig ilerb ist. Alutiersprache, durch das Leben. Aber diese Uebung
iXauiiiburg. Constantin Matthiä. reicht nicht aus, um einst die VVissenschafren gründlich
betreiben zu kllnnen." Dies ist insofern wahr, als der
grammalische l'nterricht in der Hluttersprarhe bei weitem
40. Ueber den deutscheji Unlerricht auf Cijmnasien. "''''* ''•■" ^Jrail bildender Kraft haben kann, als der
\on Friedrich Joachim Günther, Lehrer am Konigl. ?f«"""»'i'«''<' Unterricht in den allen .Sprachen; sobald
„ , ■ II 11 ni . , aber durch jenen ein hinreichender (irund zur .Ausbildung
radagogium in Halle. lUit einem Auszuge aus dem , . ,. , n i ■ r. i .. . „ ..i ■
° " " der ju^enillichen Uenkkrait gelegt ist, so »Are es tlio-
riertcu Theile der dentschen Grammatik .on J. rieht, immer nur bei der Grammatik stehen zu bleiben;
Grimm, und einer Erklärung lier Tropen und I'"i- man geht sofort zur Lesung, anfangs leichter und kleiner,
guren. Essen, Druck und Verlag lon G. D. Ua- ''^"" s.bwererer und grösserer Lcscsliicke, endlich gan-
deker. VIII, 376 und 83 S. gr. 8- '""'" l^i"'"'»'"' »'-'k.- «ber : so lange nun unsere vaterla.i-
dische Literatur im Argen lag, konnte und durfte man
Der Unterzeichnete muss seine Uesprechuiig des oben- der Jugend nur die «ullendeten IMeisteruerke der classi-
genaniiteii tiuclies mit dem liekenntniss anfangen, dass sehen Literatur bieten; als aber endlich auch das Vater-
ihm dasselbe bereits vor einem vollen Jahre zur lieur- laiid geistige Ulüthen ;n treiben begann, die wir jeneu
tlieilnng ziiges.iiidt wurde, dass er aber er»t jetzt nach dreist an ilie üeite stellen dürfen, was war natürlicher,
Miederliollem Anlauf es über sich hat gewinnen kjinneii, als ilass man auch diese der Jugend gern in die Hand
dasselbe ganz durchzulesen. Elec. pflegt an die Arbeiten gab? Ganz sich selbst überlassen aber diirfle und darf
«einer Schüler vor Allein die Anforderung einer klaren, sie am h liei dem Eintritt in diese Studien nicht bleiben,
tnihls;eorilneteii Disposition zu sfeiien, und wo diese sirh und ilessliab und zugleich um die Veriollkoinmiiung, wel-
liiclit finden will, da zweifelt er überhaupt, gedeihliche che die IMiitterspraclie einem Lessiiig, Herder, Gotha
i'Vüchte seines Unterrichts erwachsin zu sehen. Der veidankt, zum ewig unrerlierbaren Gemeingute des Vol-
ganzliche Alangel einer solchen Disposition war ea nun, kes zu machen, desslialb nahm man mit gutem Bedacht
der mich sofort, nachdem ich die, diesem Buche coraii- <las Deutsche in den Lehrkreis der Gyniiiasieii auf. Und
geschickten ,, Inhaltsandeutiingeii " gelesen halte, mit so lerilienen die iMänner , die diess bewirkten, wenn es
Furcht lur der Leetüre des (ianzeii erfüllte; denn, seilst auch anfangs an allerhand unausbleiblichen Irrthümern
aiigenoiiimen , ilass alle einzelnen Aiisicliten und lieliaiip- und IMi.-.-;;f iH'en nii ht fehlen konnte, wohl einen ganz
tungeii des \ erf. vollkommen preiswürdig wfiren, so müss- andern Dank, als Hr. Günther ihnen abzustatlen geneigt
teil sie den grossten Theil ihres Werllies duri h die ord- ist. Halle sii-h Hr. Günther die rtlülie geben wollen,
Iliiiigslose Anliäufuiig , in der sie dem Leser lorgeführt* diesen Eiitw ickelnngsgaiig des deutschen Unterrichts eiii-
wenlen, verlieren. Da sich iiiiii Reo. ein i ollst.'iiiiliges zusehen, so h.'itle er freilich niiht mehr so gegen die
Sachregister über Hrn. Gänther's I5nch nicht angefirligt Lehrer zu Felde ziehen küiinen, welche die liesi lii'ifligung
hat, so inuss er auih auf eine in alle Einzelheiten des- der Jugend mit der dassischen <leuts<hen Literatur be-
selben eingehende Beurtheilniig lerzichten, und wird im günstigen; er hatte nicht sagen kiiniien : ,, andeuten wol-
Folgendeii nur versuchen, die Eigenthüinlichkeit dessel- len wir, was die Jugend aus Schiller für IVachtlieilc zie-
hen ihren Hauptzügeii nach zu c liarakterisiren. heu muss" (S. 'J .j) , ferner: ,,Gülhe! Allen Respcct vor
Von der Entstehung des deutschen Uiiterri<bts auf seinem eminenten (ienie! — Aber er ist kein <hristlirher
den deiilsclien G^innasien hat Ilr. Güntlier folgende .An- Di'.hter gewesen, seine Hauptwerke haben keinen sittlich
»iriit: „Ais im vorigen Julii hiiiulert die deiilsclie Poesie erhebenden Eiiifluss : also haltet die Jugend fern von ih-
ihren herrlichen Aufschwung erlebte, da meinten <lie neu!" Sind denn Homer und Sophokles etwa christlicho
licdoren sogleich, auch Deutsch müsse in (iMiiiiasieu Dichter! Heiodot , Tlinkvdides , Livius und Tacitug
gelehrt werden, und sie setzten einige Stunden dafür an. christliche Gischichlsi hreiber ! aber freilich, wenn ,,die
Um das Mie I eküinmerte man sich nicht sehr" (S. ;^.>). G\iiinasien Elementarschulen sind" [S. (I), wenn erst
Wenn das fieilicli wahr ist, dass das Deutsche auf eine nach Hru. Gänther's M'unsrh „die gute alte Alethude"
SU willkürliche , ja, gewissenlose Weise in den Kreis <les (.S. 'J'J) wieder überall herrschen wird, wenn eist die
Gymnasialiinterrichts aufgenommen wurde, wogegen je- Brüdersche oder noch lieber die Marckisrhe Grammatik
doch schon die von Hrn. Günther selbst (S. '_"if.) aiige- wieder überall (lorirt (S. U'), wenn den Gymnasien erst
führten Verordnungen der chursadisischen ßehdr'len >ou alle Wisseiisiliafllichkeit ausgetrieben sein wird (S. 4),
I ; 73 sprechen, dann wäre es am ISessten , diesen Em- wenn die unselige inaltlierzige Seiitiiiientalitat aufhiirt,
dringling bald möglichst wieder zu enlfeineii. Hr. Gün- die den Stuck abgeschalft hat (S. fi), wenn ,,wiü für alle
(jyiitnasiatzeiluiiij. •»"
36;i
■AGl
Srhuloii , so anili fiir Gyiniiasini , ilii' riiifarho F'ord. rung
LIrilit: ziiililiL^et ilii> Kiialifii iiikI Jiiii^liii^'c , auf ilass sii>
ffiii (ji-liiprilicii liTiidi ! (S. ()), »fiiM mit ••iiMMii Worte
Ilrii. (iüiil/ier's colilriips ZiMt.iltcr fiir dir (JYKiiiaKicn aii-
briclit , dann iiiril man anrti »olil Iitoimi, ji-np ('lassi-
kcr so j^i'istlos /AI Icsrii iinil zu intpr|ir<>lirrn , dass die
Srliiilrr j;ar iiirlit »isscn, ol) sie Ileidrn oder Christen
in der Ilaod Italirii, uas freilirh bei der Ijprfiire der
vaterl.'inili.<<('lien -Siliriftsteller nicht so leicht «arc. Hr.
Gjiiitlier sajjt ferner zu demselhen Endziieck: „Da kla-
gen denn die Lehrer der alten Sprarheii, dass der deut-
Nrhe l'nterriclit ilinen die kexsten Kräfte iinil Talente
entziehe: der ileutsrhe L'nterrieht an und für sirh thnt's
DJrht; aber die IOin|jfelilun>; des Sfuiliunis der neueren
Dirhter, in nelihein man nachher keine tirfinze ueiss,
die trügt die .Schuld daran'' (S. v81)- In <lieseii Worten
zeigt eü sich schon, »orauf iiir nocli mehr zuri'ickknm-
meu »erden, zu iielclirn Waffen Hr. (Junlher greifen
muss, um seine .Sache durchzufechten : ,,in welchem man
oachlier keine Grfinze «eiss "; «er ist denn dieser „man'i"
nach der Fassung der Worte können sie nur eine ^'cr-
däehtigung, eine Verleumdung des gesammten deutschen
Lehrstandrs in sich schliessen ; nar dieser Zusatz nothig,
so ist lim. Günther's ganze vorhergehende Oiatribe, ge-
gen die deutsche Lecliiro gerichtet, überflüssig, und er
hatte vielmehr erst zu begründen, dass ein solches Ueber-
mass vorkouimt, oilcr doch droht; ist jener Zusatz aber
nicht niUhig, so ist seine «villkürliche llinzufügung dop-
pelt unentschuldbar und gehässig.
Die deutsche Leetüre also hat Hr. Cünther , als iler
Sittlichkeit und gründlicher Wiosenschaflliilikeit — aber
die gehiirtja, wie «ir gesehen, nicht auf's Gycnnasiuni —
also mechanischem Erlernen zu»i<ler, verbannt; nberdiess
könnte sie ja auch noch den Nachtheil haben, zur \'ater-
landsliebe zu erziehen, was Hr. Günlhe'- <lurchaiis nicht
erlaubt: ,,der Schüler hat sein Vateriaml noch an der
Schule, sein König ist der Director, seine Obrigkeit der
Lehrer; deren Auctorität gelte ihm das Höchste, Unge-
horsam gegen iliese sei wie VaterlacnKverrath. GeJit der
Knabe und Jüngling so durch eine Schule der Zucht,
deren erstes Gesetz die Auctorität iler Lehrer ist, so hat
er gehorchen gelernt. — — Er wird, weil er geset«-
massig hat leben müssen, nicht »ohl in grosseren Le-
tienskreiseu ungesetzm.'issig sein können." (,, Nicht un-
gesetzmässig sein" s<:heint hiernach Hrn. Günther's Be-
griff vou Vaterlandsliebe zu erschöpfen.) „Ulan erziehe
die Jugend nicht zur Vaterlandsliebe! Was davon in der
Brust des Jünglings Raum haben kann, kommt aus der
Gcschichtskenntniss von selber; aber was ihm die senti-
mentalen Uedamaf innen davon einreden, das empfindet
er nicht wirklich" (S. G). Wer heisst <lenn aber Hrn.
Günther hier und an vielen Stellen seinen Gegner den
grössten Unsinn unterschieben? Wenn Hr. Günther keine
Erziehung zur Vaterlandsliebe, als durch ,, sentimentale
Declamalionen" kennt, so ist das seine eigene Schuld,
die er aber nicht anderen ehrlichen Leuten aufbürden
sollte. Vgl. S. '260 i.
So also ist Hr. Günther gegen die Beschäftigung mit
der neueren deutschen Literatur gesinnt; wir wollen nun
sehen, wie er mit den schriftlichen Uebunn^en, wie .tie
jetzt hcrkömiiilich sind, zufrietlcn ist.
Hr. Günther hat zwar recht geschickt versucht, alle
etwaigen Gegner seiner .Ansichten moralisch zu verdäch-
tigen, indem er nagt; ,,Mer nicht glauben will, der ist,
was der Rationalist auf tlieoliigiscliem Gebiete, ein IMann
mit einem in sich festen \Villen, allen gegenseitigen Be-
lehrungen und Angrifl'eu zu widerstehen" (S. ~(), vergl.
S. ''-(( unten); dennoch aber und trotz aller Berufungen
desselben auf seine Erfahrungen kann Rcc. weiter nichts
zugeben, als das Allbekannte, dass es eine sehr schwere
Aufgabe ist, für die deutschen Aufsätze immer |)assende
Tlieinata zu hnilen, und dass desshalb am h immer noch
manche IM issgriffe darin geschehen. Im Uebrigen aber
muss der ganze hierher gehörige Abschnitt des Buches
von jedem geu issenliaften Lehrer als ein böswilliger An-
griff auf die Ehre und Rechtschaffenheit unseres Slaniles
zuriickgew iesen werilen.
Hr. Günther sagt: ,,bei lateinischen Aufsätzen kommt
es mit Recht dem Lehrer zumeist auf die Phrasen und
Satzbildiing an" (S. 6VI) , d. Ii. mit andern Worten: im
Lateinischen lasse man die Schüler nur fleissig ans dem
Lexikon und den Classikern stellen zusammenschleppen
und Centonei; zusanunensclzen ; selbst den|ven ist dabei
ganz überflüssig. Es käme nun auf eine Abstiintnuiig an,
wie viele Lehrer darin eine wünlige Beschäftigung für
heranwachsende Jünglinge zu erkennen vennürhten. Reo.
wenigstens kann es nicht. Hr. Günther sieht aber selbst
ein, dass eine solche Papageienabrichtung bei Aufsätzen
in der Muttersprache niclit stattlinden kann, desshalb
bemüht er sich nachzuweisen , dass deren Anfertigung
1) nichts nütze und 3) viel schade. Ad I) hat sich Hr.
Günther dadurch leichte Arbeit gemacht, dass er ein ein-
zelnes Programm , welches für die deutschen Aufsätze,
wie es scheint, mit niclit grosser Geschicklichkeit ficht,
angreift, uni^in seinen Hanptpuncten zu widerlegen sucht,
obgleich er auch hier nicht viel ausrichtet : denn dass
<lie Productionskraft des Jünglings schon auf der Schule
geweckt und angeregt werden soll , kann Hr. Günther
selbst nicht läugnen; dass diess aber durch lateinische
Aufsätze, vollends von der Art, die nur auf Phrasen und
Satzbililung ausgeht, ungleich weniger, als durch Uebiin-
gen in der IMnttersprache geschehen kann, sollte eines
Beweises wohl nicht mehr bedürfen, der übrigens auch
scholl uiehrfach erschöpfend geführt norden ist. .Ad 'J)
will Hr. Günther nun aber ferner d.is .Schädliche der deut-
schen Aufsätze nacli«eisen, und thiit diess mit folgendem
locus classiciis: ,,inan erzieht durch dieselben zur Un-
wahrheit der EmpfiiKlung , zur Lüge" (S. 44). ^Ve^ ist
wieder dieser ,,mau"? Offenbar der deutsche Lehrstand;
wenn aber Hr. Günther zugeben muss , dass ein Lehrer,
in dem die Wahrheit lebendig , der immer und überall
mit und für ilie Wahrheit thätig ist, dass der nur zur
Wahrheit und nie zur Lüge ei ziehen kann, dann muss
derselbe auch zugeben, dass er in den angeführten Wor-
ten gewagt hat, den gesammteii deutschen Lehrstand der
Unwahrheit, der Lüge zu zeihen; einer solchen auf leere
Einbildungen und einzelne, allerdings vorkommende Irr-
thümer gegründeten Verleumdung gegenüber , ist es nicht
unbillig, wenn man auf Hrn. Günther's klar ausgespro-
3()5 36f)
rliPiip VVorto liiii an soliipm eitjeiien Eifer für ilip reinp tvdlire. Hie Rpc. aus pigPiiiT 'Mi.1(it;k>-it iiiiil iiin nirlit
Walirhrit irre »iril; er sajjt S. 7 in Rpziphnii;; auf <las ganz «veniKi-n, iliiii lii'Lauiilpn (tiinnasicn »crMilicrn Ivaiiii.
bekannte köni^l. Preuss. .>linistHrialre.Krri|il : ,,\\ ir wissen Si> enthalt iiie.se );an':e Puleniik jje^en ilip Art iinil
recht Hdlil, (laus, «er anf^tii};« , ein (ie'ietz zu {irnfen, Weise iler ileutsi lien Sliliil>nnj;i-n aii.s.s)'r<>rilentli<'!i ivenij;
aacli srhon anf ileni \Ve(;c' zur Unzufrieilenlieil mit «leui- Wahres unil ilarunter iinhl kaum ir(;rn<l etu.is ileni <lcn-
»ellien ist. Und vermehren nollen »ir nicht die unjfe- kenden Lehrer INeucs, da^ejien ausserordentlich viel Ali-
lieure Anzahl derer, »eiche ganz das schilne .Sjirrich»i)rl geschinacktes und nicht «eni:; llnttahres und (iehässi.'es •
»ergessen halien: Was deines Amts nicht ist, iass deinen niandies sind auch Sellistbekeiintiiisse des ^'erfassers, ton
Fiiriiitz.'' liier also ist Hr. Günther ein so iiheraiis denen er eiue unerUuht alicemeine Anuendiin^ zu iiia-
Jojaler Unterthan, dass er vor der » issensrhaftliclien chen sich erlaubt; denn «enii er die Erfahruni; gemacht
Prüdint; eines Ulinisterialrcsrripls zurürksrhau ief t , die hat, dass die Scliiiler heiue Arheiteii niit nielir U'ider-
dorh jeder tüchtige Mann, den sie angeht, für seine willen anfertigen, und keine liehrr ahschreiben , als die
PÜicht halten sollte; uml nicht hundert Seiten »eiter, deutsi-lien Aufsätze (S. 4.,), so kann Rec. ilem seine
in dem in Reile stehenden Abschnitle seiner .Schrift, eiit- Schülcrerfahriing auf der , dem Dentsclien doch nicht
blüdet er sich nicht, das geradezu als sittlich verilerblich gerade mit einseitiger ^ieigung hingegebenen Landessrhule
zu bezeirhnen , was jenes selbe Gesetz lorschreiüt, und Pforta und ebenso die Erfalirung seiner Lehrvrthätiekeit
weislich begründet; ist das Cniisecjiienz ^ ja, ist das ein schnurstracks entgegenstellen.
redliches \'erfahren? Vgl. S. 17-; unten. Nachdem llr. Güntlier iiucli ferner narhgen ieseii, das«
Ks wird übrigens iliese (lefkhrlirhkeit der deutschen ein Schüler noch gar keine Ireien Aufsätze niaclien könne
Aufsätze narli verschiedenen Kategorien des Weiteren und dürfe, denn „der Lehrer kann es nicht zugeben,
erörtert: 1) sind sie schuld an dem unsere ganze Lite- dass der Scilüler, so lange er das ist, eigene Gedanken
ratnr und Geselligkeit beherrsclienden Geiste der Lüge liabe und ausspreche"!!! (S. Kti) , wird denn doch zuge-
nnd Unnatur; .') vertilgen sie alle wahre Religiosität; geben (S. ,s7j , dass es zu billigen und zu empfehlen »ei,
3) lockern sie dii' liaiiile des Familienlebens; 4) erziehen dass <ler Priuianei acht bis zehn freie Arbeiten liefere;
sie zu jenem seichten Liberalismus, ,,<icr, ginge es nach Hr. Giiiillier verwahrt sich zwar hierbei ausdrücklich ge-
seineni Sinne, längst von unsern Staatsgebäiiden keinen gen ileu Vorwiiif der liicunsecjuenz , «leniiurh alier uiuss
Stein auf dem andern gelassen hätte" {H. (i2}, eine Ver- Rec. gestehen, dass er nicht viel mehr, als die Anbeciue.
däclitigung bei den Staatsbehörden, über die uian kein miing an die gesetzliche Forschrift, ,, deren A'ortrelllich-
Wiiit weiter zu ve.-lieren braucht, <lie hier aber freilich keit ohnehin vorausgesetzt wird'', darin finden kann, wie
seltsam genug wieiler auf die Behörde, von der ilas oben auch S. Hl ziemlich unumwunden zugestanden wird,
eriic'ihnte Rescript ausging, zurückschlägt. Ks wird die- Es fragt sieh nun, »elrlie Mittel will Hr. Giinlker
ges Unheil ferner an den vers< hiedeneii Arten von Auf- zur Erlangung eines guten .Stils, denn erlangt will er
gaben, die im Schullebeii vorzukommen pflegen, erhrir- diesen allerdings wissen, anwenden? Wir erfahren iliess
tel , welcher Beweis freilich bei ileo Beispielen, ilie Hr. S. |()4 — 111, wo für jede einzelne G\ mnasialclasse die
Günther wählt, zum Theil nicht schwer ist. Einen be- Aufgaben zu den schriftlichen Arbeiten naher bezeichnet
ijonderen Grimm hat Hr. Güntlier gegen alle Uebungen werden. Gegi-n die .llehrzalil iler hii-r angegebenen .Auf-
ini Briefstil; ,,ein Glückw ünscliungsschreiben hat wohl gilien hat Rec. nichts zu erinnern; sie basiren fast olmo
jeder Lehrer auf dieser Stufe (etwa Quarta) aufgegeben. Ausnahme auf den in der Mchiile gelesenen griechisclieii
— — Es ist der Anfang zu der Erscheinung, ilass man- und romischen Classikern, »eiche übersetzt, um- und
cite .Menschen dem Andern iii's ficsicht die angenehmsten nachgebildet »erden sollen, ivobci sich dann eine reiche
Dinge sagen, und hinter seinem Rücken ihn bemitleiden, Abwechselung und vielfache Beiehriiiig allerdings errei-
odcr verlachen u. s. w." (S. 4'J). Rec. ist nun zwar chen lässt. Doch findet Rec. dabei folgendes zu beuier-
gleich ein Lehrer, der auf dieser Stufe kein Glück» ün- ken : erstens glaubt er nicht, dass es noch irgend» o ei-
schuiigsschri-iben aufgegeben hat, es auch nicht zu thun nen Lehrer des Deutsclien gibt, der den Werlh derarti-
jedenkf, meint aber doch, dass nur sehr wenig Geschick ger Aufgaben nicht ans eii^encr Krfahrniig kennt, so dass
d.izii erforderlich ist, derartige Folgen, wie sie Hr. Gun- "''• Ciintlier niclit nur Knien iiai h Athen Ir.'igt, sondern
ther voraussieht, nnui(>glich zu machen. Bei aiidcTo Auf- sich dazu noch d.is Ansehen gibt, als brachte er den
gaben, z. B. bei dem \Viedergeben einfacher Erzähliin- Adler des .lupilcr; zweitens kann es Unmöglich consequent
gen (S. 4.) f), bedarf er einer grösseren Spitzfindigkeit, genannt werden, wenn Hr. Günther doch aucli sch<in in
um auch in ihnen die Erziehung zur Lüge iiachzu» eisen. Secunda einige Arbeiten auf iMeister»erke unserer Lite-
Deiitsche Erzählungen also soll der .Schüler nicht wieder- ratur, z. B. Srhiller's Dramen basirt, und somit die
geben und nachahmen, ein Hauptfehler aber bei allen gründlichste Lesung derselben Schriften fordert, gegen
unseren Stilühungen ist; „die Alten »erden nicht nach- deren sittliche Verdrrblichkeit er oben geeifert ♦); drit-
geahnit" (S. 4,3); warum kann man nun diese, die uns teiis glaubt Rec. nicht, dass auch gut gewählte Themata
doch ferner stehen, mit minderer Gefahr nachahmen, als nai h Hrn. Günthcr'n iMethode, die immer von neuem
jene? wahrscheinlich weil diess nach der guten alten darauf drin^'t, dem .Schüler ja keine eigene geistige Re-
3Iethode hübsch ine< hanisch sich bloss auf Phrasen und g"ng und Bewegung zu gestatten, irgend genügend und
Satzbildung ohne Sinn und t'erstaiid zu erstrecken braucht. . —
Ueberdiess aber ist die Beschuldigung, dass man die AI- •) 0,11 Gitin.l dasei- Inconse.pienz Ii.il llr. Günther weiter
ten nicht nachahme, in dieser Allgeineinheit eine un- unlcn vcirallicii , worauf wir noch zu sprechen konmirn.
■Afyl
368
mit bildi-iiilrr Einwirkung auf die Sfhfilcr bparbeitei wer-
den kiMineii ; iiiTtnis sind iiiaiiclK" xm i\on angefülirtcii
AnTMlieii >i<-l 7.11 siliivor für dii- Ijclirslufi-n , denen sie
llr. Günllier \»-sümmX: nenn er i. 15., nailideni er jede
ansdnieklielie Heleliriiii^' i'ilier die Iviiiist des ]>iS|)onireii8
verbannt li.it, xm Tertianern tabellarische Aiisziigo aus
den kleinen [diili).<(>|)hisrlicn .Srhriften Cicero's verlangt ;
fi'iiiftens enillieli , nnd diess li.'liiKt mit dem oben über die
<iesaninitansi(lit Hrn. Gänther's (iesarjten zusaniuien, fin-
det Ree. den Kreis der .Anfg.iben viel zu eng, »venn sie
anssriiliesslieli in Reprodurtion des in den Alten und fan«
«n.'lrlith in den Neueren (ielesenen bestellen sollen. Dass
eine «irklieli vollkoniinen freie Proclnetidii bei Sriinlerii
allerdings nur in selir besilir/lnkteni [Masse st.itllinden
).aiiii, «eiss Her. ancli ; aber die .Aufgabe ist eben, die
Fälligkeit dazu iiarli Mögliolikeit zu criierken. und dess-
lialb müssen Aufgaben aus dem ganzen Kreise der W'is-
senseliafien Und, des Lebens, soneit es der Schüler liber-
sclien kann, gegeben «erden.
In dem Gesagten ist ilas Haliptsäclilich^te enthalten,
was »ir, Leetüre und Stilübnngen, unserer ,\nsi( ht nach
der Hanjit- und !Mittel|iunct illes deulsclien Unterrichts,
betrcHend, gegen Hrn. Günther zu erinnern habeu : dess-
halb und aus Rücksiclit auf den uns verslatteteii Raum
belleissige« » ir uns im Kolgeudeu griisserer Kürze, nnd
ktinneii die.ss um so mehr, da ja unser Ziveck eine Be-
kf<mj)fun>r lies vorliegenden Ruches gar nicht sein kann;
<ler Verf.isser desselben steht auf einem unseren Ansich-
ten so diametral entgegengesetzten .Stanilpnncte , dass hier
eine Verstiiiuligung kaum denkbar ist; den Amtsgenosscn
aber »ollen wir ihr selbständiges Unheil ülier den Werth
des Buches durch lange .Auseindiidersetzung nicht noch
mehr erschiveren, als es die ungeordnete Darstellung des-
selben schon an sich thnt.
S. ll'J — -173 findet sich ein Abschniit „von der ileut-
scheii (ir.immatik" nebst einem Anhange „ilas \\i- nnd
Mittelhochdeutsche"; auch dieser Theil <les Biiclies ist
in hohem (jrade nngeniessbar durch die zum giossteii
Theilo nach den verschiedensten .Seiten hin geführte Po-
lemik, deren Resultat ist, liass der grammatische Un-
terricht sich möglichst auf inedianisches Einüben der
<trtliO'^ra]iliie und iiiterpunction bi'srhr.'lnken soll, ivozu
(reilich in Prima des rcgc'linässigen Abiturientenexaniens
liegen etwas allgemeine tjrauiniatik kommen muss. üer
Hauptangriü' Hrn. Gänther's ist hier gegen die seit einer
Reihe Kill Jahren mehr und mehr, nnd soweit Rec. im
Widerspruche gegen Hrn. Günther beobachtet hat, mit
•leili segensreichsten Erfolge eingeführte Satzlehre gerich-
tet , die erstens überllüssig sei , da sie bei der latcini-
Hclien tiramm.itik ohnebin ganz von selbst anfliege, und
zweiteng sehr sch.'idlich wirke, wobei es denn wieder
inieht an alierliand Insinuationeii und Denunciatiuneu von
Gefilir für Staat lind Kirche fehlt, s. S. 1 4'2 niiteii, )Tt),
eiiii; Anki.ige, zu der ein würdigis üegiMistück zu finden
ist bei Arislii[ilianes in den Acharnern Vs. ')!() fl.
Die Abschnitte ,, Rhetorik" nnri ,, ."Metrik" , S. 174
bis 207, verfechten ilie Uebungen in beiden Disciplineii
in einer Weise, als ob beide auf unserii heutigen Gyiii-
nasieii völlig ignuriit würden: und in der That dürften
«ie in der Weise, wie Hr. Güntiter es verlangt, wohl
nnr selten mehr beirieben werden ; denn einerseits will
er sie auch in ihrer Antveiidung auf das Deutsche in <lie
engste Verbindung mit dein lateinischen Unterricht ge-
setzt, ja, fast gAiizlich zu diesem geschlagen wissen
(S. 18Ü), andererseits will er auch hier über den kras-
sesten Empirismus und IMerhanismus nicht hinausgehen,
wie denn seine Anleitung zu rhetorischen Uebungen nichts
anders lehren kann , als auf eine ganz eiiifai he Darstel-
lung ein buntes Flickwerk von Tropen und Figuren auf-
zusetzen; so wird hier (S. ')()) die Anlegung von Tropeu-
iiiid Figiireiisammlungen den Schülern ausdrücklich zur
Pflicht gemacht, wahrend oben (S. 54) geieigt wird,
wie das Sammeln von ,, kleinen .Schilderungen" statt zur
^'erbessernn.; , hier und da allerdings au< h nur zum Auf-
putze des eigenen Stils, nur zur Lüge führe.
S. "JO/ — -'74. ,,Redeferligkeit", wie schon der Um-
fang zeigt, ein Hauptabschnitt des Bnchcs Der Verf.
beginnt von den Kreuzzügeu, ,,der herrlichsten und gross-
artigsten Uegebeiiheit in der \Veltgi'Schirhte'' , diese füh-
ren ihn auf Peter den Einsiedler und auf dessen Beredt-
siiiikeit, welche durch zwei Stellen aus Wilhelm von
Tvrus belegt »ird. Diess die Anknüpfung , um ein Kla-
gelied anzustimmen über ileii Verfall der Bereiltsamkeit
111 iler (legenwart; diesen nun zu läiignen , ist Rec. kei-
neswegs gesoiiiieii; wohl aber findet er einen Anfang
zum Resserwerden gemucht durch das Redürfniss einer
politischen Reredfsunikeit , wie es durch die neueren st.'in-
dischen Verfassungen hervorgerufen und auch , in etwas
wenijjsfens, schon befriedigt ist; Hr. Günther freilich
findet davon das Ge;ieiitheil, und benutzt iliese Gelegen-
heit zu einem neuen .Ausfalle auf ilie politischen uiiil
nationalen Bestrebungen, denen sich die edelsten Kräfte
Deutschlands je länger, je mehr weihen [S. ..M'.'). Ur-
sachen lies besagten \'erfalls sind ihm: Beschränkung der
indiiiduellen Freiheit, d. h. des mittelalterlichen Zunft-
uiiil Corporatioiiswesens in aller seiner beschrrliikteu Klein-
lichkeit, die Biichdrnckerkunst , die nach Adam .'Müller's
Anleitiin;; nur von ihrer für eine gewisse Partei ge-
ftilirliihen Seite dargestellt wird, bei welcher Gelegen-
heit Hr. Günther zugleich auf eiue ,, wunderschöne Ver-
theidigiiiig der >trengsten Ceiisur" verweist (S. '2\^ fl-),
und der Uiiterriclit in unserer höheren .Schule. Nach-
dem hier die nnausbleiblicheii Angrili'e abgethan sind,
stellt Hr. Günther mit unerträglicher Breite dar, wie
ilas Lesen , das Ueclamireii und die freien Aortrüge auf
iiiiserii tiyinnasieii betrieben werden müssen; doppelt un-
erträglich, weil hier zwar wenig Falsches, aber doch
auch gar nichts Neui'S von Werth beigebracht ist. Dass
mifirhe einzelne, ganz praktische Handgrili'e vorgeschla-
g>'ii werden, die wenigstens Rec. nodi nicht kannte,
mii>s zugegeben werden; im Ganzen aber betreibt Rec.
iliesen UnlerrichtsziK'ig seit mehreren Jahren in ähnlicher
Weise, nur dass er ihn nicht für ,,deii wichtigsten Tlieil
dos ganzen deutschen Unterrichts" halten (S. 'ib'i) und
ihm desswegen nicht soviel Ausdehnung einräumen, aber
auch nicht soviel, mechanische Künstelei damit vorneh-
men kann, als Hr. (Uinther verlangt. Uebrigens abef
begreift Rec. niclit, wie di'rselbe das in diesem .Abschnitt
Niedergelegte mit seinen früheren Behauptungen vereini-
gen will, obgleich er allerdings gelesen, wasS. 'i-^'i. L'ÜO
369 •^*0
in dieser Absicht gesagt ist. Ist die bei ilcn freien Auf- dien! Nach Hrn. Günther dfirfen nur Gedichte von
«atzen jeschihlerte Gefahr der Ilenchelei und Unwahr- Klopstork auf der Schule gelesen werden (S. 318); »m-
heit dort vorhanden, so kOnnen alle Spil/findiKkeiten thet er dorh sojfar (S. iäS) Tertianern zu, dass sie den
nicht beweisen, dass dieselbe Gefahr nicht vorhanden sei, jj;anzen ^^lessias lesen sollen, und zwar soll er wei;en
wenn ein Knabe eine fremde ErzJihliinfr niiindlirh nie- seiner Schwierif;keit weder in der Schule gelesen, noch
dergeben mnss ; wobei denn solche Paradoxen aufgetischt erklart »erden, dennoch aber sollen die armen Jungeu
werden, wie: „Ich halte nicht viel von Kindern , «eiche liber den historischen Verlauf der eiojcliien Gesänge freie
ohne Scheu vor ihren Genossen sogleich sehr mit Km- l'orlrSge halten. IVec. hat sich schon oben dahin aus-
pfindnng lesen und declamiren kfionen" (S. 246). Hr. gesprochen, dass ihm die eingehende Lectüre des Besäten
Günther gibt sogar zu, dass „beinahe alle jene Themata aus der neueren deutschen Literatur, namentlich aus
zu deutschen Aufsätzen, die wir tadeln mnssten , i\\ freien Güthe und Schiller, ein llan|)tbestaiiilthcil des deutschen
Vortragen gebraucht werden kflnnen" (S. 'JüO); geboren Unterrichts ist; er iiill und kann sich desshalb hier auf
denn aber zn den freien ^'orfr.'lgen weniger von ilen so keine weitere Bekämpfung seines Gegners einlassen, es
hart verpönten „eigenen Gedanken" als zu freien Auf- genäge, auf dessen Darstellniig des „herrlichen Anfsch» un-
sätzen? Dieser ganze Abschnitt zeigt, wie ein hart- ges" der deutschen Literatur hinzuHcisen , tind man wird
nackiges Verharren auf verkehrten Principien zn Incon- leicht erkennen , dass sie der persönlichen Wahrheit eben-
seijuenzen und mannichfachen Irrtliümeni auch da fuhrt, so sehr, als der allgemeinen entbehrt.
wo im Einzelnen eine gesunde, praktische Ansicht vor- Dass Ilr. Günther für einen Vortrag der deutschen
herrscht ♦;. Literatnrgescbicbte nicht sehr eingenommen ist, liess
H/-I .. .> -Ix I £^i 11 qirb All« dem Wirlicr<rehenden iiohl schon vermntheii ;
r. Günther spricht zwar an mehreren Stelleu von ''•'' *"'' ""'" <"■■•=' r,- "•■■'"rii ■ ■,
I u .!■ I t r I 1 1 -j i •* rprbf L'icherlich .aber ist der reiren dieselbe vorireijrachte
dem herrlichen Aufschwünge, den unsere Literatur seit recni idcnciiiiu auLi i^i >■ ■ j,- t,>: k
1 _ \Jn 1 I 1 1 1 I 1 1 1 „ Grund dass es ia doch nicht miiglich sei, in diesen
iler IVJitte des vorigen Jahrhunderts genommen baiie, dass »iiumi, u.i»» is ju .. v..v .".,,,
II' II 1 ■ -1 -11 1 r!iirsiis .illes AVissenswerthe von ?pisti"f beileiitenden deut-
aber dse.se Anerkennung bei ilini eine durchaus unitahre '--nrsus aiirs .. i3si-ii.s"ci lur '',,'; , i
• i • 1 1 1 1 I -ji T tt o ..'-- -loi* I • I. sclipii 'Alrinnerii. von Prediirern und Seelsorfrern, die nichts
ist, zeigt der Abschnitt ,, Lesen" , S. J/0— .13", der sich »c"'o .iiaiiiieiii, luu .i..i [, , ■ i i u- c i
grossentheils damit beschäftigt, die grossen Geister des geschrieben, von verdienten Landuirthen und Erfindern
wiedergeborenen Deutschlands, Lessing, VVieland , Giifhe, i" K.insten und Iland-.erken u. s ,v. (S. 3Jlj '»'['"•"•h-
Schiller, zu schmähen und zu verdächtigen; da heisst ■»<■": »"""s <'••"" Z'^("h"^ ""•<". ''«^'' man lieber die
es: „Rousseau, Voltaire, Diderot und Consorfeu sind K«"" Literaturgeschichte, bei der man doch mit der
mir zehnmal lieber, als alle die neueren Schriftsteller, heillosen >euzeit in IJernhrung kommen musste, ober
dl- I I • - if 1. 11 1 HnriE 711 werfen habe. AI ein damit ,,kame man in einen
arum lieber, weil man sie grundlicher verabscheuen und '»ora zu niinn iiaui. .-«■■..■i • . ,,
vor ihrem Gifte sich leichter in Acht nehmen kann" unangenehmen Widerspruch mit dem Abiturienienregle-
(S. 280 Anm.). Von Schiller heisst es zwar S. 0(,4: ment", doch l«sst sich dem dadurch abhelfen, dass die
„Die Ehre des schönsten Redners, des kraftigsten Dich- Schüler den bet.eflenden Paragraphen des Gese zes ken-
ters muss ihm bleiben", aber zi.ei Seiten vorher, S. 292 "«'" ' "'"' ^"■'' '"■■'"^<'' einrichten" (S. 3U), d. h. das»
4 u ■ t ein -4 1 n I ■ I der loyale Hr. iiünther seine Schüler lehrt, wie man
Anm., heisst es: „Schiller war weit melir Redner, als "'-^ lo^.iii. m. lyH/ii/m/ = - ■ r< j i
D' 1 . ,- 1 c j.ii T/->-i ■ 1 r 4 • I i\ im lipouemsten auf Schleich» ej;en um das Gesetz heruin-
ichter", aber S. MH — 307 wird fast jedem seiner Dra- '"" »pi|ih insi« " ••'" ^"•■" T ,. , , ,
I w I Kl I I I- I IM- 1 i' f I liiinint dessen Prüfun" ihm ein verbrechen ist. Irgend
men der .'«cliandileck religiöser und politischer » erliih- i>.üuiini, uissiii i-ki>'>-<„ , • ■•
i„ . . r I o •>,!- 4 I ptwan soll nun an die .Stelle (es lierkömnilichen literar-
rung angehängt, ja, wir erfahren, S. .30/ Anm., dass ei»as s"ii oon ""'
H/~- ■■ jt I Tii- 1 * f 1 r t: i-'u » \\j 1 biufnrisrben Ciirsus treten, da scblasrt denn Ilr. (,ün'ner
r, Günther schriftliche Aufgaben auf Schillers Werke nisionsi neu ».-msus .ii.n. , „ ,, ,
1 . 1 • D • • li 1 1 IL vor eioi-'e Heni"e recht eng begranzte Aoscliiiilte mit
zu begründen ,,ganz gegen sein Princip" nur desshalb ""^t '^""»< »eui^t » .^. , , . , , , ,
II I i 11- Ulli in<. 1 errösster 4 usf ü li T 1 i c li k c i t Ulli Gründlichkeit zu behandeln;
vorgeschlagen hat, »eil diess „noch das besste JVlittel grossi« r .-lusiimiiii hn« n . , ,
• . ,■ I j , I 11 I IV I d IS hatte nun »olil sein Gutes, wenn es nicht eben mit
ist, die Jugend nach und nach, ohne dass der INaino iles "■'» "a>ie onu i
D. , , 1 • . 1 i 1- 1' 1 ilpin Aufheben des crösscreii Ganzen verbunden »are;
ichters hineingemengt und et»a die » erelirung vor sei- oem .luiKrui ii iii::i fc , ■ • i
I . 1 \r ,■ . 1 .. „ 1 .■ 4 1 -1 vorniinflice Leh'er wissen solche .Abschnitte, die weniger
oen literarischen Verdiensten beeinträchtigt wird, über veriiniiiiige iji u.n i.i. !.<:■■ " i u i i
1- 1 1 I' 1 ... I m ,1 f.- I i Ausbeute für die Ju''end eeben , so kurz zu liehandeln,
die moralische, religiöse und politische Wanirelhaftigkeit ansneuie im mc ju^cnn & ' '
II 4 1 14 1 4 ,• 1 ..V II \ dass ihnen bei den wichtigeren Zeit genug zu grösserer
seiner ilauptcbaraktere und sonnt in der Stille) seiner "^s* "'iiiii un iim „ t, ,, • •
T 1 I 1 4 III et I' 11 Ausführlichkeit bleibt; so strebt Rec. z. b. in »einem
lendenz uberhannt zu belehren." Kann es irgend etwas /»usiuin m iiiv> n ukt.l.,, ,,. , • i
4 1 I II 1 I • ■ II r, 1 Uiitprricbl dahin, dass ihm etiia die Hallte des zwei .Ui-
Anderes, als Ilenchelei sein, in solchem Ziisanimeiiliang unierricni ii.iniii, ■■«.. j
I c I 11 ' 1-4 • K \' 1- 4 Lt ricen Cursus für die Literat urjrescbichle der letzten 100
noch voll Schillers „literarischen » erdiensten" zu spre- rigen vyuisii> •■•'- ^ p r ■ i
bis l'JO Jahre bleibe; das verstösst freilich ganz gegen
^- jl^_^ Günther's Vorschlage, der hier conseijurnt genug
*J Bei den verwoncncn Ideen, die der Verlasscr von dem j^j fiif seine l}eliaii(lliiin;sweise nur vorzuschlagen eine
pädasoyischcn Znsiinmcnliiing zwischen dem Laleini»clien fjp'.^j.[,i,.I,te des Nibelungenliedes, die ein ganzes Jahr
luul dem Dcutsciien liat, kuinmt dcrscibe in diesem Ab- . ,, , . r'„-..l,w.l.io An- It ur..ri»..i;..ii.>
, .. I < 1 I • ■ 1 r. I einnehnieii soll, oder e ne Uescliichte de» ivelormations-
scbnitt .Tucli auf die Ijtcimschcn Dispulalioncn an den einneniiiru »un, "ii
Universitäten; auch Rec. halt diese sehr in Ebien, den- Zeitalters, wo wir jedoch erfahren mtichten was derselbe
noch aber kann er in folgenden Worten mir haaren Un- mit solchen Erzdemagogen, wie Hütten, anfangt. Allen-
sinn finden: sie sind ,,cin Wettspiel des Geistes, worin falls gestattet Hr. Günther, auch die ganze Literatur-
allein und am gründlichsten die wisscnscliaflbcbc ('Mosse „,,,|,i,|ifp d. h. „bis zur IMitle des vorigen Jahrhunderts
eines Nanuns erkannt und die Humanität seiner Gesin- ^ „i.ht unterdessen der liebe Golf einen Di. hier
nung, wozu die lalciniscbe .Spiaclie gcwisseiiuassen zwingt, ' , , i i\i i 41 141:.. .1...,
da.gelegt werden kann." S 214 unten. anfer»eckt, der es der Muhe »erth machte, bis lu ihm
Gymnasiaheitung.
371 372
schon im Srliuliiiitcrrichto hitruntcrziistpigoii , uikI dio non Strcitptiiict verbunden wird; daliin gehören endlich
liüUie lind SrliilliT anders zu beiirthciloii , als es jetzt die diirrli das j^aiize Buch hindurch » irdcrkelirendpii In-
nodi gcsdicIiiMi darf)" (S. ,541) vorzutragen, doch soll siiinationen gegen die herrlichsten Ulütheii der deutschen
man da/.ii et»a fiinfzi-hn Jahre vertiraucheii. Literatur, unter denen Rec. nicht et»a die Leistungen
So hfittrii «vir uns denn bis zu dem letzten Abschnitte der letzten zehn bis zivanzig Jahre versteht, gegen den
des Uiichi's, ,, Lehrer", S. 34J - o7(i, durchgearbeitet; ganzen deutschen Lehrerstand , ja, gegen die bestehende
dieser eiitlifllt ausser iiiis.'lglicheii Wiederholungen des .Scliulgesetzgebung selbst. Uii» illki'irlich iiiuss man sich
schon in verschiedener Uestalt (iesagten die Ausführung, fragen: kann bei einem wissenschaftlich gebildeten Qlanno
dass die Uestelliiiig von Classenlehrcrn der von Fachleh- in Wahrheit eine solche grenzenlose Verkehrtheit Platz
fern vorzuziehen, dass aber dennoih das Deutsche durch greifen, ilass er den Gang der Weltgeschichte auf den
alle Classcn hindurch von einem Lehrer ertheilt »erden Kopf stellen niin Schaden kann ein solches liuch nichts,
solle, iler dann noch nebenher einigen Reügions- und dazu sind «vir Gottlob »cit genug vorgeschritten; »uhl
Geschichtsunterricht ertheilen kann; tvcui diese Aufgabe aber kann es das iii'itzen, dass es uns zeigt, wohin der
zu gross erscheinen sollte, dem aiitivortct Hr. Güntiter : Weg der sich immer noch hier und da, mit den ver-
„Was zum Unterrichte in der Prima iiüthig ist, ist wahr- srhiedeiiartigsten Kunstgriffen hervordrängenden Dunkel-
lich nicht so sehr \ '\e\ und bei gewissenhafter Vorberei- manner in seinen Consequenzen führt.
tung bald zu erwerben" (S. j()l), für die übrigen Clas- Auf eine eigentliche >Viderleguiig des besprochenen
sen also wird man wohl gar nichts zu lernen brauchen! Buches hat sich Rec. nicht eingelassen, sie hatte niindc-
Der Lehrer nun, der diesen deutschen Unterricht, wie steiis gleichen Raum mit dem Buche selbst einnehmen
auch Hr. Günther zugibt, der wichtigste auf dem ganzen müssen, wäre für die Mehrzahl der Leser überflüssig,
Gymnasium, ertheilt, soll ,,eiu gründlich gebildeter, für den Verfasser wahrscheinlich nutzlos gewesen. Rec.
talentvoller, aber kein gründlich gelehrter, tiefsinniger nennt desswegen , was für die meisten seiner Amtsgenossen
Mann" (S. 3()6)i auch natürlich beileibe kein Philologe, holTentlich nicht mehr nöthig, bloss das Buch, welches
sondern ein Theologe (S. .jliö f.), ilabei aber der Di- ohne viel Polemik «loch die besste Widerlegung Hrn.
rector der Anstalt (S. 3lj8 f.) sein!! Rec. ertheilt fort- Giinther's ist: Hieckes treffliche Schrift: ,,Der deutsche
während in mehreren Classen mit Lust und Liebe den Unterricht auf deutschen Gymnasien."
deutschen Unterricht, aber dagegen, ein Lehrer des Deut- flleiningen. W. A. PasSOW.
sehen nach Hrn. Günlher's Sinne zu sein oder jemals
zu «erden, niuss er nach Kräften protestiren.
Der Schluss des Buches bewegt sich tlieils um Hrn.
G««Me;'S Personalien, theils geht er nach Form und Gy innas i ai - C ll r 0 tl ik und MisCCllen.
Inhalt in eine Predigt über, ZH deren Besprechung hier „ r» i i ..oir. c ■ ai • t,-^ i i;-^
.. ,,,,,, , • .. V ■ Bayern im October 1842. Seine Dia estät der Kö-
weder der Ort, noch der Itlassstab gegeben ist, <la wir • ■ ," c \- ■ -k f-, i -wi \e ai i
, , r,. , ,, , 1 nig haben auf die in J\r. 07. lies von AVoIfgang Menzel
es hier nur mit w isscnsrhalllichen Untersuchungen zu ■ ■ . i ^ ^ w i^ m ■ i ^ i ■ i *
" reiligirteii Literatnrblatts zum Morgenblatt gehörend ent-
ihun haben, ,,„ , . , halten« Kritik über das Werk des Dr. K. Ruthardt:
> on den zwei Anhängen fehlt «ler ,, Auszug aus dem ,7,1 1 di , r 1 i a
^ ., , .1 I ^ • Vorschlag und Plan etc. aufmerksam zu machen, und
vierten Thei e der Grammatik von J. Grimm" in unse- 111 1 n .11. 1 i ■ 1 i- ^ t 11
. ,, , „, , r. zugleich da, das Urtheil als richlisr vorausgesetzt, Al-
rem Lxenii) are ; der zweite „Von ilen 1 ropen unil l'ign- 11.1,1 n ■ 1 u- 1 1 i
1 ' , . ,\ , , , 1 lerhochstderselben nach dem, was hier über das irag-
ren" ist uns bei flüchtigem Uurchblältern als, unter ver- ... ,, , i • , , , ^ v i 1 _ ..„ 1 Di
' . . , ", ,, , . ... liebe Buch gesagt ist, der beregte torschlag und rlan
nünftiser Leitung, recht brauchbar erschienen; nur nicbt, 0,11.- 111 ,k i • * 11 .
f ,'''. ,, . , ,, , , • Rnthardts sehr beherzigungswerth zu sein scheint, aller-
uin ihn den Scliü ern selbst in die Hände zu gelien, wie „1 , 1 r 11 1, 1 1 k; 1 • _ «
' , ,, ., r 1 r 1 ■ , gnadigst zu belelilen geruht, dass die isache einer iiä-
Hr. Günther will, weil er iür diese zu umtangreicti ist. " u r , r 11 f 1 ii„_
\^ „, . . . . n 1 1, heren Priiluiig unterworfen, und das Il.rgebniss aller-
Die Tendenz des ganzen besprochenen Buches gelit , .1 , , 1- 1 1 1 , 1 i r-
, , „*", ., ■ , 11 unlerthanit'st in Vorlage gebracht; auch wenn ilas Ge-
dahin, die deutsche Pädagogik um mindestens ein Jalir- ,, ,, , f V 1 111 .1 ■ 1. .1; „»11 ...
' , , * " 111 sagte lur richtig beiuiiileii wurde, an Alierboclistilieselben
hundert zurückzuschrauben, was aucli ziemlich uiiuni- 1 1 1 -i . , . n, 1 11 ;„
, ^ , ., ,. ., sogleich darüber cm Antrag gestellt werden solle, wie
wuiiien ausgesprochen wird (S. 191. J/O); damit stimmt / ... , . 1 .11 ,• u 1 .1 1 „ K ■■
» ' , "> .111 .1 etwa die beregte Lehrmethode in ilie Scnulen des K.<>-
vortrelllich zusainuien das »arme Lob, welclies Ailani , ,. , ,.., ,
.... ,,0.1 1 /c -^-, .>. -^ nigreichs mochte eingeluhrt werden.
Wüllcr (S. JU/. Anni), Fr. v. Sd.legel (S. Soh- ilio). ^ °
Geiitz (S. ööli) einärnileii; damit stimmt <lie Behaup- Berlin. College royal fran^ais. Das Programm,
tuno- , dass ,,wir noch nicht einmal in der Philosophie mit welchiiii der Director Fonrnier zu dem am ,j. Oc-
wieder so weit seien, wie das Mittelaller in seiner schön- tober stattlindeiideii Examen des Collt^ge fran<;ais cinla-
sten Zeit war" (S. 14 vgl. S. 2 7. '-'12); damit folgende i\Ki, eiUbält p. 1 — 25 eine Abhandlung des Dr. Mul-
Slellc: ,,wenn man bedenkt, dass sonst Theologen die lach: Quaestionnm Deinocritearum Specimen Secundum,
Gymnasiasten weiter gefordert haben in den alten Spra- in welchem der Verf. über die Werke dieses Philosophen
rheii , man sollte wünschen, kein Philologe vom Fach handelt. Diese werden p. 12 — 14 einzeln mit den Ti-
jnürhte mehr an unsere .Schulen kommen' (S. 17 vgl. teln aufgeführt, sowio p. 1!) — 25 eine Auswahl der er-
S. 1;-!. 3t)|. ol).') fg.), dahin geboren die Declainatioiien haltriieii Fragmente nebst lateinischer Uebersetzuiig und
gegen die neueren, liberalen .Staat.stlivdi ien (S. 21J), mit Erklärung iiiitgetlieilt. Darauf folgen statistische iNach-
deneii (S. 2l.J eine höchst unpassende .Anspielung auf ei- richten vom Director über das Schuljahr von [Michaelis
neu bestiminteii , zeitlicr in l'reussen vielfach besproche- lS4l — 42, aus denen wir Folgendes entnehmen: Zu
373
Anfang des vorigen Winterliallijahres besuchten l.'iQ Schü-
ler die Anstalt, von ileuen ;{!) im Laufe ilrs Jahres ab-
gingen, während 57 neu aufgenomuien »urdeii , so dass
zuletzt löl Schüler, nämlich in I. II, in II. 14, in
III. 26, in IV. 30, in V. 30, in VI. 40 unterrichtet
wurden. Zu Michaelis 184 1 wurden keine Schiiler zur
Universitfit entlassen, zu Ostern 1842 drei mit dem Zeug-
nisse der Reife; die jetzt Abgehenden sind noch nicht
aufgeführt. Unter den Lehrern der Anstalt war dem
siebenten Lehrer, ilem Dr. Weiland, vom [Ministerium
der Geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten eine aus-
serordentliche L'ntersti'ltznng zu einer wissenschaftlichen
Reise, besonders nach Paris, bewilligt, die sonst von
ihm ertheilten Stunden unter seine C'ollegen , namentlich
die Hrn. Prof. Kramer, Dr. Chainbeau und Candiilat
Gercke verlheilt worden. (Ferner wird die li^iiirichtnng
einer Uuterstützungscasse für Wittwen und Waisen von
Lehrern lies Gymnasiums erwähnt, deren Einkünfte zu-
nächst freilich sich beschränken auf die Beitrage der
Theilnelimer und ein geringes Honorar, welches für Ab-
gangszeugnisse von den Schi'ilern erhoben werden soll.)
Zuletzt theilt der Director die iNachricht mit, ilass er,
zum Mitgliede des Consistoriuuis der Provinz Branden-
burg ernannt, <lie Leitung der Anstalt mit dem Schlüsse
dieses Schuljahres abgeben werde, und ilass zu seinem
Nachfolger schon von den oberen Behörden der bisherige
erste Lehrer der Anstalt, der Prof. Dr. K. ramer, er-
nannt und bestätigt sei. — Friedrich -WiUulms- Gymna-
sium. Das öfFcntliche Examen in diesem Gymnasium fand
am 30. September d. J. statt. Zu demselben lud der
Director Ranke mit einem Programme ein, welches
ausser den Schnlnachrichten von dem Director eine deutsch
geschriebene Abhandlung des Prof. Yxem über Platon's
Euthyphron , oder vielmehr eine Ihcils wörtliche, theils
umschreibende Uebersetzung mit eingelegter Erklärung
sowohl in Bezug auf einzelne sprachliche und sachliche
Erscheinungen, wie auf den ganzen Gang und Zweck
dieses platonischen Dialogs enthält, p. t — 24. Aus den
Schulnachrichten tritt als das für diese, wie für die bei-
den ilamit verbundenen Anstalten, die Real- und Elisa-
bethschule, wichtigste Ereigniss des verflossenen Schul-
jahrs hervor die am '2. April geschehene Einführung des
früheren Gjainasialdirectors und Professors in Güttingen
Dr. Ranke, als Directors dieser drei Anstalten. Die
Direclion der Real- und Elisabethscliule verblieb zwar
auf eignen Wunsch des neuen Directors wahrend des
.Sommerhalbjahrs noch den ersten Lehrern dieser beiden
Anstalten, den Professoren Iva lisch und Müller, gi'ht
aber jetzt mit Beginn des neuen Semesters ebenfalls anf
den Director Ranke ülier, jedoch in der Art, dass jene
beiden genannten Professoren ihm für diese Anstalten als
Directorialgehülfen zur Seite stehen. — Am 17. Mai
wurden dem Prof. Siebenhaar <lio Insignien des ihm
von Sr. Majestät verliehenen rothen Adlerordens vierter
Classe eingehandigt, sowie schon am '22. Deieinber v. .1.
dem Oberlehrer I\l ü 1 1 e r an der Elisal)ethscliule Aller-
höchsten Orts der Titel und Rang eines Konigl. Profes-
sors beigelegt worden war. — Aus dem Lelireri oHrglum
des Gvinnasinms schied am Schlüsse des Semesters der
Oberlehrer Bogen, um dem ehrenvollen Kufe als Leb-
374
rer und Erzielter des Prinzen Friedrich Karl , K. H.,
des Sohnes des Prinzen Karl, K. 11., /.u folgen. — Die
Zahl der iu ilen drei vereinigten Anstalten während des
Soinmersemesters X.H'M unterrichteten Zöglinge betrug
nach der Angabe des vorigen Sthulprogramms 1403, 'on
denen sich 372 im Gymnasium, 053 in der Realschule,
.!.S() in der Elisabethscliule befanden, und welche in 33
Classen und Abthciliiiigen vertheilt waren. — Im Sommer-
Semester 1>)42 betrug die Gesamiutzahl der Zöglinge in
34 Classen l.x'JD, »<>n denen sich 378 in> Gymnasium,
7-12 in der Realschule, 410 in der Elisabethschule be-
fanden. Im Gymnasium waren: in Oberprima 2Ü , in
Unterprima 22, in übersecunda 28» i" Untersecunda 39,
in Obertertia 44, in Untertertia 52, in Ouarta 58, in
Quinta 5'), in Sexta 5ü Schüler. In der Realschule wa-
ren: in Prima )(), in Obersecunda 25, in Untersecunda
4t> , in Obertertia 57, in Untertertia Abiheilung 1. 56,
Abtheil. II. 50, in Oberijuarta Abth. I. 57, Abth. II. 5'J,
in Unterqu.irta Abth. 1. 03, Abth. II. (iO, in Quinta Ab-
theil. I. 51, Abth. 11. 55, in Sexta Abth. I. 40, Abth. II.
43, in Obcrseptima 43, in Unterseptiina 27. In der Elisa-
bethschule waren : in Prima 38, in Secunda 44, in Ter-
tia 40, in Oberquarta 3'J , in Uiiterijuarta 58, in Quinta
Gl, in Sexta öl, in Oberseptima •;5, in Unterseptiina 34
Schülerinnen. Um die Ueberfüllung einiger Classen zu
vermeiden, wird in letzter Anstalt jetzt noch eine neue
Classe eingerichtet. — Von dem Gymnasium gingen mit
dem Zeugniss der Reife zur Universität ab : Ostern d. J.
13, Michaelis d. J. 10. — Joacitimthal'sches Gymnasium-
Der Einlailung des Directors Dr. August .Meineke
zu der öffentlichen Prüfung der Zöglinge ilieses Gymna-
siums, welche am 1. Oclober d. J. stattgefunden hat, ist
vorangeschickt eine Abhandlung des Prof. Dr. Julius
Mut Zell: de translationum , qiiae vocantiir, apud Cur-
tium usu , p. 1 — 53. Nachdem dei durch die im vori-
gen Jahre veranstaltete Herausgabe des Curtiiis bekannte
Verf. im I. Capilel die Ansichten der alten Schriftsteller
über das Wesen der Uebertragung (Metapher, translatio
oder tralatio) aufgeführt, p. J — 12, sodann die mit der-
selben vertiandten Figuren, namentlich die li/.ujv oder
siniilitudü, die x<ir(i;jf(>^'5/,- oder abusio, die avflXÖOXIJ
oder inlellectio, die lUT^ojvi'ilia oder denoiiiinatio vel
immutatio, in ihrem Unterschiede vi.ii der eigentlichen
flletapher betrachtet, p. 12 — 18, und vier Arten oder
Theile der Metapher unterschieden, p. 18 — 21 > und im
II. Cap. die freiliih nicht eben zahlreichen Vorschriften
der Alten über den Gebrauch der Sletaphern angeführt
und erläutert hat, p. 21 — 25, geht er zu den bei Cur-
(ius gebräuclilichen Metaphern über, und vergleicht die-
selben mit denen der bessleii lateinischen Schriftsteller.
Nämlich im III. Cap. bandelt er >on der Uebertragung
solcher Ausdrücke, die gewissen lebenden WVsen eigen-
tliüinlich aiiid, auf ari<lere lebende ^Ve.sen , d. h. 1) sol-
che Aiisilrücki!, welche vom Mens<heii auf Thiere, 2) um-
gekehrt (v. Tb. a. d. M.), 3) solche Ausilrücke, die von
einer Galtung der Thiere auf eine andere übertragen
sind, p. 25 — 29. Im I\'. Cap. spricht er sodann von
den .Ausdrücken , welche von lebenden Wesen auf leblose
übertragen sind, und unterscheidet die letztern in natür-
licl.-e, künstliche (durch Kunst der .Menschen gefertigte)
375
376
iiiul abslrarto GofPiis(,'lti<lo , p. 'JO — 4 ?. Im V. Cap.
ffilirt er Uelipr«rn;;iii)i;(Mi loii Aiisdriicken , <lic leblosen
Diiinrn rij,'rii<luiinliili siiiil , auf Ipbemlp AVosen an, mit
ilcrsolliPii (Irrif.uliPii lliitprciiitlirihiii^' , als im IV. Ca|>.,
p_ 45 5J. Damit sriilii'sst die Abliaiidluiij; ; es felilt
also die vierte Ar«, iia« li der Aiisdriiike , die gcttisseii
leblosen Dingen eijjeiitlii'inilicli sind, auf andere leblose
Dinge liberfragen «erden. Es sollle diese Art in dreimal
drei l'nterabtlleilnnxen betrachtet «erden, der dieser
Sclirift ziigemessone Ranm jfestaKete aber die Anfnalinie
dieses VI. Cap. nitlit mehr; indcss verspricht der ^'erf.,
dasselbe nächstens auf andere Weise <lnr<h den Druck
zu rerülTentlichen. — Aach den vom Director niitgetheil-
ten statistischen Nachrichten betrug die Zahl der Schü-
ler im Wintersemester 31l(i, im Sommersemester .iO'i,
von «eichen l'JO die Anstalt als Alumnen, 8 als Pen-
sionare des Alumnats, die librigen al» Hospiten besuch-
ten. Von diesen 302 -Schülern sassen in Prima (in 2
Abtheilungen) 52, in Obersecunda 31, in Untersecunda
35, in Obertertia 52, in Untertertia (in 2 Abtheil.) 6!»,
in Quarta 3S , und in Quinta 35. Abgegangen sind im
Laufe dieses Schuljahres 3H , aufgenommen 87; vier Schü-
ler »urden der Anstalt durch den Tod entrissen. — Unter
den Abgegangenen wurden zu Michaelis v. J. 8, zu Ostern
«1. J. 11 mit dem Zeugniss der Reife entlassen. An der
Anstalt haben im Lanfe dieses Schuljahrs ohne den üi-
rcctor folgende Lehrer Unterricht ertheilt: I) Pri fessor
Pfund, 2) Prof. Ropke, 3) Prof- Snethlage, 4) Prof.
Conrad, 5) Prof. Passo w , 6) Prof. IM ützel 1 , 7) Prof.
Wiese, S) Prof. Jacobs, 9) Inspector Kniipfler, 10)
Adjnnct Dr. Lhardy, U) Adj. fi iesebr ech t, l7)Adj.
Fischer, 13) Adj.'ß re nsk e , 14) Adj. Schmidt, 15)
Adj. Dr. Köpke. Als Mitglieder des pü.lagogischen Se-
minars: 16) Dr. Franke, 17) Dr. Wittmann und 18)
Rehdanz. Als Schulamtscandidaten : Hl) Dr. Dubis-
lav und 20) Dr. Schmieder. Als Hülfslebrer für die
englische Sprache: '2\) Prof. Seymour, für die italie-
nische Sprache: 22) Prof. Fabrucci. Als Zeichnen- und
Schreiblehrer: 23) Markwordt, als Lehrer im Plan-
zeichnen: 24) B rügner. Als fllusiklehrer : 25) Mnsik-
dircrtor Dr. Hahn und 26) v. Jengnagel. Als Leh-
rer für den stiftungsmässigen propädeutischen Unterricht
in der Jurisprudenz: 1>7) Prof- D""- Rudorff.
Coblenz. Director des hiesigen Gymnasiums ist
jetzt Dr. Fr. >'. Klein; die übrigen Lehrer sind jetzt:
1) der kathol. Religionslehrer Assmann, 2) für den
evangel. Religionsunterricht, 3) Prof. Deyks, 4) Ober-
lehrer Ditges, 5) Höchsten, 6) Prof- Leuzinger,
7) Oberlehrer Dr. CapeUuiann, K) Dominikus, 9)
Bigge, 10) Arnold, 11) Arenst, 12) Henrich,
13) Münch, 14) Flock, 15) Branckenbusch, 16)
Dommereuth. Unter den letztgenannten Herrn sind
einige Accessisten. Das diessjährige Herbstprogramm ent-
halt eine Abhandlung von Hrn. Oberl. Ditgcs: de fati
apad Herodotum ratione»
Elberfeld. Am Gymnasium dahier besteht jetzt,
nach dem Austritte des Herrn Director, Professor Dr.
Hantschke, das Lehrercnliegium aus folgenden Mit-
gliedern: Dr. K. Eich hoff, zweiter Oberlehrer und
interimistischer Director, Lehrer für Religion , philosoph.
Propädeutik, Latein und Griechisch. Dr. C. Clausen,
dritter Oberlehrer, für Deutsch , Latein, Geschichte und
Geographie. Dr. Th. Fischer, vierter Oberlehrer , für
Mathematik und Naturwissenschaften. C. Niedlich,
Gymnasiallehrer, für Religion, Französisch und Latein.
Dr. C. C h. Beltz, Gymnasiallehrer, für Latein, Grie-
chisch, Dtutsch, Geschichte und Geographie. Liebau,
provisorischer Lehrer, für Latein, Griechisch, Deutsch,
Geschichte nnrl Geographie. Dr. A'olcker, interimisti-
scher Lehrer, für Latein, Deutsch, (jeschichte und Geo-
graphie. C. A. Kegel, Lehrer der Vorbereitungsciasse.
Cuplan Friderici, Religionslehrer für die katholischen
Schüler. Candidat Fröhlich, interimistischer Lehrer
des Hebräischen. Alusikdirector Schornstein, Gesang-
lehrer. E. Liesegang, Zeichnenlehrer. J. D. Bol-
lenberg, Schreibichrer.
Weimar. Das diessjährige Ostorprogramm des Di-
rector M- G e r nli a r d : de romposifione carminum Horatii
explananda imprimis de argumenti expositione, bildet als
particula II. ilie Fortsetzung des im vorjährigen Piogrammo
behandelten Gegenstandes nnil ist, wie die particula I., ge —
gen die n-rfehlten Eiklärungsversuche Düntzer's (Kri-
tik und Erklärung der Oden des Horaz , ein HantHucL
zur tiefem Auffassung der Oden des Horaz, Braunscliw.
1840) gerichtet. Ausserdem legen von der schriftstelle-
rischen Thatigkeit der Lehrer des Gymnasiun^s drei an-
dere im Laufe dieses Jahres erschienene Bücher Zeug-
niss ab, nämlich: 1) Lehrbuch de?- Geometrie, ausgear-
beitet von Dr. Carl Ludwig Albrecht Kunze, Pro-
fessor am Grossherzogl. Gynmasium zu Weimar, Mitglied
der Künigl. Akademie gemeinnülziger Wissenschaften zu
Erfurt. Erster Band. Planimetrie. Mit siebzehn in Ku-
pfer gestochenen Fignrentafeln. Jena, bei Friedrich From-
nian. 1842. '.') Lateinische Grammatik für untere iinil
mittlere Gymnasialclassen , sowie für höhere Bürger- und
Realschulen. Zum Behufe eines stufenweise furtschrei-
tenden Lehrganges ausgearbeitet und mit einer reichen
Auswahl classischer Beispiele versehen, von Dr. Carl
Eduard Putsche, Professor am Grossherzogl. Gymna-
sium zu Weimar. Jena, Druck und ^'erlag von Fried-
rich Tilauke , IS42. 3) Römische Alterlhumskunde. In
drei Perioden bearbeitet von Dr. Gustav Zeiss, ordent-
lichem Lehrer der Geschichte und deutschen Sprache am
Gymnasium zu Weimar. Erste Lieferung 544 Seiten.
Jena, Druck und Verlag von Friedrich Mauke, 1842.
(Diese erste Lieferung enthält ilie zwei ersten Perioden,
die Zeit bis zu Cäsar's Tode. Die von dem Privatleben
der zweiten Periode noch übrigen Paragraphen, ilie dritte
Periode, welche in kürzerer Darstellung die Zeit bis
zum Untergänge des römischen Reichs umfasset, eine
kurze Beschreibung der Stadt Rum und das alphabetisch
geordnete Inhaltsrerzeichniss werden in kurzer Zeit als
zweite und letzte Lieferung nachfolgen.)
G y m 11 a s i a 1 - Z e i t u n g.
Beiblatt
zur Zeitschrift für die Altert humswissenschaft.
Decemlicr 19-13.
41- Der (Irutsclie Unterricht auf ileutsrlien Gymnasien.
£in päilagogischrr Versucli um Rof/ert Heinrich
Hiecke, Conrector unil Professor aiii Gviniiasiuui zu
Merseburg. Leipzig, 1842. V'erlag von iüiluard
Eisena.li. Xlll u. 296 S. 8.
Die Schrift lieg Hrn. Hiecke filier ilen ileutsohen Un-
terricht auf <leii(srlien (jvniiiasien hat, abgesehen von dem
Interesse, »ciches ilir Getienstanil erregt, eine grosse
Beilcutung, ivenij;steiis für ilie Preiissischeii üchulniänuer,
dadurch erhalten , <lass Se. Kxcellen/, der k. Geheime
Staatsniinister Hr. Eichliorn mittelst der K. 8chiilc<>lle-
gieii sainnitliche Gyiiinasialdirectiiren auf rlieselbe zur Prü-
fung un<l Ueachtuii°; hat aufuierksain machen lassen, und
den letzteren aufgegeben hat, diese .Schrift nisbesonilere
denjenigen Lehrern zur näliereu Prüfung und Bearhtung
ta em|ifeii!en, welchen der Unterricht im Deutschen über-
tragen ist. Uns ist keine Schrift bekannt, »eiche den-
selben Gegenstand vollständiger und mit lebhafterem In-
teresse behandelte ; der Verfasser ist für sein Thema be-
geistert, und Begeisterung erhöht unsere Theilnahme,
selbst »enn »ir nicht allem Einzelnen beistimmen kön-
nen. Der Verf. will seinen Gegenstand nicht für die
Gymnasien allein, er nill ihn lür das Publicum ausser-
halb des Kreises der ^ichule behandeln, zur Begründung,
wie zur Berichtigung und Aufklärung der Ansichten, die
dort darüber herrschen. Zu diesem Znecke behandelt
er seine Aufgabe in einer freien, ansprechenden Sprache,
aus «elcher überall der ilurchgebildete (ieist lies Verf.
hervorleuchtet, und hiilt sich von jeder AiisilriicksM eise
eines bestimniten .Systems oder ^cluilsprache möglichst
fern, welche Komi seinem AV*'rke eine grössere Verbrei-
tung sichert, »leviohl nicht zu Ijlugiieii ist, dass er bei
seinem .Streben, deutlich zu sein, mitunter tveitscIiHeihg
wird. Dahin gehört die Stolle, aufweiche uns überdiess
die Reiliefolge unserer Betrachtungen zunächst führt, wo
er bestimmt, was die Muttersprache für einen Jeden sei.
„Mit Eitlem Worte, sagt er S. 4, sie ist eben die Mut-
ter seines Sprechens, aller Gestaltung und Mittheilung
seines Einphndens und Denkens, <ler Schooss, aus dem
sein Geist geboren wird, der allgemeine Boden, ai's ileiii
allein, so Vieles und so Vortrefliiches er auch si< h aus
der Fremde herüberliolen und aneignen mag , ihm ilie
gemässeste und gesündeste Nahrung werden kanu."
G/mnasiaheiliiiig.
Der Schüler eines Gyninasiums — wie jeder Lehr-
anstalt - soll nach Hrn. H. (S. d) nicht etwa bloss mit
Kenntnissen vollgestopft, nicht etwa bloss bis zu einer
(jaiiz elenieiifaren Fertigkeit im Denken und .Sprechen
gebracht, sondern zu einer gründlichen Bildung erzogen
werden. Von dieser Ansicht hätte aber der Verf. sich
S. 7 nicht wieder entfernen sollen, imlem er, wenn auch
nur »orlaulig, die Gymnasien als Vorbereitungs^nstallen
für ilas Universitätsstudium ansehen will. Eine solche
Vorstellung darf auch nicht vorläufig eingeräuinl werden,
weil sie das Grundelement zu allen irrigen Meinungen
von dem Gymnasialnnterricht und zu allen Anfeiiidungen
desselben i!<t. Es ist diu Gymnasien ganz mit Unrecht
untergeschoben, dass sie den untergeordneten Zweck ei-
ner Vorbereitungsaiistalt statt des einer unabhängigen Eiit-
wickeluiig der Kräfte des menschlichen Geiste», der Hu-
manilätsbililung in ihrer nähren Bedeutung, hatten. Sie
bereiten allerdings so weit vor, das der mit dem Zeug-
nisse der Reife aus ihrer obersten Bildungsstufe Entlas-
sene die Uiiiversitätsstudien mit Erfolg beginnen kann,
aber sie richten nicht von vorn herein nur dazu ab. Wie
wäre ilas auch uiOtflich, da zum Gelingen eines solchen
Strel eiis auch ein dazu befähigter geistiger Slolf im Scliü-
ler gehört, lind doili die wenigsten, welche Gymnasieii
besu<'heii , die Faliit;keit und Ausdauer besitzen, ihre
Vorbildung bis zur obersten Stufe ilurchziisetzeii , voraus-
gesetzt, dass die .Schule der Anforderung, die sie au
ihre vorrückenden Schüler machen muss , sich stets be-
wusst und treu bleibt. Völlig aber stiinmrn wir mit dem
Verf. überein, wenn er S. 2U sagt: ,.Bine wahrhaft ge-
bildete VVeltanschauiing und eine Weltvvirksamkeit, »ei-
che, auf die klare Einsicht in die (;egebeiieii Verhalt-
nisse, aber ebenso sehr auf die klare Aiischaiiiing des
nächsten in iler VViiklichkeit zu erreichenden Zieles ge-
baut, von aller abstract- idealistischen Schwäru.erei sich
fem liält, wohl aber mit Besonnenheit coiirret- iilealo
Zwecke verfolj^t, — diess Beides ist es, wozu auf ileut
Gymnasium die elementare Bildung zu geben ist." Eben-
so mit S. Ili, dass altclassisclie und Realgy innasien sieb
darin vereinigen sollen, die Bildung in der Muttersprat he,
als ein ihnen beiden dun haus wesentliches Moment, anzu-
erkennen und mit Liebe zu pllegeii.
Die zweite Frage ist nach der Stellung der anderwei-
tigen Lectionen zu dem Unlerrii hte im Deutschen (S. 27.)
Als charakteiislisch für deu Luteriicht iu der 3Iutter-
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(Uirache «inl iKTior^pliolicn , dass «lor soll««" , mit AosiinliiDP rigkrit entstehen. Kann man «uranssrizen oder auch nur
<lrr tvenl>;>'ii SfncnliMi , uo in ficimlr-n .S|ir.i(lien ^i'.'>|>r(>rlii'ii verlant^i'H , ilasa (li>r ilrnfsthe Lcliicr mit drin ji'ilcsinal
»ird. odiT ilic sirli auf knns(fiT(ii;kei(<'n bi-zii-lii'n, durch vorj;c8(hlaj;pneil Stolfe hinl>iMi:l><'l> '■'■'traut sei; ixlcr wenn
alle Lertioiii'ii siili liiiiiluri li/ii'li(. Wir iniii liti-n auch auch lortraut, ihn diich (^t-iadc so, h ie ihn der Fach-
die technischen Lccliiincn nicht .iusiii'lini''n , denn auch Irlirer hehanilelt, aufgerasst habe? Er wird daher öfters
diese haben ilir S|ira<li';i'l>iet. Die Dir.fti'llcMijj des Leh- in die Lajfe kdinnien , zu vcr»i'ifen oder doch zu be-
rers inuss dem Ui-diirfuiss iIit S<huli-r cnt»!)! imIumi (S. ,{(J) zweifeln, was der Fachlehrer behauptet; iler Schüler aber
und im All^euieinrn hat im Anlauf weder der Lehrer selbst der obersten Classe ist noch zu düj;matisch, um
im Ausdruck sehr zu wechseln, noch der Schüler (S. 31). ohne Naclitheil die Kritik des einen seiner Lehrer durch
Ein grosser Theil des (iesajjten geht lerloren , indem der den andern zu eifahren. Uiess ist also schon eine Schwie-
Lehrer in einer den Schillern iiiiverständlirhen Sprache rigkeit, welche man sich nicht verhehlen darf, wenn
redet, und er lasse sich ja nicht tauschen, durch ein auch vielleicht nicht ihretxegen die Sache selbst sofort
Ja, welches der Schüler in der llejjel auf seine Frage: aufzugeben »iire. Die el»a zu reizende Empfindlichkeit
Oh er es rerstanden habe? antwortet; denn der Schnler der [jehrer wäre hierbei au( h nicht fjanz zu überaclien,
srhi'init sirli „Nein" zu sagen ; sondern er lasse sich roll- obgleich dieselbe bei eiiicni tüchtigen Geisie im Lehrer-
siandig wiederholen, was er gesagt, das wird für den collegium aus (Vücksicht auf das gemeinsame höhere Li-
.Srhnler zugleich eine Verstandes- und Redeübung sein. teresse einer zweckmässigeren Ausbililunir der anvertrau-
Hat nun hierdurch der Schüler allmählich auch die Fer- ten Ziiglinge schwinden utüsste. — Die Kücksicht auf die
tigkeit geiionnen, ilen LehrstotT in eine denk- und sprach- Anforderungen au <lio Kräfte iIcs deutschen Lehrers ma-
rirlifige Form zu kleiden, so muss noch — in den obe- chen indess noch ein anderes Verfahren uotlii°;. Dieser
ren Classen natürlich mehr, als in den unteren — die nämlich soll nicht der Censor von allen übrigen Lehr-
freiere Unrcharbeitnng hinzukommen (S. 3(i) ; es oiüssen, gebieten neben ihm sein. Durch stillschweigenile A'or-
um uns gleich des üblichen Ausdruckes zu bedienen, aussetzung einer solchen Stellung desselben hat mau oft
freie Aufsätze gemacht werden, und zwar in allen Ge- die Wichtigkeit der deutscheu Aufsat/.e überschätzt, als
genstäiideu des Uoterriclites. ,, Jeder Lehrer soll (S. jli) zeige sich daran die ganze geistige Entwirkeliing des
es als sein gutes Recht ansehen, auf diese Weise noch Schülers, während mau doch in der Regel nur eine sti-
ausdrücklicher mit seiner Thätigkeit in die Wirksamkeit listische Fertigkeit oder Phraseologie und Remiiiiscenzen
der Lehrer des Deutschen einzugreifen." — Dieser Ge- einer fleissigcn Leetüre daraus erkennt, hinter welcher
danke ist der am meisten zu hearhtenile in dem ganzen sich nicht selten <lie grüsste Hohlheit verbirgt. Nur wenn
Buche des ^'erf. .Alles Uebrige, was er aufstellt, ist schon der Schüler ans allen Gegensländen des Schulunterricht»
mehr oder weniger besprochen und ausgeführt; auch ist geeignete Aufgaben in grösserem Zusammenhange mit
dieser Gedanke schon früher in ilem eigenen Wirkuiigs- angeinesseneui, folgerichtigem und ge«aiidtem Ausdrucke
kreis« des Ref. angeregt, und seine Ausführung versucht zu lösen im Stande ist, und dieses sich aus seinen deut-
worden. Ri'f. hat sich schon über die I erkehrthfit und sehen Aufsätzen ergibt, dann verdienen letztere die ßc-
Planlosigkeit uusgesproclien , mit welcher bei den Auf- deutung, die man ihnen sonst mit Unrecht beilegt. Je-
gaben zu den deutschen Aufsätzen verfahren wird, und der Lehrer gebe daher aus seinem Gebiete gelegentlich,
er hat eine Skizze von dem Plane entworfen, 7inch wel- in jedem Hallijahr wenigstens einmal, einen zusainmen-
chem der deutsche Unterricht auf dem seiner Leitung hängenden freien Aufsatz auf, prüfe und verbessere ihn
anvertrauten Gymnasium angeordnet ist j am meisten In sachlicher Hinsieht, und lege ihn, so mit seinem li'r-
Sorgc hat er zugleich stets auf die Wahl der Themata theile versehen, dem deutschen Lehrer vor, dem seine
verwandt , und schon seit vier Jahren das ausführen zu eigentliche Stellung nur die stilistische und logische Kri-
lassen getrachtet, was Hr. H. hier vorschlägt; die Aus- tik soli her lliarbeitungen an» eist, »eiche nicht aus dem
führung bietet jedoch überall mancherlei Schwieri<rkeiten, Gebiete der deutschen Literatur oder der sonst von ihm
die theils in der Saehe selbst, theils in dem Verhältnisse in derselben Classe ertheilten Lectioneii entnomiiien sind.
der Lehrer zu einander liegen. Der Lehrer iler deut- Eine solche Einrichtung nürde ilrn nieisten iMängelii,
sehen .Sprache kann bei seiner äusseren Stellung nicht, über die bisher mit Recht geklagt wird, abhelfen, und
und zwar je höher die Classe ist, desto weniger, den dass dabei der Aufgaben niclil zu viel würden, hätten
ganzen Lehrstoü seiner Classe sa übersehen und beherr- bei regelmässig geführtem Tagebuche für die Schulaufga-
8chen, dass er aus allen einzelnen Lehrzweigen jedesmal heu und gehöriger Cuntrole <lie Classenordiiiarien und der
denjenigen Theil heraushübe, welcher sich zu einer freie- Director zu verhüten. Ein Zusammen" irken der Lehrer,
ren Bearbeitiiug am bessten eignete. Das vermag nur wie es überall sein sollte, würde auf diese Weise gewiss
der eigne Lehrer jedes Gegenstandes; dieser wird daher Vortrellliclies wirken können.
am geeignetsten sein, dem ileiitschen Lehrer diejenigen Eine wie reiche Fundgrube für Aufsätze zunächst der
Themata .anzugeben, welche jedesmal zu Aufsätzen sich Geschichtsunterricht ist, erkennt der Verf. (S. 41 -^ .Ol)
eignen. Coilegialischer Verkehr, oder noch besser die genügen I ; man darf aber, um Einförmigkeit zu vermei-
regelmässigen Lehrerconferenzen werden die iMittheiliing, den, nicht alle Aufgaben aus ihm hervorholen. Einen
Prüfung und Bes|>rechung der Aufgaben erleichtern. Doch noch grösseren vielseitigeren Gettinn kann das Deutsche
fesetzt auch, dass von allen Seiten hierzu der bereit- aus der Betreibung der alten .Sprachen ziehen (S. .')!).
willigste Elfer und das freundschaftlichste Zusammeiiwir- Es ist aber nicht bloss ,,die logisch - grammatisch- - rbe-
keo herrsche, so wird doch hierbei wieder manche Schwie- torische Feriodenzergliederunjf (S. 55), sondern es Usst
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sidi alles Urainmatisrlie , was iIpii rersrliieilruoii Spra- (li'u<sflipii Uii(errii'li(.'iN<iiii(|pii ani hpsslon anjcMTiiilef »pr-
ellen gcnipiiisaiii , iiikI giraile ilas nioisto uiiil »i^■^ltij;^(<^ ili-ii , »piiii man üii» auf finc gpuriliii'f« Lnclüre (li'UtüilitT
ist, am brssten an den srUatf aHn^rpra^ifu Formen der AIiis1i-r.'<( liriristrller iprivenilrt , so darf man ildrii hierliei
alten S|)racli('n lernen, so dass ft'ir die iletiLschen Snriii h- etienso »eni;(, » ie lieiui ^raniuialiHehen (jnlerrirlite ver-
stunden nur die ()rtlio;;ra|>hie , die Keetion der Prcipo- Jessen, daüs auf (j vniua^ien dir ei;;eiilli(-|ie l\\e^esis uiifl
sitionen und ilas \Veiii(je aus der Formen- und Satzlelire ll<-rineneiitik i'on S« hriftH erkeii |irakti»rh an den alten
übrig bleilit, das iiiclit durch den Gebrauch besser fe- ScIiriftHlelleni am besslen und genügend gelernt »inj.
lernt »n'irde. Maliirlich »ird dabei lorausgesct/.t , dass \Vir halten daher bei unserm \'erf. fiir eine aus Liebe
in den unteren Classen der deutsche und lateinische Vu- zu seiner Sadie ent>i|)ruiigene Ueliertreibuiijf , »enn er
terricht in einer Hand ist; »o iliess der Fall ist, erweist 8. 7i den Satz aufstellt: ,,\Vi:r i'indar so fertig zu lesen
sich die Richtigkeit iler aufgestellten Behauptung r(ill~ rerstfiiide, »ie ein Knabe seine Fibel, gehe er ilanii doch
kommen. Fiir die oberen Classen ist die geschinackvolle einmal an Schillers Künstler, an die Ideale und das
Uebertraguiig fremder Schriftsteller von dem höchsten Li-ben etc., uiiil es »ird iliiii, ueiin er nicht ausdriick-
Eiinlluss auf die Ausbildung stilistischer Fertigkeit in der lirli hierauf geübt und vorbereitet ist, dabei zu iMiiIhe
iVIuttersprache , zumal je mehr man davon abgeht, die sein, als seien diese griechisch, und sein Pindar deutsch.''
Schriftsteller nur als eine Sammlung vou Beispielen zur Die deutsche Ijci-türe soll mir anregen , mit geeigneten
rormenlehre und Syntax zu betrachten. Zweckmässiji Abschnitten aus den vorziiglicbsten Scliriftstellern iler ver-
ist hier die wegen ihrer L'ebertreibnng oder der dabii scliieileiien (iattiiiigrn nach einer durch den Sihulplan
beivieseiien lliigeschi(kli<hkeit oft verndiite Anfertigung im (jan/.eii geordneten Reihenfolge bekannt niai lien und
Kchnfllii her IJebersetziiiigen ; man miiss nur iiiciit alles somit zugleich durch lelieiidige Anschauung in die Lite-
Gelesene, sondern nur die geeiirnetsteu Stellen schrift- raturgeschiclite unseres \ olkes eiiilühren. Die einleiteii-
lich übertragen lassen. den und erklärenden rhetorischen oder äslhctisrhen Er-
^acliilcm nun der Verf. sich über die grosse und ein- Oiterungen seien dabei kurz und bestimmt; eine zu breite
greifende Hülfe aii>f>'ilirlii h erklSrt, welche für das Deut- und gründliche Analyse eines «leuischen (ledirhtes hat
sehe die iiiclitdeiifsibeii ijectioiien zu gewriliren lernio^en, für den .Schüler gewöhnlich etwas Kriiiinleiides . »eil er
pellt er (S. (in) zu der Besprechung liessen über', » as in für sein tiefühl uiiil die (lesanimtaiischanung bald befi je-
den eigentlichen deutschen Lelirstuiiilen zu treiben und di^t , für ein ersiliiipfciides Wrsl.'indniss aber überhaupt
zu leisten sei, und stellt die iieliaiiptuiig auf, dass der noi h iiii lit geeignet ist. i;o lange sprachliche uiiil sach-
deutsrhe llnlerriiht durih und ilurcli auf gehalt'ulle und liehe Seil» icrigkeiten zu uberHinden sind, ist sein läifer
eindringenite Leefüre zu grüiidrn sei, womit zugleich die rege; sind diese aber überwunden, und ist seine Plianta-
iiatürliche Basis für eigene Prodnctiuiieii , für einen in- sie befrieiligt, so fangt sein jugendlicher .Sinn bald an,
teressanten und fördernden grammatischen Unterricht und sich zu lang» eilen. Darum schliessen wir uns auch der
für alle sonstige theoretische und h storische Belehrung vom \'erf. S. 7'^) gemissbilligteu Ansicht Deinhardt'» (der
gegeben werde. Diese Leefüre soll nun (S. ii'2) <,2U Gyinnasialiinterricht etc. p. |4.S) an, ilass die deutsche
einem grossen Tlieile in nie Lectioiien selbst hereinge- Leetüre in die Krlinlniigssfunden des .Schülers gehöre,
nonimeii »erden, zum anderen privatim, aber nicht als Das Gymnasium mag iliesilbe durch eine zweckm/issi^
Sache der Erholung, siiiideni — wenigstens grössten- aiisgewdhlte Hchülerbiblioiliek überwachen, und iler dcul
theils — als .Sache der ernstesten Kraflanstrengnng und sehe Lehrer dieselbe im Allgemeinen durch Ilath und
besonnensten .Sammlung betrieben »erden." Der Verf. Anregung leiten, auch iManches zur Benutzung für Vor-
will nicht Leserei , von der er mit Recht ein entschiede- trage oder Aufsätze aufgeben oder gelegentlich das Ge-
ner Feind ist, weil sie den Geist verwirrt, und das Ge- leseiie berücksichtigen, was ancli, wie Hr. H. S. 180
iiiüfh erschlafft. Für den wahren, einzig vernünftigen vorschlägt, in den Zwischenstunden oder privatim auf der
nnd sittlichen Weg, derselben zu begegnen, halt er, dass Stube des Lehrers geschehen möge, wenn die Persönlirh-
inaii lesen lehrt (S. 72), "nd entwickelt hierauf aus- keiten dazu geeignet sind; aber weiter gehe er nicht,
führlich, wie nofhuendig es sei, die Schüler zu einer »enn er nicht diese fast einzige freie geistige Thatigkeit
geordneten, gründlichen Lrctüre deufseher .Schriften in iter Jichüler denselben terleiden will. Duirli die Lec-
der Classr anzuhalten. ,,Da aber, sagt er (S. '()), ilie Iure nimrut der für die Weif ausser ihm erwarliende
Aiischall'ung einer ganzen Reihe einzelner Bande dem Jüngling diese in sich auf, und findet den grössten Ge-
Schüler niilit zugemuthet »erden kann, so ist die Ein- iiiiss darin, mit vollen Zügen die grosse IMaiiiiicIlfaltigkeit
fübrung »olilberechneter Chrestomatliien durchaus notli- des Lebens lor ihm und nin ihn zu trinken und dem
wendig." Wie und »as gelesen »erden solle, wird hier- eigenen Geiste ilie volle INalirung für sein nun bald selb-
auf sehr umstandlirh bis S. Ili) auseinandergesetzt. Die ständig »erdendes I^^eben zu geben. Diesen Geiiuss ver-
erhühten Anforderungen an die deutsche Leefüre auf der küminere man ihm nicht; man bewahre ihn nur vor zer-
.Schule bedingen natürlich eine Verdoppelung der deut- slörendem Gift, sei aber nicht zu angstlich , und ver-
sehen Stunilen in den oberen Classen (S. 282), "nd er- »eigere ihm nicht selbst nahrhafte, kräftige Speisen
heischen ausserdem wöchentlich 12 .Stunden häuslicher ilarnni, weil ihnen einige schädliche Substanzen beigc-
Beschaftigiing; denn die Leefüre soll nicht mehr Erlio- iiiisi lit sind; diese wird der eigene gesunde Organismus
Iniij, Geiiuss, sondern Arbeit und Belehrung werden. — scliim wieder aussondern und dadurch selbst gegen ihre
Obgleich nun auch wir grossen \Verfh auf eine zweck- nachtheilige Eiiniirkung nur mehr gestärkt »erden; mit
massige Leclüre legen, uud der itleitiung sind, das» die ftJilchbrei allein kauii der Jüngling nicht genährt werden,
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»«•Irlier mm Manne reifen soll. — lieber Wahl nn<l oben, «la«§ zu ilergleirlien «•ollsf^iidifPii Erfirternn^en iu
INnCin;: ilff I-i'«liiie sind «ir »ii-der mit «lern Verl, ein- rlietorisrlicr iinil lci;,'isrlier liezieliiin); auf (i_>inMasien ilie
»erst:inileii. Kr »a;;t S. sj: ,.l)ie liaii|its,'l<-lili<li!ilen Knf- rlassischen SprarliHtiinilrn liionen, »eil ilie Freniilartig-
»i-li.-iil»ns»criiiule »er.leii «ein: bildi-nilrr täinlliiü» auf ein k,.it ilps caniieii Stoffes «Inrill seine bis auf die kleinste
reine«. Ivr.'lfti(,'e.i und friürlies Geiiiiitlislebeii ; Erweilerunir Einxeliilieit sirli erstreckenden Schwierigkeiten die Spaii-
iiiid WrliefuDjJ des Anschauunt;» - und (iedaiikenkreises ; nun^^ der Srhiiler rego zu erhalten vermag; >.u einer
EiiMtirkuii',' auf die [iraktisrlie (ielflufigkeit in der Mut- sulclien Zersliederunj; aber mit allen ihren Uiiisinnen
terspraihe, soiiic auf den Sinn für Klarheit und Ziisam- und Subdiiisionen auch nur eines kleinen Theiles einer
meiihan^ im Denken; (iewinn einer Grundlage für theo- deutschen Abhandlung mfii hten unsere Schüler weder
retische Einsicht; Einführung iu den literarischen Schat« Geschick, noch Neigung haben. Viel geeigneter halten
unserer Nafiuii, corzüglich in den poetischen." Was «jr (lagegen die vom Verf. S. I4(i sq. gegebene Aiilei-
rtber die Leclüre für untere und mittlere Classpu biü tung zum Verstaiidiiiss poetischer Werke. „Die wahr©
S. KM gesagt wird, beweist den richtigen .Sinn iles Verf. und «•olls(aiidig abschliessemle Erklärung ist, nach ihm
.Aber was für .Secuudauer kennt er, oder lieukt er sich, S. 1 4S , auf ein Doppeltes zu richten: erstens auf den
wi'nn er S. lOi einige Predigten lon Keinhard und l)rä- jVachweis des Poctlsilien der Kornigi'biiiig im weitesten
»eke, kleinere Abhandhingen von Heeren, Engel, tiarve, .Sinne genommen, ztieitens auf die Editheit und Wahr-
nianso. Lessing für sie vorschlagt? Ref. hat durch seine holt iles Pathos und Ethos, anf die Festigkeit gleichsam
amtliche Wirksamkeit die .Secuudaner von vier Gvmna- und Tragbarkeit der idealen Grundlage , anf welcher der
»ieii kennen gelernt, aber nie Secuudaner gefumlen , die Dichter sein (ieb.'lnde auffülut." Der Wrf. zeigt sich
für andere, als poetische oder historische Lertüre Sinn lici der weiteren Ausführung dieses Gegenstandes als ei-
iind Refaliigung gehabt hatten. Bei der Auswahl für nen Mann von Erfahrung und Geschick, und wenn aurli
Prima von S. tU3 au zeigt der Verf. wieder meistens nicht Alles neu uinl originell ist, so ist es doch zweck-
den richtigen Tact , nur nicht, wo er auch eine Preiligt massig, und kann besonders Anfangern in diesem Unter-
voii lvriimni.irlier vorschlagt (S. 114), ,, damit auch der richtszweige zur Uelehrung dienen; besonders mocbten
religiöse Wahnsinn nicht fehle, und damit die armen Jim- wir mit ilim (S. UiJ) die Vergleicbung mehrerer rer-
geii noch zeitig genug erfahren, dass sie anf dem G\m- wandter "Gedichte empfehlen, „welche das Coinbinations-
iiasium sich auf dem nächsten Wege zur Hülle behii- vermögen und ilie geistige Beweglii likeit in hohem I\)asse
den." (!) Sollte aber seine Zeitberechnung wohl zu sei- «eckt und schärft, auch auf Anschaiinngs- und Gedan-
iieii Anforderungen stimmen, auch wenn 4 Unterrichts- kenreichlhum höchst vortheilhaft eiimirkt.'
stunden angesetzt »ürdeu? JMau lese, was bis S. 114 Mit der Leetüre sind Vortrage und schriftliche Auf-
gefordert wird. Sätze uuter immer steigenden Anforderungen an ihren
Dem Abschnitte über ,, Erläuterung und Besprechung" llinfang und (lehalt zu verbinden. An niüiidlii he Vor-
des Gelesenen schickt der Verf. S. \2> den w ohlgfineiu- traje wurde, wenn man das Hersagen von (jedichteii iiiiht
len nnd, wenn er erfüllt würde, in seinen Folgen ge- dahin rechnen will, früherhin gar nicht gedacht; „in
vi'iss segensreichen AVunsch voran, dass doch auch von neuerer Zeit (S. I^'J), in welcher unsere Kation der
den Aeltern manche sich möchten bestimmen lassen, in Stubenluft und uiithin auch der Schreibfeder, kurz der
geschaftsfreien Stunden die Lritiing der von der Schule künstlichen Eintfesihraiiktheit des geistigen Lebens sich
angeordneten häuslichen Leetüre ihrer kinder selbst zu etwas zu entnöhnen aiigefmigen hat, konnten mündliche
übernehmen. „Welch' festes Band , ruft er aus, zwischen ^'ortrage von der Schulbildung nicht mehr ausgeschlossen
kindern und Aeltern würde durch das genieinschrtfiliche bleiben. Verkehrt aber würde es sein, über den münil-
Lesen und Besprechen geiütbildeuiler und sittlich ver- liehen Uebnngen die schriftlichen hiiitaiizuietzen." Die
edeluder Schöpfungen uiisi-rer besslen Meister «ich schliii- notb wendigen >'orübuiigen zu ilen freien inüiiillicheii Vur-
gen! und wie schön wäre es, wenn auf diese Weise die tragen sind das Lesen und Declamiren- Was Hr. H.
nur zu gewöhnlich wahrnehmbare, traurige Kluft zwi- aber Beides von S. ( nS — lil4 sagt, ist hervorgegangen
seilen Schule und Haus in etwas gemindert würile !•' Der aus der Erfahrung eines einsichtsvollen Schulmannes. Ein
'l'erf. berührt hier die sittliche Bedeutung gemeinsamer freies, dentliihes, kraftvolles Sprechen macht den Geist
Leetüre, und es gibt auch in der That niiht«, was die des Schülers frei, klar nnd frisch. Das so liSubge leise,
Menschen enger und ilaiieriider mit einander verbände, kaum murmelnde .Sprechen oder Lispeln der Schüler ist
als der Genuss derselben geistigen Speise, an demsellicn aber nicht l>lo«s eine Folge ihrer .Schüchternheit, sondern
Tische genossen. Schon der g-meiosaiLe Gennss dersel- auch sehr oft, ja am häufigsten ein Deckmantel der Ho-
ben leiblichen Nahrung gilt für ein Bindemittel zum wissenheit. Der Schüler merkt es »ehr bald dem Leli-
freundlichen Znsainmenlebeii ; wie viel mehr vermag aber rer ab, dass dieser gern vorwaits eilt, ilie halblaute und
dazu dieselbe geistige Kost! — Doch wir wollten von oft kaum halbrichtige Antwort selbst, laut und bench-
der Erläuterung und Besprechung des («elesenen reden. tigt, wiederholt, und er k iegt sich immer mehr in die
Der Verf. theilt S. l4(l — t4tl ein sehr ausführliches Bei- ihin behagliche Be(|iieinlichkeit der passiven Assistenz
qiiel mit von der Zergliederung eines prusaisclien Ab- lieim Unterricht« ein. Daher inuss freilich der Lehrer
Schnittes, nämlich der ersten Perioden aus Manso's Ab- seilist mit seinem Beispiele voran, ohne jedcicli durch
handlung über das Gepräge der tiiinischen fjiteratur. Geschrei das Muniielu seiner Schüler ausgleichen zu
Seine Zergliederung ist allerdings «ehr kunstvoll und er- wollen; er iiiuss aber, wo der Schüler reden soll, die-
Schopfend ; wir sinil aber auch hier der ^ieiuung , wie seil vollständig ausreden, ja, lieber zwei- und dreimal
.^85 38f)
(licgrlUi- Aiifwort , liU sie iiat-li Ton um! Ciphalt tf'ufijt, TIipIIp fliior l'i'rlii<li> mir .->!< rjii/i'lnc S.'Kzf ii-r.<(c|iPii
n iritrrliolcii Ihssi'ii , j.i aliiT iiirlit , imIpt iIoiIi mir in ili>ii Icriirii iiiid imr iiacIi iiml nnrli zur ^Vrliiiiil<iii;; irrKrliic-
«elteiiKtpii l''.'ill>-ii , (Ir-r .t|)ra<'lili('lii-ii L'iil)rlii'illli<-liKpit iliircli •li-iicr Slii/.f, zur Kiii?<irht in ilif KrriiMlp alipr siclii-rlirlt
«•in raüclii*!^ liinjirpid-n ii.i<'lilii'lti'ii. Upninncli iiir«! ps ilie ni<'lit n>r TiTtia, k<'iMp»» !•);« aUn »< li"ii in Spxta (vprgl.
A'ifiiabp piMPS jpilcn LrliriTs srin, ilip»« lipqiipnilirlikpit S. '^-'1) gpfülirt «iTilrii köiiiipii. Srlilii-sslird fnnlert iliT
oilor \V illpiisscliu.'iclip (Irr ScIiiiltT y.» lirpiliPM, vnrznt;!)- Vprf. S. '2I'I spII^sI /u pinpr in inas-.i;;cin Unifaii;;« »ich
wpise alipf ilc deutschen Lilirpr«, wplilipr lipi iIpii Ijpsp- lialtpiidpii Hf-trciliiin'; der l>pzpii lini'f'-n l'pliniij;pn anf.
und Di-rlaniatii>i>siil>iiii;;pii dazu ilip nfirlistp Aurrorderuiig |)ip l''oriiirn|p|irc zuprst iii'lipn ilein Lat>-iiiiS( lipn , dann
hat. Dpr Lphrpr uuix alliTdin;.'* »rllist pinp grosse (;ps«iiilcrl, atirr in stpipr iSizii'hniit; darauf, um das llplier-
Gp.srhicklii'hkpit im nuinillichcM \'(irtra'_'p lii-sil/pn, und ciiistiinnipnilp und Al>npi<-hi'>idp bpidpr Sprachi-n zu pnf-
Hu ihm dioüP noch fphlt, »ie sich durch uitaliUssi»p llp- dprkpii, dip Li-hrp >on ilpr Wnrthililnriv und liitpr|iunrtinn
huiiK anfj(;npn. — Erst »eiiu dpr SchiiliT laut und dput- soll darauf (}». 'J'.'.'H) der Cursus diT Spxta und Quinta
lirh Ipspii kann, mache man nach und nach an ilm ilu- nusinarhi-n ; wir reichen nach nnsi'ri-r Ei fahrung damit
iiliri;;pn l'"'iirdprunfpn , dass pr ,,flipsspud und leicht, mit auch noch für Quarta und Trrtia au». Ki'ir dip lipiilen
logisch- richtiKPr lietunung und den fiir den logischen Sinn mittleren ("lassen scIumiiI dem <'erf. S. ?'jy der arije-
crfurderlicheii Pausen, endlich mit Kuijiliiidiing der Seele messenste sprai lillche L>^^hrstii|f der lexikalische, doch setzt
lese" (J>. I^IO). Beim Declaiiiiren ( S. I 14) liegm'i^'e mau er dahei naiurlich untere Classeii iiir.iiis, die die .Satl-
«irh für ganze Classen iiiit Hecitireiilasseii aus dem Kopf und Fi)ruieiilflire in neitester Ausdehnung schon lieiiSl-
iiiui Katheder herunter oder von ir;;enil eiiieui freien t'i^t hahen. Der Si'cunda üheriieist er S. 'J4| ilie alt-
Staiidjinncte den .Alitsrhülern gegi'iiülier , damit der Knabe deutsche (irniiiiii ilik und Leetüre; »Clin er alier auch in
heim Keilen Anderen in das (iesicht schauen lerne. rhelorisch silii n Figuren sagt (S. 'J4'J) : ,,^Vir treiheli
Der fünfte Aliscliiiitt (S. 1').)) enthüllt das theoretische auf uiiserii (jwnnasien so »iel S|iraihe , und »ir Hollleii
U7id historisrhe Klinsen, und begreift (iraminatik und (ie- die tiefsten und klarsten C^iiifessiniirn , »elclie gerade diu
schichte der deutschen .Sprache nelisl |ihilosii|ihischer Gram- unsriire über sich ablegt, »Alirend die anderen über die
matik ; IMetrik und Priisodik ; Poetik, Hhetorik und Ge- wichtigsten Fraj^en beharrlich sch>»ei|fpn, abweisen?" —
schichte der deufscheii Literatur; Logik, Knc\ klu|iAdie so wird damit nicht die iVofli » endigkert be» ieseii , welche
der Schiilwisseiischaflen und endlich die Prodnctinn über zur Betreibung eines zwar historisch »iclitigen, aber für
dahin einschlagende Frajjeii ; wie überhaiipt auch schon die allgemeine hunianistisclie Ausbildung enlbebrlii hen unil
die früheren .Abschnitte die .Anneisung zu den dahin ge- dabei sehr niaiiniclilalli;;en und sclmierigen Gegenstandes
hörigen Productioiien enthielten; wir rersparen uns aber hinführte. — Die eigeiilliche grainniatisrhe Hauiitaufgabo
das Ileferat und die Kritik hierüber bis au den Schluss für Prima endlich bildet eine Prnpädeutik der Sprach-
unserer Anzeige auf. philiisvphie (S. ','43).
Was nun zunächst dip Grammatik bptrifft, so erklart \ Ou iIpm übrigpii tlienretischeii Discipliiien weist llr.
Ilr. IL S. '.'03 ausdrücklichen grainmalistheu Unterricht IL S. '^44 die l'ronddik und Metrik, beide in kürzester
im Deutschen auch auf Gymnasien für nichts weniger, Fassung, der Seciinda an, gibt jedoch zu, ilass schon iu
als überflüssig. (S. ','n4) ,,Ueberall kann man bei der Tertia ein eigentlicher Ciirsus beider beginnen könne;
Grauiinatik der [Mutlersprache von der Lertüre ausgehen, die Rhetorik abwechselnd mit Poetik gehören für Prima
und die Lertüre kann überall zunächst jjleich auf Total- (.S. V4.')). Für die Kheturik »üiisclit er eine Ziisanimen-
anffassung gericlitet sein, »,'lhrend bei den alten Spra- Stellung des Weseiidicbsleii in Form einer Chrestomathie
rheii die Lesestürke lange Zeit ülieriiiegend den Charak- aus den Xchriflen der antiken Kheturiker mit Angabe
ter roll lieispielsauiinltiiigen zu den graiiimatischen Regeln von Belegen aus alten und neuen Kediiern; was nicht
hehaiipten " S. ,'() i. ,,Ks ist aber vor allen Dingen iiö- unz» eckin/lssig würe , da die Kheturik eine im Alterthum
tliig ein ziver kmassiger Unterricht in der .Satzlehre und vollendete Disciplin ist, dadurch viel Zeit erspart, und
('S. Jd/) der .Salzzerleguiig." — Das hier und in dem doch dabei OLinches viel gründlicher behandelt werden
Folgenden tiesagte ist z-var im Ganzen riilitig und zweck- könnte, wenn nur die Lehrer von den eingeführten llülfs-
inässig, kann aber leicht iu eine spitztindige Spielerei mittein auch wirklich Gebrauch machten. „Die Litera-
ausarteu, und mau verfallt dabei haiiHg in den Fehler, (Urgeschichte g'ehört (S. 247) nach Prima, wohl aber
zu früh das Schwierige zu beginnen. \Venn die Satz- kann und miiss in Secunda sehr viel dafür geschehen
lehre dabei von dem Lehrer mit dem Humor, nie S. 212, durch die .>] iltlieilung der »ichtigsteii und iiiteressanle-
tiehaiidelt wird, so lasst sich ihr freilich ein lebendigeres sten biographischen i\utizen über die .Scliriflsleller , von
Interesse bei der Jiig iid abge» innen , unil die zur Kxem- denen Slüike gelesen »erden." Wir meinen, .Jass man
plificatioii gebildeten Salze sehen nicht mehr aus, als mit dieser letzlereii Weise, die Literaturgeschichte zu
ob sie nur eben für die Theorie da »üreii; aber bedenk- lehren, schon viel früher beginnen kann, und haben auch
lieh ersrheiiit es uns, ein möglichst rasches Vorwärts- auf unserin GMiinasm ein Verfahren eingeführt, worüber
dringen in der Satzlehre bis zum Schluss darum zum wir uns anderswo ausführlicher ausgesprochen haben. Mit
Geset« zu machen (S. Jl.i), »eil schon die erste deut- dem Studium der Literaturgeschichte kann auf diene
sehe Lertüre sich über» iegenil iu Form von Perioden Weise natürlich nur ein Anfang gemacht »erden; sehr
hewegt. Zur Kinsicht in die Periode gelangt der Schü- richtig bemerkt aber Hr. IL, d.isg dieser einlailend ge-
ler erst, wenn er begriöen , was Causal-, Final-, Con- nug zur spateren Forlsetzung sein müsse; denn wir ha-
ditionalsätze u. dgl, sind; anfänglich »ird er auch die beu hauiig die i£rfahruiig, dass der propädeutische Un-
O^mnaiialzeiiiiti!'. Ol
387
:s88
(rrrlrlit vprHrliirilpinT nisri|iliiiPii ilie Scluilor ciitHediT
mit einer uf» i.s»rii Olicrd.lclilnlikcit ziifriiiliMi sd-llt, oiliT
iltiirii i-iii » ritrri-.i ^tiKliiiin > ('rltMiIrt , » rsslialli iili<Tlia)ipt
(In- ui.iiu hi'rli-i l'rop.'lilriiliki'n auf .Srliul>'ii |i,'iil»t:i>t;isrli
ilcli- Hi'il<iil«<Mi (if^rli »icli li.ilicii. Dahin firUlirt auch
ilio seil ciiiijjpr Zeit »ipiIit eiiijji'fiilirli" pliilii-ioplii.sclie
Pic) lAili-nlik ; il«Ti'ii piiiPii Tlii-il , ilie formale Logik , iler
Vi-rf S '.M'^ siijjar .srlinii nach Seiiiiiila »erli-jieii iiidchte ;
«lir l'syclid/ogie spart er fi'ir I'rinia auf. Zum Ah^rlilux.se
«li-r thi'urrtiM'heii DisiipliiM-n .«clild^^t llr. il. S. '.M'l noch
cMiP Encyh'opüdie dtr gesamm/en Sc/tulicisnennclia/'len
unil rine Udäegelik für die Vniversitülsstudien <<>r ; «loch
riiie ^ulchc Li-ctioii kann nur Sache iIcs Directors, nicht
mehr eines eiii/elnen Facliiehrers nein, iiiiil ein Director,
iler eine sulche Lectiiiii , »eiin er sie i'il)erhaU|it für er-
gpriftslirli hi>'lte, in aiiilere liäiide legte, »urile ilailurch
«illViiliar ileii ihm zukoinmeiiilen Einflusa auf die Bildung
seiner Si hiiler daran ;;ehen.
Wir haben hisher den vom Verf. forffesrhlagenen Gan|;
des deiitsilien l'iiterru li(s lerfoljft, ohne, oder doch nur
IjciUiilij, Riicksiiht auf <lie l'roductionen der Schüler
zu neliuien, »eiche sich an den L'nterricht anschlirsseii,
und diircli ihn heriorgerufen »erden inÜN»en; und docli
»erden diese gerade liAiifi^ so sehr fiil die , eij;enlliche
liestiiiiiiiiiii}; des ileiitsclieii ['nlerrii htes angesehen, dass
inaiiclie Lehrer fi»t darauf allein die deiitxclien Stunden
ver» enden; andererseits »erden alter in ijen Anforderiin-
(;en an die Schiller geraile hierhei ilie meisten fllissgriH'e
<,'enia( ht. D:ese lleher/eugung theilt auch Hr. II., und
ist iler richtigen Ansicht, dass die Aufgaben zu freien
Aiifsfl(<en nicht aus irgend einem iielieliii;en Gebiete des
Ueiikens oder der Erfahruiii; lierausgegriflen »■erden dür-
fen, soiiilern dass sie »ich eng an den Unterricht oder
die J£ilel>nisse der ücbiiler anschliessen müssen. Es sind
(S. I.i2) aus dem in der Lecti'ire gegebenen .Stoff Fragen
zu ziehen; jeiloch hat der Lehrer sich dabei zu hüten,
ilass auch iiier nicht die lieaiit» nrtiing durch ihren Um-
fang oder Inhalt die Kräfte der Schüler über»teigt. Für
geeignet halten » ir unter den Aufgaben, die er für Ter-
tianer, »elilie den Cilsar lesen (S. l34), vorschlagt,
z. 13.: „Der ileruisnins Einzelner in ilen gallischen Feld-
ziigen. .Welchen (ieliraurh macht Ca»ar in den galli-
schen Feldzügeii (soweit sie gelesen sind) »oii seiner Rei-
terei!" Ja, die Aufgaben können noch sperieller sein;
aber zu «rli»ierig oder uinfangreirh sind solche, »ic:
„Politische \'erhaltnisse Galliens por iler Eroberung"; zu
allgemein und unbestimmt: ,, Cäsar in Gallien." Recht
zweckmässig ferner für die obersten Classeii sind Aufga-
ben, »le: ,, Worin bestand die IMisslirhkeit der Aufgabe
Cirero's in den Reden pro Ligariu, pro üejotaro, in der
ersten Catilinaria ! ' Einen noch reicheren und mannich-
f.irhereii Stoff bietet die if^utsche Leclüre dar; zu schivic-
r.g uud bedenklich erscheinen uns jedoch Vorschläge, » le
Ü, i(iö: „Die Lvrik kUrner's, Sichenkendurrs, Siageuiann's.
Ueber den Humor in Hebel. Ueber den Volks» itz, als
ein häufig u lederkehreniles Element iler ßalladeiipoesic
Uliland's und Sch»ab's. Uedeiiklich sagten »ir ausser
dem Seh» ierigeii ; denn nicht ohne Grund drängt sich
auch schon ilein Verf. die liefürrhtung auf, dass man
dergleichen Themata als Lusuiig zu auinassendem Kriti-
siren ansehen machte. Wenn er nämlich auch hinzufügt'
„die Schüler sollen durch .solche Versuche die Erfahrung
machen, wie liel ihnen noch zu lernen übrig ist", so
miiss doch der Lehrer seine Schüler nicht selbst in Ver-
HUihuiig fuhren und ihnen zu scIiHere Aiirgaben stellen,
um ihnen zu xeigeii , dass sie ilense|i>en nicht gewachsen
sind. Die .Schüler geben dem Lehrer, »enii er ihnen
nur geistig und moralisch überlegen ist, Gelegenheit ge-
nug, ihnen ihre SchȊcheii zu zvigeu. <ieeigne(er sind
wieder Fragen, wie S. I7\l: ,,Woilnrch wird die Jung-
frau im Schiller'schen Urania srhuldrg? Wodurch sOhnt
Alaria Stuart aus?" ^'ur würden wir männliche Charak-
tere, wie etwa Don Carlos und Wallenste n aus den
Schiller selten Dramen für geeigneter halten. IJei vor-
gerückter Eilt» ickelung wird auch ilie Hehanilliing meh-
rerer in Beziehung zu einainler stehender Charaktere
Eines Werkes gefordert »erden koiiiien (S. I.SO), wie
„VVirlh und Wirthln in Herinann und Dnrothea, der
Vater und iler Sohn eben darin" u. ilgl.
So weit stimmen »ir mit dein Verf. im Ganzen nber-
ein, nur dass er hierin schon dem .Sihnler mifnnter zu
Schwieriges zuninthef; alter » <i er dte Themen bespricht,
welche sich an» dem theoretisi heii (iebiele des Unter-
richts oder aus den eigenen ISeobachtiingen und Erfah-
rungen der Schüler herleiten . überschätzt er fast in
allen seinen Vorschlägen die Kräfte der .Schüler. Auch
er denkt sich unter Sextanern Knaben, wie sie überall
eind , von <-) bis 10 Jahren (S. TZb Aiiin.), und doch
schlägt er für sie , die noch gar keine freien Aufsätze
machen sollten, als Aufgabe S. •i49vor: „Bei welcherlei
Formen der deutschen Conjngatinn sind am leichtesten
^'ersehen möglich bei der Uebersetzung in das Lateiiii-
sclie?" — (ür (juinta: ,, .Auseinandersetzung der Bedeutung
der deutschen Vorsvibe Äe" n. s. w.; — für Prima dem-
geniäss : ,, Ueber Pasilalie und Pasigraphie." „Ueber die
Abweichungen loii der strengen L<igik in der griechischen
Syntax (!}."
Dass der Verf. auch die aufmerksame und .linnige
Betrachtung dessen, was ausser uns und in uns vorgeht,
für eine Quelle eigener Production der Schüler ansieht
(S. 251)1 wird nirgends Widerspruch Kiiden. „Allerdings,
sagt er S. L'Öi , führt der türhtige Schüler überwiegend
ein Lehen in Büchern, und er wird dadurch, wenn diese
anders rechter Art sind, und in rechter Art gelesen »er-
den, dem Leben keinesweges, wie mau wohl oft kann
äussern hören, entfremdet; vielmehr, da die rechten Bü-
cher nichts Anderes enthalten, als ein höchst maiiiiich-
falliges, nur In eine höhere und klarere Fassung gebrach-
tes Leben, nur der Oherllächlichkeit des gemeinen Le-
hens entrückt. Dennoch darf auch die Auknii|>fiing an
das unmittelbar ihn umgehende Leben nicht ganz uiiter-
bleibeu." Aber in der VVahl Aer Themen vergreift er
sich wieder auf eine auffallende Weise. Er macht S. '263
fünf Classen solcher Aufsatze: l) bei »eichen »ich das
wahrnehniende und darstellende Subjert gänzlich dem Oli-
ject unterordnet, die er »ieder in (i Kategorien zerlegt.
Aber sollen Themata wie ,,ein Wagen, eine lland»erkR-
statte , ein Bauerngut, die wichtigsten Gartenarbeiten"
genügead leatkeitet werden, so gebären dazu eigeuthüin-
3S9 390
lirlie Vcrlialfiiisgi» der Sriiiilpr, «lie lifi pjniT famcn IMelir liillitfrii >«ir Auf;.'»!!«-!! , ilip fant alloiii ilie Sub-
Cliiüse ilocli iiniii<>i;li<'li für Alle {fleii li angeiioiiiinen «er- jer(ivit,1t der Scliüler, ilire (iefi'iliNnelC iiinl Aii'cliaiiiiiig»-
■li'li kOiiiien, filier lieiiiiiiilere, aiirli iiiclit leirlit roraiiüitii- »eise in Aii4|iiilrli neliriien , m ie die Kritv« i< keliint; gF-
setzeiide tecliiiixlie VorUereitiiiineii. I)in zweite CU-se halt'oller eiiizeiner Aiisnpriiilie, iiaiiieiilln li SprilcliMörter;
(S. Jäi)) eiilli.'ilt Themen, in denen die Person des Srlirei- lelztere kOiiiieii anrli in den rriilierii Clii8»cii dann und
lienden liervortrilf, alter sii, dass er das Siiljert der Seliil- wann üur Ueliandliiiii; gesellen »erden (S. '.'(il). Allein
ileriint; lileiUl , h ie „ein Sp.iziergaii';, kleine Reise", «el- anrli liier |>rii|>(iiiirl der \'eif. ttieder den sehr »rlmipri-
«lie Aiifs.'H/e iift recht (,'"* ausfallen. Die ilntle Clause (jen Ansspriii li : „^Ver nirht die Welt in sfineii rreiiiiilen
ii.ilieliejrenili' l''ra^eii (S. J.'il i) , »in: ,,Uiiri'li »elrhe i'NJif- sieht, verilient iicriit, dass die Welt von iliiii erfahre."
(el wird ein leMiafter Handelsverkehr iTi(i;;li<-h ? Ziisaiii- Was nun iiiletict ilie ,,innralisihen 'l'lieineir' hetrilFt,
liieiixtelliiiiir der liaii|>ls;ivhlii'liHten llandKerke nach ihrer so eikUrt sich >. .'Ii4 iler ^'erf. mit Recht ijegeii die
\'eri>anci(sclialt ■?•' beide Aufsalieii (jeliftrcii aher nicht früher und auch jetit noch lililii hen all^'eineiiiiii Itetrach-
iii den (»esichtskreis eines .Schillers. \ lertens Theiiieii, tiiiijjen i'ilier ein/eine Tugenden oiler Laster, ,,da den
die eine lie/ieliiiiii; auf das t^eheii und hei rinem ^aiiz Schülern die nfithi^e Krfahriinir und das Interesse für
«lusserlirhrn Zweck ihr <;aiizes Verdienst einzi); in .Sprach- das al>{;esoiiderte Uetrachten vereinzelter .Seiten des mensch-
richtij^keit , liestiinuilheit und kürze zu suchen halieii, liilien Herzens aht^eht." Kr verlangt, ilass die Themata
»ie Anzeigen in ölleiitlichen Blättern, Briefen; ilocli hüte der Art sich an rnurrete Falle anschliesseii , and lieher
man sich, Briefe aufzu[;el>eii , <lie eine tCmiifuiduiiij; aus- »i'irdeu aiicli wir sie aus ileiii rri'irreii (leliirt der Poesie,
S|ireclien »ollen (.S. .>■)',). AVir sind der .^leiiiung, dass als aus ilein au die wirkliche Krs< heiiiun;; i^eliiindeuen
Anxeifeii in offeiitliclien lilAttern keine hesnndere Anlei- der (ieschichle und dos f^ehcns nehineii. Kür (.'eeitfiiefo
tung auf Schulen erheischen. ,,In den uhpren Classen Aufsahen erkl.'lren wir daher S. 'JüT: ,,("liar,Tkleristik
ergeben sich (fünftens) aus der Beobachtung dessen, was des iMalteserritlers in .Schiller's KainjiT mit di'in J)rarhen",
iler .Scliüler um sich sieht, sehr schickliche Themata, um die Uemuth als chrislliche Tii;;pnd dar/.usti'llen ; über
V eiche ihn dnrih Anscliauiing in die Welt hinein und den (lesichtskreis und die lirthciUkraft des Siliülers w ie-
diirch Denken in das geistige Gebiet ziirückführen." Hr. der hinausgehend .S. '21)11: ,,über die Kleinkiiidi-rschulen,
H. bemerkt zwar S. 2ÖS von seinen beispielsweise fege- über Waisenhauser."
bellen Aufgaben, das» sie den .Schülern nicht gestatten, Wenn wir in den vorgeschlagenen Aufgaben tifters
«ich mit vagen Allgemeinheiten zu begnügen, allein »ir anderer Meinung, als der ehreinvrrthe Verf. sein iiiuss-
rermissen fjerade diese nothw endige Bedinguiijr einer ten , so beruht diess auf unserer durch lange und viel-
zweckmassig gestellten Aufgabe. Denn des Verf. Themen seitige .Auilsführuiiff im Schulfarhe gesainiiiellrii i^jrfahruiig
sind, abgesehen von der zu grossen Allgemeinheit ihrer und iler daraus gewonnenen ICiiisicht in das Vrrmdgeii
Fassiini;, fast alle von der Art, dass sie eine grosse Le- des jugendlichen Geistes. Der llr. \'erf. mag in seinen
lienserfahriiiig, scharfe Beobachtung und ein feines Uli- Kreisen andere Krfahrungen gemacht haben; loch nuiis-
terscheiduiigsiermiigen voraussetzen, »ie: ,, Versuch , die teil diese jedenfalls niigewfihiilii her Art sein; die über-
Verschiedenheiten in der Physiognomie der Städte auf wiegende ."Vlehrzahl von Schülern sind gewiss mit unserem
gewisse Ilanptfonnen zurrickziiführeii ; der iMensch im bescheideneren I\]asse. zu messen. In den iiocIi übrigen
Kampfe mit der Matur; die Giisenbahnen ; über allgemeiiin iiiethnilischen Ansichten, dass man (S. 'J j I ) nicht au eine
AVelirpflichtigkeit; (iber das Poetische mancher Hand- bestimmte Form der Rede binden , jedoch neben den
tverke etc." iMdU gehe nur einmal selbst an die Bear- Themen von mehr tvissensrhaftlichem Charakter auch
beitung solcher Themen, und der Lehrer wird bei der solche geben müsse, welche die Phantasie iiiiil das (je-
Uuzulänglichkeit seiner eigenen Bildung zu nur einiger- inülh in eine lebendige Bewegung versetzen; nml dass
masseii genügeniler Bearbeitung derselben, wenn er vor- (.S. 27()) auch anf Leserlichkeit und Gefälligkeit der
her anderer iMeinung gewesen sein sollte, dann gewiss llandsrhrift Gewicht zu legen sei, wie über die Nolh-
einsehen, wie Ungeeignetes er seinen Schülern /ugeinii- wendigkcit einer genauen schriftlichen Controle der lor-
thet. ICbcnso wenig küiinen wir die für die letzten .Sta- gekommenen Themen, damit dieselben sich nicht zu oft
dien in der obersten Classe (S. 2(jO) vorgeschlagenen Auf- uiederhuleii, oder gar periodisch wiederkehren, pflichten
gaben, die den Anfang von einer auf ilas Innere gehen- wir dem l'erf. bei. Am bessten »are es, wenn dieselben
den Rellexiou machen sollen, billigen, wie: „Die ütel- Themen nie wiederkehrten, und » ir haben es uns auch
lung des Dichters zur Wirklichkeit; Was heisst ideali- so zu unserer Aufgabe gemacht, dass wir selbst auf ver-
iireii?" Bei ilergleuhen Aufgaben gerathen die Schüler, scliiedeiieii Anstalten niemals dieselben Aufgaben wieder
welche sammtlich ihnen nicht gewachsen sind, gewOhii- gestellt haben, was auch von selbst schon eine Nothw eii-
lirh in eine Art von Verzweiflung, bis sie durch eigenes digkeit wird, wenn man die Tlieineu stets aus dem iin-
Forsclien oder den Rath Erfahrenerer Hülfsmittel, deren iniltelliar Ziinachstliegenden wählt, das, wenn man sich
es bei dem Reichthiim unserer Literatur jetzt in uiiüber- vor Allgemeinheiten hütet, ein nnersrhiipllich reicher
sehbarer iMeiige gibt, sich verschalTi Ilaben, die ihnen Quell für sie wird. Ulit dem Vorschlage (S. ||s Aniii.)
ihre Qualen erleii literii. Demi so ist es in der Thal, „zu den freien schriftlirlien Arbeiten iinmer einen, wenn
wir dürfen es uns nicht verbehlcn ; nichts aber ist ge- es Notli tliiin sollte, auch zwei Tage (itnniiltelbar vor
fahriiiher für die wichtige Aufgabe der Krziehung, als der Ablieferung) frei zu geben", können "ir uns bei
wenn der Lehrer sich in eine wohlgefällige Selbsttau- unserer kenntiiiss der Schuljugend nicht einverstanden
srhun^ über die Leistungen seiner Schüler eiuwiegt, erklaren; die Aussicht auf einen solchen freien Tag würde
.<9I
39?
«ojar rill«' jjpsi'fulirh«' Aii«oiHiiii;j Hcnleii, «li<* jiiifrr(i-
duiii; lii!< /Min li'(/.t<Mi iMociii'iiti' <iiir/.ii.<i'lil<-l>i>ii ; iio^f;;i'ii
iliT ii,iliir|;i-iii.'lssp (iuii^ lim li ili-r i.st , ilnKS iler Silililrr
ilip Aiir^nl rsl (*iiii;;i- I •{,'<' im lv<>|>lt! lieriiiiitrjl£t, uiiil
ii-rnrliiMtrl , il.iiiii l£iii/i>liiP8 aiifsi'lireitt , ii.trlilii-r Ik-i j;e-
ri;:iictfr .Stiiiiiiiiiiij; ilrii Aiifsalit in piiiinni .Shiiiilcii im
Zii.<iiiiimi'ii||.!ii|;<- i-iilitirrt, üjiMti-r Hirilirliolriitlich tluraii
fi'itt, lind enillitli df iiscilieii am Ta^e i'or der A tilicfcrunt;
sor^fa|li(J alisclirt-ilit , hiizii ihm immer Zeit geniij; blei-
lieii Kiril, »eiiii ilie iil>ri);eii Aufgaben uiit n'icksiclldi-
toller OeLonninie tertlieilt »erden.
Zur Erreirliuiit; seiner H»l4l-,'emeiiiten Alisirlit, (Inü.t
auch unsere (iMniiaüieii deutsrhe Scliuleu » erden iiiü'-sen
(J*. 'J7S), "as zu sein sirli gewiss alle s( lion lfiii|;st lie-
»Ireben , fiinlert unser \'erf. (S. JcS.') diinligSncij; vier
Unterrirlit.istnnden als IVnriiialzahl , und (S. IJ.Sh) die Aii-
»telluii^ eigener Doreiiten an den l'iiit ersiläten für die
deufsclie Sprarlie und L^iteratur seit Liilher.
Uif I{eil<igett am Scliliivs (S. '.'tS I) sind mehr besrhraiikf,
als es aiif^liigiii h des l'irf. Absieht gewesen. Die ,,1'robe
der KrklArung eines Piosastiicks in Tertia" ist etwas
trücken iiiiii geuiihnlieh , und piilliMit dabei oft Ausdrücke,
die bei einem Sclii'iler uiiltlen-r Classen nicht anzuwen-
den sind.
Hiermit nehmen wir von einem liuche Abschied, das
wir mit grossem Interes»? genau durchgelesen haben, und
»oriitier wir wohl das IJrtheil imch anderer Si hulinfinner
von Krfalirinig zu vernehnien wünschten. — Die äussere
Ausstattung ist anständig, £, Bonneli.
42. 1) Der Reli^ionsunterrirlit in den evangelischen Gym-
nasien, nach dem nedürfniss der jetzigen Zeit.
Von Dr. Fr. Aug. Golllwld, Dirertor des Köiiigl.
Frieilrirhsrollegiuin zu Königsberg in Pr. , Ritter
«les rotheii Adlerordeng 3- t"l mit der Schleife,
mehrerer gelehrten (iesellscliaften .llilgliede. Kö-
nigsberg, 1841, bei Gräfe und UiiAer. 4s S. i'«,
2) Die Gymnasien gegen einen Angriff der Berliner
evangelischen Kircheiizeitung vertlieiiligt loii Dr.
Fr. Aug. Golllwld ., Gymiiasialdirertor u. s. w.
Königiberg, 1S4'.'. VIH u. J 7 S. 8-
Als die Ileilactioii der GymnasiaUeitung vor einiger
Zeit ilem Ref. den Auftrag zur henrtheilung obiger
Schriften zukoinnien liess, fand er sich <iir Aiisfi'ihruiig
desselben um so bereiter, als er einerseits mit den An-
sichten des Ilrii. Dir. Gottliold im Allgemeinen nberein-
stiniint, und andererseits der :Meinung ist, dass das Thema
des Keligioiisiinterriclites in einer GMiiiiasiaUeitung nicht
oft genug beleiii biet werden kann. i\lag es hier und da
imuneiliin mit Recht geschehen, dass uian von einem
„widerlichen üreittreten" , „Wiederkauen", „Ifiiitw eilten"
U. dgl. spricht, wenn ein Gegenstand wiedeihollcr Dis-
cussioii unterworfen wird; iiiminermehr aber kann man
in solche Expectoralinnen einstimmen, wenn ,, etwas Gu-
tes" wieilerholt zur ^<|)rache gebracht wird, am aller-
wenigsten, wenn die Disrussioii auf das höchste Gut, auf
die Re'igion , eingeht. Wohl ist es wahr, dats wenn
viel , recht viel über Religion ges|iruclieii und geschrie-
ben wird, auch die Thoiheit iiiiil ISosheit zu ^Vo^te
kommt; aber diess entweiht die Religion nicht, diess ist
kein biises Zeichen. F.in weit sthlimnieres Zeichen i>it
es, wenn n.aii von ihr nicht s|)recheii, noch hören Hl/lg,
oder iiaih |i.'ips(ischer Anctoril.'lt — nicht soll. Die Zeit
ist loriibe.r, in welcher Priester und Pfaden, als Gemeinde-
hirteii , bevorrechtet waren, ein ISewussIsein von ihrem
religiösen Glauben zu haben, und der grossen Ileerde,
dein pccorisirteu Publicum so viel beseligende Kraft des
göKlicIieii Wortes in gnadenreicher Liebe zu s|ienden,
als nach ihrer (der (ieistlichen ) Meinung ausreichend
wäre. \Vir evangelische Christen wissen, dass ilie Re-
formation Ulis von der angedeuteten tievormuiidiing de«
(ilaubens befreit hat; die evangelische Chi islenheit er-
freut sich einer zahllosen Menge aufgekifirter und ihre
(ieineiiiilen aiifk Iflrender l'reili;;er, die wegen ihrer Ein-
sicht lind \\ irksaiiikeit elier Geistige als Geistliche ge-
ii;iniit /AI werden verdienen; lind wenn allerdings hier
und dort noch Lehrer gefunden werden, die ihren An-
vertrauten das güKliche Wort, wie neidische Ammen den
Kindern das Rroil , kärglich vorsrhneiden , so will diess
gegenwärtig nicht mehr viel sagen, weil bereits auch
nussi rhali <ler Kirchen und .Scbiilen die göttliche Wahr-
heit in allen Kiirmen und für alle Capacitriten iniindrei ht
•;emai lit wird. Daniiii sollte man ^icll auch nicht so
sehr ereifern , wenn man auf iiiierwüiisclite Ansichten und
Lehren stösst. >Vo alle Welt milspricht — und sie hat
ein Reiht da/u — da iiiuss viel W iilers|iriii h sein; und
gerade der \Viders[)riich ist ja der \'a(er der Wahrheit.
Darum freue man sich vielmehr der scheinbaren Con-
fusioii , in welcher sich die Gläubigen in Christo befin-
ilen; die ewige Kiiiheit der ('.hrisllichen Kirche bedarf
in unserer sichtbaren Welt der wechselnden llaniiichfal-
tigkeit; es ist diess die geistige liefe, welche den Geist
der IMenschheit in (lähruiig, und in Folge davon in läu-
ternde Reinigung i-ersetzt. Die ruhige Stagnation hat nur
F^ulniss mit sich geführt; das Wogen und Brati*eii der
Meioinigen dagegen zeigt von der Flüssigkeit und spru-
delnden Lebendigkeit des Geistes, der in seiner veralte-
ten Hülle sich unbehaglich fühlt, und mit jugendlicher
Keckheit dem Idealen zustrebt.
Keine Zeit hat einen hitzigeren Kampf um den Sieg
der religiösen Wahrhell geführt, als ihn die (iegenwart
noch führt; aber auch keine Zeit hat ihn wünliger ge-
führt, als die unsere. Die Kämpfer streiten mit gleicher
WafTc, mit der des Geistes; das Interesse nehmende Piili-
lieiiin fahrt nicht mit physischer (lewalt drein, wenn
Parteien erliegen. Der religiöse iM;irlvrei » iril nicht
mehr aii's Kreuz geschlagen oder in ileii Flammen ge-
braten; man lasst nicht mehr dein Körper entgelten, was
der Geist verschuldet. IMit gleicher Coiiseijuenz haben
«lie Staaten verschiedener Confession aufgehört, die Wahr-
heit ihres Glaubens sich gegenseitig mit Kricgsheeren vor-
zudenioiistriren. — Reim Hinblick auf solche Facta brau-
chi'U wir nicht ängstlich einen Rückschritt in die Ver-
gangenheit zu belürchten, wenn hier und da noch mittel-
alterliche Religionsansichteii auftaurhen. Wie die Ge-
spenster alter Rurj^en finden sie nur bei kindischen und
.H93 394
schwacliiMi G'cmrilliprii (ilaiil>eii; der in nnserem mann- Rp|i<;ion ist Hl.inchfS nnxpiti); geworilcn. An der Zeit
lirlion und zum .S<«llis(l>eHusstsein {^ekunimcni'U Zeitalter ist und bleibt nur din Wahrheit; »as nicht von ihr zeu{;t,
aufgpjjanjfenc Theil der Christviilieit ist der bei «eitern «ollte man unliedenklieh aiifi;oben , selbst wenn es Jahr-
überwiegende und desshalb slef^encle. Die Giebel und hunderte lan;; aus .Mis.tverst.'indniss «geduldet und geheiligt
Scliatfen des Aberglaubens und der gedankenlosen (j'lau- Morden ist. Ander eviitjen Wahrheit hat aber die Geist-
bigkeit sind deruialen schon so sehr tnni Licht durch- lichkeit eine s» nuenilliilie Fiitle des Inhalts, dass sie
brochen, dass selbst <las künstliche Dunkel, »elclies Pa- nicht zn liesorgen li.it, überlliissig zu »erden, »cnn sie
pismus, Pietismus und Alvsticisnius zu erz»in;;en suchen, unnahre (ilanbensrorincin unil ausser/eitiges Ceremonien-
ron dem gesunden ^'erstände des grossen Haufens als trii- »esen aufgibt. Nicht gegen die Uelii^inn und die Walir-
gerische Vorspiegelung rerachlet »ird. Kitie grosse Frage heit iip|)onirt sich unsere Zeit, sondern nur gegen das,
freilich bleibt es, wie weit der ('lerus in seineu Itefor- was ihrer üeberzcugung widerspricht; nicht gegen die
men mit dem gewaltifj fortschreitenden Zeitf^eiste, resp. Geistliclikeit opponirt sich die Zeit, welche sie rielinehr
Aufklärung, gleichen Schritt halten soll' Es ist schwer, als unciitlielirliclies Beiliirfiiiss anerkenut, sondern nur
hier ilen rechten Piinct zu treUen ; aber offenbar weit gegen die Opposition iler (leistliclikeit. Aus dieser ge-
verfchlter ist die Zähigkeit, mit welcher der Clerus ei- genseitigen Opposition innss sich allm'ililich eine \ ereini-
iien Status quo möglichst beizubehalten suiht, der ihm gung herausbilden, welche nur möglich ist, wenn man
selbst nicht mehr an der Zeit zu sein scheint. VVc-nn roii Seilen des Clerus einerseits ebenso viel Gesclimeidig-
die Geistlichkeit oft über Mangel an Religiosität und keit zeigt, sich dem Zeitgeiste zu acrommodiren , als
Kirchlichkeit bei den Laien klagt, so mag sie Recht ha- anrlcrerseits Kraft genug besitzt, den Zeitgeist zu leitcu,
ben; aber auch die Laien haben Recht, wenn sie über dass er nicht in roher Willkür bei Abstreifung des End-
die Geistlichkeit klagen, welche die Interessen der Ge- liehen und Unwahren auch die iinenillichn Wahrheit selbst
genwart, als rein materiell, fon den Kanzeln herab ver- verwerfe. Diess ist die Aufgabe der Geistlichkeit, deren
ketzert. üie Extreme berühren sich stets; au dem Masse Losung eine gleiche Fülle von Kraft und klarem Sclbst-
der materiellen Literessen haben wir das der geistigen, bewusstseiii voraussetzt, als in der Christengemeinde be-
nnd beide bedingen sicli, wie Inhalt und Form. Nie ist reits offenbar und wirksam geworden ist.
mau geistiger gewesen, als jetzt, wo man am materiell- An.ilog der Aufgabe der Geistlichkeit ist die der /?e-
stcii ist. Als IMoses seinem Volke Gottes (»ebote brachte, ligionslehrer in den Schulen. Die .Methode de» Religions-
stellte Aaron das goldene Kalb als Götzen auf. So ist Unterrichtes kann nicht rnclir sein, wie früher. Das
bis auf den heutigen Tag neben Gottesverelirung der blosse Memorireu von fllaiiliensarlikeln und Uibclsprücben
Götzendienst hergegangen, und wird nebenher gellen, so nebst nothdürftiger Erklärung ihrer Bedeutung und Nutz-
lange der Geist der Menschen noch nicht zu seiner völli- anwendung genügt nicht; der Sciiüler soll zur Bildung
gen Freiheit gelangt ist. Um diese Freiheit aber zu be- nicht auch etwas Religion gelernt haben, wie er auch
fördern, haben die Lehrer des Volkes nicht sowohl im- etwas Geschichte oder Lateinisch lernen soll; sondern
mer nur über die noch stattfindende Unfreiheit des mensch- er soll durch den Religionsunterricht ein icahrer Mensch
liehen Geistes zu klagen, als vielmehr die schon errun- werden. Diess wird er aber noch nicht durch Katechis-
gene Stufe der Freiheit anzuerkennen, und vereint mit nius und Uibelstellen , sondern erst durch das klare Ba-
der siegreichen Partei des Lichtes und der Aufklärung wiisstseiii über sein Verlifilfniss zu Gott und zur Welt,
rnrwarts zu dringen. .Aber leider herrscht beim Clerus Zu diesem Be» usstsein kann der Sihülcr aber nicht durch
noch das üble ^'orurtheil, dass die .Menschheit gar zu die passive Reception vorgeschriebener Glaubensnormeu
wenig religiös und für die reinere Wahrheit unreif sei, gelangen, sondern iliiii inuss die Opposition seiner kind-
uud er lüsst dieses nur zu oft in seinen Worten au bei- liehen und schülerhaften \'orstelliing vergönnt und frei
liger Stätte merken. Die liebe .Menschheit hat aber auch gelassen werden, »velche der Lehrer mit Klarheit und
ihr Vorurtheil, indem sie meint, der Clerus sei nicht Sicherheit zu widerlegen oder anzuerkennen hat. Hier-
mit der Zeit fortgeschritten, weil er sich in den Zeit- aus geht hervor, dass der Religionsunterricht, wenn er
geist nicht linden könne, nicht linden wolle , ubsihun der die Erkeniitiiiss der Wahrheit zum Resultat haben soll,
Zeitgeist doch .im h Gottes Geist und somit nichts Arges kein anderer, als ein „kritischer"^ sein kann. Alle Ein-
sei. Ein solches Vorurtheil herrscht nicht nur iu dem würfe uikI Zweifel seines Schülers hat der Lehrer so
prolestanliscbeo Deutschland, sondern auch in der katho- aufmerksam anzuhören, wie der Arzt die Aussagen seines
lischcn Christenheit. So sprach am IS. Mai dieses Jah- Patienten; er hat sich deren zu freuen, weil er nun er-
res der froniiiie Hr. de Curne in der Kauimer zu Paris: fährt, was seinem Schüler Noth tbut. Religionslehrcr,
„Mau wirft der (ieistlicbkeit vor, dass sie ausser der Be- welche gewohnt sind, ihren Unterricht nur „auf erbau-
wegung der nieiischlicheii Ideen, Leidenschaften und Li- liehe Weise" zu ertlieilen und ihre Predigt nur zuweilen
teressen stehe, dass sie ihr Jahrhundert nicht kenne. durch die sprachliche oder sachliche Erklärung einer
Aber ich fürchte, dass, wenn slo sich in dieselbe hinaus- Bibcistellc zu unterbrechen, können allerdings einen er-
wagt, sie damit aufhören würde, sich sellist mit fort- greifenden Eindruck auf das Gemnth ihrer Schüler her-
reissen zu lassen von dem Strudel, der den geiiöhiilicheu vorbringen; aber die eigentliche Krankheit Herseiben, die
und unabwendbaren Lauf der menschlichen Ansichten mit Unklarheit religiöser Vorstellungen , ron welcher die
fortreisst." Ganz recht! liie jetzige Zeit und ihr Geist Schuljugend durchgängig niedergedrückt ist, heilt er da-
sind ziemlich anders geworden, als si« noch zu .Anfang mit nicht; ja, er verschlinimert sie, indem er den nach
unseres Jahrhunderts waren; und auch im Gebiete der aussen dringenden Kraukheitsslolf durch seine salbuugs-
(/; tntiasiulzeitiini^
32
395
396
rpirliPii AVnife »io mit olin-r Ilrilsnllic lorzrififf riirirf,
uikI ilir Kraiiklii-it naili iniicii trcilit. lJpl>nj;piis kuiiiiiit
frpilirli aiissi-rcird.Mitliili vii'l auf dip Imliiiiliialifat lies
LohriTS an, iiiicl iiiiii kauii auf »prscliioilciidi Wcgpii am
EikIc »II riiipm rr» iiiisilitni Zi< Ic t,'''''>"n''" i '1'T""iii soll
liirr, tvo nliiirhiii nur rinn kiirzr Kcladiin ub;;piiaiiiitpr
Soliriffpii jTPgpbeii »pnipii soll, iilclit »fiter von i\lpllio<|p
IUP UpiIp sein; nur als niiprlasslicli für allen Uiiterrii-jit,
iiiiil siimii insliesonilere niii'Ii fiir ilen Rpli^ionsunterrirlit
orH.'lIiiiPii wir iioili , ilass ilurrh alle uiul j<'(le Krkennt-
niss, zu iler man ilen Si linier liinfi'ilirt, auf ilas Selist-
ieirusslsein ilesscllien al)(;pzivei'kt »erilen müsse, ohne
welilios iler Sleiisi h iiciler frei, noch veriiiinftig' , somit
kein wiilirer Mensch ist. '
Was »irlislipr aiigeileulet haben , ist im AlljeDieiiien
auch IUP Aiisirht iIpk Hrn. Dir. (ioltlioM, ilpr sich in
ilen beiilpii lorlip^eiiileti .ScIiriflcliPii als ein ileiikgläubiger
Christ bewährt, unil vornrtheilsfrci iiiiil riicksichlsliis ge-
gen alle ilieji'iii;;pii auftritt, welche aus SiliHärhc »dpr
Ilpuclieli'i ilic Aiifklarnii}; unserer Zeit wieilor mit iler
uiittelultcrluheii JJäinmcniiij; rertauschen miichten. \'er-
anlassung za iler unter Nr. 1. angeführten Uroscluire gab
<lip für ilen 8. — 10. Juli 1^41 beiorstehemle Versaiiim-
luiig iler Gvuinasialilirectoreii der Provinz PrcuKSen, in
welcher na< h Hpschluss iler vorj.'ihrigeii Versammlung
„der Religiünüuntenicitt in den Gi/inniinieu^^ neben anileni
Gegenslaiideii /.tir Beralhuiig koinnipii sollte. Hr. (iott-
liold »ollte nicht unvorbereitet erscheinen; er ernüg din
Religionsfragp , um ein bestimmtes Lrtlicil abgeben zu
können, noch einmal reiflich, iinil zwar, wie er S. .i
sagt, begniiijte pr sich nicht mit eigenem Aach. lenken
uiiil eigner Krl'ahrung, noch mit Lesung einiger Schiif-
ten , sonilern er wandte sich auch miiiidlich und schrift-
lich an sachkundige Männer. Demnach gibt uns denn
nun auch der Hr. Verf. neben dein Seinigen reichliche
Excernte aus theologischen Schriften, sowie eine "ört-
liche 31ittlieilniig dessen, was die befragten Freunde lir-
theilten; und es ist nicht zu leugnen, dass Hr. Gottholil
auf diese Weise seiner Abhaiidlnng , die oliiiehiii durch
ihre pikante Sprache, «eiche hier und da an Derbheit
anstreift, den Leser anregt, einen hohen Grad von Le-
bendigkeit niul Interesse verliehen hat. Leider fliesscn
in eine im Conveisationstoiie gelialtenc Abhandlung gar
zu leicht unzeilige IJemerkungeii ein , und die Darstel-
lung artet in ein un» issensrhaftliclies niiil formloses (le-
rede aus. A'oii diesem Fehli'r können wir die Schrift
des Hrn. Gotthold nicht ganz freis|)rprlien ; und pinzwpi-
ter Kehler, der inil jenem siibjectiven Kaisoiineinent nolh-
trendig zusamini'nbängf , ist die zu starke Einmischuug
der Persönlichkeit des \'erfs , ivoilurcli die Schrift, in
»elcher er S. 4 von sich sagt: ,.icli besitze überall nicht
das Talent, einer Partei als solcher anzuhangen", ge-
radezu zu einer Parteischrift »viril, »eiche den Gegen-
stand, .<tatt ihn ubjectiv nach einem allgemeinen Priiicip
zu beleuchten, nur mit subjectivem .^leinen und Dafür-
halten polemisch gegen das Meinen und Dafürhalten .\ii-
derer zu stützen und zu schützen sucht.
Hr. Gott hold legte .sich zunächst die Frage vor: ,,U ei-
chen Standj)unct soll ich, als üirector, bei der Herathung
über den Religionsunterricht der Gymnasien einnehmen?"
Aiitivort: ,,lch habe alle Hauptrichtiingeu in der evan-
gelischen Coiifession zu vertreten und, trotz meinem pcr-
sönlicliPii Glauben, keiner einen Vorzug vor lieii übrigen
einzuräumen" (S. 4). Damit stimmt, »vas S. 10 gesagt
wird, zusammen: ,,Die evangelischen (i^ninasien sind
öllentliche Anstalten, und tverden im Manien des Staates
und einzelner Cominunen rer»altet, die sieh beide von
Parteilichkeit für eine besondere evangelische Fractiou fern
halfen, mithin dasselbe auch von ihren G^mnasialilirec-
toreii erwarten müssen," Diese so unschuldig klingenden
Worte sind dennoch von der entschiedensten Z»eiileutig-
keit. Hr. Gutlliold >till also qua Direrliir alle evange-
lischen Confessionen vertreten, trotz seinem persönlichen
Glauben ( Thiit er dieses, weil er als Director auch
zugleich der Religionslelirer seiner Schule ist, so geräth
er unmittelbar unter die Heuchler , »eil er dann nothge-
driingpii zur üefrieiligung der verschiedenen Confcssio-
nisteii in seiner Classe Manches lehren miiss, was er
selbst — nicht glaubt. Ist er aber nicht selbst Religions-
lehrer, sondern macht er als Director an seinen Collegen
die Forderung, dass dieser trotz seinem persönlichen
Glauben alle Hauptrichtungen der evangelischen Kirche
vertreten soll, so veranlasst er diesen zur Heuchelei.
Nun »issen wir aber, und ersehen es aus beiden vorlie-
genden Schriftchen zur vollen Genüge, dass Hr. Gotthold
ein entschiedener Feind aller Heuchelei ist (man vergl.
S. 28 seine .Schilderung der Heuchler), und es musi
hier Hr. Gottholil eingestehen, dass er sich seine Fragt
falsch beantwortet habe, und zwar ilesshalb falsch, weil
er statt vom Allgemeinen auszugehen, sich an's Einzelne,
an die besonderen Richtungen der < hristlichen Kirche
hängt. Gleichviel, »eiche Ciinfessionisten sich in einer
Classe befinden, hat der Lehrer der Religion — und
als Vorstand der Anstalt auch der Director — nichts
weiter, als Religion < il. i. Wahrheit zu lehren und zum
Be»usstsein zu bringen; und mögen diese Wahrheiten
jüdisch, türkisch oder heidnisch sein, sind sie »irklich
erwiesene und er»eisbare Wahrheiten, so sind sie zu-
gleich — christlich. Jede abstracte Rücksichtnahme
auf eine Coiifession führt uothwendig zur Sectirerei, und
ein Lehrer, der hier genügen »iU, niuss ein wahrer
Collertivgläubiger sein, der Wahrheit und IJnviahrheit
mit gleichem Eiler zu befördern im Stande »äre. Gott
be»alire aber unsere Gvinnasien vor solchen Amphibien
von Religionslehrern!
Dass Hr. Gottholil eine weit löblicherp Tpndenz ver-
folgt, als spine Worte eigentlich verrathen, geht aus dem
beifallsn ürdigen Grundsatz der Tolera?tz hervor, den er
von jedem Religionslelirer anerkannt sehen »ill. Allein
man kann auch des Guten zu viel thnn , und wie das
strengste Recht zum höchsten Unrecht »erden kann, so
die unbeschränkte Toleranz zur Lieblosigkeit. Wir wol-
len dieses an Hrn. (iolthold's eigenen Principien naeh-
weiseii. .Seite l4 sagt er, iiachilem er seine Freunde
und seine ttücher hat aussprechen lassen , also : ,,Er»äge
ich nun alles bisher [\litgetheille saniint dem ch'istlirhen
Gebot: .'Utes, was ihr wollt, dass euch die Leute thun
sollen, das thut ihr ihnen! so steht bei nur die Ucber-
zeugung fest:
397
398
„Alle evangelische Christen, welches besonderen
Glaubens sie auch sein tnögen , haben gleiche An-
sprüche an die evangelischen Kirchen und Gymna-
sien, und kein Gymnasialdirector ist berechtigt,
den Religionsunterricht weder ?:ach seinem persön-
lichen Glauben, noch nach dem Glauben irgend
einer einzelnen evangelischen Frnction einzurichten
und zu ertheilen oder erlheiten zu lassen , vielmehr
ist es seine Pflicht , jedem evangelischen Glaubens-
genossen, soweit es überhaupt und unter den gege-
benen Umstünden möglich ist, gerecht zu werden
und sein religiöses Bedärfniss zu befriedigen."
Dipse Ui'berzpupiiiig ist eine »egrn des iiioralisi hpi> Bo-
dens, ans «leni sie hpiiorgejjangpn , an tirli lüMicIir, aber
wcfen ihres innern WidersDruclis (Inriliaus unausführbare
und desshall) leriverlliche. Halten »ir den Hauptgedan-
ken dieser lleberzeugun» fest: ,,Oer Gyninasialdif ector
(resp. sein Colletrp, itelrher den Ue|j<;innsnnferrirht er-
theilt) soll jedem etaiigel ischen (j lanbensjjenossen ;^ere<ht
werden und sein religiöses Bediirfniss befrieiligen!" Ge-
reiht H-erileu aber kann man Jemanden nur , indem man
ihm nicht etwa nur zugesteht, »as allgemein reelit ist,
sondern auch was dem Individuum als recht erscheint.
Hat z. B. ein lutherischer Lehrer reforniirte S<liüler in
seiner Classe, so wird er bei der Lehre von Gottes Vor-
sehung den Ueforniirten durchaus nicht gerecht werden
künnen, vienii er lehrt, ilass <las Schicksal der ,^lenscheii
nicht bloss in Gottes Hand liege, sondern dass ilie l\Jen-
schen ihr Schicksal zum Theil auch in eigener Hand
haben. Der reforniirte Schüler kann nach obigem Grund-
sätze des Hrn. Dir. Gotthold verlangen, dass sein Lelirer
für sein (des Schülers) Bedürfniss sorge , hübsch die
Prüdestination niler Lehre ron der unbedingten göttlichen
Giiailenivalil rorfrage, und nicht mit der Freilassung des
3Ieiischen Intlieiische Ketzerei treibe. Es triil't sich aber
auch, niid noch weit öfter, dass Katholiken unter der
Zahl der Schüler sind, oder auch «ohl gar Juden; bei-
derlei Schüler nehmen mit Genehmigung ilirer Aeltrrn
zuweilen am etangelischcn Religionsunterrichte Thi'il;
und wenn diess ist, hat nun der evangelische Lehrer zu
thun, als ob diese gar nicht in der Classe wären? oiler
verdient nicht aucli ein Katholik oder Jnde, nenn er
nun einmal dem Unterricht beiwo'int, dass man ihm ge-
reeht werde, oder sein religiöses I5ediirfiiiss befriedige's
Hoffentlich wird doch ein toleranter Director iiiclit so
intolerant sein, und ilie Tlieilnaliine am Unterricht ver-
weigern; und gestattet er die Tbeilnalime , so ist's seine
Pflicht, auch diesen Gläubigen gerecht zu »»erden. Bei
solcher speciellen liücksichtsnahiiie des Religioii^lehrers
aber auf seine S<hüler verschiedenen Glaubens dürfte sein
Unterricht, »reicher doch Aufklärung zum Zweck hat,
erst rechten Wirrwarr befördern ; »eine streng durchgeführte
Toleranz gegen die tCinzrlneii würde Lieblosigkeit gegen
die Gesaniintheit sein, welche darunter leiilet. — Aus
allem geht hervor, dass Hrn. Gottliolil's l'eberzeugiiiig
nur eine snbjectivp iVIeiniing ist, »reiche objectiv sich
nicht rcalisiren Ifisst; ja, auch in dieser Art iiienials gang-
bar »Verden darf. Versuchen wir umgekehrt diese iMei-
nung auf den Kopf zu stellen, so wiid sie dadurch erst
re<'ht auf ihre eigentlichen Beine koiiinien. Es ist ij.'iin-
lich als ausgemacht anzunehmen , dass Schüler noch gar
kein religiöses Bedürfniss haben , da» einer iesondern
Pflege bedürfe; ilass sie alle in ihren religiösen Ansich-
ten noch so sch»vankend und geschmeidig sind, dass der
geschickte Religionslelirer sie alle für seinen persönlichen
Glauben getvinnen kann, ja — soll. So wie Christas,
ilas Vorliild aller Lehrer, die ihm klar bewusste Wahr-
heit auch als seinen persönlichen (ilauben lehrte, die
Welt nur für diesen seinen persönlichen Glauben gewin-
nen »rollte und »rill, und seinen Jüngern nicht befahl,
dass sie den Juden auf jüdische, <len Heiden auf heid-
nische Weise gerecht sein, sondern dass sie alle Welt
ohne Ausnahme in seinen ihm persönlichen, ihn durch-
dringenden und durchklingendeii (persönlich von perso-
7ture) Geiste belehren sollten; so haben auch seine heuti-
gen Jünger und Apostel, die Lehrer seiner Wahrheit,
alle jungen (leister für ihren persönlichen Glauben za
gewinnen, nachdem sie vorher sich selbst mit Christi
Wahrheit erfüllt haben. Christus selbst »rar höchst in-
tolerant, indem er nur sei«e Lehre über die ganze AVeit
verbreitet wissen »rollte; aber diese Intoleranz »rar Folge
seiner vollkommenen Liebe zur Welt, weil nur durch
seine Lehre die AVeit zum ewigen Heile gelangt. Seine
Toleranz dagegen bestand darin, dass alle diejenigen,
welche seine Lehre nicht annehmen »»ollten, auch nicht
durch äussere Ge»valt dazu gez»vuiigen »rerden sollten.
So sei auch jeder Religionslehrer. Er sei intolerant ge-
gen die Andersgläubigen, indem er nur und immer »vie-
iler aus der tiefsten Ueberzeugung seiner Vernunft und
seines Herzens die christliche H' ahrheit lehrt, soweit er
sie erkannt und zu seinem persönlichen Glauben gemacht
hat; er richte sich nach keiner Secte, die durch die
einen oder anderen seiner Schüler in der Classe reprä-
sentirt wird; er zeige sich in seinem festen Glauben als
einen entschiedenen Lehrer Einer Wahrheit. Er sei aber
tolerant gegen alle seine Zuhörer, sie mögen seine Leh-
ren annehmen, oder nicht. So »rird er als Lehrer Christo
gleichen !
Glaubte Rrf , Hrn. GotthohPs Grundsatz des Religions-
unterrichts geradezu umkehren zu müssen, so innss er
hinzufügen, ilass Hr. Gotthuld glücklicher Weise seinem
Grundsätze selbst nicht treu bleibt, und dass er, nach-
dem er von .S. 15 — 22 noch manches Beherzigenswerthe
gesagt hat, S. 22 — 24 sieben Grundsatze des Religions-
unterrichtes aufstellt, die man im Allgemeinen unter-
schreiben darf, und die znin Theil dem besprochenen
Grunilsatze schnnrstraks zinitder laufen. So heisst es
in Grniidüatz 4., man solle lien Befähigten begreiflich
machen, dass Wahrheit nicht aufhöre, Wahrheit zu sein
uiiil zu bleiben, wenn auch ihre hivtorisrlie Aufstellung
mit (Jngew isslieit , ja sogar mit Widersprüchen behaftet
sein sollte. Oder (iriimisatz ti. : Der Relij;ionsuiiterriclit
dringe auf die reinste innere Wahrhaftigkeit des Christen
gegen Gott und gegen sii h selber, indem er das Unsitt-
liche, Unchristliclie , ja Pharisäische zeigt, trenn Jemand
gegen seine religiöse Leberzeugung spricht , schreibt, han-
di-lt, oder gar öffentlich lehrt u. ». »r. Hier hat Hr.
(ioltliold vergessen, dass er früher dem Religionslelirer
geboten hat: o/i«e allen persönlichen Glauben jeder Frac-
tioii der Erangelischeii zu lehren, was für diese gereclit
399
400
und lirfrieiligeiitl ist, il. Ii. jeder Fractioti das zu lelircn,
was sie zu hören iriiiisr/it, iiiclit ivas sie liürcn soll.
Wie pli.-iiisäiscll! «iiide Ref. ausrufen, wenn Hr. Gott-
bold niilit S. 'J3 seine lleberzeiijjunj; ((eJlndert hätte.
Was S. 24 — '27 ul'er ilen lleli;;iüiisuuterri<-lit der zar-
teren Ju);pnd , über den Cunfirniandenunterrirlit , über die
trünsi-liensiverllie Verschiebung der Coufirnjation in ein
späteres, als das 14. oder 15. Lebensjahr u. A. gesagt ist,
lässt sieh liiiren ; und auch das Folgende auf S. '>7 — 3i
Aber die einseitige 13esetzun>( der theologischen Facultat
auf den [Jniversitäfeii und über die Thculo^'ie - Studiren-
ilen, ist nicht •;anz grundlos, obschon wohl eine scho-
nendere Sprache zu wünschen gewesen «are. Besonders
hat die Wiederholung des Ausspruchs Friedrichs des
Grossen, dass die Geistlichen Leute seien, welche zur
Hälfte Uetrüger, zur Hälfte abergläubisch sind, den Un-
willen der Geistlichen erregt, nie Hr. Gotthold in der
Nachschrift zu der unter Nr. 2) angeführten Broschüre
S. 24 fg. selbst mittheilt. Mit Recht wendet Hr. Gott-
hold dagegen ein, dass sich ja Niemand zu den Heuch-
lern zu zählen brauche.
Endlich kommt der Verf., nachdem cr>S. 33 If. die
grossen Schwierigkeiten angedeutet hat, welche ein er-
folgreicher Religionsiiiilerriclit in den Gymn.ision in sich
trägt, S. 37 zur Beantwortung der Fra^e: „Ifie soll der
Religionsunlerricht in Gymnasien nach Inltti/t und Form
f>escli(rffe.n sei«?" IMan erwarte hier keine genügende
Antwort. Denn auf il Seiten, von denen 5 Seiten An-
merkungen, deren Inhalt die Beantwortung der Frage
nicht fördert, in Abzug kommen, lässt sich das gegebene
Thema nicht liisen , kaum das Allernothwendigste andeu-
ten; und was angedeutet wird, ist lon der Art, dass es
schwerlich Anklang finden kann. So hcisst es S. 38:
„In Sexta, Quinta und Quarta ertheile man keinen Un-
terricht über die Glaubenslehre , sondern bloss einen vor-
bereitenden." Und dieser vorbereitende Unterricht soll
DQU bestehen in Erzählung biblischer Geschichten, Le-
benssclulderungeii frommer christlicher Männer, mit An-
wendung von Sprüchen und Liederversen. Dabei soll
Gott als Vater aller Menschen, nicht als Gott der Chri-
sten dargestellt werden. Der Katechismus Luthcr's, be-
sonders aber der darin enthaltene Dekalog, wird, als un-
zweckmässig, aus den genannten Classen verwiesen. \Venn
man nun auch darin mit dem \'erf. noch übereinstimmen
kann, ilass der Katechismus nicht mehr gan'. zeitgeiuäss
ist, .so wird man <loch auf die vorgeschlagene Methode
nicht eingehen dürfen. Man könnte schon die Frage auf-
«erfeii, wie kommen denn die Schüler zureclit, welche
aus Quinta oder Quarta zu irgend einem Bernfsgeschäfte
öbergehon, und noch nicht die christliche Ghiubenslelire
kennen? ilie nur von Gott, dem Vater aller Menschen,
gehört, ihn aber nicht in specie vom christlichen Stand-
puncte aus näher kennen gelernt haben? Gerade in ilcn
untersten Classen miiss der Religionsunterricht etwas Po-
sitives geben, und in möglichst körnigem Ausdrucke das
christliche (ilaiihensliekenntniss ilen jungen Seelen ein-
prägen, damit sie an ilemselbeii einen religiösen Kern
gewinnen, dessen Entfaltung iinil FriK htb.^rkeit entweder
ein späterer Unterricht oder die Lebenserfahrung üeiligen
kann. In dieser Hinsicht sind die Glaubensarükel im
lutherischen Katechismus immer noch die geeigneiste
Grundlage, auf welcher der junge Christ fussen kann;
und so lange nicht durch ein anderes Religioosbüchlein,
das zur allgemeinen Gültigkeit, zum Kanon erhoben wird,
das lutherische liekenntniss ersetzt ist, werden wir den
Katechisuius trotz seiner theilweisen Unzwerkmässigkcit
nicht entbehren kOonen. — Noch mehr uiuss man sich
wundern, wenn sogar der Tertianer noch nichts von Glau-
benslehre hören soll. S. 4U. „In Tertia erläutere man
das Vater unser , die Bergpredigt und einige andere Re-
den Jesu, nebst solchen Capiteln aus ilen Epistelu, wel-
che sich nicht (?) auf die Glaubenslehre beziehen." S. 43-
„Was Prima und Secunda anlangt, so überlasse idi es
den einzelnen GYmnasien, ob und wie sie die Lesung
des N. T. . gesonderte christliche Moral, Kirchenge-
schichte u. s. w. einführen wollen; was ich aber (ordere,
ist eine Darlegung der Hauptlehren des Christeuthumes,
historis(^h, kritisch und philosophisch, doch nach keiner
bestimmten philosophischen Schule." Wie diess Alles der
Verf. meint, wird auf einer einzigen Seite näher bespro-
chen. Ref. gesteht, dass er der angedeuteten Methode
seinen Beifall nicht schenken kann, will aber iler Ueber-
zeugiing des Verfs. , dass „sein Vorschlag, richtig aus-
geführt, zum »ahren Christenthum führen, Atheismus
aber, Indifl'ereiitismus und Unduldsamkeit ersticken werde",
nicht weiter entgegentreten, weil er nicht wissen kann,
ob nicht wirklich der Hr. Dir. Gotthold durch einen
Selbstversiicb das angedeutete Ziel zu erreichen vermag.
Dem Ref. ist nicht zu Ohren gekommen, inwieweit
die besprochene Schrift nebst den wohl noch mündlich
gegebenen Kachträgen des Hrn. Verfs. vor der Versamm-
lung der Gvmnasiatdirectoren <ler Provinz Preussen bei
der Bcrathung iles Gegenstandes: „Der Reltgio?isufiter-
richt in den Gi/tnnnsien''^ Berücksichtigung gefunden bat;
sicher aber lässt sich verniuthen , dass sie — bei aller
Achtung, die ihr Inhalt in theologischer Hinsicht ver-
dient — auf die pädagogische und methodische Verfas-
sung des Gymnasial - Religionsunterrichts keinen Einiluss
hat gewinnen können. Es scheint auch, als habe der
Hr. Verf. dieses weniger beabsichtigt; seine Haiipttendeiiz
scheint gewesen zu sein, den RcligioKsunterricht in den
Gymnasien von dem allerdings noch immer ziemlich ver-
breiteten Schlendrian einer bequemen Tradition herkömm-
licher, geistig unverarlieiteter und nach inehrereii Seiten
hin unfruchtbarer , ja schädlicher Lehrsätze zu befreien;
dagegen iliesem Unterrichte einen auf klareui Bewusst-
sein ruhenden, ebenso sehr mit der heiligen Schrift, als
mit der Vernunft harmonirenden Stolf zu sichern, und
daher alles Unerwicsene und Unerwcisbarc, aus dem Unter-
richte zu viTw eisen. Von diesem nur zu billigenden
Grnnilsatze ist Hr. Gotthold so begeistert, dass er von
demselben mehr, als erwärmt, ja heiss und hitzig gewor-
den ist ; und in dieser Hitze verliert er leider etwas die
Conteiiaiice. Er stösst in seinem Eifer, eine auf klarem
Bewusstseiii gegründete Religiosität bei der Jugeml zu
erzielen, auf seine Antipoden, die frommen Knechte Got-
tes, welche vor dem Antlitz des Herrn Augen und Ver-
stand niederschlagen, und in jüdischer Furcht den Tod
besorgen, nenn sie sich überwinden sollfen, Gott zu
schauen. Diese Leute sind Hrn. Gotlhold nun dermassen
401 402
imWepe, ilass er, »faft seinen rirli<i^pn Weg r.u fdipii, Ilr. (IntllinM führt in der z»<>iffn Srlirift rini- norli
immer lilicr jciip liinstoljiert , iiii«! lit-i jcilem Aiitifiiss im- srliarfcrr .S|ira('lip, als in ili-r rr^^ti-ii. Ziinrtilisl «Ti'ifrrt
willii; i'ilier ilio Heuc/iler , Orllioiloxiliuer, Pietislen, Je- er sirli libi-r <lir AiinnvinitAt »i-iiirs Kfrciisciilrii nncl i'ilier
Suilen H. s. »., »irlrlie üiiii ein Itoiii stellen, sein La- den llni<(.iiiil , das« iler.si'llie |iprsc)nlirli i;e»orilnii «ei. Hr.
ineiito erli<-l'<. Diilnrch ist die Xclirift , »cl< he den ,,Re- (iolllioM weiss ihm r.u dienen; alier wir nlieiuehrn diese
ligioiisiinteriK lit in den ei nM|;i'lisrlien (JMniiasien nach Persitnlich keilen auf S. ) — (j , niarhen d.i;;e^eii auf das
<leni Bediirfiii.s der je1zi>;en Zeit" in ein rirlitijjeres Litlit S. I) fjjj;. (ip»aj;te aufmerksam, ho der ^'erf. mit tr<-rt'en-
Stellen sollte, ziemlirh dunkel nnil unklar anssjefallen, den Worten (jesTen die liesrlinldiunnj,', als iih in den (miii-
weil Hr. (jolthold , statt auf dem Boden seines Prinrips nasien alle Keligion STsteinatisrh untcr^ralien iiiirde, ha-
Bfehen zu bleiben und liier seine |)/(da;;o(;isrhe und nie- ran<;n:rt hat. 8. l.{ geht er auf »eine» Kerenseuten Alci-
thodisrlie Ansicht zu begründen, suli auf das (iebiet sei- niin(f ein, dass es schwierig sein würile, einen Reirgions-
nes Gegners stellt, mit deinselben theiilotrisih .«eliarnii'itzelt, jelirer zu fiiiilrn, wie Ihn Hrn. fiottluild's .Methnde für
lind dabei Zeit unil Kräfte rerlierf , dass er kaum an die Prima und Seriiiida eoraiisselzp. Hr. r>i>(tliold findet die-
eigene Gräuze zurürkknniint , um schnell norh einen Weg- ses selbst sc Int er, und ron der .Sellenlieit guter Reli-
weiser zu errichten, dem die Relijjionsleliier und Srhii- fjionslihrer , meint er, dürften licle [Irsachen zu fiiiilen
ler iler Gymnasien sich vertrauen sollen, um aiiih dahin sein, aber zum Tlieil wenigstens (und diese Bemerkunj
zu kommen, wo bereits der muthige k(lni[ie angelangt ist. ist pikant) sei die Classe fnn Leuten daran Siliiild zu
Kein Wunder, «enn die Schrift daher in p.'lilagogi- denen — unser aiionvmer Idiot gehört. , Diese Classe
scher Hinsicht wenig Aufmerksamkeit, durch ihre feinil- kennt iiHuilich ilas Cliriateiithum vrossentlieils nur iii
liehe Hallung dagegen bei FreiiiKlen nur geringen Au- dogmatischen Versteinei iiiigen, und hat get;en das lebeo-
klang gefunden, bei den Gegnern neue Krbitterung er- «üge, geistige, allgemeine, tolerante Chrisfenlhiim eine
rejt hat. Dass sie aber beide Parteien etwas aufgeregt ganz gewallige Aversion. Unaufbrirlirli entsililiinft ihr
hat, zeigt eben, dass sie nicht gehaltlos, dass sie sogar der Geist des Clirislenthums , da sie es nicht im Geist
lieri'icksichtigungswerth ist. Bin vernünftiger und in sei- und in der Wahrheit, »ninlern mechanisch und biirli!.!«!.-
iiem religiiisen Denken sich frei von aller doginalisrhen lieh erfassen will, eo dass sie iiatiirlich zu der Üeber-
^'erknücheriing bewegender Alensch wird mit d«"fn Prin- zeiigiing kommt, es gäbe gar kein anderes Christenlliiim
rip des Hrn. Uir. Gutthold auch noihw endig i'ibereiiistim- als ihr steinernes, und jedes andere sei iihilnsnnhisrhe
nieii, uiri! sich über die biedere Kreisiniiigkeit desselben philologische und sonstige Schwindelei oder i^ar ilass
freuen und «ünschen, dass diese Gesinnung immer all- des Christenthnins. Daher ihre \'prfiib'iini'' der (ivmna-
gemeiner »erde, besonders bei .^l^nnerii, die auf die Ju- sien, ja, der Wissenschaft und des Dinkens überhaupt,
genilbildiing einzuwirken bestellt sind. Die Gegenpartei So findet denn auch mein tiefblickender Benriheiler dass
freilirh , welcher das freie Denken und Beurtheilen des- mein Plan gar nicht zu Christo selbst komme (? hin-
«en , was wir als göttliches Wort für wahr halten sollen, leite). Ks ist zum Erstaunen, was eine so indi> iilurll«
anuiassend und gottlos erscheint, muss in Hrn. Gotlhold Vernunft nicht Alles ermittelt ! ein Plan, der den Knaben
einen gewaltigen Ketzer sehen, ileiii Gott die ewige Si>- Christi Reden und andere Stellen des N. T. , den .lüiii'-
ligkeit vorenthalten wird. Das Letztere wird und kann lingen aber ilie vollslaiidige Lehre iles Christeiitliinns er-
Hr. Gnllbold ruhig abwarten, und es ist I.'lcherlirh, wenn laiilert , soll niiht zu Christo kommen! und bloss darum
die Berliner evangelisi he K irchenzeitung (.lahrg. 1,S41. nicht, weil er weder ein Verarhier der \'eriMiiift über-
Nr. [)i lind 94.) den kritischen Geist unserer Zeit als bannt, noch ein ^'errtrhter indindiieller ^'erniinft ist.
Aen „Anticliiist'''' bezeichnet, und sich nicht entblödet, zu Die Wrnunfl ist die grössle (iabe Gottes, ohne Vernunft
sagen: ,,das ist ein Zeichen unserer Zeit, ein unseliges kein Clirisleiitbum. Christus bediente sich der %'ernunft
Privilrgiiiin der evangelischen Kirche des neunzehnten die Apostel bedienten sich der Vernunft, und das N. T.
JahrhuiKlerls , dass sie die zukünftigen Kämpfer y«r die fordert zur Prüfung auf, die doch ohne Vernunft unmö"--
göttliche Wahrheit »on erklärten Gegnern, Verächtern lieh ist, und nur die Fraction der erangel. Kirrhenz.
und Spöttern derselben schulmflssig aufziehen Iflsst. " begnügt sich mit einem geistigen Starrkrampf statt der
Hiirt! Hört! Vernunft. AVahrlich , iliese Verfolger der \'ernijnft , der
Hr. Golthnld hat sich hierüber gewaltig entrüstet; Prüfung, der Kritik lies selbsterrungenen Clirislenthums
ein Beweis, dass er noch nicht kalt und altersschwa« h legen ein unendlich trauriges Zengniss gegen sich selber
ist, wofür ihn die evangel. Kirchenzeit, erklärt hat. Er ab. Denn ich weiss nicht, ob es etwas Unrhristlichercs
schleudert die oben unter Nr. '2- angeführte Schrift ge- gibt, als dem Christeiithume zu misstrauen, und doch ist
gen seinen Beurtheiler von Nr. 1. Sein Unwille ist ge- das gerade der Fall jener A'crnunfifeinde. Ohne ihr
recht; allein es wäre am Knde dnch geratheiier gewesen, armseliges .^lenschen w erk , bilden sie sich ein, könne
sich selbst über die Entrüstung hinansziigetzen iiiiii lie- das Chnstenthiim gar nicht bestehen und gedeihen w«h-
ber seinen Humor jener Entrüstung der erangel. Kirchenz. rend es iloch, so viel au diesen Kleingl.lubigen liegt,
entgegenzustellen. Da sich bekanntlich der Hlohr doch IMuinie, also todt ist. Diese Vernuiiflhasser tragen init-
nicht weiss waschen lässt, so muss man auch nicht ein- hin einen grossen Theil der Srliuld, dass es so wenige
mal den Slruhwisrh in die Hand nehmen, um das arme echte Religioiislehrer gibt, wie ich sie fordere. Da»
Geschöpf zu reiben; es begreift ja nicht, dass man es Chnstenthiim aber wird, trotz allen ^'ernnnft» erfolgern,
schön machen will, und verniuthet nur kürperli«he Züch' iinmeu mehr in seiner Tiefe, (ieistljjkeit und Lebendig-
tigung. keit erkannt werden." Wir haben diese fanie Stelle
Ciymi.iasiaheitung. 33
403
40'i
.ilisii hllii h iiM(j,'.<lirilt, lim zu r.i-iieii , ii ii> ilor Mr. ^Vrf.
fiir «lif AiK-rki'iiiiiint; i\er \i'riiiiiift iiikI kridk in Ileli-
i;iiMi*s,i<li.'ii k.liii|ifl, iiiiil iiiK K.-ihf alli- UiK-liristlM liki'it,
suHfil Sil- neu li lirrrsrlit, in ilt-r lliinTinin(lr j;k''it linilrl.
Kinc snlc-lic lim i-i nniift ist rs nun auili, t;|piili inn «-i-
iipiii venriisidiilen Spiele nuf dem Hoden den Gijmnnuiul-
lebena zu redfii , « «■in (immrtSi.ildiriMlnr Jliisscrf,
Mas iiir iliiii »rlioii lirli- Tl>eiilii'j,eji (jt-aiissiTl lialx-n, ilass
iiaiiilirh iliT liitliprisclie katccIiiNiiiiis iiiclit iiirlir fiir im-
snre liriitijren (j vinnnsioii jjoi-igiiel sei. Dass Ref. <lor
.'Mpihiiiit; il<-!< flrii. (iolllinid spi , »|ii irjit rr hier ollpn aus.
Ilr. (iollholil aliiT liat jfPtrpii "liisi'li Vormirf souiilil sich,
als «lip (iMiinasicn in spukt »»oitpn Srlirift S. 1 cS IF. Iiiii-
l.'iii;:li)'li itTtlii-idisf , Horaiif »ir «lio Leser liiennit ver-
iiif'SPii liaheij Hnllpii.
S« hlipsslicli küniiten iiir Hrn. Direrfor Goffliolil er-
niniitpni, in seiinMii liilili< lipii Kifer für Fürderiiii); eines
freisinnigen lleli^jidiisunterr i< lifps in den (jj iiinasieii Irolz
aller Anreiiidniiceii iii<llt ill emiüilen, wenn dieses i'ilier-
hanpf iiülliij; »türe; ja, wir liitleii ihn snjiar, nach einer
Seile hin seinen Eifer einas zu liesehrAnken ; nämlich in
Ziiktiiift auf seine (ii'Kner gar keine Kiicksirlit zu neh-
men lind nns seii'C lirriliruii;;en und ^'iirsrlil.'lge liinsii ht-
lich lies tleli"ii)n>.nn<ei richtis nline ISeiiniscIiuii;; von Per-
sünliclikeiteii , A {inlii); ien Und ka(pt;»rieii zu ^ehen ; so
werden sie allen Freunden der (j yiniiasieii , der Jugend,
ijer .lleiisriilieit und /.eilgeinassen Aulkl/Irnns iilierliau|it
nur um su h illkuuimeiier sein und mit Uank aufgeiiom-
nieu »erden.
Eisleheu. Dr. Gräfenhan.
43. 1) Jacubi Henrici Hoeufft carininuin epidosis. Bre-
dae, <.V|)is Kr. Ph. Sierk , 1IS3«. VIII u. lUO S. 8.
2) Seiecia Scfiilleri rarmina Inline reddidit Ph. H.
Welcher. Golhae , prostat in lihr. Beckeriana,
1S4Ü. X u. 42 S. 8.
,Vgl den liirrlipr srli'n i^'" 31. A ul\nl7 iliescs J.ilir;;. auf S 269)
Den ^'erf. von Nr. 1) kennt «las gelehrte Pnl.jicum
schon laOf^e als geschmackvollen laleinischen Dii hier,
seitdem 1^(11 seine erste Sammlung erschien. Holland
und Deutsclilanil sind die leiden Lander, «o ilas Classi-
sche im lateinischen Ausdrurke für Prosa unil Poesie am
meisten auscepragt »ird. In Frankreich und Enj;land,
wenn gleich dort Lateinisch noch liel prosaisch und poe-
tisch gcsclirielieii «ird, hat Alles eine besondere F'ar-
hung, die Iheils an sich zu modern, theils durch das
Eigenlliüiiili< he der roiiiaiiisrhen >'ationalsprache bedingt
ist. Koch mehr ist diess der Fall in Italien *). In
•) H.iricn, offene prosodische Sclinilzer und metri^clie Un-
fii^sanikeitin , wie sie z. B. in des Carilin:ils M. Ant. Ma-
rinilli ppiscliem Gediclitc Pettus (Verona 183<) clinch-
laiilcnd sind, nni \iiilercs nicht zu erw.iliiien , findet man
in England und Fiankreicli nicht. Fiir deutsche Leser
nur cinijjc Proiieii, aus Lili. 1:
C'ir l;\nlis e doctis laiiia et niiinere claris
Nnllüs aclliuc, praislanli nienle et cariuiRe fidens,
ll.ili.ini conli'n !it , s.icictaiii iil conlcrit urbem —
LiiJibtiuni undis , cscam impastis alitibusve.
Ungarn und Polen *) sind andere Ursachen vorhanden.
Als Veranlassung zu diesem Nachtrage nennt der Verf.
die Aiifforileriing des Verleger« zu einer neuen Auflage
seines l'iirnnsiius Liilinn Helgicus , »elihe er unterlassen
zu inüsspii glaiilile, iiachili'iii Hof mann- Veerllcamp eine
neue Aiill.ige seiner Schrift rer»anilten Inhaltes habe
erscheinen bissen. ^'gl. (i vmnasial/eit. IS4(). Nr. | 4. I Ö.
— Die (jpgi'iistainle , »eiche die zu lerschiedenen Zei-
len einzeln erschienenen («edicbte betreffen , sind theils
aus dem Kreise der iiireiidicben Ereignisse (Belgischer
Aufstand, rnii Speyk , Schlachten zu Tiiriihout und Lö-
»en; Personen der re;^iereinlen fürstlichen Nassauischen
Familie), theils aus dem Priiafkreise entlehnt. In letz-
teren treden »ir inaiiches schöne Stück an andere neu-
lateinische und andere Uiihter, »ie M/irron in Paris,
Spei/erl v/in der Kijk, van liraiim, de Hosc/t , Kalden-
bacli , Hilderdi/fc , ü. J. van Lennep uml G. van Lennep,
oder To.lteiiopfer ii\T llamaker n. A. , oder andere, aiiih
scherzh.>fte , lie«iebiinuen , /.. B eine eigene (irabsi lirift ;
auch Uebersetituiigen aus niederländischen Nationaldich-
terii **). Das («eliingeiiste dürfte dasjenii^e unbestritten
sein, »as, auch äusserlich utnfangsreirber , den lalerlan-
discheii t'erhalliiisSL'ii unil Uicbterfreunden ge»idniet ist.
Möge der Achtzigjährige die Aclitzehniabrigen seines
Vater- uimI seines Nachbarlandes in dein Gescbiiiacke an
den altrömisr bell Dirbtprn, dip iMiister für alle Zeiten
bleiben, befestigten durch sein Beispiel, das auch proditc-
tir in einem Fache sich bewährt hat, uelches täglich
seltener gehanilliabt wird.
Der ^'erf. von Nr. 2) ist dem deutschen Philolo-
genvereiiip zu Golha durch seinen, auch gedruckten,
Trink«priich vnin |. October 1 S4U noch in freiindlichein
Andenken. Was er hier gibt, verdient ebenfalls eine
rühmliche Anerkennung, und er durfte mit Recht nicht
scheuen, das deutsche Original beidrucken zu lassen.
Die Geiiandtheit in altclassischer Fassung und Darstel-
lung moderner Gegenstände hat eigenen Reiz, aber auch
eigene Sclmierigkeiten, »eiche der \'erf. zu besiegen
«eiss. Schiller ist gerade in neuerer Zeit zu solchen
antiken Lebertragiiiigen (es sind dabei die gereimten, als
Diodern, ausgeschlossen) von ^'ielen gebraucht »ordeu,
z. B. von Bolhe , Echlerinei/er , Feuerlein., Fischer, Fuas,
Kenyon , Seyff'ert, E. ffulf. Der Ref. hat einige Stücke
des Verfs. mit den bessteii Produrten der Genannten ver-
glichen , und kann ihm das Zeiigniss geben, dass er sich
mit ihnen messen darf ***). Indessen wird hier und <la
*) Aus Polen kommen z B. Hexameter, wo die Selben nur
gemessi"n werden, niclit nach der Quantität, und zwar
im vollslen Ernste, zur Eeslalisuns des jltcn Spruches:
Nos Pciloni non cür:iiniis tjii.inlilalein s^'llabarurn. Doch
gibt CS auch bessere Piinlucte dort.
•#) Dabei erfahren wir, dass C. J. fVeisten, welcher Theo-
krit und Hcsiod lateinisch iiliersetzt hat, sich mit einer
neuen Aiis^ibe des Pap- Slalius bpf.isst bjt , und dass
El'. IVassenbergh den Nacblass Samens zum Callim.ichus
geben will.
•**j Um den Lesern nur ein Beispiel zu geben, das auoli im
Unterrichte ^piit benutzt «eideii kann, wählet Ref. ein
Stück autikeren Inhalts : Odjsseus :
40'i
4r6
der ronilerne Geilaiike niiliesipgliar lioi würtlirher UcIxt-
frafiinf, und Feuerlein lia* gi-rade liier iiiiili am inoisten
zu »i'iiisrhrii ^cla.-i.si'ii, s» ilass iiinii iMaiicIiPK bri iliiii in
«Irr Ueliersefziiiiff iiiclit lorslclu-ii »ürile, »ciin «las DpiU-
srhe nicht danflien stellet *). Auch liein» Vprf. »on Nr. .>)
fragt es sich , z. B. <ili <lip Quelle der I erjüngung, auch
wenn sie jarentutis fnns heissen kCmu e, l>pi den Latei-
neni — rinnt in der dichlenden h'iinst — phneliea verua
itt Arte iluit. In jeiicm I'alle mnsste fiir Ars ein Con-
rretnin tTcnuinnien Merden, oder Meniysfens eine andere
Prä|)"sifion , alü in, wenn Ars lieilieliallen »nr<le. Auch
in «len Joliannilerriltern »lirde (juuni liesser sein, als si,
wie bei Kant und seinen Auslegern- Klieiisii ist bei dem
Kinde in i\<'T fliege kein Gegensatz /ivisclien vir und
in fang im Lateinischen, nie im ])entschen. Noch maii-
rhes Andere ma;; in der Kürze der Uebersetzunj; schwer
auszudrücken sein; aber die späteren Dichter dir Riinier
1) von Feuerlein;
Te patriae ctipidiim quoilvis viilet nequor, Ulixes,
Te , va^e, Scylla l.ili,ins, tc(|ne Cli.iiylidi.s atru.x.
Post niaris insiilias et post ilisciimina terrae
F.xcipit criMnIein Tailanis ip~c viriini.
Tandem falo llhacas doiriiitins lerhir ad oias ;
Evigilit, patriain nescil , caniqitc {;eniit
2) von Echtermejer:
Per freta cnncta vagat , patrian» dum (piaoiit , Ulixes,
Per Sc}'ilae(pie niiiias, fpiatpic C!iai}!>dis hiat,
Infesliqne niarts per et alra periciila terrae,
Nee nun Tarlareas itcpie reditqne vias.
Tandem llliacae f.ilis acte, dum dormit, ad oras
Annita cum liicc est nun sna fliulis linniiis.
Hieran verbessert Sejjfert in seiner palaestra II. 2. S- 83
Vs, 1. Nni'iia ßucti\>ci!ins p. d. q. (J , Vs. 4. Nee nnn
infernos dn'ius errnr ulit , Vs. 5. T. Ilhacas Jaio feilur
dormitor ad o. : Sottinus abit , patriae, heu j fattUur
ip&e gemens,
3) von E ff'olf:
Aeqnora percurrit patriam pefi(i:rns Ulixes :
Per Scyllae rahiem perqiie Charybdis a(pias.
Per maris irilesli scopnlos Icrracipie liirores,
Inqiie ima errauleiii T.irtara cnrsus agit.
Tandem Dulicliias ferlur dormitor ad oras ;
Excilus , beu, patriam non videt esse siiam.
4) von Fuss :
Cuncta Itliacuä, patriam quaerens, sideal vaila : Scjllae
Perqiic cancs, ralndas |)erui'c Cliaiylidis a(]Mas,
Horrida per maris infcnsi per njonslriique terrae,
Ipsa illum fJilis rcgna per erior agit.
Tandem Itiiacae ((nnm sors sopitun» vexit ad oram,
Flet slirgens , palriain ncc pote nosse siiani.
5) von ff elcher :
L't patriam qoacrat , vada quaeqne pererrat Ulixes,
Scyllae latrattis, ora Cbarybdis init,
Et maris inlcsli rabiem terraeipie pericia ;
Error et ad nianes detiilit ipse viruni.
Sors IMiacae somno pressnm taiidem adiiiovet orae;
Surgit, at band noscit regna palcrna gcnjens
Hier ist ipse falsch gebrauclil, und liir virum würde ein
Adj. oder Particip. besser sein.
*) Friedemann bat in der zweiten .Auflage seiner , prakt.
Anleitung zu latein. Versen nebst einer rnelbodur.- litera-
riscben Einleilung über Zweck, Umfang und Sliifcnfolgc
der latein, Vcrsübungeu aui Gymnasien und einciu Vet-
liefern ge"!»» Material dazu, wie iler \'erf. bei den
Führern des Lebens, ilas Meer der Ewigkeit recht gut
<lurch specus immensi lemporis jie^elm bat, nach i'laud-
lainl. .Stil. II, 4.^'). immensi spelunca aevi, quae lempora
vaato Suppeditat revocali/iie sinn.
iMö;;c der >'erf diircli die A iierkrniinni; , »eiche «ein
Talent und sein antiker Aiisdriiik bei Kennern finden
uiuss , sich zn .'ihnliclien Uebertragiinjfen veraiilas-.t sehen,
«im besonders für unsere (i> inunsieii . «o zu viel Theorie
getrieben »ird, an« li das froiluctinnsvennogru angeineij-
sen beschäftigen zu helfi'U.
Gymna.-üial - Clironik iintl Ulisrelle.n
Cassel, im October tS4'.'. Bereits früher ist in die-
sen Blrittern gemeldet »urden , dass ilie Lanilstänile die
Suinine ton 'J7,UU0 Klhlr. für ein neues (jyinnasialgebäude
rerwilligt hatten, und «lass iler Bau «lessellieii seit 1840
auf «las Kifrigste unter Aufsiiht des Oberbanralhs .Schu-
chardt betrieben »ordeii ist. Bis zur iMitle dieses Mo-
nats »ar das AVerk so weit gediehen, ilass ilie Anstalt
ihr bisheriges sehr beschränkles Lucal verlassen iinil «las
Wintersemester am 17. d. M. mit «lern feierlichen Kin-
zug in das neue (ifmiiasialgebäuile rrüflnen konnte. Die
Jeier verband die ihrer Bedeutung entsprei hende \\ ürile
mit angemessener .Sibiinheit und (lefrllli^keit iler Einrich-
tung. Lehrer und iSchüler begaben sich Morgens !|) L'hr
in geurdnetem Zuge aus dem Lyceuin auf «len Turnplatz
des neuen Gvuiiiasinins, »o Freunde «ler Anstalt sirh be-
reits zahlreich eiiigefuiiden halten. ^lacli einem von «len
Schülern gesungenen Choräle hielt «laselbst «ler begleitende
Geistliche, Pfarrer Kraushaar, eine Rede, nurin er
besonders die religiöse Weihe «les Tages henorliob, und
nachdem darauf der letzte Vers des Chorals gesungen
worden war, zogen alle Anwesenden in die geräumige,
zweckmassig verzierte Aula des Neubaues. Fr. Diugei-
steilt, welcher früher Lehrer am hiesigen Gymnasium
gewesen war, hatte mit daukenswerther Bereitwilligkeit
eine Cantatine für diesen Tag gediclilet, «lie trotz des
kesrheidenen Muttos: nnn sit hoc artis, seil pietatis opus!
auch III «ler durch die Umstände gebotenen Beschränkung
des Umfanges einen Beweis seiner «lii lilerischen Befähi-
gung gibt. Der Gesanglelirer Wieg and halte iliese
Cantatine auf eine wirksame und gefallige Weise, mit
Rücksicht auf «lie Gesangkräfle «les Gvniiiasiums, in Mu-
sik gesetzt, uiiil liess sie in «ler Aula von den Schülern
unter Begleitung von Blasinstrumenten «ortragen. Nach
der ersten Abiheilung «lerselbeu traten zwei Primaner
auf, von denen der eine ein lateinisches Gedicht, iler
iweite eine deutsche Rede vortrug. Zwischen «lern zwei-
zeiclinisse der Torzüglichslen neulateinischen Dichter"
Ablbell II f. Oberclassen (Leipzig tS-10) neben anderen
lilerarhi4oriscben Macliwrisungen in §. 1:'). aucli ein ,,Ver-
zeicbniss lateinischer Uebcrsf Iztmgcii von Stiicken deut-
scher Dichter" S. LVIII — LWIll einzeln und sehr an»-
fnhrlicb gegeben. Ref. bedauert, dass unser Verf. nicht
dabei genannt ist, wolcber es besonders verdient hätte :
aber die Schrillen waren wahrscheiuhcU gleichzeitig im
Dracke begriffen.
407 40S
Im iiiul ilrillpii Tliril der Ciniatiiir liiolt litT l)lri-r(or l) a r li , ilor al» nnlenOirlipr Professor der Gcschiclife an
Dr. \V I- 1> !• r «Im- F^•^lrell(• , »iiriii er iiUi-r <li.- Aiilfurilf- die l'iiivcrsit.'il Uimii beriift'ii ist.
ruiiifen dii'srs Tn^r» an «lii- Lflirer, ScIniliT iiiiil dm ,• , ■ .. i» ,■ . , • >• ■ ,
.1 I ^ 1 .1 I ,1 I II , li 1 e I H I I z. Uas •iii-s.s|flliri|'e Herbsiurocramin ile«
auf die «.rLiilf >r. IIdIipiI des KiirpniiKi-ii , mcIcIut dag ... ,, , ,, /., , , ,„ , , .
,. , , 1,- , ^ i II f r 1 • AliliaiKlIiiiJi; de» Mrii. Olici i-lircis I liood. L i c d t li i ■
iifiir (irliaiide iiriiip biitstrliiiiii; verdanke, auf ilie liiesiff« " , , ••-■•• «i i n i .
^. , ■ II I /- j I II 1 TW . I ,.. ri , „ Aiiileiiliiii';eii lilier den lliiiln k keliiii(rsi;aiig der deiil.selieii
!Madt, »%«lilie den (iriiiiH und Undeii iiiiiii l\riiliaiie iilver- " i , , ■, ,v. ... •■-»•irii
■ II I r I- I I . . 1 . 11.1. I .. .l,.i « .1,. lieü« Im litK« lireil.iiii';. " IJie .Sciiuliiacliruliten sind vou
lasten lialie , und auf dir lirdeiilnideii iliKel, «elclie das , V. r .... . • ">•
I , , , ,. . r I I <leiji Direiliir uiul Irolessor lir. J. Kabatu.
;,'aii/e Land ilunli seine Orfjane zur Auüliiliruii)^ des neuen
«iMiinasMinis pin^tilnllli[,' lieiiillif;* halle. Den Seliluss der Luzern^ im August. Im Ei/.ieliungsrathc h,nt m.nn dar- V
Feier bildete ein (liur der Caiitate. — Piaeliiuilta^s iiiaelt- über bciatlieu , ob Gyiiiiiusium und Lycouui den Jesuiten über- ■
teil Lrlirer und S.liiiler ein« n geineinseliafllu ben -S^iazier- tragen «erden sollten oder niclit ; 4 .Slimmen waren lii r diesel-
ean;; na.b Uillielinsliiilic, und beseblossen dort lu genuKli- ^"}' J"* ä»;!"« »'>"!"=" eme ollnuiblige Verbesserung der An-
T , ., , ,,, , f.. ,, 1 stallen. l)a diese Aiisiclit keine IMaiontnt Ijnd , so stellte Hr.
lieber lleKerLeit einen lag, der für alie eine ebenso s,e.,varl den Anlr.R, einen K'-isIlicIun Conv.ct lür die Pro-
erlreululie, » le erhebende EnuiieruiijC bleiben wird. — f,.ssoreii beider Anstalten zu ^runden; mit iliiu vereinigten sich
Uas neue tiebSude vereinigt Sehöiiheit und ZHCckinflssij;- die 4 Gegner der Jesuiten, und so wurde denn sein Vorschlag
keit 111 einem «ulcheii Grade, das« »oh! wenige GTfuna- '"it 5 Stimnieu gegen 4 .ingenoninien. Die basier Zeitung, wel-
Sien in üeutsehlami eine« besseren Lneales sieh erfreuen die yoisleliendes n.illjioilt, bemi.bt sich, lu zeigen, wie ver-
... , , ttr i I o I II 1 1 derblicn die Liiiäctzung der Jesuiten bei den luiberen Lehran-
(liirllen. .Ausser i er Wiihnnnj; «es redellen und unter- , ,, i i i- i i .• i i .•• .• i i r~
f' ^ stalten sowohl lur die politischen Institutionen, als auch für
geordneten Rauinlirbkeiten enthalt es 1 Aula, L' t>.'<le, jj^ Lehrer und GcistlicUeu des Cantous Luzern sein winde.
*) Ziiiiiner fiir den Llnlerrieht , It fiir die verschiedenen
L I 1 r . ' I i.n„r It,, i,.], ; t ...ii n.icia,. Wetzlar. Am .? Sept. d. J. , wo zur Erinneriins! an das
bauiiiiliiii^fen , | lur nie I..ebrer. Ui( Aula l^t mit linsten • i i> T i i i f ■ i />
" ' . , ,, , , , ,. iiinlundzwauzigjalirige Kestriien des hiesigen Koni:;!. Gynma-
derjenigen bessisehen l'ursten, »elehe sieh um die ge- ^|,^,„^ ^-^^^ angen.csenc .Schulfeier in der Aul.i d.r Anst.ilt. statt-
lehrte Schule dahier verdient gemacht h«ben , sowie ei- fj„j „t ,|cni llru. Oberleh. er G r ^ f I , der schon bei derdriin-
uiijer jjriecllischen, riiinisehen und deutschen Ciassiker dcing des Gymnasiums seine Austeilung an deiiiselbi n gefunden,
gesrliinüikt. Auch befindet sich darin eine neu gebaute und oben jetzt als Festredner auftrat, von dem IMagistratc- der
Or-el. Alle Zimmer sind hoch, hell, luftig; die Lage Stadt, in Anerkennung seiner vieljalirigen genieinniitzigen VVirk-
. * ^ , I ■ f • sanikeit und seiner Verdienste um das Gedeihen und Aulbliilii n
sichert irceii Slüruns von Aussen, iinil ein Ireier grosser . ,■ i i, i j r-i i- i i ■ i.
• II urii. (jr^ii. ^.... " ,_ Ti des Gymnasiums, das Diplom des Ehreiibtir^erreclits nberreiclit
Platz, auf »elcliem sich rrinkbrunnen , Turngerilthe, ^^orden — eine Auszeichnung, die dem Geber, wie dem Em-
Kegelbahn u. dgl. befinden, bietet /ur Erholung und kür- plangcr gleiche Ehre macht.
perhchen «ewegung in der freien Zeit zwischen den Wittenberg, 10. Oclober 1842. Heute wurden die am
Lehrstunden (^'uriniltags '/j "'"' ^achniittags '/^ '''* Va hiesigen Gymnasium seit mehr, als einem Jahre vacanten Stellen,
Stunde) liiiil;iiigli<iieii Kaum. — Der Eindruck, «eichen die des Directurs und die des liinften Obeilelners (des verstor-
grhou das Aeussere der Si hulraume und ihre Einrichtung heuen Adjiinclcn Weidlich), en.llich wieder besetzt, indem
r . . , - 1 I n . ; # „ ^;,, „;„|.4 ....i „ |„„ Prof. Dr. Schmidt, bisher Director des Gymnasiums in Kried-
auf Schiller xu machen itlegt , ist gewiss nicht nubeileu- i , , r i i ., i i . i ,- . i
' '^ „ . luid, der Inilier sclioii llJ.ilire, meist als Conrector, am hiesi-
tend, und verdiente auch an anderen Orten eine grössere „^^ Gymnasium gestanden hatte, und Dr. breitenbach, seit-
Beriieksichtiguiig. Wir dürfen in dieser Hiiisiclit die her CÖII.iborator am Gymnasium zu Sclileu.-iugen , In ihre Aem-
besste \Virkuiig von dem neuen G^'iniiasialgebciude daltier ter leierlich ein^etiilirt wurden. Der Ersteie lulle duicli eine
erwarleu. kleine Abhandlung de verbi graeci et lalini docirina teniporum
y S. 4. (eine E."gaiiziiiig seiner bereits erschienenen 4 Comiiien-
Elbing. Oberlehrer Dr. Hertzberg, bisher am talionen über denselben Gegenstand, in welcher die belir«n
Gl, II j I, ■ » _ •» .I.-1,*-. r'„l n„ Ml lanclitliun'ä, Biittiiiaiins, Tliiersch's und Rost's bcmllieil'
Tinnasiiiin zu Halberstadt, ist mit erhuhteui Gehalte . , , '., ,. j.' ,, , ,, , , , r. ,. ,„,, .
- ' weiden, und neiiaiitig eine blelie des Sopliokles (J 1 . 127.5 oi^oiiio
hierher versetzt worden. ^^,, au5f„l,rlirli bespiochen wird) zu der Feierlichkeit eiiigel.a-
_ . ■ rv r«. j 1 1 • • r^ • den. Nachdem er von dem Bürgermeister Kliessbach, aU
Emmerich. Der Director des hiesigen Gymnasiums Scholarch , als neuei Director der Anstalt p.ocl .min worden
ist seit einigen Jahren Hr. Dr. Lucas, durch Home- „a,.^ |,ielt er eine deutsche Rede über das Veihaltniss der jetzi-
rische Forsrliuiigeu rühmlichst bekannt. Ausserdem un- gen Gymnasialbildnng zum Leben, welche diesen zeitgemassen
terrielite-i au der Anstalt folgende Lehrer: Oberlehrer Gegenstand in einer ebenso gründlichen, als klaren und beleb-
Viehoff, Dr. Dederich, Dr. van der Bach, Caplan 'f" Form behandelte. Auch Dr. B r e i t e n ha c h emplahl sich
,,, ,, ti 1 ^ 1- Ti ^A ±A Ol durch einige herzliche und wohlgewalille lalciuisclie Worte dem
»»o berg- Kanly, Cornelius, Hotteiirott, rlarrjr ii i ' i. n ki- vi.. i j c
" ' •»"■■■j, ,v' IT zahlreich versammelten Publicum. Zuletzt sprach der Supcr-
t'hlenbruck, van Weel. Das Herbstprograin d. J. i„(endent und erster Director des hiesigen Piedigcrseminais, Dr.
enthält eine wissenschaftliche Abhandlung vou Hrn. Ober- Heubncr, der als Rünigl. Comniissarins bei den Abitmientcn-
lehrer Viehoff: über die Cunstructioii der Prouoniiua prüfungen dem Gymnasium nahe steht, über das Veihaltniss
oloc und UOÜC und der Partikel v'iaza mit dem Infinitiv, der Schule undKirche, uud begrüsste die neu eintretenden Leh-
rer in einer herzlichen Weise. Das Gymnasium kann sich Glück.
Frankfurt a. M. Hier starb am 5. August Dr. "'msclien, zwei solche Männer, die sich nicht bloss durch
^ . I r 1 1 • I ..' 1 D- I wissenschaftliche uml pädagogische Tüeliliskeit auszeichnen,
Creizcnach, Lehrer an der israelitischen Bürger- und i i i i i u •. . i i i n j f., ■
' ^ Sfiudern auch dureh ilire Humanität und wohlwollende (,iesiii-
Realschule , rühmlich bekannt durch mehrere matheina- „„„j, jj,. y^iie Achtung und Liebe verdienen , zu Mitarbeitern
tische Lehrbücher, — Auch verlässt uns llr. Dr. Asch- gewonnen zu haben.
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3 Alterthumswissenschaft
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