Skip to main content

Full text of "Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft"

See other formats


^^i^'^'^. 


L'^.;-    C  ■;,\ 


.!'■  'jl  .'!,-:';v;'-  '■    -.-:  'v.-'"- 


■\^  ''.-;:i - 


PURCHASED  FOR  THE 

UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 

FROM  THE 

CANADA  COUNCIL  SPECIAL  GRANT 


FOR 

ART 


Zeitschrift 


für  die 


Alterthumswissenschaft, 

begründet 

von 

Or.  £.  CHr.  Xitntneroutnn , 

ond 

Oymnasialzeitun^,  als  Beiblatt, 

begründet  von 
Dr.  tbeol.  C  Xitntnertnann. 


in  Verbindung  mit  einem  Vereine  von  Gelehrten 


fortgesetzt  von 

Dr.  lUaaeitnUian  Fuhr 

und 

Dr.  JPfiearicH  Xitntncrtnann. 


Neunter   Jahrgang. 
18  4  2. 


Druck    und    Verlag    von    C.  W.  L  c  9  k  e. 


PR 


J'o.  7 


Zeitschrift 


f  ü  r    die 


Alterth  ums  Wissenschaft. 


Januar   fl§49. 


1}   l'eber  die  ligura   personata,   nebst  einleitenden 

Bemerkungen  zu  einer  Semasiologie  der 

alten  Sprachen. 

Das  vtiederertvachte  Benusstsein  eioeg  nothnendigen 
Zusammeiihaugrs  zwischen  Inhalt  und  Form  hat  auch  in 
:1er  Fiiilologie  auf  die  irisseiischaftliclie  Gestaltung  ein- 
cplner  Di:^('iplinen  einen  ivohlthätigen  Einfluss  geäussert. 
Wie  es  in  der  ersten  Freude  über  den  neuen  Fund  Hohl 
r.u  geschehen  pQegt,  spielende  und  exaltirto  l'ersuche 
sind  aurli  nicht  ausgeblieben  ,  and  man  hat  siellenireise 
so  dieusteifrig  gesichtet  und  gesondert,  dass  man  glauben 
möchte ,  die  Alten  hatten  mit  einem  logischen  Schema 
in  der  Hand  ihre  Staatsverfassungen ,  ihren  Cultns  und 
ihre  Sprachen  ausgearbeitet.  Selbstverständlich  ,  hat  die 
Grammatik  als  philologisclier  ager  publicus  unter  der 
ordnenden  Hand  ihrer  Bearbeiter  am  meisten  gelitten 
und  gewonnen.  Letzteres  ist  unverkennbar,  «enn  man 
jeden  einzelnen  Abschnitt,  der  berichtigt  und  umgestaltet 
ist,  für  sich  betrachtet;  ersteres  aber  auch,  »enn  man 
di-»  Grammatik  als  ein  Ganzes  nimmt,  als  einen  Schliis- 
scl  zu  der  Gesammtäusserung  des  IVJenschengeistes ,  die 
Ulan  Sprache  nennt.  Die  erste  Fonlerung,  dass  eine 
klare  Ansicht  über  den  Begriff  und  Umfang  der  Wissen- 
schaft da  sei,  und  dass  sie  nach  allen  Seiten  hin  bestimmt 
begränzt  iverde,  geliürt  zugleich  zu  den  frommen  AVün- 
gchen.  Es  ist  hier  nicht  die  Rede  von  einer  an  die 
.Spitze  zu  sfelleaden  schulgerccbten  Definifion,  obgleich 
eine  solche  gar  nicht  schaden  könnte,  sondern  vorzüglich 
von  einem  Princip,  dem  zufolge  nicht  willkürlich  aus 
den  verwandten  Bereichen  der  Lexicograpliie,  Svnonjmik, 
Rhetorik  und  der  sogenannten  philosophischen  Sprach- 
lehre, die  man  in  neuester  Zeit  vielfach  irrlicliteliren 
üieht,  allerhand  hineingetragen  würde.  Es  wäre  Unrecht, 
diese  und  ähnliche  Uebelstände  den  Grammatikern  zum 
'^"orwnrf  zu  machen,  da  sie  augenscheinlich  aus  der 
iiothwendigen  Berücksichtigung  praktischer  Zweckmässig- 
keit hervorgehen.  Aber  wenn  beim  ersten  Aufschlagen 
des  Buches  der  Anspruch  auf  Wissenschaftlichkeit  begeg- 
net, so  sollte  man  billig  keine  Eindieiluiig  der  sogenann- 
ten Etymologie  erwarten,  die  auf  die  Lehre  von  den 
Bachstaben  und  Wortforinen  in  zwei  Capiteln  die  Or- 
thoepie und  Orthographie  folgen  lässt  ,  „einige  Abstam- 
mungscnilungen"  aber  beiläufig  unter  den  Wortformen 
und  die  zusamniengesetzten  Wörter  als  Nr.  IX.  der 
Wörterclassen   behandelt,   —    nud   ebenso  wenig  eine  De- 


finition für  möglich  halten,  wie  diese:  „die  Pronomina 
sind  eine  Erfindung  der  Be(]uemlichkeit ,  um  entweder 
ein  Substantivum  zu  ersetzen  oder  ein  Adjectivum."  Beide 
Beispiele  sind  Reisig's  Vorlesungen  über  die  lat.  Sprach- 
wissenschaft entlehnt,  einem  Werk,  vor  dem  die  Lic- 
toren  der  Literatur  aus  Hochachtung  gegen  die  gefeierte 
Persönlichkeit  des  Verfassers  und  gegen  den  sehr  ver- 
dienten Herausgeber  die  Fasces  senken.  Reisig's  Talente 
in  allen  Ehren,  aber  für  eine  wissenschaftliche  Behand- 
lung dieses  so  weitschirlitigen  und  ungefügigen  IVlaterials 
war  er  nach  diesen  Leistungen  zu  nrtheilen  nicht  der 
Mann,  wie  schon  seine  unselige  und  sinnlose  Kategoriecn- 
iiiauio  hinlänglich  beweist.  Nach  welchem  wissenschaft- 
lichen Princip  sind  denn  gerade  die  Abschnitte  vom  Pro- 
nomen und  den  Partikeln  mit  einem  ganzen  lexicalisch- 
synonymischen  Apparat  ausgerüstet?  Freilich  gehört  da« 
zum  Verständniss  der  Sprache  und  also  auch  zur  Sprach- 
wissenschaft;  aber  fassen  wir  die  Sache  in  diesem  Sinn, 
so   bleibt  noch   unendlich  viel   nachzutragen. 

Soll  die  Sprachwissenschaft  den  gegebenen  Sprachvor- 
rath  verstehen  lehren,  so  zerfällt  sie  in  drei  Abschnitte: 
vom  Worte,  von  den  grammatischen  Formen  und  vom 
Satze.  In  den  gangbaren  Grammatiken  wird  der  erste 
und  der  letzte  Theil  gemeiniglich  sehr  stiefmütterlich 
behandelt:  die  Etymologie  stellt  hauptsächlich  nur  ein 
System  der  grammatischen  Flexion  und  die  Svntax  die 
Bedeutung  <lerselben  im  Zusammenhang  dar.  Diess  ist 
freilich  schon  eine  schwierige  Aufgabe  und  wird  um  so 
viel  schwieriger,  je  mehr  man  sich  bestrebt,  in  diesen 
Formen  nicht  bloss  ein  Bezeichnendes,  sondern  auch  ein 
Bedeutendes  zu  finden ,  etwa  in  ähnlichem  Sinne ,  nie 
Gerhard  irgendwo  eine  Formenlehre  und  Syntax  der 
Kunstmythologie  verlangt  hat ,  die  eben  auch  die  Con- 
struction  der  Symbole,  welche  gewissermaassen  den  Be- 
ziehnngsformen  der  Sprache  entsprechen,  nachweisen  und 
erklären  sollte.  Es  wird  aber  diese  natürliche  Gräaze 
gemeiniglich  nach  allen  Seiten  hin  überschritten.  AVie 
die  Etymologie  nebenbei  auch  das  ,,Nothweudigste"  über 
Wortbildung  und  Abloitungssylben  enthalt,  so  pflegt  in 
der  Syntax  Manches  über  Sätze  und  Perioden  besprochen 
zu  werden.  Beides  ist  gleich  ungehörig  und  dient  nur, 
die  Begriffe  zu  verwirren,  indem  es  das  Verschieden- 
artigste durch  einander  wirft.  Denn  was  zunächst  das 
Letztere  anbelangt,  su  ist  die  Satzbildung  durchaus  eine 
eigene  selbständige  Operation,  die  mit  der  ConstructioD 
(Syntax)  Nichts    zu    schaffen    hat.       Der  Grundsatz,   dass 

1* 


8 


die  Syniax  die  Lehre  roiii  Satze  sei,    zei^  sicli    in  sei- 
ner  Uozulanglirhkcit  auf  jeilcr  Seite.    Man   fühlt   bei  den 
allgemeiusien  Gegeusiaudcii  sehr   klar,   «lass  es  keine  Satz- 
verhaltnijse    sinil ,    suuilorn    blosse    Beziehungen   einzelner 
BegrilTe,   die  durch  die  Bildungsformen   ausgodriickt  »er- 
den.     Und   selbst  die   niodernou   Capitclübcrschriften ,    die 
wie    der    Bediente    hinter    Alexander  da  stehen,    um   uns 
unsere   Pflicht  ia's  Ohr  zu   raunen,   sind   nicht  im  Stande, 
uns    das  Ding    zu   Geniüthe    zu   führen.      Man  steht  doch 
auf   einem    ganz    anderen   Boden,    wenn    von   der  Verbin- 
dung des  Subjects  und   Prädieats  die   Rede   ist,  als   wenn 
das   Verhciltuiss  zwischen   der  Conjunction   quam   und   dem 
dazu    gehörigen   Modus    entwickelt   wird.       Hiermit  hängt 
aber  ein  Zweites  zusammen,   welches  von  dem  Standpuncte 
nnserer  Sprach» isseiischaft  in  Hinsicht  der  alten  Sprachen 
nicht  gar  zu   hohe  Erwartungen   hegen   lässt.      Sicht    man 
das   Capitel    au,    welches    seinem   Titel    nach    das   Wesen 
der  Satzbildung  enthalten   soll,  so   findet  man  kaum  mehr 
als   einige  dürre   und  allgemeine  Bemerkungen   über  Klar- 
heit,   Nachdruck   and   Wohlklang,    während    gerade   hier 
die   Eigentbümlichkeit    der   antiken   Worte    und   Satzfolge 
im  Gegensatz   gegen  den   Trommelschlag  und  die  Zauber- 
sprünge  des    romantischen   Stils    bis    in's  Einzelne    hinein 
verfolgt    werden    niüsste.      Dass    die    Diction,    dieser  un- 
mittelbare  Eiubeitspunct    des   Volksthümlichcn    und    Indi- 
viduellen,   ein    Geheimnissrolles    sei,      wird     Niemand    in 
Abrede  stellen.      Aber   konnte   es   Güthe   gelingen  ,   in  der 
Helenascene   den  tragisclieu  Senar,   beides   nach  Form  und 
Inhalt,  so  täuschend   nachzubilden,    dass    der   Leser    sich 
auf  einmal   mitten   im   eigenen  Vaterlandc   fremd  fühlt  und 
sich  in  das   Land   versetzt  glaubt,    wo    die   Citronen    blü- 
hen  und   Marmorbilder    stehen   nnd    sehn   uns  au ,     —    so 
muss    das    Mysterium    begriHen    und   zur    lebendigen    An- 
schauung  gebracht   werden   können. 

Aber  wir  kehren  zum  ersten  Theile  der  Sprachwis- 
senschaft, zu  der  Lehre  vom  Wort,  zurück,  die  ofieubar 
die  Voraussetzung  nnd  Bedingung  aller  sprachlichen  Er- 
kenntniss  ist,  und  daher  in  neuester  Zeit  mit  Recht  der 
Formenlehre  vorausgeschickt  zu  werden  pflegt.  Der  for- 
melle Theil  derselben  ist  immer  schon  einer  Berücksich- 
tigung werth  befunden  worden  und  in  unseren  Tagen 
nicht  ohne  Fleiss  und  Geist  mehrfach  bearbeitet.  Jedoch, 
dass  es  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  grammatischen 
Flexionen  auch  eine  Lehre  von  der  Bedeutung  der 
Wörter  geben  könne ,  war  eine  Reisig's  Genie  vorbe- 
haltene Entdeckung,  die  nach  unserer  Ansicht  ganz  ge- 
eignet ist,  den  grammatischen  Studien  neuen  Aufschwung 
zu  geben.  Die  Iilee  ist  vielerorts  mit  Interesse  aufge- 
nonimrn  worden;  alicr  so  viel  ich  weiss  noch  nirgends 
zum  Plane  gediehen  und  vielleicht  nicht  einmal  in  ihrem 
ganzen  üuifjng  erwogen.  Ich  darf  daher  für  die  hier 
folgenden  Andeutungen  zu  einer  Semasiologie,  die  kei- 
neswegs einen  vollständigen  Plan  enthalten  goüen  und 
überdiess  eigentlich  auf  die  lateinische  Sprache  beschränkt 
sind,  auf  die  Nachsicht  derjeiiigeu  rechnen,  die  lieber 
aufbauen  als  niederreissen.  Der  Entdecker,  der  sich 
freilich  als  solcher  das  grüsste  Verdienst  ernurbQu,  hat 
sich  mit  dem  bescheidenen  Amte  eines  Herolds  begnügen 
wollen,  und  uns  nicht  viel  mehr  gesagt,  als  dass  das  Land 
da  «eij  ja    iu    dem  Wenigen,    welches    er  zur  Beschrei- 


bung desselben  liefert,  ist  mehreres  so  Wunderliche  und 
Unzusammenhäugende ,  dass  Viele  die  ganze  Neuigkeit 
für  eine  Fabel  gehalten  haben.  Man  siebt  beim  ersten 
Durchblättern,  dass  willkürliche  Auswahl  getroffen  und 
Wichtiges  übergangen  ist;  Einiges  gehurt  nach  des  Ver- 
fassers eigener  Theorie  gar  nicht  hierher,  »vie  der  Para- 
grapli  über  die  zusammengesetzten  Verba,  da  ja  bei  die- 
sen nicht  die  Gedankenaesociation,  sondern  eben  die  Za- 
sammensetzung  den  Wandel  der  Bedeutung  verursacht. 
Ferner  ist  die  ganze  zweite  Abtheilung,  die  Grundsätze 
über  die  AValil  der  Wörter  aufzustellen  beabsichtigt,  mit 
Ausnahme  des  letzten  Paragraphen  über  die  Figur  ,  (jna 
res  pro  rei  defectu  ponitur,  aus  der  Semasiologie  zu  ver- 
weisen. Das  Meiste,  was  hier  verhandelt  wird,  gehört 
dem  Charakter  der  Diction  an  und  ist  also  der  Satz-  und 
Stillehre  oder  der  Rhetorik  zu  überlassen.  Reisig  bat 
selbst  keine  klare  Vorstellung  von  seiner  Bedeutungslehre 
gehabt,  und  daher  ohne  Prinrip  allerlei  zusammenge- 
stellt, wofür  er  sonst  keinen  Platz  hatte,  weil  er  „die 
Runipelkammcr  der  syntaxis  ornata"  nicht  leiden  mochte. 
Er  taufte  das  Kind  um,  zog  ihm  andere  Kleider  an, 
setzte  es  auf  einen  höheren  Platz  und  erklärte  es  für 
mündig:  und  so  erkennt  man  es  kaum  wieder.  Wir  wol- 
len gern  glauben,  dass  es  nur  an  ihm  lag,  sich  auch 
hier  neuen  Ruhm  zu  erwerben:  grosse  Geister  sind  fahr- 
lässig,    wo    es    einen    Lorbeerkranz    mehr    oder    weniger 

gilt.    — 

Ich  denke  mir  die  Arbeit  als  eine  dreitheilige.  Liegt 
uns  ein  einzelnes  Wort  vor,  so  wird,  nachdem  die  Form 
desselben  aus  der  Lehre  von  der  Wortbildung  klar  ge- 
worden ist,  zunächst  die  Frage  entstehen,  welches  die 
Grundbedeutung  sei,  sodann  wie  diese  Grundbedeutung 
entweder  in  einem  einzelnen  Falle  modiiicirt  sei  oder 
überhaupt  modificirt  werden  kötine.  Beides  muss  die 
Semasiologie  lehren  ,  d.  h.  sie  muss  erstens  die  leitenden 
Grundsätze  aufstellen,  nach  denen  es  möglich  wird,  dem 
Gedanken,  der  ursprünglich  mit  einer  Wortform  verban- 
den gewesen  sein  mag,  möglichst  nahe  zu  kommen,  und 
zweitens  aus  dem  historischen  Bestand  der  Sprache  nach- 
weisen,  auf  welche  Weise  und  nach  welcher  Norm  die- 
ser Begriir  durch  neue  Ideenassociationen  der  Sprechen- 
den erweitert  ist.  Schon  die  systematische  Form  würde 
einer  solchen  Arbeit  ihren  Platz  neben  dem  Lexicon  und 
der  Synonymik  bewahren.  Aber  auch  in  andern  Bezie- 
hungen würde  sie  sich  von  jeder  wesentlich  praktischen 
Zusammenstellung  der  Art  unterscheiilen  und  solche  aus- 
serdem gewisser  Ansprüche  überheben,  die  mau  jetzt 
häufig  an  sie  macht,  aber  schwerlich  mit  Recht.  Alan 
verlangt  vom  Lexicographen  und  Synonymiker,  dass  er 
von  jedem  Worte  die  Grundform  und  den  Grundbegriff 
ausfindig  mache  und  immer  mit  Rücksicht  auf  diese  das 
Weitere  bcschalTe.  Diess  ist  aber  in  den  meisten  Fällen 
für  den  gewöhnlichen  Zweck  solcher  Werke  nicht  nur 
unnütz,  sondern  sogar  gefährlich.  Sie  halten  sich  viel 
besser  an  das  in  der  Literatur  Vorliegende,  und  das 
neueste  griechische  Lexicon  beweist  zur  Genüge,  dass 
eine  vernünftige  Vertheilung  und  Bubriciruiig  dieses  Stoffes 
der  Wissenschaft  mehr  nützt,  als  alles  Etymologisiren, 
und  etwas  mehr  zu  bedeuten  hat,  als  eine  Handlanger- 
arbeit, wie  mau  manchmal    so  Etwas    genannt    hat.      Um 


10 


die  Lexicographie  auf  eine  höhere  Stufe  in  heben,  al» 
jetzt  vernünftigerweise  »erlangt  werden  kann,  bedarf  es 
einer  Reihe  Vorarbeiten,  wie  die  von  Biittniann  und  Dö- 
derlein,  und  ror  allen  Dingen  einer  gründlichen  und 
umfassenden  Bearbeitung  der  Semasiologie.  Wir  werden 
«ogleich  auf  die  beiden  genannten  Thcile  dieser  Wissen- 
schaft zurückkommen;  müssen  aber  im  Vorwege  über 
•inen  dritten  integrirenden  Thcil  ein  paar  Worte  sagen. 
Die  Sprachwissenschaft  hat  nämlich  auch  noch  ein  an- 
deres Interesse  bei  der  üntersnchung  der  Bedeutung  eines 
Wortes  :  sie  will  nicht  allein  den  sachlichen  oder  spe- 
ciollen  AVortgehalt  entwickeln,  sondern  auch  den  for- 
mellen oder  allgemeinen.  Zwischen  der  eigentlichen  Form 
eines  Wortes  und  der  Bedeutung  liegt  nämlich  ein  drit- 
tes, welchem  ich  keine  andere  Benennung,  als  die  der 
formellen  oder  allgemeinen  Bedeutung  zu  geben  weiss, 
für  die  ich  eben  den  ersten  Theil  der  Semasiologie  in 
Anspruch  nehmen  möchte.  Der  erste  und  wichtigste  Ab- 
schnitt dieses  Thclles  wäre  die  Lehre  von  den  Würter- 
classen  ,  die  durch  die  neuesten  Untersuchungen  über  das 
Verhältniss  des  Adjectivs  zum  Substantiv  und  Adverbiuni, 
über  Pronomen  und  Artikel  u,  s.  w. ,  mehr  anjreregt  als 
erledigt  sind.  Ich  glaube,  die  Herzuziehung  der  Cardi- 
nalzahl ,  die  ursprünglich  in  keinem  anderen  Verhältniss 
zum  Numerus  gefasst  sein  kann,  als  das  Adverbium  (die 
Präposition)  zum  Casus,  würde  für  den  ersten  Fall  der 
Untersuchung  eine  ebenso  vortheilhafte  Wendung  geben, 
als  bei  andern  Wörterclassen  andere  wenig  berücksich- 
tigte Umstände.  Ueberhaupt  wäre,  so  weit  meine  Kennt- 
niss  der  grammatischen  Literatur  reicht,  nicht  leicht  bei 
irgend  einem  Abschnitt  der  Semasiologie  zu  befürchten, 
dass  ausgemachte  und  längst  entschiedene  Streitfragen 
bloss  der  Gleichniässigkeit  und  Vollständigkeit  halber  in 
ihrer  ganzen  Länge  und  Breite  wieder  vorgetragen  wer- 
den müssten,  wie  es  sonst  wohl  in  unseren  Tagen  bei 
literarischen  Unternehmungen  vorkommt,  die  lediglich 
der  Formalisirung  wegen  veranstaltet  werden.  Das  Meiste 
ist  terra  incognita,  oder  wenigstens  nur  von  Wenigen 
besucht.  Diess  gilt  beinahe  in  demselben  Grad«  von  einem 
zweiten  Abschnitt  dieses  Theiles,  nämlich  von  der  Wahl 
des  Genus  nach  der  Bedeutung,  die  in  unseren  Gram- 
matiken genau  genommen  gar  nicht  untergebracht  werden 
kann,  und  doch  so  ungemein  wichtig  ist,  da  sie  von  der 
Eigenthünilichkeit  der  Weltanschauung  ,  von  der  Auf- 
merksamkeit auf  Geist  und  Natur,  von  der  Feinheit  des 
Gefühls  ein  unmittelbares  Zengniss  gibt,  und  das  über 
ein  Zeitalter  der  Völker,  das  sich  sonst  in  so  mancher 
Beziehung  unserer  Forschung  entzieht.  Ganz  besonders 
möchte  hier  neben  den  Gegenständen,  die  sich  von  selbst 
zur  Behaudlung  darbieten,  der  merkwürdige  Unterschied 
zwischen  den  beiden  alten  Völkern  im  Gebrauch  des  Neu- 
trums die  Aufmerksamkeit  auf  sich  ziehen;  sowie  an- 
dererseits, um  noch  ein  Beispiel  zu  geben,  der  Niebuhrische 
Satz,  dass  den  altital.  Völkern  die  Kräfte  und  Erscheinungen 
meistens  unter  der  Doppeltform  eines  ftlasc.  und  Fem.  ent- 
gegentraten (animus,  aiiima),  was  auch  wohl  bei  den 
Griechen  einige  Anwendung  leidet.  —  Als  Gegenstand 
dieses  Theiles  der  Semasiologie  bezeichnen  wir  ferner 
den  Uebergaiig  des  Transitivums  in  das  Iiitraiisitivum  bei 
Verbis  der  Bewegung.      Der  Aiifang  dazu  ist  olTeubar  in 


solchen  Erscheinungen  zu  suchen,  wo  die  Bewegang 
nicht  durch  äusseren ,  sondern  inneren  Einfluss  hervor- 
gebracht schien.  Diese  treibende  Kraft  konnte  in  der 
Vorstellung  von  dem  Gegenstande  selbst  getrennt,  und 
entweder  als  eine  persönliche  göttliche  Erscheinung  oder 
als  ein  unbestimmtes  Etwas,  ein  dunkles  Allgemeines  ge- 
nommen werden.  Wie  man  also  im  Deutschen  sagt:  da 
schleuderte  es  ihn  auf  die  hohe  See  hinaus,  so  war  c» 
auch  den  Kölnern  keine  fremde  Ausdrucksweise,  zu  sagen: 
vehit  eum  per  mnre,  denn  nach  dieser  Analogie  bildeten 
sie  alle  ihre  unpersönlich«u  Verba  (poenitet  eum,  plait 
sanguinem),  die  also  auch  zur  Hälfte  der  Semasiologie 
zufallen.  Allein  dieser  Sprachgebrauch  wurde  für  einige 
geistige  Zustände  und  Naturerscheinungen  ,  der»'«  Ur- 
sprung dunkel,  aufgespart;  und  auch  bei  diesen  zei- 
gen sich,  zumal  in  der  älteren  Latinität ,  Beispiele 
einer  anilern  Weise  der  l'orstellung.  Die  treibenile  Kraft 
nämlich  haftete  denn  doch  an  und  in  dem  Gegenstande 
selbst;  daher  mochte  eine  mehr  concreto  Anschauung 
lieber  diesen  als  Urheber  der  Bewegung  fassen,  die  man 
in  Folge  der  Eutstchunt;  des  Ausdrucks  nur  auf  da« 
Subject  selbst  beziehen  konnte  :  vehit,  er  bringt  es 
zur  Bewegung,  die  selbstverständlich  zunächst  au  ihm 
selbst  gichtbar  wird.  So  gebraucht  auch  die  spätere 
Latinität  unpersönliche  Verba  in  demselben  Sinn  persön- 
lich: pudeo,  ich  bringe  es  zum  Zustand  der  Schaam, 
nämlich  in  mir,  ich  rchäme  mich,  wie  moveo,  ich  be- 
wege mich.  Wie  aber  neben  miseret  me:  es  bringt  mich 
zum  Mitleid,  und  misereo:  ich  bringe  es  zum  Mitleid, 
noch  misereor  steht,  ich  werde  zum  Mitleid  gebracht, 
so  haben  wir  neben  [dem  ungewöhnlichen  movet  terram 
und  dem  gebräuchlichen]  movet  terra  auch  das  gewöhn- 
liche terra  movetur.  Uebrigens  braucht  wohl  kaum  be- 
merkt zu  werden,  dass  diess  Alles  mit  der  allgemeinen 
Lehre  vom  Transitiv,  Intransitiv,  Neutrum  u.  s.  w.  ge- 
nau  zusammenhängt.     Bei  der  ganzen  Untersuchung  aber 

,  würde  sich  nach  meiner  Ueberzeugung  als  Endresultat 
dieses  ergeben,  dass  die  lateinische  Sprache  in  ihrer 
Bildungsperiode  nicht  weniger  als  die  griechische  eine 
entschiedene  Neigung  gehabt  hat,  die  Handlungen  als 
Zustände  aufzufassen,  dass  erst  später  der  transitive  Sinn 
hineingetragen  wurde,  und  somit  der  Accusativ,  der  ur- 
sprünglich der  Casus  .der  allgemeinsten  Beziehung  war, 
in  die  spätere  Bedeutung  überging,  während  jene  ältere 
sich  in  handgreiflichen  Beispielen  nur  noch  so  spärlich 
erhielt,  dass  man  sie  für  Nachahmung  des  Griechischen 
hielt  und  mit  dem  Namen  entfernteren  Objectes  bezeich- 
nete. Aber  unfehlbar  ist  animum  näheres  Objcct  hei 
incendi,  als   bei  admirari. 

Doch,  diess  mag  zur  Andeutung  des  Verfahrens,  wel- 
ches in  der  Semasiologie  einzuschlagen  wäre,  genügen; 
es  liegt  ausserhalb  unserer  Aufgabe,  alle  einzelnen  Fälle, 
die  zur  formellen  Semasiologie  gehören,  wie  z.  B.  fer- 
ner den  Zusammriiliaiig  zwischen  der  demonstrativen,  re- 
lativen und  interrogativen  Bedeutung,  was  nach  unserer 
Meinung  ebenfalls  etwas  rein  Formelles  ist,  zu  entwickeln. 
Wir  "■eheii  zum  zweiten  Theil  unserer  Wissenschaft  über, 
der  die  Auffindung  der  reellen  Grundbedeutung  der  Wör- 
ter   lehren    soll.      Die   Eintheilung    nach    Wurzelwörtern, 

abji'eiciteten   und   zusauiuieugcsetzteu  bietet  sich  von  seibat 


11 


12 


dar.  Boi  allen  Classcn  al)or  ist  «ler  eiymologisclie  Wog 
der  zuerst  zu  Trrsiirhenile,  iiiiil  würde,  tvenii  er  uns  iiiclit 
gar  zu  oft  (lurrli  den  >'eid  der  Giitter  alige.scliiiitteu  Hdre, 
«ler  unorl.'lsslii  lie  und  allein  reiiilni.'lssijjo  sein.  Aber 
auch  die  (Juellen  des  IVil  LIielien  ni(lit  all«  Tajto  unent- 
der'kt!  Freiliili  ist  bei  den  Wurzeluörti-rn  die  Ableitung 
der  Dedeutiing^  aus  den  einfachen  HeHtandtheilen  beinahe 
noch  j;<'lnzlicli  der  AVissenschaft  versagt:  denn  die  Gellnng 
der  lUichstaben  in  dem  vorliegenden  Sprachschätze  nach- 
weisen tvulleu,  heisst  Michls  nielir  und  iSichts  ueniger, 
als  die  Quellen  der  (juelle  bis  in  den  Schooss  der  Krde 
verfolgen.  Für  eine  solche  Arbeit,  wenn  sie  Etwas  be- 
deuten soll,  ist  es  mit  einzelnen  Nachgrabungen,  bei 
denen  der  Erfolg  vom  Zufall  abhängt,  nicht  abgemacht: 
aber  um  unter  der  Erde  auszudauern,  bedarf  es  einer 
BlaulHurfsnatur.  Bei  dem  unlängbaren  Dunkel,  worin 
die  Lehre  von  der  Bedeutung  der  Buchstaben  noch  schwebt, 
scheint  jedenfalls  der  Grundsatz  neuerer  Etymologen,  dass 
die  Lautüberciiistinimung  zweier  Wörter  zu  der  ^'oraus- 
setzung  berechtige,  sin  seien  identisch,  so  lange  nicht 
ihre  zufällige  Uebereinstimniung  als  Ilonionjma  nachge- 
wiesen sei ,  sehr  Wenig  wissenschaftlich  zu  sein.  Die 
Lautiiesetze  sind  sicher  nicht  bei  allen  Völkern  dieselben, 
ja  nicht  einmal  innerhalb  der  Dialekte  herrscht  völlige 
üebereinstimniung.  Aber  dass  es  in  einer  ganz  unvcr- 
mischten  Sprache  völlige  Ilomonynia  geben  sollte  ,  lasst 
sich  so  wenig  denken  ,  wie  völlige  Synon)  ma.  Im  Fort- 
gang der  Sprachentwickeinng,  wo,  wie  in  jeder  Art  der 
Cnitur  das  klare  üewusstsein  verloren  geht  und  ein  raf- 
linirter  Luxus  an  die  Stelle  tritt,  wird  der  ursprüngliche 
Werth  der  Buchstaben  sowohl  als  der  Wörter  aufgegeben. 
—  Es  scheint  also,  dass  wir,  wenn  wir  die  Grundbe- 
deutung der  Wurzclwortcr  suchen  wollen,  nach  dem  der- 
maligen  Stand  der  Wissenschaft  vorzugsweise  auf  den 
bistoris(  h  vorliegenden  Gebrauch  derselben  angewiesen 
sinil.  Freilich  kommen  hier  die  vielbesprochenen  Vor- 
fragen in  Betracht,  ob  eine  sinnliche  oder  geistige,  eine 
speciellc  oder  allgemeine  Anschauung  zu  Grunde  liege 
n.  s.  w.  Jedoch  dürfte  es  gleich  unzulässig  sein  ,  bei 
»iner  allmählich  entstandenen  Sprache  das  Eine  oder  das 
Andere  einseitig  geltend  zu  macheu.  Kein  Volk,  «las  es 
zu  einer  Sprache  gebracht  hat,  ist  ganz  in  der  sinnlichen 
und  vereinzelten  Wahrnehmung  stehen  geblieben,  so  wenig 
als  es  umgekehrt  einen  rein  geistigen  oder  begrift'lichen 
Menschen  gibt.  Diess  hangt  aber  gar  nicht  mit  der  An- 
sicht zusammen,  die  man  von  der  Bcschail'enheit  des 
Menschen,  wie  er  ans  Gottes  Hand  hervorging,  haben 
mag.  Man  verrückt  den  Standpunct,  wenn  mau  gleich 
nach  dem  Paradiese  steuert  und  religiöse  Glaubenssätze 
über  den  ursprünglichen  Zustand  des  flienschengeschlechts 
ans  den  Anfängen  der  Geschichte  beweisen  zu  können 
glaubt.  Es  geht  hier  wie  einerseits  mit  der  beliebten 
Identificirung  der  heidnischen  Gottheiten,  in  sofern  man 
daraus  eine  anfangliche  Einheit  der  Gottesidee  nachwei- 
.sen  will,  und  andererseits  wie  wenn  man  die  sittliche 
und  physische  Hoheit  der  ältesten  Völker  als  Zeugniss 
gebraucht,  dass  der  Mensch  eine  höhere  Potenz  des 
AfTengeschlcchts  oiler  durch  generatio  aequivoca  entstan- 
den sei.  Der  Grammatik  frommt  jedenfalls  nur  der 
historische   Standpunct,    and    diess   um   io  viel  mehr,    je 


weiter  ein  Volk  beim  ersten  Aufblühen  einer  Literatur 
von  den  früheren  Zuständen  entfremdet  ist.  Das  aber 
müssen  wir,  wenn  irgendwo,  so  gewiss  von  den  Römern 
annehmen.  Sie  standen  vermöge  ihres  politischen  Stre- 
bens  auf  einer  verhäUniesmässig  ziemlich  hohen  Stufe 
der  Intellectualifät ,  als  sie  noch  mitton  im  Stadium  der 
Sprach-  und  Wortbildung  begrilfcn  waren.  Daher  dürfen 
wir  gewiss  nicht  von  der  Ansicht  ausgehen,  als  sei  die 
Grundbedeutung  stets  in  dem  Aeusserlichsten  und  Hand- 
greiflichsten  zu  suchen.  Im  Gegcnthcil  dürfte  sich  auch 
für  die  Lcxilogie  der  L'iiterschieil  zwischen  den  Ilelleneu 
und  Römern  bewahren ,  dass  jene  nach  dem  ersten  und 
also  partiellen  Eindruck  der  Dinge  markirte  und  bestimmte 
Ausdrücke  wählten,  diese  dagegen  nach  allgemeinerer  und 
tiefer  gefasster  AVesenheit  die  Namen  vertheilten.  Hier- 
mit soll  die  sinnliche  Klarheit,  z.  B.  in  der  Sprache 
eines  Horatius,  natürlich  nicht  gelangnet  werden;  es  han- 
delt sich  lediglich  um  die  richtige  Zurnckführung  solcher 
Begrill'e,  die  man  nur  durch  ein  Missverständniss  für 
Stammwörter  halten  kann,  auf  ihre  etymologische  Wur- 
zel und  ihren  eigentlichen  Sinn.  AVenn  dem  heiteren 
und  plastischen  Griechen  der  Mensch  iir.  Gegensatz  gegen 
lue  gpbengte  Thierwelt  als  der  Schlaiikw  üclisige  und  Auf- 
wärtsstrebende erschien,  so  sah  der  ernstere  Italiker  zu- 
nächst den  Erdensohu  in  ihm,  wie  der  Hebräer  den  Hin- 
fälligen (avdQitjTlog  von  äv,  äv!);  homo  von  humus). 
Könnte  die  Sprachforschung  in  diese  gehcimnissvolle  Region 
das  rechte  Licht  bringen  und  uns  gcwissermaassen  die 
Werkstatte  dieses  acht  nationalen  Denkmals  eröflnen  ,  so 
hätten  wir  eine  neue  Quelle  zur  Erkcnntniss  des  Wen- 
schengeistes  im  Allgemeinen  und  der  Volksthümlichkeit 
im  Besondern  ,  wohl  würdig,  anderweitigen  Resultaten 
an  die  Seite  gesetzt  zu  wer<Ien.  Aber  diese  Aufgabe  ist 
im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  eine  unendliche,  und 
um  so  viel  schwieriger,  je  später  ein  Volk  zu  literari- 
schen Productionen  gelangt  ist  und  je  spärlicher  diese 
aus  alleren  Zeiten  vorhanilen  sind.  So  lange  die  Sprach- 
bililung  noch  als  Gesamnitthat  der  Nation  dasteht,  lässt 
sich  an  eine  Literatur  nicht  denken:  im  Bewusstsein  der 
unvollkommenen  Form  scheuet  sich  der  Stammelnde  zu 
reden,  wo  Viele  ihn  hören  können.  Ist  aber  dieser  erste 
Zustand  vorüber,  so  will  man  sich  für  die  gehabte  Mühe 
belohnen;  der  erworbene  Schatz,  zu  dem  jeder  Einzelne 
sich  rühmen  darf  beigesteuert  zu  haben  an  seinem  Theil, 
wird  nunmehr  zu  einem  nationalen  Zweck  verwandt,  der 
auf  gleiche  Weise  durch  die  gemeinschaftliche  Theilnabme 
Aller  und  die  gegenseitige  Belebung  der  Einzelnen  und 
der  Menge  realisirt  wird:  ich  meine  die  poetische  Ge- 
staltung und  mündliche  Ueberlieferung  der  Volkssage. 
Schon  bei  dieser  Verwendung  muss  das  sprachliche  flla- 
terial  in  Hinsicht  der  Form  und  iler  Bedeutung  manche 
Veränderung  erleiden,  und  je  länger  eine  solche  Zeit 
volksthümlichcr  Tradition  ilauert,  um  so  viel  öfter  wird 
sich  die  Gelegenheit  zu  Umgestaltungen  darbieten.  Die 
Vorstellungen  werden  nach  der  Einen  Seite  hin  bestimm- 
ter und  klarer  (man  unterscheidet  z.  B.  Arten  und  Un- 
terarten), nach  der  anderen  dagegen  allgemeiner,  indem 
man  sieht,  dass  die  frühere  Anschauung  einseitig  gewesen 
ist;  so  muss  denn  der  vorhandene  Wortstamm  sich  ent- 
weder   einen    neuen    Zuschnitt   durch    innere    Umbildung 


13 


14 


und  äussere  Ansätze,  oder  eine  Enveiterung  des  ursprüng- 
lich damit  verbundenen  Sinnes  gefallen  lassen,  so  dass 
Quelle  und  Anfang  schwer  zu  finden  sind.  Indess ,  hat- 
ten wir  nur  die  Sprache  dieser  Periode  in  Schriftwerken 
vor  uns,  so  dürften  wir  uns  Glück  wünschen.  Aber  es 
liegt  in  der  Natur  der  Saclie,  dass  jenes  Gemeingut  der 
^Nation,  die  älteste  Poesie,  in  urspri'ingliclicr  Form  niclit 
in  die  Schrift  übergehen  kann.  Wo  geschrieben  und  ge- 
lesen wird,  ist  es  eine  nofhwendige  Voraussetzung,  dass 
das  Indifiduuni  sich  geltend  zu  machen  weiss;  das  Ein- 
zclbewusstsein  löst  sich  ab  vom  allgemeinen  und  stellt 
«iih,  wenn  auch  nicht  feindselig  gegenüber,  so  doch 
freundlich  daneben  hin;  eine  Beimischung  der  Eigen- 
thümlichkeit  kann  nicht  ausbleiben;  diese  gibt  sich  kund 
wie  in  der  Aufl'assung  des  überlieferten  Ganzen,  so  in 
der  Darstellung  des  Einzelnen  und  vor  Allem  in  der 
Sprache.  Der  epische  Dichter  —  denn  dei-  ist  es  eben, 
der  als  selbständiger  Herold  aus  der  Masse  heraustritt  — 
überkommt  von  der  ersten  oder  Elementar  -  Periode  her 
die  einfachsten  Bestandtheile  der  Sprache  ,  die  Stamm- 
wörter, von  der  zweiten  oder  der  Periode  der  Volkssage 
die  abgeleiteten  Wörter  und  zum  Theil  die  gramma- 
tischen Formen;  seine  Thätigkeit,  insofern  sie  die  äus- 
sere Bereicherung  der  Sprache  angeht,  dreht  sich  also 
hauptsächlich  um  die  weitere  Entwickelung  der  letzteren, 
um  die  Zusammensetzung  verschiedener  Wörter,  endlich 
am  die  Uebergänge  von  der  paratactischen  Nebenordnung 
in  die  S3'ntactische  Satzbililung,  deren  Ausbildung  der 
Prosa  überwiesen  wird.  Aber  das  Hauptverdienst  des 
Epikers  ist  die  innere  Bereicherung  der  Sprache,  indem 
er  theils  den  hergebrachten  Sprachgebrauch  gleichsam 
weihet  und  in  der  Art  der  Bibelsprache  constatirt,  theils 
»eine  individuellen  Begriffe  in  die  vorhandenen  Worfge- 
bilde hineinträgt  und  durch  seine  Kunst  die  Hörer  zwingt, 
ihre  Begriffe  nach  den  scinigcn  im  Geiste  des  Volks  ge- 
bildeten zu  modificiren  und  ihm  auch  da  zu  folgen  ,  wo 
er  sich  nicht  wenig  vom  Alltäglichen  entfernt.  Ein  fol- 
gender Dichter  darf  schon  mehr  bieten,  zumal  wenn  es 
erst  dahin  gediehen  ist,  dass  er  auch  den  Stoff  aus  sich 
selbst  oder  von  fremd  her  zu  entnehmen ,  oder  einen 
einheimischen  nach  seiner  Privatansicht  zu  verdrehen  und 
einzukleiden  wagt.  Und  auf  dieser  Stufe  steht  die  römi- 
sche Literatur,  wo  sie  für  uns  da  zu  sein  anfängt.  Nach 
einer  ungemein  langen  Daner  der  Sagenpoesie  und  Tra- 
dition scheint  dieses  Volk  zu  einem  wahrhaft  nationalen  Epos 
gar  nicht  gelangt  zu  sein.  Ein  solches  erfordert,  dass  die 
Thaten  und  die  Leiden,  die  besungen  werden,  als  ein 
Abgeschlossenes  hinter  dem  Dichter  liegen,  unil  dass 
seine  Zeit  als  ein  Resultat  dieser  früheren  Zustände  er- 
scheine ,  als  ein  durch  langen  Krieg  errungener  Friede, 
als  eine  höhere  Stufe  der  volksfhümlichen  Entwickelung, 
von  der  er  selbst  wiederum  den  Culniinationspuiict  bildet. 
In  Roms  Geschichte  fehlt  dieser  Zeitraum,  wo  der  trium- 
phirende  Rückblick  auf  eine  glänzend  durchgekämpfte 
Vergangenheit  unil  die  ruhige,  objectivc  Darstellung  der- 
selben auf  dem  Slandpunct  acht  nationaler  Fortbildung 
hätte  eintreten  können.  Innere  Parteikämpfe  und  Kriege 
mit  den  Nachbaren  drängen  sich  in  ununterbrochener 
Reihe  und  als  sie  endlich  aufhören,  fesselt  «in  neues 
Unternehmen    das    allgeniciue    Interesse    und    alle  Kräfte. 


Dieser  ewige  Thatendrang,  der  sich  in  den  punischen 
Kriegen  Luft  machte,  hat  uns  im  fünften  Jahrhundert 
der  Stadt  um  die  grossen  Epopöen  gebracht,  für  die  in 
den  alten  Volksliedern  so  reichlicher  Stoff  war.  In  der 
Wirklichkeit  existirten  sie  sicher  nur  in  Niebuhr's  un- 
poetischem Kopf,  der  nicht  bedachte,  dass  Rom  damals 
für  einen  Homer  lange  nicht  unschuldig  genug  war,  dass 
ein  Dichter,  der  damals  im  Sinne  des  Volks  dichten 
wollte,  nicht  wie  am  Feierabend  die  Mühen  des  Tages 
schildern  durfte,  sondern  wie  jener  unsichtbare  Geister- 
chor zu  Lust  und  Thaten  altklug  rathen ,  in  die  Welt 
weit  aus  der  Einsamkeit,  wo  Sinnen  und  Säfte  stocken, 
musste  er  sie  locken,  und  vor  allen  Dingen  die  Vor- 
theile  der  Eroberung  Siciliens  anschaulich  machen.  Darum 
sind  denn  auch  die  Versuche  in  der  epischen  Poesie,  die 
etwas  spater  zum  Vorschein  kommen,  gänzlich  innational: 
der  Eine  übersetzte  einen  fremden  Lieblingsdichter,  der 
Andere  euhemerisirte  die  einheimische  Heroensage ,  oder 
man  besang  die  Gegenwart,  um  leichter  an  die  Zukunft 
anzuknüpfen,  und  doch  mochte  das  Volk  es  nicht  hören: 
es  ffüchtete  sich  in  ein  Theater  und  applaudirte  dem 
libyschen  L'ebersetzer  eines  griechischen  Lustspiels.  Die 
Folge  von  dem  Allem  ist  für  die  Sprachforschung  eine 
höchst  unerfreuliche:  wir  finden  die  Sprache  bei  ihrem 
ersten  Auftauchen  fast  in  dem  Zustande,  wo  sie  zur  Zeit 
ihrer  höchsten  Blüthe  steht,  und  haben  kein  Mittel,  durch 
historische  Vcrgicichung  Schlüsse  zu  machen  über  den 
uranfänglichen  Bestand  derselben ,  obgleich  gerade  die 
frühere  Entwickelung  des  Volks,  der  Mangel  eines  Na- 
tionalepos und  die  Verbindung  mit  Griechenland  bedeu- 
tenden Umschwung  erwarten  lässt.  Die  Rechtssprache 
und  die  Notizen  der  alten  Grammatiker  zeigen  in  ein- 
zelnen Fällen  sehr  deutlich,  wie  weit  die  spätere  und 
gewöhnliche  Sprache  sich  von  der  früheren  Bedeutung 
der  Wörter  entfernt  hat.  Und  doch  ist  es  klar,  dass 
auch  jene  nicht  immer  das  Ursprüngliche  bewahrt  haben, 
und  nur  in  einem  beschränkten  Kreise  auf  die  Wahrheit 
führen  können.  Uebrigcns  erhellt  aus  dem  Gesagten, 
dass  wir  in  der  lateinischen  Sprache  viel  weniger  als  in 
andern,  <lie  sich  in  einer  organisch  fortgebildeteu  Na- 
tionalliteratur verfolgen  lassen,  uns  zn  scheuen  brauchen, 
wenn  die  Etjmologie  eine  vom  Sprachgebrauch  ziemlich 
abweichende  Bedeutung  und  Grundform  der  M'örter  an 
die  Hanil  gibt:  derselbe  Sprung  findet  sich  in  der  Li- 
teratur, deren  fehlende  Gattungen  uns  gewiss  häufig  die 
Mittelglieder  und  Uebergänge  aufgedeckt  haben  tvQrden. 
Ist  die  Grundbedeutung  eines  AV'ortes  gefunden,  so 
bleibt  für  die  Semasiolcgie  nur  noch  Ein  Geschäft  übrig, 
nämlich  die  Aufstellung  der  Grundsätze,  nach  denen  der 
Sprachgebranch  jene  modificirt  hat.  Je  lebhafter  die 
Phantasie  ist,  um  so  viel  leichter  knüpft  sich  an  Eine 
Vorstellung  eine  andere  an.  Diese  Geilankenassnciationen 
lassen  sich  freilich  nicht  auf  Gesetze  zurückführen,  da 
die  Phantasie  so  nicht  in  Ketten  geschlagen  werden  kann. 
Aber  allgemeine  Kategoricen  können  doch  aus  den  in 
der  Literatur  enthaltenen  Beispielen  entnommen  werden. 
Freilich  muss  man  sich  vor  dem  Missgriff  hüten,  aus 
irgend  einem  zufälligen  Beispiel  ohne  Weiteres  auf  eine 
gewöhnliche  Anwendung  analoger  üebertragungen  zu 
schliessen    und   Gesetze    für    die   Volkssprache    zu    geben. 


15 


16 


Denn  nirj^eniln  hat  ilic  Originalität  ilrn  Einzelnen  einen 
wfitcroii  Spirlrauui  als  auf  «lipsoni  Foldt'.  Jriluch  int  os 
obotifio  lirilrnklich ,  ciiipii  Unterschied  znisclipii  pnetisrhrm 
Uiiil  j>rosaisrlirin  >'iirtra£  zu  ninchrii,  in  siifi-rn  die  Pof- 
sic ,  »ie  lipi  drn  Alten  fast  all|;enieiii ,  wirklich  fi'ir  das 
\'nlk  lestiiunit  iüt  und  »rdcr  durrh  e.soteristhc  Studien 
entstanden  ist,  noch  esoterische  Z»verko  hat.  Es  ist  {;e- 
radezii  niinii>s;lich  zu  beweisen,  das»  diese  oder  jene  An- 
nendun«; eines  >Vortes  niclit  dem  Sprachgebrauch  entlehnt 
»ei  ;  der  Dirhter  8chri|>rt  oft  seine  besonderen  Ausdri'icke 
aus  der  Sphäre  des  geuieinen  Lebens,  dessen  indiridnn- 
lisirender  Charakter  ihm  am  bcssten  zusagt,  und  njan 
kann  mit  Recht  beliaupten,  dass  seine  Sprache  der  des 
Volkes  naher  sieht,  als  die  Prosa.  Ueberdiess  wurzelt 
aein»  ganze  Bildung  mehr  in  der  Ileimath,  daher  sind 
die  von  ihm  erfundenen  llcbcrtraguugen  gewohnlich  in 
grösserer  Uebereiustinimnng  mit  dem  Geiste  der  Nation, 
als  die  des  gelehrten  Prosaikers,  der  sich  oft  durch  phi- 
losophische Abstraction  verirrt.  Ich  habe  schon  oben  au- 
gedeutet,  in  wiefern  der  Eiufluss  Griechenlands  auf  Rom 
auch  in  dieser  Beziehung  wichtig  war.  Es  ist  ganz  klar, 
dass  die  lateinische  Sprache  an  Metamorphosen  der  Be- 
deutungen viel  reicher  ist,  als  die  griechische.  Diess 
hat  einen  doppelten  Grund :  erstlich  ist  sie  firmer  an 
Formen  und  muss  dalier  den  allmählich  nach  der  Periode 
der  Formenbildung  entstandenen  Reiclitlium  an  Begriffen 
so  unterzubringen  snclien ;  zweitens  ist  sie  durch  die  grie- 
chisclie  bereichert  worden,  indem  sie  das  Ihrige  nicht 
aufgegeben,  aber  dem  Fremden  Indigenatrccht  crtheilt 
hat.  Eine  ganz  ähnliche  Erscheinug  bieten  die  Mytho- 
logie und  die  Poesie  der  Römer  dar:  in  diesen  Gebieten 
der  Einbildungskraft  wurde  ihr  empfängliches  Gcmüth 
von  dem  siegreichen  Geiste  ihrer  Blutsverwandten  schier 
bewältigt,  nährend  die  Jurisprudenz  und  Geschichte, 
vorzugsweise  dem  Verstände  augehörig,  jungfräulich  ita- 
lisch blieben.  Es  ist  schwer,  die  Gränzlinie  des  Eignen 
und  Fremden  zn  ziehen;  denn  die  Stammver>i'andtschaft 
mag  manches  Gemeinschaftliche  auch  ohne  den  mecha- 
nischen Hebel  der  üebersiedelung  erklären,  wie  ja  ollen- 
bar auch  der  italisclie  Lanilniann  nicht  erst  von  jenseits 
»eine  Kamen  fiir  Riniler,  Pferde  und  so  manche  Gegen- 
stände des  häuslichen  Lebens  holte,  obwohl  sie  mit  den 
griechischen  übereinstimmen.  Aber  bei  alle  dem  gibt  es 
Manches,  wo  der  EinOuss  des  Griechischen  in  histori- 
scher Zeit  sich  klar  nachweisen  lässt,  und  wiederum  An- 
deres, was  entschieden  den  Römern  eigenthümlich  ist. 
Das  Wort  snperi  z.  B.  konnte  die  Bedeutung:  Götter 
nicht  erhalten ,  bevor  die  griechische  Idee  von  einem 
Götterhimmel  und  das  griechische  oi  üiuj  verbreitet  vvar|; 
nnd  nie  bei  diesem  Worte,  so  ist  der  grösste  Tlieil  des 
mythologischen  Sprachgebrauchs  griechisch.  Nur  wo  alte 
religiöse  Institute  und  Cultusformen  den  Ausdruck  be- 
dingen, trotzt  er  der  griechischen  (Vorstellung:  so  behält 
sinisler  und  laerus  immerfort  den  Sinn  des  Glücklichen. 
In  der  militärischen,  politischen,  juristischen  Sprache 
ISsst  sich  Unabhängigkeit  und  grösserer  Reichthum  des 
Lateinischen  voraussetzen,  und  «vir  finden  sie  auch  sonst. 
Der  candidus  dies  könnte  vielleicht  der  kevy.ij  ijutQU 
nachgebildet  sein,  obwohl  es  nicht  wahrscheinlich  ist; 
«ber    Horazens    candidae    animae   ist   so    völlig    im  römi- 


schen Sinn  gesagt,  das  bei  den  Griechen  Xevxccc  ^gsvSi, 
beinahe  das  Gegenthcil  bedeutet.  Das  Vcrbum  üystv 
hat  der  Römer  auch  aus  der  Ursprache ,  aber  er  scheint 
gleich  für  die  Eine  Seite  desselben  ein  zweites  gebildet 
zu  haben,  nämlich  duccre  und  daneben  noch  gererc,  und 
der  Sprachgebrauch  in  dieser,  das  öffentliche  Leben  viel- 
fach berührenden  Wörterreihe  war  so  fest,  dass  auch 
gräcisirende  Dichter  nie  gewagt  haben,  Redensarten  wie 
nöAeuov  üyeiv,  t)]v  nuXtidav  dysiv,  deuv  uystv 
Tivd,  ayeadai  yvpa/y.a  mit  agere  nachzubilden. 

Wollen  wir  nunmehr  den  Inhalt  dieses  dritten  Thei- 
les  der  Semasiologie  etwas  genauer  bezeichnen,  so  leuch- 
tet sogleich  ein,  dass  wir  uns  nicht  auf  einige  sogenannte 
Figuren  beschränken  dürfen;  anderrrseits  gehört  aber 
aucli  nicht  die  ganze  lexicalische  Entwickelung  des  Wor- 
tes hierher.  Denn  so  oft  man  innerhalb  derselben  Gren- 
zen der  Vorstellung  bleibt  und  die  Bedeutung  nnr  durch 
die  Umgebung  des  Wortes  modificirt  wird,  haben  wir 
hier  Nichts  damit  zu  thun.  Sämmtliche  Ideenassociatio- 
nen,  die  zur  Abwandlung  der  Bedeutung  führen,  bewegen 
sich  innerhalb  der  Gebiete  des  Allgemeinen  und  Spe- 
ciellen,  des  Begreiflichen  und  Besondern ,  des  Wesent- 
lichen und  Erscheinenden,  des  Innerlichen  und  Aensser- 
lichen,  des  Unslnnliclien  und  Sinnlichen,  des  Unpersön- 
lichen und  Persönlichen,  des  Prädicativen  und  Substan- 
tiellen u.  g.  w.  Es  liesse  sich  füglich  dieser  Theil  ein- 
fach in  die  beiden  Abschnitte  vom  Concretum  pro  ab- 
stracto und  Abstractum  pro  concreto  eintheilen,  natürlich 
unter  der  Voraussetzung,  dass  beide  Begriffe  relativ  und 
in  einem  weiteren  Sinn  als  gewöhnlich  gefasst  werden. 
Ui-bs  oder  Stadt  ist  ein  Abstractum  im  Verhältuiss  zu 
der  Bedeutung  Rom ;  ist  sexcenti  für  sehr  viele  abstrac- 
tcr  als  in  der  eigentlichen  Bedeutung,  und  wenn  man 
unter  eruiescere  das  Gefühl  der  Scham  versteht,  so  schliesst 
man  von  der  sinnlichen  Erscheinung  auf  den  Seelenzn- 
stand.  Beide  Arten  der  Begriffsvariation  zeugen  in  glei- 
cher Weise  von  dem  oft  bemerkten  eoncreten  Charakter 
der  Sprache.  Man  könnte  allerdings  gerade  das  Gegen- 
theil  vermuthen ,  wenn  man  sieht,  welch  ein  Reichthum 
abstracter  Wörter  bei  den  Römern  vorhanden  ist  und  wie 
oft  sie  bei  rein  eoncreten  Begriffen  diese  in  Anwendung 
bringen.  Denn  jenes,  zu  läugnen ,  wäre  viel  thörichter, 
als  wenn  Jemand  behaupten  wollte,  dass  die  Abstracta 
ursprünglich  schon  einen  eoncreten  Begriff  mit  einge- 
schlossen haben.  Dieser  Satz  cum  grano  salis  verstanden, 
ist  gewiss  nicht  unrichtig;  aber  die  Ausführung  desselben 
gehört  dem  zweiten  Abschnitt  des  zweiten  Theiles  der 
Semasiologie  an,  nnd  kann  hier  nur  angedeutet  werden. 
So  viel  liegt  auf  der  Hand,  dass  für  die  formlose,  ganz  un- 
bestimmte Vorstellung  eines  Zustandes  keine  eigene  Form 
da  ist:  zwischen  dem  allgemeinen  (flXui  TO  it^tjQav  und 
dem  individualisirendcn  cpikvj  9rjQä.V  macht  der  Römer 
keinen  Unterschied,  weil  er  bei  einer  Handlung  vom  spe- 
cicUen  Fall  gar  nicht  abstrahiren  kann.  Daher  blieben 
auch  die  Versuche,  die  zur  Bildung  eines  substantivi- 
schen Infinitivs  mit  dem  Neutrum  der  Participien,  dem 
einzigen  Auskunftsmittel,  gemacht  wurden,  unvollendet: 
die  Gerundien,  Supina  und  andere  Formen  (wie  z.  B. 
der  Infinitivgebrauch  des  Neutrum  vom  Partie.  Perf.  Pass,: 
quid  opus  est  facto)    zeugen  nur  von   einem  fehlgeschla- 


r 


IS 


gnipii  Syrcbcii,  auf  <lio  i-iiic  oder  die  andere  Woisp  einem 
liiinkrl  gefiiliUoii  lirdürfiiiss  abzuhelfen.  Elieniu  ging  es 
mit  dem  alislracteii  Geliraiicli  der  Adjecfiva  zur  Bczeieh- 
niinjj  der  Galüuijj  oder  der  Eigenschaft  an  sicli:  es  gibt 
nur  wenige  Beispiele  iiai  h  Analogie  von  sapientes :  die 
Weisen,  honestum:  das  Elireutiertlie.  Am  deutlichsten 
tritt  diess  am  Ulangel  des  Artikels  hervor.  Als  pronomi- 
nales Deuteivort  finden  sich  Anklänge  an  denselben,  denn 
Relativ  und  Demonstrativ  haben  nicht  selten  diesen  ein- 
fachen Sinn;  aber  in  generalisirender  und  abstrahirender 
Bedentung  ward  er  erst  entbehrt,  als  es  zu  sp.'it  war. 
Einen  leidlichen  Ersatz  genährte  eine  unverHchtlicho 
Reihe  von  Snbstantivfurmen ,  obgleich  man  sich  seit  lange 
gewöhnt  hatte,  sie  vorzugsweise  in  concreter  Bedeutung 
zu  nehmen.  Und  diess  kann  nicht  Wunder  nehmen. 
Weil  man  den  völlig  abstraclen  Beprifr  des  Tliuns  nicht 
fassen  konnte,  so  machfe  man  sich  denselben  anschau- 
lich, indem  man  ihn  an  die  ^'^orsteliung  eines  »irklichen 
Falles  anschloss ;  da  mochte  man  denn  mit  dem  liegrilV 
des  Thnns  selbst  bald  den  des  Tliäters ,  bald  der  That  , 
bald  alle  beide  und  nach  Umständen  noch  mehrere  Be- 
grilFe  verbinden.  Für  ein  wesentlich  praktisches  Volks- 
beuusstsein  war  es  nnmüglich,  <lie  Handlung  des  Beioaff- 
nens  zu  denken,  ohne  zugleich  beides  an  die  \Vairen  und 
den  Bewaffneten  zu  denken.  Wie  die  Römer  für  H  esen 
und  Weise  (die  ja  auch  in  unserer  Sprache  Zwillings- 
schwestern sind)  nur  Ein  Wort  hatten  (ratio),  so  geben 
auch  ihre  Absfracta  nicht  eigentlich  den  Begriff,  'sondern 
die  ratio  der  Ilanillung  oder  des  Zustandet.  ^iun  aber 
kam  es  darauf  an,  ob  die  Vorstellung  von  dieser  ratio 
sich  zunächst  an  das  Subject  der  Handlung,  d.  h.  das- 
jenige, wodurch  sie  zu  Stande  kommt,  oder  an  das  Ob- 
jc-ct,  d.  h.  ilas,  woran  sie  zu  Stande  kommt,  anschliesst. 
In  jenem  Falle  ging  das  Absfrartum  in  den  Begriff  eines 
cau.'iativen  Conrretums  über  (arniatura:  die  Waffen),-  in 
diesem  dagegen  in  den  eines  passiven  Concretums  (arnia- 
tura: die  Bewaffneten).  Es  versteht  sich,  das«  jenes  eben  so 
gut  ein  persönliches  dieses  ein  unpersönliches  sein  kann: 
actio  ist  dasjenige,  was  gethan  wird,  facfio  diejenigen, 
die  Etwas  in's  Werk  setzen.  Wie  diese  beiden  gibt  es 
viele  Abstracfa ,  die  als  Concrefa  entweder  nur  causative 
urler  nur  passive  Bedeutung  halien.  Alan  könnte  die  Frage 
aufwerfen,  ob  iliess  nur  auf  dem  Sprachgebrauch  beruhe, 
oder  ob  ein  Grnnil  vorhanden  sei  ,  warum  ■/,.  B.  actio 
nie  auf  die  Handelnden,  factio  nie  auf  das  Werk  über- 
tragen werde.  Eine  so  conse(|uente  Beobachtung  der 
Hegel  bei  Sprossfornien  von  sinnverwandten  Wörtern  be- 
rechtigt allerdJEigs  zu  dieser  Frage,  und  wir  dürfen  uns 
wohl  kaum  mit  einer  Berufung  auf  das  natürliche  Gefühl 
abfinden  lassen.  Aehnliche  Bedenken  entstehen  anders»  o 
und  greifen  auch  ebenso  tief  in  das  We..ien  der  Sprache 
ein.  IMif  der  synekdochischen  Figur,  nach  iler  z.  B. 
artißces  für  Schuuspieler,  tempora  für  iilse  Zeiten  steht, 
hängt  es  zusammen,  wenn  ingenium  niemals  in  unserem 
Sinn  Genie  heisst.  Wenn  man  solche  F;»lle  nicht  zu  den 
Figuren  gerechnet  hat,  so  liegt  es  lediglich  daran,  dass 
man  für  die  Bestimmung  des  Figürlichen  unsere  Sprai  li- 
»eisc  zum  Maassfab  nahm  und  hier  die  vollste  Ueber- 
eiijstimmiing  zu  herrschen  schien.  Aber  so  gewöhnlich 
eine  solche  Intention  der  Begriffe  bei  uns  ist,  ebenso 
^'•itschr.  f.  d.  ALtcrshumsw. 


sehr  widerspricht  sie  dem  (»eist  der  biteinisclien  Sprache. 
Die  Verkennung  dieses  eigenthüinliclien  Charakters  hat 
zu  vielen  Missverständnisien  und  zu  den  cliif.'tltigstcn  Noten 
der  Interpreten  Veranlassung  gegeben :  Einiges  der  Art 
werde  ich  unten  bei  der  Eikb'irung  der  figiira  persoii.ita 
zu  berührcu  haben,  weil  es  ganz  irrig  dorthin  gezogen 
worden  ist;  es  wird  sich  zeigen,  dass  es  vielmehr  hier 
behandelt   »erden   uiuss. 

Vorzügliche  Aufmerksamkeit  verdient  der  Abschnitt 
vom  Concretum  pro  abstracto.  Diess  ist  freilich  zunih  list 
eine  syntactische  Erscheinung,  durch  dii'  der  lateinisi  lien 
Sprache  ein  Gepräge  aufgedruckt  »ird,  das  man  als 
Schiboleth  für  das  richtige  Verstaii<lnis.s  ilerselben  hin- 
stellen kann.  Aber  auch  die  Wo>tbcdeu(ung  spielt  hier 
eine  bedeutende  Rolle,  wenn  wir  die  Sache,  wie  oben 
angegeben  ist,  relativ  fassen.  Das  <»anze  geht  aus  von 
dem  Streben  nach  sinnlicher  Anschaiiliclikcit  und  hat  d.i- 
her  so  viele  Stufen,  als  diese  auf  lerstliiedcnen  Wegen 
erreicht  »erden  kann.  Wir  unterscheiden  ausser  den 
ge»  öliiiliclicn  Filili'ii  3  Hnuptarfen  :  I)  einfache  Ver- 
.-iiiiilicbiiii:,'  in  symbolischer  >Veise,  indem  z.  B.  ein  Be- 
sliminies  für  ein  Unbesliinmfcs  gesetzt  wird:  Cicerones 
für  Redner,  dies  für  Zeit;  'j)  bildliche  Darstellung,  in- 
dem die  Aussenwelt  sowohl  sich  selbst,  als  geistigen  Zii- 
st.'inden  unil  Thätigkeifen  zur  näheren  Verdeutlichung 
dient,  wie  es  die  Aletaphpr  in  mannichfucher  Abstufung 
und  höchst  bedents.im  das  Sprüchwort  zeigt  (diesen  bei- 
den entscliicdeii  gianimatischen  Erscheinungen  entsprechen 
als  Theile  der  Literatur  die  Allegorie  und  die  Fabel); 
o)  Personificatioii  lies  Begriflliclien  ,  die  mit  der  mytho- 
logischen Erfinilung  Eine  (|iielle  hat  und  also  an  sich 
weder   symbolisch  ,    noph    allegorisch    ist. 

Und  liiermit  sind  wir  am  Ziel:  der  nächste  Schritt 
führt  uns  unmittelbar  in  die  Gebiete  der  Iviinst,  Litera- 
tur und  Alythnlogio  ,  deren  Sclieidimy  vom  Sprachlichen 
in  vielen  Fällen  beinahe  unmöglich  ist.  Vom  V  erfahren 
der  .Sprache  in  diesem  entlegensten  Winkel  ihres  Be- 
reiches eine  Probe  zu  geben,  »ar  die  Absicht,  als  ich 
die  Feder  ergriff  Ohne  Wissen  und  AVillen  bin  ich 
durch  das  Bestreben,  meinem  Vorhaben  einen  Haltpiinrt 
zu  geben  und  seine  Beziehung  zum  Centrum  der  liii- 
gnisfiseheii  Forschungen  nachzuweisen,  länger  aufgehal- 
ten, als  illanclier  wünscben  möchte:  der  Weg  war  müh- 
samer, als  ich  gedacht,  und  angebaute  Felder  wech- 
selten nur  zu  häufig  mit  jenen  Gegenden,  deren  Seltsam- 
keit die  Neugierde  zum  Umsehen  reizt,  den  Heimge- 
kehrten zum  Erzählen.  AJöglich,  dass  es  mir,  wie  jenem 
Reisenden  geht,  der  seinem  Wirtlie  auf  dem  Kjöleii  de.s 
Abends  hinterm  Ofen  weit  iiinl  breit  das  Skinlaiifen  be- 
schrieb, das  ihn  den  Tag  über  mit  Bewunderung  erfiilit 
hatte,  dessen  abgebrochene  Antuoilen  für  sprachloses 
.Staunen  hielt  und  erst  auf  ilfir  weiteren  AVanderung  an 
seiner  eigenen  Gleichgültigkeit  gegen  dieses  alltägliche 
Naturwunder  merkte,  wie  sehr  er  den  Eingebornen  ge- 
langweilt haben  müsse  Doch  es  sei  darum;  während 
der  Wirth  einschlummert,  luiterhalte  ich  vielleicht  einen 
(iast,  den  sein  Reiseplan  andere  AVege  geführt  halte, 
HO  er  keine  Gelegenheif  gehabt,  solches  in  der  Nähe  zu 
sehen  und  sich  ein  klares  Bilil  davon  zu  entturfcn.  Ich 
bin   zufrieden  ,   wenn   er   si<  h   durch   ineine  Darstellung   zu 


I<) 


•^0 


riiiriii    Ali.-'tPi  liiT    lit'Hiij^rii    liiMcii    solltr ,    um   liDrcli   im^ii» 
\iisrli;iuiiii);     i'iiic     lollkoiiiiiioiirro    Kiiisioltt    zu    j;ouiiiiii>ii , 
alü   il.is    (icü»«;«)-    iiozit  rrktr.      Aliltlont  i-ile    iiiarllo    icli    ilcii 
^'iisiirli  ,■  OHIO    oinzi'lno     kloiiu-    Parlir    aiisriilirli<'lipi-    iiiiil 
^piiiiiuT    ZI)    tip.sclii'i'ilioii ,    und   darf   IkiIIou,    (laiinrcli    aiicli 
auf  (las    L'olirifi^o    oiu  Lieht    zu    iicrfoii.     Ihn    kurz,    zu    soiii, 
lialic    ii'li    in    iliT    llrliorscliiilt   ili'ii    Namen    der    li;;ura    per- 
suiiata   daliir    ),'r\iflli!t,    »odurcli    iili    lueiiio    KedoHoiso  an- 
deuten   »Milllo  ,    die    otxas    Anderes    zu    (folien    selieint,    als 
«io    »irklicli    (,'il>t.      («euieint   ist   da.sjeni;;o,    >tas    mau   sonst 
;.'o» jilinlirh    als    die    Figur    liezeiclinot ,    <iu.i    res    j)ro    rci 
dofectii  punitur.     Wenn   z.   U.    >'alcrins   l''larrus  (Argonnut. 
I,    434.)    den    Ausdruck     goliranrht:     solvit  Jam    ftbula 
vestes,    so    «ürdc    die    gemeine   Spraelie    ofleiilar    an   die 
Stelle    setzen:     remnta    lil)ula    rosfes    solvuntur,    und    nur 
in    «venigen    und   ganz    besondeien   Fällen    kcinnen    nir   im 
DoutseLcn    und     in    anderen     neueren    ISpraclien    an     einen 
solehen     Ausdruck     lierankouimen ,     «viu     zufällig     gerade 
Jiier,    »cnn    \i  ii    i'ibcrsetzon:    ilei-   Haken    Hess    das   Kleid 
los,   uliMolil   der  linterstliied    zwischen  lösen  und  loslassen 
nicht    zu     irrkennen     ist.       üa    also     die     Vorstellung     der 
IlUuier   und  Griechen   hier   von   der   unserigen  nierktvürdig 
uli\tpirbt,     müssen    «ir    uns     zu     einer    genaueren     IJnter- 
suchung   der   Sache    nni    so   viel    eher   verpflichtet   fühlen  , 
da    die     Benennung    Figur     heutzutage     ihre     Zauberkraft 
gflnzlich   verloren   hat.       (Meines    Wissens  sind    Reisig  uin\ 
Haase  die   einzigen,    die    von    dieser  Krscheiniing  Recheii- 
srhaft    zu    geben    versucht    haben;     Ueispiele    finilen    sich 
Jiier    und    da    bei    den    Auslegern,     in    grosserer   Zahl    habe 
ich   sie   indess   nirgends  gefunden.     Reisig  sagt  in  <len  Vor- 
lesungen  über   die   lat.   Sprach«'.   S.   30()".    ,, Diese  Uarstel- 
lungsart    der    Alten     ist   eine    ideelle,    indem     ein    Pradicat 
gewählt    »urde,     welches    nicht    als    das    uiateriellp    ange- 
sehen  werden  kann,    son<lern    nur  als   Etwas    in   der  Idee 
XU   fassen   ist ;    der    neuenropäischen    Darstellung    dagegen 
ist   es   eigen,    das    Materielle    zu   nennen.       Es    kann    njiin- 
JicL     ein     und    derselbe    Gegenstand    auf    zweierlei    Weise 
wirken,     entweder    durch     Position,     was     die     materielle 
Wirkung   ist,   oder  durch  Negation,    und  das  ist  die  ideolle 
Vorstellung;    denn    dif  Negation    beruht   bloss    in   der  Idee. 
So    logen    deiin    die  Allen    zuweilen    den  Objecten    das  Pra- 
dicat    zu,     welches    aus    der     ^iegation     des    Objeets    ent- 
springt,   z.    B.    die   Sonne    verdunkelt   die    Erde;     materiell 
ist  dipss   nicht  mehr  ;    denkt    man   aber   die   Negatiou   der 
Sonne,   so    ist   es   richtig.     Beispiele    aus  dem  Griechischen 
und    Latpiniseherf    sind    gpsamniolt    in     der     Enarratio    ad 
Soph.   Oed.   Colon,   v.   8(14.    Jedoch   ist  diese  Art   zu  reden 
nicht    unter  allen  Bedingungen  angewendet ;   denn  es  würde 
z.    B.    unbegreiflich    sein,    wenn  man  sagte:    ilie    Dummheit 
macht   die    l^loiiselien   klug;    sondern     enttvoder    ist   es    nur 
in    sperielloii  Fällen    gesagt,    HO  man   sich  die  Negation  des 
Objecis    leiiht    hineindeuten   kann,    oder    es    ist  so  gestellt, 
dass    Gegensätze    entstehen,    z.    B.    wie    Horat.    carm.    sacc. 
V.    9."      Es    ist   Reisig"»  Weise,    unklar   zu    werden,   sobald 
er    philosophische    Begriffe    hineinstreut ,-    die    ihm    selUst 
nicht   lebendigps    Eigenthuni    geworden   sind.       Der   langen 
Rede   kurzer   Sinn    ist   kein   anderer,  als  die   einfache  Bc- 
Qierkunir:   „Die    Alten    legten    mitunter    einem   Olijecte    ein 
Piadicat    bei,    welches    eigentlich    nur    der   Negation    dps 
Objectcs   zukommt;  sie   sagen:    die  Sonne  verdunkelt  die 


Erde,  und  lassen  uns  die  llauptMache  hinzudenken:  indem 
sie  weggellt.'-'  Diess  ist  denn  freilich  nicht  viel  mehr  , 
als  was  Jeder,  der  Augen  hat,  sehen  kann:  die  Erkh'N 
rung,  wie  sie  uns  znmuthen  können,  dasjenige  „hinein- 
zudeuten", ohne  welches  die  Redensart  für  unsere  Vor- 
stellung unverslc'indlich  ist  ,  hat  ileisig  seinen  Zuhörern 
lUierlassen  wollen.  Denn  was  er  von  ideeller  Autlassniig 
hinzusetzt,  hat  in  der  That  weiler  Hand,  noch  Fuss: 
vergleiche  ich  ilio  kurzen  Bemerkungen  in  der  von  ihm  selbst 
angeführten  Stelle  seines  Coinmentars  zum  Oedipus,  so 
möchte  ich  glauben,  dass  er  ganz  was  Anderes  gesagt 
hat,  dem  Sinne  nach  dasselbe  nfimlich,  wovon  ich  sogleich 
in  meiner  Enttvickolung  iler  Figur  aus^johen  werile.  Haase 
bemerkt  schon  in  der  Anmerkung  zu  diesem  Paragraphen, 
dass  die  Sprechweise,  von  der  die  Rede  ist,  keineswegs 
als  Beleg  für  Afn  ideellen  Charakter  iler  alten  und  den 
materiellen  der  neuern  Sprachen  anzusehen  sei  ;  vielmehr 
zeige  sich  dabei  gerade  umgekehrt  in  jenem  das  Streben, 
das  materielle  Objoct  als  ilas  wirkende  hinzustellen,  wäh- 
rend eigentlich  <lie  abstracfe  Vorstellung  zu  fassen  sei, 
welche  ilie  neueren  Sprachen  wirklich  auszudrücken  pfle- 
gen, dass  ein  das  Object  negativ  bestimmendes  Prädlcat, 
als  selbstiindiger  Begriff  gedacht,  ilas  Wirkende  sei.  Aber 
verstehe  ich  Reisig  recht,  so  will  er  eben  etwas  Aehn- 
liches  sagen  ,  und  das  IMissverständniss  beruht  auf  der 
entgegengesetzten  Ansicht  von  dem,  was  man  materiell 
und  ideell  nennen  müsse.  So  las  ich  neulich,  ich  erinnere 
nicht  wo,  einen  Tadel  gegen  Ha?id  ausgesprochen,  weil 
er  III  der  lateinischen  Sprache  eine  vorwiegende  Neigung 
zum  Concreten  und  einen  Mangel  an  Abstrartion  fiiiile. 
Der  Verfasser  hatte  nämlich  die  vielen  Personificiruiigcu 
uiiil  bildlichen  Redensarten  des  Lateinischen  im  Sinn, 
und  da  er  diese  als  Abstractionen  ansah,  so  konnte  er, 
auch  wenn  er  jenen  Ausspruch  Hand's  für  die  Syntax 
gelten  liess,  mit  Recht  einen  Protest  dagegen  einlegen. 
Allein  es  müssen  nach  unserer  Ansicht,  wie  es  oben  ge- 
schehen ist,  jene  Erscheinungen  gerade  umgekelirt  aus 
einem  Streben  nach  concreter  Fassung  erklärt  werden: 
durch  Bild  und  Person  wird  die  Idee  erst  individuell  und 
so  zu  sagen  iiandgreiflich.  Wer  anders  glaubt,  muss 
folgerichtig  die  Gotter  für  blosse  Abstractionen  halten, 
die  Mythologie  fiir  eine  grosse  Allegorie!  Aber  den  Grie- 
chen und  Riimern  selbst  galten  sie  für  etwas  ganz  An- 
deres, und  diese  üeberzeugung  eben  ,  die  jetzt  denn  doch 
ziemlich  allgemein  zu  sein  scheint,  soll  uns  bei  der 
Lösung   unserer   Aufgabe   auf   die    rechte   Bahn   bringen. 

Es  ist  noch  nicht  gar  lange  her,  seitdem  man  in  der 
Mythologie  der  Grieclien  einen  nicht  geringep  Anstos» 
daran  nahm,  dass  Apollon,  der  die  Beinamen  xov^o- 
T(3Ü(fOi,  OOjTljo,  h^TQOC,  U.a.  führt,  daneben  doch  mit 
seinen  Geschossen  Pest,  Tod,  und  Verderben  bringt, 
gleich  seiner  bogenbewaffneten  Schwester,  die  ja  in  allen 
Dingen  nur  die  andere  Seite  seines  Wesens  bildet.  Der 
Zweifel  wäre  zu  jeder  Zeit  leicht  zu  lösen  gewesen,  wenn 
man  sich  von  gewissen  Vorurtheilcn  über  das  Wesen  <ler 
Götter  und  die  Art  ihres  Wirkens  hätte  lossagen  können. 
Denn  so  lange  man  daran  festhielt,  dass  Apollon  dio 
Personification  der  iiiee  der  Gesundheit  sei,  war  es  aller- 
dings ungereimt,  ihn  als.  Urheber  von  kraiikheit  und  Tod 
ZU  betrachten,  selbst  wenn  er  mit  lindem  Pfeil  und  sooder 


?l 


oo 


Srhmor/pii  l.lMlicndr  Jiiiifjliiigo  liiiiraffte,  Alier  es  f,M  Sloile  war,  an  <lic  Stell.»  ilcr  AMicno  il.is  Wort  JFeinlteiC 
in  der  Tha*  Nirlits,  was  piiior  gesiimlcn  Ansicht  »oii  «ler  sotzen,  so  «ürclc  mau,  mir  mit  Umkchruiij:  ilur  Hegrille, 
antiken  HI.>lli>>lc>sii'  eiif.srliie.lencr  »idirspraehe,  als  solche  den  Satz  haben,  den  Reisijj  mit  Reelit  als  ein  lacher- 
abstrarten  liejfrill'srepr.'lspMtanfon  zu  Gegenständen  ihrer  liches  Beispiel  von  unstatflial'ler  Anwendnn»  der  Figur, 
Audarht  und  IVoninien  Vcr(  hrung  zu  stempeln.  IVicht  aus  qua  res  pro  rei  defertu  ponitiir ,  darstellt.  An  solchen 
liegritren  er«  uihs  der  oli  m|Msche  Gotterstaat,  sondern  aus  Beispielen  tritt  der  L'iiterscliicd  /.»  Iselicii  einer  aüegori- 
der  Erfahrung,  aus  dein  Leben;  drum  musste  er  auch  sehen  Personilicirung  und  einer  coiirrcten  Iniüiidualisirung 
gelber  lebendig  sein,  und  Leben  «ar  ihnen  unzertrenn-  klar  liervor :  die  personilieirte  ^^  ri>lieit  kann  naiiirlicll 
lieh  von  Freiheit.  Lebhafter  nnil  plastischer  Phantasie  nur  Verstand  geben,  aber  die  fiei  schaltende  Atl.eno 
gestaltete  sich  jedwede  Erscheinung  im  Reiche  des  Gei-  auch  das  Gegentheil.  Insoweit  H;irc  die  Sache  einfach; 
»tes  und  der  Äatur  nicht  zu  der  Idee  einer  inwohnenden  aber  wir  finden  allerdings  auch,  dass  (iej;enstäiide  ui^fl 
Gotteskraft,  sondern  zu  einem  Gotlersohne,  der  denn  Begriffe,  die  keineswegs  als  güttliciie  Individuen  oder 
doch  des  Bessten ,  dessen  sich  die  Menschenkinder  er-  selbständige  Wesen  erscheinen,  in  iliiniieher  Weise  al* 
freuten  und  wodurch  sie  sich  allein  in  persönlicher  Be-  Urheber  „solcher  Wirkungen  genannt  werden,  deren 
»timuitheit  ihrer  selbst  bewusst  waren,  nicht  entbehren  Gegentheil  wir  gewohnt  sind  an  ihnen  wahrzuneh- 
dnrfte.  Und  was  war  diess  anderes,  als  die  Macht  der  meu.  Suchen  wir  nun  den  Uebcrgang ,  so  werden 
Selbstthätigkeit  und  Selbstbestininning?  Daher  konnte  die  wir  uns  an  diejenigen  Mitglieder  der  Gr.tterfiunilie  weii- 
Wirkeamkeit  des  einzelnen  Gottes  sich  nicht  nach  einer  den  müssen,  die  freilich  oft  genug  in's  Leben  eingreifen, 
in  neueren  Zeiten  hineingetragenen  abstracten  Idee  be-  um  eine  bestimmte  Persönlichkeit  und  gewissermaassen 
schränken;  sie  erweiterte  sich,  wenn  das  Gefühl  der  Ab-  liliie  Geschichte  zu  haben,  die  aber  doch  ihrer  Natur 
hangi^keit  den  Ciiltus  desselben  vermehrte,  und  so  sehen  nach  einer  plastischen  Anll'.issiiiii;:^  widerstreben  und  daher 
wir  die  oberen  Gotter  vielfach  den  Einen  in  das  Amt  für  die  Griechen  und  Römer,  <lie  Kinder  der  Sinnlich- 
des  Andern  eingreifen.  Aber  wichtiger  als  diese  Vielsei-  keit,  leicht  mit  dem  blossen  Begriff  in  eins  flössen.  Von 
tigkcit  des  Amtes  ist  für  uns  die  zweite  Eigenschaft  des  dieser  Art  ist  z.  B.  Ares,  der  freilich  in  iler  Poesie  nnd 
göttlichen  Wirkens,  die  aus  der  Persönlichkeit  nnd  Frei-  sogar  in  sehr  vereinzelten  Denkmälern  der  bildenden  Kunst 
hcit  folgt,  nämlich  dass  mit  der  positiven  Seite  einer  als  leibhaftiger  Gott  erscheint,  aber  gewöhnlich  nnd  schon 
Thatigkeit  immer  auch  die  negative  verbunden  ist.  Dass  von  Homer  an  mit  der  absiracteii  Idee  des  Getiinimels« 
ein  Gott  der  Liebe  existiren  könne  ohne  Zorn,  ist  ein  niul  wilden  Wogesis,  sei  es  auf  dem  Scilla«  htfelde  der 
Gedanke,  den  nur  ein  selbütsüclitiges  Jahrhundert  zur  Völker  oder  der  Leidenschaften,  verschmilzt.  Nichts 
Welt  fördern  konnte,  fern  von  der  Einfalt  jener  Zeiten,  desto  weniger  lielsst  er  im  Homerischen  Hymnus  '.-/o!;C 
in  denen  es  noch  für  wahr  galt,  dass  Gott  die  Menschen  :c ui.irjo6o4  und  liiüst  sich  vs.  Ij.  mit  den  Worten  an- 
gemacht   nnd    nicht    die   31enschen    ihren   Gott.     So   aber  rufen: 

war  <ler  Glaube  der  Griechen  nnil  Römer:  einen  Apollon,  AlXa  Ov  dl'.QOOC, 
der  nur  Segen  und  Leben  verbreite,  mochten  sie  nicht  j^U^  f^d/.an  eiOljVtj^  TS  (^itVEIV  ep  d^rijUOOt  dcOflOl'q. 
verehren,  weil  sie  ihn  ni.ht  erfahren  hatten;  mit  dem  jj^,^  „jp  j^j^,  ,|g„  sUUien ,  so  gibt  er  bei  Sophokles 
rettenden  hatten  sie  unmittelbar  auch  den  verderbenden,  ],>je,]e„  den  bekümmerten  Mensrhenherzen  (Ajas  v.  Gi):i): 
oder  wenn  man  lieber  will  umgekehrt:  -rot';  /.TilVO.L  j„.  -  ,  ,  ^  ,,  ...  ,  ,  . 
övva^tvovi  xdi  ou/Qaiv  ih.öi  (Sd.ol.  Odvss.  r,  ^(i.).  ^^-^""^  7"?  «"<"'  «Z»«  aTt  o^uarojv  Jo>;;, 
Da  wir  hier  das  Mythologische  nur  insofern  in  Betracht  wo  Musgrave  gleich  mit  einer  conclusio  bei  der  Hand 
zu  ziehen  haben,  als  es  zur  Aiifkläriiiig  einer  sprach-  ist  und  nach  guter  englischer  Logik  das  Votum  ab- 
lieben Erscheinung  dient,  brauche  idi  das  Verhällniss  gibt:  ergo  legendum  dnoa^UTOjv  'A^ljg,  Diess  wäre 
der  beiden  entgegengesetzten  Kraftäiisserungen  der  Götter  nach  unseren  Begriffen  ganz  richtig,  wenn  es  sich  um 
nur  mit  der  Bemerkung  zu  berühren,  dass  sie  nicht  ei-  den  Sinn  fragt:  denn  in  dem  Gebiete,  wo  Ares  waltet, 
gentlich  im  Verhältniss  des  Positiven  und  iVegativcn  ste-  gibt  es  für  uns  keinen  solchen  Mittelzustand,  wie  bei  der 
hen.  Apollon  tödtet  nicht  durch  blosses  Zurückziehen  Athede  und  bei  Apollon;  wo  kein  Krieg  ist,  ist  Friede, 
der  belebenden  Kraft,  sondern  durch  Anwendnntf  einer  wo  kein  Sturm,  Rühe;  sein  Wesen  ist  einfacher  Art  uud 
zweiten,  jener  entgegengesetzten:  die  Epiciireiseho  \'or-  fällt  mit  seiner  Erscheinung  zusammen;  wo  er  ankommt, 
Stellung  von  einem  seligen  Nichlsthiiii  der  Götter  ist  den  bringt  er  sich  selbst,  nimmt  sich  also  auch  selbst  liiii- 
Alteii  bei  aller  iliiineigunor  „i,  jener  Lebciispraxis  stets  weg,  wenn  er  geht;  , während  er  <ler  Krieg  ist,  so  hat 
ebenso  fremd  geblieben,  wie  umgekehrt  in  älteren  Zei-  dagegen  Athene  die  AVeisheit,  und  kann  kommen  und 
teil  die  IMeinuiig,  als  ob  des  Menschen  Loos  ohne  be-  gehen,  ohne  Weisheit  zu  vorleihen  oder  zu  nehmen, 
sonderen  Einfluss  der  Götter  sich  nach  der  einen  oder  kann  aber  andererseits  weder  Weisheit,  noch  Thorheit 
der  andern  Seite  hin  zu  irgend  einer  entschiedenen  Ge-  geben,  ohne  zu  kommen,  wogegen  es  scheint,  dass  Ares 
staltnng  bringen  lasse.  Wie  der  Mensch  von  Natur  weder  bloss  wegzubleiben  oder  sich  zu  entfernen  braucht,  um 
krank,  noch  in  blühender  Gesundheit  erschien,  so  miirhte  den  Zustand  des  Friedens  zu  erhalten  oder  herioriu- 
er  immerhin  geistige  Aiil.!L;en  haben,  um  diirch's  Lelrcn  bringen.  Indessen  war  der  Grieche,  der  nur  in  der  bc- 
zu  kommen;  aber  Weisheit  und  Verstand  gab  erst  die  stimmten  That  Leben  nnd  Kraft  sah,  mit  dieser  allzu 
Göttin  Athene,  und  derselben  war  es  daher  vorbelialii-ii,  allgemeinen  Vorstellung  nicht  zufrieden.  Aon  der  Kr- 
über  Ajas  den  Fluch  des  Wahnsinn«  und  der  A'^erblen-  schcinung  des  Ares  selbst  sonderte  er  seine  Thatigkeit, 
düng   zu   verhängeu.       Wollte    uian    hier,    wie    es   vordem'  die  sich   ihm   als   ein   Fossoiii   darstellte.    Djber   vvar  auch " 

2* 


•>< 


;'4 


ilio  liltiss)-  KiittiTiiiiii-;  iiiriit  liinri'icIiiMiil ,  iiiii  ilic  IMrii- 
sclipii,  ilriicn  er  sich  g^i'^ci^t  IiuOp  ,  in  den  friilioriMi 
Ztistaiiil  imrink  zu  iprsrlzrn  ;  liior/n  liodurflo  os  i  icl- 
ini'lir  cinpr  lirsoiidiron  Tlia(,  die  nun  im  (icnonsatz  i;<'g;iMi 
die  erslo  als  ein  Liispii ,  als  ein  Entfesseln  };en(ininieu 
unrde.  (fiid  da  es  i'ilierdiess  n>n  seiner  freien  Eniseliei- 
dnnj;  aMi.'liifft ,  ob  er  sicli  ilen  ^lensthen  nahern  itill  oder 
iiieh( ,  oh  er  bleihen  »ill  oder  ni<ht,  xo  kann  man  mit 
Rerht  sajfen ,  dass  er  den  Frieden  und  die  Ruhe  ver- 
leihet. In  demselheii  Hihle  »vio  oben  sprirht  i'ilrigens 
Sophorles  anrh    in   den   Trarhiuierinnen   y.   H.t5: 

.E^skva'  £7l'f:rovnv  ditsrjuv. 
Sowie  in  dieser  Stelle  die  l'orslellung  durch  das  liinzu- 
{jefi'igfe  Partieifiinni  noch  mehr  ans  der  Sph-'Ue  des  I5e- 
^rifls  hcraiis{;ehohen  ist,  so  inaclit  es  Iloraz  auf  c'ihiiliclte 
Meise  in  der  Anrede  an  den  Sonnengott  im  Sficular- 
hvuiniis  V.  9 : 

Ahne  So! ,  rnrru  nifido  diem  qui 
Promis  et  relas. 
üie  Worte  selbst  verbieten,  an  die  Sonne  zu  denken, 
die  »ie  die  iilirii;'en  llininielskö'per  narh  Gesetz  und  üus- 
serlicher  IJestinininnj;  ihre  liahn  wandelt.  Mur  Hvperion's 
slr.ihliniler  Sohn,  der  iinerMiiidliche ,  der  die  schnellen 
iiosse  na(  h  seinem  U'illen  lenkt  nnd  des  Abends  am 
üceanns  stillstehen  heisst,  der  sie  aber  auch  /u  jeglicher 
Tageszelt  ant halten  und  selbst  den  unsterblichen  Göttern 
das  Liebt  entziehen  kann  ,  —  nur  von  ihm  konnte  der 
Dichter  sajjen,  dass  er  das  Licht  verbirgt.  Aber  von  ihm 
konnte  es  aucli  selir  wohl  ohne  den  Gegensatz  mit  pro- 
mere  so  heisscn,  wie  ja  aucli  jene  Drohung,  forthin  im 
Hades  leuchten  zu  wollen,  von  ihm  selbst  ohne  jede 
Vergleichung  ausgesprochen   wir<l   (üdvss,  Xll,   38'J-): 

Ei  ÖS  fuoi  oü  rinovoi  ßouiv  ETiiEiyJ'  äuoißijv, 
^iooitat  £tq  'J'i8ao  y.ai  ev  vey.i'eaot  qaLivuy. 
Vergleiclicn  wir  nun  mit  dieser  einfachen  uml  klaren  Idee 
der  alten  flljthologie  einen  verwandten  Ausdruck  bei  Ci- 
cero, so  sieht  man,  wie  auch  die  tiefste  Prosa  solche 
Ausdrufksireisen  festhielt,  nachdem  man  schon  längst 
über  die  Saclien  aufgeklärt  worden  war.  Im  zweiten 
Buch  über  das  Wesen  der  Gotter  sagt  er  c.  19.  so:  „Sol 
ita  niovetur ,  ut  cum  terras  larga  Iure  conipleverit  easdeni 
Diodo  his,  mOdo  illis  ex  partibus  opacet."  Gegen  die  mv- 
thologisclio  Ansicht  verwalirt  er  sich  von  vorn  herein 
durch  ilas  niovetur,  und  <locli  gerath  er  nnvcrseliens  in 
eine  Form  der  Rede,  die  in  Nichts  Anderem  ihren  Grund 
hat,  als  in  der  vorhin  angeführten  Vorstellung  vom  Len- 
ker des  Sonnenwagens.  ■ —  ^'on  einer  ahnlichen  Vorstel- 
lung ging  man  auch  aus,  wenn  man  dem  Schlaf  die  Wir- 
kung beilegte,  dass  der  Schlafende  wieder  aufwacht. 
Diese  Wirkung  ist  wie  bei  Ares  eigentlich  nur  eine  Auf- 
hebung seines  gewölinliclien  Einflusses  auf  den  Menschen; 
aber  da  dieser  Einfliiss  in  lebendiger  Anschauung  als  ein 
nsdäv,  XaiißdvSlV,  ix^tv  gefasst  wurde,  so  musste  auch 
hier  dag  l.vtiv,  aviBvui  eintreten.  Es  ist  ein  wesent- 
licher Unterschied  zwischen  dem  positiv  bestimniion  i>7tvo(; 
CfiOtv  ui'iuv  und  nnsercin  negirenden  und  neutralen: 
der  Schlaf  verliess  ihn.  So  lesen  wir  bei  Sophokles 
(Ajas  V.  67y.Ji 


Arn  nsdijocK;  ovo'  aei  kaßvjij  i^f«, 
und   bei   Theokrit  XI,   22: 

(l^uiiij^ö'  aii^'  orr(nc:  (r/x»  ykry.vi  vTivog  CXV  1'^' 
Ol/t;  ö'  et'yt'C  iuiaci  u/.a  yAczt'S  invoc.  ävt)  ///?. 

Man   könnte  versucht  werden,   mit  Anweniluog  dinger  Ana- 
logie jene    Homer.    Formeln    zu    erklaren,    über   die   schon 
die  Sclioliasten   unter  sich   nidit  recht  einig   werden   kön- 
nen: invii)  y.al  y.auacu)  c'.(ji]/ieuog  und  /m/uIto)  üööij' 
xorei;  r^de  y.ai   vnvj),   mitsammt  der   lloratischcn  Nach- 
bildung:  ludo  fatigalumque  somno.      Denn  wie  der  Schlaf 
durch  seine   Erscheinung  eryM!c/i7   und   stiirkt ,  so  möchte 
wohl    auch    in    «ler    angegebenen    Weise    von     ihm    gesagt 
werden   können,   dass   er   durch   sein    Wegbleiben   oder   zu 
frühes    Scheiden    die    Menschen    ermattet    und    entkräftet. 
So     müssen     die    alten     Interpreten     gemeint     haben,     die 
vnvii)   geradezu   durch   dy^Vllina   erklären.       Aber   dieser 
Erklärung  steht  an  allen  Stellen  ,   wo   die   Redensart  vor- 
kömmt, der  Zusammenhang  im    Wege,    der  vielmehr   ua- 
seren   Begriü"  der   unzeitigen  Schläfrigkeit  verlangt  (Iliad. 
X,  <)<.    Od.  VI,  2.    XII,  28l.    llorat.  Od.  III,  4,   IL), 
so     dass     hier    gerade     umgekehrt    derselbe     Gedanke     za 
Grunde   liegt,   den  wir   oben  gesehen   liaben  ,   nämlich  dass 
der    Schlaf    <lie    fllenschcn    überwältigt   und   niederdrückt. 
Den   Begrifl"  eines  erquickenden  Schlafes  finden   wir  in  der 
alteren    Vorstellung    der    Griechen    und    Römer     fast     gar 
niclit;   sie   sahen    im  Schlaf  nach  dem    ersten  nnmittelbarcn 
Eindruck,   den  die  sinnliche  Anschauung  gewahren  uinsste, 
zunächst  nur    ilag    Hemmende    un<l    Lahmende,     woiliirch 
die  Thatkraft  suspendirt  wuide;  die   Recreation  des   Gei- 
stes und   Körpers  konnte    als  Folge    davon   nur  vermittelst 
einer    Abstraction    erfasst     werden,     die    jenem    gesun(ien 
Naturmenschen    um    so     viel    ferner    lag,     je    weniger    sie 
durch    eine    dem    Schlaf    vorausgehende     Müdigkeit    beim 
Erwachen     an     diese     Wohlthat    erinnert    wurden.       Diesg 
stimmt  auch   ganz   überein   mit  dem  mythologischen  Bilde 
des  Schlafes:   er   ist  der  Bruder  des  Todes  und  unterschei- 
det sich   von   diesem   nur    dadurch,     dass    er    w  olliwollend 
gesinnt  ist  Hnd  was  er  eingeschläfert  wieder  in's  Leben   zu- 
rückruft.     Wenn   er  aber   in   der  Kunst   ebenso  dargestellt 
wird    wie  jener,    so   beweist  das  nicht  allein   eine   freund- 
lichere  Ansicht    vom   Tode,     sondern    auch    eine    ernstere 
und   trübere   Ansicht  vom  Schlafe,   als  uns  eigen  ist.      Nur 
miiss    man   aus   dem  Gesagten    nicht  schliessen  wollen,   ilass 
der  Schlaf  den   Alten   ein    Leiden   gewesen  sei;     gibt's  ja 
doch    auch     sonst   süsse   Bande,     die    mau    sich    zu    allen 
Zeiten   ebenso  gerne    hat  anlegen    lassen   wie  heutzutage. 
Es   könnte    jetzt  der  Beispiele    genug    sein,     wenn    es 
uns   nicht   besonders   darum  zu   thun    wäre,  den  Lebergang 
von    der    rein    mythologischen     ^'orstcjlung    zu    der    bloss 
idealisirenden   von   verschiedenen  Seiten   möglichst  klar  zu 
machen.      Desshalb    erwähne    ich    noch    Einen   vorzügirch 
instructiven   Fall ,     der    sich    in    zahlreichen    Abstufungen 
verfolgen   lässt.      Der  König    der   Winde   hat,     wie   jeder 
souveräne  Monarch,   geziemender  IMaasseu  die  Macht,  sei- 
nen  Unterthanen    das  Ziel  ihres  Thnns   und   Lassens   vor- 
zuzeichnen. 

Ksivop  yao  TUf^iii^v  dvifivjv  noiTjot;  KqovIujv, 
'Hulv  Ttaveitevai  ijö'  öovvfxsv,  uv  x'  t^ikrjai 


'>5 


26 


lielrlict  iiiis  lloinoros  (Od,  X,  21  sq.),  iiiul  Viigil,  ilas 
Terrain  ilioser  Aii,tslli,'i(i[;l«.pit  und  den  siilitliareu  Eiii- 
fliiss  derselbpii  genauer  in"s  Aujfe  fassend,  lässt  ihn  von 
iler   Juno   anrufen   (Aen.    {,   6.J.): 

Aeole  —  naniqne  til>i  ilivum  pafer  aiijuo  hominiiin  rcx 
Et  mulcere  dedit  ilucfus  et  tollere  rento. 
Elien  vorher  (Cplranchf  er'  in  demselben  Sinne  von  ihm 
den  Gegensatz :  qni  et  preniere  et  laxas  lialienas  dare 
seit.  An  die  Stelle  des  Aeolus  kann  nach  dem  panda- 
monisirenden  Priniip  der  antiken  Religiosität  jeder  Iio- 
sondero  Wind  innerliall)  seiner  Sphäre  treten.  So  haben 
wfr  bei  Horaz  den  ganz  ähnlichen  Ausdrnck  vom  Notus 
(Od.   I,   3,   1,5.): 

Quo   non  arbiter  Iladriae 
Major,  tollere  seil  ponere   nilt  freta. 
Weiter    aber    geht    dieselbe    Rcdciveise    von    den    persön- 
lirhen  Maththabern    auf  den  Wind    selbst    i'ibcr,   dem  z.  B. 
das  dvaorekkiiv  und  i'iaoacikkeiv ,    das    eTiaipe/v  und 
i'CftSvai   <ler  Segel   zugeschrieben    wird    (Lobeck  zum  Ajas 
V.   ()74.    fi'ihrt    die    Stellen   'an:    Schol.    Arist.    Eqnit.    437. 
Plutarch.   Lac.  3.)-       In    solchen    Gegensätzen    nun,     wie 
alle   angeführte  Stellen  «larbieten  ,    tässt   man   sich    es    wohl 
gefallen  ;   aber  dieselben  Ausdrucke  sind  auch  einzeln  nicht 
selten    und    haben    dann    gerade    die    Ausleger   oft    irre   ge- 
führt.     Für   die   beiden    \'irgilischen   Verse 
Kuper   nie    in    littore   viili 
Quuni   placiilum   vcntis  staret   niare 
und 

Atque   Ix  onii   vcntu   rota  constitit  orbis 
(Erlog.   II,    2(i.      Georg.    IV,   4S4.)     hat    Wunderlich     den 
Sturm   beschwichtigt.      Ganz    ebenso    verhält   es  sich   aber 
mit  ilem   berüchtigten   Sophoklcischen   Verse  (Ajas  (j74.) : 
/tsivdiv  x'  d)j/itu  ■jivevfxu.TMV  ixoif.iio£ 
SiivovTa  -TTuvrov, 
wo   sogar   umsichtige   Kritiker  sich   durch   den  Schein   des 
Widerspruchs   zu   einer  Aenderung  des   dsivujv    in    Keiiov 
haben    verleiten    lassen,     weil    heftiger   AVinde    Wehen   das 
stürmische   ftlecr   nicht  beruhigen ,  sondern   noch   mehr  in 
Bewegung   bringen    würde.       Ein   Scholia.st    ergänzt    Tivoli 
nnvoaiUvl]    y.al    r.aviaoaoa,     was    Gottfried    Hermann 
für    recht    erklärt    (indem    er    nur    im    Allgemeinen    eine 
Erklärung  sncht,   welche  die  Sache   unserer  Diction  näher 
bringt),     Lobeck    dagegen    für     falsch,     tla   man    bei    einer 
solchen   Annahme   Alles  aus   Allem   machen   könne;   ohxui 
jo^o ,    sagt  schon   Galenus,    si;£aTl   Tldv   ü,    TL   o.v  ßof- 
k)]9üju£v  ei'g   covvavtiov  ek'/.siv    tüoie  xav  y.fcpakak- 
yiav  eti(ju>ftiv  itov  ytyoufiftivTjv,  ov  tijv  ovoav  dkku 
T)iv  nuvoaiü.vi]v  dy.oÜ£iv  t'jfto.q.      Wir  setzen  hinzu,   wer 
hier     Trauoaftci'ov    ergänzt    oder    vielmehr  wer   den   Satz 
ohne  diese  Ergänzung  für  unverständlich  hält,   der  müsste 
im  positiven  Satze:    ro    Toiv  TlvtvudTU)V  äiuta  Tuv  lluv- 
TOV  exi'/jdT/rrs   nothw endig    ein   xarekliüi'   oder   ÖQÖf-iE- 
VOV   in   Gedanken   hinzuthun,    was  niclit   leicht  Jemanden 
in    den    Sinn    kommt.        Dagegen    müssen     wir    gegen    die 
Beschränkung,     die     Lobeck    für    unsere    Figur    statulren 
will,   ein   Bedenken   erheben.      Sie  sei,   meint  er,   nur  bei 
Verbis  des   Lüsens ,     Nacligebens   zulässig,    da  mit  diesen 
der   Begriff    des   Aufhürens     und     der   Entfernung    so    eng 


verbunden  sei,  d^is.t  er  nicht  erst  eigciids  liiiizugcd.icht 
zu  iverden  brauche.  l>a  nun  y.oiuioi'l  nicht  zu  dieser 
Art  Verba  gehöre,  so  lasse  .sich  jener  .Salz  im  AJ.-is  nur 
diirih  die  Annahme  vertheidigen ,  dass  die  vorhergehen- 
den Verba  it'y.eii,,  l-y.Xi'>{i:-'V,  eti'oruattai  die  Beiieu- 
tung  des  Aufliiireiis  deiiKclbeii  mittheilen,  non  ut  hoc 
intelligafur  qiioil  srjiinctum  a  coutineiitibns  absonum  foret, 
procella  innre  tumidum  teinpernl .  sed  potius  remiltit  nli- 
quando  cedit qae  seretiilali ,  ut  lud  teneirae,  Itiems  veri. 
Ich  halte  diese  Ansicht  nicht  für  begründet:  sie  wird, 
wie  mir  .scheint,  durch  die  meisten  Beispiele  widerlegt 
und  lässt  sich  a  priori  als  falsch  erweisen.  Denn  die 
A^>rba  des  Liisens  können  natürlich  nur  bei  solchen  Er- 
scheinungen gebraucht  werden,  wo  man  sich  denkt,  dast 
ein  Fesseln  oder  Festhalten  vorausgegangen  ist,  wie  wir 
beim  Krieg,  beim  Schlaf  u.  a.  gesehen  haben.  Nun  aber 
lässt  sich  nicht  einsehen,  warum  gerade  alle  anderen  Er- 
scheinungen von  der  figura  personata  ausgeschlossen  sein 
sollten,  da  der  Ursprung  derselben  einer  solchen  Beschrän- 
kung oiTenbar  wiiierspricht.  Der  Sinn  des  Vcrbums  niiigs 
hierbei  ganz  gleichgültig  sein  ;  denn  es  kömmt  nur  dio 
Frage  in  Betracht,  ob  der  wirkende  Gegenstand  in  su 
freier  .Selbständigkeit  gedacht  wer<len  könne,  dass  er 
gleichsam  nach  eignem  Entschluss  auf  dem  Felde  seiner 
Thätigkeit  positiv  und  negativ  wirken  kann.  Dieses  vor- 
ausgesetzt muss  derjenige,  der  ilas  .Meer  stürmisch  macht, 
auch  dasselbe  in  Ruhe  bringen  können,  und  wenn  jenes 
nicht  durch  das  Bild  des  Haltens  ausgedrückt  wird  ,  so 
darf  man  für  letzteres  auch  nicht  das  des  Lösens  veilan- 
gen.  Dem  tollere  setzt  Horaz  mit  sinnenfälliger  Anschau- 
lichkeit das  punere  entgegen,  an  das  sich  in  derselben 
Eigenschaft  die  Ausdrücke  bei  Virgil:  innre  veiilis  pla- 
cidum  stat  und  vento  consistit  anschliessen.  IMehr  ver- 
geistigt ist  schon  der  Gegensatzt  von  tollere  und  jiiulcere, 
und  diesem  entspricht  vollkommen  das  Sophokl<'i.«icho 
XOiinCeir.  Das  einzig  Auffallende  ist  dieses,  dass  iler 
Dichter  sich  nicht  scheuet,  ein  ahstractes  Neutrum  zu 
gleichem  Rang  mit  den  Göttern  zu  erheben.  Da  itir 
aber  glücklichervveise  gerade  in  diesem  Fall  den  allmäh- 
lichen üebergang  nachweisen  können,  so,  glaube  ich,  be- 
darf es  nicht  mehr  der  Entschiildigniig,  als  \veiin  das 
Genie  manchmal  da  irre  geht,  wo  es  dem  grossen  Hau- 
fen gegenüber  ganz  allein  im  Rechte  ist.  Die  griechi- 
sche unil  römische  Sprache  haben  sich  auf  diese  Weise 
eine  neue  Quelle  ihres  Reichthums  ollVn  erhalten,  die 
bei  uns  aus  Mangel  an  jener  schöpferischen  Phantasie 
iler  Südländer  nie  recht  zuui  .Strömen  gekommen  ist. 
Denn  wenn  wir  sagen:  der  Sturrn  erhebt  sich  und  legt 
sich,  so  ist  diess  nur  ein  Anfing,  aus  dem  sich  unter 
andern  Umständen  eine  figura  personata  hätte  bilden 
können. 

Wir  haben  bisher  die  sittliche  Ansicht  von  der  Frei- 
heit und  Persönlichkeit  der  Dinge  als  die  eigentliche 
Quelle  dieser  Figur  zu  beweisen  gesucht,  aber  danebeu 
zugleich  angedeutet,  dass  sie  sich  bald  des  mythologischen 
Gewandes  entäusserfo  und  in  eine  sprachliche  Erschei- 
nung überging,  bei  der  es  Thorhcit  wäre,  in  jedem  ein- 
zelnen Falle  jenes  Princip  geltend  machen  zu  wollen, 
^iiemand  wird  den  Alten  den  Unsinn  zumuthen  ,  Thür- 
riegcl    und   Spange    für    freie   Wesen    gehalten    zu   haben. 


28 


»ril  Eiiripiiles  riiiinal  ilie  Wor<o  gplirailcht:  y.kijSig  uvt;- 
y.vv  ^hotrod  (It.icrii.  44s.)  und  Valoriiis:  At  tibi  col- 
leclris  snlrit  JiiiH  Jilnila  festes  (Ai;,'<>ii.  I,  4 '>4-')-  '^'"'■' 
auf  «In-  S|iriulir  Iiat  diese  Aiisrlinuiiii;;  aiidorcrsi-Ks  einen 
merk«  III  ili^cn  Kinlliiss  gehallt,  der  unseien  Vorsfelluiigeii 
im  (»runde  i-beiisii  fremd  ist,  nie  das  Angcfiilirle ,  al)er 
HTiiiger  anff.'illf ,  »*eil  er  diiri  li^Teifender  is(  und  oft  dnnh 
iinlJaio  üe^rille  xiirerlit;;odeii(eIt  wird.  Indem  man  sieh 
n.'lnilK'ii  ;;eHilInit  hatte,  den  Dini;en  eine  d<>|ipel(e  Wir- 
kiiii;;  lieiznle^jeii,  «der  riihtifjer  eine  jiositive  und  nega- 
tive Seid'  ihrer  Th.'iti-jkeit  niler  ihres  Zutitandog  zu  son- 
dern, so  ülierlrnff  man  diese  Dojiiielseitig'keit ,  aiuh  uo 
jeder  Ged.uike  au  mvthi)loj;isi  he  lielebunjj  lieg  »ar,  auf 
dio  sjiracliluhn  ^Vorlbedeiitiiiig,  und  seilst  bei  IJejjritt'en, 
die  man  siilicr  nie  iiersonificirt  hat,  lirss  dieses  ,'i(  Iit 
.•»ntiko  Klement  sjiraehlieher  Auffassung  dio  Ziveiilcutig- 
kcit  zu.  Der  Klcnientariinterrieht  maeht  uns  selioii  da- 
mit bekannt,  dass  forttinii  und  coyij  Leides  Glück  und 
Unglück  bedeute,  viilelutlo  tj'esiindheit  und  Kraiiklieit. 
AVie  IMineria  AVeislieit  und  Walinsinn,  so  bringt  Fortuna 
Heil  und  Unlieil,  und  uie  letztere  als  Abstracluni  eine 
adiersa  und  secnnda  sein  kann,  so  ist  auch  Minerva  vox 
media;  daher  sagt  man  piiigiii  und  rrassa  ,llincrva.  Wem 
es  viel  dariiin  zu  tinin  ist,  dem  werden  wir  gerne  zuge- 
hen ,  dass  diese  beiden  F.'ille  sich  insofern  iiuterscheiden, 
als  Fortuna,  wie  man  s.igt,  ein  personificirter  Begriff, 
li.  h.  eine  creirtc  Gottheit  ist,  Minerva  dagegen  eine 
überiiefeito  Gi">ttin,  die  nur  selten  und  spriich» örtlich  in 
die  abstracte  und  allgemeine  Bedeutung  übergeht.  Aber 
diess  läuft  am  Ende  darauf  hinaus,  dass  die  Eine  in  der 
Urzeit,  die  andere  in  historischer  Zeit  consecrirt  ist,  jene 
also  als  Person  ,  diese  als  Personificalion  ersclieint.  Fiir 
ilie  semasiolojische  Entivickelung  der  Wörter  selbst  macht 
es  beinahe  gar  keinen  Unterschied.  Diess  wollen  wir  au 
einigen  Beispielen  zeigen;  dio  bloss  darum  für  schwierig 
gehalten  worden  sind,  weil  man  sie  nicht  unter  den  rech- 
ten Gesiclitspuiicf  stellte  oder  im  üeiitsrlien  keine  vox 
media  fand,  durch  die  iler  Riss  verdeckt  werden  konnte. 
Ganz  wie  valetudi)  gehört  das  speciellefe  vis,  vires 
zu  den  Wörtern  ,  die  der  Intention  der  dafür  gebr.'lncli- 
lichen  deutschen  Wörter  entbehren.  Wahrend  wir  nur 
den  IMangel  ,  das  Unzureichemle  der  Kraft  als  ein  Hin- 
derniss  betrachten  können,  Issst  der  Römer  die  Kraft 
selbst  negativ  wirken.  Bei  Virgil  (Aen.  X,  857.)  heisst 
rs   in    diesem   Sinne : 

Siniul   hoc  dicens  attollit  in  ae^rum 

So   femnr,,et  qiianiquain   vis  alto   vulnerr   tar<lat 

llaud    dejectus   eqiiiini    duci   jubet    — 
und   bei   Ovid    (Me.tamnrph.    VII,   .073.): 

Prosiliunt   aut   si    prnhibent   consistere   vii'es 

Corpora  devolvunt  in  humum. 
Hier  ist  ebenso  wenig  an  eine  res  pro  rei  defeciu  posita 
zu  denken,  wie  wenn  mau  sagt:  valetudn  prohibct  nc  te 
ronveniam.  'Wie  fast  allenflialben ,  wo  diese  Art  des 
Ausdrucks  vorkömmt,  so  fehlt  es  auch  in  gegenwäTtigem 
Fall  nicht  an  Versudien  der  Kritik  ,  das  acht  Römische 
zu  germanisiren  ;  man  sehe  nur  die  Ausleger  zu  Liiius 
II,  ly:  Titrquinius  Superbus,  quamquam  jam  tietale  et 
viribus  erat  ^ravior ,  equiim  in/estus  admisit.      Und  dncli 


hütte  dort  das  beigefügte  aelas  den  rieliiigon  Weg  zeigen 
köunrii;  denn  es  ist  nur  ein  Zufall,  dass  dieses  gerade 
in  dem  Sinne  des  vori^erücLten  Alters  steht  und  also  dem 
deutsilieii  /liier,  das  ja  schlechtweg  nur  nach  dieser  »Seite 
hin  intendirt  wird,'  ents|iriclit.  Sonst  steht  es  mit  vires 
auf  Einer  Sliife  der  llnentschiedenheit  und  hat  das  Glück 
gehabt,  in  diesem  Rechte  anerkannt  zu  werden.  Uenii 
auch  bei  Cic.  p.  Rose.  Amer.  4,  '1:  cnminnditati  ingeniam, 
grnvititti  aelas  ,  liberlali  tempuru  itiipedimenlo  sunt  stösst 
man  sich  an  der  sogeii;ninten  negativen  Bedeutung  des 
iiif^etiium  und  nicht  au  der  ganz  gleichen  des  Wortes 
Ullas,  «eil  man  si<'li  Einmal  eingeredet  hat,  ilass  iiige- 
niutn  unser  (lenie  sei.  In  der  guten  Latinitiit  hat  aelas 
an  und  für  sich  keine  Neigung  nach  irgend  einer  SJeilo 
hin,  wahrend  vis,  wie  ingenium ,  volunlas  u.  v.  a.,  sich 
immer  mehr  der  concreten  ,  positiven  Bedeutung  nahern. 
Ebenso  verhalt  es  sich  mit  dem  griechischen  d>'/.l),  z.  B. 
Ilom.    Iliad.    IX,   34: 

'./A.xi;!'  iitv  fAOi  n'QioTov  nveiBiaac  ev  /tavaoiotr 
(Ihi^  tiitv  <t7itii\sjiov  y.a\,cÄi'u}y.iSa.  — 
Die  dky.ii  kann  Homer  nur  dann  Jemanden  zum  Vorwurf 
machen,  wenn  sie  das  rechte  Maass  nacii  der  Seite  des 
Zuwenig  hin  überschreitet,  und  um  diess  in  jene  Worte 
liineinzulegeu ,  bedarf  es  nicht  einmal  des  erläuternden 
Zusatzes,  noch  auch  einer  Verweisung  auf  Iliad,  IV, 
3!)  )  s(j.  Eine  wörtliche  Uebersetzung  in's  Deutsche  wüc<le 
beinahe  das  llmgekelirte  besagen:  Du  ntachtest  mir  die 
Stärke  zum  Vorwurf;  wenn  aber  övc/dl^e/v  übersetzt 
wird:  herabsetzen,  bekritteln,  so  lasst  sich  dagegen  Nichts 
einwenden,  als  dass  der  griechische  Ausdruck  einen  an- 
dern Pruzess  des  Gedankens  verlangt,  wenn  es  auch  dem 
Sinn  nach  auf  dasselbe  hinai^slauft.  Ich  habe  diess 
hervorgeh(dien ,  weil  es  allerdings  Fälle  gibt,  wo  eine 
falsche  Interpretation  des  Verbuins  Missvcrslandnisse  lier- 
vorgerufeii  hat,  wie  bald  gezeigt  werden  soll.  F,in  noch 
klareres  Beispiel  liefert  Xenophon  mit  dem  Worte  di- 
vauic,  (Anabas.  I,  6,  ?.) :  uöy.ouv,  önüz'  av  tyvajg 
rljv  ohuvTULi  övvafiiv,  e\9iuv  int  tov  r;;;  'Jqte^u- 
öoq  ßujuov  fisruiiti'.cii'  re  ooi  ecf>jo9a  u.  s.  w. 

Nach  dieser    Analogie    ist    augenscheinlich    die   .Stelle 
bei   Theognis   zu  erklaren    (nach  der  gewühnlichcn   Veri- 

zahlung  V,  691  sqiO- 

IlokKol  nXovTov  exova/v  mÖQteq'  oi  de  t«  y.dka 
Zi^TOvaiv,  yaKeni]  liiooueroi  -T^evirj. 

'E(J^£lv  8'  dfAtfOTiiioloiv  diiijxariij  -jiaoäy.eiTaf 
Eioysi  yd{j  Tulq  fitv  xQ^\LiaTU,  tois  de  vöog. 
Der  Sinn  ist  klar:  ,die  Einen  [yjO.nnf]  TCiaöulVOt  ireviTj) 
werden  durch  ihre  schlechten  Vermögensumstände,  die 
Andern  {äiö()/ii)  durch  ihren  Mangel  an  Verstand  am 
Wirken  gehindert.  Die  Scliwierigkeit  liegt  niclit  in  vdoc, 
das  ja  auch  sonst  oft  genug  rein  formell  vorkömmt  für 
Sinnesart,  sondern  in  -/üijuara  ,  welches  als  materielles 
Concretum  und  noch  dazu  im  Plural  nicht  wohl  in  jene 
Doppelsinnigkeit  hineinzugehen  scheint.  In  der  Construc- 
tion ,  wie  wir  es  hier  finden,  kenne  ich  keine  andere 
Beispiele  der  Art;  denn  das  Homerische  IQWV  filiviocq 
darf  man  aus  gnt«>n  Gründen  nicht  damit  vergleichen. 
Es  ist  wobl  anzunehmen,  dass  ycii'^^iazu  in  den  Sinn 
übergegangen   ist,    den     ich    durch   das  Wort    Vermögens- 


'?M 


M) 


timufiindc  aiisjjoilnickl  IlaIhi,  «ci  i's  iiiiii,  ilasn  dir  Diili- 
<er  gejfru  die  Analogie  piiio  solche  jNpiioiiiii^  gowagt 
(etwa  mit  Rlirksicilt  auf  (las  eiits|)ri'<lieii(!e  und  )iinlan<r- 
lirli  klare  loo,"),  oder  ans  der  \'olkss[)ra<lie  eine  Ueileu- 
(iin^  entlehnt,  die  bei  einem  solrhen  ^Vorte  im  Lm^anjjs- 
tone  leicht  entstehen  konnte,  oliiie  »legcii  ihrer  LnreKcl- 
inHssigkeit  in  der  Literatnr  I5iir;;errecht  zu  erlialten.  ^'iel 
Jeichter  ist  der  analoge  iielirauch  des  lateinischen  opcs, 
«eil    hier    die    alistractere    Gruiidbcdcntnng'    leichter    ein 

üCwisses    Ventilircn    erklärt. 

o 

Wie  nach  dieser  Vorstelinng  der  ^'erstand  in  ünrer- 
stand,  die  Kraft  in  Schwäche,  der  lleiclithnni  in  Man- 
gel, 80  sclil.'lgt  die  Treue  in  ihr  Gegciilheil  nni  ,  und 
treulos  tauscht  sie  die  Menschen  und  verriitli  das  Ge- 
hriuiniss,  dessen  uohHiestallte  lliiterin  sie  ist.  Sie  macht 
es  wie  Helios,  der  Allseheude:  es  ist  seine  Gewohnheit, 
gleich  Alles  zu  verrathen,  aber  darum  wendet  man  sich 
an  ihn,  wenn  Etwas  rerborgen  bleiben  soll,  und  Manches 
verschweigt  er;  ilir  daj^egen  ist  es  eigcnthiimlich ,  das 
y\nrcrtrauetc  und  das  Gelobte  lieilig  zu  halten  ,  aber  es 
steht  ihr  frei  ,  auch  das  Gegentheil  zu  thnn.  In  rein 
sprachlicher  Fassung  gestalfet'sich  also  die  fides  zu  einer 
vox  media,  welche  die  ßegrilFe  Treue  und  (Inlreiie  um- 
schliessen  soll,  aber  im  S|)rachgebrauch  sich  entschieden 
zur  ersteren  Bedeutung  nei<„'t.  Zur  ^'ermitteliing  der  per- 
sonlichen und  unpersönlichen  Bedeutung  dienen  ilirhte- 
rische  Stellen,  wie  die  Ilorazischen :  nicani  Fides  pro- 
diga  (Od.  I,    18,    Ih.)   und 

—  —  Quuni  perjura  patris  fides 
Consortem   sorium  fallat  et  hospitem, 
Indignoijne   pecuniam 
Ilaercili   properet   — 

(Od.  III,  24,  5'J  sqq.).  Mit  Rücksicht  auf  solche  Stel- 
len hätte  die  verständige  Uvperkritik  ihre  Ehrenrettung 
der  römischen  Fides  lieber  unterlaascn  miigen;  wenigstens 
mussto  uiaii  dem  Cicero  dasselbe  Recht  lassen  nie  dein 
Iloraz,  und  niclit  Aer  fides  fallens  (de  Invent.  1,  o9.), 
oder  dem  laedi  per  fidein  (pro  Rose.  Amer.  40,  116.) 
sofort  die  periiilia  oder  frans  unterschieben,  weil  keia 
3Ietrum   die   AVillkühr   beschränkte. 

Der  Mangel  des  absoluten  AVortgehaltes  erstreckt  sich 
im  Lateinischen  und  Griechisclien  i'iber  einen  weit  gros- 
seren Theil  dos  Würtervorrathes,  als  <lie  Lexica  auswei- 
sen. Es  wäre  wohl  der  Mi'ihe  werlh,  eine  solche  Er- 
scheinung in  ihrem  ganzen  Umfange  darzulegen,  und  eine 
Semasiologie  durfte  sich  dieser  Aufgabe  nicht  entschla- 
gcn.  Fi'ir  jetzt  mag  es  genug  sein,  dasjenige,  was  mit 
der  Redeweise ,  von  der  wir  ausgegangen  sind,  in  Bezie- 
hung steht,  zu  verfolgen.  Aber  indem  wirltierin  weiter 
gehen,  möchte  es  an  der  Zeit  sein,  einem  Einwand  zu 
begegnen  oder  vielmehr  sein  Recht  zu  lassen,  den  wir 
von  aufmeiksamen  Lesern  gerade  bei  den  letzten  Beispie- 
len erwarten  müssen.  Wir  haben  mit  aller  Strenge  die 
Ansicht  ausgesprochen,  ilass  die  Relativität  iler  Bedeutung 
in  dem  Worte  selbst  liege  und  nicht  erst  durch  die  Um- 
gebung hineingetragen  werde.  i\un  aber  könnte  Jemand 
das  Letztere  mit  gewissem  Reclite  behaupten:  die  latei- 
nische fides  z.  B.  sei  ebenso  gut  wie  die  deutsche  Treue 
ein   absoluter,    positiver    Begriß';    die    Negation    liege    im 


Präiliiat  Und  ihcilo  sich  dein  ganzen  Itegnli  mit  i  ,\n» 
Homerische  vi>£l6iC.l:lV  (t/.'/.)jt>  sei  dem  Gedanken  nach 
nichts  Anderes  als:  behaupten  .,  dass  keine  Kraft  vorhan- 
den sei,  denn  man  könne  ja  in  doppelter  ilirisicht  Schmä-^ 
hungen  gegen  Jemanden  ausstossen  ,  theils  weil  er  Eigen- 
schaften hübe,  ilie  kein  Lob  verdienen,  theils  weil  ihm 
diejenigen  abgehen,  die  man  bei  ihm  erwarten  durfte. 
Wer  sich  die  Sache  etwa  so  vorstellt,  dem  wurden  wir 
insofern  beistimmen,  als  hiermit  gesagt  sein  soll,  dass 
die  angeführten  Worte  nur  in  anderem  Sinne  stehen  kön- 
nen, als  in  dem  angegebenen,  und  z.  B.  niclit  heissen 
könne:  Jemanden  wegen  zu  grosser  Stärke  schmähen. 
Darnach  konnte  es  in  der  That  scheinen  ,  als  ob  die  ne- 
gative Bedeutung  der  äkxij  erst  durch  das  Verbum  övsi- 
dii^etv  entstehe.  Allein  diess  ist  ebenso  wenig  der  Fall, 
als  fortuna  erst  dunh  Verbindung  mit  conqueri  und  ähn- 
lichen Wörtern  die  Bedeutung  Unglück  bekömmt.  Ifin- 
gekehrt,  liessen  fortuna  nnd  l'Xy.lj  nicht  an  und  für  sicli 
den  Gedanken  des  Negativen  zu,  so  könnten  sie  niemals 
mit  Wörtern  wie  conqueri  und  6vei6i<^flV  verbunden  wer- 
den. Oder  mit  andern  Worten,  solche  Verba  müssten 
unter  ähnlichen  Umständen  jedem  beliebigen  Object  den 
entgegengesetzten  Sinn  verleihen  können,  und  derjenige, 
der  etwa  zu  alt  wäre,  um  ein  Amt  zu  bekleiden,  müssto 
conqueri  juventuteni  (scilic.  die  er  nicht  hat),  wie  er  bei 
andern  Gelegenheiten  seine  fortuna,  valetudo,  vires  u.  s.  w. 
beklagen  mag.  Hier  sieht  man  klar  den  Unterschied: 
Juventus  ist  im  Gegensatz  gegen  senectus  und  pueritia  ein 
absoluter,  abgeschlossener  Begriff,  der  nach  beiden  Sei- 
ten hin  bestimmt  begränzt  werden  kann.  Die  andern 
dagegen  sind  uiiendliclien  Linien  zu  vergleichen,  deren 
Endpunrte ,  soweit  sie  auch  auseinandergerückt  werden 
mögen,  demselben  Mittelpunct  angehören  und  also  nur 
scheinbare  Gegensätze  bilden.  Das  Maximum  und  das 
Minimum  <ler  fides  bleiben  doch  immer  fides.  Aber  die 
negative  Seite  verliert  sich  am  Ende  so  weit  vom  Blitlel- 
puncte,  dass  sie  als  das  Gegentheil  von  dem  erscheint, 
was  sie  sein  sollte.  So  können  denn  Redeweisen  ,  wie 
das  aus  Honifjr  citirte  6veiöiC,eiV  dkv.r.v  ,  gar  nicht  auf- 
fallen, zumal  da  man  sich  durch  Vergleichuiig  ähnlicher 
Beispiele  leicht  überzeugt,  dass  es  niciits  weniger  als  eiu 
vereinzelter  Fall  ist.  Plautns  (im  Grosshändler  11,  3,  Si.) 
sagt  ganz  ebenso  accusare  fidem  ;  Cicero  (in  den  ver- 
mischten Briefen  II,  1.)  accusare  officium;  derselbe  (io 
der  Rede  für  M.  Colins,  C.  1.)  spricht  von  tnaledicta 
pudiciliiie,  und  (ebend.  C.  ,3.)  von  Vorwürfen  de  pudi- 
citia  gerade  in  demselben  Sinn  wie  in  der  Rede  für  des- 
sen Haus  C.  35.  maledicturn  crudelitiitis  steht.  Garato- 
nius  hat  zu  jener  Stelle  Nachiveisnngen  über  ähnliihen 
Gebrauch  des  Wortes  pudicilu  (in  der  Ilallischen  Aus- 
gabe der  Variac  Lcctioncs  P.  IV.  v.  III.  p.  'Jli'I.S)  ,  wo- 
lon  Einiges  sehr  auffallend  ist  und,  wie  ich  glaube,  sehr 
entschieden  für  unsere  Ansicht  spricht.  So  namentlich 
wenn  es  heisst:  de  ejus  fama  et  puilicitla  nemo  loqueba- 
tur  ''Cic.  p.  Coel.  ,').),  oder  wenn  die  lex  Julia  ilie  Ueber- 
schrift  hatte  :  de  adulteriis  et  de  pndicitia  (Sueton.  Ang. 
34,  wo  allerdings  die  Lesart  nicht  ganz  feststeht).  In 
der  Rede  für  den  König  Dcjotarus  C.  3-  lesen  wir:  ita 
qnum  maximis  eum  rebus  (i.  c.  gravissimis  criminibus) 
liberares,     perparvam    amicitle  culpam  relinquebas,     wo 


3 1  32 

natiirlich   ilii»  vielfii   i>l-.Slri<li«   zu   EiiiIp  «Io»   W<ir<(>s  per-  Btita  te  cohilient ,   wahrpixl  oa   (fpivlss   Koiiipiri  piiifiol,   bei 

parvam   nml   /ii    Anfang    <lc9    füllenden    f^ewixüRn    allrzrit  dpin   olipii  angcfiilir(cn  )'i>fs /)/'o//(Ä('?i/  ein   deßcientes  oAer 

ferfi^jiMi     KritikiTii    711    einem    ,,iellem    inimiciliac^'    will-  dergleirlien   hinzuziidonkeii.      Denn   dorl   handelte   es  sicli 

ioiiMiiciicn     .Aiihiss    j;al>en.       Solclio     |{eis|iie!o    lassen    sich  um    dend'rad,    Iiinr    um  das  Sein  und  lVicli(sein.      In  diese 

»ielleirlit   ans  jeilem  Schi  iftsfcllor  des  Allerfhums   vernieh-  Reihe    j^riniren    nun    die     oft    üesprocheiien   Homerischen 

reu;     es    tWire    it  eni{,'steiis    nur    ein    /ufall  ,      ivenn  ^jp^rts,  ütellen ,    liiail.    Xlfl,     I6'): 

hones/as,    roluntas   u    ilgl.    nicht   in   .'llinlicher   Anwendung  ydioUTO   S'   aivdjc 

I,ach;;c,.,e.sen    «erden    kiinnten.  '  ln'run(,uv,    rly.iK    IC    y.a)    Üy/I^oc,    ö    ^l've.ahv. 

Es    bleilit  nur  nocli  eine    Art   der  fisrura  iiersonata  nhri";,  r»       '      ,      ■          ..•           «          ■      m      ■                    • 

,.      •      1     •         ,        ,.  ,              r       i   iii        I-    ^          ■           1-      ■  fccrn   ob   «lern   nieijo    konnte   lilenones  auch  fiussern,    ivcnn 

ilie    in    keine    iler    bislicr    aiir^restellten  Katejroneen    liineiii-  ,       .,.         .,             ,,               rr,,     .,                 ,                            .. 

.              I    1     •     1          1-      ■>-.•             1                     r                ■        .  <"■■"  """K    '■""   seilst    zu   llipil  eeMordeii  «are,    z.  U.  weeen 

nasst ,     und    bei    der    die    Hiimi  cnduiii'en  ,     denen    «ir   oben  •         /»    r            .•                   1       ^    ^           i                           ,          .                . 

■  1                1          11            ••          i^..t^-    1     •.    1     1            .11          c  "'■'"    Unter,     die    er    gekostet,    oder    He(ren     der     Art     und 

Midersnroclieu    haben,    ihre    (.ulti"keit    liaben ,   ledocli    auf  ,,.    .      '        .                 r     ■  ,                       ■»        .r     1            1         . 

4                 I           ,    .        ci      r     1           •   I       „     I-    1       •    I     i>    ■      ■    1  »*eise,    ine    er    erlociitcn    ivar.      JJas    Vorherijeliende  inuss 

etwas   andere  Art.      tis    linden   sich  11,'lnilich    viele  IJeisnielo  1111                >                 ■  ■          -    ■       ■ 

r,               .           i>    I    i-     ..   ^     I        i.     1      ,  ""■'*   ^'^'^    ueleliren  ,    dass    er    hier    vielmehr   zürnt,     neil   er 

iijur,     in   denen     leiio    liclalintät   der    liedeiitnnir  ,         „.            •   1,         ,        ^     1     ,,           .»            ,           ,.      r 

,,:,,,..             ,        ,         -^1               ■<•  11     c,       1                    ■    li  <'•''>    *""•!?    nicht    erlan''t     hatte.       üiess    brauclite    fiir   den, 

der   Substantive    entiveder   selir    ziveilelliaft   oder    ffar    nullt  ,              .>      i          ti                   ■     1          ^                   ~-    ■       .  ■ 

•        1         ■   ,        n                            ,             .        ,                  7         u  "'■■'     ""'    ''<■"'    Ilersranjr     bekannt     war,     nicht    hinzugesetzt 

rorhanden    ist.      Ua    muss    es   also    entweder    aus   dem    I  rii-  ,              1     1    ■   ■                    ■                         ,  .    ■  ,           ..... 

,.      ,          ,                    ,                             ,.                      ,             ,                   ,  zu     «evilen,     olitfleich     es     anderswo    geschieht,     «le    Iliad. 

«Iicate   oder    aus   <lein    iranzen    Aiisanimcnhaii»    hervorsehcu,  .»-%r       i-,- 

j-      u      I               f              •  .        ■>       i<   „  1-      .T    11    ■         ..     1  A.AI,   4.j()   sq.: 

wie    die    Sache    zu    lassen    ist.       Das  l'r.'lijrrat  allein  ist  aber  ,     ,, 

selten    hinreichend.      rjewölinlich    kann  man    einen  solchen  iV(')i'  (5t'    r'    ä(pU()QOl    xloiliv   y.exoTtjliu   Ov/ii;., 

Satz,    wenn  man  vom  Vorlierjrehenden  Ä'iclils  weiss,    ffram-  MiaDiti'    10)Öh£vui,    tuv    rTTOordi;    oiiX    sreksCaiV. 

matisch   und    heruieneutisch   riditig   gaiu    anders    intcrpre-  Ohne    solchen    verdeutlichenden   Zusatz     lesen    wir  ferner 

tiren ,     als    er    interprctirt   iverdcn   muss.      Diess    ist  eben  Iliad.    V,    177: 

der    Grund,    »esshalb    wir   diese    Beispiele    entschieden    von  ip:        >       ,      q-  '      i^    ,  '  '/'      ' 

den    zuletzt    besprochenen    getrennt    haben     wnlen.       Dort  ■/     -                ■,                 l„      '    x"    q       ~    " 

namlirh    lag    der  uruiid    zu    dem    negativen  Gebrauch    eine.'i  .                                                                                          i    '      ' 

Worts    in     dein    Worte   selbst    und    in    dem    lliiif.ing   seiner  "'■'>''•    '  ■>   l).5 : 

I3edentiiiig  ;    hier    ist  dagegen    die  Negation    gar  nicht  etwas  ^'V    uo     üy    ei'XuAvi   iTTlf^itiKferai,   Sld^   Sxaröflßlji 

dem    einzelnen    Worte    Inimaneiiti  s ,     sondern    ein    Aeusser-  und    bei    Euripides    (Hippoljt.    1392-): 

liches   aus   dem  Zusammenhang  Hinzuzudenkendes.      Somii  7^,^,^^   iuiucfdn,    OiOCfQOVOUVTl    8'   iJX»CTO. 

luusste    dieser    fall    ans     der    Semasiologie    in    die    Herme-  ,-.       ,    ^   ^    '  ,,    ,,                 ,.,,.,          .   ,  ,. 

,  .•■                                     I              1                 r    I-         ■         ..i-    1       ■>  •-''6    letzte    stelle     würde    viel  eichf    richtiger    zu   der   vor- 

utik    verwiesen    werden;     denn     auf  die    eigentliche    I5e-  ,           ,         ,          ^,                                     .        .         „          ^     ,                   • 


oe 


1    ..!..    »    1        W!,-   i        i    i  1     •  c-   Vi  !■•    •  hergelieiiden   Classe    gezogen,     da    der    Begrifl     iler    TtKli 

deutung   der    ^VOrter   hat   er    gar   keinen   Eiiilluss.      hiiiige  ^       t        .,       ,  ,        ,         ■  ,     .  r  \    ' 

K.    I  _.  1.  II  ,  i>    •     c      1     1  1  nnter    Umständen     auch    as     ein     re  ativer    getasst    werden 

pispiele     werden     diess     klar    machen.        Bei     Sophokles  ,  ,»  „         ■    ,  ,    .  .  ,  , 

,f\     11-11  /111  \  j    rk    I-  kann.     Uiese   üeisniele    zeigen    übrigens    einen    bcmerkens- 

(Ued.   Culoii.   44+-)   sagt   Oediuus:  ,         ,,   ^         ,  '   ,  *•,  ,     .»  ^  .    ^  , 

,  "  ^         ,  wertlien    Unterschied     von     den     beiden     ersten     Arten    der 

all'   enoi'^criiiy.poü   X"-olV  figura   personata.       Wahrend     wir   dort   das    fragliche    Sub- 

(fvyni   ncf.iv   ii;o)   TiTVJX'>i   ';A.w'///;^   iyv).  stantiv   zum  Prädicate   fa.st   durchgängig   im  Verhältniss  des 

Das    lieisst:    durch    ihr  Stillschweigen   haben    meine  Siiliiio,  Subjects   oder   Objccis     fanden    {äljfia    TlvEVUaitov   e/.oi- 

die    uiich    durch    ein    kleines    Wörtdien    hätten    retten    kiin-  /HOS    TldvTOV,    lides   fallit,    accusarc    fidein),    ist   hier   die 

iien,   verursacht,   dass  ich  in's  Exil  wanilern  inusste.      Dem  Beziehung'    beider    auf   einaniler     viel    laxer;     gewöhnlich 

Sinne    nach    ergänzt    man    also    richtig    zu    tyropi   die  Wör-  steht   das   Substantiv   in    einem    l'erhältniss    zum    Verbuin , 

ter    Oi>    ksyuinixji'.      Aber   diese    Ergänzung  lässt  sich  erst  welches    wir    nur     durch     eine     Präposition     auszudrücken 

machen,      wenn    man    ilie    fieschichtc    des    Oedipus    kennt:  vermögen,     wie     auch    in    der     Sophokleisclien     Stelle     im 

an    und    für   sich    Hessen    die  AVörter   sich    auch    umgekehrt  tiriechischen    der  Fall  war.     Dass  das  Horazische :    munera 

erklären,     da    die    Söhne    ebenso    leicht   durch    ein    gesiiro-  <e    cohibent   aull'allend    kühn    ist    und     für   das    Vcrständniss 

rhenes    als     durch     ein     nicht    gesprochenes    Wort   das    lin-  '""    ^'ieles    erleichtert    würde,    wenn    auch    nur   die    passive 

glück    des    >'aters    verschuldet    haben    konnten.      Das    Wort  Construction    gewählt    wäre,    wird    gewiss   Jedem   klar  sein. 

i/iog   aber   ist   kein    relativer   BegriH':    Sprechen    und    Still-  Ebenso    gewagt    wäre    es    zu   sagen:     6     Tucpuq    l>i>V    airc/i 

schweigen    sind    absolute    Gegensätze.       Diese    unzweifel-  t>jv   di'/.ljv   int  ilitETut ;    aber    mit    einer    kleinen   Verän- 

hafte   Stelle   bietet  die   besstc   Analogie   für   die   Verse   des  lierung   der  Constructinn    macht    derselbe  Satz     gar   keine 

Horaz   (Od.   I,   ','8,    1  —4.):  Schwierigkeit,   wie   er  sich   bei  Euripides  (Phöniss.  166S') 

7e   maris   et  terrae   nnnieroque   rarentis   arenae  findet; 

I>lensorem   ro/iHeril ,    Archvta,  Kat    T'p    TaCfip    VVV   TTlf   Siy.}]P    TTagaaxilO), 

PuKeris   exigui   prope    littns  >«,■»«   Matinum  o^r   Scho'liast    erklärt    richtig:     T'fi     Tilffov    /a)    Tl'XSiV ; 

"   '    '  jeder    Hörer     hatte    das     unmittelbare     Bewusstsein  ,     dass 

Der    Dichter   durfte    kein    .'Missverständniss    befürchten;     er  diess    der   Sinn    sei.      Bei    andern    Gegenständen    haben    wir 

konnte     mit     Fug     und    Recht    an     den    Gliiibenssatz     des  uns    so    an     dirse    Redeweise    gewöhnt,     dass     sie    uns    gar 

Volkes   appclliren,     da.ss   auch    eine    Hand    voll   Staub    hin-  nicht    mehr    aiillVillt.       Denn     es    ist    vollkuminen   dieselbe 

reichte,     den    Schatten    des    ^'erstorbenen     zur    Ruhe    zu  Construction    und    in    demselben    Sinn,     wenn     man    sagt: 

bringen;  unwillkührlich  ergänzte  man:  mtaiera  non  prac-  Ci;iitovii  Xi"JI^(fOt ,  muhtare  pecutiia,   y.ivduvcvtiv  ittQi 


33 


34 


j^ovitctTüiv,  oder  im  Deutschen:  um  Eines   Thalers  wil- 
len   gepfändet    werden.       Wollte    man     jene    Reilensarten 
figiirlii'li  iieiineii ,    so   wäre  ja  <la«u  offenbar  kein  anderer 
Grund,    als    dass  man  sie   zufällig   nicht,    wie    man  sagt, 
wörtlich  in's   Deutsche   übertragen ,    d.   h.    den   Dativ  und 
Ablauf    nicht    mit    durch   wiedergeben  kann.      Dann  aber 
müsste  man  aoch  inops  pecunia,  ijifecnndus  arhore  ager 
and   ahnl.    zur    figura    personata    rechnen ,    und    ich    sehe 
nicht  ab,   wo   man   am   Ende  landen   wollte.    Eine   Grflnz- 
linie   muss  es  doch   geben;    ob    es     uns    gelungen  ist,    sie 
za  finden,    mögen   Andere   entscheiden:    ijui    melius    con- 
■ulal,  consul  fiat.    Wir  wollen  nicht  in  Abrede  stellen,  dass 
eine   rein  philosophische   Ansicht  die   Ücheiduug   zwischen 
absoluten   und   relativen   Begriffen   in   der  Sprache   unstatt- 
haft   finden    und    die    erste    Art    gar    nicht    gelten    lassen  ■ 
könne.      Der  Begrifft  einer  Sache,    den    uns    der   sprach- 
liche   Ausdruck  »ergegenwärtigeu   soll,    ist,  sagt   man,   ei- 
gentlich   immer     ein    relativer,     und     umfasst    sowohl    da» 
Sein   als   Nichtsein,   das  Soscin    und  Anderssein  der  Sache ; 
der    Bcgriir  au   sich   ist   bestimuiungslos.     Wir   lassen    diess 
im    Uobrigen    auf  sich    beruhen:     protestiren    jedoch    vom 
Standpunct  der  historisch-psychologischen  Sprachforschung 
gegen    eine    solche   Auffassung.       Der    leere   Begriff  ist   in 
der    Sprache    gar   nicht   vorhanden:   das  Wort   entsteht   erst 
durch  die  Vorstellung,  diese  setzt  ein   reelles  oder  ideel- 
les Sein  und   zH^ar  in   irgend   einer,    wenu    auch    noch  so 
unbestimmten,   Bestinimtht-it  voraus.      Ein   Anderssein    der 
Bedeutung  ist  daher  bei  jedem  Worte  möglich;  das  Nicht- 
sein aber    ist  durch   die   Existenz  des   Wortes    selbst  aus- 
geschlossen.      Ausgeschlossen:    Insofern    es    nümlich   nicht 
als   Act  der  Freiheit    und    persönlichen  Selbstbestimmung 
erscheint,    wie   wir  es   oben   gesehen  haben.       Die  Sonne 
rerdnnkelt  die  Erde,   darum,   weil  sie   nicht  länger  leuch- 
ten  will,    und    nicht    aufhört,    Sonne    zu  sein,     wenu  sie 
«ich   auch   der  Erde   entzieht;    sie    braucht    nur    den    ge- 
wohnten  AVeg    einzuschlagen    und    es  wird  hell.     Konnte 
der  Grieche   nun   wohl  sagen :    ö    xvßeQlnJTv:^  ävtioClpS 
TU    TtKolov'i     Lobeck    (au    der    angef.    Stelle    zum    Ajas) 
laugnet,    dass    ohne    ein    hinzugesetztes  -KaQOiXOllSVO^ , 
dlTuduvuiv  oder  dergleichen   der  Sinn,  den   man  verlangt 
(die  Abwesenheit  des  Steuermannes  richtete  das  ^chiff  zu 
Grunde),   hineingelegt   werden    könne.       Und    ich   glaube, 
er   hat   Recht.      Die   Sache    ist   hier   eine    ganz  andere,   als 
dort.       Der    Steuermann     kann    das    Schiff    auf    mehrfach 
andere   Art  in's  Verderben   bringen,  durch  Nachlässigkeit, 
Unkuiide   u.  s.   w.,    und   geschieht    es   durch  seine   Abwe- 
lenhcit,    so    hat    er    eben    aufgehört,    der    Steuernde    zu 
sein.      Das   Thun   der   Götter   ist  dagegen  ein    vollkomme- 
nes,  dem   allemal  die    Kraft  entspricht,   es  hängt  nur  von 
ihrer  Gegenwart  ab,    und  diese   n-iederum   wird   lediglich 
durch  ihre   freie   Entscheidung  bestimmt:   denn  sie   waren 
ehe    denn    ihre    Aemter    waren.       Bei  Menschen    ist    eine 
näliere   Bestimmung   notliwendig.      Aber  auch   in    der  Art 
und   Weise,   wie  diese   hinzugefügt  zu   werden  pflegt,   nn- 
terschciilet  sich  noch  die   antike  Sprache   von   der   unseri- 
gen.      Wir    lasseai    das    ursächliche    Prätlicat    als    abstrac- 
tes    Substantiv    selbständig    auftreten  ;    bei    den   Alten    da- 
gegen blieb   es  auch   der  Form  nach  Prädicat.   Wir  sagen: 
Hector's  Tod    brachte    Troja    den    Untergang;    bei  Horaz 
bleibt  Hector  alg  Subject  im  Vordergrunde  stehen  :  Hec- 
Z-.ilschr.  f.  d.  yJUerckumnv. .  ' . 


tor  ailemius  Trojam  perdiillt.  So  hätten  wir  auch  nach 
dieser  Seite  hin  unsere  Figur  begränzt:  und  entspricht 
der  Ausdruck  der  Intention  ,  so  wird  hoflentlich  keine 
willkürliche  Gränzc  gezogen  scheinen,  sondern  wie  es 
die  Natur  der  Sache   gebot. 

Glückstadt,  Grauer. 


2)  Die  Sprachphilosophie  der  Alten ,  dargestellt  ander 
Geschichte  ihrerEtymologie,  von  Dr.  Laurenz  Lersch, 
Privatdocenten  an  der  rhein.  Friedrich  -  Wilhelms- 
Univcrsitat  u,  s.  w.     Bonn   1841.     XII  und  202  S. 

gr.    8. 

Das  angedeutete  Buch  ist  der  dritte   und   letzte  Theil 
von    Hrn.    Lersch's   Weik    über    „die    ^jiriichphilosophie 
der  Alfen",   und   will,   wie  der   Titel   besagt,    die    sprach- 
philosnphischen   Studien    der  Griechen  und  Römer   aus  der 
Geschichte  der  E/ijmologie  nairhwe\sen,  sowie  sie  bekannt- 
lich  der   erste   Theil   aus   der  Geschichte   des  Streites  über 
Analogie    und     Anomalie,    und    der    zweite    aus    der    Ge- 
schichte  der  Sprachkategorieeu  narhiveiseii  sollte.    Dieser 
dritte   Theil   ist  den   beiden    ersteren     in   Betreff  der   Aus- 
führung  vollkommen  ähnlich  und    das  allgemeine   Urtheil 
über    denselben    kann    kein    anileres    sein,    als    was   auch 
über    die    früheren    in    verschiedeneu    Zcitscliriften     ganz 
richtig  gefällt  worden    ist.      Vergl.   Zeitschr.    f.   d.   Alter- 
thumsw.    1839.   Nr.    1 1-.    Hall.   Allg.    Liferaturzeit.    1839. 
Ergbl.    Nr.   20.     Jahn's    Jahrbb.    1841.    Bd.    32.    Hft.    2. 
S.  22<i.     Hcidelb.    Jahrbb.    1830.    2.  S.   löO— 157.   und 
1S4().   9.    S.   687  — 6' 13.      I^Iit   Belesenheit,     Sorgfalt    und 
Klarheit   liefert   uns   der   Hr.    \'erf.    das   iMaferial    zu    einer 
Geschichte    der    Etjniologie,    aber    eine     bis    zur   üurch- 
sichtigkeit   des   Gegenstandes   verarbeitete    Geschichte    gibt 
er   noch   nicht.      Zivar    ist    niclit    zu    verkennen,     dass    der 
Verf.    mit  seinem    Gegeustaiiile   vertraut   ist,     dass     er    ihn 
mit  sichtbarer  Liebe   behandelt  hat,    und    <lass  oft   mitten 
durch   die  trockenen  und  unangenehmen  Partieen   des  Stof- 
fes  hindurch    dennoch    die    unverdrossene   Thätigkeit    und 
kräftige    Lebensfrische    sichtbar    wird,     mit    welcher    der 
gesprächige   Rheinländer  und   heitere   Forscher   in   die   et- 
was  entlegenen    Winkel   des   Altertliums  Licht  zu    bringen 
und    einen   Leitfaden     in    den    labvrinlhischen   Gängen   für 
die  Nachherkommenden   anzulegen   sucht.    Allein  fllaiiches 
wird   sich   noch    nachtragen    lassen  ;    JManches    anders   auf- 
zufassen  sein,   als   es   der   Verf.    gethan   hat;   und    auch  die 
Anordnung    der    einzelnen    Capitel     und    Abschnitte    hätte 
hier   und   da   eine  andere  sein   können,   wie   weiterhin   ge- 
zeigt   werden    soll.       Jedoch     alles    diess    schmälert    dem 
Verf.   das   Verdienst  nicht,    zuerst  den   historischen   Gang 
philosophischer    Untersuchungen     über     die     Sprache    der 
Griechen     und    Röuier    im    Ganzen    vollständig    und    klar 
nachgewiesen     zu     haben.       Späteren    Bearbeitern     dieses 
Feldes    hat   Hr.   Lersch    durch    sein    \Verk    das    Geschäft 
erleichtert,   und   es   wird   hoffentlich  an  solchen  nicht  feh- 
len,  welche  diesen  Theil  der   Philologie,    die   Gesi  liichte 
des  Sprachstudiums,    immer    mehr    anbauen    und    für    die 
allgemeine  Alterthumswissenschaft  immer  fruchtbarer  ma- 
chen werden. 

3 


35 


:i6 


Indem  wir  «iif  ilen  Inhalt  des  Werkes  nfliier  ein- 
gehen, bemerken  ivir  zanAchst,  daos  auch  in  diesem 
dritten  Thrile  zuerst  die  sitracliphilosophischen  Lciütun- 
pen  der  Griechen  (S,  1 — 112)  und  dann  die  t\er  Römer 
(S.    113  —  19-)   in   Betracht   gezogen    worden. 

In  der  kurzen   Einleitung  (S.    1  —  2)   deutet  der  Verf. 
an,   wie   die  Etvuiologie   l>ci   den  G'rierKeii   in  den  Schulen 
der   Philosophen   ihre   Ilauptpflege   gefunden   habe,   wie  sie 
aber    auch    schon    in    der    ältesten   Poesie,    sowie    in    der 
Mythologie    zu    Tage    gekommen    und    späterhin    auf   die 
Orthographie    und    selbst   Jurisprudenz    von   Einfluss    ge- 
wesen  sei.      Die   Etymologieen  der  Dichter  werden   zuerst 
besprochen,  und  Homer  liefert  rerhaltnissmässig  zahlreiche 
Beispiele    (vergl.    Od.    XIX,    406-     Hiad.   VI,   402.   ver- 
glichen mit  XII,  50(i.   und  476-,  ferner  Iliad.  IX,  561. 
XIX,   91.     Od.   XVIII,   5.     H.vmn.   in   Aphrod.-IV,   198. 
n.   a.),   und   unter   diesen  auch  solche,    welche   beweisen, 
wie    die    Etymologie    in's   Gebiet    der    Mythologie    einge- 
griffen  hat.      Eben  solche  Beispiele,   wie   die  schone  Vor- 
stellung ron   den   Traumen,   die   durch   die   hörnernen   und 
elphenbeinernen   Thore  einziehen   (Od.  XIX,   562   sqq.), 
welche  auf  der  Etymologie  von  xfp«?,  sXecfui  und  XQUi- 
veiv,  ekeffal^sad^ai  beruht,  beweisen  *),   dass    die  tlty- 
mologie  älter  als  Homer  und   überhaupt   in   der   den  Men- 
schen  angebornen   Neigung   begründet   ist,   natürliche   Er- 
(cheiuungen  aus  der  Bedeutung  der   Worter   zu   erklären, 
oder   religiöse  Vorstellungen   zu  entziffern.  —  An  Hesiod's 
Beispielen   (S.   7   ff.)    Theog.   144.   207.   270.    281.    findet 
Hr.   liersch   die   besondere  Eigenthümlichkeit,   dass  dieser 
Dichter   die   Wörter  in   ihre   Urbestandtheile   auflöse,    wie 
'AfpQOÖiTi] ,  oiivex    sp  ätfoiö  d^etf^ij;  oder  Kvtiqo- 
ysvsia,   uTi   yevTO   evl    Kvttqv);    IlavömQjjv ,    bxi 
TtavTsq  'OKvuntot  Sujqov  e  d  ujqi]  aav  n.  a.    Als  so 
etwas   Besonderes    möchten    wir    dieses    nun    nicht   weiter 
hervorheben,   da  ja   Homer,   wenn   auch   nicht  so   oft,   wie 
Hesiod  ,   Beispiele   dafür   gibt;   man  <lenke  an  die  bekannte 
Etymologie  von './ari'af«v  (o  üloteoc,  duäaotov).   Wollen 
wir  aber  eine  Eigenthümlichkeit   bei  Hesiod  hervorheben, 
so    ist    es    eben    diese,    dass    er  consequent    dem  Zwecke 
seiner  Gedichte,  welche  Lehrgedichte  sein  sollten,   auch 
öfter   Gelegenheit  nahm,    durch   Etymnlogieen    zu    beleh- 
ren.   Die   Reflexion,   die   in  seinen   Gedichten,   im  Gegen- 
satz  zur   einfachen   Erzählung   Homers  ,    entschieden   her- 
vortritt,   macht    sich   auch   geltend   in    der   Erklärung   der 
Götternamen    nnd   ihrer   Attribute;    Hesiod    wollte  seinem 
Publicum     ein     comnientirender    Mythologe    sein.       Seine 
Etymologieen    sind     daher    oft     nur    Expositionen.       Weit 
mehr    noch    war    dieses    der   Fall   in   den    orphischen  Ge- 
dichten,  welche  sich   den   Ideen  fügten,    die   man   in  den 
Mysterien   von  den   Göttern  hatte,   oft   in   geradem  Gegen- 
satze  zu   dem  gewöhnlichen  Volksglauben  ;  Folge  des  grü- 
belnden  Verstandes   war   z.   B.   die   Ableitung   des   zJluvv- 
OOi;  von   dcpsinr9ai ,   der    Tirfjveq  von  xieiv,  der  ^r^ur;- 
Tva  oder  z/^o;  iJ,tJTljp  von  ^njSof^ai.     Als  nun  gar  die 
Allegorie  nnd   rationelle   Theologie   bei   den  Griechen  seit 
Piaton   in  rollen  Schwung   gekommen   war,   als   man  nicht 
mehr  recht  an   die   herkömmlichen  Götter   glauben  wollte, 
da  riss    der  Unfug,    die  Götternameo    willkürlich   zu   er- 

')  Vergl.  dagegen  Jahns  Jahrbb.  1837.  S    413  f.        M.  F. 


klären ,  erst  recht  ein ;  nnd  die  alexandrinischen  Ge- 
lehrten wollten  auch  nicht  umsonst  mythologische  Studien 
getrieben  haben,  und  liessen  sich  verleiten,  die  Resul- 
tate ihrer  gelehrten  Forschungen  in  die  Poesie  einzu- 
schwärzen.  So  «chon  der  gelehrte  Dichter  Antimachos 
von  Kolophon ,  aur  Zeit  des  Piaton;  so  Kallimachoa  in 
der  Biüthezcit  der  alexandrinischen  Poesie;  so  noch  Dionyt 
der  Perieget  zur  Zeit  des  August.  Von  ihnen  allen  bringt 
Hr.  Lersch  einige  Beispiele  von  Etymologieen  bei.  —  S.  11  f. 
geht  der  Verf.  anf  die  tragischen  Dichter  über  nnd  hat 
die  von  Andern,  besonders  Classen  de  primord.  gr.  Gr., 
schon  gesammelten  Stellen,  mit  einigen  vermehrt,  wieder 
gemustert,  so  dass  weder  gegen  ihre  Vollständigkeit, 
noch  gegen  ihre  Erklärung  etitas  Erhebliches  eiozowen- 
den  wäre.  Die  Stelle  Aeschyl.  Prometh.  58-  muss  heis- 
scn  85.;  zu  Prom.  848  sqq.,  wo  SKacpuiv  nnd 'EwaifOi 
zusammengestellt  wird,  hätte  noch  aus  den  Supplic.  hin- 
zugefügt  werden   können   vs.   297-   und   299- 

Kai  Zbvc,  y   icfäitTutQ  %eiqI  cpirvec  yövov. 
'Eitacpoi  ähii}(i}Q  ^vaiuiv   enc/jvv/iog. 

Die  Stelle  aus  Aganienm.  681  sqq.  und  IQSl  sqq.  (ed. 
Tauchn.)  weriien  passend  mit  aufgeführt;  aber  es  hätte 
hier  die  Bemerkung  niclit  fehlen  sollen,  dass  der  Dichter, 
der  in  nndrrii  Stollen  mit  Ernst  etymologisirt,  hier  offen- 
bar, trotz  aller  lyrischen  Gravität  doch  nur  —  spielt; 
denn  wenn  Hr.  Lorsch  bloss  sagt,  es  sei  die  Zusanmen- 
stcllung  von  'Ekivav,  eXevai;,  ekavö^og,  sXeTtroXii , 
oder  "yliTokKüv,  "AttoWov,  dnökXojv  ifiog,  dniöXeaac, 
vom  Dichter  beabsichtigt,  so  ist  das  allerdings  nicht  zu 
bezweifeln;  alier  diess  ist  auch  in  sonstigen  Etymologieen 
bei  diesem  Dichter  nicht  zu  bezweifeln;  doch  ist  der 
Charakter  der  Stellen  ein  ganz  verschiedener.  Einfache 
Etymologieen  erlaubten  sich  .nun  einmal  die  Tragiker 
(man  vergl.  Lobeck  ad  Soph.  Ajac.  4.'i0.  p.  288.  ältere 
Ausg.),  aber  Etymologie  und  Wortspiel  ist  zu  unterschei- 
<len;  und  hier  haben  wir  in  obigen  Bei.spielen  nur  letz- 
teres. Dass  Hr.  Lersch  gegen  Classen  prim.  Gr.  gr.  p.  36 
\tQTa(fiQ'vi]i  statt  'AQTaCfoeQVlji  nicht  mit  Bezug  auf 
Pers.  762.  ÜOTUOP  (fQHvei;  gesagt  wissen  will,  darin 
stimmen  wir  ihm  bei;  dagegen  können  wir  nicht  begrei- 
fen ,  warum  der  Verf.  S.  13  in  Sophocl.  Oed.  R.  1036- 
(ed.  Herrn.   1029-): 

ujOT  aj V ofj.a'a 9^ iji  ix  rv^)]?  tui-xi-i^  öq,  n 
bei  den  Worten  sx  TV^Vi  TUVTVi  eine  Anspielung  auf 
ru  TV^oi' ,  TU  avTOHaiov  der  griechischen  Philosophie 
verspürt.  Tv/^lj  ist  hier  das  Geschick  überhaupt ,  das 
den  Oedipus  getroilen  hat,  ohne  Hervorhebung  des  Zu- 
falls, wie  ja  eben  das  beigesetzte  Demonstrativ  ravTlj^ 
auf  einen  ganz  bestimmten  Umstand  ,  hier  auf  die  Fnss- 
fesselnng  des  Oedipus  hinweist.  Dan  hat  Hr.  Lersch 
auch  gefühlt  und  findet  daher  die  Bemerkung  nöthig: 
,, durch  das  beigesetzte  tUVTI^s  wird  dar  Name  (Oedipus) 
aus  der  blossen  Zufälligkeit  heraus  in  die  Bedeutsam- 
keit einer  natnrgemässen  entsprechenden  Wirklichkeit 
gerückt."  Diese  Erklärung  ist  viel  zu  fein  und  künst- 
lich, als  dass  sie  wahr  sein  könnte.  Der  einfache  Sinn 
ist  doch  dieser:  der  Bote  will  dem  Oedipns  sein  frühe- 
res Schicksal  enthüllen  und  sagt  ihm  daher:  Ich  habe 
dich  an   beiden  Füssen    mit  Stiften    durchbohrt    gefunden 


37 

(dieses  hat  deiae  Füsse  »eransfaHct  —  kauii  sirh  jeder 
binzuilenken,  wie  es  sich  Oedipus  auch  dachte,  und  der 
Bofp   fahrt   fort  — ): 

So  heis.it  du  nun  nach  jenem  Loose ,  was  du  bist, 
oder  : 

Schicksalgemüss  nennt  man  dich  den  nun,  der  du  bis!  — 
nanilich  Oedipus,  d.i.  Dickfuss,  Scliwulstfuss.  Das  Bei- 
spiel ist  daher  weniger  ein  Beispiel  der  Etjoiologie  ,  als 
rielmehr  eine  historische  Exposition,  irarum  Oedipus  i — 
Oedipng  heisse.  Indessen  als  andeutende  Erklärung',  als 
indirectu  Etymologie  des  Namens  Oedipus,  mag  es  im- 
merhin auch  hier  seine  Stelle  einnehmen,  —  S.  13  ff. 
folgen  die  Etymologieen  bei  Euripides,  welcher  als  itoil]- 
T)';c  ervfiokoyixag  (Etjm.  IVl.  s.  v.  Jjxcpiujv  p.  92,  25.) 
reich  an  ctyniologisclun  Spielen  ist,  was  bei  der  reflec- 
tircnden  Dichtnngstveiso  des  Euripides  nicht  auffallen 
kann.  Wenn  Hr.  Lersch  S.  14  den  Laur.  Lydus  IV,  44. 
citirt:  Ei'Qinidi^';  de  'AcpQodUiTV  uvtijv  di;ioi  övo- 
uaadmai  £y.  toü  ä(fgovaq  Touq  iguivrai;  dixoreKeiv 
und  dieses  auf  Eurip.  Trnad.  989.  bezieht,  so  hätte  die 
bekannte  Stelle  aus  Aiistot.  Rhet.  II,  2'.i.  fin.  y.o.i  w? 
EvQi^iSov  'Er.dßi^  cli  Ti)n  ' 4(p()odlT}]v 

y.at  covvoii    ÖQdw^  '.■1(f()O0L'vrj(;  o-ü/fi  9£ag 

nicht    unerwähnt    bleiben    sollen. 

Nach  Aufzahlung  aller  dem  Verf.  bekannt  gewordenen 
Di<  iiterstellen ,  in  denen  sich  Etjuiologipcn  finden,  wi- 
derlegt er  nun  die  Ansicht  Chr.  D.  Beck's  de  interpr. 
vett.  Lips.  1791.  p.  LXI  sq.  ,  nach  welcher  die  Verse 
der  Dichter,  in  welchen  sich  Etyniologieen  finden,  als 
interpolirt  verdächtig  »aren.  Diese  Widerlegung  hatte 
aber  nicht  bloss  den  seligen  Beck  treffen  sollen,  sondern 
schon  P  alchenaer  (ad  Phoen.  v.  27.  p.  12),  dem  Bi-unck 
folgt,  finden  dergleichen  Stellen  im  Aesrhylus  tiiid  So- 
phokles anstüssig ,  und  beiden  verweist  ihren  Irrthiim 
schon  Lobeck  ad  AJac.  430.  L'eberhaupt  hatten  »ir  öftere 
Verweisungen  auf  Vorgänger  gewünscht,  die  schon  den- 
selben Gegenstand  der  Beobachtung  werth  <ri'iialti'ii,  wenn 
gleich  sie  nicht  wie  Hr.  Lersch  so  vollständig  die  Stellen 
zusammengetragen  haben  ,  um  einen  historischen  Ucber- 
blick  über  das  Etymologisiren  der  Dichter  zu  gewahren.  So 
ist,  was  die  Etyniologieen  von  Eigennamen  betrifft,  schon 
Reines.  Obss.  ad  Suid.  p.  4,  Maiitaire  ile  dial.  p.  343, 
Valdcen.  ail  Herodian.  VI,  4(">2.  zu  vergleichen;  ferner 
Lobeck  im  Agiaoph.  p.  869  sqq.  Sturz  de  nominib.  graec. 
in  s.  Opuscnlis;  Fr.  Jacobs  in  Antliol.  Gr.  Vol.  III,  p.  II. 
pag.  231.  /4.  Meineke  ad  Euphur.  p.  I2S,  den  anch 
Bissen  ad  Find.  Olymp.  VI,  54.,  welche  Stelle  Hr.  L. 
p.  16  citirt,  schon  anfuhrt  neben  Gurlitt  ad  I.  c. ;  auch 
Creuzer  über  die  Kunst  der  griech.  Gesch.  S.  ü'>.  ist 
nicht  zu  übersehen. 

Wenn  der  Verf.  S.  16  auch  auf  .^rts/o^/ianes  aufmerksam 
macht,  so  geschieht  dieses  nur  obenhin  bei  gelegentlicher 
Angabe,  dass  i\er  Komiker  auf  eine  falsdie  Etymologie 
des  Euripides  aufmerksam  mache;  allein  Hr.  L.  hätte 
anch  für  seine  Beispiclsammlung  von  Ktvniol<ii;ii'ün  m 
des  Aristophanes  Komödien  eine  Ausbeute  finden  können. 
Des  Komikers  Etymologiern  sollen  freilich  /.iiiiiichst  nur 
Wortspiele  sein,  die  er  aber  allem  Anschein  nach  auf 
seine  etyinologisirenden  Zeitgenossen  gemünzt  hat.  So  ist 
«8  possirlich,   «ie   Aristophanes  in  ilon  Wespen  (1501  ff-) 


.     38 

die  Eigennamen  verdreht  und  aas  dem  Dichter  Karkinot 
mit  seineu  Söhnen  eine  Kiebsfamilie  macht;  oder  wie 
der  Feldherr  Lackes  mit  Anspielung  auf  Bestechlichkeit 
zu  einem  Labes  {Adßt]q,  Annehmer,  Zugreifer)  wird. 
Wortspiele  mit  Appellativen  sind  seltener,  doch  fehlen 
dergleichen  bei  Aristophanes  nicht.  Ref.  hat  sie  in  sei- 
nem Aufsätze  über  die  älteste  Exegese  bei  den  Griechen 
(Jahn's  Jabrbb.  Supplementbd,  VII,  Heft  4.)  zusammen- 
gestellt. 

Nach  Aufzahlung   der    bei  den  Dichtern    vorkommen- 
den Beispiele   von  Etymologieen  geht  der  Verf.  S.  l.S   über 
zu  dem    „Begriff  der  Nachbildung"   oder  Nachahmung, 
wo   er  mit  Verweisung  auf  den   ersten  Theil  der   Sprach- 
philosophie vom  Heraklit  nachweist,  dass  dieser  die  Wör- 
ter als  raumlose  Bilder  des  Raumlichen  betrachtete,   wie 
der   Schatten   an    der   Wand,    oder    das  Bild    im   Wasser- 
spiegel;   vom  Demokrit,    dass  er  die  Wörter  als  tönende 
Bilder  (dyalf^iaia    (fujvr-evxa) ,   vom   Pythagoras,    das» 
er  die  Sprache   als   Abbildung  des  Wesens  der  Dinge  an- 
sah;   und    dass    somit    schon    vor  Piaton    die   Sprache  als 
eine   ni'firrrig  erkannt  gewesen  «ei.    Haaptqnelle   ÜBT  plO' 
tonischen  Sprachphilogophie   ist    der   Dialog  „Kratylos", 
aber    eine    schwer    zugängliche.       Mit  Uebergehung    alle» 
Nebensächlichen   legt    nun  Hr.   Lersch    (S.  21— 3ü)    den 
philosophischen  Gehalt  dieses  Gespräches   auf  eine  recht 
klare   und   verständliche  Weise   an   den  Tag,   und  wir  stim- 
men  ihm  bis    auf  den    scheinbaren  Abweg,    auf   welchen 
Plato    gerathen    sein     und    den    schon    Aristoteles     gerügt 
haben  soll ,   vollkommen   bei,    Sokrates  sagt  nämlich ,   die 
Wesenheit  (ot'oiu)    der  Dinge    ist  stabil  und   unverrück- 
bar; diese  Wesenheit  wird  durchdrungen  von  der  öldvota, 
welche  sich  als  Sprache,    Rede   (köyoq,    cf.  Plat.  Soph. 
p.  2li3  E.)  manifestirt  oder  verkörpert.     Der    Ä070S   be- 
steht ans  dem   ovojta  und   öfjfxa,  folglich  mnss  auch  das 
övond^Elv,   das  Benennen  der  Gegenstände,   ganz  wie  die 
dtdvuia  selbst,   sich    um   die    oiioia    vuiv  ■nQaytidruji/ 
bewegen.      Dieses   övofiäCeiv   wird   nun   mit  Handlungen 
aus   dem   gewerblichen  Leben  verglichen,  mit  dem  Weben, 
Bohren;   zu  jenem   braucht  man  als   vermittelndes  Instru- 
ment das   Webeschiffchen,   zu   diesem   den  Bohrer.    So  ist 
es    auch    mit    dem     6vofidC,£tV ;    man    braucht    dazu    als 
ÜQjavuv  (Cratyl.  p.  388  A.),    als  Instrument,    als  Vcr- 
mittelungsstoff   —    das    vvoj^ia.       Wer    findet    hier    eine 
falsche   Folgerung!    Hr.   Lersch    erwartet    auf  die   Frage: 
,, Womit    man    bepenne?'     statt   der   Antwort:     „mit    dem 
NenniDorte'',  die  Antwort  „7nit  der  Stimme^'-;    und  nennt 
es   (S.    22)    eine    unglückliche   Wendung    des   Gespräches, 
„dass    der   jedesmalige   Name  Aas   Werkzeug   des  Benen- 
nens  ausmache,   Cratyl.   p.  3^8   A.    ÖQyavov  UQa  ji  iOTl 
TU  opo/na."     Die    We?idung    ist    gar    nicht    unglücklich 
und   die   gegebene    Antwort   nothwendige   Folge   eines   ver- 
nunftgemässen  Schlusses.      So   wie   der  Bohrer    Werkzeug 
zum   Bohren,   das   Webeschiffchen   AVerkzcng   zum  Weben 
ist,  so  ist  das  Nennwort  (uvoua)  Werkzeug    des  Benen- 
nens  {ovOf^idCliv).     Aber  der   J  er  gleich    ist  unglücklich, 
indem   reale   Ding*    (Weben,    Bohren)    mit   idealen   (wie: 
Denken,    Benennen)    zusammengestellt    werden.       Solche 
Vergleiche   müssen   hinken   und  jederzeit  unbefriedigt   las- 
sen ,   wie   in   der   Religion,   wenn   man  Gott  den  Geist  und 
sein   Wirken  mit  Menschen  und  ihrem  Wirken   paralleli- 

3* 


39 


40 


■  irt.      Snwlp    m   aber    ilriiiKK  li    das   Dcgreifcii    nnfprsiüizt, 
nenn     «vir     ui)i;eiilitpii    Driikcrii    Gottrü    lieI)erollrs    AValfoii 
mit    dem     eines     (,'ii(imi    Ilaiisialers ,    oder    seine    All(;e<jeii- 
worf    in    der    Weil    mit    der    /Vlljjejjentiart    der    Seele    oder 
des     (lefrilils    in     nnserem     K(irj)er    ier(;lei<lien ,     so    xiiciit 
aurli   jetzt  Piaton    seine  Sprai'li|>liiloso|)liie  verstandlieh  und 
gleiilisam    lianiljjrcillicli    zn    machen,    indem    er   das  Benen- 
nen   nis    Ilandliino^     und    Th<'l(ii;keit    mit    ilandHerken    und 
Thafsaihen ,    das   Meoniiorl   (i'jiiiiia)    als    Iiislrumenl  mit 
Bohrer    und    VVehescliid'ilieu    rergleieht.       Lassen    wir    nun 
den    \'crf;leieli    einstti  eilen    jjelten,     so    hat    Piaton    recht, 
EU   sagen  ^   Wie   man   ohne   Uolirer   iiielit   bihren   kann,  so 
kann     man    ohne    ovoiin    niclit    ovounCs/v.       Denn    die 
Slimiite    (rfiovtj) ,    welche   nach   Hrn.   Lersch   6voudL,£tv 
Süll,   niirdc  etwas  Fremdartiges  tliun:    7;   (fu)vh   (fu)VEi, 
aber   nicht  ly   Cfvji'ij   di'ouäCet ,    sondern    nur    tu   uvoito. 
vyOfiaQei.      Das    uroiia    ist  ja    nach    CratvI.    p.    423   B. 
fiiuij^ia    Cfioviji   ixfivov  ö  /iiiisiTai,   y.ai   övoad^ei 
u/uov^isrot;   T7J  (fv)vrj,    6  o.v  i^itiir,Tai.      Die  cpvivij  ist 
das  Bogrifliose ,    der  Schall;    das   öroita    das   Brgrifl'lial- 
tige,    das   Nennivort.       Mnn    ist  allerdings   bekannt,    dass 
Piaton   auch   zivischen   dem   blossen   lliU(fOi;  und  der  (fV)V^ 
unterschied;    aber    die    (ftovn    galt  ihm   doch    immer   nur 
als  Mittel,   ein   uvojia   zum   Geliür   zu    bringen,    <lagegen 
övona  als   wesentlicher   Grund   des   övofid^eiv,     Platon's 
obiger  Schluss   ist  daher,    wie   gesagt,   ganz   richtig,    nur 
der  Vergleich   ist  falsch.    Diess   wusste  Piaton   auch  selbst, 
und    setzte    gleich    nachher,    nachdem    er   p.   388   ■^-    das 
ovoua    als    uijyavov    erklärt    hatte ,    p.    ,'i88  D.    hinzu : 
övof^ta  dpa  8i6aay.aKiy.6v  ri  sartv  ugyavov  y.a\  dia- 
y.QlTL'/.uv    tf]i    oüoiaq.       Also    das    Instrument,     welches 
benennt,   ist  auch   zugleich   von    geistiger   Kraft;    to    uq- 
yavov  öiödoy.et  xai  öiay.pivet  xrjv  ovoiav.    Das  övofja 
ist   kein   todtes   Handwerkzeug,     wie   das   VVebesrhiiTcheii, 
mit  dem   man   erst  einen    andern   Stofl',    das   Gewebe    ver- 
fertigt, sondern   es   ist  geistiger  Natur,  sein  eigenes  Leben 
enthalteud ,   einen   Gegenstand   in   sich    begreifend,  so  dass 
das   ovofia.   iu)  Stande   ist,   uns   ein  Bild,   eine  Anschauung, 
den  Begriff  des   Gegenstandes,    den    es    bezeichnet,    zum 
Bewusstsein   zu   bringen.      Nachdem   Piaton    nun  angedeu- 
tet hat,  dass  das   övo/xa  kein  doyavuv  f^tjj^apixov,  son- 
dern ein  ÖiaxQiTlY.uv  y.ul  öldaoxakty.dv  sei,  kommt  er 
auf  seinen   Vergleich   zurück   und   meint,    wie    die   Hand- 
werkszeugo  aus  materiellen  Stoffen    von   Künstlern    gebil- 
det würden,    so    bilde    der    Sprachkünsller,    der    övoua- 
Tovoydi;    oder    övo/^iaTO^trijg   sein    övona    aus  Lauten 
und  Sylben   (p.   389  D.).       Die    Beibehaltung    des    Bildes 
war    nothwendig,    um    die    Genesis    des    ovo/ia   und   sein 
Verhältniss    zur    oCoia    TU}V  TlQayfidxov ,    welche    vom 
Onomaturgen    nachgebildet    wird    (fAiflljtJtq) ,     zu    veran- 
schaulichen.      Wer    den    Text    mit    unbefangenen    Augen 
ansieht,    kann   ilas   wohl   nicht  anders  verstehen,    als   wir 
es   angedeutet   haben,    und   Hr.   Lersch,    müssen    wir   hin- 
zufügen,  ist  im   Grunde   derselben   Meinung.       Nur   gegen 
die  Aensserung,     da.ss    Piaton    auf    einen    Abweg    gerathe 
(S.  22):   „wenn   er  auf  die   Fraj^e ,    womit   mau   benenne, 
nicht  etwa  antworte:    mit  der  Stimme,    sondern    mit   dem 
Namen"    glaubten    wir    ilen   Einwand   machen   zu   müssen, 
dass  man   logisch   gar  keine    andere   Antwort    zu   erwarten 
babe ,    als  die,    welche  Piaton    gibt.      Machdetn   nan    im 


Kratylos   die   jiiiivnti  als  Hauptgeschäft  des  Onomaturgen, 
das    /iliii^ita    oder    dnir/anua    TU)v    TCnayiidrojv    als 
Endzweck     der    .Spraclie    hingestellt   ist,    so     wird    hierauf 
das    Verfahren     des   Etymologen     gegründet,     welcher     die 
fertige   .Sprache   oder   das  fertige  üvduc.  in  seine  ursprüng- 
liihen    Thcile     wieder    aufzulösen    sucht,    um   die    Geneeis 
des    Wortes   zu    finden    und    auf  diesem    Wege    die    Gri'inile 
zu    erlausdieu,    welche  den  Onomaturgen  veranlasst  haben, 
das  Wort  so    und    nicht   anders   gebildet   zu  haben.     Hierzu 
gehurt  Kenntniss   der  Bedeutung  der  einzelnen  organischen 
Laute;     es     wird     dalier    das    Wesen    der   einzelnen    Buch- 
staben  (;y   T(uv   yQafiiinxujv   dwa/mg)    einer   philosophi- 
schen    Betrachtung    unterworfen,    die     gar    nicht   übel    ist. 
Vergl.    Cratvl.   p.    425   sq.       Hier    treibt    aber   die    .Subjec- 
tivität   ihr   loses   Spiel    und   mit   der    consequenten   Anwen- 
dung   festgestellter    Regeln    gelangt    man    auf    die    sonder- 
barsten  Schlüsse.       Daher     komiiit    es    nun,     dass    in     dem 
nach     seiner     philosophischen    Grundlage     so     gediegenen 
Dialoge   „Kratylos"   die  Etyinologieen   selbst  so   oft  an  das 
Absurde   anstreifen.      Doch    das   ist   meist    beabsichtigt,    um 
eben   durch   Absurditäten   die   damals   eingerissene   Lust  zn 
etymologisiren,    und    zwar    ohne    alle   Grundsätze   zn   ety- 
mologisiren,    ironisch    zu   vernicliten.      Hr.    Lersch   macht 
S.    31   auch   die   gewiss   richtige   Bemerkung,   dass   Piaton, 
indem   er   gangbar   gewordene   falsche  Elyuiologieen  seiner 
Zeit    bespöttelt,     wohl    selbst    nicht    im    Staude    gewesen 
wäre,   bessere  ai)   die   Stelle   zu   setzen,    so    klar    er  auch 
die    Abwege    seiner   Zeitgenossen    eingesehen    habe.      .Sind 
doch  auch   die   Etymologieen   des  Aristoteles,   zu   welchem 
Hr.   Lersch  S.   32 — 4U  übergeht,   nicht   immer   die   billi- 
genswerthesten ,    wie  z.  B.  jiisdveiv    von  fiera  To  ih'cn; 
aii}lj(J   von    dil  dsiv  abgeleitet   wird. 

Aristoteles  hat  das    Verdienst,   mit  mehr  Klarheit  und 
Umständlichkeit     als     seine     Vorgänger     das     Wesen     der 
Sprache    erörtert     zu    haben.       Er    beginnt   seine    hier    ein- 
schlagenden Betrachtungen  mit  den  Natiirlauten  und  Thier- 
stimmen   (tpucfiot),   die   er   lediglich   von   den  Sprachlauten 
{(fujvai)  dadurch   unterscheidet,   dass   er  in   den   letzteren 
einen  Begriff  findet  (oimavT/y.og  yaQ  ziq  ipiicpoi  iaziv 
ri   (fLDVij).       Aber    auch    die   Thierlaute    sind    hie   und   da 
cputvnl    (Hist.   Anim.  IV,   9.)    und    die    Thiere    bedienen 
sich  deren   zur   Unterhaltung  und    Verständlichung    (TlQOg 
Tijv    öfitkiav    xai   Tov  TiKljaiCfcrf^idv) ,     nur  freilich   ent- 
behren  ihre   (pu)vui  der  Vernunft,   die   allein   der  Mensch 
hat  (Problem.   X,  40.   XI,   55.   Xöyov   xoivoivsc  j^öiov 
[dvi^puncoi) ,     TU    de     dkXa    (fUivtJg).        Insofern    sind 
die    (fujvai    der    Menschen    auch    allein     övof-iara     und 
diese    nach   Platonischer    Ansicht   Abbildungen   der  Dinge, 
ö/zoiujfAaTa,    f.uia']l.iUTa.      Als    Schöpfungen    der    fllen- 
schen  sind    diese    övo/^iaia   nicht    ohne   Bewusstsein    ent- 
standen,   sondern    mit    Absicht.        Demnach    gehört    Ari- 
stoteles   zu    denen,     welche    die    Sprache    9eO£e  ,     nicht 
(fi'Oai  entstehen   lassen.      Darauf   beruht    nun    seine     An- 
sicht,   dass  viele   Wörter   zwar   eine   fegte   und   eigentliche 
Bedeutung    {yvQtov ,    tSlov,    oiy.siov    oiofja) ,     andere 
dagegen  eine  metaphorische  (xaTC  fieracfopav  oder  y.a9' 
ö/uoiÖT)jTa)    haben.       Zu    diesen    gesellt    sich    noch    da« 
dvujvvuov  ,  die  Benennung  eines   Gegenstandes  oder  Be- 
griffes,     der   noch  keine   eigentliche   Benennung  habe    und 
entweder  zu  umschreiben  oder  mit  Uebertra^ung  anderer 


41 


42 


AiMilnirkp  »tioilorzufipbeii  sei.  Auch  bilden  sich  ilie  Dich- 
ter l>ps(iii<ler«  (hiliiara,  welche  7r£jTOi}jiih'<i  heisscn.  — 
Aus  allem  geht  lierior,  (lass  4ri.stiitele:i  ilie  Wörter  erst 
durch  Uebereiiikunft  (fobildet  «enlen  ISsst ,  und  es  folgt 
»011  selbst,  dass  nach  Arisfoteles,  da  er  bei  der  ihmg 
r(OV  oiouciroii'  doch  nicht  alle  Willkiir  wegdispuliren 
kann,  »venu  er  die  M  iirtbilduiijf  anch  auf  verni'infti;;e  Ana- 
lojjie  basir» ,  die  Sicherheit  der  Etyniolo» ieeu  nicht  ver- 
bürgt Hcrdon  kann.  Er  ist  daher  auch  kein  grosser 
Freund  vom  Etjniologisiren  ,  um!  die  !5cis|)iele,  welche 
Adolf  Stniir  früher  gesammelt  un<l  in  Jahn's  Jahrbb. 
XVKI.  llff.  I.  S.  1^1.  mitgethcilt  halte,  und  denen  Hr. 
Lerscli  einige  hinzufügt,  sind  kaum  der  Rede  »verth, 
wenn  man  die  vielen  Werke  des  Aristotoles  in  Betracht 
«ieht  und  obenein  bedenkt,  wie  er  in  seinen  logischen 
Schriften  doch  die  schicklichste  Gelegenheit  hatte,  viel 
zu  etyniologisiren.  Hr.  Lerscli  gibt  uns  keinen  Grund 
an,  warum  wohl  Aristoteles  so  wenig  etymologisirte  ;  Ref. 
findet  einen  solchen  in  der  praktischen  Richtung  dieses 
Philosophen.  Sein  Sinn  ging  zunächst  darauf  hinaus,  die 
Principien  der  Sprache  und  das  Wesen  ihrer  Hanptfor- 
inen ,  besonders  die  Redetheile  und  ihre  yjaOli,  zur  phi- 
losophischen Anscliauniig  zu  bringen.  Hier  war  ein  im 
Ganzen  noch  unan<^ebautes  Feld  urbar  zu  machen :  hier 
griff  Aristoteles  zum  Pfluge,  um  zuerst  einige  Haupt- 
furclipn  zu  ziehen  und  übcrliess  es  Anderen  ,  mit  Hacke 
und  Grabscheid  nachzuhelfen.  Das  Ef_yUi(^logie  -  Unwesen, 
das  sich  bei  den  Sophisten,  «eil  sie  mit  loser  Willkür 
verfnliren,  zu  denilich  herausgestellt  hatte,  konnte  einem 
«o  grossartigen  Geist,  wie  Aristoteles  war,  nicht  zusa- 
gen. Er  verwirft  ilaher  wohl  die  geistreiche  Ansicht 
Platon's  von  der  Spracbbilduug,  auf  die  er  sogar  liefer 
eingeht,  nicht;  aber  die  verkehrte  Anwendung  derselben 
auf  die  Etymologie  fortzusetzen,  konnte  er  sich  unmög- 
lich entschlifssen.  .luch  war  seine  Ansicht  von  der  Sprach- 
bildung durch  <lie  dioti;  tler  Etymologie  nicht  günstig, 
da  sie   iler   Willkür  zu   viel   Raum   gestattete. 

Folgen  wir  dem  Hrn.  Verf.  weiter,  so  kommen  wir 
S.  41  —  60  zu  den  Stoiker?i ,  Plotin  und  Sextos  Einpiri- 
kos.  Zuvor  werden  noch  ilie  Ansichten  mitgetheilt,  wel- 
<he  Anaxagoras ,  Piaton,  Demokrit ,  Epikur  und  die 
Stoiker  von  der  Entstehung  und  dem  Lautwerden  der 
menschlichen  Stimme  gehabt  haben,  sowie  auch  S.  32 
des  A/intoteles  Ansicht  hierüber  mitgetheilt  war.  Daran 
■chliesst  sich  die  stoische  .Ansicht  vom  Unterschied  der 
tbierischen  und  menschlichen  Stimme  (S.  44).  Die  Stoi- 
ker schriebeu  nicht  mehr,  wie  noch  Aristoteles  wenisf- 
'  (tens  den  Singvögeln,  den  Thieren  eine  (fiujv)j  i;i>aQ\}pog 
zu,  sondern  nur  den  artikulirt  redenden  Menschen.  Das 
Wort  (fuivij  sinkt  daher  bei  den  Stoikern  zur  Bezeich- 
nung des  blossen  Lautes,  unartikuilrten  Schalles  herab 
nnd  als  Bezeichnung  iles  artikulirten  Lautes  kommt  Äf^'S 
auf,  unter  welcher  man  die  cpvjvij  syypäl^liaTO^  jeden 
sohreibbaren  Laut  verstand,  gleichviel  ob  er  einen  Sinn 
gab  oder  nicht;  daneben  bezeichnete  ^dyog  nun  das  sinn- 
nod  begrifFhallige  Wort,  flieg-.  Laert.  VII,  57.  Xöyog  dei 
TTjuavTtv.o^  f.ryti.  Die  Harmonie,  in  welcher  die  Stoi- 
ker sich  die  Wörter  als  Bezeichnungen  der  Dinge  mit 
dem  Wesen  der  bezeichneten  Dinge  dachten,  wird  au« 
der    Lochst   wichtigen    Stelle    des    heil.   Augustin  de  dia- 


lerticae   principiis   c.ip.   (>.   nachgewiesen,   aus   klcr   sich  er- 
gibt  1)  i-es  cum  sono  verli   nliqua  simililudine    concinit, 
was   Hr.    Lerscli     S.    47    als    Wortbildung    y.i'ca     umroiv 
Oller  als  Övuuututzoucl  versteht;     2)  inter  se  rerum  si- 
militudo  nomen   dedit,   nach  Hrn.  Lersch  S.  4'J  die  Wort- 
bildung   y.axa    fjcrc.rfopa:'    oder    y.a9'    öitoiOTijTa ;    3) 
abusio ,    ut   usurpetur   nomen    non    tarn    rei   similis ,    sed 
yuasi  vicinae,   nach   Hrn.   Lersch   .S.  5')   y.f.Tcc/nrOi  ly.dii 
und  x«r'  dvnXoyiav;  ^)  progressio  ad  contrarium,  d.  i. 
y.ar'  tvavTlmntv.      Die   letztere  Classc   ist  olme  weiteren 
granimatischen    Worth,     die   3    erstereu    aber    werden    mit 
den   Ansiclilen    IVilli.  von  Ilumbnldt's   (über  die  V'erscliie- 
denlieit  des  menschlichen   Sprachbaues   und   ihren  Einfluss 
auf  die     geistige    Entwirkelung    des    MenschcngcschlHilits. 
Berlin    183li.   p.   78  ff.)   verglichen,    welcher  eine  ««mi7/e/- 
bar  nricli/t/imende ,   eine  symbolische  und  eine   analogische 
Wortbildung   annimmt.      ^ach    dieser  Vergleichung  spricht 
sich    Hr.   Lorsch   daliin   aus   (S.  53),   dass    die   Stoiker    den 
Streit,     ob     die    Sprache    (fvotl     TJ    di:<rst    sich    gebildet 
habe,     so    geschlichtet    hätten,     dass    sie    annähmen,     ein 
kleiner    Tlieil    der    AVörter    sei    ffvmt   gebildet,     nämlich 
die   oben  als   erste  Classc  bezeichneten   onomatopoetischen: 
der    grösste     Thcil    aber    (die   3    übrigen   Classen)    xtioil; 
daneben   habe  man   nun   noch  Wortbildungen   angenommen 
xaza  dijKo)Oiv,  y.ard  axsgi^aiv .,  xuxu  ditöcfuaiv  u.  a., 
so  dass   bei  einer  solchen  Laxheit  von  Grundsätzen,  oder 
«ie    es    Hr.    Lersch    nennt,     „Verwirrung,     Boden-    und 
Grundsatzlosigkcit ",     die     Etymologie    nothwendig    habe 
Schillbruch   leiden   müssen,    so  dass    die    Etymologie    der 
Stoiker  nur  historisches    Interesse,     aber    keinen    wissen- 
schaftlichen Werth   habe.      Dazu  habe   der  Chorführer  der 
Stoiker,    Chri/sipp ,  der,   beiläufig   bemerkt,    zwei   umfas- 
sende Werke  tv^qI  eTVi^ioXoyiXcijv  geschrieben,  den  Grund- 
satz der   Ainphibolie  anfgestellt:    nämlich   dass   von   Natur 
jedes   Wort   zweiileutig  sei.       Auch    ein    anderes    Streben, 
nämlich    durch    Etymologieen    die    A'amen    der    Götter   in 
physikalische    Eigenschaften    umzudeuten,     hat    übel    auf 
die  Sprachphilosophie    zurückgewirkt.       Nach    Anführung 
einiger    erbaulicher    Pröbchen    sonderbarer    Etymologieen 
(S.   55   fg.)   geht  der  Verf.   zu  Plotin   über.     Dieser  chro- 
nologische Sprung  von   über  4Ü0  Jahren   gähnt  einem   ge- 
waltig an,   und   man  hätte  gern  diesen  Hiatus  durch  IMittel- 
glieder    aus    der    Stoa    nnd    der    neuplatonischen    Schule 
überbrückt   gesehen,  sowie  auch   in   dem  früheren  Capitcl 
„über   Aristoteles"  man   wohl   einzelne   Peripatetiker,   »ie 
Theophrast ,    Aristoxenos,    Heraklides    von    Pontos    u.  a. 
berücksichtigt   wünschte.       In   Bezug  auf  die  Stoiker   ver- 
misst  man  die  Ausführlichkeit  weniger,    weil  Rud.  Schmidt, 
den  Hr.   Lersch   wohl   hier   und   da  citirt,    aber    bei    wei- 
tem  nicht  genug  berücksichtigt,   uns  die  Grammatica  stoi- 
coruin   allseitig    und    gediegen    zusammengestellt    und    mit 
Gewandtheit  zu   einem   System   verarbeitet  hat,    d.is  aber, 
weil   zu   viel  stoische  Philosophie    hineingezogen   ist,    den 
historischen     Ueberblick     des    Grammatischen     etwas     er- 
schwert.     Während   das  Werk  Lersch's   etwas  mangelhaft 
bezüglich    philosophischer    Verarbeitung    des    fleissig    ge- 
sammelten Stoffes    geblieben    ist,     Dnd    sogar,     wie    nicht 
mit  Unrecht  ein  Referent  der   früheren   Tbeile  schon   be- 
merkt hat,     das    adversarieaartige    Ansehen    hier    nnd   da 
poch  an  sich  trägt,  so   bat  dagegen  Schmidt  zu  viel  phi- 


43 


44 


locnpliirt  ••■).  Von  PIntiii  gibt  Hr.  L.  S.  67  und  58  einen 
Liirzen  Auiizu(;  ilcsson ,  was  sich  in  spracliphilosopliisrher 
Hinsi<  lit  liri  dicspin  Conimontafiir  Platon't»  liiiilpt,  aus 
Jein  {felolirtoii  Soliulpfortcr  Pruj^ranini  lies  Hrn.  Dr.  C. 
Steinhart  Mclelcniala  Plotiniana.  Numburgi  184().  4  niaj. 
Die  Etvoiolngieeii  Plotin's  sind  eigrntlirh  nur  Zusamnien- 
«tclluugen  verwandter  und  lautahnlicher  Würter^  und 
erinnern  an  die  von  Platu  verlachten  Sprachansichten  der 
Herakliteer.  Referent,  der  sich  Stciohart's  Prugranim 
ebenfalls  excerpirt  und  die  Beneisstellen  vor  sich  hat, 
mass  hier  sein  Bedaueru  aussprechen,  dass  Hr.  Lersch 
sich  so  kurz  fasste  und  nicht  vollständiger  excerpirte. 
Ist  auch  das  Programm  in  jeilem  preugsischen  Gymnasium 
vorhanden,  so  ist  doch  anzunehmen,  dass  Viele,  ja  die 
Meisten,  die  nachzuschlagen  sich  veranlasst  fühlen,  das- 
selbe nicht  gleich  zur  Hand  haben,  wahrend  Hr.  Lersch 
diesem  Uebelsfando  mit  Erweiterung  seines  Buches  um 
höchstens  Eine  Seite  hätte  ablieifcn  können.  —  Endlich 
erwähnt  der  Verf.  den  Sextos  Empirikos ,  den  Feind 
aller  Etymologieen  ,  da  er  sie  für  entweder  überflüssig, 
oder  als  der  griechischen  Sprache  nachtheilig  erklärt. 
Bemerkungen  gegen  die  Snphistik  des  Sextos  und  seine 
verkehrte  Bestreitung  der  Etymologie  bilden  den  Schluss 
dieses  Capitels  und  zugleich  der  ersten  Abtheiluog,  wel- 
che die  philosophische  Etymologie   behandelt. 

Die  zweite  Abtheilung,  welche  „die  Grammatiker" 
überschrieben  ist,  beginnt  mit  einem  Capitel  „Etymologie 
und  Glossographie"    S.  61  —  78;     dann  folgen    „Grund- 


*)  Dass  Hr.  Lersch  Schmidt's  Aibeit  so  wenig  beachtet,  lässt 
auf  eine  kleine  literarische  Pikanterie  schlicssen,  zu  wel- 
cher Sclijiiiilt  ireilich  Veranlassung  gegeben  hat,  indem 
er  in  seiner  Schrift  (Stoicor.  gramraatica  p.  8.  nota  12.) 
den  ersten  Tlicil  des  Werkes  von  Hrn.  Lersch  etwas  ge- 
ringschätzig biurthcilt;  er  sagt:  Cujus  (nämlich  Classenii 
de  Graccac  graramaticae  primordiis)  diligentiam  ex  parte 
supplevit  libcUiis,  quem  nupcrrime  in  lucem  edidit  iaiir. 
Lersch  die  Sprachphilosophie  der  Alten,  dargestellt  an 
dem  Streite  lilier  Analogie  und  Anomalie  der  Sprache 
(Bonn  183ö.)  —  ceteroqui  llbellns  in  quem  illud  ,,plus 
habet  in  recissu  quam  fronte  ptomiltit"  aegre  tuleris.  In 
diesen  Worten  liegt  frcillcli  eine  Erklärung,  die  wenig- 
stens, wenn  auch  keinen  Krieg,  doch  eine  Verstimmung 
in  dem  Verf.  der  Sprachphilosophie  hervorbringen  konnte. 
Ref.  glaubt  aber  verniuthcn  zu  dürfen,  dass  Herr  Rud. 
Schmidt  jetzt  sein  Urthcil  selbst  moditiciren  werde,  nach- 
dem Hr.  Lersch  durch  die  Nachlieferung  des  zweiten  und 
dritten  Thciles  seiner  Arbeit  den  Beweis  geliefert  hat, 
dass  er  im  ersten  Tlicil  nicht  mehr  habe  mittheilen  wol- 
len, als  er  gethan  hat,  und  auch  bei  sonstigem  Mangel 
an  weiteren  Quellen  nicht  hat  mittheilen  können.  Freilich, 
so  lange  der  erste  Theil  bloss  vorlag  —  und  zwar  ohne 
Andeutung,  ilass  ein  zweiler  und  dritter  folgen  sollte  — 
konnte  jeder,  der  ähnliche  Studien  gemacht  hat,  wiin- 
jchen,  dass  Hr.  Lersch  sich  ein  reichhaltigeres  Material  ge- 
sammelt hatte,  um  die  Sprachphilosophie  der  Allen  in 
einem  ailseitigeren  Lichte  nachzuweisen.  Dieses  hat  er  aber 
nun  auf  eine  höchst  dankbare  Weise  gethan,  und  sicher- 
lich wird  weder  Hr.  Schmitt  das  Verdienstliehe  der  Ar- 
beit des  Hrn.  Lersch  verkennen,  noch  auf  Hrn.  Lerscli , 
der  die  Forschungen  Schmidt's  auch  gar  nicht  verkennt, 
obgenannles  vornehmes  Urthcil  (was  nur  so  vornehm  aus- 
fiel,  weil  auch  der  Titel  ,,  Sprachphilosophie  der  Alten" 
Hrn.  Schmidt  votoelim  geschienen  haben  mag)  in  seiner 
Scharfe  auf  sich  /u  bezieheii. 


Sätze  der  Eti/mologie"  S.  78 — 95;  drittens  „Regeln  der 
Etymologie"  S.  Uli  lü.'j  und  endlich  „Mythologie  und 
Etymologie"  S.  106  —  112-  Schon  diese  Üelierscbriften 
deuten  an,  dass  der  Verf.  hier  sein  Alaterial  nicht  ganz 
methodisch  verarbeitet  hat,  dass  er  theiltveise  noch  trennt, 
was  zusammen  gehört,  in  Grundsätze  und  lle;.re|ii  <|er 
Etymologie,  theilvveise  verbiii<let,  was  getrennt  »erden 
sollte,  wie  Etymologie  und  Glossographie ,  oder  Mytho- 
logie und  Etymologie.  Wenn  man  die  Capitel  selbst  nä- 
her ansieht,  so  läs.st  sich  wohl  cinigcnnaassen  diese  Cum- 
position  noch  rechtfertigen,  aber  zu  billigen  ist  sie  dess- 
halb  immer  noch  nicht.  Mach  des  Referenten  .Ansicht 
hätte  zunächst  chronologisch  verfahren  werden  müssen, 
was  nicht  geschehen  ist.  üeberatl  werden  Vor  -  und 
Rücksprünge  gemacht,  so  dass  das  Mifgetheilte  nicht  viel 
besser  geordnet  ist  als  die-  alphabetisrhen  Sammlungen 
im  sechsten  Bande  der  Uiblioth.  Graeca  von  Fahricius. 
Des  letzteren  Fleiss,  der  von  Harless  in  der  neuen  Aus- 
gabe überboten  worden  ist,  hat  hier  Ausserordentliche» 
geleistet,  und  Hr.  Lersch  würde  sich  schon  ein  orros- 
ses  Verdienst  erworben  haben,  wenn  er  die  Notizen  in 
der  erwähnten  Bibliothek  über  Etymologen  und  Glosso- 
graphen  in  eine  hisforisrlie  Orilnuug  gebracht  hatte  ;  dann 
würile  er  auch  den  Titel  seines  Buclies  „Geschichte  der 
Etymologie"  mehr  gerechtfertigt  haben,  als  es  ^etzt  der 
Fall  ist.'  Was  Hr.  Lersrli  gibt,  sind  gesammelte  Notizen; 
seine  Capitel  enthalten  Hauches,  was  Fahricius  —  Har- 
less  entgangen  war;  dagegen  fehlt  Anderes,  «as  Fahri- 
cius schon  hat,  und  Hr.  Lersch  zeigt  viel  Selbstvertrauen, 
wenn  er  S.  til  sagt:  ,,Hir  werden  nicht  Manchen  (näm- 
lich Grammatiker,  der  über  Etymologie  geschrieben  bat) 
übergehen,  ivenn  wir  folgende  Schriftsteller  als  solche 
namhaft  machen."  Nun  iverden  aufgeführt:  Apollodor 
der  Athener,  Demetrios  Lrion,  Heraklides,  Andromachos, 
Orion,  Achilles  Tatios ,  dev  Mönch  Anastasios,  Pampre- 
pios ,  Theodor  aus  Gadara  unter  H.idriau  (1?)  und  Galen. 
Zuerst  fällt  die  um  hronologische  Ordnung  oder  chrono- 
logische Unorilnung  auf,  dann  die  dürftige  Abfertigung. 
Referent,  der  anderen  Orts  einen  chronologischen  und 
weit  vollständigeren  Index  der  Etymologen  zu  geben  ge- 
denkt, kann  sich,  ohne  zu  weitläufig  zu  werden,  hier 
nicht  auf  Vervollstänili.;ung  dieses  Capitels  einlassen  und 
hält  sich  zunächst  an  das,  was  gegeben  ist,  mit  Berück- 
sichtigung der  Worte  des  Verfs.  S.  78:  „Möchten  diese 
in  mancher  Beziehung  mangelhaften,  flüchtigen  Andeu- 
tungen Veranlassung  zu  einer  chronologischen  Znsanmien- 
stelluug  der  griechischen  Grammatiker  werden."  Also 
der  Verf.  hat  seinen  Fehler  selbst  gefühlt;  aber  es  ist 
unrecht,  dass  er  nicht  selbst  wenigstens  seine  flüchtigen 
Andeutungen  chronologisch  geordnet  hat,  was  doch  im 
Vcrhältniss  zur  Mühe  seines  Sammelus  nur  noch  eine 
kleinere  Nacharbeit  gewesen  wäre.  Wie  kommt  es  aber 
wohl  überhaupt,  dass  Hr.  Lersch  denjenigen,  der  doch 
bisher  die  meisten  literarhistorischen  Notizen  über  die 
Grammatiker  gibt,  nämlich  den  Faöricius,  so  höchst 
selten  in  seinem  Werke  citirt?  Sollte  ihm  dessen  Biblio- 
theca  Graeca  nicht  zur  Hand  gewesen  sein?  Dieses  ist 
einerseits  kaum  zu  glauben  und  andererseits  nicht  zn 
verzeihen.  Es  werden,  wie  wir  unten  noch  zeigen  wer- 
<l$o,    auch  andere  aeuere  in  das  Gebiet  der   histo(ischea 


45 


46 


Grammatik  einschlagende  dankenswerthe  Schriften  kaam 
oder  gar  nicht  erwähnt  und  benatzt,  was  entweder  Folge 
des  überwiegenden  Selbstrertranens  auf  die  eigenen  Col- 
lertaiieen  oder  Folge  eineii  literariisrhen  Leichtsinnes  ist, 
nm  eines  dritten  Falles,  vornehmen  Ignorirens  fon  Sjjecial- 
8chriften  nicht  zu  gedenken.  Doch  .  wir  nehmen  das 
Buch  nun  hin,  wie  es  einmal  ist,  da  es  aucli  in  gegen- 
wartiger Form  immerhin  eine  dankeuswertlie  Gabe  bleibt. 
—  Als  Beweisstelle  zu  Apollodor  nlioi  iii>/uokuyiojv 
(S.  öl)  kann  noch  hinzugefügt  werden  Etjm.  Gud.  p.  121 
s.  f.  xixvg.  Dass  unter  lieraklides  tieqI  STVfAU/  oyia^ 
der  Schüler  des  Didymos  und  nicht  der  Peripatetiker  zu 
verstehen  sei,  hätte  der  Verf.  nicht  unbemerkt  lassen 
sollen,  da  man  bei  dem  chronologischen  Wirrwarr,  in 
welchem  die  Namen  aufgczfihlt  werden,  auf  die  Lebens- 
zeit der  angeführten  Grammatiker  nicht  schliessen  kann. 
Denn  nach  Heraklides  folgt  beim  Verf.  Andi'omachos , 
dessen  Zeitalter  noch  nicht  constatirt  und  welcher  wahr- 
scheinlich jünger  als  das  Efiimologicum  Magnum  ist,  für 
dessen  Verfssser  man  ihn  hat  halten  wollen.  Vgl.  Fabric. 
Bibl.  Gr.  VI,  p.  ()01.  —  Es  folgt  ,, Orion  Ttefil  eri'uo- 
XoyicIjD  Suid."  Was  soll  man  damit  machen?  Ist  es  der, 
Alexandriner  oder  Thcbaner?  Suidas  nennt  Orion  den 
Alexandriner  als  Verfasser  dieser  Schrift;  dicss  hat  aber 
bereits  Ritschi  de  Oro  et  Orione  p.  7  bezweifelt.  Der 
Münrh  Anastasios,  bekanntlich  „Sinaita"  genannt,  starb 
.099  nach  Chr.  Geb.  und  hätte  hinter  Pamprepios ,  der 
des  Proklos  Schüler  war,  zu  stehen  kommen  müssen. 
Nach  diesem  wird  nun  gar  Theodor  von  Gadara  als  unter 
Hadrian  lebend  angegeben.  Es  ist  doch  dieser  Theodor 
kein  anderer  als  der  Rhetoriker  ,  der  unter  August  zu 
Rhodos  lehrte  und  Von  diesem  Kaiser  mit  nacli  Rom 
genommen  worden  sein  muss,  da  Theodor  Lehrer  des 
Kaisers  Tider  zu  Ro?n  genannt  wird.  Suid.  v.  Otoöuj- 
pos  radaQ£v<;,  dnu  dovkvjv,  öidctoy.ukoi  yayovwc, 
Ttße(jiüv  Ka'iouQoq,  iTreidi)  ovv(y.Qiih]  neoi  oocpiori- 
xi75  dyioviaafxsvoq  nordfiuivt  v.aX  '.■ivzmdiQip  iv  av- 
xfj  rij  'Puififj.  Zu  Quintilian's  Zeit  waren  ja  die  Theo- 
doreer  neben  den  Apollodoreern  schon  berühmt.  Quint. 
II,  11,  2.  III,  1,  17  sq.  Neben  seinem  Werke  U£Qi 
rdjv  iv  (puivaic,  CtJTOVutvwv  hatte  auch  noch  als  ganz 
«■erwandt  die  Schrift  Tieol  öiakiy.Touv  ö/^iOtOTljTOg  y.at 
aJlodei^eui^  angeführt  werden  sollen.  VVie  Galen  we- 
gen seiner  Schrift  Jiepl  övouuTViV  6o96tjjtoc;,  hätte 
auch  sein  College,  der  unter  Trajan  und  Hadrian  in  Rom 
lebende  Ephescr  Sora?tos ,  einen  Platz  unter  den  Etymo- 
logen finden  müssen,  da  er  ne^i  fTV/uokoyccuv  tov  aiü- 
fjtaroi;  tov  äv^QUjltov  geschrieben  hat,  welches  Werk 
Orion  von  Theben  bei  Ausarbeitung  seines  Etjoiolögikon 
benutzte.  Cf.  Ritschi  de  Oro  et  Orione  p.  28.  Zweifel- 
haft bleibt  des  Milesiers  Oros  iTVjuokoyixöv,  doch  ver- 
dienen seine  i9vixd  wegen  etymologischer  Deutung  der 
geographischen  Namen  eine  Erwähnung.  Ritschi  I.  c. 
p.   60  —  fi(J.    cf.    ibid.   p.   71   S(j. 

Die  Glossographie  (S.  I)'2)  trichotomirt  Hr.  Lersih 
als  Erklärung  oder  Beschreibung  der  I.  allgemeinen  Glos- 
sen oder  veralteter,  ausser  Gebrauch  gekommener  AVor- 
ter;  II.  der  dialektischen  Glossen  oder  Idiotismen  ein- 
zelner Provinzen  und  Städte,  und  III.  der  literarhisto- 
rischen Glossen,  d.  h.  solcher,  die  als  Idiotismen  einzelner 


Schriftsteller  zu  betrachten  sind;  dabei  bemerkt  der  Verf. 
richtig,     dass  alle    drei    Arten    in    einander   überspringen. 
Die  dann  folgende  Aufzahlung  der  Glossograplien   (S.  64 ff.) 
ist   nach   diesen   drei   Gruppen   der   Glossen   geordnet,    was 
freilich   nur    so    tallter    qualiter    geschehen    konnte,     weil 
bei   dem    Verluste  der   Werke   wir   nur  sehr  selten   wissen 
können,   ob   denn   dieselben   ihrem  Inhalt   nach    zur  ersten 
oder   zweiten   oder  dritten   Classe   gehören.      Für   die  erste 
Classe   werden   aufgeführt:  Si'iitiiias  aus  Rhodos,   Philetas 
von  Kos;   Chores  der  Kratefeer,   von   dem   übrigens   keine 
Schrift,     sondern   nur  seine   Aensserung  mitgetheilt   wird, 
dass  der  Grammatiker  auch    dn^uiq  yKujaooiv  i^ijyrri- 
y.uQ  sein  müsse.    —    Wann  lebte   Chares?     Fabricius  hat 
ihn   in   seiner   Bibl.   Gr.   noch    nicht    angeführt;    'denn  die 
hier    vorkommenden    drei  Chares    sind    der   Rhetor,    der 
Peripatetiker  und  der  Historiker.    Amerias  der  Makedonier 
(wanni),    Nikander    aus    Kolophon,    Klitarch,    welcher? 
doch   wohl   nur  der  Historiker    (Bibl.   Gr.    VI,   361.)    und 
dann   wäre   er    der    Begleiter    Alexanders;    er   wäre   somit 
mit  Klearch,     unter    dem    der   Solenser    zu   verstehen  ist, 
der  älteste   Glossograph,    nicht   aber  Simmias,   und   Phile- 
tas von   Kos,     wie    der   Verf.   S.   64  sagt.      Uebrigens    ist 
auch  Klearch  nicht  der  älteste  Glossograph,  sondern  schon 
zu    Aristophanes    des    Komikers    Zeiten    gab    es    Glossen- 
bücher,  wie  Ref.   in    dem  oben   erwähnten  Aufsätze   „über 
die  älteste  Exegese  bei   den  Griechen"   gezeigt   hat.      Aber 
zu   solch   historisch   unbegründeter  Behauptung,   dass  Sim- 
mias und  Philetas  die  ältesten  Glossograplien  seien,  konnte 
der   Verf.,  nur   verleitet  werden,     weil   er    sich   der  Mühe 
nicht   unterworfen   hat,   seine  Leute   chronologisch   zu  mu- 
stern. —  Es  folgt  Glaukon  (welcher?),  „Hermonax  (kre- 
tische?)."     Aus    dieser    Bemerkung    wird     niemani!    klug. 
Hr.    Lersch    hätte    doch    seine    Leser    nicht    allzu    müssig 
denken   und    ihnen    durch    einige  Bemerkungen    zu   Hülfe 
kommen   sollen.      Hermonax   hat    übrigens   gar    keine   kre- 
tische   Glossen    geschrieben,     soniiern    nur    yXcöoacil    im 
Allgemeinen   (cf.' Athen.   II,  53-   B.    III,   76.   E.    nnd   F.) 
und   er  ist   wohl  zu   unterscheiden   vom   Hermon,  <ler  xoi'- 
Tixal  ykujoaai  sammelte  (Athen.  III,  ,S|.  F.    VI,  967.  C), 
welche   mit  den   italischen   Glossen   des   Diodor   nnd  Hera- 
kleon    in    das     Wörterbuch    des    Aristarrheers    Pamphilos 
aufgenommen    wurden   (cf.   Fabric.   Bibl.   Gr.   VI,  p.  .368). 
—    TimarchidaS    von    Rhodos.       Hier    finden    wir    Ranke 
de   Hesych.   lex.   forma  citirt.      Ein    solches   Citat  neuerer 
Forschungen   gehört    zu    ilen    Raritäten    in   Hrn.   Lersch's 
Werk.        Warum   gibt   nun   aber  Hr.    Lersch   nicht   wenig- 
stens   das   Zeitalter   des    Timarchiilas  an,     da    ihn    Ranke 
ganz   bestimmt  zum   Zeitgenossen   des   Rhodiers  Apollonios 
macht?     Doch    mit    der   Chronologie    wird    wahrhaft   Ha- 
schens   oder   Versteckens   gespielt,     wie    man    es    nehmen 
will.      Hr.   Lersch   gibt   uns   hier  seine   ungeordneten  Kol- 
lektaneen.       Sollte    die    Chronologie    übergangen     werden, 
so  war  doch  wenigstens    eine  alphabetische  Ordnung  der 
Glossographen    vorzunehmen,     die    das    Nachschlagen    er- 
leichtert hatte;   abci    nein,  es   geht  alles   wüst  durch  ein- 
ander.     So  angenehm   es   nun   ist,    obiges  Citat  von   Ran- 
ke's  Abhandlung    über    die    ächte    Gestalt    des    Hesychia- 
oiichen  Lexicons   zu   finilen ,  so   macht  sich  doch  dasselbe 
wieiler   unangenehm,   weit   man  ihm   das  Zufällige  ansieht. 
Warum    werden    überhaupt    nicht    von    Hm.    Lersch    die 


47 


48 


Leiitiiiig;cii  spiinT  Vorg.'liiger  über  Glossographie  erwabiitl 
wie    z.    B.    V.  J.    Maiissiicus    »llsscrt.    ail     Harpocrat.    (cd. 
Pari«    U)l4.  4)   <ln  ÜriKiii«  Glossarioriim ,   o<lcr />«  Gange 
Fraefat.   in   (lUisiir.   ail  «rripit.   med.   ei   iiiliiii.  Lafiiiitatis. 
Paris    l(i7S,   ein    >Verk ,  ilas  jetzt  (Paris   1830)   »oii   Ilen- 
»chel   »iederliolt   nird;    oder  J.   A.   Einesti  ile   glossarior. 
Graecur.    vera    iiidulo  et   reeto   iisii  in    iiiter|iretutiuiie   Lips, 
1  74l' ,     w  iederliolt    in    der     Praef.    ad    Hesych.    lexic.    ed. 
Ailierti-      Lii^d.   Bat.    I74ö-     fol.    im    ersten   Uanile.      Dass 
»elbst  Fabiicius   Bill.   Gr.   Vol.   VI.   nicht  citirt   wird,   ist 
■rbon  an{;eilentet   worden.      Doch   nein;   jetzt  gleich  S.  05 
wird   zu  Autodor  ans  Kuniä  Faltric.  Bibl.  Gr.  VI,   p.  360 
eriväbnt.       Aber   »er    sieht  das  Citat    hier  nicht  für  eine 
xufflllige   Motiz   in  den   Adveraarien   des   Hrn.  Lersch  s.  v. 
Aatodonm  Cunianus  an?     Denn   dort  (bei  Fabricius)    wird 
ja   bemerkt,    dass   wohl    Autodorus   in   Apollodorus  Cunia- 
nus  zu  andern   sei;    dass   also  der  Name  Autodor   f;ar  nicht 
feststeht.      Diesen   Ziieifel   hätte    Hr.   Lersch   doch   wenig- 
stens   nicht     unterdrücken    sollen,    ila    nicht  jedem   Schul- 
mann  gleich   die   kostbare   Bibl.  Gr.   lon  XIII  Bänden   zur 
Hand    ist.      Allein    auch    andere    gelehrte    und    brauchbare 
Schriften,     wie     Otto    Schneiders    diss.    ile    scholior.    in 
Aristoph.    foult.,     Jul.    Richte.-    de    Acsch.    .Soph.    Burip. 
iuterpretibus,    werden    gar   nicht   erwähnt;   selbst   Ritsc/tl's 
Schriften   sinil    nicht  genug   allegirt,    wie  z.  B.  die  gelehrte 
.Abhandlung    de   Oro   et   Orionc   selbst   beim    Namen   Orion 
nicht   einmal   des    Citatcs    werlh    geachtet    wird;     und   die 
Schrift:    liber   die    Alex.   Bibliotheken    ist   höchstens  2  oder 
3  mal   angeführt.      Hr.    Lersch    hatte   durch    fleissigere   Be- 
nutzung  dieser    Werke    sein    Buch     brauchbarer    und    les- 
barer  gemacht.       So     ist   z.    B.   die   abermalige    Riirksicht- 
nahmc    auf    Ranke's    Hesrch.    forma    bei    Pampltilus    auf 
S.   7ö   eine   wahre    erquickliche    Oase    in    der    Wüste  von 
ungeordneten   Namen.      Ich    breche    hier    die  Aufzahlung 
der  Glossographen   ab,   weil   sie   doch   den  Leser   nicht  an- 
sprechen   kann    und    nur    einen    AViderwillen   gegen   dieses 
Ca^jitcl     erregen    mnss.        Die    Sammlung    ist    nicht     ohne 
Mühe    gemacht,    aber   sie   ist   auch   mühselig   und    zeitrau- 
bend   fiir   den    Leser,     der   sich    ^ur    historisciien    ürienti- 
rung  selbst   ein    brauchbareres  \  erzeichniss   anlegen    mnss. 
Die    Bemerkung   S.    (jö ,     <lass    Aristarch    die    unbekannten 
Erklarer    altdichterisclier   Ausdrücke   mit  dem    besonderen 
Namen  yKcjOouyoacpoi  genannt  habe,  gibt  der  ^'erf.  nach 
Lehrs   Arist.  stuil.   IIuui.    p.  43  s(pj.      Wenn   es  aber  einige 
Zeilen   weiter  heisst,     dass  jener    Ausdruck   „vom   Honie- 
riscben    Scboliastcn    zu    Iliad.    O,  3'-'4.    OL   jtMiaaoyuu- 
(f.Ol  Ijyuvv  '.l:i'iü)V  y.u\  Jl,'  ludujoui;  (?  soll  heissen  'IJpu- 
dcjpo^)"    gebraucht   sei,   so    hatte   doch    Hr.   Lersch   bc- 
Bierken   müssen,    dass  dieses  abusive  geschehen  sei,   weil 
eben    nur    unbekannte    Erklärer   y\v)000yoä(fOL  genannt 
worden    seien.       Lehrs    I.     c.    p.    40    sagt   ja    ausilrürklich 
in  der  Note  :     ,,llecentioribus  scholiis   Homericis  nulla   in 
hujus    vocabuli    usu    fiiles.     Sic    L.:     oi   y\uuoauyQd(foi 
i)yovv  ylniviV    '/.ul  HuoÖuiqoq,-     quod    ille    Eustathium 
insc.ribens  proprio  Marte  a<ldiilit.      Cf.   Eustath.  476." 

S.  ü(i  fg-  folgen  die  ^'crfasser  von  Sciiriften  iTEol 
i'ivouataiv  in  der  bekannten  Weise.  Unter  denselben 
wird  Gor^ius  nach  Pollux  IX ,  l.  aufgeführt.  Nun  gibt 
aber  Pollux  kein  günstiges  Urtheil  über  dieses  övoua- 
Otr/.üii   ab    und    da    man    sonst    nirgends    erwähnt,     dass 


Gorgias  ein  Onomastikon  geschrieben  habe,  so  hat  man 
gemeint,  dass  l'ollux  irgend  eines  spatern  (i'orgias  IVlach- 
werk  vor  sich  gehabt  und  in  der  Person  des  Vecfaiscri 
sich  getäuscht  haben  miigc.  Allein  so  gut  ein  Demnk<-it, 
konnte  auch  Gorgias  sein  Onomastikon  geschrieben  ha- 
ben, <la  ja  nach  Arisfoplianes  Daetalensrs  fragm.  I.  za 
seiner  Zeit  schon  Glossenbücher,  besonders  Homerische, 
etwas  Gangbares  waren.  S.  ()7  fg.  ist  von  ileu  dialek- 
tischen Glossen  die  Rede.  Zunächst  werden  die  Ver- 
fasser allgemeiner  Werke  utoi  diaktxiojv  angegeben; 
dann  kommen  die  Allikislen  oder  die  Verf.  der  Xsi;ei(; 
'^dlTiy.ai ,  die  Verf.  von  Schriften  über  den  alexandrini- 
schen,  dorischen,  ionischen  und  aeiilischcn  Dialekt,  end- 
lich die  Verfasser  von  yKwaoai  IcuKr/.ai  und  Trfp^  t/;^ 
Pv)fiaiYS]i  öiakiXTOi'.  Diesem  Verzeichnisse  der  Dia- 
lektograpben  ist  «ohl  nur  wenig  nachzutragen  und  e» 
gehört  zu  den  fleissigeren  Partien  des  Buches.  Die  Verf. 
von  literarhistorischen  Glossen  (ein  etwas  unpassender 
Ausdruck;  Hr.  Lersch  versteht  darunter  die  Glossen  bei 
einzelnen  Schriftstellern,  wie  Glossen  lies  Homer,  Hippo- 
krates,  der  Tragiker,  Komiker  u.  s.  f.)  sind  ebenfalls 
im  Ganzen  wohl  vollständig  aufgezahlt.  S.  72  fg.  wird 
auch  Aristoteles  unter  den  Glossographen  aufgeführt;  al- 
lein was  aus  Aristoteles  entlehnt  wird,  ist  nur  theore- 
tischer oder  belehrender  Art;  er  sammelte  keine  Glossen, 
sondern  spricht  über  dieselben.  Daher  hätte,  was  auf 
S.  72  und  73  stellt,  besser  in  der  Einleitung  auf  S.  63 
Platz  gefunden.  Unter  den  Schriftstellern,  zu  denen  man 
Glossen  oder  Onomastika  oiler  Dialektbemerkungen  schrieb, 
haben  die  meisten  Bearbeiter  Homer,  die  Tragiker,  Ko- 
miker, Redner  und  Piaton  gefunden;  sehr  wenige  dage- 
gen Ilesiod  und  Herodot. 

S.  78 — 95  wendet  sich  der  Hr.  Verfasser  zu  den 
„Grundsätzen  der  Etymologie.^'-  Es  erregt  der  Eingang 
<licses  Capitels  ein  Vorurtheil,  das  sich  auch  bestätigt, 
nämlich  dass  Hr.  Lersch  nicht  streng  genug  einen  wis- 
senschaftlichen Weg  gegangen  sei.  ,,Weiin  wir,  sagt  der 
Verf.,  die  der  alten  Etymologie  zu  Grunde  liegenden 
tiefen  Iileen  ans  losen  fragmentarischen  Andeutungen  auf- 
zuhellen uns  hier  bemühen,  so  kann  natürlich  (?)  nicht  (!) 
von  einer  bestimmten  Zeit  und  Schule  alter  Grammatiker 
die  Rede  sein,  in  welcher  ein  eigentliches  System  vor- 
herrschend gewesen.  Zu  sehr  zersplittert  sind  die  An- 
klänge, die  wir  noch  finden,  als  dass  wir  etwa  versuchen 
könnten,  genauer  zu  begranzen,  was  ein  Zenodot,  Di- 
dymos ,  Apollonios  Djskolos,  Herodian  für  diesen  Zweig 
der  Grammatik  getlian  und  wiefern  sie  eine  Fortsetzung 
und  Vermehrung  leitender  Gedanken  gegen  ihre  jedes- 
maligen Vorgänger  anzusprechen  haben."  Diese  Einlei- 
tung ist  eine  captatio  beiievolentiae  bei  bewnsster  Schwäche 
des  behandelten  Capitels.  Wer  sich  mit  ähnlichen  Stu- 
dien wie  der  Verf.  abgegeben  hat,  wird  sicherlich  am 
meisten  nachsichtig  gegen  die  Lücken  nnd  unzulänglichen 
Materialien  sein ,  zumal  wo  die  Quellen  selbst  nur  in 
Fragmenten  bestehen;  diess  aber  kann  man  niemals  bil- 
ligen, dass  in  einer  Schrift,  welche  die  Sprachphilosophio 
an  der  Geschichte  der  Etymologie  nachweisen  will,  von 
einer  bestimmten  Zeit  und  Schule  alter  Grammatiker,  in 
welcher  ein  eigentliches  System  herrschend  genesen, 
natürlich    nicht   die  Rede    sein    soll.      Davon    aber    muss 


49 


50 


natürlicher  Weise  gerade  recht  die  Rede  sein,  »o  weit 
ei  die  literariichen  Mittel  nar  irgend  erlauben.  Wo  frei- 
lich Nichts  überliefert  ist,  da  kann  der  Geschichtschrei- 
ber Nichts  berichten.  Nun  aber  gibt  e»  in  den  Scholicn, 
grammatischen  und  rhetorischen  Schriften  von  sehr  vielen 
Grammatikern  wenigstens  einige  Beispiele,  die  uns  die 
Art  und  AVeise  »•eranschaulichen,  wie  sie  etjmologisirt 
haben;  und  zwar  ziemlich  viele  von  Männern  wie  Zeno- 
ilot,  Aristophanes  v.  15.,  Aristarch,  Krates,  Ptolemäos , 
Didymos,  Tryphon;  weniger  von  Apollonios  Dyskolos  und 
Herodian.  Solche  etymologische  Notizen  historisch  und 
chronologisch  zu  ordnen ,  ihrer  Natur  nach  zn  betrach- 
ten, ihrem  Werthe  nach  abzuschätzen,  nach  Möglichkeit 
die  Methode  herauszulauschen,  die  sie  bei  ihren  Etjmo- 
logieen  befolgten,  und  diejenigen  gleichsam  als  eine 
Schule  zu  fassen,  die  gleichen  Grundsätzen  folgten,  ist 
anerlässliche  Aufgabe  dessen,  der  die  Sprachphilosophie 
der  Alten  an  der  Geschichte  ihrer  Elymologiecn  nach- 
weisen und  die  „Grundsätze  der  Etymologie"  in  einem 
besondern  Capitel  behandeln  will.  Jetzt  aber  ist  die  Ab- 
handlung des  Hrn.  Lersch  verfehlt  zu  nennen,  weil  Zeit 
und  System  (oder  Schule)  als  Nebendingo  bei  Seite  ge- 
schoben sind,  da  ihre  Berücksichtigung  doch  eigentlich 
die  einzelnen  in  ihrer  Abgerissenheit  erstarrten  Notizen, 
die  wir  noch  übrig  haben  ,  wieder  in  Flüssigkeit  setzen 
und  beleben  müssfe.  Fragt  man  nun,  wovon  handelt 
dieses  Capitel  anf  17  Seiten?  Antwort:  Von  operibus 
operatis.  ,,Fast  durchgängig  werden  wir  die  schon  ent- 
wickelten Sätze  stoischer  Philosophen  als  leitenden  Faden 
anerkennen  und  von  der  j-tt^rjaii;  bis  zur  svarriuiOi^ 
durchgehen  müssen."  Aber  die  ^i'/jijoii  beschränkt  sich, 
meint  Hr.  Lersch  S.  79,  im  Gegensatz  zu  Piaton,  Ari- 
stoteles und  den  Stoikern,  von  Jetzt  an  auf  das  övo/AU 
■jzeiconjf^ei^op.  Wie  kann  aber  der  Verf.  von  einem 
Jetzt  sprechen,  nachdem  er  kurz  vorher  gesagt,  dass  von 
einer  bestimmten  Zeit  und  Schule  natürlich  nicht  die 
Rede  sein  könne?  Und  wenn  wir  es  ihm  doch  gestatten 
müssen,  worauf  bezieht  sich  dann  das  Jetzt?  Ref.  gesteht, 
es  nicht  zu  wissen.  Man  lese  aber  auf  derselben  Seite 
weiter,  und  man  wundere  sich  über  die  JreimaZ  vorkom- 
mende Zeitbestimmung:  „insofern  tritt  von  jetzt  an  eine 
bedeutende  Veränderung  ein,  als  die  Nachahmung  weder 
ganz  allgemein  für  all  und  jegliche  Wortbezeichnnng 
gilt,  noch  auch  anf  blosse  veraltete  Klänge  anwendbar 
sich  erweist.  Im  Gegentheil  geht  sie  nun  auf  den  Thcil 
der  Sprache  über  n.  s.   w.    —    Die    f^l/di^aig    tritt   in  das 

TreTtoijj/uivov  ovofÄa  ein.     War  das  Letzlere bei 

Aristoteles  noch  ein  von  einem  einzelnen  Dichter  gebil- 
detes Wort:  so  bildet  sich  nun  allmählich  aus  epischer 
Eigenthümlichkeit,  ja,  man  möchte  sagen  aus  veraltetem 
Natnrlaute  ein  frischer  Sprachquell  hervor,  der  manch- 
mal in  muthwilliger  Laune  aufspringt."  Ja,  man  möchte 
sagen,  der  frische  Sprachquell  des  Hrn.  Verfs.  springe 
manchmal  in  muthwilliger  Laune  auf,  wie  eben  hier.  So 
»traft  sich  aber  die  Zurücksetzung  der  Zeit  in  einer 
historischen  Abhandlung  von  selbst.  Man  lasse  die  Zeit 
aus  dem  Spiele,  wie  man  wolle,  sie  spielt  sich  von  selbst 
immer  wieder  ein,  wenn  auch  nur  unbestimmt  als  ein 
Jetzt,  Nun  und  Allmählich  oder  Manchmal.  —  Halten 
wir  uns  an  das  Gegebene!  Also  man  nahm  von  jetzt  au 
Zeitschr.  f.  d.  Allerlhumfw. 


an,  Wörter  seien  y.cnu  jji'fjTjaiv  gebildet,   wenn  sie  den 
bezeichnenden  Begriff  durch  entsprechende  Laute  versinn- 
lichen,   wie  lautchen,    zischen,    kratzen.      So  Dionysio» 
Thrax  und  seine  Scholiaslen  (S.  80);  so  A\ic\i  Didymos, 
Tryphon  (S.  81  f.).      Ist    etwa    das    Zeitalter   dieser  Ge- 
währsmänner   die    obige    mit  Jetzt    bezeichnete   Zeit?  — 
Interessant  ist  die  Stelle  aus  Dionys    von  Halikarnass  de 
comp,   verbb.   c.    Ib.    (S.  83  f-)»    die    ein   Aiischliesseii   an 
die  Principien  der  Etymologie  verräth,   welche  Piaton   im 
Kratylos  mittheilt;   aber  die   Anknüpfung  der   Ansicht  de* 
Dionys   au  die  miscellenartige  Erwähnung  von  Tyrannion't 
Definition    der    Grammatik:     jQafJixaxiY.t'j    iari    9toj(jla 
fill^ujaeujg,    die    eine    kaum    läugbare   etymologische  Be- 
ziehung haben  soll,    scheint    dem  Referenten  wieder   »ie 
vom  Zaun  gebrochen;  Folge  einer  Verlängerung  von  Zeit 
und    Schule    der    Grammatiker.     S.  85    wird    der    aristo- 
telisirende  Demetrios  de  Elocut.  §.  94—98.  und  §.  219- 
und  220.    besprochen    und    noch    Orion ,    Johannes    Dia- 
konos  (Alleg.  Theog.  p.  452.  ed.  Gaisf )  und  eine  Anzahl 
Artikel  aus  Etymol.  M.  gegeben  ,  welche  die  Etymologie 
nach    dem   Grundsatze,    die    Sprache    sei    xara   /ufj-ljoiu 
gebildet,    in    Anwendung    gebracht    haben;    endlich    wird 
in's  14.  Jahrhundert  übergesprungen  und  Manuel  Moscho- 
pul  allegirt,    der    übrigens,    wie  Hr.  Lersch    selbst  noch 
andeutet,    sein    Wissen    erst    aus    Tryphon    entlehnt    hat. 
Ref.   läugnet  nicht,  dass  das  Gegebene  immerhin  annehm- 
bar und  verdienstlich  sei  ;  aber  wissenschaftlichen  Anfor- 
derungen genügt  es  nicht.     Noch  weit  kürzer  kommt  die 
Geschichte    der  Etymologie    nach    dem    Grundsätze    xa9' 
üfxocörtjTa,  xaTay^t^arixio?  und  y.a-u'  dviiCfQaoiv  weg. 
Die    Stellen    sind    meist    aus    dem   Etymol.  Magnum    und 
nicht  ausgeschrieben,    was  als    eine  Raumersparung  wohl 
gebilligt    werden    könnte;   allein  Ref.    ist    hier    der  Mei- 
nung, dass,  wo  es  darauf  ankommt,  durch  Stellen  Grund- 
Sätze  nachzuweisen,  wie  hier  ,  es  wünscheuswerth  bleibt, 
die  Stellen  ohne  ängstliche  Sorge  um  Papierverschwendung 
immerhin    auszuschreiben,     damit    man    übersichtlich    vor 
sich  habe,    was    zum  Beweise    dient.    —    Die  Classe  der 
X«r*  dvxicpQafftv  oder  xa-v  evapriuioiv  gebildeten  Wör- 
ter hat  noch  die  billigste  Berücksichtigung  erfahren;  aber 
hier  ist  dem  Hrn.  Verf.  auch  Lobeck's  Comroent.  de  an- 
tiphrasi  et  enphemismo  in  den  Actis  societ.  Gr.  ed.  Wester- 
mann   et    Funckhaenel,    Vol.  II,    fasc.  2.  p-  291  —  319. 
zu  Statten  gekommen.    Schliesslich  legt  Hr.  Lersch  noch 
Gewicht  auf  das  Etymologisiren  xarä  iatOQtav  bei  Procl. 
ad    Plat.    Cratyl.    p.    44,    wenn    nämlich    die    Benennung 
einer  Person  oder  Sache  sich  an  einen  Mythos  oder  eine 
historische  Thatsache  oder  Signatur  knüpft,  wie  üßoXoq 
Spiess  und  Münze;  'A%aia  als  Bezeichnung  der  Demeter 
ä-no   xoi)   äxovq   rov    eiil  Tr;v  IleQOiCfövrjy;   dagegen 
übergeht    er  Alles,   was  als    TlcCQOjvi'HUx;,^    öfxuivvfiuji, 
avv9ETtxu)?  oder    xöt«    ai'vdeaiv ,    oregeatv   a.  s.  f. 
benannt    bei    den  Lexikographen    vorkommt,    „weil  diese 
formale   Etymologie    (»soll    diess    auch    von    Tta^tOVVfZUJi 
und   öi^iioviifAMg  gelten,  so  würde  auch  xaTaXQt]aTlxuJi(;, 
uvTKfQaOTiXuJi,    xax     Ei<(fl]^lOn6v  u.  a.  in  die  Form- 
lehre gehören)    entweder    in    die  Formlehre    oder   in  die 
Lehre  vom  Hauptwort  gehört,  andererseits,  weil  wir  hier 
gar  nicht    auf   fruchtbare  Grundsätze    zu  gelangen  hoffen 
dürfen."    Wir  denken  doch,  dass  Sammlungen  von  Wort- 

4 


51 


52 


Heutun^pn  naQU}VVi.iu}<;,  öfiioinifKog,  avvSsTixujg  u.  e.  f. 
nicht  gnnz  unerspriesslich  zur  Aufliellung  von  Grunilsfitzea 
sein  nifustcii.  Freilich  wiril  man  auch  auf  manche  Pos- 
sierliclikcitcu  und  tullc  EinHille,  staU  auf  rcrniinftigo 
Gruntls.ttzo  üiossen  ;  abrr  llr.  Lorsch  sagt  ja  selbst  S.  'J, 
(lass  (lio  Geschichte  des  Irrthunis  ebeuso  belehrend  als 
die   Wahrheit  selbst  sei. 

^'ach    dem  Capitel    von    den   Grundsätzen  der  Etymo- 
logie  werden  die   Regeln  (S.  96  — 105)  besprochen,  nach 
denen   die   Grammatiker    ctymolugisirt    haben.      Nun   setzt 
aber   eine   Regel    ebenso    gut    eine    leitende   Idee    voraus, 
als  ein   Grundsatz;    Regel    ist  ja  das    individualisirte   und 
stabil   gewordene   Priucip,    welchem   man   auf  feste   Weise 
anhängt.     Daher  passt  die   llebcischrift  ,, Regeln   der  Ety- 
mologie"   wenig    zum    Inhalte   des   Capitels,    welches   Hr. 
Lersch   also   anfängt:   ,,Z»'ar  wird   es  sich  ausweisen  ,   dass 
man  hier    eher    von    ungebundener  Freiheit    und   Willkür 
als   von  Richtschnur   und  Regeln  zu  sprechen  hat  u.  s.  w."; 
er   weiss  aber    doch    nachher  diese   Willkür  in   4  Regeln 
XU    bannen.       Ref.    würde    im   Gegensatz    zu    den    Grund- 
sätzen  der  Etymologie,   mit  denen   die  philosophische  Ety- 
aiologie  gemeint  war,  dieses  Capifel  die  empirische  Ety- 
mologie   genannt    haben.      Die  philosophische  Etymologie 
will  das  Verfahren  des  Sprachbildners  sich  zur  Anschauung 
,     bringen;   die   empirische   will   aber,   unbekümmert   um  den 
Producenten   oder   das  Prodnciren,   nur  das  fertige  Product 
des  Sprachbildners,    die  Sprachform  etymologisiren;    da- 
her   sie    auch    die    formelle    Etymologie    genannt    werden 
kann.      Der    empirische   Etymolog    geht    nicht    weiter   zu- 
rück,   als  auf    eine    Grundform,    auf   einen   Wortstamm , 
fragt  aber  nicht,    wie    der    theoretische   Etymolog,    nach 
dem  Boden,    auf  dem   dieser   Stamm   gewachsen   ist.      Zu- 
frieden   damit,    den    Stamm    nach    Absclineidung    des   Ge- 
strüppes,    wie    Endung,     Zusätze    von    vorn    und    in    der 
Mitte,     Einrenkung     gedehnter    und    verkürzter     Vocale, 
Umstellung    der    Consonanten    u.    s.    w.    sichtbar    gemacht 
zu   haben,   fängt   er   nun  an,   das   zu  etymologisirende  oder 
schon   etymologisirte    Wort  mit  Rücksicht  auf  den  Stamm 
wieder   zusammenzusetzen.    So  entsteht  die  fertige  Sprach- 
form   vor    ihm    auf's   Nene    aas    ihren   Elementen.      Diese 
Analysis   und   Synthesis   der  Sprachformen   gehört   nun   ei- 
gentlich in   die   Formlehre    der    Grammatik;    indessen   da 
das    empirische   Etymologisiren    doch    nicht    nur  so   etwas 
rein  Mechanisches   ist,    als    es  scheint,    sondern   ebenfalls 
den   calculirenden   Verstand    in    die    munterste    Thätigkeit 
versetzt,  so  ist  seine  Verwandtschaft  mit  dem  theoretischen 
Etymologisiren    unläugbar    und   ihr  beiderseitiger  Zusam- 
menhang   sclion    von    Flaton   richtig   erkannt   worden,    der 
ja    auch    als    Sprachphilosoph  ,    um    die    Entstehung    des 
Wortes    und    seine   Einheitlichkeit    mit    dem   Gegenstand, 
den   CS    bezeichnet,    nachzuweisen,    das    fertige    Wort    in 
»eine   Elemente   aufzulösen   zur  Bedingung   stellt  und   eine 
gpiritaelle    Auffassung    der    einzelnen   Buchstaben    voraus- 
setzt.     Aber   eben   nur   die    f^eriindung   der  theoretischen 
und    empirischen    Etymologie    lässt    ein    vernünftiges    Re- 
sultat erwarten;   ihre  Sonderung   muss  nothwendig  zu  Son- 
derbarkeiten hinführen.    Daher  die  Inftigen  Raisonnements 
der   reinen   Theoretiker   über  Sprachbildung,   und   die  pos- 
firlichcn   Compositiouen   der   reinen   Empiriker.      Mit    den 
letzteren  hat   ea    das  in  Rede  stehende  Capitel    bei  Hrn. 


Lorsch  zu  thun.  Der  Verf.  hat  eine  reiche  Anzahl  Bei- 
spiele von  Etymologieen  aus  dem  Etymol.  M.  und  Gud. 
gesammelt  und  dieselben  in  4  Classen  gebracht ,  dercD 
erste  die  Etymologieen  behandelt,  die  auf  Peränderung 
der  Buchslaben  beruhen  —  TQonij,  TtaQCiyQa^uaTiOuöq, 
fzeraßüh; ,  [xeraifood,  fjSTctTrTCDOtg,  ^xexdcrTaatq, 
(/.STad^saii; ,  civrideaiq  ,  svakXayrj  tujv  öroixel-iijp  und 
ävTlOTOl^ia.  Nachtraglich  werden  S.  100  noch  in  diese 
Ciasse  verwiesen  xp«ö<?,  Stdkvcrig,  a-orxTohj,  BTlav^r- 
ßcg,  sTTiraatg,  STielaoSog,  mevthOK;  und  TtKeuvaa^u(;. 
Die  angegebenen  technischen  Ausdrücke  zeigen  schon, 
dass  es  der  Hr.  Verf.  mit  den  Worten  „Veränderung  der 
Buchstaben"  eben  nicht  sehr  genau  nimmt;  denn  die 
jieToiaTaaig,  fjeTä9s(Tig,  iTrivaaii,  sitEiffodoc,  TtXsO' 
va(Tf,ioQ  beruhen  doch  nicht  auf  Veränderung  der  Buch* 
staben,  sondern  auf  Umstellung  und  Zusetzen  von  Buch- 
staben zu  der  Wortform.  Das  alpliabctische  Verzeich- 
nis! von  der  Vertauschung  der  Buchstaben  auf  S.  97 — 100 
ist  brauchbar,  hätte  aber  noch  viel  brauchbarer  einge- 
richtet werden  können.  Ref.  würde  zunächst  die  Verän- 
derung der  Vocale  und  Consonanten  geschieden  und  die 
Veränderung  der  Vocale  wieder  in  verschiedene  Classen 
zerlegt  haben,  da  es  ein  Unterschied  ist,  ob  kurze  Vo- 
cale in  die  entsprechenden  langen  und  umgekehrt  verän- 
dert werden,  oder  ob  sie  in  ganz  abweichende  Laute 
übergehen,  wie  a  in  l  ,  o  in  rj  und  dergl.;  ebenso,  ob 
Consonanten  mit  verwandten  oder  mit  ganz  heterogenen 
Buchstaben  vertauscht  werden.  Es  würden  sich  dabei 
die  unsinnigen  Etymologieen  von  den  verständigen  schon 
von  selbst  geschieden  haben.  Auch  bleibt  es  zu  wünschen, 
dass  historisch  nachzuweisen  versucht  werde,  seit  wann 
die  technischen  Ausdrücke  xarti  fA.eTafjoXr^v,  xaza 
Oi>aTo\r,v ,  aara  diäkvoiv  u.  s.  w.  im  Gebrauche  seien; 
zwar  wird  diess  nur  annäherungsweise  geschehen  können, 
allein  der  Versuch  würde  nicht  ohne  Aufschluss  über  den 
Gang  grammatischer   Thätigkeit   bleiben. 

Merkwürilig  ist  die  zweite  Regel,  die  Hr.  Lersch 
aufstellt,  veranlasst  durch  das  Wort  TCk£ova0n6c,  S.  101- 
„Mit  diesem  Worte  haben  wir  eine  zweite  Regel  der 
griechischen  Etymologie  gefunden.  Sobald  <ler  alte  (wie  alt? 
Vor-  oder  Nacharistarcheer? )  Grammatiker  bei  seiner 
Ableitung  mit  der  angenommenen  Namenwurzel  und  einer 
oder  mehreren  Veränderungen  der  Buchstaben  und  Syl- 
ben  nicht  ausreicht,  nimmt  er  frischweg  den  ihm  lästigen 
und  unerklärlichen  Buchstaben  als  plconasfisch  eingesetzt 
oder  eingeschoben  an."  Uns  will  es  bedünken,  wie  wena 
auch  die  vorhergehende  Regel  von  der  Veränderung  der 
Buchstaben  ,  sowie  die  noch  folgenden  beiden  Regeln  von 
der  Verkürzung  des  Wortes  und  von  der  Umstellung  der 
Buchstaben  auf  keinem  festeren  Boden  ruhten  und  man 
ebeuso  gut  sagen  kann:  Wenn  der  alte  Grammatiker  eine 
Wurzel  bei  seiner  Ableitung  mit  der  angenommenen 
Stammwurzel  und  mit  Annahme  von  Pleonasmos,  oder 
Ellipse,  oder  Umstellung  u.  s.  f.  nicht  ausreicht,  so  nimmt 
er  frischweg  eine  Veränderung  der  Bncbstabcn,  oder 
Verkürzung  u.  s.  f.  an.  Mit  einem  Worte  :  der  Etymolog, 
iler  so  von  aussen  her  an  die  Entzifferung  des  Wortes 
geht,  ohne  von  einem  Principe  auszugehen,  hat  gar  keine 
Regel  und  hilft  sich  frischweg,  wie  es  gehen  will.  Er- 
klärt will  und  soll  ein  Wort  and  seine  Form  sein,  folg- 


53 


54 


lieh  muss  auch  Rath  feschaflft  weiden,    und  je  rathloser 
«in  Etymolof   ist,    um   so    frischer    weg    etymolugisirt  er 
los.    Die   fon   Hrn.  Lorsch   beigebrachten  Beispiele   liefern 
den  Beweis.     Wie    steht  es  nun  mit   den  4  Regeln  oder 
eher  Freiheiten    und    Willkürlichkeitenl     Sie   sind    Eine 
Willkür   und   zusammengenommen  keine  Regel.     Auf  die- 
tem  Wege   des  Regulirens   hat  Hr.  Lersch   und   sein  Leser 
Nichts   weiter  gewonnen,    als   die   Ueberzeugung   und   Ge- 
wissheit von  einer   langst  bekannten  Willkür  der  Gramma- 
tiker  in   der  formalen   Etymologie.    Die   zu   diesem  Zweck 
gegebene   Sammlung  von   Beispielen    muss    aber   erst  noch 
geordnet   werden;  jedoch   nicht  nach   Regeln,    denn   diese 
gibt  es  nicht ,    sondern   nach  dem   Charakter  der  Etymo- 
logie.     Dieser  ist   zunächst  ein   doppelter:   entweder  stützt 
der  Etymolog  sein  Verfahren   auf  eine   grammatische  Ana- 
logie,    oder    er    etymologisirt    als    Naturalist    auf    eigene 
Hand.    Stützt   er   sich   auf  grammatische   Regeln,  so   wer- 
den  die   vorhandenen   Beispiele   nach   eben  jenen   gramma- 
tischen  Regeln   zu   rubriciren  sein,   die   man  herausgefun- 
den ;   und   eine   solche   Anordnung   würde   „einiges  für  die 
Grammatik   nicht   Unerhebliche"   beibringen,    was   der   Hr. 
Verf.   nach   S.   96   wohlmeinend   mit  diesem   Capitel  beab- 
sichtigt  hatte.    Stützt  sich  der   Etymolog  auf  keine  gram- 
matische  Regel,   sondern   sagt  er   nur,   die   zu   erklärende 
Form  sei  entstanden  tqoutj,  /.icTaßoX?],  xara  are^rjaiv, 
na9''  VTtSQßtßaOnov  u.  s.   f. ,    so    mag    man  solche  Ety- 
mologieen    unter    einzelnen    Rubriken    tqotiij    —    evuK- 
Xayrj ,     dnoßoXtj    u.    s.    f.    als    Raritäten    sammeln    und 
sie   als  Beweise   der  Fadheit,    des   Irrthums    und    cnrioser 
Gelehrsamkeit    betrachten.      Dass    Hr.   Lersch    die    ange- 
deutete Trennung  der  Etymologieen  nach   ihrem  Charak- 
ter  nicht   rorgcnomnieu   hat,    ist   um   so   mehr   zu   verwun- 
dern,   da    er    hie    und    da   einige   Charaktere    hervorhebt. 
So   erwähnt    er    am   Ende   des   Capitels   S.   lOÖ    die   That- 
sache:  „dass  die  Griechen,    indem  sie  keine  Zusammen- 
setzungs-     und    Ableitungsbucljstaben     anerkannten,     eine 
Masse   Wörter    von   Fufuren    ableiteten."      Von  Herodian 
heisst  es  S.  102,  dass  er  in  seinem  Werke  TTfpi   Tta&cßv 
sich  besonders   mit  den   Verwandlungen   und  Verschiebun- 
gen  des  Lautsysfems   beschäftigte,  sich   gegen   die  Zusam- 
menziehung  von   drei   Sylben   in  Eine   ausgesprochen,   und 
da,   wo  sie   scheinbar  stattfand,    eher   einen   ixsxaoy^ll^a- 
TlOfAOi  anerkannt   zu   haben  scheine;  dass  erden  Grund- 
satz  hingestellt,    Eigennamen    nicht    in   Etymologieen    zu 
zwängen.      S.    Iü4    werden     nach   Procl.    ad   Plat.    Cratyl. 
p.   44    die    Anforderungen    angedeutet,    die    man    an    den 
Etymologen     stellte.     —     Solche     zerstreut    hingeworfene 
Notizen    hatten    Anhalts-    und    Einleitungspuncte    werden 
müssen    znr   Charakteristik    der  Etymologieen.      Eine  an- 
dere  Thatsache,   die  der  Verf.   am   Ende   des  Capitels  an- 
führt,  ist   die:   „dass  das  Streben,   Götter-,   Helden-   und 
Landesnamen   ableitend   zu   deuten,   auf  die    Bildung  ilirer 
(der   Griechen)    Mythologie    einen    ganz    unberechenbaren 
Einfluss   geübt  habe."      Dieses  führt  den  ^'crf.    zum   letz- 
ten Capitel  S.    lOö — 112   über   „Mythologie  und  Eti/mo- 
logie."     Nämlich   Polt    in   der   Vorrede    zu  seinen   etymo- 
logischen Forschungen    Bd.   1.  S.  LXXVII.    und   p!  von 
Bohlen    in    der    Einleitung   zur    Genesis  S.   CXCVII  be- 
merken,   dass    die    Namens  -  Etymologie   Veranlassung    zu 
neueo  Mythen  und  Sagen  geworden  sei.     Diess  fasst  Hr. 


Lersch  auf  und  dehnt  die  Andeutungen  jener  Orientalisten 
in  Bezug  auf  die    griechische  Mythologie    sehr    weit  aus 
und   stellt  den   Satz   hin   S.    105  :    „Man   lässt  nicht  allein 
Mythen   und  Namen   entstehen,  sondern  sucht  vielfach  den 
bestehenden    Mythos    aus    dem    Namen    des    Gottes    oder 
Helden    herausznklügeln."      Hieraus    ergicbt    sich    dann 
dem   Verf.    eine    etymologische  Mythologie,    die    er    „von 
aller    philosophischen,     einschliesslich    naturwissenschaft- 
lichen   und    poetisch  -  geschichtlichen     aufs    Bestimmteste 
gondern   will.      Man   sieht,     es   ist   die    etymologische   flly- 
thologie   eine   ziemlich  dürre   und   gedankenlose,    eine   un- 
philosophische,  unpoetische;   und  dabei  bleibt  nach  S.   lüü 
überdies»    noch    jene    Sagenbildung    ausgeschlossen,     „in 
welcher  bloss   Namen    aus  Namen    derselben   Wurzel    ge- 
zogen  werden  ,   wie   wenn  etwa  Perser  von   Perseus   u.   a. 
abgeleitet    wird.      Nur    diejenigen    kommen    hier    in    Be- 
tracht,  wo   die   Wurzel   eine   andere   wird,   als   in   dem   zu 
entzilferuden   Worte.      Hier  aber   gestaltet  sich   eine   drei- 
fache   Art    der    Deutung.      Die    neue    Sage    entsteht   ans 
jenem    Namen,    dessen    Auflüsong    man    sucht,    entweder 
indem   die   Stammsyllien   erklärt   werden,    oder   indem   auf 
die    Endungen     ein    solches    Gewicht    gelegt    wird ,    dass 
daraus  neue  Vorstellungen  und  Thatsachen  sich  entwickeln, 
oder   indem  Stamm    und  Endsylben  zu    solchen  sich  aus- 
einanderbreiten."    Wie  der  Hr.  Verf.  dieses  durch  Bei- 
spiele   klar    macht,    muss    in    dem  Buche   selbst  nachge- 
sehen   werden.      Mit    diesem    Capitel    schliesst    die    erste 
Hälfte  des  Buches,  welche  von  der  Etymologie  der  Grie- 
chen  handelt.      Es   folgt   in    der   zweiten   Hälfte   die   histo- 
rische Behandlung  der  Etymologie  bei  den   Römern.    Um 
nun   dem   Leser,  da   der   Raum   eine   ausführliche  Bespre- 
chung nicht  mehr   zulasst ,    wenigstens   eine   Andeutung  zu 
geben,   was    über   die   Etymologie   der   Römer    beigebracht 
ist,   theilen   wir   noch  die  Inhaltsanzeige  mit: 

S.    113  ff.   Priester   und   Dichter,    die    ältesten   Ety- 
mologen. 

S.   l'JO  ff.   Wesen   der  Sprache. 

S.    126  ff.   Begriff  der   Etymologie. 

S.   129  ff-  Onomatopoiia  und  Antiphrasis. 

Zweite  Abtheilung. 

S.   134.   Glossographen   und  Etymologen. 

S.    136.   Die   Romanisten. 

S.    163.   Die   Hellenisten. 

S.    169.   Die  Vermittler. 

S.   17Ö.   Regeln   der   Etymologie. 

S.    178.   Etymologie   und   Orthographie. 

S.  184'  Etymologie  und  Jurisprudenz. 
Darauf  folgen  S.  193  —  200  einige  Verbesserungen 
und  Bestätigungen  zu  allen  drei  Theilen  ;  nebst  einer 
Nachschrift,  in  welcher  dem  Hrn.  Educationsrath  Maget 
mit  dem  Motto  j[alQei<;  w^  yJJipug  ein  Plagiat  nach- 
gewiesen wird,  das  er  sich  in  seiner  Abhandlung  übet 
die  „moderne  Philologie"  habe  zu  Schulden  kommen  las- 
sen, indem  er  ohne  alle  Angabo  seiner  Quelle  aus  Hm 
Lersch  erstem  Theile  einige  historisch-grammatische  No- 
tizen entlehnt  und  mit  sprachlicher  Gewandtheit,  die 
Hrn.  Mager  allerdings  nicht  abzusprechen  ist,  so  wie- 
dergegeben habe  ,  als  hätte  er  es  von  dem  Seinigen  ge- 
Dommen. 

4* 


55 


56 


Hier  grheidet  der  Ref.  von  Uro.  Ler«ch  mit  der  uii- 
gedieiltrsten  Ilooliarhtun^  de*  wissenschaftlichen  Sinnes, 
uiit  tvelclirm  Hr.  Lersrh  in  mehreren  Fachern  der  Alter- 
(bunisn'isssenschaft  recht  Verdienstliches  geleistet  hat,  und 
versichert,  dass  sein  Werk  über  die  Sprachphilnsophio 
der  Alten,  trotz  aller  gemachten  Aussteilungen,  dennoch 
bis  jetzt  das  besste  und  brauchbarste  Buch  über  das 
Sprachstudium  bei  Griechen  und  ftüinern  ist;  Hrn.  Lersch 
«eibst  aber  bittet  Ref.  ,  in  den  gegebenen  Bemerkungen 
•  ine  Andeutung  des  warmen  Interesse  zu  ünden,  mit 
welchem  er  dieses  Werk  gelesen  und   wieder  gelesen  hat. 

Eisleben.  Dr.  Gräfenhan. 


3)   Sgazid   et   OTQazeia. 

Mon  ita  raro  fit,  ut  mutuae  (juorumdam  rocabulorum 
rationes  in  disceptationem  vocatae  miris  tenebris  exui 
aegre  se  patiantur.  Cadit  hoc  inprimis  in  nonnullas, 
quae  pronuntiantium  negligentia  facillime  commutantur. 
lu  promtu  est  egregia  Lobeckii  ad  Snph.  Ajac.  lOS-  com- 
mentatio  do  adjectiris  in  -io{  et  {/"o;  exeuntibns.  Similem 
quaestionem,  at  Diulto  angustio'ibns  circamscriptam  ter- 
minis,  tractandam  nobis  proposuimns,  quae  est  de  discrt- 
mine  forniarum  axqaxLa  et  OTQaTSia.  Vidimns  enim 
tantas  aerumnai  quibusdam  riris  doctis  creatas,  nt  vel 
quidquid  unquam  discriininis  factum  esset,  jure  factum 
negarent.  Cf.  si  placet  Brunck.  ad  Aristoph.  Lt/sistr.  592, 
Eph.  litt.  Hai.  1«20.  p.  233.  Krueger  ad  Dionys.  p.  238. 
Quum  rero  in  Thucjdide  Poppo  differentiam  agnoscen- 
dam  ad  eamque  alia  scriptoris  rerba  aliter  exigenda  cen- 
suisset  (r,  comment.  ad  I,  9,  3-),  Goellerus  nuper  illi 
dabitationem  moiisse  ridetur  ( cf.  Supplem.  ed.  Popp. 
p.  104).  Quae  de  Plutarcho  Wyttenbachius  Animadv. 
in  Plut.  MoraU  ed.  Oxon.  Vol.  II,  P.  1.  p.  18  praece- 
pit,  in  editione  Lips.  adhuc  desiderantur ,  neque  ego 
aliunde  quam  ex  Baehrii  ad  Herodot.  VII,  38.  laudatinne 
cognovi.  DiiTerentiam  statuunt  /.  H.  Bremius  in  Nor. 
Annall.  Lips.  phil.  paed.  1828.  p.  444.  Stallbaum  ad 
Plat.  Phaedr.  p.  260  B.,  Fr.  Haasius  Ind.  Xenoph.  de 
rep.  Lac.  v.  crrgaTioi,  Baehriu»  1.  1.  et  ad  Alcib.  Plut. 
p.  161,  G.  Sauppius  et  alii;  praeivit  Ruhnkenius  ad 
Timaeuvi  p.  239 ,  ipse  Orvillium  ad  Charilon.  p.  446  sq. 
majore  laude  secutus.  ^)  At  post  has  minime  contem- 
nendas  cnras  rel  in  recentissimis  editionibus  quas  vocant 
„criticis  ad  codicum  auctoritatem  refictis"  esse  quae  vere 
reficta  telimus,  perspicuum  mihi  factum  est  nuper  Pau- 
ganiam  Schubarti  et  Walzii  alio  consilio  perlustranti. 
Hi  enim  I,  6,  3.  Clavierii ,  Siebelisii  et  Bekkeri  exem- 
plum  imitati  e  S^lburgii  conjectura  scripserunt:  DsgölX' 
xa;  öe  e;  fisv  evTtQeitci;  rij^  argarelai  eif)iyexo  'Aqi- 
balov  TOP  0i\iiiKov  xal  itatöa  ' 4ki^av8Qov  —  rw 
Sh  sgyti)  Hrokef^ia'oq  eneßovXevsv  d<fe}Ja&ac  -r^f  ev 
AlyVTtiv»  ßoLcriksiav.  Eandem  rationem  secuti  II,  25,  5. 
dedernnt:  ArQxeiat;  fUp  dfj  Tiöksajg,  dre  iJQJjfiioiJEPtji 
■^dij    xazu   Tr;i>   'EkXijiiov    OTQazeiai/   Eni     IXiov ,    et 

*)  Lennepii  aniraadv.  ad  Phalarid.  epp.  p.  188  sqq.  impugnasje 
Schaeferum  Intcllcxi  ex  Uornemanni  ann.  ad.  Xenoph. 
anab.  HI,  I,  9. 


Vfll,  15,  3:  8ij\a  ovv  iorl  XaKxulSovTa  ov  xov 
AiyiviJTi]v  Eni  'IJkelovq  'UgayXet  jueTsaxtjxcpai  t;;s 
axQarEiai  contra  codicum  auctoritatem,  quornm  dictornm 
non  nna  oademque  ratio  visa  est,  neque  nobis  persuasi- 
mus,  ubique  sano  consilio  a  libris  fuisse  discessnm.  Non 
ignorabamus  quidem  Codices  Pausaniae  neque  praestantia 
neque  vetustato  commcndari  ,  quum  haec  animo  volrere- 
mus;  quare  aequum  duximus  in  hac  quaestione  simul  unum 
ex  illis  optimis  anctoribus  consulere,  cujus  libri  retustate, 
praestantia  et  familiarum  ubertate  prae  ceteris  eiieruntar. 
Elegimus  Thucydidem.  At  ibi  quoque  deprehendimua 
contra  universos  libros  mutatum  OTQaTidv  in  (JxgaxEiav 
I,  9,  3.  14,  2.  IV,  8,  1.  70,  1.  (a  Poppone,  non  item  a 
Bekk.  et  Goell.)  79,  2.  (itidem)  VII,  55,  1.;  contra 
plerosque  et  optimos  I,  3,  5.  10,  3.  V,  60,  6.  VI,  31,  5. 
32,  3.  VIII,  72,  1«  Jiam  ubique  vere  ac  rede,  non 
potuit  non   dubifari   in   editorum   dissensu. 

Veteres  grammaticos  ac  lexigrapbos  si  in  discrimea 
egeris,  utrum  axpaxid  et  oxgaxtia  ejusdem  sint  sen- 
tentiae  au  non  sint,  non  sufficient  illi  quidem  rei  dispi» 
ciendae.  Suidas  in  axgaxEla  inesse  vult  d^icoua  ,  mi- 
litia,  expeditio,  (Txgaxtd  de  exercilu  dictum  censet  unius 
ducis  iniperio  subjecto,  id  qnod  ipsum  Timaeut  de  axpa- 
reia  praedicat  hisce  rerbis:  xo  xdjv  OxgaxiujxiSv  vno 
Eva  ETtagiov  Tdyj^ta,  perperam,  ut  Ruhnkenius  nilii; 
Amtnonius:  SxgaxEiCi,  ixxExafAEPuigy  x6  Ttgäy^w 
a-xgaxid,  avvEaxak/tEvajg,  tu  tujv  axgaxtaixcijv  TrXtJ-* 
9oq.  Idem  tarnen  addit:  EvaKkdaöet  Ö£  Ttokkdy.tg  ev 
TTJ  xgr,oei.     ,,Quod  rerum  est,    si  codd.    mss.    et  primas 

edd.  sequare.  Sed  hoc  indoctis  librariis ,  i  et  El  perpe- 
tuo  confundent'.bus,  rectius  tribuetur.  Mam  si  ad  linguae 
rationem  exigas ,  quo  modo  utraque  distinguenda  sint  li- 
quido  patebit."  Ruhnken.  At  idem  linguae  rationem  ipse 
non  satis  perspexisse  ridetur,  axgaxidv  pronuntians  fc- 
mininnm  esse  adjectiri  orgariog  et  substantivi  formam 
induere,  in  quo  et  Fr.  Passovium  habuit  assentatorem. 
Verum  vidit  Buttmannus  gramm.  maj,  §.  119.  not.  21, 
ad    colUctiva    illud    referens    et   amplificafo    significato    a 

Oxgaxog  ducens:  nam,  quae  exeunt  in  la ,  rd  ovuai- 
vovxa  ddgotoiv  ;}  TCEgiexxi-xa,  tivujv  Tfgootjyogixd 
ö^iJVExai  Etymol.  M.  p.  657,  33.  p.  555,  42.  Promiscuo 
Toc.  Oxgaxcd  usurnari  agnorit  etiam  Photius  p.  468  Lips.; 
Exgaxiav,  övoxEkkovTE<;  ti^v  bsvxsgav  ovkkaßriv% 
ov  fiövov  To  axgdzEVfxa  kiyouai,  dkkd  xal  avxi)v 
rijv  axgdxEVöiv  obxuji  'Agiaxotpavt^q.  Ad  ea  locos 
Aristophanis  congessit  Stallbaumius  1.  1.  Nos  rero  poe» 
tas  non  moramur,  qnippe  qui  mctri  necessitate  interduui 
eo  adigantur,  ut  vocabulorum  rim  restringant  rel  exten- 
dant  neque  optimos  auctores  se  praebeant  in  ejusmodi 
quaestionibns  dirimendis,  quae  ad  proprium  nsum  explo- 
randum  peculiaremque  notionem  inspiciendam  pertineanf. 
Illud  primum  tenemus  ,  omnino  et  proprio  distingnendum 
intcr  OTgaxEiav  et  Orgaxtdv  et  mauere  suam  utrique 
?oci  originem  et  natnram. 

I.  Do  V.  OTgareia  res  est  nullius  negotii;  nam  sicut 
cetera  rocabula,  quae  exeunt  in  -ff«  accentuque  in  pe- 
Qultima  acuto  notantur ,  a  rerbis  in  -  Evio ,  descendunt, 
TraiÖEia,  ßaöiksia,  isgEi'a  al.  et  abstracta  rocantur, 
propterea    quod    cogitatiooem    rei    peragendae    rel    ipsiaa 


57 


58 


actionis  conditionisre  iranseuntis,  iion  ipsam  rem  sensibus 
ubnoxiam  intellectui  sabjiciuiit,  ita  OTQUXsia  originem 
trahit  a  argarcvu)  wi/iVin»» /«c«o  sub  alio  quodain,  cujus 
imperio  obedieiiduoi  est,  ipsaque  est  militia,  tjuam  mili- 
tes  mercede  conducti  faciunt  in  bello,  tum  expeditio  mi- 
litaris ,  conatus  bellicns  cum  occursiono  contra  hostes 
juDctus,  quales  in  bello  diuturno  plureg  institui  golent. 
ita  nulla  lectionis  discrepantia  Thucyd.  I,  15,  2:  X«i 
exdijixoi'i  OTgareiai;  —  en'  dXkwv  xaraOTgocpif  ovx 
Si;v£aav  oi  ß/i-ktjvsg,  quam  ob  rem  cum  melioribus  libris 
paullo  post  recto  scriptum:  ovd'  au  avTol  Ütco  Ttji 
laijs  xotvu^  OTgareiag  eTzolovvTO  *).  Xenoph.  anab. 
III,  1,  9:  eiTie  de,  ozi  eneiödv  Taxio-ra  t)  (rxQaztia 
hj^Tj,  £vi>ui  dirone^iipeiv  avxöv.  Cjrop.  VIII,  6,  20. 
6QfJ.av  oTToaTHav.  Paus.  IV,  10,7:  rocq  Öe  '.-Igtiäaiv 
t)  aTQaxEia  ^Iv  TtQoeiQrjvo  fx  rov  cpavEQOv ,  qnod 
temere  correxerant  Clav,  et  Siebeiis.  Haec  exempla 
8uiFiciant  in  re  minus  dubitatioui  obnoxia.  Reeto  igitur 
fecerunt  Thucjdidis  editores,  quod  VII,  55,  1.  iuvitia 
libris  reposuerunt  noXv  de  f^EiQuiV  evi  xijc;  OTQaTelag 
6  fiszäfAekoi; ,  curaque  iis  Matth.  Gr.  gr.  g.  348.  ada.  1. 
Neque  Thuc.  VI,  31,  5*  tota  verborum  compoiitio  dubios 
haesitare  nos  sinit,  quin  scriptor  voluerit  ui^  Siti  ^gdvuiV 
ÖTgareiav  ;  num  autem  redierit  error  32,  3,  quae  est 
Popponis  senteotia,  propterea  dubitare  liceat,  quod  Her- 
mocratis  orationem  qnum  ad  priora  za  TCSQl  tov  eni- 
Tikov  respiciat  tum  in  illis  'A&ijvaioi  iioXkrj  aigarid 
digiiijvTai  (33,  2.)  praegfessa  za  Tiegi  tj;?  OZQaziai 
Tulv  '.4d^i]V.  spectare  manifestum  sit.  Quantam  librarii 
in  his  ficiem  mereant,  cernitur  ex  rerbis  Thuc.  IV,  70,  1) 
ubi  Codices  enl  Ogdxr^g  azgazidv  nagacrxeva^ofievoqf 
comparatis  cum  74,  1 :  zijv  eni  Ogäy.ijq  azgazeiav  Tza- 
gecrxsva^ev ,  quae  ad  priora  respiciuiit  neque  alia  esse 
possunt.  Quodsi  ne  Thucydidei  quidem  libri  satis  immu- 
nes sunt  ab  ejnsmodi  peccatis,  quam  quaeso  fidem  habe- 
bis  Pausaniae  exemplaribus?  Laudandi  igitur  receotissimi 
interpretes,  quod  ll,  25,  5-  codicum  lapsu  deterreri  se 
non  passi  sunt,  quin  exhiberent  xcizd  zi]V  \EkXrjvujv  azqa- 
Tsiai)  Enl"lktov ;  cur  minus  laudemus,  quod  I,  6,  3.  «t 
VIII,  15,  3.  eandem  formam  praetulerint,  postea  patebit. 
II.  DifTicilius  sane  opus  aggredimur  de  vocis  azQazld 
signifiratn  disceptaturi.  Pertinet  enim  haec  rox  ad  eas, 
in  quibus  signata  in  animo  rei  species  quasi  snbegit  In- 
genium, ut  aliquid  remitteret  ab  ea  notionis  subtilitate, 
qua  sola  fieri  potest,  ut  mente  cogifationeque  penitus  cer- 
tisque  finibus  concipiantur.  Ita  artilicio  quodam  singulari 
confusis  simulacris  notionum  cum  ipsis  notionibus  factum 
est,  ut  rocabula  quaedam  quum  proprie  tum  promiscue 
nsurpareotur,  ubi  is,  qui  ageret  et  moveretur,  cum  ipsa 
actione  motioneve  eodem  specnio  considerantibus  in  unam 
quasi  imaginem  coiret.  Est  enim  rocabulum  orgazld 
(proprie  exercitus)  nunquam  notionis  rei  oculis  ceraendae 
expers  (philosophi  sensu  concretum  vocant) ,  etst  cjusmodi 
•it  notio,  ut  interdum  parum  diiFerat,  num  ipsum  sub- 
jectum,  quod  fem  aliquam  perfecturum  sit,  an  rei  per- 
fectionem  cogitare  velis. 


*)  Eadem  de  causa  Tliuc.  V,  79,  3.  Popponem,  al  di  not 
aTQaxiCu(i  Sit)  xoivüq  rede  exhibuisse  censuerim,  quanquam 
et  atQuitäf  babeat,  quo  se  defeudat. 


Ita  discernitur  duplex  vocabuli  natura.  Ant  enim  po- 
nitur  indicans  conrentum  militum  ad  expeditionem  para- 
tornm  sire  jam  ad  proelium  insfructorum  (exercitum  — 
aciem) ,  nulla  motus  ratione  habita  neque  actionis,  com- 
positum et  unirersum.  Bene  igitur  Ammoniut  t6  tujv 
azgaTiujzujv  nkfjdoc,,  qui  ctiam  örparog  interpretatur 
TO  TtklJ^og,  non  inepte,  sed  ita  nt  plane  nullum  discri- 
men  statuere  rideatur,  quod  nemo  infitiabitur,  qui  per- 
spexerit,  orgazop  de  singulis  quoqne  exercitus  partibuB 
proferri ,  quum  ozoazta  voce  vulgo  indicetur  tota  arma- 
torum  copia  {die  Heeresmacht).  Cujus  usus  tarn  crebra 
et  perrulgata  sunt  exempla,  nt  non  opus  sit  diu  quaerere; 
animi  causa  lege  mecum  e  melioribus  codd.  Thucyd.  I, 
30,  3.  Koglvdcoc  nejx^iavveq  vavi  xai  azgaziu^,  1, 
59,  2:  s-jzoksfjtovv  fiszd  (t>iki7Citov  xai  zujv  ziegdov 
ddekcfiSv,  ävut^ev  azgaziä  scrßeßhjxozcot^,  93,  7- 
IV,  120.  VI,  61.  62.  cet.  Cf.  Paus.  I,  4,  1.  6,  5.  6.  7. 
13,  1.  15t  2>  16«  1.  cet.  Simplex  illa  rocis  ris  oon  fugit 
rec.  Paus,  editt.  emendantes  I,  7,  17:  oi  da  jjoav  8li- 
vaziÖTEQOi  (Tzgariä  xazsigyev ;  IV,  16,  1:  zovg  TS- 
ksvTaiovg  de  Tijg  eavzujv  sxdzegoi  azQazidq  ijtvyei- 
Qov  et  sie  saepius,  ut  IX,  25,  7.  40,  4.  X,  7,  1.  20,  3. 
22,  2,  ^5.  23,  3.  Fugit  interpretes  Thucydidit  IV,  8,  1 : 
Tuiv  de  akkuiv  ytaxsSaifioviujv  ßgaöuzega  Eyiyvero 
n  ecpoöog,  ägzi  dcpijuevtuv  d<f  kzegaq  ozgaTidg,  ex- 
bibentes  oxQUTeiag  contra  omoes  libros  et  simplicom  rei 
naturam.  Ita  fortasse  praestabat  et  VIII,  72,  ]:  xaixoi 
Ol'  ■KiÖTTozS  'u4d)]vaiovq  did  zdq  ozQa-vidg  (propter 
exercitus  sc.  mittendos)  xai  ttjv  i'TlEQOQlov  da^okiav 
Ei  ovöhv  Tigay/ja  ovxui  [leya  ikdelv  ßovkEvoovrag. 
Nisi  forte  haec  ad  eam  toc.  rationem  pertinent,  de  qua 
statim  locuturi  sumus. 

Aut  fieri  potest,  ot  ozgazid  exercitom  quidem  ai- 
gnificet,  sed  exercitum  in  itinere  bellica  a.  agmen ,  qna- 
propter  simul  ipsam  expeditionem ,  quatenus  non  soIiDs 
conatus,  sed  conantium  praecipue  imaginem  exprimat  {der 
Zug,  die  Expedition  =  die  zur  Expedition  Gehörigen). 
Quod  qui  negartint  fieri  unquam  potuisse,  propterea  negarnnt, 
quod  auimadrertere  sibi  risi  sunt,  illam  rim  cadere  in 
OxgaxEtav ,  alteri  rero  formae  ab  indoctis  librariis  fuisse 
tributam.  At  primum  observare  debebant,  oxgazelav 
Dusquam  ibi  adhiberi,  ubi  exercitus  adhibendus  sit.  Ad 
observandam  autem  faciunt  inprimis  illi  loci,  quibus  libra- 
riorum  oscitantia  falsam  scripturam  inculiarit.  Sic  Thu- 
cyd. I,  27,  1.  ad  optimos  libros  jure  rerocatum  est  Ko' 
Qivdiof  8' ,  cäq  ai'zoig  ex  Tfjg  'ETtidduvov  ijkdov  äy- 
yekot  ort  nokioQxovvzai,  TtaQEOxevdQovxo  o-zgaxidv 
neglectis  deterioribus.  Pari  modo  VIII,  108,  3:  (TtOfra- 
cpEQvi]q)  —  ^TjkLovg  —  £x9guv  ngoaTCoiijcd^Evog 
döijkov,  xai  ETiayyEikag  öxguzidv  avrujv  zoig  ßek- 
•ciOTOig  —  xaziixdvTtOS  optime  a  Poppoae  est  redditam 
priorum  memore  VII,  17,  1.  et  21,  1.  Paus.  1,  7,  3. 
Bekk.  Schub.  W.  ozgazia  xaxsigyev  ex  Par.  c.  Adde 
illos  locos,  quibus  editorum  incuria  librarios  immerito 
castigarit.  Huc  referimus  lorutionem  7Tot£io9ai  OxgU' 
xiav  comparatam  cum  snpra  laudaia  TlagaaxEvd^eo^at 
OxgUTiav ,  quam  paris  esse  signilicationis  quiris  ridei, 
nt  nesciam  an  minus  apte  Thucyd.  I,  9,  3.  contra  eon- 
sentieiites    libros    editum    sit    {^ÄyafiEHViaV    öoXEi)    ztiv 

argazeiui/  ov  x^gixi  t6  akeiov  tj  cfußu}  ^wayayiu» 


59 


60 


Tionjaccadni.  Quod  »pro  II,  H,  1.  ul  TVaregsi  rijxvjv 
Tlo^.kai  OTßC'.TElU';  —  inulijadi/TO  ne  uuur»  <|iiiilcm 
libruiii  ili.süoiitieiitem  iloprehcuileria ,  et  sie  sanpius  (ap, 
Herodol.  I,  2UÖ.  III,  3.»  IV,  ^3.  V,  Ü7.  al.  II.)  ouiiiino 
dociiineutu  crit,  altcraoi  quocjuc  loiiueiidi  rationcm  iiiia- 
luissp,  ut  per  se  iniiuis  haliprrt,  quo  so  tueretur.  Jam 
ohserraniluui  erat,  parciii  ratioiieui  voci  OT()UTia  intcr- 
ceilcre  cum  voce  Oiukug,  (jiiuni  altera  <le  tcrrcsfri,  raro 
de  iiiaritiuia,  altera  pleruinquc  de  maritima  expeditioiie 
plaoc  eadem  cüiiatus  et  coiiautium  coiifiiäiono  duobus  iii- 
telligeiuli  moilis  gubjiciatur  ita  coiiiparatis ,  ut  cogitatioiie 
inter  ce  dilleraiit,  re  quidem  copiilata  siiit.  Confer,  si 
placet,  Xenopit.  Anab.  II,  2,  lü:  "^ye  dij  —  STltilltQ 
6  avvoi  Vfitv  OToloi  iazl  x«!  rifAiii,  eine,  tiva  yvaj- 
urjv  ix^ti  TtSQi  riji  Ttogeiac,  cum  12:  noXvv  ö'  exmv 
OTokov  ov  Svvrjcrerai  Ta)ri'  nooevso^ar,  tum  ad  illa 
Thuc.  I,  9,  3>  aiitea  descripta  applica  initium  capitis: 
'Ayaßi^viuv  ri  fj.oi  doxet  —  top  orökov  dyeiQat; 
deiude  computa  7roiSto9at   OtoKov   et  similia. 

Quid  igitur  riris  doctis,  qui  Graeca  sunt  edituri,  in 
re  tarn  obscura  et  ambigua  faciendum  restat  l  Careant 
prinium,  ne  aToarsUtv  in  exemplana  indticant,  ubi  de 
excrcitu  cogitaru  nulla  nccesstas  urgef.  Cavcant  porro, 
ne  idem  tomere  et  iniitis  boiiis  libris  faciant,  ubi,  quum 
expeditionem  commeniorari  videant,  argariav  ferri  non 
posse  sibi  pcrsuaserint.  !Nam  antea  probe  disceptanda  est 
quaegtio  de  rocabuli  vi  et  nexu ,  prout  quoque  loco  pro- 
deat.  Illad  vero  praeceptum  spero  non  plane  inutile 
futurum,  oxoaxia  ut  intactum  relinquatur,  ubi  prius  ho- 
niiues  missi  mittendire  sub  sensum  cadant ,  quam  res, 
cujus  causa  ambulent,  rel  ipsa  ambulatio.  Hoc  fere  fit, 
quoties  praediratum  proprie  usurpatum  ea  praedicat,  quae 
nisi  ab   houiioibus  perfiri   vix  pussunt. 

]\os  dicimus  :  die  Expedition  nach  Africa  ist  zurück- 
gekehrt. At  nemo  nisi  insauus  dicet:  die  Unternehmung 
nach  Africa  ist  zurückgekehrt ,  quia  homines  eunt,  non 
item  res,  quae  corpore  et  spiritu  non  continentur;  nisi 
vero  translationc  utcris,  ut  in  illis :  die  Unternehmung 
ist  zurückgegangen.  Id  ipsiim  mo  movet,  ut  redeam  ad 
Fausaniae  verba,  unde  sum  egressus.  Quod  supra  si- 
gnificavi  me  conjecturam  improbare  OT^areiav  VIII,  15,3. 
B  Schuiarto  et  Walzio  probatam,  eo  nititur,  quod  u£- 
IScrXry.ivai  ejus  praepositionis  vim  continet,  quae  non 
vetet  sab  rocis  additae  seutentia  concipere  cousortium  Lo- 
minum  ad  iter  militare  junciorum.  Quare  non  erat,  quod 
a  libris  discederetur.  Idem  fere  cadit  in  altcrum  lorum 
I,  6,  3,  propter  £Tiaysa9ai,  quo  impeditmur,  quo  minus 
librariorum  osciiantiae  tribuamus ,  quae  scrmonis  Graeci 
natura  fert. 

Quanquam  rel  sie  nemo  paullo  prudentior  negaverit 
multus  locos  superesse ,  quibus  incertus  et  inops  jiaereas. 
Huc  pertiuent  illa  Paui.  V,  3,  1 :  'HQayXi]^  Se  ei^SV  — 
Hkiv,  OTQaTiav  —  d&Qoiaai  t«'  'AQy.döai :  i'iivvuv 
Se  xai  Ukeiotg  oi  ex  Ilvkov  —  v.ai  oi  üioulot  xui 
xoix;  fiev  erifioj^ijauro  —  6  'IJgay.Xi^i;.  rrjc,  de  eni 
roi'i  Ilio-aloug  axguxaiao,  (sie  edd.  Gxqaxiäc,  plcrique 
codd.)  avTov  XQi]0u6i  eTtea^sv  x.  r.  X.  Utroque  si 
quis  poneret  formaui  priorem ,  non  inepte  quidem  ageret, 
sed  contra  veri  similitudincm:  nam  in  Pisaeos  exercitum 
IIB  parari  quidem    cueptum  esse  legenti  cuique  apparebit. 


Aliquid  igitur  et  elcgautiori  lensni  dandum,  ne  religiosa  c.o- 
diium  obsunaiitia  in  majorem  fraudem  impellat  quam  stulta 
graniinaticurum  et  glossatorum  rcierentia.  Elcgantiorem 
sensum  autem  <lico  non  cum,  qui  arbitrio  finium  cxperte 
gaudeat.  Nam  sunt  cetti  fines,  quibus  codicum  auctori- 
tas  circumscribitur,  quos  cxplorare  et  observare  quum 
arduum  sit  tum  prorsus  neccssarium,  ubi  gensus  illr,  quod 
quiilom  in  liac  palaestra  liaud  raro  fit,  vires  suas  imbe- 
cilliorcs  deprehenderit. 

Herfordiae.  H.  Harte»»- 


4)  ücber  die  Sprache  der  römischen  Epiker.  Von  Dr. 
J.  A.  Küne,  Lehrer  (jetzt  Ober!.)  am  Gymnasium 
zu  ßliinster.  Nebst  einer  Nachschrift  über  die  Me- 
trik der  rOm.  Epiker.  Von  Professor  Dr.  W.  H. 
Grauert.  3Iünster  1840'  In  der  Thcissiug'schen 
Buchhandlung.     VI  und  318  S.     8. 

Das  anzuzeigende  Werk  ist  sowohl  seines  Hauptzieles 
als  iler  gelegentlichen  Uutersuchuiigcu  wegen  ein  sehr 
wichtiges.  Hr.  K.  hat  seiner  Abhandlung  2  Hauptgedan- 
ken zu  Grunde  gelegt:  1)  Es  gibt  in  der  latein.  Sprache 
eine  unerwartet  grosse  IMcnge  von  Formen  und  Wörtern, 
deren  Zeitmaass  dem  daktylischen  Verse  widerstrebt;  2) 
die  in  dakt.  Versen  von  der  Prosa  abweichenden  Formen 
und  Wendungen  zeigen  die  Mittel,  welche  der  Dichter 
anwandte,  um  sich  aus  der  Noth  zu  helfen  (IV),  denn 
das  dakt.  Versmaass,  in  der  griech.  Sprache  entstanden, 
igt  dieser  allein  angemessen  S.  19.  Er  zeigt  sodann  im 
Allgemeinen,  wie  vielfach  der  Amphimacer,  Tribr. ,  Pro- 
celeusm. ,  der  Bacchius  und  Ion.  a.  m.  ,  der  Dispondeus. 
lauter  für  den  Epiker  gar  nicht  oder  schwer  rn  brau- 
chende Versfüssc,  in  den  latein.  Dcciin.  und  Conjug.  und 
in  der  Wortbildung  vorkommen.  Aushülfe  iu  dieser  Noth 
fanden  sie  nach  ihm  in  der  Vertauschuug  des  Geschlech- 
tes, der  Casus,  der  Tempora,  durch  neue  Ableitungen, 
durch  Elision,  Zusammenziebung  ,  Dehnung,  durch  syn- 
taktische und  lexicalische  Eigenheiten.  Hr.  K.  weiset 
sofort  in  einzelnen  Abschnitten  nach,  wie  viel  Formen 
in  den  Dccl.  und  Conjug.,  in  der  Ableitung  und  Compo- 
sition  and  in  dem  Partikelgebranche  für  das  dakt.  (und 
elegische)  Versmaass  verloren  gehen.  —  Wir  müssen  hier- 
auf zuerst  vom  ideellen  Standpuncte  aus  antworten:  Der 
Dichter  ist  ein  von  seinen  Ideen  begeisterter  Sänger. 
Die  Idee  bricht  sich  im  Ausdrucke  Bahn,  sie  gestaltet 
und  verkörpert  sich  in  Worte,  Rhythmus  und  Versniaasse. 
Wie  wäre  sonst  zuerst  Rhythmus  und  Versmaass  entstan- 
den? Doch  kann  der  Dichter  in  der  Form  auch  fehl 
greifen;  möglich  gar,  dass  ein  ganzes  Zeitalter  sich  in 
solcher  Hinsicht  verirrt,  und  der  spätere  Kritiker,  über 
demselben  stehend,  es  zurechtweisen  kann;  doch  muss 
mau  diesem  offenbar  ängstliche  Bescheidenheit  anrathen. 
Wie  verkehrt,  wenn  wir  unsern  Dichtern  bei  Wendun- 
gen, die  von  ihrer  acht  dichterischen  Anschauung  aus- 
gingen, vorwerfen  wollten,  der  Reim  oder  das  Versmaas» 
habe  sie  dazu  gezwungen!  Ov.  mct.  III,  32-  sagt:  ftlar- 
tius  aognis  erat,     cristis   praesignis    et   auro.      Wie  wenri. 


61 


62 


0»id  auf  den  Vorwurf  (S.  18),  er  habe  et  anro  wegen 
des  unfolgsamen  aureis  und  des  schwerfälligen  auratis  ge- 
setzt, antwortete,  nein,  es  habe  sich  seiner  Phantasie 
der  Golilglanz  selbständig  gestaltet,  und  wenn  er  für  sich 
dieselbe  Berechtigung  anspräche,  mit  der  z.  B.  Lamart. 
barm.  1,  l.sagt:  un  temple  rcmpli  de  voix  et  de  prieres 
und  Aesch.  Eum.  238:  alf^ia  y.ai  OTaXuynöq,  vergl. 
S.  Oed.  T.  1279;  lUad.  11),  214.  -  Zweitens  es  berüh- 
ren sich  in  jeder  Zeit  die  Literaturen  der  einzelnen  Vol- 
ker. Dringt  nun  ein  Dichter  in  den  Geist  eines  fremden 
Volkes  ein  und  fühlt  er  sich  naron  wesentlich  in  seinem 
Innern  ergriffen,  so  wird  er,  so  wahr  er  ein  achter  Dich- 
ter ist,  dieser  fremden  Auffassungsweise  auch  in  seiner 
Muttersprache  Worte,  Rhythmus  und  Versmaass  verlei- 
hen können  —  denn  die  letzteren  gehen  aus  der  erstcren 
hervor  —  oder  er  wird,  sich  in  seiner  heimischen  An- 
(chauungs-  und  Ausdrucksweise  fühlend,  sprach-  und 
loitgemassc  Abänderungen  von  selbst  treffen.  Unsere 
Dichter,  zuerst  AVeckherlin,  Flemming  und  Opitz  haben 
das  Sonett  auf  deutschen  Boden  verpflanzt.  Einige  Hes- 
sen abwechselnd  einen  männlichen  Reim  eintreten ;  Gothe 
war  dem  Sonett  abwechselnd  hold  und  abhold  ,  aber  trotz 
Vossen's  Spott  wird  es  sich  erhalten.  AVer  liest  z.  B. 
das  Frühliogslied  von  Rückert  mit  seinen  tausend  Sprach- 
künsten,  ohne  sich  augenblicklich  in  den  Orient  einzu- 
geisten? Aehnlich  mit  Güthe's  west-ostlichem  Divan  und 
den  aus  dem  Ital.  übersetzten  Stanzen,  Freilich  liesse 
sich  auch  hier  wieder  fragen,  wie  viel  sich  unsere 
Sprache  da  habe  Sprachwidriges  aufdringen  lassen,  und 
es  liesse  sich  ein  Werk  darüber  schreiben,  wie  viel  der 
Reim  und  fremde  Versmaasse  der  Entwickelung  der  deut- 
schen Sprache  geschadet  hätten.  Wenn  es  aber  ausge- 
macht ist,  dass  die  latein.  Dichter  den  ans  dem  Griech. 
genommenen  Hexameter  an  strengere  Gesetze  banden 
(s.  Grauert  S.  281),  waren  sie  so  blödsinnig,  sich  eine 
Last  aufzubürden,  die  sie  gar  nicht  oder  nur  auf  Kosten 
der  Sprache  und  des  Inhalts  tragen  konnten  1  Unser 
RIopstock  bauet«  seineu  Hexam.  nachlässig  genug,  seine 
Nachfolger  sind  strenger  und  wohl  nicht  zu  uuserm  und 
ihrem  Schaden.  Aber  wie  kömmt  e»,  dass  auch  Horaz 
z.  B.  in  der  sapphischen  Strophe  sich  enger  band  und 
ähnlich  in  der  Alcäischenl  Lag  also  diese  Strenge  nicht 
in  der  geistigen  Entwickelung  der  damaligen  Lateiner? 
Wir  bedauern  es  aufrichtig,  dass  unsere  starke  Conj.  bei 
manchen  Verben  verloren  ist,  und  verdenken  es  unsern 
Dichtern,  wenn  sie  ,, rufte,  preisete"  u.  A.  sagen,  aber 
»»ff^Si  jus"  •  •  .  wagen  wir  ebenso  wenig  mehr,  als  wir 
Klopstock'sche  Hexameter  bauen  möchten.  Und  fragen 
möchten  wir,  ob  nicht  da,  wo  die  latein.  Sprache  einen 
freieren  Anlauf  nimmt,  z.  B.  bei  Nävius,  griech.  Ein- 
fluss  unverkennbar  ist?  Und  fragen  möchten  wir  ferner, 
ob  sich  z.  B.  die  russische  Literatur  des  fremden  Ein- 
flusses werde  erwehren  können  oder  auch  se4le?  Wahr- 
scheinlich hat  sich  die  latein.  Sprache  durch  den  Oden- 
dichter  Horaz  mehr  müssen  gefallen  lassen,  als  durch 
die  Epiker,  aber  wir  suchen  das  nicht  so  sehr  im  Me- 
trum, als  darin,  dass  ihm  solche  Ausdrucksweise  dich- 
terischer schien,  weil  sie  freier,  kühner,  neuer  und  sel- 
tener war.  —  Drittens  die  lat.  Sprache  bewahrte  einen 
reichen  Schatz  mannichfacher  Wörter  und  Formen,  wel- 


che theils  durch  die  Epiker  am  Leben  erhalten ,  theiU 
in  dasselbe  zurückgerufen  sind.  Wenn  der  Verf.  S.  19 
meint,  die  Epiker  hätten  veraltete  Formen  und  sjntakt. 
Verbindungen  gewählt,  diese  wären  aber  ,,altmodige  Blu- 
men auf  neuem  Kleide  von  neuestem  Schnitt  oder  kin- 
dische Greise  im  Reigen  blühender  Knaben  und  Jüng- 
linge", so  stimmen  wir  ebenso  wenig  ein,  als  wenn  An- 
dere meinen,  Sallnst  u.  A.  hätten  ihre  Ausdrücke  aus 
den  schon  verschollenen  Büchern  zusammengelesen.  Es 
gab  offenbar  eine  nicht  unbedeutende  Menge  dialektischer 
und  volksthümlicher  Verschiedenheiten  und  zwar  sowohl 
in  einzelnen  Wörtern  als  in  der  Bedeutung  und  syntak- 
tischen Fügung.  C.  de  or.  3,  11.  lässt  L.  Crassus  von 
der  suavitas,  quao  exit  ex  ore  sagen,  sie  sei,  wie  bei 
den  Griechen  den  Attikern,  so  in  der  lat.  Sprache  der 
Stadt  Rom  am  meisten  eigen.  Dann  folgt  12:  Equidem 
quum  audio  socrum  meam  Lafeliam  (facilius  enim  mulie- 
res  incorruptam  anticjuitatem  conservant ,  quod  multorum 
sermonis  expertes,  ea  tcnent  semper,  quae  prima  didice- 
runt)  ,  sed  eam  sie  audio,  nt  Plautura  mihi  aut  Naetium 
ridear  audire.  Vergl.  or.  48.  Es  lässt  sich  noch  Man- 
ches nachweisen  ,  was  bei  den  alten  Schriftstellern  vor- 
kommend, in  der  lebendigen  Umgangssprache  fortgelebt 
haben  muss ,  weil  es  in  die  romanischen  Sprachen  über- 
gegangen ist.  Valentia  gebrauchen  Nävius  und  Titin., 
es  lebt  noch  im  ital.  valenza;  dolentia  hat  vielleicht  nur 
Näv.  (Gell.  19,  7.),  ital.  doglienza;  macror  Pacuvius, 
franz.  maigreur;  vanare  Attius,  ital.  vanare,  vaneggiare; 
sublimare  Enn.,  ital.  dass.;  notificare  Pompon. ,  franz. 
notifier;  nitiditas  Attius,  franz.  netteifi.  Vgl.  noch  corpu- 
lentns  bei  Enn.  und  corpulent;  putus  (Virg.  catal.  9,  2.) 
und  putain,  putanisme,  putto,  putta,  puttana;  flaccidus  n. 
flacido;  maledicentia,  welches  Gellius  ohne  Zweifel  ans 
der  Umgangssprache  nahm,  und  medisance.  Sermonare 
hält  Gellins  für  rnsticius,  der  Ital.  hat  es  noch.  Selbst 
die  von  C.  off.  1  ,  12.  bezeugte  Bedeutung  von  hostis  = 
peregrinus  muss  unter  dem  Volke  geblieben  sein,  wenn 
anders  oste,  ostello,  osteria,  höte,  hotel,  hötellerie  [soll 
man  hier  nicht  lieber  an  hospes  denken?  M.  F.]  Be- 
zeichnungen für  Menschen  und  Gebäude,  welche  Fremde 
aufnehmen ,  dort  herstammen.  Wir  sehen  aus  solcher 
Vergleichung  auch,  dass  eben  in  der  lebendigen  Sprache 
manche  Wörter  eine  von  der  Schriftsprache  der  class. 
Prosaiker  etwas  abweichende  Bedeutung  hatten.  Petra, 
welches  Liv.  Andr.  und  Enn.  gebrauchen,  Andere  wenig 
kennen,  ist  nicht  nur  noch  in  pierre,  pietra  lebendig, 
sondern  scheint  schon  die  jetzige  allgemeinere  Bedeutung 
gehabt  zu  haben.  Vergl.  Plaut,  bei  Jun.  Phil,  ad  Virg. 
G.  4,  171:  quom  liquescunt  petrae,  ferrum  uhi  fit  und 
bes.  Plin.  h.  n.  37,  56.  Nitidare  hat  Attius:  Qui  ubi 
ad  Dircaeum  fontcm  adveniuiit,  mundule  nitidantur  pul- 
vero  quadrupedantum  sonipedum  (nach  Bothe)  und  Enn.: 
eunt  ad  fontem,  nitidant  corpora ,  vergl.  nettoyer,  nettare, 
netto,  netezza,  nettauiente.  Vergl.  ferner  corundcoeur; 
cöte  und  costa;  casa  und  ital.  casa -,  chors  und  corte, 
cour;  bucca  und  bocca,  bouche ;  manducare  und  raangiare; 
sapere  und  ital.  sapere,  franz.  savoir;  caballus  und  ca- 
vallo,  chcval;  bellus  (pulcher  findet  sich  wenig  in  den 
rom.  Sprachen)  und  Lcau,  hello:  morsus  und  morcean; 
clamare  und  chiamare  ;  batuere  und  battre,  bataille ,  bat- 


63 


64 


tere,  battaglia;  logsaa  and  roiix,  ronge,  rosso ;  );r.iiii)is 
UDil  graiid,  grandir,  i<al.  grande;  bnlla,  ebullire,  bouillir, 
bollire;  se  porlcr,  jjortargi  von  portare.  Dass  mantlie 
Wörter  in  der  gewöhnlichen  Unigangssprarhe  auch  für 
den  !;ewiifinlicheji  Begriff  in  Verkleinerungsform  vorka- 
men, lässt  sieh  ebenfalls  zeigen.  PI.  bat  Uacch.  f,  1,  4. 
(ed.  Bolhe)  lusciniola  (vgl.  Varr.  r.  r.  3,  5.),  wesshalb? 
Wahrlich  passt  da  das  Deniin.  nicht  vorzugsweise,  aber 
war  »ohl  in  der  Volkssprache  das  gcnöhnliche  AVort, 
wie  rossignuolo,  rossignol  beweisen  —  über  die  Form  s. 
Diez  I.  S.  241.  —  Vergl.  Plaut.  Cure.  1,  1,  10.  apicula 
und  abcillc  ;  auricula  und  orechio,  orecchia,  oreille;  ge- 
niculum  und  ginocrhio  u.  A.  Auch  mochten  manche 
Werter  allgemeineren  BegriiTes  bei  dem  Volke  einen  en- 
geren haben  und  umgekehrt.  Vergl.  sorex  und  souris  ; 
osca,  oio  von  avicula  (aucella,  auca) ;  vaisseau ,  vascello; 
frei,  füret,  furetto  =  Iltiss  von  für.  Die  Epiker  ge- 
lrauchen oft  das  Freq-  für  das  einfache  Verb  (Köne 
S.  158,  168,  181),  sollten  sie  dazu  kein  Recht  haben? 
Warum  blieb  in  den  neuen  Sprachen  von  adinvare,  canere, 
despicere,  iacere,  quatere  bloss  das  Freq.  in  cantare, 
chanter,  adjutare  (ajouter);  dispettare;  gettarc,  jetter; 
casser,  cassare,  conquassarel  Auch  für  die  Ueblichkeit 
mancher  in  classischer  Prosa  ungebräuchlicher  Verbal- 
formen  zeugt  das  Romanische.  Absorpsit  hat  Luc.  4,  lOü. 
nach  Prise,  und  Diom.  will  es  auch  bei  Schriftsteilern 
gelesen  haben,  im  Ital.  hat  man  assorsi.  Vulsit  hat  ders. 
4,  4t4.  6t  218)  546.  Ital.  svelsi;  pungo  hat  in  dem  Comp, 
punxi,  im  Ital.  schon  pünsi,  wie  das  auch  erhaltene  ab- 
aconsus  im  Ital.  ascdso  fortlebt.  Von  figo  hat  man:  ta- 
bulae  fictae  ut  siut  bipalmes  V.  r.  r.  3»  7,  4 ;  vergl.  af- 
ficta  ib.  3,  9»  7;  3,  3,  2;  auch  confictus  findet  sich,  und 
im  Ital.  fitto  u.  s.  w.  Ferner  hat  der  Ital.  io  sentiva 
^  ego  sentibam,  woraus  die  Volksthümlichkeit  der  letz- 
ten Form  einleuchtet.  Zudem  ist  der  Tadel,  den  unser 
Verf.  desshalb  über  die  Epiker  ausgiesst ,  schon  darum 
angebührlich,  weil  die  Form  von  der  !Noth  derselben 
nicht  herrührt.  Att.  hat  mollibat  N.  s.  v.  molle ,  fuga, 
properiter  ;  scibam  id.  de  iud.  g.  v.  guas.  p.  226  ^  aibant 
Frisc.  10.  p.  906;  Caecil.  grundibat,  N.  s.  v. ;  Enn.  sci- 
bam bei  C.  Tasc.  3«  13;  scibas  Fest,  v.  obsidionem; 
Flaut.  Aul.  4,  6,  28;  Turpil.  nescibam  N.  v.  insolens; 
Plaut.  Epid.  2,  2,  52.  exaudibam;  Aul.  2,  2,  1.  prae- 
sagibat,  4,  3,  2.  crocibat,  4,  10.  24.  scibas;  Trin.  3,  2, 
31.  scibam  und  ebenso  Amph.  1,  1,  229.  Asio.  2,2,34; 
2,  4,  89;  Pseud.  1,  6,  84.  und  86.  und  scibas  85;  seibat 
Amph.  prol.  22,  scibatis  Rud.  2,  3,  47,  aibat  Capt.  4, 
4,  29,  servibas  Capt.  2,  1,  50,  gcstibat  Asin.  2,  2,  46; 
Ter.  Hec.  1,  2,  30.  convenibat  (ed.  Reinh.),  prol.  2,  8- 
scibam,  Phorm.  4,  1,  6.  aibant,  16  scibam,  4,  3,  37. 
insanibat,  Heaut.  2,  2,  68.  Eun.  1,  2,  75.  nescibam, 
Andr.  1,  1,  H.  servibas;  Liv.  32,  13,  5.  excibat;  Phaedr. 
4,  22.  parturibat,  lauter  Formen  nicht  aus  dakt.  Versen; 
wie  könnte  es  uns  einfallen  zu  behaupten,  die  Cootrac- 
tion  des  ie  sei  der  !Noth  und  Bequemlichkeit  der  Dak- 
tjliker  zuzuschreiben?  Ist  sie  ja  in  ibam,  quibam,  ne- 
quibam  regelmässig;  entspricht  sie  ja  auch  dem  Fut.  auf 
•  ibo,  welches  bei  der  4.  Cooj.  so  häufig  ist;  findet  sie 
sich  ja  gar,  irren  wir  nicht,  in  Inschriften,  und  ist  sie 
ja  endlich    nach  Serr.    ad  Virg.  Aen.  6,  488;    Prise.  9, 


1,  2.  Diom.  p.  3426  ohne  Zweifel  die  älteste  Form,  so- 
wie sie  die  Analogie  des  doce-ebam,  ama  -  ebam  für  sich 
hat.  Inquibat  hat  C.  Top.  12.  —  Weniger  Gewähr  ge- 
ben uns  die  roman.  Sprachen  für  die  Ueblichkeit  der 
Verkürzung  der  dritten  Pers.  d.  M.  im  Perf.  Indes«  ist's 
allerdings  bemerkenstverth ,  dass  <ler  Ital.  sagt  crsero, 
cspülsero,  f6cero  .zz  ercxernnt,  fecerunt,  der  Franzose 
ils  fureut  [diess  ist  wohl  schwerlich  zu  vergleichen.  M.  F.] 
n.  s.  w.  Wichtiger  aber  ist,  liass  wieder  die  ältesten 
nicht  dakt.  Verse  diese  Verkürzung  haben.  Vergl,  Näv. 
(P.  ap.  Fest,  V.  sagmina;  sumserunt;  Plaut,  m.  gl.  2,  1, 
39.  volu'erunt  (?)  niost.   1,  3,  124.  mern*ernnt;  Bacch.  5, 

2,  1.  fu'ernnt;  4,  9,  4.  snbeg"erunt;  Pers.  1,  3,  80.  lo- 
caverunt;  Ter.  Enn,  prol.  emerunt;  Laber.  zweimal 
potu  erunt  bei  Macr.  Sator.  2,7.  Varro  (bei  N.  v.  coa- 
guluni)  inven  erunt;  Phaedr.  4,  19, 16.  abi'ernnt;  sumserunt, 
p.  ap.  Suet.  Ces.  SO;  auch  vielleicht  tns  erunt  im  ersten 
Verse  des  B.  Fun,  von  Nävius  —  s,  Progr.  znm  Bonner 
Lectiooskat.  1830 — 31.  —  Dass  übrigens  die  Epiker 
diese  Verkürzung  nicht  sehr  scheuten,  beweisen  nns 
Falle,  wo  sie  dieselbe  leicht  vermeiden  konnten.  V.  Ed. 
4,  61.  hat  tulerunt;  H,  ep.   1,  4,  7.    d'edrunt;   Ov.  art. 

3,  405.  fu  erunt,  wie  fügbar  waren  hier  die  Formen  tul'ere, 
ded"ere,  fu'ere !  Wahrlich  wäre  die  Kürze  so  ein  „ge- 
waltsames Verderbniss"  (S.  162),  so  müsste  man  diesen 
Dichtern  ziemliche  Fülillosigkeit  zuschreiben!  Aber  es 
scheint  nns  Manches  sonderbar,  bei  dessen  Beurtheilung 
wir  doch  die  höchste  Behutsamkeit  anwenden  müssen, 
um  nicht  angerecht  zu  werden.  Ovid  sagt  Met,  5,  297: 
Ales  erant  .  .  .  Schneider  (III,  S,  240,  nicht  II,  wie 
K,  S.  127  steht;  sonst  finden  sich  sehr  wenige  Druck- 
fehler: S.  32  V.  Ecl.  1,  55.  statt  X,  55.;  S.  165  de- 
ileunt)  fasst  ales  coli.,  und  hat  er  darin  die  entschiedenste 
Analogie,  z,  B.  des  so  einfachen  Pentateuchs  für  sich. 
Köne  meint,  Schneider  hätte  sich  damit  begnügen  kön- 
nen, dass  alitcs  nicht  fügbar  sei,  aber  das  licisst  den 
Dichter  ohne  Verhör  verurtheilen,  was  zu  nnscrn  libe- 
ralen Zeiten  nicht  passt.  Ich  übersetze:  „Vogel  waren 
sie",  und  denke,  ich  sei  der  Rechtfertigung  des  dentschen 
Ausdrucks  überhoben.  Ein  Gegenstück  bietet  I.  Chronik 
V,  4:  Sühne  loels  waren  Schmajah  sein  Sohn,  nnd 
ahnlich  6,  7;  7,  3;  das.  10,  und  doch  ist  dort  ein  sehr 
einfacher  Stil.  So  ist  die  früher  schon  besprochene  Hen- 
diadys,  worauf  wir  bei  einer  andern  Gelegenheit  noch 
einmal  zurückzukommen  gedenken,  schon  in  den  Büchern 
Mosis.  S.  1  Mos.  1,  14;  3,  16,  und  da  ist  doch  wahr- 
lich keine  Künstelei.  Der  Verf.  tadelt  Cicero  Arat.  248, 
weil  er  circus  für  „Kreis"  gebraucht  habe,  da  das  Wort 
für  Circus  Maximus  so  ständig  geworden  sei,  nnd  zweifelt 
an  der  Lesart  circus  C.  n.  d.  2,  16.  und  18,  de  rep. 
6,  15.  (18.  wird  Druckfehler  sein),  aber  wahrscheinlich 
sagt  auch  Att.  bei  N.  s.  v.  circus  (ambitus,  gyrus):  Quot 
luna  circos  .  .  .  institit,  und  sollte  ein  Berliner  Dichter 
nicht  singen  dürfen,  er  ruhe  im  Schatten  der  Linde, 
ohne  bei  Berlinern  gegen  die  Sprache  zu  Verstössen? 
Doch  —  zurück  zu  den  romanischen  Sprachen,  —  End- 
lich erklären  sich  nämlich  auch  aus  den  rom.  Sprachen 
Constructionen,  wie  V.  Aen.  2,  6:  Quis  talia  fando  tem- 
peret a  lacrimis,  da  man  sie  zuhaufe  im  Italienischen 
wieder  findet. 


65 


66 


Viertens,  es  gibt  in  jeder  Sprache  nnorganisclie  Ge- 
bilde, Vcrschiedcnliciten,  Abweichungen  und  Einzelheiten, 
welche,  «venu  auch  gegen  regelrechte  und  pros.  Auffas- 
sung' rerstossend,  den  Genuss  eines  Dichtwerks  niclit 
stören,  ja  oft  gar,  aus  Dialekten  und  früheren  Zeiten 
aufgenommen,  tcnhie  Bereicherungen  der  Sprache  hcissen 
können.  Wer  gebraucht  in  ileutschcr  Prosa  gern  die 
gespreizten  Fornieu  uiit  dem  schwindsüchtigen  e,  wie 
„lasset,  gicbet"  u.  s.  w.  ?  Und  d»ch  sagt  Herder  in  ». 
Cid  (wir  haben  die  Prachtansjjf  mit  Raudz.  von  Eng. 
Neureuther.  Sfuttg.  und  Tüb.  Cotta-lS38.  vor  uns)  S.  2 
schlaget,  lasset,  S.  14  folgeten ,  S.  Ki  sähe,  S.  29  be- 
gehrete,  S.  32  und  35  dem  Herren,  S.  48  führete,  S.  53 
zerstrcuete,  S.  84  Königes  u.  s.  w.  ;  Voss  (Or.  Verw. 
Orithyia)V.  2-  den  geliobeten,  V.  16.  gewülbote  Klüfte  etc. 
—  Wer  billigt  Gothe's  „Tag-  und  IVächten",  gegen  inn- 
ond  äussern  Feind  ;  in  jung-  und  alten  Tagen  (Iph.  auf 
Taur.  VI;  Tischlied;  Son.  „Char^de")  Herdcr's  Hünd- 
nnd  Taublein  ( Volksl.  S.  62),  Sjpee's:  hart- rauh -ge- 
EHUngenes,  Thal-  und  Waiden,  wie  dergl.  oft  in  der 
Trntznachtigall  lorkümnit;  Jacobs  (Aurora):  „Die  Pfar- 
rinn'  ?  Welche  Verichiedcnhcit  in  der  Rection  der  neu- 
hochdeutschen Präpositionen!  Wer  sagt  mit  Tieck  „den 
Fels"  (Ariou);  mit  Stollb.  ,,Ton  Naiarra's  Fürst  gesandt 
(die  Büss. ),  mit  Schiller  „den  Held"  (Nänie),  mit  Her- 
der (Cid  ISO-  164.)  ,, einem  Held;  ohne  Hirt";  mit  un- 
serem tiefsten  Sprachkenner  Grimm  (Mjth.)  S.  202  „einen 
Äleusch;  dem  Held",  mit  Rückert  ,, meines  Vettern"  (?) 
Edclst.  und  P.  Wer  kennt  nicht  die  verschiedene  Bie- 
gung des  Wortes  „Bauer"?  Grimm  schreibt  das.  166. 
„von  einem  Bauer'-,  Arndt  das.  5l9.  ,,  einen  Bauer", 
Schiller  ,,dcs  Bauern  Handschlag"  (s.  Gützinger ,  die  d. 
Sprache  I.  Stuttg.  1836.  S.  536.  543-).  Wie  nngewiss 
ist  bei  uns  die  Beugung  der  Eigennamen,  zumal  der 
adeligen?  Wie  willkürlich  beugen  deutsche  Schriftsteller 
die  Bezeichnungen  der  Wcltgcgcnden ,  indem  sie  <liesel- 
ben  mit  denen  der  Wiude  vermengen!  Richtig  sagt  J.  P. 
(Titan  1,  234):  ,;Dic  italienische  Nacht  hangt  über  He- 
gperien  nicht  weit  vom  warmen  Monde  einen  vergoldeten 
Abendstern  jV«  blauen  Westen  auf";  Güthe  (Hegire)  ,,iDi 
reinen  Osten";  dagegen  Rückert  (gcharn.  Son.):  ,,lhr 
Söhne  Preussens  aus  dem  West  und  Osten";  J.  v.  M. 
in  s.  Darstellung  der  ersten  Gestalt  des  Schweizerlandes: 
,,In  Süd  und  Nord  stand  grundloser  Sumpf";  Seh,  (H. 
und  Leander)  „aus  Nord's  beeisten  Hallen";  Schenkend. 
(Br.  in  d.  Heim.)  „im  hohen  Ost";  Freiligr.  (Odj'sscns) 
wieder:  „Tief  im  Süden."  Vergl.  Grimm  Gr.  1,  7(t3. 
und  Viehoffs  ,,Ausg.  Stücke"  II,  273.  Gütho  sagt  im 
Fanst  „ihr  vergehen  die  Sinnen" ;  ,,von  englischen  Ge- 
müthen"  (GeJieimschrift);  ,, menschlichen  Gesclileclifen" 
(Hegire),  wozu  ihn  jedesmal  der  Reim  einladen  mochte, 
aber  auch  Stollb.  (V.  v.  Paula  S.  1 54)  sagt:  „die  Ge- 
schlechte." Wie  steht  es  mit  den  in  nusern  Gram,  fest- 
gesetzten verschiedenen  Geschlechtern  oder  Pluralformen 
mit  verschiedener  Bedeutung?  Die  Gr.  sagt:  der  Bund  = 
Bünduiss,  das  B.  z=  Bündel;  Grimm  aber  a.  a.  O.  542. 
(zweimal)  „der  Schlüsselbund";  ferner  538.  „sein  Sc/iilJ 
an  einen  lanblosen  Baum  hängen"  und  „seinen  Schild", 
—  vielleicht  absichtlich  der  Urkunden  wegen  —  ;  Fr. 
Schlegel:  Bei  Andernach  am  Rheine  liegt  eine  tiefe  See: 

Zeitschr.  f.  d.  Alterthumsw. 


Götho  (Faust):  den  Gift;  J.  P.  (Tit.  4,  262.)  „den 
stärksten  Gift  kochen";  Rab.  (Sat.  2.  Thl.  1777)8.20: 
„Das  Schrecken";  Spiudler  (  Inv.  4,  310-)  „meinen 
Schrecken"  und  ahnl.  Jacobs  (Aurora);  G.  (Harzreise  79.) 
„der  Scheitel";  Schlegel  (Pvgmaliou  30.)  ,,von  der  Schei- 
tel''; Knebel  (H.  an  die  Erde):  ,,^  on  des  Kordpols  ei- 
siger Scheitel";  Krum.  (d.  Stimme  des  Gewissens):  „Die 
Pflege  eines  kranken  Kindes  hat  all  mein  Verdienst  ver- 
zehrt" (^^  all  meinen);  Campe  (Neue  Samml.  luerkw. 
Reiseb.  7,  S.  41):  „Man  bauet  ijuer  durch  ilen  Flusn 
eine  Wehre.  A.  i.  eine  Erhöhung,  bei  der  das  Wasser 
oberwärts  sich  stauen,  dann  über  die  Erhöhung  mit  Ge- 
räusch hinabstürzen  mnss";  Kind  (d.  dankb.  Sohn)  „das 
feurige  Wehr"  und  ebenso  Schiller;  die  W.  rz  Waffen; 
Göthe  (Götz):  die  Aergcrniss,  Uhl.  (2.  Aufl.  S.  3'.)2. 
Ged.):  „Die  Verderbniss";  Stollb.  (V.  v.  P.  S.  132)  der 
Bündel;  Seh.  (Herk.  und  P.)  das  Estrich;  Haller  (Alpen): 
,,Das  entfernte  Thal  trinkt  ein  beständiges  Thau";  Klopst. 
(Gelehrtcnrep.)  S.  320.  325:  „in  eine»*  Perioden;  das. 
297.  der  Brill.  Vergl.  auch  die  Pistole  und  das  Pistol. 
In  allen  Sprachen  gibt  es  auch  Wörter,  wie  die  Oehrc 
und  das  Oehr  (wenn  ich  emsig  und  schnell  Nähnadeln 
sodann  einfädelte  ,  fand  ich  das  Oehr  nicht  —  Platcu). 
Vergl.  Schwalbe  baut  ihr  Haiis  aus  feuchtem  Lehmen 
(Rück.);  das  Scheit  (ders.  vom  Bäumlein,  das  elc);  vom 
Zehe  (Neumann,  d.  Riesen  u.  d.  Z.).  Merkwürdig  ist 
auch:  „Aus  alle  dem"  (Less.  Fab.  4.  Aufl.  S.  i  13) ;  dem 
allen  (Halem,  die  fllähr  von  Aucassin  und  Colctte);  von 
allem  dem  (Rab.  a.  a.  O.  13.);  diesem  allen  ungeachtet 
(Klopst.  G.  R.  112.).  Ueber  Plane  und  Plane;  Bogen 
und  Bögen  (Haller:  Ein  ganz  Gebürge  scheint,  gefirnisst 
von  dem  Regen,  ein  grünender  Tapet,  gestickt  mit  Re- 
genbögen); Kästen  (J.  P.  Tit.  2,  137-)  und  Kasten  und 
dergl.  dürfen  wir  nicht  weitläuftiger  werden.  Vor  Allem 
bedenke  man  doch,  dass  wir  kaum  einen  Commentar  zu 
eiuem  neuhochd.  Schriftsteller  haben ,  wo  nicht  sprach- 
liche Sonderbarkeiten  bemerkt  wären ,  und  das  ist  den 
Lateinern  auch  so  gegangen.  Man  lese  Quiut.  1,  8.  Doch 
sind  wir  weit  entfernt,  alles  Ungewöhnlichere  für  Ver- 
derbniss zu  haKen.  Wir  finden  es  z.  15.  nicht  sonderbar, 
dass  caseus  neben  caseum  bestand.  Caseum  ist  durch  das 
vom  Hrn.  Verfasser  Beigebrachte  als  übliche  Form  ver- 
bürgt genug  —  wir  fügen  noch  als  Beleg  caseum  mollc 
—  Pompon.  bei  Charis.  1,  p.  60  —  hinzu,  aber  caseus 
niclit  minder.  Ist  dann  V.  de  1.  1.  4,  22,  r.  r.  2,  11.  3. 
PI.  Capt.  4,  2,  71,  Poen.  1,  2,  154.  und  J7T.  nicht  Ge- 
währ genug?  Wir  haben  freilich  eine  schlechte  Ausgabe 
des  ^'arro  vor  uns,  finden  darin  aber  noch  1.  V.  de  1.1. 
E  lacte  coacto  caseus  nominatus  ausser  der  obigen  Stelle 
4,  22.  Ebenso  sicher  stellt  pilens  durch  PI.  bei  F.  Das 
Diminutiv  gibt,  so  viel  wir  sehen,  keinen  Ausschlag,  da 
sich  auf  die  Noniinatii  form  nicht  schliesseu  lässt.  W^ir 
möchten  aber  hier,  um  ilie  Unbestimmtheit  des  Geschlechts 
und  der  Declination  in  der  alten  Sprache  und  dem  Volks- 
dialekte schlagend  hervorzuheben,  Folgeiiiles  bemerken. 
PI.  hat  crassus  corius,  corios  biibulos  neben  fiet  tibi  pu- 
iiiceum  coriuni  (Poen.  1,  1,  10;  F.  s.  v. ;  Rud.  4,  3,  6l;i 
sind  daran  die  Epiker  schuld?  Hat  ferner  nietr.  Noth  des 
dakt.  Verses  es  veranlasst,  dess  Lucil.  und  Pomp,  hat 
forus  =  forum;  Lucil.  und  PI.  nasuni  =  uasus;  Liv.  Andr. 


G7 


68 


corDifronirs  armcntas,  Giiii.  vastos  epccus,  uniianfoin  saluui, 
nulla  metiig,   raeiiiontao,   siiblatao   lapides ,    rectns   ciipres- 
308,   ouinpoi   fretiim;    ^iaev.   iteris ,    aiiinis   iuQexa,    oiniiis 
arvas ,   cepaui   und   cepe   eilciidu   (Prise,   (j.   p.  6St),   herein 
(r:z  Iiereilein)  ,    socro  <uo  ,    collus,    faroniein   per   frctiiui , 
ad   imiiui   giitturoin ,    Att.   a   socru  »uo ,   aiitiquam   aniiiem, 
aofrat'ta,  altus  niasc.   (Cliaris.   1,  p.  (il);  ( —  ^rata  lard» 
hat   Prise.   6,   p. -683  aufbetvalirt);   Nor.   und  Pomp,  meam 
in   penuin;   Tiirp.    und  Caecil.   glabrnm  tapeie ;   Atta:   cum 
priinu    hici    (fi.   v,  anspic.),    dcsoluta    crine ;    Pomp,    und 
Caec.   bunc   Collum;   Caec.   fronte   hilaro   (Gell.  15,  9,   der 
ans  Cato   I.   V.   Origg;.    aequo    fronte,    recto  fr.  anfiibrt) ; 
liiiari  Schema   (Prise,   ti,  p.   67',));    caudclabrum    ardentem 
li^neura;    adicientem    compitum ;     Afr.    in    penum    herile ; 
Lab.   Pjthagorcam   dogmani    (Pr.   3,   p.   ()7y);    ex    lanicia 
Attira ;    Titin.    frontem   fimbriatum,     lens   niasc.   u.   s.   ir.  ? 
Wir   bemerken   übrigens   hier  ein-    für   allemal,    dass   die 
Kritik   gegen   eine   einzelne   unserer  Angaben  was  zu   erin- 
nern  haben   kann,    sind    aber    überzeugt,    dass    dieses  für 
unsern   Ztveck   Nichts    verschlägt.       Man    sieht,    was    wir 
erreichen   wollen.    Zum   Beweise  aber,   wie   auch  im  class. 
Zeitalter  einer  Sprache   wohl   immer  ähnliche  Abweichun- 
gen vorkommen,   »ollen  wir  nur  daran  erinnern,  dass  die 
franz.    Akad.   auch   an   ihren   gefeierten   Dichtern  Manches 
aussetzt.       So    sagt    auch,     was    freilich    sich    nicht    auHs 
Geschlecht  bezieht,    übrigens    liierher  gehurt,    die   franz. 
Gramm,   z.  B.  Franceson    1828-   S.   113:  Man  kann  nicht 
sagen:   „J'ai   ru   quelques  -  uns"    und   doch  sagt    Massillon 
(serm.   sur    riiumanite    des    grands    enrers   le  peuple):    Si 
Dieu   en   elive   quelques  -  uns  ,    c.'est    donc    pour   etre   l'ap- 
pui   et  la   ressource    des    autres.      Cf.  Sainte- Pierre   P.   et 
V.  p.    117.   —   Vergl.  auch   du  Paty  (Le  Capitole):  „Hier, 
en  sortant    du  Pantheon,   J'ai    ete    au  Capitole";    Pascal 
(Pensees  .  .  p.  182) :  En  icrivaiit  nia  pensoe  eile  m'echappe 
quelqnefois   cf.   Saint- P.   cbaum.   Ind.   p.    203.   224.    Doch 
kehren   wir   zu   unserm   geehrten   Hrn.    Verf.   zurück.    Cli- 
peus   ist  neben   clipcum   durch    V.   I.   I.    W:    propter   inau- 
ratos  rcgios   clipeos ;    C.   fin.   2,    30:    saivus   clipeus:    Lif. 
9,    t9.   verbürgt,  ja  ohne  Zweifel   in   Prosa  die   classische 
Form;    vergl.   Enn.    bei   Varro   1.    1.   ß.   p.   80   (98).      Son- 
derbar  ist   des   Verf.    Verniuihung,    die   Epiker   hätten   die 
Bedeutung   von  stragnlum   der   vestis   übertragen,  dann  aus 
Noth  stragula    adj.    gebraucht.      Vestis    steht    aber   in   der 
Bod.    ,, Decke ,  Teppich"    für    <lie    class.   Prosa  fest,    wer 
weiss    dann    nun    und    kann   auch   nur    glauben ,    dass  die 
Ep.   diesen   pros.   Sprachgebrauch  gcschalfon   haben?  S.  C. 
or.   1,   35,   Phil.  ■>,  27,  de  fin.  2,  8.    Und   C.  Verr.  3,  7. 
hat   gar   vestis   stragulae.     Stragnlum  stammt  ohne  Zweifel 
von   sterno ,   stra  - ,   wovon   stragos   gebildet   ist,    wie  seges 
»on  sero,  se-  (rergl.   semeu).      Wie   aber  iaculum   eigent- 
lich   das    subst.    gebr.iuchte   Neutrum   ist   —   vgl.   rete   ia- 
culum bei   Plaut. ,    so   ist  es  auch   mit    straguhim   und   die 
vestis    macht    daher    gar    kein   Bedenken.      Aehnlich   ver- 
halt es   sich   mit   iugulum,   oftonbar   der  pros.  Form.    Aber 
der   Dichter     wälilte    das    Masc.  ,     wozu  ,     wer    will  ,    mit 
Scbeller    locus    ergänzen     kann  ,     und     der     declamirende 
Quiutilian   brauchte    wahrli<'h   nicht  sein    iugulus   von   den 
Epikern    zu    holen,    sondern    ihm    stand    dieselbe   Quelle 
offen  ,    ans    der    es    jene   geschupft   hatten.      Auch   baculus 
und   baculum ,    wovon    wieder    das    letztü   class.    in  Prosa 


ist,    erklären    wir    so.     Ks    stammt    von    ba-    ßdui-    wie 
straguhim   von   stra.       Ein  (scipio)   baculus    gab   eine   neue 
Beziehung    und    desshalb    wählte   es  der  Dichter.      Aehn- 
liche   Rechtfertigung  finden  Maenala,  Diudyma   u.  a.    Die 
Namen  der  Berge  sind   nämlich    männl.   Geschl.    nach   der 
Analogie   von   mons.    Wie   aber   der  Dichter   im  Deutschen 
sagt:   Die  ehrwürdige  Jerusalem,  im  Lat.:  Oete  nemoro- 
SHS,   altus  (Ov.   M.  9,   204;   165.)  altus  Pelion   (7,  224.), 
Praeneate  sub  ipsa  (V.  Aen.  8,  561.):    so    kann  er  auch 
wegen    des  Reizes    der  Neuheit    sagen:    Maenala   (iuga), 
Massica  (V.   Aen.  7,  726),    wo    sich  der  Plural  aus  dem 
Begrifle  von  iugum  leicht  erklärt.     Vergl.  Caes.  b,  g.  7, 
36:   omnibus  eiua  collis  iugis.     Was  Tartara  angeht,    »o 
ist  es    undenkbar,    dass    der  Dichter    es    aus    metr.  Noth 
gewählt  habe.      Er   hatte  ja  Orcus ,    Erebus    und  manche 
Umschreibungen.      Aber    TaQTaQa    hatte   ja    schon    das 
Griech.    und   wir    könnten  uns  im  Geiste   des  Verf.   wun- 
dern ,    dass    sich    in    lat.    dakt.   Versen    nach    Find.  Pyth. 
1,  15.    nicht  Tartarus  ima,    atra  ..  findet.     Aehnlich  ist 
es  mit  carbasus,  carbasa  und  i]  xaQTiaaog,  rä  y.ccQnaaa. 
Pergama    gebraucht   schon    Enn.    in  iamb.  Versen  (N.  v. 
aequiter)  und   wir  müssen  gestehen,    dass    wir  wohl  Per- 
gamum  (Nominat.)   bei  Seneca    kennen ,    aber    nicht    Per- 
gamns.      Auch    colocasia    ist    schon    im  Griech.    sächlich, 
und    überdiess  hätte   es  sich   nicht   verlohnt,   wegen   dieses 
so  selten   vorkommenden   und   allerdings   eiufügbaren  Wor- 
tes   der    Sprache     ein     gesetzwidriges    Geschlecht     anfzu- 
bürden.     Dass   die  Ep.  für  ostreae   und   ostreas   ein   ostrea 
gewagt  hatten,  und  dass  erst  daraus  ostreum  und  ostreoruui 
geschlossen    sei ,    ist    eine    gewagte  Vermuthung   (S.  46)« 
Freilich   hat   Luril.   Lei   Gell.  20,  8*.  Luna   alit  ostrea  .  .  . 
und    bei    N.    ostrea    nulla    fuit,    wie    ähnlich    Turp.   Afr. 
Varr. ,  aber  auch   PI.   h.   n.  32,  21.  hat  ostrea  adversan- 
tur,   Mart.   7,    19,   7,   wenn    wir  nicht  irren,    ostreorum. 
Ohnehin   lag  das   griech.  oOtoEOV  nahe  genug,   dass  schon 
desshalb    der    Dichter     vorsätzlich     das    Neutrum     wählen 
konnte.    So   ist  es   aucli  höchst  verkehrt,   wenn   Ur.  Köne 
es    den   Dichtern    verargt,    Ostia    nach    dem    nat.  Geschl. 
als   neutr.   pl.    zu   gebrauchen,    weil    man   es   als   weiblich 
zu   gebrauchen   angefangen   hatte.       Wir    rechnen   es   eben 
dem   Dichter  zum   Ver<lienste  an  ,    wenn    er   einem  todteii 
Namen   durch   Zurückfährung    auf    die   ursprüngliche   An- 
schauung   wieder   Leben    gibt.      Ebenso    arg    ist  die   Ver- 
muthung ,  phalerae  sei   des   Verses   wegen   in's  Feniin.   ge- 
setzt (S.  55).     Hat    nicht  auch  C.   Verr.   4,   12,  29.  das 
Fem.,   und   welcher  Epiker   vor  ihm   hat  ihm   das  Sprach- 
gefühl  verdorben?   Deliciae,   cxuviae   .   .   sollen  durch   der 
Epiker  Begünstigung    muthmaasslicher    Weise   Plurallorm 
erhalten   haben.      Nun   freilich,    was   ist  nicht  Alles   mög- 
lich?    Aber  a)   gab   es,    meine   ich,   ebenso   viel   Dichter, 
welche   in   nicht  dakt.   Versmaasse  schrieben,    und   wolleu 
wir  sie  so   heruntersetzen,    dass    sie    auf  Feststellung  des 
Sprachgebrauchs   keinen   Einfluss   gehabt    hätten?    Es    gab 
b)   immerhin   eine   Prosa,    welche    sich    gegen   die   Poesie 
behaupten   konnte.      Wer   von   uns  schreibt  sofort  Rückert 
nach    (Edelsf.   und    Perle):   „Ich  achtete  sie   als   Geschwi- 
ster,   aber    nur  als   s</>/e"   u.   a.   der    Art?     Wir  müssten 
wahrlich   den   aufkommenden   Epikern,   zumal  dann,   wenn 
sie   der  Sprache  Gewalt  anthäten  ,   einen   fast  tyrannischen 
Einfluss  auf  die  Umgangssprache   und  die  Prosa  überhaupt 


69 


70 


zDSchreiben  und  allen  andern  Rednern  und  SrLriftstellern 
ziemliche   Kopflosigkeit  zutrauen,     wetiii    tvir   in   manchen 
Fällen    dem   Verfasser    glauben    noiltcn.       AVenn   derselbe 
sagt,    ein    späterer  Schriftsteller,    der    dieses    oder   jenes 
Wort  in   irgend   einer  Form   gebraucht,   habe   es  den  Epi- 
kern entlehnt,  so  künnen  wir  ebenso  gut  umgekehrt  sagen: 
Die  lat.  Sprache    war    dem    dakt.   Versmaasse    so  xoider- 
spänstig    nicht ,    und   dass    dieser    spätere    Schriftsteller 
diese    oder  jene    Form    gebraucht,    wo    sie   zufällig    ein 
Früherer  nicht  gebraucht  oder  sie  in  verlorenen  Werken 
gebraucht    haben    mag,    das    ist  uns  Bürgschaft  für  die 
Rechtmässigkeit    und    Uebliehkeit    derselben,     c)    In    un- 
seren)   besonderen    Falle   war    delicia    und    delicium    dem 
daktjl.    Metrum    so    widcrspänstig    nicht,     dass     Versnoth 
hätte   zn  ungebührlichen  Abweichungen  Anlass  geben  kön- 
nen,    d)   Hat   nicht  schou   Tit.    (Ji.  de   n.   et  cas.):    meae 
deliciac,  PI.  Poen.  1,   2,   150:  Enimvero,  here,  facis  de- 
licias   und   dass.    1(35-    Und   induriae  Alen,    1,  3>   9.   neben 
exuviae,   das  auch  Acc.   bei   N.   8.   v.   bati    Uebrigens    hat 
auch  C.  Dianil.   IS.  exuriis.     Wenn  der  Verf.  meint,  re- 
duvia  sei  ,    weil    es    wegen   seines  Begriffes    wohl   nie  die 
Ehre   gehabt  habe,  einem  Epiker  zu  dienen  (S.  41),  im 
Sieg   geblieben,   so   bezweifeln    wir  das  ,   denn   wir  meinen, 
Tit.    bei  F.  s.  F.   halic   es   mit  singular.  liegrilTe  gebraucht; 
Lassitudo   conserrum,   redudae  flagri.    Noch   weniger  hal- 
ten  wir  die  V^ermuthung,    vespere    sei  Nothform  und  da- 
her lesperi   nicht  Abi.,  sondern  Genit.,    wie  in  quotidie, 
für  begründet,    denn  man  erkläre  dann    einmal  PI.  Rud. 
1,   2,  91»  Mel.  4,  2,  5:    Si  de  iliarum   coenaturus  ves- 
peri  es,  qui  de  vesperi  vivat.    Auch  C.  Att.   11,  12.  steht 
ohne  V'ariante  vespere.      Oliva   soll    auch   blosse  Zwangs- 
form sein  S.  42,    und  der  Verf.  findet  es  sonderbar,  dass 
C.   n.   d.   2,  8,   22  ;  3,   18,  45.   so   geschrieben    hätte  ,    da 
er  sonst  olea  brauche.      Aber  olira  steht  noch  Vulg.  Ps. 
127;  Col.  hat  es,  PI.,  Hör.  epod.  2,"  56.    und  durch  die 
Ableitungen    olifctum    (C.   N.  D.  3,  36i    agr.  2,  25!!); 
olifitas,    olivarins,   oliiare,    olivnm    (PI.  Ps.   1,   2,  76?; 
1,  3,  67.).    Auch  die  Verdächtigung  von   iugere  ist  unge- 
hörig.   Wir  lesen  ingeribus  V.  1.  1.  4,  obwohl  r.  r.  1,   10. 
iugeris,  aber  Orelli  hat  auch  C.  Verr.  3,  47.  zweimal  iugere  ; 
iugerum  kommt  mehrmals  vor,   und  womit  lässt  sich  iugere 
PI.  flien.  ,"),  5,   Ij.   verdächtigen?  Freilich  kann  iugerum 
die  contrahirte  Form  sein,  statt,    dass  man  gewohnlich  r 
einschiebt,   wie   wir   dann   auch   in   Coelicolum   nichts   Ta- 
delnswerthcs    finden.      Zwar    ist  diese  Genitivbildung   bei 
der  zweiten  Declin.    häufiger,    wie    dann  divom,    socium 
schon    im    Saliar.    Licde    und    im  «enatnscons.    de  Dacch. 
vorkommt,    aber   PI.   Trio.   2,   4,   23-   steht  drachumarum 
Olympicam;  Alf.  (Macr.  S.  6,  5.)  caprigenum;  im  Briefe 
des  Lent.   (C.   fam.   12,   15,   2.   Orell.)  doum   millium   am- 
phorum,    C.  agr.  2,    19.    Phaselitum ,    Col.    amphorarnm 
septenum    vergl.    V.    1.  1,  S,    49.     —    Sehr  verdienstlich 
sind   des   gelehrten   Hrn.   Verf.   Untersuchungen    über    den 
Abi.   der   dritten   Declin.    auf  i   und    den   Genit.   auf  ium, 
über  die  ürspninglichkeit  des  i  in    manchen  Formen   und 
die  Abschwäfhung    in    e  und    um,    wir   müssen    aber    auf 
das    Buch    selbst    hinweisen    und    es    dem    aufmerksamen 
Studium   empfehlen.    Dass  die  Formen   meusinni,   sediuro.. 
nicht  anzutasten  sind,    ist  ausgemacht;    zu  dem   Abi.  der 
Adj.  auf  -er  fügen   wir  noch   uberi   S.  Med.  380-    hinzu. 


Aber  bemerken  müssen  wir  auch  hier  wieder,  dass  der 
Ursachen,  wodurch  eine  Sprache  unorg.  Formen  aufnimmt, 
gar  viele  sein  können ,  dass  die  lat.  Sprache  bei  ihrem 
Streben,  einen  vom  Dat.  geschiedenen  Abi.  zu  haben, 
zur  Abschwächung  sehr  geneigt  sein  musste ;  dass  den 
Dichter  nicht  bloss  Noth  oder  Bequemlichkeit ,  sondern 
auch  der  Wechsel  der  Vocale ,  der  V/ohllaut  überhaupt 
und  das  Streben  nach  dem  Aichtgemeinen  zur  Wahl  einer 
Form  bestimmt;  dass  endlich  bei  den  nicht  im  daktjl. 
Versmaasse  Schreibenden  gar  viel  hierher  Gehöriges  vor- 
kommt. S.  sapientum  C.  n.  d.  1  ,  9,  23.  adolescentum 
PI.  Pseud.  1,3,  130,  wahrscheinlich  ardentnm  Att.  bei 
N.  s.  V.  seges  ;  cnelestum  ders.  bei  C.  n.  d.  3»  27;  ru- 
dentum  Pac.  (C.  fam.  8,  2,  5.);  vergl.  noch  H.  od.  3, 
5,  53.  clientum  neben  clientium  3»  1,  13;  parentum  2, 
20»  6;  fugientum  3»  18;  nocentnm  ad  Her.  4,  34;  aedes 
deum  consentam  V.  1.  1.  7,  38,  wornach  K,  S.  134  *) 
zu  berichtigen  ist,  sowie  S.  90  (auch  Zumpt  S.  62- 
8.  Ausg.  nach  C.  1.  agr.  2,  25,  wo  trnce  steht.  Vergl. 
H.  od.  3 ,  14).  Von  Maecenag  bemerkt  Chans.  1.  a.  f., 
dass  er  in  secundo  dialogo  volucrura  gebrauche;  locuplete 
steht  C.  Verr.  4,  12.  Vgl.  K.  S.  128.  Ueber  das  Ge- 
schlecht von  dies,  finis  u.  a.  haben  wir  Nichts  zu  sagen, 
die  Dichter  (nicht  bloss  die  epischen)  waren  bei  ihren 
Abweichungen  vom  Gebrauche  der  Prosa  in  ihrem  Rechte. 
Für  den  Sing,  tibia  fuhren  wir  an  ausser  C.  Tusc.  1,  44, 
107.  noch  Varro  bei  Serv.  ad  Aen.  9,  61^^:  Tibia  Phry- 
gia  dextra  unum  foramen  habet,  sinistra  duo  und  V.  de 
r.  r.  1,  2,  15:  tibia  dextra  .  .  .;  tibia  sinistra;  Hör.  od. 
3,  7,  30;  1,  12,  2  ;  3,  4,  1.  n.  s.  w.;  für  balnea  Pomp, 
bei  N.  V.  forum  und  balneola  bei  C.  fragment.  S.  484. 
(Orelli). 

Fünftens.  Die  Elision  ist  bei  den  Epikern  eine  so 
arge  oder  gar  barbarische  Verstümmelung  der  Sprache 
nicht,  wie  der  Verf.  meint  S.  II.  Denn  a)  ist  sie  e» 
bei,  den  Epikern  ,  so  ist  sie  es  auch  z.  B.  bei  PI.  Trin. 
3,  2,  57:  Esse,  agrumque  habere;  egere  illam  autem , 
nt  me  mcrilo  oderit,  und  ist  es  auch  b)  bei  ilen  griech. 
Dichtern.  Wir  nehmen  Soph.  Ant.  In  den  ersten  100 
Versen  sind  über  gO  Elisionen  und  darunter  solche,  wo- 
durch Pronomina  zn  einem  Cons.  abgeschwächt  sind  und 
viele,  wodurch  die  wohlklingenden  Vocale  a,  o,  <ii ,  i 
in  Vcrbalformen ,  Hauptwörtern  und  Partikeln  verstüm- 
melt sind.  Wir  nehmen  die  Ode  der  Sappho  an  ilic 
Aphr.  Sie  enthält  28  kurze  Verse  und  23  Elis.  Wir 
nehmen  Pind.  Ol.  12.  Sie  zählt  bei  Dissen  H)  Verse 
nnd  hat  1  ]  Elisionen.  Wir  vergleichen  endlich  die  ersten 
50  V^erse  der  lliade  mit  den  ersten  §0  der  Aen.  In 
jenen  finden  wir  44  El.,  in  diesen  ,32,  also  in  der  Ilias 
neben  der  Syni/.cse  12  El.  mehr.  Unter  diesen  44  Elis. 
ist  I6tnal  a  ausgefallen,  ö  mal  O,  einmal  i  und  22mal£; 
in  der  Aen.  .3  mal  a,  4  mal  o,  einmal  ae,  einmal  i,  lOmal 
um  und  am,  I3mal  e  und  zwar  1  1  mal  que  oder  ne,  da- 
gegen in  der  Jliad.  13nial  de  oder  xf,  und  9mal  a  von 
Casnsendnngen.  Der  Hauptunterschied  l>esteht  darin,  dass 
mehr  lange  Vocale  im  Latein  verstümmelt  werden.  Aber 
das  findet  bei  aller  Schärfe  der  lat.  Aussprache  (Säet. 
N.  33.)  wegen  der  Menge  der  langen  Sviben  und  wegen 
des  Accentes  seine  Rechtfertigung  in  der  Vulgäraussprache. 
Konnte   ja    der    Ausruf   einer    Obstiiändlerin    cauneas   für 

5* 


71 


72 


cave   110    eas    fonommcii   «rnlcii.      Vielleicht  waren  auch 
die   Vocalo  iles  ALI.    und    des   Adverbs  urspriiiit^lich    kurz 
mit  aiislauteudein   d,    ivelches  in  den  ältesten   lat.   IMiinu- 
uienten   noch   rorkomuit,    denn   wo   im   Auslaute    ein   Con- 
sonant  ist  ausser  s,    ersriieint    der   Voral    fast    immer   als 
ein   kurzer,   z.    B.   (Ts,  fit,   auil  is,   aiid  it,   anias,  aniatctc. 
c)   Was   insl)eson(le^o   die   Stutziinjf   des   m    hofrillt,    so     ist 
zu   bemerken,    dass    sie    in    der    lat.   Wortbilduiifj    häufig 
jjeiiiijj    vorkommt,    z.    B.    aiiimadverio,    cogo,    cnpia,    co- 
haereo,   coeo ,    roorior;    das  ilio   hebr.  Sprache  den  Plur. 
auf  2—  in   der  Zusammensctzunj^  (st.   coiist.)   in  i—   über- 
sehen   lAssf;    dass    in    alten    lat.   Inschr.    dieses    m    schon 
fehlt,  z.  B.   in   denen   auf  die  Eroberer  Korsikas  (Grotef. 
t»r.   2,  2.IJ0    oino,     duonoro    optimo  .  .    viro ,    Scipione, 
Corsira  Aleriaqne   urbc,   Alles  mit  fehlendem  m  ;  dass  gar 
nach  Q.  II.  p.    !S3  (Uip.)  (>erj;l.  C.   orat.  44.   und  4j.!! 
ad   Her.   4,    12,    18.)    derartige    Elisionen   vom  Sprachge- 
brauch   gefordert    wurden;    dass    die     firicchen    ilieses    m 
gar  nicht  in   ihren   Auslaut  aufgenommen  haben,    wie  sie 
dann    selbst    den   Namen    dieses  i5nc!iät.   aus    mem    in    fiv 
verstiimuiclten  ;    dass  die   Lat.   in  den    cnncursus  vcrborum 
hinlcas  voccs  aut  asperas,     nemo   ut  tarn   rusticus  sit,   qui 
vorales  nolit    couiungere,    sehr    .ermeidend,    gar    in    den 
Genit.   der   ersten ,  zweiten    nnd   fünften   Decl.    ein  r  ein- 
schoben  (vergl.  auch  eorum   etc.),   den  Genit.   der  fünften 
auf  ei   nicht  gern    gebrauchten,    das    ni    der    vierten   gern 
in  u   zusammenzogen,    ii    im  Genit.    und   Perf.   vereinten. 
Uebcrhaupt  macht  sich   Zusammenziehnng  vielfach  in   der 
tat.   Wortbildung  geltend.      Vergl.   magnopero,    tantopere, 
dego,   demo,  p^onlO  ,  sumo,  proles   (pro-oles),  pono  (por- 
sino),  nullus,   nunquam,   nemo,  nihil  und   gar  nil,  sobrius 
(se-cbrins  nach  socors ;    pondus;    fors    (fero)    und    forma 
(fero)    wie    fortuna,     fortis;    divortium  ,    extorris  (terra)). 
—  Wir    gestehen    aber    d)   zu,    dass  die   bei   uns    übliche 
Lesung    der  Elision    oft     recht     barliarisch    lautet,     glau- 
ben   jedoch    niclit ,    dass    die    Lateiner   so    gelesen    haben. 
,, Biegsamem  Organen"  sagt  Bisclioff  (Gr.   S.   350)   ,,wird 
die  wahre  Alissprache   anch    heute  noch  gelingen,   nament- 
lich Italienern,  deren  Vortrag  des   Gesang- Recitativs  znm 
Muster   dient,   z.   B.    lieta  c   innocente  _   |    —  V  —  V,    wo 
ta  e  in  auf  Eine   Note  kommen."     Konnten  ja  die  Grie- 
chen   gar    den   Apostroph    hörbar    und    dessen   Auslassung 
in  dem  bekannten   Verse    des  Eurip.    lächerlich    machen! 
•^         Und    was    wollen    wir    dann    c)    von    der   Aussprache    des 
Franz.   nnd   Engl,   halten?  —     Was  die   Si/iikope  .  .  .   an- 
geht,   so  erinnern   wir,    dass    vielleicht   selbst   nenfer  ans 
ne-quutor  entstanden  ist,   und   dass  sie   in  einzelneu  For- 
men selbst  in   der  Prosa  erscheint.     Vergl.   caldus,   valde, 
hcrcle    (C.    or.    3,    22.) i    Jupiter,    juglans  n^  Joviglans, 
cunctus  z^  covinctus  (?),  sella  (n;  sednla),   lapillns  (=::  la- 
pidulus,  vgl.  pelluviae  rr:  peilluviae,   cadamitates,  dacrima 
n.  g.  w.).     Im  Saliar.  Liede   heisst  es;   üivoni   exta  cante 
Z^  canite,  auf  der   col.   rostr.  poplom   nnd   häufig  bei  Fl., 
z.  B.   Amph.   prol.    lOl  ;    t,   1,    103;    Asin.   prol.   4;    Cas. 
.3,  2,  ()•   um!  iei  den  homi/cern    kommen  Beispiele  genug 
vor,   wo  animus ,  propere,  abitu   zvieisj-lbig,    ilivitiao  (PI. 
Trin.   3,   2,   bi'h  Ter.   Heaut  3,  'J,  10.)  dreisilbig  zu  lesen 
ist.      Oraclo  steht   in   Jamben   C   div.    1,   '^>t  ;    bei   Enn.   in 
lamben   gar   noinus  :=  novinius  (Diom.  p.  3,S2.  1.  1.).    Dass 
bei  Uoiner  Aehuliches  vorkommt,   ist  bekannt.    Was  ins- 


besondere das  vermittelnde   u   angeht,  so  mnss  man  bemer- 
ken ,  <lass  CS  schon  in  der   Wortbildung  bald  stellt,  bald 
wegbleibt,    vergl.    tegumentum    und    pignieutum.      Obwohl 
es  also  ausgemacht  ist,   dass  der  Epiker   bei  solchen  For- 
men  nicht  eigenmächtig  verfuhr,  so   wollen   wir  iliesolbca 
doch    keinrsivegs  für  die   Glanzparlieen   des  epischen  Ge- 
mäldes  hallen,    aber    fragen    wollen   wir,    ob    es   uns  we- 
sentlich stiirt,    wenn  Herder  (Cid   S.   93)  singt:   „Solches 
ist  der   Kön'ge  Schicksal."      Vgl.   beleid'gen  7.5,   Einz'ger 
105.     Härter  ist   103:  Hut' dich,   102:  Eu'r  Vasall,   141: 
Fcu'r;  ein'  Burg  (Schenkend.   Br.   in   d.   II.   Str.   9.);  der 
Zeug'  trete   vor  ihn   (Seh.  Herk.   und  Pomp.)   u.   a.     Vgl. 
klug  i::  geliig,     gringe     nnd     das    semit.    Schwa.      Aureo 
war  dem  Lateiner    so  auflallend   nicht,  da  er  ja   Lucipor, 
ftJarcipor  sprach  für  J)I.  puer.       Auch   fore  aus  fuero   ge- 
hört   hierher.      Dass    die  Znsammenziehung    des  Genit.  ii 
in   i   von   den   Epikern  ausgegangen  sei,    mochten   wir  mit 
dem   Verf.   S.   35    nicht    vermnthen.      Einmal  liegt  sie  an 
und  für  sich  den   Organen   nahe   genug,   und   dann,   wo  ist 
aus   den  ältesten  Schriftstellern   der  Lat.  ein   sicheres  Bei- 
spiel von   ii   (s.  Schneider  3»  59.),   während   Att.   bei  N.  v. 
Stupor  sicher  hat  consili,    vergl.  T.   Hec.    4,  4,  93.    und 
Enn.   bei   C.  or.    1,  45;  PI.   preti  ,   flagiti,   infortuni,   com- 
pendi,  negoti  u.  s.  w.  (M.  gl.  2,  1,  G7  ;    2,  6,  29;   3, 
2,  51;  Poen.   1,  2,  139;  1,  2,  1   n.  3;  T.  Andr.  prol.  2; 
Enn.   bei  C.   Tusc.   4,   33.)   etc.      Was    die    übrigen    Deh- 
nungen  und  Kürzungen   der  Svlben  angeht,   so   zeigen  sie 
sich    a)    vor    Allem    in    Eigennamen,    wie    auch    bei    den 
Griechen   und   b)   bei   den   Tragikern   wohl  mehr,    als  bei 
den  Epikern.      Dass   bei  solchen  Dingen  jedoch  nicht  die 
ungeregeltste   Willkür  stattfand,  dafür   bürgen  Stellen,  in 
denen   sich  Lucil.  Hör.  Ovid.  über  unfügsamo  Eigennamen 
beklagen.      AVegen    der    Verkürzung    Aes    illius    etc.    ent- 
schuldigt der  Verf.   die   Dichter   (239)  wegen   der  Wider- 
wärtigkeit dieser  Casusendung,    die     wir    niclit    wahrneh- 
men.  So   könnten   wir  auch  ".IkTao,   ß/ovOucuv,    Cft/JOio 
vcrurthcilen.      Solius  linden   wir  nur  sehr  spät,    z.  B.   im 
Mittelalter ..  s'öl  ins    ardens   bei   Grimm   M_\lh.    175.     Was 
aber  auch   im   Deutschen,   vorzüglich   bei  Eigennamen,   iu 
mehrerer    Hinsicht   sich    Dichter    erlauben ,    weiss    Jeder. 
H.   hat  (Cid)  S.  7:  Dl-n   II"ochmüthig  en   zu   strafen;   11: 
Zu  B^iirgos;    12:   Auf  Mal'iKhieren  ritten  Alle ;    14:  Einst 
Pelagi~iis ,    dem    ersten;    28:    Tapfer:    Spanien    erziehet; 
31:    V7)n   Castilien    u.  s.   w.   und    Aohnlichos   möchte  sich 
fast    aus    jedem     beileutcnileu    neuh.     Dichter    beibringen 
lassen.    So  sagt  Ramicr  :  Sem^le  (Ino)  ,   Proserp  ine  (Auf 
c.   Granatapfel);   Götho   niisst   Ar  aber  (4  Gnaden),   Herder 
(Cid    54.)    Araber,       Aehnlich    ist's    mit    Palast,    Altar, 
Kaflee  (Gothe:   v  —,    Hegire  22.),    Blusik.     Von  Musik 
sagt,   wenn   wir  nicht  irren,    Klopst.  in   der  G.   R. ,    dass 
die   erste  Sylbe    stäts   kurz  sei,    Opitz    aber    (Lebenslust) 
singt:    ,, Bitte    meine    guten    Brüder    Auf    die  Musik    uud 
ein   Glas."      Götzinger  meint  (d.   d.  Spr.   Th.    1.   S.  862), 
unserm   Gefühle  seien  Araber,   Eph^ser,   Galater  durchaus 
bequemer,  als  die   geforderten  Araber,    Epheser,   Gfilater. 
AVir   verweisen   besonders  noch  auf  Q.    1,  5.   p.  37;  über 
die  Quantität  i\cs  re   und  pro  bei  Zusammensetzungen  aber 
auf    Schneider,    der    lehren    kann,    dass    hierin    weniger 
Willkür  ist,  als  es  scheinen  mochte,  und  dass  diese  nicht 
bloss  die  Epiker  angeht. 


73 

Sechstens.  Wir  haben  jetzt  zunärlist  über  dos  Verf. 
Conjugations-  und  Dcrlinationssystcni  zu  sprechen.  Die 
Einthrilung  der  Conjugatioii  in  eine  starke  and  drei 
schivache,  cntsprccliend  den  grieili.  verb.  contr.,  ruhet 
auf  gutem  Griiiid  und  hat,  »ie  sie  mehrfach  schon  lorge- 
srhlagen  ist,  so  auch  unsere  Ueistinimung.  Wir  linden 
aber,  dass  manche  Vcrba  tlicils  schivarh,  theils  stark 
gehen  und  »vir  »erden  Aelinliches  bei  iler  Drrlination 
finden.  Ob  nun  die  Epiker  dieser  Abweichung,  die  uns 
philosophisch  nicht  befremden  darf,  Vorschub  geleistet 
haben,  das  hängt  geschichtlich  datuu  ab,  ob  auch  die 
Nichtepikcr  solcher  Formen  sich  bedienten.  Und  dieses 
lüsst  sich  grossen  Theils  nachireisen.  Nach  Strnres  rich- 
tiger Bemerkung  findet  sich  die  A'erniisrhung  schon  in 
fodio  etc.  etc.,  wovon  PI.  und  Cato  noch  fodiri  haben. 
Poteretur  hat  T.  Ph.  5,  5,  2,  poti  Pac.  bei  N.  s.  v. ; 
exorere  T.  Hec.  '2t  ii  IG;  exoritur  PI.  Ruil.  prol.  4 
C.  rep.  1,  18;  striderct  Alt.  bei  Prise.  10,  5.  p.  462; 
feri'ere   \tt.   Tit.    Afr.  V'arr.  ^fae^•.  Pomp.;   increpuit  C.  or. 

2)  5,    Cat.   1,    7;    Pis.  41;    concrepnit  or.   48.;     cnectus 
div.    1,  2'J;   '2,   G'J;   Tnsc.    1,  5.   Att.   (i,   1;  discrcpuit  or. 

3)  30,  wie  A.  anführt  und  Or.  nach  codd.  gibt;  in)plici- 
tus  Cacs.  b.  c.  3,  18.  C.  3Ian.  7;  cxplicitius  Caes.  b,  c. 
1,  78;  explicuit  Phaedr.  4,  6>  15;  implicito  C.  inv.  2,23' 
Dnd  iuipliciscor  PI.  Aniph.  2,  2,  97.  weiset  ohne  Zweifel 
nicht  auf  iuiplicare  hin  ,  i  ergl.  proficiscor  von  proficere, 
expergiscor  von  pergere,  comminiscor,  fruiscor,  nanciscor 
von  nancere,  nicht  nancire,  paciscor  von  pacere,  oblivis- 
cor  .  .  .  Wie  nnu  der  Verf.  18Ö  behaupten  mag,  bei 
den  Verben  auf  -  plico  sei  plicavi,  plicatunj  in  muster- 
hafter Prosa,  nie  sie  Cicero  schreibt,  allein  gebräuch- 
lich, das  wundert  uns.  ÜNicht  minder  wundert  uns,  dass 
der  Verf.  die  Ep.  auch  wegen  Formen  wie  audisti,  au- 
dierat  angreift  (S.  173  f.);  denn  Wir  halten  sie  nach 
nnserm  jetzigen  Cicer.  Texte  für  auch  bei  Cicero  ge- 
bräuchliche. S.  audistis  C.  Verr.  4,  39;  doruiierint  C. 
n.  d.  1,  9;  audierit  Cael.  (C.  fam.  S,  2.)  und  ad  Her. 
4,  35;  ncscierunt  ib.  4,  3)  (i-  und  gar  4,43.  nmniit  (?), 
cxpedicrit  C.  agr.  2,  2ö ;  süssem  und  ncscieram  C.  fin. 
3,  2;  quaesisse  C.  Verr.  2,  9;  quaesierint  de  rep.  ),  7, 
cjuacsissent  1,  18  ;  qnierim  C.  Att.  9,  10,  consuessent  Verr. 
3,  7,  18.  etc.  Vergl.  noch  siris  bei  C.  Tusc.  1,  44.  u. 
Klotz  (Jahrbb.  1838.  Febr.).  Scharfsinnig  ist  die  Be- 
merkung des  Hrn.  K.  S.  153,  dass  in  diesen  For- 
men keine  S_Tiikopo  anzunehmen  sei  und  scharfsinnig  der 
Erweis  derselben;  dass  aber  die  vollen  Formen  jedenfalls 
besser  seien,  kiinnen  wir  nicht  einsehen,  da  wahrlich 
ohnehin  Scliiverfalligkeit  genug  in  der  latein.  Conj.  ist. 
Ein  quierim  gewährt  dabei  noch  den  Vortheil,  dass  der 
Accent  auf  der  Stammsilbe  bleibt.  Betreffend  das  i  in 
dederis  etc.  geben  wir  <lcm  Verf.  nicht  zu,  dass  es  so- 
wohl kurz  sein  müsse,  wie  in  eris,  erimns  u.  s.  w. 
(S.  161))  wir  könnten  sagen,  es  müsse  ebensowohl  lang 
sein,  als  in  sis,  simns.  AVir  machen  übrigens  darauf 
aufmerksam,  wie  hänhg  dieses  -  is  in  der  Arsis  des  er- 
sten pentam,  Ilalbierses  vor  folg.  Vocale  steht  (s.  Kai- 
ser, Progr.  von  Brieg  1835)  und  vergt.  nor"imus  T.  Ad. 
2,  4,  7.  (Reinh.)  PI.  Cist.  1,1,  12.  und  fuerTraus  Aul. 
4-,  6,  23;  fecerimus  Catull  5,  lU.  und  die  Gramm.  Diom. 
ond  Prob. ;    ferner  vicerls  Sjri  sent.  (ed.  Both.  p.  scen.) 


74 

491;    miscucrls  IL  s.  2,  2,  74;    vgl.    Ov.   Her.    7,  53, 
Fast.   1,   17,     Tib.  4,   1,  8.      Wie  nun   die   Lat.   von  der 
Wurzel  son-  sowohl  sonore   (Att.   und   Enn.   bei   N.),  als 
sonare   bildeten,     so  bildeten    sie    davon    auch    ein   Snbst. 
mit    der    blossen    Endung   us  und    ein    anderes  mit  ablei- 
tendem  u,  daher  der  Abi.  sonn   (Sisen.  bei  N.  s.  v.),  oder 
vielmehr    da    beide   Anschauungen  solcher   Snbst.   niöglicli 
waren,    so  schwankte   die  Decl.   im   Einzelnen,    und   man 
mochte  sich  gerade    der    st/irkercn   Unterscheidung  wegen 
gern   für   den   Gcnit.   auf  i   entscheiden.       Dieses    Schwan- 
ken  bestätigt  auch  die  Wortbildung,      Von  quercus  kömmt 
quereetum,   geniculum  von  genu  ,   artirulus  von  artns,  ani- 
ciila,     anilis    von    anus,     manipnlus,    manica    von    manus. 
Vergl.    noch    mcticulosns,    Inctifirus,    fluctiger,    gradior, 
gradatim   und   gradns.      Ficus,    colus,    laurus,    cuprcssng, 
pinus,  fastus  schwanken   mehr  oder  weniger  zwischen   der 
zweiten   und  vierten  DccI.    Zudem   kommt  tumulti  vor  Lei 
T.   Andr.  2,   2,  28  (ed.   R.) ;    Hec.   3,   2,  21;  PI.   Poen. 
1,   1,  7.1;    Cas.  3,  5,  22;    Sali.  Cat.  59;    Att.  (bis)  Afr. 
Pomp.   Turp.  Enn.  (N.  s.  v.);     quaesti   hat    T.  Hervr.  5, 
3,  38;    PI.  prol.   Poen.  95,  Aul.    1,  2,  6;     Caec.  Pomp. 
Titin.   Turp.    (bis)  Varro  bei  N.  ;  sumti  PI.  Trin.  2,  1,  26, 
Cas.   2,  7,   2;  Cato   r.  r.  22,  3;  Caec.  Lucil.  Turp.  Varro 
bei  N.  s.   V.   und   Turp.  ib.  s.  ».  largitas ;  senati  (Q.   ],  ti. 
p.  52:  Senatus  senatus  senatui ,  an  scnatus ,  senati,   senatu 
faciat   incertum   est   und  etwas  vorher  stellt  er  auf  sonder- 
bare   Weise    domus,    anus,    manns    zusammen)    C.  in   Q. 
Caec.  5,  Sali.  Cat.  30.  3ß.   PI.  Gas.  3,  2,  6.   Epid.   2,  2,  ö; 
Siscnua  bei   N.  s.   v. ;  exercili  Att.   (bis)  N.   s.   v. ;    Varro 
ib.;    flucti   Att.    (bis),     Pac.   bei   N.  s.   v.   (cf.   tluctisonns, 
fluctivagus   —    [diess    entscheidet    wohl  Nichts.      M.   F.]); 
lucti  Att.    bis    ap.   N.    s.    v. ;    aspecti    ib.   bis;    aesli  Pac. 
ibid.;     piscati    Pomp.     Turp.;    porti    Turp.     ibid.;     salti 
Alt.;   parti    Pac;   fructi    Turp.    bis    ib.,    Cato    r.    r.    4, 
T.  Ad.  5,  2,  Ki;    adventi  T.  Ph.  2,   1,  2;    gemiti  PI. 
Anl.  4,  5,   12;  ornati  T.   Andr.  2,  2,  28,  Eun.   2,  2,  (i; 
arci  C.   n.  d.  3»   20,    Varro   bei  N.  s.  v. ;     icti  Quadrig. 
bei   Gell.   9,    13;    strepiti   Enn.    bei  N.  s.   v;    soniti  Pac. 
und   Caec.   ib.;    vidi  PI.   Capt.  4,  2,  75;    versi  Prise,   (j. 
p.   712,   vergl.  versiculus.      Hiermit  sind  Belege  für  Genit. 
s.   und   N.  pl.   gegeben.       Dazu    kömmt    caestis    >'arr.  ap. 
N.  s.  V.;    felis   Att.  ib.;    versorum    Laber.    ap.    Prise.  (>. 
p.  712    und    ebend.  versis;    lacis    (v.  lex);    pedatu    (PI. 
Cist.  2,   1,  50.)    pedato  Cat.   Origg.   bis  ap.   N. ;    querco- 
j-um   C.   fr.  (Or.)    493.      Hiernach    ist    einmal    Schneider 
3}  471*)   näher  zu  bestimmen,    sodann  zu  zweifeln,     ob 
passum   (Luc.  ap.   Gell.   1  ,   10.)    u.   s.   w.   nicht  ^   denm 
sei.      Wir   wenden  uns  zur  fünften  Decl.      Der  Verf.  meint 
S.  81,   dass  auser  ctvta  18  Snbst.   die  anderen  dichterisch 
und   zum   Theil    bloss    als  Notbform    im    Nom.   vorlianden 
seien.      Dann   werden  aber  die   Texte   unserer  riassischen 
lateinischen  Schriftsteller   noch   gewaltige  Umänderung  er- 
leiden   müssen,     und   wiederum    werden  sich    den    Ta:lel, 
eine  Nothform  fabricirt  zu  haben,    auch   die   Nichtepiker 
gefallen   lassen    müssen.       Man   vergl.   alluvies,     amarities, 
barbaries,    caesaries  ,    caniiies,    Calvities,    colluvies,   con- 
geries,  digeries,  diluvi'es,   cinvies,    esuries,    illuvies,    in- 
gluvies,  leutities,   luxuriös,   macerics ,  materies ,   molliticg, 
mnndities,  neqnities,    nolilies,    pauperies,    pigrities,    pla- 
nities,  progenies,  proluvies,  segnitics,  spurcitiea,  tardities, 


75 


76 


temperies,  rastities,  nigrities,  tristitics,  darities ,  intcm- 
perics,  uiuries.  —  Nun  hat  C.  Vcrr.  5»  IS-  materies, 
niateriem  ohne  Var.  bei  Or.  und  eben  so  hat  Caes.  b.  G. 
4,  1  7  und  18,  wobei  wir  an  die  Worte  des  Verls.  S.  40 
erinnern,  es  verdiene  ein  Schriftsteller  .  .  .  harten  Tadel, 
ticMU  er  die  sihtvaclie  Form  weiter  declinire;  fin.  5,  21  • 
mollitici ,  Caes.  b.  g.  7,  77>  eben  so;  munditiem  (Nep. 
Att.  13?  Cat.  23,  IS;  luxuries  C.  Rose.  Am.  27;  esu- 
riei  (esuriel)  Caol.  (C.  fain.  8,  !•);  maceries  (Afr.  bei 
N.  s.  V,),  V.  r.  r.  3,  5 ;  niacerie;  barbaries  C.  Brut.  74 ; 
planities  id.  Verr.  4,  48;  progeniein  ,  progenie  ,  progenies 
bei  Cic.  Ter.  fiep.  Liiv.  Colum. ;    caesaries  PI.  m.  gl,   1, 

1,  64;  canitie  H.  Od.  2,  11,  8;  1,  9,  17;  diluriem  id. 
Od.  4,  14,  28;  3,  29,  40;  collnrie  Attic.  (C.  Att.  9,  10, 
7');  illupie  p.  ap.  C.  Tusc.  3,  12-   und  ib.  maeie,  cf.  Gell. 

2,  Ü-  ibique  congeries;  illuriem  T.  Eun.  5,  4,  15;  illu- 
»ie  Pac.  bei  Char.  1,  p.  78;  pauperiem  PI.  Aul.  4,  5,  13; 
Enn.  pauperie  (N.  s.  r.  evenat);  Caec.  bei  N.  s.  v.  pau- 
pertas  ohne  Zweifel  pauperie  =  pauperiei;  Ter.  Heaut. 
1,  1,  59;  Hör.  Od.  3,  2,  1;  4,  9,  49.  pauperiem;  T. 
Ad.  2,  4,  3.  tristitiem;  Att.  ap.  N.  s.  v.  tarditie;  spnr- 
cities  ohne  Zw.  Afr.  N.  s.  r.  spurcum ;  PI.  As.  2,  1,  6- 
segnitiem  cf.  Trin.  3,  3,  67;  C.  orat.  1,  41;  vastities 
PI.  Ps.  1,  1,  68;  intemperies  PI.  Capt.  5,  1,  3;  iotem- 
periem  C.  Att.  4,  6,  3;  cariem,  carie  haben  Turp.  und 
Afr.  bei  N.  im  fig.  Sinne.  Von  den  hier  nicht  belegten 
Wörtern  kommen  einige  gerade  Lei  Vitr.  Colum.  Cels. 
vor,  was  uns  nach  einer  obigen  Bemerkung  für  ihr  Alter 
spricht.  Wir  kommen  nun  auf  den  Genit.  dieser  Subst. 
zu  sprechen.  So  viel  halten  wir  einmal  für  ausgemacht, 
dass  der  Genit.  auf  e  oder  i  sehr  alt  Ist.  Wie  alt  sind 
«ohi  qnotidie,  postridie?  Ferner  die  Formel  desPrätor: 
Die  noni  ..  .  Gell.  10,  24?  Die  quinti,  sagte  Cato  in 
den  Origg.,  die  proximi  in  einer  Rede  ib.,  die  quarti 
Pomp.,  die  quiuti  Coelius.  Fami  causa,  sagte  wieder 
Cato,  pernicii  causa  Sispnna,  nostrae  progenii  Pac. ,  pars 
acii  Alattius,  luxurii  causa  C.  Gracchus  S.  G.  9,  14> 
Cäsar  billigte  nach  Gell.  a.  a.  O.  huiiis  die,  specie.  Und 
wie  alt  ist  wiederum  tribanus  plebi?  Nun  sage  uns  aber 
einmal  der  Hr.  Verf.,  wesshalb  diese  Formen  ,, ver- 
schrumpfte, verdorbene"  sind  (S.  84)?  Wahrlich,  die 
Sprache  geht  nicht  „an  der  für  sie  gemachten  Leine" 
(S.  1-13);  sondern  hilft  sich  selbst.  War  nämlich  der  Ca- 
sus anf  "ei  ein  so  sparriger  und  klaffiger,  so  danken  wir 
der  Sprache,  dass  sie  sich  selbst  verbessert  hat,  und  soll- 
ten die  Epiker  dazu  ^'eranlassung  gegeben  haben,  so 
würden  wir  gern  den  Hut  vor  ihnen  abnehmen.  Aber 
das  sn  klangreiche  Italienische  wird  uns  wohl  mit  einem 
Casus  wie  diei,  fiiloi  versöhnen  können,  und  ein  fiüch- 
tiger  Blick  auf  SchiUer's  „Festgemauert  in  der  £r(/era" 
wird  die  Epiker  wegen  der  Contraction  des  ei  ein  i  oder 
e  oder  vielmehr  wegen  der  Anwendung  einer  alterthüm- 
lichen  Form  rechtfertigen,  gar  beloben.  Wir  haben  auch 
gar  kein  Bedenken ,  bei  C.  R.  Am.  45.  pernicii  oder  -e 
anzuerkennen,  zumal  da  das  oben  beigebrachte  pauperie 
und  auch  esnrie  die  Zahl  iler  Beispiele  wahrscheinlich 
verstärkt,  wegen  welcher  wir  äuf  Schneider  3,356.  ver- 
weisen. Wenn  der  Verf.  84  *)  meint  ,  solche  Formen 
könnten  in  der  den  Epikern  nicht  nachgeahmten  Prosa 
nicht  gänge  gewesen  sein,  so  verweisen  wir  auf  die  oben 


angeführte  Formel  des  Prator,  auf  Cato,  C.  Gr.  u.  s.  w, 
und  fragen,  welchen  Epiker  diese  copirt  haben.  Und 
wenn  Hr.  R.  glaubt,  derselbe  Schriftst.  könne  nicht  einmal 
diese  ,  das  anderemal  jene  gleichgeltende  Form  gebrau- 
chen,  so  gestehen  wir,  dass  wir  uns  jene  beharrliche 
Beständigkeit  nicht  wünschen,  und  wegen  Cicero's  füh- 
ren wir  die  Worte  Nicbuhr's  (  Lebensnarhrichten  etc. 
Hamb.  Perthes  I,  S.  510)  an,  indem  vtlr  vorher  der  Be- 
hauptung Köne's  S.  1')  f.  gedenken:  „Diese  und  noch 
andere  .  .  .  Freiheiten  ,  welche  sich  die  Epiker  erlaub- 
ten,  um  die  Sprache  in  ein  ihr  nicht  angcbornes  Vers- 
maass  einzuzwängen  ,  haben  nicht  wenig  dazu  beigetragen, 
dass  sich  die  latein.  Sprache  nach  unil  nach  von  dem 
Wege,  den  sie  ging,  so  weit  verirrte ,  dass  wir  sie  nicht 
wieder  finden  ....  Schon  zur  Zeit,  die  wir  ille  goldene 
nennen,  zeigt  sich  dieser  verderbliche,  durch  Eitelkeit 
oder  Missgeschmack  genährte  Einfluss  der  ep.  Poesie  auf 
die  Prosa.  Selbst  der  so  gepriesene  als  preiswürdige 
Cicero  ist  nicht  frei  von  der  Sucht,  den  Dichtern  nach- 
zuahmen." Dagegen  Niebuhr:  „Dass  die  Ungleichheit 
des  Stjis  an  sich  kein  Fehler  ist  und  die  Einfalt  der 
Chronik  neben  der  Poesie  in  einem  histor.  Werke  be- 
stehen könne,  möchte  ich  gegen  jeilen  behaupten;  denn 
es  gibt  Vieles,  was  nur  durch  die  höchste  Einfalt  des 
Ausdrucks  erträglich,  ja  gut  wird,  und  dann  erhebt  wie- 
der die  innere  Anschauung  den  Ausdruck  zu  dem,  was 
man  poetisch  nennt.  Thukjdides  ist  auf  diese  Weise 
ungleich,  so  ungleich,  dass  schon  alte  Kritiker  gezwei- 
felt haben,  ob  das  achte  Buch  von  ihm  sei:  und  wie 
sehr  Demosthenes  in  einer  und  derselben  Rede!  Muss 
das  nicht  naturlich  der  Abwechselung  der  Gegenstände 
entsprechen?  Cicero  ist  sehr  gleichförmig,  ich  denke 
gerade  nicht  zu  seinem  Lobe."  Nach  diesen  Bemerkun- 
gen werden  wir  das  Declinafionssjstem  des  Hrn.  K.  bes- 
ser würdigen  können.  Er  unterscheidet  eine  starke  und 
eine  schwache  Decl.  Zur  ersten  gehören  die  Hauptwör- 
ter a)  auf  US,  b)  auf  a.  c)  auf  um.  Die  schwache  zer- 
fällt ihm  in  zwei  Abtheilungen,  und  die  erste  umfasst 
a)  is  Genit.  is,  b)  es  —  is ,  c)  es  —  ei,  d)  s  —  is ,  e) 
e  —  is,  f)  US  —  US,  g)  n  —  us;  die  zweite  a)  s  —  r 
Genit.  ris,  b)  n  —  o ,  is  —  nis ,  c)  1  —  s  —  tis ,  d)  s  —  dis. 
Der  Hr.  Verf.  hat  die  Mängel  der  alten  Declinations- 
orduung  sehr  scharfsinnig  hervorgehoben,  aber  irren  wir 
nicht,  so  leidet  auch  die  seinige  an  solchen.  Zuerst 
dünkt  es  uns  ein  kleiner  Missstand,  dass  die  alte  fünfte 
Decl.  sich  nicht  näher  an  die  starke  anschliesst,  da  sie 
durch  den  Vocal  im  Auslaute  des  Genit.  und  durch  das 
in  den  Genit.  pl.  eingeschobene  r  (urspr.  s,  vergl.  lases 
=  lares  im  L.  d.  Arv.  Brüder  u.  Q.  1,4;  ferner:  wesen, 
was  z^  war  u.  s.  w.)  gleichsam  den  üebergang  bildet. 
Ja,  man  könnte  glauben,  ein  pernicii  sei  ganz  analog 
dem  Neocli  nicht  aus  pernicieis,  sondern  ans  perniciis 
gebildet,  denn  wir  nehmen  trotz  Wiillner's  (ürspr.  und 
ürb.  S.  171)  AViderspruch  an,  dass  im  Genit.  sing,  der 
ersten,  fünften  und  selbst  der  zweiten  Decl.  ein  s  abge- 
worfen ist.  Erinnert  man  an  den  festen  Stand  des  e  in 
diesen  Wörtern  ,  so  verweisen  wir  auf  die  Ableitungen 
diarinm,  glacialis,  speciosus ,  rabiosns,  und  denken,  so 
gut  wie  in  tabis,  sedis  (tabeo,  sedeo)  das  e  des  Nom. 
untergehen  kann,    ist  es  auch  in  pernicii  möglich.      An- 


77 


78 


«lers  steht  es  mit  res  Ton  reor  und  spes  von  speo  (vergl. 
gero  —  seo),  worin  das  c  staminhaft  ist.  Zwischen  i  und 
e  dos  Geiiit.  ist  wohl  kein  wesentlicher  UnlerschieJ,  wie 
die  Vergleicbung  von  altcrnei  im  L.  d.  Arr.  Br.  erklä- 
ren wird.  —  Es  leidet  aber  die  Darstellung  der  schwa- 
chen Decl.  noch  an  wesentlichern  Mängeln.  Die  zweite 
Stufe  derselben  bilden  alle,  „welche  zur  Bildung  der 
Casus  die  Consonanten  r,  n,  t,  d  zu  Hülfe  nehmen"  S.  24. 
Hierunter  erscheint  nun  agger.  Aber  wie  aus  coriiu  wird 
(cornuls)  =  cornus,  so  aus  agger  aggeris.  üeberhaupt 
hat  der  Verf.  nach  dem  ursprünglichen  Nom.  seine  Ab- 
theiluog  gemacht.  Dem  ächten  Systeme  sollte  doch  die 
Art  der  Casusbildnng  zu  Grunde  liegen.  Nun  ist  bei  der 
alten  ersten  Decl.  Endung  des  Nora,  a,  bei  der  zweiten 
US,  um,  bei  der  dritten  s  oder  eine  lit.  liqnida,  bei  den 
Dentr.  ist  keine  Noniinaticendung,  sondern  der  Subslantiv- 
stamm  ist  zugleich  Nom.  (vorgl.  VieholF,  Progr.  ron  Em- 
merich 1833).  Daraus  ergeben  sich  3  Decl.  von  selbst. 
Die  erste  hat  statt  der  Nominativendung  a,  im  Gen.  ae, 
dann  ae,  am,  a  u.  s.  w.  ;  die  zweite  statt  der  Nominativ- 
eodung  us  oder  nni  (die  auf  er,  ir  haben  ns  abgeworfen), 
Genit.  i,  dann  o,  um  u.  s.  w.  ;  die  dritte  statt  des  s  im 
Aom.  is  im  Genit.  mit  Wiederherstellung  des  Veränder- 
ten; die  auf  eine  liq.  endenden  haben  kein  Nominativ- 
xeichen ,  sondern  den  Substantivstamm,  mit  der  Bemer- 
kung, dass  n  häufig  abgefallen  ist  und  die  Neutra  regel- 
mässig au  den  blossen  Substantivstamm  die  Casnsendung 
hängen,  d  und  t  am  Ende  aber  oft  abgefallen  ist.  So- 
mit ist  das  Schema:  I.  (besser  II.)  a,  ae ,  ae,  am  etc.; 
H.  (I.)  US,  um  —  i,  o,  um  etc.;  IIT.  s  [nach  b  und  p 
im  Stamme  bleibend,  z.  B.  trabs ,  stirps ;  nach  c  und  g 
mit  diesen  in  x  übergehend,  z.  B.  pax ,  pacs ,  rex  =  regs, 
mit  ansgestossenem  t  in  nox;  nach  d  und  t  dieses  aus- 
stossend  ,  z.  B.  palus  ::::  paluds  ,  pons  =  ponts;  nach  v 
tlieses  ausstossend  ,  z.  B.  bos  =  bovs,  über  nix  vgl.  vivo, 
vixi,  conniveo,  conuixi;  1  (m) ,  n,  r  stehen  als  Substan- 
tivendung  im  Auslaute;  wo  ein  s  antritt,  ist  ein  Buch- 
stabe verdrängt,  z.  B.  mors  =r  morts,  n  ist  häufig  abge- 
fallen, z.  B.  ordo  z^  ordon;  s  im  Auslaute  ohne  Nomi- 
nativendung geht  im  Genit.  in  r  über  (s.  oben),  z.  B. 
OS,  oris,  pulvis,  pulveris;  Neutra:  cor  :^  cord ,  lac  z:z 
iact  oder  gar  lacte ,  was  noch  sorgfaltige  Untersuchung 
verdient;  far  (für  farr  ,  vergl.  Königin,  Königinnen,  Ver- 
derbnis, ^'erdorbnisse,  ■'Ipä ,  SHS))  "^  ^^  •'^^  5  corpus 
Genit.  corpusis,  corpuris ,  corporis,  wie  dann  ein  Ablaut 
und  eine  Abschwächung  des  Vocals  oft  eintritt],  Genit.  is, 
Dat.  i  u.  s.  w.  Es  bleiben  nun  noch  bei  der  dritten  die 
Contraeta  zu  berücksichtigen.  Anus  hat  im  Genit.  nach- 
weislich anuis  (T.  Heaut.  2,  2»  46-  ed.  R.);  über  dies 
iit  oben  die  Rede  gewesen;  über  die  auf  is  ist  die  vom 
Verf.  neu  angeregte  Untersuchung,  in  wie  fern  fini-s 
im  Genit.  fini  -  is  habe  und  ähnlich  tabes  tabeis  oder  in 
wie  fern  das  eingesetzte  c  bloss  euphonisch  ist,  vergl. 
seps  und  sepes  ,  noch  nicht  geschlossen.  Nur  das  wollen 
wir  noch  bemerken,  dass  wir  das  e  des  Neutr.  für  ein 
im  Auslaute  abgeschtvächtes  i  halten,  s*  dass  wir  fruc- 
tus,  coruu  und  levis,  leve  zusammen  stellten.  Alari,  ma- 
ria,  marium  lässt  sich  dadurch  herrlich  erklären.  Die 
kurze  Sjlbe  is  darf  uns  nicht  stören,  denn  hierin  ist  das 
Gesetz  der  latein.  Metrik  eben  so  äasserlich  (vgl,  audYt), 


als  in  dem,  dass  voc.  ante  voc.  kurz  sei  (andierit).  Man 
sieht  übrigens,  dass  wir  die  Analogie  der  griech.  Sprache 
bei  unscrm  Systeme  für  uns  haben,  und  dass  unsere 
Classification  sich  auf  eine  durchgängige  Verschiedenheit 
der  Casus  gründet,  wobei  wir  natürlich  die  ursprüngliche 
Einheit  der  Declination  nicht  abläugnen  wollen.  Auch 
der  Dativ  auf  u  statt  ui  findet  hierin  theilweise  seine 
Erledigung.  Vergl.  Gell.  4,  16.  und  Schneider  333- 
Gegen  unsern  Verf.  wollen  wir  darauf  Gewicht  legen, 
dass  er  häufig  ausser  dem  dakt.  Versmaasso  bei  alten 
und  classischen  Schriftstellern  vorkömmt. 

Siebentens.  Wir  gehen  zur  Ableitung  und  Composition 
über.  Dieser  Abschnitt  ist  ausgezeichnet  und  für  Kennt- 
niss  des  dichterischen  und  prosaischen  Sprachgebrancha 
sowohl,  als  zur  gerechten  Würdigung  des  lat.  Sprach- 
schatzes ungemein  wichtig.  Hr.  K.  behandelt  zuecst  die 
vocalischen  Ableitungen,  sodann  die  ronsonantischen  mit 
1,  m,  n,  r,  s,  t,  d,  c.  Wir  würden  die  übrigen  nicht 
überschlagen  haben.  Die  mit  v  z.  B.  sind  sehr  interes- 
sant. Von  servus  steht  die  Etymol.  Justin,  institt.  1.  IV. 
(Antv.  1622)  p.  10:  Servi  ex  eo  appellati  snnt,  quod 
imperatores  captivos  vendere  ac  per  hoc  servare  nee  oc- 
cidere  solent.  Von  servare  kann  aber  servus  nicht  stam- 
men ,  sondern  von  serere  ;  er  ist  der  gefugte ,  festgebun- 
dene Kriegsgefangene,  der  servire  debct.  So  ist  alvns 
(alveus)  der  Genährte  ,  pulvis  (pello)  das  Getriebene,  ar- 
vum  (ar-)  das  Gepflügte,  clivus  (cli -n-o)  der  Angelehnte, 
curvnm  (y.VQCJj,  y.iQ-roq,  y.VQTi])  das  Abgebogene.  Cal- 
vus  leiten  wir  von  cal  —  kahl,  ya'k-y.üc,  gla-cies,  p^ft. 

Uebrigens  vgl.  cadaver  (fi^£J3  von  525=:cadere,  TlTOjfja), 

gradivus,  votivus,  cadivus,  tortivus,  nocivus,  aestivus,  vaci« 
vus,  gingiva,  abortivus,  furtivus,  argivus,  pluvius,  iluvius, 
pluvialis,  pluviatilis,  pluviosus  ;  acervus ,  clava ,  ciavag 
(von  cel-,  vergl.  ster  -  in  strages),  corvns  (crocire)  n.  s.  w. 
Ueber  g  vergl.  seges,  strages,  stragnlum ,  virgo,  ferrugo, 
lanugo,  vertigo,  prurigo,  vorago,  salsugo,  farrago,  robigo, 
robigus,  virga,  oleaginus.  Aber  auch  hier  ist  unser  ge- 
Iclirfer  Landsmann  theils  wieder  zu  engherzig,  tbeils  zn 
strenge  gegen  die  Epiker.  Muss  er  ja  doch  unorganische 
Formationen  anerkennen,  wie  in  laboriosus  für  laborosus 
u.  a.,  welche  die  Ep.  so  wenig  geschaflen  haben,  dass 
sie  dieselben  nicht  einmal  brauchen  können.  Zu  Cartha- 
giniensis  vergl.  Macedoniensis  (PI.  Ps.  4,  4,  4-))  Corin- 
thiensis  (Aul.  3,  8,  S6-),  Atheniensis,  dagegen  Antiochen- 
sis,  Attalensis  (C.  agr.  1,  2.  2,  19)  mit  unterdrücktem 
i,  lauter  Dinge,  woran  die  Ep.  nicht  schuld  sind.  Zu 
scharf  ist  auch  die  Behauptung,  Ableitungen  auf  aceus, 
aginus  wären  nur  zulässig  bei  schon  vocalisrh  abgeleite- 
ten Wörtern  (S.  193).  Was  soll  dann  aus  gallinareus, 
fabaginus,  farraceus  etc.  werden?  —  Sollte  wohl  einer 
unserer  Dichter  es  wagen,  das  versilberte  Geschmeide 
oder  das  jungfrauene  Antlitz  unserer  Schönen  zu  besin- 
gen? (S.  202)  So  grosse  Vers-  und  Reimnoth  wird  hof- 
fentlich nicht  in  der  Welt  sein.  Und  so,  denke  ich, 
würde  auch  ein  rüm.  Dichter  den  Ungeschmack  nicht 
gehabt  haben,  viiUus  virgineus,  auratam  lyram  zu  sagen, 
wenn  diese  Wörter  ihre  ursprüngliche  Bedeutung  nicht 
schon  erweitert  hätten.  Wir  sagen:  „ein  riesiger  fliensch", 
und  wir  stossen  uns  nicht  daran,  wenn  nicht  eine  gram> 


79 


80 


mniisrlio  Reflexion  uns  znm  Betriisst.scin  bringt,  und 
docb  soll  ein  r.  M.  nicht  ein  M.  sein,  iler  coli  von  Rie- 
sen steckt.  Was  sind  kugelige  Massen?  Unsere  Dota- 
niker  sagen:  „gestachelte  Pllanzen"  und  wir  sagen  auch 
„ein  gestuchelter  Ochs."  Vergolden,  versilbern  (zi:  ver- 
kaufen), verkohlen,  wie  abn eichend  in  ihren  Dedentun- 
gcn!  Der  aries  Colchorum  «ird  in  einem  uohl  nirlit 
ilakt.  Verse  bei  C.  or.  4!).  anratns  genannt.  Man  über- 
setze hier  wie  dort  „goldgeschmiickt"  und  man  ist  fertig. 
Wer  ist  ein  testis  oculatus  ?  Was  vires  arboreael  (fjaber. 
ap.  Macr.  S.  2,  7.)  Was  ein  torris  flamvieus?  (Att.  bei 
N.  s.  V.  torris).  Was  ein  goldenes  Haar?  Auch  pestilitas 
bei  Lnkrcz  wird  so  arg  nicht  Sein,  da  man  an  dem  Be- 
stehen des  Adj.  pcstilis  in  der  Volkssprache  nicht  zuei- 
feln  darf  (s.  Lex.),  und  diil'eritas  findet  leicht  seine  Er- 
ledigung in  der  Leiehtigkcit  der  Bildung  auf  -fer.  Ware 
eine  solche  Bihlung  so  arg,  als  im  Deutschen  Liebung, 
Liebniss  (S.  10),  so  würden  wir  den  Dichter  bedauern, 
dem  bei  seiner  Aotli  nicht  einmal  pestis  und  discrimen 
als  fi'igbare  Wörter  eingefallen  wären.  Ovid  würde,  meint 
Hr.  K.,  das  in  der  Sjntax  sonderbare:  vulnera  tcstes 
nicht  gesagt  haben ,  wenn  er  testimouia  hätte  brauchen 
können  (20Ö).  Aber  wir  truucn  dem  Oiid  zu  viel  Ge- 
schmack zu,  als  dass  wir  das  glauben.  So  finden  wir 
auch  das  mortalibus  aegris  des  Virgil  syntaktisch  so  ab- 
stechend nicht  (S.  116).  PI.  Truc.  5,  57.  sagt:  lepidus 
es  mortalis;  luulti  nioitales  Quadrig.  ap.  G.  13,  28,  C. 
Caecil.  2;  omnes  m.  C.  Pis.  40;  maiores  nostri  C.  Rose. 
Am.  t8;  de  leg.  2,  21;  ad  Her.  4,  IG-  (bis);  iniquos 
meos,  iniijui  nostri  C.  Plane.  16,  23;  ad  fam.  11,  27; 
familiaris  mcus;  familiarissimus  tuus,  noster:  singulis  fa- 
uiiliaribus  N.  Euni.  2,  wornach  die  Behauptung  S.  116 
näher  zu  bestimmen  ist,  obwohl  wir  hier  niclit  übersehen, 
dass  die  Bestimmungswörter  zumeist  Für-  und  Zahlwör- 
ter sind. 

Wie  es  der  Verf.  für  ein  Vergehen  an  der  Sprache 
halfen  kann,  Actia  litora  zu  sagen  ,  begreifen  wir  so  recht 
nicht.  Actium  ist  doch  wohl  ein  olfenbares  Adjectiv,  und 
der  Dichter  kann  desshalb  mit  besonderem  Reize  das 
Ursprüngliche  und  Ungewölmliche  gebrauchen,  wie  denn 
solcher  adjekt.  Gebrauch  bei  Fauiiiiennanien  häufig  ist, 
z.  B.  via  Appia,  lex  Julia.  Dass  Versnoth  auch  nicht  zu 
der  Bildung  Actiacus  ztvang,  sieht  man  doch  ofi'en ,  da 
ja  Actiiius  vollkommen  versgerecht  war.  Auch  zur  Bil- 
dung von  Romulides  zwang  der  Hexameter  nicht,  denn 
Romulius  war  bequem.  Dardanas  tuires,  in  pulvere  Tcu- 
cio,  Achiiis  flanimis  sagt  gerade  der  Lyriker  Horaz  (Od. 
4,  6.).  —  Unter  der  üeberschrift  „Composition"  ent- 
wickelt der  Verf.  den  Reichthum  der  latcin.  Sprache  mit 
Gewandtheit;  wir  vermissen  nnr  den  Nachweis  dessen, 
was  gerade  das  daktvl.  Versmaass  für  sich  günstig  fand 
oder  gar  veranlasste.  Sagittipotens,  bellipotens,  arcipotens, 
anguitenens,  arciteneiis,  ignifer,  squamifer,  signifer,  aesti- 
fer,  laborifer,  anguifer,  spinifet  ...  .;  Blartigena,  an- 
guigena,  caprigena  .  .  .,  horrificus,  vuluiCcus,  lanif.  .  .  ., 
stelliger....,  monticola,  anuiicola,  silvicola  (Att.  bei 
Macr.  sat.  6»  Ö-) !  domiporta;  clarisonus,  raucisonus  .  .  .  , 
anguimauus  .  .  •,  geniellipara  .  .  .,  antccanom,  capricornus 
u.  s.  w.  —  Uebcr  die  Trennung  der  Präp.  vom  regierten 
Casus  verweisen  wir  auf  das  Griech.  und  Rauishom's  lat. 


Gr.  g.  161 ,  da  wir  zu  Ende  eilen  müssen.  Und  nun 
scheiden  wir  mit  herzlichem  Danke  von  dem  Verf. ,  dem 
wir  vielfache  Belehrung  verdanken.  Er  hat  unwider- 
sprechlich  gezeigt,  wie  viele  höchst  bedeutsame  Formen 
dem  epischen  Dichter  im  Latein  verloren  gehen ;  wie 
aber  —  so  niüchten  wir  fast  den  zweiten  Ilauptgeilankcn 
aussprechen  —  die  Sprache  noch  Quellen  gejiug  hatte, 
auch  ihm  bedeutenden  Keichthutn  zuströmen  zu  lassen. 
Dass  das  röra.  Epos  dem  griecli.  nachsteht,  davon  wird 
der  Grund  wohl  viel  tiefer  liegen,  als  in  der  Unange- 
messenheit des  AIctrums.  Die  Römer  sind  nun  einmal 
dieses  phantasie-  und  gcmüthbegabte  Volk  nicht,  welches 
die  Griechen  waren;  die  Vorsehung  theilt,  wie  einzelnen 
Menschen  5  so  auch  ganzen  Völkern,  ihren  Beruf  zu. 
Daher  können  wir  auch  dem  Hrn.  Prof.  Graurrt  nicht 
beistimmen,  wenn  er  S.  2S4  IT.  meint,  die  epischen  Dich- 
ten hätten  sich  mehr  metrische  Freiheiten  erlauben  sol- 
len, denn  wir  fürchten,  die  Entschädigung  dafür  würde 
nicht  bedeutend  genug  ausgefallen  sein,  und  dann  zwei- 
feln wir  auch,  ob  sie  bei  dem  damaligen  Stande  der 
lat.  Sprache  konnten,  ohne  das  nun  einmal  vorhandene 
und  von  ihnen  allein  niclit  abliängige  Sprachgefühl  zu 
verletzen.  S.  C  und  Q.  oben  5!  Uebrigens  ist  die  Nach- 
schrift von  Grauert  eine  sehr  dankcnswerthe  Zugabe. 
Der  geistreiche  Hr.  Verf.  macht  zuerst  annehmlich,  dass 
die  Römer  schon  vor  dem  Hexameter  den  katal.  trochäi- 
schcn  Tctr.  und  den  safurn.  Vers  gebraucht  haben.  Mit 
besonderer  Gewandtheit  wird  der  Saturn,  gegen  neuer- 
liche Angriffe  in  Schutz  genommen  und  die  bekannte 
Grundform  desselben  vertheidigt.  Wir  erlauben  uns  den 
Zusatz,  das3  auch  Gell.  18,  9,  wo  er  den  ersten  Vers 
der  Livian.  Odyssee  aus  einem  alten  Exemplare  anführt, 
ihn,  den  offenbaren  Saturn,  so  gut  versus  nennt,  wie  die 
Hex.  des  Ennius  und  den  J.  des  Plautns  in  demsclb.  Cap. 
Uebrigens  müssen  wir  auf  die  Abhandlung  selbst  verwei- 
sen, wo  über  die  Freiheiten  in  Behandlung  des  sat.  V. 
und  über  seine  Geschichte  gesprochen  wird.  Gegen  die 
Beliaupfung,  ans  der  Natnr  des  saturn.  V.  ergebe  sich, 
dass  die  Römer  keine  ältere  ep.  P.  gehabt  hätten,  wird 
mit  Recht  auf  die  ältere  und  neuere  deutsche  Poesie  ver- 
wiesen. Wir  halten  jedem  Krittler  Uhland's  „Eberhard 
der  Rauschebart"  entgegen  und  hoffen,  dass  er  sich  schä- 
men wird.  Lassen  können  wir's  aber  nicht,  auf  die 
alterthümlichen  und  volkstbümlichen  Formen  in  diesem 
Gedicht,  Hrn.  Dr.  K.  gegenüber,  aufmerksam  zu  machen. 
Vergl. :  ,,Die  Städter  han  vernommen";  ,,es  zieht  'ne 
Rotte";  „heisst  er  'ne  Münze  prägen"  u.  s.  w.  —  In 
dem  dritten  Hauptpnncte  der  Nachschrift  —  der  zweite 
handelt  davon,  wie  die  Lateiner  <lcn  Hex.  hätten  behan- 
deln müssen,  wenn  sie  ihn  einmal  als  Hauptversniaass 
aufnehmen  wollten,  und  wie  sie  ihn  wirklich  behandelt 
haben;  wir  haben  schon  oben  geäussert,  dass  wir  nicht 
einstimmen  könnten  —  in  dem  dritten  Hauptpuncte  wer- 
den die  Ursachen  erwogen,  welche  es  bewirkt  haben, 
„dass  die  Römer  ihre  alten  nationalen  Versmaasse  nicht 
weiter  ausgebildet,  sondern  ganz  aufgegeben,  und  dass 
sie  statt  deren  ein  aualändisches  Metrum  aufgenommen, 
und  diess  nicht  mit  einer  der  Beschaffenheit  ihrer  Sprache 
angemessenen  Freiheit  und  Selbständigkeit  gestaltet,  son- 
dern mit  selbstgeschaffenen    erhöhten  Schwierigkeiten   bis 


81 


82 


in  gewaltsamer  Einzw«ngnng  (1!)  ihrer  Sprache  festge- 
stellt habeu."  Der  gelehrte  Verf.  entwickelt  hier  jeden- 
falls sehr  geistreiche  Ansichten  liber  lat.  Literatur,  über 
flie  ältere  unil  das  „Alexandrinische  Zeitalter"  (S.  296) 
unter  Aogustus ,  dessen  glänzende  und  eigenthiiinlicho 
Vorzüge  er  S.  305  schildert.  Möchte  es  Hrn.  Prof.  Gr. 
gefallen,  über  die  ältere  Poesie  der  Römer,  in  der  nach 
ihm  „ein  wahrhaft  und  innerlich  dichterischer  Geist 
herrscht",  die  aber  auch  sich  „in  der  Form  noch  freie- 
ren Lanf  licss"  (306)  ,  uns  seine  Ansichten  einmal  aus- 
führlicher »u  entwickeln.  Selbst  auf  den  Fall,  dass  er 
dieselbe  zu  hoch  anschlüge,  würden  wir  daron  grossen 
Gewinn  liabeu ,  da  man  bisher  im  Allgemeinen  zur  Ueber- 
echätzUDg  derselben  nicht  geneigt  ist;  wir  selbst  sind  es 
fürwahr  nicht.  —  Sehr  zweckmässig  ist  dem  Buche  ein 
Register  beigegeben,  das  freilich  vollständiger  sein  könnte. 
Somit  ist  auch  dem  Lexicographen  ,  dem  das  angezeigte 
Werk  im  Einzelnen  von  besonderem  Nutzen  sein  dürfte,  die 
Arbeit  erleichtert.  Möchte  Ifr.  Dr.  Köne  bald  uns  die 
Syntax  der  Epiker  geben,  wobei  er  uns  die  Bitte  erlau- 
ben wolle,  dass  er  den  Sprachgebrauch  der  Nichtepiker 
auch  in  den  Partieen,  wo  Form  und  Wendung  dem  dak- 
tylischen Metrum  günstig  ist,  berücksichtigen  und  Aichts 
zu  schnell  als  iloss  episch  bezeichnen  wolle! 

Coesfeld.  Teipel. 

6)  Beihag  zu  einer  weiteren  Begnindun;»:  und  Bestä- 
tigung der  von  Köne  entwickelten  Gnindansicht  über 
die  Sprache  der  römischen  Epiker. 

Da  die  von  Hrn.  Dr.  Köne  aufgestellte  und  in's  Ein- 
zelne motivirte  These  über  die  Sprache  der  römischen 
Epiker  von  verschiedenen  Seiten  verworfen,  ja  zum  Theil 
selbst  ohne  genauere  Prüfung  geradezu  verdammt  worden 
ist,  der  ganze  in  Anregung  gebrachte  Gegenstand  aber 
bis  jetzt  mindestens  zu  keinem  sichern  und  endlichen  Ab- 
schlnss  gekommen:  so  erlauben  wir  uns,  im  Interesse 
der  Sache  und  in  der  Absicht,  eine  gründliche  Erwägung 
zu  veranlassen,  nnd  mit  dem  Erbieten,  unsere  Zeitschrift 
für  weitere  wissensrhaffliche  Besprechungen  dieses  The- 
mas demnächst  offen  zu  halten,  einige  Bemerkungen  eines 
Freundes  mitzutheilen,  deren  Entstehung  in  eine  Zeit 
fällt,    zu   der   er   Köue's   Buch    unmöglich    kennen    konnte. 

„So  einseitig  nnd  oberflächlich  ich  auch  an  vielen 
Stellen  nicht  bloss  lateinischer,  sondern  auch  griechischer, 
tentscher,  englischer  und  anderer  Dichter  für  den  Ge- 
braoch  einer  seltenen  Form  oder  Wendung  die  Erklärung 
halte,  die  IVoth  des  Verses  habe  dieselbe  veranlasst:  so 
wenig  bin  ich  auf  der  andern  Seite  abgeneigt,  diese 
Rechtfcrligung  an  gar  manchen  Stellen  der  latein.  Dichter 
als  die  in  der  Natur  der  Sache  am  meisten  begründete 
gelten  zu  lassen.  Oft,  diess  gebe  ich  Rem  zu,  trifl't  es 
sich,  dass  eine  solche  metrische  Aushülfe  zugleich  eine 
sprachliche  oder  rhetorische  Schönheit  als  Acccdens  ge- 
wahrt, oft  aber  auch  ist  diess  nicht  der  Fall  oder  mir 
wenigstens  der  Sinn  für  die  Aufspürung  derselben  ver- 
schlossen. Ich  habe  mir  der  Art  Manches  aus  meiner 
Lectüro  angemerkt,  habe  aber  den  Gegenstand  in  seinem 
ganzen  Umfange,  der  nicht  nur  ein  sehr  genaues  Stu- 
Zeitschr.  f.  d.  AlUvlhumsw. 


diam  der  lateinischen  Sprache  von  ihrem  Beginn  bis  in 
ilie  späteren  Zeiten,  sondern  auch  eine  vorurtheilsfreie 
«isthctische  Würdigung  der  lateinischen  Dichter  und  eine 
Vergleichung  derselben  Verhältnisse  bei  den  Dichtern 
anderer  Nationen  erfordert,  noch  zu  wenig  verfolgt,  um 
es  wagen  zu  können,  den  literarischen  Fehdehandschuh 
jenen  Philologen  hinzuwerfen,  denen  die  höchste  Blüthc 
der  Poesie  aus  Virgil  und  Horaz  entgegenduttet.  Weiss 
ich  ja  doch,  mit  welch  erstaunlichem  Scharfsinn  der  aus- 
zugsartige Cornelius  Nepos ,  ein  wahres  Tissu  von  Un- 
ebenheiten in  Verbindung  der  Gedanken  und  in  sprach- 
lichen Wendungen,  durch  Stellen  nicht  bloss  der  niederen 
Götter,  sondern  selber  Cicero's  geschützt  wurde.  Wie 
aber  dieses  Vorurtheil,  ich  darf  wohl  sagen,  bei  dem 
grössten  Theil  der  aufgeklärten  Philologen  endlich  ge- 
schwunden ist,  so  wird  vielleicht  auch  die  Zeit  nicht 
mehr  ferne  sein,  -wo  man  die  von  wahrhaft  innerlicher, 
naturgemässer  Poesie  so  sehr  entfernten  Römer  richtig 
würdigen  wird.  Manches  habe  ich  mir  zu  einer  späte- 
ren, ausführlicheren  Betrachtung  iler  Sache  vorbereitet; 
für  jetzt  will  ich  nur  das  mittheilen,  was  ich  mir  früher 
bei  der  Leetüre  Virgil's  für  einen  Theil  des  dritten  Buchs 
der  Aeneido  angestrichen  und  angemerkt  habe. 

Virg.  Aen.  III,  3-  Hätte  hier  wobl  der  Dichter  das 
Präsens  _/«OTO< ,  das  so  vereinzelt  als  historicum  doch  hier 
wohl  keine  besondere,  veranschaulichende  Kraft  hat,  ge- 
wählt, wenn  ihm  das  Perf  fnmavit  oder  das  Imperf. 
fumahat  eine  dem  entworfenen  Vers  convenirende  Form 
gewesen  wäre?  Denn  ich  will  jenes  lieber  für  eine  syn- 
taktische Aushülfe  halten,  als  für  eine  etymologische, 
wohl  schwer  zu  bestätigende,  ich  meine  nämlich  für  eine 
Contraction  aus  fnmavit.' 

Vs.  6-  finde  ich  nicht,  was  anderes  zunächst  den 
Dichter  zum  Gebrauch  von  montibus  statt  n.onte  veran- 
lasste, als  der  Vers.  Begreiflich  ist's,  dass  Philologen, 
denen  eine  bessere  Ansicht  von  den  römischen  Epikern 
inwohnt,  die  Sache  umkehren  und  uns  lehren  werden,  die 
Bezeichnung  von  Gebirge,  Berghohen  sei  dem  Dichter  das 
Wesentliche  und  das  Metrische   nur   accessorisch   gewesen. 

Vs.  !'<?.  Penatibns  et  niagnis  dis.  Wie  hier  die  Pe- 
naten von  den  magnis  <lis  gesondert  nnd  nie  die  hier 
statthabende  Verstellung  für  etwas  Anderes,  als  für  eine 
metrische,  noch  dazu  ungelenke  Aushülfe  gehalten  wer- 
den kann,  sehe  ich  nicht  ein.  Vielleicht  linden  Andere 
eine  besondere  Gravität  in  dem  spoudeischen  und  zugleich 
antispastischcn   Ausgang   des   Verses. 

Vs.  23-  Ist  es  wohl  in  dem  logischen  Proress  der 
lateinischen  Sprache  begründet,  dass  hastilia  für  virgae , 
virgnlta  gebrancht  werden  ,  oder  ist  es  Sache  der  me- 
trischen Bequemlichkeit  gewesen,  diese  Begriffe  einander 
zu  substituiren'? 

Vs.  36.  Auch  hier  scheint  mir  der  Plural  visus  nur 
dem  nietrum  zu  Gefallen  statt  visum  oder  statt  des  Neutr. 
Plur.  visa  zu  stehen.  *Doch  darf  nicht  unerwähnt  blei- 
ben, dass  visus  auch  als  Genit.  sing,  genommen  werden 
kann. 

Vs.  37.  ^Vas  erreicht  der  Dichter,  ausser  leichterer 
Construction  des  Verses,  mit  der  Nachstellung  von  sed 
an  Kraft  und  Bezcichiinng  des  Ausdruckes?  Zudem  ist 
sed  seiner  ganzen  Natur  nach  relativ  auf's  ^Vorhergehende, 

6 


8^ 


84 


und   nariim   hirss    es  ilenn    nicht,    ivcnn    denn    (ertia    (ge- 
hoben  sein   sollte,   fertia  aiiiem,  toriia  rero  ? 

Vs.  i)3.  Mnn  erkl.'lre  obsidiono  als  Abi.  insfr.  bei 
ciiigi  oder  norli  ans  Gratificaiion  als  Abi.  inodi,  der  Aiis- 
drurk  cingi  übsidiono  ist  ziinüclist  dtircli  den  daktjlisclien 
Vers  eiifstaiideii.  Unil  tvariiin  nicht  ein  mehr  bezeich- 
nendes premi,   ur»eri  ubsiilinne? 

Vs.  54-  Die  res  AgninrmnoDiao  noch  als  ans  dem 
Griechisclien  bcgn'indbar  und  als  einen  etnas  mehr  ver- 
allgemeinernden Ausdruck  znijepeben ,  das  Adjecliv  victrix 
im  Neutr.  Plur.  hat  zunächst  der  Vera  gcschafl'en.  Die- 
ser Fortschritt  der  Spraclibildung  würde  übrigens  nicht 
herrorzuheben ,  geschweige  zu  tadeln  sein,  wenn  er  mit 
der  sonstigen  Steifheit  und  Beschränktheit  in  der  Eut- 
wickclung  und  Bildung  der  römischen  Sprache  im  Ein- 
klang sfcinde. 

Vs.  5(3.  Zu  Virgil's  Zeit  sprach  man  gewiss  pot  liur. 
Woher  nun  hier  potitnr? 

Vs.  84-  Sind  die  tcmpla  structa  ein  PInr.  cxcellen- 
tiae?  majcstatis?  Sind  sie  in  dem  Sinn  von  tsfisvog, 
nemns  zu   nehmen? 

Vs.  97.  Warum  soll  das  Geschlecht  des  Aeneas  nur 
eine  Küstenherrschaft  (oris),  warum  nicht  überhaupt  eine 
Wcllherrschaft  (terris)   erhalten  1 

Vs.  lOR.  sind  die  uberrinia  regna  gewiss  daher  zu  er- 
klären,  dass  die  einzelneu  Helden  dvay.TSg  in  ihrem 
Gebiet  waren.  Zudem  regt  sich  schon  in  der  Homeri- 
schen Zeit  ein  aristokratisches  Element  dem  monarchischen 
gegenüber. 

Ys.  122.  Idomenea.  Dass  diese  Form  wohlklingender 
sei,  als  Idomeneum,  steht  nicht  zu  bezweifeln,  ebenso 
wenig  dass  sich  Aehnliches  auch  ohne  metrische  Noth 
vorfindet;  aber  ob  ihre  Aufnahme  zunächst  durch  das 
IVlctrum  oder  durch   den   Wohlklang  bedingt  war? 

Vs.  134.  hortor  amare  focos  nur  elegante,  dem  Grie- 
chischen analoge  Wendung  statt  hortor  anient  focos?  — 
arcem  attollere  tectis.  üa  hier  tectis  als  DatiF  genom- 
men werden  kann,  so  enthalte  ich  mich  einer  weiteren 
Bemerkung  über  die  Entstehung  dieses  Ausdruckes  aus 
metrischer  Noth.  A'atürlich  ist  er  übrigens  auch  so 
nicht. 

Vs.  141.  Wird  der  historische  Infinitir  exurere  in- 
mitten der  Imperfecta  eine  besonders  skizzircnde,  malende 
Kraft  haben? 

Vs.  143.  oraclum.  Passt  etwas  aus  der  Umgangs- 
sprache in  den  Vers,  so  wird  auch  diess  nicht  rcrschmäht. 
Kleine  Flecken  verfinstern   die   Sonne   nicht. 

Vs.  147.  terris.  Sind  diese  nackten  Ablatiri  loci  poe- 
tische Schönheiten?  Oder  ist  terris  vielleicht  Abi.  modi, 
instrumenti? 

Ys.  182.  memorat.  Auch  dicit,  fatur,  dixit  passte  in 
den  Vers;  aber  woher  kommt  memorat  in  dif-sem  Sinne 
sonst,  als  aus  der  grata  sermonis  negligentia  der  in  me- 
trischer Beziehung  ursprünglich  vielfach  beengten  romi- 
schen  Epiker? 

Natns  fiir  filius  (ich  spreche  nicht  bloss  von  dieser 
Stolle^  ohne  Zweifel  dem  iVlctrnm  zu  Liebe.  Da  diess 
jedoch  auch  bei  Nichtrpikcrn  vorkommt,  so  mag  bemerkt 
werden,  dass  auch  diejenigen  römischen  Dichier,  die  nicht 
Epiker  sind,  zum  Theil  von  diesen  lernend   ebenfalls  die 


bequemen  Mittel  nicht  verschmäht  haben,  metrische  Schwie- 
rigkeiten zu   beseitigen. 

Vs.  203-  Obgleich  fürchtend,  wegen  des  Raubs  eine» 
trefflichen  Oxjnioron  von  den  Rittern  der  römischen  Poe- 
sie angegriffen  zu  werden,  behaupte  ich,  dass  soles  nur 
metri  causa  statt  dies  gesetzt  sei. 

^'s-  241-  foedare.  Warum  nicht  interfioere,  occidere, 
vulnerare,  laederc?  Doch  kann  hier  im  Ernste  an  der 
Richtigkeit  dieser  allgemeinen  Lesart  gezweifelt  werden. 
Vs.  248.  Die  Harpyien  für  gelehrt  genug  zu  halten, 
um  die  Troianer  Laomedontiadae  zu  nennen,  kann  man 
wohl  kaum  beanstanden,  zumal  sie  doch  wohl  in  Prosa, 
dio  durch  Gelehrsamkeit  keineswegs  entstellt  wird,  ge- 
sprochen haben  mögen. 

Vs.  2.52.  Dass  eich  Celaeno  maxima  Furiarum  nennt, 
thnt  sie  doch  wohl  nur,  um  ihrem  Wesen  eine  höhere 
Bedeutung  zu  verleihen.  Zudem  sind  die  Furien  und 
Harpvien  verschwisterte  Wesen.  Danken  wir  es  ihr  also, 
dass  sie  die  Trojaner  mehr  durch  den  Begriff  eines  Wor- 
tes (Furiarum),  als  durch  den  Schall  desselben  (Har- 
pjiarum)  schrecken   wollte! 

Vs.  272.  Laertia  regna.  Wir  wissen  ja  doch,  dass 
das  kephallenische  Reich  des  Odjsseus  mehr  als  Ithaka 
umfasste !  Und  wie  hätte  Virgil  das  Gesetz  der  Apposi- 
tion,  dass  das  Appositum  mit  seinem  Substantiv,  womög- 
lich, auch  im  Numerus  übereinstimmen  müsse  (scopulos  — 
regna),  vernachlässigen   dürfen? 

Vs.  29l.  Wie  ttbscondimus  für  hinter  sich  liegen 
lassen ,  für  praetervehimur  stehen  könne ,  weiss  ich 
nicht. 

Vs.  343.  avunculus  Hector.  Virgil  besass  genealogi- 
sche Register  der  Troianer,  die  von  denen  Homer's  u.  A. 
abweichen.  Mag  sich  Augustns  nicht  geringe  Mühe  ge- 
geben haben,  um  iu  Besitz  der  ältesten  troianischen  Do- 
cnmente  zu  kommen.  Zwei  Verse  frülier  mag  hier  bei- 
läufig der  Irrthum  in  der  Erklärung  von  parentis  berich- 
tigt werden,  das  hier  nur  für  patriae,  nicht  aber,  wie 
es  gewöhnlich  geschieht,  für  matris  genommen  werden 
kann. 

Vs.  345.  sese  —  affert.  Elegante  Wendung  für  ac- 
cedit  (begründet  iu  der  Analogie  von  se  conferre);  sese, 
um  die  Zweideutigkeit  der  Beziehung  von  vornen  herein 
abzuschneiden,  als  habe  Helenus  einen  Empfangsherold 
vorausgeschickt! 

^'s.  352.  ncc  nun  statt  etiam ,  weil  man  an  der  gast- 
lichen Aufnahme  der  übrigen  Troianer  zweifeln  konnte. 
Also  keine   gewöhnlidie  Litotes! 

Vs.  354.  aulai.  Wer  weiss,  ob  nicht  die  Formen 
der  ersten  Declination  auf  ae  überhaupt  wie  ai  lau- 
teten, als  umgekehrtes  Analogen  also  zu  der  von  Man- 
chen behaupteten  Aussprache  des  griechischen  ai  als  ae  ? 
Vs,  364.  repostas.  Aus  der  Umgangssprache? 
Vs.  379.  nam  wird  hier  nachgestellt,  da  es  mehr  un- 
serem nämlich,  als  denn  entspricht! 

Vs.  381.  rere,  gewiss  nicht  ohne  inneren  Grund  statt 
putas  ,  arbitraris,  da  ja  doch  Aeneas  auf  diesen  Glauben 
hin  Plane   machte,  seine   Unternehmungen   berechnete! 

Vs.  410.  Der  Priester  Helenus  nimmt  die  altertbüm- 
liche  Form  ast,  um  dadurch  seiner  Rede  grössere  Feier- 
lichkeit zu  verleihen! 


85 


86 


Vs.  415.  aevi.  Ohno  Hasselbe  wäre  veftisias,  das 
ein  sehr  vieldoutijjcr,  relativer  Begriff  ist,  unvcrstäuillicli 
getragen  ! 

Vs.  417.  foret-  Da  ilie  Sache  nur  auf  einer  Sage 
beruht,  also  hypolhetisrhcr  Natur  ist,  so  wäre  das  mehr 
factische  esset  oder  fuisset  unpassend  gewesen.  —  Uebri- 
gens  soll  keineswegs  damit  gesagt  sein  ,  ilass  gerade  au 
dieser  Stelle  metrische  Niith  za  foret  trieb;  aber  über- 
haupt mag  forem  dadurch  zunächst  fiir  essem  in  so  häu- 
fige  Aufnahm»   bei   den   Dichtern   gekommen  sein. 

Vs.  453.  niorae  dispendia  für  mora.  Aus  welchem 
Grunde  1 

Vs.  465.  imperat  für  jubet,  da  Helenas  Regent  ron 
Chaonia  war. 

Vs.  489.  super.  Diesen  gräcisirenden  Gebrauch  hat 
Virgil  aus  Salust  gelernt! 

Vs.  495.  arandam  für  secandum.  Zunächst  doch  wohl, 
weil  die  Ruder  iler  Scbiffo  mit  den  Pflugschaaren  grosse 
Aehnlichkeit    hatten!     —  "  31.  Fuhr. 


7)  Verhandlungen  der  dritten  Versammlung  deutscher 
Philologen  und  Schulmänner  in  Gotha  1840«  Gotha, 
Glaser  1841.     132  S.     4. 

Die  Versammlungen  deutsclier  Philologen  und  Schul- 
männer haben  sich  bisher  einer  immer  höher  steigenden 
Frequenz  zu  erfreuen  gehabt,  ein  Beweis,  dass  die  Idee 
derselben  zeifgemäss  ist  und  in  dieser  ihrer  Angemessen- 
heit immer  mehr  anerkannt  wird.  Zu  den  Vortheilen, 
welche  eine  solche  Versammlung  ihren  Theiliielimern 
durch  die  Möglichkeit  einer  lebendigen  und  anregenden 
Mitlheilung  über  wissenschaftliche  Ansichten,  Zwecke  und 
Unternehmungen  darbietet,  gesellt  sich  noch  der,  dass 
hier  die  Wissenschaft  sowohl  vor  ihren  Priestern,  als 
»or  dem  ganzen  übrigen  Publikum  in  ihrer  Totalität 
gleichsam  als  Corporation  sich  darstellt,  was  jenen  ein 
mächtiger  Impuls  und  anregender  Sporn,  diesen  ein  Grund 
zur  höheren  Achtung  sein  muss.  —  Den  eigenthünilichen 
Verhältnissen  gemäss  müssen  denn  auch  die  zu  haltenden 
Vorträge  eingerichtet  sein,  wenn  sie  und  die  daran  sich 
knüpfenden  Debatten  die  Zwecke  der  Versammlung  för- 
dern sollen  :  denn  wenn  schon  an  und  für  sich  behauptet 
werden  könnte,  dass,  was  durch  sie  in  wissenschaftlicher 
Beziehung  geleistet  wird,  auch  in  anderer  Weise  erreicht 
werden  könnte,  so  wird  doch  diese  Art  der  ftlittheihing 
jeder  andern  vorzuziehen  sein,  wenn  interessante,  nicht 
zu  entlegene  Gegenstände  behandelt  werden,  wenn  die 
vorzulegenden  insichfcn  selbst  neu  ,  ja  paradox  und  pro- 
blematisch sind,  und  wenn  der  Redende  es  versteht,  auf 
Resultate  sich  beschränkend  ,  nur  das  von  dem  beweisen- 
den ölaterial  zu  geben  ,  was  dem  Zuhörer  den  richtigen 
Standpunct  anweisen  kann.  Dass  aber  gerade  so  einge- 
richtete Vorträge,  wie  sie  nach  unserer  Ansicht  dem  ei- 
genthünilichen Zweck  am  Besten  entsprechen,  der  Ueur- 
theilung  grosse  Schwierigkeiten  in  den  Weg  legen,  ver- 
«teht  sich  von  selbst,  und  wir  werden  daher  keiner  wei- 
tern  E]ntschuldiguug    bedürfen ,     wenn    dieser    unser    Auf- 


satz mehr  einer  Relation  fiber  die  Lei  dem  Philologen- 
vercine  des  .lahres  l84ü  gehaltenen  Vorträge  gleicht,  als 
einer  eigentlichen  Recenaion.  Wir  werden  uns  dabei 
aller  Erzählung,  so  zu  sagen  ,  historischer  Begebenheiten 
enthalten;  denn  diese  sind  ihrer  Zeit  von  allen  Tagsblät- 
tcrn  (vgl.  unsere  Zeitschr.  184(J.  Nr.  l'JS)  berichtet  wor- 
den; und  nur  über  die  bei  dem  Vereine  gemachten  Anträge 
und  Vorträge,  deren  die,  seiner  Durchl.  dem  llerzoge 
zu  Sachsen-Coburg-Gotha  ,,als  ein  Zeichen  der  Dankbar- 
keit für  huldreiche  Theilnahme  und  grossmüthige  Unter- 
stützung" gewidmeten  Verhandinngen,  Erwähnung  Ihon, 
berichten,  indem  wir  uns  jedoch  erlauben,  dabei  die 
chronologische   Ordnung  der  Brochure   aufzugeben. 

Was  nun  zuerst  die  in  Anregung  gebrachten  Vor- 
schläge betrifft,  so  haben  auf  Antrag  des  Vicepräsidentcn 
Rost  die  Statuten  des  Vereines  einen  zweckmässigen  Zu- 
satz erhalten  ,  indem  in  Zukunft  von  schriftlich  ausgear- 
beiteten Vorträgen  8  Tage  vor  der  Sifiung  das  Conccpt, 
von  frei  zu  haltenden,  wenigstens  das  Thema  und  die 
Hauptsätze  dem  Vorstande  eingereicht  wenlen  sollen,  wo- 
durch eine  Beurlheilung  der  Ausdehnung  und  eine  rich- 
tige Verlheilung  für  den  beschränkten  Zeitraum  möglich 
gemacht  wird.  Vielleicht  könnte  diese  Maassregel  in 
der  Art  erweitert  werden,  dass  Thema  und  Hauptsätze 
aller  Vorträge  vor  den  Sitzungen  auch  zur  Kenntniss  der 
sämmtlichen  Vcreinsmifglieder  gebracht  würden  ,  wodurch 
nach  des  Ref.  Dafürhalten  die  Vorträge  selbst  an  Interesse 
Nichts  verlieren,  und  die  Debatten  sicher  an  Lebhaftig- 
keit gewinnen  würden.  Zwei  andere  Vorschläge,  welche 
auf  Erweiterung  der  Statuten  abzweckteu,  von  Dir.  Jacob, 
zur  Erweiterung  und  Befestigung  des  Vereins,  und  ein 
anderer  von  Dir.  Immanuel,  zur  Gründung  eines  Ver- 
ciiisjoarnals  ,  wurden  aus,  wie  es  scheint,  triftigeu  Grün- 
den vorerst  abgelehnt.  Prof.  Frilzsclie  schlug  vor,  dass 
der  Verein  mit  den  Verhandlungen  auch  nicht  vorgele- 
sene Abhandlungen  drucken  lassen  möge,  was  ebenfalls 
verworfen  wurde.  Ferner  kamen  die  weitern  Verfügun- 
gen über  die  von  Suringar  gestellte  Preisaiifgabe  und  der 
bekannte  Antrag  des  Prof.  Hause  znni  Vortrag,  über 
dessen  Resultat  ein  abschliessender  Bericht  noch  nicht 
möo-lich  ist.  Dem  Antrage  von  Tliiersch ,  bei  der  näch- 
sten Versammlung  über  eine  deutsch- lateinisch  -  griechi- 
sche Parallelgrammatik  zu  berathen ,  ist  inzwischen  in 
Bonn  in  bekannter  Weise  entsprochen  worden.  —  Beson- 
ders nützlich  hat  sich  der  Verein  als  Mittel  zur  Unter- 
stützung von  philologischen  Unternehmungen  gezeigt.  Wir 
rechnen  dahin  die  Beförderung  der  Snbscription  auf  Sta- 
demann's  Rundgemäldo  von  Athen,  auf  die  Denkmünzen 
für  F.  A.  Wolf  und  O.  Müller;  ferner  die  Aufforderung 
zur  Unterstützung  der  Universitätsbibliothek  zu  Athen, 
sowie  die  Vorlage  eines  Planes  zu  einem  Apparatus  cri- 
ticus  et  philologicns  von  Seiten  des  Hrn.  Dr.  Barth,  wel- 
cher Vorschlag  alle  Aufmerksamkeit  verilionf,  und  der, 
wenn  seine  Ausführung  anders  in  tüchtige  Mäiide  fällt, 
gewiss  ein  bedeutendes  und  zeitgemässes  Unternehmen 
werden  wird.  Am  meisten  zu  beachten  aber  ist  der  Be- 
richt von  Rilschl  über  die  Anwendbarkeit  einer  lithogra- 
phischen Erfindung  für  philologische  Zwecke,  welche, 
wenn  sie  sich  bestätigt,  für  die  diplomatische  Kritik  der 
alten  Schriftsteller  von   der  grössten  Wichtigkeit  »a   wer- 

6» 


87 


88 


den  rersprirbi,  »ns  auch  ron  «lern  Berirhtoraiaiier  hin- 
reiciienil  erknniit  uiitl  in's  gehörige  Licht  gesetzt  worden 
ist.  Nainoiitlich  verdient  der  rorgcschlagcne  Codex  jia- 
Jarographicii!)  im  Interesse  der  uieisteii  Philologen  die 
grüjsto  Anrniiintening,  und  wir  sind  sehr  gespannt  auf 
sein   baliligcs  Erscheinen. 

Die  Reihe  der  eigentlich  wissenschaftlichen  Vortrage 
eröffnete  der  Präsideiit  der  Versammlung,  Fi'.  Jacobs, 
durch  seine  eben  so  passend  gewählte,  als  rortrefllich 
ausgearbeitete  Rede:  ,,uber  den  ethischen  Gehalt  des 
classischen  Unterrichts"  ,  welche  in  einfach  edler  und 
schöner  Sprache  abgefasst,  roll  ron  Humor  und  Witz, 
durch  die  piqitantcsten  Anecdoten  und  Anspielungen  be- 
lebt, durch  die  Begeisterung  und  Erfahrung  des  Redners 
gleich  sehr  anregend  und  belehrend  ist.  Es  konnte  die- 
ser humanistische  Congress  gewiss  nicht  besser  ,  als  von 
dem  ersten  Humanisten  der  Gegenwart  und  als  mit  der 
Darstellung  des  eigenthümlichen  ,  allseitigen  Einflusses, 
den  die  classischen  Studien,  so  auf  die  Lehrer,  wie  auf 
die   Schiiler  ausüben,  eingeleitet   werden. 

Die  folgenden  philologischen  Vortrage  (welche  wir  vor 
den  pädagogischen  und  didaktischen  betrachten)  schlössen 
sich  bis  auf  einen  an  beslimmtvj  Scliriflsteller  dos  Alfer- 
thunis  an.  Dr.  Geppert  aus  Berlin  wendete  die  Aufmerk- 
samkeit der  Versammlung  auf  „den  gegenwärtigen  Zu- 
stand der  Homerischen  Kritik."  Er  suchte  zu  dem  Ende 
kurz  die  verschiedenen  Ansichten  über  den  Ursprung  der 
Homerischen  Gedichte  zu  charkterisircn ,  zu  begründen 
und  7.\i  bestreiten,  und  entwickelte  dann  die  aus  den 
einzelnen  Ansichten  für  die  Kritik  hervorgehenden  ver- 
schiedenen Grunilsäfze  und  ihre  Missstände.  Obwohl 
einen  der  wichtigsten  und  interessantesten  Streitpuncto  der 
Philologie  berührend,  scheint  uns  dieses  Thema  doch 
ganz  unpassend  gcHählt,  indem  es  jedenfalls  zu  weitläuf- 
lig  ist,  als  dass  es  bei  solcher  Gelegenheit  genügend  be- 
sproclien  werden  könnte ,  zumal  da  die  Acten  über  den 
ganzen  Streit  noch  lange  nicht  zum  Spruche  reif  sind. 
Dies»  iinrde  auch  bei  den  entstandenen  Debatten  (auf 
die  wir  übrigens  noch  besonders  wegen  einer  geistreichen 
Auseinandersetzung  von  Nitzsch  aufmerksam  machen)  an- 
erkannt. Wir  beschränken  uns  daher  um  so  mehr  auf 
diese  Andeutungen,  als  inzwischen  Hr.  Geppert  mit  einem 
amfangreichen  Buche  über  Homer  aufgetreten  ist,  in  dem 
er  seine  Grundsätze  nicht  nur  besser,  als  es  hier  ge- 
sehehen  konnte,  auseinandersetzt,  sondern  zugleich  ihre 
vollständige   Anwendung  verlegt. 

Des  Hesioiios  Dichtung  über  die  Weltalter  war  der 
Gegenstand  eines  Vortrags  von  Prof.  Hermann  aus  Mar- 
burg. Er  unterscheidet  die  Hesiodischo  Dichtung  von 
ähnlichen  bei  Arat,  Orid  u.  A.  vorkommenden,  welche 
zwar  aus  ^lachahmung  der  Hesiodischen  entstanden,  sich 
doch  von  dieser  wesentlich  unterscheiden,  indem  sie  sich 
durch  die  mathematische  Fortschreitung  in  der  Verderb- 
niss  als  Theoreme  selbst  hinstellen  ,  während  bei  Hesiod 
in  sich  verschiedene,  nicht  aus  einander  hervorgehende, 
sondern  einzeln  bestehende  Weltgestaltungen  geschildert 
werden.  Da  nun  die  zwei  letzten  Ejjochcn  des  Hesiodos 
»irkliche,  historische  Entwickelungen  des  griechischen 
Volkslebens  schildern,  so  soll  nach  Hermann  auch  von 
den  übrigen    ein    Gleiches    gelten.      Mit    Bezug    auf    des 


Herudot's  Bemerkung  über  die  Pelasger  und  ihre  Götter 
(worüber  man  Creuzer  im  Anfang  der  Symbolik  p.  16  ff. 
vergl.)  wird  die  goldene  Zeit  des  Hesiodos  mit  dem  pe- 
lasgischen  Zeitalter  (Ref.  würde  hier  eher  an  die  bei 
Creuzer  a.  a.  St.  p.  11  erwähnten  göttlichen  Urvölker 
denken j,  die  silberne  mit  der  Entwickelungszeit  helle- 
nischer Stämme  und  die  eherne  mit  der  Auflösung  der 
früheren  Zustände  und  der  Periode  des  Uebergangg  in 
die  heroische  Zeit  identificirt.  —  So  geistreich  diese 
Hypothese  auch  entwickelt  sein  mag,  so  können  wir  doch 
nicht  umhin,  ihr  Wahrheit  abzusprechen;  der  Dichter 
selbst  sträubt  sich  dagegen.  Denn  während  im  vierten 
Zeitalter ,  wo  der  Dichter  allerdings  historische  That- 
sachen  vor  Augen  hat ,  diese  erwähnt  und  namentlich 
aufgeführt  werden,  zeigt  der  Charakter  der  vorhergehen- 
den Schilderung  deutlich,  dass  sie  nur  philosophische 
Reflexion  enthält,  fllit  Recht  macltio  auch  Dir.  Ranke, 
der  sich  gegen  Hermann  erhob,  darauf  aufmerksam,  wie 
Hesiod  mit  vielem  Gewichte  erzähle,  dass  das  eherne 
Geschlecht  namenlos  {yojvvuvoi)  verschwunden  wäre  — 
womit  der  Dichter  selbst  alle  historische  Deutung  be- 
stimmt ablehnt. 

Dr.  Grüfenhan  aus  Eisleben  hielt  einen  Vortrag  über 
Aristophanes  als  ästhetischen  Kritiker,  welcher  in  erwei- 
terter Gestalt  in  den  Verhandlungen  mitgefheilt  ist.  Die 
Abhandlung  beginnt  so  ziemlich  vom  Ei  der  Leda  und 
ist  überreich  an  Citationen,  was  wohl  am  wenigsten  hier 
passte ,  wo  Meister,  nicht  Schüler  der  Wissenschaft  das 
Publicum  bildeten.  Aristophanes  sei  vermöge  seiner  per- 
sönlichen Eigenschaften  und  der  Zeitverhältnisse  befähigt, 
durch  seine  poetische  Tendenz  aber  aufgefordert  gewe- 
sen, die  gesammten  literarischen,  insbesondere  aber  die 
poetischen  Bestrebungen  seiner  Zeit  zum  Gegenstande  der 
Betrachtung  und  Kritik  zu  machen.  Bei  deren  Ausübung 
verlange  er  als  Erfordernisse  des  Kunstwerks  dichteri- 
schen Geist,  eine  angemessene  Sprache  und  einen  mit 
der  Moral  übereinstimmenden  Inhalt.  Nach  diesen  An- 
sprüchen habe  er  denn  die  Dichter  und  auch  die  Red- 
ner, Philosophen  eic  beurtheilt,  gelobt  oder  getadelt, 
werde  aber  dabei  weiter  bestimmt  von  den  Rücksichten, 
welche  er  auf  die  Liebhabereien  und  den  Geschmack  des 
Publicums,  welchen  dieses  einerseits  an  den  Tagspoeten 
fand,  und  dem  andererseits  auch  er  zu  gefallen  suchen 
musste ,  zu  nehmen  hatte.  —  Die  Aufgabe,  ein  leben- 
diges, anschauliches  Bild  der  Aristophanischen  Kritik  za 
geben,  ist  von  Hrn.  Gr.  nicht  gelöst;  namentlich  ist  fast 
gänzlich  die  Art  unil  Weise,  wie  Aristophanes  seine  ür- 
theile  vorbringt,  jene  so  häufige  und  überaus  wirksame 
mittelbare  Kritik,  welche  er  parodirend  und  travestirend 
ausübt,  übergangen.  So  wäre  im  Ganzen  und  Einzelnen 
noch  flianches  auszusetzen,  wie  auch  das,  was  über  den 
Aristophaniscten  Euripides  gesagt  ist,  eine  Berichtigung 
verdient;  diese  würde  aber  wohl  nicht  ausbleiben,  wenn 
Hr.  Gr.  eine  wiederholte  Bearbeitung  dieses  Stoliä  über- 
nehmen wollte,  da  er,  wie  die  Abhandlung  zeigt,  das 
Material  beisammen  hat,  und  ihm  nur  durch  die  beson- 
dere   Besfinunung   die    Hände   gebuiiilen   schienen. 

Durch  Stoff  und  Behandlung  allgemein  ansprechend, 
wenn  auch  gerade  nicht  zur  Discussion  geeignet ,  ist 
Gerlach's  Abhandlung  über  die  Idee  von  Tacitus  Gcruia- 


89 


90 


nia.  Fern  sich  halicnd  von  der  Bcn'ihruujr  anderer  Aii- 
sicLten  über  Ursprung  und  Tendenz  der  Germania  erklart 
der  Redner  die  Idee  und  Anordnung  aus  der  Zeit  und 
dem  Cliarak<er  des  Taci<us.  Seinem  Auge  sei  ebenso 
wenig  der  Verfall  der  römischen,  als  das  Aufblühen  ei- 
ner neuen,  der  germanischen  AVeit  entgangen;  in  Vor- 
ahnung der  dereinstigen  Bedeutung  dieser  Völker  ,  unter- 
stützt durch  die  genauere  Kenntniss  ilerselben,  habe  er 
eine  Schilderung  der  Nation,  ihres  Landes,  ihrer  Ein- 
richtungen, Sitten,  Tugenden  (wobei  ein  rergleichendcr 
Rückblick  auf  Rom  nicht  zu  vermeiden)  in  ihrer  Tota- 
litat, weil  zu  einer  gpecielleren  Betrachtung  die  Nach- 
richten zu  dürftig  schienen,  als  passendsten  Vorwurf  für 
die  hisforischo  Darstellung  ausgewählt.  Dabei  aber  habe 
er  schon  mit  richtigem  Blick  die  Bedeutung  der  verschie- 
denen Stämme  erkannt  und  darum  ,  so  weit  es  miiglich, 
auch  diese  iu  einem  zweiten  Thcile  seiner  Schrift  be- 
handelt. 

Der  einzige  Vortrag,  welcher  die  reale  Seite  der  Phi- 
lologie berührte,  war  ilcr  des  Prof.  Rein:  Wie  sich  die 
Staatsweisheit  der  Rüoicr  auch  im  Strafrecht  oll'enbare. 
Es  ist  mehr  Skizze,  als  Ausführung,  herrorgerufen  „durch 
den  Wunsch,  die  Wissenschaft  des  römischen  Alterthums 
gerade  in  diesen  Tagen  nicht  ganz  unvertrcten  zu  lassen", 
ein  Antrieb,  den  wir  aus  den  im  Eingang  unseres  Be- 
richtes berührten  Gründen  nur  billigeu  können ,  zumal 
da  er  ein  zeifgemässes  und  interessantes  Thema  zur  Be- 
sprechung brachte.  3Ian  habe  bisher ,  sagt  der  Verf., 
im  römischen  Strafrecht  die  sonstige  AVeisheit  dieses  Vol- 
keB  vermissl;  aber  mit  Unrecht;  denn  die  vorgeworfene 
Roheit  und  der  3Iangcl  eines  Systems  müsse  theils  gc- 
läugnci,  theils  aus  den  Verhältnissen  erklärt  werden; 
was  aber  mit  Recht  verlangt  werden  könne,  sei  auf  aus- 
gezeichnete Weise  geleistet  1)  durch  eine  weise  Verthei- 
lung  der  Rcchfsübung,  wodurch  jedem  Verbrechen  seine 
Strafe,  dem  Staat  aber  keine  Last  zu  Thcil  wurde  (was 
hier  von  den  Comiti^n  etc.  gesagt  ist,  bedurfte,  freilich 
nicht  an  dieser  Stelle,  theilwcisc  einer  nähern  Di-grün- 
dung);  2)  durch  einfache  und  zeifgcniässe  Legislation  und 
Processordnung ;  3)  durch  die  weder  zu  harten,  noch  zu 
milden  ,  immer  aber  angemessenen   Strafen. 

Es  bleibt  uns  nunmehr,  da  wir  die  philologischen 
Vorträge  besprochen,  noch  eine  kurze  Betrachtung  dtrer, 
welche  didaktischen  oder  pädagogischen  Inhalts  sind,  übrig. 
Hier  nehmen  vor  Allem  Tliierscii's  Ansichten  über  einen 
allgemeinen  Schulplan  unsere  Aufmerksamkeit  in  Anspruch, 
Er  vcrtheilfe  seinen  Stoff  in  zwei  A'orträgc ,  in  deren 
orsterem  er  zu  beweisen  suchte  ,  dass  ein  allgemeiner 
Schulplan  ,, weder  möglich,  noch  ausführbar,  noch  wün- 
scheuswcrth"  sei;  in  dem  zweiten  behandelte  er,  was 
statt  eines  Schulplans  zu  wünschen  sei,  nämliih  Tren- 
nung der  verschieileneu  Alters-  und  Lchrslufen  (Progym- 
nasien); Erweiterung  der  mittleren  Cl;\ssen  duich  Real- 
(Parallcl-)  Classen;  Auswahl  und  Einschränkung,  Ver- 
bindung und  bessere  Rli'thode  des  Unterrichts;  Sorge  für 
körperliche  Entwickclung  u.  s.  w.  In  den  folgenden 
Debatten  sprachen  Weber,  Schmidt,  Knhlrausrh  u.  A., 
jedoch  ohne  den  Gegenstand  seinem  Abschluss  wesentlich 
näher  zu  bringen,  was  des  Ref.  Ansicht  nach  in  dieser 
Weise  auch  gar  nicht  geschehen  kann.      Wan   liess  dess- 


halb  alle  Discussion  über  die  Sache  fallen.  —  Au  den 
Vortrag  von  Thiersch  schliesst  sich  seinem  Inhalt  nach 
an  der  des  Dir.  Rothert  aus  Lingen:  über  den  successi- 
ven  Unterricht  in  den  Sprachen.  Er  erzählte  darin,  wie 
er  den  bessten  Erfolg  beim  Sprachunterricht  gefunden 
habe,  wenn  nicht  mehrere  Sprachen  neben  einander  ge- 
lehrt ,  sondern  eine  neue  erst  dann  begonnen  würde, 
wenn  der  Schüler  in  der  früher  angefangenen  schon  zur 
Sicherheit  gekommen  wäre.  Daran  reihte  sich  die  Schil- 
derung anderer  bisher  im  Sprachunterricht  störender  Män- 
gel und  Vorschläge  zur  Abhülfe  und  Verbesserung,  na- 
mentlich durch  Fortführen  durch  mehrere  Classen  unter 
Leitung  Eines  Lehrers ,  durch  die  eben  angedeutete  suc- 
cessive  Folge  u.  A.  Für  den  Redner  und  seine  Methode 
sprachen  nicht  nur  das  Vcrnunftgemässe  seiner  Vorschläge 
und  der  freudige  Stolz  auf  seine  Erfolge  ,  sondern  auch 
die  bestimmten  Zeugnisse  «les  Obersch.  Kohlrausch.  Die 
Debatten  brachten  nur  den  einzigen  Einwand  von  Bedeu- 
tung, dass  zur  Durchführung  dieser  Methode  tüchtige 
Lehrer  nothwendig  seien;  aber  wir  glauben,  dass  solche 
bei  einer  Berücksichtigung  dieser  Uathschl.'lge  auch  mehr 
leisten  werden,  als  auf  jede  andere  Art;  die  Klagen  des 
Redners  fin<len  wir  ganz  begründet.  —  CoUaborator  Gün- 
ther,  welcher  sich  der  Reihenfolge  nach  an  Thiersch 
anschloss,  besprach,  was  die  Gymnasien  zur  Wiederher- 
stellung der  öffentlichen  Beredtsamkeit  beitragen  könnten. 
Nachdem  er  zuerst  die  Ursachen  des  Verfalls  nachge- 
wiesen, verlangte  er,  dass  in  den  Gymnasien  die  Schreib- 
iind  sogenannten  Stilübungcn  fast  gänzlich  wegfallen  und 
dafür  Sprechübungen  eintreten  sollten,  deren  Methode 
iinil  stufenweisen  Fortgang  er  am  Schlüsse  schildert.  Die 
Debatten  waren  lebhaft  und  gewiclitig  durch  die  Stimmen 
von  C.  Fr.  Hermann,  Rost,  Weber,  die  in  der  Verwer- 
fung des  Güntherischen  Vorschlags  übereinkamen,  obwohl 
er  in  einer  freilich  sehr  bedeutenden  üeschräiikung  3Ian- 
ches  für  sich  hat.  '.Venn  man  aber  ganz  auf  ilie  l'or- 
schlägo  des  Hrn.  Günther  eingehen  wollte,  so  würde 
man  bald  Schwätzer  iiiul  Sophisten  erziehen,  sowie  uns 
Aristophanes  in  den  Wolken  die  Früchte  einer  so  zun- 
genfertigen Unterrichtsmethode  darstellt.  —  Consistorial- 
rath  Bach  sprach  über  den  Plan  zu  einem  Lehrbuch,  in 
welchem  die  Classiker  sowohl  in  historischer,  wie  in 
dogmatischer  Beziehung  (Letzteres  zur  Vergleicliung)  beim 
rhristl.  Religionsunterricht  benutzt  werden  sollten;  ein  Plan, 
über  dessen  Zweckmässigkeit,  da  Vieles  lon  der  Aus- 
führung abhängt,  vorerst  noch  nicht  geurtheilt  werden 
kann.  —  Den  Schluss  der  Verhandlungen  bililete  der 
Vortrag  des  Professor  Ohm,  welcher  seine  Versuche, 
dem  caiculalivcn  Theil  der  Maiheniafik  eine  wissenschaft- 
lichere Grundlage  zu  geben,  sowie  seine  darauf  gegrün- 
dete  Unterrichtsniethodo  vorlegte. 

Nach  Becniligung  dieses  Vortrags  ilrückte  Thiersch 
im  Namen  iler  Anwesenden  deren  Dank  für  die  allseitig 
erprobte  Güte  und  Zuvorkommenheit  aus,  und  nachdem 
Jacobs  noch  die  bessten  Wünsche  und  Danksagungen 
ausgesprochen,  war  die  Versammlung  aufgehoben.  \  ie\- 
leicht  der  grössto  und  besste  Theil  ihrer  Wirksamkeit 
wurde  von  den  einzelnen  Mitgliedern  als  ihr  ausschliess- 
liches Eigenthum  mit  hiniieg  getragen;  ein  schönes  und 
bedeutungsvolles    Monument    ihrer  Thatigkcit    bilden    di» 


91 


92 


rorlipf  cnilcn  Verhandlungen  fiir  Alle  ,  welcLe  «laran  ir- 
^ciiilwio  Tlieil  nrlinicii.  Uein-fenWIss  ist  ancb  Jic  typo- 
t;rnj>liisc)ie  Ansstatliin;;  iliircli  <lic  Glciscrisdic  Bncliliaiiil- 
liiiij;  aiisgpzeicliiict  durch  Roiulicit  und  Sclijjnhcit  des 
Drucks  und  des  Papiers,  «as  so  wenif,  als  die  iibrigcn 
Verdienste  der  (iotlianer  um  den  Philologcnverein ,  über- 
gangen   werden    ilarf.     — 


8}    Adol|»hiis  Einperius  Jacobo  Geclio  S. 

Audio,  Vir  Praesfantissiine ,  Te  pliilologornm  coetni 
Oonncnsi  interfiiisse.  Uuo  uinjnre  aegritudine  ailecfus  suin, 
qnod  per  valctuiliiiem  satis  inlirniam  eo  proficisci  non  uiihi 
licuit.  Nam  corani  To  videre,  et  sermones  Tecum  cou- 
ferrc  ,  et  ore  grales  Tibi  agere  multoruni  causa,  quae 
benignissinie  in  me  contnlisti ,  seuiper  in  votis  fuit.  Id 
«luoniam  non  mihi  fuit  concessuni ,  his  liferulis  Te  peto. 
Referentur  auteni  eodein  ,  quo  ccnsura  Tnaruin  lucubra- 
tionuui,  quam  in  his  Annalibus  publicavi,  ad  Diuucui, 
cujus  Studium  commune  nostrum  Tuam  mihi  voluntatem 
conciliavit.  Cum  enim  de  illa  censura  humanissime  ad 
me  rescripsisses ,  aliaquc  assersu  Tuo  confirmasses ,  alia 
effecisses  ut  jam  ipse  aut  daninarem  aut  addubitarem,  pauca 
qnacdam  adhuc  rontroversa  rclicta  sunt.  At  haec  quoquo 
quin  aliquando  inter  nos  componamus,  non  dubito,  quo- 
niam  non  disceptandi  causa  disceptamus,  sed  consenticndi. 
—  Nunc  vero  uno  loco  defungar,  quem  cum  Tu  diligen- 
tissime  et  soUertissime  tractasses,  ego  in  alia  omnia  dis- 
ccssi ,  ita  tarnen,  ut  quid  illi  faciendum  esset,  iguorare 
me  faterer.  Legitur  autem  Orat.  XII.  p.  201.  flior.  I, 
p.  384,  18-  7t£(jl  di  deujv  lijt,  te  y.a^ökou  (fvacun; 
y.ai  /itdXtara  tov  nävTViv  riyi/wi'og,  tcqcStov  f^ip  x«l 
iv  iroojTOK;  öö.^a  aal  inivoia  v.oivh  xou  ^vjiTTavzoi 
dv^Qionivov  yivovi,  öfioiojg  fiiv  '£kh]vuji>  öfioicos 
öi  ßuQßaQViv ,  dvayy.c'Aa  y.ai  EficfVTnc,   av  itavii  toj 


aditus  paraiur.  >'eque  hoc  qnemquam  otTenderet,  si  se- 
dibus  illorum  rerborum  commulaiis,  haec  prinra  essent, 
quao  explicationem  habeut;  illa  sequerentur,  quae  nudam 
mjsticae  saltatlonis  nientiouem  contincnt.  lluc  igitur  erat, 
qund  in  Tua  nie  ratione  male  haberet.  Jam  ut  letusto  pro- 
verbio  satis  fiat,  ijki/j  tov  }jkoi> ,  conjecturae  conjectnra 
obi'iam  fcratur.  Vide  enim,  ue  ita  Dio  scripscrit:  dp£V 
änaTiji  Y.ui  'Ayfjaq,  ut  dna.ii]i;  ad  v.  öidaoxäkov 
respiciat;  ''  tyouq  ad  iivoTCtywyui'. 

Satis  constat,  quendam  Atticae  locum  Agram  vel  Agras 
dictum  esse  (nam  ufrumque  repcritur)  in  quo  sacrorum 
Eleusininruni  quaedam  caerimoniae  iiebant.  Hesjch.  i/ypa/ 
j[v)ijiov  'yiiTtv.ov  6^0}  Tijq  Ttdksvjq,  iSQOV  /llJfiriTQag. 
Plut.  Dcmetr.  c.  26.  äkka  ETQaTO/.\fovq  yi>u)fji]v  ei- 
TiuvTOi,  'AvdBOTijQuöva  TOV  Movvv%tviva  fpijtfiaa- 
fisioi'i;  xaXs/'v  y.ai  vof-ut^eiv,  irehow  Tiß  /Iij^ijtqw} 
TU  Tinoq  Ayqu.v.  In  libris  Plutarcheis  legebatnr  'ylyoQav, 
sed  recte  Salmasius  aliique  illud  reposuerunt.  Steph.  By- 
zant.  s.  V.  ".iyita  y.ai  "Ay^a/,  %uiqlov  ii/y.ujg  y.ai  ni.i]- 
ihwrjy.cijq'  Ictti  yae  Tijg  'j^zTiyri';  uqü  xiji  nökeojq, 
£v  0}  TU  j^iiyQcc  ftvOTijoia  eTCiTfksiTai,  [iifnj/.u(  tcSv 
7i£(}l  TOV  .dtuvvoov,  ev  m  l.eyovcn  y.ai  tov  JJftay.kea 
ftSiii»]o9^ai.  Haec  sufliciaiit ;  nam  haud  infrequens  est 
Agrae  apud   veteres  mentio, 

At  illud  fortasse  quaeris,  Vir  Illusfrissime ,  cur  Agren- 
ses  caerimoniae  sine  uUa  explicatione  a  Dione  comme- 
moratac  sint,  haud  nppido  omnibus  notae,  ut  Plutarchi 
librariis,  ut  mihi  nuper,  et  fortasse  aliis  mc  iloctioribus  ; 
saltatiouem  autem  mysticam  non  sie  couimemorare  satis 
liabuerit?  Do  quo  sie  statuo.  Etiam  profani  hoc  nosso 
poteraut,  mjs'.ic.a  quaedam  ad  Agram  ficri  solita  csso  ;  ad 
mysticam  vero  saltatiouem  non  admittebantur ,  nisi  qni 
initiati  essent,  et  ideo  illa  occultior  vidcri  poterat.  — 
Vale. 

Scrib.  Brunopoli  ante  diem  IV.  Kalend.  Nov.  WDCCCXLI. 


iiaQTVQia.  Tdk)j9oi<i,  ovy.  iuivca  ywravvGTaaat  y.ai 
df-iEkijcTui  Tolq  TiQEaßvTdTOiK  y.ai  TtakaioTdrovg  etc. 
Tibi  ildebatur  yogeiai  a  Dione  profectnm ,  a  libra- 
riis in  yaouq  perpcram  mutatum.  Nee  dubitari  potest, 
quin  in  rebus  mysticis  saltationi  locus  fuerit.  Quod  cum 
aliunde  constet,  tum  ipse  Dio  testis  est,  hujus  Orat.  p.  202 
Wor.  p.  383,  4.  Reisk.  ayf-dov  ouv  oiiotov,  ujotieq  ei 
riq  dvöoa  ''Ekki]va  /}  ßdußagov  f^iVEiadai  nagadouc, 
ctg  ^ivoTiy.uv  Tiua  i^vyov  VTiegcfvij  yakksi  y.ai  [^ie- 
yi^Et ,  Ttukku  /.lEv  üguivxa  iivaTiv.a  OsditaTa,  Ttok- 
k(jSv  ÖE  dy.ovovTU  TotoihviV  cpojvajv,  ay.öiovq  te  xai 
CfüjTOC  ipakkai;  ai'ivj  cpaivof^iEpvjv ,  äkkvjv  te  f^v- 
QiViV  yEVOj^livtJDV  ETI  ÖE  El  y.ai^  dir:  EQ  EluJdaarLV 
EV  ruj  xakov  /.lEpii)  dQOviOfJ^tp  y.ad  ioavT  Eq 
Tovc,  f.ivovfiEPOv(;  Ol  TEkov  PT  Ei,  y.vy.koi  -keqi- 

yOQEVElv  cett. 

At  hoc  ipso  loco  in  censura  libri  Tui  usus  snm,  quo 
Tuam  scripturam  impugnareui.  Hoc  enim  mihi  niolestum 
erat,  quod  iu  priore  loco  iiullis  ambagibus,  quasi  res 
Omnibus  nota  commemoratur  isia  saltatio,  in  posteriore 
tamquam  ad   rem   non  omnibus  notam  addita   explanatiune 


Personal-Chronik  uud  Miscellen. 

Beilrag  zur  Homerischen   Geographie. 

In  der  Reisebeschrcibun»  von  Fr.  Dubois  de  JVloutpereux 
nm  den  Caucasus,  zu  den  Tschcrkessen,  Abchasen  etc. 
nach  der  deutscheu  Uebersetzeng  im  ersten  Theile  der 
Sammlung  der  vorzüglichsten  neueren  Reisebeschreibun- 
gen etc.  von  Dr.  Külb,  Darmstadt  lfi41,  einem  übrigens 
für  alte  Geographie  sehr  beachtenstverthen  Werke,  heisst 
es  S.  220:  ,,Die  Inierethier,  ftlingrelicr  und  Georgier 
lieben  im  Winter  sehr  das  Schweinefleisch;  sie  halten 
desshalb  eine  Menge  Schweine,  welche  um  die  Häuser 
herumlaufen  und  sich  von  Feigen,  Kastanien,  Hirse  und 
wilden  Früchten  jeder  Art  nähren.  Diess  Land  ist  also 
ein  Paradies  für  diese  Thierc ;  auch  haben  sie  wirklich 
etwas  Stolzes  und  recken  ihre  kurze  Ohren.  Homer 
»usste  ihr  Behagen  zu  würdigen,  denn  gerade  hier  lasst 
er  dio  berüchtigte  Verwanillung  der  Gefährten  des  Ulys- 
ses stattfinden",  und  S.  250:  ,,Die  Argonauten,  deren 
Fahrt  man  mit  einem  Raubzuge  der  Wäringer  oder  der 
Tscherkcfsen  vergleichen  kann,  landeten  ebenfalls  in  der 
Mündung  dos   Phasis   und   gingen   den  J'luss   bis   nach  Kn- 


9;i 


94 


tais  hinauf,    wo    sie    von    den  Kindern    des   Phrixos    em- 
pfangen  und  dem   Kiinig  Aec<es  vorgestellt  wnnleu.    Znm 
Danke  für  den   guten   Empfang    raubten    sie   diesem   seine 
Scliätzc   und  seine   Tochter.    Die   Sage  von   dem   goldenen 
l'lii'ss  lasst  sich  am   natürliclis(en   durch  Goldwäschen   er- 
klären,   dcnu  die  Fliiflso  ,    weldio    von   den   Grenzen    der 
Suancn     herstrümen,     besonders    aber     der    Tskhenitskali 
and   die   Abascha,    führen  Gold    mit  sich   und    nach   Rei- 
neggs  hielten   die  Könige   Imerethis  noch  im  vorigen  Jahr- 
hundert Lenle ,   welche   das   Gold   ans  dem  Flusssande   zu 
waschen   verstanden.     Man   hat  mir  diese   Angabo   an  Ort 
nnd  Stelle  bestätigt.    War  vielleicht  diess  Gold  die  Lock- 
speise,   welche  die  Abenteurer    herbeizog?     Auch  Homer 
Iflsst  den   Odysseus  an   den   Ufern  des  Phasis,    wo    er  die 
berüchtigte   Circo   findet,  landen,     üiese  entfernte   Gegend 
rauss  bIso   für    die   Griechen    eine   ganz    besondere   Anzie- 
hungskraft gellabt  haben;    und    man  darf  hier   wohl    eine 
höhere  Civilisation,   Reirhthümcr,  schone  Städte   und  An- 
deres,  was   Abenteurer  locken   kann,  voraussetzen.    Acäa, 
Kytaia    nnd    Phasis    waren    die    bedeutendsten  Städte    des 
Ktinigs  Aeetes ,  welcher  das  Völkerrecht   kannte   und   die 
Ffemdlinge     nicht    nur    höflich    a\ifnahm,     sondern    auch 
glänzend    bewirthete,       Handel     und    Gewcrbtleiss    halten 
grosse     Schatze     in     seinem    Pallaste     angehäuft.        Seine 
Schwester    Circo     empfängt    ebenfalls     auf    eine     würdige 
Weise  die  Gefährten  des  Odysseus,   über   welche  sie  durch 
Bildung    weit    hervorragt.      Sie    wohnt    in   einem  schönen 
Haus«    von    gehauenen    Steinen    und    webt    ein   kostbares 
Gewand  ,   während   ihrem   Munde  ein   melodischer  Gesang 
entquillt.      Feines    Linnen     und    Purpurfeppicho    bedecken 
die     Sitze     im     prachtvollen     Gemache.       Auf    silbernem 
Tische     prangen     goldene     Körbe     und    Becher.        Unter 
ilen   Reichthümeru    des    Landes    rühmt    Homer    besonders 
den    herzerfreuenden,    süssen,    duftigen    Wein,    wie    ihn 
jetzt    noch    Odischi    hervorbringt.       Aber    die    rohen   Ge- 
'     fährten  des   Odysseus,    wahre   Seeräuber,    beleidigen    die 
Königin,    welche   sie    in    einen   Stall    einsperren    und    wie 
Sehweine   behandeln    lässt.      Nur    der    liochherzigo   Odys- 
seus weiss  sich  die  Achtung    und   Liebe    der  Königin    zu 
erwerben   und   erwirbt    die   Freilassung    seiner    sdiuldigen 
Genossen.       Circe    bei>irfhct    sie   darauf    noch   ein   ganzes 
Jahr,  sorgt  dann   für   ihre   glückliche  Heimkehr  und  zeigt 
sogar  bei  der  Beschreibung  des   AVeges  auf   dem  schwar- 
zen Meere   ihre   geographischen  Kenntnisse." 

Gelegentliches  zum  Homer. 

Es  ist  eine  bekannte  Sache ,  dass  in  der  Homerischen 
Poesie,  wenn  auch  eigentliche  Naturschildcrung  ihrem 
Wesen  fremd  ist,  deni'.och  da,  wo  einzelne  Züge  aus 
dem  Naturleben  ,  sei  es  zum  Beluife  von  Bildern  und 
Gleichnissen  oder  zu  kurzen  epithetischen  Bezeichnungen 
herausgehoben  und  verwendet  werden,  dieses  mit  einer 
nnmittelbar  ansprechenden  Treue  und  Originalität  ge- 
schieht. Wenn  nun  die  eigeiiihümliche  Frische  und  Ur- 
sprünglichkeit dieser  Züge  uns  immer  mahnt,  dass  der 
Dichter  schildert,  was  er  in  der  reichen  Natur  seines 
^'aterlandcs  gesehen  hat,  so  wird  hinwieder  ülicr  Man- 
ches, was  sich  bei  ihm  findet,  die  Beobachtung  der  Na- 
tur einen  angenehmen  Aufschluss  geiialiren.  Man  wird 
so  gewissermaassen  auf  manche  seiner  Anschauungen  ge- 


führt und    meint    ans    diesen    auch    die   Darstellungen  des 
Dichters  naher  zn   verstehen.      Darum   ist  die   Erinnerung 
besonders  an   solche   Naturerscheinungeo ,     die   nicht  aller 
Orten   zu  beobachten  sind,    insofern   wenigstens,     als  an- 
zunehmen  ist,  dass   dem  Dichter  Aehiiliches  vorgeschwebt 
habe,    nicht  unnütz   und   für  seine   Leser   nicht  ohne   Ge- 
nuss.      Von   der   Art  ist,   wag  F.  P.  E.   Greberns  in  seiner 
Reise    iu    Griechenland  S.   2'J4    über  die   öoöoöäy.Tl'l.oc, 
'JJujZ  sagt:     „Ich    will    bemerken,    dass  sie  Homer  nicht 
aus  der  Luft  gegriflen   hat.      Es  zeigen  sich  nämlich   nach 
dem   Untergange    und    vor    dem    Aufgange    der  Sonne   lünf 
blassrothe,  perpendikniär  vom  Horizont  aufsteigende  Strei- 
fen.     Am   Abend   habe   ich  selbst    sie   gesehen  ,     am   Mor- 
gen  war  ich   nicht  so   glücklich.      Auch    sind    sie    da    we- 
niger deutlich."     So    weit    Greberns.      Dass    die    Streifen 
am   Abend   deutlicher  sind,     wird   wohl   Niemanden   bewe- 
gen,    an   der    Richtigkeit    dieser  Beziehung  der  Erschei- 
nung   auf   den    Homerischen    Ausdruck    zn    zweifeln,      da 
nach   der  einförmigen   Nacht    diese    blassern   Lichtstrahlen 
für  die   Aufmerksamkeit    des    Beobacli(ers    sicli   viel   mehr 
auszeichnen,     als    ihr    stärkerer  Schein    an    dem  ohnehin 
lichterfülttern   und   mannichfaltigern  Abend.      Gegenstücke 
zu   Homer's    Bildern    im    Kleinen    wie    im    Grossen    zeigt 
zwar   die  Natur  allenthalben,   indessen  ist  benierkenswerth, 
wie  so   manche    Scene    der  Gebirgs-    nnd    Alpengegenden 
lebendige    Commentare    zu    Homerischen    Stellen     liefern, 
wie    z.   B.    die   unabtreiblichen    Fliegenschwärme    bei    den 
Sennhütten   zur  Melkzeit  zu   Iliad.   II,   469. 
ijVTS  fxi'idojv  ddivuujv  edvta  nokXd, 
a'iiE  v.aTa  araSfxdv  Ttoiftvtji'ov  ijkdaxovri/v 
0JQ7J  £v  sutQivij ,    oT£  TS  yXdyoi;  äyyea  Sevei. 
Oder  die  Massen  des   dichtesten  Nebels,  der  sich  oft  über 
die   Häupter  der  niedern   Alpen  tief  herunter  ergiesst,   zn 
Iliad.   III,    10  H.  tr.  ,   wobei   der   launige  Beisatz   noiiiioiv 
ovxL  cplhjV,    y.LeTlTi]  di  ts  vv/.Toq  d/ieiiui    in    seinem 
Gewichte   verständlicher   wird,    wenn   er  schon   als   Erfah- 
rungssatz  in  der   zwei(on  Hälfte   sich  selten   bewahrheitet. 
Oder   das  Zusammenstürzen   der   wilden  Bergwasser   in  ein 
tiefes   Tobel,     deren    Tosen    der  Hirt    in   der  Ferne   hört, 
zu  Iliad.  IV,   453  fi.      Oder   zu  Iliad.  V,  87  ff.  die  furcht- 
bare Landplage  der  Gebirgsgegenden   (wie   1834  und  seit- 
her öfters),    das   Ausbrechen    der   Waldwasser,     die    kein 
Damm   zurückhält,    die  Saatfelder    uiul    Wohnungen   zer- 
störerr,  iXdövr'  e^arji'vijq,  6t'  enißoiorj  zJioi  öfißQO<;. 
So   noch   Vieles  der  Art,   was  anzuführen  niclit  nöthig  ist. 
Wer  aber  auf   einem  Berge    stehend    bei    klarem   Wetter 
in   den   hellen   See   geblickt  und   ans  seinem   blauen   .Spie- 
gel  auf  einmal    einen     leichten   glänzenden    Nebel   lierauf- 
tauchen   gesehen   hat,    der,    ohne   viel   Zufhuii   der  Phan- 
tasie,   wie   eine   langbekleideto   Grsfalt    vornärts   über  die 
Fläche   daher  zn  schwellen  scheint,    der  wird   sich   leicht 
des  schönen  Verses  von  der  Thetis  erinnern  ,  Iliad.  I,  359, 
und   seinen   Ursprung  zu  verstehen   glauben: 

y.aQnakif-WJi  S'  dvlöv  nol.nji,  dXo^  ijtr'  dplx^tj- 
Gar  merkwürdig  ist  die  Stelle  Iliad.  II,   459  ff.: 
—    WC/r'    ÖoiniiujV   71'£T£1]VÜjV   lVivcu   TTohkdf 
Xf]vij)v  ij  ytod.viov  r,   xi'xi/ujv  i)oiKiyod{iou)v ■> 
'Aaim  SV  Xeiiicuvt,  KavffTQi'ov  dttcpi  ^h9^a, 
ciDa  zai  £pi)u  noiviviai  dyu/.kü/ievai  7rTiot'y£aaiv, 
y.Ac.yyijdov  'jTQoy.ttdiCovTUjv,  Of.iaQu.ysi  öe  ts  keiuojv. 


95 


9G 


Sic  zeigt  uns  ein  cigmihümlirlirs  Treiben,  das  an  (Iie> 
8on  Vögeln ,  «o  sie  sich  in  Massen  an  einsamen  Orten 
boisainnien  finden,  zu  bemerken  ist.  Aelinlitbcg  haben 
Reisenilo  auch  an  der  Wolga  beobachtet.  Besonders  in. 
(eressant  aber  ist  es,  trotz  mehrerer  Un.'ihnlichkeit  mit 
fliesen  A'ersen  die  Uesclircibnng  der  merknürdigen  Scene 
zusammen  zu  halten  ,  die  sidi  in  der  brasilianischen  [iciso 
ron  Wix  und  Martins  lindet  und  durch  ein  schönes  Blatt 
im  Atlas  veranschaulicht  wird.  Dort  «ird  Thl.  II.  S.  530 
crz,'lhlt,  was  die  Reisenden  am  llii)  de  5\.  Francisco  ge- 
sehen haben:  „Als  wir  gegen  Abend  einen  dieser  Teiche 
beschlirhcn  —  welch  sonderbares  Schauspiel  stellte  sich 
da  unsern  Blicken  <lar.  Hunderte  der  rosenfarbenen  Löf- 
fclgänsc  standen  in  langen  Reihen,  gleichsam  Compag- 
iiienweiso  vereinigt,  längs  den  Cfern  hin,  uud  wadeten, 
mit  dem  Schnabel  emsig  im  Sumpfe  umhersuchend,  lang- 
sam vorwärts.  Tiefer  im  VVasser  schritten  gravitätisch 
einzelne  grosse  Störche.  Auf  einer  kleinen  Insel  inmit- 
ten des  Teiches  waren  dichte  ScIi wärme  von  Enten  und 
Wasserhühnern  gelagert,  und  zahlreiche  Kibitzen  um- 
kreisten im  schnellen  Fluge  die  Ränder  des  Waldes,  auf 
der  Jagd  nach  Insccten  geschäftig.  Hier  herrschte  end- 
loses Geschnatter,  Geschrei  und  Gezwitscher  der  man- 
iiichfaltigsteu  Vögelgeschlechter.  —  Wir  sahen  hier  ge- 
wiss mehr  als  zehntausend  Thierc  neben  einander.  — 
Das  Gemälde  der  ersten  Schöpfung  schien  vor  unser» 
Augen   erneuert." 

Aarau.  Rudolf  Rauchenstein. 

Erklärung' 
In  Schüll's  Sophokles  p.  92  finde  ich  folgende  An- 
merkung: ,,  Hierüber  (die  politischen  Beziehungen  der 
Oresteia)  kann  icli  auf  Drojsen  ,,des  Aeschjlos  Werke" 
2-  Auflage,  Einleitung,  verweisen.  Mein  rrenn<l  hat  darin 
die  Beziehungen  dieser  Dichtung  auf  die  Zeitverhältnisse 
in  allen  lierrorgeliobenen  Stellen  so  gcfasst ,  wie  ich  es 
ihm  vor  Jahren  aus  meinen  Aufsätzen  mitgetheilt  habe. 
Und  es  sind  noch  mehr  dieser  Beziehungen  zu  erkennen, 
deren  Erörterung  ich  damals  noch  nicht  ausgeführt  hatte." 
leb  muss  befürchten,  dass  man  diesen  Worten  eine  für 
uiich  empfindliche  Interpretation  geben  wird  ;  daher  Fol- 
gendes zur  Erklärung.  Jene  Mittheilungen  fanden  1834 
oder  35  statt;  Scholl  las  damals  mir  und  einem  Freunde 
seine  Aufsätze  über  die  Oresteia  vor,  welche  den  Inhalt 
des  ersten  Theiles  seiner  Beiträge  bilden  sollten,  aber 
in  denselben  noch  keinen  Platz  fanden.  In  jenen  Auf- 
sätzen waren  vor  Allem  die  politischen  Beziehungen  der 
Oresteia  ,  die  ich  früher  schon  für  die  Enmeniden  auf- 
gcfasst  hatte  (s.  des  Aeschvlos  Werke.  1.  Aufl.  Tcni.  I. 
p.  177.  223.),  auseinandergesetzt;  in  unseren  freund- 
.srhaftliehen  Gesprächen  war  damals  nicht  selten  einer 
oder  der  andere  Punct  Gegenstand  der  Erörterung.  Als 
ich  im  Herbst  1840  den    Aescbylos  zu   einer  neuen  Edi- 


tion durcharbeitete,  war  ich  in  Kiel,  Scholl  in  Griechen- 
land ;  ich  glaube  ihm  damals  geschrieben  zu  haben:  dass 
ich  bedauerte,  nicht  ihn  oder  seine  Papiere  für  die  Ore- 
steia zu  Rath  ziehen  zu  können  und  versuchen  zu  müs- 
sen, auf  eigene  Hand  die  Beziehungen  jenes  Gedichtet 
nachzuweisen.  INach  einer  in  dieser  Weise  eigenen  und 
selbständigen  Durcharbeitung  erklärte  ich  in  der  zweiten 
Ausgabe  der  Uebersetzung  p.  535 :  ,,dass  ich  Vieles  den 
Mittheilungen  meines  Freundes  Scholl  verdankte",  und 
verwies  zugleich  auf  die  holTentlich  baldige  Veröffent- 
lichung seiner  Beobachtungen  über  die  Oresteia;  letzte- 
res um  so  mehr,  da  die  ganze  Fassung  meiner  Bearbeitung 
des  Aeschylus  zeigt,  dass  sie  dem  Kreise  untersuchender 
Gelehrsamkeit  fern  stehen  sollte.  In  dem  im  Februar 
1S41  gedruckten  Aufsatz  über  Phrynichos  u.  s.  w,  (Kie- 
ler Studien  p.  75.)  schrieb  ich :  in  Beziehung  auf  die 
Oresteia  wird  dieses  (das  Politische)  hoffentlich  bald  Scholl 
in  der  Fortsetzung  seiner  Beiträge  nachweisen",  indem 
ich  zugleich  die  neue  Ausgabe  meines  Aesclnlos  anführte, 
wo  ,,die  Hauptpuncte  ihrer  politischen  Bedeutsamkeit" 
ilargclegt  seien.  Also  Schöll's  Arbeit  war  es ,  auf  die 
ich  dem  philologischen  Publicum  gegenüber  mich  berief; 
und  nicht  verschweigen  oder  verheimlichen  habe  ich 
SchölTs  Verdienst  wollen,  ein  Verdacht,  vor  dem  mich 
bei  Scholl  selbst  die  Erinnerung  an  eine  vieljährige  und 
aufrichtige  Freundschaft  geschützt  haben  wird.  Es  erga- 
ben sich  mir  bei  meiner  neuen  Bearbeitung  des  Aeschy- 
lus manche  Erklärungen  und  Verbesserungen ,  die  ich  mir 
vorbehielt  an  geeigneter  Stelle  mitzutheileu ;  einige  der- 
selben auf  die  Supplices  und  die  Eumeniden  bezüglich 
sind  in  dieser  Zeitschr.  1841.  Nr.  27.  veröffentlicht  und 
werden  auch  wohl  von  Scholl  nicht  anders  als  für  unab- 
hängig entstanden  anerkannt  werden.  —  Gegen  die  mög- 
liche Deutung  der  Worte:  und  es  sind  noch  mehr  dieser 
Bczichnngen  zu  erkennen  ,  deren  Erörterung  ich  damals 
noch  nicht  ausgeführt  hatta"  —  gegen  die  Deutung  näm- 
lich, als  ob  sie  darum  in  meiner  Darlegung  nicht  sind, 
weil  sie  Scholl  noch  nicht  aufgeschrieben  hatte  —  muss 
ich  eben  so  energisch  prolestiren ,  wie  ich  von  Scholl  s 
offenem  Charakter  ertvarte,  dass  er  sie  selbst  mit  Unwil- 
len  zurückweisen   wird. 

Kiel.  Dfoyaen. 

Bonn.  Die  Zahl  der  Studircnden  in  diesem  Semester  be- 
läuft sich  auf  679,  unter  welchen  zwei  Erhicgenten  sind. 

Halle.  Die  Gesammlz.ibl  der  imniatriculiiten  Studenten 
war  am  11.   Dec.   1841  705. 

Miiiiclicn,  den  31.  Dec.  1841.  Heute  starb  hier  dct  Prof. 
lind  Akademiker  Dr.  Fr.  Ast,  bekannt  in  der  philologischen  Welt 
durch  seine  Bearbeitung  Plalo's,  der  theophrastischen  Charak- 
tere,  einen   Grundriss  der  Philologie  elc. 

Paris.  Am  14.  Nov.  1841  starb  dahier  Lord  Elgin,  be- 
rühmt durch  die  Wegführnng  der  nach  seinem  Namen  benann- 
ten Kunstschätze  aus  Griechenland,  76  Jahre  alt. 


Wir  hoffen,  dass  die  in  etwas  veränderte  äussere  Einrichtung- der  Zeitschrift  ausser  typogratihischen 
Vorthcilen,  die  uns  zunächst  dazu  veranlassten,  auch  den  (Vir  das  verehrliche  Puhlicuni  haben  werde, 
dass  Alles  sich  iibersichtlicher  ffcstaJte.  M.  F.         Fr.  Z. 


Zeitschritt 


für    (He 


Alterthumswisseiischaft, 


Februar  184«. 


9.    Thuhyd.  Studien  von  Prof.  Dr.  Krüger   in  Berlin. 

(Fortsei/ M  11  g  von  1S40.  Nr.  55.) 

4,  S:  /dießijoav  /jtv  xcii  akXot  ■wqotsqov .,  ol  dt 
ishsiTaiot  xal  iyy.arah]qi}iiTfc,  u/.oat  -Aal  xerQay.o- 
oiOL  i'-aav. 

Es  ist  die  Rede  von  den  Lakedc'imonicrn  anf  Sphak- 
Jcria.  Friilior  lia<tp  sicli  die  ilort  befindliche  Besatzung 
abgelöst;  sjäter,  als  sie  eingeschlossen  war,  blieb  die- 
selbe Mannschaft,  vierJiundert  ZHanzi;j  Spartialen.  Da 
von  diesen  nach  K.  38.  "ur  392  gefangen  wiinlen,  so 
konnte  an  der  obigen  Stelle  nicht  gesagt  werden  tyxti- 
Tekijcfdijoav  eiy.ooi  vxd  rSToay.üOtot.  Richiig  ist  also 
die  alte  Lesart  iyy.axctkf.tCfdivTic ,  die  auf  der  Insel 
zurückl/lieben  ,  als  keine  Ablösung  mehr  müglich  war. 
So  ich;  dagegen  IFr.  G.:  ,, Quasi  quornm  corporibus  po- 
titus  sis ,  etianisi  morfui  sint,  eos  lo  cepisse  dicere  ne- 
ijueas."  Wirklich?  Also  es  «nrden  302  lebende  und  28 
todfo  Feinde  gefangen.  Wir  wenigstens  pflegen  so  niclit 
zu  sprechen  und,  so  viel  ich  weiss,  ebenso  wenig  die 
Griechen.  Leidlicher  dächte  ich  wäre  eine  andere  Er- 
klarnng  des  eyy.uiakij(f9ivTB<; ,  nach  welcher  man  es 
nicht  auf  die  Ueberwüldgimg,  sondern  auf  die  Einschlies- 
aung  bezöge.  .Allein  da  würde  man  doch  eher  ii>a7lO- 
}jj(f3iVT£s   erwarten. 

Ferner  erinnert  Ilr.  G. :  „wenn  der  Schriflstcller 
i'/yatahstCf^iVTSi  geschrieben  hätte,  so  würde  er  seines 
Erachtens  xai  ausgelassen  haben.  Das,  däclite  ich, 
konnte  er  nicht,  ohne  ein  wenig  unsinnia  zu  schreiben. 
Denn  oi  Tskevrai'Oi  y.arakEicfx^evTi^  würde  heisscn: 
die  zuletzt  Zurückgelliebenen.  Die  früher  Hingeschick- 
ten waren  ja-  aber  niclit  auch  zurückgeblieben.  Ganz 
vernünftig  dagegen  ist  ui  rekei)TO.iot  y.ai  y.ciTakstcpdtr- 
r£S,  die  zuletzt  Hinühergeschickten  und  dort  Zurüchge- 
blielenen.  Damit  man  nicht  zu  Ttkivraioi  etwa  noch 
ein  Particip  wie  8lutjävTE<;  hinzugefügt  verlange ,  ver- 
gleiche man  Xen.  An.  2,  2,  17:  Ol  vaTioOl  —  cy; 
txi'yxavuv  eyaozoi  iji'UQovxo. 

4,  13:  l^/i-'  i;vka  ig  (^}]Xo.va.q  7taQE'7i£n'i\jav  tüjv 
vEujv  Ttvaq  iß  \4alvip',  ikniCouTeg  t6  xara  top  ki- 
fieva  xelxoi  v>poi;  f^iiv  txstp ,  üjioßuaeio;  8h  i^äktTxa 
oi'Oi-q  tkeiv  i^iijxo-vacq. 

In  der  ersten   Ausgabe  erklärte  sieh  Hr.   G.   über  die 

Worte   dTioßctuewi  ds  ^ciktoxa  oi'Oiji;  so:   „Wenn  sie 

mir    erst   ge/andel  wären,    ante  omnia  escensione  facta. 

Non  recte  ^äktOxa    cum  ikctn  jüngere    vidctur  Krueger 

Zeitsclir,  f.  d.  AlUrthumsw. 


ad   Dlonjs.   p-    :.'9t)-"      Dass  jene  Erklärung   ganz   unstatt- 
haft seij     hat   Hr.    G.    selbst    eingesehen,    und    gibt   nun, 
wie    Hr.    Haackc   und   Hr.   Poppo    nach   Dukas   oder   viel- 
mehr   schon   Vallas  Vorgange   eine    andere:    Da    hier ,    im 
Hafen  ,  am  leichtesten  zu  landen  möglich  war,  so  hofften 
sie   [dort\   durch   Maschinen   die  Mauer  zu  erobern.    Aber 
wenn   es   zur  Bcslürninng   doch    erst   der  Landung  bedurfte, 
warum    denn    die   Mauer    da,    wo    sie    am   hiiclisten   war, 
angreifen?    Welchen   Einfluss  hat  die   Betjuemlicbkeit  der 
Landung  auf  die   Leichtigkeit    des    Erstürmeiis?      War  es 
nicbt  natürlich,    dass  mau   die   Maschinen   ausschiffte   und 
mit    ihnen    den   Punct    angriff,     welclien    man    am    erfolg- 
reichsten  zu  bestürmen  hoffen  durfte?   Diese  Schwierigkeit 
veranlasste    mich    Ktahoxu    mit    Itciv    zu  verbinden   und 
die    Stelle    so    zu    fassen ;    Sie    hofften,   wenn    gleich    die 
Mauer    an    dem    Hafen    hoch  war,    doch;    da   die    Lan- 
dung   sich    ihnen    dort    nicht    verwehren    Hess,     dort    die 
ßlaschinen    ausschiffen    und   durch    diese    Maschinen    am 
ersten    den    Ort    erobern    zu    künnen.       Das    Hyperbaton, 
welches    ich    dabei    annehme,    ist    nicht   eben     härter,    als 
manche   andere    in    den  von  mir  angeführten  Stellen.     Auch 
die   auf's   Engste   zusammengehörigen  Degriffe   werden   zu- 
weilen   durch    ein   zwischengesetztes   AVort    getrennt,    wie 
fi,  5:   XQovoj  'Innoyüäxi]';  vatEQOv  likai   xvQuvvoq^ 
Demosth.  20',  83.  p.  482:   ixixijöc-ioi  naax^iv  ^tts  ev 
xov    iuLkomov    Xf^öiov.       l'nd    besonders    die   Adrerbia 
erfahren  häufig  eine  sehr  auffallende  Versetzung,   worüber 
man  die  gegebenen  Nachweisungen  vergleiche,  deren  einige 
wir  noch   weiter  unten    betrachten   werden. 

lieber  die  p.  3(»2  von  mir  angeführten  Stellen  lä'st 
sich  freilich  zum  Thcil  noch  streiten.  Doch,  wie  ich 
sehe,  nimmt  2,  49:  xu  fxEV  ii:uji}ii'  ünxoiih;;)  ovjua 
oi'y.  üyav  deQfxdv  i'v  sowohl  Hr.  G.,  als  Hr.  Poppo 
mit  mir  ein  Hyperbaton  an.  Ungenügend  aber  behan- 
deln wir  wohl.  Jeder  in  anderer  Weise,  die  Stelle  6,  22: 
vavai  yal  nokv  ■jiEyiEivcn  {X9>/)^  '','«  '''•'^'  ^«  ^^"'h 
ÖEia  (jäov  Uy.oiuCüifitih'.,  luv  öe  yiai  avxo^Ev  cri- 
Tov  ev'  ülydai,'  ■niQoii  y.al  nE(fQvy(.uvuz  ynii>nq, 
ü'"£tv.  Ich  nehme  ein  Hyperbaton  an;  ebenso  Hr.  Arnold 
und  Hr.  G.,  nach  denen  die  Worte  eigentlich  so  gestellt 
sein  müssten:  tüv  ÖE  y.al  otiov  aixuDiv  —  uyEiv; 
ich  glaubte  vielmehr  so:  xuv  ÖE  aixvv  avtöÜtv.  Denn 
die  erstere  Stellung  würde  ich  damals  schon,  ebenso 
wie  heute,  für  ungriechisch  gehalten  haben;  für  ebenso 
ungriechisch  als  xov  ÖE  y.a)  nixodlv  ahvv  iu_it  Uru. 
Poppo  durch  Attraetion  erklärt  {top  öi  xai  avzöv  OiTOV 


99 


100 


avr('3(r).     Doim     ■/.ui    oiier    Ss    v.ai  kann,    so    \\A  ich 
weiss   und    lipgrcifo,   auf  «lirse    Weise    nicht   zitisclien    den 
Artikel    und  sein  AOincn  eintreten;    und  itli  »nnderc  inicli, 
wie    llr.    P(i|i]io  ,     um     das     zu     betveisen,    auf  Ilni.    I5ern- 
Lardv's    ii  isrii'nsriiafilirlic   Syntax   »erueisen     kann:    ein   so 
leiclitfi-rtites    Buch,   dass,    wie    ich    (flauhte,  jeder  Pliilolof 
jede   lichaujitnnj;    de!<seUien,    am    meisten    jede    reclit   zu- 
Tersichtlich    ausjfesprochene ,     so    lange    für    falsch     halten 
wiinlfl,   bis   er  sie  andern  eitig  best.'iti^t   ȟsste.      Bis   also 
Hargethaii   ist,    dass    ein   (i'ripche  jemals   etna   gesagt  ruv 
Sf    xat    <riTOV    oder    tov    de   xal  akkov  airov,    werde 
ich    auch     die    von    Hrn.    Poppo    gegebene   Erklärung    der 
Stelle   für   falsch     halten     und    in   Ermangelung    von    etwas 
Besserem   den  Artikel   als  Pronomen   fassen.     Hierbei  näm- 
lich   scheint    dem    .Schriftsteller    eine    Beziehung    auf    TU 
tTiizr.öeia    vorgeschwebt    zu     haben.       Darnach    hätte    er 
eigentlich   T«    f)6    ycl  sagen    müssen,   liess   aber  wegen  des 
in    eng   verbundener    Apposition   hinzutretenden    Oitov   das 
Pronomen  sich   nach   diesem   Begriffe   richten.      Aehnlich- 
keit     hat    die    Stelle    des    Euripides    bei    Lj'k.    g.   Leokr. 
§■    100.   V.   42:    UQtoviyiv    d'KKot,    Tr;v    d'    f'/w    owau) 
nuktv,   «o   freilich  Bckker   riivö    f.yio  aufgenommen  hat. 
4,  3G:    oi  Aay.tduifiöviui    ßukköfiEvui   re    ccfKfo- 
rsguj96i>    i]8)-)   y.ai  yiyvd/^tevot  iv  t<Jj  ainip  t''jW^ra/- 
fiart,   i6c   ftr/.oov   ^isyakip   niy.äoat,   nf)   £v    ÖeQuo- 
■Jti'kaii    {ey.s/i'ui    re    yuQ    rrj  dr^aiiu)    •KEoiikdovxuiv 
Tu)V  Ileoaai'  8iE(fddQi]aav,  ovtoI  xs)  dß(fißokoi  r,dij 
ÖVTE-;  oiy.ert  diTeixov. 

AVenn  man  diese  Stelle  von  jeher  so  interpungirt  ge- 
lesen hätte,  so  «rürdc  es  schnerlich  Jemand  eingefallen 
sein,  sie  anders  zu  interpungiren  ,  um  eine  Anakoluthie 
lu  geiviunen.  Denn  uozu  das?  Ist  nicht  Alles  klar  und 
«prachgemäss  ?  Wer  etiva  Anstoss  genommen  an  einer 
Gestaltung  der  Rede  wie  iy.Eivoi  TS  —  8iiCf9u(jiiaav , 
OVToi  TS,  den  würden  Stellen  wie  Eur.  Iph.  T.  1333: 
xeivoi  TS  yup  oiöijouv  ovx  sr/ov  -/s^oiv,  ij/is/i;  ts 
hinlänglich  beruhigt  haben.  Vertraut  mit  der  Darstel- 
longsweise  der  Alten,  welche  anf  den  gesunden  Slenschen- 
verstand  ihrer  Leser  mehr  rechnen  als  wir,  die  überall 
Unverstand  als  o/Hcielle  Basis  voraussetzen  müssen;  würde 
man  es  kaum  als  anflallend  betrachtet  haben,  dass  man 
za  ovToi  TS  ans  dem  Vorhergehenden  iiSQLskddvTUiV 
TüJV  TToktf^i'ujv  statt  Utoovjv  denken  müsstc.  Da  in- 
dess  die  von  mir  gegebene  Interpunction  nicht  vorlag,  so 
glaubte  man,  durch  eine  falsche  verführt,  hier  eine  der 
seltsan.sten  Anakoluthieen ,  die  ich  kenne,  zu  finden: 
Ol  ylcr/.sda/nofioi — Oe^f^w'cvkaiq  {sy.eivoi  ts  yuQ  — 
ovToi  TS  djKflßokot.  —  Dass  Hr.  Poppo  statt  des  Pa- 
ronthesenzeichens  einen  Strich  setzt,  ändert  in  der  Sache 
Nichts.  Immer  hätte  Thukjdides  ein  Subjcct  mit  einigen 
dazu  gchörin;en  Begrifleii  vorausgeschickt,  um  weiterhin 
<o  zu  sprechen,  als  wäre  es  nicht  vorhergegangen;  dann 
eine  Parenthese  angefangen,  um  sie  nach  dem  ersten 
Satzgliede  abzubrechen,  da  abzubrechen,  wo  nothwendig 
ein  zweites,  das  dem  vorigen  entspräche,  folgen  müsste; 
endlich  das  der  Parenthese  geraubte  Glied  genommen, 
um  es  zum  Haupte  des  Hauptsatzes  zu  machen.  Ein  su 
seltsamer  Redebau  schien  und  scheint  mir  ebenso  un- 
denkbar, als  beispiellos.  Denn  wenn  Hr.  Poppo  ver- 
sichert, dass  die  von  ihm  in  seinen  Prolegg.  I,  1,  p.  108 


angeführten  Stellen  von  derselben  Art  seien  ,  so  begreife 
ich  das  nicht;  ich  kann  in  keiner  dieser  .Stellen  auch 
nur   einen   Schatten    lon    Aehnliclikeit   erkennen. 

ISicht  viel  besser  als  diese  l'crgleichung  scheinen  die 
Gründe,  welche  Hr.  Poppo  gegen  meine  Erklärung  gel- 
tend macht.  lieber  die  Ergänzung  des  ■JiSoilkttdvTCUU 
Ttijv  UoKSfAiujv  habe  ich  bereits  gesprochen.  Noch  un- 
erwogener  ist  es,  wenn  er  bemerkt,  auch  ötSCp&dQ-naav 
könne  zu  oiTol  xs  nicht  ergänzt  werden,  weil  die  La- 
kedämonier  auf  Sphakteria  nicht  6ltcp9dfJl]Oay,  sondern 
sich  demnächst  zurückgezogen  und  später  sich  ergeben 
hätten.  Geht  denn  ein  Heer  bloss  unter,  wenn  sänimt- 
liche  Soldaten  niedergemetzelt  werden  ?  Dann  wäre  frei- 
lich das  Prcussische  Heer  bei  Jena  nicht  untergegangen  ; 
denn  gefallen  war  ja  nur  eine  verhältnissmässig  geringe 
Anzahl.  Allein  auch  ein  zersprengtes,  entivaffnetes ,  ge- 
fangenes Heer  ist  ein  vernichtetes,  und  wäre  auch  kein 
Mann  davon  im  Kampfe  geblieben.  Dass  Thuk)dides  in 
Beziehung  auf  die  vorliegende  Sache  ebenso  dachte,  zeigt 
7,  71  :  diucf9ciQsioujv  yao  rmv  vsdjv  roig  Aay.tdat- 
fiovioig  (sv  Uvko})  TtQoaaTtuikkvvTO  avTotq  y.ai 
oi  SV  TTJ  vijaij)  dvdfjic  diaßsßijy.öis:;,  «o  8iu(f&aQSL- 
Guiv  sogar   von   eroberten  Schillen   gebraucht  ist. 

Endlich  erinnert  Hr.  Poppo,  dass  bei  meiner  Erklä- 
rung die  Worte  ducflßokot  ijÜij  dvisq  nach  ßukku- 
ftsvoi  äfi(f()TSOU}dsi'  ijöij  liberflüssig  sein  würden.  Das 
eben  sollen  sie  auch  sein,  sollen  nur  von  den  der  Paren- 
these vorhergehenden  Worten  den  Ilaiiptbegriff  wieder 
aufnehmen,  in  welcher  Weise  besonders  Participia  nach 
Parenthesen  und  Zwischensätzen  öfters  wiederholt  werden, 
wie  z.  B.  bei  Arrianos  Anab.  1,3,6:  f.lOV ö i;vka  irkota 
i;vvuyayujv  (r^v  Ss  y.ai  xovtwv  diropla  Tiokkij  — ) 
TavTa  lüg  nksioxa  twayayujv  dtsßlßu^su  STt'  av- 
Tojv  T?ig  arxrjaTiäc  ocroi'(;  diwciTOv  ijv.  So  ist  denn 
freilich  das  diicplßokoi  tjÖ!!  avTS^,  was  ja  auch  liei  Hrn. 
Poppo's  Erklärung  keinen  neuen  Gedanken  gibt,  zwar 
überflüssig,  aber  nicht  müssig. 

Kaum  Erivähnung  verdient  noch,  was  Hr.  G.  hinzu- 
fügt, dass  bei  meiner  Erklärung  oüxSTl  dvTSi'/^ov  gegen 
das  vorhergehende  dtSCfHaoijoav  zu  leicht  (minus  leve) 
sein  würde.  Wenn,  wie  ich  annehme,  die  Parenthese 
wirklich  regelmässig  abgeschlossen  ist,  so  hat  ovx  CCV- 
TSiXOV  auf  das  in  ihr  stehende  ölt(f9doija(CV  keine  Be- 
ziehung ,  eine  solche  findet  aber  freilich  statt,  wenn  man 
eine  verwebte  Parenthese  annimmt.  Also  nicht  gegen 
meine,  sondern  gegen  die  Poppoische  Erklärung  hätte 
Hr.   G.    diesen   Einwand   erheben   können, 

4,  51:  Xioi  To  TSixoq  TzsQisikov  t6  xaivov  -/.sksv- 
odvTUiv  'Adrjval.u)v  xui  vTconTSi'Oavxujv  ig  avTOVi 
XI  vsviTSQtsiv  ^  noiijcfuusvoi  fJSVToi  ■jzQOi  'Ad)]vaioi<, 
TtioTSii  y.ai  ßsßuiövijTa  sx  xuiv  öl'VUtujv  jjiiösv  tceqi 
acfui  vsujTSoov  ßorksi'astv. 

Ich  hatte  mich  begnügt,  den  Sinn  dieser  Stelle  karz 
anzugeben.  In  der  ersten  Ausgabe  billigte  Hr.  G.  meine 
Erklärung  mit  Einer  Beschränkung.  Meine  dort  mitge- 
theilte  Lebersetzung  hat  er  jetzt  weggelassen.  Sie  lau- 
tet: Cliii  novum  murum  Jassu  Atheniensium  demolili  sunt., 
suspicantiu7H  ipsos  rebus  novis  sludere :  pacti  laviert  {an- 
tea)  cum  Aiheniensiius,  ne ,  quoad  ejus  fieri  posset,  de 
conditione  sua  quidquam  novaretur. 


101 


102 


In  (icr  ersten  Ausgabe  rerbaiid  Ilr.  G.  £?  ai'TOl-; 
mit  VTtOWvEvaüvxtDV  uml  Iczojf  das  Proiuimen  auf  die 
Chicr.  üarülier  ininlo  ihm  lou  Hrn.  Poppo  znsfpniuilict 
VTtorxrei'siV  £K  riva  als  ({rierhiscli  iiarhzutveisen.  Ilicr- 
(larcli  in  Verlogpiiheit  gesetzt,  hat  Hr.  (i.  in  der  zweiten 
Ausgabe  diese  Erklariiiig  fallen  lassen  und  rerbinilet  mit 
Hrn.  Poppo  t?  avzovs;  mit  i£iHTt(j/£/r  i/,  iudeni  er  d.is 
Pronomen  auf  «Ire  Athener  bezieht.  Der  Sinn  also  wäre: 
Die  Athener  hallen  den  Verdacht,  dass  sie,  die  Chier, 
gegen  sie,  die  Athener,  sich  irgend  eine  Neuerung  er- 
lauöen  würden.  Meines  Erarhtciis  ist  Hr.  G.  hier  ohne 
Grund  naehgicbig.  Denn  warum  soll  üiroTTTSl'Stv  £;'(; 
•riva.  ungriecliisch  sein?  Liegt  der  Grund  in  dem  Be- 
IfrifTe  VTl'OjiTSi'siv  oder  in  der  Präposition '{  In  keinem 
von  beiden,  glaube  ich.  Auch  sagt  Anduk.  1,  51:  VTto- 
Zlnav  iti  uKhikuvi;  £-/iiv  und  Antiph.  ',',  3,  3-  zweimal 
and  §.  (i:  tijp  VTCoipiav  Tr,v  elc  ine  oi'oav,  vgl.  Thuc. 
4,  27.  Von  VTCOTCTEi  EID  selbst  habe  ich  kein  Beispiel 
zur  Hand;  aber  desshalb  würde  ich  nicht  w.igen,  die 
Construclion  anzuzweifeln,  am  wenigsten  bei  Thnkydides, 
der  die  Präposition  £1^  mit  einer  gewissen  Vorliebe  nicht 
Seiten  auch  da  gebraucht,  wo  man  eine  andere  Aus- 
drncks.weise  erwarten  würde.  Gegen  die  Verbindung  des 
fj  eiÜTOlX  mit  VEU)i£otEiv  spricht,  dächte  ich,  die  Stel- 
lung. Denn  dem  Vcrbunj  rorgesetzt ,  erhält  jener  Aus- 
druck eine  Betonung,  die  seinem  BegrilFe  gar  nicht  gc- 
ni^iss  ist,  iridem  überhaupt  auch  die  obli(jinen  Casus  von 
«('ro?  ■  gewöhnlich  nur,  wenn  sie  naclidrncksroll  stehen  , 
dem  Verbum  rorantreien.  Endlich  scheint  V£ojT£fjlC,£lv 
eg  aVTOVi  auch  dem  Gedanken  nach  nicht  angemessen. 
Denn  diese  Reilensart  pÜegt  ein  Leiden  des  Objects  zu 
bezeichnen.  So  heisst  es  2,  Si  !•  von  den  in  Platää 
eingedrungenen  Thebäern  :  £g  ovSevct  Ol'dev  evtvjreol- 
i^ov ,  hier  etwa  unser:  sie  vergriffen  sich  an  Niemand. 
Niclits  der  Art  aber  lässt  sich  I  ei  dem  besorgten  v£Ui- 
xEoil^tlv  der  Chier  denken  ;  nichts  Anderes  vielmehr,  als 
etwa   Abfall    und    Verbindung   mit   den    Feinden. 

Für  rr^.quQ^  TOl's  '.J^ijvaiovq ,  meint  Hr.  G.  ,  werde 
Jeder  Tiaoa  tojv  '^I&ijpuIujv  erwarten.  Ich  wenigstens 
nicht;  und  vielleicht  Niemand,  als  wer  mit  Hrn.  Gott- 
leber und  Schümann  die  Worte  TtOlljoäiiEVOl  TliOT£t<i 
y.ui  ßsßaiuTijTa  übersetzt:  sie  Hessen  sich  die  theuer- 
sten  Versicherungen  gelten.  ,, Dieser  Erklärung,  sagt  Hr. 
Schömann,  steht  Nichts  im  Wege,  da  das  Medium  Tloul- 
iTitai  auch  reflexive  Bedeutung  hat  und  diese  gerade  bei 
weitem  am  häufigsten."  Darnach  würde  man  schtrerlich 
erwarten ,  Redensarten  wie  Xuyov  TTOlEcodai  so  ausser- 
ordentlich häufig  zu  finden,  als  sie  wirklich  vorkommen. 
Doch  häufig  oder  nicht,  daran  ist  hier  wenig  gelegen; 
aus  der  Stelle  selbst  kann  entschieden  werden,  welclie 
Bedeutung  hier  allein  zulässig  sei.  Denn  die  Worte 
TToot;  'yl9i]vaiovQ,  ilulden  nicht,  dass  ttIoteiq  Ttonjoaadui 
anders  gefasst  werde,  als  in  der  Bedeutung  eines  in  Ge- 
genseitigkeit geschlossenen  Vertrages,  wie  in  den  schon 
von  mir  nachgewiesenen  Stellen  des  Xenophon ,  nament- 
lich Hellen.  1,  3,  \->:  (Jjjiocratt  xöv  T£  Y.OlVOV  öpxov 
xai  i'dla  -/.id  dkXijkotq  itiöTEii  inoiijaavTO.  Dass 
Hr.  Schümann  diess  nicht  anerkannte,  ist  um  so  aufTallen- 
der  ,  da  er  selbst  eine  andere  Stelle  hinzufügt,  nämlich 
Horod.  y,  92:    nianv  re   xaj  ogxia   smoisvvvo  avfx- 


fJP-X"/^  -.Tt^/  n^uq  Torq  ElXljvaq,  Was  veranlasste  ihn 
dann  statt  der  so  erwiesenen  Bedeutung  der  Redensari 
an  unserer  Stelle  eine  andere  gelten  zu  lassen?  Ich  we- 
nigstens sehe  nicht  ein,  warum  man  sich  sträubt  anzu- 
nehmen, dass  die  noch  autiinonten  Chicr  mit  den  Athe- 
nern   einen    Vertrag   geschlossen. 

AVenn  llr.  Poppo  versichert,  dass  ich  der  von  Hrn. 
Schtiniann  gegebenen  Erklärung  der  Stelle  folge  ,  s»  isi 
das  nicht  nur  aclironistisch ,  sondern  auch  ungegrnndet: 
achronistisch,  denn  ich  habe  früher  »Is  Hr.  Scliümann 
über  diese  Stelle  geschrieben;  nrigegrüijdet ,  denn  ich 
habe  die  eben  behandelten  AVorte  übersetzt:  pacti  cum 
Atheniensibus. 

Fraglich  ist  demnächst,  oh  man  die  Worte  iy.  rwc 
SvvCLTojv  zu  dem  Vorhergehenden  oder  zum  Folgenden 
ziehen  müsse.  Hr.  Schümann,  dem  Hr.  G. ,  Hr.  Poppo 
u.  A.  folgen,  versichert:  es  bedürfe  kaum  der  Erinne- 
rung, dass  diese  Worte  viel  besser  m\t..Tloir(TUU£VOl 
niaTElQ,  als  mit  fiijfihv  ntgi  OCfrx;  vluiT£Ol£iv  verban- 
den würden?  Warum  nicht  statt  der  blossen  Erinnerung 
und  Versicherung  einen  trifligen  Grund?  Ich  wenigstens 
hatte  dessen  zur  Ueberzeugnng  bedurft.  Nach  meiner, 
wie  ich  glaube,  durch  den  Sprarhgebraach  und  die  Be- 
trachtung der  Stelle  selbst  begründeten  Erklärung  konnte 
ich  i/.  TOJV  dl'raTVJV  nicht  mit  Tioniodiifvoi  nioTiiq 
verbinilen.  Denn  was  hätte  ich  bei  den  >Vorten:  sie 
machten  nach  Hlöglichkeit  einen  T  ertrag,  denken  sollend 
Welche  Schwierigkeiten  konnten  der  blossen  Abschlies- 
sung  eines  Vertrages  entgegenstehen?  Dagegen  schien  e» 
sehr  wohl  denkbar,  dass  die  athenische  Diplomatie,  um 
sich  freiere  Hand  zu  erhalten,  nicht  mehr  versprach  als : 
man  wolle,  so  weit  es  die  Verhältnisse  gestatteten,  die 
Chier  nicht  in  eine  drückendere  Lage  versetzen.  Indess 
der  Stellung  wegen  niüchfe  ich  Ex  T(i)V  övvi'.Ti!}V  aller- 
dings lieber  mit  dem  Vorhergehenden  verbinden,  aber 
nur  mit  {yroiijOaiici'Ul)  fjEtla/ürijTa:  sie  (machten  sich 
d.  h.)  schlössen  einen  Vertrag  viit  den  Athenern  und 
(machten  sich  d.  h.)  verschafften  sich,  so  gut  es  ihnen 
(den   Schwäclieren)  ?nüglich   war,  eine   Garantie. 

4,  NO:  ijiiEii; —  Ol  ylax£()(uuüi>iot  oloinvoi  te  tzuqu 
^vfxfJ.d-/^oi't  y.ai  -jiqIv  ioytp  d(fityJo!}ai  rrj  youv  yvui^^ 
i']t£iv  xui  ßovi.oLiivoiq  EOEodai  y.ivduvov  rocrövöe 
dfEärj/ipa/iei'. 

Indem  Hr.  G.  meine  Ansicht,  dass  drfi/.EO^ai,  wel- 
ches Valla  nicht  ausdrückt,  und  das  aus  dem  Scholion 
einschleichen  konnte,  verwirft,  erklärt  er,  dass  die  Stelle 
nach  der  gewöhnlichen  Lesart  lieissen  könue :  „credi- 
deramus  f'ore  ut  veniremus  ad  eus  (jui  priusquam  reapse 
venireiiius,  voluntate  certe  socii  essent.'-''  ÜH'enbar  nüthigt 
der  Sinn  rfj  yvujf-irj  mit  i;i<iiiiuxovi  zu  verbinden,  wie 
auch  Hr.  Poppo  anerkennt.  Das  ist  aber  äusserst  hart, 
wenn  yai  Ttfiiv  tgyp  UCfr/.£ai)cU  dazwisdien  tritt.  Zu 
d(fMea9ui  ist  ferner  Eoyii)  ein  ziemlich  mnssiger  Zusatz, 
während  dieser  Ausdruck,  wenn  er  zu  ^ifiitäyoi  c,  ge- 
hürte,  einen  angemessenen  und  erivartetcn  Gegensatz  bil- 
den würde,  den  wir  durch  Tilgung  des  a(fl/.ko9ai  ge- 
winnen können.  So  erhalten  wir  den  Sinn:  tcir  werden 
zu  Menschen  kommen  die,  bevor  sie  in  der  Thal  unsere 
Bundesgenossen  geworden,  es  wenigstens  der  Gesinnung 
nach  schon  sind.     Auf  diese  Gründe    stützte  sich  ineino 


lOH 


104 


Aeusspning:  dcftxioO^Clt  si  abrssot  iioii  (jcsiilorarcni,  «ip- 
»olil  icli  ciiisdii-,  «liiss  man  ilio  Stelle,  wie  «rlioii  Pordis, 
cl»a  so  f;isseii  kann:  )/•(>  icerden  zu  schon  vor  unserer 
wirldiclien  Ankunft  wenigstens  der  Gesinnung  nach  mit 
uns   l'erliiindeten   kommen. 

4,  12():  (Hooriijy.et  v^iv)  fiijöev  ttXij^o^  Ttecpo- 
(jtJaSat  irt(>o}v,  vi' ye  uijde  d?iu  itoXirsiviv  toiuvtidv 
i'jY.eTf  kv  alq  Ol'  7roAA.o/  ökiyiov  äu%oi<aiv ,  dk\d 
nXtii'viDV  ficliXkov  fXciocrorc. 

Uebcr  diese  Stelle  ist  roti  l'ielen  Vieles,  zum  Theil 
Seltsames  iiiiil  »onij;'  Klares  {fesajjt  worden.  Auch  Rei- 
sig zum  Oed.  K.  j).  '2  V.)  beliaiidclt  sie.  Gegen  meine 
nur  lu'iL'inli;;  kurz  an»edente(e  Ansicht  spricht  llr.  G.  mit 
der  irrigen  Angabe,  d.iss  icli  nach  iy/.CT£  ein  Punctum 
setzen  tvolio.  Ich  liabe  gesagt:  plenins  distinguenduni 
est,  qiiod  fecit  Ilaackius,  der  ein  Kolon  gesetzt  liat. 
Dagegen  erinnert  llr.  G.:  den  Alten,  die  keine  Inter- 
punction  gebraucht  hätten,  »i'irde  eine  solche  Gestaltung 
des  Geilankens  niclit  den  Sinn  gegeben  liaben  ,  welchen 
der  .Schriftsteller  geiiollt;  sie  nämlich  würden  diese  Worte 
iiichf  anders  gelesen  haben,  als  wir,  durch  ein  Punctum 
nicht   erinnert. 

Was  soll  diese  Einrede?  Wphu  die  Alten  ohne  Inter- 
punction  schrieben,  was  man  übrigens  nicht  schlechtiicg 
zugeben  darf,  so  rechneten  sie  darauf,  dass  der  Leser 
dem  Sinne  gemä.ss  die  erforderlichen  Pausen  machen  werde, 
was  Aristoteles  diarjriCf.lv  nennt  Rhet.  3,  5.  Und  warum 
hatte  Thukydidcs  hier  nicht  voraussetzen  dürfen,  dass 
man  nach  r,y.CJl  so  lange  inne  halten  würde,  als  wie 
etwa  nach  einem  Kolon  oder  Semikolon?  Dazu  war  er 
vollkommen  berechtigt,  wenn  dieses  dem  Zusammenhange 
nach  als  das  nati'irlicbste  erscheint.  Wenn  wir  aber  vor- 
aussetzen, <lass  der  Schriftsteller  die  Worte  so  \vie  sie 
dastehen  geschrieben  ,  mit  liewnsstsein  geschrieben  habe, 
so  sehe  ich  nicht,  was  natürlicher  sein  konnte,  als  an- 
zunehmen, dass  £i>  aic  (ich  nicht  soivohl  auf  das  rorher- 
gehende  Substantiv  mit  der  Negation,  als  den  gegensätz- 
lich darin  liegenden  Begriff  beziehe:  nicht  aus  Staaten, 
deren  J'erfassung  zu  einer  solchen  Furcht  {vor  der  Menge) 
Anleitung  gegcleri ,  sondern  aus  Staaten  von  entgegen- 
gesetztem Charakter.  Niemand  würde  Anstoss  nehmen, 
wenn  etwa  vorherginge:  ov  yap  roiavTCtl  tiaiv  ai  no- 
f.tTCia.i  d(f  iijv  ij^ers.  Dem  Sinne  nach  aber  bedeuten 
Hie  Worte,  welche  da  stehen,  dasselbe.  So  versteht  die 
Stelle  auch  Hr.  Arnold  und  vergleicht  6,  68:  (iozac  o 
dyc'iv)  oi'x  SV  -naxQiöi.,  s^  iji;  x^areiv  öei  ;;  /Ji) 
Qci.di'ux;  ö.TT02v)Q€iv.  —  Worte,  die  auch  ich,  wie  eine 
vor  fast  zwanzig  Jahren  niedergeschriebene  IJemerkung 
mir  zeigt,  nie  anders  verstanden  habe.  AVie  Hr.  Poppo 
eine  solche  Erklärung  für  eine  schlechterdings  unzuläs- 
sige halten  kiinne,  ist  mir  ebenso  wenig  begreiflich,  als 
wcsshalb  er  glaubt,  dass  Stellen  der  Art  die,  welche 
keine  Vorsetzung  der  Negationen  zugeben  wollen,  in  Ver- 
legenheit  bringen    uürdon. 

Wenn  Hr.  Poppo  ferner  behauptet,  dass  ein  zunächst 
nach  TUluVTO^  stehendes  Relativ  sich  nothwendrg  auf  die- 
ses Wort  beziehen  müsse,  wie  (jni  auf  talis,  so  dürfte 
das  zu  viel  gesagt  sein.  Denn  wo  ?..  B.  TOlorrog  Prä- 
dicat  ist,  wird  man  schwerlich  mit  Recht  Anstoss  neh- 
men ,   Irena  ö,  sich  auf  das  Snbject  bezieht ,    auch  wenn 


es  dem  coiotitoi  näher  stände,  wie  etwa  in  folgender 
Weise:  i'j(if/s  di^öetei  dyaiiol  lOeade,  xal  ydg  ai 
TToXnc/a/  L'fxujv  xuiavvui  lioir,  ai  Ütio  roiu  7T((re(ja)i> 
naoa^odtiöai  TVokKuJv  d.ya^^u)v  cu'iiai  yeyiviivTu.i.. 
Nocli  wenrger  als  dieser  Einwand  scheint  Hrn.  Poppo'» 
Erklärung  der  Stelle  Billigung  /a  verdienen.  Er  nämlich 
glaubt  nach  Andern,  dass  Eine  von  den  beiden  Negatio- 
nen aus  Nachlässigkeit  von  dem  Schriftsteller  hinzugefügt 
sei.  Allein  solch  eine  Nachlässigkeit  zugeben,  heisst  die 
Erklärung  aufgeben.  fllit  welchem  Rechte  Hr.  Poppo 
für  seine  flieinung  die  Stelle  5,  22.  vergleicht,  ist  mir 
unklar. 

4,  131:  dvT£Trt^eXS6i>TSg  avroi  xal  nsXonovvij- 
<r/ot  iö(jv!}ijaav  enl  l.öcfuv  v.aQxtQov  tvqu  zt!Q  uoXeujq,- 
UV  ti  /^ii)  ikoiEv  Ol  havTioi,  oüx  iyiyveio  ocfujv  o:«- 
QtTtLj[iaiii'  ngooßaXdvtic,  ö'  aimo  y.axa  y.odxo;  ol 
'Adr/vatoi  xul  /.idxTj  iy.AQovixavtSi  xul'.;  iiiiöiTuc, 
eoioaxoTteSeiiauvro. 

Für  eTTtovraq  hat  Hr.  Poppo,  dein  Hr.  G.  und  An- 
dern folgen,  f.TolTrts  verbessert,  weil  es  von  den  Skio- 
näern  und  Peloponnesiern  thüricht  gewesen  wäre,  den 
Hügel  zu  verlassen.  Aber  zwingt  denn  die  Lesart  Cilldv- 
xc'-i  das  anzunehuienl  Ist  es  etwa  nicht  ilenkbar  ,  dass 
sie  auf  dem  Hügel  selbst  eine  Strecke  den  Feinileu  ent- 
gegengegangen, so  weit  es  etwa  der  Oertlichkcit  nach 
angemessen  war,  um  dem  Angriffe  der  Feinde  mit  kräf- 
tigerem Anstürme  zu  begegnen?  Von  einer  Schaar,  unter 
der  Peloponnesier  waren  ,  lässt  sich  doch  wohl  voraus- 
setzen, sie  werde  den  Angriff  nicht  bloss  abgewartet 
haben,  wenn  sie  es  irgend  für  zweckmässig  hielt,  ihm  zu 
begegnen.  Diess  erwägend  ,  vertlieidigte  ich  die  hand- 
schriftliche Lesart  (occurrentes ,  impetum  [occnrsii]  ex- 
cipientes)  und  ich  sehe  Nichts  angeführt,  was  sie  uiit 
Grund  verdächtigen  könnte.  Der  Artikel  in  dieser  Ver- 
bindung ist  etwa  unser  e;-  der,  sie  die.  So  lierod.  7, 
!77:  xavxT]  o(pi  iöo^e  öexsaSac  -vuv  ixcidvxu  inl  xr.u 
'EkXuöa.  8,  II:  xovi  ßv  tt;  vav^iaxirj  xavxi]  exe- 
goXy.ivi^  dyiovtConivüvi  vii;  eneXäoijoa  öiskvcre. 
Thuk.  3,  63:  vfiii-;  /dv  döiy.oi'iuvoi  ai'xoic,  vj^  cpaxe. 
enijydyeade,  xo!q  dt  dd/xovaiv  dXXoi'i  ^vve^yoi  xa- 
zsoxrjxE.  5,  10:  itaQijyyehXs  xoii  dTriovatv  —  t'/ra- 
yeiv  £7ll  Tl)i  JlidvOi,  Man  vergleiche  die  Bemerkung 
zu  3,  S(. 

5,  2:  xrj  /ih  oxQaxia  7t£L^  £Xoi(jel  ig  xijv  n6}av, 
vuvq  öl  ns(J!i':7r£uilie  Siya    ei;  xov  k/uiva  n£QiT^k£Tv. 

Die  Hinzufügung  des  Artikels  nach  OTQaxia,  berich- 
tet Hr.  G.,  habe  ich  nach  Poppo's  ürlheil ,  dem  er  bei- 
stimmt, ohne  Bedacht  (temere)  gemissbilligt.  Indess  dürfte 
es  fraglich  sein,  ob  sich  Hr.  Poppo  mehr  bei  der  Ver- 
iheidigung  des  zweiten  Artikels  gedacht  habe,  als  ich  bei 
der  Verwerfung  desselben.  Ulan  erwäge  den  Znsammen- 
hang. Nachdem  Tliukvdiiles  erzählt  hat,  dass  Kleon  mit 
einer  Flotte  von  30  Schillen  und  einem  Heere  von  12UÜ 
Ilopliten  und  300  Reitern  (X  der  Bundesgenossen)  in 
dem  Hafen  der  Kolophonier  angekommen  sei,  fährt  er 
mit  obigen  Worten  fort:  ttj  f)£V  Orouxia  v..  x.  k.  Hier- 
nach ist  es  doch  wohl  natürlich,  dass  er  erzählt:  Das 
Heer  (welches  nicht  bloss  aus  Fussgängern,  sondern  auch 
aus  Reitern  bestand)  führte  er  zu  Land  nach  der  Stadt; 
von    den  Schiffen   aber    Hess   er    zehn    nach   dem   Hafen 


105 


i()6 


herumsegcln-  Wenn  <icr  Srhriftstt-llcr  jzil,"?/- hier  als  Ati- 
jcctip  hatte  beifügen  »ollen  («las  Landhecr),  so  wi'irde  er 
KTiniidilich  gestellt  halien:  T?j  filr  Tcei^jj  oi()Uiia.  Dass 
übri(;eiis  nicht  alle  die  Handscliriftcn ,  aus  denen  hier 
keine  Variante  anjfemcrkt  ist,  den  zweiten  Artikel  ge- 
boten haben,  wird  Hr.  Popp»  wohl  selbst  für  schruahr- 
«cheinlii'h   halten. 

5,  ;>:  ui  'Ai^ijvafoi.  ff9uiovaiv  o'i  ts  äno  tojv 
veujv  iköirei  t);"  Tooojvi-v  v.ai  6  7T{C,u^  STitOTTontvoi 
ttVToßoet  y.atu  zu  dir^Qi^iiivov  rei'xfi'i  tov  nc.kaiov 
twsamaiov. 

Hier,  hatte  ich  erklärt,  zweifle  ich  nicht,  dass  av- 
Toßosi  mit  ckuiTi^  zu  vprbinden  sei.  AVariiin  nidit  mit 
intOTtöfJtroc.,  dem  es  am  n/ichsten  steht?  Fragt  Hr.  G. 
desshalb  niclit ,  «eil  das  «idprsinnig  sein  würde,  da  ac- 
Toßosl  ein  schnell  erlangtes  Ergebniss  bezeichnet,  ro 
Ttapayorj/ia  mvTfkf-.ri&ijuat  tv  TTuktiiiy.oii  toyoiz, 
oiov  ■■nv/iu)(;  y.ai  ü.iia  ivt  nokeiuvjn  dku}.nyn<i),  wie 
am  Bfssten  in  Bekker's  Anecdd.  p,  214.  4ü5'  erklärt 
wird. 

Doch  auch  Hr.  Haacke,  dem  Hr.  Poppo  beipflichtet, 
bat  an  der  von  mir  rorgesclilagenen  Verbindung  Anstoss 
genommen.  ,,Als  ob  avX'i{i(Jl:i  nie  mit  einem  andern 
Verbum,  als  mit  aiQCtv  verbunden  würde!"  rnft  er  aus. 
Das  nerde  ich  wohl  nicht  geglaubt  haben,  da  ich  selbst 
Stellen  anführe,  wo  es  bloss  mit  ähnlichen  Verben  vor- 
kommt. Aber  aucli  nur  mit  aloniv  selbst  oder  einem 
sinnverwandten  Worte  findet  es  sich;  so  auch  X,  71.  mit 
/SlQVjifijvai ,  »eiche  Stelle  Hr.  Poppo  gegen  mich  an- 
führt, da  sie  ofl'enbar  für  mich  spricht.  So  lange  also 
Hr.  Haacke  nicht  Stellen  nachweisen  kann,  in  denen 
ni'TOfjOEi  unzweifelhaft  mit  einem  nicht  auf  ein  schnell 
•^rlangtes  Ergebniss  beziehenden  Verbum  verbunden  steht, 
M  ird  meine  Erklärung  ein  starkes  Vorurtheil  für  sich 
haben.  Das  t;vvi0^tOtüV  aber  drückt,  dachte  ich,  einen 
verhaltnissmassig  so  wenig  hervortretenden  Umstand  aus, 
dass  man  einen  so  bedeutsamen  Gegrill,  wie  Cil'TüßoEi 
damit  zu  verbinden,  billig  hatte  Anstand  nehmen  sollen. 
Eine  besondere  Harte  findet  man  mit  Unrecht  in  der  von 
mir  vorgeschlagenen  Verbindung,  da  bei  ö  TVf^Us  <'3S 
ekovTSQ  wieder  gedacht  iiird  und  der  Grieche  gewohnt 
war  nachdrucksvolle  Adverbien  an  das  Ende  des  Satzes 
ED  stellen.  Alan  vergl.  meine  Anmerkung  zu  den  Com- 
mentatt.  p.  299  und  zar  Anab.  7,  2,  '2(i.  Uebrigens 
könnten  auch  wir  ungefähr  eben  so  stellen  :  Zuvor  er- 
nberten  die  Athener  Tornne,  sowohl  die  von  den  Schiffen, 
als  das  FussvoUc ,  welches  ihnen  folgte,  mit  dem  ersten 
Anlauf,  nachdern  es  durch  die  Lücke  der  alten  Mauer 
mit  eingedrungen  war. 

ö,  22:  Ol  ^vf-iiiaioi  iv  ztj  Aaxedai^iovi  avroi 
■svv/ov   ovreg. 

Für  o.VToi  liabe  ich  aihov  vermuthct.  Allein  Hrn. 
G.  gefällt  jetzt  melir  Hrn.  Arnold's  Erklärung:  ,, vielleicht 
waren  die  Bundesgenossen  aus  freiem  Antriebe  (aiTOi) 
lierheigekommeu.''  Hier  ist  Hr.  Poppo  mein  Anwald. 
„Nein,  sagt  er,  sie  Maren  herbeigerufen,  ^'ergl.  K.  K. 
und  27. 

RoQtidioi  iq  'Aq-jo^  TguTvouSvoi  tiqüjxov  koyov; 
TrotovvTo.t  noöi  rifci  twj^  sv  TÜ.ti  upiujv  'A^yeiwp. 


Ich  hatte  erinnert,  dass  nicht  nach,  sondern  vor  ttdu'.- 
Tüp  ein  Ivomma  zu  setzen  sei.  Apodiktisch  bclehili-  muh 
Hr.  G.  in  der  ersten  Ausgabe;  mit  einem  durch  Hrn. 
Poppo  veranlassten  opinor  gemässigt  in  der  zweiten :  der 
.Schriftsteller  bezeichne,  dass  die  Gesandten  nicht  sofort 
nach  Hause,  sondern  vorher  nach  Argos  gegangen  seien. 
Doch  wird  zugegeben,  «lass  vielleicht  auch  der  vorge- 
schlagenen Verbindung  mit  Hrn.  Poppo  zu  rzijujljv  Xllt^ 
■TUiV  iv  Tikci  in  <len  Worten  Tc.iq  dij'/aiq  /.ui  zijt 
dllUip  K.  28>  pi"  Gegensatz  gesucht  werden  kiinne.  Aber 
wie  ist  das  möglich,  da  bei  dem,  was  an  dieser  Stelle 
erzählt  wiril,  die  Korinthier  gar  nicht  mehr  anwesend 
sind?  Dass  eine  soll  he  Beziehung  hier  nicht  gesucht  wer- 
den könne,  hat  Hr.  I'oppo  später  erkannt  und  daher  die 
in  den  kritischen  Anmerkungen  ausgesprochene  Geneigt- 
heit für  meine  Ansicht  stillschweigend  aufgegeben,  um 
zu  Hrn.  G.'s  Erklärung  überzugehen,  wie  es  scheint, 
«eil  er  sonst  für  das  Trowro^  keine  I5eziehnng  entdecken 
konnte.  Ich  würde  indess  um  eine  solche  nicht  verlegen 
sein,  wenn  ich  nicht  glaubte,  das  Rechte  am  IJessteil 
dadurch  zu  trollen,  dass  ich  uns  allen  Dreien  ein  wenig 
li'nrecbt  gebe.  Ich  schlage  nämlich  vor,  dass  wir  gar 
nicht  darum  streiten,  ob  Tloujruv  zu  kuyov;  Tloioi  v rat 
oder  zu  TOUTl  (JUiviJI  gehöre,  sondern  es  aul  beide  Be- 
griife  verbunden  beziehen.  Diess  zu  thun,  würden  wir 
wohl  keinen  Anstand  nehmen,  «eiin  wir  die  Worte  so 
gestellt  fanden:  TifilOTUV  KoQt'villül  £■;  'yiQyoQ,  lUUTlö- 
j^ievui  köyoi'i;  noiuvvTo.l  x.  r.  /.  Der  Gegensatz  aber 
erforderte,  dass  KoohOiot  vorausginge,  wobei  -tcolotov 
eine  andere  Stellung  erhielt,  bei  der  es  sich  jedoch  nicht 
wieder  leicht  auf  beide  Verba  und  somit  auf  den  ganzen 
Gedanken  beziehen  lässt:  ,A)as  erste,  was  die  Korinthier 
nach  ilirer  Abreise  aus  Lakediimon  ihaten,  war,  dass  sie 
nach  Argos  gewendet  Vorstellungen  machten  u.  s.  w. 
Dabei  ist  gar  nicht  nöthig,  dass  zu  dem  Tlijihcov  ein 
bestimmter  (Gegensatz,  wie  die  Rückkehr  nach  Korinthos, 
ausdrücklich   gedacht   werde. 

5,  lio:  'Efiovkero  rotq  driü  rov  k6(fov  ßutj^oin- 
rai  ETil  Ttiv  Tov  vdaroi  ixTpontjv,  i^e/dav  tavta 
7ii'3ajvzai,  xataßißüaat,  zohi  'A^yeiovi  y.ai  rovi 
^i'utidxovg. 

„Krüger  irrt,  bemerkt  Hr.  G. ,  wenn  er  ro(',"  ßot;- 
doilJcai  verbindet  und  mit  aiuovi  ßoijOoilTUi  für 
gleichbedeutend  hält.  Denn  es  ist  die  bekannte  Structur 
der  verwechselten  Präpositionen:  TUigst'T'ftka(f(j)  ^<'' w 
zoi>  kucpou  y.azaßißdaai  ßoijdovfTetc ,  d.  h.  vjorc 
ßundeiv."  Diese  Structur  konnte  mir  nicht  unbekannt 
sein,  da  ich  p.  29ö  selbst  darüber  spreche,  »ienohl  ich 
freilich  „von  vcrwcrhselten  Präpositionen"  dort  Nichts 
gesagt  habe.  „Auch  die  von  Hrn.  G.  gewählte  t'oiistruc- 
tion  wild  mir  nicht  unbekannt  gewesen  sein,  da  ich  über 
die  schwierige  Stelle  geniss  die  ßauer'sche  Ausgabe  an- 
gesehen habe  und  schon  Portus,  dessen  Au;»icrkiiiigen  in 
Thr  enthalten  sind  ,  diese  Construction  vorschlägt,  nur  das« 
er  freilich  nicht  ßmit^Olvrai  durch  cj'crji  ßuijl'i'P  et- 
klart:  ein  Zusatz  Hrn.  G.'s,  der  schwerlich  viel  Beifall 
rerdieneu  dürfte,  da  sprachgemäss  doch  nolil  nur  so  er- 
klärt werden  könnte;  er  wollte  sie  herablochen,  indem 
sie  (dadurch,  dass  sie)  zur  Hülfe  eilten",  wie  auch  Hr. 
AiiioUl   bemerkt,    dem   Hr.  G.    hier    immer    hätte    folgen 


107 


108 


siilh'ii.  Also  iililit  Unwisscnlipit  wird  rs  gpwcspn  spiii , 
wenn  icli  fiir  «lio  crii.'llintc  Coiis(rilrfi<>ii  piiio  aiiilcrp  vor- 
schlii;;,  «lie  (oljfcinlcii  Sinn  gibt:  er  wollte  sie,  die  (nie 
IT  glaiil><o)  gewiss  (»riclics  gewiss  in  «lein  Parficip  <les 
Pr.'isens  ohne  'ff  enthnUeii  ist)  zur  Hälfe  kämen,  gegen 
die  Ableiluiig  des  Kassers  ,  wenn  sie  davon  hörten ,  in 
die  Ebene  heraldocUen-  Diese  Krkl.'irnn^  tory.iiziphen , 
bes(iinijile  niicli  »eiliger  die  Stellung  der  Worte,  jIs  iler 
bei  iler  andern  etwas  anflallendc  Ausdrnck  roc^  «7  0 
TOV  /.oCfor  y.aTa.fjltjnnni ,  der  den  Gedanken  anregen 
Miirde,  dass  ausser  diesen,  d.  h.  den  Argeiern  und  ihren 
Verbündeten,  noch  andere  Feinde  der  Laked^iaionicr  da 
gewesen. 

6,  8'^:  Ei'y.oi  y.ni  ^ryyvolinj  Er  tco  toiijjSs  v.a- 
deoxw-va:.  in!  noWu  v.al  XeyoPTai  y.ai  doy.ovvtag 
Ttjinea^ai. 

In  der  ersten  Ansgabe  hat  Hr.  G.  sich  begnügt,  meine 
Anmerkung  zu  dieser  Stelle  niitzutlieilen,  in  der  zweiten 
fallt  es  ihm  ein,  mich  berichtigen  zu  wollen.  Ich  hatte 
bemerkt,  dass  man  zn  Zfti'^f (TTtorft?  ein  l)f^ld\;  denken, 
aber  es  auch  als  allgemeinen  Satz  fissen  könne  und  mich 
für  Letzteres  erklärt,  lergl.  Plat.  Phäd.  (i.j,  e:  Cfro": 
Se^fiaiiiin&al  iiäJAov  <)iaksyofliv(JVi.  Dazu  erinnert 
Hr.  G. :  Es  seien  die  Participia  zn  unterscheiden,  in 
denen  das  Subjeet  selbst  endialtcn  sei  und  die,  zu  denen 
ein  Subject  ans  dem  Vorhergehenden  ergänzt  werden 
könne.  ,,Hnjus  generis  praeter  unum  Piatonis  et  prae- 
sens exemplum  omnia  alia  sunt  (juae  Krneg.  attulit." 
Hujus  generis  soll  sich  auf  die  erste  Art  beziehen.  Aber 
mit  welchem  Rechte  spricht  Hr.  G.  so  ,  als  ob  ich  die 
verschiedenen  Arten  vermischt  hätte?  Unterscheide  ich  sie 
nicht  ausdrücklich'? 

b,  10.3:  iXitis  x/pSi'vm  naQafAi'Siov  ovoa  tovc; 
f^ilv  ciTVo  Tieotovoiat;  jituyfdvovq  avrf]  y.av  ßKd>p?], 
Ol'  y.a^siKf  TOis  ^  f?  uTIav  to  v-kuo^ov  ävaüqi- 
ntovot,  dÜTtavoi  yag  (fvaei,  d/ia  -ve  y/yvujoy.STac 
acpakcvTojv  y.ai  ev  otvt  in  (poKa^erai  tk;  avrijv 
yvajQioditaav  ovy.  ei.XsiTcsi. 

Meine  Uebersetzung  der  Stelle  verwerfend,  versichert 
Hr.  G.,  der  Schriftsteller  sage  mit  den  Worten  rois  S 
.'C  uTTc.v  /.  r.  K.  Folgendes:  Ulis  vero  qui  de  summa 
suarum  fortunnrum  aleavi  jaciiint  —  ubi  co^noscitur 
spem  se  Jefellisse  et  qualis  sit,  atque  ubi  se  nliquis  con- 
tinens  ab  ipsa  cognita  sibi  caveat ,  tarnen  nnn  deficit, 
sed  homines  a  spe  in  rebus  certis,  velut  militibus,  arniis, 
locis  mnnitis,  alieno  auxilio  et  omni  genere  copiarnm 
posita  progrcdinntur  ad   spem  in  rebus  divinis  collocatam." 

Wir  wollen  sie  prüfen,  diese  mit  so  grosser  Zuver- 
sicht ausgesprochene  Erklärung.  Zuerst  also:  „illis  vero 
—  ubi  cognoscitur  spem  se  fefellisse  —  atque  —  non 
deficit."  Ich  lese  und  schreibe  ab;  ich  lese  wieder  und 
wieder,  um  in  diesen  Worten,  welche  mir  die  Stelle 
erklären  sollen,  einen  vernünftigen  dem  Griechischen  an- 
gemessen Zusammenhang  zu  entdecken;  aber  vergebens. 
Welche  Verba  dachte  sich  dann  Hr.  G.  durch  ze  und 
X«t  verbunden?  Wo  ist  eine  IMüglichkeit  anders  zu  ver- 
binden, als  nf^ia  rr  yiyvolay.tia.i  y.ai-  ovy  iWeiTifAl 
Wenn  man  ilabei  i'.^a  durch  ubi  oder  vielmehr  durch 
simulac  nbersetzeii   will,  so  tnuss  wenigstens  das  yai  nicht 


auch  übersetzt  werden;  es  muss  heisscn  :  sobald  sie  er- 
kannt wird,  findet  das  und  das  statt.  Ferner  soll  n(fa~ 
Xf.viojv  heissen  spem  se  fefellisse.  Offenbar  aber  heisst 
dieser  absolute  Genitiv  eigentlich:  tiacitdem  sie  getäuscht 
worden,  oder:  nachdem  sie  ein  Unglück  erlitten  habend 
also  eben  durch  die  Täuschung  oder  das  Unglück  wird 
die  Holl'nung  (in  ihrem  Wesen,  d.  h.  als  trüglich)  er^ 
kannt  von  ilenen,  die  ihr  vertrauend  Alles  auf's.  Spiel 
setzen.  So  fasste  die  Stelle  schon  der  einsichtsvolle  HeiK 
mann:  ,,Wer  sein  ganzes  Glück  daran  wagt,  d^r  iernt 
sie  bei  seinem  Unfall  zu  spät  kennen.^'  ■     . 

Die  Worte  yai  ev  onp  in  qvki'-^erai  tiq  avTr,v 
yvüjQiadiio'UV  sollen  heissen:  ,, atque  ubi  se  aliqüis  con* 
tinens  ab  ipsa  cognita  sibi  caveat."  Aber  was  soll  diese 
Uebersetzung  heissen?  Wie  es  scheint:  doch  ich  will  He- 
ber Nichts  vermudien,  als  von  den  lateinischen  Worten 
eine  deutsche  Uebersetzung  geben,  ilie  mir,  wie  ich  sie 
auch  drehen  und  wenden  mag,  bloss  Widersinniges  ver- 
spricht. Nur  das  mochte  ich  fragen,  mit  welchem  Recht 
llr.  G.  das  fr/  ganz  übergeht,  das  se  continens  ab  ipsa 
hinzusetzt  und  iv  onp  Cfvkui^e-TCti  n^  so  fasst,  wie  er 
es  gefasst  zu  haben  scheint:  we>i7t  auch  Jemand  sich 
hütet,  hüten  möchte. 

Meine  Erklärung  ist  zunficlist  dem  Zusammenhange 
angemessen.  Thukydidcs  sagt:  Wer,  durch  die  Hoffnung 
verlockt,  von  seinem  Ueberflusse  einen  Tlieil  auf's  Spiel 
setzt,  ilem  kann  sie  zwar  schaden,  aber  nicht  ihn  rui- 
niren  ;  wer  aber  Alles  auf's  Spiel  setzt  —  was  anders 
kann  jetzt  folgen,  als  ein  Satz,  der  etwa  bezeichnet:  den 
richtet  sie  völli«;  zu  Grunde.  Darum  erklärte  ich:  dem 
lässt  sie  Nichts  übrig,  wobei  (d.  h.  in  dessen  Besitz)  er 
sich  in  Zukunft  vor  ihr,  die  er  (durch  den  erlittenen 
Schaden  als  trüglich)  kennen  gelernt  hat,  hüten  könnte. 
Wenn  Hr.  Poppo  diese  Erklärung  einwen<let,  dass  ev/ 
nicht  postmoduni  bedeute,  so  konnte  ich  auf  diesen  Ein- 
wurf (den  der  Urheber  nach  seiner  Anm.  zu  (i,  SO.  wohl 
schon  bereut  hat),  nicht  gefasst  sein,  da  .Seidler  zn  Eur. 
El.  63(i.  diese  Bedeutung  des  iiTl  längst  erwiesen  hatte. 
Mehr  Stellen  bietet  Ellendt  im  Lex.  Soph.  Dass  in  dem 
angenommenen  Sinne  der  Indicativ  des  Futurums  richtig 
und  allein  richtig  stehe,  wird  man  wohl  nicht  mehr  be- 
zweifeln. Dass  ikkel-Tlfl  übrig  lassen  bedeuton  könne , 
schien  mir  denkbar  un<l  nothwendig,  wie  denn  auch  der 
Schüliast  es  angenommen  hat.  Hr.  Poppo  und  Hr.  G. 
läugnen  diese  Bedeutung  ab  ;  und  wenn  sie  darin  Recht 
liaben,  so  bleibt,  um  ilen  von  mir  gesuchten  Gedanken 
zu  gewinnen,  Niclits  übrig,  als  lür  ot'y.  iXKSiTTit  sich 
«lie  geringe  Aendernng  Ol'  y.nTC.I  iinsi  gefallen  zu  lassen. 
Allein  vielleicht  ist  das  unnöthig.  Wenigstens  sagt  Soph. 
El.  736.  freilich  in  etwas  verschiedener  Beziehung,  öfiä 
l-iovov  viv  sXkakeijAiuevov. 

flieino  Erklärung  der  Stelle  aufzugeben,  darf  ich  um 
so  weniger  geneigt  sein,  da,  so  viel  ich  sehe,  noch  keine 
vernünftigere  aufgestellt  ist.  Wenigstens  kann  ich  als 
solche  die  von  Hrn.  Scholefield  vorgeschlagene  nicht  an- 
erkennen, wenn  gleich  Hr.  Poppo  äussert,  dass  auch  er 
dieselbe  immer  für  die  einzig  wahre  gehalten  habe,  weil 
sie  der  Bedeutung  <les  Wortes  fkkei-Tiei  und  der  Stellung 
des   ijdr  {tni)  angemessen  sei.     Ein   solches  Urtheil  er- 


loy 


liO 


regt  ein  so  günstiges  'J'ornrthcil,  class  Mancher  sich  »vuii- 
ilern  dürfte ,  «cno  er  hört,  «lass  diese  Erklärung  so  lautet: 
neque  deslituit^  quavtdiu  ab  ea  oognita  cavere  poterit ; 
lied  '  tum  deniuui  (|uuui  pcricuio  .nulluni  jaui  relinijuitur 
reuiediuni.  U'ie  etininit  ilcnn  das  uiit  dem  öiiu  TS  '/.ui, 
«fie  mit  dem  Zusainmcnliange  iler  Gedanken  überein? 
^,NiolU  so  bald  lernt  man  die  Hoffnung  durch  eigenen 
Schaden  kennen,  als  sie  einen  nicht  verliisst,  so  lange 
man  sich  vor  der  erkannten  wird  hüten  können''':  Worte, 
deaeu  eine  Art  rou  Sinn  unterzulegen  mau  als  Gegensatz 
hinzudenken  soll,  sondern  erst  dann,  wenn  es  gegen  die 
Gefahr  kein  fllittel  mehr  gil)t,  so  dass  also  nicht  das 
Gesagte,  sondern  (las  Vcrschit  iegcne  das  eigentlich  zu 
denkende  sein  vti'irde:  eine  Art  anzudeuten,  die  denu 
doch  hier  sehr  wenig  an  ihrer  ütclle  sein  dürfte. 
(Fortsetzung  folgt  später.) 


10.  OoV/.vSiSij^.  Thucydidis  historia  belli  Peloponnesiaci 
rum  nofa  traiislatione  Latina  /.  Haasii,  professoris 
acadcmiae  l'^ratislaiiensis.  Accedunt  3Iarce)lini  lita, 
gcholia  Graeca  emendatius  expressa  et  indices  no- 
oiinum  et  rerum.  Parisiis,  editore  Ambrusio  Firmin 
Didot.     flIDCCCXL.     VII,  3S8  und  145  S.    4. 

Der  Titel  dieses  Werkes  verspricht  mehr,  als  was 
nach  der  Vorrede  beabsichtigt  ist,  und  kann  manchen 
andern  Käufer  ebenso  irre  führen ,  als  den  Recens. ,  der 
sich  dieses  Werk  besonders  desshalb  aus  Paris  senden 
liess,  weil  auf  dem  Titel  eine  7ieue  lateinische  Ueber- 
getzung  des  Thukydiiles  angekündigt  ist.  Da  man  nun 
heutzutage  ganz  andere  Anforderungen  an  ein  solches 
Werk  macht,  als  zu  den  Zeiten,  wo  die  lateinischen 
Uebertragungen  dieses  Schriftstellers  von  Lorenz  Valla, 
Veil  Winsemios,  Emil  Portus  ,  Georg  Acacius  Enenckel 
verfasst  wurden,  welche  sämmtlich  zunächst  nur  den  Sinn 
des  Schriftstellers,  soweit  er  zu  <ler  Zeit  ihrer  Verfasser 
ermittelt  war,  auszudrücken  suchen,  aber  denselben  oft 
nur  umschreiben,  und  weit  entfernt  sind  Kunstwerke  zu 
sein,  die  das  Original  nacli  seinem  eigenthünilichen  Cha- 
rakter und  allen  seinen  Scliattirungen,  soweit  dieses  nach 
deu  Gesetzen  der  lateinischen  Sprache  mOglich  ist,  wie- 
derzugeben trachteten:  so  liotfte  Rec.  in  dieser  Arbeit  den 
Versuch  eines  solchen  zwar  schwierigen  ,  aber  vcrdienst- 
liclien  Kunstwerkes  und  ein  nach  den  jetzt  geltenden 
Regeln  der  LVbersetzungskunst  gebildetes  Werk  zu  fin- 
den. Aber  hierin  hat  er  sich  leider  getäuscht,  denn 
nach  der  Vorrede  ist  diese  neue  Uebersctzung ,  welche 
bei  einer  Beurtheilung  des  vorliegenden  Buches  fast  allein 
in  Betrachtung  kommen  kann,  da  der  Text  ganz  genau 
der  der  Bekker'schen  Stereotypausgabe  mit  Ausnahme 
ton  5  —  6  angegebenen  Stellen  ist,  Nichts  weiter,  als  die 
berichtigte  Portus'sche.  Hören  wir  den  Verfasser  selbst 
über  das,  was  er  zu  leisten  bezweckte.  „  Quum  in  hoc 
instituto  nostro"  hcisst  es  in  der  Vorrede  S.  III.  ,,non 
lioret  perfectam  illam  interpretandi  rationem  sequi,  quam 
mente  ceruebamus  ;  nihil  aliud  nunc  suminius  nobis ,  nisi 
ut  repetiverimus  et  ipsi  Porti   interpretationem,    sed    cor- 


rectani     tarnen     et    Bckkeriaoae     editioni    accoDiUiodatam. 
Elegaiitiam    vcro    et    non    sulum    puritatein    (dieses    \Vurt 
hätte   I ermieden  sein   künneii!)    sed   etiain  anfiijiiam   quasi 
spccieni   forinamque    oraliiinis  Latiiiae   aequabili  studio  cla- 
boratam   magiiaque    iiitelligentia   et   subtili  quoilam  artilicio 
ad    Thucydidis     iiigenii     siinilitiidiiiem     cxpressam    iteinque 
alia   qiiaedam   si    quis   desideret,    qtiae    decura   pulius   quam 
ad    praeseiitem     usum     neccssaria    sunt,     is   non   nobis   suc- 
ceiisere   debet,    qui    fateamur    nihil    nos    nunc    suscepissc, 
nisi   ot   grariores  Porti   errorcs  corrigeremus ;    quo  si  plag 
egiuius,    non   quod   deest,   sed    quod   superest   iinputari    de- 
bet.     (Unter  diesen   Umständen   sollte    nur    nicht  auf  dem 
Titel    das   Aushängeschild    einer    neuen    Uebersetzung    ge- 
braucht sein!)    Iniprimis    autcni   lioc    operain   dedinins,    ut 
non   quidem   artificioso  ,   sed   simpliciter   ac  perspicue  Thu- 
cvdidis    sententia    expliraretur ,     et    cavimus  ,    ne    Graecis 
Latina  obs<'uriora   essent   neve ,    quam    quis    in   illis   ambi- 
guitatem    >el   dubitationem    oiTendat   (oUeiidaret ?),    eandem 
et   ipsi   siibdule    rcliiiquerenius.     Ceterum  tanta  fuit  in  Porti 
interpretatione   vitioruin   multitudo,   ut,    si   quod    aliquandn 
diligentiam    nostram   efl'ugrrit ,   leniaui   dari    nobis   aequum 
sit ;   neqiie   id   tarnen   rrebru   acciilisse   persuasum   nobis  est, 
qui    vel    in    iis   lucis,     ubi    loiigiure     meditatione     non     opus 
esset,   bis  terve   Graeca   cum   Latiuis   coiitenderinius.     Sed 
dum  sententiae   rebusque   ipsis   inteiiti  sumus,    facilius  ac- 
cidere  potiiit,  ut  ea  intacta   reliiiqueremus,  quae   aut  bar- 
bare  aut  rerte  minus   Latiiie  Portus  scripserat,   praesertim 
quum    ex    hoc    generc    haud   pauca  paene   innnmerabilibus 
locis   corrigenda   esscnt ,    quae     ille    piava   quadain   congue- 
tudinc   aut  perversa  upinionc   inductus  semper  scribere   so- 
lebat.     (Es    werden    darauf   einige   Beispiele    der   Art  an- 
geführt, als   victus   fuit  statt  victus   est,   panim  abest,  tum 
lemporis  ,  reversi  sunt  ii.   s.   w.      Hernach   fährt  der  Verf. 
fort.)      Quae    ego    quamiis    iuiprobarem ,    corrigere   tamen 
constanter   non   potui  ,    si    aliquid    velleiii    de    Porti    inter- 
pretatione    relinquere.       Meqiie    tamen    talia     aut    illi    aut 
mihi   magis   vitio   verlentur,    quam   si   sententias  ipsas  per- 
peram    iutellexerimus ,   id   quod    illi   quidem,   ut   tum    erant 
tempora  ,   accidit   frequeiitissime."     Es   heisst   dann    weiter, 
der   Verf.    habe   zwar  gehofft,   genügende   Hülfe   zu   einem 
richtigen   Verständuiss  an   ilen   von  Rec.   zusammengestell- 
ten  Commentaren   der  Ausleger  zu   finden,  jedoch   in   die- 
ser   Hinsicht    sich     getäuscht;     denn    man    könnte     leicht 
sehen,    dass  Rec.   sowohl,    als    die    übrigen     Ausleger    in 
vielen  schwierigeren  Stellen   entweder   gänzlich  schwiegen, 
oder    sich    bei    einer     unwahrscheinlichen    Erklärung    be- 
ruhigten,   oder    schwankten.       ,,Nubis    vcro''    wird    dann 
geschlossen   „non  licebat  dubiis  esse,  ncc  permisimus  nobis, 
ut  anibiguis   suspensisque    vcrbis  lectorem  eluderemus,   aut, 
ubi   alii   tacuissent  ,     nos   quoque   probata   Porti    interpreta- 
tione   otium    ageremus.        Itaque    factum    est,    ut ,    quum 
saepissime    illis    auctoribus     peccata    corrigeremus  ,    haud 
raro   ideni   faciendum   esset  prirato   nostro  arbitratu,    ubi, 
quid    illi   statuereiit,    nescicbamus." 

So  erklärt  sich  der  Verf.  über  sein  Vorhaben.  Ehe 
wir  nun  zur  Betraclitang  der  Ausführung  desselben  fort- 
gehen, nniss  Rer.  einige  Worte  über  ilas  zuletzt  Gesagte 
und  den  darin  enthaltenen  Tadel  der  Herausgeber  und 
Ausk'ger  des  Thukjdides  sagen.  Dass  diese  in  manchen 
Stellen    schwanken,    welcher    Erklärung   sie    den  Vorzug 


111 


112 


ppbeii  sollen ,  ist  lici  der  gcilrangten  Sprache  und  küli- 
iirrcii  Woi'lst('lluii<;'  <1<'^  Siliriflstrlirrii  iiatürlicli.  Uass 
<>iii  UrliiTsctzrr  in  sciUlieu  Fallen  haiifij  nur  eine  iniig- 
lirlie  Erkl.'lriuijf  iiiisilriickpn  kann,  ist  clu-n  so  iinzivclfel- 
haft,  nnd  »tonn  hierin  ein  Vorzujj  zu  surhen  ist,  so  haben 
iliii  fast  alle  neueren  Uebersetzer  des  Tliukydides  mit  dem 
Verf.  gemein.  (iidess  ist  es  in  solehen  .Stellen,  wo  das 
Orl^final  nach  den  Gesetzen  der  N[)raehe  Hnd  dem  Zu- 
samnieiiliaii[.'e  uirklidi  zwei  fast  gleich  wahrscheinliche 
Erklarun};en  zulilsst,  nicht  ein  iluhm,  sondern  ein  frei- 
lich oft  sehr  «erzeililiclier  iMancel  einer  L'ebersetznnjj, 
«enn  ihre  Worte  nur  anf  eine  Weise  lerstanden  werden 
können.  Je  weniger  dieselbe  bloss  zur  Ifiileichternng  des 
Verständnissos  eines  Schriftstellers  gemacht  ist,  je  mehr 
sie  selbst  trachtet  Kunstwerk  zu  sein,  desto  weniger  wird 
ihr  höchstes  Gesetz  bei  einem  Schriftsteller,  wie  Thuk., 
das  »on  unserem  Verf.  aufgestellte  sein  können,  keine 
Zweideutigkeit  und  keinen  Zweifel  übrig  zu  lassen.  Da 
der  Verf.  jedoch  eine  das  Orij^inal  nachbildende  Ueber- 
tragniig  weder  liefern  wollte,  no<h,  wenn  er  den  Portus 
zu  Grunde  legte,  konnte,  so  mochte  er  immerhin  nach 
jener  Unzii  eideutigkeit  selbst  auf  Gefahr  bisweilen  die 
unricliti"-ere  Erklärung  lorzuzi-^hen  trachten.  Dieses  sollte 
jedoch  nur  da  der  I'all  sein  ,  wo  die  richtige  nicht  be- 
reits feststeht  oder  durch  Benutzung  der  Vorgänger  leicht 
zn  ermitteln  ist.  Nun  wird  sich  aber  zeigen,  dass  unser 
Verf.  diese  eben  nicht  sehr  sorgfaltig  benutzt  hat.  Denn 
ob  er  gleich  klagt,  lon  den  Auslegern  nicht  selten  im 
Stielte  gelassen  zu  sein,  so  hat  er  doch  nicht  wenige 
Wendungen,  die  von  ilenselben  genügend  erklärt  waren, 
unrichtig  wiedergegeben,  wie  sich  unten  zeigen  wird. 
Er  würde  überhanjit  wohl  seltener  sich  von  den  Aus- 
legern verlassen  zn  sehen  gemeint  haben,  wenn  er  von 
der  Ansicht  ansgegangeu  wäre,  dass  diese  das  von  dem 
Srholiasten  richtig  Erklärte  und  von  Portus  und  andern 
jenühnlichen  Uebersetzern  richtig  Ausgedrückte,  wenn 
nicht  dagegen  Schwierigkeiten  erhoben  worden  waren, 
noch  besonders  zu  erläutern  in  der  Regel  für  überflüssig 
erachtet  haben.  Stimmen  jene  Uebersetzcr  mit  einander 
nicht  übercin,  so  haben  die  Ausleger  nicht  selten  auf 
die  Fehler  der  einzelnen,  z.  B.  ülonificld  auf  die  von 
Hobbes  und  Smith,  Rec.  auf  die  von  Levesque ,  ßlom- 
field,  Müller,  deren  [lebersetzungen  und  andere  er  fast 
durchgangig  verglichen  hat.  aufmerksam  gemacht,  was 
jedoch  bei  offenbaren  Versehen  jener  üollmetschcr  zu  thnn 
überflüssig  gewesen  wäre.  Doch  es  ist  hier  nicht  der 
Ort,  die  Ausleger  des  Thuk.  ausführlicher  gegen  die 
erwähnte  Klage  zu  rechtfertigen,  zumal  da  sich  durch 
mehrere  unten  folgende  Beispiele  für  unsere  Leser  von 
selbst  ergeben  wird,  ob  der  \'erf.  Grund  hatte  in  tlen 
von  ihm  nicht  richtig  übersetzten  Stellen  über  ungenü- 
gende Unterstützung  von  Seiten  der  .4usleger  zu  klagen. 
Wir  wollen  nämlich  jetzt  die  Leistungen  des  ^'erfs. 
in  der  von  ihm  berichtigten  Uebersetzung  etwas  näher 
betrachten.  Hier  ist  zunächst  anzuerkennen,  dass  der- 
selbe unstreitig  in  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Stellen, 
in  welchen  sein  Vorgänger  entweder  den  Sinn  falsch  aus- 
gedrückt, oder  gegen  die  Gesetze  der  Latinität  gefehlt, 
oder  sich  unnützer  Paraphrasen  nnd  eines  Wortschwalles 
bedient    hatte,    das  Werk    des    Portus,    das    von     IJudson 


und  Gail  nur  in  wenigen  Stellen  rerbe.ssert  worden  war, 
hericlitigt  und  darnach  viel  brauchbarer,  aU  es  in  seiner 
alten  Geatalt  war,  gemacht  hat.  Aber  es  sind  nicht  nur 
einzelne  Flecken  der  Latinität,  die  nicht  in  die  oben 
angedeutete  Classe  des  tunc  temporis,  revcrsi  sunt  und 
dergl.  gehören,  und  eine  Berichtigung  nicht  minder  als 
die  entfernten  verdienten,  iinverbcssert  geblieben,  sondern 
es  sind  auch  mehrmals  nicht  tadelnsiierthe  Ausdrücke 
des  Portus  mit  ungenaueren  und  den  Sinn  wenig  erschö- 
pfenden vertauscht,  ja  es  ist  auch  bisweilen  der  von  Por- 
tus richtig  ausgedrückte  Sinn  entstellt,  oder  es  sind  noch 
öfters  offenbare  Fehler  gegen  den  Sinn  uiiberichfigt  ge- 
lassen worden.  In  manchen  Abschnitten  des  VVerkec  gibt 
es  fast  kein  Capitel  ,  wo  nicht  ein  oder  der  andere  Aus- 
druck aus  einer  der  genannten  vier  Rücksichten  zu  tadeln 
wäre.  Zum  Beweise  gehen  wir  einige  Capitel  hinter 
einander   von   I,   24-   an   durch. 

Zu  Anfange  dieser  Stelle  ist  lioTlXioi'zc  zov  'luviou 
y.üknov  noch  wie  von  Portus  durch  navigantibus  lonium 
sinum  versus  statt  durch  invehenti  in  loninm  sinum,  in- 
traiiti  Ion,  sin.  übersetzt,  was  die  Natur  der  \Vorto  und 
die  Lage  von  Epidamnus  selbst,  welches  schon  innerhalb 
des  ionischen  Busens  liegt,  erfordert.  Gleich  darauf  wür- 
den die  Worte  iZQOOOl/.OVaiv  avTljV ,  wenn  auf  Proprie- 
tät lies  Ausdruckes  gesehen  wäre,  nicht  durch  ei  finitiuii 
sunt,  sondern  durch  acculunt  eam  übersetzt  sein;  dieses 
gehört  jedoch  zu  der  Art  von  Genauigkeit,  nach  welcher 
der  \'erf.  nicht  trachtete.  Bald  hernach  ist  die  Ueber- 
setzung des  Portus  et  alii  praeterea  Doricae  gentis  ho- 
niines,  die  der  Lesart  y.ai  a/Xoi  iv.  rov  zJu}gi'/.ov 
yevovg  entspricht,  beibehalten,  obgleicli  jetzt  im  Texte 
yal  TOV  O-iXov  ^huo.  ysv.  steht.  g.  rt.  waren  die 
Worte  emiöi]  sndCiJVTO  von  Portus  durch  quum  (ab 
illis)  premercntur  übersetzt  worden  ,  wofür  jetzt  offenbar 
schlechter  quuDi  laborarent  gesetzt  ist.  Laborare  ist 
7l0i'Eii\  weiches  Cap.  3f).  mit  Recht  so  übersetzt  ist, 
7ni%eodai  hingegen  ist  preini.  §.  7.  sind  die  AVorte 
ravTa  öl,  die  Portus  durch  haec  autcm  ausgedrückt 
hatte,  in  haec  quidem  verwandelt;  da  aber  ön  nie  qui- 
Hem  bedeuten  kann,  so  sollte  die  Partikel  lieber  unüber- 
setzt  gelassen  sein.  Cap.  2,>  zu  Anfang,  wo  Portus 
yriiVTSi  durch  quum  vidercnt  ausgedrückt  hatte  ,  ist  da- 
für quum  intelligercnt  gesetat  worden;  sollte  aber  einmal 
etwas  geändert  werden,  so  wäre  richtiger  auch  gleich 
das  gehörige  Tempus  gesetzt  worden.  §.  4«  sind  die 
von  Portus  für  0VT£  ycio  gebrauchten  Worte  nam  nequo 
mit  qnippe  qui  neque  vertauscht,  was  ausserdem,  dass 
dem  Griechischen  weniger  entsprechende  Worte  gesetzt 
sind,  auch  wegen  der  folgcnilen  Inilicafivo  missfällt.  Zu 
Anfang  des  2l>.  Capitels  in  dem  Sätzchen  Ol  KoQivSloi 
hrciiTcov  c?  Ti}v  'Biilduiivov  äaf.ievoi  zijv  (ikpeXiav 
ist  das  von  Portus  für  eTiciiTTov  gebrauchte  Perfect  mi- 
.serunt  mit  dem  Imperlect  mittebant  vertauscht.  Da  aber 
von  einer  einmal  nach  Epidamnus  gesandten  Hülfe  die 
Rede  ist,  so  würde  im  Lateinischen  unstreitig  das  Per- 
fect richtiger  sein,  im  (iricchischen  aber  gehört  ?Tf|U7fiVl» 
zu  den  Verhis,  die  im  Imperfect  in  Aoristbedeutung  vor- 
kommen. S.  Held  zu  PInt.  Tiinnl.  S.  484.  Cap.  27.  in 
dem  Satze  eSsij^ijaav  . . . 'vwv  Meyaotoiv  vavai  acfäi 
ivu7T007riull)£ll'    sind    die    letzten     Worte    noch    immer 


113 

ansgeHnicki:  ul  suis  navibus  se  comitari  vellent.  Aber 
suis  batle  weggelassen  .«ein  sollen,  weil  im  Griecliisrlieii 
bloss  vavaly  mit  Schiffen,  steht  und  ilas  suis  anzudeuten 
scheint,  als  hätten  die  Korinther  rerlangt  von  der  ge- 
samniten  Seemacht  der  Megarer  escortirt  zu  werden, 
während  wir  doch  gleich  hören,  dass  diese  nur  8  Schifte 
rüsteten.  Cap.  28.  sind  die  etwas  undeutlichen  Worte 
(fikovi  TtoiEio&ai.  ov<;  ov  ßoi'kovTCU  eTt^ovg  laiv 
vSv  övTiov  fiäkkov  uJcpeXtaq  eusxa  übersetzt:  alios 
quam  qui  nunc  ess(*t ,  sibi  facere  ainicos,  qaos  nollent, 
magis  auzilii  causa;  freilich  besser  als  bei  Portus,  aber 
dennoch  unrichtig.  Denn  was  sollen  die  letzten  Worte 
bedeuten  magis  anxilii  causa?  mehr  der  Hülfe  wegen,  als 
wesswegcn  sonst?  Ferner  ist  zwar  g.  4-  mit  Bekker  r,v 
d-TtdyuiOL  und  §.  5-  /;f  d'jiayd.yuirn  geschrieben  ,  beides 
aber  gleichniässig  durch  si  abducerent  ausgedrückt,  wäh- 
rend CS  für  dieses  hcissen  sollte  si  abduxissent.  Cap.  'M. 
sind  die  Worte  ai  vijei;  avTotz  STtfn'/jjocovTO  ovöai 
dydoi'xovTCC  noch  immer  übersetzt:  ijisornm  nares  numero 
octoginta  expletac  crant.  Aber  navcs  explere  heisst  die 
(Zahl  der)  Schiffe  vollzählig  machen,  während  n'KtjQOÜv 
pai'i  bekanntlich  heisst  Schiffe  bemannen ,  nares  com- 
plerc  (sociis  naralibus).  Cap.  oO-  steht  für  die  Worte 
JieQtorxi  TV)  &toei  noch  immer  aestate  iam  adventante, 
wodurch  die  doch  nicht  aufgenommene  Lesart  TrEQiYuvTl 
ausgedrückt  ist.  Ebenso  unrichtig  ist  zu  Ende  des  Cap. 
^eiuojvoQ  V^'y  noch  durch  hieme  iam  adrentante  wieder- 
gegeben,  da  es  doch  heisst  schoti  im  Winter,  ah  es 
schon  Winter  war.  Cap.  31.  ist  noch  die  Wendung  in 
Athenicnsium  ant  La;.'edaemoninrum  foedcribus  se  ad- 
scripserant  geduldet,  wodurch  der  falsche  Sinn  beim  Bünd- 
nisse, bei  Gelegenheit  des  Hundes,  entstehen  würde,  nicht 
i osy^jd^'coTO  iiavTOi  ;,  ic,  xui;  .  .  .  OTrovddi  ausgedrückt 
wird.  Vgl.  Stürenb.  zu  Cic.  Arch.  4.  Cap.  3'2.  in  dem 
Siitzchen  £7ce/dij  /le/^uvi  TiaQaoY.evf/  .  .  .  £(f'  ijuä^  ujq- 
f^il^vTUl  hatte  Portus  übersetzt:  quia  maiore  apparatu  ... 
contra  nos  veniunt.  Jetzt  ist  reniunt  mit  exorti  sunt  ver- 
tauscht. Aber  apparatu  contra  al.  exoriri  hält  Rec.  für 
unlateinisch,  hingegen  ist  bekannt,  dass  ojoii'i;o^ut  und 
tiQiu^dr.vai  (eig.  in  Bewegung  gesetzt  sein ,  sich  in  Be- 
tcegung  gesetzt  haben)  oft  proficisci  bedeutet,  also  allen- 
falls auch  durch  venire  hier  wiedergegeben  werden  kann. 
Cap.  33.  in  den  Worten  öUyoi  .  .  .  ydoiiov  oi'X  r^o^Gov 
fi/ddvz£Q  ij  XijilivfiEvoi  naoay'iyvovxuA,  panci  sunt,  qui 
.  .  .  ornameiitum  hau<l  minus  daturi  quadi  (ab  ipsis)  ac- 
cepturi  veniant,  ist  der  Unterschied  der  Tempora  dlööv- 
T£5  und  Xi^ipcl/)£voi  noch  immer  nicht  angedeutet.  §.3. 
hatte  Portus  die  Worte  ruig  KopjviUovi  •  ■  .  'ruiv 
iX^Qovq  övTai  xai  ■KgoxaTaKanfidvovTui  ij/iüg  vvv 
i's  Ti\v  i'iUTSoav  iTtlXEiQijaiv  ausgedrückt:  Corinthios 
.  .  .  vobis  inimicos  esse  et,  dum  nos  primos  nunc  aggre- 
diuntur,  viam  sibi  ad  vos  invadendos  sternere.  Jetzt  ist 
für  viam  sibi  sternere  gesetzt  gradum  facere.  Was  damit 
zur  Erschöpfung  des  Sinnes  von  ■jTQOxaTCtkuftfjdvElv 
oder  für  die  Latinität  Erhebliches  gewonnen  ist,  lässt 
sich  schwer  einsehen.  Besser  wäre  mit  Vermeidung  der 
weitschweifigen  Wendung  dum  nos  primos  nunc  aggre- 
diuntur  gesagt:  ab  iisque  nos  nunc  pracoccupari  ad  vos 
invadendos  (ad  invadendum  in  vos).  In  den  unmittelbar 
folgenden  Worten  ist  övoip  noch  durch  alterutro  schlecht- 
Zci'sclir  /.  d.  JUeitliumsiv. 


114 

hin  ausgedrückt.  Cap.  34,  wo  die  Worte  oj^  dl  r^Si- 
V.OVV ,  actCflii  EOTtV ,  von  Portus  dur<h  quod  autem  isti 
ininriam  fecerint  (bei  Gail  isti  nos  laedant) ,  perspicuum 
est,  übersetzt  waren,  ist  jetzt  faciebaut  für  fecerint  ge- 
schrieben ;  beides  aber  ist  olTenbar  fast  barbarisch  für 
istos  iniuriam  fecisse.  Dass  bald  ilarauf  in  den  Worten 
vjotb  ÜTidTTj  TS  juy  TcaQdyea^ui  vir'  uvTiiiv,  dtof^ivoii 
T£  IV,  lOV  Sldiog  fir,  VTTOVfjyeh' ,  die  Wendung  iy.  XOV 
EVi^tog  zu  Ssoi^lEtu/c  gehören  müsse,  liofTt  Rec.  genügend 
gezeigt  zu  haben  und  haben  die  neuesten  Ausleger  an- 
erkannt; dennoch  übersetzt  der  Verf.  aut  pi'tcntibus  murem 
ingenue  geratis.  Cap.  35.  in  dem  Satze  7ro}u>  öt  eil 
nitiori  it.iila  r.i-tEiq  fil'j  Tiela-uvTeg  ifidg  e^ojiev  hatte 
Portus  joi  TlEioavTSC,  i'fidg  dnrcli  nisi  rem  vobis  persua- 
deamns  ausgedrückt.  Statt  dieses  bloss  in  si  vobis  non 
persuaserinius  zu  verändern  ,  macht  der  Verf.  aus  den 
Worten  si  nobis  nOn  concedatis,  was  abgesehen  davon, 
dass  es  dem  Griechischen  zu  wenig  entspricht,  schou 
desshalb  zu  vermeiden  war,  weil  die  Gegensätze  si  con- 
cedatis und  si  nobis  non  concedatis  einander  grammatisch 
ähnlicher  sind,  als  TT£lo9(:VTU)V  Vfiojv  und  jio;  nei'aav- 
TS^  vitd^,  AVälircnd  unser  ^'erf.  ferner,  wie  wir  oben, 
mit  seinen  eigenen  Worten  gehört  haben,  manche  gegen 
die  gute  Latinität  verstossenile  Wendungen  des  Portus 
zu  ändern  sich  gar  nicht  vorgesetzt  hat,  hat  er  das  Fu- 
turum in  mehreren  Stellen  mit  dem  Futurum  exactum 
vertauscht,  wo  dieses  freilich  reiht  gut  stehen  kann, 
aber  doch  nicht  nothwendig  und  um  so  weniger  zu  ge- 
brauchen ist,  da  im  Griechischen  nicht  etwa  das  dritte 
Futurum  sich  findet.  So  ist  gleich  in  den  folgenden 
Worten  )';/u7?  /tiv  ydo  x/>jdinei'uiTa<;  y.ai  ovx  ext^pov-; 
oPTitt;  du üjOEode ,  das  von  Portus  gebrauchte  repelletis 
mit  repuleritis  vertauscht.  Ebenso  Cap.  40.  43.  und 
ander» ärts.  Zu  Ende  des  Capitels  hatte  Portus  die  W^orte 
ot'j(  öitolci  11  d):XuTpiüj(T/i  durch  alienatio  par  non  est 
ausgedrückt.  Diese  wörtliche  Uebersetzung  erschien  un- 
serem Verfasser  wahrscheinlich  zu  dunkel;  ilaher  ver- 
tauschte er  sie  mit  non  in  levi  vobis  habendum  est,  si 
ea  alio  convertatiir.  OlFcnbar  zu  frei,  etwa  statt  non  par 
est,  ut  ea  a  vobis  abalienetur,  durch  welche  Uebersetzung 
auch  im  Folgenden  der  Zusatz  upera  danda  est  erspart 
wurde.  Cap.  30.  ist  jetzt  geschrieben  o  fxtra  fieyLfTTOiv 
xa/odjv  ot/.flovTai  re  Kai  TroXfjinvrai ,  während  sonst 
ze  fehlte;  dennoch  ist  die  ungenaue  Ueberset/ung  amica 
red.litnr  inimicave  statt  et  amica  redditur  et  inimica  bei- 
behalten. Ein  den  Sinn  aber  erheblich  entstellender  Fehler 
findet  sich  gleich  darauf  in  den  Worten  r/j)?  TS  yaQ 
haXiag  v.oX  Siy.sXiaq  xaXvjg  Traodnkov  xsiTai  (>; 
KE()y.v(ja),  ujore  /";r£  ey.eiSev  vawixdv  iaaat  He- 
kojtovvtjoloiQ  i-jTskdsii',  tÖ  TS  sv^evSs  ^pos  Taysi 
TTapansfiipat.  Hier  ist  noch,  wie  bei  Portus,  zu  lesen: 
ita  ut  uec  inile  classem  contra  Peloponnesios  venire  sinat. 
Als  ob  die  Athener  desshalb  Corcjra  auf  ihre  Seite  zu 
bringen  gewünscht  hätten  ,  um  zu  verhindern ,  dass  eine 
Flotte  aus  Sicilicn  und  Italien  gegen  die  Peloponnesier 
herbeikäme,  was  nicht  einmal  denkbar  war,  da  die  mäch- 
tigsten Staaten  Siciliens  und  Italiens  den  Peloponnesiern  be- 
freundet waren!  IltkoTlomjOiots  tllfktfiiv  heisst  hier 
oflcnbar  für  die  Peloponnesier  herbeikommen,  Pclopon- 
ncsiis    acccdere,    ad    Peloponnesios    pervcuire;    denn    aus 

8 


Ii5 


116 


II  ,  7.  unil  anilern  Stcllon  ist  brkaiint,  «lass  rlic  Polopoii- 
iiesier  aus  Itnlini  iiiid  Sirilirn  lieistaiid  hoUlPii.  AVeiiij;o 
Zeilei)  <larauf  sind  die  Worte  i^Ut  ftVV  uvca  .  .  .  vav- 
Tiv.u  u.  s.  w.  noch  so  überseizt,  als  ob  s<a<t  tqiO.  uvru 
lairty.d  Gcnitiii  absoliiti  ständen,  und  öii  natli  rovtvjv 
feliltr.  Cap.  37.  zu  Anfang  sind  die  Worte  'iva  rijv  ä(p' 
ijuiov  diitoatv  dtrcfaksataitov  7ipof/t)/;rf  ausgeilnickt: 
ut  et  nostra  postiilata  tutiora  esse  provideatis,  statt  rer- 
tius  pracooscatis.  liier,  wie  an  vielen  andern  Stelleu, 
lässt  sich  nicht  sagen,  dass  die  Ausleger  geschiviegen 
hätten,  H'ienohl  auch  ohne  deren  Erinnerung  dem  Ueber- 
setzer  des  Tliukvd.  nicht  hfitte  entgehen  sollen,  dass 
daCfakeOTioov  nicht  so  fiel  als  doCfUKeoTeQa  {ovza) 
und  7lQO£tdl]ZE  nicht  so  licl  all  ?T^u'idtjT€  sein  könne. 
Zu  Ende  dieses  Capitels  heisst  es  jetzt:  atque  hac  in  re 
posituDi  est  illud  decoruui ,  (juod  praetendunt,  .  .  .  ut, 
ubi  (juidem  pntentiores  sunt,  viin  faciant,  ubi  lero  latent, 
fraude  circnnneniant ,  et  «i  quid  cepcriiit,  iuipudontiam 
induant.  Hier  niuss  es  GiFenbar  ebenso  gut  sint  und  la- 
teant,  wie  nachher  ceperint  heissen ,  da  in  allen  drei 
Glie<lern  lon  möglicher  Weise  öfters  eintretenilen  Fällen 
die  Rede  ist,  und  alle  drei  den  Absichtssätzen  gleichuiässig 
untergeordnet  sind  ,  ancli  im  Griechischen  dieselbe  Con- 
«truction  sich  findet.  Portus  hatte  auch  richtig  dreimal 
Conjunctire  gesetzt,  nur  alle  conjunctirische  Sätze  mit 
Unrecht  durch  Imperfecte  ausgedrückt.  Gleich  darauf 
ist  y.aiioi,  und  doch,  nun  aber,  welches  Portus  nicht 
genau  durch  scd  übersetzt  hatte,  unrichtig  durch  ac  vero 
wiedergegeben,  wenn  dieses  nicht  ein  Druckfehler  ist 
statt  at  rero.  Zu  Anfang  des  38>  Capitels  lauten  die 
Worte  noch:  sed  neque  erga  alio»  neque  erga  nos  tales 
exsistunt;  welcher  falsche  Gebranch  von  exsistere  (bei 
Thnk.  £iai)  zu  denjenigen  Flecken  der  Latinität  des  Por- 
tus gehurt,  die  nicht  von  dem  geduldet  sein  sollten,  der 
in  den  kurz  vorher  angeführten  Worten  positum  für  d.is 
von  Portus  gebrauchte  situm  gesetzt  und  ähnliche  weit 
weniger  notliwendige  Veränderungen  in  deo  Ausdrücken 
vorgenommen  hat.  Uebrigens  ist  auch  der  im  Griechi- 
schen sich  findende  und  so  leicht  nachzubildende  Wechsel 
der  Präposition  in  o'vTt  -Jigdi  TOi'i  uXKoik;  OVTB  f;  rj^dq 
nicht  angedeutet.  Einige  Zeilen  später  in  ai  yoüi'  d.kkai 
ÜTfoiXiat  Tlj^vjo/v  ijfiUi  ist  yovv  et  vero  übersetzt, 
welche  Bedeutung  es  nie  hat.  Portus  hatte  freilich  nicht 
genau,  doch  dem  ungefähren  Sinne  nach  richtig,  dafür 
enim  gesetzt.  Sollte  dieses  nicht  beibehalten  werden,  so 
war  es  mit  c"erte  quidem,  wenigstens  gewiss,  zu  vertau- 
schen. Ebenso  ist  Cap.  7li.  zu  Anfang  et  vero  und  zu 
Ende  itaque  falsch  für  yovv  gesetzt.  Vgl.  auch  Cap.  77. 
In  demselben  38'  Capitel  ist  xai  dljXov  ort  .  .  .  ovd' 
m'iarTQarsvojiev  e/.TiosiTuiq  jUj;  y.ai  8ta(fi£o6vTU)q  xi 
ddl'AOVUEl'Ol  durch  atque  patel  nos  .  .  .  neque  bellum 
ipsis  egregie  illaturos  esse,  nisi  etiam  Insignem  aliquam 
iniuriaui  pateremur,  wiedergegeben,  obgleich  die  Aus- 
leger gezeigt  haben,  dass  dieser  Uebertragung  der  Indi- 
cativ  des  Präsens  ämOTQaxtVousv  durchaus  widerspricht. 
Cap.  3V).  »ind  für  }jv  ye  {dix?]^)  oü  tdv  TtQoi'xoiira 
y.ai  iy  zoü  da(fLiLovi  ■Tzgov.atov ^£vov  Xeyem  ii  So' 
yeiv  Sei  die  Worte  de  quo  quideiu  non  illum  ,  qui  su- 
perior  est,  et  qui  ex  tuto  ad  disceptationem  provocat, 
oportet  videri  aequa  dicere  gebraucht.  Aber  abgerechnet, 
dass  kiyeil)  ti  2U  frei  durch  aequa    dicere  übersetzt  ist, 


wäre  nach  dem  Lateinischen  die  Construction  ri/u  öiyijr 
ksyilV  Tt  anzunehmen  ,  wie  sich  doch  in  dem  Sinne  de 
iustitia  aliquid  dicere  nicht  sagen  lässt.  Uald  darauf  in 
i'l-iu>;  i'vv  ui;/orvTCs  ■  ■ .  diacpugovi;  üvrai;  r.fAiv  ötxsa&ai 
OCpac  hatte  Portus  für  die  letzten  Worte  lateinisch  ge- 
schrieben :  ut  se  ,  nostros  hottes  ,  recipiatis.  Dieses  Sätz- 
chen ist  jetzt  unrichtig  mit  ut  adversati  nobis  se  recipia- 
tis vertauscht;  denn  öiacfufjovi;  kann  nicht  so  viel  sein  als 
evavTluil^evtati,  und  ist  desshalb  mit  acfdq,  nicht  mit 
VLidi  zu  verbinden.  Cap.  4().  zu  Alifang  hatte  Portus 
f^tadliv  29''i  durch  discere  (nunc)  oportet  wiedergegeben. 
Statt  hier  bloss  das  unnütze  nunc  zu  streichen,  und  allen- 
falls den  Subjectsaccusativ  vos  hinzuzufügen,  hat  der 
Verf.  intelligerc  debetis  geschrieben.  Aber  es  ist  hier 
nicht  von  dem  die  Rede  ,  was  die  Athener  einsehen,  son- 
dern von  dem,  was  sie  durch  die  .4nscinandersetzung  der 
Korinther  lernen,  oder  wovon  sie  sich  durch  diese  über- 
zeugen sollen.  Also  ist  discere  besser  als  intelligere  (für 
welches  eher  cognoscere  zu  sagen  war),  und  da  diese 
Sache  auch  nicht  als  eine  eigentliche  Verpflichtung  be- 
trachtet werden  kann,  auch  oportet  besser  als  debetis. 
Zu  Anfang  des  4l.  Capitelc  liest  man  in  der  verbesser- 
ten Uebersetzung  für  Jia.QdivSntv  de  xai  dl;lojoiv  'lu- 
QlTo;,  {i:y_oulv)  TOtuvt^S  die  Worte:  quod  autem  sua- 
demus  et  postulamus,  ut  nobis  faveatis.  l/cbergehen  wir 
hier,  dass  die  grammatische  Form  der  Rede  auf  eine 
das  Gepräge  des  Thukvdideischen  Stiles  verwischende 
Weise  umgeändert  ist,  so  hätte  ;fap/?,  anf  welches  Wort 
sich  im  Folgenden  i)i>  dvzidot^^vat  bezieht,  wenigstens 
nicht  durch  ut  nobis  faveatis,  sondern  entweder  durch 
gratia ,  wie  bei  Portus,  oder  doch  durch  beneficium,  wie 
bei  Gail,  ausgedrückt  sein  sollen.  Ferner  ist  nicht  ab- 
zusehen, warum  die  gleich  darauf  von  Portus  gebrauchte 
Wendung  gratiam  referre  hier  und  Cap.  43.  mit  gratiam 
redilere  vertauscht  ist.  Denn  wenn  letzteres  auch  bei 
Salust  vorkommt,  so  wird  es  doch  von  Seneca  getadelt, 
während  jenes  bekanntlich  die  überall  übliche  Formel 
ist.  Sollte  aber  der  Grund  der  Vertauschnng  der  sein, 
weil  dvTldlöüVul  doch  eigentlich  reddcre  und  nicht  re- 
ferre heisst,  so  wäre  dieses  bei  einer  sonst  so  wenig  nach 
Erschöpfung  des  Griechischen  trachtenden  Uebersetzung 
gewiss  eine  falsche  Art  von  Treue.  Sehr  damit  in  Wi- 
derspruch steht  z.  B.  ausser  andern  schon  angegebenen 
Fällen,  dass  Cap.  42.  £1  TloXe^tl'jOSl  noch  immer  si  bel- 
lum oriatur  übersetzt  ist,  wodurch  man  eine  ganz  falsche 
Ansicht  von  dem  grammatischen  ^'erhältnisse  dieser  Worte 
bekommen  muss.  Bald  darauf  in  tu  /lekkov  TOV  7la- 
Xeftov ,  o)  (fofioivTei;  i'iidi;  KtQy.vpcdoi  y.eXivovotv 
ddty.iiiv,  h'  äfpavei  irt  yeiiai  ist  rw  [^tikkov  tov  no- 
keuov  eventus  belli  ausgedrückt.  Dass  dieses  aber  der 
Sinn  nicht  sein  kann,  da  der  Gedanke  an  den  nnsicheru 
Ausgang  des  mit  den  Peloponnesiern  zu  erwartenden  Krie- 
ges lue  Athener  nicht  zur  Abweisung,  sondern  nur  zur 
Annahme  des  Bündnisses  mit  den  Corcvräern,  das  ihnen 
wenigstens  die  Huiriiung  auf  einen  glücklichen  Ausgang 
zu  erhöhen  sehr  geeignet  war,  bestimmen  konnte,  und 
dass  folglich  die  Worte  bedeuten  müssen,  ob  es  zum 
Kriege  kommen  wird  oder  nicht,  hat  Rec.  schon  in  sei- 
nem Comnientar  entwickelt.  Man  vergl.  über  die  Worte 
Vig.  S.   266.      Falsch    ist    auch    gleich    darauf  in  Tzjs  bt 

v:raoxovot]q  izgöxeQov  8td  Mtyageai  vTio^iag  <rdj- 


li- 


ns 


q)QOV  vifske/v  nuKKuv,  das  Vcrbam  vcpskeiv,  welches 
Portus  wegen  des  liliizugefügteii  Geiiitirug  partitirus  rich- 
tig durch  miiiiiere  lihersetzt  liat(e,  durch  ex  animis  vestris 
sabducere  wiedergegeben.  Dieser  Sinn  würde  erstens  statt 
er;  vTToiplac  ücfekciv  rielmehr  Tr:v  iiTroiplav  v<fekea9ai 
erheischen;  er  ist  aber  auch  unpassend;  denn  durch  die 
ron  Seiten  der  Athener  den  Megarern  geleistete  Hülfe 
konnte  nicht  in  den  Gemüthern  der  Athener,  sondern 
nur  in  denen  der  Korinther  Argwohn  entstanden  sein,  C.43 
in  den  Worten  memores  hoc  illud  esse  teinpns,  (juo  po- 
tissiinum  et  ille,  qui  operani  praestat,  auiicus  est,  et  qui 
obstiterit,  inimicus  ist  die  Veränderung  des  Modus  nicht 
lobenswerther  als  in  der  oben  erwähnten  Stelle  des  37. 
Capitels.  Portus  hat  ziveimal  den  Indicativ  gesetzt,  Rec. 
würde  beidemal  den  Conjunctir  gebraucht  haben.  Cap.  44. 
ist  fr  TTJ  vavSQula.  noch  durch  in  posteriore  (concione) 
übersetzt,  also  ganz  wie  iv  Trj  vOTefja  {ey.xkljola),  wah- 
rend es  heissen  zu  nii'issrn  sclieint  in  posteri  diei  concione, 
in  concione  postridie  habita.  Cap.  44-  in  den  Worten 
TtoosiTtov  -  .  .  /</}  vavjiaxuiv  Kooivdiotc,  rjv  fi^  en  i 
KE^y.VQnv  Tzkeujat,  »o  Portus  pracceperunt ,  ne  cum 
Corinthiis  pugnarent,  nisi  contra  Corcyram  navigarent, 
gesagt  hatte,  ist  nisi  in  si  non  rerändert,  während  doch 
der  Sinn  ist  ausser  in  dem  Falle,  wenn.  Dagegen  ist 
gleich  hernach  für  ÜTloßaiisiv  ■,  landen,  die  von  Portus 
gebrauchte  ganz  ungewühnliche  Wendung  descensionem 
(statt  exscensionem)  faccre   beibehalten. 

Bisher  ist  Rec.  der  Uebersetzung  capitelweise  gefolgt, 
am  sein  oben  abgegebenes  Urtheil,  dass  man  in  längeren 
Stellen  in  jedem  Capitel  in  einer  der  oben  angegebenen 
Rücksichten  Einzelnes  zu  tadeln  finde,  zu  begriinden. 
Es  würde  ihn  zu  weit  tühren ,  wenn  er  noch  länger  so 
zu  Werke  gehen  wollte.  Er  greift  daher  nur  noch  ein- 
zelne Stellen  in  den  folgenden  Capiteln  heraus,  um  das 
in  der  Berichtigung  der  Uebersetzung  des  Portus  von  dem 
Verf.  des  vorliegenden  Werkes  beobachtete  Verfahren  noch 
etwas  mehr  zu  charakterisiren ,  als  durch  obige  Beispiele 
bereits  geschehen  ist.  Cap.  f)\ .  zu  Ende  ist  ujrniiouvzo 
noch  immer  durch  in  suas  sfationes  receporunt,  also  wie 
v'jouioav ,  übersetzt,  obgleich  die  Unrichtigkeit  dieser 
Uebersetzung  von  den  neueren  Auslegern  genügend  gerügt 
»torden  ist.  Cap.  56.  ist  das  von  Portus  gebrauchte  oriren- 
tur  in  orerentur  verändert.  Wenn  dieses  nicht  ein  blos- 
ser Druckfehler  ist,  so  ist  dieses,  obgleich  orerentur  ein 
paarmal  vorkommt,  keine  lobenswerthe  Aeuderung.  Auch 
ist  sich  der  Verf.  nicht  gleicli  geblieben,  da  Cap.  37. 
»riretur  beibehalten  ist.  Doch  macht  eben  dieser  Um- 
stand Cap.  56.  die  Annahme  eines  Druckfehlers  wahr- 
scheinlich. Cap.  57.  in  TOi<;  ml  &()fC/.ijg  XakxidevOi 
y.al  BoTTtuioti;  ist  zoiq  inzi  0p«z;;?  noch  durch  qui 
sunt  in  Thracia  ausgedrückt,  and  so  in  vielen  Stellen, 
in  welchen  diese  Wendung  vorkommt.  Aber  Eni  Q^äxi/Q 
kann  nicht  so  viel  heissen  als  iv  0p((xn,  und  dass 
Chalkidice  bei  Thukyd.  kein  Theil  von  Thrakien  selbst 
noch  von  Makedonien  ist,  habeu  die  Ausleger  seit  Gat- 
terer genügend  gezeigt.  Cap.  öS-  i»t  für  ai  vi)eq  al  iTll 
May.BÖoviav  xai  eni  acfa<;  öfioituo.  eitkeov  noch  naves 
in  Macedoniam  et  in  se  pariter  veniebant  gesagt,  als  ob 
der  zweite  Artikel  fehlte,  statt  naves  in  Macedoniam  mis- 
sae  (eigentlich  navigantes)    etiam   in    ipsos  etc.     Ebendas. 


g.  2.  isl  roli;  e'/kÜTtovai  in  TOtq  tykl-nocai  verändert, 
aber  doch  die  alte  Uebersetzung  qui  rclinquebant  statt 
qui  reliquissent  beibehalten.  Cap.  70.  zu  Anfang  in  den 
für  ilQui  o'i'ovg  vfiiv  Adi^vu'iovq  ovrai  v.m  unov  l'/,iojv 
xai  Ws  71  UV  öiucfi^uvrai;  gebrauchten  Worten  quales 
sint  yVthenienses ,  cam  quibus  certanien  est  futurum,  et 
quoniodo  ve]  omnibus  in  rebus  sint  vobis  longe  praesfan- 
tiores,  ist  uaov  ganz  unübersetzt  geblieben,  wenn  es 
nicht  durch  das  folgende  longe  ausgedrücht  sein  soll , 
während  es  vielmehr  et  quanfo  et  quouiodo  omni  ex  parte 
heissen  sollte.  Bald  darauf  §.  2.  ist  soletis,  von  dem 
sich  im  Griechischen  keine  Spur  findet,  hinzugesetzt, 
wälirend,  wenn  der  Verf.  kein  Bedenken  trug,  im  ersten 
Gliede  celeres  et  excogitare  et  exsequi  zu  sagen,  wie- 
»Kihl  diese  poetische  Wendung  nicht  für  die  von  Portus 
gebrauchte  ad  excogitandum  et  ad  exscqucndum  gesetzt 
sein  sollte,  er  ebenso  wenig  anstehen  konnte,  die  folgen- 
den Infinitive,  wie  im  Griechischen,  von  demselben  ce- 
leres oder  vielmehr  einem  ans  demselljen  durch  ein  leich- 
tes Zeugma  zu  ergänzenden  Adjectiv  abhängig  zu  machen. 
Cap.  71.  ist  ö^ojjuev  d'  av  dd/xov  ovdiv  orrf  a-oci? 
dsujv  durch  qua  in  re  niillnm  esset  peccatum  nostrum 
neque  in  dcos  ausgedrückt,  also  als  ob  es  Tlooi  &£0V^, 
eig  fleoi'q  hiesse,  obgleich  der  Gebrauch  von  irgo^  mit 
dem  Genitiv  von  den  Auslegern  genügend  erläutert  ist. 
Keine  Verbesserung,  sondern  eine  Verschlechterung  der 
Latinität  ist,  dass  Cap.  77.  die  von  Portus  gebrauchten 
Worte  illo  enim  modo  ne  ipsi  qnidem  contra  nos  dicere 
potuissent,  non  oportere  inferiorem  superiori  cedere,  in 
ne  ipsi  quideni  contradicere  potuissent,  quin  oporteat, 
verwandelt  sind.  Will  man  ein  auHallendes  Beispiel  haben, 
wie  Heilig  auch  noch  in  der  neuen  Gestalt  dieser  Ueber- 
setzung an  Cousequenz  gedacht  ist,  so  beachte  man,  auf 
wie  vielfache  Weise  das  Cap.  74.  und  75.  dreimal  ganz 
in  derselben  Bedeutung  vorkommende  und  in  der  zweiton 
und  dritten  Stelle  genau  auf  die  erste  sich  beziehende 
Wort  nfjodi'fxia  übersetzt  ist.  Cap.  Sß.  01%  OV  Tiaoa- 
öovea  Toiq  ■i9t]vaioi<;  ioriv,  ovds  dlxat~;  xai  köyoti 
Siay.QiTea  fn)  köyu}  xai  avTOv^  ßkaTTTOfisvoni  finden 
sich  die  Worte:  qui  Athcniensibus  non  sunt  tradenjji , 
ueqne  iudiciis  rcrbisque  est  di.sceptandum,  quum  et  ipai 
non  verbis  lacdantur.  Da  aber  avTOvg  ßkuTtionEVOVQ, 
weder  von  Öia/.Qitea  abhängen,  noch  die  Stelle  von 
Genitivis  absolutis  vertreten  kann,  so  müssen  diese  Ac- 
cusative ,  wie  Rec.  in  dem  Commentar  srlion  durch  da» 
Citat  Matth.  Gr.  Gr.  §.  447,  4.  angedeutet  hat,  für  Be- 
stimmungen des  in  Trugaöoräa  und  d/ay.()iT£a  liegeu- 
den  Subjects  ^;jja<;  gehalten  und  vermittelst  der  y.oivvjaic 
auf  die  Lakedämonier  bezogen  werden.  Schon  vorher 
Cap.  ÖO.  in  den  Worten  xai  rivi  TTiarevaavTaq  (XQi]) 
dTCa.QaoXEVovQ  ETCtixOrjvat,  die  Portus  richtig  durch  et 
qua  re  fretos ,  quum  simu«  imparati,  festinare  (nämlich 
ad  bellum)  ausgedrückt  hatte,  ist  für  festinare  jetzt  ex- 
surgere  gesetzt,  welche  Bedeutung  eil£l}[9fjvai  offenbar 
nicht  haben  kann.  Cap.  84.  ist  das  Satzchen  iksi'^eoav 
xai  evöo^oTanji'  itoktv  öiu  iiuvTUi  vef^ö/ieSa  durch 
liberam  et  per  omnia  optima  fama  ornatam  civitatem  in- 
colimqs  wiedergegeben,  und  es  ist  demnach  der  Formel 
dlöi  navröi;  theils  eine  falsche  Bedeutung  gegeben,  theils 
ist    sie  gegen  die  Wortstellung    mit  evöo^OT-  verbauden. 

8* 


119 

Bald  darauf  siiiii  die  Worte  rtuv  ße  ^L'f  Siiulvii)  !;to- 
TQivuvTiDV  riiii-i  iTl^i  TU  (ietvrx  noch  so  ül)prset2t,  als 
küniitcMi  nie  Gcniliii  alisoluti  sein.  Dass  g.  3-  r«?  S/a- 
voiag  T(ov  tieKuc  7l'a()aTiXijaiot'i;  tivui  nicht  lieisscn 
kuiiiif  nlioritni  cogitationes  nostris  pares  esse  erhellt  aus 
dem  Gedanken  sell>st.  Vergl,  Kcc.  in  den  Supplem. 
Cap.  87-  steht  fi'ir  ßoiiko/jevog  avTOi'i  UTvodstxvi'f-iei/ovi; 
Tr,i/  yvujf.iijv  ig,  tu  tioXe^ieiv  /lakkov  ÜQur,(yai  noch  im 
Lateinischen :  quia  roiebat  ipsos  sententiaui  aperte  dicen- 
tes  ad  helluin  inoiendiini  promptiorcs  esse.  Aber  7loK£ji8iv 
ist  nicht  suivohl  lelluiii  inoiere  als  belltiin  ^erere,  und 
UQfiijaat  ist  vielmehr  transitir  zu  fassen.  S.  Rec.  zu  I,  \'2~ . 
Cap.  93'  zu  Enile  ist  das  Satzchen  A9l]vaiOl  fitv  ui>v 
OL'tujg  iret/lathjaui'  noch  durch  Athenienses  igitur  hoc 
modo  nrbeni  tnuris  cinxerunt  übersetzt;  also  als  ob  es 
liiesso  iiliy^iociVTO  tvp  Tlukiv.  Richtiger  vriirde  gesagt 
sein  niuros  acceperunt,  eigentlich  munlti  sunt  (opera 
consilioque  Theinistociis).  Ganz  falsch  ist  Cap.  uy.  jo- 
Oaöe  £7li;k^oi>  noch  durch  ad  tantum  Imperium  pervene- 
nint  «iedergegeben.  Vergl.  Didot's  Ausgabe  mit  fran- 
zösischen Koten.  Unrichtig  ist  auch  Cap.  111.  gegen  das 
Ende  die  Uebersetzung  von  diailAcvOuVTeg  nsQav,  quura 
in  ulteriores  partes  (st.  in  terram  e  regione  sitam ,  ubia- 
centeni)  traiecissent.      Vergl.   Rec.    im   Commeut. 

Doch  Rec.  hat  vielleicht  die  Leser  schon  zu  lange 
mit  der  Kritik  einer  Uebersetzung  aufgehalten,  die  nur 
die  (theüweise)  berichtigle  Portus'sche  sein  will.  Er  hat 
zur  Charaktorisirung  des  vorliegenden  Werkes  nur  noch 
hinzuzusetzen,  dass  die  Biographie  des  IVIarcellinus  und 
die  griechischen  Scholien  mit  besonderen  Seitenzahlen 
hinten  angefügt  sind.  In  den  Schollen  erklärt  der  Her- 
ausgeber sich  grüsstenlheils  an  die  Ausgabe  <lps  Rerens. 
angeschlossen,  nur  theils  die  Bezeichnung  der  Handschrif- 
ten, aus  welchen  dieselben  geflossen  seien,  weggelassen, 
theils  die  von  Rec.  wenig  beachteten  V^crse  des  Tzetzes 
im  cod.  Pal.  verbessert  zu  haben.  Zum  Schluss  erhalten 
wir  noch  folgende  Notiz.  ,,Jam  in  quinto  libro  versan- 
tibas  operis  ex  JVIillero  audivi  nuper  accessisse  (regiae 
bibliothecae)  duos  Codices  Thucjdidis,  alteruui  XII,  al- 
terum  XIV  saeculi  ,  utrumque  cum  scholiis.  Posterior, 
licet  Marcellini  vita  cum  Palatino  codice  cxamussim  cou- 
sentieus  spenl  nicliorem  iniecisset,  in  scholiorum  locis 
collatis  Don  praestare.  aliis  est  inventus.  Verum  prior, 
cuius  pervolavi  scholia  antiqua  manu  scripta,  ad  quartum 
librum  pertingentia  (richtiger  pertineiitia) ,  saepe  accura- 
tius  loquitur  Graece  quam  editus  scholiastes.  (Es  folgen 
ein  paar  Beispiele.)  At  iam  non  poterat  in  usum  noslrum 
convcrti  codex  praestantissimus,  scholia  non  multa  con- 
tinens,  sed  ca  accurate  scripta  et  distinctis  picruinquo 
«ignis  ad  sua  vocabula  in  Thucjdidea  oratione  relata." 

Poppo. 

II.  OOYKYJI/IIIS,  Thucydidis  de  hello  pelopon- 
nesiaco  libri  octo.  E  codicibus  recognovit,  anno- 
tatione  itistruxit,  scholia  graeca  adiecit  Karolus 
Hofmanus  Hassus.  Vol.  1.  (welches  das  1.  Buch 
des  Thukydides  enthält.)  Mosquae,  tjpis  uuiversi- 
tatis  caesareae.  184U.  IX  und  2fi2  S.  gr.  8. 
Der  Herausgeber  fand  bei  seinen  philologischen  Vor- 
lesUDgen  auf  der  Moskauer  Universität,  dass  sich  in  den 


120 


Händen  seiner  Zuh'irer  grüsstentbeils  nur  solche  Ausgaben 
befanden,     welche    den    blossen    Text    der    Schriftsteller, 
und   auch  diesen  oft  wenig  berichtigten,   enthielten.    Da  er 
nun   hierdurch  ,     weil    er    bei   der  Auslegung  der  Schrift- 
steller   die    grammatische    und     kritische    Seite    besonder« 
zu   berücksichtigen   pflegt,    sehr   gehindert   wurde,    so   be- 
schloss    er    einen    und    den    andern   Autor    mit  kritischem 
Apparat   herauszugeben,   und   wählte  dazu  zuerst  den  Thu- 
kydides.     ICr   wollte   eine   Recognition  des  Textes  liefern 
und   die   Varianten   und   Scholien   beifügen.      Bei    den  Va- 
rianten schien  ihm  eine  Schwierigkeit  daraus  zu  erwachsen, 
dass    es    eine   Masse    von    ganz    unnützen    Varianten,    die 
entschiedene    und    gewöhnliche    Schreibfehler  sind,    gibt. 
Diese   durch  das  ganze  Werk  des  Thukydides  aufzuzeich- 
nen, schien   ihm^  theils  Raumverschwendung,  theils  wegen 
des   Ueberdrusses,  den   die   Sache  den  Lesern  verursachen 
würde,  nicht  rathsam.    Auf  der  andern  Seite  aber  schien 
ihm   das  Be<lürfniss  der  angehenden   Kritiker,  denen   die- 
ses  Werk   bestimmt   ist,   zu   verlangen,   dass  sie  an  einem 
Beis|riclo  die   gewohnlichen  Fehler    der  Abschreiber  ken- 
nen   lernten.       Er    bcschloss    daher    das    erste  Buch     des 
Thukydides    mit    einer    vollständigen     Variantensammlung 
zu  versehen   und   ihm   einen  ausführlichen  Commentar  bei- 
zugeben,  welcher  letztere  in  dem  vorliegenden  Bande  sich 
noch   nicht  findet,  die   übrigen  Bücher  aber  mit  kürzeren 
Anmerkungen    herauszugeben.       Das    beim    ersten    Buche 
beobachtete  Verfahren   wollen   wir  mit  ilen  eigenen  Worten 
des  Heraasgebers    S.   VII  fg.    beschreiben.       ,,  Varietatem 
lectionis    ex  Morstadtiana  editione   iisdem    conipendiis  re- 
petivi,  sed  pro   codicum   gcneribus  familiisqüo  Popponianis 
dispusitam,   ita  quidem   ut  genera  distinctione   maiori,  fa- 
milias  solo  spatio   inani   interposito  separarem,   unius  vero 
libros    familiae    cuntinuos    describerem  :    CA   CIV    acf.   PJ 
Vlh   Reg  (g).    LGrdi    LrcVd.    ImMq    ArChD.   b.      (Diese 
Bezeichnung  ist  etwas   uudcutlich,   da   man   nicht  glauben 
sollte,   dass  Vth  2,   Vat.  3   und   h,   hingegen  Reg.   nur    1, 
LGrdi  4,     Lugd.   Gr.   d.   i. ,    hingegen    LreVd  ,    Laur.   e. 
Vind.,   3  Handschriften  bezeichnen  soll.   Dazu  kommt  noch, 
dass    durch    eine    überhaupt   jetzt  häufige    schlechte   Ein- 
richtung der   Typen,    nach  der   1   und  J   fast  nicht  unter- 
schieden  werilen  können,    CIV    leicht    wie  CJV   zu   lesen 
ist.)      Deinde   e   Bekkeri  editione  stereot.    variam  scriptu- 
ram   codicis  augustani    et    monacensis   'i'lS ,    e  popponianis 
commcntariis    liigdunensis ,     deniquc    ex    Arnoldi    editione 
veneti  libri  discrepantiam  exccrpsi,  asterisco-apposito  quandu 
silcntium  eins  qiii   coiliccm   contulit  indicandum  erat :  A*. 
1*.   L*.   V*.      (Hätte   der   Herausgeber    schon   den  Supple- 
mcntband    der    Ausgabe    des    Rec. '  benutze«    können,    so 
hätte   er  die   Varianten   noch   durch   die   Ausbeute,    welche 
die   zweite  Vergleichuug  der  Clarendonianischen   und  einer 
Cambridger  Handschrift  durch  Bloomfield    gewährt,    ver- 
mehren  können.)      Porro    duorum    codicum,    casselani    et 
mosquensis,    novam    alPero    et    accuratiorem    a  me   factam 
collationem.     Licet  casselani  dukeriana  comparatio  sit  pro 
suo  tempore  accurata   dicenda,  (amen   non   frustra   me   ra- 
ceniatum   esse   facile    videbii    qui    utramque     examinaverit. 
Alia   est  ratio   mosquensis  libri.     Is  olim  collatus   erat  ab 
J.   Heymio,  professore  mosqnensi ,    qui  gi  graeci  sermonis 
neu  plane   ignarus   erat,    certe    niira    fuit    viri    incuria    et 
negligentia.     Sexceutis  enim  locis  reraui  lectionem   prae- 


121 


l'->3 


termisif ,  aut,  (jiioil  vix  rrcdatiir,  quae  in  libTo  iion  le- 
^iiiitor  ,  «aepissimr  cnotaiit. "  Es  wird  darauf  be- 
merkt ,  dasi  Ton  deiiiselljeii  Gelehrten  die  Moskauer 
Handsrlirift  des  Plutarth  und  Fausauias  verglichen  sei, 
und  er  bei  letzterer  Verf;Iei<hunjj  zwar  seltener  gefohlt 
habe  ,  da  diese  Handschrift  fast  lesbarer  sei  ,  als  manche 
gedruckte  Diicher  ,  aber  nicht  wenige  Varianten  über- 
gangen habe,  wie  durch  eine  Probe  dargrthac  werden 
solle.  Zum  Schluss  der  Vorrede  wird  die  iMoskaucr  Hand- 
schrift des  Thukydides   näher   beschrieben. 

Der  weitere  Inhalt  und  die  äussere  Einrichtung  des 
rorliegenden  Banilcs  ist  diese,  dass  an  die  Vorrede  die 
griechischen  Lebensbcschrcibungcu  des  ThnkYfüdes  mit 
untergesetzten  V^arianten,  dann  der  Index  librorum  scri- 
ptorum  secundnm  Popponem  et  Goellcruni  digestns  und 
der  Index  editionnm,  translationum,  conimentariorum  etc. 
sich  anschliesst.  (Letzterer  ist  nicht  roliständig  genug. 
So  fehlen  unter  den  deutschen  Uebcrsetzungen  die  »on 
Jacobi  und  Müller,  ausser  der  unrollständigen  von  Klein, 
von  Erlauteruugsschriftcn  nicht  wenige.  Yergl.  Rec.  in 
dem  Supplementbande  S.  92  H.)  Darauf  folgt  der  Text 
mit  untergesetzten  Scholien  und  Varianten  und  mit  den 
lateinischen  Inhaltsanzeigen  am  Rande.  Am  Schluss  fin- 
det sich  nocli  eine  Farrago  discrepantis  scriptnrao  ( J  Sei- 
ten und  einige  Zeilen),  enthaltend  die  Varianten  der  Cas- 
«eler  und  Moskauer  Handschriften  in  Bctrefl'  von  Wort- 
verbindungen und  Worttrennungen  ,  von  Accenten  häufig 
vorkommender  Wörter,  des  v  SCftXxvorixöv  und  dergl., 
eine  Vergleichung  weniger  Capitel  der  Moskauer  Hand-. 
Schrift  des  Pausanias  (IV,  1—4.  33—36.  X,  i—Ö-), 
endlich   1   Seite  Corrigenda  und   Addeuda. 

Bei  der  Gcstallung  des  Textes  hat  sich  der  Herausg. 
bis  auf  ein  paar  Stellen  (s.  unter  I,  28.  50.  60.  63.  84.) 
und  bis  auf  die  Orthographie  des  AVortes  nsXoTlovviiaog 
und  seiner  .Ableitungen,  sowie  des  Infinitivs  keXvobai , 
und  einige  Intcrpunctiouen  genau  an  die  ßekker'sche 
Stereolypausgabe  und  an  die  von  Rec.  angeschlossen. 
Wenn  die  beiden  genannten  Ausgaben  von  einander  ab- 
weichen, so  felgt  er  in  den  Accenteu  von  öf.loiog,  STOi- 
iioq,  eQijf.ioi;,  der  Conjunctive  und  Optative  des  Passivs 
iin<l  Meiliuins  von  ti^it/lU  und  ähnlicher  Vcrba  und  ei- 
nigen andern  orthograpliischon  Rücksichten  Bekkern ,  in 
Beibehaltung  dis  Spiritus  lenis  in  si^iyaiv,  iu  Unterschei- 
dung von  dnu  und  äno,  in  nXojtfiog,  ylei'Xti^ifii^ ,  x>/- 
qvv.iov  (Cap.  53.),  'AQTuiiu^ijC,,  in  Aufnahme  von  ßi'- 
TOV  statt  aVToi)  aus  den  Handschriften  im  reflexiven 
Sinne  bei  ilen  possessiven  Genitiven  und  dergl.  dem  Rec, 
mit  dem  er  auch  ge-wühnlich,  wenn  er  in  wichtigeren 
Dingen  sich  von  ßekker  trennt,  übereinstimmt.  So  in 
Weglassung  von  xs  nach  ^i'fiftdxojv  Cap.  67.,  in  Auf- 
nahme von  (ilpiq  statt  uilisiq  Cap.  73.j  in  der  Lesart  und 
Wortstellung  y.at  avTol  diu  zovvo  öl)  f^idhaia  in- 
/ajaare  uvSou  Cap.  74,  in  Ttaoaoy.eva^ujf^tcda  C.  85, 
in  der  AVortstellung  fV  zip  TezügTO)  -/.ai  dey.drnj  srei 
Cap.  87,  in  lai^  iitiTioa/^  statt  zat^  i'fjst.  Cap.  30. 
zu  Ende,  in  der  Tilgung  iles  zweiten  Artikels  Cap.  5ß. 
in  den  Worten  TOi^-  le  dklov^  Tovg  int  0p«x;;s,  in 
der  Lesart  ti(joi;  '0Xt'v9vv  statt  npoi;  'Ol-i'vdu)  Cap.  6'-'. 
Einige  Stellen,  in  welchen  Rec.  den  Text  anders 
gestaltet  zu  sehen  wünschte,  sind  von  Cap.'  24.  an  folgende. 


Cap.   24.    hätte    nach  Bekkcr    0a}jOs    statt   0dklv~    aus 
Aug.   und   Pal.   aufgenommen    sein    sollen.      S.   Göttl.    \c- 
centlehre   S.    17t.      Zu   Ende    desselben  Capitels    war   aus 
Aug.  unil  Vat.  'IIqiuov  statt  ' Iluaiuv  zu  schreiben.    Sirke 
Arcad.   S.    120,  21.   oder   Göttling  a.  a.  O.   S.    234.   C.  28 
zu  Ende   kann   Rec.  nicht  billigen,    dass    eioiuoi    dt   sl- 
vcu   y.al   djACpoctQOV^    ßnvciv   y.urd  X'^'ioav,    onovdac 
8e  TTottjauai^ai  Iwj  o.v  i)  diy.ij  yevtjTO.i  mit  Wcglassung 
von   vj<ttS  nach   y.at,  geschrieben  ist.     Denn   1)   fehlt  die- 
ses Wort    nur    in   den    4  schlechtesten    Handschriften   Ar. 
Chr.  Dan.  b.,   in  welchen  es  offenbar,   um   ilie  Rede    gram- 
matisch  richtig  zu   uiachcn,  ausgelassen   ist.    Dann   würde 
aber  2)   wie    Rec,  schon    in    seinem    Commentar    bcmerki 
hat,   zu   tTOlfxoi   enai   noch   ein  Zusatz,   wie  sich  so  zu 
vergleichen,   zu   wünschen  sein,  da  ohne  diesen  der  Sinn 
ebenso   wenig  vollständig  scheint,   als   wenn  man   im  Deut- 
schen   sagen    wollte:    sie    seien    aber    bereit,     dass    auch 
beide    auf  ihrer  Stelle   blieben ,    aber   einen    Waff'enslill- 
Stand  machten,   bis   u.  s.    w.     Auch  sprechen   für   Tilgung 
von   öij   na<h   OTlovSa^    mit  Beibehaltung    von    ihOTE  an- 
dere Stellen   unseres   Schriftstellers.      Cap.   29.    ist  y.fjov^ 
T£   geschrieben,    ila    doch    nur  die   Frage    sein   kann,    ob 
man    ySjoii;    TS    oder    y.ijQu!:    t6    schreiben    soll.       Rec. 
würde    die    aufgenommene    Acccntuation    bloss    für    einen 
Druckfehler  halten,    wenn    nicht  das   Gegentheil   aus  den 
Varianten  sich  zu  ergeben  schiene.     Cap.  31.   oiffeXeiav 
Tivd  statt    aj(ptXetai>    Ttva    ist  wohl  ein  aus  der  Lesart 
uj(fl:}jav    ztva    übrig    gebliebenes    Versehen.       Cap.    59. 
ist  ^tQÖa,    was  auch  Rec.  schou   enipfe hienswerth    fand, 
aus  Cass.    und   Cl.  aufgenommen;    es    dürfte    diese   Lesart 
jedoch,    da   Aug.    un<l   Veii.     nicht    übereinstimmen,    noch 
zu   wenig    äussere   Autorität    haben  ,    um    für  ZfioSov    in 
den   Text  gesetzt  zu   werden.    Cap.  60.   zu   Ende   liest  der 
Herausgeber  noch  dcfr/.vovvzat    Tsaauaay.oorjj    riii^jo. 
vartQov  J'il    &Qayiji;    ?}  (stait  tJ)    floTiöata  äneOTtj, 
obgleich   fj   nicht  haltbar  scheint.      Vcrgl.   Rec.    im  Com- 
mentar.      Zu    verwundern    aber    ist,     ilass    Cap.    03.    die 
Lesart  iJTruQijas  luv  ÖTTOTfpojos  diayivSlvEvar]  yiDQr,- 
Oag,  1]  ini  zijq  OXvvSou  )f  ii  zijv  Iloiidaiar,  löo^t- 
yovv  t;vva')'ayövTL  rovg  /tel}'  havrou  wc  f?  sl.djiarov 
%üioiov    S^fUj-iu)    ßiuouodai    £c   zr,v  IloTi'daiav  beibe- 
halten  ist,   wo   ßekker  statt  des  sprachwidrigen   yuvv  die 
Conjectur  des   Rec.   ö     ovv  aufgenommen    hat.      Cap.    65- 
steht   erstens  gegen    den  Sprachgebrauch    des   Thukvilides 
d)  Ko   na(iä\uyov    statt   äkXo    naga.  küyuv.     S.  Krug, 
zu   Dion.   S.   267.      Danu   ist  mit   Bekkcr    falsch   dvrtaxV 
statt  dvzio%T]  accentuirt.    S.   Et^ym.  31.  .S.  490,  6.    Arcad. 
S.    174,   10.    Göttl.  Accentlehre'g.  23.     Cap.  72.  zu  Ende 
in    dem   Satze    icpa(Tav   ßouk£a9ai    v.iCi    avzul    *?    zo 
TtkiJ&ug   avTviv   emetv,    et    zi   /u)  dnnxoiki'oi ,  hatte 
die   besser   beglaubigte   und    einen   Gräcismus    darbieten<le 
Lesart   UTioyujkvei   nicht  vorschiiiäht  sein  sollen.      Vergl. 
Matth.   Gr.   g.   529,   5.    Dass   es   Cap.   74.   in   den   Worten 
i'Ciui;    fiti>    ys    ii    zu^   Tczgayoolac    dki'yp    ikaaaovg 
öi'o   uutoiijv    statt    ztTQay.oola^  in    der   Berechnung  der 
Grösse    der    griechischen    Flotte    im    Perserkriege     zoia- 
yooi'u^     heisscn     muss ,     hat    Recensent.     im     Commentar 
gezeigt    und    auch    die    neuesten    Historiker,    z.   B.   Thir- 
wall,    anerkannt,    wesshalb    diese   Lesart,    wenn  sie  auch 
nur  in    einigen     schlechten    Handschriften    befindlich    ist. 


12.S 


124 


liei     iler     liüufigcn     Verwechselung    jener     Wörter     unbp- 
ilonUlii'li  liatte  in  «Ion  Text  gesetzt  sein  sollen.    Dagegen  die 
Weglassniig  lies   Artikels   tioi/  vor    ölio     ist  nicht   zu  hil- 
li"en.      31an   sehe   die    von   llaacke   citirten  Stellen   I,   K)4. 
n"    lO-   4"m   «lessgleiche»  I,    10.   Aristot.   Polit.   II,   6,   11. 
Aristiil.  S.   52-.     Cap.  78-   war  um  so  weniger  ein  Grund 
die   Wortstellung    der    hessten   Ilandsrhrifteu ,    Cass.  Aug. 
Veii.  ,   zu   denen   noch   Cl.   zu   fügen   ist  ,    ig  TV](Ui;   (f/Kci 
zu   versihmJlhen ,  da  die   den   Ton   habenden  Worte  rt';i^ö':; 
dadurch  an   eine   bedeutsamere   Stelle   zu  stehen   kommen. 
Sehr  aufFallcnd   ist,   dass   zu    Anfange  des  S4.  Capitels  der 
dem   attischen  Siirachgebrauch   ganz   «idersprccliende  Con- 
junctiv   ö7rfi;<3orT£'s    va  yu^   axoknice^ov  dv  nuvoijode 
statt    TiavOulodE    aufgenommen    ist;    dergleichen    Fehler 
sollte    man    in    unseren    Tagen    als    genügend    abgewiesen 
ansehen.      Cap.   87.   "»<l   88.   ist  dreimal    mit  Unrecht  l.£- 
Kvadai    accentuirt,    da    das    V    im   Perfect    XaXvj^iai   be- 
kanntlich  ton   Natur  immer  kurz   ist.    S.    Passoiv   im  Lex. 
und   Rost's   Gramm,   p.   3S    der    fünften   Ansg.      Cap.    1(10- 
ist  der   Artikel   in   tj   zdi;  ötay.oO/'aq  aufgenommen,    ob- 
gleich sowohl   Krüger   zu   Dion.   S.  3Ü3»  als  auch   Blume 
ile  Popp,    praccept.    quibusd.    S     I(i  fg.    gezeigt   haben,   dass 
er    dem    Thulcyclideisclien    Spr.-'chgebrauche     widerstreite. 
Cap.    101.    ist   mit   Bekker    .4  i>£/y<^    beibehalten,     wuhreud 
doch  aus  Stcphanus   Brz.   mit  Sicherheit  erhellt,    dass   es 
Al^Uir^    lieissen    muss.      Cap.     104.    ist    die   Lesart    der 
bessten    Handschriften    M'nj^ijiixiiov     statt    'Fcif.ilJ.lJTixov 
terschniflht,    obgleich  schon   Düker  angemerkt  hat,    dass 
dieser  Aame   auch   bei  Ilerodot  und  Diodor  sich  mit  einem 
I    in    der    zweiten    Sylbe    geschrieben    findet.       Cap.    1Ü5> 
hatte   die   Accentuation  'Ahtdc,   in   den  Worten   dnoßäOlv 
i^    AKlUi    nicht    beibehalten     sein     sollen.       Sie     könnte 
offenbar   nur   dann   gebilligt   werden  ,    wenn    entweder    der 
Name   der  .Stadt  oder  der   des  Laniles  '.IX/ai  hiesse.     Da- 
für  gibt  es   aber  durchaus   kein  Zeugniss,  als  das  aus  der 
^'ulgata     in    unserer    Stelle    abstrahirte     des    Scholiasten: 
AXial  ö^i'TOVüJS  nö}uc,   HiKoTCovvijoov.     Dass  die  von 
Rec.  eingeführte     Accentuation    'A\ia.Q,    auch    durch    die 
AVorte    der    auf   diese   Begebenheit    bezüglichen   attischen 
Inschrift    ENAAlEYlllS   bestätigt    werde,    hat    über- 
diess    Arnold    erinnert.      Cap.    113.    sind    die    Worte    xal 
dvöoano6ioavi£Q   nur   in  Klammern   eingeschlossen,   und 
es  ist  bemerkt,  dasselbe  hätte   auch   Rec.   gethan.    Dieser 
hat  aber  diese   Worte   gestrichen,   wa.s  auch   in   vorliegen- 
der  Ausgabe   hätte   geschehen    können.      Vergl.    den   Com- 
mentar  des  Rec.    Cap.    114.    wäre  statt    QoiujCe   richtiger 
QoiuiQe   nach   Aug.   corr.   Pal.   und   Steph.  Byz.   geschrie- 
ben   worden.      S.    Göttl.    Accentlehre   S.   359.     Endlich   sei 
noch   bemerkt,    dass    der    Herausgeber    überall    HsKono- 
vr<yOi   und    llEkixovr.oioi   mit  einem  v  hat  drucken  lassen. 
Dieses   ist   freilich   die    durchgängige   Schreibart    der   Cas- 
seler   Handschrift,  <ler   gewöhnlich  auch   die  Pariser  c.   e. 
und   eine  oder   beide   IMüiichener  Handschriften,   nicht  sel- 
ten  auch  die   Moskauer   und   andere   an    einzelnen   .Stellen 
beipflichten.      Diese   Zeugnisse   scheinen    jedoch    zur   Aen- 
derung    der    herkömmlichen  Schreibart    nicht  zu   berech- 
tigen.     Man    sehe    Strabo   XIII.  S.   9I9-    ""d     Düker    zu 
III,  32. 

In   der  Interpun«  tion   hat  sich    der   Herausg.   grössten- 
theils  nach  Bekker  gerichtet.       Rec.   Iiat  schon  sonst  an- 


gedeutet, dass  ihm  dieser  für  ein  richtiges  Lesen  zu 
wenig  Intcrpunctinnszoichen  zu  setzen  scheint,  wie  wohl 
Niemand  die  hier  ohne  irgend  ein  Comma  gedruckten 
Worte  Cap.  'i>,  i-jiEldr,  de  jusiCovi  TiaQCiOxii'tj  dito 
UsXonovvijaov  y.ui  t»;?  dWrjc.  EkXdöoq  ecf  Vfiug  dig- 
f.ii]vxai  y.aX  i)f^ti<;  döüvaroi  öqw/xsv  ovjec,  ttj  o/xeia 
uovov  övvduei  TriQiyevto&ai  xal  äjna  fJtycg  ü  xh- 
dvvOQ  £1  io-JjWfy«  l'Tz'  aÜTOig  in  einem  Athem  aus- 
sprechen durfte.  Tadelnswerth  aber  ist  eg  gewiss,  wenn 
so  unlogisch  interpuiigirt  wird,  wie  Cap.  38-  Xß'  diJKuv 
oTi   ei  TOiq   nkeoatv    d.oeay.ovzec,    eofiev,    roigö'    dv 

f^lüVOti  Ul'x  ÖQ^uig  d7TU()iaxoift£V.  Bisweilen  ist  ent- 
weder der  Herausgeber  oder  der  Setzer  von  der  Bekker'- 
schen  Interpunction  nicht  zum  Vortheilc  des  Sinnes  ab- 
gewichen. So  fehlen  Cap.  32.  m  dem  Satze  xai  TTtQie- 
OTijxev  ;)  öoxoi'oa  i]fiaiv  irgÖTegov  au)(f()0(Svvi]  ro 
l^aj  ev  dlXoTQia  ^v^f^Mpa  rrj  roö  nekag  yvcuiiTj 
^vyxivövveveiv  vi^v  cißovXia  xal  dadeviia  (fo./voiihi; 
die  Commata  nach  acacfQOOvvi]  und  ^vyxivörvei'eiv. 
Cap.  4'.).  steht  i;vfiiAi^avTeg  de  eniidi)  zd  niinela  ixa- 
reooiii  ijqSij,  evavuayovr ,  mit  fehlendem  Comma  nach 
de.  Dagegen  findet  sich  ein  unnützes  Comma  Cap.  7 1- 
in  dem  Sätzchen  ßovKof^ieivjv  bt  ifjinv  TruuHl'fWJT 
iivai ,  ftcvov/tiv.  Cap.  46-  hätte  vor  ujV  epzv^  nicht 
ein  Comma,  sondern  ein  grösseres  Zeichen  gesetzt  sein 
müssen,  da  nach  der  gebrauchten  Interpunction  lov  nur 
auf  OeoTiQUjzidu  und  Keat^ivi/V  sich  beziehen  kann  , 
während  es  doch  auf  'A'/egvtv  und  &i'('.Lili  gelien  muss. 
S.  den  Commentar  des  Rec.  Auf  ganz  ungewöhnliche 
Weise  ist  als  Interpunctionszeichen  im  griechischen  Text 
S.  167  einigemal  der  Doppelpunct  oder  das  deutsche  Co- 
lon angewandt.  OiTenbare  Druckfehler  sind  der  Punct 
statt  eines  Comma  Cap.  29.  nach  eTTi  0<f'dq  S.  8C)  Z.  14 
und  das  Comma  zwischen  yiji'  und  avzov  Cap.  57.  S.  124 
Z.  11. 

Dieses  führt  uns  zu  der  Correctheit  des  Werkes.  Die- 
selbe ist  im  Ganzen  sehr  befriedigend.  Einige  Druck- 
fehler sind  jedoch  von  Rec.  ausser  den  auf  der  letzten 
Seite  angegebenen  bemerkt  worden,  als  S.  96.  Z.  1. 
uicpeXetaq  statt  uJcfekeiuQ,  S.  IViS.  Anm.  Col.  2.  zu  Z.  3- 
Tigoq  Oki'f&uv  statt  Tiou;  Oluvi^ov,  S.  146.  Z.  J5- 
egyov  ,  S.  153-  Z.  11.  fiovaiv,  S.  154.  Z.  12.  -iiyijod- 
fievvt,  S.  162.  Z.  7.  i^ovfjvuovrvv.  Hierher  gehört 
wohl  auch  aruf^d'/oji'  statt  ^v/Liiid/Mi-  S.   l,-;ü.  Z.  4- 

Es  wäre  nun  noch  der  zweite  Haupttheil  der  Arbeit 
des  Herausgebers  zu  prüfen  und  zu  untersuchen  übrig, 
ob  derselbe  die  Varianten  vollständig  nnd  genau  mitge- 
theilt  hat.  Rec.  hat  aber  diesen  unerfreulichen  Geschäften 
so  oft  bei  andern  Ausgaben  des  Thukydides  sich  unter- 
zogen, dass  er  gestchen  muss,  es  nicht  über  sich  gewin- 
nen zu  können,  dasselbe  jetzt  wieder  zu  tluin.  (Mögen 
deinnadi  Andere,  die  Lnst  ilazu  haben,  sich  dieser  Prü- 
fung unterziehen.  So  weit  aus  der  Vergleichung  der 
Varianten  in  den  oben  besprochenen  Stellen,  in  welchen 
Rec.  den  Text  des  vorliegenden  Werkes  nicht  bijligeii 
kann,  sich  ein  Urtheil  herausstellt,  scheinen  die  Va- 
rianten der  I!an<lschriften  mit  genügender  ^'ollständigkeit 
und  Sorgfalt  zusammengestellt  zu  sein.  In  Angabo  der 
Lesarten  von  Bekker  und  Rec.  iiiidcn  sich  ein  paar  Ver- 
sellen.     So   ist  Cap.  56.   in  <len  Varianten   zu   (ij.ku)  Q  eTi 


125 


126 


(')ony.ri  ßekkern  eine  doppelte  Lesart  beigelegt,  unii 
Cap.  117.  wird  berichtet,  Rec.  leso  xaiexhtloi^ijoai' , 
da  er  doch  zuerst  y.aiexk^a^rjcrav  hergestellt  hat,  wäh- 
rend Bekker  in  der  grossen  Ausgabe  noch  y.aiiy.L£loi>}j- 
OUV  beibehalten  hatte.  Ein  anderes  Beispiel  aus  Cap.  113 
ist  schon  oben  erwähnt.  Auf  die  alten  Schriftsteller, 
welche  Worte  des  Tbukydides  citiren  oder  nachahmen, 
ist  zu  wenig  Ri'icksicht  geuoninien,  obgleich  die  angehen- 
den Kritiker,  für  welche  diese  Ausgabe  bestimmt  ist, 
auch  mit  diesem  Hülfsniittel  der  Kritik  und  dem  Ver- 
hältnisse desselben  zu  den  Handschriften  genügend  be- 
kannt   gemacht    sein    sollten.  Foppo. 


11.  Quaestinnum  Thucydidiaruni  specimen  I.  Scripsit 
Joannes  Georgius  Krohl,  phil.  doct.  Riga  1840. 
12  S.     4. 

Der  Verf.  dieser  kleinen  Schrift,   welche  als  Programm 

des  Rigaer  Gymnasiums  erscliieneu  ist,  beweist,  dass  er, 
was  die  Ausleger  zur  Erläuterung  des  Thukvdides  bei- 
gebracht haben,  wohl  kennt,  sich  von  ihren  Ansichten 
nicht  ohne  sorgfältige  Prüfung  derselben  leiten  lässt,  son- 
dern die  Selbständigkeit  des  Lrtheils  bewahrt,  und  gründ- 
lich in  die  Sprache  und  die  Gedanken  des  Schriftstellers 
eintudringen  trachtet.  Es  sind  in  diesem  Specimen  I. 
eine  Anzahl  Stellen  des  3.  und  4.  Buches  behanilelt. 
Rec.  will  dieselben  und  die  Ansicliten  des  Verfs.  über 
sie  einzeln  und  etwas  ausführlicher,  als  iler  geringe  Um- 
fang der  Schriftchens  zu  erheischen  scheint,  anführen, 
theils  weil  bei  der  Entfernung  des  Druckortes  wohl  nicht 
zu  liyüen  ist,  dass  dieses  Programm  in  die  Hände  rieler 
Deutschen  kommen  dürfte,  theils  weil  er  durch  einzelne 
Gegenbemerkungen,  die  er  hinzuzufügen  gedenkt,  dem 
Hrn.  Verf.  am  bessten  für  die  Freundlichkeit,  mit  der 
er  dem  Unterzeichneten  dieses  Schriftchen  hat  zukommen 
lassen,  zu  danken  glaubt,  da  demselben  bei  seinem  Stre- 
ben nach  einem  gründlichen  Verständniss  des  Thukydides 
eine  solche  Beleuchtung  gewiss  erwünscht  sein  wird.  Die 
behandelten   Stellen   sind   folgende: 

ni,  13.  Ol  Ö£  ovTt  ei  TOf  3/ak6evTa  £i;ijk9ov, 
cd  TE  äkka  Tcov  TSij^cSv  y.al  ki^iivujv  TCegt  tu  i]fj.i- 
rekeara  (fQntdfxt.vot  i(fvKc'.aaov.  Hier  will  der  Verf. 
■:t£Q\  TU  tjf^tTekeo-za  als  eine  Erklärung  des  vorherge- 
henden Ta  ahka  angesehen  wissen,  als  ob  t«  71cIjI  tu 
r;fj.lT.  gesagt  wäre.  Aber  erstens  lässt  sich  wohl  mit 
Recht  zweifeln,  ob  bei  diesem  Sinne  der  Artikel  ausge- 
lassen werden  könne.  Denn  wenn  derselbe  bisweilen  vor 
Präpositionen  ron  Thukjd.  nicht  wiederholt  wird,  so  ge- 
schieht dieses  dann,  wenn  die  sämmtlichen  Worte  einen 
eng  zusammengchürigen  Begriff  bilden,  wie  II,  52'  )) 
iL'y/.o/iiöij  £y.  Tujv  dyocSv  ig  ro  duTV,  was  sich  schwer- 
lich auf  eine  nachträgliche  Erklärung  ron  so  vollständi- 
gen Worten,  wie  ro!  dkka  tujv  Tei^cSii  y.ai  kifievujv, 
übertragen  lässt.  Dazu  kommt,  dass  auch  der  Sinn  we- 
nig angemessen  ist,  da  man  nicht  einsieht,  warum  Thu- 
kydides es  der  Erwähnung  werth  gefunden  habe,  dass 
der  noch  übrige  unbefestigte  Theil  der  Häfen  und  Mauern 
um  oder  in  der  Mähe  der  halbvuilendeten  Werke  gelegen 
habe  ,  auf  welche  Lage   gar  nichts  ankommt.     Ware  die- 


ser Sinn  übrigens  passend,  so  brauchte  man  uiclil  mit 
dem  Verf.  wegen  des  tu  c'j.ku  di'sshalb  in  \  eili'genlieit 
zu  sein  und  zu  Künsteleien  seine  Zuflucht  zu  nehmen, 
weil  vorher  noch  nichts  von  Mauern  gesagt  sei;  denn 
Rec.  hat  ja  schon  nachgewiesen,  dass  auf  Cap.  2.  roji> 
kifteviuv  Tijv  ^(jjaiv  y.ul  tciyutv  ui/.uduj-itioiv  inif^i- 
vov  reksai^ljvui  Rücksicht  genommen  sein  kOnne.  Will 
man  sich  also  bei  Haacke's  Erklärung  nicht  bernbigeu, 
iu  der,  was  Rec.  dem  Verf.  einräumt,  ra  äkka  matt 
ist,  80  scheint  die  Lesart  verdorben  zu  sein  und  entwe- 
der Tlitud  statt  jttiji  gelesen  werden  zu  müssen,  so  .das» 
T«  dkka  nc'.od  das  Uehrige  ausser,  wie  ize^a  Kaftd 
und  ähnl.  gesagt  wird  ,  oder  (f()0.i^o^CVOl  nach  kiutliuiv 
zu  versetzen  zu  sein.  —  IH  ,  II.  in  den  Worten  iTlo- 
XEioioui  de  l;^oiir£s  tov^  nkeiovc  ,  r;/iiv  dt  dno  lov 
inov  6fjtkovvTe<;,  vaksnujTSQOv  tiy.üiui!;  hxskkov  ui- 
aetp,  xai  ngoi  ro  nkeiuv  i]S)j  aly.'uv  rov  ijuenftov 
ixi  (lövov  dvcioovj-iiivov ,  dkkvjg  t£  v.ai  baot  dvva- 
Tu)T£()Oi  avToi  aiTiiiv  iyiyvovxo  y.ai  ri/^itii  sqij^iO' 
THOOI,  will  der  Herausg.  ,  nachdem  er  gezeigt  hat,  dass 
Goller  den  Zusammenhang  nach  seiner  Uebersetzung  un- 
richtig aufgcfasst  habe,  y.c.i  durch  adeo  übersetzt  wissen. 
Rec.  aber  würde,  wenn  etwas  ähnliches  gesagt  iverdoo 
sollte,  eher  pracsertim  als  adeo  erwarten,  und  mochte 
daher  y.ai  lieber  als  blosse  Copula  betrachten,  da  sowohl 
die  Verbindung  des  Particips  im  Mominativ  und  der  so- 
genannten absoluten  Genitive  durch  y.ai  ganz  Thukydi- 
deiscli  ist  (s.  zu  Thuc.  III,  84,  2.),  als  auch  dasselbe 
von  der  Stellung  des  Hauptverbum  zwischen  zwei  dazu 
gehörigen  Bestimmungen  (s.  Prol.  I.  S.  2'I0.)  gilt.  — 
III,  12.  wird  dasselbe  von  GölIer  gegen  die  Lesart  Tt'c 
oi'V  uiTtj  )]  (statt  ij)  (fikla  £yiyv£To  i]  EktVxHoia  Tii- 
Otij  erhobene  Bedenken  ungefähr  auf  dieselbe  Weise 
beseitigt,  wie  es  von  Rec.  in  dem  Supplenicnlbaiide  sei- 
ner   Ausgabe    geschehen    ist.    —    In    der   schwierigen  Stelle 

III,  12,  £1  yap  dvvaiol  i)^i£v  ey.  lov  laov  /.tu  dvcs- 
Tiiijovkevoui  y.ai  dvrifxakLiioai  rt,  eöei  ijjj,ug  i/.  lov 
üuoiov  e-jt  ixeivoti  ttvai  •  in'  iy.a'ivon;  de  ovtu'.;  aei 
Tov  inixiiQEiv ,  y.ai  ixp'  t'jl^'v  £ivai  öai  zu  7i(joa/^ti'- 
VEOdai ,  nimmt  der  Verf.  zuerst  die  Vulgata  dvTllltuek- 
ki^Oai  in  Schutz,  indem  er  das  doppelt  zusammengesetzte 
Wort  für  kräftiger  erkärt,  und  bemerkt,  Thukyd.  scheine 
so  mit  £;ri  verbundene  Wörter  zu  lieben,  als  ttVff.ia- 
vdyof.iai,  dvreniivat,  dvTEne^uvat ,  dr-rtri  £i:tkai>- 
V£iv.  Allein  diese  Beispiele  beweisen  nichts,  weil  t:iu- 
vd.yOfta.i,  £7li£iat,  insSiEvat,  ijreBEkurviiv  gebräuch- 
liche Verbasind,  denen  natürlich,  um  dagegen,  vicissiin, 
auszudenken,  noch  «i'ri'  vorgesetzt  werden  kann,  wäh- 
rend £nilA£kk£lV  nicht  vorkommt,  auch  die  Bildung  des- 
selben  unwahrscheinlich  ist,  da  der  Begriff  lu  eines  Nach- 
tlieil  zaudern  zu  selten  erforderlich  ist,  als  dass  das  Feh- 
len eines  einzelnen  Wortes  dafür  hätte  verniisst  werden 
kiinnen,  auch  il.i  in  dem  verwandten  £1  lfjüa()tr€ip  eine 
ganz  andere  Bedeutung  hat.  Der  Verf.  beseitigt  dann 
theils  die  von  Giiller  gegen  die  von  Rec.  (nicht  von  Her- 
mann, wie  derselbe  nach  Güller's  Vorgange  sagt)  vorge- 
schlagene Lesart  erhobenen  Bedenken,  theils  zeigt  er, 
warum  die  von  Güller  empfohlene  Lesart  nicht  zu  billi- 
gen sei,  worüber  Rec.  am  h  noch  auf  die  Ergänzungeo 
ju  seinen   Anmerkungen   verweist.      üia  im   vor  dem  er- 


13 


97 


128 


»tcu   exeaoi.;  beibehalten  zu  kliniien ,    will  der  Verf.  ilic 
Worte  £/  TUV   üfiuiov  tn     ixslvoiq    eivai  ,     in    welchen 
er    ütioiov    von    taoc    sorgfähig    geschieden    wissen    will, 
ubgleicli  es  nicht  selten   in  jenen  üegriü'  übergelit  (vergl. 
den   Ind.  verb.   bei   Rec),    übersetzt  wissen:    siuiili   modo 
«dicrsiis  illcs  esse  sive  agere.   Aber  da  w  eder  elvai  £7ti  Tivl, 
gegen  Jemand  sich  betragen,    noch   oiioio;  eni  rivi  ge- 
sagt  «»erden   kann,     so    kann    anch    ünuiov   oder   tx    TOV 
ütioiov   tivat   Ezri  tivi    in   jenem   Sinne  nicht  griechisch 
«ein.      Wenn   übrigens  Güller  behauptet,   ex   TOU    ouoiov 
tivat   Tlvi   kOnne   nur  heissen   pari   conditione   et  potentia, 
nicht  siniileni   in  agendo  esse,  so  scheint  das  Ungenügende 
dieses,  mir    aus    der    rom    Rec.  verglichenen  Stelle  II,  3- 
abstrahirten   Einwaodrs  schon   daraus  hervorzugehen,  dass 
uuoio^   selbst  nicht  bloss  par  potentia,  sondern  auch  par 
oder,   wenn   man   lieber   will,    similis  studiis  at(jne  animo 
bei  Tliukvd.   (/.  B.  I,  71.)   bedeutet,   was  aber  von  öj^wiov 
tlvai,  auch   von   ev.   toi>   6/uolov   ttvui   gelten   zu  müssen 
scheint.    —    III,  30.    fiij  ä-jiuxvtjoajLicv   rov  v.ivövvov, 
voiuoavisi  uiv.  c'i.yXo  ii  tivat    tu    xaivuv  tuv  nokt- 
iioi'  I]   tu  ToiovTOV  ,  untersucht  der   Verf.,  ob  ro   xai- 
uov   oder  TU   y.evüv   zu  lesen  sei,     entscheidet   sich   »war 
anch    für    das    von    allen    neurn    Herausgebern    gebilligte 
y.aivöv  ,     aber    nur    wegen    lies   hier   ofl'eubar  sehr   wenig 
beweisenden   Ansehens  der  Handschriften,   ila  an  sich   tu 
y.ivov  eben  s«    passend   sei  ;     denn    wenn    dieses    von    den 
neueren   Auslegern   desslialb    verworfen   worden  sei,     weil 
hier   nicht   von    einem  falschen,     grundlosen    Schreck    ilie 
Rede   sei,     so    hätlen    sie    nicht    bedacht,     dass  auch    cu 
y.atlöv,  das  unerwartete,  ungegründet  sein  künnte.      Der 
Unterschied   ist  aber  der,   dass,    während   diesos  auch  et- 
was  Grundloses  sein    kann,     to    V.nvöv    diese    Bedeutung 
haben   muss;    und   eben   desshalb   ist  es  hier  weniger  pas- 
send. —   III,  31.   in   der  sehr  verwickelten   Stelle   uKkot 
6i  Tivsq  —  daTiänij  acplot  yiyvijxcd  will  der  Verf.  die 
Worte  xcie  ti)v  itqÖooSov   —  yiyvijrat  mit  eX-jviöa  — 
du)cX\ic<.l   verbunden   tvissen  .   und   übersetzt;    spem   autem 
esse,   quum  nnllis  (Afheniensiuni  sociis)   invitis  advenissent, 
et  si  liis   reditibus,   tjui   niaxinii   esseiit  Atheniensium,   eos 
spoliarent,   et  simul  si   ipsis  (Laredaemoniis),    in  statione 
adversus  cos  (Afhcnienses)   collocatis  ,    sumpfus  suppedita- 
let  (in  quo  lones   in  desciscendo  ailiuvarentur).      Die  mei- 
sten  Bedenken,   welche  dieser  Erklärung  entgegenstehen, 
sind   von  Rec.   schon  in   seiner  Ausgabe  gegen   andere  Aus- 
legungen angeführt   worden.      Erstens   nflmlich  ist   es   sehr 
zweifelh.-ift,     da.ss    öuTldvi]    fioi    ylyperai  heissen   könne 
sumptiis   mihi  suppeditat  in  dem   Sinne  :     ich  habe  Mitlei, 
den   Aufwand  zu  bestreiten-       Z»ei(eiis,     wenn    auch   der 
Verf.  mit  mehr  Recht  als   diejenigen,    welche   die    Worte 
yai  Ti]v  Tiooaudov   —   yiyvijrui  von   IkJilda   —   «<"/"'>(;■ 
ifai   abhangen  lassen,     oCfiOt    auf   die   Lakedfimonier   be- 
ziehen  kann,     sofern   diese    das   Subject   von    äffr/ßo-L    zu 
sein   scheinen    können,     so     bleibt    doch    diese    Beziehung 
immer   unHa!ir.«icheiiilirli ,   tlieils    weil    in    v.(^iyj}a.l    in    der 
'fhat  nicht    an    die   Lakedänionier    allein,     sondern    auch 
an  die  sie   begleitenden   und   hier  sprechenden  Verbannten 
zu  denken   ist,    Iheils   weil  ov  sich   vorzugsweise  auf  das 
.Subject   des   Satzes  ,     von    welchem   die   oratio   obliqua   ali- 
hangt,   zu   beziehen    pQegt.       Drittens    ist    der   Sinn    nicht 
})assend  ,   weil   die   Lakedaraonier   dadurch,  dass  sie  lonien 


zum  Abfall  brachten,  noch  nicht  die  Möglichkeit  erlang- 
ten ,  die  Athener  zur  See  zu  blokiren ,  wozu  nicht  bloss 
die  Mittel  eine  Flotte  in  See  zu  halten,  sondern  auch 
die  Oberhand  zur  See  erforderlich  war.  Wenn  man  aber 
£(fO(jfUii'  in  schwächerer  Bedeutung  bloss  für  den  Athe- 
nem  (in  irgend  einem  Hafen)  auflauern  {um  ihrer  Schif- 
fahrt zu  schaden)  fasst,  so  konnte  nicht  dieser  Umstand 
die  loiiier  zum  Abfall  bewegen,  sondern  nur  die  Hoff- 
nung, Beistand  von  den  Lakedämoniern  gegen  Versuche 
der  Athener,  sie  wieder  unter  ihre  Botinässigkeit  zu  brin- 
gen,  zu  erhalten,  wesshalb  auch  unser  Verf.  ergänzt: 
quo  lones  in  desciscendo  adiuvarentur ,  wahrend  er  nach 
den  Gesetzen  der  Sprache  nur  aus  icpoQfiwOI  ergänzen 
durfte:  quo  posscnt  in  statione  adversus  eos  collocari. 
Uebrigens  hat  er  icpooiiuioi  richtig  von  i(ponf.ieit'  ab- 
geleitet; aber  er  hätte,  wenn  er  dieses  thun  wollte,  ohne 
icfOO/uoJOe.  in  (Cfu^novai  zu  verwandeln,  ein  Komma 
nach  ö.f^ia  setzen  und  bemerken  sollen,  es  sei  ein  con- 
ditionaler  Satz  in  den  andern  auf  eine  nicht  lobenswerthe 
und  der  Deutlichkeit  Eintrag  thuende  Weise  eingeschach- 
telt. —  Die  letzte  Stelle  des  3.  Buches,  über  welche 
unser  Verf.  spricht,  ist  Kap.  37,  wo  tüi,"  in  dem  Sinne 
von  so  ohne  ein  vorhergehendes  y.a'i  oder  ovöl  ,  oiler 
einen  vorhergehenden  correlafiveii  Satz  mit  «ij  oder  Wö- 
Jltfi  ungewöhnlich  ist,  und  von  Rec.  nach  cod.  It.  in 
löö'  verwanilelt  werden  möchte,  von  andern  durch  Ver- 
änderung der  Interpuiiction  beseitigt  worden  ist,  von  un- 
serem Verf.  aber  beibchalteu  wird,  der  zur  Rechtferti- 
gung desselben  jedoch  nichts  vorzubringen  weiss,  als  die 
eben  erwähnten  bekannten  Formeln  (von  welchen  ovd 
(oq  nicht  einmal  angeführt  ist)  nebst  dem  gewölinlicJien 
dciHonstrativen  Gebrauche  von  i)^  in  y.n'i  6.;  und  ij  6 
ög ,  welcher,  wenn  jene  zum  Beweise  nicht  hinreichen, 
noch   weniger   in   Betracht  kommen   kann. 

Wir  gehen  zu  BnchIVfort,  wo  die  erste  behandelte 
Stelle  die  Worte  Cap.  14-  '/.ai  tv  lOVTip  XE/uo}  LoOat 
iöuKSi  Exacfioq,  t/j  jfq  tivi  xal  avTiii  ioyio  7iao>]v 
sind.  Hier  hatte  Rec.  an  der  ungewöhnlichen  Wortstel- 
lung U)  f^tlj  Tivt  Anstoss  genommen  und  nach  II,  8-  (p 
inj  Tili  vorgeschlagen,  Arnold  aber  die  \'ulgata  so  ent- 
schuldigen zu  können  geglaubt,  dass  er  bemerkte,  W  |W?; 
TlVl  habe  den  Sinn  von  El  /ii;  Tlvi.  Dagegen  erinnert 
der  Iferausg. ,  ev  toi'tv)  würde  so  ganz  überllüssig. 
Das  scheint  Arnold  desshalb  nicht  geglaubt  zu  haben, 
weil  man  sagt  in  dem  Falle,  wenn;  dann,  wenn;  tum, 
si  u.  dergl.  Gern  aber  räumt  Rec.  ein,  dass  es  eine 
unwahrscheinliche  Annahme  ist,  es  habe  Thukyd.  nach 
einem  vorausgehenden  Demonstrativ  das  Relativ  nicht  in 
seiner  ursprünglichen  Bedeutung,  sondern  für  n  aiifge- 
fasst.  Unser  Verf.  nun  will  vor  (jj  aus  i!em  vorhergehen- 
den iv  ergänzen,  und  zieht  Tliii  zu  tQyip ,  welches  in 
der  That  die  einzige  Art  ist,  wie  die  Vulgata  sich  mit 
den  Gesetzen  der  Grammatik  vereinigen  lässt,  ivieiiohl 
die  von  Rec.  verglichenen  Worte  II  ,  S.  verbunden  mit 
der  bei  jener  Erklärung  stattfindenden  Zweideutigkeit 
der  Rede  tu;  für  Tlvi  empfehlen.  Es  folgt  die  Stelle 
IV,  19.  vofiiC,ofi£v  TS  Tai  fjeyäkaq  exS^aq  fiälioT' 
äv  diaki'ea^^ui  ßeßaivii,  ovx  vv  dvTafii'vöfUijöq  Tiq, 
xal  iniXQaTijqai  tu  Tckeuj  tuu  iro'kefxov,  xo-t'  äväy- 
yj-jV    uoxoti    iyy.arakafußäpüjp,     uij    dnu    toi     i'oqo 


129 


V,0 


f(,(/,?f ,  oJ.k'  i]v,  n'o.u')v  xo  aino  Soädai ,   n'Qui  tu 
erciir/.s;  yal  Üiiettj  uvru  vuijcaQ,  -jraou  ä  rronaeSe- 
■/ITO  ,    [.iSToiujq  !Ci'i'aX}.ayij.      In   Losjrt  und   Erklärung 
i^inunt  hier  clor   Vei(.   mit  Rec.   liberein  ,    ausser   «lass  jp- 
iitT   nach  Lösrhunjf  «Ips  Kommas   nach   vr/.ijani   ilie  Worto 
71/<p<^    —    TtQOOelStXStO    mit    viy.ijOnq    vcrliindet  ,     und 
7l/j.a<r£i')i/ST0   nicht    passiv    gcfasst,    sondern,    was  schon 
andere    «orijesrhlagen    liabcn,     6   SX^QOq,    ergänzt   wissen 
will,     wie    vorher     zu    Sy/.UTuka^ißuvaiV    zu   denken   sei 
luv   iyßQÖv.       Genauer    liätte    er,     wenn   er  den   [lasslvi- 
»ihen     Gubraucli     von     TCouOSÖe](STO     u'icUt     anerkennen 
wollte,    sagen    sollen,    es    sei    ans    Vl'/.lj'juq   zu   ergänzen 
ö   vr/.l]Oiii.      I)e[in  auch  zu  iyy.aicÜ-.utißuviDV   ist  streng 
genommen   nlclit   TUV  i'/.^Q(Jv   zu   verstehen,  sondern   zov 
inr/.oUTIjObUia  aus   £-l//.oaTljoai.  —   Cap.  25,   wo  Reo. 
an   TTQOi   ri)v  TrrjklV   eaeßakkop   Anstoss    genommen   liat, 
erkennt   iler   Herausgeber  au  ,     dass    nach    dem  Sprarhgc- 
hranrh    des    Tliuk_v<l.    ioßnf.)clv   nicht  angreifen   lieisscn 
könne  ,     er    sucht    aber    die   Richtigkeit   der   Lesart  durch 
die    Uebersetzuug    ad     nrbem    versus    irruptioiieu»   faciebant 
zu   recliifertigen  ,   indem   er  vergleirlit  TIqo^  fiEOi;iißolnVf 
n-()c)s  iOTlirxr.v,   TO  71  (jo^  Tijv  IlvKov.      Aber  diese  Wen- 
dungen sind   niclit  analog.      Denn    dass    man   von   der   un- 
gefähren  Zeit   noui   mit  dem   Accusativ    verbinden   müsse, 
Bedarf  keiner   Krinnerani;;   und   eben  so   muss  es   IV,  31. 
heissen:     tifvf.ucii    rr,g    vtjrlov    tu    TlQoq    ti;v   lluKov, 
jiarlcm  Pvhim   versus  sperlantem  ,   weil  eine  Riclituug  nach 
einer   Gegend    hin    gemeint  ist.      Hingegen  auf  der  Seile 
der  Stadt  niuss  heissen  TV'JOi   Tlj;  Jlt/AcWC,     wie   oft  bei 
Tliokyd.   n-fir;^   mit   dem   Genit.   vorkommt.      S.  I,  71.    III, 
21«    IV,   31.    130.       Es    musstc    also   der   \'erf. ,    wenn   er 
die   Vulgata    vertlieidigen     wollte,     entweder    zu    der    von 
Arnold   angenommeuen   Euiiihasis    seine   Zuflucht  nelimen, 
oder   die    Richligkeit    des     von    Rec.    über   liyß(/.k}.£/v   Ge- 
sagten  bestreiten,     uoza   iienigstens    die   Stelle   VIII,   31. 
Veranlassung    geben    kann  ,     wo    gleichfalls    ioßokli    für 
TlQOOßoljl    steht.       .S.    dort  die   Aum,      In    der  folgenden 
Stelle  Cap.  •>!•  öouj/vreq  Tujv  re  aninjöelatv  Trjv  neol 
T/;v  ncXoTrdiivijoov  y.o/i/dr;v  ddvvaTuv  eaojiivtjv  aua 
£v    '/v)^iii)    e^üiKo,    y.ai    ovo'   ev  dioei  olol  ts  ovic; 
i/.ava  nsQtrciiiJieiv ,    röv   te  tcfoQiiov,  yvyoiLov  äXt- 
ficvcjv  övTüjv ,   ovy.   ecröfievov  kann  Rec.  gleichfalls  dem 
Verf.  durchaus    nicht    beistimmen.      Damit    mau    nämlich 
uicIit   genöthigt   sei   anzunehmen,    von   ögojvTS^^  hänge  erst 
der  Accusativ  enoiiiirjv ,   dann  der  Kominativ  ui>Teq,   dann 
wieder  der    Accnsativ    eod^usrov   ab,     »vill    derselbe    die 
InterpUMction  so   geändert   tvisscn,  dass   üf^tci   £v  j(,iuo.  £Q. 
zu  oioi  re  ovTCq,    wie  ja  oft  aua  beim   Particip  stehe, 
gezogen    und    dieses  Säfzchcn  übersetzt  werde:   simul  quam 
iu    loro    deserto    eti.im    nc    aestate    qnidem   satis   commc- 
atuum  uiittere   posscnt.      Aber   dieser  i;rkl.'irung    steht  x«/ 
entgegen;     denn    etiam   ne    —   quidem    dürfte    sich    selbst 
laleinisrli   nicht   sagen    lassen,   xal   ort»t  aber  in  der  (\littc 
eines     Satzes     in     dein     Sinne     von     auch     nicht     einmal, 
wnnsciite   Rec.   wohl   durch    ein  Beispiel   nachgewiesen   zu 
■chen ;    bis  dahin   kann   er  es   nicht  für  griechisch   halten. 
Jlia   aber  steht   zwar  oft  beim   Particip    («vas    zu    bewei- 
sen der   Herausg.   sich   nicht  auf  II,  b9.  IV,   28.   berufen 
sollte,   wo   y.ir.i  a^a  und  zugleich  zur  Verbindung  zweier 
Präilicafo  dient,    von  denen  das  eins  oder   beide  uur  zu- 
Zeiiichr.  f.  d.  Jllei  l/itimsw. 


fällige   Parilclpia  sind),     hier    aber    würde    es    unpassend 
gebraucht   werden,   «la   (UhC    uml    das    Particip   des  Piäsens 
die   Gleichzeitigkeit    zweier     Handlungen     bezeichneu    und 
jciihreiid  dtiss  aufzulösen   sind  ,   was  hier  nicht  pa<sf,    wess- 
halb   der   ^  erf.    selbst    nicht    iiiten-a   dum,     soiidi'ni    simnl 
(iiiuni    gesagt   hat,     in    «elchrr    Üeliersetznog  jedoch   simul 
bedeutungslos    scheint.      IJebrlgens   ist   gar   kein    (»rund   an 
der    Verschiedenheit   der    von    douivTec,   abh.'ingigeu    Casus 
Anstoss    zu    nehmen,     da    das    erste    und    dritte    Particip, 
weil   sie   sich   auf  Oljecte   bez^iehen  ,    eben   so    nothwendig 
im  Accnsativ  stehen  müssen ,    »vie   das   zweite   vermöge   sei- 
ner   Deziehung    auf    das   Subject    im     Nominativ.       Wollte 
man   aber   ilie   Rede   conciiiiier  machen,   so  müsstc  y.ai  ent- 
weder  getilgt   oder   in    ure    verändert   werden.  —   Cap.  48. 
ijJoTTo  ydo  aciui'^  usxarrTijoovzüi  nut  aü.oos  äyciv 
sucht   der   Verf.    die    Lesart    «ler   Handschriften    iiiTCtOTr,- 
aavTCic,  statt  der  fjETacrTi'jdUVTO.i,  aufgenommen   worden 
ist,   zu   rechtfertigen,   indem   er  übersetzt:    putabanf  enim 
eos  (Corcjraeos)   in   eo  esse,    ut  alio   dueerent  eos ,    ([ito9 
abduxisseut  (e   carccre).      Aber  erstens  kann  fAi:9/avufai 
ohne   einen   Zusatz   nicht    so  viel   als  Li;uyllv   (e   carcere) 
educere  sein,   und   zweitens   würde,  da  eben   gesagt   wor- 
den ist    ic,  dvöoac  ttvr/.ovTct  ikudüv  ...  itayayov- 
rcg,    der  Zusatz    nachdem    sie    sie  hinausgeführt  hatten 
ganz   müssig  sein  ,     was    unser    Herausg.  sich   und   andern 
dadurch   zu  verdecken   gesucht   hat,  dass  er  eos,  quns  ab- 
duxisseut (rote  lietaaTadsuTai;)   übersetzt  hat,  statt  dass 
er  nach  dem  Griech.   doch  nur  höchstens   cos,   guum  (eos) 
abduxissent  hätte  sagen  dürfen.      Besser   ist  ihm   zu   Ende 
des   vorhergehenden  Capitels  die  Vertheidigang  von  TTQoai- 
Örva:;   gelungen  ,   zu    welchem   er  aus   dem   Vorhergehen- 
den zu  den    beiden    Reihen    der  liopliten  gedacht  wissen 
„ill.    —     Cap.    52.    in    den    Worten    y.ai    y.0UTVväj.i£v0L 
avTr,v  {vavi  T£  yäp  evrcoQia  i]v  Troitiaifcct  aüiü^eVi 
i;i'kwi'  VTxaQXovTüjv ,    y.ai  tr,i;"l8ij(;  i-jiiy.tiiiiriji,    Y.ai 
xi]  äkkrj   iraoaayuvfj)  paöioj;  an'  avxKi  ÖQfiojiievoi, 
xr,v  te  Al.oßov,  eyyt's  oiaav ,  y.axoiaeiv,   xal  xu  .  .  . 
yiio}.i/.d  nokio/'.ara  xi:tQ<J^oa&ai  billigt  der  Verf.  zwar 
die   von    Rec,    eingeführte    luterpuuclion    in    den    Worten 
Y.ai  Tij  ükki]  Ttaoaay..,    aber    er    will,     damit  es  nicht 
zugleich  niithlg  sei,     statt    ihrer    einen    andern   Casus  zu 
setzen,     dieselben    dem    i^iklüV    l'^«oj;ot'rwJ;    als   Dati» 
der   Ursache   entsprechen  lassen.      Allein  abgesehen  davon, 
das«    der    Gebrauch    des    re    yd^    in  dem  .Sinne   von  y.ai 
yuQ   nicIit  ganz  sicher   ist,     so   würde  Thukvd.   bei   einer 
solchen   Beziehung   der  Glieder    auf   einander    der    Deut- 
lichkeit wegen,     und    weil    er   xS  liebt,    wohl  ^vkujv  TS 
/',T«o;C«'j^rw,    oder  gar  h'}.vjv  Tf  xiji  löi]i  enixetus- 
V1K  i'Tta.oxövTUiV   geschrieben  haben,  —  Cap.  ßl.   'n  dem 
Satze    v.ai   ov    Toig   doieiv   ßuikouivoei;   fieuifOftat, 
du.a    xoiq    i,7ta;:oveiv'  'iroiiiOiiQOii  nvoi  ergänzt  der 
l'erf, ,   wie   es  scheint,  mit  Recht  zu  dem   Couiparativ:    tj 
uQyciv.  —  Cap,  tio.  y-f-'t  VL'V  xov  dcpavoiiq  xe  xovxov, 
öid  xn  dih.i^ii'.üTov  öiui  y.uX   bia    xo  rfirj  aoßeQOVi; 
7tao6iia<;  'J,ii^valoig,  y.a-v'  durfövefja  ey.nkayivxs;, 
y.ai  xo  ikkml<:,  xi)i  yiw'.u/;;  tov  hauro;  r/[;]  (ijyj^^r,' 
f^tev  TCod^eip  xatixwkvuaiq  Tuvtaic,  UaiidJi  voniaav- 
reg  eiQX^'j^'^'-'^  — i  UTioicef^iTTvjitev  will  derselbe,  um  die 
in   TO    ekkl.xec:    TiJi    yvoililjq    liegende    Schwierigkeit   att 
beseitigen,  mit  veränderter  Iiilerpunctinn  schreiben:   Ai^fj' 


1.31 


132 


iiaiotx  (y.ar'  niicfi'iepn  .  .  .  7Tpn£fiv)  raTc  xdAi/tniCf 
iiiiil  iil>rrse(zt  ilie  Paroiilliesc  :  ulrai/ne  re  terrili  et  cnn- 
xiliorum  liej'ectit  in  iVs ,  quae  nos  e.vseculurns  esse  uniis 
i/Hisque  speidbitmiis.  Alicr  llieils  tvi'irdo  ilie  so  eiilslc- 
hi-iide  I'amillicse ,  «eil  jcilrrmaiin  ilic  Ix-idcn  Parlicipia 
fy.nt.ayivTei  und  vouioavtEC  unter  rinander  in  Vprliin- 
driii;;  711  sefzpii  geneif;t  sein  würde,  sclir  unkennilirh  und 
Hn;;di  olinlu  li  sein,  (lieils  würden  die  Wor<e  Xftr'  oit- 
(f.urcon    überflüssig,      wenn    wegen    <ler    Verbindnnjf    von 

xni  To  fkXiTTti;  —  Tipd^Fiv  mit  exTiXuyh'reg  nieht  'J, 

sondern  3  Gründe  des  Silircekens  angegelien  w.'lren.  Noch 
weniger  kann  Rec.  mit  der  Behandlung  der  folgenden 
Stelle  einverstanden  sein.  Es  sind  dieses  die  VVorte 
Cap.  04.  xal  eyu)  fitv ,  anCQ  v.ai  (xQXÖiievoc,  einov, 
nokiv^Te  fieyt'aDjv  napi^yüfisvoi;,  xai  iniuiv  tm  ftuk- 
\ov  1]  üuvvoi'^iivoq,  oL^iui-\Tzpo£idoi^ievovq\  uinujv 
(tiVT.)  t('7/wpfn',  Y.al  /.o^  tov^  tvaviiovi  o'üvoj  y.a- 
xws  ISquv,  vioie  \ ai'Tuvi;\  tu  TrXelvj  ßAaiireaflu/, 
fnjf)i  fwjutn  cfi\ov£iy.uiv  nyiioS^ac  rrig  re  oiy.eiai  yvto- 
in^i  ouoUdi;  aiToxpczojp  tlvat,  y.aX  xq  ot'x  up-iv)  n'- 
Xtjc;,  fikk'  baov  f/xoi;  ijoadadat.  Um  nämliih  nicht 
genötliigt  zu  sein,  ■jTooEtboutvucq  lind  avxovq  in  itqosi- 
döiiciog  (ttodiö.)  und  aihöi;  zu  verwandeln,  will  der 
l'erf.  zivai;  zu  orpo.  ^vyj^wostv  ergänzt  wissen,  und 
führt  zum  Beweise,  dass  dieses  Tlväq  mit  Recht  fehlen 
knone,  IV,  78.  y.ul  xotq  näoi  ye  öfxül'Dq  'ßkhicnv 
vnonxov   yo.i>saz)]y.Ei   ti-i»    zuiv  orikag  firj  ti ei'oavTag 

dtUvai  an.  Aber  dort  ist  kein  Tlvdg  niithig,  weil  ;(/) 
nelaavTC'.Q  eigentlich  hcisst:  solche  (Lente) ,  die  itichl 
überredet  halten y  und  überhaupt  bei  unpersönlichen  Re- 
densarten, wie  ■Kosiiei  TovTO  TToniv ,  y.aköv  ioitv 
vrray.oretv  yepovTi,  aioxQ<JV  ävaiöujg  dvTikiyriv,  auch 

bei  folgendem  Particip,  wie  VOfiiCovTa  oder  r'nulLOVTftg, 
tler  Zusatz  eines  Snbjects  zum  Infinitiv  im  Griechischen 
wie  im  Lateinischen  unnütz  ist.  Hier  aber  haben  wir 
weder  eine  unpersönliche  Redensart,  noch  können  wir 
füglich  übersetzen:  ich  achte  es  für  billig,  dass  Leute, 
die  Fiirsorve  J'ür  sich  tragen,  sich  vergleichen ,  statt 
dass  man  Fürsorge  für  sich  seiist  tragend  sich  verglei- 
che {jiva  71  poiidufiivov  ir.uiov  ^vy^ojaeir).  Wenn 
aber  der  Verf.  gegen  die  von  andern  vorgeschlagene  Les- 
art, TlQoeiböfAivui  ui'TMV  ,  für  dieses  sorgend ,  einwen- 
det, es  müsse  nach  derselben  tovcujv  oder  iy.eirutv  heis- 
»en  ,  so  mnss  l)emerkt  werden,  dass  avv(x.  mehrmals  bei 
Thukyd.  für  ravTct  vorkommt,  x.  ß.  IH,  (iö,  4.  VI,  ,jö. 
zu  Ende.  —  Es  folgt  die  Stelle  IV,  T.i.  Ol  yup  ßhyu- 
piji  —  4J  koyoii;  ip^ovrat.  Hier  billigt  es  zuerst  der 
Verf.,  dass  von  den  neuesten  Auslegern  ävoiyovai  als 
das  zu  Ol  JMtyuoiji  gehörende  Verbum  angesehen  v/or- 
•len  ist;  spricht  dann  kurz  über  die  Worte  i-TiClöij  xat 
xa  Jl'keioj  a.vioi'  npoy.iXoiptjxSl,  in  denen  er  sich  des 
Sinnes  wegen  für  die  Beziehung  des  ai<xotq  auf  ilio  Athe- 
ner entscheidet;  und  handelt  endlich  am  ausführlichsten 
über  das  Sai»lien :  xois  de  ^i'/mäoiji;  TTji  öuvcl/ieüjq 
xai  Tt/Jf  napovTüjv  /lipoq  exuaxov  xtvdvvEi'eiv  eixö- 
TU}'  S^etJeiV  Tolttav.  Heer  heisst  er  uns  übersetzen: 
Jiei  jenen  hing«a;en  sei  jeder  'Iheil  der  Gesninmtinacht 
und  der  Anwesenden  nitliirlicher  Weise  willens  es  zti 
wagen,  sich  der  (iefnhy  auszimelzen ,  und  findet  Jn  den 
Worte«   keine   .Si  liwicri^keit ,    weuu   man   nur   unter   ^l'W 


■^TiiÖlji;   Xl/i  Sl'vdiUojQ    die   Lakedflinonier    selbst,     unter 
r(!jv  napovxujv   die  anwesenden  Bundes;;enossen  vorstehe. 
Aber  dieses   ist  ja   unmöglich;     denn   da  auch   Lakedflmo- 
nicr   (0/  fisia    BocuTidov ,    itaui    tj()ij   i-vviikcyfjeuiu 
}']aav  Cap.  70.)  in   dem   Heere   zn^jegen    waren,   aber   nur 
verhilltriissmassig    wenige    (s.    dort   die    Anm.),     so     können 
ebenso    wenig    die    Laked.'imonier    i;i'ii:i('.oa    i]    di'ia.iui 
heissen,     als    die    Bundesgenossen    im     Gegensatze    gegen 
dieselben     Ol    uapöi'xtx ,     wie   dieses    auch    aus  Cap.    72. 
Tiapüvroi;    de    ijöij    i;i'ft7TavTog    xor     orpcccet'/taioi 
önkiTVJv  oi'X  ekannov  li;uy.iO)[ü.iu)v  erhellt,  wo  tr/it- 
TlavTOi;  xov   o-Tpam'iiaxoi;  ganz  dasselbe   ist,   was  hier 
l;i>una'jljg    njq   dwunEUi^,    uml    von   diesem    ganzen    La- 
ked.'imonier  und   Bundesgenossen   begreifenden  Heere  aus- 
gesagt  wird,    es  sei   da   gewesen.   —   Es   iijt   endlich   noch 
die  Stelle  IV,  87.   übrig:  nai  ovy.  av  /icli^vj   nuuq   coi'i 
upy.oii    ßeßaiojtyiv   kdßotxs  /;  otq  xa  eoya,    £x    xuiv 
küytjjv  dva&povuEva,  öoyijatv  duayy.diav  uapex'xac 
o'jq  y.ai   ^i'iKfipct   öiioioj.;   u'j:;   ein  ov.     Hier  erinnert  der 
Verf.   zuerst,     da.s,s    ihm     beide   Erklärungen    Göller's   n.it 
der   Grammatik   unvereinbar  erscheinen,    ^^as   in  Ansehung 
der  einen   und   filtern    auch    schon   Rec.   bemerkt  hat;     in 
der  andern   weiss  sich  der  Verf.   den  Dativ  ty.sivoii   nicht 
zu   erklaren.      Aber  auch   gegen  die   von   Ristemaker   und 
Dobree    aufgestellte   und    von    Rec.   gebilligte   Erkicirung: 
,,et    praeter    iura    inranila    non    maioreni    iidem     accipero 
possitis,    quam  ab   iis,     quibns   res  ipsae    cum  eoruin   pru- 
fcssionibns    comparatae     necessario    existimationem     conci- 
liant    (oder   freier   Iidem   faciunt),    ea    ipsa   iis   esse    utilia, 
quae  prae  se  feraiit  (genauer  dixerintj"   erinnert  der  ^'erf.  : 
,,At   illi    quoqne   (interpretes)   non   dixerunt,    qiiomodo,    si 
verba   ij   uiq    explicaveris    „quam    ab    iis,     quihus'''' ,     cum 
prioribus  apfe   cohacreant."      Das    schien    uns  keiner   Er- 
klärung zu   bedürfen,    da   ofTenbar  ist,     dass  ilas   Demon- 
strativ   TOixaiv    vor    o/j    zu    ergänzen,     und    ßeßctiu)tni^ 
lot'tdiv  eigentlich    eine    von    denen   ausgehende  Gewähr- 
leistung,   fidem    eorum,   ist,    wofür   ab    iis    wegen    i\vs    vor- 
hergehenden   accipere    gesagt    worden    ist.       Unser    ^'erf. 
aber    will,     indem   er,     wie    die    meisten   altern    Ausleger, 
eiTcov    als    erste    Person    fasst ,     mit    Abrescli    ij    i'/,i::vui 
{kc-f'oiiv    dv)    ergänzen.       Aber    abgesehen   ilavon ,     d.iss, 
weil   so   ein    Gegensatz   zwischen   dem   Subject   des   vorher- 
gehenden Satzes   und   dem  dieses    eintreten    würde,     mau 
zu   Allfang    vielleicht    xal    ü/Lltiq    erwarten    könnte,     wer 
sind    diejenigen  ,     welchen    die    Betrachtung   der   Ilanilliiu- 
gcn    des    Brasilias    nach    seinen     Worten     die    nothweiiilige 
oder   feste    Ueberzcugniig   gewähre,     dass    eben    das,      u.>« 
er   gesprochen   habe,     auch   den    Akanthierii    nützlich   sei  i 
Da    bestimmte   Leute    der    Att    im    Vorhergehenden     nicht 
bezeichnet  sind,    so   müssten   alle  diejenigen,  bei  welchem 
etwa    diese    Ansicht   herrschte,    gemeint   sein,     und    iliescä 
niussto  griechisch   ui'-g  av  7tnüexiji:aioi\cr  01'^  Ttot  u<i- 
pE][EX(il   gesagt   werden.      Nur    diese    Worte    liessen   sicfi 
so    auflösen,     wie    unser    Verf.    will:    als  wenn   ihr  aus 
der  Betrachtung   meiner  Handlungen  nach  meinen    Wor- 
ten die  nolhwendige  Ueberzeugung  gewinnt,  dass  u.  s.  w. 

Poppa. 


133 

1).  Hisloirc  ile  la  guciro  ilii  Pcliiponm'^se  jiar  Tliuijdiilc. 
Tra<iiictioa  iiouvelle  i)ar  A.  Rilltet  et  E.  //.  lietant. 
Tome    jiremior.      Gcnove,    «lioz   'M.  E.  Carey,    iui- 

jirlmeur- c((i<eur.    1837.     404  S.    8. 
Auili  unter  dem  Titel: 
lJilliollii(Hic   dos   {listuriciis   Grccs.      Tome  qnatriömc. 

Frankreich  hat  ausser  den  älteren  Uebersctzerei  der 
{jaiizrii  Gesiliiciile  des  Tliiikjdidcs  und  denjenigen,  von 
«>  eichen  Ueberlraguiigeu  einzelner  Alisclinitte  derselben 
lorlianden  sind,  in  iler  neueren  Zeit  lor  Ersclieininij;  des 
«orliegendcn  13nches  drei  Uebersetzer  des  gesaininten  Wer- 
kes des  genatinlen  Siliriftstellers  an  Leies(|iie,  (jail  und 
Diddt  erlialfeii.  An  diese  schliessen  sich  gegeiiHHrtig  die 
Herren  Killiet  und  lietant  mit  lobensvterllifni  Jstrebcn 
«n.  Dieselben  haben  nach  der  Vorrede  S.  XIII  fg.  die 
Arbeit  so  unter  sich  gelheilt,  dass  derjenige  von  ihnen, 
uelcher  bereits  für  die  Saninilnng  von  Leberscfzungen , 
von  «cicher  dieser  IJand  einen  Tlieil  ausniaciit,  den  lic- 
rodot  übertragen  hat,  die  historischen  Absclmifte,  der 
neu  hinzugekommene  iMifarheiter  die  Reden  übersetzt 
hat,  beide  aber  nicht  nur  über  die  Grundsfitze,  nach 
«eichen  dieses  geschehen  sollte,  unter  einander  überein- 
gekommen sind,  sondern  auch  das  Werk  gemeinschaftlich 
ilur(  ligeselien  haben,  Sie  versichern  dabei  den  beistand 
ihrer  l'org.'lnger  zwar  nicht  verschniäht,  jedoch  selbstän- 
dig gearbeitet  zu  haben.  Dass  diese  l'ersicherung  voll- 
kiiniuien  gegründet  ist,  zeigt  selbst  eine  tliiclitige  \'er- 
gleichnng  des  vorliegenden  V\'erkcs  mit  den  Uebersetzuu- 
gen  von  Lcvesijue,  Gail  und  üidot,  «eiche  Ree.  zur 
Ihiud  hat.  Will  man  aber  über  den  Werth  dieser  neuen 
IJebertragung  und  ihr  V'erh.'iltniss  zu  ihrer  nächsten  Vor- 
gängerin ,  der  von  Didot,  urtheilen,  so  scheint  zunächst 
die  verschiedene  Uestimnunig  beider  in  das  Aujje  gefasst 
«erden  zu  müssen.  Die  llebersetziing  von  Didot  in  vier 
«tarken  Banden  in  gross  üilav  mit  griechischem  Text 
und  zahlreichen  kritischen  und  den  Sinn  streitiger  Stel- 
len erklärenden  Anmerkungen  gibt  eben  durch  diese  Bei- 
werke und  ihren  Umfang  selbst  zu  erkennen,  dass  sie 
«unächst  für  Gelehrte  und  keuner  des  Griechischen  be- 
stimmt ist.  Daher  muss  man  von  ihr  verlangen  ,  dass 
sie  nicht  nur  die  Gedanken  dos  Schriftstellers  treu  «ie- 
elergeben ,  sondern  sich  auch,  so  «eit  es  der  Geist  der 
französischen  Sprache  gestattet,  an  die  Worte  desselben 
anschliesse  und  die  Farbe  seines  Stils  durchblicken  zu 
lassen  suche,  daher  selbst  uiigeHohnlichere  iiikI  härtere 
Ausdrücke  nicht  ängstlich  fliehe,  «enn  dailurch  die  Kraft 
um!  Kürze  des  Originals  erreicht  tierdeu  kann.  Dieses 
Ziel  hat  sich  auch  Didot  gesteckt,  worüber  er  sich  selbst 
»ehr  verständig  in  der  Vorrede  S.  XXXVI  ff.  des  ersten 
Bandes  ausspricht.  Eine  ander«  Beuandtniss  aber  hat 
CS  mit  einem  Werke,  wie  das  vorliegende  ist.  Dieses 
ist  sowohl  nach  seinem  Umfange,  da  es  auf  zwei  massige 
üctavbände  berechnet  ist,  von  welchen  der  erste  die  vier 
ersten  Bücher  nebst  einer  kurzen  Vorrede  über  das  Leben 
des  Thukvdides  enthält,  der  zweite,  der  auch  kürzlich 
erschienen  sein  soll,  jedoch  dem  Rec.  noch  nicht  zuge- 
kommen ist,  die  vier  übrigen  Bücher  umfassen  soll,  als 
auch  nach  «einer  Einrichtung,    da  gar  keine   Anmerktiu- 


1.34 

gen  beigefügt  sind,  emllich  in  sofern  es  einen  Theil  der 
genannten  Uebersetziingsbibliothek  bililet,  ollenliar  für 
einen  weiteren  Kreis  von  Lesern  und  namentlich  auch 
für  «nlchc  berechnet,  die  des  Griechischen  wenig  udor 
nicht  kundig  sind  und  nnsern  Schriftsteller  bloss  des  In- 
halts wegen  lesen  tiollen.  liiiie  Milche  l'eberaetzung  nun 
inuss  zwar  die  Gedanken  im  Ganzen  nicht  minder  trea 
wiedergeben,  als  eine  von  obiger  Art:  es  wird  auch  zu 
wünschen  sein,  dass  sie  sich  an  die  Worte  lies  Schrift- 
stellers so  lange  möglichst  anschliesse,  als  nicht  die  leichte 
V  erslänillichkeit  und  Zierlichkeit  des  Stils  darunter  lei- 
det; diese  Eigenschaften  aber  verdienen  eine  nicht  viel 
geringere  BcrMcksichtif;uiig  als  die  Treue,  qud  es  iniiss 
daher  ein  mühsames  Hingen  mit  den  einzelnen  Worten 
des  Schriftstellers  aufgegeben  werden,  wenn  dieses,  wie 
bei  der  so  grossen  Abweichung  des  Tliuliydideischci.  Idioms 
von  der  französischen  Sprache  fast  noth«  endig  ist,  zur 
Härte  und  Unverständlichkeit  führen  würde.  Aach  diesen 
Grundsätzen  scheint  die  vorliegende  Uebersetziiiig  gear- 
beitet zu  sein,  wiewohl  sich  die  Herren  Verfasser  dar- 
über in  der  Vorrede  nicht  ausf^rsprncheii  haben.  Yvi:- 
nieidung  von  Steifheit,  Schwerfälligkeit,  Fremilartigkeit 
des  Stils  scheint  ein  wesentliches  Augenmerk  derselben 
gewesen  zu  sein,  und  sie  scheinen  dieses  Ziel  glücklich 
erreicht  zu  haben.  Djich  glaube  man  nicht,  dass  sie  die 
Treue  im  Einzelnen  dabei  unbeachtet  gelassen  haben. 
Das  Gegcntheil  lässt  schon  der  Aame  des  Hrn.  Betaut, 
der  sich  durch  sein  Specimeii  eines  Wörterbuches  des 
Thukydides  als  einen  sorgsamen  Beobachter  der  Sprache 
dieses  Schriftstellers  bewährt  hat,  erwarten.  ftjehrmals 
haben  die  neuen  Ueberselzer  sogar  ihren  uiiiiiittelbaren 
Vorgänger,  von  dem,  wie  bemerkt,  ein  noch  grosserer 
Grad  der  Treue  zu  erwarten  war,  in  diesem  Stücke  übcr- 
trollen,  während  sie  freilich  in  mehreren  anderen  Stellen, 
wie  dieses  bei  dem  oben  angegebeneu  verschiedenen  Zwecke 
ihrer  Arbeit  natürlich  ist,  ihm  hierin  nachstehen.  Rec. 
will  zuiiäclisl,  da  die  Treue  bei  einer  solchen  Ueber- 
setzung  für  uns  Deutsche  besonders  wichtig  ist,  das  \ft- 
hältniss,  das  zwischen  den  beiden  genannten  Werken  und 
dem  von  Gail  (in  der  neuen  Ausgabe)  statlliiulet ,  durch 
Betrachtung  einer  Anzahl  Capitel  zu  \nfange  des  zweiten 
Buches  naher  darzuthuii  suchen.  Cap.  1.  hafte  Didot 
xaraöTuirtq  te  i^vvtyuic,  eTToX^fJoiv  ganz  unrichtig 
i'ibersctzt:  et  ils  se  combattaient  frequemuient.  Dafür 
leseu  wir  in  der  neuen  ücbersetzung  den  Sinn  richtig 
wicdergegelicu :  et  leg  hoslilites  une  fois  couimencee«  so 
rontinuerent  sans  Interruption.  Aehnlich  zwar  bei  Gail, 
aber  unrichtiger  dctidees  statt  commencees.  Genauer  und 
kürzer  sind  auch  die  Worte  yiyoaTirai  de  f^'J^'  wC 
l/.acria  ey'tyvElo  übersetzt  ,,le9  evenements  cn  soiit  ra- 
contes  successivernent"  ,  als  von  Didot  „cette  histuiro  est 
coinposiie  d'apres  l'ordre  des  evenements",  und  von  Gail 
,,les  eveiienients  sunt  ecriis  de  suite  et  sans  iiilerruption, 
tels  qu'ils  soat  arrires."  Weniger  glücklich  sind  die  nroen 
Uebcrsetzer  in  den  Worten  /.cd  TOJv  exarepoic  tc/U- 
fu'.'/iiji'  gewesen,  die  «io  durch  souteniis  chacuii  par  Icur» 
alliiJs  ausgedrückt  haben.  Aber  chacuii  würde  tx'toro?, 
nicht  iyM.tl{/tJl  (les  deux  partis,  chaquc  parti)  sein,  und 
da  zugleich  die  II  inzufügung  von  siiUi'enus  nothwendig  ge- 
worden  ist,  äo   wäre   es   wohl  zweckmässig    gewesen,    die 

9» 


135  136 

^t■b^•rsp<^nn"■  von  fJail  und  Diilot  ,,pi  Irars  olliös  rc-  Uebprsefzuni;  ,,ils  rcpoussernit  les  aitaqiics  ()ii  cö((5  par 
spprtifs''  Li-i/iilii'lial(cii.  Im  znciti'ii  C.ijiidil  ist  zuii.'lclist  oü  s\laii<ai(  reiiiiciiii"  iiiiaus<;<?ilrijrkt  gcblifben  «ar,  wali- 
«)as  Tliiikviliili-isi  lio  .  l/rrirlov ,  »orans  (iail  iiml  Diilot  rciiil  (iail  wieder  frei  ,,ils  resistent  ;i  toutcs  les  attaques" 
mit  Uiireclit  Aenesin»  und  Aenesios  geniadit  halten,  rirh-  gesagt  liai ,  dnreli  die  UcberfratJunj^  „ils  reiKuissi-reiit  les 
tig  dnreh  Ent-sias  (Aenüsias)  gegeben.  Ferner  sind  die  assaillants  de  quel([iic  eöte  qii'ils  se  prcsentassent"  cr- 
Worto  (fi'kay.lji  OL'  7rgoy.at>E0TljXViai;,  welche  Gail  schupft  worden,  wieuolil  Ilee.  nicht  zugleich  die  AngrifTo 
,,roniuie  on  n'avait  pas  mis  de  gariles  avancces,  als  ob  es  in  Angreifer  rcrwandelt  zu  sehen  «ünsebte.  Wie  ferner 
npuqi'^.ay.rK  Ol'<  xa^.  hiesse,  Didot  „dans  une  villc,  qiii  Thnkvdides  yfo«//;;; /jß^tA.Jj'rwi' mit  colleclirein  Gebranch 
li'aiaif  pas  encoro  de  garnison",  «odnrch  man  ganz  gegen  des  Sing.  y.iQauoi  gesagt  hat,  so  ist  dieses  in  den  AVor- 
«las  Allerllmni  an  eine  von  den  Bürgern  verschiedene  len  ,,lanccront  la  luile"  nachgebildet.  In  den  Worten 
Besatzung  VOM  Plat/ia  zu  denken  veranlasst  wird,  ansgc-  OTVQcr/.iip  üy.DVziov  dvii  ßa}.dvov  X'^r/OdiiHVOC  ii  TOP 
drnikt  Iiatte,  besser  ,,parcc  qu'on  nc  laisait  pas  encore  fxoyXuv  ist  ßa/.avo^  riclitiger  durch  bonlon  ,  als  von 
la  garde'  übersetzt.  Gegen  Ende  des  Capitels,  für  zar«  «jail  und  Didot  durch  verrou ,  dvTL  aber  freilich  unge- 
T«  TlUTPia  TW»'  TTcivTlDV  Jioiloiwv  i^l< fl fta^^'V ,  wo  nauer  durch  en  guise  de  statt  au  lieu  de  ausgedrückt. 
Gail  ,,eiitrer  dans  Pailiance  des  Ueotiens  suiraut  les  in-  Endlicii  die  Wort  uOOV  liaklOTa  7)1/  tVVl:<}TiJUUitl-VOV , 
fititutions  Aesi  pavs"  ziemlich  frei  nnd  mit  Veränderung  in  welchen  Gail  (,,ceux  qui  s'etoient  resserres  cn  batail- 
«Ics  "•raniniatisriien  A'crli.'iltnisses  der  AVorte,  Didot  ,,en-  Ion")  fidktcFia  übergangen  und  Didot  (,,reux  suctont  dunt 
trer  dans  leur  licue  conformemcnt  aux  anciens  usages  des  la  Iroupe  li'etoit  concentrijo")  es  falsch  bezogen  hatte, 
Böoticns"  mit  A'ernaclilassignng  des  iiävtLov  gesagt  hatte,  sind  richtig  ,,ceux  [tous  cenx]  qui  etoieut  rcstes  le  plus 
lesen  wir  in  vorliegenilem  Werke  crscliöpfeuder  ,,entrer  groupcs"  übersetzt.  Auch  ist  gleich  darauf  das  von  den 
ilans  Taliiance  suiiant  les  instiintions  nationales  de  la  neueren  Herausgebern  vor  ^flp«/ aufgenouinicne  7;Ä;^  atoy 
confüderation  beotienne."  Die  gleich  folgenden  Worte  nicht  übergangen.  Weniger  ist  die  Uebertragung  einiger 
TidlO^ai  nao  ai'roiq  ra  oTtKa,  die  Didot  unrichtig  andern  Stellen  dieses  Capitels  zu  billigen.  So  ist  ni  zat 
„renir  placer  ses  armes  dans  le  camp  (ein  Lager  in  der  yü^  Tskil'Tuh'iOi  TOV  (Alivu^  tu  ytyvufxsva  l'jv  die 
Stadt!)  des  Thcbains",  Gail  besser  ,,;»  prendre  les  armes  Andeutung  der  Rechnung  der  Griechen  nach  Wonden- 
et  Jl  se  ioiudrc  ä  eux"  gegeben  hatte,  sind  noch  genauer  monaten  durch  die  Worte  ,,rar  ou  etait  alors  au  dcclin 
,ä  venir  en  armes  se  ranger  aupri-s  d'cux"  übersetzt.  de  la  lune"  verwischt.  Doch  dieses  ist  wahrscheinlich 
Dao-ei'en  ist  die  neue  Uebersetzung  in  zwei  Ausdrücken  zum  Behuf  der  Deutlichkeit  für  die  Classc  von  Lesern, 
in  diesem  Capitel  hinter  der  von  Didot,  aber  nicht  hin-  welche  sich  die  Ucbersetzer  besonders  dachten,  geschehen. 
tcr  der  von  Gail,  zurückgeblieben.  Zuerst  nämlich  ist  Kein  Grund  aber  war  da,  die  Worte  £tTS  y.acc.y.ao- 
in  den  \Vurten  ioijXlIov  ...  ^L'V  ünkoL^  das  ovv  UTtkoi^,  oovaiv  viOTllo  ex^vaiv,  hei  Gail  ,,s'ils  ne  les  brülcroient 
l)ei  Didot  en  armes"  unübersetzt  geblieben;  dann  ist  in  pas  tous  ;i  l'iustant  meine",  bei  Didot  ,,s'ils  ne  les  brü- 
llen Worten  Li;  t,l'itßaoiV  ftäkkuv  y.al  (piklav  rijv  il  o-  leroient  pas  dans  cette  position",  mit  Uebergehung  iles 
klV  dya"£iv,  ,,poHr  engager  U  ville  ä  traiter  avec  ciix  ajOTli^  ty^uvniv  bloss  durch  ,,s'ils  ne  les  brüleroient  pas 
arcord  et  amitie",  tlieils  ilas  grijmmatischo  Verhältniss  tous"  autzudrücken.  Auch  wünschfo  Rec.  i;vv£ßl^oav 
des  Iiifiiiitivs  verändert,  theils  das  dyayeif,  welches  Di-  joig^  IlkaTa/CL'O/    acpäg^  -vs    aCnuii   jia^aöovvai  xai 

dot  aniener  ä  übersetzt  hatte,  kraftloser  umschrieben.  rä   üilka ,   '/o-iiaandaL  ö   XI  av   ßuükovcai,   nicht,   wie 

Im     dritten    Capitel    lauten    die     Worte    äkko}<;    -re    Xal  von   Gail,  ,,se   rendirent  ä  discriition   eux  et  leurs  armes", 

i':Teidl)    ii    oi<diva    oiSlv    ivSOiriQlCov,    welche    Gail  somlern,    wie    von   Didot,    „couvinrent    avec    les  Plali'-ens 

ganz  frei  .,personnc  u'eprouvant  aucun  mauvais  traitement",  de  se   livrer  ä  discretiou  avec  leuis   [besser  eux  et  leiirs] 

Didot  schon    besser   „d'antant   plus   volonfiers  que  les  The-  armes"    übersetzt   zu  sehen.       In    den    folgenden    Capitelii 

baiiis   n'exercaient    aucune    violencc   contre   personne"    ge-  will    Rec.   diese    Vergleichung    der   genannten    drei    llpber- 

dollinetsiht   hatte,   kürzer   und    fast   genau    nach  dem  Grie-  Setzungen    nicht    weiter   fortsetzen,    sondern   nur,    uns   den 

chischen   ,, d'antant   plus   qu'on  n'eiitreprenait   rien   de   nou-  neuesten   Herren    Ucbersetzern    seine   Aufmerksamkeit   auf 

Tcau   contre  aucnn  d'eux."       Dagegen   kann  man   in  dem-  ihr    Werk    zu    beurkunden,    und    zu    zeigen,     worin    ihm 

selben   Capitel   zweimal    bemerken,     wie    Didot   den   Perio-  ihre   ileissigo   Arbeit    noch    einer    Vervollkommnung   f.ibig 

denbau    des    Schriftstellers     nachzubilden    sucht,     unsere  ncheint,     ciue    Anzahl    Stelleu    angeben,    in    denen    eine 

Uebirsclzer  aber  nach  ihrem  Plane  hierauf  keinen  Werth  grossere  Treue   wohl  ohne   Schaden   der  Deutlichkeit   und 

legen.      Bei    Didot    nümlich    ist     das    Siitzchen     ov    ydi^  des  franzosischen  Colorits  der  Sprache   hatte  crrciclit  wcr- 

i(ö{iü)V    SV    TV  vvy.xi  wie   bei   Thukvdides   parenthetisch,  den   können    und   zum  Theil    schon   von   den   ^'organgeru, 

wahrend  es  in   dem   neueren  Werke   in  „atteudii  qu'ils  ne  namentlich   von   Didot,    erreicht   worden  "ist.       Cap.   ,").   ist 

les  pouioient  voir  dans   les  tönebres"   verändert  erscheint ;  Ol   dkkuL    &l]ßuiot   durch   il'autres    statt  les  autres   1  lu- 

nnd  die  bei  Thnkjd.  mit  oll  U)Q  zusaunnenhangci.den  Verba  bains  oder  le  restc  des  Theb.  ausgedrückt.    Gleich   darauf 

noornfedOHTnl,    ylyuoisnui ,    vjöt,    die  auch  bei   Didot  heisst  es  für  ii    ri  äua    ui;  UQO'/Üjonii]   löi';  iaakijkv- 

mit  afio  de  und   afin   qiie  verknüj.ft  sind,  finden  sich  hicF  ddoi   ziemlich   frei    ,,ponr  les  sontenir  en   cas   de   revcrs", 

iu   eine   neue    ganz   selbständige   Periode    verwandelt.     Im  wahrend    Gail    schon    etwas    genauer    „pour    sontenir    au 

«ierten   Capitel     tiagen    die    neuen    Lebcrsetzcr   in   einigen  besoiu     cenx    qui   ctoient   entres",     Didot    noch   mehr   nach 

Stellen   in   Beziehung   auf  Treue   ileu  Preis    davou.    Zuerst  dem    Griechischen    „si    ceux    qui    etoient    entres    [dji'is   la 
tiüiiilieh  ist   iH   den  Worten   TU^  71  r>oaßoku(; ,   rj   TCQOOlli- 
UXQUVy  d'TiSwt^OVVtO   der  Optativ,   der  von  Didut  iu  der 


ville]   ne  reussissaient  pas"  gesagt  hatte.      In  den  Worten 

xi^QL'üu  iStyiiinj/uu  TTUQd    Tovi   Oijßaiov;  kijovri; 


li? 


138 


ist  dio  gramma<isthe  Bezicliinig'  von  ttciqu.  tot,  Ö/;m- 
ohne  siciitbarrii  Nutzen  in  der  üelcrsefznnj;  ,,enrovercnt 
an  lieraut  arec  rharge  de  «uro  anx  Ttiebaiiis"  »erflndert 
IIqo^  6v  ETlQatav  oi  iKjoStduuxti  ist  diirrli  „arec 
leqiiel  les  traitres  s'etaient  coucertes''  wiederjjenelion,  «ali- 
rend  man  bei  Didot  für  izT()ai;av  dem  (iriecliisclien  ent- 
gprccliender  „aiaient  negocie"  liest.  Caj).  ().  ist  der  Sinn 
des  Griecbisciien  jol'i  vey.Qoic,  vnooitüidol'i  ä7itf)o- 
OUV  TOii  &rßaioi^  durch  das  Gail'sihe  „ils  permireut 
aus  Tliebains  d'enlever  leurs  morts"  niclit  erscliiiiift. 
(Didot:  ,,ils  rcndirent  par  ronventidn  aux  Thrbains  lenrs 
morts.")  Ferner  ist  fiijötv  veviTiQur  iiotciv  TTfQi  twv 
dvöoviv  Ol'i;  i'/OVOt  (-JijfiuluiV  glcielifalls  nach  Gail  zu 
allgemein  durcli  ,,(lo  nc  preiidre  aiicnn  jiarii  siir  les  Tlie- 
baiiis  prisonniors"  au.sj;i(lriickt.  Im  Anfange  des  7-  Gap. 
lauten  die  Worte,  ysysvtjfxevov  ÖE  Tou  £V  llXaTaiaic, 
ipyot)  ,  y.ai  \i\i'i.dvij}v  'kauTTovii;  rdiv  anovSdjv,  oi 
'Abi'Vaiot  ■Kaoeaxei'äCoi/ru  ujg  TtoXifjijcrovTsg,  in  der 
neuen  franzüsisclien  üebcrsctznn^':  ,,  l'airaire  de  Pl.itee 
ctait  une  rupturc  pcla(aute  de  lapaix;  en  consequence  les 
Atlicnieus  so  preparcrent  ä  la  jftierre."  Da  aber  Rec. 
nicht  cinsiclit,  h  as  hier  durcli  dio  Auflösung;  der  einen 
kurzen  Thukvdideisclirn  Periode  in  zwei  und  durcli  Ver- 
uandelunjT  der  zwei  (iliedcr  ycyemji.iSvov  —  onuvdiöv 
in  eines  für  ein  Geiiinn  entsteht,  so  kann  er  nicht  um- 
hin, anch  für  diese  Worte  eine  L'ebersetzunjj  die  der 
Didot'schen  f,, apres  l'eveneuient  de  Piatee.  et  la  rnptnro 
ouverte  du  traite  les  Atheiiiens  se  preparerent  ä  la  gi.erre") 
ähnlirli  wäre,  zu  »ünsclien.  Uald  darauf  scheint  dio 
üebertragnns:  nie  rraou  /jurjtkea  y.ai  likKüOe  iii  toi«; 
ßafjßuQovi  durch  „rrrs  le  roi  des  Perses  et  chcz  d'au- 
trea  penples  barbares"  schon  desshalb  ,  weil  der  König 
der  Perser  niclit  fuglich  den  baä  barischen  Völkern  zuje- 
zahlt  »terden  kann,  weniger  zweckmflssig  als  die  genau 
an  das  Griechische  sich  anschliessenden  Worte  Didot's: 
„an  roi  et  aillenrs  chez  les  barbares."  \Ioyvgiov  (Jt'jTUV 
iroi^UuCeiV  heisst  nicht  sonolil  ,,cle  tenir  prete"  als  ,,de 
prfeparer  une  soinme  d'argent  dcfermince."  Zu  Aiifanco 
des  8.  Capiti  !s  sind  die  Worte  ol.iyov  T£  tTliVUOVV  ov- 
ösv  üfjl(f)urt(JOl  in  der  neuen  Ucbcrsetznng  durch  ,,les 
dcux  partis  nc  formaient  que  de  lastes  desseius"  aii.sge- 
drnckt,  wodurch  dio  Feinheit  nnd  Urbanität  des  Grie- 
chischen verwischt  ist,  die  (lail  und  Diilof ,  ief^tircr 
durch  ,,do  pari  et  d'aulre  on  ne  nicilifait  pas  de  faibles 
projets"  nicht  nbel  wiedcrzii;jeben  rersiicht  haben.  Kei- 
nen grossen  Werth  hat  es  freilich  für  eine  Üi'bersi'izuiif 
wie  diese,  dio  Anaphora  in  den  \Vorteii  TÖiS  dt  y.ui 
Levesque.  Gail. 

lls  vinrent  ä  la  »ille:  mais  Ils  vinrent    donc  ä   la  vil^ 

,  fori  peu  d'entr' eux  y  avaicnt  le.  Quelques  -  uns  en  petit 
des  Idsfeinens,  ou  püreut  en  nonibre  sc  logeoieiit  dans  les 
trouter  chez  des  parens  ou  uiaisons  qui  leiir  apparte- 
des  aniis  La  plupart  s"e(a-  noicnf,  ou  chez  des  parci.« 
blirent  dans  les  enilroils  va-  ou  des  aiiiis.  IMais  la  pla- 
gues, tels  qne  les  teuiples,  part  s'claliliienf  en  ilos  lleux 
les  moiiunicns  des  liuros,  par^-  deserts,  dans  les  hicron«, 
tout  eiiüii  ,  excepte  dans  la  dans  tous  les  niunnniens  des 
titailelle,  riillciis-inium  ,  oii  lier<)s,exc<ple  dansracropole, 
quelques  aiitres  lieux  exac-  riOleusiniuni,  et  aulrcs  lieux 
leiiieut  fermes.  coustainuu'nt  feriness 


veunji  TtnXkri  fjiv  oirsu  iv  Tij  üf/  orrovvtjoio,  notn^ 

b  kv  raig  A9t]VCti:.,  beizubehalten;  da  es  jedoch  ohiin 
Aachdieil  für  das  Französische  geschehen  zu  können 
scheint,  «ic  bei  Didot  in  den  Worten  ,1a  jeunesse  noni- 
brcuse  dans  le  Peloponnrse  ,  nninbrcuso  dans  Alheiies", 
so  »nuschle  Rec.  diese  rhclorischo  und  für  Thukydides 
cliaraUteristisrhe  Wendung  nii  ht  durch  ,,en  outro  il  \ 
avait  ;\  rette  cpoqne  seit  dans  le  Pcloponncse,  soit  ä  Atlie- 
nes,  une  niombrense  jeunesse"  verwischt,  da  soit  —  soit 
als  bloss  dio  Bedeutung  von  corrcspondirenilen  Partikeln 
habend,  keinen  genügenden  Ersatz  bieten.  Ein  fihnlicher 
Fall  kehrt  gleicli  wieder  in  y.ai  Tzp'/.Xd  ftliv  i.uyio.  : t  i  - 
yowo,  nohka  de  X(-"j^f^ok''70t  J]Sov,  wo  aber  Didot 
die  von  nnsern  Uebersetzern  ganz  unbeachtete  Anaphora 
verdunkelt  hat,  was  nicht  geschehen  «are,  wenn  er  in  sei- 
ner Uebersetzung  ,,beauconp  de  predictions  ctaieut  publice«, 
les  devins  rhantaient  beanconp  d'oracles"  auch  das  ziicite 
Glied  durch  das  Passiv  hätte  ausdrücken  wollen,  wodurch 
freilich  wieder  Gleichheit  beider  Glieder  enfstandeu  w.'lif. 
Bald  darauf  ist  iv  TS  Toi;  /liX'/.ovai  nuXiiajocii'  yai 
iv  TaiC  clkkuiq  TlöXsOtV  nicht  eben  gut  durch  ,,<I.vn»  Ien 
cites  rivales  romme  dans  les  autres"  wiedergegeben;  <l>'tui 
Si.'iiKe,  die  Nebenbuhler  sind,  branrhen  desshalb  nncli 
nicht  sich  anzuschicken,  gegen  einander  Krieg  zu  fuhren. 
Die  bald  folgenden  Worte  llfjörigov  ULJiuj  0£l<ri}chj((, 
d(f'  OV  XLkkljVii;  liiitVIJVTUl,  sind  in  vortiegenrler  Ueber- 
setzung zu  allgemein  gehalten,  indem  es  ilafür  nur  Iieis^t : 
„rhose  inouie  jnsqu'  alors" ,  also  mit  g.'inzficher  Ueber- 
gehung  von  dcp'  uv  Ekk.  ^iiuv,  „de  memoire  des  Grers" 
(Didot).  Endlich  in  iSuv.ll  f^ri  Toi^  jit/.kuvoi  yivr- 
Otoi^Ci  OIJ/ii;vai  ist  die  Bedeutung  des  letzten  AVorles 
durch  die  Uebertragung  ,,il  paraissait  vraiseniblaMc  qne 
cela  avait  quelqiie  rapport  aux  cicncmens  qui  allais-nt  se 
passer"   geschwächt. 

Rec.  hält  es  für  unnütz,  noch  mehr  Deispielc  der  Art 
ans  den  folgenilen  Capiteln  zu  erwähnen,  da  die  anjje- 
führten  zur  Genüge  zeigen,  in  welcher  ^Veise  der  loi- 
liegenilen  Uebersefznng  noch  eine  grössere  Treue  im  Ein- 
zelnen verschatTt  werden  könnle.  Es  scheint  ihm  xtverk- 
mässiger,  noch  eine  längere  Stelle  der  ncnen  Ueberselznn;j 
und  der  drei  neuesten  und  bessten  ihrer  Vorgängerinnen 
neben  einander  zu  stellen,  damit  der  Leser  seit>>t  in  ii''n 
Stand  gesetzt  werde,  dieselben  mit  einander  zu  verglei- 
chen. Zu  einer  sohheii  \'erg!eicliung  möge  il-is  17.  C".- 
pitel  des  genannten  Buches  dienen,  welches  von  uiiltel- 
inässigcr  Länge   ist. 


Dulot, 
Arrircjs  dans  Athi-nes,.  pea 
creiifr'  enx  _v  avoient  des  ha- 
bitatioi  <,  et  un  refngo  chez 
des  ainis  ou  des  parents,  I.a 
plupart  s  c^ablirent  dans  Ica 
riiilruits  inhabites  de  la  ville, 
dans  le.-.  (<-mples,  d.ins  loiites 
les  cl'.apelles  des  hc-ros,  ex- 
ceplr  l'Acropoli.s,  l'Eleusi- 
niiHir,  CIO  quelques  autre.i 
c'dilicfs  qii-i  poiivoieni  etrc 
soliileuient   fermc'-s. 


Keue  Ueierselzung. 
Arriid'S  dans  Äthanes,  vn 
petit  nonibre  d'entro  enx  sen- 
leinent  y  troiin'-rent  des  iii.-!i- 
sons  ponr  se  loger,  ou  nn  re- 
fnge  elie-a  des  ainis  ou  de.» 
parenl.s;  la  plujiart  ►'elablireiit 
dans  les  einlinits  ili'SCII,«  de  la 
ville,  dans  lontes  les  enceiii- 
tes  consacit'cs  anx  dieux  «m 
aux  lierus,  exci'])lc';  dans  1  .i- 
crcipolc,  l'Kleusinioji  rtautrcs 
lieux   solidemeiit   irriiii». 


139 


140 


I.eveS()ue- 

lls  si'iiiparcmit  iiirini*  ilc 
4C  iiiroii  aji|>i'lln  Ir  l'rlasgi- 
«■iiii,  an  (lossiMis  ile  l'acro- 
■Kilr.  II  111  ait  vte  ilefeiiilu 
m  er  iiiij)ri*<rt(i<)ii  «le  l'ocrnper, 
rf  tvttc  «Icfi'iisp  elc)i<  roii- 
<i'iiiie  il.iiis  «TS  Hcriiirrs  iiKiis 
4riin  oracli*  «Ir  Drlplirs:  ,,il 
laut  iiiicnx  quo  1p  l'clas^i- 
ri:ii  rcsti"  iiiidc''  Ccjicndaiil 
ia  licressitc  for^a  ilv  llia- 
Mlor. 


Gnil. 

Ils  scinpariTpiil  iiircup  de 
10  <jil'oii  appr'llr  ]e  l'rlas- 
((i>  jii,  prt'S  de  rarr<)|)(ilp.  11 
aiait  elf  dofoiidii  aioc  iin- 
|>i'eratiuii«  de  l'm'«'ii|ii'r ;  «i'lte 
defense  eloit  toiiteiiiie  daiis 
res  dcniiers  iiiots  d'iin  ora- 
<le  ilo  l'vlho:  ,,il  vaiit  iiiieiix 
(jue  le  l*(''lasj(ir<iii  resle  i  ide." 
Kt  ceiieiidant  utip  eiise  iiiat- 
teiidiie  V  aialt  puiissi'  uiie 
foule    iuiiiiPijäe. 


Didol. 


Neue  L'clerselzung. 


Lp   lipii    nipuip  au  ilessous  La    nercssite    du    muinent 

de   l'Airojiulis  ,    iKiminr   l'e-  <ou(raij;uit    meine    d'ormper 

las;:i<i>ii,    (ju'une  iii]pre<a<ion  le    Pelasj{ii""ii   silue    au   pied 

dpfeinlait   dolclippr,    et   «jue  ile     l'aeiojxjle,     iiialgr^     leg 

Ia   liii   d'uii    lers    de    la   Py-  nialvdictious    qui    s'v    oppo- 

lliie  iiiterdisait  par  CCS  iiiufg,  saieiit ,    p1    l'ordre    pythique 

,,11   vaut   niioux    (juc    le   Pc-  cjui   l'aiait    iuterdit    daus    re 

lasgicon     rpste     deserC,    fut  vers:  il  laut  iiiieux  que  le  Pt- 

«ppendant    lial)i(c ,     lu     l'ur-  las^icoii    feste    rarant." 
gcuce   du    inoiiient. 


'2.  Je  erois  quo  Toracle 
fiil  ar<'ui!i]ili  tdut  aufreiiipiit 
qu'on  iie  s'y  etait  atteudu: 
<  ar  il  IIP  faut  pas  croire  que 
lis  üiallieurs  d'Afli^iies  vin- 
leiit  de  re  qu'ou  avait  pro- 
fane ret  eiulroit  en  Tori  u- 
paiit;  iiiaiü  cc  fut  Ic  iiiallieiir 
<|p  la  j;Herre  qiii  coiitraigiiit 
;i  rocruper.  C'pst  la  cp  que 
loraile  ii'expriuia  pas;  inais 
Ic  dipu  avait  pruvu  qu'uii 
fArlieux  freiiemeiit  fprait  uii 
jour  liabiter  ce  lieu. 


1?.  L'oraelp  «e  trimva  ex- 
plique  par  Tei  eiieiiiPiif  daiis 
Uli  seiis  roiitraire  ä'  reliii 
qu'on  y  avait  altaelie  jiisqiie 
la.  Ell  pfl'et  Ips  inaiix  qui 
allligerciit  la  ri-piiblique  iie 
fureiit  pas  uiie  suite  des 
Dialiitatidii  sacriiejfe  du  Pe- 
lag^ipon ,  iiiais  la  iieressite 
«riiabiter  ce  iiiuiiunieiit  fut 
Hne  suite  de  la  guprre;  Tora- 
f  1p,  Sans  rieii  preciser,  setoit 
boriie  a  predire  que  le  Pe- 
lasj;iron  serait  lialiitc  puur 
le   iiialheur   des   Atlienieus. 


2.  II  me  parait  que  cet 
uracle  s'acroiiiplit  daiis  uu 
seus  rontraire  a  ce  que  l'on 
atteiidait.  Ce  iie  fut  pas 
eil  efl'et  l'illegale  liabitation 
du  Pelasgirou  qiii  causa  les 
inallicurs  <le  la  vilie,  luais  la 
giiprre  qui  necessita  cctte 
liabitation;  et  Toraclc  ,  ne 
desij^naut  pas  la  guerre  par 
sou  noiii,  savait  d'avaiicc  quo 
ce  lieu  ne  serait  point  lia- 
bite  im  jour  saus  nu  mal- 
heur. 


2.  Püur  uioi  je  trouvc  quo 
ret  orarle  cut  uiie  issue  tuiit 
opposee  ä  ce  qu'on  avait 
prevu;  car  ce  ne  fut  pas  l'ocu- 
pation  sacrilege  qui  occasiori- 
iia  les  nialhrurs  de  la  ville, 
uiais  ce  fut  la  guprre  qui 
reiidit  nccessaire  cettc  oc- 
rupatian.  C'est  \k  ce  que 
le  dieu  ii'exprima  pas  ;  niais 
il  prdvoyait  que  ce  lieu  ne 
serait  jamais  habitc  suuf 
d'heureux  aus]>iccs. 


3.  Bipti  de«  geiis  s'pin- 
jiu'nagerent  aiissi  dans  les 
tiiiirs  des  iiiurailles ,  et  cha- 
<  Uli  eiifin  coinnie  il  put;  car 
la  lille  iie  pouvait  contenir 
taut  de  inondi'  qui  venait  s'y 
fefugier:  on  Unit  par  se  par- 
tager  les  longups  murailles, 
et  par  s'y  loger,  ainsi  que 
dans  la  plus  grande  partie 
du  Piree. 


3.  Bien  des  gens,  aprps 
s'ctre  pratique  des  logeineiis 
dans  les  toiirs  des  inuraillps 
et  partout  ou  ils  Irouvpreiit 
asyle  (car  la  \ille  ne  pou- 
vait contenir  toiis  coiix  qui 
venaient  s'y  rcfugipr),  fiiii- 
reiit  par  sp  partager  les  loiigs 
iiiurs  et  par  s'y  fixer,  ainsi 
que  dans  une  graude  partie 
du   Piree. 


3.     Plusienrs    s'etablireut         3-     Plusieurs    se    logercut 

jusque    dans    les     tours    des  aussi  dans  les  tours  des  rem- 

ninraillcs,    et    cliacun    enfiu  partes  et  cliacuii  enfiii  coiiiine 

coninie   il   put;    car    la    ville  il   put;   car   la    ville   ne   puu- 

np  sullisait  pas  pour    conte-  vait  suU'ire    ä  leur  allluence; 

iiir  tous   cenx   qui    y   accou-  fiiialeiiieiit   ils  occuperent  Ip» 

rurent.    Ce   ne   fut   que   plus  longs   uiurs  et  la  plus  granile 

tard    qu'on    se    partagea    les  partie    du   Piree. 
longiips    UHirailles     et    qu'on 
y  liabita,   ainsi    que  dans  une 
grand*  partie  du  Pirej, 


4.  Ell  nicuie  teinps  on  tra-            4.    En    nipaie     temps    ou             4.    En    nieme    teinps    on  4.  Eu  meine  teiFiS  les  Ath6- 

v.iillait    aux    preparafifs     de      travaillait   aus  prcparalifs  de      s'occupait    de     tout    re    qui  niens    se     preparaient     k    la 

la    giierre,     on     rassi'niblait      conrerne   la   guerre,   en   ras-  guerrc,    rasseinblaiciit    leur» 

des    allics,     on     ajiparcillait     scniblant    des    allies,    et    en  allies,   et  annaicnt  ceiit  vais- 

cent   vaisseaux   roiitre  Ic  Pe-      rquipant  cent  raisseaux  pour  seaiix  pour  cingler  contre  le 

loponni'se.                                          une  expedition  navale  contre  Pcloponncse. 

le  Pelupounese.    llspnetaient 
Ic't   de   jeurs  preparatifs. 


la  guerre,  on  rassriiiblait  lies 
allies,  on  ap|iareillait  cent 
caisseaux  pour  le  Pelopon- 
licse.  Teile iiicnt  etaieut  alors 
les  ocrupatiou»  des  Alhc- 
[lien*. 


Betrachten    «ir    nun    diese    4    Ueberseftungen    zuerst  Gail    und    Didot    nur    um    einige    wenige   Wörter    li;«   zu 

ilnüserlicli    gegen   einander,     so   ist    bpim    ersten    Blick    zu  '^ö7    und    2Ö8   verkürzt    war,    so    dass   bei    Didot   die    frati- 

teinerken,    dass,    während   in    die   Gallische   ganze   S;itze  zosisdio    Uebersetzung    dieser    Stelle    fast   7   Zeilen    mehr 

der  von   Levpsqiie   aufgcuonunen  sind,   die   beiden   illirigen  Raum     einnimmt    als    der    gegenüberstehende    griechische 

sich   selbst.'inilig   h.ilteii.      \Vpnii  /priipr  das,   Mas  bei  Thu-  Text,    so   ist    in    der   neuesten   Uebertraguiig    der   Lmfanf 

kydidvf   1S2    AV.ii  ler   bildet,    in   der   l'ebprsctzong  von  Le-  des   obigen   .Stückes   auf  22t)   Wörter    beschränkt.      Prüfen 

vc-qiic    zu    2!)ti    (die   mit   einem    Bindrstrich    gescliripbeiicn  «vir   dann     <lie    genannten    L'rbprsetziiiigcn    in   dieser   .Stelle 

als    einzelne    überall    gcrechmt)    angosiliMullen    und    von  im  Einzeluenn   mit  Bezug  aufTreue,  »o  sehen    »tir,  dasf 


141 


142 


iu  iler  ersten  Porioile  der  Nebensatz  ii:cidi)  öt  uCfi'y.OVto 
fs  TO  6.0TV  foti  Lev.  und  Gail  in  einen  ll.inpfsati  rei- 
wandclt,  von  Didot  und  imsern  üeliersefzern  besser  in 
seinem  Wesen  erhalten  ,  nnr  oiiiie  Grund  in  einen  Par- 
ticipialsatz  verkürzt  vvorilen  ist.  In  dem  Aailisaf/e  o/./- 
yui^  /-ttv  ctoif  innu^ov  or/.ijoeii  xai  rraua  (fiKinv 
riVU'i  r,  uiy.tiviV  V.li.Ta(fVy)]  stehen  «ieder  Lev.  und 
Gail  den  andern  tlebersetzern  nach,  >veil  sie  <l.is  beiieiit- 
»anie  v.aTa(fl!yn  mit  uiy.ijrstK;  fiir  "{leichbedentend  ge- 
nommen lind  diircli  kein  beiiünderes  Ilanptivort  ans<;edr(i('kt 
haben.  Ansserdem  hat  fjcp.  die  Uedeutnng'  roii  öklyoi 
TCvti  willkürlich  verstärkt,  Gail  öklyotg  xiaiv  illr^o^ov 
oiidjaiti  paraphrasirt.  Das  xui ,  zu  welchem  aus  dem 
Vorhergellenden  ukiyutq  Ttoiv  i:ir,(J-j(^S  zu  ergänzen  jst, 
hat  nur  L)idot  durch  et  u  iederzugeben  genagt;  alle  übri- 
gen üebersetzer  haben,  um  lien  Sinn  ileiitiicber  zu  ina- 
clicii ,  ou  dafür  setzen  zu  müssen  geglaubt.  Im  Folgen- 
den Ol  de  Tiokkol  zd  tt  Iprurt  Tiji  Jidkecji  uV/.riouv. 
Y.UI  TU  lEQa  y.ai  TU  JJi"jj<^  llavia  hat  Lifv.  navia 
ganz  iinrichfip;  übersetzt,  Gail  und  Didut  liabrii  es  bluss 
auf  ijoißa,  die  neuesten  üebersetzer  auch  auf  hiju  be- 
logen. Gegen  letztere  aber  scheint  die  Wiederlinhing 
des  Artikels  bei  ijoijju  zu  sprechen,  »vesshalb  die  U'orte 
y.oX  TC  ).'{j'/7rt  TlaVTU.  inelir  parenlhetisch  zu  fasseu  und 
die  folgende»  Jiki]V  7)7?  u/.OüJlükEui^  xaX  T.Ol'  Elev- 
üiviov  ^  zc'.i  ti  XI  akko  ßeticüuii  y.ki^aiov  r^v  bloss  als 
eine  Ausnahme  von  t«  h(jci  anzuseilen  sein  dürften. 
Uebrigens  hat  Gail,  um  das  einen  falschen  Begriff  ge- 
bende teniples  (vci:')^^  für  ju  Itoa.  zu  vermeulen  ,  dafür 
aii'ectirt  und  für  solche,  die  des  Griechischen  uiikuiiilig 
sind,  unverständlich  Ics  hiüroiis  gesagt,  statt  dessen  wir 
in  der  neuesten  üelersetzung  besser  les  eiiGeintes  coii- 
sacrees  iindeiK  In  den  nächsten,  eben  angeführten  VVor- 
<eii  nk-i-u  —  )';v  hat  Didot  unrichtig  on  statt  et  gesetzt 
and  nicht  gut  das  allgemeine  r^ ,  welches  die  anderen 
üebersetzer  durch  lien  ausgedrückt  haben,  mit  dem  bo- 
stimuiteren  edilice  vertauscht.  In  der  folgenden  Periode 
TU  TS  ritkaoyt/.uv  xukovuevov  ru  imo  tijv  äy.(j6:iu- 
kiv ,  u  y.ai  tnaouTOV  zs  })v  /liij  oiy.eiv,  y.ai  zi  yai 
Uvdiyov  i^tavziiov  üyaorekEVTiuv  lotovöe  öuy-uiiws, 
ksyov  v)c,  „TO  üakaoyt/.dv  uijyov  aite.ivoi-^^ ,  ouai^ 
VTio    xyq   naQUXoiji^a    dväyy.iji    ii;i;jy.i']di]    hat    allein 

Didot  genagt,  den  griechischen  ^atzbau  auf  eine  lob- 
liche Weise  nachzubilden;  alle  ülirigeii  Üebersetzer  haben 
die  Periode  ganz  umgetiorfen.  Was  das  Einzelne  betrifft, 
so  hat  in  dem  ersten  Gliede  Gail  allein  iVco  ungiijaii 
ausgedrückt.  Die  folgenden  Relatiis.'ilze  sind,  nie  die 
ganze  Form  der  Periode,  allein  von  Didot  in  ihrer  Ge- 
stalt erhalten  tvorden.  Das  zweite  y.ai  in  y.ui  Ti  y.ai 
ist  »Oll  keinem  üebersetzer  »iedergegebcu  worden,  su 
wenig  Srhwierigkeiteu  dieses  machte.  'AxQoliksv [luv 
ist  in  der  neuesten  üebersetzung  übergangen,  vielleicht 
aus  dem  Grunde,  «eil  die  für  co  llikaayiy.ov  ä(jyov 
ausivov  gesetzten  französischen  Worte  eher  einem  Vers*", 
als  der  blossen  zweiten  Ilälltu  eines  Verses  ähnlich  sehen. 
Doch  scheint  weder  dieser  Grund  ausreichend,  noch  war 
Veranlassung  dazu  da,  ;f(>/^  Ci,<(ti  j  mit  dem  nnbestimiiiteren 
erdre  zu  vertauschen,  es  müsste  denn  etwa  geschiheii 
»ein,  weil  gleich  darauf  fiaiiituv  durch  orade  zu  über- 
setzen  war.      In   deui   letzten  Sätzrheu   dieser  Peiiode   hat 


Lev.   TCUOUXQvjia   nbcrjangen   und  Gail   hat  aus   ij  nuruf.- 
XüV^M  üvuyy.l^    mit   llnrecht   eine   „crise    iiiatteiidiie"    ge- 
macht;   dagegen   hat  Gail   allein   die   in    ii^ipy.rßi:    liegcni!.- 
Präposition   zu   erschöpfen     gesucht,     wiewohl     ilim    dicsi"< 
nicht   eben   sehr    gelungen    i»t.       In    dein    ersten    Sätzcheii 
des   zweiten    Par.    zat   flOl    öo-tEl     lO    Ltavtliuv    zuvvar- 
zlov   L;vji[jr,vv.l   Ij    Tlpuacöexoncu   hat  si<h  Didot  am   ge- 
nauesten  an    ilas  Griechische    aiij^eschlossen ;    Gail   hat    <)(/- 
y.ii   gar   nicht  ausgedrückt  und  il.i;;egpii    in  jiis([ue    la  rjni'ri 
uiiiiützen   Zusatz    <,eiiiacht;    alle    üebersetzer,   ausser  üidot 
haben   es    für    iiölhig   gefunden,     das   Inipcrfect   llooOiöt- 
XOVTO  in   ein   Plus([uamperfect  zu  verwanileln,    was  nicht 
zu   geschehen   braucht.       Der    folgende  Satz   oü   yuo   die. 
TIJV  'itaQavuuuv  tvo'iv.ijvLv  ai  i;i'H(pooul  y£>io!}ai   tij 
Tiokei,    äkka    biu    TO.V    nokiuov  ij   uvdyy.n   ti];;  o/y./.- 
OEuJ^    ist   von   Lcv.    durcJi   Paraphrase    verwä.-sert    worden; 
dagegen    hat    er    allein    das  zu    dem   Infinitiv    zu  ergänzi-ndi» 
duxuvOlP   auszuilrücken   gesucht.        \Vel(her    von    den    drei- 
übrigen    üebersetziingen     hier    der   Vorzug    zu    geben    sei, 
kann    zu  eilVIliaft    scheinen;     die    Tiuoavouov    iviji/.i  oiu 
hat   oü'enbar    Didot  am   treiieudsten    übersetzt,   aber   er  hat 
theils   rar   ohne    Grund    mit   en    efict   vertauscht,   theiis    iiit 
zweiten    Glied    die   Concinnität    dadurch    gestört,     d.iss    ir 
die   dvuyy.)]    ziji   oiyijaEMq   nicht    gleichfalls    durch    Sub- 
stantive   wiedergegeben,    siinderii   ävuyy.l]    in    ein    Verbiiii» 
aufgelöst   bat.      In    den  folgenden  ^Vürtell    ov   ovy.    ovriii/- 
(^ul    hat   allein    Didot    das    auf   'IuKeixuv    bezügliche   3Ias- 
culinum    öv   ausgedrückt,    ist   aber   zu   die»eiii  Zu  ecke   ge- 
iiöthigt   gewesen,     das    Hauptwort    zu    wiederholen.       Die 
andern     üebersetzer     haben    o    wiedergegeben;     Gail    aber 
hat  überdiess  dadurch,  ilass   er   ov   nuoijdii  ^\atl:\^  rtcUnt 
bornii   ä   predire    übersetzte,    den  Silin  entstellt,    und    TIOTU 
ganz   übergangen ;     die   neueste   üebersetzung   hat  iii]   €7t' 
dya9(JJ    Uoie    wie   [.i;jirozS   eil'  dy.  gefassf;   Lev.  endlicJt 
die   Form    des   ganzen    Satzes    ohne    Autli     verändert.       Im 
dritten     Par.    hat     Gail    ohne    Grund    die    2    griec  Juni  heu 
Sätze    in    eine    durch     einen    Zwischensatz    unterbrochcije 
Periode    verwandelt.       In     dem    ersten    Satze    y.a.teo/.ii  u- 
aavxo  öe  y.ui  iv    Toi'i   -JtL'Qyoic,    tojv    TEiimv  nokku), 
yal  oij  axuoTOi   nov    iduvuvTo    ist   y.axeoystidoav c o^ 
in   der  neuesten  üebersetziiiig  mit   geringerer  .Schärf»  aus- 
gedrückt als   in   zwei   der  früheren;    iu   cu^  —   iöuvui/zu- 
aber    haben    drei    üebersetzer   Tlov ,    Gail    vji^  übergangen. 
In   dein   folgenden  Salze   oii   yuo  i:t '^f^Cüorof  ^vvik\}ui/- 
zu.;  uL'iuf^  ij  Tioki^,   diSk'  i<OTe(joi/  dij  la  is  nnroc. 
li-'P]  (j'>y.ijau.v  y.acuvtif.id^tioi ,  xai  tou  IhiQuiuic,  lu 
7luk/M    ist    der    Sinn    von    dkk'    vazEguv    ör,    »on    Didot 
ganz    verkehrt   worden  ;     die    übrigen    scheinen    es  richtig 
verstanden   zu    haben,  jedoch   ohne    es   zu    wagen,   das   der 
vorhergehenden    Negation    entgegenstehende   sondern  ,     um 
von    dlj   zu   schweigen,     auszudrücken.        la   'lol.ka.   end- 
lich   haben    Lev.    unil     dii'    neuesten     üubersctzer    richtig,. 
Gail    lind    Didot    falsch    w iedeigegelien.       In     dem.    vierteii- 
Par.   ist  der   griechische  Satzbau   aita   dt   xai  Tuiv   TlliUC. 
zuv  no/tf^iov    i'jTixovTu,    ^i'itiia-/ori    t£    dytigovrec,. 
yai  -ZT]   lhkonaiTi]0'i)  exazdv    vtu)v    iniiif.oiv    ituo- 
TVOi'vtq    w'ieiler    allein    von   Didot   beibehalten.       Derselbe 
lind    die    neuesten    üebersetzer    haben    das    STTiTTkoL'V    yJTJ 
Ili}.U7i.)    genauer    als    ihre   Vorganger    auszudrücken   ge- 
sucht.    Das  letzte  Sätzchen  endlich  y.ai  oi  mr  £v  tov~ 


141  144 

T';t    naooayiir:  r,oav   ist  Lt^i  Gail   uml    in   der   nciipslcn  ivar  ps   zncrsf,    der    ihn    l)es(inini(e;     dann   fiilHe   i}in   dpr 

l'p|iiTSr(/un};    ansgefnilcn ,     Ton    Lcr.    unuenaiicr    als    ton  jiinjjcre   ("yrus;     ilor   Anstoss,    den    ihm   diese    beide    gegc- 

D.'il.   aiisi;ediii(  L(.  ben,     »irkte   noch   nach    ihrem   Tode  fort,    und   liess   ihn 

>a<li  ilicsen   Andeiitinifon    »ird    e»  nnn    niclit  schwer  '"'-   grosso  That  seines   Lebens,    den   Riickinf  <Ier  Zchn- 

*ein,     dns     llesnllat     über    das     Verh/iltniss    dieser    l'eber-  tausend    vollbrinjjen.      ISald  jedocli    «ar   es   » ieder   ein  An- 

ie(znn;;on   soiiohl     /.»    dem   Ideal    einer    Ueliertrajjnnf    als  derer,    Aj^csilaos,    nadi    dem    er   sicli    bihlefe,    an   dem    er 

Uhler   einandiT    zn    zielien,    nas    Ilec.  jedoch,     so    iveit   er  ''i"o    ""'    Lieib    nnd   iSi-ele ,    dem    er    ^'aferlandsliebe ,     [)0- 

>eino   Ansiclit   nicht   sclion    /u   Anfauj;c   ausj;e,«|)rochen    hat,  litisclio    Uelierzenjjunjjen,   srhriflsfellerisclies    Talent    preis- 

*eiiien    geehrten  Lesern    liberl/isst.      Es    »viril  dabei    freilich  »"''•      Dieser   fllrtnner    sinil   seine   Schriften    roll  ,     sie   sind 

nnsirr  den  n.'iher  betrachteten  Pnncten  auch  an(  lue  Schiin-  <"«    lorziiglich  ,    welche    uns   dieselben    interessant   machen, 

bell    und    c'iiht   französische   Farbe    iler   Sprache    iliicksicht  '''e   «'"'l    <"»   anch   znm   Theil,    ivclche    ihre    iM.'ingel    veran- 

zii    nehmen   sein,   «ortibcr   Her.    gesell  ii  iegen   hat,    weil    er  lasst   haben,      üie   Meniorabilien ,    dem   Inhalt«   nach    vicl- 

»icli    als    Aushiuder    kein    sicheres   Urtheil    in    dieser    Hin-  leicht    die     werthvollste    seiner    Schriften,      enthalten    den 

>ii  ht    zutraut,      zninal   da    er   schon    seit   Jahren    niclit   fie-  sokratischen   Geist,    «ie.er  sich    in   dem   treuen,   aber  eng- 

Ii'gcnheit   gehabt   hat,    mit   rraiizoscii   /u    »erkehren.  gerahmten   Spiegel   des    Xenopliontischen   darstellte.        Die 

PoDDO  Hcllenika    sind    ganz   von    Agesilaos   erfüllt,   sie   tragen    an 
der   Slirne   geschrieben,     wie    ihr   ^'erfasser   ganz   in    Age- 
silaos  lebte,     und    nur    durch    ihn    hindurch    die    \'erhalt- 
•          14,    Zur  Beurthcilung  des  Xenoplion.  I''""    Griechenlands    erblickte,    so     dass    Athen    ihm    erst 

dann  auf  den   rechten    >»  eg  zurückgekehrt  scheint,  als  es 

Zur  Verständigung  muss  vorausgeschickt   werden,   dass  zu   Sparta  hiniibertritt;    nnd    der    nngleich    grössere   Kpa- 

diese  Abhandlung  sich  eben   nur  mit  Xenophon,   nnd  nicht  ininoiidas,    unter    den     iMünnern    der    That    vielleicht    die 

mit  denijenif;en   beschäftigt,    was  über  Xenophon  gescliric-  edelste  (iestalt   der   griechischen  Geschichte,    erst   spät  nnd 

ben    worden    ist.      Uer    Verf.jnnss   desshalb    um    Entsehul-  abgedrnngen    ein  Plätzchen    erh.'ilt   in   dem  Räume,    wo  nur 

digung   bitten:     er   hafte    weder   Zeit,     noch    Gelegenheit,  Aj^csilaos   herrsrhen   soll.      Die    Cvropädie,   als   Kunstwerk 

alle  die   vielen  .Schriflihen  durchzulesen,   die   über   diesen  betrachtet,     wohl    die    vollendetste    von    seinen   Schriften, 

Schriflbteller   reden;     seine    Bemerkungen    sind     aus   einer  stellt   den  jüngeren   Cyrus   iilealisirt   dar,     so  jedoch,   dass 

aufmerksamen   Leetüre    des    Schriftstellers    selbst   hervor-  in    dieses   Dild    die    Eitelkeit    verstohlen    das    eigene    Ich 

gegangen,    nnd    koniieu   keine  weiteren  Ansprüche  machen.  liineinschininiern   Irisst.      Die    Anabasis,     das   Lebendigste, 

Während    über    die    meisten    grossen    Persönlichkeiten  was   er   geschrieben,     ist    auch     zum    Theil    der   ^'erlierr- 

dos   Alterthnms    das   [Irtheil    längst    ein    ziemlich    festste-  lichnng  des  jüngeren  Cjrns    gewidmet,    hauptsächlich  je- 

heiules   ist,     hat    Xenophon    suivolil    als  Schriftsteller   wie  doch    der   Kathhall    der    grössten    Lebcnsbcgebenheit    de» 

als    fliensth    sehr    verscliiedene    Beurtheilungen    erfahren.  Autors. 

I^Ian   hat   näuilicli   lange  Zeit   die   Classiker   der   guten  Zeit  Xenophon    wäre   gewiss   in    der    früheren,     glücklichen 

allzusehr   in    Eine   Kategorie   gestellt:    es   wurden   allen    in  Zeit  Griechenlands  ein  untadeliger  Dürger  geblieben  ;   alior 

gleichem    I\Iaassc    überschwengliche    Lobeserhebungen    er-  er    war    im   Sommer    des     griechischen    IVationallebens    gc- 

llieilt,     indem    besonders   die   Herausgeber    und    überhaupt  boren,     und     die    Jahre     seiner    Thäligkeit     fielen    in    die 

alle   diejenigen,     «cUhe    sieh   ausschliesslich    in    das   Stu-  schweren     herbstlichen     Zeiten     (in     Bezug    auf    Literatur 

dinm   eines  Schriftstellers   vertieften,    wie   es   bei    längerem  geben   sich    diese    knnd    ilurch    die     überall   späten    DlüthcD 

Umgang   zu    geschehen    pflegt,     eine     ^'orliebe    für    ihren  der    Philosophie    linil    die    reifenden     Früchte    der    ßered- 

Gegeiistand    fassten,     und    ihn    daher    überschätzten.       So  samkeit),    wo   recht   zu    leben  eine  Aufgabe   gewordi  n  w  ar. 

ist   es   auch   dem    Xenophon   ergangen;    er   sollte    durchaus  Der   Kampf   der   alten   Religion    mit   der   Philosophie,   der 

unter   die   Geis<er   ersten   Raiijjes,    neben   einen    Plato    nnd  auch   früher   »vohl   sich    gezeigt,   aber   nur   auf  den   Höhen 

Thukjdides    gesetzt    werden.       Aber    diesen    Platz    konnte  dfM'    Gesellschaft,    in    Pcrikles   und   Anaxagoras,   hatte   sich 

*r   nicht    behaupten;     es    erhob    sich    mit    vollem    Rechte  hinab   unter  das   Volk  verbreitet,    wie    wir   in   den  Sopbi- 

eiiie  Opposition,   die  aber  bis  jetzt  noch  nicht  recht  durch-  «ten,   an   Sokrates   uml   an    der  Masse    ihrer  Schüler  sehen. 

«Iriiigeu  konnti-,   nnd   zum  Theil  selbst   vor  alllicrgebrach-  Älit   allen   BegriU'cn ,    <lie    im    peloponnesischen  Kriege   ZU 

tcni    Riihuio    zu    viel    Rücksichten    nahm.       Nicht    als   ob  wanken    angefangen    (Thuk.     IH.    S2  ,   S'j.),    waren    auch 

Xenophon   hi.r   gänzlich    verdammt   werden   sollte;   er   soll  die     von     den    Pflichten    gegen     die    Vaterstadt    im    Wider- 

jiur   aus   dem    Hange   der    ersten    in    den    der    uiitergeord-  Spruche    mit    der    eigenen    politischen    Ueberzengiing   oder 

iicteii     Geisler     »erwiesen     werden.       Unter    diesen     hin-  wohl  gar  dem  personlichen   Interesse,  zweifelhaft  gcwor- 

(fegeu    ist     er     reiht    rühmlich    ausgezeichnet:     hat    «iian  den.      E»    war    ein    stellendes    Verhältniss,    dass  in  jeder 

ihn   erst  in  seine   Kategorie  hinabgedrückt,  so  kann  man  Stadt    eine    Partei    vertrieben    und    mit    den    Feinden    de» 

ihn  dann  inucihatb  derselben  ohne  Bedenken  w  ieder  heben.  Vaterlandes  verbunden   war,    um    im   günstigen   Falle  den 

Sein  secunilarer   Rang   spricht    sich   dentlii  li   in  seiner  Platz    der    aniieren    Partei    einzunehmen,    wo    dann   beide 

•iiiselbsi.'liidigen ,   aiischniiegeriöen   Natur   ans;   er   ist   nicht  nur  die   Rollen   wechselten.     Die  Geschichtschreibcr  spre- 

rin  Baum,   der   durch  sich   selbst  gestützt   uiit   eigner  Kraft  cheii  daher  iiiinier  von  einer  (fvy)j  ohne  weitere  Einleitung 

t'en   lliniiii.'>l   aufstrebt,    «oiidern   eine   S(  hliiigpflanze,    die  und    Erkl.'iruug  ,    gleichsam     wie    von    einem    inlegrirendcri 

Kirli     an     den     kräftigen    Stämmen    emporrankt,     zwischen  Theile    eines    jeden    Staate«.       Athen    nnd    Sparta     allein, 

welchen   sie  der  Zufall   hat  anflachsen   lassen.      Sokrate*  mischen   welchen  die  Sthwaukun-cn  aller  übrigen  Staaten 


IJJ 


IKi 


liin-  um!  lierspli'lon ,  slml  ais  I'<ilr  festpr  iiiiil  zcijpii 
Hfiii;;pr  solrlie  Jijisrlipiiiiiri|;on.  Nacli  «lein  ini;;lrif kliclicii 
Ktiilf  ili's  pclopoiMii'xiscficii  Kriegi'S  »rar  ji'il(i(  h  dir  Atiii'u 
«•111  Zoifpiiiikt  ('iiii;p(rftpii,  «<>  os ,  sich  si-lljst  piilfrciiidct, 
in  <lii<  Slriiitiiiiiff  S«"»"""  Sj)ar(a  li  ilb  liiiiriiii^crissdi  uiinie, 
■rn  <lass  dioses  auf  kiir/.n  Zeit  aus  oiiiPin  l'iil  piii  Alitlcl- 
iiij.'ikt  «iirdi-.  l'n(<T  iMpscn  sr'iuicrijcn  üiiisfanilcu  ist  es 
iiiciit  zu  veru  iMiilcrii,  (laBS  pin  31aiiii,  «ie  Xeniiplion,  der 
olino  es  zu  wissen,  spiii  LpIiph  lang;  mit  vprbiindeiien  Augen 
;;inp,  auf  den»  unsicheren  AVeff,  den  er,  eben  ueil  er 
nicht  sah,  siclicr  zu  ivaiidein  glaubte,  in  die  Irre  (je- 
rictli.  I'ii^en  «ir  nun  liinzu ,  dass  das  alhetiische  \o\V. 
den  Sokrafps  fetiidtet  hatte,  dem  Cyrus  feindlicli  gewesen, 
nnd  mit  Agisel.ius  Krieg  führte,  so  «erden  «ir  eiiisclien, 
wie  der  rrrbaniite  *)  Xennplion  dazu  kam',  bei  Coronea 
!j;e;;en  sein  Vaterland  zu  k-'inipfen,  und  von  nun  an  fast 
w.'lhrend  seines  ganzen  Lebens  den  Athener  auszuziehen. 
Wir  sehen  iu  Xennphou  ilio  neuere  Philosophie  und 
den  frommen  Glauben  der  Väter  ruhig  neben  einander 
bestehen;  ilieso  zwei  anscheinend  so  feindlichen  Elemente, 
die,  mögen  sie.  sich  in"  einem  Slenschen  oder  in  einem 
ganzen  (lesrhlechte  zusamnieniiiiden  ,  diesen  Blenschen 
«der  dicss  (Veschlecht,  so  sollte  man  denken,  mit  sich 
selbst  cntzivcien  und  in  innerlichen  Kampf  bringen  nuis- 
»en,  lelven  in  Xenophon  im  tiefsten  Frieden  und  in  der 
«rliiWisten  ISarnionie.  Alles  an  Xenophon  spricht  iuner- 
lielisto  Befriedigung  aus,  ungetrübten  Sonnenschein  der 
Seele:  seine  iiaire  Eitelkeit,  sein  behagliciicr ,  ruhiger 
Lebcnsgcnuss,  sein  gemüfhiicher,  «cnu  auch  gerade  nicht 
« iczigcr,  Scherz,  das  lergnügliclie  A'erweilen  beiden  klei- 
nen Dingen  des  Lebens,  die  bis  in's  Alter  fortgesetzte 
Liebe  zur  Jagd  nnd  zur  Reitkunst,  die  reine,  fast  kind- 
liche Betrachtung  und  Auflassung  der  Mafnr,  eine  der 
Uauptliebenswiirdigkeiten  seiner  Schriften  ,  und  die  ün- 
frthigkeit  sich  /n  laiigneilen,  eine  Eigenscliaft,  die  ilini 
im  Leben  vielh'idit  zu  Statten  gekimimen,  dem  Leser 
seinef  Schriflen  a'.ier  nicht  sehr  eniünscht  ist.  —  V»'u- 
lier  diess  'Wunder?  Das  Wort  wird  ausgesprochen  werden 
müssen,  trotz  der  Scheu,  die  davon  zurückhält:  von  der 
Beschränktheit  <lcs  Xenophon.  Wie  rortrcniich  .Sokrates 
diu  Blcnscheu  zu  beurtln^üen  und  Jeden  nach  seiner  Ki- 
genlhüinlichkeit  zu  behandeln  n  usste ,  daron  gibt  uns 
Xenophon  selbst  im  Anfang  des  4.  liuches  der  JMemora- 
bilien  läcispiele;  ar  führte  den  inimler  starken  Geist  nicht 
anf  eine  UüSie  der  Speculation  ,  «eiche  dieser  nicht  hätte 
behaupten  und  nur  znm  eigenen  Verderben  hätte  liinan- 
klmuneii  können;  er  erleuchtete  ihn,  soweit  das  Licht 
ihm  frommen  konnte,  und  liess  ihm  «eise  den  dunklen 
alten  Glauben  auangefastet.  In  dieser  hohen  Eigenschaft 
des  Sükrates  liegt  «ohl  der  Grund,  waruu>  so  liele  sei- 
ner Jünger  sich  beeiferten,  ein  IJild  sow  ihm  zu  entwer- 
fen (Keinen  befriedigte  die  Darstellung  des  Andern),  nnd 
warum  auch  bei  dem  griechischen  Weisen  die  Evai:gelien 
so  sehr  von  einander  abweichen.  In  dem  Ebenmaasso 
und   Glei^iigowichte  des  Alten   und   Keucn,    das  Sükrates 


*)  Anal).  V.  3.  6  stj.  scheint  firilicli  dafür  zu  sprechen,  dass 
Xpn(>i)lion  eist  nach  ier  Schlacht  vorb.-innt  wurde;  aber 
die  .Tusdinckliclicn  Zeugnisse  des  DioJ.  in  vita  und  Pair?. 
V.  6.  lassen  diese  Annahme  kjum  zu. 

Ztilschi:  /.  d.  ^llcrlhun?s\v. 


bei  ihm  zu  erhalten  suchte,  und  wozu  seine  eigene,  ge- 
sund giierlilsche  Natur  von  selbst  neigte,  erhielten  un- 
sMeni  SchriflstilliT  wahrenil  jener  vielbcweglen  Zeit  die 
iu  mannichfachen  Kriegen  nach  \ussen  abgelenkte  That- 
kraft,  und  besonders  die  geistige  Leibeigensi  haft ,  in 
well  he  er  sich  den  von  ihm  bru  iimlerten  hohi-reu  Gei- 
stern  ergall. 

So  kann  dem  Xenophon  auf  seiner  Stufe,  die  Abrun- 
dung  und  Vollendung  der  Persönliclikeit  nicht  abgespro- 
chen »erden,  und  diese  ist  es,  «telchu  aus  seinen  Schrif- 
ten iu  ähnlicher,  beruhigender  Weise  auf  den  Leser  wirkt; 
sie  bihlet  fleu  Reiz  seines  gleiciiniässig  hintliesseudeii , 
nur  von  dem  leichten  (iaukeln  iles  heiteren  Scherzes  und 
dem  sanften  Absturz  einer  erweichenden,  aber  nicht  er- 
schütternden Rührung  zuHcilen  abgewechselten,  immer 
slill  umfriedenden  Stiles.  Wer  schliefe  aber  im  Frieden 
nicht  auch  einmal  ein!  Denn  Freund  Xenoplion  ist  auch 
ein  Pedant  und  sclinlmeistert  gern,  jedoch  auf  die  lie- 
benswürdigste, attischste  Art  von  der  AVeit,  indem  er  als 
Sokratischer  Pestalozzi  in  beliebter  dialogischer  Form 
ziemlich  einfache  Begriffe  in  ihre  Grundbestandthcile  auf- 
löst  und    breifschlägt. 

üpbcrhanpt  ist  bei  Xenophon  das  Leben  bedeutender, 
als  die  Schriften:  seine  Äatnr  ist  vorzugsweise  praktisrli 
nnd  hat  wenig  Anl.tge  zum  Speculatircn.  Sein  Geist  ist 
nicht  so  umfassend,  dass  er  die  Begebenheiten  iu  ihrem 
Zusammenhange  als  ein  grosses  Ganze  aulFassen  künute ; 
er  sieht  nur  iirnier  die  Einzelheiten,  und  «eil  man  doch 
nicht  alle  Einzelheiten  erzählen  kann,  so  hebt  er  seiner 
praktischen  Jiatur'  gemäss  l)PSonders  heraus,  was  für  seine 
Licblinpsgegenstände  ,  Taktik,  Behandlung  der  Soldaten, 
Jagd  und  Pferde,  eine  Lehre  geben,  oder  was  in  be- 
haglicher Weise  das  Leben  erheitern  kann.  Auch  aii 
andern  praktischen,  jedoch  nicht  sehr  tiefen  Lebensregeln 
ist   kein   Mangel. 

Betrachten  wir  seine  Schriften  mehr  im  Einzelnen,  so 
bietet  sich  ein  Kleeblatt  von  drei  zusammengehörigeu 
Schriften:  IMemorabilien  ,  Anabasis  und  Cjropäilie,  dar, 
unter  welchen  die  Cyropädio,  das  Hauptwerk,  gleichsam 
die  Ineinsbildung  der  beiden  andern  ist.  Die  IMemora- 
bilien geben  ilie  Gedanken,  die  Anabasis  den  SfoH'  für 
dieselbe:  dass  er  Sokratiker  war  nnd  dass  er  Pcrsien 
kannte,  hat  liiesen  Romau  hervorgebracht:  das  Local  ver- 
dankt er  seinem  Kriegszug,  das  Ideal,  die  Grundsätze 
und   die    IMcthode   der  Auseinandersctzunj;   seinem  Dleister. 

In  den  ßhinnraiilien  ist  die  geringste  künstlerische 
Vollendung:  sie  beginnen  mit  einer  Apologie  lies  Sokra- 
ies  gegen  die  Angrilfe  seiner  Ankläger,  woran  sirli  viele, 
ziemlich  bunt  durch  cinauder  geworfene  Gespräche  reihen, 
in  denen  einen  folgerichtigen  Gang  aufzufinden  schwer 
sein  mochte.  Zur  Noth  licssen  sich  drei  grössere  zu- 
sammengehörige Partieen  herausfinden.  I.  Das  zweite 
IJiich  vom  zweiten  Capitcl  an  bis  zu  Ende  enthält  Ge- 
spräche, die  sich  auf  die  Privatverhaltnisse  des  Menschen 
beziehen.  Cap.  'J.  bespricht  das  Vcrliältniss  der  Kinder 
zu  den  Äeltern  ,  Cap.  3-  das  Verhältniss  der  Geschwister 
zu  einander;  die  übrigen  Capitcl  beziehen  sich  auf  die 
Freundschaft,  auf  den  Werfh  der  Freunde,  ihre  Wahl 
nnd  Erwerbung,  um!  geben  verschiedene  Beispiete  ,  wie 
Sokratcs    durch    Rath    Freunden    ans   der    Noth    half.   — 

10 


147  148 

II.  Im  (IriKoii  Uui'liP  »liril  bis  zum  siclipiilen  C'apitcl  in-  Schriffstcllors  iliT  anderen  Partei,  nämlich  zn  ilcr  de» 
clusire  Staatliches  liehanilelt.  Cap.  I.  Zur  Feldherren-  Ctesias,  angesehen  wissen,  Diess  scheint  aus  I.  8.  2()  s(j. 
knnst  (jeliilren  mehr  als  Taktik.  Cap.  2.  Der  Feldherr  heriorzngehen ,  wo  er  die  Zahl  derjenigen  angibt,  ilie 
mi'isse  seine  Truppen  gliicklirh  iiiaciien.  Cap.  3-  Pfl'«'!''*""  in  «Icr  ScIiUcht  bei  Canax.'\  mit  dem  Cvrus  fielen,  und 
des  HKtnieisters.  Cap.  4.  Wer  im  Kleinen  Menschen  /.u  hinzufügt  ,,»ie  viele  von  der  Begleitung  des  Kiinigs  star- 
belianilelii  ii  isse ,  verstelle  es  auch  im  Grossen.  Cap.  [>.  ben ,  erz.'llilt  Ctesias."  Im  üebrigen  jedoch  tritt  diese 
Aiiiieiidnng  dieser  Grunds.'itze  auf  den  Zustand  Athens  Absicht,  welche  den  reinen  Gcnuss  stijren  würde,  nicht 
nach  ilcin  Tode  des  Periclcs.  Cap.  (>.  Abmahnung  von  vor:  und  man  kann  wohl  sagen,  dass  die  Anabasis  die 
der  Slaatsführung  und  Krfordernisse  dazu.  Cap.  7.  Er-  anziehendste  unter  Xenophoii's  Schriften  sei,  friseh,  aii- 
munteriing   zur  Staatsführuiig  und   Verpflichtung  dazu.  —  schanlicli,   mit  schönen  Charakterzeichnungeii  (z.  Ii.  II.  6.}, 

III.  Im  vierten  Buche  endlich  wird  die  Alethode  deut-  und  in  s<'hc'iiier ,  einfacher  Erzählung.  Denn  auch  die 
licli  gemacht,  nach  welcher  Sokrates  seine  Schüler  be-  anderen  Absichtlichkeitcii ,  welche  sonst  bei  ^Xenophon 
handelte.  Cap.  1.  und  2.  VVio  er  die  tüchtigen  Naturen  st/ireu,  besonders  die  Lelirsucht,  zeigt  sich  hier  weniger, 
erkannte,  wie  er  reiche  und  auf  ihr  Wissen  eitle  Jung-  wahrscheinlich  weil  ihn  das  übject  der  Darstellung,  als 
lingc  beschämte.  Cap.  3-  Wie  er  «seine  Schüler  gottcs-  ein  eigenes  Erlebniss,  zu  mächtig  fortriss:  so  kommt  es, 
fürchtig  machte.  Cap.  4.  Wie  er  sie  zu  gerechten,  guten  dass  diese  Schrift,  obsrhon  er  hier  am  hünligsten  ange- 
ßürgern  bildete.  Cap.  5.  Wie  er  sie  zum  Handeln  ge-  wiesen  ist,  von  sich  zu  sprechen,  und  obscliou  er  sein 
schickt  machte,  inilem  er  sie  Massigkeit  lehrte.  Cap.  (i.  Idi  bedeutend  hervortreten  lässt,  dennoch  die  in  Wahr- 
Wic  er  sie  zum  Denken  und  Sprechen  befähigte.  Cap.  7-  hcit  obji'ctivste  unter  allen  seinen  Schriften  ist.  Das 
Wie  er  sie  zu  den  Gescliäflen  lies  Lebens  brauchbar  Strategische,  für  welches  er  besonders  gern  Belehrungen 
machte  durch  Begränzung  dessen,  was  nicht  zu  erlernen  gibt,  tritt  hier  ungesuciit  und  von  selbst  in  den  ^^irder- 
sei.  Das  achte  Capitel  schliesst  ab,  indem  es  seinen  Tod  grnnil,  <la  auf  iManoeuvres ,  auf  geschickter  Behandlung 
und  eine  Recapitulation  enthält.  —  Im  llebrigen  lässt  sich  der  Soldaten  in  diesem  Feldzug  am  meisten  ankommt, 
kaum  ein  iimerer  Ziisauiuienhang  auffinden :  in  der  ersten  Der  Kunstgriff  Klearrh's  (II.  2.  20')»  ''^■'  Verwirrung 
Hallte  des  dritten  Capitels  des  ersten  Buches  (bis  zu  g.  ,'))  im  Ileerc  durch  die  Bekanntmachung  von  dem  losgelas- 
wird  «lie  Frömmigkeit,  in  der  zweiten  die  Enthaltsam-  senen  Esel  zu  steuern;  die  verständige  Anordnung  des 
kcit  des  Sokrates  in  seinem  Leben  nachgewiesen;  C.  4.  Seuthes  (^'11.  2.  IS-j,  die  Wachtfeuer  in  einiger  Ent- 
enthält darauf  die  Lehren  über  Jenes,  C.  5.  über  Dieses.  ferriung  von  den  Wachtposten  anzünden  zu  lassen;  die 
So  verhielten  sich  also  diese  Stücke,  wie  die  Praxis  zur  Antnort  des  Xenojihon  (VII.  3-  4.0-) ,  die  Soldaten  wür- 
Theorie;  dieser  Faden  reisst  aber  gleich  wieder  ab,  in-  den  schneller  und  lieber  laufen,  wenn  sie  den  Feldiicrrn 
dem  C.  ü.  verschiedene  Gespräche  enthält,  die  nur  das  zu  Fuss  vorausgehen  sähen,  und  manches  Andere  der  Art, 
gemeinsam  haben,  dass  sie  alle  mit  Antiphon  geführt  wodurch  gewiss  werdenden  Feldherren  Winke  gegeben 
«erden.  Jene  3  Abtheilungeu  selbst  sind  übrigens  ganz  werden  sollten,  gehört  so  ungezwungen  in  den  Zusain- 
praktischer  Natur,  unil  in  der  Besprechung  des  Staatlichen  nienhang  des  Ganzen,  dass  es  durchaus  nicht  aullällt, 
ist,  nach  Xeoophont.  Weise,  das  Kriegswesen  durchaus  vor-  und  dass  man  den  Xenophon  kennen  muss,  um  die  Ab- 
herrscliend.     —     Ebenso    verschieden    ist    der    Werth    lies  sichtliclikeit   darin    zu    bemerken. 

Einzelnen.  Es  findet  sich  manches  Vortrellliche,  wie  IV,  3.  Ein  Geschichtswerk    ist  übrigens  das  Ganze  doch  niciit, 

die   Entwickelung   des    Guten,    welches   die   3Ienschen   den  trotz   der  I\löhe,   die   sich    der  ^'erfasser   gegeben    hat,    ihm 

Göttern   zu    verdanken   hätten,   und  IV,  4,   besonders  gegen  diese    Form    zu    geben.      Es   kommt   in   dem   ganzen  Werke 

Ende,    wo   die    Göttlichkeit   der    ungeschriebenen    Gesetze  iielleicht   nur    eine    tvirklich    historische   Bemerkung    vor, 

darin   gezeigt   wird,   dass   ihre   Uebortretiing   die   Strafe   in  nämlich   I.   .'i.   9.,    wo   er   sagt,  die   Herrschaft   des    Perser- 

b   selbst   trage.      Aber   es   findet  sich  daneben   auch    vic-  köiiigs   sei    durch   die  Masse   des  Landes  und  der  Menschen 


SIC 


les   Unbedeutende,    wie   die  Gespräche   des   zweiten  Buches  stark,   aber   durch   die  Länge  der  Wege  und  das  Zerstreut- 

von   C.   7.   bis   zu    Ende.     Ebenso    wäre   III.  'J.   wohl  besser  sein   der   Truppenmacht    schwach,    wenn     man    den     Krieg 

weggeblieben:    die    Virgleichung    des   Feldherrn    mit   dem  rasch    betreibe.       Eher    als   den    Namen    eines    Geschichf»- 

Hirten   ist   schwach  ausgeführt,    und   der   Homerische  ^'ers  werks     mochte    das    Buch    den    einer    Ivriegsreisebcschrei- 

ist   gemissbraucht.      Ebenso   ist  III.  12.  über   die  Nützlich-  bung    verdienen,     und    zwar   einer   solchen,   die   durch   das 

keit   der   körperlichen  üebungen  ziemlich  trivial.    Die  zwei  überwiegende    Hervortreten    eines   Ilaupthelden    den    Cha- 

folgenden     Capitel     (13    und    14)    enthalten    mehrere    /lus-  rakter   einer   Odyssee   anninioit.     Dieser  Held    ist  aber  der 

Sprüche   und   kleinere   Lnterhaltungen   des  Sokrates,   lauter  Verfasser  selbst,  der   freilich   in   Wirklichkeit  die   Ilanpl- 

hansbackenes   Zeiij;,     das    des   Aufzeichnens    kaum     werth  rolle  spielte,   dessen  künstliches  Hervorheben  jedoch,   wenn 

war,  aber   für    Xenophon   den  Reiz   der   praktisc  hen  Regel  es   auch   etwas   nach  Eitelkeit  schmecken  sollte,    dem  Gan- 

und   des   gcmüthlichen  .Scherzes   hatte.       So    ist    auch  die  zeti    in    epischer   Hinsicht  eine    grössere   Einheit    und   ein 

Einkleidung  der  Dialoge   in  der  Regel  dürftig,  nur  IV.  4-  gesteigertes  Interesse   gibt.      So   ist  gleich   die  Art,   wie  er 

ist  der  Eingang    des    Gespräches    mit    Hippias    vorzüglich  sich   zum  erstenmal   in  die   Erzählung  einführt,  III.  ).  *), 
lebendig   und   fast   an    Plato    erinnernd. 


Die  Anabasis    ist    eine  sehr    schöne,    lebendige  Dar-  ,  ,r    ^    ^c       ■  j     i  -  i.        i      i 

,,   ,  ,  .       ,  ,       ,,     r  1,    ,    f  )  Zum  erstenmal:   denn   II.  4.   15.  wud  eben  niclits,   als  der 

llung   eines    Icldzuges,   in   dem   der  \  erfasset  selbst  die  j^^,,^^  ^^^  Xenophon  genannt,   und  absichtlich  keine  wei- 

llanptrolle   spielte.    Zum   Theil    wenigstens   wollte  er  seine  tp^c  Erljuteiiing    seseben  ,    um    den    Eindruck  der  ersten 

Erzählung    als    eine    Ergänzung    zu    der  Ddrstellang    des  Erscheinung   des  lielden    nicht   zu  schwachen.     Ja  selbst 


149 


150 


Iiörlist  glänzend  uriil  lirn tioll.  üi(>  Fclinioricn  «arcii 
^i'f.iiiJeii ,  «las  llpor  ilii(;s  von  Feiiicleii  tln^jp^chlo'isori  , 
•  cm  (|pr  Heimatli  «liircli  tuipelicucre  Strecken  ,  «luriii 
fnnhtbarß  Strfime  geircuui,  von  den  Ijnndrsjpnnssen  vcr- 
iMtliiMi:  Srlireikcn ,  Fjaliinnni;,  Trostli).sl;;kcit  filiprall.  — 
..K-i  >var  al>pr  im  Heere  ein  Athener  Aaiiu-ns  Xenoplioii." 
I'miI  iinn  ivird  die  Art,  wie  Xeni)[jlion  siill  zur  Thi-il- 
iKihnie  an  dein  Feldzu-j  entsililossen ,  aiisfiilirlicli  auseiii- 
.indergesetzt.  Um  so  <;es|>aunter  «ird  ilie  Erivartnn;j  des 
liesers,  der  das  Heer  in  so  verzweifelter  Lage  verlassen, 
lind  liCjjierig  ist,  »vie  dieser  31ann  denn  ans  der  IVotli 
rrlösen  «ercle.  Endlicli  kehrt  der  Sehriflstellcr  zu  dem 
Faden  der  Erzäliliiiig;  ziiriirk.  Sein  Traum,  Er»vachen, 
Sellistgespriieh  ganz  in  der  Weise  der  üdvssee  V.  4li)- 
oder  VI.  111!.  lind  sonst.  Kndlirh  Erinaiinung,  Haiulelii 
lind  glänzende  Beredtsanikeit,  die  noch  liesoiidcrs  dadurch 
liercorgehnhen  wird,  dass  ilie  iiiiliedeuteiiden  Reden  der 
anderen  Führer,  die  es  an  sich  gar  nicht  verdient  hatten, 
des  Contrastes  «egeu  beigefügt  sind.  Kbenso  dienen 
IV.  6.  7.  Sfj.  die  Reden  der  Anderen  bloss  als  Folie  für 
die   eigene. 

Aber  aufli  abgesehen  von  diesem  siibjectiven  Kiemente, 
verlässf  die  Schrift  die  Würde  der  Historie  und  steigt  zu 
einer  Reisebcsclireibung  herab,  »eil  Xenophon  seiner 
IVatnr  folgen<l  hier,  wie  überall,  »!e  sogar  in  seiner 
griechischen  tieschichte  ,  sich  von  den  Einzelheiten  gar 
sehr  anzieheil  lüsst  (cf.  Herinogeiies  de  forinis  urationis 
II.  [).  .■iH2)'  Er  interessirt  sich  dafür,  wie  man  in  Läu- 
lig  vorkommenden  Lebenslagen  den  Fuss  setzt,  wie  mau 
die  Hand  bewegt,  wie  man  sich  überhaupt  im  Einzeln- 
Bten  zu  benehmen  hat,  er  fühlt  sich  behaf^lich,  nenn  er 
recht- gründlich  vom  Essen  und  Trinken  sprechen  kann. 
Da  geben  denn  die  verschiedenen  Völkerschaften,  welche 
man  auf  dem  Zuge  kennen  lernte,  mit  ihren  Eigenheiten 
und  Sonderbarkeiten  einen  vortrclTlicheii  Sfoll.  Die  Er- 
zählung von  den  Wosyuoeken  V.  4.  ist  ein  Hauptstück 
für  eine  Reiscbeschrcibuiig.  V.  9.  (VL  \.)  die  lieschrei- 
Imng  des  Gastmahls,  wie  sie  auf  der  Streu  liegen,  aus 
hornenen  Gefässen  trinken,  wie  verschiedene  Xational- 
tänze  aufgeführt  werden  —  das  Alles  ist,  um  Antikes 
und  31oderiies  zu  vergleichen  ,  im  Walter  -  Scottischeu 
Geschmack  vortrefilich  ausgeführt.  Ebenso  zeigt  VIL 
3.  21-  die  Erzählung  vom  JWittagesseu,  von  den  Ihra- 
kischen  Sitten  beim  Mahl,  von  dem  Fresser  Arystas 
Xenophon's  grosses  Behagen  au  diesen  ergötzlichen  De- 
tails. —  VJI.  4.  7.  ist  eine  vollkommene  Romananek- 
dnte,  iiatürlich  im  griechischen  Geschmack,  wo  statt  der 
Geschlei  htsliebe  die  Knabeiiliebe  eintritt.  Ueberhau]it 
hat  XeiMiplioir  ein  auflallendes  Talent  zum  Roiiianschreiber, 
was  ihn  denn  auch  trieb,  sein  vollendetstes  Werk,  die 
Cyropaedie,   zu   schreiben. 

Vor   allen   Dingen   ist  zu  zeigen,  wie  selir  diese  theils 

diese  ganz  beiläufige  Eiwälinung  wäre  unterblieben,  wenn 
niclit  deilNebeniimstand,  welcher  als  Deweis  der  Verrälberei 
des  Mi'non  dienen  soll,  durch  die  Äiiwescnbeit  des  Vcr- 
lasscrs  verbürgt  werden  sollte.  Audi  I.  ö.  15.  hat  er  es  sich 
niclit  versagen  können,  seine  L'nlcrrcdung  inil  Cyrus  .Tiit' 
dem  ScIiUcbtfelJe ,  inillen  zwisclicii  den  beiden  leiiul- 
liclien  Scblacbtreihen  zu  erwabiieii:  aber  auch  liici  gibt 
«r  keine  nähere  Auskunft  über  sieb. 


auf  den    Erfahrungen   der    Anabasis,    theils   auf  den    Eriii- 
nernngeu   der    IMeinorabilien    beruhe.    Einige    Anfülirnngeri 
wi^rden   diess   dartliun.       Die    beiden   Stellen   der   Aiiabasis 
L   1.    1.'),   und   HL  4-   3Ö-   geben   zusauimeiigenoinmen   ge- 
nau  ML   3.   -0  Sfj.   der  Cyropaedie,  wo  die  Sitte   der  Bar- 
bareiikoiiige    ihre    grossen    Lager   mit   einem   tiefen   Gralieu 
statt   Bollwerks    zu     umgeben,     und     ilio    Verwirruiinp ,    die 
bei    nächtlichem    IFeberfall   in   solchen  Lagern   entsteht,    iii- 
<lem   der   Reiter   sein    Pferd    losbinden,    zäumen,    satteln, 
und    gepanzert   aufsteigen   mnss,    fast    mit    denselben    Wor- 
ten   geschildert     »ird.        Ebenso    eiiisprechen     sich     Anab. 
I.    2.     JT.    und    Cvrop.    ^'HL    fe.   2S.,    welche    die    näm- 
lichen    Ehrengeschenke    des    Perserkünigs ,    nur    in     uoi- 
gekehrfer    Folge    enthalten.        Die     Aegyptier     der    Cyro- 
|iaedie   VL    2-    I (J.    mit   ilireu    zur   Erde    reichenden   Schil- 
den sind   aus  Anab.   1.   S.   9.    entlehnt,    die   je    nach    den 
Jahreszeiten     wechselnden    Residenzen    der     Perserkönige 
Vllf.   fi.    22.   aus    Auab.   IH.    5.    1,').      Die  Schilderung  der 
arnien   aber    kriegerischen   Chaldäer,    die   sich   als   Soldner 
verdingen,    mit   ihren    zwei  Lanzen  und  geflochtenen  Sihil- 
den     ist    Cyr.    HL    2.   7.    und    Anab.    )V.   3.    4.     dir-selbe. 
Li    derselben   Stelle    der   Anabasis    «ird    ein    Artuclius   als 
Anführer    der    Mardonier     und    anderer   Völker    genannt; 
derselbe   Naiife   findet  sich   Cyrop.    V.   3.   33-   dem    Anfüh- 
rer   der    Hvrcaner    gegeben.       Kun     wissen    wir    aber  aus 
Steph.    V.   Byz.   (s.    V.    Alaodoi),    dass   die   31ardonier   oder 
niarder    zu   den    Hyrcaneru    gehörten.    Die  persische   Sitte, 
die    Knaben   der    ^'ornehmen   an    den    Pforten    des   Palastes 
zu   erziehen  ,    damit    sie     nur   Anständiges    ror    sich    sehen 
und    hören,    «ird   Cyrop.    Vll.   5.    Sh.   und    Anab.    L   9-   3- 
mit   ganz   ähnlichen    \Vorten     erzählt.       Der   Eunuche    des 
Cvrus,   der    Anab.    1.    8-   29-    den    Tod   seines    Herrn    nicht 
überleben   mag,    ssiieint  dem   Xenophon    vorgeschwebt  zu 
haben,   als    er   Cyrop.    VH.   3'    15.   die   Eunuchen   dichtete, 
die  sich   über   den   Leichen    des   Abradatas    und    der   Pan- 
tlieia    tollten.      Au    beiden   Stellen    kommt    der    Ausdruck 
vor:   cxäouo^at  tuv  d/.ivch.r.v.      In  der  Cyr.  1.  ß.  2. 
lieisst  es,   dass  Cvrus  von  seinem  Vater  in   der  Opferscbau 
unterrichtet    worden   sei,   damit   ihn   die  Priester   nicht  be- 
trügen   könnten;     «as   an    Auab.    X.    (i.    29.    erinnert,     »o 
diess   als    Grund    angegeben     »ird,    wesshalb   Silauns    den 
Xenophon     nicht    hiulergelien     konnte.        Die    Ausführung 
Cyrop.  L  6.  S-1   «lass   die  Feldherren   nicht  durch  üppigeres 
Leben   ausgezeichnet  sein,    sondern   durch    nQOVOtiv   und 
(fll.uTlovttl.'   ihr  Amt   verdienen    niüssten,   ist  aus  der  Rede 
des   Xenophon    Anab.   HL    L    37-    genommen,   wo   dasselbe 
gesagt   wird    und   die   ähnlichen  Ausdrücke   KQOtiovKSutlv 
und   n^onoviiv  gewählt   sind.     Diese   Stelleu   liessen  sich 
wohl     mit    noch    manchen    anderen   vermehren ;     dasjenige 
jedoch,    was   am   meisten    in   die    Augen   fällt   und    »as   deu 
Xenophon  am  meisten   charakterisirt,   ist  die  Nachbildung 
des  alteren  Cvrus  ans  dem  jüngeren.    Die  Schilderung  de& 
jüngeren    Cyrus    im  9.   Capilel    der    Anabasis,    verglichen 
mit   der  Jugendgeschichte    des   Cyrus    in    der   Cyropaedie, 
gibt  hierzu    den  augenscheinlichsten  Beleg.      Die   Punkte 
der    Uebereinstiuimung    sind     zwar    an    sich    geringfügig; 
aber  sie   weisen   entschieden  auf  einander  hin   und  es  sind 
eben   von   Beiden  keine   wesentlicheren   angegeben.    Unter 
den  Jugendgenossen  sind  beide  gleich  ausgezeichnet  (Anab. 
I.  9.  2.    Cyr.  I.  3.  1.;  L  j.  1.);   beide   liubea  das  Reiten, 

lU* 


151 


152 


i]o;;eiiSiliicjspii   iiiiil   Lanzoim  erfcii   loizü^iiili ;    bciile  siml 
Iriilciiiicliaftlu'hr   iiiitl  kiiliiir  J.'ijjer,   und    Hie  sirli   ilcrjüii- 
forc   C\rus   grgen   riiicn    Hären    nagt   (|iS.   (i.),     so    brsti'lit 
•Ipr  altiTB   (I.    4-  '"'•)    «las   Abciitciirr   mit   «leni   Eher.      Der 
.lltere   «>ie  der  jüngere  Cyriis  (Anab.  JJ.  (i.    Cyr.  I.  4.  14.) 
zrijreii    liiebei    keinen    Neid    }jej;en    <liejenigen    ihrer   Ge- 
iVilirten ,  die  sir.li  auf  der  Ja^d   lien oriliun  ,   im  Gec^ensatz 
»ejjen  den  assvrisclien    Kiyiijf    (Cvr.   IV.   (j.) ,    der    seinen 
gliirUlieheu    Jagdgenossen    umbringt.       Von    dem  jüngeren 
und    den»    älteren    uird    gesagt,    es  sei    nicht   zu   »eriiun- 
dern,     dass  sio    an   Griisse    der  Geschenke    ihre   Freunde 
iiberbfllcii    hätten,     aber    lüo    sorgsame  Art,    trie  sie,   die 
llerrscller,     solclirs    zu    tliun     ivnssten,    diese    sei    merk- 
»i'irdig.      Die  Stellen  der  Anabasis   (§.  24.)  und  iler  Cvrop. 
(^'111.   'J.    13.),    worin   diess   gerülinit   wird,    sind   mit   ge- 
ringen    Variationen     gleichlaufend.      Auch   §.    28-    ist   Cyr. 
IUI.   ;>    'JO-   ähnlich.       Hiernach   scheint   es,     dass   in   der 
Cyroj)adie   ein   idealisirter  jüngerer  Cvrus  aufgestellt  wird, 
oder   vielmehr,  dass  beide,   der  Cyrus  der  C_vro[iädie  und 
«1er  der  Anabasis,     aus    dem    wirklichen   jüngeren   Cvrus 
iJealisirt  sind.      Spricht  sich  doi  h  auch   in   andern  Schrif- 
ten,    welche    nnsciieineiiil    gar    keine   Veranlassung    dazu 
hieten ,    die   Bewunilerung  und    Liebe   aus,    welche   Xeno- 
|)hon   diesem   Fiirsten   zollte.      üccononi.   IV.    16  sqq.    wird 
dieser   C_\rus    als   der   berühmteste   Perserkönig  jrepriesen, 
und   ihm   nachgerühmt,  er   würde,  wäre  er  am  Leben  ge- 
blieben ,  der  bosste   Herrscher   geworden  sein  —  also  bes- 
ser als  der  ältere  Cyrns  und   als   üarius.     Dann   »vird   zu 
seinem  Lobe   ein   umstand   angeführt,     der  auch   Anab.  I. 
'.1.   29.   hervorgehoben   wird,     und    endlich    eine   Anecdoio 
rr^yhlt,     die    ebenfalls    zu    seiner  ^'crjierrlichnng    dienen 
soll.      So   zeigt   sich   denn  auch   hierin   die  Hingebung   und 
ilor   Hang   zur   Dewunderung   befreundeter,    holier   stehen- 
der Personen,  welche  dem  Xenophon  eigentliümüch  waren. 
AVährend    das   En;sprecliende   von    Anabasis    und    Cyro- 
pfidic  sicli   mehr  auf  sachliche   Verhältnisse   bezieht,    und 
es  sich   eigentlich   von  selbst  versteht,     dass    der    Schrift- 
steller die  auf  jenem  Zuge   erworbene  Kenntniss  des  Lan- 
des   al»    historische    Grundlage    seines    Romans   benutzte  ; 
lassen    die    ans    den    Memorabilien    entnommenen   Stellen, 
welche   keine  Facteu,    sondern  Gedanken  enthalten  ,    mehr 
einen   Schluss    auf    den    geistigen    Standpunct    des    Autors 
zu.      Lasseil    wir    tlie    Stellen     selbst    reden.      Die     Lohro 
des   Sokrates,    dass   die   Menschen   die   Götter   nur   um   das 
befragen   sollten,     was   sie   selbst   nicht   wissen   und   lernen 
ktinnteii,    welche  Menior.   I.    1.   y.   ausgeführt   ist,     findet 
sich  Cyrop.  I.  6.   23.  in  dem   IMunde   des   Cambvses ,   und 
I.   6.   .T   sqq.    sogar    in   ähnlicher    Weise   ausgedrückt,     nur 
mit  der   Variation,     dass    luaii    von    den    Göttern    nur  das 
erbitten   solle,   was  nicht  in  der  eigenen   Slaclit  stehe.  — 
Die    Stelle    der    Cvrop.    I.   6.   22.   —    wo   davon   die   Rede 
ist,  dass  das  einfachste   i^littci   in  einer  Sache  tüchtig  zu 
grheineii ,    das    sei,    türiitig  darin   zu  sein  —  i«t  zu   An- 
fang fast   «örtlich   aus  ftlem.  H.  G.   39i   und   im  Weiteren 
aus  I.  7.   in's  Kurze   zusammengezogen  ;  sogar  der  Flöten- 
spieler finilet  sich  wieder  und   die   czft«   xaka  ,    die    in 
der    Cyropädic     y.aTaaxet'Cli    y.C'J.al    genantit   werden.   — 
§.  2i8  sqi-  <!e?selben   Capitels    der   Cvropädie    haben    den 
nämlichen  Inhalt  wie  Memor.  IV.   9.   13  sqq.      Was   hier 
zwischen  Crrus  und  seinem   ^'ater,     wird    dort    zuischcii 


Eutliydem  und  Sokrates  rcriiandelt :   das  Lügen,   Tiiiisclieii, 
Scli.idenziifiigen    u.    s.    w.    gehöre    theils    zur    Ungerechtig- 
keit,  tlieils    zur  Gerechtigkeit ;   das  Letztere    nämlich  firlu 
ei»,    «Clin    man   Feinde   täusche,    oiler    »tenn    m.in   Freunde 
in    guter    Absicht    hintergehe.       Die    uiifreiu  illige    Lüge, 
von   der   in   den   AleiMor.   ausserdem   noch   die  Rede   ist,  ist 
in   der   Cyrop,   weggeblieben.    —    Au    dem    .Vusdruck,    der 
sich  fllem.  I.  3.   5.   findet,  dem  Sokrates  sei   der  Huiin-er 
Zukost  gewesen,    ohne   Zweifel    eine   Aeusserung  des  So- 
krates  selbst,    scheint   Xenophou    gro.sses   Gefallen    geliabt 
zu    haben  :   wenigstens   findet   sich   derselbe    Cyr.    I.   ,5.    12- 
und   IV.   ."■).   4.   ebenso   wieder,    und   A'ill.   ."j.   JSU.    mit  der 
Abänderung,   dass  statt   „Hunger"   ,, Arbeit','  gesetzt   ist.  — 
Ganz   nach   den   Grumisätzen ,    die   rtleni.   II.    1.    über    die 
Erziehung    der    Herrschenden     und     Dcherrscliteu     ausge- 
sprochen   werden,     hält    es   Cyrus    (Cyr.    VIII.    1.    4j   sq.) 
mit  seinen  Jagdgefährteu.     In   diesem   Geiste    waren   zwar 
nach    Hcrodot  I.    L^ö-   einige  Anordnungen   des  wirklichen 
Cyrus   in   IJezng  auf  unterworfene  Volker,  aber  Xenophon 
)iat   diess   in   seiner   Weise,   und   in    Üebereinstimmung   mit 
der    Stelle    der    Memorabilien  ,     auf    Enthallsaiiikeit    und 
Gier  im  E.'^sen  und  Trinken  übertragen.  —  Cvr.  VII.  1^.75, 
wo   ausgeführt   vtird,    ilass   es   in   allem   Guten    eine  Haupt- 
sache sei,    nicht  nur   es   gelernt  zu   haben,    sondern  auch 
es  zu   üben   und   in   der  Uebung  zu  bleiben,   ist  nach  Mem. 
li   2.    19   sqq.   —   Das   Orakel    über   die   Selbstcrkenntniss, 
welches   Cyr.  VII.  2-   21  sq.  dem  König  Croesus   von  dem 
delphischen   Gotte   gegeben    wird,    erinnert    an   Mem.  IV. 
2.   24  sq.,  wo   Euthydem   im   Anfang,   gerade  wie  Croesus, 
glaubt,    die    Selbstcrkenntniss    sei    das    Leichteste    aller 
Dinge,    denn    «vic    könne    man    Anderes    erkennen,    wenn 
man   nidit  einmal  sich  selbst  kenne;   und  wo  gesagt  wird, 
nus  Mangel    an   Selbsterkenntniss   seien    schon   oft  Staaten 
untergegangen    und   aus   freien  zu  unterworfenen  geworden. 
L'ebrigeiis    ist    klar,    wesshalb    der    fromme   Xenophon   au 
die    Stelle    des    bekannten     zweideutigen     OraI,.pIs     dieses 
philosophische   gesetzt  hat.    —    Der  Cyrop.  I.   6.   12  sqq. 
liegt    durc.'iaus    das    Gespräch    Mein.    III.    t.    zu     Grunde. 
Dort    fragt    Sokrates    den    Dionysiodoros ,,  hier    Cambyses 
<len   Cvrus,   vvelcheii   ünterriclit  er  von  seinem  Lehrer  ilcr 
FeldherrnkiHist  empfangen    habe.      Hier    wie    dort    findet 
sich,   dass  der  Lehrer  nur  auf  die  Taktik  Rücksicht  ge- 
iiou.men  ;  an   beiden   Stellen  werden   nun   die  anderen  Er- 
forcicriiisso  durchgenommen,  ;uid   zwar  beidesnial  aiit   der 
Sorge    für    die   Lebensmittel  der  Anfang    gemacht.     Dann 
ist  in   der  Cyrop.   fllanches  znsainmongefasst ,    was   in   den 
Memor.    in     den     verschiedenen    Gesprächen    des    dritten 
Buches  zerstreut  ist.  —  Die  Aufzählung  der  Eigenschaf- 
ten  eines   guten  Feldherrn   in  g.   27-    iler  Cyrop.    ist    fast 
ganz    übereinstimmend    mit    der  in  ^.  (,.    des  ersten   Ge- 
spräches jenes  Buches    der  Memorabilien,    nur    dass    hier 
auch  die   Gegensätze    beigefügt    sind.      Die    Vergleichung 
der  Schlachtordnung  mit  dem  Hanse,  indem   mau  fdr  die 
äussersten     Enden    die    tüchtigsten     Soldaten     und     .Stciiio 
nimmt,    die   schwächcreii    in    die   Mitte   setzt,   ist   aus  ^.   7- 
dieses   Gesprüilies    in   Cyr.   VI.   3-   2.5.     wiederholt.       Eine 
andere  Vergleichung  Cyr.  1.  6.  40.  ist  aus  Mem.  III.   tl.  S. 
genommen:   die   viele  Mühe,  die  man  sich   gibt,    um   den 
Hasen    zu    fangen,    wie    man  Hunde    zum  Aufspüren    ab- 
richtet, andere  zum  rascheu  Verfolgen,  wie  mau  auf  de» 


153 


154 


AVpgcn ,  iro  man  sie  vermuthp< ,  Nttzp  aiifsicllf  —  »!i<>s.s 
Alles  ist  an  beiden  Stellen  uiifjef/ilir  mit  «lenselhcn  Wor- 
ten aiif'jcfrilirt :  <las  einemal  wird  es  als  Hlu.sür  aufge- 
stellt, wie  man  Freunde,  das  anderenial,  nie  n-.an  Feinde 
fanden  solle. 

-  Ulan  sieht  hieraus,  wie  die  Erinncrungeo  aus  der  Zeit 
«les  Umg^auges  mit  Sokrates  für  Xenoplion  eine  Scliatz- 
kamnier  »varen,  aus  weliher  er  sich  mit  geistigem  IJe.larf 
»ersorgte,  ein  Vorrath,  wocon  er  sein  Leben  lang  zehrte, 
!Noch  mehr  als  au  einzelnen  Stelleu  ist  diess  au  der  ganzen 
Denk-  und  Ausdrucksiveise  Xenophon's  kenntlich,  besonders 
an  der  dialogisch  -  ilialektisclien  Form,  ilie  zu  Zeit  und 
Unzeit  angenandt  wird.  C\rns  hat  den  armenischen 
König  gefangen  und  Iiält  i'iber  den  armen,  solcher  Ivi'instc 
ganz  nnkiindigen  IMann  in  ilcr  Art  Gericht,  dass  er  ihn 
mit  Sokratischer  Hebauimeiikur.st  durch  Fragen  und  Ant- 
uorten dahin  bringt,  sich  selbst  zu  verdammen  (HI.  1. 
9  sqq.).  GliicklicherKciso  ist  auch  sein  Sohn  zugegen, 
der  mit  einen)  Sophisten  Umgang  gehabt  habt,  und  nun 
dem  aus  dou)  Sattel  gehobenen  Vater  wieder  autliel/en  will. 
Cjrns  erlaubt  es  ihm  ,  nicht  etwa  um  der  Sache  selbst 
Milien,  sondern  eben  weil  er  philosophische  Bildung  bei 
ihm  voraussetzt  und  (wie  Xenophon)  die  gute  Gelegen- 
heit zu  einer  so  interessanten  Unterhaltung  nicht  unge- 
nutzt vorübergehen  lassen  will.  Nun  kommt  denu  ein 
langes,  Sokrati.sches  Gespräch,  worin  niaaehe  interessante 
philosophische  Punkte  ,  zum  Tbeil  in  philosophischer 
Sprache  erörtert  weiden,  z.  B.  die  aa}cpQuaVi>n  sei  kein 
Tiauijftct  der  Seele,  sondern  ein  uai^r,i.ia. ,  worin  die 
Wirkungen  der  Furcht  besprochen  werden  und  manches 
Andere  <!er  Art  (der  Satz  §.  16:  ohne  die  OajCfoocrn/tj 
sei  keine  andere  Tugend  nütze  ,  findet  sich  auch 
.i\Jcm.  IV,  3.  1.).  —  Die  Unterredung  des  Cjrus  III, 
2.  17.  mit  den  Armeniern  und  den  ChaldSern  ,  um  diese 
Völker  zu  einer  für  beide  Thoilo  Tortheilhaften  Ueber- 
eiukunft  zu  bewegen,  ist  zwar  durchaus  nicht  philoso- 
phisch, aber  doch  in  jener  stückweis  vorz<'ihlenden ,  de- 
nionstrirenden  Art  ausgeführt:  es  kommt  jeder  einfachste 
Bcslandtheil  besonders  zur  Sprache,  was  sich  etwas  kin- 
•lisch,  aber  doch  nett  macht.  — r  Kbenso  ist  in  dem  Streite 
des  Cvaxares  und  Cyrus  (V.  5.  13  sqq.)  auliallend ,  wie 
«lie  Einleitung  der  Auseinandersetzung  des  Cyrus,  die 
Feststcllnng  der  Funkte,  um  die  es  sich  handelt,  wie 
eines  Themas,  über  das  gestritten  werden  soll,  die  Be- 
stimmung, in  welchem  Falle  der  eine,  in  welchem  der 
Andere  den  Sieg  davon  tragen  soll  —  gar  ausserordent- 
lich nach  der  Schule  schmeckt.  —  Vlll.  1.  2ö  sqq.  ist 
die  Aufzahlung  der  Tugenden,  welche  Cvrus  in  seinen 
Untergebenen  henorzurufen  wusste,  ungefähr  gerade  so, 
wie  in  den  Memorabilieii  (z.  B.  im  letzten  Capitel) ,  so 
dass  CS  etwas  langweilig  wird,  diesen  regelmassigen,  ein- 
förmigen Gang  mitzumachen.  Besonders  zu  bemerken 
ist  hier  die  Distinction  von  alöüj~  und  GuXfQOOVVIj  , 
welche  (icm  Cyrus  in  die  Gedanken  gelegt  wird.  Ueber- 
haupt  herrscht  durch  das  ganze  Werk  eine  gewisse  Breite 
*\er  Darstellung,  eine  triviale  Popularität,  wie  wir  sie 
«och  in  den  Sokratischen  Gesprächen  des  Xenonhon  fin- 
ilen,  unil  wie  sie  überall  einen  einschl.'ifernden  iiinfluss 
auf  den  Leser  übt,  dem  es  widerliih  iverden  inuss,  wenn 
er  jeder  Mühe    der    Aneignung    überhoben    wird.      Diess 


ist  nun  andererseits  der  Grund,  wesslialb  die  Cyropadie, 
wenigstens  in  vielen  ihrer  Tlieile  ,  ein  so  vortreflliclies 
Buch  für  Kinder  ist,  so  wäre  z.  B.  der  grüsstc  Theil 
des  ersten  Buches ,  mit  Aiistaahl  in's  Deutsche  übersetzt, 
ein  herrliches  Stück  für  einen  Rinderfreund,  und  zwar 
für  einen  solchen,  der  alle,  die  wir  haben,  an  Schön- 
heit und  Eleganz  und  bildendem  Einfluss  überträfe.  .So 
gewinnt  also  das  Buch  iu  pädagogischer  Beziehung,  wa» 
ihm   von   anderer  Seite  abgeht. 

Zu  der  eben  bezeichneten  Planier  gehören  vorzüglich 
die  vielen  populären,  besonders  von  Thiercn  und  Hand- 
werkern hergenommenen  ^'ergleichungen,  deren  sich  ja 
bekanntlich  Siikrates  mit  vieler  Vorliebe  bediente,  und 
die  bei  Xenophon  zwar  zuiveilcn  eine  schöne,  lebendige 
Färbung  hervorbringen,  im  Ganzen  jedoch  die  S<iclieii 
gar  zu  deutlich  inarhen,  und  durch  ihr  eiliges  Eimrli-i 
ermüden.  So  werden  die  Blenschen  I.  1.  i;.  mit  lleer- 
den  verglichen,  IV.  1.  17.  mit  Schweinen,  V.  ö.  28. 
mit  Hunden,  VIL  5.  02.  mit  Pferden  und  Ochsen,  ^'IM. 
2,  4.  wieder  mit  Hunden,  und  zwar  an  dieser  letzlrii 
Steile  anfeine  unangenehm  bcrülircnde  Art:  es  wird  n.'ini- 
lich  dem  Cyrus  nachgerühmt,  er  habe  seine  Diener  an 
seinem  Tische  essen  lassen  (jedoch  andere  Speisen),  in- 
dem er  glaubte,  diess  werde  bei  Jineii,  wie  bei  den 
Ilnuden,  eine  Art  Anhänglichkeit  hervorbringen.  \'or- 
trefllich  hiugcgen  ist  V.  l.  24,  wo  es  von  Cyrus  heisst, 
er  sei  ein  geborner  König,  wie  der  Führer  im  Bienen- 
schwarm. Handu  erkszeug  unil  Soldaten  ii  erden  V.  3.  4/. 
verglichen,  gleich  darauf  wird  das  Kriegswesen  durch  das 
Hauswesen  erläutert,  was  auch  Vlll.  .').  J.  geschieht. 
Vlll.  5.  13.  werden  Stadt  und  Lager,  VI.  3.  25-  Hau- 
serbau  und   Schlachtordnung  verglichen. 

Zu  dein  Populären,  ich  möchte  fast  sagen  Ordinären, 
von  Xen^jphon's  Richtung  gehört  ferner  das  grosse  Ge- 
wicht, das  er  auf  Essen  und  Trinken  legt;  er  empiiehlt 
zwar  allenthalben  das- IMaasshalten  ilariii,  aber  er  koniuit 
doch  immer  wieder  darauf  zurück.  Die  Stellen,  die 
sich  darauf  bezichen,  sind  unzählig:  wir  wollen  nur  ei- 
nige herauslieben.  Vlll.  g.  lü  sqq.  gibt  Cyrus  den  Sa- 
trapen Verhaltuiigsbefehle ,  von  welchen  d.is  Heil  allii- 
Perser  abhängen  soll.  Worauf  beziehen  sich  nun  diese  J 
Meist  auf  Jagd,  auf  Essen' und  Trinken,  Da  wird  dann 
wieiicr  die  Vorschrift  eingeprägt,  die  bis  zum  Ueberdruss 
in  Xenophüiis  Schriften  wiedeiholt  wird-,  man  solle  ja 
nicht  ess»n ,  ohne  sich  zuvor  Bewegung  gemacht  zu  ha- 
ben. Es  wäre  unnothige  Mühe,_  die  vielen  Stelleu  »n- 
sanimen  zu  suchen  ,  wo  dasselbe  anempfuhlen  wird  ;  aber 
diese  ist  wohl  eine  der  bedeutendsten,  wenn  der  grosse 
König  den  Statthaltern  seiner  Provinzen  in  Sachen  der 
hohen  Politik  nichts  nachdrücklicher  ein7;uscliärfen  Jiat 
als  diese  diätetische  IMaassregcl.  Man  erstaunt  über  die 
Einfachheit  und  Nafiirlichkcit ,  die  auf  die  gewöhnlich- 
sten, bekanntesten,  aber  dock  au»  Ende  sehr  wichtigen 
Grundverhaltnisse  zurückgeht.  —  ^'IH.  2>  4-  sqq.  wird 
die  schöne  Einrichtung  der  Perserköiiige  gepriesen,  ans- 
gezcichneten  Männern,  die  sie  ehren  violleu,  Speisen  von 
ihrer  Tafel  zu  schicken.  Dabei  wird  dann  herausgeho- 
ben, dass  der  Wohlgeschmack  dieser  Geschenke  diesel- 
ben den  Empfangern  besonders  angenehm  ni.iihr.  IVuii 
wird  weitlanffig   und    behaglich  anseinaiidergesetzt,   wie  i» 


155  156 

^Hz   natrulicli   sei,    ilnus    iiiifffnd!)   su   piil    gokoclit    «cnlc  <<in   Cvnis  l.lssl  sirli   iiirht  viel   niplir   sagvii ,     als    dass   et 

aU    in    dorn    l'.ilastc:    «Ipiim   so    \\ifi    in    grossen    Sl.iiltcn,    ho  ein  Ideal    ist.      Dafiir    kunnnt  aber  dem  Scliriflstelier  jener 

die    Arl'eit   gelheilf   Kci ,      ilie    l*'al)rikatc    besser   sein    niiis-  Sinn    für   das    Einzelne,     für   die    kleinen,     aber    doch    be- 

.sen    als    in    kleinen,    so  müsfe  aucli  da ,    »o   für  jede  Speise  dentsanicn    Din<;c    zu    Statten,      wodurch    seine    Be§clirci- 

ein    besonderer    Kcich    bestellt  sei,      Alles    in    entsprechen-  bnn);en    anschaulich    und    lebendijf,     sein©     ^anze     Darstel- 

«lein    \  erli.'ilfniss    besser    gcrallien.       üiess   ist   in    Kur/.eni  Jung   nainrfjetreu    und   reizend   wird.      So   sind   z.   15.   seine 

<|pr  Inhalt    <ler   ausführlichen  .-inseinandersct/nii^.      Hierzu  Schlacliterzalilnngeu    ungemein  deutlich ,    bewegt    und    leb- 

«ollen    "ir   noch   die   .Stelle   ^'1.   'J.   21.   fügen,     »i  o   Chr^-  haft;   die  kleinen  gemülhlichen  Bildchen  ,   die   er   hier  und 

5iantas   im   Kamen  «les   persisehen  Heeres    sagt,     sie    seien  und   da   ausmalt,    gar  ansprechend.       ^'on    dieser    Art    ist 

iMtürliiheroVise  verstimmt,  da  «ie  jetzt,   «o  sie  am   Ende  die   Erz.'ililung  der    verscliieileneu    kleinen   Vorfalle,    wo- 

il<>r    Hlülisal    zu   sein    irlaubten,     wiederum    von    neuen    Hü-  durch   das   Leben   des   Knaben    Cyrns    an    dem    Hofe   seines 

sliingen    der   Feinde   Ju'irten;     es    gehe    ihnen,      «ie    einem,  Grossvati^rs   geschildert    «ird,   von    dieser   Art   ist  die  Dar- 

<!er    gerade    im  Begrifl'e   sei    zu    frühstücken,    und  dem    nun  Stellung  der  Vorzüge    iles  Reitens  (IV.  3.  Ki  sijq.),   die   gar 

pliitzliih    lor   <lem    Frühstück    «och   ein    (»eschaft   aufgetra-  hübsch    und     einfach    auseinandergesetzt    werden;     ja    die 

gen    Herde:    darüber    werde   sich    doch    Niemand    freuen.  meisten   schönen   Stellen    des   Buches    sind    eben    hierdurch 

(iehen    «ir    nun     von    diesen    Einzellieilen    zu    <|pr    Be-  schön.      Man     vergleiche    die    Unterredung    des    Cyrus   mit 

(rachtniig  des  Ganzen  über  ,   .so   braucht   hoIiI  darüber  kein  dem   jungen    iManne  ,    der  zum   lluter   der  schönen    Gefan- 

>Vort   rerloren   zu    «erden,   dass   die  Cvropädie   ein  Roman  genen   bestellt   ist  (V,    1.),   die  durch   naive   AValirheit  der 

ist,   ui!<l   zwar   ein   Roman   der   didaktischen   Gattung.      Es  Schilderung,   sowohl  in  Bezug  auf  äu.ssere ,  als   auf  innere 

kommt   nun   darauf  an,    »ie  man  das  Werk  fa.sst:   bctrach-  Zustände,  ausgezeichnet  ist.    Wie  nett  sind  nicht  i§.  15)  16: 

let    man    es   als   ein    Lehrbuch,    so    wird    man    die    Uarstel-  5,Ich ,     sagte    er,     der    ich    sie    doch    gesehen,     und    noch 

Jung  »ehr   belebt    und    kunstroll    linden;    betrachtet   man  es  dazu   sehr   schön    gefunden    habe,    ich    bin    doch    um    Dich, 

als   das,      was    es    si-iner    Form    nach     ist,     als   eine   freie,  und   übe    mich    zu    Pferde,    und  verrichte  alles  andere,    was 

künstlerische   Schöpfung,   so   Hird   man   sich    ilurchweg  un-  mir  obliegt.  —    JainderThat,   sagte  Cyrus,      Das  kommt 

angenehm   gestuft  fühlen,   wenn  die  Frische    eines  Lebens-  wohl    daher,  dass   du  nicht  so    lange  bei    ihr  verweilt  hast, 

gemäldes,   die    nohl    hie    und    da   durchbricht,    immer  wie-  als   die    Liebe    Zeit   braucht,     sich    einen    Menschen    zu.!:u- 

«ler    (Ol)   <ler    Lehrabsiclit    und    dem    Lehrtou    unterbrochen  rüsten.      Man    kann    ja    auch   Feuer    berüliren ,     ohne     sidi 

«ird.      Handlung   ist   iu   dem   Ganzen   sehr   wenig,   in   die-  gleich   zu    brennen,     und   auch   Holz   flackert  nicht   gleich 

Kcr   Beziehung  erregt    die    wirklich    erlebte    Anabasis    bei  auf;  dennoch   mag  ich  wenigstens  ans  freien  Stücken  nicht 

weitem    mehr    Interesse.      Xenophon    hat   überhaupt    wenig  iii's   Feuer   fassen,     und     nicht    nach    den    Schönen   sehen. 

Silin  für  das    Dramatische*),    ja   man    kann    Hoiil    kühn  Und   dasselbe   rathc   ich   dir,     Araspas,    lass   deinen   Blick 

behaupten,     dass    in    einem    kleineu    Platonischen   Dialog  nicht  so   lang  auf  den   Scbönen   ruhen:     denn    das    Feuer 

mehr  eigentliche   Hanillung   sei,   als   in   der   ganzen   Cjro-  brennt,   «tenn   man   es   anrührt;   die  Schonen   aber   braucht 

]iadie.      Hierujit    stellt    der    g.'lnzlicbe   Mangel    einer  Cha-  man   nur    aus    der    Ferne    anzusehen,     so    stecken    sie    iu 

rakteri.stik  der  Personen   iu  Verbindung;   man   käme  wirk-  Brand  ,    dass   man   von   «ler   Liebe   verzehrt   wird."      ^  crgl. 

lieh    in   A'erlegenheit,    wenn   mau   einen   Cyaxares ,    Chrv-  noch   IV.   4.    10  «qq.  j    A'III.   3.   gegen  Ende    und   4,   uiiii 

sautas   u.  s.  w.   nach  Xenophon   schildern  sollte  **);   selbst  viele   andere   Stellen. 

Vortrcülich    werden    solche   Stellen,     wenn    noch    daB 

*;   leb  kanu  hier   durchaus   nicht    inil   Cieuzer    iibereinslini-  Rölnende    hinzukommt,   das  Xenophon   sehr   in  seiner  Ge- 
nien,   cl.r    m  seine,    ge^istreichcn  Schritt      dic  historische  ^^^^   ^^^^        jj;^   Erzählung    des   Gobryas    von    der   Ermor- 
Kunst  der  Griechen"  a.  319  die  (jeschichtsilarstcliuug  des  ,               .           „   ,           ,ir     ,"    ,,                  ,'■     n 
Xenophon    in,    Gegensatze    zu    d«    des    Hciodot    und    des  «^""g  «'•'""«   ^"•""'*   *^  •    b-    2   sqq.  ,    die  Herzenscrgicssung 
Thukydidcs    dramatisch     ucniil.       Creuzcr    gründet    seine  des    Gadatas   V,   4.   31,    die    ganze    Episode   von   der   scho- 
Ansicht  d.iraiif,   d:i5S  hei  Xenophon  ,, Reden  und  Gespräche  neu    Assyrerin  ,    besonders   der   Tod    der  Gatten,    sind  glän- 
dcn   Erklarungsyriind    für    alle    Erschciiumgcn    enthalten,  zende    Belege    hierfür.      Hierher   gehurt  denn  auch   die   er- 
und  dass  diese   Kcden  und  Gespräche  zur  Darstellung  der  liei,emle   Schilderung    von   dem    Tode    des   Cvrus    und   seine 
Individualität  besliiiimter  Chaiakleic    hinneieen."      Jenes  1    .    .       •          .                          c-i               u'       ■  *        "i  i               1 
1             ■   I  ,        1,1               V       ,1111."            „     \  letzte   Anrede   au   seine   Sohne.       Es    ist   wohl  uuverkenn- 
Kanu    iiiclil  wohl  als    eine  higcnthiunliclikeit    unseres  Au-  1         i    1 
tors  gehen,  da  CS  überhaupt  als  Gruiidziig  durch  die  ganze  ^ar  1      "ass    hier    dem    Xenophon     der    sterbende    Sokrate» 
Geschichlschieihung  des  Altertluinis  gehl.      Was  aber  die  vorschwebte,    ein    Bild,    welches   den    Schriftsteller,    zwar 
Darsttlliing  Jer  Individualität  botrifl't,    so    ist    »war    nicht  nicht  aus   eigener   Anschauung,     aber    doch    aus    der    Er- 
zu  läii;:nen,  dass  Xenophon  auf  die  Piivatverhaltnisse  sei-  Zählung    so     vieler    Freunde,     durch's    Leben    begleitete. 

11er  Helden  eingehl,    auch    an    bestiriiniten   Personen    ein  ■n'      ■  i   i  ■         iii              4     af   u        1            1    >„        i.-      „1     ,    J», 

..   1    1  „     ,  ",       '                ^        ,,                  ,..  ,       ,        ,  Es   ist  liier   Alles   vortrelllich ,     besonders    schon   aber   der 

vorzii-liclics    Interesse    nimmt  ^    allein    eigentlich    charak-  ■,  ,    .        r,                .        ,          .^                        n                 ^      1         m    1  1 

teristisch  sind  seine  Reden  doch  buchst  selten.    Ich  möchte  kleine   Zug,     Hie    dem    Cyrus    zur    Essenszeit    das    Mahl 

daher,   was  Crcuzer  als  das  Dramatische  ansieht,   viel  eher  gebracht    wird;   er   aber   fühlt,   dass   sein    Endo    naht,    und 

das  Subjective  nennen.    Dramatisch  in  der  eigentlichsten  es   heisst   von    ihm  ;   ,,ihni   mochte  die   Seele   keine   Speise, 

Bedeutung  des  Wortes  scheint  mir  unter    den   Historikern  31,^^   ^u    dürsten   schien    er,    und   trank    mit   Lust." 

nicht  Xenophon,   snndorn  Thukid.dcs  zu  sein.  --    Vergl.  rJ.^^^^    ,|j^^^^     Vorzüge     hat    aber    Xenophon    das    Ge- 

lucinc  Ahhanilliing  in  diesen  Blattern   18.5S.   Sepleiuberheft  ,  .   ,        .   ,  ^         ,     ,  ^         ,*         ,                  .          ,»           ,        .    ■   1  , 

^r.   105  tr.  ,,üeber  ThukvdiJes  als  Gescliichtschieihcr."  schick   nicht    gehabt,     dem    Leser    seine    Docentcnabsicht 

**3  Wciskc    hat    zwar    in    der    Disput,    de    natura    disciplinae  so   viel  Mühe  zu  geben    brauchen.     [Auch  haben  wir  iieu- 

Cyr.    p.   CXII    etwas    der    Art    unternommen;     wären    die  ijch    eine    Prosopograpliia   Xcii..phoi;le.i    von   Coljct   Lugd, 

Fcisoneu  jedoch   wirklich  belebt,    so    halte    ersieh  nicht  u^t    1836.  erhaUtn.     M    F] 


157 

XU  «•erbcrgeii,  noch  es  über  sicli  irriudclit,  tliirrh  d.i.i 
Ganze,  nicht  aber  durch  das  Einzelne  bcl.hren  zu  wol- 
len. Hatte  er  sicIi  nun  die  Anfsabe  gesetzt,  ein  grosses 
Ganze  allseitig  zu  umfassen,  den  tjanzen  ftlensihcn,  den 
ganzen  Staat  darzustellen,  so  würde  er  durch  diese  All- 
seitigkeit für  jene  Absichtlicbkrit  entscliädjgt ,  ja  sie  viel- 
leicht unnirrklicber  gemacht  haben.  Aber  so  hat  er  hier, 
.wie  überall,  eben  nur  in  den  bestimmten  Dingen  unter- 
richten »vollen,  von  4lenen  »vir  gesehen  haben,  dass  sie 
iüm  vorzugsiveiso  am  Herzen  lagen.  Daher  kommt  es, 
dass  diess  Buch  nicht  soivohl  für  Staatsmänner  nnd  Phi- 
lusonhen  als  für  Feldherren  geschrieben  ist.  Alles  be- 
wegt sich  in  Kriegsscenen ,  Schlachten,  Heereszügen, 
Ileereseinriditungcn.  Das  achte  Buch,  das  den  Kiiirich- 
tungen  des  Friedens  geividmet  scheiut,  ist  sehr  mager 
ausgefallen,  und  auch  in  diess  verirrt  sich  (v»ie  Schnei- 
der bemerUl)  sehr  zur  Unzeit  noch  ein  kriegerisches  Ca- 
pitel  (c.  y.).  Die  Jugendgeschichfe  des  Cjrns  ist  trutz 
ihrer  Schönheit  sehr  dürftig,  und  beschrankt  sich  vor- 
züglich auf  sein  Verhalten  bei  Jagden  und  bei  Essen 
and  Trinken.  Das  sind  eben  Xenophou's  Steckeniiterde. 
—  Betrachten  »vir  nun  noch  einige  Stellen,  in  denen  die 
Lchrabsicht  deutlicher  hervortritt.  So  ist  da«  4.  Capitel 
des  4.  Buches  augenscheinlich  geschrieben,  um  au  zei- 
gen, »*ie  der  Feldherr  seine  Soldaten  nach  eijier  glück- 
lichen Wairenthat  auszufragen,  zu  beloben,  und  ihnen 
die  Gründe  dessen,  »as  sie  thun,  zum  Beivusstsein  zu 
bringen  habe.  V.  3-  37-  niacht  Cyru»  selbst  den  Schul- 
meister, iiide;!!  er  den  Soldaten  die  Grünile  seiner  Hee- 
resordnung  explicirt.  VI.  3-  sollen  die  Schaclitordiiungeu 
der  beiden  Heere  genau  niitgetheilt  werden.  Die  der 
Feinde  wird  ganz  passend  dem  Araspas  in  den  IMund  ge- 
legt, der  auf's  Recoguosciren  ausgegangen  war;  unpassend 
aber  »viril  über  die  persische  Schlachtordnung  Cjrus  von 
seinen  eigenen  Truppen  zur  Rede  gestellt,  »vorauf  er 
dann  seine  Einrichtung  uiul  seine  Gründe  entwickelt. 
VII.  J.  10.  führt  der  Schriftsteller  den  Cyrus  von  einem 
Heereshaufen  zum  andern,  um  so  verschiedene  Formeln 
zu  Anredeu  vor  der  Sihlacht  zu  geben,  wodurch  der 
lebendigste  Tlieil  der  Erzählung  zu  einer  Sammlung  von 
Lchrvorschriften  herabgesetzt  wird.  Ibid.  ^.  17.  »viril 
eine  Anrede  in  der  Mitte  durch  die  Bemerkung  unter- 
brochen, dass  Cjms  nur  vor  ilcr  Schlacht  so  grossspre- 
cherisch  war.  Selbst  mitten  im  Getümmel  der  Schlacht 
muss  er  uns  »vieder  an  seine  Absicht  erinnern,  in^eiii  er 
^.  \^H.  darauf  aufmerksam  luaelit  ,  wie  viel  die  Liebe  des 
Heeres  wertli  sei.  Das  ganze  achte  Buch  gibt  sich  auch 
ausseriich  für  nichts  anderes,  als  für  ein  nach  einer  lo- 
sen   Ordnung   in   Paragraphen    eingetheiltes   Lehrbuch. 

Diese  Lehralsicht  ist  es  denn  auch,  die  den  Autor 
bewogen  hat,  bisiveilen  mit  Wissen  und  Willen  von  der 
persischen  Sitte  abzuweichen,  die  in  Bezug  auf  Kriegs- 
kanst  eigentlich  nur  in  INebensachen  bcob.ichtet  ist.  Es 
sollten  griechischen  Feldherren  Muster  aufgestellt  wer- 
den: wie  konnte  da  die  rohe  Einrichtung  der  allpersi- 
schen Heere  dienlich  sein?  Xenophon  muss,  um  seinen 
Zweck  zu  erreichen,  von  seinem  Cvrus  die  höchsten  Re- 
geln der  damals  bekannten  Kriegskunst  erfüllen  lassen, 
wie  er  ihn  ja  auch  in  anderer  Beziehung  idealisirt  hat. 
Oin  nur  ein  deutliches  Beispiel  auzufübrcn ,    tvie  er   »vis- 


lü8 

sentlich  die  historische  Rücksicht  bei  Seite  gesetzt  hat 
(»vas  übrigens  durchaus  nicht  geladelt  werden  soll),  vergl. 
man  Cyr.  III.  3.  58.  und  VIL  1.  10.  mit  Anab.  L  8.  lli. 
In  der  Anabasis  fragt  iler  jüngere  Cjriis  verw  iindert  nach 
dein  Grunde  des  Geräuschs,  wie  im  griechischen  Heere 
die  Parole  umgeht,  ein  Beweis,  da.ss  diess  in  Persien 
nicht  üblich  war;  der  Cyrus  der  Cyrop.'ldie  hingegen  be- 
folgt vor  beiden  Schlachten  diesen  griechisdicn  Gebrauch  ; 
denn  er  ist  ja  nicht  der  .Sohn  des  Persers  Cainbyse.'i,  son- 
dern lies  Griechen  Xenophon.  Ein  anderes  nicht  unin- 
teressantes Beispiel,  »vie  Xenophon,  aus  (irüiiden  der  Be- 
lehrung, nicht  von  den  Einrichtungen  des  Landes,  son- 
dern von  historischen  Facten  abgewichen  ist,  zeigt  sich 
in  Cvrop.  VII.  5-  verglichen  mit  Herodoi  I.  l'JL  Die- 
ser Letztere  erzählt  uns,  dass  Cvrus,  nm  die  Stadt  Ba- 
bylon zu  nehmen,  den  Eiiphrat  in  den  See  abgeleitet  habe, 
den  die  alten  Assyrer  auf  ähnliche  Weise  benutzten,  wie 
die  Aegypter  den  See  Mciris,  Xenophon  hingegen  lä.'sst 
dem  Flosse  ein  neues  Bette  graben,  das  nicht  in  den 
See,  sondern  in  einen  unterhalb  der  Stadt  liegenden  Thcil 
des  Flusses  selbst  einmündet.  Der  Betveggruiid  zu  die- 
ser Abänderung  ist  klar.  Wenn  Beispiele  zu  pralitisilien 
Vorbildern  geschickt  sein  sollen,  so  dürfen  sie  nicht  allzu 
speciell  und  bestimmt  sein,  sondern  müssen  sich  in  einer 
gewissen  allgemeinen  Breite  halten,  um  ebon  auf  fiele 
Fälle  anwendbar  zu  sein.  Äun  ereignet  es  .sich  ".vohl 
unter  tau-send  Fällen  kaum  einmal,  dass  sich  in  der  !Sähe 
eines  Flusses  ein  See  hndet,  in  welchen  man  denselben 
ableiten  kann;  einen  Fluss  aber  nach  einer  anderen  Stelle 
seines  eigenen  Laufes  abzuleiten,  ist  fast  in  allen  Fällen 
thunlich.  Nach  einem  ähnlichen  Princip  ist  nun  Alles 
in  Geschichte,  Gebräuchen,  Charakteren  seines  eigen- 
thünilichen  Gepräges  beraubt  und  in's  Unbestimmte  ver- 
allgemeinert »vorden  ,  »vas  für  die  Lehrz»vecke  des  Schrift- 
stellers ziveckmässig  sein  mochte,  aber  nicht  eben  dazu 
liiente,   das  Interesse  des  Ganzen   zu  steigern. 

Neben  dieser  Absicht  durch  Verallgemeinerung  der 
Wirkiii'likeit  zu  belehren,  findet  sich  aber  auch  hier  niid 
da  in  leisen  Anspielungen  ein  bitterer  Tadel  des  ße.ste 
henden,  uiiil  zwar  besonders  der  athenischen  Sitte,  wie 
ja  der  .Schriftsteller  dieser  Opposition  gegen  seine  \'ater- 
stadt  in  einem  besonderen  .Schriftchen  über  die  atheiiis<lie 
Verf.issung  Luft  gemacht  hat.  Ich  habe  zwar  mir  zwei 
.Stellen  gefunden  ,  in  «eichen  ein  solcher  versteckter  Ta- 
del liegt,  aber  ich  sollte  denken,  dass  für  die  Zeitge- 
nossen noch  manche  andere  Beziehung  klar  iiar.  I.  '3'  1  • 
sagt  der  kleine  Cyrus,  wie  sein  Grossvater  und  die  Gäste 
getanzt,  gesungen  und  durch  einander  geschrieen  hätfeti. 
da  habe  er  zuerst  gelernt,  was  die  Isegorie  sei.  Die 
Isegorie  wurde  aber  bekanntlich  von  den  Bürgern  der 
griechischen  Demokratieen,  besonders  den  Athenern,  als 
eines  ihrer  hauptsächlichsten  Rechtt»  abgesehen  ;  es  war 
<lie  Redefreiheit,  die  Pressfreiheit  de.*  .\ltei  ihuin».  Die 
andere  Stelle  ist  Hl.  3«  50  sqc}»  Hier  wird  weitläuftig 
darüber  gesprochen,  wie  verkehrt  es  sei,  von  langeu  An- 
reden, die  man  vor  der  Schlacht  herdeel.yuire  {^/rxuooK- 
lli(j>8l'<rai:),  das  Heil  zu  erwarten;  die  tje.iet/e ,  du- 
Bräuche,  die  von  Jugend  auf  eingesogenen  Lebrj-ii  niid 
Geivohiiheiten  müssten  auf  kriegerische  Tugend  .ibzwe- 
fken ,     solches   Gerede  aber   bringe   keiue»  Jiutzeii-      Of- 


VoO 


IGO 


fi'iili.ir  «iiil  liior  auf  tüi"  Si((e  iler  afLcnischen  Fplilliprron, 
\iir  der  Srlildijit  iliirrli  l.iiujo  Ucdrii  ileii  I\lut!i  lior  Truji- 
iipii  ?.ii  lipfrnrrii,  Iiiii^^cilrutet.  (."Vlaii  vcrj;l.  Lei  Tliiikv- 
<li<lrs  (ii(>  Ki-(IfMi  iliT  Allieiier  mit  (Ipiumi  iler  L.ikciläiiui- 
iiii-r,  1111(1  iiislicsoiiilore  iiocli  V.  WX)  Hierzu  koiiiint  noch 
oiiii"  dritlp  iJU'llo  (Cjr.  HI.  1.  3S.),  woU-lic,  »in  iii.iii 
sclion  läutest  brinrrkt  liat,  auf  >lio  Ilinriclitiiiig  lies  So- 
tratcs  «liircli   «lie   Adieucr  anspielt  (cf.   ftleui.  J.   '2.  ö'i.)" 

Es  ist  nun  noch  eine  von  Xeno|ihoii's  grüsseren  Sclirif- 
trii  /,u  l)rs|)rerhon ,  «eiche  sich  iu  keiner  Weise  an  die 
SU  elieii  lic.s[ir<)cheiien  anreiht,  dein  Gegenstände  luch  die 
lii'iloiitendstc ,  der  Aiiiirühriiiij;  nach  die  schiv.'ichste  seiner 
Schriften.  Die  griecinsc/ie  Gesc/iicfile  ist  fiir  uns  frei- 
Ji<;h  ein  uns<lia<zbares  ^Vcrk,  kann  alier  <lennoch  an  sich 
leinen  Ans|iriKh  niacJien,  in  die  Reihe  der  grossen  Ge- 
schichtsiverko  gesetzt  zu  »erden;  der  verehrte  Xame  des 
t'orfasscrg  hat  es  erlialtcn  ,  vor  niaurhen  andern,  die  viel- 
leicht eher  IJnsferhlichkeit  verdient  hatten.  Der  V'er- 
s;Ieich  iiiit  Tlinkvdides ,  dem  Xenophon  sich  anznschlies- 
seii  dachte,  oder  <ler  mit  Ilerndot,  dem  iliii  sein  reli- 
gjijser  Sinn  n.'iher  bringt,  erscheint  fjst  wie  eine  Blas- 
iihiinie.  Dass  Xciiophon  die  Ereignisse  kannte,  die  um 
lim  her  sich  begaben,  an  denen  er  selbst  mitthätig  »ar, 
viTstelit  sich  Holil  von  selbst;  ilass  er  zu  schreiben  vcr- 
ptand  ,  «lafiir  biirgt  sein  Vaterland,  seine  Erzieliung  und 
«eine  Schule.  Aber  der  Geschichtschreiber  mnss  mehr 
als  das:  er  muss  gegenwärtig  sein  mit  Auge  und  Sinu 
und  Gemiitli  hei  den  einzelnen  Begebnissen,  wie  ein  ar- 
mer, von  ihnen  fortgerissener  Sterblicher  —  und  zu  glei- 
cher Zeit  über  allen  znsammt  hinschweben,  das  Kleinste 
und  Griisste,  das  INachsto  und  Fernste  durchschauend, 
neikniiiifend ,  »ie  die  ^'orsehuiig;  mit  dem  unbestech- 
lichen Zvteifel  des  ForscJiers  muss  er  das  Wahre  vom 
Falschen  sichten  —  und  mit  der  Warme  des  Dichters 
«einen  Gestalten,  seinen  Beschreibungen  Leben  einhau- 
chen; mit  Aufopferung  muss  or  sein  beschränktes  Ich 
über  der  Arbeit  vergessen  —  aber  ein  höheres  Ich  muss- 
«T  in  sich  eru  ecken,  zu  richten  über  die  Handlungen  der 
iMensclicn  und  zu  würdigen  die  Ereignisse  der  Weltge- 
schichte. Das  ist  das  Ideal,  lialieu  »ir  daran  die  Lci- 
slunj  des   XenophoD. 

Der  Zeitraum  ,  »eldien  seine  Geschichte  umfasst,  vom 
Ende  des  pelopoiinesischen  Krieges  *)  bis  zur  Schlacht 
liei  IVlantinea,  ist  interessant  in  sieh  als  ein  bedeuten- 
der Absclmitt  der  kurzen  Bliithezeit  Griechenlands,  vor- 
züglich aber  in  Bezug  auf  die  Zukunft,  welche  sicli  in 
ihm  vorbereitet,  ujid  deren  Bedeutung,  deren  Keim  und 
A'orspiel  für  den  nicht  ganz  stumpfen  Beobachter  deut- 
lich in  ihm  zu  erkennen  sind.  Diese  Zukunft  hat  Xe- 
nuphon  gealint ,  jedoch  nicht  eigentlich  als  Historiker, 
sondern  mehr  als  historische  Person.  Er  stand  an  der 
Schwelle  der  Zukunft,  auf  dem  Boden  von  Griechenlands 
späteren  fhaten,  und  war,  wie  kaum  ein  anderer,  ge- 
stellt und  gleichsam  gedrangt  liinüber  zu  schauen  in  die 
grossen  Veränderungen,  die  bald  nach  seinem  Tode  er- 
folgen sollten.      Er  kannte  Persietis  hohlen,     untergrabe- 


'j  Wenn  man  tijmiich  ilic  Kurze  Krpnnznnc;  dieses  Krieges, 
welclic  sein  Werk  mit  dem  des  Thukjdidcs  verbindet, 
jibrcchnrt. 


nen  Giani  ans  eigener  Erfahrung,  in  Agesilaiu  bjIi  er 
voreilij^  einen  spar(aiiischeii  Alexander,  nii(cr  ilini  imUle 
er  die  U'ego,  auf  ilencn  er  sicli  riihmroll  mit  seinen 
Tapleni  heraiisgercttet ,  iiiiii  siegreitHi  zurück  zu  messen 
über  (iriecheiil.iiids  Erbfeind  triumphirend.  Darum  lenkt 
er  mit  richtigem  (><-fühl  und  ganz  nahe  an  den  wirk- 
lichen Ausgang  der  Begebenheiten  .streifend,  uiiscrn  Blick 
auf  ilen  thessaüschen  lason  ,  der  (Vf.  1.  4.)  in  einer 
der  vorfrefliichsten  Reden  des  Werkes  Plane  ausspricht, 
welche  der  Makedonier  nach  ihm  vollführte,  auf  Xeno- 
phon's  Kr.'iihriing  gestützt,  dass  l'ersien  noch  leichter  zu 
unterwerfen  sein  niiisse  als  Gricchenlanil  ,  »eil  dort  alle 
Menschen  bis  auf  einen  melir  Knedituchaft  als  Wehr  ge- 
lernt hatten.  So  ist  die  schönste,  die  wahrhaft  histo- 
rische Stelle  des  Werkes  der  Schhiss  des  Ganzen,  »o 
die  Ünentscliiedenheit,  die  VerHirruiig,  die  Spannung  iu 
ganz  Griechenland  bedeutsam  hingestellt  wird  ,  gleichsam 
ein  Chaos,  aus  dem  die  neue  Gestaltung  der  Dinge  iier- 
vorsteigen  soll. 

Aber  eine  Zeit  ist  noch  nicht  erfasst,  wenn  man  die 
Vorgebirge  kennt,  mit  ilenen  sie  in  die  Zukunft  hinein- 
ragt; das  V'erhältniss  zu  ihrer  Vergangenheit  will  auch 
ergründet  sein,  und  endlich  ist  sie  grossentheils  sich 
sellist  Zncck  und  muss  in  sich  selbst  begrilFeu  werden. 
Die  Vcrgaiigenlieit  trübte  sich  dem  Xenophon,  weil  er 
Spartas  und  Athens  V'crhaltniss  nicht  erkannte,  und  die 
Gegenwart  erschien  ihm  iu  falschem  Lichte ,  weil  er  sich 
sträubte,  Spartas  Sturz  zu  erkennen,  weil  er  Theben  iu 
seinem  Kampfe  mit  demselben,  so  viel  als  möglich,  zu 
nei^iercn  strebte.  Die  Belege  hierfür  sind  allbekannt 
and  brauchen  nur  kurz  zusammengefasst  zu  werden. 
Während  der  Leser  woitläuftig  mit  iler  durch  Agesilau» 
auf  artige  Weise  zu  Stande  gebrachten  Verschwägerung 
des  Paplilagonerkönigs  Cotys  und  des  Spithridates  niiter- 
halteu  wird  (IV.  t.),  während  das  Geschichtchen  von  <ler 
IVIinia  und  die  Verhandlungen  des  Spataneos  Derrjlüda» 
mit  Midias  breit  dialogisch  auseinandergesetzt  «erden  (ill. 
1.  10  sqij.)  —  bleibt  (V,  4.  63.)  der  erste  Sieg  der  Thc- 
baner  über  ein  doppeltes  spartanisches  Heer,  bei  Orcho- 
Dienos  oder  Tegvrae  (Dioil.  XV.  37;  Flut.  Pelop.  16- 
und  17-),  unerwähnt;  wird  VII.  1.  lö.  der  l'mstand, 
dass  Epaminnndas  bei  Corinth  den  dreimal  stärkeren  Feind 
aus  seinen  Verschanzuiigen  herausgefordert  (Diod.  XV. 
68.)  übergangen ,  ja  im  Gegentheil  der  Sieg  der  The- 
baner  iii's  Gehässige  gezogen  {ircatov  naQSn/.cvaOui- 
voL  ciTtaqaa/.ivdoTov^  y.ai  avvtazayucvoi  äavvTÜ'A- 
TOVi;);  erfahren  wir  nichts  von  den  Seeunternehmungen 
der  Thebaner  ,  deren  Isokrates  (ad  Philippuin  p.  81- 
Steph.  )  und  Dioilor  (XV.  79.)  gedenken,  und  nur 
beiläufig  von  ihren  Siegen  iu  Thessalien  und  Make- 
donien; »vird  Pelopidas  Name  nur  in  der  Gesandtschaft 
au  den  persischen  Hof,  der  des  Epaminondas  nicht  auf 
dem  Congresse  zu  Sparta  (Plut.  Agesil.  c.  28.),  nicht  in 
der  Schlacht  bei  Lcuctra,  nicht  bei  dem  Einfall  in  La- 
conica,  sondern  erst,  wo  es  unumgänglich  war,  bei  sei- 
nem letzten  Feldzuge  genannt;  sind  endlieh  die  Wieder- 
herstellung Messenes  (Diod.  XV.  6(i.  Pausan.  IV.  2*i.) , 
dessen  VJI.  l.  27.  besläufig  Erwähnung  gcthan  wird,  und 
die  Gründung  von  Megalopolis  ,  das  VII.  5.  5.  ganz  zo- 
fallig  vorkommt,  die  zuei  cmplindlichsteu  Schligc,  «eUho 


161 


162 


Tbelien  Sparia  versetzte,  mit  vülli^em  Stillschweigen  über- 
gangen. 

Woiske's  Annahme  (Qiiaeslt.  ad  Hist.  Gr.  p.  XXX), 
der  Nanio  des  Epaminundas  sei  in  deij  Ilaiidsrhriftcn  aus- 
gefallen, ist  sehr  untvahrscheinlich:  denn  warum  sollton 
gerade  die  grüssten  Namen,  dieser  nud  der  des  Pelopidas 
weggelassen  worden  sein,  während  sonst  in  dem  'Werke 
an  Eigennamen  kein  Mangel  ist?  Soll  das  Verschweigen 
der  Urüiidniig  lon  IMegnlupolis  und  die  vielen  anderen 
übergangenen  Thatsathen  durch  ähnliche  Annahmen  er- 
klärt werden?  Das  wflre  doch  gar  zn  kühn,  und  beson- 
ders würde  es  an's  Wunderbare  gränzen,  «eun  die  Ab- 
schreiber bei  ihren  Auslassungen  immer  zum  Vortheil 
der  Lakedämoiiier  bec^uem  gewesen  waren.  AVir  haben 
hier  ohne  Zweifel  die  Hand  des  .Schriftstellers  zu  erken- 
nen ,  und  den  verblendeten,  parteiischen  Sinn,  der  einen 
sonst  rechtllchou  Mann  dahin  brachte ,  die  Geschichte 
anf  eine  unwürdige  Art  ztt  schreiben,  ja,  man  niuss  es 
sagen,  die   Geschichte   zu  verfälschen. 

Xenoplion  hat  es  unternommen  ,  das  Werk  des  Thu- 
kydides  forizusützcn,  aber  wie  wenig  hat  er  von  dem 
Meister  gelernf.  Tjiukyilidcs  schrieb  eine  Staatsgescliichte, 
Xeoophon  schreibt  <lie  Geschichte  einzelner  Priiaten  unter 
dem  Geivande  einer  griechischen  Geschichte  ;  Thukydides 
schrieb  in  welthistorischem  Sinne,  Xenophoo  um  hie  und 
da  eine  Belehrung  zu  geben,  um  seine  Zeitgenossen  zu 
loben  und  zu  tadeln;  bei  Thnkydides  herrscht  die  höchste 
edelste  Objectivität ,  Xenoplion  ist  in  seiner  Auflassung, 
in  seiner  Darstellung,  in  seinen  Ausdrücken  durchaus 
subjectiv.  Es  wäre  unnolhig  Diagej  die  von  selbst  in  die 
Augen  fallen,  noch  einmal  weitläuftig  durch  Belege  er- 
weisen zu  wollen:  nur  davon,  wie  Xenoplion  sogar  in 
der  Art  sich  auszudrücken  seine  Subjectivität  nicht  ver- 
laugneu  kann  ,  sollen  hier  einige  Beispiele  folgen.  *)  In 
den  ersten  Büchern  hat  er  noch  Bedenken  Kleinigkeiten 
anzuführen,  die  der  Würde  der  Historie  nicht  geziemen. 
So  bevorwortet  er  II.  4.  27.  eine  Erzählung  mit  den 
Worten:  €1  öe  y.al  TOVTO  ÖEi  eiTtetu.  Nachdem  er  II. 
.■>.  cxtr.  einige  i-on  den  letzten  Worten  des  Theramenes 
angeführt  hat,  fügt  er  hinzu:  „Ich  weiss  zwar  recht 
wohl,  dass  diese  Aussprüche  nicht  merkwürdig  sind  ;  aber 
das  halte  ich  an  dem  Manne  für  bewnndernswerth  ,  dass 
ihn  im  Atigcsichte  iles  To<les  «cder  die  Besonnenheit, 
noch  der  .Scherz  verlassqn  hat."  Xenoplion  scheint  in 
'diesen  ersten  Büchern  gefühlt  zu  haben,  wie  »veit  er  steh 
von  Thnkydides  entferne.  Im  Verlauf  des  Werkes  nimmt 
nan  aber  ilie  .Subjectivität  immer  zu,  und  zeigt  sich,  wie 
gesagt,  anch  in  der  .Sprache.  Um  Kleinigkeiten  zu  Viber- 
geLeu ,  wie  IV.  2.  lü-  (fQuaui  öl  Xßl   rö  Tikljdoq  exa- 

*)  Ich  bin  wieder  genöthigt,  von  einem  Manne  wie  Creuzer 
abzuwciclicri,  <ler  »liistorische  Kunst  der  Griechen«  S.  312 
dem  Xenoplion  die  hücbste  Objectivitut,  der  Daislellungs- 
weise  und  eine  vollkommene  SelbstenLiusseriiuä  zuspricht. 
Es  wäre  zu  veiwomlein  ,  wenn  ein  Scbiiftsteller,  der  in 
der  Behandlung  des  liisloriscbcn  Stoffes  und  in  den  Zwe- 
cken der  GescIiicIUsi.lircibung  so  dmchaiis  subjectiv  ist, 
in  der  Dürsicllung  uiul  in  der  Ausdnicksweise  diese  Sub- 
jectivität ganz.  verUngnen  könnte.  Wirklich  scheinen  mir 
die  oben  anijcfiibrteu  Stellen  für  die  entgegengesetzte  An- 
ticlit  entscheidend 

ütilsclir   f.  d    Alterthumtw. 


TSQvjv,  IV,  3.   16.  ^ti]yr;(TOfiai  dt  xal  xf]v  \iö%T]V  etc., 
so  hätte  sich   Thukydides   nimmermehr  aasgedrückt,    wie 
Xenophon   V.    1.   19:  „Wenn   aber  Jemand   denken   sollte, 
Teleutias  habe   unbesonnen   gehandelt ,   mit  12  Dreirudern 
gegen  Feinde   zu   fahren,    die    viele   .Schifle    besasaen ,    so 
erwäge   er  seine   Berechnung."      V.   2-   ()•  sagt  der  Histo- 
riker:  „Dieses  soll  angeführt  sein   als  ein  grosses  Zeicheu 
der  Subordination."       Im    folgenden   Paragraphen     werden 
die   Vortheile   auseinandergesetzt,    welche  die   Mantineer, 
nach   der   Meinung  des  Schriftstellers,   den  Lakrdämoniern 
zu   verdanken   hatten  ,   weil  diese   mit  schreiender  Gewalt- 
thätigkeit    ihre   Stadtgemeinde    in    vier    Dorfschaften    zer- 
streuten.     Schliesslich  aber  führt  er  noch  einen  ganz  ab- 
sonderlichen   Nutzen    an,    den    die    Leute    (ungewiss,    ob 
alle     Menschen,    oder    nur    die    Bewohner    von    Mantinea 
gemeint  siud)  von   diesem  Kriege   gehabt  hätten:   nämlich 
die  Feliiherrnlehre,  .Stadtmanern  von  keinem  Flusse  ihirch- 
schnoideii   zu   lassen.  —   V.   4.    51-   heisst   es:  ,,E9  schien 
ein  schöner,   geistreicher  Gedanke   von  Agesilaos  zu  sein, 
dass  er  .   .  .  {/Mi    ulvioi   idoxst   y.akov   ycvta^ai  to 
£v9t'ur/!.ta   rov  'JyijdtLaov).    VII.  2.   beschreibt  er,  nm 
Feldherren   damit  einen  AVink   zu  geben,   weitläuftig,   wie 
Iphikrates   zugleich    schnell  gesegelt   sei   und   seine   Trup- 
pen  geübt  habe,   und   fügt  dann   (§.  32.)   bei:   „Ich  weiss, 
dass  alles  dieses,    wenn    man   eine  Seeschlacht    erwartet, 
von   den  Leuten   geübt  und  gelernt   wird;    aber    das    lobe 
ich   .   .   .   •"      Ib.   39:     ,,Ich    lobe    diesen    Feldzug    unter 
denen   des  Iphikrates    nicht  zum   wenigsten."      VI.   5-   51. 
sagt  er    in   Bezug    auf    ilenselben    Iphikrates:     „IFenn  er 
andere  Kriegsunternehmungen  gut  geführt  hat,  so  tadele 
ich's  nicht;  das  aber,  was  er  zu  jener  Zeit  gellian,  finde 
ich  Alles,  theils  veri^eblich ,    theils  zweckicidrig  gethan.''' 
Subjecfiver    kann    ein   Historiker    doch    wohl    kaum  sein: 
er  tadelt   —   es   mag  sein;    aber    er   tadelt    nicht    wie   ein 
Historiker,  sondern   wie   ein  Rücksichten  nehmender,  sich 
entschuldigender   Tagesschriftsteller.    —     VII.   2.    Ifi.   be- 
ginnt er   eine  Erzählung:  ,,Auch  das   ist  eine  schöne  That 
der   Phliasier",  darauf:    „Wer  sollte  also   nicht  edel   und 
tapfer  nennen  Männer,   die  Solches   vollbringen"?    Ib.  17: 
„Dass  sie  aber  auch  durch   Ausdauer    den    Freunden    die 
Treue   bewahrten,  ist  augenscheinlich",    und   nun   kommt 
die    Erzählung    als    Beleg    zu    diesem    allgemeinen    Satz. 
Wie  subjectiv   ist  nicht  folgende   Stelle    (VII.   .O.  8.),    wo 
er    endlich    notligedrungen    den    Epaniinondas    lobend    er- 
wähnt.     „Glücklich   für   ihn   könnte   icli   nun   diesen  Feld- 
zug  nicht  nennen;  so  viel  Jedoch  Sache   der  Vorsicht  und 
der    Kühnheit    ist,    scheint    es    mir    der  Mann  an   Nichts 
liaben    fehlen     zu    lassyu."       Die    meisten    dieser    Stellen 
könnten  vielleicht  an  sich  unbedeutend, scheinen,   bei  einem 
neueren    Gesrhichtschreiber    sind    Aeusseriingen    der    .Art 
gar   nicht  anflallend;    aber   bei   den   Alten  kann    man   füg- 
lich  einen   andern   Maasstab    anlegen,    und    solche    Worte 
des   Autors,    mit   seinen   Erzählungen    zusammengehalten, 
beweisen   unwidersprerhlich,    wie    einseitig   dir  Standpunkt 
war,    von    welchem   aus  Xenophon    seineu   Gcschichlsstofl" 
betrachtete. 

Die  kleineren  Schriften  unseres  Autors  (aus  ilenen 
ich  jedoch  die  Apologie  als  unächt  ausscheiden  möchte) 
können  füglich  hier  übergangen  werden.  Ihre  Analyse 
würde,  wie   die  seiner  grösseren  Werke  zeigen,  dass  wir 

11 


163 


164 


in  Xriiophun  einen  Geist  z>i'citen  Ranges  zu  erkennen 
liaben  ,  ilcr  alitnseiir  auf  die  Einzelheiten  des  Praktischen 
gerichtet  ist,  und  der  daher  eines  grossartij;en  Ucber- 
blirks  erniant;clt,  einen  Schriftsteller,  dem  Heiterkeit, 
Liebenswiirdi|;keit  und  abgerundetes  Wesen,  nicht  min- 
der aber  Unselbständigkeit  und,  was  hiermit  nath«veudig 
rrrbunden   ist,  Einseitigkeit  eigen  sind. 

Frankfurt  a.  M.  Dr.  H.    Weil. 


15.  Julius  Gabriclj's   Varianteji   in    Xenoplioii's 
.  Cyrojiadie. 

Hr.  Professor  Kaspar  ron  Orelli  »ar  im  JaLre  iS3ß 
so  gefällig,  mir  eine,  von  ihm  genau  collationirte,  Ab- 
schrift dieser  ^'arianten  zu  übersenden,  da  Gabrieli's 
L'ebersetzung  selbst,  welcher  sie  angehängt  sind,  ,, ihrer 
fiussersten  Seltenheit  wegen"  von  der  Züricher  Unirersi- 
tätsbibliofhek  nicht  an  Auswärtige  verliehen  wird.  „Die 
nurichtigen  Acccntc",  schreibt  er,  „z.  B.  TlXslOcai,  sind 
so  im  Drucke.  Es  ist  also  diess  ein  achtes  und  beglau- 
bigtes  Fac -simile." 

Gabrieli  excerpirte  diese  Le'-arten  ans  sehr  alten  Hand- 
schriften (ex  (juibusdam  antit^uissiniis  graecis  codicibus) 
der  St.  Peterskirche  zu  Perugia,  wie  er  in  der  Vorrede 
meldet.  Viele,  die  er  in  Heinr.  Stephanus  Ausgabe  fand, 
rtbcrging  er.  Der  Werth  dieser  Sammlung  ist  anerkannt: 
man  s.  nur  Schneidcr's  Vorrede.  Daher  möchte  ihre 
rollständige  Mittheilung   wohl  Manchem   willkommen   sein. 

Konstanz.  Dr.  Bothe> 

Emcndafiones  in  oc(o  libros  Xenoph.  de  Cyri  paedia, 

ex  vetiistis  excmplaribus  colleotae,  in  quibus  osten- 

dendis.   nutncrisque  notandis  sequiiti  sumus  codicem 

Aldi  typis  iinpressiuu.    Primus- aiitem  numerus  char- 

tam  indicat,  secundus  versum. 

Primo  libro. 

Charta   1.  Pag.  B.  versn   1.   ov'i  6^io'i,uig\   Ol'z   ivdtv., 
Cjal)rie!i  so  ti 

ö9^£v  al  TrXcicTTai  nöXeci;  uQ^ovrai. 
i.  b.  2.     Toi'i  eaiiToti]  rodg  eaviuiv. 
1.  b.  3.     'ETCiiaTTovatv]  eneira  TCQOa-xäxTOvmv. 

1.  b.  20.  MierovfiBv   dXki'jkovi;]   fAtaovoi   f^ev   dkXjj- 

Xoug  f^idkicTTa.  öixd^ovzai  6s  ^'xccr-va,  dxn- 

2-  b.  24.  w  Trat  leyeii]  w  Ttai  xavxa  Xsysii. 

2.  b.  49>  y^QioavTeg   tn'    ««Jt);?]     'AQvaavTSi    d^i' 

J.  a.  26.  'Enii  rdre]  tTtcna  rdrs. 

5.  a.  23-  u')q  ai  fi;;]  atq  aa  ijöeuic,  xa'i  fJ-ij. 

f).  a.  47.  kvjQUiv    ti£qI    ajiavTa    kavcujv    svrav&al 

iuj^vjv.  ivravd^a. 

,').  b.  10.  TtaQSoy.evüQETo^   dvznraQeary.svdQeTo. 

t).  a.  3-  Tp  TiEtga  y.ai\   vrj  mioa  ttj  i'juETtQa.  Hat. 

6.  a.  7.  dkkd  fi^v  6ia]  dkXu  ^ fii'jv  ye  z«l  8id. 
().  a.  7.  oij-iai  daö^ciij]  oijjai  deiv  3aQQ£iv. 
if).  a.  7.  TUiV  ^£Wf]  rd  rviv  deujv. 

H.  a.  45.  o'vTVic,    övToq   ixfiaracrQat]     ovroq    oinvji 
mioiaadat. 


8. 

a. 

7. 

8. 

a. 

27. 

8. 

a. 

35 

8. 

a. 

46. 

9. 

b. 

49. 

10. 

a. 

21. 

10. 

a. 

35. 

10. 

a. 

53. 

10. 

b. 

22. 

10. 

b. 

50. 

11. 

b. 

27. 

6.  b.  41.  et»'    ovij.fAax,ot   ysvoivio]   dv   oi   aii^fj,ay[^oi 

yivoivTo. 

7.  a.  40.  ETiEi  i5fi  (üq  ev\  euei  d'  iv. 

7'  a>  42«  TOVTUiV  £v  ditaaiv  6^äv\  tovtcuv  'iv  -ziaOLv 
OQdv, 

8.  a.  6-     ■nk£ov£y.xElv  avziJiv\  TiXEovexTefv  Tta^'  aö- 

rdiv. 

7cagiöu)VTE(;  EavTOL'i  dTäxrov;]  TVa^aöuJv- 
r«;  kavToi'i  drdy.xovq.  (sie) 
dkko   j.i£TEv£yyoii;  eu'   dv9Qajitovq  i/  rdi] 
dkko ,  i]  ^ETEviyyfji  £it    dvd^iänovc,  rd;. 

efl7rt7ITU}V   EVEÖl]    E^TtEodtV    avVEÖEl. 

Secundo  lihro. 

9.  »•  44.  £1  ov  £'ti]v  i-)[oifiL  cö?  Tdxtoxo.  onka  enuiov- 

^ii]v\  El  av  Etiju  ojq  Td'/'<yT'  äv  linka  :i  oti-- 
/-il/V.  Ita  prorsus,  mea  quidcm  sententia,  le- 
gendum  est;  nee  (j[uic(|uaui  amplius  imniutan- 
dum.  Sensus  ai'.eo  clarus  et  apertus ,  ut  ex- 
plicatione  non  indigeat. 
9.  b.  25.  EXo^iEv,  y.ai  ei  -zi  x^'-QOve^  i)jA(iiV  eOts  £e<; 

rOV.]    EXOf.'.EV    ti'i   TOV. 
Ell]   £3rl    TOtii\    Ell]    xoi<;. 

y.ay.iu)tEQov^  xaxLcu  exeqop. 
orpa^ag]   Ti^d^ai. 
oi  EXEoai]  oi  EiaiQOt. 
duoyökwi  ETTExvxEf-]  EvixvxEV  Svoxoh/j. 
xoii  kaßsiu  Evsy.a]   xov  kafjEiv  -vi  ivcy.a. 
i'jv    f^dv    iji^tEis    vt/.Mi.i£v   dvkopdxi]    liv    uEp 
ij/iEii  viy.djuEv,  xot-co  yd.Q  ueI  v,ai  ki'/Eiv, 
xui  noLEiv  ÖEt ,  y.ae  ui>  xd  xojp  riXT'jj^EPCuv 
dyai}a  %avxa.   Sensus  satis  perspicuus,  verha^ 
aliijuantum  adhuc  mihi  quidem  suspccta. 
12.  a.   16«  TcuQußakkouEVüt  öl  oiy.  i'aa  E/'i]  TiQoßak- 
kö/^iEvoi  Ö£  ovx  i'oa  Eii;  xov  xipÖvvov  i'fiSP. 
f^dkioxa]  fj.dkiaxa  de. 

löwv   d'    aü-vop    xoi'i    i^ttr    ii'i/.iioEii]    iSwu 
avTov  Tovg  )j/,uo£tg. 
xae  EOxt  Ol]  xui  iocii    o'i. 

XOy    I'OXEQOV]     ZOP    ÖEL'XEQOP. 

ovxoL   6))]    ovidj   ö!)   oi  TTEfATTdSccQXoi  av 
7iaQi;yop  Eic,  xEOaaQuq.  etieiöi)  Ö£. 
TtaQij]  Ttagh]. 

d/.okovdEip  ETa^E ,   yae]  dyokovxEip,  y.ai. 
EXBiPOv  de  Ek&dvTEi]  EXEipov  S',  El  de^ods, 

ikOÖPTE;. 

avxujp]  avxip. 

Ti(}oa£kijku9öxog]  TTQOEktjkvßSxoc. 

V/Jt'p]     l'jf^ltP. 

küßt]  kaßujp.       ^  j 

xi]V  itij^ap]  xup   &r,QU.  \ 

Tertio    libro. 

6x1  xaX  ßoükoixo]  6,  XL  ßovkotxo. 

öfiov   öijI   öfioO  ijöl]. 

XVX1]  xai]  xvyrj  aoi,  y.ai, 

itiiiQuxE  xujv  ndvv]  TCETiQaxE,  Ttdpv. 

avxui]  aüxoig.  f 

TOVTOV]    ToiJXO    E(f}]    Örjkop,    OXI.    ÖfAOk.        } 


12. 

a. 

>  18. 

12. 

a. 

33. 

12. 

a. 

37. 

12. 

a. 

53. 

12. 

b. 

2. 

12. 

b. 

9. 

12. 

b. 

35. 

12. 

b. 

54. 

13. 

a. 

21. 

13. 

a. 

47. 

13. 

b. 

10. 

13. 

b. 

12. 

13. 

b. 

23. 

24. 

a. 

26. 

14. 

a. 

28. 

14. 

a. 

51. 

14. 

b. 

13. 

15. 

a. 

14. 

15. 

a. 

27. 

15.  a.  45. 

15.  b.   15. 

16.  b.  2. 

16.  b.  9. 

17.  a.  11. 
17.  a.  12. 
17.  b.  8. 

17.  b.  27. 

17.  b.  28. 

17.  b.  50. 

18.  b.  7. 
18.  b.  22. 
18.  b.  27, 
18.  b.  48. 
18.  b.  48. 


19.  b.  27. 

20.  a.  3. 

21.  a.  11. 
21-  a.  21. 

21.  a.  32. 

21.  a.  34. 

21.  a.  41. 

21.  a.  43. 

21.  a.  50. 

22.  a.  12. 
22.  a.  13. 
22.  a.  28. 
22.  b.  13. 
22.  b.  18. 
22.  b.  22. 
22.  b.  48. 

22.  b.  49. 

23.  a.  4. 
23.  a.  53. 
23.  b.  3. 
23.  b.  16. 
23.  b.  36. 
23.  b.  44. 

23.  b.  53. 

24.  a.  46. 
24.  a.  47. 
24.  b.  17. 
24.  b.  17. 
24.  b.  21. 


24.  b.  30. 

25.  a.  10. 
25.  b.  21. 
25.  b.  25. 
25.  b.  36. 
25.  b.  40. 

25.  b.  43. 

26.  b.  8. 

26.  b.  18. 

27.  a.  10. 


165 

jj/ii£hjO£i>]  e^iekkrjatv.  27. 

ouXfQovEOTiQat;}  dcfQuvEcrxl:(ja<,.  27. 

ci}  ü'iTieQ  oloifii]v  dacpaXcu<;  i/ifietv.  27. 

eksyuv  oiiTcug}  ckeyov ,  oxi  ovtwq.  28. 

To.  ^fQijftaza]  Tujv  yQTjf.id'cutv.  28. 
dyoivTo'\  dyaivTO. 

noXv  av  i-iäWov.  Y.ai\   itokl   yait  ^läXkov     28. 

xal.    ^  ^  28. 

■nQooijsaav.  tooovxqv]  ■nooie.Qo.u  xoaovxov. 

Ttji  OTQaxonedwi]  ev  njj  axQaxoiiedui.  29- 

STTetdäv]   eäv.  29. 
7iU!Jay,skEvaat\  Tiaoaxsksvoato. 

o'uxui  yä.Q  \o'uva>  ydo   öti.  29. 

ai'coi'ifl  cwToc^.  29« 

VTisvavxioiq]  evavxioK;.  29. 

EQvfxdxvjv]  üpfidTojv.  30. 

Quarto  libro.  or.' 

iToXi)  f-iä'kl.ov]  f^tdkeara.  .  30. 

ort]  UTE.  31. 

ovvTOvaixaTa.]   davvxovuixaia.  31. 

y.o.TEtkr,(fdat.  (Iv  i]v  8iu\  y.axetkTj^itai  uii, 

öid. 

d^ioja-ojatv]  d^tuiaovatv.  32. 

ytyvcöaxoi-iEvl  ytyvcJaxu)  /^ev.  22. 

ETTiftEh]9i]vai  xiva\  ETii'iuehjdijiiat.  32. 

tiote]  Tzio.  32. 

övvaxujv]  Sovaxöv. 

dyairuiijv]  dyaTiuH  ip>.  ,33. 

:Tpo(j;^cui']  -K^ooX'ß-  34. 

röSt}  Tujde,  34. 

vftsii;]   i'juEii;.  ijfxujv]  vfj.ijiv.  35. 

öiaydyETE^  didysxe.  36. 

ivri9Ea9s. 

ai>xu}v\  ai'xif).  36. 

^n)  8'  einstv^  xip  ^i)  8'  eirtEiv.  36. 

y.akEOac  xä\  xalicrac  6  xßooc  xd. 

t;v  XU  OEovxa  ev\  riv  xaöE  ev.  36. 

vvv  ÖE  dvdyy.ag  Eii]  vvv  8e   av  us  dvdyy..     36. 

dTfliyayov]  dnijyov, 

iv  dkkot^  8e  ys  av]  ev  xovxip  av. 

TO,    Tf]    TlixE. 

ovxujg]  ovTog. 

Ttafg  av9ti]  Ttaiq  Svcxv^dig  avOiq. 

öij  6  y.vgoi;]  Sr,   oi'ro?  ECfT] ,   xal    6  xvqoq. 

dhj^EvöfjEvoq]  äki]9£vofiEroii. 

otyfj]  Ol  f^idyoi. 

Quinta   libro. 
ö  udkiaxa]  6  äel  fxdkioxa. 
Eyu}\Ey(jjyE.     'E^ii^oijfiijp]  E^i](fOvi.uv. 
El  ^)]\  Ei'yl^  uri. 
VQXaviov;']  VQxavioig. 
ovxoi]  oviu). 
6jxuj(;\  öf^oi'uji. 
Tovxotg]  xovxip. 

avxoii  ÖQ<jjv\  avToii  xal  ÖQÖiv. 
axQaxEia^  oxQaxia. 
Sijkoi]  ÖEivol. 


166 


37. 

37. 
38. 
38. 
38. 
38. 
38. 
38. 
,38. 

38. 
39. 
39. 
39. 
39. 

39. 
40. 
40. 


31. 

34. 
44. 
20. 
50. 

20. 
26. 

12. 
13. 

8. 

23. 

52. 

20. 

38. 

1. 

50. 

21. 

24. 


20. 
35. 
43. 
53. 

43. 

49. 

25. 

9. 

13. 

24. 
27. 

39. 
43. 


27. 

39. 

2. 

42. 

44. 

46. 

51. 

42. 

48. 

50. 
19. 
33. 
41. 
42. 

17. 
31. 
43. 


vjq  S'  ^xovasvl  uJQ  ^xovcrev. 

Eiaijkde]  tjki^E.     xv^o}]  xvqov. 

TW  i)/uEXEQijt  (plkip]  xvj  xe  VfAExi()ui  (fiiho- 

ÖOXtül    d0XUVf.lEll. 

ETil    xovxoii    dyExE\    ETvi    xoixotz    (idy.UL 

dysxE. 

önöxE\  ovrco  xe. 

ov  ydQ  TTrjti  ev  oöio  nävteg  ^o-ar]  ort  -jidv- 

T£5  EV  üSui. 

xaxd  xdxxE(59ai\  xaxEXQvo9at. 

iTTTtEig  xad^oQuiai  ÖS  xov]  inneig  xai^ooojoi 

xov. 

xivovfiEvog]  xoivuivovfxevoq. 

EXEkEVOE}  xal  ExikEvae. 

II]  VW  aoi\  rj  Ol  vvv  <soi. 

u)q  sdv]  w;  dv. 

TraQoyEiv]  dndyeiv. 

rajv  äE  ovo  (fQovQLUiv}  xm  de  5i'u  CfpuvQiUj. 

xi  «yo)]  XI  as  Eyoj. 

ae  6  rtÖE/v]   <TE  ov  r-deiv. 

Et  Sh  Totiro]  et  S!)  tovxo. 

Sexto  lilro. 

xd^iOTa  d  dv]  xdxio^xa  dv. 

eavTov]  eavxvj. 

ovÖE  jxsya]  ovdsv  /^eya. 

xal  Exi  vvv]   'ixt  xai  vvv. 

XQÖjvxai  xal  oi]  iQ^vxat  oi. 

iinovoiüv]  ETVtvoüiv. 

xovxotii]  xoi'xovg. 

fid&ujfiEv]  kd9ui^ev. 

ri  (pvka^]  <pvka^. 

Eni  xovTotg  e^ExE  neC,(iiv]  neC^iüv  ml  rov- 

xoic,  ixExe. 


XiJQOi     i&V£x6]    TCQUlt    XV(tOC 


El]  /;. 

TiQiul   ftev    ö 

edvExo. 

avxi;g]  avxrj.  ~ 

ijxtq]  ei  Ttg. 

Septimo  libro. 
EntTipöcro)]  ext  nQÖcru). 
£navaxEivö/.iEva]  i}  xd  EitavaxEtvöfAEva. 
ETiEXEixui  xEray/uevoi,  xai]  ettexeixo,  xai. 
£f.ißakEiv]  Efißakkeiv. 
Tivd]  Tti'u,  xai. 
XQaxovfjEvov]  jjevov. 
vno]  vn£Q. 

naQijyyeikEv]  nafiriyyEikev,  xui. 
uj(pEkt]9ijvat  xovg  oxQaxiuixag  yiv.]  tücfi- 
kt^dijvat,  yivuioxui  yaQ. 
df^ia]   av. 
eueI  öe]  t'yui  Ös. 
exL  doxEis]  ifftjt  ei  öoxeig  exi. 
xii  8i)]  xic,  8'  tjv. 

ey.Eivtj  /utv  ydg  xujiv  dya9üiv]   ixeivtj  yä(t 
xujv  f^ev  dyadvjv. 
nonjaoixo]  tceiodixo. 
Etxe  ocua]  o'he  ocSa.  sha  jur]  oixe  f^r,. 
nEQiEGxij  jUi-j]  TTEQteoxijae  UEV  nQujTOv. 
11  * 


167 


168 


41. 

a. 

13 

41. 

a. 

28 

41. 

a. 

53 

41. 

b. 

19 

41. 

b. 

29 

42. 

a. 

/. 

42. 

a. 

4ü. 

42. 

b. 

24. 

43.  a,  17. 


43. 
43. 
43. 

43. 
44. 
45. 
4.^. 
4b. 
47. 
47. 
47. 
47. 
47. 
47. 
47. 
48. 
48. 

49- 
49, 
49. 

49. 
50. 
.00. 
ÖO- 


7. 

25. 

30. 

32. 

4b. 

27. 

45. 

50. 

3. 

10. 

25. 

8. 

22. 

38. 

48. 

22. 

40. 

29. 
19. 
44. 

20. 
1. 
7. 
17. 


:)0.  b.  35. 


noXlot  ixsigoUvTo]  sx^iqovvto. 
ovxu)  öiheii^eii]  oltuj   de  Siivstjiev- 
naQ/ivTiof]  jtagovTa^.  ^ 

yuXy,v  aoi  eivai]  /oX/;  OOt  ijv. 
ii;i8tujaujfi£^  i:d£i;tuouj  f^£. 
xal  f/'s  ihJQat']  xai  di^^dv. 

ei  di)  äXkoi'i]  ti  Si    äkXovi. 

Octavo  libro. 

rjQX°^'    oi'devo;   d'    i^gx^l^^v]    nqx^^  1"^" 

oi'hevui.  ijQxovro  öe. 

lo;  öe]  ftijösv. 

aQX^^  «t'rwj']  üqx^'^  V^  avxiov. 

£7161    de   eoöaiftopSa-reQov]    liietdn -it^  £i^- 

dcULioveazeQoq. 

OVTU»    ÖK     TU    TOTf]    OVTUt    ÖtI    TOTE. 

yivoiwo]   yevoiTO, 

ovx  duEkeiv^   ovx  d[.i£ki;. 

ejAiTQOo^cv  de  xiov^  E^TiQOcr^ev  xdiv. 

■jioWoi']  TCoXv. 

Toi'i  äkkovi  (fikovi]  Tovi  cpikovc,. 

üiroTE  bh  j-ii)  ai'ioi]   oTiove  de  avToi.  ^ 

Tou  dsö^Evov,  Tuv]  Tuiv  edof^EVOJV  TOr. 

diöQ^  d(o. 

£7t£t\    eizElTa. 

xaxaiuEivdvTwv  Tovicuv]  xaraLieivdvTtop. 

ökajQ]  oiog. 

u'taawujq  ovTioil  (üaavTuii  da  ovTOjq. 

OVTU»  de  y.at]  ovivj  y.al. 

fx  Tiov  vvy.tüjv^  ky.  vvy.T{jiv. 

ooa  dvvaTov  ew'pwi']   ooa  iujgojv. 

ai'röv]  iavTov. 

CTOTor;    y.al  dkkovi\    'imtovq   yal   dv9Quj- 

novs  y.ai  dkkovq. 

t6  sßdoiiov  £Jii]   TO  eßdofxov  ijdij  STte. 

de  ddektpotQ]  ddEkcfotq. 

äizoKtnovaa]  dnokEtiiovaa, 

v)Q>adi]  ixev  TiQoq  tuj  tj]  ujQia9)j  TTQOi  suj 

fiev    TTJ. 

ddei-ttcyTdTEQOi  de]   dOifitOTÖ-rEQüC  di). 
Finis. 


16.  Xenophontis  Occonomicus.  Cum  amiotafioiie  critira 
ed.  Ed.  Kerst  (praeceptor  Lycei  OhrilruHiani).  Lips. 
31DCCCXL.     X  n.   102  S.   gr.  8. 

Die  in  flicssemlem  Latein  rcrfassfe  Vorreile  kündigt 
uns  «len  crsteu  sr)irif<stcllerigclien  A'ersufh  eines  aus  ilcr 
Schule  G.  Hernianirs  lieriorgcgangcneu  jungen  Gelehr- 
ten an.  Envcikt  schon  der  Name  des  Meisters  und  der 
Gedanke,  «ie  Vieles  tliesos  Schule  bereits  geleistet  bat, 
ein  günstiges  Vorurtlieil,  so  sieht  man  sich  in  diesem 
durch  die  Bescheidenheit  bestärkt,  mit  welcher  der  Verf. 
über   seine    Leistungen  sich   ausspridit. 

Die  Hauptaufgabe  der  vorliegenden  Schrift  drückt 
schou  ihr  Titel  aus;  sie  ist,  wie  uns  auch  die  Vorrede 
erklärt,  die  kritische  Behandlung  schivieriger  Stellen  und 
die  Feststellung  eines    correcteren    Textes,     za    tvelchem 


Zweck  der  Verf.  die  VVolfenb.  Handschr.  mit  grosser 
Sorgfalt  triedcrhoU  verglichen  hat.  Demgemäss  bilden 
die  dem   Texte   folgenden   kritischen   Anmerkungen   S.   6.5 

—  102  den  wichtigsten  Theil  und  die  Kritik,  die  hier 
geübt  wird,  ist  eine  ruhige,  besonnene,  die  Aucforitat 
der  Handschriften  anerkennende,  aber  nicht  blindlings  ihr 
folgende.  Letzteres  ist  freilich  in  dieser  Schrift  Xeuo- 
phon's ,  bei  der  Beschaffenheit  der  Handschriften  auch 
kaum  möglich;  um  einen  lesbaren  Text  zu  erbalten,  sieht 
man  sich  hier,  wie  in  andern  Schriften  Xenophon's  un- 
abweisbar genuthigt,  zur  Conjectur  seine  Zuflucht  zn 
nehmen.  Hr.  K.  hat  sich  dieser  Aufgabe,  den  verderbten 
Stelleu  durch  Conjectur  zu  Hülfe  zn  kommen  ,  weder 
entzogen  ,  noch  sich  mit  zu  grosser  Begierde  auf  dieses 
Feld  geworfen ;  er  hat  die  Leistungen  der  A^)rgänger 
willig   anerkannt,    und    ist   ihnen   vielfach   gefolgt. 

Ref.  will  nun  durch  die  in's  Einzelne  eingehcudo  Er- 
örterung theils  das  bisher  gegebene  Urtheil  belegen,  (heils 
und  vornehmlich  die  Textesänderungen  hervorheben,  wel- 
che der  Verf.  entweder  vorgeschlagen  oder  vorgenommen 
hat.  —  C.  L  §.  3.  ist  aus  guten  Gründen  die  Lesart 
der  Handschr.  ij  xal  Tov  dkkov  de  oiy.ov  —  urmEQ 
xal  eavTip,  y.ai  6  oi'/.ovofitxui;  y'  av  o'jaavTojq,  bei- 
behalten und  gegen  Schneider's  Aeuderung:  tuv  akkov 
de  —  ocfKEQ  y.ai  iavTuj ;  ij  yai  ö  ot'y..  y'  av  ojcrav- 
Tok;;  gerechtfertigt  worden.  Lässt  sich  auch  nicht  läug- 
nen,  dass  ij  y.ui  —  0('z  av  dt'vano  gegen  die  Correct- 
heit  verstösst,  so  würde  doch  durch  Schneider's  Verbes- 
serung die  Rode  an  natürlich  leichter  Bewegung,  n eiche 
dem  Griechen  insgemein  höher  galt,  als  strenge  Corrcct- 
heit ,  fühlbar  verlieren.  Mit  Recht  bemerkt  der  Verf.: 
„Verba  7y  xai  —  tov  eavxuv;  Xenophon  cum  negli- 
gentia (^uadam  protulii,  in  qualem  non  soluni  ipse ,  sed 
omnes  omnis  aetatis  scripforcs  interdum  incurrunt.  Vo- 
luit  scribere  ij  y.oX  Tuv  dkkov  de  oiy.ov  övvaii'  av 
et  (J.  s.,  interjectis  autem  vcrbis  El  eniTQEHOl  TlQ  avTijJ 
structurae  oblitus  dixit  ovx  uv  dvvatTO.  Partie,  de  in 
verbis  ruv  d.kkov  de  ocxov  plane  nihil  oflTensionis  habet 
quum  antecesserit  xov  bavxov  oi/.ov.''''  —  I,  7.  oxi  toi 
das  schon  von  Wciske  richtig  erklärt  ward ,  ist  durch 
Darlegung  des  Zusammenhanges  gegen  Acnderungen  ge- 
schützt. —  Bei  §.  12.  beschränkt  sich  der  Verf.,  Din- 
dorf's  Bemerkung  mitzutheileu ,  an  dessen  Text  er  sich 
ganz  anschliesst.  Ref.  stimmt  Dindorf  vollkommen  bei, 
wenn  er  £1  de  -KUjkoh]  uv  iiq6<;  tovtov  ö?  ;i(»}  ETti- 
axatxo  gelesen  wissen  will,  uud  würde  ohne  Bedeukeu 
diess  in  den  Text  aufnehmen.  In  dem  Folgenden  scheint 
aber  die  Natur  des  Gedankens  zu  erfordern:  £/'  juij  Tti^ 
enioxaTai  XQ^tO^ai  ai'xi/j.  Kritobul  will  aus  dem  Vor- 
hergehenden den  Begriff,  den  Sokr,  von  XQV!"^^^  ^^^' 
stellt,  die  allgemeine  Bedingung,  nuter  welcher  etwas 
diesen  Namen  erhatten  könne,  folgern.  Hier  hat  aber 
Vorder-  und  Nachsatz  der  hypothetischen  Periode  insge- 
mein den  reinen  Lidicativ.  Der  zuerst  gebrauchte  Con- 
junctiv  scheint  die  Verwamllung  der  unmittelbar  folgen- 
den Formen  enioxano  und  inioxaxai  veranlasst  zn 
haben,  wie  umgekehrt  am  Schluss  von  §.  17.  ovx  exoiev 
aus    dem    folgenden    doppelten   eXOiev   corrigirt   sein   mag. 

—  g,  16.  ist  das  fehlerhafte  aiadavd[je9a  (nach  ö/td- 
Tw)    in    aiodavojjiEda    verbessert.  —     §.    18.    hat    der 


169 


170 


Verf.  die  aliffallciidcre ,  ül)rij;ens  nicht  so  ungcHöhnliclic 
Trennung  «les  isCfij  von  seinem  Subj.  durrb  cingesrhobeno 
Worte  gegen  die  von  Schneider  nnd  Dindorf  aufgenom- 
mene Lesart  der  Wolfenb. ,  Leipz.  und  Par.  A.  Ilanilschr. 
y.ai  Tivei  öi)  ovzoi  eioiv,  eqi^  6  y.o.,  welche  allerdings 
eher  das  Ansehen  einer  Verbesserung  hat,  durch  Ver- 
weisung; auf  ähnliche  Stellen  geschlitzt.  —  §•  '-^t'  '** 
ans  Wolf.  ,  Par.  A.  C.  D.  d^U]XO.viaii  aufgenommen  (Din- 
dorf dl^tiTj(avia),  was  dem  griechischen  Sprachgebrauch 
angemessener  ist.  —  Beipflichten  müssen  wir  Hrn.  K., 
wenn  er  Dindorf's  Vermuthung,  II,  5-  sei  dnecft'jvmo 
aus  dTtfUQivaiO  entstanden  ,  als  unwahrscheinlich  ver- 
wirft, und  aus  Xenophon  den  ron  Dindorf  bestrittenen 
Gebrauch  ron  dnoCfcdvea^ai  (ohne  yvüij.ir]v)  belegt. 
Dagegen  können  wir  ihm  nicht  beitreten,  wenn  er  II,  t  1. 
nach  Wolf,  mit  Dindorf  das  unnatürliche  ovÖE  AtLo 
ov8(:  iv  dem  ovÖii  ukko  otölv  vorzieht.  Nur  akXo 
ovdev  in  seiner  Veriindung  gibt  den  hier  geforderten 
Gedanken  „gar  nichts  Anderes";  dXko  könnte  ohne  ein 
beigefügtes  ovösv  für  sich  gar  nicht  stehen,  da  hier 
„ein  Anderes"  nicht  als  Gattung  (z:z  ein  ^''erschiedenes) 
erscheint,  sondern  nach  vorangegangener  Aufzählung  in- 
dividueller Gegenstände  alle  übrigen  Individualitäten  zii- 
eammenfassen  soll.  —  III ,  2.  hat  der  Verf.  u)it  Recht 
orai>  (JJV  av  als  eine  abnorme  Verbindung  verworfen, 
nnd  mit  Schneider  oziüv  dv  vorgezogen,  da  sich  die 
Entstehung  j»ner  Lesart  leichter  hieraus  erklärt,  als  ans 
dem  von  Dindorf  vorgezogenen  OTav  i> .  —  III,  IQ.  »er- 
theidigt  der  Verf.  die  Lesart  der  Ilandschr.  rj  ol  7i\eT- 
Otoi  Xuf.iaivovTM  y  indem  er  mit  Reisig  diese  Worte 
so  erklärt:  ,,alii  uxoribus  ea  ratione  utuntnr,  qua  pleri- 
que  rem  familiärem  deminuunt. "  Genauer  erwogeu, 
acheint  diese  Erklärung  denn  doch  nicht  in  Einklang  zu 
sein  mit  dem  Züsanimenhang.  In  dem  unmittelbar  vor- 
angehenden dioTS  oui>£Q-/oi'g  ti^siv  ui'Tai  et'i  to  avv- 
av^eiv  Tovc  otv.ouc,  tritt  oftenbar  das  als  Hauptgedanke 
hervor,  dass  bei  einer  richtigen  Behandlung  von  Seiten 
der  Männer  die  Frauen  zum  Emporkommen  des  Haus- 
wesens beitragen;  in  dem  darauf  folgenden  parallelen 
Satze  kann  nun  wohl  nichts  Anderes  ausgedrückt  sein, 
als  dass  bei  einer  unrichtigen  Behandlung  die  Frauen 
(wenigstens  in  den  meisten  Fällen)  dem  Hauswesen  scha- 
den. Darauf  führt  auch  die  folgende  Frage,  wem  man 
die  Schuld  davon  beimessen  müsse.  Denn  wäre  voraus- 
gegangen, dass  die  Männer  bei  falscher  Behandlung  der 
Frauen  dem  Hauswesen  schaden,  so  war  ja  jene  Frage 
schon  im  Voraus  beantwortet.  Nicht  minder  stimmt  liie- 
zu  §.  ll.  iTtTTOi  TjV  y.ay.ovciyrj ,  sowie  itji  öi  yvvaiy.uq 
elxaxoTlOUi-  Hierdurch  wird  offenbar  vorausgesetzt,  dass 
in  dem  Vorausgegangenen  die  Rede  war  von  dem  Scha- 
den, den  die  Frauen  im  Hauswesen  anrichten  kiinnen, 
wenn  sie  auch  nicht  selbst  die  Schuld  davon  tragen,  und 
wir  werden  vielmehr  darauf  geführt,  ai  ■jikllaiai  zu 
lesen.  —  III,  tl.  kann  sich  Ref.  weder  mit  dem  von 
dem  Verf.  beibehaltenen  cmaki]ii Svoai  (Inf.  st.  des  Inip.) 
uoch  mit  dem  »on  Dindorf  aufgenommenen  dnukljitei'oai 
befreunden.  Der  mit  Jldvrvj^  begonnene  Satz  scheint 
eher  eine  objectiv  aufgestellte  Regel :  det  dllat.tii^evouL 
als  eine  Forderung  zu  entliaKen.  —  IV,  7.  glaubt  Ref., 
d^ass  sich    doy.tuovii,     welches  Hr.   Iv.   vertheidigt ,     nicht 


wird  halten  lassen.  Sollten  wir  es  nach  ihm  als  Epexe- 
gese  nehmen,  so  würden  wir  wohl  erwarten:  nai  xuv- 
zofs    öoxtnot>s    7Caijiyu)fT/v ,    imoig    ts   xal   uirkoti 

V.UTEay.EvaijlEVOVg.  Zudem  wird  zu  'iTl'JiOli;  und  OTi'kOl^ 
ein  Zusatz  nothtvendig,  da  rs  ja  nicht  darauf  ankommt, 
ob  die  Truppen  mit  irgend  welchen ,  sondern  ob  sie  mit 
tüchtigen  Pferden  und  WafTcn  versehen  sinil.  —  IV,  19. 
behält  der  Verf.  ■n:ki]V  '-iQtuiuv  'ylQtaioq  d'  ExviEH 
ETte  Tif)  EL'ü}vvu<;>  y.loaTi  XExayfXEVoi;  bei,  und  wieder- 
holt in  den  Anmerkungen  DindorFs  ausführliche  Note. 
Ref.  ist  nichts  desto  weniger  überzeugt,  dass  Heindorf'.t 
glücklicher  Blick  hier  recht  gesehen  hat;  nur  scheint 
ihm,  wie  Schäfer  that ,  auch  TlXrjv  'A(iiaiuv  getilgt 
werden  zu  müssen.  Für's  Erste  könnca  wir  die  Pünct- 
lichkeit,  die  Anab.  I,  9,  31.  angemessen  ist,  für  den 
gegenwärtigen  Zweck  nicht  an  ihrem  Orte  finden;  sie 
gibt  sich  eher  als  das  Werk  eines  Gelehrten,  der  seine 
aus  der  Anabasis  geschöpfte  genauere  Renntniss  hierher 
übertrug.  Sodann  kann  der  Heisatz  :  'y^Qiatog  —  XExay- 
^livo^  nicht,  wie  Dindorf  meint,  dazu  dienen,  jenen  za 
rechtfertigen.  Um  dicss  zu  können,  müsste  zugleich  an- 
gegeben sein,  welche  Stellung  Cyrus  in  der  Schlacht 
einnahm;  ohne  diese  Notiz  besagt  die  Angabe,  dass 
Ariäos  auf  dem  linken  Flügel  gestanden  sei,  lediglich 
nichts  zu  dessen  Entschuldigung,  und  Xenophon  hätte 
sicherlich,  wäre  dicss  seine  Absicht  gewesen,  eines  an- 
gemessenen Ausdrucks  sich  bedient.  —  IV,  25.  liest  Hr. 
K. ,  wie  schon  Stephanus  that,  statt  des  corrupten  >^  dei 
löv  JE  Tl'.  Tj  ä.Ei  tv  JE  Tl  „aut  scmper  unam  aliqnam 
rem  cerfe  obnixe  faciens."  —  V,  3.  trägt  Ref.  kein  Be- 
denken, mit  dem  Hrn.  Verf.  uaoig  als  ursprünglichen 
Text  anzunehmen.  Nicht  nur  läuft  die  Construction  so 
am  leichtesten  fort,  während  es  unnatürlich  wäre,  für 
den  in  der  3Iitte  von  zwei  anderen  Relativsätzen  stehen- 
der Satz  ein  anderes  Siibject,  als  diese  haben,  anzuneh- 
men, und  den  Parallelisinus  vou  d(p  luv  und  o/g,  zu 
welchem  ÜOOI^  passt  ,  ilurch  öaa  zu  unterbrechen,  son- 
dern letzteres  gibt  sich  auch  wohl  deutlich  als  Verbesse- 
rung des  unrichtigen  uooi ,  welchem  sich  uaoig  am  un- 
gezwungensten anschliesst.  —  VI,  13.  behält  der  Verf. 
die  Lesart  der  übrigen  codd.  iy.avoj^  g^gen  ilie  des  ^Volf. 
iaauds  bei  „pcrbreve  mihi  erat  tempns  ad  satis ,  suffi- 
cieiiter  circuioeunda  et  inspicienda";  der  Gedanke  scheint 
aber  vielmehr  zu  sein:  die  Meisterwerke  tüchtiger  Bau- 
meister u.  8.  w.  zu  beschauen,  sei  eine  kurze  Zeit  hin- 
reichend {ly.avu^)  gewesen,  nnd  er  habe  sich  bald  der 
Untersuchung  zuwenden  küniieii,  durch  welches  Wirken 
sich  die  y.ako)  y.r/.yaOot  ihren  Namen  verdienen,  ein  Ge- 
schäft, mit  dem  er  nicht  so  bald  iii's  Reine  gekommen 
sei  (vergl.  g.  lö.  t(i.).  —  Glücklich  ist  VII,  4.  die  Ver- 
änderung des  handschriftlichen  üyKEEaraTOV  in  ay.ak- 
I  EOTUTUi' ,  da  dieses  \Vort  eben  so  nahe  an  dyJ..  sich 
anschliesst  ,  als  durch  den  Sinn  und  das  folgende  y.ak- 
k/OTOv  §.  ().  empfohlen  wird.  —  Ebcnd.  §.  6.  wird  an» 
der  Leipz.,  Wolf.,  den  Paris.  Ilandschr,  A.  C.  D.  y.UTU 
rd^Etq  hergestellt.  —  IX,  2.  ist  wors  avza  exdkei 
rd.  Ti^ETcopta  liva.L  ky.aori-)  <iurcli  die  Beispiele  der 
Verbindung  von  övo/ud^E/p  und  ähnlichen  Verben  mit 
iiici.t  nicht  genügend  gerechtfertigt,  indem  Ey.dkEl  hier 
nicht  die    Bcdeutuug   haben    kann    ,, benennen'' ,     sondern 


171 


172 


„fordern,     erheischen."      Ref.   wflrile  entweder  vorschla- 
geo:     T«    TlQtaoVTa    öaXoUvta    ihm,     oder    Dindorf's 
leichter   iiiiil    passender   Aenderung   £17   ixüoTU)   beitreten. 
Ebeud.   4.   «ar   für    den   Verf.    wie    schon    für    andere  xf.- 
y.a).kuj7lliTueiia   anstüssig;   er  versetzt  es  ilaher,   von  Ilei- 
«ig  verleitet,  an  den  Scbluss  von  g.  3-  hinter  öZ£t';;  £(rri. 
Diese   Stelle  kann    es    aber    nicht   wohl  einnehmen.      Der 
Gedanke:    in   die  lichten  Räume   gehurt,     was  Licht  be- 
darf,    sowohl   Arbeiten,    als   Geräthe    ist    vollständig  und 
geschlossen;  (fdoii  dtüfxcva  so   wenig  als  soya  re  y.al 
oxeur   bedarf  eines   näheren  Zusatzes.      Das  erstere  nicht, 
denn  wenn  zuvor  gesagt    ward:    aiid    ixäkii    xa    7rp£- 
lluixa   ixdazat,  so   geht  aus  «lem  Licht  haben   nur   her- 
vor, dass  dahin  überhaupt   gehört,  was  Licht  bedarf,    und 
XCy.akkojTltOiieya   »äre    höchstens    eine   Unterart,     neben 
welcher,     wie    Reisig's    Vorniuthung    zeigt,     noch  andere 
«ich  denken  lassen.     '£oya  TS  -/.ul  OY-tui]  bildet  die  Un- 
tcrglieder  von  cfäovs  dsüi^isva,    wie  vorhin   OTQUiuara 
X.   oy.ELl]   von   ni.tioTOV   ä^ta,     und    jeder    Zusatz    wäre 
hier  müssig.     Ref.  glaubt,  Aass  y.exaKkuiTiiaiitva ,  aller- 
dings mit  Beziehung  auf  den   vorangegangenen  Gedanken, 
die    Wohnung    sei    nicht    durch    Schmuck    ausgezeichnet, 
dagegen  zweckmässig  eingerichtet,  sagen  soll :  der  Schmuck 
der    Wohnzimmer    bestehe    darin,     dass    sie    im    Sommer 
Kühle,   im   Winter  Sonne   haben.      Ebendas.  §.  ö-   hat  der 
Verf.    die    glückliche    Verbesserung  L.   Dindorf's    (in   der 
Far.  Ausgabe    des  Steph.   Thesaurus)    i^vQO.    ßakavujTio 
(1.  flat.avuJTrj ,  wie  Dindorf  hat)  aufgenommen. —  §.  14. 
finden   wir  xäl   avzijv  bi  iv  tui'tt]  T7j  XmQC(,  wo  noch 
Dindorf's  Ausgabe  hatte   cv  ai'Tjj  rfj  Xvjga  —    XII,   1. 
jip'u    'Lvi>fj.    Den   niangcl  der  Partikel  dv ,   welche   Din- 
dorf ergänzen    wollte,     erklärt    der    Verf.    der   Hermann'- 
gcben   Theorie  folgend,    damit,    dass    die  Sache  als   ganz 
»Icher  bevorstehend  dargestellt  werde.     Wie  unhaltbar  aber 
diese    Annahme   ist,    hat   Ref.   in   der  Rec.   von   Hermann's 
libri   de   part.   üv,   in   dieser  Zeifschr.    I,s35.  S.  493,  dar- 
nethan.    —     XllI ,    10.   mochte   Ref.  statt   tuvtu   t£   oov 
(jöwn.'o,     welches  Hr.  K.   in  TOtavra  olv  ändern   will, 
vorschlagen:     icurd   tE   ovv.      Er   ist  nämlich   nicht  mit 
Weiske   und   dem   Verf.    der   Meinung,    dass    hier  T£  und 
X«t   sich  correspondiren,     und   dass  man  entweder  T£  til- 
gen oder  das  Particip   verwandeln   müsse  ;  vielmehr  nimmt 
er  iL    als  an   das  ^'orangegangene  anknüpfend,   ein   inner- 
lich  Verwandtes,  daraus   Abgeleitetes  anreihend    (fast  ein 
itaque).      So  finden   «ir   TS   z.   B.   c.  XX,  9.   Cjrop.  VIII, 
3,    1.   VIII,  4,    11.   Memor.   I,  4,  ü,   vergl.   Härtung   Par- 
ti'kellchre   I,    I0(i  f-     Rost    Gramm.    S.    (j91.       Aber    das 
folgende   uoazito   gibt  uns    zu   verstehen,     dass    wir    hier 
nicht  sowohl   ein   Concretes ,    Bestimmtes,    worauf  Tavva 
führen   würde,  als  ein  noch  näher  zu  Bestimmendes,  eine 
(iattung  vor   uns   haben;     hierzu,    wie   überhaupt   zu   dem 
Zusammenhang     würde     aber  'ruihd     völlig     passen.     — 
Ji.lV,   0-   verdient   G.  Hermann's   von  der  Wolf.  Haudschr. 
bestätigte  und  dem  Verf.  aufgenommene  Aenderung  7l(joa 
qtüOiV    (anwendend)    st.    TiiJOCpEomv     unil    die    Tilgung 
des  folgenden  7r(>uoCf£(>(Jititu;  allen  Beifall.      Bei  c.  XV. 
hat    Hr.   K.    versucht,     die    von    Ernesti    vorgenommenen, 
von    den    späteren    Herausgebern   unserer  Schrift  grosseii- 
theils   gebilligten    Umstellungen    durch     Nachweisuug    «les 
Zasammenhangs    bei    der    bestehenden    Anordnung  zu   be- 


seitigen.    Schwierigkeit  macht  nach  des  Ref.  Ansicht  nur 
^.  ,0.      Denn   das  Vorangehende  schliesst  sich  alles  schick- 
lich an   einander.      Auch   §.4,  dessen  Hauptgedanke   ist: 
,,uiid  diese  Kunst  ist  auch  ganz  leicht  zu  erlernen"  steht 
mit   dem  Verlangen   des  Sokratcs  in  passender  Verbindung, 
und   erleidet  nur,  durch  die  Aensserung  <les  S.  veranlasst, 
dass   fliese  Kunst    die   Kundigen   reich   mache ,    die  Alodi- 
fication,   dass  jene  Eigenschaft  der   leichten  Erlernbarkeit 
als   ein   menschenfreundliches,   edles  Wesen   gerühmt  wird. 
Dagegen  will  sich  §.  5.   nicht  schicklich  an  4  anschlies- 
sen.       Alan    ist    freilich,     wenn    die   gegebene  Anordnung 
als  die  richtige  betrachtet  wird,    gcuüthigt,     ravTa    auf 
das  Folgende   zu   beziehen,   aber  immerhin  wird  uns  dkka. 
Ta.cxet.  f-iiv  so   lauten,  als   »olle   der  Sprechende,    unge- 
duldig, dass   der   Andere   bei  Dingen   verweilt,    die   nicht 
zur  Sache   gehürcn,  die   man   gerne   zugibt,   bereits   weiss 
u.  s.   w.,     das    Bisherige    abbrechen,     und    sowie    die    in 
dkXu  ausgedrückte  Empfindung  sich  auf  das  Vorangegan- 
gene  bezieht,   eben  so   bezieht  man   auf  dieses  unwillkür- 
lich das  von   «A.A.«   nicht  zu  trennende  rav-ua ;    und  wie 
passt ,    auch    hiervon  abgesehen,     des  Sokr.  Aeusserung: 
iy.avuji  du/.vj  ■xaTaf^iE[ia9t]yEvai  yadu  Sit  diöaay.eiv 
rov    ElliiQOTlüv    y..   T.  A..    zu    der    vorangehenden    Rede 
des  Ischomachos?     Wenn  sich  aber  dieses   dkkct  zaüra, 
da  es   mit  dem   Folgenden   in   einem   ganz  natürlichen  Zu- 
sammenhang steht,    nirgends    sonst  passend    will  einfügen 
lassen,  so   fragt  sich,   ob   wir  nicht  zwischen  §.  4.  und  5. 
eine  Lücke  anzunehmen  haben.    —     X^'II,   1.   ist   copa^ 
(ÖQ(li   in  der  Wolf,   Haudschr.),   nach  Reisig's  ginnreicher 
Vermuthung  aus  dem  ttsqI  /uh'  r/J;  rsov   ü(ia<;    hierher 
eingedrungen,  mit  Recht  getilgt.  —  Ebend.  g.  2.  schreibt 
der   Verf.    mit    Dindorf  örjXov   itzt,     indem    er    aus    dem 
Vorhergehenden    eyvujy.aoi   zieht    „nimirum  quod    multis 
damuis  conflictati  statuerunt    (in  arido  solo   semen  jacien- 
dum   esse   (?)   ii   ijui."       Unstreitig   ist  es  hart,   tyiJUjxaoc 
und     das    davon    abhängige    Object    suppliren    zu    müssen. 
Leichter  schreibt    man   Sifkovön ,    wie    gewöhnlich,     wo 
das    Vcrbnni    fehlt;     die    Construction    aber    erklärt    sich 
durch  die   Parallele  von  VII,  28:    xal  t6  Qevyoi;   uicfE- 
kifwjTSQov   eavTui  yeyevijrai,    «  ro  eteqov  ixkEine- 
TO.t  TU  ETEOOV  övvd'iSvov.      Weil    nämlich  das  Subject 
des  Particips  als  Theil    in    dem    vorhergenannteu  Subject 
begrifion   ist,    schliesst  es  sich  als   Apposition  an  das  vor- 
herige   Subj.    an;'  oi  7To\v  —  aTZEiQavTEQ,  ist  ebenso   in 
Ttaffft:   dft^QioTlOi  enthalten,   wie  XU  fTEfjov  in  ^Boyo^. 
—   XIX,    12.   ist  rjyovv  x<^vvÖTijxa   xijq  yi]q  mit  Recht 
als    Glüsscm    in    Klammern    gesetzt.      §.    16.  schreibt  der 
Verf.   mit  Diodorf:     y.at    TlEoi    avK)]iu}V    av    dvvaifxt^v 
dvaTTEiaai.      Ref. ,   um  sich   dem  haudschr.   Texte   näher 
anzusrhliesscn ,  schlägt  vor:   y.ae  tteqI  aühjxiav  fAijv  8i>- 
vaij^iijv  dv  TlEiOai  oe    (und    könnte    ich    dich    allerdings 
auch   in  BetrelF  der  Flötenspieler   und   Maler  tiberreden?) 
die   Vcrsichcrungspartrkel  «ritt    zu   nSQi   ackljxüiv ,     weil 
sich  Isrhomaciios   hiermit    auf   die    Aeussernng    des  Sokr. 
XVIII,  <J.   bezieht.   —   XX,    15-  hat  der  Verf.   mit  Recht 
der  Coiijectur  von  Jacobs:   ij   iv  yewQyla  d^yla  den  Vor- 
zug gegeben.     —     In   der  schwierigen   Stolle  am   Schlüsse 
der   Schrift,   wo   die  Handscbr.   bieten:   ov  yuQ  ndvv  fAOl 
öoy.ti    u.'.üv    xufx\    XU    dyai>uv    dv^QvJnivov    eivat, 
«A.A.«  Ueiuv,  XU  i9ek6i^Tutv  a^X^'*'  ""«yw?*    (fSiSov- 


173 


174 


xai  TOii  dk>;9ivu);  omcf^oovvrj  reTcXcoiuvoii  laset 
der  Verf.  im  Texte  <lie  AeocJerung  lies  Ste|>liaiiuä :  au- 
<fU)i;  öi  öiSorai,  termiitbet  aber,  IhelJiveisc  an  üiiidorf 
sich  ausehliessend :  oXko.  deoi  10  Kiftkovvujv  ofjf^itv 
au<fajg  ScnooiiTiti  t.  «A.  a.  r.  Liesse  sicli  liicraus 
nur  <lie  £iii(.steh<tng  des  liandäclir.  Textes  erklären.  Mit 
Beriioksiclitigung  des  letzteren  niürht«  Ref.  vorziehen  : 
TU  idsJ.oviojv  aQ^^tv  oo<fü):;  •  Tiei^ovrat  de  Toig  x.  r.  L. 
Das  fulgeudo  •cvQO.vvEiv  srlieiut  iiäuilirh  zu  tl^^^iv  ei- 
nen Zusatz,  «rie  oo(fujg  zu  erfordern;  und  dieser  Be- 
griff wäre  in  ^^^^/^^■i  OüjqQoovvT]  T£T£KEaf.if.voii,  da- 
gegen iSikoi/TOiV  in  nsidovzai  »iedcr  aufgenommen, 
»o  dass  sich  ergäbe,  wie  aus  dem  ü(0(fQ.  TtrsktOitui 
ond  dem  darauf  sich  gründenden  ao(fi!j^  üfj^HV  das  71  Ji- 
^SoO'at  natürlich  folgte.  Wird  dann  aber  der  Blangel  ei- 
nes bestimmt  genannten  Subj.  zu  dldoacrtv  noch  fühlba- 
rer, so   könnte   man   nach  ivfjo.i'vsiv  9£0i  eiusfliieben. 

Der  Druckfehler  hat  Ref.  theils  im  griech,  Texte  — 
Dud  hier  nicht  bloss  falsche  Spiritus  und  Accente  — 
theiis  in  den  Anmerkungen  eine  eiemlichc  Anzahl  wahr- 
genommen,  durch  deren  Liste  er  jedoch  die  gegen« ar- 
tige  Anzeige   nicht  nuch   rerläugern   will. 

Maulbronn.  Bäumlein. 


17.  Xenophontis  Occonomicus.  Cum  annotationc  erifica 
edidit  Eduardus  Kerst.  Lipsiae,  suoitus  feeif  Se- 
rigiana  libraria.     MDCCCXL.     X  und    102   S.    8. 

Wir  erhalten  in  Torliegender  Ausgabe,  wie  es  scheint, 
die  Erstlinge  der  Studien  eines  jungen  (ielehrtcn,  welche 
dalicr  die  Kritik,  falls  sie  billig  urtheileii  will,  nicht 
mit  ihrem  strengsten  Maassstabe  zu  messen  hat.  Damit 
soll  keineswegs  gesagt  sein,  dass  etwaige  Mangel  des 
Buches  mit  Stillschweigen  übergangen  oiler  nicht  in  ihrem 
wahren  Lichte  dargestellt  wer<len  sollen  ;  denn  damit 
wäre  weder  <lcr  Wissenschaft  ,  noch  dem  Herrn  Jlcraus- 
^elver  selbst,  wie  wir  nach  seinen  bescheidenen  Aeusse- 
ruiigeii  am  Knde  des  Vorwortes  scliliessen  zu  dürfen 
glauben,  ein  Dienst  geleistet;  allein  wir  werden  billiger 
Weise  das  Gute,  dessen  sich  in  dem  Buche  nicht  wenig 
findet,  mehr  hertorheben  müssen,  als  diess  bei  Beurthei- 
Jung-  Fon  Schriften  namhafter  Gelehrten,  nüthig  ist.  Rec. 
muss  aber  hier  gleich  sein  Bedauern  aussprechen,  «lass 
Hr,  Kerst  durch  das  Interesse  des  Verlßgers  verhindert 
worden  ist,  seinen  ursprünglichen  Plan  auszuführen,  näm- 
lich bloss  seine  Bemerkungen  allein  ohne  den  Text  her- 
■ansiimgeben  ;  denn  dadurch,  dass  er  eine  Ausgabe  der 
kleinen  Schrift  zu  liefern  hatte,  fand  er  sich  be»»ügen, 
manche  Anmerkungen,  tbeils  eigene,  theils  früherer  Her- 
ausgeber beizufügen,  bei  denen  nicht  einzusehen  ist,  was 
damit  bezweckt  werden  sollte.  Denn  für  solclie,  die  sich 
mit  dem  Zustande  des  Textes  genau  bekannt  machen 
wollen,  werden  dadurt  h  andere  Ausgaben  doch  nicht  ent- 
behrlich ,  und  für  die  Uebrigen  konnten  jene  Auszüge 
ohnehin  füglich  wegbleiben.  Doch  ist  es  immer  besser, 
dass  wir  die  Beiträge  des  Herrn  Herausgebers  zur  Kritik 
des  Oecouomicus  in  dieser  Gestalt  erhalten  haben,  als 
wenn  wir  sie  gar  niclit  erhalten  hätten. 


Die  Einrichtung  der  Ausgabe  ist  folgende.  Nach  einer 
6  Seiten  umfassenilen  Vorrede  folgt  J)  Weiske's  disser- 
tatio  de  Xenophontis  Oecunoniico  S.  1 — 7,  2)  das  Sum- 
marium  S.  S— 10,  3)  der  griechische  Text  S.  11 — b4 
und  zuletzt  4)  die  annutatio  critica  S.  fi5 — I02.  Aus 
der  A'orredo  erfahren  wir,  dass  Hr.  K.  die  Woifenbüttler 
Handschrift,  welche  Schneider  nur  ungenaa  rerglichen 
hatte,  von  Neuem,  und  zwar,  wie  versichert  wird  und  der 
Augenschein  zeigt,  auf's  Genaueste  verglich,  indem  er 
dieselbe  zweimal  durchging.  Den  Werth  dieser  Hand- 
schrift linden  wir  so  angegeben,  dass  er  dieselbe  der 
Leipziger  gleichstellt  und  Aeu  Pariser  Handschriften  vor- 
zieht. Rec.  stimmt  mit  diesem  Urtheil  überein.  Auch 
darin  müssen  wir  Hrn.  K.  Recht  geben,  dass  er  als  lei- 
tenden Grundsatz  annahm  ,  bei  Gestaltung  iles  Textes 
keiner  Handschrift  vorzugsweise  zu  folgen  (denn  dazu 
ist  keine  gut  genug),  sundern  bei  Einstimmigkeit  der 
Codices  ihnen  zu  folgen,  wenn  nicht  genichtige  Gründe 
das  Gegentheil  riethen ,  bei  Verschiedenheit  aber  die 
Entscheidung  von  inneren  Gründen  abhängig  zu  machen. 
Ausser  den  Lesarten  der  genannten  Handschriften  wur- 
den auch  die  vom  Viclorins  dem  Rande  einer  jetzt  in 
München  befindlichen  Aldina  beigeschriebenen  variac  lec- 
tiones,  welche  Friedrich  Jacobs  im  ersten  Band  von  See- 
bode's  Miscellaneis  eriticis  bekannt  machte,  wie  billig, 
benutzt  und  in  den  Anmerkungen,  vollständig,  wie  es 
scheint,   mitgetheilt. 

Die  .Annotatio  critica  enthält  tiicht  einen  vollständigen 
kritischen  Commeutar  und  gibt  keineswegs  alle  verschie- 
dene Lesarten  an,  sondern  rerbreitet  sich  nur  über  solche 
Stellen,  über  welche  entweder  dex  Herausgeber  selbst 
ettvas  zu  sagen  hatte,  oder  zu  welchen  er  eine  Anmer- 
kung früherer  Herausgeber  mitzntheilen  für  gut  fand. 
Einen  bestimmten  Plan  bei  solcher  Auswahl  hat  Rec. 
nicht  zu  entdecken  vermocht.  So  sind  Dimlorf's  Aumer- 
knugeu  fast  alle  hier  abgedruckt,  und  es  fällt  daher  am 
so  mehr  auf,  einige  «eilige  ausgeschlossen  zu  sehen,  die 
man  mit  gleichem  Rechte  erwarten  konnte.  Auch  von 
Schneider,  Reisig  n.  A.  ist  eine  nicht  unbedeutende  An- 
zahl von  Anmerkungen  entlehnt,  viele  andere  aber,  zum 
Theil  wichtigere ,  sind  übergangen.  Die  Abu  eichuogen 
seiner  CoUation  der  Woifenbüttler  Handschrift  von  der 
Schneider'schen  hat  der  Herausgeber  alle  angegeben  und 
es  nicht  verschmäht,  auch  das  Unbedeutendste  zu  er- 
wähnen. Man  ist  demselben  hierfür  jedenfalls  zum  Danke 
verpflichtet,  denn  einigen,  wenn  auch  keinen  grossen  Ge- 
winn ziehen  wir  doch  daraus.  So  bestätigt  z.  B.  die 
Woifenbüttler  Handschrift  nach  Hrn.  K.'s  V''ergleichung 
die  Conjcctur  G,  Hermann's  7lQU(j(f£QO}v  statt  Tl^offi^utv 
XVI,  (j.  —  Ferner  ist  es  jedesmal  bemerkt,  wenn  un- 
ser Herausgeber  von  der  Ausgabe  L.  Dindorf's  abweicht, 
ein  Fa" ,  iler  im  Ganzen  an  ungefähr  40  Stellen  ein- 
tritt. 

Wir  wollen  nun ,  theils  um  Belege  für  das  von  uns 
bisher  im  .Allgcineiiieii  Bemerkte  zu  geben,  theils  um 
die  Art  und  ^Veise  der  Kritik  Hrn.  Kerst's  zu  charac- 
terisiren  ,  ein  Stück  des  Occonomicus  mit  Angabe  der 
Anmerkungen  des  Herausgebers  durchgehen,  wobei  wir 
aber  auch  an  Stellen,  zu  denen  nichts  bemerkt  ist,  un- 
sere   eigenen    Bemerkungen    mittheilcn    werden ,     in    der 


175 


176 


Absicht,  aurh  unser  Scherflcin  buizatrugen ,  den  Text 
seiner   Drspn'inglicbcn   Gestalt   naher   zu   bringen. 

Gleich  bei  <lcr  ücberschrift ,  wo  zu  SciOCfulviOS  in 
Lips.  Guelf.  (lud  cd.  Juni,  hinzngefiigt  ist  (J>froooc,  bo- 
inerkt  Hr.  K. :  „Oe  addito  (>iJTO(Jog,  (jinid  aliis  ctiam 
Xenophuntiü  opcribus  pracfixaui  est,  vidn  üornvin.  ad 
Conr.  j).  41."  Dort  lesen  »vir  «eitcr  nirhts,  als  die 
Notiz,  dass  die  alten  Aus);abcn  bei  der  ücberschrift  af- 
vocfujvxo^  OVftrroaiov  noch  (n-roQOi  einschieben,  mit 
dem  Beisatz:  „qnod  ne  quem  oHendat,  aliis  ctiani  cjus- 
dem  Bcriptoris  operibns  praepositnm  est."  Wozu  also 
dieses  Citat? 

Cap.  I.  g.  3.  H  xae  tov  äXkov  8h  oiy.ov,  £(f)j  u 
S<xiX(}dTt;c,  £1  STTcrglnoi  Tiq  ai'Tw  ,  oi'y.  av  öivaiTO, 
ei  ßot'kuiTO ,  eil  oiy.etv,  ujansQ  v.al  xov  savxov ;  An 
»I  y.a.'i  haben  Schneider  und  Reisig  mit  Recht  ivegcn  der 
folgenden  Negation  Ansfoss  genommen,  llr.  K.  «rill  den- 
selben so  beseitigen,  dass  er  annimmt,  Xonophon  habe 
zuerst  im  Sinne  gehabt  /}  V.al  zov  äWov  Ö£  Ot'y.Oi'  öv- 
va.lT  äv  n,  s.  »v.  zn  schreiben,  habe  aber  durch  Ein- 
scliiebung  der  Worte  ti  tTllTQenoi  TIC  äv-va'i  den  An- 
fang vergessend  fortgefahren  oi'z  ap  övvaiTO.  Rcc. 
würde  hiergegen  nichts  einnenuen ,  wenn  das  eingescho- 
bene Siitzchen  von  etivas  grösserem  Umfange  wSre;  da 
diess  aber  nicht  der  Fall  ist,  so  findet  er  eine  solche 
negligentia  ganz  unglaublich  und  ist  vielmehr  geneigt, 
der  frühereu  Meinung  Reisig's ,  die  er  aber  in  den  Ad  • 
dendis  aufgab,  beizutreten,  dass  die  Wörter  j;  y.cd  aus 
dem  Anfang  des  zweiten  §.  auf  irgend  eine  Weise  hier- 
her sich  verirrt  hätten.  Ein  anderes  Bedenken  Sihnei- 
der's  im  Folgenden  ,  wo  demselben  die  Worte  y.cu  u 
oiy.ovofiiy.Oi  j'  av  wOuitux;  zu  abgerissen  scheinen, 
weist  (ibrigcns  Hr.  K.  mit  Recht  als  unbegründet  zurück. 
—  §.  4.  gibt  derselbe,  durch  Reisig's  Note  veranlasst, 
r.a  den  Partikeln  xal  £t  nocli  einige  Beispiele  aus  Xeno- 
[ihon.  Älit  der  Annotatio  critica  hat  diess  ebcuso  wenig 
r.a  schaffen,  als  die  »war  etwas  weitschweifige,  aber  rich- 
«Ige  Erkifirung  von  (Oc/jc  Cap.  111.  §.  11.  —  §.  ,').  ist 
mit  Recht  uoa  ng  t^oj  ri;^~  ot/.lag  xlxTl^Tai  nach  Din- 
dorfs  Vorgang  geschrieben;  allein  es  hätte  bemerkt  wer- 
den sollen,  dass  die  Lesart  aller  Codd.  und  Ausgaben 
vor  Dindorf  (so  viel  Rec.  weiss)  iy&y.TljTO  lautet,  üebri- 
gens  hat  auch  Dindorf  diess  nicht  angemerkt.  Dieselbe 
Unterlassung  kehrt  einigemal  ivieder,  wie  Cap.  IV.  g.  7, 
«0  nicht  bemerkt  ist,  dass  ilas  recipirtc  roju  (fnor(>vjv 
eine  sichere  Eun  ndation  Schafer's  statt  des  handschrift- 
lichen TMv  (fiooifjä(jyiov  ist,  ferner  Cap.  VII.  (^.  10. 
in  ßezielmng  auf  eT£zi9^da<j£i'TU  statt  tTl^anaiicTO, 
Cap.  VII,  g.  \y.  bei  rovTO  dya3ör.  —  §.  5.  ist  gleich 
nachher  statt  liimy'  ovv ,  'eCflj  ö  Koiroßüv}.U'; ,  öo/.St 
aus  demselben  Grunde  £i4ol  yot'V  zu  schreiben,  aus  wel- 
chem die  neuesten  Herausgeber  Comni.  II,  5sp.3.  cytij 
yovv  st.  i-yuiy  u'iv  geschrieben  haben  und  Hermann  in 
diesen  Blättern  Jahrg.  1835.  S.  604  bei  Ljcurg.  adv. 
Leoer.  g.  <).5.  ~l.i;'f.TO.i  yovv  aus  Xtyerai  ovv  verbessert 
hat.  Dip.sclbe  Veränderung  ist  auch  g.  15.  und  Cap.  ^'I. 
§.  3.  vorzunehmen,  während  umgekehrt  §.  1!.  statt  ii 
yoiv  zu  »cbrcibeu  ist  </  i  ovv.  —  §.  (3.  ist  fnodov 
TOVTin  (ftQOl  gegeu  Schneider's  und  Anderer  (piootTO 
richtig    beibehalten    und     durch     Vergleirhnng     lon'Plat. 


Lys,  p.  20S.  A.  gerechtfertigt.  Es  konnten  aber  aus 
Xenophon  selbst  Stellen  beigebracht  werden,  «ic  Anab. 
I,  3,  '2U  S.  Borueinann.  ad  Cvrop.  VIII,  8,  10.  ed. 
Lips.  und  Blomlield  ad  Thucjd.  III  ,  17.  —  §.  7.  Die 
ziemlich  lange  Anmerkung  zu  den  Worten  ör/  rot  Tjitiv 
iduy.fi  or/.uc,  nv<)(joi  enc.i  vniQ  y.Tijoiq,  die  übrigens 
nach  Reisig's  Andeutungen  die  richtige  Erklärung  ent- 
hält, konnte  sich  der  Herausgeier  durch  eine  einfache 
Verweisung  auf  Dindorf's  Anmerkung  zur  Cyrop.  IV,  5,  1 1. 
der  Stercotypausgabe  ersparen.  —  g.  12.  ist  zu  den  Wor- 
ten £1  ÖE  moXuiij  nv  ngui  tovtov,  ög  füj  i'n:iaTi]Tai 
j(Qi]cr9ai  Dindorf's  Anmerkung  mitgetheilt,  worin  der- 
selbe iniOTuno  zu  lesen  räth.  Wir  hätten  dieses  von 
Hrn.  K.  in  den  Text  aufgenommen  zu  sehen  gewünscht 
statt  des  Solöcismns  ETlianjTai.  —  g.  15.  bemerkt  der 
Herausgeber,  dass  die  Vulgata  öooi  dt  äno  TVpavviMV 
von  Weiske  mit  Recht  in  vcrot  de  TVQcivrvjr  verändert 
worden  sei.  Entweder  musste  diese  Anmerkung,  da  sie 
nichts  Neues  enthält,  ganz  wegbleiben,  oder  es  musste 
consequenter  Weise  an  vielen  andern  Stellen,  wo  vorlie- 
gende Ausgabe  schweigt,  Aehnliches  bemerkt  werden. 
An  unserer  Stelle  ist  aber  vielleicht  nur  desshalb  etwas 
angemerkt,  damit  die  unbedeutende  allgemeine  Bemer- 
kung gelegentlich  hinzugefügt  werden  konnte:  ,,Vidcntur 
aiitem  umnino  librarii  saepius  co  peccasse ,  qnod  vcrbum 
aliquod  ex  antecedentibus  (nostro  loco  praegressum  est 
cIttÖ  ■JToJ.eftuv)  sine  caussa  repetiverunt ;  de  quo  infra 
nobis  oberius  erit  disserendum.''  —  g.  16.  corrigirte  Hr. 
K.  richtig  atodavujfxeda  statt  aioi}av6iue9a.  in  den 
Worten:  iyehü  ö  i'jfitv  zi  (faiveiai,  ötiotup  üfjvjficv 
Tivo.Q,  iniOTi]^ia<;  ^ev  txowac.  y.at  dcfOQixoQ ,  d(f 
LUV  öi'vapTui  tQyaCöfAevoi  avteiv  tovc  oiy.ov^,  cti- 
odavü/^tcSu  öt-  ai'iovg,  Tavza  mj  del.ovrac,  ttoisip. 
Denn  ein  gleiches  Satzverhältniss  bei  aiord^ai'ül.ie9ci  etwa 
anzunehmen,  wie  bei  övpatTt'.l ,  und  nur  einen  Uebcr- 
gang  aus  der  Oratio  relativa  in  die  Oratio  libera  zu  sta- 
tuireu  (».  darüber  Krüger  ad  Anab.  I,  1,  2.)j  diess  ver- 
bietet der  ganze  Zusammenhang.  Dass  aber  keiner  der 
früheren  Herausgeber  den  offenbaren  Fehler  sah ,  kann 
zwar  Wunder  nehuieo  ,  ist  jedoch  nicht  das  einzige  Bei- 
spiel-, wie  oft  die  gröbsten  Unrichtigkeiten  unbemerkt 
von   einer   Ausgabe   in   die   andere   »andern. 

g.  17.  oii  eyuj  öqvj  toi;  f^iep  y.o.i  TioKeuiydc, 
TOVC,  de  y.ul  eioiptydq  eTctarrtiiuc,  exopraq.  Auf  die 
Autorität  lies  geringen  Codex  B.  und  der  Juntina  hin  ist 
das  erste  y.dL  vor  noKefU/.ds,  mit  Dindorf  gestrichen 
worden,  wozu  auch  nicht  der  geringste  Grund  vorhanden 
ist,  wie  Rec.  in  dein  Programm  des  Wertlieimer  Gym- 
nasiuins  vom  Jahr  1,S4I  gezeigt  li.Tt.  Da  diese  kloine 
Schrift  nur  sehr  wenigen  Lesern  ilieser  Blatter  zn  Ge-^ . 
sieht  kommen  dürfte,  so  mögen  zur  Vertheidigung  der 
"\'ulgata  nur  folgende  wenige  Stelleu  verglichen  werden: 
Xeuoph.  Cyrop.  1 ,  5 ,  3-  r«  ßiv  XGi  öiußdklviv  .  ■  ■ 
TU  de  xo}  Aeyujp,  II,  2,  17.  oi  ftev  y.ul  ßelxioveg, 
Ol  de  xai  Lteioioi  d^iot,  Occon.  XIV,  3.  t«  fjtp  xal 
ex  iiJjv  zJlocr/.npToq  vofiiov,  zu  öi  xal  ex  riiiv  S6- 
Xovuq,  Tliucyd.  IV,  108.  gegen  Ende,  VII,  12.  — 
g.  18-  Xol  livii  dlj,  t(flj  1  lioh'  Ol'TOl,  o  R(tii(ißov- 
KOi.  So  Hr.  K.  mit  der  Vulgata  vor  Weiske,  welche 
dieser    mit  Zustimmung    fast    aller    Handsrhriften ,    unter 


177 


178 


welchen  die  beiden  bessten  sind,  in  xal  rivsg  8ij  ovtoi  eiötv, 
tCfri  ö  KoircißovXog  veranderic  Rec.  gibt  zu,  dass 
die  Folfp  der  Worter  in  der  Vulgata  als  ungewOhnlicIi 
und  auflallend  sclir  Icirbt  in  dipjonige  venrandelt  werden 
konnte,  Helrlic  sicJi  in  den  Handschriften  findet  und  die 
auch  Schneider  und  Dindorf  aufgenommen  haben.  Allj>in 
da  sich  nicht  selten  auch  der  umgekelirte  Fall  findet, 
dass  in  den  Text  sogenannte  Eleganzen  hineincorrigirt 
Horden  sind,  so  möchte  es  doch  ralhlicher  sein,  in  sol- 
chen zweifelhaften  Fallen  der  handschriftlichen  Autorität 
zu  folgen.  Dagegen  billigen  wir  es  natürlich  ganz,  dass 
VII,  16.  statt  xai  rt  8e  öoüg,  ecptj  tj  yuvij  geschrieben 
ist  xai  Ti  Se,  £(fl},  Ögäg,  l'j  yvvi],  denn  so  lesen  dort 
alle  Handschriften  mit  Ausnahme  einer  Pariser.  (Von 
dem  Guelf.  und  Lips.  cod.  bericlitct  Schneider  Falsches.) 
üebrigens  konnte  für  seine  Lesart  der  Herausgeber  aus 
Xenophon  nodi  anfüliren:  Oecon.  XI,  14.  'Eyw  To'ivvv, 
i(fi]  t  u'i  ^ujy.oaTec,  ü  Jo^^öfiaxog,  und  Cvrop.  VIII, 
'  3,  46.  tL  ovv  ,  iif'ij,  TVQUs  Toju  dsujD,  6  (PeQai'kaq. 
—  §•  20-  findet  sich  zu  nSQUlSTTEHf^ievUl  eine  Anmer- 
kung ron  Schneider,  sonie  g.  23.  zu  ovXfQOvioaviEi 
Fon  Reisig.  —  ^.  21-  ist  von  dem  Herausgeber  zuerst 
die  Lesart  der  Codd.  äia^y^aviaiC,  aufgenommen  st.  (iii)j- 
•j^avia ,   was   man   nnr  billigen  kann. 

Cap.  II.  §-_2.  wird  bemerkt,  dass  in  den  Worten: 
2l'  fxeVTOl,  u'i  KQirijßovXe  nach  lävTOl  die  Partikel 
ys  mit  Dindorf  weggelassen  worden  sei,  weil  sie  weder 
die  Codd.  hatten,  noch  der  Sinn  sie  erfordere.  Diess 
scheint  wieder  nur  desslialb  angemerkt  zu  sein,  um  das 
Citat  über  fisvTOi  yt  Herrn,  ad  ^'iger.  p.  S4'J  daran  zu 
knüpfen.  —  §.  4.  ist  wohl  ty.uTOiiTanko-.dia  zu  schrei- 
ben statt  ixaTOVTairXaOiova.  S.  Lübeck,  ad  Phryn. 
p.   411.      Aui'h   bei  Isocr.   .Antid.   §.   177.   ist  ■noXlaJlka- 

Oiui  X9OVOV  hiernach   zu   andern. g.   5-    steht   'ylrcs- 

(pijvaio  ü  Sa)y.()(ÄTi]q  in  der  Bedeutung:  Sokrates  ant- 
wortete. Hier  vermutliete  Dindorf,  dass  Xenophon  ä.Tl  E- 
y.QivaTO  geschrieben  habe,  weil  er  sich  nicht  erinnerte, 
dno(ftUiVEo9aL  in  diesem  Sinne  irgendwo  gelesen  zu 
haben.  Er  fügt  hinzu:  Id  hoc  loco  qunm  proptcr  pro- 
nuntiandi  similitudinem  facile  ex  illo  nasci  potnit,  tum 
ejusdem  fortasse  interpretatio  est.  Hesycliius  Ü-tto/.qivov, 
dnocfo.ivov  ,  similiterque  scholiasta  Thucjdidis  V,  118. 
(diesen  Druckfehler  bei  Dindorf  statt  IV,  Hg.  wieder- 
holt Ilr.  K.)  EiTiev,  diTe.Cfljvaro.  Hr.  K.  sucht  nnn 
Dindorf  zu  widerlegen  durch  Anführung  von  Comni.  IV, 
4,  9.  JI,  1.  21.  und  Oecon.  XVI,  7.  Allein  an  allen 
diesen  Stellen  heisst  djioqaivEvdat  nicht,  wie  an  un- 
serer Stelle,  einfach  ,, antworten",  sondern  „seine  3Iei- 
^.  nnng  aussprechen.«"'  Es  scheint  desshalb  Dindorf's  Ver- 
tS%  muthung  nicht  unbegründet  zu  sein,  in  sofern  nämlich, 
als  er  meint,  dTiECfijuaTO  sei  aus  dTZEy.Qivaxo  dnrch 
Aehnlichkeit  der  Aussprache  entstanden,  aber  nicht  in 
sofern  er  es  als  Glosse  betraclitet.  Denn  auch  uns  dünkt 
es  mit  Hrn.  K.  nicht  sehr  wahrscheinlich,  dass  Jemand 
das  allbekannte  d^u/.oiij£a9ai  durch,  das  in  jener  üe- 
deutung  ungewöhnliche  d^oCfalveadai  erklärt  habe, 
wiewohl  es  nicht  ganz  unglaublich  ist,  da  es  ja  wirklich 
in  den  von  Dindorf  angeführten  Glossen  des  Hesychius 
und  wenigstens  in  ähnlicher  Weise  in  der  de«  Scholiasten 
zum  Thukyd.  geschehen  ist.  —  g.  §.  finden  wir  eine  ahn- 
Zeitschr.  f.  d.  Allerüiunisw. 


liehe  Note,  wie  zu  g.  2-  —  g.  9'  'st  statt  öXlyov  jutv 
7l(j6oih'v  mit  den  Handschriften  zu  schreiben  üklyiij  UEV 
liguadEV.  —  g.  1  1.  ist  eine  Anmerkung  von  Reisig  auf- 
genommen, zu  welcher  zwei  Ciiate  hinzugefügt  sind.  — 
g.  lö.  findet  sich  wieder  von  demselben  Gelehrten  eine 
]Vote,  in  welcher  Hr.  K.  einen  kle  neu  Irrthum  berich- 
tigt. —  Zu  g.  Ib.  wird  die  Meinung  Schneiders,  dass 
roL'c  statt  ztvdi  stehen  künne ,  wie  billig,  zurückge- 
wiesen. 

Wir  haben  bisher,  um  zu  zeigen,  dass  es  dieser  Aus- 
gabe an  einem  festen  Plan  mangele,  alle  Anmerkungen, 
sowohl  die  des  Herausgebers,  als  auch  von  Andern  ent- 
lehnte, berücksichtigt  mit  Ausnahme  derjenigen,  in  wel- 
chen bloss  die  Lesarten  der  Wolfenbntteler  Handschrift 
nach  der  genaueren  Vergleichung  und  ilie  des  Victorius 
angegeben  sind.  Da  nun  aber  durch  das  Bislierige  unser 
Urtheil  in  der  getiannten  Beziehung,  wie  wir  hofl'en,  hin- 
länglich begründet  ist,  so  werden  wir  im  Folgenden  nur 
solche  Anmerkungen  berücksichtigen,  in  welchen  Hr.  K.  > 
etwas  eigenes  Gutes  gegeben  hat,  oder  bei  welchen  wir 
zum   Widerspruch   uns   veranlasst  finden. 

Cap.  III.  g.  1.  Ti  ovv,  E(fi]  6  ^uiviQÜii]';,  oj  Kqi- 
rößoL'ke,  VI'  aoi  ETnötty.vi'un  nguiTov  /.thv  oi'xlui;  Tovq 
J.IEV  dTTO  TioXkov  doyi'Qiov  dxoijazovi  oixoöuuovv- 
Tag,  rougds  dno  -jvoki'  ekdirovog  ndvxa  ixovoac, 
ooa  dEi",  r,  do^aj  iv  ri  aoi  tovto  rcSv  ui/.orußixujv 
£(jyu)V  ETClÖElxvi'vat  ;  So  Hr.  K.  mit  Reisig,  wie  schon 
Schneider  vermnthete  ,  statt  des  gewöhnlichen  UTioÖEl- 
y.VL'Oj,  welches  Dindorf  beibehielt  unil  Sauppe  zu  Comm. 
III,  10,  lü.  billigt,  indem  er  sagt:  „Oec.  III,  1.  pri- 
uiuip  est  djTUÖEt/.vvu),  deinde  EniÖEiyvivul ,  discrimino 
ad  perspiciendnm  band  difl'icili."  Wir  gestehen,  dass 
wir  einen  Lnierschied  ebenso  wenig  wahrnehmen  können, 
als  Hr.  K.,  und  geben  demselben  völlig  Recht.  Für 
iniÖEiy.vvu)  spricht  der  Gebrauch  desselben  Wortes  g.  2. 
und  ganz  besonders  g.  4.  Uns  scheint  in  g.  1.  drco- 
dcty.DVUj  wegen  des  knrz  vorhergehenden  UTrud£ii;7jg  aus 
eTTidi/XVVU)  geändert  worden  zu  sein.  —  g.  2.  steht 
richtig  UTojv  av  öeojlTat  ,  eine  Conjeclur  von  Koen 
zum  ijregorius  Corinthns  statt  des  handschriftlichen  orav 
(UV  UV  6.,  wofür  Dindorf  weniger  wahrscheinlich  brav 
8.  schrieb.  —  g.  lü.  ?;  oi  7c}utaioi  Xvftalvoi'rat.  Dass 
diese  Lesart  der  Handschriften,  welche  hier  erklärt  wird 
durch  „alii  uxoribus  ea  ratinne  utuntnr,  qua  plerique  rem 
familiärem  diminnunt",  wiederhergestellt  ist,  während 
die  l'orgänger  die  Conjcctur  des  SIephanus  7j  ui<;  TckEiora 
Xv/^iavovviai  lesen  ,  wollen  wir  zwar  nicht  gerade  niiss- 
billigen,  zweifeln  aber  doch  sehr  an  der  Richtigkeit 
derselben,  da  sie  mindestens  etwas  sehr  Schrolles  hat. 
Dagegen  ist  wenigstens  ;;  ojg  TtkEiOTa  sehr  wahrschein- 
lich, wenn  auch  KvuurovvTai  keinen  besonderen  Vor- 
zug vor  kvfluiVOPTUl  hat.  —  g.  IJ.  behält  der  Heraus- 
geber duakli^ELaat  bei  und  verwirft  die  von^  Dindorf 
aufgenommene  Conjcctur  des  Stephanus  dlTuXr^devaai, 
weil  an  einer  IMedialform  dTiahji>^EVE09at  zu  zweifeln 
sei.  Er  nimmt  dagegen  an ,  dass  der  Infinitiv  ditahl]- 
^Euoai  in  der  Bedeutung  des  Imperativs  gesetzt  sei.  Rec. 
bekennt,  dass  es  ihm  mehr  Bedenken  macht,  dem  Xeno- 
phon den  Gebrauch  des  Infinitivs  statt  des  Imperativs  auf- 
zudrängen,   der    sich   sonst  nie  bei  ihm  findet   (denn  die 

12 


179 


180 


losrlirift  Anab,   V,  3,   13,  welche  in   ihrem  gekühremlen 
Stil  abgpfasst   ist,    kann   nicht  liierher   gerechnet   wcrilen, 
UDil    «lucli    ist    auch    dort    der    Inliiiitir    in    etivas  anderer 
Art     golraucht ,     als     an     unserer    Stelle     der    Fall     sein 
nürde),     als     eine     Alediairorm     anzunehmen,     die     sich 
sonst  riellcicht  nicht  weiter  findet.   —   §.  13.   eyiTftai;  de 
avTr;v  natöa  viav  fidkicrTa  i;  y.a'i   lö;  ijÖuvctro  iXa- 
Xiora  hoQay.vtav.     Dindorf  oder  vielmehr  Schäfer  zum 
Gregor.   Corinth.   p.   932    scheint    Recht    zu    haben,    dass 
man   >';   tilgen   müsse.      Die   Vertheidigung    dieser   Partikel 
durch   Hrn.  &.    gesteht    Reo.    nicht    rocht    zu    verstehen. 
Cap.   IV.   g.    1.    «/.A.'    n'i   öoxovai    -Aukk/aTat   tojv 
entaTi]f.itnv   y.al   if^iol   ngsnoi   av   /.idktOTa  inifieko- 
/J£u(0.      So    Reisig    und    Dindorf    mit    der    man.    sec.   im 
Guelf.   und    Lips.,    nährend    die    erste   Hand    TTfifirei    üv 
liest.      Hr.   R.   schreibt    dagegen    TTQeTTeiV   dv ,    ueil  jene 
Lesart    ihm    für   die   Einfachheit    des  Schriftstellers   nicht 
zu  passen  scheine.      Ich   denke,    sie   ist    eben   so   passend, 
als  Anab.  III,  2,  5.  \4QtaiOi  de,    6v    ij/teii  ijdikofisv 
ßaotkea    xat^iardvat,    xal  idojxaj^ev   xai   ikdßoiiev 
TTlOrd.   —    §.   2.    Hier    möchte    vielleicht    richtiger    statt 
xai    iniQ^rjToi   eloi    geschrieben    werden    fni(JöljTOi  Tt 
£101,    wie    in   Bekkeri    inecd.   p.   345   citirt    wird.      Auch 
haben    rf    alle    Handschriften    ausser    A.    —     §.    3.    xnl 
da]('jklac    de   f^idklOTa    S^ovai.       Da    hier    alle    Codd. 
Sj(oi'aal  haben,   so  vermuthet  der  Herausgeber,  man  müsse 
diess   beibehalten   und   in   dem  Vorhergehenden  eine  Lücke 
annehmen.      Dass  Einiges  am   Ende   des   2.  §.   ausgefallen 
sei,   vermuthete   schon   Schneider   zu   VI,   ß.      Im.   6-   Ca- 
pitel    wird    nämlich   kurz   zusammengefasst ,    was   im   Vor- 
hergehenden  ausführlicher  abgehandelt   worden    war  ,   und 
zwar    findet    sich    gerade   IV,    2.   das,    was  VI,    5.    kurz 
wiederholt   wird;   von    dem  aber,    was    VI,    6.    angedeutet 
wird,    findet    sich    nach    unserem   jetzigen   Text    in   dem, 
was  IV,   3.   folgt,  keine   Spur.      Die   V'ermutliung  Schoei- 
(ler's   ist  also   olTenhar  wohlbegründet,   und  Rec.  kann  eine 
neue   Spur   von   der   Lückenhaftigkeit  des  Textes   in   seiner 
jetzigen   Gestalt  nachweisen.     Nämlich   VI,   9.,   wo   in   der 
Recapitulation   des  Früheren  fortgefahren   wird,  heisst  es: 
avTi^  yag  i;  egyaoia  (sc.  i)  yetugyia)  f.iad£iv  ra  gda-TTj 
eddy.ei   llvai   u.   s.    w.    Aber  auch   hiervon   ist  im  Vorher- 
gehenden jetzt   nirgends  die   Rede,    sondern   erst  XV,   9. 
wird   von   der  leichten  Erlernung  der  Landwirtbschaft  ge- 
sprochen.   —    §.  7-    y.ai   TOi'TOvg   doy.i/uoin;  imioti  xe 
xal  urr'/.oiq  y.uTea/.evaauevovq.     Wir  zweifeln  sehr,  ob 
diese   Lesart  der   Codd.   mit  Reisig   so   vcrtheidigt   werden 
könne  ,   dass   die   Worte   iittio/;   .   .   .   xazeaxevaOLtevOLx; 
eine   Epexegesc  zu   doxi/AOL'i  bilden;   es  scheint  vielmehr 
die   Correctur  des  Stephanus  doxiuoeg  nothwendig  zn  sein. 
—   §.   17.   Kvgoi  i^ev   toIvvv,  ecfi]   6  Konößavkog, 
ui  iojxQUie';,  xal  inj^yäkkero  ovdev  ijzzov,  ei  xavta 
tktyev,    eni   xtji   jjo/pa;   eveQyovc,   noieiv   xai   xaza- 
oxevdCeiv,   >;    eni    nß   Trokeuixos    elvat.      Die   Stelle 
der   Cvropädie   VI,    l,   45.,   welche   zur  Vertheidigung  der 
Partikel   y.ai  ^ot  eill]ydkkeio  cxt'itt  v/itA,   beweist  Nichts; 
denn    dort    ist    dieselbe    sehr  passend  ,    an    unserer  Stelle 
ganz  unpassend.   —   §.  21.   Enil  Öh  edaüfxaQev  aiixov 
6  yivcavSgo.;,  ojg  xaku  f.iiv  tu  öevSga  ei'ij,  öi'  i'oov 
Se  xd  7lE(pvxSvueia,     Hr.  K.  sucht    vergebens  den  Ar- 
tikel vor  -jiBCpvxtv^teva  zu  vertheidigeu.    —    In  den  fol-  ■ 


gonden  Worten  ndvxa  ^ev  xaüxa  $avijd^uj  ist  tavxa 
ein  Zusatz,  den  weder  die  Handschriften,  noch  die  alten 
Ausgaben  kennen.  Er  ist  auch  nicht  unumgänglich  noth- 
wendig, wenn  man  sich  nur  den  sprechenden  Lj'sandros 
hindeutend  denkt.  —  §.  23.  war  statt  Ipekkivjv  zu  schrei- 
bet) ipekiUjv,  welche  Schreibart  nicht  bloss  an  dieser 
Stelle,  sondern  auch  in  den  Stellen  der  Cyropädie  und 
Anabasis,  wo  das  Wort  vorkommt,  die  Autorität  der  Hand- 
schriften für  sich  hat  und  daher  auch  von  Dindorf  in  der 
Stereotypausgabe  jener  beiden  Schriften  mit  Recht  aufge- 
nommen worden  ist.  —  §.  24.  liest  der  Herausgeber  ;} 
dei  ev  ye  xi  (flkoxi/ioi'iierog  nach  eigener  Vermuthung, 
die  er  nachher  auch  im  Text  der  Bachischen  Ausgabe 
fand.  Sicher  ist  dieses  nur  übersehen  worden,  weil  Bach 
nicht  in  einer  Anmerk.  Rechenschaft  über  seine  Lesart  gab, 
sondern  dieselbe  stillschweigend  in  den  Text  setzte.  Na- 
türlich! Denn  er  fand  diese  unziveiielhaft  richtige  Lesart 
sowohl  bei  Stephanus,  als  auch  bei  Leunclavius.  Ueber 
ein  solches  iV  ys  XI  vergl.  Fritzsche  ad  Aristoph.  Thes- 
moph.  V.  428.    ^J'e,n,</^.  ■^'^j^^- 

Cap.  V.    §.  4.    y.aX  yup  ev   xiß  %uiQu>   z«l-   ev   rtj 
aOxei.        Diess    hat    der    Herausgeber    richtig    verstanden 
und   damit  unnüthigc  Conjecturen  beseitigt.      S.  auch  Her- 
mann  Opusc.   Vol.   IV.   p.   359.    —    g.   5.   hätte   die   hand- 
schriftliche  Lesart  liijgutg  xe  entiflKonoi'iiadai  wieder- 
hergestellt   «Verden    sollen    nur    mit    der    Veränderung  xi 
(f'lkoTl.  st.  eTlccftkoTC.  nach  Schäfer  zum  Gregor.  Corinth. 
p.    1040,     dem   Dindorf  folgte.   —     §.   9-    wird   vermuthet 
Tioü   nkelojv    ev^idgeia   r;    ev   xojgin    xuj ,    ein  Einfall, 
vor  welchem  Hrn.  K.  schon  die  wahre   Bemerkung  Schnei- 
der's ,   dans   xrj  hier  sehr   matt  sei,   warnen  konnte.      Die 
Lesart   des  Stobäus   ist  die  richtige,   nur  lasse   man  iiögip, 
statt    dessen    er    ^(jjqliij    gibt.    —    g.    12.    Exl   de  i]   yij 
ifekovoa    roi'g    dvvajjevovi    y.axafiav9o.vtiv    xai   öi- 
V.aLoavvi-jv  diddoxet.      Nur    sehr    notbdürftig    passt  hier 
&ekot  aa,  statt  dessen   die   bessten  Codd.  iteovoa  lesen; 
denu    die    in    vorliegender    Ausgabe    verglichenen    Stellen 
beweisen   nichts.      Diese    Stelle    erwartet    erst    noch    ihre 
Heilung.  —  §.    14.  liest  man:   Si'/jTlaideiei  de  y.ai  eeg 
TO  e-jiagxeiv  dkktjkoK;  i)  yciogylu.     Diees  wird   im  Fol- 
genden  näher   bestimmt   und   zwar  in   der   Art,     dass    man 
sieht,    der   Schriftsteller   will  ofienbar  sagen,    die   Betrei- 
bung  des   Landbaucs    sei    eine   Vorschule   für  den   Anfüh- 
rer  im   Kriege.      Vergl.   Cyrop.   I,   0,    19  und  20.      In  die- 
sen  Zusammenhang    passen   nun  aber   die  Worte  Sllagxeiv 
dkkr,koic;   ganz    und   gar  nicht,     sondern   es   ist  sicherlich 
mit  Stobäus   dgy^etv  ohne   dkkijkoii;  zu   lesen   oder  allen- 
falls   dieses    in    dkkujv    zu    verwandeln.        Die    Autorität 
des  Stobäus  aber,   obgleich   er   ofienbar   eine  Menge  Feh- 
ler   enthält,     ist    doch    nicht    ganz    gering    anzuschlagen; 
denn   wir   verdanken   seinen   Auszügen    an    mehreren  Stel- 
len  bis  jetzt  einzig   und   allein   die   richtige  Lesart.      Rec. 
will    als    Belege    nur    auf  3   Stellen   hinweisen.       Nämlich 
IV,  3.    hat    er    allein    das    richtige  eöuokeftocq,    V,  2. 
ngoaenicpegei  und  V,  4.  dvdgi'Cs'-   —    §•   18.    ort   de 
xi]i  yeiogyixiji;  xd  nkeiaxa  eoxtv  dv9guj7ruj  ddvvara 
TlQOVoijaai.       Hier    fehlt    der    Nachsatz,     wesshalb    man 
verschiedene    Veränderungen    vorgeschlagen   hat.      Hr.   K. 
schützt    richtig    dieses    ävawuTTudoxov    durch    Verwei- 
sung auf  die  Ausleger  zur  Cyropädie  V,  2,   17. 


181 


182 


Cap.  VI.  §.  2.  Ti  ovv,  'icpi]  6  ScijxQdTi]<;,  äga, 
ii  TiQÜiTOv  f*ev  i7Tuvek9oi/j£i>  ucra  f^ev  öfxokoyovvTe^ 
dieXijki'daitev,  'iv'  ijv  ntug  dvvcufieda  7ietQa9aji^iEV 
ovTuj  xai  rd  komu  öie^nvai  ocvof^iol.oyoCviEi-  Hier 
halte  Dindorf's  Vermiithung-,  ilass  fuev  nach  ö'cra  zu  til- 
gen sei,  eine  Erwähnung,  auch  wohl,  <la  der  Heraus- 
geber dit'selbe  nicht  billigte,  eine  Widerlegung  rerdient. 
Rec.  nimmt  keinen  Anstoss  weder  an  dem  doppelten  f^iev 
(s.  Herrn.  Sauppii  Epist.  crit.  ad  God.  Hermannum  p.  29), 
noch  auch  daran,  dass  dem  f.iiv  im  Folgenden  kein  öe 
entspricht.  Die  Rede  ist  etwas  anders  fortgesetzt,  als 
anfangs  bcabsiclitigt  war.  —  §.  8-  ist  mit  Recht  der 
ron  VVeiske  vor  yeojpyUlv  eingeschwärzte  Artikel  wieder 
getilgt  und  diess  Veifahren  durch  die  gegebenen  Citate 
gerechtfertigt.  —  ^.  10.  ist  dem  Herausgeber  die  rich- 
tige Emendation  Haasc's  Ind.  ad  Xenoph.  de  rep.  Lac. 
i.  y.  ii/öo^og  entgangen,  nämlich  £i'^oi;or«r/;  statt  £1^- 
ÖO^Orarij.  —  §.  13.  hat  Hr.  K.  wunderbarer  Weise 
das  ganz  einfache  Sätzcheo  Tiavv  öki'yog  /.toi  ^Qovog 
eyePSTO  iy.avo^  TCl(>iek9tiv  ,,sehr  wenig  Zeit  war  für 
mich   hinreichend,   um   zu   besuchen"   nicht   verstanden. 

Cap.  ^'11.  §.  8.  wird  eine  treuliche  Emendatiun  von 
Hermann  niitgethcilt:  nokku  V7riO](^lioi'fnvn  r,  /iriv  ye- 
VEO&ai  o'iav  öei  anstatt  ti,  vuioyiy.  /ilv  TTpö;  Tovg 
deovi;  yevicrdat.  o'iav  det.  So  erklärt  sich  das  unpas- 
sende /usv  und  vielleicht  auch  TIQU^  Tovg  i)£Ol'i,  wenn 
man  dieses  als  eine  ursprünglich  TtQO'i  Tuiv  decSv  lau- 
tende Erklärung  zu  ij  i^olv  betrachten  darf.  —  §.  15- 
Yai  yuQ  xal  efioi  ö  TtariiQ.  Dass  Schneider  noch  be- 
merken konnte:  ,,Male  Guelf.  Paris.  A.  C.  D.  et  Lips. 
y.ai  [nämlich  das  zweite]  omittunt",  ist  nicht  sehr  zu 
verwundern,  wohl  aber,  dass  Dindorf  und  Hr.  K.  jenes 
unnütze  y.ai  nicht  tilgten.  Kca  yciQ  steht  so  häufig  in 
dem  Sinne,  wo  frühere  Gelehrte  y.ai  yaQ  xui  verlang- 
ten, dass  man  logar  so  weit  gegangen  ist,  y.ai  yUQ  y-O-i 
bei  guten  Attikern  ganz  zu  bezweifeln.  —  Gleich  darauf 
lesen  »vir  bei  Hrn.  K.  mit  Recht  nach  den  Hanilschrif- 
ten  oVTUti;  notiiv  statt  des  bisherigen  oi'TOj  TlOieiv. 
Auch  XVI ,  5.  ist  ovTüjg  vor  einem  Consonanten  mit 
gleichem  Recbte  aufgenommen.  —  §.  18.  zeigt  Hr.  K. 
durch  uiehrere  Beispiele,  dass  die  Uebersetzung  Cicero's 
zu  frei  sei  ,  als  dass  daraus  etwas  sicheres  auf  den  grie- 
chischen Text  geschlossen  werden  könne  ,  und  beieitigt 
damit  eine  Vermuthung  Weiske's  zu  unserer  Stelle.  — 
§.  20.  billigen  wir  es,  dass  nach  einer  Heindorf'schen 
Conjectur  geschrieben  ist  zov  ioyaooftivov  mit  VVeg- 
lasiung  des  vorhergehenden  in  den  Codd.  fehlenden  txetv. 
—  §•  28.  ('.  TU  tiEQov  iy.kEintTai  tu  etsqov  övvd- 
fiSvov.  Schneider's  Vermuthung  ekksiTTSTai ,  welche 
Dindorf  billigt  und  welche  auch  uns  richtig  scheint,  hätte 
eben  so  wenig  verschwiegen  werden  sollen,  als  Dindorf's 
Aeusserung,  dass  g.  30.  a  6  9edg  ECfVOEV  ixuTEQOV 
(.täkkoi/  UV  dviaOxfai  das  den  Gedanken  auf  das  Un- 
passendste schwächende   äv   gestrichen   werden   müsse. 

Cap.  yill.  §.  1.  hätte  die  Ordnung  der  Handschrif- 
ten avzfjv  xexcflj/tenjjv  und  otda  uÜtijv  hergestellt 
werden  sollen.  —  In  den  Worten  oiöa  ai>Tr;v  V.al  EQV 
^Qiaaaoav  crcpoÖQa,  oti  tujv  shEvex^evTujv  ri  ai- 
rrjaavTOi  Sfxov  oüy.  h'xe  ßOl  dovvai  ist  allenlings  die 
Conjectur  von  Schneider  6t t  at.   oxi  nicht    nöthig,     aber 


aie  würde  keineswegs  das  heissen,  was  Ilr.  K.  meint, 
nämlich  quotiescunque  non  habebat,  denn  da  würde  der 
Optativ  folgen.  Auch  können  die  folgenden  Worte  otl 
ovx  E^Eli  für  das  obige  üil  nichts  beweisen,  denn  hier 
konnte  nicht  anders  stehen.  Ja  diese  Worte  könnten 
vielmehr  zur  Unterstützung  von  Schneider's  Vermuthung 
gebraucht  werden,  so  dass  man  sagte,  um  diesem  OTl 
Oi'X  iXEli  das  Obige  conform  zu  macheu,  habe  man  or£ 
in  OTl  verwandelt.  —  §.  4.  schreibt  der  Herausgeber 
nach  eigener  Conjectur  äxakktOTUTOV  statt  des  unpas- 
senden üyksEOTaTOV  der  Handschriften.  Wir  halten 
Weiske^s  dtidiOTaTOV  mit  den  übrigen  neueren  Heraus- 
geberu  für  das  Wahre.  —  §.  6.  ist  mit  Recht  xctTU  tÜ- 
i;£lC  geschrieben,  wie  die  Codd.  verlangen,  statt  xaxa 
Tdl;iv,  und  eben  so  g.  13.  xEifiEva  statt  y.axayEi/iEva. 
—  g.  7.  war  die  Conjectur  des  Camerarius  OL  OTIioifEV, 
die  fast  alle  Editoren  billigen,  und  zwar  nach  unserem 
Urtheil  mit  Recht,  wenigstens  iloch  zu  erwähnen.  — 
S.  15.  sehen  wir  eben  so  wenig  als  Reisig  einen  Grund, 
av/ißaivEl  mit  Stephanus  in  ai/ißaivoi  zu  verändern.  — 
8.  19.  billigen  wir  die  Aufnahme  der  Conjectur  von  Din- 
dorf und  Jacobs  (fljui  statt  der  Vulgata  (fijal.  —  §.  20. 
fand  Schneider  duo  TOVTOV  mit  Recht  anstössig.  Wir 
vermuthen  drco  ravTOV  ,,auf  dieselbe  Weise",  wie  man 
auch  sagt  dno  tov  i'oov  und  Aehnl.  Die  Crasis  rav- 
xoü    wird    hinlänglich    vertheidigt    durch    TaVTOJ     Aoab. 

Cap.  IX.  §.  2.  loOTS  ävTct  eyaksi  tu  ngsTCovra 
Eivai  Ey.dnxv),  Diese  Lesart  behält  Hr.  K.  bei  und  ver- 
theidigt tlval  gegen  Dindorf«  Evi  durch  eine  Stelle  der 
Apologie  §.  13.  [idvTEtJi  övoiiu^ovoi  TOli  TlQOcn^iiui- 
vovTag  Eivai  mit  Bornemann's  Anmerkung  und  durch 
Verweisung  auf  Herrn,  ad  Viger.  p.  750.  Allein  dort 
ist  nur  die  Rede  vom  Gebrauch  des  Infinitivs  tivai  bei 
den  Verben,  die  nennen  bedeuten.  Diess  bedeutet  aber 
Sxdksi  an  unserer  Stelle  nicht,  sondern  es  ist  s.  v,  a. 
TiaQExdket,  was  im  Folgenden  dafür  gesetzt  ist.  üebri- 
gens  irrte  auch  Haase  zu  Xen.  de  rep.  Lac.  p.  169»  — 
g.  4.  ist  xExakkcoTltO/JEua  allerdings  anstössig;  aber 
Hrn.  K.'s  Vermuthung  kann  Recw  nicht  billigen.  —  g.  5- 
"Edei^a  de  xae  rijv  yvvaty.uivniv  avxrj,  9vga  ßaka- 
va)T(i)  uJQiöfiEvtjv  d^o  Ti]<;  ävS^cuvUidog.  So  liest 
der  Ilcransgeber  mit  der  Bemerkung:  Sic  hunc  locum 
egregie  restituit  vir  primarius;  logebatur  antea  9l'(Jav 
ßakavEup.  L.  Dindorf  zu  Sleph.  Thes.  i.  v.  ßakavui- 
TÖq  liest'  i^vQo.  ßakavujTTj.  —  g.  7-  wird  wohl  9otva- 
rixä  statt  doiM]Tlxä  zu  setzen  sein  mit  Codd.  Pariss. 
und  Lobeck.  ad  Phrjn.  p.  204.  —  g.  S.  verlangen  alle 
Handschriften  (auch  Lips.,  welche  Hr.  K.  nicht  nennt) 
8ir]V£yxo(x£v  statt  dtijvfyxanEv  zu  schreiben.  —  g.  13. 
schrieb  Hr.  K.  xat  avxfjv  'öl  iv  xavTij  zij  t^'iqa  xct- 
TETaTTOUev  anstatt  EV  ai'TTJ  x.  %•  i  "'"^  »'''"  wahr- 
scheinliche Verbesserung,  die  derselbe  nachher  auch  schon 
von  Voigtländer  gemacht  sah.  —  g.  16-  Auch  hier  ist 
die  Verbesserung  des  Herausgebers  J,  n  av  ßovkl]Tat, 
ExäcTTO)  X^ijo^ai,  wenn  auch  nicht  ganz  sicher,  doch 
dem  Sinne   der   Stelle  sehr  angemessen. 

Doch  genug  unserer  Bemerkungen  über  Einzelnes! 
Es  geht  aus  demselben  hervor,  dass  Hr.  K.  in  seinem 
Bestreben,  wo   möglich,  die  Lesart  der  Handschriften  zu 

12« 


183 


184 


schauen,  in  der  Mehrzahl  der  Stellen  nicht  unglücklirh 
rrwrson  isi ,  dass  er  al)cr  in  mehreren  Stellen  ohne  Grnnil 
die  l'oilioes  nicht  gehurt,  an  anderen  dajjegen  zn  sehr 
auf  dieselben  i  ertraut  hat;  endlich  dass,  ueini  von  sei- 
nen Verliesierun^^svorschlagen  auch  keinesHegs  alle  ge- 
hilll-'t  »erden  kOnnon,  einige  sich  docii  des  Beifalls  der 
Freunde  Xenojihon's  sicher   erfreuen   «erden. 

Das  Aeussere  des  kleinen  Buches  ,  um  auch  hienon 
noch  etwas  zu  sagen,  ist  sehr  anst.'indig,  ein  schöner 
Druck  auf  gutem  ,  weissem  Papier.  Die  Correctur  könnte 
etwas  genauer  sein,  wenigstens  in  den  Anmerkungen; 
im  Text  ist  uns,  ausser  einigen  Kleinigkeiten  in  den  Ac- 
centen,  nur  aiifgeslossen  Vll.  12.  /j'iÄiOTWf  ,  in  der  An- 
notatio  critica  S.  ()'.).  Z.  15  »'.  ".  Xl'finivovro  st.  Xv^iai- 
vovTUt,  S.  7t.  Z.  10.  p.  572.  st.  578^,  S.  77.  Z.  22. 
Peris.  st.  Paris.,  S.  80.  Z.  3.  TtQOövevovai  st.  nonev- 
ovai,  lind  Z.  17.  Oeconiico  st.  Oecouomico,  S.  94.  Z.  1. 
.^lanklaud.  st.  Markland.  F.  K.  Hertlein- 


18.  Ueber  die  Sprache  der  römischen  Epiker  von  Dr. 
J.  K.  Kiine,  Lehrer  am  jj'muasium  zu  Münster. 
Nebst  einer  Nachschrift  über  die  Metrik  der  römi- 
schen Kpiker  von  Prof.  Dr.  //'.  H.  Grauert.  flliin- 
ster  1840.  *)  In  der  Thcissing'schen  Buclibandinng. 
Vorliegendes  Buch  des  Hrn.  Könc  ist  bald  nach  sei- 
nem Erscheinen  in  mehreren  Zeitschriften  recensirt  wor- 
den, offenbar  «eil  man  in  demselben  einen  bcachtens- 
werthen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  römischen  Sprache 
und  Literatur  erkannte:  wenn  nun  Ref.  sich  entschliesst 
eino  kurze  Anzi'ige  desselben  niederzuschreiben,  so  thnt 
er  es,  um  auf  einige  Seiten  des  Buciics  aufmerksam  zu 
machen,  welche  von  den  bisherigen  Bcurthcilern,  so  viel 
mir  bekannt  und  erinnerlich  ist,  entweder  gar  nicht  be- 
achtet oder  doch  nicht  gehörig  gewürdigt  worden  sind. 
üio  friiheren  [lecen»enten  haben  sich  meist  darauf  be- 
schränkt, einzelne  Behauptungen  und  Ansichten  Hrn.  K.'s 
herauszuheben  und  dieselben  in  Zweifel  zu  ziehen  oder 
als  irrig  zu  widerlegen.  Und  es  lässt  sich  nicht  in  Ab- 
rede stellen,  dass  gerade  diess  die  schwache  Seite  von 
Hrn.  K.'s  Arbeit  sei,  indem  auch  Ref.  im  Einzelnen  gar 
manche  Ansichten  als  unhaltbar  oder  unbegründit  mit 
leichler  Mühe  nachweisen  könnte.  So  ist  es  allerdings 
seltsam,  wenn  Hr.  K.  im  Vorworte  sagt:  „Diese  Schrift 
verdankt  ihr  Entstehen  einem  einzigen  Worte.  Diess 
mir  darum  nmergessliclie  Wort  ist  Ilnliam,  ilas  erste  im 
zweiten  Verse  der  Aeneis.  Vor  einigen  Jahren  fragte 
ich,  warum  ^'irgil  lias  ~i  in  diesem  Italiam  lang  brauche, 
da  es  doch  in  Ilahis  kurz  sei  ,  und  ich  fand  alsbald  den 
Grund.  Italiam  mit  kurzem  i  passt  nicht  in  den  Hexa- 
meter. Dann  fand  ich  ferner,  da-is  der  Casus  Italia  selbst 
bei  der  Dehnung  des  "i  nur  in  einer  Elision  eingefügt 
werden   konnte.      Darum,   dachte   ich,    wäre    es  ja   besser 

*)  B  e  ri  ch  tig  unR.  Im  Monat  J  a  ii  ii  .i  r  ist  duich  ein  Ver- 
schen in  der  Niimcrirting  der  Arbeiten  Nr.  6.  statt  5-  ge- 
setzt werden  Als  Nr.  5.  sollte  Hrn.  Th.  Bergk's  Rccen- 
sion  von  Köno's  Sprache  der  röra.  Epiker  komaieuj  doch 
lief  liiise  2U   <pal  em. 


gewesen,  wenn  der  Dichter  die  Sylbo  al  gedehnt  hätte. 
Aber  ich  erkannte  auch  sofort,  dass  dabei  mehr  verloren 
als  gewonnen  wurde.  Es  passte  nun  zwar  Italia,  aber 
nicht  Italiae,  Itliliam,  Itali~ä,  wenigstens  ohne  Verderb- 
-niss  nicht.  Es  lag  sehr  nahe,  wozu  ich  überging.  Ich 
zählte  bald  in  dei'  ersten  und  den  folgenden  Declinatio- 
nen ,  in  der  Conjugation  und  Wortbildung  eine  gar  nicht 
erwartete  Menge  von  Formen  und  Worten,  deren  Zeit- 
maass  dem  daktj'lischen  Verse  widerstrebt.  So  war  also 
der  eino  in  dieser  Schrift  behandelte  Grundgedanke  ge- 
funden. An  demselben  festhaltend  ,  las  ich  im  Virgiliu» 
weiter,  und  waril  freudig  überrascht,  als  ich  in  den  ei- 
genthünilichen  von  der  Prosa  abweichenden  Formen  und 
Wendungen  die  Mittel  entdeckte,  welche  der  Dichter 
angewandt  hatte,  um  sich  aus  der  Noth  zu  helfen.  Und 
das  war  der  zweite  Grundgedanke  dieser  Schrift."  Aber 
auf  welche  Weise  Ilr.  K.  zuerst  auf  jenen  Gedanken 
geführt  ward,  ist  für  den  Leser  etwas  völlig  gleichgül- 
tiges :  der  erste  Anlass  selbst  kann  als  ein  äusserer  und 
meist  vom  Zufall  ablWlngiger  durchaus  nicht  die  Sache 
begründen,  wenn  diese  nicht  selbst  Zeugniss  für  ihre 
Richtigkeit  ablegt.  Darum  hätte  ich  gevvi'lnscht,  Herr 
Küne  hätte  Diess  und  Anderes  aus  seiner  Arbeit  aus- 
geschieden. 

Hrn.  K.  ist  der  Unterschied,  welcher  zwischen  dem 
griechischen  und  römischen  Epos  in  Beziehung  auf  Form 
und  Sprache  stattfindet,  nicht  entgangen.  Dort  in  der 
äusseren  Form  das  schönste  Ebenmaass  nnd  die  grCssto 
Vollendung  in  allen  einzelnen  Theilen  :  denn  die  grie- 
chische Sprache,  vor  allen  der  ionische  Dialect,  ist  wie 
keine  andere  für  das  daktylische  Versmaass  geeignet:  bei 
dem  Reichthum  von  Vocalen  stehen  lange  und  kurze 
Sylben  in  dem  schönsten  ^Vrhältnisse  zu  einander;  kaum 
irgend  eine  Form,  die  den  Gesetzen  des  A'erses  wider- 
strebt oder  wohl  ganz  nnfügsam  wäre:  und  trat  einmal 
dieser  Fall  ein,  so  bot  die  Sprache  selbst  vermöge  ihres 
unendlichen  Reichthums  leicht  Abhülfe  dar:  endlich  fällt 
die  Ausbildung  des  daktylischen  Rhythmus  in  eine  Zeit, 
wo  die  freie  Entwickeluiig  der  Sprache  noch  nicht  ab- 
geschlossen, vielmehr  bildsam  und  gefü;;ig  genug  war, 
um  jegliche  Form  anzunehmen.  Wie  das  griechische 
Epos  selbst  «las  unmittelbarste  Erzeugniss  des  jugendlichen, 
schöpferischen  Volksgcistes  ist  ,  so  ist  auch  die  änssere 
Form  eine  unbewusste  Schöpfung,  die  ebenso  wohl  ilem 
Inhalte,  dessen  Träger  sie  ist,  wie  dem  der  Sprache  in- 
wohnenden Principe  durchaus  gemäss  ist.  Ganz  anders 
verhält  es  sich  mit  dem  römischen  Epos,  welches  zu 
allen  Zeiten  als  ein  Erzeugniss  kuiistmässigen,  bewussteu 
Schafleiis  erscheint,  und  in  seiner  ganzen  Entstehung  und 
Bildung  den  langwierigen  nnd  harten  Kampf,  den  eine 
fremde  Form  mit  dem  spröden  Sprachmaterial  zu  beste- 
hen hatte,  mehr  oder  minder  offenbart  und  eben  daher 
an  Leichtigkeit,  Beweglichkeit  und  Anmuth  dem  grie- 
chischen in  mancher  Beziehung  nachsteht.  Indem  nun 
Hr.  K.  diesen  Unterschied  immer  deutlicher  empfand, 
und  nach  den  Gründen  forschte,  fand  er,  dass  die  latei- 
nische Sprac  he  ihrem  ganzen  Bau  und  Wesen  nach  nicht 
für  das  daktylische  oder  anapästische  Versmaass  geeignet 
sei,  tjclmehr  sich  zu  iambischen  und  trochäischen  Rhyth- 
men  hinneige.    Es  ist  diess  ein  Gedanke,  der  wohl  schon 


185 


186 


früher  hier  und  ila  ausgesprochen  oder  empfunden  »vor- 
deii  ist,  allein  Hrn.  KiJne  gebührt  uubestritfen  das  Lob, 
diese  Idee  znerst  begründet  und  w  issenschaftiii  h  durch- 
geführt zu  haben:  und  Hr.  Gruuert,  welcher  in  einer 
Nachschrift  Hier  die  Metrik  der  römischen  Epiker  die 
von  Hrn.  K.  gewonnenen  Resultate  weiter  zu  rei  folgen 
und  ihren  Einfluss  auf  die  richtige  Würdigung  der  rii- 
mischen  Poesie  nachzuweisen  sucht,  woraut  Reo.  weiter- 
hin zurückkommen  wird,  schenkt  Hrn.  K.'s  Arbeit  mit 
roUeni  Rechte  die  gebührende  Anerkennung.  Das  Ver- 
dienstlicho  dieser  Arbeit  kann  selbst  dadurch  nicht  ge- 
schmälert werden,  dass  die  Ansichten  Hrn.  K.'s  Isowohl 
im  Einzelnen,  als  auch  in  ßezng  auf  die  Folgerungen, 
welche  derselbe  daraus  herleitet,  vielfach  beschrankt  nud 
berichtigt  werden  müssen,  indem  Hr.  K.  öfters,  verleit^'t 
durch  das  Interesse  für  die  Neuheit  jenes  Grundgedan- 
kens, zu  irrigen  Schlüssen  gelangt:  so  icrzeihlich  nun 
auch  dieselben  sind  ,  so  erscheint  es  doch  als  die  Pflicht 
der  Kritik   auf  das  Verfehlte  aufmerksam   zu  macheu. 

Die  Aufgabe  nun,  weiche  sich  Hr.  K.  gestellt  hat, 
ist  eine  zwiefache,  einmal  will  er  nachweisen,  dass  der 
Hau  der  römischen  Sprache  ursprünglich  dem  Hexameter 
widerstrebe,  zweitens  welche  {Mittel  die  römischen  Dich- 
ter angewendet  haben,  um  jene  Hindernisse  zu  besiegen. 
Die  Aushülfe  selbst  ist  eine  dreifache  ,  indem  sie  theils 
duroh  die  Form,  theils  durch  die  Syntax,  endlich  durch 
den  Sprachschatz  selbst  geboten  waril.  Die  sj^ntactischen 
und  lexicalischen  Mittel,  welche  den  Dichtern  zu  Gebote 
standen,  übergeht  Hr.  Köne  zunächst,  und  behandelt  in 
vorliegcn<lem  Buche  ausschliesslich  den  fnrmcllen  Theil, 
nud  zwar  geht  er  zu  diesem  Zwecke  die  Declination  und 
Conjugation,  ilie  Lehre  von  der  Ableitung  und  Compo- 
sition ,  zuletzt  die  Partikelu  durch.  Hr.  K.,  vertraut  mit 
ilen  Fortschritten,  welche  die  Sprachwissenschaft  in  neue- 
rer Zeit  gemacht  hat,  sagt  sich  von  dem  bisher  gelten- 
den Verfahren  in  der  lateinischen  Grammatik  völlig  los 
und  versucht  ein  durchaus  neues  Gebäude  aufzuführen. 
Kann  man  auch  im  Einzelnen  mit  der  Anordnung  und 
Ilehandluiigsweisc  Hrn.  K.  nicht  überall  einverstanden 
sein,  so  wird  man  doch  ihm  das  Ver.lienst  zugestehen 
müssen ,  den  richtigen  Weg  in  der  Behandlung  der  la- 
teinischen Sprache  zuerst  eingeschlagen  zu  haben.  Ein 
Umstand  jedoch  hat  nicht  selten  einer  unbefangenen  und 
grünillichcn  Benrtheilnng  Eintrag  gethan :  Hr.  K.  hat 
nämlich,  indem  er  den  Organismus  der  lateinischen  Spra- 
che zu  entwickeln  versucht,  hauptsachlich  nur  ein  klei- 
nes Gebiet  der  römischen  Literatur,  die  epische  Dichtung 
und  deren  Einfluss  auf  die  Ausbildung  (Icr  Sprache  vor 
Augen:  indem  namentlich  Hr.  K.  ilen  formalen  Theil  der 
Sprache  '  tier  römischen  Epiker  darstellen  will,  erkenut 
er  ganz  richtig  die  Mangel,  an  welclien  das  alte,  her- 
gebrachte grammatische  System  leidet,  und  sieht  sich 
dcsshalb  genöthigt,  ein  neues,  auf  w  isf^enschaitlichen 
Principien  ruhen<les,  zu  begründen.  .Aber  es  wiirde  Hr.  K. 
manche  Einseitigkeiten  und  Irrthümer  vermieden  haben, 
wenn  derselbe  vielmehr  das  ganze  Gebiet  der  lateinischen 
Sprache  berücksichtigt  und  darnach  seine  Sprachlehre 
coiistruirt  hatte:  alsdann  würde  ihm  die  Thatigkcit  der 
epischen  Dichter  gewiss  in  anderem  Lichte  erschienen 
sein  ;  wo  er  jetzt  nur  den  Verfall  der  Sprache   zu  erken- 


nen glaubt,  würde  er  einen  Fortschritt  erblicken  ,"  man- 
che Erscheinung,  die  er  jetzt  den  Epikern  zuschreibt, 
würde  er  vielmehr  als  in  dem  natürlichen  Eritwickelungs- 
gangc  der  Sprache  selbst  begründet  gefunden  haben,  ücber- 
haupt  aber  kann  man  es  nicht  billigen,  dass  Hr.  K.  zu 
wenig  auf  die  älteste  Zeit  der  römischen  Literatur,  na- 
mentlich auch  auf  die  Prosadenkmaler  Rücksicht  genom- 
men bat,  so  sind  selbst  Dichter  wieEimius  und  Lucilius 
nicht  so,  wie  sie  sollten,  von  Hrn.  K.  benutzt  worden. 
Um  das  eben  ausgesprochene  Urtheil  zu  bestätigen ,  will 
ich    nur  ein   und   ilas  andere  Beispiel  anführen. 

So  urtheilt  Hr.  K.  auf  S.  30,  wo  er  vou  dem  Geni- 
tiv der  1.  starken  Declination  auf  orum  und  um  handelt, 
höchst  ungerecht,  wenn  er  sagt:  „Es  ist  merkwürdig, 
dass  die  Epiker  diese  alterthümliche  Form  bei  ander« 
gebauten  Wörtern  viel  seltener  angewendet  haben.  Sicher 
haben  sie  den  Gleichlaut  mit  dem  Accusativ  auf  um  als 
eine  Unvollkommcnheit  zu  vermeiden  gesucht.  Sie  hatten 
Recht.  Wollten  sie  aber  die  alterthümliche  Form  zu 
ihrer  Bequemlichkeit  benutzen,  so  hätten  sie  das  alte  om 
wie  wir  es  noch  finden  in  divom  ,  beibehalten  sollen. 
Dann  war  der  Genitiv  und  Accusativ  so  schon  geschie- 
den, wie  es  eine  Sprache  vermag."  Aber  das  kurze  u 
des  Accusativs  konnte  ein  römisches  Ohr  recht  wohl  von 
ilem  lancen  "ü  des  Gonitivs  unterscheiden:  om  aber,  wie 
Hr.  K.  verlangt,  überall  im  Genitiv  zu  sägen,  wäre  ge- 
radezu fehlerhaft  gewesen;  denn  der  Uebcrgang  des  "ü  m 
Ö  war  doch  wohl  auf  den  Fall  beschränkt,  wo  "v  oder  u 
vorherging,  und  so  kann  man  wohl  divom  in  Genitiv 
sagen  ,  gerade  wie  mau  auch  im  Singular  divos  und 
divom  sagte,  wo  dann  freilich  der  Unterschied,  den  Hr. 
K.  zwischen  Genitiv  und  Accusativ  verlangt,  ebenso  wenig 
bemerkbar  sein  würde,  aber  virom  ,  Italom  u.  a.  würde 
geradezu  sprachwidrig  sein.  Dass  in  der  ältesten  Sprache 
der  Gebrauch  des  "«i  nicht  auf  so  enge  Grenzen  zu  be- 
schranken sei,  weiss  ich  recht  wohl,  aber  für  die  Zeit, 
wo  die  literarische  Ausbildung  der  Sprache  beginnt,  dürfte 
jenes   Gesetz   festzuhalten   sein. 

Ebenso  wenig  kann  man  das  billigen,  was  Ilr.  K. 
über  den  Genitiv  auf  ii  bemerkt,  auf  S.  34  und  fl.,  wo 
er  unter  andern  sagt:  „Nehmen  wir  diese  Erscheinungen 
zusammen,  so  sind  wir  berechtigt  zu  vermutheu,  dass 
die  Zusammenziehung  des  Genitivs  ii  in  i  von  den  Epi- 
kern ausgegangen,  und  aus  ihnen  in  die  Prosa,  wenn 
sie  darin  gebraucht  ist,  aufgenommen  wurde."  Die.'» 
kann  auf  keine  Weise  zugegeben  werden:  denn  abge- 
sehen davon,  dass  mehrere  Worte  auf  ins  durch  die  ein- 
silbige Endung  1  im  Genitiv  gerade  für  den  Hexameter 
unbrauchbar  wcr<len,  wie  genius,  Pompilitis,  selbst  Fla- 
vius  u.  A.,  so  werden  durch  ilie  Annahme  dieser  ein- 
silbigen Endung  die  Mehrzahl  der  Neutra  auf  ium  im 
Genitiv  von  der  episclien  Poesie  ganz  ausgeschlossen,  und 
zwar  U'orto  wie  uuxilium,  consilium,  exilium,  imperium, 
pretium  ,  Studium ,  praesidiiim  ,  spolium ,  principium , 
hospitium,  spatium,  perfugium  nnil  viele  andere,  deren 
die  epische  Sprache  gar  nicht  entbehren  konnte,  währenil 
durch  diesen  Genitiv  nur  etwa  folgende    sich  dem   Hesa- 


187 


188 


meter  fa^en ;  aliium,  palalium,  ottium,  somnium,  Si- 
lentium, taedium,  soluliitm,  incendium,  otium,  proelium, 
praeconium ,  negotium,  j'urgium ,  pallium,  aliium,  ilie 
aber  zum  Tlieil  in  <ler  epischfii  Poesie  gar  nicht  for- 
kouimen  können.  Es  wflre  tia  doch  gewiss  bequemer  ge- 
wesen, wenn  die  Epiker  entweder  die  nach  Hrn.  K.  ge- 
wöhnliche und  achte  Form  ii  beibehalten  hatten,  anstatt 
die  um  nichts  bequemere  1  aufzunehmen,  oder,  wollten 
sie  einmal  der  AVillkür  Raum  geben,  wenn  sie  je  nach 
Bedürfniss  des  Verses  und  Bequemlichkeit  bald  ii,  bald  i 
gebraucht  hatten.  Aber  auch  historische  Beweise  spre- 
chen gegen  Hrn.  K.'s  Ansicht.  Ich  will  gar  nicht  er- 
wähnen, das»  in  den  iambisclien  und  trochäischen  Vers- 
maasson  nach  Einführung  des  Hexameters  überall  die 
Formen  auf  ~i  als  die  allein  gültigen  erscheinen  (und 
dcxh  würde  hier  die  Form  auf  ii  oft  sehr  bequem  ,  fast 
nirgends  störend  sein)  ,  noch  dass  in  den  ältesten  Prosa- 
denkmälern selbst  die  Handschriften  nur  die  Form  auf  1 
darbieten,  allein  auch  schon  ehe  der  Hexameter  und  seine 
Gesetze  den  Römern  bekannt  wurden,  lässt  sich  nur  die 
Form  "i  nachweisen,  so  Naevius  bei  Nonius  v.  acrimonia. 
„Ne  ille  mei  feri  ingeni  atque  animi  aerem  acrimo- 
uiam." 

Nicht    aiinder    ungerecht    ist    Hrn.    K.'s    ürthoil    auf 
S.   60,   wo   er   lue  Syncope   in  perichim   a.   s.   w.   ebenfalls 
als  durch  die  epischen  Dichter  veranlasst  darstellt:   ,,VVenn 
nun   auch   eine   solche  Form  die  Sprache  gar  sehr   verletzt, 
so   ist  sie   docli   dem   Dichter   in   Noth   zu   verzeihen;   aber 
unverzeihlich   ist  es ,    wenn    in   Folge    derselben  auch   die 
Casus  so  verstümmelt   werden,   welche  sich  ohne  das   dem 
Verse    fügen,     wie    pericla    (Hör.   Sat.   I.   2.   40.),    vincla 
(Virg.   Georg.   IV.  4l2.)   u.  a.  m.      Harten  Tadel   verdient, 
wer   leidiger   Bequemlichkeit   zu     Liebe     die  schöne    Form 
zerstört."       Allein   gerade   diese   Beispiele   hätten   Hrn.   K. 
darauf  aufmerksam   machen  sollen ,   dass  jene  Formen  doch 
wohl   nicht   erst   durch   die   Willkür   der   epischen   Dichter 
hervorgerufen    «nrden,    sondern   vielmehr   in   der  Sprache 
selbst    iinil     ihrem     Ent«  ickelungsgaiige    begründet     sind. 
Wie   nun  aber   exemplum ,    templum    durch    Sjncope   ent- 
standen  sind  ,     ebenso   verhält   es  sich   mit   den   ganz   ähn- 
lichen Wortbiliiungen  periclum,   vinclutn ,  seclum  u.  s.  w., 
nur  dass   bei   diesen  sich  auch    die   vollere   Form   erhalten 
hat,     und     gerade    vorzugsweise    gebräuchlich     ist.       Das 
Recht  aber   von   den   doppelten   Formen,    die   die   Sprache 
darbietet,     Gebranch   zu   machen,     will   Hr.   K.   doch   ge- 
wiss  den   Dichtern    nicht   verkümmern.      Ferner    die   Sjn- 
cope  selbst  kann    Hr.  K.   unmöglich   für   eine   dichterische 
Licenz   erklären  ,   vielmehr  ist  sie  im  Wesen  jeder  Spracne 
begründet,     findet   sich    daher   ebenso   gut   in  der   lateini- 
schen,  wie   in   der  griechischen  und   deutschen:    ja   es   ist 
gar   nicht   zn   verkennen,   wie    die  lateinische  Sprache  vor- 
zugsweise   zur    Sjncope    hinneigt,    aber    freilich   nicht  an 
jeder   beliebigen   Stelle  ;  sondern   nur  die   kurzen   tonlosen 
Formationssylben    e,    i,  Ti   können   vor   oder   nach   Liqui- 
dis,     vorzugsweise     r    und     i    ausgestosscn    werden,     wie 
periclum  (periculum),  circlos  (circulos),  aspris  (asperis), 
oprae  (operae),  calda  (calida) ,  ferx  (fcris)  und  ähnliche 
Formen  ,   die   Hr.   K.   unmöglich  auf  Rechnung  der  Dich- 
ter stellen  kann,    da  z.  B.  fers    und    verwandte    Formen 


allein  gebräuchlich  sind,  und  dergleichen  (jncopirte  For- 
men gewiss  in  der  älteren  Sprache  noch  viel  häufiger 
waren,  wie  es  z.  B.  im  Carmen  Saliare,  wo  doch  an 
keinen  Einfluss  der  epischen  Dichtung  zu  denken  ist, 
bei   Varro   de   Ling.   Lat.   VI.   p.   70 : 

Divom  exta  rante ,  divom  deo  siipplice  canie. 
Den  deutlichsten  Beweis  dafür  liefern  die  komischen 
Dichter,  namentlich  Plauius,  die  sich  ganz  eng  an  die 
Volkssprache  anschiicssen,  und  deren  Freiheiten  sich  wil- 
lig aneignen  ,  nur  dass  man  darauf  bisher  bei  der  Kritik 
jener  Dichter  zu  wenig  geachtet  hat:  so  lässt  z.  B.  Plau- 
tus  die  Syncope  des  e  vor  r  nicht  alleiu  in  Formations- 
sylben zu,  sondern  auch  in  der  Präposition  per,  wenn 
das  folgende  Wort  mit  einem  Vocale  anfängt,  da  ja  die 
Präposition  mit  ihrem  Casus  eigentlich  nur  ein  Wort  bil- 
det, so  dass  2.  B.  per  illum  bei  Plautus  oft  wie  p'r  il- 
lum  zu  lesen ^  wenn  auch  nicht  gerade  zu  schreiben,  da 
ja  keineswegs  die  Schreibart  durchaus  mit  der  Aussprache 
in  Ucbercinstimmung  gesetzt  ward,  obwohl  Hr.  K.  wie- 
derholt iliese  Forderung  stellt,  ich  meine  mit  Unrecht. 
Aber  nicht  allein  die  Komöiliendichter ,  tvelche  <lcn  Volks- 
dialekt benutzen,  sondern  selbst  die  Dichter,  welche  der 
kunstgerechten  Schule  angehören,  gebrauchen  die  Syncope 
nicht  selten,  und  zwar,  um  noch  einen  zweiten  Fall  an- 
zuführen ,  nicht  allein  vor  und  nach  dem  Liquidis,  son- 
dern auch  nach  den  Lingualen  "il  und  ~t,  z.  B.  CatuU 
XL,   1: 

Qnaenam  te  mala  mens,  miselle  Ravide, 
wo   Rav'de  zn  sprechen   ist,  da  eine  Auflösung  der  Arsis 
hier  unzulässig   ist.    Und   in   gleicher  Weise   ist  bei  Catull 
in   LXVI.   V.   72.   herzustellen. 

Ncc  si   me   infestis   discerpent  sidera   digitis 
oder  auch  digtis  für    die    Vulgata    diclis ,     welche    völlig 
unstatthaft  ist  *). 

Mancherlei  unrichtige  Ansichten  finden  sich  in  dem 
Systeme  der  schwachen  Declination,  tvelclies  Ur.  K.  auf- 
stellt; ich  begnüge  mich,  einzelnes  aus  der  nennten  De- 
clination (der  bisherigen  vierten)  auszuwählen.  Hr.  Köne 
behauptet  auf  S.  94  mit  vollem  Rechte,  dass  hier  das  ü 
zum  Stamme  gehöre,  nicht  also  etwa  als  Casusendung  zu  be- 
trachten sei,  wie  bei  der  zweiten  Declination.  Allein 
die  Folgerungen,  welche  Hr.  K.  weiter  darauf  gründet, 
kann  man  nicht  billigen.  ,,Aus  dieser  Ansiebt  ergibt 
sich   von   selbst, 

1)  dass   der   Genitiv   auf  1   statt  us  arges  Sprachverderb- 

niss   ist.      Veranlassung  dazugab   wohl,   dass   das    ng 

dieser    Declination    mit    dem    Gcscblechtszeichen   us 
in   der  starken   Declination   verwechselt   wurde; 

2)  ilass  die  Verschränkung  des  Dativs  ui  in  ~ii  eben- 
falls Verderbiiiss  der  rechtmässigen  Form  ist,  und 
zwar  um  so  mehr,  da  der  Dativ  in  dieser  Gestalt 
mit  dein  Ablativ,  ilessen  Unterscheidung  die  Sprache 
mit  so  vieler  AJühe  geschaffen  hatte,  wieder  zu- 
■ammenfällt; 


*)  Mit   infestis   digitis    discerpere    vergl.   Bentlei   zu    Horat. 
OJ.   I.  6.  8. 


1S9 


190 


3)  dass  das  li  in  dem  Casus  nbus  ebenso  nrsprüiiglich 
ist  und  hätte  bleiben  sollen,  wie  es  iu  annuns,  cae- 
duu»  u.  a.  gebliebeu  ist"  u.  s.  >v. 
Was  den  ersten  Funct  betrifft,  so  kann  man  nimmermehr 
Hrn.  K.  zujfeben,  dass  der  Genitiv  auf  7  ein  arges  Ver- 
derbniss  und  aus  IVIissrerständuiss  entstanden  sei.  Und 
durch  wen  sollte  dieses  IVIissverständniss  veranlasst  sein? 
Etwa  auch  von  den  Epikern  ?  Sagt  doch  schon  Mävius 
in   seinem   punischeu   Kriege   bei    Charisius   p.    103: 

Manius   Valcrius   cousul  partem   exerciti 

In  expeilitioneni  ducit. 
Und  Forujen  wie  domi,  senati  u.  s.  w.  sind  sicher  uralt. 
Vielmehr  erkennen  wir  aus  solchen  Formen  deutlich, 
dass  Wörter  wie  exercitus ,  domus ,  senatui  u.  a.  ur- 
sprünglich der  starken  Declination  angehörten;  als  aber 
im  Verlauf  der  Zeit  und  bei  weiterer  Fortbildung  der 
Sprache  die  starke  Declination  immer  mehr  erlosch,  gin- 
gen sie  zur  schwachen  libcr.  Solche  ücbergange  von 
der  starken  zur  schwachen  Declination  lassen  sich  nir- 
gends deutlicher  nachweisen  als  bei  den  Pronomiiiibus,  so 
t.  B.  im  Plural  des  Pronomens  qui  oder  (juis  ,  denn  d.is 
relative  und  interrogative  Pronomen  sind  ursprünglich  ein 
und  dasselbe : 


Starke  Declination: 


Schwache  Declination  ■ 


Mom.  qui,   quae,   qua.  qucs,   (quia). 

Gen.   quoruni,  quarum,  quorum.  quium,  quium. 

Dat.     quis,   quis,   quis.  quibns,   quibus. 

Acc.    quos ,   quas,   qua.  ques,   (quia). 

Abi.    quis,   quis,   quis.  quibus,   quibus. 

Beachtet  man  ferner  die  grosse  Anzahl  von  Wörtern 
dieser  Declination,  von  welchen  sich  Genitivformen  auf 
1  nach»  eisen  lassen,  wielucti,  tunitilti,  gemili ,  adspecli 
o.  s.  w.,  so  geht  mau  gewiss  nicht  zu  weit,  wenn  man 
behauptet,  dass  ursprünglich  alle  VVorte  dieser  Declina- 
tion als  starke  tlectirt  wurden  und  nur  allniählif  h  jene 
Schwächung  erfuhren. 

Aber  auch  in  Betreff  des  zweiten  Punctes  kann  ich 
Hrn.  K.  nicht  beipflichten ,  dass  der  Dativus  u  geradezu 
als  eine  Verderbniss  der  ächten,  ursprünglichen  Form  zu 
betrachten  sei.  Hr.  K.  ist  überhaupt ,  wie  viele  Stellen 
seines  schätzbaren  Buches  deutlich  zeigen,  gegen  die 
Contraction  eingenommen,  die  im  Lateinischen  nicht  min- 
der häufig  sich  findet  als  im  Griechischen,  und  deren 
Gesetze  eine  gründliche  Untersuchung  erfordern.  Und 
so    ist    denn    auch    diese   Declination    eigentlich    als    eine 

contrahirte  zu  betrachten;  denn  der  Genitiv  anus  ist  aus 
anuis  entstanden,  da  ja  anu  der  Stamm,  is  die  Endnng 
ist;  mit  ganz  gleichem  Rechte  wird  also  anui  in  anu 
conirabirt,  gerade  wie  in  den  übrigen  Casibus,  Abi. 
anu-e,  anu,  und  im  Plural  anu -es,  anus.  Ebenso  im 
Genitiv  Pluralis  currum  bei  Virgilius  st.  curruum.  Dass 
iu  dem  späteren  Sprachgebrauch  in  einzelnen  Casibus  die 
contrahirte,  in  andern  die  vollere  Form  die  gebräuch- 
liche ward  ,  darf  uns  nicht  befremden  :  ebenso  wenig  aber 
dürfen  »ir  die  Dichter  tadeln,  wenn  sie  neben  der  ge- 
wöhnlichen auch  von  der  seltneren  Form  Gebrauch  ma- 
chen; als  Verderboiss  kann  alio  curru,  anu  und  ähnliche 


Formen  nie   betrachtet  werden,    sondern    nur    als    conse- 
queute   Durchführung   der   Contraction. 

JJur  im  dritten  Puiicte  stimme  ich  Hrn.  K.  bei.  Der 
Dativ  und  Ablativ  miisste  ursprünglich  saltu  -  ibus  heis- 
sen ,  daraus  ward  mit  Ausstossung  des  1  saltuius,  und 
diess  ist  für  die  bessere  Zeit  der  römischen  Sprache  die 
gebräuchliche  Form;  als  jeiloch  in  spaterer  Zeit  das  u 
immer  mehr  in  l  abgeschwächt  ward  und  das  lebendige 
Bewusstscin  der  Sprache  mehr  und  mehr  erstarb,  gab 
man  den  Wurzclrocal  ~a  auf,  und  so  entstanden  Formen 
wie    saltibus   u.   a. 

Es  war  meine  Absicht  auch  ans  dem  Abschnitte, 
welcher  vom  Verbum  handelt,  einzelne  Partieen  heraus- 
zuheben, um  eine  abweichende  Ansicht  zu  begründen, 
allein  ich  befürchte,  die  dieser  Anzeige  gesteckten  Gren- 
zen zu  überschreiten ,  da  ich  noch  über  einige  allgemei- 
nere Puncto,  wo  ich  mit  Hrn.  Köne  und  Hrn.  Grauert 
nicht  einverstanden  sein  kann.   Einiges  hinzufügen  ojüchte. 

IVlit  dem  daktylischen  Rhythmus  wird  iu  die  römi- 
sche Sprache  eiu  fremdes,  widerstrebendes  Princip  auf- 
genommen, da  sie  ihrem  natürlichen  Bildungsgänge  ge- 
mäss zu  iambischen  und  trochäischen  Rhythmen  sich  hin- 
neigt; diess  ist  ein  Resultat,  welches  durch  Hrn.  Küne'g 
Untersuchungen  unumstösslich  feststeht.  Aber  ich  kann 
Hrn.  K.  durchaus  nicht  beistimmen  ,  wenn  er  iu  dem 
Aufnehmen  des  fremden  Principes  durchaus  etwas  Ver- 
derbliches und  Tadelnswerthes  erkennt,  vielmehr  behaupte 
ich  im  Gegentheil,  dass  nur  auf  diesem  AVege  die  Aus- 
bildung und  Entwickclung  der  römischen  Sprache  und 
Literatur  gefördert  werden  konnte.  Weit  entfernt  also, 
in  jenen  Machbildungen  griechischer  Formen  eine  Stö- 
rung oder  Verderbniss  zu  erkennen,  finde  ich  gerade 
darin  einen  grossen  Fortschritt  zu  selbständigen  Proiluc- 
tiouen,  so  weit  diess  überhaupt  den  Römern  möglich 
war.  Hr.  K.  geht  viel  zu  weit,  wenn  er  aufS.  7  sagt  : 
„Doch  die  Noth  findet  Ratli.  Die  römischen  Epiker  ha- 
ben die  manichfalligsten  und  nicht  selten  sonderbarsten 
Mittel  und  Wege  versucht,  um  ihre  unbeschreibliche  \er- 
legenbeit  zu  verdecken  oder  zu  besiegen.  Sie  haben  sich 
nicht  gescheut,  oft  gewaltsame  Hand  an  den  schönen, 
aber  für  ihren  Zweck  nicht  eingerichteten  Bau  anzulegen, 
haben  ihn  aus  den  Fugen  gerissen  ,  ihn  oft  gräulich  ver- 
stümmelt. Will  man  ihren  Mitteln  und  Wegen,  wodurch 
sie  sich  geholfen  haben,  nachgehen,  so  wird  mau  sich 
am  bessteu  zurechtfinden,  wenn  man  bemerkt,  wie  sie 
sich  Iheils  grammatische,  und  hier  enfuetler  durch  die 
Form  oder  durch  die  Santax,  tlicils  lexicalische  Aus- 
hülfe zu  verschaffen  suchten."  Und  solche  und  ähnliche 
Verdammungsiirtheile  finden  sich  wiederholt  in  dem  Buche 
ausgesprochen.  Und  doch  wie  kann  man  bei  unbefange- 
nem Sinne  läugneo,  dass  erst  durch  die  Nachbildung 
griechischer  Formen  ein  unermesslicher  Fortschritt  in  der 
römischen  Literatur  sich  zeige.  Die  römische  Poesie 
existirt  eigentlich  nicht  eher,  als  bis  man  anfängt  mit 
der  griechischen  vertraut  zu  werden  ,  und  zwar  beginnt 
man  damit,  dass  man  fremden  Stoff  in  einheimischer 
Form  behandelt,  wie  es  Livius  Andronicus  thut,  von  dem 
Cicero  (Brut.  IcS.)  sagt:  ,, Nihil  est  simul  et  inveiitiim  et 
pcifcctuin  —  nam  et  Od^ssea  Lafiiia  est  sie  taiiquam 
opus  aliquod  Daedali  et  Livianae  fabulae  uoo  satis  dignae 


191 


192 


qaae  iieruni  leganfiir."  Und  welch'  ein  Abstand  zwisrlicn 
der  EIrgaDz  des  Iluiiicrisclien  Verses  und  dem  leicliten 
Fluss  der  Hede  ge^rii  dio  Stärke  und  Rauheit  lies  Li- 
riauischen  Epos  gehalten  ;  man  rergleiclie  nur  etwa  die 
Bruchstürke  des  ersten  Buches  mit  den  entsprechenden 
Ilomeriüt'hen   Versen : 

V^irnni  mihi ,  Caniena  ,  inseco  versutum. 

\(vS(ja  fAoi  ewene,  Dlovfra,  nokvTQOTVoV' 

Pater  noster,  Saturni    filie  — 

i2  TCdreQ  ij^iereps  K^oildij.  — 

Mea  puera,  quid   verbi  ex  tuo  ore  profngit? 

Nequc  enim  te  oblitus  sum,   Laertie   noster. 

Tsxvov  i/ituv,  jcotiiv  oe  tjrog  cfvysv  sqy.oc  öSovtojv; 

Tidj.;  av  t^Eir'  'Odi'aijOi;  eycij  dsioto  kui}ol[Ai]V ; 

Argentco  polubro  ,  aurco  egiutro. 

Xiovi/rJa  d'  diKfinoKoQ,  ngoioin   e^irej^ivs  (pegovoa 

Kakij ,  XQVOsh] ,  vTttQ  doyv(ji.-oio  keßijzoq. 

Tucjue  mihi   narrato   omnia  disertim, 

'AkL'  äye  i^tot  Tuös  eine   y.ai  dTQiy.£(oq  xaraks^ov. 

Quae   haec  daps   est ,   qui   festus  dies  'i 

Tig  ödii,  tii  öe  üfiikoq  cid'  hnksTo; 

Matrem  procitum  plurimi  ver>erunt. 

Töaoot  f-ujTe^'  ij^ujv  (.iwiptac. 
Hier  ist  allerdings  der  lateinischen  Sprache  keine  Gewalt 
angethan,  nirgends  dem  Metrum  zu  Liebe  das  Eigen- 
thümliche  und  L'rsprüngliche  aufgeopfert,  aber  auch  nir- 
gends eine  Spur  ron  kunstuiässiger  Bildung  des  Ausdrucks 
oder  des  Rhythmus.  Und  doch  ersclieint  dieser  erste 
Versuch  des  Lirius  Anilronicus,  einen  fremden  Stoil  in 
national- römischer  Sprache  und  Blctrum  zu  belTandeln, 
fein  und  zierlich ,  gegen  das  kühnere  Unternehmen  des 
!Närius  einen  einheimischen  Gegenstand  in  einem  heimi- 
schen iVlaasse  zu  besiegen:  mag  man  immer  in  diesem 
Unternehmen  des  Närius  im  Allgemeinen  einen  Fortschritt 
erkennen,  so  kann  doch  die  Ausführung  kaum  für  er- 
träglich gelten.  Denn  aller  Poesie  baar  und  ledig  sind 
doch  l'erso   wie: 

IVarnque   nullum  pejus   macerat  homonem, 

Quam   de  niare  saeiom,  vires  C[uui  sunt  magnae, 

Topper  confringent  importunae  nndae. 
Oder  die  Beschreibung  des  Giganten-  und  Titanenkampfes 
im  Tempel  des  Jupiter  zu  Agrigent  *) : 


*)  Vergl.  Diodor.  Sic.  XIII.  82.,  wo  es  bei  der  Bcschnibung 
dieses  Tempels  licisst :  ruf  äi  aioiöv  tö  /Ltcyi&oi;  y.al  iö 
üi/JOS  iiidaiov  i)(Ovau)>' ,  ir  fiiv  rw  rejö?  ttu  fiigii,  t»)i'  riyar- 
TOftu/Jay  l-nnit^oavto  Ttü?  ^Aufpcd?  y.itl  tw  /icyi'Oit  y.al  tw 
y.ä).).ti  dncfionüautg,  Zu  derselben  Teni|n*lbesclueibiing 
lli'Iiören  aucii  fül_:4cinle  Bniclistuckc  «;Ics  Navius  bei  Servius 
zu  Virg.  Aen.  II.  797.  und  111.  10.,  die  man  nicht  minder 
unrichtig  als  das  eben   angefiilirte  gcdiiitet  hat: 

Eorum   scctam  scqminlm-  multi  aioitalcs. 

Multi  abi  ex  Troia  strenui  viri. 

Ubi   foras   cum   aiiro  illic  exüvinl. 

.\niborum  uxorcs  noctii  Troiad  cxibanl. 

r.apitibus  opcrlis ,  flcntcs  ambac  ,   abenntcs 

Lacryrnis  cum   midtis. 
Denn    auch    die  ZerstiimiiL;  Troias    war    dort    dargestellt , 
vcigl.    Oiodor:  jv  äi  Toj  nyö;  cSi;o/((<;  tjJi' ("Awoii'  liji;  TqoCuq, 
iv  ij  Tuiv  iigoton'  i'xuazoy  löüv  iativ  olxitoiq   t?]?  nc^taTKOCw; 
äiäijfdovgyrifiii'or. 


Inerant  signa  expressa  ,   quomodo  Titani 

Bicorpores   Gigantes   magnique   Atlantes 
°    Rhuncus  ac   Purpureus  filii  terras, 
uder : 

Sin   illos  doserant  fortissimos  rirornm, 

3Iagnum  stupruni  poplo  fieri  per  gentes, 
oder: 

Sesequo  ii  perire   mavolunt  ibidem 

Quam   cum  stupro   redire  ad  suos  popularis. 
Wo  Närius  erträglich  ist,  da  ahmt  er  die  Griechen  nach, 
ivie   wenn   er  sagt: 

Dein  pollens  sagittis  inclutus   Arcitenens, 

Sanctus,  Delphis  prognatns,  Pjthius   Apollo, 
oder: 

Sili'icolae  homines,  belli  inertes. 
Hier  sehen  wir  also  schon  Nävius,  ohne  durch  das  Vers- 
roaass  genüthigt  zu  sein,  Worte  ganz  nach  griechischer 
Weise  bilden.  Einen  unermesslichen  Fortichritt  bildet 
dagegen  Ennius,  der,  indem  er  den  altitalischen  Vers 
und  seine  Gesetzlosigkeit  aufgab,  einen  nationalen  Inhalt 
in  fremder  Form  behandelt,  und  so  die  spröde  Sprache 
nothigt,  selbst  wider  Willen  eine  gefälligere  Form  anzu- 
nehmen und  sich  dem  Zwange  strenger  Regeln  zu  unter- 
werfen. Ennius  hat  daher  vollkommen  Recht,  wenn  er 
auf  seine  \'orgänger  mit  Verachtung  herabsieht: 
Scripsere   alii   rem 

Versibu',   quus  olim  Fauni  vatesque  canebant, 

Quum   neque   Musarum  scopulos  quisquam   superarat. 

Nee   dicti  studiosus   erat  — 

Nos  ausi  reserare.  -^ 
Hr.  Küne  sowohl  als  auch  Hr.  Grauert  sind  zu  jener 
Ansicht,  nornach  die  Einführung  des  Hexameters  als  ein 
Verderb  der  römischen  Sprache  zu  betrachten  sei,  haupt- 
sächlich dadurch  verleitet  worden,  dass  sie  von  IViebuhr's 
Ansicht  von  dem  Vorhandensein  einer  alten  volksthüm- 
lichen  epischen  Poesie  bei  den  Römern  ausgehen  und  von 
deren  consequenter  Fortbildung,  wenn  sie  stattgefunden 
hätte,  sich   die   glücklichsten   Erfolge  versprechen. 

Allein  ich  wenigstens  bin  allezeit  der  Meinung  gewe- 
sen, Rom  habe  kein  volkstbümliches  Epos  besessen  und 
überhaupt  nichts  demselben  Analoges  hert orbringen  kön- 
nen. Der  Grieche  hat  ein  Volksepos,  weil  er  die  in- 
dividuelle Freiheit  als  ilas  Princip  des  Handelns  aner- 
kennt, und  eben  die  Aeusserungen  dieser  .Selbständigkeit 
des  Einzelnen  bilden  den  Inhalt  des  griechischen  Epos. 
Ebenso  hat  der  Deutsche  eine  volLsfhümliche  Dichtung, 
weil  auch  hier  das  Scibstbcw  usstsein  der  Individualität, 
welches  nur  dem  unmittelbaren  sittlichen  Gefühle  sich 
unterordnet,  vorwaltet.  Bei  dem  Römer  dagegen  wird 
gleich  von  allem  Anfang  das  Familienleben,  die  in  voll- 
kommener Freiheit  sich  entit  ickelnde  Sitte  zurückgedrängt; 
Rom  beginnt  mit  der  Gründung  des  Staates,  es  bedarf 
aller  Gesetzesstrenge  ,  um  die  widerstrebenden  ^und  hete- 
rogenen Elemente  in  seinem  Schoosse  zu  bewältigen  ;  da 
ist  von  sulijectivcr  Freiheit  keine  .Spur  zu  finden,  viel« 
mehr  niuss  jeder  Wille  des  Einzelnen  sich  von  Anfang 
an  dem  allgemeinen  Willen,  dem  Wohl  des  Ganzen  un- 
terwerfen :     und    nur    durch   jene  männliche  Resignation) 


193 


194 


ilnrch  jene  >i  illeiiloso  üiiigpbuiijj  und  Unicrordiitii);;  unfer 
lieii  S(»at  lind  seine  (jesotzr  ist  Uoni  eine  »ollbrsipjjpnde 
lind  ^icltbetierrsilicniie  HJacht  (joivorden,  und  (fiTailc  (i.i, 
«(I  der  indifiducllc  Wille  sich  hisxagt  von  jenem  nnlie- 
liln^'ten  fielnirsain  ,  da  beginnt  aucli  sofoit  der  \  erf.ill 
und    ünterif.in'j   des   römischen   Staates. 

Aber  nenn  auch  die  liiiiner  kein  ^'«Iksppos  hatten, 
so  liatfen  sie  dcicli  Saffoii :  einen  safjenarf  igen  Cliarakter 
bat  dio  ganze  älteste  Geschichte  Roms,  diess  ist  so  sehr 
iu  der  Aatiir  iler  Sarlio  selbst  begründet  und  lon  j\ie- 
buhr  mit  si>  kl.iren  Beiveisen  dargethaii,  dass  daniber 
kein  Ziveifel  olivialten  kann.  Aber  das  kann  man  nicht 
zugeben,  »leiin  Aiebulir  nun  noch  einen  .Schritt  «eiler 
freht,  und  den  Ilöminern  sofort  eine  tolkslliiiniliclie  epische 
{'oenie  lindicirt,  deren  Triiiner  sich  bei  (ien  römischen 
füstorikern  rorfindeii  sollen,  eine  .Ansicht,  ilie  im  All- 
genipinen  auch  Hrn.  Grauert's  L'rfheilen  filier  <lie  hjr.t- 
«ickelung  der  röini,schen  Poesie  2.11  Grunde  Hegt.  Oenn 
Knisclieii  Sage  und  ^'olksejios  liegt  ein  gar  »veiter  Zivi- 
schenranm,  eine  tiefe  Kluft,  «eldie  die  llümer  nie  aus- 
gefüllt haben.  Damit  die  Götter-  und  Ileroensage  eines 
Volkes  sich  ausbilde  und  (lic!iterische  Gestalt  gewinne, 
kurz  /um  A'olksepos  werde,  drt7.11  bedarf  es  einer  ge>»is- 
«en  Ruhe  und  .Vligeschlosspuheit ,  eines  friedlichen,  un- 
gestörten Zustandes  nach  Innen  und  Aussen,  damit  der 
Geist  des  ^'olkes  sich  in  sich  selbst  versenken  und  die 
Iileen  iles  Göttlichen  und  menschlichen  ,  die  es  gewon- 
nen hat,  ruhig'  verarbeiten  und  plastisch  gestalten  könne. 
Das  V'olksepos  verlangt  also  einer  gewissen  Ruhe  und 
Beschränktheit  des  Daseins,  um  so  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte sich  zu  bilden  und  in  iuimcr  weiteren  Kreisen 
aiisziiilehnen.  Alle  diese  Bedingungen  fanden  bei  den 
Griechen,  namentlich  bei  dem  ionischen  Stamme  statt, 
wo  ein  jugendlich  frisches  l'olk,  im  ungestörten  Genuss 
einer  heiteren,  sorgenlosen  Existenz,  unter  der  Ilerr- 
«cliaft  der  angeborenen  Sitte,  ein  Epos  schuf,  welches 
von  dem  Geiste  äcliter  Poesie  durchdrungen  ist.  Der 
römische  Volksgeist  dagegen,  wie  er  jener  Ruhe  der  äus- 
seren lind  inneren  Verhältnisse  entbehrte,  wie  er  die 
jugendliche  Unbefaugenlieit  nicht  kannte  ,  sondern  unter 
der  Herrschaft  des  Gesetzes  sofort  zu  männlicher  Reife, 
aber  auch  zu  niännlicfaem  Ernste  hingeführt  ward ,  war 
nilfähig,  ein  ähnliches  Werk  lierrorzubriiigen.  Hätte  die 
Sage  bei  den  Römern  so  günstige  Verhältnisse  gefunden, 
wie  bei  den  Griechen,  vielleicht  hätte  sie  sich,  wenn 
anc!i  minder  grossartig,  doch  auf  eigenthümliche  und 
»elbsländige  Weise  entwickelt  und  die  vollendete  Forsn 
des  Epos  gewonnen. 

Aber  nicht  genug,  dass  die  episclie  Dichtung  nimmer- 
mehr gedeihen  konnte,  auch  die  Sage  selbst,  wie  sie  bei 
den  Römern  sich  bildet,  trägt  weit  mehr  das  Gepräge 
historischer  als  poetischer  Wahrheit  an  siih,  was  in  dem 
ganzen  Charakter  und  Bildungsgänge  des  Volkes  begrün- 
det ist.  Wie  nun  das  gesammte  Leben  und  Schafleu  des 
Volkes  der  prosaischen  Wirklichkeit  anheimfällt,  so  be- 
durfte man  auch  keiner  poetischeu  Form,  in  der  die 
Vergangenheit  uifd  Gegenwart  sich  verklärt.  Damit  will 
ich  nicht  behaupten,  dass  überhaupt  bei  den  Römern  in 
<len  ersten  Jahrhunderten  an  gar  keine  Poesie  zu  denken 
*ei ;  .Anfänge  der  Poesie  findeu  sich  ja  selbst  bei  Völkern, 

Zeitschr.  /.  d,  Alterthumtw. 


die  noch  fast  im  Naturzustände  vcrharreti,  geschweige 
<lenn  bei  den  Römern,  die  nach  so  vielen  .Seiten  hin  das 
Lelicn  auf  eigeiithüinlii  he  Weise  ausgebildet  haben.  Und 
so  gab  es  au(  h  bei  den  Römern  in  alter  Zeit  Lieder, 
ivel(lic  die  Tli.Tten  der  Vorfahren  verherrlichten,  wie 
Cicero  an  der  bek.iniilen  Slvlle  Quiesl.  'l'iisc.  IV.  'J.  sagt: 
,,(iravi8siinns  auctor  in  Origiuiliu.«  dixit  Cato,  n.orrm  apuil 
majores  hune  epularum  fuisse,  iit  deinceps  ,  (jui  accu- 
barent,  canerent  ad  tibiam  clarorum  virorum  laudem  af- 
(jue  virtntes."  Aber  von  wie  geringer  Bedeutung  und 
Eiiifluss  jene  dürftigen  Anfänge  waren,  zeigt  am  deut- 
liclisten  der  Umstand,  dass  schon  lange  vor  Catus  Zeit 
diese  Sitte  gänzlich  verlo.schen  und  damit  auch  ilie  Er- 
iiiiiprniig  an  jene  Lieder  verschwunden  war,  wie  Cicero 
an  einer  .iiKleren  Stelle  Brutti.s  c.  1  o.  deutlich  sagt: 
._,A<niie  utinani  extareiit  il'a  carmiiia,  quae  mullis  sae- 
cuiis  ante  suam  aetatem  in  epulis  esse  cantitata  a  »iti- 
gulis  convivis  de  clarorum  virorum  laiidibus  in  Originibii.i 
scriptum  reliquit  Cato."  ^'on  diesen  Ileldenlieilern  lies* 
sich  daher  kein  neuer  Aufschwung  der  Poesie,  keine 
selliständige  Entwirkelung  eines  natioii.-ilen  Epos  erwarten. 
\'on  noch  geringerer  Bedeutung  sind  das  Salifire  \umae 
ctirmen ,  und  aiiilere  religiöse  (iesäuge,  die  bei  dem  be- 
stimmt ausgesprochenen  Charakter  der  römischen  Reli- 
gion keiner  weiteren  Fortbildung  fähig  waren,  sondern 
unverändert  von  Geschlecht  auf  Geschlecht  forterbten. 
So  bleibt  uns  denn  Nichts  übrig,  als  et«a  Witterungs- 
regeln für  den  Landmauu,  wie  (bei  Festus  S.  93-  ed. 
Ähiller): 

Iliberno    pulvere,    verno    luto    grandia  farra,    Camille, 

uieteg , 
und   ähnliche   Sprüchelchen,   wie  jenes  altlateinische  beim 
Kosten  des  JNlostes  (bei   Festus  S.   123-   ed.  Müller): 

Vetus  norum  vinuin  bibo,  veteri  novo  raorbo  medeor. 
Denn  jene  improijsirten  Lustspiele  und  Spottlieder  (an 
denen  kein  IVlangcl  gewesen  sein  mu8s,  wie  ilas  bestimmte 
Verbot  der  zwölf  Tafelgesetze  deutlich  zeigt)  waren  ihrer 
Natur  nach  so  sehr  flüchtig  und  vorübergehend,  dass  sie 
unmöglich  zur  Grundlage  einer  neuen  und  selbständigen 
Kunstentwickelung   dienen    konnten. 

Haften  also  die  Römer  keine  ursprüngliche,  »olks- 
tlinmliche  Poesie,  aus  welcher  später  im  orgaui»chen 
Fortschritt  eine  vollendetere  Blüthe  heimischer  Kunst 
hätte  hervorgehen  können,  so  blieb  ihnen  Nichts  übrig, 
als  durch  Anschlicssen  an  das  Fremde  auf  künstliche 
Weise  die  Dichtkunst  sich  zu  erwerben:  und  diess  tha- 
ten  die  Römer,  sobald  der  Staat  nach  Innen  wie  nach 
Aussen  eine  festere  Grundlage  gewonnen  hatte  und  sie 
durch  Verkehr  mit  den  Griechen  die  vollen<!et"  Literatur 
des  stammverwandten  ^'olkes  kennen  lernten.  Es  war 
natürlich,  dass  man  zuerst  mit  Lebertragungen  und  Nacii- 
ahniungen  begann,  denen  mehr  das  Interesse  an  dem 
.Stoir  zu  Grunde  lag,  während  auf  die  Ausbildung  der 
Form  fast  gar  keine  IMüho  verwendet  ward.  So  arm 
auch  Roms  ^'orzeit  und  Gegenwart  an  acht  dichterischem 
Gehalt  war,  und  so  sehr  es  sowohl  hier  als  auch  später 
genöthigt  war,  sich  fremden  StofT  anzueignen,  so  konnte 
doch  diese  Erweiterung  des  beschrankten  römischen  Ge- 
sichtskreises  und   diess   ,\nl.äufen  des  illaterials   nicht  au:.- 

13 


195 


196 


rcicUeii,  nm  einen  neuen  Geist  zu  ernecken.  Dazu  Lc- 
«Inrftc  es  rur  Allem  einer  Umbil<lnii(;  nnil  Erneuerung 
der  Sprache,  unil  diese  konnte  nur  dadurrh  lierlteiffefiiliit 
werden,  <iass  man  die  griecLiüclie  Form  in  sich  aufnahm. 
Und  eben  darin  besteht  das  nie  t;enug  zu  »rürdi{;ende 
Verdienst  des  Enuius,  der  das  ünjfcniijfonde  der  friilieren 
l'ersucho  «vohl  erkannte,  dass  er  sich  der  vollendeten 
^^riecliiachen  Kunstform  zu  bemeistern  sucht  und  su  der 
AViDkür  der  alten  Volkspoesie,  «eiche  die  früheren  Epi- 
ker nicht  aufgegeben  hatten,  ein  Ende  macht.  Denn  der 
saturnische  Vers  ist  znar  kein  solches  Monstrum  ,  nie 
man  es  in  neuester  Zeit  geschildert  hat,  ohne  Rücksicht 
auf  Quantität,  Accent,  C<isur  und  sonstige  Erfordernisse 
des  IMetrums,  aber  auch  kein  tegelrechter  Archilocbischer 
Asynartetus  ,  von  dessen  Feinheit  er  ebenso  «reit  entfernt 
ist,  als  unsere  mittelalterliche  Mibelungenstrophc  von  den 
kunstreichen  Nachbildungen  Uhland's.  Vielmehr  herrscht 
im  saturnischrn  Versmaasse  grosse  Willkür,  da  es  zwi- 
schen zwei  völlig  verschiedenen  Principien  schwankt,  bald 
mehr  der  Quantität,  bald  mehr  der  Herrschaft  des  Ac- 
centes  folgend,  so  dass  z.  B,  gerade  wie  in  mehreren 
mittelalterlichen  Gedichten  nur  die  Arsis  in  Betracht 
kommt,  während  die  Thesis  auch  ausfallen  kann.  In 
diese  Zerfahrenheit  und  Willkür  kam  nur  einigermaassen 
Ordnung  und  Zusammenhang  durch  die  Alliteration,  wcl- 
clie  überhaupt  für  die  älteste  römische  Poesie  charak- 
teristiscli  ist,  und  durch  die  musikalische  Begleitung, 
welche  über  dergleichen  Unebenheiten  leichter  hinweg- 
half. Dieser  Willkür  macht  Ennius  ein  Ende,  indem  er 
den  regelmässigen  Wechsel  der  Längen  und  Kürzen,  eine 
sorgfältige  Sylbeuuiessuug  nach  griechischer  Weise  in  sei- 
nen Hexametern  einführt  und  durch  diese  Neuerung  hin- 
sichtlich der  metrischen  Form  auch  die  spröde  und  w  i- 
«lorstrebende  Sprache  der  Römer  nölhigt  eine  anmuthigere 
Form  anzunehmen  und  sich  in  leichteren  und  manich- 
faltigen  Wendungen  zu  bewegen.  Dabei  verfahrt  Ennius 
auf  doppelte  AVeise,  indem  er  theils  Altes  und  fast  Er- 
storbenes wieder  belebt,  theils  Neues  nachdem  Vorgänge 
und  Muster  der  Griechen  bildet,  Einigermaassen  war 
diese  Umgestaltung  der  römischen  Sprache  schon  vorbe- 
reitet durch  seine  Vorgänger  Livius  Andronicns  und  Nä- 
vius,  aber  nicht  etwa  innerhalb  der  epischen  Poesie,  wo 
jene  von  der  überlieferten  und  hergebrachten  VVeiso  sich 
nicht  Insznreissen  wagten,  sonilern  auf  eiuein  ganz  andern 
Gnbiele,  in  der  dramatischen  Poesie.  Denn  da  hier 
vorzugsweise  ianihische  und  trochsische  Rlivthnion  vor- 
kommen, also  solche,  welche  der  lateinischen  Sprache 
durchaus  angemessen  waren,  so  ward  hier  schor;  vpu 
Litius  und  Mävius  ilie  \Villkür  iler  heimischen  Poesie, 
welche  nur  <lie  Hebungen,  nicht  die  Senk<ingrii  beach-. 
tete  ,  beschränkt,  und  wenigstens  VolUtändigUeit  der 
Füsse  eingeführt,  wenn  gleich  überall  der  Spoiiileus  lür 
den  Imibus  oder  Trochäus  zugelassen  wird.  Von  wel- 
chen günstigen  Folgen  schon  dieser  geringe  Fortschritt 
für  die  Ausbildung  der  Sprache  war,  geht  deutlich  dar- 
aus hervor,  ilass  die  Ueberreste  iler  dramatischen  Werke 
des  Livius  und  Nävius  eine  ungleich  grössere  Gewandtheit 
des  Ausdrucks  zeigen,  wenn  wir  sie  mit  iler  arcliaisti- 
schi'O  Härte  ihrer  epischen  Dichtungen  vergleichen.  Be- 
meikcusnerth    ist    Übrigeos,    dass  Ennius,    der    duch    im 


Hexameter  die  Gesetze  der  griechiaclien  IVletrik  so  eifrig 
einzuführen  bemüht  war,  in  den  iambischen  und  trocliäi- 
schen  Vcrsmaassen  ganz  auf  der  Stufe  der  Unvullkoui- 
menheit  blieb,  auf  welcher  Livius  und  Nävius  dieselben 
hinterlassen  hatte:  auch  haben  die  folgenilen  dramatischen 
Dichter  wie  Pacurius  und  Attius  durchaus  nichts  zur  Er- 
reichung grösserer  Reinheit  gethan,  während  man  seit 
Ennius  fortwährend  bemuht  war,  den  Hexameter  zu  iin- 
uier  grösserer  Vollkommenheit  tlurchzubilden.  Erst  seit 
Catull  und  Horaz  beginnt  man  auch  im  iambischen  und 
trochäischen  W-rsmaasso  die  strengeren  Gesetze  der  grie- 
chischen IMetrik  als  Norm  zu  betrachten.  Diess  ,  glaube 
ich,  beweist  am  deutlichsten,  dass  Hrn.  Grauert's  An- 
sicht, die  er  auf  S.  255  ausspricht,  unbegründet  sei: 
„Wie  trefflich  nun  sich  dieses  Versmaass  (der  trochäische 
Tetranieter)  für  die  epische  Poesie  eignet,  beweist  schon 
die  vielfache  und  wirksame  Anwendung  desselben  in  der 
deutschen  epischen  Dichtung,  nur  dass  es  hier  durch  die 
Spaltung  in  zwei  Hälften  einen  der  Ballade  und  Romanze 
allerdings  ganz  angemessenen,  mehr  lyrischen  Charakter 
angenooimen  hat.  —  Hätten  es  die  Römer  als  langen 
Vers  etwas  regelrechter  und  künstlerischer  ausgebildet  , 
als  es  bei  den  Komikern  erscheint,  ohne  jedoch  die  dich- 
terische F"reiheit  und  die  rhythmische  Alanichfaltigkeit 
unbillig  zu  beschränken,  so  würden  sie  für  ihre  epische 
Poesie  ein  ganz  vortreffliches,  ihrer  Nationalität  durchaus 
angemessenes   Versmaass   geschaffen   haben." 

Denn  ganz  abgesehen  davon,  dass  jene  trochäischen 
Tetrameter  einen  überwiegend  lyrischen  Charakter  haben, 
und  «laher  wohl  zur  Darstellung  subjectivcr  Gefühle  und 
EmpGndnngen,  nicht  aber  zur  Objectivität  und  Ruhe  des 
antiken  Epos  passen,  so  zeigt  auch  gerade  jene  Unvoll- 
konimenheit  der  trocbäisch -iambischen  Metra  im  Drama, 
ilie  doch  mit  Leichtigkeit  hätte  gehoben  werden  können, 
wie  wenig  auf  dem  von  Hrn.  Grauert  angedeuteten  Wege 
gewonnen  worden  wäre.  Es  beiinrfto  offenbar  einer  völ- 
lig neuen  und  fremden  Form,  um  den  neuen  Geist,  dei 
durch  die  Bekanntschaft  mit  der  griechischen  Literatur 
über  die  Römer  kam,  in  sich  auf/.nnelimen :  erst  nach- 
dem man  dieser  fremden  Form  völlig  Herr  und  Meister 
geworden  war,  konnte  diess  auch  auf  das  ursprünglich 
Römische  und  Einheimische  zurürkivirken.  Und  so  müs- 
sen wir  gerade  darin,  dass  der  römische  Geist  durch  ein 
völlig  fremdes  Clement  durchgehen,  die  kräftige,  aber 
spröde  römische  Sprache  sich  einer  heterogenen  Form 
fügen  musste  ,  nur  einen  wesentlichen  Fortschritt  er- 
kennen. 

Her  Gesetzgeber  aber  dieses  neuen  Principes  ist  En- 
nius, ein  Dlann,  dessen  vielseitige  Wirksamkeit  und  nach- 
halliger Einfluss  nicht  etv»a  bloss  auf  Sprache  und  Poesie 
sich  erstreckt,  wiewohl  er  sich  auch  hier  fast  in  allen 
Gattungen  versucht  hat ,  sondern  auch  auf  die  ersten 
Anfänge  des  philosophischen  Studiums,  auf  die  Geschichte  ^ 
seines  Vaterlandes  und  die  religiösen  Ansichten  seiner  j[^| 
Zeitgenossen,  und  der  daher  wichtig  genug  ist,  um  da» 
Bedürfniss  einer  umfassenden  AVürdigung  dieses  Mannes 
iühlbir  zu  machen,  wozu  wir  zwar  mancherlei  Vorarbei- 
ten, jedoch  nichts,  was  dem  gegenwärtigen  Standpunkte 
der  Wissenschaft  entspräche,  besitzen.  Uebrigens  blieb 
das  von  Ennius  begounene  Weik  keineswegs  liegen,  viel- 


197 


198 


mehr  lialieii  die  naclifolgcnilen  DicJiier  unaMiAogig  an 
«Icr  iveittToii  Aiisbililung  und  Vervollkonininniijj  der  Tech- 
nik in  Sprache  und  ftletrum  gearbeitet,  so  ilass  die  üich- 
1er  zur  Zeit  des  Augustus  sich  «üllig  frei  und  ungehin- 
dert in  einer  Form  bewegen,  die  Anfangs  ilem  Princip 
ihrer  Sprache  völlig  zu  widerstreben  schien:  ja  einzelne, 
nie  Oiidius,  bewahren  eine  Meisterschaft,  wie  sie  selbst 
die  Griechen  im  Kunstepos  der  Alexandrinischen  Zeit 
kaum  erreicht  haben  dürften.  Und  so  konnten  die  Rii- 
nier  ira  Bewnssisein  ihrer  formellen  Gewandtheit  ilie 
Strenge  <ler  griechischen  Regel  noch  schärfen,  gerade 
wie  auch  Horaz  mit  den  lyrischen  Versmaassen  der  Grie- 
ihen  rerfuhr.  Diess  beweist  am  bessten,  wie  wenig  be- 
gründet Hrn.  Grauert's  Ansicht  ist,  welcher  auf  S.  30(i  ff. 
die  Erscheinung,  dass  die  römischen  Dichter  im  Allge- 
meinen wenig  Phantasi«  und  Empfindung  zeigen,  dass  das 
frische  jugendliche  Gemiithsleben  zurücktrete,  unil  An- 
dere ron  den  Schwierigkeiteii  herleitet,  welche  die  latei- 
nische Sprache  für  den  Hexameter  und  Pentameter  dar- 
bot. Ich  gebe  gern  zu,  dass  die  lateinische  Poesie  der 
griechischen  in  mehrfacher  Ueziehung  nnchsfrhe  ;  denn 
sie  ist  nie  der  Trager  idealer,  weltbewegender  und  welt- 
bezwingender  Gedanken  gewesen  ,  allein  daron  ist  der 
Grund  in  dem  Charakter  des  Volkes  selbst  und  der  da- 
durch bedingten  Richtung  des  Geistes,  sowie  in  der  rtlacht 
äusserer  Verhaltnisse  zu  suchen:  wäre  der  Geist  jener 
Dichter  in  der  Weise  wie  Homer,  Pinilar,  Aeschvius 
oder  Sophokles  ron  dem  hohen  Berufe  der  Poesie  durch- 
drungen und  erfüllt  gewesen,  sie  hatten  alle  Schranken 
und  Hindernisse,  die  sich  ihnen  in  den  VVeg  stellten, 
durchbrochen,  und  wenn  es  galt  auch  eine  neue  Form 
als  Gefäss,  um  den  neuen  Geist  in  sich  aufzunehmen, 
geschaffen.  Aber  bei  der  ganzen  Individualität  des  rö- 
mischen Volkes  und  seiner  Weltstellung  ,  deren  Bedeu- 
tung auch  Hr.  Grauert  nicht  verkannt,  ist  die  römische 
Poesie  mehr  oder  weniger  nur  eiu  Abglanz  der  gricchi- 
«chen  Herrlichkeit,  ist  gerade  wie  die  alexandrinische 
Poesie  ein  Erzeugniss  der  Kunst,  der  Schule,  des  Stu- 
diums:  daher   gerade  auch   formell   durchaus   tadellos. 

Dass  nun  ilie  Poesie,  und  zwar  vorzugsweise  die  epi- 
sche Poesie  auch  auf  die  Prosa  zurückwirkte,  und' zwar 
im  Allgemeinen  einen  wohllhätigen  Einfluss  äusserte,  wird 
mau  durchaus  nicht  in  Abrede  stellen  können,  wofern 
inan  nicht  überhaupt  überall  da,  wo  eine  reicli  ausge- 
bildete poetische  Sprache  die  höhere  Prosa  zu  veredeln 
und  zu  beleben  beginnt,  nur  den  Verfall  der  Literatur 
erblicken  will,  wodurch  ich  jedoch  keineswegs  die  will- 
kürliche Vermischung  beider  Gebiete,  die  wir  allerdings 
besonders  in  den  späteren  Zeiten  der  römischen  Literatur 
wahrnehmen,  entschuldigen  will.  Aber  keineswegs  kann 
man  Hrn.  Köne  beipflichten,  wenn  er  auf  S.  10  behaup- 
tet: „Diese  und  noch  andere  der  Kürze  wegen  hier  nicht 
berührten  Freiheiten  ,  welche  sich  die  Epiker  erlaubten, 
um  die  Sprache  in  ein  ihr  nicht  angeborenes  Versmaasa 
einzuzwängen,  haben  nicht  wenig  dazu  beigetragen,  dass 
sich  die  lateinische  Sprache  nach  und  nach  von  dem 
Wege,  den  sie  ging,  so  weit  verirrte,  dass  wir  sie  nicht 
wieder  finden.  Denn  wo  es  Vorgänger  gibt,  da  gibt  es 
auch  Narhtreter,  oft  desto  mehr,  je  gefährlicher  und 
»erdcriilicher   iler   Weg   ist.    —    Srhun    zur  Zeit,    die   wir 


die  goldene  nennen,  zeigt  sich  dieser  verderbliche,  durch 
Eitelkeit  oder  Missgeschmack  genährte  Einfluss  der  epi- 
schen Poesie  auf  die  Prosa.  Selbst  der  so  gepriesene 
als  preistvürdige  Cicero  ist  nicht  frei  von  der  Sucht  den 
Dichtern  nachzuahmen.  Es  lässt  sich  erweisen,  dass  die 
oft  und  vielbesprochene  Patavinitas  des  Livius  grossten- 
theils  darin  besteht,  dass  er  die  alten  und  namentlich 
die  epischen  Dichter  in  den  Formen  zum  Muster  nahm.'" 
Jio'ch  ungerechter  freilich  lautet  Hrn.  Grauerts  l'rlheil 
am  Schluss  seiner  Abhanillung:  ,,S<>  wird  man  anerkennen 
müisen  ,  dass  die  Einführung  und  Befolgung  der  strengen 
metrischen  unil  prosodischrn  Gesetze  als  eine  vorzügliche 
Ursache  des  frühen  V'erfalles  der  römischen  Poesie  über- 
haupt und  der  epischen  insbesondere  zu  betrachten  ist." 
Welches  die  wahren  Lrsachen  des  Verfalles  <ier  römi- 
schen Poesie  waren,  ist  nicirt  unbekannt,  bedarf  daher 
auch    keiner    weiteren    .Auseinandersetzung. 

Inriem  ich  schliesslich  <len  Hrn.  Verfassern  für  «las 
viele  Belehrende  und  Anregende,  was  vorliegendes  Burli 
enthalt,  meinen  Dank  ausdrücke,  »üuscbe  K  h,  dass  Hr. 
Köne  recht  bald  Müsse  und  Lust  linden  möge  ,  die  Ar- 
beit,   wie   er   versprochen   hat,   fortzusetzen. 

Cassel.  Thmdor  lieriik. 


Perso  oal- Clirouik  und   M  iscell  eis. 

Utber  das  Ballspiel  der  Griechen- 

Der  Einfluss  der  Spiele  auf  den  Geist  eines  Volkes 
ist  allgemein  anerkannt,  und  wiederum  offenbart  sich  in 
den  Spielen  der  Geist  eines  Volks.  .Selbst  in  den  Kin- 
derspielen hat  sich  noch  in  später  Zeit  der  eigenthnm- 
liche  Charakter  eines  Volks  erhalten.  Lakedämonier  und 
Athener  liebten  das  Ballspiel,  der  weichliche  und  üppige 
Blilesier  verachtete  es.  Der  Lükedämonier  liebte  da< 
Ballspiel  ,  weil  eben  durch  dieses  Spiel  dem  Körper  die 
zum  Kriege  nothwendige  Gewamltheit  und  Kraft  gegeben 
wurde,  der  Athener,  weil  durch  dasselbe  dem  Korper 
ilie    allseitigste    Ausbildung   geboten    wurde. 

Die  verschiedenen  .\rtin  des  Ballspiels  sind  bekannt 
genug,  und  es  wiril  hinreiiheiid  sein  .-»iif  Bürette,  Mein 
de  l'acail.  des  Iiiscriptions  I.  15.}  ff.  und  Kraii-'e  ß/.Ar- 
vr/.u  ,  Leipzig  1841,  I.  S.  299  ff-  zu  rerweisi'n.  In  die- 
sen angeführten  Schriften  sind  die  Spiele  selbst  ausführ- 
lich besrkrieben ,  und  in  letzterem  Werke  sogar  in  de» 
Kiipfertafeln  einzelne  Stellungen  der  Ballspieler  nach  ;illen 
Bildwerken  mitgetheilt.  Weniger  aber  ist  die  Frage  lie- 
anlw  ortet,  ob  das  Ballspiel  bei  allen  Griechen  auf  glei- 
che Weise  gespielt  wurde,  oiltr  welche  Form  des  Spiels 
bei  diesem  oder  jenem  Volks<tainmo  die  beliebteste  war. 
Denn  unmöglich  konnte  das  Ballspiel,  «ehhi*  die  >.>ii- 
sikaa  nach  Homer  mit  ihren  .Mägden  spielte,  iia<;  Lieb- 
lingsspiel   der    Lakedamonier   sein. 

Bei  dem  Ballspiele  selbst  muss  man  nun  »leiler  *.lir- 
jenigeii  Theite  uiitersrheiden,  wo  es  auf  blosse  Gew.indl- 
lieit  in  einzelnen  Kunstgriffen  ankam,  wo  es  den  soge- 
nannten Künsten  der  Jongleurs  ähnlich  wiirile,  und  die- 
jenigen,   welche    die   rege  Theilnalime  aller  Spieler  fanden. 


199 


200 


Ein  solches  Spiel,  «clrlies  nur  auf  Gaukelei  abgpselicu 
»nr,  fand  »olil  mir  lioi  lieii  Atlieiieru,  uiclit  Lei  t!en 
Lnteil.'iiiionirrii   Aneilveiinuii|;. 

Grupnen  von  Uallü'iuelerii  sind  auf  ßildtverkrn,  so  vipl 
uiir  bekannt  ,  niclit  vorgesfelK.  Es  sind  meislens  nur 
•'iiuelne  Stellunjjen  der  Sjiieler,  in  «eichen  uiun  ihre 
(jesihiiklielikeit  l)euuiider(e  .  nnjfejfelicii.  \Vas  «ar  es 
nun,  »elehes  die  Lakediiinonier  zu  ileni  Spiclo  hinzog? 
(icniss  nichts  Anderes  /.uii.'lc  hst ,  als  «lie  dur<h  das  Cali- 
jniol  geiioiuionc  S(  liiiel|ji;keit  im  Laufen,  verbunden  mit 
einer  ausscrordeutlitlien  Aufmerksamkeit  auf  das  Spiel 
der  (je$;'ner.  Denn  dass  man  das  liallspiel  in  LakedA- 
nion  eben  als  «in  Parleispiel,  «cnn  niilit  gar  als  Kriega- 
spiel  hetrarlilcte,  Biüchtp  aus  einer  Stelle  des  Atheners 
Äenophon  über  den  Staat  der  Lakedrinionier  hervor- 
gehen. *)  Aus  eben  dieser  Stelle  ersielit  man  aurh, 
dass  man  sieh  bei  ilem  Spiele  in  zwei  Parteien  Ihcilte, 
lind  es  f(ir  eine  Sehande  gehalten  »urile,  nicht  zum 
IMit.-ipiel  zus^olassen  zu  werden.  Ebenso  hatte  jeder  Spie- 
ler seinen  bestimmten  Platz.  In  wiefern  das  IJallspiel 
«ier  Griechcu  mit  dem  bei  uns  auf  dem  Lande  geiviilin- 
llchcn,  welches  mehr  als  ein  Hirtenspiel  eischeint  oder 
jiiit  «lern  hl  SCuten  geiiohnlicheii,  welches  einotu  Kriegs- 
spiele ,'ihnlicli  sieht,  zu  vergleichen  sei,  L'isst  sich  nicht 
genau   bestinimen. 

Dass  tier  üall  die  Erde  bezeichne,  finden  wir  schon 
bei  Plafo  (Phaedo  ed.  VVjiteubach.  c.  &J.)  angedeutet. 
Das  Schlagen  ilesselben  und  der  Streit  um  denselben 
kr>nnte  dann  im  Spiel  den  Streit  um  die  Herrscliaft  des 
Landes  bezeichnen.  Schade,  dass  uns  die  Zahl  der  Spie- 
ler nirgends  gemeldet  wird.  Würde  sich  finden,  ilass 
«lie  Zahl  derselben  sich  auf  zwölf  beschr.'lnkte,  so  inikliie 
es  niilit  zu  gewagt  sein,  in  dem  Uallspiele  einen  Kampf 
der  zwölf  Staaten  um  die  Hegemonie  in  Griechenland 
wieder  zu  erkennen.  Dann  sbheu  wir  ein,  wie  gerade 
die  Lakedämonier ,  als  sie  die  Hegemonie  in  Griechen- 
land inne  halteu,  in  diesem  Spiele  ISahrung  für  ihren 
Eihrgeiz  fanden  und  die  Athener,  als  die  Hegemonie  an 
sie  überging,  gleichfalls  Verehrer  des  Spiels  wurden. 
Alexander  der  Grosso  war  ein  leidenschaftlicher  Freund 
des  Ballspiels  und  auf  kretischen  Alünzen  wird  Zeus  auf 
einem  Ball  sitzend  abgebildet. 

Wismar.  Dr.   C.   C.  H.  Burmeister. 

Leipzig.  Von  dem  hier  vor  zwei  Jahren  erschienenen 
.^Briefe  Siefjuhr's  an  einen  jungen  Philologen'''',  den  der 
Professor  Jacob  in  Pforta  mit  einer  Einleitung  Viber  Nie- 
buhr's  philologische  Wirksamkeit    und    mehreren    zcitge- 

*)  Diese  Stelle,  welclie  bis  jctit  unbe.ichtct  ijeblieben  ist:, 
findet  sich  Xeii.  opeia  ed.  l.euncKiv  p.  541;  „iv  S'i  xij 
Aaxidai'ftnri  Trci;  fih  c.v  1(5,  uia/vr&th]  rar  r.axov  auaxyov 
'  5i(!I)bA«|Jü/i'  :rit;  ä'  ur  iv  ncthi/ouciai  auyyv/iyicozijv.  UoU.uy.iq 
ä'  ö  %<novxo<;  r.ul  Siu  iitov  /.<  ivior  %out;  uiTtaqiaQiovr- 
■i  f.  q ,    ü/üHiKnoq   ziKH)'!r>ui.i'    xul    iv   /ogol?    d      itq    ti<q 

«  .<io«i(Ji'.n'ou:;  ;f«(JKc;  it-^ihwuicu"  Das  Ballspiel  wurde  auch 
bei  den  Lakedainonicin  ocfuifin^iuyjv.  genannt  Eustalh.  ad 
ad  Hüincnicii  l6iU,  ÜJ-  Wer  den  Ball  inne  hatte,  war 
vicllciclit  der  Sieger  oder  Künig  des  Spiels. 


mässen  Excurscn  herausgegeben  hat ,  ist  im  vorigen  Jahre 
eine  ho'L'iiidischc  Uebersefziing  von  J.  C.  G.  Boot  unter 
dem  Titel:  Nieduhriana,  Levensschets  van  B.  G.  Nieiuhr 
en  deszelfs  Brief  aan  eenen  Jongen  Philolong.  (Leuwar- 
deu,  G.  IV.  J.  Suringar)  2l't  S.  gr.  S.  aiifjefertigt  wor- 
den. Der  hulli'iiidischc  Uebersctzer  hat  einzelne  Nachträge 
aus  Münch's  Erinnerungen  an  Niel/uhr  (in  üiilaus  Jahr- 
büchern der  Geschichte  und  Politik  ISjU.  Januar),  dio 
der  deutsche  Schriftsteller  nach' Vollendung  seiner  Arbeit 
hätte  einsehen  können,  hinzugefügt,  sowie  auch  einzelne 
literarische  Anmerkungen,  wie  auf  S.  174  über  die  neuere 
lateinische  Dichtkunst  in  Holland  u.  a.  m.  Dagegen  sind 
die  auf  S.  l.j!  —  1()4  des  Originals  belindlicheii  Lror- 
lerungen  über  den  Fanatismus  deutscher  moderner  Schrilt- 
steller  gegen  das  Lateinschreiben  aus  dem  nicht  zn  ta- 
delnden (»runile  weggelassen,  w  eH  die  hier  angezogenen 
Bücher  in  Holland  iiic'it  bekannt  wAreii.  Ebenso  hat 
Hr.  Boot  ancli  die  Abhandlung:  vom  Römisch- Rechtlichen 
auf  Gijmnasien  (Excurs  II.)  unübersetzt  gelassen,  als  von 
geringcrem  Interesse  für  holländische  Gymnasien,  und 
auch  die  Memoria  auf  Nieiahr  von  I\ilzsch  in  Kiel  (Ex- 
curs V.),  die  man  doch  bei  der  Seltenheit  solcher  aka- 
demischen Schriften  in  Holland  würde  ganz  gern  gelesen 
haben.  Das  ganze  Unternehmen  aber  ist  eine  erfreuliche 
Anerkennung  deutscher  Bestrebungen  für  die  Saclie  der 
Altertliunisw  issenschaft. 

Yverdon.  Am  14.  Dec.  starb  dahier  .4ug.  Wittich 
aus  Würtemberg,  29  Jahre  alt,  seit  einem  Jahre  Lehrer 
der  alten  Sprachen  am  College  daselbst,  unil  zuletzt  Di- 
reiteur  der  Anstalt.  Dein  philologischen  Publikum  hat 
er  sich  durch  zwei  Aufputze  bekannt  gemacht,  von  denen 
der  eine  (über  den  Verfasser  des  Dialogus  de  oraforibus) 
ie  Seebi  ile  s  etc.  Archiv  \ ,  328  sq.,  der  andere  zu  Uorat. 
ep.  ad  Pis.)  in  dieser  Zeitschrift,  der  er  kurz  vor  seinem 
Tode  als  Mitarbeiter  beigetreten  war,  in  Ar.  yti.  vorigen 
Jahrg.  abgedruckt  ist.  Er  war  sehr  vertraut  mit  der  Ge- 
schichte und  Literatur  des  1.  Jahrh.  der  Kaiserzeit  und 
viürde  bei  längerem  Lebeu  diesen  Gegenstand  umfassend 
bearbeitet  haben.  Seine  philo«ophische  BiMung  bewies 
er  durch  eine  Dissertation,  die  I83S  zu  Lausanne  gedruckt 
wurde,  unter  dein  Titel:  Idees  sur  la  religi<m  des  ancieus. 
Dissertation  presentee  au  concours  pour  la  chaire  de  lit- 
terature  grccqne  dans  l'äcademie  Lausanne.  Er  unter- 
scheidet darin  die  ägyptisch  -  phönicische  und  altpersische 
Religion  als  Naturreligionen  von  der  idealen  Religion  der 
Griechen,  und  bestimmt  die  verschiedenen  Stufen  der 
Religion  der  Alten  nach  dem  Bewosutsein  der  Existenz, 
des  Lebens,  der  Individualität  nud  der  Persönlichkeit: 
als  \erehruug  Her  Elemeiitargottheiten,  äei  Pflanzen-  und 
Thiergvlter,  und  endlich  im  Hellenismus  als  Idee  selbst- 
ietvusster  Wesen,  neben  welcher  die  Anschauung  der 
früheren  Stufen  in  den  Metamorphosen  sich  noch  geltend 
mache.  Die  Schweiz  verliert  an  ihm  eines  der  tüchtig- 
sten Lehrtalentc ,  die  sie  aus  Deutschland  geworben  hat. 


Berichtigung.  Zeitschr.  f.  Altcrlhumsw.  Monat  Januar 
1>:'42.  S.  25.  Z.  8.  v.  o.  miiss  statt  If'ix  und  Martius  gclcjcn 
werden  Spix  und  Martim 


Zeitschrift 


für   die 


Alterthumswissenschaft. 


lUärz  1§49. 


19.    Zur  Erklärung'   des   Beschlusses   des 
Patrokleides. 

Als  nach  der  Schlarlit  Lei  Acfospotanioi  Athen  von 
€ten  Spartanern  zn  Lauil  unil  Wasser  eingeschlossen  »urilc, 
trug  Patrokleides  auf  die  Rehabilitirung  der  Atimen  an. 
S.  meine  Schrift  „die  oligarchische  Liniiälzung  zu  Athen" 
j).  36  f.  Uass  dieser  Patrokleides  derselbe  war,  welcher 
ron  Aristophanes  in  den  Vögeln  verspottet  wird  v.  789  f. 
et  T£  IlaTpoxXeldijg  reg  v/toji)  rvyxccvEi  x^^rjTiivv , 
ovy,  av  itiöiosv  .i<;  doiiiärtov ,  dkk'  ctvimaTO  — , 
ist  auch  die  Meinung  des  Scholiasten  zu  jener  Stelle, 
in  welcher  das  ^^i^ijriujv  wohl  auf  die  Unsauberkeit  des 
Patrokleides  zu  deuten  ist.  Wenn  man  diess  erwägt,  so 
dürfte  die  Vermuthung  nicht  allzu  kiihn  erscheinen,  dass 
im   Plutng  desselben  Komikers  v.   84. 

—  fi/C   naT(>oy.kioug  SQ'/^ofxai , 
05  ovy.  ikoi'oai',  e^  otov  ■jtsq  tyivexo  — 
unter  Patrokles  eben  jener  Staatsmann  zu   verstehen    sei, 
da  auch  hier  dem  Verspotteten   die  Eigenschaft  des   grän- 
cenlosesten   Schmutzes   beigelegt    wird,   und   die   Verwech- 
selung der   Patronymika  mit  den    Primitiven    auch   ander- 
wärts  zuweilen    vorkommt.    So  lieisst  Adeimantoa  bei  Arist. 
in    den   Frosivhen   v.    1513.    der  Sohn    Aevy.oköifov    statt 
^Awy.ukocpiduv  ,    ferner   wird    Ntxofiax'äjji    statt   N^ixü- 
fiaxoi    gefunden    bei    Lys.    or.  30.   §.    11,    Evßovkidijg 
statt  EiJßovkog,    Tajlor    zu   Lysias' p.   632-   ed.   Reisk.  ; 
vergl.  Hemsterhuis  zu  Lucmn.  Tim.   c.  '22.  %.  44.    Hierzu 
könnte   man   mit  einigem  Rcchie   anführen,   dass  iler  Schu- 
ster Simon,    als    er    reich    geuordon  ,    sich    aus   Eitelkeit 
Sioionides   nannte.      Lucian.   «iallns  c.    14.    —   Diese  Ver- 
muthung,   dass  Patrokles    eine    und    dieselbe   Person    mit 
Patrokleides  sei,   gewinnt  noch   einige   Bestätigung    durch 
die   Bemerkung   des  Sclioliasten    zu    der   angeführten  Stelle 
im   Phitos  ,    dass     er    einer    lon    denjenigen    Athenern    ge- 
wesen,    welche     die    spartanische     Lebensweise    narhäfiten 
{big  i]V   lujv    ZOP  Aayujvi/.uv   ßiuv  C,t]koiviu)V  'Adij- 
vcdoiv).     Denn    gewiss    gehörte  Patrokleides   der  lakedä- 
monischen  Partei   in  Athen  an.    Nach   demselben  Srholion 
wurde  dieser   Patrokles  als   geiziger  Filz  von  Aristophanes 
in   den    IlskaQyoij    mitgenommen:    „ojg    Ev    Ilekapyoiq 
£lQj]Tat   ntQl  tovTOV,   oaiiq  (Bergk  in   Aristoph.  fragm. 
p.  241   vermuthet  mit  Wahrscheinlichkeil  ort)  iviXfv  rijg 
(fsidujkiag   ovdeva   irgooleadai   i'i'a    (fvkayrg    eveya 
Tuiv    XQt]^idTuiv    yai    ykiox(iOV    ßiov.      Vcrgl.   Suidas 
unter  IlaTQOxkrjq. 

Zei'.iQhr.  f,  d.  yiUerthumsw. 


79 
na 
eSt 


Da.s  Dekret  selbst,   welches  sich  bei  Andoc.  de  mystcr. 
g.   77   IT.   findet,  ist  so   gefasst: 

IluTQoykeiSiji;   ehev,  'ErreiSij   iipt](fioavTO  AdTj- 

vaioi  Tijv   döiiuv   tisqI   tojv    ücfeikuvTujv,  uiite  kt- 

ysiv  t^etvai  xai   entilwcflCtiv ,  ^Ji](fiaaox^ai  tuv    Sij- 

Itov  Taird  uueq    ots  nv  rd  Mijdiy.a,  xal  avvijveyyti' 

'A^vvaJotg  sni  rd  änsivov.  ntoi  ds  Twr  ETTiyjy^au-^ 

ttsv'ojv  s/'g  Toig  ir^dyTOQag  /;  xo/'§  Titulaq  t^?  dsov 

y.cd   Twv    äkkuiv    hsojv?]    rov  ßaatkia,    ij  EiTigfAtj 

ehy()dcfit]  fieX9'  ^'7?  E^ek^oi'atjg  ßovhjg  icp  /;«  Kak- 

kiag  ijQX^f,  daol  ÜTiitui  i'joav  rj  6(f.£lkovT£g,  y.ai  [78] 

oaujv  £i'9i''vai  riväg  sloi  ymtyvujarftirai  £v  zoig  ko- 

yiazrQloig  vito  ruiv  £v9i'vo)v    ij   "tjojv    nagtSotov,    rj 

in'jTtix)   siarjyf-itvai   Ei'g  ro   biy.nonjQtov  yoacpai  tiveg 

Etat  ■KEQi  TWV  Evdvvdjv  >;  nooaTdtEig,  1)  iyyvai  t/vec 

Eiöi  y.aTEypuiO^Evai   stg    rov   avzdv  tovzuv  xQovov 

yal   oaa   öpufiara   TETQctyoalojv    zivog  EyykyoaTtzai- 

1)  dkko    Tt    nEQi    zdiv  EV  ttj^  ökiya.QX'^a^  -nQaxßsvTUiy 

eOzi  Ttov  yeyoaiuiEvov,    nkhv  önüaa  evozijkaic  ye- 

mtzai   Tüjv  /iti}    ivSäde   ijEivdvzujv,    ij ^s^  'AqeLov 

lyov  i]  Tvlv  EtpEzmv  y  ex  IlQvzavEiov  rj^  Askcpiviov 

c^ixdo^i]  1)  i'Tto  ZMV  ßaaikSiov,  i\  Eni  (fdvu)  zigjazt 

(fvyi)    1)   Sdvazog   y.azEyviAodi] ,    /;  ocfuyEvaty  ?;  ti'- 

gdwotq-  [79]  zd  de  dkka  itävza  Eßakitipai  zovg  irga- 

yzoQug  yal  zi)v  ßovk);^  xazd  zd  Ei'^i^nha  navzaxo- 

i^Ev ,  oTTOv  Tt  Eoztv  EV  ZU)  diuioaiip,  xul  El  dvzijga- 

cföv  nov  Eozi,  ■naQEXfiv   zovg   dEO^iodizuq  yalzag 

äkkag  doxo-i-  noiEtv  öe^  zuvza  zQiuiv  ijueqvjv,  sitei- 

8dv   öötT]    z'p    8i]m;}.   a   8'    Ei'QTjzai  J^akEiipai,^^v 

yEy.rf]o9ai    eöia    fn^ÖEvi   E^£ivai   ^1]8e    i^tvt^oiyayijoat 

IviÖETiuzE-  El  81  Hl),  Evoxov  Eivai  TÖvnagaßaivovza 

zavza  EV  zoig  avzoic,  £v  oJartiEQ  oi  EtJAgEiov  nayoc 

(pEvyovzEg,  onvji;  dv  u'jg  Trtozözaza  exoi  'AOi]vaioi^ 

yui  vi'v  yal  £ig  zbv  koiTTov  xodvov. 

Was  in  den  ersten  Worten  des  Dekrets  der  Erklä- 
rung bedarf,  ist  von  Bückh  Staatshaush.  I.  p.  Wo.  Anm. 
IH'2.  und  von  Platner  ,,der  Proc.  und  die  Klagen"  I. 
p.  347  erklärt  worden.  Ferner  hat  Herni.  Sanppe  in  der 
Züricher  Ausgabe  der  attischen  Redner  statt  7lfp£  zujv 
oastkövzojv  iu  §.  77.  zu  lesen  vorgeschlagen:  n  E  Q  l 
zdiv  d.ziuu)V  xal  zdiv  ocpEikövzujv,  und  diese  Con- 
iectur  mit  überzeugenilen  Gründen  in  seiner  gehaltreichen 
Epistola  critica  ad  Godofr.  Hermannum  p.  139  f-  unter- 
stützt. Schwieriger  aber  und  noch  nicht  zur  Genüge 
aufgehellt  sind  die  Worte  »on  §.78.  an:  y.ai  uaa  ovo- 
iiaxa    TEzQayooiviv   Jivog  syyijQanzai  bis  zu  Ende. 

14 


303 


204 


Zifvürilcrst  halipii  die  Worte  7;  r!;  \4oEiov  7f/yov  >;  Tcov 
icftTuiv  r,  fx   llfHTaveiov  i'j  zJcXcfivloi'  eöiyMoi}i!  Aii- 

»toss  (;r<;olicii.  PhitntT  „der  Pror.  liiid  die  lilajTCn"  1.  p.  15 
halt  i'i  iy.  Ilni'rai  ilov  ;}  ^tkcfivlov  aus  zwei  Griiiiden 
fijr  ciiieu  iiiiächteii  Zusatz:  einmal  »liideii  iiirlit  allo  Ge- 
rithtslii)fe  der  Kplieteii  fjeiiaiint,  nuil  dann  sei  die  Erwäli- 
nunjj  jener  beiden  Tribunale  üLerfli'issijj ,  da  sie  siliou 
in  dem  lorausgehenden  ecfETUjv  mit  einbogrid'en  uJiren. 
Und  allerdings  dürlte  es  sondcrltar  ersclicinen,  dass  die 
Ejdieten  hier  lon  den  beiden  Geriehtsliüfen  j^escliiedcn  «er- 
den, in  denen  dnrh  auch  Epheten  Sitz  und  Stimme  haben, 
und  dass  die  Geriehtshofc  hll  DaWadiü)  und  Eni 
0oeacToi  übergangen  sind.  Was  aber  den  letzteren 
sui  (Poearzoi  betrillt,  so  lassen  sich  für  die  Auslassung 
desselben  ztiei  Gründe  anführen.  Erstlich  mag  in  die- 
ser Zeit  lange  kein  vor  diesem  Gericlite  behandelter  Fall 
vorgekommen  sein,  sowie  der  Natur  der  Sache  nach  die 
Verhandlungen  in  demselben  überhaupt  c'iusserst  selten 
sein  inussten,  da  sie  diejenigen  betrafen,  welche  «egen 
eines  zufälligen  Todtschlags  aus  Atlien  verbannt  waren 
und  hinterher  einen  zweiten,  aber  vorsatalichcn  Hlord  be- 
gangen hatten.  Ueberdiess  mnssto  ein  von  diesem  Ge- 
richte rreigecprochencr  doch  wieder  ins  Exil  zurück- 
kehren: mithin  wäre  eine  Zurückberufung  derer,  die 
jenem  Gerichtshöfe  verfallen  waren,  ebenso  unzulässig 
gewesen,  als  die  Verordnung  der  Nichtzurückberufnng 
überflüssig  war,  welche  das  Dekret  doch  ausgesprochen 
liattc,  wenn  der  Phrcattys  gedacht  worden  wäre.  Vergl. 
Demoslh.  c.  Aristocr.  p.  645»  '25  If.  und  p.  646.  Pausan. 
1,  28.  §.  12  (p.  70).  Pollux  VIII,  120.  Schümann  An- 
tiqaitatt.  juris  publ.   Graec.  p.   294. 

Ebenso  wenig  kann  die  KichterwShnung  des  Gerich- 
tes eil  IlaXkadia) ,  das  über  unvorsätzlichen  Todtsrhiag 
zu  entscheiden  hatte,  befremden.  Denn  da  das  Gesetz 
(Demosth.  c.  Aristtxr.  p.  C43 ,  20  ff.,  vergl.  Demoslh. 
r.  Euerg.  p.  1160  f.)  besagte,  dass  der  durch  diesen 
Gerichtshof  Verurtheilte  zu  bestimmter  Zeit  und  auf 
einem  vorgeschriebenen  Wege  das  Land  verlassen  ,  und 
so  lange  im  Exile  bleiben  sollte,  bis  Einer  ans  «1er  f"a- 
niilie  des  Getödteten  sich  seiner  erbarmt  hatte  *) :  so 
stand  dem  Staate  nicht  die  freie  ^'erfügung  über  den 
Delinquenten,  mithin  aurli  nicht  die  ßi'reclitigung  über 
die  Auiliebung  des  ihm  zuerkannten  Exiles  zu,  sondern 
diess  war  reine  Privatsache,  welche  zwischen  dem  Todt- 
schlager  und  den  Verwandten  des  Ermordeten  abzumadien 
war.  Wie  konnte  also  die  Ausschliessung  von  iler  Re- 
stitution gegen  die  von  dem  Gerichtshöfe  ev  n.akkct.dup 
Verurtheillcn  ö(f entlich  beschlossen   werden? 

Wie  man  tlic  Uebergchung  zweier  peinlicher  Geriiht?- 
hiife  in  dem  Dekrete  nicht  1  in  der  Ordnung  fand,  so 
wunderte  man  sich  hinwiederum  über  die  Ertwilinung  des 
einen    derselben,    des    Prytaneion    (Schiller    zu    Sluiter's 

*)  Dem.  c.  Aristncr.  a.  a.  O.  'iaq  üv  ulif'arjTcä  riva  tüiv  iv 
Y^rti  ToJ  nfrioi'i^öi'io;:  nung  man  liier  mit  G.  Hermann  zu 
Soph.  Ocil  Col.  155Ü.  u!ä^ai]ittC  Tii;  passivisch,  oder  mit 
Scliafer  zu  p.  (i44,  1.  uliiai)  %iru  lesen,  der  Sinn  im  All- 
go/iiciiien  wild  d.iilurcli  niclit  };caiuliMf.  Das  Gesetz  sclbat 
finJct  sich  bei  Hern,  in  Macait.  p.  1068.  '  xtr.  "•  p-  1060. 
iu  Anljiig.  \'ergl.  ().  Müller  zu  ilcn  luimcii.  p.  lliS  und 
Meier  de  gentilitate  Attica  p.  ii. 


Iccit.  Andoc.  p.  88.  und  Theod.  Bergk  im  Anhange  zn 
Schiller'»  Ausgabe  <les  Andoc.  p.  1'27),  da  dieses  nur 
über  leblose  Gegenstände  entscheide,  die  Jemanilen  gc- 
liidtet  hatten  (Dem.  c.  Aristocr.  p.  645,  15  ff.  Pausan.  I. 
28-  §•  II-)»  hier  aber  natürlich  nur  von  Personen  die 
Rede  sein  könne.  Um  diese  Erscheinung  erklärlich  zu 
machen,  verniuthct  Th.  Bergk,  dass  dem  Prytaneion  nicht 
bloss  die  Urlheile  über  leblose  Gegenstande,  sonilern  auch 
über  Menschen  zugestanden  hätten,  indem  die  sogenannte 
TlQodiyMOici.  oder  die  dreimalige  in  drei  IVIonaten  anzu- 
stellende Untersuchung,  bevor  es  zum  Spruche  in  einem 
der  Gerichtshöfe  kam,  in  diesem  Gerichtshöfe  angeslellt 
worden  sei.  Bergk  beruft  sich  desshalb  auf  zwei  Stellen: 
Photius  V.  TtQobiy.aoia^  01  tut;  fTr)  cpova)  öiy.c'.i  iyy.a- 
koi'iievoc  SV  Il(j  vTav eio)  ■koo  t>/;  di'xijf  öiaTskuii- 
aiv  iul  TQ€tq  liifji/aq,  ev  olg  «^  ixaTioov  fie^ovi  kö- 
yoi  UQoäyovzui ,  und  auf  Antiph.  ■keqI  tou  %qqevt. 
g.  42.  ''Eäsi  ixhv  -vdv  ßao ikea,  eneiöi)  änsyacl- 
ipa-vo ,  TQEiq  nQodiyaaiaq  noifjaai,  iv  xQioi  fAijol, 
i:ijV  dlxijv  ö'  iioayuv  reTa^TO)  l^tijvl,  (üansQ  vuvl, 
X.  r.  k.  In  dieser  letzteren  Stelle  freilich  wird  nicht 
dem  Prytaneion,  sondern  dein  a^-^viV  ßaOlkcVQ,  die  Trpo- 
ötyaoia  zugeschrieben:  was  Bergk  so  erklärt,  als  habe 
Antiphon  nur  in  der  Kürze  gesagt,  der  ßaaik(V<;  habe 
diese  TTQOÖiy.O.Oia  anstellen  müssen,  statt:  unter  dem 
Vorsitze  desselben  habe  diess  das  Prytaneion  getlian. 
Allein  wer  möchte  wohl  glauben,  dass  ein  ilen  übri- 
gen gleichstehender  Gerichtshof  ,  welcher  noch  dazu 
gleich  den  andern  seine  abgegränzte  Bestimmung  hatte , 
die  Untersuchung  ihm  fremder  Sachen  geführt  habe? 
Kicht  zu  erw.'lhnen,  dass  eine  solche  Kürze,  oder  rich- 
tiger Ungenauigkeit  einem  Schriftsteller,  wie  Antiphon, 
nicht  eigenthümlich  ist,  und  besonders  an  der  bezeich- 
neten Stelle  am  unrechten  Orte  ge«  esen  wäre ,  wo  die 
Functionen  des  von  den  Gegnern  angeschuldigten  ßaoikevi 
eines  \Veiteren  dargestellt  werden  sollen,  um  ihn  selbst 
zu  rechtfertigen.  Das  Prytaneion  war  eine  Spruchbe- 
hürde ;  sollte  es  zugleich  auch  Instructioiisbehorde ,  und 
zwar  für  die  übrigen  Gerichtsbehörden,  die  neben  iliui 
bestanden,  gewesen  sein?  Diess  ist  nicht  denkbar.  Viel- 
mehr miiss  der  ßaaiKiVi;,  welchem  die  Instruction  der 
Criminalprocesse  überhaupt  oblag,  auch  die  TiQodiy.aoia 
gehabt  haben;  und  es  ist  somit  anzunehmen,  dass  Pho- 
tius einen  Irrthum  begangen,  Antiphon  aber  ilie  Sache 
einfach  dargestellt  habe,  wie  sie  war.  So  fällt  der  wei- 
terhin von  Bergk  gezogene  Schluss  von  selbst  zusammen, 
dass  nach  der  vorausgegangenen  ilreimonatlichen  noudl- 
XCOia  das  Prylaneion ,  bevor  die  Sache  an  einen  an- 
deren Gerichtshof  übern  icscu  worden,  über  dieselbe  ent- 
schieden  habe. 

Hierüber  lässt  sich  eine  begründetere  Ansicht  auf- 
stellen. Der  Grund,  wesslialb  das  Prytaneion  hier  nur 
erwähnt  werilcn  konnte  ,  kann  allerdings  kein  anderer 
sein,  als  weil  ilasselbe  auch  über  Menschen  richtete. 
Dass  unil  in  welchem  Falle  diess  geschehen,  erklärt  nicht 
undeutlich  Pollux  VIII,  |20.  Tu  in i  Ugviaveioi'  d ixä- 
^1:1  dt  71  £(ji  Tviv  dz oxT £ i V dv  i  o)  V  f  y.av  tu  0  I  i< 
ö.ifav£lii'  y.a'i  ntol  ruiv  dipi'xov  nSv  ifineadi'iujv 
y.al  duoy.TEtvdvTiov.  Dieser  Gerichtshof  bestimmte  also 
die   Strafe  für    einen    noch    unbtkannlen    .Vorder,    dessen      ^^ 


205 


206 


Mor<t«erkzeug  ztmadist  iiar  aurijofiiudeii  »var.  Es  wer- 
den ilahcr  (liircli  das  Decret  des  Pa<rokleides  auch  ilie- 
jenifeii  von  dem  Wicdergeniissc  der  vollen  Biirfierrerliie 
im  Falle  der  Entdeckung'  aiis^enoinnitn ,  vvelilie  sich 
einer  Alordthai  scliuldijf  ivnsstcn,  und  iinlickannfer  Weise 
toB  dem  Pr\(aneion  verurtlieilt  worden  waren,  naclidciii 
«Üeses  sclion  g^ogen  das  aufgefundene  <od(liche  \Veikjenjj 
Sflin    Urlheil  ausgesprochen.   *) 

Nun  lleibl  aber  immer  noch  die  Frage  lihrig,  «css- 
lialb  die  Epheten  neben  dem  Prjtaneion  und  Deliihininn 
anfgcfiilirt  »erden  (y  £^  \'iQeiov  nüyov  1}  Tujv  itfC:- 
Tuiv  1]  iv.  Uoi'Tavslov  ?;  /lAfftvlov  i6iv.äai)rj').  Dar- 
auf lasät  sich  antworten,  dass  das  zu  rwi/  ä(p£XU)V  hin- 
zugefügte )"'  r/.  IIquxuvsIov  ij  ^eLcftvluv  nicht  von  kcfs- 
XUJV  verschieden,  sondern  eine  Erkl.'lrung  desscllicn  sei, 
80  dasi  der  Sinn  »Are:  „die  ausgenommen,  welclie  ent- 
weder vom  Areopag  oder  von  den  Epheten,  nämlich 
entweder  im  Pr^taneion  oder  Dolphiuion  verurthcilt  wor- 
den sind." 

Von  der  Entscheidung  darüber  endlich  ,  ob  die  ap- 
^ovx£~,  ßaaiksii  eine  besondere  Gerichtsbarkeit,  und 
nirlit  bloss  die  Instruction  der  Crimiualproccsse  liatten, 
hangt  es  ab,  oh  weiterhin  )j  vor  i'.Tu  Tujv  ßuotkeojv 
mit  Luzac  bei  Sluiter,  lectt.  Andor.  J).  131  f.  (p.  86  cd. 
Schiller.)  zu  tilgen  ,  oder  mit  Theod.  Bergk  a.  a.  O. 
p.  l'2Ö  beizubehalten  sein  wird.  Hatten  sie  selbständige 
Spruchgerechtigkeit,  so  kann  das  ;}  stehen  bleiben,  ila 
hierdurch  die  /juoiXe.'i  von  den  peinlichen  Gerichtshöfen 
geschieden  werden;  hatten  sie  dieselbe  nicht  und  streicht 
mau  das  ?;,  so  niüsste  man  mit  Luzac  a.  a.  O.  i'Tio  roiv  ßacrt- 
Keaji'  erklaren:  unter  dem  Vorsit/e  des  jedesmaligen  ßaOl- 
h£i'^.  Indessen  wird  die  Tilgung  der  Partikel  ij  von  keiner 
lltlsrhr.  bestätigt.  Es  kommt  also  darauf  an,  zu  ermitteln, 
von  welcher  Art  die  Gerichtsbarkeit  der  ßaOlke/g  gewesen 
ist.  Da  die  Vrchouten  gemeinschaftlich  über  diejenigen 
zn  Gerichte  Sassen,  welche  als  Verurtheilte  gegen  das 
Gesetz  in  das  V^aterland  zurückkehrten  (Pollux  VIII,  St). 
Kui  xotvTj  fxtv  iyoiaiv  i^ovoiav  davdiov ,  iäv  ttq 
y.arlTj  öiioo  /A>j  e^eartu):  so  findet  es  Bergk  wahr- 
scheinlich ,  dass  jeder  Verurtheilte  ,  «elcher  gegen  da» 
Gesetz  in  sein  Vaterland  zurückgekehrt  war ,  von  dem- 
jenigen Archonten  bestraft  wurde,  von  welchem  er  zum 
Exilo  vernrtheilt  worden  war,  dass  sonach  zur  Compctenz 
des  ßaaikeug  diejenigen  gehurt  hätten,  welche  nach 
einem  begangenen  lUorde  zurückgekehrt  Hären.  Dieser 
Vermuthung  widerspricht  «las  -/.oivi/  des  Pollux,  welches 
oiTeubar  auf  ein  collegialische»  aus  allen  Archonten  zu- 
sammengesetztes Gericht  hinweist,  und  diess  wird  von 
Pollux  selbst  3.  87.  noch  recht  hervorgehoben  durch  die 
AViedcrholung  und  den  Gegensatz:  y.ul  XOlvfj  /i^t^l  Tavia' 
ibiu  öe  u.  s.  w.  Dagegen  könnte  man  sich  versucht 
finden,  nach  Pollux  ^'III.  Qü.  y.ai  toi^  "/eveai  xai  jo/~g 
is^oii  (zu  lesen:  i£()£uui)  näotp  avxd(;  dir.äQsi 
«lie  besondere  Gerichtsbarkeit  des    ßaölksü^   in  Streitig- 


*}  Uebcrhaiipt  scheint  es,  als  habe  der  Staat,  indem  er 
diesem  Tribunale  das  vorlaufige  Erkenntniss  yrgcn  das 
Mordwerkzeug  aiibciiugab ,  wenii^sUns  in  diesen  Zeilen 
nichts  Anderes  beabsichtigt,  als  den  Thälcr  mn  desto 
eher  entdecken  und  bestrafen  zu  können. 


keitco  der  heiligen  Geschlechter  und  Priester  hierher  zn 
beziehen,  nnd  also  anzunehmen,  dass  die  von  dem  ßa- 
O/Kci'i;  in  dieser  Hinsicht  ^'erurthcilten  von  der  Restitu- 
tion lies  Patiolileides  ausgeschldsson  worden  wären.  Allein 
diese  Streitigkeiten  und  Vergehuiigen  konnten  nicht  80 
wichtig  sein,  dass  sie  eine  solche  Ahndung  verdient  haf- 
ten; und  über  grossere  \'crgchuin;eii  gegen  die  fVeli^ion, 
wie  daißeia,  Ent»veihung  der  Tempel  und  IMvstericn, 
stand  nicht  dem  ßaai}.Sl'<i,  sondern  dem  Areopag  dai 
Erkenntniss  zu.  Es  muss  ilaher  eine  andere  Erklärung 
versucht  werden.  Pollux  VIII,  9t).  sagt  von  dem  ßa- 
OiXei'g:  xal  rag  xov  (pövov  dixai;  etg  ".-((jitov  -n^üyov 
tiadysf  xai  tou  aricfavov  dnode^ievoi;  oi<v  airulg 
Sixc'.Qii.  TTQOuyoQivtL  de  ruic,  sv  anla  dnl'iio'iai 
^nriT}]o\v}v  xuX  tcov  dkka)V  loiihtujv.  Er  hatte  also 
zugleich  die  Instruction  der  Crimiualproccsse  und  sass 
mit  zu  Gerich'e  im  Areopag.  ^'orher  aber  hatte  er  die 
eines  fliordes  Angekhigten  (denn  das  sind  oi  £v  Ciicia) 
von  dem  Autheil  an  ilen  Mvsterien,  an  IVIarkt  und  Altärea 
au9zus(  hliessen.    Diess   war  schon   eine  Art  Verurtheilung. 

Da  es  nun  dem  ISeklagten  mit  Ausnahme  der  Aeltern- 
mörder  freistand,  vor  gefälltem  Urtheil  davon  zu  gehen, 
nnd  Niemand  ein  Recht  hatte,  ihn  daran  zu  hindern 
(O.  Hlüller  zu  Aeschjlos  Eumen.  p.  127),  so  werden 
natürlich  diejenigen,  welche  sich  schuldig  wussten  ,  dio 
Erlaubniss  benutzt  und  sich  gleich  nach  jener  IMaassregel 
des.  ßacriXei'^  der  zu  erwartenden  Strafe  durd»  die  Flucht 
entzogen  haben.  Und  Solche  Flüchtige  sollten  von  dem 
Genüsse  der  Rentitution  ausgeschlossen  sein.  In  diesem 
Sinne  konnte  hier,  wenn  auch  nicht  von  einer  besonderen 
Gerichtsbarkeit,  so  doch  von  einer  selbständigen  Verur- 
theilung (ffiixdoOij)  durch  die  ßaoiketg  die  Rede  sein, 
nnd  folglich  auch  das  );  V7l6  Tviv  ßaOlXtajp  beibehalten 
werilen. 

Absichtlich  habe  ich  das  solonische  Gesetz  in  Plu- 
tarch's  Lebensbeschreibung  des  Solon  c.  J9.  arlficov  0001 
dxinot  ijarav,  Trpie  }']  Sokoiva  äol;ui,  STTiTifiov?  ttvai 
nkriv  ooot  et  'A^te'iov  itdyov  7}  uaoi  ex  tujv  ecpsxüjv 
r;  ex  llQi'xavelov  xaxadtxaodevxeg  vnu  riov  ßaai- 
iketov  enl  cpoioi  ij  arpayaiaii'  sn\  xvQUvviSi  ecfvyov, 
6x8  i^eoftug  ecpdvn  öde  —  absichtlich  habe  ich  dies» 
bisher  nicht  in  die  Untersuchung  gezogen,  weil  ich  der 
Ueberzeugung  bin,  dass  der  Inhalt  de»  Patrokleidischen 
Dekrets  unabhängig  von  jenem  Gesetze  erklärt  werden 
mussta  ,  welches  sich  auf  eine  gegen  200  Jahre  von  Pa- 
Irokleides  entfernte  Zeit  bezieht.  Denn  wenn  das  solo- 
nische Gesetz  von  solchen  spricht,  welche  vor  Solou's 
Archontat  durch  den  Areopag  und  das  Prytaneion  ver- 
nrtheilt worden  waren,  so  versteht  es  sich,  dass  nicht 
solonische  Behörden,  sondern  solche  gemeint  sind,  deren 
Bedeutung  und  Wirksamkeit  entweder  durch  Drakon  be- 
stimmt worden  war  oder  in  noch  früherer  Zeit  wurzelte. 
Welche  ^Veränderungen  aber  waren  mit  derselben  in  200 
Jahren  vorgegangen  durch  Solon,  Kleisthenes,  Perikics? 
Diese  beiden  Urkunden  also  auf  gleiche  Weise  erklären 
zu  «ollen,  hiessc  ganz  verschiedene  Zeiten  und  >'erhält- 
nisse  mit  einander  confundiren.  Dazu  kommt,  dass  es 
sich  um  >'erordnungen  handelt,  welche  specielle  und  nur 
ihren  Zeiten  angehörende,  nicht  bleibende  Fälle  betref- 
fen.    Dem   Allem  ungeachtet  wird  kein  Unbefangener  die 

14* 


207 


308 


Achnlirlikrit  zwisrlirn  beiden  Urkunden  in  Abrvdo  .stel- 
len ivolliMi.  iiis  wäre  u\an  tvulil  aiiziineliincn  ,  dass  Pa- 
trokleides  bei  Abfassniij;  seines  Beschlusses  nur  die  Form 
der  in  einem  ähnlichen  fri'ihoren  Fülle  erlassenen  Ver- 
ordnung ror  Aujjen  gehabt.  Einiges  den  reränderten  Ver- 
hältnissen geinfiss  daran  verändert  habe,  natürlich  aber 
Alles,  auch  die  mit  jener  Verurduung  übereinstimmen- 
den Worte,  nur  in  dem  Sinne  seiner  Zeit  verstan- 
den nissen  nullte.  Und  in  diesem  Sinne  haben  tvir 
das  üecret  des  Patrokleides  auch  zu  erklären  versucht. 
Betrachten  wir  nun  das  Einzelne,  so  leuchtet  die  Nuth- 
wendigkeit  einer  so  isolirteu  AuiTassung  und  Erklärung 
beider  Urkunden  auch  daraus  ein,  dass  das  Prjtaneion 
bei  den  Epheten  ohne  Weiteres  durch  ,,oder"  unter- 
schieden H'ird,  ohne  dass,  wie  bei  Andokiiies,  i]  ix  zJsk- 
Cptviov  hinzugefügt  wäre.  Es  kann  also  bei  dem  neben 
den  Epheten  erwähnten  und  von  diesen  unterschiedenen 
Prjtancion  nicht  wieder  an  den  Ephetengerichtshof  ge- 
ilacht  werden,  wie  auch  aus  Plntarrh's  eigener  Bemer- 
kung hertorgeht,  dass  <lie  Prjtanen  darin  richteten  {^E7t' 
ahiaig,  a^  y.Qivuuon>  ol  './(jEunayiTai  y.ai  itfEiiu 
xal  izfjVxdvElc,).  Vielmehr  ist  es  jiach  Schümann 
Atf.  Proc.  p.  10  f.  und  antiquitt.  iur.  publ.  Gr.  p.  !76 
sehr  wahrscheinlich  ,  dass  die  Prjtanen  der  Naukraren 
genieint  sind.  Denn  diese  beherrschten  ,  wie  Herodot 
V,  71.  berichtet,  Athen  zur  Zeit  der  kjlonischen  Un- 
ruhen, auf  welche  sich  ohne  Zweifel  das  solonische  Ge- 
setz bezieht,  und  bewogen  die  Anhänger  Kylon's ,  ihren 
ZaHuchtsort  zu  verlassen.  Da  Plutarch  in  der  Lebensbe- 
schreibung Solon's  c.  12.  erzählt,  dass  der  Rath  der 
Dreihundert  über  die  bei  dieser  Gelegenheit  mit  Blut- 
schuld Behafteten  zu  Gerichte  sass,  so  ziehen  einige  Ge- 
lehrteu  mit  Recht  den  Schluss,  dass  die  Prjtanen  einen 
Theil  dieses  Rafhes  ausgemacht  haben.  Es  wäre  sonach 
bei  Plutarch  derjenige  Gerichtshof  zu  verstehen,  welcher 
im  Prjtaueion  selbst  {ev  üoi'Taviiyj)  seinen  Sitz  hatte, 
während  bei  Andokides  der  Ephetengerichtshof  6ei  dem 
Prjtaneion  (eili  n^tVTavet'oi)  bezeichnet  wäre.  S.  Att. 
Proc.  p.  20  *).  Jenes  in  dem  solonischen  Gesetze  vor- 
kommende Collegium  der  Prjtanen  wnrdo  von  Solon  auf- 
gehoben und  dessen  Functionen  und  IMaclit  auf  die  Vier- 
hundert übertragen,  vvesshalb  deren  A'^orsitzer  Prjtanen 
hiessen.  Schömann,  antiquitt.  jur.  publ.  Gr.  pag.  173. 
Anm.  9. 

Wenn  man  in  dieser  Weise  zwischen  dem  alten  Ge- 
richtshof im  Prjtaueion,  iu  welchem  Prjtanen,  und  ilem 
6ei  dem  Prjtaneion,  iu  welchem  Epheten  zu  Gerichte 
Sassen,  unterscheidet,  so  lässt  sich  meiner  Meinung  nach 
der  scheinbare  Widerspruch  zwischen  zwei  Stellen  des 
Pollux  VIII.  120.  und  VIII.  'JO,  welchen  JVIatthiä  de 
judiciis  p.  15.5.  nicht  zu  leisen  vermochte,  auf  eine  ein- 
fachere und  glaublichere  Weise  ausgleichen,  als  es  Meier 
im  Att.  Proc.  p.  1 16  f.  zu  thun  versucht  hat.  In  der 
crsteren  dieser  Stelleo  lieisst  es,  dass  die  (pvko  jani  - 
keig  den  Vorsitz  in  dem  Gerichte  snl  IlguTaveüp  ge- 
habt haben,     in  der  zweiten  wird  diess  von  dem   Archou 


*)  Dieser  Unleischeidung  zu  Folge  muss  man  mit  Siebeiis 
bei  P.nusau.  I.  28-  §■  11.  statt  T6  äi  tv  n^vravtlM  xal^oü- 
f<iyor  le»cn:   Tö  äi  ini  Hqvt,  xaX, 


l'jltxcrikc  V  s  behanplet:  xcd  zr/.^  T(öv  C((f'i'^ct)V  di/.UQ, 
öiy.aCil ,  welche  diaci  eben  zur  Competenz  jenes  Tri- 
bunals gehörten.  Ich  glaube  nun,  dass  Pollux  die  beiden 
von  uns  geschiedenen  Gerichtshöfe  mit  einander  verwech- 
selt habe.  Er  fand  nämlich  einmal  die  Notiz  vor ,  dass 
die  (fVKoßaoikEii,  ein  anderesmal ,  ilass  die  ßltotktis 
dem  Prjtaneion  vorgestanden  hätten,  ohne  zu  bedenken, 
dass  dort  das  vorsoloni.^che  Prjtancncollegiuni  ,  hier  das 
Ephetentribunal  gemeint  sei.  Die  (flKußaaiktic,  also 
hatten  nach  dieser  meiner  Vermuthung  den  Vorsitz  unter 
den  Prjtanen  in  dem  vorsolonischeli  Gerichtshofe  Ev  Ilov- 
•vavsürj,  die  ßaaikeii  waren  Vorstände  der  Epheten  in 
dem  Blutgerichtahofe  l-nl  IlgViavEup.  Unter  dieser  Vor- 
aussetzung kann  die  scharfsinnige  Bemerkung  O.  IVIüller's 
zu  Acschjl.  Eumen.  p.  l.')7.  Anm.  13,  dass  unter  den 
ßaaikeig,  die  CfvkoßuOlke/'i  sowohl  bei  Plutarch  als  bei 
Andokides  verstanden  werden  müssen,  nur  lür  Plutarch, 
nicht  auch  für  Anilokides  gelten  ,  und  sind  bei  dicseui 
letzteren  also,  wie  wir  oben  gezeigt  haben,  die  a.o%OV- 
re^  ßaar/keii; ,  bei  jenem  wahrscheinlich  die  Cfl'koßacrt- 
ksii^  gemeint.  Zugleich  folgt  hieraus,  dass  in  dem  So- 
lunischen  Gesetze  nicht  ij  vor  i'.To  TUJtf  ßaoü.iuiv  ge- 
gen die   Ilandschr.   einzuschieben   ist. 

Doch   wir   kehrc^   zu   dem  Beschlüsse  des  Patrokleides 
zurück.      In    den    folgenden    Worten   ;y   irrt    Cpoviii   Tt? 
£(TTl   (pvyr,    erschien  ebenso  wohl  iari  als  anch   TiQ  aii- 
stossig.      Reiske  vermuthete  daher   riolv  V  <pi'y/j ,  Sluiter 
Tivui  rj  Cfvy)j.     Allein  das  Dekret  kann  doch  diejenigen 
von   der  Restitution  nicht  ausschliessen,   welche  von  jenen 
peinlichen   Gerichtshüfen   entweder    zum    Exile    ode?'    zum 
Tode   verurtheilt  waren;    denn   es   wird   wohl  damals   kei- 
nen  wirklich  zum   To:le  Verurtheilten   gegeben  haben,   .iii 
welchem   nicht  schon   der  Prozess  vollzogen  worden   wäre; 
sondern   nur  diejenigen,     welche  sich  im   Exile   befander, 
entweder   gezwungen,     weil   sie   hierzu   verurtheilt   worden 
waren,   oder   weil  sie    sich  der  bevorsteheden   Bestrafung, 
besonders    der    Todesstrafe    durch    selbstgewählte    Fluch» 
entzogen    hatten.       Hieraus    leuchtet    zunächst    schon    ein, 
dass  der  Zusatz   ij  dav UT oc,  y.ar £y vui<y9v  überflüssig 
ist.      Was  denselben   aber  noch  mehr  verdächtigt,  siud  die 
folgenden   Dative   ;;    acfclysvoiv   ij   TVQO.vruis,     wel- 
che  natürlich    nicht    mit  y.aT£yvu)a9t]   verbunden   werden 
können,     und    welche    Sluiter    desshalb    von    dem    ganzen 
Gedanken  iöixdox^r  vrio  T(ov  ßuaiksojv  und  sjil  cpövi^j 
rig  tcril   (fvyi]   abhängig    machen    will:     eine    Verletzung 
der   grammatischen   dxQißß/a  ,   «velche  selbst  in  einer  Be- 
schlusses -   oder  Gesetzesurkunde    zu    stark    wäre.     Zwar 
könnte    man   nun,    um   die   Construction  des  y.aTayiyvoi- 
Oy-Eiv   mit  dem   Dativ  der   Person   zu   erweisen,  als  analog 
die   Worte  des   Gesetzes   bei   .^esrhin.   in   Tiniarch.    §.  16- 
if)   UV   TU   ÖL/.aaTr,()lov    '/.aro-llnirfta-dij   anführen;    allein 
diese   Stelle   ist  theils   wegen   des   Schwankens    der   Hand- 
schriften,   theils    aus    anderen   Gründen    höchst    unsicher. 
Ebenso   wenig   beweist  für    die  Construction    y.UTUyiyvtji- 
axEtv   mit  dem   Dativ    der   Lexikograph    in  Bekk.   Anecd. 
I.  p.   ISO-   ya'va^Ji](fiiC,o^ai   dvTi    xov    dvatQui,    dva- 
TOiTtuj  ,    8oTr/.fj,    denn    in    der  Stelle,    auf  welche  sich 
jene  Bemerkung  bezieht,  bei  Demosth.  c.  .Aphob.  A.  §.  67. 
p.  834  fin.  y.ai  toijtuj  fdu,  iav  x(tTa<pijcpiaijai^£ ,   if 
1^1]t6v   —  ,    ist  der   Dativ  nicht  mit  y.aialpi^Cf.,    sondern 


^09 


210 


mit  Tiurröv  zu  lerliindeii.  Mit  nicht  grösserpiii  Rechte 
würde  Dian  [Xcn.]  Apol.  Socr.  §.  ?•  hierher  ziehen,  wo 
in  den  Worten:  ijv  yu()  vi>v  xaray.rjlihj  /lOf ,  öT/iOv 
ort  ii;i(JTaL  /J.01  ry  reXevti/  jQija^fo.t  y..  t.  A.. ,  das 
erste  iiut  jedenfalls  aus  dem  fulgenden  jwt  entstanden 
und  dafür  das  regelmassige  fiuv  herzustellen  ist.  —  Es 
können  also  die  Datiie  nicht  anders,  als  mit  )j  r/s  eaxi 
wvyr,  cunstruirt  werden.  Es  fragt  sich  nun  aber :  was 
bedeuten  diese  Worte?  Etita:  oder  wenn  noch  ein  Exil 
wegen  Toiltschlags  stattfindet?  Diess  wäre  ujindestens 
seltsam  ausgedrückt.  Um  e»  in  Kürze  zu  sagen,  (fvyij 
heiäst  hier  nicht  Exil,  sondern  Verurtheilung  im  Allge- 
meinen, gleich  wie  (fsiystv  (ypa<fi]V  oder  äiX)p)  im 
Gegensatze  zu  öiuixiif  ,,  »erurtheilt  werden"  bedeutet 
(Fiat.  Apol.  p.  1«  C.  Xen.  IMemorab.  IV.  4.  4.  u.  a.  St.). 
Uann  wäre  der  Sinn;  oder  mag  irgend  eine  Verurthei- 
lung wegen  eines  Mordes  statthaben,  d.  h.  ausgesprochen 
sein.  Dabei  ist  an  dem  Ti^;  ebenso  wenig  Anstoss  zu 
nehmen,  als  etwas  weiter  oben  an  ivdi'Vui  Ttveg,  yoa- 
(fUi  T/psg  und  iyyvcu  tivti,.  i\un  sieht  man,  welchem 
Umstände  die  auszuscheidenden  Worte  )i  l^avicxu^  y.a- 
tsyvuiadl]  ihre  Entstehung  rerdanken.  Ein  Erklärer  näm- 
lich, welcher  Cfvy'  ron  dem  Exils  verstand,  hielt  auch 
die  Erwähnung  der  Verurtheilung  zum  Tode  für  noth- 
wendig,  und  schob  die  Worte  da  ein,  wo  sie  die  regel- 
mässige Construction  sturen  uiussten;  oder,  was  noch  wahr- 
scheinlicher, zur  Erklärung  des  /y  int  (füvo)  Tt'i  eatl 
Cfvytj  wurden,  weil  »on  peinlichen  Gerichtshöfen  die 
Rede  war,  die  Worte  ij  ifuva.TUC,  y.aT£yvwOx>l]  über- 
geschrieben. So  würden  nun  die  Dative  /^  crcfuyevoiv 
ri  xvQavvoig  nicht  mehr  anstüssif  erscheinen  und  der 
Sinn  der  ganzen  Stelle  sein  :  „oder  wenn  noch  irgend  eine 
Verurtheilung  ausgesprochen  ist  wegen  eines  Mordes  oder 
gegen  Einen,  welcher  in  Massarren  einen  Toillschlag 
verübt  (s.  Dobree  advers.  I.  p.  181)i  oder  welcher  Volks- 
bewegungen, die  auf  Tjrannis  abzielen,  verursacht  hat." 
Das  weiterhin  g.  79.  Gesagte:  xo.  öe  äkXa  ndvra 
il^aXtiipai  TO('s  Trpözropa«;  y.ul  t>]v  ßovXijv  yaX  za 
eiotjfieva  nawaxöittv ,  utiov  ti  scrriv  iv  zip  dij/to- 
(Tiii)  u.  s.  w.  gibt  zum  Theil  keinen  rechten  Sinn.  So 
viel  ist  nur  klar,  dass  die  Praktoren  durch  dieses  Dekret 
angewiesen  worden  sein  müssen,  die  aufgeführten  Reste 
von  Strafgeldern,  welche  einzelne  Bürger  dem  Staats- 
schatze noch  schuldeten,  zu  tilgen.  Denn  die  Einfor- 
derung der  Strafgelder  für  den  Staatsschatz  war  Sache 
dieser  Behörde.  Schümann  Att.  Proc.  p.  743  und  Anti- 
(juitatt.  jur.  publ.  Gr.  p.  248  sq.  Hinzugefügt  wird  die 
iioL'Klj,  weil  diese  die  oberste  Finanzbeliorde  war.  Was 
soll  aber  heissen:  ,,und  das  von  allen  Seiten  Gesagte 
sollen  die  Thesmotheten  und  die  übrigen  ßehürden  ein- 
reichen"? Um  wenigstens  einigen  Sinn  in  die  Worte  zu 
bringen  ,  glaubt  Sluiter  p.  134  (p.  87  ed.  Schiller)  lesen 
zu  müssen  v.aTO.  r«  £lQ}]uevu,  nach,  zufolge  dem 
Gesagten.  Allein  wie  passt  hierzu  das  beigefügte  Tvav- 
TayoSev ,  was  Sloiter  in  seiner  gegebenen  Erklärung 
(reliqua  vero  omnia  nomina,  secundum  ea  quae  dicta  sunt, 
lielcre  Prartoras  et  Senatum  ubicumque  eornm  aliqnod 
in  publicis  tabulis  est  perscriplum ,  et  si  quod  exemplum 
«orum  exstet,  illud  exhibere  Thesmothetas  aliosque  ma- 
{i&tratas)    klüglich    übergangen    hat.      Die    ganze    Stelle 


erhält  Licht,  wenn  man  ohne  grosse  Aenderung  liest: 
ra  öe  ukka  —  ßovkriv ,  y.ai  tu  si'fttj/^evu  navca- 
■jlüSev,  UTiov  Ti  Eaitv  iv  xu)  di^fioolo),  y.ai  ti  dvxi- 
yqa^füv  nov  toxi ,  naotj^eiv  xovq  Seofxu^ixai  y.ai 
Tag  akkuq  (j.()1(i.i.  So  wird  den  Praktoren  und  dem 
Senate  zur  Pflicht  gemacht,  alles  Uebrige  ausser  dem 
Genannten  zu  verniihten,  den  Thesmothrten  nnil  ileri  .In- 
dern Behörden,  das  von  allen  Seiten  her  Gefundene ., 
wo  auch  etwas  in  dem  Staatsarchiv  wäre,  d.  h.  die  Ori- 
ginalien  von  Urkunden,  iugleichen  die  Abschriften,  die 
sich  irgendtvo  fänden  ,  einzureichen.  Diesem  Befehle 
sollten  sie  binnen  3  Tajj^en  nach  diesem  Volksbeschlusse 
nachkommen.  Die  Urkunden  aber  oder  Abschriften,  die 
zur  Tilgung  bestimmt  worden  seien,  sollte  Niemand  pri- 
vatim behalten  dürfen.  Dicss  bedeuten  nämlich,  wie  mich 
dünkt,    die    nächsten    Worte:    ä   ö'    HQIjXai   itakeiipai , 

ui)  y.iyn]oihii  iöia  f.i?^Ö£v\  S^eivae. 

Schliesslich  scheint  es,  d;i  «las  besprochene  Dekret 
des  Patrokleides  selbt  die  RehaLilitirung  der  Atimen  zur 
Zeit  der  Perserkriege  erwähnt  (§.  77.  ip)j(fioariitui  xov 
öijf^iov  xa.vcu  ünto  öre  i]v  x  o.  Mi-dfy.u  y.ai  ovvi'j- 
vtyy.ev  roig  'yii)ip'uioig  Stzi  zu  uiitivor)  nicht  unpa»»- 
send ,  diese  frühere  politische  ftlaassregel  einer  kurzen 
UntersHchung  zu  unterwerfen.  Die  einzige  Stelle,  iu 
welcher  derselben  gedächt  wird,  findet  sich  bei  Andoc. 
de  mj^ster.  §.  |()7.  toreoüv  di  ijviya  ßaaikf.vc,  i-ti- 
oigd'isi'afv  tVi  xi]v  'Ekkdda,  yvuvisi  tvjv  nvftqogviv 
Tujv  iTTiovadjv  XU  /.ityedoc  y.ai  xi;v  uagaoy.fvi)v  tov 
ßaoü.eujc,  tyviDcrav  xotlg  xe  (f  e  i  y  o  v  r  (/ g  [so  lese 
icli  mit  den  Zürichern  Herausgebern  statt  (fvyovxag) 
y.  axadii;aod^ai  xal  rovc,  dxi  (lO  i'  i  in  1  x  t'/^iov  c 
Ttoiiioat  y.ai  y.oivijv  tijv  te  aojTijglav  xai  xoig  xn- 
di'fovg  noii-aaadut.  noa^avxeg  öl  xavxa,  y.ai  öov- 
XEC  dkh-kotq  nioxs/g  y.ai  OQxoi'g  fiEydknvc,  i'jiioi'v 
ocfdg  aixovg  ngoxdigavxsg  ngu  xiijv'Ekkrivoiv  dndv- 
xujv  u-:Tavxi]0(ii  xuig  ßagßdgoig  MugnHüiiads-  — 
fjaxioo.ucvui  dt  iviitiov  y..  x.  ^.  Andokides  spricht 
hier,  da  er  der  marathnnischen  Schlacht  gedenkt,  so,  als 
fiele  diese  Restitution  der  Atimen  in  die  Zeiten  des  Mil- 
tiades  und  Dareios,  was  im  Widerspruche  steht  mit§.  1Ü8) 
wo  es  heisst,  dass  die  Stadt  nach  dieser  Restitution  zer- 
stört worden  sei :  zoiyaQ  xoi  Sia  zavra  zr,v  Ttoktv 
dvnoxazov  Tcagakußövztg  ügd  zs  y.azay.ey.av(.itva 
'zti)rtj  zs  xai  oijfiag  y.aTumnzvyy.viug  dcfOQuijv  it 
oi'heuiav  i](ovT£(,  diu  zo  dkkiij.oig  öf.wyoeiv  tijv 
dgiriv  Xfjjn  'Ekki'jvviv  yaxtigydoavxo  x.  z.  k.  Diess 
fällt  aber  in  die  Zeiten  des  Themistokles  und  Xerxes , 
welcher  letztere  bekanntlich  die  Stadt  verbrannte.  Was 
ist  nun  das  Wahre?  Fr.  A.  AVolf  zu  Dem.  Leptin. 
p.  4()ü,  11.  cd.  Reisk.  zweifelt  geradezu  an  dem  Factum, 
weil  die  Amnestie  nach  der  Rückkehr  der  Demokraten 
unter  Thrasybulos  als  das  erste  Beispiel  einer  .Amnestie 
in  <ler  Geschichte  aufgeführt  werde,  indem  er  hierzu  noch 
bemerkt:  „nee  publicum  esse  potuit  et  magis  oratorium 
est."  Darauf  liesse  sich  zunächst  erwiedern,  dass  unter 
jener  ^Voraussetzung  auch  der  Beschluss  des  Patrokleides 
in  Zweifel  gezogen  werden  müsste,  da  derselbe  ebenfalls 
vor  der  Rückkehr  <le8  Thrasybulos  gcfasst  worden  ist. 
Glücklicherweise  aber  ist  dieser  nicht  bloss  oiatorisch, 
sondern    wird  auch  von  Xeuoph.  Hellen.   II.  2-    11-   -Jii^i 


2H 


212 


Trtfr«  TfJ(  C  (iTlllOli  tnlTiltOV;  TTOlVOCVTCi;  lyCQTi- 
pot'V,  "Usclioii  mit  \Vcglassiiiig;  des  Aiitrajjiätellprs,  be- 
Blnlij^t.  Soilanii  alier  —  Uüd  «lioss  ist  oino  llaiiplsac  ho  — 
ist  iliT  unter  Tliiasvbiilus  crlasscno  lirscliliiss  ülcrliaupt 
gar  nicht  mit  der  so»oiiI  zur  Zeit  der  Porsorkricge  j  als 
aiu'li  vnr  der  Kiiiiialimo  Athens  genommenen  Maassfegel 
eil  rerjfleiehen ,  snndern  jener  lorfi'ijjte  /li/iiieslie,  TO  jA)j 
Uli  n/y.ny.C'V ,  welclie  allerdings  <lio  erslo  der  Art  in  der 
(ieärhichte  «ar;  in  <lies<Mi  Leiden  letzteren  Fallen  aber 
ordnete  man  nur  die.  li  ietlereinselsutig  der  Atimen  in 
«Icn  diifrh  die  Atlinic  verlorenen  rorigen  Rechtsstand  an, 
■TU  Tüi'-  uTiitois  £;T?n//Oi'i  TTO/siv.  Uci  der  Amnestie 
ist  loii  <ler  Kesliliition  der  Rechtsloseii  gar  niclit  «lie  Rede, 
sondern  von  der  Kiitfernnng  des  tirolls  EHischen  zwei 
politischen  Parteien,  »velche  mit  einander  gekämpft  liat- 
ten ,  und  inn  denen  die  eine  besiegt  «ordcn  ist.  Die 
Wiederterleihiing  der  lolleu  Biirgerreclite  dagegen  an 
<1ie  Alinien  bezieht  sich  nicht  auf  eine  oder  zivci  Par- 
teien, sonilern  persönlich  auf  Einzelne,  welche  eines  der 
biirgcrürheji  Recht«  oilcr  alle  Eni;lei<-h  aus  lerschiedenen 
tjri'inde«  verloren  hatten.  Die  Amnestie  wird  meisten- 
theils  nach,  die  Restitution  ''er  Rechlslosen  meist  vor 
oder  in  einem  entsrheideiideii  Kampfe  erlassen.  Wenn 
es  noch  einer  Aucforitst  ftir  diesen  geschichtlich  gcbil- 
ileten  Unterscliied  be<lrirfte,  so  könnte  man  Andokidcs 
selbst  anführen,  weicher  in  der  genannten  Rede  de  my- 
eteriis  g.  80-  "nd  81.  denselben  so  deutlich  als  möglich 
macht:  Ko.tu.  [iiv  tu  lpij(ftO/na  TOiiii  TOvq  diUtovq 
STTiiiitoi'i  eiioDJoaTS'  roi's  Sl  cpevyovza^  outs  lla- 
■znoy.Keiövji  finE  Y-ardvai  ov&'  vfiEic  ai^iijffiOuoSc.  — 
g.  81-  i^etSi]  d'  £7taDijk^£T€  £z  IlstQaiEiDq,  ysvdi.i£- 
vov  icp  v^dv  riitujQeea&at  iy^cöre  säv  t«  ysyEvijf^iEva, 
y.at  ■jteQi  nXelui'oq  EnoiijOaode  aioCeiv  ti)v  nöktu  >' 
T«^  iölag  Ti^iw^iaq,  xai  idoi:s  f.oj  uvnnty.ay.civ  dk' 
}.l;).Oli  TtSv  y£yeP)j,uevojv.  —  Dass  nun  das  Factum  der 
R.estitu(ion  zur  Zeit  der  Perserkriege  trotz  des  Schwei- 
gens Heroilot's  hierüber  doch  keine  blosse  oratorischo 
Fiction  ist,  wie  Wolf  meint,  sielit  uiau  daraus,  dass  in 
«lern  Dekrete  des  Patrokleides,  als  in  einer  öffentlichen 
L'rkunde,  darauf  Bezug  genommen  wird.  Aber  wie  ver- 
halt CS  sich  mit  der  Verwirrung  der  Zeiten  bei  Ando- 
kidesl  Dieselbe  muss  entweder  aus  Uebcreiliing  entstan- 
den sein,  wie  ^'alckenaer  in  Sliiiter's  Icctt.  Andoc.  p.  147  ?• 
(oder  p.  ys  der  Schiller'schen  Ausgate)  annimmt,  oder 
«enn  sie  absichtlich  war,  einem  rhetorischen  Zwecke 
gedient  haben:  vielleicht  solKo  nämlich,  indem  zwei 
grosso  Folgen  jener  Maassregel  vcrbnndeu  werden,  die 
W^irksamkeit  derselben  um  so  beiieutender  hervortreten, 
vtorauf  dem  auch  sonst  Irüglichen  Redner  gerade  in  jener 
Stelle  viel  ankam.  Dem  sei  nun,  wie  ilini  wolle,  das 
Factum  ist  unumstösslich,  aber  der  Widerspruch  bei  An- 
dokides  bleibt.  Dessenungeachtet  glaube  ich,  dass  sich 
mit  Ifulfe  einer  Angabe  Plutarch's  die  Zeit  ungefähr  fest- 
stellen lässt,  in  welcher  jenes  Dekret  erlassen  worden 
sein  muss.  Dieser  Schriftsteller  sagt  nämlich  im  Leben 
des  Themistoki.  c.  U,  dass  Themistokles ,  weil  er  das 
Vorlangen  der  Bürger  nach  dem  exostrakisirten  Arisleides 
H'ahrgeuoiiimen,  den  ßeschlnsa  beantragt  habe,  TOtq  STcl 
y/juvui  fiB^ecTTujoiv  e^etvai  7.u'r:c'Kdovo-i  iT(iäxT£iv  xae 
Kbyrav    rct    ßeKTiara    r^  'Ekkdöc    /uto.   tvjv    akkiav 


iTol  iTtöv.  Nur  Arisfcides  als  Exostrakisirter  konnte  ei- 
gentlich ein  für  eine  Zeit  lang  von  <ler  Staatsgemeinschaft 
Ausgeschlossener  genannt  werden,  und  dennocli  steht  der 
Pluralis  ro/S  fici^eoTOJOtv.  Es  muss  demnach  eine  ganze 
Classc  von  solchen  in  dem  Dekrete  begriffen  gewesen 
sein,  denen  das  ngaTTElv  xai  kiyeiv  ftieTot  tcSv  äkkujv 
TCokcTuiV  genommen  worden  war.  Da  aber  die  Ans- 
schliesiung  liiervon  nichts  Anderes  als  Atiiiiie,  die  wie- 
dergegebene  Befugniss  hierzu  die  Aufhebung  dieser  Ati- 
mie  oder  die  Rehabilitirung  ist,  so  folgt,  dass  mit  dem 
Antrage  avf  die  Rückkehr  des  Aiisteides  auch  die  Re- 
haiilitirung  der  Aiimen  verbunden  gewesen ,  und  somit 
<ler  von  Andokides  angedeutete  Beschluss  den  Themisto- 
kles zum  Antragstreller  j^ehabt  habe.  Leber  die  Zeit 
der  Zurückbernfung  des  Aristeides  s.  Sintenis  zu  Plut, 
Themist.  p.  74. 

Aus  dem  Gesagten  erhellt,  dass  bis  zu  EiUde  des  pe- 
loponnesischen  Krieges  Restitution  der  Atimen  dreimal 
zu  Athen  beschlossen  worden  ist;  erstlich  auf  Solon'« 
Antrag  wahrend  des  Archoiitats  desselben  mit  Bezug  auf 
die  nach  den  kylonischen  Unruhen  Verbannten;  zweitens 
durch  Themistokles  vor  der  Schlacht  bei  Salamis  und 
drittens  durch  Patrokleides  nach  der  Schlacht  bei  Aegos- 
potamoi.  Hierzu  kommt  noch  als  viertes  Beispiel  der 
Beschluss  des  Hjpcrides  unmittelbar  nach  der  Schlacht 
bei  Charoneia,  über  welchen  Lycnrg.  Leoer.  §.  36  ff., 
besonders  g.  41.  [Demosth.]  c.  Ari'stogit.  B.  §.  tl'(p.803  f.) 
Plut.  V.  Hyperid.  p.  270.  Vergl.  Guil.  Kicssling  qnaestio- 
lium    Attic.  spcc,   Cizae,   IBS'-'-  p-   14  U- 

IV'eustrelitz.  Kai-l  Scheue. 


20.  G.  F.  Caroli  Menn  Rhenani  Meletematum  histori- 
eorum  praemiis  rcgiis  ornatorum  specimen  duplex. 
I.  De  Alexandri  expeditionilus  Oxanis.  IL  Pro- 
pontiaca.  Additae  sunt  duao  tabb.  geogr.  parti» 
«ccidentalis  mediae  Asiae  et  Propontidis.  Prostat 
Bonnac  apud  Ed.  Weber.  MDCCCXXXIX.  XV 
un.l    184  S.     8. 

Die  dem  Andenken  des  am  20-  Febr.  1S38  gestorbe- 
nen Prof.  und  Directors  des  philologischen  Seminars  an 
der  Universität  zu  Bonn,  C.  Fr.  Heinrich,  von  Herrn 
ßlenn ,  einem  früheren  ftlitglicde  des  Bonner  Seminars, 
jetzt  Gymnasiallehrer  in  Düsseldorf,  geweihte  Schrift  ent- 
hält Tlieile  zweier  grössere«  zu  verschiedenen  Zeiten  ent- 
standenen gekrönten  Preisschriften.  Die  erste  von  der 
philosophischen  Facultät  zu  Bonn  im  J.  1828  gestellte 
Aufgabe :  „lllustrenlur  Alexandri  71/.  expeditiones  per 
Orientales  iwperii  Persici  provincias,  regiones  Transoxia- 
nas  Indiatnfjue  susceptae ,  tum  e  gevgraphis  antiguis, 
tum  e  peregrinatorum  recentiorum  commenlariis^'  war 
von  Urn.  Alcnn  schon  ilamals  so  befriedigend  gelöst  wor- 
den ,  «lass  er  den  vollen  Prciss  erhielt.  Die  andere  im 
J.  1833  >on  der  königl.  franz.  Acailcmie  des  inscriptions 
et  helles  lettres  aufgegebene  Preissfrage:  „Quel  /ut,  de- 
puis  /e  11  siede  avant  7Wtre  ere  jusqu'h  ritailissetnent 
de  l'empire  de  Constantinople,  l'elat  politique  des  citea 
etablies  sur  les    bords    du  Pon(-Euxin  et  de  la  Propon- 


213 


*I4 


fiele  ?'^  iiiileriialiin  IJr.  W.  auf  ilic  erste  kumlo  ilaioii  zu 
bearbeiten,  und  rciclite  noch  vor  Ablauf  tles  ijisclzliclicn 
TcriiiihS  1(111  2  Jabrcn  seinen  Versuch  unter  «loni  Titel: 
Commentarioium  de  civitalibus  l'ontivis  lÜri  Xfl.  ein; 
allein  iliinh  ein  i^lissierstandniss  eigener  Art,  inilem  er 
nainlicli  in  ileii  Worten  ,,<lepnis  le  lle  sii-ile"  die  mit 
arabisclien  ZiH'crn  bezeichnete  Zahl  für  o/tzieme  iialini, 
»fahrend  die  Akademie  deuxienie  darunter  verstand,  hatte 
der  Verf.  die  Gescliichte  <ler  Städte  am  Poiitns  von  den 
ältesten  Zeiten  au  behandelt  und  die  Argonautenfahrt  mit 
hereingezogen,  so  dass  er  in  so  beschränkter  Zeit  seine 
Arbeit  bloss  in  den  Griindzi'igen  entwerfen  und  nur  «e- 
nige  Partieen  vollständig  ausführen  konnte.  Nichts  desto 
weniger  äusserte  sich,  nie  der  Verf.  bald  erfuhr,  die 
Akademie  günstig  über  die  theilweise  verfehlte  Liisung 
der  Preissfrage,  Horan  sich  anch  andere  Concurreiiten 
versucht  hatten,  nnd  stellte  unter  dem  14.  Aug.  1835 
einen  neuen  Termin  mit  den  AVortcn:  ,,L'Academie  a 
pense  qu'un  nouveau  delai  doiinerait  aux  aiiteurs,  qui 
ont  traite  ce  siijet,  le  moyen  d'ameliorer  et  de  coinplettr 
Icur  travail,  et,  par  ce  motif,  eile  a  proroge  le  coiicours 
jnsiju'en  1836."  Darauf  nahm  Hr.  M. ,  »elcher  unter- 
«lessen  eine  nissenschaftliche  Reise  nach  Paris  unternom- 
men hatte,  die  schwierige  Arbeit  mit  neuem  Muthe  wie- 
der auf  und  reichte  sie  schon  am  31.  31arz  1^36  ein. 
Dieser  neuen  Bearbeitung  wurde  von  dem  aus  den  Aka- 
demikern Letro/ine,  Pouqueville ,  Raoul  -  Rucheite  und  de 
W alckenaer  bestehenden  Ausschüsse  einstimmig  der  erste 
Preiss  zuerkannt,  welchen  Raoul  -  Rochelle  in  der  feier- 
lichen Sitzung  der  Akademie  am  ö-  August  1836 1  unter 
Vorsitz  C.   I5en.   Hasc's,  ölTentlich  verki'iudigfe. 

So  viel  über  die  Entstehung  beider  Schriften ,  woraus 
in  dem  Buche  Specimiiia  mitgetheilt  werden,  welche 
trotz  ihrer  Verschiedenheit  in  dem  gemeinsamen  Gesichts- 
puiict  sich  vereinigen,  dass  sie  beide  die  Beleuchtung  der 
Geographie  nnd  Geschichte  von  Ländern  Asiens  zum 
Gegenstande  haben,  welche  in  der  jüngsten  Zeit  ein 
Schauplatz  der  wichtigsten  Ereignisse  geworden  sind. 
Indem  wir  uns  jetzt  zur  näheren  Betrachtung  von  Nr.  I. 
de  Alex,  expeditionibus  Oxaxis  wenden,  erklären  wir 
vorher,  dass  wir  in  den  folgenden  Bemerkungen  mehr 
rcferireiid  zu  Werke  gehen  ivcrdcn  ,  da  wir  über  diesen 
Gegenstand  selbst  keine  specielleu  Studien  gemacht  ha- 
lben und  uns  zudem  die  Einsicht  der  vom  Verf.  benutzten 
neueren  Hülfsmittel  fast  gänzlich  abgeht.  —  VVarum  der 
Verf.  aus  seiner  grösseren  Schrift  über  die  Züge  A.'s 
gerade  diese  Partie  herausgenommen  hat,  geschah  eines 
Theils,  weil  gerade  über  die  hier  behandelten  Gegenden 
iu  der  jüngsten  Zeit  von  Muravie/  (Voj/age  eii  Turco- 
vianie  et  h  Chiva  IS  19  et  1820.  Paris  1823),  von  Ba- 
ron V.  Meyendoif  {f  oi/age  d'Oieiiöourg  ä  Boukliara, 
fait  en  1820  «  trtivers  tes  steppes  qui  s'itendent  a  l'est 
de  la  mer  d'Aral  et  üii-deiii.  de  l'ancien  Jaxartes.  Paris 
182tj)  und  von  dem  Englander  AI.  Uurnes  [Travels  into 
Bokhara  —  i/t  the  years  1831,  32  and  33,  mit  einer 
Karte  von  J.  Arrowsmilh.  London  1834,  2.  Aufl.  183;j. 
li  Vol.  iu  8.)  ganz  neue  und  wichtige  Aufklärungen  ge- 
geben worden  sind,  anderen  Theils  aus  der  Absicht,  um 
die  von  Ed.  Eichwald  (Prof.  io  Wilna)  in  seiner  sonst 
vortrefl'lichcn    nlten     Geographie    des    haspischen    Meere» 


(Berl.  IS3S)  aufgestellte  Behauptung,  als  ob  „AI.  nicht 
weit  über  den  Oxiis  vorgedrungen  und  dass  er  nie  weder 
an  <len  Ja.rartes ,  als  Shir,  noch  an  die  Wolga;  am  we- 
nigsten aber  an  den  Don,  als  Tanais ,  gekommen  sei", 
zu   widerlegen. 

Die  Abhandlung,  worin  mit  ausgebreiteter  und  gründ- 
licher Gelehrsamkeit  besonnenes  l  rtheil  und  glückliche 
Combinationsgabe  veibiinden  ist,  beginnt  mit  einer  ein- 
leitenden Besclireibung  der  0.vusl(inder  nach  ihren  phy- 
sischen ^'erhältnissen  (im  M.  u.  W.  Sanilw  üsteii ,  im  ü. 
u.  S.  Gebirge),  wozu  üaciria  und  Sogdiaiia  als  ein  Gan- 
zes gerechnet  werden,  da  der  0.vus  (Amu-deria  oder 
Gihon)  nicht  als  Grenze,  sondern  als  ein  Verbiiiilungs- 
mittel  anzusehen  ist,  wodurch  beiden  Ländern  Frucht- 
barkeit und  ein  herrliches  Mittel  des  Handelsverkehr.'r 
zugeführt  wird.  Besonders  beachtenswerlh  ist  ilie  lom 
^'erf.  hier  angeknüpfte  Untersuchung  Hier  die  frühere 
Schiffahrt  auf  dem  caspisciten  Meere,  durch  welche, 
mit  Benutzung  von  Ilerod.  1,202,  Strab.  XI,  8.  p.  'iVl 
Casaub.  780.  c.  Anist.,  Strab.  II,  1.  p,  (■>\).  Cas.  u.  (iS. 
Cas.  u.  Plin.  II.  IN.  VI,  10.  u.  17,  das  Resultat  gewon- 
nen wird  ,  dass  noch  vor  dem  Ende  des  3.  Jahrh.  vor 
Chr.  G.  ein  Handels»  eg  bestanden,  wodurch  ilie  indi- 
schen Waaren  auf  dein  Oxns  in  das  caspische  fllcer,  als- 
dann den  Cyrus  hinauf  durch  Albanien  gebrarlit  und  nacii 
einem  Landwege  von  wenigen  Tagen  in  den  Pontus  Euxi- 
nus  eingeschillt  wurden.  Bald  jedoch  kam  dieser  AVaa- 
renzug  in  Stocken  und  hcirte  gäiiilich  auf,  als  die  loii 
T/(eoc/rt#  (256)  gegründete  griechisch  -  bactrischc  Ileriscliift 
im  J.  140  an  die  Parther  und  Saker  hei,  welche  ilei» 
Handel  vernachlässigten.  Hierdurch,  so  wie  durch  den 
immer  zunehmenden  von  N.  und  W.  herangewehten  Flug- 
sand der  Wüste  kam  es,  dass  das  Flussbett  des  Oxus 
allmählich  verschüttet  und  der  Lauf  desselben  ganzlich 
verändert  wurde.  Dass  diese  Versandung  schon  um  160 
vor  Chr.  stattgefunden  habe,  schliesst  Hr.  M.  auf  scharf- 
sinnige Weise  aus  Pohjb.  X,  48;  Ponipon.  Mela  III,  ö, 
beschreibt  den  Lauf  des  Oxus ,  wie  er  heute  noch  ist.  — 
Erfreulich  war  es  für  den  Hrn.  V.,  dass  er,  als  seine 
Schrift  schon  gedruckt,  jedoch  noch  nicht  ausgegebeij 
war,  in  C.  D.  Hiillmaun's  Handelsgeschichte  drr  Grie- 
chen. Bonn  1839.  p.  243  —  2i>'2.  über  die  Schiffahrt  auf 
dem  Oxus  dieselbe  Ansicht  und  im  Ganzen  mit  densel- 
ben  Beweisen   unterstützt  fand   (s.   p.  IX.   Not.) 

Von  p.  15 — 18  werden  kurz  und  tretrend  die  ürsarheii 
von  A.'s  Zügen  nach  den  Oxusländern  und  winein  lan- 
gen Aufenthalte  daselbst  angegeben,  welcher  letztere  seine 
ICrklarung  findet  sowohl  in  der  Wichtigkeit  diese?  Län- 
der an  sich,  als  besonders  in  Beziehung  auf  die  5>enacli- 
barten  Steppenbewohner,  »eiche  zu  allen  Zeiten  (Sry- 
then,  Türken,  Mongolen,  Usbeken),  wenn  dieser  Greni- 
wall  des  gesitteten  Asiens  schlecht  verthei4ligt  war,  Iwdiei*, 
und  Persien  überschwemmten,  »csshalb  denn  auch  alle 
mächtigen  Könige  .Asiens,  von  Semiramis  bis  Scltack 
Nadir,  den  Besitz  dieser  Länder  durch  Bcfcitiguagen 
an  den   Gränzen  sich   zu  sichern  suchten. 

\'on  p.  19 — 23  werden  die  vom  V.  bcnntzten  Quellen, 
sowohl  die  alten  als  die  neueren,  aufgezahlt  und  gewür- 
digt. Unter  letzteren  helindeu  sich  auch  zwei  orieiit*- 
lisclie    >Verke:     Cheref eddin  s    Geschickte   der    Feld:üge 


21§ 


216 


Ttmur's,  ron  Petit  de  In  Croi.v  ülierseizt,  und  die  liiichst 
iiitprrs.santrii  Memniren  den  Kaisers  Muliammed  Uiiber, 
von  W.  Erskine  in"»  Enj;!.  i'ihcrs.  U^'iW  in  4.,  «leuUcli 
»•Oll  A.  Kaiser.  Leipz.  182H  in  y.  Unter  den  npuesfen 
Forsrliniijjrn  liclvl  dor  Verf.  besondprs  licrvor  J.  G.  Droy- 
ien's  Anfisafz  im  Rhein.  Mus.  II.  J.  1.  II.  Bonn  183.J. 
(p.  M — lU.'):  Al.'s  Züge  durch  Turan  ,  »veldicin  er  das 
l'erilienst  einräiiint,  viele  geouraphischo  Fraijen  richtig 
gelöst  zu  halten.  Jedoch  }iat  ilr.  AI.  seine  Untersuchung 
diircliweg  so  selbständig  gefiilirt,  dass  er  wohl  befugt 
«ar,  seine  .Arbeit  an's  Licht  zu  geben,  und  zwar  um  so 
mehr,  als  die  zum  Tlieil  schon  von  Uroyseis  geivonncnen 
Resultate   hier   genauer    und   fester   begründet  sind. 

Von  |).  25  beginnt  die  eigentliche  Untersuchung  liber 
A.a  Züge,  deren  Hauptziveck  dahin  gerichtet  ist,  nicht 
nur  die  bei  den  alten  Schriftstellern  genannten  Orte  mög- 
lichst genau  zu  bestiinuien ,  sondern  auch  die  Züge  selbst 
durch  \'ergleicliung  ähnlicher,  auf  demselben  Boden  in 
spaterer  Zeit  geführten  ,  Kriege  begreiflich  und  ansrhan- 
lich  7U  machen.  Ueber  die  hierbei  von  ihm  befolgten 
Griindsfitze  spricht  sich  Hr.  rtl.  p.  74  so  aus:  ,, Geogra- 
ph!,  qualcm  iinstra  aetas  ilesiderat,  esse  opinamur,  noii 
solum  de  regionuin  natura  dicere  et  locorum  cxplanarc 
situiii ,  uomina,  inter-alla,  sed  indagare  etiam  ,  qua»  sit 
naturaliiim  rernni  cum  gestis  iiistitutisqne  hominum  con- 
innctio.  Qiiae  uatnrae  liiiinaDaruinquc  rernm  coniiinctio 
iiulla  ratione  niagis  fit  perspicua,  quam  si  iisdem  in  re- 
gionibiis  teniporibus  diversis  res  similiter  ac  fere  uno 
mndo  actae  ab  hoininibiis  et  a  pnpulis  institutae  monstra- 
buntur",  und  Jeder  wird  dieselben,  als  dem  heutigen 
Standpuncte  der  Geographie,  als  Wissenschaft  vollkom- 
men  entsprechenti  ,    billigen    müssen. 

Die  ganze  ununterbrochen  fortlaufende  Untersuchung 
lässt  sich  nach  dem  Suinmarium  von  p.  IX  —  XIII,  wel- 
cliem  das  von  Ang.  Mai  «uerst  herausgegebene  Itinera- 
rium  Alex,  (ganz  nach  Arrian)  untergesetzt  ist,  füglich 
in  5  Abschnitte  zerlegen,  von  p.  25  —  41:  I.  A.'s  Zug 
durch  den  Caucasus  fHindukusch)  und  Bactrien  bis  zum 
Oxus,  im  Winter  und  Frühling  329  v.  Chr.  Geb.  Das 
Wichtigste  in  diesem  Abschnitte  ist  die  Bestimmung  der 
Lage  von  Alexandria  Caucasia,  welches  Hr.  91.  in  die 
Nähe  von  Bamian ,  in  der  Mitte  des  Gebirgswegei  aus 
Arachosien  nach  Bactrien,  versetzt,  da  die  in  neueren 
Reiseberichten  gegebene  Beschreibung  dieser  an  Ruinen 
und  Felseugrotten  reichen  Gegend  der  Schilderung  bei 
Al'rian  ,  Curtius  und  Diodor,  welche  alle  von  einem 
staunenswertheu  an  1]/  aiov  reden,  am  meisten  entspricht. 
Nachdem  sich  der  Verf.  durch  Bestimmung  dieser  Stadt 
den  Weg  der  Untersuchung  gebahnt  hat,  untersucht  er 
rou  p.  41 — 44:  II.  A.'s  Marsch  vom  Oxus  bis  zum 
Jaxarles.  Wir  heben  aus  diesem  .Abschnitt  bloss  hervor 
die  rortrefiliche  geographische  Beschreiliiing  der  sogdia- 
nischen  Provinz,  von  ilen  Arabern  Maveralnahar  (d.  h. 
Megopotamia)  ,  von  den  Neueren  Turicestan  und  Bucharei 
genannt,  sowie  ihre  Eiutheiliing  in  mehrere,  durch  zahl- 
reiche Gebirge  von  einander  geschiedene  Theilc,  von 
welchen  die  nm  den  Fluss  Pohjtimetus  (Sogd,  Kuhik) 
liegenden,  welcher  vom  Schmelzen  des  Schnees  auf  den 
östlichen  Gebirgen  anschwillt  und  durch  Canäle  nnil  Grä- 
ben in  die   Aecker  geleitet   werden  kann,  noch  von  Baber 


in  seinen  IVlemoiren  als  so  ausserordentlich  fruchtbar  and 
reich  gcschililert  werden,  dass  der  Gross -Chan  Timur 
zu  sagen  pflegte,  er  besitze  ilreissig  Parasangen  lange 
Gärten,  und  ein  früherer  König  von  Maveralnahar  sich 
oft  rühmte,  dass  er  .'i()U,O0ü  Pferde  und  Streiter  aus  sei- 
nem Lande  ziehen  könne,  ohne  ihm  zu  schaden.  Den 
See  Kara-Kul,  worein  der  südliche  Arm  des  Kohik 
fliesst,  halt  Hr.  M.  für  die  palus  Oxiana  des  Ptolem. 
(VI,  12.  coli.  Curt.  VII,  10,  2.).  —  Maracanda  ent- 
spricht dem  heutigen  Samarhand,  obgleich  dieser  Name 
von  dem  Araber  Samar  herrührt,  welcher  643  nach  Chr. 
Geb.  auf  den  Trümmern  des  alten  Maracanda,  welches 
die  beherrschendeu  Chinesen  Kang  (Tachni)  nannten, 
eine  neue  Stadt  gründete.  *'ergl.  Rilter's  Erdkunde 
VII,  S.  573  •!  ()Ö7  —  ()G8.  —  Alexandria  ultima  verlegt 
der  Verf.  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  die  Nähe  de* 
heutigen  i Khodj'end. 

Hierauf  folgt  von  p.  CA — 89:  III.  A.'s  Marsch  vom 
Jaxarles  bis  zur  Stadt  Zariaspa  im  Herbste  329»  wo- 
bei besonders  die  aus  Baber's  Memoiren  eingewebte  Epi- 
sode über  einen  in  diesen  Gegenden  zwisdieu  zwei  Brü- 
dern ,  Ali  und  Ba/esangar  Mirza,  in  den  Jahren  1495 
—  97  geführten  Krieg  beachtet  zu  «erden  verdient,  so- 
wie die  Untersuchung  über  Zariaspa  ,  welches  Hr.  M. 
von  Bactra  als  verschieden  trennt  und  abweichend  von 
C.  Ritter,  der  dasselbe  für  Mario  am  Murghab  (Margus) 
erklärt,  und  Droysen,  welcher  es  für  y4iikoi  (auf  dem 
Wege  von  Kirki  am  Gihon  nach  dem  diesseitigen  Cho- 
rasan)  nimmt,  in  die  Nähe  von  Bikend  am  anieren  Kohik 
{Polylimetus)  versetzt  und  mit  dem  von  Ptolemäus  erwähn- 
ten   Tribactru   ideutificirt. 

Daran  schliesst  sich  von  p.  89 — 99:  IV.  A.'S  Marsch 
vom  Oxus  durch  Margiana  und  sein  Rückzug  tiach 
Sogdiana  im  Frühling  und  Sommer  328,  wobei  der  Verf. 
seinen  gewöhnlichen  Führer,  den  Arrian,  rerlässt,  nnd 
aus  inneren  Gründen  die  neue  Ansicht  aufstellt,  dass  A. 
von  Zariaspa  aus,  wo  er  vor  329  auf  328  sein  Winter- 
lager hielt,  eine  Expedition  nach  dem  benachbarten  Mar- 
giana in  der  Absicht  unternommen  habe,  um  die  durch 
dieses  Land  aus  Parthieu  und  Ariana  nach  Bactrien  und 
Sogdiana  führenden  wichtigen  Strassen  durch  befestigte 
Städte  zu  decken  und  dadurch  den  Verkehr  gegen  die 
Einfälle  der  Nomaden  zu  sichern.  Dass  Arrian  Nichts 
von  diesem  Zuge  erwähnt,  erklärt  sich  der  Verf.  durch 
Annahme  einer  Lücke,  welche  durch  die  I.  IV,  c,  8. 
und  fl".  eingeschobene  Erzählung  späterer  Ereignisse,  von 
der  Charakteränderung  A.'s,  dem  Tode  des  Klitus  und 
des  Kallisthenes,  und  durch  die  Aehnlichkeit  der  Ereig- 
nisse nach  dem  ersten  und  zweiten  Winterlager  [za  Nau- 
taca  im  Winter  3?8  —  27  =  Nakschab  -  Karschi  am 
Kaschkaßuss  in  Sogdiana)  leicht  veranlasst  werden  konnte. 
So  viel  .scheint  sidier,  dass  Arrian  ilas  erste  Winterlager 
zu  Zariaspa  und  da.i  Herbstlager  bei  31aracanda  entweder 
ganz  verwechselt,  oder  eine  zu  kurze  Zeit  dazwischen 
angenommen  habe,  da  doch  beide  wenigstens  um  seclia 
Monate  aus  einander  liegen.  Zu  diesen  inneren  Gründen 
kommen  nun  noch  als  äussere  Zeugnisse  die  freilich  etwas 
rSthselbafte  Stolle  bei  Curt.  VII,  10,  15,  wo  eine  Stadt 
Margitiia  genannt  wird,  sowie  Plin.  H.  N.  VI,  18.  flfi), 
welcher   in   Margiana    zwei   von   Alex,   gegründete  S(;id(u : 


217 


318 


Alexanih-ta  (t-nn  \ti(:ochiis  Antiochia)  hikI  Hernclea  (>oii 
rfr>in§ellieii  ylchnts  S«""-),  beiilo  am  Mat-gus  (Miirgliali) , 
erwafiiit,  lind  omllicli  Strab.  XI,  p.  .'■)I4  Cas.,  wo  wahr- 
srbeiiilirh  iiacli  «Ion  alten  Bematisten  (ilineium  mensores) 
ilie  fllessung  einer  durch  dieses  Land  iia<  li  liaetrieii  fiili- 
rendeii  Strasse  .infpjfelien  wird.  Oicser  Kx|)eilitiiin  naoli 
Warjiana  (lieilt  nun  der  Verf.  die  4  —  ■')  Mi)nafe  zu, 
welrlie  bei  Arrian  (IV,  M)  ff.)  durcli  keine  Unterneliiniin- 
gen  aiisgefiillt  sind.  —  Deimi.'irlist  marseliirte  Alex,  nacli 
Baclra  ,  um  den  langst  Ueschlossenen  Angriff  );cgen  In- 
dien zu  «iillführen  ,  al)er  ein  neuer  Adfall  der  Bewohner 
S(jfdiaiia's  nöthigte  ihn  ,  den  Oxns  aiiCs  Neue  zu  iilier- 
«rhreiten,  um  das  abgefallene  Land  zum  drittenmal  zu 
unterwerfen.  Die  verschiedenen  Züge  der  Macedonier 
durch  Sngdinnn  und  Hnctrien  während  des  Herhstes  3'2S 
und  des  Friihlingn  327,  welche  bei  Arrian  sehr  kurz, 
hei  ('iirtiuK  aber  hix'hst  rer» orreii  an^'eijeben  sind,  sucht 
llr.  31.  von  [).  9!) —  114  niöslirbst  zu  entwirren,  und  die 
ron  Ciirtius  erwähnten  I''elseiiburj,'en  :  die  Petra  Arinma- 
zis ,  Oxi/nrlis  caslellum,  Biizaria  und  Petra  Sisimilhris 
auf  neue  Namen  zurückzuführen  ;  alles  mit  grosser  inne- 
rer ^Vah^scheiMlichkeit ,  die  jedoch  bei  den  mangelhaften 
Quellen  nicht  zur  Gewissheit  erhoben  werden  kann.  — 
Aach  Besiegung  der  Ostlich  wohnenden  Paraetacener , 
des  einzigen,  noch  nicht  unterworfenen,  Striches  zu  bei- 
den Seiten  des  Oxus  (wahrscheinlich  das  \\e\\i\^e  Badak- 
schan),  »o  auch  die  durch  die  Einnahme  A.'s  so  berühmte 
Petra  Chorienis  (Arrian  IV,  21.)  zu  suchen  ist  (bei 
Hissiir),  zog  Alex,  nach  Uactra  und  von  hier  endlich  im 
Frühjahr  327  nach  Indien,  nachdem  er  den  Anitjntas  mit 
10,'IO0  niann  Fussvolk  und  3500  Reitern  in  Bactrien 
zurückgelassen  — ;  ein  neuer  Beiveis,  wie  wichtig  ihm 
die    Cnhauptiing  dieser   Länder   erscheinen   musste. 

Die  andere  Hülfle  des  Buches,  von  welcher  wir  im 
Folgeuden  iu  Kürze  bericliten  wollen,  enthält:  Prnpon- 
tiaca,  historica  prolusio,  und  bildet,  wie  schou  ange- 
deutet worilen  ist,  nur  einen  kleinen  Theil  der  viel  um- 
fauj^reicheren  Preisschrift  in  der  ztreiten  Umarbeitung. 
Was  die  erste  Bearbeitung  betrillt,  so  gibt  der  Verf. 
von  p.  121  ff.  kurz  den  Inhalt  der  X//  libri  an,  wor- 
nach  im  lib.  I.  die  hisloria  antiqua  universalis  Ponli 
Euxini  et  Hellespnnli ,  in  den  lü  folgenden  der  (leihe 
nach  die  Geschichte  der  in  den  einzelnen  Landschaften 
gegründeten  griechischen  Colunieen  und  endlich  in  lih.  XII: 
Publica  Pnnti  verum  summa  behamlelt  worden,  und  theilt 
aus  verschiedenen  Büchern  drei  Capitel  mit,  welche  von 
der  sorgfältigen  und  gründlichen  Forschung  des  Verf.  ein 
«prcchendes   Zeugniss  geben. 

\o\\  der  zweiten  Bearbeitung  theill  danntlr.  M.  (p.  132) 
die  an  die  Akademie  gerichtete  Praefatio  mit,  woraus  wir 
erfahren,  dass  er,  um  zu  einer  der  Absicht  der  Preissteller 
genügenden  Losung  seiner  Aufgabe  Zeit  zu  gewinnen,  eine 
grössere  Einleitung  umgangen.jedoch  für  den  Fall  der  öffent- 
lichen Bekanntmachung  seiner  Schrift  über  drei  Puncte,  näm- 
lich über  den  politischen  Zustand  der  Städte  am  Pontus  und 
der  Propontis  in  der  macedonischen  Zeit  ,  2)  über  den 
Zustand  derselben  unter  römischer  Herrschaft  und  3)  über 
die  Quellen  dieser  GeschicLten  ausführlicher  zu  sprechen 
sich  verbehalte. 

Ztiltchr.  f.  d.  Mterthumsw. 


Da   es    zu    weit    führen    würde,    wenn  R"  f.  aus  den  zwei 
hier  gegeben^n  Proben:  Apamea  s.  Myrlea  (v.j).  13G — 15.')^ 
unil    Perinthus    (von    p.    l,j(')  —  1,S4)    den    an    interessanten 
Fjitizelnlicitpii     reichen    Inhalt   vollständig    angeben     wollte, 
so    beschrankt   er   sich    auf  Ilervdrhebuiig    der     wichtigsten 
IMomeiite.    —    Obgleich    Perintll   eine    bei    weitem   grössere 
Bed(-i(ung   hatte,   als   Myrlea,    welche»    den    Namen    Apa- 
mea von   der   Gemahlin   des  Ivönigs  Prusias   von  Bitbynien, 
Apame,    einer   Schwester  Philipps  II.    von  Macedonien,   er- 
hielt  (cf.   Strab.   XII,   p.  y4ö   (5fi3^,   so  haben   sich  doch 
verhaltnissmässig   über   Apamea   mehr  Nachrichten   bei  den 
Alten   erhalten,    als    über   die    berühmtere   Stallt,    welche 
in    der    römischen   Zeit    nicht    nur    mit    Bijznntium    wett- 
eiferte, sondern    iliesem    sogar   den  Rang   ablief,   als   es    im 
Kriege    zwischen    L.    Septiniius    Severus    und     Pescenninu» 
IViger    für    Letzteren    Partei     nahm    und     nach    einer    drei- 
jährigen   Belagerung    von  Severus   aller  Privilegien    beraubt 
wurde     nnil     der     Nachbarstadt    untergeordnet    blieb,    bis 
Constantiii    der   Grosse   seine    Residenz   dahin    verlegte.    — 
Die     Ilinfülirnng    einer     Veteranen  -  Colonie    nach    fll^rlca 
unter  dem   Namen:    Col.  Julia  Cuncordia  Augasta  Apamea 
(wahrscheinlich    unter    Augus(us)     gibt    dem    \'erf.    Veran- 
lassung,   wegen   des   Namens    Concordin,    welchen    Einige 
mit   der    von  Din  Chnjsostoinus   vermittelten    Einigung  zwi- 
schen  Apamea   und   ilem   benachbarten   Pruaa  (früher  das 
genannt)    in    V^erbindung    zu    bringen    sucliten ,    die    zwei 
noch    erhaltenen ,    sehr    interessanten   Reden    des   Chrvso- 
stomus   (ed.    Reiske    Lips.     1798.     Vol.    II,     159—185   Jtt 
und   f^ia  TTSoi   öf^iovoiai)    za    exponiren    und    die   gegen- 
seitigen  engen   Verhältnisse    beider  Städte,    von    welchen 
Prusa    die    andere    wegen   ihres    trefliichen   Hafens,    Apa- 
mea  aber  jene    wegen  ihres  Bauholzes  und  anderer  Gegen- 
stände   nicht    entbehren    konnte,    näher    zu    erörtern.    — 
Zum    Beweise  ,    dass   griechische   Kunst    und    Wissenschaft 
noch    unter    den   Römern    hier    blühten,    führt    der   Verf. 
einen   zu   Panornius   in   der   Propontis    unweit  Cjzikns  ge- 
fundenen  Stein   mit   folgender   Inschrift   an: 

7iotijTr,v  aaiijoav  'Anafiea  Md^ifiov  üazol  \  dQo.- 
UEvov  öoiüjp  orefif^aT  ÖLinntädiov.  (mitgetheilt  voa 
Letronne  im  Journal  des  Savans  1830.  Aoüt  p.  504), 
woraus  hervorgeht,  dass  ein  gewisser  Maximus  zweimal 
den  Preis  der  Dichtkunst  in  den  Olympien  davon  trug, 
welche  nach  Art  der  grossen  griechischen  Panegyris  za 
Adria  bei  Cyzikus  gehalten  wurden.  —  Wie  mangelhaft 
übrigens  unsere  bloss  aus  Büchern  geschöpfte  Kenntniss 
des  griechischen  Alterthums  noch  ist,  bezeugt  ein  vom 
Grafen  <le  Vidua  am  lac.  Ascanius  gefundener  Stein  mit 
griech.  und  lat.  Inschrift,  über  ilie  Herstellung  einer  voa 
Apamea  nach  Nicäa  führenden  Strasse,  unter  Nero  im 
Jahr  58  (vergl.  Letronne  im  Journal  des  Savans  1827. 
Janvier  p.  17)  ,  <la  doch  in  keinem  einzigen  Itinerarium 
von  einer  Strasse  nach  Apamea,  deren  sicher  noch  meh- 
rere bestanden  haben,  die  geringste  Meldung  geschieht. 
—  Nach  der  Zerstörung  Apamea's,  deren  Zeit  ungeiiiss 
ist,  bauten  sich  die  Einwohner  mit  den  herrschenden 
Barbaren  eine  neue,  an  «lemselben  Hafen  liegende  Stadt 
unter  dem  Namen  Mudania ,  welcher  heute  noch  be- 
steht.  — 

Aus  der  zweiten   Abhandinng    über   Perinth    will  Ref. 
nur  die  wichtige,    hier    zuerst    begründete  Notiz  heraua- 

15 


219 


220 


hflien,  (lass  unter  dem  Kaiser  FlaF.  Vcspatianiis  Perintb 
«ur  !M<<(r<i|)(ilis  einer  neu  gebililoJeti  Proiint  unter  ilein 
Namen  Europa,  »elclips  von  tier  unter  Kaiser  Clauilius 
iMitstanilenen  Provin»  Thracia  getrennt  war«! ,  erhoben 
wurile  —  uian  vergleiche  Joh.  Malala  Chronogr.  2i\'i.  ed. 
Bonn.  ISJI.  X,  p.  111.  ed.  Vcn.  und  Eustath.  ad  Dion. 
Perieg.  ».  270. »  und  dass  der  Name  Heraclea  statt  Pe- 
rinth  nirht  schon  jetzt  mit  dieser  neuen  Kinrichtung , 
jondrrn  erst  im  vierten  Saec.  aufgekommen  sei,  als  By- 
zantium  seinen  Namen  mit  dem  von  Constantinopolis  ver- 
tauschte, welcher  Umstand  die  Eifersucht  der  Nachbarin 
veranlasste,  auch  sich  einen  berühmten  und  vielverspre- 
chenden Namen  beizulegen.  Wenigstens  heisst  die  Stadt 
noch  bei  Lactant.  M.  P.  45.  (für  das  Jahr  313)  nur 
Perinthus  ,  und  der  Name  Heraclea  findet  sich  erst 
bei  £utropius  und  Vopiscug.  —  Von  der  Begünstigung 
P.'s  unter  den  Kaisern  zeugen  drei  hier  niitgctheilte 
Marmorinschriften  bei  Boeckli  Corp.  inscript.  Vol.  II. 
fasc.  1,  p.  6ü.  Nr.  '2020.  21-  und  22,  «orin  die  Kaiser 
Hadrian  und  Alexander  Severus  verherrlicht  werden.  Be- 
sonders merkwürdig  ist  die  dritte  Inschrift  wegen  der 
darin  erwähnten  vEU>y.OQia,  welche  Würde  de»  Perin- 
thiern  von  Severus  erlheiit  wurde  nnd  sich  anch  auf 
mehreren  perinth.  Ali'inzen  erwähnt  findet.  Bemerkens- 
werth  ist  auf  diesen  IVlünzen  die  Bezeichnung  öig  v  s  OJ- 
xdpMVy  welche  sich  wahrscheinlich  auf  die  Erlaubnis« 
bezog ,  ausser  dem  Cultus  zu  Ehren  des  regierenden 
Kaisers  auch  für  die  Augusta  Julia  Dumna  oder  seinen 
Sohn  Antoninus  Caracalla  einen  ähnlichen  einzurichten 
(cf.  IVIenn  p.  171  f.).  —  Schliesslich  erwähnen  wir  noch 
einer  vierten ,  zuffillig  gefundenen  Inschrift  einer  Säule 
(bei  Böckh  I.  c.  Nr.  2U24.),  welche  zu  Ehren  eines  ge- 
wissen Künstlers  Melius  Harpacration  (also  wahrschein- 
lich ans  der  Zeit  Hadrian's,  wie  sich  aus  dem  Vornamen 
Aelius  schliessen  lässt),  weil  er  den  Tempel  der  Tyche 
■(Fortuna)  herrlich  ausgeschmückt  hatte,  von  alexandri- 
nischen  Kaufleuten,  die  sich  des  Handels  wegen  in  Pe- 
rinth  aufhielten,   errichtet  worden   ist. 

Diese  kurzen  Andeutungen  mögen  genügen ,  um  die 
Leser. dieser  Zeitschrift  auf  die  Trefllichkeit  und  Gedie- 
genheit dieser  zwei  Abhandlungen  aufmerksam  zu  machen, 
welche  sich  würdig  an  die  tüchtige  Sonographie  von 
Marqunrdt :  Cyzikus  und  sein  Gebiet  (vergl.  Preller's 
Reo.  in  dieser  Zeitschrift  1839.  Nr.  29.  und  30.)  anrei- 
hen und  den  gewiss  von  vielen  Freunden  der  Geschichte 
ond  des  Alterthums  getheilten  Wunsch  des  Ref.  voll- 
kommen rechtfertigen  wird,  dass  der  Hr.  Verf.  doch  nicht 
luehr  länger  säumen  möge,  die  ganze  Preisschrift  über 
ein  bisher  noch  so  sehr  vernachlässigtes  Feld  der  Ge- 
schichte nach  der  zweiten  Bearbeitung,  jedoch  mit  Her- 
einzlehnng  der  in  dem  ersteii  Versuche  gewonnenen  neuen 
Resultate,  und  zwar  zur  grosseren  Verbreitung  im  Aus- 
lände, in  lateinischer  Sprache,  welche  Hr.  M.  »ehr  gut 
zu  handhaben  weiss,  der  OcH'entlichkeit  zu  nbergebeu, 
indem  dadurch  einer  sehr  fühlbaren  Lücke  in  der  Kennt- 
Biss  der  alten  Geschichte  auf  würdige  Weise  abgeholfen 
ivürde.  Zugleich  eilaubt  sich  Ref. ,  in  Beziehung  auf 
den  ersten  Theil  der  Schrift  den  Verf.  zu  ersuchen,  dass 
•  r  sein  p.  Il5  gegebenes  Versprechen,  Ajo  Geschichte 
tSe:  $e  vüichtigen  Ux.iuländer  sowohl  unter  Jen  Griechen, 


als  unter  den  häufig  wechselnden  späteren  Beherrschern 
in  deutscher  Sprache  zu  behandeln,  um  so  mehr  recht 
bald  realisiren  möge,  als  diese  Länder  täglich  an  In- 
teresse  und   Wichtigkeit   gewinnen. 

Druck  und  Papier  sind  vorfrefTlich ,  sowie  die  vom 
Verf.  entworfenen  zwei  Charten  l)  vom  westlichen  Thelle 
Mittel-  Asiens,  2)  Periplus  antiquus  et  recens  Pmponti- 
dis  sehr   genau   in   Stein   gezeichnet  sind    nnd   das  Terrain 


trefilich   veranschaulichen. 


J.  Freudenl/erg. 


21.  Ad  Gjmnasii  Friedlandensis  Examen  solemne  .  .  . 
invitat  Dr.  Hermannus  Schmidt,  Gyuinasir  Director 
et  Professor.  Insunt  1)  Epistola  critica.  Ad  Lfo- 
poldum  Krahner  scr.  Robertus  Unger.  2)  Annales 
scholae.  Srripsit  Hermannus  Schmidt.  Brandenburgi 
Novi.      1841. 

Es  war  im  Jahrg.  1841  dieser  Zeitschrift  Nr.  41  n.  f. 
eine  Recension  des  Unterzeichneten  von  Herrn  Professor 
Gcel's  ^Verke  über  Dio  Chrysostomos  abgedruckt.  Unterz. 
hatte  kaum  gehofft,  dass  ilieser  Aufsatz  von  diesem  und 
jenem  beachtet  werden  würde.  Um  so  angenehmer  über- 
raschte ihu  die  oben  genannte  Schrift,  welche  meist  ilurch 
jenen  veranlasst  worden  ist;  wenn  auch  der  Hr.  Verf. 
grösstentheils  für  eine  andere  Ansicht  sich  entscheidet. 
Der  Hr.  Verf.  ist  dem  philologischen  Publikum  durch 
seine  Paradoxa  Thcbana  rühmlich  bekannt.  Derselbe 
scheint  befürchtet  zu  haben,  dass  der  Unterz.  durch  die 
herbe  Ausdrucksweise,  die  in  der  Schrift  herrscht,  ge- 
kränkt werden  könne.  Allein  Unterz.  weiss  auch  schroffe 
Formen,  sofern  sie  den  Eifer  für  die  Sache  beurkunden, 
wovon  er  in  diesem  Falle  überzeugt  ist,  richtig  zu  wür- 
digen. Es  spricht  dabei  das  Temperament  mit,  das  Nie- 
mand zu  verläugnen  braucht;  Erziehung,  Un)gebungen 
und  Alter.  Auch  Unterz.  erinnert  sich  sehr  wohl  einer 
Periode  seines  eigenen  Lebens,  da  er  auf  ähnliche  Weise 
sich  ausgedrückt  haben  wurde,  wenn  er  damals  schon  ia 
dem  Falle  gewesen  wäre,  seine  Ansichten  dem  Publikum 
vorzulegen.  Der  Hr.  Verf.  wird  e»  hofTentlich  dem  Unterx. 
nicht  als  Mangel  an  Eifer  für  dio  Sache  auslegen,  wenn 
er  in  einem  ganz  ruhigen  Tone  redet.  Der  Stoff  des 
Programms  ist  in  die  Form  eines  Briefes  an  Herrn  Dr. 
Krahner  eingekleidet.  Folgende  Worte  bihlen  den  Ueber- 
gang  zum  eigentlichen  Inhalte:  „Jam  vero  exordium,  quo 
maxime  tuum  existimantis  animum  ronstituam  aut  apparem 
ad  legendum,  hoc  capessam ,  quod  Bastiorum ,  Boissona- 
dioruni,  Walziorum  exemplum  institotumifue,  (juo  hoc  di- 
ligenter  attendere  et  exigere  jubemur ,  (juid  librarii  in 
singnlis  verbis  exarandis  ubique  peccaverint,  ego  collan- 
darc  impeifsius  et  perpetua  fere  oratione  studiosissime 
cnmmendare  ingredior.  Neque  enim  ignoro  eijuidem,  liac 
potissimnm  aetate  repcriri  multos,  q,ui  talia  enotandi  di- 
ligentiam  atque  eam,  qua  in  emendanilo  nos  utimur,  rir- 
cumspectionem  molestara  et  levem,  quid  dico  levem?  immo 
y«ro  indignam  habeant  et  plane  inutilem.  Atque  ilio  su« 
fastidio  et  quadam  quasi  miseratione ,  qua  nostram  vicem 
dolent  atque  adeo  eludunt,  fruantur  dum  licet;  ego  an- 
tem    tautuin    abest    ut    deterreri    iss  de  »tatu  patiar  meo, 


22  i 


222 


ot  DI'  SIC  cjuidi'iii  <  ilttiiiniaiuli  (iia  iiiim  vocaiit)  fiiieiii 
fariain  et  cum  «inf;ulis  paeue  Kvllaliis  coiiiuiiiramli."  Es 
fol^'t  dann  ein  Verdaimiiuiijtsurtlieil  über  «lie  gej;en«arfi{(o 
Zeit  „quo  gacpe  li<imiiies  lefilcr  cruiliti  iiiulli|iliria  sricii- 
t'iue  sibi  falsain  prrsuasioneiii  indiiissc  iiigciiiiquc  ctiaiii 
Biii  feürilatcin  et  laudcs  emrudatioiiiiin,  si  diis  placet,  miilli- 
tudine  cum  ranissimae  «floriae  appclitioiir  nifliri  jiossc  videaii- 
fiii  unil  i'ilicr  die  Tielelirtrii,  ijlii  litirarioriiiii  iiiure  pariiin  ru- 
;rnifii  tarnen  in  crilica  arle  factjtaiida  proiiiti  paratiqiie  sunt. 
\'eiuni  iie  cui  hie  mihi  niagis  ipse  plarere,  quam  aliis  proti- 
dfre  videar,  eomniemoreni  quasi  exenipli  causa  <le  riro  —  es 
filjjen  oini(;p  lobende  Prädikate,  auf  «eiche  der  Uiiterz. 
keinen  Anspruch  macht  —  Eniperio.  "  Da  ich  wahr- 
scheinlich bei  manchen  Philologen  in  üblen  Credit  ge- 
ratlien  bin,  «eil,  was  ihnen  etwa  ron  meinen  Arbeiten 
bekannt  j^etvorden  ist,  sich  meist  lim  Conjccturalkritik 
dreht,  so  benutze  ich  diese  <i«lej>enheit,  mich  offen  dar- 
'iiber  auszusprechen.  Es  ist  IManchcn  gegeben,  i'iber  ein- 
«eliie  Dunkelheiten  in  den  Schriften  der  Alten  hiniveg- 
zngehen,  und  sich  des  grösseren,  rerständlichen  Theiles 
zu  erfreuen;  Anderen  rcrdirbt  das  noch  so  rereiiizelte 
Unverständliche  den  (lenuss  des  ^'erständlichen,  und  der 
Gedanke  daran  verfolgt  sie,  wie  ein  .Uisston  ein  inusi- 
kalisclieg  Ohr,  wenn  er  auch  längst  .iiclioii  verklungen 
ist.  Zu  dieser  nicht  beneidenstiertlien  (iatfung  von  Leu- 
ten gehört  der  Unterz.  Jeuer  unbehagliche  Zustand  dauert 
so  lauge,  bis  entweder  durch  eine  Erklärung  oder  eine 
Emendation  das  Unverstandene  hinweggeräumt  ist.  Hat 
nun  Unterz.  von  dergleichen  Versuchen  manches  Freun- 
ilen  uiilgetheilt.  Anderes  direct  dem  Publicum  vorgelegt, 
CO  ist  es  anbillig,  ihn  ilesshalb  einer  Eitelkeit  zu  zeihen. 
Er  hat  sich  oft  geirrt;  hin  unil  wieder  ist  ihm  die  Gc- 
uugthuung  geworden  ,  dass  seine  Vermnthungen  durch 
später  verglichene  Handschriften  bestätigt  wurden  ;  es 
wäre  aber  schlimm,  wenn  Euiendatiunen  nur  dann,  wenn 
sie  unniitz  geworden,  überzeugend  genannt  «erden  dürf- 
ten. Es  genügt  daher  die  Zustimmung  sachkundiger 
Männer;  und  auch  dieser  hat  der  Unterz.  sich  oft  zu  er- 
freuen gehabt.  Ein  Jeder  hat  das  Recht  und  zugleich, 
die  Pflicht,  der  Wissenschaft,  seinem  Naturell  und  sei- 
nen äusseren  Hülfsmitteln  gemäss,  zu  dienen,  und  Unt. 
ist  weit  davon  entfernt,  die  Conjecturalkritik  für  etwas 
Vorzüglicheres  zn  halten,  als  andere  Zweige  philologi- 
«cher  oder  überhaupt  wissenschaftlicher  Thätigkeit.  IVicht 
Bewunderung  derselben,  sondern  ein  innerer  Zwang  hat 
ihn  darauf  geführt.  —  Doch  es  soll  wohl  die  appetitio 
gloriae  in  den  angeführten  Worten  sich  nicht  auf  den 
Unterz.  beziehen  ;  dagegen  wiril  ihm  sicher  der  Vorwurf 
gemacht,  er  verachte  die  Aufmerksamkeit  auf  gewisse 
oft  wiederkehrende  Verwechselungen  von  Buchstaben  und 
Sylbeii  in  den  Handschriften,  worüber  die  Werke  von 
Bast,  Büissonnde ,  Walz  und  anderer  Männer,  die  mit 
der  Vergleichung  von  Handschriften  sich  vielfach  befasst, 
Aufschluss  ertheilten.  Auch  diesen  Vorwurf  verilient  der 
Unterz.  nicht.  Eine  Emendation  hat  allein  dadurch  \Verth, 
dass  sie  das  Ursprüngliche  herstellt.  Alles  Andere  ist 
verwerflich;  nur  dass  der  Urheber  einer  falschen  Emen- 
dation bald  mehr,  bald  weniger  Tadel  verdient.  Wie 
sollte  also  ein  verständiger  Mensch  irgend  ein  Mittel,  die 
Wahrheit  zu   finden,  verachten,  und  noch  dazu  ein  Mit- 


tel, dessen  mau  ohne  >elii  grosse  Müiie  liibbalt  «erdcu 
kann.  Der  Unterz.  wcni^rstens  kann  versa  licn ,  dass  er 
sehr  oft  auf  dieses  Kriterium  gebaut  hat,  auch  wenn  er 
nicht  gerade  viele  Worte  darüber  machte.  Denn  bei 
sachverständigen  Lesern  dürfen  dergleichen  Ki'iintnisse 
vorausgesetzt  werden,  zumal  da  die  gewiilinlichen  und 
Jedermann  bekannten  Vertanschungen  gerade  die  meiste 
beweisende  Kraft  haben;  die  übrigen  jene  Kraft  in  dem 
Maasse  verlieren,  als  sie  seltener  vorkommen.  Mehr  als 
ein  untergeordnetes  Kriterium  kann  aber  die  Diplomatik. 
überhaupt  nicht  gewähren.  Das  erste  zuweilen  auch  po- 
sitiv, immer  aber  negativ  entscheidende  Kriterium  geben 
Sinn,  Sprachgebrauch  und  bei  Dichtern  IMetrum;  erst 
wenn  man  sich  damit  abgefunden,  kommt  die  Entbtehiings- 
art  einer  Verderbniss  in  Erwägung.  Nun  gibt  es  aber 
bekanntlich  noch  manche  andere  Arten  von  Corriiptelen 
neben  der  ^'erwechselung  ähnlicher  Buchstabenrnrinen. 
Dahin  gehören  durch  Beschädigung  der  Handschrift  ent- 
standene Lücken;  fälschlich  in  den  Text  gezogene  Glos- 
seme oder  Randbemerkungen;  ^'ersetzungeii  von  Wörtern 
oder  grösseren  Rcdetheilen;  falsche  Trennung  des  Zu- 
sainmengehörenilen  und  umgekehrt.  Dergleichen  Fehler 
setzen  zwar  eine  Nachlässigkeit  des  Abschreibers  voraas 
(Lücken  ausgenomuien ,  sofern  sie  von  ihm  angedeutet 
werden);  allein  sie  werden  durch  die  Beschallciilieit  des 
zu  copirenden  Codex  entschuldigt.  Häufig  aber  liegt  der 
Grund  von  Fehlern  in  des  Schreibers  Subjectivität  allein, 
und  gerade  dergleichen  Corruptelen  entbehren  aller  Norm 
und  Regel.  Dazu  gesellen  sich  Verderbnisse  der  aller- 
gefährlichsten  Art,  absichtliche  Veränderungen  der  Schrei- 
ber oder  Leser,  seien  es  nun  ^'^erbessernngsversuche  wirk- 
licher oder  vermeinter  Fehler  der  vorliegenden  Handschrift, 
oder  aus  welchen  andern  Gründen  dergleichen  unternom- 
men sein  mag.  Solche  Fehler  werden  zum  Theil  nie 
entdeckt  werden  können,  zum  Theil  aber  sind  sie  äus- 
serst schwierig  zu  entdecken,  weil  ein  Anstrich  von  Sinn 
das  Widersinnige  mehr  oder  weniger  verhüllt.  Bei  so 
grosser  Verschiedenheit  der  Ursachen  von  Corruptelen 
muss  es  unstatthaft  erscheinen,  eine  einzelne  so  hervor- 
zuheben. Jede  Einseitigkeit  ninss  hier  häufig  zu  Irr- 
thümern  führen.  Doch  wir  geben  ja  dem  Hrn.  Vetf. 
die  Wichtigkeit  jenes  Kriteriums  zu;  nur  glauben  wir, 
dass,  soll  man  fest  darauf  fussen,  ein  viel  tieferes  Ein- 
gehen in  die  Sache  vonnöthen  ist,  als  der  Hr.  Verf.  zu 
verlangen  scheint.  Man  muss  nicht  bloss  die  Hauptgat- 
lungen  der  Schrift  unterscheiden,  sondern  da  selten  eine 
Hand  der  anderen  ganz  ahnlich  ist,  so  muss  man  für 
jede  Handschriftenfamilie,  ja  für  jede  wichtigere  Hand- 
schrift specielle  Untersuchungen  in  dieser  Beziehung  an- 
stellen. Schlagt  man  Alles  über  einen  Leisten,  so  wird 
man  im  Finstern  tappen.  Für  Dio  sind  nun  aber  der- 
gleichen Untersuchungen  noch  nicht  angestellt,  da  wir 
nur  zum  Oli/mpiacus  durch  Hrn.  Gcel's  ^'erdienst  ge- 
nügende kritische  Hülfsmiltel  besitzen.  Einige  andere 
Collationen  hat  Unterz.  nach  der  Absendung  seiner  oben 
erwähnten  Recension  durch  die  Güte  eben  desselben  Ge- 
lehrten erhalten;  allein  diess,  und  was  der  Unterz.  in 
seinen  Observationes  in  Dionem  lur  Alexandriua  veröflenf- 
licht  hat,  endlich  was  wir  von  den  IMünchner  Handschriften 
wissen,  reicht  zum  angeführten  Zwecke  nicht  aus.    Doch 

15* 


233 


224 


brsia{i«;i  sich  nielir  uinl  mehr  der  Ans.ipriirli  des  Hprrn 
Gep|,  (laüs  aucii  die  besstrii  llanil.srlirirti'ii  dos  Uio  voll 
ron  Felilerii  siml,  und  der  Conjorluralkritik  liier  ein  wei- 
ten Feld  tdribuii  wird.  Der  IJiitprz.  terffilirt  bei  rprdor- 
beiipii  .Stellen  uuf  folgendo  Weise.  Kr  siulit  ans  dem 
Zusaiiirnenliange  oder  gongt ig;pn  Daten  den  erfordprliclien 
Sinn.  Diess  wird  in  den  iprschipdenen  F.'lllen  sehr  ver- 
«rliipdeno  Krgebniüäc  lipfern,  indem  die  Form  drs  Ge- 
dankpMS  selten  mit  Nothwendit;kpit  sich  ergibt;  meist  ein 
mehr  oder  weniger  weiter  Spielraum  bleibt.  Alsdann 
:«ucht  er  den  Sitz  iler  Corruptel  zu  ermitteln,  indem  er 
das  mit  dem  Zusammenhange  Verträgliche  von  dem  Ver- 
darlitigen  sondert.  Dann  erst  trpteu  jene  untergpordnpten 
Kritcripn  ein  ,  nobei  er  jede  Einseitigkeit  zu  vermeiden 
sucht.  Stets  aber  stehen  fJ^racligebranch  und  bei  Dich- 
tern Metrik  als  negativ  entscheidende  Kriterien  zur  Seite. 
Diess  scheint  ünterz.  der  richtige  Weg,  um  zu  eviilen- 
len  oder  doch  beifallswürdigen  Emendatiunen  zu  gelangen. 
Mögen    ein    paar   Beispiele   die   Sache    erläutern. 

Maxim.  T>r.  XXV,  3.  (Edit.  Paris,  p.  138).  Es  ist 
die  Rede  von  den  falschen  Wegen,  welche  die  Menschen 
einschlagen,  um  zur  Gliickselii^keit  zu  gelangen;  die  zu- 
letzt Genannten  sind  diejenigen,  «eiche  durch  Verbrechen 
dem  Glücke  narhtrachten,  Kivöuvvideis,  üöoii;  y.al  acpa- 
Xeoag,  oi  noWoi  i'ovrcg  in  avTalu  riüv  y.gnuvv)v  y.al 
rüJv  ßaoadguiv'  oi'<;  oiy.Ttioat  dv  ng'  covro  dt  uvx 
av  }\u9uL>ai.  Hie  letzten  Worte  sind  ohne  Sinn.  Auch 
der  Uebersetzer  der  Pariser  Ausgabe  (lon  184U)  hat  sich 
uirbt  durchznfinden  gewusst;  und  was  er  an  die  Stelle 
des  Verdorbenen  setzt  „«jni  licet  infcl.ces  jndicentur  ab 
aliis,  sponte  hoc  et  non  ignari  faciunt'  ist  gegen  den 
Zusammenhang.  Die  letzten  Worte  o.V  Kddujai  führten 
Unterz.  alsbald  zur  üeberzeugung  ,  dass  der  Verf.  Fol- 
gendes habe  sagen  wollen:  „Sie  sind  zu  bedauern,  selbst 
wenn  sie  der  Entdeckung  entgehen."  Diess  fordert  y.itv 
kc^cüOl  ;  also  wurden  die  Worte  falsch  abgeiheilt;  der 
Sitx  der  Corruptel  aber  muss  in  dem  Reste  %oVTO  de 
Ol'  sein  ;  und  da  y.at)  Xa9ujai  an  das  Vorhergehende 
sich  auschliesst ,  so  wird  auch  die  starke  Intcrpunction 
vor  TOVTO  entfernt  werden  müssen.  Nun  fragt  man  aber, 
w esshalb  sind  denn  jene  Mensehen  zu  bedauern,  auch 
wenn  ihr  Verbrechen  nicht  an  den  Tag  kommt  ?  Die 
Antwort  ist:  Weil  sie  in  beständiger  Furcht  schweben. 
Daher  erscheint  dem  Unterz.  folijende  Kniendation  evi- 
t\eui  —  orATeiQat  uv  tig  toP  deovg,  v.av  Xadiuai. 
Die  V..>randerung  ist  nicht  eben  gross,  aber  es  wäre  nicht 
übel,  wenn  man  sie  diplomatisch  noch  mehr  begründen 
konnte.  Was  zuerst  das  Ausfallen  des  5  betrifft,  so  sehen 
«ich  ^  nnd  K  in  der  Unrialschrift  ziemlich  ähnlich.  Es 
konnte  also  ein  Schreiber  leicht  dag  eine  wegen  des  an- 
dern übersehen.  TüLlo  und  jüü  sind  oft  i  er«  echselt. 
—  Aber  nicht  desshalb,  sondern  weil  der  Zusammenhang 
es  verlangt,  halt  Lnterz.  die  Emendation  für  plausibel. 
Betrachten  wir  einnral  die  diplomatische  Probabilitat  für 
sich  allein.  Der  Fall,  dass  ein  Abschreiber  durch  die 
Aehnlichkeit  der  Buchstaben  2"  und  K  verfühit,  den 
einen  ausliess,  kommt  sicher  unter  500  Fallen,  in  denen 
beide  Biirhstal>eii  zusammen  stehen,  höchstens  einmal  vor. 
Wir  erhalten  also  ein  Wahrsclieinlichkeilsverhaltniss  von 
i  i  5.00»     Dio  A'^erwechselung    des    xuu    mit    tqvto    mag 


unter  hundert  Malen  einmal  vorkommen.  Combiuiren  wir 
beides,  so  finden  wir  für  die  Wahrscheinlichkeit  jener  Emen- 
dation folgenden  Ausdruck  1  :  50,000.  fllöge  der  Him- 
mel den  Dllterz,  vor  Conjectiiren  bewahren,  bei  denen 
auf  einen   Treffer  50,000   Nieten   kommen. 

Ein   anderes  Beispiel.      Aeschyl.   Agam.   v.   1/2. 
Orät^Ei  8'  Lv  9'  b-Tcvip  TiQu  xaQÖU'.g 
jLivijacjiij^wv  iiüvoi;-    y.ai  nuQ    ay.ovraq  ijkds  ow- 

Cf()oveiv. 
Hier  muss  etwas  falsch  sein,  da  dio  Partikel  re  an  jener 
Stelle  nicht  zu  erklären  ist.  Abgesehen  von  dieser  gram- 
matischen Schwierigkeit  erregt  der  Sinn  ein  Bedenken. 
Warum  soll  die  Erinnerung  der  Leiiien  gerade  im  Traume 
vor  die  Seele  treten?  Wer  den  Kummer  aus  Erfahrung 
kennt,  der  weiss,  dass  er  des  Schlafes  Feind  ist;  dass 
er  in  schlaflosen  Mächten  die  Seele  am  meisten  (jualt. 
Unterz.  glaubt  daher,  dass  Aeschylus  äv\}'  vJtvov  ge- 
schrieben habe,  mit  einer  ähnlichen  Wendung  wie  v.  14: 
cpofJoi  yao  üvi}'  VTtvov  7J:a(JUaTaT£i.  Hier  gibt  die 
Buchstabenvertauschung  des  Hrn.  V.  keine  Ausbente.  £ 
und  a,  OD  und  ai  gleichen  sich  wenig.  Erwägt  man 
aber,  dass,  war  a  einmal  vom  E  verdrängt,  die  Abtren- 
nung des  d  nnd  die  Verwandlung  des  Gcnitirs  in  den 
Dativ  eine  fast  nothwendige  Folge  war,  so  wird  man 
trotz  aller  Diplomatik  jene   Emendation   billigen. 

Prüfen  wir  nun,  was  der  Hr.  Verf.  mit  seiner  kriti- 
schen Theorie  geleistet  hat,  und  wie  weit  er  derselben 
treu  geblieben  ist.  Im  Allgemeinen  bemerkt  Unterz., 
dass  es  ihm  nur  selten  möglich  war,  <lem  Hrn.  Verf.  bei- 
zupflichten. Diess  ist  wohl  hauptsächlich  der  Eile  zu- 
zuschreiben, mit  der  der  Ur,  Verf,  diess  Programm  zu- 
sammengestellt hat. 

Dio  Chr.  p.  440,  6.  Orat,  XXXVI,  p.  78,  6.  Reisk. 
Die  Borjstlienitica ,  welcher  die  erwähnte  Stelle  ange- 
hört, ist  eine  der  interessantesten  Reden  des  Dio,  weil 
wir  daraus  manche  sonst  unbekannte  historische  Data  ge- 
winnen. Jene  Stelle  war  in  ihrer  bisherigen  Fassung 
durchaus  widersinnig.  Der  Unterz.  brachte  liurch  seine 
Emendation  einen,  wie  ihm  noch  jetzt  scheint,  fast  noth- 
wendigen  Sinn  hinein.  Es  redet  hier  ein  junger  Borysthe- 
nit,  der,  »vie  seine  Mitbürger,  als  ein  grosser  Liebhaber 
des  Homer  geschildert  wird.  Die  Borystheniten  erschei- 
nen als  ein  mit  der  übrigen  civilisirten  Welt  wenig  ver- 
kehrender, allgerissener  Zweig  des  hellenischen  \'oIkes. 
Sie  haben  nur  von  den  benachbarten,  barbarischen  Völ- 
kern, mit  denen  sie  Handel  treiben,  oft  auch  Krieg 
führen,  genauere  Kunde,  Daher  ist  es  gewiss  sachge- 
mäss,  dass  der  junge  Borjsthenit,  nachdem  er  von  seiner 
Mitbürger  Liebe  zum  Homer  geredet  hat  (oi'de  l'jyoi- 
^£&a  jjfieii:  d.kkuv  tivu  nuii]n)v  1)  'OfUjctov),  auf  die 
.Meinung  der  benachbarten  Barbaren  vom  Homer  über- 
geht. Unterz.  schrieb  daher  die  ganze  Stelle  so:  Ol'ds 
■iiyuVjiEÜa  ijfitii;  d'kkov  rivd  itoii^tijv,  r,'Oinwov 
roinov  öh  Oj^eduv  r/  oi'de  ßapßauoc  (für  dkkui)  oi- 
öeig  dyvoEi'  fiovov  yuq  'Of^ijgov  uvtj^iuveüuLOiv  ui 
71  01 II  T ai  a.VTÜjv  ev  TOti  noajuaoiv,  a  (fehlt  in  den 
Haiidschr.)  y.ai  dKkujv  fjev  £taj9aai  keyeiv,  del  di 
ünovav  fiekkoL'Oc  (für  fjekkujot)  f.idx£<Ti^at  nafjo.v.e- 
kivujDTUi  (für  TiaQaxikevovTat)  roiq  avTiav^   uioma 


335 

T«  Trjjiaioi'  tv  Auv.eSai^ovc  sksyero.  siarl  6h  tcuv- 
rei  oi'toi  Tvcfkoi,  y.ai  oi<%  ijyovvnai  SrvaTuv  eivai 
akkov  TIVU  (cl.  h.  ein  nicht  kliiiiler  Blanii)  7loiljv))v  ys- 
vea9at.  Tovxo  f^ilv  e(fijv,  unoksXai'xaoiv  uinoti-- 
rai  nvTWP  äiiu  '0uij(J0t'  ujout^  dnu  ücfdakidaQ. 
Den  übrijfpii  Aendernnjfcii  des  ünterz.  scheint  der  Hr. 
Verf.  seine  /u»tiinmung  zu  schenken;  nur  schreibt  er 
für  ovo'  ätj.oi  oi'dsiq  nicht  oi'di  ßäüfiaQui  oi'dilq 
wie  L'nlerz.  ,  sondern  uv8'  dkaUQ  ut'dfii;  —  d.  i.  sellist 
ein  Blinder,  selbst  iler  Ungebildetste  kennt  ihn.  —  Di- 
plomatisch betrachtet  ist  diese  Eniendation  vortrefflich  ; 
and  doch  ist  sie  so  gewiss  verfehlt,  ivie  irgend  etwas  in 
der  Kritik  gewiss  genannt  »erden  kann.  Zuerst  fällt  es 
schon  auf,  dass  Di»  einem  einfachen  Natursohne  das 
poetische  Wort  ciKuö^  in  den  Alund  legen  soll.  Doch 
er  mag  es  aus  seinem  Lieblinge,  dem  Homer  gekommen 
haben.  Aber  der  Sinn.  —  Kr  beweist,  dass  die  Emeu- 
dation  iiiclit  richtig  sein  kann.  Denn  die  folgenden  Worte 
Ol  TiU/lJTO.i  ai'Tujv  müssen  sich  auf  Ol'd'  dkuoq  Ol'dl:!^ 
beziehen.  Der  Verf.  wird  sagen,  aus  oi'tJf/'i;  ist  ncil- 
TUJV  zu  ergänzen.  Gut.  Also  sämnitliche  Dichter  ge- 
denken nur  des  Homer  und  ermuntern  die  Hirigen  durch 
Gedichte  ,  worin  sie  Homer  erwähnen  ,  zum  Kampfe  ; 
alle  «lii-se  Dichter  aber  sind  blind,  und  glauben,  dass 
nur  Blinde  Dichter  sein  können.  Und  nun  noch  die 
Wiederholung  ui  ■jiülljiai  ai>cujl>  iu  Dio's  Antwort,  was 
xich  gewiss  auf  eine  ganz  bestimmte  Art  von  Poeten  be- 
zieht. —  Der  Hr.  Verf.  wird  selbst  einsehen,  dass  diess 
ein  Gewebe  von  Sinnlosigkeit  ist,  abgesehen  davon,  dass 
die  Formel  akctuq  ui'dll^  hi#r,  wo  von  Blindheit  in 
ganz  anderer  Beziehung  geredet  wird  ,  höchst  unange- 
messen sein  würde.  Es  wird  also  durch  des  Hrn.  Verf. 
Emendation  der  Sinn  nicht  nur  nicht  gefördert,  sondern 
cerschliminert ,  da  in  Bezug  auf  hier  unstatthafte  Allge- 
meinheit oL'Ö'  äkkog  ovdeic,  und  ov8'  dkaoq  ovdtlc, 
sich  gleich  stehen,  während  das  Folgende  unabweisbar 
etwas  Specielles  fordert;  der  Gedanke  aber  durch  des 
Hrn.  Verf.  Emendation  eine  noch  unpassendere  Form  er- 
halten hat.  —  Wie  anders  verhält  »ich  Alles,  wenn  die 
benaclibarten  Barbaren  genannt  werden.  Alles  Angeführte 
weist  auf  ein  rohes  Volk  hin,  «las  durch  Kriegsgesäuge 
•ich  zum  Kampfe  begeistert,  bei  welchem  nur  Blinde  sich 
luit  Musik  befassen  (weil  diese  Unglücklichen  meist  mit 
mnsikalischeui  Talent  begabt  und  zu  wenigen  anderen 
Geschäften  tauglich  sind).  Dass  aber  Homer  jenen  Bar- 
baren im  Norden  des  schwarzen  Sleereg  nicht  unbekannt 
geblieben  war,  kann  Niemandem  auffallen,  da  selbst  die 
Iniler  den  Homer  kannten  (coiif.  p.  277,  38"  Reisk.). 
Da  nun  aber  der  Redende  nur  von  den  benachbarten 
Barbaren  eine  genauere  Kenntniss  haben  kann,  so  bleibt 
die  ^Vahl  zwischen  Scjthen ,  Geteu  und  Sarmaten  und 
dem  alle  zugleich  umfassenden  ßü(>ßaQO^,  welches  Un- 
terzeichneter vorzog,  weil  diplomatitche  Gründe  für  kei- 
nen der  drei  ^'olkernanieu  besonders  sprachen.  Darüber 
sagt  der  Hr.  Verf. :  „Kgo  vero  eoruro,  quae  iiifra  in  enar- 
rationc  Eurip.  Bacch.  3S3  seq.  de  vocis  ßuQßaooi  de- 
pravationibus  afl'eram  omnino  non  poenitenda,  bene  memor, 
mirari  prinium  ista  ,  jam  addubitare,  niox  erroris  omiiia 
pleiia  cogiiüscore."  Untern,  halte,  um  die  allerdings  di- 
plu4natisch  nicht  leichte  Aenderung  zu  entschuldigsn,   eine 


236 

andere  Stelle  des  Dio  angeführt,  wo  ßclgßagoq  in  einer 
Corrnptel  sich  findet,  worauf  er  nachher  zurückkommen 
wird.  Denn  da  wir  den  Cod.,  aus  welchem  unsere  Hand- 
schriften des  Dio  geflossen,  nicht  kennen,  also  auch 
nicht  wissen,  welche  Bucbstabenformen  darin  gebraucht 
worden,  so  war  es  nicht  ohne  Bedeutung,  eine  andere 
Stelle  desselben  Schriffstelters  anzuführen,  in  der  das- 
selbe Wort  eine  Corrnptel  erlitten.  jNun  ist  aber  bekannt, 
dass  bei  Wieilerholnng  von  Buchstaben  die  Schreiber 
den  oder  die  Burhstaben  nur  einmal  schrieben,  und  die 
Wiederholung  durch  ein  Zeichen  andeuteten.  Also  ßa- 
goc,.  Dies»  steht  dem  ükkui  schon  näher,  und  <lasc 
ßdgßagog  anilerwärts  anders  corrumpirt  ist,  wie  der 
Hr.  Verf.  behauptet,  könnte  Uulerz.  ohne  Gefahr  ihm 
einräumen. 

Die  Stelle  Dio's,  worauf  ünterz.  sich  berufen  haMe, 
steht  p.  G05,  a;  (ijacs  nncju  fuv  riiJv  ßaQßdgmv  o.yo- 
gdoftt;  dvotii  fivutv  i'j  -rgtvjv  y.akijv  7ioo(fvgav.  Der 
Zusammenhang  ist  folgender  :  Manche  bringen  die  grosse- 
sten Opfer,  um  ein  purpurnes  Ehrenkleid  vom  Staate  zu 
verdienen  ,  das  man  doch  um  geringes  Geld  kaufen  kann. 
Die  Ausleger  des  Dio  (lachten  bei  den  ,, Barbaren"  wohj 
an  dio  Phönitier.  Doch  ila  Dio  von  seiner  Zeit  redet, 
wo  gewiss  die  Ph.  nicht  mehr  das  iMonopol  der  Purpur- 
gewäiider  hatten,  erscheint  der  Ausdruck  den  Verhält- 
nissen unangemessen.  Unterz,  schlug  desslialb  ßacptUiV 
vor,  und  stützte  sich  auch  hier  auf  die  Sclireibong  ßc(- 
QV)V.  Was  ist  hier  Hrn.  ü.'s  Ansicht?  Er  billigt  des' 
Unferz,  Emendation  dem  Sinne  nach;  schreibt  aber  nicht 
ßacpsojv ,  sondern  TCopCfvpSUJV.  Diess  AVort  bedeute« 
in  der  Regel  einen  Purpurschneckenfischer,  und  Dio 
selbst  braucht  es  in  diesem  Sinne  I,  220,  19-  Reisk. 
Daran  kann  der  Hr.  Verf.  nicht  gedacht  haben.  Denn 
wie  man  einen  Tuchrock  nicht  vom  Schäfer  kauft,  so 
kein  Purpurklcid  vom  Fischer.  Doch  hat  das  Wort  sel- 
tener auch  die  Bedeutung  des  Purpurfärbers,  wovon  Ste- 
phanus  im  Thes.  wenigstens  eine  Stelle  ans  Alex.  Aphr. 
anführt;  in  den  vom  Hrn.  Verf.  citirten  dagegen  herrscht 
die  gewöhnlichere.  Der  Sinn  lässt  also  beides  zu  ,  um) 
es  treten  die  untergeordneten  Kriterien  ein.  VVir  fragen 
aber  den  Hrn.  Verf. ,  ob  diese  der  Lesart  ßci(fi(tjv  oder 
nogfvgreuiv   günstiger  sind. 

Uiiterz.  ist  bei  dieser  zuerst  vom  Hrn.  Verf.  bespro- 
chenen Stelle  so  ausführlich  gewesen,  um  zu  beweisen, 
dass  ihm  diplomatische  Erwägungen  nichts  weniger  als 
fremd  sind,  zugleich  aber,  dass  er  gegen  alle  üebergriflV 
der   Oiploinatik   ernstlich  sich   zu   verivahreii   gesonnen   ist. 

Mit  weit  grosserem  Selbstvertrauen  redet  der  Hr.  Verl. 
über  eine  Stelle  der  Trojana  p.  190  c.  (Orat.  XL  p.  364, 
33.),  und  in  der  That  ist  es  hier  weniger  ausgemacht, 
dass  er  sich  geirrt  hat.  In  dieser  sophistischen  Rede 
sucht  Dio  zu  beweisen,  Aass  Trnja  vou  i\en  Griechen 
nicht  zerstört  sei,  vielmehr  die  Troer  den  Sieg  davon 
getragen.  Bei  vielem  Scharfsinn  im  Einzelnen  ist  die 
Beweisführung  im  Ganzen  natürlich  misslungen.  Aenea» 
wird  dargestellt  als  ein  vom  Hector  nach  Italien  entsen- 
deter ColoiiiefWhrer  p.  362,  21-  ^ihl-iaq  §t  7iU(Tr,i'lja- 
ki'ai  eßaniKsvoE  yai  noKiv  ijiy.irys  rijv  ^ayioTTjv  rca- 
odiv.  Diomedes  sei  zu  ihm  gekommen  tov  öv  avatui- 
ßciv  avTov  ixowa  ökiya^  vaiig  xacf*egag  vi  TOf»«- 


O'l- 


25  S 


V^\*l  iiat  hier  iifTciiliar  uiu  «ciiieii  Ziverkcs  »illeii  Hich 
l'rleüreibuiigoii  uml  Ali« i«i(liuiigeii  tuu  der  Urbf-rlii-fe- 
riiiii;  erlaubt.  Daliiii  goLiirt  AeiK'as  Herrgchaft  lilinr  ganz 
Jtalirii ;  (ii'iiii  »as  die  (iriiiiduiig  Kuins  belrüft,  kouiito 
•icli  Uio  auf  S.igeii  lienifon.  Daes  Aeiieas  dein  Dioiiie- 
«le«  fiiipii  Tlicil  Sfiiier  kriogsiiiacli*  iiln'rlassen,  «ird,  so 
weit  Uiitrrz.  b4'kaiiiit  ist,  ijirgniils  biTi<  lid-t ;  wohl  aber 
wi$:i<>u  « i«  ,  das«  iiiehrere  Stallte  Italiens  den  Uiüiiiedes 
aU  iliren  Gründer  und  alten  Belierrsclier  rerchrtcn.  Da 
nun  torher  mit  deutlichen  Worten  gesagt  ist,  Aeneas 
habe  über  ganz  Italien  gelierrscht,  so  lag  es  naher  an 
die  Leberla'isung  eines  Grundbesitzes,  als  eines  Theiles 
tum  Heere  zu  denken,  zumal  da  Eroberungen  innerhalb 
des  eigenen  Rei<  lies  des  Aeneas  ja  unuüthig  «aren.  Diess 
lieaug  die  Erklarer  des  Dio  fiir  otuaxiui,  —  IxakiaQ, 
vorzuschlagen.  Unterz.  dachte  auch  an  'IttJl  uyiaq,  «eil 
(;eraile  aiiulisrho  Städte  und  Localitäten  Erinnerungen  au 
üiomedes  aulbewahrten.  Hier  war  der  Canipiis  Diomo- 
ilis  aui  Aiiiidus;  Cannsium  unil  andere  Städte  nannten  ihn 
ihren  Gründer.  Wie  sind  also  folgende  Worte  des  Hrn.  ■ 
■^erf.  »u  »erstehen:  Sed  Geelii  fere  Reiskium  seruti  ex- 
emiJlum  et  tenieritas  Emperii  lue  aniuium  usque  adeo 
occunarerat,  ut  et  semet  ipsum  ?iova  et  tnaudita  de  Dio- 
luedis  sede  cuniminiscendo  impcritiae  crimini  substitueret 
(heisst  'JcCliyia  Dicht  Apnlien?)  et  verba  perspicuae  si- 
eniücationis  in  non  pravam  modo,  sed  in  absurdam  et  eru- 
ditissimo  scriptore  plane  indignam  seutentiain  detorqueret. 
üionem  illuni  ChrTsostomun»  si  ribere  potuisse  Aeueam 
jam  tum  tarn  late  Italiae,  vel  nt  ferius  dicam  lapjgiae 
regem,  is  ut  lapvgiae  partem  sie  statim  Dioniedis  salis 
tum  iuialidi  et  inermis  ditioni  posset  condonare  ?  —  Hat 
der  Hr.  ^'erf.  rergessen ,  «as  er  auf  dieser  selben  Seite 
fitirt  hat:  Jwtiui  ÖS  Traaijq  'Irahai  sftao'ikEvai'f 
Uass  diess  gegen  die  Sage  ist,  weiss  Unterz.  sehr  wohl, 
es  passt  aber  zu  Dio's  Be«  eisfnhrung,  und  daran  müssen 
uir  uns  halteu,  nicht  an  das,  was  wir  sonst  et»a  ron 
diesen  Dingen  wissen.  Es  scheint  also  die  temeritas 
Gerlii  und  die  imperitia  des  Unterz.  nicht  so  gross  ge- 
wesou  zu  sein;  und  dass  letzterer  die  Corruptel  eines 
Eigonuamens,  der  nicht  jedem  Schreiber  geläufig  sein 
mochte,  loraussetzt,  ist  gewiss  kein  kritisches  »lajestäts- 
»erbrechcn. 

Lnniöglich  ist  ei  freilich  nicht,  dass  Dio  OTQUTiaq 
»eschrieben  hat.  Kur  muss  man  dann  annehmen,  dass 
er  sich  ohne  >oth  von  der  üeberlieferung  lossagte,  wo 
er  sich  doch  auf  die  Üeberlieferung  stützen  konnte.  Fer- 
ner bleibt  dir  Schwierigkeit,  dass  Aeneas,  der  über  ganz 
Italien  herrschte,  dem  Diomedes  Truppen  gab,  um  in- 
nerhalb dieses  seines  Reiches  Eroberungen  zu  machen; 
oder  weiss  der  Hr.  Verf.  eiuen  andern  Zweck  jener 
Truppenabtretung  anzugeben? 

Der  Hr.  Verf.  hat  noch  für  eneidr,  —  mei  i;8rj  vor- 
geschlagen, was,  man  mag  über  azQaxläi  urtheilen  wie 
man  will,  beachtenswerth  ist.  Der  Aenderung  Tuv  Al- 
viiuv  sni'lltro  OTUfui  für  .livtiav  oröhp  kann  Unterz. 
nur  beipflichten,  da  er  auf  dasselbe  verfallen  war.  Denn 
nur  durch  einen  Druckfehler  steht  iu  seinen  Observ.  in 
Dioaeni  p.  2ti  Aer  ganz  sinnlose  Dativ  Aivtia. 


Oral.  W.  p.  151,  40.  heisst  es:  /.ai  oiiuj  ör,  bif^a. 
Ttuiötinq  exuKuvi'  oi  n(juTt(juv  tovi;  xijc,  dyudfjii  nu.t- 
diiui  intivyxdi'UVTa^  xui  rovi  zag  ijjvxtih  dvdgaiuvi. 
Die  Worte  di'/a  naiöeiai  sind  uurerständlich.  Der  Zu- 
saminenhang  erheischt  dafür  Jiti^  TtaiÖa^,  wie  Unterz. 
vorgeschlagen.  Diess  hat  auch  der  Hr.  Verf.  anerkannt, 
so  wie  Hr.  l'r.  Geel  ,  der  die  Güte  gehabt  hat,  die  Re- 
ccusion  lies  Unterz.  genau  durclizugchen ,  und  deuisclbeu 
seine  Zustinimiing  oder  Verwerfung  mitzutheilen.  Allein 
damit  nicht  zufrieden  schreibt  der  Hr.  ^'eif.  öi^tt  TIUL- 
Öldii  ZtlOi  TTatdag.  —  Vom  Spass  oder  Ernst  ist  hioi 
durchaus  nicht  die  Rede,  denn  im  Spasso  wird  Niemand 
die  Heroen  AloylVSii;  etc.,  wie  jetzt  die  Könige  von 
Gottes  Gnaden,  nennen;  sondern  Dio  erklärt  jene  Aus- 
drücke, die  meist  buchstäblich  verstanden  norden,  sym- 
bolisch. Der  Sinn  also  verdammt  jenen  Zusatz,  mag  er 
auch  diplomatisch  noch  so  nahe  liegen,  was  wir  gern 
zugeben.  Allein  wenn  /lloi^  UuiduC,,  welches  auch  der 
Hr.  Verf.  ergänzen  muss,  wegen  einer  gewissen  Aehn- 
lichkeit  mit  öi^a  Tiaiöciac  ausgefallen  ist,  so  konnte 
diese  Aehnlichkeit  auch  die  Ursache  einer  Vertauschung 
werden,  zumal  da  die  Ttaidsia  hier  häufig  erwähnt  wird. 
Also   „Spass"   bei   Seite,  der   nicht  hierher   gehört. 

Orat.  XXXU.  p.  639,  2.  fxuvov  8'  Eni  -riß  Ttt.ti 
(frjafiv  Ai'avza  rov  Aoy.gov  öqolv  dTrgnTtieoTtQov  zal 
KoidoQtiod^ai.  Unterz.  hat  hier  das  Vergnügen,  dein 
Herrn  Verfasser  wenigstens  theilweise  Recht  geben  zu 
können.  Dio  umschreibt  in  diesen  Worten  Iliad.  23, 
473. 

Tüv  S'  atOXQiüQ  EvEvicrnEv  'OiXijoi;  xaxi'i  Ai'aq. 
Können  non  ogdv  so  viel  wie  3täo9ai  bedeuten  ,  so 
würde  Niemand  an  dieser  Stelle  Anstoss  nehmen.  Geel 
zuerst  erinnerte,  dass  diess  uicht  angeht,  und  schrieb  mit 
Auslassung  des  ögdv  und  y.al  —  Aov.oov  d7lQ£7lt<Tii- 
(JOV  kotöOQticrdai.  Das  ist  allerdings  kühn  —  quae  est 
istorum  praeclara  audacia  sagt  Hr.  V.  —  unil  es  mag 
allerdings  nicht  sehr  wahrscheinlich  sein,  dass  üQUV 
eine  Dissographie  von  Aoy.gov  ist,  obwohl  in  der  um- 
schriebenen Homerischen  Stelle  weiter  Nichts  entlialteu 
ist.  Allein  da  in  XoiöoQ£to&at  immer  ettias  Unanstän- 
diges liegt,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  Dio  hier  noch 
ein  anderes  Verbuin  gebrauchte,  mit  dem  er  dTTQETTt- 
axEgov  verband;  etwa  ßodv  oder  etwas  Aehnliche».  Da- 
gegen würde  sich  nicht  viel  einwendeu  lassen.  Doch  der 
Hr.  \eti,  verfallt  zuerst  auf  öguav;  weil  ihm  diess  aber 
etwas  seltsam  vorkommen  mochte,  beschwichtigt  er  sein 
diplomatisches  Gewissen  und  schreibt  dvoQf^dr.  Er  be- 
ruft sich  auf  das  Homerische  iÖqvvxo  (er  stand  auf), 
welches  in  der  Erzählung  vom  weiteren  ^'erlaufe  de» 
Zankes  vorkommt.  In  dem  Aufstehen,  wo  andere  sitzen, 
kann  allerdings  eine  ÜTlgEnEia  liegen,  obwohl  in  der- 
gleichen Versamiulungeu  wohl  Jeder,  der  von  IMehrcren 
gehört  werden  wollte,  stehend  und  nicht  sit/end  redete. 
Doch  zugegeben,  dass  Dio  in  dem  Aufstehen  überhaupt, 
oder  in  der  Art  des  Aufstehens  etwas  Unanständiges  ge- 
sehen habe:  dennoch  glaubt  Rec.  nicht,  dass  in  dieser 
einfach  prosaischt-n  Rede  das  gespreizte,  vornehm  zier- 
liche ävoguuv  an   seiner   Stelle  sei. 

P.  182,  6.  (XI,  351,  12.)  a'^ws  rct>  Udgiöi  r.d- 


229 


230 


uvovTi  (Sia'tXä^ccav  ai'Tovc,  zai.  tiqo:  qit.iav  zioatav- 
r«;  dneKdstv.  Hier  hat  der  Hr.  Verf.  gewiss  il.is  Ricli- 
tige  gesehen,  wenn  er  7Toodi;avTCs  f<ir  7rp<'t«^rfs  "'"' 
d-Jtsktfoiey  rorsching.  Auf  die  L'nrirlili.{;keit  von  llao/dt 
hat  Geel  zuerst  aufmerksam  gemacht.  Er  schlug  lloiäfi';) 
ror.  Der  Hr.  Verf.  hält  aus  diplomatisrhen  Gründen 
UQtaiiidr]  für  vortüglirher.  Alleiu  es  ist  «loch  »lolil 
sachgemässer,  dass  der  Friedensvertrag  mit  dem  Könige 
and  Hani)(e  der  Familie,  nicht  mit  einem  seiner  Sohne 
ahgesriilossen  wurde;  auch  ist  es  ja  nicht  wahrscheinlich, 
dass  Dio  Lloss  um  der  Abwechselung  willen  den  Hektor 
ngiauiSfji  genannt  hahen  sollte.  Von  ilicser  Stelle,  die 
durch  den  Hrn.  Verf.  wesentlich  gewonnen  hat,  geht  er 
über  zu  p.  50J ,  6.  Orat.  XX.XXI.  p.  IS"),  '29.  „Kec 
ut  pergam  atque  insequar  Inngius,  in  his  leritatem  ex- 
rusare  polest  Kmperius;  ax^äuv  ydo  ut'TOC  ö  OVI^ifiov- 
Koc,  oi'  jiufov  ei'tfijuöraTog  dkkd  v.ui  ujcfiAtuvjTaroi; 
Xai  (iro)  UV  ivrvxijt  dvijo  tvvovc.  Lnterz.  hatte,  nach- 
dem er  oft,  wie  die  früheren  l£rklrirer,  über  die  Stelle 
hinwefrgetesen  ,  ohne  an  dem  Ged.Tnken  Ansfnss  za  neh- 
men, bei  sorgfältigerer  Prüfung  erkannt,  dass  von  einem 
OVufiovkog  hier  nicht  dio  Rede  sein  klinne ,  weiJ  davon 
in  dem  Vorhergehenden  das  Nüthige  gesagt  war.  Auch  an- 
dere Gründe  kamen  hinzu,  die  ihn  für  <lie  Emcndation 
avfißokviv  für  6  ovf^i/juvkoi;  bestimmlen.  Er  verweist 
auf  das  in  jener  Recens.  Gesagte.  In  der  Hauptsache , 
in  dem  Sinne,  stimmt  auch  der  Hr.  Verf.  ünterz.  bei. 
Allein  Unterz.  hat  hier  wirklich  eine  kritische  Sünde 
begangen.  Es  war  ihm  zur  Zeit,  als  er  jene  Recension 
schrieb,  nicht  bekannt,  dass  6  Ol'ftßoko^  in  der  Bedeu- 
tung von  TO  ovfußokui)  vorkommt.  Er  hätte  also-  Ofro; 
OV/jßokog  und  nicht  auch  EvCfijuOTO.TOV  und  v')(fekt- 
uüixUTOV  statt  des  Alasculinunis  ändern  sollen.  Diess 
Latte  [lnterz.,  da  er  zufallig  bal<l  nach  dem  Ahdrucke 
jener  Rec.  auf  diese  For.n  stiess,  sehr  bedauert,  da  die 
Emendation  natürlich  ohne  jene  Aenderung  sehr  viel 
wahrscheinlicher  wird,  denn  es  braucht  nun  bloss  noch 
y.ai  vor  ürut  getilgt  zu  wurden.  Hr.  Dr.  ünger  hat  also 
ganz  Recht,  wenn  er  ihm  eine  levitas,  oder  hier  rich- 
tiger eine  imperitia,  vorwarf,  und  «äre  er  dabei  stehen 
geblieben,  so  wäre  Alles  in  der  Ortlnung.  Allein  Herr 
Dr.  Unger  schreibt  für  die  Worte  dvtjQ  evvoii,  dio 
nichts  Verdächtiges  haben,  UQKTTOt;  oluivo^.  Der  Ge- 
danke gewinnt  hier  vrahrlich  nicht  durch  die  Znsammen- 
stellung von  zwei  gleichartigen  Begriffen,  wie  ovfißokog 
ond  Oliovog.  Auch  scheint  der  Hr.  Verf.  die  grosse 
UnWahrscheinlichkeit  dieser  Aenderung  selbst  gefühlt  zu 
haben.  Er  beschwichtigt  desshalb  sein  kritisches  Ge- 
wissen mit  einer  grammatischen  Behauptung.  Er  sagt 
ox^^ov  yag  ovrog  [6]  oij[.(ßokoi;  oi<  uövov  ei'Cfijf^iö- 
xaxo^  dkku.  xai  ojcfekiiiuiraTo^  ozaj  dv  eiTvxf]i 
dvrtO  evvOVi  sei  ungriechisch.  Es  müsse  beissen  o  £1'- 
V0V(;  dvr^Q.  Meint  der  Hr.  Verf.  wirklich,  dass  das  liin- 
weisende  Demonstrativ  sich  nicht  auch  anf  unbestimmte 
Substantivbegrifl'e  beziehea  könne?  So  gewiss  richtig  istr 
dvi^Q  süvovg  evcfijfJÖTaToq  oi'^tßokoq  sozcv,  so  gewiss 
ist  auch  richtig:  ooToq  ai\ußokoQ  SLXftjfAÖraToi;  ioTiv 
avi]Q  evvovg,  and  in  einem  anderen  Zusammenhange 
selbst  OL'Tog  6  (TVj.ißokoQ.  Hier  würde  ö  fi'J'OOi;  dvtjo 
iwur    nicht    grammatisch    fal»cli  »ein;   aber    }«<lc'ufalU   i»t 


das  abstracte  ü  twovQ,  dv)JQ  weniger  angemessen,  da 
Dio  auch  in  dem  Vorhergehenden  der  Concreta  sich  be- 
dient hat.  Die  Grammatik  »ollen  wir  also  aus  dem 
Spiele  lassen.  Was  gewinnt  aber  der  Hr.  Verf.  durch 
diese  unwahrscheinliche  Aenderung?  Er  rettet  das  y.ai 
vor  UT(i) ,  welches  aus  dem  vorhergehenden  i,"  so  leicht 
entstehen  konnte  ,  wie  er  selbst  zugibt.  Und  der  Gewinn 
ist  hier  noch  ein  sehr  problematischer.  Denn  warum 
soll  das  uTii)  dv  tvTV-p^  ""•■  ^"  •'«"m  zv»eiten  Theile  , 
d.QiaxoQ,  ot'uJVOQ  gezogen  werden  ,  da  es  mit  gleichem 
Rechte  auch  zu  dem  ersten  gehört?  Möge  also  der  Hr. 
Verf.  nicht  in  denselben  Fehler  verfallen,  den  er,  hier 
mit  Recht,  an  Unterz.  gerügt  hat,  mehr  zu  ändern,  aU 
der   Gedanke   nothwendig   crfortlert. 

P.  204,  b.  Orat.  XII,  p.  319,  16-  heisst  es  von  den 
Epikureern  yvva/y.siav  tiJj  OVTt  9edv  noornuooi  y.ur 
i}£lja:rSL>ovat  y.vfißdkuii  Tialv  i)  ^öcpotq  (Cod.  Meenn. 
/}  dipöcfoig)  xai  ai'koii  vno  «txJto;  aikavuivoi^. 
Vorausgesetzt ,  dass  der  .Sinn  ,  den  sowohl  Hr.  Geel,  al» 
der  Hr.  Verf.  in  diesen  Worten  suchen^  der  richtige  ist, 
hält  Unterz.  Geel's  Emendation  eülp(J(fOt;,  obwohl  dies* 
Wort  sich  nicht  in  den  Lexicis  findet,  für  viel  wahr- 
scheinlicher, als  des  Hrn.  Verf.  si'i'a  ifioCfOfOl.  Das 
gehört  nicht  in  eine  prosaische  Rede;  und  dass  Dio  hier 
ein  Dichterfragment  angezogen  haben  sollte  ,  machen  die 
Unigebungen  ilieser  Worte  sehr  wahrscheinlich,  evlpu- 
(fOlc,  ist  richtig  gebildet,  und  Unterz.  selbst  ist  es  be- 
gegnet, dass  er  Plut.  Pericl.  c.  t.'i.  das  Wort  üvi-yy./l- 
ro5  für  dviyyXlTTOi  emendirte,  ohne  dass  jenes  in  irgend 
einem  der  ihm  zugänglichen  Lexica  stand,  und  gerade 
diese  Vermuthung  ist  durch  eine  später  verglichene  Hand- 
schrift be.etätigt  worden.  Die  angeführte  Stelle  gibt  dem 
Hrn.  Verf.  Gelegenheit,  einen  grossen  Reichthum  von 
Citaten  hervorzulangen ;  darunter  einige  Emendationsvor- 
achläge,   die   wir   hier   übergehen  müssen. 

Er  kommt  p.  XIV  mit  folgenden  Worten  auf  Dio 
zurück.  Verum  nullam  U'Stjuam  dsav  majore  miracutn 
spectavi,  quam  illam,  quam  in  Dionis  Orat.  XI,  p.  101,  a. 
Reisk.  p.  366,  24.  edere  instituit  Emperius.  xat  ji  ölt 
■vdvdQiOTtsia  kiyciv ,  unov  tov  utv  Oöijuvuv  TTfi- 
!^ovai  y.at  Tokijcuai  ktystv  (Geel  jokfuooi  ki'yeiv  xai 
nddovat)  oJ?  exxfiij^svca  i'ud  toö  Rodvov  rov 
Kqövov  Ö£  vjtö  Toii  zitoq-  Tov  yo.Q  ■koiuiou  x«ra- 
kaßuvTog  ,  (iiOTiSQ  ei'ajSte ,  druTiov  cu  fiij  TTSiadfjvui 
eit.  Der  Sinn  ist:  „Wenn  Jemand  eine  Behauptung  atif- 
slelU,  so  stimmt  ihm  die  leichtgläubige  Menge  bei.  ' 
Dem  Unterz.  waren  die  Worte  vJOTreio  ei'ujdev  verdäeh- 
tig,  weil  in  dem  Vorhergehenden  das  eben  Angeführte 
als  Regel  hingestellt  ist,  hier  also,  wo  das  Resultat  der 
ganzen  vorher  geführten  Untersuchung  kurz  zusammen- 
gefassi  wird  ,  der  Zusata  ujOTKQ  ewj^iV  niüssig  und  die 
Argumentation  unnöthiger  Weise  beschränkend  erscheinen 
mU3s.  Diess  hat  auch  der  Hr.  ^'crf,  gefühlt,  und  ojaTTlo 
eotxev  dafür  vorgeschlagen.  Diess  Ist  aber  (au«h  wenn 
man  t/J;  io/y.li;  wie  es  doch  wohl  heissen  miisste,  schreibt) 
eben  so  übernüssig.  UiitiTz.  suchte  diesen  Uebelstand 
dadurch  zu  heben,  dass  er  o'jontQ  ciuji^er  in  ui07ie(>  il 
dtav  änderte.  Nimmt  man  an,  dass  etwa  das  «  in  ^eav 
irgendwie  ausgefallen,  so  war  es  fast  unvermeidlich,  das« 


■J.^l 


eiii  narlifnlgriiilpr  Schrpilier  oder  ein  iiaclilirffseriiilrr  Lcäpt 
«iie  SxUiPii  (DOllo  ei  ihl>  —  V)OTt£i>  fi'ujxllv  er};;iiiz(e. 
Hier  Ir-it  also  «Irr  L'iit«rii.  die  Di|)Iuiiiatik  auf  .sciiiir  Srito. 
Seiirii  wir  min  «leii  Sinn.  Wio  es  Uii(;eli(iri(;  ist,  Jciii.in- 
<loii  von  srinoui  Platze  im  Sriiauspiele ,  ilen  er  ciiriiial 
cin^enoninieii  »ilcr  lieiejrt  hat,  zu  lerilrfinj^en  ,  su  (;ilt  es 
(eben  liei  <lem  grossen  llanfeii)  fiir  nnffeliörig,  einer  rtlei- 
nnn<^  oiler  Belianplungf,  die  Jemand  einmal  ausgespiuelien, 
nirlit  l>eiz(i[iilii'li(en.  Wer  nirlit  Iteipfliilitef,  terdrängt 
ja  fi'ir  sein  Tlieil  den  ,  der  <lie  lieliauptung  unter  die 
Lente  gebraelil ,  lon  seinein  Platze.  Ist  dabei  ein  IMira- 
kel  ?  Im  <liess  Universum  falsuni  et  a  Dinnis  prnpositu 
alienum  <juani  <ji<nd  maxinie:  cjiiod  euntmenfuui  inodestis- 
■iu)us  qiiis({ue  at(|ue  rererentissinius  silc-ntiu,  mux  nbli- 
vione  transmiltat?  —  Der  Ilr.  Verf.  traclitote  also  nicht 
nach  diesem  Ruhme.  —  Doch  der  Ilr.  ^'erf.  bringt  Be- 
weise. Zuerst  sollen  dagegen  die  vorhergehenden  Worte 
rov  Sy.l(J'T)jv  }m%ov  —  ^iijöenuiTton  yeföjiCvov  spre- 
chen. (Ein  Gedächtnissfehler  des  Dio,  wie  es  scheint, 
für  llliuvcirin"  s.  Thnc.  I,  20.).  Warum?  versteht 
llntcrz.  Dicht.  Hier  ist,  wenigstens  nach  der  gemeinen 
Ansicht,  Herodot  der  tiuujto^  y.aiuXafjUJV ,  di-r  von 
einem  \6~j[OC,  llnava.Tl'-;  redete;  der  arOTtug  Thukydi- 
des.  —  Aber  das  zweite  Argument.  Das  fii^:  nsioSrjvat 
axi  passt  nicht  zu  dem  izQuiTOV  y.azaKu^övTOi.  Aller- 
dings, wenn  es  nothivendig  heissen  musste  ,, nicht  mehr 
glauben."  Allein  je  nachdem  man  das  £zt  innerlialb  oder 
ausserhalb  des  Bereiches  der  Negation  stellt,  bedeutet 
es  auch  „noch,  fernerhin  nicht  glauben,  im  Unglauben 
verharren",  und  dagegen  ist  die  Wortstellung  nicht.  Diess 
gibt  schon  einen  erträglichen,  aber  zu  beschränkten  Sinn. 
Doch  im  Cod.  Meerm.  steht  eori  für  tzt.  üiess  räumt 
jene  Schwierigkeit  hinweg,  doch  hält  Unterz.  auch  das, 
der  Wortstellung  wegen,  nicht  für  das  Wahre,  sondern 
t/.  Denn  da  hier  die  Handschriften  von  einander  ab- 
weichen, ist  es  einer  besonnenen  Kritik  gemäss,  darin 
die   Corruptel   zu   suchen. 

Die  Maassregeln  des  Hrn.  Verf.  sind  folgende.  Er 
halt  in  für  richtig;  foj  Tte/o&ijvai  für  verdorben.  Er 
erinnert,  dass  (i  und  fit  zuweilen  in  den  Hanilschriften 
vertauscht  sind.  So  gelangt  er  zu  ßij.  Das  ;;  bleibt 
irgendwo;  ß  aber  ist  zz^  öcvt£()OV  ,  und  so  emendirt  er 
denn  aroTtov  tu  dsvrepov  netrritrji/ai.  in.  Also  es 
wird  das  unsichere  tri  gerettet;  aus  u}]  wird  ScvxeQOV, 
obwohl  iHj  -rrdoi^i'Va/ ,  da  hier  vom  Glauben  und  Un- 
glauben die  Rede  ist,  unverdächtig  erscheint,  endlich 
wird  vloTlSQ  io/xsv  aus  coa'jzeg  fiui9ev  ohne  Gewinn 
für   den   Gedanken.  ^ 

P.  20fi,  d.  Orat  XII,  395,  .3Q.  /iT£  oxtayQa<fiia 
fxäka  ö.aihvEi  Y.UI  dTTO.TifkTJ  Tigoc  öil'iv,  xgoif^idTUiV 
fiit;ei  xa.i  '/QO-n^fj^  o^rn  ox^^ov  to  äx^ißtarurov 
TfeQI/iO./jßctvouo7^.  —  ax/ayoacfiU  hat  bekanntlich  eine 
doppelte  Bedeutung;  es  bezeichnet  entweder  einen  Schat- 
tenriss,  oder  die  des  Lichtes  und  Schattens  zugleich  mit 
der  Färbung  sich  bedienende  Kunst,  die  eine  vollständige 
Sinnentäuschnng  zu  Wege  bringt.  Dass  diese  hier  ge- 
meint ist,  erhellt  aus  dem  Zusammenhange,  mau  uiQsste 
■onit,  wie  Hr.  Dr.  Kajser  gemeint  hat,  eine  Lücke  an- 
nehmen. Es  schien  nun  Unterz.  ein  Widerspruch  in 
dodevvi  und  dnair't.oi  IXQOC    iiipiv    zu    liegen.     Denn 


da  Dio  von  der  vetsrliiedenen  ISa<haliniung>-f;i!iigkiit  der 
Künste  redet,  so  wurde  noi^tvijz  in  diesem  Zusainmen- 
hatigo  nur  einen  Mangel  jener  Fähigkeit  bezeirhncn  kör- 
nen. Das  aber  widerspricht  dem  dna.TIl}  OC,  ^oiiQ  (jll):v. 
Jeder  wird,  da  das  Gegentheil  von  Hodtvr,^  erforderlich 
ist,  zunächst  an  tt'urdavijz  denken  ,  nnd  so  war  es  auch 
dem  Unterz.  ergangen.  .Allein  er  gab  diess  wieder  .nuf, 
weil  ihm  die  Verbindung  der  Begriffe  inissliel.  Buido 
sind  bildliche  Ausdrucke;  allein  dieselbe  IVarliahmung-- 
fähigkeit  zugleich  als  eine  Ulacht  und  eine  Täuschung 
zu  bezeichnen,  beleidigt  ein  feineres  Gefühl  für  ilas  An- 
gemessene, weil  wir  List  und  Schwäche  jjepaart  zu  den- 
ken gertohnt  sind.  Unterz.  schlug  desshalb' fJr^fXC/' vor, 
doch  deutlich  genug  seinen  Zweifel  ausilrückend.  Hören 
wir  nun  den  Hrn.  Verf.  ,, locus  ad  disceptaiidiiin  facilli- 
mus" ,  und  vom  Unterz.  ,,propter  parvae  et  vnigatissimae 
rei  ignoratinnem  ruit  in  emendaiido."  Er  schlägt  dann 
ei'OdiVTfi^  vor.  Irrte  hier  Unter/.,  so  irrte  er  weniger 
aus  Unbedacht,  als  aus  übertriebener  ßedachtsainkeit. 
Um  £va9ti'lj'<;  zu  rechtfertigen,  führt  er  verschiedene 
Stelleu  griech.  Schriftsteller  an,  in  denen  zwar  das  Wort 
SÜoderiji  nicht  vorkommt,  die  aber  einen  ähnlichen  Sinn 
haben,  wie  das  vorliegende.  Ferner  beruft  er  sich  auf 
das  bei  Plin.  nnd  Fronto  vorkommende  validiis  color  nnd 
fortis  color.  Zugegeben,  dass  die  Griechen  ihr  e.t;a<}c- 
vr^g  so  gebraucht  haben,  wie  die  Roitier  validus  und  for- 
tis in  Bezug  auf  Farbe,  so  würde  gerade  diess  ein  Be- 
weis sein,  dass  evo&£vtig  nicht  von  Uio  geschrieben  ward. 
Denn  jene  Ausdrücke  sind  techniscfi  zur  Bezeichnung 
eines  bestimmten  Colorits  ;  hier  aber  ist  von  der  Malerei 
überliaupt  die  Rede.  —  An  diese  Auseinandersetzung  des 
Hrn.  Verf.  schliessen  sich  viele  Stellen  anderer  Autoren 
(p.  XVI  und  XVII),  in  denen  iv  und  a  verwechselt 
sind  ,  Oller  die  der  Hr.  Verf.  auf  dieselbe  Basis  eniendirf. 
P.  XVII  kommt  er  wieder  auf  Dio  p.  201,  b.  Orat. 
XU,  384,  15.  Die  üeberzeuguiig  von  der  Existenz  der 
Götter,  heisst  es  hier,  kommt  in  die  Seele  der  Menschen 
xara  Cfvatv  ävtv  ^vijtoP  ötöaoy.akoo  xai  uvoraya)- 
yoi! ,  x^iQ'i  dltÜTV^  V.al  Xaoä^.  Das  letzte,  offenbar 
corrumpirte  Wort  hat  sehr  verschiedene  Emendatinns- 
versuehe  über  sich  ergehen  lassen  müssen.  Unterz.  hat 
in  einem  Briefe  an  Hrn.  Geel ,  der  in  diesen  Blättern 
abgedruckt  ist,  vergl.  diesen  Jahrg.  Mon.  Jan.  p.  91.9'-. 
seine  jetzige  Meinung  über  die  Stelle  ausgesprochen.  Er 
bemerkt  also  hier  nur,  dass  der  Hr.  Verf.  auf  yorjTsUeQ 
oder  ayt'prfi«;  verfiel;  dem  Sinne  nach  nicht  unpassend; 
allein  die  diplomatische  Rechtfertigung  erinnert  lebhaft 
an  den  modus  procedendi ,  durch  den  man  von  dXvjTCri^ 
zu  Fuchs  gelangt. 

Die  folgenden  Blätter  füllen  mit  grossem  Fleisse  ans 
wenig  gelesenen  Autoren  zusammengetragene  Collectaneea 
über  mythologische  Gegenstände,  die  nur  in  einen  äus- 
seren Zusammenhang  gebracht  sind.  P.  XXVI  kommt 
der  Hr.  Verf.  noch  einmal  auf  den  Dio  zurück.  Es 
wird  eine  Betrügerei  der  Buchhändler  erwähnt  (p.  272,  b. 
Orat.  XXI,  p.  bOb,  20.},  welche  ihre  Ms.,  um  ihnen  das 
Ansehen  Avs  Alters  zu  geben,  f/^  atiov  y.uSisao.v-  Herr 
Geel  hatte  eiQ  aiguv  vorgeschlagen.  Der  Hr.  Verf.  ver- 
fiel auf  C,i)dov.  Diess  ist  sehr  plausibel.  Bestimmte  Zeug- 
nisse darüber  werden  sich  schwerlich  auffinden  lassen. 


233 


234 


Die   letzten   Seiten   des  Prugrainaios  sind   dcui   Eiiripi- 
dei  i;e«vi(lmet ,  Bacch.  v,  379. 

iy.oifxav  -kotI  tav  KvJioov 
väoov  rag  '^(fooöizag, 
i'va  dsk^i(pQOiieg  v^iov 
■  \rai  i^varolaiv 'Equitsi;- 
näcfov  d'  dv  exaToarouoe 
ßaoßaQOv  nora^ov  ^oae 
*        nu^m^ovotv  dvo[.ißQOi- 
^ütTTOv  y.akXiOTSvofxeva 
lltspia  fiovasiog  eö^a 
ae^va  xkiTvg  OXvfzTtov, 
axeia  äye  fxe,  Bqö^is,  Bpdfite, 
npoßay.xni'e  daiuov 
ey.£i  x^giiBi-,  ix£i  öe  ■nodog- 
ixei  de  Bdy.xmcn  diuti;  ögyiäQeiv. 
Der   Hr.   Verf.   leitet  seine  Bemerkungen   zu  dieser  Stelle 
mit  folgenden   Worten   ein:    ,,De    quo    carmine    reputang, 
qoae    dorti    honiines   expronipserunt    aut   enarraiiilo,    ijuav 
libris   prodita  snnt,   nut  conjectando   res    retustate   nlinitas, 
nescio   an    nusquain    alibi,    ijui    explicandis    teterum    uiouu- 
nientis     operain     dant ,     in    »iinili    pravitate     versati     et    ad 
tantani    opinionuui    perrersitateni     cum     gravibns     ctiani    in 
auctorem   contuDieliis   prolapsi   sint."     Diese   Sprache   kann 
auf  den   ersten   Blick  anniaassend   erscheinen;   bei  näherer 
BetraclitUDjj  Jedoch    zeigt  sich   eine    libertriebenp  Beschei- 
<lenheit.     Denn  jenCr   harte   Tadel    früherer   Erklärer  hat 
nur  dann   eiuen  Sinn,   wenn   es  hier  leicht  war,   das  Rich- 
tige  zu  sehen.      Ist    nun    diess    dem    Hrn.    Verf.,    wie    er 
zu    glauben   scheint,   gelungen,    so    hat  er    nur    einen   ge- 
ringen  Ruhm   sich   terdirnt.   —   Der  Hauptinhalt   tun   des 
Hrn.    Verf.    Auseinandersetzung   ist   folgender:    „Alles   vom 
Kunp.    in    den    angeführten   Versen   Gesagte   bezieht  sich 
auf  Cjprus.     Für  ßaoßapov  ist  Sütouxov    (naeh  !Non- 
nns   ein    Fluss   der  Landschaft   lon   Paphos)    zu    schreiben. 
Auch   der   Olynipos    ist   einer    der   zwei   k^prischeii   Berge 
dieses    Aiauiens."    —    Alan   erwartet  Aufschlüsse    über   t/.a- 
tuoiuuuc   und   ö.vuußool ;    man   erwartet    einen   annehm- 
lichen  Beweis    für    die    Statthaftigkeit    de»    Ili£QUt   uuv- 
Ocioc    idua    auf    kyprische    LocalitSten    bezogen.      Allein 
Hr.   Dr.    tf.    sagt    bloss    iy.aOTUUTUuoL    lasse    sich   leicht 
lind    evident    emendireo;    doch    bedürfe    die    Sache    einer 
ueitläuftigen   Auseinandersetzung,    wozu    es    ihm  jetzt  an 
Zeit   gebreche.       Uiiterz.    glaubt,    das«,    wenn    dem    Hrn. 
Verf.   «las   Wahre    bekannt    war,    ein    paar    Worte    genügt 
hätten;    denn    nicht   die    Wahrheit,   sondern    die    Lüge    be- 
darf   der    (jnisrhweife.      Da    Hr.   Dr.    ü.    nicht    Zeit    und 
Platz   finden    konnte,    seine   Ansicht   über  alle   Srhnierig- 
keiten   der  Stelle   niitzntheilen,   so  wäre   es   zweckmässiger 
gewesen,   dieses  Bruchstück   noch  zurück  zu  halten.     Denn 
III    dieser    Untersuchung    hangt    Alles    genau     zusammen, 
und   ist   nicht    .4lles   erklärt,     so    ist   Nichts    erklärt.      Rec. 
vermuthet  aber,   dass  der   Hr.    Verf.    nicht  auf  dem   rech- 
ten   Wege    ist. 

Nun  des  Unterz.  Endurtheil.  Man  sieht  theils  ans 
«len  Paradoxa  Thebana,  tlieils  aus  dieser  Schrift,  dass 
der  Hr.  Verf.  mit  bcwunderuugs.«nrdigem  Fleisse  eine 
grosse  Anzahl  -an  Schriftstellern  gelesen  hat.  Diess  ist 
auch  für  den  Kritiker  ein  grosser  Vorthell.  Es  steht 
einem  solchen  ein  Keichthum  von  Gedanken  und  Worten 
Ztitichr.  )'.  ct.  Atlevlhumsw. 


zu  Gebote,  der  ihm  oft  aus  der  Verlegenheit  helfen 
wird.  Allein  dazu  mnss  noch  ein  Zweites  kommen,  ein 
Versenken  in  die  Eigenthünilichkeit  des  Schriftstellers, 
ao  dem  die  Kritik  gehandhabi  werden  soll.  Diess  kann 
»on  dem  Hrn.  Verf.  billigerweise  noch  nicht  verlangt  wer- 
den ,  da  es  unmüglich  ist,  so  viel  zu  lesen  und  doch  das 
Einzelne  wiederholt  nnd  gründlich  zu  lesen.  Diese  Sorg- 
falt möge  der  Hr.  Verf.  dem  Dio  zuwenden.  Dio  gleicht 
einer  Festung,  die  einer  langen  Belagerung  bedarf;  man 
mussessich  nicht  verdriessen lassen, die  Aussenwerke  zu  neh- 
men, zu  dämmen  und  zu  schanzen,  auch  manchen  Fehlschiisg, 
manchen  Schuss  ohne  sichtbare  Wirkung  zu  thun.  IVlit 
Sturm  und  Escalade  sind  wohl  vereinzelte  Erfolge  zu  er- 
langen ;  meist  aber  werden  die  Stürmenden  mit  blutigen 
Köpfen  heimziehen.  Will  also  der  Hr.  Verf.  den  Be- 
lagernden sich  anschliessen,  so  sei  er  willkommen;  denn 
hier  ist  Rann)  .  für  viele.  Doch  hat  der  Unterz.  noch 
eine  sehr  dringende  Bitte.  Der  Hr.  Verf.  möge  sich  vor 
allen   unnützen   Cltaten   in   Zukunft  hüten. 

A.  Emperiu». 


22.    ]>foch  einmal   über  Horat.  Satir.  I.  6.  74  (gg. 

Freundliche  Antwort  an  Herrn   Prof.  Dr.  Obbarms 

in  Rudolstadt. 

Wenn  ich,  hochgeehrtester  Herr,  so  spät  auf  Ihren 
ollenen  Brief  antworte  ,  mit  welchem  Sie  im  vorjährigen 
JVIaihpfte  dieser  Zeitschrift  meine  Erklärung  der  obigen 
Stelle  bestritten  haben ,  so  wollen  Sie  dieses  eben  so 
»lenig  einer  Gleichgültigkeit  oder  Verstimmung  gegen 
Ihren  Widerspruch  als  einer  Aenderung  meiner  Ansicht, 
sondern  lediglich  den  inanichfarheii  Störungen  zuschreiben, 
die  nach  einem  mühevollen  Jahre  mich  erst  jetzt  so  viel 
Zeit  gewinnen  lassen,  um  die  briefliche  Unterhaltung  mit 
Ihnen  auf  diesem  von  Ihnen  selbst  gewählten  Wege  fort- 
zusetzen und  unseren  Streit  vor  dem  coropetentesten  Tri- 
bunale, dem  Publicum  dieser  Blätter,  auszufechten.  Sie 
haben  Ihre  Entgegnung  auf  eine  so  humane  nnd  für  mich 
ehrenvolle  Art  eingeleitet,  dass  ich  fast  mehr  Ursache 
habe,  Ihnen  für  Ihren  Angrifi  zu  danken,  als  meinem 
verehrten  Freunde  Herrn  Orelli  für  seine  Beistimmung, 
deren  Kürze  gerade  unser  früheres  Missverstflndniss  ver- 
anlasst hatte ;  und  was  den  Gegenstand  selbst  betrifft,  so 
haben  Sie  diesen  jedenfalls  mit  ganz  anderer  Schärfe  und 
Gründlichkeit  iii's  Auge  gefasst,  als  Herr  Jahn,  der  in 
seinen  Jahrbüchern  B.  XXVII,  S.  441  ff-  seinen  Lesern 
erzählt ,  ich  halte  den  Vers  laeoo  suapensi  loculos  taiu- 
lamqiie  lacertu  für  unärht,  weil  er  nur  meine  Zweifels-, 
nicht  aber  die  Entscheiduiigsgründe  gelesen  hat,  mit  wel- 
chen ich  denselben  zuict/t  gleich» olil  und  zwar,  wie 
ich  glaube,  auf  eine  noch  viel  eiudriiigcndere  Art  als  er 
selbst  gerechtfertigt  habe!  Diesen  Herrn  habe  ich  dess- 
halb  ersuchen  müssen,  meine  Arbeiten  inskünftigc  lieber 
gar  nicht,  als  mit  solcher  Nachlässigkeit  uiiil  Entstellung 
anzuzeigen;  Ihrem  ürfheile  aber  werde  ich  stets  mit  Ver- 
gnügen entgegensehen,  weil  ich  dabei  immer  etwas  tu 
lernen  hofl'en  darf,  auch  wenn  ich  demselben  wie  in 
gegenwärtigem  Falle  fortwährend  in  der  Hauptsache  nicht 
beipflichten    kann.       Um    nämlich     die     ganze    Streitfrage 


235 


236 


iiorli  piiimal  melliuiliscli  ton  lorii  zu  bcirachioii,  erlauben 
Sie  mir,  was  iiiilil  immer  in  riclitiger  Orcinunjj  (ji-sche- 
iicn  ist,  <lio  ;;ramniutiscke,  exc);otisclie  uiiil  niitiijuarisclie 
Seite  iler^elben,  jeile  besonders  iia<  li  eiiiaiiiler  zu  betracli- 
ten  und  nach  dem  Grundsatze  zu  verfaliren ,  dass,  die 
Intejfritat  einer  Stelle  vorausgesetzt,  eine  spraclilirli  un- 
mögliche /Vuslejfunjf  »on  vorn  lierein  zuriickzuweisen,  ron 
zirei  gicicb  müglicbcn  aber  nicht  wie  in  der  Kritik  lüu 
schtverere,  sondern  die  leichtere  und  einfachere  >orzu- 
zielien  sei ,  in  sofern  sich  iveder  in  dem  Zusammenhange 
und  den  uns  bekannten  Ansichten  des  Srhriflstellers,  noch 
in  den  Sitten  und  Umstünden  der  Zeit  et»as  finde,  ivaa 
ihr  entgegenstehe  oder  eine  andere  an  sich  minder  ge- 
läulii^e  zu  wählen  zirioge.  Hier  glaube  ich  nuu  znrör- 
ilerst  auf  Ihre  volle  üebereinstimuiung  als  gelehrter  Schul- 
mann rechneu  zu  dürfen,  wenn  ich  alle  diejenigen  Er- 
klärungen an>scheide  ,  in  tvelchen  octunae  Idus  auf  den 
achttägigen  Zwischenraum  zwischen  den  \onen  unil  Iden 
bezogen  und  dadurch  dem  Distributirnm  eine  Bedeutung 
beigelegt  wird,  welche  es  in  der  lateinischen  Sprache 
nie  gehabt  hat,  noch  seiner  Natur  nach  haben  kann, 
Oder  soll,  weil  Idus  ein  Tag  ist,  der  zufälligerweise 
»on  einem  andern  um  acht  Tage  entfernt  liegt,  octonis 
Idil/us  so  viel  sein  können  als  octonis  diebus  inter  Nonas 
et  Idus  interpositis  ^  Hr.  Jahn  sagt  zwar  S.  444-,  es 
brauche  dieses  nicht  erwiesen  zu  werden;  aber  so  gross 
auch  seine  Auctorität  in  Sachen  der  lateinischen  Dich- 
tersprache sein  mag,  so  kann  ich  dieselbe  doch  in  die- 
sem Falle  nicht  ohne  Beweis  anerkennen,  und  würde, 
wenn  Obiges  der  Sinn  der  Stelle  sein  niüsste,  weit  lie- 
ber octavis  Jdibus  emendiren,  als  es  mir  gefallen  lassen, 
dass  ein  einzelner  Tag  als  solcher  mit  einem  Beiwerke 
vorsehe«  werde,  welches  seiner  Bestimmung  nach  stets 
eine  IMehrzahl  bedeutet  und  bedeuten  niuss.  Dazu  sind 
wir  jedoch  glücklicherweise  auf  keinen  Fall  genülhiatt; 
Sie  selbst  haben  in  den  IVeiien  Jahrbüchern  B.  XXVIII, 
S.  24Ö  eingeräumt,  dass  aucli  diejenige  Erklärungsweise, 
welche  Sie  mit  Um.  Jahn  vorziehen,  octonis  Idibus  mit 
Schmid  zu  Hör,  Epist.  11,  S.  303  eben  sowohl  anfacht 
iVlouatsidus  des  Jahres  zu  beziehen  erlaubte;  und  es  han- 
delt sich  also  nur  darum,  ob  jene  Formel  als  Dativ  oder 
Ablativ  zu  nehmen,  und  da  dieses  wenigstens  in  sprachlicher 
Hinsicht  gleich  möglich  ist,  ob  aera  referre  mit  Ihnen 
auf  die  ßerechnun<;  monatlicher  Zinsen  oder  mit  mir  auf 
die  Entrichtung  des  monatlichen  Schulgeldes  für  das 
.Schuljahr  von  acht  lllonateu  zu  deuten  sei.  Dass  auch 
hier  meiner  Ansicht  in  sprachlicher  Hinsicht  Nichts  im 
Wege  stehe,  geben  Sie  gleichfalls  zu  und  dürfte  auch 
schwer  in  Abrede  zu  stellen  sein;  aera  für  Schulgeld 
steht  mit  deutlichen  Worten  bei  Juienal.  VII.  217,  und 
»1  ie  (las  Prähxum  in  referre  die  Entrichtung  eines  scAk/- 
dii^en  Betrags  anzeige,  glaube  ich  in  meiner  Abhandlung 
p.  2li  dergestalt  bewiesen  zu  haben  ,  dass  auch  Sie  für 
ihre  Erklärung  nur  den  passenderen  Zusammoubang  an- 
führen. .Aber  wie  steht  es  mit  dieser  zuvörderst  in  sprach- 
licher Hinsicht?  Sic  sagen  zwar,  man  müsse  in  Fällen 
dieser  Art,  wo  ein  Ausilrurk  gleichsam  auf  der  Spitze 
siehe,  nicht  ängstlich  genaue  Nachweisung  erwarten ;  wer 
iiöthigt  ans  aber,  ihn  auf  eine  solche  Spit/,e  zu  treiben, 
vo  uns  die  Nachweisuiigcn  ausgehend    in    allen  Stellen, 


welche  Hr.  Wiss,  auf  den  Sie  sich  berufen,  «juaestt. 
Hör.  IIb,  I,  p.  '.)  anführt,  hat  referre  stets  itt  mit  Acc. 
oder  Abi,  bei  sich  ,  nur  die  Formel  acceplum  referre 
ausgenommen,  die  aber  selbst  wieder  Nichts  beweist,  da 
sie  diich  immer  ein  Objecfsprädicat  enthält  und  ausser- 
dem Ml  den  eiiifai  heu  Begrid'  verdanken  übergegangen 
ist,  iler  zuletzt  meiner  Erklärung  näher  steht,  als  der 
Ihrigen;  sonst  aber  lieisst  es  nur  rejerre  in  coiitmentarium 
(Cic.  ad  Atf,  VII.  3-),  in  libellum  (Philipp.  1,  8.)  u.  s.  w. 
und  ebenso  muss  ad  Fam,  V,  2U,  interpnngirt  werden: 
ex  qua  reliquum,  quod  erat,  in  rationibus  retaÜ,  wie 
Nat,  Deor.  J,  12.  in  deorum  numero  und  vielleicht  auch 
pro  Rose,  com.  3.  in  codice  accejiti  et  expensi  relatum, 
vergl.  Guerenz  ad  Fiii.  V.  3't.,  Hand  ad  Wopkens  lectt. 
Tnll.  p.  3UI  und  Tursellin.  111,  p.  29'.),  Reisig  latein. 
Sprachwiss.  S,  726,  auch  Beier  ad  Lael,  p.  (jS  und  Sol- 
dan ad  Dejot.  p.  139.  Wollte  ich  aber  auch  einräumen, 
dass  dieses  Fehlende  in  unserer  -Stelle  supplirt  »erden 
könne,  so  würden  wir  jedenfalls  so  viel  festhalten  müs- 
sen, dass  die  Bedeutung  lediglich  <lie  eines  Eintragens, 
Einregistrirens,  Oller,  »ie  unsere  Kanfleute  sagen,  Buchen» 
sein  würde,  nicht  die  einer  Rechnung,  eines  computare 
oder  rationes  subducere,  »ie  Sie  es  mit  Hrn.  Jahn  neh- 
men, und  wenn  auch  Hr.  Wiss  sagt:  hac  vero  re  illius 
discipliniie  ratio  et  ßnis  notutur ,  qua  pueri  in  ludo 
usuras  Idibus  solvendas  consig?iare  adeoque  quod 
huic  labori  nexum  est  computare  discebant ,  so 
kann  man  doch  Zinsen  nicht  eher  in's  Buch  tragen,  als 
bis  sie  eingegangen  sind,  während  die  Berechnung  einem 
früheren  Zeitpuncte  angehört,  so  dass  eine  sehr  starke 
31eton>mie  oder  vielmehr  ein  nahres  Hjsteronproteron 
herauskäuie,  wenn  das  Verbum ,  welches  das  Erstere 
ausdrückt,  mitten  in  tier  Construction  ohne  AVeifcrcs  für 
das  Letztere  stehen  sollte.  Ja  selbst  daran  nage  ich  bis  zu 
besserer  Belehrung  noch  zu  zweifeln,  ob  aera  so  ohne 
Weiteres  Zinsen  bedeuten  könne,  insofern  nicht  der 
übrige  Zusammenhang  mit  Nnthwend  gkeit  darauf  leitet, 
und  glaube  nicht,  dass  mir  dieses  ohne  einen  Cirkelbe- 
weis  dargcthan  werden  könne.  Die  einzige  Stelle  mei- 
nes Wissens,  die  sich  mit  einigem  Scheine  für  jene  Be- 
deutung beibringen  liesse,  iot  die  von  mir  selbst  p.  8  i" 
anderer  Beziehung  angeführte  aus  Plauti  Trucul.  I.  1,  52: 
tibi  aera  perscribantur  usuraria;  gesetzt  aber  auch  die- 
ses heisse  dort  wirklich  Zinsengeld,  so  läge  doch  der 
Begriff  der  Zinsen  vielmehr  in  dem  Adjectiv,  als  in  dem 
Substautiv  ,  auf  welches  er  eben  »o  wenig  selbstver- 
standen übergetragen  werden  kann ,  als  z.  B.  quaestus 
das  Geschäft  eines  Kerkermeisters  oder  Sclavenhänillers 
zu  bezeichnen  hinreicht,  weil  Plautus  Capt.  1.  2.  2(i- 
facere  quaestum  carcerarium  sagt.  Denn  zunächst  ist 
aera  nur  dichterischer  Ausdruck  für  pecunia  und  aera 
usuraria  folglich  Nichts  weiter,  als  pecunia  usuraria^ 
finden  wir  nun  aber  gar,  dass  dieser  .Ausdruck  selbst 
nicht  einmal  die  Zinsen,  sondern  vielmehr  das  zinstra- 
gende Capital ,  pecuniam  feneri  collocatam  bezeichnet , 
worüber  es  genügt,  auf  Forcellini  zu  verweisen,  so  wird 
auch  die  letzte  Spur  von  Möglichkeit  wegfallen,  dass  ein 
Römer  bei  dem  Worte  aera  allein  an  Zinsen,  geschweige 
denn  bei  aera  referre  an  Zinsberechnung  gedacht  habe. 
Er:>t    aus    dem  ganzen  Znsammenhange  könnte    diese  Be- 


237 


238 


lieutuug  aU  eine  liürhst  sinjfaläre  herrnrgehcn ;  an  sich  kann 
aera  r«/erre  Nichts  bedeuten  als  schuldiges  Geld  darbringen, 
oder,  die  Ellipse  in  tabulas  zubegeben,  Geld  in'S  Bück 
tragen,  wo  dann  aber  scbon  der  Kegrifi  des  schuldigen 
nieder  wejjfcillt,  weil  dieser  nur  aus  meiner,  nicht  aas 
Ihrer  AuUassuu;;  von  referre  hervorgeht;  und  da  auch 
octonis  Idibus  an  sich  zu  vieldeutig  ist,  um  nicht  viel- 
mehr sein  Licht  aus  der  Erklärung  des  aera  referre 
empfangen  zu  müssen,  als  eigenes  darauf  werfen  zu  kün- 
nen :  so  werden  wir  jedenfalls  noch  weiter  zurückgehen 
müssen,  um  Ihre  Erklärung  auch  nur  als  müglich  zn 
denken. 

Aber,  sagen  Sie,  eben  dieser  ganze  Zusammenhang, 
der  Ideengang  und  die  Absicht  des  Dichters  macht  es 
nöthig,  die  fraglichen  Worte  hier  auf  Zinsrechnung  zu 
beziehen:  und  wenn  dieses  der  Fall  ist,  so  kann  wenig- 
stens aera  ebenso  gut  durch  Zinsen  übersetzt  werden, 
als  quaestus  in  geeigneten  Fällen  auch  irgend  einen  be- 
stimmten Erwerbszweig  vurzugsweise  bedeuten  kann.  Ich 
höre  und  räume  diese  Alüglichkeit  um  so  eher  ein,  als 
ja  auch  nach  meiner  Erklärung  die  Beziehung  der  aera 
nat  das  Scliulgeld  erst  aus  <lem  Zus.immenhange  gewon- 
nen ivorileu  muss;  nähreuil  aber  ilicser  in  meinem  Sinne 
wiederum  so  klar  vorliegt,  dass  auch  Sie  iiirlit  laugncn 
werden,  dass  aera  hier  ebenso  gut,  wie  bei  Juvenal,  das 
Schulgeld  bedeuten  könne,  so  gestehe  ich  offen,  dass  ich 
auch  in  den  übrigen  Worten  des  Dichters  keine  Noth- 
wendigkeit  finden  kann,  auch  nur  die  Rechenkunst,  ge- 
schweige denn  Zinsberechnung  als  charakteristischen  Zug 
der  Schule  des  Flavius  zu  betrachten.  Die  nächste  Ur- 
sache, welche  die  früheren  Ausleger  auf  diese  iirziebnng 
geführt  zu  haben  scheint,  war  oH'enbar  der  zunächst  vor- 
hergebende Vers:  laevo  suspensi  loculos  tabulavujue  la- 
certo ,  der  Epist.  1.  1.  56-  als  Bezeichnung  egoistischer 
JSpiessbürger  wieilerkehrt,  welche  in  den  Wecbselbuden 
des  Forums  ihr  höchstes  Heil  suchen  und  den  Reichthum 
aber  die  Tugend  setzen:  gleiche  Prädicate,  glaubte  man, 
müssen  aucb  gleiche  Beschäftigung  andeuten,  und  da  man 
doch  den  Scliulknaben  keine  Geldkasten  beilegen  durfte, 
so  machte  man  aus  der  tabula  und  den  toculis  Rechen- 
apparate, die  dann  freilich  auch  in  dem  folgenden  A".  75. 
eine  ähnliche  Beschäftigung  zu  suchen  iiCthigten.  Dass 
«ber  toculi  sonst  nirgends  diese  Bedeutung  hat,  g'laube 
!ch  in  meiner  Abh.  hinlänglich  dargethan  zu  Laben:  und 
auch  Sie  stellen  mir  (Zeitschrift  S.  47S)  nur  das  Argu- 
ment entgegen,  dass  dieses  nicht  abhalten  dürfe,  sie 
»chicklichen  Orts  zu  vindiciren,  wodurch  auch  hier  nie- 
der <lie  Eiits(heidung  nur  von  dem  weiteren  Zusammen- 
hange abhängig  wird,  so  wie  es  sich  auch  bei  tabula 
>on  selbst  »ersteht,  dass  dieses  Wort  an  sich  zu  vicl- 
ileulig  ist,  um  nicht  mindestens  ebenso  gut  einen  Schreib- 
schüler u.  dergl.  als  einen  Rechner  zu  bezeichnen.  Wäre 
freilich  die  Jitellc  in  den  Episteln  die  frühere,  so  dürf- 
ten wir  nach  allen  Regeln  gesunder  Auslegung  nicht 
zweifeln,  dass  der  Dichter  dabei  die  INebenabsicht  ge- 
habt habe,  die  Beziehung,  in  welcher  er  den  Yvrs  dort 
gebraucht  halte,  auch  hier  durchschinimern  zu  lassen: 
nun  ist  aber  gerade  der  entgegengesetzte  Fall:  die  Stelle 
III  der  Satire  ist  viel  früher  und  noch  ohne  die  geringste 
Rücksicht  auf  die  andere  geschrieben  ,   untl   weit  entfernt 


also,  etwas  von  der  Bedeutung,  welche  sie  dort  durch 
den  Zusammenhang  zu  empfangen  scheint,  auf  die  un- 
serige  überzutragen,  wird  mau  die  Epistel  vielmehr  aus 
der  unscrigen  in  dag  rechte  Licht  setzen  und  die  Bezie- 
hung, welche  der  nämliche  Vers  dort  auf  Geldgeschäfte 
und  Wucher  erhält,  nur  aus  dem  Doppelsinn  herleiten 
müssen,  welcher  allerdings  loculos  tabulamque  ebenso 
wohl  von  Wucherern  als  von  Schulknaben  zu  verstehen 
erlaubt,  ohne  dass  diese  Wörter  desshalb  da,  wo  von  letzteren 
die  Rede  ist,  die  nur  auf  erstere  passende  Bedeutung 
annehmen  müssten.  Dieses  hat  zu  meiiipr  Freude  auch 
Hr.  Jahn  anerkannt,  nnd  indem  er  mich  zu  widerlegen 
glaubt,  fast  mit  denselben  Worten,  wie  ich  p.  34  gethan 
hatte ,  loculos  tabulamque  als  Pennal  und  Schiefertafel 
für  eine  natürliche  und  fast  sprüchwörilichc  Bezeichnung 
von  Schulknaben  erklärt,  die  dann  erst  wie  der  andere 
gleichfalls  pädagogische  Ausdruck  dictata  auf  die  Wechsler 
übergetragen  sei,  welche  giejchsam  als  Schüler  des  Janus 
mit  ihren  Geldkästen  nnd  Handlungsbürhern  dastehend, 
das  alte  Lied  o  ciaes ,  cives,  quaerenda  pecunia  primuvi 
est  getreulich  nachbeten  ;  und  wenn  Sie  mir  auch  nur 
so  viel  nachgeben ,  dass  in  jenen  Woiten  die  Schilderung 
des  Aufzugs  der  wandernden  Schulknaben  das  principale 
sei,  so  habe  ich  wenigstens  so  viel  gewonnen,  dass  auch 
aus  diesem  mit  dem  unserigen  in  nächster  Verbindung 
stehende  Verse  kein  directer  Beweis  für  die  Beziehung 
des  letzteren  auf  das  Rechnungswesen  gezogen  werden 
kann  ,  sondern  wiederum  zu  dem  weiteren  Zusammen- 
hange gegriffen  werden  mnss,  wenn  darin  mehr  als  ilie 
ansrhanliche  Zeichnung  der  Schüler  einer  Trivialscliule 
gefunden  werden  .soll.  Doch  glaube  ich  aucb  die  spe- 
ciellerc  Deutung,  »velcho  ich  diesem  Verse  in  dem  Ver- 
folge der  Abhandlung  p.  ;iö  gegeben  habe,  gegen  Ihre 
Ausstellungen  fortwährend  aufrecht  halten  zu  können. 
Ich  habe  nämlich  in  demselben  nicht  bloss  nie  Hr.  Jahn 
eine  Art  epitheton  orna7ts  der  Schulknaben  gesehen,  in 
welchem  Falle  ich  ihn  am  Ende  gleichwohl  würde  als 
mussig  und  nichtssagend  haben  verwerfen  müssen,  son- 
dern auch  hier  einen  Zug  zu  dem  Contraste  zu  finden 
geglaubt,  in  welchem  Horaz  seinen  römischen  Unterricht 
mit  demjenigen  setzt,  ivelchen  die  Honoratioren  seiner  \a- 
terstadt  ihren  Söhnen  erthcilen  lirssen :  diese  hätten  ihren 
Schulapparat  mit  eigenen  Händen  zur  Schule  getragen, 
gegen  ihn  aber  habe  sein  Vater  die  Liberalität  so  weit 
getrieben,  dass  er  ihm  gleich  den  Söhnen  der  angesehen- 
sten Familien  Roms  servos  seguejites  gehalten  habe;  und 
wenn  Sie  gegen  diese  Auflassung  einwenden,  der  Uichter 
lialip  mit  Jenem  Aufzuge  iWc  pur siniu?ria  der  Aeltern  nicht 
liezeichuen  können,  «eil  auch  bei  den  reichen  yene/'O- 
toribus  der  Episteln  damit  keine  Filzigkeit  bezeichnet 
werde  ,  so  muss  ich  iliese  Folgerung  ans  mehr  als  einem 
Grunde  bestreiten.  Erstens  ist  es  keineswegs  nöthig,  dass 
ilrr  nämliche  Ausdruck  in  zwei  Stellen  auch  alle  die 
]Nc'bcnbeziehungen  gemein  habe  ,  welche  er  in  der  einen 
durch  den  Zusammenhang  oder  Gegensatz  erhält;  di» 
Wucherer  werden,  wie  schon  das  Wort  dictata  lehrt, 
mit  Schnlkiiabcu  verglichen,  und  diese  ^'erglcirbnng 
dann  durch  die  Parallelisirung  ihrer  loculi  und  tabulae 
mit  denjenigen,  welche  die  Schulknaben  tragen,  weiter 
aufgeführt,  ohne   dass  darum  der  Grund,   nesshalb  ilnsr 

16* 


■J39 


240 


•nirhc  tra;jpn  ,  aiirli  hei  jenen  ilerNellie  zu  »ein  braiirlite; 
für  den  Dichter,  ilrr  «ler  äiisNereii  Erscheinunf^  natlifeht, 
kann  jene  äussere  Aehnlichkeit  viillig  {{enii^en.  Zweitens 
aber  lassf  sich  seihst  fi'lr  «lie  Stelle  iler  Episteln  eine  sehr 
nahe  liegenile  Auslegung  finden,  durch  «eiche  audi  sie 
nicht  bloss  für  die  avaritia,  sondern  auch  für  die  par- 
simonia  oder  tenacitas  der  Wuclierer  charakteristisch 
«rerden  kann;  unil  dass  bis  jetzt  noch  Niemand  darin 
einen  Zug  der  Filzigkeit  «ahrgenominen  habe  ,  »erden 
Sie,  der  uns  schon  auf  so  manche  neue  Feinheit  im  Iloraz 
anfnierksain  gemacht  hat,  einem  Mitforsclier  doch  wohl 
nicht  als  Argument  entgegensetzen!  Muss  nicht  vielmehr 
einem  Jeden,  der  mit  dem  Leben  des  Alterthuiiis  ver- 
traut ist,  hier  ebenso  wohl,  wie  in  den  Satiren  die  Frage 
aufstossen,  wesshalb  denn  jene  Wucherer  ihre  Geldkasten 
und  Blicher  selbst  tragen  und  sich  nicht  wie  sonst  ge- 
brauchlich von  pedisequis  nachtragen  lassen  ?  Es  ist  eine 
bekannte  Sache,  dass  in  Griechenland  und  Rom  nicht 
leicht  Jemand  über  die  Strasse  ging,  ohne  von  einem 
oder  mehreren  Dienern  begleitet  zu  sein;  ja,  wer  zu  arm 
war,  um  selbst  einen  Sclaven  zu  besitzen,  mietbete  sich 
dazu  Jemanden,  oder  liess  sich  von  einem  Gliede  seiner 
Familie  begleiten,  vergl.  Aristot.  Politic.  ^'I,  o.  |/i., 
Fefron.  Satyr,  c.  1  17.  und  mehr  bei  Becker  Charikles 
B.  II,  S.  hS;  wenn  also  Horazens  Vater  selbst  seinem 
Sohne  solches  Gefolge  in  die  Schule  mitgab,  warum  er- 
scheinen jene  feneratores  ohne  dasselbe  oder  lassen  sich 
wenigstens  ihre  schwere  Last  nicht  von  ihm  abnehmen? 
—  und  hierauf  wird,  dünkt  mir,  kaum  etwas  anderes 
geantwortet  werden  ktinnen,  als  entweder,  dass  sie  zu 
geizig  sind,  um  sich  dazu  Sclaven  zu  halten,  oder,  was 
ich  allerdings  vorziehe,  dass  sie  ihren  Mammon  zu  «ertli 
halten  und  zu  ängstlich  bewachen,  um  ihn  fremden  Hän- 
den anzuvertrauen,  und  desslialb  lieber  wie  <lie  gering- 
sten Schulknaben  sich  selbst  damit  schleppen,  worin  doch 
wohl  das  leibhaftige  Bild  des  Filzes  ausgeilruckt  ist.  Weit 
entfernt  also  ,  den  von  mir  in  v.  74-  gelegten  Contrast  zu 
widerlegen,  wird  ilie  Vergleichung  der  Episteln,  in  so- 
weit sie  überhaupt  zulässig  ist ,  nur  dazu  beitragen  kön- 
nen ,  die  Annahme  zu  verstärken,  dass  den  an  eine  Be- 
gleitung anständiger  Rnaben  gewöhnten  Rüiner  das  laevo 
suspensi  loculos  sofort  an  die  Arniuth,  oiler,  wenn  es 
sich  um  die  Sühne  von  Honoratioren  handelt,  an  die  Fil- 
zigkeit der  Aeltern  erinnern  musste  ;  und  so  gehe  ich 
allerdings  noch  einen  Schritt  weiter  als  Hr.  Jahn,  in  so- 
fern ich  in  jenem  \'erse  nicht  bloss  die  allgemeine  Be- 
zeichnung von  Schiilkiiaben  ülierhaupt,  sondern  insliesiindere 
die  von  armen  oder  solchen  Schulknaben  erblicke,  deren  Auf- 
zug das  Gepräge  der  gemeinsten  Classe  trägt.  Hieraus  geht 
dann  aiier  auch  für  den  folgenden  Vers  von  selbst  hervor, 
dass  ich  auch  hier  wenigstens  nicht  gegen  den  nächsten 
Zusammenhang  erkläre  ,  indem  ich  aera  als  Schulgeld 
nnd  zwar  als  geringes  oder,  wie  Sie  es  ganz  in  meinem 
Sinne  ausdrucken,  lumpiges  Schulgeld  nehme;  und  wenn 
folglich  gleichwohl  Ihr«-  Erklärung  als  die  richtigere  er- 
scheinen sollte,  so  musste  entweder  der  meinigen  eine 
noch  nicht  berührte  sprachliche  oder  sachliche  Schwie- 
rigkeit entgegenstellen ,  oder  der  «eitere  Zusammenhang 
im  Grossen  und  Ganzen  etwas  enthalten,  was  uns  nOthigte, 
den  Gegensatz,     welchen    Horaz    zwischen    seiner    Erzie- 


hung; und  derjenigen  seiner  Landsleute  aufstellt,  viel- 
mehr in  die  realistische  oder  raiculatorische  Richtung, 
als  in  den  niedrigen  und  trivialen  Charakter  der  Schule 
des  Flavius  zu  setzen.  Was  den  ersten  Punct  betrifft, 
so  behalte  ich  mir  vor,  nachher  weiter  über  ilin  zu  spre- 
chen ;  hier  bemerke  icli  nur  so  viel,  dass  die  nämliche 
Stelle  Juvenal  Vli.  JtZ.,  welche  ich  oben  für  den  Ge- 
liranch  von  aera  für  Schulgeld  im  Allgeineinen  anführte, 
dieselbe  veräclitliche  ISebeiiliedeiilung  birgt,  die  auch  ganz 
abgesehen  von  der  Frage  nach  dem  speciellen  Betrat;» 
demselben  schon  au»  iler  Natur  des  Wortes  hervorgeht. 
Jedenfalls  ist  nes  vorzugsweise  Kupfergeld;  und  wenn 
auch  dadurch,  dass  dieses  das  früheste  in  Rom  war, 
sein  Gebrauch  für  pecunia  überhaupt  erklärt  wird  ,  ja 
anderswo,  wie  /,  B.  Plaut.  Trucnl.  I.  ].  IJ.  und  Epist. 
ad  Pison.  34ö.  ein  eminenter  Sinn  damit  verbunden  ist, 
so  kann  ilie>es  doch  nur  als  rhetorische  Figur  gelten, 
wie  wenn  wir  sagen:  dieser  iUann  hat  Pfennigp,  oder 
dieses  Buch  trägt  dem  Buchhändler  Pfennige  ein,  woraus 
noch  nicht  folgt,  dass  es  in  Ausdrücken  wie:  ich  muss 
meine  Pfennige  zusammenhalten,  oder:  die  Pfennige,  <lie 
ein  Scbulielirer  verdient,  die  natürliche  Bedeutung  einer 
geringen  IVlünze  ablegte.  Hinsichtlich  des  weiteren  Zu- 
sammeiihairges  d.igcgen  und  des  Gegensatzes,  am  welchen 
es  sich  hier  handelt,  iiiiiss  ich  mir  vor  allen  Dingen  erlauben, 
den  streitigen  Piiiirt  etwas  schärfer  festzustellen,  als  es 
nainentiich  von  Herrn  Jahn  geschehen  ist,  auf  dessen 
,,  klare  und  allseitige  Behandlung'*  der  von  Ihnen  ge- 
schützten Erklärnngsiieise  Sie  selbst  sich  S.  478  zunächst 
berufen  zu  können  glauben.  Was  dieser  voranschickt, 
kann  auch  i'h  unbedenklich  einräumen,  dass  nän.lich  das 
Lob,  tvelches  Horaz  seinem  Vater  erth'.ilt,  und  die  Dank- 
barkeit, zu  welcher  er  sich  diesem  verpflichtet  fühlt, 
vornehmlich  darauf  beruhe  ,  dass  derselbe  sich  weder 
durch  das  Bei-ipiel  iler  Honoratioren  seines  Wohnortes, 
noch  durch  die  Kosten  des  Aufenthalts  in  der  Hauptstadt 
habe  ablialieii  lassen  ,  ihn  statt  iler  Schule  des  Flavius 
den  geschicktesten  Lehrern  Roms  anzuvertrauen,  «o  er 
mit  allem  demjenigen  bekannt  geworden  sei,  was  ihn  jetzt 
zur  Theilnahme  an  der  gebildeten  Gesellschaft  befähige, 
während  die  Söhne  jener  dort  eben  nur  die  iiothdürftig- 
sfen  Elementarkenntnisse  er»orbcn  hätten;  daraus  folgt 
aber  noch  nicht,  dass  in  dem  folgenden  Verse  75  eine 
Beziehung  auf  diesen  Elementarunterricht  enthalten  sein 
müsse,  wenn  nicht  entweder  der  Wortsinu  dieses  deut- 
lich sagt,  oder  sich  sonst  etwas  findet,  was  es  glaublich 
macht,  dass  Horaz  zu  jener  Schilderung  des  Elementar- 
iinteriichts  gerade  das  Beispiel  oder  die  Ausdrucks«  eise 
gewählt  habe,  worin  jene  Beziehung  enthalten  sein  soll. 
Hiesse  freilich  aera  referre  Idibus  octonig  rechnen  und 
schreiben  lernen,  so  wäre  die  Sache  klar;  nun  aber  ist 
die  ganze  Deutung  dieser  Phrase  auf  den  Begriff  des 
Rechnens,  wie  wir  oben  gesehen  Iiaben,  selbst  sprachlich 
noch  keineswegs  sicher  und  jedenfalls  weder  die  einzig 
mögliche,  noch  auch  nur  die  zunächst  liegende  und  ein- 
fachste,  sondern  im  günstigsten  Falle  erst  von  dem  gan- 
zen Zusammenhange  abhängig,  und  selbst  wenn  dieser 
darauf  führen  sollte,  so  würde  doch  die  gewählte  For- 
mel auf  keinen  Fall  den  einfachen  Elementarunterricht, 
sondern    eine   Zinsrechnung    bezeichnen,    die,    um   Herrn 


241 


242 


Jahns  <>i{;en«  Worte  zu  gebraiirlieii,  so  weit  getrieben 
ward,  ilass  die  Schfilcr  nicht  bloss  den  Zinsenbetrag;  eines 
Capitals  auf  einen  ganzen  nnd  einen  halben  Monat,  was 
bei  den  dainali);en  Wucherern  der  (,'ewühnliche  Auslei- 
hun^ütorniin  war,  üondefn  selbst  auflade  bererhneten 
iiiiil  ili'iniiach  in  der  Srhiilc  noch  mehr  jernton ,  als  sie 
eifi^entlii'h  brauchten.  Uieniarli  kann  also  die  Frage,  um 
welche  es  »ich  handelt,  offenbar  nicht  blo«s  die  sein,  ob 
der  Zusammenhang  uns  berechtigt,  in  den  fraglichen  Wor- 
ten die  Bezeichnung  eines  reatistisriien  Elementarunter- 
richts zu  finden,  sondern  ob  irgend  ein  Grund  vorliege, 
anzunehmen,  dass  dieser  Elementarunterricht  in  einer 
«ülchen  Steigerung  habe  geschildert  »erden  sollen  und 
können,  wie  es  aus  Hrn.  Jahn's  eigener  Erkl/irung  fol- 
gen wurde;  und  einen  solchen  hat  weder  Hr.  Jahn  weiter 
vorgebracht,  noch  kann  ich  ihn  in  demjenigen  erkennen, 
was  Sie  zur  näheren  Begrüudung  dieser  Erklärung  hin- 
zufügen. Vi  Hr.  Jahn,  wie  bereits  erwähnt,  selbst  mit 
grossem  Rechte  die  in  den  loculis  n.  s.  w.  gesuchte  Hiu- 
weisung  auf  den  Rechenunterricht  verwirft,  so  kann  er 
nur  so  scbliessen:  es  muss  in  Horazens  Worten  ein  Prä- 
dicat  der  Schule  des  Flavius  enthalten  sein,  welches  die- 
selbe zwar  nicht  beschimpfen  ,  wohl  aber  ihren  Gegen- 
satz zu  den  Schalen  Roms  ausdrücken  soll ;  die  von  Hrn- 
H.  aufgefundene  Bedeuiujtg,  fährt  er  dann  fort,  dass 
die  Knriien  daselbst  ihr  Schulgeld  gleich  auf  das  ganze 
Jahr  bezahlten,  gibt  einen  solchen  Gegensatz  nicht,  son- 
dern enthält  nur  einen  ganz  müssigen  Begriff,  der  fast 
verkehrt  ist,  weil  Horaz  in  Rom  offenbar  auch  Schul- 
geld bezahlen  musste  —  und  hieran  knüpft  er  ohne  Wei- 
teres den  Schluss,  dass  das  natürlichste  Prädicat  für  jene 
Schule  gewesen  sei,  dass  man  in  derselben  ^/oss  rec/'^ien 
und  schreiben  lernte  (die  Kenntnisse  für  das  gemeine  Be- 
dürfniss  der  niederen  Stände  sich  erwarb) ,  was  er  übri- 
gens sofort  wieiler  selbst,  um  es  in  des  Dichters  Worten 
zu  finden,  zu  der  eben  angegebenen  Spitze  hinaufschrau- 
ben muss.  Aber  auch  abgesehen  davon,  kann  ich  in 
diesem  Schlüsse  schon  den  Obersatz  nur  in  sofern  zu- 
geben, als  er  nicht,  wie  Hr.  Jahn  thut,  auf  die  Worte 
octonis  Idibits  referentei  aera  beschränkt,  sondern  auf 
die  ganze  Schilderung,  r,  74.  uiit  eingeschlossen,  aus- 
gedehnt wird;  die  zweite  Prämisse  läugne  ich  in  allen 
ihren  Theilen,  und  die  Schlussfolgerung  selbst  leidet  an 
Mängeln,  deren  Anerkenntniss  ich  sogar  von  Ihnen  zu 
erzwingen  hoffe.  Hinsichtlich  der  Prämisse  wird  es  Ihnen 
ohnehin  nicht  entgangen  sein,  dass  sie  gleich  von  vorn 
Iierein  eine  factische  Unrichtigkeit  enthält,  die  nur  ein 
neues  Seitenstück  zu  der  oben  gerügten  Nachlässigkeit 
des  Recensenten  gibt,  indem  die  Angabe,  dass  meiner 
Ansicht  zufolge  das  Schulgeld  bei  Flavius  gleich  auf  ein 
ganzes  Jahr  entrichtet  worden  sei,  mit  meinen  eigenen 
Worten  p.  30  im  entschiedensten  Widerspruche  steht. 
Octonae  Idus,  heisst  es  hier,  sunt  eorum  mensium,  qui 
singulis  annis  scholis  habendis  destinnbnnlur;  his  autem 
(d.  h.  oflenbar  Idibits,  nicht  annis)  singulus  asses ,  no- 
tarn  eliam  aliunde  didaclri  summam,  Flavius  a  discipulis 
suis  pro  mercede  accepit:  nnd  weit  entlernt ,  damit  der 
Schule  des  Flavius  ein  Prädicat  beigelegt  zu  haben,  was 
ebenso  gut  auch  für  die  Schulen  der  Hauptstadt  gelten 
könnte  ,    glaube  ich  schon  darin  einen    charaktctistiscbeu 


unterschied  beider  angedeutet  zu  sehen,  Hass  die  Schüler 
des  Flavius  diesem  monatlich  von  einer  Idus  zur  andern 
zahlen  mussten.  Dass  der  römische  Grammatiker  jahr- 
weise bezahlt  ward,  geht  allerdings  aus  Juvenal.  VII. 
extr.  hervor,  sei  diess  nun,  wie  Sie  ans  Macrub.  Saturn. 
I.  VI.  srhiiesien,  ira  M.'lrz  oder  in  welcliem  sonstigen 
IVlimate  geschehen;  der  renusinische  Dorfschulmeister  aber 
lässt  sich  monatweise  zahlen,  theils  weil  er  selbüt  das 
Geld  nicht  länger  entbehren  kann,  theils  weil  die  Aelteru 
mit  dieser  Art  von  Zahlung  die  Monate  ersparen  ,  wo 
ihre  Sühne  die  Schule  nicht  besuchen;  und  wenn  also 
diese  Verwerflichkeit  meiner  Erklärung  bloss  darauf  be- 
ruhen soll,  dass  das  nämliche  auch  zu  Rom  stattgefun- 
den habe,  so  brauche  ich  nicht  einmal  zu  der  Geringfügig- 
keit des  Schulgeldes  meine  Zuflucht  zu  nehmen,  um 
schon  in  den  octonis  Idibus  das  Verlangte  zu  leisten. 
Gesetzt  aber  auch,  was  Sie  hiernach  wohl  ebenso  wenig, 
als  ich  zugeben  würden,  meine  Auslegung  des  v.  75- 
enthielte  »veiter  Nichts,  als  was  auch  auf  die  römische 
Schule  passte ,  so  würde  doch  selbst  daraus  noch  keine 
Mothwendigkeit  folgen,  dieselbe  mit  einer  andern  zu  ver- 
tauschen, und  Din<e  in  jenen  Vers  zu  legen,  die  weder 
ohne  den  Zusammenhang  von  selbst  darin  liegen,  noch 
aus  diesem  Zusammenhange  mit  einiger  Sicherheit  folgen. 
Es  sind  ja  zwei  Verse,  74  und  75,  in  welchen  zusam- 
mengenommen wohl  ein  Gegensatz  gegen  die  römische 
Schule  liegen  muss,  von  welchen  aber  Hr.  Jahn  selbst 
einräumt,  dass  iler  eine  immerhin  etwas  Gemeinschaft- 
liches enthalten  könne  ,  wenn  nur  der  andere  jenen  Ge- 
gensatz hinlänglich  ausdrückte:  er  freilich,  der  in  v.  74. 
Nichts  weiter,  als  eine  »prfichwürtliche  Bezeichnung  von 
Schulknaben  erblickt,  die  ebenso  wohl  auf  Rom,  als  auf 
die  Muiiicipien  passe,  muss  den  erforderlichen  Gegensatz 
um  jeden  Preis  in  v.  7ö.  suchen  ;  für  mich  dagegen,  der 
ich  schon  in  v.  74-  <lie  bedeutende  Verschiedenheit  der 
venusinischen  Schulkiiaben,  die  ihren  Apparat  selbst  tru- 
gen, mit  der  Begleitung  des  jungen  Horaz  nachgewiesen 
hatte,  fiel  diese  Notbwendigkeit  weg,  und  wenn  sich  mir 
nicht,  wie  ich  vorhin  gezeigt  habe,  auch  in  den  Worten 
oclonis  Idibus  ein  solcher  Gegensatz  ungesucht  darböte, 
so  könnte  ich  ebenso  gut,  wie  er  von  v.  74,  von  dem 
folgenden  sagen,  dass  er  nur  eine  dichterische  Umschrei- 
bung des  regelmässigen  Schulbesuchs  enthalte  und  dem- 
nach der  Sinn  des  Ganzen  dieser  sei:  welche  Jahr  aus 
Jahr  ein  mit  ihrem  Bfindelchen  auf  dem  Rücken  in  die 
Schule  wanderten.  Doch  dieses  soll  zunächst  nur  als 
Beweis  dienen,  wie  übereilt  und  uiivollstänilig  die  Schluss- 
folgerung ist,  welche  Hr.  Jahn  mir  entgegensetzt,  und 
wie  wenig  er  selbst  die  ganze  Bedeiitnng  «lej  Verses  er- 
kannt hat,  welchen  er  gegen  mein  verineiiites  Verdam- 
mungsurtheil  in  Schutz  nehmen  zu  miissen  glaubte:  für 
r.  75.  betlarf  es,  wie  Sie  sehen,  nicht  einmal  dieser 
Aushülfe,  um  ihm  auch  hinsichtlich  des  Schulgeldes  sei- 
nen besonderen  Gegensatz  mit  der  römischen  Schule, 
weiche  Horaz  besuchte,  zu  vindiciren ,  und  wenn  ich 
also  bloss  mit  Hrn.  Jahn  zu  thun  hätte,  so  könnte  ich 
diese  Erörterung  mit  dem  Resultate  beschliessen,  das» 
er  Nidits  beigcbrai  ht  habe  ,  was  die  Stichhaltigkeit 
nieiner  Erklflruiig  zu  erschüttern  und  der  seinigen  auch 
nur  den  Schein  eines  Vorzugs  zu  gewähren  iui  Stande  wflre. 


24,'. 


244 


.Anilrri;  lorhält  r$i  xicli  allcnliiigs  mit  Ihren  ci|;ciien 
Arjfuiiiriitcii ,  ivoK'linn  zu  Ucgcgiira  ick  iveiii^sfeiis  um 
tier  Vnl|i<täiiili}:k.eit  »illpii  auch  claitjonigc  mit  liiuriiizic- 
hfii  iniiss,  W.1S  ich  obrn  bereits  ijbcr  v.  74-  S^Ü""  ^^'^ 
licmerl^t  lialie,  wcuii  ick  auck  ticii  ersten  Sturm  schon 
mit  «lenjciiigcn  VVafTei)  abschlaf^en  zu  Ivüiineu  jjlaube , 
welclie  Sie  selbst  mir  in  die  Ilunil  geben.  Sie  argumeii- 
tireii,  wenn  ich  Sie  reckt  verstehe,  so:  was  der  Uickter 
als  Folge  <ler  liberaleren  Erziehuiig,  die  ihm  sein  Vater 
gegeben,  besonders  rilliint,  ist,  dass  dieselbe  ihn  vorder 
avarilia  und  <ien  sordibas  bewahrt  habe  (v.  (iS.),  die  er 
durch  Epist.  ad  Pison.  ,'}'?().  als  die  aerugo  animi  be- 
zeichne; hiernach  sei  anzunehmen,  dass  diese  niedrige 
Gesinnung  in  ilen  Uiiterrichtsfregeiiständen  der  Schule  zu 
Venusia  Nahrung  gefunden  haben  ivi'irde,  und  da  nun 
Hnraz  in  jener  Stelle  ad  Pison.  gerade  den  Rechenun- 
ferricht  als  dasjenige  anklage,  was  diese  aerugo  ajiimi 
in  iler  Jugend  hervorbringe  ,  so  müsse  man  auch  hier  in 
demjenigen,  »a»  i'iber  die  Schule  des  Flarius  gesagt  sei, 
eine  Bezugnahme  auf  diesen  Unterricht  linden,  »eil  es 
sonst,  ivie  Sie  sicli  ausitri'icken,  der  Darstellung  an  einer 
Pointe  lehlen  »iirde.  Diese  Schlussfolge  ist  sehr  blen- 
dend, und  wenn  es  nicht  uiOglich  ivare,  die  snrden ,  de- 
ren Ans<lruck  Sie  in  unserer  Stelle  verlangen,  in  einem 
anderen  Zuge  zu  finden,  so  konnte  man  sich  zuletzt  ver- 
anlasst sehen,  sie  durch  eine  wenn  auch  noch  so  gezwun- 
gene Interpretation  aus  dem  aera  referre  zu  ermitteln, 
obgleidi  auck  dann  nock  dieser  Erklärung  niekrfache 
Schwierigkeiten  entgegenstehen  uiirden.  Denn  einmal 
hat  es,  wie  Sie  selbst  fühlen  werden,  immerhin  etwas 
IMissliches,  zur  Erklärung  eines  Ausspruchs  einen  an- 
dern anzuwenden,  welchen  ein  Schriftsteller  zwanzig  und 
mehr  Jahre  spater  gethan  hat;  und  so  wenig  es  bezwei- 
felt Herden  kann,  dass  Horaz  hinsichtlich  des  realistischen 
Frincips  im  V'erhältniss  zum  humanistiscken  immer  so 
gedacht  und  geurtlieilt  kabe ,  wie  wir  es  in  der  A.  P. 
lesen,  so  ist  dock  darum  nicht  gesagt,  ilasg  er  zur  Cha- 
Takteristik  des  ersteren  sckun  damals  dasselbe  Beispiel 
gebraucht  haben  müsse,  welches  sich  ihm  nach  längerer 
Lebenserfahrung  und  Bewegung  im  Treiben  der  grossen 
Welt  als  ein  Hauptzug  der  verkehrten  materiellen  Rich- 
tung darbot.  Eher  wollte  ich  es  gelten  lassen,  wenn 
Horaz  au(Ii  in  der  A.  P.  noch  lon  einer  Dlunicipalschule 
spräche  und  uns  dadurch  zu  der  Voraussetzung  berech- 
tigte, dass  er  seine  Jugenderinnerungen  im  Sinne  hatte; 
so  aber  spricht  er  von  piieris  Komanis  ,  und  hierin  liegt 
danii  zugleich  auch  ein  besoiiilercr  zweiter  Grund  gegen 
Ihre  Annahme,  auf  welchen  ich  bereits  in  der  Abhand- 
lung p.  21  hingewiesen  habe,  ohne  dass  Sie  ihn  Ihrer 
Aofmerksamkeit  gewürdigt  hatten.  Solleu  wir  denn  an- 
nehmen, dass  (loraz  in  den  römischen  Schulen  schlechter 
rechnen  gelernt  kabe,  als  er  es  in  Venusia  bei  Flavius 
gelernt  haben  «lirde?  und  würde  er  nicht  nelineiir  ans 
dem  Regen  in  die  Traufe  gekommen  sein,  wenn  sein 
Vater  ihn  desshalb  nach  Rom  geschickt  hätte,  damif  er 
durch  die  calciilalonsc  In.  Richtung  iler  Schule  des  FI.s- 
vius  nicht  verdorben  wünlc',  »ahrend  es  gerade  die  tii- 
misrlien  Knaben  sind  ,  von  welchen  dii-  Epist.  ad  Pison. 
klagt,  dass  sie  durch  die  Rechenübungen  für  das  höhere 
Streben    verloren    gingen?      Sie    nehmen    mit    Hrn.    Jahn 


an ,  dasa  in  der  Stelle  der  Satiren  ein  Gegensatz  gegen 
die  römischen  Schulen  liegen  müsse,  und  berufen  sich, 
um  dieses  darzutkun,  auf  eine  andere,  wo  Horaz  gerade 
über  die  rOmiscken  Sckulen  dieselbe  Klage  fükrt,  welcke 
Sie  ihm  hier  über  die  venusinische  in  den  Mund  legen 
wollen !  Ich  sehe  sehr  wohl  ein  und  weiss ,  dass  diese.« 
auch  Ihre  Ansicht  ist,  dass  Horaz  neben  jenen  Elenien- 
targegenständen  in  Rom  auch  noch  andere  Dinge  lernte, 
von  welchen  die  Schule  des  Flavius  nichts  wusste,  und 
dass  dieses  die  artes  sind ,  (jttas  doceat  qaivis  erjues  at- 
que  Senator  semet  prognatos ;  aber  folgt  daraus,  dass 
diese  letzteren  nickt  auch  zu  den  Komanis  pueris  gehört 
hatten,  qui  longis  rationiliu»  assem  discunt  in  centuni 
partes  diducere?  Ein  anderes  u.'lre  es,  wenn  irgenil  ein 
Grund  vorläge,  die  Schule  des  Flavius  für  eine  beson- 
ders ausgezeichnete  Recheiischule  zu  halten,  die  zu  deii 
römischen  Schulen  etwa  in  dem  Verhältnisse  gestanden 
hatte,  wie  keutzutage  inancke  Real-  oder  Handelsschule 
zu  den  Gymnasien,  wo  allerdings  jemand  sagen  kann,  er 
danke  seinem  A'^ater,  dass  er  seinen  Geist  nicht  mit  den 
verwickelten  Rechnungen  jener  Institute  erstickt,  sondern 
zu  besseren  Bildungsquellen  geführt  habe ;  einen  solchen 
Grund  aber  »verden  wir  weder  in  der  Bedeutung  von 
Horazens  Vaterstadt,  nock  in  einem  sonstigen  Zeugnisse 
über  jenen  Lehrer,  noch  in  der  Schilderung  finden  kön- 
nen ,  welche  hier  von  seineu  Schülern  entworfen  wird, 
und  selbst  den  günstigsten  Fall  vorausgesetzt,  dass  die  Fer- 
tigkeit im  Rechnen,  welche  Flavius  seinen  Schülern  bei- 
brachte, dieselbe  gewesen  wäre,  welcke  die  A.  P.  den 
pueris  Komanis  beilegt,  so  konnte  darin  kein  so  ckarak- 
teristiscker  Zug  seiner  Schule  liegen,  dass  er  entweder 
Horazens  Vater  hätte  bestimmen  können  ,  seineu  Sokn 
desshalb  lieber  nach  Rom  zu  schicken  ,  oder  der  Dichter 
darin  eine  Veranlassung  gefunden  haben  wurde,  ihren 
Unterricht  gerade  so,  wie  Sie  es  ihn  tbun  lassen,  zu 
bezeichnen.  Moch  wahrscheinlicher  ist  es  ülirigens  der 
ganzen  Natur  der  Sache  nach,  dass  auch  der  Elementar- 
niilerrirkt  bei  Flavius  in  demselben  Maasse  schlechter  alj 
der  römische  war,  wie  Venusia  selbst  gegen  ilie  Haupt- 
stadt abslach,  und  ff.:,rt7.t  also,  es  sollte  in  v.  7ö.  eine 
Anspielung  auf  diesen  ElementarunterrK  lit  liegen,  so 
müsste  der  Sinn  vielmehr  iler  sein,  dass  Horazens  ^'ater, 
so  wenig  wohlhabenil  er  auch  gewesen,  sich  dock  nickt 
kabe  mit  der  Schule  des  Orts  begnügen  wollen  ,  wo  die 
Knaben  »veiter  nichts  als  zur  Nothdur/'t  schreiben  und 
rechnen  gelernt  hatten;  dieses  aber  —  und  dies«  ist  mein 
dritter  Grund  gegen  Ihre  Ansicht  —  werden  Sie  mit  al- 
ler exegetiscken  Kunst  nicht  in  die  Worte  oclrmis  Idiius 
aera  referre  hineinlegen  können,  die  jedenfalls  einen 
höheren  als  bloss  elcnieiitarischcn  Grad  der  Rechenkunst 
bezeichnen  und  uns  dadurch  von  dem  Zustande  des  Volks- 
iinterrichts  in  den  italischen  Landstädten  einen  Be- 
griff beibringen  würden,  iieleher  selbst  unsere  heutigen 
Realisten  mit  dem  Alterthume  aussöhnen  konnte,  den 
wir  aber  allen  sonstigen  Nachrichten  zufolge  keineswegs 
zn  untersfflUen  berechtigt  sind.  Viertens  eniilich  glaube 
ich  mit  Recht  verlangen  zu  dürfen,  dass  das  Gleiche, 
was  auf  die  uvtiritia  und  sordes  angewendet  wird,  auch 
auf  die  mala  lu>ilra  v.  (iS.  Anwendung  finden  könne,  wel- 
che   dergestalt    mit  jenen    Lastern    coordinirt    erscheinen, 


245 


246 


t\aas  beider   Quell«  hier  ebenso    gfemeiascliaftlicL   j;eilacht 
werden   iniiäs  ,     alü   Hor.iz    dir  Siclieruii^    vor    beiden  aus 
gleicher    Quelle    herleitet;     und    wenn    also   Niemand   be- 
haupten  ivird,     dass  Flavins    seine    !>chüler    zur  Unzuclit 
anj^eführt  habe,    so  ist  es    jedenfalls    eine   etwas  gewagte 
Annahme,   dass   das   andere   Laster   eine   Folge  seines   Un- 
terrichts  ijewcsen   sein   Hiirde.       St>    »eit    man    nur   irjfend 
gellen  kann,     uiii    diese    tiiala  lustrii  mit  der  Srhuie  des 
Flarins   in  Zusanimenlianu'   zu   bringiMi ,    glanbe   ich    gegan- 
gen  zu   sein,   indem   irli   p.  l'J   die  Sitleii  iler  Ceiiturioneu- 
knaben   verdächtigt   und    daraus   zu  erkl^iren   gesurlit  habe, 
wie  Iloraz   auch   noch    weiter   ein   solches  Gewicht   auf  das 
purus  et  insons  legen   und    es    so    besonders    hervorheben 
konnte,  dass  sein  Vater   ihn  pudicatii,   qui  primus   inrtiitis 
hu/ios,    servavit;     aber   auch    wenn   man   dieses   annehmen 
will,   was   nicht   allen  Uenrtheilern    gefallen   hat    und   auch 
mir  jetzt   etwas   weit   hergeholt   scheint,   so  gehört  es  doch 
Jedenfalls  mehr    zu    den  äussern    und   accessorischon   Um- 
ständen,    als   zu   der   eigentlichen   Tendenz  jener   Schule; 
und    selbst  wenn    es  daher    nicht    möglich    wäre,    in   den 
übrigen    Theilen    der    Stelle    eine    nähere    Beziehung  auf 
avaritia   und   sordes  zu  finden,   würde  man   wohl   berech- 
tigt sein,     aucli    diesen    Vorwurf   mehr    aus    ilem    ganzen 
Habitus    einer    solchen    kleinstädtisclien    Trivialschule    zu 
erklären,   als   einen   speciellen    Uiiterrichtsgegeiistand  ,   der 
dazu  angeleitet  hätte,   mit  3Irihe   und  JNotli   aus  den  Wor- 
ten   herauszudeutein.      Denn    der    Hauptgrund,     welchem 
Iloraz   es   zuschreibt,     dass    er    nicht    in   Gemeinheit   ver- 
sunken, sondern  eines  gebildeten  Umgangs   würdig  gewor- 
den sei,     bleibt  doch    auch    nach  Ihnen    immer  die  libe- 
ralere Erziehung   als  solche,    welche   ihm   sein   Vater   an- 
gedeihen   Hess,     und    das    Beispiel,    welches  dieser  selbst 
ihm   dadurch   im   Gegensatze  mit  den   grösseren   Centurio- 
nen   seiner   ^'aterstadt   gegeben   hatte;      und    wenn    es  also 
zu   diesem   Eiule    schon    genügte    zu   sagen,     meine    mora- 
lische  und   gesellige  Bildung   verdanke  ich   dem  Umstände, 
dass   mein   Vater   mich   statt   der   Tnvialschiile   meiner   Va- 
terstadt nach  Rum    gebracht    hat,     so    brauchte    er    auch 
als  Dichter   nur  jene  Trivialschule   selbst  mit  einigen  kräf- 
tigen  Pinselstrirhen   zu  zeichnen,   ohne    desshalb   auf   be- 
sondere ünterrichtsgegeiistäiKle   derselben   einzugehen,   die 
noch   dazu,     wie    bemerkt,     bei  ileu   Schulen  der  Haupt- 
stadt   iu     keinem     geringen     Grade     vorausgesetzt    werden 
dürfen.     Aber  näher  betrachtet    ist    es  auch   nicht  einmal 
der  Gegensatz  der  Hauptstadt  und   lies  Alunicipiums  allein, 
worauf  er  seine  glückliche   Bewahrung  gründet,    sondern 
ganz   besonders   das  Verfahren  seines  Vaters ,    welches  die- 
ser  im    Verhäldiiss    zu    seinen    Vermögensumständen    und 
zu   seiner   ganzen   Lage    beobachtet  hatte;    und   auf  diesen 
Hauptpunct,    dessen    mindere   Beachtung   ich   auch    in   deu 
meisten   der   Eiii/.elpuiicte,    «orin   ich  Ihnen    bisher    wider- 
sprechen  uiussle ,     zu    erkennen    glaubte ,     vergönnen    Sie 
mir  noch  einmal,   im  Zusammenhang  Ihre  Aufmerksamkeit 
zu   richten.      Dass   ohnehin   die   arles  ,    welche    die    römi- 
sche  Schule    im    Gegensätze    der    venusinischen   den    Kna- 
ben   darbot,     sainmt    allem    dem,     was  sie   aus   Epist.    II, 
2,  41.   anführen,    nicht   hinreichten,    um   die    U'irkiii;gcii 
liervorziihringeii,  welche  Iloraz  hier  rühmt,  bedarf  kaum 
des  Beweises;     sonst  hätten  ja  ilio  Söhne  der  Ritter   um) 
Senatoren,     vtelche    denselben   Unterricht    wie  Horaz  ge- 


nossen ,   nie  Gelegenheit  geben  können ,   ihnen  sordes  und 
mula  lustra    vorzuwerfen,     und    Horazens    .Satiren    selbst 
hätten  einen   guten   Theil   ihres  StoU'es  verloren!      Im  Ge- 
gentheil  haben   wir  gesehen,  dass  die  aerugo  antmt,   wel- 
che Sie  an    sich    sehr    trcllend   mit  den  soidibus   und   der 
avaritia   unserer  Stelle  vergleichen  ,  aus   den  Schulen  der 
Hauptstadt  in   nicht  geringerem   IMa.issc    hervorging ;     und 
eben   so   lehrt   uns   Juvenal   Sat.    VII.  extr.  ,   dass   auch   die 
Keuschheit   der  Knaben    bei   dem  Grammatiker  der  Haupt- 
stadt,   welchir  Dichter   erklärt    und   omnes  solvere  potest 
quaestiones  ,   keiner  kleineren  Gefahr  ausgesetzt   war;  der 
blosse     Gegensatz     der     humanistischen     und     realistischen 
Bildung   kann   es  also    nicht    sein  ,      welchem    Iloraz    hier 
die    Wirkuugen    seines    römischen    Aufenthaltes     beilegt, 
au»  dem    doppelten    Grunde,     weil    es    auch    in    Rom    an 
realistischer  Richtung  nicht  fehlte   und   weil  auch  die   hu- 
manistische Bildung  den    Schüler    nicht    vor    den  Verfüh- 
rungen   der    Jugend    sicher    stellte.      Ich    gebe    zu,     dass 
auch  die   Erwähnung  der  artes,   quas  doceat  quivis  eque* 
atque  Senator  semet  prognatos ,   im  Vorhergehenden  ihren 
Gegensatz   voraussetzen   lässt;    dazu    ist   es   aber   nicht   nö- 
thig,     in  das    aera  referre    einen   Begrifl'  zu   legen,     der 
am    Ende     doch    selbst    die    Senatoren-    und     Rittersöhne 
nicht  ausschlösse,     sondern   es    genügt  an   den   loculis   ta- 
bulaque  des   v.   74,     welche   wir  ja   nur   nach   Hrn.   Jalin's 
Auslegung    als    symbolische    Bezeichnung    der   Elementar- 
schüler zu  nehmen   brauchen,   nni  den  hinreichenden  Cou- 
trast  mit   ilen    artibus    liberalibus    zu    erhallen  ;     und   iler 
Hauptnachdrnck    liegt    auch    hier  jedenfalls  auf  dem  Zn- 
satze quivis  eques  atque  Senator,    wodurch   nicht  sowohl 
der   höhere   Inhalt   und    ilie   humanistische  Tendenz   dieser 
artes    bezeichnet,   als   vielmehr  die  persönliche  Liberalität 
nnd   noble   Gesinnung  von   Horazcns  Vater  hervorgehoben 
wird,     iler   nichts   versäumt   habe,     um     das,     was  seinem 
Sohne   au   Geburt   abging,   durch    gleiche  Bildung   mit  den 
höheren   Ständen    zu   ersetzen.      l\orh  deutlicher  zeigt  sich 
diess   übrigens   in    den   folgenden    Worten:    vestem   servos- 
que  sequentes  si  quis  vidisset,  —  avita  ex  re  praeberi  sum- 
tus  mihi  crederet    illos ,     in    welchen    doch    offenbar    nur 
das    vorher  Angedeutete    »veiter    ausgeführt    werden    soll. 
Hätte    Horaz   die    von     Ihnen    unterstellte   Absicht   gehabt, 
seine   höhere  .Sittlichkeit   und  Entfernung  von   der  Gemein- 
heit des    gleichzeitigen   Lebens    dem    Inhalte   jener  artes 
im    Gegensatze   der   Lehrgegenstände ,    welche    bei   Flavius 
behandelt   wurden,    zuzuschreiben,   so   hätte  er  hier   etwas 
Achill iches   sagen    müssen,     wie   Sie   ans   Epist.   II,   '2-  an- 
iiiliren:   Romne  nutriri  mihi  contigit  atque  doceri  ,   iratut 
Grajis  quantum  nocuisset  Achilles  etc.;  statt  dessen  aber 
rühmt   er   uns    nur    die   Freigebigkeit,     mit    welcher    sein 
Vater   ihn   ausgestaltet   habe,     und    die    .iiifopfernde   Sorg- 
falt,   die   diesen   vermochte,    statt  des  sonst   gewöhnlichen 
Pädagogen   ihn  selbst   zu   allen  Lehrern    zu  begleiten;    und 
auf  diese   positiven    Verdienste    werden    wir  denn   auch   das 
vorhergehende    causa  fuil  pater  his  u.  s.   w.    bei   weitein 
mehr  als   auf  das  negative  ?ioluit  in  Flavi  ludum  me  mit- 
iere  beziehen  dürfen,    welches  erst  durch  deu  Gegensatz 
mit  jenem   positiven    Lobe    seine     wahre   Bedeutung   erhal- 
ten  kann.      Es   findet   hier,   möchte   ich   sagen,   in   grösse- 
rem  Umfange  das  nämliche   Verliältniss  statt,   was   wir  so 
häufig     zHischen     einzelnen    Staatsgliedcrn     nahriiehmen, 


34-: 


248 


wfilche  —  im  Gricclii«rlieii  «liircli  f^tiv  und  dl  —  eiu- 
andrr  ronnliiiirt  zu  sein  srlieiiicn,  obgleich  die  Haupt- 
!tacli<>  ei|;<>ntli<'li  nur  in  dpu  Icl/tpii  ron  beiden  stellt,  und 
das  erstere  dieseni  nur  zum  Vurder-  oder  Gegensatze 
dient,  vergl.  8tallbauin  ad  Plat.  Ileinp.  T.  I.  p.  37, 
ScliUniann  ad  Isueum  p.  t'J.ö,  Buttniann  ad  Uemosth,  Mid. 
p.  17,  Otto  ad  Cir.  de  Fin.  p.  HV.i,  Stürenburg  ad  Arcli. 
poet.  p.  Kil;  und  mehr  in  dieser  Zeitschrift  tS.i4,  S.  854; 
gleichwie  vir  also  z.  B.  bei  Cicero  Catil.  1,  '.i.  die  Frage 
mit  an  vero  nicht  sowohl  auf  das  znuSchst  stehende  P.  Scipio 
Ti6.  Gracchum  iiiterfecit ,  als  auf  das  folgende  Catilinam 
perfei emus  beziehen  uiiissen,  welches  nur  durch  jenen  »or- 
ausgeschickten  Gegensatz  gehoben  werden  soll,  so  ist  auch 
hier  die  Ursache,  wodurch  Horaz  dahin  gelangt  war, 
dass  ihm  Niemand  avuritiam  neque  sordes  aut  vtala  lu- 
strd  mit  Wahrheit  forwcrfen  konnte,  vielmehr  in  dem- 
jenigen, was  y.  76  fgg-  erzählt  wird,  als  in  dem  blossen 
Nichtbesuche  <ler  Schule  des  Flavius  zu  suchen,  wo,  wie 
gesagt,  aro  Ende  nichts  anders  gelehrt  ward,  als  was 
Uoraz  doch  auch  in  Rom  unter  den  Ejlementen  gleich- 
falls mitlerneti  musste.  Denn,  wie  gesagt,  nichts  berech- 
tigt uns  anzunehnien ,  dass  die  Schule  des  Flarius  durch 
Gegenstand  oder  Methode  geeigneter  gewesen  wäre,  avfl- 
ritiam  und  aeruginem  unimi  niitzutheilen  ,  als  Tausende 
ihres  Gleichen  in  und  ausser  Rom,  und  wenn  Horaz  ge- 
rade sie  nennt,  so  beruht  das  nur  darauf,  dass  sie  die- 
jenige war,  auf  welche  ihn  die  Geburt  und  das  Beispiel 
»einer  übrigen  selbst  angeseheneren  und  rermügenderen 
Landsleute  anwies  ;  nur  dass  sein  Vater  dabei  nicht  ste- 
hen blieb,  und  sich  nicht  mit  dem  begnügte,  was  tausend 
An<lere  in  seiner  Lage  als  hinreichend  für  ihre  Söhne 
betrachteten,  sondern  eine  für  seine  Kräfte  fast  unver- 
hältnissmassige  Anstrengung  machte,  um  ihm  eine  bessere 
Erziehung  zu  geben;  dieses  war  es,  was  bei  dem  Kna- 
ben einen  so  erhebenden  Eindruck  zurücklassen  und  zu- 
gleich den  römischen  Aufenthalt  und  die  Besiliaftigung 
mit  den  artibus  liberalibus  gerade  für  ilin  unter  diesen 
Uinstäiideii  um  so  viel  fruchtbarer  machen  mnsste  ,  als 
für  hundert  andere,  die  durch  ihre  Geburt  gleichsam 
von  seihst  auf  jene  höhere  Bililung  angewiesen  schienen. 
Auch  die  mala  lustra,  welchen  Horaz  entgangen  zu  sein 
rühmt,  erhalten  ihre  wahre  Beziehung  erst  hier  durch 
die  treue  Vorsicht  des  Vaters,  von  welchem  es  v.  Sl- 
heisst;  ipse  mihi  custos  incorruptissimus  omnes  circum 
doctoreH  aderiit ,  während  die  sonstigen  custodes  wohl 
häufig  selbst  die  ersten  Verführer  oiler  Kuppler  der  un- 
erlnhrenpii  Knaben  sein  niocliten  ;  wenn  aber  diese  Auf- 
fassung schon  durch  den  folgenden  Zusatz:  quid  multa? 
pttdicum  servavit  u.  s.  w.  über  jeden  Zweifel  erhoben 
wird  ,  so  werde  ich  auch  wohl  mit  einer  fast  mathema- 
tischen Sicherheit  schliessen  dürfen,  dass  die  Bewahrung 
vor  der  avaritin  und  den  sordibus ,  die  dort  mit  den  ma- 
tis  lustris  coordinirt  sind,  hier  in  der  Liberalität  ent- 
halten sei,  welche  die  rorhergehenden  Verse  an  dem 
Vater  rühmen,  ohne  dass  man  zu  diesem  Ende  in  die 
Schilderung  von  Fiat  ins  Schülern  mehr  hineinlegen  dürfte, 
als  was  aus  dem  Gegensatze  mit  der  Freigebigkeit  und 
Sorgfalt  des  alten  Horaz  henorgeht.  Und  hier  ist  es 
denn  namentlich  jener  v.  74,  dessen  schon  oben  vcrthei- 
digte  Erklärung  mir    durch    diese   Auseinandersetzung  zu 


solcher  Gewisslieit  erhoben  zu  werden  scheint,  dass  auch 
die  letzte  Spur  eines  Grundes  wegfallt,  aus  welchem  Sie 
in  meiner  Auslegung  des  aern  re/erre  im  folgenden  Verse 
die  von  dem  Zusammenhange  verlangte  Pointe  vermissen 
könnten.  Dreierlei  ist  es,  was  Horaz  seinem  Vater  na- 
mentlich dankt,  und  für  alle  diese  drei  Puncte  bietet 
schoM  V.  74.  solche  Gegensatze  dar,  dass  selbst,  wenn 
V.  7ö-  weiter  nichts  enthielte,  als  was  Horaz  ebensowohl 
auch  in  Rom  leisten  mnsste ,  daraus  doch  noch  keines- 
wegs die  Verkehrtheit  und  Absurdität  folgte ,  welche 
jene  meine  Auslegung  sich  hat  vorwerfen  lassen  müssen. 
Dein  ersten  Puncto  oder  den  urlibua  steht,  wie  schon 
vorbin  bemerkt,  die  Anspielung  auf  den  Klemeiilarnnter- 
richt  entgegen,  welche  die  Worte  toculog  tabulamqut 
gelbst  nach  Hrn.  Jahii's  Auffassung  enthalten  ;  liiese  aber 
tragen  die  Knaben  selbst  zur  Schule,  jedenfalls  ohne  von 
solchen  Sciaven  begleitet  zu  sein,  >vie  sie  Horazens  Va- 
ter freigebig  seinem  Sohne  initgnb;  und  wenn  wir  auch 
stillschweigend  annehnien  ivollten,  was  die  allgemeinere 
Sitte  des  Alterthunis  verlangte,  dass  sie  wenigstens  nicht 
ohne  Pädagogen  gegangen  seien  ,  so  überbot  doch  auch 
hierin  Horaz  die  Söhne  der  Centurionen  ,  indem  bei  ihm 
sein  Vater  selbst  diese  Stelle  vertrat,  für  welche  jene  zu 
vornehm  oder  zu  indolent  waren  und  dadurch  eine  ähnliche 
Gleichgültigkeit  gegen  die  Sittenfreiheit  ihrer  Kinder  ver- 
riethen,  als  sich  in  ihrer  Beruhigung  bei  der  Tririalschule 
des  Flaviii»  ihre  Uneiiipfänglichkeit  für  höhere  Bildung, 
uiiil  in  dem  dürftigen  Aufzuge  ihrer  Söhne  die  Gemein- 
heit unil  Filzigkeit  der  Aeltern  kund  gab.  Doch  über 
diesen  Gegenstand  habe  ich  in  der  Abhandlung  und  im 
Vorhergehenden  schon  genug  gesprochen,  um  wenigsten» 
abwarten  zu  dürfen,  ob  ich  Sie  überzeuge;  der  einzige 
Einwurf,  ilen  ich  mir  nach  allem  diesem  noch  denken 
kann,  wäre,  dass  Sie  v.  68.  die  beiden  Begriffe  avaritin 
und  sordes,  die  ich  allerdings  bisher  immer  eng  verbun- 
den habe,  ebenso  trennten,  wie  beiden  di«  mala  luslrti 
selbständig  coordinirt  sind,  und  nun,  während  den  sor- 
dibus iler  gemeine  Aufzug  der  Centurionensöhne  im  Ge- 
gensätze mit  Horazens  servia  sequentibus  entspräche,  der 
avaritia  ilie  artes  entgegensetzen,  so  dass  diesen  auch 
in  der  Schule  des  Flavius  ein  zur  avaritia  führende! 
Lehrgegenstand  gegenüberstehen  müsste;  aber  auch  dar- 
auf glaube  ich  nur  tias  schon  oft  Bemerkte  wieder  an- 
wenden zu  müssen.  Denn  auch  wenn  Sie  nach  Allem, 
was  ich  oben  über  diesen  Punct  gesagt  habe,  den  artibus 
als  solchen  die  Kraft  beilegend,  vor  der  avaritia  zu  wahren, 
so  folgt  doch  selbst  aus  dem  Gegensatze  derselben  mit 
der  Schuld  des  Flavius  für  diese  nur  so  viel,  dass  sie 
nicht  im  Staude  gewesen  sei,  jenen  natürlichen  Lästereien 
ein  Gegengewicht  zu  setzen,  keineswegs  aber,  das»  sie  dem- 
selben ebenso  direct  und  positiv  förderlicli,  als  die  artes 
hinderlich  gewesen  sei ,  und  noch  weniger  kann  darin 
eine  Biüthigung  liegen,  in  den  Worten  de»  v.  75,  der, 
wie  ich  gezeigt  habe,  gar  nicht  mehr  nothwendig  zu 
jenem  Gegensatze  gehört,  eine  nähere  Bezugnahme  auf 
die  avaritia  und  ein  specielleres  Gegpiitheil  der  artet 
liberales  zu  suchen,  als  aus  der  allgemeinen  Schilderung 
einer  Trivial-  oder  Elementarschule  von  selbst  henorgeht. 
Frage  ich  also,  was  sich  aus  dieser  bisherigen  Au«- 
einandcrsetzuni;   für  das  Verhältniss   unserer  beiderseitigen 


249 


?5n 


ICrklüruns^i'ii  iIps  ».  Tö.  rrsi-l.r-,  sn  liojraclitp  irli  S(i  viel 
;ils  i-rlcJi;;!,  iliiss  ilic  iiifiiii  [,'••  in  sju  aclilii  lici  lliiitii'lit 
»fit  ;;i'siclii"rter  ilastelit,  als  ili«"  lliri;;«»,  und  lUs^,  ««llist 
lieidc  als  <;lcu:L  sprarliricliljg  aiiffciiüiiiiiieii  ,  <I<t  Ziisaiii- 
mciiliaiitc  iiiiil  <lip  ganze  Absicht  drs  Diclitcis  miiMli'Sti'iis 
>'icli(8  i'iilli.'ilt,  »as  einen  VDr/iig  iler  Iliiijjcn  lieffnind.n 
tdler  «Irr  nieinijjrn  sticlilisltif;  (•nt{;pj;rMjjc.st<"llt  »iTili-n 
kOniifi-;  PS  blrikt  nun  iiocli  (il>ii;,%  auf  die  sacliLclien 
Voratisspliüiijfpn  bridpr  piiipn  Blick  zu  »pffpii,  um  die 
Aiisst<-lluiiKPn  2U  prnfpn,  iiplchp  in  iüpspi'  lliusiitit  der 
inrini^i'U  entj^pj»pnlrp(eii,  iinil  zu  rr»ilt;«n,  (ib  nicht  am  li 
bii-rin  der  llingen  (;lpirlie  oder  nocb  ;;ro»»ere  ScliMierij,'- 
keitcii  im  \Vei;e  stdii'u.  Hier  jjpreicht  es  mir  iiliri[;piis 
zur  »alirliaften  Freuile,  dass  Sie  dpn  ei[;pn)lirliHii  Aiiffpl- 
puix't  unil  das  reale  I' iiiidainent  meiner  AiiMtlit  nii'lit  be- 
streiten,  »odunli  irli  neni^stens  zuerst  auf  meine  ijanze 
Ausleuuii^'  jjefiilirt  Horden  bin:  icli  meine  ilie  arli'monaf- 
liciie  SihiiUeit  und  die  Siimmcr-  mler  AerndCeferien  der 
italisi'lien  Srhnleu,  auf  »elelie  ieh  aus  .^lartial.  .\.  H-'- 
^esrlilosspii  liabp,  und  tvuraus  allein  erst  auf  die  octunax 
Idus  das  riclilijje  Licht  fallen  kann;  über  diese  Uiiter- 
«telluntf  kann  ich  daher  mit  .Stillschtvei^pn  n<'g;;elien, 
und  bemerke  nur  beilfiufi(;,  dass  in  dieser  nAuilicIien  Zeit 
nach  Stat.  Silv.  IV.  4.  4U.  audi  im  liebrijjen  die  Ge- 
schäfte lor  (icricht  u.  s.  w.  in  Rom  stille  gestanden  zu 
haben  scheineu,  <>b};leich  «ir  über  die  nähere  Dauer  die- 
ses Stillstands  nicht  mit  solcher  Bestimmtheit  unterrichtet 
liind.  Äur  zweierlei  Puiirfe  sind  es,  iiber  «eiche  ich 
uiich  nach  Ihrer  Ent;;ejjnuiif  kurz  zu  äussern  haben  werde. 
lOrstPiis  konnte  man  mir  die  Stelle  iMacr.  Sat.  I.  Vi.  ent- 
gegenhalten, nach  welcher  das  Schulgeld  nicht  mi>nat»eise, 
sundern  vielmehr  für  das  ganze  Jahr  im  3/ärz  bezahlt  worden 
wäre  ;  diess  fiihrenSie  jedoch  selbst  in  aiderpr  Beziehung  an, 
und  auch  wenn  Sie  nur  rnn  dem  allgemeinen  Satze  aus- 
gehen, dass  dergleichen  Dinge  weder  zu  allen  Zeilen, 
noch  an  allen  Orten  gleich  sind,  werden  Sie  wenigstens 
nicht  die  lllüglichkeit  der  nocli  specielleren  Anwendung 
bestreiten,  ilie  ich  oben  bereits  daiun  gemacht  habe,  um 
gerade  in  dieser  Abweichung  <ler  Schule  des  Flaviiis  von 
der  Sitte  der  Haujjtstadt  ei.ieu  neuen  Beleg  fiir  meine 
Ansicht  ron  derselben  zn  geivinnen.  I>lehr  (iewicht  schei- 
nen Sie  auf  deu  andern  Punct  zu  legen ,  dass  der  lou 
mir  unterstellte  Betrag  dieses  monatlichen  Schulgeldes 
zu  einem  Asse,  worauf  iri  den  Ausdruck  aera  gedeutet 
habe,  sich  nicht  uachwesen  lasse,  und  namentlich  die 
von  mir  dafiir  angefühlte  Stelle  Juvenal.  X.  1  1 7.  nicht 
auf  das  Schulgeld,  sondern  auf  das  Eintrittsgeld  oder  sog. 
Minerval  gehe;  und  wein  meine  ganze  Auslegung  keine 
andere  Stütz«,  als  f/i'ese  Stelle  hätte,  so  würde  ich  sie 
allerdings  nach  Ihrer  lehrreichen  Erörterung  dieses  Punctes 
nicht  mehr  mit  Sicherheit  zu  verfechten  wagen;  aber 
gleichwie  Hr.  Orelli  ,  der  in  diesem  Stucke  auch  Ihrer 
Ansicht  beipflichtet,  sich  dailurch  nicht  hat  abhalten  las- 
sen,  im  Lebrigen  und  Wesentlichen  mir  beizutreten,  so 
kannte  ich  selbst  Ihneu  darin  geradezu  nachgeben,  ohne 
desshalb  im  Mindesten  etwas  an  meinem  guten  Rechte 
emznbüssen.  Denn  die  Hauptsache  ist  und  bleibt  mir, 
dass  aera  Schulgeld  andeuten  könne,  und  dies<;s  steht 
durch  Juvenal.  VII.  217.  fest;  der  Belauf  desselben  ist 
■völlig  accessorisrh,  und  sobald  Sie  mir  nur  den  vorigen 
Ztiuchr.  J.  d.  AUtrlhumt  w. 


Piiiict    einr.'niinen  ,     dass     d.issellin    in     Rom     jährlich  ,      in 

\'eiiusia    nailich    eniricbli-l    Hiirdensei,   »o    würde  schon 

darin  Uegensalz  g'-nng  liegen,  um  dem  Vorwurfe  der 
AUsuriJil.'tt  zu  entgehen  ,  dass  Horaz  der  Schule  des  Fla- 
viiis i\iclils  Heiter  beigelegt  li.ilie,  als  was  eben>o  gut 
auch  für  Rmii  gelte.  l)o<  h  glaube  ich  am  h  filme  auf 
dem  (ielrage  eines  As  zu  bcslelieii ,  dass  ,si(  li  dem  Aus- 
drucke aera  hier  jedenfalls  die  iiedeutiing  eines  geringen 
Unanfuins  ebenso  wohl  sachlich  als  sprachln  h  viniliciren 
lasse.  .In  letzterer  Beziehung  habe  ich  schon  oben  Ei- 
niges bemerkt,  und  erinnere  hier  nur  noch  an  Juven  il  a 
ijui  nonduin  iifre  laviintur  i.e.  tjuttdraiile  (II.  I.j'.'.),  so- 
wie an  denselben  VI,  | .','].  aera  popiincit ,  was  verglichen 
mit  Cicero's  qtiiidranlaria  pro  Caelio  c.  Jd.  selbst  noih 
an  eine  kleinere  .Münze  zu  (leiiLen  eilaiilile;  wenn 
aber  Hr.  Orelli  einwendet,  ein  Lehrer,  der  monatlich 
nur  ein  As  erhalten  hätte,  würde  selbst  bei  linndert 
Schülern  mit  aclithun<lert  Assen  jälirlirh  iiii  lit  halieii  exi- 
stiren  können,  >ii  scheint  er  mir  weder  die  Wolilteillieit 
des  Lebens  im  Alterthnm,  noch  die  Klagen  in  Anschlag 
gebracht  zu  haben,  welche  auch  tiamals  schon  über  die 
schlechte  Stellung  der  Jugendlehrer  laut  werden.  Die 
Einwendung  wenigstens,  deren  er  sich  bedient,  ilass  ein 
geineiner  Solilat  mehr  als  das  ^'ierfache  jener  Suinmr 
jährlich  an  Lühniing  erhalten  habe,  fällt  nicht  stärker 
iii's  Gewii  ht  ,  als  wenn  Jemand  ilie  geringe  Bezahlung 
der  Grammatiker  in  der  Hauptstadt  damit  widerlegen 
wollte,  dass,  wie  Jnvenal  VII.  extr.  sagt,  ein  Sieger  im 
Kanipfspiel  an  einem  einzigen  Tage  ebenso  viel  verdient 
habe,  als  jener  im  ganzen  Jahre  Honorar  bekam;  ausser- 
dem ist  nicht  zu  vergessen  ,  dass  der  Kriegsdienst  den 
ganzen  Alann  in  Anspruch  nahm,  während  I'^lavius  neben 
seiner  Scliiilmeislerei  wahrscheinlich  auch  noch  Ackerbau 
oder  ein  sonstiges  Gewerbe  treiben  konnte;  und  auch 
wenn  ich  Ihnen  einräume,  dass  das  As  bei  Juvenal  X. 
117.  nur  IMiiierval  war,  so  lässt  doch  lie  Geringfügigkeit 
des  Eintrittsgelds  auf  kein  viel  höheres  Schulgeld  schlie»- 
sen.  Dagegen  zweifele  ich,  dass  es  Ihnen  gelingen  dürfte, 
auch  nur  einen  Wahrsclieinlichkeitsgrund  ,  geschweige 
denn  einen  urkundlichen  Beweis  für  die  Annahme  zu 
findeil,  weiche  bei  Ihrer  Erklärung  iiothw endig  uiifpr- 
stellt  werden  inuss  ,  dass  in  der  Trivialschule  eines  ita- 
lischen Aluiiicipiiinis  jener  Zeit  der  arithmetische  Unter- 
richt bis  zu  solcher  Feinheit  getrieben  worden  sei,  wie 
Sie  und  Hr.  Jahn  es  in  unsere  Stelle  herein  deiitfi). 
Schon  in  meiner  Abhandlung  p.  T2  habe  ich  darauf  auf- 
merksam gemacht,  wie  schwach  es  in  dieser  Hinsicht  mit 
deu  Schulen  des  Altertlinms  bestellt  war;  fiiideii  w  ir  auch 
in  späterer  Zeit  neben  den  litera/oriius  eigene  cnlculii- 
tores  oder  Rechenlehrer,  so  zeigt  doch  noch  das  siebente 
Buch  des  IVIartianus  Capella  die  Dürftigkeit  und  (Jnfrurlit- 
barkeit  der  Behandlung  dieses  Gegenstandes  ,  und  seM'st 
die  Stelle  der  Epist.  ad  Pisones  ,  worauf  Sie  Ihre  ganze 
Ansicht  stützen  und  die  sogar  von  den  Romanis  pueris, 
also  den  Söhnen  der  Hauptstadt  handelt,  deutet  auf  keine 
angewandte  Arithmetik,  wie  sie  Hrn.  Jahn's  Zinsrechnung 
mit  sich  bringen  würde.  Das  As,  welches  diese  discuiit 
in  partes  centum  diducere,  ist  nicht  einmal  die  ftlriuze, 
die  ja  bekauutlicli  keine  hundert,  sondern  nur  zwölf  Theile 
eähltr,   und   mit  deren  Berechnung   folglich  jene  Hundert 

17 


?51 


252 


tlieiliin«'   als    einfarli''»    Hii  isionscxpiiipol     oilor    Briirlirccli- 
niiiig   s^T    Nlrli(s   griiiciii    liiit;    as   liciloiid-t    vielim-lir  jimIo 
iiiimerii'ilie    Eiiihoit,   ilie   einer    Kriliiiiiii;;    zu    (iriiiiile   ge- 
lebt   niril,    iiiiil    ilrrcii  Diiiiilrrinialtlirilr    nur    lioiiionvm  mit 
den    lililiclicn   Stlieideiiniiizeii    unciii,    triens    ii.   s.    w.    gr- 
iiauiit   »iirileii,     Sil    ilass   aii<li    ille    f<>l;;ciiileii    Beispiele:    si 
de  ijui/icunce   remola  est   iiiicia,    quid  superest  f    ii.   s.   ». 
iiiilit  nis   Cieldherecliiiunu,   sdiiileiii    als   t<iil>«ra('li<)iis -    und 
.4ilditi<iiisaiir},'alieii    l)e(ra<  litet    norden    ml■l«^ell ,   v^l.  ^itruv. 
III.    1.      Freilich    «erden   auili    diese    dort,     nie    der   Zu- 
sauimenliaii^'     lelirt,     nur     niiler    dem    Gesu  li(s|)nm(e    des 
uraktisriien    Nutzens   letrailitet ,   den  sie  fiir  <;el(lj;es<  ti«flR 
haken;      ;jeraile    dieses   alier   spridit   nielir    j;'"?''"  i     ^'^   f"'' 
Ibre    Auffassung    unserer    Stelle;     denn    wenn     man    selbst 
iu   Rom   die    vier  Species  für  ;;.  iiii^'enil  hielt,    um  rem  posse 
Servare  suajii,  so    «ird    man    sirli  in  \'enusia  «ohi  seliiver- 
lich   lur   angeHandteu  Rejjel    de   tri  und  Zinsrechnunj;  ler- 
stie°;en     halicn!      Auch    >oii    dieser   Seile     wäre    demnarli  , 
gliuipflirhst    au<gedrii<kl,     Ihre     Ansicht    um     jNichts    fe- 
siclierter,   als   die    .neinijje,     die    «enigstens    an   der   Stelle 
<le»   niarlial    eine   ebenso  positive  Stutze    in  sachlicher  Hin- 
sicht  hat,    als  sie    in   spracl/icher   Juvenal    VII.    '_>t7.    ab- 
gibt;   und    wenn    ich    den    übrigen    Gründen,    durch    welche 
Sie   aus   dem   Zusammenhange   <l!e    Ihrige    zu    vertheidigcn 
und    die    ineinige     zu    erschüttern    gesnciit    haben,     Punct 
für    Punct  auch   nur   gleich    starke     Argumente     entgegen- 
gestellt    hüb«,     so     »ird    jedenfalls    zuletzt    die    grössere 
Einfachheit    den    Aufschlag     zwischen    beiden    geben    müs- 
sen.     In    diesem    Piincte    glaube     ich    inzwischen    au    Ihr 
eigenes   Gefühl  appelliren     zu     dürfen,     um    der    uieinigeu 
wenigstens  «liesen    Vorzug    zu   sichern.      Nach    der  Ihrigen 
bleibt  CS    fortuahrend   unsiclier   und    bestritten,   ob   Jdibus 
octonis   als  Daliv   oder   als    Ablativ    zu  nehmen  sei;    welche 
von    beiden    Constructioneu    man     aber    auch    vorziehe,    so 
»ird    immer    ausser    der    vorher    berührten    Ellipse     nach 
referre,     in    welcher    selbst    wieiler    nicht    alle    Ausleger 
übereinstimmen,   noch   eine   weitere   zu  aera  sc\\.  solvenda 
oder   dergl.   zu  slatuircn   sein;    «nd    gesetzt   auch   die    Ein- 
wendungen,    «eiche    ich    oben    tlieils    gegen    den   Sprach- 
gebrauch   von    aera  referre  selbst,   Ihcils    gegen   die    üeb- 
lichkeit  solcher    Rechnungsaufgaben    erhoben    habe,   gäben 
kein   absolutes  Hinderniss  Ihrer    Auffassung   ab,   so    werden 
sie   doch   fortwahreml   als   Schwierigkeiten   befrachtet  wer- 
den  können,    die    selbst  einem   Zeitgenossen   des    Dichters 
das    Verständniss    seines    Sinnes     hätten    erschweren    und 
trüben   müssen.      Dass    die    Erklarer  gleichwohl    verhalt- 
nissmässig  früh    darauf  verfallen   sind,    halte  seinen  Grund 
wohl   hauptsachlich    in    drei     Ursachen,     welche    ich   aber 
iu  meiner  Abhandlung  sammtlich  beseitigt  zu  haben  glaube : 
•last  sie  in   v.  74.   loculos  labulainque  auf  Rechenapparate 
bezogen,  dass  sie   sich   durch    die   andere   Stelle   der   Epi- 
steln,  wo   dieser   Vers   wiederholt   ist,    bestimmen    Hessen, 
ihm   auch    hier    eine    Beziehung    auf    Wucher    und    dergl. 
XU    geben,   unil    daas   ihnen   die  Bedeutung   entgangen    war, 
welche   die   Achtzahl  der  ftlonatsitlus  im  römischen  Schul- 
lebeu   hatte  ;    nachdem   ich  aber   letztere  selbst   mit   lürej 
Ucislininiuiig   nachgewiesen   habe,   und    was   v.  74.  betrifft, 
auch  Hr.  Jahn   zugibt,   dass  hier  nur  von  Elementarschulen 
im   Allgemeinen   die  Rede  sei,    wage    ich    zu   behaupten, 
dass  die    einfachsten   Gesetze    sprachlicher    Interpretatioo 


uns  nicht  allein  erlauben  ,  sondern  geradezu  nüthigen  , 
auch  v.  7.j.  nicht  auf  Reihnuiigsaufgaben  ,  sondern  auf 
monatliche  Entrichtung  des  Schulgeldes  an  je  acht  Iden 
des  Jahres  zu  beziehen.  Nur  der  Zusammenhang  könnte 
uns  veranlassen,  diese  nächstliegende  Erklärung  mit  einer 
weitergeholten  zu  verlau>clien ;  hierüber  will  ich  jedoch 
nicht  « ieilerluilen,  was  ich  schon  vielleicht  zu  weitlauflig 
gegen  Ihre  Eiimürfc  gesagt  habe,  und  Ihnen  vielmehr 
meinen  Dank  und  meine  Freude  aussprechen,  dass  Ihr 
■Widerspruch  mir  Ursache  geworden  ist,  meine  Ansicht, 
die  in  jener  unter  vielfachen  Störungen  verfassten  Ab- 
hanilluiig  nur  im  Rohen  dargelegt  werden  konnte,  noch- 
mals tiefer  zu  lirgrüiideii  und  in  vielen  naiiihaften  Stücken 
zu  erläutern  und  zu  ergänzen,  üb  es  mir  freilich  gegen- 
»anig  besser  gelungen  sein  wird,  Ihre  gewichtige  Auc- 
toritai  auf  meine  .Seite  herüberzuziehen,  wage  ich  kaum 
zu  hofft- n ;  jedenfalls  aber  werileii  .Sie  aus  der  Ausführ- 
lichkeif meiner  Vertheidigung  enfnehinen,  wie  viel  mir 
daran  gelegen  ist,  von  Ihnen  nicht  niissverstandcn  zu 
wenlen  ,  und  mit  welcher  aufrichtigen  Hochachtung  ich 
demnach  bin 

Marburg,   den    11.   Januar    1842. 

Ihr  ergebenster 

K.    Fr.    Hermann. 


23.    De  vi(a  et  .scriplis  Ilieronyini  Caidiani. 
Prooemium. 

Rerum  JVIacedoaicaruni  et  Graecarnm  ab  Alexaudri 
3Iagni  mortc  usque  ad  hisforiae  fere  Poljbii  initium  ge- 
starum  memoriain  duit  inprimis  scripforcs  scrvaverant  apud 
vetcres,  Hieronvmus  Cardiaiius  et  Phvlarchns.  Suppar 
enim  uferque  rebus,  cjuas  scriberet,  ea  simul  copia  re» 
singnias  persecufus  esse  viiltfur,  ut  frequens  inprimis  eurum 
apud  posteriores  scripfores  tsus  esset,  qui  tempnrum  illo- 
ram  histurias  contexerent.  Quac  vero  fnrfunac  iniquitas 
utriusque  nobis  opera  praeripiit,  haud  scio  an  in  iis  quo- 
que  appareat ,  quae  ail  nostraii  de  illis  aetafem  propagata 
sunt.  De  Phviarcho  enim  qu«m  non  exigua  plane  frag- 
mentorum  mul*ifudo  supersit,  ^ie  vita  ejus  nihil  coostat , 
do  Hieronjmi  autem  vita  servata  qnidem  plura  sunt,  co 
tenuiora  autem  ea,  quac  de  libris  ejus  aetatem  tulerunt. 
Itaque  qunm  vitae  rationes  non  magis  quam  reliquiae 
scriplorum  in  censuni  venianf,  ut  Judicium  feratur  de  rerum 
auctoribus,  difficillimum  hoc  in  ofroque  fuerit.  Sed  Hie- 
ronjmi  fortasse  propterea  accrbior  jactura  rideatur,  quod 
tum  ipse  multis  earum  rerum,  quas  literis  mandaret,  in- 
terfuit,  tum  non  contemnendas  et  priacipum  aliquot  virorum, 
qaibusrum  vivebat,  et  teriorum  quorundam  scriptorum  laa- 
des  retulif.  Quocirca  qnum  ex  recenfioribus  praetor  Se- 
rinum  '),  quod  sciam ,  nemo  videatur  exstitisse,  qui  co- 
piusius  de  eo  diceret,  operae  sperabam  me  pretium  fac- 
turum  esse,  si  tum  in  unum  «olligerem ,  (^aae  passim  ab 


1)  Memoires  de  l'acad.  dea  inscr.  Tom.  XIII. 


253 

alii.i  'j  liar  illaip  op|iortuni<ate  ilispiHafa  pssrut,  <nin  ad- 
<|prein  rt  pincndarnn  ,  qiiiliiij  aut  [iluiiiiis  uut  ri'itiuü  ilia- 
|iutari   illa  posse   riilereiitur. 

1.    De   aelate   et    vita   Hieronymi    Cardiani. 

Apiiil  Liii'ianiim  ile  Longacris  r.  'J2  ex  At^atliarrliiilis 
Asiat.  Iiist.  lil).  IX.  Hieroiivniiis ,  <nii  propter  pa ,  «jiiae 
prartrrpa  ile  pu  in  inl»  libro  rcfpriintur,  iliitiiim  iion  Pst, 
quill  pro  Carillaiio  (ial><-ii<liis  sit  ^),  ijiiatliior  pt  ppiitiiiii 
aiitiuriini  aptatciii  rmispciiliis  psse  diiltiir.  Dp  siicppssori- 
bu9  Alpxanilri  IM.  quixl  opus  riiiiipuüiiit,  min  pnnstat  qiii- 
dem ,  quem  ail  aniiuin  iisqiie  proiliixprit,  e  Plutarrli.  Pyrrli. 
'i~.  autpni  iiitpHigitiir,  ile  pxppilitlniip  Pyrilii  in  Pelopiin- 
nesiiin ,  e  Paiisan.  I,  (4,  1.  dp  tiiortp  adco  pjns  sprino- 
nem  in  po  fnissp.  ')  E  Lnpiun.  de  Lonj;.  p.  11.  porro 
colligi  posse  vidptur,  ojiiis  illtid  Anti^oni  Gnnatae  iniiitpm 
nondiiiii  attigissp.  In  qiiu  lopo  qiiiini  de  aptatn  liitij^oiii, 
Philippi  lilii ,  ac  Lvsiinarlii  Ilipriiiiymns  aucfur  laiulrtur, 
An(i<;uni  auteni  Gooatae  aplas  px  atio  fiiiitp  rppptadir, 
nee  quidqnam  ille  de  pa  dixisse,  iipc  umniiio  snpprstes  ei 
fuisse  ridetiir.  Pooeiida  ijifnr  fiierit  morg  Hiprnnyini 
inter  Olvnip.  127,  1.  ('J72  a.  Chr.),  quo  anno  Pvrrhus, 
et  Olyoip.  I3ü,  2.  (2.39  a.  Chr.  Polyb.  II,  44,  "l.  2-), 
quo   Antigoiius   Gonatas  oiortuiis   est. 

De  adolpsppiitia  Hipronynii  nihil  fpre  oognitum  est, 
Disi  Cardiac  euni  natum  fiiisse ,  Kunipiiis  quoqiie  patria, 
inimicitiisqiie  insigni,  qua»  de  ea  Philippus  Amyntae  filiiis 
et  Atheniensps  iuter  sese  exercebant.  St  rera  pssent, 
quae  Serinns  disputarit  (iMeni.  de  Tac.  des  in.spr.  XIII, 
p.  20  sq.),  mentio  ejus  fipret  jaiii  apud  Dpiiiostlipnpin 
(de  f.  leg.  p.  344  R.),  ubi  Aeschinps  oratur  ,  jegatus  ab 
Atheniensibu«  ad  Arcades  missus,  iv  toi^  ßlvgtoi^  £V 
ßleyaktj  TtuLei  'JsQvU'vfJov  tov  rntg  (i)i'Unnov  ki- 
yovxoL  adrersarium  habuisse  dicitur.  Repu°;nat  autem 
tum  temporuin  ratio  (missa  eiiiin  illa  legatio  est,  infirmis 
dum  Philippi  rebus,  ut  qiii  minus  adhuc  rognitus  psset 
intßovkti'ujv  TOI.;  Ekkljaiv),  tum  quae  antpceduiit  illum 
locum  »erba,  quibus  pariter  atqne  Deuiosth.  de  cor.  p,  324 
ad  Arcadiae  priiiripps  rpfertur.  Areas  igitur  hie  Hie- 
ruDymus  fuit,  non  Cardianus.  Aecedit,  quod  Cardiani 
post  papein  deinum  Philocratis,  qua»  belli  sacri  exitum 
proxime  antecedit ,  ia  societatem  Philippi  reoisse  vi- 
dentur. 

Priuius  locus,  qai  circnnispicientibus  nobis,  qaae  de 
rita  llieronjmi  exstent,  occurrit,  apud  Afhcnaeum  est 
V,  p.  206,  E,  ubi  e  Moschioiiis  de  narc  ab  Ilieroue 
Sjracusarum  rege  pxstructa  libro  haec  traduntur:  z//o- 
xksiötji;  jU«'  ö  [■■ffiöimiviji  t}avfia^sTac  in'i  tjj  tiqoi; 
Ti}v  'PodiuiV  Tiukiv  VTTO  zlijfxtjTQiou  it(JOcrax&fiar]  roig 

2)  M.ixime  a  Voss,  de  bist.  Gr.  p.  65  St.  Croix  E\anien 
criliqiip  des  bist.  dWIex.  Heyne  de  fönt.  Diod.  Coninient. 
80C.    Gott.  T.  VII.    Heeren  de  fönt.  Plut.  p.  70. 

3)  Nam  praeter  Cardianum  constat  alios  diio  llieronymos 
coinmeinarari ,  hie  non  omitleodos,  allerum  Rbodiniu 
Periputeticum,  qui  tamoii  et  ipsc  sciipsit  iatoQiHii  ü-nofivi]- 
ftuxu,  alterum  Atgyptium ,  quem  de  rebus  Phoenicum 
egisse  fcrunt.  Voss.  p.  63  sq.  cl.  p.  48.  Clinton.  F.  H. 
Tom.  I.  cd.  Krueger  p.   189.    Tom.  111.  p.  19. 

4)  Patum  rcspexerunt  hos  locos  et  Voss,  et  Sevin. 


354 

Ticxeo/y  l'/.iJT(jkii,  Tijiaioc  8'  ini  xrj  nvqa  ry  za- 
Tuny.cvurj^ilarj  /lioviaiai  T(ij  ^Liy.skivq  TUQoivv(i),  xal 
'Jeoujuv/ioi  £ji\  TTj  yardoxsiTj  rr-i;  ÜQunudti^-,  y  Ov- 
vifiaivt  y.aTU/.oitia'Jijvuc  tu  '.ß.e^urdfjoi.  (riJifja,  Ilu- 
/l'j^Äf/ro,-  d'  in'i  -riß  kf/fi'p  -ruj  y.uiao/.lvao^Siri 
Ti/i  fliooyj  eic.  Expnsatnrns  videlirpt  fneral  iMssehio  iste 
nr^iiinentiiin  liliri  siii,  alionim  eoruiiiqiie  insignium  iii- 
priiiii,<  liisloricoriim  ixpniplo  l-iudat».  llinr  patpt  üiinul, 
llicronvniuni  illiiin  nun  ina;;is  liabpri  pnssp  architi-ctum 
qiipiulaiii  siip  /(lyrtvorroioii  quam  Diopliijpin,  Tiiiiapum 
Pt  Polrrlclum  *J;  hisinriaruiii  ipro  .scriptor  si  intelligpo- 
diis  pst,  liiinc  adfiiiüsp  quoque  ronstruendo  isti  oppri 
ipsiiHiqiio  illud  orulis)  suis  usurpavisse  crpdibile  est. 
Apud  prinripps  igitur  IVIacedoniim  luit,  quuin  Justa  illi 
deriiiKto  rpgi  8UO  ppr.snli'prpnt.  Qu«  qupinadinoduin  de- 
»pnprit  si  qnaeratur,  nihil  sane  est,  qiiod  ipsis  reterum 
lestinioniis  deuionstrari  pnsi-it;  insignpui  tanipii  inter  Ma- 
ppdoiips  loruin  (liprniiyinus,  aiitpquaiii  in  gratiain  veniret 
Antigoni  ,  non  obtiniiisse,  imino  tutus  ferc  pppendisse 
ridptur  ab  Ennipnp,  quo  anrforc  ijon  incrpdibile  Pst,  eum 
in  aulam  siip  ad  pxercitinn  .^Liredoniiin  arrpsüitum  esse. 
Uund  si  quis  statuprit  jam  Philippo  rpge  '■)  fartum  esse, 
non  Pst  »ane  in  aetate  Hipronyini,  quod  rppugnpt.  Annus 
ut  ponafur  2()0  a.  Chr.,  quo  obirrit,  anno  npcesse  est 
natus  fuprit  3H4  a.  Chr.,  unde  plTicprefur,  ut,  diem  quum 
suprpinnm  Philippus  uliiret,  annum  agcrct  octarnm  et 
vicpsiuiuin. 


5;  Diociides  cnim  ideia  forta.sse  est,  qui  apud  Plulaiclium 
Tom  II,  p.  Ii66,  C.  Bliodiiis  rpriimquc  Actolicarum 
anctor  peiliibctur  (Voss.  p.  353),  in  quo  libio  queniad- 
niodurn  (inj  poliipiit,  nt  ad  nlisidinnem  Rhodi  per  Dc- 
metriiini  l'oliuice'ein  siiscoplain  dcfeiictin,  c  Diodoro 
(X.X,  !)9  )  colllgere  licet;  Tifiiaciis  clarissiiiius  band  dnbie 
hisloriciis  csl ,  non  niallieni.iticus  loilasse,  cujus  apud 
Pliniuni  in  bist.  nat.  passiin  nienlio  fit;  Polycleti  dcnique 
etiaiu  Larissaei,  ex  iis  (|ii.ie  apud  Sliaboncm  (p.  728. 
742.  5lOJ,  Albcn:jcum  (XII,  p.  5.39,  A,  ubi  lib.  VIII. 
bislori.li  um  commi'moialur)  et  .\elianuin  (II.  A.XVl,  4l.) 
refeiunlur,  non  plane  obscurum  noiiien  inter  blstoiicus 
vcleies  erat.  ilelepolidis  autem  Demetiii  non  Diociides 
illc  Abderita  ,  sed  Epim.ichus  fabricator  fuil.  A'itruv.  de 
arcliit  X,  l6.  4.  —  r.adem  de  explicando  islo  loco  sen- 
tentia  est  Wesselingii  ad  Diodor.  XVIII,  26.  ,,  Quod 
Scheifcrus  opinatus  est  ad  Aelian.  V.  H  Xl.',  64.  cunus 
ejus  fabrum  fuisse  Hierunymuin,  id  Albcnai  iis  nusquaoi 
dixit  Sequeretur  enim  ,  et  Timacuni .  cujus  paiillo  ante 
nieniiiiit,  auclorem  rogi  fuisse,  cui  Dionysius  imposituj 
condagravit,  ipind  taiuen  absurdum.  Tiniaens  in  ejus  de- 
scriptione  egrcgius  fuerat,  ut  in  cuirus  bcijus  cnarratione 
Hicronymus.'?  Unde  l'alsiis  est  St.  Croix  ,  dicens  p.  511. 
,,Rien  iie  fut  plus  d'honneur  ä  Hieionynie  que  l'inven- 
tion  du  cbar  fuiiebre  d'Alexandre  qii'on  mit  au  nombre 
des  cbefs- d'oeuvres  de  l.i  mecaniquc  tels  que  le  bucber 
de  Denys  l'ancien  a  Syracuse,  exiciiti  par  Tiniie"  etc., 
nee  facilo  iiitclligas,  qunmoilo  p.  544  not.  4.  ubi  laudat 
locum  Atlienaci,  diccre  potuerit;  ,,je  suis  rinterpr^tation 
que  le  savant  XVpsseling  a  donie  de  ce  passage  Not.  ad 
Diod.  T.  II,  p.   177.  (immo  277.). 

6)  Magnae  enim,  quae  Cardianis  cum  Pbilippo  fuit,  necci- 
situdini  eliam  Eunienes  quem  inter  Maceduiuim  principe! 
obtiuuit  locum  debebat,  etsi  non  dcfucrunt  inter  ho«, 
qui  despiceient  eum  ut  extcrum  et  percgrinum  homiiienJ. 
Pliilarcli.  Fumen,   1. 

17* 


205 

Ex  AlliPiiaco  n(  <ollij;cre  licet  (V.  |..  JOli)?  HiTo- 
iiMiiiiin  ilefiini'lo  Ali'xanilro  in  niila  fiiitsp  iMarcdtiiiiiiii, 
IIa  «ju.ie  a|)iiil  Didiloriim  XVUI,  4.'.  lo(;uii(iir ,  cum 
£iiin<-iir  eiiiii  ^oris  in  Cappailixiae  et  Lycaoniao  ciiniinii»! 
iiirliisiiiii  OS«»  ilcnionslraiit.  (iui  loins  evincit  siiiiiil ,  tion 
nindo  (]iiai]<a  inter  nfninuiiir  fainiliaritas  fuerit,  seil  otiaiii 
(jiinntain  Eniiirncs  iii  cuiisili»  et  jiriiilentia  Hieroiiyini  fiilu- 
ciain   |Misiirrit. 

Iiitcrfccto  enim  Pcrdirca,  noii  sohim  rapitis  Bumpnos 
(laninatiis,  seil  otiain,  iiova  iiiltr  acliprsarlos  pjns  provin- 
Cianini  Trisparadisi  Syriar  oppiilo  parlitioiic  insdtiita , 
Kiimina  rcriiiii  Aiitipatro  Marcddniri  rx<-r<]tiis  snirrajfiis 
niaiida<a  erat.  Undi-  (juuin  Eiiiiiciips,  Noris  al>  Aiitijiono 
jiissa  in  eo  Antijiatri  ppra-imte  olisi-ssns ,  ila  taninni  fiie- 
dns,  ulila<nin  «il>i  al)  il!o,  arclporo  lollet,  nt  nou  nuido 
rriininiluis  oninilms  sdlveredir  ,  si-d  proiiiuiis  qnoiiui-,  qnae 
iiiitio  ei  a  Perdiica  <latae  fiierant,  deiiiio  donaretiir,  re- 
lefatus  ab  lioc  ad  Antipafri  jndiciiin),  le;;a((is  ad  euni 
de  focdere  pariscendii  uiisit.  Sed  aliud  quid  praeterea 
fuit,  niiod  marliinaretur.  Qiinni  enim  >  ideret,  Aiitijfniiiiui 
Inni  lirtoria  de  ipso  brei  i  ante  rppnrtala ,  tum  copiaruni 
et  opiin»  niajfnitudine  eUtiim  inajora  cupere  (jt£iCuV'j)V 
TlOdr/f^Üloii'  uiülyfTO  üind.  X  VIII,  41-)  >  eani(|ne  ipsani 
oll  caussani  in  paceni  sernm  redirc  teile,  ut  anxilio  ip- 
siiis  ad  ilcbellandiiin  et  Antipatrum  et  alinin  (jiu'inciinqiie 
adversarliiin  utereliir,  adinoiiitum  de  eo  Antipatrum  per 
le'.'ationis  istius  oppiittiinitatein  i olebat,  res  suas  sperans 
salras  fore ,  si  bellnm  intcr  ntrunujue  exarsisset.  Ad 
quam  rem  qnnm  niaijna  inprimis  prudentia  et  ralliditate 
opus  esset,  legatis  illis  praeferit  Hieronvmnm,  maxinic 
hunc  ad  perageiida  consilia  sua  idoneam  fore  ratiis.  Non 
ronstat  tainen  ,  quid  profecerit.  Inania  omnia  rcddidisse 
fldetur  mors  Antipatri,  quae  mox  consecnta  est;  id  quod 
niirum  quantum  Antigoni  rationes  adjnrit.  Nam  quum 
nemo  '')  esset,  qui  in  Antipatri  ita  locum  succederet ,  ut 
administratinneni  siniul  totins  imperii  regiaeqiie  faniiliae 
curam  sustinere  posset,  faeilior  jam  Antigono  et  expedi- 
tior  via  patebat,  qua  jam  omnia  ad  se  uniim  raperet.  In 
quam  rem  qnum  Enmenis  sibi  prae  aliis  omnibus  amici- 
tiam  «onciliare  tentaret,  opera  in  eo  Hieron\nu  usus  est. 
>am    ita    üiodorus   XVIII,   60:      TaUTCt    dt    d/avotT^tii 

'IsQuivviÄVv  fttv  Tov  TOLi;  iarogiag  ygäipavia  usxi;7ti(i- 
ipuTO,  (fikuv  ovra  y.ai  nokixijv  Ecnivovi-vov  Kau- 
dfdvoC  Tor  avpTtecfevyucoi  f/?  to  jjwp/ov  to  xß- 
koi'iisvov  JWjon.  roi'Tov  Ö£  fjtyukaK;  duj(jeaii  tcqo- 
y.ty'LEaäi^iEvoi;  EtuniarttKE  itoEalifoTriV  TToog  xuv  Ev- 
l^ivi],  TTctouxataZv  lijq  ulv  tieqI  Kunnudoy.io.v  ituxijs 
ysvuuhrjs  iio^^  ainuv  i7iika9ia^ai ,  yivtodai  öe 
(fikuv  y.at  OLiiifictXOV  avTip  ete.  Plutarchus  autem 
(Kum.  1,>.)  de  parto,  quod  cum  Euuiene  Aulijjonus  Noris 
fpcerit:  21lo  71  ifuipaq  'legdjvi'/iov  io^hi^iTo  rip  Lv- 
fllvCl  etc.  Quibus  locis  quamqnam  sinj^ula  quaeque  magis 
perspicue  expnsita  relis  ,  huc  tamen  paterc  ex  iiü  ridetur, 
Hieronymi  apud  Antigonuin  noii  minorem  fidcm  quam 
apnd    Eumenein   fuissn. 

Kon  hujus  loci  est  narrare,  qnemadmodum  Noris  Eu- 
Diones   evaserit,     non    discessisse   vero   ab   eo    Hieronvmum, 


~)  Polvspc'chniitis ,    quem   ipsc    snne  Antip-iter   successorem 
constittieral,  salls  constot  quam  paruni  valuciit  auctoiitas. 


2bG 

donec    in    pntesfatein    illc  Antigoni   renisset,    idein  Dindorus 

testatnr    (\l\,   44')-     post    relatam    Eumenis    mortem    ita 
.;...:..ii..   A'    ;..   ,..:■  ^.. ,,./ „.'.,..,.'< . 


l  lituj  iLc^'f/^     Ute  l  Ct^c  >JC  •     i*C€ti     vjr     i  u  ^      r  ^cifUL'     i'  i'.iw.l  u  1/ 

im'  'h'Tiyovoi!  eciiy/ave  (fikuviifjomiai  y.aX  TllnTtuti. 
Quae  fiiles  et  gratia  qnanta  fuerit,  reliqua  omni»  Iliero- 
nvmi  i'ita  doret.  Ab  Antigoiio  enim  traiisiit  ad  Ueme- 
triuni  et  ab  hoc  ad  Antigonum  Gonatam  Demetrii  filium. 
Superstite  adliuc  Antignno  inulta  eaque  gravissima  ei  mu- 
nera  delata  esse  lidentur.  Quo  pertinet  qnae  apud  Dio- 
dorum  coinmeinoralur  (\IX,  10(1.)  lacus  asplialtitae  c{i- 
stodia,  cujus  Demetrii  in  ^iabataeos  expeditio  Opportuni- 
täten» feceral.  Graiior  etiam  ,  cujus  apud  Fl.  Josephum  '' ) 
inentio  Kt ,  Syriae  praefrctura  ,  quam  protiiiciam  per  ali- 
quot annos  in  piiteslate  fuissn  Antigoni  cnnstat.  Ned  hoc 
etiamsi  dubites  nnm  lere  tradiderit  Juilaicarnm  antiqui- 
tatuiii  auctor,  non  est  tamen,  cur  Luriann  siie  quisqnis 
alius  de  L<ingaevis  istnm  librum  contlaiit,  dilTiilas,  in 
proelio  ad  Ipsnni  a  partibus  llieronymum  Antigoni  stetisso 
tradenti  (de  Long.  c.  I  1.).  Siniili  fai'ore  nt  Antigonns 
et  filius  ejus  et  iiepos  eum  amplexi  sunt.  Demetrins  enim, 
rex  Wacedoniae  ficlus,  Hoeotiae  enin,  modo  snbjectae, 
praetecit  '),  cum  Autigono  Gonata  autem  in  Peloponneso 
filisse  videtur,  quuni  Pyrrlius  Argis  mortem  oppeferet. 
Verba  enim  ävdgi  yo.g  fjaOtKci  auVDVza  dvayy.ij  itaoa 
ii  xdgiv  ygäffEtv  apud  Pausaniam  (I,  14,  ).)  ad  Anti- 
gonum referenda  sunt,  non  ut  Seiino  placnit,  ail  Pvrrlium, 
a  cujus  partibus  Ilieronymus  nunqnam  non  alienissimus 
fuisse  videtur.  Ex  iis  enim,  quae  sequnntur:  ei  dt  xai 
0ikiOToc  alriuv  öiy.alav  tikijcfCf,  i7zt}.TiiL,uiv  riju 
iv  Svguy.oüaaii;  yädodov,  ÜTioy.gripaai^at  rcon  z/to- 
Vüoiov  TU  dvoonoTWva,  ij  nou  loÄ.A);  ys  Isgujvi'fioi' 
avyyvu'iui]  tu  eq   yöovriv  'Avxiydvav   ygdcftiv,    nihil 

colligi  potest ,  nisi  Hieronymum,  nt  Antigouo  regi  place- 
ret ,    de    Pyrrhi    niorte    dixisse    iiiiidiosius. 

Sed  paucis  Ins,  qnae  de  vifa  Hieronymi  supersnnf, 
Tesfigiis  acquiescere  nos  oportet.  Finem  antem  iis,  quae 
retulinius,  facerc  juvat  Agatliarcliiilis  verbis  ap.  Lucian. 
de  Long.  c.  ^2 :  JEuujvi'fioc  dt  EV  TioXeiia/i  ytudliEVOi, 
^ai  Ttokkovq  xaf.tdTOis  vTiurieivag  y.at  tgcivfiuTU , 
Ei^ijati'  eil]  xEOoaga  y.a'i  iy.axuv,  wc  \4ya^ugx!Ötjc 
iv  xrj  iväxrj  xuiv  itEgi  'Aaiaq,  icTTogiiuv  XEyEi,  y.ai 
9ai'ijdCEi  y£  xbv  ävdga,    w;  1^*^X9^   ^'/s  '^Ekevxaiaq 

8)  In  Apion.  I,  p.  tO.'iO,  E.  Quum  de  Hieronymo  cliam 
Acfjyptio ,  qui  Je  Pbocnicum  sciipserit  rebus,  Joscpluis 
diseiit,  dubium  posset  videii,  num  hie  inlelbjrmlus  esset 
Cnrdianus .  nisi  el  aotas  ejus,  qu.ie  Hecataei  fuisse  dici- 
tur,  et  quod  successorum  Alcxandri  scripsisse  liistoriam 
fertur,  hunc  ipsum  si^nincari  alTiiuiarct  Apud  Aiitiocbum 
autem  regem,  qui  cogitari  non  posset  nisi  unns  ex  Seleuci 
Nicatoris  posteris,  qunm  nulia  unquani  Cardianns  scriptor 
giatia  floruerit ,  imo  omniuui  ,  qui  de  ea  re  jiulicavcrunt. 
consen.su  nomen  corruptum  esse ,  verioicinque  lectiunrin 
in  iuleiprolatione  Lalina,  quae  ,,Anligoni  legis'  babct, 
dcpicbendi   judicatuni   est. 

9)  Plutarcli.  Dcmctr.  39.  '0  äi  (sc.  Demelrius)  toI?  noXiair 
f/tßuXm'  tinoVQiiv  y.ai  :7oa^ainvoi;  nokXa  y_Qy\itu\u  y.itl  y.u~ 
Tu).inmv  auxoi!;  tntflO.r^irn'  y.tu  (xQf/oOT7]v  IfQwvVf.tov  tov  loto^ 
iny.uv  iSo^tv  rjnioji;  At/Qrja&ut  etc. 


257 


258 


ijue^a^  uQitov  uvia  iv  xuii  ovvovaiaci  y.ui  naai  ro/'i 
aiohrjcijoiuti  pijScvuC  yivofttvov  xvjv  Ttous  vyisiuv 
ikXlTlr;.  Cf.  Plilegont.  31irab.  (Parailoxogr.  ed.  Wcstenn. 
p.  2UU). 

2.     De   scriptis    Hieronymi. 
a.     Historiarum    Hieronymi  frngmenta. 

Athen.  V,  p.  217,  D-  flepSixxai;  toihv  tcoo  'Aq- 
XefMui'  ßaoiKevsi,  (o<;  j-dv  ü  'AY.<iv9ioi  (fijai  ISiy.o- 
fjijöisi  ittj  ztooaody.uvia  tv ,  Oeunofmo^  öi  tqiu- 
xovia  Tif'iTf,  Jva^iftii'iji;  TiarrapdxovTa,  'h(tüjfii/io<; 
iiyooiv  üy.Tiu,  ßfapaöa^  du  e<c.  Viil.  Cliiiluii.  V.  H. 
p.    23S   eil.    Krüger. 

Snifias  r.'Jepuivi'i^iog  KapSiavöi;.  'Oq  Ta  in'  Akt- 
^ävdpov  Tipaj^l^ivTa  oiveypalpe.  Seil  alii:  iir'  'Aks- 
^avdpt/j,  alii:  f^ttr'  'Aki^avdpoi: 

Athen.  V,  p.  'jOli,  E.  'JeQUiviutoi  eil  rrj  yaruayei'?/ 
T»;^  dpiiaiuiii;:;-,  fj  avvißaiva  y.aTay.o^iodijvat  xu 
'JkttüvÖQuv  aijifta  (sc.  dai'fxaCsxai). 

Ajipiaii.  Mithrid.  c.  8-  lepuivvf^toii  ön  ovo'  eTiiipaiJ- 
oai  xuiv  idviov  ul.uiq,  dkk'  dva.  tr,v  naodktov  ri;; 
nauffit'kiaq  y.al  Ktkixlag  exegav  öduv  iitl  xov  z/a- 
(jeiop  xpaTlio^ai.  Agltiir  de  statu  Cappadoriao ,  quo 
Macedones  euin  depreheiiderint.  'Akit^c'.vÖQOq  6i  fWl, 
paiillo  ante  innnitum  erat,  doxei  xovq  äpx^vxaq  xojvde 
xujv  idvtijv  inl  (fOQ'o  y.uxaktnecv ,    insiyu^svoi;  «:ri 

Lucian.  ilc  Lonf.  c.  13.  'Agiaijddrji  öi  6  Kairna- 
ööxuiv  fiuaiksi'it  ovo  f^itv  y.ai  dydoijyovra  tCijaev 
iti],  w;  'hpuiwiiOi  iffxoQsi-  eöuvr,3ij  de  i'aojq  xul 
ini  Ttktov  dinySfio^at ,  dKk'  h'  xij  ^pcs  Ilcpdixxav 
it</Xli  Coiypijdeii  dii£axukoTcla9t^.  Hieronymi  auteni 
i'sso  ridentur  etiain  quac  apuil  Appian.  IVIithrid.  c.  s.  tra- 
Auxiinr:  Ilepbixxut;  dt  vq  tnl  'Aket;avdnv)  xric,  Maxe- 
ddvwv  roycv,  'Auiaoadvv,  Kuiuruöoxlac  ijyoi'itniov, 
eixe  a(fiozo./(£vuv ,  tire  xr,v  aoxijv  awov  7i£(ji7Joiov- 
iievo^  ß/uxeduoiu ,  eikf  xcu  ixpiuaae-  xue  i^veotijos 
xoii;  idvccriv  Etfiai/i^  xov  Rapdiurov. 

Lucian.  de  Lonj;.  c.  lo.  Ml^ptddxiji  dl-  ü  TIuvxov 
ßaarikm  ^  6  JtouoayopEvdEii  K-xiarnyi,  Avxiyuvov 
■xov  Movutfdakjiov  (pei'yv)v ,  enl  Ilövxov  £xekiVT)joe, 
ßiuiaraq  hxij  xiooaoa  xni  6y6oi']xovxa ,  ujirneu 'lepoj- 
vvuitc  hrofjii  xal  dkkoi  avyyQacpeii.  Vid.  Clinton. 
F.'H.   Tom.  Iir.  p.  4.>3. 

Ibid.  r.  11.  'Avxiyuvov  Si  6  (pikinnov  ö  Movö- 
(f^a-kiioi,  IjaoiKevutv  ß/ay.eduiwv,  nepl  (fuvy'av  ua- 
■j^oucvog  ^ikti'yj!)  xul  Ai'Otudyii)  xpavuaoi  :(o}joic; 
7iSQi7T£oojv,  ixtkeihijoev  iidiv  Ivuc,  xal  6yÖui';xovxa, 
d)(J7icp  6  (ri'OroaTfi'VUtrog  avxip  lipojvvf^iog  ioropei. 
Kai  Avolftuxoi  öi  Maxtöovuiv  ßaotktii;  tv  xrj  npu<; 
2ekivy.ov  dnuiktxo  ^dxrj,  'ixoc,  6yöoi]xooxov  xek'ujv, 
lüi  0  ai'TÖg  (fijOiv  'ItQuivi'noq. 

Paiuan.  I,  9,  10.  leQOivo^oq  öl  eyQa^)E  Kapöia- 
voq,  Avotfuaxov  xdq  ihfxaj  tuHv  vexqiuv  ditkövra 
xa  oaxa  ixpiipai.  6  öt  'Itpujuvuoq  ui'jog  extt  luv 
y.ai  dkkux;  öu^uv  Tipuq  dntx9tiav  ypd^'ai  xuiv  ßu- 
mkevjv,  nkijv  Avxiydvv),  xoixip  öe  ov  ör/.alwQ  ;f«- 
piCtodaf  xa  öt  t.u  xoü  xücfuii  xiüv  'H^Ei(iü)TV)i\, 
navxanaah  eaxi  (favtoui  iTHjptiav  oundti^,  dvöpu 


Maxiöova  d)ixaq  vsy.pujv  dveksiv,  X"*9'i  ^*  tJTtiaTuxo 
öijjiov  y.ai  Ava(fiaxoi,ou  IHqqov  Offäq  Tipoyovovi 
lAOfov,  dkku  y.ai  './kti;dvÖpoi>  xovi;  ai'xoi'i  xuvxovs 
ovrai'  xai  yup  'Akt^avöpoq  'IjTieipuixrjq  ;;f  xai  xo7v 
Aiaxtöüiv  XU  npui  fjrjxgoq  ■  r,  x£  ijOxeqoii  IIüooov 
Ttpoi  Auoiuaxov  avjjuaxia  Öi]kui ,  xal  npoo7iok£fi.r,- 
oacrm  döiakkaxxov  ye  orötv  TtQoq  dkkrikoui  yevEodai 
ocfiOi '  x(i)  Öt  ' lEpv}vi>/i(p  xaxa  i.iEv  nov  xal  ukka 
t]v  ig  Avoiftaxov  iyxkij^iaxa,  fuiytaxov  öe,  oxi  ti;)' 
Kaoöiavuiv  -jtutiiv  dvEKviv  Ai'Oiuaxiav  dvi'  uviijo. 
(i)xtOEv  i-x'i  XU)  'lo9f.ifi)  xiji  Oüaxlaq  Äep6ovr,r}oi'. 
Vid.  Paus.  I,  <j,  9.  et  cf.  Justin.  XVI,  3-  etPI.it.  Pyrrh. 
c.    12. 

Iliid.  I,  H,  1.  Aidcpopa  ÖE  üiivjq  Eoxl  xai  xavxa, 
v)^  ' lEoojvvuui  6  Aapötaioi;  iypai^iEv.  dvöpl  yd.p  ßa- 
Oikti  ijovdvra  dvdyxij  'luoa  iq  %«p/i;  ovyypdffEiv. 
El  Öe  xal  0itiOxoi  aixiuv  öixaiav  E/'/JjcpEv ,  E:iEkzi- 
Lwv  Tr;v  Ev  ^vpnxovoaii  xd9oöov ,  _d-iToypi'ipao9fti 
xviv  Aiovfoiov  XU  diuoiuhaxa,  i)  itov  nokkrj  yE 
' Jtpüjvt'fioi'  nvyyvtöfOT,  xd  ic  ijöaviiv 'Avxiyovov  yod- 
(fSlV.  De  faina  serm»  fnerat,  apuil  Arjiros  tradita  de 
Pyrrlii   morte. 

Plntarrh.  Pyrrh.  c.  17.  AlOVliOloq  fjiv  oi'V  ijkiyi;) 
xv)v  -xEvTay.taxikivtv  xai  (.ivgiiov  ikdooovaq  :T£o-£/> 
inxoQEi  'P(jj[.ialojv ,  ' leQUjvv^wi  ÖE  uövuvg  hnxaxioxi- 
kioi'Q,  Tujv  ÖE  ■JiEpl  nvöuov  (')  /.(tv  Aiovi'atoq  tivpiovq 
ai    Toiaxiklocq,    6    öe  'Jcpcdi'rtioi   ikarravai    xmi 


xa 


XETpaxiOxikioJV.      De   prociio  ad   Pandosiain. 

Il'id.  c.  21.     TiJ<;  ÖE  (fvyiji  ov  /taxpaq  Eiq  xd  oxpa- 

X071EÖ0V  yEvo/Atiiji,    E^axtox'kiot'q   d-7i(i9avtiv   (fi-jai 

XlZv    'Pui/IUUDV   'lEplÜviif.loq,    T(Ol/    ÖE    TTEpl    IUpdoV  EV 

xo/'q  ßaaiktxoig  VTioiii^ifiacrtv  uvEVEx9r,vai  xpiox'kiorc 
nEVTaxoaiovq  xai  TVEVXE  XEdvifXOTaq.  De  proelio  ad 
Ascnluoi. 

Ibid.  c.  27.  'Hv  ÖE  xd  iiiv  urkäxot;  aüTijq  (fossae, 
qua  Spartam  Pyrrhin  cinxerat)  niyx^^'iV  E^,  tu  ÖE  ßddo. 
xtrxdpvjv ,  xo  ÖE  iir.xoq  dxxairKEdpov ,  oii;  iOTOpEi 
0t'kftpxoi;-  ujg  ÖE  'lEp<dvi'iiuq,  Ekaxxov.  Iluc  perti- 
nerc  probabile  est  etiam  qnae  Parthenius  habet  c.  23, 
nbi  de  Chelonide  quae  tradontur,  rel  Phylarchuni  vel 
Ilieronymum   aurtorem   habere   videntiir. 

Dionys.  Ant.  Rom.  I,  6-  flpdjrov  iiiv,  dna  xdiit 
ciötvai,  Ti^v  'P(ijfi:a'xi}i'  dp-xcuokoyiav  ETTiöpniidvToi 
hp'ovi'iioc  TOI'  Kapötavoü  auyypnqiujq,  er  xrj  -xi-oi 
xdiv  'EmyuvLDV  TTpayuartln.     Cf.  I,   7. 

Dionvs.  de  comp.  terb.  p.  tS  ster.  necli^'oiitior  fiiisse 
dicitiir    Ilieronymiis    in   conipusitioiie    terbornin. 

Fl.  Joseph,  in  Apioii.  I,  p.  lOöO,  E.  On  ÖE  uvv. 
d.yvoo(<viEi  Evtoi  xuiv  avyypucfiuiv  to  Edvitq  ijuiov, 
dkk  i'Tiu  (fdövov  TivoQ  ij  öl'  dkknq  aixiaq  ovx  vyitiq. 
xTiv  fivijiajv  TTaptkiTTov ,  xEXfj^ripiov  olaai  TinpEitn. 
'jEpujvv/noq  ydp  6  xi]v  TiEpi  xuiv  ötaödxu'v  ioxooitn 
avyyEypucpuK,xaxa  xov  ai'tov  utvypdvov  i]\'hxato.r:t. 
Xflkoq  ö'  u)v  Tov  '.ivridxov  {scr.'Avxiydvoi)  ßuirikEuic, 
xijv  Sipiav  iTiExpuTtvEv.  dkk  uuui^  'ExdTaioq  itlt 
XU  ß/ßkiov  EypaipE  ■jTEpl  ijfjoTv.  'lepujvviiuq  ö'  orötr- 
iiov  xaxa  xi\v  ioxopiuv  iinn^udvtt  tri ,  y.tittot  r,yci^<)i 
EV   loig  xunoti  dtuxExuKpujq. 


259 


1>G0 


Ilieronvmi  nouiine  iiuni«  |irno(prra  Umlaiiüir  ,  Uit-rn- 
nynio  Klioilio  ant  illHcrle  liiiiliraiitiir ,  aiit  diiliiiiin  «'irtc 
rix  est,  iliiiii  »iiKlitniiila  sin«.  Sir  Rlimliiis  illr  iiitelli- 
i;pii(lii.'<  est  ajxiil  l'liitarclnmi  Tum.  il.  ji.  4')4,  E.  [>.  4{)(l,  C. 
I>.  (il',',  I).  !••  HJI),  A.  [).  l():i.J,  C.  |i.  10  '11,  A,  iibi  111)11 
intelligi  iii.'i  filiilosojiliiis  poti-st ;  sie  apinl  .Slraluuicin  (|iio- 
«iiip  XIV,  p.  Uf}'j.  lliiToiiMiiiis  ita  ( iiiiiiiuMiioradir  Klui- 
«iiiis,  iit  in  reli(|iii9  i-tiain  lori-i,  iilii  iiurliiiii  taiituiii  iioiiiPii 
Irg'itiir,  sormo  esse  liilpatiir  lU  pliilosoplui  (VIII,  p.  378. 
IX,  p.  443.   X,  p.  475). 

6,     Quid  et  quomodo  Hieronymus  scripserit. 

Patet  ei  iis,  qiiae  vpl  fraginriita  llirroii^nii  vrl  tesli- 
nioiiia  referum  <le  eo  retiiliiiiiis ,  opus  iiipriinis  iIp  siir- 
cessuribiis  Alexandri  M.  fiiissp,  quo  minipii  pjus  iiitla- 
riiissct.  Seil  iilpin  fanien  Hiproiiyiiius  iiitpr  .scriptores 
etiam  hisioriae  Alexandri  M.  refer<nr,  tum  propter  i^iiidae 
istud  <pstiniouinin  ,  tum  quod  ii  de  srripIJs  pjns  loci  siiper- 
suat,  (iiii  e  lilir»  putissiiiiuin  dp  rel>ii4  Alexandri  de- 
prointi  esse  videantiir.  Prinium  aiitein  ex  iis ,  <]ui  ile 
rebus  scripscrunt  Alexandri  seriore  aetafe  ,  npino  est,  qiii 
ad  Hieronyini  prorocai-erit  aiuturitatrin ,  qiiamqiiam  apiid 
Straboncm,  Curtiiiin  ,  Plutarciiiiin  ,  Arrianuni  plures  tom- 
inemnrantnr  tarn  leii  atictoritate,  ut  runi  llieronvini,  qiiae 
fuis^e  ridetiir,  aut  fide  ant  copia  coniparari  iiitlln  nimlo 
nnssint.  Oeinde  Suidas  qnod  Iliprunvninni  Cardiaiiuiu 
dixit  TU  in'  \JLei;oivdoov  TiQa-^^evia.  srripsissr,  »n- 
.«pectiim  jure  habeas,  qnia,  si  rera  Icctio  esset,  ipsniii 
.lurtnris  opus  grarissimuin ,  quud  ile  siiccessiiribus  roiisfat 
Alexandri  fuisse,  oniisisset,  et  qnia  pro  ja  E7l'  V/Äf^cr- 
Apor  Ttoax^ivra  exspectaba«  aut  ra  in  'A}.t^uvdoov 
iimissn  Tioax^iira,  aut  tu  i'n"Al.ei;avdoov  ngu^divTa, 
quamquani  Arrianus  qiiidpin  (Exped.  Alex.  IM.  init.  et  Exe. 
ap.  Pliot.  p.  b7  Bekk.)  neutruiu  ilixit  sed  ipI  tu  erjfp 
'.iXstdvdoov  vel  tu  y.aia  '-4Ki);ui'dQUv.  Legenduui 
i-ritur  fucrit,  id  quod  jani  aliig  visuin  est,  aut  ra  in' 
' AKsiävÖQut  1T0'  aut  T«  ficza  'Akutavdoov  noax^tvro. 
(rf.  Arrian.  Exe.  ap.  Phot.  p.  69  Bekk.).  Deniqne  de 
frajmenti«,  quae  ad  librum  de  rebus  Alexandri  pertinero 
Tideantiir,  non  cxitat  nisi  primnm  ille  apud  Appiaiium 
(IVlitlirid.  c.  fi.)  lorus,  in  quo  Hipronvmo  auctore  Cappa- 
dociam  Alexaniler  non  tetigisse  sed  per  Paniplivliam  et 
Ciliciam  Dario  obriani  ifisse  diritur,  ileinde  quae  de  rp{,^ni 
Ferdircae,  qui  antpcessit  Anhelaum  in  iinperio  iWacedo- 
nuoi  ,  annis  apud  .Athcnapuui  V,  p.  2{~i ,  D.  ex  Hipro- 
ntnio  laudantnr.  Sed  Alexander  quo  itinere,  qnuin  in 
Darium  proficisceretur ,  Asiain  ppragrassrt,  ita  in  vulj^us 
noium  erat  et  extra  oinneni  dubitationem  positum,  nt  dc- 
flexiese  Hieronvinnui  a  vul^ari  narratiune  in  lioc  jcnere 
fOjtitari  vix  possit.  Itaquc  obiter  tantum,  ut  liberam  Cap- 
paduciam  post  Alexandri  mortem  fuisse  demonstraret , 
Alexandrum  monnerit  de  subjicieiula  ea  non  cogitasse , 
propterea  quod  per  niaritinias  fere  provincias  iter  fecisset, 
Re  Vera  enini  Alexander,  quum  littns  plerumque  Asiae 
praeteriret,  impeditus  iuerat ,  quominus  interiores  etiam 
Asiae  provincias  ipsc  subi{;eret.  Hinc  autcin  non  e  libro 
qaodam  de  rebuü  Alexandri  seil  ex  npere  de  successoribus 
illnm  locum  depromtum  esse  apparct.  De  annis  vero , 
quibns  in  regno  fuerit  iste  Perdiccas,  si  tamen  a  Cardiano 
Ilieronymo  trailitum  erat,  noD  minus  in  successoram  quam 


in  Alexandri  i\I.  ip.iius  liistoria  tradi  poterat.  Fnit  enim 
in  liav  non  magis  quam  in  illa,  quud  ad  priurcm  Mare- 
doniiin  historiani  rccurreret ,  fortasse  in  prooemin,  in  quo 
.«niie  lieri  poterat,  ut  de  rpgilpiis  lUaceduniae  etiam  an- 
tiqiii(jribns    noniiull.i    dicerpiitur, 

IIoi'  vero  ut  valde  diibiuin  esse  patet,  nuin  sin|;ulari 
Ilieronvinns  Cardiuiins  de  Alexandri  rebus  libro  expo- 
suent,  ita  certissiiiiuin  illud  est,  <le  sucressorihus  Ale- 
xandri fli.  euin  et  scrip.<iis$e  opus  singulare  et  ita  »cri- 
psissp,  ut  vix  alius  psset,  qui  laudps  ejus  opcris  ac  vir- 
tutes  aequipararet.  Qui  liber  si  priinuin  quaeratiir,  qiio- 
inodn  inscriptus  fuerit,  titulo  nsui.  dtaduj(^ojv  laudatur 
a  plurimis.  Dioinsiiis  vero  nun  ■jreoi  diadu-/(.ov  sed 
7i£(ji  i-^iyuvwv  -^tQuynaTtiav  lamlavit.  Ac  Nymplii» 
etiam  lleradeota  (de  quo  vid.  Clinton.  F.  H.  Tom.  ill, 
p.  .OtO  et  Memiion.  Histor.  ed.  Orelli  p.  95  sq.)  Suida 
teste  -jtIqI  'Al^itavdfiov  v.ol  xu)V  diaduXO)V  y.aX  ini- 
yuvvjv  libris  XXIV.  expnsuit,  Diodorus  autcm  (I,  3.) 
ile  iisdein  dicit:  rivig  d'  ti'q  Toi'i  ötaöoxovi  r,  TOl'i 
iniytivOL'q  y.aitOT^Cil'av  Tai  Olwrä^eiQ,  atque  Strabo 
(XV,  p,  736  Casanb.^  eira  (sc.  post  mortem  Alexandri 
M.)  e/'i  n'ksi'ovi  TOtj^;  dcaSe^a.jiivoix;  ■jtai  Toug  im- 
ydvoi'g  tovtvjv  fxEQiadtiaa  ij  ijys^ovia  tfjc  AoUti 
ÖieKi'Sij.  Cf.  Appian.  Praef.  c.  10  extr,  Itaque  Hie- 
ronymum  quoque  rette  stalui  ridelur,  tum  de  successori- 
Lus  ipsiu»  Alexandri  H.  tum  de  posteris  eorum  scripsissc. 
Jam  si  porro  quaeratur,  quo  jure  flieronymi  opus  a  f>io- 
nysio  TTfpi  Entyövo)v  ntJa.yuuctioL  vocari  potiierit,  sta- 
tu! fortasse  possit,  confusaiii  passim  ntramqiie  vorem  esse, 
ita  ut  iiriyoVOl  direrentur  qui  alioquin  diaöo^Ol ,  qnod 
rocis  iniyuvoi  sijjnificatio  acredat  quoilainniodo  ad  vocis 
ötadoxoi  notionem.  Alia  tamen  probabilior  ratio  esse 
videtlir.  ElliyovujV  eiiim  historia  quum  de  ea  operi« 
parte  laudelur,  quae  ad  res  pertiueret  Runianorum,  qaas 
primus  fuerat  inter  Graecos  auctores  Hieronymus  qni 
per.stringeret,  causa  rerte  non  deerat,  qua  pro  d/a^djf(Uf 
Diuiiysius  iniyüvuiv  liisluriam  direret.  Pyrrlii  eniin  ista 
in  Italiam  expeditio  quum  sine  dubio  fuisset,  quae  rerum 
Romanarum  explieaiidarum  opportiiiiitatem  facerct,  liaec 
quidem  pars  historiae  Hieronymi  ab  eo ,  qui  distingueret 
inter  öiaöuXOV^  et  entyövui'i,  non  poterat  non  ad  in/- 
yüvujv  liistoriam  referri. 

De  nnmero  librorum,  qnibus  descriptuin  Hieronymi 
opus  fuerit,  testimonium  nulluni  snpcrest.  !Nec  de  am- 
plituiline  tamen  ejus  dubitari  potest.  Non  solum  enim 
spatium  rompicctebalur  plus  sexaginta  annoriim,  iiisigni 
rerum  varietate  memorabile  "  )  ,  sed  eas  etiam  res,  quae 
Hieronymo,  ut  qui  niagnae  earuin  parti  ipse  interfuisset, 
nemo  inat^is  compertas  haberet.  E  scriptoribus  rero,  qui 
ad  tradendas  eas  animuin  applicarent,  non  multi  fuisse 
videntur,  qui  unirersam  inile  aliquam  saccessoruu  .Alexan- 
dri  historiam  conficereut,   elsi   non  decraut,    qui   vel  Ma- 


10)  Ipsac  hoc  Diodori  historiae  doccnt ,  in  alia  nuüa  p.irte 
uberiores.  I<lern  vero  majis  etiam  apparet,  si  qtiis  com- 
p.iralionem  institiierit  cum  iis,  quae  practcrea  a  Justine, 
Cornclio  Nepote,  Plutarcho  et  Arriano  (Exe.  ap.  Photium 
de  rebus  post  Alexandrum  geslis)  narrantur,  inter  quos 
Arrianiis  de  tiibus,  qui  mortem  Alexandri  secuti  sunt, 
annis  non  minus  decem  libris  exposuerat. 


261 


262 


redoiiica,  vcl  Ilellenira  rcl  alias  qiias'unqiie  speciali-s  ojiis 
ae<atig  historias  traderoii*.  ")  Iiitrr  lins  igitur  lix  alios  ") 
habrs ,  (jiios  iiunicrrs  iiisi  Myin{>liiiii  Ilcracleotaiii  et  äi 
Jiisephiiin  (Aiidij.  XII,  1,  t.)  sequare,  A|;atliarclii(leni 
Cniiliiiin;  horuiii  rcro  ntercjiic  teiii|)oris  ali<jii<i  aut  iiiiiiure 
aut  majore  iiitenallu  ali  illo  t)l(i.t)ü)[U)v ,  ijui  |iro|irie  <li- 
cebaiitiir,  aevu  ita  sejiiiirtiis  rst,  iit  iiiiii  p<>§sis  nun  .«ta- 
tuere,  hos  (juuqiie,  <|iium  e  prloriim  srrjplnruiii  ojieribiis 
Iiaiirireiit,  Hieroiiymi  iiipriuiis  coniineiitariis  usus  esse, 
praesprtiu  qiiiini  reputareris,  qiiaiita  Iliproiivini  apiid  Aga- 
Iharcliiilcni  aestimatio  fuerit  (Luriaii.  <le  Loii(;aei-.  c.  2-'.). 
L'liertafeiii  veto  et  ropiam  iiarratiunis  testaiitiir  rcl  paiica 
illa,  quac  de  ea  setvata  sunt  et  ail  lioc  telupus  translata, 
niaxiiiie  ea ,  qn-ie  de  rebus  Cappadociae  et  Piiuti ,  Ao 
Lvsiniai'lio    et   Pyrrlio   tradita    exstaiit. 

Ad  fideiii  Iliernnvnii  ceiiseiidam  gravissiina  sunt,  quae 
a  Pausaiiia  trailita  supra  retulinius.  Ilierniiyinus  enim 
quuMi  expeditioiieui  iiarravissct  in  Kpiruni  fartani  a  Lysi- 
niaclio,  iie  sepiilcris  quidem  euni  regum  ex  Acacidaruni 
penere  pepercisse  tradiderat.  Quiid  quuin  minus  rredibile 
judicarrt  Pausaiiias,  qiiia  reges  isti  non  Pyrrhi  tantuoi, 
sed ,  maferno  certe  gcucre ,  etiam  Alexandri  fll.  majores 
exstiterint,  tum  alioquin,  srribit,  Hieronymo  invisns  fuisse 
reges  praeter  Antigoiium,  in  cujus  adeo  gratiani  sirlpserit, 
tum  maxime  Lysiioachnm ,  quod  Cardia,  patria  Hierunymi 
urbe,  excisa ,  Lysimachiam  pro  ea  in  Isthmo  Chersonesi 
Thraciae  rondiderit.  In  medio  rclinquendum  est ,  num 
Alexandri  AI.,  quaiifarunque  ea  fuit,  rererenfia  impedi- 
meuto  esse  potuerit,  qiiominus  pro  lubitu  suo  Lysimaelius 
in  rejfam  Epiroficorun:  reliquias  jjrassaretur ,  et  Hiero- 
iiymi quod  de  eo  exstabat  testimoninm  rejiricudum  plane 
fuerit;  sed  quod  imidiosius  dixisse  Hiernnynius  fertur  de 
•uccessoribus  Alexandri  unirersis,  gratiaui  rero  raptasse 
Antigoni,  non  abhorrere  certe  apparet  a  ritae  ejus  con- 
ditione,  tantoque  facilius  credere  lirel  Pausaniac,  qnod 
non  suam  Iianr  ille  sed  aliorum  etiam  opinionem  proferre 
ridetur  (o  dh  ' lioujvvuoi  uiTo;  i';^f/  fiiv  y.ai  ukKuis 
iSö^av  ■:r()6i  d^ixi^ttai'  yodlliai  xuiv  fiucrikiwv  I,  VI,  \).). 
Ab  Euuienis  eniin  partibus  qni  usque  ad  mortem  ejus  ste- 
tisset,  non  poterat  non  infestus  esse  iis ,  qui  rrgiao  fa- 
niiliae  ,  quam  ille  defendebat,  quncunque  modo  perniriem 
niacliinati  fuerant;  e  quibus  ut  sulum  exeiperet  Antigo- 
num ,  acerrimum  olim  Eumenis  adiersarium  ,  tum  rirtutc 
4:ommotns  esse   videtur   et  uagnitudiiie  animi  ,  qua  insignis 


tl)  Praeter  PhilacliDruin  et  alios  Atticarun)  rcriim  aoctores 
coniinomorare  jiivat  Doinocharcin ,  carum  reiuni,  qoac 
eranl  Atheiiis  ipsins  aelate  i^oslae,  aiictorein,  cujus  opeiis 
ab  Alhcnaeo  libcr  XX.  laudatur  (VI,  p.  25.!,  F.),  Mar- 
syani  Pcllaenni  cujus  Maccdimica  (Diod.  XX,  50.J,  Duri- 
dem  Samiuni,  cujus  llclleiiica,  Macedonica  et  Lilijca 
cxstabaiit  (Clinton.  Tüin.  III,  p.  497),  Tinineiini  (Gocl. 
ler  Pliilisti  et  Tim.  fr.  p.  1S2) ,  Eiiplianliim  Olyntliiun;, 
Antigono  Goiiatae  ae(ju.ilcni ,  qui  liistoriaui  siii  teioporii 
condidcrat  (Clinton.  Tom.  III,  p.  2.»).  Numerus  auteni 
eorum  scriploruni  facile  augeri  possit. 

12)  Rcferri  liuc  possinl  fortasse  Ilijllus  Atlicnirnsls  qui  uni- 
versalem aliqu.'uii  historiani  scnpsit,  et  l'liaon  Pl.itacefisis, 
qui  contiiuiavit  eani.  Clinton,  ann.  298.  Diodor.  E.\c. 
XXI,  5  SeJ  di5Crte  tarnen  Diodorus  XVI,  l4.  Diyllnni 
libris  .XXVIl.  nonnisi  Hellenicam  et  Siculani  historiani 
eomple.\um  «sse  ait. 


infer  sutcessores  .\lexandri  Antigonus  foit,  tum  gratia  et 
benerolentia ,  quam  experlus  ab  eo  fuerat.  Ab  har  uoa 
rero,  si  qua  fiiit,  quae  inhaereret  hisloriig  ejus,  labe  si 
disresseris,  dubitari  rix  potest,  quin  vera  dicere  et  ro- 
luerit  Ilieronymus  et  potuerit.  Vuluisse  eum,  tum  quod 
supra  attulimiis  AEalliarcbidis  de  eo  testimonium,  tum 
quae  familiaritas  ei  et  gratia  fuit  apud  Eumenem  et  An- 
tigonum  ejusque  filiuui  et  nepotem  demonstrat,  potuisse, 
quoil  quae  ritae  ejus  ratio  fuit,  uberrimam  ei  rerum  no- 
titiam  suppeditabat.  Accedit,  qnod  rhetoricae  artis  aflcc- 
tatio ,  in  qua  tantopere  sibi  placebant  qui  tum  fuerunt 
historiri,  aliena  ridetur  fuisse  ab  eo  homiue,  qui  in  rerum 
gerendarum  continno  usu  rersatus,  subartum  quoque  et 
Sanum  iiigeniuin  ad  hi.sloriam  scribendum  alTerret.  .Sini- 
plici  igilur  et  incompto  direndi  genere,  ut  ridetur,  usus, 
nee  iieglectae  tainen  rerhurum  compositionis  notam  apnd 
Dionrsiuni  defugiens,  jejuiiitate  magis  oratiunis  quapi 
quaesito    iiimiuui   nrnatu   ofl'endisse    ridetur. 

,3.    Hieronymi  quis  usus  fuerit  apud  posterio- 
ris    aevi   scrip  tores. 

Fragmentorum  Hieronymi  qunm  fanta  sit  exilitas,  ope- 
rae  pretium  est,  diligentius  inquirere,  num  forte  restigia 
quacdam  ejus  deprehenili  possint  apud  eos  srriptores,  qui 
de  rebus,  ab  ipso  traditis,  post  eum  exposuerunt,  apud 
Diodorum,  Jnstinum,  Nepotem,  Plutarchum  et  in  Ei- 
cerptis  Arriani  de  rebus  post  Alexandrum  gestio  apud 
Photium.  A  Justino  ,  Aepote  ,  in  Exeerptis  Arriani  Hie- 
ronymus  nullo  loco  memoratur,  a  Diodoro  et  a  Plutarcho. 
ab  hoc  in  ritis  Eumenis  et  Demetrii  memoratur  quidem, 
sed  non  ita,  nt  liausta  quaedam  ex  eo  esse  tradantor. 
Nonnisi  in  Pyrrho  diserte  quaedam  ex  to  referuntor. 
Quucirra  si  plures  exstitissent ,  qui  eandeni  cum  Hiero- 
nymo  liistoriae  parfem  eadem  tide  ,  copia  et  ronsilio 
tractarissent,  tan»  dubia  essent,  g«ae  dispntari  de  his 
rebus  posscnt,  ut  in  medium  e»  proferre  rix  auilerem. 
Primum    autem    et    pautissimo»   fuisse    intelleximns ,    qui 

o em    istam    Diadochorum,     qui    dicebautur,    historiam 

coniplecterentur,  neque  eos  srriptores,  qui  Hieronymo 
Cardiano  ab  ulla  parte  faeferendi  esse  riderentiir ,  deinde 
quae  modo  dispulariuius  de  ratione  ejus,  riam  certe  inon- 
strant,  qua  restigia  quaedam  ejus  iudagemus.  Cnpiosin« 
i-'itur  qui  res  ist^s  illustrarunt ,  recurrissc  hac  ipsa  de 
raussa  ad  histi^rias  Hieronymi  censendi  sunt,  nee  »ecus , 
qui  rel  Ennienis  cum  maxime  laudes  extollereiit,  rel  An- 
tigoni,  qui  celebrati  prae  ceteris  ab  Hieronymo  fuisse 
dicuntur. 

Es  his  andern  si  priniurn  examinantur  ea ,  quae  ile 
Euniene  tradita  exstant,  Diodorum,  Nepotem,  Plutarchum, 
;4rrianum  tani  apposite  narrarisse  ad  illam  Hieronymi 
rationcni  apparebit,  ut  aut  multa  desumpsisse  ex  eo,  .lut 
toti  fere  pependisse  ab  eo  rideantur,  Justinum  contra 
alios  plerumqiie  auctores  secutum  esse.  Nepotem  enim 
alfirmare  certe  licet,  nee  abhorrere  a  ratione  Hieronymi, 
et  in  plurimis  cum  Diodoro  et  Plutarcho  consentire. 
Plutarchus  sane  habet,  quae  rationi  isti  minus  conreniaiit. 
atque  et  Duridem  laudarit  in  Eumenis  rita,  et  alios  for- 
tasse etiam  auctores  usurparit,  non  ita  tarnen  hos  sccutus 
est,  quin  Hieronymo  plus  tribuisse  ridcatur.  Apud  Dio- 
dorum  repetiri  restigia  Hieronymi,  tum   e   copia   lotelligi- 


?()3 


304 


tur  rt  rolor«  iiarraOoiiis,  tum  e  rciiRciisii.  i|iii  |ilrTuihiiiir 
ri  cum  Plutarclm  <■«<•  Siuiili  autviii  iiiuiiii  ujnul  Arriaciuiii 
«•xslaiil ,  iinai-  iir<i|)<cr  roinjrui-iiliani  suaui  riiu.  iis,  «juae 
.1  idiijui>  traduutur,  ail  ouiiilcm  iios  ri-iurriTi-  foutciu 
iuliriit.  DiliK«""''"*  •'''•■"  siiisiilariim  rrriim  rxami-ii  ao 
■  uraliiiii   rtiam    liot-   il<K'rl>il. 

De  juveiituU-  Euiiiciiis  et  <lc  f.ilis  i'jiis  niifc  iiiorti-ni 
Alexaiiilri  Hl.  |)rac'ter  jNi-poleni  «'(  riiilarchum  nemo  (Vre 
f,t  iiui  trailiilorit.  Jam  »i  <lo  j,"'"'"'«'  "l"'"'  "'f<'iiiM»ur 
l'uuiiMiiü,  iiiter  se  cuniparaiiliir,  i]U;ii'  lioiioi  i(i<iMili<ira  suut 
Eumrni,    eadcm    ctiani     viriora    fsse     ajniari't.        Ita    ciiim 

_.. I. „       t  .       i'  I*,  1 1  it't>      t\  t^      T/m     l\  £t  ftäS  i/tiiitti    irrT  itnf-i 


<y  ii/.uTU  l.tyciv  ftak/MV  Ol  diii  iziviuv  j/.ai  (fiklav 
rratoo'iav  ruv  El'liivi]  ktyoi'Tti  i'nu  Tül<  0l}.iJl7lOV 
TouciV^hvai  .  Hi»  plane  roiin-uiinit ,  tjuac  ("Eum.  r.  3  ) 
(Ir  iiiiiiiii'itiis  inter  Euin<-iietii  (iioliiliore  i;;ilur  loco  iia(iiiii) 
ei  llecatapum  Cardiaiioruui  (vraiimim  trailiiiitur.  //u  yiijj 
at'TOi'i  navQiy.ij  tu  h.  noktir/uiv  dnufdoolv  i<Ji(t^'i<i 
:iuui  akh',fui'<;,  et  verlia  N'iiotis:  „Elsi  illi-  iloinrstiro 
suinuio  (;'•"«''■*  «"fat«  lauien  IVlacedoiiP.s  «'um  sil>i  ali(|uaiid(i 
aiitrlioiii  iiidiirne  ferebant."  Kaijni'  (juac  EdniiMioin  alio- 
iiiiiii  i)ersei|«i  liahir  im  iilia  Macpdouuiii,  feciusi-  ctiani  vido- 
tuT.  iit  gciieri  ejus  illa  lalies  ,  si  ((ua  fiiil  ,  a(ls|iiT;;iTrtur. 
<'ontraria  tradidisse  Hipronviniiin  ,  «■.■rtnni  |>u1ü;  nein  ita 
irrtuui  saup,  «Irliuissc  px  r<>  iircjup  piituissp  ex  ali»  fönte 
illa  quiiloni  a|)Uil  Arpolpm  et  Plutardinm  iPi>o(i  ,  jirolia- 
liilp  taniPii  esse,  Hieroujniiini  |)o(issiiMiim  i(S|ii(i  a  i'lu- 
lar<lio  intpr  pos ,  qiii  Dnridis  oppununlor  auitonlad,  iipnio, 
oniuor,  infitias  iiprit.  Sic  forlassp  diaiii  apud  Ncpotcm 
(luae  spquuntur,  ail  llicroijuiiiiin  rprncauda  sunt:  „Ilic 
iicradülcsceiiliilus  ad  aniicitiani  acccsüit  r]iili|H)i  AniMitac 
iilii,  lirpvinuc  tempoii?  in  intiniani  pcri ciiil  faniiliarilatcni. 
Fulweliat   enini   jam    in   ädolcsrontiilo  iiidolcs  virtniis.      Ita- 

«lue   tum   lialiuit  ad     nianuin   scribac     loco IIuuc 

locnni  tpiiuit  amicitiac  api.il  Pliilippuni  annos  spptcm. 
Illo  interfpclu  eodem  ^railo  (tt't  apiul  Alexandrum  annos 
tredp(ini.  ^ovissinio  tempore  ptapfnit  ptiam  altpri  equi- 
fnui  alae ,  quae  Hetaeriie  appcIlaLiiur.  ütriqiip  aiitcm 
in  eonsili"  scniper  adfuit,  et  omniiinv  rprum  haliitns  est 
iiarticeps. "  IMiiius  ronieniniit  Hipronvi.>o,  qnae  dp  aia- 
ritia  nroduntur  Eunipnis  a  l'Intari  lio ,  et  Jp  »afritia,  qua 
iiost  mortem  llephapstionis ,  quem  ailvcrsarmui  haliuerat, 
Alexanilri    iram   (lefugerit    (Eum.    c.    .'.    ü  dl    no.voi'^iyiji 

lOV    etc.). 

Sed  univeriam  Hieronvnius  Alexanilri  siicre.ssorum 
historiain  traditlerat.  Cujus  opcris  consilio  tarn  conicnien- 
tcm  jndicanius,  quae  apud  üiodoruni  (XVIII  ,  ö.)  est 
suliieetae  ab  Alexandro  A.siae  di'scriptio,  ut  Diodoins  no- 
lii»  ,  quuni  practprire  potnisset,  haiir  ipsam  ob  caus- 
»am  ,  quod  apnil  au<  torein  snuni  iutcnisset  ,  inridpre 
eam  lertoribus  suis  noluissc  lidcatur.  Est  autcm  inprimis 
initium  illius  descriptiunis ,  unde  hoc  argui  pnssit :  IJuii', 
dt  TiQui  TaQ,  f^tt.Kuvoui  ioTOQiiaifiu  a()Ü!;£i',  o/'y.eiuv 
tivai  vo(xiCo^iv  ixdehai  n()UTt(juv  täq  t£  ahlag 
rfK  d-^oord<Jtv)C  y.al  riTi  "'-Vi  'yioiaz^  zr,v  dicrti' 
xai  Tcöv  ouT^aneiuJv  tu  fxeye^i]^  xal  ra;  löiÖTiiTai. 
ovrvj  yoLQ  \xdkiaTa  eviio.Qay.o'kovdijTOi  toIi;  dvayi- 


uuioy.uLOiv  i;  6/ijyi;oi<;  larai,  uqu  ui^'^cüfimv  rtdil- 
oiK  tiji  oki/i  lunuO^ioUii  ■xai  ra»>  diacrrij/järtop. 
diiu  luivi'V  tuu  y.acd  hikiy.iav  TaÜQOv  ovvixh  öpoc 
dl'  ufiji  Ti;^  ' Aoiui  dni/.ii  fiixi"  ^"'^  Kuvxdouu  y.ai 
Tui'  CTO"?  d.vazuiMi  !:2/.tavoo  fir. 

Aliud  llieronvmi  idque  »atis  certuin  vestigium  apud 
Diodorum  deprelipiiditiir  X.VIII,  Ib:  './,'/«  öl  TOÜroii 
U(jaTTOiiivuig  nc(jdr/.yMs  t^uiv  f.u-i^'  tai'ToP  töv  xi 
ßuatkiu  0/kin7iuv  y.ai  vijv  fiaoikiy.r,v  dvvaiiiv  iargd- 
TtvoLv  i:ii  A^iuQaihjv  Tuv  KaTiTio.doy.iaQ  dvi>doT)]f 
ocro?  yuo  uv  itQOQiiuiV  Tuii  Maxedöaw  i'^o  utv 
'Akitdvdiiuv  ■Ka(t£Vifjdi}i]  diu  toCs  ^fpi  tJaoeinv 
dycijyag  y.ai  -jt e^io'juo/joi'';,  dvaaioo(fi]v  dt  ituki- 
'j[(j(iviov  ioiE,  y.cQitvuiV  r/yc  Aannadoyiag.  diu  yui 
iiukku  filv  ky.  Tuiv  TTpaoodcov  jjo/^ji^Mr«  ij^Qotai , 
övpdfisti  d'  iyxwoiovg  y.ai  ^evixdi  iieydkai  ovvi- 
OTijaaro-  diu  y.ai  [jaaiKiiac.  dvxmutoufxevoc,  tToti^Htc 
l]V  Tr(Jo<;  TUV  UsQdiy.y.av  dluyo)vtCeadai ,  ireCovc  fun 
iX'JJi'  TUionv()'tov<;,  17171  Eli  dl  iii'()U)ii  ■TTiVTay.Loi'kiovc. 
ö  dt  Iltfjdiy.y.ai  oin-uipai;  uvti/j  >idyijv,  y.ai  rj  tiu- 
(juTa^Ei  pty.r^aui,  diti'Ke  fiiv  iic,  TeTpay.ia-/ikiovi, 
ii^oiy(jiToe  di  i'Titp  roL'Q  7iti>Taxiaxtkioi>g,  iv  ot^  r,v 
y.ai  avTUi,  ü  AoiaoddiK-  tovtov  uev  ovv  y.ai  ro/s 
avyycvEig  ainov  Tidwai;  atyicyautvoo,  avtaiaiowni- 
TOi\  d'  ijTTtjdttai  avyxowi'joag  Tnv  docfakeiav  y.ai 
y.aTaOTr,(Tui  xa  y.axa  xijv  Ku7i7i:adu/.iav,  7Tautdu)y.t 
X}]V  iTaxoaTltiav  Hv^tvft  xio  Kagdiavip,  yn3o.7lEti 
Li;  dpyijc  r,v  fHiieritaiAtvaC.  Cni  loco  si  coiifcruutur, 
quae  ex  ipso  Hieronvm»  ab  Appiano  et  Lui  iano  locis 
supra    laiidalis    rcfi-ruiitiir    (aiid.    Diod.    XVIII,    .'}.    A«rr- 

nadu/.iav '.Ikitui'dnui  tn'y.   i7n}k\tri>  ty./.iti- 

o9tii  l'Tlu  xuiv  y.atfjvjv ,  ort  di':7lok>  iin  rrpöc  Aa- 
piiov)  ex  eoijem  oniiiia  etiam  apud  Uiodorum  repptere 
nou   amfilius    dubifabis. 

llaec  antcm  qua  iide  tribiiuiitiir  Hieronvnio.  eadem 
aliro;;aiida  ei  <  ideiitur,  quae  le^uiitur  apud  Jiistiiinni  XII I,  {">. 
,,Intcrpa  Pcrilicras,  bdlo  Ariarathi  regi  C'appadocum  illato. 
proelioque  victor ,  nihil  praemii  praeter  viiliiera  et  peri- 
cula  retulit.  Quippe  liustes  ab  aoie  in  urbein  recepti  . 
ucrisis  conJn;;ibus  et  liberis,  domus  quisque  suas  cum 
omnilius  copii.s  iocenderuiit.  Euilein  coii[,'pstis  etiam  spr- 
vitiis,  et  .seinet  ipsos  |>raecipitaiit,  nt  nihil  tiostis  cictcir 
suaruin  rerum  praeter  iiicpodii  spectacula  frueretur."  Tra- 
dita  haec  ab  eo  scriptore  lidentiir,  qui  l'erdiccae  infestior 
esset,  animisqup  inprimis  cominoiendis  studeret,  quam 
Plnlarclii  fuisse  ratioiicin  e  Pol\bio  constal.  Eadem  ilis- 
rrepantia  in  iis  rcppritur,  qnae  de  Nicaeae,  Antipatri 
filiae,  et  Cleopatrae,  .Alexaudri  sororis ,  a  Perdicca  pe- 
titis  nuptiis  ab  ntroqiie  scriptore  (Just.  Xlli,  (j.  Dind. 
X^'III  ,  '2'i.)  referiintur.  Verba  enim  Justini  ,,Quem 
dolum  praesentiente  Antipatro,  dum  duas  eodem  tempore 
uxores  quaerit,  neutram  obtinuit'^  nlilio  modo  conveniunt 
a  Diodoro  Iraditis,  a  quo  quae  narrantur,  liic  quuque  in 
t,'ratiam  magis  l'erdiccae  dicta  sunt,  eo  etiam  llipronMni 
ratiunem    referentia,    quod    sua    simul    Antigono    laus    tri- 

buitur  (ö  d'  'AvTiyovog  oi'vfoei  y.ai  xukui]  diacpegun 
X.  X.  k.  c.  23.). 

IVIultiim  saue  haec  qnaestln  juvaretur ,  si  plura  eju»- 
niodi  fra^menta  exsiarcnt,  e  qnibus  Uieronymu,  quae  aiit 
Diodorufi     aut    PIutarclHis     aut    alii     ex    eo    hauseruut , 


?n5 


2()G 


viiiilicarc  licerol.  lloc  aiitriii  «i  ».ins  ülos  r»-ip  ioiist.it, 
iil  quoqiic  stalui  lireliit,  Hirroiitliin  «o«  prae  «■••(Hris  iisos 
esse,  «•jus(|n<"  f«Te  a^iinsci  lestigia,  iibiubi  «erlia  roruiu 
iiitcr  SB  loiupirant.  Ejiisimidi  locus  iIi?  cfrtaiiiiiip  siiiill- 
lari  pst  EiiiiiPiiis  et  ><'i>|it<ili-iiu  apiiil  Diiiiinriiin  XVII! , 
31  rt  Plulaii  liiini  Eiiiii.  ?•  Plnt.ir ilius  niiiii:  to.^  Ijiiu^ 
dcftvrfg  äkLi\La)V  eilc^Qdtcivtu  raii  jfooi.  Uioiloiiis: 
■xaig  notiTTEQuii  j^eun'iv  äfpi'vTi^  r««  r;rta<;  dkkij/.mi' 
iSfjti^ai'TO.  Plulartliii« :  Ju'ra  ü  fitv  ßinivi^i  tuv 
NeuUTokt/^ioi'  TioveiaviOTaiiÖLOV  ti/V  tyivuv  v-^i/.o- 
(btv  uCiug  i/'i  u(>t^uv  (fSaouc  y.nxa.oxi^vu.i.  Dioiloms: 
'O  fx£v  Evf.tivr]i;  t(fi9aas  nQÜteoov  diutaaia^,  toö 
NeoTtToki^iuv  i'/viv  nard^i'.^.  Plutarchns:  nl.rj'/iii 
de  TCapu  TUV  rouyi]Kuv  e^coc  z«!  naosuh;.  Diodortis: 
o  hif.iEV)jg  OeiTtoav  U'U]yi]V  trri  TUV  Tr)tXj(i]/ov  snC' 
vtyy.ai  ü'li/.ri/vc  tuv'  A'tOTtxöXtiioi/.  In  liis  aiitcm 
(]iii  Iliproiiyiiii  apiiil  iitriiiiKjiip  !<rri|itorpiii  iisni>  pst,  in  \\» 
ptiaiii  rssi!  liilptiir,  Cjuap  ile  licllo  lioc  Kunipiiis  panllo 
antp  narrantiir.  Dp  i]iii)  cjnuiii  Pliifarclii  at(jne  Nppotis 
j>assini  ('i>|iicisiiir  narratio  sit,  iii  (jikkjiic  pirnins  iinniiun- 
i|iiaiii  rpfprre  Hipriinvniiini  liileiitiir.  <}iii>  pprliiipnt,  qiue 
i|p  cntiditionilius  ab  Aiitipatru  {iroposifis  ßnnipni  prixlnii- 
liir  a  PInfurcIiM  c.  ö,  ilc  qnibiis  apml  Dioiluriini  np  ipr- 
biiiii  (juiilriii ,  cjiiap  praptpndit  ^ipoptolpinus  Aiitipatro  et 
Cratpro  <le  Eiinienis  expriitu,  qiiap  Eiinipnes  iiistitiiit,  ut 
ropias  snas  Crateri  ailreiitiini  celaret  (Plut.  Euin.  c.  6- 
Ditiil.  XVJII,  29-) )  <lpiii(jiie  ile  niorle  Crateri  (juae  apui! 
Plutarchni»  r.  7-  acrnratius  traduntiir  (juani  apiid  üio- 
durum    X^'lll,   .'K).    if.    Mppos    Enin.    c.    4. 

Cuinparari  pnrro  ojiprae  pretiiiin  est  Plutarchiiin  c.  S 
et  Uinduruin  XVIII,  37.  Ille  cniin:  \4kK  61  f.dv  i(fi)l] 
UiQbi/.Aui;  Tivtldi.tf.vUi,  rijv  Koutiqoi'  Tikfi'iijV,  uvY. 
•XV  ükkoi  en (jujctvas  Ma/.Eddvoiv  vvv  ö'  dvTjoinit- 
vuv  nefjdh.y.ov  zur«  oTaaiv  iv  AiyvTiTi!)  Svaiv  ijui^ 
^aiq  TiQOTEQov  ly/.tv  ovTUi  6  TriQi  n;^'  l-tdpji  küyui 
eti  TU  (jt(iacdiitdov,  y.ol  -xquc  ügyijv  £i'9vc  oi  Ma- 
■/.adovEi;  Odvazov  xov  El>/lievoi<(;    y.uTCyvujoav.     Ilic: 

MeTU  ÖE  Tr^V  TUt'TOV  TEkevTrjv  EV^VC  Tiy.öv  TlVEq    d^aj' 

ytkkuvTEi,  ÜTt  iraoucd^Evji;  jevouEviji,  tieqi  Kuti- 
Tiadu/.lav  ELfiEvt^g  vEii/.ij/.E,  R'QaTEQOi  dl  y.a'i  Neu- 

TtlUKEUVi  YTl;9EVTEg  dv7J(J)JVTUI.  TUVTO  ö'  eI  ÖI'ItI 
ngUTEQUV    i^/jE^Uig    iyEVSTO    T/Ji    IlEüdlX/.UV     TEkEVtiji, 

ui'ÖEli  av  ETuk/ajiJE  Tui  ;^fi"oo;  IlE^öi-'ty.a  tiouoevE- 
yy.Eiv  diu  ru  ur.yE^ui  ri;<;  EL<ij/.iegia(;-  ol  ö'  uov  Ma- 
y.EÖuvEi  rrvduiAcvui  TU  iitol  TUV  Ei'/tEvi:^  y.c.TEyvwaav 
avxuv  i/avUTOV.  Hapc  ijjitnr  iibi  inter  ge  comparantiir 
ut  ex  eodcni  fönte  ila  ex  Hieronynio  fluxisse  credi- 
bile    pst. 

Quae  niachinatus  est  Emnenps  post  inlerfertuni  Neo- 
ptoleiiiuin  niaxinie  nt  niilitc»  in  fido  seriarpt,  bpllo  cum 
Antigono  inuninentp,  üiodorus  rpticuit,  Plutarcbiis  c.  8 
liarraiit  pinribus  et  cum  eo  Jnslinus  XIV,  |.  Quos  no- 
tanduni  (juideni  est  in  plprisipie  riniseiitire,  ntin  ita  tampn, 
quin  quod  in  aliis  (juuqut)  lutis  conjetinius ,  ctiaui  hii 
8unm  uterque  aurtoreui,  fortasse  Plutarrhus  Hieronymum, 
Justinas  Pliylarchuin  sequi  potuerit.  Rbetoricain  rationem 
Lic  quoque  Justini  magis  quam  Plutarchi  oratio  sapit. 
Retulit  praeterea  alter,  quae  alter  omisit,  neque  eodem 
uterque  modo  Iradidit,  quae  ab  ufroque  sinml  tradila 
exstant.       Cootra    eundem    iteruui    Plutarchi    ac    Diodori 

Zeitschr.  f.  d    AUerthumsw. 


fiintPUl  suüpicari  Hirt,  ntii  dr  bplln  Euinen  n  ei  Anti^nni 
quan  narravit  uterque  <'i>nipar,iuius.  Clades,  qua  Anll- 
i;<iniis  EuiMPMCUi  afl'crit,  Apiilliiiiidis  rujusdani,  nb  Aiifi^oiio 
•  orrupti  perüdiap  XVJII,  4(1.  fribuitur,  qupni  intellitfpfe 
lidctnr  Pliitarrlitis  e.  9.  r,CT):t)iiq  im'  .Ivriyuvuu  die. 
:iouduolnv  vtc.  Omittuntur  »pro  apud  Dindnrnni  c.  40. 
quae  in  fuj;a  Eunienps,  dum  «opias  «pium  lialurpt,  nia- 
i'binatus  pst,  Pt  nuiitti  piitpraiit  a  Diiiduro  ,  quuui  ad  Eu- 
inpnis  niaj;is  calliditatpm  quam  ad  rrrum  ■;p.«taruui  ratio- 
npui  et  npxum  piTtiiipri-iit ,  eadem  vpro  de  raussa  oniifti 
vix  pnteraiit  ab  llipruiivmu  ,  qupm  probabile  pst  in  iis. 
quae   ad    Eumpnpui    facprent,    iiipriniis   copiosiim    ^ui9^p. 

Quae  intpr  Diodorum  XVIII,  41  init.  Pt  Plutnrrhuni 
(Eum.  r.  10.)  disspiisio  est,  qnorum  illc  Eiimrupni  nar- 
rat  ipsum  liortatuui  esse  pluriuios  milittim,  ut  deeeilprent, 
liir,  eos  defecisse  a<l  Anti;;(inuui ,  tollitur  quodamuiodo , 
si  apud  Hieroiivmuni  trailitas  res  ita  fuisse  statuatur,  ut 
Eumenps,  poslqnaui  loiisjlium,  quod  ippisset,  in  Arine- 
iiiain  ciinlnj^ipiidi ,  elusuin  esset  defectione  miilturum  nii- 
lituni  suoruiu  ,  quum  ^l(lra  nonnisi  paurris  ac  liilissimos 
quosque  secum  dnrere  possct ,  nitro  ipse  reliqno.s,  ut  ad 
Anti;;iinum  s«  ronferrent  ,  impulerit.  IMemorabilo  etiant, 
ideni  utranique  srriptorpni  (Plutarrh.  Eum.  c.  1|.  Diod. 
XA'III  ,   4l.)   fradero    de   circuitu    ^'ororum    castelli. 

Ad  euiidein  pnrru  auctorem  reincanda  sunt,  qnac  a 
Diodoro  XVIII,  4',',  Äppote  c.  .').  et  Plutarcho  c.  11.  «le 
equoruni ,  quam  Moris  Kumenes  iustituit,  cxerritationc 
traduntur,  in  qno  lerba  Hieronvmi  reli;;iosius  fortasse 
exprpssit  Dicidorus  quam  Flutarclius,  qui  orationi  plu» 
elpj;.»ntiae   Iribuisse    videtur. 

Dp  llieronymo  ab  Euniene  misso  ad  .Antipatrum  nihil 
apud  Plutarchuin  neque  Nepotem.  Jnstinus  autem  his 
ipsis,  quae  de  le^'atioue  i.sta,  ouiissn  tanien  Iliernnvnii 
iiouiiiie,  narraiit  (XIV,  'J.)  alio  se  fönte  iisum  esse  signi- 
iieat.  Contra  Plutarrhus  quemadmodum  ipsis  adeo  rerbis 
coiispntiat  nim  auitore  üiodori  ,  novuni  arj;umentuui  ar- 
cedit  e  c.  l'J,  ubi  Anti<;onus  post  mortem  Antipatri  di- 
titur  T7J  ys/ojiiT]  Tr,n  okijv  UEoißakkojiEvui  i)yEuuviav, 
si  conforas  Uioil.  X^'HI,  50,  ubi  verba  sunt  nEolliak- 
küiiEvui  TUig  EkniiTi  Tl}v  TUJV  ukojv  ijyEiiovU'.v.  Prae- 
terea de  Eumeuis,  poslquam  Nora  rellquit,  fuga  haec 
sunt  apud  Diodorum  XVIII,  53.  dvakc.Ujidv'iv  TUVZ 
TKJW/Eyuvürii.^  (fikoL'i  y.ai  Tuvi,  yuxc/.  rfjv  yuiQav 
■nk.avujttEvovi  tldv  ai'VEaTouTEvy.ÖTujv  aÜTiß  tcqcp- 
TEOOV  etr.  apud  Plutarchum  c.  t'2.  y.ai  Ouvr.yE  xüiv 
OTuaTioiTdjv  uaoi  öiaoTiUQEVTEi  dito  rij-;  tfvyr^z  iitka- 
rvivxu  /.(/.TU  T)-v  'imnav  etc. 

Elapso  !Nüris  Eumeni  literae  afiernntur  et  Olvnipiadis 
et  Polysperehoutis ,  e  quibus  quae  laudantnr  apuil  Dio- 
dorum XVIII,  57.  58-  et  Plutarchum  r.  IJ.  tum  miro 
modo  inter  se  ronspirant ,  tum  ronnisi  ab  eo  tradi  po- 
terant,  qui  rerum  ipse  ppritissimus  esset.  Undo  in  his  quo- 
que auetorpm  primariura  exstitisse  Hieronymum  rersimile 
est.  Comparare  juvat  Plutarrh.  c.  13:  'OkvuUldbo^  UEV 
7tct(iuy.akovorijq  eki^ovTa  tu  '../ke^avS^uv  -natöiov  -^xa- 
pakußeiv  y.ai  TQEcpEiv  tö;  EJitßoi'kEvüfisvuv.  Diod. 
XVIII,  58.  SEoiiEvi]<;  xal  kiTragoiaijs  ßoijdaiv  ro/c, 
ßaatkEucri  y.ai  iaVTTj,  fÄUVOv  ydg  exsivov  TricrTOTa- 
Tov  ÜTtoy^EkEitpdai  TUJV  (fiküjv  xai  dwduevov  öeo^- 
duiöao9ai  xr;v  i^ij^iav  riji  ßaaikty.r.q  öUiai-    et  ex 

18 


■J()7 


2(jS 


i'pjsdila  I'oIts[)<ti  liiiiilis  nc  Pliiii|i|ii  ipj;is  (um  qci.ic  de 
Ix-Ilo  (lii'iiiiliir  ,  all  Kiiiiiriir  riiiii  Aiil>;t<>iio  ;;iTriiilii  ,  tum 
ilr  <i|>iliiis,  iln  (jiiil>ii.i  siimtus  raciciiiliis  i-ssi-l,  l'liil.  c.  |  {. 
xiii  iiüV  iv  Kot  h'ftui.;  j(t}i  iii'-iujf  Tiii'Tttxdoin  f^tv 
TnKavia  kaßfiv  et\;  tijv  rtiii/  tdiujv  i:i aiöolliDOtv , 
ft'i  fit  tvv  Tlo^^-Sfiuv  uioooii  ßovt  tTut  Xfjfjoihu.  üioil. 
X^'III,  öS.  iv  <tii  )jv  ytyudii/iivov  —  ün  nEvtaxu- 
atii  iiiv  rdhavin  bidoaoiv  (i.i-z(j)  dujatav  ui  /t/a«/Ai/"g 
et's  t-:ravütj^o>aiv  tujv  ytyerviievvjv  7lf(ji(tviut>i/.aT- 
TUiiitazujv,  Zöi  dtOTi  yuaii/iaia  iXTreonif  rxv  ui  ßit- 
ot'Kit(;  jrpos  Toii  ev  rtj  Kikiy.Ui  ocouTijyuti  y.ai  di}- 
oai()0(piika/.ai,  o:Tüii  ai<t<fi  tu  nivca/.unia  idtMvia 
ditjoi  y.ai  Tvjv  äkkwv  yoijiitifcnv  oaa  üv  ainior  nuuc 
T«  T«;  tsvoKoyiui  y.ai    f«,    c/Aui;   t«>  y.ttimiciyuv- 

Siitiilis  coiisriisiis  ilr  cpisdilis  ali  ()lviii|iini|p  ail  Cil- 
menriii  et  ali  lior  ail  OlMiipiadi'iii  datis  iiiti'r  Uiodoriini 
et  Nf Jiotpm.  Scriliit  riiini  Ohiiipia«  Xl'lll,  .'iS.  :T(jlfuul> 
ai't(f>  lioy.ti  ociKfiotiv  utveiv  avrijv  tr  Ihitioui  y.(ü 
ti})  :rtaxci'f.iv  TUiq  eit'i  öu/.oroi  luv  eniiisktjTuii;  lU^ai, 
xfj  dl-  uKrjdiia  iiiv  /jda/heiav  f/'g  tavruu^  fitdiniu)- 
aiv,  ;;  fTravtOjflaitai.  Rrüpnndet  Euiiifiics:  XO.IU  lo 
na(jiiv  uheiv  ev  7/Tjtiotj),  us/gi  uv  6  rro/fi/oc  kdßrj 

TIVU  y.Qioiv.  Apiiil  ^ippotem  rpr»  t.  ft.  Iiaec  sunt:  ,,Ail 
huiic  Oluiipias,  niatpr  tjnae  fiiprat  Alexaiidri,  (|iiuiii  li- 
trras  et  iiuiitiu.4  inisisspt  in  Asiaiii  ,  roiisiiltiiiii ,  iitriiui 
ropptitiioi  3]a<'pd(iiiiaiii  »enirpt  (naiii  tum  in  Kpiro  lialii- 
taliat)  pt  Pas  rp^ioiirü  orriiparpt:  hiiit'  illp  yriiiiiim  siiasit,  iie 
se  niiivpret  et  exsppitarrt,  qiioail  Alrxandii  lilin»  re^niiin 
adipisceretiir"  rtc.  Mox  tprii  Oiudoruü  I.  1.  «t'TO^  ö 
ö.ti  T})v  ei'voiav  iJtfjci/uTnnjv  TlgUs  toi.;  (juatAii' 
reii^oijy.wg  iy.oivev  Jviiyuvii)  i(hv  fjij  ^auaex^'^  *s'" 
öiaCo^uvip  Ti)v  fjaoiKeinv,  tuv  öi '.-ll  tidvduov  nai- 
öoi  -iroooAeuiiivuv  ßuijdeiaq  Sic!  Ti  rijf  oo(pavlav 
y.al  dia  tijv  r^yiuövcjv  ■nXeovetiav ,  Siekaßnv  uoiiu- 
l^nv  iuvTiii  mävta  y.ivduvov  d.vuöixt<^'^m  ^rjc,  züiv 
fjO.oiktwv  aujTijoiu;  evty.a.  Nepos  r.  6:  ,,His  rebus 
pprmntiis  Kumipiips  satiii!«  diixit,  sl  ita  tiilisüpt  fortiina , 
perlre  bene  meritig  reffrenteni  gratiaiu  ([uam  iu°ratiiiii 
vivere.'' 

Coiiferpnda  porro  (jiiae  ad  praerertriidaiii  Macediiiiiiin 
imidiani  Kiiiijpiips  iiiacliinatiis  est  Pliitarcli,  r.  ]3'  Tuv 
usv  (f'Jüvuv  (cf.  Diod.  XVIII,  61.  ruv  -y.ud'  iaviov 
Cfduvov  aTieruiiparo  ?fppos  e.  7.  invidiam  reren»)  £v- 
fitvij;  i&iga-rrcti  tw  ra  ygijuaTa  fo;  Aaijeip  uji;  oi- 
dtv  Öf6j.i(vvi.  Diod.  X\'III,  (iO.  -^güiTOv  iitv  dido- 
(.levujv  aiTip  cujv  neviay.ooLujv  zahuvTOJv  /.ara  ra; 
TUJV  ßaaikeajv  f.jriaiokug  £/\;  dvdt.iiipiv  yuA  y.a^a- 
axevijv,  oiy.  tcpijos  A.);iptoSai-  uij  yug  Tlgocrdäioi^ai 
TijKiy.ai'Tijg  öiogedt;,  uj;  av  uijdi/iuci  cicur  oin- 
doVTo;  xi'jftiv  lyeuoviai.  Eadem  ipro  dp  somiiio,  <jii<>d 
üiliiularent  Eiiini'iu'.'<,  iitriiisi|iie  scriplori!^  i  oiisimiüIu.  PIu- 
lafcli.  r.  13-  i.iijys  ötKridcutKiviav.  üiodor,  c.  (il. 
T^4  y.ara  xov  ßaaiAtu  öetaiöamoviac  iviox'  ot'oi;;. 
De  roiiventiliu.i  a  praefectis  exprcitiis  in  tpiitoriu  Alexan- 
dri  habitis  et  l'iularchini  et  Diodurui»  loie  aviidüivniv 
utiintur. 

Id  si'(|uentibus  quainqnani  copiosior  Diodon  narratin 
«st,  ilt  (|ni  sinuiilan  inpnmis  studio,  qiiae  ad  Eunienrni 
pertiiierent ,   attulprit,    uulla   tarnen    inter    illnin    ap  Plutar- 


iliiini  ili.M  ri'paiilia  p«t ,  immn  ex  eodem  utriimqnp  fönte 
liansisse  ,  in  siii;;nli9  qtiilinsdani  quae  rnnsensio  est  ifprnm 
dpi'Iarat.  (Jon  purtinpnt  fiail lOiiuta  isla,  quilins  in  lide 
sibi  i^lacedonps  spria.ssp  ilieitur  Eiitiienes  apnd  Dtodor, 
XIX,  1.'4.  et  Pliitareli.  c.  1.3  extr.  ,  et  vprba  apnd  Diod. 
I.  1.  (<.vtt>Q  dt  (fugiiu)  y.umCö^iiVüs  et  apud  Plutanh. 
c.  14-  iv  (fogciii)  y.o/J/Cdinv(i;,  tametsi  a  Diodoro  (XIX, 
Ü,").  'Jli.)  non  solo  lectirae  adspectu  Anti^onus,  ut  exer- 
ritnni  redureret,  coinmotiis  esse  fertur.  —  Siinilitpr  sibi 
respondent  liaec  apud  Diodorum  XIX,  37.  xfevjQijjv  (sc. 
Antijjonns)  T}jv  eavTov  öi'va/Jtv  doSeveoTtgav  ovrrav 
r»ys  ruh'  noXtiiauv ,  io-Ttti'öev  d-ve^'l/OTioq  avTuii 
i:iii^tad(U  xai  yaTaOTgaTijyiJoui,  et  apud  Nepotem 
r.  ().  „Hibpina  sumserant  non  a<l  usuni  belli  sed  ad  ipso- 
rnni  luxniiain  longeqiie  inter  se  disipsserant.  Um  Aii- 
ti^onus  quum  louiperisset ,  iiitplligerptque  se  parpin  non 
esse  paratis  adrprsariis,  statuit  aliquiil  sibi  cnnsilii  novi 
esse  eapiendnm."  Aere<lit  quod  Diodorus  inox  refprt  An- 
tijionuin  ,  iter  suum  ingrpssum,  \taguoy.£l'daaadai  dt]( 
i]f(lgujv  anL'un  oiTta,  Nppos  ,,cibaria  corta  iliprum  de- 
ren)."  ^eqnp  disrrppare  ridentur  auctores  in  eu ,  quod 
Dindorus  (XIX,  34  extr.)  intervallum,  qnn  Anti^oni  et 
Eunipnis  inter  se  castra  distabant,  e  stationibus  (avuituoti) 
compntavit,  ^ppns  e  ilipruni  itineribus,  sire  qnod  cx- 
treuios  rx  Eumenis  militibus  millo  stailiis  inter  se  sejuncti 
a  Plutart'lu)  c.  15.  fernntur,  a  üiodoru  XIX,  37.  sex 
diernm  itinerp,  site  quod  PIntarrhus  c.  15.  promitlentem 
Eumencm  facit,  intOTijoeiv  TW)'  Tioktfjivjv  XU  xaX'Ji, 
UJOTB  xuioiv  ioxifjuv  r,jLii:gai;  <;  Trguadoy.ioviui  Tia- 
gaytvioi)at-)  Diodoms  XIX,  38-  «ontra  :  tigijy.svai  yug 
jgonuv  öl'  o/'  7ioi){a£t  xuv  'Avxiyavov  vaxegov  i]ui- 
gcii  xgiaiv  i]  rexTcigai  7iaguy£vio3ui,  Nppos  c.  H. 
,,ut  nun  minus  totidpui  (i.  e.  qninqne)  diernm  spatiu  re- 
tardarptnr."  Eadem  vero  quae  apud  Nepntem  ieguntur 
p.  9.  ,,i|:ne8  faciant  quam  maximos,  atque  hos  secunda 
vi>;ilia  minuant,  tertia  pprexi>;ua  reildant,  eailem  apud 
Diodor.  XIX.,  38.  Etiani  Plutarclins:  ixi}ni  7ii>gu 
TiüAht:  /.aUtv    iv  diaoTr,ftaaiv    ujoTieg  ui  anjcTont- 

dci'ovn;.  Iternni  vero  runeurdant  Dindorus  XIX,  3N. 
et  PIntarrhus  de  caussa  ,  quae  Anti{,'onuni  ut  in  <  iimnin- 
diorem  liam  regreilerptur  impnlerit,  de  oratione,  qua 
pomppllaverint  velerani  i\larpilonps  .Anti°oiii  niilitps  (^trti 
xuv;  :i(i.xigu;,  uj  y.a/.al  yc(fa.Kai  efr.  Diod.  XIX,  4|. 
Plutarrli.  c.  16.))  denique  <le  aetate  pornni  pt  peritia  mi- 
litari    et    de    pugna     inter    ntrumque    exercituni    cominissa. 

Diodor.  XIX,  4-'.  43.    Plutauh.  p.   Ui. 

Supers^dit  Diodoms  nrationibus  ac  sententiis  releren- 
dis,  ([iiibns  JustiiiHs,  N'epos  ac  Plntarrlnis  extremaui  Eu- 
menis vitam  pxornaiprnnt.  Conceniunt  autem  intpr  se 
x^epns  et  Plutarchus,  qni  quae  tradiderunt  non  absiuiile 
tpri  est,  pariter  atque  reliqua  ad  Hiprnnynii  auctnritatem 
rpvoranda  esse.  Cf.  Plutarch.  p.  18.  oixuj;  uj;  i/.J- 
(fc'.vxa  ij  uj;  kiuvxu-  Kep.  c.  11.  «ut  arerrimnui  Ipo- 
nem  aut  ferocissimum  elephautum'' ;  mox  inter  Euuienem 
et  Onoinarchiiui  qui  sernio  liabitus  esse  dirilnr;  deniqup 
punsilium  de  Eumene  habitum  Xep.  IV.  Plutarch.  1>. 
Nunnisi  de  ip.sa  mnrte  Eumenis  aliqua  est  inter  Nep.  ]  .'. 
et  Plutarch.  I'l.  iliscrepantia.  De  stiprenio  pontra  honoro, 
ab  .4ntij;uno  Enmeoi  liabito,  «onspirani  Dindnr.  XIX,  ■14- 
Plutarch.    19.   et   N^p.    13- 


3Gy 


?7() 


In  iis ,  (jiiac  .1(1  iiinrtdii  ii«(]iic  Eiimcnl«  j;csta  sunt, 
iiarraiiilis  si  fiileiii  Dliulnriik  iidli^sIriiiiiM  FIiiTonMiii  si'- 
<ut(ia  ••üt ,  in  «•«•(ctIs  (niuijiio  riili'iii  so  aiUtriiixiitse  vi- 
(Icliir.  Aiilijfuiiiiiii  i'iiiiii  i't  Di-niplriiim  safis  laiiilaiit,  ile 
Naiiatacis  .iiileiii  (üiodiir.  XIX,  '14.)  et  de  laiii  As|iImI- 
Iitf  (c.  'Jrt.  '.)'.)  uiiae  tradiilil,  diibltari  [lolcs»,  iiiiin  ita 
iDjiidSc  pxposuissct ,  iiisi  iilierriinaiii  canim  rcrmii  ilescri- 
|ilii)iieiii    a|iiiil  liieruiiviniini    iiivciilssi't ,    iit   (jiii    t'Xppditioiii- 

l.us    a    Dl- frlo   in   fa    loia    si!S(f|>tis    i|ise     iiilorfiiissp    ti- 

ili'atiir.  PliitarcliU!<  in  vita  Dt'nii'trii  aliis  (jiiii(|iii-  i|iiani 
■J)iiid<>r{is  foiitibiis  usus  est,  iiiin  recrilrns  ille  ijnidcMi  a 
sulito  niore  sno,  <|U0  deci>r|)prp  iiscjiK'ijiiaqne  cniisuci  it, 
qnar  ad  pxnrnandaK ,  ([iias  PxliiKitiiriis  etat,  hiiiiiiiinin 
suui  Ulli  iina;^iiiP8  farproiit  ,  noii  ilpsiiiit  fampii  ,  in  (juibiiü 
ita  ciiiispirpt  ciiin  Diodtiro,  iit  liic  px  <|iio  fonti"  fliixissp 
vidi-atiir,  PX  ciiik'in  illo  (jumjap  ri>iil(>s  suos  dodiixisso 
i'Piispiidii.<i  sit,  Sil-  (In  piij^na  ad  (laxain  siinilta  piano 
sunt,  (jnap  apml  iitruiiujiip  narraiitiir.  I'lnlarclius  pniin 
i|Uod  <|iiiii(|iie  millia  dp  ÜpiiiPirii  Pxeicilii  n-oidissp  ppr- 
liilipt,  Uiiidurus  plus  i{uin;;piitos ,  nihil  ar^iiit,  iiisi  aut 
iMPuioria  lapsum  pssc  Plutarcliuin  aut  TtFVTCV/.ooiujv  apuil 
puin  pro  Tlivxo.v.lo/^ÜJiov  lpt;pndiiiii  esse.  Si  <]uis  eiiiin 
i|ui  sunt  apiid  Diodoriim  iiiiiiipri  arrurate  perppnderit, 
lipri  lix  potuisse  iiireiiipt,  ut  iiisi  quis  cupiarnni  Dpinptrii 
luiuierum  ultra  onineut  nioiluui  aiixisset ,  tot  millia  huini- 
iiuiii  intprferta  esse  traderet.  Neque  aliena  videntar  a 
Cardiani  ratione,  ijiiae  pust  pugnam  Pliitarrhus  c.  5  De- 
iiiptrium  tp|  dixisse  rel  fcciisc  dicit,  üiodurus  aute:n 
mlpiitio  transniisit.  Accpilit  liis  loris  Dioilor.  XIX,  9J. 
et  Plutarrli  ÜPinetr.  r.  (i.  Utii  qnae  legiinfur  de  Cille 
a  DpniPlrio  capto,  duliitari  vix  potest,  quin  ex  eodein 
füllte  inanavei'iiit.  In  pxppilitioiiibus  aiitPin,  qiias  in  Na- 
liatapos  ac  Spleuciiin  ücinetrins  suscpperit  ,  ri-fprpiiilis 
idpni  cprte  ajiuij  iitruniqiip  siripdirpin  rpruin  oido  sprva- 
»nr  '^J.  Ciintra  dp  llalirariiasso  iippiijnata  a  Ptolpinapo 
et  liliprata  aii  Aiitii^oiio  (Plut.  Dpui.  o.  7.  pxtr.)  nihil 
apud  üiiiduruui  n-ppritur,  qui  vpI  XX,  20.  vel  XX,  37- 
uipiitioiipm    ejus    rpi    fapere   piitorat. 

B  diiprsis  Pliitarrhuin  passiin  foiifiliiis  hausisi^p ,  nus- 
quani  fnrtassc  verisiinilius  est  quam  in  iis,  quap  cum 
AtliPiiiensibus  Upinetriu«  e;;issp  dipifur.  Dubiiim  pnim 
nun  est,  quin  vpl  pluriini  <le  his  rebus  cxpusupiint.  [iiidp 
etiamsi  jjravior  iiiter  utrumqne  auptorpiii  disseiisio  non 
est,  iniilfa  tauieii  sunt  apud  Pliitarclium  (o.  8 — 14-),  qiiae 
apud  Diiiduniiii  (XX,  4.j.  46.)  dpsideraiitur,  et  ad  aliam 
quam  Hipronyiiii  Cardiani  auctoritatpin  remcanda  fuerint 
1'.  c.  quae  dp  Stilpoiip  refpruntiir  philosiiplio  Megarensi 
c.  9.  et  dp  sordidis  a  lulaturibus  Uenietrii,  ab  ipsis  Atlie- 
iiipnsilins  derisis. 

Dp  bello  etiaiii  Cyprio  (Pliitanli.  Dpm.  lö.  tö.  Dio- 
dor.  XX,  47  —  ■)-'.),  ^ts\  gravis  inprimis  Ijipronvini  an- 
rtoritas  fuisse  liilptiir,  dubiuin  est,  num  taiituiiijpm  utri- 
que  srriptori  valuerit.  Diodori  eniin  quainquam  uberior 
narratio  Pst ,  non  attigit  tarnen  nisi  quae  ad  rem  fatprent, 
omisit  qnaerunque  tantum  ad  ornatum  pertinerent.  De- 
9unt   igitur   v.'ZiUiKai  xun:iujdei(; 'nux  dldkO'^ot  quae  sunt 

13)   Alio  auctoic  usus  esse  videlur  Pausanias  I,  6,   6.  narrans 
de  proelio   a   Denietrio  cum   Cille  coniniisso,   xuC  itvuc  luiv 


apud  Plutarrli,  Dpiii.  c.  |.').  Apud  Dioiluruin  naiibus 
Ptulriiiaeus  coiilligit  qiiadragiiita  pt  ceiitiim  ,  Dpiiietrius 
apud  Plutarcliuin  iiavibiis  cpmIiiiii  ortogiiita,  apud  Diodo- 
riim cpiitiim  diiodpvigiiiti  ' ').  Diodoro  pariter  ai  Plii- 
lircho  tpstp  Alpiiplaus  ciiiii  spxaginta  navilms  Saiaiiiiiip 
iiu'lusus,  a  Ptiili-tiiapo  accitiir,  apuil  Dioiloriim  aiitem 
(XX,  49.)  non  eo  coiisiliii,  ut  uia.v  Uulinra  aüocdott 
ö  dyiDV  i'/^Tj  iinpetuni  in  fprga  lioslinm  facerpf  (Plutarch. 
Dem.  c.  Kl).  El  Diddoriis  taiiien  et  Plutari  lius  derem 
naiibus  prndnnt  Demotrii  .^Ipiiplaum,  quoininiis  iipem  ferret 
Ptolemapo,  prappedituin  esse.  De  classe  aiili-m  Apgvp- 
tiaia  a  Diodoro  XX,  .'iVf.  quadraginta  iiaips  {nur  iia- 
y.ufdii  avvcifiooi)  captae  essp  feruiitiir ,  a  Pliitarcho 
(Dpiiiptr.  c.  Mi.)  spptua;;inta.  Sed  Plutarcliiis  ut  alii» 
ptiam  auctoribiis  quam  üiodorus  usus  esse  statnaliir ,  ad 
eiiiidein  tarnen  liaec  fpre  iios  foiitpm  rpjiciuiit.  Dp  Ptolp- 
inapo, qui  regiiim  post  proplium  istiid  Cvpriiim  nninpii 
acripere  non  «liibitaverit ,  Diodorus  XX,  b'.i-  u  de  Utu- 
Af((«/fJs  oidi^i  TT/  >l'i<j(7j  Ta:iliv(ü&iis  öle.  t/,j;  ijiTai- 
etc.,  Plutarchus  Dem.  c.  IS.  r/j;  fitj  do'/.ih'  TUt>  (foo- 
vijuatoi  i'cfifoßai  diu  ti;v  r;TTav  '*).  De  expeilitinne 
ab  Antigon»  in  Aegyptiiui  facta  Plutarchus  c.  IM.  aVTUC 
uii'  aywv  Ttf^fj  Ttjv  övva^nv,  /dmiyroup  dt  fi£yd}.(i) 
Orüt.a)  naoaTiKtovcoc. ,  Diodoru«  XX,  73:  aiTog  uei> 
ovv  Tuv  7tf;^ov  OToaTei'iiaTog  dcpij'/oi'i^uvog  nooijye 
öid  vtji  y.oikij~  .Si'pmc,  exojv  jie^oiig  f^uv  Ttktiovi 
Tujv  (jy.rcr/.ioiH'oivjv ,  i-Tre/g  dt  tieqi  öy.zay.taxikiuvi, 
i:kl(favT('-i  dh  Tijial  rcKtiovQ  tujv  oydor.y.uvza.  rw 
dt  Jrui]Toii;)  iTa(jadoL.;  tuv  OTokov  aiipeia^t  avfx- 
TiaijaiiKtiv  dua  nooevouSvrj  rfj  dvvautt,  Ttuoeay.iv- 
uaiiifuju  TUJV  ürraatov  vtviv  /^lay.Qojv  fitv  hy.aibv 
mvTry.ovTä  etc.  Cf.  etiain  /ti^uijT(JiOV  x^iuuivi  y.ai 
yj.vduivi  inydj.oj  y.ivdvicoauvTu;  ii'i  Tii^uii  üfjut- 
I  ocs  zc£i  yoXsTrot'^  cy.oiffr;v((t  apud  Plutarclinm  cum 
Diodor.   XX,  74.    70. 

Dp  obsidioiip  civitatis  Elliodiuruiii  a  ÜeuiPtno  snscppta 
«oiispiitirp  vidpiitur  Diodorus  ac  Plutardiiis  corte  in  eo, 
qiiod  singula  ille  hpippolis  istiiis  lalera  m\y^!:V)i  oytdor 
:iiv  c^^/.inic'- ,  hie,  auctoris  siii  vprba  fortasse  roligiosiu» 
socutuü,  u/.Ti'}  y.cu  itizaoa/.ovza.  'l}jxi:f>v  fuisse  tra- 
iliilit,  de  tabiilatis  autcm  machinae  ejus,  quorum  in  al- 
titiiiliiiem  circuitus  contractiur  usqae  fuisse  dicitur  ,  voce 
uterque    oivvtvtlv    usus   est. 

In  rcliqiia  Demetrii  vita,  qualem  apud  Plutarchuai 
descriptani  liabemus,  quis  usus  fiierit  Hieronymi  Cardiani, 
io  meilio  rpliiiquenduiii  pssp  videtur.  De  vita  autein  Pyrrhi 
iion  Plutarchus  tantum  eum  laudarit  sed  etiam  Pausanias. 
Null  sunt  tarnen  nisi  vel  Italicae  Pyrrhi  expeditiones.  vel 
extrenia  vitae  ejus  tempora ,  in  quibus  Ilieronymi  quae- 
dam  vestigia  deprehenduiitur.  Neque  uiius  jii  illis  Hie- 
ronymus  Plutarrhi  auctnr  fiiit,  qui  passini  etiam  romuie- 
nioret  Dionvsinm  Ilalicariiasspiiin  et  cum  reliquiis  ejus, 
quae  serrata«  sunt ,    plerumque   cunspiret.       Cf.    Plutarch. 

|4;  Alio  etiam  fönte  quam  Diodorus  utitur  Polyacn^l^  IV,  7,  7. 
Droyseu  Histor.   success.  Alcxandri  M.  p.  454. 

15)  Kx  eodem  Hirronymo  hausisse  videtur  Appianus  Syr. 
c.  54.  *Avtl':it  ti'i  y.ul  llToXffiuiov  o  oiy.iio<;  tivjov  oiQuiu^ 
^aoiXiUt    w?    "'i    Ti    iJ*«    'r^>'    tiaouv    fAiioViV.voCri    i(tiv  rli'*x»j- 

XÜTWV. 

18* 


271  2"2 

Pvrrh.    c.    13.    ri   Dioiivs.    X.VII,    f'l.    14.    IMiitarrh.   c.   Ifi.  |iliiir     eailfin     fmiliiliMo     IliiTniiymiiiii  ,     (jHac    Pliitarrhu» 

rt    Dioin».    X^'II,    l.>    II»-     l*liit.ir(  li.  r.   Ki.   1  ; .  <■(  Dmiivs.  trailiilit.       Al>    lii.s    aiilpin   vix   (lissRiisissp    viilrtiir,    iiisi    (jiii 

X^^ljl   'j 4.    i'liitiircli.  c.  'JO.  i-t  üii>ii\s.  .\*'J1I,  S— .'(i.  ArKivDnim   «li-   ii«   fulKilaiti,     ijiia    ij).«!  tVres   Pvrrlmiii   oc- 

Plutairh.  r.    l.}.   <•'   üiimvs.   XI\,   (i.   S.      AI   rt   i|)se   for-  ciilissn   fcreliatiir ,  sc(jiiprc(iir  (Painaii.   1,    13,    /.). 

taste  Dioujsius  Hioroiivm»  usus   es«.      Iliijiis   (anirii   ijuaui-  ^_    ^    p    Hlückner. 
quaui    niiiiinio    igixirabat   liislorias,    iu   rrbus  <auii-n    Pyrrlii 

trailciiili.«    vix     in    usiini    rocasse    viilotur.       XIX,    11.     all  

romiiu-iitarioruni    ipsius    rrgis   adjiie    Proxeiii  "')    auilorita- 

Irin    proior.il.       (Inilius    tanii-ii    nuMi  solis    usus    fnrrit   ion-  24.      Beiträge   7,W   lätciflisclicn   Elymologic 
tibu» ,    jurp   ilnliiJaiiTis.       Iniiii»,     iiisi    niiraui   jjlaiie    istius 

Pr.ixciii   fuisso   au.toritatem   »<atuas  ,     Hoiiiauos    üi..ii\siu«  J  essuiH  dare. 

aurtorrs   i-o   crrtiu«   eai  socutuin    esse,     quo    ulierius   ab   iis  nie     Ansicht    einifier     Grammatiker,     ilass    ila»     Wort 

Ar   hin   rebus  tr.iilituui    esse    liiletur.      Arcnlit,   quoil    cüin-  pessum  ein    isolirtcr  Arcu.safiv ,   um!   »oiiiit   al»   uiouoptofnn 

meutarioruiii    re^ionini    <i-slininniuui    in    liis    ipsis   iirt,'lexit,  uiitiT     den    Siibstautiien    aufzufüliren    sei,     ist     »iihl    mit 

in    quibu«    grave     illiitl     iiijiriuiis     et    liirulrnluni    habenilum  Recht   i(iu    Düilerlein    Sjiion.   I.    S.  (57  (i^.    vernorfen  Hor- 

erat.      Kornin    enim,     qiii     in    proeliis   a    P>rrlio   ruiii    Ku-  ileii.       Allein    auch     na.«     Uöilerleiii     über   ilie   Kiilstehuiif; 

itiani«   roininissis   reiiileriiit ,    niiinenim    Plularrhiis    ita    in-  iles  Wortes   ilagegen    aufstellt,   ist   nicht  so   gejjeu  Zweifel 

ilicarit,    nt    Diuiiysii   teslimoiiiiim  testimoiiio  Ilicronymi,    nt  gesihiil/.t,   al«    ilerselbe    /u   ^flauben   scheint,      l'essuni  soll 

qni   rommenlariis  istis  usus  fiiisset,   opjioiieret.      Hos  anleiii  nämlich  aus  periersum,   pertesuni,   persum  entstanilen  sein 

si    qui^     pro    jejuna    qiiailani    8in;;ulorum   factnruin    enume-  uiiil     zwar    nach     iler     Ana!i><;io     von     prusa    aus    pruvursa. 

ralioiie    babueril,   ab    ipso    tortasse    üioii^sio   XIX,  11.    er-  Doch   iliesc    Analogie   eben   sichert   ueni);;   ilenii    ivenn  auf 

rori»    cuiivincaliir.  proiorsa   auch    prosa    entstanden    ist,     so    miisste    ilas     ge- 

l)e    rebus   a    Pyrrho    in    Siciiia   ;;estis ,     ile    quibus    Ilie-  schehen,    iiiilem   sich   ilas   ;;   so   er»  eichte,     ilass    es    kaum 

ronvmiini    non  minus    creilibile  est   egisse   quam    Je  Italicis,  hiirbar  war  (»ie  aus  amaveriint,  auiaernnt,  amaruiit  »iirilej  ; 

obseriatii    certe    iioii    iiiiligiium    est,    PIntai  clium  c.  22  —  24  also   aus   proiorsa     trurile   proorsa,    prörsa ,     onil    nun    fiel 

non   ilisscMitire   a    Dioiloro ,   quem    }lieron\muni    polis-tiinum  nach    ilem    geitehnten   o   ilas  r  aus.       Analog    musste    au* 

in   aliis  locis  sibi    ilucem  snmsissc  cngiiorimUH   (Exe.  XXII,  perversus    mit    Syncope     lies    ersten    e    entstehen     prersui, 

11.  14.).  fontra  alios.luslinuin  ancture«  seclari  (XXIII,  3.),  nnil    dann    entweder    mit   Assimilation   des   r  in    s   pressus, 

nisi    iiegligciitiae    ejus  tnbueiida   sunt,    in  quibus  alia  quam  oder    mit    Syncope    und    vocalischer    Ersetzung    desselben 

illi   proiliiiit.       Cf.   üioilor.   p.    10,    18.   Vol.   IV".   ed.   Ddf.  presns.      So    denkt    sich    Düilcrieiii   I.   S.   91    auch    palari 

et  Justin.    XXIII,  3.  aus    pabulari     entstanden,     wobei    Erweidiiing    des   6    und 

In   expeditiiiiie   Pvrrhi    in  Peloponnesiim    et   mnrte    ejus  Cnntractiiin    der    Vocale    staitfinilel.      ^'gl.    S.   97    und    99. 

describemta   nuin    Hieronjmi    potissiinum    Plutarchus   vesli-  An    eine   Entstehung    ton    pesus    kann    natürlich    nicht   ge- 

gia  presserit ,    est   fortasse,    cur   dubitemus.      Praeter   Hie-  dacht    «erden:     aber    auch     nicht    an    pessus.      Wenn    nun 

ronyinum    enim    lauilavit   Phylarchum,     quem    in    Ägide    et  diese    Ansicht   über  die   Etvmoliigie   des  Wortes   einer  hiii- 

Cloon:ciie  seciitiim    enm   inprimis   esse   constat.       Cujus   ra-  laiij^liihen    Begründniig    zu    entbehren   scheint,     so    bietet 

tioni    rerte    lauiles    consentaneae   snnl ,     quibus    apud    Pili-  sich    dagegen    leicht   eine,    wie  es  scheint ,    weit  eiiifadiere 

larchum    mulirniin   .Spartanaruni   fortitiido    extollitur,     ad-  und    » ahrscheinlichere   dar.      AVariim    leitete  nicht  Düder- 

juiicto  simul    Acrotati    et   Cheloiiiilis   amiire  ,     quaeque    non  lein  pessu7n  ann  per   niiil  der  die  Richtung  wohin  bezeich- 

minii»   apud    Jiistiiium    '")  (XXII,   4.)  legiiutiir,    qiii    Phv-  nenilen  Endung  su»i,  w  ie  sie  sich  findet  in  siirsum,  deorsnm, 

lari  linni     prae    ceteris    auctorilus    expressisse    «idetiir    "").  nirsinin,   prorsiis?      Hiernach    ist  pe»sum   rr   persum;    also 

.^credit,    quoil    (Pliitarch.  c.  27.)   HieroiiTiiins   ita  lauilalur,  reines    Ailcerb.      Per   hat    dann     die    Bedeutung,     die   ihm 

af   Phylarchiim   tarnen    Plutarchus    magis   seclalus    e.^ise    ri-  Dü'lerlein    (s.    I.   S.   ij'J)   leiht    in   perperam,     prarus ,    pes- 

dcatur   ").      De   inortc   Pvrrhi   e   Pausania   I,   14.   apparet  simus;    nnd  pessum  heisst:     „in   das    Verderieti  hinein'''' : 

. — pessum    dare    ist    in    das    Verderben    hinein    geben,    dem 

10)  Piuxeniis  alioquin   commcm<iralur  ab  Atlion.   VI,  p.  267  D.  Verderben   überliefern,    in  per. Meiern  dare.      üass  der  Ans- 

h  Sfvifnu  ^lu/mt/r,:;  noiitj!'«;  et  Scliol.  .^|,ollou.  J,  97.  druck   pessum  ilari    lorzngsweise  nun  A'ersiiikcn  der  Schiffe 

17)  ,,Primuui   illi   belluiii  adversas  Spart.inos  fuit,  ubi  iiiaiorc  gelir.iiicht   wird,      erklärt   sich    hinlänglich   aus   der    nirge- 

mulieriini    quam    viruruui    viiiute    exceplus,     Ptultiuaeuin  schlageiien    Ableitung.       Eine     andere,     welche     Reisig     in 

filium  et  cxcicitus    robuslissijnam    paiteui    amisit:    quippc  seinen    Vorlesungen     gab     nach     Kritz    zu    Sali.    Jilg.    I,    4. 

oppu.nun.i   nrbem       ad    tutelam    patnae    (anta    mnlli.u.lo  ,        ,„„    ////y^O      HE^Ü,    ntotif,    mochte    schwierig 

leminaiui'.i    concurrit ,    ut    non    tottius  victiis    <iuam  vcic-  '       ,               ,                       .,   ■                  r  ■  •,      i-    ■.         •    .  . 

cundius  rocederet"  ""    begründen   sein.      Lebrigeiis    inlilte    Ivrilz    richtig    lon 

lö)  Pausani,,s  I,    i;i.  5.  6..    quem    in  aliis  cde  loci,   Itiero-  ''"  Erklärung  ron  Diiderlein,    neque  looabuli   forma    nrque 

nymo  nsum  esse  consl.it,   non  inulierum  Sparl.inarniii  islam  .significatione   rommendan.       \\e\   treffender   leitet    Letzte- 

lorlitii  luuin  sed   AnliLoiii  advcntum  fccisse    dioil ,    ut    de  rer    Svii.    II.    .S.    (iO    das    Snbstaiitir    pestis    von     derselben 

Spn.M    Pyiiliiis  dccc.lcrci.  PrSposition  per  ab. 

19)  Vi..  ,)^  lö  /,Jv  :,;.<;. o?  «,',i^;  ^r^,u„_?J,    TÖ    {li  pi»o;    ,„-  j,,    Bezug  auf    die    oben    gebrauchten    Wörter  sursum, 

tuOMV ,   TO    Ot   UKXn^   or.litnh:%mv ,   wc   iaiooll   'I'vinnyni,    (v;  t                                                  -          ■   .i               i               l                  i 

,>'•!•         .            .1       „        i,|.,.'      in       1            ..-".■  ileorsum  ,     rursnni    etc.    ist    zu     bemerken,     i  a«s    man     sie 

0      JiQiuru/.io<;,    i/Mtini:     rlul.iicii.    i'jrrli     c.    Jj.      ross.ic  ' 

igitnr  illins,    qua    Spait.in.ie    inidiLTes    urbc.ii     iminie.aiit  ,  ffilifh    aus   reversus,   supervorsus   eic.    erkl.lrt,   allein    im- 

noi.nisi  e   l'liyliiclio  acciujlius  .ncnsiiram   (nodilit  Dier    bleibt   zu    bedenken,     »fie   die   Unveründerle   .Ailjectiv- 


273 


574 


form  'lUg  so  oline  Weitcro«  in  ein  Adverb  übergehen 
konnte;  wie  denn  auch  Hand  Tnrsell.  I.  p.  179  in  der 
£udung  -»US,  -  suni  «ine  Adverbialenilung  erkennt.  Viel- 
leicht ist  diese  Kminng  der  Form  snnuhl  als  drr  Bedeu- 
tnng  nach  xa  vergleichen  mit  der  ;;rierlnsrlien  cr£  in 
Öiiöoe ,  dfj^ooe  ».  a. ,  »n  "ie  die  Endung  -tus  oder  itus 
mit  der  t;riechi.si'hen  -  üev.  ^'gl.  VViillner  liber  die  Ca- 
sus p.  77,  und  Hand  Tursell.  II,  p.  7Ö0  j  der  Wiillner 
ganz   hätte   beistimmen  sollen  ;  auch   Doderl.   V.  S.   7. 

Instructus  und  exslruclus. 

Ovid.  Met.  ly ,  762.  convivia  pulcro  instrurta  paratii 
und  Cic.  Verr.  Art.  II.  I.  4.  c.  27-  omnibus  rebus  in- 
»triirlum  et  paratuni  conririum  zeigen,  da^s  die  liestim- 
munj;  von  Dödericin  Svn.  III.  S.  Ubi) ,  man  gebraiirhe 
instrnctus  bei  .Saclieii  und  Personen,  die  zum  Handeln, 
gleichviel  ob  oHVnsiv  oder  defensiv  ,  exstrnrtus  bei  sol- 
chen, dir  zun<icbst  nur  zum  Leiden  bestimmt  sind,  nicht 
prficis  genuj;  ist.  Zuviirdi-rst  ist  zu  bemerken,  liass  ex- 
»truclus,  so  viel  i<  h  sehe,  nirg^ends  von  Personen  ge- 
braucht «ird,  »as  auch  die  ^alur  Jes  Wortes  nicht  zu- 
lüsst;  denn  in  exstrurre  liej^t  Aas  AuJ'bauen  in  die  Ilühe. 
5».  Klotz  zu  Cic.  Tuscul.  V,  21.  p.  544.  So  ist  auch 
die  Stelle  bei  Cic.  I<'in.  IV,  1.  noii  modo  fundata,  sed 
etiam  exstructa  disciplina  zu  verstehen.  Äicht  so  instru- 
ctas,  »reiches  »on  Personen  und  Sachen  gebraucht  wird. 
Gehen  wir  zunfichst  auf  die  Zeitwörter  instruere  unil  ex- 
»truere,  woraus  sich  der  BegrüF  der  Participien  entwi- 
ckeln muss,  so  ist  exstruere  insofern  dem  instruere  ent- 
gegengesetzt, als  jenes  heisst:  Dinjje  »o  legen,  ordnen, 
dast  die  Uasis  schmal  und  die  Hohe  vcrliAltnissmässi<; 
bedeutend  vi  ird,  aL^o  die  Uimensiou  der  Hohe  vorherrscht, 
ilieses  umgcLrhrt  eine  breite  Basis  bezeichnet  nur  mit 
solcher  Hjihe  ,  welche  jedes  Ding  an  und  für  sich  hat, 
also  die  IJiinensioii  der  Breite  vorherrscht.  Demnach 
sind  mumm  exstruere  und  in.  instruere ,  nur  der  .\ii- 
•  rhauung  nach  verschieden ;  jenes  bezieht  sich  auf  die 
Holle,  dieses  auf  die  Länge.  Brenii  zu  Aep.  Tliein.  (j. 
will,  ilnss  in  dein  .Satxe:  posfqiiain  aulem  audieriiiit,  iiitirus 
instrui,  le^atos  Atlienas  niiseruiit"'  insfriii  auf  die  Zei- 
stürungen  (»orin  die  eigentliche  und  ursprüngliche  Be- 
deutung des  Wortes  siccke)  gehe  und  den  Anfing  des 
Baues  bezelthne.  Uass  die  Athener  aber  schon  «irklich 
am  Bauen  «areii  und  nicht  erst  die  Zuriistoiigen  trafen, 
geht  aus  dein  vorliergeheiideii  aedißcanteH  prohibere  co- 
iiati  sunt  lieivor.  Viel hr  ist  «ler  Zweck  des  Schrift- 
stellers, «ariiiii  er  dieses  Wort  gebrauchte,  der,  aiizii- 
denteii,  da-s  man  nicht  an  einer  Stelle  anfing  zu  bauen, 
ioiidern  den  Bau  in  der  ganzen  Aiisdeliniing  begann,  «ess- 
liall)  auch  oiniics,  servi  alque  liberi  an  der  Aibeit  Theil 
nahmen,  Wir.  ,,.-.alis  alliliiilo  muri  exstructa  videretur." 
Man  vj;!.  mit  die»er  .Stelle  Tacit.  Ilisl.  II  ,  2'.  ngi;ereiii 
instruere  und  Caes.  b.  g.  II,  30.  aggere  exslrncto.  iil. 
b.  c.  II,  1.  —  Diid.  sagt  ferner:  instrirctau  naves ,  über 
exstructae  niensae.  uiiil  doih  vi'r;;leiclie  man  Oiid.  Biet. 
XI,  IIU.  mensas  exslrnctas  d.ipibus  initAlU,  :■,',[.  nien- 
<as  epulis  instruere.  Beide  Ausdrucke  bezeichnen  t\nr,- 
nclbe ,  geuahren  aber  eine  verschiedene  Antchanuiig  ; 
womit  die  Richtigkeit  der  Bemerkung  von  (jesner  iui 
thctaur.     ,, mensas     epiilis     exutruire ,    rjuod    plut    est   ([uam 


inatruere    ei   ad    abundautiam    prrtinet"    nicht    gelaugnrl 
ist.  — 

Für  die  Participien  exstrnrtus  und  instrartus  ergibt 
sich  nun ,  dass  exstructus  seinem  Begrilfe  nach  den  Ge- 
brauch nur  gestattet  bei  Dingen,  die  wirklich  aufgehäuft 
oder  über  einander  gelegt  werden,  wie  divifias  exstruere 
(cf.  Horat.  Od.  II,  3,  l!l.)  und  das  oben  citirte  disciplina 
exstructa,  ein  Ausdruck,  der  vom  Bau  ilrs  Hauses  auf 
ein  Svsteui ,  eine  Discipliii  übergetragen  ist.  Instruere 
gewinnt  den  Begrilf  des  Ordnens  von  dem  «les  Sebetiein- 
anderlegens  ,  und  iiistriictus  ist  eiu  Particip ,  das  seine 
relative  iNatur  nicht  verlflugiiet ,  selbst  da,  wo  kein  dit* 
Relation  bezeichnendes  AVort  hinzngesetzt  ist.  Die  in- 
striicta  acies  ist  die  acies,  iit  lieri  solet,  instriicta;  ebenso 
die  instructae  naves.  AVenn  Ovid  sagt:  mensas  epulis  in- 
struere, so  ist  das  s.  v.  a.  epulas  in  mensis  poliere  (den 
Tisch  mit  Speisen  besetzen);  ebenso  naves  instruere  sc. 
(jiiibus  opus  est  s.  r.  a.  omiiia,  qnibus  opus  est,  in  naves 
conferre.  So  gewinnt  instructus,  »o  es  ohne  Bestimmung 
steht,  die  Bedeutung,  dass  es  die  Person  oder  Sache  be- 
zeichnet, die  zu  ihrem  Zwecke  vtit  dein  Sülhigen  (eine 
andere  Ergänzung  der  Bestimmung  ist  nicht  möglich) 
versehen ,  orduungsmassig  ausgerüstet  ist.  Treliend  sagt 
daher  Diiderl.  später:  instructus  schildert  die  Ansnistung 
als    Vottilündigkeit ,  ornatus   die   Vollkoinuienheit. 

Convicium. 

Düderl.  IV,  S.  '201  verwirft  die  gewülinliche  Ablei- 
tung diese»  Wortes  von  coiivocare,  weil  vucarc  nicht  «v- 
iionvm  sei  iiiit  clamare.  Allem  die  von  ihm  versuchte 
Ableitung  von  conviiicere  hat  für  mich  nicht  die  ülier- 
zeiigende  Kraft,  dass  ich  nicht  versucht  würde,  auf  «lern 
früheren  Wege  zur  richtigen  Ableitung  und  zum  rich- 
tigen Begrilfe  dieses  Wortes  zu  gelangen.  Denn  auch 
zugegeben,  dass  dasselbe  nicht  von  vocare  herzuleiten 
sei,  was  hindert,  eine  Bildung  vom  Substantiv  xix  ge- 
radezu darin  zu  erkennen?  Dann  ist  convicium  zunächst 
da,  wo  A'iele  ihre  Stimme  znsainineii  erheben.  .Als  Ana- 
logie bietet  sich  dar  peregrinus;  nicht  lon  pera-.'ere,  son- 
dern von  ager.  Vergl.  Doderl.  IV,  S.  .jill .  Ebenso  ist 
siispiritus  wohl  nicht  das  Verbalsubstantiv  von  suspirare, 
sondern  eine  Zusammensetzung  von  sub  iiiiil  spintus  ;  w ». 
gegen  suspiratio  und  auch  siispiriuin  vom  /iisaiiimeii;;e- 
setzten  Zeitworte  kommen.  .Auch  wird  nicht,  »le  Dod. 
sagt,  mit  convicium  bisweilen  ein  Geschrei  be/eichnet, 
sondern  häuiig  ifenug;  z.  B.  ausser  den  lou  demselben 
citirten    .Stellen    aus    Phaedrus    noch    Cic.     \'err.    act.     II. 

üb.   ö.   c.  11.   „Eraiit   autem   convivia   iion  iWu  silenlio 

sed  cum  maximo  clumore  et  convicio.^''  Besninlers  Cic. 
.Arch.  c.  ö.  ,,ubi  et  animiis  ex  hoc  loreiisi  strepilu  nli- 
cialur  et  itures  cnnvicio  defessne  comjuiescanl.''  Acad. 
IV,  40.  ,,uigebor  iam  omniuin  »estruni  conticio",  in  Pison. 
c.  2(j>  ,,os  tuiim  ferreum  senatus  convicio  verberari  no- 
luisti."  Capitolin.  in  Vero  c.  ii.  ,,Est  nolissiniiim  dictum 
de  niiinero  convivaruni.  .Septem  ronvivium:  iioiem  c««- 
viriiim.''''  Satt  sjgt  Forcell.  richtig:  et  ((iiij  probra  et 
coiilumeiiae  clamore  saepe  et  ronteiitione  adhibiia  Ingen 
soleiit  ,  huic  fre(|Uentissiiiie  cunViciam  'jro  contumelia  av- 
cipilur,  sive  a  pluribiis  slve  ab  uiin  liat.  Cic.  Alt.  II,  |s. 
„coiisectari   aliqiiem  clainuiibus.    cunviciis  et  siliilis."    Her. 


'75 


?7(. 


Saf.  I,  '',  II.  „Tiini  piiori  naiitis ,  piicri»  romifia  naii- 
lai>  in"fiere^^  ^  •>■>  •'iix'in  Kiii/cliirii  Laiiii  iiiiit  u  iiiiii  gi>- 
liraui'lu  xiTiIcii,  in  sofern  cim  ,  oliiir  niif  <'iii  /iisaiiiirKMi- 
tiirkfii  Min  .Mdircreii  liiii<ii»risi>n,  in  <li'r  Ucdciitnnt;  von 
lalilr  <li<-  ItiMleiitiin»;  <l<'s  ^Vor(es  zu  verstrlrkcn  Kclicint, 
ilaiinri'li,  <las.4  os  dir  triederliotle  ifanilliint;  <Ii-h  einfachen 
Zritixirts  liezciclmet.  >><i  ist  cuncliimo  häufig,  »iciler- 
ImiII  »«hri-icii ;  s.  llerznjT  r.ii  Caes.  b.  •;.  I,  4/.  Draki'nli. 
7.11  Lii.  1^',  4,  U;  converdero  uicilerhcilt  silil3;,'cii ;  con- 
scindfre  Cir.  Kaiiiil.  VII,  18-  cpislfilani  (uain  (ouxidi 
innorrntrin ,  d.  h.  ich  haiie  deinen  Brief  in  mehrere 
SCiicke  zerrissen,  satiic  zusnmtiiengerissen  in  Verr.  ac(. 
II.  I.  III.  c.  'J.i.  ,,  [iii^nis  et  caiciliiis  aliqucni  consciii- 
dere."  Cic.  All.  II,  19.  ,,consciiidere  .ili<|ncni  sibilis." 
I<^liensii  auch  liei  cnnticinm;  Cic.  l'aui.  \ll,  L'.^.  ,,iustis- 
«iniuni  honestissiiiiuiiKjue  ronviciuni  nipnni."  Phn.  epist. 
^'I,  12.  ,,r(i|;o,  ut  mihi  üemper  eadeni  simpliritate,  qiiiities 
«•essare  lidehor,  comiciiini  facias."  i\Ian  lergleiche,  «as 
Düderl.  y,  S.  '2>>[i  lilier  riiniertcre  sagt.  —  Wenn  eine 
Meiije  /.nsainnien  schreit  t;e{;en  einen  Einzelnen,  pflegt 
ihr  (jcsrlirei  in  einem  einzelnen  Worte  zu  bestehen; 
ebenso  knrx  ist  ein  » iederholtes  Schelten.  Ks  be'jrcift 
sich  als»,  »ie  conviriiim  vxn  Schimpfwort  bedeuten  konnte; 
z.  B.  »enn  Cato  ilea  ;Murena  einen  saltalor  nennt  (Cic. 
Mur.    ()  ,    11.)    iiad    Caiu!«    bei   den  Soldaten  Cali^nla  heisst. 

In  Hinsicht  der  Bedeutung  mochte  also  schiverlicli 
Ktiias  jjejjrMi  diese  Ableilunj;  einzuM  enden  sein;  nun  fragt 
>ich  freilich,  ob  o  in  der  Znsatiunensetznng  in  t  i'iber- 
iiehen  kann  lind  uoher  das  t  lani;  ist.  In  lieziij;  auf  den 
Lcberjjang  des  0  in  t  bei  der  Zusamniensetziiiij;  findet 
sich  eine  |iassi'nde  .Analogie  in  iiiquilmus.  M^inlich  10- 
cari'  lerhftlt  sich  mit  coniocarc  zu  coiiviciniii  nie  colere 
mit  ini'olere  (iijcola)  zu  inqiiilinus.  S.  Ui'iderl.  IV,  S.  <9U. 
Audi  lerfjl.  man  illico  mit  in  loco.  Uöilerl.  ^' ,  .S.  16(1; 
(ügnitiu  zu  cu;,'noscere,  Düderl.  V,  S.  2öli.  —  ^Vas  nun 
die  Quantität  betriit't ,  so  dürfte  das  lauge  1  für  Düderl. 
»enigstens  keine  Schwierigkeit  sein,  dem  es  ja  nicht 
alifl'allend  ist,  »enn  sccus  und  secius  verschiedene  Quaii- 
titrit  haben  ,  oligleich  beide  von  gleichem  Stamme  sind. 
|{.  IV,  S  'J14.  Auch  schiiankt  das  i  in  Ableitungen 
auch  sonst,  z.  13.  aiiib  ilus  als  Substantiv  und  aiiib  itus  als 
Partici|i.  s.  /uni|>t  (iruinui.  ^.  215-  uu<l  2t  i  fidus  und 
i  ides  :   V  idco    und    v  iili. 

Amoenus ,  umicuki. 

M'eber  Uebungssch.  S.  Uli  (2.  Autl.)  hat  allerilings 
Hecht,  wenn  er  der  1011  Düderl.  III,  S.  .'{11  versiicliten 
.Ableitung  des  Wortes  amoenus  aus  aninioenus  nicht  bei- 
pllichtrt  und  mit  ScIiHcnck  lieber  auf  einen  Stamm  itm 
zurückgeht,  worauf  schon  die  Worte  des  Vario  bei  Isi- 
dnr.  Or.  XM':  amoena  loca  und  quod  ^oluui  auiorem 
praestent,  ad  se  iimandu  alliciant  fuhren.  Drum  darfte 
Kril?.  ail  Sali.  Cal.  XI,  ,">.  ji.  .j'l  diese  Meinung  di'r  Allen 
nicht  geradezu  fiir  nullius  iiretii  erklären  und  dagegen 
neiiie  Erklärung;  .Amoeiuiiii  jiotius  est,  i|Uod  a  mnenibus 
recedit,  et  in  ((iiod  prospeclus,  isque  laetiis ,  ut  solet,  a 
inoenibus  datur  aufstellen.  Dieser  Versuch  ist  nicht  bes- 
ser als  »enn  man  auiarus  von  a  und  mare  deduriren 
Miilltr.       Denn     abgesehen    davon,    dass    dag     isijue    laefus 


sich  ivoli!  nicht  immer  bestätigt  und  damit  der  Hegrill 
Sil  zii-n.lirh  aufgehoben  u  ird,  ist  a  in  amoeniK  kurz,  da- 
gegen die  gleichlautende  i'r,'i|iositioii  in  Zusauimensetzun- 
gen  lang.  Ainoeiiiis  hängt  »irkliih  mit  aniare  zusammen, 
über  dessen  tfilaiiim  sich  jetzt  Scluvenck  im  Rhein.  IVIus. 
liS{7.  3.  Hft.  S.  (92  fg.  ausgesprochen  hat;  ebenso  gut 
nie  amirns,  dessen  langes  t  ich  .tis  aus  01  entstanden 
denke.  Amoecus  und  amoenus  wären  dann  in  der  Art 
Kebenfiiriiien,  dass  amoenus  etwa  aus  amoecniis  entstan- 
den ist  durch  Ausfall  <les  c  vor  n,  ivie  das  in  vielen  an- 
deren Wörtern  der  l"'all  ist;  z.  B.  Iiiiiien  ans  Im  uien 
(s.  I)üd.  II,  S.  (iS).  Wenn  nun  Doderlein  meint,  e« 
lasse  sich  aus  dieser  firundbed- iitiing  der  (irliraiich  von 
amiienus  in  Steüin,  wo  es  einen  Tadel  entliält,  nicht 
ableiten,  so  scheint  das  freilich  richtig:  denn  amoenuin 
ist  Alles,  >ias  man  gern  hat,  was  einem  lieb  ist,  wobei 
man  gern  verneilt;  und  gilt  zunächst,  und  bei  Cicero 
nur  filr  schiiiie,  anmniliige  Gegenden  (s.  Schnialfeld  S\noii. 
S.  229)-  Allein  die  Stelle  des  Liviiis  IV,  44.  verlangt 
den  tadelmlen  Begriff  nicht.  Die  Worte  sind  :  ^'estalis 
<le  incestu  caussam  dixit,  criiiiine  iiinoxia;  ob  suspirioneni 
iiropter  cnitiini  aiiineniorem  ingeniiiniqiie  liberius,  (juam 
»irgiiiem  ilecet,  paruui  abhorreiis  famam.  So  stehen  sie 
bei  Drakenborch.  Der  Tadel  liegt  nicht  im  Worte  amoe- 
nus, sondern  im  Coniparativ  cultus  amueiiior  und  ingenium 
Jiberius,  quam  virginem  decet.  Denn  Postiiinia  kleidete 
sich  eleganter  und  war  in  solcher  Beziehung  freisinniger, 
.nls  es  für  eine  Jungfrau  sich  geziemt.  Das  gab  Veran- 
lassung zum  Verdachte;  die  suspirio  entstand  propter 
cultiim  etr.  ,  und  aus  diesem  \  erdachte  entsprang  ihre 
Anklage:  ob  suspicionem  propter  ruitum  etc.  üeber  die 
Verlilndung  der  beiden  Substantive  vermittelst  einer  Prä- 
position vergl,  Dietrich  in  dieser  Zeitschrift  1837.  4.  Hft. 
S.  ,'S(i4.  So  verstanden  scheinen  mir  diese  AVorte  keine 
Schwierigkeit  mehr  zu  halten,  obgleich  Gruter,  sowie 
Drakenborch  sich  daran  stiesseii,  jener  sogar  die  Worte 
üb  suspicionem  für  verdächtig  hielt.  Dagegen  inüchte 
ich  parum  abhorrens  famam  für  unächt  halten.  Ei  scheint 
mir  das  ein  Glossem  zu  liberius  zu  sein;  denn  liberius 
ist  hier  gerade  parum  abhorrens  famam,  sie  machte  sich 
wenig  daraus,  was  die  Leute  dazu  sagten.  Auch  hat  ja 
der  cod.  Florent.  in  diesen  Worten  gerade  eine  Variante. 
Fallen  sie  fort,  so  ist,  meine  ich,  jede  Schwierigkeit 
gehoben.  —  Jener  amoenior  cultus  des  Livius  ist  also 
derselbe,  den  später  Gellius  XI,  2.  nimis  lectus  auioe- 
nusqiie  cultus  nennt,  wo  ebenfalls  fler  Tadel  bloss  in 
nimis  liegt.  L'nd  wenn  sonst  in  den  Stellen,  die  Düd. 
I.  I.  S.  37  citirt,  der  Xebenbegriff  der  Missbilliguug  liegt, 
so  ist  das  Wort  amoenus  oder  amoenitas  nicht  Schuld 
daran,  sondern  der  Gegensatz;  wie  denn  natürlich  der 
Mensch  einen  Vorwurf  verdient,  welcher  mit  Hintan- 
setzung des  Nutzens  dem  Angenehmen  zu  viel  nachgeht. 
Kühner  scheint  die  Meinung,  dass  in  amoenus  die 
positive  Form  des  griecliischen  dfieivojv  aufbewahrt  sei , 
wie  er  sie  in  seiner  ausführlichen  Grammatik  Band  I. 
§.  ,325-  2.  ausgesprochen  hat  ,  aulgegebeu  zu  haben. 
Daranf  hihrt  wenigstens  der  (Jmstand,  dass  er  bei  der 
wörtlichen  Uebertragung  dieses  Artikels  in  seine  Schul- 
grammatik §.  290.  gerade  die  betretrenden  Worte  hat 
ausfallen    lassen. 


277 


278 


Vercnntari.     Cuuctari.      Conari. 

Warum  DödprI.  iii'  ilor  Aliloiiiiii;;  von  pprroiituri  nicht 
mit  Krilz  a<l  -Sali.  Catil.  c.  40,  -'.  p.  1«?  unil  Herzog 
zu  Cacs.  B.  <■.  y  ,  \\.  auf  <lif  Aiisiiht  «los  Verrius  Lei 
Festus  s.  f.  und  ilo5  Donafns  ail  Tcrrnt.  Hecjr.  I,  'i,  2, 
nach  »eichen  iler  Stamm  <lrs  Wortes  in  rontiis  liegt,  zu- 
ri'ickkomnit ,  ja  diesellie  nicht  einmal  erti.'lhnt,  ist  nicht 
gut  al>/uselien.  Sicherlich  hat  dieselbe  mehr  Wahrschein- 
lichkeit, als  die  neue  von  Oöderl.  Ud.  V,  S.  iH,  aufgo- 
stellle  fVJeiiiung,  es  sei  percontari  eine  Metatliesis  lon 
pergnolari  und  ein  Der  ratum  foui  Stamme  des  inchoa- 
tiren  ^nn>ri>.  Und  itenn  nun  percontari  ursprünglich  eio 
Ausilrnck  der  Schifl'iT  ist,  die  sich  lies  coiitus  (zol/ro^» 
/.oinont)  zur  ['iitersiichiing  der  Tiefe  des  Wassers  lie- 
«lieiieii,  so  möchte  ich  selbst  cuncliiri,  ziigerri  ,  lielior 
anf  denselben  Stamm  ziiri'ickfiihren ,  als  mit  Diiderlein 
Bd.  III.  S.  'J(I4  auf  conari.  Denn  conari  bezeichnet  ja 
liesdiidirs  die  zu  riiieiii  lliiternehmen  iWilhige  Energie  des 
Enlschlusses  und  IVillenis,  eine  Eigenschaft,  »eiche  deoi 
ciniclans,  der  „über  dem  H  ollen  das  Vollbringen  und 
seibat  das  Beginnen  versäumt^'',  g,'inzlich  fehlt.  Ohne 
Z»'aiig  ld«st  sich  von  conari  auf  cuuctari  gar  nicht  kom- 
men, »eil  ilie  BegriÜ'e  ilein  Sprachgebrauche  gemäss,  wo 
nicht  Dferadezu  entgegen  gesetzt,  doch  ganz  verschieden 
sind.  Hängt  aber  cunctari  auch  mit  jenem  contus  zusam- 
men ,  so  ist  der  ciinclans  der,  welcher,  ehe  er  handelt, 
erst  ilen  Grund  und  Boden  untersucht;  unil  gerade  diese 
Viirsichtigkeit  ist,  «le  es  sdieint .  der  eigentliche  Begriff 
des  Wortes.  Dass  das  Betragen  des  cunrtalor  fehlerhaft 
»erden  kann,  begreift  sich,  »enii  man  bedenkt,  dass  in 
Fällen,  »o  nur  ra«  lie  EiitschlossiMiheit  zum  Ziele  fuhren 
kann  ,  uiizeitige  Vorsichtigkeit  tadeliiswerth  ist.  So  Cic. 
.■%tt.  X,  *,  5.  ,,Asse(ju<>r  omni»,  si  propero;  si  cunctor, 
amitto.^'  Was  endlich  conari  selbst  betrifft,  so  ist  aller- 
dings Döileileiii's  Annahme,  conari  sei  r=  coinari  zi:  cuncto 
aiiimo  facere  ,  sehr  ki'ihii;  so  das»  ich  versucht  bin,  die 
Frage  aufzustellen  ,  ob  nicht  conari  mit  unserem  kühn 
nach  .Scli«eiick  Wiirterbinh  deutsch.  Spr.  S.  .'ilil  angels. 
coli,  cooii.  coiie,  scinveil.  koii ,  kviie,  althd.  cliuoni  ver- 
»aiidt   sei. 

.lemutor ,  imilor. 
l'in  »eiiuiian  als  Deminutiv-  und  iiiiitari  als  Frei|iien- 
tativlorm  eine«  geiiieiiiiichurtlicheii  Stammes  nach»  eisen 
7.11  koiiiieii  ,  iler  sich  in  imairo  ,  similis,  sowie  in  nach- 
alimen  eihalteii  habe,  verweist  Uiiderlem  B.  III.  .S.  (ij. 
(cf.  B.  V.  S  .'4n)  auf  B.  I.  S.  l;SJ  fg.,  »o  caeteri,  aller 
und  iternni  zusaiiiineu  auf  ir;«0?  geführt  werden.  Wenn 
nun  auch  ilie  Ver»aiidtscliaft  lon  iterum  und  £ce()().^  eiii- 
leiiclitend  i>t ,  so  ist  doch  diu  dortige  Dediiction  von  alter 
und  caeteri  zu  problematisch,  als  dass  es  erlaubt  sein 
könnte  ,  auf  dieselbe  sich  zu  stützen  ,  um  bei  gleii  hem 
Stamme  das  kurze  i  in  imitari  neben  aeniuUi  i  zu  erklä- 
ren. Denn  überall,  in  iinago ,  siiuitis,  iiuago ,  siiniilta-<, 
ist  I  kur;^.  riieichiiohl  hat  Döilurlein  die  liedeutung 
richtig  angegeben,  dass  die  aeinulatio  es  eiiiein  Andern 
gleich  oder  /mcir  zu  thuii  strebe  und  da.ss  erst  ilie  Ab- 
«icht  ilie!.is  .Micbins  «lie  tjui-lii' ,  uoraus  e>  eiitspriiii;;en, 
und  die  angeManilleii  Mittel  <lei>  Begrill  des  Lobes  oder 
des  Tadels   liiiizufünen.      So  lelirl  uns  der  Sprachgebrauch, 


und  liaruiii  iiWicIite  ich  aemulari  von  imitari  trennen.  Ae- 
mulari  scheint  mir  von  aeijuus  abgeleitet;  aemiilns  ist  =r 
aecmulus ,  wie  Stimulus  =  stiginiilus.  Vgl,  ÜOderl.  III. 
S.  150  und  Schwenck  Wörterb.  der  deutsch.  Spr.  s.  v. 
Flaum  (pliima  =  phicma).  Die  aemulatio  sucht  aeijua, 
die  imitatio  nur  similia  zu  schallen.  [leber  aeijiius  unil 
aeijue  sagt  Hand  Tnrsell.  f.  p.  IS  :  „In  ite(fue  intelligi- 
tur  universit,  quae  endein  duabus  rebus  cuinmunis  e»t, 
conditio''^,  wodurch  der  unterschied  zwischen  aemulari 
und  imitari  sich  deutlich  herausstellt.  Und  dann  ist  auch 
nicht  mehr  zu  verwundern,  »eiiii  aemulari  und  simulnre 
so  selir  »eit  verschieden  sind,  dass  sie  gar  nicht  als 
.Synonyma  zu  betrachten  sind  ,  dagegen  simiilare  mit  imi- 
tari auch  synonymisch  veryvandt  ist.  S.  ausser  den  bei 
Döderl.    III.    S.    71    angefi'ihrten   Stellen    noch    Virgil.   Aen. 

VI,  .jOn. 

I>eiiit>ns,  qiii  iiimbos  et  nun  imilabile  fuliiien 
Acre  et  ciirnipeduiii  piilsii  siviulitrel  e(|Uoriim. 
Ob  nun  endlich  aeijiiiis  selbst  von  ir/.ii>.  il/.ui  (».  Hand. 
I.  c.)  oder  von  acere  ,  aicere  ,  zusammenfügen,  verbinde» 
(s.  Schivenck  zweiter  Beitrag  zur  Wortforschung  der  latJ 
Spr.  S.  ti),  herkoinnit,  diese  Frage  hat  für  aemulari 
keine  Bedeutung,  da  aequus  durch  den  (iebraiirli  hin- 
länglich   festgestellt   ist.  Dillenburgtr. 


25.  Die  .iristotelischi^  Poclik  und  ihr  Verhaitniss  y.ii 
ilen  Biicliern  .7£pl  ti  oiiiziy.  i;.;. 

Nicht  ohne  Freude  habe  ich  bemerkt,  dass  Hr.  Prof. 
Spengel  ,  dessen  Kenntniss  der  Aristotelischen  Schriften 
ich  selir  hoch  schätze  ,  mein«  neuerdings  über  die  rätli- 
selhaite  Aristotelische  Poetik  ausgesprochene  Ansicht  ei- 
ner näheren  Prüfung  Unterivorfen  hat;  die  .Sache  ist  voiv 
der  grössten  und  iveitreichendsteii  Wichtigkeit,  als  das» 
nicht  jede  besonnene  Besprechung  derselben  sehr  er»  üiischt 
»ein  müsste.  Indessen  glaube  ich  durch  Hrn.  Speiiger.» 
neueste  Uiitersiicliiing  die  Streitfrage  keines» egs  erledigt, 
vielmehr  scheint  mir  ilie  Hauptsache  liier  ganz  irrig  ge- 
stellt in  Folg»  einmal  bestehender  Voriirtlieile  und  — 
»oll  ich  es  gestehen  —  einer  ge»isseii  Ha'it  die  gefassle 
iMeinung  hartnäckig  zu  rertheidigeii.  Ich  miiss  mir  dess- 
halb  erlauben,  noch  einmal  das  ganze  Sai'h>erli.'tltiii«.«, 
wie  es  nach  meiuer,  nicht  ans  fluchtiger  Belrachtiing, 
sondern  längerem,  fortgeselzteiii  Studium  hervorgegange- 
nen Ansicht  sich  gest.iltet,  zu  erneuter  l  ntersinliiing  lor- 
zulegen. 

Die  »icliligste  Stelle  in  Bezug  auf  ila<  \  erli/iltni«.* 
unserer  Poetik  zu  den  Büchern  :iloi  :i  'in^i i/.i' :  scliemt 
mir  am  Knde  lon  Cap.  |.').  sich  zu  lindi'ii.  ^lI■b(lelll 
«ler  Philosoph  bemerkt  hat,  dass  die  t  harakicre  »alir 
sein  müssen,  der  Natur  entsprechend,  doch  so,  d.iss  dir 
Darstellung  sie  idealisch  erhöhe,  fügt  er  hinzu  :  l'niTU 
<)i}  ön'  ducrtjotiv  xal  rd  Tlu^d  lai  ^i  ti.vay/.r;,  ti./.n- 
kuidovoa.i  aio9)joiii-  xal  ydo  y.uc  ai'idi  lont 
Httaotuvriv  nol)  uy.ti-  ii'oiiTUi  de  Trsoi  (t.i-n^ir  ii  mi^ 
t/i^fihnnrnii  ku'/oii  <zai;(/Jc.  /luch  diess  mass  sieh 
offenbar  auf  die  Charaktere  beziehen.  Schon  aus  ilipsem 
(irunile  kann  ii  h  "lie  von  .Spengel  behoble  Diiifuii!:  ile,. 
neuesten  mir  befreundeten  Ueber>elzer.s ,  Knebel,  des.«en 
^'erdien»tc    ich    sonst    wohl    zu    schätzen    »eLss,     a;imiij;lu  U 


279 


'iSO 


»iiiirhuiPii,  '1-r  rit.or..(«t  :  „nasjrnige,  «a«  bei  .l<«ii  Vrr- 
•  imilulimi|;siMilii'lii  !.'«-«l>i>»  "ifl  <  <lie  si<  li  iiollnvomlijjer 
Weise  an  tl'»  Dichters  >Verk  aiisi  liliesseii"  uiiil  zur  Kr- 
kliirni  c  liiniiifi'i.'t :  „Unter  ilio»eii  isl  Alles  zu  »erstellen, 
na»  .ur  Mi-niKilien  üarstellun;,' KelWtrt ,  wie  Deeor.ilioiieii, 
Ciistiiiiie,  Di-claiiiation,  Gestirulatimi,  iMusik  »ml  ilergl." 
Wie  käme  tleiiii  auf  einmal  <lie«e  lieiiierkiiii),;  iil>er  ilie 
iiipt^  uiiil  ueXoroiti  hierher  iiiiil  wie  »lirden  diese  auf 
ei,„„.  »iinderliare  Weise  l.ezei.linet»  llr.  Spensel  habe 
ij.irh  ilii-  (iiite,  «leii  Aristulele»  (.'•'k'«""  •'''"  Vonnirf  .ler 
Absurililflt  ru  »ehüden,  (lern  er  nach  (;eiiühnlieheii  Be- 
jjrill'eii  iiiiht  eiitj;ehen  kann,  wenn  er  eine  solche  jjleich- 
sam  einäeschueitc  Uemerkung  sieh  erlaubt  hat.  Wie 
käme  er'hier  auf  diese  üinijc  tu  s|)re(li.ii ,  die  gar  nicht 
mit  dem  Charakter  in  Verbindunjc  stehen?  Hat  er  ja 
auch  die  jie/.UTCUila  und  die  üll/i;  oben  C.  t).  abjjelertigt. 
l>ie  aio^i'oiig  ei;  dvdy/.is  d/.oluiUurnai  rrj  :TO/;;r«!; 
kann  ich  mir  als  die  mit  der  Poesie  nothwcndij.'  verbun- 
ilimen  Kmiilindiinseii  und  t^efiililc  fassen,  es  sind  i'.lO^i;- 
OCIs  i'"«  «/'i'Z'T;-  ^'k'-  P'^'-  ß'"fi"''-  l>-  -H4i  Aristot.  de 
anima  11,  8.  O'ie  nothivendij  mit  der  Poesie  verbunde- 
nen Gefiihle,  wie  der  Bcwunderuiijj,  des  Alitleids,  der 
Furcht  U.S.  «.,  sind  hier  jjan/.  au  der  Stelle;  denn  nicht 
jeder  Charakter  passt  in  jede  Art  der  Poesie;  wie  ?..  B. 
<ler  komische  nicht  in  die  Tragödie,  der  schlechte  und 
niedertr.'lchtiie  nicht  in  das  Epos,  aber  ein  jeder  erregt 
nothuendii'  ein  (iefiilil;  dieses  Gefühl  muss  aber  ein  der 
Uiditart  enlsiirecliendes  sein.  Nur  so  steht  auch  der 
Ausdruck  r)}  7Jon;rrx)]  an  seiner  Stelle,  während  man 
wach  Knebel's  Erklärnng  T?J  TQayodiC'.  «märten  miisste. 
■Wenn  aber  der  Philosoph  sagt,  er  habe  roii  den  mit  lier 
Poesie  rerbiindenen,  durch  sie  zu  erregenden  (iefühleu 
bereits  in  den  herausgegebenen  Schriften  gespro.hen,  so 
kann  mau  «eriiiinftigerwcise  nur  an  andere  Schriften  über 
die  Poesie  denken,  auf  die  er  hier  »erweist;  hätte  er 
auf  andere  Schriften  hingedeutet,  so  würde  er  diese  ge- 
nau aii"egeben  oder  unbestimmt  £1'  dJkuK  "der  iv  l-re- 
(toii  gesagt  haben;  die  öereils  herausgegeieneti  Schi'iÜen 
aber   iiuissen   solche   sein,    «eiche   sich   auf  die  Poesie    be- 

,jpj, AVenii    nun  Hr.  Spengel  fürchtet ,    der   eigentliche 

Sinn  dieser  AVorte  liege  noch  unerforscht  »erborgen  und 
fragt  (S.  !'J7J-  Jalirj^ang  tS41  dieser  Zeitschrift):  „Wel- 
cher besonnene  l'"orsclier  aber  »vird  ein  solches  dunkeles 
Zeu-'niBs  sogleich  für  eine  feststehende  historische  That- 
sache  anrufen?''  so  siebt  man,  ivie  er  hier,  »as  er  sich 
selbst  nur  nicht  gestehen  »ill,  in  die  Enge  getrieben  ist 
und  lieber  lon  der  Stelle  gar  nichts  »vissen  »nll,  als  sich 
daion  belehren  lassen.  Ich  denke,  »venu  eine  schwierige 
l'ra''e  zu  erledigen  ist,  dürfe  man  nicht  llaiipistellcn, 
«ic  die  iu  llede  stehende,  in  eine  beiiueiue  Ecke  stos- 
«en;  auch  sehe  ich  nicht  ein,  »ras  gegen  die  gegebene 
Deutung  der  Worte  Tu  Tiaofi  r«,-  t's  civü'f/.)]^  äy.o't.OL'- 
iiot'oa;  atodlioiti  2r;  noiljTiy.fj  mit  Fug  eingewandt 
«erden  könne;  ja,  »»enn  man  auch  diese  als  irrig  er- 
nieseu  Latte,  »vürdo  das  noch  immer  sicher  stellen,  dass 
unter  den  i/.ötöousvut  küyot  Schriften  liber  die  Poesie 
»•erstanden  »erden  müssen.  Wenn  Hr.  Spengel  mich 
fragt:  ,,Was  sollten  liier  in  der  Tragödie  die  Euipfin- 
dunn-en  des  Lächerlichen'?"  so  gehört  diese  Frage  ganz 
unter    d.is    Aristotelische    ysKoiüv    —    und    ich    hatte   sie 


k'»uni    meinem    gelehrten    Ueurlheilec     zugetraut;     denn, 
»ru    habe    ich    denn    behauptet,    dass    in    den    Itüchvrii    ■^Lii'i 
rrttii  Tt/.>}>;    bloss    die    Tragödie    behandelt    worden?      Die 
(i.io'J'i',otti  der  Poesie  »urdeii  dort  ausführlich  besprochen, 
also    auch    das  Lächerliche  ,    »as    mit  der  Comüdie    verbun- 
den   ist.      Hr.    Spengel    mag    es   verantworten,     ,%uf  meinen 
Kamen   faLchlicIi    <las  Lficherliche  in  die  Tragödie    verlegt 
zu    haben,     um    es    daraus    zu    treiben.       Wenn    er    ferner 
fragt,    »o    die   Enipliiidiingen   des  Lächerlichen    u/nih^Otli 
genannt   »»erden,     so    möge    er    bedenken,     dass   al/e   Em* 
plinduiigen     und     Gefühle    ganz    eigentlich   o.ioih^otl^  der 
Seele   sind,     es    ist    der    ganz    allgeuieiiic    Ausdruck.       Au 
diese    Stelle    scllliesst  sich     ganz    genau     eine   andere    lic- 
tracliliing,   nämlich    die    über   die    y.oMu^O/^,    an.      Aristo- 
teles sagt  Polit.   V'III,    7:     Ti  de  /j':y(iucv  Tt]:i'  y.ci.t)uQ- 
Oiv   —    iv   TOii  Tl((Jt  7l()/i^riy.i;i;  eouiusv   Ou(ftOte(juv. 
Hr.   Spengel   schleicht    auch    hier    wieder     um    die   Sache. 
„Diese    erivartet    man     allerdings     Poet.    cap.    G,      wo    sie 
nicht    stellt;     aber     »er     »»ird    dessivegen    andere     Bücher 
nnfi    ■jtulljTIAljii    fingiren   (!  —  !)?       Selbst    im    Verlaufe, 
in    dem   verloren  Gegangenen    konnte  noch  daion   die  Rede 
sein."      Hr.   Spengel    liatte   schon   früher    in   C.    (i.    vor  den 
Worten    iuti  de  ZQUllOpll:^    eine    Lücke    angenommen, 
in    »veldicr    die    xd<}aQOL^    und    vielleicht    noch    einiges 
Andere    besprochen    worden   sei.      Das   ist  ein  verz»veifelter 
Nothbehelf,      dessen     Unmöglichkeit     wir     bereits     früher 
deutlich    iiachge»vicsen   haben,     »vorauf    aber     unser   Beur- 
theiler     zur     Unzeit     nicht     eingegangen     ist.        Aristoteles 
stellt   iiAuilicli   voran   die    Definition   der   Tragödie    und    er- 
klart   dann    zwei     einzelne     einer     Erklärung     bedürftigen 
Ausdrücke   l'idi'OfJtvoi  köyoi    und    %(J)ijis   tyuotur   TUm 
eidujy ,      worauf    er    gleich    aus    der    Definition   die   sechs 
Tlieile     der    Tragödie,     um    welche    es   ihm    besonders    zu 
thun   ist,  ent»*ickelt.      Die   tveitere  Ausführung  der  Lehre 
von    der   yd^agm^    ,,iin    Gegensätze    gegen     Plato"     (wie 
Hr.  Spengel   richtig   bemerkt)    kann    hier    unmöglich    gege- 
ben »»nrden  sein;   sie    »vürde  auf  die  unangenehmste  AVeise 
den    ^'^erlaiif  unterbroclien ,    und    man  sich    tier    Definition 
bei    der   Ableitung   der    Tlieile    der    Tragödie    nicht   mehr 
erinnert   haben.      Dass    hier   eine    grössere    Lücke   sei ,     ist 
eine    Annahme,    die   hei    Betrachtung   des   Zusammenhangs 
sich    als    uiiilenkbar    eriveist.      Indessen    hat  Hr.  Spengel 
sich   noch   einen   Ausweg  gelassen,   iler  aber  auch,  fürchte 
ich,    nur  eine  Sackgasse   ist.      Auch   im   «»eitern    Verlaufe 
kann  die  philosophische  Eiitw  ickelung  der  y.adaucrii  nicht 
gestanden    haben,     da    hier    bei    der   Definition    der   Tragö- 
die der  Bgriir  schon  vorausgesetzt  »vird.      Aristoteles  hatte 
den     Begrilf    der    y.udu^Oti.     »veitläuftig    iu    <len    Büchern 
TTfol   TTUllJTiy.r;;;   behandelt,    so    dass    er   liier   darauf  sich 
itützen    kann.        Dies.s    stimmt     ganz    vortrefflich    zu     dem 
eben    Erwiesenen  ,     dass   in   jenen   Büchern   die    aiai^tWLig 
der   Poesie   ent»vickelt    »vareu.       Hier    stehen     wir    auf  fe- 
stem Buden,   von   dem   »vir   uns  so   leicht  durch  Speiigel's 
Fiction   nicht  vertreiben   lassen.     Man  zeige  uns  mit  siche- 
ren  Gründen,   dass   »vir   geirrt  haben;    aufs  Wort  glauben 
wir  das   auch   dem   gründlichsten    Kenner    des    Aristoteles 
mit  nirhteu. 

Wie  denkt  sich  aber  Hr.  Spengel  das  Verhältniss  un- 
serer Poetik  zu  den  Büchern  Tiepi  •^lUHJT/ySji?  ,, Bisher 
galt    die    gc»»iss    richtige    IVleioung,     dass    »vir    von    dem 


2RI 


2K? 


Werke  Tfo/'    nonjrr/.ri    nur    «las    erste    Buch,     die  tra- 
gische  1111(1   epische   Dichtkunst  enthaltend,    besitzen,  das 
folgende   aber   über   die  Koniüilie    u.  a.    verloren    gegangen 
»ei."       Also   in   einem    zueiten    Buche    soll    Aristoteles   die 
Komödie    bcliandclt   haben    und    aucli    nocli  einiges  Andere. 
Hefrachteu    »vir   den    Anfang   der    Poetik,   so   sagt   dort  Ari- 
»tolclcs ,   er   wolle  von  der   Poesie ,   ilireu   Arten   und   dem 
Wesen   dieser  Arten   und   von  der  Composition  des  Mythos 
sprechen;    er    fügt    noch    hinzu,    auch    von    den  üarstel- 
luni;sniitteln    und    was   Anderes    dahin    gehöre,     wolle    er 
hanileln.      Die   verschiedenen  Arten   der    Poesie   sind    nach 
ihren  Hauptvprsrhiedenheiten    Cap.    1  — 3    behandelt.    Di« 
historische    Xachiveisunj;   der   Entstehung    der   Poesie    aus 
der   Nachahmung   folgt   Cap.  4,   .')  ;    zuerst   entstanden  Epos 
find    lauibonpopsie ;    spater   Tragödie    und     Komödie,     von 
denen    die   Entwickeluiig    aus    kleinen     Anfangen    nachge- 
wiesen  ist.      Jet^t  folgt  die  üauptent«  ickelung ,   "ftoj   {)£/" 
nwiittuodct   TOV^  l^vdoi'^;    um    diese    ist    es   ihui  vor- 
züglich   zu    thun    und    alles   Uebrige    steht    nur    desshalb 
hier,  um  die   verschiedene  Gestaltung  des  Wvthos  in   epi- 
scher  und   dramatischer   Poesie     zur   Anschauung    zu    brin- 
gen.     Dass   es   ihm   um   diese   zwei  Dichtarten    hauptsäch- 
lich  zu  tliua.sei,    zeigt    gleich    der  Ausdruck    im    ersten 
Oapitel:  'Ezorcona  ö!;  y.ui  i]  xt^g  TgayipÖiaq.  nolrjnii, 
wo   nur  nebensächlich   durch   txi    6s    hinzujrpfngt    «erden 
die   Komödie,    der    Dithyrambus    und    sogar    Auletik    und 
Kitliaristik ,   nc'imlich   der  Thcil   der   beiden  letzteren,   s\c\- 
cher    ein    r,3oig    darzustellen    suclit    (vergl.   meine  Schrift 
S.   22,   117  f.).      So   wenig  nun   die   beiden  letzteren   Ari- 
stofelcg   in  der  Poetik   behandeln   wollte,    so    wenig    kanu 
man  sicher  schliessen,  ouch  die  Komödie  und  der  Dithvrani- 
bos  seien   hier   zur   Darstellung   gekommen.      Dass  es    ihm 
nur   um   Tragödie    und   Komödie    zu   thun   sei,     ergibt   sich 
unuidcrsi)reclilich    aus    Cap.     5-        ISachdem     er     n.'imlich 
Cap.    1  —  3    von    den  Unterschieden   und    den  verschiedenen 
Arten  der  IVachahmung  gcsproclien  (jisoi  riov  ölC'.rrooajv 
xa'i    Ttdoai    y.c'.l    rivec,    rfj-;  uiiiijcreojq),    auch  die  Ent- 
stehung  der   Dichfarfen    historisch    dargelegt,    wobei  er  bei 
der  Tragödie   und  Komödie  sich   länger  aufgehalten,   geht 
er  mit  den   Worten:   77  ^ev   Ol'V  iiro^nona   u.   s.   w.   zur 
genaueren    Behandlung     der    einzelnen    Dichfarten    über, 
indem   er  sich   zuerst   über   die  Folge,   «eiche  er  beobach- 
tet,   rechtfertigt.      Hier    ist   von    der   Komödie   keine  Spur, 
sundern    nur   das   Epos   nnd   die    Tragödie    «erden   erniihnt 
lind   angegeben,    aus     welcheiii   Grunde    die   Tragödie    zu- 
erst  bchanilelt   werden   soll.       ,, Tragödie     und    Epos,    sagt 
er,    unterscheiden    sich    dadurch   von    einauiler  ,     dass   d^s 
Epos    ein    stetiges  !>letrum    hat    und   bloss  erzahlt,    auch 
wohl   durch   die   Länge  der  Zeit,  aber   das   ist  ein  neben- 
sächlicher Unterschied,  der  auch   ursprünglich  nicht  statt- 
fand.     Die    Theile     beider    sind    dieselben,     nur    hat    die 
'i'ragöilie   noch  eigenthümliche.    Daher  derjenige,  der  über 
die    Tragödie    ein    Urtheil    hat,    auch    über    das   p4)ns    ur- 
theilen   kann:    denn    was   das   Epos   hat,    findet    sich   auch 
«n   der   Tragödie,    nicht   umgekehrt."       Hierauf  muss   man 
unn   verständiger  Weise   erwarten:   ,,Wir    werileii    desshalb 
vom   Epos  spater   handeln,  jetzt  aber   das  Wesen   der  Tra- 
gödie entwickeln."      Statt    dessen    lesen    wir    aber:    iteul 
fitv  oüv  T}]i  £p  ei;a[.ii:[uoti  f4/ii)jTi/.ijc  y.ai  Tteol  xuj- 
(.t'MÖlag  v(rT£Qüv  SQOVfxev,   rtiQt   öi    T(iuy(pdiaq  Xe- 
Zeitichr.  f,  J.  ylUcrthuimw. 


yuificV.      \laiie    auch    Aristoteles    die    Komödie    wirklich 
behandeln   wollen,    in    diesem   Zusammenhange    durfte    er 
sie    nicht   nennen,    da   dir   Satz   mit   n'f^/    iiti'   otr    oilcn- 
bar   aus   dem    Vorhergehenden    als   Folge   hervorgeht;    nur 
um   diesen   .Satz   zu   begründen,    steht    die    ganze    Aiisfüh- 
ruiig    von     IJ     HIV     Ol'V     rjKj-rotiu    au    hier   an    iler    Stelle. 
AVarum  sagt  er   denn   nicht,   in   wclchfiii   Verhaltnisse   die 
liehandlung    iler  Komödie    zu    den    beiden  andern   Dicht- 
arten steht,   warum  stellt  er  hier  nicht  neben   die  Komö- 
die  auch    das   parodische   Epos    und     den   Diili\ramb{      Er 
will   bloss   die    Folge,    in   der    er    Epos    und   Tragödie   be- 
handelt,  rechtfertigen.    Hier  widerlege  viaji  midi!   Glück- 
licherweise    kommt     uns     hier     ein     anderer     Umstand     zu 
Statten.      Warum    nennt   der   Dichter   hier    das   Epos   nicht 
sclilechtliin     ll  u-r(ili(( ,     wie     die     Tragödie     Tfjay(')Siai 
Gewiss    nicht   der   blossen    Abweihsolung    wegen,    8<inderii 
weil     er    auch    hier    die     im   Vorigen,    angedeutete    Eigen- 
thümlichkeit  des  Epos   im  Gegensätze  zur  Tragödie,  deren 
De/i/iition   er  unmitletiar  folgen   lässt,   hervorheben   will ; 
die    Eigenthümliclikcit    aber     besteht    nach     dem    Obigeu 
Tf/T  7  0  jitToov  äji/.orv  l'ltiv  v.(u    unw/y£t.U'.v    tivau 
Wesshalb   aber  sollte   nun  Aristoteles   das  Epos   hier  allein 
durih     ij     kv    t^Uiltcooi^    /U/^tljr/y.lJ    bezeichnet     haben'? 
Das   eigentliche    Wesen    des   Epos    ist  dadurch    keineswegs, 
wie   er    wollte,   bezeichnet,    es   bedarf  noch    des   Haiipt/u- 
satzes,     dass   es   erzählend   sei   —   und    so    glauben  wir  mit 
Beziehung  auf  den   Anfang   von   Cap.  '2'i   hier  mit  Sicher- 
heit herzustellen:  7teo\   f^itv  oüv  riji  iv  ti;a.ui;iQoiz  la- 
pi]Tiy.rtq  y.al  d/ijyij^uuziy.iji   ioiegov   iouituv,   so   dass 
die   Worte    yal    ne()l    y.vjf^iii)dui.g    entweder   durch  einen 
blossen   Schreibfehler   entstanden,    indem  das  M'ort  y.oJU'p- 
dic   noch  dem  Abschreiber  vorschwebte,  eine  Art  der  Cor- 
rupfel ,     die    noch    zu     wenig     beachtet     wird    (Bast   Greg. 
Corinth.   p.   4JS,   Beck   de    intcrprct.   I.    p.   (Hj  —  vielfacho 
andere    Corruptionen    gibt    es    au.-ser    Bik  hstabeuverwech- 
selung)    oder   durch    eine   Schliinmbc.-scrun j;,    weil  der  Ab- 
schreiber   eine    Erwähnung     der   Komödie     erwartete     und 
das   6lliyi!i^iaT/y.r^    ihm  anstössig   war.    Wenn   Hr.  Spengel 
meint,   diese    Anwendung   der   Kritik   sei    ihm    unverständ- 
lich,  so   müssen    wir   ihn    bitten    in  Zukunft   sich  liin's  \  er- 
stehen auch    wenig   mehr  ßlühe    geben    zu    wollen;    hätte 
er   dasjenige    beachtet,    was   wir   zur  Unterstiitzung  unserer 
Ansiiht   beigebracht   haben,   so   hatte   er   sich  viele  Fragen 
nnd    Einwendungen,    denen     wir    voraus   begegnet    waren, 
ersparen   können.      Selbst  der   Anfang    von   Cap.   ä  spricht 
bestimmt   genug   dafür,     dass    der   Philosoph    ilie    Komödie 
nicht    behandeln    wollte.       Während    er     iiaiiilich     bei    der 
Geschichte    der   Tragödie    Aichts    von    dem   Begrille    der- 
selben sagt,    leitet   er   die   Komödie  mit   den   Worten  ein: 
'Jl  dh  y.uiiitnöia  ioii",  ujonto  ei':toii£v,  fiiiajai;  cfai- 
Xoreoujv    fAlv^    und    führt    dann    dan   BegrüF   des    ihr    zu 
Grunde    liegenden    Lächerlichen     kurz    aus.       Diess    wäre 
durchaus   nicht   an   der   .Stelle,    hätte   er  später  den  BegrilT 
der  Komödie,    wie   bei   <ler  Tragödie,   weiter  zu  entwickeln, 
gedacht;    vielmehr   sieht    man   ganz    oll'enbar ,    wie   Aristo- 
teles   hier   <lii'    Komödie    gleich   abmachen    will,     indem   er 
Ivei     der    Geschuhte     derselben     kurz     ihre   Begrillsbestim- 
mung    einfügt.       Dass    die   Komödie    von    Aristoteles    hier 
nicht  ausführlich  behandelt   worden  sein  könne,  schliesseu 
nir  ferner  auch  aus  Cap.  22-  26:   lleoi   {.th   ovv   rpa- 

10 


5S3 


284 


i/.apü   r«  fi^vitha  •   Tri(>\    8e    riji    (^tijyijuany.rji;    xal 
.^v    uiroi/)    ti/iirir/.ij^    ».   ».   w.      Als«    die    Poriie ,    <liir 
ilnrrli   Hanilliiii^  ilaritlcllt ,    hat  er   ab|;piiia(-ht ;    itia    kann 
fr   nun   iiocli    im   Fol^rnileii   die   Knin<tdiL>,   die  auch  durrli 
ri  0(f.rr(>iTt~   darstellt,   brhandcin    ivollen?      Wie    ilini   das 
Epos  die   jfanjo   ö/ijyrrutriAlj   ist,   w<ibei   er  das  komische 
Epos   iiirht   briiandrit,    so   iät   ihm   (jie   Tragödie   die   ilra- 
inntisrlie    Poesie,    iroiieben    er   die    Komödie    hiebt  beriick- 
sirlitigt.      MachdeiM    Aristoteles    nun     noeli    kurz    nach   der 
Tragödie    das    Epos    behandelt,     dann     am    Mihlnsse    die 
r»age   erörtert   hat,    ob   ilas  Epos  oder   die   Tragödie  den 
Vorzn?  rerdieue,  srhiiosst  er  mit  den   Worten   ab;    Ileoi 
US»  oi'p    TQayipdiai  y.at   ercoTtoiiai   xai  avxiov  v.ai 
tiüv  si'ScSif  xal  xu)V  f-iSQuiv  avzüiv  xai  Ttüoa  y.ai  ti 
diatpeget  y.ai  rov  ev  i]  fiij  rlfSi  ahiai  xal  ■Kigi  ijri- 
Ttin'jneitiv    xai    h'irseuv    £ior,o9u}    roaauTa.      Die  Be- 
merkung,  aus   dem   Tteoi  HSV   UVV  ergebe   sich,   dass  das 
Werk    nicht    «■ollsf.'lndig    sei,    sondern    noch    etwas    habe 
folgen   müssen,   haben   »ir  durch  sichere  Beispiele  (S.  2i'J) 
als   ungegründet   nachgewiesen.      Aber,  sagt  Spengel,    der 
Anfang  spricht   ja    von  der   Pofsre    im   Allgemeinen;    wie 
«ullte    er     nun     hier     bloss    Tragödie     und    Epos     behan- 
delt  haben  1      Alan    bedenke    nur,    dass    die    Komödie    als 
Dichtart    neben    der    Tragödie    zurücktrat,     wogegen    vor 
allen   Epos  und   Tragöilie   hervorgezogen   wurden,   so   dass 
nur  die   Frage   aufgeworfen   ward,    ob  das   Epos  oder  die 
Tragödie  den   Vorzug    rerdiene.       Die   Lyrik    ward    mehr 
mit  Musik   und    dem   Cultus   in   Verbindung  gebracht,   die 
Komödie   als    Uarsteilnng    i!es   Schlechten    kannte    mit    bei- 
den  nicht   in    ^'ergleich   kommen.       So     sehen     wir    keinen 
Grniid  ,   »esshalb   man   daran  Aiistoss  nehmen  könnte,   dass 
der    Dichter    nur    die    beiden   Hanpfarten    nach   vorausge- 
schickter  allgemciuer  Einleitung   behandelt.     Auch  scheint 
nns   die  Art,    wie   der    Dichter  bei  der  Tragödie  die  Haupt- 
pnocte    altgemein    behandelt,     darauf     hinzudeuten,     dass 
nicht    im   Folgenden    der   Gegenstand    bei    der  Lyrik    uuil 
der    Komödie    sperieli    behandelt    worden    sein    kann;    es 
irürde   dann    die   Compositiou    des    Ganzen    nicht   wohl   zu 
begreifen    sein.       Aus    dem  Gesagten    wird    erhellen,    mit 
■welchem    Rechte    wir    die    Poetik    für    eine    in    sich   ge- 
»chlossene  Schrift    halten,    welche  Aristoteles    nocli    nach 
seinen   Büchern    rttoi    TTOlijriy.ng  als  ein    praktisches  be- 
lehrendes Handbuch   geschrieben.    Spengel   wirft  hier  noch 
mit  einer   IVIasse  Fragen   nm    sich  ,    die   sammt    und    son- 
ders  wenig   besagen   wollen.      Doch     wer    wird   einem   das 
Recht  verwehren   zu   fragen  1  „Wozu   noch   ein  besondere» 
Bach    über    die   Tragödie,    das   Nichts    enthalfen   konnte, 
als   was   bereits  dort  stehen  konnte?   Wie  wäre  es  möglich, 
dass    beide     von    einander     unabhängig     denselben     Ä'amen 
TltQi    noir^ziy.i)<;  führten V      Ich    weiss    nicht,    woher    es 
kommt,    dass    Hr.    Prof.    Spengel    nicht    begreifen    kann, 
das»   die    Poetik   fon    einer   besonderen   Seite     in    einer    be- 
sonderen   Schrift   behandelt   werden    konnte,    welche    mehr 
den   praktischen  Gebrauch   berücksichtigte.      Und   was  den 
Namen   betrifft,    so    bleibt    es   noch   sehr    die   Frage,    wie 
das  Buch    überticbrieben   war;    wir    haben    darüber  S.    1(5 
gcnilgend   gehandelt;  auch   vergleiche  er  zu  seiner  Bcruhi- 
gong,    was    wir   S.   2   als  Mittel    gegen    falsche    Einwürfe 
schon  an  die  Hand   gegeben.    Wenn  Spengel  weiter  meint. 


der  Philosoph  habe  seine  Bücher  X3o)  nonjxiyf/c  cr- 
wAhiien  müssen,  „wozu  so  oft  und  so  dringende  Veran- 
la»sung  gewesen",  so  l.'ingnen  wir  letzteres  geradezu,  be- 
merken dagegen  gegen  ersteres ,  das«  wirklich,  wie  wir 
gezeigt,  eine  Verweisung  auf  jene  Bücher  Cap.  15  siel« 
findet.  Am  merkwürdigsten  ist  aber  die  folgende  Be- 
merkung; ,,Nun  zeigt  aber  ilcr  Eingang,  sowie  die  wei- 
tere Ausführung  recht  «leutlich,  dass  Aristoteles  noch  oio 
über  die  Poetik  als  solche  etwas  geschrieben  hatte." 
Unser  Beurthciler  meint,  wir  hätten  es  im  Glauben  schon 
weit  gebracht,  aber  das  glauben  wir  ihm  doch  nicht. 
Schliesst  man  das  etwa  aus  :t£(ti  TiociTr/y.ijg  auTrig,  wo 
das  (ii'TiJg  ganz  nach  Aristotelischer  Weise  den  Gegen- 
satz zu  den  eiSij  bezeichnet!  Der  Philosoph  sagt,  er 
wolle  zuerst  über  die  Poesie  als  solche  und  ihre  Arten 
sprechen;  desshalb  soll  er  anderswo  noch  nie  über  Poesie 
ausführlich  gesprochen  haben?  Wir  müssen  gestehen,  da» 
hier  Hr.  Spengel  den  Schluss  etwas  unaristotclisch  über- 
eilt hat. 

Aber  Hr.  Spengel  hat  eine  glückliche  Stelle  entdeckt, 
aus  der   er  den   nnumstösslichen   Beweis,    dass  die   Poetik 
das   erste  Buch   der  zwei  Bücher  irepi  ■jroit^Tt/.rji;  gewesen, 
führen   zu   können  meint.    Ehe   wir  aber  hierzu   uns   tven- 
den  ,     betrachten     wir    das,    was    uns    über    diese   Bücher 
überhaupt    berichtet    wird.       Diogenes    Laertios    führt    an 
Trepi  noitjTuiv   drei,    noayuaTttat    Tf;^v;;s   non-Tiyr^ 
zwei   Bücher,   non]Xiy.a   und   lieQi  ToayuiötujV,  jedes  ciu 
Buch,   das  Leben   bei  Menage   Xi'xAo;  -jitfii  ■Konjxibv  und 
daneben    11  toi    TlOirjxmv   jedes   drei,    XEXVI]^    ■Jton]Xiy.7]^ 
zwei  Bücher,    ironjT/y.ov  ein  Buch   und   n/'n'ai   Ttoir^Ti- 
Xai.     Hr.  Sp.   bemerke   hier   wohl   unser  Buch  itoirjTiyöv 
oder    TCOtt]Xr/M.    neben    den    Büchern     neoi     non]Tiy.r,(^. 
Hiernach    hatten    wir   also    zwei   Bücher    iiSQt   TlOlli'tiy.jJg. 
Nun   führen   aber  Diogenes   und   Plutarch  Stellen  ans  dem 
dritten   Buche   TXSQi  Tioiijxty.tji;  an,    wogegen    die    andere 
Nachricht    bei  Diogenes    von   zwei   Büchern    um  so   weni- 
ger  beweisen   kann,    als   auch   von    der  Rhetorik,    die    in 
drei   Büchern   uns   überkommen   ist,    eine    doppelti"   TSyvv 
in   zwei  Büchern   und    eine   in   einem   angeführt  wird.   Wie 
mag   hier   Hr.   Sp.   zurechtkommen,   dem  schon  ei7ie  Poetik 
neben   drei   Büchern  nSQi  ■TTOnixiyij';  ansfössig   ist!    Nun, 
man    weiss,    wie    man    es    in   solchen   Fällen    macht.      Au 
den   beiden   Stellen,    wo   ein  drittes  Buch   TlS^i  7t oirjXiXfjc. 
vorkommt,    hat  man   des   Diogenes   wegen   emcndirt    7r£(ti 
■jtonjxvjv.     Freilich    hat    man    noch   andere   Gründe    her- 
beizuziehen  gesucht.      In    der   Stelle   des   Diogenes   II,  4ö- 
ist   von    zwei   Wahrsagern,    deren    Aristoteles    Erwähnung 
gcthan,    die   Rede;    man   sieht  leicht,    wie    dieses   in   der 
Behandlung    der    dichterischen     Begeisterung    »eine    Stelle 
gehabt   haben   könne.     In   der   Plutarchischen   vita   Homeri 
wird   aus   Aristoteles    ev    xui  XQixv)    TlSQ'l    TlO/ijX/y.rJg  die 
Sage    erzahlt    von    der   Geburt    des   Homer    auf  der  Insel 
los    zur   Zeit   des    Neleua.       Wenn    Aristoteles    in   der   Poe- 
tik  von  der  Lebenszeit  des  Epicharmns  nnd  seinem  Aufent- 
halte  spricht   und   gar  von  einzelnen  Schauspielern  Notizen 
einfügt,   wenn   er   es   liebt   historische  Data  gelegentlich  zu 
eeinem   Zwecke    beizubringen,   so    frage    ich,    wer    wird    ea 
unglaublich    finden,    wenn    ihm    nicht   anders    die    Zweifels- 
sucht    den    Kopf    verdreht,     dass    in    den    Büchern    ttc^i 
7loi/jxi/.iji    kurz  die  Geschichte    des  Epos  und    natürlich 


285 


286 


anch  die  Frage  über  das  Alter  und  Vaterland  derselben 
behandelt  ward,  aiisfi'ilirlicher  ohne  Zweifel  als  in  unse- 
rer Poeiik.  Freilich  kann  man  sagen,  in  der  mehrfach 
citirten  Schrift  TttQi  TloilfTUjv  müsse  die  Sache  auch  behan- 
delt worden  sein;  aber  »erden  nicht  auch  aus  jenen  Dii- 
f.hern  Sachen  angeführt,  die  auch  in  unserer  Poetik  be- 
rührt werden,  Empedokles  (Diog.  VIII,  57.),  die  Mimen 
dei  Sophron,  die  Sokratischen  Dialoge  vor  Plato  (Athen. 
XI,  p.  505.)!  AVenn  aber  die  Plutarchische  vita  über 
Homer  aus  den  Büchern  ntol  -JioiljTlxiji;  nnd  nicht  aus 
den  7ie(jl  TloniTÖJV  bericlitct ,  »o  bedenke  man,  dass  die 
Kenntniss  sämmtlicher  Aristotelischen  Schriften  keines- 
wegs allgemein  rerbreitet  war;  entging  ja  sogar  deui 
DionTsios  ron  Ilalikarnass  nnsere  Poetik,  worüber  ich 
'i-  192  gesprochen,  wo  auch  auf  die  gute  Bemerkung 
Spengel's  hingewiesen  ist.  Und  wissen  wir  überhaupt, 
ob,  als  jene  Schrift  geschrieben  ward,  noch  das  Buch 
Tfegi  Tloil^ToJt)  erhalfen  »rar?  üeborhaupt  teissen  wir 
von  dem  ^^erliäldiisse  dieser  Schrift  zu  der  7li()t  TlOllj- 
rr/.f.i  gar  Nichts.  Hr.  Sp.  stellt  sich,  als  ob  er  nur  das 
Zeugniss  der  PJutarchischen  Schrift  in  t!i-?ng;  auf  das 
dritte  Buch  tieq),  Tlülf^Tiy./j^  kenne.  Merkwürdig  ist 
überhaupt  seine  ganze  Argumentation,  die  hfiuGg  gerade 
auf  dem  Kopfe  geht.  So  nimmt  er  an,  es  sei  bewiei- 
•en ,  der  Bucher  wf^i  TtoiljTiXiJg  seien  nur  zwei  ge- 
wesen, wobei  er  die  Notiz  bei-  Diogenes  ganz  zur  Seite 
lässt,  und  schliesst  nun  aus  seiner  Annahme,  die  Stelle 
in  der  Plutarchischeu  »ita  müsse  irrig  sein.  So  ver^ 
wirrt  wohl  ein  durchtriebener  Adrocat  die  deutlichen 
Zeugnisse,  um,  was  er  will,  zu  beneisen!  Jetzt  sind 
wir  auch  im  Stande,  über  das  neuentdeckte  Zeugniss, 
für  welches  ich  dem  Finder  sehr  verbunden  bin,  zu 
urtheilen.  In  den  Scholicn  zur  Kikomachischen  Ethik 
lieisst  es,  des  Homerischen  Margiies  thue  nicht  bloss 
Aristoteles  tp  T(p  Tcguivp  Tisgl  ■Jion]Tty.)j(;  Krwähnung, 
sondern  aueh  Arrhilochos,  Kratinos  und  Kallimachos, 
und  sie  zeugen  für  Homer  als  Verfasser.  Wir  stellen 
uns  die  Freude  des  Finders  vor,  als  ihm  diese  Stelle  in 
die  Hiliide  fiel,  und  erklären  uns  leicht,  wie  er  durch 
die  Freude  sich  zu  der  Meinung  verleiten  liess,  diess 
»ei  „eine  deutliche  Beziehung  auf  Cap.  4-  unserer  Poe- 
tik und  ein  zuverlässiges  Zeugniss,  das  der  ^'erf.  dieses 
Sfholions  (oder,  fügen  wir  hinzu,  die  Quelle,  aus  der 
es  geflossen)  von  unserer  Poetik  mehr  als  ein  Buch 
kannte."  ^Venn  in  der  Poetik  der  Margites  als  Gedicht 
des  Homer  genannt  wird,  so  schliesst  Hr.  Sp.  daraus  mit 
erstaunlicher  Sicherheit,  eine  gleiche  oder  gar  ausführ- 
lichere Erw.'ihuung  des  Margites  kann  anderswo  bei  Ari- 
stoteles nicht  vorgekommen  sein  ,  und  desshalb  ist  unsere 
Poetik  noflnven<lig  das  erste  Buch  Ttegi  noi1jTt}ti/<;.  In 
den  drei  Bücheru  nepi  7lOlljTey.r,g  ward  ohne  Zweifel 
dem  komischen  Epos  eine  eigene  Betrachtung  in  Hinsicht 
«les  Liicherlichon  gewidmet,  wo  auch  der  Margites  ge- 
nannt war;  ja,  man  kann  auch  wohl  von  den  Büchern 
irepl  TTonjTUJV  dasselbe  wahrscheinlich  behaupten.  Aber 
Hr.  Spengel  hat  sich  einmal  in  den  Kopf  gesetzt,  das 
Buch,  wie  wir  es  haben,  sei  nicht  vollständig  und  könne 
nicht  selbständig  neben  einer  andern  Schrift  TteQi  loir- 
rr/.fJQ  gestanden  haben,  und  so  beweist  er  wacker  drauf 
los.      Im   zweitea  Buche   hat    nach   ihm   Aristoteles    die 


Komödie  behandelt  *)  und  dahin  zieht  er  denn  alles, 
was  sonst  aus  den  Büchern  ttCjjI  noujTiy.h^  angeführt 
wird,  ohne  auf  unsere  erhaltene  Poetik  bezogen  werden 
zu  können.  Dahin  gehören  nach  Spengel  |)  die  beiden 
Stellen  der  Rhetorik,  wo  auf  die  Behandlung  des  Lächer- 
lichen und  der  verschiedeneu  Arten  desselben  verwiesen 
wird  (I,  11.  III,  18.).  Wir  haben  schon  bemerkt,  dass 
es  nicht  anzunehmen  sei,  dass  ilas  Lächerliche  in  ause- 
ror  Poetik  noch  eigene  Behandlung  erhalten  habe,  da 
dann  die  Vorwegnahme  des  BegrilFs  des  Lächerlichen 
C  5.  durchaus  nicht  erklärlich  wäre,  um  so  mehr,  da 
die  Begrillsbestimmung  hier  gerade  nicht  nOthig  war. 
2)  Simplikios  führt  an  aus  Aristoteles  iv  rcp  71  tm  Tlotll- 
riy.lii,  wie  ilieser  die  ovvinvvun  delinirt  und  behandelt 
liabe.  Spengel  meint,  die  Angabe  des  Buclies  könne  bei 
il>  TW  iti^l  ■jiolfjTtyiji  ausgefallen  sein  —  freilich,  Ver- 
muthungen  sind  wohlfeil!  —  wir  hatten  dazu,  um  schlech- 
ten Vermuthungen  zu  begegnen,  die  ähnliche  Anführung 
€V  Tf'7  TTSpl  TlOlljTWV  bei  Diogenes  und  Athenaeos  an- 
geführt. Wenn  ich  glaube,  das  Citat  habe  Simplikios 
aus  einem  älteren  Schriftsteller,  so  gründet  sich  diess 
auf  die  Ansicht,  dass  die  vollständigen  Bücher  nSQt 
•jion]Tiy.r,<^  dem  Simplikios  nicht  mehr  vorlagen,  eine 
Ansicht,  die  ich  freilich  strenge  nicht  beweisen  kann. 
Hr.  Spengel  verweist  auch  diese  ovvüjvvfitf.  in  ilie  Lehre 
von  der  Komödie,  wobei  er  »ich  aut  die  in  Cramer's 
Anecilota  enthaltene  Notiz  über  die  Komödie  (vgl.  S.  2';J8 
meiner  Schrift)  stützt,  welche,  »eil  er  es  nun  einmal 
will,  auä  dem  Buche  über  die  Koniöilie  genommen  sein 
soll ,  während  sie  nur  eine  spätere  Nachahmung  der 
Aristotelischen  Bestimmung  ist;  hiernach  kommt  das 
Lächerliche  ä.Ttu  Tiji;  k£t;S0)g  y.ara  ödojvviiiav,  nri'vu)- 
Vl'lintv  ".  s.  w.  Man  braucht  aber  nur  die  Ciipitel  der 
Poetik,  wo  von  der  }J^iq  die  Rede  ist  (Cap.  20  —  22.). 
genau  zu  vergleichen,  um  sich  zu  überzeugen,  dass  im 
Folgenden  nicht  die  ^i^'S  •'•''■  Komödie  noch  weiter  be- 
handelt werden  konnte,  da  die  Behandlung  derselben 
hier  ganz  allgemein  ist,  selbst  auch  der  Dithyrambo» 
berücksichtigt  ist.  Aristoteles  hat  hier  nicht  entwickelt, 
durch  welche  besondere  Mittel  die  Rede  fragische  Wir- 
kung heriorbringe  ,  nnd  so  konnte  er  auch  nicht  in  der 
Behandlung  der  Komödie  in  derselben  Schrift  die  b»- 
sofideren  Redewendungen,  durch  welche  das  Komische 
erwirkt  wird,  aufzählen.  Und  wie  hätte  der  Philosoph, 
der  C.  21.  22.  die  Hauptclassen  der  Wörter  anführt, 
hier  die  avvuiVV(ia,  TlapaJvvfja  u.  a.  w.  übergeheo 
können ,  wenn  er  diese  überhaupt  in  jener  Schrift  ab- 
handeln wollte'?  Auch  wird  ja  auch  hier  C.  22-  zum 
Theil  der  komische  Ausdruck  berührt.  Aber  man  lese 
nur  die  ganze  Ausführung,  um  die  Unmöglichkeit  einer 
reiferen    Behandlung    der   komischen   ki^ig   ganz  zu  er- 

")  Hr.  Spengel  hält  Cap.  6.  am  Anf.inge  die  Worte  xal  nigl 
y.ojiLiotd/ui;  für  richtig  nnd  für  einen  llaiipthcweis,  dass  die 
üoiiujclic  aiicli  in  der  Scliiil't  i)chandcU  worden  sei;  .es 
scheint  mir  aber  ganz  unarislulclisch,  dass  auf  diese 
ff'else  auf  die  Behaiullmig  in  einem  folgenden  Buche 
hiugewiescn  werde,  da  die  Betrachtung  der  Komiidic  ein 
ganz  neuer,  von  dem  Vorhcigclienden  ganz  gchcnnler 
Abschnill  sei«  würde,  »ihrcnd  die  des  Epos  und  der 
Tragödie  eogc  «usammcn  gehurt. 

19* 


287 

kenuon.  3)  Philoponon  za  Arisiot.  de  anima  bcmerki: 
Tu  riioi;  öiTTUf  eoTi,  r«  f.dv  ov  iyexa,^  x6  de  w, 
irifo  x(d  ev  T>j  ^on^Tiy.f;  y.ni  iv  rrj  ^rfpl  yevcireoji; 
f/.TfV.  Das  inuss  iiun  auch  nach  Ilrn.  Spciifcl  in  dem  feh- 
lenden Tlicil«  unserer  Poetik  (fesfanden  Iiaben,  oder,  «eil 
es  da  doch  etwas  unjolegen  kommt ,  so  »vird  diis  noil]- 
Tl/.r  lieuvcifelt:  „denn  Themistio»  in  seiner  Paraphrase 
derielbcn  Ariitotclischen  Stelle  sagt  Ev  roiq  )li)lX0ii." 
Wenn  Tliemistios  diess  aus  der  Ethik  anführt,  warum 
auch  Pliiloponos '{ 

Aas  dem  Bisherigen  hat  sich  uns  ergeben,  dass  die 
erhalteue  Poetik  ein  eigenes  selbständiges  Werk  ist,  und 
keineswegs  mit  den  drei  IJiichern  7te(>i  TtotljTlv.lji  zu- 
sammenfallt; dieses  \*t  keine  Verniuthung,  sondern  be- 
ruht auf  Tradition,  da  das  notlJTiy.uv  oder  die  noij]TlY.u 
auf  unsere  Schrift  zu  beziehen  sind.  Wenn  der  Philo- 
soph sagt,  er  habe  libor  die  'kii;i<;  TtOtljTlxij  gesprochen 
iv  TOii  TltQt  noiljTiy.r}q  (III,  1.)  und  auf  seine  dortige 
Behandlung  der  Arten  der  övöf^iara  und  besonders  der 
^icracpoga  »erweist,  so  scheint  es  freilich,  als  ob  die- 
ses Alles  in  unserer  Poetik  sich  finde  (doch  nicht  gerade 
Alles,  wie  z.  B.  Aristoteles  sa^t ,  er  habe  dort  über  die 
Wirkung  der  Metapher  ev  zoig  XöyoiC,  gehandelt),  aber 
es  ist  sehr  natürlich,  dass  die  kei;li,  welche  in  dem 
grösseren  Werke  behandelt  worden,  auch  in  dieser  spä- 
teren Poetik  in  den  allgemeinsten  Zügen  dargestellt  ward. 
Auch  das  /eugniss  des  Ammonios ,  wonach  der  XoyOi 
ein  Theil  der  keijii  ist,  y.ai^ÜTCeQ  {'^^QlOTOTtXijq)  ev 
T0/5  7ie(jl  noilp/x^s  y  können  wir  nicht  anf  unsere  Poe- 
tik beziehen,  da  diese,  wie  erniesen  ist,  nicht  aus  meh- 
reren Büchern  bestanden  hat.  Und  so  müssen  wir  auch 
über  die  Stelle  «'es  Buethius  aus  demselben  Grunde  ur- 
theilen:  „ünde  cticm  Aristoteles  in  libris,  quo»  de  arte 
poetica  scripait,  Iocution;s  partes  esse  s^llabas  et  con- 
lunctiones  etiain  tradidit."  Auch  in  den  Büchern  Tie^l 
TtOtiiTlxijq  fand  sich  diess  und  zwar  ausführlicher,  als 
in  unserm  UonjTr/.o^.  Gerne  gestehen  wir  es  aber  Hrn. 
»Spengel  zu,  dass  die  rou  uns  beigebrachten  Stellen  des 
Arabers  Alfarab  und  des  David  zu  Aristot.  Categ.  für 
die  Sache  nichts  beweisen  können  j  wir  nehmen  seine 
dessfallsige   Belehrung  dankbar  an. 

Nach  dem  Gesagten  kann  man  leicht  entscheiden,  in 
wiefern  die  Art,  wie  wir  uns  die  drei  Bücher  ne^i 
■KOlijTiv.ijq  gedacht  Laben  (S.  16),  gegründet  sei  oder 
nicht.  Nur  in  einem  Puncte  müssen  wir  hier  noch  kurz 
unser  Recht  gegen  Spengel's  Kritik  wahren.  Wir  be- 
haupteten nämlich,  es  sei  auch  die  poetische  Darstellung, 
die  öiavoiu^  zur  Sprache  gekommen.  Hr.  Spengel  er- 
klärt dies«  S.  12fi7  für  nnmoglich,  weil  es  in  der  Poetik 
C.  19  heisse:  tv.  ^Iv  ovv  ji£qI  vriv  didvoiav  ev  TOi^ 
TTCoi  QijTOQiY.:-<;  v.eiadw  tcvxo  '"uq  i'öiov  ftuXXov 
iy.elvr^  liji  •ici}6dov.  ,,AIso  hatte  er  damals  über  die 
dtavoia  noch  nichts  geschrieben."  Ein  ganz  falscher 
Schluss!  Vergl.  unsere  Schrift  S.  13.  Der  Philosoph 
«agt  nur,  das  falle  der  Rhetorik,  anheim.  Vergl.  unsere 
Bemerkung  S.  '1.  Wenn  Hr.  Spengel  sich  weiter  zu 
den  Worten  verleiten  lässt:  ,,Wie  lächerlich  und  zugleich 
wie  falsch  wird  aber  diese  Citation,  wenn  er  schon  frü- 
her in  den  rermeiotlichen  drei  Büchern  (tvsqI  TtOH]TCxilq) 


28S 

darüber  gchandeli  hat" ,  so  müssen  wir  auch  hier  die 
verstellte  Sache  in  Ordnung  rücken.  Aristoteles  bemerkt 
nur,  die  allgemeine  Abliandluiig  über  die  öiavuia,  die 
weitere  Entwickelung  derselben  nach  allen  Beziehungen 
gehöre  eher  der  Rhetorik  an,  da  für  diese  die  didioici 
eine  Hauptsache  ist.  Aristoteles  übergeht  desshalb  auch 
die  diuvuia  nicht  ganz,  sondern  weist,  inilem  er  kura 
die  HauptbegrÜfe  aufstellt,  die  Art  nach,  wie  die  ötd- 
Vüia  in  der  Tragödie  wirken  müsse.  So  hat  er  denu 
auch  ohne  Zweifel  trotz  Hrn.  Spengel  in  den  Büchern 
n£(ii  noniTiy.iji;,  ohne  auf  die  allgemeine,  der  Rhetorik 
allgehörige  Behandlung  der  öiavutu  einzugehen ,  deu 
Nachweis  geliefert,  wie  in  den  verschiedenen  Dichtarten 
dem  Wesen  und  Zwecke  derselben  gemäss  die  dlavoict 
wirken  müsse.  Dabei  ist  das  eiy.oi^,  wie  Hr.  Spengel 
wohl  zugeben  wird,  sehr  wohl  beobachtet,  nur  wünsch- 
ten wir,  Hr.  Spengel  möge  in  Zukunft  andere  Ansichteb 
umsichtiger  prüfen,  wenigstens  sie  auffassen,  wie  sie  sind. 
Wenn  derselbe  S.  1275  mir  vorwirft,  aus  einer  zweifel- 
haften Stolle  einen  Beweis  geführt  zu  haben,  so  ist  diess 
wenigstens  insoweit  unwahr,  als  die  Worte,  welche  ich 
dort  zur  Beweisführung  brauche,  TteQt  ajv  ei'^ljxauBV 
TIqÜtSQOV  keineswegs  nothwendig  das  TtQoreQOV  ein- 
büssen.  Hr.  Spengel  ist  überhaupt  in  seinen  Urtheileu 
etwas  rasch  und  diktatoiisch  ;  so  sieht  er  oft  Dinge,  die 
gar  nicht  existiren.  Dieser  Geisterseherei  gehört  es  un- 
ter andern  an,  wenn  er  von  meiner  Arbeit  sagt,  das 
Ganze  sei  doch  nur  zu,  sichtbar  die  Arbeit  eines  halben 
Jahres ,  aus  akademischen  Vorträgen  hervorgegangen. 
Solche  habe  ich  aber  nie  über  die  Poetik  gehalten,  noch 
auch  ist  die  Schrift  zu  diesem  Zwecke  geschrieben.  Die 
Ansicht,  die  ich  dort  entwickelt,  war  eine  solche,  die 
mir  durch  mehrfaches  in  längeren  Zwischenräumen  unter- 
nommenes Studium  der  Schrift  zur  Gewissheit  geworden; 
zur  olFentlichen  Darlegung  derselben  ward  ich  durch  die 
Ritter'sche  Criminalprocedur  veranlasst,  gegen  welche  ich 
die  Poetik  zu  vertheidigen  unternahm.  Doch  bedarf  es 
hierüber  keiner  weitern  Rechtfertigung.  Hr.  Spengel 
mag  aus  dem  Gesagten  ersehen,  dass  wir  wohl  wussten, 
was  wir  thaten ,  als  wir  die  Poetik  für  ein  selbständiges 
Werk  erklärten  und  die  Hypothese  ,  es  sei  dieselbe  ein 
Bruchstück  des  grösseren  Werks,  verwarfen;  denn  dies« 
Annahme  ist  und  bleibt  eine  Hypothese,  wogegen  das 
ein  historisch  begründetes  Factum  ist,  dass  er  neben  drei 
Büchern  Tte^i  TtoiijTixrjg  eine  Schrift  über  denselben 
Gegenstand  in  einem  Buche  geschrieben.  Wir  scheiden 
von  Hrn.  Spengel  mit  freundlicher  Anerkennung  seiner 
Verdienste  um  den  grossen  Philosophen  ;  wir  glaubten 
unser  Recht  vertheidigen  zu  müssen;  aus  dem  Wider- 
streite der  Ansichten  wird  endlich  die  Wahrheit  hervor- 
gehen, die  wir  desshalb  nicht  weniger  freudig  anerken- 
nen würden  ,  wenn  auch  wir  selbst  sie  nicht  gefunden 
haben  sollten. 


Bonn. 


H-  Düntxer 


589 


'jyo 


26.    Satuia  critica. 
1. 

Isocrat.    Areopag.    §.   39. 

Tnv  8s  roiai'TTjv,  ojantQ  slicov,  y.vQiav  enolijoav 
ri;?  evra^i'ai  eni^ekeio&at ,  i)  toi'?  ^xlv  olo(.tivov<;^ 
fVTttiJda  ßskiltTTOug  ävd^ai;  yLyvea9ai,  naQ'  oh  oi 
iiüfAoi  ^erd  izXeiOTi^q  äxQißeiai  xeUtevoi  rvyxdvov- 
aiv,  äyvoeiv  ivdjJi^ev. 

Affinxcrunt  verbo  dyvofiv  signifirationeui,  quam  inesse 
nego.  Tu  viele  no  Isocrates  scripscrit:  -/.clftevui  rv'lf^d- 
voL'ffiv,  dyvui  fiOVSiv  ivüuiCtv.  [Necessaria  uou  est 
conjoctura,  cf.  quae  ad  Dicaearchum  p.  481  adnotavi.  AI.  F.] 

II. 

Lt/siaa  c.  Agoral.  §.  87. 

ov  yaQ  Sriitov  tovto  fiövov  o'iexai  in'  aino- 
ifXJiQip,  eäv  TIC,  tvho  r,  (^ia-j(^at(iaTiaTä^ai;  v.azaßdkrj. 

OfTendii  me  istud  oisiai,  (juod  quomodo  dpfeiidi  j)os- 
sit,  non  »ideo.  Lysiag ,  oi  fallor ,  scripsit:  ov  yuQ  ör,- 
vov  rovTo  f-iövov  vofj.i^ erat  kit'  av-rocfujoto. 

III. 

Lycurg.  c.  Leocrat.  §.  40- 

i'jQäv  S'  7;v  eul  fx£v  Ttüv  9vQV)v  yvvaiy.aq  sXsv- 
äsQOvg  Tie^Kfößovi;  xariTrTij^ijiag  —  äva^ivic,  avzüjv 
xae  ri^g  -rcuksaj^  6q  u) nivaq. 

Jure  hacserunt  Critici  in  illo  verbo  ÖQlt}l.(ivag,  quod 
frustra  defendere  coneris.  Hermannus  conjecit  OIotoo}- 
fievag,  OrcUius  6dvQ0[.tEvag,  Bekkerus  (fSQOf^isvag. 
Quae  molimina  aon  satisfaciuut.  Lycurgus  videtur  gra- 
Tissimo  rerbo  usus  esse  ad  rei  indignitatem  desrribendam: 
äva^Lcai  avzujv  v.aX  rfjg  nukeuiq  OTQU)Cp(jjfj,evai. 

IV. 

Lycwg,  c.  Leocrat,    ^.  49- 

kusixa  Ss  oi'8'  oJov  r'  iartv  eiitEiv  /yrr;;?  airiov^ 
tuvg  raiq  ötavoiaiq  fti)  mrj^avrai;  rov  rujv  srciöv' 
Tuiv  Cfößov.  /j.dvov<;  yap  tov<;  kv  zoic;  Tioktfxoic, 
xaküji;  dTtodvnaxovTag  ovo'  äv  ilg  iJTvtjal^ai  dtxaiuj^ 

JVleriio  plerisque  interpretibus  hie  lorus  labis  non  im- 
munis  visus  est.  Nam  Lycurgum  jrTljaosiv  Cfüßov  di- 
cere  potuisse,  nnper  rede  negavit  Lobeck  in  Paralipom,  II. 
p.  514.  Audacissima  est  Heinricliii  emendatiu :  Jixij- 
l;avTag  dXk'  d  v8 p  eLojq  i>Ti o  jxeiv avTO.q  rov  tujv 
eniovTUiV  Cfoßov.  Contigit  mihi,  ut  multo  leniorem 
medelam  iovenirem  hanc:  ui]  nnjiawag  rov  rcuv  eTttöv- 
ru)V  (pößov  dfAVv  afjiEVov  0,-  ^övovq  yaQ  —  Cfr, 
infra  §.  57.  Tov  ■jiaoaaxt'v  ro  aujfxa  jd^ai  toiq  otqu- 
rijyoti  xae  Tovg  sk luvraq  diuvvaa9at  f^e^'  vftuiv 
fiaxöf4£vog.  Pla(o  de  Icgg.  IH.  p.  693-  A.  ijfivva 
rrjv  entovöav  8ovktiav. 

V. 

Lycurg.  c.  Leocrat.  §.  55« 
TtQuixov  fÄSv  yaQ    ot'x   £X  Tjjg  dxxnq  xatd  xijV 
nvkida  e/ißalvovaiv   oi  zar'   i^Tcooiav    TrkeovTegt 


dkk'  ä'A  Tov  ktf.ievo<;,  vno  itavcuiv  rtüv  (fikcuv  ufjut- 
uevoi  xai  dTioOTEkköinvoi. 

Illud  £X  corruptum  esse,  quiris  videl.  Libri  iiabcut 
etat.  Qiiauiobrcm  Sauppiu»  conjecit  itOü} ,  Ilermanuus 
£,Tt.  Mihi  »ero  Lycurgus  videtur  dodisse :  OVX  t/.ii 
Tili;  dy.Tijg,  nisi  forte  maus  oi>y.  i'r/.itcre  rijg  dy.Tijc. 
Conf.  g.  17.  xai  TTt^i  ösikijv  ölplav  «iTw;  f^tcru  cfjg 
eiuiQu;  EtQtjvido;  xarä  fieaijv  rr;v  dxxi]v  Ötu 
xiji  Trvkiöoi;  i^ckdujv  Ttgog  xijv  vavv  nQOOi-nksvoa 
xal  (ijxexo  (pevyaiv. 

VI. 

Euripid.  fr.  vs.  41,  42.    ap.  Lycurg.    c.   Leoer.  g.   lOü- 
ovxovv  divavxa  xovv  y   iiiol  oio&ifcrexai. 
Ita  nupcrrime   cdifu»  est  hie  versus  ex  Heinrichji  con- 

jertnra.     Libri    auteui    habent:     u-^zawaq    yoiJv  x'  k^ioi. 

Ex  qua  lectione  genuina  scriptura  exsplendcscere  videtur : 
ov'/.oiiv  ditaiix'  kv  yovv  äfxol  aui^ijaexai. 

Conf.   Sophocl.   Ajac.   vs.   515' 
•viq  TikoLTOs;  iv  aoi  Kdo'  eyuiys  auj^OfAai. 

Ibid.   vs.  523. 

xai  y.dgx'  eiiaivov  -vivBiTai  TTQog  yovv  ifxov, 
sdv  fAÖvov  xo  xa%dlv  eu  xokfAd  -reketv. 

Is  qni  seqnitur  Euripidis  versus   fortasse  ita  Icgendai: 
TITT,^  ovatv  dkkof  xijv  d'  eyu)  öujOuj  itökiv. 

Vulgo  enim  legitur:  aQtovöi  x    dkkoi  x.x.k.    (Le<> 

tiunem    uQtovotv    dkkoi,     xtjV    8'    iyvj    ocoaut    Tioklv 

(uetur  Krueger  his  ipsis    diariis  h.  ann.  p.  99.      M.  F.). 

VII. 

Tyrtaei  eleg.  vs.  19,  20.  apud  Lycurg.  c.  Leoer.  §.  107- 

xovg  8e  TtakaioxSQOvq,  vjv  ovxext  yoi'vax'  ikaq)gd, 
f.ii]  xaraksLTiovxsg  (fsvyexs  Tovg  ySQaiovg. 
Ita    vulgo    legebatur.     Scd    metro    senteutiaeque    con- 
venientius  videtur  scribere  : 

(At)  xaxakeiTiovxeg  (pei'ysxs  xovg  ye^agoiiq. 

VIIL 

Lycurg.  c.  Leocrat.   g.  116. 

xal  xoaovxov  eaea&e  ys  xujv  Trgoyövujv  x^^povg, 
oaov  Exeivoi  fuv  xovg  koyio  /xövov  x(ß  ■jtqoSox^ 
ßoij9r,(TavxaQ  xaig  saxdxatq  xt^ioQiaK;  ijsri;kdov, 
vfxsii  8t  atJTOv  xov  e(.>yip  xal  ov  koycp  xov  8i]jA0V 
kyxatakmövxa  ajg  ovSh  dSixoivxa  dcfi'jOExe;  ^uj 
8!j'va,  tu  äv8Qeg  8txafxvai-  vfiiv  ovxtu  ndxQiov ., 
dvat'fJiQ  v/^iujv  avTuiv  ipijcflCsad-s. 

Piuper  hunc  locum  difficilem  ita  constituernnt  Baiterus 
et  Sauppias  e  conjcctura  Schaubii:  fji]  8ijxa,uj  ävSpsg 
Sixaaxai-  i>j.iiv  ovxoi  Ttäxotov,  ävatioq  ißdiv 
avxuiv  Ipijcpii^eai^ai.  Scd  altius  videtur  latere  vitium 
iteruniqne  litterarnm  similitudo  ellecisse,  ut  aliquot  verba 
exciderint.  Libri  pro  oi'xuj  praelient  ovxe.  Itaque  «ie 
scribendum  judico:  ^ij  8i]xa,  lü  dvdQSq  Scxaoxai,  o 
ovxe  vfiiv  vöftiiiov  ovxe  TcdxQtov,  dvaiiiag 
ifxujv  avxujv  ipij(fi^eo9e.  Conf.  §.  141:  ineiöi}  8' 
ov  vünifxov  ovo  et9to fiivov  eoxiv,  dkk'  dvay- 
xalov  vfidg  vTitQ  exeivojv  iSixd^eiv. 


>yi 


•_)tj2 


IX. 

Li/curg.  c  Leocrat.   §.  127- 

fiiuuujudy.ccri  d'  ev  rrii  if'ijcfiaitnTC  xiö  /tij[iocpdvTov 
xreiviiv  Toti  Tijv  Trargiöa  ngoöiöüvia  y.al  koyi;)  y.al 

i(>yi,<>  z«i  x^'Qt  ^"'''  ^^'Jf'P' 

EjiciKiula  sunt  cum  Liizacio  (ap.  Sluitcruni)  verba  y.al 
igyoj.  Pliotiiis  p.  124,  16.  xul  X^Q^'-  ^^'-  epT'ot«;. 
Arsriij'l.  Siippl.   vs.  502. 

xai  öij  acfe  kelTtM,  xscQi  ya\  Xoyoic,  ot^sv, 
Soph.  Oed.  Tjr.  ts,  8S2,  3. 

si  de  zti  vTiipoTira  x^QO'iv 

))  köyv)  nooeüirai. 
Kurip.   Phoen.  rs.  322,  3- 

y.ai  ;^£()crl  y.cd  Küyo/oi 

TioXveKiy.Tov   döoväv- 

X. 

Eitrip.  Hecuba   vs.  77t  sqq. 

'ftuu}()(jg   ävögoi,   dvoaiunüiov  ^evov  , 
6g  oirs  toui;  yrig  v£q&£v,  ov-vs  rovq  ävot 
Selfrag,  didfjnxev  fpyov  dvooioitarov , 
y.oivrg  TQu-jisi^iig  TtokXäy.ii  tv^'"*'  £fioi\ 
^evtac  T  d.Qii^  u  iji  71  (ivj  r  a  tüjv  i  (küv  (pikojv- 
llic  uiisrre  depravatug  locus    luea  sententia    sie   est  reiiii- 
«emlus: 

i;£vi(jv  9'  äkug,  zd  irgiiiTa  tujv  ifA-wv  i;£Uüjp. 
Aeecliüies  aiJr.  Ctrsipli.  §.  224:  £(pi]ar9a  yd^  TOVi;  Ttjc, 
7j okeojq  äkag  mspi  Ttkeiovog  non',<raa9ai  ti^c.  s^- 
riv.iiCi  TQ  aTze  C,i]  <;.  Demosfh.  Mid.  §.  118.  ex  omcnd. 
Stephani:  f/  de  dktuv  filv  y.otvujvtjoag  y.al  öjitta- 
u(j(ftoc  yiyvöutvoi  w«;  orölv  £l()ya<Juiv<ji  (faviicrEzat. 
SImili  fnrtuna  viiletur  pxciilisse  aLui  in  Achill.  Tat.  III. 
c.  21.  p.  78,  ly:  ravta  kiywv  iSsu^njv  ^jia  !;£p/ov 
y.akcov  xal  yoivfjq  dvafi/uvijaxojv  tq  an iC,!]  q,  xai 
■j^QTjaxijg  y.al  y.otvijq  vauaylag.  Scribendum  est:  t p  a- 
Tis^iTi;  xai  X9V^^°'^  äkog  v.aX  yoivi]/;  vavayiai;. 
Qnod  sal  XotjOtÜv  dicit  Achilles  Tatius,  incminisse  de- 
bcmus  Hom."  Iliad.   IX,   2l4: 

ndooE  ö'  äkoq  9 £1010 
et  Plato  Tiinao.  p.  60.  ro  Ö'  evü^fioirtov  iv  TO.tg  y.ui- 
nutvia«;  Taii  Tiegl  ti)v  tov  ovöi^iaxoc,  a'ta^tjoiv  dkuiv 
üEocf'ikeg    (yujf.ia    iyEvezo.     Quorum    dictorum  causas 
«'.rntatug  est  Flui.  Sjrmp.  Quacst.  V,    IQ. 

XI. 

Eurip.  Phoeniss.  vs.   1208,  9.  Herrn. 

xakoti  To  vr/.iiv  el  S'  üinivov    ol  9£ol 

yvaifJi]V  £y_ovaiv,  EVTVXi]i  butv  iyuj. 
Ita  rnlgo  edi'.ur  laboraiite   et  sententia  et  oratione.    Scho- 
liastae  iniras  protuleriiut  explicailones.    Nee  quod  G.  Iler- 
Diaanus  nuper  versus  ita  scriptos  exhibuit: 

y.akuv  CO  viy.av  •  ci  d'  d/tclvop    oi  &£oi 

yvuifAip  t^ouv,  ei'Tvx^i<:  <''v  £iv  iyui 
probar«    id    ullo   modo    possiini.      Libri   partiia    ex^VOtu , 
l'artini  exottv  siippeditant.      Si   disposcueri«    (jnao   coaluo- 
runt,  naiiiiscimur  genuinam  (cripturaiu  haoc : 


xakui'  TO  viKav  £l  S'  d/^eipov   oi  iheot 
yvujifijv  £;|fojicr<  doi£v,  £VTVxi]i  iyuj. 
£inv  a  ine   cxpulsum  non  primitus  scriptum  faisse  ab  Ku- 
ripido,    illud    quoque   documeiito   est,    quod    in   Flor.   34. 
jjp  pro   £i'i-i'   Icgitur. 

XII. 

Eurip.  Phoeniss.  vs.   1121  eqq.  Herrn. 

'iiyvyia  8'  eiq  nvkvij.iaS''  'Jinro/iedwv  dpat 
£Ox£ix  ,  £Xf^f  oijj^i£iov  £p  fi£(Tm  odxei 
OTiXTOig  TTUPoTtri^p  o/iuaaiv  SEÖOQxöra, 
xd  ixlp  i;vp  daxQUjp    liTCtxokaTaip    ofinaxa 
ßk£nopxa,  xd  öh  yovit xopx a  bvpopxfav  fil-xa, 
ujg  vax£Qov  S^apovxog  £iaogdp  na^rlv. 
Non  novi  alium  Euripidis  lociitn,  de   quo  acrias  iuter  in- 
ferprctcs  sit  litigatuni ,    quorum  sententias    denno  perce.u- 
gere    vix    operae    preiium    erit.     Unain    G.   Hcnnanni    ra- 
tionem  volo  rommemorare,  qui   versum   excidi.sse  post  ^5- 
Sogy.oxa     ratus    pro     ßkiirovTa    e    conjectura    Seidleri 
y.kEloi'Ta  reposuit.     Siuiplici.ssimum  erit,    rem   ita  aniino 
inforniare:    alios    oculos    cum    orientibug   sideribus    Arjns 
aperiebat,  alios  cum  occidentibiis;  id  quod   artifex  in  illo 
cljpeo   ita  expressit,    ut  cernerentur  ab  antica  parte  Argi 
ocnli  aperti ,  postici  autem  in   eo  essent,    ut    et  palpebris 
quasi    prorumperent    conniventcs.      Jam    in  Flor.    IS.    pro 
xpi'^TOJTß    exstat  yvTTXovxa ,   in  Schol.  Aug.  Cod.  ttI- 
Ttxopxa.     In  hi«  meudis  latet    verae   scripturae   scintilla. 
Scripsit  enim,  opinor,  Euripides: 

ßkinovxa,  xd  ö'  exxvjc xovxa  övpÖpxcuv  /jsxa. 
ßk£7i£iv    vero    et   £y.xvitx£iv    6/uf.taxa    dictum    est ,    at 
ßaivEiP  TVoöa  et  simil.    De  verbis  ■JtQoy.vnxEiv,  iraga- 
XVTVxeiV  egit  Jacobs  ad  Achill.  Tat.  p.  593- 

XIII. 

Sophocl.  Oedip.   Tyr.  vs.   1280,  1. 

xd8'  ex  Svoip  e^^uayEP,  ov  fiovov  xaxd 
dkk'  dpÖQl  xai  yvpatxl  ovpf^iiy^  xaxd. 
Friorein  versum  esse    dcpravatuni,     omnes    interprete« 
confessi  sunt.      Nam    et    y.axa    bis,     et  /uopov  sie    node 
positum  est  ofTensioni.     Probabile  est  Sophoclem  scripsisse; 
rdö'  ex  SvoTp  eQQOjysv  ov  ^ovöoxoka 
dkk'  dpögi  xai  yvvaixl  ai>fi[^iiyij  xaxd. 
Snpra  vs.  846. 

£/'  d'  upöq'  £p'  oiö  ^0}  POP  avSr^OEi  öatptäg. 
(Hesych. :  otd^ujpop'  /Lto  pö  OTokop)  Ibid.  v».  212- 
oipujTta  Iidi<X0P  Evi'op , 
ßtaipddufP  6 [i6(Tx okov, 
abi  plerique  libri  habent  uopdoxokov. 

XIV. 

Aeschyli  S.  c.  Theb.  vs.  199,  200. 

dkk'  olv  dEoi'i 
xovg  xijg  dkoiirrijg  -jiökEog  ExkEliiEip  köyo^. 
Frustra  sunt,  qui  ruigatam  dcfendendam  snscipiunt.    Schilti 
edidit  avxovg  äkovoiK.     Hermann  Obs.  erit.   p.  45.   xu 
rijg  dkouoiK  conjecit.     Mihi  videtur  Aeschylus  scripsisse: 
dkK  oC'P  i}£ovg 
oQovg  dkovaijg  Ttokeog  ixkemscf  Xöyog. 


29,H 


XV. 


Aeschyl.  Eumenid.  V3.  67  sqq. 

Kai  vvv  dXovaai  tdade  Tag  ^dftyoi'i  6(ii/v  • 
vnfv)  TCsaoL'oat  ö'  ai  y.araTiTvoTot  y.o^ai, 
'/(iaiat,  nafuiiai  iiaidsq,  alg  oü  /u'yviTui 
^€ujv  Ttq,  oi'd'  uv9()ojTco(;,  uiiöe  &i^q  tiots. 

In   hoc  loco ,    crilicorum   conjecturis   onerato ,     iluo   graria 

vitia  sunt  tollentla.     Legeuilum  eiiim  est  ita: 
vTiviii  Tcviovaiv  ai  y.o.'vä-JiivcrToi  xöqIh 
Faicci;  Ttakaiai  ncdöeq,  als;  ov  f.iiyvvxai. 

roiif.  Choeph.  r.  61S,    l'J: 

voacfiaao'  dnooßovkcü<i 
nvt'ovd^'  dy.i'vöcpQUiv  viivi/j. 

üophocl.  Oed.  Colon,  ts.  39  sq- 

ddr/.TO'i,  oi'd'  oexijTUi'  ai  yd(j  efi(fußoi 
&sai  Off'  sxoL'Oi,  Friq  TS  y.ai  Sy.ötov  xögat. 

coli.   Hesiod.   Tbeojjon.    rs.    1S3  sq. 

XVI. 

Aristoph.   Vesp.  vs.   1029 — 3\- 

ui'S'  UTE  TiQwtTÖv  y'  tjQl;s  didäaxeiv,  dvdgujTioii 

(fijcr'  iitidEaDai ; 
'ikk'  'ÜQaxkeovi   ÖQyi'jv  -civ'  ixtJ^v  zoiai  ntyiotoic, 

eirix^i^i^iv, 
itoaar^cu<;  ^vardq   evdv^  «'.t'  do^rii  avTtp  ti/j  y.ag- 

XaQodovTi. 
Bothiua,    qui   priinus,    quoil   scio,    his   in   rersibus   haesit, 
oppusitionis  ratione  cnmmonefacttis,   conjeciuram  hanc  pro- 
|j<i8uit:  dtödoy.eci',  dvl^ q  oj-^icry.oii  i:j:ii^sa9ai.     Ari- 
sfoph.   Pac.  »s.  75  !• 

'n'x    tdiahai    dv9 ^ lOTiioyov <;    xmiiajdujp    ovSh 

yvvatyag 
dkk' 'IJQay.keovg  ÖQyilv  Ttv   £%u}v  Totae  ixsyiaxoK, 

S7lSX£'Q£f- 
Kqaidem  veio  inaüni  scribere: 

ovS'    Üts   UQUiiöv  y    j;ps^    öiddcry.eiv,    v dvo t ot'v 

(fija'  eni^iai^ai 
qtiain  emendationem ,  quae  primo  obtutu  ridetur  esse 
audacissiina,  proppmodum  uullam  esse,  palacograpbiae 
periti  sciiiut.  Accedit,  qiiod  hoc  rocabulum  vuvOs  cita- 
vit  ex  Aristophane  Gelliiis  jN.  A.  XIX,  13.,  ,,l'avov(i 
eoim  Gracci  »ocaverunt  brevi  atque  huinili  corpore  honii- 
ue8,  paulum  sopra  terram  exstaiiteg,  idque  ita  dixerunt 
ndhibita  quadani  ratione  etyinolugiae  cum  scntentia  vuca-  . 
bnli  competeute ,  et  si  memoria,  inqnit,  mihi  non  labat, 
scriptum  hoc  est  in  comoedia  Aristophanis ,  cui  nomeu 
■s%  d/.akeg.^''     Ad  Cocalum  retulit  Brunekias  hoc  fragm. 

^o.  t:-J4.). 

XVII. 
Thucyd.  III.  cap.  70. 

öcpköpTutp  8e  avTujp  yai  noog  rd  lEQa  ixeriöv 
vMitet^ofjievajv  diu  Ttkri&og  jijg  Ciji^iag,  onujg  ja^d- 
jjicvoi  duodioaiv,  6  Tlet^iaq,  LTvyxf^vs  yd^  xai  ßov- 
ki]<;  uJv,  Tieidsi  ojare  tm  vömp  jfp/yo-affy«/.  oi  ö' 
instöi)  riß   TS   vüfxv)   si;£iQyüv  X  o  xai  aua  sitvv 


294 

9ät'OVTO  rop  net9iav,  stoq  sti  ßovktjg  soti,  jiikhfiv 
TU  Tikijdoc,  «vantiasiv  rot»;  avToig  '.idijvuiovc  (pi- 
kovc  TS  y.a'i  sx^Q^^'i  vouiCftv ,  ^wiaTuvro. 

Inextricabilis  fisa  est  qnibiisdam  hujns  satis  obscurae 
narrationis  <liQicuhas.  Oiiinia  riariora  fient,  si  mecam 
loriim  ita  correxeris:  oi  8'  STZlldl)  Tojv  TS  vüfÄOiv 
etS'QyovTO  y.ai  äfta  .  .  .  •  Conf.  Dcmosth.  in  l'i- 
mocr.  §.  105.  sdv  äs  riQ  ditax^rj  xvjv  yortvjv  xa- 
xojasajQ  rkajxujc  i;  dottjaTsla;,  ij  Tipoeioij/iivov  avTii) 
Tujv  I  6f.iu)v  siQysab^ ai  sicnwv  u:ioc  /u)  xpij.  Igi- 
tur  Thucydides  hoc  narrat ,  Pithiao  adversario*  capite 
diminutos   esse. 

XVIII. 
Theocrit.  Idyll.  XIII,  14,  15. 

«3$  ai'T(j)  y.ard  Dv^iov  6  naiq  its-jzovauivoq  etij, 
avT(p  d'  SV  cky.uiv  sg  dkadivov  cIvöq'  dTtoßaiij. 
lila  yerba  aVTVj  d'  SV  skxuiV  siucera  esse  non  potuii 
persuadere  Toupius  Valckenario.  D.  H^insius  proposuit 
SV  r,xa}i' ,  Wartoniis  SV  si'y.iov.  Ad  verum  perducit  le- 
ctio  (odicis  Tolctani  a  Srliotto  commemorata  S^skxuiv. 
Theocritns   cnim   vidclur  scripsisse  : 

TÖ^ov  ö'  SV  'ikxmv  sg  dkadivov  dvÖQ'  dnoßait]. 
Comparari   potest  Hom.   Iliad.   II,   ys.   718. 

Tüiv  ÖS  0ikoy.Ti]zi]g  r,oxsp,  xd^uip  si  s idaig. 

XIX. 

Solan.  Eleg.  7,  5,  6.  p.  22-    Schneidewin. 

kii]v  8'  s ^do apx'  ov  quöiov  soxi  xaxaaxsip 
vorSQOv,  dkk'  'iidij  X9V  •  •  •  i^dpxa  poeiv. 
Ita   edidit  Schneidewinus  e  sua  emendatione.      Codex  Dio- 
dori  Vaticanus  habet:  ksujg  d'  £i;tQUPxa  ^a.Töicip  tOTi 
xaTUO/siP.      Uterque   Solouis   versus   aliquid   labis  susce- 
pit,  a  qua  ut  pnrgetnr   legendum   suadeo: 

khjv  8'  s^avs& ivx'  ov  ^nöiop  soxc  y.axaox^lv 
laxsQOP,  dkk'  rßrj  fxsxQia  ndpxa  pösi. 
Conf.  Solon.  eleg.  4.  p.  21. 

m8'  UV  8riuog  ugiaxa  crvv  i]ysf.i6vsoaiv  s7Cocto, 
fiijcs  kirjv  äpsdsig  ui'jxs  Ttts^o^xsvog 
ib.  2,  32.  p.  20. 

svpofiiu  8'  si'y.oofjia  xoX  aQxia  stupx'  änotfatvet 
Theogn.   vs.   945,   6. 

still  TiaQa  clxd9f4?]P  6o9r;v  686v ,  ovöstsquigs 
y.ktvofiEvog-  xQ'h  y?  i^'    d^xia  ■jiavTa  poalv. 
Quaro   poäsis  etiam   conjirere: 

i)(rxs()Op,,dkku  X^'j  jw'  uQXia  Ttdvxa  vosip. 
XX 
Timocreon  apud  Plut.  vit.  Themiitocl.  o.  XXI. 

dQyvQSüjp  VTiömkiu};,  'Ja^fxoi  8s  TiavöoyjBvg  yekoimc 

^H'Xod  XQsa  Tragtxwp- 

oi  8'  r.adiop,   y.Tjijxovto  fit)  uigap  (•)s/Jt<rxoxktvg 

ysvsadai. 

Etsi    vulgatae    idonea    sententia    clici    neqait,    tarnen    hoe 

apparet,   coniiras  dici  diras  imprecari  Theniistocli   eumque 

exstinctum  uialle.     Puto   me  iarenisse  ,    quod  deceat  »ra- 


295 


29f> 


tioneui  nootao  oinnc  Tinii  siiao  acerbitatis  in  Thrmisio- 
clem  oiuiiieiitis.      For(a»si>   Tiinocrooii  ita  scripserat: 

xn'/o-ro  jtolQav  (•Jeitioruxkei'g  yf.vaaSai. 
Ex  re  erit  coiituliäso  Plat.  Charuiicl.  \).  \bb-  D.  iiVOfUaa 
ouCfiöraTuv  (Iviu  tuv  Kvölav  tu  Iqiotiy.u,  uc.  elUEv, 
STii  lov  xaXoö  keyujv  nniödi,  dkh/>  i>7z:oTti}ifi£vog, 
svkai'Jiiadac  fu)  y.arivavTa  kiowoi;  reßgov  eXi^uvra 
fioiociv  ai()ii(j9ai  x^euji/.  Qui  locus  utifjiie  expli- 
caniliis  vitletur  e  iiod'ssiuio  ailn^io :  ü  vsßoog  tuv  klovra, 
«oll.   Liician.  ilialog.  Alort.  8.  Moscli.  3,  4ö- 

XXI. 

Plalo  de  legg.  III.  p.  701.  D. 

<ik}J  inaveooirnv  tu  viv  6i;  Xex^si'f  tu  Tivog  8r, 
xäoiv  eiiexa  rai'ra  eke^^ij  ; 

IVuper  iloriii  ,  in  Plaioiüs  libris  de  legibus  hie  illic 
verba  cxplirandi  causa  ailscripta  ab  inipcritis  lilirarii.s  ipsi 
textni  esso  illata.  En  hiijns  rei  noruin  cxemplum  sese 
oH'ert.  A'am  nmic  iion  dubitn  Bastii  (ad  Grp((.  Curiiith. 
p.  33)  sciifcntiac  cjicicndum  esse  tvey.a  oiiiissum  in  Flor. 
i>.  adstipnlari,  Minus  rrcte  Boeckliius  jndicaverat  aut 
j^cioiv  ant  evl'/.n  esse  extrudendiim.  Quocirca  anctor 
snm,  ut  locus  noster  ifa  emendetur:  äkX'  i7iavCQüjTf/.v 
TV  Tipog  ör,  ^apiv  TO.VTCi  Lhsy^Q)].  Conf.  enim  Plio- 
tius  p.  355,  21.  uTOv  Y^dftiv  Ti'i'og  evexev.  In  Achill. 
Tat.  V,  ly.  p.  130.  diavi'XTegevaEcv  ydo  ekeyev  £(•; 
Tov  dyQov,  ßuTaviuv  IvEV.ev  iclotv,  u'jq  iv  öipsi 
r;;s'  oshjvijg  avTuq  dvuKaßat,  aut  delendnm  erit  evE- 
y.EV  aut  frigiduni  elegantiaruui  captaforem  praia  lettione 
decpptuni  esse  statuenduni.  In  Plat.  de  legg.  II,  p.  672.  C. 
fcribendnm  nunc  contcndo  :  y.ai  UTUv  dizoy.vaior,  iawo, 
Taj(iGT  av  uy.Taiv s i.  ac\\o\.  axTaiv s tv .,  yavQiav, 
ardx  TojQ  irijdäv,    rj  usTeuigi^eiv  i]  ÖQfxav  i]  t^dv- 

■TEIV. 

XXII. 

Plutarck.  de  amore  prolis  c.  IV.    T.  X.  p.  79.  Hütten. 

EttI  Toi's  Tiakaiovg  dvdyays  tuv  Xöyov,  (nv  To.iq 
fjiEv  rexEiv  nQuiTUK;,  Toiq  8'  löstv  ovvißi]  riXTäf-tepov 
ßoicpog.  ovTS  vöiiog  i]v  ixelvoig  Tsy.voTQOCfciv  n^oa- 
raTTujv ,  oC'TS  ntQOOdoxia  ^d^iTog  i]  Tpoqieicov  knl 
väotg  davE iCof.ievv)v. 

Injuria  suspicatus  est  Reiskius  Icgendum:  ovtE  TQO- 
(fEia   ETI   VEOig   O.VTOiq    daVElt^Öl'.EVa,     rel     OVTE     TQO- 

ifEiüjv  dvdyxi]  ETI  vEorg  aiho/g  8avEi^oi.iEvujv.  Vido 
Plat.  de  legg.  IV.  p.  717.  D.  djioTtvovTa  davEi(rj.iaTa 
EnifiEkEiag  te  y.ai  vtieqtvovovvtujv  uidivag  nakaidg 
kni  vjoiq  öavEia&Elaag,  änoöcöuvra  dh Trakaioig 

hV  Tfö  yijoa  0(f6öoa  XEXQIjf/Evoig.  Eundem  Piatonis 
locom  respexit  Plutarch.  in  libr.  de  fratr.  amore  c.  IV. 
p.  39.  xal  oi'y.  EGviv,  oti  fxakkov  uvi^Qojiroi  XE'ia- 
glOfxEvov  dEoig  Öquiaiv ,  ij  toxevoiv  ai>Tt~>v  xcd  t^o- 
(fEvai  nakucdg  ijit  via  ig  ÖavEioi^eia  ag  y^dQiiag 
iVfÄEviüg  xal  u^ol^vf^iog  EXTivovTEg.   Pholius  p.  370,  2Ü. 

XXIII. 

Photii  Lex.  p.  310,   17. 

Evkoyxog:  avvötySQog  xai  Svkwdrjg  toTiog- 
öovuog^  vktj-  XEQGog-  dy^ög-  Tonog'  ol  de  y.oirr;v 


Non  videtnr  forri  pogse  uygog'  ruTlog.  Scribendum 
est  leni  mutatione :  i'kl]'  yij  ■/^EQOog'  uyoiog  tö- 
nog.  A.  G.    Winckehnann. 


27.  Probabiiia  critica, 
scripsit  Otto  Sclmeiderus ,   PL.  Dr. 

Sophocles   in   Ajac.  788  sq.    —    Aeschylus   in  Aga- 
memnotie  vs.   100- 

Rlagnopere  intcrpretes  vexai'it  Sophociis  Iocd«  in  Ajace 
fg.   785   sqij. 

äyyEkog:  ndgEöT  ixElvog  (i.  c.  Tsi'XQog)  dgTi.  Tjjvde 

d    Eigoöov 
ökEd^Qiav  A'iavxog  EkniQsL  rpEQEiv, 
Tixi^rjOau:  o'i  fzoi   xdkaiva,    tov   -jtot'   dv&gtuiruji/ 

(jta^ujv ; 
ayyskog:  tov  OEOTOQeiov  /.idvTEojg,  xa9'  rifAtpav 
ri]v  vvv  OT  avTiß  ddvaTov  ij  ßiov  (^toEi. 
Quaeritur  in  ultiniis  quid  tandem  (pEQEiv  dicatar,  estijne 
ad  hoc  ab  interpretibus  in  diversas  partes  dispntatnm. 
Quorum  illi  non  jani  sunt  andicndi  qui  6t'  putarunt  OTi 
esse;  vid.  Loberkium  ;  qui  autem  ex  superioribus  ?;  hto- 
8og  subintelligerc  roluit  Schaeforus,  poterat  quidem  islud 
E^OÖog  ßiov  (fSQEl  talibus  exemplis  defendere  qualn  ipse 
alibi  indicafit  hoc  in   eodem   Ajace   (v.  659.   Herin.)    ÖEC- 

VU)V     U)Jf^ia     TTVcL'/lUTOJV     EXOil-llOE     OTEVOVTa    TtüVTOV, 

de  quo  dicendi  genere,  praeter  Schaefemui  ad  istum  lo- 
cum  ,  ridendi  sunt  Goettling.  ad  llesiod.  Erg.  652,  Wel- 
cker.  ad  Theognid.  -p.  107  et  qui  accuratius  otnnibug 
disputat  Lobeck.  ad  Ajac.  p.  306  sq. ,  (et  nunc  Grauer 
his  diariis,  initio  hujus  anni.  M.  F.)  —  verum  quuni 
semel  praeccsserit  Etoöog  Öksd^La,  non  est  jain  verisimile, 
Sophocleni  illud  hoc  sensu  intelligi  roluisse.  ]Vcc  magis  veri- 
similis  eorum  est  interpretatio  qui  ita  rcrba  ceperunt: 
fiadtov  OTE  f^idvTCg  avTÖi  xa&'  r,fX£Qav  tr,v  vi'v  9d- 
vaTOV  /?  ßiov  (fiEQEt,  ut  (pEQElv  Sit  „nuntiare",  ant 
qui  ÖTE  volnerunt  esse  „quandoquidem",  CfEQElv  autem 
et  ipsi  verterunt  „nuntiare",  UTE  refcrentcs  ad  Eklti^El 
rpEQEiv  — ;  tum  enim  pro  ambiguo  isto  (pEQEt  posuisset 
Sophocles  3qoei  (nt  Oed.  Colon.  1427.  6g  crcfißv  dd- 
vaTOV  Et;  dficpoiv  i^posi)  aut  simile  quid  eodem  sensu 
quod  aliquanto  esset  planius.  Jam  fere  non  rcstant  nisi 
Hermanni  et  Lobeckii  conamina,  qnorum  ille  niniis  con- 
torte  snbjoctum  voluit  ijf.iEQa  esse,  vvv  ote  autem  va- 
lere  pro  simplici  vvv;  alter  conjecit  (pEQEl  rerbum  im- 
nersonale  esse,  qnocuni  comprehendatnr  notio  TOV  (fS- 
QOVTog  i.  e.  fati,  quod  tanion  prorsus  simiiibns  exemplis 
sunimac  ille  vir  Icrtionis  non  potuit  jirobare.  —  Etsi  au- 
tem post  tot  doctissimorum  virorum  conamina  novi  quid- 
piara  pcriciitari  velle  paeue  tcnierarii  est,  illad  tarnen 
confidentiam  snbdit,  ut  corruptum  diram  lucum,  quod 
plerique  ne  ipse  quidem  sibi  satisferlsse  ridentur.  Acco- 
dit  ut  mirum  sit  quod  nee  quaerat  Tecmessa,  nee  ei  — 
cujus  tarnen  iniprimis  intcrerat  —  narret  nuntius,  unde 
tandem  ista  plaga  Ajaci  ininiiucat  ,  choro  saltem  nuntius 
aotea  rr.  740  sqq.  uarrarerat,  Calchanta  praecepisse : 


29"; 


298 


ctoiut  y.ar   ijf-iuQ  zouu^aueg  tu  vvv  zudi 
Aiuv'J'  i'TTU  oxiji/uiai,  fn;d'  dqiivz    iäv, 
et  L,uivT   exiivuv  Eiatdeiv  9sl.oi  jrore. 
e kd  yuQ  uvTov  rijöe  9tJ ue Qa  uovy 
Slai  'A9dvaq  /unvtg,  oig  ecfi]  kaywv. 

ubi   eXa   nnntiii»  certe    <le    morto    inferenda    iotelligit,    ut 

patet   ex  v.   7b9  sq.: 

ei  8'  dneoTe^mtsdu, 
ov'/t  IdTtv  'dv}]Q  Xf/Vt»;,  ci  Kdk-/ag  oocpög. 

Haec  qui  conceilit,    faicbitur   aptissiuiaiii   esie   conjeciurain 

iiostrain : 

Tijv  VL'V  UT  ai'ctp  ddvaTov  ij  /tiog  (ftQEt  — 
plura  ruliiit  addere  quibu»  fortasse  IVlincrrain  accuratiiis 
etiain  sig'nificarct ;  scd  interniinpit  scruiuiicm  Tecuiessa 
qiicrolas  eiliindcus,  cujus  nunc  tiemiini,  posfqiiani  a  deo 
aliqao  imuiiiierc  cladein  audirif,  piTspici<ur  quam  justus 
mt  f;rafis  ille  tiniur.  l'crba  sie  robaereiit:  tul<  fxavTSUii 
naitujv,  ri'jvöe  ti)v  e^udov  Aiavioc,  6}.id^(jio.v  di/ai, 
Üt£  (quaudoquidcui)  y.u9  ijj^ttpap  -vijv  pvv  r,  „Idi'jVl] 
UVX(p  davwvov  CftQtL.  —  His  expnsilis  breii  nionebü 
quaui  facile  rcra  lectio  corruuipi  potuerit.  Monet  Ilcr- 
niauiius,  nioschupuliini  iii  üictt.  Alt.  ex  Euripidc  aflerre 
ijb'  T;fieQa  duvaiov  ij  ßiuv  (ftgui  ;  qui  si  vere  Euri- 
pidis  fuit  versus  (aec  scio  cur  Heruiannu  siatim  assentiar, 
ex  hoc  nostro  Sophociis  luco  eum  dcsump(um  esse  pu- 
tauti),  potuit  is  a  docto  aliqno  interprete  ascripfus  ad 
rumparandaui  nou  hujus  versus ,  sed  totius  rei  rationem 
esse;  sed  ex  uiargitie,  ut  saepc  factum,  contextus  cladem 
traxit ,  quae  major  etiam  eus  iuvasit  Codices  sat  multos  et 
bonos  (cf.  ülndorf.  Annot.  ad  SophocI.  p.  315  edit.  Oxon, 
1836),  qui  habent  Tr,v  vvv  i'jT  (vol  ;y  t')  aiJiuj  ddva- 
rov  1]  (ji'ov  (fiioei. 

Obiter  Aesrhvli  qnendam  locum  tractabo  cujus  mo 
admouuit  Heruianniana  explicandi  loci  Sophociei  ratio. 
Vulgantur  iu  AgauieniDone  versus  99-  «t  seqq.  in  Lunc 
modum  : 

■jiaiiuv  re  yevov  Tijade  jxe^iiuvijq, 
{]  vvv  TOTE  fxiv  y.ay.6q(jujv  teXi^ei, 
TOTE  6    EX  dvoicSv  äyava.  (faivova' 
ähnli;  d/ivvEt  cp^uvriÖ'  uTtkijarov 
Tr,i)  9ii^oß6QOv  (fQEva  kvnijg. 
Hie   qui    postrema    nimis    inultis    conjectaris   vexarunt  non 
debebant    secuudi    versus    vitium  ,    a   neminedum   quantum 
8cio  observatuui,  silentio  praeicrinittere.   Balbutientis  enim 
est   ita  loqui:   „quae  «oUicitudo  ,   uti  nunc  quidem   res   est, 
uiox   est  malevola,   mox  spes  dispellit  curam",   pro  eo  quod 
debebat  dici   „mox  dispellitur  spc."    Nam   corum   ne  pun- 
ctum  quidem   temporis  quisquam  probabit  opinionem,    qui 
ititerpunctionis  sigiio  medio  post  r EKEi^Et  fosito  (teXe&EI-), 
vvv  TOTE   nescio   quomodo   concoquere  potuerint.     Accedit 
quod  in  scholiis    liabcmus    Loc:    TOTf    uiv]     Eod'    üzE 
fiiv,    quae   vix    potuil  esse   vocis  zöxE    i^terprefatio ;    sed 
idem  cod.  Guelpli.  in  contextu  adeo  habet,  item  Aldinum 
exemplar,    quamvis    in    hoc   quidem  paullulum    corruptum 
»it  {ev&    Öte  (UeV).      Quae   omnia  eo   ducunt,  ut  interpre- 
tamento  veram  lectionem  exturbatam   putemus,    quae    (ut 
ultima  quoque  «tatim  addam,    ab   Hermanuo  egregie  per- 
sanata)  haec  sine  dubio  fuit: 

Ztittchi:  f.  d.  Aherthumsw. 


);  vvv  uiE  fttv  y.axü(f(jV)v  zeliOei' 
TOTb  Ö'  ix  dvaiüjv  dyavd  Cfuivovo' 
iKizli  df-iiivEt  (ffjovzid'  üiLtjOiov  ^ 
Tr]v  iivfxoßoQOV  (p^tiuXvTrvv. 

De  isto  vcv  Öte  qnod  Aeschylo  prae  simplici  7iv  fami- 
liäre  est,   HermanuQS  ad   Vigerum   quoque   egit  p.   917. 

Euripidis  fragmenta. 

Inter  snperioris  saeculi  criticos  imprimis  eminuit  L.  C, 
^'alckenarius ,  in  quo  viro  cum  multiplici  eruditiüni.s  co- 
pia  taiita  cnnjuncfa  fuit  animi  acies,  ut  haud  raro  quae 
golis  ingenii  viribus  repererat  postmodo  sjnt  ab  aliia  iu 
codicibns  itivcnta  eadcm  plane  ratione  scripta  afque  con- 
jpcerat.  Quo  n)agis  mirandum,  virum  ilUini  iiiuiio  inter- 
dum  elegantiarum  studio  abreptum  nonnunquani  pro  emen- 
datiouibns  inventu  facillimis  ni-scio  quas  viulpiitissimas  con- 
jecturas  scriptoruUi  libris  intulisse;  quas  quum  uimis,  ut 
iit ,  admirarentur  qui  post  eum  in  eudeni  so  exurcurrunt 
cauipo,  et  ipsi  a  rccta  via  aberrarunt.  Exemplum  prae- 
bet  Euripidis  fragmcntuni  Phoenicis  fabulao  a  Stubaeo  ÜU- 
p.   429   servatum   iu   liunc   modum: 

/.loxdijoöv  EoTiv  dv6()i  ■Koeaßi'TTj  xey.va 

didujoiv  öoTtg,  ovy.ii^'  ajpa^oq  yafiEi. 

ÖEaiioiva  yao  yEoovTi  vvfA(piv>  yvvr,. 

Ubi  Valckenarius,  Diatrib.  p.  273,  cum  Heathio  primum 
versum  censuit  a  reliquis  separandum  et  ita  corrigendum 
esse:  f^io-j(^9rjQÜv  eotiv  dvdgl  ngsaßcTTj  vEa  [yvvi'j]\ 
secundum  autem  ita  correxit:  dnoig  EOTlv,  btritg  ovy. 
£^'  v'}Qaiog  yatiei,  —  nimis  ille  elegantias  venatus. 
Scd  traxit  tamen  ex  parte  galtem  in  »enteutiani  siiaui 
magnum  Porsonum,  qui  et  ipse  alias  fclix  fuit  criticua. 
Is  correxit:  noxdiJQOv  EOTiv  dvö^l  ■^TQtaßL'iT]  Ti/.va 
y.dv  önujoiv,  OOCtg  X.  C.  )..  —  At  quam  nullo  fere 
negotio.suam  hie  Euripidi  manum  licebat  restituere;  scri- 
bendum  enim: 

f.lOxihjQÖv,    El    Tiq   dvSQl    TTQEaßvTTj   TEXVa 

öiduiOLv,  uazig  ovx  £&'  uJQaioq  yafXEt  x.  z.  Ä. 
nisi  fortasse  in  ultimig  oi>y.E&'  üjgaiog  yduov  prae- 
stat.  Obiter  nutanduui,  TEXva  de  una  filia  positum  uiliil 
habere  oiTensiouis  et  commendari  Euripideo  usu ;  c f.  Elmslei. 
ad  niedcam  p.  13G.  not.  q.  (Lips.).  Ita  Latino«  quoque 
saepe  liberos  de  uno  filio  filiare  dicere  Dukerus  obser- 
vavit  ad  Flor.  IV,  3,  2.  Pro  dtöüvat  zixva  hoc  sensu 
(„filiam  in  inatrimonium  dare")  et  Euripidis  (cf.  euud. 
Elnisl.  ibid.  p.  131)  et  reliquorura  Atticorum  (cf.  Abresch. 
Dilucid.  Thuoyd.  p.  314)  consuetudini  magis,  fateor,  con- 
venit  Exdlödvat  vel  Ex8iöoa9at  ziy.va.  Sed  istud  quo- 
que et  Homerico  usu  satis  lirmatum  est,  unde  cum  aliig 
sumpsit  Uerodotus  —  cf.  Wesscling.  et  Valckeii.  ad  5 
92  — ,  et  alio  dcfenditur  ipsius  Euripidis  fragmento 
quod  post  multa  virorum  doctorum  conamina  nostris  nuo- 
que  conjecturis  vexavimus.  Servarunt  Suidas  sub  -TtEv- 
Üegd,  et  Photius  p.  410  Pors. :  7rEvi}EQd  raj  vviiuiiuj 
V  jrs  y.ÖQi]i;  fujrijn,  xat  TTEvdEobq  6  Ttazijp.  Eigi- 
■nldijq  ÖE  yafxßQOv  avrbv  TtaQa  zd^iv  keyti-  6  yovv 

'yikxfxaiaiv    TM    0l]yEl   Cfjjoi' 

xai  ö,  uj  yEQaiE,  ziji>  te  TtaiSa  lut)  dovg  i/^oi 

20 


299 


300 


DiliTntrr  HIa<<hinp  p.  33  emimerarit  viroriim  ilocforuiii 
roiijoidirjt,  «jiii  ihiIIphi  niiiiis  <lp»j)rxi!.s<"iit  istii«!  jiij,  item 
<1(J<,  «jiHiil  pro  öoiS  Plioliu»  «uliiiiiiiistrat.  liliid  rix 
notiiit  aliiinilp  in  ronlciliiin  iinmijjrarp  ,  nt  ad  rodinfe- 
graadiiiii  vi-rsiiin  iioii  taiii  jii': ,  ijiiam  nutöa  i'jicieiidiim 
viileatur.     Srripiit  foriasiie   Euripidrs: 

xäv  Siiiq,  yepctit,  rrjvöe,  xav  fii}  diß;  eiioi, 
■)•«(*/?(* öl,"  vo/ti^St  y.al  narr.g  O(oiij(i  t'  cito^i, 
cf.  Bernhard^  Sjut.  liiig.  Graec.  p.  312- 


28.    Kleinere  Literatur  der  Philologie  in  Dänemark. 
Artikel  III.  *) 

I)  /.  N.  Madvig  Blik  paa  Oldfidens  Sia(sforfa<iiinj*r 
und  Iipnsyii  tit  llilvikliiigpn  af  nionarrliiet  og  en 
nmfa<tpiido  ,  Staisurganigme.  Kiübeiili.  1840.  Fol. 
24   Seiten. 

K»  ist  diese  icIiSne  Untersuchung  gcsrlirieben  als  Ein- 
ladungssrhrift  2iini  Uniicrsitätsfest  in  Copenhajjrn  lici  Ge- 
legcnlieit  der  Krunnn^  des  künigs  Christian  ^'III.  und 
«1er  Königin  Caroline  Amalia,  am  6.  Jnl'  1'"'40.  Ueber 
die  Walil  des  Themas  und  über  sein  Ziel  spricht  sieh 
der  Verf.  in  folgenden  einleitenden  Worten  aus:  ,,Das 
;;rierhisclie  und  riiniisrho  Alterthum  ist  in  politischer  Ilin- 
»icht  wesentlich  Zeit  der  Republik,  die  neuere  Zeit  ilie 
Her  Monarchie.  Die  Geburt  der  IMonarrhie  uar  iler  Tod 
des  Alterfhums.  Nicht  leicht  scheint  daher  der  Gedanke 
lom  Einiveihung'sfest  der  christlichen  Monarchie  hinge- 
Icitet  Herden  zu  können  zu  den  lieidnischen  Republiken, 
und  doch  liegt  dieser  Uebergang  des  Gedankens  nahe  für 
den,  der  überhaupt  bei  bedeulungsiolleu  Ereignissen  im 
Leben  der  Gegenwart  den  Trieb  fühlt  hinzublicken  auf 
die  Voraussetzungen  der  Gegenwart.  Die  .Staatsformen 
lösen  einander  nicht  regellos  und  zuffillig  in  der  Welt- 
geschichte ab,  sondern  folgen  der  Entwickelung  der 
Cultur,  thoiU  als  deren  Ausdruck  und  Resultate,  theils 
ali  deren  Bedingungen;  ihr  Henorbringeu  und  ihre  Aus- 
bildung bis  zum  gegenwärtigen  Standpunct  ist  nicht  die 
geringste  Arbeit  gewesen,  die  das  Menschengeschlecht 
hat  vollbringen   müssen. 

Das  Alterthum  war  die  sterbende  Mutter  der  euro- 
päischen Munurcliie ,  sein  politischer  Entwickelungsgang 
zielte,  seiner  lelbst  unbewusst,  bin  zu  diesem  Ziel,  aber 
e*  musste  die  noch  nicht  ausj^ebildete  und  mit  Zucht  ge- 
reifte Schöpfung  einer  anderen  Zeit  und  anderen  l'ölkern 
übergeben.  Es  ist  daher  eine  Pflicht  der  Dankbarkeit, 
liaj  2Um  Bewusstsein  zu  bringen ,  was  ilas  Alterthum 
hierin  gearbeitet  hat  für  die  folgende  Zeit  und  besonders 
haben  wir  eine  solche  Pflicht  zu  erfüllen  gegen  das 
Volk,  welches,  indem  es  mit  Kraft  und  Tüchtigkeit  un- 
ter den  elementaren  Formen  ein  grosses  Reich  gammelte, 
die  Nolhwendigkeit  einer  neuen  Form  zum  Durchbruch 
brachte  und  doch  zuletzt  selbst  die  bittere  Drangsal  und 
den  Schmerz  erhielt,  denn  mit  rollern  Recht  ist  die  rü- 

•)  Artikel  1.  im  Jahrgang  5  der  Zeitschrift  (t8;5S')  Nr.  6t.  62; 
Art.  11.  Jabrg,  7.  (1840)  Nr.  116.   U7. 


minche  Kaiserzelt  bezeichnet  als  eine  Schmerzenazeit 
(Hegel  Philos.  der  Gesch.  S.  .3'2m)  ,  aber  der  Schmerz 
wurde  getragen  für  kommende  Geschlechter  auch  hin- 
sichllich   der   politischen   Entwickelung. 

Das  Alterthum  ist  uns  ein  wichtigerer  Gegenstand 
der  Betrachtung  in  geinen  charakteristischen  Gegensätzen 
zu  unserer  Zeit  und  deren  Wesen  als  in  seinen  anschei- 
nend unniiffelbaren  Llebereinstimmungen  damit.  Ei  ist 
eine  Hauptaufgabe  darzustellen,  wie  dag,  was  jetzt  aU 
Moment  aufgenommen  ist,  in  ein  mehr  zusammengesetz- 
tes, »ielseitigeres  Dasein,  bisweilen  verdunkelt  durch  da» 
einseitige  Hervortreten  des  entgegengesetzten  Moments, 
einmal    sich    mehr   einfach    und    für   sich   selbst   zeigte. 

Es  ist  nun  der  GV-genstand  in  fünf  Capiteln  behan- 
delt. Das  erste  Cnpitel  beschreibt  das  orientalische  „KO- 
nigthuni ,  das  noch  keine  Monarchie  ist",  besonders  bei 
den  Persern.  Das  zweite  Cupitel ,  ausgehend  von  der 
Homerischen  Zeit,  zeigt  die  Veränderungen  und  die  Ent- 
«ickelung  der  Staatsverfassungen  der  Griechen,  des  Vol- 
kes, wo  der  Geist  sich  frei  machte.  Griechenland  hatte 
Elementarrepubliken  ausgebildet;  weiter  konnte  die  Ent- 
wicLelung  der  politischen  Idee  nicht  geführt  werden.  Da» 
dritte  Capitel  handelt  ausführlich  von  Rom  bis  zum  Ende 
der  Republik.  In  kurzen  kräftigen  Zügen  wird  zu  An- 
fang der  römische  ^'olkscharakter  geschildert  und  mit 
dem  griechischen  verglichen.  Rom  beginnt,  wie  Grie- 
chenland, mit  einem  Königthum,  aber  dieses  war  von 
dem  naiven  griechischen  Königthum  sehr  verschieden, 
schon  wegen  der  dasselbe  umgebenilen  republikanischen 
Formen.  Auf  das  Aufhören  des  Königthums  war  von 
grossem  Einfiuss  der  schon  während  desselben  stark  her- 
vortretende Kampf  der  Patrizier  und  Plebejer,  zweier 
verschiedener  Bürgerclassen.  In  dem  Kampfe  derselben 
während  <ler  Republik  ist  wohl  zu  bemerken,  dass  die- 
ser Kampf,  der  gi>r  kein  Kampf  zwischen  Aristokratie 
und  Demokratie  ist,  direct  nicht  die  Regicrungsform , 
sondern  die  gegenseitige  Berechtigung  der  beiden  Classen 
anging.  Nachdem  nun  in  ilicsem  Capitel  die  Entwicke- 
lung  der  Verfassung  in  der  aufblühenden  und  bis  zn 
ihrem  Höhepunct  gelangten  Republik  geschildert  ist,  gibt 
der  Verf.  zu  Anfang  des  vierten  Cnpitels  die  Ursachen 
des  Verfalls  derselben  an,  sodann  die  Nothwendigkeit 
des  Uebergangs  zur  Monarchie.  ,,Mag  es  auch,  schreibt 
Hr.  M.,  von  Cäsar's  Unternehmungen  und  vom  Conflict 
zivischeu  ihrer  welthistorischen  Mothweiiillgkeit  in  ge- 
wisser Beziehung  heissen  :  „(t)i  ist  wohl  unmöglich,  dass 
nicht  die  Aergorniss  in  die  Welt  kommen  sollte,  wehe 
aber  dem,  durch  welchen  sie  kommt*',  so  kam  doch  die 
Aergerniss  nicht  durch  ihn  allein  und  weder  war  es  ihm 
bloss  gegeben,  «lie  Aergerniss  auszuführen,  sondern  auch 
ein  Theil  der  Aussöhnung."  ,,Die  Monarchie,  ubgUich 
Dothwendig  für  Rom,  war  doch  mit  Usurpation  behaftet 
und  kannte  daher  nicht  in  ihrer  Wahrheit  hervortreten. 
Sie  Terstec<kt  sich  anfangs  und  fürchtet  bei  dem  rechten 
Mamen  (Rex)  benannt  zu  werden;  man  wollte  den  Sciiein 
eines  verschwundenen  Zustandes  bewahren  und  daher 
dringt  die  Heuchelei,  in  Tiberius  reprasentirt ,  tief  in 
die  ganze  Regierung  und  in  «len  Senat  und  die  Magistrate 
ein.  Weil  die  Monarchie  des  Gepräges  der  Legitimität 
und  der  directen   Anerkennung  entbehrt,  lu  ist  ihr  erste« 


301 


HO? 


Sfrebeii    nulit   iliron   Beruf  im  S(aa(<-    zii   i-rfiill soiidcTii 

ihr  «»ijjetiPs  HpstPeden  zu  siclirrn."  Nacli  McilfTen  Ur>- 
infrkiiiijrrn  iil)er  ilie  röiiiisclie  Ivaiserfcrit ,  hellt  iliT  Verf. 
IUI  riiiiiti-ii  kiirüdi  Capitel  herror ,  ilass  es  ilrn  nPiiHreii 
«•iir()|iSisrlicii  \'ölkprii  uiiil  zuerst  ricii  ■jeriiiaiiiscli  -  rfiini- 
•ilieii  lorlii'lialten  war,  <lie  JMoiiarrhie  von  ili'ii  Flcikcii 
i|pr  irHiir|iation  iiiiil  ilir  daran  Iiiftfinlrn  I)ps|i(itie  zu  lie- 
frpi«"!!.  Die  IMoiiarcliii'  hatte  ihm  li  K.iiii|)i'  iiiiil  iMiihe  zu 
bfi-ti-h  II,  alipr  iliesor  Kaiii|ir  flog  «l.iraiif  aim,  sotiuhl 
(hp»«"!'!«"  zu  rpiiiiijPii  1111(1  zu  licffSliKi-n,  als  auch  Formen 
ausziilinilen ,  unter  deiieii  ila"  Kö'ii^'tliiiiii  nach  der  Art 
ijrr  rer^cliiedeiien  Zeiten  und  ^'iilker  ein  Köfii);tliiiin  in 
irnd    mit   des   A  olkes    (»eist   sein    konnte. 

(Jeher  sein  Verlirtitniss  zu  IIe!:;el  spriilit  «icli  yfittlvis^ 
in  einer  langereii  .Scliliisslieiiierkon^  jus.  Kr  lifzeiii;t 
•eine  jjrii«se  \  erelirnii;j  ton  tle^fl,  versieliert  alier  in  den 
«•pseiitliilisteii  Plinrten  ,  in  <leiien  er  mit  Hes;et's  Pliiln- 
•ophie  der  Gesrhirlite  liliereiiisliiiime,  si  hon  »or  dem  Er- 
«rheinen  dieser  diesellie  Aiisiiht  jje'iaht  iiiid  in  l'orlesiiii- 
jjeii  foi  ;;etra{^en  zu  liahen  ;  er  rerueist  aufh  in  dieser 
Uezieliiiiig-  auf  seine  5  Jahre  lor  Hegel's  Philosophie  der 
Gesch.  erschienene  Alihandlnti^  liher  die  röm.  Colonieen. 
All  derselhcn  .Stelle  erklärt  ilr.  IM.,  worin  er  im  Ganzen 
«■«»u  Hegel's  Philos.  der  Gesch.  alnveirhe  und  diese  nicht 
billige:  die  Ahhaiidliin^  seihst  zeijjt  selir  viele  üiffereii- 
«eii  ,  wie  zu  erwarten  war:  denn  Jtl/tdvig  hat  eine  weit 
gründlichere  Kennlniss  des  Alterlliiiuis  als  Hegel.  Be- 
■onders  ilas  römische  AKerthiiin  hat  Hegel  so  vielfach 
nicht  erkannt  und  verkannt  und  von  einem  wenigstens 
grossen  Tlieils  jjegn'indeten  iMisshehajijeii  mit  yiieiiilir's 
historischer  Methode  gelangte  er  zu  einem  ganz  einsei- 
tigen, verknöcherten  Glauben  an  die  überlieferte  und  vor 
Niebiihr   gegUubte   römische   Geschichte. 

2)   Car.    Gull.   Elieiling   ?iarralio  de   T.   Annio   Milone. 
Haiiniae    1>)4U.      8- 

Diese  .Schrift  erschien  als  Programm  xuin  üffentlicheu 
Examen  (Herbst  1«40)  der  Gelehrtenschule  an  Slagelse 
auf  Seeland  und  ist  als  ein  Pendant  der  im  Jahre  1 8  >9 
von  demselben  Verfasser  herausgegebenen  Narratio  de 
P.  Clodio  Pnlchro  anzusehen.  Wegen  dieses  Mexus  ist 
allerdings  dio  Vorliegende  Abhandlung  im  Vergleich  mit 
jener  dürftig,  denn  an  sehr  vielen  Stellen  ist  auf  die 
Schilderung  des  Cludius  verwiesen,  aber  beide  Abhand- 
lungen sind  mit  derselben  Gründlichkeit  und  unter  voll- 
ständiger Benutzung  der  Quellen  gearbeitet.  Es  fehlt 
auch  hier  nicht  an  Abweichungen  von  Drumaiin ,  wie 
»ogleich  zu  Anfang  über  das  Geschlecht  und  die  Vor- 
lahren  des  IMilo.  Auffallend  ist  es,  wie  der  Verf.  S.  (j 
bei  Anführung  von  Vell.  Paterc.  II,  (iS.  die  schlechte 
Lesart  ulirii  sortem  temernriui  statt  fortein  aufnehmen 
konnte,  s.  Kritz  zu  il.  Stelle  (vergl.  meine  Anzeige  der 
Narratio   do   Clodio   in   dieser   Zeitschrift    1840.    Nr.    117). 

3)   M.  Sadol.    Wesenberg  Emendationes  M.   Tullii  Ci- 
ceronis  Epistolariim.      Ilauniao    1840-      8> 

Es  tind  diese  Emendationes  geschrieben  als  Disser- 
tation zur  Erlangung  der  Würde  eines  Magister  artium. 
Der  Verf.  hat  sich  bereits  bekannt  gemacht  durch  seine: 
Kritisch*  Bemerkungen  xu  M.  Tullim  Cicero's  Rtde  für 


M.  Caetiut.  I'iberg  l'-'ili.  (danis.-li)  und  seine:  Oiser- 
rationes  criticae  in  Cicertniis  pro  P.  Seslin  oraliontm 
aive  censiira  tertine  edilionis  Orellirtnne.  liiurgi  183'. 
(vergl.  Wunder  in  dieser  Zi-ilschrift  I.S.JS.  Nr.  ^^ ' .),  so- 
wie mittelbar  durch  Dlndvig's  Anstabe  der  t>üclier  de 
firiiiiis,  an  welch'-r  Hr.  W .  groBsen  Anlheil  h.it.  Ob- 
gleich die  Zahl  der  dänischen  Philnlogen  nirlit  gross  ist, 
ist  doch  in  letzterer  Zeit  für  die  Kritik  der  Ciceroni- 
schen   Schriften    in   ü.'liipiiiark    leicht   ebenso    »iel  geleistet, 

als    in  Deutschland  und  Mildl'is   neben  seinen  beiden  Si  hü- 

o 

lern  Wesenberg  und  1  regder,  i\fn\  Herausgeber  der  Tns- 
ciilanae  diKputatiuiies,  stehen  keinem  der  (iienigen)  deut- 
schen Gelehrten,  die  etwa»  Ersjiriessliches  für  den  i'exl 
ili-r  Ciceronischen  .Schriften  gethan  haben,  nach.  Es 
»Are  zu  wünschen,  dass  in  anderen  Bezii-hntigen  sich  in 
D^nemarL  eine  ähnliche  philologische  Th.'lfigkeit  ent- 
wickeln möge.  Der  Verf.  der  vorliegeiulcii  iCmeiidationes 
sagt  in  der  Praefatio:  ,,Ipsc  fortasse  Epistol.is  editiirus 
sinn,  si  modo  peritis  existimatoribiis  inea  emeiidandi  ratio 
erit  prolK'.ta."  lief,  reclinet  sich  nicht  zu  den  periti  exi- 
stiinatores  und  beschr.'inkt  sich  d.iher  auch  hier  auf  ein» 
allgemeine  Anzei>;e  der  Emenilatioiies ,  allein  es  ist  un- 
bedingt an/unehmen ,  dass  Hr.  W.  durch  eine  Ausgabe 
der  Ciceronischen  Briefe  nicht  bloss  denen,  die  sich  ge- 
nauer mit  dem  Texte  der  Briefe  und  deren  Kritik  be- 
schäftigt haben,  sondern  allen  Philologen,  ilie ,  wie  der 
Ref.  in  nnzahligen  Fällen  bei  dem  Texte  der  Briefe  in 
unteren  bisherigen  Ausgaben  anstossen,  eine  grosse  Freude 
bereiten  iiird:  denn  diese  Emendationes  zeigen,  wie  seine 
früheren  älinliclieii  Arbeiten  ,  dass  der  Verf.  sich  zum 
Kritiker  durchgebildet,  nicht  bloss,  wie  mejir  oder  we- 
niger jpiler  Philolog,  auch  sich  in  der  Kritik  versucht 
hat.  Uaher  denn  auch  die  Sicherheit  der  fast  unzähli- 
gen ^'^erbesscrungen  in  diesem  Büchlein  aus  denselben 
handschriftlichen  Mitteln,  die  allen  zu  Gebute  standen, 
mit  denen  aber  noch  so  ^'ieles  unverbessert  gelassen  ist. 
Durch  die  gründlichsten  Bemerkungen  über  die  bezüg- 
lichen Codices  in  der  ^'orrede,  zunächst  die  Codd.  3Ie- 
dicei  ,  sichert  sich  der  Verf.  einen  festen  Standpunct  für 
sein  kritisches  Werk.  In  diesem  ist  er  Meister,  wie  ei- 
nige Proben  zeigen  mögen.  An  unzähligen  Stellen  der 
Briefe  Cicero's  sind  keine  Varianten  angegeben  und  ist 
kein  Anstoss  geiiomuien,  obgleich  sie  fehlerhaft  sind. 
Eine  solche  Stelle,  die  auf  die  leichteste  Weise  ron 
Hrn.  W.  verbessert  wird,  ist  Epp,  fam.  I,  9-  §.  21: 
,,?(nnquam  enim  praestantibiis  in  re  p.  gnbernanda  viri« 
laudata  est  in  una  sententia  perpetua  pcrmansio."  Hr.  W. 
zeigt,  dass  hoc  mihi  laudatur  für  a  me  laudatur  unci- 
ceronianisch  sei,  und  dass  wenn  man  auch  dieses  anneh- 
men wollte,  der  Gedanke  gar  nicht  mit  dem  Folgenden 
harmonire.  Er  schreibt  daher:  ,,nun<]UaDi  e«J/«  •'« /7»'(Jes/. 
etc."  Durch  das  m  finale  vor  enim  war  in  absorbirt. 
Denselben  l'"'all  weist  Hr.  W.  an  vielen  Stellen  der  Briefe 
nach.  Häufig  ist  auch  der  umgekehrte  Fall.  Epp.  fam, 
II,  l4.  ^.  5.  hat  Orclli  :  ,,Filio  —  »atis  amplum  Patri- 
monium relinquam  in  memoria  nominis  mei."  Hr.  W. 
erklärt  dieses  in  memoria  des  Cod.  flid.  für  einen  foedi»- 
simus  soloecismns  und  entscheidet  sich  für  relinquam  me- 
vtoriam  nom.,  was  sich  in  früheren  Ausgaben  findet.  Epp. 
fam.  II,  7.  §.  2.  »cbrcibt  Hr.  W.,  nachdem  er  das  ün- 

20* 


303 


304 


»cliüri'o  im  Orelli'srhcn  Text  gezeigt:  „Quod  (^:  qnam 
gravf)  I«  rei  p-  lempu$  —  veneris  —  viJes ;  tjuanla  (au- 
feiii)  vis  —  roliiiitalos,  quid  etc.  Ep[>.  fain.  II,  11.  Jj.  1. 
einriiiiirt  Ilr.  W.  Putarasne  iinquam  etc.  (seil,  aiitequain 
liaiic  PI).  ai<i-j)i»li),  und  »eist  flliiilirho  Fehler  an  vielen 
andern  .SlrllcM  nach.  Üchon  diese  wenigen  Beispiele  kön- 
nen Hrn.  W.'s  genaue  Kenntniss  der  lateinischen  Sprache 
und  ilcr  Cicerouianischcn  Schreibart  zeigen,  sie  gehen 
-ilicr  zngleich  den  uncrfrculiclien  Beweis,  »ie  wenig  wir 
mit  liiilfe  unieror  Aiisgatieu  im  Stande  sind,  den  Cicer. 
Sprachgebrauch  anzugeben. 

4)  /.  ß.  Fr.  Bierregaard  de  liberiinornm  hominum 
libera   repiiblica    Uoniana.      Hauniae    1840.     8. 

Diese  Dissertation  ist  zu  demselben  Behuf  geschrieben 
wie  Mr.  3.  Durch  eine  grössere  Bekanntschaft  des  Ver- 
fassers mit  dein  römischen  Recht  würden  allerdings  einige 
Theile  der  Abhandlung  sehr  gewonnen  haben,  allein  wir 
können  dieselbe,  was  die  Behandlung  der  Sache  betrifft, 
doch  nur  loben  und  als  eine  sehr  gute  Monographie  be- 
zeichnen; nicht  in  der  Weise  befriedigt  die  Lalinität  des 
Verfasser.-:.  So  lesen  wir  p.  44:  ,,Seil  ingenuos  semper 
fuisse  libertinorum  iilios  —  dubitari  non  potest."  Beson- 
4lers  ist  lobend  hervorzuheben  die  Abweisung  von  Pey- 
ron's  und  Carl  Beier's  Ergänzungen  der  Lücke  in  Cic. 
pro  Mil.  c.  12.  iinil  die  damit  in  Verbindung  stehende 
Erörterung  der  Projecte  des  Clodins.  Schon  früher  halte 
U.  darüber  eine  kleine  Abhandlung  geschrieben:  „De 
Suppleniento  Pe^ronianae  lacunae,  quae  est  in  c.  12. 
orationis   Cic.   pro   IMiloue.     Hauniae   1830.    S." 

5)  F.  C.  Petenen  krilist  ündersögelse  om  Aegthcden 
af  fortalen  til  Kommnercns  Historie  af  Nikephoros 
Bryennios.  Et  Bidrag  til  den  ßyzantieske  Littera- 
turhigtoric.      Kiobenharn  t84l.     4. 

Diese    in    der    Königlich    Däni»chen    Gesellschaft  der 
Wissenschaften    in   Kopenhagen    (8.   Nov.    1839)    von   dem 
bekannten   Prof.    Petenen    gehaltene   Vorlesung   hat,     wie 
der    Titel   andeutet,   die    Nachweisung   der   Unflchtheit   der 
Vorrede   zu   des  Nikephorus  Brjennio«   historischer  Samm- 
Inng    oder    Geschichte    der    Komnenen   zum   Gegenstande. 
Vorangeschiciit    sind    Bemerkungen   über   die   mangelhafte 
Benutzung    der    hyzautinischen    Schriftsteller,     wobei   der 
Verf.   namentlich    hervorhebt,     «lass    aus    denselben    noch 
eine   grosse   Ausbeute   für   die   Geographie   zu   machen  sei ; 
sodann   folgen    die   Lebensnachrichten   über   den   Nikepho- 
ros  Bryennios.      Es    existirt    von  seinem   Werke   nur   eine 
nnd   dazu   schlechte   Handschrift,     deren   erstes   Blatt   und 
damit  der  Titel   des  Werks   unil   der  Name   des  A'erfassers 
fehlt;     es   beruhen    daher    die  äusseren   Kriterien   für  die 
Untersuchung  anf  einem    sehr    schwachen   Grunde,     denn 
auch   anderswoher    sind    keine  solche   zu   entnehmen.      Es 
Diuss   die    I'ntersuchuiig    über    die    Echtheit    oder    Unecht- 
heit   der    fraglichen    Vorrede    daher   sich    auf    die    inneren 
Kriterien   beschränken.       Aus    dem  Schlüsse   der   Vorrede 
sehen   wir,     dass    der    Verf.    die    Geschichte    des    Alexios 
erzählen   oder   vielmehr   einen   vorbereitenden  Impuls   dazu 
geben   will.      Das  passt  gar  nicht  für  des  Bryennios  Werk, 
welches   die  Jahre    1057  —  1081    nmfasst,     denn    eben   im 
Jahre    1081   kam  Alexios  I.   wieder    auf   den    Thron    sei- 


ner Vorfahren.  Was  überhaupt  den  historischen  Inhalt 
der  Vorrede  betriil't,  so  beginnen  die  in  derselben  refe- 
rirten  Begebenheiten  angefähr  da,  einige  Rückblicke  auf 
die  vorhergehende  Zeit  ausgenommen,  wo  das  Werk  des 
Bryennios  aufhört.  Dieses  blieb  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  ohne  Einleitung,  da  B.  wegen  Krankheit  unil 
Schwachheit  die  Arbeit  plötzlich  aufgeben  niusste.  Durch 
ein  tieferes  Eingehen  auf  die  Geschichte  Jener  letzten 
Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  stützt  Hr.  P.  seine  Ansicht 
von  der  Divergenz  der  fraglichen  Vorrede  und  des  Ge- 
schichtstverks  <les  Bryennios  und  beseitigt  zugleich  die 
Gründe,  die  möglicherweise  gegen  ihn  angeführt  werden 
können.  Sudann  hebt  er  die  Verschiedenheit  der  Schreib- 
art des  Bryennios  und  jener  Vorrede  hervor.  Obgleich 
diese  zu  kurz  ist,  um  in  dieser  Beziehung  eine  vollstän- 
dige Vergleichung  zuzulassen,  ist  doch  die  Verschieden- 
heit zwischen  dem  klaren  und  einfachen  Styl  des  Bryen- 
nios und  dem  mehr  gekünstelten  nnd  panegyrischen  Ton 
der  Vorrede  einleuchtenil.  Wahrscheinlich  war  der  Verf. 
der  Vorrede  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Alexios  und 
Bryennios  und  das  Werk  ,  zu  welchem  sie  gehörte  ,  wurde 
durch  die  Fortsetzung  der  Geschichte  de«  Bryennios 
durch  seine  Gemahlin  Anna  Komnena  in  V^ergessenheit 
gebracht  und  ging  für  uns  verloren.  In  einer  so  un- 
kritischen Zeit,  als  die  in  Rede  stehende  ist,  konnte  es 
leicht  geschehen ,  dass  man  dem  Werke  iles  Br.  ,  <leni 
die  Einleitung  fehlte,  die  eines  Werkes  ähnlicher  Ten- 
denz vorsetzte.  Wann  dieses  geschehen  und  ob  zufällig 
oder  absichtlich,  diess  anzugeben,  bezeichnet  iler  Verf. 
als  ausser  den  Grenzen  seiner  Abhanillung  liegend  und 
ist  auch   vielle'cht   wohl   unmöglich. 

Diese  überzeugende  kritische  Untersuchung  des  gelehr- 
ten Verfassers  verdient  um  so  mehr  mit  besonderem  Danke 
aufgenommen  zu  werden,  da  sie  den  Impuls  zu  ähnlichen 
literarhistorischen  Forschungen  geben  kann.  Dass  aber 
diese  für  die  byzantinische  Zeit  nothwendig  sind,  ist  nur 
zu  bekannt.  Es  scheinen  wenige  Philologen  Lust  zu  ha- 
ben, den  scheinbar  sterilen  byzantinischen  Acker  zu  be- 
treten und  zu  bebauen  und  doch  ist  es  jedenfalls  ver- 
dienstlicher, hier  urbar  zu  machen,  als  auf  sorgfältig 
behauten  Feldern  einzelne  Aehreii  zu  lesen.  Vergleichen 
wir  nur  die  neueste  Iloraziiteratur ,  wie  viele  Scribenten 
finden  hier  beim  Aehrensammeln  doch  nur  taube  Aeliren. 
Für  die  Texteskritik  der  byzantinikchen  Historiker  ist 
allerdings  vieles  in  der  Bonner  .Sammlung  geschehen,  aber 
es  kann  auch  dieses  nur  der  Impuls  zum  weiteren  Fort- 
schreiten sein.  Hr.  Prof.  Petersen  äussert  sich  über  die- 
ses Bonner  Corpus  Scriptorum  historiae  Byzantinae  ful- 
gondermaassen :  ,,Die  Ausgabe  der  Byzantiner,  begonnen 
von  Niebuhr  und  fortgesetzt  von  mehreren  vorzüglichen 
Philologen  unserer  Zeit,  erfüllt  zwar  im  Ganzen  billige 
Anforderungen,  muss  aber  dorh  nach  der  Natur  der  Saclie 
noch  vieles  zu  wünschen  übrig  lassen  und  hat  nur  leiden 
können  durch  den  allzu  frühen  Tod  des  Stifters  dieses 
Unternehmens  und  ebenso  thätigen  als  einsichtsvollen 
Leiters." 

Am  Schlüsse  dieser  kurzen  Revne  kann  ich  nicht  um- 
hin, noch  aufmerksam  zu  machen  auf  das  so  eben  in 
dänischer  Sprache  erschienene  ,, Handbuch  der  griechi- 
schen  Alterthümer    von    Dr.  E.  F.  Bojesen ,     Lector    der 


305 


306 


griecbischen  Sprache  und  Liieratnr  an  der  Akademie  zu 
Soroc.  Kopenh.  1841.  8."  So  weit  ich  mich  damit  h«bo 
bekannt  machen  küunen,  icheint  mir  dasselbe  noch  Vor- 
züge zu  haben  vor  dem  Handbuch  der  rOmifchen  Alter- 
thiimer  detselbrn  Verfassers,  welches  jetzt  von  Hoff'a  in 
Marburg  in'z  Deutsche  übertrageu  ist. 

Ed.   Oseniräggen. 


29.    Philologische  Aehreiilese. 

1)  Warum  heissen  die  Hören  bei  Tbeukrit.  15,   104. 
fjdgdcOTCit  fxay.uQCOV?      fllir  scheint  es  von  Manio    Ver- 
gnciie  über  Mvfhol.  p.  399  durch   die  Beziehung  auf  ^'^enus 
grlinsüchfig'e   Liebe    keineswegs   genügend  erklärt  zu   sein. 
Vielmehr    sind    aucli    hier    die    Hören    als    Göttinnen   ilcr 
Jahreszeiten  ,  des   ganzen  Jahresverlaufs  mit  dem  Reimen, 
Reifen   und   Absterben   seines   Lebens   gefasst,    jedoch   so, 
dass ,      wie   auch    ganz    gewöhnlich   in   der  Bedeutung  von 
ci}(iU   liegt,   der   liepriU'  der   dx^jij,  iler   zeitigenden  Reife 
und    ^'ollcndung    besonders    hervorgehoben    trird    als    der 
Culminationspunct ,   mit  dem  auch   zugleich   der  Tod    wie- 
der eintritt.      Diese  Erscheinungen  ,   die  einzelnen  Stadien 
der  Entwickelung  sind   nicht   bloss  subjectiv,   für  ilen  Men- 
schen  und   seine   Betrachtung,  langsam,   insofern  sie  sehn- 
süchtig von   ihm    erwartet    «erden    (noStlvcti),     sonilern 
auch   insofern   nach    weiser   Oekonnmio    der    !Natur  durch 
ilen    Willen    Gottes    wirklich    in    der    ganzen    sichtbaren 
Welt,    am   stärksten    hervortretend    in   der   unorganischen 
der    Pflanzen  ,     alle    Momente     der     Lebensentfaltung    bis 
zu   diesem   höchsten  Puncte  selir  allmählicli   erfolgen,   um 
dem    dessenungeachtet    oft    voll    Ungeduld    die    Reife    be- 
schleunigenden   oder    doch    herbeiwünschenden   Menschen 
gewisseruiaassen    einen    l£rsatz    zu     bieten    für    ilas    rasche 
Absterben   nach  dem   Eintritte    iler    höchsten    Vollendung. 
—    Dass   aber   diese  Bedeutiiiig  der  Hören,    nach   der   fort- 
laufenden  Parallele,   die  die  Alten  zwischen  dem  einfachen 
Aatur  -    unil    Erdleben    und    dem   geordneten   Staats-    unil 
Gescllschaftsleben  zogen,  ebensowolil  eine  recht  ursprüng- 
liche  als   eine   lang  sich   erhaltende   war,     zeigt    die    Ver- 
tauschung und    Verwandtschaft    ihrer   Mutter   Themis  mit 
der   Gaa   (vgl.   iilubr  Religionssjst.   d.    Hell.   p.    189),   das 
tu   ihnen    gerichtete   Gebet    der   Athener     nm   Abwendung 
der  Dürre   und   um  Zeitiguug   der  Feldfrucht  mit   warmem 
Regen  (s.   die  Stellen   bei    Creuzer,   Symb.  und  M)thol.  1, 
p.    16Ö.   2.   A,),     das    be<lentungsvolle    Namenregister    bei 
Uvgin   und   so    vieles   Andere  mehr.       Auf   jenes    Beiwort 
nimmt  man   jedoch    selten    Rücksicht;     auch    U'iislemunn 
hat  e»  an  jeuer  Stelle    nicht  gerade   näher   erklärt,     und 
Burchard  in  seiner  vortrefflichen  Anthologia  Graeca  p.  L'56 
lässt   eine   Bemerkeng   rcrn>issen.   —  Da  des   letztern   em- 
pfehlungswürdigen  Schulbuches  Erwähnung   geschieht,   an 
dem    wir    im     LFebrigen    seltener    das    zum    Verständnisse 
Ä'ölhige   vermissen   als   zu   viel   linden,  s»   möge  hier   noch 
eine   kurze   Bemerkung  dazu   folgen:     Ausser   dem    Vs.   8. 
(in    den    Adoniazusen)    fehlenden    Namen    der    Praxinoe , 
■wie  Vs.  78.   dem    der    Gorgo,     tadeln    wir    Vs.    J24.    die 
Wahl  der   Lesart  alerui  —   cpeQovcoi,   da   uns   dio   her- 
kömmliche:   at'&vuj  (fi(jovTeg,    deren  er  nicht  erwähnt, 
den    Vorzug    zu    verdienen   scheint.      In    dem    Epigranuu 


des  Eryciu»  p.  307  erklärt  sich  Hr.  Prof.  Burchard  nicht 
entschieden,  welche  der  beiden  angegebenen  Bedeutungen 
des  Particips  X£xllf/£vov  Vi.  4.  er  billigt.  Wir  treffen 
besonder*  bei  griech.  Dichtern  noch  auf  andere  Stellen, 
wo  es  nicht  »icher  ist,  ob  das  Particip  eine  canssal  be- 
gründende oder  eine  appositionsweise  modificireiiile  Be- 
deutung hat,  ob  es  mehr  selbständig  auf  den  früheren 
Zustand  hinweiset,  oder  ein  unmittelbarer  Erklärungs- 
zusatz zu  dem  Uauptverbum  ist.  So  könnte  man  Soph. 
Ej.  9Sö.  VQU,  xay.cSi;  TCgäanrovTS  f.ii)  fieiQoj  y.u/.a 
Krijaajixed',  ei'  tk;  tovoö'  dy.ovae-rai  Xdyoig,  einen 
Augenblick  in  der  Weise  missrerstehen ,  als  ob  Ttpaiy- 
OowE  Werkzeug  oder  Ursache  angäbe  von  dem  erlangten 
schwereren  Leid:  vide,  ne  male  agendo  majnra  nancis- 
camur  mala;  dein  widerspr.'iche  mehr  als  die  Bedeutung 
de»  y.ay.ai^  1t(jdijrsiiv  der  Zusatz:  t't  m  —  KÖyoci, 
denn  schon  von  dem  blossen  Reden,  nicht  etwa  nur  vom 
Handeln,  fürchtet  sie  Vergrösserung  des  Elends.  Das» 
es  dort  vielmehr  die  sichere  Bezeichnung  eines  festcu 
Zustandes  hat:  dio  wir  uns  »chon  im  Elende  befinile», 
das  vermittelte  dem  griecbischen  Ohre  wolil  theils  die 
Stellung,  vorauf  vor  dem  fiij ,  theils  vielleicht  auch  der 
Dual,  dessen  zu  einer  bestimmten  Gemeinschaft  ziisam- 
menschliessende  Kraft  eher  aueinen  festen,  vorhandenen 
Zustand,  als  an  das  Nebenaccidens  einer  noch  erst  zu 
vertvirklichenden  Handlung  denken  liess  ,  wofür  wohl  der 
Plural  geeigneter  gewesen  wäre.  Den  entgegengesetzten 
Fall  nehme  ich  in  jenem  Epigramme  an:  da»  Beiwort 
oyjKQa  von  der  Eiche  scheint  besser  auf  die  Ruhe  eines 
Lebenden  unter  dem  schattigen  Baume  zu  passen;  dazu 
wird  das  Gemälde  ausgeführter  und  lebeniliger,  wie  dip 
Sehnsucht  sich  es  so  gern  malt,  auch  dem  folgenden  mit 
entscheidender  Wirkung  eintretenden  Satze:  uj).£crs  yd() 
Tl^ljanji;  oe  xegcuvioq,  nicht  schon  im  Vorwege  seine 
Kraft  geraubt.  Ich  entscheide  mich  also  gegen  die  zweite 
Uebersetzung:   cum   jam   cjuiesca»   mortuns. 

2)  In  dieser  Zeitschrift  1841.  p.  2\Vi.  vermisst  Herr 
Subrector  Dr.  Ameis  in  Mühlhaosen,  bei  Gelegenheit 
einer  Recension  des  Theokrits  von  Boissonaile ,  eine 
Nachweisung  des  Worts  vvvvtov.  E.  A.  Bulliger  m 
s.  erkl.  Anmerk.  zu  d.  Od.  d.  Horaz.  Th.  •>•  p.  124- 
führt ,  wie  ich  in  meinem  Commentar  zu  Horaz  Oden 
p.  Ö24  in  Veranlassung  des,  wenn  es  nicht  onomatopoe- 
tischen Ursprungs  ist,  gewiss  hiermit  verwandten  nnenia 
bemerkt  liabe,  folgende  Stelle  ans  dem  Hesychius  T.  H. 
c.  byo.  für  dieses  Schlummerlied  an:  vvvviov  STli  Toi:^ 
naidloic:  xaTariary.a'koLifjei/üii;  Cfaoi  keytai^ai.  Die- 
ser Wiegenlieder  unter  dem  Namen  ßacy.i'.Kr,iiaTa  oder 
y.atatjUvy.uKijaeLi  gedenkt  auch  Becker  in  seinem  an- 
ziehenden Charikles  I,  p.  29  •>  ohne  jedoch  jenes  andern 
Ausdrucks   zu   erwähnen. 

3)  Die  schwierige  Stelle  bei  Virgil  Aen.  t  ,  39H- 
scheint  mir  durch  die  verschiedenen  Deutungsversuche 
der  Ausleger  noch  nicht  genügend  aufgehellt  zu  sein. 
Die  als  Jägerin  dein  Aeneas  entgegenkumiiiencle  göttliche 
Mutter  gibt  ihm  eine  wunderbare  Prophezeiung:  Znult 
fröiiluh  schwärmende  Schwäne  verfolgt  Jupiters  Aar  an» 
der  Höhe  des  Himmels  durch  den  freien  Luftraum  — 
nunc  terras  online  longo  aut  c.ipere  aut  captas  jam  de- 
speclare   vidcntur.      In  langgedehntem  Zuge  zur  Erde  sick 


so: 


308 


•  riiLciiil  lint  ein  Tlifil  srlum  (ÜpspIIip  crroiclit .  oiii  ,lii- 
iliTiT  fiililt  •!(  Ii  ili>r<li  ilit«  N.'llic  ili»  f.ist  Sclioii  orrricli- 
tdi  I,.iihIi'»  >iir  der  fcriii-rdi  Vn  f(il(,'iiii^  riilicr.  Zu  i-iiior 
niilc  licii  ICrkl.'iriiii|;  ii6tliij;(  »tolil  cIit  tiein  ^'cr;;!!'!!'!!  als 
Sulufraf  <lp.">  Gdl.iiiUiMis  <Mit.s|)rc<lidHto  Satz  \'s.  ^(l(l:  Auf 
i)urtiiiii  Iclicf  aiit  j)lrii(i  siiliit  onfia  vpl«.  IMiliiiicn  »ir 
ifii»  r.ijjf.iü  jnm  für  iii(  lit  liliiss  ideell,  soiiiJiTn  wirklich 
irlion  crroirlit,  »o  fplill  oi»  Z»  isclir.ii^edaiikp ,  iiÄinlich 
ilrr,  ilans  «ie  rou  dem  auf  iler  Flticlit  cTri-irlilcii  (iaiide 
iich  si>fort  nieder  in  ilic  ll()lie  erliebeii,  und  also  iiiiii 
erst  veraditlirli  auf  das  )i(h<)ii  gewoiiiieiic  Land  hcrali- 
Mirkeii;  jener  Z»  Jsclienitatz  aber  >».'ire  «olil  weder  der 
Natur  der  Tliiere  iiorli  hier  dem  Ziisaiiiineiiliaiij^e  aiijfe- 
inesSfii  oder  oliiie  ^Veiferes  ron  selbst  vers(;indli<li.  hi- 
i;eiithrinilir)i  freilich  ist  dieser  aoristisch-ldeelle  (icbraiich 
des  Partie.  I'erf.  ,  zu  dem  der  eiits|)rerhende  (ieliraiirh 
des  Inf.  Aor.  im  Grierh.  ein  sehr  h/infig  sich  dailiiefen- 
des  Analojoli  bildet.  Die  riini.  Prosa  kannte  zun.'lrhst 
einen  ähnlichen  ficbrauch  uohl  beim  Inf. ,  anffallender 
wie  Tar.  de  orat.  'J4.  |)roniissnni  inimutaase  iion  delieS 
(ijfl.  I'abst  und  Hess  daxu)  oder  HIst.  4,  T'?-  utillns  sit 
audlsse  (jnani  dixisse,  als  «o  es  durch  das  Haujitrerbum 
«rlion  als  Inhalt  eines  Gedachten  oder  Empfundenen  vor- 
bereitet ist.  Beispiele  rom  prosaischen  Gebrauche  lies 
Parlicips,  »rie  Liv.  23,  38,  7.  riginti  parataS  alias  deeer- 
nunt,  »lirdeii,  auch  iveim  hier  nicht  jetzt  vielinelir  pa- 
rari  (s.  FuLii)  mit  Redit  gelesen  «lirde,  für  diesi-ii  Fall 
nichts  beweisen;  dieser  scheint  im  Gejjentheil  mehr  der 
Olchtersprache  anzugehören,  ist  aber  fast  ilberall  einge- 
treten, «o  man  sagt,  dass  ilas  ztreite  (Perf.  pass.)  mit 
dem  vierten  (Fnf.  pass.)  Partie,  vertauscht  ist  —  begreif- 
lich, da  die  grössere  Lebhaftigkeit,  die  sich  darin  aus- 
spricht, der  Dichterspracbe  natürlich  und  angemessen 
ist.  Forbiger  emahnt  zu  V.  A.  2,  7'-'l.  folgender  Bei- 
spiele: Stat.  Theb.  1,  244-  8,  II.  Lucan.  7,  305;  Bach 
zu  ü.  Hl.  10,  .541.  weist  eine  noch  grössere  Verschleden- 
artigkeit  der  Bedeutung  in  d'eser  Form  nach;  hallen 
wir  damit  den  Gebrauch  zusammen,  den  2'li.  Schmid 
zu  Uor.  Ep.  2,  2,  80-  mehr  allgemein  als  mit  Bezug 
auf  das  doch  srliwerlich  zu  »»ahlende  rnntacta  an  jener 
Stelle,  für  den  sogar  der  Ilaupthandlung  eigends  vor- 
schwebenden Zweck  nachueist;  so  erkennen  wir  doch 
auch  nohl  klarer,  ivie  das  Snpinnm  und  mit  welcher 
Dedeulung  es  sich  daraus  gebildet  hat  (s.  meine  Schrift 
de  participils  p.  Ö7  f.).  An  unserer  Stelle  kommt  das 
von  einer  recht  noch  erwarteten  Handlung  geltende  jam 
(Hand  Tors.  III.  p.  124  f.)  solcher  Auffassung  trefflich 
zu  Hülfe;  wir  werden  sie  also,  wie  auch  schon  co  i  An- 
dern, nur  weniger  entschieden  und  ausgeführt ,  angenom- 
men wurden  i.at,  dahin  deuten,  dass  jene  Thiere  nach 
des  Dichters  Vorstellung  theils  schon  den  Boden  errei- 
chen, theils  doch  auf  den  gleich  erreichten  mit  Verach- 
tung der  Gefahr  stolz  und  wohlgemuth  herabschauen.  — 
Von  solchem  aoristischen  Gebrauche  finden  wir  ausser- 
dem bei  Virgil  noch  manche  Spur;  ich  will  hier  nur  an 
das  Plutijuamperf.  im  Absichtsatze :  A.  8,  20H.  ne  ijuid 
inausum  doli  fuistct,  wo  es  gewis«  nicht  als  blosser  In- 
halt der  Erzählung  oder  als  eine  durch  den  Erfolg  nicht 
bestätigte  Abficht,  sondern  gerade  al«  die  gedachte  ^'oll- 
cnduD^  in  der  Seele  dei  HaDdelodeo  hervorgehoben  wer- 


den soll,  und  an  dieselbe  Zeitform,  nach  dem  Vorg.-nge 
de«  griecliischen  Aorists  ^iir  liezelcbniiiig  des  Anfangs 
oder  ersicii  IMonirnts  einer  eintretenden  Stimmung  der 
Leideiiscliaft  oder  des  AH'i'cfs  gebraucht,  8,  2I'J.  furii» 
exarserat    atro    feile    dolor,    erinnere. 

4)  In  <ler  bekannten  Hnrnzischen  Ode  I,  l4.  •rkeiint 
man  allgemein  die  ^acliahmung  eines  griechischen  jVln- 
slerblldcs.  So  haben  neuerdings  LacJimann  in  tler  epist. 
all  Frank,  (hinter  dess.  fast.  Iloratt.)  p.  23'  auf  ein 
alcäisclies,  Valdamus  in  dieser  Zeitsclir.  lS4(l.  Sr.  I.'iy. 
p.  11  J!)  auf  ein  archilochisi  lies  Gedicht  geschlossen;  be- 
stimmter fasst  es  K.  O.  Müller  in  ileni  srhünni  AVerke 
seiner  geistigen  Illnterlasseiisrliaft  (Gescii.  lier  griei  h. 
Lit.,  herausg.  von  B.  rtlüller.  I.  p.  .-iOI)  aU  >Vlederlio- 
Inng  einer  mit  grösserer  Deutlichkeit  zu  erkeiinenden 
polltlscbrn  Situation  in  dein  Leben  des  Alcaos:  ,,Als 
Myrsilos  auf  dem  Wege  war,  eine  tyrannische  ilerrscliatt 
in  jMItvIene  zu  gründen,  dichtete  Alkfios  die  schöne  Ode, 
worin  der  Staat  mit  einem  Scliifle  verglichen  wird,  das 
die  ttürmischen  Wogen  hin  und  her  werfen,  wälirend 
das  Seewasser  im  Schilfe  schon  den  Boden  des  .^lastbaii- 
mes  erreicht  und  das  .Segel  von  ileii  Winden  zerrissen 
wird;  wir  kennen  sie,  ausser  einem  bedeutenden  Bruch- 
stück (fragm.  2.  Blomf.  2.  IMatth.  vgl.  3.  | hergestellt  jetzt 
auch  von  der  geschickten  Hand  T/i.  liergk's  in  dieser 
Zeitsrhr.  1840.  Nr.  103.  p.  847  f.])  durch  die  seliüne, 
obwohl  ihr  Original  nicht  erreichende  Machbllduiig  des 
Iloraz  (Carm.  1,  |4.  O  navis  refereiit  — )."  Und  Müller 
fahrt  dabei  so  weiter  fort:  „Als  aber  Blyrsllos  gestorben 
war,  wie  stürmisch  und  rauschend  ist  da  die  Freude  des 
Dichters:  Jetzt  darf  man  sich  berauschen,  jetzt  den  Ta- 
felgenosseo  zu  unmassigen.''  Trünke  auffordern,  da  Myr- 
silos  gestorben  ist  (fragm.  4.  Blniiif.  4-  IMatth.);  auch 
von  dieser  Ode  hat  Horaz  wenigstens  den  Anfang  für 
eine  seiner  schönsten  Dichtungen  genommen  (Carm.  I,  3T. 
Nunc  est  bibendnm,  nunc  pcde  libero  — )."  Hatte  <lie 
Frage  nach  dem  Verhältnisse  des  Vor-  und  Abbildes  hier 
unmittelbar  auf  dem  Wege  t\es  trefflichen  Forschers  ge- 
legen ,  würde  die  eigene  Andeutung  von  der  letzteren 
Ode  wohl  auch  EInlliiss  auf  eine  etwas  anders  gestaltete 
rtleinung  hinsichtlich  der  ersten  gehabt  haben.  Jener 
Vorwurf,  wenn  es  einer  ist,  sein  Original  nicht  erreicht 
zu  haben,  konnte  den  römischen  Dichter  schwerlich  tref- 
fen, da  es  ihm  um  eine  iVachbildung  gewiss  nicht  za 
tliiin  war.  Wir  sehen  nun  an  diesen  Beispielen  so  recht 
deutlich  die  Art  und  Weise,  »vie  solche  Schöpfungen  in 
seiner  Werkstatte  entstanden  sind.  Die  spröde,  ableh- 
nende Natur  desselben  bei  Abhandlung  eigenillcli  histo- 
rischer und  politischer  Gegenstände  bestätigt  sich  auch 
hier  ■ollkuniilien;  nicht  die  Sache  selbst  begeisterte  ihn, 
sondern  erst  die  poetische  Auffassung,  deren  sie  fähig 
war  und  die  sich  ihm  in  dem  Stücke  eines  griech.  Mei- 
sters vor  Augen  stellte.  Die  Situation  ist  oft  eine  ganz 
andere,  ja  bei  einem  bisifeilen  viel  grössere  Aelinlichkeit 
noch  gestattenden  Thema  doch  ausdrücklich  to  gewählt; 
die  Neuheit  eines  Bildes,  der  Reiz  eines  treffenden  Ge- 
dankens weckte  in  ihm  den  ähnlichen  Versuch.  So  hat 
Horaz  auch  hier  nur  die  allgemeine  Vergleichung  de» 
Staats  mit  einem  Schiffe  mit  dem  griech.  Dichter  gemein, 
der  bcaondcre  Standpuuct,  den  jeder  ron  beiden  gewählt 


309 


310 


t 


hat,  ist  Terscbieden.  Beim  j41cüus  befinden  wir  nns 
mitten  im  Sturme  auf  dem  Meere  —  <lie  unalmeudbare 
Gefahr  fiir  «len  Staat  ist  lierpiiijfebroclien ,  kaum  glänzt 
ein  »chwoc-hor  Strahl  der  Hoirnuiig,  wie  derselbe  könne 
gerettet  werden  ;  die  Art  der  Lösung  in  dieiem  Gedichte 
hat  uns  leider  ilas  Bruchstück  nicht  aufbewahrt,  und 
wir  können  aus  Ilornz  nichts  darüber  entnehmen.  Bei 
Horaz  befinden  » ir  nns  im  Hafen  ,  endlich  ist  nach 
lanicer  Gefahr  und  Noth  der  Port  der  Ruhe  erreicht, 
nichts  ist  mehr  zu  fürchten,  als  dass  dieser  sichere  Stand- 
ort nicht  behau[)tet,  sondern  aus  Blindheit  uder  Toll- 
kühnheit rerlasseii  werde;  der  Schluss  der  Ode  endlich 
in  ilireii  letzten  dritthalb  Strophen  lässt  uns  kaum  eine 
Aehiiliclikcit  mit  jener  griechischen  Uarstallung  ahnen. 
Woher  denn  diese  fo  allgemein  angenommene  Idee,  Al- 
eäus  habe  dem  Horaz  vorgeschwebt?  jenes  Bild  musste  ihm 
doch  »ohl  aus  einer  Menge  anderer  Stellen  bekannt  sein, 
und  die  frühere  Vorliebe,  zu  rüm.  Dichterstellen  griech. 
Parallelen  anf/ulinden,  hat  hier  doch  wohl  enttchieden 
irre  geführt?  Ich  meine  nicht;  vielmehr  glaube  auch 
ich,  dass  ilic  Lesung  Jenes  Alcäisrhen  Stücks  den  Dich- 
ter veranlasste,  und  zwar  nicht,  weil  die  blosse  Form, 
die  Schönheit  des  Vergleichs  ihn  ansprach  ,  sondern  weil 
die  Sache,  die  Gleicheit  in  den  Staatszustanden  ihm  ein 
lehrreicher  und  interessanter  Gedanken  war;  die  Noth 
des  Staats  aber  konnte  lelbst  bei  verschiedenen  äusseren 
Verhältnissen  dieselbe  sein,  es  ist  die  Gefahr  jeder  Um- 
wälzung überhaupt,  und  so  mochten  es,  nie  beim  Alcäus 
die  Furcht  vor  Gewaltherrschaft,  hier  in  Rom  die  Reac- 
tionsversuche  aus  dem  Volke  überhaupt  sein,  die  dem 
Dichter  vorschwebten.  Uebrigeiis  würde  vielleicht  noch 
die  Auflassung  der  Einheit  in  dem  Ganzen  dadurch  er- 
leichtert, wenn  wir  die  Schilderung  Vs.  4  —  S.  lieber 
allgemeiner  von  der  Gefahr  und  Unsicherheit  eines  im 
Sturm  beschädigten  uiid  nicht  wieder  i.iit  allen  Mitteln 
ausgerüaleten  ScliilTes  verstehen,  Vs.  't  11'.  aber  als  die 
gewissermaassen  darauf  anttvortende  Anwendung  im  Ein- 
zelnen fassen,  sich  beziehend  auf  die  besondere  gegen- 
wärtige Lage  des  Staats;  dann  haben  wir  nicht  nöthig, 
einen  verschiedenen  Stanilpunct,  nämlich  erst  ausser  und 
tlann  in  der  Gefalir,  anzunehmen,  und  auch  das  vides, 
was  dann  mehr  ein  lebhaftes  intelligere  als  ein  audirc 
i(t,  bekommt  seine  rechte  Bedeutung.  —  Es  würde  nicht 
«chiver  »ein,  noch  mehr  einzelne  Aehnlichkeiten  zu  der 
Ode  aus  grierh.  Dichtern  nachzuweisen,  wohin  ich  un- 
ter andern  Soph.  O.  T.  22 — 24,  zum  bildlichen  Aus- 
druck geworden  EI.  105T,  zählen  würile;  allein  ich  halte 
diess  in  dieaeui  Falle  auch  schon  desshalb  für  bedenk- 
lich, weil  die  griechischen  Tragj'i-er  wohl  in  geringerem 
.Maasse  Gegenstaml  der  Lertüre  bei  den  Römern  «aren. 
Darum  kann  ich  auch  keine  eigentliche  Verbindung  an- 
nehmen zwischen  Hör.  Od.  4,  13,  7.  und  Soph.  Aut.  77(i, 
welche  fast  alle  Ausleger  des  Horaz,  auch  G.  Hermann 
m  d.  letzt.  St.  (auch  Passoiv  im  Lex.  s.  v.  ivw^^iCi 
scheint  diese  anzudeuten)  und  neulich  R.  Klotz  in  der 
Epist.  crit.  ad  God.  Herinanniim  (Lips.  1,S4<I)  p.  2.'i  ha- 
ben finden  wollen;  wenn  dort  die  Liebe  auf  den  Wangen 
thront,  oder  einige  Verse  später,  üliereinstinimend  mit 
dem  Ausdrucke  in  griech.  Epigrammen,  der  Schnee  das 
Uaupt  bedeckt;    so  su«he  ich  die   Ursache  solcher  Aebu- 


lirhkciten  mehr  iu  der  jNatur  der  dargestellten  Sache 
als  in  einer  Entlehnung  des  Bildes.  Ein  Andere«  ist  es, 
wenn  eine  Auffassungsweise  uns  irgendwo  begegnet,  die 
dem  römischen  Alterthnme  überhaupt  fremd  scheint.  So 
spricht  mir  ein  Freund  die  Verniiitliung  aus ,  in  der  viel- 
besprochenen Stelle  bei  Horaz  (Od.  2,  7,  9  ff.)  sei  we- 
sentlich an  griechische  Nachahmung  zu  denken,  indem 
die  Wegwerfnng  des  Schildes  nicht  sowohl  auf  wirklicher 
Thatsache  beruhe,  da  der  römische  Kriegstriöun  schwer- 
lich mit  demselben  bewaffnet  ge«pseii  sei,  als  vielmehr 
aus  der  Erinnerung  iler  griech.  Verhältnisse  nach  den 
noch  vorliegenden  Zeugnissen  stamme.  Ich  möchte  dies« 
als  Frage  hinstellen  und  daran  noch  diese  andere  knü- 
pfen: ob  es  verstattet  sei,  den  letzten  Vers  jener  Strophe 
von  einer  so  schnellen  und  unordentlichen  Flucht  zu  ver- 
stehen, dass  die  Fliehenden  in  Folge  derselben  stolpernd 
mit  dem  Gesichte  auf  den  Boden  stürzen?  E«  würde 
vielen  fruchtlosen  Bemühungen  ausgewichen  werden,  wenn 
eine  solche  Deutung,  namentlich  mit  dem  Ausdrucke 
tangere,  vereinbar  sein  sollte. 

5)  In  dem  von  rascher  Leidenschaft  bewegten  \Vech- 
selgespräche  zwischen  den  beiden  Schwestern  in  Sopji. 
Electra  Vs.  10l);{.  hat  der  verdienstvolle  Uebrrsetzcr  Thu- 
dichum  für  die  Worte  der  Chrysothemis  Vs.  1011.  (1028.) 
eine  Erklärung  Matthiü's  angezogen,  die  einen  von  dv 
gewöhnlichen  sehr  abweichenden  Sinn  gibt:  es  ist  mir 
einerlei,  ob  du  mich  tadelst  oder  lobst;  und  scheint  ihr 
sehr  geneigt  zu  sein,  wenn  auch  seine  Uebersetzung ; 
Geduldig  werd'  ich  hören  ,  auch  wenn  Lob  da  sprichst, 
der  Deutung  sehr  vielen  Spielraum  lässt.  Ich  frage: 
Lässt,  abgesehen  vom  Ideengange,  das  ürav  mit  dem 
Conj.  einen  solchen  Sinn  zu?  Ich  meine  vielmehr ,  dass 
damit  auf  eine  sich  einmal,  früher  oder  später,  vor  Au- 
gen liegende  Entscheidung  hingedeutet  ist,  nicht  auf  das 
eben  vorher  gesprochene  Wort  der  Elektra,  das  ein  et 
/.ey6li  erfordern  würde;  diess  war  aber  auch  kein  wirk- 
liches Lob,  vielmehr  unverkennbare  Ironie.  Es  ist  jene 
scheinbar  bencideiiswerthe  Klugheit,  die  hinter  der  Maske 
besonnener  Vorsichtigkeit  die  gemeinste  Feigheit  verbirgt, 
damit  verworfen;  die  chiastische  Wortstellung  und  die, 
eine  wirklich  trennende  GegenOberstellung  aufhebenile, 
Auslassung  der  Partikel  jjev  lassen  ilic  beiden  Satzthcile 
gar  nicht  von  einander  ablösen,  sondern  nur  als  Ein 
Ganzes  fassen,  und  da  versteht  es  sich  dann  von  selber, 
dnss,  wenn  das  angeblich  Bewunderte  verabscheut  wird, 
es  mit  jener  Bewunderung  nicht  sehr  ehrlich  gemeint 
sein  kann.  Chrysothemis  erklärt  den  bilterii  Hohn  der 
Schwester  tragen  zu  wollen,  auch  wenn  derselbe  sich 
einst  als  Lob  für  sie  ausweisen  sollte,  so  dass  das  sichere 
Gefühl  ungerechter  Behandlung  also  den  Schmerz,  von  der 
Schwester  so  tief  gekränkt  zu  sein,  noch  vermehrt. 
Elektra  antwortet,  dass  sie  dieses  (Lob)  von  ihr  nie  er- 
fahren werde;  sie  kann  also  ihre  eigenen  letzten  W  urte 
auch  nicht  als  Lob  gesprochen  haben,  und  gewisser- 
maassen versteht  sie  die  Schwester  verkehrt  (eine  Eigeu- 
tliüiuliclikeit  der  lebendigen  Wechselrede,  welihe  So- 
phokles noch  mehr  iu  der  früheren  Ueberredung  zwisrlicn 
Mntter  und  Tochter  hat  eintreten  lassen),  als  <'b  »le 
noch  ein  besonderes  Lob,  nicht  die  zum  Lobe  gewamlte 
Benutzung  des  eben   besprochenen  Tadels  erwarte.     Aber 


311 

KIrkUa  tliirfle  »o  tprpchpii,  iiiilcm  sie  GeHicIit  ilarauf 
|r"ou  «ill,  iloss  aiifli  ein  iingläckliclipr  Aust,'aiijj  ihres 
V  iirli.ilu'iia  nie  iti<"  Gosiniiuiif  dor  Chrjsotlieiiiis  rcrlil- 
lcrti"(Mi  Hcrilc.  HinI  «laus  hier  von  einer  solchen  Ent- 
Kihriilnn^  «Inrch  ilio  That,  uicht  «Inrch  Worte  der  Elektra 
ilie  Heile  sei,  xei(,'<  <lcr  nächste  Vers:  TO  /.uivUl  TuCtU, 
«oniit  Chr.  ohne  Zweifel  beii-ichiien  will,  <l:iss  eine  end- 
los lain,'e  Kucfhtschaft  das  llesultat  ihres  fruchtlosen  Be- 
uiüheiis  gei  und  ihr  in  solcher  Noih  auch  wohl  einmal 
das  Wort  auf  die  Lippen  hervordranucu  werde:  ü  wäre 
ich  der  Schwcter  lieher  gefolgt!  —  Diese  so  hochacht- 
bare Gesinnung  der  Elektra,  tlio  unbekümmert  um  den 
Ausgang  dem  Drange  ihres  Herzens  folgen  will,  scheint 
auch  der  Chor  nachher  zu  würdigen,  nur  den  Gedanken 
.in  den  Tod,  schon  aus  nachsichtiger  Schonung  für  die 
Elektra,  starker  festzuhalten  als  den  abschreckendender 
Knechtschaft.  Wir  wundern  uns  daher,  da«s  Xa.  1068- 
(U'850  <lie  Erklärung  des  Tcäyy.Xai'iov  aioiva  y.oivuv 
HKov  vom  Tode  noch  immer  nicht  allgemeineren  Ein- 
gang lindet,  wenigstens  hat  Thudichum  es  wieder  durch 
thränveiches  niederes  Dasein  erkl;:rt,  was  dem  griech. 
Ausdrucke  nach  wohl  mindestens  eben  so  viele  Schwie- 
rigkeit hat,  als  die  andere  von  Wunder  gut  gestützte 
Erklärung.  Ich  will  es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob 
ivnnzQt;  V».  10()4.  (1081.)  die  gute  Tochter  oder  die 
Edclgeborne  bezeichnet,  obwohl  an  die  unablässige  Klage 
nm  den  Vater  sich  das  Lob  jener  passend  anreiht  und 
mit  der  neuen  Strophe  ein  neuer  Gedanke  beginnen  kann; 
aber  den  Commentar  dazu,  wenn  es  also  einer  ist,  hat 
er  schwerlich  ganz  genau  gefasst:  Kein  Edelgeborner 
lässt  sicli  durch  das  Unglück  verleiten,  zu  thun,  was 
«einen  Aamcn  schändet,  ihn  zu  einem  vioWLiOi  macht. 
Das  OikeiP  ist  so  wenig  eine  Verführung  dazu,  als  das 
i^rv  y.cr/.ujg  Unglück;  vielmehr  jenes  bewusste  und  that- 
krSftige  Absicht,  dieses  ein  schmähliches,  des  Edelge- 
liornen  unwürdiges  Leben ,  in  Knechtschaft  und  Unter- 
würfigkeit besonders,  das  ihm  den  Namen  und  Ruf  sei- 
nes Stammes  raubt  (rwVi  ,UOS):  lieber  will  er  also  ster- 
ben, als  schimpflich  leben  (Aj  479  f.  vergl.  Wunder 
z.  u.  St.).  Diese  Todesfreudigkeit  ist  vorbereitet  schon 
Vs.  lOfil  f.,  die  Wahl  eines  unwürdigen  Lebens  würde 
aber  ja  mit  dem  aufgestellten  allgemeinen  Grundsatze  in 
Widerspruch  stehen ,  und  wo  bliebe  denn  die  Weisheit, 
die  an  ihr  ja  gerade  (Vs.  1071.)  neben  der  kindlichen 
Liebe  mit  so  schönem  Ruhme  hervorgehoben  wird? 
Schleswig.  Dr.  Fr.  Lühker. 


30.    8yml)olae  criticae  in  Deniosthenem. 
IV,  in  orat.  contra  Timocratem. 

§.  b,  4.  eavai  8i  tui't  ovr.  d-rco  zov  npd,yfj.aTOc,. 
Ita  recte  Dindcrfins  com  optimis  libria.  Ipse  Bekkerus 
Harpocrat.  p.  SU  10-  id  scripsil.  V.  Gustav.  Sauppius 
ad  Xenoph.  Memor.  L  c.  2,  §■  25.  et  ad  Sjmpos.  c.  2, 

§.  8,  2-  iSuJV  d'  ijdiy.ijxöra  y.oivtj  Zuaav  rijv 
rxökiv  xai  7i£^l  tijv  eionou^iv  -vcuv  siacfOQuiv  xai 
tceqI  TTjV  Ttoirjcriv  TUJV  TiOLiTzeitüp,  yai  ^Qtj^ara  noXka 
xrji  deov  xai  tiuv  inuivvixviv  [xai]  xfjq  uöKeuii  s/ovra 


312 

rat  ovy.  dUoSidöwa,  r,k&ov  i.T  «i'röv  fier  Evy.ri^- 
uovui  y.-  T.  /..  l'articulam  quam  Reiskius  et  Bekkerus 
uncis  incluserunt,  Dindorfius  eiecit,  uptimi  libri,  in  qui- 
bus  }i ,  omittunt,  servandam  tarnen  esse  docere  videtur 
Schaefcro    locus,   qui    est    g.    11.   .   .   .    >;    TOJV    leQVJV   i; 

TUJV    ÖoiujV    XtJIJftdll'Jll,    coli.    §.    1).    PUfAOV,    öl'    OV   TUJV 

ieouiv  utv  Xuij^dvujv  tovi  ifeois,  tujv  uaiujv  de  rijv 
■jrökiv  dnoOTefiii.  Rectius  citasset  JJ.  12U,  ubi  haec 
dicuntur:  ov  yilfj  6)]  agti  je  wg  tuvi;  zo/oviuvi  oi' 
y.ai  Tiooaijy.et  xai  oi  vöfioi  xektuovaijtatii  /leyloraic 
zif^iio(jiats  ii'öxoi'i  ilvat,  ovÖ'  (üi  ovzoi,  vtisq  uiv 
sifjijxe  zuv  piifAOv,  ov  xai  xKtTixai  xai  leQoovkoi  tioi, 
TU  f^itv  ie^a,  zui;  ÖExäzaq  ziji  i}£ov  xai  zag  ntv- 
rijxoardi  tujv  ükkujv  i^eojv,  aEovkijxoteq  xai  ävzi 
zov  uTiuöovvai  avzui  ixoviEq,  zu  ö'  uoia ,  d  iyl- 
yvezo  i'fxizEQa,  y.ExkocpözE^.  Kam  verba  xai  zton 
ukkvjv  ÜEUJV  etiam  ad  rof  J  ETvujvi'/^iovi  referri  possunt 
(v.  Boeckh.  Oeconom.  polit.  Athen.  I.  p.  352),  ut  zd  zTji 
dsou  xai  zujv  EUujvvfXiuv  intelligautur  za  lEpd  ;^p);- 
liuia ,  TU  zilg  TtdkEvjg  vero  tu  data.  Sed  Reiskius 
et  Schaeferus  his  locis  uti  uon  debebant.  Verba  enim 
(§•  8-)  iÖuiv  8'  vdixijy.oza  xoivf]  näaav  z)]v  TtoKif 
X.  Z.  k.  ea  indicant,  quae  Androtio  sceleste  fecit.  Quae 
sequuntur  (§.  'J.)  ojOtE  zli^ljOl  ZOL'TOvl  ZOV  VOfXUV, 
Öl'  OV  züjv  tEQUjv  [AEV  ;^p»;jt/arwf  zovg  dEovg  .... 
dTtOaXEQEi  X'  T.  k.,  Ca  sunt,  quae  prava  Timocratis  lege, 
si  populus  eam  iusserit,  cfficientur.  Qaod  crimen  igitur 
orator  primo  loco  posuit:  .  ...  öl  ov  züJv  lEQUiv  .... 
äTtoOzEQEt  et  dxvga  öl  ....  xu^iazijaiv ,  iude  a 
§.  96.  explicat,  tum  alterum  dÖEiav  ÖE  tu  xoivd  öia^- 
■IläC,ElV  ZU)  ßovkoilEVlti  ■JiEnOt'ijXEl' ,  g.  102  sqq.  de- 
monstrai.  Sed  quae  §.  8.  de  Androtionis  (et  Timocratis) 
facinoribus  signilicantur,  §.  160  siq-  illustrat,  ubi  pri- 
mum  >;  zujp  X(fVl^^^"^^  ElOTZQU^ig,  deindo  §.  176. 
i)  Tioiijats  ZUJV  TiofATrEimv  et  ij  lEQOOvkia  x.  z.  k.  ex- 
planantur.  Duo  autem  potissimum  scelera  .4.ndrotio  cum 
sociis  perpotrasse  dicitur,  quum  quaestor  et  za^iag  zfjc, 
i}£0l<  esset,  de  quibus  prolegom.  ad  Androt.  p.  12  — 15 
disserui.  —  Jam  vero  si  auctoritati  optiniurum  librorum 
tantum  iribuimus,  nt  xaX  delcamns,  rerisimile  est  ora- 
torem  ita  Iw^ui,  ut  verba  iÖujv  riöixiy/.öza  xotv^  ndaau 
zi]l>  irokiwumyeTsdim.  rem  indicent,    quae    sequuntur  xut 

TtEoi  zr,v    EiOTTga^tp  ziov  E/'ocfogdjv  xai ovy. 

d.Tloölöovza  singula  scelera  addant,  ut  non  mal&  post 
V.  zl]V  -Jidkiv  comma  ponas.  Sed  aliud  praeterea  est, 
quod  Schaefero  displicet;  deleta  copula  vis  intelligi  putat 
quid  oratorem  moverit  ut  Tijg  nokEuii,  addoret.  Apud 
poctai  tarnen  non  rarum  est,  deos  terrarnm  praesides  ita 
vucari.     Soph.  Oed.  R.  v.  209-  Herrn. 

zov  XQ'^^ojüzQav  zs  xixkijöxuj 
Tdad'  ETzujvvfjtov  7«?, 
oivdJTta  Bdxxov  Eviov. 

Apud  Euripidem  Ion.  v.   1573  sqq.   Minerva  Crensam  lo- 

nemqae  his  verbis  alloqaitur: 

/<)}  CfEvyEz' •  ov  yuQ  TtokEfiiav  f^u  cpEvyazE , 
dkk'  EV  z'  'Adijvaii;  xdvdäö'  ovoav  ev^evt}, 
Enuivvfiog  Ö£  (rr,i  dtpixöfxijv  x>^ov6i  x.  z.  k. 

Adde    V.    1595.    et    inscriptionem    apud    Franzium    Elem. 

epigraph.  graec.  p.  306  j  ul>i  Aphrodisiensinm  commemo- 


313 


314 


rafnr  Tj  tTTi'iVi'fiug  Tl];  nohtd)^  diöi-  Sfd  rcrliu»  cum 
ÜPUinsthdii»  loro  conipararpris  Lyrurg.  «r.  Lfoir.  §.  1. 
it/Oftai  ya.Q  -i^  'Aif^i]va  xal  Toiq  äXkoiq  ^soif  xai 
rui.;  r,ou)ai  toiq  xard  Tr;v  7lu}.iv  Y.ai  rr,v  luioav  iöpv- 
iicvoig,  ad   t[ucin   locum   ride   IMaetznerum, 

§.  15.  .  .  •  fJs  ÜTiLä  i^ev  erunioi  rd  xoijficcT  ex- 
rlvii/i',  dlTrköi  de  Ol'  Svvijooirai.  Ita  optinii  rodd. , 
reliqoi  (/ig  iitv  eioiv  »e!  exc/reiv  sicriv.  Oniisso  rprlo 
milistaiitiro  oratio  iiiiiiiis  roiiciiiiip  Srliat'fpro  lidptiir  s<ru<ta. 
Cavp  <  reda».  Arcedit  llic  loi  us  ad  eos,  quoi  Olispryat. 
crit.    in    Urmostli.    Philipp.    III.   p.   /).   trartavi. 

§.  31-  >']  Ttuii  ov  o-;^trA/oi'  r.yv  f^dv  TtöKiv  (ti'T>]v 
irdoTip  ijiiujv  öeduj/.tvn/  öi^fiav  ioi>  fuj  ri  7i at^ci'u 
i'.rde;  •/..  r.  Ä. ,  ai'Trv  »V  inj  TETuyi^y.i'rci  rni'i:r;i;  r>;c 
iio(fakii(ii  Tiuoa  Tiiioy.odrovc.  Schaefprns  prius  av- 
Tiv  abpssp  maviilt;  defpnili  fampn  i<a  posip  ridpdir  ,  ut 
posterior  «piitpiitiac  pars  paiiliiliiin  niiitata  putetnr.  Niilla 
«Miiin  opiiior  Schaefero  ofTpiiilpiidi  causa  fiiisipt  si  haoc 
lejferet:  Tliioy.fjäxijv  S'  aücrj  Taiiijv  Trji  dnrfd}.eiav 
ui]  dlöujy.svai.  Nam  ipsa  urli»  cifi  opponitnr.  Deindc 
in  rcrlis  aSeiav  TOI'  j.tij  Tl  liciyteiv  ab  optiinix  codd. 
abrst  ini  et  ob  hiiiic  soliini  conseiisiiin  delpri  nega- 
tionpiti  maliin.  Patet  aiiiem  uij  paritpr  rrrtp  ri  m\A\  et 
omitti  posse.  Naiu  si  omittitar,  riritas  inrolas  mpfu  pr- 
rirnlorum  liberaro  diritur;  sin  adiiiifnr,  civita»  hanc  se- 
«.uritatpm  dat,  ut  cirps  nihil  qiiiilijuani  mptuant.  Itaquo 
äfisia  TOP  Tl  Tladsiv  est  quam  Pliitarch.  Moral,  p.  i*0'i  C. 
d!)Eiav  d.ölXtjitaTüjv  vocat,  et  qiiae  apnd  Platonem  Po- 
litic.  p.  279,  C.  TU  TOV  j-iij  Ttaoietv  d/ivvTtJQta  sunt, 
breriu)   y.ay.üiv   dfWVTtjQia  rorari  poterant. 

§.  5(i.  ixTidevai  xshsvsi  ruu  KQosiöivcii  nänai' 
xdx  dv  ei  iv/^oi^  roug  f^iev  dvzefjiövxac  uv ,  et  ur, 
Tfjoalot^oivTO ,  l.ädoit  »i  <^'  ovSev  nooaexnvre^ 
dyvooiBV  UV.  Haec  est  plurimorum  librorum  scriptiira, 
cuiua  seiitentia  haec  vidotur  pssp:  Proponitur  quidpm  lex, 
sed  facile  fit,  ut  aut  probi  cirrs  eam  i^norent  nisi  forte 
fraudem  et  pericnlum  prarsenserint ,  adrersaturi  illi,  .si 
praesentiant,  aut  cives  qni  legum  ineurioei  sunt.  Xt  quid 
re fert ,  utrum  lii  cires  legem  ignorent  an  non?  üubium 
nou  est,  quin  altera  scriptura  praeferenda  sit:  oi  ö  ijl- 
div  n^ooixovze^  d.vayvoiev  uv;  nam  le^unt  quidem 
legem  publice  prnpositam,  sed  parnm  attentis  mentibas. 
Itaque  et  illi  cxritandi  sunt,  ut  civitati  prospiriant  legi- 
que  adiersentur,  et  hi  dorendi,  quantae  noxae  lex  ciri- 
tati  futura  sit.  Ita  vcro  optima  reipublicae  consulitur,  si 
totus  populu»  de  lege  rogaiida  sententiam  fert.  —  In  se- 
quentibus  tameu  scribendaui  puto:  y.dv  eiTai'i}'  dnahXätTj 
luv  illKriuvxa ,  i'j  TColi;  ■jraoaxlxpoirrTat.  'Tl-;  post 
d7luk}\.ui;rj  cum  FS  omisi  neque  hoc  pronomen  suppleri 
opus  est  (v.  Scheibe  olnerv.  in  oralor.  atfic.  p.  ,'52)  sed 
intplligilur  i»,  contra  quem  actio  instituta  est,  iioiao  legis 
lator,  qui  item  snpra  g.  34.  intelligilur :  edv  in)  kiarj 
TOV    TlQOTeQOV  xeijifvov. 

§.  39.  .  .  •  evanriov  eioeutjvoxoji  -^oig  ovoi  v6f.iot<;. 
Propter  Lobeckinm  ad  Soph.  Äiac.  p.  '200.  moneo  ,  ,,co- 
dicem  primaria»  dignatiunis"  tantnm  in  yp  habere  v6- 
Liov.  —  Ibid.  .  ,  .  eyyvijTdi;  y.aracrTijaui  tou  üffXi]- 
uaTOC.  E  TOV  öcfetXiJiiaro;.  Fngit  hie  locus  Schae- 
ferum    ad   Uemosth.    p.    1047,   2>'.    grammatitoruni    (lelut 

/titschr   f  d.   Altcrlhumsw 


Herudiani  post  Moerid.  Atticisl.  ed.  Lip».  p.  34S  et  j)oit 
Phrynich.  ed.  Lobeck.  p.  4(i3.)  <le  utroque  loraliulo  prae- 
cepfa  sancte  colentem,  qu.ic  f.islidire  lidetur  .Sintenis  ad 
Plutarch.   rit.   Themist.   p.   LVII. 

§.  41,  extr.  scribenduui  videtur:  yviootn^^e,  b  d/.oiov- 
TEi;  ui'TOt'i;.  /eye.  Nisi  forte  piaestat  etiam  (UTOV^ 
deleri. 

§.  54,  3.  r,  i'Sin  ij  dt-fiooia  placuit  ipsi  Schaefero 
ad  p.  718,   13. 

§.  58-  extr.  nkijv  ei  tovto  rii  f'r-rrni^  fiavevTSi, 
Ita  S,  reliqui  Tl'ki]V  ei  fjfi  y..  r.  "k.  Latiiit  hie  locus  et 
Schapferuui  ad  p.  97  7,  10.  et  me  in  his  commentar.  lit- 
ter, a.  I,s40.  p.  1163.  de  or.it.  Cherson.  §.  7i  5.  dis- 
srrentem.  Infra  §.  1:7.  li.  «mnes  libri  7r?i;i;  ei  fir,  <rvy- 
yeveiq  i^okafiid'eiv  (fi'jaei  Tniq  /aadovfievovK  ni- 
Tov  ,  sed  sine  particula  iilj  hunc  locum  ritant  Anecdot. 
Drkk.  I.  p.  157,  ut  facile  eam  ejici  sinam ,  quanquam 
Jacobitz.  ad  Lucian.  V'itar.  Auction.  c.  7.  edit.  minor,  a. 
1834.    repngnante. 

§.  65.  "joneQ  roivvv ,  w  dvd^es  'Adrjvaioi.,  tojv 
Tie(ji  Tukku  xay.oi'pyoiv  eoi^  öuokoyovvTac,  avev 
y.fjiaeuiii  xokdC,eiv  oi  vöf^ioi  xekevot  oiv,  ovto)  ölxaiov 
yni  Toi'Tov,  e-jretdi}  Toi'i  vö^ovc  xo.y.nv^ydiv  li.Kr^itxo.v 
uij  öuvTai  kdyov  fiTjS'  eBeki'jaavra-;  d.xovoui  xaxa- 
ll'r.ffioaodo.l.  Haec  omncs  Bekkeri  libri  eihibent  et 
prinius  iiitcllexit  Iviotz.  Quai-st.  crit.  p.  S.  Quare  Bern- 
liaidy  Syntax,  p.  243.  "on  est  auiliendus.  Alterum  locum, 
quem  liernhardy  ccrte  ex  Bekkeriana  editione  afferre  po- 
terat,  erat,  ftlidian.  p.  546,  7,  §.  97,  Reiskius  et  Butt- 
mannn«  interpunctioiie  sanandiini  esie  viderunt:  eii}  v/ieic 
cöv  Oi<ro)c  oifidv  ....  xoviov  vß^i^ovTct  knfjovxs^ 
ii^  Ttvu  Tiijv  nokixiöv  drfijaexs  xai  f.o-!^'  eoQTiji  mjxe 
iepuiv  iLH-Te  vd/iui>  Liip'  dklov  i^i'öevo^  TiQovoiav 
noiovfievov ;  ov  xa-raipi^cpieiade ;  ov  Tin(jc'.deiyfta 
notricreie;  —  Timocrat.  §.  65-  extr.  cum  Tayloro  malim: 
(üjnokd'/ijxe  yetg  Sdxc^ov  ,  tio  nQOTeoij)  voii'p  svav- 
ciov  cdvde  r/iVf/^,  döixiiv ,  i.  e.  confessus  enim  est 
alltrutra  ratione,  quurn  priori  hanc  contrariam  legem 
sitaserit ,  /leccass«. 

g.  Tu.  extr.  dkk'  okov  ii;  dpX'Ji  ■  ■  •  ^V  '^."''' 
xeicat  sc.  6  vofiOi,.  Vnlgo  ijkoi,  Cf.  orat.  I.  in  Ari- 
siogit.  §.  32.  udkkov  6'  okov  emiv  dnövoia  i;  xov- 
xov  nokiteia.  V.  Schaefer.  ad  p.  II  lU,  17.  Qiiare 
non  est  cur  Bekkerus  pag.  90ü,  10.  (jkuii  pro  okov 
soribat. 

§.  104,  2.  plnrimi  iiqne  optimi  libri:  ket(U  xai  oix 
uTToTgeil'uiiai ,  reliqui  anoX(jvi\.'OfAai.  V.  §.  I.  extr. 
coli.  §.  200. 

§.   105,  6.    rj  nooetQi]iievov   avxiß    ^w^    vofuiiuiv 

eip'^'erriiui  icribendum  esse  demonslrat  Antiphontis  locoi, 
qni  est  orat.  Vi.  de  saltat.  g.  40.  TTQOitoljiievoi  ^tOl 
eigyeo9at  tojv  vopiuiov, 

8.  107.  haec  optiniu»  liber!  xuixoi  tlv'  dl;Un'  öoiljs 
öixvv  1/  xi  ov  uaduiv  uv  id  ■yiQoaijxovxa  ii'ij;  ne- 
Tov9ak-  Vulgo  Tivol  äv.  De  §.  7.  ubi  in  optimis  li- 
bris  prius  uv  oniittilur,  dixi  nupcr  in  his  coninientariis 
p.  957  ad  Aristocrat.  §.  186.  Addo  §.  146,  quo  loco 
oixe   yu(j   «ine   öv  icribendum   esse  docent   roniplures   co. 

21 


315 


31G 


dir»».  De  nlio  loro,  qiii  §.  12Ö.  reperiiiir,  consiile  Her- 
ni.iiiiiiim   ilo  partir.   «)'  p.   &2. 

ij.  l'JO.  4-  scrito:  in.€Q  top  ev^t^xe  Tuv  vo/ior.  coli. 
§!§.*l(Ui.  11-'.  15(i. 

§.  !'J4,  5-  «■>""  <■"•'•  2  scribo:  äXTiC.  fnicrorcrt  lia- 
Ktav  cwt^fJdJUcai',  oin.  Trdvriov.  V.  Scliarfcniin  ad  pajf. 
356i  2L'.  SIC,  7.  9Sü»  26.  ad  «jurm  loriiiii  inuuriuor  liuius 
Dcmostliriiici  iidXlOl'  dr^ijiöliviv  apud  Xciu)ph.  do  rep. 
Lacrdaein.   X,  3*   legi   inbet. 

§.  12().  p.  740,  8.  «ÄA«  ßleXäpwTtoQ  denuv  vi) 
zli  iOTiv  li  öeihjoeo^al  vOv  If-isi^Kev;  Ad  oraf.  con- 
tra Spudiam  p.  1032,  20-  liuiiis  loci  rccordatus  est  Schae- 
ferus. 

§.  127,  4.  Boriiliardy  Sjnfax.  p.  190.  c  codicibiis 
Siy.ankaaiav  d^iiriae  scribi  viilt;  recte  consentit  Ja- 
cobiiz.  ad  Luriaii.   Timon.  p.    t*.).   edit.   1S31> 

§.  133,  2.  y.aicoi  -/.axu  roii  ^oöjovg,  xa9'  ovg 
exaoToi  ai'Ttov  ijoav,  noXkov  u^ioi  öoxovvte^  ys- 
yii>ij(Tdat  xuv  tiiTtooads  ^ouiiov  üiioji  lOXv^di  ■yta^a 
TOv  dijiiov  OQyiji  STvyxi^vov  inl  -vois  vatefjuv  yiyvo- 
fisvoig  dötxtjuuoiv.  Codex  ^  pro  o[iO)i  dat  üitoi'ojg, 
qiiod  vide  no  probaiidiiin  s\t.  Notio  autcin  hiiiiis  tucabiili 
,,iiiliilo  seiius"  (v.  Lcbcck.  at.  Soph.  Aiac.  p.  28-)  i*a 
esislit,  iit  baec  ferc  siippli'as;  ,,pari<er  ac  si  aii<c  probi 
visi  non  esseuf."  V.  Ileisk.  ad  p.  239,  (j.  roll,  adiiot. 
ad  p.   1119,    13. 

§.  140.  ex  optimo  coilice  xat  ante  vprba  ep  TtolJ.oTi 
öe.  rccipiciuliiin  rxisliiiio  ,  \\t  liaec  coiiiiinj^aiitur :  x.aX 
ydg  TOI  xanovi  f^ihv  oü  roki^ivlai  Tideodiu  vofiovq^ 
TOiQ,  dt  ndlMi  xetf-itvoK;  äxcjtßujq  'i^ujvxai'  xai  ev 
ttoXloic  ÖS  ndvii  treoiv  ....  f/^  keyerai  Ttag'  cüu'- 
roii  föfio;  xatvbg  ttdi]vai. 

g.  IGH.  exfr.  Toiq,  TaXaiTcojgovq  /^tsrot'xovQ ,  oli 
vßoiazixojTioov  i'f^iiiq  1]  toii  oixEiati  xoiq  if^itxiQOn; 
o'uxvjc,  ixQrjOde.  I<a  E,  vulgo  avxujv.  Qiiod  hie 
codex  praebet ,  bene  scriptum  puto ,  non  quod  ovrujq 
cnin  comparatiio  iiinctiiin  arbilrcr  (r.  Bernhardj  p.  434. 
adnot.  34.),  sed  uixo^  inlcrpretor:  ujOTteQ  tll^ov  .,  et 
refc-ro  ad  anteccdentia,  quibus  istorum  kominum  superbia 
dcscripta  est. 

g.  Ifi9i  •  .  ovo'  äv  nao'  hvöi  Xaßeiu  ijdihjcrsv 
eyyvijxaq  fti)  i^ttxgi  t/J;  ivdTiji;  irgvvavdai  dtXd  fitäq 
■hf.i£gaq  codex  ^,  rel.  «AA.'  ovdh  /Jldg.  Sentcntiae 
ratio  haec  est:  ovo'  uv  7CaQ'  svoi;  kaßeiv  ijdahjOEV 
iyyv}jT:aq  —  f^Uj  ^SXQ^  ^ij^  cpdxijg  TTQVxavsiaq  dXXd 
—  fxiaQ  /jlzegag.  lllud  oi'ö'  ad  <o(am  scntcntiam  pcr- 
tinet.  Nos  item:  Timoicrates  iiatfo  nicbt  von  einem  Ein- 
zigen, dass  icU  nicht  sage,  bis  zur  nennten  Prjtanic, 
sondern  anf  einen  Tag  Biirj;schaft  angenommen. 

§.  18ft,  8.  xaxTojii  vel  nQoitgijfxivvjv  iju^^gdiv 
duli^fxuv  Jacobitz.  ad  Lucian.  Alexandr.  c.  22-  edit.  a. 
183j.  maiult  ,  sed  hoc  Thiicydidei  et  Liicianei  magis 
quam   Dcmosthenici  scrnionis  ridetur  esse. 

g.  i\K).  cxtr.  omnes  fcre  libri  haec  habcnt:  oJt' 
dllcig  7iQt/.u<;  xui  (fildv'JgvjiToc,  ov  ti^  tojp  ukkiav 
Öldffoooi  (editiones  dia(f.ügu>c)  ujv  tkeeii  avxovc, 
quae  quid  est  cur  spernamus?  Explica :  oi!t£  ov  Ttg 
ru)v  dkkviv  didcfOQoq  vtv  (=  8ia(^iQvn')  -Jigäoc,  xa.l 
(fikdfdgujTioi  [djy  sire  =:  7iQa6xi]Ti  x«l  (pikavdgu}- 
ni<^.)  ekseii  avxoi'i. 


§.  217-  exir.  Ilermanniis  in  Diar.  «r.liolastic.  Darm- 
stad.  a.  1831.  p.  9üü.  hoc  oratorcm  scripsisse  suspicatur: 
öl'  ov  ov  Toii  dötxEiv  inixiiQOvatv  eiolv  al  xifivjQiai. 

K,  H,  FunkhaeneL 


Lersch  S.  26. 


31.    Griechisclic  und  Hömische  Inschriften. 

13. 

Lersch  S.  25.  Zu  Cöln ,  wie  auch  dio  folgende  In- 
schrift,  im  J.   1S29   entdeckt. 

MATROMS 
AXSINGIWEHIS 
Äl.  CATVLLIMVS 
PATERN VS 
V.  S.  L.  31. 

Die  rerschiedenen  Ansichten  Qber  den  Alatronencultu« 
stellt  der  Herausgeber  zusammen,  ohne  jedoch  diese  frei- 
lich sehr  dunkele  Materie  einem  endlichen  Resultate 
näher  zu  bringen.  Der  geographische  Beiname  dieser 
Matronen  entzieht  sich,  ebenso  wie  der  in  der  folgenden 
Inschrift,  jeder  Erklärung,  trotz  mancher  angestellter  Ver- 
suche. Beide  Inschriften  finden  sich  in  Jahns  Jahrb. 
ijupplenientband  I.  S.  349  mitgetheilt. 

14. 

niATRONJS 

AFLIABVS 

M.  MARIVS 

MARCELLVS 

PRO  SE  ET  SVIS 

EX  IMPERIO  IPSARVM. 

Die  Schlussformel,  ex  imperio  ipsarum,  welche  sich 
auch  noch  auf  mehreren  andern,  auf  dieselben  Matronen 
bezüglichen  Inschriften  wiederholt  findet,  «ird  vom  Her- 
ausgeber S.  25  so  gedeutet,  dass  die  Veranlassung  zur 
Errichtung  eines  solchen  Monuments  nicht  in  einem  ge- 
Hühnlichen  Gelübde,  sondern  in  einer  sichtbaren  Erschei- 
nung dieser  Götfiucn  zu  suchen  sei.  Von  ganz  gleicher 
Bedeutung  ist  die  sich  sonst  öfters  findende  Phrase  ex  viso 
oder  ex  visu  (seil,  in  somno),  auf  Inschriften  bei  Wahrendorf 
Diss.  de  siglis  S.  S.  Fiedler  rüm.  Denkmäler  S.  138. 
Visu  monitus  eine  andere  in   Reinesii  Epist.  34-   S.   211. 

15- 

Lersch  a.  a.  O.  S.  30.  Erst  im  J.  1338  »u  Mainz 
angeblich   ausgegraben. 

P.  VRVINVS 
P.  F.  POL.  FÜR 
FVLVI.   SPEC 
VLATOR.  LEG 

Xm.  STIPEND 
XIIX.  aSorvm 
XXXV.  H.  S.  E. 
M.  ARVNTIVS 
COSOßCVR 
EGI 


317 


318 


P.  Urbinu»  Publü  f.  Pollia  Foro  Fulvii  speculator 
legionis  XIII,  stipendiorum  XIIX,  annorum  XXXV 
hie  sepuUus  est.     M.  Aruntius  consobrinus  curaia  egit. 

So  erkläre  ich  ilicse  Inschrift,  die  insofern  interes- 
sant ist,  als  «ir  ans  «Icrsellicn  erfahren,  zu  welclicr 
Tribus  (las  Forum  Fulrii  (in  Oberitalien)  gehörte,  wo- 
durch das  von  Grotefend  in  diesen  Blättern  1S3Ü.  Nr.  116. 
gegebene  Vcrzeichniss  ergänzt  «vird.  —  Die  Orthogra- 
phie anoruni  mit  einem  n  ist  sclion  früher  bei  einer  an- 
deren Inschrift  angemerkt  »urden,  und  findet  sieh  auch 
noch  bei  Lerscli  Nr.  3Ö-  S.  43. 

16. 
Lersch  a.  a.  O.  S.  48.  Nr.  39.   In  der  Vorhalle  der 
Gereonskirebe  zu  Cüln. 

RR.  .  .  IVS  LEG 
EG.  IMCOiMVG 
BSEQVENTIS 
SI31AE 
Nach  dem  Herausgeber:  Arrelius  Isgatuü  legionis  pri- 
mae Minerviae  coniugi  obsequenlissimae. 

17. 
Lersch  a.  a.  O.  S.   49.   Nr.   41.     Zu  Cölii  gefunden. 
NIVS.  SECVND 

VES.  NEavivs 

EGOT.  PISTOa 

VIVOS.  Slßl.  ET 

IMIMAB.  SABINAE 

OIIVCI.  OIJITAE 

.  TERTINIAE 
FVAIi.    LIBEllTAE 
lAE.  FECIT  . 
{Terti)>iius  Secundus  (ci)ves  Nervius  {n)egot{io)  pistor 
vivos  sibi  et  {Pr)iminiae  Sabinae  coiiugi  obttae  {et)  Ter- 
tiniae  .  .   .  suae  liberlae  {vi)vae  fecit.      So   der  Heraus- 
geber ,    welcher    in   den  Furmcn    cives    und  vivos  Spuren 
der  schon  verdorbeneu  Latinität  riiiilct.      Ob  negotio  rich- 
tig erkannt  ist,    niuss  ein   erst  noch   zu   erwartendes  Bei- 
spiel   dieser   Ausdrucksweise    ausweisen.      ^'iclieicht    liess 
sich  au  negotiiilür  pislorius  denken,    obwolil  die   bei   ne- 
gotialor    üblichen  Znsätzo    in   der    Regel    nicht    von    dem 
Mandiverk,     sondern    von     dem    Gegenstand    des    Handels 
hergenommen   werden,   wie  n.  frumentarius ,  vesliarius. 

18.     - 
Lersch  a.  a.  O.  S.  49.  Nr.  42.    Ebendaselbst  gefunden. 
C.  MESSVLENO.  C.  L. 
IVVEM 

19. 
Lersch   a.   a.   O.   S.   50.   Nr.  44.    Ebenda»,  im.  J.  1M14 
gefunden. 

VIVS.  SIDI.  E. 
C.  IVL.  SPERA 
FRATRI.  OB! 
FECIT 
Nach   dem  Herausgeber:   ....   viv(u)s    xibi    et    lulio 
Speralo  fratri  o&i[to)  fecit. 

2Ü. 
Lersch  a.  a.   O.   S,  j7.   Nr.   59.      Zu    Cüln    1821    ge- 
funden. 


OPTAEIONOMENSISNA 
TVWCARMINETRJJJTI 
NOWENÜVLCESVISETLAM 
ENTABILESEMPEROPTATvS 
GEMTVRETAIATERNEMESIA 
DEFLET.  IMQVA031ISE 
RIFATORVIWSORTEPA 
RENTESPARVVLAQVISRAPTA 
ESTAIQ.  VMCAHEVIMALE 
MENSISPOSTDEClMViVlNüN 
CLAVSITPROPEANTIAFATA 
Optaeio  nomen  sis  niitum  carmine  tristi,  norntn  Juice 
suis    et    lamentabile    semper    Optalus    genitur    et    mater 
Nemesia  deßel.     Iniijua  o  miseii  futurum  sorte  parentes, 
parvula  quis  rapta  est  atque  unica !     Heu  male,  mentil 
post  decimum  nonum  clausit  properantia  fata< 

So  der  Herausgeber,  welcher  aus  der  Beschalfenheit 
der  Schriffziige  und  metrischen  Behandlung  auf  eine  spä- 
tere Zeit,  in  welcher  diese  Inschrift  errichtet  »lorden, 
mit  Recht  schliesst.  Die  ßuchstajen  E,  F,  G,  L  vroi- 
chen  von  der  Capitalsclirift  ab  :  der  Querstrich  des  letz- 
tem ist  namentlich  unterwärts  gebogen.  Jetloch  folgt 
hieraus  noch  nicht  die  Annalimc  der  spätesten  Zeit,  da 
sich  dieses  L  und  andere  Annäherungen  des  G  und  an- 
dere Buchstaben  au  die  Cursiischrift  erwei^liclt  schon  im 
dritten  Jahrhundert  finden,  wie  diets  eine  bei  Wiesbadeu 
gefundene  Inschrift  vom  J.  1256  p-  Chr.  n.  bezeugt,  im 
Rccueil  des  niemoircs  et  actes  de  la  socicle  des  sciencFs 
et  arts  du  departement  du  Mont-Tonncrrc,  Tom.  I.  S.  18U- 
Auch  die  Abkürzung  Q  statt  qu»  nürda  nicht  auf  spä- 
tere Zeiten  hindeuten,  da  sie  sich  schon  in  selir  alter 
Zeit  findet,  wie  diess  ein  SC.  bezeugt,  in  Bull,  doli' 
inst,  archeol.  1831.  S.  137.  Dennoch  kann  die  oben 
geäusserte  Ansicht  über  die  Zeit  dieses  Blonunients  nm 
so  weniger  einem  Zweifel  unterliegen,  als  roch  manches 
.^ndere  darauf  hindeutet.  Dagegen  mag  es  ungeu  iss  blei- 
ben ,  ob  die  Inschrift  für  ein  christliches  oder  heidnische» 
Werk,  für  welches  letztere  es  Hr.  Lersch  ausgibt,  ge- 
halten werden  müsse.  Der  aulT.illende  weibliche  Name 
Optaeiv,  onis ,  der  hier  Veranlassung  zu  einem  AV  ort- 
spiel gibt,  wird  vom  Heransg.  mit  dem  aus  Inschriften 
beigebrachten  einer  Lncilla  Quartio  und  Gratilia  Uranio 
zusammengestellt.  Das  Ausfallen  des  R  in  propeuntia 
halte  icli  nur  für  einen  Fehler  des  Steinmetzen,  nicht 
für  eine  dialektische  Eigenthümlichkeit ,  zu  deren  mög- 
lichen Annahme  anf  einen  gleichen  Ausfall  des  r  in  den 
romanisrheu  .Sprachen  verwiesen   wird. 

21. 
Das   Grossherzogliche   Antiquarium    in   .Mannheim.      I. 
Beschreibung  der  87  meistens  römischen  Denksteine,   zu- 
sammengestellt   von    G.    Fr.    Gräil'.      Mannheim    1837  *). 
S.   2.      Der  Fundort  unbekannt. 

")  So  wie  in  ilem  Vorliergebcmlen  aus  Lersclis  Cciitialinii- 
seum  rbeinläniüsclier  liiscbiirtrn  dasjenige  liier  iiiitiiilhei- 
len  zweckniassis  bcliiiuKn  worden,  w.is  cntwciler  neu  oder 
einer  besonderen  Bcachinng  weitli  eiscliicn .  so  halten 
wir  uns  7ii  ilenisclhcn  Verlabrcn  aticli  bei  oben  anje- 
zcigtcr  Sclirilt  vcriillicblcl ,  durcli  welclie  der  gciclirle 
Herausgeber  sich  um  die  anlitpiaiisclic  Saiiunluiii; ,  wel- 
cher er  vorstellt,  ein  d.-inkbar  anzuerkennendes  Verdienst 
erworben  bat. 


319 


320 


1.  O.  M. 


>s  —  E. 

mi.  VII.  A  —  ^ 

SKCVNÜVS. 

F.  cos  PRO  SE 

KT.  SVIS.   V.  S.   L.   M. 

Z.  j.  »ermuthe  ich  emerito.  Das  N  am  EikIp  h  inl 
aU  nicht  »erbürjjt  angegeben.  Z.  7-  F.  CO.S ,  vor  «el- 
chcm  eiü  B  hiiizugehört,  » inl  richtig  iliirth  iene^cianus 
consulis  erklärt,  »orübcr  Lersch  Ceiitralniiiscum  I.  S.  5- 
5'2.  lu  vergleichen,  auch  eine  in  der  Nühe  von  Wein- 
garten gpfundeui!  Steinsrhrift,  s.  «lies«  Blatter  1  S39.  >r.  83- 
S.  ti()4.  Bei  Lersch  kommt  auch  ein  exbeneficiariut 
consulis   vor. 

22. 

Graff  a.  a.  O.  S.  ft.  „Bruchstücke  einer  iVIeilonsanle 
an*  Neuburg  an  der  Donau.     Sehr  verstümmelt. 

SAR 

SEVEPVS   PIVS 

G  ARAB. 

T1>CVS   fllAXIMVS 

WIB.  POT.   VIII 

I.  P.   PRÜCOS  ET 

3IARQVS  AVREL 

EL 

Wir«!  mit  Hälfe  linderer  verwandter  Inschriften  also 
ergänzt: 

IMP.  CAESAR 
SEVERVS   PIVS 
AVG.  ARAB. 

BRITANMCVS    IMAXIMVS 
TRIB.   POT.   VIII. 
IWP.   PROCOS   ET 
ftlARQVS   AVREL 
ANTOMKVS  FEL. 

1(1  vielfacher  Hinsicht  uiiissen  wir  diesen  Wicderher- 
«telliiugsversufh  für  verfehlt  erachten.  Dass  namentlich 
auf  der  linken  Seite  des  Stein«  »veit  mehr,  als  angenom- 
uirii  Hürden,  verloren  gegangen  sei,  bezeugt  schon  das 
Wort  BRITANMCVS.  Durch  diese  Bemerkung  »erden 
auch  «le»  Herausgebers  Z»»eifel  rücksichtlich  des  liMP  ge- 
lüjt.  Wenn  er  nämlich  daselbst  XII  «lahinter  mit  Recht 
vermisst,  un«l  ,  um  diesem  [Mangel  aufzuhelfen,  aus 
dem  folgenden  PRO  jene  Ziffer  heraiisniiileii  itill,  fo  ist 
jetzt  klar,  «las»  1.  P.  gar  nicht  als  IMP  zu  fassen  ist, 
iiat<  «lieses  vielmehr  P.  P.  (pater  patriae)  ist,  wie  auch 
»oul  der  Stein  bei  einer  genaueren  Untersuchung,  wel- 
che anzustellen  wir  Hru.  Giätf  aufiurdern ,  haben  vtinl. 
In  seiner  Integrität  ninss  die  Schrift  einen  viel  grösseren 
l'mfang  gehabt  haben:  sie  aber  nach  dem  Vorgang  an- 
derer diese  Kaiser  betreffenden  Denksteine  wieder  lier- 
aoszuliiiden,  hat  nur  wenig  Interesse,  zumal  da  iu  allen 
eiozelueu    Piincten    wegen    «ler    nothwendig   «larin    ttattge- 


fundenen   mancherlei  Abkürzungen  tiberall  Sicherheit  ni«  ht 
erreichbar   ist. 

Ueber   den   Gebrauch  des   Q.   in   31ARQVS   statt  C    ist 
Cfters   schon   gelegentlich   gesprochen    wurden. 


Personal-C hrotiik  und  Mi.scelleu. 

Droysen's  Erklärunfr  in  dieser  Zeitschrift,  Monat 
Januar,  S.  9ö ,  veranlasst  mich  zu  einer  kurzen  Erörte- 
rung «ler  Sachlage. 

1)  Der  Aufsatz,  den  Droysen  in  dieser  Zeitschrift 
I84|.  Nr.  27.  gab,  enthielt  bloss,  was  die  Auffassung 
bestimmter  Stellen  der  Oresteia  nach  ihrer  Beziiglichkeit 
auf  den  politischen  Zustand  Athens  betrifft,  lauter  Piincte, 
die  ich  ihm  vordem  aus  meinen  Aufsätzen  mitgetheilt 
hatte.  Ob  er  selbst  früher  an  diese  Puncte  gedacht  hatte, 
ist  leicht  zu  ersehen,  wenn  man  «lie  Einleitung  zur  Ore- 
steia in  «ler  ersten  Ausgabe  seines  Aeschylos  mit  dem 
genannten  Aufsatze  oder  mit  der  Einleitung  in  «ler  neuen 
Alisgabe  vergleichen  will,  unabhängig  aber  von  «liesen 
historischeu  Erklärungen  der  Stellen  sind  die  in  eben 
jenem  Aufsatze  Droysen's  gegebenen  Emen«lationen  und 
kritischen  Versuche.  Mit  Ausnahme  «ler  Vertheidigung 
iler  Lesart  ov  uo^'ig  in  den  Eumeniden  (SH4.  Dind.) 
und  «ler  Deutung  auf  eine  gleichzeitige  Kriegsanstreiigui^g 
der  Athener  sind  mir  diese  Textbehan«llungen  gänzlich 
fremd;  ich  darf  nicht  den  entferntesten  Anspruch  «laronf 
machen. 

2)  Weder  in  diesem  Autsatzs,  noch  zu  der  in  «ler 
neuen  Ausgabe  seines  Aeschvlos  gegebenen  Einleitung 
in  «lie  Oresteia,  welche  «lieselbe  historische  Beleuchtung 
derselben  Stellen  enthält,  findet  sich  >lio  Bemerkung, 
dass  diese  Deutungen  von  mir  herrühren.  Aber  aller- 
dings steht  im  Einj^ang  des  Anhanges  zur  Uebersetziing 
bei  meinem  Rückblick  auf  seine  Beleuchtung  «ler  Orestie 
die  Anmerkung  Droysen's:  ,, Vieles  ver«laiike  ich  den 
Mittheilungen  meines  Freun«les  Scholl;  er  »vir«l  seine 
Beobachtungen  über  die  Oresteia  hoffentlich  bald  ver- 
öffentlichen. ''  Diese  Hofrniing  spricht  auch  «lie  An- 
merkung zum  Aufsatz  über  Phrynichos  (Kieler  Studien 
p.  75)   aus. 

3)  Indem  daher  nicht  an  der  rechten  Stelle  und  nicht 
mit  Bestimmtheit  gesagt  war,  was  meinen  üiitersiichiin- 
gen  angehöre,  fan«l  ich  für  gut,  in  einer  Amnerkniig 
meiner  Schrift  (Sophokles  S.  'IJ)  «liess  na«  l)>;iih<ileii. 
Dabei  habe  ich  ihm  keine  absichtliche  ^'erheiinlichuug 
schuldgegeben;  ich  kann  mir  vielmehr  «lenken,  «lass  er, 
da  Jahre  zwischen  meinen  Mittheilungen  iiiiil  seiner 
iii'Ueii  Bearbeitung  «les  Aeschylos  lagen,  sich  nur  zum 
Tlieil  erinnerte,  worauf  ich  ihn  aufmerksam  geniadil, 
und  habe  keinen  Grund,  bei  ihm  «lie  freunilscliaftliclien 
Gesinnungen  zu  bezweifeln,  die  auch  ich  meineiseits 
fiir   ihn   hege. 

Berlin.  A.    Hchüll. 


Zeitschrift 


für    tlic 


Alterthu  ms  Wissenschaft 


April  1§49. 


32.     H  0  r  m  e  s. 

Die  Worte  Preller's  in  Demeter  iitid  PersephoneS.  201, 
Hasi   CS   silutierig    sei,     die     iiianiclifalligeii    lilij;eiiscliafteii 
lies   Ueriucs   ans   einer   Wurzel   abzuleiten,    und    d.ist   mau 
lieber   den   spateren   Hermes   als   Resultat    einer   Ineinsbil- 
dung     iirs[)rüiigli<li     rerschiedener     Gottheiten     betrachten 
(olle,  haben   uauientlirh   die  Reccnsentcn  des  ^Verkes  ver- 
anlasst,    die     in    sicli     einige     Wurzel    dieser    Vorstellung 
aufzusuehen     und     den    Gott   ursprün^jlir h   für   den    Rrgen- 
golt   oder    Fruciitgott   oder   für    den    Todes-    oder   Lebein- 
golt   etc.   der   ältesteu   Griechen    zu   erkUren.    Bei    der  L'n- 
lersuchung    über   die    Ilekate    fand    ich   aber,   <!ass    man   die 
Untetguchung  über  Hermes  durcliaus  mit  der  L'ntersuchung 
über   Hekafe  verbinden   müsse,   »eil  sie  eines  IVesens  sind, 
nie   sie   denn   auch    in    den   ältesten   Mythen    bei    einander 
gefunden    >i  erden    und    im   Culfus   der    allerspätesten    Zeit, 
namentlich  in   Magna   Graecia   «icder  neben    einander   er- 
itcheineu.     Ihr  jrcnieinsajier  Charakter   ist  die  Ceisterhaf- 
tigkeit,     und    ilieseu    Charakter    halten     die     allerältesten 
Gottheiten    um!    die   ailerspatcsten.        Die   Versöhnung     des 
Geistes     in    sich    nämlich    nimmt    diesen   Gang,    dass    die 
Welt   »or   Cliristus   zwar   lom   Kndlichen,    Sichtbaren   aus- 
geht  und   in    dasselbe     das    Unendliche,     Unsinnliche    ein- 
bildet:    »o    dann   eben   die   Kunst   die    hörhsto   Bedeutung 
erreicht,   insofern  sie   das  .absolute   in  der  Verklärung  der 
schonen   Form   darstellt;   und   dass  der  Charakter   der  Zeit 
nach  Christus   wesentlicli   mystisch    ist,    insofern    sie    vom 
Unendlichen  ausgeht   und   demselben  das  Kndliche,  Sicht- 
bare,   die   Welt    einzubilden  sucht,    «o    dann  die   Wahr- 
heit   und    deren   Geivissheit    «las    höchste  Ziel    ist.      Aber 
im   Orient  finden   wir  in  natürlicher  Unmittelbarkeit  beide 
Formen    oder   Principe    dargestellt    neben     einander,     dass 
«ie    eben    nur    erst    Abdruck    des    Natürlichen    und     Ter- 
reitrischen   sind,    das  Geisterhafte,    aber    noch    nicht  das 
Geistige  ,   und   das  Sinirliche,  aber   noch   ohne   seinen  Ge- 
gensatz   des   üebersinnlichen.      Letzteres    ist    Princip    der 
fruchtbaren   Thalebenen,  ersteres  der  kahlen,  meist  nord- 
lichen Bergrücken    und   reift    in  Persien     zu   der   Frucht, 
die  Israel   einerndtet.      Der  geisterhafte   Gott  ist  Gott  der 
anmittclbaren  Empfindung,  der   Gefühlsgott,  lebendig   ge- 
worden   durch    die    Naturwunder    und    lebendig    erhalten 
durch  das   Gefühl  der  menschlichen  Schwadie,   Ohnmacht 
nnd   Abhängigkeit.      Eine  in   Allem   waltende  Kraft    wird 
empfunden,    pcrcipirt.      Diese  Religion   des  Sinnes  ist  die 
Religion    der    Zauberei,    der    Feiischdienst.      Irgend    ein 
Zeitichr.  f.  d.  Aller thuniivr. 


sinnliches   Zeichen  stellt  diese  allwaltende  Macht  ror,   eiu 
Klotz,    eine   Stange,    ein  Stein,  —  spater   ein  Baum  ,  — 

Berg,    Sonne.       Religion    der    Beschanung    wird    sie, 

wenn    in    irgend    ein   Element   die    Gottheit    hineingeschaut 
„Ird    —    in   den   Himmel,    den    Aether,    das   Feuer,    Wal- 
ser,   —    Erde,   —    den   Tag,   die    Nacht,   den   Frühling  etc. 
Die    Religion    der    Anschauung    nird,  je   mehr    der  Mensch 
sich   seiner  als   bestimmten    Subjectes    bewusst    wiril,     Re- 
ligion  des    Bildes   oder   der  Einbildung   nnd  der  Phantasie. 
Hier     »ird    das    Zeichen    ein     Bild,     oder    ein   Bild    wird 
Gegenstand    der    göttlichen     Verehrung.       Das    Bild     wird 
spater  Symbol,    und   die    Religion   des  Bildes   wird  Religion 
der   Vorstellung.     Der   Norilen    und   äusserstc  Osten  ist  arm 
an   Bildern;    hier    bleibt   die    Religion    lange   auf  der  Stufe 
des   Zeichens,    bleibt   Religion   der   Zauberei    und   des   Fe- 
tischismus,   und    nur    das    Allgemeine,    der   Himmel  oder 
^(.(hcr  —  wird    nach   und    nach    zu   der   empfundenen  gött- 
lichen  3Iacht,    z.    B.     der   Thien    in    China,    bei    anderen 
Völkern    der   Aether    oder    ilic   Sonnenhelle.      Diess   gött- 
liche  Allgemeine   ist  geschlechtslos.     Der  Mensch  bezieht 
CS   in   naiier  Frömmigkeit  auf  »ich,   macht  es  sich  durch 
Gaben   geneigt,   eignet  sich  seine  iMacht  au  —  unil  glaubt 
damit     wirken    zu    können:    die    schanianischen    Priester, 
Zauberer.      Es   zeigt  sich   an   manchen  Menschen    eiue  be- 
sondere  Willenskraft,    eine    magnetische  Kraft,    —   auch 
an    Weibern.      Sie   zaubern,  —    wissen    die  Zukunft,   wie 
ilio   Gottheit  selbst,   weissagen  auf  directe,    dann  auf  in- 
ilirecte   Weise.      Indem  es   auch   Weiber    thun,    wird    die 
Gottheit  geschlechtlich,   und   in   der  menschlichen   Gesell- 
schaft erhebt    sich    die   Würde    des   Weibes,    erzeugt    oft 
Gynäkokratie.       Diese    weibliche    Gotiheit    ist    Anahit  — 
Hekate   im    Alterthum,   ursprünglich   bloss  Herrin  genannt, 
«ie    die   Gottheit    als    männliches    AVesen  Herr,    bei    den 
ältesten   Griechen   Iß'pöoi;    wie   jene  'EoOiy.    zu  welchem 
Wortstamme   wohl  auch  'Eginjc   gehört.      Auf    das   Allge- 
meine,   den    Himmel,    die    Luft-    oder    Sonnenhelle   etc. 
bezogen,   tritt  der   elemeiitarische  Name  an   die  Stelle  von 
Herr  oder  Herrin,   das  di'uv,  dium,   Tldvöiop,    die   aekt] 
etc.:   woher  die   Namen   Dia,   Dione,  Pandion  (Pan),  Deo 
(Jlio'i),  Demeter,   Diana,   Janus,   Dionysos,   Faunus,   — 
Hello,    Selene,    Helena   etc.,     und    wo    eine  symbolisch« 
Anschauung  eintritt,    Hund,  Wolf,    Luchs  —  dieses  Gött- 
liche  in  sich   zu  tragen    scheinen,    deren  Namen;    woher 
die  Menge   roii  kvy.ui  abgeleiteten   Namen,   Lykcns,  Ly- 
kaon  etc.    (  Lupercus  —  ).       Endlich   treten  Abstracto  alt 
Prädicalc  ein,   wenn  Reflexion  und  Verstand  die  rcligiügeu 

22 


323 


334 


l.iii|)Uii<liii>grii  iliinliilringt  und  lirlilc»,  »oion  iiir  liirr 
nur  .infnlirrn :  ilor  Forii»  itkrr,  die  Fern«  irkoriii  —  was 
aui  IUP  Kntr<-riMiiig  iinil  Erli,il>riilioit,  /.iiilifri>i  lind  IMai'ht 
aus  der  FiTiii'  und  in  die  Ferne  tjclil :  /i/uroc,  hy.ii CIJ 
elr.  Auf  dir.iiT  .Sllifi<  der  lüldnnj;  »ii'il  auch  die  allj;e- 
meilie  Wacht  der  (iottlieit  anf  liestiiiuiilerc  und  geson- 
dertere i\a(iir-  und  Lelicnsverh«l(ni»se,  die  dem  Volke 
die  wesentlichsten  sind,  iiikI  »oriii  ihre  Custrebnnjjeu 
dann  anfjjehrn,  liezojjeii  ,  und  eine  Vorstellung  der  (iott- 
Leit  tritt  an  die  -Stelle  der  hildliclien  oder  STinl'oliürlicu 
insrhauung.  Jaj^d,  Viehzucht,  Ackerliau,  rtletallar- 
beit,  —  Handel  (TaiMclihandel)  —  erhalten  diese  fiott- 
ii«il  als  ihren  Hort  und  l'orsteher.  Von  dieser  hestiinm- 
Ipii  ,  lel)eiidi(;eii  ^'urstellung  der  (juttheit  ist  zum  Mythus 
mir  rill  Schritt,  »elcher  {^etliaii  »ird,  »enu  sirh  daa 
Volk  zu  seinen  Nebeimilkern  als  Suhjett  erfasst  und  sirh 
in  sich  seMist  individnalisirt:  »as  bei  den  Griechen  in 
der  »clioii  mehr  historischen  Zeit  i-or  Homer  ,  der  die 
niimilfelbaren  F<>l[,'en  und  Resultate  »diilderf,  jjeschehen 
i«t.  In  dieser  Zeit  entivickelte  sich  die  Sulijectivit^t  des 
Kellenischen  Volkes,  und  es  iiiditidiialisirte  sirh  mit  kla- 
lem  BewtKttseiu.  (ileichzeiti^  tvurde  das  jifottliclie  All- 
gemeine .Suliject  und  iiidiridualisirte  sirh  ,  und  in  der 
Snbjectit'it.'it  und  Iiidi> jdiialil/lt  »ar  das  GUttliche  als  prä- 
■eiit  empfunden  und  so  lieraus|;ebildct ,  dass  es  aus  der 
•ckönen  Natürlichkeit  und  Körperlichkeit  herausstrahlte, 
der  schonen  mensi  blichen  Form  aber  der  alte  concreto 
Naturiuhalt  iinter;;eordnet  ward  und  nur  in  den  fernen 
oder  dem  lebendigen  Wrkehr  lerschlossenen  Gejfenden, 
»rie  Arkadien  oiler  die  nOrdlichon  Gegenden,  seine  Gel- 
tung behielt  und  zum  Theil  sieh  als  Alysterinm  auibil- 
dete ,  Mei!  in  seinem  Cultiis  ursprünglich  ein  mystisches 
Element   enthalten    ist. 

In  den  nordüstlirhen  Gegenden  Griechenlands  Höhn- 
ten thrakisrhe,  germanische  und  pelasgische  Stämme. 
Bei  ihnen  allen  findet  sich  der  Cultus  eines  allgemeinen 
göttlichen  >Vesens  im  Anfange  ihrer  Geschichte.  Tacit. 
Germ.  IX.  J.  Ceterum  nee  cohibere  pariclibiis  deos, 
neq4ie  in  ullam  humaui  oris  speciem  assimilare,  ex  magni- 
todine  coelestium  arbitrantur.  Luros  ac  nemora  conse- 
rrant,  deorurnque  nominibus  tecretum ,  guod  sola  revereii- 
lia  vident.  üiess  ist  jene  mystische  Gefühlsreligion. 
Bezogen  ward  dann  diess  unbestimmte  Allgemeine  auf 
das  leuehteiiile  Himmelsgewölbe,  wovon  Eunius :  Adtpice 
koc  tublime  eandens,  quem  invocant  Jovem.  Gic.  D.  N.  D. 
li.  2-  l>iess  ist  das  öiov,  der  Zei'-;  (öto^),  Diespiter 
«tc.  (bei  Homer  steht  tuöioi;  von  der  Lirhtzeit :  Od.  IV, 
4Ö0<)>  Herr  genannt  ist  es  Hermes  bei  den  Thrakiern, 
«lereu  Könige  von  Herme«  ihr  Geschlecht  ableiteten. 
Tsoitus  erzählt  von  den  (späteren)  Germanen,  sie  ver- 
ehrten von  allen  Göttern  am  meisten  den  Alerrurius,  sogar 
durch  Meiisehentlnt  (ähnlich  die  Arkadier  uiul  andere 
(r^icchische  Stämme,  selbst  in  spätester  Zeit),  Tacit. 
Germ.  VIII.,  und  aiLsser  dem  Dis  pater  ,  ihrem  Stamm- 
Taler,  verehrten  auch  die  Gallier  den  Merrurius.  Es  ist 
»b«c  dieser  Dis  nur  der  Zeti  xaTa/9öi'tOQ  (dieser  Aus- 
drark  bei  Homer),  also  mit  jenem  yd/u^  gleich,  wie  die- 
»«t  mit  Hermes,  dem  Herrn  über  Tag  und  Nacht.  Di» 
tot  in  bestimmterer  Beziehung  als  der  des  Nachts  ge- 
koiniuissFoll    über    die    Untcrt«elt   herrschende    Lichtvater 


geilaclit,  wozu  die  finstere  Nordgegend  die  Veranlassung 
gab,  die  auch  machte,  dass  die  (iailier  ihre  Zeit  nach 
Nächten  zahlten  (Caes.  B.  G.  VI.  IS.)  ♦).  Auch  bei 
vielen  altitaliaclieii  Völkerschaften  und  bei  den  Iletruskern 
findet  sich  diese  Anschauung.  Auch  die  Herrin  tritt  da- 
selbst als  Zauberin,  Lichtgeberin  in  der  Nacht  u.  dergl. 
hervor,  meist  als  Gemahlin  dieses  Gottes,  die  griechische 
llekate.  In  vielen  C'iilteii  oder  ^'orstellnngen  ist  aber 
dieser  Hermes  nicht  selbst  das  leuchtende  Himmelsge- 
wölbe, sondern  dessen  .Sohn,  Coelo  nafus  bei  Cic.  N.  D., 
so  auch  die  Heknte,  oder  welchen  Namen  sonst  dann 
seine    Gemahlin    führt. 

Die  Religion  der  Zauberei  wurde  den  Griechen  an» 
ihren  iiördliihen  und  östlichen  Nachbarländern  bekannt. 
Die  Priester  waren  dort  Schamanen.  Zu  den  Zaiiber- 
priester  gehören  die  Korjbanten  ,  Kiireten  ,  idäischen 
Daktylen,  die  Telchiiien ;  auch  die  Ryklopen,  die  zwar 
nach  dem  äiissersten  Süilwesten  verlegt  wurden,  besonders 
nach  Sicplien,  aber  ilorh  auch  im  Osten,  besonders  in 
Lycien,  wo  noch  jetzt  lleberresle  kyklopisrher  iMauern 
gefunden  werden  (z.  B.  unter  den  Ruinen  von  Xanthu»), 
zu  Hause  gewesen  sein  müssen.  **)  Es  ist  »ehr  bearh- 
tungswerth,  dass  an  diese  mystische  Religionsform  sich 
frühzeitig  geheime  Kunst  und  )Verkmeisterei  ansrhioss , 
welche  abgeschlossene  und  verborgene  Werkmeisterei  mit 
dem  ganzen  Slysterium,  nur,  wie  oben  gejiagt,  in  an- 
derer Form,  am  Ende  der  Tage  der  alten  Welt  wieder 
hervortritt  (Stnhr  Religionssyst.  II.  S.  4.St)  flff?.).  Der 
Kastensinn  des  Orients  ist  hierin  sichtbar.  Die  Priester- 
fainilien  schlössen  sich  eng  zusammen  und  übten  IVIauerei, 
Wetallarbeit ,  besonders  Srhmiedekunst.  .Solche  Priester 
werden  auch  I/qa/OTOl  genannt  (  IVelcker,  Aeachyl. 
Trilog.).  Durch  diese  Knuste  beii  eisen  die  Priester  einen 
gewandten,  klugen,  listigen  Verstand,  den  also  ihr  Gott 
im  eminentesten  Maasse  haben  musste.  Oft  scheinen  sie 
das  Volk  wie  weltliche  Despoten  beherrscht,  später  den 
weltlichen  Fürsten  zunächst  an  Würde  und  flJacht  ge- 
standen und  diejenigen  Geschäfte  verrichtet  zu  haben, 
wozu  ganz  besonders  Intelligenz  und  Gewandtheit  im 
Sprechen  und  Handeln  erfordert  wurde,  als  Räthe,  Ge- 
sandten, Herolde,  Unterhändler  und  Händler.  —  Um 
diese  Zeit  hatte  sirh  auch  die  unbestimmte  allgemeine 
Gottheit  indiridualisirt  und  snbjectivirt.  Auf  Samothra- 
kien  finden  wir  schon  1 )  die  allgemeine  Gottheit ,  "Üooi; 
oder  "Zipcrog,  die  am  Tage  die  Erde  beherrscht  und  de« 
Nachts  geheimnissvolle  Macht  in  der  Unterwelt  ist:  '2)  die- 
selbe geschlechtlich  zerlegt  in  "I^^jac)^  und  'EoO!]  gleich 
Hermes  und  llekate:  3)  den  Kadmilos,  dessen  Vorstel- 
lung sich  später  gebildet  hat,  als  die  Menschheit  Subject 
ward,  der  iVlensch  Abbild  des  Alls  oder  Mikrokosmos  im 
Gegensatz  zum  VVeltgebäude  oder  allgemeinen  VVeltord- 
ner:    was   durch   die    kadmeisch  -  thcbanische   Keligiinisan- 

*)  Wenn  Ulyxes  Gründer  von  Ascibuigium  genannt  wird , 
der  daselbst  mit  seinem  Vater  Laeites  einen  gcineinschaft» 
lieben  Alt.n-  halle  (Tacit.  Germ.  III.),  so  ist  hier,  wie  in 
vielen  Gölten,  Ulyxes  nicht  unterschieden  von  Herne«, 
wie  Circe  nicht  von  Hekate. 

•*)  Wie  Tropboniüs  und  Agamedei  hierher  gehören  (».  Stubt 
1.  I.  S.  91). 


32-) 

üfliaiiiiii};  ,     (lip    lioJipre     Sfiifi'    <Iit    «aninflirr.V,  is<  li  -  kalnrl- 
irhru  ,     ficscliplicii    ist,     «  ic    ili«'     kadimisi  li  -  (hcli3iiis<!irii 
IHtlhrn     (Inilliiiii.        AjjUurd«     ist     ilasiSi'JI'i' ,     n  as     Aiii-ros, 
KMil    kit- irisch    «Ussi'llx- ,     » ai    {;.  jilivriiscli    iiiiil    kaliari'isrii. 
Als    bekannt    lorausselzoncl    Allfs    «las,     »as    in    <lrr    k.iliiri- 
•rtirn    Hfli;jiinisforiii    auf  Saiiiollirakicn  ,     linliros,    Lciniios 
—    ilcii    Jlcriiips  als    Uaiipt^iitt    lirtriH't,    bciiwTkoli    »ir  nur, 
dass  «eine  Uoppeljjcnalt  iin  Liilit-    iincl  Srhatfenroifh  aiirh 
rrtrpiint     prsrhcint    in     (Irn    Dioskiircn ,    dass    llelrna,     Inu 
fjeukiiflica      mir     vprscliipilf  nc     («rsfaltcn     <|pr     HpiMirlion 
£lf A/Kotllipit    sinil  ,     tiie    iip|p     aiulprp   fjpslalfpn    sirli    auf 
<jie"">i  eil)li«lie  ]Narli((;ot<lipit  bpzii'lipn  (s.  dat  Pto^jr.  Hpratp 
et  Hccatos)  ,    (lass    allp    l>i-s()iii|priMi  Ei;.'pns(  liaf<"n    ili's  ller- 
mPS,     List,     («ewantltlipit  ,     ÜPtcItsanikrit    l'.ist    jc(l>'    «liripr 
Sibupstcrjjpstallpn  (heilt  iip  Ist  (Irr  all};piiiciiipn,  «Iit  l'iilicim- 
Jii-hkeit  um!  Zaulierkraft ,    Ivirko,    Kaivpso,    Dpaera  ptr.  — 
■wohin    aiirli     noch    ArtPDiis    ffphiirt,    «leren    Aiisihauen,    wie 
dfn    «Ips    l'^uis   «)(|pr   arka(!it«'l|pn    Hermes     lerder blirli    »var, 
eiidlieh,     <t»ss    narli     Arkadien    nurli     die    sani«)tlirakit<'lieii 
fjagPM    fiilirpM.        Elle     » ir    jedoili     Saniotlirakien     und     die 
IJin^ei;piul    verlassen,     ist    norli    etwas    fibpr    eine    Hauptbe- 
•ihaftiiinrii;     «ler     ältesten     firieclipn     hinzufiifiigpu.        Wir 
liabeii    Srbon    bemerkt,     da^s     nJirbst     der   Jajjil     und    Vieli- 
cuclit    und    «lern    A«'kerliaii    iMetallarbeit   an    «len    asiatifilien 
Küstenländern    nn«l    zuar  ron  «len  priesterücben  Gesrlilech- 
tern    betrieben    wurde    —     unter    Vnrstand    jenes    Ilaiiptjjot- 
te».    *)      Es  crhioss   »irh    daran    aurli  frühzeilij;  Handel    zu 
Lati«!   und   zu   See,    paiiiier   un«l   actiier;    un«l   »o   nie   die 
kleinasiaticrhen     Ki'ittenv«°ilker    nnil     die     Insulaner,    abge- 
•  eheu    tun    dem  Handel    mit    dem    inneren  Asien,    weit  narll 
Westen   segelten  —  ilie    T^rrliener,    Kreter,    die    Karer,  — 
fü   trieben    ilie    westlichen    (»riechen    von    Alters     her    einen 
bedeutenden    Handel     mit     «len     an     un<l     um     «las    srhnarze 
Meer    Höhnenden    ^'iilkern ,     und    «ler    Slitlel-    nnil    Durcli- 
gnn^spuiicl   »ar  Samuthrakien  und  ilie  benachbarten  Inseln. 
Die    hiesigen  Giitter    nenleii   dadurch  SchirmKOtlJieiten  de» 
Handels,     nicht     bloss   Schützer     nn«l    Retter     in    Seegefah- 
»en**),    Hermes   und   Hekate,    und    ihre    Bilder    standi-n 
•II    den    Häfen    und     in    den    Tempeln  ,     die    zugleich    llaii- 
itelshfluser     wurden.       Dem    Küstenhaiidel    ging    roran    und 
fur   Seite    SeerSuberei.      Junge    Wagehälse     machten     räu- 
berische   Landungen;     die    Küsfenbewohiier    sicherten    sich 
»or    ihnen    durch    Erbauung    fester  Platze    un«l  Burgen    fern 
<<>ui    I\leer,     oder   sie     suchten    List     und     Kühnheit     durch 
List    und  Kühnheit   zu    rerdrängen,    wudurch    ilir  gUttlicher 
Vorstand     dieselben     Eigens«haften     erhält.        Gegenstände 
des   Han«lel3   waren   ausser   den    i^Ietallen   besonders    Wein: 
and   wir   wisseu   namentlich   »on    Leinnos   iinil   Thaso»,   wie 
Vieles     in     den     inystischrn     rtlvthen     nn«l     Sagen     daselbst 
darauf  Bezug   hat.     Auch  Delos,   Aegina,   Kurinth,   Sikjon, 
Chius  —    waren    frühzeitig    Hanptsitze   des    mutterlänilisch- 
priechischen  Kunsifleisse»,    wie  später   auch  Lakedämonien 
ood    Athen:   and    in   allen   diesen  Ländern   finden   »ir  Spu- 
ren  des   kabirisch  -  injstisclven   Cultus   «les  Hermes   und  der 
Bekate   aus   der  ältesten   Zeit.       Die    Riinyer    sind    in   den 
Mvtheo  so  kabirisch-tnystisrh  bestimmt,  wie  die  Korinthier: 

*)  Kadnios- Hermes  als  Kriinder  des  Schmiedens  in  Gold  und 

Erz:   Püniiis   H.  N.   VII.   57. 
**)   Zur  Herrschaft  über  Ober-    und    Unterwelt   kam    die  Ob- 
mscht  xur  See ,  wober  die  DrcigestaUigk«it 


zu  I- 

'11    in 


(Ulli    I.i'iiIp    Sil  bin    an    <1ii    .Spitze    des    ällcntrii  Haiidii«   zt 
M'Iii'ii     «lein    l''i'stlanile     und     iIpii    Inseln.        SiP     gleiihen    m 
iiiancher     Hinsicht    «len     i'hiuii/iirn  ,     die     ihre    kabirisch - 
invstischen    Gottheilen     in     sieb    und    auf  den    Si  hifl<  ii     mit 
sich   führten    auf  allen    Äleeri-ii    iinil    nach    nlli-B  Lami'cn  — 
nach     Aegvpten  ,     na«h     Sicilien  ,      nach     Brilaniiien  ,      «o 
lii'li    Spuren   der    Grümlung   dieses   Ciiltiis    eiliaüen     b  itt'ii 
(Strabn,  Plinius),    «venu  auch    in  etwns  iinkPnnilirlier  Ftiriii. 
Ihuen    gleich    thaten  e»    theiltiiise    «lie  Pliokäer  in  späterer 
Zeit,   namentlii  h    im  Westen.    Und   auih   auf  d«  in  TiTrain 
ihrer     Hanilelstbätigkeit     finden     wir    j<ne     Scluitzpati  r.n*  , 
s(i»ie    auch    in  (iri)ssgripcheiiland,    wo    besonders   von  Syra- 
kiis    aus,    wie    im    eigentlichen  Griechenland    um    «leui   Mut- 
lirstaate   Kurinth    aus,    «lies    Princip    «ler  ge«  erblichi'ii    iiuil 
eruerblicben    Lelu'nstbäligkeit    si«li     verbreitete,     »ie    « ir 
denn    schon    oben    bemerkt    haben,    da«s  in  Unterifalien  und 
Sicilien     «ler    alte   Culliis    «les    Hermes    und    der    Hckafe    in 
rii'lfacher  Fnrin    weit   um   sich   gegrilTen    hatte.     >Vir  haben 
noch  Kvthere    und    in    Libyen    Kyrene    in    Bezug    auf  dies» 
Religiiins-    und    Lebensrirhtung  zu  nennen    und    dann  nach 
dem    .Mutterlande    Asien    zin  üikziikchren.        Auf  allen    den 
grossen     Handels«  egen      in     Asien      wareu     Tempel     jinein 
Glitte    oder  jener    Göttin    (Anahit  etc.)    gpHpiht,    besonders 
auf    der     berübmtpsten     Handelsstrasse     späterer     Zeit     aus 
Makedonien    und    Griechenland    über    Hierapolis    in   Syrien 
bis     an     den    Eiiplirat,     von     wo     die    Strasse     hinüber     zum 
Tigris,    dann  jenseits    desselben    durch    Assyrien,    über  Hr- 
katompvlos    im    L?nde    iler    Pariher,    durch     Hyrkanien     in 
«las    angränzenilp    Baktricn    ginw    (».    Herren  ,    Schlosser  , 
Hülliiiaiiii).    —    Der    niiter    «lein    \'orstande    und'  der  Obhut 
«ler    böchstcn    Gottheiten   stehende    Handel    war   selbst    liei- 
lijr.     Und    Reiht    und    Gerechtigkeit    wurde     wenigsten«    in 
(Späterer   Zeit    im    tarnen  jener    Gottheiten    streng    gehaiid- 
habt ,    wodurch    sie   selbst   zu    rächenden,    im    Verborgenen 
Hachenden  ,    nntäuschbareii  ,    allwissenden  Gottheiten    wur- 
«leii    und    als   solche   auf  «las    erwerblirhe     und    gewerbliche 
3Ieiischiinl«'lien  jenen  wohlthäti;;en  Fjinflnss  ausübten,    über 
welchen   ich   im    Programm  f/ecrt/e   et   Hecaloa   gesprochen 
habe,   Eunüchst   aber   in   Bezug    auf  Betrieb    des    Handels, 
Geldwesens,   Bankgeschäfte,  vülkerrechtlicbe  ^'erhälfiiisse, 
Proxenie,    .Symbola,    Alaasse    und    Gewichte,    «oilurch  der 
Mercurius   der    Römer    bestimmt    oder   Hermes   tum   Mef- 
rurius   gemacht   ward.      Wie    in    der    historischen    Zeit   di« 
grossen    obenan    stehenden    Indimluen     mit    der    Zeitidee, 
die   in    ihnen   die   Form   de»  Individuums  annimmt,   um   in 
ihr   »ich   selbst    zu    offenbaren,    auftreten  unil  sich  gestalten 
zu    einer   Macht    über    die    Mitmenschen,    so    ist    in    der 
mythischen   Zeit    der  Gott  zunächst    die    Laiidesidee    oder 
der    Landesgeist,   dann    die    Volksi«lee,   die    Idee  des  volks- 
thümlichen    W«)llen»    und  Wissens   o«ler  Selbslbewusstsein». 
Rehren   wir   zu   den   ältesten   Sitzen    de»   Herincscultu» 
zurück,    »0     Iiabeii     uns    die    samothrakischen    Sagen    nach 
Arkailien    geführt,    welches  wegen  seiner  Stellung  in  einem 
durch    holie    Gebirge    ringsum    geschützten    Laiiile     die    äl- 
teste    Religionsforin     am     reinsten     und     längsten     erhielt. 
Auf  «len  hohen  Gebirgen  schien  das   leuchtende  und  erwflr- 
meiiile    Himmelsgewölbe   fest    zu    ruhen,     also   der    Lainle»- 
gott   zu  residiren  {Ai'XXl'/l'loq)  und  Segen  «ler  Flur  und  der 
Lebensrirhtung     diesem    pelasg.    V»lk    zu  rcrleihen.      Jagd 
war  die  älteste  Lebensrirhtung  desselben,  dann  Viehzucht, 

22* 


327 


328 


»jiJltiT  cr»t  und  brschraiiLi  Acliorlaii  (K.illignofo«,  S().'jig;ctie3 
iiixl    Polos    iiiögrii     mit    ilciii    Gcliciiucliciist    ilcr    FJIi'ii.siiiior 
zlirrüt    nolil   ilt-ii  tnlllvOiiiiiiPiicii  Ackcrii.iii  ciiigrrülirt  lialicn 
Paiisaii.    Xlll.   ,51.   4.).    üor  (iolt   iiurdo  sii.'itcr   iiiitür   di-m 
Bilili"    eines   WoUs    darj^i-stcllt :    »onibcr    s.   ilas   crti  Ahnte 
ProfjraiMin  ,   unil   auch   al»   r.'ulioiitle  ,    nicht    bloss    als   alU 
nisscnilr     IMailit    vrrrlirt,    soiiie    seine    «eibliclie    Form, 
sii.ltcr     Dfsiiiina,     Di-nicli-r     Eriiinys    —     geiianiit.        /^eu^ 
Avy.Uiu.i    t»ar    «lolil    ur5()riiii[;lirli    (Icrsclbe.      Ilonnrs  liiess 
tvohl     in     Bezn-;     auf    sein    llicliteranit    Akakesi<u     (Paus, 
VXXVI.    S.).       Ilini     fielen     einst    llntigc     Opfer.        Den 
Manien    Herineg    behielt    der    Gott    zumeist    bei   den    Plie- 
iieaten   (Paus.   \\\l.    14.    7-).       Als  jenes   sublime   candeng 
liiess   er   Paii   (von   (fiaa,   Cfaivio).      AU   solcher   rrtlieilte 
er   auch    Orakel,     nie    aiidernfirts    Trojilionios ,     und    seine 
ihm    iirsjirüiiijliche  31aoht   der   \'ergeltung   bezeichnet  Pau- 
«nnias,    inilein    er    die   Sage    oder    den   Volksglauben   an- 
führt,   er  sei   der   iii.'ichtigsten   Giitter    einer   und   vcrmiigo 
die    \Viin«clic    der    Unten     in    Erfi'illung    zu     bringen,     wie 
IUmcs    mit  liösem    zu    vergelten.     Die   alllenehtendc  l'rkraft 
ii'iiiea    Wesens    hat   sich    in    vielen    Sagen    und    Gebräuchen 
erhalten,    »eiche   zum   Theil   auf  eine   Ideidilication    oder 
nähere    ^'erbinduiig   mit  dem   Aether   und   der   Sonne   oder 
dem   Sunnenfeuer  schliessen   lassen    könnten   (der  dem  Pan 
geheiligte    Theil    des   Erjinanlhos   yld/-t7l6lCi  .,    das    ihm  zu 
L'hrvu  im  Teni(iel  zu  iVlethjdriün  unterhaltene  Feuer — ).  *) 
Das    Unheimliche    dieses    Gottes,     seine    Eigenschaft    als 
Hirten-    und   Jagdgott,    als    Erfinder    der  Kunst    auf   der 
vSjrinx  zu    blasen  ,  sinil   aus   Arkadien   bekannt.      Aus   Ar- 
kadien   soll    diesen   Gott    Evander    nach    Italien    gebracht 
und   seinen   Cnit  auf  «lern   palatinischeii  Berge  eingerichtet 
haben:    ut    midi  juvenes,   L^-ceuin    Pana    venerantes,    per 
Iiisiim   ac   lasciviani   currerent:    quem    Romani    deiiidc    vo- 
carunt  Janum.       Hieraus   ergibt  sich    die   Eigenschaft  der 
Lascivität   und   Geilheit,    die   Pan  als  Begleiter    des   Dio- 
nysos   hat.       Andererseits    erkennt    man    auch    im   Faunus 
und   SiUanus   ein   panartiges   Wesen,  sowie   in  Janns   (und 
Jana-Diana)   wieder  jener  Hermes   als  Lichtwesen  hervor- 
tritt,    und    Jaiius    mit    dem    Doppelautlitz    für    den    zwei- 
gestaltigen   Hermes   gehalten   werden   kann. 

Es  ist  aber  in  Arkadien,  wie  überhaupt  in  West-  und 
^iordgriechenland ,  die  andere  Seite  dieser  Gottheit,  die 
Schatten-  und  Nachtseite  gleich  mächtig  in's  Bewusstseiu 
{getreten,  sowohl  im  natürlichen  als  auch  im  ethischen 
Sinne:  wovon  der  Stjx  nicht  der  hauptsächlichste  Beweis 
ist,  sondern  der  <lamit  zusammenhängende  Cultns  der 
chthonischen  Göttinnen,  der  Demeter,  Despöna,  Eriu- 
ny»  — :  worüber  ausser  Freller  1.  1.  nachzusehen  W.Bäura- 


*)  Merkwiiidi^'  ist  der  Ausdruck  des  Püosnnias  VIII,  38,  1. 
yivxöoouQu  iail  nQioßurutTj,  xai  xuvtr^r  ildiv  !>  jjA.oi;  re(Juiii;>', 
nnd  was  aUhaUl  iilicr  den  Ij'kiscbeit  Berg  in  Bezug  aal' 
Zeus  l,ykros  und  auf  Apollo  ges.igt  wird,  besonders  wenn  man 
.m  die  dort  erwähnte  Sage  der  Kreter  und  au  die  grie- 
chische Ilciniatli  des  Apollo,  Lykorea,  denkt.  Man  er- 
kennt die  urspriingliclie  Identität  der  drei  Götter.  —  Elis 
erfasste  mehr  üIj  .\rkadien  die  /,ic/j4seile  der  allgemeinen 
Potenz  ,  aber  auch  schon  ethisch  ,  als  Obhut  der  Bluts- 
pflichten ,  worauf  dort  das  Pbylenverhhltniss  beruhte. 
Hermes  wavd  Zeus,  staatliches  Sittrngesctz  ,  was  in  der 
iidischea  Erscheinung  sein  Sohn  Apollo  ist. 


lein:    Pelasgisrher    Glauho    nnd    Ilomcr's    Verhältniss    xd 
deinsellien    in    dieser   Zeitschrift    Deceiiiber    1  iS'Jlt-      In   der 
•iifcsti'ii    llrligion    Italiens    linden    wir    dieselbe  Anschauung 
vorherrschend,   und    oft  dieselben    Manien   (z,    B.    Manien). 
Die    Reiche,    Himmel,    Erde,     Unterwelt    treten    in    der 
arkadisihen    Vorstellung    schon    gesondert     und     bestimmt 
ausgebildet   hervor.       Doch    haben    aus    arkadischen    Vor- 
stellungen  ilie   Dichter   die   ^'orstellung  der  Unterwelt   za- 
n.'ichst   genommen,    und    ihre    'i'ddeslieldeii    haben    nament- 
lich    Arkadien,     Elis    unil     Westgriechenlaud     zum     Felde 
ihrer    Tliaten  (Uljsses  — ),   sowie   sie    die  heiligsten  Pflich- 
ten  der   3Ieiisclien   an  jene  I\Iächto   anknüpften.      In   jenen 
Gegenden    ging  ja   der    Lichtglanz    des  Abends    unter,   ging 
in   die  Unterwelt  und   kam   loii  der  entgegengesetzten  Seite 
des  Morgens    wieder  hervor.    Da  thronten  also  <lie  Wachtet 
über  die  Natiirpflichten   und   dort  bestruften  sie  die  Ueber- 
treter.      In   andern   Gegenden    war   dieser   wesentlich    ethi- 
sche  Cultus   mehr   mystisch  geheim.      Hermes   war   Obhut 
des   Rcehfes   und   sein   Bild    als    Wolf  stand    vor   Gerichts- 
st.'itleii,    oder   seine   Stellvertreter  Eros,    Ersos    etc.  wurden 
in   solchem   Sinne   angefleht,    z.   B.    in   Athen,      Pandrosos 
gebiert   vom    Hermes   den    Iveryx.      Herse  (dieselbe  Gestalt 
wie    auf    Samothrakien    Axiokerse  :     s.    oben)    hatte    vom 
Hermes   den    Sohn    Ivephalos.    Aglauros  hatte  eine  rekSTV» 
In   den   Mythus    war  Ares    verfluchten    und    der   Epheben- 
eid   war:     Zeugen    seien    die   Götter   Aglauros,    Eiiyalios, 
Ares  ,   Zeus.      Das   Erechtlieum   war   ein   symbolisches  Ge- 
bäude  in   kyklopischer   Weise  ,    physisch   und    ethisch   zu- 
gleich ,   wie   daran   sich   knüpfenile   Mythen.      Das  ethische 
Moment   kam   in   die   ursprünglich  physischen   Götter,    be- 
sonders  der  südlichen   Länder    durch   jene   Anschauungen 
des    Westens    und    Nordens.       Zeus     war    in    südlicher    An- 
schauungsweise   die    höhere    Luft,    Here    die  Wolkengöttin, 
Athene   die   Göttin   der   heileren,   reinen   Luft,    Hephästns 
des   Feuers   (auch   im   Gewitter,    wie   die   Namen   der  Ky- 
klopen,   seiner  Söhne,   zeigen),   Poseidon  Gott   der  Gewäs- 
ser,   Ares   der   Wärme,   Demeter  Göttin  iler  Erdvegetation, 
Dionysos    der    Fruchtüppigkeit.       Bei    Apollo    müssen    wir 
zuerst  an   Hekatus   denken,   ein  Beiwort,   das   ursprünglich 
dem   Hermes    gehört.       Es    ist   die   Fernwirkung    der   ent- 
fernten  allgemeinen   Gottheit   (weiblich   Hekate).    Ihr  Ge- 
schoss   aus   der  Ferne  wirkt  Leben  uiler  Tod  im  Menschen: 
wie  das  ßiko^  der  ^wjootÖ/.oi  Eil.Eiduiai  in  der  gan» 
analogen    Aufi'assungswcise    bei   Homer  Iliad.   XI,   269  ff« 
Hermes   behielt   iu   seinen   Ursitzen  seine   Nacht-   und  To- 
desmacht vorzugsweise,  und  das  sublime  candens,  die  Hella 
schloss  sich   mehr  an   den    Namen    Hekatus   oder  Apollon, 
wie    die   Lebensnacht    mehr    an    Artemis    (beides    Ivinder 
der   Verboigenheit  und   des   Dunkels  ,   der  Latona).    Auch 
in   Phöbns    liegt    der    Begriff  der    Helle,    aber    auch    der 
Reinheit.      Delos,   <lie  Helle,   Oflenbare,   ist  ihre  Geburtt- 
stätte.      Auch   Herakles    und    Porseus    haben    ursprünglich 
Bezug  auf  den   Lichfglanz,   besonders  der  Sonne.     Beide, 
besonders   aber  jener   ist   in  stetem   Kampf  mit  der   Nacht 
und   dem   Tode  —   besonders   im  Nordwesten,   wie  Perseus 
mehr   im   Orient,  ist  heilend,    helfend,    ist   Sühngott,   wie 
Apollo,     und    Todesüherwinder.      Hier    spielt    schon     da* 
Ethische  so  hinein,    dass    es    sich    schwer   trennen    lässt. 
Noch   weniger  vermochten   die   Alten   es   zu  scheiden,   bei 
denen    es    in    unmittelbarer    Anschauung    eins    war.      Sie 


339 


;J30 


sfhieilen  aber  streng  von  oinanilor  obere  nnil  untere  Göt- 
ter, knüpften  an  jene  die  Freuden  des  Daseins  und  den 
Lelensgenuss,  auch  «olil  den  nienscjiliclicn  Geist  oder 
die  Seele  in  ibrer  Kraft  und  Heiterkeit,  an  diese  die 
substantielle  Sittiic  likeit ,  ilie  Heili;;kcit  des  Eides,  die 
Pflicbten  gt'geii  IHiitsveriiandtc ,  Gastfreunde,  Hi'ilfsbo- 
diirftigc,  die  l'tlicht  der  Todlenbestattung  — ,  die  Sterb- 
liclikeit  und  Kürperlicbkeit  des  Mcnsclien.  So  war  der 
Glaube  der  alten  Griechen,  so  der  alten  Rümer.  Die 
onterirdiscben  M.'ichtc  waren  ihnen  die  substantiellen, 
die  alleren,  heiligeren,  ehrwürdigeren,  schrecklicheren 
oder  mächtigeren.  S.  Otfr.  Müller  zu  Aesch.  Euineniden 
nud  Haniiistark  in  der  genannten  Abhandlung.  Aach 
ihretu  Wcltgpspfze  hat  Zeus  die  obere  Welt,  den  Ilim- 
uiel  und  das  aittcugosetz  der  IMensrhen  geordnet,  es  ihnen 
offenbart.  Er  waltet  darüber  in  ihrem  Auftrag,  \ii /^EVC, 
y.c.Ta'/^OüviO'i,  aber  seine  Kinder  reruiitteln  die  beiden 
Welten,  besonders  Athene  und  Apollon,  aber  auch  der 
Hermes  der  neueren  Gütterdjnastie,  der  rielfach  in  alten 
Locaiculten  als  Sühner,  Vermittler,  Abirender  erscheint, 
z.  B.  als  K^lütfOQoq  zu  Tanagra  (gleich  Zsiq  Aa- 
(fi'orioi;  und  Msiki^iosi  'AnötCkuiv  'AnoTQonaioc, — ), 
als  ollenbarender  Hurt  (z.  13.  als  Trophonios  ,  der  auch 
Zivc,  T(jo(foivtO(;  genannt  wird),  als  ylvxaioq,  wo  er 
gleich  yicm;  ylvv.uioi  ist,  und  sein  Wesen  fast  ganz  auf- 
geht in  Licht  und  Vermiftelung,  Hülfe  — ,  wie  diess 
auch  in  ihm  als  Kadmilos  liegt.  Als  Vermittler  dieser 
beiden  Welten  konnte  er  äusserlich  anfgefassi  zu  einem 
liotsrhafter  werden,  wie  er  bei  Homer  erscheint,  deich 
zunSrlist  als  Botschafter  des  Zeus  zu  den  unterirdischen 
IVIächtcn  und  zu  ilen  hekateischen  Gestalten.  Als  Gott 
der  Träume  und  des  itchlafes  ist  er  gleichfalls  altsub- 
stanfiello  und  terniittelndo  Macht,  Macht  der  götUicheii 
Ollcnbarung  und  Vermittelung ,  doch  schon  mehr  eine 
geistige,  als  geisterhafte  substantielle.  Hohe  geistige 
Kraft  und  Gewandtheit  g-ilt  den  Alten  als  unheimlich, 
zauberhaft  und  kam  dem  Hermes  also  ganz  besonders  zu. 
Als  die  geistige  Gewandtheit  in  Rede  und  Gesang  (diese 
wird  den  hekateischen  AVesen  gleicher  Natur,  der  Kirke, 
Kaljpso  ,  den  Sirenen  —  —  bei  Homer  besonders  bei- 
gelegt, wo  auch  Hermes  jedoch  Macht  übt  über  die  Ge- 
müther) klarer  und  freundlicher  in's  Bewusstsein  trat  und 
das  Gepräge  lies  Zauberhaften,  Magischen,  Sympathetisch- 
wirksamen  —  verlor,  wurden  Apollo  und  Athene  ihre 
Obwalter,  die  unheimliche  Kraft  derselben,  sowie  der 
körperlirhcn  Genandtheit  blieb  allein  noch  dem  Hermes 
(weiblich  der  Hekate)  eigen.  Unheimlich  war  alles  Zu- 
fällige, UngpfJllire,  Plötzliche,  es  mochte  zum  Glück  oder 
zum  Unglück  sich  wenden,  und  stand  daher  in  der  Ob- 
hut des  Herines  (und  der  Hekate).  Man  bat  ihn  um 
Abwendung  des  unglücklichen,  unberechenbaren  Ausgan- 
ges, dankte  ihm  für  den  glücklichen  Erfolg,  der  ein 
'EQuaiüv  war,  für  jedes  unvcrhofite  Glück.  AVie  die 
Erinnyien  durch  die  steigende  Cultur  zu  Eumeiiiden  wur- 
den,  so  Hermes  der  böse  zum  dy.ay.iiiu.  Uamit  hängt 
der  Name  eQlOVvlo^,  der  sehr  nützende,  zusammen,  und 
die  Goldruthe,  die  er  tragt,  war  ursprünglich  eine  Zau- 
bcrruthe,  Wünschclruthc.  Noch  mehr  führt  uus  der  Name 
UfiyticpiivxTji  auf  den  ersten  Anfang  zurück,  wo  er,  als 
das  sublime  caodeus,   die  Sternennacht  saiuint  dem  Mood 


{^ .'loyos,)  vernichtete  und  vertrieb.  Das»  das  Tageslicht 
heilig  war,  wissen  wir  aus  Homer  {ituov  )jiiao)  ,  und 
noch  Isidor  ]H.  15.)  dachte,  dass  sich  die  Sonne  über 
Nacht  in  unterirdischer  Welt  aufhiolto  and  von  da  zum 
Aufgang  zurückkehre.  Haupt. 


33-  Melampns  und  sein  Gesciilecbt,  ein  Cyclus  mytho- 
logischer UntersHchungen  von  Karl  Eckennnnn, 
Doctor  der  Philosophie.    Göttingen    1840.     IS'J   S.   8. 

Melanipiis,  der  Sohn  des  Amythaon,  aus  Homer  als 
berühmter  Seher  bekannt,  gehörte,  wie  Orpheus,  zn;^leich 
zu  denjenigen  ,  welche  in  siiälerer  Zeit  von  \  ielen  al« 
Urheber  oder  Lehrer  mystischer  Culte  betrachtet  wurden, 
sein  Geschlecht  aber,  durch  eine  Reibe  von  Heroen  her- 
vorragend und  in  ilie  gefeiertsten  Sagen  des  mythischen 
Zeitalters  verllochten ,  reichte,  wie  man  behauptete,  bis 
in  die  späteren  Perioden  der  grierhisdien  Geschichte  hinab. 
Dass  ein  solches  Geschlecht  es  verdiente,  Gegenstand 
einer  besonderen  Untersuchung  zu  »erden,  wird  Niemand 
bezweifeln,  welchem  überhaupt  an  Forschungen  dieser 
Art  gelegen  ist.  Indessen  hangt  der  Erfolg  vor  Allem 
von  ileni  Verfahren  ab,  welches  der  A'erf.  dabei  beobach- 
tet hat.  Eine  besonnene  und  unbefaiijjeiic  Krilik  bleibt 
auch  in  der  Mythologie  dasjenige,  was  in  den  Augen 
derjenigen,  welche  sich  nicht  ein-  für  allemal  zu  einer 
bestimmten  Schule  bekannt  haben,  allein  A'ei Iraner,  ge- 
winnen kann,  und  das  Verdienst  derjenigen,  welche  ei<li 
auf  Sammlung  des  hei  den  Alten  vorhandenen  Slolles 
beschränken,  scheint  sogar  grösser,  als  das  l'erdirnct 
derer,  die  von  dem  Streben  nach  Neuem  fortgerissen, 
zu  deuten  und  zu  erklären  beginnen,  che  noch  ein  hin- 
länglich  sicherer   Grund   gewonnen    ist. 

Ob  diess  nun  auch  die  Ansicht  des  Verf.  ist,  j>laiibt 
Ref.  nach  dem  Inhalt  der  Schrift  bezweifeln  zu  dürfen. 
Freilich  sieht  er  zugleich  ein,  dass  es  bei  der  Verschie- 
denheit iler  Meinungen  und  den  .Vuctoriläteii ,  welche 
die  einen,  wie  die  anderen  für  sich  haben,  sehr  schwer 
ist,  sich  zu  verständigen,  zumal  da  der  A'erf.  es  nicht 
der  Mühe  für  werfh  gehalten  hat,  seiner  Abhandlung 
hieiübcr  selbst  etwas  vorauszuschicken,  befremdend  aber 
ist  es  ihm  dennoch  gewesen,  dass  in  Beziehung  auf 
vorhoinerisrho  Mystik  der  Aglaophamus  von  Lobeck,  nach 
welchem  die  Behauptungen  des  Verf.  von  vorn  herein 
als  uichtig  erscheinen  müssen,  gar  nicht  berücksichtigt 
ist,  und  dass  von  iler  wissenschaftlichen  .Mythologie  Olf. 
Müller's  ein  Gebrauch  gemacht  wird,  wie  er  wohl  schwer- 
lich in  der  Absicht  ihres  Urhebers  lag.  .Melainpus  unij 
die  meisten  seines  Geschlechtes  —  diess  ist  <ler  Haupt- 
inhalt der  ganzen  Abhandlung  —  sind  Dionysosprietter 
und  haben  von  ihrem  Gotte  die  Gabe  der  Weissagung 
erhalten;  die  Mythen  aber,  welche  dieselben  mit  Apollon 
in  Verbindung  setzen,  sind  späteren  Ursprungs  und  slaui- 
meu  aus  einer  Zeit,  wo  schon  alle  Weissagung  auf  Apol- 
lon zurückgeführt  wurde.  Der  Dionysos  des  Mclampus  und 
seines  Geschlechtes  aber  ist  zugleich  der  Diniiysog  Za- 
greiis,  der  Uiiterwcitsgott ,  und  der  Cnitus  der  rhlhoni- 
schen  Gölter  die  eigentliche  Wurzel  der  hierher  ge- 
hörigen Sage«,    Von   welcher   Art  nuu  die  Beireisführung 


:v.\  I 


3r> 


u»,  ilriiii  »ich  ilrr  ^'-r''-  '•''"'i  l"'<'i<>iit  .  »iM  K<f.  ""r 
au  ilrui  fmlcii  C';iliil"'l  ,  »i'lclicii  um  ftlrltmi)»;»  li.iiitli'K  , 
«4i«n.«  mi»fiilirIicliiT  <larxiitliiiii  sikIk'ii  ,  iiiilnii  <>r  «<"[;(>ii 
diT  nliri);rii  ntil  riiip  tiloHüc  Angal)r  ili'd  liiliriHs  sirli  br- 
•t'lii(li>L.<*i><l7   '''■'"    •'<"*<■'■   6r\\<st   zii    iirllirilpii    i'iircrl.'i««t. 

Drin  \'pr(.  srhi'iiit  ziior.it  «li-r  lliustaiid  von  tirsoiulprpr 
\\  ii  liliukoÜ,  Hass  ihis  (iesililci  lit  (Irs  .^Iclaiiiiuu  Sciiio 
Driinalli  in  Tliessalien  «•'''"''•)  "'"'  ''•>**  "  '""  ''''"' 
Siliiilia-ifrii  ilos  TliPülrit  ein  Sohn  ilor  Kliu(lo|)<<  gniaiiiit 
Mrrilc;  «T  »ei  als»,  nie  Dionjsos,  ans  ilrm  Miircleii  in 
«Ion  Sililrn  »oii  Grieclienlaiul  einj;euaii(l<'rl ;  iler  Name 
ferner  ilente ,  ila  «rhiiar/  ilic  Farhe  iler  Trauer  sei,  auf 
i:litlii>ni«('l>e  Godlieiten,  nnil  «las»  «eine  IMuftrr  Asiaia 
Leis.ie,  üei  keine  Eiii<»eii<lnM{r  dagegen,-  ila  ja  UionvSds 
riielriel»  «ler  Gott  der  Frende,  der  lebendijfen  ^a(«r, 
dr(  Weines  sei;  aiirli  {(eliöre  die  iVliitter  des  Welampii», 
nie  die  Cliariten  ülierhanpf ,  einer  lordoriselien  Zeit  an. 
.diniere  HezielHinjen  eiitderkt  der  Verf.  in  den  sonneii- 
»erliraniifen  Füssen  ile»  lon  .seiner  Mutter  RlKMlope  naeli 
dein  J)<  lioliasten  des  Tlieokrit  ausgesetzten  Älelauipu.s  («gl. 
Siliol.  Aimlloii,  I,  IIS.)  —  denn  oucli  Uionv.ios  «ei  ja 
al«    RimI    den    grössten  Lelien.^i'efaliren    ausgesetzt   getiesen 

und     in     den    Wein,     Getraide     und     Oel     erzeugenden 

.SiliHi'stern  Oeno,  Sperino  und  Elai»,  «elrlie  <lie.<ie  Galic 
r<in  l)iün>.s(i»  enipfangeu  lialeii ,  und  die  Törliter  der 
Diiriiiiie  genesen  «ein  sollen,  die  «eben  Agiaia  und  Rho- 
dnpe    ftluUer   des    Melainpiis    genannt    wird. 

Unter  die.ien  Sagen  konnte  rielleieht  die  letzte  da« 
.^leiste  für  sieh  haben.  Sieht  uian  jedoch  den  Srholiasten 
dea  A|iülli>nius  (I,  1!8.)  nach,  auf  welchen  sich  Aer 
l'erf.  beruft,  so  « iril  aus  Derirhida»  oder,  »ie  »ohi  zu 
«lireiben  \»t,  Dieurhidas,  einem  aus  .\theii.  VI,  p.  Jh.',  B, 
Partheii.  I.'i,  Harporr.  v.  'Jyinuc,  und  repoviK  ,  Cleni. 
Strom.  ^'I,  p.  7fi'2  ed.  Potter  bekannten  \'erfa.<ser  nie- 
(•arischer  («csrliichteu  ,  folgende  Genealogie  erviälint: 
/eiu    und    Dorippe    —    llelU-u  Aeolos    —    Kretiieu»   — 

Anivlhaon  —  iNIelampu».  Der  Verf.  irrt  also,  wenn  er 
den  ^lelanipus  für  den  Sohn  iler  Oorippe  ausgibt,  und 
Kürde,  um  aus  der  angefülirtei;  -Stelle  etwa»  folgern  zu 
können,  genölliigt  sein,  die  gaiiüe  Nachkommenschaft  der 
üorippe  iu  den  Kreis  lies  Oionysoidieiistes  und  der  chtho- 
iiiKcheu  Gotter  zu  ziehen.  In  dem  IVl^'thus  von  den  son- 
nenverbrannten Füssen  des  IMelanipus  aber  etwas  Anderes, 
«Is  einen  Brklarungsrersurh  de»  Manien»  zu  erkennen 
niid  Hszieliiingen  sogar  auf  den  leidenden  l>ionysog  dario 
au  ei.tderken,  »cheint  dem  Ref.  ein  Verfalireii  zu  sein, 
«ndurch  das  Einfachste  und  Natürlichste  abcichtlich  von 
der  Hand  gewiesen  »ird.  Daraus  ferner,  dass  der  Cha- 
ritendienst einer  vordorischen  Zeit  angehört,  folgt  für  die 
An»icht  de»  A^crf.  su  gut  irie  gar  ^fichts,  so  lauge  noch 
kein  engerer  Zusammenhang  des  Dionysos-  und  Chari- 
teuilieiiste»  nachgewiesen  ist.  .So  bleibt  dem  ^'er f.  ,  um 
den  Melampns  zu  einem  Dioii\suspriester  zu  machen, 
?Jichl»  weiter  übrig,  als  seine  Abstammung  ans  dem  Mor- 
den, d.  h.  aus  Thessalien.  Aber  Melampus  ist  ja  nicht 
allein  'ou  da  in  den  Peloponnes  eingewandert,  und  der 
Verf.  hcltte  daher,  um  seinem  Argument  die  gehörige 
Zuverlässigkeit  zu  verscIiaU'rn,  vor  allen  Dingen  die  Be- 
aiehUDgen  nachweisen  müssen,  in  denen  der  Dionjcos- 
4>cnil   XU  jeoer   Waoderuug   überhaupt  gestaudeii    hatte. 


Indem  der  ^'erf.  liierailf  den  IMniImm  berührt,  » ie 
!\Ii'l.iiii|>iit  die  (jalie  der  Weissagung  lon  den  .Sclilangen 
erhallen  habe,  uelclie  ihm  die  Ohren  aii«gele'kt  liiilten 
(S.  .'i)  ,  «licht  er  die  lieileut.-nnikcit  der  .Schlangen  in  der 
ftIv(holoi;ie  und  naineiillirh  in  der  der  chthoiii.srlien  Göt- 
ter zu  erörtern  ,  ohne  jeiloih  damit  eigentlich  etwa»  zu 
{leueisen.  Es  erscheint  duher  auch  als  völlig  willkürlich, 
dass  <ler  Verf.  die  Erzählung  bei  Apollodor,  »lelclier  ton 
einem  ZiisainiMentrell'en  des  IMelanipus  mit  .Apollou  um 
Arheloos  spricht,  mit  <ler  I5enierkiiiig  abfertigt,  das» 
Apnllon  ursprünglich  Nichts  mit  dem  Dionysospriester  zu 
thiin  gehabt,  und  das»  iM.'lnner,  "  ie  llelampu»,  Aiiipbi- 
lyto«  11.  A.  in  ekstati.iclier  Erregung  des  Geniülhes  Ora- 
kel ertheilf  hätten,  welche  ihnrn  loii  Dionysos  eiuje- 
peben  «orHen.  Eher  l).'itte  der  Verf.  auf  HiTodot.  II,  4''' 
und  Diodor.  I,  Vt7,  Stellen,  die  er  «ich  begnügt,  nur 
obenhin  anzuführen,  ein  grösseres  Gewicht  legen  können. 
Hier  heisst  es  ja  ausdrücklich:  'EÜijCri  ya(}  örj  Mt- 
l.äunovi  iarl  6  i^rjyijauiitvo^  tov  /fiovöoov  rö  re 
ol'vo/in,  y.ai  tijv  dvohjv  Xßi  tijv  nouiTriv  rot'  (fitk- 
koij.  Indessen  «eisen  die  folgenden  Worte  :  (>T(>iX(wi 
f^ev  Ol)  iiävta  oi>X}^a[Jojv  tov  \6yov  icpiive'  tu.)!  oi 
iniyivojievoi    lovTruj     oocpiorai    /ifiurojg    itcffricrp 

anf  eine  weitere  Ausbildung  der  Gebräuche  des  Dionv- 
sosdienstes  durch  Orphiker  oder,  wie  Lobeck  AgI. 
p.  ItOl  will,  Pythagoreer  hin.  Ist  aber  dieses,  so  wird 
in  jener  Stelle  wohl  kaum  etwas  Anderes,  als  das  öfter 
vorkommende  Bestreben  gesucht  werden  müssen,  jüngeren 
Cultusgebräucheii  durch  Beziehung  auf  sagenberühinte 
Personen    der  A'orzeit    ein    höheres  Ansehen  zu  verschafTen. 

Für  Hauptiiunrte  iu  den  Sagen  über  IMelanipus  iiAll 
der  Verf.  die  Sühnung  der  Prötiden  und  die  Heilung  <le» 
Iphiklo»  und  unter»  irft  desswegen  zunächst  die  erster* 
einer  ausführlicheren  Liitersuchiiiig.  Aber  auch  hier  das- 
selbe unkritische  Verfahren.  Da.«»  Homer  von  keiner  von 
beiden  etwas  weiss,  und  dass  die  daiin  verwebten  l'in- 
stände  für  Erdichtungen  einer  späteren  Blystik  gehalten 
werden  können,  scheint  ihm  gar  nicht  der  Berücksich- 
tigung werth;  Dionysos  und  die  chtlionischen  Götter  sind 
dasjenige,   worauf  Alles   zurückgeführt   werden   muss. 

Ob  die  Raserei  iler  Prötiden  eine  Strafe  des  DionjF- 
sos  gewesen  lür  den  dem  Dienst  de»  neuen  Gottes  ent- 
^egcngesctzteu  Widerstand,  nie  Hesiod  unil  nach  ihn 
Apolludor  erzählten,  oder,  wie  Akusilaos  und  Phereky- 
des  (vergl.  Hesio.l.  ed.  Göttling  p.  -Ml),  von  der  Hera 
verhängt  worden,  zur  Strafe  entneiler  für  unnatürliche 
Wollust  oder  für  freche  \'erhöhnung  der  Göttin  ist  da» 
Erste,  was  der  A'erf.  untersucht.  Hierbei  aiier  gerflth 
der  ^'erf.  in  ein  unl  estimintes  Schwanken  .  und  e»  er- 
scheint ganz  willkürlich,  das»  er  zuletzt  die  Raserei  der 
Pröto»türhter   für   eine   vom    Dionysof   gesandte   erklärl. 

S.  11  —  14  geht  der  Verf  die  Sagen  von  der  Heiliin|r 
der  Prötiden  durch  und  lässt  sodann  eine  ziemlich  neit- 
lauftige  Erörterung  über  den  BegrilT  des  Manti»  folgen  — 
denn  ein  solcher  war  ja  Melampu»,  —  damit,  »le  tu 
S.  14  heisst,  das  mystische  Wesen  des  Sehers  in  ein 
deutlicheres  Licht  gesetzt  werde.  Indessen  hat  auch  hier 
der  >'erf.  nur  eine  Menge  »on  Notizen  angeführt,  ohne 
damit    wirklirb    etwa*    aa    beneifen.       Was    liegt    daran, 


33.i 

nenn  man  erfährt,  worin  <lic  Reinigangcn  unii  Sühniln- 
gea  bP9«an<len  ,  wenn  ferner  von  TiMKenbescIiHürungen  , 
der  Weissagnng  aus  tlen>  Vöjjelflug  nn<l  aus  Opfern  ille 
Reile  ist ,  wenn  <l.irnus  norli  nicht  hervorgeht  —  und 
«liess  will  iloch  »olil  der  Verf.  -  ,  dass  der  Begriff  (leg 
Mantis  alles  iliesc»  »irklirli  schon  in  der  frühesten  Zeit 
dmfasste?  Nachdem  Lobeck  im  Aglaophanui»  das  Gegentheil 
dargethan  hatte,  hat(e  der  Beweis  ilafiir  wohl  ganz  an- 
der»   geführt    werden   sollen. 

Der  V'erf.  liSlt  es  aber  nach  allem  dieieui  f(ir  un- 
«woifflhaft,  ilass  HIelani|in»  ein  Dionynospriester  und  mit 
iler  Kinfiihrung  de»  Uionvsosdienstes  zu  Argo^  gleich- 
;ii-itifi;  sei,  und  sucht  nun  weiter  zu  beweisen,  dass  die- 
»er  C'ullus  zwar  für  später  als  der  der  Hera,  aber  für 
früher  als  der  des  Apollon  gehalten  werden  müsse. 
,,  Dir  dorische  Wanileruiig  war  nflnilich,  wie  es  S.  25 
heisst,  „die  letzte  jeuer  jrrnsscn  Uewegungen  ,  welche 
tjrierhenland  die  geschichtlirlie  Geslalt  gaben  ;  folg- 
lich war  auch  in  Argos  die  Apollonreligion  die  jüngste 
niiil  nicht  die  Dionysosreligion.  |)ie«e  verbreitete  sich 
hierher  in  Folge  der  grossen  thessalischen  Wanderungen. 
Die  Thraker  hatten  uroprünglich  am  OIvmpo»  in  Pierien 
gesessen.  Früh  müssen  sie  nach  Daulis  gekommen  sei«" 
II.  s.  w.  Wie  also  die  Dorier,  meint  der  Verfasser,  den 
Dienst  des  Apollon  durch  ihre  Wanderungen  verbreiteten, 
ebenso  die  Thraker  den  des  Dionysos,  und  da  nun  diese 
dem  pelasgisrhen  Alterthnni*  näher  stehen,  als  die  Dorier, 
iit  muss  auch  Dionysosdienst  früher  gewesen  sein,  als 
Apolhinclienst.  Die  Thraker  aber  kamen  nur  bis  Daulis; 
folglich  kommt  noch  der  Weg  in  Betrachtung,  welchen 
der  Dion\«o5ilienst  von  da  nach  Argos  zu  machen  hatte, 
lim  nun  <!cr  Kinwondung  zu  begegnen,  als  ob  die  An- 
kunft des  Golies  in  Argoi  sp.'iter  gewesen  sei  ,  als  die 
Heraklidenrückkchr,  h.llt  sich  der  ^'erf.  an  iler  bei  Mon- 
noe  vorkoniineiideii  Sage,  Morn.ich  Dionysos  von  Maxo« 
nach  Argos  kam,  unH  indem  er  diniit  die  Annahme 
Hock'»,  dass  Naxo»  den  (jott  nicht  sp.'iter  al»  Büotien 
erhalten  haben  könne,  in  \  erbimluiig  setzt,  glmbt  er 
•eine  Ansicht  erwiesen  zu  haben.  lief,  will  sich  hierbei 
keine  Zweifel  gegen  die  auf  anderer  Aucloritat  als  der 
de»  Verfasser»  beruhende  Behauptung  erlauben,  dass  der 
<'iil(n»  der  Hellrnischen  Gottheiten  erst  durch  die  Wan- 
derungen der  Hellenischen  Stamme  »erbreifif  worden  sei, 
Lann  jedoch  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken  ,  dass  es 
kein  Zeichen  loii  stiksit  Coiise<]i;eiiz  ist,  nenn  iler  Verf. 
»Herst  Sä^t ,  lier  Dientt  des  Dionysos  sei,  wie  der  iles 
Apollon,  durih  ütainmH  anderung  verpflanzt  worden,  und 
dticli  nun  den  tiolt  auf  ganz  anilere  Weise  nach  Argos 
koiiiinen  l>lsi>t.  Auch  ist  die  aus  Nonnns  entnoininene 
-Sage  niclit  die  einzige.  Da»  Wichtigste  aber  in  tlrr  gan- 
zen Üiitersiirliun^,  die  Krörterung  der  l''rage,  im  »eichein 
Verhaltniss  iMelampns  zu  den  Thrakern  oder  zu  denjeni- 
gen gestanden  habe,  durch  trelrhc  der  ('iiltus  des  Dio- 
nysos nach  Arg<is  gekommen  sei  ,  hat  der  Verf.  nirgends 
onternommen  und  wohl  auch  nicht  unternehmen  können. 
—  Zum  Schluss  macht  der  Verf.  noch  auf  den  Tempel 
I  de»  Dionvsos  L>«)0s  am  Priitidenthore  zu  Theben  auf- 
I  merksam,  woraus  »ich  ergeben  soll,  wie  der  Pri»tiden>. 
I  mythu»  Überali  an  den  üionyso»  geknüpft  gewesen:  au» 
I        l^aiuan.   IX,  >• ,  3-   aber  fulgr,    das»    die  Thehaner  »clbst 


XU 


Nichts  davon    wnsstcn.      Vcrgl,   Unger  Thebanarom   rernm 
specialen   p.   '2'2- 

Indem  der  Wlf.  jetzt  zur  Heilung  des  Iphiklus  ilbet- 
geht,  zählt  er  zuerst  die  tiarüber  bei  den  Alten  vorkom- 
menden Sagen  auf  und  sucht  hierauf  zur  Erklärung  der- 
selben 1)  nachzuweisen,  ilats  die  Sagen  von  Neleiis, 
welchem  rtlelampu»  die  Kiniler  von  Phylake  nach  Pylo» 
gebracht  hatte,  nicht  nur  im  Ciiltus  de»  Poseidon,  son- 
dern auch  in  dem  des  Hades,  ihre  Wurzel  hätten,  und 
2)  dass  Asklepios-  und  Dionysusuiythen  siih  hier  be.> 
gegnet,  in  der  Entmannung  lies  Iphiklos  aber  deutliche 
Hinweisiingeii  auf  Cnltusgebränche  und  Mythen  de»  Dio- 
nysos enthalten  seien.  Was  aber  den  ersten  Piiiict  be- 
trifft, so  ist  unter  allein  vom  Verf.  Angeführten  der  My- 
thus von  dem  Beistände,  welchen  Hades  dem  Nelem 
gegen  Herakles  leistete,  noch  das  Bedeutungsvollste,  aber 
auch  dieses  verschwindet,  wenn  man  hinzniiiinint  ,  da»A 
ja  au^ser  Poseiilon  auch  Apollon  und  Hera  llilfi'r  de« 
Ncleus  waren  (.S,  IM),  und  dass  also,  wenn  Hadi-s .  und 
Poseidoiisdienst  die  Wurzel  der  Neleusinythen  war,  auch 
Apollonsdienst  dazu  gerechnet  werden  müsse,  was  abef 
den  Ansichten  des  Verf.  zufolge  etwas  Unmögliches  ist. 
Aber  auch  zugegeben,  Hades  ist  wirklirh  ein  Träger  def 
angeführten  Mythen,  »o  erwartite  man  doch  hier  iiidit 
diesen,  sondern  den  Dionysos  zu  finden.  Melampu«  »oll 
ja  ein  Dionyjospriester  «ein.  Hierüber  lässt  sich  jedoch 
mit  dem  Verf.  nicht  streiten.  Er  glaubt  nnii  einmal, 
dass  Dionvso»  zugleich  der  [TiiterwellsKott  der  Orphikee 
ist,  und,  wie  es  an  einer  anderen  Stelle  heistt,  dass.  wo 
die  einen  der  cbthonischen  fiottheilen  verehrt  wurden, 
auch  die  anderen  ihren  Sitz  gehabt  hätten;  desswegen  ist 
CS  ihm  am  Ende  gleirhficl,  ob  von  Hades-  oder  Dio- 
nysosdleiut  die  Rede  iit.  —  Die  Verwandtschaft  des  Dio» 
nysos-  und  Asklepiosdienstes  ferner  wird  bloss  darauf 
dargetlian  ,  da»»  Tiies»alien  das  gemeinsame  ^'aterland 
beider  gewesen  sei,  unil  um  Gebräuche  des  Dionysos* 
culfus  in  der  Entmannung  des  Iphiklos  nachzuweisen, 
alles  Erdenkliche  hierher  gezogen.  ,,  Iphiklos  •> ,  heiss* 
CS  S.  36,  ,,wird  bei  einem  Opfer  unfruchtbar,  wie  im« 
wenigsten«  eine  Sage  meldet,  und  die  übrigen  Srhrifti- 
■  telter,  welche  von  diesem  Mythu»  sprechen,  reden  so 
dunkel  und  wunderlich,  das»  man  wolil  begreift  (!),  dart 
man  an  Cultusgebräuche  zu  denken  hat.  Phylako»  opfert 
Widder,  nnd  diese  wurden  dem  Dionysos  geopfert.  — 
Und  wie  iphiklos  unfruchtbar  wird,  wurde  einst  seibirt 
Dionysos  «einer  männlichen  Kraft  beraubt  nach  eamti. 
thrakiscliein  Mythus."  Dass  Iphiklos  <on  »einem  Vater 
mit  einem  Messer  verfolgt  wird,  hat  Analogie  mit  de« 
Agrioiiien  in  Buotien,  wo  Dionyso»  al»  Flüchtling  gedacht 
wurde,  und  der  Priester  mit  blutiger  Waffe  eine  Jungfraw 
verfolgte.  Auch  der  zerrissene  Orpheus  Gehört  liierher. 
weil,  was  der  Gott  erduldet  hatte,  im  iMythus  häiifi^f 
der  Priester  erleidet.  —  „Die  Rastratifl«  des  Ipliikloif, 
heisst  e»  dazu  S.  .47,  „hat  sicher  auch  in  Cultusgebr.l«- 
chen  tirnnd.  Bekannt  ist,  das»  die  Priester  der  Kyb'-I* 
am  Feste  der  Wiederfindiing  des  Attys  iiicb  verstiiinnielte ii. 
wodurch  sie  Eunuchen  wurden,  und  ähnlicbe  \orgai:;' 
fanden  im  syrischen  CiiKns  und  anderwärt»  «t.irt.  Aiiih 
Diontsoa  selbst  heisst  ja  kastrirt.  Die  Deutung  die.«er  l/lü> 
tigen    Haodlun^  haben    rrhou    Andere    rer»ucü«,    und    ttit 


3J5 


öM> 


Im  srlir  gi-iuigl,  Crcnzrr  brUiijiflii-liirii ,  »wnii  er  sagi : 
«l;c  Ka-^tiatiim  liatd-  ojiir  bildliclie  Be»icliiilig  auf  «lie  im 
■Wiiilir  «Tstorliriic  l'i ixliictioii  der  Nadir."  lief,  zueifclt, 
v\>  ilrr  ■»  i-rf.  mit  solclioii  S.'iizcii  Viele  libcrrcilen  »inl 
mlor  Aiiili'ro  als  Solrlir,  welilic  ^'prailo  im  Duiikclii  <laa 
fllcistP  si'lioii  liiiil  Uli«  (Ipiii  ^'t-rf.  ilie  DuiiLcIlirit  Ulli! 
■WiiiiiirrlitliLoil  tIcT  Sa-jiMi  für  liiiirriiliciiil  lialtcii,  um 
tun  Ciiltusgelräiulioii  »ii  roden  »ml  ilariiaili  jciifii  fiiieu 
licIu-ligiMi  Platz  anziiM  i'isi'ii.  Gilit  man  aber  aucli  zu, 
vjs  (ItT  >'erf.  «ill,  «o  folgt  «lotli  daraus  noch  iiidit,  dass 
iTIrlamim»,  um  don  Ipliiklos  luilen  zu  können,  nutlnien- 
clig  ein  Dionjsofiirienter  sein  ninsfte.  i\lif  mehr  lleclit 
i'iinnert  der  \erf.  S.  38  an  ilen  Einduss  der  orphisehen 
fllv>Cerien,  « elclier  liel  dazu  Lcigelragen,  dieJ>.igen  filier 
Hl'elamjMis  zu  verunstalten,  da  dieser  «larin  keine  unhe- 
tjeulenile  llollc  gespielt  halic.  Es  näro  «ohl  gethan  ge- 
wesen, diess  etuas  uielir  zu  lieriieksiilitigen,  und  es  fragt 
■  irli,  oll  iler  ^'erf.  seinen  Forschungen  auf  diesem  Wego 
iiiclit   mehr   gescliiclitliclien   (ilauben    rersrhall't   hatte. 

In  der  Untersuchung  über  Amphiaraus  (cap.  2.),  <ler, 
nie  der  Xvrt.  heraushebt,  nicht  bloss  als  Seher,  Sündern 
auih  als  Kriegsheld  und  Orakelgott  erscheint,  ist  der 
/ug  gegen  Theben  llauptgegenstand.  Der  Verf.  spricht 
hierbei  zuerst  »on  dem  Inhalt  der  kvklisclien  Thebais, 
«eldie  siili  Kirnehmlich  mit  der  Verherrlichung  des  Am- 
phiaraos  bescliiiftigt  haben  soll,  geräth  jedoch  nach  der 
Ansicht  des  lief,  auf  Ungehöriges,  indem  er  ifas  Ge<licht 
mit  Homer  vergleicht  und  durch  die  Zahl  der  Bücher 
auf  H  eitl.'luftigere  Erörterungen  über  die  Siebenzahl  ge- 
führt Mird.  IS'aclidem  auch  die  übrigen  Quellen  der  Sage 
liei  Epikern  und  Dramatikern  durchgegangen  sind,  führt 
die  Frage,  no  Ampliiaraos  von  der  Erde  verschlungen 
norden  sei,  S.  (i4  auf  die  Orte  seines  Ciiltus  und  seiner 
Orakel.  Der  Verf.  handelt  S.  (34  —  öG  'on  dem  Ain- 
rhiarciun  hei  Putiiiü,  Oropos,  W_\kalessüs  H.  s.  ».,  S.  6ü 
—  ()7  von  der  Bedeutung  des  Ampliiaraos  als  Trauuigott, 
(md  S.  (V7  —  GS  »on  der  incdicinischeo  Bedeutung  des- 
selben, wobei  darauf  besonderes  Gewicht  gelegt  wird, 
dass  die  das  Orakel  Befragenden  sich  in  Widdcrfelle  ein- 
wickelten. 

Aas  alle  dem  folgt  indessen  noch  Kiclits  für  die  Gott- 
heit, in  deren  Cultus  Ampliiaraos  seine  eigentliche  Stelle 
gehabt  habe.  Gleichwohl  aber  heisst  es  S.  GS,  "o  von 
dem  Tode  des  Helden  gehandelt  vvird:  Das  AVunderbare 
dieses  MUhus  liegt  am  Tage.  Amphiaraos  fahrt  « io  ein 
zweiter  Hades  in  die  Tiefe  hinab.  Dass  er  mit  chtho- 
iiischcn  AVesen  und  Culten  verwandt  ist,  leuchtet  von 
selbst  ein",  worauf  nun  von  Kabirenverehrung  zu  Potniä, 
namentlich  der  kabirischen  Demeter  und  Kora,  von  Men- 
schenopfern im  Tempel  des  Dionysos  Aegoboro»  u.  s.  »v., 
überhaupt  von  einem  gelieiiiinissvollen  Dunkel  die  Rede 
i»l ,  was  über  der  Gegend  geschwebt  habe.  S.  (j8  —  G'J. 
Ganz  Büoticn  war,  wie  der  W'rf.  S.  IJ9  sagt,  eine  AVoh- 
nung  der  chlhonischen  Götter.  Nur  in  solcher  Gegend 
konnte  nämlich  der  gehcimnissrollc  Dienst  des  Ainpbiaraoi 
gedeihen. 

Den  Zusammenhang  des  Amphiaraus  mit  den  chtho- 
nischen  Göttern  folgert  iler  Verf.  aber  auch  aus  der  Be- 
deutung desselben  für  die  Heilkunde  und  behauptet  dann 
weiter:  ,,wu  diese  cbthouischen  licligioueti  gedeiheo,  da 


konnte  auch  die  Verehrung  des  .iinphiaraos  kraftig  auf- 
sprossen: denu  Amphiaraos  selbst  ist  kein  anilcrer,  aU 
Hades,  er  ist  der  unterirdische  Gott,  welcher  ganz  le- 
bendig unter  der  Erde  herrseht."  Ebenso  glaubt  der 
A'erf.  den  vom  Blitz  ersclilagenen  Liebling  der  Demeter, 
Jasion  ,  welcher  nach  Hvgin  von  seinem  eigenen  Gespann 
getödtet  wurde,  mit  Amphiaraos  zusaiiimenstellcn  zu  kön- 
nen. ,,Aueli  Amphiaraos  nämlich  ist  eine  pelasgisdio 
Gottheit"  (S.  /l),  weil  Pulniä  mit  Duduiia  in  A'erbinduug 
stand   und   Pelasger  auch  sonst   in  Büotien   sesshaft   waren. 

Endlich  ist  Amphiaraos  wie  Tropiionios  ,,ein  Kopf- 
abschneider", denn  ,,er  hieb  dem  IMelaiiippos  das  Haupt 
ah,  um  den  Tvdeus  der  Gunst  der  .Athene  verlustig  zu 
machen."  Dieser  Zug  der  Sage  scheint  dem  Verf.  uralt 
und  nicht  ohne  Bedeutung  zu  sein,  und  er  vergleicht 
daher  den  Fer»eus,der  ebenfalls  einem  pelasgischen  Wesen, 
der  Itledu^a  ,  das  Haupt  abschlagt,  sowie  den  abgeschnit- 
tenen, von  den  Lesbiern  aus  dem  IMeerc  getischten  Kopf 
des  Dionysos  und  den  samuit  der  Lyra  nach  Lcsbos  ge- 
schHomuicnen   Orpheus  köpf. 

Auf  diese  Weise  glaubt  sich  der  Verf.  zugleich  be- 
rechtigt, dem  Homer  Unkunde  und  Alissverstandiiiss  vor- 
zuwerfen, weil  er  den  Amphiaraos  einen  Liebling  de* 
Apollou  genannt  habe  (S.  7'-'),  und  ist  dabei  der  31ci- 
nung,  dass,  wenn  der  Dichter  den  Amphiaraos  zugleich 
auch  einen  Liebling  des  Zeus  nenne,  nur  der  mit  Hades 
identische  chtlionisclie  Zeus  verstanden  werden  könne. 
Freilich  wollen  die  31ythen  über  Amphiaraos  den  Argo- 
nauten und  den  Genossen  der  kalydonischen  Jäger  dazu 
wenig  passen.  Der  Verf.  aber  entgegnet  kurz:  ,,cr  sei 
fest  überzeugt,  dass  der  kaivdonische  Jäger  und  der  Ar- 
gonaut Amphiaraos  durchaus  Nichts  mit  dem  Traumpro- 
phcten  zu   tliuii   hatten"   (S.  72). 

Die  nun  folgeinle  Untersuchung  über  Alkmann  (c.  3-) 
beginnt  der  YerL  mit  der  Alkmaonis  oder  den  Epigonen, 
worin  Alkmäun  auf  ahnliche  Weise  verherrlicht  gewesen 
seiu  soll,  wie  Amphiaraos  in  der  kyklischen  Thebais, 
und  geht  hierauf  die  Sage  von  dein  Epigouenkrieg  bei 
den  Dramatikern  durch  (bis  S,  Uö).  Mit  Recht  wird 
dabei,  wasApullodor  (III,  7.)  über  Alkinäon  und  seinen 
Tod  erzählt,  besonderer  Aufmerksamkeit  gewürdigt,  bei 
der  Erklärung  aber  Behauptungen  ausgesprochen,  bei 
denen  die  Phantasie  des  Verf.  abermals  thätiger  als  sein 
Urtheil  gewesen  zu  sein  scheint.  Da  von  einer  doppelten 
Sühnung  des  Alkmaoii,  zu  Psopliis  in  Arkadien  durch 
Phegciis ,  und  ilnrch  den  Flnssgott  Acheluos  in  Akarna- 
nien  die  Rede  ist,  so  glaubt  er  mr  Allem  zwischen  einer 
arkadischen  und  akariianischen  Sage  unterscheiden  zu 
müssen,  uud  schreitet  zur  Erklärung  derselben  fort,  nach- 
dem er  (S.  103)  den  Leser  durch  die  AVorte:  „Phegcus 
ist  der  geheimnissvolle  Fürst  der  Eichenstadt ,  Acheloo» 
mit  seinem  segensvollen,  läuternden  Wasser  «lern  .Ipollon 
geweiht.  Phegeus  herrscht  im  Lande  pelasgischor  Gott- 
heiten in  dem  Wohnsitze  der  Demeter,  der  arkadischen 
Artemis,  des  Dionysos  und  der  Kora;  Arkadien  übet- 
haupt  ist  eine  ursprüngliche  Stätte  uralter,  fanatischer 
Culte,  deren  tiefer  Sinn  und  Bedeutsamkeit  der  späteren 
Zeit  dunkel  und  verschlossen  blieb,  oder  erst  einer  In- 
terpretation durch  den  Mund  der  Priester  bedurfte",  iin 
Vorau»  aaf  dasjenige,  was  er  will,   aufmerksam  gemacht 


Ii4t.      Eine    «leulliclie    Vorstellung'    fii-ilicli    hr>koiiiint    inaci  Uiitpr   den    Alkm.lou's   Bruilei    liefrefTemlen  Sagen    «inl 

«lailiircl»     so     »eiiijj,     als    durcli     die     iiarlifolgentle     Erör-  znerst   die    ülier    die    Stifding    des   OhikeU     roii    3lal!ü»    he- 

,^r„„^_                                 '  8|)rorlien   (S.    117)-       Di'se    al.er    unrile    nicht    l>loss   dem 

fii    der    akarnanisrhcn  Safe   sind    nur    die  gewithnlicheii  Aniphilcxlios,    siindern    zugleiili    dein    Mopsos,   dem    .Sohne 

BeTifl'e   und    Erfordernisse   der   Sühnungen   ausgesprochen.       der   IManto,    zugeschrieben.       Da    i    .Mallo«    eine     apolli- 

E»''ist  blosse  Heroensage.  Wie  Orestes,  so  muss  Al-  ni=<he  Colonie  ist,  Ampbilochos  :iber  ein  ilionvsi.scher 
kmaon  den  Muttermord  vollbringen;  er  »linle  den  Erin-  Priester  (dicss  trägt  nämlich  der  Verf.  abermals  ki'in  I5e- 
Dven  nicht  entflohen  sein;  eben  diese  Gottinnen  aber  denken  vorauszusetzen),  so  folgt,  däss  das  Orakel  von 
müssen  ihn  nun  auch  als  IMultermörder  verfiil;;en;  er  muss  Mallos  ursprünglich  souohl  dem  Dionysoi,  als  dem  Apol- 
hierauf  acht  Jahre  lielmatlilos  umherirren,  bis  ihm  der  Ion  gehörte.  ZumBe»eii  dient  ausserdem,  <laKs  Apnllon 
nythische  Gott  Erlüsung  verheisst  in  einem  Lande,  wel-  den  Amphilochos  zu  Soll  gefodfet,  und  Amphilochos 
ehe»  noch  nicht  nar,  als  die  That  geschah,  und  hier,  mit  Mopsos,  welcher  dem  Apollodienst  zugcthan  ist,  ge- 
auf  dem  vom  Acheloos  angeschwemmten  IJoden ,  ange-  kämpft  haben  soll.  Analogieeu  sollen  dicss  wahrschein- 
langt,  wird  er  durch  das  VVassjr  des  Gottes,  welches  lieh  machen,  die  Hauptsache  aber  bleibt  unerwiesen, 
durch  die  Tochter  desselben,  Kallirrhoe,  personificirt  winl,  dass  Amphilochos  nämlich  ein  DionTsospriester  ist. 
gereinigt  (S.  lüCi)-  "io  andere  Jiierher  gehörige  Sage  betrifft  die  Grün- 
in der  arkadischen  Sage  dagejren  entdeckt  der  Verf.  dang  von  Argos  Amphilochikon.  Hier  bognilgt  sidi  der' 
nur  Beziehungen  auf  die  chthonischen  Gölter.  Psophis ,  Verf  die  Angaben  der  Alten  zusammenzustellen,  fertigt 
die  Stadt  des  Phegeu»,  liiess  friiher  Phei;ia,  war  also  aber  mit  derselben  Willkürlichkeit,  wie  anderswo,  die 
von  der  Eiche,  dem  heiligen  Baume  des  Zeus  benannt.  Sage  aus  Apollodor  ab,  dass  Apollon  die  (iri'indung  des 
Dieser    Zeus   aber    ist,     wie    der   Verf.    angibt,    die    pelas-  Ortes   veranlasst  habe    (S.    121). 

gische  Naturgotfheit,  der  Gemahl  der  Persephone,  wel-  Die  Erwahnnng  «Irr  von  Klytios,  dem  Sohne  Alk- 
chfr  den  Aeakos  zum  Pareilros  hat,  nicht  aber  die  ruhig  mSon's  und  der  Alphesiböa  sich  abloilenden  Klytiaden  . 
lieitere  Gestalt  des  olympischen  Gottes.  Ua  nun  durch  welche  zu  Olympia  neben  den  Jamiden  und  Tclliaden 
O.  Müller  bewiesen  »vorden,  dass  im  Anfang  sich  alle  geweissagt  haben  sollen,  führt  den  Verf.  auf  dieie  Prie- 
Sühne  auf  die  dunkeln  Todcsmachte  bezogen  hat,  so  stergeschlechter  selbst.  Denn  auih  von  ihnen  »oll  gezeigt 
icheine  dieser  Zeus  auch  mit  der  Sühiiung  des  AlkmAoii  werden,  dass  sie  nicht  nrsprünjjlich  apollinisclie  Seher 
zu  thun  gehabt  zu  haben.  Phegeus  nämlich  sei  ein  Prie-  waren,  sondern  es  erst  später  wurden,  und  dass  ihr  Ur- 
»ter  des  Zeus,  und  das  Verhältniss  <lesselben  und  seiner  Sprung  in  die  chthonischen  oder  pelasgischen  Culte  gehört. 
,,noch  geheimniesvolleren"  Tochter  (Alphesiböa)  zu  ileii  Indessen  sind  ilie  Beweise  nicht  zuverlässiger,  als  dir 
chthonischen  Gottheiten  für  ausgemacht  zu  halten.  Dass  nbri^rcn,  und  Ref.  begreift  nicht,  warum  der  Verf.  sich 
aber  ,,der  dunkele  Srhattenzens"  zu  Psophis  »irklich  ausserdem  noch  so  unistäiidiich  über  die  s|iflteren  Nach- 
verehrt worden  sei,  meint  der  Verf.  daraus  schliessen  zu  kommen  des  Jarnos  auslässt  (S.  )2tt —  I.3'J).  Dass  die 
können,  dass  zu  Kleitor,  nicht  weit  von  Psophis,  Art.-  Jamiden,  »ie  Böckh  (Pind.  Fr.  p.  (iliO)  vermnthet  batti*, 
mis  Koresia  verehrt  wurde,  ivelche  Pausanias  die  Toch-  im  Besitz  des  Orakels  des  Apollon  zu  Abä  gewesen,  » rll 
ter  der  Demeter,  Aeschylos  Kora  genannt  habe;  denn  der  Verf.  nicht  geradezu  bestreiten ;  wahrscheinlicher  aber 
wo  eine  der  rhtlioiiischen  Gottheiten  verehrt  worden,  sei  scheint  ihm,  dass  die  Telliaden  das  Orakel  verwalteten, 
bei  dem  engen  Zusammenhang  derselben  unter  einander  da  Ab«  in  Phokis  lag,  uud  Tellias  ein  phokischer  Seher 
auch  die  Verehrung  der  übrigen  wahrscheinlich.  "war.  Da  auch  die  akarnanischen  Seher  mit  den  Melam- 
Die  Erwähnung  der  .Artemis  Koresia  zu  Kleitor  führt  podiden  in  Vrrbinilung  stehen,  so  fügt  der  Vcrf  noch 
den    \'erf.    jedoch     noch     auf    eine     andere    Erklärung   des  über   diese   Einiges    hinzu. 

Mythus,    welcher   er    am    Ende    den   Vorzug   gibt.      Artemis  Polyidos,    der   Sohn    des   Mantios   und   Enkel    des    Me- 

Korcsia    nämlich     hies»    auch    'IhtSoEoia,     wie     Dionysos  lampus,     ist    der     Gegenstand    des    letzten     Capitels.      Die 

'Ufli(jiöl]i.       In    ihrem   Tempel    war"  die    Quelle    yiui'OOl,  erste    der     hier     behandelteu     Sagen    betrifft    den    Tod    des 

eine    Beziehung   auf  Dionysos    Lysios,    wie    auch    Demeter  Glaukos    uml    die    Wiedererweckung    ilesselbcn   durch    Po- 

Lusia   hiess.       Artemis    aber    kommt    häufig    in    Arkailieu  lyidos.      Glaukos,    der  Sohn    des   Minos,    fällt,   indem   er 

iu    Verbindung   mit  Flüssen    vor   und    heisst    vom   .\lpheus  eine   Maus   verfolgt,    in    ein   Honigfass    und    kommt    darin 

Alpheonia,     Alphäa,     Alpheusa.       Folglich    ist    Alphesiböa  um.      .Minos    befragt,    als     er    den    Knaben    vermisst,    das 

der   Käme   der  psophidischen   Kora.      AlkmSon   ferner   ge-  Orakel    and    erhalt    die     Antwort,    derjenige    werde    ihm 

hört   in   die   Mythologie   des   Dionysos   (warum,    wird   frei-  den  Aufenthalt  seines  Sohnes  angeben,   welcher  ihm  sagen 

lieh   vom   Verf.   nicht  angegeben)    und   es   mag   daher,   wie  würde,    womit    eine    dreifarbige    Kuh    verglichen    werden 

häufig   den    Heroen,    was   dem    Gotte    zugeschrieben    wird,  könne.      Polyidos    nennt   da-    Brombeere,    entdeckt    hierauf 

von    ihm,    dem    Priester   des  Dionysos,    erzählt  worden  seiiij  den    Leichnam    des   CJlankos    und    bringt     ihn     in's    Leben 

was  den   Gott  selbst  betrifft.       Der   in   Psophis    begrabene  zurück   durch   ein    Mittel,    woranf  er  durch   Drachen   anf- 

.Alkmäon    ist    daher  ,keiu    anderer,    als    Dionysos    selbst,  merksam   gemacht   wird   (S.    loS   ff.).      Diesen   Mythus   er- 

und   seine   Vermählung   mit  Alphesiböa,    d.   h.    Kora,   der  klart    der    Verf.   auf  folgende    Weise.       Da  die   Maus   dem 

finsteren   Todesgüttin,   ist  der   Tod.    Dieser  Alkmäon  aber  Apollon    heilig   ist,   so   deutet   die  Sage  von  der  Verfolgung 

hat  freilich   jNichls   mit  der  Eriphyle   zu  thun,  und    unter  derselben    jiurch   Glaukos    auf    das    Verlangen    desselben, 

den   Mythen   der   Alkmäonssage   passt    nur   die   von   seinem  die   Weissagekunst   zn   erlernen.       Der   Honig   deutet  aber 

Wahnsinn  (der   rasende   Dionyso^)  auf  ihn   (S.    113).  auf  Tod   uud  Unterwelt,   auf  die   chthonischen  Götter   und 


Zeitschr    J    (/.    Allerlhumtw 


23 


339 


340 


auf  ilie  Gabe  Jcr  Weissagung  (S.  148—152).  Die  in 
iloiii  I\Iv(hus  »rwfihute  Kuli  hat  Ueziohuiit{  auf  ilas  Stier- 
«Yuiliol  des  Dionysos  (S.  153),  «1er  Drache  aber  erinnert 
an  die  friihe  l'erschmelinng  de«  Asklepius-  mit  dem  Dio- 
nysos-CuKiis.  Da  die  Weissagung;,  welche  Glaukos  zu 
erlernen  dicht,  apollinisch  ist,  Polvidos  aber  dem  Apol- 
lon  so  fern  steht  (ivarnm  denn?),  so  ist  hier  abermals 
Vcriniscliung  verschiedener  Culte  und  das  Bestreben,  nicht- 
apollinische  Heroen  mit  Apollon  in  Verbindung  zu  setzeo 
(S.  155)-  Da  nun  Polyidos  ans  Argos  kommt,  so  liegt 
darin  nur,  dass  der  Dionjsosdicnsi  von  hier  dahin  ge- 
langte, zugleich  mit  der  Idee  der  Unsterblichkeit  und  des 
Fortleben*  nach  dorn  Toilo  (S.  15R.  157)-  Glaukos  aber 
ist  urspn'inglich  nur  eine  Naturgottheit  ron  ähnlicher  Art, 
»ie  Hylas  bei  den  niariandjnen  u.  a.  Denn  er  ist  der 
Sohn  der  Pasiphao  oder  Pasipharssa,  der  Mondgöttin  und 
hiichrcrehrten  niutter  Natur  und  folglich  Nichts,  als  die 
kräftig  herrorsprossende  Pflanzenwelt,  welche  im  Herbste 
abstirbt  und  in's  Leben  zurückgerufen  iierden  soll.  Dass 
er  Meergott  wurde,  ist  als  Folge  der  kretischen  Meer- 
hfrrschaft   zu   betrachten. 

Wie  der  ni^thus  von  Glaukos,  so  wird  auch  der  von 
der  Sühnung  des  Megarerfi'irsten  Alkathoos  mit  chthoni- 
schcm  Götterdrenst  in  Verbindung  gesetzt.  Der  Name 
der  Gattin  des  Alkathoos,  Euärhme,  hat  ja  Analogie  mit 
einigen  Beinamen  <ler  Demeter,  auf  dem  Prjtaneam  zu 
.Megara  lag  der  Stein  '.IvayXtj^Qn,  wo  die  umherirrende 
Demeter  ihre  Tochter  rief,  und  Iphinoe,  die  Tochter 
des  Alkathoos,  welche  als  Jungfrau  starb,  erinnert  an 
Kora,  sowie  der  Name  der  zweiten  Tochter  des  Alka- 
thoos, Peribüa,  ein  chthonischcr  ist  (S.  163).  Dass  aber 
Alkathoos  an  mehreren  Stellen  in  augenscheinlicher  Be- 
ziehung zu  Apollon  vorkommt,  ist  dem  Verf.  nur  der 
Beweis  einer  abermaligen  Sagenverwirrung,  und  er  trägt 
kein  Bedenken,  den  zufälligen  Tod  des  Sohnes  des  Al- 
kathoos, Rallipolis,  bei  einem  Opfer  seines  Vaters  als  ein 
Menschenopfer  zu  betrachten,  welches  nicht  anders  als 
im  Cultus  der  chthonischen  Götter  seinen  Platz  gehabt 
haben  könne.  Nun  versteht  es  sich  freilich  von  selbst, 
dass  die  Siihnung  des  Alkathoos  überflüssig  wird,  und 
der  Verfasser  erklärt  sie  desshalb  für  einen  späteren 
Zusatz. 

C.  A.  F.  Brückner. 


•34.    Mythologisches  von  Konrad  Schioenck. 
Leukothoe  oder  Leukothea. 

Ovid  (metamorph.  IV,  196  »<iq-)  erzählt  nach  Hesiod, 
it'ie  Lactantius  bezeugt,  der  Sonnengott  habe  die  Leu- 
kothoe oder  Leukothea,  die  Tochter  des  Orchamos,  des 
Perserkönigs,  nnil  der  Eurvnome  geliebt  und  in  der  Ueber- 
raschung  gesell»  ä<ht ,  worauf  der  Vater  im  Zorn,  als  er 
die  Schande  <lcr  Tochter  erfahren,  sie  lebendig  begraben. 
Der  Sonnengott  aber  zerstreute  mit  seinen  Strahlen  den 
Sandhügel  über  ihr  und  liess,  da  er  sie  todt  fand,  die 
Weihrauchstaude  aus  ihr  sprossen.  Diese  Fabel  enthält 
keinen  tiefen  Sinn  ,  sondern  gibt  den  Weihrauch  für  ein 
Product  der  Sonnenhitze,  <les  heissen  Landes  im  Osten 
aus  ,    und    zwar    eines    Landes    an    der    See  ^    oder    einet 


Landes ,  aus  welchem  er  über  das  Meer  zu  den  Griechen 
kam,  denn  Leukothoe  oder  Leukothea  ist  die  Göttin  der 
See,  der  ruhigen,  bellen,  und  dTese  Tochter  des  Orcha- 
mos, d.  i.  öoxcifiog,  Führer  (Fürst,  Anführer)  und  der 
Eurvnome,  d.  i.  der  See  als  der  breiten,  d.  i.  des  wei- 
ten Gewässers. 

Kdssiphone. 

Kassiphone  war  eine  Tochter  des  Odjsseus  und  der 
Kirke,  welche  Telcmachos  heirathcte  (Tzetz.  ad  Lyco» 
phron.  8ü8.) ,  von  welcher  er  aber  aus  Rache  getödtet 
ward,  als  er  Kirke  ermordet  hatte.  Da  dieser  Name  der 
Tochter  des  Odysseus  nur  gegeben  worden,  am  sie  als 
3Iörderin  ihres  Bruders  (von  V^aters  Seiten)  zu  bezeich- 
nen ,  so  sollte  er  KaOKfövij  geschrieben  werden,  wie  er 
sicherlich  zuerst  hiess ,  doch  berechtigt  das  jetzt  nicht 
mehr  zu  einer  Acnderung  der  überlieferten  Form,  da 
iliese  als  eine,  welche  sich  geltend  gemacht  hatte,  be- 
trachtet werden  muss.  Die  beiden  Söhne  des  Odjsseus, 
Telemachos  und  Telegonos  bedeuten,  der  erstere ,  dass 
der  Vater  ferne  von  Ithaka  im  Troerlande  kämpft ,  der 
letztere,  dass  er  ferne  von  des  Vaters  Heimath  erzeugt 
war. 


Auge. 

Auge,  Priesteriu  der  Athene  zu  Tegea,  !\Iutter  des 
Telephos ,  ist  zwar  in  der  Sage  zu  einem  menschlichen 
Wesen  geworden  und  heisst  eine  Tochter  des  Aleos  nnd 
der  Neära,  sie  war  aber  ursprünglich  eine  Eileithyia, 
und  wenn  es  heisst  (bei  Paus.  VIII,  485.),  der  Tempel 
der  Eileithvia  auf  dem  Markt  zu  Tegea  (es  war  auch 
ein  Bild  daselbst),  die  den  Beinamen  '£Jii  yovaai  hatte,  ' 
sei  auf  der  Stelle  erbaut,  wo  Auge  auf  die  Kniec  fiel 
und  gebahr,  so  ist  diese  Eileithvia  auf  den  Knieen  eben 
nur  die  Göttin  Auge  selbst.  Zwei  Namen  hat  die  Ge- 
burtsgötfin  von  den  Wehen,  welche  als  Windungen  be- 
zeichnet werden,  nämlich  Eileilhyia,  wie  ich  früherden 
Namen  in  dem  Rheinischen  Museum  erklärt  habe,  und 
Eilionia  {ElXlovia)  in  Argos  (PInt.  Quaest.  Rom.),  wel- 
che Hundeopfer  erhielt,  von  sikSUi ,  den  Namen  Auge 
aber  führte  sie,  weil  sie  aus  dem  Mutterschoosse  si^ 
ai'jaq  brachte.  Daraus,  dass  sie  Priesteriu  der  Athene 
genannt,  darf  man,  wenn  freilich  auch  nicht  mit  voller 
Gewissheit,  den  Schluss  ziehen,  dass  Athene  in  Tegea 
auch   eine  die  Geburten   fördernde   Göttin   gewesen. 

Himeros. 

Creuxer  bestimmt  (in  der  Schrift  über  die  Vasen  S.  4U) 
Eros,  Himeros  und  Pothos  so:  Eros  stellt  den  Gesammt- 
begriff  tier  Liebe  dar,  Himeros  das  Verlangen  nach  dem 
gegenwärtigen  Gegenstand  der  Liebe,  Pothos  das  Verlan- 
gen und  Sehnen  nach  der  abwesenden  geliebten  Person. 
Diese  sehr  ansprechende  Unterscheidung  unseres  geist- 
reichen Mjthologen  möchte  ich  in  so  weit  beschränken, 
dass  sie  wenigstens  keine  ursprüngliche  gewesen,  sondern 
dass  Himeros  dem  Eros  zuerst  als  Liebe  im  Allgemeinen 
gleich  gewesen  sei.  Der  Grund,  welchen  ich  für  diese 
Ansicht  habe,  scheint  mir  ein  genugsam  zureichender  zu 
sein,  nämlich  dass  Hermes,  der  phallische  Gott,  diesen 
Namen   führte   in   der   abgekürzten  Form   Imbros.    worüber 


341 


342 


Welcker  in  <Icr  Afschylischen  Trilogio  (S.  217.  Nole  3/S.) 
^einigende  Krklärnng  gejfclieii.  Ein  soliher  pliallisclier 
Gott  der  Liphesrpreiiiigunj;  kann  aber  uicliU  Anilerrs, 
als  «Irr  GoU  der  Liebe  <ni  Allgemeinen  sein,  und  die, 
wclclie  ilim  den  Namen  Imlro«  gaben,  müssen  uieou^ 
in  dem  Sinuc  der  Liebe,  des  Liebesrerlangens  verstanden 
liaben  nnd  zwar  in  dem  allgemeinen  Sinne  gleieli  i(juji, 
Heil  sunst  dieser  Beiname  des  Hermes  nicht  müglirh  ge- 
wesen wäre.  Bei  dieser  Gelegenheit  «ill  ich  mich  über 
ineino  Ansicht  »on  dem  Grundwesen  des  Hermes  noch- 
nialsi  erklären,  da  der  leider  allzufrülie  heimgcgangene 
taleuti'olle  Klaaseu  in  seiner  Rerens.  meiner  m)tholog.  Skiz- 
aen  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht  zu  ahnen,  aber  sie  niclit 
klar  zu  verstehen  äusserte.  Als  Grnndwesen  in  Hermes 
nehme  ich  den  pliallischen  Gott  der  Liebe  an,  dieser 
mehrt  ilie  Hserden  und  ist  Hirtengott,  im  weiteren  Sinne 
liegt  aller  Ordnung  die  Liebe  zu  Grunde,  denn  sie  ver- 
eint, der  Hass  aber  trennt.  In  diesem  Sinne  ist  der  Gott 
der  Liehe  auch  der  Gott  ilcs  Verkehrs  unter  den  fllen- 
scbcn ,  und  weil  der  Verkehr  der  verständigen  und  ge- 
wandten Rede  bedarf,  auch  Gott  der  Rede.  Zeus  er- 
hält die  VVcltorilnung  als  der  höchste  Gott,  aber  der 
Hass  würde  sie  wild  zerstören,  und  nur  die  Liebe  und 
das  Vereinen  kann  sie  erhalten  und  die  gestörte  wieder 
herstellen.  Darum  ist  Hermes  der  Diener  des  Zeus  und 
sein  Herold ,  welcher  des  höchsten  Gottes  Ordnung  in 
stetem  Dienste  aufrecht  hält.  An  den  auf  Ordnung  und 
Verein  gegründeten  Verkehr  knüpft  sich  der  dem  l'er- 
kehr  entspringende  Gewinn,  nnd  der  Gott  des  V^erkehrs 
wird  ein  Gott  des  Gewinns,  und  da  dieser  nicht  allezeit 
ohne  List  und  Trug  erreicht  wird  ,  erscheint  der  Gott 
auch  als  der  listige  und  sogar  als  der  diebische.  Diese 
Ansiclit  hat  mir  in  der  griechischen  fllylhologie  des  Her- 
mes keinen  Punct  dunkel  gelassen,  und  sollte  ich  je  den 
Zweck  meiner  vieljährigen  Durchforschung  der  griechi- 
schen Mythologie  erreichen,  eine  kurzgefasste  klare  Dar- 
stellung derselben  schreiben  zu  können,  so  glaube  ich  die 
Mythologie  des  Hermes  von  obiger  Ansicht  aus  genügeud 
abfaanileln    zu    können. 

Tilhonos. 

Warum  ist  der  Gatte  der  ewigblühenden  Eos  ein 
grauer  Greis?  Das  Mährchen  sucht  es  zu  erklären,  aber 
erst  bestand  die  Sache,  ehe  die  Erklärung  versucht  ward, 
und  wir  können  nicht  leicht  glauben,  dass  die  Annahme 
eines  grauen  Gatten  (ür  die  schöne  Eos  nicht  auf  einer 
da»  Morgenroth  betrelFenden  M'ahrnehmung  beruht  habe. 
Zum  Gatteu  der  Morgcnrölhe  eignete  sich  der  graue 
dämmernde  Morgenhinimel  oder  Morgen,  da  Eos  ihn  des 
Morgens  verlässt,  um  das  Licht  zu  bringen,  und  darum 
möchte  ich  in  dem  grauen  Dämmermorgen  die  V'eranlas- 
sung  zum  grauen  Gatten  der  Eos  erkennen.  Welcker 
erklärt  im  Rheinischen  Museum  (IL  2.  ISS.)  den  Titho- 
nos  von  der  vergänglichen  Dauer  des  Morgenrothes,  worin 
ich  darum  nicht  beistimmen  kann,  weil  nicht  Eos,  die 
Morgenrölhe,  in  dem  Mährchen  die  alternde  ist,  und 
weil  Tithonos  nicht  ebenfalls  die  Morgenrölhe  sein  kann, 
und  wäre  er  e»  gewesen,  dann  ebenso  wenig  hätte  altern 
können,  wie  sie,  denn  die  Morgenrötho  ist  die  ewig  blü- 
hende, frische. 


Praxidiice. 

Die  Praxidike  ist  eine  Göttin,  welche  die  Schuld  der 
Gerechtigkeit  eintreibt,  indem  sie  den  Frevel  zur  Strafe 
zieht,  wie  ihre  Benennung  zeigt.  Jede  wnililiche  Gott- 
heit hätte  als  Straferin  eines  Frevels  eine  Praxiilike  heis- 
sen  können,  doch  finden  wir  nie  eine  Göttin  mit  diesem 
Beinamen  benannt,  ausser  Persephnne  in  einem  orphischeu 
Hymnus  (28).  Mcnelaos  errichtet  ihr  eine  Statue  bei 
Gytheion  nach  des  Paris  und  der  Troer  Bestrafung  (Paus. 
111.  2'2-  2.)  und  Orgien  der  Praxiilike  nennt  ilio  orpliische 
Argonautik  (31),  Praxidiken  aber  hatten  naih  Pausanias 
(IX.  33.  2.)  hei  Haliartos  am  tilphnsisrheii  Berge  ein 
Heiligthum,  und  der  bei  ihnen  geschworene  Eid  ward 
nicht  leicht  genommen.  Nach  Suidas  stellte  man  rur 
einen  Kopf  als  Bild  der  Praxidike  auf,  und  man  ver- 
suchte, da  man  ihr  auch  nur  Thierköpfc  opferte,  die 
Erklärung  dieser  Sache,  welche  Hesychius  aufbewahrt, 
Ilpai;/diyjj'  öul/^iova  rivd  (ft'.ari,  xi)v  ujottsq  Tfkoq 
eniTEdsioav  Toig,  re  Aeya/isvoi^  xal  7i()aTTOiüvo/g. 
Diese  Erklärung  ist  jedoch  nicht  annehmbar,  sondern 
der  Sinn  ist  nicht  leicht  ein  anderer,  als  dass  die  Strafe 
das  Haupt  des  Frevlers  trilTt ,  und  dass  die  Praxidike 
sie  an  des  Frevlers  Haupte  vollzieht.  Steplianus  ßyz. 
(rgSl^ikl])  nennt  des  Tremilos  Gattin  Praxidike  eine 
ogygische  Nymphe,  was  sich  bei  einer  Böoterin  von 
selbst  erklärt.  Die  Namen  der  Praxidiken  Alalknmenia, 
Aulis  und  Theixinoia  (die  Tochter  des  Ogyges  Alalko- 
menia  bei  Pausanias  IX..  33.  4.  kann  nicht  zu  den  Pra- 
xidiken gezogen  werden,  da  kurz  vorher  von  diesen  die 
Rede  ist,  und  dieser  Schriftsteller,  wenn  er  eine  Praxi- 
dike Alalkomenia  gekannt  hätte,  dies«  nicht  verschwiegen 
hätte)  sind  entlehnt  von  den  Orten  Alalkomenä  und  Aulis, 
nnd  Theixinoia  ist  willkürlich  erfunden,  ohne  Begrün- 
dung in  ihrem   Wesen. 

Dionysoi  Enorches. 

TzeCzes  zu  Lykophron  (211)  erzählt,  Tbyestes  habe 
mit  seiner  Schwester  Daifa,  welche  von  ihm  ein  Ei  ge- 
boren, den  daraus  entstehenden  Enorches  erzeugt,  wel- 
cher dem  Dionysos  einen  Tempel  gegründet  und  ihm 
von  sich  den  Beinamen  Enorches  gegeben  habe.  Diesen 
Namen  hat  der  phallische  Gott  von  den  Hoden  und  nicht 
cItiu  T);^  öp^tjcTCU)!;,  da  es  kein  Wort  ivopycip,  tanzen, 
gibt,  und  ein  solches  auch  nicht  zu  vermuthen  ist,  weil 
der  Präposition  €li  keine  genügende  Bedeutung  in  dieser 
Zusammensetzung  sein  würde.  Von  Thyestcs  meldete 
die  Sago  Blutschande  mit  seiner  eigenen  Tochter  Pclopia, 
mit  welcher  er  sich  den  Rächer  Aegisthos  erzeugt,  das 
Mahrchen  aber  von  der  Blutschande  mit  Daita  bezieht 
sich  auf  das  grauenrolle  Mahl,  und  ist  nicht  sinnlos  er- 
funden, denn  aus  jenem  Mahle  ist  die  Blutschande  und 
die  Rache  entsprungen,  ilass  aber  der  Sprüssling  Enor- 
ches heisst,  geht  nach  anderer  Seite  hin  und  hat  mit 
der  Sache  Nichts  zu  tliun ,  sondern  kann  nur  in  diese 
Sage  gekommen  sein,  um  die  wilde  Sinnenlust  des  Thre- 
stes  zu  bezeichnen.  Am  schwierigsten  bleibt  es,  zu  er- 
klären, was  die  Annahme  des  Ei  bewirkte,  denn  es 
möchte  misslich  sein,  an  das  Ei  der  Nemesis  zu  ijenken 
und  die  Daita  dadurch  als  eine  Nemesis  gelten   zu  lassen. 

23* 


343 


^U 


Für  fiiie  Uiiulxuiuii;  des  Lamtiirs,  rj/Vi  "">  »t'K'tlPS 
.let  rerlj/liipiiissrfichi'  llailcr  geführt  »lanl,  in  ojoi^,  wie 
auf  der  alliaiiiscIiPii  Alarinorrase  (Ulillin  Galerie  !tl>tlinl. 
II'.'.  3.)  Ziegen  »iait  «ler  Ilesiieriileii,'lj>ri'l  si<'li  fniileii, 
»oil  beide  /o.V.a  heisren,  kann  man  diesien  Zug  der  -Sage 
nicht  halten,  »eil  vi^  und  ujov  zu  weit  ron  einander 
entfernt  sind.  Uarum  niu.ts  dieser  Puiict  des  IM.'ihrrliens 
.ils  muh  zur  Zeit  einer  genügenden  ErLiärung  entbuhrenil 
gelten. 

Apollu's   Schwant 

Zwei  Eigenschaften  mochten  den  Schwan  dem  A|iollon 
weihen  lassen,  Gesang  und  Farbe.  Ks  gibt  näinlich 
alierdings  einen  Singächivan,  welcher  im  Frühling  einen 
eigenthümlich  srlijinen  Ton  hören  iSsst,  und  Apollon,  wel- 
ihem  im  Früliling  Päane  gesungen  werden  {Cieuzer  Gem- 
nienknnde  III.  Tgl.  die  Anmerkung  daeelbsl)  ist  als  Licht- 
;:<>tt  auch  ein  Gutt  dieser  Jahreszeit,  und  die  reine  uei.sso 
Farbe  eignete  diesen  \'ogel  für  den  Gott  des  Lichts,  der 
den  Griechen  ans  Lykien  kam,  wo  eine  mit  der  Licht 
und  Finiternise  andersnehmenden  persischen  Lehre  ur- 
verwandte von  einer  Gottheit  des  Lichts  und  einer  Gott- 
heit der  Finsternis»  (Apollon  und  Artemis)  existirt  la 
haben   scheint. 


35.  Zur  ällesten  Ueiigionsgescliiehte. 

Bei  dem  unserem  Zeitalter  vorzugsweise  eigenen  Stre- 
ben auf  dem  Gebiete  iler  Geschichte,  dii>  entferntesten, 
der  schriftlichen  Ueber|iefernng  am  weitesten  entrückten 
Zeiten  in  den  Kreis  der  Forschung  zu  ziehen,  kann  es 
einem  aufnieiksanien  Beobachter  nicht  entgehen,  dass 
trotz  vielfacher  ,  durch  fortgesetztes  ernstes  Studium  er- 
rungener Resnitnte,  durch  welche  hier  und  da  der  Schleier 
der  ältesten  Geschichte  des  fllenschengeschlechts  glück- 
lich gelüftet  worden  ist,  mau  dennoch  über  die  allge- 
meinen, leitenden  Gesichtspuncte,  von  welchen  ans  allein 
Versuche  dieser  Art  Erfolg  zu  haben  versprechen ,  sich 
nicht  nur  noch  nicht  habe  vereinigen  können,  sondern 
dass  selbst  über  die  withtigsten  Ausgaugspuncte  ein  Zwie- 
spalt der  Hlcinung  obwalte,  welcher  viele  der  angeblich 
gewonnenen  KrgebnisKC ,  ja  die  ganze  Methodik  dieser 
Forschungen  von  Neuem  in  Frage  zu  stellen  droht.  Im 
Grossen  aufgefasst,  lassen  sich  die  hern^chenden  Grund- 
ansichten ,  innerhalb  welcher  sich  die  VVi»^senschaft  un- 
seres Zeitalters  bewegt,  auf  zwei  Richtungen  zurück- 
führen, von  welchen  die  eine,  soll  sie  knrz  bezeichnet 
nerden,  mit  dem  ^lanien  der  rationalen  genannt  werden 
kann.  So  nainlich,  nicht  rationalistinch  nach  dem  in  einer 
einzelnen  besoiideren  Wissenschaft  typisch  gewordene«, 
Sprachgebranc  h,  ziehe  ich  vor  zu  sagen,  nicht  weil  was  ratio- 
nalistisch hejsst  ,  vcrdiichtigt  worilen  ist,  sondern  weit 
die»e  Sprachfoim  erst  1011  dem  Namen  <ler  Bekenner  dic- 
tet  Mclliüde  herj;eleitit  i.st,  und  Missgriffe  und  Verirrun- 
geo  derselben  leicht  geeignet  sind,  das  Wesen  dieser 
Aulfassniigsweise  selbst  in's  Dunkel  zu  stellen  Die  ra- 
tionale Methode,  welche,  h^tte  sie  sich  unter  dem  vater- 
ländischen, unzweideutigen  Namen  der  vernünftigen  oder 
vcrnuuftgeuiässen,  von  Anfang  an  geltend  gemacht,  man- 
cher  Anfechtung   überhobeu    geblicbea   sein    würde,    sucht 


auf  keinem  anderen  Wege,  als  dem  der  Vernunft  din 
Wahrheit  zu  erfassen  und  erkennt  als  waiir  nur  dasjenige 
an  ,  was  dieser  gemäss  ist.  Unter  Vernunft  versteht  sie 
aber  nicht  eine  einzelne,  abgesonderte  Kraft  der  mensch- 
lichen Seele ,  sondern  sie  ist  der  harmonische  Inbegritf 
samintlirher  geistigen,  zusammenwirkenden  Kräfte  iles 
menschlichen  Organismus  und  kann  keine  andere  Wahr- 
heit anerkennen,  noch  erfassen,  als  welche  sie  nach  dem 
iVlaass  dieser  Kräfte  in  sich  aufzunehmen  und  in  sich  ge- 
wissermaasseii   zu   reproduciren   vermag. 

Die  andere  Richtung,  welche  sich  mit  jener  zw^ar  in 
der  Tliat  in  ofl'enem  Gegensatz  befindet,  diesen  aber  nur 
insofern  zugibt  und  zugeben  kann,  als  sie  in  dem  Ra- 
tionalismus eine  Verwechselung  der  Vernunft  mit  dem 
Verstände  unterstellt  ,  ist  um  so  schwieriger  erschö- 
pfend mit  Einem  Namen  zu  bezeichnen,  als  sie  der  Ein- 
heit Eines  Begrifl's  ermangelt.  Um  bei  einer  diagonalen 
Entgegenstellung  den  zweideutigen  Namen  eines  Irra- 
tionalismus zu  vermeiden,  hat  sie  für  gewisse  wissen- 
schaftliche Richtungen  den  .4usdru<k  Snpranaturalismus 
gefunden  und  angenommen,  dessen  Wesen  wegen  der 
Viel(ieutij;keit  des  BegriflFs  der  Natur  ,  insofern  diese  in 
einem  engeren  und  in  einem  weiteren  Sinne  gefasst  wer- 
den kann,  auf  einen  allgemein  gültigen  Begriff  nicht  zu- 
rückgeführt werden  kapn,  und  da  bei  der  in  dem  Wesen 
des  Supranatiiralisiniis  begründeten  Annahme  einer  über 
oder  jenseits  der  Natur  wirkenden  Kraft  «las  Wesen  die- 
ser sich  nach  dem  entweder  schlechthin  unbestimmbaren, 
oder  jedenfalls  mehrdeutigen  Begriff  der  Natur  bestimmen 
muss,  so  wird  die  hieraus  entspringende  Schwierigkeit, 
den  Begriff  ihres  Wesens  festzustellen  ,  ausserdem  auch 
dadurch  noch  vermehrt,  dass  diese  Kraft  einer  Region 
angehört,  welche  das  menscliliche  Denkvermögen  nicht 
zu  erreichen  vermag.  Darin  aber  finden  alle  Ansichten, 
die  sich  in  dieser  Richtung  geltend  gemacht,  so  ver- 
schieden sie  auch  sonst  unter  einaniler  sein  mögen,  einen 
gemeinschaftlichen  Mittelpunct ,  dass  sie  das  IVlaass  der 
geistigen  Kraft  in  der  menschlichen  Seele  znr  Ergrün- 
dung  der  höchsten  Wahrheiten  als  nicht  ausreichend  an- 
sehen und  diesen  Alangel  durch  die  Annahme  einer  un- 
mittelbaren Offenbarung  eines  über  den  IMenschen  und 
ausserhalb  der  durch  menschliche  Seelenkräfte  erkenn- 
baren Natur  stehenden ,  göttlichen  Wesens  ausgleichen. 
Die  auf  diesem  Wege  gewahrten  Wahrheiten  entziehen 
sich  einer  rationeüeu  Prüfung  und  sind  mittelst  der  Ver- 
nunft weder  zu  erweisen,  noch  zu  widerlegen,  sondern 
werden  als  reine  Thatsachen  des  Bewusstieins  Besitz  nur 
desjenigen,  der,  im  Gefühl  eigener  Unzulänglichkeit,  sei 
diese  Folge  individueller  Seeleustiminung,  oder  einer  stalt- 
gefundenen  Resignation,  den  Glauben  an  den  unmittel- 
baren Auslluss  einer  ausserhalb  des  nienscheu  und  über 
der    Natur   stehenden,    höheren    Kraft   gewonnen    hat. 

Diese  zwei  Richtungen  unserer  Zeit,  welche  hier 
kurz  angedeutet  werden  inussteu,  um  uns  den  Uebergang 
zu  dem  vorliegenden  Gegenstand  zu  bahnen,  sind  von  dem 
nachdrücklichsten  Einflüsse  auch  auf  die  Ansicht  vou  dem 
Zustande  des  ftlonschengeschlechts  in  den  ältesten  Zeiten 
gewesen  unti  liali«n  zwei  in  strengem  Gegensatz  einnmler 
gegenüber  stehende  iVIoinungen  hervorgerufen.  V^on  der 
allein    veriiunftgeioassen   Anuahme    einer    in    «tetiger   Pro- 


345 


346 


^ression  sich  betTeg:en<len  Entwickeliing  aus;;ehen<l ,  wel- 
che fon  der  Ergcheinanj;  iler  Dingo  in  der  sinnlichen 
Welt  abstrahirt  ist,  hat  man  anf  der  einen  Si-ite  sieh 
die  EntHiekeinno-  de»  iMenschenjfeistes  in  aufsteigender 
Linie  gedacht,  oder  mit  andern  Worten,  man  hat  es  für 
vernunftgeniäss  erachtet,  das«  sich  das  Menschengeschlecht, 
ursprünglich  iu  einem  Zustand  geistiger  (lebnndeiiheit , 
am  nicht  zu  sagen  Rohheit,  befangen,  iliirch  allmähliches 
liewnsstwrrden  seiner  selbst  von  diesen  Fesseln  nach  und 
nach  befreit  und  Schritt  für  Schritt  sich  einer  immer 
höheren  Cultur  bemächtigt  habe.  !Man  hat  geglaubt,  in 
dem  iiierhei  so  oft  zur  Anweu<lung  gebrachten  Vergleich 
der  nachsenden  Geistesbildung  dos  Geschlechts  mit  dem 
Entnickelungsprocess  des  Lebens  am  Indiriduum  mehr 
als  ein  biusses  Bild  finden  zu  dürfen  ,  unil  vielmehr  an- 
genommen,  dass  beide  sich  nie  Alakrokosmus  unil  IMi- 
kroknsnius  zu  einander  verhalten,  beide  denselben  Ge- 
setzen unterliegend.  Hiernach  fand  man  die  Annahme 
ebenso  natürlich,  als  durch  die  ^'^ernunft  gerechtfertigt, 
den  Begriff  von  Einem  göttlichen  Wesen  als  religiöses 
Dogma  nicht  an  die  Spitze  der  Culturent»  ickelung  des 
Geschlechtes  zu  stellen,  sondern  ihn  erst  nach  und  nach 
bei  fortschreitender  Befreiung  des  Geistes  aus  den  Ban- 
<len  einer  materialistischen  .Anschauungsweise  entstehen 
unil  diesen  um  so  reiner  sich  entfalten  zu  lassen,  je  mehr 
man  sich  von  einem  früheren  Polytheismus  zn  entfernen 
vermochte.  Dieser  Ansicht  vertrauend,  hat  man,  seitdem 
es  eine  Geschichte  der  Menschheit  gegeben,  <len  Ent- 
»ickclungsgang  derselben,  so  weit  er  menschlichen  Be- 
griffen zugänglich,  eiiiiijermaasspn  begreifen  zu  können 
gemeint,  bis  die  darauf  gebaute  Theorie  nicht  soHohl 
durch  Bekämpfung  tlerselben  mittelst  vernunflgemässer 
Grüiiile,  als  vielmehr  durch  ein  neues,  sich  gegenüber- 
setzendes  Theorem  in  unserer  Zeit  angegriffen  und  gelbst 
dem  Spott  preissgrgelien  tvorden  ist,  woraus  ein  Ccnrtict 
der  Meinunf^en  entstanden  ist,  dessen  nachlheilige  Folgen 
iu  der  ^'erdnnkeliing  einer  richtigen  historischen  Metho- 
dik   bereits   nur    zu    fühlbar   geworden   sind. 

Nämlich  von  dem  Gefühl  des  in  der  menschlichen 
Natur  lliitureichenden  und  der  daraus  entspringenden 
.Sehnsucht  ergrifffo,  die.ie  leere  Stelle  in  dem  iiiensch- 
lii'icii  Benusslsein  ansziifüllen  ,  hat  man,  von  der  andern 
oben  bezeichneten  Richtung  ausgehend,  die  im  (.'liri>teii- 
liiuiii  gejjebene  Oflenbariuig  de»  Göttlichen  al<  ein  Werk 
der  Vcrsöliiiiing  zwis<  ben  der  (Voltheit  und  ilem  ans  einem 
ursprüiiglii  heil  Zustand  gotlähnlicher  Reinheit  und  Weis- 
heit in  Sünde  und  Irreligiosität  abgefallenen  Ge»chlechte 
angesehen,  niinach  der  ganze  Eiitnickelniigsgang  der 
Menschheit  von  seinem  Ursprung  an  bis  auf  die  iliirch 
die  christliche  Oilpiibarung  vxrmittelte  Wiedergeburt  viel- 
mehr als  eine  Regression  in  sittlicher  und  jrpistijjcr  Bo- 
ziehunif  erscheinen  mu.i«.  Das  von  dem  Glauben  an  eine 
früher  atattgefundeiie  Gemeinschaft  mit  Gott  erfüllte  Ge- 
niülh  tand  für  die  Richtigkeit  dieser  inneren  L'eberzeii- 
guug  volle  Bestätigung  in  der  im  Ganzen  ziemlich  gU-iih- 
lautenden  L'cberlieferiing  von  einer  diesem  Zustande  ent- 
sprechenden Zeit  bei  verschiedenen  Völkern  des  .Alter- 
tliiims,  ii.'iiui^iitlicii  aucli  bei  drinjenigen,  aus  desseti.Srhoo.istr 
das  ChriHtentliuiH  zunächst  henorgesprossen  ist,  und  mns.ste 
sonach   sich    um   der    fruhcr   allgemein   angenommenen  An- 


sicht über  die  Zustände  des  Geschlechts  in  der  ältesten 
Zeit  lossagen.  Dass  diese  neue  Ansicht,  ein  nothnen- 
diges  Proiluct  unserer  Zeit,  in  welcher  eine  gewisse  in 
voller  Stärke  erwachte  Sehnsucht  nach  einer  Rückkehr 
zu  Gott  sich  in  vielfachen  Erscheinungen  kund  gibt,  und 
wozu  man  als  einen  ersten  Schritt  die  Annahme  jener 
Ansicht  selbst  betrachtet,  sicji  auch  der  Wissenschaft  unil 
namentlich  der  Geschichtsforschung  bemächtigen  miisste, 
liegt  in  der  Natur  der  .Sache,  und  welehen  festen  Boden 
sie  darin  bereits  gewonnen,  können  Aeusserungen  bezeu- 
gen, wie,  um  ein  frisches  Beispiel  anzuführen,  folgende.» 
an  die  Spitze  eines  historischen  Werkes  zur  Leitung  iles 
Ganzen  j^pnetzie  Dogma  *) :  ,,Man  ist  jetxt  über  die  ■An- 
sicht hinaus,  welche  iu  der  Geschichte  der  \'ölker  deu- 
»elbeii  Entw  ickelungsgang,  wie  im  Leben  des  einzelnen 
Menschen  voraussetzt  und  hiernach  die  ersten  .Anfänge 
der  Culturzustänile  auf  eine  tiefe,  dem  Bewnsstsein  :|p» 
Rindes  entsprechende  Stufe  setzt."  Oder  man  höre,  mit 
welcher  Zuverlässigkeit  ein  anderer  angeblicher  Geschichts- 
forscher sich  über  diesen  Gegenstand  äussert  **):  „Her 
Grundirrthum  der  .Mythologeii,  sagt  er,  war  bis  iu  die 
neueren  Zeiten  die  Ursprünglichkeit  der  ^'ielgütterei , 
worin  sie  vollends  durch  die  vermeinte  ursprüngliche  Roh- 
heit der  Nationen  bestärkt  wurden.  .Sie  »»Uten  so^ar 
mit  dem  alten  Euliemerus  die  Götter  bloss  zu  rergutter- 
ten  Menschen  machen.  So  stand  die  Sache  auf  den» 
Kopf,  bis  man  einige  Einsicht  in  die  Svinbolik  als  Aus- 
drucks- und  Lehrmittel  des  Alterthums  gewann,  wodurch 
denn  das  ganze  System  seine  wahrheitsgemässe  Umkehr 
erlitt."  Wie  tiefe  Wurzeln  aber  diese  neue  Lehre  be- 
reits geschlagen,  möge  man  daraus  abiiehnieii  ,  dass  sie 
sich  selbst  bis  in  die  Wissenschaft  der  Franzosen  Bahn 
gebrochen,  während  gerade  diese  Nation  soii.st  allen  übn'- 
sinnlichen  Anschauungen  abhold  ist.  Ein  merkwürdige* 
Beispiel  von  dieser  auf  Geschichtsforschung  in  Anwen- 
dung gebrachten  Lehre  gibt  ein  vor  Kurzem  unternom- 
menes Werk  des  Hrn  Felix  Lajard  ,  Mitglieils  des  Insti- 
tuts, von  welchem  mir  die  beiden  ersten,  iS'Sl  erschie- 
nenen  Lieferungen   vorliegen  : 

Recherches  sur  le  cuHc ,  les  symboles,  les  attribnls  e« 
les  monumeuts  figurtis  de  Venus  en  urient  et  eu 
occidcnt,   Text   gr.   4.,   Kupfer   gr.   Fol. 

Der  Verfasser,  welcher  durch  einen  mehrjährigen 
Aufenthalt  im  Orient  Gelegenheit  gehabt  hat,  nicht  nur 
viele  der  ältesten  Monumente  an  Ort  und  Stelle  zu  nn- 
tersuchen,  sondern  selbst  eine  bedeutende  Sammlung  klei- 
nerer Denkmäler  der  grössteutheils  asiatischen  Kunst  zu- 
»ainnicnznbringen ,  unternimmt  in  diesem  Werk  nicht  nur 
die  Resultate  seiner  Kunstforschiingen  milzutlieilen  und 
zugleich  die  von  ihm  gesammelten,  auf  die  ältesten  Re- 
ligionsculte  bezüglichen  Kunstwerke  in  getreuen  Abbil- 
dungen bekannt  zu  machen,  sondern  mit  Hülfe  dieser 
und  aller  sonstigen  Mittel  der  Ueberlieferuiig  em  Svstem 
des  vorilerasialischen  Religionscultus  in  den  ältesten  Zei- 
ten    aufzustellen.       Hierbei     von     der     Ucberzengung     Jiu»- 


')    WibI  G  siliiclitc  der  lieulsclien  Natioiiallitcradir.    IS4  i. 
**1  Jo.  Friedr.    von  Mejci     zur   Acgvriti)Io:;ie ,    Frankfurt  .t.  M 
H40.  S    ö  I. 


347 


31-S 


golieiul.  tl.».«  tirli  dasselbe  in  ilt'iii  CuKun  ilrr  <  lialilAiscIi- 
as4i  risclioii  IVinis  «imci'iitrire  *),  fa»sl  rr  iliesoii  al«  Aii»- 
)-air|;8piiiK't  für  ilio  ^r.^aiiiiiite  nlte  l'liculii);ie  und  kniipft 
darall  die  Krfcbiiisüc  Keiner  Fursi  Innigen  an,  srliliesst 
fiir  jetzt  jcüorli  iliu  IMvsterien  aus,  »nlclie  in  einem  bal- 
digst naclizuirliirkenileii  >Vrrke  Ober  den  CnItiK  ilesAIi- 
tliras  für  sirli  beliandelt  »erden  siilleii,  rergl.  }<.  XXIX 
und  XXXIV  der  Introdiirtinn.  An  die  .Sjxtze  des  Wer- 
kes ifird  geHis.'ennaatsen  als  Srbli'is.'iel  zum  Verständnisf 
de»  Ganzea  in  dem  ersten  Aleiiioire  der  lieben  Abthei- 
lungen dieier  Art,  «oraus  das  ganze  Werk  bettelicn  soll, 
eine  Einleitung  ,,iiir  I«  ivtleine  tluWigoniqiie  et  cosniu- 
goniqup  de»  Chaldeens  d'Aisvrie"  geiteilt,  «eiche  ein  in 
•ich  abge»rliIuBienci  Ganze  ausmacht  und  um  so  mehr 
eine  gesonderte  Prüfung  fiir  sich  gestattet,  als  das  zweite 
Blenioire  S.  31  i  »ur  une  reprosentatioii  figuree  do  la 
Venu»  Orientale  androgyiie ,  griisstentheils  auch  in  Nou- 
•  elle»  anuales  de  Tlnstitut  arcli(5ologi(|iies  T.  1.  abge- 
druckt, <la  es  in  der  zweiten  Lieferung  noch  niclit  sei- 
nen Absrhluss  gefunden,  jetzt  noch  keine  Beurtheilung 
< ertragt.  Ausserdem  inuns  diese  erste  Abtheilung  des 
Werkes  um  so  wichtiger  erscheinen,  als  sie  als  zusam- 
lucugefasstes  Ergebnis»  der  Forsohungen  im  Einzelnen 
den  weiter  zu  behandelnden  Gegenständen  als  leitendes 
Regulatir  zu  gelten  bestimuit  ist,  dieses  Ergebiiiss  auch 
von  der  Art  ist,  dass,  wenn  es  richtig  befunden  uerden 
sollte,  es  nicht  verfehlen  kann,  von  jrrosser  Uedentiing 
für  Religionsphilosophio,  ja  überhaupt  für  die  älteste  Ge- 
schichte  zu   werden. 

Es  scheint  der  Mühe  werth  zu  sein,  dieses  so  zu 
tagen  neuentdeckte  Chaldäerthum,  selbst  wenn  es  in  sei- 
ner Grundlage  auf  einem  Irrthum  beruhen  sollte,  als 
ein  merkwürdiges  Zeichen  der  Zeit  nach  den  Grund- 
zügen des  aufgestellten  Systems  in  dem  Tolgeiiden  dar- 
zulegen. 

Der  Ursprung  der  Gottheit  ist  ebenso  unbegreiflich, 
wie  ihr  Wcseu ,  ihre  Functionen  oder  ihre  Macht  und 
Aufenthaltsort  und  hat  darum  keinen  iNanien,  oder  es 
Itommen  ihr  alle  zu,  Sie  wird  jeiloch  bezeichnet  durch 
die  abstracten  Namen,  wie  Zeit  ohne  Ende,  Licht,  Raum 
und  Schicksal.  Sie  ist  überall  und  nirgends  und  übt  eine 
Macht  aus,  deren  GrSnzen  ebenso  unbestimmbar  sind, 
■wie   ihr   Gesetz. 

Der  ursprüngliche  Zustand  der  Dinge,  die  Naclit, 
Lestand  in  einer  ungcschicdeneii  fliischung  ?on  Fiiister- 
niss  und  Licht,  nach  semitischen  Sprachformen  genannt 
Mylitta,  Alitta,  Allileth  oder  Alilat  und  Gad ,  mit  an- 
dern Worten  Bezeichnungen  für  die  Begrifl'e  von  Mutter, 
Gebahrerin  und  Schicksal.  Auf  ein  Wort  der  Zeit  ohne 
Ende  scheiden  sich  Licht  und  Finsterniss.  Aus  der  Ur- 
nacht,  als  jungfräulicher  iMuiter,  entstehen  die  Gütter  in 
der  Form  von  zwei  Principien  ,  von  welchen  das  eine, 
das  gcsehaflene  Licht,  als  sichtbarer  Gott,  mannweiblich 
und   gut,   unter   den   Namen  Elohim,  Baalhim,   Bei,  Baal, 


*)  S.  XXVI  der  liitroduclion:  .,L'etude  du  culte  asialique  de 
Venus  doit  donc,  si  je  ne  me  tronipc  pas.  ^tre  le  poirit 
de  d^part  de  toutes  les  reclietches  d'aicliiologie  compan'c, 
commc  l'ctude  des  langiies  de  l'Asie  est  le  point  de  de- 
pjtt  de  toutes  Ics  rechetchee  de  philologie  compacte." 


Cronos  und  Mylitta,  Alitta,  Alileth  oder  Alilat  und  Gad 
persoiiilicirt  wird.  ]>«»  andere  Princip ,  gleichfalls  aus 
der  I 'macht  entstanden,  erhält  die  Personification  eines 
gltticlilalls  sichtbaren,  mannneiblichen,  aber  seiner  Natur 
nach  biiscn  Gottes,  dem  Ahrimau  der  Perser  vergleich- 
bar, dessen  einheimischen  Namen  wir  jedoch  nicht  ken- 
nen. Der  Dualismus  dieser  zwei  sich  widerstreitenden 
Wesen  wieilerholi  sich  in  der  Schöpfung  der  von  densel- 
ben abhängigen,  sichtbaren  Welt.  Durch  ein  schöpferi- 
sches Wort  dieser  beiden  Wesen  entstehen  zwei  sichtbare 
Welten,  ilie  eine  gut  und  lichtvoll,  die  andere  böse  und 
liiister  ,  beide  jedoch  nach  ihrer  Gestalt  und  der  Beschaf- 
fenheit der  darin  lebenden  Wesen  und  Erzeugnisse  ein- 
ander  gleich. 

Feuer,  Luft  und  Wasser  sind  die  drei  Hauptkräfte  ' 
der  Schöpfung.  Der  Luft,  al»  desjenigen  Elements,  wel- 
ches sich  abwechselnd  in  Wärme  und  Feuchtigkeit  sät- 
tigt, bedient  sich  der  Schöpfer,  um  eine  Vereinigung 
der  an  sich  ihrer  Natur  nach  entgegengesetzten  Elemente, 
des  Feuers  und  des  Wassers  oder  Meers  zu  vermitteln. 
Aus  einer  Verbindung  dieser  drei  Elemente  entsteht  der 
Himmel  und  ilie  Erde.  Ersterer  theilt  sich  in  das  Fir- 
mament fester  und  beweglicher  Himmelskörper,  Fixsterne 
und  Planeten  ,  und  letztere  zerfallen  wieder  in  sieben 
Himmel.  Die  Erde  theilt  sich  in  zwei  Hälften,  in  eine 
obere  Hemisphäre,  welche  die  Region  des  Feuers  und 
der  Luft  ist,  und  in  eine  niedere,  bestehend  in  der  ei- 
gentlichen Erde  im  engeren  Sinne,  oder  Humus  und  den 
niederen  Gewässern.  Die  geschalfenc  Welt  besteht  demnach 
aus  drei  Regionen,  aus  der  der  Götter,  der  des  festenHiinmels 
nnd  der  de»  beweglichen  Hininrels  sammt  der  Erde.  Sie  sind 
ein  Abbild  von  einander  und  ilem  Grad  nach  in  soweit  von 
einander  verschieden,  als  sie  sich  von  dem  Sitz  der  göttlichen 
Wesen  entfernen.  Nach  Erschafl'nng  des  Meeres,  des 
Himmels  und  der  Erde  lässt  das  Mannweib  ßaaliin  oder 
Bei  die  einzelnen  Geschöpfe  entstehen  und  beschliessi 
sein  AVerk  der  Schöpfung  mit  dem  Menschen,  welchen 
er  nach  seinem  Bilde,  mittelst  einer  Verbindung  von  Erde 
nnd  seinem  eigenen  Blute,  schaflt,  eine  Incarnation  des 
Guten.  Eine  dieser  ähnlichen  Welt,  nur  aber  in  ihrem 
Wesen  böse,  entsteht  durch  das  andere  böse  Princip,  als 
dessen  letztes  Werk  gleichfalls  der  Mensch,  aber  ein 
dem  Bösen  geweihter,  geschaffen  wird,  das  ist  die  In- 
carnation des  Bösen.  Diese  beiden  Welten  sind  die 
Reiche  ditser  beiden  Götter,  welche  aber  ebenso  wenig 
ewig  sind,  wie  ihre  Schöpfungen,  aus  keinem  andern 
Grunde,  als  weil,  was  einen  Anfang  gehabt,  auch  ein 
Ende  haben  mu.;s.  Beide  Welten  repräsentireii  nur  die 
endliche  Zeit  und  sind  periodisch.  Die  endliche  Zeit 
besteht  in  einem  Cyklu»  von  12  Zeiten  oder  12,000  Jah- 
ren ,  nach  deren  Ablauf  die  Existenz  dieser  Welten  und 
ihrer  Schöpfer  in  der  Art  aufliört,  dass  das  böse  Princip 
sammt  seinen  Geschöpfen  durch  eine  Reinigung  mittelst 
Feuer  in  den  Schooss  der  Zeit  ohne  Ende  sammt  dem 
guten  Princip  nnd  seinen  Geschöpfen  zurückkehrt,  das 
Ganze  als  ein  symbolischer  Ausdruck  der  Rückkehr  an» 
dem  Dualismus  zur  Einheit.  Die  Zahl  zwölf,  welche 
diesem  Cyklus  zum  Grunde  liegt,  wiederholt  sich  als 
symbolische  Eintbeilnngsnorin  in  deu  jährlichen  12  lim- 
wälzuDgen  der  Sonne,  den  Mcnaten,  der  Eictheilung  des 


349 


350 


Tage«  und  der  Nacht  in  je  12  Stunden,  und  das  Leben 
lies  Aleuicheu  zerfallt  gelbst  in  t'2  Stationen,  nodurcti 
der   Mensch   inui   Mikrokosmus   wird. 

Dieses  ist  nach  Hrn.  Lajard  die  älteste  Form  der 
assyrischen  Religion,  bestehenil  in  Theogonie  und  Kos- 
uiogouie,  deren  Ausbildung  im  Einzelnen  und  Besonderen 
jetzt,  aus  Mangel  an  Nachrichten,  nicht  weiter  verfolgt 
werden  kann,  Sie  sei  entstanden  und  ausgebildet  iror- 
<!en ,  novon  die  Deweise  im  vierten  Memoire  verheissen 
werden,  zwischen  den  Jahren  4400  —  2200  vor  Christus, 
auch  sei  sie  nicht  eigentlich  rein  assyrischen  Ursprungs, 
sondern  vielnielir  von  dem  unter  dem  Namen  der  Clial- 
daer  bekannten  Volke ,  welches  in  einer  sehr  entfernten 
Zeit  sich  in  den  Gegenden  zwischen  dem  £uphrat  und 
Tigris  niedergelassen  ,  eingeführt  worden.  Diese  Chal- 
däer  seien  aber  keineswegs  semitischen  Stammes,  sondern 
japetischen ,  d.  h.  indoskythischen  Ursprungs,  wie  die 
Brachmanen,  und  es  wird  hierbei  im  Voraus  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  das  Wort  Mithra  in  seiner  ur- 
sprunglichen Gestalt,  wofür  in  der  Sprache  «ier  Assyrier 
Mylitta  gesagt  worden  sei,  sich  in  dem  Sanscrit  in  einer 
Bedeutung  wiederfinde,  welche  die  Bezeichnung  des  ihm 
unterliegenden   Begriffes  mit  ilicscm   Worte   rechtfertige. 

In  Erwartung  einer  ilereinstigen  bündigen  Nachwei- 
sung  dieser  inhaltschweren  Sätze,  die,  wenn  es  glücken 
sollte,  sie  zu  bewahrheiten,  für  die  äussere  und  innere 
Geschichte  der  ältesten  Zeiten  von  der  Luchsten  Bedeu- 
tung sein  würden,  und  ohne  uns  einige  sich  ungesucht 
aufdringende  Bemerkungen  einzuschalten  zu  gestatten, 
fahren  wir  in  der  directen  Darstellung  der  Ansichten  Hrn. 
Lajard's   fürt. 

Ungewiss  zu  »reicher  Zeit,  erfuhr  dieses  Rcligions- 
systrm  eine  bedeutende  Verändi-rung.  Die  Functionen 
des  Mannweibs  Baalim  oder  Mylitta,  welciie  in  der  frü- 
heren Periode  als  Einheit  gedacht  worden  ,  zerfallen 
ihrem  Wesen  nach  in  zwei  Gottheiten,  in  eine  männ- 
liche unil  eine  weibliche  ,  personiiicirt  unter  den  vorher 
synonymen  Namen  Bei  und  Mylitta.  Jener  rcpräsentirt 
das  Lirlit  in  der  geschaffenen  Welt,  das  Feuer,  den 
festen  oder  oberen  Himmel  sammt  den  oberen  Gewässern, 
während  <ler  Mylitta,  welche  jetzt  in  einem  dem  Bei  un- 
tergeordneten Verhältnisse  erscheint,  das  Licht  der  be- 
vieglichen  Welt,  die  Luft,  das  untere  Wasser  oder  Meer, 
der  untere  Himmel,  die  Erde,  säuimtliche  bei  dem  uii- 
uiittelbareii  Geschäft  des  Erzeugens  wirkeiiile  Kräfte  zu- 
fallen. Iii  ihrem  Xcrhältniss  zum  Bei  erscheint  sie  als 
dessen  Schwester  oder  Gattin,  und  nimmt  die  unterste 
Stufe  in  der  Trias  der  drei  gr<issen  geistigen  Wesen  ein, 
welche  das  lliiiversum  umfasieii  ,  und  diese  Trias,  von 
deren  Existenz  schon  einige  dunkle  Spuren  Hrn.  Lajard 
in  der  früheren  Periode  entdeckt  zu  haben  meint,  wird 
jetzt  das  Priiicip  der  obersten  Weltordnung.  Von  den 
drei  diese  Trias  ausmachenden  Wesen,  dem  Licht,  der 
Zeit  und  dem  Räume,  ist  das  erste  unil  oberste  das 
ewige,  eingeborene  Licht,  die  Ewigkeit,  die  Zeit  ohne 
Ende,  eine  Gottheit  ohne  Anfang  und  Ende,  unsichtbar, 
aber  überall.  Der  Name ,  unter  welchem  dieselbe  per- 
(onificirt  wird,  ist  unbekannt:  es  wird  aber  dahin  der  in 
den  Oraculis  Chaidaicis  vorkommende  yoofOs  du ifja-v- 
TO»;   gedeutet.    Das   zweite  Wesen,   Bei  oder  Baal  genannt, 


ist  das  Licht  der  erschaffenen  Welt,  die  begrenzte  Zeit, 
die  Umwälzung  des  festen  Uimoicls ,  wo  es  seinen  Sitz 
auf  einem  himmlischen  Gebirge  bat.  Das  dritte,  Mylitta, 
auch  Belth^s  oder  Baaltis  und  Astarte  genannt,  ist  das 
Jjicht  des  beweglichen  Himuiels.  Als  Offenbarungen  ihres 
Wesens  erscheinen  diese  drei  im  Gedanken,  im  Wort 
und  in  der  That  und  enthalten  zugleich  in  sich  den 
Begriff  des  Schicksals,  bezüglich  und  in  Anwendung  auf 
die  drei  Reiche  oder  Regionen  gesetzt,  welche  ihnen  zu- 
erthsilt  worden.  Mylitta  erscheint  aber  wieder  in  einer 
Trias  verschiedener  Functionen,  als  Königin  des  beweg- 
lichen Himmels,  des  Lebendigen  oder  der  Erde  und  der 
Todteil  Oller  der  Unterwelt.  Durch  diese  Eigenschaften 
wird  sie  die  Vermittlerin  zwischen  Bei  und  den  geschaf- 
fsnen  Wesen  und  bekämpft  ohne  Unterlass  den  Feind 
der  Götter,  der  Himmel  und  der  Erde,  welcher  Sitea 
genannt  wird.  Sie  ist  den  Sterblichen  ein  Muster  der 
Einsicht,  Weisheit,  Keuschheit  und  des  Muths;  in  ihrer 
Hand  liegen  die  Geschicke  der  Sterblichen  in  diesem  und 
einem  zukünftigen  Leben.  Dir  Sitz  ist  in  dem  beweg- 
lichen Himmel  zwischen  dem  Mond  und  der  Sonne,  den 
zwei  Pforten  des  Himmels,  nach  der  Lehre  der  Myste- 
rien. Zur  Vermittclung  einer  Harmonie  zwischen  beiden, 
dem  Geschlecht  und  ihren  Functionen  nach  entgegenge- 
setzten Gottheiten,  Bei  und  Mylitta,  wird  im  Verlauf 
dieser  Periode  Amor  geschaffen,  die  Frucht  einer  Ver- 
bindung beider  Gottheiten,  bei  ilenen  hierdurch  ihre 
geschlechtlichen  Unterschiede  und  Beziehungen  noch  stär- 
ker hervortreten  und  zur  Entstehung  neuer  davon  ab- 
hängiger Functionen  die  Veranlassung  geben.  Durch 
eine  Personification  dieser  neuen  Attributionen  etitsteht 
eine  Art  von  Polytheismus  ,  welcher  den  Hauptcharakter 
einer  neuen  Modification  in  dem  Religionssyslem  der  As- 
syrier ausmacht   und   eine   dritte   Periode   begründet. 

In  Gemässheit  der  Vervielfältigung  jener  Attribu- 
tionen und  Personificationen  erscheinen  in  der  dritten 
Periode,  deren  Zeit  nicht  näher  bestimmt  wird.  Bei  und 
Mylitta  die  ihnen  untergebenen  Regionen  durch  beson- 
dere Wesen  oder  Untergottheiten  regierend  ,  die  einen 
männlichen,  die  andern  weiblichen  Geschlechts.  Die  er- 
stere  Classe,  von  welcher  Bei  das  Haupt  ist,  ist  die  der 
sieben  Unsterblichen,  welche  ihren  Sitz  auf  den  sieben 
Planeten  haben.  Mylitta  steht  an  der  Spitze  der  andern, 
welche  aus  acht  und  zwanzig  Genien  (divins)  besteht, 
welche  die  acht  und  zwanzig  Constellatioiien  bewohnen, 
welche  den  acht  unil  zwanzig  Mondabtheilungen  entspre- 
chen. Diese  beiden  Arten  göttlicher  Kategorieen  treten 
an  die  Stelle  des  Bei  und  der  3]ylitta  und  üben,  jeder 
in  der  ihm  zukommenden  Region,  die  Functionen  jener 
aus.  Die  Namen  der  einzelnen  sind  unbekannt.  Ein 
diesem  ganzen  System  zu  Grunde  liegender  Parallelis- 
nius  rechtfertigt  die  Annahme ,  dass  das  böse  Princip 
jenen  gegenüber  eine  gleiche  Anzahl  entgegengesetzter 
Kategorieen  oder  Dämonen  geschaffen  li;>be,  obwohl  dar- 
über  Hr.    Lajard    nicht«    Näheres    anzuführen    vermag.    *) 


*j  Denn  wenn  aus  dei'  Zendavesl.'»  ein  zweiter  Aliriman  am 
Bcst.itignng  dieser  Doppelschüpfung  geltend  gemacht  wird 
S.  19,  so  ist  jener  Aniiahiuc  diese  Veisleicluin^  in  solern 
elier  uzclilheilig,    als    jenen  acht   um!   ivy.iD2iä  göltbcbeu 


.tf)  I 


352 


OtiHdlil  ,»urli  iinrli  iii  ilics<T  Porioilo  Sjuircii  oifipr  <i(it(- 
■•iiilielt  riiirs  Uiinlüxiiiiü  lind  ilrr  'rri.iH  iliircliiiliikoii , 
•u  sind  ilorli  H(;riitlitll  ji-iie  neu  ftmclialli'iipii  l^ulrrjjott- 
heiten  teiiiKScriiiaasscii  an  die  Stellf  jener  (jetrelen ;  ja 
ihre  Urzielningeii  und  Wirkungen  treten  so  iniichtig  lier- 
«or,  dns'  die  (iottlieiteii ,  welchen  üii»  zun.'irlist  ilireii 
l'r«iiruii(r  lenlanken,  iJel  und  !>Ivlitta,  als  scilehe  in  ihren 
Kuiulionen  besrlirJInkt  und  durch  jene  lenlunkelt  wer- 
«leii.  Beide  treten  in  den  llinternrniiil  als  frühere  Re- 
t;ierer  de»  Weltalls,  iiiiil  sie  »enlen  gtllist  mit  einzelnen 
jener  jetit  »irksainer  geHordenen  Unler-fiilter  verwech- 
selt, so  ilass  z.  iJ.  IMviitta  zu  dem  Be(friff  einer  hesoii- 
ileren  ,   einzelnen    jtiittlicheii    Attrilmfion    «ird. 

AI«  eine  lierte  und  letzte  Periode  kann  in  der  Knt- 
wirkelungs-jesrhichte  dieses  CuItu»  diejenige  Phase  an- 
gesehen »erden,  in  »elcher  Wylitta,  nachileiii  sie  sich 
aller  ihrer  Attril.utionen  entkleidet  hat,  ans  welchen  ver- 
schiedene einzelne  göttliche  Wesen  mit  besonderen  Gül- 
ten )ierTor;,'eganjeii  sind,  anihürt ,  dein  IJel,  als  ihrem 
Bruder  und  (ieuiahl,  untergeordnet  zu  sein  und,  gleich- 
wohl dabei  immerfort  ihre  Bedeutung  als  IMutter  Jes 
Amor  behauptend,  zur  allraähli  hen  Göttin  wiril,  »eiche, 
obwohl  weiblicher  Katur,  niittelut  einer  in  ihrer  Art 
einzigen  Transfiguration  zum  Ausdruck  des  männlicheu 
Princi]is  unter  dem  Bilde  der  >ionue  ,  unter  welchem  sie 
jetzt  erscheint,  erhoben  wird.  Herr  Lajard  hält  es 
nicht  fiir  unwahrscheinlich,  dass  diese  Metamorphose  in 
Folge  einer  politischen  Uuiwal/.ung  stattgefunden  habe, 
durch  »eiche  ein  Weib  von  besonders  hohen  Anlagen 
und  Eigenschaften  den  assyrischen  Thron  an  der  Stelle 
eines  männlichen  Herrschers  bestiegen  habe;  auch  könne 
jene  Lmgestaltung  durch  die  Pradoininatioii  eines  nep- 
tunischcn  Systems  in  der  Kosmogonie,  vielleicht  durch 
beides  zusammen,  veranlasst  worden  sein.  Diese  ganze 
vierte  Entwickelungsstufc  in  dem  Keligionssystem  der 
Assvrer  «ird  vermuthuiigsweise  als  eine  Folge  jenes  gros- 
sen politischen  Ereignisses,  wodurch  Semiramis  den  Thron 
der  Assyrier  bestiegen,  aufgestellt;  jedenfalls  sei  es  sicher, 
dass  diese  vierte  Periode  der  Zeit  nach  mehrere  Jahr- 
hunderte vor  der  Einnahme  Bab^ons  durch  Cyrus  zu 
setzen  sei.  Durch  diese  Aniiahmo  erhalten  »ir  zugleich 
einige  Anhaltspuiicte  zur  Zeitbestimmung  der  zweiten  und 
dritten  Periode,  über  deren  chronologische  Verhaltnisse 
der  Verfasser  Nichts  aufgestellt  hat  und  auch  S.  21  ge- 
steht, das  Wagstück,  eine  derartige  Zeitbestimmung  zu 
geben,    nicht   auf  sich    nehmen    zu   wollen. 

Diess  ist  das  Religionssvstem  «ler  Assyrier  in  seinen 
»erschiedenen  Enlwickeliingen  und  Perioden  nach  den 
Ansichten  des  Hrn.  Lajard,  dessen  Scharfsinn  und  Coin- 
binationsgabe  in  der  Ziisammeustellung  und  Verschmel- 
inng  einzelner  Thatsachen  und  Machrichten  zu  einem  in 
»ich   abjeschlussenen,  organischen   Ganzen   volle  Anerken- 

Manifeslationcn  der  Mylitta  eine  gleiche  Anzahl  feind- 
licher Dämonen  entgegengesetzt  sein  müss,  während  Hr. 
l.ajard  nur  Einen  der  Mylitta  gcgcnöber  gestellten  Dämon 
annimmt.  Auch  ist  die  in  der  Zendavcsta  eiilliallene 
Cla.ssirication  dieser  Wesen  eine  durchaus  verschiedene, 
nach  der  Auseinandersetzung  von  Arsenne  Thiibaut  in 
Magasin  encycl.  1609.  Avnl  S.  254,  welche  Stelle  Welcker 
mittheilt  in   Zoeg.i's  Abhandl.  S    9R  f. 


iiniig  'crdient.  Erwägen  wir  die  schliiisrechte  Bi'iiidig- 
keit  der  einzelnen  Glieder  dieses  Systems  in  ihrem  \'er- 
halleii  zu  dem  (ian/en  und  »ieilerum,  wie  ilieses  als  eine 
gedachte  Hinlieit  alle  einzelnen  Glieder  in  sich  aufnimmt 
niiil  zu  einem  Organismus  gestaltet,  so  wir<l  man  zwei- 
felhaft, ob  man  Hrn.  Lajard's  Kunst,  aus  gegebenen  Ein- 
zelheiten ein  so  nach  allen  seineu  Theilen  fertiges,  ab- 
gerundetes Ganze  zu  recoiistruiren ,  oiler  der  Abstractinn 
einer  in  solcher  Consequenz  sich  bewegenden  Keligions- 
lehre,  wie  sie  sieh  in  so  friihcn  Zeiten,  ja  in  d^r  ersten 
Kindheit  des  Geschlechts,  zum  Dogma  ausgel>ilrlet,  grös- 
sere liewuiiderung  zollen  »oll.  >Veiin  jene  systematische 
Bündigkeit  in  der  oben  gegebenen  JSkizze  vielleiiht  nicht 
in  ihrer  vollen  Strenge  hervortritt,  xi  wird  sie  durch 
eine  schematischc  Darstellung  einleuchtend  werden,  »ei- 
che Hrn.  Lajard  gefallen  '  hat ,  zur  besseren  Uebcrsicht 
des  Ganzen  auf  einer  grossen,  mehrere  Fnss  breiten  und 
Lohen  lilhographirten  Tafel  seinem  Werke  hinzuzufügen. 
Hier  sehen  »ir  das  ganze  .System  in  seiner  Folge  unil 
seinem  Zusammenhang  unter  der  genealogischen  Form 
einer  stetigen  Entwickelung  sich  aus  sich  selbst  gestal- 
ten, und  »ir  sind  gezwungen,  dieser  Consequenz  Ge- 
rechtigkeit  widerfahren   zu   lassen. 

Mit  um  so  grösserer  Sicherheit  nun  aber  diese  ganze 
Religionstheorie  dem  Werke  des  Hrn.  Lajard  als  Grund- 
lage an  die  Spitze  gestellt  wird,  um  so  dringlicher  wird 
die  AnlTorderung ,  dieselbe  einer  ernstlichen  Prüfung  zu 
unterwerfen,  uud  zwar  dieses  um  so  mehr,  als,  wenn  sich 
jene  Theorie  bewahren  dürfte,  nicht  nur  manche  Ansich- 
ten über  die  intellectuellen  Zustande  der  Menschheit  iii 
ihrer  Wieje  dadurch  Berichtigung  oder  auch  Bestätigung 
finden  ,  sondern  auch  für  die  älteste  Geschichte  sich  ein 
unerwartetes  Licht  angezündet  finden  würde.  Eine  roll- 
staniligc ,  genügende  Beurtlieiliing  ist  jetzt  aber  um  so 
schwieriger,  als  es  dem  Verfasser  gefallen  hat,  für  jetzt 
dieses  System,  ohne  irgend  eine  Angabe  seiner  Quellen 
u.  s.  w. ,  ohne  jegliche  Beweisführung,  als  reines  Er- 
gebniss  eifriger  uud  vieljahriger  Studien  vorweg  hinzu- 
stellen; ja  im  Gefühl  der  Sicherheit  für  die  Richtigkeit 
der  aufgestellten  Ansichten  verbittet  »ich  der  Verfasser 
in  einer  ausdrücklichen  Erklärung  S.  3.  für  jetzt  jede 
Beurtheilung,  bis  er  iu)  Verlauf  seines  Werkes  an  die 
Stelle  gekommen  sein  werde,  wo  die  erforderliche  Be- 
gründung seiner  Theorie  auf  das  Ausführlichste  und  Be- 
friedigendste narligehült  werden  soll.  Wenn  es  hiernach 
misslich  erscheinen  inuss,  sich  irgend  ein  Urtheil  ,  sei 
es  der  Beistimmung  oder  des  Zweittls,  schon  jetzt  zu 
gestatten,  da  aus  Lnkenntniss  der  später  zu  liefernden 
Bewi-ismittel  die  Kritik  leicht  auf  das  Eis  geführt  wer- 
den könnte,  so  lassen  sich  jedoch  nicht  nur  die  vom 
Verfasser  benutzten  Quellen  und  Urkunden  im  Allge- 
meinen mit  ziemlicher  Sicherheit  vermuthen,  sondern  es 
liegen  selbst  schon  in  dem  Systeme  Momente,  deren  Prü- 
fung ein  Torlauliges  L'rtheil  über  die  Richtigkeit  des 
Ganzen  zu  fällen  gestattet.  Wenn  ich  es  demnach  un- 
Icrnehme,  in  dem  Folgenden  einige  Puiicte  in  dieser  ße- 
-  Ziehung  naher  zu  beleuchten  ,  so  kann  eine  eigentliche 
Beurtheilung,  wie  sie  von  einem  zu  fallenden  Endurtheii 
vorausgesetzt  werden  niüsste,  hier  um  so  weniger  beab- 
sichtigt   oder    erwartet    werden,    als    der    der   Erürteraog 


353 


354 


dieses  Gcj^enstanilrs  hif  r  (TPstatlete  Umfang  selbst  iinr  kurze 
AnHeutuiifoii  zulässt.  Stollen  wir  uns  aber  hierbei  ohne 
«orfjefasste  IMolniine  in  die  Sache  hinein  und  fragen  un- 
befangen vielmehr  vorerst  nach  dem ,  was  wir  nach  der 
rorhandenen  UebiTliefcrnng  von  dem  Gegenstand  als  That- 
■ache  unseres  Wissens  aufzunehmen  berechtigt  sind  :  denn 
,,  est  (juaedam,  um  mit  Gottfried  Hermann  zu  reden, 
nesciendi  ars  et  scieiifi/i";  wobei  wir  unser  ürtheil  auf 
der  andern  Seite  auch  nicht  im  Veraus  bestechen  lassen 
«ollen,  weder  durch  die  Monstruositat  der  chronologi- 
•chen  Zahlenangaben,  vor  welchen  wohl  mancher  Leser 
bereits  erschrocken  sein  mag,  noch  durch  die  sich  un- 
widerstehlich aufdringende  Betrachtung,  dass  auf  die 
ganze  Composition  des  Systems  eine  gewisse  philosophische 
Richtung  unserer  Zeit,  welclie  von  Seiten  der  Vernunft 
»erdammt   wird,   nicht   ohne   Kiiiflnss   gewesen   sei. 

Fragen     wir     zuerst     nach    den    ausseien    Hiilfsmitteln , 
«leren   sich    Hr.    Lajard   bedient    haben    werde  ,   so  lässt    die 
auf  eine   miiglichst   vollständige   Samnilnng    der    betretFen- 
ilen    Kunstdenkmäler    hinweisende    Tendenz     des     ganzen 
Werks   vermuthen ,    dass    iu    dieser   Gattung    von   Quellen 
uin    wesentlicher    Bestandtheil     der    zu     liefernden    Beweis- 
führung  enthalten    sei,    und    der   Inhalt  der  die  ersten  zwei 
Lieferungen   dieses  Werkes   begleitenden   Bildtafeln   recht- 
fertigt   vollkommen    diese    Vermuthung.      Denkmäler    der 
Kunst   mit   ihren   Zeichen   und   Bildern    gehören   allerdings 
zo   um   so   sichereren   und   unverfälschteren   Urkunden,   als 
wir    in    ihnen    unmittelbare  Zeugnisse   der  Zeit,    in   »telrher 
■  ie    entstanden,    selbst    besitzen,     und    je     älter    sie    sind, 
nur   um   so  «erthvoller  müssen  sie  uns  als  schwache  Ueber- 
reste   einer   für   uns    fast    zu   Grunde    gegangenen    Vorzeit 
(ein.      Auch    hat   Sorgfalt   nnd  Fleiss   hier   manches  Denk- 
mal  dem    Untergang   entrissen,     novon    die   reiche   Samm- 
lung,    welche     Hr.    Lajard    während     seines     mehrjährigen 
Aufenthalts  im  Orient  zusammengebracht   hat,   selbst  schon 
«inen     willkommenen     Beweis     abgibt.        Aber     so     beredt 
auch    überhaupt   die    bildende    Kunst    ans  jedem    Steine    zu 
nnserem   Gefiilile   spricht,    sie    bleibt    für    die   Geschichte 
•tumm  ,    wenn   nicht   das  Wort   hinzutritt.      Unser  Gemntli, 
nnsere    Phantasie    empfängt    aus    ihrer    Anschauung    Ein- 
«irücke,     die    ^n    ihren   allgemeinen   Beziehungen    uns    zwar 
verständlich   sind,    uns    aber    keinen    Anfschluss    über   die 
individuelle   Beziehung   des    Kunstwerks   auf  seine    Zeit  zu 
gewähren    vermögen.      Die    Bilder,    in    welchen    die    Kunst 
XU    uns   spricht,    erwecken    in    uns    nur    wieder  Bilder,    aber 
wir    verstehen    ihre  Sprache    nicht,    und    ihre  Zeichen  blei- 
ben    uns     unierständliche     Hieroglyphen,     deren    Technik 
lins   in  Erstannen    um)   Bewumlerung   versetzen    kann,   ohne 
dass   sie    uns    ihren    inneren    Sinn    aiifschliesseii.     Was  wäre 
für    uns    Aegypten     mit    seinen    Riesendenkmälerr.    sammt 
■einer    sonstigen    technischen    üeberlieferung,     wenn     wir 
nicht  so    glücklich    wären,    diese    Ueberreste    einer    sonst 
unvorstänillichen     Kunst     unter     der     Beleuchtung     auslän- 
discher,   namentlich    griechischer  Üeberlieferung  lesen  und 
verstehen    zu    können!      Ist     der    Vorrath     an    erhaltenen 
Denkmälern     bedeutend,    so     kann    eine    verständige    Ver- 
glcichung    und   Zusammenstellung    des   Gleichartigen   und 
Bezüglichen    auf    beachtensuertlie    Verinnthuiigen    führen, 
die    aber    freilich    häufiger    fast    zu   Irrthümern,    als    zur 
Wahrheit  führen,    weil  eiue    cuinbiuirende  Phantasie  nur 
Ztitschr.  f.  d.  AUerlhumsvt. 


zu  oft  ans  der  Hieroglyphe  nur  das  herausliest,  was  sie 
erst  hineingetragen.  Für  die  Geschichte,  die  sich  nur 
durch  Thatsachen  befriedigen  lässt,  bleibt  die  Kunst- 
hierogl^phe  ein  stummer  Sphinx,  wenn  wir  ihr  nicht 
die   Zunge    zu    lösen    verinügeii. 

Aber    es    gebricht    uns    nicht,     wird    man    sagen,    an 
schriftlichen    Urkunden,    die    nicht    bloss    Anfschluss    von 
der   Bedeutung    und    dem  Sinne    der    Kunstdeiikmäler    za 
geben     versprechen,     sondern    selbst    directe     Nachrichten 
über    die    ältesten   Zustände    des    assyrischen    >'olksleben» 
enthalten.      In   Ermangelung   einer   eigentlichen   Literatur, 
die    den   Assyriern    wie    den    Aegvptiern    abging,    suchen 
wir  zwar   vergeblich   nach   inländischen  schriftlichen  Quel- 
len  —   von  Berosus   wird    gleich   die   Rede   sein    —   allein 
es  sind    uns  ja   reichliche  Nachrichten    in   den   auf  uns  ge- 
kommenen   Litcraturwerken    benachbarter    Nationen    auf- 
bewahrt,   wie,    um    die    wichtigsten   namhaft    zu   machen, 
in   den   heiligen   Büchern    der  Juden    und   Parsen,    in   den 
Schriften  eines  Herodot,   um  anderer  Urkunden  des  Abend- 
landes    nicht    zu     geilenken.       Nun     muss    aber    hier    der 
Wahrheit    die   Ehre    gegeben    und    gleich   offen    gestanden 
werden,    dass    dasjenige,    was    diese   Urkunden    über    die 
ältesten    religiösen    Zustände    der    Assjrer    aussagen,    uns 
weder    zur   .Annahme    eines    so  vollkommen    ausgehildeleü 
Religionssystems    berechtigt,     noch     auch     die     einzelneu 
Momente     desselben     bestätigt.       Und     nenn    sich    in    der 
Zendaresta   Analogieen    finden,    so   dürfte   davon,    nm  an- 
derer, hierbei  sich  aufdringender  Fragen  gar  nicht  zu  geden- 
ken ,    nicht   eher   ein   sicherer   Gebrauch   gemacht   werden 
können,  als  bis  ilas  Verhältniss  der  in  diesen  Urkunden  ent- 
haltenen    Religionslehre     zu    der    assyrischen     in    seinem 
historischen    Bezüge    festgestellt    worden    ist.       Denn    wehe 
der   Geschichte,     die   auf  einem   bodenlosen   Synkretismus 
beruht.     Aber   ^vsfiii  auch,   dass   uir"  in   der  schriftlichen 
Üeberlieferung     hinlängliche    Spuren    jenes    Systems    vor- 
V    fänden,    wenn    irgendwo,    so    würde    die    Verschiedenheit 
der    so    weit    auseinander    liegenden    Zeiten    die     grössto 
Vorsicht     in    der    Benutzung    dieser    Urkundeu    anrathen 
müssen.      Die     verhältnissmässig    junge    Zeit,    in     welcher 
diese   Urkunden   entstanden,    »oll    nicht    in   Anschlag    ge- 
bracht  werden,   es   soll   vielmelir  zugestanden   werden,  das» 
das,    was  sie   aussagen,   Reliquien   eines   viel   höheren    Al- 
terthums  seieu.    Aber   wir   gerathen    mit  jener   ersten,   von 
Hrn.  Lajard  angenommenen  Periode   in   eine   Zeit,   welche 
überhaupt   keine   historische  Üeberlieferung  mehr  erreicht, 
und    wer   es   immer   sei,    der    uns    von   den  Zuständen   de» 
Geschlechts   4000  Jahre   der   vorchristlichen   Zeitrechnung 
zu     erzählen    sich    unterfängt,    dem   kann    man,    so    lange 
seine   Phantasie    uns    zu   beschäftigen   verstellt,    gutmüthig 
zuhören,  aber  nimmer   Glauben   schenken. 

Diese  Betrachtung  führt  auf  Berosus,  den  angeblichen 
Priester  des  Bei  und  Babylon  ,  der  durch  seine  chaldäi- 
sche  Geschichte  nicht  nur  für  die  alte  Welt,  sondern  in 
den  uns  daraus  erhaltenen  Fragmenten  auch  für  uns  eine 
Hauptquelle  der  Geschichte  Assyriens,  ja  überhaupt  der 
ältesten  Geschichte  des  Menschengeschlechts  geworden  ist. 
Diese  Urkunde  mueste  auch  für  Hrn.  Lajard  eine  Haupt- 
queJle  abgeben,  und  dass  er  dieselbe  benutzt  habe,  ist 
aus  mehreren  Stellen  seiner  Theorie  ersichtlich.  Und 
allerdings  findet  sich  jn  den  Ucberlieferungen  dieses  Srhrifl- 

24 


4Jp5 


356 


Unfr^^  ,;*r  .,fvi/i',||if    (!iiiirti-  .  seines  •.S\s(t'iiis    z.a    l>i^sriiii(l<'|i 
fier-Ui^C  ,.>i*r-Mjli^*^:''    i"lf'M*l''    .'■"  ,l£iiiZ''l"|',"    i|H|it   qnjjffiilirt 
tvördcii   V-iMH,     i^>iM(    <';'f-,  -»tMlfrii   ."ji-ito  ,  ist    ••»'"■r   z»   oriii- 
iiiTii  ,    i-iiiiiKil    ilass    tvi(><l<-niiii    nicht   Alles,    «as    IJeiosiis 
Lez-i-itliiii-l ,     .liifii;i\iiiii'    (Mul     \Viirilij;|iii(,'    in    dem    .System 
4ei>  Hrn.  Lajarcl   golundcn  Ji''l>e,   mul    i!\>  e^'*"Si 'Ins-'*)   »k'iiu 
m^ii.  ilie    Aiiualicii   <lps    IJerosivf  fiif   (lej-,  .\y,-ijirlipit   gemäss» 
JJeberliefoniiijfen    |i?ltrii    ivill ,   .»u.^,  den.S('llieii  ,    am   viel   <la- 
f#M  ilurcU   tlio   .Hitlhoiluiig 'JUf,l(reiitlieil.s  sehr  später  ,.  uii- 
V)<iH'''L'r  {»<:l|rif!*tel|er  .^iif  iiijü   getsO.mmeii   ist,  sicK  einp 
liqn  (jcr  Laj.»r<l,'«(|if u  Tlicorie  sehr  Kjrscliiedeiie  Religioiis- 
amsirh^  .ef^ibt.    Denn   iiahreiul   bei  llrn,  JLajard  sich  Allels 
;|U   f.ineui   i»\»lem  .der   feiiisleii   Abstrae.timi   aiiss[iiuiit ,   gibt 
Uli«  l^crQt-i^s    lieluiehr    Aiideiitmijffiii    roii    einer    in   mjsti- 
si^l^cn   Ai.ichaiiniijfen   einer   ganz    concreten  Symbolik  sich 
k^ivogenden    Religionslehre.     Allein    iv^nn    einmal   auf   Be- 
fQ{)US   gebaut   werden   soll,    wie   dieses   Hr.  Lajard    unzwei- 
feli^ft  tliutj  dann   sind   wir  berechtigt,   rQrei;st  die  Beant- 
Wfirti|i|gi  eine.|-  \',orfr,agf;,  fler    wirhtigsteu  .Vrt   au   rerlaugeu, 
:T«ii  ilpren   tlesnltat  erst    </,ie   GültigLeit    irgend   einer  lie- 
liehung  auf  Bcrotiiis  abhängig   ist.      Ich   meine  die  schun 
vielfach   erörterte,   aber   noch    ininier   zu    keiner    Knlschei- 
Hiing   gebrachte  Frage    über   ilic  Aorhtheit  der  ^ngelilicheii 
l'',ragnieule   des   Berosus,   ein   Gegenstand,  zu  dessen  Auf- 
hellung  durch    die    neueste    Bearbeitung    dir    vorhandenen 
Praguiente  durch   Richter,  Leipzig    1825)   nicht  nur  kein 
.S^c^rilt    p^ht^i'.  g^'han    «orileu,    sondern    der    eigentliche 
.^l^itische  Standpunct,   lon   welchem  aus  allein  ein  Resultat 
j^rz^eU' werden   kann,    liehnehr    verrückt  worden    ist.      Es 
ist   nUinlich   niclit  sowohl   die  Frage,   qb   die  uns  jetzt  vor- 
iiegenden  Fragmente  für  untergeschoben  anzusehen  seien, 
da  sich;  ihre   Existenz   bis  in  das    zweite  Jahrhundert   vor 
Chr.    Geb.    verfolgen    lä.sst ,   obwohl   auch   hierüber   meiner 
fljleinung    nach    die    Untersuchung    noch    ollen    steht,     als 
vielmehr .  was   ron   dem    Inhalt  derselben   zu   halten  sei,    in 
nieneit    dieser    nanilich    als    ein  traditionell    beglaubigter 
aoiiu^ehen   «ei,    und    wenn   dieses   etwa   geleugnet    werden 
taüsgte  f   dann    würde    eigentlich   erst   der    Anfangspunct   für 
die  diplomatische   Untersachung  der  Fragmente  selbst   ge- 
geben sein.     Wie  dringlich  aber   und   von  Untersiichuiigen 
dieser   Art    völlig    unabweisbar    ejne    vorläufige   Beantwor- 
tung  dieser   Fragen   sei,    geht  aus   den  unserm  historischen 
Glauben,   gemachten    Zumuthiingen    in   dem   Werke   selbst 
hervor.      Denn    wenn   z.  B.    nach    einer    Berichterstattung 
des  Alexander  Polyhistor   hei   Georg  S\nkcllns  (bei  Rich- 
ter  S.   47)   Berosus   angibt,    dass   in   Babylon    mit  .Sorgfalt 
Vieler  Schriften  aulbewahrt    würden,   welche    eine  Zeit  von 
über  fünfzehn  Alyriaden   Jahren   umfassten,  so  fangt  auch 
wohl  den   LeichtglAubigsten    an    der   Kouf  zu    schwindeln 
und  man   wird  versucht,  an   die  Erzählungen  der  Schehe- 
razade   zu  denken.       Und   zwar   wird   eine  solche   Angabe 
einem   Schriftsteller   in   den    Mund    gelegt,    der   nach    hin- 
Idoglich  verbürgten  Zeugnissen   nicht  lange   nach  Alexan- 
der,  d.    Gr.    lebte,     in    Kos    iiirentlich    von    seiner    Lehre 
Profess   machte   und   in   Athen   der   Ehre   einer   Statue   ge- 
würdigt  worden  sein  soll,  diese  mit  einer  goldenen  Zunge 
versehen  ob  der    erstaunenswerthen   Weissagungen    (prae- 
dictiones),    die    aus    seinem   IMunde  au.<igestrümt.      Wareu 
ilenn  die  Griechen   in  dieser  nüchternen  Zeit  noch  immer 


die  ewigen  Jvinil^r ,  fl^^s.inau  ihuei)  in  ihfor  eigf!Aei> 
Sprache  (ilniin  in  iliesec  schrieb  der  thaldäisrho  i>lagus; 
dergleiihen  .\iiin|piiniälirchen  erzählen  durfte  J  Dass  ihnen 
dergleichen  aber  »irklicii  geboten  ward,  ersieht  mau  au« 
einer  Nachricht  bei  Uioihir  von  .Sicilieu  II,  i.  und  (Jic. 
de  )ii>.  1^  19,  woinach  die  Chaliläcr  behaupteten,  ihra 
inländische  Gjeschichte  von  der  Zeit  Alexander  des  Gr. 
an  abwärts  hiü  ungefähr  ai^i  ,4,70)OUU  J^hre  berechnen  und 
^rcrfolgen  zu  ktinnen.  W^n(i  dieser  chaldäischcn  Auf- 
$^h'>ciderei  Diodor  uur  einep  bescheidenen  Zweifel  ent- 
gegensetzt, so  spreclmu  wir  lieber  mit  Cicero's  Worten 
(m,sere  eig9ne  Ansicht  aus:  cotulemtiet^us  hos  aut  sluUi- 
liae,  aut  vanitatis ,  aut  iinpudeiUiae ,  bfi  welcher  ütell«^ 
die  vorhandene  Variante  imprudentiae  für  die  Sache  nicht 
bezeichnend  genug  erscheint.  Für  den  unbefangenen  for- 
scher möchten.  Thafsachen ,  wie  die  angeführten,  hin- 
reichen, um  ihn  auf  den  rechten  Standpunct  zu  versetzen, 
von  welchem  aus  die  angebliche  Weisheit  der  Chaldäer 
betrachtet  und  getvürdigt  werden  müsse;  auch  dürfte  in 
diesen  wenigen  Worten  selbst  eine  hinlängliche  Andeu- 
tung gegeben  sein,  wie  der  Schleier  zu  lüften  sei,  von 
welchem  die  räthselhafte  Erscheinung  des  Berosischen 
Werks  in  der  griechischen  Literatur  annoch  verhüllt  ist, 
was  für  jetzt  aber  unseres  .4ints  nicht  ist  und  nicht  in 
zwei    Worten   abgethan    werden    kann. 

Nicht    aber    all.  in,    dass    wir    von    einem    historischen 
Standpuncte    aus    uns   gedrungen    fühlen,    der   Richtigkeit 
des   von    Hrn.   Lnjard    aufgestellten    Systems    Zweifel    ent- 
gegen  zu  setzen  :   es   liegen   in   ihm  selbst,   wie  schon  oben 
bemerkt   wurde,    innere  JVIoinentc,    welche    die   Annahme 
cineC   in   diesei    Weise   und     zwar    in   so    früher- Zeit  aus- 
gebildeten  Religionsichre  verbieten.      AVeiin   wir   hierüber 
uns   jetzt    noch    einige    Andeutungen    erlauben    wollen,    so 
soll    hier    nicht   Einzelnes,     das   Bedenken    erregen    konnte 
und    der   Coiiseijuenz    des   Systems    einigen    Abbruch    thun 
dürfte,     besprochen    werden,     wie    z.    B.    die     Einführung 
einer   Trias   in   der    zweiten    Periode,    deren   Entstebungs- 
grund   ebenso   wenig  klar   wird,   wie  die  so  frühe  Annahme 
eines   Amor:   vielmehr  können   wir   nicht  anders,  als  unser 
Urtheil   über  das   Ganze   dahin    abzugeben,    dass    die   An- 
nahme  eines   solchen  Religionssysteins    in  den  angegebenen 
Zeiten   vernünftig   uns    undenkbar   und   also    unmöglich   er- 
scheine.      Da   die   Grundlage   ilesselben   auf  der    Annahme 
eines  bis   zur   Abstraction  ausgebildeten   /Monotheismus  als 
der   ältesten   Form,    unter   welcher    die   Religion    bei    den 
Assyriern    in's   Leben   getreten,    beruht,   und    die   Zeit,   in 
welche   dieser   Culturzusiand    gesetzt    wird,     ohne   Zweifel 
mit  der  Kindheit  des  Alenschengeschlechts  zusammenfällt, 
»0   kann   diese   Thatsache     nicht     ohne    die     Voraussetzung 
einer  stattgefundenen  Voroü'enbarung  als  möglich  gedacht 
werden,  von   welcher  die    weitere  Ausbildung  des  Systems, 
.4nfangg    in    eine    dualistische   Form,    und    von    da  bis  in 
einen    groben    Polytheismus    hinein,     nur    als    ein    Abfall 
oder   eine  Regression    von  der  Höhe  einer  göttlichen  OlTen- 
barung  erscheinen   kann.     Es  ist  hier   die   Stelle,   wo  tlas, 
was   oben    über   die    beiden    verschiedenen    .Ansichten    unse- 
rer  Zeit   über   die  ältesten  Culturzustände.  bemerkt  worden 
ist,   eingreift,    und    wo,   um    uns    entweder   für    oder  gegen 
Hru.   Lajard's   System  auszusprechen,    es    eine  Erklärung 
unserer   Ueberzeugung  vun  der  ausschliesslichen  Zulässig- 


•i57 

koii  der  pini-n  oilor  der  aiulercn  Ansicht  l)e(larf.  Ich 
uehine  nun  aber  ki'inpii  Anstand,  iiioino  »Ifinung  unver- 
hohlen «laliin  zu  äussern,  dass  ich  nur  eine  ailinäliliche 
Entwickehing  des  ineiischlicheu  Geistes  von  unten  nach 
oben,  oder  mit  andern  Worten,  ein  allniüiiliches  Auf- 
rtcigen  aus  der  I5efang;eiilicit  Anfangs  sinnlicher  Anschauun- 
gen zu  einem  immer  zunehmenden,  inneren  Bewusstwer- 
den  unserer  und  somit  der  Gotllieit  selbst  anzuerkennen 
termaj  ,  nicht  allein  weil  diese  Ansicht  insofern  eine  ler- 
uunftgemässe  ist,  als  sie  dem  Begrüf  einer  von  inneren 
Gesetzen  bedingten  CansalitSt  entspricht  und  sich  in  Uebcr- 
einstimmung  mit  der  Entwickelung  aller  unserer  Vernunft 
rersfändlichen  Erscheinungen  um  uns  befindet,  sondern 
weil  das,  «as  die  Vernunft  hier  gebietet,  geraile  auch 
durrh  die  geschichtliche  L'eberlieferung,  so  weit  »vir  ihre 
Spuren  verfolgen  kiinneu,  ihre  Bestätigung  erhält,  wäh- 
rend die  entgegengesetzte  Ansicht  von  dieser  Seite  aus 
betrachtet,  nur  in  Täuschungen  und  nachiveisbaren  Irr- 
thümern  iiirc  Stütze  findet.  L'ui  nur  kurz  —  tienn  für 
eine  eingehende  Eriirti  rniig  ist  hier  nicht  der  Ort  — 
eines  einschlägigen  i^Ioments  zu  ge<lenken  ,  erinnere  ich 
all  die  sanguinischen  Hoffnungen,  die  iii;tn  in  der  Er- 
wartung, die  tiefste  Weisheit  zu  finden,  auf  die  Enthül- 
lung der  griechischen  Mysterien  setzen  zu  dürfen  ver- 
meinte. Der  Schleier  ist  von  diesem  Saisbildc  nun  ge- 
hoben, zur  Frende  aller  derer,  ilie  Wahrheit  suchen, 
weil  sie  an  solche  glauben.  Alan  sehe  ferner  zu,  ob 
man  aus  der  sogenannten  indischen  Weisheit,  oder  dein 
Ägyptischen  Zoomurpliisuius,  oder  dein  vielgerühinten  al- 
leinigen Gott  der  Hebräer,  in  ihren  ältesten,  uns  er- 
r.'ichbaren  Manifestationen,  bei  ruhiger  und  unbefangener 
Forschung  mehr  als  einen  bald  gröberen,  bald  feineren 
l'olvtheismiis  wird  herausfinden  können,  wobei,  um  Miss- 
verstSiidnissen  vorzubeugen,  nur  gleich  bemerkt  werden 
soll,  dass  die  Ahndung  Eines  Gottes  als  der  Ursache 
aller  Dingo  einer  schon  sehr  frühen  Zeit  zugestanden 
»erilen  kann,  ohne  dass  diese  Annahme  jener  Ansicht 
Eintrag  tliue  ,  nur  dass  diese  im  Bewusstsein  einzelner 
»or  der  Masse  beijjabter  und  erleuchteter  Personen  aus- 
gebildet, balil  im  Rampf  mit  dem  entgefjenstrebenden 
Volksglauben  wieder  verloren  gegangen,  balil  wieder  neu 
erstanden,  ein  Förderungsmiltel  zur  allmählich  fortschrei- 
tenden Sittigung  und  C'ivilisation  der  Völker  geworden 
ist.  Wenn  in  dieser  Beziehung  an  dein  umsclileierteii 
Himmel  der  Vorzeit  Kamen,  wie  Orpheus,  Moseg  als 
leuchtenile  Sterne  auftauchen,  so  ladet  gerade  das  IVach- 
barrolk  der  Assyrier ,  welchem  der  letztgenannte  Heros 
«lebt  bloss  seine  politische,  sondern  auch  seine  geistige 
Freiheit  gab,  zu  einer  fruchtbaren  Parallele  ein.  Wenn 
der  Herr  spricht  ,,rlu  sollst  keine  andere  Götter  haben 
nehen  mir"  und  „sollst  sie  nicht  anbeten"  (Mos.  II,  VII,  3. 
oiid  V,  5,  7.),  so  enthält  dieses  Wort  unzweifelhafte  und 
hinreichende  Aufschlüsse  über  damalige  ReligionszustSiide, 
die  zu  weiteren  Schlüssen  auf  die  Cultur  auch  anderer 
V^dker  berechtigen.  Doch  wie  die  mosaische  Lehre  den 
frühereu  polytheistischen  (lultug  der  Hebräer  zu  reinigen 
und  auf  den  Glauben  an  Einen  Gott  hinznführen  beab- 
sichtigte: so  kann  vielleicht  angenommen  werden,  dass 
in  gleicher  Weise  auch  bei  den  Assyriern  durch  erleuch- 
tete Männer,    die    das  Bcdürfniss    ihrer  Zeit  ver<tandro , 


358 

alluiählich  an  die  Stelle  eines  früheren  polythcistischeo 
Svsteins  eine  monotheistische  Lehre  eingeführt  wor- 
den sei,  und  in  dicüein  Sinne  küiiiite  ein  historischer 
Hauptsatz  Herrn  Lajard's  gedeutet  und  geltend  gemacht 
werden,  n.'lnilich  dass  jenes  System  »on  den  eingewan-i 
derten  Chaldäcrn  nach  Assyrien  gebracht  und  verbrei-  , 
tet  worden  sei.  Allein  ehe  hierauf  etwas  gegeben  wer-' 
den  kann,  müssen  wir  die  betreflende  Beu  eisführung 
Hrn.  Lajard's  abwarten.  Jedermann  weiss,  wie  wenig  es 
aniioch  auch  den  ernstesten  Bestrebungen  gelungen  ist.,, 
den  Ursprung  iler  Chaliläer  und  ihre  Stellung  und  Vor- 
liältniss  zu  den  Babyloniern  in's  Licht  zu  setzen,  und 
wir  können  einem  neuen  Versuch,  der  es  sogar  unter- 
nehmen ninss,  eine  Zeit  zu  beleuchten,  welche  keine 
historische  Ueberlieferung  erreicht,  für  jetzt  nur  mit  ge- 
ringem  Zutrauen   entgegensehen.  F.    0. 


36.    Oxylos  als  Fiihrer  der  Herakiiden. 

Das  Orakel  zu  Delphi  hatte  den  Herakiiden,  wie  die 
Sage  meldet,  geboten,  auf  ihiein  Zuge  in  den  Peloponnc» 
einen  Dreiäiigigen  (rp/(;(/ 3«/ //«i^)  zum  Führer  zu  wählen. 
Da  begegnete  ihnen  der  Aetolier  Oa'yZos,  der,  entweder  selbst 
einäUi^ig,  auf  einem  Pferde  sass ,  oder  aui  einem  ein- 
äugigen Maullhiere  ritt,  und  in  diesem  erkannten  sie 
ileu  Mann,  der  sie  an  das  Ziel  ihrer  Wünsche  bringen 
niirde.  Dass  diese  Angabc  nicht  als  historische  That- 
sache  betrachtet  werden  dürfe,  unterliegt  wohl  keinem 
Zweifel.  C.  Otfr.  Müller  (Dor.  I,  (il.)  bemerkte  sehr 
richtig,  dass  es  schwer  sei,  sich  bei  dieser  Auflösung' 
des  den  Herakiiden  ertheilteu  Orakels  zu  beruhigen, 
weil  ein  so  zufälliger  Umstand  ohne  Bedeutung  für  da« 
Ganze  sei.  Aber  eben  .so  wenig  darf  man  behaupten,  dass 
ilie  oben  angeführte  Sage  ohne  alle  tiefere  Bedeutung 
ist.  Es  fragt  sich  also,  wen  wohl  das  Orakel  unter  dem 
Dreiäugigen  verstand.  Wir  glauben,  dass  sich  diese  Frage 
mi:  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  beantworten  lasse,  wie- 
wohl Müller  beisetzte,  dass  es  unmöglich  scheine,',  did;, 
wahre    Bedeutung  des    TiJioifiiaKilUs   auf/,ufniilen.  (! 

Wir  glauben,  dass  sich  dieselbe  am  leichfesten  finden 
lasse,  wenn  wir  die  verschiedenen  genealogischen  Ver-^ 
bindiingen  betrachten,  in  welchen  Oxylos  vorkommt.  >iach 
Apollociorus  (I,  7,  ;.)  ist  derselbe  ein  Sohn  iles  Arei 
und  der  Frotogeneia.  Es  dürfte  woLl  gegenwärtig  nicht 
mehr  bestritten  «erden,  dass  eine  Anzahl  der  Kinder, 
welche  die  griechische  Sage  den  einzelnen  Göttern  bei- 
legte, dadurch  entstanil,  dass  man  A\e  Fiiidicate,  welche 
die  Aelterii  führten,  von  diesen  trennte,  uml  zu  selb- 
ständigen Wesen  umbildete.  Wir  »ollen  hier  nur  an 
Glaukos  und  Halirrhothios  erinnern;  beide  gingen,  wie 
man  fast  allgemein  annimmt,  aus  Beinamen  hervor,  wel- 
che früher  Poseidon  führte.  Wir  könnten  eine  iMenge 
ähnlicher  Fälle  namhaft  machen,  wenn  es  iiotliwendig 
wäre.  Es  fragt  sich  nun,  welche  Bedeutung  Ares  in  der 
griechischen  3J^thologie  urs[>rüiigli(  h  hatte;  kennen  wir 
diese,  so  dürfte  über  die  seines  Sohnes  wohl  kein  Zwei- 
fel obwalten.  Schon  in  den  Honierisi  hen  Gesängen  ist 
der  Wirkungskreii  des  Ares  sehr  öescluünkt.  Gewöhn- 
lich  betrachtet  man  ihn   nur  aU  Ivricgsgott,  oder  gar  nur 

34* 


359 


360 


.tl»    Synitiil    i\c*    Krie-rsffptilnimpls.       Allein    ilas»     er    ur- 
sprMWi,'/lV/i    Pill«'    liiiluTP    IJdleiitlliijf    liattp,    1111(1    ilnss    «iilll 
niriii){s»KMse   .SCI«   .Wime   beitruj;,     «lass    iiiiiii   iliii   aiif  riiie 
so     iiicilrrp'Stiifi!    sd-lltP,     geht     aus    licloii     (Jfiv  iclilroUiMi 
Alfalx-ii    lii-rior.       Bi-i    Sophokles   (()pili|ms    T\raiiii.    IS:'). 
et  'iiilrrnri'K.)    prscheint    er    als    L'rlieln-r    tler    Pest,    »ie 
Apolloii.      Aber,  H  ie   ilieser   Gott,    so   ist  aucii   Ares  (So- 
iihorl.    Aj.   70(i.)   Almeiider   «les   Unheils.       Wenn   man    er- 
»•flgt,     welchen    Kiiillnss    die    Alten     iler   Sonne     nnii     dem 
3Iunde   auf  das    Heliiiileii    aller     lebendisfen    (ieschi)pfe    zu- 
«rhrieben  ,   so  dürfte  man  es  nicht  anfrallend  finden,    itarnui 
Apollon     ebensoiiolil     Pest    unil     gef/llirliehe     Krankheiten 
überhaupt  seiiilet ,    als    auch    dieselben    wieder    abwendet. 
AVeun     nun    Ares    in     ijieser    Hinsicht    gleiche    Macht    mit 
ihm    besitzt,    so    dürfte    es    wohl    nicht    zu   gewaj;t    sein, 
wenn   wir  vernuithen,  dass   der   jNamo   des   Ares   ursprüng- 
lich,  wie  jener   des   Apiillon,   der  Sonne   beigelegt  wurde, 
und  mithin   beide   Götter    aus   Pradicatcu,    welche    dieser 
Lichlkörper  trug,  heriorgingen.      üiese  Vermuthung  wird 
durch    eine   Stelle   in   einem   alten    Hvninus,     welchen    man 
«lern   Homeros    beilegt    (Hjnin.   Hom.   VIII,   0  sqq.),    fast 
über   jeden    Zweifel    erhoben.       Hier    heisst    es   lon   Ares 
i,vouvyea  y.vyXuv  ikiacriDV   Aillegoq    enTanooo/i;   ivi 
reioiOtV  etr.      Der  feurige  Kreis  oder  die  feur  ge  31asse, 
von   der   in    iler    angeführten    Stelle    die    Rede    ist,    dürfte 
wohl    nichts    Anderes    sein,     als    die   Sonne,    welche    die 
Alten  theils    für    einen   von   Feuer    durchglühten    Marmor 
oder  Stein,  theils   überhaupt  für  eine  Feuermasse  hielten. 
Auf  fast  ähnliche  Weise  spricht  Euripides  (Phoeniss.  I  sqq.) 
von  Helios,  w   Tl)v  ev  aavooii  ovQavoo  re/ifuiv  uöuv, 
•/.ai  XQt'O-uy.oXktJTOioiv  sußeljuji  dicpQoii  f/kie,  9oaii; 
liCTtO/aiv   tikianuiv  (p-.uya.      Warum    aber    der  Sonnen- 
gott   Ares    genannt    wurde,    miichte    sich    nicht    so    leicht 
bestimmen   lassen.     Wir   glauben,   dass    mau    ihn    den  Star- 
ken,   Kräftigen,    Unbezwinglichen ,     wie    man     wohl    den 
Namen    .Ares    übersetzen    dürfte  ,     wegen    der    IMacht    des 
Sonnenlichtes,    welcher  Nichts   widerstehen  kann,    genannt 
habe.    Sobald    nun   tue   Alten   sich   unter   dem    Namen  Ares 
ein    besonderes     tresen    dachten,    und    «lie    ursprüngliche 
Beziehung  «Icsselben   auf  den   grossen  Lichtkiirpcr  allmäh- 
lich   aus    ilem    Auge    liesscn,    war   es    natürlich,    dass   sie 
dasselbe   in   einer   beschränkten  Bedeutung  anffassten.    Zur 
Bezeichnung    der    IMacht    des     Lichtes,     auf    welche    sich 
iclion   sein    Name    be?,os,     erhielt   dieser   Gott   einen    Kor- 
per  von   ungewöhnlicher    Grösse   und    Kraft.     Ilomeros  be- 
merkt   (Iliad.    XXI,    407-)    von     dem    Korper    des    Ares, 
dass    derselbe    im    Falle    sieben   Hufen    Landes     bedeckte, 
und    die   Brust    des   Gottes     war    nach    demselben    Dichter 
so    kräftig,    dass    er    wie    9U0U —  U'OjO    Krieger    brüllt 
(Iliad.   V,   S')S.).       Der    Sonnengott    ist     wegen    de«   wohl- 
thütigen    Einflusses,     welchen     das    Sonnenlicht    auf    alle 
lebendigen   Geschöpfe  ausübt,    Spender    des   Heiles;    aber 
eben   derselbe    ist,    insofern    er  der   Erile    das    hulJe   Licht 
entzieht,     Unheilstifter,     Verilerber  ,     Zerstörer.         Diese 
WirlcSavikeit    des    .Ares    haben   die    Alten    bei   der   Bedeu- 
tung seines   Namens   und  der    na/ürliclien   Beschaffenheit, 
<lie   man   ihm  zur  Veranscliaulichung  seines  ursprünglichen 
Wesens   beilegte,   vorzugsweise   hervorgehoben,    und   diets 
dürfte    wohl    die    Lrsache    sein,    dass    man    ihn    schon   in 
der   Humerisrhcu  Zeit    als  Symbol    der    ruheu  Kraft  und 


Stärke  zum  IMenschenwürger  und  mordbeflerkteu  Kricgn- 
gott  machte.  Indess  schimmert  seiiia  eigentliche  Bedeu- 
tung nicht  bloss  in  den  olieii  angeführten  Sagen  durch, 
sundern  sie  lässt  sich  auch  noch  aus  manchen  andern 
Umständen  erkennen.  Wir  wollen  hier  nur  an  seinen 
Wagen,  »velcher  von  Gold  strahlt,  wie  jener  lies  Son- 
nengottes,   und    an   seinen   Sohn    Kvknns   erinnern. 

Bekanntlich  war  dem  Sonncngotte,  wegen  der  Rein- 
heit des  Lichtes,  der  Schwan  heilig.  Die  Sage  erhob 
desshalb  den  iNamen  Kvkiios  zu  einem  besonderen  Wesen, 
und  nannte  dasselbe  zur  Bezeichnung  des  innigen  l  er- 
hültnisses,  in  welchem  der  Schwan  zum  Sonnengotte  stand, 
Sohn  des  Apollon.  Aber  auch  bei  Ares  treffen  wir  einen 
Sohn  dieses  Namens  an,  und  wir  nehmen  keinen  An- 
stand, die  Vermuthung  auszusprerlien ,  dass  der  Schwan 
diesem  Gotte  ursprünglich  ebenso  eigenthümlich  ange- 
horte ,  wie  dem  Apollon.  Wäre  nun  Ares  ursprünglich 
nichts  .Anderes  gewesen,  als  wilder  Kriegsgott,  als  Men- 
schenwürger  und  Städtezerstörer,  so  konnte  man  nicht 
begreifen,  warum  die  Sage  den  Schwan  mit  ihm  in  Ver- 
bindung  gebracht    habe. 

Wie  nach  diesen  Erörterungen  der  Name  des  KTkiu« 
ursprünglich  ein  Priidicat  des  Sonnengottes  war,  welches 
dieser  wegen  des  ihm  heili;;en  Vogels  führte  ,  eben<Ki 
dürfte  PS  sich  auch  mit  dem  Namen  des  andern  Sohncti 
des  Ares,  von  dem  hier  vorzugsweise  die  Rede  ist,  uam- 
lich  mit  dem  des  Oxylos,  verhalten  haben.  Es  fragt 
sich  demnach,  warum  der  Sonnengott  mit  diesem  Namen 
beehrt  wurde.  Die  Beantwortung  dieser  Frage  hängt 
einzig  von  der  Bedeutung  des  Namens  Oxylos  ab.  Wir 
vermuthen ,  «lass  derselbe  von  dem  Prädicate  Öi;i'i  abzu- 
leiten sei,  welches  sich  auf  die  scharf  brennenden,  ste- 
chenden Strahlen  der  Sonne  bezieht.  Wie  der  Homeri- 
sche Hymnus  auf  Apollon  (v.  374.)  die  Sonne  desshalb 
liiktu^  oti'h  nennt,  so  heisst  Helios  anch  bei  Pindar 
(Olymp.  \ll,  7().)  der  Vater  der  scharf  brennenden  Strahlen 
(6tf(äv  ö  ytvettkiot;  uxrivojv  nari'jo).  Nach  dieser 
Erklärung  wäre  also  der  Name  Oxylos  ursprünglich  eben- 
falls ein  Prädicat  des  Sonnengottes  gewesen,  welches 
dieser  wegen  der  Stärke  und  Kraft  der  Sonnenstrahlen 
trug  ,  und  erst  im  Laufe  der  Zeit  von  ihm  getrennt  und 
zu  einem  besonderen  Wesen  umgebildet  worden.  Dax 
Wesen  des  Sohnes  kann  von  dem  des  Vaters  nicht  ver- 
schieden sein.  Wenn  der  Name  des  Oxylos  von  der  Be- 
schalFenheit  des  Sonnenlichtes  entlehnt  war,  so  möcht* 
wohl  Ares,  der  denselben  ursprünglich  führte,  nicht  an- 
ders, denn  als  Sonnengott  aufgefasst  w  erden  können,  und  sein 
Name  sich  nicht  minder,  als  der  seines  Sohnes,  auf  die 
Wirkungen   des   Sonnenlichtes   bezogen   haben. 

Der  Name  Oxylos  erscheint  aber  auch  in  einer  an- 
dern genealogischen  Verbindung,  Nach  der  gewöhnlichen 
Sage  ist  Oxylos  ein  Sohn  des  Hämon  oder  Andrämon 
und  Vater  des  Aetolos.  Der  Name  A'iuojv  lässt  sich  auf 
eine  doppelte  Weise  erklären.  Befrachten  wir  anta  als 
die  Wurzel  desselben,  so  ist  Hämon  der  Blutige  (cf. 
Eiirip.  Ilec.  yU.j  nnd  von  Ares,  der  ftiuKpuvo^,  der 
Mordbefleckte  (II.  V,  S44.)  heisst,  nicht  verschieden,  als« 
nur  ein  anderes  Prädicat  des  Ares,  so  dass  durch  das- 
selbe die  genealogische  Verbindung,  in  welcher  Oxylos 
mit  Ares  steht,    dem   Wesen    nach    nicht   geändert    wird. 


361 


362 


Der  Name  IlSmon  kann  aber  anch  von  at'fnov=:8aiUU)v, 
weichet  »vir  schon  bei  Hoineros  (Iliail.  V,  4*^'.)  in  «ler 
Beilentnn^  kundig  oiler  erfahren  antreffen,  ab{relei(et  wer- 
den. Es  ist  bekannt,  ilass  die  Alten  ilem  Sonncn^otte 
«lesshalb,  weil  das  Licht  der  Sonne  alles  durchdrinf(t 
nnd  erhellt,  alle  Finsterniss  zerstreut,  ein  so  scharfes 
Auge  beilegten  ,  dass  er  Alles  sieht  unil  selbst  bemerkt, 
was  auf  dem  Grunde  des  Meeres  rorgebt  (Piiid.  Olymp. 
VII,  (i'i.) ,  und  ein  so  scharfes  Gehör,  dass  er  und  Ile- 
kate  sogar  das  Rufen  der  Perseplione  (Hyinn.  Homer,  in 
Cerer.  '25  sq.),  fernahuien,  als  diese  »on  Hades  entführt" 
wurde.  Wegen  der  oben  bezeichneten  Wirkungen  lies 
Sonnenlichtes  wurde  der  Sonnengott  zum  Vcrkiin<liger 
der  Zukunft;  er  allein  vermag  es,  die  Finsterniss  zu 
lichten,  in  welche  diese  gehüllt  ist.  Desshalb  kann  es 
nicht  autfallen,  nenn  er  U^mon  oiler  D/iiiion  genannt 
wurde,  üiesen  Namen  löste  die  Sage  oder  Diihtnng  von 
ihm  ab  und  erhob  denselben  zu  einem  selbständigen 
Wesen. 

Wie  des  Oxvios  Name  sowohl  durch  die  Verbindung 
mit  Ares,  als  auch  durch  jene  mit  Hämon  sich  als  ein 
Pradicat  des  Sonnengottes  erweist,  ebenso  geschieht  diess 
auch  durch  seine  Beziehung  zu  Aetolos,  welchen  die  Sage 
einen  Sohn  des  Oxvios  nennt.  Schwenck  (myth.  Audcut. 
tl6  sq.)  leitet  den  Namen  Aetolos  von  a/Vaj  ab  nnd 
bezieht  dieses  anf  das  Brennen  der  Sonnenstrahlen,  Wir 
Laben  keine  Ursache,  die  Richt^keit  dieser  Erklärunt; 
zu  bezweifeln.  Nach  derselben  ist  also  der  Name  des 
Sohnes  Aetolos  von  dem  des  Vaters,  Oxjlos,  seiner  Be- 
dentung  nach  nicht  verschieden;  beide  bezogen  sich  auf 
dieselbe   Eigenschaft  des  Sonnenlichtes. 

Wenn  nach  andern  Angaben  Aetolos  ein  Sohn  des 
Endymion ,  nicht  des  Ox)'los,  genannt  wird,  so  dürfte 
dadurch  unsere  Ansicht  von  der  ursprünglichen  Bedeutung 
seines  Namens  nicht  im  Geringsten  verändert  werden. 
Denn  Endymion,  dessen  Name  sich  auf  das  Untertauchen 
der  Sonne  in  den  Wogen  des  Aleeres  bezog  (Hom.  Odyss. 
I,  24-) »  war  Anfangs  Sonnengott,  wie  Ares.  Schon  die 
innige  Verbindung,  in  welcher  Endvminn  mit  der  Mond- 
göttin Helena  o/ler  Selene  steht,  erhebt  diese  Vermuthung 
fast  zur  Gewisshcit.  Nach  diesen  Erörterungen  waren 
demnach  die  Namen  Ares,  Endymion,  Oxylos  unil  Aetolos, 
ursprünglich  Prädicate  der  göttlich  verehrten  Sonne,  die 
von  diesem  Lichtkörper  durch  die  Dichter  allmählich 
abgelöst  und  zu  besonderen  Wesen  umgebildet  wurden. 
Die  Sage  brachte  sie  ,  sobald  man  sich  unter  jedem  Na- 
men eine  besondere  Person  vorstellte,  in  genealogische 
Verbindung  zu  einander ;  diese  mnsste  sich  aber  in  den 
einzelnen  Provinzen  verschieden  gestalten,  so  dass  es  nicht 
befremden  darf,  wenn  in  der  einen  Erzählung  dieses,  in 
einer  andern  jenes  Wesen  als  Vater  oder  als  Sohn  er- 
scheint. 

Betrachten  wir  die  körperliche  Beschaffenheit  des  Oxy- 
los,  so  gelangen  wir  zu  dem  nämlichen  Resultate.  Das 
Orakel  hatte  den  Herakliden  befohlen,  sich  einen  Drei- 
augigen  zum  Führer  zu  wählen,  und  als  solchen  erkann- 
ten sie  den  Oxylos.  Es  fragt  sich  also,  warum  er  drei 
Augen  hat.  Es  ist  bekannt,  dass  die  alten  Griechen, 
nachdem  sie  die  einzelnen  Namen  derjenigen  Gegenstände 
die   sie    göttlich    rerehiteu ,    von    diesen    getreuut  uud  zu 


besonderen  W^esen  umgebildet  hatten ,  diesett  auch  in 
körperliclier  Hinsicht  solche  Eigcnthümlh-hkciten  beileg- 
ten, welche  an  die  Bes<  haffenheit  der  Geijenstände  er- 
innerten, von  denen  die  Namen  entlehnt  «aren.  Apollou 
trägt  wegen  der  Farbe  des  Sonnenlichtes  goldene  Locken, 
Artemis  und  andere  Alondgöttinneu  zeichnen  sich  durch 
ungemein  grosse  Schönheit  aus,  Ares  und  Andere  besitzen 
ungenöhnliche  Stärke  und  haben  eine  riesenhafte  Grösse. 
Ja,  selbst  auf  ihre  Kleidung  nahm  man  besondere  Rück- 
sicht, sowie  auf  die  verschiedenen  Attribute,  welche  sie 
führen.  Der  Purpurmantel  des  Sonnengottes  erinnert  an 
die  Farbe  des  Sonnenlichtes,  die  Aegis  iles  Zeus  an  das 
Himmelsgeuölbe ,  an  welchem  sich  ilie  Sonne  befindet, 
der  IVlond  an  dem  Kleide  oder  auf  dem  Schilde  der  Pallas 
an  die  ursprüngliche  Bedeutung  ihres  Namens.  Es  darf 
uns  also  nicht  sonderbar  lorkoiiinien  ,  wenn  iler  Sonnen- 
gott in  der  Mitte  seiner  Slirwe,  wie  diess  bei  Polyphein 
besonders  der  Fall  ist,  ein  einziges  Aa^e  von  ungewöhn- 
Jicher  Grösse  hat,  welches  an  ilie  Sonne  erinnert,  von 
welcher  sein  Name  entlehnt  ward.  Allein  schon  aus  den 
Homerischen  Gedichten  gewinnen  wir  die  Ueberzeugung, 
dass  den  Griechen  bereits  in  der  heroischen  Zeit  die 
ineisten  Symbole  ähnlicher  Art  nicht  mehr  verständlich 
waren.  Sobald  sie  also  die  ursprüngliche  Bedeutung  die- 
ses einzigen  grossen  Auges  in  der  Mitte  der  Stirne  nicht 
mehr  einsahen,  war  es  natürlich,  dass  sie  dasselbe  gani 
verdrängten,  oder  wenigstens  mit  den  zwei,  den  Men- 
schen eigeiithümlichen  Augen,  umgaben  und  auf  diese 
Weise  die  Bilder  des  Sonnengottes  mit  drei  Augen  ver- 
sahen. Auch  Oxylos  bekam  aus  diesem  Grunde  drei 
Augen,  wahrend  er  früher  nur  ei7is  hatte.  Da  man  sich 
aber  später  nicht  erklären  konnte,  warum  ein  Mensch 
nur  ein  Auge  oder  gar  drei  Augen  hätte,  so  nahm  mau 
zu  seinem  Pferde  oder  zu  seinem  fllaulesel  die  Zuflucht 
und  legte  diesem  eines  der  drei  Augen  bei,  oder  man 
gab  dem  Thiere  zwei  Augen  und  liess  dem  Oxylos  das 
einzige,  das  er  in  der  ältesten  Sage  hatte.  Wäre  Oxyloe 
allein  Tpiö(fi^akjitog,  so  könnte  mau  unsere  Erklärung 
bezweifeln;  allein  wir  treffen  «liesei  Prädicat  auch  bei 
andern  Göttern  an,  welche  ursprünglich  Sonnengötter 
waren.  So  wurde  Zeus  (Pausan.  II,  24,  30  bei  den 
Trojanern  als  T(J/6rfi>(il/iog  verehrt,  nicht  weil  er  Him- 
mel, Erde  unil  Meer  überschaut  und  beherrscht,  sondern 
weil  sein  Name  früher  ein  Prädicat  der  göttlich  verehr- 
ten Sonne  war.  Aus  dem  nämlichen  Grunde  hiess  Apol- 
lou Triopios;  TOlu-Jzloq  aber,  T^törciji  und  TOUKftful- 
UOQ  bezeichnen  ein  und  dieselbe  Sache.  Nun  ist  be- 
kannt, in  welch'  hoher  Achtung  unil  Elire  Apollon  bei 
den  Herakliden  oder  üoriern  stand,  wie  unbedingt  sie  sich 
der  Leitung  dieses  Gottes  hingaben,  so  dass  es  uns  nicht 
befremden  kann,  wenn  sie  unter  der  Anführung  d»s.(elben, 
d.  h.  unter  seinem  Schutze  und  Schirme,  in  den  Pelo- 
nonnes  eindrangen  und  durch  seine  Hülfe  eine  neue  Hei- 
niath  glücklich  eroberten.  Wir  haben  zwar  kein  Zeng- 
niss,  durch  welches  wir  bestimmt  nachweisen  könnten, 
dass  Apollon  den  Beinamen  Oxylos  hatte;  allein  wenn 
wir  berücksichtigen,  dass  wir  diesen  Beinamen  bei  meh- 
reren Sonnengöttern  antreffen,  dass  Ares,  mit  dem  er  in 
Verbindung  steht,  einen  Sohn  Kyknos  hat,  wie  Apollou, 
dass  Oxylos,  wie  Apollon,    T(jiu(fi)akfÄO'i  ist,   so  dürfte 


fä  »ohl  crUuU  seiu,  <lio  Vprmutkung  zu  wagen,  «las« 
(Irr  llrrnü  OxUo«,  »rlclit'ii  (lie  Sa;;o  zu  einoni  Aotolier 
luarlit,  «ciiio  Knl.^ti'liiiiijJ  eiiifiii  Prädicalu  lerdaiiklc,  «el- 
clirt  iiirht  Mos.«  ilri»  Ares  odrr  Il^iixiti,  soii<lerii  auch 
ileiii  A[«ill(iii  xiik»iii,  aber  wie  XhIIios  (i;(/.u!:}ü^),  «Icr  aii- 
{{elilulip  St.iiimiialer  ilcr  loiiirr,  von  Apollon,  « ie  roii 
Ares,  g^rri'i-iiiit  und  zu  eiiieui  besonderen  Wesen  uisige- 
(eliafl'«ii  wurde. 

Professor   Uschold. 


37.  a)  De  Theseo ,  populnrh  Atheniensium  imperii  quem 
dicunt  aiiclorein.  Coninienfalio ,  qua  ad  rxainina 
publica  gvuinasii  Donauesc  hingani  iniifat  Carol. 
.41.  Fickle'r,  Gvmnasü  li.  <.  Roctor.  Karlsruhe  l.':52'J. 
2.S  S.  8. 
l>)  Di«  Donaucjucllen  uud  das  Abnobajcbirg  der  Alten. 
Eine  gpiijjraphische  Untersuchung  als  Exciirs  «u 
Taciti  (Verni.  Cap.  l.  Von  C.  H.  A.  Fickler,  < 
Director  des  Gruisherzogl.  Dad.  Gjninasiuuis  zu 
Douaucsi'hingeu.      Karluruhe    184(1.      bi  S.    8. 

Die  erste  Abliandiun«;  ,  eine  im  philologischen  Semi- 
nar zu  Freibnrg  uiiternoniinene  SthnliiliHng,  theilt  die 
bereiti  von  Meursius  gesaunnelteu  Stellen  der  Alten 
mit ,  in  »eichen  von  Thesen»  politischer  Constitution  des 
athenische«  Staates  die  IWde  i.st.  Zuerst  eine  Stelle  aus 
Tlieophrast's  Characteres ,  dann,  nach  einem  Seitenblick 
anf  Ilnmer  lliail.  II,  54(i  sqq.,  Thukydides,  hierauf  die 
drei  Tragiker,  ferner  was  bei  den  Rednern  bis  auf  Li- 
Lanius  herab  über  die  Sache  vorkommt,  endlich,  unter 
kurzer  Envähnung  einer  Stelle  der  parisisrhen  Chronik,  des. 
Diodorns  und  Pausanias,  vnrzüj;lich  Plutarch  im  Leben 
des  Thesens.  Das  Endresultat  ist:  l)  Non  est  Theseus 
aurtor  Deniocratiae  sive  popnlaris  luiperii  eo  modo  insti- 
tnti,  <iuo  post  Clisthenem  existebat.  2)  Nos  aibitramur ^ 
Theseiim,  ipsis  conjunrtis  Atticae  cultoribus,  partem  qui- 
dem  gacrorum  et  potestatis  Judiciariae  primoribns  polli' 
ritnm  esse,  ceternm  plebi  concioncs  concessisse,  in  quibus 
lel  catervalim  vel  siiiguli  suam  de  rebus  pnbliris  seii- 
tentiam  dicerent,  eoque  modo  ab  illo  populäre  quidquUm 
regno  esse  inimistum.  3)  Denique  incolumem  haue  ei 
«tataimns  gloriani:  Illnm  primum  fciisse,  qui  ,  quac  priiis 
ad  aiiius  nutnm  regebantnr,  in  Atheniensium  civifate  coii- 
illtuta  publice  egerit  annuente  populo ,  ita  ut  vulgu.s 
quudauiniodo  regis  consiliorum  factum  sit  particeps.  Gegen 
den  ersten  Satz  lasst  sich  Nichts  einwen<len  ,  obgleich  es 
ganz  uiip.issend  ist,  von  Thesens  zunächst  auf  Kleisthe- 
ne»  zu  blicken;  man  blicke  nur  erst  auf  Snion.  Was 
der  zweite  Satz  sagt,  ist  v«enigs(ens  zur  Hälfte  übertrie- 
ben, und  der  dritte  Satz  ist  in  seiner  Allgemeinheit  un- 
nalir  und  ganz  unhaltbar.  Hr.  Fickler  hat  sich  dem  in 
•  olrhen  Dingen  unkritischen  Plutarrhus  allzu  sehr,  ob- 
gleich freilich  nicht  ganz,  hingegeben,  und  namentlich 
durrkaus  den  Fehler  begangen,  dass  er  über  eine  der 
nivthisrhen  Zeit  angehorige  Person  einzelnes  Historisches 
\i  issen  zu  können,  irrthünilich  vermeinte.  Deu  einzig 
richtigen  Standpuiict  zur  IScurtheiInng  dieser  Sache  gibt 
M-hiimann  in  seinem  Jfru.  F.  unbekannt  gebliebenen  Buche 
de  Comitiis  Aths«.  p.  VI,  wo  er  sagt:  Quis  enim  audiet 
illos   srripfore».    qui   ita   populärem   sibi   (ingunt  Tkeseum, 


364 

ut  eiim  domocratiae  auctorem  fuisse  tradaut  et  vel  IIo- 
meri  testimoninm  allerant,  qui  in  navinm  catalago  solo» 
.ithcnienses  dljjiuv  dicat?  'V'eriini  haec  et  ejusniodi  alia 
in  historiis  dcbcnlur  portaruni  studiis,  qui  suorum  tem- 
jiorum  quasi  (|uodilani  exeniplar,  iiistitutornmque  omnium, 
qua«  praeclara  et  laudabilia  pntantur,  originem  ab  ultima 
antiqnilate  et  uno  quodam  magni  noininis  viro  repetenda 
ducunt,  ut  et  illa  vetustate  augiistiora,  et  hie  virtute  ac 
prudeutia  illustrior  rideatur.  llistorioi  autem  quantum 
absint  pleriquc  a  vera  et  Sana  ratione  critica  in'  antiqui- 
tate  tractanda,  cuivis,  creitu,  satis  per.spertum  est;  et 
flutitrchus  inprimis  id  sequitUr,  non  ut  ex  fabulis  verum 
eruat,  sed  ut  fabulis  veri  qnandam  speciem  indaat,  et 
Thesei  Rouiuliic  res  geütas  haud  alitcr  ac  Periclis  et 
Ciceronis  referat.  Sellist  Tittmann,  der  es  unter  Andern 
in  dem  Demokratie- Wittern  geuiss  so  iveit  getrieben  hat, 
als  irgend  Jemand,  sagt  bloss:  ,,des  Thesens  \'eifassuug 
muss  für  die  Rechte  des  Volks  günstiger  gewesen  sein  . 
als  der  vorausgegangene  Znstand.  >un  erscheint  die  Ver- 
einigung in  eine  Stadt  und  in  einen  Staat  als  der  Uaupt- 
punct  in  der  Veränderung  der  attischen  Verfassung  durch 
Theseus,  und  ilarin  möchte  man  daher  das  Wachsthum 
der  Freiheit  zu  sndieu  haben."  So  urtheilt  in  iler  Haupt- 
sache auch  C.  Fr.  Hermann ,  der  g.  98-  seines  Lehr- 
backs der  griechischen  Staatsalterthümer  sehr  richtig  be- 
merkt, dass  diese  lieschränkung  der  absoluten  Königsge- 
walt einen  aristokratischen  Charakter  hatte.  In  voller 
Uebereinstiminung  hiermit  sind  Scliiimann  Antiqq.  juris 
publici  Athen,  p.  167  und  If'ackstnulh  hell.  Alterthums- 
kunde  I.  1,  p.  226,  obgleich  der  Letztere  die  Sacke 
etwas  ungenau  behandelt  hat.  *)  So  hat  denn  diese  Com- 
mentatio  weder  durch  das  Verdienst  einer  Quellensamm- 
lung, noch  durch  ihr  Resultat  etwas  Interessantes,  worüber 
wir  jedoch,  da  der  Verf.  den  ersten  scliriftstellcrischen 
Anfang  mit  ihr  macht,  nicht  klagen  würden,  wenn  we- 
nigstens die  sprachliche  Darstellung  genügte.  Diess  ist 
aber  leider  gar  nicht  der  Fall.  Von  eigentlicher  latei- 
nischer Stilistik  rede  ich  nicht;  ich  mache  keine  so  hohes 
Forderungen  an  Um.  F.;  ich  rede  von  Beobachtung  der 
allergetvühnlirhsten  Grammatik.  Gleich  der  Titel  enthält 
in  dem  Accusativ  uuctorem  einen  crassen  Fehler,  was 
Hr.  F.  mir  auf  mein  Wort  glauben  mag;  und  überall 
zeigen  sick  Verstösse  gegen  die  Regel  der  consecutio  tem- 
poruni,  z.  B.  S.  4  oinissa  est  accentuum  significatio ,  ne 
corrigendorum  numerus  ultra  modum  augeatur;  S.  12  qui, 
ut  aurain  populärem  fabulae  suae  arriperet,  verba  facit , 
quae  plebis ,  summa  libertate  gaudentis,  aures  capinnf; 
S.  16  ut  Athenienses  intelligerent,  quantum  valeat;  S.  2H 
pollicitus  est  fore,  ut  ne  quisquam  majorem  vim  excrceat. 
(legen  die  Regeln  über  den  Gebrauch  der  Modi  wird 
eben  so  häufig  gefehlt,  z.  B.  S.  4  respondeo,  me  jam  sati» 
mihi  fecisse  videri,  cum,  operarum  instar,  aliquot  saia 
in  medium  protnlerjm ;  S.  5  illuJ  quidem  nihil  valet, 
nisi  forte  confirui«re/«r;  S,  6  cum,  (da)  hie  locus  spu- 
riu«  viiletur;  S.  17.  est,  de  qno  inter  se  Altttrunt. 
Lexicalischcs:  S.  ,i.  hucnsque  statt  adhuc;  priucipi  a 
coiisiliari'is     statt    consiliis  ,      certe     sciebain     statt    certo 

'     Hierliei   gehört  auch   Bern.Vrd  de  archontt.  p    13-  20',"d«!t" 
übrigens  Mrn,  F..   wie  vieles    Vridevc  nicht  kennt.      "'    •'■ 


365 


3GG 


»f.;  tandrni  8<att  denique;  S.  Jü  »erisiinilita»;  S.  )l  i"<ie 
'^\s^^t  liiur  ;  8.  l;^  cadavera  staU  fuiiera;  S.  13  glorificare ; 
.«\ias  statt  aUter;  S  ty  (juidijuain  statt  aliquid  und  Qie- 
wuriae  reliiiquere.  üin  die  LeSPr  nicht  xu  erniiideo  , 
will  ich  bloss  nocli  folgende  .Stelle  notireu :  S.  ö  neuii- 
aeui  fugit,  nulluni  libruui  tantas  vecietates  exhibero,  quam 
ip$i  »criptoris   iiostri   characteres. 

Die  andere  Sclirift  des  Hrn.  F.  über  die  Donanqurl- 
len  i«t;  nicht  geluiiffencr.  Um  unsere  Kritik  rnogliehst 
kurz  «U  fassen,  gqben. wir  zuerst  die  Uebersc.hriften  der 
eiuzelnen   Capitel:     .  ' 

liiiil)  Von  den  Namen  der  Donan  nnd  ihrer  Bedeutung; 
inu'J^    Vi»!   den    üonau(|nellen    bei    Herodot; 
fi\-'Sy  Von    den    Ansichten     der    spateren   Schriftsteller    hh 
auf  Tiberiiis    Besuch    bei    den    Donauijiiellen ; 
4)    Von    der   Kntileckung    der    üouauquellen    durch    Ti- 
berins.       Kritik     der     Angaben    Strabo's    «her    die- 
selben ;  :  '•      .1  >  •  '■:: 
?>■)   l>ie   Allgaben   der  Schriftsteller   nach    Aognstns   über 

die    Donauqucllcn  ; 
ti)    \  Oll     3Ioiis     Abnoba     iiml     den    andern     Beneinimii;eii 

unseres   Schivarywaldes ; 
7)    Ergebnisse    der    L'iitersiichnng. 
i       Unter    >r.    7.    stellt    also    Hr.    F.   S.    5 1     ze/in    Puiicte 
«Is  Resultate  seiner   Arbeit    bin-,    deren    erste    und    »ich- 
tigere fuigende  sechs  sind. 

-"•■■  ••;  „,;  \. ^  ,•  I,;,,,,.,.,  , 

Di»  Griechen  bis  Aristoteles  suchten  den  Ursprung 
der  Donau  im  äussersten  Westen  voii'  Europa-^  auf  der 
ftyreaäischen.  Halbinsel.  -  ;  - 

oJfj.- Hierzu   bemerke  ich:  •"   »lailA.   noii.iiiwJvi.i, 

'»  a)  Diess  haben  schon  Maunert  IIT,  4^4  flg.  urid  WTl- 
lielm  bei  Erscli  und  Grober  2  i,  84  flg.  hinlähglich  dar- 
gethan. 

b)  Id  Bezug  auf  Aristoteles  hätte  Hr.  F.  nicht  bloss 
die  ihm  -n'illkoniinene  Stelle  3'Ieteor.  1,  l'J.  ans  Mannert 
anführen ,  sondern  auch  darauf  aufmerksam  machen  sol- 
Isn ,  dasg  de  mir.  auspult.  p.  llhO  C.  Huv.  (thcihveise 
«uch  Hist.  Animall.  VIII,  1  .•>.)■  gelehrt  wird,  der  Ister 
entspringe  in  der  Nähe  des  Pontus  Euxinus  fx  rviv 
noy.oviv)})  ö/.wi',  und  theile  sich  in  zwei  Arme,  von 
welchen  der  eine  in's  schwarze  IVIeer,  der  andere  in  den 
»Iriatisclien  Busen  auslaufe.  Ebenso  meinte  Hipparchos, 
dann  Timagetes,  nach  Plinius  III,  22,  auch  Cornelius 
Nepos  und  der  Anonymus  in  peripl.  Pont.  Enx.  11,  12; 
mau  »ergl.  Gossciin,  recherches  sur  la  geographie  des 
Ancieus 'ly  37. 

.     ,         Ml,         .1^  11; 

Je  mehr  jene  Gegenden  bekannt  wurden,  desto  mehr 
wich   die  Sage  V07i    den  Donauquellett   gegen   Osten. 

Dieser  Satz  lieisst  ohngefähr  so  viel  als;  Je  mehr 
nian  die  Donauqiiellen  kennen  lernte,  desto  mehr  kam 
man  aus^  d«p|  lrrt)^u;^|.  Diess  versteht  sich  ohne  For- 
»chuiia,   , 


i',:f 


III. 


Theili:  ttnissverstandene  Sagen  vom  Argonautenzuge, 
theils  der  Umstand ,  d;ss  man  dem  liinströme  folgte, 
verpflanzten  die  Donauquellen  auf  di«  Alpen. 


Uiess  hat  bereits  Mannert  S.  4'.''i  dargi-thaii.  \\ »t 
jedoch  specirll  die  ,,  niiss>'erstandeiie,q  Sagen  über  ilen 
Arguiiauleiiitug "  angeht,  so  ist  es  wiihrscheiiilicher , 
dass  in  iiiiien  uriprüHglicb  Nichts  vom  Istcr  lorkaiii, 
sondern  umgekehrt  im  Laufe  der  Zeit  die  Fabeleien 
über  den  Ister  in  das  Gemenge  iler  Argonauten  -  Sage 
hinüber  getragnen  wurden.  Diess  hätte  llr.  F.  schon  bei 
Wilhelm  1.  1.  und  bei  Schneider  xo  Aristut.  Hist.  Ani- 
mall.  I.   1.   lernen   können. 

Was  Hr.  F.  bei  dieser  Gelegenheit  über  Strabo  sagt, 
dessen  Geographie  er  verächtlich  ein  Sammelwer/c  nennt, 
beruht  auf  Voriirtheil  und  IVlissverstand.  Strabo  kannte 
die  Uonauqiielle;  aber  ans  Mangel  an  richtiger  Vorstel- 
lung von  der  ganzen  Gegend  täuscht  er  sich  iiKofern, 
als  er  den  Ber^;  dieser  Quellen  zwar  vom  Bodeiisce  aus 
bestimmt,  jeduch  dabei  weder  die  rechte  Dirertion,  noch 
die  rechte  Dimension  zu  behaupten  weiss.  Werkivürdiger 
Weise  ist  die  Stelle  bei  Strabo,  au«  der  man  sieht,  das« 
er  gut  unterrichtet  war,  Hrn.  F.  als  eingeschoben  ver- 
dächtig. Wir  verweisen  ihn  auf  die  ganz  gesunde  Be- 
mer)cung    Wannert's    S.   427. 

IV.   und    V.  ,      . 

Um  die  Zeit  von  Christi  Geburt  wurden  die  Donau- 
quellen behannl. 

Man  setzte  sie  auf  das  Gebirg ,  welches  auf  der 
rechten   Rheinseite,  Basel  gegenüber ,  dahin  zieht. 

Diess  lehrte  vor  Hrn.  F.  aassisr  Mannert  beseuders 
Wilhelm   1,    1.   S.   8G. 

VI. 

Dieses  Gebirg  hiess  Abnoba,  und  begreift,  wie  di« 
spätere  Silva  Marciana,  keinen  einseinen  Berg,  sondern 
den  ganzen  Schivarzirald. 

Diese,  besonders  in  Betreu  der  S.  Marciana,  neue 
Behauptung  hat  Hr.  F.  nur  wahrscheinlich  zu  machen 
gesucht,  aber  nicht  bewiesen,  obgleich  ihr  S.  34  —  47 
gewidmet  sind.  Was  Wilhelm  bei  Ersch  II,  (i  ,  löU» 
besonders    151.   und    152.   lehrt,   ist  bei   AVeitem  sicherer. 

Hrn.  F. 's  Schrift  hat  die  in  Frage  stehe:  de  Sache 
um  Nichts  weiter  gebracht,  und  ich  stehe  keinen  Augen- 
blick au,  zu  behaupten,  dass  Mannert  und  Wilhelm,  der 
Letztere  namentlich  anrli  in  seinem  „Germanien"  S.  53  ff- 
die  Wahrheit  aus  den  ächten  Quellen  reiner  lehren ,  als 
Hr.  F.,  und  überdiess  auch  verständlicher  und  geniess- 
barer,  indem  unser  liutersucher  selbst  des  allernüthigsteu 
Maasses   der   Klarlieit   und   Correctheit  entbelirt. 


88.    Die  Insel  Cypern 

and   die   sie    betreiTeDde   Schrift: 
K.ypros.     Eine  31onographi«  von  Wilh.  Heinrieh  Engel. 
2   Theile.      Berlin    bei    G.   Reimer.      1S41.      I.    Th. 
■     X  und  778  S.  und  2.  Th.  689  S. 

Welcher   Alterthumsforscher   wäre   bei   seinen   antiqaa- 
riicheu  Untersuchungen    oder    schon   bei  der  Lectüre  der 


3f)7 


?,fi8 


allen  Claüsiker  niclii  liolfarli  auf  die  leisol  Kypro»  ge- 
Rtos.trn  ?  In  (It  (ipscliirhte  des  luKd-ll.'liiilisrlieii  IVIorres, 
<lcg  llaiiilrls  ,  «Irr  J»oofalir<Pii ,  der  Nicdcrlassiiiigpn ,  der 
Ciillc ,  der  Sprarlio  dos  so  merk»  tirdi{;«ii  Volkes  der 
Ph()iiikier  s|>ii>lt  sie  j.i  schon  eine  sehr  gewichtige  Kolle. 
Sie  »ird  xiier.st  roii  diesen  besetzt  und  benutzt  und  cul- 
tivirl:  ilire  naclibarliche,  so  gi'instige  Lage  lud  dazu  ein. 
Daher  hat  auch  ilir  Name  und  der  Name  mehrerer  ihrer 
Städte  seinen  Grund  unil  seine  Herkunft  aus  dem  Semi- 
tischen. Eine  dieser  Städte  (Kittion)  gibt  sogar  den  Phii- 
nikiern  und  den  Hebräern  Gelegenheit  zur  selben  Benen- 
nung ganz  Griechenlands  und  Makedoniens.  Der  semi- 
tische Cultus  der  Astarte  ivird  hier  einheimisch  nnd  gibt 
Anlass,  dass  bei  den  nadimaligcn  hellenischen  Einwan- 
derungen der  jenem  ähnliche  Apliroditedienst  liier  gerade 
M'urzel  scliläijt,  hier  besonders  stark  geübt  wird  und 
manche  eigenthiimliclie  Färbung  erhält.  Eine  in  der  Ge- 
«chichte  der  hrllrnischen  Religion  sehr  merkwürdige, 
iiinlänglich  ronslatirtc  Vermischung  des  fllnrgen-  und 
Abendländischen,  des  Hellenischen  und  Semitischen  auf 
eben  jener  Insel,  die  ihrer  Weltste'lung  nach  eben  diese 
Vermischung  herbeiführen  konnte  und  inusstc.  Denn 
Griechen,  namentlich  Athener  und  Salaniinier  siedeln 
sich  später  hier  an  und  helleuisiren  die  Iiisr-I ,  ohne  ge- 
rade alle  Spuren  des  Piiiinikisclien  zu  verwischen.  Der 
Name  der  Insel  2.  B.  und  der  mehrerer  Oerter,  welche 
die  Phünikier  angelegt,  bleibt,  und  der  erstere  gibt,  im 
Vorein  mit  dem  IMetallreirhthuin  Kyperns,  Veranlassung 
zu  der  nocli  lieute  unter  uns  gültigen  Benennung  ,, Ku- 
pfer" (aes  Cyprinm  s.  Cuprum)   für  jenes  bekannte  Metall. 

In  der  politischen  Gescliichte  zwar  spielt  die  Insel 
trotz  ihrer  Grösse,  ihrer  abgeschlossenen  Lage,  ihres 
Keichthuiiis  au  Producten ,  ihrer  zum  Handel  und  Ver- 
kehr und  zur  Erlangung  einer  bedeutenden  Wohlhäbig- 
keit  so  günstigen  Weltstelhiiig  zumeist  nur  eine  unter- 
geordnete Rolle.  Die  gleich  von  vorn  herein  durch  die 
Phünikier  angerichtete  Zersplitterung  derselben  in  die 
(iebiete  der  einzelnen  iStädte  ,  und  dass  sich  nie  Einer 
fand,  der  durch  Uebergewicht  jeiner  Kraft,  seiner  Macht 
oder  seines  Geistes  das  Ganze  unter  Einen  Hut  vereinigt 
hätte ,  ferner  dass  Kypros  durch  den  Ueberiliiss  an  Er- 
zeugnissen,  durch  sein  heisses  Klima,  durch  seine  Nähe 
bei  dem  weichlichen  Asien  seine  Bewohner  zur  üeppig- 
Leit,  zur  Schlauheit,  zu  williger  Dienstbarkeit  und  Knecht- 
erhaft und  zu  Thatlosigkeit  erzog,  endlich  die  Nachbar- 
schaft jener  grossen  Weldnonarchieen  im  Oriente  —  das 
waren  von  jeher  unglückliche  Verhältnisse,  welche  hiebei 
»ehr  widrig  und  zum  Nachtheile  eingewirkt.  Dennoch 
ist  die  Kunde  der  kvprischen  Geschichte  gar  nicht  un- 
nütz oder  unwichtig:  die  Insel  ist  oft  der  Tnminclplatz 
.•streitender  Parteien  gewesen  ;  man  kann  jene  nicht  ent- 
behren zum  AVrständniss  der  allgemei?ien  (i( schichte  und 
vieler  Stellen    in    den    classischen  Schriften  des  Alterthunis. 

Durch  die  griechischen  Coloiiiern  und  durch  die  Ilel- 
lenisirung  iler  Insel  war  selbige  zumeist  Griechenland 
und  dessen  Interessen  »Hgcwenilet,  dem  Oriente  entfreui- 
det  worden,  niigeachtet  ihrer  Lage  und  ihrer  VVeltstel- 
Inng,  die  sie  vielmehr  dem  letzteren  zugesellten.  Daher 
haben  im  Altorthuuie  Griechenlands  öll'entlicho  Zustände 
uiid    Verhältnisse   meistens   das  Schicksal  Kyperni  bedingt 


und  bestimmt.  Man  denke  nur  an  die  Perserkriege,  an 
den  pelnponnesisrhen  Krieg,  an  <lie  darauf  folgenden 
Kämpfe  zwischen  den  Griechen  unter  sich  und  mit  Persicn. 
Hier  ist  ein  etwaiger  Lichtpuiict  die  Regierung  Euago- 
ras  I.  in  Salamis  von  etwa  410  bis  374.  Von  da  ab 
sind  aber  Kypros  und  seine  Herrscher  der  Spiclball  wie- 
der der  pers.  Könige,  Alexanders  d.  Gr.  und  der  Dia- 
dochen,  insonderheit  der  Ptoleiijäer,  bis  die  RUmer  im 
Jahre  57  »■•  Chr.  durch  einen  höchst  niederträchtigen 
Gewaltstreich  auf  kurze  Zeit  nnd  ilann  29  ▼•  CLr,  anf 
immer   es   ihrem   Reiche   einverleiben. 

Das  Uebrige  aus  iler  Geschichte  des  Mittelalters  nnd 
der  neueren  Zeit  gehört  nicht  in  diese  Blätter.  Aber 
erkennen  wird  man  aus  dem  Angeführten,  ,,das9  die 
Geschichte  von  Cypern  reichhaltiger  ist  und  in  bedeut- 
samerem Zusammenhange  mit  den  VVeltbegebeiihciten  steht, 
als  die  irgend  eines  anderen  den  Orient  berührenden 
griechischen  Landes.  Dadurch  erhält  sie  eben  ihren 
eigenthümlichen   Werth   nnd   ihr   besonderes  Interesse." 

Mit  dem  Griechenthume  war  griechische  Sprache, 
grierbisclier  Geist,  griechische  Regsamkeit  und  Kunst 
und  Wissenschaft,  mit  einem  Worte:  griechisches  Leben 
auf  Kypros  eingekehrt,  jedoch  nicht  ohne  besondere  Ei- 
genthüinlichkeiten  entweder  aus  älterer  Zeit  festzuhalten 
—  wegen  weiter  Entfernung  vom  eigentlichen  Griechen- 
land —  oder  aus  der  vorgefundenen  phönikischen,  phry- 
gischen  etc.  Welt  anzunehmen.  Daher  hatte  die  Mund- 
art hier  manche  absonderliche  Wörter;  die  Sagen  der 
Kyprier  und  die  Alythen  schlössen  sich  zwar  meist  an 
die  hellenischen  an,  hatten  aber  doch  auch  vieles  Eigene; 
die  KvTCQia  inij  oder  Ki'TTpiaxa  notlj^axa  waren  eine 
merkwürdige  Abart  homerischer  Dichtung  ;  die  Bauwerke 
und  die  sinnbildlichen  religiösen  Darstellungen  trugen  in 
Manchem  ein  eigenthümliches  Gepräge.  Des  phönikisch- 
griechischen  Aphroditecultes  ist  schon  oben  Erwähnung 
geschehen. 

Alle  diese  Verhältnisse  und  Umstände  mnssten  noth- 
wendig  von  jeher  die  Blicke  der  Alterthumsforscher  auf 
Kypern  hinlenken,  mussten  es  ihnen  von  jeher  wünschens- 
werth  machen,  in  einem  vollständigen  Werke  nähere 
Belehrung  und  Kunde  von  Allem  zu  erhalten,  was  sich 
auf  dasselbe  bezieht.  Freilich  war  es  keine  geringe  Auf- 
gabe, ein  solches  Werk  anzufertigen.  Aus  der  alten 
Zeit  hat  sich  keine  Schrift  historischen  oder  antiquari- 
schen Inhaltes  über  Kypern  erhalten;  wer  sich  also  einer 
solchen  Arbeit  unterzog,  war  rein  auf  die  vielen  einzel- 
nen Nachrichten  in  Schriften  und  auf  Denkmälern  ver- 
wiesen. Der  Wunsch  aber  nach  einer  solchen  3Inno- 
graphie  erhält  nicht  nur  keine  Befriedigung  durch  des 
Meursius  trockene  und  geistlose,  wenn  auch  fleissige 
Coinpilation  ,  sondern  die  Anforderungen  mussten  sich  in 
neuester  Zeit  mit  den  Fortschritten  der  Wissenschaft 
noch    »teigern. 

Im  vorliegenden  Werke  indessen  hat  derselbe  seine 
Erledigung  und  ^'erw  irklichung  gefunden  in  einem  Maasse, 
wie  wir  es,  abgesehen  von  einigen  Mängeln  und  Ver- 
sehen, die  vielleicht  theils  die  jugendliche  Kraft  de* 
Verf.,  theils  äussere  Verhältnisse  nicht  vermochten  fern- 
zuhalten oder  zu  beseitigen ,  nur  verlangen  können.  Hr. 
E.  ist  mit  achter  Liebe  zur  Sache,  mit  rührigem  Fleisse, 


3G9 


370 


mil  guten  l'dikonniiiisson  an's  Werk  gPljangpn  und  liat 
es  trotz  maiuliprlei  ungt'instigcr  Verhalliiisso  durch  {esto 
Aiiäilaiicr  gliicklirli  zu  Ende  gebratlif.  Das  wird  ilini 
auch  der  scLeelsfo  Neid,  die  liittcrste  fliissgiinst  zum 
Ruhme  anrechnen.  Und  so  li.ihen  wir  denn  ein  Gcsainnil- 
bild  von  jenem  merkwürdigen  Eilande  und  von  seinen 
Znstänilen  ,  besonders  im  Alterihnnie  ,  vor  uns  und  «ol- 
len uns  (lessclbcn  als  einer  angenehmen  und  »lllkoinnie- 
nen  Gabe  erfreuen.  Schatle  nur,  dass  nach  Pocorke's, 
Mariti's  und  Joseph  von  Ilauimer's  geographischen  und 
antiquarischen  L'ntcrsiichnngcn  und  Nachriclitcu  neuer- 
dings nicht  noch  sorgfältigere  und  umfassendere  For- 
«cliungen  auf  ilirser  Insel,  besonders  auch  in  gcugnosti- 
scher  und  naturliistorischer  Hinsicht*),  gemacht  worden 
sind,  durch  welche  die  früheren  bestätigt  oder  erg/inzt 
unil  mit  neuen  bereichert  wi'irdou.  Die  schandbare  Iloh- 
heit  der  Türken  auf  KTpern  hat  bis  jetzt  jedem  Reisen- 
den ilen  Besuch  und  das  Bereisen  der  Insel  (erleidet  oder 
zur  Untnugliclikeit  gemacJit.  Wiichto  solches  doch  bald 
anilers  werden  und  wissenschaftlich  gebildete  Rlanner 
sich  nnn  auch  dieses  Eiland  ausersehen,  zur  allseitigen 
Durchforschung  und  Erkundigung.  Das  Werk  ron  Hrn.  E. 
wird  ihnen  dabei  sehr  nützlich  sein  und  als  Grundlage 
dienen  können. 

Der  ^'erf.  hat  den  vorgefundenen  Stoff  in  drei  Bücher 
vertheilt:  im  ersten  behandelt  er  die  Geographie,  im 
zweiten  —  unter  Einschaltung  der  Abschnitte  mm  l'olks- 
thum ,  fon  der  Sprache,  von  der  geistigen  Bildung  der 
Kvprier  im  Alterthnme,  —  die  Gescliichte  der  Insel  bis 
auf  die  neueste  Zeit  und  im  dritten  endlich  die  Religions- 
gescliichfo  und  die  Mythen  von  Kvpros  (namlif.h  im  Alter- 
thunie). 

Man  wird  in  dieser  Angabo  sofort  entdecken,  dass 
der  Verf.  hei  solcher  Anordnung  nicht  ganz  glücklich  ge- 
wesen ist.  Er  halte  sollen  das  Werk  betiteln:  .,Kyj)ros 
im  Alterthume.^''  Im  ersten  Buche  gab  er  dann  die  alle 
Geographie,  bei  der  die  allgemeine  und  die  neuere  na- 
türlicher Weise  mit  hinzugezogen  werden  musste.  Im 
zweiton  folgte  nun  die  Geschi<hte  der  Insel  im  Alter- 
thnme ;  im  tiritten  endlich  die  Antiquitäten:  d.  h.  ilie 
Abschnitte  über  die  Staaten,  ihre  Einrichtung,  über  Spra- 
che,  Geist,  Cultur,  Wissenschaft,  Literatur,  Kunst  und 
über  Religion  und  Mythologie.  .Als  Anha7ig  konnte  an- 
gefügt werden  ein  Abschnitt  über  die  GescJiichte  der 
Insel  währenrl  des  Mittelalters  und  der  neueren  Zeit.  Vor- 
aufzuschicken aber  war  als  Einleitung  das  Nothige  über 
das  allgemeine  Interesse  einer  solchen  Kunile  und  Schrift 
über  Kjpros  und  über  die  Quellen  und  Hülfsmiitel  zu 
derselben,  wohin  auch  das  Capitel  über  die  alten,  ver- 
lorenen Gescliichtschreiber  von  K\pros  gehörte  —  ein 
Capitel,  das  sich  in  vorliegender  Schrift  nicht  wohl  aus- 
nimmt als  erstes  Capitel  der  „Geographie  von  Kypros."- 

Im  Allgemeinen  ist  Ilr.  E.  bei  Ausarbeitung  der  Schrift 
mit  Gelehrsamkeit,  mit  Umsicht  und  Vorsicht  und  mit 
«elbstandigem  Urtheile  zu  Werke  gegangen.  Kur  hin 
und   wieder  gewahrt  man  ein  Versehen  oder  eine   Unter- 


"j  Die  wenigen  diessfüllsi'gcn  Boiicrkungi  n  von  Hrn.  v.  Schu- 
bert CRcise  in's  Morgenland  III.  üd.  S.  ,S97  IT.)  regen 
diess  Verlangen  nur  noch  mehr  auf, 

Zsitschr.  f  d.  ALlerthumtw. 


lassuug,  oder  eine  unniifhigc  Wiederholung,  oder  nünscht 
mau  ein  selbstäniligeres  Verfahren.  Der  Si\\  ist  klar, 
deutlich,  uiigesucht  und  hatte  nur  an  manchen  Stellen 
noch  der  Kachhülte  und  der  Glatte  bedurft.  Schade, 
dass  der  Verf.  so  fern  vom  Druckorte  gewesen  ist  und 
sich  der  Correclur  nicht  selbst  hat  unterziehen  künnen , 
und  der  Verleger  nicht  für  einen  gewissenhaften  Correc- 
tor  gesorgt.  Dadurch  haben  sich  eine  .Menge  Fehler 
eingeschlichen,  die  noch  lange  nicht  alle  vom  Verfasser 
am  Schlosse  der  beiden  Bände  aufgezählt  sind  ,  und  bis- 
weilen sind  gar  sonderbare  Dinge  zum  Vorschein  gekom- 
men. Vergl.  I.  S.  5',)()  mit  den  Verbesserungen  dazu. 
Druck  und  Papier  sind  son.'t  sehr  anständig  und  bei- 
fallswerdi. 

Im  Einzelnen  haben  wir  anerkennend  und  lobend  oder 
tadelnd  nach  dem  ersten  raschen  Durchlesen  —  ein  sol- 
ches Werk  will  lange  und  anhaltend  benut/.t  sein,  bevor 
man  ein  vollständig  begründetes  Urtheil  darüber  fallen 
kann   —   Folgendes   zu   bemerken. 

B.  I.  S.  UO  sagt  der  Vei{.:  ,,Der  Name  KovTVröq, 
welchen  Steph.  v.  ß.  ans  Astynonios  mittheilt"  etc.  Diese 
Worte  will  er  aber  in  ilen  Nachträgen  verbessert  wissen 
in:  Steph.  v.  B. '.i/crTi)'j'Oi(Os.  Allein  das  Erstere  ist  ganz 
richtig.  Stephanus  v.  B.  sagt  unter  Anderem  s.  v.  Kl'- 
Tioo;:  'JoTvpofio^  Se  (pijoi  Kvnzov  (leg.  KgiTirov) 
HexkriODctl.  —  Die  Entstehung  der  Insel  (S.  2ö)  würde 
nach  den  neuesten  geologischen  Ansichten  naturgemasser 
durch  eine  Hebung  der  Erdmasse  aus  der  Tiefe  des  Mee- 
res erklärt  werden.  —  Zu  S.  28.  Anui.  3-  fügen  wir 
hinzu,  dass  ein  Fragment  des  Komikers  Alexis  beim  Schol. 
zu  Piaton.  Menex.  p.  3;>3.  1?,  wie  Aristoteles,  der  Insel 
Kvpern  die  sechste  Stelle  unter  den  Inseln  des  mittel- 
ländischen Meeres  einräumt.  —  Der  Flacheninhalt  (vgl. 
S.  29)  der  Insel  wird  in  neueren  geographischen  Hand- 
büchern meist  unter  300  Quadratm.  angegeben.  Ditten- 
hcrger  haf293,  Polsberw  250,  Stein  241'/,.  So  schwan- 
ken die  Angaben,  weil  man  nichts  Sicheres  darüber  weiss. 
—  Schon  in  iliesem  Abschnitte  sind  auch  mehrere  zu 
unbestimmte  Citate,  als  z.  B.  Euripides  Bacchen,  Orpheus 
und  Proklos  Hymnen  auf  Aphrodite,  angebracht.  Der 
Besitzer  eines  solchen  Werkes  will  aber  die  Erleichte- 
rung haben,  ohne  Weiteres  die  betrefFenden  Stellen  auf- 
schlagen zu  können.  —  üebcr  die  Erzeugnisse  der  Insel 
kann  nun  auch  Nicbuhr's  Reisebeschi'eibnng  III.  Band. 
S.  21  ff-  nachgesehen  werden.  —  Ueber  die  kjprischen 
Smaragden  kann  mau  vergl.  Achaei  Eretr.  quae  supersunt. 
Ed.  Ulrichs,  p.  23  sq.  und  die  das.  angef.  Stelle.  —  Für 
das  fünfte  Capitel  hätten  wir  sorgfaltiger  benutzt  gewünscht 
den  i^xeöiaoi^iog  ijroi  ireplnkovi  ir,;  ß/syähji  Oa- 
'kdaaili,  nach  der  neuesten  Angabe  von  Hoii'manu  p.  282  fl. 
Hieraus  hatte  der  Verf.  insonderheit  mehrere  gewichtige 
Angaben  von  Entfernungen  der  einzelnen  Oerter  entneh- 
men können.  —  Dass  die  griechischen  Inschriften  auf 
Kypros  aus  der  Bockhischen  Sammlung  hier  wieder  ab- 
gedruckt sind,  kann  demjenigen  nur  angenehm  sein,  der 
Alles  über  die  Insel  zusammen  zu  haben  wünscht. 

Das  zweite  Buch:  „Die  alte  Geschichte  von  Kypros''* 
wird  Jeder  mit  Vergnügen  lesen:  so  vollständig  ist  sie, 
so  lebendig  nnd  gut  vorgetragen.  Hier  erhalten  wir  über 
die    Ansiedelung    der    Püüaikier,    über    den    mythischen 

25 


Ml 


372 


Kiiivras.  iilicr  ilic  ic  i.«  liK'drni'ii  Coloiiiooii  ilcr  (ji  irclicu, 
über  die  Soliiilvsalo  ilfr  Insel  «liircli  alle  Kriege  iiiiil  Zei- 
ten iloü  Altei'lliiinis  liiiiiliirch  eii-.  aii^riilirlirhe  Urleliniiig. 
Mnii  «ird  diese  üarstclluiig  iiiclit  iiiilefriedijjt  ans  den 
Hfliiili-ii  legen.  Der  Yett.  Iial  i'iberull  aus  den  Quellen 
Hellisf.'liidi^  gesfliO|)ft  und  selliifje  mit  Vorsicht  und  Sorg- 
falt lienutit.  Das  Ganze  ist  in  fi'iiif  Perioden  abgetheilt, 
inn  denen  die  erste  die  älteste  Gesrhirhlc  bis  auf  die 
liellenisriien  Einuanderuiigen ,  die  zweite  die  Helleni- 
sirnng  ton  K^prus  bis  zur  Uiitcrtverfung  des  Landes  unter 
Aegvpten,  die  dritte  die  Zeit  von  der  Eroberung  durch 
Aegvpten  bis  auf  Euagoras  I.,  die  vierte  die  Zeit  vom 
Tode  Euügoras  I.  bis  auf  die  Eroberung  durch  Ptolemäog 
Lagu,  die  fünfte  dio  Herrschaft  der  Ptolcuiäer  bis  zur 
Einverleibung  der  Insel  in  die  Herrschaft  der  Rfimer  um- 
fasst. 

Ref.  hat  hier  nur  Weniges  zu  erinnern.  Die  Kilikier 
»erden  S.  177  Stammverwandte  der  Phönikier  genannt. 
Diess  ist  mindestens  zweifelhaft ,  wenn  nicht  gar  falsch. 
1'ergl.  Gesenius  Gesch.  der  hebr.  Sjir.  S.  4.  —  Die  Rich- 
tigkeit der  Herleitung  des  Wortes  KoiJl'(JavT£i  von  y.tjooq 
niuss  Ref.  bezweifeln.  Da  die  Sache  aus  Phrygien  stammte: 
so  war  es  doch  gewiss  auch  ein  phrygisrhes  Wort  und  ilarf 
darum  nicht  ohne  Weiteres  aus  dem  Griechischen  her- 
geleitet werden;  denn  dass  die  Phrygier  mit  den  Hellenen 
sollten  so  ganz  nahe  verwandt  gewesen  sein,  wie  Hr.  E« 
glanbt,  iasst  sich  nicht  beweisen.  —  S.  l'J5  leitet  iler 
''erf.  das  Werden  der  idaischen  Daktylen  zu  Erzarbei- 
tern aus  dem  Rergmannslebcu  her.  Allein  näher  liegen 
die  Begriffe:  Klinstier,  Tausendkünstler,  Schwarzkünst- 
ler. —  üeber  die  Teichinen  huldigt  derselbe  den  An- 
sichten Höck's,  Weicker's  ,  Klauseu's.  Allein  der  Ref. 
kann  sich  noch  immer  nicht  zu  derselben  bekennen,  <la 
ihm  Lobcck's  Bemerkungen  und  Hinweisuug  anf  gewisse 
Steilen  in,  wenn  auch  neueren,  Schriftstellern,  die  aber 
JUS  .'ilteren  xu  schö|)fcn  pflegten,  und  mythische  Geiiea- 
logieeii  in  Sikyou  zu  viel  für  sich  zu  haben  scheinen  : 
ans  welchen  erhellt,  dass  die  Telchiiien  doch  müssen  ein 
^  olk  gewesen  sein.  —  Kinyras  und  die  ganze  Sagenge- 
schicbte  von  ihm  ist  von  unserem  Verf.  mit  bevvunderns- 
werther  Genauigkeit  und  Stbarfsiunigkeit  hier  und  im 
/.weiten'Theiie  aufgeklärt  worden,  und  Hr.  E.  hat  sich 
an  diesem  schwierigen  Gegenstände  als  31yt!iolog  sattsam 
bewährt.  Ref.  ist  völlig  ülierzeugt  worden,  dass  dio  Prie- 
ster, die  Kiinraden,  nach  der  Kiiiyra  (phiinikisch  oder 
spiiiitisi  Ii :  Kinnor)  ,  welche  sie  beim  Cultus  der  Astarte 
(.Aplirnditc)  gespielt,  benannt  worden  sinil  und  sich  nach- 
her einen  eigenen  .4hiiherrn,  Kinyras,  gedacht  und  ge- 
bildet haben  ,  auf  <len  alsdann  eine  Menge  Ertindungen 
lind  andere  merkwürdige  Facta  durch  den  Mythus  über- 
getragen wurden.  Nur  Schade,  dass  im  vorliegenden 
Buche  die  Darstellung  des  Ganzen  getrennt  i&t  und  sich 
»heils  im  ersten,  tlieils  im  zweiten  Theile  findet.  — 
Dass  die  einzelnen  Städte  auf  Kypros  für  sich  bestehende 
Staaten  bildeten,  halte  »einen  Grund  theils  in  dem  Geiste 
der  Phönikier,  iler  sich  auch  im  Mntterlande  so  aus- 
sprach, indem  jede  Stadt  in  Phiinikien  bekanntlich  ihre 
Aiitüooniie  hatte  ,  theils  in  der  Verschiedenheit  der  Ab- 
stammung und  Herkunft  der  nachmaligen  hellenischen 
Ansiedler.      Diess   in  Bezug  auf  den    „dritten  Alischnitl."^ 


—  Die  beiden  Epigramme  S.  2i')6  und  /  sind  fehlerhaft 
abgedruckt:  es  muss  äov.V^}] ,  ioOTIKfavuc,  wv  heisseir 
und  hinter  fitv  das  Interpiiiictionszeichen  fehlen.  —  „Als 
Alexander  auszog,  um  Asien  zu  hellenisiren"  etc:.  (S.  34V)), 
würde  Ref.  nicht  gesagt  haben,  weil  lias  Hellenisiren 
Asiens  doch  nicht  der  eigentliche  und  ursprüngliche  Zweck 
des  Welteroberers  war,  sondern  nur  eine  später  getrof- 
fene JMaassregel  und  erst  eine  Folge  der  Eroberungen. — 
Mit  der  gegebenen  Einleitung  in  das  „Volkstimm  der 
Kyprier''^  ist  Ref.  nicht  ganz  einverstanden:  es  liegt  in 
derselben  etwas  Schiefes  un<l  Widersprechendes  (S.  465)' 
Statt  des  zweiten  „Aber"  wünschte  er  ein  „Vielmehr" 
eingefügt.  Im  Lebrigen  finden  wir  jedoch  diesen  Ab- 
schnitt an  allen  seinen  Unferabthellungen  (der  kyprischc 
Staat,  Gesetze,  Sittlichkeit,  Betrieb  der  Gewerbe  niid 
der  Kunst,  der  Handel,  Maass  und  Gewicht,  Münzen, 
Kalender,  Sprache,  geistige  Bildung,  Literatur  etc.  sehr 
gut,  d.  h.  selbständig  und  ausführlich,  und  darum  be- 
lehrend gearbeitet.  Nur  bei  der  (sonst  etwas  zu  langen) 
Auseinandersetzung  der  kyprisrhen  Gedichte  ist  er  VVel- 
cker   gefolgt   und    hat   bloss   dessen    Resultate   gegeben. 

Die  Geschichte  der  Insel  im  Mittelalter  —  so  sollt« 
S.  717  der  Titel  lauten,  nicht  „Geschichte  des  Mittel- 
alters" —  und  in  der  neueren  Zeit  —  dieser  Absclinitt 
hat  nicht  einmal  durch  den  Druck  eine  solche  besondere 
Abscheidiing ,  wie  das  Mittelalter  erhalten  —  übergehen 
wir.  Nur  so  viel  wollen  wir  bemerken,  dass  jene  nach 
Joh.  Paul  Reinhard  und  nach  Wilken  und  Joseph  von 
Hammer  bearbeitet,  diese,  wie  natürlich  bei  der  Dürf- 
tigkeit des  Stoü'es  und  der  Quellen,  nur  dürftig  und 
trocken   ist. 

Wir  wenden  uns  zum  zweiten  Theile,  der  die  ,, Re- 
ligionsgeschichte und  die  Mythen  von  Kypros"  umfasst 
und  fast  allein  (von  S.  1  —  649)  'on  der  Darstellung  des 
Aphroditecultus  gefüllt  ist.  Hören  wir  den  Verf.  selbst 
darüber,  warum  er  so  verfahren  (^'orrede  S.  VII  f.): 
,,In  Beziehung  auf  den  Aphroditecult  hatte  ich  baltf 
reiche  Gelegenheit,  mich  von  der  Dürftigkeit,  ja,  Un- 
richtigkeit der  gewöhnlichen  Ansiclit  zu  überzeugen,  wo- 
nach man  sich  mit  allgemeinen  Redensarten  dahin  aus- 
spricht, dass  die  Aphrodite  die  syrische  Asiarte  sei.  Nur 
Klausen  in  seinem  Werke  über  die  italischen  Volksreli- 
gionen macht  hiervon  eine  Ausnahme.  —  Es  war  beim 
Beginn  der  Arbeit  keineswegs  meine  Absicht,  den  ge- 
sammten  Aphroditecult  zu  behandeln ,  sondern  im  Ver- 
laufe derselben  gewann  ich  erst  die  Ueberzeugung,  dass 
der  Cult  der  Gottheit  und  ihre  Mythen  auf  Kypros,  ihrem 
Mittelpuncte ,  erst  richtig  zu  verstehen  seien,  wenn  bei- 
des in  seiner  Gesamintheit  behandelt  würde.  Daher 
könnte  leicht  Jemand  eine  gleichmässige  l'ollsländigkeit 
in  allen  Theilen  vermissen.  Wesentliches  wird  aber  auch 
jetzt  nicht  fehlen.  Manches  hätte  vielleicht  noch  einer 
weiteren  Ausführung  und  Begründung  bedurft;  allein  die 
ganze  Schrift  schwoll   mir  schon   über  alles  Erwarten  an.-' 

Wenn  wir  auch  gern  gestehen,  dass  eine  solche  Aus- 
führlichkeit für  den  Forscher  der  antiken  Religionen  and 
den  Mythologen  sehr  angenehm  sein  muss,  da  jener  Ge- 
genstand bei  weitem  noch  nicht  erschöpft  oder  befrie- 
digend behandelt  ist:  so  können  wir  doch  nicht  umhin, 
IM   gesteheu,   dass    wir   Einzelnes,    i.   B.    die    weitlänftige 


373 


374 


Anizählung  aller  S<;H(pri  des  AphroilKecuUiis    »ej^wünsrli- 
teii  ,    als  ilie   Saclie   nicht    nur  uiclit  auflt.l<'irenil ,    sondern 
den   eigentlichen   Gesichtspnnct  gaux   ans  den   Augen  vcr- 
srhtvinden   machend.       Wir   hatten   anch    manches   Andere 
niclit    hineingeiojfen ,     «as     freilicli    der    Verf.     nach    den 
Vorgäiiifem,   denen   er   gefolgt,   geglandt  hat  tlinn  zu  müs- 
sen.     So   möchten    wir    gleich     >on    vorn    herein    nicht    die 
Uiüne  mit  der  Aphrodite  in  Eins    geworfen,    auch    nicht 
den   Axiokersos    und    die   Axiokcrsa    in   Theben    und    auf 
Samothritkica    herbeigezogen    halen.      Hier    ist  der   Verf. 
seinen  so  lobenswertheu,  tüchtigen   Grundsätzen  (Vorrede 
S.   VIII    ,,der  vergleichenden  Mythologie    habe    ich   mich 
fast  ganz   enthalten.      Die    sondernde    und    sichtende  wird 
noch    lange  Nolh    ihun")    etwas    untreu    geworden,    wohl 
verleitet  durch   Klausen   u.   A.  ,    die   man,    und   nicht  mit 
L'nrecht,    des  Zusammenwerfen»    <les    oft  sehr   Entfernten 
und   Anseinanderliegenden   beschuldigt.     Ilr.   E.  stellt  nun 
—    das    ist    sein    Hauptzweck    bei    diesem    Theile    seines 
Werkes    geiveseu  —  den    Cult    der    Aphrodite    als    einen 
acht   griechischen   dar,    der    sich    von    Griechenland    aus 
nach   Kypros  ,   nicht  umgekehrt,   verbreitet  hat,    und   wir 
stimmen    ihm    bei,    obwohl    Andere,    selbst  Otfr.    iMi'iller 
(rorgl.   <lessen   Gesch.   d.    griech.   Lit.   I.   B.   S.   '2\.    ,,An-. 
dere   Gottheiten    sind    nicht    minder    wichtige    und    noth- 
wendige   Theile  des  Ganzen,   wie   z.   B.   Aphrodite,  deren 
Dienst  augenscheinlich  grossentheils  von   Rvpros   nnil  Ky- 
there   [Heroilot.   I,   lUö.]    aus,    durch    den   EiiiÜuss    syro- 
phonizischer  Stämme,  über  Griechenland  sich  verbreitete") 
entgegengesetzter  Meinung  sind.     Ja!   es  scheint  auch  dem 
Ref.,    wie   Hrn.   E.  (vergl.    Nachträge   zum   ersten   Theile 
S.   778   zu  S.   ti74) ,    der    Eintluss    Aeg   Phünikischen    auf 
den  Cult    der    Aphrodite,    der,    auf  Kypros    wenigstens, 
.  zwar   gar   nicht   weggeläugnet   werden   kann  und  soll,   den- 
nocli  nicht  so   gross  gewesen   zu   sein,   als  man   gemeinhin 
annimmt.      Das    griechische    Element,    als    das   ursprüng- 
liche,  behielt   immer   die   Oberhand.       Nur  vermissen   wir 
iinn;crn    eine    genaue    und    ansfiihrliche   Untersuchung    des 
kytherischen    Aphroditedienstes,     weil    wir    sehen     möch- 
ten,  wie   auch   in   diesem   eigentlich   wenig  oder  gar  nichts 
Phünikisches   nachgewiesen   werden   könne.    —    lieber  die 
Waturreligionen    in     Vorderasien     unter     den    semitischen 
Volkern   finden   wir  vieles   Gu(e    zusammengestellt.     Eini- 
ges hätte  noch  schärfer  und  genauer  dargelegt  werden  kön- 
nen,  z.  B.  dass  Adon  =  Becl   gewesen  in  der  gemeinsamen 
Bedeutung  Herr    (nämlich    des   Himmels    oder  des   Welt- 
alls oder   vielmehr   [vgl.   Gesenius   in   seinen  thesaur.  ling. 
Lebr.  ^y^]  der  Ascherah,  d.h.  des  Gliicks,  des  Wohlstaniles, 

des  Reichthums,  der  Glückseligkeit.  Von  Ascherah  nämlich 
stammt  gewiss  Aschtoreth  und  Astaroth  her.  Vgl.  Gesen. 
a.  a.  O.  und  ilem  betr.  Worte.  Und  so  war  der  Adooisdienst 
gleich  hierherzuziehen.  Der  Dualismus,  die  Annahme 
eines  männlichen  und  weiblichen  Princips,  liegt  dabei 
zum  Grunde. 

S.  23  f.  spricht  sich  der  Verf.  mit  Recht  gegen  Böckh's 
Annahme  aus,  dass  auf  Rhodos  Aphroditedienst  gewesen. 
Denn  einmal  haben  wir  lür  das  Gegentheil  ein  bestimm- 
tes Zeugniss  bei  Diudor,  sodann  kann  man  doch  nicht 
ilaraus  ,  dass  die  Nymphe  Rhodos  bei  ilen  ftlythologcn 
oder    in    den   mythischen   Genealogieen    eine   Tochter  der 


Aphrodite  genannt  wird  ,  <lasL  Obige  schliessen.  Diese 
Genealogie  besagt  Nichts  weiter,  als:  die  Insel  Rhodos 
ist  ein  so  angenehmes,  so  liebliches  Eiland.  —  Der  ^'erf. 
nimmt  S.  36  X/fl';  als  den  ursprünglichen  Licht-  und 
Tagesgott  an,  und  Otfr.  Müller  (a.  a.  O.  S.  TJ)  ist  der- 
selben Meinung,  gestützt  auf  das  .Sanskritische.  Ref. 
hat  sich  an  einem  Orte  dagegen  erklärt  :  ihm  ist  /^£L<i; 
(voll  dioj)  ursprünglich  der  fiirclitl)are  Donner-  und  Blitz- 
gott ,  der  im  Aetlier  wohnt,  daher  der  Go(t  des  Aelhers 
und  des  Lichtes,  als  welches  dem  Augenscheine  nach 
vom  Aetlier  ausgeht,  darin  seinen  Sitz  hat.  —  Dass  Dionc 
nicht  =z  Aphrodite  sein  kann,  lehrt  die  lateinische  Juno, 
die  jenet.  entspricht,  und  neben  der  doch  eine  Venus 
verehrt  worden  ist.  Und  ausserdem  gibt  Ref.  auch  Nichts 
auf  ilie  Ansicht  (vergl.  S.  45),  Dione  sei  zu  Doiloiia  auf 
den  ijuelligen  Wiesen  und  Sümpfen  erwachsen,  überall 
träten  ihre  Beziehungen  zur  Feuchtigkeit  hervor.  Das 
ist  zu  weit  hergeholt  oder  zu  (ein  gesponnen,  und  mit 
Recht  fügt  der  Verf.  hinzu:  ,,Dio  gewöhnliche  Mythe 
nennt  die  Diono  nicht  Tochter  der  Feuchte,  sondern  der 
Erde",  so   dass  hier  auf  Nichts   gebaut   werden   kann. 

Doch  wir  wollen  unsere  Anzeige  und  Beurtlieilnng 
nicht  zu  weit  ausdehnen.  Das  Angeführte  möge  Zeug- 
niss abgeben,  mit  welchem  Interesse  Ref.  ilas  Werk  ge- 
lesen habe,  wie  er  denn  auch  nur  wünschen  kann,  dass 
recht  Viele  aus  diesem  reichen  Boru  von  Gelehrsamkeit 
und   Alterthumskunde  schöpfen   mögen,  Heffler. 


39.  Pauca  (]nacdam  de  rebus  Deli  Cycladis  insulae, 
specimcn  operae  in  historia  Cycladum  ponendae  eil. 
Christ.  Lud.  Schlaeger.  Mitaviae  imp.  Gymnas. 
1840. 

Dass    zu    einer    besseren  Begründung    und   Gestaltung 
der   hellenischen   Geschichte    gründliche    Specialgeschich- 
ten   der   einzelnen   Theile   Griechenlands  vor   Allein   wich- 
tig  und   nothwendig  sind,   hat,   um  Andere   zu   übergehen, 
der    verewigte  C.    O.    Müller    schon    in    der    Vorrede    zn 
seinem  Orchomenus   nachgewiesen,   und    in  dieser,   wie  in 
seinen    späteren    Schriften  ,    durch    die    That    gezeigt,    so 
dass  der   Verf.   der   vorliegenden   Gelegenheitsschrift  nicht 
nüthig    gehabt    hätte,     S.  9    sich     wegen    der    Wahl    de» 
Gegenstandes  zu   entschuldigen,    mit    den    Worten:     Vere 
docti   in   gravioribug   rebus,  quam   in  descriptione  vrjOldiOV 
cuiusdam,  versantur,  idque  semidoctis  relinquunt,   qui   ad 
altiora    accedere    nou    andeant.       Denn    wenn  auch   Delos 
zu   den   kleinsten  Inseln  des  ägäischen  Meeres   gehört,  so 
ist    sie    doch    fast    zu    allen  Zeilen    der   hellenischen   Ge- 
schichte  vor   Philipp  als  Haupt  der  Kykladen   und  als  Sita 
des   Bundesheiligthums    nicht  nur  dieser    Inseln,    sondern 
auch,   nach   den   Perserkriegen,    der    ganzen   hellenischen 
Eidgenossenschaft    von    der    grössten    religiösen   und   poli- 
tischen   Bedeutung    gewesen;    ja    durch    ihre    Lage,    wie 
durch    den   Zusammcnflnss    unzähliger   Fremden    bei    dem 
Heiligthume   und  dio    demselben    gewährte  Atelie    begnn- 
sli-'t,    wnrile  sie   besonders  seit    der   Zerstörung   Korinth» 
ein    wichtiger    Handelsplatz    und    erhielt    erst    durch  Mi- 
thridates   einen   Stoss,   von   dem  sie  sich   nicht   wieder   er. 
holte  (Sfrab.    |0,  5,  4.  p.   486).     Darum   ist  eine   Mono. 

25* 


375 


376 


jraphio  (ibor  ndus  ,  «rli-hft.  iliri?  rrligfilise  iiiid  polllisolic 
Bpilrut.taiiik«!!  iiiiil  ilir  ^'rrhäliiiiss  7U  den  iilirit;eii  Inseln 
■niil  zu  tli'Mi  Fcsllnnde  im  l£inzclnen  iicirhti  eist,  auch 
uacli  den  l'iirarl)rl(>Mi  von  Claiiil.  Dansijujns,  Lud.  Non- 
■liui  (in  <i(ill/cii»  Werk  über  antike  IMiinzen),  von  Dor- 
•  ille,  Allio  Salier  (in  Mcm.  de  l'Ac.  des  Inscr.  IV,  523 
—  44)  und  Conr.  Schwenck  ( Dellacor.  partic.  I.),  von 
denen  der  Verf.  S.  10 — 1'-  siiriclit,  nicht  überflüssig  zu 
nennen,  üb  iiideis  dem  Verf.  bciziistimiuen  sei  ,  ilass 
die  Abli.  in  üorville's  IMisei'll.  übt-orvalt.  nicbt  von  diesem 
selbit  lierrülirc  ,  dürfte  »<>hl  einij^em  Bedenken  nnter- 
iiegen;  mindestens  Itlsst  sieh  diess  nirlit  aus  den  Srhlusf- 
Morten  mit  Siclierhcit  entnehmen:  Conlidimiis  hanc  de 
Delu  exerc'ifationem  ,  (juae  optimam  huins  libelli  partcm 
occnpat ,  nou  inj;ratan>  omnibus  fntnram,  <jni  Graeciae 
antiquitates  ei  lata  non  ex  roenosis  et  tnrbidis  Loxirnruui 
lacnbns  aui  tralatitiis  plagiariorum  farrag;inibus,  levi  opera 
rollerta,  sed  ex  purissimis  veternm  scriptorum  et  monu- 
inenturum  fontibus  hansta,  ma<;is  niagisque  innotesccre 
drsiilerunt;  in  denen  wenigstens  Ref.  keine  Unbcschei- 
deiih.'it    tinilet,    »io    Hr.    Schlager    behauptet. 

In  iler  Einleitung  zu  dieser  «einer  ersten  ScLulselirift 
spricht  Hr.  Schi.  S.  4  f.  im  Allgemeinen  von  den  Ge- 
genständen, «elcho  zur  Abfassung  eines  solchen  Pro- 
gramms gc»e'ililt  zu  »enieii  pflegen.  Kr  rechnet  hierzu 
Reden  mit  besonderer  Beziehung  auf  das  Fest,  zu  dessen 
Feier  das  Programm  geschrieben  ivird  ;  ferner  Stücke  und 
Probcu  aus  einem  grösserem  Werke,  mit  dessen  Abfas- 
sung <ler  Verf.  beschäftigt  ist;  Berichte  über  die  Schick- 
sale der  Schale,  ein  Gpfjenstand,  den  der  Verf.  für  vor- 
züglich passend  und  geeignet  hält,  und  den  zu  behandeln 
ihn  nur  die  Kurze  der  seit  seiner  Anstellung  an  dem 
TVIitauer  Gymnasium  verflossenen  Zeit,  sonie  der  3Iangel 
an  Unterstützung  und  Theilnahme  „in  nostro  collegio" 
abgehalten  hat.  Ausserilem  führt  der  Verf.  noch  die 
Uckaiintmachung  von  Ineditis,  »eiche  dem  Lehrer  zu- 
gänglich sind,  namentlidi  von  alten  Uriefen,  Documen- 
ten ,  welche  locales  Interesse  haben,  <lurch  ein  Schulpro- 
gramm  an,  und  die  Abfassung  von  Abhandlungen,  welchu 
für  den  Schüler  von  Interesse  sind,  ihm  daher  in  <lie 
Hand  gegeben  und  in  den  Lehrstunden  erklärt  werden 
können.  Ref.  kann  die  Wahl  dieses  letzten  Gegenstan- 
des nicht  unbedingt  billigen,  so  wenig  als  den  vom  Verf. 
als  besonders  wichtig  bezeichneten  Vorschlaj;  (S.  7),  aus- 
ser Aufsätzen  und  Abhanillungen  der  Lehrer  auch  bis- 
weilen preis»  ürdigo  Aufsätze  von  Schülern  zu  geben, 
womit  auch  in  einer  benachbarten  Schule  auf  hühercu 
Befehl  der  Anfang  gemacht  worden  sei.  Gerade  solche 
tjflentlichc  Bekanntmachungen  der  für  vorzüglich  aner- 
kannten Aufsätze  von  Schülern  müssen  einerseits  die  Ei- 
telkeit ihrer  Verfasser  erregen,  und  somit  ihr  Fortschrei- 
ten und  ihr  Streben  zur  Vervollkoujmnung  hemmen;  au- 
<lcrerscits  aber  konnte  das  ,,certamen  quoddam  inter  scho- 
ias"  dazu  führen,  dass  die  Lehrer  bisweilen  selbst  zu 
Tiel  an  der  Arbeit  des  Schülers  änderten  und  besserten, 
damit  die  Leistungen  ihrer  Schule  hinter  denen  anderer 
nicht  zu  weit  zurüchzustehen  schienen.  Die  ratio  red- 
dendil  ist  »ohl  auch  durch  die  Leistungen  der  Schüler 
beim  Abgange  auf  die  Universität  und  noch  mehr  durch 
ihre    eiustigc   Bewährung  als    tüchtige   Staatsdiener   besser 


/.n  erzielen,  als  durch  solche  Prnnkmittel.  Der  Zweck 
der  Schul.s<hriften  kann  nur  ein  doppelter  sein,  entweder 
über  den  Zustand  und  die  ^'eränderiingeii  der  Schule  zu 
berichten,  und,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Ael- 
tern  der  Schüler  und  alle  Gebildete,  welche  sich  für 
den  üUentlicheii  Unterricht  interessiren  ,  Bemerkungen 
über  einzelne  Uebelstände  und  Hindernisse  der  Jugeiid- 
bildung  beizufügen  (was  natürlich  vorzugsweise  locales 
Interesse  Jiat) ;  oder  Zeugniss  von  dem  wissenschaftlichen 
Streben  und  Fortschreiten  der  Lehrer  zu  geben,  wozu 
natürlich  .Abhandlungen  oder  Stücke  von  grosseren  Wer- 
ken zu  wählen  sind  ,  welche  über  den  Kreis  der  Schul- 
bildung  und   des   Gvmnasialuiiterrichts   hinaus   gehen. 

Nach  den  schon  Eingangs  dieser  Anzeige  berührten 
Vorbemerkungen  über  den  eigentlichen  Gegenstand  seiner 
Abhandlung  gibt  der  Verf.  eine  Uebersicht  des  Inhalts 
der  fünf  Abschnitte,  in  welche  sein  Werk  über  Delos 
zerfallen   soll  ,    nämlich 

C'ap.    1.   über   Lage   und   Beschafl^enlieif   der   Insel: 

Cap.    2.    die    Mythen    von    Uelos; 

Cap.  3.  Delos  relig  osa,  was  dert  üebergang  von  dem 
mytliischen   zum   historischen   Delos   bilden   soll; 

Cap.    4.    Delos    histurica; 

Cap.  5-  Delos  evanescens,  ut  quasi  antiquissimum  in 
sfatnm,  antequam  erat  confixa  in  pelago,  redire  videatnr  (?). 

Ref.  bekennt,  dass  ihm  diese  Einthcilung  zu  äusser- 
lich,  und  die  Scheidung  zwischen  dem  zweiten  und  drit- 
ten Capitel  zu  subtil  erscheint,  indem  jedes  für  sich  ent- 
weder lückenhaft  sein  oder  der  Wiederholungen  aus  dem 
andern  gar  viele  enthalten  muss;  wie  der  Verf.  dieso 
Schwierigkeit  überwunden,  lässt  sich  aus  der  vorliegen- 
den Abhandlung  nicht  ersehen,  da  sie  nur  das  erste  Ca- 
pitel (S.  13  —  25)  lind  den  Anfang  des  vierten  (S.  2ti  —  32) 
giebl;  dass  er  in  diesem  letzteren,  welches  den  geschicht- 
lichen Theil  enthalten  soll,  die  ältesten  (sagenhaften) 
Culunieeii  des  Ion,  lies  Alinus  und  die  Berührung  der 
Insel  durch  Theseus  erwähnt,  beweist,  welche  geringe 
Ausdehnung  er  dem  dm thischeu  Theile  im  zweiten  Capitel 
bestimmt  haben  muss;  wahrscheinlich  behandelt  derselbe 
nur  die  Sige  von  der  Entstehung  der  Insel  Delos  und 
von  der  Geburt  des  .Apullon  und  der  Artemis  auf  der- 
selben ;  doch  hängt  die  Sage  von  ihrer  Entstehung  mit 
ihrer  physikalischen  BeschaiTenheit  so  eng  zusammen, 
dass  ihre  Bedeutung  mindestens  ebenso  gut  im  ersten 
Capitel  eine  Stelle  verdient  hätte,  als  die  Nachrichten 
der  Alten  über  die  Erdbeben,  welche  die  Insel  Le- 
troflen  haben  sullen  (S.  18  IL).  Diess  gibt  aberinali 
einen  Beleg  für  die  Seh»  ierigkeit  der  Scheidung  in  die 
von    dem    Verfasser    bezeichneten    Abschnitte. 

In  dein  vollständig  mitgetheilten  ersten  Capitel  spricht 
der  Verf.  zuerst  von  der  falschen  Ableitung  des  Namen« 
der  Kykladen  ,  dass  sie  in  einem  Kreise  um  Delos  her- 
umlägcu,   da   diese  Insel   nicht  in  der  3Iitte  liege   (Dionjg. 


Per 


leg. 


525.   Plin.  IV,  22.    Mannert   VIII,  S.  747);     e» 


würde  genügt  haben,  zu  bemerken,  dass  die  Inseln  im 
Gegensätze  der  zerstreuten  Sporaden  Kykladen  genannt 
»erden,  weil  sie  iu  einem  Haufen  zusammen  liegen,  und 
dass,  da  Delos  ihr  religiöser  "Mittelpunct  war,  dichteri- 
sche Auffassung  sie  als  um  diese  Insel  als  ftlittelpunci 
den  Reigen  tanzend   darstellte   (vcrgl.   Antipatcr  iu   .Anth. 


377 


378 


gr.  II,  1).  11^.  XXXVIf.  Br.  u.  Jacobs  Delec<.  p.  333). 
Unvers<aiicllicli  ist  iler  Zusatz  (S.  I4  z.  Anf. ):  Strabo 
vero  lib.  X.  cap.  5-  ab  hoc  crrore  vocal;  wozu  »ahr- 
sclieiiilirh  Cycladas  zu  ergänzen  ist;  aber  §.  2.  »•  E« 
p.  485  nennt  er  sie  bloss  ra;  nsoioi/.idai  Vl',(TOL>q,  was 
eine  zu  alljfcmcino  Bczeiclinung  ist,  als  »lass  ihm  dcss- 
halb  derselbe  Irrtbum  zur  Last  gelegt  »•'erden  küunte ; 
ahnlich  spricht  Thuc.  III ,  1U4.  «on  riEQlKTLÖviüV  VI]- 
oiu)X(JJV. 

S.  15  f.  spricht  Hr.  Schi,  von  dem  Flusse  Inopos, 
führt  die  auf  denselben  bezügliciien  Stellen  der  AKeii 
an  und  was  die  neueren  Reisenden  darüber  berichten; 
S.  17  von  der  Rauheit  und  Unfruchtbarkeit  des  Bodens, 
S.  IS  von  dem  Hafen  der  Insel  und  gleich  darauf  auf 
derselben  Seite  and  deu  If.  ausführlich  über  die  Erdbe- 
ben, welche  die  Insel  nach  den  Berichten  der  Alten  ge- 
troffen haben  sollen;  auf  die  l'crivüstung  durch  diesel- 
ben bezieht  er  auch  gegen  die  Erklärungen  von  Jacobs 
(zur  Anthol.  gr.  II,  p.  1(.S  und  130  ed.  Brunck.)  und 
Dorpjllc  (Obserratt.  iniscell.  p.  67  f.)  die  Epigramme 
des  Antipater  Thcssaloniccnsis  (35 — 37)  und  des  Alpheus 
Älitylcnacos  (ep.  10.  A.  P.  II.  p.  13(J  Brk.),  welche  von 
der  ^^erüduiig  der  Insel  sprechen,  und  den  Namen  eines 
Pnnctes  auf  der  Insel  (S.  ;>3  f.)  ,  welcher  Trcmon  ge- 
heisseu  ,  und  dessen  Vorhandensein  (auf  Uelos)  der  Verf. 
gegen  die  Zweifel  von  Zander  (in  der  Hall.  Encvkiopfidie, 
Art.  üelos)  mit  Recht  aus  vielfachen  Stellen  der  alten 
Erklärer  beweist.  Zum  Schluss  spricht  Hr.  Schi.  S.  '24. 
2Ö  über  die  Erklärung  des  Prädicats  7lo}.v:vTOk/g ,  wel- 
ches in  dem  Hymnus  von  Kallimaclius  der  Insel  gegeben 
wird,  und  »elihos  den  Eruähnungen  von  nur  Einer 
Stadt  gl.  N.  auf  Delos  zu  widersprechen  scheint;  hier 
ist  dem  Verf.  Recht  zu  geben,  wenn  er  die  Erklärung 
Spanheim's  (ad  Callini.  h.  Del.  v.  'JöO.  p.  482  med.) 
von  mehreren  Städten  verwirft,  obgleich  sie  durch  die 
Stelleu,  in  denen  lIuLli  mit  v.mnii  fast  identisch  vor- 
kommt (Thuk.  I,  5.  ibi(]ue  Interpp.  Schol.  Aristid.  p. '2'J. 
Fromm,  lex.  Boisson.  v.  IV.  p.  3yb.  Dorville  Ueliac.  I.  1. 
p.  117  z.  E.)  ,  wahrscheinlich  gemacht  werden  kann; 
und  statt  dessen  Tlukvjivülji  auf  die  gewiss  zahlreichen, 
zur  einzigen  Stadt  gehörigen  Niederlassungen,  »eiche 
die  einzelnen  Tempel  der  verschiedenen  (iüKer  umgaben, 
und  auf  die  Dcrersorieu  der  andern  helloiiischeu  Städte 
bezieht,   welche   Theoren   nach   üelos  sandten. 

In  dem  Bruchstücke  aus  dem  Anfange  des  vierten 
Capitels  (Delos  historica)  thcilt  der  Verf.  ilie  ganze  Ge- 
schichte der  Insel  in  ö  Abschnitte,  deren  Epochen  er 
aber  hier  noch  nicht  chronologisch  genau  bcstimn;t;  die 
Zeit  der  politischen  Seibstämligkeit ,  der  Abhängigkeit  von 
Athen  ,  die  Zeit  der  makedonischen  und  die  der  romi- 
schen Herrschaft,  woran  sich  die  im  ö.  CapKel  dir  Schrift 
des  Hrn.  Schi,  besonders  zu  Leliaiidelnde  Zeit  des  Ver- 
schwindens  der  Insel  aus  der  Geschichte  (Dclus  niilla, 
Tertull.  de  pall.  c.  2.  vgl.  das  Sibyllinisr he  Orakel  über 
AtjkoQ,  uÖijKog,  bei  dems.  III,  p',  405.  VIII,  p.  717) 
schliessen  soll.       Hr.   Schi,  spricht    in    dem     vorliegeniicii 

Programme  nur  (sich  eng  an  Dorville    [a.  a.  O.  S.   l(J i  i] 

anschliessend)  S.  27  von  den  ältesleii  Beiuilinern,  den 
Karern  und  Püünikern  (Thuk.  X,  ,S.),  von  der  Nieder- 
lassung des   Erysichthon ,     Kekrops   Sohu ,     und    der    Er- 


bauung des  ersten  .Apollotcmpels  durch  denselben  (Euscb. 
chron.  p.  76,  vgl.  Phanod.  Attliid.  bei  Athen.  IV.  c.  47« 
p.  392  D.  Casaub. ,  vgl.  A'.  Scliwenck  Zeiischr.  f.  Altert. 
1841.  Nr.  79  f.),  die  er  aber  mit  Recht  nicht  als  Be- 
weis für  die  Abhängigkeit  der  Insel  inn  .Vthen  in  so 
früher  Zeit  gelten  lassen  will;  S.  28  von  der  durch  Ion, 
Xiithos  Sohn,  ans  Athen  nach  ileii  Kyklaileii  geführten 
Colonie;  S.  29  z.  E.  von  der  Herrschaft  des  Uliiios  und 
dun  nach  den  Ivykladen  abgesandten  kretischen  Colonieen, 
S.  30  von  den  Opfern  des  Theseus  auf  Delos  (wobei  noch 
der  von  demselben  Heros  eingesetzte  j^uoo^,  Fiat.  Thes. 
c.  21«  p.  9.  Sylb.  cf.  Dicaearch.  cd.  Fuhr  p.  50.  76 
hätte  erwähnt  worilen  können)  und  von  deui  alten  Könige 
Anius  auf  Delos,  dem  Gasffreiinde  des  Anchises,  dessen 
Virgil  Aen.  III,  80.  Ovid.  fllct.  XIII,  632.  und  Dioiiys. 
ant.  Rom.  X,  50.  gedenken.  Hierauf  berührt  der  >'crf. 
noch  kurz  (S.  31  z.  E. )  die  Niederlassungen  des  von 
31inos  vertriebenen  Rhadamanfhys  und  seiner  Nachkommen 
auf  den  KyLladen;  S.  32  die  Wiederbesetzung  der  Inseln 
durch  die  Karer  nach  ilem  trojanischen  Kriege  (Diorf. 
V,  84.),  was  wohl  nur  auf  eine  Abschütteluiig  ilcr  kre- 
tischen Herrschaft  durch  die  Urbewohiicr  (Karcr  und 
Leieger)  zu  deuten  ist,  und  endlich  die  Colonie  der  Athc- 
uienser  (oder  besser  der  Inner)  unter  dem  Kndriden  Nc- 
leus,  bei  welcher  Gelegenheit  er  erst  die  »on  Vellej. 
Paterc.  I,  4.  berielitete  Sage  ül)cr  lon's  Niederlassung 
auf  den  Kykladcn  verbessert  ,  iiulcm  er  sie  als  fllissver- 
ständniss  und  als  Zurürkbeziehung  dieser  späten  histo- 
rischen Thatsarhc  auf  den  Ahnlierm  des  Ionischen  Stamms 
bezeichnet.  IJm  so  mehr  ist  zu  vertvuudern,  dass  Hr. 
Schi,  vorher  S.  28  f.  die  Erzählung  von  lon's  Colonio 
nach  den  Kykladen  als  eine  historische  hinstellt.  Dass 
überhaupt  Alles,  was  der  Verf.  in  diesem  Capitel  angc» 
führt  hat],  mit  Ausnahme  der  ionischen  Colonie  des  Ne- 
leus,  nicht  in  die  historische  Zeit  gehört,  sondern 
den  mythischen  Begebenheiten  zuzuzählen  ist,  wurde 
schon  oben  bemerkt;  höchstens  durfte  als  historischer 
Kern  dieser  Sagen  die  Tliatsaclie  festgehalten  werden, 
dass  die  ältesten  Bewohner  der  Insel  Karer  waren  (s.  d. 
Bcglaubi;;uiig  bei  Thuk.  I,  S-);  dass  von  Kreta  aus  zu- 
erst Colonieen  nach  den  Inseln  gingen,  welche  die  Ur- 
einwohner vertrieben  oder  unterjochten  (Thuk.  I,  4.); 
die  östlichen  Kykladen  dienten  »olil  auch  als  Brücke  für 
die  feindlichen  und  frcuiidlicheu  Berührungen  zuischcn 
Kreta,  Alinos,  Rliadanianfhys  und  dem  nördlichen  Theile 
des  griechischen  Festlandes,  besonders  Altika  (Acgens, 
Theseus),  fllegara  (Nisos)  und  ßoötien  (Megareus,  Sohn  de» 
Oochestos  [!]  kämpft  gegen  l>liiios,  s.  Paus.  I,  3",  :)■  \>-  SK'). 
RliadttmdiUlnjs  Grab  auf  dem  Tilpliossinn ,  Müller  Dor.  I, 
234.).  Als  aber  die  loner  nai  h  ihri'r  ^'ertreibung  aus  Aegia- 
Ica  nach  Attika  und  auf  die  Inseln  zogen,  fainlen  sie  auf 
denselben  »viedcr  Karer  »or,  welche  sie  vertrieben  und  die 
Küste  Kleiiiasieiis  zu  besetren  nölhigten,  Herod.  I,  171. 
Zu  taileln  dürfle  es  daher  wohl  sein,  ilass  der  ^'erf. 
nicht  mehr  historische  kritik  geübt  hat;  auch  hat  er 
wenig  mehr  beigebracht,  als  Dorville  a.  a.  O.  S.  10  H- 
Es  sei  nur  noch  erlaubt,  einige  Bonierknngeii  über 
die  Notizen  im  er.steii  Capitel  hiiizuiiifiigeii  ,  weirlio  lief, 
besireiten  oder  durch  die  Berichte  der  Reisciiiien  ,  na- 
mentlich des   Köiiigl.   Sädis.    Bergcomuiissäis  Fiedler  [der 


M{) 


.\)^n 


IUI  Auflr.ij;c  ilrr  Koinj;!.  Grioeliiiilioii  Regierung  alle 
Tlii'ilc  ilos  kr.iiicroiclics  lii-ri-iste  uiiil  Ikm  jfui.'liiiiisr  li  iiutc-r- 
«uclilf  ♦)]  zu  viTxillsfitmlif;»"-  Kii'P  Topojtrapliie  oiitlialt 
«licss  orstf  ('ji|>i(i'l  iiiclit,  ivie  aus  «Icr  olu-n  gogclieiion 
IVUcrsK-lit  lioriDr^'i-lit,  aucli  «Irr  üerg  Kwitlids  ist  nur 
kurx  env.'llint,  S.  14  /..  K.  Mit  lliin-cht  aber  loscliul- 
ili"t  «liT  Vvrt.  Toiiriiefiirt,  ilaüs  er  ilen  Liiifaii;;  ilor  lusol 
(den  Pliuius  auf  5ÜU0  Scliiitle  aiigil>()  auf  7  fraiizüsischo 
JMeilcii  aiigt-;;ol.pn  liaUo  (T.  1.  Irttre  7.  S.  IIO)-  Da 
aus  iliii  sleicli  «laraiif  von  Touriicf.  liiii/.ii^fifiigtiMi  Aiiga- 
brn  der  KiitfiTiiuiijfeii  amlorer  Inseln  loii  üi-los  licrvor- 
peht,  «lass  Tdiirncfürt  «las  '^Vort  millo  in  «Irr  Bodeutuiig 
«ler  riiiiiisclieii  !\leilc  niiiiuit.  Allerdings  begeht  Tournc- 
fort  einen  Irrtliuin,  indem  er  sagt,  dass  Pliuius  der  In- 
sel üelos  einen  Inifang  »oii  lö  uiilles  zuschreibe;  die 
natiirlielislc  Erklärung  ist  «olil  mit  Donille  ( a.  a.  O. 
S.  12 1)  darin  zu  suchen,  dass  Touriicfort  aus  riiielitig- 
Leit  die  von  Pliiiius  auf  lö  uiillia  besliiiimte  Entfernung 
zHisi'hcn  Delos  und  M.ykonos  mit  der  Angabe  de»  Umfangs 
»ou    üelos   (ä    inillia)    verivecliselt   hat. 

üie  Akrojiolis  auf  dem  Kyutlios,  dereu  Hr.  Sehl.  S.  15 
z.  E.  gedenkt,  zeichnet  sich  besonders  durch  ein  »vohl- 
erhalleiios  Felscuthor  aus  2  über  9  Fuss  langen,  mit 
schiefem  angehauenem  Anfall  gegen  einander  lehnenden 
Uranitbänken  aus,  if eiche  auf  in  den  Felsen  eingehaue- 
iien  winkligen  Widerlagern  ruhen,  und  zur  grosseren 
Festi;;keit  nocli  mit  Felsenbliickcn  bedockt  sind  (s.  die 
15c5chreibuiig  und  eine  Skizze  bei  Fiedler  a.  a.  O.  II, 
S.  27'J,  «gl.  Wheler  voy.  I,  90-  Tournef.  S.  118).  Die 
Bemerkung,  dass  die  \atur  der  Insel  nicht  vulkanisch 
sein  könne,  «eil  der  Berg  ans  Syenit  bestehe,  ist  eben- 
falls durch  die  Angabe  Fieiller's  (dem  wir  hierin  wohl 
»or  Allem  Glan'ien  schenken  dürfen,  S.  2Sl)  «u  rervoll- 
«tandigcn,  dass  der  Granit  des  Kynthos  mit  seinen  gros- 
tieu  Felds()athkrystallen  zu  dem  gehöre,  welchen  die 
Geognoslen  als  den  ältesten  .bezeichnen;  es  könne  also 
Delos  nicht  spater  aus  dem  Meere  aufgetaucht  sein,  wie 
fllykonos  und  Naxos,  von  denen  das  erstero  aus  demsel- 
ben Granit,  wie  Delos,  das  ziveite  ans  ähnlichem  be- 
stehe. Eher  ist  daher  diejenige  Sage  als  gcoguostisch 
unbestreitbar  anzusehen,  dass  bei  dem  Durchbruche  des 
Fontus  Euxinus  und  der  Ucbericbwenimnng  des  ehemals 
im  ägäischen  Meere  lorhaudenen  Festlandes  Delos  spater 
aus  den  sich  allmählich  verlaufenden  Fluthen  hervortrat, 
aU  die  umliegenden  Inseln,  welche  höhere  llergspitzeu 
haben. 

Die  Aehnlichkeit  uikI  der  desshalb  gefabelte  Zugam- 
nicnhang  des  Inopos  auf  Delus,  und  des  Nils  in  Aegyp- 
tcn  (Strab.  VI,  p.  271.  Pausan.  11,5,2.  I>.  122.  Kaliim. 
h.  in  Dian.  v.  1/1,  nicht  17  "ic  der  Verf.  angibt,  ibiq. 
Schul.  Plin.  II,  1(13-)  kann  nur  aus  «lein  successiven  Stei- 
gen und  Fallen  des  Wassers  in  der  Quelle  hergeleitet 
Horden  sein;  nun  aber  liiiilet  sich  in  dem  nordöstlichen 
Thcile  der  Insel  ein  Wasserbehälter  etwa  10  Schritt  im 
Dufrhmesser,    zum  Theil   mit  Felsen ,   zum   Thcil  mit  al- 


')  Reise  duicli  alle  Tlieile  des  Königreichs  Grieclienland  in 
den  Jahren  1834  — .57.  I.  Tl.eil.  Leipzig  1S40.  U.  Tl.eil 
(der  die  Inseln  enthalt)  1Ö41  mit  einer  geograpiiisclicn 
Karte  des  Künijreicbi  Giicchcnland. 


tem  Alaurruerk  umgeben;  der  einzige  Puiict  der  lascl, 
in  wclcliein  sich  licsl^ndig  Was!<er  sammelt  und  trinkbar 
stehen  bleibt,  u.'ilirenil  in  andern  Gegenden  der  Inseln 
nur  trockene  CistiTiirn  ohne  untprir<lischen  Ziifluss  zur 
Aufnahme  des  liegen  tvassers  kiinstli(h  angelegt  sind. 
Gegen  die  Zweifel  Srhlagi-rs  (S.  1()  z.  E.)  und  Uorvillo'g 
(Dcliaca  p.  121),  dass  ilieser  Wasserbehälter  für  die 
Quelle  Inopos  anzusehen  sei,  sprechen  wohl  genügend 
diese  von  Touriicfort  (S.  Itl)  und  Fiedler  (S.  17üj  an- 
gefiilirten  Uuisiaudo,  noch  mehr  aber  die  von  beiden 
angeführte  Sage,  welche  sich  bei  den  iMykoniern  erhal- 
ten hat  (Delus  selbst  ist  unbewohnt),  dass  das  Wasser 
in  diesem  Behälter  mit  dem  Jordan  in  Verbindung  stehe; 
eine  S^ge,  in  welcher  das  C'hristenthum  nur  den  Namen 
des  Flusses  geändert  zu  haben  scheint.  'roiirnefort  sagt 
ausdrücklich,  dass  am  Berge  Kyiithos  sich  nur  durch 
das  Regenwasser  angefüllte  Hinnen  fänden,  die  im  Ja- 
nuar schon  wieder  trocken  gewesen  seien  (S.  llO)  und 
nur  eine  habe  in  der  Nähe  des  Tempels  einen  Sumpf 
zurückgelassen;  dieser  letztere  Umstand  könnte  freilich 
verleiten,  diese  für  den  Inopos  zu  halten,  »eil  Latona 
an  ilieser  Quelle,  an  dem  Palmbaume  oder  an  dem  Oel- 
bauine  (Eur.  Iph.  Taiir.  IIOJ')  sich  haltend,  den  Apollo 
geboren  haben  soll  (Kaliim.  h.  Del.  20Ö  f-)?  "•"'  ** 
wahrscheinlich  ist,  dass  der  Tempel  an  der  Geburtsstätte 
erbaut  ward.  Nehmen  wir  dabei  an,  dass  im  Alterthume 
die  Insel  mehr  Bäume  hatte  (jetzt  findet  sich  nur  nie- 
driges Tamariskengestrüpp  um  den  See,  50  Schritte  von 
der  nordöstlichsten  Spitze  der  Insel,  aber  kein  Palm- 
bauni ,  kein  Oelbaum ,  Fiedler  S.  26't  z.  E.) ,  so  konnte 
jene  Rinne,  die  in  der  Gegend  des  Tempels  auslief,  auch 
längere  Zeit,  vielleicht  das  ganze  Jahr  hindurch,  Wasser 
fuhren.  Es  bedarf  also  wohl  noch  genauerer  Nachfor- 
schungen an  Ort  und  Stelle,  als  die  bisherigen  Reisen- 
den  hierüber  angestellt  iiaben. 

Die  Beinamen  ljv£/.idcaOa  xal  UTgoTtoQ ,  welche 
Kallimachus  h.  in  Del.  r.  H.  der  Insel  gibt,  erklart 
Hr.  Schi.  S.  17  ventosa  et  aspera;  viel  aber  hat  auch 
die  andere  Erklärung  des  Schol.  für  sich,  welche  Span- 
heim (ad  h.  1.  p.  326)  und  Muret  (ad  Sen.  quaestt.  natur. 
^'I,  25.)  vorziehen:  ventosa  et  j7n?yio/a,  da  uv^OTlog,  un- 
freundlich, nur  von  Sitten  und  Charakter  eines  Menschen 
gesagt  wird,  (XT^oTtOi  aber  (von  o.  privat,  und  ■VQETTU}) 
recht  passend  als  Gegensatz  zu  i;v£i.iucaou  das  Wuniler 
bezeichnet,  durch  welche  die  von  Siciiicn  abgerissene 
und  auf  dem  Meere  unstät  uniherschwimmende  Insel  ei-  m 
neu  festen  Platz  in  dem  Meere  erhielt,  an  dem  sie  den  H 
Winden   willerstehen  konnte: 

Immofamque  coli  dedit  et  contemnere  vcntos 
Virg.  Aon.  III,  77.  (vgl.  instabilis  Stat.  Achill.  1,  388. 
Propert.  IV,  ti,  7.  20-  Anthol.  lat.  I,  p.  4üO).  Zu  den 
über  die  Rauheit  der  Insel  und  ihre  Unfruchtbarkeit  an- 
geführten Stellen  kann  noch  Hom.  bymn.  Apoll,  v.  72. 
(der  sie  xoavatjneöoi;  nennt)  und  Theophrast.  hist.  plant. 
V,  1.  hinzugefügt  werden;  auch  die  neueren  Reiseiiileii 
bestätigen  diesen  Umstand,  da  die  Insel  ganz  aus  Granit 
besteht  und  ohne  Wasser  ist  (Fiedler  II,  S.  282  z.  E.). 
In  Bezug  auf  den  einst  so  zahlreich  besuchten  Hafen, 
von  dem  Hr.  Schi.  S.  (S  z.  A.  spricht,  ist  zu  bemerken, 
dass  Delos  auf  der  nach  Rheneia  zugewandten  Seite  meh- 


■iHi 


.583 


rere  Eiuhut  litcii  liat,  welrlic  Toiiriieforl  auf  seiiitT  Karle 
aogilit.  Der  Ütadt  zunächst  ist  iler  Port  «le  Fourni, 
nördlicher  ilavoii  ein  petit  port  und  noch  näher  an  der 
Nordweslspitzc  (dem  «atto  Camila)  die  Scardana  («o 
AVheler  um!  Spoii  landeten);  ebenso  sind  auf  der  ir<"g*"- 
überliegenden  Insel  Rheneia  (heutzutage  Gross -Delos) 
der  Port  du  Go:irral  und  ein  anderer  sclir  geräumiger 
an  der  Äordostspitze  dieser  Insel  (Fiedler  S.  272,  vgl. 
Tournef.  S.  11  l);  der  bosste  Ankergrund  für  die  Schule 
ist  aber  in  der  südlichen  Hälfte  des  Kanals  zwischen 
bei  len  Inseln,  an  der  Südspitze  einer  Klippe  Rhematiari, 
»velche  Tournefort  (S.  IIU  z.  B.)  für  die  der  Hekate 
heilige  Insel  Psininiitrs  (s.  Steph.  ßyz.  l)  hält.  1'iellciclit 
ist  die  nördlicher  daion  gelegene  kleinere  Klippe,  Viel- 
ehe ebenfalls  Rheniatiari  (d.  h.  von  Rlieuoiatismen  ge- 
plagte, «eil  sie  öfters  vom  Meere  überschivemnit  wird) 
von  den  heutigen  Griechen  genannt  wird,  für  den  Ort 
Trenion  zu  halten,  von  «elcliem  Herr  Schi.  S.  '23  f. 
spricht;  wenigstens  erklärt  sich  so  am  bessten  die  Er- 
klärung.von  Tzetz.  zu  Lycophr.  402.  ToSfiujv  luiijiov 
no.oa  ry  /Jr^kio.  Auch  konnte  das  öftere  Verschwinden 
«lieser  Felsen  unter  den  ftleereslluthen  und  ihr  Wieder- 
auftauchen zu  den  Sagen  von  dem  Auflauchen  der  Insel 
Dclos   ans   dem  Meere  in  ältester  Zeit  Veranlassung  geben. 

Was  nun  die  Erdl>eben  betriil't,  auf  welche  Herodot 
\\,   IJ8.    ilas   Orakel   bezieht 

v.iiT\Oij)  Aijkuv  dv.'ivrjx6v  ntfj  eovaai> 
(liesser  bei  Eusf.  ad  Dion.  Perieg.  525.  '/iv.  y.nl  /Jf]- 
IMV  V..  r.  ?v.) ,  so  sucht  der  Verf.  S.  18  f.  den  schein- 
baren Widerspruch,  den  Zander  in  dem  Berichte  des 
Herodot  mit  Thuk.  II,  J^.  findet,  dadurch  zu  vereinigen, 
dass  Thukvdides  unter  ötJyov  71UO  TOVTUtV  TtQUT£(}OV 
eine  Reihe  von  ßi  I  Jahren  verstehe,  von  4M()  —  4  0  v. 
<"hr.  ,  wie  Cicero  nuper  i.  e.  paucis  ante  saeculis,  Walir- 
uchrinlicher  ist  es,  dass  Heroilot,  der  nur  angibt,  dass 
das  Erdbeben  auf  üeliis  nach  dem  Abzüge  des  Uatis 
stattgefunden  habe,  ein  viel  späteres  von  ihm  noch  er- 
lebtes Ereigniss  nur  mit  dieser  Erwabnung  lon  Delos 
III  Verbindung  bringt;  denn  dass  er  diess,  wie  Tliukj- 
dides,  als  Vorbedeutung  der  späteren  Wirren  in  Gric- 
i-lienland  selbst  ansah,  beweist  sein  Zu-iatz:  zu  dt  «tt 
i-iitutv  TU)v  y.0QV(faiv>v  TTio't  Tv^^  ((riyi-s  lot.fiiinv- 
fujv.  Dann  bedarf  es  auch  kaum  iler  Aniialmie  H-iacke's 
,  ...i  Thuc.  I.  I.),  dass  Tiiukydides  stillschw  cigend  den 
Herodot   einer    falschen    Angabe    zeihen    »olle. 

Ob  iiidcss  dem  Verf.  Recht  zu  geben  sei  ,  wenn  er 
die  drei  schon  von  Unrville  angeführten  Epigraniiiic  des 
Antipater  ( Apolhinides  hätte  von  llrn  Sclil.  weggelassen 
«erden  können,  du  nur  das  erste  nach  dem  Vatic.  .■l:i<//.- 
koji-idov  Ol  dl.  '  h  cmuTUOii  iiberschrieben  ist,  in  den 
andern  Ausgaben  und  Codd.  aber  dem  Antipater  zuge- 
schrieben wird),  in  denen  der  \'erf.  die  Verödung  der 
einst  so  blüiien<leii  Insel  beklagt,  und  das  lies  Alpheios, 
welcher  die  Insel  dennoch  glücklich  preiset  und  damit 
tröstet,  dass  sie  Geburtstätte  des  Apollon  und  der  Arte- 
mis geworden  sei,  einzig  auf  die  Verheerung  dnrcli  Erd- 
beben zu  beziehen  sei,  dürfte  wohl  noch  scIir  zu  be- 
zweifeln sein.  Am  meisten  scheint  noch  der  Sclilnss  des 
drittel!   Epigrammes   dafür   zu   sprechen : 

//}/(>,;,  njijuuinf  öc'.iuovo.  ii(>i;utu:i>i]. 


den  auch  der  Verf.  auf  eine  calamitas  naturalis  bezieht; 
indess  ist  es  ja  auch  nicht  selten,  dass  ein  grosses  Un- 
glück, welches  eine  Stadt  oder  ein  Land  durch  iMen- 
schenhande  trifl't,  als  von  den  Göttern  gesandt  dargestellt 
ist.  Zu  deutlich  sprechen  weiiigsteas  die  zahlreichen 
von  Dorville  S.  65  f-  angeführten  Stellen  ,  dass  Dein« 
seit  der  Verheerung  durcii  die  Feldherren  des  iMithrida- 
tes  (Strab.  X,  5,  4-  p-  48().  Appian.  b.  Mithrid.  p.  .322. 
iliirch  lUenophanes ,  Paus.  II,  23,  2.  p.  2t)9  oder  viel- 
leicht Metrophanes,  Freinsh.  suppl.  Lir.  78,  37.  cf.  Ap- 
pian. 1.  1.  p.  323.  durch  Archelaus  Plut.  Süll.  c.  l|. 
p.  458  D")  si'''  nicht  wieder  erholt  habe  ;  was  auch  die 
angeführten  Stelleu  des  Strabo  und  des  Pansanias  (vgl. 
noch  VIII,  33,  1.  p.  668)  beweisen.  Wenn  Hr.  Schi, 
bemerkt,  dass  Verwüstungen  im  Kriege  in  jener  Zeit 
so  häufig  gewesen  seien,  dass  man  es  nicht  tier  Mühe 
werth  geachtet  habe,  ein  Epigramm  auf  eine  Zerstörung 
zu  machen,  so  ist  dem  entgegen  zu  setzen,  dass  die 
erwähnten  Dichter  die  Verödung  der  sonst  volkreichen 
Insel  im  Allgemeinen ,  die  Armiith  im  Vergleich  zu  ileiii 
alten  Reichthume,  dem  Sitze  des  Cultus  und  lange  Zeit 
auch  dem  Thesaurus  der  hellenischen  Eidgenossenschaft 
besingen,  was  wohl  ernste  Betrachtungen  erwecken  konnte, 
nicht  aber  den  einzelnen  Kriegsuiifall.  Wenn  endliifi 
Hr.  Schi.  S.  22  aus  dem  Anfange  des  dritten  Epigramms 
des  Antipater,  wo  er  die  Kykladen  TQlCfSu  Jfi'^oi'Ot 
nennt,  auf  ein  Erdbeben  scliliesseii  will,  so  i«t  dieser 
Ausdruck  wohl  richtiger  auf  die  Sage  von  der  Entste- 
hung dieser  Inseln  durch  einen  Durchbruch  des  Pontns 
EuxinOs  durch  die  ehemalige  Landenge  am  Bosporus  und 
Hellespont  zu  beziehen,  in  Folge  dessen  ein  Theil  de« 
Festlandes  zwischen  Griechenland  und  Kleinasien  unter 
Wasser  gesetzt  oder  vielleicht  auch  durch  zugleich  ein- 
tretende Erdbeben  verschüttet  wurde;  nur  einzelne  Inseln 
blieben  als  Reste  stehen  (vgl.  Orph.  Argon.  1279  f.  von 
der  Terra  Lyctonia,  Callim.  h.  in  Del.  v.  30  f.  ibiq. 
Spanh.  p.  347  f.  Sen.  quacstt.  nat.  VI,  2«.  PÜn.  II.  88. 
Choiseul  GoufTier  in  den  M6in.  de  linst.  Roy.  t.  II. 
p.  184.  Kruse  Hellas  I,  28!^)  K-)-  Ini  üebrigen  ist  dem 
Verf.  wohl  beizustimmen,  wenn  er  annimmt,  dass  die 
Erdbeben,  welche  Rhodus  unter  Tiberius  betroil'en  (Suel. 
Tib.  |4.)  und  die  Küste  von  Kleinasien  17  p.  C.  (Tac. 
Ann.  II,  47.)  vielleicht  auch  in  Verbindung  mit  anderen 
auf  den    Kykladen  standen  l 

Besonders  zu  rügen  ist  die  Bemerkung  S.  Iii,  dass 
Spon,  Wheler  und  Tournefort  den  See,  /  iinr,  im  Nord- 
osten der  Insel  Delos  gefunden  hätten;  da  Tonrneffirl 
ausdrücklich  bemerkt,  dass  die  beiden  erstgenannten 
Reisenden  in  diesen  Theil  der  Insel  gar  nicht  gedrungen 
seien,  sondern  irrig  die  von  ihm  sogenannte  Xaumacbie 
in  der  INähe  des  Latonatenipels  (welche  indess  Fiedler 
wolil  mit  mehr  Recht  für  ein  Bassin  zur  Gewinnung  de» 
Seesalzes  hält,  B.  II,  S.  275)  für  die  Kiiivi^  angesehen 
hätten;  vgl.  Tournef.  I,  S.  11»..  Wheler  I,  S.  8).  Sp<»n 
S.  179.  Auch  die  iN'otiz,  dass  nach  Pausanias  (II,  5,  2> 
p.  121')  der  Fluss  Aesopos  (wofür  Asopos  zu  lesen)  an» 
Phr^gieii  und  Carien  in  den  Peloponnes  fliesse,  ist  un- 
genau; denn  Paiisania«  sagt,  dass  der  Asopos  in  Grie. 
chenlatid  eine  unterirdische  Fortsetzung  des  phrygisrüen 
Macandor    sei.       An    falschen    ("itateo,      « ie    S.    1.)    »•    K. 


.HS  5 


384 


Eiir.  Ion.  267  (lies  107:  ilrr  V.Tf.  schfini  es  nur  au.« 
Snanlioiiirs  not.  in  K.1II1111.  i>.  2l)l  .il>K<"--'<Iir''l'<'n  zu  ha- 
|.in).  S.  1(1  Callin..  I..  Uiaii.  17.  (1.  171.)  S.  20  Plin. 
1^\  2L.*.  I.  1-5  sowie  an  Driickfehlorii ,  nie  .S.  11  z.  E. 
voisoii  st.  voisins  ,  .S.  14  Z.  14.  ^Ofl^g'"  >**•  ^'«Oage,  .S.  15. 
Z.  ().  Hl  i'i''t"'~"  st.  di'Tlöoi'g,  Z.  7-  piioiltl.iiii  St.  i|uo(l- 
ilani,  Z.  fi  »•.  u.  roox!oiö)'i;  für  T(/0;fo.'/'')/;s  folilt  es 
auch  iiiilit  Eiidlirli  sind  aiicli  norli  einige  Mat  lil;i.ssijj- 
licilen  in  iler  Schreibart,  uic  S.  6  judieia  rirurnin  docto- 
ruiii  tollijjore  {ah  ZtteVk  der  Belianiidiiacliung  ron  par- 
lirnlis  eines  grossem  Werks,  die  Urtlicile  der  Gelehrten 
ilarüber  zn  hören),  .S.  .S  «onitnentationeni  iiuni|U.ini  hac 
facie  eniisis.seni ,  S.  <)  z.  E.  prins  exponcre  debet,  quam 
ut  —  —  sc  eonimittat,  S.  10.  Z.  7.  quoruui  noniina  fere 
omniuiii  —  legnnlnr,  S.  14  z.  E.  nuduin  —  aaxuui  per- 
hibent,  ruius  altidilidem  perogrinantes  plerumque  auxisse, 
S.  2ö  ""■*  lustorira  proferam,  ebendas.  z.  E.  doiniuatio- 
nem  in  eaui  und  iiiiperiuui  in  Graeciaui,  nicht  unertvähnt 
zu   lassen. 

Jena.  H.    Weissenborn. 


40.  Geschichte  Griechenlands  ion\  Ende  des  peloponnc« 
sischen  Krieges  bis  zur  Schlacht  bei  Mantinea,  von 
Dr.  G.  R,  Sievers,  ordentlichem  Lehrer  der  Real- 
schule dos  Hamburgischen  Johanncums,  Kiel,  Lui- 
vcrsitatsbuchhandlung   1840.     424  S.    8. 

Seitdem  die  AVcrke  von  Gillies  und  Mitforil  bei  allen 
Vorzügen  der  Dar.stellnng  dennoch  den  Beweis  geliefert 
Latten,  das?  zu  einer  vollständigen  Geschichte  Griechen- 
lands die  Zeit  noch  nicht  gekommen  sei  ,  hat  es  nicht 
an  Forschungen  im  Einzelnen  gefehlt,  durch  »velclio  eine 
solche  vorbereitet  «erden  mochte.  Mythologie  und  Ge- 
schichte, Chronologie,  Antiquitäten,  Literatur  und  Kunst 
sind  auf  die  mannichfaltigste  und  vielseitigste  Weise  be- 
liandelt  und  durch  eine  Anzahl  gründlicher  Specialge- 
schicbten  über  mehrere,  früher  wenig  berücksichtigte 
Städte  und  Staaten  ein  überraschendes  Licht  verbreitet 
worden.  Dass  nun,  indem  man  auf  diesem  Wege  weiter 
fortzuschreiten  sucht,  auch  die  Behandlung  einzelner  Ab- 
schnitte dt>r  griechischen  Geschichte  im  Allgemeinen  ihr 
"Verdienstliches  haben  kann,  mag  um  so  weniger  in  Zweifel 
gezogen  werden,  als  diese  Abschnitte  sich  selbst  als  un- 
abliängii'e  Theile  des  grosseren  Ganzen,  zu  welchem  sie 
gehören,  zu  erkennen  geben.  Nur  wird,  sobald  als  die 
Hegemonieen  der  herrschenden  Staaten  die  Einheit  bilden, 
alles  dasjenige  wegfallen  müssen,  was  mit  den  dadurch 
veranlassten  Begebenheiten  und  Veränderungen  weniger 
in  Zusammenhang  steht. 

Aus  diesem  Gesichtspunct  dürfte  denn  auch  das  vor- 
stehende Werk  des  Hrn.  Sievcrs  zu  beurtlieilen  sein. 
Die  »ielleicht  durch  ein  sorgfältigeres  Studium  der  grie- 
chischen Geschichte  des  Xenophon ,  deren  zwei  erste 
Bücher  der  Verf  selbst  durch  eine  besondere  Schrift  zu 
erläutern  gesucht  hat,  veranlasste  Aufgabe  desselben  Mar, 
ilie  Geschichte  der  spartanischen  Hegemonie  nach  dem 
peloponnesichen  Kriege,  sowie  die  Angriife,  n eiche  voii 
Argireru,  Korinthiern,  Athenern  uud   Thcbanem  dagegen 


uii(priinn)men  wurden,  bis  zu  ihrer  völligen  Vernichtung 
dar/n>ti'llen.  Literatur-  und  Knustgeschichtlichrs  wird 
daher  liliern^angen  oder  doch  nur  gelegentlich  berührt, 
und  die  inneren  Zustände  bloss  in  Kncksicht  auf  Verfas- 
sung und.  Gesctzgelinng  al)gcliaiidelt.  Dagegen  ist  das 
Streben  desselben,  durch  .Sammlung,  Beurtbeilung  und 
Darstellung  zu  befriedigen,  nlierail  nnverkennbnr,  unil 
ist  gleich  Rec.  der  IMeinung,  dass  ilie  Urtbeile  des  Verf. 
sicherer,  seine  Sprache  einfacher  und  klarer  geworden 
sein  würde,  wenn  derselbe  seinen  Gegenstand  noch  mehr 
durchdacht  und  verarbeitet  liätle,  so  kann  er  doch  nicht 
in  Abrede  stellen,  dass  <lie  Schrift  den  Dank  aller  der- 
jenigen verdient,  welche  über  den  von  ihm  behandelten 
Thcil  der  griechischen  Geschichte  neben  den  (Jucller 
noch  ein  besonderes  Werk  zur  Beurtheilung  und  Ueber- 
sicht   derselben    zu    besitzen    wünschen. 

Der  Verf.  hat  sein  Werk  in  24  Abschnitte  getheilt, 
Moranf  noch  in  zwei  Bei|.igen  Bf^merkungcn  über  das 
peisischn  Reich  unter  Arlaxerxes  II.  niul  die  Chronologie 
zur  Erläuterung  der  beigefügten  Zeittafel  folgen.  Nach- 
dem der  Verf.  nämlich  Cap.  1.  das  Verhältniss  der  Spar- 
taner zu  ihren  alten  Bun<lesgeii(>ssen ,  wie  sich  solches 
am  Schlüsse  des  peloponnesischen  Krieges  herausgestellt, 
Cap.  1'.  das  zu  den  neu  hinzugekommenen,  und  Cap.  3- 
den  inneren  Zustand  von  Sparta  erörtert  hat,  erzählt  er 
Cap.  4.  die  Feldzügo  des  Thinibron ,  Derkjllidas  und 
Agesilaos  in  Asien,  Cap.  5-  den  Ausbruch  des  korinthi- 
schen Krieges,  Cap.  ü-  die  mit  der  Schlacht  bei  Kuidos 
zusammenhängenden  Begebenheiten,  Cap.  7.  die  inneieu 
Zustände  Athens  nach  Herstellung  der  Demokratie,  C.  8> 
und  'J.  die  übrigen  Begebenheiten  des  korinthischen  Krie- 
ges, und  Cap.  10-  den  Frieden  des  Antalkidas  mit  der 
daran  sich  schliessenden  Demüthignng  von  Blanlinea, 
Ohnthos,  Phlius  und  Theben.  Thebens  Befreiung  wird 
sodann  Cap.  H.,  Thebens  Feldherrn  und  Staatsmänner 
Cap.  12.,  der  spartanisch  -  thebanische  (böotische)  Krieg 
Cap.  13. ,  .Athens  Wicdererhebuug  gegen  die  Lakedämo- 
nier  und  Seekrieg  (378  —  371)  Cap.  14.  abgehandelt, 
Cap.  1,0.  die  Frieilensvcrhaudlungen  in  Sparta,  Cap.  IG- 
die  Schlacht  bei  Leuktra,  Cap.  I7.  die  den  ersten  Ein- 
fall iler  Tliebancr  in  den  Pcloponnes  vorbereitenden  Be- 
gebenheiten, Cap.  18-  die  zwei  ersten  Feldzüge  der 
Thebaner  in  den  Pcloponnes  Cap.  19.  und  20.  die  Ver- 
suche der  Thebaner,  ilie  Perser  zu  gewinnen  «nd  die 
Zerwürfnisse  der  peloponnesischen  Staaten  Cap.  20.  die 
Stellung  der  .Athener  und  ihrer  Volksführer  zu  den  Spar- 
tanern und  Thebanern  Cap.  21.  und  der  Zustand  ihrer 
Seemacht  Cap.  23.,  endlich  Cap.  23-  die  Züge  der  The- 
baner nach  Thessalien  und  Cap.  24.  die  Schlacht  bei 
Alantinea. 

Rec.  zweifelt  nicht,  dass  kundige  Leser  diese  Eiu- 
theilun;  dem  Gegenstande  angemessen  und  zweckmässig 
finden  werden  und  wendet  sich  daher  zu  den  Einzelhei- 
ten, welche  ihm  bei  der  Durchsicht  des  Buches  einer 
Erörterung  wertli  schienen.  S.  2  ist  von  der  Vertreibung 
der  durch  die  Athener  in  Skione  und  Naupaktos  ange- 
siedelten Plaläer  und  Messenier ,  welche  am  Ende  de» 
peloponnesischen  Kriege»  ihre  Wohnsitze  verlassen  muss- 
ton,  die  Rede.  Hier  hätte  ilas  Schicksal  der  Vertriebe- 
neu    nach    den    aus    Diodor    uud    Pausanias    angeführten 


385 

Stellen   mit   mehr  Genauigkeit  anfegeLcn    werden    künnen. 
Aach    was  der  Verf.    über   den   Lykon,    welcher   INaapakto» 
verratheu   haben  soll ,   Anm.  5.    und   i».  \W.)  Anni.   99-   be- 
merkt,  hat   wenig  für  sich.      War   es   hier   dem   Verfasser 
daruiD/ZU   thun,   das   Richtige   zu   finden,   so   hatte   er   ver- 
•uchen  sollen,   die   Stelle   des  ftjetagenes  beim  Üchol.  Plat. 
p.   332   Bekk.   zu   verbessern,    allein   er   würde   dann   wohl 
gcfandeu   haben,    dass   «lie   Verdorbenheit   derselben    nicht 
sowohl  in  dem  Worte   j\ai'7iaXT(JV  ,  welches  «ich  leicht 
in   dem   Verse   onterbrrngen   lässt, 
xai  Avxuiv 
'Einrav9d  710V  JSavTiay.TOv,  d()yÜQiov  kaßuiv, 
ÜQodovq  etc. 
als   in   den   folgenden   Worten   liegt. 

S.  4  wird  das  Verhaltniss  der  Thebaner  nnd  Korin- 
thier  betrachtet,  wie  sich  dasselbe  am  £nde  des  pelop. 
Krieges  herausstellt.  Der  Verf.  urtheilt  im  Allgemeinen 
richtig  darüber,  geht  aber  zu  weit,  wenn  er  als  Grund, 
ivesshalb  die  beiden  Völkerschaften  die  Vernichtung  Athens 
verlangt  hätten ,  die  Besorgniss  angibt ,  die  Erhaltung 
der  Stadt  möchte  nur  dazu  dienen,  die  auch  für  sie  jetzt 
furchtbare  Macht  der  Lakcdämonier  zu  verstärken.  Er- 
weist doch  der  Verf.  selbst,  dass  der  Urheber  jenes 
Vorschlags  unter  den  Thebaneru  Erianthes,  der  Freund 
Lvsander's ,  gewesen!  Begünstigten  aber  die  Thebaner 
wenige  Monate  später  die  Unternehmungen  der  Verbann- 
ten gegen  die  Dreissig,  so  hatte  theüs  das  eigenmäch- 
tige Verfahren  der  Lakcdämonier,  welches  sich  unmittel- 
bar nach  der  Einnahme  von  Athen  verrieth ,  schon  hin- 
länglich gereizt,  theils  das  jetzige  Elend  der  Athener 
den   alten   Hass   gegen   iliren   Uebermuth  bezwungen. 

In  Beziehung  auf  ilie  Verschiedenheit  der  Berichte 
des  Xenophon  und  Diodor  über  den  Krieg  der  Lakcdä- 
monier und  Kleer  (Anm.  34.)  hätte  der  Verf.  bestimmter 
sein  künnen.  Unrichtig  aufgefasstc  Angaben  über  die 
Regierungsjahre  der  lakedämonischen  Könige  mögen  der 
Grund  gewesen  sein,  wesshalb  Diodor  statt  des  Agis 
den  Pausanias  als  Anführer  der  den  Eleern  eutgcgenge- 
itellten  Heere  nennt.  Ferner  tfägt  Diodor  bei  der  Er- 
folglosigkeit   des    ersten    Feldzuges    kein    Bedenken,    ihn 

ganz    wegzulassen.      Denn   dass   bei   ihm   der    zweite   Feld-       . -■    v  ii  j 

zng    der    Lakcdämonier    gemeint    ist,     zeigen    die    Worte       (Plutarch.   Ages.  36-)    •*1   Jahre   'fg'"J   1»^'^^"    *""'    ""_ 
fivvrxo)^ov9ovv  d'  aCxui  no'tXoi  argaTiuizac  y.cci  iraoä 
tuiv  OL'ßuüxujv  oxsduv  äjidfTijjv  n'kiji'  ßoiuixüJv  r.ai 
KoQlvdiuiV   vergl.    mit  Xenoph.   H.   III,  2,   2ö ,    wo    die 
Büotier   und   Korinthier   ebenfalls  die   Theilnahme    versagt 
haben    sollen.      Freilich    werden    auch    rücksiclitlirh    des 
Weges,     welchen    tier    lakedämonische    König    genommen 
haben  soll,   andere   Orte   bei   Xenophon,   andere   bei  Dio- 
dor angeführt.      Doch    scheint    das   Heer    der  Lakcdämo- 
nier sowohl   nach  dem   Einen,   als   nach  dem  Anderen  von 
Süden   oder   Südosten  her   gegen   den   Alpheios  vorgedrun- 
gen   zu    sein    und    nach   Ueberschreitung    des  Flusses  die 
Stadt  Elia  erreicht  zu  haben.       Hier  aber   kann   offenbar, 
wie  auch   der   Verf.   Anm.   35.    anzunehmen    scheint,    die 
Erzählung   des   Diodor   von   dem    fehlgeschlagenen    Angriff 
der   Spartaner  auf  die   von   den   ätolischen   Bundesgenossen 
besetzte   Ringschulo   (XIV,   17.)   dazu  dienen,   die   Worte 
des  Xenophon    {eksI  ds  äcfiy.sxo  rcQoc,  Ti;v  71  öktv ,  rä 
u£v  TTQodo t£ta  Y.ul  TU  yviiväata,   xakd  o«.t«,  ikv- 
Zemchr.  f.  d.  Allerlluimtw. 


386 

f(f«V£TO-  Tr.v  dl  nöXiv ,  dreixiOTOi  yä(*)}v,  evofii- 
aav  avTuv  /v)  ßorkicrilai  /iällov  y  yi)  dvvaa9ai 
6Ä£/>)   zu   berichtigen   unil    zu   vervollständigen. 

Andere   Schwierigkeiten   aber   liegen   in   der  Tom  Verf. 
S.  382   ff.    erörterten    Chronologie.       Der   Verf.   hält  sich 
dabei   genau   an   die   Worte   des   Xenophon,  der   den   elei- 
schen   Krieg    in    dieselbe  Zeit    mit    dem    des   Derkjllida» 
in   Asien   setzt,    und   ist  daher   mit  Krüger   der  Meinung, 
dass   Diodor    denselben    um    eine   Olympiade    zu   früh   ge- 
nommen   habe.       Indessen    zeigt    sich  ,    dass    der    Irrthum 
wenigstens   nicht  so   gross   ist.      Aus   dem  Text  des  Xeno- 
phon  selbst  folgt,   dass   vom   Tode   des  Agis   bis   zum  Feld- 
zuge  des   Agesilaos   nach   Asien    wohl    mehr    als   ein  Jahr 
verstrich.      Hätte    nämlich    noch   viel  an    einem  Jahre   ge- 
lehlt,   so   würde   Xenophon    (II.   III,  3,  4.;,    wo    er    von 
der   Verschwörung   des   Kinadon  reden   will,    nicht   gesagt 
haben:      Oünuj    8'    ivtaVTOP    üvTOi     iv    TJJ     ßaailHO. 
'Ayijoikdov.     Zwischen    der   Verschwörung    des   Kinadon 
und   dem  Zuge  des  Agesilaos  scheinen   aber   der  Erzählung 
des  Xenophon   zufolge    wieder    einige   Monate    »erstricheu 
zu  sein.   Da  nun  Agesilaos  im  Frühling  des  Jahres  oUG  nach 
Asien  ging,so  kann  er  wohl  schon  gegenEnde  des  Jahres  3'JH 
die    Retrierung   angetreten    haben.    In   dasselbe  Jahr  würde 
nun   auch   der   Ausgang     des    eieischen   Krieg.-s    zu    setzen 
sein,    folglich    gleichzeitig    mit  dem   Kriege    des   Derkyl- 
lidas,   der   sich   im  J.   398   bereits   in   Asien   befand,    wenn 
auch   nicht  mit    dem   Ausgang    desselben,     was    auch    aus 
Xenophon's  Worten   nicht  nothwendig  geschlossen   zu  wer- 
den  braucht.    Ebenso   kann   nach   den   Worten  Xenophon'« 
(Schneider   zn   III,   2,   25-   vergl.   §.   30.)   "icht   gezweifelt 
werden,  dass  der  eleische  Krieg  bis  in's  dritte  Jahr  dauerte, 
nnd    TieQuövTi    zto    iviavTip    kann     nur     vom    folgenden 
Jahre  verstanden   werden.      Agis    fiel    folglich    im  J.    4U0 
das   erstemal    in   Elis   ein,    das    zweitemal    im    Jahr  399, 
worauf  im   folgenden  (398)   der  Friede   geschlossen  wurde. 
Auf  diese   Weise   würde   Diodor,   der   den   eieischen  Krieg 
in   das  Jahr  des   Mikion   bringt,   höchstens   um   zwei  Jahre 
von   Xenophon   abweichen.      Ofienbar  hängt  aber  mit  die- 
ser  fehlerhaften  Chronologie  bei  Diodor  auch   die   der  Re- 
giernngsjahre   des   Agis   und   des  Agesilaos   zusammen,   lon 
denen   der   Erstere   27   (Diodor.   XII,   35-),    <ler    Letztere 


muss  nach  Clinton  p.  222  dahin  berichtigt  werden,  das. 
dem  Agis,  welcher  gegen  Ende  des  J.  427  dem  Archl- 
damos  gefolgt  sein  soll,  nicht  volle  29,  <iem  Agesilao« 
wenigstens  volle  37  Regiernngsjahre  gegeben  werden, 
womit  auch  die  vom  Verfasser  aus  Xenoph.  Ages.  2,  18. 
über  das  Alter  des  Agesilaos  angeführte  Nachricht  über- 
einstimmt. Zu  willkürlich  ist,  was  der  Verf.  S.  383  zur 
Erklärung  der  41  Regierungs-  und  84  Lebensjahre  de« 
Agesilaos   bei   Plutarch   anführt. 

Im  dritten  Capitel,  wo  von  dem  inneren  Zustand  der 
Spartaner  die  Rede  ist,  kam  die  Stellung  des  Ljsandcr 
in  besondere  Betrachtung.  Vielleicht  ist  Manches  dem 
Lysander  mit  Unrecht  Schuld  gegeben  worden;  hat  je- 
doch der  Plan,  eine  Umwälzung  der  Verfassung  zu  be- 
wirken, wodurch  die  königliche  Würde  dem  Hause  der 
Ilerakliden  entzogen  und  zum  Gemeingut  aller  Spartaner 
gemacht  werden  sollte,  Glaubwürdigkeit,  so  scheint  der- 
selbe eher   in  die  Zeit    zu    gehören,    nachdem  Pauganias 

26 


387 


388 


und  Agesilaos  iIpii  Lvsaixlrr  so  bitter  gekränkt  hatten  , 
aU  in  ili««  frrthore  unmittelbar  nacli  «lern  Ende  <les  pelo- 
ponnesisflien  Krirf^rs.  Epliuios  weni{^st(Mi!<,  der  (liorüber 
Holil  Hanp((|uel(e  war,  scheint  die  Jjar.he  nach  Plutarrh, 
Lts.  '2S-  nicht  anders  dargestellt  zu  haben,  und  die  Be- 
gebenheiten, welche  zivisclien  der  Riirlckehr  des  Lysan- 
der  Ton  Sanios  und  seiner  Erscheinung  vor  Athen  zur 
Unterstützung  der  Dreissig  nach  der  Ansicht  des  Verf. 
rorgcfallen  sein  sollen,  häufen  sich  viel  zu  sehr,  wenn 
auch  die  mit  den  ehrgeizigen  Absichten  des  Lysander  zu- 
«aniineiihäiigende  Reise  desselben  zum  Tempel  des  Amnion 
in  diese  Zeit  gesetzt  wird.  Auch  darin  kann  Rec.  dem 
Verf.  nicht  Recht  geben  ,  dass  er  <lie  Einsetzung  der 
Dreissig  erst  in  den  August  des  Jahres  4U4  bringt,  da 
doch  Athen  schon  im  IVlärz  d.  J.  eingenommen  war.  Die 
Worte  des  Xenophon  (H.  II,  3,  3.  4.),  welche  den  ein- 
zigen Grund  «lafi'ir  enthalten,  sind  dazu  gar  nicht  be- 
«timml  genug,  ausserdem  aber  kann  die  Aechtheit  der 
Stelle  (H.  111,  3,  4.)  aus  ähnlichen  Gründen  bezweifelt 
werden,  wie  die  Olympiaden  -  und  Archnntenangaben  der 
beiden   ersten   Bücher   der   Hellenika   überhaupt. 

lieber  die  drei  folgenden  Abschnitte  erlaubt  sich  Rec. 
weiter  keine  Bemerkung,  als  dass  ihn  besonders  die  Wür- 
digung des  Agesilaos  und  seiner  Feldzüge  in  Asien,  deren 
Wichtigkeit  der  Verf.  mit  Recht  nicht  zu  hoch  aiisshlägt 
and  mit  denen  des  Alexander  in  keine  Vergleicbung 
stellen  zu  dürfen  glaubt,  und  die  Darstellung  der  Ur- 
sachen des  korinthischen  Krieges  angesprochen  hat.  Da- 
gegen zweifelt  Rec,  ob  der  Verf.,  wie  er  S.  385  thut, 
die  Schlacht  bei  Haliartos  mit  Recht  in  das  Jahr  3'.)j 
gesetzt  hat.  Als  Gründe  führt  er  nur  1)  die  Anordnung 
der  Begebenheiten  bei  Xenophon  an  und  2)  die  Vorfälle 
zwischen  den^Schlachten  bei  Haliartos  und  Korinth  oder 
Nemea.  Xenophon,  meint  er,  ivürde,  wenn  erst  im  Früh- 
ling 39-t  bei  Haliartos  gekämpft  worden  wäre,  nicht, 
nachdem  er  Veranlassung  und  Erfolg  des  Treffens  erzählt 
hatte,  auf  den  Agesilaos  zurückkommend,  gesagt  haben 
(IV,  1,  1.):  O  de  'Ayijalkaog,  swel  dcfixe-ro  äjxa 
ueioTTiüotp  ei'i  T)jv  xov  (l>aovaßäCov  (JiQuyiav,  rr.v 
fAliV  yuiqav  S'/.ctte  etc.,  und  ebenso  wenig  würde  für  das 
l)is  zum  Treffen  bei  Korinth  Geschehene  Zeit  genug  vor- 
handen gewesen  sein.  Dieses  Letztere  aber  war  doch 
weiter  Nichts,  als  dass  die  Verbinilung  der  bereits  gegen 
Sparta  aufgeregten  Staaten  fester  geknüpft  und  so  zu- 
gleich die  Streitkräfte  gebildet  wurden,  welche  hierauf 
mit  denen  der  Spartaner  bei  Nemea  zusammentrafen.  Die 
Reihenfolge  der  Begebenheiten  bei  Xenophon  aber  ist 
gerade  gegen  die  Ansicht  des  Verf.  Zur  Zeit  als  Tithrau- 
■tes  den  Tissaphernes  umbringen  liess  und  den  Waffen- 
stillstand schloss ,  welcher  den  Agesilaos  bestimmte,  in's 
Land  lies  Pharnabazus  einzufallen,  war  ein  prosser,  viel- 
leicht der  grosste  Theil  des  zweiten  Sommers,  welchen 
Agesilaos  in  Asien  zubrachte,  verflossen.  Erst  um  diese 
Zeit  aber  erfolgte  die  Sendung  des  Rhodiers  Timokrates 
nach  Griechenland.  Waren  nun  die  Feindseligkeiten, 
welche  zwischen  den  Phokiero  und  Lokrern  entstanden, 
wirklich  nur  eine  Folge  der  Bestechungen  oder  Subsi- 
dien  des  Tithraustes,  so  reicht  der  übrige  Theil  des 
Jahres  3')5  für  die  Begebenheiten,  welche  demnächst  von 
Xenophon  (U.  111,  5-)    erzahlt  werden,  kaum  hin;   Xo- 


uophon  aber  muss,  nachdem  er  dieselben  im  ZuMammeu- 
haiig  erzählt  hat,  seine  Narhricbteii  vom  Agesilaos  da 
wieder  aufnehmen,  wo  er  sie  verlassen  hat,  und  die  Worte 
am  Anfang  des  vierten  Buches  vergl.  mit  111,  4,  29- 
gehen  daher,  weit  entfernt,  die  Zeit  der  Schlacht  bei 
Haliartos  zu  bezeichnen,  nur  auf  die  Zeit,  in  welcher 
der  persische  Statthalter  durch  die  Sendung  seines  Gol- 
des die  späteren  Begebenheiten  in  Griechenland  vorzu- 
bereiten suchte.  Den  Auftrag  aber ,  zur  Vertheidigung 
des  Vaterlandes  zurückzukehren,  ertheilte  man  dem  Age- 
silaos, ohne  erst  den  Erfolg  des  neuen  Felilzuges  abzu- 
warten, zu  welchem  man  sich  gegen  die  Verbündeten 
rüstete.  Geschah  diess  nun  im  Julius  des  Jahres  394  — 
denn  Agesilaos,  welcher  dem  Befehle  nicht  zögerte  Folge 
zn  leisten,  trat  erst  in  diesem  ftlonat  den  Rückweg  an  — 
so  bleibt,  die  Schlacht  bei  Haliartos  in  den  Frühling 
lies  Jahres  gesetzt ,  ein  hinlänglicher  Zeitraum  übrig  für 
Alles  ,    was    irgend   seitdem    geschehen   sein   soll. 

Ebenso  wenig  glaubt  Rec.  dem  Verf.  darin  Recht 
geben  zu  dürfen,  dass  er  S.  387  die  Stelle  bei  Xenoph. 
Ages.  ?,  17.  verdächtigt,  wo  es  von  dem  ersten  Feldzuge 
des  Agesilaos  nasli  Korinth  lieisst:  Kai  dlJlOOa^  TiaOav 
ai'Tuiv  Ti]v  j^üjpav,  evi^ug  iAtidsv  vnsQßakujv  y.aru 
Tcc  OTeva.  e/g  Kooivi^uv,  aigei  rd  kiel  xo  Ai^aiov 
Tei'uovra  Tei-yr]-  xcü  dvansTduuc,  Tiji  Il£XoTcovvijaov 
rdq  TTvkag,  ovvojg  oi'/.aöi  dnek&ajv  ei'g  rd  'Yo.y.Lv9ui., 
ÜTtov  Ezdid^t]  vnu  zov  lOQOTKUiov ,  xuv  Ttaiuva  XUj 
9e(o  avveuexikst ,  worauf  in  dem  Folgenden  sogleich 
von  der  in  da^  nächste  Jalir  (  Vy>)  de«  Krieges  gehörigen 
Einnahme  des  Peiräons  bei  Korinth  die  Rede  ist.  Es 
scheint  dem  Verf.  nämlich  unglaublich,  dass  Agesilaos 
nach  der  Feier  der  Hyakintliien  noch  mit  dem  zum  Be- 
fehlshaber der  lakedämonischen  Schiffe  ernannten  Teleu- 
tias  hei  Korinth  zusammengekommen  sei ,  was  ja  aber 
auch,  wie  Xenoph.  H.  IV,  4,  19.  erzählt,  erst  nach 
Erneuerung  des  Feldzugs  geschah.  Hierdurch  scheinen 
sich  zugleich  die  Bedenklichkeiten  zu  heben,  welche  der 
Verf.  S.  121  Anni.  33.  i"  Beziehung  auf  den  durch  di« 
Athener  bewirkten  AViederaiifbau  der  Hafenmauern  von 
Korinth   äussert. 

Die  Zusammenstellung  der  folgenden  Begebenheiten 
hat  ihre  Schwierigkeiten,  da  es  bei  Xenophon  zu  sehr 
an  bestimmten  Zeitangaben  fehlt.  Rec.  glaubt  jedoch, 
dass  dasjenige,  was  bis  zum  J.  3S9  von  den  Unterneh- 
mungen der  Krieg  führenden  Staaten  zur  See  bekannt 
ist,  angemessener  vielleicht,  als  es  vom  Verf.  S.  387  — 
389  geschehen  ist,  auf  folgende  Weise  hätte  auseinander- 
gesetzt werden  können.  Der  Darstellung  des  Xenophon 
zufolge  ist  nicht  zweifelhaft,  dass  die  Verheerung  von 
Lakonien  durch  die  hellenisch  -  persische  Flotte  und  die 
Errichtung  der  Ilafenmauern  von  Athen  in  ilas  Jahr  393 
gehört.  Eine  Folge  davon  war,  dass  die  Verbündeten, 
namentlich  die  Korinthier  (Xenoph.  H.  IV,  g,  10.), 
Schiffe  im  korinthischen  Meerbusen  ausrüsteten,  denen 
die  Lakedämonier  andere  entgegenstellten,  Agathinog 
nnd  Proänos  sollen  die  korinthischen,  Polemarchos,  Pol- 
lie ,  Herippidas  und  Teleutias  die  lakedämunischen  Be- 
fehlshaber gewesen  sein.  Man  darf  jedoch  nicht  zwei- 
feln ,  dass  dieselben  in  sehr  kurzer  Zeit  auf  einander 
gefolgt  siuil ,   wenn  anders  richtig  ist,    dass  Agesilaos  im 


389 


390 


Herbst  «les  J.  3)3,  oder  «loch  im  Frühling  392  mit  «lern 
schon  (lainah  die  Flotte  bf feliligendeu  Teleutias  am  ko- 
riiithisclieu  .fMocrbiispu  zusauinieiilraf.  Was  XeiiopLon 
weiter  §.  1?.  biMuerkt,  entbehrt  ziiar  der  Zeitbestiotuiung, 
da  jedoch  die  Herstellung  der  ftlaiiern  Athens  zugleich 
mit  den  Absichten  der  Athener  auf  Erneuerung  ihrer 
Seemacht  als  A'eranlassung  iler  das.  eritähnten  Gesandt- 
«chaft  des  Antalkidas  angeführt  »ird,  so  kann  diese  nicht 
über  das  Jahr  392  hinausgesetzt  werden.  Auch  ist  Nichts 
gegen  die  Annahme,  dass  dasjenige,  was  .Struthas  iu 
Abwesenheit  des  zum  König  abgegangenen  Tiribazus  für 
die  Athener  und  gegen  Thimbron  thut,  noch  in  dasselbe 
Jalir  gehurt  (IV,  y,  17  fl.).  Dagegen  kann  die  Aussen- 
duug  des  lakedämonischen  Nauarchen  Ekdikos  kaum  eher 
als  .VM^  erfolgt  sein,  und  in  demselben  Jahre  dürfte  dann 
auch  Teleutias  als  Machfolger  des  Ekdikos,  welcher  wegen 
Mangels  an  Streitkräften  unthätig  in  Knidos  geblieben 
war,  erschienen  sein  und  die  dem  Euagoras  von  den  Athe- 
nern gesandten  Schiffe  weggenommen  haben  (IV,  8,  24.). 
Unmittelbar  darauf  uiuss  er  zugleich  in  Rhudus  gelandet 
»ein,  wo  er  seitdem  die  lakedämonisrh  Gesinnten  unter- 
«tützte  (IV,  8,  24  )■  Die  Nachricht  daron  veranlasste 
die  Athener,  den  Thrasybulos  mit  4U  Schiffen  auszusen- 
den, und  diess  wird  in  das  folgende  Jahr  (3'.>U)  zu  rech- 
nen sein,  da  Thrasybulos  nur  während  eines  Sommers 
befehligte  ,  und  seine  Unternehmungen  doch  von  der  Art 
sind,  dass  einige  iMonate  darüber  hingehen  konnten.  Die 
Athener  aber  senden  nach  dem  Tode  desselben  den  Agyr- 
rbios  nach  Rhodos  und  Iphikrates  in  den  Hellespont, 
woFon  das  Eine  im  Todesjahr  des  Thrasybulos,  also  wohl 
390,  das  Andere,  weniger  nothwendig  und  erst  durch  die 
Erscheinung  des  Lakedämoniers  Anaxibios  im  Hellespont 
veranlasst,    erst   im   J.   3Sy   geschehen   sein   uiag. 

Indem  sich  der  Verfasser  dem  antalkidisrheu  Frimleu 
nähert,  macht  er  S.  14(.l  die  Bemerkung,  dass  die  Böu- 
tier  wohl  schon  früher  mehrmals  mit  den  Lakedämoniern 
unterhanilelt  hätten,  und  beruft  sich  dabei  in  der  Anm. 
auf  die  Rede  des  Andokides  vom  Frieden.  Recens.  will 
nicht  entscheiden,  was  von  dieser  Rede  zu  halten,  ob 
sie  acht  oder  unächt,  oder  in  welche  Zeit  sie  zu  setzen 
ist,  und  erwartete  diess  auch  vom  Verf.  nicht,  hat  aber 
gleichwohl  den  Ansichten  desselben  Manches  entgegenzu- 
setzen. Nur  nach  der  Schlacht  bei  Lechäon  und  vor  der 
Wiederherstellung  der  Mauern  von  Athen  soll  die  Rede 
gehalten  worden  sein,  also,  wie  bereits  Krüger  ange- 
nommen hatte,  im  J.  393.  Wollte  jeiloch  der  Verfasser 
beweisen,  dass  die  Mauern  Athens  zur  Zeit  der  Rede 
wirklich  noch  nicht  hergestellt  waren,  so  hätte  er  sich 
wenigstens  nicht  auf  §.  13.  und  14.  der  Rede  berufen 
«ollen;  denn  §.  13.  wird  der  MaUern  gar  nicht  gedacht, 
und  §.  14.  kann  aus  den  Worten  äkk'  vTlcui;  i'jf^iiv  re/;^// 
ysvijTat;  eavi  y.ai  raüra  ix  lijq  siQi'jvtji  so  wenig 
geschlossen  werden,  dass  die  Athener  keine  Mauern  hat- 
ten, als  aus  den  vorhergehenden  ['iva  5j  TloXii  V/uiv 
ikev&BQa  7j;),  dass  der  Staat  der  Athener  damaU  nicht 
frei  gewesen ,  es  müsste  dann  statt  lOTl  iaiai  gelesen 
werden  sollen.  Auch  was  §.  23.  gesagt  wird:  öldöaatv 
(nämlich  die  Lakedämonier)  ijfttu  TU  T£i](n  xai  Tag 
vavc:  yal  Tai;  vijoovg  ijf-icuv  aivai ,  kann  nur  heissen : 
die   Lakedämonier    gestehen   uns  den    ferneren   Besitz   un- 


serer Manern,  SchilTe  und  Inseln  zu.  Die  bedenklichste 
Stelle  wäre  §•  37,  ho  es  heisst:  IJp  yap  TIOTS  y^Quvoi,, 
u>  'Jdi]vaiüi,  um  Tii'xij  y.ai  vai'i  ovx  exttj/usda, 
ytvo^ivuiv  db  Toviuiv  tv^v  «pjjiyf  e-noti](räfxiba  tiSv 
dya9u)V'  vjv  st  y.ai  viv  eTubvfxehe ,  ravia  xareg- 
yuoaat^S.  Hier  muss  allerdings  xuvza  auf  isi^n  und 
lai'^  bezogen  werden  ,  allein  auch  hier  liegt  der  Sinn 
zum  Grunde,  dass  die  Athener  sich  erst  durch  den  Frie- 
den den  bleibenden  Besitz  ihrer  Mauern  und  Schiffe  ver- 
sichern könnten.  In  der  Erwähnung  <ler  Hafenmauern 
von  Athen  liegt  also  Nichts,  was  an  den  Worten  g.  2Ü- 
noXefiljaavTig  de  ITJj  -vtxTaQa  Anstoss  zu  nehmen  und 
die  Rede  in  das  J,  393  statt  mit  Clinton  in  das  J.  3'>1 
zu  setzen  nöthigte.  Der  Verf.  aber  sieht  natürlich  in 
diesen  Worten  nur  einen  Widerspruch,  der  zur  Verdäch- 
tigung <ler  Rede  dienen  müsse,  und  fügt  dazu  noch  die 
Unterscheidung  von  OTtoiÖai  und  ti^r^rn  (§.  11.),  ilie 
TCajQia  Sl(i\]Vij  der  Argiver  (§.  27.)  und  die  angebliche 
Gesandtschaft  der  Sjrakusier  nach  Athen  vor  der  grossen 
sicilischen  Expedition.  Die  Unterscheidung  von  auovdai 
und  eiQr,vri  aber  hat  doch  wohl  in  einem  Zeitalter  nichtd 
Auffallendes,  was  von  Sophisten  so  voll  war,  die  Gesandt- 
schaft der  Sjrakusier  würde  nicht  der  einzige  geschicht- 
liche Verstoss  in  der  Rede  sein  (vergl.  freillih  Sluiter 
Lect.  Anil.  p.  135  ed.  Schiller),  und  iler  Ausdruck  71  a- 
zoia  £lQi\vj]  würde,  mit  Dodwell  und  Schneider  {/.  Xenoph. 
H.  iV ,  7,  2.)  auf  den  muthmaasslichen  Gottesfrieden  der 
islhmischen  Spiele,  denen  die  Argiver  als  Herren  von 
Korintb  damals  vorgestanden  hätten,  bezogen,  ebensogut 
erklärt  werden  können,  da  er  ja  in  diesem  Falle  etwas 
Herkömmliclies  gewesen  wäre,  als  wenn  die  Vermuthung 
Dodwell's  etwa  nach  Xenoph.  H.  V,  3,  27.  oder  aus 
andern  Gründen,  deren  sich  wohl  mehrere  anführen  Hes- 
sen,    verworfen    würde. 

Den  Anfang  des  Kriegs  der  Lakedämonier  mit  deu 
Olvnthiern  hat  der  ^'erf.  nicht  nach  Clinton  in's  J.  382, 
sondern  einer  Bemerkung  Krüger's  gemäss  in's  Jahr  zu- 
vor gesetzt.  Indessen  lässt  er  dem  Leser  die  Wahl,  wo- 
für er  sich  entscheiden  wolle,  da  ja  der  Tod  des  Age- 
sipolis  in  das  J.  380  gehöre,  und  in  dasselbe  Jahr  auch 
der  Anfang  seines  Feldzngs  gesetzt  werden  könne.  Die- 
ser Ansicht  aber  hätte  wohl  von  vorn  herein  iler  Vorzug 
gegeben  werden  sollen,  da  es  bei  Xenophon  an  Angaben, 
woraus  eine  längere  Dauer  des  Feldzugs  des  Agesipoli» 
geschlossen    werden   könnte,   gänzlich    fehlt. 

S.  3  '•)  und  3'll,  wo  von  den  Begebenheiten  von  der 
Befreiung  Tliebens  bis  zur  Schlaclit  bei  Leuktra  die 
Rede  ist,  weicht  der  Verf.  von  Clinton,  dem  er  sonst 
gefolgt  ist,  darin  ab,  dass  er  die  Ernennung  des  Timo- 
theus  zum  Feldherrn  für  Kerkjra  in  das  Jahr  vor  seiner 
Absetzung,  welche  nach  Demosth.  in  Timoth.  p.  1186 
in  den  April  373  geliürt,  gesetzt  hat,  und  nicht  mit 
Unrecht.  Die  Gründe  hätten  jedoch  aus  Demosthenes 
a.  a.  O. ,  Xenophon  II.  VI,  2,  12-  und  Diodor  XV,  47. 
genauer   entwickelt    werden   können. 

S.  393,  »o  der  ^'erf.  den  Wechsel  der  Böotarcbcn 
zur  Bestimmung  der  Zeitverhältnisse  zn  benutzen  sucht, 
wollen  dem  Rec.  die  Gründe  nicht  einleuchten,  wesshalb 
er  den  zweiten  Zug  des  Epaminondas  in  den  Pcloponne» 
nicht    in    das    Jahr  3ÜS    gesetzt   wissen   will.       Der   Verf. 

26* 


391 


392 


oiinmt  lieber  eine  ijaiiz  anaserordenilich«  Veranlassung 
an,  welche  xur  Wahl  Aea  Epaininonilas  im  Jahr  seines 
Procpsses  bewogen  habe,  nirgends  aber  uachgciviesen 
werden  kann,  als  dass  Dionvsins  den  Lakedanioniern  zwei- 
mal Hülfe  geschickt  habe.  Denn  Xcnojih.  II.  VII,  1,  l. 
nOthigt  doch  durchaus  nicht  3ö9  statt  .'ifiS  anzunehmen. 
Gegen  das  von  dem  Verf.  S.  3').')  in  Beziehung  auf  den 
gleichzeitigen  Krieg  des  Dionysios  mit  den  Karthagern 
Erinnerte  aber  kann  eingewendet  werden,  <lass  dieser 
Krieg  gar  nicht  von  der  Art  war,  um  den  Dionysios  von 
einer  thaligeren  Unlerstütznng  seiner  Bundesgenossen  ab- 
zuhalten.     Diüdor.   XV,   73. 

Rec.  schliesst  hier  die  Bemerkungen,  welche  er  über 
die  Arbeit  des  Verf.  zu  machen  hatte,  in  der  Hoffnung, 
dass  dieselben  hinreichend  sein  werden,  um  das  von  ihm 
aosgesprochene  Urtheil  zu  rechtfertigen.  Die  äussere 
Ausstattung  des  Buches  ist  sehr  vorlheilhaft  zu  nennen, 
nur  die  Correctur  hatte  genauer  sein  können.  Ausser 
den  am  Schlüsse  angezeigten  Druckfehlern  sind  dem  Rec. 
noch  vorgekommen:  S.  2,  Z.  2  v.  n.  Cap.  VIII.  statt 
Cap.  VII.  S.  7,  Z.  10  V.  u.  avvnioa^av  statt  oci^f- 
^rpßiav.  S.  83,  Z.  14  »veder  st.  wieder.  S.  99,  Z.  18 
Diod.  Chrysost.  st.  Dion.  Chrysost.  S.  109,  Z.  6  v.  u. 
ünverlässigkeit  tür  Unzuverlassigkeit.  S.  111,  Z.  3  v.u. 
soll  es  st.  soll  er.  S.  142,  Z.  10  hellenischen  st.  hel- 
lenische. S.  143,  Z.  8  V,  u.  einzefallen  st.  eingefallen. 
S.  162,  Z.  3  das  statt  des.  S.  t(i7,  Z.  2  die  statt  sie. 
S.  178,  Z.  2  V.  n.  Phoibidas  st.  Phyliidas.  S.  183,  Z.  12 
eintraf  st.  eintrat.  S.  207,  Z.  10  eine  st.  ein.  S.  384, 
Z.  1  V.  u.  demnoch  st.  dennoch.  Eine  Ungenauigkeit 
ist  noch,  dass  der  Verf.  zwar  immer  die  Peloponnes,  aber 
z.   B.  S.   HS  und   344  der  Phalanx  schreibt. 

C.  A.  F.  Brückner. 


41)  Rerum  Plataicarum  Spccimen,  qnod,  ut  summos  in 
philosophia  honores  rite  obfineat ,  die  XIII.  mens. 
JVIart.  ftiDCCCXLI  publice  defendet  auctor  Gusta- 
vus  Otto  Friedrich,  Zauensis  Saxonum  *).  Bero- 
lini,  formis   Haynianis.      33  pagg.     gr.   8- 

Nachdem  der  geniale  Otfried  Müller  im  Studium  des 
grossen  Hellenenthunis  eine  neue  Bahn  mit  dem  glänzend- 
sten Erfolge  gebrochen  und  auf's  Sprechenilste  zuerst 
dargethan  hatte,  wie  viel  noch  zu  thuu  sei,  ehe  wir  an 
dem  ersehnten  Ziele  anlangen  dürften ,  haben  wir  von 
mehreren  namhaften  Gelehrten  und  Freunden  des  Alter- 
thums  Untersuchungen  theils  über  einzelne  Inseln,  theils 
über  Länder,  theils  endlich  sogar  kleiner  Stadtgebiete 
erhalten,  die  wir  zum  grüssten  Theile  als  einen  dankens- 
werthen  Beitrag  zur  Erreichung  des  leider  noch  immer 
fernen  Zieles  mit  Recht  betrachten  müssen.  Auch  die 
vorliegende  kleine  Abhandlung  ist  zu  diesen  Schriften 
zu  rechnen,  und  wir  lernen  in  ihr  einen  jungen  Gelehr- 
ten kennen,  der,  wenn  er  mit  dem  Eifer  uud  der  Aus- 
dauer,   mit  der   Umsicht   uud   ruhigen  Forschung,   wie  er 

*)  Das  Hanauer  Gymiinsi.ilpiogianim  des  Hrn.  Dr.  Miinscher 
von  1841  de  rclnis  Plataccnsium  (veigl.  Gymnüsialzeitung 
von  dietein  Monat)  ist  uns  bis  jetzt  noch  niclit  zuge- 
kommen. M.  F.         Fr.  Z. 


sie  hier  bereits  in  den  einzelnen  Proben  unil  Bruch- 
stücken einer  ausführlicheren  Arbeit  bewiesen  hat,  fort- 
fahrt. Tüchtiges  zu  leisten  verspricht  nnil  sich  einen 
wohlbcgründeten  Ruf  erwerben  wird.  Da  dieses  Specimen 
als  Gelegenheitsschrift,  wie  der  Titel  schon  anzeigt,  er- 
schien, so  war  damit  auch  auf  Vollständigkeit  verzichtet 
und  ,  wie  dem  Ref.  dünkt,  nahm  der  Verf.  aus  dem  ge- 
sammelten [Vlateriale  das  auf,  worüber  seine  Untersuchung 
abgeschlossen  war.  Daher  vprmisst  man  allerdings  an 
mehreren  Orten  den  strengeren  Zusammenhang ,  den 
strictercn  Uebcrgang,  und  einige  Capitcl  sind  ganz  weg- 
geblieben ,  von  denen  wir  wenigstens  eines  unbedingt  be- 
achtet gesehen  wünschten.  Wir  meinen  damit  die  un- 
zweifelhaft voranzusendende  geographische  Beschreibung 
des  zn  besprechenden  Ländchens  und  der  Stadt,  welches 
Capitel  mit  vollem  Rechte  von  fast  allen  Vorgängern 
des  Hrn.  Dr.  Friedrich  gewissenhaft  an  die  Spitze  der 
Untersuchung  gestellt  worden  ist,  während  wir  bei  ihm, 
ganz  unerwartet  und  flüchtig,  einige  abgerissene  Worte 
derartigen  Inhalts  S.  24  finden,  und  ilas  erste  Capitel 
die  Uebcrschrift  führt :  „De  Flataearum  origine  antiquissi- 
mistjue  incolis."  S.  1  —  H.  Nach  einigen  entschuldigen- 
den Worten,  dass  er  auch,  nach  so  grossen  Männern, 
sich  an  derartige  Untersuchung  getvagt  habe,  und  der 
Erwähnung  lies  schlüpfrigen  Botlens,  auf  dem  solche 
Untersuchungen  stattfänden  ,  wendet  er  sich  zur  Betrach- 
tung der  ältesten  Einwohner  Büotiens,  und,  nachdem  er  die 
Hektenen,  Äonen,  Temmiker,  Hyanten,  Leieger,  Phüniker, 
Thraker  und  Pelasger  als  früheste  Einwohner  Böotiens 
genannt  und  hinzugefügt  hat :  ,, Quorum  popnlorum  in  quo 
«juisque  Boeotiae  angulo  consederit,  et  longum  est  quae- 
rere  et  a  consilio  nostro  aliennm"  —  spricht  er  über  den 
wahrscheinlichen  Ursprung  des  Namens  der  Büotier.  — 
Zn  den  hier  aus  den  Alten  gegebenen  ,  bekannten  genea- 
logischen Fabeleien  waren  übrigens,  wenigstens  in  den 
Noten,  auch  die  Untersuchungen  hierüber  von  Dr.  ünger 
in  seinen  Paradoxa  Thebana  pag.  258  und  ( Corollar. 
XXIV.)  pag.  453  zu  erwähnen,  der  bekanntlich  mit 
enormer  Belesenheit  diesen  wie  ahnliche  Gegenstände  be- 
handelt hat.  Zu  bemerken  ist  übrigens  hierbei,  dass 
Hr.  Dr.  Friedrich  Einiges  übersah  ,  wenn  er  (pag.  2  sq.) 
schreibt:  ,,Diodorus  enim  Arnam,  Aeoli  liliam ,  quuni 
paternae  irae  effugiendae  causa  Metapontum  sese  contu- 
lisset,  Boeotum  el  Aeolum  gemino  partu  edidisse  narrat, 
quorum  ille  [muss  hie  heissenj  insulis  Aeoliis  nomen  in- 
iliderit,  hie  [schreibe  ille]  ab  avo  [Aeolo]  adoptatus 
Aeoliam  snb  imperium  acceperit"  —  indem  Diodoros, 
wie  schon  früher  einmal,  bemerkt:  xal  rijv  fltv  ^ujQav 
dnu  T);s  /xijTQoq  -J^iiijv,  T04'^  de  kaovc;  d(p'  eavxov 
BotvjzoL'i;  övöfxacre  [sc.  6  Boiuitoq].  Daran  schliesst 
sich  nun  die,  so  viel  wir  wissen,  auch  anderwärts  schon 
notirte  und  von  Hrn.  Dr.  Friedrich  aus  eigener  Forschung 
und  Ueberzeugung  gegebene  Erklärung  des  Ursprungs  des 
Namens  in  folgenden  Worten:  ,, Nihil  vero  quum  in  an- 
tiquissima  Graecorum  niythologia  sit  solemnius,  quam  ut 
heroes  et  heroinae  deorum  deaiumque  cognominibus  nun- 
cupentur,  Boeotum  Neptunium  keroem  a  Neptuno  Boeoto 
dignitatem  mutuatum  esse  Boeotosque  deo ,  ut  Miuervae 
Athenienses,  nomen  debere  manifestum  est.  Quodsi  quis 
ex  alia  re ,     ut  e  »olo  ubere    et   bubus    pasceudis    idoneo 


1 


393 

terram  lienominaiam  esse  statu it,  retidenda  erit  ei  ratio, 
quid  sit,  quod  noii  ante  hos  insequetites  Arnaeos  Boeotia 
git  appcllata."  Wir  sind  überzengt,  der  Verf.  werde 
hierbei  Manche  finden,  welche  ihm  vollkommen  Recht 
geben;  denn  eben  diese  Forschung  ist  eine,  wo  indivi- 
duelle Ansichten,  selbst  Zufälligkeiten  höchst  entschei- 
dend wirken  und  unwillkürlich  in  einen  bestimmten  kreis 
kommen.  Allein  wir  kfinnen  es  demnach  nicht  billigen 
nnd  bleiben  bei  der  frühem,  auch  neuerlich  noch  und 
zwar  überraschend  geistreich  rom  Prof.  Dr.  Forchhammer 
in  seinen  Hellenika  S.  280  flg.  (fgl.  mit  S.  196)  erklär- 
ten Bedeutung  des  Namens  stehen,  Alag  auch  bis  zur 
Gridenz  dargethan  werden,  dass  die  AtlienSer  ihren  Na- 
men der  Athena  schulden,  wobei  übrigens,  beiläufig  ge- 
sagt, noch  Manches  darzuthun  ist,  und  eiu  Mittelweg 
wohl  der  gerathenste  sein  wird;  —  so  folgt  noch  keines- 
wegs, dass  man  dieses  Verfahren  auch  auf  andere  Namen 
übertragen  dürfe,  besonders  wenn  Früheres  hier  hinrei- 
chend genügte.  Und  warum  in  aller  Welt  erst  darge- 
than weiden  solle:  ,,qnod  non  ante  hos  inspquentes  Ar- 
naeos Boeotia  sit  appellata"  —  küniieii  wir  nicht  einse- 
hen, finden  rielnichr,  wenn  wir  anders  diesen  iinsichern 
Notizen  aus  frühester  Zeit,  deren  Zeitfolge  einer  rigo- 
rosen Uiitersuchnng  sehr  bedenklich  erscheinen  dürfte, 
Glauben  schenken  wollen,  Grund  genug,  die  von  uns 
gebilligte  Ansicht  als  die  den  Ankömmlingen  unwillkür- 
lich sich  aufdringende  Ansicht  der  Gegend  in  einem  Na- 
men fersinnlicht  anzuerkennen.  An  diesen  Satz  war  üb- 
rigens anzufügen,  dass  die  Böotier  ilem  äolischen  Stamme 
angehörten,  und  wenn  diess  gleich  bekannt  ist,  so  durfte 
es  doch  nicht  unbeachtet  bleiben,  hätte  auch  für  Späte- 
res von  einiger  Bedeutung  werden  können.  Denn  man 
darf  mit  Recht  behaupten,  dass  in  Piatää,  Hysiä,  Eleu- 
therä  lind  Oropos ,  von  welchen  Orten  drei  bekanntlich 
Bootien  beigezählt  wurden,  die  äolische  Bevölkerung  stark 
mit  der  ionischen  gemischt  ward.  Daher  das  Hin-  und 
Herneigen  dieser  Orte,  je  nachdem  bald  diese,  bald  jene 
Partei  die  Oberhanil  erbalten  hatte:  wenn  gleich  die  Be- 
drückungen der  groben  Aristokratie  Thebens  ilas  Meiste 
dazu  beitrug.  Der  Verf.  der  fraglichen  Abhandlung  be- 
merkt nun,  dass  die  Böotier  nicht  mit  einem  Angriff, 
nicht  auf  einmal  ganz  Böotien  einnahmen  ,  sondern  nur 
schrittweise,  und  mit  der  Eroberung  der  Gegend,  wo 
Piatää  erbaut  ward,  ihrem  Vordringen  ein  Ziel  setzten. 
Ausser  andern  Völkern  hätten  aber,  wie  Ilr.  Prof  Kruse 
nicht  mit  Unrecht  behauptet,  in  den  ältesten  Zeiten  auch 
die  Leleger  in  Böotien  gesessen.  Diess  gibt  ihm  Ver- 
anlassung, ein  Mehreres  über  diese  noch  neuerlich  viel- 
fach besprochene  Völkerschaft  mitzutheilen ,  wobei  er 
vorzägli(h  dem  folgt,  was  Hr.  Dr.  Soldan  im  neuen 
Rheinisch.  Mus.  III.  S.  1  14  sqq.  darüber  gesagt  halle, 
wiewohl  die  Untersuchung  über  dieses  Volk  von  Hrn. 
Dr.  Friedrich,  wie  wir  glauben,  von  neuem  angestellt 
worden,  daher  er  auch  5».  4  —  8  diesem  Gegenstände 
widmete,  wo  sich  mehrere  trefiliche  neue  Bemerkungen, 
auch  in  den  Noten  ,  finden.  Wir  erwähnen  davon  nur, 
dass  er  S.  6  sagt:  „Videmus  jam  Lelcges  per  mnltos 
aequoris  portus,  sinus,  latebras,  recessus,  quicquid  pira- 
tarum  est ,  diffusos  in  locis  situ  maouque  finnatis  habi- 
tassB  et  crrabuados  rictniu  latrociuiis  quarsivissc"  —   da- 


394 

her  auch  in  Anmerkung  21  zu  Ende  die  Beuierknng: 
„Nescio  equidem  annon  alii  sint  ytcXf:y£Q,  nisi  kii.Kaxai 
sive  AjyiJ'T/yof^"  —  ferner  S.  7 :  ,,lninio  Lelegum  iiomen 
certi  riijusdam  populi  significatiniie  rassiim  tam  late  pa- 
tuit,  ut  collcctitios  varieque  composilos  populos  et  vago» 
errones,  quicunque  fuerunt,  Leieges  vocarent"  —  und 
endlich  S.  8:  ,,Accedit,  quod  scriptores  ,  si  qua  in  terra 
Leieges  habitavisso  dixcrunt,  eo.sdeni  pnstea  prisro  nomine 
exuio  aliud  usurpavisse  memorant;  ita  ut  nnnien  nnii  tarn 
alioram  populorum  arcessione  ,  quam  ipsa  hominnm  niu- 
tatione  intercidisse  videatur.  Quo  factum  est,  ut ,  ubi 
prisco  ritu  abolito  posterioris  aevi  hnniaiiitas,  disciplina 
civilesquc  virtutes  apparuerint,  cum  aliis  obsoleti  Hominis 
populis  in  barbarorum  niimero  habeientur,  et  quicquid 
Lieleguu)  superesset,  ad  iiiterilum  rocaretur.  Itaque  iie- 
que  certa  qiiaedam  gens  ab  aliis  diversa,  seil  homines 
cujusvis  fere  terrae  praedatores  fuerunt,  neque  magis, 
utrum  Pelasgis  an  Caribus  cognati  fucrint,  quam  unde 
sint  profecti,  quaercre  juvat.'*  Kine  ausführliche  Bespre- 
chung der  Ansicht  des  Hrn.  Dr.  Friedrich  von  Seiten 
des  Referenten  kann  ein  billiger  Leser  nicht  erwarten, 
»ohl  aber  niuss  Ref.  bemerken,  dass  die  Natur  dieser 
^'ölkerschafl  ziemlich  gediegen  anfgefasst  ist,  nnd  dass 
diese  wenigen  Details  vieles  Wahre  und  Beachtenswürdign 
enthalten.  Des  Ref.  Ansicht,  die  allerdings  so  kurz  hin- 
gestellt, sich  von  Paradoxie  kaum  frei  halten  durfte,  ist. 
dass  nur  ein  Urvolk  für  Hellas  anzunehmen  ist,  das  schon 
in  den  Sagen  und  frühesten  Historien  in  zwei  grössere 
Parfieen  getheilt  ward,  in  die  Pclasger  und  in  die  Le- 
leger; jene  sind  die  das  Innere  von  Hellas  und  die  Ebe- 
nen ,  diese  die  die  Küsten  und  Meeresuferstrichc  Bewoh- 
nenden, —  Im  Folgenden  wendet  sich  der  Verf.  zur 
Etymologie  des  Namens  von  Piatää  und  gibt  in  einer 
Anmerkung  (Nr.  L'4)  das  Wichtigste  über  die  Schreibun- 
gen: riKÜTaia,  Ilkara/d  und  UkuTUiat ,  was  er  mit 
den  Worten  schliesst:  ,,Queniadmodum  autem  y-atatii- 
ßctOf^iOg  iste ,  quem  vocant,  louum  est,  ita  flXazcia 
et  Ilkaraiai  diversae  sunt  dialerti:  altera  forma  autiqua 
et  aeolica  (vide  Boeckh  ad  C.  I.  p.  71 S-  Gültl.  doctr. 
accent.  pag.  35),  unde  tradurta  est  ad  veteres  Attico- 
rum  scriptores,  altera  ionica,  quam  recentior  Atlhis  aii- 
optavit."  Noch  bemerken  wir ,  dass  es  in  Aninerk.  2o- 
S.  8  hcissen  miiss:  Pseudodicaearchi  de»criptio  Gracciae. 
besser  Anonymi  etc.  stall:  Dicaearch.  stat.  Graec.  vs.  7J. 
da  diess  eine  jetzt  bestimmte  und  auch  bekannte  Wahr- 
heit ist.  Während  der  Verf.  bei  der  Erklärung  des  Ur- 
sprungs des  Namens  Böotiens ,  wie  wir  sahen,  anderer 
Meinung  war,  billigt  er,  wie  wir  früher  und  üben  bei 
Böotia,  die  Erklärung  Strabon's ,  Buch  IX.  pag.  40li, 
und  führt  dafür  noch  andere  Släiltebenennungen  (kopä, 
und  andere)  an.  Zuerst  habe  Platäa  Könige  gehabt,  quum 
Graecae  rcrum  publicarnm  formao,  si  a  Doriris  civitati- 
bus  priscorum  institntorum  tenacibus  discesseris,  ita  se 
excipiant,  ut  singulorum  potestas  in  plnres  cadat,  und 
citirt  Paus.  IX.  inil.  X,  5,  2.  Apoll.  III,  f),  8.  El  ist 
wohl  möglich,  aber  auch  nicht:  wer  will  hier  entschei- 
den? Wann  diese  abgeschafft  worden,  sei  unbestimmt, 
jedoch  gewiss  eher,  als  Piatää  zum  Gebiete  von  SikyoD 
gehörte.  Es  hatte  bekanntlich  O.  Müller  (Orchom.  S.  236) 
darzuthun   gesucht,     dass    die    Sikyonicr    das    Gebiet  von 


395 


.i96 


Plataä  einst  besessen;  Hr.  Dr.  Friedrich  nennt  iliess  in- 
geniöse, hat  aber  S.  tl  (jeiviss  itas  Kiilititco  {{rfunilen, 
wenn  er  sagt:  „ncc  qiiirqii.iin  inile  inajns  ileliiilri  posse 
existimo  ,  «jiiain  ntrununio  Incuin  ab  cjusdem  {jeiitis  ali- 
quanilu  fiicolis  orrupatuin  fiiisse.  —  Neqiie  unqtiaui  Pla- 
taeas  aii(ii|iii(iis  a  Biieotia  ilislractas  fuisse  crediilerini, 
pracsertim  ijuniii  Citharron  uioiis  liiiies  satis  (^ertus  et  i|)sa 
natura  ii>terj)Osi(»s  esset,  all  ijuein  tisque  terra  Xievonia 
iiatere  putuisset."  Unmittelbar  darauf  K"*'''  <'•'■'  V'erf.  auf 
die  inutlimaassliche  Gründung  über,  und  vtenii  er  bemerkt, 
dass  Plataa  sclion  früher  gegründet  »ard,  ehe  noch 
die  aruäischen  Booter  nach  lioeotien  kamen,  wofür  er 
Etvniol.  M.  p.  307,  4.  s.  r.  Borxeoai  anführt  (rgl.  Fulir 
ad  Dicaearch.  pag.  272),  so  ist  das  recht  gut  denkbar, 
besonders  wenn  »ir  annehmen,  dass  die  Leieger  hier 
ein  Castell  hatten;  die  Notiz  bei  Thucvd.  III,  61.  würde 
also  nur  eine  rhetorische  Diction  des  Thcbäers  sein,  wie 
auch   der   Ilr.   ^'erf.   glaubt. 

31it   S.  12   beginnt   im   2.   Capitel:   Plataeensium  histo- 
riae   brevis   expositio ,    bis   S.   22,    wo,  so    weit   wir   wahr- 
nahmen,  Alles,   was   hierauf  Bezug  hat,   gewissenhaft  ge- 
sammelt,    gut    gesichtet    und    klar    vorgetragen   ist.      Wir 
haben   dazu    nur   höchst    Weniges   zu   bemerken.      Bei   der 
Schilderung   des    öHontlichen  Characters   der  Biioter    hatten 
wir  gern  auf  das   rerwiesen  gesehen,   was  Bernhardv  schon 
langer   hierüber  sehr   richtig    in    seiner   griech.   Literatur- 
geschichte S.  '18  gesagt  hat.      Ebenso    war   in   der  Note  44, 
S.    I7   auch    die   Stelle   des  Komikers   Poseidippos   bei   den 
Fragmenten    der    Epitome    des    üikäarchischen    ßioi  T^jq 
'Ekkuöog   nebst  den   Noten   Fuhr's   (s.   dessen   Dicaearch. 
pag.    142   nnd   2(i(i)    zu   beachten.       Auf  S.   20,   Z,   4   Üg. 
war   noch   hinzuzufügen,    dass   die   Platäer  auch   nach   der 
Wiederherstellung   ihrer  Stadt  in  Folge  des  Antalkidischen 
Friedens     nicht     zum     Böotischen     Bunde     zurückkehrten, 
wie  schon   Schömann    in    seinen    Antiquitates  Juris   Publici 
Graecorum   pag.   404.    not.  8-   bemerkte.      Wenn   aber   fer- 
ner  der  Verf.   S.  21    sagt:   „In   iluplicis   vero   exitii   memo- 
riam    Pausania    teste    Daedala    majora     celebrari     solebant, 
coli.    Paus.    IX,  ,3."   so   sehen    wir   durchaus   nicht   ab,    nie 
diess  aus   Pansanias   »teder   vom  Verf.,   noch   irgend   einem 
Andern    irgendwie    sich    wirklich    erweisen    liesse;     auch 
widerstreitet  die  Erwähnung  der  Thebaer  als  Theilnehmer. 
Der    dritte     und     let/ie     Abschnitt    dieser    Abliandlung 
spriclit  S.  23 — 33   de  Plataecnsibus  civitate  Attica   donatis, 
und   behandelt    also     einen    im     zweiten    Capitel,     im    Ge- 
schichtlichen,  schon    kurz   berührten  Gegenstand    ausführ- 
licher,     üb    er    aber     so    seinen    Platz    finden   durfte,      ob 
er    nicht   vielmehr    als    ein    Theil   der    öfi'entlichen    Rechts- 
verhältnisse  überhaupt    anzunehmen    «ar,     steht   gar  sehr 
in  Frage.      Doch   es   ist  nicht  geschehen  ,   und   wir   müssen 
wenigstens   gestehen,     dass    dieses    Specialdatuin   sehr   gut 
besprochen     und    allseitig    beleuchtet    worden     ist.        Doch 
sei   es   uns  verstattet,     auch    hierbei    noch    einige   Bemer- 
kungen   zu    machen.       AVenn    es    S.   25    heisst,     dass    die 
Plataer   mit    den    Athenäern   soHohl   f:TilfAli;Ml>,  als   Ovfi- 
jiaxicX'V  geschlossen  ,   und    in  Betreff  letzterer   in  der  Note 
(33)    g*»agt    wird:     „Idem    conjec.tura    assecutus    videtur 
Marxius  ad  Dicaearch.   ubi   pro   tioi  öh  'A9l]vaioL  BoLio- 
x(n  scribi  mavult:  eioi  öh  Ai^rjvaioi^  ßoi]9oi,  probatns 
ideo  Buttmanno    ad    Dicaearch.  fragin.  p.  24  modo  ßoi]- 


Sovi^  uon  tantum  belli  cujusdam  gcrendi  pugnaeve  com- 
niiltendae  socios,  verum  etiani  eosdem,  quos  avfjfidxoo^ 
vocaut,  sigiiiKcare  docnisset.  Alioqui  aegre  posset  erui 
sententia,  quam  in  verbis  iuesse  ait,  „sie  halten  es  mit 
den  Athcuaerii."  Sed  inulto  argutius  est,  qiiod  Plataaen- 
ses  et  Eleutherenses  inira  repugnantia,  quos  Boeotos  re- 
censuit,  eosdem  Atlienienges  vocavit.  Iniiuit  enim  Atlie- 
nicnses  boeotici  nominis",  so  sieht  man  wohl  deutlich, 
dass  das  Gesagte  dem  Hrn.  Verf.  schon  selbst  nicht  ge- 
nügte, müssen  aber,  ohne  ihn  kränken  zu  wollen,  hin- 
zufügen, dass  er  den  Sinn  der  Epitome  des  Dikäarcho.5 
ganz  verfehlt  habe.  An  Alles  das  ,  was  er  vorgebracht, 
ist  nicht  im  Geringsten  zu  denken.  Vgl.  noch  Fuhr  zu 
Dicaearch.  p.  274.  Vollkommen  billigen  wir  den  Satz 
(S.  2ü) :  ,,Neque  igitur  ut  civifatem  Atticam  adipiscere- 
tur,  eos  defecisse ,  sed  post  deditionem  factam  eo  studio 
flagrassc  putemus  necesse  est  ',  und  ebenso  verdient,  um 
diess  hier  nachzuholen,  die  S.  10.  Not.  25.  gemachte 
Eniendation  des  Steph.  Byz.  s.  v.  Kutnai,  wo  er  \4Tia- 
ro.kiujg  in  HkaTaiSUJC,  verändert,  rühmliche  Anerken- 
nung. —  Der  Hauptgedanke  aber  dieses  ganzen  Abschnitts 
ist,  dass  die  Plataer  anfan$rs  ,  als  sie  eben  zuerst  zu  den 
Athenäerii  ihre  Zuflucht  nahmen,  eine  Lage  erhielten, 
ilie  man  der  Clientel  vergleichen  könne  (siehe  S.  2  >  und 
2K)  ;  aequi  vero  justique  foederis  socii  staiim  post  victoriam 
de  'fhebanis  reportatam  facti  sunt.  Nee  dubito,  quin  eo 
ipso  tempore  eximia  Atheuiensium  muiiificcntia  commer- 
cium {^£yy.x)j0iv),  tributi  inquilinis  imperati  immunitatein 
(dzsKEiav  fieioixlov),  connubium  {antya^iav),  ut  uno 
verbo  cuinplectar,  privata  civium  Atheniensium  Jura  ac- 
ceperint. 

Die  Latinitat  ist  correct  und  leicht,  und  auch  sie  also 
empfiehlt  diese  Arbeit,  die  wir  bald  in  einem  neuen  Ge- 
wände mit  ausführlicherer  Darlegung  wieder  willkommen 
heissen  mögen.  Angehängt  ist  noch  eine  vita  des  Ver- 
fassers und  folgende  scntentiae  controversae :  1)  Coneilii 
Amphictvonici  potentia  in  rebus  Graecorum  publicis  ad- 
ministraiidis  niiila,  nisi  quae  cum  sacris  conjuncta  fuit. 
2)  In  Thucydidis  III,  (ili.  V7iu9caiv,  quod  vulgo  legitur, 
nou  videtur  loco  movendum.  3)  Hesiod.  f^oy-  ücu  rjfji. 
vs.  312*  corruptns  necilum  virorum  doct.  conjectnris  satis 
eniendatus.  4)  Perperam  judicant,  qui  antiquitatem  plu- 
ris,  quam  nostram  aetatem  aestimant.  5)  In  Sophoclis 
Oed.  Tyr.  rs.  419.  «ide  an  scribendum  sit:  Xakoiv  ds 
7lKr,9oi;  oi<x  eTtaiai^äpsig  v.ay.tov.  6)  In  Horat.  carm. 
IV,  y,  yt).  frustra  teiitatur  leclio  vulgaris.  7)  Cares  nun- 
quam    Gracciae,   quae  proprie  sie   dicitur,   fnernnt  incolae. 

Dresden.  B.  Fahricius. 


42-  Natalem  quadragesimum  Seren,  ac  Potent.  Dom. 
Friderici  Guilielnii,  Princ.  Elect.  etr.  laetanti  pa- 
triae sacrum  ab  academia  Warburgensi  die  XX. 
Augusti  oratione  in  audit.  mai.  habenda  celebran- 
duni  indicit  Cur.  Frid.  Hermanri ,  ph.  D.  AA.  fll. 
etc.  Inest  ili..putatio  de  Hippodamo  MiLüio  ad 
Aristotelis  Polit.  II.  5-  MarLurgi,  typis  Elwerti 
academicis.      1841.     8.      P.   59- 

Es   ist  erfreulich  und   geeignet,   dem  Realstndinm   der 
altclassischen    Philologie    seinen    Bau    von    unten    auf   za 


397 


398 


erleichtern,  wenu  einzelne  gesrhichtliclie  Charaktere  aus 
ihrer  Zeit  heraus  zu  einer  besttniinten  Darstellung  kom- 
men: je  mehr  jejjlicher  in  seiner  Zeit  hervorragender 
Sterblirher  ein  Kin<l  seiner  Zeit  ist,  seine  Bildung  in 
«Icr  Bildung  seiner  Zeit  mit  begriffen  ist,  um  so  mehr 
trägt  die  Einzelndarstellung  seine»  Charakters  und  VVe- 
seus,  seines  Lebens  und  Wirkens  dazu  bei,  das  Bild  der 
gesanimten  Zeit,  in  der  er  lebte,  uns  anschaulicher  und 
belebter  zu  machen.  In  untergeordneter  Weise  und  mehr 
in  besonilerer  Beziehung  kommt  auch  der  iVIilesier  Hip- 
podanios  in  Betracht  —  nach  Aristotel.  Polit.  II ,  ö-  *). 
Hr.  Hermann  bildet  uns  auch  hier,  wie  wir  schon  ge- 
wohnt sind,  in  objectiv- plastischer  Form  dessen  Charak- 
ter ab,  mit  Oriindlichkcit  und  mit  Umsicht  fasst  er  die 
Resultate  seiner  Untersuchung,  steht  immer  auf  dem  fe- 
sten Boilen  vielfältiger  Citate  und  Belege,  die  den  Le- 
senden   mit    ihm   sein   Ziel    verfolgen    lassen. 

Aristoteles  nennt  den  ilippoilanios  einen  IMilesier  und 
Solin  des  Iviryphon  ,  Ilfsychius  des  Euiybnnn,  PJintius 
des  Lnr^koon  und  einen  IVIilesier  oder  Thurier  (als  Cu- 
liinist).  In  Betreff  des  ^ianiens  des  Vaters  folgen  die 
AJeisten  der  Auclorität  des  Aristoteles;  mehr  als  die  Les- 
art des  Hesvch.  hat  die  des  Pliotius  für  sich.  Bei  Ari- 
stophanes  wird  einmal  (Eq.  3-7.)  die  vorletzte  Sjibe  in 
Hippodanios  lang  gebraucht,  als  wenn  es  eine  dorische 
Form  sei  für  'JimoÖiiiiOQ  —  per  ravillatiunem  ,  meint 
Hermann,  ut  Laconismnm  hominis  notaret.  Ausserdem 
erivähnt  der  Scholiast  iles  Aristophanes  noch  einen  Hip- 
poilamos,  den  Vater  des  Archeptolenios ,  welchen  mehrere 
für  eine  und  dieselbe  Person  mit  unserm  Alilesier  halten. 
S.   Hermann   S.   4—18. 

Was  die  üenkungsweise,  den  Charakter  unil  die  Le- 
bensart des  Hippod.  anlangt,  so  zahlt  ihn  Herrn,  unter 
die  Sophisten,  ,,(lui  <]uniu  eadem  aetate  quamvis  diversis 
ab  initiis  progressi  tanien  muto  (|Uodam  conscnsu  ipso- 
rumcpio  lemporum  quasi  loce  aliqna  comniniii  instincti  id 
agerent,  ut  in  suo  qnisque  gencro,  quae  antea  naturam 
aut  cpnsuetudinem  ducem  secuta  essent ,  ad  certas  legcs 
rationesque  revocarent:  illius  inventuni,  quo  oppidorum 
exstructio  casui  fortuitoque  honiiuum  arbitiio  exemta  est, 
iure  meritnqne  ad  eandem  indolem  referri  poterit ;  neque 
hac  sola  in  re,  sed  etiam  in  ceteris ,  qnaecunque  de  eo 
inemoriae  prodita  sunt,  tanta  cum  hoc  hominum  genere 
siniililudo  apparet,  ut  illud  qnoque  vix  meliorem  expli- 
cationem  habere  videatur."  Namentlich  bezieht  H.  hier- 
auf die  Worte  des  Aristoteles  a.  a.  O.:  Koyco^  dt  V.ul 
ncoe  Tijv  utJjV  (fvaiv  sivui  ßovhofiEvoi;.  Wenn  er 
aber  auch  auf  die  Schlussworte  Bivai  fjOi'Xdfxevog  be- 
liouderes  Gewicht  legt,  insofern  die  Sophisten  tanquam 
ceratis  ope  Dacdalea  pennis  nitentes  immer  mehr  guten 
Willen   hatten  ,    als  auch   die    gehörigen  Fähigkeiten ,    so 

*)  Die  Stelle  lautet:  'InnoSd/ioi;  öi  EvQV<püvToq  il/tAijoio;,  «; 
xul  iriv  xmv  ^6>.fo)v  SmIqkiiv  luoe  xul  zöv  Jlnauiä  xazirtve, 
yfröitfvoi;  y.ul  itfot  tov  ullov  (llov  iiiQixiÖTtQo^  öia  ffO.oii- 
fjLiav  f    ouTox;    worc  änv.uv  ivfoii;    ttjv  nfQtfQyözfunr  TOiyCtv  iE 

aXiiiPtii;  di  ovx  h  tw  x^ifimri  fiofof  ul.Xü  xul  jifji  loü? 
^ifjtt'ouq  /(jöi'ov'; ,  Xuytoi;  dh  xul  niQl  tjji'  oAjji'  (pvniv  iivab 
ßnvloiifvoq  ,  nQonof  rü)v  /n]  noXtTivofiii'iuv  ivtxili>rioi  ti,  ntql 
noAiTiCaj  ilndv  xrii  üglarrii. 


scheint  er  za  weit  zu  gehen.  Arisiot.  bezeichnet  hier 
nur  seine  Meinung,  nach  der  Hippod.  wnhl  das  Streben 
hatte,  ohne  in  der  Wirklichkeit  dahin  zu  kommen;  der 
Gedanke,  ihn  hierdurch  als  Sophisten  bezeichnen  zu 
wollen,  liegt  zu  fern.  üass  Hippod.  ein  Sophist  war, 
dafür  spricht  ferner  die  Benennung  tteitwooköyog,  snbli- 
mium  scrutator,  nie  man  damals  <lie  Philosophen  ver- 
ächtlich bezeichnete.  Was  Aristoteles  vom  Hipp.  sagt. 
doxeiv  iviucg  i^rjv  neQitQyoTeQov  tq/xo^v  re  nktj&ei 
xai  HOOfXU}  TiokvTeXei,  vergleicht  H.  mit  dem  Aristo- 
phanischen Ausdruck  0^{)ayidovvxuQyoy<.oniJTa.i ,  capillo 
promisso  et  annnlornm  splendorc  iactabnndi  ^  die  So- 
phisten. Auch  dadurch,  dass  Hippod.  war  ioifrrog 
tvrekovi  fuv,  äkeenr,!;  •)  de  oi'y.  iv  toj  ^etijojie  fxöuuf 
dkka  Y.al  TXio\  TOi'Q  dsijivoii;  -/oöioiQ  (Aristot.),  wird 
der  Sophist  charakterisirt ,  Mhnlirh  wie  Plato  (Protag. 
p.  31Ö  D.)  den  Prodikog  nennt  iyXEy.akvfiuBvOv  iv  XOJ- 
dluii;  r/cTi  y.oi  orpuj/to.m ,  ydt  /tctka  nukkoic;,  ui<; 
ideiu  SCfaivETO.  Der  Vorwurf  der  Gefrässigkeit ,  der 
dem  Hippod.  gemacht  wird,  beruht  auf  schwächeren  Be- 
weisen, g.  Herrn,  p.  23  f.  Dass  Hippoil.  aber  nicht  al- 
lein als  ein  Milesier  und  Thurier,  sondern  auch  als  Sa- 
niier  bezeichnet  wird  ,  bestätigt  ihm  mit  die  Annahme, 
wornach  jener  unter  die  Sophisten  zu  rechnen  sei:  ,, do- 
micilii certe  inconstantia  et  ipsa  inter  eas  res  habenda 
est,  qnibus  illius  aetatis  sophistae  a  prisro  Graeriae  more 
et  virtute  civili  a  maioribus  tradita  maxime  desciverunt." 
Am  meisten  spricht  auch  für  diese  Annahme  des  Hipp. 
Theilnahme  an  der  Colonie  nach  Thurioi,  woran  die  mei- 
sten der  damaligen  Sojihisten  Theil  nahmen.  Ferner 
wendet  H.  die  Angabe  des  Aristoteles:  U^ojtO^  tujv  ur, 
iToktTSvoflii/utv  £i£X£igijos  ti  iiepl  izoknaiaq  ehzEiv 
tr,q  dQiiJTTji ,  zu  Gunsten  seiner  Behauptung  an,  denn 
diese  Angabe  mira  videri  possit  in  architecto  ,  in  sophista 
Don  est.  ,,Immo  vero  omnino  sopbistas  a  rerum  publira- 
rum  adniinistratoribus  taiiqnam  riv.-iles  existimatos  esse 
legimns;  qiiod  si  nihil  aliud  signiHcat,  nisi  illns  eadem, 
quae  dudum  consuetudine  rerepta  fuerant  usuque  et  ex- 
pericntia  a  uiaiorilius  tradi  solcbant,  in  disciplinae  for- 
mam  redegisse  cansisque  suis  et  rationibus  sive  veris  sive 
fictis  descripsisse,  hanc  ipsam  vim  habuit,  nt  quae  antea 
iis  tantnm  relinquenda  visa  essent ,  qui  usu  et  auctoritate 
ceteris  civibus  antecellerent  ipsiusque  popnli  iussu  et 
hducia  res  eins  adniinistrareut ,  iam  a  quolibei  privato 
solius  rationis  librorumvc  ope  eodem  modo  vel  adeo 
melius  existimari  posse  viderentur."  Nur  ,,non  ut  illi 
ad  plebeculne  mores  ar  cnpiditatcs  disciplinam  suam  rom- 
pnsuit  (Hippod.),  nrc  tnrbulentorum  hominum  libidinrs 
rationibus  ad  persiiadrndum  fartis  confirmavit,  sed  ari- 
stocratiae  potius  »peciem  aequabiliter  dispositani  effinxit.'' 
Doch  trifft  den   Staat,    wie   ihn   Hippod.   construirte,   der- 

*)  Die  Erklärung  des  Genitives  iaSJuoq,  die  Hermann  p.  21 
gibt,  war  ilocli  wolil  die  walirschcinliclisle  Hrn.  M. 
schwebt  wahrsclieinlicli  der  Kitein.  Ablativns  qnalit.  vor; 
im  Grifcliiscbf n  moclite  für  einen  solchen  Genit.  k.ium 
ilvui,  entbehrt  werJen  können ,  und  derselbe  überhaupt 
nielir  bei  abstracten  gewühnlich  sein.  Uelirigcns  niöglicu, 
dass  ein  y^ilintro^  bei  nAjj^t*  {/QÖvovti)  euer  ein  itfiyn^ö- 
ftiieq  (dann    wi\re    ia&>jiui  n.  s.   w.    zu   bessern)    aiisijelal- 


Icn  ist. 


iU.  F. 


399 


400 


»olbe  Tailol ,  »»in  die  übrige  Duciriii  der  Sophisinii :  „Kam 
iiiaxiina  siipliistarum  culpa  ritiuiiiqiie  ipsis  illis  proprium 
111)11  in  iis  t'criiitiir,  quae  siiij^iili  coniiii  iuipic  aiit  srdi- 
tiote  coii(iai|iit'  bonos  mores  Ipguniqtic  ciiiliiiiii  auciorita- 
teni  (leclamarunt ;  ...  in  quo  pariter  onines  et  (juasi 
peculiari  sui  gencris  errore  peccarunt,  hoc  erat,  (juod 
paucis  quiliusdam  formulis  iisijuo  intcrdum  adeo  de  trivio 
aneptii  graiissimas  res  absulri  posse  arbitrabantur ,  nsii- 
<{uc  protinus  prae  rationc  spretu  quidquid  aut  priniiim 
rogitantilius  oH'erretur  aut  externam  proportioni»  ac  coii- 
oinnitatis  specieiii  praeberet ,  statim  pro  regiila  ac  nurma 
habebaiit,  qua  de  univcrsis  et  siiigulis  rel  contra  sensum 
«omuiuneni  omniutnque  temporuni  experlentiam  iudicareiit." 
Dieselbe  Schuld  liat  auch  Hippod.  Denn  nacli  derselben 
Aoroi,  nach  der  er  Gebäude  und  ganze  Strassen  erbaute, 
nach  derselben  »rollte  er  auch  ein  Sfaatsgebäude  eonstruirt 
wissen,  eine  Kiiifheilang  der  Bürger  in  Classen  versuchen, 
ohne  Beriicksiclitigung  iler  Natur  und  des  »-erschicdenen  . 
Wesens,  der  Sache  wollte  er  Alles  der  Zahl  drei  unter- 
ordnen und  hierin  dessen  Einheit  bestimmen.  So  theilte 
er  die  Bürger  in  il^viiat,  yClüQyoi  nni  OL  ilQOnoKe- 
fAUviiif^  'AO.i  XU  uTCKa  iy^urTUi;  das  Land  in  itQa, 
öijiiOOia  und  iöiu;  gerichtliche  Strafen  sollten  tiarnach 
verhängt  werden,  ob  eine  vfi^K;,  ßkaßij  oder  9avazo<; 
»orlftge  u.  s.  »».  (Herrn,  p.  27  f.)  Hierdurch  u.  a.  meint 
Herrn.  Hippodamnni,  manifestum  se  sophistam  exhibuisse, 
qui  passiui  omnia  in  suos  usus  convcrteret,  resque  si6i 
non  se  rebus  subiungere  studeus ,  dum  ea  quae  in  prae- 
sentia  reprehendenda  viderentur  corrigeret,  noras  adeoqne 
grariores  oil'ensas,  quae  suis  ipsius  commentis  cuntineren- 
tur,   parum  curaret.      S.   Herrn.   S.    18  —  32. 

£s  ünden  sich  beim  Stobäus  Florileg.  (XLIII,  92 
—  94  und  XCVHI,  7J.)  2  Fragmente,  die  in  dorischer 
Mundart  geschrieben  sind,  vor,  mit  der  Ueberschrift : 
'JnTzoödftuv  n.v9ayuij£iuv  £a  tov  iietii  Troknelui , 
und  ein  drittes  (CIH ,  260  Imiodäf^iov  Oovnlov  ex 
TOV  TtSQi  iCdatuovia'..  Der  Inhalt  dieser  Fragmente 
ist  aber  ganz  verschieden  von  dem,  »vclcher  aus  dem 
Aristoteles  bekannt  ist;  mehrere  gingen  so  »veit,  zu  be- 
haupten, dass  Aristoteles  die  Lehren  des  Hippoil.  ver- 
fälscht überliefert  oder  aus  einer  trüben  Quelle  geschöpft 
habe.  Hermann  meint,  dass  man  diese  Schuld  mit  noch 
mehr  Recht  auf  den  Stobäus  wälzen  könne;  auf  den 
Aristoteles  zu  wälzen  praeter  summam  philosophi  aucto- 
ritateu)  aetatemque  Hippodamo  longe  propiorem,  et  ipsum 
fraginentorum  argiiinentum ,  quae  apud  Stobaeum  sunt, 
et  Huiversa  reliquiarum  illarum,  quae  Pythagoreorum  no- 
miiiibus  venditaatur,  indoles  prohibet  (quaruni  fidem  plus 
quam  ambiguam  [mehr  als  z»veifelliaft ,  sagen  jpj>]  satis 
multi  auctores  iam  ita  elcvarunt,  ut  ne  mioimum  quidcm 
auiplius   illis  tribuatur).      S.   33  —  44. 

Das  unterscheidende  Merkmal  der  Sophisten ,  dass  sie 
in  der  Richtung  auf  die  subjective  Seite  des  Denkens 
befangen  waren,  ,,»velche  die  AVissenschaft  bloss  als  Kunst- 
werk, nicht  in  Beziehung  auf  die  Erkenntniss  des  Gegen- 
ständlichen betrachtete",  charakterisirt  auch  den  Hippod. 
und  das  artificium,  i{yio  y,r\m»s.  oppidorum  aedificationem, 
quae  ad  illud  usque  tenipus  solam  naturam  aut  necessi- 
tudinem  duceui  secuta  nihil  praeter  locorum' opportunita- 
tem  situique  commoda  respexerat,    ad    certam    mensaram 


revocavit  singulisque  vicis  et  plateis  ad  geometriae  lege» 
forniasque  humaiiae  meiiti  cun»enientes  descriptis  eins 
disposilionis  auctor  exstitit,  quao  dciude  (j  r  iio  i  o  fxia  ^ 
nomine  summam  puh'hritudinis  in  urbe  aliqua  conspicuae 
argumentum  haberi  coepta  est.  Diess  bestätigt  Aristote- 
les mit  den  Worten:  (I/t7i(iduftoi)  „og  y.ai  tijv  zajv 
nuLüojv  dialüco/v  ip(je  y.ai  luv  fltiQ/ud  yarertve", 
qui  oppidorum  distributionem  invenit  et  Piraeeum  viis 
distinxit.  Im  Allgemeinen  passt  auf  die  ganze  Bau»» eise 
des  Hippod.,  was  Aristides  (T.  I.  p.  374  Dind.)  über 
Smjrua  sagt:  (TtTUTai  yup  vnto  zrjg  itakc/.TTijq,  uv- 
do<;  ujgaq  dqulaa  öajvcy.tg,  djaTieg  oü  y.avd  jur/.QUi/ 
Ttokiodsioa ,  äKk'  eloanat;  ävaa^oiioa  riy?  7'/s)  •  •  • 
ovo'  av  U)cui]i;  slvai  nöksic  TTokkdg  y.ard  lUXQÖf 
öieOTTagucvai;,  dkkd  /nav  fuv  nokkiijv  d.vii(j^o:iui>, 
fxiav  8'  ovv  öfxo]((jui>v  xcu  ai'j^Kfujpuv  iavtrj,  y.ai^u- 
TTsp  dv9(jojnov  ouZ/ia  av^ßaivovva  zui  okaj  zd  /if'pV 
TiUQE'/^Oj.iiirjV.  Beispiele  sind  der  Markt  im  Peiraieu* 
{äyoija  'l7ziio8af.lCia  genannt),  von  dem  alle  Strassen 
ausliefen  und  in  den  sie  wieder  einliefen  ;  Thurii ,  das 
aus  vier  Strassen  in  die  Länge  und  drei  Strasseu  in  die 
Breite  bestand;  Rhodos,  ähnlich  erbaut  wie  Smyrna. 
Leipzig.  B.   Matthiii- 


43.  Jacobus  Geeiius  Adoi|iiio  Einperio  S.  P.  f). 

Nuperrime  mihi  allata  est,  Emperi  suavissime,  Epistola 
tua  in  his  Annalibus  ante  hos  duos  mcnses  edita,  in  qua 
tum  alia  amantissime  scripsisti,  tum  Dionis  Chrjsostomi 
denno  exploravisti  locum,  de  quo  dissentiebamus,  priusque 
a  te  fartam  coniec.turam  alia  pepulisti ,  i]ku}  zuv  i)kov , 
ut  eleganter  iocaris:  in  quo  clavo  tundendo  vereor  ne  lo- 
cum conscideris :  (jiiynuza  avz'i  Oj^tjudtujv. 

Postquam  elaboratam  illam  ac  docte  liumaniterqne 
scriptaui  edidisti  Ccnsuram  Dioneorum  nieorum  ,  prodiit 
üngeri,  doctissimi  viri,  Programina  de  aliquot  Dionis  locis, 
quorum  tu  seiiteiitiam  aperire  studueras  in  Censura.  Quid 
tibi,  lecto  libello,  acciderit  e  gravissimo  tunc  morbo 
convaicscenti ,  ut  audio,  igiioro,  Emperi;  ego  vero  primo 
addubitavi,  succcnsuissemne  aliquando  sine  causa  iis,  qui 
hoc  nostrum  vocabulorum  et  svllabaruin  aiicupium  rideot, 
an  minus  rei  esset  quam  hominum  vitium,  si  contendatur 
nonnumquain  a  philologis  de  una  literula,  quasi  Salus  rei 
publicac  agatur.  Mox  co  redii,  in  omni  doctrina  vel  arte 
ne  ininuta  quidcm  negligenda  esse ,  in  quorum  disputa- 
tione  si  modestiae  et  dccori  fines  supercntur,  si  iactatio 
accedat  et  alienoruni  siiperciliosus  contemtus,  acerba  de- 
iiique  reprehensio  errornm,  band  ipsa  immunis  ab  errori- 
bus,  —  tum   demuiii   pusillam  ac  ridiculam  videri  solertiam. 

Pfon  novi  Ungerum:  qui  si  iuvenis  est,  habet  adoles- 
centia  in  tanta  paratae  <loctrinae  luxuria  facilem  cxcusa- 
tioncm  insoleiitiac.  Quamobrem,  si  quid  durius  ilictum 
in  hac  Epistola  mihi  exciderif,  tu,  qua  es  Icnitate  animi, 
non  mea  aut  tua  causa,  scd  dignitatis  veterum  literarum 
dictum   existimabis. 

In  Dionis  verbis,  p.  201.  6-  7r«pl  drj  i^suiv  Tiji  T£ 
y.adökov  (fücreuii;  xai  (.täkiora  tov  -navTatv  r}yiu6voi, 
KQujzov  ^lev  xai  iv  TtguiroK;  56i;a  xai  tTilvoia  xoivr, 
zov    ^vfATtavTOs    dvd-gcoTtivov    yivouq,    ö/.ioivjq   (X£v 


•401 


402 


'Ekh'jVLor,  öfioiwi  öl'  ßaoßdowr ,  dvuy/.ma  y.aitii- 
(fvvoi,  h'  iravii  toj  hoyix'j)  "/lyvoiil-Di;  vM.ra  Cfiotv, 
uvcv  dvi^rov  diöao/.ukov  xai  /tvarayujyov ,  jfwp's 
nrraTtj;  y.ai  ;|fapä;,  öid  tc  tijv  i;i>yyei>£iai>  tijv  tioo^ 
aiTOl'g  X.  r.  X-  conieceraai  pro  ^aod^  Icgondum  esso 
yoQtiac,  non  sine  aiixilio  coilicis  C,  in  quo  lejiiur  ^U)oEi: 
aililiilcrnin  de  dpovcoiioj  coruiii,  ((«i  iiiifialiaiittir,  eoqiio 
rctuleraiu  hacc  Dioiiis,  p.  202  «1.  ^X'^^'^^  "''"^  o/toluv 
u'jonEQ  si'rii  ui'dpa  "Ekh]va  i)  ßä^liaoov  ^weinduL 
■jruQaduti  ei'i  i^tvarr/.uv  tlvu  iiv^uv ,  vnEocpvr,  y.ukXei 
v.al  /^tsye^Et,  rroXka  /^dv  äouivra  /^ivarixu  deüiiaTa, 
^oXkoji)  öf  dv.ovovra  toiol<tv)v  Cfajrujv,  axöiuvQ  TS 
y.ai  (fUjTOi  kvat.ka^  avroi  (fatvo/.iivujv,  äkXvjv  iE 
fxvQLUiv  yiyvonivu)i\  tri  de,  ti  y.attd^tQ  eiv'j9o.oiv  iv 
T<f)  yakouiiEvu)  dgoi'icTj^tfji  y.aßiaavTEg  toi%  jwoi'finovi 
Ol  TskouvTEi  yvy.kv)  iiior/ogEvEiv.  In  illo  x^-f^c^i  *" 
qudijue  pridem  oflenderas,  dcinde  in  Censnra  priiis  factam 
coniectiiraui  abicceras.  Nniir  aiifcui  correxisd  a.vf.l'  uTia- 
Tt\:  y.ai  \/yoai,  quam  opiiiionem ,  qniini  aruti  doctaqiio 
iiitcrprejafidiie  niuiiiipris,  niliJlo  niagis  mihi  probaristi. 
Primiiiii  mim,  rnr  Dio  non  Elensin  posuit,  sed  lucuni 
in  quo  TU  /-iiy.oa  f^iicyrijoia  tzEkeiTO^  (um,  satisne  rcrto 
(lifilungnntnr  djiaTlX  y.cü  Ayoac,,  qniim  Ay^a^  appel- 
latio  rnniprplipridat  qiiirquid  prar^ti^larum  fnit  in  qtiibus- 
»is  initiis?  denique  annon  concedes  milii ,  fuca<am  esso 
dictioncm,  qua  loci  nomcn  pnnatur  pro  iis,  qiiae  in  ea 
fiant,  et  longe  alicnam  ab  iilius  oratonis  sinipliiitate  ? 
—  Displirnit  an(eni  libi,  itemquo  ünjjero,  nii'uni  yuoEictc, 
,,qnod  in  priore  loro  [porum  qnae  ailscripsi]  niillis  aai- 
bagibus  quasi  res  omiiibus  nota  commenioraredir  isfa 
saltatio,  in  posteriore  tamquam  all  rem  non  omnibus  no- 
tam  addita  explanatione  aditus  paratnr."  —  Quid  respon- 
debifis ,  si  dixoro  Dioneui  ncntro  loco  de  nova  aut  inau- 
dita  auditoribusque  inrogtiita  ro  loqui,  in  priore  autcm 
leviter  attingere,  in  posteriore  plenius  eandein  jter  coni- 
parationem  elaborare:  in  priore  duaTtj^  niiilto  ctiam 
obscurius  dici  quam  ^ooEi'a^:  iinircrse  haer.  ita  de  in- 
(lustria  ab  Dione  ailministrata  esse,  ut  acciirate  inter  so 
respondcant,  coniprehendatquo  äizuTrX ,  quae  deinde  ola- 
borarit  lerbis  TVokkd  f^iEi^  öpcijVTa  —  jii<nlo)v  ysvo- 
flEvaiv,  XOfiEiag  auteni,  qiiac  sunt  a!>  altera  parte,  ETI 
ÖL  ya^duEQ  —  yoQEVElv'^  Tu,  Emperi  prudcntissime, 
Laec  iterum  perpcndes:  nam  in  Ungeri  iudicio  iam  rausA 
ccciili  ,  qui  in  Progr.  p.  XVIII  sq.  ^OOEUtg  abiecit,  ut 
■olemus  quae  nauseani  farinnt,  qnippe  ,,opinionem  vanam 
fictanique":  quod  latinitatis,  credo ,  vitio  rusticius  dixit 
quam  loluit.  Obseriaverat  autem  dudum  Ungerus,  saepe 
iungi  ÜTtaTij  et  yoi^TEia:  idem  nie  non  latuisse,  affir- 
inanti  spero  creditnriim  ;  uter  vero  nostrum  auiiacior  fuc- 
rit,  cgo  qui  reticuerim,  an  üngerus  qui  yaiidx  mutarerit 
in  yoijTEiav  vel  r/.yvf)TEi'av ,  hoc  y.ai  TV<fku)  öijkov. 
Vix  oculis  certo  lidem  habui,  Emperi,  quum  viderem  a 
»iro  palaeograpliiae  studiosissimo,  quiquc  alios  a  literarnm 
ductu  veX  transiersum  unguem  disiedere  vetat,  X.dF  IC, 
vel  XAT  IC,  conferri  cum  lOHTEI.iC.  Seriono 
fecit,  an  lusit,  qunm  putare  videbatur,  hoc  genus  com- 
pendiorani  uncialium,  vei  in  lapidibus  rarissimum  ac  non 
nisi  in  propriis  noniinibus  nsurpatum,  apud  librarios  in  usu 
fnisse?  Non  fuisse  rideor  mihiposso  affirmare,  in  mediis  mille 
codicibus  versatus,  corumque  quotidiano  usu  mediocriter 
Zeitschr.  f.  d.  AUeithumsw, 


exercilatus.  Quodsi  damus  Ungero,  qund  iure  suo  sumcrc 
ncgiexit,  profiins  arcodere  rnrruptam  Icrtionem  yiijoEi, 
an  haue  etiam  ex  [()  iri'J'jJ  .IC  licgenerare  potuisse 
quisquan)  credet,  nisi  euspicettir,  veram  lertlonem  penitug 
obliteratam  fuisse,  librariumquc  aliqiiid  pro  lubitii  suh- 
stituissp  1 

Vidcs,  Emperi  praestantissime,  quam  religiöse  haec 
(ractem;  sed  «lim  L'iigero  nobis  res  est,  non  quidem  viro 
ui\huU\)ei,  »t  puto,  quales  describit  Gellius,  A.  A.  XI,  7. 
(absiiit  enim  yuKlTl c/.),  sed  tarnen  palaeügra|diii'ae  arli» 
et  iidei  acerrimu  vindire.  Audi  in  quae  verba  erumpai 
(p.  V),  quo  loco  tuctur  rnigata  in  Uione  ,  p.  3M).  c. 
fiövov  ö'  tui  Tif}  TEkEi  (pijo'iv  .liaiTO.  tov  Ao/.oou 
öoäu  dnoiZEcrTEoov  y.ai  }()tdo(jEio'Jac:  ibi  ego  u^riv 
ortum  putaieram  e  dittograpliia,  quo  facto  y.ai  inscrtuui 
esse  ab  librario.  üngerus  autcm  ,,Haec  est  (inquit)  isto- 
rum  praeclara  audacia;  en  quo  spiritu  vorulam  xr</ totlas 
oniiiem  dispergasque ;  en  quanta  arto  ad  quam  plenam 
verifatis  pprci-ptionem  sensus  humani  (quid  enim  bis  fal- 
laciustj  dirigantur,  qui  ociiloruui  suorum  acie  has  literas 
usurpantes:  Au^ouv  in  tempore  «Icdoceantur  legere  no- 
men  Ao/.pöv,  sed  verbum  üoav.  Ego  vero  cet."  — 
FiigA  salntcm  ,  Emperi!  dOT(jd-rrEl ,  rroy/.vy.fl  rriv ''Ek- 
kada,  ac  perturbationc  animi  scribentis  factum  cxistimo, 
ut  oratio  paulo  lutulentinr  iluat.  Sed  hoc  omiltamus: 
satis  enim  perspicuum  est,  Uiigerum  indigne  ferre  meuiu 
commeiitiini.  Sit  ita:  monitus  libenter  relinquo  acripio- 
que  partem  eins,  quod  üngerus  verum  esse  credit:  TOl^ 
jioy.iiiiv    d.vooudv   d^oETVEaiEQov   y.ai  x.   r.  k.   prae- 

ferens  compositum  simplici  üouav,  de  quo  Itiiiiime  as- 
sentior.  Putat  üngerus,  Dioiiem  Ilomeriim  sequi,  quem 
ego  quoque  contularcm:  quod  vero  Iliad.  XXIII,  488- 
"QovvTO  —  XojuiiEfog  cum  üionaeis  d.vogiidv  «Tpf- 
TltarEoov  componit,  errat,  si  ojgvvTO  ibi  aliud  esse 
I  putat  praeter  surrcvil,  ut  in  'IIoj^  ö  l'x  ksXEVJV —  dig- 
lU'TO,  nisi  forte  hoc  ita  accipiatur,  ut  llomerus  Dcam  nou 
satis  pudicc  e  lecto  surrexisse  narret.  Sed  facilcm  ine 
habet  advcrsarium  üngerus  ,  cui  assentior  omncm  ögi.lljv 
in  rebus  pacalis,  oinnemque  verboruni  dnElgoy.ukiav  in- 
dignam  esse  ingcnio  liberal!,  ideoque  ab  Dionc  in  hoc 
Aiare  recfe  reprehendi.  Tarnen  non  admitto  üngeri  cor- 
rectionem ,  nisi  hac  conditione,  ut  mihi  liceat  particulam 
y.a.i  ,,  tollere  omnem  et  dispergere",  tamquam  Absjrti 
inembra.  Invectam  enim  puto  post  corruptaiii  »erara  lec- 
tioncin ,  et  Dioncin  scribentein  Aiavxa  luv  Aoy.gOV 
öoiutv  dlxgE^nBOTEgov  koidogeia^at,  idem  dicere  quod 
Homeruiu,  logvvro  x^^^litvo!;  xakczoloiv  auf:ipaai}ui 
iitEEOalv.  Hoc  reperto  gratias  ago  üngero,  qui  ulcus 
a  me  indicatuui  partim  sanandn,  ut  curara  ahsolvercm, 
nie  confirniavit.  Tu  tamen,  Emperi,  si  ojuv  dvEua/or 
peperi,  non  insiiltabis,  sed  tacitus  abiicies.  —  INondunn 
absoU'i  de  particula  yai.  Tu,  quaeso ,  Emperi,  quaere 
ex  Ungero,  unde  factum  sit,  ut  in  Piatonis  Polit.  p.  522  b. 
lihrarius  scripserit  a'i  tE  yug  TEX^at  yai  ßdvavOOi 
Ttov  dna.ouL  iöol^av  eivat ,  et  quid  facturus  sit  eius- 
dem  interpolationis  octo  cxeniplis,  quae  collegit  Schnei- 
derus  ad  p.  Wii  h.  Ibi  cniiu  parum  proGcict  üngerus 
cum  hac  ccteroquin  bona  observatinne,  —  nihil  enim 
nocet  rebus  per  se  bonis  et  vulgo  cognitis,  si  interdum 
uerperam  veuditantur  —  compeodiaui  particulao  xai  saepe 

27 


4().i 

|i<Tiiinf.iUiin    fsse    mm   lili'ra.'j-,    ar    proj)f(>rea    saepp   vel 

iililitt'r.-itiiiii    vel    uliosv  rr|)otiluni.      Copioso   ile    Iiac   re   (lis- 

liot.tiit    l'iijjeriis   III    Tlu'l».  Parail.    p.  3.').i  sqcj.    ex  quo  Mro, 

iliiiltiin   Irrlii,   iiiiilta   nie   tliilirisse  gratug  a^fiioüco.    Lc^eoti 

fiiiordiiiii  ixcurrit,    rijv  rioXfiiathijn  voov  ov  öidnarxeei/t 

ijiiimI   (jiiiiin   iiiiiu'   repcto,    cum    roiitcintu    nie    riicere    rare 

irr(l;is,     Eiuprri     iiilfjjorriuif!      Hoc    aufem    ronteixlo,     ut 

qiiaii^   re    irl    optima,    ita    ilcirtriiia   iios   abuti  posse,    qiiique 

mii^'ula    niriosissiiiie    rimeiitur ,     iiiU-rdum    quo    pertiiieaiii 

iion  pcrspicere,   et   dor/^fi'liu    lij  vnoiftaei,    Penrlitabor 

in    quatuor    exemplis.       Flularclius   in   Perirle,    c.   1.    hoc 

habet   Critolai    <le    Periile    dictum:     eai'TOU    ÜjOtiEQ   xriv 

^(ikautvlav   x(jir,Qi]   n^u^    rä?   ^eyakci   xgeia^  tni- 

Siöoi'i,  zaKka  dl  (fikuv<;  Y.ai  ^t]tüQaz  sjaioovi;  xa- 

^isi'i  STloctXTtv.      Hoc   negat   Ungerus    ,,in    idoueani  sen- 

tcntiain   pnsse   ninniiio   explitari",    nisi   y.ai  inseratur  post 

civrnnac.    Ejjo   credo   hoc   •■uiieo   male   diflindi  sententiam, 

uequ»    Critolaum    rhelores    collocare    loluisse    iiiter   CfiKui% 

«•t   i  rcj'üoi; ,   ita    ut  tres  sppcies   hominum   fareret,    Peri- 

rlrmque    diceret    interdiim    Orat'jril>u.''    usum    esse,   qui    nee 

((■il  Dl   sui   esseiit,   iiec   tiatfjtji.      Itaque    suspirur   Plutar- 

illum  reliquiäse:    TuÜa    ds    (pikovg    (ii;'ro(jß?  fri'poi'?, 

hlqne   teiirbu  ,    donec    Ungeru.-.    nieliora   docuerit.      Requiri 

acili>m   propo    Srepuri  ,    oppositiim    rerbis    to.l<T()V    imdl- 

<Vi('C,    tu  mihi  coiicedes ,    Eniperi  !    Putidene  expllabo  Coui- 

nieiitarios  ,     ut    proniani    rxonipla    perinutationis    verborum 

seciipoi;   et   ETfpoi?   iion   requiris  ,   ut  puto.    —    Diodorus 

Sic.   XIV.   p.   6ö7.     Opuai't'OVt.oc,    inquit,   ö   ETSlQtEi'i, 

ci>oi^tui,uu€vog   um   'Ai:h]l/ai(jz.     IJngerus   y.ai   infert  post 

(jvonaCuiiEvuc,  ,    et   quoniani   iioniiuniquam ,    praesertim   a 

receotioris   aetatis    scriptoribus,    iunguntur    ovofJ.aiI,£a^ui 

/.ü\   ilval  ,    sie    interprefatur    üioduruin:    ,,pgre(;iuin    fuit 

facinus    Thrasybuli,    qui    Atlieniensein    se    duceret    ac    iiou 

imiiellr'm     lioniiiiein     et    iamquani    servitio     natum."       Nou 

iiiuHuin    Ilirranuir    ex    rhetofibus    et   poeti«   de    ,,constantia" 

Alheiiieiisiuui,    et    noilem    eo  nos  niisisse  L'ngeruin.     Qiiidiii 

6    El F.ioicf:.     urujiaCouEVOi,    dictum     sit   a    Uio<loro,    ut 

liiinc    Thras\buluiii     <listinj;uf-ri>t    ab    altcro    Colvttensi  ,     et 

quis  in  eo  scriplore  ipqiiirat  diligeiitiani  reterum  Atticoruin  J 

-    In   Straboiie  ,    XIV,    p     i)  i.j.    luu    dt  ß/ljKEuj^   ETli  T'p 

IJoocidio)  fjüiiiu;,  iduiua  bti/.vvTai ,  post  /jojuüg  L'n- 

gerus  supplet  y.ui ,  uiide   lucratur  statuam    Nelei ,   confert- 

que   Stephanum  Byz.    a   quo   statua  Uiaiiae  dicatur   i'öotna 

Jaidukui'.    Sed    ipsa   ara    in  Neptuni  teinplo    erat  idfJljta 

fei     dyi/.iUiHl    Melei:    cf.     Pausan.     V.    14,    ■^.     Sed     haec 

nota  sunt:    ii)ov/ia    ünt^oujnov    pro  statua  hominis  suli 

poetac    dixiTUiit,     qnantum    meinini,      itemque     a.vt'.3rf^ia 

larissinie,   si   iimquam,   cum    jjenitivo   rei  consecratae  iuiic- 

tiini    reperitiir.    —   üeiiiqiie    in  his  desperatis  lerbis  Aeliaiii, 

H.  A.  XV,  l't.  Eoiy.aai  de  -rij  nüa  )ia/iAujTii.i^£a^ai 
xal  Ttvai  y.ai  dJi'OQpijTOVi  rxaXimQaq,  Ungerus  cor- 
rigit:  xaia  Tiva^  dnoppnrov^  iiokvuiQiat;,    ve\  aiva- 

luuioing:  hoc  tarnen  dili'identer:  itaque  hoc  quoque  for- 
tasse  probabile  sit:  y.ul  zlvEcr^ai  (airaq)  dnoppijToi^ 
TiiiUip'oJi:  habent  eniui  mares  testudines  quod  ulrisian- 
tnr,  ni'c  male  conciiiuut  quae  sequuntur.  —  Haec  igitur 
relini  ab  L'ngpru  diiudicari ;  nu  auleui  otiu  tuo  abutar , 
Einpiri,  obiter  attiiigam  siispirionein  meam,  potuisse  upuv 
oftiiiii  esse  ex  praeced.  ^tuypuv.  Pervul^ata  loquar,  seil 
dandum    est   aliqilid    querelae    Lugen,   a    quo   petam    ut    in- 


401 

spiriat  Paiisaniam,  II.  3,  (i.  EcE()av  ÖE  E/.  xri  ayopil^ 
r>;v  Ein  Ttjv  Eiy.viijvu  Ep-/ujiEvoii  sativ  ev  fittid  1 1  ■; 
ÖÖOL)  laoi  V..  T.  L,  sie  enim  nunc  optinie  edituiii  est 
post  Siebelisinm.  Aliquot  Codil.  habent  Eariv  /dl/u 
dE^ld,  alii  EOltv  idtiv  i.v  detld:  «ides  niide  ortuin  sit 
idsiv,  et  qui  progressus  fuerit  corruptelac  :  literae  liSKiS 
pepererunt  idEiv,  tum  vulgaris  rormiila  EOriu  idEiv  faci- 
lius  in  errorem  ducebat  librarium,  in  illa  Paiisaniae  cun- 
structione  adhaerenteni.  —  Altenim,  in  quod  legeiis  for- 
tnito  incidu,  est  in  Plutarchi  Aüy.  xul  iVoiy*.  Euy/.u. 
c.  3.  y.aTO.y.uiovTa  Cvv  kvTiait;  xal  Qril.ozvitio.ti:  an- 
non  licuisset  locabuluni  l^f^v  nescio  cuius  spiritus  irepitu 
„tollere  ouiue  atque  dispergere",  nisi  Coilex  Sang,  all'la- 
visset?  Seil  multu  veliemeiitius  ,,ruere"  lubct:  uno  i-niin 
iclu  tollam  Iria  verba  i^Tjv  kli^rüa/c  xat  ,  Reiskii  ixtii.|ilii : 
priino  enim  i^ijkutl'Tliutg  abiit  in  Ctjv  kvTzccti,  «lujilex 
deiiide  lectio  copula  y.ui  ligata  est:  nee  tamen  ae;;fe  («ro 
Sintenisium  ,  peritum  ac  iiiodenitum  Plutarchi  eilllorcin  , 
Codi'cem  i^aiig.  secutam  esse,  Flaiidum  esse  aliqua>iiiii , 
optime  viilit  Schneiderus,  qui  in  Piatunis  loro  Pnlit. 
p.  Ö'Jl  a.  -W/yC  d.cEp  djadrji,  pepulit  Iioslile  uiio.  e 
nouiiullis  Codiribus  locum  Infestans.  De  causa  iiitrrpola- 
tionis  Iion  mihi  lonrenit  rnm  Schneidero;  quocuiiique  vern 
modo  haec  dill'jciiltas  solvatur,  rideur  mihi  iuie  uioiii-ro 
Interpretes,  verba  t('J/}s  ayo.i)ij.,  IE  /.ai  E/jCfpuui).  e 
poeta  nesiio  quo  desunita  esse,  ne  quis  putet,  Uhrurium 
scilicet  labantem  ex  praeced.  curruptela  sententiam  cun- 
hrmasse  poelico   verho    arfu. 

Aliud  inspiciamus  P.  III  sq.  Satis  graves  poenas  damii'< 
Uligero,  ego  quud  in  Dione ,  p.  190  e.  'Ico.kia.i  siibsu- 
tutiim  volui  pro  aiQaTldi,,  tu  quod  laTivytag.  Videainus 
de  hig  tragoediis.  Ab  Hectore  niissus  Aeneas  (inquit 
üio)  fj.Eru  acokuv  y.ai  dvrctf^ea)^  nakkij.;  JvaLiaf 
xo.TEOXE  (188.  d.)  et  A/'vEiai;  ÖE  -jt daijc,  'Itutdai  iij<i- 
rrif.EVOE  (189.  b,)  quo  tempore  Diomedes  Argis  profugui 
cum  paucis  uavibus  in  Italiam  veiiit,  auxilium  petilurug 
ab  Aenea  ( 189.  c.).  Subiungit  Dio  ,  Aeneain  dvul c^iEiv 
Uiomedem  —  y.ai  fUEuu.;  ii  Raondoivai  rr.i  otuo.- 
Tia^,  ETlEldi]  71U0UV  io^E  Tljr  ^ojpav.  Ego  sie  ra- 
tiocinatus  eram:  verba  dei,3iivui  iE  fJai  f^tiui,  nyEh' 
non  necessarin  siguifirant,  voluisse  Uioinedem  ab  Aenea 
impetrasse,  ut  se  in  regnum  Argoliciiin  restitiieret;  possunt 
auteiii  signiCcare,  Dioinedem  extorrein  peliisse  ab  Aenea 
ut  calauiitatein  suam  sublevaret ,  terraiiique  ccderet,  iibi 
urbeni  eondere  et  habitare  posset:  eventns  autem  diicuit 
Dioinedem  in  Italia  eoiisedissi'' ,  et  in  quatuor,  quas  coiii^ 
memorat  Dio,  exppilitioiiibus  regionum  meiitionein  facit ; 
Aeneas  Italiam  tutain  orcupat ,  Aiiteiior  Eurupam  ucru- 
pare'cupit,  Helenus  Graeciam  ,  Dorienses  Lcsbum  (saltein 
hoc  paree  laudasset  Ifngerus,  quod  in  loio  plane  iiiex- 
plieabili  luceui  sustiilimus,  non  sine  Apolliiie  divinanirs 
AkOfjOV  TS  pro  kufjOrra^).  Post  hos  Diomedes  nihil 
nisi  partein  aliquam  (lispoi  zc)  exercitus  Aeneae  obtiiie- 
bitl  Cur?  ut  cum  incolis  de  regiunis  alicuius  pussessione 
cuntondat?  —  totum  Italiam  occupaverat  Aeneas.  tt  pro 
colonis  essciit  Dioniedi?  —  non  opus  erat.  Alione  spee- 
tavit  Dio,  uEpo^  Tl  dicens  ,  nisi  ut  e.vigutim  portionem 
agri  signilicaret ,  argueos,  in  Italia  eliaiii  Graccis  supe- 
riures  fuisse  Troianosl  Quid  multa :  apparet  liic  neu 
comparandas   es^e   titeraruui    formas    cum   foruiis  ,     sed    li- 


4<)5 


4()ft 


brariom  iiiiniis  altente  Ingpiitcin  ,  ac  niomorcni  prnxime 
proce<leiitiuiii  veiborum  v(ii\  xiü  oifjUTidv,  pro  'liaUav 
scripsisse  ocuai  luv ,  podciii  erroris  vel  ritii  genere  ,  quo 
alius  in  Pliitarihi  Cam.  c.  24-  argaTÖTlBÖou  pro  Ku- 
■jiiTuJktuv ,  in  L_vr.  c.  4.  crToarcujTijv  pro  ^^jiaprtdiijv, 
in  Perirl.  c.  :2J.  nuktuiuvi  pro  lliXuTTOiivtjaiovg,  in 
Alrib.  c.  2'-  jJa/.eduiuovi.ov^  pro  Tto/.Siiluiiq.  Haec 
igitur  liaUeat  lingeruB  pro  eo  (niod  rontpnilit,  'Irakiai;, 
„ultra  rraiidiini ,  cjiias  librarioruin  ilisseiuiiiarit  inscioiitia, 
tiilpiii'^  exco^itattim  psse.  Non  eiiini  hap  fraiides  sunt, 
kimI  prrorfs,  in  (juales  pgo  et  tu  pt  L'iigerus  iiicidinius, 
ijiiia  boniinp«  siinius.  Sed  expuiplum  inpiim,  ait  Uiigerus, 
Pt  ,,tpmcritatein"  aniniiim  tnuin ,  Emppri,  adco  occupa- 
risüp,  iit  teniPt  ipsuni  „nora  et  iiiaudita  de  Diomedis 
«pde  roMiniiniscendo  imppritiae  criniini  substitueris.'^  — 
Dona  »erba,  üngere  dortissiinp  !  Inspice,  qiiaeso  ,  Vir- 
j^ilium ,  Aeii.  XI,  246  •'•<]•  et  Heviiium  in  nuta  et  lu 
Exriirsii.  Dpniijiie  Un^ppus  sie  exrianiat :  „Dionem  illuin 
Chr_v^iosfolllunl  srriberc  putuiüsp,  Apneain  iaui  tum  tarn 
latp  Italiap  regem  ptr.'"  Adsunt  perspifua  Dionis  rprba, 
iiptime  iriii;prp  !  ner  niagis  haec  absiirda  sunt,  tjnam  totum 
istins  srripti  üionei  art;umentum;  ininime  vpro  historiram 
egit,  si'd  juvrnJlidT  ncc  iutici'le  Indit:  a  quo  ■:ta^adoi;ti> 
rerror  nt  tu  recens  fiieris,  quuiu  illa  inronsidprate  de- 
elainare;^. 

dir  anteni  loous  nie  aduionet,  Emperi  integerrime, 
nt  i'oniei'tnram  proponain ,  rni  Ipsuni  Ungerum  plausuruin 
i-sse  roiifido.  Dio  piiim  ineidlj,  iiiquit,  vuv  Aivs'tav 
irrvi^STU  arukrii  l/^iisi'v  -.loo^  aVTOv:  pro  quibus  Unge- 
rus  forrigi  lult:  eTcsidi^  luv  Aivsliti'  eni'i^iTo  orukov, 
!:kl>Cii>  :ioui  ni'vöi'.  Id  auteui  ipsum  ego  iam  restitup- 
rani  in  eo  libro,  ruins  Censuram  tiiaiii  Ungeriis,  tainquam 
Orbilius  plagosns,  resrin<lit.  Itaqiie  coiiiicio  ,  Ungerum 
librnm  nipuiii  iinn  noiisse.  Satisne  f.oyiyMJi,  Eiiiperi  1 
adde,  in  Pr,ipfr>(ioiie  mi'i  Iicu-  striptuni  issp  :  ,,si  boneiste 
senteiitiain  dixl,  eaqiie  leiiitate ,  qua  dpcebat,  quamque 
ab  aliis  in  nipis  erroi  Ibus  expeto  ,  cnuspcutiis  suiii  ,  quud 
sluilui." 

Pergiimus,  nisi  molestuin  tibi  est.  P.  XIV.  oppugnat 
Uligerns  ciirrpctioiipiii  tuam  in  bis  Uioni.s  terbis,  p.  l!)t  a. 
i  fw  yuu  :ujij>zoii  y.aiuKd.ßovio;,,  ujornu  twjUsii, 
uro:tui'  tu  tit;  TTi/aDfivai  trt  :  cm  rvtvi  as  iti'nu  ViOi  Hjti 
•  v-Ytl' ,  pio  i.toniu  iitüirtv ,  de  cuius  reritate  mihi  tun«; 
noii  persuasisti,  Ungrrus  auti-m  buiiMUiiui  r.sxi'  rrrurc 
inibi  concoili-t ,  üi  osteiidero ,  iie  eain  quidi-iu  in  bar  ob- 
«tniritatp  quirquain  lucis  aorenilisiip,  (iuae  priu»  i'gii  rn- 
iiatns  Silin,  iiiini'  mihi  displiipiit,  pt  largior  Uiigero ,  y(:- 
1  Uf  uUi'jU.i  l IV  a  Uioiie  pa  potpstate  adiiibiluiii  pssp,  quam 
iliustra'it  Hemsteifiiisius,  ad  Lucliii.  T.  I.  p.  i  >  et  post 
liiiiir  aiii.  Hoc  etiam  riiiirpilo ,  aiiliqiiilus  pro  j  s.iepe 
srriptiim  fui^-se  n  ((juiid  qiiiiiii  propriiiiii  psspt  Siculi  IX 
et  X  ,  a  iioniiullis  laliigraphis  ii.sqiie  ail  W.  propagatuin 
pst);  spd  tum  hoc  tralatiliiim  pssp  airinnii  ,  nequp  ab 
Uiigero  dorpiidum  fuisse,  quasi  hoc  phlbibit;iiruni  gpiiiis, 
Oioi  VI  v  ■ji'iiroi  t/Ol ,  igiioraret,  tum,  fuiu  liac  niarhina 
gpiitentiani  Oioiipam  piprtlssp.  Quid  enini  üiol  „PIp- 
rique  hoiiiines  (iiiquit)  creilnli  sunt  ac  mpndaciis  fiilpin 
liabeiit,  et  quo  lungius  absuiit  tp.npuru  a  rebus  facti»,  po 
lubentius    amplertuntnr    ( ly    r/    ■' u    iiti'i    l  IC   /lUO'töej((/i'- 


lai  öadiuji;):  hör  antem  non  in  rebas  tantnin  humani« 
obtinet,  sed  in  eis,  quae  dn  Diis  iiarrantur;  perhibent 
enim  Uraiium  a  Saturno  castratum  pssp,  .Saturiiiim  ab 
Jove:  Tov  yu()  ngojTOV  y.UTaLutjövTiii,  ujorveo  f.l'ui- 
l}ei>,  Ütohov  tw  ^i]  neiai^i/vat  in.  (Jngerus  iv:  or- 
tum  credit  ex  ii  ,  iil  est,  div cco'iv.  Cormmpi  ita  po- 
tuisse,  ego  et  tu  diiduui  diilicerauius ,  nptime  Emperi! 
seil  niiraberis  mecniii ,  opinor,  tantiiin  facinus  ansutii  esse 
cum,  qui  paulo  ante  (p.  X.)  srripsisspt  ,,iiullo  pacto  vo- 
culain  ii  sie  aboieri  posse,  eius  iit  nuliiim  agiioscas  v'esti7 
gium":  nisi  iios  fugiat,  quid  in  illo  praerepto  lingpriano 
intersit  inter  voculam  Ij  et  literain  i-.  ücd  substitulo 
dcvTeoov  pro  ulj  ,  üngpriis  it«  verlit:  ,,si  enim  priiis 
vere  accidit,  qnemadmodiim  solpt,  absurdum  pst,  si  quis 
etiam  posterius  vere  arcidisse  pxistiiiiat.  '  Pessinie ,  si 
quid  iudirare  didiri.  Dio  Piiim  miiiioip  irpilidit,  rp  vpra 
Üranum  a  Saturno  castratum  e*se :  y.utuKaUtjUihn-  enim, 
a  cuius  signiflcatione  nunc  rursus  aberrat  Ungerus  ,  e>t 
obtinere,  vigere,  radices  tigere,  idque  fere  in  re  infausta 
vel  mala,  et  in  tüv  :i(jujTitv  /.CLXoJ.nßuv lUi  inlpllisitnr 
ipei'dou^,  id  est,  quum  primum  invenln  fahidd  Jidem 
nacta  est  apud  homines,  incongruum  sit,  hos  nun  am- 
plecti  aut  credere ,  quae  Uli  fabulae  superstruila  sunt, 
Itaque  vel  retiiipiiiliini  quod  niiiir  iiilgatuni  est,  ipI  <)to , 
THQOV  ante  iin  itiserpiiiliim.  VpIIpid  L'ngpriis  ad  ,,scn': 
tentiae  simiiitudinem ,  quam  torat,  aptiora  rümpara»spt, 
quam  quae  sunt  apud  Lactaiitium  I,  12,  '■!■  et  13,  1  :  non 
enim  confirinant,  in  quo  etiamnuiic  baerpo,  exstitisse  tra- 
ditionem  de  Saturno  castrato  ab  loie.  Apertum  est,  post 
Tui>  Koijvuv  de  iuu  tov  Aiu^  pxcidii.sp  iy.ßKi-{^ hvia, 
i'pI   »iniile   verbiim. 

Viiles  ,  Emppri  ,  quam  saepe  quamque  invitns  cum 
Lngero  dissentiam.  Scd  pergenduDi  est.  Dio  p  21)6  d. 
ayiayoucfiUt  uaiic  dnihvti  v.oA  ünaiifKi^  nou.  üipti,. 
Ego  dothvii  defpnderain,  tu  protiilcras  aiHiictFi  rel 
d.T(j£/.ii,  paulo  lungius  a  litprariim  dnctu  rpcrdeiis:  nunc 
üngerus  (p.  XVI.)  idem  dicit,  qiiod  pgo ,  spd  su»  morp  : 
„Ita  Emperius  in  empnilando  ruit  proptpr  pariap  et  »ul- 
gatissimae  rei  ignorationem,"  Inspicianius  lianc  ttuv/- 
xeiav  ÖkiyijV  Xt  (fikl]V  re:  Litera  a  et  tV  (inquit  l'n- 
gerus)  saepe  permutantur:  itaque  in  Dioiie  rorriiTPiidnin 
f  ('öy^:^.' /'."  ^ihil  obst.it  nisi  panula  res,  iiiiiiirum,  iiiep- 
tissimuin  hoc  e.-se  ppithetmi  a'/.uty{iU(fiUi.  Ego  tcnen 
quod  pridem  iudiraii.  Plato,  in  Crliia,  p.  MI"  c.  ,  quam- 
quam  Uiigero  i  isiis  dissiiiiilia  dicpre,  nirani  opinioiiem 
adiuiat.  Non  satis  ciiii*ii|pravit  Ungerus  ,  ularipin  teiiuem 
propterea  fallarem  habcri,  quod  f'ragilh  sit  et  solidn 
videatur,  rcctpque  dui  pilanograpliiam  esse  jfoijiKl  Offc- 
Ltuov  /.a\  d:icitiiKuv.  —  Pracclarnm  est  intpiituin  l  n- 
geri  (p.  XXVII.)  in  loro  ronrlaniato  Uionis,  p.  ,''2  b., 
ubi  niali  bibliopolae  diciiiitur  rccpiitrs  meiiibranüs  iptusta- 
tis  colorQ  inficcrp  ,  y.n^^eVTSZ  [it;  ntzni.  Optinip  rc- 
stituit  C,v9uv:  spil  riilioilp  tibi  mllnqiip  suciPiis.t ,  in- 
dignatusque,  iios  illuil  ,.iie  snspicione  i|iii<lani  alligisse.'" 
Conati  suinus"  sine  successu  :  quid  facipiiiiis,  Biiippri . 
nisi  gratulabimur  Uiiger»,  qui  tarn  rrioiidita  taiii  farilr 
aperiat?  Eailem  oppra  nos  docuisset  sitne  pro  y.aS£VT£i 
praesens  tenipus  rpstitiipudum  ,  an  ftiy  m>no<)l!'if>^^:Oor- 
zEi  aoristus,  tum  situe  cum  Casaubonu  scrihendum  re 
y£  ^pcUjUa.    —     Et   hoc   furta.sse   plausibijp  ,   qiinil    (p.  VI.) 


407 

111  Üioiii»  ]).  isjli.  £1  :ioj<;T(p  IhcQtöi  /.uiivüVTi  i)ial- 
f.üiituv  aiTui-i  z«i  Jrpö?  (fiklav  7iQdi;avn-~;  dnik- 
iHh  pro  lI'Jiii<^l%  «l'Kxl  reo  corru|)<iiiii  esse  os(rii(lcram, 
iioii  llnlcit';),  "<  roiiircoraiii,  .sej;  Ilotitfiiöl]  (Hec(ori) 
rcsfilin'ii'liim  put^it.  U'i'il  »criiiii  sit  <ii  aliiqiic  «liiuilica- 
t.itis,  <liii's  i|tia<>rcrp  vi-lini,  rectnie  Gracci  a  Dioiie  »lifi 
.„i-siiil  «■'""  ll<''«<>rfi  pacisci,  in  rebus  (jnidem  lirilici» 
»iii.rciiio  Troiaiioruiii  «hier  ,  in  rcjjni)  auteni  ailiiiiiiisirando 
pust  patreni  l'riaiiniin  seruii(lo.  llaec  |)auea  oinion»  luii{fae 
<|i:>i)utatiiiiii  l!iii;criaiiae  in  re  luiii  »aide  grai  i.  Sccl  ijnao 
oodoin  1<)«(>  in  üioiic  sunt,  y.ai  crpos  (fÜJciv  7t:Qät;av- 
Tii  cirrBkilCh  ,  ego  leiissiine  atOgcram  ;  Ungerus  in 
oniiies  parle»  «crsaiit,  taiidcm  palaeograpiiiae  daemon  iic- 
Ijiilaiu  al.  oeulis  eins  dinioiit,  »ididiiie  üngerus  restitnen- 
iliini    fsso   z«'(    n-oö,-    (f/kUiv  7ipoüi;aiT£g   äne\&ouv. 

Itailiio  iiec  Deiiin  vidil  lliigerns,  iirc,  hoiiiiiieiii ,  sed  porfen- 
tniii.  Äun  (jnaero  (|iiid  Gcorgii  Pachjineres  et  Minnciani, 
aliiic  Grarciiii  ^^^ipserint,  scd  qnid  Dio,  ijiii  certe  usn- 
rus  erat  Aoristo  TiQuayc'.yüvTüi; ,  si  id  dicere  volcbat, 
qiiod  ei  triliiii  Uugerus.  Sed  nc  hoc  <|iiidein  posiiit  Dio, 
si  «jiiiilcin  (jui  rapinis  et  agros  populandü  liostes  faligaiit, 
itaiiue  eiis  ad  paccm  ineiindam  faciliores  reddniii,  vix 
diiiinliir  hos  izouc,  (flh'ar  nrjouyeiv,  sed  qui  beneficiis 
et  lilaiiilis  legationibns.  Mhil  dccerno;  scd  deleto  y.Ui, 
cinod  l  ngeriis  ex  suo  ipsius  praccepto ,  Inbeiiter  uiecum 
„dispergct"  (praecedit  enim  c)  ,  reliqiia  infacta  mauere 
nialiin:  7l(jä^arT£i  pro  accnraiwre  a:Qai;<xu£PO<;  rerte 
Land   absurdius  est  quam  7l^oäi;avT£i. 

Sed  finis  facienda,  praestantissinie  Empcri,  luLensque 
desino  in  nnichra  certissimaque  rorrectione  Un^cri ,  qui 
(p.  III.)  liionis,  p.  440  b.  hl  TOÜTO  8e  ovöh  äXloq 
oi'dci::  äyvuit,  restitnit  dXaöi:  cui  tu,  ut  simplex  es 
iiatnia,   nunc  paluiam  tribues. 

Cavi  ,  quanluiu  potui,  ne  essent  UVqÖs  y'  irtQU  dcQ- 
ildrcoa:  hoc  significare  tibi  volui ,  Emperi  suaviäsime, 
jatinsniüdi  iiiipeius  stomachanfium  faniae  ofl'iccre  nee  bo- 
iiis  literis  prodesse,  noc  mutuain  conciliare  benerolentiaui. 
Eam  praeserfim  dico  beneiolenliam ,  qiiae  vcritatis  amo- 
rem  ,  sine  quo  niilius  est  vel  excellentissimi  ingenii  fru- 
ctus  in  nomine  suspcctum  habet,  nisi  pluriniae  siut  su- 
»picaiidi  causae.  Quamobrem  quid  fecisse  me  putas,  Em- 
peri, quum  nuper  in  Caspersii  üisputatione  de  Apologiae 
Socratis  Xenophontca  (in  Zahnii  Suppl.  T.  VIII.)  legc- 
rem, me  nescio  quid,  quod  sententiae  meae  advcrsari  pu- 
lavissem,  prudenter  reticuisse  ?  —  Quum  Commentatio- 
iieni  iUam,  peritissime,  ut  videbatur,  scripfam  lubenter 
cxplorarc  instituissem  ,  illud  prudenter  e  manibus  meis 
cxcussit  eanidem,  usurpandique  vohiplatem  obtudit.  Quid 
diiain,  tu  intelligis,  Emperi,  integritate  excellens  recto- 
que  hterarum  usu  perpolitel  —  In  illo  sane  conventu 
Bonnensi  non  minus  te  et  Schneidewinuni  nostrum  desi- 
«icravi,  qualcs  noii  „candidiores  terra  tulit",  quam  tibi 
morbus  fnit  molestuui  veniendi  impedimentum :  quamquam 
futurum  fuisso  credo,  ut  alia  multoque  graviora  vos  occu- 
parent:  confictus  veterum  ainicorum„  nonnuHorum  docta 
facundia,  in  primis  Ritschelius  et  Thicrschius,  quos  coram 
Tidissetis.  illum  {.wdojv  re  (W;T)7()a  TTp^XT/Joa'  tc  tQyuiV, 


40.W 

huuc  ti.i<)(iCL  :iukl'C007[ov  ,  suuunum  oratnrem  ,  nirnmque 
amabilem  insigni  comitaie ,  in  quos  reliquorum  oculi  et 
animi  ronvertereiifur.  Tu,  Emperi,  vaietudineoi  cura  di- 
ligeiiter   et   perge    favere   tili   studiosissimo. 

Scripsi   Lugd.   Uatarorum.      Die   4.   Aprilis   1842. 


Personal-Chronik  und  Miscellen. 

Bonn.  Dem  Index  leriionum  aestivarum  gellt  eine 
sc]iarf»iiiiiigo  Abhaiidinng  (X  Seiten)  des  Prof.  Ritschl 
i'iber  die  sogenannte  porfa  i^letia  voran,  die  gcMolinlich 
ans  zivei  Steilen  des  Plautus  angeführt  wird.  In  der 
einen  Stelle   Cas.   II,   (3-   in: 

nie   cdepol   arilentem  te   extra  portem  Hlctiam, 
HO   die  rodd.  Palat.  Vietnam,   andern  meriam  oder  nictuam, 
die   cdit.  princ.   victuam   liest,   tvird  auf  glücklirlie  Weise 
viorluam   hergestellt,   in   der  andern  Pseud.   I,  3,   't?.   die 
liaijilschnftliche   Tradition : 

Jain   hie  ero :     rerum    extra    pnrtam    tni   etiavi    currcn- 

dumst   prius 
wieder    eiiigefiilirt.      Zugleich    winl    IMil.   II,  4,   ü-    nach 
dem  cod.  Ambrosianus  also   hergestellt: 

Credo    ego    istoc    exemplo    tibi    esse   pereundum    extra 

portam. 
Demnach  erscheint  der  Ausdruck  extra  portam  in  der 
Bedeutung  vor's  Thor,  vor'm  T/ior  an  drei  Stellen  des 
Plautus,  und  zugleich  ist  die  römische  porta  IMetia  ,  die 
sich  bisher  nicht  fügen  wollte,  verschwunden.  Das  Lec- 
tionsi  erzeichniss  zeigt  an  die  Vorlesungen  von  6  Docen- 
ten  in  der  katholisch-theologischen,  6  in  der  evangelisch- 
theologischen,  iü  in  der  juristischen,  II  in  der  medi- 
ciiiischen  und  35  in  iler  philosophischen  Facultat.  Von 
Wcicker  heissi  est:  Commeatu  impetrato  in  Graecia  pe- 
regrinatur.  Der  Privatdocent  der  Botanik,  Dr.  Th.  Vo- 
gel, der  sich  der  unglücklichen  ^'igerexpedition  ange- 
schlossen hatte,  ist  fern  von  hier  am  17.  Deccnib.  v.  J. 
gestorben,  betrauert  von  allen  denen  ,  die  ihn  als  Mensch 
und    Gelehrten    kannten. 

Breslau.  Die  hiesige  Universität  zählte  im  Winter- 
semester 1841  —  42  überhaupt  639  immatriculirte  Stu- 
dirende,  von  denen  der  katholiscli  -  theologischen  Facul- 
tat 182,  der  evangelisch  -  theologischen  99,  der  juristi- 
schen 112,  der  mcdicinischen  llft  und  der  philosophischen 
128  angehörten.  Ausserdem  besuchten  dieselbe,  als  zum 
Hören  der  Vorlesungen  berechtigt,  deren  Immatriculalion 
aber  noch  in  suspenso  ist,  2,  ferner  42  Eleven  der  me- 
dicinisch  -  chirurgischen  Anstalt  und  10  Pharmaceuten  und 
Oeconomcn ,  so  dass  im  Ganzen  693  Individuen  an  den 
Vorlesungen  Theil  nahmen.  Die  Zahl  der  Studirenden  _ 
hat  sich  gegen  das  Somniersemester  1841  um  27  »er-  H 
mehrt. 

Gi essen.  Die  hiesige  Universität  hat  dem  Herrn 
A.  Bleerfeld  zu  Aachen,  in  Anerkennung  seiner  orien- 
talisch-lexikalischen  Arbeiten,  die  Doctortvürde  verliehen. 


Zeitschrift 


iü  r    die 


Alterthiimswisseiiscliaft 


Mai   fl^4S« 


li.    leber  die  juiriaincniaiisohen  Foinien   im 
riiinisclien  Senate. 

Je    nielir    eine    üiiter.sHcliiiii{f    i'ilier    die    Formen,    aii 
iielilie   die    Vcrhaiiilliiii^cn    lics    rüniisiheii   Senats    gebun- 
den    uaren,    ein    i^cHisaes   Zeitinteresse     fiir    sich    in    An- 
siirntli   aeliiiiiMi    kann,   —    schaut   man   doch   so   gern    das, 
«as    die     {«'egenuart    vielfach     hetvegt,     sclioii    in     ferner 
^'ergatigeiilieit   nnd    freut   sich,    zu    vergleichen  und    zusam- 
liienzulialfen    —    um    desto    eher    darf   eine    solche    auch 
den   'l'erdaclit  voraussetzen  ,  dass  sie   im   Dienste   der   Ge- 
genivart    stehe    und    eines   tiefereu    «issenschafllichen  In- 
teresses  ermangle.       Wie    vielmehr    ist    aber  das   hier  der 
Fall,    »o    die    allgemeinen    ÜDirisse   jedem    Schuiknaben 
bekannt  sind    und    aus  dem    ersten   bessten   Schriftsteller, 
tlen    wir   aufschlagen,    sich   mit   Beispielen    belegen   lassen. 
Kimmt  man   vollends  hierzu,    dass   die   Frage   nicht  allein 
von  kenutnissreichen   Philologen,   sondern    auch    von   Hlän- 
uern    von    praktischer  Bildung,    Drissonius  *) ,   dem  Prä- 
sidenten des  Pariser   Parlaments,    Johann   Sarins  von   Za- 
oiosk   **)  ,    einem   polnischen    Magnaten,    behandelt   ist,   so 
kommt    man    selir    natürlich    zu    dem   Glauben,    dass    die 
Sache   so   ziemlich   abgemacht    und    auf  diesem  Felde    für 
unsere  Zeit  höchstens   eine   dürftige  Aehrenlcse   übrig  ge- 
blieben sei.      Aber   müssen    tvir  auch  einräumen,  dass  die 
ITauptumrisse  längst  feststehen,   so    darf   doch    nicht   ver- 
gessen  »erden,   dass   in   den   Alterfhümern   da,   wo   sie  für 
Kritik   und  Erklärung  der  Schriftsteller   von  Nutzen   wer- 
den sollen,    gerade   das  Einzelne,   ja    das  Speciellstc  das 
Bedeutsamste   ist,    und     dazu    kommt,    dass   jene   Werke, 
denn    von    den    Neueren    hat,    so    viel    ich    weiss,    keiner 
hier  genauere   Untersuchungen  angestellt,   bei  aller  Tüch- 
tigkeit und  Verdieiiätlichkeit  doch  an  besonderen  Mängeln 
leiden.      Zamoscius    nämlich,    wie    er    der  Kürze    wegen 
gcwöluilich   genannt  wird,    hat    sein   Werk    fast    lediglich 
auf    «len     Livius     gebaut  ,     aus    welchem    er     bei    weitem 
den   grossten   Theil    seiner   Beispiele    entnimmt.     ■  Das    hat 
aber    einen   melirfaih'-n    Nachtheil.      Denn   erstens    reicht 
das,      was     uns    ton    Jjivius    erhalten     ist,    ja     bei    wei- 
tem nicht   bis    zu   den  Zeiten  herab,    >»o   uns    die  gleich- 
zeitigen  Schriften   erhalten    sind  ;    höchst    bewegte   Zeiten 
liegen   dazwischen,    voll    gewaltsamer  Revolutionen,     und 
die  Möglichkeit   liegt  sehr   nahe,    dass    auch    hier   in  die 

')  Barnabae  Bvissnnn  de  fornmlis  pnpiili  Poniani  libn  VIII. 
'*;  Joannis  Suiii  Zamoscii  de  Seiiatii   Humano  libri   diio.    Ich 
ciliie  nach  der  Ausgabe:   Ar^ciilorati   IbOö 

Zeiisclir  f.  d   Alterthumsw. 


hier  beregten    Verhältnisse   die  Zeit  manche  ^'crändcrung 
möchte   gebracht  haben.      Sollte  sich   aber   auch   diess  als 
nicht   so    bedeutend    herausstellen,   als   man    im   ersten  Au- 
genblick   geneigt    sein    mochte,    zu   vermutheu    (obgleich 
gewiss   darin   aUein   die    zweifelnde   Erwähnung    der   Rela- 
tionen  Min   Tribunen,   Zum.   H.   S.   144   ihren  Grund  hat], 
so   liegt  es  auch  von   der  andern  Seite  in   der  Natur  einer 
Darstellung   längst    vergangener  Zeiten,    dass    sie  auf  das 
Einzelne   weit   weniger   und    weit  seltener   eingehen    kann, 
als   die   Schrift,    die    von    gleichzeitigen   Ereignissen    han- 
delt.     Darum    wären   Cicero's  Reden,    Cicero's   Briefe  eine 
unendlich   viel   reichere   Fundgrube   gewesen,    aber   leider 
sehen    wir    diese    nur    sehr  spiirlich    benatzt,    wou.u    die 
unmittelbare   Folge   ist,    dass  für  manches  dort  Erwähnte 
aus    Zamoscius    der    Schlüssel    nicht    zu    entnehmen    ist, 
wie    z.    B.    die     gemeinschaftlichen    Relationen     Mehrerer. 
Dazu    kommt    noch    ein    dritter  Nachtheil,    dass  von  den 
Untersuchungen   über   den   Senat  die   Untersuchungen  übet 
die  Magistrate    getrennt  sind,    woher  es  denn  dunkel  bleibt, 
was    dem    einzelnen   Beamten   hier   gestattet  war.       Haben 
wir  vielleicht  den  Polen  darin   zu  erkennen,  der  von  einer 
gewissen   Formlosigkeit  sich   wohl   nicht   lossagen   konnte? 
Doch  gleichviel,    wo   wir  die   Ursache  der  Mängel  aufzn- 
suchen^habeu:   ich  meine,   es  muss  einem  Jeden  eiuleuch- 
ten,  dass  in   dem   Thatsächlirhen ,    wie   in    der  Entwicke- 
Inng  des  Rechtes   hier   manche  Frage   unbeantwortet  blei- 
ben" muss.      Die   hier  erscheinende  Lücke  aber  wird  nicht 
ausgefüllt    durch    Brissonius    Werk,    dessen    Titel    schon 
uns  sagt,   dass  es   mehr   *u  den  lexikalischen,  als  den  an- 
tiquarischen  Arbeiten   gehöre.     Praktischer. Jurist   und  nut 
dem  Canzleistyl    seiner  Zeit    innig    vertraut,    hatte    er    C9 
zu  seiner   Aufgabe   gemacht,   den  der  Römer  herzustellen: 
Zusammenstellung   der   bei   den  Alten   vorkommenden  For- 
meln   ist   sein  Zweck,    ihre    Erläuterung    sein  Ziel,    und 
dazu    wird    es   nicht   selten     noihig,    das   That.sächlichc   zn 
referiren   und   somit    in  das   Gebiet    der   Antiquitäten    ein- 
zugehen.   Daraus   geht  denn   natürlich  eine  sehr  ungleiche 
Behandlung    des   Slofies    hervor;    bisweilen    drängen    sich 
die  stehenden   Ausdrücke:     dann   linden  sich  die   Partieeü 
mit  einer   grossen   Ausführlu  likeit   darge.stellt:    dann    »er- 
den sie  spärlich,   und   der  Alterthuinsforscher  sieht  ungorn 
die    Darstellung    in    gleichem    Maassc    kurz,    al.genssen, 
ein.sTlbig   werden.      Sieht    sich  also    auch  hier  der   Alter- 
thumsforscher  nicht  selten    unangenehm    getäuscht,    wenn 
er  Auskunft  über  seine   Fragen   wünscht,  so   geht  für  ihn 
daraus    die    Nothwendigkcit    hervor,    der    Conjcctur    hur 

28 


411 


412 


Hanoi  III  goit/iliron,  iim  «Ins  Fdilenilc  zii  ergAniett,  und 
10  spIhmi  »vir  «1.1,  "O  ilii'  Fra>(e  für  ilio  Kritik  oiiit*  |)rak- 
fisrlic  Wii  litigkcit  •,'(•»  iiiiif,  IMnrlitsprüclic  «lic  Stelle  ciil- 
iipIiuicii,  «riclio  eine  uinsiclitino  Fnrsrliniig ,  die  alle 
Spuren  »crfolKt  ,  nni ,  wciiii  niiht  ilas  Sirlii^re,  «loili  «las 
Wahrsrliciiiliclie  zu  erreichen,  allein  Ii.'Ute  ausfiillen  kön- 
nen. So  hat  Hr.  Professor  Ahrens  seine  Bestrcitiiiii;  <lcr 
Aerhflieit  iler  rlerteii  Catilinarisclien  Rede  *)  recht  ei- 
;;entllch  darauf  jfesrnndet ,  ilass  sie  einen  V^erstoss  gegen 
die  parlnmentarisclien  Formen  enthalte:  der  Cuiisnl  habe 
im  Laufe  der  Debatte  keine  Rede  halten  dürfen.  Daher 
T.e.v(ix\\i  seine  Beiveisljiliruiig  wesentlich  in  zwei  Thcilc, 
deren  erster  darthun  soll,  dass  die  Anführungen  der 
Alten,  «elrhe  Beziehungen  anf  diese  Rede  enthalten,  es 
nur  scheinbar  sind  oder  selbst  verdJiclitigt  »lerden  kün- 
ncn,  und  nach  Beendigung  desselben  ruft  er  aus  (S.  103): 
jam  in  portii  navigaf  ilisputatio  und  sucht  im  zweiten 
Theile  nur,  um  das  Waass  roll  zu  machen,  die  inneren 
M<ingel  und  Widersprüche  aufzudecken.  Ist  jene  An- 
nahme, wie  ich  es  darzuthun  holTc,  irrig,  so  mnsste  hier 
der  Beweis  erst  anheben.  Herr  ProTessor  Paldamus  in 
Greifsnald  findet  in  dieser  Zeitschrift  l.SST,  Heft  6-  ea 
viel  zwec!vniä3sigcr,  dass  Cicero  statt  die  dritte  ea(ili- 
narischc  Rede  zu  hal'eii ,  dem  Volke  ganz  einfach  das 
Senatsprctocoll  hätte  vorlesen  lassen:  aber  gab  es  denn 
auch  ein  Senatsprotoroll  1  IUerkwiirdigerweise  ist  diese 
Frage  ron  Znmoscius  ganz  versäumt.  Hr.  Prof.  Biiiim- 
lein  erklärt  in  dieser  Zeitschrift  1837,  S.  7ö,  s'<h  ohne 
Weiteres  für  eine  zweite  ümstimmung  im  Senate:  damit 
das  mehr  ab  Hypothese  sei,  wäre  es  doch  nothwendig  ge- 
wesen ,  ein»  solche  wenigstens  wahrscheinlich  zu  machen, 
aber  auch  hier  lassen  die  oben  genannten  Werke  ohne 
Antwort.  In  der  Rede  für  den  Sexlius  §.  69.  sind  <lie 
Aenderungsversuche  wohl  lediglich  aus  dem  Zweifel  her- 
vorgegangen, ob  man  den  Consul  bitten  könne,  ut  diceret 
sententiam.  Und  könnte  auf  diese  und  ähnliche  Fragen 
auch  keine  völlig  genügende  Antwort  gegeben  werden, 
so  kann  sorgfältige  Erwäguüg  der  einzelnen  Momente  in 
ihrem  Zusammenhange  doch  von  grösster  Bedeutsamkeit 
sein  und  zu  eineni  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit 
führen.  Wenn  sich  also  ilie  angeregte  Frage  in  die  Kri- 
tik unserer  Zeit  verflicht,  und  die  genannten  Schriften 
gleichwohl  ihre  Beantwortung  vergebens  suchen  lassen; 
so  wird  hoffentlich  damit  der  gegenwärtige  Versuch  ge- 
rechtfertigt erscheinen.  Ob  ich  mir  mit  der  Holi'nung 
schmeiclieln  darf,  er  könnte  selbst  für  die  Erklärung 
einzelner  Stellen  in  den  Briefen  des  Cicero  ,  im  Tacitus 
u.  s.  w.  von  einiger  Bedeutung  sein,  will  ich  gerne  da- 
hin gestellt  sein  lassen.  Zu  der  Andeutung  dessen  aber, 
was  oben  über  die  Vorarbeiten  gesagt  ist,  habe  ich  zu- 
gleich die  Bahn  bezeichnet,  welche  diese  Zeilen  sich 
vorzuschreiben  haben.  In  der  Kurze  wird  aus  den  frü- 
heren das  Feststehende  zit  referiren  und  die  Zeugnisse 
für  das  Fortbestehen  in  Cicero's  Zeit  hinzuzufügen  sein, 
und  in  iliese  Darstellung  wird  sich  ohne  Zwang  das  Uebrige 
verflechten. 


*)  M.  Tiillii  Ciccronis  quae  fertur  oratio  cjuarta  in  Catilinam; 
rocogiiovit,  coniinentariis  inslnixit,  a  Cicerone  abjuilica- 
vit  E.  A.  J.  Aliiens.     Cobur[;i  la'i'i. 


Als  passender  Ankniipfungspuoct  bietet  sich  hier  Ci- 
cero de  legg.  III,  4.  an:  Cum  populo  patribusque  agendi 
Jus  esto  consuli  ,  practori ,  magistro  pnpuli  eqnitunxjue  , 
cii(ue  ,  ijuem  patres  produnt  cniisuluui  rogandorum  ergo  , 
tribunis<|iie  ,  quos  sibi  plebs  rogassit ,  jus  esto  cum  patri- 
bus  agendi:  iidein  ad  plebem  ,  <juod  ocsiis  sit,  ferunto. 
Quae  cum  populo,  quaecjue  in  patribus  ageiitur  modic/e 
sunto.  Senntori,  tjui  nee  aderit,  aut  causa  aut  culpa  esto. 
Loco  Senator  et  modo  orato :  causas  populi  teneto.  Vis 
in  populo  aliesto.  /'«;•  majorve  polestas  plus  valeto.  Ast 
si  quid  turbassilur  in  agendo  fraus  actoris  esto.  Inter- 
cessor  rei  malao  salutaris  ciris  esto.  Qni  agent  auspicia 
servanto:  auguri  publico  parento:  promulgala  proposita 
in  aerario ,  cognitil  aguiito:  ne  plus  quam  <le  siiigiilis 
rebus  coiisulunto."  Hat  anch  <lem  Buchstaben  nach  das 
römische  Gesetz  nicht  so  gelautet,  so  zeigt  docli  eine 
Reihe  von  Beispielen,  dass  die  Worte  für  eine  treue 
Darstellung  dessen,  was  in  Rom  galt,  zu  nehmen  sind. 
Was  sich  in  denselben  auf  ^'olksvcrsammlungeu  bezieht, 
beseitigen  »vir  als  unserem  Zwecke  fern,  da  in  der  man- 
gelnden Freiheit  der  Debatte  sich  uns  ein  gar  zu  be- 
stimmter Unterschied  herausstellt.  Es  zerfällt  aber  un- 
sere Aufgabe  nach  den  hier  gegebenen  Andeutungen  in 
drei  Theile,  zu  entwickeln:  t)  das  Recht,  den  Senat  zu 
berufen  ,  jus  cum  patribus  agendi  und  die  dabei  zn 
beobachtenden  Formen.  '2)  Die  Debatte  und  ihre  Lei- 
tung. 3)  Die  Beschlussnahme,  ihre  Form  und  ihre  Hin- 
dernisse. 

§•      1- 
Berufung    des    Senats. 

Zamoscius  entwickelt  II,  p.  105  aus  Liv.  III,  3b- 
meil. ,  und  Lucan.  III,  103  S.  ,  dass  kein  Privatmann 
das  Recht  hatte,  den  Senat  zu  berufen,  und  vindicirt 
PS  nach  Gellius  XIV,  7.  dem  Präfcctus  Urbi ,  Dictator, 
Consuln ,  Prätoren,  Interrex,  Magister  Kquitum  und 
Voikstribunen.  Von  dem  ersten  sagt  Cicero  a.  a.  O. 
Nichts,  weil  diese  i\lagistratur  damals  entweder  verschwun- 
den oder  unbedeutend  war,  auch  Zamoscius  stützt  sich 
nur  auf  eine  Ansicht  des  Varro ,  welche  Gellius  XIV,  8- 
aufbewahrt  hat,  aber  man  sieht  aus  der  Stelle  des  Gel-' 
lius,  dass  es  eine  Streitfrage  war.  Dasselbe  gilt  von  dem 
mit  ihm  genannten  Tribunus  Celerum,  s.  Dionys.  Halic. 
IV,  71.  Dass  der  magister  populi  bei  Cicero  eins  sei 
mit  dem  Dictator,  geht  schon  ans  seiner  Anführung  neben 
dem  magister  equifum  hervor  und  ?iiebuhr  rüm.  Gesch.  I. 
p.  63-  deutet  den  Grund  dieses  Namens,  wenn  auch  nur 
vermnthungsweise,  an.  Ueber  die  Tribunen  bemcikt  Zum. 
p.  109  erst  seit  dem  Consulat  des  M.  Valerius  und  P.  Virgi- 
iiius,  sechs  Jahre  vor  Einsetzung  der  Decemvirn  sei  von 
ihnen  diese  ßefugniss  usurpirt.  Wenn  er  dann  aber  fer- 
ner meint,  nur  selten  und  in  verwirrten  Zeiten  sei  das 
geschehen,  so  hätte  er  für  Cicero's  Zeit  sich  leicht  eines 
Besseren  belehren  können.  Beispiele,  wo  einzelne  Tri- 
bunen mit  dem  Senat  verhandeln,  sind:  pro  Sext.  31- 
Ep.  ad  div.  I,  2.  ad  Quintum  fr.  II,  1;  mehrere  Tri- 
bunen berufen  gemeinschaftlich  den  Senat  pro  Sext.  32- 
ad  div.  X,  16.  Philipp.  III.  Ausgeschlossen  bleiben  hier- 
nach, da  die  Kriegstribunen  uiit  consularischer  Gewalt, 
als  vorübergebende  Erscheinung  io    der  Geschichte  nicht 


41 H 


414 


«piler  (iraurheo  orwälint  zu  iverrfen  ,  von  den  Iiüliercn 
Beamten  nur  die  curulischcn  Acciilcn  unil  (jiiflstoreii. 
Damit  lian»t  vielleicht  zusammen,  dass  iliesc  Beamten  am 
Eiii;;ani(c  «ler  Depeschen,  ilic  sich  in  Cicero's  Briefen 
CmliMi,  nicht  ciiviihnt  werden.  Dass  in  der  Kaiserzeit 
der  Princeji.s  das  lleclit  liatte  ,  den  Senat  zu  lierufen 
li.  Zam.  S.  Xll,  «enn  er  aber  der  Triumrirn  erwähnt, 
Uli  ist  das  von  dem  ersten  Triumvirat  wenigstens  nicht  zu 
verstehen. 

Sieiinnrt  in  seinen  Antiquitates  Roinanac  S.  20  äus- 
sert die  (Meinung,  nur  in  Abwesenheit  der  Cnnsuhi  hät- 
ten die  Prätoren  und  niederen  ftlajfistrate  den  Senat  be- 
rufen. Das  ist  eine  weitere  Ausdehnung  der  Behauptung; 
des  Ziimosc.  S.  144,  nur  dann  sei  diesen  ilic  Leitung 
der  Debatte  zugefallen:  aber  auch  diese  Behauptung  er- 
weist sich  durch  Cic.  de  orat.  111,  1,  wo  in  dem  vom 
^  iilkstribunen  IM.  Liviiis  Drusus  berufenen  Senate  der 
Oonsul  Pliilippns  zugegen  ist,  als  zu  eng.  Doch  sind  in 
Cicero's  Schriften  Berufungen  des  Senats  durch  Prütoren 
auifallcnd  selten  :  ich  wiisste  kaum  ein  Beispiel  davon 
ausser  dem  Cornutus,  der  aber  das  Amt  iler  abwesenden 
Oonsuln  versieht,  ad  div,  X,  2.  Dio  Cassius  Ijingnet  es 
von  ihnen  ganz  von  der  Zeit  vor  August.  LV,  ;{,  doch 
beweist  Liv.  XXXIX,  lg.  das  Gegentheil.  Wichtig  aber 
ist  die  von  Zumoscius  S.  110  angeführte  Stelle  des  Appian, 
ans  welcher  hervorgeht,  dass  ein  Consul  das  Recht  hatte, 
die  Verhandlungen  des  andern  mit  dem  Senate  zu  weh- 
ren. Darauf  beziehen  sich  auch  Cicero's  oben  angeführte 
^Vorto  :  pur  Jitajorve  potestas  plus  vuleto.  Denn  die  In- 
terccssion  kann  damit  nicht  gemeint  sein,  weil  ihrer  noch 
besonders  gedacht  wird;  daraus  endlich  begreift  sich,  wie 
Jlilo's  Consulat  dem  Clodius  so  besnliränkend  sein  konnte, 
wie  Cicero   das   wiederholt  andeutet. 

Die  Berufung  des  Senates  musste  aber  auch  in  der 
gehörigen   Form   und   am   gehörigen   Orte   geschehen. 

Berufen  ward  der  Senat  theils  durch  lleroldsriif  (per 
praeconem),  theils  durch  ein  Edicf.  Zumoscius  S.  112. 
Dion.  Hai.  XI,  4.  Zur  Ladung  der  Einzelnen  dienten 
nach  Cic.  Cato  maj.  lö.  die  ^'iatores;  ein  Beispiel  einer 
solchen  specicilen  Ladung  Cicero's  linden  wir  in  der  fünf- 
ten Philippischen  Rede  c,  19.  erwähnt,  ohne  dass  dieses 
als  etwas  Ausserordentliches  bemerkt  wird;  auf  eine  sol- 
che scheint  auch  Cicero's  Aeusserung  binzuileuten  ad  div. 
XI,  (i ,  sein  frühes  Erscheinen  im  Senat  habe  auf  die 
Zahl  der  Vetsammluiig  günstig  eingewirkt,  unil  bei  eiligen 
Berufungen,  wie  Cic.  Ep.  X,  12.  V,  2,  3-  's*  sie  die 
einzig    mögliche   Weise. 

lieber  das  Edict ,  welches  den  Senat  znsammenberief, 
hat  lirissoiiiits  II,  Iü4.  das  Bedeutende  zusammengestellt, 
und  die  wichtigsten  Bruchstücke  eines  solchen  aus  der 
dritten  Philipp.  Rede  mitgetheilt.  Alan  sieht  daraus,  dass 
es  nicht  allein  eine  blosse  Zusammenbernfnngsformel  war, 
«ondern  auch  den  Gegenstand  jler  Verhandlung  enthielt. 
Bekanntmachung  desselben  fordern  auch  die  Worte  des 
Cicero  de  legg.  III,  4:  ,,promulgala,  proposita  in  aerario, 
cognita  agunto."  Sind  sie  richtig,  woran  ja  freilich  ge- 
zweifelt wird,  so  waro  das  Aerarium  der  Platz,  wo  sie 
gewöhnlich  angeschlagen  wurden;  dass  es  nicht  der  ein- 
zige war,  erhellt  aus  Ep.  ad  Att.  IX,  17:  „Senatum 
'eile   se   frequcntem  adesse  ctiani  Forniiis  proscribi  jussit." 


Doch  können  die  Worte  Cicero's  de  legg.  III,  4.  nicht 
sagen  wollen,  dass  eine  Relation  ohne  vorläufige  Bekannt- 
machung des  Inhalts  nicht  stattfinilen  dürfe,  denn  Phil. 
111,  2.i  If.  sehen  wir  den  Antonius  über  die  Supplication 
des  Lentulus  einen  Vortrag  halten,  wahrend  er  einen 
über  den  Angrifi'  des  Octavian  angesetzt  hatte.  Wäre 
der  Formfehler  ciitsi  heideiid,  so  würde  Cicero  nicht  er- 
mangeln, ihn  zu  benutzen;  er  begnügt  sich  aber,  aus  der 
Unterdrückung  <lcr  beabsichtigten  Relation  dem  Autoniu.s 
nachlheilige   Folgen   zu   ziehen. 

Gewöhnlich  mag  man  diese  beiden  Berufungsweisou 
verbunden  haben:  berufen  wurden  aber  in  älterer  Zeit, 
tjui  I'alres  ijuirjue  conscripti  essetit  liriss.  I(i4,  in  spä- 
terer Zeit,  (jiii  senatures,  (juibusquc  in  scnatu  sententiam 
dicere  liceret  s.  Zum.  113.  L'nter  den  letzteren  versteht 
man  die,  «eiche  weit  dem  letzten  Census  ein  curulischcs 
Amt  bekleidet  hatten,  aber  in  den  Listen  des  Senats  noch 
nicht  eingetragen  waren.  Jeder  Berufene  war  püichtig, 
zu  erscheinen  Cic.  de  legg.  I.  c:  „Senatori,  qui  nee  aderit, 
aut  causa  aiit  culpa  esto."  Zu  den  gültigen  Gründen  der 
Elltschuldigung  willZ«)«.  11.').  auch  sechzigjührigcs  Alter 
rechnen:  Cicero's  Beispiel  Phil.  I ,  j.  liefert  den  Gegen- 
beweis, 

Dass  man  es  aber  von  beiden  Seiten  mit  der  Ver- 
pflichtung nicht  streng  nahm,  zeigt  eine  Reihe  von 
Aeusserungen  des  Cicero,  der  gewiss  nicht  lax  iu  diesem 
Pnnctc  dachte:  so  das  freiniütliige  Bekenntiiiss  ad  div. 
XI,  (i ,  es  sei  seine  Absicht  genesen,  bis  r,u  den  Ka- 
lenilen  des  Januar  gar  nicht  in  den  Senat  zu  kommen; 
so  die  Aens.serung  ad  Quintum  fr.  11,  .3,  er  habe  nach 
den  ,'iigerliehen  V'orfällen  auf  dem  Forum  niciit  in  den 
Senat  gehen  mögen;  die  Verwunderung  über  dio  zahl- 
reiche ^^rsammlung  kurz  vor  dem  Feste  ad  Quiiituoi 
fr.  II,  1,  die  Bemerkung  Phil.  I.  g.  12,  <lass,  wenn 
die  Relation  einem  Triumph  oder  einer  Supplication  gelte, 
die  Versammlung  so  zahlreich  sei,  dass  es  dem  Einzelnen 
so  gut,  wie  freistehe,  wegzubleiben,  wo  er  es  sich  sogar 
als  einen  grossen  Freundschaftsbeweis  anredmet,  das» 
er  unmittelbar  nach  seiner  Rückkehr  sich  bei  Antonius 
doch  habe  entschuldigen  lassen.  Dafür  spricht  auch  die 
Formel  der  Ziisammenbcriifung  ul  frequenlcs  adessent. 
und  das  von  Brissuu.  183.  angezogene  Beispiel  des  Hir- 
tins  Ep.  ad  div.  VII,  H,  der,  obgleich  Gegner  der 
Maassregel,  sie  durch  dio  Bemerkung,  der  Senat  sei 
nicht  hinreichend  an  Zahl  zur  Beschlussnahme  versaui- 
melt,   nicht   hintertreiben   wollte. 

Je  leichter  der  einzelne  Senator  seine  Verpflirhtuns;, 
regelmässig  zu  erscheinen,  nahm,  um  desto  nothwendiger 
waren  ßesfimmnngcn,  wie  viele  Zu  einer  gültigen  Be- 
schlussnahme  versammelt  sein  sollten,  doch  bemerkt  Zam. 
119.  es  scheine  die  Zahl  nicht  zu  allen  Zeiten  und  bei 
allen  Gelegenheiten  dieselbe  gewesen  zu  sein.  Zur  Dispen- 
sation von  den  Gesetzen  über  die  Bacchanalien  werden 
Livius  XXXIX,  If^.  hundert  Senatoren  gefordert,  eine 
Zahl,  die  der  ^'olkstribun  C.  Cornelius  auf  das  Doppelte 
erhöhte  für  jede  Dispensation  von  einem  Gesetze  (ar- 
gnm.  Ascon.  orat.  pro  C.  Corn.).  Unter  Augustus  scheint 
vieriiundert  überall  die  nothwendigc  Zahl,  um  einen  Se- 
natsbeschlusä  zu  Stande  zu  bringen  (Zawi.  12).).  Eine 
Stelle    aus    Lampridius,   die   Zam.  S.    tö4    anführt,    l.lsit 

28* 


415 


416 


■icliliossfii,  ilass  damals  ilio  Zaiil  auf  sipl)ciiEi|;  licralijje- 
8'iiikrii    »ar. 

üi'IxT  ilcn  Ort,  "O  der  Srnat  nwainmoiitrefoii  durfte, 
redet  Zum.  » oitl.'iiiflig  S.  122 —  128.  Naclidcm  er  das 
.Svnaciiliiiii  lirnihrt,  bniu'rlvt  er,  der  Ort  im'isstc  von 
■Ion  AuKiiriMi  ijiMieilit,  ein  TpMipliini  sein,  und  soldie 
waren  die  s.'lnuntllrlien  Ciiiicn;  alier  aiicli  das  Scliiil'  der 
^jrüssorpil  Tempel,  zur  Anfiiahiue  einer  zahlreif lien  Ver- 
f  .'«»niniluni;  eiiijjpriclitet,  liot  einen  passenden  Platz  dazu 
dar.  OI>  die  >Vali!  dieses  Ortes  mit  den  Aiispicicn,  die 
vor  Eröirnunjf  der  Vcrsainnilnnu  ijenunimen  «erden  muss- 
ten,  oder  mit  dem  Opl'er,  das  znior  dargcbraclit  ivard 
(Cic.  ad  div.  X,  12.  Suet.  Caes.  81.  Pün.  Pancg.  76. 
Zam.  137.),  znsauinienliing,  ist  wolil  nicht  zu  entsrliei- 
den  ,  docli  zeigt  die  erstero  Stelle,  ho  in  Folge  mangel- 
liaflcr  Anspielen  die  A'ersammlnni;"  pliitzlich  aufgehoben 
ivird,  «elrlien  lüinflnss  die  Auguren  .-».nih  auf  die  Senats- 
versaniniliingen  übten,  und  was  Ciiero's  Worte  de  legg. 
Jll,  4.   bedeuten:   auguri  publico  pnrento. 

Als  die  Zeit  der  regelmässigen  Senatsversammlnngen 
nimmt  Zamosciits _\'i^^.  Ivalenden,  Koncu  und  Idus  an, 
sonst  hatten  ausserordentliche  Sitzungen  an  allen  Tagen 
bcrnfen  «erden  können,  ausser  an  den  Tagen  der  Co- 
mitien.  Wenn  er  meint,  die  Festtage  waren  eigentlich 
zu  .Sen.itsversammlungen  bestimmt  gewesen,  so  ist  ilicss 
«vohl  ein  Missverständniss  <ier  angeführten  Steile  Ep.  ad 
Qulntuui  fr.  n,  1.  Die  Bestimmung  aber,  wie  weit  die 
Ueligion  an  gewissen  Tagen  den  Senatsversarnniluiigen 
ein  llinderniss  in  den  Weg  legte,  geliort  nicht  hierher. 
'Wichtig  aber  ist,  ivas  %'arro  sagt:  ein  Senatsbescliluss, 
vor  Sonnenaufgang  oder  nach  Sonnenuntergang  gefasst, 
sei  ungültig,  und  Seneca  de  tranquillitate  vitae  I,  14: 
,, majores  nostri  uovam  relationem  post  horam  decimam 
lieri  vetabant",  wodurch  die  Dauer  der  Scnatsversamm- 
lungen  auf  zwölf  Stunden   beschrankt  wird.      Zam.    13(). 

Endlich  gehört  hierher  <l!e  Frage:  tcie  weit  die  'S e- 
nalsversammlungen  üJJ'entlich  waren  i  Livius  XXVII,  51  : 
,,(}nani  aegre  in  curiani  perventuui  esset,  multo  aegrius 
submota  turba ,  ne  patribus  njiscerelur ,  litterae  in  senatu 
rccitatae  sunt",  zeigt  deutlich,  dass  sie  es  nicht  waren; 
sassen  doch  lange  selbst  die  V'olkstribunen  nur  an  den 
Thüreu  der  Curie.  Auf  die  Spannung  des  A^olkcs,  mit 
der  CS  sein  Auge  auf  <lie  Discussion  des  Senates  richte, 
deutet  indess  Cicero  Phil.  XIV,  19.  and  X,  6.  hin; 
eben  derselbe  lässt  uns  ein  Gedränge  des  Volks  auf  den 
Stufen  lies  Tempels  und  der  Gracostasis  (d.  h.  dem  er- 
höhten Platze  vor  der  Curie,  wo  sich  die  fremden  Ge- 
sandten aufhielten  i?/-i6'so?i.  23"'.)  erblicken:  ad  Qnintuui 
fr.  II,  1,  und  bei  Livius  III,  41.  wendet  sich  Valerius 
von  der  Schwelle  der  Curie  ans  an  die  versammelte  Volks- 
menge. Diess  alles  und  die  Erwähnung  des  Piso  in  der 
vierten  catilinarischen  Rede  endlich  lässt  sthliessen,  dass 
die  Versammlung  bei  geöllneten  Thüren  gehalten  ward ; 
von  dem  Innern  der  Curie  aber  war  der  Bürgtjr  ausge- 
schlossen. 

Dein  widerspricht  nicht,  wenn  Capitolinus  in  der  Le- 
bensbeschreibung der  drei  Gnrdiane  12  scribae  und  servi 
publici  als  gegenwärtig  nennt.  Gegenwart  der  Lictoren 
im  Senate  setzt  die  ^^erhaftung  des  Valerius,  Liv.  III,  41» 
sowio  die  des  Cato,  Gcllius  IV,  10,  voraus,  und  de  orat. 


III,  1.  scheint  das  liarc  pignora  anzudeuten,  dass  die 
Pfändung  auf  der  Stelle  vollzogen  wird.  Plutarcli  An- 
tonius ;).  erzäiilt,  als  man  im  Senatu  das  Schreiben  de» 
Cäsar  nicht  habe  wollen  vorlesen  lassen,  da  habe  Anto- 
nius dasselbe  genoniuien  und  kraft  seiner  amtlichen  Ge- 
walt verlesen;  das  Vorlesen  von  dergleichen  Aefenstücken 
aber  gehört  zu  den  Geschaffen  der  Scribae.  Waren  aber 
solche  Schergen  gegenw artig,  so  konnte  ein  Alaun,  so 
gewaltig,  wie  1^1.  Antiiiiicis ,  leicht  auf  den  Gedanken 
kommen,  eine  Zahl  lon  zuverlässigen  Soldaten  unter  den- 
selben cinzuschwärzen.  Phil.  II,  Jj.  19.  III,  9-  und  ol- 
V,  17.  Es  scheint  aber  aos  Andeutungen ,  die  weiter 
unten  vorkommen  werden,  sich  zu  ergeben,  dass  alle 
I\Iagistrato  mit  ihren  Lictoren,  Apparitoren  und  Viatoren 
erschienen,  eine  Begleitung,  die  um  so  mehr  Achtung 
gebieten  mnsste,  als  sie  reelle  Gewalt  durch  sie  erhiel- 
ten. INimmt  man  dazu  die  Sella  curulis  den  demüthigen 
Bänken  der  Senatoren  gegenüber  und  den  Vorsitz  in  der 
Versammlung,  so  kann  man  nicht  läugnen  ,  dass  das  Auf- 
treten der  Magistrate  iin  Senat  imposant  genug  war.  Auf 
die  oben  angefühlte  Stelle  des  Capitolinus  gestützt  nimmt 
jedoch  Zamoscius  163.  geheime  Beralhungen  des  Senats 
an,  von  denen  die  Diener  der  üfTentlichen  Auetoritat  wä- 
ren ausgeschlossen  gewesen,  was  allerdings  möglich  ist; 
wenn  er  aber  meint,  es  wären  die  sogenannten  senatores 
pedarii  auch  davon  ausgeschlossen  gewesen,  so  ist  das 
zu  rasch  verrauthet  und  nichts  als  eine  subjective  Sleinung. 


Von  der  Relation  und  der  Leitung  der  Debatte. 

üeber  die  Gegenstände  der  Scnatsbesclilüsse  hat  mit 
einer  ungemeinen  Ausführlichkeit  und  Gründlichkeit  BHa- 
sonius  193  —  265-  gebamlelt,  uns  aber  liegt  diese  Frage 
hier,  wo  wir  nach  der  Form  der  Senatsvcrhandlungeii 
forsclien  ,  natürlich  fern.  Aber  einige  andere  Puncte 
ziehen  durch  den  Gegensatz  ,  in  welchem  sie  mit  nnserii 
Gewohnheiten  stehen,  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich. 
Dahin  rechne  ich  vor  allen  Dingen  die  Relationen,  diff- 
keinen  Seiiatsbescliluss  Iierbeif  Uhren ,  ja  nicht  einmal  be- 
absichtigen. Das  merkwürdigste  Beispiel  der  Art  finden 
wir  bei  Cicero  ad  Quintnm  fr.  II,  1.  Der  Tribun  Lu- 
pus, nach  einer  langen  Relation  über  die  Landesverthei- 
lung  in  Cauipanien,  einen  Gegenstand,  der  eine  unge- 
wöhnlich zahlreiche  Versammlung  herbeigeführt  hat,  er- 
klärt das  Schweigen  des  Senats  und  die  Änfnierksamkeit, 
die  man  ihm  geschenkt  habe,  sei  ihm  ein  hinlängliches 
Zeichen  der  Bristimmnng,  den  einzelnen  Senator  wolle 
er  nicht  in  Verlegenheiten  und  Feindschaften  stürzen, 
und  damit  schlsesst  er  seine  Relation,  selbst  ohne  Jemand 
um  seine  Meinung  zu  befragen.  Er  bezweckt  also  nur 
Beistimmung,  Bildung  einer  Partei  in  Absicht  dieser 
Frage  ,  nicht  bestimmte  Maasregeln  *).  VoVi  ahnlicher 
Art  ist  der  ad  div.  I,  9.  erwähnte  Vortrag  desselben 
Tribunen  ,  dass  Pompejus  den  Ptoleniäus  Auletes  zurück- 
führen müsse,  über  den  es  freilich  zu  einer  Verhandlung, 
aber    zu    keiner  Beschlussnahme    gekommen   war.      Koch 

')  Ganz  analog  ist  der  UnlcisclucJ ,  t!cn  Matthiä  macht 
zwischen  agere  cum  populo  und  concionem  höhere ,  zu 
Cic.  pr.  lege  Manil.  1. 


417 


418 


bestimmter  aber  gehört  hicrlipr  <lle  lio  orratore  fll,  1. 
erwähiifp  Relation  des  M.  Liviiis  Dni.'iis  ,.qiioil  ronsul 
in   eum  ordinem   (senatum)   tim   graviter  esset  infertiis." 

Eine  zweite  liicrher  »[elifiripe  Benierknnjf  licfritTt  die 
Fussiaig  der  Relation,  die,  «enn  nidit  immer,  dorh 
.selir  hanfijf  unter  der  beaclieidenen  Form  der  Frage  auf- 
tritt (Biiss.  1(i5.)'  1"'"'  ''•'■"'  piaeerct,  quid  vobis  videa- 
tur,  refero  ad  vos,  utrum  pati  felitis,  und  die  .'ihnlichen 
Formen.  Also  nicht  mit  einer  entschiedenen  Meinung 
tritt  der  Referent  herior,  sondern  mit  dem  Verlan";en, 
über  gewisse  Gegenstiinilo  oder  Verhältnisse  die  Ansiclit 
des  Senats  zu  vernehmen,  also  mit  einer  Bescheidenheit, 
einer  Demuth,  einer  Unternürdgkeit ,  die  befremden 
inuss,  wenn  man  nicht  bedenkt,  da^s  der  Referent,  anf 
eine  kurze  Zeit  mit  der  Macht  bekleidet,  ans  dem 
Schonsso  dieses  Standes  hervorgegangen  war,  um  nach 
\iederlegung  seines  Amtes  wieder  in  denselben  zurück- 
zukeliren.  I>alier  denn  auch  die  bisiveilcn  abgegebene 
Krkliirnng  des  Referenten:  se  in  patrum  potestale  futu- 
rum,  Worte,  welche  auc^h  darum  lon  Ijedcutung  sind, 
weil  sie  zeigen,  was  die  ausgesprochene  Ansicht  des  Se- 
nates galt,  wo  sie  dem  Willen  eines  hartnäckigen  Con- 
suls   zuwider   lief,   vcrgl.   Caes.    de   B.    C.   I,    1. 

Bringt  schon  diese  .Fassung  der  ftlotion,  wie  wir  es 
nennen  würden,  eine  bedeutende  ^Verschiedenheit  von  dem 
in  unsern  Sf.'lndetcrsammUingen  lieblichen  mit  sich,  so 
wird  dieselbe  noch  riel  grosser  dadurch,  dass  im  Senate 
der  Referirende  Proponent  und  Präsident  der  Versamm- 
lung zu  gleicher  Zeit  war,  also  zwei  Personen  in  sich 
rereinigte ,  welche  die  Ordnunn;  unserer  Versammlungen 
anf  das  bestimmteste  auseinander  zu  halten  suclit.  Hatte 
er  in  der  ersten  Eigenschaft  das  ,  was  er  wollte  zur 
Sprache  gebracht,  so  lag  ihm  in  der  zweiten  ob,  die 
Reihenfolge  des  Redens  zu  bestinimen  ,  die  Ordnung  in 
der  Debatte  aufrecht  zu  erhalten,  die  Debatte  zu  schlies- 
sen ,  die  Reihenfolge,  in  der  die  einzelnen  Anträge  zur 
Abstimmung  kommen  sollten,  zu  bestimmen;  es  war  in 
dieser  Senatssitznng  keine  Macht  aber  üim.  IL'ilte  Ahrens 
sich  diese  Stellunif  des  Referenten  klar  gemacht,  so  wurde 
er  die  Behauptung  nicht  ausgesprochen  liaben ,  ticr  Re- 
ferent habe  nur,  wenn  der  Senat  rcrlangto,  dass  er  über 
eine  beiläufig  ausgesprochene  Ansicht  rcferiren  solle,  znm 
/.tvcitcnmale  in  derselben  Versammlung  reden  dürfen  (Ci- 
<  eronis  quae  fertur  oratio  IV.  in  Catiiinam  p.  '73).  Und 
wenn  es  ihm  nun  gefiel,  zum  zweitenmale  zu  reden,  wer 
wollte  ihn  daran  hindern?  Ist  es  denn  auch  nur  glanb- 
lich,  der  ganze  Senat  hatte  sich  protestirend  erhoben 
und  seine  Rede  gewehrt?  Dass  Aehnliches  wohl  einmal 
im  Senat  vorkommen  konnte,  zeigt  die  Rede  gegen  den 
Piso  g.  13:  „An  tum  eratis  consules,  quum  quacunque 
de  re  vcrbum  facere  coeperatis,  aut  referre  ad  senatum 
cDUctus  ordo  reclamabat  ostendebatqae  nihil  esse  vos 
'acturos,  nisi  prius  de  nie  rctulissetis."  Aber  dergleichen 
trifft  immer  mehr  die  Person,  als  die  Sache,  nnd  der  be- 
liebte mit  der  Mehrzahl  über  die  zu  nelimendo  Mehrzahl 
einverstandene  Referent  hatte  doch  reden  können,  so  oft 
er  gewollt,  abgesehen  davon,  dass  diess  immer  Unord- 
nung und  Widersetzlichkeit  blieb,  die  kein  (iesctz  sanc- 
tioniren ,  keine  Sitte  heiligen  konnte.  Dazu  kommt  aber, 
dass  man   mit  diesem  Einfallen    in  die  Rede  in  Rom   gar 


nicht   so   bei   der  Il.ind   war,  so  dass  es   ein  gar  nicht  un- 
gewöhnlicher   Knilf   war,     durch    Länge    der    Reden    die 
Zeit  der  Berathung  zu  tödten  (eximere  dient)   und  so   die 
Beschlussnahme   zu   hindern,   und   was  dem   rhicanirenden 
Senator  nicht  versagt  wurde,   die   Freiheit  der  Reile,  das 
h.'ittc   man   dem  Referenten   verküniinerl,  der   die   Debatte 
leiten  sollte,     von   ilem    die    ruhige    nnd    besonnene  Hal- 
tung  des   Senats   abliing?     Cic.  de  legg.  III.   |g.  40:   „Gra- 
vis  et,    ut  arbitror,     praedara  lex.       Quae    cnni    populu, 
quaeqne   in  patribus  agentur,   modica    sunto   i.   e.   nio.lesta 
atque  sedata.      /Ictor  enim  tnnderutur  et  ßngit  nnn  mojn 
mentem  ac  voluntates  ,  sed  jiriene  tiiltus  eorum,  njiud  ipton 
agil.^^      Ich   wenigstens   w  ns^ite   nicht,     wie   zur   Aufrecht- 
erhaltung der  Ordnung   der   Referent    iles    freien,    unein- 
geschränkten Gebrauches  der  Rede   h.'ltte   entbehren  kön- 
nen;   eine   Versammlung  von   Knalien   war  denn   doch   der 
Senat  nicht,   wo   ein  Wort  den   kleinen  Sünder   zu  .augen- 
blicklichem    Gehorsam    treibt,     er,     iler     Cineas     dünkte 
eine  Versammlung   vouKiiuigen   zu   sein.      Wie   heftig  sich 
dort  die  Leidenschaften   entgegentraten ,    zeig-en    de    orat. 
III,    |.     Ep.    all    Att.   I,    1().    und    Aehnliches   mochte    und 
musste    dort   öfters   vorkommen,    wie   es   denn   auch   Cicero 
nicht  eingefallen,     ilie    Heftigkeit    der    Redner  zu  tadeln. 
Jahrelang   hatte   ein    grosser   Theil   der  Senatoren    mit  kß- 
iiigliclier  31acht   in   den  Provinzen    gebeten,   nud    gewohnt, 
vor   dem  ausgesprochenen   Willen  jeden   Widerspruch   ver- 
stummen, jede  Widersetziiclikcit   verschwinden    zu   sehen, 
hmto  der  Zurückgekehrte    beim  einfachen   Wort  des  Re- 
ferenten  den    brausenden   Leidenschaften,     den  heissesten 
Wünschen   Zaum    und    Gebiss   angelegt?   eines  Referenten, 
den    er   vielleicht   glauben   durfte    weit   zu    übersehen,    den 
er   bisweilen   von  Herzen   hasste   und   verachtete?     .So    hat 
die    menschliche    Natur    sich    nie    vcrlängnet    und    kaum 
könnte   man   directen  Zeugnissen   etwas  so   unwahrschein- 
liches  glauben,    aber    alle    Zeugen   schweigen.      Oder  ist 
es   glaublicher,     dass    der    Referent    zu   aljen    Anschlägen, 
die   Unwissenheit  oder   Vorurtheil,     Furcht    oder   uiizeiti- 
ges   I^äitleid ,     Hass   oder   unselige   Schcelsuclit   eingegeben 
hatte,   schweigen   musste,   die  unlautere  Motion   nicht  auf- 
decken ,    noch    rügen    durfte,    vollemls   wenn    diese   durch 
das    Gewand,   das   sie   geborgt   hatte,    und    den    Scliein,    in 
den  sie  sicli  hüllte  ,    einen    grossen   Theil   der  Versamm- 
lung  fortzureissen  drohte?      Das   ist   unmöglich,   nnd   ylli- 
rens  selbst   will    den    Referenten   mit   Lob   unil   Tadel    lei- 
tend  in   die    Debatte    eingreifen    lassen,     er  soll   Streitig- 
keiten schlichten,     die   Widerstrebonden    in   iiire  Sehran- 
ken   weisen,     nur    dass    eieie    solche    Zurechtweisung    nie 
das    Maass    einer    ordentlichen    Rede    erfüllte.       Und     wo 
fängt    denn    dieses     Maass    an  ?       Wurden    die     Reden    im 
römiselicn  Senat    etwa,    wie    die   gerichtlichen   zu   Athen, 
nach  der  Wasseruhr  gemessen?      Doch   genug,   die   g.inze 
Regel,     nur  erfundetf*,     um   über  die  vierte   calilinarisch* 
Rede    den    Stab     brechen    zu    können,     ohne    Spur    einer 
Begründung    in    den  Schriften    des    Alterthums   nicht  ein- 
mal  an   den    müssigen    Einfall    eines    ^Neueren    angelehnt, 
zeigt  sich  als   aus    der   Luft  gegriffen.      Wollte   man  aber 
sicli  darauf  berufen,     dass  sich  doch  auch   bei   den    Alten 
dergleichen   Reden    des   Referenten   nicht  orw.'ihnt  finden, 
so   liegt  die    Antnort   so   nahe:    wie   genau   musste   unsere 
Kcnntniss  der  Sunatsvorhaudinngeii  sein  ,   nin  ilaraas   einei! 


410 


420 


Sclilaw  ziphcii  m  kuiincn  ?  lind  vb  Ichlcii  :,r^ibst:  ilio 
ä(>urcii  von  .solthfii  Heden  kciiiesivuj;«.  Der  Verlwiiidluiig 
bei  Cap8.  de  Icilo  cii-.  Ir  1«  auf  dio  .schuu  liüumlein  in 
«lii'ser  Zeitschrift  IN.JÖ  I,  78-  aufmerksam  K'emarht,  nicht 
zu  gcdcuLrii,  lieisst  es  Pliil.  IX,  U:  „Ut  vero  Pansae 
accriisit  roliortatio  graiiur,  quam  Scr.  Suljiicii  acres  ferro 
«lidiri^senl,  tum  tprii  me  et  liliuni  seduxit."  Ciccru  hatte 
<larg;cstrllt ,  nie  Sulpicius  dio  ihm  zngriniitheto  Gcsaiidt- 
sciialt  au  Antonius  ahjjelehnt  hatte  ,  da  tritt  d<'r  Refe- 
rent Paiisa  in's  .Alittel,  und  seine  exliorlado  jjraiior  briclil 
den  Entschluss  des  Sulpicius,  obf;lciih  er  den  l'oil,  ilem 
VT  entge^jciigeht,  »-or  Augen  sieht.  Sollte  diese  exhor- 
tatio  gravior  in  ein  paar  Worten  Jiefasst  gewesen  sein  % 
Eine  andere  Andeutung,  diss  die  längere  kräftige  Rede 
dem  Refeienten  erlaubt  gewesen  sei,  gilt  Cicero,  indem 
er  sie  vcrniisst,  ad  fani.  I,  '2.  Die  lon  den  rcferirenileu 
Consuln  begünstigte  31eiuung  de<  Bibulus,  dass  drei  Le- 
galen den  Ptolemaus  Auletes  in  sein  Reich  einsetzen 
sollten,  ist  durchgefallen;  dann  fahrt  er  fort:  „Proxima 
erat  Horteiisii  sententia,  (jn:ini  Lupus  trili.  pl.,  quod  i[>6e 
de  Ponipeju  retulisset,  intenderc  cüepit,  ante  8e  operiere 
discessionem  farere ,  quam  consules.  Ejiu  orationi  vehe- 
menter ab  uDinibos  reclamatum  est;  erat  enim  et  iniqua 
et  iiova.  Consules  neijue  concedeianl ,  neque  valde  re- 
pug/ialtant ,  dicm  consunu  volebant,  id  quod  est  factum." 
Die  Forderung  des  Lupus  geht  uns  hier  noch  nicht  au, 
aber  mau  sieht,  Cirero's  flleinung  nach  hätten  die  Con- 
iulu  sich  in  energischer  Rede  gegen  die  Zumuthiing  des 
Lupus  erklären  müssen,  was  sie  nicht  thaten ,  sondern 
»ich  kurzum  weigerten.  Endlich,  um  auf  die  V^eranlas- 
»ung  der  vierten  catiliuarischeii  Re<!e  selbst  zu  kommen, 
wenn  Cicero  de  Icgg.  IIL  §.  40-  sagt,  verkehrte  Maas- 
regelii  ,  zu  denen  der  Sepat  sich  hinreissen  lassen  ,  mach- 
ten es  bisweilen  zweckmässig,  den  Tag  mit  seiner  Rede 
hinzubringen,  wie  konnte  er  in  gleichem  Falle  dem  Re^^ 
ferenten  die  Rede  versagen?  Und  was  die  ünmüglichkeif, 
hier  dem  Referenten  da»  Wort  zu  verweigern,  vollendet, 
ist  die  V'erantwortlichkeit  für  jede  vtähreud  der  Debatte 
vorkommende  Unordnung,  welche  die  Sitte  ihm  aufer- 
legt, de  legg.  III,  1.  ,,ast  si  quid  turbassitur  in  agendo, 
fraus  aclpris  esto" ,  eiu  Satz,  den  er  c.  19.  ilurch  die 
von  Crassus  geltend  gemachte,  vom  Senat  gebilligte  An- 
sicht stützt.  Unrulien  könnten  wider  den  Willen  dessen, 
vielcher  mit  dem  Volk  verhandle,  gar  nicht  entstehen, 
•ienn  es  stehe  ihm  ja  frei,  gleich  beim  Eintritt  dersel- 
ben die  Versainmluiig  zu  entlassen,  Ist  es  auch  die 
Volksversammlung,  von  welcher  hier  dip  Rede  ist,  so 
zeigt  die  Verbindung  beiiler  bei  Cicero  schon,  dass  hier 
kein   wesentlicher   Uuterscliied   bestand. 

Was  die  Form  und  den  Umfang  einer  Relation  an- 
betrifft, so  können  wir  wohl  nach  Tacitus  Annalen  XI,  24. 
nicht  zweifeln,  dass  uns  in  den  Ltf^^dunensischen  Tafeln, 
deren  Inschrift  Urissonius  268 — 270  ujittheilt,  eine  sol- 
ciie,  freilich  nicht  ganz  vollstäudig,  vorliegt.  Es  liegt  in 
der  Natur  der  Sache,  dass  sie  bisweilen  nicht  so  ganz 
kurz  6eiii  konnten.  Phil.  XII,  6-  „Quill  vir  fortissimus 
Paiisa  »ine  causa  tarn  accurate  paullo  ante  lucutus  est 
tarn  diu?"  obglcicli  die  Forderung  der  Kürze,  die  Ci- 
cero für  die  Senatsverhandluog  geltend  macht  (de  legg. 
111,  40:    i,ne  Bit  infinitus,    iiam   brevitas   uon   motio  seiia- 


toris ,  soii  etiam  oratoris  magna  laus  est  in  sententia"), 
gewiss  auch  auf  die  Relation  auszudehnen  ist.  Obgleich 
sie  lieh  gewühnlich,  wie  oben  bemerkt  ist,  in  das  Ge- 
wand bescheidener  Unterordnung  hüllte,  so  zeigt  doch 
Phil.  X,  17:  „Pansa  praecepit  oratione  sua,  quid  de- 
cernere  nos  de  IM.  liruto,  quid  sentire  oporteret",  dass 
sie  keineswegs  immer  darauf  verzichtete  ,  die  allgemeine 
3Ie'nuiig  zu  leiten;  ja  ad  Att.  XII,  2(.  rechnet  es  Ci- 
cero sich  zur  besonderen  Ehre  an,  „quod  antequam  con- 
sulereiii  ipse  judicavi,"  Aber  im  Ganzen  inusste  der 
Umstand ,  dass  der  Proponent  zu  gleicher  Zeit  als  Prä- 
sident die  Debatte  zu  leiten  hatte,  seinem  Vortrage  eine 
viel  ruhigere  und  gemessenere  Haltung  geben.  Enttvicke- 
lung  der  Uinslände,  welche  die  Berufung  herbeigeführt, 
Darlegung  des  Tliaibestandes  niusste  ihr  bleiben,  Aus- 
Nprecliung  einer  bestimniten  Ansicht,  Empfehlung  bestimm- 
ter Maassregelu  iinil  Unterstützung  derselben  durch  Gründe, 
was  den  Kern  unserer  Anträge  ausmacht,  würden  Ver- 
lejjeiilieiteii  herbeigeführt  haben ,  wie  in  der  Versamm- 
lung Liv.  111  ,  4U.  ,,quiim  decemviri  nee  irae  nee  ignos- 
cendi  muduiii  repprirent" ,  zum  Vorkämpfer  und  Banner- 
träger einer  Ansicht,  wie  es  bei  uns  der  Antragsteller 
ist,  eignet  sich  der  Referent  nicht;  es  lag  in  der  Natur 
der  Sache,  dass  ein  anderer  Vertreter  der  Jlaassregel 
des  Senates  werden  miisste.  Das  liatte  aber  den  Vor- 
theil,  dass,  da  der  Referent  als  Beamter  später  mehr 
oder  weniger  bei  Ausführung  der  Maassregel  thätig  sein 
mussfe  ,  dieselbe  wesentlich  nicht  ihm,  sondern  anderen 
zur  Last  fiel.  Diese  Befreiung  von  der  Verantwortlich- 
keit sehen  wir  Cicero  zu  wieilerholteu  Malen  geltenri- 
machen:  in  Pisonem  g.  14:  ,,Crudelitatis  tu,  furcifer, 
senatum,  consul  in  concione  cunilemnas?  nnn  enim  me, 
qui  senatui  parui.  Nam  relatio  illa  salutaris  et  diligens 
fuerat  consulis:  animadversio  quidem  et  Judicium  senatus. 
Phil.   II.   ,^.    18.    Quinfil.   IX,   3.   40     40. 

Wenn  aber  hier  und  da  Relationen  vorkommen,  wel- 
che dio  gemessene  Haltung  und  Leidenschaftslosigkeit 
vermissen  lassen  ,  die  denselben  eben  viiidicirt  worden 
ist,  so  müssen  sie  als  Ausnalinie  von  der  Regel  gelten. 
Ruhe  und  ßesonoenheit  forderte  der  Römer  überall  von 
den  Verhandlungen  im  Senate,  de  legg.  III,  4:  ,5<iuae 
in  seiiatu  agentur,  modica  sunto",  was  §.  4<'.  „  modesta 
et  sedata"  erklärt  wird,  und  dieser  Ernst  war  es  ohne 
Zueifel,  »as  Cineas  in  dem  Senate  eine  Versammlung 
von  Königen  linden  liess,  zumal  verglichen  mit  den  un- 
endlich viel  lebendigeren  Griechen  und  der  von  den  Rö- 
mern oft  getadelten  Kleinlichkeit  ihrer  Leidenschaften  ; 
aber  kalt  und  farblos  dürfen  wir  darum  die  Relationen 
nicht  denken.  Wo  politische  Leidenschaften  sich  regen, 
wo  Ehrgeiz,  Eifersucht  und  persönliche  Feindschaft  sich 
der  Gemüther  bemächtigen,  wo  die  Ansichten  so  giell 
sich  entgegentreten,  wie  bei  üptimaten  und  Populären, 
wo  Relationen  rein  persönlichen  Inhalts,  wie  die  des 
Lupus  und  Racilius  ad  Quintum  fr.  II,  t,  die  des  IVl. 
Livius  Drusus  de  orat.  III,  1,  die  des  M.  Antonius  Phil. 
V,  19,  auf  die  er  17  Tage  studirte,  vorkommen,  da 
können  die  Relationen  kaum  so  ruhig  und  gemessen  sein. 
Aber  auch  das  Streben  nach  diesem  Ziel,  das  Festhal- 
ten an  diesem  Ideale  ist  ehrenroll  und  diese  Ehre  maat 
den   Römern    bleiben. 


421 


422 


Ehe  wir  zu  der  Debatte  fibergehen,  haben  wir  oiiio 
sehr  nalie  lieffende  Frage  zu  beaiilworlen  nnil  einer  mehr- 
fach vorkommenilen  Eigeiitiiiinilichkeit  zu  gedenken:  <lie 
Frage,  ob  in  Einer  Versammlung  mehrere  Relationen 
von  Verschiedenen  gemacht  werden  kOnnen,  und  die  ge- 
meinschaftliche Relation  3Iehrerer.  Jene  Frage  haben 
wir  zu  bejahen:  dann  tritt  aber  selbstierständlich  ein 
anderes  Präsidium  ein.  Wir  sehen  auf  die  tlelation  des 
Lu|ius  ad  Quintnm  fr.  II,  1,  die  des  Racilius  folgen, 
nachdem  Lupus  seine  Verhandlung  gesclilossen  hat,  wo- 
für der  Römer  aber  keinen  andern  Ausdruck  hat,  als 
Jimittere  senatum ,  7ion  amplius  viorari  patres ,  also 
dieselben ,  wie  für  Entlassung  der  Versammlung.  Ein 
gleiches  sehen  wir  Phil.  VII.  init.  :  „Parvis  de  rebus, 
scd  fortasso  neccssariis  consulimus,  Patres  conscripti.  De 
Appia  lia  et  de  flloneta  consul :  de  Lupcrcis  tribunus 
rcfert."  Da  er  am  Schlüsse  der  Rede  nur  des  Consuls 
gedenkt,  so  scheint  der  Tribun  seinen  Antrag  durch  ein 
Edict  bekannt  gemacht,  aber  noch  nicht  entwickelt  zu 
haben.  Ad  div.  X,  16.  weigert  sich  der  Pr.'Uor  urbanus, 
die  gewünschte  Relation  zu  halten,  aber  fünf  Tribunen 
halten  sie  auf  der  Stelle,  und  es  kommt  zur  Abstimmung. 
Natürlich  wechselt  das  Präsidium,  wie  das  ad  Quintum 
fr.  II,  1.  augenscheinlich  ist,  „Lupus  sententias  so  roga- 
turum  negavit.  —  Racilius  Dlarcellinum  primum  rogavit." 
Eben  so  auch  ad  dir.  X,  16.  Hier  wird  die  Relation 
plötzlich  und  ohne  vorhergegangene  Anzeige  angestellt, 
anders  Phil.  VII.  und  auch  wohl  ad  Quintum  fr.  II,  1. 
Cic.  de  lepg.  III,  4.  „Ne  plus,  quam  de  singulis  consu- 
lunto" ,  scheint  mir  nicht  zu  widersprechen:  es  wehrt 
nur  den  Referenten,  rerscbiedene  Gegenstände  in  einen 
Antrag  zusammen  zu  fassen.  Liv.  VI,  31-J.  „Do  foenore 
atque  agro  rogationes  jobebant,  de  plcbejo  consulatu 
antiquabant,  et  perfecta  utraque  res  esset,  ni  tribuni  in 
omnia  simul  consulcre  plebem  dixissent."  Ob  zu  einer 
solchen  \  ersammlung  Ein  gemeinschaftliches  oder  meh- 
rere rerschiedcne  Edicto  beriefen,  mnss  hier  freilich 
wühl   fraglich   bleiben. 

Für  uns  höchst  auffallend  ist  aber  der  andere  mehr- 
fach vorkommende  Fall,  wenn  mehrere  gemeinschaftlich 
eine  Relatioti  hallen,  beide  Consuln  Caes.  de  hello  cir. 
I,  1.  Cic.  ad  div.  I,  2.,  fünf  Tribunen  X,  16.,  acht 
Tribunen  pro  Sextio  32.,  alle  Decfmvirn  Liv.  HI,  39. 
Es  fragt  sich  hier,  warum  das  geschah,  und  in  wie  weit 
es  auf  die  Form  der  Relation  einen  Einfluss  übt?  Caes. 
de  hello  civ.  I,  1.  und  Phil.  V,  1.  sehen  wir  beide  Re- 
ferenten nach  einander  das  Wort  nehmen,  doch  kann 
das  nicht  der  Hauptgrund  sein,  und  ist  da,  wo  acht  oder 
zehn  referiren,  nicht  einmal  recht  denkbar,  sondern  es 
war  wohl  gewöhnlich,  wie  pro  Sextio  35,  einer  der  prin- 
ceps  relationis,  gleichsam  der  Berichtserstatter  des  C'omite, 
der  in  seinem  Namen  sprach  und  im  Wesentlichen  die 
Debatte  leitete  ;  aber  die  übrigen  unterstützten  ihn  mit 
Ansehen  nnd  Einfluss,  mit  Wort  nnd  That,  antworteten, 
wenn  Jemand  die  Relation  als  unzeitig  anfocht,  oder  viel- 
leicht gar  gehässige  Motive  «Ion  Referenten  unterlegte , 
konnten,  wenn  etwa  jener  durch  Heftigkeit  die  Gegner 
gereizt  hatte,  und  die  Berathung  ihren  ruhigen  Clang  zu 
verlieren  drohte,  ihn  in  der  Führung  des  Präsidiums  ab- 
lösen.    Doch   sind    diess  freilich    nur  Vermuthangeu,    da 


die  Reste  des  Alterthums  uns  wohl  nicht  in  lieii  Stand 
setzen ,  nach  bestimntten  Beispielen  ilie  Unterstützung  zu 
würdigen,  welche  die  gemeinschaftlich  Referirenden  sich 
konnten  angedcihen  lassen.  Ein  sicherer  Vortlu-il  tvar 
wenigstens,  dass  ans  den  Thrilnrhniern  der  Relation  we- 
nigstens keine  Gegner  derselben  erwachsen  konnten,  und 
ans  Cic.  de  legg.  III,  §.  40.  sehen  wir,  welches  Ge- 
wicht man   auf  die    Unterstützung   der   Beamten   legte. 

Enillich  kommt  bei  Tacitus  Annalen  14,  4''.  mutare 
reltttionem  vor,  genauere  Betrachtung  der  Stelle  zeigt, 
dass  es  sein  muss :  den  Antrag  zurückzunehmen  und  einen 
andern  an  seine  Stelle  setzen,  so  dass  also  der  auf  jenen 
Antrag  gefasste  Beschluss  nicht  zum  Senafusconsultuin 
wird.  üb  aber  diess  auch  der  Zeit  der  Freiheit  rigen- 
thümlich   war,   weiss    ich    nicht   zn    entscheiden. 

Nach  beendigter  Relation  forderte  der  Referent  die 
einzelnen  Senatoren  auf,  über  den  Gegenstand  derselben 
sich  auszusprechen,  Brisson.  KU).,  und  eröil'nete  damit 
die  Debatte,  für  welchen  Begriff  der  Römer  keine  Be- 
zeichnung hat.  Darin  aber,  dass  das  Wort  verliehen 
war,  liegt  schon  ausgesprochen,  dass  jeder  nur  einmal 
mit  seiner  Ansicht  gehört  wurde,  und  dass  es,  wie  Va- 
lerius  Potitus  bei  Dionjs  von  Ilalicarnass  XI,  IS.  be- 
merkt, ein  grosser  Nachtheil  war,  spat  gefragt  zu  wer- 
den :  dadurch  wird  die  Frage  nach  der  Ordnung  des 
Redens  zu  einer  sehr  wichtigen  und  bcileutsamen ,  und 
die  Nofhwendig'kcit,  bis  zu  einem  gewissen  3Iaasso  den 
Referenten  zu  binilcn,  geht  daraus  deutlich  hervor.  Diese 
verlangte  denn,  dass  dabei  auf  die  bekleideten  Würden 
Rücksicht  genommen  werde,  die  Consularen  zuerst,  dann 
die  Pr.'itorier,  darauf  die  gewesenen  Aedilen,  Tribunen 
und  Quäsforen  sprächen.  Phil.  V,  c.  13  ff.  XIII,  g.  30- 
Unter  den  erstem  erheischte  die  alte  Sitte,  den  Princeps 
Senatus  zuerst  aufzurufen  (Gellius  IV,  10.),  aber  zn  Ci- 
cero's  Zeit  war  diese  längst  abgekommen,  kaum  daran 
hielt  man  fest,  dass  alle  Referenten  sich  an  ilic  Ord- 
nung banden,  die  der  Consul  bei  Eröll'nung  des  Senat» 
am  ersten  Januar  beobachtet  hatte,  Zum.  144.  Bei  der 
Wahl  des  ersten  aber  sehen  wir  verwandtschaftliche  Rück- 
sichten schon  von  den  I\Iilifärtrib>inen  F.  Liciniiis  Calviis 
befolgen,  Liv.  V,  'iO-  Zum.  145.,  wcnu  mau  das  Ver- 
fahren des  Deccmvirn  Appius  Claudius,  seinen  Oheim 
Cajiis  Claudius  zuerst  zu  fragen,  als  Willkür  betrachten 
will,  da  Dionys  XI,  16.  in  der  spätem  Reihenfolge  die 
Ordnungswidrigkeit  andeutet.  Cäsar  trieb  die  Rücksicht 
auf  Verwandtschaft  so  weit,  darum  selbst  die  Reihenfolge 
zu  ändern,  indem  er  dem  Pompejus,  nachdem  dieser  sein 
Schwiegersohn  geworden,  zuerst  das  Wort  gab,  während 
er  früher  dem  Crassus  diese  Ehre  erwiesen:  zugleich, 
in  Verbintlung  mit  jener  Stelle  aus  Dionys,  ein  Beweis, 
dass  kein  äusserer  Widerstand  möglicli  war,  wenn  der 
Referent  sich  über  die  Sitte  hinwegsetzen  wollte.  Bis- 
weilen rief  man  auch  ausser  der  Ordnung  Jemand  zum 
Reden  aof  Gell.  XIV,  7-  Wie  einflnssrcich  aber  das 
erste  Wort  »var,  lässt  der  Anfang  der  fünften  phil.  Rede 
ahnen:  ,,$ed  querelam  praeteritorum  diernin  snstiilit  ora- 
tio coiisulnin  ,  i|ui  ita  locuti  sunt,  ut  magis  exoptatae- 
Kalendac  Jaiiuariac ,  quam  serae  esse  videantur.  Atque 
ut  oratio  cniisulnm  animuin  meum  erexit  speinque  attulit 
non    modo    salutis    conservandae  .    verum    etiain    dignitati» 


423 


424- 


(jristiiiae  i  cciiperanilac:  sie  nie  pnrluibasset  ejus  sciitcnlia, 
Ulli  iiriiiilis  rojjadis  est,  iiisi  icstiao  viitiiti  coiistaiitiaiM|ao 
.üiiliilerom."  Ks  ist  Q.  Fiiliiis  Calciiiis,  der  nach  Phil. 
X  3.  eiitsrliieileii  uiiil  coiiseijueiit  sicli  <Icr  Sadie  An- 
ti.uius  {■liiistij;'  erklärte,  ftjerkii  i'irili;;  und  i-harakterislisch 
ist  ahiT  die  liier  angedeutete  uioralisclio  Covalt,  (reiche 
die  ersten  Stiniiiieu  auf  die  ^'ersanimluujj  iibtoii  ,  iiiai; 
man  sie  nun  auf  BeHe;;licIikeit  der  Siiiiiesart  oder  auf 
£inl]uss  der  Fauiilicnverhiiidungen  oder  auf  die  IMarlit 
der  Magistrate,  nach  (iutdiinkeii  die  Debatte  zu  sdilies- 
»cn,  oder  auf  ein  Gesetz  des  Aii.«tamles,  das  Persoiilieh- 
keiteii  als  iles  .Senates  univürdiff  betrachtete,  zurückfüh- 
ren. Die  Analogie  der  praerogatira  bei  den  Comitieu 
könnte  für  das  erste  ein  bedctitciides  Gewicht  in  die 
Schaale  legen.  Daher  spriclit  auch  wohl  mehr,  a's  eine 
blosse  Eiiij>riii(lliclikeit  aus  Cicero,  «eiin  er  ad  Alt.  I,  t.j. 
saj^t:  ,,Primnin  i^'itur,  scito,  priinuni  ine  noii  esse  rogalum 
seaieiitiain  praepositunujiie  esse  nobis  pacihcalorem  Allo- 
brugum  iiiijiic  admurinurante  seiiatu  iieque  me  iniito  esse 
factum:  siiui  eiiini  ab  obscriamlo  homiiio  perverse  über 
et  ad  dignitatcni  in  re  publ.  contra  ejus  voluntatem  re- 
tiueiidani  solutus,  et  ille  secundiis  in  diccudo  locus  habet 
uuctoritateui  paenc  priiuipis  et  voluntatem  iion  iiimis  de- 
«inctam  beneticio  consulis.  Tcrtius  est  Catulus  ,  quartus, 
»i   etiani  hoc  ijuaeris,  Hortensius." 

Dass  in  der  Zeit,  wo  es  designirle  Consuln  gab,  die- 
sen zuerst  das  Wort  gegeben  wurde,  ist  eine  weltbekannte 
Sache,  wenn  also  Cicero  Phii.  I.  g.  lö-  sich  des  Aus- 
druckes qui  sentenliam  coiisulnri  loco  dicunt  bedient,  so 
innss  er  damit  die  designirten  Consuln  und  Consularen 
zns.iniuienfassen ,  obgleicli  ich  nicht  glaube,  dass  er  auf 
diese  ersteren  besonders  hinzielt,  sondern  vielmehr  die 
ron  Cäsar  eigenmächtig  ernannten  Consuln  bezeichnen 
will.  So  viel  ist  auf  jeden  Fall  aus  Phil.  V.  g.  3.T.  ein- 
leuchtend, wo  Cicero,  nachdem  er  erklärt,  er  wolle  der 
Ordnung  des  Abstiinmens  folgen,  zuerst  den  Consul  de- 
signatus  D.  Drntus,  dann  den  Consularen  M.  Lepidus 
nennt,  dass  unmittelbar  auf  die  designirten  Consuln  die 
Consularen  folgten. 

Diese  Bestimmung  kann  kleinlich  scheiueii:  aber  sie 
wird  ron  VVichtigkeit  für  ad  Att.  XII,  21:  ,, Caesar,  qui 
tum  pruetorio  loco  dixit,  .  .  .  Was  ist  das  für  eine  Ord- 
iiiing,  gleich  nach  den  designirten  Consuln  oder  nach 
den  Consularen?  Ist  die  eben  aufgestellte  Behauptung, 
locuH  cousularis  umfasse  beide,  richtig,  so  ist  das  zweite 
das  Wahre:  und  das  wird  dadurch  bestätigt,  dass  in  der 
fünften  Pliilippischen  Rede  nach  Leatulus,  den  Consularen, 
der  Proprafor  C.  Cäsar  Octariaiius  genannt  und  ihm  ]§.  4ö. 
die  Senatorwürde  ertheilt  wird  mit  der  ßestinimung  ,  ut 
praetorio  loio  seiitentiam  dicerct.  Auch  Zaiii.  147.  hat 
so  die  Sache  aufgefasst. 

Hier  aber  stussen  wir  auf  eine  Schwierigkeit:  Plu- 
tarcli  im  Leben  des  Cicero  e.  21.  sagt,  Catulns,  der 
Consnlir,  habe  zuerst  dem  Cäsar  widersprochen  in  jener 
\er^aulnliullg  au  den  ISiineii  des  Deccmber  unter  Cicero's 
Consulat.  Diese  Stelle  hat  Bäumlein  bestimmt  (in  dieser 
Zeitschrift  lÖJiS.  I.  76.)  eine  zweite  Umstimmung  anzu- 
nehmen und  mich  glauben  gemacht  (Weldorfer  Schulpro- 
programm  1839>  S.   13),  die  designirten  Pratorcn   hättea 


unmittelbar  nach  den  designirten  Consuln  gesprochen. 
Warum  das  erstere  nicht  anzunehmen  ist,  mass  spater 
crl.'iiitert  werden,  das  letztere  ist  zu  rasch:  denn  da  Si- 
laiins  <las  Wort  itahm,  um  die  ihm  ron  Cicero  beigelegte 
3Ieiiniiig  zu  desamuiren,  so  miisste  von  den  Consularen, 
die  ihm  beigestimmt  hatten,  einer  sie  als  die  seinigo 
anerkennen,  wenn  sie  sollte  zur  Abstimmung  kommen, 
und  die  Fcind.-ichaft  des  Catulns  gegen  Cäsar  macht  es 
sehr  erklärlich,  warum  er  dieser  sein  iiollte,  oder  war 
er  vielleicht  gar  der  von  Cicero  in  der  ersten  Hälfte  sei- 
nes Consulates  zuerst  Gefragte  und  fand  darin  eine  be- 
somlere   Auil'orderung  dazu? 

Dass  die  für  die  designirten  Consuln  und  Prätoreu 
geltend  gemachte  Ordnung  auch  für  ilio  übrigen  desig- 
nirten fllagistrafe  gegolten  habe,  ist,  so  viel  ich  weiss, 
nirgends  ausgesprochen ,  doch  aus  der  Analogie  wahr- 
scheinlich, und  es  erklärt  sich  daraus,  wie  Cato  der 
dcsignirte  'rribiin  einer  der  letzten  sein  konnte,  welche 
sprachen,  wie  Appian  sagt;  an  alle  gewesenen  Prätoreu 
und  Aeiiiien  kam  vor  ihm  das  Wort,  niid  deren  Zahl 
mag  gross  gewesen  sein.  Ausser  der  oben  geuannteij 
Classenordnuiig  und  der  Sitte,  dem  ersten  Consul  zu 
lulgen,  gab  es  für  die  übrigen  keine  Uaiigordnung ,  und 
auch  diese  »rar  keine  rorgeschriebeiie  Form,  ron  der  mau 
nicht  den  Unisläiiilen  nach  hätte  abweichen  können,  wie 
die  Beispiele  des  Cäsar  und  der  Decemvirn  zeigen,  ge- 
schweige denn,  dass  die  Gültigkeit  des  Senatsbeschluäse.« 
ctiia  dadurch  wäre  erschüttert  worden.  Daraus  erst  be- 
greift sich  ad  Quiiitum  fr.  II,  1.  Racilius  refcrirt,  wie 
mau  es  rücksiclitlich  der  Untersuchungen  'über  die  nou- 
lichen  Tumulte  halten  wolle,  ob  man  nicht,  weil  Clo- 
dius,  rerdächtig  der  Haupfführer  zu  sein,  die  grüsslc 
Aussicht  hatte,  Aedil  und  dadurch  auf  ein  Jahr  unantast- 
bar zu  werden  ,  die  \Vahlen  bis  nach  beendigter  Untcr- 
suclaing  rerscliielien  »rollcl  Clodius  ist  gegenwärtig,  aber 
zuerst  gefragt  wird  der  desigiiirte  Consul  ftlarcciliiius, 
welcher  Verschiebung  der  Wahl  anrälh.  Es  nehmen  die 
beiden  Tiibiaieii  C.  Caio  und  tL'assiiis  das  Wort  und  spre- 
chen für  das  Gegintheil.  Dann  vrird  der  andere  desig- 
iiirte Consul  Philippus  gefragt,  er  stimmt  dem  Marcel- 
liniis  bei.  Nun  kommt  die  Reihe  au  die  Prirati:  von 
ihnen  wird  Cicero  zuerst  gefragt:  in  einer  langen  Rede 
eiit»ickclt  er  die  verübten  Frevelthaten ,  bezeichnet  den 
Clodius  nicht  dunkel  als  Urheber,  sondern  behandelt 
ihn  geradezu  als  Schuldigen.  Jetzt  ergreift  der  Tri- 
bun .intistius  Valus  das  Wort,  lobt  Cicero's  Ansicht, 
euipiiehlt  sie  dringend.  Und  Clodius?  Clodius  liürt 
das  an  und  schweigt.  V'oii  neuem  wird  das  Wort  ge- 
geben —  wem  sagt  Cicero  nicht  —  die  Stimmen,  wahi- 
scheinlich  der  zu  Anfang  des  Briefes  genannten  Consula- 
ren ,  erklären  die  Sache  für  reif  zum  Schliisse ,  da  end- 
lich gefällt  es  dem  Racilius,  auch  dem  Clodius  das  Wort 
zu  geben,  ihm,  um  dessen  Sache  es  sich  allein  handelt. 
Blan  denkt  leicht,  mit  welcher  Erbitterung  er  mag  ge- 
sprochen haben.  Furebat,  sagt  Cicero,  a  Racilio'se  con- 
tumaciter  urbaneque  vexatum.  Aber  worüber  beschwert 
er  sich  denn?  Es  ist  ja  alles  in  Ordnung.  Sollte  Raci- 
lius ihm  vor  den  Consiilareu  das  Wort  vcrstatfeu?  Ja, 
das  fordert  er  bei  solcher  Reschafienheit  der  Sache,  und 
dass    er    sich    über    den  refcrircnden  Tribunen   und  nicht 


433 


436 


über   ili'ii    [5ruin)i    al»   iinsiiiiii;^   |jcs<  Imrrfc ,    Iflsst    (,'laiilidi , 
«lass   Racilius   es  iickonnt   hülle,   wenn   er  gewollt. 

Ks  fuhrt  uns  alicr  «lipsor  liricf  null  dio  in  tli>Hi$i>H)(>ii 
als  ri'ili'iiit  anf-rrfülirfpn  Tiiliuuon  auf  <lii>  Fra;,'o:  wnnn 
sprachen  die  Mngintrnte f  Zainoscius  hat  «liese  Frajje 
fanz  niieiitschicilcn  j;classi'n  (l4Sj  und  nieint,  hesrhei- 
«Irn  sich  jedes  trfheils  enthalfeiid,  die  ohereii  Ma«fi^tratc 
hafteri  statt  des  Rechtes,  das  Wort  zu  neliuien,  das  Recht, 
TU  referiren  gehalif,  die  niederen  seien  über  die  in  ihr 
Ressort  fallenden  Gegenstände  auf  der  Stelle  Bericht 
jtn  erstatten,  sclinldi?  (feiicsen.  fllit  Unrecht,  meineich: 
hin  ich  zu  kühn,  nenn  ich  behaupte;  Verliehen  »vard 
den  Wa-^istraten  das  Wnrt  far  nicht,  aber  sie  nahmen 
es,  wenn  es  ihiiPti  ztierkin.'issi^''  diinkte?  Zum  Reweis  des 
ersten  Tlieiles  meiner  lii'ba'.ijjtuin  diene  Tacitns  Annalen 
111,  17.  ,, Primus  sentenfiam  rosjatiis  Aiirclius  Cotta  con- 
»iil  (^nam  re/erente  Ciiestue,  Jnrtf^is/ralus  eo  etinm  mu- 
tiere fungeltaiilur),  niimcn  l'isonis  radendum  fastis  censuit.'* 
Nagt  niclit  Tacitns  damit,  ilass  er  auf  eine  Relation  des 
Kaisers  dieses  Ertheileii  des  Wortes  an  Reamte  hesclir.'inkt, 
ilass  es  sonst  nicht  geschehen  sei?  Wollte  Jemand  nach 
Zamoscius  Alcinnnj;  darin  finden,  dass  sie  das  Recht 
entbehrt  hc'itfen ,  einen  Antrag  zu  stellen,  der  znr  Ab- 
stimmnnf  liütte  koinnien  können,  so  entnehme  er  das 
Ge^entlieil  ans  Cicero  in  Pisoneui  §).  35:  ulf!,''''"  comi- 
tiis  cenlnrialis  lulit  F.  Lentnins  Cos.:  de  col!e{;ae  <i.  iMetelli 
sententia",  d.  }|.  der  Cons.  P.  Lcnfulns  durch  einen  auf  Antra  J 
seines  Colleifen  Q.  MeteJius  gefassten  Scnatsbesi  bloss  trug 
in  den  Centurlatconiitien  auf  meine  Znrnckbernfunj^  an. 
Es  mag  selten  gescliehen  sein  ,  dass  ein  funj;irender 
Beamter  in  dieser  Weise  das  Wort  nahm;  im  lorliegen- 
«ien  Falle  waren  mancherlei  Gründe  dazu  da.  Dass  Q. 
Mctellus  Nepos  ,  der  Feind  des  Cicero,  der  ihm,  als  er 
nach  niedergelegtem  Consnlat  das  Volk  anreden  wollte, 
das  Wort  verweigerte,  sich  an  die  Spitze  derjenigen  stellte, 
die  sich  um  Cicero's  Znrnckbernfung  beniülrten,  war  eine 
Demonstration,  dass  selbst  nach  seinem  ürtheil  ihm  zu 
viel  geschehen  sei.  Andcri'rseits  hatte  Clodius  unter  den 
damaligen  Tribunen  doch  ein  paar  Freunde,  die  gegen 
einen  Privatmann  einscbreiten  konnten,  um  die  le^  Clo- 
dia  aufrecht  zu  erhalten,  welche  verbot,  im  Senat  dar- 
über zu  reden,  aber  gegen  den  Consul  vermochten  sie 
iVicIits.  Auch  den  Consuln  des  vorigen  Jahies  hatte  man 
angelegen,  ein  Gleidies  zu  thnn,  pro  Sext.  3'-':  „Qmini 
fonsiiles  omnem  libertatem  perdidissent,  qni  qnnm  in  se- 
natu  privatin),  ut  de  me  senttntins  dicerent  flagitabanfur, 
legem  illi  se  Clodiam  timere  dicebant."  Die  Aenderiings- 
versiiche  [Wolf:  ut  sent.  dicere  liccret,  Schütz:  nt  sen- 
tentias  rogarent)  sind  wohl  bloss  aus  Zamoscius  Meinung, 
den  Magistraten  sei  das  nicht  erlaubt  gewesen,  hervor- 
gegangen. Freunde  Cicero's  suchten  die  Consuln  zu  be- 
stimmen, sich  beiläufig  in  ein*r  Sententia  Cicero's  an- 
zunehmen, um  so  das  Gesetz  des  Clodius  zu  vernich- 
ten, der  gegen  sie  als  Consuln  ja  nicht  einschreiten 
könnte.  War  es  dem  Consul  Metcllus  unbenommen,  jenen 
Antrag  zn  stellen,  so  blieb  auch  Piso  und  Gabinius  das 
Recht,  sich  beiläufig  über  ein  Ereigniss  zu  äussern,  das 
den  Staat  so  mächtig  erschüttert  hatte.  Un<l  was  von  den 
Consuln  gilt,  das  gilt  auch  von  den  übrigen  Reamtcn, 
denn  Zamoscius  31einung,  gestützt  bloss  auf  Plntarch's 
Ztitschr.  f.  d.  Allevthumsw. 


Eiz.'ihlnng  Ca(o  min.  ts,  Cafo  habe  als  tjnastor  keine 
iSi'iials-,  mich  Volksversainmlniig  versäiiint,  um  keine 
leicblsinnigc  Verschlendernng  ijcr  ollentlichen  Einkiiiifte 
zu  gestatten,  erklärt  die  in  dem  obigen  Rricfe  abgerie- 
benen Sliiniiien  der  Tribunen  nicht.  In  einer  beslinimten 
Ordnung  gefragt  sein  können  sie  nicht,  denn  zwei  ihrer 
Stiniinen  trennen  die  der  dc>ignir(eii  Consuln  (und  wie 
durften  die  getrennt  werden?);  der  dritte  Antislius  Vetos 
lässt  mehrere  und  selbst  längere  Keilen  dazwischen  ein- 
treten, ehe  er  das  Wort  nimmt,  ein  vierter  gegeniiiirtiger 
Tribun,  Lupus,  spricht  gar  nicht.  Endlich  scheint  niir 
selbst  das,  dass  die  (jegiier  der  Relation  zuerst  das  Wort 
ergreifen,  der  Vertheidiger  später  spricht,  ein  Beweis  zu 
sniii  ,  dass  sie  das  Wort  nahmen,  nicht  erhielten.  ^Vle 
viel  Gewicht  man  aber  auf  eine  solche  CnterstülzBiig 
eines  Beanilen  legte,  mag  uns  Cicero  lehren,  s.  ilo  legg. 
III,  4'.):  ,,nec  est  unijuani  longa  orationc  nteniliini,  nisi 
aut,  ppccaiite  senatii  (ijuod  fit  anibitione  saepissimej  nullo 
magistrutu  adjavinite,  tolli  diem  utile  est  etc."'  Und 
mit  Recht:  in  einer  solchen  Unterstützung  las  eine  Ver- 
heissung  der  Hülfe  durch  liitercession ,  wenn  die  Grgner 
nicht  durch  die  Stärke  ihrer  Gründe  siegten,  und  kam 
XVerben  der  Stimmen  (ambitio)  bei  den  Senatsversanini- 
liingen  häufig  vor,  so  war  die  Gefahr,  verkehrte  Senats- 
besihlüsse  zu  erhalten,  oftmals  sehr  gross.  Müssen  wir 
aber  ilen  Magistraten  das  jus  senlentiae  dicendae  »indi- 
rircii,  so  müssen  wir  es  dem  llef.Teiitcn  doch  absprechen 
und  damit  eine  sehr  wesentliche  Verschiedenheit  von  un- 
serem Proponenten  behaupten.  Selbst  der  ge» altthätige 
Antonius  suchte  im  entscheidenden  .Augenblick  noch  einen 
Consularen,  der  bei  seiner  Relation  über  Oc.tavius  An- 
griff den   Anfrag  stellen    sollte   s.    Phil.    111.    8.    ■>(). 

Gehen  wir  weiter  in  Beschreibung  der  Debatfc,  so 
haben  wir  zunächst  im  Senate  den  Gedanken  an  eine 
Rednerbühne  zu  entfernen,  wie  sie  in  den  franzosischen 
Kammern  sich  findet;  die  Senatoren  sitzen  auf  langen 
Bänken  s.  Zain.  IHS-  und  jeder  redet  von  seinem  Platze 
aus.  Livius  XX^'Il,  34.  lieis.st  es  von  dem  mit  Gewalt 
wieder  in  die  Staatsgeschäfte  hineingezogenen  M.  Livius: 
,,sed  tum  quoqne  aut  ve/ho  assentiebatur  aut  pedibus  in 
sentenliam  ibat,  donec  cognati  hominis  eum  causa  M.  Li- 
vii  Macuti,  (juum  faina  ejus  ageretur,  stantem  coegit  in 
seiiatu  sentenliam  dicere.'-  Hält  man  damit  zusammen 
Cic.  ad  div.  V.  2:  ,,Kulla  est  a  mn  tiinjnam  sententia 
dicta  in  fratrem  tuum:  qiiotiescunque  aliquid  est  actum, 
sedens  iis  assensi  ,  qui  mihi  lenissinie  sentire  visi  sunt", 
so  sahen  wir  bei  der  Umfrage  einen  do])pelten  Fall  ein- 
treten: der  Senator,  welcher  das  Wort  erli.ilfen,  konnte 
entweder  einfach  erklären,  er  stimme  dem  oder  jeueni 
der  früheren  Redner  bei,  dann  blieb  er  sitzen,  oder  er 
erhob  sich,  um  einen  neuen  Antrag  zu  stellen,  oder  eineu 
früheren  ilurch  neue  Gründe  zu  unterstützen,  oder  sonst 
auf  etwas  Beachtenswerthes  die  Aufmerksamkeit  des  Se- 
nates zu  lenken.  Darauf  beziehen  sich  die  oft  vorkom- 
menden Ausdrücke  assurgere  und  assidere.  Zum.  151. 
Aber  auch  für  eine  solche  Mofivirung  des  .Antrages  er- 
heischte die  Sitte  Kürze.  Cic.  de  legg.  III.  S.  40: 
„brevitas  noii  modo  seuatoris,  sed  etiam  oratoris  magna 
laus  est  in  sententia",  d.  h.  niclit  allein  die  Sitte  des 
Senats,  sondern  auch  die  Gesetze  der  Rhetorik  erheischen 

29 


■J?7 


42S 


Ki'irir,  wo  PS  fili  riiifii  Antrag  zu  stcllcii.  Senlentiu 
idi  ilaiiii  (I.T  causa  on(KPS<'"K<"'""<«t .  'I'"''  •'"lilir"'"«  ••in<"r 
Frori'BssacliP  vor  <iori<lit  iiihI  liczoirliiii't  licsomli-rs  die 
kurz  (fffasstp  .llfiiiiiiij.' ,  »plclii-  an  ila»  Emie  der  Rcdn 
ffeslrllt  /ii  »ordpii  plli'j{<c.  So  s(rht  senUntia  coiiiptecti 
Pliil.  XM',  .'Ki;  80  HiAiY  praeter  seiileiitium  diverem  Phil. 
IX,  S.  oll  Bii  diT  oliij;cM  !Sti'l|p  ;;i'lo»fii  Herden  müsse: 
in  senlenlia  dicenda,  lassr  icli  liier  nnentscliiedeii ,  doch 
"ill  ii-li  aufincrksain  niaehen  auf:  aberrare  a  senlenlia 
Pliil.  ^'11,  I.,  «o  auch  "(ilil  dicenda  emartet  «ird  und 
Cir.  Catil.  V\ ,  'JU-  ,./)riiisi/uam  au  senlentiam  redeo''^, 
«o  das  AVort  ebenso  alisoliil  pesi'(2<  ist  fnr:  ad  senten- 
liaiu  rogandam,  ehe  irli  zur  Debatte  zurückkehre.  Aurh 
Koriiwlii    »ie   egredi  senlentiam  s|>recheii    dafür. 

Kineii  (iegensatz  [;''K''"  *''"  Keuüiisehte  Kürze  im 
Heden,  auf  »elrhe  auch  das  der  Krthei!iin>;  des  Wortes 
oft  heijjetögte  oi'VTOfia  hindeutet  ad  Alt.  .> ,  bildet  die 
lon  den  .Senatoren  in  Aiispriich  t'«"""""!"''""  Befujjniss, 
dich  j;plej,'entlich  über  andere  (jeijensiande  zu  iiiissern 
(egredi  senlentiam)  Tac.  Ann.  XIII,  40:  ,,Licere  pa- 
(ribiis,  (jiioties  jus  dicenilae  seiitentiae  arcepissent,  ijuae 
«ellrnt  expromerc  relationenK]  le  in  ea  postulare."  Die 
Sache  ist  schon  aus  Calos :  praet^rea  censeo  Cartlia;;iiieiii 
esse  dclendaiii  bekannt;  Pliil.  ^  11.  beziclit  sich  nur  in 
den  ersten  und  letzten  ^V  orten  auf  die  Kelalion  und  in 
dem  Gesetz  des  Clodius  zielte  der  Paragrapli:  iie  referri 
nnre  diri  liceret,  ausdrücklicii  auf  dieselbe,  Att.  III,  t.^. 
Dadurch  »ar  den  Senatoren  dorh  ein  Theil  der  ilineii 
sonst  versagten  Initiative  jje};ebeii;  half  es  nicht  sogleich, 
denn  der  Referent  brauchte  sich  auf  einen  .Aiitra(f,  der 
den  vorliegenden  Gegenstand  iiirlil  betraf,  nicht  einzu- 
lassen (Tac.  Ann.  X\',  '22 '•  Magno  assensu  reirbrata  seii- 
tentia  non  tarnen  S.  C.  peifici  piitiiit  ,  almiieiitibus  con- 
Kulibus  ea  de  re  relatuui),  so  faiiil  sich  «ohi  ein  lieaniter, 
der  die  Ilelatioii  stellte,  ad  div  X,  Ib.  Doch  scheint 
nicht  immer  diese  Freiheit  den  Senatoren  gestattet  ge- 
nesen zu  sein  ,  der  Decemvirn  ICiiisi  hreiten  dagegen  Liv. 
111,  39  fl'.  uikI)  wenn  man  diiss  als  Ucbertreten  der  Be- 
fugniss  ansehen  »ill,  die  Forderung  des  >'alerius  zu  An- 
fang der  Debatte,  ut  de  re  publica  liceret  dicere,  deuten 
für  jene   Zeit   auf  eine    grossere    BesrhrJinkiing. 

Pflichtig  aber  war  der  gefragte  Senator,  über  den  vor- 
liefrenden  Gegenstand  sich  zu  erkUren  ,  es  galt  weder 
ablehnen,  noch  vertagen.  Zum.  tö.'.  Das  dort  ange- 
führte Beispiel  aus  Liv.  XX\'III,  4/».  ist  schlagend,  da- 
her ist  der  .Sallust  Catil.  ÖU-  angeführte  Antrag  des  Tili. 
Nero:  ,,ut  de  ea  re  praesidiis  additis  referretur"  ord- 
nungswidrig, und  Cicero  hat  das  volle  Recht  ihn  abzu- 
lehnen, Catil.  IV,  g.  6:  „<juidquid  est,  (|nocun(iue  vestrae 
inentes  inclinant  atque  seiitentiae,  statuendum  vobis  ante 
noctem  est."  Uler  darf  mau  aber  nicht  eiiinerfeu,  ilass 
es  von  Curio  ad  Att.  I,  14.  heisst:  ,,homiiies  ad  cjuiii- 
decim  Curinni  nullnin  seiiatus  consultuin  farienti  assen- 
serant",  denn  das  ist  kein  Ablehnen  der  Erklärung,  son- 
dern Verwerfung  der  beantragten  Erklärung  lies  .Senates, 
die  Consnln  müchten  das  \'o|k  zur  Annahme  der  Roga- 
tion   ermahnen. 

Vor  allen  Dingen  hatte  der  Referent  dahin  zu  sehen, 
dass  jeder  Senator  in  seiner  Reihenfolge  sprach,  Cic.  do 
lejg.   III,   4:  ,,loco  Senator   et  modo   orato"  (Verstoss  da- 


gegen Liv.  III,  .10.),  aber  eine  andere  Verpflirhtung, 
die  bei  uns  «lem  Präsidenten  obliegt,  hatte  er  nicht:  dem 
Redenden  Gehür  zu  verschaffen  und  die  übrigen  zu  ver- 
hindern, ihm  iti'8  Wort  zufallen-  Für  das  erste  führt 
Brissonius  l87.  Plin.  IX,  I  f.  an:  „Incipit  respondere 
Vejeiito.  Nemo  patitiir ,  obturbatur ,  obstrepifiir ,  adeo 
quidem,  ut  diceret:  rogo  P.  C,  ne  nie  cogatis  implorare 
auxilinin  tribunorum.  Et  statiin  Miirena  tribunus:  Per- 
initto  tibi,  vir  clarissinic  Vejeiito,  dicere.  Iiiter  mora.i 
consu!  citatis  oominibus  et  peracta  discessione  mittit  se- 
iiatiiiii  ac  paeiie  adhuc  stantem  teiitanteinqne  dicere  Ve- 
jeiiloneiii  reliqiiit.  Das  zweite  wird  erwiesen  dnnli  dir 
häufig  vorkoinniende  altercatio.  Der  Wortwechsel,  alter- 
catio,  setzt  sich  über  alle  Formen  der  Ordnung  hinweg 
und  ist  dadurch  und  durch  die  Aufregung,  ilie  er  be- 
zweckl,  eigentlich  eine  gänzliche  Auflösung  der  Debatte. 
Anders  urtheilte  man  in  Rom :  Cicero  Brut.  24-  rühmt 
ilem  Crassns  nach,  er  habe  im  Wortwerlisel  seines  Glei- 
chen nicht  gehabt  und  theilt  ad  Att.  1,  lli.  ein  zieiii- 
liclies  Stück  seines  Wortwechsels  mit  Clodius  mit,  wo 
man  sich  vergebens  nach  einem  Wort  der  Reue,  nach 
einer  missbilligeiideii  Aeusserung  Anderer  umsieht.  Ganze 
Tage  gingen  bisweilen  mit  solchem  Wortneclisel  hin  ad 
Att.  IV,  I  {.  ad  div.  I,  _'.  und  «as  für  Anzüglichkeiten 
und  Persönlichkeiten  <!er  Römer  sich  hier  erlauben  durfte, 
konnte  man  aus  dem  ad  Att.  I,  Iti.  Erzählten  ersehen, 
wenn  es  nicht  aus  der  Reilc  gegen  den  Piso  bekannt 
genug  wäre.  Da  schritt  kein  Beamter  ein,  es  sei  denn, 
dass  sie  gegen  einen  Beamten  selbst  gerichtet  waren, 
wovon  wir  de  orat.  III,  {.  ein  eclatantes  Beispiel  haben: 
,,Hir  (Crassus)  quum  homiiii  vehementi  et  iliserto  et  ill 
uriinis  facto  ad  resistendum,  Philippo,  quasi  quasdani  ver- 
bnruin  faces  admovisset,  non  tiilit  ille  et  graviter  exarsit 
pignoribusqiie  ablatis  institiiit  Crassum  roercere^',  woraus 
wir  sehen  ,  dass  auch  hier  nicht  <leni  Referenten  die 
Pllicht  oblag,  dergleichen  zu  verhüten,  sondern  dass 
jeder  Ulagistrat  sein  eigenes  Recht  brauchte,  iiolier  wir 
denn  auch  jeden  von  seinen  Licfiiren  und  Apparitoren 
umgeben  zu  denken  haben.  Was  dem  Crassus  hier  w  i- 
rlerfälirt,  würde  auch  dem  begejjnet  sein,  welcher  in  der 
^'ersammlung ,  deren  Plutarch  Anton,  ö.  gedenkt,  den 
Antonius    im    Vorlesen    hätte   stören    wollen. 

Diess  führt  uns  von  selbst  auf  die  Mittel,  die  zur 
Aufrechthallung  der  Ordnung  dem  Refennten  zu  Gebote 
stehen.  Cicero  Phil.  1.  ^.  \2.  beschränkt  sie  ani  pignus 
und  muita ,  wovon  Zam.  I'.S.  bemerkt,  das  seien  die 
beiden  allgemein  gebräuchlichen  Strafinittel  bei  den  Rö- 
mern gewesen,  so  auch  für  den  ausbleibenden  Senator, 
ja  ,  nach  Dio  Cassius  auch  für  den  zu  spät  kommenden. 
Antonius  hatte  im  Senate  gedroht,  er  werde  nach  des 
abwesenden  Cicero  Hause  n;eheii  und  ihm  das  Haus 
schleifen  lassen,  worauf  Cicero  erwiedert:  ,,quis  iinquani 
senatorem  coegit  tauto  dainiio.''  Vom  pignus  kommt  de 
oratore  III,  I.  der  Ausdruck  pignus  caedere  vor,  »as 
Fr.  Connanus  von  einem  Zerbrechen  und  Vernichten  des 
Pfandes  genommen;  Zttmoscius  dagegen  öff^entlich  ver- 
steigern deutet,  auclione  distrahere,  indem  er  sich  auf 
Nonius  beruft.  Aber  die  zu  erklärende  Stelle  scheint 
der  ersten  Deutung  das  Wort  zu  reden:  „An  tu,  quum 
oDinem    aurtoritatem    universi    ordinis  pro  piguore  pataris 


429 


^30 


raiii<|ilc  in  coiisijprtu  |j<i[)iili  IUiiii.ini  coiioileris  ,  iiii'  liis 
(lisfiioriliiiii  rxlstini.is  posso  fcrri'ri?  !Ni>ii  lihi  lila  "iiiil  c'if- 
dendii ;  liacc  tilii  rst  excidenda  lui^iia,  i\»:\  \r\  cmlsa  , 
^|lirillI  ipiii  liliiiljiipin  tiiaMi  lilii-ftas  iiioa  rcfiitahit  '*  DIp 
aii[;riililirkli(li<'  Vollzif  liiinp;  der  Pfiliidiinj,'  setzt  mit 
Notli»eiiilij;ki"i<  ilio  (ifi;i-in«art  loii  Ijirtoreii  iiiraiis:  (Ipiikt 
man  si<  li  abiT  unter  <Icmii  Pfaiidi-  koslli.iri-  Sii'gdriii[;e 
null  äliiiliche  (Sachen,  <lie  ein  pretiuni  aii'e( tiunis  liulipu 
konutiM] ,  so  ist  aufenlilickliolie  Vernirlitun»  derselben 
allerdings  eine  harte  ZHaii[;«niaassre|;el,  ünch  darl  iiirlit 
überselieii  »erden,  dass  Litins  Hl,  51.  <iml  (iellins  IV, 
lU-  noch  eine  dritte  Z«  angsniaassregel  erkcurifn  lasneu , 
J'er/in/'lung ,  obgleuli  sie  ceuiss  selten  vorkam,  ila  ilie 
'i'ribunen  wohl  re-^elin/is-iin;  Hiilfe  jeleistrt  h/lltcn.  Bei 
Gelliiis  IV,  tO'  seilen  » ir  sie  j(*'h'^"  ^''**'*  an;;e«andt,  als 
er  das  eximere  dient,  dessen  oben  gedacht  ist,  in  Aii- 
uendnn^  zu  brinjjeii  snclite  ,  «ohl  das  einzige  Beispiel, 
»o  dagegen  eingeschritten  ivird,  denn  hier  i;alt  die  Ke<le- 
freiheit  unbedingt,  aber  »o  war  ein  Damm  gegen  Cüsar's 
Willen?  Darum  liesse  sich  auch  nidit  liel  einivenileii  , 
»enn  Jemand  behaupten  »ollle,  dass  in  beiden  F.'illen 
ein    missbrauch   iler    Gewalt   anerkannt   werileii    nn'isste. 

L'rapriinglich  »ar  es  wohl  Sitte,  allen  anwesenden 
-Senatoren  iler  Reihe  nach  (las  Wort  zu  geben,  und  so 
»teilt  auch  Dionvs  XJ,  I(i.  noch  die  Sache  dar.  Je  mehr 
ciber  die  Zahl  der  Senatoren  wuchs,  und  ad  Att.  |4. 
sehen  wir  liber  vierhundert  gegenivürtiij ,  desto  sihwieri- 
ger  niHsste  es  werden,  man  inusste  dem  Referenten  das 
Recht  zuerkennen,  zu  passender  Zeit  die  Ui'batte  zu 
schliesseu  und  stimmen  zu  lacsen ,  was  durch  Anseinan- 
dertreteii  geschah.  Beide  Arten  der  Abstimmung  werden 
angedeutet,  wenn  es  in  der  lex  de  Vespasiani  imperio 
Uriss.  154.  hcisst:  ,,nti(jue  ei  senatum  habere,  relationem 
iacere ,  remiltere,  senatus  ronsulta  [tpr  reliilionem  disces- 
sioiieinque  facere  liceat."  Geil.  XIV,  7.,  aus  welcher 
Stelle  man  sieht,  dass  Atejus  Capito  die  Discession  überall 
als  nothwendig  ansah,  was  aber  mit  Cicero  Phil.  III,  'J4. 
streitet,  und  dass  au<h  Varro  das  ^Vegfallen  der  Disces- 
sion rou  der  Eiiugkeit  der  Ansichten,  nicht  <ler  Art  des 
Gegenstandes  abh<'>ngig  macht.  Aber  ton  jener  alten  Zeit 
stammt  das  von  Biisso7iius  lf^3.  angeführte  Recht  der 
Senatoren,  auf  mündliciie  Abstimmung  zu  dringen.  Festiis: 
„Nnmera  senatum,  ait  qiiiris  Senator  consiili,  cum  iin- 
pediniento  esse  vult,  quo  minus  faciat  senatus  coiisuitum, 
postulatquc,  ut  aut  res,  qoae  referiintur,  dividantiir,  aut 
singuli  coyisulantur.^''  Diese  ursprünglich  allgemeine  Sitte 
war  für  gewisse  Arten  der  Senatsbeschlüsse  beibehalten, 
wie  wir  ersehen  aus  Phil.  IH,  g.  _'4 :  ,, senatus  coiisul- 
tuni  de  supplicatione  per  discessionem  fecit,  quum  iil 
factum  esset  antca  nunquam."  Bringt  man  mit  dieser 
Stelle  in  Verbindung,  dass  Cir.  Phil.  I.  8.  1.'.  gerade 
solche  Versammlungen,  und  die  über  den  Triumph  als 
besonders  zahlreidi  schildert,  so  haben  wir  vielleicht 
daraus  auf  die  Gattung  von  Senatsbeschlüssen  tu  schlies- 
len ,  wo  diese  mündliche  Abstimmung  stattfand,  uämlicb 
wo  es  sich  nm  persönliche  Ehren  eines  iVlitgliedes  han- 
delte. Dass  dazu  alle  Freunde  desselben  herzustrOmten, 
war  natürlich,  und  die  Gelegenheit,  sich  über  seine 
Verdienste  zu  äussern,  war  für  manchen  gewiss  sehr 
erwüiLscht.      Darum    vermied    man  auch  dergleichen    bei- 


l.'iiifig  ab/iininchen ,  ail  div.  XVI,  1|;  ,,\nbi8  frequens 
senatus  fla^ilaiit  triiimphuin ,  sed  Lentlilus  Cos.,  quo  niaius 
ficeret  beneliciuin  suum  simiil  atijne  expedisset,  qiiae  de  re 
publica    essent   iiecessaria,    dixit   se    relalliriim."     Referireik 

hatte    der   Cnnsul    gleich    geki t  ,   denn   diin    (JeselS-,   icel- 

clies  im  englischen  Pnrlninenle  dreifache  Lesung  der  Bill 
fordert,  /'und  in  Rom  nichts  .Inalugea.  Ad  div.  X,  Iti. 
koiiiinen  in  eine'  und  derselben  A'ersammlung  die  For- 
derung, der  PrStor  L'rhanus  möge  üb-'r  die  .Siehe  refe- 
rireir  ,  dessen  Weigerung,  Relation  um  fünf  'rribnnen  , 
Abstimmung  lind  Intercession  vor.  Aber  es  geschah  zu 
Riini  si'lir  hjinfig,  dass  in  der  ersten  \'ersammlnni;  die 
Sache  im  ht  zum  Schluss  kam,  sei  es,  dass  ein  Wort- 
wechsel eintrat,  ad  div.  1,  J ,  oder  ilass  ein  Senator  die 
Zeit  zum  Beschluss  suchte  dun  h  Lange  seiner  Rede  zu 
ranlifn  ,  ad  (Jiiintum  fr.  II,  1.  Das  liinilcrte  aber  ileii 
Referenten  gar  nicht,  in  einer  zweiten  uiul  drillen  \'ft- 
sainniliing  die  -Sache  wieder  vorzubringen  ail  div.  I,  1: 
„quoll  iiislitiiit  referre  de  religinne  et  saepe  jam  retulit, 
ab  CO  dediici  non  polest",  dann  aber  galten  ilie  abge- 
gebenen Stimmen  nicht  für  eine  andere  ^'ersainmlung , 
in  Heldier  dieselbe  Sache  zur  Sprache  gebradit  wurde. 
Daraus  erklärt  sich  der  Unterschied  von  ad  div.  I,  ]. 
und  I  ,  2-  In  dem  eisten  schreibt  Cicero  dem  Lentulus. 
in  der  Versammlung  am  l'J.  Januar  hätten  sich  fünf  An- 
sichten ausgesprochen  über  die  Znrürkführung  des  Plo- 
leiniius  Anletes:  Horteiisiiis,  Ijiiculliis  und  er,  dass  Len- 
tnlus  ihn  einsetzen  solle,  aber  ohne  Ileeresmacht,  Cras- 
sus,  ilass  man  es  drei  Legaten  übertragen  solle,  aber  es 
sollten  Privatleute  sein,  Serviiius,  man  solle  sich  ^ar 
nicht  darum  bekümmern,  und  Vnicatius,  man  solle  es 
dem  Poinpejus  übertragen.  Der  folgende  Brief  berichtet 
aiisführlirli ,  nachdem  der  1.3.  Januar  im  Wortwechsel 
verstrichen,  die  Verhandlungen  am  14. ,  wo  es  zur  Ab- 
stimmung kommt,  aber  die  iMeinuiig  des  Crassus  und  Ser- 
viiius fdilen,  was  sich  nur  aus  ihrer  Abwesenheit  erklärt. 
Aber  dieser  nämliche  Brief  ist  über  einen  anderen 
Punct  sehr  lehrreich,  wie  weit  der  Einzelne  dann,  wenn 
es  zur  Discession  kam,  an  sein  früheres  Votum  gebunden 
war.  Es  heisst  nämlich  dort  JJ.  2:  „Consules  diein  con- 
snmi  volebant:  id  quod  est  factum.  Perspiciebant  eniin 
in  Hortensii  sentenliam  multis  piirtibus  plures  ituroa, 
quHinquam  aperte  Volcntio  tissenlirentur.  Hier  band 
also  die  ausgesprochene  Ansicht:  anders  da,  wo  oiünd- 
lidie  Abstimmung  eintrat,  Dionvs  XI,  2t.  *)  In  die- 
sem letzteren  Falle  aber  hätte  eine  zweite  Abstimmung 
nöthig  werden  künneii ,  und  eine  solche  sehen  wir  wirk- 
lich an  der  genannten  Stelle  des  Dionvs  fordern,  aber 
zugleich   als    etwas   üngehüriges   abweisen:    ■/.exgiat}ai    XO 

Tlgäyiw.  ijiiii  ktyuiv  y.ai  it/.u;  e^^eiv  vöfiifiov,  äitäi- 


*)  Liv.  1,92:  ,,Dii,  inquit  ei,  quem  priinuni  sententiam  ro- 
gahat,  quid  censes?  Tum  illc;  Puro  pioque  duello  quac- 
rendas  censeo  iiaqne  consentio  conscitcoque.  Die  Stelle 
ist  wichtig,  denn  sie  unterscheidet  in  der  abgegebenen 
Stimme  diei  Momente:  censeo  von  Noniiis  12,  5-  mit 
arbiträr  gleich  gestelll:  i'c/i  erachte  j  es  ist  mein  Dafür- 
hatten,  senilo,  ich  bin  von  dieser  Ansicht  durchdrun- 
gen ,  stelle  es  als  meine  sententia  auf,  der  andere  bei- 
und  entgegentreten  mögen,  scisco,  ich  gebe  es  als  meint 
Stimme  ab, 

29* 


431 

T(i>u  iii'ncpty.iiTUjv  (iier  re  öiaQiihu^v  rdc:  yvotfiai;, 
yai  fil'i'^h  iri  y.ttivufnytiv.  Halini  »ir  oben  rich- 
tig vcrniiilliet  i'ibpr  die  Frtllc  ,  no  ilic  imiiiilliilic  Abstiin- 
niuiijf  in  AiiMPiKliiiijf  jicliracht  »iirilc,  s«  koniilc  cino 
zweite  Umsl immutig ,  nie  liäiimlein  iiiiil  Sch/iilzer  sie 
an;;ciii>iiiiiipii  liabcii,  aller(liii(;s  mir  etwas  üiierliiirtes  (res 
nova,  xcil'uvo'/liiin)  sein.  Hier  bcfanil  sicli  al>er  der 
Anira^steller  in  einer  jfanz  anderen  La^c ,  als  die,  wel- 
che ilini  boipetreten  itaren.  l'ebor/.eujjten  sieh  ilic  letz- 
teren im  I^aufe  der  DebaKe,  dass  ihre  Ansicht  nicht  die 
richtige  sei,  so  komiteii  sio  einer  andern  beitreten,  der 
erstere  aber  sah  eine  Ansicht,  «eiche  er  iiiclit  mehr 
anerkannte,  als  die  seinige  zur  Abstiniiiuinf  bringen  und 
konnte,  wenn  sie  dnrchging; ,  ilazn  kommiii,  seinen  Na- 
men an  der  Sriitze  eines  Seiiatsbcschliisses  zu  sehen,  dem 
er  nicht  einmal  seine  licistimmniij;  schenken  konnte.  So 
mnsstc  es  ihm  freistehen,  seine  iMeiniiiig  zuriickzunelimen, 
nnd  das  ist  muttire  setitentiam ,  was  aber  nach  Snet. 
Cssar  14.  für  schimpflich  galt:  „Tantniii  inetum  injecit, 
nt  D.  Silaiiuin  coiisnlem  designatum  non  |)ignerit,  seii- 
tentiani  suam,  quia  inutare  tiirpe  erat,  iiiterpretatione 
lenire,  relnt  graiins  atijiie  ip«e  sensisset  exccptaio."  Das- 
selbe bezeichnet  Cäsar  de  hello  civ.  I,  '2.  durch  ii  sen- 
tenlia  discessil.  Dazu  sehen  wir  I'hil.  X[,  15-  den  Q. 
l'ulins  Calenns  sich  das  Hecht  ausdrücklich  reserviren : 
,,dixit  tarnen,  si  qnis  eornm ,  (jui  post  sc  rogati  essent, 
grariorem  sententiain  ilixisset,  in  eam  se  itnruiii."  Ua- 
ilurcli  konnten  aber  die,  welche  ihm  beigestimmt,  in  die 
Verlegenheit  kommen,  keinen  princeps  sententiac  zu  haben, 
dann  lag  es  in  der  Natur  der  Sache,  dass,  wie  es  jenem 
unbenommen  war,  sein  Votum  zurückzunehmen,  einer 
ron  jenen  erklären  konnte,  er  bleibe  bei  jener  Ansicht 
und  wünsche  sie  als  die  seinige  zur  Abstiminung  gebracht 
r.n  sehen,  und  das  scheint  mir,  wie  oben  gesagt  ist,  in 
der  Verhandlung  über  die  Mitierschw  ornen  lies  Catilina 
C'atiilus  gethan  zu  haben.  Piut.  Cicero  .>{  ,  Cäsar  S , 
Cato  min.  2-.'.  Ausserilem  aber  vnisste  ich  auch  kein 
Beispiel  ,  das  auf  eine  zweite  Abstimuiung  schliesseii 
liesse. 

Es  bleibt  uns  bei  ßeschreibuiig  der  Debatte  nur  eine 
Frage  noch  übrig.  Wie  weit  gab  es  in  Rom  eine  Pro- 
tocoUführung  ^  Merkivnrdigerweise  ist  sie  von  den  Frü- 
heren gar  nicht  berührt  worden:  höchst  aulfallen  aber 
niuss  es  uns,  die  wir  fast  in  jeder  Sfäiideversauimlung 
es  als  eine  der  ersten  .Sorgen  betrachten  sehen,  zur  Pro- 
tocollführung  die  Secrotäre  zu  ernennen,  auU'alleiid  muss 
es  uns  klingen  ,  dass  es  in  Rom  gar  kein  Prntocoll  gab. 
tilciehwohl  lehrt  eine  aufnierksanie  Lesung  des  vierzehn- 
ten und  fünfzehnten  Capitels  der  Rede  für  den  Sulia  das 
unwidersprechlieh.  Dort  rühmt  Cicero  es  als  Eingebung 
der  Gotter,  dass  er  um  dem  Gedanken  einer  Unrichtig- 
keit in  dein  amtlichen  Berichte  zu  begegnen,  die  ange- 
sehensten Senatoren  beauftragt  habe,  die  Aussagen  der 
Zeugen  gegen  die  IMitrerschworenen  des  Catilina,  so  Frage, 
wie  .4nt>vort,  niederzuschreiben,  und  von  dieser  Schrift 
,  habe  er,  ehe  noch  der  amtliche  Bericht  daraus  gebildet 
sei  (indiciuin  in  tabulas  publicas  relatum),  Abschriften 
nehmen,  heransgebeu  und  in  alle  Provinzen  versenden 
lassen,  dadurch  habe  er  es  unmöglich  gemacht,  dass  mau 
gewisse    Pattiecn    der    Verschwürung    der    Vergessenheit 


4i2 

übergeben,  den  V'orwiiif  der  Leichtgläubigkeit  erheben 
oder  Aulkhiruiig  von  ihm  aus  dem  von  ihm  geführten 
Journal  (ex  commentariis  iiieis)  fordern  könne.  Was  ist 
das  lon  Cir.eio  hier  beschriebene  anders,  als  ein  Pro- 
tocoll?  lind,  wenn  ein  solches  im  Senate  richtig  geführt 
wurde,  wo  bleibt  die  göttliche  Eingebung?  Kin  anderer 
Beweis:  Phil.  VllI  ,  2Ü:  ),Nos,  ciiiid  non  legato  .^1.  .\n- 
toiiii  Cotvlae  concessimus?  huic  aditus  in  senatum  fiiit: 
hie  hestenio  die  sententias  nostras  in  rodicillos  et  omnia 
lerba  referebat.''  Ifixistirtc  ein  Ncnatsprotorull,  warum 
nahm  er  sich  die  Mühe,  es  selbst  aufzusdireiben,  warum 
verlangte  er  nicht  selbst  einen  Auszug  ans  deuiselbeii  ? 
Gesetzt,  man  hätte  ihm  denselben  auch  als  einem  Ge- 
sandten des  Antonius  veriveigern  wollen,  so  halte  dieser 
Freunde  genug  zu  Rom  ,  um  ihn  auf  anderem  Wege  zu 
erlangen.  Ferner;  zur  Redaction  eines  Senatsbeschlusses 
ward  jedesmal  ,  wie  wir  nachher  sehen  »erden  ,  eine 
Cnmmi^sion  ernannt:  zu  welchem  Endzweck,  wenn  die 
Vota  zu  Protocoll  genommen  waren?  Ja,  sagt  nicht  der 
Ansilrnck,  dessen  der  Römer  sich  für  die  Thätigiccit  die- 
ser Comuiission  bedient:  scribetido  adesse,  der  schrift- 
lichen Abfassung  lies  Senatsbeschlusses  beiwohnen  ,  das.« 
er  noch  nicht  srlirifllich  coiicipirt,  nicht  protocollirt  war? 
Eine  Protocollfülirung ,  der  unserigen  ähnlich,  findet  sich 
bei  Lampriilius  vita  Scveri  l(i.  (Zum.  154.):  ,,SNulUui 
constitutionem  sacravit  sine  viginti  juris  peritis  et  doctis- 
simis  ar  sapientibus  viris  lis  deniqiie  disertissimis  non  minus 
quinquaginta,  nt  non  minus  in  cunsiliu  essent  sententiae,  quam 
si  S.  C.  conficcrct,  et  id  quidem  ita,  nt  iretur  per  sententias 
siiigiilnrum,  ac  scriberetur,  quid  quisque  dixisset."  Ein  Glei- 
ches Capitolinus  Goid.  12.  hei  Zam.  163.  Zweihundert 
Jahre  nach  Christa  sehen  wir  also  eine  solche  als  eine 
unerhörte  Genauigkeit  anilVihren  und  auch  da  noch  nicht 
als  eine  Form  des  Senates,  sondern  dem  dort  Gebräuch- 
lichen fast  mit  Bestinimtheit  entgegengesetzt.  Aber  hier 
tritt  uns  wieder  die  Krage  entgegen  :  Was  machten  den» 
die  Scribä  im  Senate?  und  ein  solcher  findet  sich  schon 
bei  den  Verhandlungen  der  Decemvirn,  s.  Dionvs  XI,  L'l. 
Die  Antwort  ist  leicht:  ausserdem,  dass  sie  die  noth- 
ivendigeu  Actenstücke  zu  verlesen  hatten ,  machten  sie 
allerdings  Aufzeichnungen,  aber  nur  zum  Behuf  des  Re- 
ferenten ,  ihre  Schrift  hatte  keine  fides.  Woraus  hätte 
auch  der  Consul  seine  Coinmentaro  (s.  oben)  bilden  sol- 
len ,  wonach  seine  Berichte  abstatten,  wenn  ihm  der- 
gleichen Mittel  nicht  zu  Gebote  gestanden  hätten?  Aber 
der  Schreiber  war  kein  öffentlicher  Beamter,  er  hatte 
seinem  Vorgesetzten  unbedingt  zu  gehorchen,  und  hätte 
dieser  ihm  auch  befohlen,  das  Gegentheil  niederzuschrei- 
bon.  Den  verachteten  Notaren  angesehene  Senatoreu  zu 
substituiren  und  durch  das  Ansehen  ihres  Namens  der 
Aufzeichnung  fides  zu  verschaffen,  ist  also  der  Gedanke, 
den  Cicero  als  Eingebung  der  Götter  rühmt.  Und  mehr, 
als  eine  solche  Privataufzeichnung,  welche  die  in  Cicero's 
Briefen  mehrfach  beregten  falschen  Nachrichten  von  Se- 
natsverhandlungen eigentlich  erst  erklärlich  machen,  trat 
auch  später  nicht  ein ,  als  Cäsar  die  Herausgabe  der 
acta  senatus  beschloss,  die  unter  den  Kaisern  so  grosses 
Aufsehen  machten  und  der  Geschichte  des  Tacitus  zu 
Grunde  liegen;  setzte  man  doch  sofort  engere  Verbindung 
mit   dem   Kaiser    uuil   Einsicht    in    dessen    Papiere    nach 


'i3;i 


434 


Tac.  V,  4,  boi  dem  Herausgeber  derselben  voraus:  „Fiiit 
III  senatii  Jiiiiius  Riisticus  componendis  patmm  actis  de- 
Icctiis  a  Caesare  eoqiic  iiieditatioiies  ejus  iiitrospicere  cre- 
dilus."  Aber  zu  €ons(aiitius  Zeiten  gab  es  obiie  Frage 
ein  Protocoll,  du  Capifoiiniis  sich  eine  Senatsvrrsamm- 
lung  oline  Protocollfiibrnng  iiiclit  mehr  zu  denken  weiss. 
Die  Stelle  ist  nierkiviirdig,  "^'ita  Gord.  12:  ,,Dicit  Junius 
Cordus,  illud  S.  C.  (die  Absetzung  des  Maximin)  fiiisse 
tacitum,  (juod  quäle  sit,  aut  quare  sie  appellatiim,  brevi 
expunam.  Oninino  exeniplniu  S.  C.  taciti  noii  aliud  est 
hndie,  quam  quud  vestra  dementia  ronroeatis  ad  interiura 
niajoribns  ea  disponit,  quae  non  sunt  Omnibus  publicanda: 
ne  quis  ante  rem  conipletam  quidqunm  Tel  audiat,  rel 
intclligat.  Ilunc  niorem  apuil  »eteres  neccssitafes  publi- 
lae  repereruDt,  ut  si  forte  aliqua  vis  ab  hosfibus  immi- 
uerct ,  quae  »el  cogeret  humilia  capere  consilia,  icl  ali- 
qua constituere,  quae  non  prius  oporteret  diri,  quam  ef- 
lici,  S.  C.  tacitum  iieret,  ita  nt  non  srribae,  non  serri 
publit'i,  non  censuales  Ulis  actibus  Interessent,  senalores 
exciperent ,  senatores  omniuvi  officiu  censualium  scri- 
iiarumque  complerent ,  ne  quid   forte  proileretur." 

Wir  brauchen  in  den  Behauptungen  über  die  Proto- 
c'ollführung  bei  ilen  Romern  hier  nicht  stehen  zu  blei- 
ben, wir  können  hinzufügen:  Ks  ivard  auch  nicht  ein- 
mal ein  Journal  gcfiilirt,  worin  die  gehaltenen  Versamm- 
lungen, die  vorgekommenen  Relationen  und  die  gefassten 
Beschlüsse  wären  protocollirt  gewesen.  Der  klarste  Be- 
weis liegt  in  dem  von  Cicero  ad  Atf.  IV,  18.  angeführ- 
ten Vortrage:  ,,C.  Memmius  candidotus  pactionem  in  se- 
natu  recitavit,  quam  ipsc  et  suns  conipefitor  Domitius 
cum  sonsulibus  fecissent,  nti  ambo  H.S.  quadragena  con- 
sulibns  darent,  si  essent  ipsi  consules  facti,  uisi  tris  an- 
gnres  dedissent,  qui  se  affuisse  diccrent,  quum  lex  cu- 
riata  ferretur,  quae  lata  non  esset,  et  iluo  consulares, 
qui  se  dicerent  in  ornandis  provinciis  consularibus  scri- 
iendo  affuisse ,  quum  omnimt  ne  senatus  quidem  fuissel." 
Hatte  ein  solches  Journal  existirt,  so  hätte  es  die  Zeu- 
gen ja  gleich  Lügen  gestraft,  sobald  die  Sache  zur  Spra- 
i'he  freknmmen,  ja  man  hätte  ja  gar  nicht  auf  den  Ein- 
fall kommen  können,  Zeugen  in  dieser  Sache  zu  hören. 
So  begreift  sich  auch  erst  die  Klage  des  Cicero  über 
verfälschte  und  untergeschobene  Seuatsbeschlüsse  ,  Phil. 
V.  g.  1/2.  ad  div.  XII,  1.  Ward  aber  kein  Protocoll 
geführt,  so  konnte  es  am  Ende  zweifelhaft  werden,  wie 
der  Antrap;  des  Einzelnen  genau  gestellt  gewesen  war. 
Ungunst  des  Referircnden  konnte  AVorte  verstellen,  ver- 
tauschen, weglassen  und  so  in  mancherlei  Weise  hinder- 
lich werden.  Um  das  zn  verhüten,  concipirte  man  bei 
wichtigen  Dingen  die  sententia  zu  Hanse  und  las  sie, 
nachdem  man  sie  mntivirt  hatte,  vor:  de  scripta  di.vit, 
Phil.  X,  5-  scriptam  sententiam  atlulil  Phil.  111.  §,  20. 
Ep.  ad  div.  X,  13.   und  häufig. 

§•     3. 

Van  der  Beschlussnahme,  ihren  Formen  und  Hindernissen. 

Im  ersten  Theil  war  durch  Zittnoscius  und  Brisso- 
nius  so  vorgearbeitet,  dass  es  eigentlich  nur  galt,  einen 
Aaszug  zu  liefern  und  allenfalls  das  Bestehen  der  näm- 
lichen Formen  in  den  letzten  Zeiten    der   Freiheit  nach- 


zuweisen, im  zweiten  Thcile  liesscii  sie  bei  den  wich- 
tigsten Fragen  entweder  ganz  int  Stiche,  oder  gaben 
doch  wenig  mehr,  als  schivankende  Vcrmuthungen ,  von 
hier  an  fangen  jene  Quellen  nieder  an,  reichlicher  zu 
Üicssen.  Kehren  wir  denn  auch  zu  unserer  ersten  Weise 
zurück,  nur  da  den  Beweis  antretend,  »o  die  Sache  von 
ihnen   nur   flüchtig   berührt,   oder   ganz   übcrj;angen    ist. 

Die  Zeit,  die  Debatte  zu  scbliessen ,  scheint  dem 
Ermessen  des  Referenten  anheiingestrilt  gewesen  zu  sein, 
wenigstens  findet  sich  nirgends  etwas  erivähnt,  woran  er 
wäre  gebunden  gewesen,  doch  ilarf  man  es  nicht  aus  aJ 
Qiiiiitiim  fr.  H,  1.  folgern  wollen:  „Antistius  Vetus  jii- 
diciorum  causam  suscepit  antiqiiissiniamque  se  liabitnrum 
dixit.  Ibatur  in  eam  sententiam.  Tiiiii  Cloiiius  roj;atus 
dient  dicendo  eximero  coepit."  Schon  dass  Cloiliiis  noch 
nachher  gefragt  wird,  zeigt,  dass  ilie  Debatte  noch  nicht 
geschlossen  war;  aber  auch  tias  Iinperfcctiiu)  widerstrei- 
tet; es  ist  gewiss  zu  fassen,  die  übrigen  tiolllen  auf 
diese  Ansicht  eintreten  (s.  Zumpt  Gramm.  §.  5Ü0  Ende). 
Eingeleitet  ward  die  Abstimmung  »ie  natiirlich  diircfi 
einige  Worte  lies  Referenten,  wovon  wir  eine  Spur  fin- 
den zu  Anfang  der  achten  phil.  Rede:  „Tua  voluntas, 
C.  Pansa ,  in  discessione  fuit  ad  lenitatem  propensior. 
Victa  igitur  est  propter  verbi  asperitateni  te  auclore  nostra 
sententia."  Die  Ordnung,  in  welcher  die  Antr;ige  zur 
Abstimmung  kamen,  war  itohl  geuöhiilich  ilie  nämliche, 
in  iler  sie  gestellt  waren,  wenigstens  gab  es  eine  solche, 
da  Cicero  ad  div.  X,  12.  eine  Abneichuiig  von  derselben 
beinerklich  macht:  „Serviliiis  quam  ^ratia  effecisset ,  ut 
sua  sententia  prima  pronuntiaretur  frequens  eiim  sena- 
tus reliquit  et  in  alia  omnia  disccssit ,  meaeqiie  scntcittiae, 
quae  secunda  proniiiitiata  erat,  qiiuin  frequenter  assenti- 
retur   senatus,   rogatu   Servilii   P.    Titius   interccssit." 

Die  Stelle  ist  ein  Sammelplatz  von  Formeln,  die  hier- 
her einschlagen;  znuilchst  pronuntiare  sententiam  :^  ei- 
nen Anfrag  zur  Abstintmung  bringen  (ilie  Formel,  mit 
der  es  geschah,  Brisson.  1S3.).  Hier  blieb  dem  Refe- 
renten ein  weites  Feld,  denn  er  hatte  zu  beurtheilen, 
wie  oben  gezeigt,  welche  sententiae  bei  der  Sache  ge- 
blieben, welche  nicht  zur  Abstimmung  komuiPii  dürfen. 
Freilich,  wenn  Lentulus,  Caesar  de  bello  civ.  1,2,  dem 
Antrag  des  Marcellus  die  Abstimmung  versagt,  so  ist  das 
reine  Gewalt;  aber  jeden  Antrag,  der  nicht  die  Sache, 
über  welche  er  referirt  hatte,  betraf,  konnte  er  von  der 
Hand  weisen,  wie  aus  Tacitus  Ann.  XV,  22.  erhellt: 
„Magno  assensu  celebrata  sententia,  non  tarnen  senatu;« 
consultum  perfici  potuif,  abnuentibiis  consiiiibus  ra  de  rc 
relafum."  Die  nun  folgende  .■\bsfiminung  geschah  durch 
Auseinandertreten,  discessio,  und  zwar  erliellt  aus  Plin. 
Ep.  II,  11,  dass  die  Worte  senatus  eum  reliquit,  der 
Senat  Hess  ihn  sitzen,  wörtlich  zu  nehmen  sind:  der 
Antragsteller  blieb  sitzen,  seine  Anhänger  sammelten  sich 
zu  ihm,  die  übrigen  entfernten  sich  *).  Daher  die  For- 
mel :  pedibus  ire  in  sententiam  =  Jemandes  Ansicht  beim 


*)  Die  von  Zamoscius  157.  beigebrachten  Stellen  aus  Festus: 
„Qui  hoc  censetis,  liiic  transite,  qui  alia  omnia,  in  illarn 
partem"  widerapriclit  dem  nicht,  nnd  das  liaufi^  von  Ci- 
cero gebraiiclite  :  in  alia  omnia  discedere  sciiemt  cbcii- 
l'alls  für  Bcisaminenbleibcn  und  Zcrstieitcii  ^it  spiccUei!- 


4J5 


43  <> 


AUliiuiiu-ii  Ix-ilrofi-n,  >•"""■  'l'''  Sciiafcrpii ,  -lio  scKm 
...Ipf  i.ir  /'ii"  K.MI.-M  Lai.i.-ii,  ileii  S|i..t(iiainen  pedaiii 
fülirfeii  (ZaiiK'.T.  |.')7.)-  *  "'"  ''<■'"  •""■  Al.stiiiinmiij.'  tf- 
^(.•llliMi  Aii(r;ii'  lieisst  ••»p  :  dincessio  ßl  in  li'inc  xeiitentium, 
iiikI  tni'i  er  lUirrh:  Pi/ici7  senlentia  <mI<t  ^einilus  coli- 
sullum  ßl  in  hanc  sentenliam.  Hisweiloii  wanl  .-».kIi  ein 
Aiilra-  |iaiiH,'rai)lieiiH«ise  zur  AIxtiiiiiiiiiiiir  ei-hr«.  Iit ,  di- 
ridei'Uur  sententia.  Das  go-rhali  all.-mal  auf  aus.lrü.  k- 
liilii's  VitI.iii;'.-ii  ,  »<T  es  al..-r  fririlfri.  durfte,  ob  ji-dei 
S<-iiB(ur,  oiLt  nur  H.niuli- ,  kann  zwrililliaft  öi-iii;  <la«s 
i\et  .Aiifra;:<t.-II<T  f  in»  illigrii  niiissti- ,  sclipint  mir  wahr- 
«ilipinliili,   s.    Cir.    iL-    l.;;f.    111,   4. 

Dil-     Ilindcrnissp,     wi-lrlic     prholiPii     Hprilpii     k Icn, 

che  PS  so  «oit  kam,  sind  von  Zum.  löl».  aiifcifulirt. 
nian  konntp  durch  L,'lnj:p  <I(t  Rodp  di-n  Abpnd  hprbei- 
führpu,  ki>nntp  auf  manj;plhaftp  Ans|.iripn,  ungphörigc 
Bprufuuf  aufmprksam  marlipn,  lipinprkpn  ,  dass  au  dpiii 
Ta^p  koinc  Vpruaniniluujj  gehalten  «erden  diirfe,  dass 
iler  Senat  nirlit  vullzählij;  sei,  fordern,  dass  jeder  um 
«eine  3leinunc  gefragt  »erden  solle,  d.  h.  gegen  .SchliP*- 
»ung  der  Debalte  prof.stiren.  AVard  darauf  ni<llt  auf- 
uiPrksaui    gemacht,     so    hraclite    das   dem    Scnatsbesrhluss, 

HPi r    erst  gefasst    war,   keinen    ^afhtheil,    er  »ar  eben 

»o  güKig,  als  ohne  iliesen  Kehler.  Das  Hiuderuiss  aber, 
»elcbes  Zfimoscius  an  die  Spitze  gestellt  hat,  die  Intcr- 
cessiou  (denn  die  Korderung  eines  Aufschubs  ist  »ohi  kein 
Hinderuiss,  sondern  nnr  eine  Einleitung  zur  Inlercession, 
die  ohiip  dpsseii  Beivilligiiug  erfolgt  iiarcj,  gehurt  in  eine 
andere  Kategorie.  Bei  dem  Eintreten  jener  Hindernisse 
wird,  »ie  sich  ron  selbst  rersteht,  und  Cic.  ad  die  X,  1,'. 
zeigt,  die  Alistiminuiig  *on  selbst  hinfällig,  die  Iiiter- 
CPHsioii  der  Tribunen  tritt  aber  erst  nach  der  Abstim- 
mung ein.  >ach  collenileter  Abstimmung  nämlich  wird 
eine  Commission  ernannt,  um  die  Kedactioii  zu  besiircren 
und  es  in  der  gehörigen  rorin  durch  einen  Scriba  coii- 
ciniren  zu  lassen  ,  das  heisst  sciibendo  iidesse  und  ist 
oben  als  Beweis  der  maiigeliideu  Protocollfiilirung  bereits 
aiigpfiilirt.  In  dieselbe  «iililte  mau,  wenn  es  den  be- 
»chluss  einer  Ehrenbezeugung  gegen  jemand  betraf,  seine 
Freunde,  ad  ilii.  XV,  h,  weshalb  es  Cicero  dem  Cato, 
der  gegen  seine  .Su|)[)lication  gestimmt  hatte,  sehr  gut 
aufnahm,  dass  er  niitplied  des  mit  der  Redaclion  beauf- 
tragten Comite  geworden  war,  ad  Att.  VII,  1.  sjonst 
waren  es  Männer  von  Gewicht,  Anhanger  der  besrhlos- 
geneii  Maassregel,  weshalb  hier  und  da  eine  Empfindlich- 
keit hervorleuchtet,  dass  der  und  der  Mitglied  gewesen, 
«.  ad  div.  XII,  'i9.  Auf  diese  schriftliche  Abfassung  des 
Spiiatsbeschlusses,  welche  für  die  Hiiblication  unerlässlich 
»ar,  bezog  sich  nun  die  Iiitercession ,  sie  war  ein  an 
den  Scriba  gerichtetes  Verbot,  das  iliiii  üictirte  zu  Pro- 
locoll  zu  nelimen ;  dem  mit  einem  öffentlichen  Amt  Be- 
kleiileteu  hatte  der  Tribun  nichts  zu  verbieten,  also 
»eder  die  Relation,  noch  das  Abfordern  der  Ansicht;  der 
Senator  hatte  unweigerlich  sich,  wie  oben  gezeigt  ist, 
ilber  den  vorliegenden  (legengtand  auszusprechen ,  ilie 
Dtibatte  konnte  also  nicht  gewehrt  werden,  wie  Ahrens 
nieiiit  (Catil.  IV,  S.  7^) ,  aber  der  Beschluss  musste  durch 
einen  Offentlicben  Notar  coacipirt  werdeo,  nni  perlesen 
uud  angeschlagen  zu  werden ,  und  das  war  ein  üfientlicber 
Diener ,    der  dem  Tribunen  gehorchen  musste.     Auf  die 


Diener  der  Beamten  bezog  sich  u  esentiich  die  Macht 
der  Tribunen,  auf  die  Lictoren  (Liv.  jl,  ÖÖ-)  ,  auf  die 
Scriba  lind  Herolde,  s.  arguin,  Ascoiiii  in  orat.  pro 
Coriielio:  ,,|'.  Serviiius  (iiobulus  trili.  pl.  inventus  erat, 
(jiii  ('.  Cornelin  obsisteret.  Is  iibi  legis  feriindae  ilies 
venit  et  praeco  siil>iicieiite  scriba  verba  lejjis  recitare  po- 
pulo  coepit  et  sciibam  subjicere  et  praeconem  pronun- 
tiare  pilssug  non  est.  Tum  Cornelius  i|i9e  codicem  rc- 
rilavit.  Quoll  qnum  iniprobe  fieri  C  Piso  consiil  vehe- 
iiienler  qiiererefur  liiiU(jue  eri  re  tiibuniciitm  intercensiv- 
iiem  (liceret,  gravi  runvicio  a  popiilo  exceptus  est"  Spa- 
ter lieisst  CS  noch:  „quud  ipse  Ulobiilus,  qui  intercesseral, 
ailerat  Cornelio."  Hier  ist  von  einer  Iiitercession  in  der 
Volksversammlung  die  Rede,  und  dass  die  Iiitercession 
im  Senate  davon  nicht  wesentlich  verschieden  war,  liegt 
ohnehin  schon  nahe.  Schlagend  aber  beweisen  das  oben 
Gesagte  alle  $itelleii,  wo  ausführlicher  von  einer  hei 
Senatsdebatten  eingetretenen  Iiitercession  die  Rede  ist. 
Cic.  pro  Sest.  §'74:  „Quum  oiiines  certatim  alius  alio 
gravins  de  mea  salute  dixissent,  fierelrjue  sine  ulla  vif 
rietute  discessio,  surrexit,  ut  scitis,  Atilius  lue  Gavia- 
iius:  ncc  ausus  est,  quuni  esset  emtus  ,  interredere  ,  iio- 
ctem  sibi  ad  delibcraiiilum  postulavit.  Clamor  senatus, 
(juerelae,  preces ,  socer  ad  pedes  abjectus.  Ille  se  aü'ir- 
liiare  postero  die  moram  nullam  esse  facturum.  Creditum 
est,  discessum  est."  Eine  andere  Stelle  in  derselben 
Rede  §.  ()S  :  „Decrevit  senatus  de  meo  reditn  K.ilendis 
Juniis,  disseiitiente  nnllo,  referente  f>.  Niiinio,  cujus  in 
mea  causa  niiiKjuam  iides  virtusque  coiitreinnit.  Inte/- 
cessit  Ligiis  iste ,  iipscio  qui,  additainentum  intmicoriim 
meorum."  Diese  Stelleu  und  ad  div.  X,  1;'.  werden 
genügen  zum  Beweise,  dass  die  lutercessiun  erst  nach 
der  Beschlussnahme  eintrat,  dass  sie  sich  aber  au  den 
Scriba  richtete  und  ihm  verbot,  den  Beschluss  niederzu- 
schreiben, zeigt  ad  div.  I,  2.  4:  ,,De  hls  rebus  pridie, 
quam  haec  scripsi,  senatus  auctoritas  grarissiina  iiitercessit, 
rui  quum  Cato  et  Caninius  inteicesaisseiit ,  tarnen  est 
perscripta.^^  Aber  wie  wird  es  nun  mit  den  Senatsbe- 
echlüssen  stehen,  welche  nach  Zamoscius  ItiJ.  die  Se- 
natoren eigenhändig  coucpirten?  Ich  fürchte  misslich, 
«ie  er  denn  als  Beweis  dafür  nur  die  eine  Stelle  aus 
Capitolinus  anführt  und  sich  darauf  beruft,  dass  Geheim- 
hallung  bisweilen  im  Senate  gefordert  sei.  Die  Weise, 
wie  (  a|iirolinus  redet,  zeiget,  dass  wir  hi"r  kein  Hirn- 
gespinst vor  uns  haben,  aber  die  Lmstande,  an  welche 
er  sein  S.  C.  tacitum  knüpft,  Eiiigehun|r  schimpflicher 
Beilingiiiigen  und  Ergreifung  von  geheimen  ftlaassregeln 
siiiil  von  eigener  Art.  Wir  stossen  hier  auf  eine  Art 
conhdentieller  Berathung,  die  mehr  den  Deliberationen 
eines  Staatsraths,  als  den  Debatten  einer  Ständeversamm- 
lung gleicht.  Hier  konnte  ein  Beschluss  nichts  helfen, 
der  Beamte,  der  die  Ausführung  äbernahm  ,  musste  auch 
die  Verantwortlichkeit  übernehmen,  doch  lässt  uns  die 
römische  Geschichte  ohne  Beispiele  dieses  Falls,  oder 
gebort  das  apokrjphische  S,  C.  Catil.  I.  §.  4.  hierher? 
Sonst  konnte  der  Scriba  ja  in  Eid  und  Pllicht  genommen 
werden,  zu  schweigen,  oder  hatte  solch'  ein  3]aun  kein 
Gewisseil?  Aber  das  wären  Falle,  in  denen  ein  Senatu« 
consniturn  gar  nicht  nöthig  war.  Erklarten  die  Consuln 
doch  sonst  auch   bisweilen,   wenn   ein   Tribun   intercedire, 


437 


438 


w finde  ihiipii  iÜp  aenaliis  aucloritas  geniigeu.  Unit  «las 
führt  Ulis  von  seilst  auf  den  Unterschied  derselben  roll 
ileui  Senrtlttsconsultum.  Mau  kannte  ihn  in  der  blossen 
srhriftlichen  Abfassung  des  letztern  suchen,  und  ich  glaube, 
dass  er  urspriinglich  darin  bestand,  aber  das  obige  Bei- 
spiel zeigt  Uli«  eine  aucloritas  perscripta  und  andere 
hat  Brissonius  \\)i.  Cic.  ad  dir.  VIII.  §.  8-  heisst  es 
ausdriirklirh  in  dem  dort  niilgetheilten  fienatsbeschlus.s : 
„Si  (juis  huic  S.  C.  interressisset,  aucloritas  perscribere- 
tur",  sie  niuss  also  in  etxas  anderem  bestanilen  haben, 
und  hier  kann  die  \ermuthung  kaum  irren,  dass  das 
T  (Tribuui),  »clrhes  dem  Senalsbesrliluss  untergesetzt 
tiard  als  Zeichen,  dass  sie  cingeivilligt  hfltten  {Zaviosc. 
l(i(i.),  liier  fehlte  und  daion  wieder  war  die  Folge,  dass 
er  keine  lejjale  Gültigkeit  erhielt.  Uio  Cassius  55»  3- 
(bei  BrimsoH.):  'EßovLei'oiro  /^tj^  y.ai  ij'/e  yvu)f.n]  ovv- 
tyodcfiTu ,  ov  fiivtot  TSKoq  r«  ui;  v.£y.ugtJ>fitvi] 
ilMiiiiuPiv .,  dkk'  aoi'y.ToJgiTag  iyiyvero.  Maiiutius 
ad    Cic.    ep.    ad    dii-.   I.    p.   41    ff. 

Bei  der  Abfassung  des  Senatusconsultum  tvard ,  wie 
Zam.  I(iä-  Brisson.  19:2  IT.  zeigen,  Zeit  und  Ort  der 
Versaiiimlniig,  die  Aainen  derer,  «eiche  scribendo  affue- 
7-ant,  als  Zeugen  und  der  ^aiiie  des  Referenten  mit  dem 
Beisatz  (juod  l-erba  fecit  aufi;efulirt.  Die  letztere  Ehre 
ist  es  Wühl,  um  »i  eiche  sich  ad  div.  I,  'J.  der  Streit 
«nisclien  den  Cunsuln  und  ileiii  Tribunen  Lupus  herum- 
dreht. Lupus  hat  früher  referirt,  dass  der  Senat  dem 
Pompejiis  den  Auftrag  ertheilen  möge,  den  Ptuleuiclus 
Auletrs  in  sein  Reich  einzusetzen,  zur  Abstimmung  ist 
CS  damals  offenbar  nicht  gekommen.  Jetzt  referiren  die 
Consulii ,  »er  den  Ptoleui.'liis  einsetzen  solle,  und  Volca- 
Iilis  hat  den  Antrag  gestellt:  Piinipcjiis  möge  es  tliun. 
3Iaii  ist  bereits  beim  Abstimmen,  da  fordert  Lnpus,  frü- 
her über  seine  Relation  abstimmen  zu  lassen;  eine  For- 
üeruiig,  die  nach  Cicero  ,,et  iniqua  et  iiiiva'^  »lar.  Um 
die  Sache  kann  es  ihm  nicht  zu  thun  sein,  aber  er  Ulli 
die  Ehre  nicht  missen,  seinen  Kamen  an  der  Spitze  der 
Relation  zu  sehen,  da  bei  der  münillirlien  Erkiciruug 
viele  sich  für  Volcatius  erklilrt  hatten,  und  er  hoffte,  des- 
sen   Ansicht    »erde    durchgehen. 

Leber  die  Deutung  der  Worte  quod  verba  fecit  kön- 
nen die  beiden  Beschlüsse  bei  Bnüson.  'J(i(i.  am  bessteii 
t.i'ieliren  ;  denn  da  heisst  es:  quod  universi  rerlra  fere- 
Miiit ,  das  heiüst:  auf  allgenieines  Verlangen,  und  es  ist 
cm  vorhergeheniler  Fall  zu  ilcnkcii,  ivie  ad  div.  XVI,  1[: 
„Nobis  (reqiieiis  senatus  Üagitavit  triuni|diuiii."  Die  I5e- 
ileatiiiig  jener  \Vorte  ist  also:  nachdem  der  Referent  zur 
Sprache  gebracht  h.it ,  und  das  zeigt  auch  die  Verbin- 
dung mit  dem  folgonilen  Q.  D.  E.  R.  F.  P.  (quid  de  ea 
re  heri  placeret).  Eine  andere  Frage  ist  es  freilich,  ol> 
CS  auch  zu  Rom  Sitte  gewesen  sei,  den  Referenten  in 
solchem  Falle  der  Ehre  zu  berauben ,  seinen  Kaineu  an 
die  Spitze  des  Beschlusses  zu  setzen  ,  denn  jene  beiden 
Beschlüsse  gehören  Miinicipien  au  ,  deren  Verfassung  aber 
bekanntlich    eine    Nachahmung  der   römischen    war. 

Nachdem  iler  Seiiatsbesckluss  concipirt  und  verlesen 
war  ,  folgte  die  Entlassung  der  Versammlung  und  dein 
Refereuten  lag  es  uoo  ob,  im  Aerariiim  den  Beschluss 
anzuzeigen,  deferre  senatus  consulla  (Phil.  V,  f.».),  um 
ihn  da   registriren    zu    lassen    (Plnt.  Cato  uiiu.   17.)    und 


iür  seine  Ablesung  vor  dem  ^dlke  iiiid  den  Anschlag  zu 
sorgen,  der  nach  Phil.  III,  .'i '.  V,  r.^.  auf  dem  Capitol 
scheint  gemacht  zu   sein.      Zam.    IfiO   11". 

lieber   die    Rraft    und    Gültigkeit   der   Senatsbeschlüsse 
mit    Zamoscius   fernere    üntersnchiiugcn   anzustellen,    liej;t 
«1er   zu   Anfang    aufgestellten    Aufgabe     fern.       Hier    »erile 
nur  so   viel    bemerkt,     dass    eine    Beschränkung   der    Frei- 
heit  der   Debatte,      »vie   sie    Ahrens   S.   7t)   annimmt,    sich 
auf  nichts  stützt    und    höchstens    in    den  Transactiiinen    ge- 
»allthatiger   Consnln,    nie  Antonius,    einige  Belege    finden 
können.       Wäre   der   Senat   nicht   günstig   ge\iesen,    meint 
er.    so   hjttten  sie   ihn  grtr  nicilt  gefragt,     die   Redefrei- 
heit verweigert    und     aiigeiibiickliclie    Abstimmung    gefor- 
dert, die   Ansichten,  die  ihnen   zugesagt,   allein  zur  Ab- 
stimmung gebracht    und    auf    iliese     durch     Ansetzen     und 
Bitten   grossen   Einßuss   geübt.      Aber    will   man    ein    rich- 
tiges   rornrtheilsfreies    Unheil     f;illeii     über    die    einzelnen 
erzahlten    Facta,   so   muss  man  Gewaltthatigkeit  und  Will- 
kür,   gegen    welche    die    A'erfassung   keine  Wehr    bot,    weil 
sie    sie    nicht    vorausgesehen     hatte,     wohl     iinfersclieiden 
von    «lein,     was    die    Sitte     geheiligt.       Die    zweite    Bcliaiip- 
tuiig  steht  ohne   allen    ßeueis   da  ,    die    beiden    letzten    fiu- 
«leii    in    Cic.    in  Pis.  12-   l'J-    und  ad  div.  I,  2.    Gp;.'en»tiicke, 
«lass    aber  die    gegenwärtige  I^lacbt   stets    eine   Zaiil    scliwa* 
eher    Herzen    hiidet,     welche    ihre    Ehre    und    Selbst;iiidig- 
keit  opfern,   ist   eine   traurige    Wahrheit,     die    sich    zu   al- 
len    Zeiten    bewährt,      und    dass    es     auch     im     römischen 
Senate    an    solchen    nicht   gefehlt    habe,     können    »ir    ivnlil 
auch   ohne  Beweis  glauben. 

Mel.lorf.  Kolster. 


45-  a.  Üeber  die  Gruntizüge  der  Bntwickelung  der  röm. 
Verfassung,  ein  Beitrag  zur  Kritik  von  \iebiihrs 
röm.  Geschichte,  von  Peter.  Einladungsprogramm 
zu  der  öffentlichen  Prüfung  auf  dein  Gvmiias.  Bern- 
hardin. zu  Meiningen  etc.  .^leiningen  18'i'l»  -"^l  S, 
u.   'So  S.   (Schulnachrichteo)      4. 

b.  De  sacerdutibns  ciirialibus  dissert.  Scrlpsit  Jui- 
Athan.  Ambrosch,  Prol.  Vratislav.  Vratislai.  Iliit. 
t84U.     30  S.     «. 

c.  Diem  solemnem  XX.X.  mens.  Octohr.  —  —  pse 
relebraiidum  iinlicit  colleg.  praecept.  interprete 
Guil.  Em.  Ferd.  Lieberkühnio,  ph.  Dr.,  gwnii. 
rollab.  Inest  commentafio  de  diurnis  Kamanoruin 
actis-      Vimariae    I84ll.       I.S    S.      4- 

d.  Die  Ackergesetzgebung  C.  Julius  Cäsar's  im  Zu- 
sammenhang mit  den  vorausgegangenen  Rogationen. 
Von  Dr.  Hermann  Harless,  Vicerector  und  Ober- 
lehrer. Als  Eiiiladiingsschrift  zu  der  Prüfung  und 
Redeübung  des  Friedrichs- (.'ymnasiums  zu  llcrfonl. 
Bielefeld    |S4I.      15  S.    Schiilrai  hricbten.      1(J  S.   4. 

Die  vorliegenden  Schriften  geben  ein  schönes  Zeichen 
von  dem  so  erfreulichen  AViederaiifblühen  der  römischen 
antiquarischen  Studien,  welche  durch  Niebiibr's  iinsterli- 
liclie  Forschungen  zu  einem  neuen  Leben  erwacht  sind 
iiiiil  statt  der  früheren  Apathie  einen  allsremeiiieii  \V  eil- 
eifer,     ilie    verschiedeueu    Seiten    des    römischen     Lebens 


r^9 


410 


auf  ilili  inamiiihfaltiustc  uiiil  i  iolsoitiu.stp  7,11  lirleucht^n, 
«•aliriioliiiii-ii  lass.Mi.  iOs  tiixlet  sldi  ili<-sc  i>laiMnrlilalti(;- 
Lcit  S(i;iir  in  ilirsi-ii  Si-liriftoii ,  (Iciiii  »illircMnI  Mr.  Peler 
nur  die  iiiililisiln-,  Hr.  Ambrosch  tlii'  rfli!;iiise  Seife  in's 
Aiiu«'  fii-'st,  ist  Hrn.  Lic/terkülui'n  Ti-nddi/.  RiMnisdit,  weil 
<lcr  <iei;iMist.iii(l  .««'iiu-r  Arlioit  [mMicistisili-socialcr  Art  ist. 
I).-ii  nnmitlelLar  iliinli  >ipliiilir's  G.-srlii<litsuerk  ver- 
.iiilasstiMi  Srlirift.-ii  rrilit  .«icli  ilic  Hrn.  l'rdr's  auf  eine 
»lirdigf  Mi'isp  an.  J)iO  von  Mieluilir  cnt»ijrl'iiicii  (jriind- 
zi'iiTC  diT  lintH  iclvfliinu''  Kinis  »crdi-n  lictra(  lidt ,  dii-  von 
ili-ni  i;rosscn  .Alaun  anl';;c:yti-ll|pn  Bi-wcise  s<'|i>i'ft  und  An- 
sic.liton  entj:f;;cngcs(cllt,  die  /.v.ar  von  dontseilicn  Priniip 
au:«i;)-lifn ,  alior  siili  um  den  I\l,'int;i'ln  Aipliwlir's  fern 
lialtfii  und  soMolil  im  .All;,'rn)einen  »oit  einfailicr  sein, 
als  .sich  .strenger  an  die  (iui'lle  hallen  sollen.  Dicsrs 
ist  aiuli  wirklich  iler  Kall,  und  wir  bezensen  mit  Ver- 
fiiiigen,  das.s  die  von  Hrn.  P.  gohandhalite  Kritik  eine 
<lur<'hans  j,'esiin(le  niid  von  allen  vorgefassten  philosoiihi- 
selien  oder  anilern  Ideen  frei  sei.  Z«ar  kann  man  iiirht 
von  allen  hier  iiiltjetlieillen  Gedanken  sa^jeu ,  dass  sie 
neu  seien,  un  I  nian(  her  denkende  Leser  ^iiellullr  s  ist 
längst  auf  ähnliche  Benicrkrngen  sjefallen;  aber  dieses 
>oll  nicht  im  Mindesten  einen  Vorwurf  gej;en  Hrn.  P. 
t-iithalten ,  denn  nenn  auch  Mancher  au  der  Wahrheit 
finzeliier  Niclinhr'.<cher  Ideen  zweifeite  ,  so  hat  er  doch 
nicht  mit  solcher  Gründlichkeit  und  Umsicht  die  mög- 
lichen Gegenbeweise  dnrchdacht  und  ist  sich  überhaupt 
der  Sache  nicht  so  klar  bcwnsst  «ordeii,  wie  es  nun 
nach  der  Lesung  dei  Pcter'schen  Schrift  der  Fall  sein 
wird.  Darum  ist  Hrn.  P.'s  Kritik  auch  denen  nicht 
Viberfliissig,  «eiche  in  den  hier  bciirtheiHen  Puncteu  fühl- 
ten, dass  ^iebulir's  .Ansicht  falsch  sei,  sie  werden  jetzt 
■IUI  so  klarer  «issen,  »varum  dieses  sich  ihnen  aiifdrau- 
geiule  (iefiihl  ein  richtiges  gcMescn,  und  sie  werden  ila- 
«iurch   alle    Zticifel    beseitigt   sehen. 

§.    1.   betrat  htet  (/i'e  Zei7   vorServ.  Tüll-,   und  zwar 
wird    ilie    Grundidee     des    Kiebuhr'silien    Werks    von    iler 
ZusamineiisohnieUung   der   3    Stämme,    von   der   Aufnahme 
der    Plebs,     von    ileii    Kämpfen    der   Pleb.    und   Patric.   von 
Hrn.   P.    ebenso   angenommen,    »'ic   fast  die  ganze    gelehrte 
"Welt  dieselbe    adoptirt    und    als   Fundament  der   riini.   hi- 
storischen   Studien    anerkannt    hat.        Wenn    aber    Hr.    P. 
bei   der    Darstellung    von    der    Bildung  der    'S   neuen   Cent, 
durch    Tarij.    Priscus    von    Niebulir's    Ansidit,     dass    die 
patric.   Geschlechter    damals     bereits     um    ilie   Hälfte   ver- 
mindert gewesen    wären,     also   die    neue   Einrichtung   nun 
in    einer    Ergänzung    der    3U0   gentes    bestehe,     abweicht 
und   annimmt,    dass  300   gentes   aus   den  Pleb.    zu   den   al- 
ten gefügt,    und   dass  diese  3   Doppclcentiirien  später  sex 
sutl'ragia  genannt    worden    seien,     so  kann   man    ihui   nur 
beistimmen.     Auch  in  §.  2,     die   Verfassung    des    Serv. 
TulL  enthaltend,     ist  Hr.    P.    im    Allgemeinen    mit    INieb. 
über   da»  Princip    einverstanden    und    stellt    nur    im    Ein- 
zelnen   abweichende    Ansichten   auf,     z.   B.    über   die    1V15 
Cent.,     über    die    Ab.ftufungen    iler   0-   Classe    u.   a.       Aui 
aosführlichsteu  spricht  Hr.   P.  gegen   Niebuhr's   Meinung, 
dass  alle   Servianischen  Centurieu  —  die  sex  sufl'ragia  ab- 
gerechnet  —  aus  Plub.   bestanden    hätten,    und    dass    die 
Palricier  ohne  Rücksicht    auf  ihren    Census    nur  in    den 
sex  Buffr.  enthalfcQ  gewesen  wären.     Richtig  ist  dagegen, 


dass  der  (rnsus  sich  ebenso  gut  auf  die  Patric.  bezog, 
dass  die  »ex  siid'ragia  nur  aus  den  reichsten  Bürgern  be- 
standen (ilas  Geld  für  den  ei|uus  publiciis  erhielten  alte 
e(|uites,  nicht  bloss  die  ärmeren  Patririer,  welche  den 
RiltiTceiisus  nicht  erreichten),  und  dass  die  erste  Classe 
der  Pedites  auch  viele  Patricier  enthielt;  nur  möchte 
ich  nicht  ohne  nähere  Ben  eise  glauben,  dass  unter  den 
jSO  ("eilt,  der  I.  Cl.  (iO  patric.  Cent,  geivesen  wären. 
Wollte  man  eine  bestimmte  Anzahl  von  Cent,  für  die 
Patricier  reserviren  ,  so  wäre  das  Princip  des  .Serv.  Tiill. 
kein  timokratisches  gewesen,  und  weit  eher  kann  man 
aiinolimen  ,  dass  in  jeder  Cent,  der  1.  Cl.  Patricier  stan- 
den   und    ihres    Verinügciis    halber   hier   censirt   wurden. 

In  g.  3.  (das  erste  Jultr  der  rümisclien  Republik) 
wird  die  von  IViebnlir  angenommene  f)i'i>aOTSiu  des  Col- 
latinus  und  der  ^^alerier  widerlegt,  dessgleichen  die  An- 
sicht, als  ob  das  Consulat  zwischen  beule  Stänile  getheilt 
worden  sei.  Das  allein  Wahre  ist,  dass  das  Consulat 
Eigentliuin  der  Patricier  war,  dass  die  Coss.  die  Stelle 
der  Kiinige  vertraten  und  dass  sie  nach  den  Commenta- 
reii  des  Serv.  Tnll.  nur  von  den  Centurieu  gewählt  wur- 
den, g.  4-  Die  Zeit  iis  zur  lex  Terentilia.  Mebiihr's 
Vermiithung,  dass  485  die  hiiheren  Geschlechter  die 
Consulrtahlen  an  sich  gerissen  und  den  Centurieu  nur 
die  Bestätigung  gelassen  hätten,  wird  von  Hr.  P.  nicht 
in  ihrer  Ganzheit,  wie  wir  gewünscht  hätten,  beseitigt. 
Zwar  ist  trcfFend  widerlegt,  ilass  die  Patricier  mit  den 
Latinerii  Isopolifie  geschlossen  hätten,  um  dadurch  ihre 
Partei  gegen  die  Plebs  zu  rerstärken,  ebenso  ist  der 
Gegensatz  der  höheren  und  niederen  Geschlechter,  auf 
welchen  Nieb.  so  hohen  Werth  legt,  zurückgewiesen, 
aber  dennoch  gibt  Hr.  P.  zu  viel  zu,  indem  er  annimmt, 
dass  im  Jahre  482  die  Patricier  die  Wahl  des  einen 
Consul  den  Pleb.  entzogen  hätten  und  dass  von  nun  an, 
nachdem  einige  ungesetzliche  Wahlen  vorausgegangen 
wären,  der  eine  Consul  in  den  Curiatcom. ,  der  andere 
in  den  Centurialcom.  (vielleicht  ohne  Bestätigung  der 
Curien)  gewählt  worden  sei.  Diese  zwisdien  den  Patric. 
und  Pleb.  angeblich  getroHene  llebcreinkniift  ist  höchst 
problematisch,  und  bei  einer  unbefangenen  Erklärung  er- 
halten die  Stellen,  welche  dafür  zu  sprechen  scheinen, 
eine  ganz  andere  Deutung,  ich  will  jedoch  nicht  dabei 
verweilen,  ila  eine  gründliche  und  umfassende  Widerle- 
gung der  Niebuhr- Peter'schen  Ansicht  von  /.  L.  Klee 
in  s.  Dissert.  de  magistratu  consulari  Roinanoruin.  Lips. 
183-.  p-  lü  sq.  aufgestellt  worden.  In  demselben  Sinn 
sprach  sich  auch  F.  D.  Gerlach  (ilcr  Verf.  des  Sen. 
Tüll.   Basel    1837,   p.    14  -  lü)   aus. 

(^.  5.  Das  Decemvirat  und  das  Consulartrit/unat- 
Nach  Nieb.  schufen  die  ersten  Decemvire  eine  neue  Ver- 
fassung, und  die  zweiten  hatten  ihr  Amt  nicht  mehr  als 
legislative  Commission,  sondern  als  eine  von  den  ersten 
Decemvirn  geordnete,  bleibende  und  alle  andere  Magi- 
strate in  sich  fassende  Obrigkeit  (nämlich  ,5  Patr.  und  ,i 
Pleb.,  diese  statt  der  Tribunen,  jene  statt  der  beiden 
Coss.,  Uuaestor.  und  Praef.  nrbi) ,  aus  welcher  sich  spä- 
ter die  einzelnen  Stellen  gebildet  hätten.  Hr.  Peter  zeigt 
klar,  dass  die  Fortdauer  der  zu  Tyrannen  ausgearteten 
Decemvire  —  wenn  sie  auch  in  anderer  Gestalt  aufge- 
treten   waren   —   keineswegs    gewünscht    worden    sei    und 


441 


44; 


das»   (lin   ZiisammKiikctdiii^    der    Urccmririi    mit    den  an- 
dern  Magistraten   nur  eine   {fpivalfsaine  sei   etc. 

Im   {5.   (i.  soll    das   /  erhältniss  der  vemc/iiedenen  Ar- 
Itii   der   Comitien   zu    einander    beliMichlet    »erden,     weil 
nur   liierdiirrli    klar    wird,    »ie    ilie    Verfassung'   allm^hlicli 
deniokratiiirli    wurde.      Der    wirliti^xte    Punrt    ist   das   Em- 
porsteigen  der   Tributcomilien    (deiiu    das   Verliilltniss  der 
Curieii    und    (lenturien   in    fri'ilierer   Zeit   ist   zieuilieli  klar) 
und    darum   auch   die    Erkläruu);    der    ziemlieli   gleiclilau- 
tendeu  (leselze   «/,   quod  trihutivi  plehes  scirissel ,    popu- 
liim    leneret.      Die    5    von    Niehulir  aufgestellten    (ieselze 
»erilon    rou    Hrn.   P.    riilitig  auf  3   redneirt,      indem    die 
lex  Icilia   gänzlirli  versiliwiudet,  und  die  älteste  lex  Publi- 
lia    das    Recht    lilicr    St.iatsangclegenlieilen     zu     lieratlien, 
zuar    gefordert   Italien   soll,    alier   als   abgewiesen    betrach- 
tet   wird.       Bei    der    neuereu    lex    Publilia    foljit    Hr.     P. 
Nieliuhr'g    Erklärung,     das«   dadurch   die   Zustimuiuiig  der 
Curien   aufgehoben    norden    sei,     ilie    lex    Hortensia    soll 
nur   die    neuere  Bestätigung   iles   vorigen  Gesetzes  sein    und 
<lie  aucturitas  Senaliis  nicht  aufgehoben  haben.    Das  Letzte 
ist  richtig,     über     ilie    lex    Publilia     will     ich    das    ander- 
wärts schön    Gesagte   hier   nicht   iviederholen  ,    um   so    we- 
niger,    da    ich    nur    einen     übersichtlichen    Abriss   der    in 
den   obigen   Schriften    enthaltenen  Resultate    zu    gelien    be- 
absichtige.       Den     iScIiluss    machen     einige     Bemerkungen 
über  die   vielbesprochene    grosse    Veränderung   <|nr   Ceiiiii- 
riatconi. ,    wo   die   Stelle    bei    Liv.    I,  4>   nee   mirari  opor- 
tet,   hunc  ordinem,    qui  nunc  est   post  expletas  quinque 
et  triginta  tribiis  duplicalo    earum    numero    cenlurüs  iu- 
niorum  seniorumque ,  ad   insiitulam  a  Serv.  Tullio  i,um- 
mam  non  convenire  auf  eine   neue  Weise  so   erklärt  wird: 
nachdem   die  Zahl  der   Tribus  verdoppelt  sei,    d.  h.  seit- 
dem 35  statt  der   frühem   17   geworden   wären,    passe  die 
jetzige   Einrichtung    nicht   zu    den  Centurieu   der   Jüngeren 
und    Aelteren    nach    der    von     Setv.     Tüll,    eingerichteten 
Suiomc.      ?Jach    dieser     l^rkläruiig    näreu   aber   die    Worte 
iuniorum   seniorumque    ganz    überflüssig    und    unnütz    von 
Liv.  gesetzt,  ferner  wäre  die  Zahlenbestinimung  eine  liöclist 
ungenaue,  und  endlich  müsste    vorher  die  sehr  zweifelhafte 
Beziehung   der    Cent,    und    Trib.     unter    Serv.    Tüll,     klar 
gemacht   werden.      Treffend   sind    die   Schlussbemerkungen 
über  die   verschiedene   Art    der   Abstimmung  in   den  alten 
und    in  den   neuen   Centuriatcomitien. 

Die    Schrift    Nr.    'j.    enthält    einen    sehr    gelungenen 
Versuch,     die    duukelen    Verhältnisse    des    Curionats    zu 
entwirren    und    die  Irrthüiner    der    Gelehrten    zu    berich- 
tigen,   welche   freilich    nur  durch   die   sehr    von   einander 
abweichenden    Angaben     der    alten    Classiker    entstanden 
sind.      Die   Hauptaucturität  ist  Dioiiys.  Halic,   und   gerade 
dieser   widerspricht  sich  selbst  auf  das  Aergste.     Bei   der 
Geschichte    des  Roniulus    werden  die  Curioncn    von    ihm 
auch   Cf^aTQlaoXOi   und   KuXujoi  genannt,   welche  Mili- 
tärbefehlshaber wären,  Dion.   II,  7,   14.,   bei   Numa  Pom- 
pitius   werden   die   Vorsteher  der  Curien    als    Priester  er- 
wähnt II,  64.   &vij7T(jkoi'g  inoirjas  etc.,   also   wären  sie 
geistliche,     weltliche    und    militärische    Beamte    zugleich 
gewesen.     In  demselben  Irrthum    befangen,    sagt  Patern, 
bei  J.  Lauf.  Lyd.  de    mag.   I,  9.   ü  Puj^vKoc,  öt  y.ov- 
Qiuivai  Ttöv  iegujv  (f^ovrioidi;  TTgosarriaaTo ,   rot"? 
aiJTovi;    xal  xivrougluipai    tüiv   -KtCixi^v  layuaTUiv 

Zeilschr.  f.  d.  Allerthumsw. 


(iVrtHuaai  und   ähnlich  I,  3.).,   welche  Meinung  N'iebuhr 
und    AValter   annehmen.       Diese    irrigen    Angaben    beseitigt 
Ilr.    Ambrosch   mit    grosser    Ivunst,     indem    er    zeigt,    wie 
Dion.  üllenbar   die  Curioiieii    mit  den  Ceiiturioiien  verwech- 
selt  habe    und    sich   auf   die    richtige   Stelle     bei    Dioii.    II, 
'Jl  —  23.    beruft.      Hr.    A.    macht    klar,   dass   diese   Capltel 
aus    den    bessteii    Gewährsuiännern    seien,     und    dass    man 
diese   allein    als    treu     und    acht    zu    Grunde    legen    dürfe. 
Hier    aber    erwähnt    Dion.    (II,    '.'1.)    ()0    Curieiipriester, 
von   denen  2   aus  jeder   Curie    in    den   Curiatcum.    gewählt 
worden    wären,    niiil    welche   das   50.   Lebensjahr    erreicht 
haben    müsslen.      Unter   diesen   (iO   Priestern,    welche   Ro- 
mulns   anordnete,   und  Aiuma   beibehielt,  sind    die   oben  cr- 
wäliiiteii   oU   Curionen   mit   enthalten,     welche,    wie    auch 
die   anderen  Stellen  bei  Varro  zeigen,    nichts  anders  waren, 
als   Priester,    frei     von   militia     (ohnehin   Bchoii   des    Alters 
wegen)    und   eine    besondere    Galtung  der   (iU    ausmachten, 
welche    Dioins.,    weil   sie   eine   allgemeine  Bedeutung   hat- 
ten,    nicht   Curionen     und     ebenso    wenig   flamines   nennen 
durfte.      Wenn    aber   die   3U  Curionen    nur  die   Hälfte   der 
Curienpriester    ausmachen,     so    bleiben     noch    30    andere 
übrig,     von    deuen    Dion.     nicht   weiter    spricht,     weil   er, 
wie    Hr.    A.    erklärt,    die   Zahl   (iO   nicht   erklären   konnte, 
indem    er    nicht   wusste,   dass   Roniulus  ausser  30  Curionen 
noch   30   Flamines   geschaflen    habe.    Von   diesen  30  Flam. 
schweigt   Dion.,    weil    er   den    Ursprung    der   Flani.    fälsch- 
lich  .-»Hein   auf  Äuma    bezog.       So    sind     nach    Hrn.   A.   Ol' 
Curieiipriester,    2    in  jeder   Curie   und    zwar    l    Curio    und 
1    Flamen    (s.    Fest.    v.    Curiales).       Der    Unterschied    zwi- 
schen  Curionen   und    Flamines   beruht  auf  Muthmaassung, 
die    letzteren    hatten    wahrscheinlich  gewisse  nur  von  ihneu 
allein    zu   verrichtende   Opfer    zu    verwalten    und    ganz    be- 
sondere  Ceremonien    zu    besorgen,    die    erstercn    ilagegen 
hatten    Alles    zu    beaufsichtigen,    i«as  sich   auf  die    Heitig- 
tliümer,   Opfer,    Schniäusse,   Einkünfte   und    Ausgaben  der 
Curien    und    Curialen     bezog,     vielleicht    auch    besondere 
Opfer   zu  verrichten   und   endlich   omnia ,    quae    ad    vitam 
et  disciplinam  curialium,  quatenus  ea  cereinoniis  tenere- 
tur ,    moderandam   pertincrent.      Ehe    Hr.    A.    zu    diesen 
Resultaten    gelaugt,    behandelt    er    zwei    Fragen:    1)    ob 
Dionvs.   in  jener   Darstellung  vielleicht  in   einzelnen   Din- 
gen  von  Varro   abgeuicheii  sei?   2)  ob  Varro  Glauben  ver- 
diene,   und   welche   Zeugnisse   er    bei   seiner  Schilderung 
der  sacra  curiarum    vor   Augen    gehabt    habe?     In    Bezie- 
hung anf  «las  Erste   gibt  Hr.  A.   zu,  dass  Dioiiys.  einzelne 
Irrthünier   begangen,   zeigt  aber,   wie   er  leicht  auf  solche 
Abwege   habe   gerathen   können,    und   durch    welche   Vor- 
bilder   er    sich    habe   verführen   lassen.      Sodann    wird   die 
Fides     Varron.     gegen     alle     etwaige     Verdächtigung     in 
Schutz    genommen    und   gezeigt,    dass    er    theils    aus    deu 
ältesten  Monumenten   und    Urkunden,  die   von   den   letzten 
Königen   noch   vorhanden    gewesen    wären,  schöpfte,   theils 
Manches    aus    den    Curiengebräuchen     der     späteren    Zeit 
entlehnte,  indem  er  auf  frühere  Zeiten  zurückschloss,  und 
Manches  aus  Vergleichung  mit  andern  ähnlichen  Institu- 
ten auf  die  Curien   übertrug. 

Die  ganze  Schrift  zeugt  von  tiefem  Studium  und  klarem 
Verstäiidniss  des  Dionys.,  von  einer  höchst  glücklichen 
Auffassung  der  altrömischen  religiösen  Verhältnisse  und 
lägst  noch  Vieles  von  den  künftigen  Leistungen  des  Hru,  A. 

30 


U.i 


444 


rriiartin,  iiaiiirutlirli  .sti-it;ert  sie  iiii.'CT  Vrrl,iii;;<'ii  iiuili 
der  l.'iiigKt  (■rsi'liiiicii  iiciii-ii  IJ<mi  licitiiii);  ili's  Diiiiivs.  im- 
iiifr  liülier.  Dir  KcKultato  aiilaii),'p|iil,  su  iiiii.si«  man  Hrn. 
A.  lirr  )lau|ifNa('lii'  nach  in  dem  iiliirii  kurz  Alitgetlinilten 
unbi'ilin);t  Ix-iplliclilrn ,  iianieiillich  |)  ilas.s  »unolil  Pater- 
nus  nnil  Lviliis,  als  Diiin.  II,  7-  t.'i.  vollkoiiinien  im  Irr- 
fkniii  bi-fant,'eii  sind,  und  iU.«.s  nur  die  ans  Varro  ^i>n<iui- 
niene  Datslellinij;  II,  'J  |  .<i<|i|.  rirlitigr  ist;  2)  dass  sich 
unter  <I(mi  (i()  Koniuljsclii'ii  C'ari<'n|irirstern  die  3(1  Curio- 
nen  Ijefandon.  ()!•  a!  er  die  andern  30  bereits  unter 
Komulas  Flamines  llii'ssen,  sclieint  <(ir  der  Hand  noch 
zueifelliart  zu  sein,  drss^leiclien  die  Krklc'iruu); ,  itaruui 
Dionvs.   die   Zahl    dO   iiiilit   richlij;   halie   deuten    können. 

Nr.   A.    Die    Wahrni'liniuii);',   dass   alle   (ielehrten,    ivel- 
i'lie    über   die   rUuiiscIien    acta    (geschrieben,    ili«    verschie- 
denen   Arten   derselben    nicht   ;;enau  i;enu£  (geschieden  hät- 
ten,  •^abeii    Hrn.   Lieberkiibn   die    Veranlassunj;  zu    lorlie- 
jendcr   Schrift,     » ie    er    in    der    tjirileitun;;     bemerkt.      Kr 
selbst   zahlt   fiiljfende    .Arten    der  acta    auf:    puöliea    (auch 
tabulae   publicae),   fore/miii ,   mililaria  ,   senalus  ,   jirivata 
(s.    V.   a.    codex   oder    Ilansbuchj    und    tliurna.      üie   ailesfe 
(iattuni;    der    acta    sind     Hrn.    L.    die    publica     und     unter 
ihnen    wieder    ilie   luu    Servius  Tullius  angeordneten  Listen 
der   (ieborenen    und    (iestorbenen    u.   s,    w.    (l)ion.  IV,   lö). 
./</  ea  ,     um    Hrn.    L.    selbst     reden    zu     lassen,    (june  Suli 
Servio  complexa  esse  huec  acta  ex  Dionysio  comperimus, 
accessisse    n:ox    alia  videntur,    ut    matrimoniorum  et  dt- 
vortiorum    acta,    nee    non    omnia   ea ,    qaae    ad   7-ationes 
pecuniaruvi  publicnrum  et  ad  rem  annonariam  pertinerent. 
Ich   erlaube    mir   hierzu    kurz    zu    bemerken,     1)    die   Ser- 
vian.    und   andere   Listen   dürfen    nnhl    kaum    acta   genannt 
irerden ,    es   sei   denn,     dass    man    acta    in    dem    iveitesten 
Sinn    als    Niederschreibunj   jeder    Art    annehmen    »ollte, 
xahrend     es    doch     nur   die    Niederschrift    dessen    beieich- 
iiet,    was    eben   geschehen    ist,     also    Protocolle,    oder    die 
Begebenheiten     und     Verhandluii(;en    selbst.        Aber     auch 
dieses    zujjcjjebcn,   so    jjäbe    es    iliirh  noch  allere  acta,    näm- 
lich  die    AufzeichnuM);    k(>ni;;licher  Gesetze    lor  Serv.  Tul- 
lius.      2)    Hr.    L.    scheint    die    s<>i;enannten    Seriianisclieu 
Uta   mit   ilencn    der   Ehescheidungen    ii.   a.    zu    vermischen. 
Die   oben   von   ihm   anj{efi'ihrlen  Listen  sind  aber  sehr  ver- 
schiedener   Art,     die    finanziellen    acta    sind     Nichts,     als 
StaatsrechiiuiijTen    und    j^anz    verschieden   von    den   Servia- 
iiischen ,     aus    ilenen    sich    die     Censorischen     Listen    ent- 
"ickelten.        \Vas     die     angeblichen     Listen     der     Verhei- 
rathiingen    und  Ehescheidunj^en  betrifTt,  so  bestanden  diese 
nicht  für  sich,    sondern    sie    waren    Beilagen    der  Zeitung 
und    können    darum    nicht     eigentlich    acta    |)ubl.    genannt 
werden.     Die    Ehescheidungeu    wichtiger    Personen    wurden 
ursprünglich    nur    als    interessante   Neuigkeit    in    die   Zei- 
tungen aufgenommen,   bis   es   usus   wurde,  alle  Eheschei- 
dungen  in   die  acta  aufzeichnen    zu  lassen,    w-il  erst  durch 
ilieses   Eintrai^en    und    die    damit    erlangte   ülfentlicbe   Be- 
kanntnaachiiiig  die  Scheidung  als    rechtlich    vollzogen  an- 
(icsehen    wurde.       Somit    existirtn     ein     indirecter    Zwang, 
die   Scheidung    bei    der   Redaction    der    Tageblatter   anzu- 
zeigen,  wahrend    es   früher    gleichgültig  gewesen  war.     Die 
von     Um.    L.    erwähnten     Geburls-      und    Verheirathungs- 
listen   lassen    ein    liistit'it  verinuthen,    welches  iiiisereu  Kir- 
chenbüchern  analog  gewesen    wäre.       Allein    es   ist  dieset 


nicht    zuzugeben,    sondern    auch    diese    Listen    waren    nur 
Beilagen    zur   Zeitung,    indem    einem   Jeden    gestattet   war, 
seine    Fainilieiiereignissc     in     die    Zeitung    aufnehmen     zu 
lassen,     was     nicht    ohne     Wichtigkeit    war,    seitdem     lex 
Fapia    Poppaea    Belohnutigeii    für    mehrere   Riniler    ausge- 
setzt   hatte    und    dazu     bestimmt,     dass    die    Prämien    nur 
dann   gegeben    werden   S'illteii,    wenn    die   Angaben   ölTent- 
lich     gemacht     worden     waieii.       So     würden     nach    meiner 
iVIeinung   als   acta   publica,     wenn    mau  sie    einmal   so   nen- 
nen   will,     Nichts    übrig   bleiben,    als    <lie   aufgezeichneleii 
Gesetze   (Ceiisuslisten    und    Staatsrechnungen  würden    noch 
zweifelhaft    sein).       Die    Gesetze    rechnet    Hr.    L.    jedoch 
nicht   hier,    sondern    zu    den     j)    acta  forensia,     welche 
nach  seiner   Aleinniig  theils  perscriptitmes   ple/nscitorum , 
legum ,  crealioties  magistratuum,   edicta   triiunorttm  ,  ue- 
dilium     aliorumqae ,     theils    ilic    Gerichtsacten    umfassten 
(nach   p.    1  ■_'   sogar  teslamenta).      Als   eigentliche   acta   f<ir. 
können    nur   die  Gerichtsacten  gelten,   die  leges  und  edicta, 
welche   ohnehin    nur    acta    im    iiiieigeiillichen   Sinne   (weil 
keine    besondere    acta     für    dergleichen     exislirten,     indem 
alle    Gesetze    für   sich     und    von    einander     getrennt    nieder- 
geschrieben   und   aufbewahrt   wurden)    und   /.war  ncIa  puit. 
genannt    werden    dürfen,    haben   mit   jenen    keine  Verwandt- 
schaft,     Creutiones    magistrat.    als    Acten    existirtcn    nie- 
mals,    denn     bei    den    Coinitien     « nrde    kein    Protocoll    ge- 
führt,   und  Listen   der  iMagistiaten    wurilen    nicht    niederge- 
schrieben,   man   inüsste    ilenn    die  Fasten    dafür  rechnen.  — 
Die    eigentlichen     Gerichtsacten     behandelt    Hr.    L.     kurz 
und    ist   nicht   einn^edenk,   dass   es    in    der   republikanischen 
Z"it    noch    keine    dergleichen    gab,    sondern    dass    damals 
nur     Gerichtsbücher    mit    blosser    INameiiangabe    der    Par- 
teien  und    kurzem    Resultat  geführt   wurden.     Diese   meint 
Cic.   ad    div,    VIII,   ^i.    (in  tabulas    absolutum    nun    retulit) 
und   Verr.  II,   4t.   sqq.   (tabulae   und   codex^.    Keineswegs 
darf  man   unter   den   von  Ascun.   erwähnten  actis  Gerichts- 
acten   (wie    Hr.    L.    thut) ,    sonilern    nur    Zeitungen    ver- 
stehen,  und   auch    ohne   le   Clerc's   Buch   zu   sehen,   worin 
diese   Stellen    —    nach   Hrn.   L.'s  Angabe    —    von    den  Zei- 
tungen  erklärt   werden,    habe   ich  sie   nie   anders   verstan- 
den.     Es  geht  dieses  namentlich  aus  Asr.  p.  IMil.  p.  44  sq. 
ürell.  hervor,  wo  es  heisst:  acta  etiam  totiui  illius  iem- 
paris   persecutus    sum:    in    quibus  cognovi,    pridie    Kai- 
Mart.  S.   C.  esse  /actum  —  .•   ultra    relatum   in  acta 

illo  die  nihil  j  postero  die  sqq.  Es  ist  hieraus  nicht  zu 
schliessen,  ilass  die  auf  den  Process  Bezug  habenden 
S.  €'.  in  die  Gerichtsacten  aufgenommen  worden  waren, 
sundern  mau  sieht  klar  ,  dass  acta  einen  fortlaufen  Be- 
richt über  die  Zeitereignisse  enthalteu.  also  Zeituugen 
sind.  Ganz  unzweifelhaft  erkennt  man  diess  aus  4leii 
folgenden  von  Hrn.  L.  nicht  berücksichtigten  Worten: 
postero  die  —  Munatium  in  concione  expusuisse  populo, 
qiiae  pridie  acta  erant  in  senatu:  in  qua  concione  cett., 
denn,  gesetzt  auch,  die  Stellen  »Sren  in  die  Gerichts- 
protocolle  aufgenommen  ,  wovon  jedoch  keine  Rede  sein 
kann,  da  es  noch  keine  Protocolle  gab  —  ,  so  wurde 
doch  der  Bericht  über  die  concio  auch  nicht  im  entfern- 
testen zur  Aufnahme  in  solche  Protocolle  geeignet  sein. 
Ueberhaupt  will  Ascou.  an  jener  Stelle  Nichts  weiter  er- 
klären, als  was  es  heisst,  dividere  sententiam  (im  Senat), 
und   zu  diesem   Behuf  sah   er   die  acta  durch.    Sollte  aber 


445 


ur> 


in  ilcii  Gpriclitspriitorollpii  jeiiinl«  der  spiiatciris«  lie  Aiis- 
ilruc.k  (lifid.  senlenf.  vorffekinnmeri  oder  ciöili-rt  sein? 
Die  acta  sind  also  nur  Z<'ilnnt;cii  mit  zirnilldi  rolhtän- 
digon  Aiigzii<;en  ans  den  Spnals|iro*()<ollpii.  In  der  letz- 
ten Stelle  |).  4't  sunt  nutem  concionati  eo  die,  ut  ex 
actis  apparet,  C.  Saluslius  etr.  kann  elienfalls  nicht  lon 
(iericlilsaiten  ilie  Rede  sein,  da  eine  cottcio  unr  in  t\en 
Zeitungen,  nicht  in  den  Processacten  er>i;ilint  »erden 
kiinnie.  Wenn  alier  Reden  etc.  in  den  A<'ten  genannt 
vverden,  üii  ist  darans  nicht  zn  scliliossen,  dass  die  prn- 
ccssiialisrhen  Reden  in  (lerichtsacten  gestanden  hatten, 
sundern  solche  Reileii  —  seien  sie  in  Concioiieii  ge- 
halten, oder  vor  (jericht  —  kamen  als  »ichti^je  Tages- 
he;r|>|ienlieiten  in  die  acta  diurna.  Krst  in  der  Kaiserzeit 
liiidete  sich  ilcr  Gehraiicli,  volistandijfc  (iericlitsacten  mit 
den    ^^ertheidijjnnj;sreden    etc.    iler    Parteien    anzulegen 

Darauf  handelt  Hr.  L.  eheiis»  gründlich ,  als  sorgfäl- 
tig, von  den  act.  mililar.  und  Senat.  Die  Ansicht,  dass 
vor  CJisar's  erstem  ('onsiilat  in  den  Senatsacten  nur  die 
vSeuat.  Cuiis.  und  anctoritat.  gestanden  hfitten ,  und  dass 
nur  in  nölhigen  ausserordentlichen  Fallen  mehr  aufge- 
zeichnet tvorden  sei ,  ist  ganz  richtig  und  auch  von  mir 
ausgesprochen  worden  (in  dem  Artikel  acta,  in  Pauly's 
Rea!enc^'clo[>adie  1.  Hft.  (cSoT.  p.  49) !  ich  möchte  jedoch 
nicht  zugehen,  dass  diese  ausserordentlichen  Protocolle 
stets  privala  custodia  gehalten  »urden  waren.  \Valir- 
sclieinlich  »urden  diese  Papiere  von  dem  Consul  nach 
Ahlauf  seines  Magistratsjahres  an  das  Sta.itsarchiv  abge- 
liefert. 

Die  Darstellung  der  acta  diurna  inuss  als  sehr  ge- 
lungen bezeichnet  werden,  sowohl  in  Beziehung  auf  das, 
was  zuerst  über  die  verschiedenen  ^'ainen  dieses  Instituts, 
als  auf  das,  was  über  <len  Inhalt  u.  s.  w,  mitgethpilt 
wird.  Wenn  es  bei  dem  Inhalt  heisst,  zuerst  sei  das 
aufgenommen  tiorden,  was  in  den  öfrentlichen  Acten  ent- 
halten gewesen  sei,  die  (iebiirts-  iinil  .Sterbelisten,  die 
finanziellen  (Jebersichten  etc.  ,  so  miicLte  ich  die  ersten 
Listen  »enigstens  nicht  als  aus  andern  öfrentlichen  Ur- 
kunden entlehnt  denken,  wie  schon  oben  bemerkt  ist. 
Die  Tags-  und  Familieiineuigkeiten  spielten  die  Haupt- 
rolle, so  wie  noch  heute  in  den  englisihen  und  franzö- 
sischen Tageblättern  eine  rtlenge  »ahrer  und  falscher 
Nachrichten  über  Familienverhältnisse,  Verlobungen, 
Scheidungen  aus  den  höheren  Standen  n.  s.  w.  Platz 
findet,  so  dass  Hr.  L.  »ohi  nicht  sagen  konnte  hodie  vix 
eae  in  diurnis  locum  i?tveniunt.  Dann  folgt  eine  Erör- 
terung der  Personen,  welche  die  Zeitung  schrieben  unil 
der  Verbreitung  derselben.  IVIit  der  Erklärung  der  Stelle 
bei  Quinct.  IX,  3»  IT-  stimme  ich  vollkommen  übereiu 
(s.  in  Pauly  a.  a.  O.  p.  51),  ebenfalls  damit,  dass  die 
acta  diurna  nicht  aus  den  annal.  maxim.  herzuleiten  seien 
(s.   Pauly    ebendaselbst). 

Den  Beschlass  machen  historische  Bemerkungen  über 
die  acta  diurna.  Dass  nicht  Cäsar  dieselben  einführte, 
ist  mit  Recht  behauptet,  jedoch  ist  die  von  Hrn.  L.  anf- 
gestellte  Erklärung  der  bekannten  Stelle  bei  Suet.  Caes. '.^0. 
primus  omnium  instituit,  ut  tarn  senatus  quam  populi 
diurna  acta  conficerentur  et  publicarentur  nicht  zu  bil- 
ligen. Er  meint  nämlich,  es  heisse  s.  v.  a.  primus  in- 
stituit, ut  senatus  consulta,  auetoritates,  eonsessus,  sen- 


tentiae  et  facta   sin^ulii  nninia    in   actis    iirliix   ilit   diiul- 
g'irentur ,     ut  /acta    populi    actis     Ulis    publicalu    sunt. 
Diese    Ansicht    wird   durch    die    Partikeln    tarn  -  ijuain  nicht 
bestätigt,     und    überhaupt    ist    eine    Verbindung     z«»eier    SO 
heterogener    Institute    unglaiiblich.       Es     wurden   vielmehr 
genaue   selbständige    Senatsprotocolle    geführt,    von    denen 
manches,  ja    bei    wichtigen  Gegenständen   fast  Alles    in  die 
acta    diurna    überging,    aber    iiiinipr    nur    als   Ausziii;  aus 
dem   Haiiptprotocull.       Am    Schluss    hätte    der   Verf.    seine 
Ansicht    über    die    Dauer    und     den    endlichpii    L'nteri,'ang 
diesi's    Instituts    wohl    mitflipilen     können.       Ich    schliesse 
die     Anzeige     dieser    eben     so     gelehrten,     ais     nützlichen 
Schrift    mit    einem    herzlichen    Gross    an   den    mir   befreun- 
di'len    Verf.    und    mit   dem    Wunsch,   dass   derselbe   sein  am 
Ende    des    Programms    gegebeiips    Versprechen,    die    bisher 
für  >intergesclioben  gehaltenen  Fragmente  der  altröinischen 
Zeitungen    (bei     Pighiiis ,     Gravins,     Reinesius,     Dodwell, 
Funccius  etc.)   als   acht   zu    vertheirligeii,   bald    lösen  möge. 
i\r.     4.     liefert     einen     guten     Beitrag     zur     Erklärung 
einer   etwas    dunklen    Zeit,      nämlich    dpr    prsten    Monate 
in    (Ipiii    ersten    Consul.ile    Cäsar's    und    der    von   demsplben 
vorgeschlagenen   Ackerrcrtheiliing.      Der    in    Entwickcluiig 
der   schwierigen  Fragen   von  Hrn.  Harless  bewiesene  Fleiss 
verdient    nicht    weniger    Anerkennung,     als   der   dabei    be- 
urkundete  Scharfsinn,    und    es    ist   zu    bedauern,    dass   die 
Schrift    nicht   eine    vollständige    Darstellung,    sondern    nur 
eine    Skiz/.e    mit   einzelnen,      aber     sehr     brauchbaren    An- 
deutungen enthält.     Aach  einer  kurzen  historischen  Ueber- 
sicht    der    verschiedenen    früheren   agrarischen    Rogationen 
führt    uns    Hr.     Harless    auf    Cäsar's    Vorschlag,      welcher 
in    dessen    erstes   Consulat    oder     in    das  Jahr  59   '•    C.    G. 
fällt    und    sowohl    lex    agraria    als    lex    Campana    genannt 
wird.      Hr.    H.   führt  Cäsar's    Absicht,    welche    gewöhnlich 
verdächtigt    (jedoch     nicht    durchaus,     s.    z.    E.    Dio   Cass. 
XXX^'III,    I.)     und    aus    ileii     unedlen     Triebfedern     des 
Egoismus    und    des    Strebeiis   nach    Popularität   hergeleitet 
wird,     auf  edlere    ßewegungsgründe    zurück    und    gibt   fol- 
gende    Punctc    an:      I)    Cäsar     habe    ilic    Biothn endigkeil 
eingesehen,   dem    übermässigen    Reichthum  der   Optiuiaten 
durch   Erschafliing    kleinen    Grunilbesitzes    einigermaassen 
die    Waage   zu    halten;    ,')   Cäsar  habe  der  Hefe  des  Volks, 
welcher    durch    das     zurückkehrende    pompejanische    Heer 
eine    bedeutende    Vermehrung   gedroht   habe,   einen  Abzug 
verschaflen    wollen.       Beides    ist    zwar    richtig,     aber    der 
Hauptgrund     ist   jedenfalls     ein     persönlicher,     nämlich   3) 
Cäsar    wollte    ilem    Volk   seinen   Dank    für   die    Wahl    zum 
Consul     bezeigen     und    zugleich    —    um    den     Pompejus   zu 
verpflichten    —    die  ftlac.ht   der  Optimaten    brechen,    indem 
er    in    dem     Volk     ICraft    entwickelte  ,     ohne    ihm    ein     zu 
grosses  Uebergewicht  zu  verschaflen.      Dieses  wusste  Cäsar 
durch   eine   Ackervertheilung    und    zwar    so    einzurichten, 
dass    er   die   Fehler    seiner    Vorgänger    vermied    und   doch 
nicht   vernachlässigte,    was  ihm  nützlich  vorgearbeitet  war, 
z.  E.   durch    lex  Servilia.      Dass  diese  lex  scheitern  musste, 
zeigt  Hr.   H. ,    indem  sie   zu   reiche  Spendungen   machte, 
un<l    indem   die    Gewaltsübertragung    nicht   verfassungsmäs- 
sig   war.      Darin   aber   gellt   Hr.    H.    zu    weit,   dass  er  sagt, 
wenn    die    lex   Servilia    durchgegangen    wäre,     würde   sich 
mehr   als    ein    Staat    im    Staate   gebildet,    und    die    IVIasse 
der  Colonieen   würde    das    IVIotterland    überflügelt    haben 


447 


448 


u.   s.    w.       Wie    Wclrc    «lii-sps    uiüglirli     ifewpscn,   niii!     wie 
küiiiite   man   ilaiin    liberliaiipt   oiiiu   Cüliiiiiäiriiii);  oder  Läii- 
Hrrtrrtbriluii^   liilli|;eii?      Uio   ciiiüif^e  bp<liriitriii!e  Culoiiie, 
nrlrlie  .111    rine   Rivalität   mit   Koin   (lenken    konnte,    wSre 
Caniia  gowesen,     liiese    aber    sollte    nur    50U0  Colonisten 
erhalten    iiiul     konnte    darum    keinen   Verdacht   erwecken. 
Das   l'erderbliche    der    lex    Scnilia    bestand    vielmehr   in 
der   nngeniesseneii   ^'eigeiiduiif;    und    VersihlenderunK  der 
Tiflentlichen  Einkünfte.      Hesser    bewiesen    ist   die  l'npopu- 
laritat  des    Seriilisrlien     Vorschlags,     denn    ))   war   Pom- 
ppjus    dadurch    zurückgesetzt,     dass     er    als     Abwesender 
nicht  in  die  Verthciluiijscommission  gewählt  werden  konnte, 
und    gerade    diese    Ausschliessung  des   Ponipejus   erweckte 
in   (icui    ^'olk    allerlei    Besorgnisse;     2)   die   itaoctionirung 
der  Sullanisrhen  Assignatinnen    und    Verkäufe   liatte  etwas 
sehr   Gehässiges.       £beiisü    wenig    war    die    Rogation     des 
L.   Fla'iiis,   obgleich  sie    Ponipejus   veranlasst   liatte,   zeit- 
<'emäss,   und   Cäsar   niusste   also    die   Sache   anders  angrei- 
fen,    iiiilem   er   die   Fehler   der   früheren   Gesetze   vermied 
und    namentlich    weder   die  Gabe    zu  sehr   erweiterte,    noch 
bestimmten     Ansprüchen     huldigte.        Er     schlug     die     lex 
agraria   im   Anfang  seines  Ccnsulats   vor,   noch  ehe  Cicero 
auf  seine   Landgüter   reiste,   von    wo    er   bekanntlich   meh- 
rere   im    zweiten    Buch    der    ep.    ad    Atticuui   enthaltenen 
Briefe    schrieb.       Diese     Abreise    erfolgte    nach     Hrn.    H. 
ta  Ende   des  März.      Was   nun   die   lex  selbst   betriHt,    so 
ist    zuerst    deren    Inhalt    zweifelhaft.        Nach     Dio     Cass. 
XXXVIII,  1  sqij.   sollten   alle   agri  publict   vertheilt   wer- 
den:  den   ager   Campanus   ausgenommen,    desäen   Verthei- 
lung    erst    nachher    beantragt    wurde.      Drnmann   läugnet, 
dass  der   campanischo  Acker   anfangs   aasgenouimen    gewe- 
sen sei,   welche   Annahme,    wie   Hr.   H.   gut   zeigt,    nicht 
nothwendig  ist.     Cäsar  wollte   den  campanischen  ager  we- 
gen  dessen    hoher    Wichtigkeit    dem    Staat   anfangs   nicht 
entziehen,     ohne    jedoch    den   Entwurf  einer    Vertheilung 
aufzugeben.     Es    war    dessen    wohl    anfangs  nur  so  Er- 
wähnung gescheiten ,  dass  er  in  Rückhalt  gestellt  erschien 
(nach   Hrn.    H.    eigenen    Worten)   und    er    wurde    erst  dann 
in    Vorschlag   gebracht,    als   Cäsar  die    Veitheilung  ande- 
rer  grosser  Stücke   des   ager   publicus   fallen   liess.  —    Des 
üio  Cass.  Ansdrnck   xriv   de   -/ol^uv  zijv  TS  Y.oivriv  cina- 
nnv  mochte    ich    nicht    als    übertrieben    und    unbehutsam 
lerwerfen,     sondern    so   vertheiiligen    und    erklären,     dass 
in   dem  Gesetze   nicht  der  Gedanke   lag,   den  ganzen  ager 
publicus  defiuitiv    zu    vcrtheilen,     sondern    vielmehr:     ein 
jeder  ager   publicus    solle    zur    Vertheilung   gezogen   wer- 
den  dürfen,     sobald    die    Viginti    viri ,     denen   die   ganze 
Sache    oblag,     es    ausgesprochen    hätten.        Dio     Cassius, 
welcher   das  Gesetz   ohnehin    nur    kurz    referirend    wieder- 
gibt,   dachte,    als   er   jene    Worte    schrieb,    nicht  daran, 
dass  dieselben  auch  missverstanden  werden  könnten.      Dass 
der  Senat  der    lex    Widerstand    leistete,     Jass    Cäsar  un- 
willig darüber   dem  Senat   nichts  weiter  darüber  mitlheilie, 
sondern  sich   alsb.ild    an    das    Volk    wandte,     welches  sie 
bereitwillig  —   nach  manchen    stürmischen    Aultritten   — 
annahm,   ist   nach   den   Erzählungen   der   Alten    unzweifel- 
haft;    eine    zweite    Streitfrage    ist    vielmehr,     ob  Cäsar, 
wie   Schneider    in   s.  trelTlichan    Abhandl.    de   primo  Cae- 
«aris   coiisiilato    (acta  sni:i«tatis  Graecae   I,   fasc.  2.   p*  373 
—  40'M   behauptet,     zwei    neben   einantlcr   jültige   Acker- 


gesetze,  die   lex  agraria  und   die   lex  Canipana,   oder  nur 
ein   einziges  Gesetz   gegeben    habe.      Die  letztere  Meinung 
war  seit  Manutius   und  .Sigonius    bis   auf  die   neuesten  For- 
schungen Drumaiin's  und  Gottling's   die  herrschende,  mehr 
Wahrscheinlichkeit    aber    hat    Hrn.   H.'s  Annahme,    dass 
die   erste   lex  agraria     und    <lie    zweite    lex    Cainpana    ein 
und   dasselbe   Gesetz  seien,   nur  dass  die   letztere   ein  ge- 
ändertes  und   modificirtes  war,  „damit,   wie  Hr.  H.  p.  12 
sagt,     die    Assignatinnen    auf  die    ergiebigsten   Theile   lies 
Staatslandes     geleitet     würden,     wogegen    die    Optimaten, 
je  schmerzlicher  ihnen   diess  fiele,     um    so    weniger  ein- 
zuwenden  hätten,     als  für  sie    selbst   grössere  Sicherheit, 
für   den   Staat  grössere   Ersparnisse    herbeigeführt    würden, 
und   alt   auch   die   ßestiinmung,     nach    welcher  bei   unzu- 
reichender Menge  disponibler  Landereien  andere   von    dem 
Ertrag   der   pompejanischcn  Beute    und   von  ilen   überschüs- 
sigen  ölTentlichen    Geldern    zugekauft    werden  sollten,    aus 
einer    Beschränkung    hervorgegangen    wäre,      welche    der 
Staateasse    zu    Gute    käme   —    insbesondere    aber,     damit 
dio    nunmehr   in   den  Vordergrund    gestellten  campanischeii 
und   stellatischcn   Länilereien,     wiefern    sie    zur    Verthei- 
lung  unter  ärmere   Bürger    mit  stärkerer  Familie   kämen, 
dem   Gesetz   in   den    Augen   des   Volks  den   Schein   grosser 
Gerechtigkeit   und    Liberalität   zugleich    verschafften ,     und 
als   für   die     Veteranen    namentlich    berechnet,     Poinpejos 
sicher   an   das   Interesse    des    Gesetzes    knüpften.      So   ge- 
formt   wurde    die    Bill    dem   Volke    empfohlen   etc."     So- 
nach  ist   ilie   lex  Campana   eine   neue   Redaction  der  s.   %. 
lex   agraria   und    jedenfalls    hat    diese    Ansicht   weit   mehr 
Gründe   für  sich  ,   als  die  Schneider's   von  zwei   neben  ein- 
ander  gültigen    Gesetzen.       Nur    Plutarch's     und     zwar     in 
mehreren   Rücksichten  sehr   ungenau   erscheinende  Erzäii- 
lung  begünstigt  Schneider's  Vermiitbung,     indem    er  sagt 
(Cato  miu.  33.)  —  akkov  £i^e(f£Qe   vofiov   ti)v  Kafx- 
Tiaviav  ö^iSov  ohjv  TtQOixaxavifiovTa  xoii;  ditöooi^ 
y.ai  Tlivijaiv ;    doch  auch   nicht  einmal  das   Wort  aXkov 
ist    von    einem    zweiten    Gesetz    unbedingt    zu    erklären. 
Ein   anderes,  von  dem   ersten   verschiedenes   war  es,  aber 
das   ist  noch    kein    neben    dem    ersten    gültiges.      Ebenso 
möchte   ich   aus    Dio    Cass.    und    Appian    nur    ein    Gesetz 
erkennen,     und   Hr.  II.   konnte    sich    namentlich    auf  die 
gute    Autorität    des    Erstgenannten    fester    stützen.       Dio 
Cass.  Issst  zwischen    dem    agrarischen    und   campanischen 
Gesetz    keine    Trennung     zu  ,      indem    er     deutlich    sagt 
(XXXVIII,  7.):  o  TS  ovv  vöiio^  ovTwg  sr.VQuJd)]  y.ai 
TTgoQSTi    y.ai  i'j   tlSv  Kaurravtov  7/;  —  sdo9ij.      Des- 
gleichen  verbindet   Appian     (de    bell,   civ,   II,    10.)    beide: 
y.ai  voaovi   v-xsq    tüjv  -jisviJtojv  —  S!;s(^soe    y.uX  yrv 
avtoii  diivsf^iE,    y.ai  rijv  d^iOTSvovoav   «cri-^   iidt  i- 
OTU    nSoi    Kani'ijv    sii    xa    xoivu    SiSf^iirSorro    etc. 
Wenn   beide    Vorschläge    zusammen    angenommen   wurden 
—   wie    durchaus    berichtet    wird   —  so   müssen    sie   auch 
beide    zusammen    eine    lex    ausgemacht    haben ,     oder    es 
waren  die   üeberreste  des  ersten   Vorschlags   vielleicht  als 
Basis    angenommen    und    mit    einigen    neuen    Elementen 
vermehrt  worden. 

Mit  dieser  Untersuchung  ist  eine  andere  auf  das  engste 
verknüpft,  nämlich  über  die  Chronologie  der  beiden  Ge- 
setzvorschläge und  der  mit  Herausgabe  und  Annahme 
derselben   verbundeaeo  Umstände.      Nach  Schneider's  Ver- 


449 


450 


Dinthung^  erfolgte  ilie  gewaltsame  Annahme  der  lex  agraria 
vor  Cicero's   Abreise   und    zwar    den   lrt>:tcn   Februar  und 
deu   1.   März  (s.  p.   389.  341)i    5   Wochen   nach   dem  er- 
sten  Vorschlag  der  lex  im  Senat,     die    lex  Canipana  da- 
gegen  wäre   erst    im   April   zur  Sprache   gekommen.     Der 
erste  Vorschlag  eines   Ackergesetzes    erfolgte    ohne   Zwei- 
fel im  Januar,     wie  Cicero  schon   in  dem   Briefe  ad   Att. 
II,  3.  andeutet,     welcher    im    Decenibcr    des    J.   tiO    ge- 
gcliriebeii   war,  aber   nach  der   ülierzeugenden  Darstellung 
>\fs    Hrn.    H.    fällt  die    Annahme    der   lex    (d.    h.   der  9.    g. 
lex   agraria   und   Canipana    oder    der    neu    reviilirten     lex) 
erst   in   den    April,     nachdem   Cäsar    den   neuen    Vorschlag 
im   März,    als   in    welchem   Monat  ilerselbe   referirtc,   ge- 
macht    hatte.        Ich     stimme     Hrn.    H.     rollkommcn     bei 
und    kann   nur    den   aus   Cicero's  Briefen   gegen  Schneider 
gefi'ilirteu   Beweis   nicht  billigen.      Hr.   H.   sagt,    dais  die 
lex   nicht   im   Februar  angenommen   sei,    gehe  schon   dar- 
aus  hervor,     dass    des    Clodius   Adoption   (ad   Att.   II,  9-) 
und   des  Bibnius   Verschiebung  der  Comitien   (ad   Att.   II, 
15.)   erst   kurz   ror   dem   Briefe   erwähnt  würden,   welcher 
der   canipanischen   Sache    gedenke   (ad  Att.  II,  Itj.).      Die- 
ser Beweis  scheint  durchaus   unzureichend   zu  sein  ,   denn 
da   nach   Schneider   die   lex   agraria   und    lex   Campana   für 
»ich   stehen,    so   konnte    die   erste   rerht  gut   im   Februar, 
die    zweite    im    April    angenommen    sein,     und    dazwischen 
konnte   recht    gut    ilie    Adoption   des    Clodius   und    des   Bi- 
bulus     Coniitienrertagung     erfolgt    sein.       Darum     konnte 
Hr.   H.   aus  jenen   Briefen   nichts   für  die  Chronologie  fol- 
gern ;   er   ilurfte   nur   ron   dem  Satze   ausgehen,  dass   beide 
Uesctzesvorschläge   eigentlich  nur   einen  ausmachten,  dass 
sie   also   auch   nur  einmal  angenommen   wurden,   und   dass 
«iaher    die    stürmischen    Auftritte    bei    der    Annahme   auch 
nicht   vor   dem  April    rnrgekommen    sein    können,    weil    der 
Brief  II,    t().   ohne   allen   Zweifel   am  Ende    dieses   Monats 
geschrieben   ist.      Wäre  Schneider   im   Stande,    zu   bewei- 
sen, dass   wirklich   eine   zweimalige  Annahme,   zuerst  der 
lex  agraria  und   dann  der  lex  Canipana  stattgefunden  habe, 
so    wäre     damit    seine    Ansicht    die    siegende.       Da    dieses 
aber    niclit    möglich     ist,      da    die    Schriftsteller    nirgends 
darauf  hindeuten,  sundern  nur   eine  Frist  zviischen  beiden 
Vorschlägen    und    die    unruhigen   Vorfälle   erst  nach   dem 
/»eitcn     Vorschlag    erwähnen     (Dio   Cass.   XXXVIII,   f). 
App.   b.   c.   II,   10  s(j.) ,     oder    auch    nur   einen  Vorschlag 
ii<>iiiieii    (z.    E.    Suet.    Caes.    'H).    lässt    dag    Canipanerland 
nach    der   lex  agraria   vertheilen),   co    halten    wir   die  Dar- 
stellung  des  Hrn.  H.  für   die   richtigere.      Auch  passt  dazu 
der  Brief  ad  Att.  II,  Ifi,  »cicaen  Hr.  11.  recht  gelungen  er- 
klärt  hat,   'ollkonimen,   namentüch   der  Satz:   deinde ,   ut 
me  cunsules ,    oinnis    exspectatio    largilionis    agrariae  in 
agrum   Campanum  videtur  derivala  (d.  h.  statt  der  grös- 
seren   allgemeinen    Vertheilung    nur    ilie    des    Campaner- 
laiids)   und   die   darauf  folgenden. 

Ehe  ich  zu  dem  Scblusssatze  der  Schrift  übergehe, 
musä  ich  noch  eines  kleinen  Widerspruchs,  der  darin 
vorzukommen  scheint,  erwähnen.  Es  heisst  nämlich 
p.  8:  Cicero  sei  zu  Knde  des  .März  von  Rom  abgereist, 
niid  p.  l'J:  ilie  modiiicirte  ßiil  (lex  Campaiia)  sei  im 
März  dem  Volke  vorgelegt  worden,  und  gleichwohl  soll 
Cicero  noch  nichts  davon  gewusst  haben,  sondern  erst 
brieflich    davon    benachrichtigt    worden    sein.       Entweder 


moss  Cicero  in  der  Mitte  des  März  vor  der  Promulgation 
der  lex  abgereist  sein,  oder  die  lex  wurde  unmittelbar 
nach  Cicero's  Reise  erst  in  den  letzten  Tagen  des  März 
vorgeschlagen,  was  nicht  so  wahrscheinlich  ist,  als  das 
Erstere.  Am  Schluss  fugt  Hr.  11.  noch  einige  Notizen 
über  die  späteren  Schicksale  der  Cäsarisrhen  Ackergesetz- 
gebuDg  hinzu  und  erwähnt  die  doppelte  Cnlonisirung  Cam- 
panieiis  von  dem  Heere  des  Cäsar  und  dem  des  Antonius. 
Wann  die  lex  Julia  ihre  Bedeutung  ganz  verloren  hat, 
ist  nicht  mit  Gewissheit  zu  ermitteln,  und  auch  Hr.  H. 
hat  keinen  ^'ersuch  gemacht,  die  Dunkelheit  zu  erhel- 
len. Wir  wünschen  sehr,  dass  er  seine  Studien  auch 
fernerhin  diesem  Gegenstande  widmen  möge ,  seine  Be- 
fähigung dazu   hat  er   durch   diese   Schrift  erwiesen. 

W.   Rein. 


46.  Comtnentationis  de  Hannibale  pars  prior  indoleni 
eius  a  scriptoribus  infamatam  vindicatura  quam  venia 
amplissimae  facult.  phil.  ad  Caes.  litt.  univ.  .Alexandr. 
in  Fennia  P.  P.  Phil.  etc.  Frid.  Cygnaeus  ad  schol. 
trivial.  Hels.  rector  designatus.  In  auilitoriu  phil. 
die  XXII.  Junii  MDCCCXXXIX.  h.  a.  in.  s. 
Helsingforsiao  ex  offic.  tvpogr.   Frenckelliana. 

Nur  ein  sehr  kleiner  Tlieil  dieser  Schrift  beschäftigt 
sich  mit  dem  auf  dem  Titei  genannten  Gegenstande,  der 
grössere  enthält  Raisonnements  über  einige  alte  Geschicht- 
schreiber, die  aber  weder  tief  eingehen,  noch  wichtige 
neue  Resultate  liefern.  Hr.  C.  hat  es  sich  zum  Ziel 
gesetzt,  Hannibal  in  jeder  Beziehung  gross  und  rein  dar- 
zustellen ,  und  spricht  dieses  unverhohlen  besonders  p.  9V) 
aus,  wo  er  der  Ansicht  Hegel's:  „die  Thaten  der  gros- 
sen Menschen,  welche  Individuen  der  Weltgeschichte  sind, 
erscheinen  so  nicht  nur  in  ihrer  inneren  beivusslloseii 
Bedeutung  gerechtfertigt,  sondern  auch  auf  den»  welt- 
lichen Standpuncte.  Aber  von  diesem  aus  müssen  gegen 
welthistorische  Thaten  und  deren  Vollbringer  sich  niclit 
moralische  Ansprüche  erheben,  denen  sie  nicht  angeliii- 
reii.  Die  Litanei  von  Privattngeiiden  der  Bescheidenheit, 
Demtith,  Menschenliebe  und  Mildthätigkeit  muss  nicht 
gegen  sie  erhoben  werden";  dieser  Ansicht  setzt  Hr.  C 
entgegen:  quac  quanujuaiii  ita  sint,  suave  tarnen  iiobi.« 
videtur,  si  vires  quos  su7nmos  adiniremur,  etiain  veiierari 
licet  integer rimes.  ^  on  diesem  Grundsatz  aiisgehenil 
sucht  er  daher  überall,  wo  Hannibal  in  irgend  einer  Be- 
ziehung von  einem  Gescliichtschreiber  getadelt  wird,  Jrr- 
thuni  oder  büse  Absicht  nachzuweisen.  Freilich  liefert 
ein  solches  Verfahren  für  den  HelJeii  selbst  die  schön- 
sten Resultate,  ob  es  sich  aber  vor  dem  Foruui  der  histo- 
rischen Kritik  rechtfertigen  lasse,  möchte  sehr  zu  be- 
zweifeln sein.  Wie  schwierig  es  sei,  über  HannibaTs 
Charakter  ein  sicheres  Urtheil  zu  fällen,  erkannte  schon 
der  ilim  der  Zeit  nach  so  iialiesteliende  Poivbius  IX,  22  ö-, 
und  er  gibt  viel  einfachere  und  tiefere  Gründe  für  die 
verschiedene  Beurtheiliing  desselben  an,  als  Hr.  C. ,  der 
aus  der  Ferne  nur  das  Schöne  und  Glänzende  erblickt  : 
und  es  scheint  fast,  als  ob  man  nur  durch  eine  genaue 
und   sorgfältige    Entwickeluug    der    in  jenen   ('apiteln   de.. 


4:)i 


4,V2 


|'(>lvliii>  iiilliAllpiirii  Aiiclpiitiiiigcn  i'ilior  den  (liar.iLd'r 
ilr.s  ;;riisseii  .^laiiiics  zu  ciiiciii  (•iiii|;priiia<i.''.sfii  shIh  rni 
lif^iiltuto  |(rlaii;;cii  kiiiiiitr.  Hr.  C.  ttn<;p;,'pii ,  iiii('h<li-iii 
er  kurz  .ii'iiii-  Ansiclit,  nur  ilas  IIaii|it.s3i'Iilicli!iti*  zu  lie- 
riilircii ,  «liirrli  i'iiicii  Ausspruch  Hi'^'cl»,  «Itr  alier  auf 
piiii-  lii<);;rapliie  kauni  au|;piip|i(lpt  »crilrii  kann,  eiit- 
.s<  l>iil(li|,'t ,  uiiil  <lie  (iriiS:iR  llaiiiiibal'.s  untpr  anilcrpii  mit 
fiil^'piiileii  Worfpii  t'''>i'l'i''li'''t  liat:  pprpauris  saiip  Histo- 
ria  ful;;piis  siiuui  ajjiTiiit  Faiitlieou,  (juoruiii  ini'iiiori.i 
iiiaj;i.s  (juain  llaiiiiil)ali.s  sacra  psmp  ilpbuit  omni  |i(>st4'rjtati, 
f  uius  est  <Miiii ,  (|iiaiiluin  nillnii:  tipri  liceat,  tnloiu  vjderp, 
«jualis  roipiM  fuit,  gilit  als  spiiipii  Zweck  au,  dass  er 
ilas  liilii  II.  s  putwprfon  »i>l|p,  ijualis  scissa  iutprfulgef 
■lubila    iuiuiiriliap  ,   mali^Miitatis  ,    tpconliap. 

Zuerst  t'oci  ileu  puuisclipii  Quelleu  <lpr  Ge.scjiirhte 
redviiil ,  rcrnirft  pt  (Iip  Aiisiclit,  ilass  tlip  Karthager  sich 
fiel  mit  der  Uarstcllunj;  ihrer  Thatcn  beseh^iftij^t  halieii, 
glaubt  jeilorli ,  dass  die  Sali.  J.  c.  17.  eruähiiten  libri 
Puniri ,  qni  regis  IIipui|)salis  dicebantur  karthagische  Ge- 
Kcliii  htsliüchpr  genpsen  seieu,  die  Scipio  uirht  liabe  ver- 
iiichteu  \vi)lleu,  und  da  sie  vieles  den  Riiniern  IVaclithei- 
ligps  enthalten  hätten,  den  iVuniidiern  (Hr.  C.  glaubt 
dieses  Pliii.  H.  N.  IS,  .'<.  zu  linden),  übergeben  habe, 
iis  custoilientibus,  si  alibi  unquani .  innocens  reddebatur 
VON  CalliO|)es  Punicae.  Oass  jene  Erklärunj;  der  Stelle 
des  Sallust  pbensn  unstatthaft,  als  die  Annalinie,  die 
darauf  gestützt  wird,  ungegrünilet  sei,  bedarf  «ohi  kei- 
nes IJeueises.  Wir  übergehen,  «as  Hr.  C.  über  den 
Alangel  einer  Geschichte  Hanuibal's  ton  einem  Karthager, 
<lann  viin  der  Lage  Afriras,  von  dem  es  p.  12  heisst: 
apicis  instar  aeris  secantis  inania,  cui ,  ad  domiciliuui 
parnni  apiu  ,  acredere  nequeunt  homines,  per  marium 
vastitudlneui  protenditur  Afriea;  rou  der  nur  auf  das  Nütz- 
liche gerirliteten  ThSfigkeit  Karthagos,  über  die  allein 
Hannibal  sicii  ei hüben  liabe,  ille  fere  iiuus,  heisst  es 
p.  15 1  certe  prae  aliis  cuiirtis  magnaninia  cum  iiberali- 
tate  tiitius  Africae  exsolut  debituui  aninii  cultui  generis 
kumaiii;  über  ilie  Leichtigkeit  des  Uebergangs  nach  Spa- 
nien; über  den  Mangel  grnsser  Feldherrn  bei  den  Kar- 
thagern mehr  andeutet,  als  entivickelt,  und  bemerken 
nur  ,  dass  alles  dieses  nur  in  einen  sehr  lockeren  Zusani- 
ineuhang  mit  dem  Leben  Hannibals  gesetzt,  die  Verfassung 
Karthagos  aber,  die  auf  seinen  Charakter  und  seine  Thaten 
ton  ileiii  grosslen  Diiiiluss  sein  musste,  gar  nicht  berührt  ist, 

^lachdem  Hr.  C.  Weniges  über  Hamilkar  Barkas  ge- 
sprochen, Hcndet  er  sich  zu  dem  Sohwure,  den  Hanni- 
bal in  seiner  Jugend  abgelegt  habe,  dass  er  immer  die 
Römer  hassen  »olle.  Mit  Recht  urgirt  der  Verf.,  dass 
er  durch  denselben  schon  als  Knabe  seine  Bestimmung 
erhattpii  babe.  Der  Vater  habe  des  Sohnes  grossen  Geist 
erkannt  und  ihn  nach  Norden  mit  sich  nehmend,  das 
Ziel  seines  Lebens  gezeigt:  est  hoc,  sagt  Hr.  C.  p,  'J4 , 
punctum  sulstitiale  inentis  ,  a  desertis  Africanis  sese  con- 
vertentis,  descensurae  in  aliam  arenam,  quo  fata  rocant. 
(Quorum  lern  interprps  Flamilcar ,  consueta  sua  agendi 
lationo,  supra  temiinos  temporis  praesentis  consilia  pro- 
tendens,  impellit  adolesrentulum  fatalem.  Jenen  Hass 
Hannibals  sucht  der  Verf.  dadurch  zu  rechtfertigen,  dass 
ihn  Hannibal  offen  gezeigt,  nicht  scheinheilig  rcrdeckt 
habe,    dass   er  gegen   das  ganze   Volk,    nicht    gegen   ein- 


/"liic  llürgpr  gpri(  lili't  gp\ipspii  sei;  dasn  II.  nicht,  wie 
l'wrlnis,  die  IViimcr  gepriesen,  aber  doch  z.  B.  den  IMar- 
cclliis  ehrpiivull  bestaltet  habe  ,  was  «elbst  Valerius  Max. 
iiichl  laugupu  könne.  Dass  II.  nur  als  Bürger,  nicht  als 
Mensch,  nur  aus  Vaterlandsliebe  die  ßjimer  gehasst  habe, 
sucht  für.  C.  aus  der  Rpdp  Liv.  J'J ,  ,'),S.  und  der  Ab- 
sendung  <Ips  Karlhalu  nach  Rom  nach  dem  Siege  bei 
Cannae  zu  erweisen  ,  obgleich  er  selbst  jene  Rede  eben 
so  wenig  für  wirklich  gehalten,  als  diese  Gesandtschaft 
für  hinreichend  beglaubigt  hält,  seinen  Zweifel  unver- 
hulen  äussert:  in  dubio  tarnen  est,  seinperque  mancbit , 
an  rerera  suminac  secundae  furtunae  sol  siimmi  oilii  gla- 
ciem  in  Haiinibale  sulvere  potuerit,  und  hinzufügt, 
ilass  er  schon  seines  Schwures  wegen  die  Römer  immer 
hübe  hassen  luüssen:  aliter  se  gerens,  lacillasset  in  sarra- 
inento ,  quo  cum  obsirinxerat  pater ,  demereturque  (?) 
hiles,  quam  unicam  ab  eo  consenatam  ei  concessere  Quirites. 
Hierauf  geht  der  Verf.  auf  die  Bpiiitlieilung  der  so 
rerschipdenen  Ansichten  und  Berichte  der  alten  Historiker 
über  Hannibal  und  seinen  Charakter  über  uiiil  glaubt 
hier  drei  Zeiträume  unterscheiden  zu  müssen,  die  Zeit 
dpr  ZiTStoriing  Karthagos,  das  Augusteische  Zeitalter 
und  das  des  Tacifus.  Khe  er  jedoch  zur  Schilderung 
derselben  gelangt,  macht  er  erst,  was  hier  zienilich  über- 
flüssig sein  dürfte,  p.  'J,')  —  4''  darauf  aiifmerksaiii,  dass 
man  früher  gläubig  Alles  für  »vahr  gehalten  habe,  was 
ilie  alten  Schriftsteller  erz.'ihlteu  ,  jetzt  aber,  ohne  di« 
VortrelTlichkeit  ihrer  Darstellung  in  Zweifel  zu  ziehen, 
Vieles  bezweifele,  und  weist  hier  namentlich  auf  Kiebuhr 
hin.  Indem  er  darauf  zu  dem  ersten  der  oben  geschie- 
denen Zeiträume  kommt,  zieht  er  zuerst,  ohne  jedoch 
seine  Ansicht  weiter  zu  begründen,  Miebiihr's  Meinung, 
dass  die  älteste  Geschichte  Roms  in  Gedichten  sei  über- 
liefert worden,  in  Zweifel.  Von  den  ältesten  Geschichts- 
büchern werden  nur  ilie  annales  poiitilicuiii  erwähnt,  und 
diesen  alle  Glaubwürdigkeit  abgesprochen,  weil  die  pon- 
tilices,  um  dem  Volke  zu  schiueiclielu ,  die  Geschichte 
verfälscht  hätten;  namentlich  sei  von  ihnen  Hannibal,  der 
am  wenigsten  den  Röniprn  geschmeichelt  habe,  geschmäht, 
lind  dagegen  das  röin.  Volk  gepriesen  werden.  Auch 
hier  wird  kein  Beweis  für  die  vorgetragene  Ansicht  ge- 
geben, die  sich  mit  dem  Inhalt  und  <ler  Kürze  der  An- 
nalen,  wie  sie  von  den  Alten  angedeutet  ist,  s.  jNiebuhr 
1,  '.'77  ir.  Blum  Einleit.  in  Roms  alt.  Gesch.  p.  78  ff., 
nii'ht  wohl  vereinigen  lässt.  Aus  jenen  Annalen  hätten 
dann  die  ältesten  Geschirhtchreiber :  Cato,  Piso  etc. 
geschöpft  uikI  wären  ,  indem  sie  das  ihnen  Unwahrschein- 
liche entfernten,  in  Kürze  und  Trockenheit  der  Darstel- 
lung noch  weiter  gegangen,  als  die  Annalen  selbst;  da- 
gegen hätten  Andere  aus  Eitelkeit  und  Vaterlandsliebe 
die  Geschichte  ausgeschmückt,  wie  Nävius  und  Ennius, 
und  sie  hätten  dieses  ohne  Bedenken  thun  können  ,  da 
die  öffentlichen  Denkmäler  im  gallischen  Kriege  vernich- 
tet worden  seien.  Dass  das  Letzte  für  die  Geschichte 
Hannibars  ohne  Bedeutung,  die  ganze  Entwickelung  sehr 
dürftig  und  unhaltbar  s.  Lachmann  de  fontt.  Liv.  I,  26  ff. 
Blum  60  ff.,  und  mit  dem  Gegenstand,  um  den  es  sich 
bandelt,  last  gar  nicht  in  Verbindung  gebracht  sei,  leuch- 
tet wohl  Jedem,  ohne  unsere  Erinnerung,  ein.  Von  der 
.Ansicht   Quintilian's   ausgehend,    dass    die   Geschichte  der 


45;i 


454 


Pucsie   am   iiüclisten   irrHandt  aci  ,    kommt    iler   \'erf.    auf 
Liiiiis    iiiiil    Tacitus    (.Sallustius    ist    iiirt;eiiils   ernähiil)  als 
die    Rpprjiseutaiitrii   Aer   Itelden    folgenden   Zeilraiiiiie.      In 
educriida   icro  ,  sagt  er   p.   4.0,   historia  ari-lo   c   solo  ,  ubi 
|iriniiim   surcrevorat,    •■04110    colloraiida    in   ajiriris    Apnlli- 
neis   regioiiilius    roloiiia  ,     usqiie   adeo   profecerunt  Jlomani, 
ut   ilniiuitiri   siiiiimi    lalum    latiiip  raiieiitiuin,   (jiiantiim   prr- 
spicrre    valeinus,   non   alias   qiiaereaiitiir  (ij  quam    iiiter   lii- 
sluriai*     .srriptores ,    und    so    »inl    denn   Liviu«    unter    den 
episriien,  Tacitns  unter  den  (ragisclien  üirlitern  eine  Stelle 
eiiigerAnnit.      ^'011    Liiius     liandelt    dann    der    Verf.    p.    4(i 
—  .jN,    und     erkennt    iliiii     eine   ausgezeirhiiete   Fähigkeit 
zu,   die  (f earliiclite   auszusrlimiicken;   dazu    nei    er   in  einer 
Zeit   geboren,     ho    Roms   i'Maclit    eine     ungelieiiere    Grösse 
erreiclit    habe.      Wenn    er    aber    fortführt    p.   48:     „Cuius 
aetatis   quasi    tnmiilo    insi^tens  ,    aniinn    ei    lirnit   rolligere, 
qnalis   qnuntaque   fuerit.    Niini   taiiien   animo  rerera  dirainl 
Forte    mente    indolrin    praeterlapsi     aevi     minus     hauriret. 
Iiigeiiinin    eiiini    Ronianoruin  ,     ruin    ail    srribendum  se   ar- 
ringereiif,   nnn   alias   pleruniqne   potius   erat  positum,   quam 
in     orulis         Arerrinio    obtutn     res    perlustrantihus    cunrta 
illis  se    obtulerunt   clara  ,   dilurida,   nnn   aliter,    quam   ron- 
tuitui    ipsiiis  solis,    so    bekoniien    wir   dieses   ebenso    tteiiig 
zu    »erslelien,    als    Hrnn    er,     nachdem    angedeutet    norden 
ist,   ilans    die    Römer   durch    das  IJiigliick  der  Zeiten  mürbe 
gemacht,    unter    August   milder    in    ihrem   Unheil    i'iber   die 
*  orzeit   und    freigebiger    in    ihrem    Lobe    derselben    gewor- 
ilen  vvjiren,    hinzufügt:   amplitiralis  vero  rebus  gesfis,   quasi 
particulas    gloriae,    quae    lieroes    maueret   acterna,   (ieri   se 
forti    ^?)   et    creditlent   Hiins   lel    alter:    dass    jene    Zeitier- 
hältnisse    bedeutend     auf    Livius    Auifassung    und    Darstel- 
lung  der    frülieren    Gegebenheiten    eilige»  irkt    haben,    wird 
Hrn.   C    Miemanil   streitig   machen ,    nolil   aber    uifichte   zu 
bezweifeln   sein,    was    er   p.    .')  I     in    seiner   Art    folgender- 
maasseii    aiisilrückt:   forte    etiain    h.iud    |i;irum  solatii    ingciis 
gratia    attiilit    Priiici|iis,    in    quem     hereiiein    Furlunae    Ro- 
inaiiac ,    omnis    cessil     inaiestas   senatiis    popiiliqiie.      Cuius 
solis    aureis    radiis     cum     circiiinfunderetiir     Liiiiis,      qiiis 
iain    mirrliir,    vel   si    vaiiae   spei   scinttlla    iiiter  tenebras    in- 
terdum   ci    refiilsisset ,    si    crrpusculuni ,    atrain    praesagiens 
iiortem  ,    pro   dilucnlo,   dieiii    redureiis   aliiiaiii   snbiiiile    ha- 
biiisset,   da    es  ilein  bekannten   Ausspruche  Augusts   ebenso 
sehr    widerspricht,    als   der    liestiiiiuil    ,iiisgei.[irciclieiieii    An- 
Mcht  des  Liiiiis.    Hierauf  wird  noch   der  epische  CharaLter 
der    Uarstelliiiig    des    letzteren    (nur   uberilächlich    werden 
lllrici's     Z«eifel     zurückgeivieseii)     in     den     anschaulichen 
Üchildernngen ,    den    eingestreuten    Reden    iinil    der    dazwi- 
ccheii    liegenden    Ert^hlnng  ,     lir.    C.    nennt    sie    episodiun, 
»()   er    mehr    Anschaulichkeit   und   Schönheit    der   üarstel- 
liiiig   als    historische  Treue    erstrebt   habe,   angedeutet,    und 
dem    Liiiiis    in    dieser    Rücksicht    unbedenklich    der    Vor- 
rang  lur    ^'irgil    eingeräumt        Wenn    hier   der   Verf.,    et«a 
den    letzten    Punct  ausgenommen,    längst    Anerkanntes    be- 
richtet  (nur  der  rhetorisirende   Charakter   Lir. 's    ist    nicht 
genug  hervorgehoben),    so   reicht    dieses   doch   noch    nicht 
hin,    Livius    als    Historiker    zu   charakterisiren;     das   Ver- 
hältnis» desselben    zu   seinen    Quellen,    namentlich    zu    Po- 
lybius,   ist  gar   nicht   berührt,    was    hier   um   so    mehr   zu 
beachten    war,   da   der    Verf.,   der   dem    letzteren  so   grosse 
Glaubwtiriligkeit   beimisst,   sie    Livius,   der    in    iler  Periode, 


von  der  die  Rede  ist,  sich  besonders  an  Pnhbius  halt, 
ohne  mit  sich  in  Widerspruch  zu  gerathen,  nicht  can» 
absprechen  kann.  Der  Verfasser  beschliesit  diesen  Ab- 
schnitt mit  den  Worten:  eoriini,  quae  de  aureae  ae- 
tatis Augustan  scriptoribus  protulimus  haec  conclusio 
sit.  Historiam  conscribentes  res  memoriae  trndere  con- 
tendebant  Rumani.  >eque  pulchra  significatione  caret 
vox  cum  memoriae  id  ideni  insit  ,  ut  res  praeteritac 
lumine  quodam  circumfiindat  ,  quo  caruere  praesen- 
tes  (?).  Sic  pulchrum  prae  uninibus  rebus  adam^baut 
huius  aetatis  scriptores,  siira  vel  opiniune  prueiudicntu 
iioii  distraherentur.  Res  posteritati  tradere  statuernnt ; 
sed  easdem  illustratas  ,  iiiagni  pictoris  niore ,  riii  siinili- 
tudo  non  summe  appetenila  videtur  —  sed  decus,  in  de- 
nen Alles,  was  vorher  als  Liiius  eigenthüiiilich  darge- 
stellt wurde,  als  allen  Historikern  dieses  Zeitalters  ge- 
mein   betrachtet    wird.      Wir   übergehen,    was   p.    öS (i"^ 

in    vielen    Bildern    (so    heisst   es   p.   Hl:    constat    aetateiii, 
quae   vel    unicum   talein    virum,   qnalis  fuit  Tacitus,   genue- 
rit,     magnifico    illo   piaculo    ius   exislendi    sibi    vindica^se; 
p.   03     wird     Tacitus    mit    einer    Duppelsonne     verglichen, 
weil    in    dem    Dunkel    der  Zeit   eiii    doppelt   starkes    Licht 
nothig    gewesen    sei    u.  s.   ».)    über    Tacitus    niid   seine   Zelt 
sagt,   da    es    nur   darauf  liinauskoninit,    ihn   durch    Anwen- 
dung einiger  Stelleu  aus  Solger's  Vorlesungen  über   Aesth.; 
p.   6)    wird   selbst,      was    dieser    p.    IJ{)    über   Shakspeare 
sagt,     für    Tacitus    ganz    passend     gefunden    —     als   einen 
tragischen     Dichter     zu     charakteri,ircn ,     und     von     einer 
auch    nur   einigermaasscn    genügenden    Charakteristik  des- 
selben   ebenso   entfernt   ist,   als   von    dem  Zwecke   der  "-an- 
zcii   Schrift.      >ach     wenigen    AVorten    über   Plutarch    wen- 
det sich  der   Verf.    zu    Pol.vbius.       Der   Abschnitt   beginnt 
mit  den    Worten:   Cum    Calliope   Romaiia  summa   ope   iaui 
tenderet  ad   alas  suas    vinrtas    explicaiidas ,      brevi     altiora 
petitura  ,   fato    profngus  litoribus  adpulit  Latinis  vir,   iiLundi 
mox    interituri    experientiain  donuiii  seciim  ferens  hospitale 
und    enthält   nichts,     was    nicht   von    Anderen,     namentlich 
von    >iebuhr,     in    iler    Vorrede    zur   ersten    Ausgabe   seiner 
rom.    Gesch.    besser    und    richtiger    (namentlich     was    die 
von    Hrn.  C.   p.    7I    berührte    Ti/r    betrifft)    gesagt    worden 
wäre.       Als    einen    besonderen    Beweis   der   Grosse    Haiini- 
bal's   erkennt  der    Verf.   ilcn  Umstand  ,   dass   er   gerade   bei 
diesem     die     Wahrheit     liebenden    Schriftsteller    „ininime 
niaculosus"   erscheine,     fügt    jeiloch    gleich   darauf  hinzu: 
Pol\biniii  sine  dubio  ad  infauianduir.  Hannibaleni  fiiisse  per- 
ductum   a    regula.       Quae     vero    est:     Tujf   dt   ^i;^i:Vimv 
■/.UT   ah:tfecav  avvwv  fwiiiiovivtiv  ndnnuv,  an  :icifi> 
uhu/a  Ttyj^aiojon-  6uca,»aa  nicht  klar' ist,  nnil  sich  nicht 
ganz  mit  dem  Vorhergehenden  und  der  strengen  Wahrheits- 
liebe   lies    Poljbiu»    vereinigen    lässt.        Zuletzt    zieht    der 
^'erf.   den  Schluss:   si    generosos ,   mites,    forte    etiain    leves 
in    ludicando   tibi   finxeris  auratos   scriptores  Augiistae  ae- 
tatis,   non   saue   errabis,    sucht   dieses   durch    das    Verfah- 
ren  de«   Trogus  Pompeius   und   Cornelius  Aiepos  zu    bewei- 
sen   und     mochte   auch   aus  diesem    Grunde   die    dem    Plu- 
tarch   zugeschriebene  Lebensbeschreibung  HannibaTs  nicht 
in    eine  spätere   Zeit  setzen,    kann   aber   doch    nicht    läug- 
nen,   «lass    gerade  Livius,    ein    mehr  sicherer  Zeuge ,   Han- 
nib.ll     eben   so   sehr    lobe,    als    scharf   tadele.       Wenn     er 
dieses  dadurch   zu    «utschuliligen   sucht,     dass  Livius  lien 


455 


456 


Uiitini  fiiicH  Nirlilrilincrs  mihi  lialif  imaiijet.istPt  lassi'ii 
Liiiiiicii  ,  M)  lifsrfilt  man  ein  sol«  lies  Arj;iiinpiit  kaum, 
ila  Liiius,  wie  iiiiht  leiclit  ein  anderer  Scliriftslcller,  das 
Riiliiiiliclic  aiicli  an  I''eind<Mi  anerkennt,  « ic  er  4la8 
T.ideln>nertlu;     an    den     Rbmcrn    selbst    in    keiner    AVeisc 

«priielill. 

ISaeli   diesen  Abschweifen   kommt  llr.  C.    endlicli    J).  Si 
auf  seinen    Gegenstand,     z\i    zeigen,     wie     Verscliiedenes 
über    Haniiibal    berichtet    uerde,     zurück,    und   sticht  die- 
ses   ?.niiaclist  an    der   tiesaiidtsrhaft ,   die   an    Ilaiinibal,   als 
er   Sagunt   belagerte,    abgeschickt    ward,    zu   zeigen.      Po- 
Jvbius  111,  1.').    erkenne    wohl   die    Ironie,   die    in    der   Ant- 
wort   Hamiibars    liege,     er    denke    an    die,     welche    sein 
eigenes    ^^aterlaiut    ilorch   Spitzfindigkeiten    in    das  Verder- 
ben   cestiirzt   hätten   (!},     srlireibo    nicht    ohne    Rücksicht 
auf  die   religiiisissinia    in    omnesque   popuios  summa   bene- 
tolentia     ilagrans    geiis    Roinana    dem   Ilaiinibal  Zorn    und 
31an!jel  an    Ueberlegung     zu    und     halte   dann    eine    Vorle- 
sung liber   das,    was    H.    hätte   thun    oiiissen.      Livins   habe 
es    nicht   liber  sich    gewinnen   können,   das   rom.    ^'olk   ron 
Haiinibal   verspotten   oder  ohne    Antwort  abweisen   zu   las- 
sen;  desshalb   iiuisse  11.  das  Völkerrecht  verletzen,  ji'doch 
dürfe    er   nicht  „inurbane"   ilie   Vorschlage    der  Hauptstadt 
«ler    ^Velt   verwerfen,   sondern,   ehe   die  Gesandten   zu  ihm 
kommen,   müssen  sie  gewarnt  und  entfernt  werden.      Haec 
fere    secuin    reputans    sine    dubio,     rem     exposuit    Livius. 
Wir   »vnrdeu   dem   Hrn.   C.   gern   einräumen,  dass  L.   die- 
ses Alles   ersonnen   habe,   wenn   er  niemals  seinen  Römern 
Unangenehmes   von   den   Feinden     sagen    liessc     und     nicht 
gerade   das,     was  er   ihnen   21,  9-   ankündigen   lässt:     nee 
Hannibali  ,     in    tanto    discrimine   rerum   operae   esse   lega- 
tioi-.es   audire,     die    grosste   Geringschätzung   und    Verach- 
tung der   Römer,     so    wie    das   Vorhergehende   eine   eben 
so    bittere   Ironie,   als   die  .Antwort   bei  Poljbius,   enthielte, 
und    glauben   daher,     dass    Livius,     weit    entfernt,     diese 
Antwort   zu     ersinnen    und    auszuklügeln,     sie    bei    einem 
seiner   Vorgänger  gefunden   habe,  s.   Lachmann   De   fontt. 
Liv.  II.  p.  36-     Appian's  mit  Livius  fast  übereinstimmende 
Erzählung  wird   iinr   kurz   ertvähnt.      Als    zweites  Beispiel 
führt  Hr.  C.  die    Eroberung    Sagunts    an    und    zieht    un- 
bedenklich  die   Darstellung  des  Poljbius,  nach   dem  Haii- 
nibal  die  Stadt    nicht    gänzlich    zerstört    hat,    obwohl  er 
dadurch    nichts    für    jene    Zeit    sehr    Auffallendes    würde 
gethan    haben,     der    des    Livius    vor,    nach    welcher    die 
Stadt    gänzlich    soll    vernichtet    norden    sein,     da    dieser 
Ansicht   nicht  allem  Poivbius,  sondern   auch  Livius  selbst, 
der    24,  42'    »"öl    ''sr    Herstellung    und    der    Zurückgabe 
der    Stadt    an    die    alten    Bewohner    rede,     und   28,  29., 
30,  21.    einen    grösseren    Wohlstand    derselben    andeute, 
als    sich    von    einer    kurz    vorher    zerstörten   Stadt  anneh- 
men  lasse,  widerspreche.     Indess  scheint  Hr.  C.  hiermit 
einem   Schatten   zu    kämpfen.      Allerdings   erzählt  Poljbius 
nicht   die    ^Einzelheiten ,     die     Livius    von    der    Tapferkeit 
der  Saguntiner  zu  berichten   weiss,     die    übrigens    mehr- 
mals  gerade    in    Spanien     sich    zeigt,     indem    ausser    Ku- 
uiantia,     und    in    neuester   Zeit  Saragossa,     auch  Astapa, 
s.   Liv.   28,  22-   auf  gleiche   Weise    sich   vertheidigte ,    er 
übergeht    das    Verbrennen    der    Häuser     durch    die    fiin- 
wohner  selbst  u.  s.   w.,    aber    er    sagt:    tv    ÖXTio   fttjOi 
y.O.xö.  /.pciTog   Siki    Tt}V    Ildklv ,    alles    Furchtbare    and 


Sc  iirci  klicke     einer    so    l.tngcn    Uil^goruiig     und   so   hart- 
nackig  erstrebten    Eroberung    in    wenig   Worte   zusainmen- 
fasscnd  ;     stiiniiit  aber   sonst   iliircliaiis   mit   Livius    überein, 
er   crtiähiit   wie    ilieser,   die    Beute   an    Geld,   die   an   kost- 
baren    RIeiilern,     die     nach     beiden     Schriftstellern     nach 
Karlliagn   gesendet    werden ,     die    Gefangenen    (Hr.   C.   er- 
kennt  iinr   captivau    in  den    von  Pol.    erttähnten    OvjuaTO,), 
welche  unter  die  Soldaten  vertlieilt  werden.      Wenn  Hr.  C 
p.    tl.)   sagt:     Livio    praeterea   anctnro   inuiiiinenta ,    quibus 
tegebatur   Saguntus,   eu    cxcidii    fere   redacta   videiiturl,    nt 
iie    trgulani    quidem    in    illis   rclictam    credercs,     so    »vider- 
spricht   dieses    21,    14,    wo   gemclilet    »ird,    dass   <lie   Pu- 
iiier    nur    durch   eine  Bresche   in   die  Sladt  eindringen,   die 
»üllige  Zerstörung  der  Stadt,   von  der  der  Verf.  redet,   wiril 
von   Liv.    :.'],    |4.    \b.    nicht  angegeben,    am    wenigsten   als 
von     Ilaiinibal     beabsichtigt,     nur    an    einer    von    Hrn.   C. 
übersehenen    Stelle,    21-    c     !()•     wird    Sagunti    excidium 
nach   Rom   gemeldet.      Aber  gesetzt,    die  ganze  S(a<lt  sei 
bei   der   Bestiirmnng    eingeäschert    uordeii,     konnte     denn 
Haniiibal    nicht,    den    treulich    gelegenen   Punct    benutzend, 
«lieselbe   sogleich    wiederherstrileii    und    seinen    Aiiliängerii 
übergeben?      Diese     wenigstens    und    die   Geisselu    von    al- 
len  spanischen    A'ölkerschaftcn    finden    wir  schon    im  Jahre 
darauf,   s.  Liv.  22,  22,    wovon    Hr.  C. ,   der  nur  Pol.  3,  '.)9. 
anführt,     gar    nichts   zu     wissen   scheint,      in   Sagiint.      Ei» 
ist  also    zu    verwundern,     dass   Hr.   C.    von    den    vielen   ab- 
weichenden   Erzählungen    gerade     diese    als    Beispiel    ge- 
nommen  hat,     da    hier    die    Differenzen  gar   nicht  so   be- 
deutend   sind,     als    sie    ihm    scheinen,     noch  mehr  aber, 
dass   er   wünscht,   man   möchte  aus  diesen  zwei  Beispielen 
einschen:     „wie    unbeschreiblich    dumm    Vieles    von  dem 
sei,   was   für   Geschichte   gelten   wolle",   s.    Nieb.   2,  249: 
und    dass   deutlich    werde:    ,,quanta   faere    faina   Ilannibalis 
sensim  a    scriptoribus    infecta    fuerit  eic.'-'- ,     da    aus    den 
gegebenen  Beispielen    weder  das   Eine ,    noch    das   Andere 
folgt. 

Endlich  p.  99 — 132  geht  der  Verf.  auf  das  ein,  was 
nach  dem  Titel  den  Inhalt  der  Schrift  bilden  sollte,  die 
Verthcidignng  Hannibal's  gegen  die  ihm  von  den  Schrift- 
stellern zur  Last  gelegten  Fehler  und  Laster.  Indess 
wird  auch  hier  nicht  sogleich  von  der  indoles  a  scripto- 
ribus infamata  gesprochen;  sondern  behauptet,  dass  man 
den  Ruhm  Haiinibal's  dadurch  zu  verkleinern  suche,  dass 
die  iliui  Allfangs  entgegengestellten  Feldherrn  als  unge- 
schickt und  unbesonnen  geschildert  würden.  Als  ob  die- 
ses nicht  von  vielen  Kriegen ,  z.  B.  dem  zweiten  und 
dritten  makedonischen,  dem  dritten  punischen  u.  a.  gelte, 
und  sich  sogleich  ein  dem  grössten  Feldherrn  gewachse- 
ner Anführer  hätte  finden  müssen.  Ferner  sucht  Hr.  C, 
woran  wohl  jetzt  Niemand  mehr  zweifelt,  darzuthun , 
dass  Hannibal  in  der  Zurückweisung  der  Aufforderung, 
nach  der  Schlacht  bei  Cannae  nach  Rom  zu  ziehen, 
grosse  Klugheit  bewiesen  habe;  dass  die  Römer  durch 
die  Behauptung,  in  Capua  sei  das  Heer  Hannibal's  ver- 
weichlicht worden,  ihrem  eigenen  Ruhm  geschadet  hät- 
ten, da  sie,  ein  so  elendes  Heer  zu  beilegen,  nicht  iui 
Stande  gewesen  wären,  und  dass  ganz  andere  Gründe, 
die  aber  nicht  angegeben  werden,  Hannibal  mit  gleicher 
Energie,  wie  früher,  zu  handeln  abgehalten  hätten;  dass 
auch   die  Siege,   die  sich   die   Römer   beilegten,   z.  B.   bei 


45" 


458 


iS'nIa  («o  iiidess  Hniinilinl  spiiu-ii  Zivork  iiirht  prn-iili<), 
iiikI  ilii"  INicderlaKPn ,  die  llamiilal  crliKcn  lialx-ii  solle, 
«rdlchtot  oder  rerjjrossert  spieu,  oliiii-  dass  ji'doch  di<"ii-s 
im  Ein/.fliicii  iiaclise»  irseii  und  beicriindi-t  wird.  Erst 
11.  Iü9  "ird  llaiiuilial  geg«""  '''""  Vomiirf  d.T  Sclivvcl- 
tferei  und  Aussciuvf  ifuiijf ,  der  sich  auch  mir  lipi  Appian 
findet,  mit  Rcclit  in  Schulz  g;eiioinmpn;  und  darauf  iiaili- 
gewipseii,  dass  Lirius  ihm  zwar  ,,inhumana  criidplitas" 
lum  Vorwurfe  marhe,  aber  fon  derselbpn  nur  HPiiige  und  un- 
sicherp  ßpHpisp  angpbpii  könnp;  dass  mancliP  Grausanikpit 
ohne  Wissen  Hannibal's  gi-sclicheti  sein  inogp,  wie  Polyb. 
aoileute.  Hr.  C.  hatte  hinzufügen  sollen,  ilass  es  selbst 
die  Klugheit  geboten  habe,  Grausamkeiten  zu  meiden, 
dass  es  aber  bei  einem  so  geinisehten  und  wilden  Heere 
kaum  niöttlich  genesen  sei,  alle  Aussrh»  eifungrn  zu  ler- 
litilcii.  Die  sich  selbst  »  iderle-jendc  Angabe  des  Val.  IMax. 
IX,  2-  bedurfte  kaum  so  vieler  AVorte.  ^Wichtiger  ist 
der  Vorwurf  des  Geizes,  der  auch  von  P()l\bius  dein 
Haiinibal  gemacht  wird,  und  über  den  sich  Hr.  C  p.  I  1  f)  H. 
verbreitet.  Er  zieht  diese  Nachricht  zunächst  desshalb 
in  Zweifel,  weil  sie  von  dem  Verrather  und  Feinile  Han- 
nibal's, dem  Massinissa  (Polyb.  nennt  auch  Karthager), 
herrühre.  Erat  hie,  sagt  Hr.  C  p.  Il7,  variiis  fallax, 
interdiim  fascinans  ,  tnmquam  ineteura  coruscanfia  in  <le- 
sertis,  ubi  struthiocaineloriim  errores  seijnerelnr  fugieiis 
31asiiiissa  etc.  Ja  ,  Hannibal  habe  nicht  e  iini  il  jenem 
Fehler  ergeben  sein  kiinnen  ,  denn  ihm  habe  die  j;nnzo 
Welt  offpn  gestanden:  ciiius  ud  pedes  munilus  iaceliat, 
praeila;  niiindus,  rui  gloriae  siiae  superfuncicbat  aureos 
radius,  ceu  sol  uriens  ;  iinil  er  habe  Niemand  gehabt,  für 
den  er  habe  Geld  sammeln  sollen.  Gewiss  sehr  seichte 
Gründe.  Doch  räumt  der  Verf.  ein,  dass  Hannibal  den 
Reicbtham  hoch  geschätzt  habe,  aber  nicht  um  ihn  zu 
besitzen,  sondern  um  das  Heer  zu  erhalten  und  den 
Krieg  zu  führen,  desshalb  habe  er  rauben  und  plündern 
müssen.  Wenn  er  aber  grosse  Sclwitze  habe  aufliäuien 
wollen,  so  «ürde  er  sie  vor  seinem  Heere  nicht  haben 
verbergen  und  for  dessen  Habsucht  schützen  können. 
Auch  darauf  mochte  nicht  viel  zu  geben  sein,  da  Han- 
nibal selbst  manche  reiche  Stadt  vor  seineu  Soldaten  ge- 
schützt hat.  Wichtiger  ist,  was  zuletzt  erwähnt  wird, 
dass  Hannibal  in  der  Verwaltung  des  Staats  nach  dem  Kriege 
durchaus  rein  und  unbescholten  dasteht.  Aber  auch,  was 
Poivb.  IX,  25,  Ö-  if.  sagt,  hafte  mehr  Beachtung,  und 
die  grossen  Geldsummen,  von  welchen  Coriiel.  Hann.  1). 
spricht,  Erwähnung  verdient.  Wenn  darauf  Hr.  C.  die 
Vaterlandsliebe  Hannibal's  in  Schutz  nimmt,  so  iiiüclilc, 
da  tlieselbe  wohl  von  Niemand  bezweifelt  wird,  dieses 
ebenso  unnöthig  sein,  als  die  Beziehung  dunkel  ist,  in  wel- 
che er  mit  ilieser  ilas  bekannte  Orakel:  /Jfjvooa  y.QV- 
ll'li  jJßiijXog  wirJu  Sl:f.ia^  in  folgenilen  Worten  setzt: 
Itaquc  Hannibal  de  Lvbia  dictum  opinabatnr,  seijue  Car- 
thagine  hniturum,  et  ibi  sepultuni  iri  putabat  (^Plutarchus). 
Vana  consonanfis  vocis  similitudo  igitur  mira  sua  vi  re- 
tinuit  arenosis  his  in  litoribus  (am  Pontus  Euxinus)  eum, 
quem  Dallas  tenuerit  patriae  amor,  »icut  volunt  isti.  Re- 
spuerit  aerem  ,  qucni  coelum  patria  arua  tegens  afüaverat, 
ille,  cui,  ultimas  curas  iam  aoimo  voliitans ,  aura  ex 
tUKiulis  proavorum  spirans  ultimum  afflavit  solatium.  — 
Zuletzt  nimmt  der  Verf.  seinen  Helden  gegen  den  Vor- 
ZeiUchi:  f.  d.  Alterthumsw 


tvurf  des  Livius:  pvtiidia  plus  (|uatii  puiiira ,  nihil  vpri , 
nihil  saiicli  ,  niilliis  deoruni  metiis  etc.  in  Schutz;  Treu- 
losigkeit habe  Hannibal  elier  von  den  Römern  lernen 
können,  und  sich  in  dieser  üizielmn;^  nicht  einmal  sehr 
gelehrig  gpzei'jt;  was  unter  reli;j;io  zu  verstehen  sei,  lasse 
sich  schtier  linden,  nenn  aber  Livius  die  Plnndeniiig 
des  Tempels  der  Feroiiia  er»aliiie,  so  ziehe  er  dieses 
selbst  in  Zweifel;  d.ipegen  zeigten  den  religiösen  Sinn 
Hannibars  die  Erscheinung  einer  Gottheit  auf  ilem  Zuge 
über  die  Alpen,  die  Anrufung  der  Götter  im  Büiidniss 
mit  Philippus,  seine  Achtung  vor  dem  oben  erwähnten 
Orakelspriii  he.  Ob  gerade  durch  diese  (iründe  viel  be- 
wiesen werde,  und  nicht  sclila[;eiMlere  sich  halten  anfüh- 
ren   lassen,    mag   dahin    gestellt    lileiben. 

^'on  der  Sprache  und  üarstelliiiig  des  Verf.  noch  zu 
reden,  halten  wir  nicht  für  iiölliig,  da  die  Proben,  die 
viir  oben  mitgelheilt  haben,  hinreichend  zeigen  kömicu, 
wie  dieselbe  schwülstig  unil  von  Bildern,  hochtrabenden 
rioskeln,  ungefügen  Wendungen  strotzend  sclioii  an  sich, 
nucli  mehr  aber  für  eine  solche  lintcrsuchung  ganz  iiii- 
passenil  sei,  alles  römischen  Colorits  gänzlich  ermangele 
und  selbst  von  groben  Fehlern  gegen  die  Grammatik  nicht 
frei  sei.  ^Vir  erwähne«  :u  dieser  Beziehung  nur:  cir- 
cumfusit  p.  67;  haec  eniui  increbuit  mos  p.  44;  p.  45 
quaereantur;  p.  64  *  non  potest  esse,  quin  sent.s;  p.  73  = 
nee  dici  potest,  quanio  jure  —  sibi  vindicavit;  p.  77: 
PoIUiiiiiM  perductiim  esse  a  regula  ;  |).  92  *:  quem  miles 
—  1  eiieraliatur  dum;  p.  ,')  quaiita  et  sit  factoriim  copia, 
so  oft  qiii  et,  quomodo  et  eic.  Anderes  wollen  wir  lie- 
ber dem  Setzer  zur  Last  legen,  wie  p.  2:  iinpellantihns; 
p.  16  inaria  aestuentia;  p.  3',i  repudicndis;  p.  76  fructo»; 
p.    1U3:  appulsi»  u.  s.   w. 

Eisenach.  Dr.    W.    Weisseniorn. 


47-  a-  Arminiiis  Cheruscornm  dux  ac  decu»  Liberator 
Germaniae.  Ex  rollectis  veterum  locis  coinposuit 
H-  F.  Mussmayin  Prof.  ord.  publ.  in  univers.  iMo- 
nacensi.  Lcmgoviae,  IS39'  XXVIU  unil  15b  S.  ö. 
b.  Armin,  Fürst  der  Chernsker  und  Befreier  Deutsch- 
lands vom  römischen  Joche  im  neunten  Jahre  nach 
Christi  Geburt.  Von  H.  F.  Massma/in,  Dr.  ord. 
Prof.  u.  B.  w.  Lemgo,  3Ie_ver,  1839-  XVIII  und 
131  S.    8. 

Es  ist  ein  Glück  nnil  ein  Unglück,  dass  Deutschland 
die  Kunde  seiner  ersten  Befreiung  römischen  Schriftstel- 
lern verdankt.  Ein  Glück  ,  weil  nur  aus  Feindes 
31und  das  reinste  Lob  ertönt,  ein  Unglück  wegen  der 
Dunkelheit  der  Vorgänge,  des  Mangels  an  Zusammen- 
bang in  den  Qaellen  und  eben  ancli  am  der  mUhischeii 
Färbung  willen,  die  sich  in  unserer  Vorstellung  unwill- 
kürlich um  die  trünimerhaften  Nachrichten  der  Römer 
legt.  Haben  nicht  selbst  Zweifel  an  der  Rechtmässig- 
keit der  Deutschen  Gegenwehr,  ja,  an  der  Wahrheit 
der  Thatsacheii,  des  Sieges,  der  gänzlichen  Befreiiiii;; 
sich  herrorgcwagt?  —  Freilich  sind  diese  von  keiner  Be- 
deutung für  ein.  Gemüth ,    das  AVahres    von  Falschem   zu 

31 


-'<:.9 


4'^0 


niitfrsrtieiilpii  »ciss,  fi'ir  pincn  Sinn,  ilrn  keinerlei  So- 
uliistrrei  testarli.  Was  Taritns  er/.,'llilt,  lieilarf  Iceiner 
weiteren  nefi(,'itl|;iiiit; ,  und  sein  Lob  des  Armin:  liliera- 
tor  li.uiil  (Inl.le  (ierinanine  (Ann.  JI,  ,s,s.) ,  wiegt  so  f;e- 
iviss  Keilien  moderner  Foli.inti'n  anf,  aU  er  mit  (linf 
Worten  eine  klare  üeliersitlit  der  lan|;en  Kriege  zivi- 
srlien  Hiiinern  unil  (iermanen  gilit:  trium|)liati  niagis  quam 
virti  sniit  (Germ.  'M.).  Indesi  liat  unsere  Zeit  sirli  zu 
dem  riiliniliclien  (ied.iiiken  erhoben,  an  iler  Stelle  des 
.Sieges  anf  der  Teutoliuig  oder  —  tvic  sie  jetzt  lieiüst  — 
der  Groleniuig  bei  Delinnld,  einem  I3i  ()  Fnss  eninor- 
ragendcn  Berggipfel  des  Osnlng,  das  .Siegesdenkmal  .4r- 
vtin's ,  oben  sein  rieseiiliafles  Standbild  mit  geziirktem 
Srli«erte,  zu  erricliten,  und  Hiilie  und  Niedere  ans  allen 
Gauen  üeutse.lilands  liaben  dazu  beigesteuert.  Das  Werk 
selireitct  rüstig  vor  und  wird  in  kurzer  Zeit  beendigt 
«ein,  «alirend  an  der  Uonau  Kiinig  Ludwig  die  denfsrhe 
Walhalla  lierrlieli  eu)jiorsteigen  Ussf.  Diesem  inlks- 
thriuiliclien  Unternehmen  verwandt,  ja  mit  demselben  in 
n.'lrlister  \'erl)indnng  sind  die  beiden  .Srhriften  des  ver- 
dienten   ^lassniann ,    »elelie    wir   anzuzeigen    überiiahinen. 

Die    lateiiiiselie    bietet    eine     zienilirli     vollsländij^e    Zu- 
»ammenstelluiig    der    Han|>tna<'I.rIeliten    i'iber    liie  Germanen 
und    ihr  erstes  Begegnen  mit  den  Kömern  aus  den  Quellen, 
d.   h     aus   Cäsar,    Taiilus,    Dio   Cassins,    Strabo,    A'ellejns, 
Florns   u.    A.       Hierbei     hat    Hr.   i\L    mogliilist   die    >Vorte 
der   Quellen    beibehalten,     und     nur    für    Verbindung    und 
Anfügung   der   S.'itze    hin    und    wieder    durch    kleine    Abän- 
derungen   gesorgt.       Seine  Deulnngeii    alter  .Namen  u.  s.  w. 
verwies    er   mit    Recht    meist    in    die    Noten,    oder   schaltete 
sie,    mit   kleiner   Schrift,    ziiiscben   den     classischen    Stel- 
len   ein.      Geogra(ihiscbes   scliliesst   er   mitunter  dem  Texte 
.lelbst    an.       So   p.    3(i:      Ex    eo    nainque     barbari    propins 
adire     veriti     eniinits    taiitiiin     hostem     infeslavere,      ita     ut 
Drnsiis     licissim     iis    contemptis    castellnm     contra     oos   ad 
Lupiae    et    Alisonis    llnriornm    ronllueiites    et    ad    capnt   Ju- 
hae    alindqup     in    Chattis    ad    ipsuni    Uhennni    cxstrnxerit. 
Uli    nonien   iledit   ex   llnvio    Alisnnein,   super  llhennni  nunc 
quonue     (  astello    ad    iMognntiacnm    nuncnpalo.       Alind    in 
nioiite   Tauno    exstrnxit ,   qnod    Arctaunnm    Ptoleniaens    no- 
fat.     —     Diese    Stelle,     die    natürlich    SO    in    keinem    der 
Alten   sich   findet,    ist   charakteristisch   für    Hrn.    M.'s  Ver- 
fahrungsart.      Er    stellt    aus     Dio    Cass.    LIV  ,   33.     Vellei. 
II,     Hl.'),     und     Ptolein.     zusammen,      » as     s>cli     zu     fügen 
scheint,    berücksiclitigt   bei    den  Worten:   et  ail  caput  Jiiliae 
ilie    ursprüngli«  he  Fjesart   des  Vellei.    und  eine  Verniuthung 
L.    t.    Ledebur's   (Uruct.    p.   oOl  —  7),    und    bewegt   sich   so 
auf  streitigem  Boden    ziemlich  unbefangen    und    frei.     Eine 
andere   Frage    ist,    ob    die   alte    Geographie    damit   einver- 
standen  sein    könne,    und    für   die    Latiniiat    entsteht    eben 
daher   unvermeidliche    ßnntlieit.      Dodi     es    ist    nicht    un- 
sere   Absicht,    einem    an   sich   lobensw erthen    Unternehmen 
(.lac.    Grimm    gab   in    seiner    Ausgabe    von    Tacitus  G'erma- 
iiia   (Gotting.    Isl.'i)   das  erste  Beispiel  der  Sammlung  aller 
Stellen    des    Tacitns    über    die   Germanen)    kleine   .Mangel 
nachzuweisen.  Wollte  man  Zusammenhang  bringen  in  die  ge- 
trennten,   lückenhaften    Berichte    der    Alten,    die    gar    oft 
nicht    einmal    übereinstimmen,     so    war     es     schwer,     den 
Verinuthungen    und    selbst  Rlissgriffen    aus  dem   Wege   zu 
gehen.      Abge»ehen  davon,    muss    man  gestehen,    «lass  es 


dem  ^'crf.  gelungen  ist,  das  Bild  Armins  und  seiner  Hel- 
dcnthat  möglichst  rein  und  vollständig  aufzustellen,  und 
die.'is  ist  ein  Bestreben,  für  welches  die  Geschichte  dem- 
selben Dank  wissen  wird,  wenn  auch  ans  den  langst  be- 
kannten Quellen  Neues  nicht  zu  schöpfen  war.  Am 
Schlnss  ist  Ulrich  von  Hutten's  equitis  Germani  Arininiiis 
dialogus  hinzugefügt,  der  den  deutschen  Helden  vor  Aie- 
xaniler  und  Scipio  durch  lAlinos  und  IMcrcnrius  rechtfer- 
tigt, sowohl  wegen  seiner  .Stelinng  zu  den  Verwandten, 
als  zu  Varns,  und  durch  und  durch  eine  ritterliche  Ader 
zeigt.  Ueber  die  Literatur  Armin's  gibt  die  Vorrede 
Auskunft. 

Keine  Uebersetzung,  soiiilern  eine  durchweg  freie 
Ergiessntig  vaterländischer  (iesinnung  in  der  Darstellung 
des  ersten  ileutschen  Freiheitskampfes,  ilem  nur  der 
zweite  gegen  Napoleon  zu  vergleichen  ist,  gibt  das  deut- 
sche Büchlein  ülier  Armin.  Der  um  die  altdeutsche  Lit- 
teratur  und  Geschichte  vielfach  verdiente  ^'erf.  hat  seit 
den  .Jahren  1S13 — 1815,  also  von  Jugend  anf,  sich  mit 
Arniin's  Grossthaten  beschäftigt.  Da  nun  der  Bildlianer 
Bändel  das  Denkmal  des  Helden  formt,  entwirft  er  mit 
kühnen  Strichen  das  Bild  der  Zeit  und  seiner  Tliat. 
niaiinhaft  bietet  er  Trotz  jeder  schnöden  A'erkleiiiernng 
und  verweist  die  Deutschen  anf  ilie  alle  Kraft,  ilen  Adel 
ihres  unbesiegten  Geschlechtes.  ,,  Ich  anerkannte  iinil 
wollte  nie  (sagt  er  treffend  in  der  Vorrede  S.  Vlll)  ein 
todteiides  Einerlei:  wohlihneiide  Mannichfaltigkeit  unil 
grössten  Reichthnm  besonderster  Erfahrung  lehrte  mich 
die  Vaterlandsgeschichte,  die  Muttersprache  und  die  Na- 
tnrforschuiig.  Geistige  Einheit,  stammverschiedenste  \'iel- 
gestaltigkeit  —  Eins  bedingt  das  Andere."  Einer  so 
edeln  Gesinnung  und  Absicht  ist  die  weiteste  AVirkiing 
und  Verbreitung  zu  wünschen.  ,, Sorget,  heisst  es  am 
Schlnss,  ilass  nach  andern  tausend  Jahren  keine  dritte 
Rettungsschlacht  nüthig  werde,  und  glaubt  ja  nicht,  das» 
dazu  allein  Eisenbahnen  und  Dampfwagen  verhelfen,  son- 
dern wesentlich  dreierlei:  eine  keuschverlebte,  kradgeübte 
Jugend,  Wahrhaftigkeit  aller  .Männer  und  vor  Allem 
«lentsche  Trene.  In  ihr  bleibt  einig,  und  in  solchem  Sinne 
trage  Jeder  zu  dem  Mahlhügel  auf  dem  Teut  die  Scholle 
seiner  Heiniath,  dass  solchen  Boden  die  Eiche  deutscher 
Einigkeit  entwachse,  von  der  der  immergrüne  Eicben- 
kraiiz    für    Arinin's   Stirn    gewunden    werde!" 

F.  Deycks. 


48-  Taschenbuch  für  Geschichte  und  Alterthuni  in  Sfitl- 
dentschland.  Herausgegeheu  von  Dr.  Heim'.  Schrei- 
ber. Freiburg  bei  Einmerling.  Zweiter  Jahrgang, 
1840,  328  S.  8-     Dritter  Jahrg.,    IS4l,  4ü8  S.    8- 

(Vci^l    J:ilirs.   14^4.    Hit.  S.  366  IL) 

Dieses  schon  früher  in  unseren  Blättern  besprochene 
Taschenbuch,  in  dessen  erstem  Jahrgange  den  Philologen 
die  Abhandlung  über  Kelten  und  Germanen  interessirt, 
bringt  in  seiner  Fortsetzung  II.  ()7  —  15'.'.  einen  sehr 
gediegenen  Aufsatz  Hier  die  Melnllringe  der  Kelten  nls 
Schmuck  und  Geld,  mit  zwei  Tafeln  Abbildungen,  und 
III.   153  —  242    eine  Abhandlung    über    das    Kriegswesen 


4ni 


462 


der  Kellen,   mit   eiiiiT  TaffI   Abliiliiuiigen.       Upiilc   Und't- 
8ii<'litiii|;i-n    lerdieiiHn    hier    »fniKsfi-iis   eine    kurz«'    A»7.e\gf, 
Im  eisffll  und  7.»<'i»PIi  Aufsätze  unlerselieiJet  Hr.  }><hr. 
«lio    zwei    fjiosseii    Hälften    des    Kelteniolkes ,     iiäuilicli    die 
Kiinri    ge-jon    Osten    und    IVoril'Mi  ,    und    die    Galen   j;e';en 
AVesten     und    Süden.        Die    Krsleren ,    deren     Krie^-sfiihrer 
j,'e»  nlinlii  li    Brenn   heissen,     lebten     unter    iler    Herrsrhaft 
der   Kauiilienaltestcn   und   Druiden,   demokratisch-  hierar- 
chisch:    die    Galen,    d.    li.    ilie    Gallier    im   engeren   Sinne 
«les  Wortes,    liatten  arislokratische  Regierungsicrliältnisse: 
ihre    Han])tlint;e ,     deren     Namen    sieh    auf    rix    endigen, 
z,    ß.   Orgetorix,     Duninorix,     Auibinrix,     ^'ereingetorix, 
erscheinen    sehr    liäuhg'    auf    den    nürh   übrigen    keltisrhcn 
(Münzen    im    Kopf-     und    lirustbilde.      Kimri     »aren   z.    B. 
die    Gallier   bei   Liv.  V,    'i-i  sqq.     V,  ,{7.    Klor.  I,  13,   dann 
die    Bciülkerer   von  Gallojraeeia,   sovtie  eiidliih  jene  Cim- 
6ern  ,    «elrhe    in    ^'erliiiidnng    mit    den    Teutonen    den    R(')- 
uiern  so  furchtbar  unrden;    die  Cimbern  waren  also  Kelten, 
iibfleieh    sie    gcHühnluli    für    Germanen   ausgegeben    «er- 
den.     Keltisch    »ar   auch   die   BeiOlkeriing   der  agri   decn- 
mates,    .S.    ^)S.     vergl.    mit    Tacit.     Germ.     '2\\.      Das»    sich 
nun     die   Kelten    der   Ringe    als   Schmuck    bedienten,    be- 
weist  Hr.   .Sehr,    ton   S.    1U.'> —  \'27  hauptsachlich   au»   der 
kellischen    Numismatik,    wobei    S.    1 'JO   auf  eine,    Tafel    I. 
Kr.    .').    abgebildete,     IMünze    mit    dem    Bildniss    des    (bei 
Cäsar   bell.    gall.    VJII,   44.    erwähnten)    Häuptlings   Epas- 
nactus  aufincrksam   gemacht  wird.      Aber    auch    als    Geld 
bedienten  sie   «ich   iler  Ringe,    wie  Cäsar  bell    Gall.   V,  l'J. 
von    dem  britischen  Tlieile    dieses   grossen  Volkes  entschie- 
defi    bezeugt,    vorausgesetzt,    dass    man    dort    mit    Hawkiiis 
nach    einem    Codex   des   Mus.    Britan.    aus   dem    tU.    Jahrh. 
statt   taties   ferrcis     liest    an7iulis   ferreis,     wie    namentlich 
auch    Grotefend    will.       So    zu     lesen     wird    man   sich    aber 
uun  ,   ausser   den    diplomatisclien    (i'ründen,   eben  durch  das 
entschieden     leranlasst     fühlen,     was     Hr.    Sehr,     in     flieser 
Partie   seiner  Abhandlung    noch    von  anderer  antiquarischer 
Seite    beibringt. 

Ist   übrigens    schon    eben    erwähnte   Untersuchung    selir 
interessant,    und    für  das    Verständniss    unserer  alten    Auc- 
torcn,    besonders    Ciisar's,    von    erheblicher    Bedeutung,   so 
ist  diess    noch    mehr    der    Fall     bei    der    im    dritten   Jahrg. 
S.    1 .00    ff.   enthaltenen,    auf    ilen    Charakter    des    Volk'S, 
auf  die   Zeugnisse    des    Allerthiims    und   auf  die    noch    ror- 
handenen  üeberreste  gestützte  Abhandlung  über  <lie  Kriegs- 
plätte    und  Landwehren    der  Kellen,    als    einen    wesent- 
lichen  Theil   des    gesaminten  Kriegswesens   derselben.     Hr. 
Sehr,    macht   im   Eingang  auf  den    Unterschied    der   noma- 
dischen Germanen   und  ackerbauenden  Kelten  aufmerksam, 
eignet    jeuen    den    Holzbau,    diesen     ileii    Steinban,    jenen 
den   offenen   und    befestigten   Eiiizelsitz    oder   Familiensitz, 
diesen    den    offenen    und     befestigten    Gemeinsitz    als   Ort- 
(chait   und    Verschanzung   zu  ,    und    handelt   von   S.   Uiä  an, 
unter     genauer     Berücksichtigung     Casar's,     von     den     bei 
diesem  Schriftsteller    so   häufig    ertvähnten    Vicis ,    Aedifi- 
ciis  und    Oppidis  der   Gallier.      Uröes  als  befestigte  Cen- 
(ralpuncte   des   gesellschaftlichen    Lehens,     wie   solche    der 
Römer    besass ,   oder    in    seinen    Provinzen   allmählich   ein- 
führte, kannte   man   im    unabhängigen   Gallien    nicht,    eo 
«io   wir  denn   bei  Cäsar,   erst   wenn   er   uns  ans  dem  freien 
in  das  römische  Gallien  führt,  alsbald  auf  Civitate»  und 


I 


Municipifl  als  Lncn^be/eirhnungen  sto»sen,  bell.  Gall.  III, 
■JO.  u.  a.  M'enu  er  also  das  Wort  (ivilas  in  Bezug  auf 
das  freie  Gallien  braucht,  so  versteht  er  darunter  einen 
Slanl ,  in  Bezug  auf  die  römische  Provinz  in  Gallien 
eine  llauvisludt  ;  und  au  den  vier  .Stellen,  wo  er  das 
\> Ort  l'rbs  am  h  loii  rniicteii  de»  freien  Gallien«  ge- 
braucht, h^it  dassellie  die  blosse  Bedeutung  um  op/iidum, 
wie  namentlich  üulaure  ini  ?.  Band  der  .llemnires  .les 
Antiquaires  de  France  p.  S;  ff.  iiacligen  iesen  hat.  Aus 
dieser  Gemeinansicht  erläutern  sich  nun  ganz  vortrefliich 
Cäsar's  Worte  bell.  Gall.  I,  ,').  vii  os  —  reliqua  privata 
aedi/icin,  VII,  14.  vicns  atque  aedißcia  —  oppida ,  so- 
wie   VII,    15.    VI,   3U. 

l'oii    einer    eigCHtlichen    Festung    in     ri>mischem     oder 
muilemem   Sinne    wussteii   die   Kelten    ursprünglich  Nichts. 
Sie    kannten,    den   vicis,   d.   h.   den    offenen    Friedenssitten 
der     Gemeinden     gegenüber,     nur     befestigte     AVlVgspIätze 
al»   Verschanzungen    in   schwer   zugänglichen  Waldern    und 
Sumpfen,    auf    Landzungen     und     Bergen,     bell.     Gall.    V, 
„').    lU.      So    die    Verschaiizuiig   der  Aduatuker    bell.  Gall. 
II,    4-    'i9-    3'-';     so    insbesondere    Gergoiia     und     Alesia, 
VII,   3ß.    46.    47.    tiO ,    in    Uebereiiistimuiuiig    dessen,     was 
Livius   ,'vS ,    19.     und   riorus   V ,     11.    über    Aehnliches    bei 
ilen     kleinasiatischen     Galliern    berichten.        In    der    Regel 
waren,    so    laug    mau    sich    sicher    glaubte,    solche,     nur 
gegen    den     einbrechenden    Feind     bestimmte     Kriegsplätzc 
im    Frieilen    gar    nicht   oder    nur    wenig    bewohnt,    Cäsar   b. 
gall.    II,    1-'.      Eine    üeberraschung ,    die   dem    Feinde    ge- 
lingt,   zerst.'irt   desshalb   auf  einmal    allen   Widerstand    der 
Angegriflenen ,    VI,   4-,     ^'ill,   3-,     ^s     müssten    denn     die 
Puncte    unmittelbar   am  IMeer    oder  auf  Landzungen  liegen, 
wie    III,     !„'.     14.       Indessen    sieht    der     freie    Kelte    die 
Noth    der    Beziehung    solcher    Landwehren     immer   für   ein 
oftentliches  Unglück  an,  VII,  54-  77.,  bessert  sie  nur,  wenn 
die  Gefahr  am  höchsten   ist,   aus,   und  versieht  sie  dann  mit 
IVliindvorrath    111,   9;    die    Gebäude    in    derselben   sind   uur 
Hütten   VIII,   [).,    ihr   Umfang    isi    für   eine   grosse   Masse 
Menschen    weit    genug,   sie  taugen  aber  eben  desshalb  nicht 
gegen    eine     planmässige    Belagerung,    z.    B.    der    Römer, 
VII,   77.     VII,    If)    sqq.     Als   den    üeberrest   eines  solchen 
oppidi    Meilioniatriccrum    sieht    Hr.    Sehr,   die   sogenannte 
Heidenmauer  auf  ilem    Odilienberge  im   untern   Elsass  au, 
wiirnber     er    sich    positiv    und     negativ    von    S.    1S(I —  I>l8 
verbreitet,     unter     Beigabe     von     zwei     Zeichnungen,     auf 
Tafel    1;     im     nämlichen    Sinne    erklärt     er,     gewiss    »ehr 
glücklich,   auch   die   Stelle    bei  Tacitus  Germ.  3" :    eundem 
Germaniae    siiiiim    proxiuii    Occano    Cimhri    tenent,    parva 
nunc    civitas,     sed    gloria    ingens;     veterisque    famae    lata 
vestigia   manent   ulraque    ripa    castra    ac  spalia,    quo- 
riim   ambitu    nunc   quoque    mctiaris   molem    luannsque   ^en- 
tis     et   tam    magiii    exitus    fidem. 

Hr.  Sehr,  verspricht,  seine  .Mittheiinngen  über  die 
Kelten  und  das  ganze  Leben  dieses  Volkes  fortzusetzen: 
schon  im  nächsten  Jahrgang  soll  eine  ,  besonders  auf 
Numismatik  gegründete  Abhandl.  über  die  Waffen  und 
Feldzeichen  derselben  folgen,  der  wir  mit  gespanntem 
Interesse   entgegensehen.*)  z/ — (iifivijc. 

')  Ob   Hr    ScIir    diesem  Versprechen  inzwischen   nüclipckom- 
nicn  ,   ist  der  Redaction   nicht  bekannt  gcwurdeu. 

31* 


46i 


464 


49.  üivinnliones  Luianae  o  rodicuin  maxiine  ro9lij;iis 
prtKar.  Srripsit  F.  Vilelmus  Otto,  rollab.  sciiiin. 
iiliilul.  Gisspiisis,  j)r«crc|itor  gymn.  oxfraord.  Kafls- 
riilic,  bei  Chr.  Theod.  Gross,  1839.  XV  und 
95  S.  .8. 

Da  Liiiiis  mit  spineni  frlsrlicn,  ju(;ciidlirlicn,  für  alles 
Srliüiip,  Eilflc  und  Erlialiciie  cmiifaiigliclieu  und  bpgei- 
«Irrti-ii  Silin,  und  seiner  so  ansciiauliclicu  und  Icbitaften 
Uar.stclhing  uirlir,  als  irgend  ein  anderer  rüniisrher  Silirift- 
steller  die  jn^eiidliclien  (irnii'illier  anspricht  und  anzieht 
und  für  da.<  Studium  der  riiuiischen  Gcsrhirlite  jfeuinnt, 
und  da  sein  Werk  daher  fast  auf  allen  deutschen  Gym- 
nasien stehende  Lrctiire  ist,  so  uii'issen  vor  allen  Anderen 
»vir  Scliuluianner  uns  freuen,  dass  seit  einigen  Jahren  der 
ßerichtisunf  des  leider  noch  >o  sehr  im  Argen  liegenden 
Textes  jenes  .Schriftstellers  und  der  Erklärung  desselben 
lon  mehreren  Kritikern  loii  neuem  Aufmerksamkeit,  fri- 
srlirr  Eifer  und  ernstlicheres  Streben  zugenanilt  worden 
ist,  als  denselben  seil  DiuLeiiiorch  zu  Theil  wnrde. 
Aurh  »erden  es  uohl  die  meisten  von  uns  billigen,  dass, 
bevor  Jemand  an  eine  neue  A  "sgabe  des  grossen  Werkes 
denkt,  von  vcrschiedeneu  Seiten  im  Einzelnen  vorgear- 
beitet und  ilas  zum  Tlieil  unsichere  I>latenal  geprüft  und 
gesichtet  werde.  Zii  diesem  Zvveck  «Mre  zunächst  frei- 
lich uiithig  und  Hünschensnerth,  «lass  Alles,  was  sich  von 
ll.indschrifter.  des  Livius  noch  finden.  lasst ,  von  Neuem 
sorgfaltig  verjrliclien  lu'Irde,  so  dass  nicht  nur  das,  was 
dieselben  wirklich  an  Lesarten  bieten,  ermittelt,  sondern 
auch  der  räumliche  Uinfang  <ler  so  häufigen  Lücken  ge- 
nau bcrccliiiet,  und  die  » abrscheinlirhe  Zahl  der  ausge- 
fallenen Uuchstabeii  ange.;ebeii  Hürde,  um,  wo  sie  nöthig 
ist,  der  Coiijecturalkritik  einen  eiuigermaassen  sicheren 
Wollen  zu  bereiten.  Zu  erforschen,  vtie  diess  mit  mög- 
lichst bedoutendeni  Erfolge  gesihehcn  könne,  »üre  «ohl 
auch  für  die  nächste  für  Ulm  verabredete  Zusammenkunft 
lies  Philologenvereins  eine  der  Berathuii|i  ni(  lit  univürdige 
Aufgabe.  In  Gotha  sprach  sich  im  Herbst  Ib4Ü  recht 
viel  Tlicilnahiue  für  den  Gedan.'^eu  aus ,  einen  Verein 
/.u  Erforschung  von  Handschriften  noch  unedirter  alter 
Schriftsteller  zu  begründen,  weil  ileren  noch  eine  bedeu- 
tende Anzahl  in  Handschriften  unbenutzt  liege;  und  es 
ist  diess  ein  sehr  lobenswerthes  Beginnen.  Fast  noch 
mehr  zeitgemäss  aber,  d.  h.  dem  wesentlichen  Bedürfiiiss 
('er  durch  die  Leetüre  der  trelTlichsten  Cluster  zu  erstre- 
lienden  classischeii  Bildung  unserer  Jugend  und  der  beab- 
...ichtigten  Sichcrstellung  des  humanistischen  Princips  för- 
derlicher wflre  es,  wenn  erst  einmal  Alles  ermittelt  würde, 
^•as  und  wo  noch  irgend  Etwas  von  Handschriften  der 
am  häufigsten  in  den  Schulen  gelesenen  Schriftsteller, 
wie  des  Livius  etc.  zu  finden  ist,  und  weun  die  jenen 
Schätzen  am  nächsten  stehenden  iVIänner  dafü^'  gewonnen 
würden,  möglichst  gewissenhafte  und  gründliche  Wrglci- 
chnngen  derselben  mit  dein  jetzt  am  meisten  verbreiteten 
Texte  anzustellen,  und  die  Resultate  derselben  in  den 
gelehrten  Zeitschriften  bekannt  zu  machen.  Ein  wesent- 
licher Gewinn  für  die  Literatur  des  Livius  würde  es 
schon  sein,  wenn  Alle,  die  irgend  Kunde  von  dem  Da- 
sein eines  solchen  cod.  oder  eines  Bruchstücks  desselben 
haben,    der     nächsten    Pbilulogenversainmlung     mündlich 


oder  schriftlich  Kunde  davon  mittheilten,  und  diese  dann 
sämnitliche  Miltheiliingeii  durch  den  Druck  zur  allge- 
meinen Keniitniss  brächt«.  Denn  es  ist  diess  ein  Alangel 
unserer  Literaturgeschichten ,  dass  man  darin  fast  gar 
keine  Notizen  über  die  Zahl  und  BeschaiTenheit  der  Co- 
dices und  über  die  Besitzer  derselben  findet.  Die  zu 
Beseitigung  dieses  Mangels  nöthigen  IVlittheilungen  wür- 
den sich  aber  nirgends  besser  concentrircn  lassen,  als 
eben  bei  jenen  Zusammenkünffen,  möchten  sie  nun  münd- 
lich,   oder   schriftlich   stattfinden. 

Für  jetzt,  und  bis  dahin,  dass  vielleicht  einige  jener 
Wünsche  in  Erfüllung  gehen,  oder  sich  auf  andere  Weise 
neue  handschriftliche  Uuellen  für  die  Kritik  des  Textes 
unseres  Schriftstellers  anfthun,  müssen  wir  dankbar  auf- 
nehmen und  gewissenhaft  prüfen,  was  seit  einigen  weni- 
gen Jahren  durch  genauere  Vergleichung  einiger  wenigen 
Handschriften,  sowie  durch  Coiijecturalkritik  von  tiuum- 
garten-  Ciusius,  Kreyssig,  ßekker ,  Rascitig,  Snlirig, 
jy'ex,  Witte,  Stiener ,  Loientz,  Ahclief'ski ,  W immer, 
Weisse>il)or?i ,  Otto  und  Klotz  ermittelt  worden  ist.  Als 
besonders  bedeutend  füi  Coiijecturalkritik  treten  in  der 
letzten  Zeit  die  oben  genannten  Divinationes  Livianae  des 
Hrn.  CoUab.  Otto  hervor,  und  sowie  es  uns  besonderes 
Vergnügen  gemacht  hat,  dieselben  vom  Anfange  bis  zum 
Ende  einer  möglichst  sorgfältigen  Prüfung  zu  unterwerfen, 
so  ist  es  uns  auch  angenehm,  Andere  auf  seine  verdienst- 
lichen Leistungen  durch  diese  Anzeige  aufmerksam  zu 
machen. 

Mit  rühmlicher  Bescheidenheit  bemerkt  derselbe  in  der 
Vorrede,  dass  er  die  Zahl  derer,  welche  sich  jetzt  mit 
Livius  beschäfiigcn ,  nicht  würde  ohne  besonderen  Ruf 
vermehrt  haben,  «enn  nicht  seine  amtlichen  Geschäfte 
zum  Studium  jenes  Schriftstellers  hingeleitet,  und  einige 
gelehrte  Freunde  ihn  veranlasst  hätten  ,  seine  Versuche 
zu  Berichtigung  des  Textes  auf  dem  Grund  der  hand- 
schriftlichen Lesarten  einem  grösseren  Publicum  mitzu- 
theilen.  Hierauf  bezeichnet  er  als  nächsten  Gegenstand 
seiner  Forschungen  solche  Stellen,  wo  entweder  die  hand- 
schriftliche Lesart  noch  nicht  benutzt  sei,  um  das  Rich- 
tige zu  finden,  oder  wo  die  Haiulschriften  gar  keine  Hülfe 
bieten,  und  die  Conjecturalkrifik  freieres  Feld  hat.  Nach 
dem  Vorgänge  Gronov's  legte  er  dabei  die  Lesarten  des 
Cod.  Puteanus,  die  Exerpta  Pithoei,  den  Cod.  Wormac, 
den  Cod.  Rhenani  (s.  Borbetomag.) ,  den  Bamberg.  Floreot. 
Cantabrig.  Rottendorf,  und  Pefav.  zumeist  zniu  Grunde, 
prüfte  genau  jeden  einzelnen  Buchstaben  und  suchte  in 
seinem  Bemühen,  die  richtige  Lesart  zu  finden,  sich, 
wie  billig,  so  nahe,  als  möglich,  an  die  handschriftlichen 
Züge  zu  halten.  Ausserdem  aber  versichert  er,  «io  es 
sich  auch  zeigt,  die  übrigen  in  Drakcnborch's  Ausgabe 
sich  darbietenden  JHülfsmittel  benutzt  zu  haben,  und  nur 
zu  dem  Besitz  von  Büttcher's  und  Ahchefski's  Schriften 
zu  spät  gekommen  zu  sein,  um  sie  noch  benutzen  zu 
können.  Die  ganze  Schrift  zeugt  aber  von  Belesenheit, 
Scharfsinn  und  glücklichem  Tact,  die  Anzeigen  der  Cor- 
ruptelen  leicht  zu  erkennen,  and  führt  daher  mit  Recht 
den  Titel  divinationes  Liv.,  wenn  auch  nicht  jeder  Leser 
sich  in  allen  einzelnen  Fällen  mit  der  vorgeschlagenen 
Heilung  einer  Corruptel  einverstanden  erklären  sollte, 
wie  diess  auch  uns   öfters   begegnet  ist,   wie  es  sich  zeigen 


465 


4G6 


wird  ,  wenn  nir  hier  aus  der  beileutenden  Anzahl  der 
lon  dem  ITrn.  Hcrausgobcr  bcLaudclten  Stellen  erst  die- 
jenigen besprcclien  ,  an  denen  wir  ganz  oder  doch  zum 
Theil  mit  ihm  einverstaiiilcn  lind  ,  dann  aber  nocli  meh- 
rere, wo  wir  entweder  glauben,  dass  er  die  handsrhrift- 
liche  Lesart  mit  Unrecht  verdächtigt,  oder  nicht  das 
rechte  Heilmittel  angewandt  habe,  und  wir  daher  ein 
Anderes  zu  rersuchen  für  niithig  erachten.  Wir  citiren 
dabei   nach   der  Drakenborrhischen   Ausgabe. 

Zunächst  empfiehlt  sich  sehr  die  zu  lib.  II.  c.  43. 
^.  5.  gemachte  Conjectur:  Ducendns  Furio  [exercitus]  in 
Vejentes,  in  Aeqnos  Fabio  datur,  indem  sie  der  Lesart 
der  besseren  Ilaiiilscliriften  am  nächsten  kommt,  und  tien 
in  der  \  ulgata  (d.  h.  der  nach  Sigonius  Ton  Drakenborch 
anfgenommenen  Lesart:  ducendus  Fabio  in  Aequos ,  in 
Veje7ites  Furio  datur)  liegenden  Widersprach  gegen  an- 
<lere  .Stellen  des  Lirius  und  die  weitere  ßrzdhlung  des- 
selben durch  eine  leichte  Versetzung  jener  Komina  pro- 
pria  glücklich  hebt. 

Ebenso  viel  hat  auch  die  Meinung  für  sich  ,  dass  V, 
51,  1.  die  Worte:  non  si  me  senatus  consulto  populique 
jussu    rcrocaretis,     rediturns     umjuam     fuerim    currunipirt 

.sein,  da  in  dem  Cod.  Florcntinns  steht:  non  si  mille  SI  CS 
(i.  e.  seiidti  consultis),  und  in  einigen  anderen  nun  si- 
mile  s.  c.  oder  auch  non  iimile  sie  und  sim  ille  sie, 
woraus  der  Herausgeber  folgert,  es  habe  die  Stelle  ur- 
sprünglich so  gelautet:  non,  si  me  mille  s.  c.  rerpcaritis, 
wogegen  wir  nur  erinnern,  dass  mille  wohl  vor  me  zu 
setzen  sein  mochte;  einmal  des  Nachdrucks  wegen,  ilen 
der  Gedanke  darauf  legt,  und  dann,  »eil  in  den  codd. 
leichter  das  mille  ausfallen  konnte,  als  das  mc,  wenn  es 
uamlich  nur  mit  dem  Buchstaben  IVl  gesrhrieUen  war,  da 
so  oft  in  den  cudd.  von  zwei  gleichen  Buchstaben  einer 
ausgefallen  ist,  was  hier  um  so  leichter  geschehen  konnte, 
da  man  das  tausend  nicht  gerade  vermisst,  »eil  die  Stelle 
auch  ohne  dasselbe  einen  einigermaasscn  vnlletündigen 
Sinn  gibt.  Auch  würden  wir,  um  auf  eine  zweite  Va- 
riante Rücksicht  zu  nehmen  ,  dem  revocareitt  nicht  das 
nur  scheinbar  richtigere  revoca?'tn<  vorziehen.  Richtiger 
kann  es  allerdings  scheinen,  wenn  man  annimmt,  dass 
es  bloss  einen  vermutbnngsweise  hingestellten  Gedanken 
ausdrucke;  da  aber  der  Redenile,  indem  er  von  tausend 
möglicher  Weise  auf  einander  folgenden  Senatsbcschlüs- 
seu  spricht,  sich  mit  seinen  Gedanken  nothncu<Ii<^  in  die 
Isngero  Zeit  hineinversetzt,  in  welcher  diess  hatte  ge- 
schehen können  oder  geschehen  sein  würde,  so  drückt 
der  Conjunctiv  des  Imperfects  die  oft  hinter  einander  sich 
wiederholenden  Einladungen  zur  Rückkehr  besser  aus, 
als  der  Conjunctiv  des  Perfects,  zumal  da  das  damit  in 
Verbindung  stehende  rediturus  fuerim  und  nicht  redierim 
einen  trotz  jener  lange  wiederholten  Einladungen  doch 
nicht  reifenden  Entschluss  zur  Heimkehr  ausdrückt,  etwa 
wie  des  griechische  oüy.  av  tinXkov  duuvooitiv ,  da 
ja  der  Gedanke  des  Redners  vollständig  ausgedrückt  die- 
ser ist:  „Wenu  ihr  mich  auch  mittelst  tausendmal  wie- 
derholter Senatsbeschlüsse  etc.  zurückriefet,  während  ich 
im  E^cil  war,  so  würde  ich  doch  auf  diese,  wie  jetzt  ans 
anderen  Gründen,  nicht  zurückgekehrt  sein."  Hätte  diess 
der  jene  Aeussctungcu    berichtende  Lirius    nicht   ausdrü- 


cken wollen,  «o  hätte  er  wohl  eher  rcvocavissetis  gesagt, 
als  rerocaritis.  Heber  den  hyperbolischen  Gebrauch  des 
mille  an  jener  Stelle  citirt  ilcr  Verf.  Zumpt  und  Forcel- 
lini;  am  nächsten  lag  aber  Liv.  30,  ;H ,  (i :  quaecunque 
agimus,  subjecta  mille  casibus  scio  und  30,  4.?,  8:  millo 
noia  consilia;  ebenso  millies  ,5,4,  13.  Dass  übrigen!« 
auf  den  Plural  senatus  consultis  der  .Singular  populjiiuo 
jussu  folgt,  woran  Professor  Weissenborti  (in  dem  Pro- 
gramm des  Eisenacher  Gymnasiums  vom  Jahr  1840,  p-  II) 
Anstos»  nahm,  ftiiden  wir  nicht  so  austüssig,  «eil  da» 
Volk  seinen  AVillen  nur  einmal  auszusprechen  brauchte, 
der  Senat  aber  und  die  Consnln  als  Vollzieher  des  Volks- 
beschlusses Veranlassung  haben  konnten,  an  den  Exilir- 
ten  mehr,  als  einmal,  die  Zuri'ickberufung  ergehen  zu  las- 
sen. S.  Dionys.  Ant.  Rom.  S,  ,J5 — 3"J.  Etwas  L«f/ie/-- 
lic/ies  kiinnen  wir  in  jenem  d'edanken  nicht  finden,  wohl 
aber  etwas  für  den  Zusammenhang  jener  Gedanken  zu 
Unbedeutendes  und  Schwaihes  in  dem  von  jenem  Ge- 
lehrten vorgeschlagenen  si  uie  simili  senatus  consulto,  da 
man  eher  eodem  oder  dem  Aehnllches  erwarten  möchte. 
Denn  die  Lesart  des  cod.  Voss.  1.  Leid.  .'.  Lov.  1 ;  non  simile 
sie  un<l  die  des  Harl,  1:  non  sim  ille  sie  ist  für  keinen 
jener   A'orschläge   für   sich   allein   entscheidend    genug. 

Ebenso  richtig  vermntliet  der  Verf.  zu  lib.  IX,  c.  4  j, 
§.  .0,  dass  in  der  Periode:  IVam,  ut  (jui  ne  alteri  (jiiidem 
exercitui  se  ail  ccrfainen  credidissent  pares,  coiijungi  uti- 
que  passi  duos  consulares  exercitus  nihil  crederent  super- 
esse spei,  adveiiientem  inconiposito  agmiiie  3Iarciuni  ag- 
grediuntur  eine  Verbiiidungspartikel  ausgefallen  sei.  Dess- 
halb  setzt  er  vor  coiijungi  d.is  Wortohen  et,  ohne  jedoch 
weiter  nachzuweisen,  wie  es  habe  ausfallen  küiinen,  als 
damit,  dass  es  wegen  der  in  pares  vorhergehenden  ähn- 
lichen .Schlusssylbe  es  habe  übersehen  «erden  können. 
Eher  liesse  sich  vielleicht  noch  ilie  Alüglichkoit  wahr- 
scheinliih  machen,  dassLiiius  geschrieben  habe:  conjun- 
gique  utiqup,  und  dass  das  erste  qiie  wegen  der  aullal- 
leiiden  Assonanz  in  dem  fnlgen<len  Worte  aii.«gefallen  sei, 
und  zugleich  darthun  ,  dass  das  so  eng  verbindende  que 
an  jener  Stelle  ganz  passend  sei,  da  von  ein  paar  eng 
zusammenhängenden  Gedanken  die  Rede  ist,  deren  letz- 
terer sich  unmittelbar  aus  dem  erstcreu  ergibt,  dass  näm- 
lich der  Feind,  wenn  er  sich  dem  neuen  Consularheer 
nicht  für  gewachsen  gehalten  hätte,  nach  Vereinigung 
zweier  solcher  Heere  sich  denselben  noch  weniger  für 
gewachsen  hätte  halfen  dürfen.  Jenes  doppelte  quo  fällt 
nicht  auf,  wenn  man  vergleicht:  senatuiqiie  vobisque  et 
sociis  ac  nomiiii  latiiio,  lib.  31,  7,  1.5t  niid  qiiaeque  — 
qiiacque,  29,  21,  4;  quique  Campanoruin  —  qnique  Haii- 
nibalis  militum  erant,  24,  l'J  etc.,  »o  der  Uebellaut, 
wenn  Livins  daran  Anstoss  genoniiiien  hätte,  leicht  durch 
Anwendung  anderer  Partikeln  vermieden  »erilen  konnte. 
Das  anfTallondste  Beispiel  von  nicht  vermiedener  harter 
Assonanz  ist  aber:  inria^ue,  qua  quemque  cousiliuiu  aiit 
error  tulit,  23,  17,  (i.  —  Gleichfalls  richtig  hat  der 
Verf.  lib.  XXI,  10,  1.  erkannt,  dass  in  den  Wnrtoii : 
Hanno  untis  adversu  seiiaiu  causam  foederis  magno  silen- 
tio  propter  auctoritatcm  suam,  non  assensum  aiidicntium 
egit  der  Gegensatz  in  den  Worten  ni.ngii»  silenlio  und 
non  assensu  («ic  in  deu  meisten  codd.  und  alten  Aiis- 
gabeu  steht)   liege,  indem  sie  so  viel  bedeuten,  als:  magno 


4C7 


46S 


nBiilnii  «ilnitio,  sfd  m>n  asaciisii,  und  «Irr  ganze  Gedanke 
so  uins.hrirbi'ii  uTiU-n  k«iine:  llannoncin  causam  foederis 
»"•isse  iiiau""  <]"idem  üilenlii»  [iropter  invcterataiii  aur»ori- 
taleui,  .»"•'1  n"i'  't->.  "*  •''  assentiri-nlur.  Blit  giileiii  Uniiid 
resliluirlp   er    dalicr    jene    liandsi  lirifllirhe    Lesart    assensu. 

Das»   er    alier   ilocli    die  Pi.'ipo^ilion   ciiiii  z«  i.silien    und 

assen.su    eiiistlKiU,    und    i    euni  assensu  selirieli,    ersclieint 

uns  als  IMinOllii!;,  da  die  Kraft  des  (.'ej;ensa<zes  dadurch 
jfescli» Seilt  »ird  Cum  stellt  aller<lin^s  in  den  meisten 
<«dd.,  daKegcn  felilt  aber  das  »eit  iiolliigere  iiiiii  (denn 
<lass  ruiii  der  Ausdrucks»  eise  des  Liiiiis  nach  liier  feh- 
len küniie,  hal.en  W alcli ,  Kieyssig,  7'rt/e/ angcmimuien, 
und  Fabri  durch  («enn  aiK  h  nicht  «lurcliweg  passende) 
Ueis|iiele  erwiesen,  und  es  fallt  in  die  AU|;eii,  »ie  leicht 
aus  ileui  nun  ein  cuui  werden  konnte,  »enn  ein  italienischer 
Abschreiber  das  erste  n  in  iinii  etwas  undeutlich  schrieb, 
oder  ilie  erste  Hälfte  lerwisdit  wurde,  und  ein  anderer 
Italiener  darin  seine  Prflposition  con  fand  und  sie  mit  cum 
rertaiischen  zu  mi'isseii  glaubte  (?).  Man  muss  librigens 
liei  iiüM  assensu  das  voraus';ei;angeiie  magno  im  Sinne 
behalten,  sonst  «iirde  ilieser  Ablativ  immer  aufTallend 
»ein,  da  er  sich  nicht  so  erklaren  lässt ,  wie  ilie  von 
Fabri  beispielsweise  anrefiilirteii  Ablative.  Ein  anderer 
anfl'allender  Ablativ  'JS ,  1'-',  II.  locorum  hominuinque 
ingrniis  liört  auf,  aulTallend  zu  sein,  wenn  man  richtig 
internungirt,  und  das  bei  ürakenborch  und  in  neuereu 
Ausgaben  stehende  Rnmma  nacli  aptiur  erat  streicht,  wie 
Bekker  gethan   hat. 

Lib.  XXII,  lö.  erscheint  in  den  Worteu:  Qui  — 
|irogressus  primo  exploratoris  modo  ,  ut  ex  tuto  specula- 
retur  hosteni,  ubi  ragos  passim  per  vicos  INumidas  vidit, 
per  occasionem  etiaiii  paucus  occidit,  exteoiplo  occupatus 
certamine  aniinus  die  Ersetzung  des  vidit  vor  Nnmidas, 
da  Livins  solche  Alüteralion  oder  Parechesis,  wie  in  vi- 
cos vidit,  wenn  auch  nicht  geratle  liebt,  doch  auch  nicht 
vermeidet,  als  angemessen,  da  eben  die  Aehnlichkeit  des 
Tones  zum  Ausfallen  des  vidit  an  jener  Stelle,  wie  es 
«ich  fast  in  allen  Handschriften  zeigt,  Veranlassung  ge- 
«•ebeu  haben  kann  ,  wenn  diess  einmal  in  einem  der  äl- 
teren Codices,  ans  dem  die  übrigen  schöpften,  statlge- 
fuiiden  hatte.  Wollte  man  diese  Vermuthung  nicht  gel- 
ten lassen  und  doch  einen  Sinn  in  die  Worte  der  Hand- 
schriften bringen,  so  brauchte  man  auch  nur  statt  vagos 
zu  lesen  vagus  und  so  zu  interpungiren:  «jui  —  progre»- 
eus  primo  exploratoris  modo,  ut  ex  tuto  specnlarelur 
bestem,  ubi,  vajns  passiin  per  neos,  Numiilas  per  oc- 
casionem etiam  paucos  occidit,  extemplo  occupatus  cer- 
tamine est  aiiimus.  31an  muss  ilann  aber  etiam  in  der 
Bedeutung  von  sogar  nehmen,  da  L.  Hostilius  Alancinus 
.\iifangs  nur  auf  das   Auskundschaften  ausging. 

Lib.  XXII,  39,  2.  finden  sich  in  der  Rede  des 
Q.  Fuüius  Maximus  au  den  ins  Feld  ziehenden  Aemilius 
Paulus,  welcher  an  seinem  Collegen  C.  Terentius  einen 
fast  noch  schlimmeren  Gegner ,  als  an  Hanriiöat  hatte , 
die  Worte:  Erras,  L.  Paulle,  si  tibi  minus  certaminis 
(lim  C.  Terentio,  quam  cum  Hannihale  futurum  censes. 
>rsrio  au  infestior  hie  adversarius,  quam  iile  hostis,  ina- 
neat -.  cum  illu  in  acie  taiitum ,  cum  hoc  Omnibus  locis 
ac  temporibus  certaturus  es:  et  adrersiis  Hannibalem  le- 
giunesque  ejus  tuis  equitibus  ac  peditibus  pugiiandum  tibi 


est.  ^'arro  dux  tuis  te  inilitihus  est  «ppugiiaturus ;  wel- 
che von  den  llandschrifteii  insofern  aull'allend  abweichen, 
als  in  diesen  vor  cum  illii  noch  et  steht,  und  dann  statt 
OS  certaturus  durchweg  sis ,  statt  est  ebenfalls  sit,  und 
zuletzt  auch  sit  oppiignaturus  statt  est.  ^un  fallt  aller- 
dings in  die  Augen,  dass  <las  von  den  Handschriften  vor 
cum  gebotene  et  ganz  iinpa.ssend  sei,  da  ilie  ilarauf  fnl- 
genilen  Gedanken  alle  nur  eine  Epexi'gesis  der  Worte 
infestior  hie  adversarius,  quam  ilie  Imslis  maneat  sind, 
et  aber  den  iilauben  erregt,  es  werde  etwas  davon  Ver- 
schiedenes angeknüpft,  und  da  es,  wie  der  Verfasser 
mit  Recht  bemerkt,  leicht  aus  dem  vorhergehenden  at 
entstehen  konnti.'.  Es  ist  daher  nicht  daran  zu  zwei- 
fein,  dass  jene  Periode  durch  die  .Xbschreiber  entstellt 
sei,  worauf  derselbe  aufmerksam  macht.  Dagegen  weicht 
unsere  Ansicht  von  ilieser  Stelle  darin  von  der  seinigcn 
ab,  dass  wir  für  unnötiiig  halten,  anzunehmen,  dass  vor 
dem  cum  ein  quum  ausgefallen  sei  Es  gibt  nach  Ein- 
sclialtung  ilesseGbeii  allerdings  eine  Ctceronisch  iliessende 
Periode  (qua  periodi  coiiformatione  iiesciu  an  quiilquam 
esse  possit  perfectiiis.  Otto);  allein  diese  sticht  auffallend 
ab  gegen  den  übrigen  mehr  abgerissenen  Ton  der  Rede 
jenes  Q.  Filiius  Maximus;  denn,  wenn  im  Anfange  der 
Periode  jene  weiche  und  enge  Verbindung  durch  qiium 
stattlindet,  so  erwartet  man  auch  nachher  bei  dem  Ge- 
gensatz eine  Partikel.  Die  Hauptsache  aber  ist,  dass  das 
quum  gar  nicht  iiüthig  ist,  wenn  man  nur  die  übrigen 
Worte  in  gehörige  Beziehung  und  Verbindung  unter  ein- 
ander bringt.  Es  geht  nämlich  der  Gedanke  voraus : 
„Du  irrest,  L.  Paullus,  wenn  Du  mit  dem  Terentius 
weniger  Kampf  zu  haben  meinst,  als  mit  Haunibal" 
(Erras,  si  etc.).  Darauf  folgt  dann  unmittelbar  dieser 
Gedanke:  ,,Icli  möchte  fast  glauben,  du  habest  an  die- 
sem fortwährend  (maneat)  einen  gefährlicheren  Gegner 
(infestior);  du  werdest  mit  jenem  nur  in  der  Schlacht, 
mit  diesem  aller  Orten  kämpfen  (das  ist  unmittelbar  Er- 
klärung des  infestior);  und  gegen  Haunibal  und  dessen 
Legionen  mittelst  deiner  Reiter  und  Fussvölker ,  Vario 
aber  dich  mit  deinen  eigenen  Soldaten,  wie  eine  belagerte 
.Stadt  ,  von  allen  Seiten  bekämpfen.  "  Es  kommt  also 
Alles  darauf  an,  dass  man  et  weglässi  und  nach  maneat 
kein  Punctum  setzt.  Zweifelt  Jemand  daran,  dass  das 
et  so  zufällig  eingetreten  sei,  und  meint  er,  es  müsse 
doch  Etwas  da  gestanden  haben,  so  schlagen  wir  vor, 
ut  zu  schreiben,  was  ja  so  leicht  mit  et  vertauscht  wer- 
ilen  konnte,  ja  auch  so  oft  vertauscht  wurden  ist,  nnd 
hier  den  allerpassendsten  Sinn  gibt;  dann  aber  auch  das 
zweite   et  in    ut   zu   rerwandelu. 

Lib.  XXII,  57,  wo  Livius  erzählt:  Literis  consulis 
propraetorisque  leclis  M.  Claudium,  qui  rlassi  ad  Ostiam 
stanti  praeesset,  Canusiuin  ad  exercitum  mittenduiii  srri- 
beiidumque  consuli ,  ut,  quum  praetori  exercitum  tradi- 
disset,  primo  quoque  tempore  Aomam  reniret  —  fehlt 
in  den  besseren  Handschriften  ein  Verium;  geringere  ha- 
ben consent  oder  censuerunt,  und  so  die  meisten  Aus- 
gaben. Herr  Otto  ergänzt  aber  einmal  vor  lecti»  ein 
ausgefallenes  per  und  schreibt  perlectis ,  dann  pro  vor 
praetoris,  welches  letztere  allerdings  nöthig  ist;  und  lei- 
tet beide  Verderbnisse  von  der  abgekürzten  Schreibart 
^pr.  ^lectis  her.      Ausserdem   setzt   er   aber   nach  scribeo- 


469 


470 


ilamque  cnnsuli  ein  biirlicii  xa  weit  gegen  «l.is  Ende 
■las  Verbnm  censent,  indem  er  diese  Veränilerniij;  damit 
beiorivortet ,  dass  wohl  die  abgekürzte  Schreibweise  con- 
8uli  ceset  oder  cnns.  censet ,  ut,  wo  «ens.  wegen  des  vor- 
hergehenden cnns.  ansKcfallen  sein  könne,  und  die  letzte 
Sjlbe  et  vielleicht  durch  das  folgende  ut  verschlungen 
worden  sei.  Dabei  muss  es  aber  natürlich  auffallen,  dass 
er  pericctis  ftl.  Claudiuni  schreibt,  und  die  haudschrift- 
lidie  Lesart  A|)[jium  statt  des  M.  ganz  unbeachtet  Iflsst. 
Auch  die  Form  /\|iium  findet  sich  aber  (im  cod.  Klor.), 
und  hierin  ist  vielleicht  die  Entstellung  der  ganzen  Pe- 
riode zu  suchen.  Wir  nehmen  an,  dieses  Apium  sei 
entstanden  aus  dem  in  |)ltum  oder  pluni  abbrevirten  pla- 
citiini;  denn  so  wie  der  obere  Strich  des  t  in  ^tum  oder 
des  I  in  ^liim  durch  Zufall  etwas  verwischt  war,  so 
konnte  es  leicht  geschehen,  dass,  inileni  man  hier  einen 
^'ornamen  erwartete,  vor  dem  pinni  ein  A  ergänzt  wurde, 
und  so  Apiuni,  und  nachmaU  durch  weitere  vermeintliche 
Verbesserung  Appinni  entstand.  Heber  die  Abbreviatur 
lil  für  placu.,  und  pl.,  sowie  auch  ]plit  für  placuit,  siehe 
Guschen  zum  fiajns,  p.  CXX  und  Waltheri  lex  diploin. 
pag.  :27ö.  Placitum  mit  ausgelassenem  est  stünde  dann, 
wie   öfter,   für  placuit. 

Die  zu  lib.  XXIV,  c.  46,  §■  3-  gelieferte  Conjectur: 
eam  portam,  scali»  priu»  transgressos  murum,  moliri  et 
ex  interiore  parte  vi  claustra  refringere  jnbet  empfiehlt 
sich,  zum  Theil  durch  die  Handschriften  unterstützt, 
recht  sehr. 

Lib.  XL,  'ti,  '!.  ist  von  der  gegen  die  Ccltiberer  auf- 
zustellenden Truppenmacht  ilic  Rede,  und  Liiins  berich- 
tet: legatus  —  respoudit,  neque  se ,  neque  quenujuam 
alium  divinare  posse ,  quid  in  animo  Celtiberi  haberent 
aut  pnrro  habituri  essent.  Itaque  negare  nun  posse,  quin 
rectius  Sit  etiam  ad  pacatos  barbaros  nonduiii  satis  as- 
suetos  imperio  exerritum  mitti.  Novo  autem  an  vetere 
exercitu  opus  sit,  ejus  esse  dicere,  ijui  scire  possil,  qua 
lide  Celtiberi  in  pace  mansuri  sint.  In  iliesein  letzteren 
Satze  variiren  aber  die  codd.,  und  Herr  Otto  hat  rich- 
tig erkannt,  dass  die  gewöhnliche  Lesart  aus  dem  cod. 
Mogiiiit. :  novo  autem,  an  vetere  exercitu  opus  sit  etc. 
nur  ein  quid  pro  quo  sei.  Da  nun  in  dem  Cud.  Lov, 
1.  2.  6'  nnd  Voss.:  novo  autem  an  ut  vetere  exercitu 
possit  tutus  esse  dicere,  und  im  Lnv.  5.  Marl.  Oxon. 
f...  1.  .llead.  in  marg.  und  in  den  allen  Ausg.  vor  der 
.Mainzer:  novo  autem  an  vetere  exercitu  possit,  tutiiis 
esse  dicere  steht,  so  hat  er  mit  Recht  aus  dem  so  oft 
wiederkehrenden  ut  auf  uti  geschlossen  und  geschrie- 
ben: novo  autem  an  vetere  exercitu  Uli  pussit  rectius, 
ejus  esse  etc.,  wobei  nur  das  possit  neben  uti  anstössig 
erscheint,  da  man  nicht  weiss,  wer  das  Siibject  zu  pos- 
sit sei.  Uarnm  fragt  sich's ,  ob  man  nicht  in  Verände- 
rung jener  Stelle  noch  etwas  weiter  gehen  müsse,  »io  wir 
überzeugt  sind,  wovon  wir  aber  bei  anderer  Gelegenheit 
sprechen   werden. 

Lib.  XXVI,  'J2,  2  findet  sich  in  dem  Satze:  Fulvius 
Romaui  coniltiorum  causa  arcessitus,  quum  cnmitia  con- 
sulibus  rogandis  haberet,  praerogativa  Vetuiia  juniorum 
declaravit  T.  IVIanlium  Torqnatum  et  T.  Otacilium,  wie 
er  bei  Urakenbnrch  steht,  an  der  Stelle  des  declaravit 
in   den    Handschriften    eine    Lücke,     woran»    sich    ergibt. 


dass  declaravit  eine  Conjectur  sei,  wesshalb  Hr.  O.  an 
dessen  Stelle  den  gewöhnlicheren  Ausdruck  dixit  zu  setze» 
geneigt  ist.  Dagegen  ist  nicht  viel  zu  sagen;  nur  wird 
damit  auch  nicht  viel  gewonnen,  da  ja  auch  bei  Cicero 
die  Wahl  unil  Ernennung  der  Consnln  durch  declarare 
bezeichnet  vorkommt,  und  man  nicht  sicher  weiss,  ol>  das 
declaravit,  dessen  Urheber  unliekaniit  ist,  nicht  doch 
vielleicht  die  Autorität  irgend  eines  untergegangenen  Co- 
dex gehabt  habe,  ila  einem  Interpnlator  das  liAiifiger  vou 
jener    Wahl    gebrauchte   dixit   näher    lag,    als   ileclaravit. 

In  demselben  IJuche  ist  cap.  t.S,  (i,  ho  es  heilst: 
Praefectis  sociiiin  imperavit  (consul),  uti  dnnbiis  mitiiui 
eqiiitiim  deloctis  ilenuiiciarent ,  ut  etc.  ilas  in  einigen  codil. 
felileiide  milibus  aus  iler  in  iler  Variante  ac  enthaltene» 
Abbreviatur  für  mille  jenes  /alil«ort  vom  Vvti,  herans- 
gefiiiiden,  und  an  seine  rechte  Stelle,  nämlich  nach- 
eqiiitum,    gesetzt   worden. 

Lib.  XXVII,  7«  gegen  das  Ende  fehlen  in  dem  Satze: 
Ita  provinciae  exercitiiiiinque  in  eum  nnnuin  partita  im- 
peria  die  Worte  in  eum  aiinum  in  mehreren  Handschrif- 
ten; andere,  der  cod.  Flor.  Put.  Pet.  Pall.  .i.  Voss. 
Drakenb.,  haben  an  deren  Stelle  in  eum  locnin,  wofür, 
da  alle  Krkläriiiigsversuche  als  verunglückt  erscluinen, 
unser  Verf.  in  enm  niodnin  schreibt,  indem  er  auf  die 
öftere  Vervteihseliing  des  iM  nnd  L  in  den  codd.  .'auf- 
merksam macht.  Auch  ist  diese  Conjectur  im  Allgemei- 
nen recht  ansprechi'ud ,  nur  dass  das  it.a  am  Anfange 
der  Periode  dadurch  matt,  tidir  gar  überflüssig  wird, 
und  ilas  eum  auf  etwas  \aclifiilgei)des  verweist.  Den 
Zügen  der  Handschriften  läge  nun  ebenso  nahe  und  noch 
näher  die  Conjectur :  Ita  provinciae  exercitniimque  singii- 
loruin  partiti  impi-ria.  Diese  IVorte  beziehen  sich  dann 
zurückblickend  auf  die  Worte  Exercitiis  ita  per  provin- 
cias  divisi,  in  i^.  ^1.  War  aber  in  einer  Handschrift, 
ans  der  andere  entiioiiiineii  wurden,  das  s  vor  singulorum 
verwischt,  dann  koiint<>  ans  ingulorum  ,  oder  abbreviirt 
iiilorum,  wohl  entstehen  in  lorum.  Denn  nach  Walther 
im  lex.  diploni.  pag.  ((i'l  und  i70  wurile  z.  B.  statt  sin- 
gulos  verkürzt  geschrieben  si' "  ,  statt  singnlis  aber  sin'", 
jedoch  mit  undeutlicheren  hier  nicht  wiederzugebenden 
Zügen  jener   Buchstaben. 

Lib.  XXXV,  {(),  9.  liefert  unser  Verf.  zu  den  Wor- 
ten: ipse  (Philopoemeo)  ex  cetera  copia  (praeter  levem 
arinaturam)  delectos  nihil  praeter  gladinni  secum  ferentes, 
exteniplo  edacil;  et  diiariiiii  portarum  itineribtis  —  eos 
instruxit,  die  gewiss  gelungene  Conjectur:  ipse  cum  ex 
cet.  cop.  del.  nihil  pr.  gl.  secum  fer.  exteniplo  eduxiaset, 
duarum  portarum  itiii.  —  eos  instruxit;  indem  dafür, 
ausser  dem  cum  und  tum  in  <leii  Hanilscbriflen ,  auch 
das  darauf  folgende  instruxit  spricht,  welches  si»h  mit 
dem  in  dem  herkömmlichen  Texte  voraiigcheodeu  educit 
gar   nicht   verträgt. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  dem  Anfang  der  Schrift  zu- 
rück, um  auch  einige  ton  den  Stellen  und  Coiijecturen 
zu  besprechen,  wo  wir  mit  ilcin  Verf.  nicht  einverstan- 
den  sind. 

Die  erste  zu  Lib.  I,  c.  .'i4,  §•  i.  gemachte  Conjec- 
tur betrifl't  die  von  «lern  jüngeren  Tarquiiiius  an  seinen 
Vater   gesaiultc    Botschaft    »bw    den    uiächligeu    üinflnsis» 


471 


4T'3 


»icii    er     lii-i    ilfii    JialiiiHTii    iTl,iiii;t    lial)C .     nml    zunächst 
ilir    'W'iirtc:    tum    >"   suis    uniiiii    «ciscifatum    Roiiiam   ad   [)a- 
(tciii    iiiiltit,   (|iiiilii.iiii    se   t'acore   vellet?   <|uaii(lo(jiiiilem,   ut 
omniii   utitis    (•'itiün   jiossi-t ,     ci     ilii     «loHissriit.       Wi(>»olil 
iifiiiilu'lt    I"    «lies«'"    Woitrii    iiiclHs    /ii   einen)    vollslÄnilijjcn 
611111   TM    fehliMi   sriieinf,   so   s(c|j»   iloch    iii    ilom   omi.   Flor. 
^oss.    '.'.    Harlfj.    t    u.    ..' ,    Leid.    I    ".    2,    Ha>.   a  ni.  l    nnd 
ileui    Port.    Kiviürhen    unns   und  Gabiis   norh    das  Wiirtchoii 
urae,     nelclies    nach   des   JlcranjS.    .lleiiinnj;   liier    nur   die 
öfter   rorkominenile    Ablrcvintiir   fi'ir   jiraetnr   ist    (oft  auch 
bloss  p"r   ;;es(hriolien),      iiiil>ei    er    auf  «las    von   Diunysius 
bei    dieser    (Beledenheit    {fel.rasiihte     Wort   aviu/.oajujfj 
liinxoist    (15.    V,   V.   yft.).       Ua     nun    aueh    der    üehraueh 
jenes    \Vortes   praetor    fiir    oberster    Feldherr    nnbeslritten 
ist,     so   ersriieint   jene    Vernintliung   auf  den    ersten    Blick 
"ieirliwie    in|;eni()S,     so     auch     reclit    annehiiilich,     erregt 
aber   duili    bei    jjenanerer    Pnif'iii';   einiges    Uedenkeo.      Es 
erscheint  nanilich  neben  dem  unns   <ler  praetor  etwas  liber- 
lliissig,    fast   »vic   eine    Rand^liisse;    und    nielit   minder    »i- 
«lerslrebt  auch   ilas   so    j;anz   allgemein   ausgedrückte,    alle 
uiogliche   Ulachtiollkonirnenheit ,   auch   ohne    «eiteren  Zu- 
satz ,     bezeichnende    omiiia    [losset   einem   solchen    Beisatz, 
«ic   uraelor.      Auch    ist  es  et»as  auffallend  ,   dass  die  Stadt 
(iabii    hier   an    dieser   Stelle    noch    besonders    genannt  sein 
sollte,   da  doch   der   Vater    »usste,    ho   er   »ar,    und  wozu 
er    ihn   dahin   gesandt   hatte.       Die    einzig    richtige    Lesart 
uiöchle    daher    auf   jeden    Fall   der   Cod.    Veitli.    enthalten, 
in    «elcheni   die   JStelle    so    lautet:   cjuandoquidem ,  ut   unus 
omuia  2»'"^    Gabinis  posset.      Dieser   einfache,     aber   pla- 
stische  Ausdruck    ist  der    einfachen,     aber    anschaulichen 
ri.e<leiveise    jener   alten    Zeit    ganz   angemessen;     denn    das 
«rae   drückt  gerade    recht  nachilrücklich  aus ,    dass   es  dem 
jungen    Tarcjuinins    gelungen    sei,     allen    Gabinern    einen 
Vorsurnng   abzugei»  innen    und   sich   vor    allen  anderen   den 
Tüssteu    Einfluss    auf    alle     üllentlichen    Angelegenheiten, 
natürlich  auch   das  Kriegsneseu ,    zu    verschaffen.      Es   las- 
sen  sich    auch    mit    jenem     Ausdruck    mehrere    ganz  ähn- 
liche  Constructioneu  <les    prae    bei    Cicero   und    Cornelius 
ver"leichen ,     «oriiber    wir,    nui   nicht   weiliauftig   zu    »er- 
den,    auf    Foicellini     lenveisen.       Nur   prae    nobis   beatus 
iici  Cic.   ad    Fani.   IV,   4.     und     Rnmam    prlte    sua    Capua 
irridebunt  atijue  contemnent,   Agr.    2,  35-    »"Heu    wir   hier 
erwähnen.       Auch    diess   mnss   n<ich    zu   Gunsten   der   Prä- 
nositlou    prae    an    jener    .Stelle    in     ilic    Wagschale    gelegt 
«erden,    dass   der  tief  fühlende,    anschaulich  den  Lesern 
Alles   vor   die    .Augen    stellende    Livius    den   Gebrauch    der 
Präpositionen   sehr   liebt,     und  sie   oft  auf  eigenfhümliche 
Weise,    abweichend    von   deui   Gebrauch   früherer  Schriff- 
Bteller,   z.    ß.    lies   Cicero   anwendet,     wenn    es   darauf  an- 
kommt,   Verhaltnisse    recht  klar   zu   machen    und    die    Ge- 
fühle  iler    Hlenschen    durchschauen    zu    lassen,     wie    hier 
z.    B.   ilie  Erhabenheit  und    Wacht,    in   der   sich  der  junge 
Tarnuinius   fühlte,     und   von   der   er  dem   Vater  die   frohe 
Kunde   melden    liess. 

Wir  vergleichen  zuerst  die  Worte  '2'i,  14,  11:  ne 
ileticere  praefestiuarcnt,  eil'ocisse,  sie  hätten  bewirkt,  dass 
dieselben  nicht  voreiiig  abfielen ;  prae  cura  unins  (rci) 
lor  der  Sorgte  um  die  eine  Sache,  wo  auch  der  blosse 
AbJativ  genug  war,  oder  das  minder  lebhafte  propter  an- 
^«Hanilt  werden   konnte,   3i   4(j,   ";  ebenso  prae   iiidigui- 


late,    (i,   4lt,    1;     nuper   a/ßictfis    res   nccem   filii   auilivit, 
25,    41  ,    1  ;      Slib    auctore    certo    verbürgt   durch    einen    za- 
verl.'lssigeu    (lewahrsmaiiii  ,    2,    37,   S;     memiiii  ,  quid  per 
eanclem   occasionem    —    commissum    sit,     ib.    §.    ä;     con- 
tiimeliam   quo   tanilem  animo  fertis,   qua  per  nosfram  igno- 
mjniani     ludos    coniinisi-re     —    cetera    ouinia    —    acta   per 
eundeui    ordinem,   (|Uo   cett.    22 1    22,    1 '^ ,    wo   p.    ord.    bei 
weitem    anschaulicher,   als  der  simple  Ablalivus;   2,3^,2, 
ex   bellis   bella   serere  ;   21,  II',  4,   alia   e.v   eis   (statt   prae- 
ter  ea)   edita    etiam    in   vulgus,    6,    1,   ex    nullius    injuria, 
statt  cum,    45,   44,   11;    ex    injuria    insauiens   cxercitus, 
statt  propter   illataui    injuriam,    7,   3'J ,    lU,     dichterisch, 
wie    bei   Terent.    Ad.   2,    1,   43;     nox ,   qiiae   omnia   ex  in- 
certo    majora   territis   oslcntat,    9,   24,    '""i ;     agro    ex    hiisli- 
bns   capto,   3,   ()f^,   (),    nachdem  gleichsam   aus  den   Hun- 
den  der  Feinde  herausgerissen  worden  das   Feld;    ex  In- 
dia   clephanti   aus,    von    Indien     her    geholte    Elephanteuj 
statt     Indici,   35,   32:     alia    ex    aliis    iniquiora    postulari, 
4,   '.',   9;    ager   de   rege    .Antiocho   captns  ,   dem    Konig    An- 
tiochus   entrissenes   Feld,     45,   44,   'J;     proteniis    ile    via, 
gleich   vom   Marsche   \yvs,  31  i   21,   V;   uti   aliqoo   in   ali- 
quiil  ,    22»   25»    19-       üeber   den   ähnlichen    Gebrauch    de» 
ab,    z.    B.   a    victoria   lactus ,    siehe   Drakenb.    zu    ö,   5,   3; 
zu    24,   31t,    I.    und    26,    1,   3.    Fabri    zu   21,   3(j,    I).    ül'er 
solche   Stellen   zunächst,     wo    Präposition    und    Substantiv 
einen    Adje<tivbegriff  ausdrücken. 

An  obiger  Stelle  bekommt  aber  gerade  durch  den 
Beisatz  prae  Gabinis  das  Wort  unus  den  rechten  Nach- 
druck, indem  es  hervorhebt,  dass  Tarquinius  vor  den 
GabJiiera,  deren  iloch  wohl  auch  viele  auf  die  höchste 
Macht  AnsprMch  machten,  diese  erhalten  habe.  —  Haben 
nun  die  oben  erwähnten  Handschriften  nur  prae  Gabiis, 
so  ist  <liess  noch  kein  Beweis  für  die  .Aechthcit  des  letz- 
teren Wortes,  da  tlicss  leicht  aus  Gabinis  durch  ein  ge- 
ringes Versehen  eines  Abschreibers  entstehen  konnte. 
Endlich  entscheiden  auch  nicht  die  Worte  des  Dionysius 
zu  Gunsten  der  Conjectur  Praetor,  da  e:ie  tiji>  arro- 
■/.nUTOga  TTgouyuvom  äo-/lju  Nichts  weiter  bedeutet, 
als:  „Die  Gabiner  beförderten  ihn  zu  uniinischrankter 
Macht."  Auf  jeden  Fall  bleibt  Hrn.  Otto  das  Verdienst, 
die  Corrupfel  jener  Stelle  zuerst  angedeutet  zu  haben. 
Dass  wir,  da  die  Präposition  prae  sich  rechtfertigen  lässt, 
auch  die  kürzlich  von  Hrn.  Prof.  Klotz  gelieferte  Con- 
jectur prope  nicht  billigen  können,  wiewohl  nach  jenes 
Gelehrten  .Ansicht  die  Rede  <les  Tarqninius,  da  er  denn 
doch  noch  nicht  unumschränkter  Herr  von  Gabii  war,  an 
Wahrheit  gewönne,  und  also  aHch  dem  Vater  glaubwür- 
diger erscheinen  müsste ,  ergibt  sich  aus  dem  oben  zu 
Vertheidignng  der   Präposition  prae   Gesagten. 

Lib.  11,  33,  5.  statt:  lüde  Poluscam ,  item  Volscorum 
cepit,  welches  eine  Conjectur  des  Sigonins  statt  des  hand- 
schriftlichen protinus  mucamitem,  oder  patronus  inurami- 
tem,  oder  propius  mucamitem,  oder  ^tulmucam,  oder 
uiilcanutum,  oder  iinifantem,  oder  novocamitcm,  oder  pro- 
tinus Diicantem,  oder  invocamitcm,  oder  inusiomonteni , 
oder  endlich  Ulscamitcin  (woraus  des  Sigonius  Conjectur 
entstand)  zu  schreiben  fllugillam,  weil  Moegilani  vom 
Dionysius  erwähnt  worden,  hat  recht  viel  für  sich,  uur 
nicht  so  iranz  sicher  die  andere  bei  dieser  Gelegenheit 
von   Ilru.   Otto    mitbehandclte    Stelle    2,    cap.   3',),    3;    in 


473 


474 


Latioam  viam  transrersis  tramiiikns  transgressiia  (<lax 
Volscoruin)  Satricum ,  Luiij^ulam  ,  Polusrani ,  Coriolos, 
novella  haec  Romaiiis  o|>()iila  ademit,  mittelst  ilcsseu  er 
bewrisen  will,  dass  nicht  alle  lon  den  Volskern  wieder 
eroberten  Städte  von  Lirius  genannt  seien  und  auch  nicht 
in  derselben  Ordnung,  wie  rou  Dionysios ,  dass  aber, 
wie  auch  Jac.  Gronov  meint,  anch  hier,  wegen  obiger 
Motyikexvo/'  dieses  Schriftstellers  der  Name  Mugillani 
in  dem  novella  oder  norellam,  wie  in  dem  cod.  Aliireti 
steht,  enthalten  »ei,  wiewohl  sich  sonst  jene  Stallt  nicht 
weiter  nachweisen  lasse.  Dagegen  führen  vielleicht  so- 
wohl der  Verlauf  der  erzählten  Gegebenheit,  als  auch 
die  Aehnlichkeit  der  Schriftzüge  zu  Entdeckung  der  ur- 
sprünglichen richtigen  Lesart.  Es  waren  nämlich  unter 
den  jetzt  von  dem  Feldherrn  der  Volsker  besetzten  .Städ- 
ten mehrere,  <lie ,  weil  sie  früher  \  olskisch  waren,  und 
seit  nicht  langer  Zeit,  erst  drei  Jahre  vorher,  vom  Posthu- 
mius  Cominius  den  ROniern  unterworfen  waren,  vermügc 
der  von)  Oionysius,  tj,  94,  erwähnten  E^^QU  -^(lOQ  xovi 
Piouaioi'^  sich  jetzt  willig  dem  Volskischeu  Heerführer 
nnterivarfen.  Livius  gebraucht  hier  zwei  verschiedene 
Verba;  erst  ademif,  welches  sich  auf  die  Städte  bezieht, 
welche  der  Volskische  Feldherr  den  Rüuiern  nur  weg- 
nahm, so  viel  als  ilenuo  in  deditioneni  accepit,  indem 
er  ihre  erneuerte  freiwillige  Unterwerfung  annahm;  dann 
cepit  in  liezirhung  auf  die  mit  Starm  eingenommenen 
Städte.  Auf  eine  solche  Sonderung  der  Städte  deutet 
auch  die  Erzählung  anderer  Schriftsteller,  nur  dass  sie 
in  der  Zahl  der  Städte  von  einander  abweichen.  Dio- 
jiysiiis  von  Halikarnass  erwähnt  VllI,  14,  dass  bei  dem 
ersten  Zuge  des  Marcius  Coriulanus  die  Kig/.uioi  oder 
Circeji,  bei  denen  doch  eine  römische  Colonie  war,  sich 
diesem    willig    unterworfen   hätten:     dvoii;o,vx£s    f  S   ^IJ~ 

kag  i^TjSOav,  öu-oae  toi^  tioKsuIui^  dvoTikoi,  Traoa- 
kaßeiv  triv  nutuv  dt/ovwe^,  uneQ  aihoi^  aixiov 
tov  fAtjötv  Tiaifeiv  üvtjy.tTTOV  iyivsjo.  Derselbe  er- 
zählt dann  c.  16,  im  nächsten  Jahre,  als  die  Consuln 
Spurius  Rautius  und  Seiliis  Furius  ein  Heer  sammelten, 
hätten  sie  nicht  bei  allen  Bundesgenossen  Unterstützung 
gefunden,  sondern  einige  hätten  sich  dagegen  gesträubt, 
ja  einige  wären  sogar  auf  die  Seite  der  Volsker  getreten: 
Ttdtj  öi  TLva  y.o.i  acfioiuxo  avttijv  iy.  tul<  (pai'eoov, 
y.ai  Toiq  Oi'okoüayoii  arvvekäußave-  tiij(S- 
TOI  de  ijQtav  Ai/.avol  xiji  anoaxcioeuji  etc.,  und 
bald  darauf  u(ji;aixii'u}v  ön  xoixwv  Tvokkoi  y.ai  rujp 
äkkojv  oi'ii/iäyujv  y.pi'cfa  avvikdfj.ßo.vov  roit;  Oi'o- 
kovtT/.oii.  Im  U).  Capitel  werden  dann  unter  den  Städ- 
ten, die  sich  freitoillig  den  Volskern  unterwarfen,  auch 
Corbio  und  Vorioli  genannt,  welches  letztere  auch  bei 
Livius  mit  unter  denen  begriffen  ist,  von  denen  es  heisst: 
ademit.  Dionjsins  sagt:  ÜTiijye  xr,v  dvvauiv  (nämlich 
von  Corbio)  int  zijv  Kuoiokavüjv  ■jtdkiv  ■:iaoaduv- 
xuiv  ÖS  xdxilvijii  Tujv  tvdov  df^aiijxi,  y.aX  oj^  futxd 
■:iokkijg  TiQoi^tfjtag  dyoodi  t£  nagaaxövTtup  xy  6v- 
vdf^ei  xai  ;i;p;;'(UaTa,  y.ai  öcra  dkka  iireTSxay.xo  ai- 
roii,  dnf.ye  xr;v  ox^axidv  uiq  ötu  cpikiai;  yij<;.  naw 
yuQ  xai  Touxu  eanoiiSai^ev ,  w;  uijötv  oi  nagaöi- 
dovTEi  avToi^  Tug  noken;  nädoiev  wv  cptkei  öoäv 
6  Tioksfxog.  Während  also  il/arctus  so  mit  weise  berechne- 
ter Schonaog  die  Städte,   welche  sich  freiwillig   ergaben, 

Zeilschr.  J.   d.   AllerlUumiW, 


für  seine  Sache  gewann,  brauchte  er  Genalt  gegeu  wi- 
derstrebende, und  eroberte  zunächst  liukai  mit  Sturm 
(an  dessen  Stelle  Livius  Vitellia  nennt).  Sein  weiterer 
31arsch  fand  keinen  Widerstand  bis  bei  Laviuium  (c.  21  : 
fiCxa  Tovxo  Xwga  iE,  oaijv  äiunufjevutxo,  vnoxEi- 
Qiog  }']v,  xai  Tiokig  oCdeuiu  i'jvavxiovTo  'i^uj 
'  .^luoviviuu),  welches  Livius  etwas  früher  erwähnt.  Hier 
«vird  das  von  Lirius  erwähnte  Lougula  nicht  mit  genannt, 
wohl  aber  B.  VI,  <.l|.  unter  den  den  ^'olskern  abgenom- 
menen Orten,  daher  es  wohl  auch  jetzt  die  ^dlsker  mit 
ulfenen  Armen  empfing;  ebenso  Polusca  und  Corioli  au 
derselben  Stelle;  und  danach  zu  schliessen,  müchte  die- 
ses vom  Dionysins  erwähnte  Polusca  auch  an  iler  ersten 
oben  behandelten  Stelle  gegen  das  eingeschobene  Mu- 
gilla  wohl  vertheidigt  »erden  können.  Unter  ilen  mit 
Sturm  eroberten  wird  dann  von  Dionysios  (B.  \'III,  10.) 
noch  die  Stadt  der  ylaßi/.uvui  genannt,  bei  Livius  ebeu- 
falls  Lavici  ;  unter  denjenigen  latinischen  Städten  aber, 
welche  es  mit  den  Römern  hielten,  und  welche  IVlarciug 
nach  Beantwortung  der  ersten  römischen  Gesandtschaft 
eroberte,  erscheint  ebendas.  c.  otj.  auch  yluyyuku,  und 
dann  erst  Satricum.  Nächstdem  wird  K.(xiu  erwähnt, 
welches  Livius  nicht  hat,  und  Ilokvoy.avujv  'f_u.Qa, 
welche  beide  nicht  lange  Widerstand  leisteten,  weil  viel- 
leicht nur  die  römische  Besatzung  kämpfte.  Hierauf 
fallen  die  'Akßl)]cii.i  und  Moiyika.voi  durch  Sturm  in 
seine  Gewalt,  Corioli  aber,  das  wahrscheinlich  nach  der 
oben  erwähnten  Einnahme  durch  die  Volsker  von  den 
Bümcrn  wieder  besetzt  worden  war,  durch  \  ertrag  l^y.u.S'' 
ü^okuyiui).  Im  Ganzen  nahm  er,  wie  es  daselbst  heisst, 
in  dreissig  Tagen  sieben  .Städte  ein,  und  die  Art  der 
Einnahme  wird  genau  unterschieden  in  den  Worten :  ci^ 
(ü  dt  Tai  Auxivuiv  it,i]QEi  xe  xai  Ti^iogijyETU 
Tlökcig.  Appian  erwähnt  auch  (lib.  II,  c.  5.)  die  Er- 
oberung jener  sieben  Städte,  ohne  jedoch  die  Art  der 
Einnahme  zu  bezeichnen :  Toansii;  E'Jii  Tovg  dkkoig 
ylaxivoi'i  etttu  Ttoksig  ai'Tojp  eike  Taig  Tgtdy.ovra 
rifAtgaig,  Plutarch  bestätigt  im  Leben  des  Coriolaous 
(c.  28.)  ebenfalls  die  freiwillige  Unterwerfung  der  römi« 
sehen  Colonie  Circeji  bei  dem  Angriii  desselben,  und  dass 
sie  von  ihui  geschont  worden  sei:  y.ai  Tixürni'  evduv- 
oav  iüovaiwi  ovÖEv  tjöixtjoe;  worauf  er  auch  einige 
iatinische  Städte  nennt,  welche  von  ihm  mit  Gewalt 
eingenommen  wurden,  nämlich  ilie  der  Toleriner ,  Lavi- 
caner ,  Pedaner  und  Holnner ,  welche  letztere  geplündert 
wurde,  die  Einwohner  aber  als  Sdaven  behandelt.  An- 
dere, welche  sich /reiwillig  unterwarfen,  die  aber  Plu- 
tarch nicht  nennt,  behandelte  Alarcius  desto  milder: 
Tujv  de  iiQOixidEf^ai'uji'  int^skitav  iTrunixo  Ttokkijv, 
uTtujg  fiijö'  dy.ovxoq  avxuv  ßkduxoivTO,  ■jrogöojxd.xu) 
oxgaTOJiedci'UJv ,  xai  r;;s"  j;wp««  dTiEyöjj.Evoq.  Wäh- 
rend der  dreissig  Tage  Bedenkzeit,  welche  Marcius  den 
Römern  nach  der  ersteu  Gesandtschaft  an  ihn  bewilligte 
(Dionys.  VIII,  35;  Pli't.  Cor.  c.  30-  und  31.)  fand  die 
Eroberung  oben  erwähnter  sieben  Städte  statt,  welcher 
Plutarch  auch  gedenkt,  ohne  sie  aber  zu  nennen:  Kai- 
TOi  xuv  XQovov  TOVTOv  6  MuQXioi  oi'X  dgyuv  öirj- 
yev,  dkka.  Toiig  ov/btfidxovg  tüv  nokEfiiuiv  icf^Ei^ev 
E-KiMv  y.ai  TTEQtExoiCTE ,  y.ai  TCukEic,  hm: d  ^isyakag 
y.ai  Ttokvav9Qu>7r ovq  ekaßev.    Alle  diese  Stollen, 

32 


475 


476 


ilie  wir,  um  die  l'rrliflKiiiss«  jener  Zeit  in  hpllerns  Lirht 
zii  seiieu,  liier  spcricll  aiifziirrihrMi ,  filr  iiütlii);  hielten, 
bc» eisen  iinu,  ilasü  nirht  alle  von  Livius  an  oliiger  Stelle 
prnannfr  Sl/i<l(i'  niit  (im  alt  riii|;on(>niinen  wnrilen,  son- 
ilern  ilass  einiffe  "i<  li  freiwillig  unterwarfen.  Kehren  wir 
nun  roll  «ler  Verjjleirliniij;  iler  Berichte  anilcrer  Schrift- 
stellrr  üu  dem  «les  Livius  znriirk  iinil  zu  ilem  Worte 
norella,  so  liegt,  wenn  »vir  die  lilliclien  Abbreviaturen 
der  Absclireiber  beriuksirhtijren,  ziemlich  klar  vor  Au(;en, 
Mornus  jenes  norella  entstanden,  und  welches  die  Hellte, 
urs|iriiiif;lii  he  Lesart  sei,  iifiiiilich  volentiu  liaec  Romanis 
opiiida  aiieniit.  Das  Wort  volo,  voleiis  wurde  bedeutend 
abbrevirl,  uiiil  so  bekam  jenes  Particip  die  Gestalt  uo"» 
(«.  Wallheri  lex  dr|>li)iii.  |).  4'2ti).  Üji  nun  aber  auch  (las 
Wort  novclla  auf  aliiiliche  Weise  abbrevirt  wurilc,  näm- 
lich no'"  oder  als  Arcusativ  (wenn  wir  die  Lesart  novel- 
iam  beachten)  no'™  (s.  Wallli.  p.  VHI),  so  konnte,  da 
ja  n  uwd  u  so  oft  vertauscht  wurden,  sowie  nur  der  Punct 
Viber  dem  i  des  ersten  Wortes  geschwunilen  war,  leicht 
statt  volentia  gelesen  «erden  iiuvellam.  Was  aber  den 
Gebrauch  des  W.  volentia  für  freiwillig  anbelangt,  so 
bedarf  derselbe  kaum  einer  weiteren  ßegründting;  doch 
wollen  wir  auf  die  öfters  vorkoiiiinendeii  Unterscheidungen 
popiilos  vi  aut  voluntate  in  deditinnem  accipere  hinweisen 
(z.  B.  29,  H;  ib.  38;  42,3'-'.),  und  auf  die  Worte  vo/««- 
tate  in  il'.fionem  roucesserant,  30,  7,  1;  aliis  sua  volun- 
tate affluentibus  3ti,  12,  2;  voluntate  secuti  37,  39,  6; 
rf.  30,  7,  1  ;  voluntate  in  ditionem  venerunt,  2  ',  3!S)  1  ; 
voluntaria  deditio,  23,  14,  3;  23,  17,  4;  «nd  hinsicht- 
lich des  Gebrauchs  des  Parlicips  auf  diess:  si  —  dignos 
judicaverint ,  ab  ijuibus  doiiuin  animo  ac  voluntate  eotum, 
qui  liientes  darent,  quam  rc  majus  ampliu.sque,  acciperent, 
22,  32.  8.  ""d  victoriam  volentem  propitiamque,  22,  3T,  12; 
aut  volentiius  üs  usurus  coniiiieatu  parato  hostibus,  aut 
—  37,  27,  7.  Durch  diese  Veraiiileriiiij;  erhalt  auch 
das  sonst  auflallend  überflüssig  erscheinende  haet  eine 
genügende  Beziehung,  nämlich  volentia  haec,  was  so  viel 
ist,  als  et  haec  qiiidem  vol.,  und  diese  zwar  als  freiwil- 
lige, oder   mit  ihrem    Willen. 

Lib.  II,  c.  47,  §•  12.  glaubt  der  Herausgeber  in  den 
Worten,  womit  Linus  von  der  den  Fabiern  zu  Theil 
geMordeneu  ^'olksgnnst  spricht:  Inile  populäres  jain  esse 
Fabii  :  nee  hoc  ulla  nisi  saliibri  reipublicae  arte  einen 
Fehler  zu  entdecken.  Jenes  ulla  rührt  namlirh  von  Al- 
dus her,  in  den  Handschriften  steht  dagegen  alia  re  — 
parte;  oder  iiullo  alia  re  —  parte;  oder  alia  re,  nisi  ut  — 
parte;  oder  nee  ulla  alia  re,  iii  hoc  saliibre  r. parte ;  oder  iiec 
hoc  ulla  re  alia,  nisi  -  parte;  iiec  hoc  valere  nisi  sal.  r. 
parte,  oder  endlich  nee  ulla  alia  re  ^  parte.  Dariiiii  schlagt 
er  ror,  ji'iie  Worte  so  zu  corrigiren:  nee  hoc  ulla  alia 
re,  nisi  salnbri  reipublicae  arte,  weil  das  alia  re  «ohi 
nicht  ohi'.e  Grund  dastehe.  Das  klingt  nun  schon  ganz 
gut  und  kommt  den  handschriftlichen  Lesarten  ziemlich 
nahe,  nur  bleibt  dabei  immer  das  Auifallende,  dass  die 
Handschriften  alle  am  Ende  das  Wort  parte  haben,  und 
es  sich  nicht  absehen  lasst,  wie  jenes  arte  zu  dem  Zusatz 
des  p  gekommen  sein  sollte.  Stande  es  nur  in  einer,  so 
könnte  man  annehmen,  es  rühre  daher,  dass  das  vorher- 
gehende VVort  reipublicae  .Tblirevirt  geschrieben  gewesen 
sei   reipp. ,    uoion    das    eine  p   zu    dem    folgenden    AVorle 


gezogen  wurde.  Allein  in  allen  Cudd.  sieht  parte.  Wie 
nun,  wenn  ilieses  Wort  nicht  am  Anfange,  wie  Hr.  Otto 
meint,  sondern  am  Ende  corrumpirt  wäre?  Stand  in  einem 
alten  Codex  abbrevirt  bloss  part  oder  pt ,  so  konnte  es 
allerdings  gelesen  werden  parte  ,  aber  auch  partum,  wie 
diess  Walther  in  dem  lex.  dipl.  p.  303  ilurrh  ein  Bei- 
spiel erjveist  (über  t  für  tum  s.  Goescheii  ad  Gaj.  p.  CXLI) 
und  partum  halten  wir  für  die  ursprüngliche  Lesart,  80 
dass  der  .Satz  so  lautet:  Inde  populäres  jain  esse  Fabii ; 
nee  hoc  ulla  alia  re  nisi  salubri  reipublicae  partum,  „und 
diess  war  durch  keine  andere,  als  eine  dem  Staate  nütz- 
lirho  .Sache  erworben."  Diese  Wendung  passt  auch  viel 
besser  in  den  Zusammenhang,  da  von  einem  durch  be- 
wiesenen Patriotismus  bereits  erworbenen  Bi'liebtseiii  beim 
Volke  die  Rede  ist,  und  nicht  von  einer  noch  fortdauern- 
den Kunst,  welches  in  dem  fortwirkenden  esse  nothwen- 
dig  liegt,  wenn  jenes  von  uns  ergänzte  Participium  nicht 
folgt.  Heber  dieses  ^Vrbuiii  vergleiche  man  aber  noch 
diese  Worte  <les  Livius:  ob  receiiteiii  farorein  unica  mo- 
deratione  partum,  üb.  IV,  c.  Ö7 ,  §.  ().  und  amicitiain 
meritis   partain ,   lib.    XLIi,   4(i,   l*). 

Lib,  III,  13,  3-  und  4.  liest  man:  Haec  Volscio  cla- 
initante  aileo  conrit.iti  homines  sunt,  ut  haud  mitltum 
abfuerit,  quin  impetu  populi  Kaesn  interiret.  Virginius 
adripi  jubet  homineiii  et  in  vincula  duci  ,  patricii  contra 
vi  resistunt.  Die  Worte  contra  vi  sind  von  J.  Fr.  Gro- 
nov  ans  der  Aldina  (wo  unter  den  Erratis  jedoch  vi  con- 
tra vim  zurückgeführt  ist)  und  der  Juiitina  aufgenommen 
und  dann  in  die  neueren  Ausgaben  übergegangen;  in  den 
Handschriften  dagegen  liest  man  anders;  nämlich  im  cod. 
Flor.:  patricii  vis  contra  vim  resistunt;  in  dem  fragm. 
cod.  Hav. :  patr.  contra  vim  res.;  im  Hav.  Oxon.  L.  I.: 
patricii  vi  res;  im  Pal.  2  nnd  Hariej.  2:  p.  vi  contra 
res.:  im  Oxon.  L.  2.  und  C :  principi's  contra  vi  res.; 
im  A%)ss.  2.,  im  Gaertn.  Port.:  patr.  contra  vi  res.;  im 
Voss.  1.,  Leid.  2.,  Lips.  und  Harl.  1:  p.  vi  contra  vim 
resistunt.  Hrn.  Otto's  Annahme  zu  Folge  hat  nun  der 
ersterwähnte  Florentiner  Codex  das  XVahre,  wenn  man 
nur  vis  in  vix  ändere  und  daher  so  schreibe:  Patricii 
vi.v  contra  vim  resistunt.  Allein  ila  man  aus  dem  Zu- 
sammenhang der  Stelle  ersieht,  dass  von  beiden  Seiten 
Gewalt  angewandt  wurde,  und  die  Sache  erst  mit  der 
Ankunft  iler  herbeigerufenen  Tribunen  zur  Entscheidung 
kam,  so  erscheint  das  vix  etwas  matt  uiij  überflüssig; 
und  da,  wie  sich  aus  dem  Obigen  ergibt,  mehrere  Haiid.- 
schriften  vi  und  mehrere  vi  contra  vim  haben,  so  möchte 
wohl  das  Natürlichste  sein,  anzunehmen,  Livius  habe 
geschrieben  cojttra  vim  vi  resistunt,  nach  der  auch  bei 
Cicero  geHöhnlirhen  Wortstellung,  dass  der  etwas  früher 
liegoiinei'.es  aiisilrückende  Accusativ  vorangeht,  und  der 
Ablativ  folgt.  Wie  obige  Verfälschungen  entstanden  seien, 
lässt  sich  leicht  daraus  erklären,  dass  ja  in  den  Iland- 
srhrifteii  so  oft  von  zwei  auf  einander  folgenden  ziemlich 
gleichlautenden  Wortern,  namentlich  so  kurzen,  eins  ver- 
gessen wurde.  Zur  Uestatigung  des  AVortes  vim  brauchen 
wir  nur  auf  die  vorhergehenden  Worte  liaud  iiiultum  ab- 
fuerit, quill  impetu  populi  Kacso  interiret  zu  verweisen. 
Ulan  vergleiche  übrigens  diese  Worte  lies  Livius:  quan- 
doquideiii  nostra  tueri  adversus  vim  atque  injuriam  justa 
vi  uon   vultis,   lib.    Vll ,   c.   31,  §•   '> 


477 


478 


In  (lemsflben  Capitel  wird  §.   lO-  ron  dem  Vaier  des 
Kaeso   erzählt,   er  habe,   um   Bürgsrliaft  fi'ir  seinen   Solin 
XU   leisten  ,    sirh  alles  seines   Verniügens    entäussern   müs- 
aen  ,    und    habe    dann    aus:<erbalb   iler  Stadt .    jenseits   der 
Tiber,  in   einer  Hütte    gewohnt.      Da   lautet   nun   der  ge- 
wöhnliche  Text    so:    pecunia    a    patre    exarta    criideliter, 
nt    diienditis    omnibus    bonis     aliijuamdiu    trans    Tiberini, 
peluti    relegafns,     devio    quodam    tujfnrlo    riveret.      Aus- 
ter der   Lesart    devio    aber,    welche     in    dem    cod.    Neap. 
Lat.  steht,   und   ausser  devo   im  Flor,  und  VVormac,   bie- 
ten   ilic   Handsclirifleu    auch    noch    vili    quodam;    de    ville; 
in   i'ili  ;  de   iillu:   de   lili;    de   nlla  tuguriu   und   am   Kande 
als   Correctur    ile    agellu    (wnlirscheiiilich    nur  als   Erklä- 
rung   des    tugurio,    mittelst    der   ^Vo^te    des    Valerius   IM. 
4,  4,  7).     Hr.    Otto   sieht   die    Lesart  de    vili    fiir   die  rich- 
tige   an,     und    meint,     man   sei    von    <iie.ser    nur   darum    ab- 
gewichen,    weil     man     das    de    nicht   ver.stanilen    habe,     da 
man   es   doch    dem     latein.   Spracb>;ebrauch    völlig    gemäss 
Ton   dem    Ertrag    einer    kleinen    Hi'itte    oder  eines    kleinen 
(jütchens   verstehen    könne,     uiiil     da   ja    auch    Valer.    IM., 
der    meist    aus   Livius    schöpfte,    sage:    poenam    —   hujus 
agelli    reiiitu  soivit,    und  üioii^»ios   (10,   .S.),   es  wäre  dem- 
selben    übrig    geblieben     f^iiyouv    {"j^uiQiov)     nifJUV     ToO 
Ttßegsuj^  icoiaiiov ,   iv    w    TUTieivtj    ti;  i'iv  y.akufiiu 
Anfi'allend    bleibt  ilabei   aber   immer   das   vivere    de    vili  tu- 
gurio,    da    mit  dem    Worte   tugurinm    durchaus   nicht,    nie 
etwa    mit   villa    oder   praeiliiim   der   Uegrlff    eines   dabeilie- 
genden  Stückes   Land     verbiinilen    ist,    von    dessen    Ertrag 
einer  lebt;   auH'allend   ist  auch,   dass   Hr.   Otto   meint,   Li- 
vius   habe    nicht    sowohl    die   Einsamkeit  des    IMannes,    als 
die    Armuth    hervorheben    wollen,    da    er    doch   vorher   die 
Worte   braucht  veluti   relegatus.      Dazu   kommt,    dass   das 
V'erbnm    relegare   gewöhnlich    einen    Beisatz   hat,    welcher 
andeutet,  von  wo  Jemand   verwiesen   sei,   um!  louliin,   und 
tlass   man    also   auch   hier   geneigt   und  berechtigt  ist,    nach 
beiden    Bestiminuiigen    /u    fragen.       Die    Frage    wohin    ist 
nun    genügend  beantwortet  durch  ilie  Worte  traiis  Tiberim; 
die   andere    l'rage ,    von   wo,     lüsst    sich    freilich    ans   ilem 
Zusammenhang  leicht  beantworten,   nämlich  aus  der  Stadt 
Rom,  seinem    bisherigen    Wohnsitze.      Allein  Livius   über- 
lässt    in    der   Regel    dem   Leser   nicht    so    viel    zum    Ergän- 
zen,   als  Tacitus,    und   so   ist  es   hier    gar   nicht    unwahr- 
scheinlich,  dass   Livius,  sowie    Dionysios,   welchen  bereits 
Hr.   Otto   citirte    (diese   Worte   meinen    wir:    vTlu    kl'jTij^ 
xai  nsvli;^  orte  tijv  nokiv  öoviv,  oi're  ffikovi;  dana- 
y,0/JCVUC,     OVIS    tuoTuCujl/),     bei    iler    Schilderung;    des 
Unglücks    des    zu   Grunde    gerichteten   Vaters    vor    Allem 
das    hervorgehoben    habe,   dass   er   durch    die  Veräusseruiig 
aller    in   der   Sladt     liegenden    Besitzungen    geniithigt    wor- 
tleii   sei,    diese    selbst,    »einen    gewohnten     AVohnsitz  ,     zu 
verlassen,    und    gleichsam,   wie   aus   ihr   verbannt   zu  leben. 
Dazu    kommt,    dass    auch    Valerius   M.    an    der    oben    er- 
wähnten  Stelle    zwar   nur   einen   agelhig   erwähnt,    von  dem 
L.    Quinctins   Cineinnatus    gelebt    habe,    aber    doch     noch 
vier  Morgen   Landes   nennt,   die   dazu    gehörten,    und    von 
den   früher   besessenen   sieben  ,  nachdem   er   drei  in    Folge 
einer  Bürgschaft  für   einen   Freund    an    das  Aerarium    ge- 
zahlt  hatte,    übrig     geblieben    waren;    und     dass     derselbe 
Schriftsteller  dabei    hervorhebt,    da   L.    Q.    Cinc.   von   dem 
Ertrag    dieser    noch    ferner    bebauten     vier    Morgen    das 


Strafgeld  seines  Sohnes  abgetragen  habe,  so  sei  dieM  ein 
Beispiel  von  sehr  ehrenwerther  Aruiuth.  Als  ilas  Un- 
glücklichste in  dessen  Lage  inuss  also  angesehen  werden, 
dass  er  zwar  nahe  bei  der  Stallt,  und  doch  wieder  fern 
von  ihr,  wie  in  der  Verbannung,  lebte.  Wir  vermuthen 
daher,  dass  Livius  geschrieben  habe:  iit  —  trans  Tibe- 
rim veluti  relegatus  de  urie  <juodam  tuguriu  viveret,  und 
denken  bei  diesem  tngurinni  an  ein  ursprünglich  nur  für 
einen  villicus  und  dessen  Arbeiter  bestimmtes  unansehn- 
liches Haus,  welches  von  dem  in  Rom  bewohnten  an 
Umfang  und  innerer  Eiiirichtniig  bedeutend  abstach.  Auch 
weichen  die  Worte  de  urbe  abbrevirt  gedacht  de  iie  oder 
übe  von  den  jetzigen  handschriftlichen  Lesarten,  nament- 
lich dem  devio  oder  deuu,  oder  dem  de  nlla  und  de  uili 
nicht  sehr  ab.  Ob  diese  unsere  Vermuthung  die  rich- 
tige sei,  oder  die  von  Hrn.  Prof.  Klotz  ausgesprochene, 
dass  entweder  devio  quoiiain  in  tiigurio  viveret,  oder, 
falls  in  den  oben  erwähnten  Corrupteleii  noch  etwas  An- 
deres zu  suchen  sein  sollte,  so  zu  schreiben  sei:  Pecunia 
a  patre  exacta ,  ut  is,  divenilitis  omnibus  boiiis,  aliquain- 
diu  Irans  Tiberim,  veluti  relegatus,  deserto  quodam  in 
tugurio  viveret :  mögen  nun  Andere  enlschclden.  Wir 
haben  uns  wenigstens  weniger  weit  von  deu  Zügen  der 
Handschriften   entfernt. 

Lib.    IV,    :{5,  4.   ahndet   der    Verf.    ganz   richtig,    dass 
in   den    AVorten    Spectacnlnm   etiam   comitate   hospitum,   ad 
quod  puhlico  consensu  venerant,   advenis   gratius   fuit,   diu 
gewöhnliche    Lesart   noch    nicht  das    Wahre    enthalte,    und 
ist    mit    Gronov    der     IMeiniing,     dass    in     der    Lesart    des 
Florentiner  Codex:    spectnculum    comitate  etiam  hospitium, 
ad    quam   consenserant   consilio,    consensu    publiro  venerant, 
adveuis   gratius    nfuit,     wenn    auch    durch    Corruptel    ent- 
stellt,   das    Richtige    enthalten   sei;    iloch    weicht   derselbe 
von   Groniiv's  Vorschlag:   etiam   rnmitate  hospitii,   in  quam 
publice   consenserant,    aduenis  gratius  fiiit,   ab,    und  schlägt 
vor,     zu   schreiben:    spectaculum   comitate    etiam    hospitii, 
ad    quod    public«    consiliu     consenserant,     advenis     gratius 
afulsit   oder   aifiilsit.      Hierbei    ist   aber    einmal   das   alfiilsit 
anstössig,     weil    dieses    A'erbnm    gewöhnlich   nur   von    Din- 
gen   gebraucht    wird,      die    durch     ihren    Glanz    und    ihre 
Herrlichkeit    einladen,    hier    aber    von    bereits   ausgeübter 
Gastfreundschaft   die    Rede    ist,    welche   den   Fremden    den 
Besuch   der   Spiele    um   so   aiigeiiehmer   machte.      Dann   ist 
bei   jener  Zusammenstellung    der   Worte    das    Subjerl    zu 
consenserant   zweifelhaft,    da    es   gegen    des  Livius    natür- 
liche  Sprachweise   streiten    würde,     wenn    nian   aus    hospi- 
tii   heransdeiiteii   sollte    liospites.       Es    möchte    daher    wohl 
hospitum    aus    der    A'iilgata    beibelialti-n     werden    müssen, 
wofür    hospitium,     welches    der   cod.   Flor,    und    Hav.    hat, 
vielleicht    nur    ein    Decliiiationsfehler    eines    Abschreibers 
ist;    dann    auch    die    Worte    ad   quam,    welche    ebenfalls 
jener    Flor,    hat,   und    aiissenlein    noch   einige  andere  codd., 
während   nur    wenige   et  quod   oiler   ad   quod    haben;    hier- 
auf bloss  publice,    wovon    consilio     und    consensu    publiro 
venerant   wohl   nur  Erklärungen  sind.      Die  Stelle    gestal- 
tete  sirh   daher    nach    unserer    Ansicht   einfach  so:    comi- 
tate   hospitum,     ad    quam     publice   consenserant,     nämlich 
die     Römer,    die    ihre    Zwietracht    um    der    glänzendereu 
Feier   der   Spiele    willen   auf  einige    Zeit  vergassen;    wenn 
man   uirht  an   die   tribuni  militum  consulari  potejtate  alleio 

32* 


479 


480 


«lenken  will,  weil  ci  vorher  biess,  die  Spiele  seien  glSii- 
zrnil  g^ewesni  in  Folf^e  der  Zur<'is(ungcn  >'on  Seiten  jener 
Triltunrn  (Iriliunornin  niilKuni  apparatu).  Ob  <las  Wort 
{rratius  eine  flriile  Losart  sei,  nWichten  wir  ancli  bezwei- 
feln, weil  die  an  sich  sinnlose  Lesart  »ratiiis  afuit,  wel- 
che in  sieien  codd.  steht,  anf  etwas  schliessen  lässt,  was 
zwisriien  diesen  beiden  Worten  stand,  und  in  dem  afuit 
nur   entstellt    ist.      Vicileirht    schrieb    Liviiis    gratissiinum 

fuit,  woraus  in  Folpe  einer  Abbreviatur  gratissm  jenes 
gratius  a  entstand.  Zu  IJeglanbijfnng  jenes  publice  ver- 
gleiche man  ausser  der  von  Hrn.  Otto  citirten  Stelle  5, 
30,  3.  (cum  Caeritibus  publice  hospitium  fieret)  auch 
exsulatum  publice  ire  nach  gemeinsamem  Beschluss 
Aller  insgesammt  in's  Exil  gehen,  5,  53,  8.  Das 
^'orbum  conscnserant  aber  bezeichnet  hier  in  seiner  er- 
sten ßedputnii^  ganz  speciell  die  seltene  Harmonie,  zu 
der  sich  ausnahmsweise  in  diesem  Jahre,  wo  weder  Krieg, 
noch  [Inrulie  im  Innern,  wie  im  vorigen,  stattfand,  alle 
Bürger  einmal  durch  völlig  einstininiigcM  Beschluss  ver- 
eiiii};teii  ,  um  die  Fremden  gastfreundlich  ziivorkom- 
nirnil  anrzunehnien,  da  hingegen  gleich  nach  Beendigung 
der  Spiele  die  alte  Zwietradit  wieder  ausbrach:  Post 
Indos  conciones  seditiosae  tribunurum  plebi  fuerunt.  An 
einer  anderen  Stelle  construirt  freilich  Livius  con- 
sentire  in,  nfimlich  <),  7,  7:  publica  auctorilato  consensum 
in  omneni  formam  luctus  est,  allein  da  ist  das  Bild  einer 
Form  gebraucht,  in  welche  der  allgemeine  Schmerz,  wie 
in  einem  Guss,  sich  ergoss,  hier  aber  ist  von  entgegenkom- 
mender Artigkeit  die  Rede ,  und  ilarum  zog  hier  Livius 
vor,   ilie   Präposition   ad    zu    brauchen. 

Lib.  IV,  43,  4.   haben  die  meisten  Handschriften:   rem 
praeter   duos    urbanus    quaestores  duo,    (jui   cnnsulibus  ad 
ministcria    belli    praestii    essent   etc.  ,    mit    Weglassung   des 
ut    nach     rem     und     Einschaltung    des    qui    nach    duo    (ab- 
weichend  von   der   Vulgata   bei  Drakenboreh),   wofür  Gro- 
nov  schrieb   duo    ut,    mit    Weglassung  des   qui.     Der  Verf. 
der   Ditinaliones   aber   glaubt,    es    stecke    in    dem    qui   ein 
Fehler,    und  schreibt    dafi'ir:    quam   rem    ut  praeter   duos 
urbanos   quaestnres   duo    quidem   consulibug  praesto    essent, 
a  consulibus   relatam  quum  etc.      Nun  lässt  es  sich  aller- 
dings  denken,   dass   aus   quidem,   verkürzt  qd  geschrieben, 
wenn    nach    ^'erwischnng   dieses   il    nur    q  übrig    blieb,   sich 
die    Lesart   qui    ergab,     welche     bekanntlich    su    abbrevirt 
wird;  allein    für   das    ^'erständniss,    für  den    Sinn   der  gan- 
zen  Stelle    wird    ilaniit    Michts    geHonnen,     im    Gegentheil 
viel   verloren,    weil   das  quidem    hier  nicht  anilers  als  über- 
lli'issig    und    lästig    erscheint.        Dem    Zusammenhang    der 
Gedanken    und    der   Absicht   der  Consuln    nach   küniite  man 
ehe*'  schliessen,  jenes    q  sei    ein   Rest   von   eq   oiler  aeque 
(s.    Walllier.    lex.    dipluin.    p.    112),     wodurch    angedeutet 
würde,   dass,    ausser   den   zwei   quaestores    uibani  zu   Un- 
terstützung   der    Consuln    in    Vermalfung    der   stüdtiiichen 
Angelefreiiheiten  ,  ebenfalls   zwei    bestimmt  seien,   die  den 
Consuln    bei   Verwaltung    ihrer    Geschäfte    im    Felde    zur 
Hanil    seien.      Kine   solche    Vergleicliungspartikel    erwartet 
man    um   so   mehr,   als   der  vorhergehende    kurze  Ausdruck 
urbanos    quaestores,     statt    qui    in     urbe    subministrabant , 
qiilbiis   opus  esset,  erst  im  Folgenden   durch    die    mit  aeque 
eingeleitete    Vergicichung    seine    volle    Bedeutung    erhält. 


Sowie  aber  das  aeque  einmal  in  qui  corrompirt  war,  so 
konnte  diess  anderen  Abschreibern  Veranlassung  geben, 
das  vorauggehende  ut  als  überflüssig,  wie  sie  meinten, 
neben  dem  qui  wegzulassen.  Nimmt  man  daher  an,  jenes 
qui  sei  aus  aeque  entstanden ,  so  darf  man  sich  auch 
nicht  scheuen,  das  ut  nach  rem  einzuschalten.  Der  kürz- 
lich von  Hrn.  Prof.  Klotz  gemachte  Vorschlag,  statt  qui 
zu  schreiben  quaestorem  ,  welches  dem  Sinne  nach  aller- 
dings passend  ist,  aber  doch  etwas  überflüssig  und  hart 
erscheint,  indem  dasselbe  Wort  ohne  ?ioth  dreimal  nahe 
bei  einander  steht,  nämlich:  duplicando  quaestorum  nu- 
mero,  ut,  praeter  duos  urbanos  quaestores,  duo  quaestores 
consulibus  —  praesto  essent,  weicht  doch  in  seiner  Abbre- 
viatur   qstT  etwas  mehr  von   dem    handschriftlichen   qui   ab. 

Doch  hier  brechen  wir  die  IMittlieiliing  der  von  uns 
bei  genauerer  Prüfung  jener  Diviuationes  aufgezeichneten 
Bedenken  und  Gegenvorschläge  ab,  um  nicht  die  Grun- 
zen, die  einer  solchen  Anzeige  gesteckt  sind,  zu  über- 
schreiten, und  verweisen  diejenigen,  »eiche  sich  für  die- 
sen Gegenstand  interessiren ,  auf  das  Programm  des  hie- 
sigen Gymnasiums  von  diesem  Jahre,  in  welchem  wir 
auch  einige  Bemerkungen  über  die  von  Hrn.  Otto  be- 
handelten Stellen  haben  abdrucken  lassen,  und  worin 
wir,  in  der  Meinung,  dass  diese  Anzeige  früher  zudi 
Druck   kommen    würde,    bereits   auf  diese   verwiesen. 

Nur  über  die  Form,  in  welche  der  gelehrte  Verfasser 
seine  Divinationen  eingekleidet  hat,  bemerken  wir  noch, 
dass  er  auch  darin  viel  Gewandtheit  und  Geschmack 
und  zugleich  einen  correcteii ,  edlen  lateinischen  Ausdruck 
bewährt  hat. 

üas  Aeussere  der  Schrift  ist  anständig,  und  die  Zahl 
der  Druckfehler  nicht  bedeutend.  Wir  erwähnen  j).  2, 
Z.  2.  ein  (/j  für  ein  o;  p.  10,  Z.  14.  doTluCüijCVOl 
für  doTiaCiJ/isvoi;  p.  12,  Z.  1.  von  unten  relatum  statt 
relatam;  Z.  12.  concensis  statt  concessis ;  p.  13,  Z.  15. 
mullatione  statt  mutatione;  p.  19,  9.  XII  statt  XXII; 
p.  25,  Z.  t).  von  unten  quiqus  statt  quibus  ;p.  14, 
Z.  3.  V.  u.  quud  statt  quoad  ;  p.  27,  Z.  17.  fortnna  statt 
furtunata;  p.  43,  Z.  18.  verbum  statt  verbis;  p.  4^,  Z.  25- 
lacte  statt  lac  und  Z.  4<  >'.  u.  potuls  statt  potuit;  p.  50, 
Z.  5-  erit  statt  sit ;  p.  54,  Z.  lö.  Ferracinae  statt  Ter- 
raciiiae;  p.  öl,  Z.  4.  quaesti  statt  questi ,  p.  (i2,  Z.  21- 
columniae  statt  calumiiiae;  p.  67,  Z.  t'J.  fehlt  nach  a  ni 
die  Zahl  2;  p.  ÖS,  Z.  2.  v.  a.  sigillum  für  siglum;  p.  72, 
Z.    13.   V.   u.   buac  statt  quae. 

Celle.  F.  Kästner. 


50.    Zur  Kritik  des  Livius. 

Bei  dem  Streben,  den  Text  der  Livianischen  Ge- 
schichtsbücher auf  die  ältesten  und  bessten  Mss.  zurück- 
zuführen, ist  bis  jetzt  der  vierten  Dekade  verhältniss- 
mässig  die  wenigste  Berücksichtigung  zu  Theil  geworden. 
Bckker  hat  zwar  den  ältesten  vorhandenen  Codex,  den 
Bambergensis,  in  Händen,  aber  leider  nicht  immer  vor 
Augen  gehabt  und  sich  fast  durchweg  an  dio  ungenaue 
und  mangelhafte  Collatinn  von  Goller  angelehnt.  Erst 
durch  Krevssig  ist  durch  eine  neue  und  gewissenhafte 
Vergleicliung  künftigen  IJearbeitern  die  Bahn  gebrochen, 
auf  welcher  die    Reinheit    dieses    etwas    vernachlässigten 


481 


482 


Atiscbnittcs  am  ein  Bedeotendes  gefördert  werden  kann. 
Bei  allen  Vorzügen,  die  diese  Bamterger  Handschrift 
entuickclt,  ist  sie  doch  »"on  maniiichfachen  Felilern,  wel- 
che meist  vom  Schreiber  herrühren,  namentlich  durch 
Auslassung  einzelner  Worte,  etwas  entstellt,  Messhalb 
man  sie  nur  mit  genauer  Berücksichtigung  des  übrigen 
kritischen  Materials  als  Richtschnur  bei  der  Wiederher- 
stellung des  fraglichen  Theiles  benutzen  kann.  Unter 
den  tun  ürakenborch  zu  Rathe  gezogenen  IVIanuscripteu 
sind  der  Lorelianus  primus  oder  Cniacianus  und  der 
Vossianus  die  relativ  bessern.  Auch  der  Dresdensis,  wenn 
gleich  sehr  jung,  enthält  manches  Gute  und  Öfter  das 
allein  Richtige,  wie  ich  späterhin  aus  einer  neuen  Ver- 
gleichung,  die  mir  du.-ch  gütige  Vermittclung  des  Hrn. 
Dr.  Böttcher  zu  Thril  geworden  ist,  darzuthun  Gelegen- 
heit haben  werde,  iüin  zu  diesem  Abschnitte  noch  nicht 
durchgängig  verglichenes  Alauuscript,  welches  Draken- 
burch  zu  den  4  ersten  Büchern  der  ersten  Dekade  be- 
nutzt uml  neuerdings  auch  Aischefski  zum  30.  Buche 
cullationirt  hat,  befindet  sich  auf  der  Rathsbibliothck  zu 
Leipzig.  Eine  Vergleichung  desselben  werde  ich  noch 
zu   bewerkstelligen   suchen. 

Nachstehende  Bemerkungen  über  deu  Anfang  des  31* 
Buches  betreffen  nur  solche  Stellen,  in  denen  die  Lesart 
der  Handschriften  eutneder  von  den  Herausgebern  ver- 
worfen, oder  bis  jetzt  noch  unbeachtet  geblieben  ist. 
In  beiden  Füllen  ist  Unterzeichneter  bemüht  gc»vesen, 
das  Wahre  zu  fertheidigen,  und  hält  sich  überzeugt,  dass 
aus  dieser  geringfügigen  Probe  seine  Ansichten  über  die 
Behandlung  dieses  Theiles  der  Lirianischen  Aunalen  zur 
Genüge  entnommen   werden  können. 

Cap.  1,  4.  ist  für  die  zusammengezogene  Form,  wel- 
che Lir.  bei  den  Zeittiürtern  der  1.  Cunjugation  aller- 
dings liebt,  wie  Drakenb,  ad  21,  44,  7.  nachweist,  nach 
dem  Vorgange  des  Cod.  Bamb.  occupaverint  zu  lesen, 
worauf  auch  iler  Dresd.  hinzeigt,  dessen  von  Drakenb. 
übergangene  Lesart  occupaverunt  ist.  Vgl.  34»  32 1  2. 
Gleich  «larauf  steht  bei  Drak.  qui  primus  bellum  Kar- 
thaginiensibus  iiitulit  ,  «voran  dem  Sinne  nach  nichts 
auszusetzen  ist.  Es  handelt  sich  hier  aber  nicht  um  den 
31ann ,  welcher  deu  Karthagern  den  Krieg  zuerst  ankün- 
digte, sondern  um  den  ersten  Krieg  selbst,  wesshalb 
denn  auch  mit  Bamb.  Voss.  Lov.  2.  4.  ö.  6.  Aleadd. 
Dresd.  prinium  bellum  unbedingt  herzustellen  ist.  Die 
Ascensiana  l.jlO  gibt  prius  bellum.  Vgl.  (j ,  11,  7,  wo 
mit  Düker,  primus  omninni  zu  lesen  ist;  (S ,  lö,  9; 
34,  14,  ().  Im  g.  5.  ist  auli'allend,  dass  bis  jetzt  noch 
die  in  der  Ascensiana  1513  zuerst  gemachte  Aenderung 
ac  velut  prufnndnni  iniehi  in  allen  Ausgaben  Platz  behal- 
ten hat,  da  die  IMss.  das  allein  Richtige  darbieten.  Man 
lese  mit  Bamb.  ^'oss.  Lor.  1.  2.  4.  .j.  6.  Meadd.  Dresd. 
ac  velut  prufundam.  Bei  der  Vulgata  ist  velut  überflüs- 
sig, üeber  die  Auslassung  der  Präposition  Fabri  ad  ,>'.>, 
•S,  3;  über  altitudo  profunda  Liv.  3.S,  23,  7.  (in  welcher 
Stelle  man  allenfalls  den  Grund  zur  Hinzufügung  des 
velut  finden  könnte)  und  Tac.  Ann.  2,  (il.  Im  8.  J. 
heisst  es:  multaui  (junndam  Enropae  maiorem  pariem 
Asiae  obtinuerant  arniis.  Dafür  oil>t  Bamb.  muKu  cjnon- 
dam  Europae  maiorem  partem  Asiae  obtinuerant  armis, 
dem    auch    einige    von    Drak.    benutzte    I\lss.   beistimmen. 


Mao  vergleiche  weiter  unten  cap.  27,  2*  Drak..  ad  37, 
ÖS,  8.  Fabri.  ad  21,  33,  7.  Kritz.  ad  Vell.  2,  (.3,  1. 
Mit  Recht  hat  Bekker  (J.  8.  das  von  Heinsius  vermu- 
thete  und  durch  Kreyssig's  Vergleichung  des  Bamb.  be- 
glaubigte causa  in  den  Text  aufgenommen.  Cod.  Dresd. 
gibt:  cum  etoli  et  belli  et  pacis  fuissent  causa.  Vacuus 
deinde  causa  pace  iam  punica  etc.  So  heisst  es  1,  13,  3* 
nos  causa  belli.  9,  15,  3.  qui  belli  causa  essent.  Noch 
einige  Stellen  siehe  bei  Fabri  zu  21,  21,  1.  Kreyssig 
zu  33,  13.  Im  folgenden  Capitel  hat  Bekker  allein  die 
Lesart  des  Bamb.  eam  rem,  ohne  Zweifel  das  Richtige, 
aufgenommen.  Denn  Asianam  rem  ist  eine  Erklärung, 
die  späterhin  in  den  Text  kam.  Eine  ähnliche  Stelle 
führt  Kreyssig,  der  gerade  das  Gegentheil  behauptet, 
aus  38,  47-  an,  wo  ebenfalls  die  Lesart  der  Mss.  und 
alten  Ausgaben  beizubehalten  ist.  Weiter  unten  cap.  .5,  2- 
umnium  primnm  eam  rem  —  consul  rettulit,  bezüglich 
auf  das  vorhergehende  bellum  cum  rege  Philippo  initura 
est.  S.  Kritz.  zu  Vell.  1,  4,  2.  Im  §.  3.  bietet  cod. 
Dresd.  die  richtige  Lesart  ut  et  nanciarent  dar,  wofür 
Drak.  ut  et  ailnunciareiit  nnd  Bekker  aus  cod.  Bamb. 
ut  nunciarent  in  den  Text  aufgenommen  haben.  Die  von 
Donat.  zu  Terent.  Ad.  4,  2,  8-  gegebene  Erklärung  von 
adnunciare  passt  in  unsere  Stelle  recht  gut;  mir  bleibt 
indessen  das  Wort  für  Livius  verdächtig.  Mit  Recht  hat 
Drak.  35,  22,  2.  wieder  ausgemerzt,  was  von  Gruter 
eingeschwärzt  worden  ist.  Was  Bekker's  Schreibart  be- 
trifft, so  sieht  man  auf  den  ersten  Blick,  dass  et  nach 
dem  ut  durch  ein  Versehen  des  Abschreibers  ausgefallen 
ist.  Der  Sinn  der  Stelle  ist  klar:  die  Gesandten  sollten 
dem  Könige  sowohl  die  Besiegung  des  Haonibal  melden, 
als  sich  auch  für  die  den  Römern  bewährte  Treue  be- 
danken. Das  dritte  et  steht  in  der  Bedeutung  von  etiam, 
worüber  Fabri  zu  21,  5,  13.  und  22,  49,  3.  nachzu- 
sehen ist.  Man  vergl.  ausserdem  6,  Ifi,  8.  und  35,  49,  8- 
Kurz  vorher  haben  Bekker,  Banmg. -Crusins  und  Kreys- 
sig die  vortreffliche,  jetzt  <lurch  cod.  Bamb.  bestätigte  Con- 
jectur  des  Rubenius  aufgenommen,  sowie  weiter  unten 
^.  t^.  Bekker  mit  Recht  das  von  Sigonius  eingeschobene 
medios  gestrichen  hat.  Am  Schlüsse  dieses  Capitels  heisst 
es  bei  Drak.  und  den  andern  Editoren  :  cum  Ingannis 
Liguribus  foedas  icit.  Die  Mss.  mit  Ausnahme  von  Lor.  ti- 
haben  bei  Drak.  foedus  jecit;  dasselbe  geben  Codd.  Bamb. 
Dresd.  An  der  Redensart  foedus  icere  ist  gar  nichts 
auszusetzen,  wie  man  aus  den  von  Drak.  zu  1,  25,  1- 
angezogenen  Stelleu  sehen  kann.  Eine  andere  Frage  ist 
es  aber,  ob  es  gerade  hier  die  richtige  Lesart  ist:  uml 
das  uiüehte  ich  bezweifeln.  Dem  foedns  iecit  liegt  viel 
näher  foedns  fecit,  was  auf  jeden  Fall  an  die  Stelle  der 
Vulgata  zu  setzen  ist.  Ueber  foedus  facere  vergleiche 
ausser  Drak.  zu  1,  t3,  4-  noch  Cic.  Cat.  niai  ö,  Iti. 
und  Justin.  12,  3-  Ueber  die  \'crwechselnn;r  von  facere 
mit  iacere  Drak.  zu  41,  4,  2.  Im  dritten  Capitel  kann 
man  sich  an  Bekker  halten,  doch  ist  am  Schlüsse  für 
et  senatui  placuit  aus  dem  Bamb.  senatuique  placuit  zu 
schreiben. 

Cap.  5,  I.  sind  in  rhronologischer  Hinsicht  die  Mss. 
fehlerhaft;  einen  Schritt  der  Wahrheit  näher  hat  zuerst 
Glareanos  gethan,  das  Richtige  verdanken  wir  indess 
Dodwell  in  Cliroool.  Graeco-Ruman.   p.  52,  dessen  Emen 


483 


484 


(Ution  Bekker  und  Kre^esie^  iiiii  Recht  naf^enominen 
haben,  wie  sie  srlioii  früher  von  Clerirus  und  Crevier 
gebilligt  worden  ist.  §.  3.  hat  Bekker,  von  Göller  ge- 
tflusrht,  quibiis  ipsis  Ulis  gPüchrioben.  Der  cod.  Banib. 
liest,  wie  die  librigen,  ijuibus  Uiiü  ipsis.  Dagegen  hat  er 
S.  4.  die  von  Asrengius  1513  gemachte  Aenderung:  quam 
rem  mit  Recht  aus  dem  Texte  gewiesen  und  die  Lesart 
der  Mss.  hergestellt,  die  schon  durch  Jacob.  Gronov. 
empfohlen  worden  ist.  ftlan  vgl.  3(i ,  |,  2-  43,  17,  2. 
S.  7.  hat  sich  im  Bamb.  das  von  Drak.  vermuthete  re- 
iiuntiassent  bestätigt  gefunden  und  ist  von  Kreyssig  und 
Bekker  aufgenommen  worden.  Gleich  darauf  heisst  es 
in  allen  Ausgaben  seit  Sigonius:  rem  dirinam  rite  per- 
fectam  esse  et  precationeui  admisisse  Deos  aruspices  re- 
spondore.  Fi'ir  perfeclam  esse  gibt  cod.  Bamb.  allein 
peractam  esse,  was  als  lias  minder  Gewöhnliche  aufzn- 
uphmen  ist.  Kreyssig  lässt  die  Sache  unentschieden  und 
verweist  anf  die  Bemerkung  Drakenborch's  zu  10,  38,  7. 
Fi'ir  precationem  admisisse  gibt  Cod.  Bamb.  mit  Lov.  t.  4. 
Mead.  1.  2,  ebenso  Dresd.,  dessfu  Lesart  Drak.  unrich- 
tig anzeigt,  prerationi  annuisse,  was  ohne  Bedenken  dem 
Texte  einzuverleiben  ist.  So  las  man  schon  vor  Sigonius, 
dessen  unnUthige  Aenderung  J.  F.  Gronov  vertln^idigt. 
Man  vgl.  die  Erklärer  zu  Corn.  Nep.  vita  Att.  c.  15. 
Harospices  schreiben  richtig  Bekker  und  Kreyssig  in  der 
kleineren  Ausgabe.  Man  s.  die  von  Kreyssig  angezogene 
Aote  Kritz's  zu  Sali.  Cat.  c.  47,  2.  Gegen  Ende  sieht 
Uian  jetzt  respouderi ,  eine  Conjectur  Dnker's,  bestätigt 
durch  den  «od.  Bamb.,  von  Bekker  und  Kreyssig  aufge- 
nommen. 1^.  3.  des  sechsten  C.ipitels  ist  aus  cod.  Bamb. 
zu  schreiben:  periculorum  laborumque  mit  Benutzung 
dessen,  was  Drak.  zu  21,  7,  7.  gesagt  hat.  Bis  zum 
Schlüsse  diene  Bekker  als  Richtschnur.  im  siebenten 
Capitel ,  welches  die  Rede  des  Consul  Sulpicius  enthalt, 
bleibt  noch  mancherlei  zu  berücksichtigen  übrig.  §.  2. 
ist  ans  dem  cod.  Bamb.  mihi  videmini  und  kurz  darauf 
mit  Bamb.  Dresd.  Voss.  Lov.  1.  2.  4.  5.  6.  Harl.  Meadd. 
Philippiis  permittet  zu  schreiben.  §.  3.  scheint  mir  nach 
numquam  das  vom  Bamb.  Lov.  1.  2.  ft.  fi.  ansgi-lassrne 
ante  auch  überflüssig  zu  sein,  weil  der  Redner  sich  nur 
auf  die  Vergangenheit  beziehen  kann.  Snilann  ist  die 
Wortstellung,  wie  sie  sich  im  Bamb.  Voss.  Lov.  |.  4.  Harl. 
findet:  punico  proximo  certe  hello  aufzunehmen.  Goller 
notirt  aus  cod.  Bamb.  für  die  gewUhnliche  Lesart  in 
Italiam  accepinius,  in  Italia  accepimus.  Nach  der  von 
Kreyssig  angestellten  Vergleichung  ist  der  Strich  über 
dem  a,  sowie  fast  das  ganze  Wort  undeutlich  geworden. 
Ich  entscheiiJR  mich  für  die  gewöhnlich)-  Lesart,  weil 
accipere  in  diesem  Sinne  bei  Livins  nur  mit  in  und  dem 
folgenden  Accus,  gebraucht  wird.  Drak.  zu  4,  1.^,  3. 
9,  lli,  'i.  Ueber  die  Construction  mit  dem  blossen  Ab- 
lativ, die  an  unserer  .Stelle  unstatthaft  ist,  ^i.  Fabri  zu 
22,  .52,  7.  Im  folgenilen  Jj.  ist  mit  Bekker  dem  cod. 
Bamb.  zu  folgen,  wo  es  heisst:  pactum  iam  per  legatos 
literasqne  cum  llaniiibale,  ut  in  Italiam  traiiceret  für  diu 
Vulgata  in  Italiam  traiicere,  welche  jetzt  auch  Kreyssig 
»erwirft.  Ueber  beide  bei  Livius  vorkommende  Rede- 
weisen s.  Fabri  zu  21,  4l,  \).  §.  8.  ist  von  Jacobs  in 
den  Adel,  aniinadv.  ad  Athen,  p.  128  vortrefilich  herge- 
stellt.     Walch.   Emendd.   p.    171.     Kreyssig    and    Bekker 


sind  ihm  beigetreten.  Als  Belegstellen  führt  mao  21« 
44,  7.  und  32,  21,  13.  an.  Gerade  wie  hier  dico,  wird 
auch  sonst  inquam  gebraucht;  Stellen  s.  bei  Forcell.  s.  v. 
Indessen  bei  Livius  kommt  es,  so  viel  ich  weiss,  nur 
einmal  vor  und  ist  noch  dazu  falsch,  weil  es  gar  nicht 
in  den  Zusammenhang  passt.  In  der  Rede  des  Hannibal 
vor  der  Schlacht  bei  Zania  30,  30,  1.5.  heisst  es:  potest 
victoriam,  inquam,  malle,  quam  pacem  animus.  AI- 
schefski  hat  inquam  nach  dem  Vorgange  des  Bamb.  and 
P.  2.  gestrichen;  wodurch  wir  aber  die  Stelle  um  Nichts 
gebessert  erachten,  weil  die  hessten  Mss.  bei  Gronov  und 
Drakenborch  das  AVörtchen  beibehalten.  Gronov  sagt: 
latet  aliquid.  Forte  victoriam  ambiguam.  Es  ist  zu  le- 
sen: potest  victoriam  iniquam  malle  quam  pacem  animus. 
Dabei  denke  man  an  via  iniqua,  locus  iniquus,  ascensus 
iniquus,  Verbinilungcn ,  die  sowohl  bei  Livius,  als  auch 
bei  anderen  Schriftstellern  sehr  häufig  vorkommen.  §.  10. 
hat  Drak.  nrbem  Roinam,  wofür  urbem  Romanam,  wie 
Bekker  und  Kreyssig  geben,  ans  Bamb.  und  Lop.  1.  ge- 
lesen werden  miiss.  S.  Fabri  zu  21,  3.5,  9.  Drak.  zu 
Epit.  lib.  AI).  §.  14.  geben  Bamb.  ftlcad.  1.  für  bene 
iuvantibns  Diis,  was  von  Drak.,  Kreyss. ,  Bckk.  beibe- 
halten wird,  bene  iuvantibns  Divis,  wofür  ich  siiuimen 
mochte.  Man  s.  ti,  2(»,  !>.  25,  11,  10.  2',  27-  2.  Er- 
steres  ist  den  Römern  gelänfigcr,  letzteres  kommt  na- 
mentlich in  den  alten  Formeln  vor.  In  der  gewöhnlichen 
Erzählung  wird  man  es  bei  Livius  schwerlich  finden, 
wenigstens   ist  mir   kein    Beispiel    gegenwärtig. 

Cap.  8,  |.  Die  alten  .Ausgaben  haben  uti  rogarat, 
was  Sigonius  in  uti  rogas,  wie  an  andern  Stellen,  so  auch 
hier,  umgewandelt  wissen  will.  Er  wird  desshalb  in 
der  Bemerkung  zu  dieser  Stelle  von  Gronov  zurechtge- 
wiesen. Sowie  30,  43,  3.  von  den  Tribunen  uti  rogassent 
gesagt  wird,  inuss  hier,  wie  Bamb.  Dresd.  Luv.  4.  Harl. 
haben,  vom  Consnl  gesan;t  werden,  iitirogarel,  was  auch 
Bekker  in  den  Text  aufgenommen  hat.  Da8.>ielbe  lässt 
sich  ans  den  Lesarten  der  übrigen  !VIss.  schlicssen,  von 
denen  Voss,  uti  irrngarent ,  Lov.  1.  2.  5.  Uli  rogaretur, 
Lov.  6.  uti  rogarent  darbieten.  §.  lO.  haben  alle  Ms», 
qni  eornm  miiiimc  innlta  stipeiidia  haberet,  was  Drak. 
beibehalten  hat.  Indessen  ist  der  Plural  haberent  noth- 
«endig,  wie  schon  richtig  Mnret  veriniithet  hat,  dessen 
Conjectur  Bekker  unil  Kreyssig  in  den  Text  recipirt  ha- 
ben. Im  Anfange  lies  neunten  Capitels  ist  man,  ohne 
die  Mss.  zu  beachten,  den  alten  Ausgaben  gefolgt  und 
hat  qni  nuiiciarniit  geschrieben.  Bamb.  Voss.  Lov.  2. 
Harl.  Mcadd.  Dresd.  und  die  Ausgaben  vor  14(N  geben 
qni  nunciareiit,  was  auch  das  Richtige  sein  ilürfte;  denn 
ilie  Gesandten  kamen  im  Auftrage  des  Plolemäns.  Kreys- 
sig bemerkt,  dass  Ranishom  §.  1S2.  p.  7h4  die  Vul- 
gata vertlieidigf,  und  citirt  seine  Anmerkung  zu  Caes.  B. 
G.  6,  iO.  Beide  Bücher  sind  mir  nicht  zur  Hand,  wess- 
halb  ich  mich  auf  die  Widerlegung  ihrer  Ansichten  hier 
nicht  einlassen  kann.  Im  cod.  Dresd.  findet  sich  gleich 
darauf  eine  von  der  Vulgata  verschiedene  Wortstellung: 
ab  rege  petisse  auxiliuiu,  welche,  meiner  Ansicht  nach, 
nicht  unbeachtet  bleiben  darf.  §.  7.  Mit  Unrecht  ent- 
scheidet sich  Kreyssig  jetzt,  ila  er  doch  in  seinen  beiden 
.Ausgaben  an  dem  cod.  Bamb.,  dem  auch  Bekker  folgt, 
festgchiltcn  hat,   für  Wiederherstellung  der  Drakenborch'- 


485 


486 


«eben  Lesart.  Gegen  Ende  des  Capitols  f;ibt  cod.  Banib. 
f&T  (otieg,  octiens;  man  lese  (otieni  und  für  ii  primi  ans 
«lerselbeu  Handschrift,  welcher  anch  Dresd.  lieistimmt, 
Li  prinii.  Im  zehnten  Capitel  fulj^e  man  durchiveg  dem 
Bamb.  ,  wie  es  anch  Bekker  ^ethan  hat.  Jeilnch  kann 
ich  eine  von  der  Vuljjata  im  §.  ti.  abweichende  Worl- 
stelUiDg  lies  cod.  Dresd.,  welche  l)rak.  iiberfrangen  hat, 
nicht  unerwähnt  lassen:  er  liest:  alterani  captani  ab 
hostibns   ac   ilireptam,   alferam   oppugnari. 

Cap.  II,  3-  aut  fj.  Furio  (wofiir  merkwürdiger  Weise 
fast  alle  Mss.  Q.  Minutio  geben)  praetori  scriberet  nt, 
quum  ad  eum  legiones  ex  Etrnria  lenissent,  missis  in 
vicem  eariim  quinqne  niillibiis  sociurum,  qui  interiui  Etru- 
riac  praesidio  essent,  proficisceretur  ipse  ad  coloniam 
obsidione  liberandani.  Gronuc.  möchte  in  vor  vicem  strei- 
chen, was  mit  Recht  von  Düker  und  Drakenb.  in  Schutz 
genommen  wird.  31an  s.  die  aiigeli'ihrton  .Stellen  3,  IS,  9. 
38  5  48,  6.  Für  qui  iiiterim ,  bezüglich  auf  sociorum, 
haben  Bamb.  Voss.  Lov,  ].  'J.  4-  Dresd.  i\Ieadd.  qnae 
ioteriin,  wo  ilas  Pronomen  auf  legiones  znrückznbeziehen 
sein  würde.  Derartige  Fälle  sind  bei  Livins  nicht  selten; 
man  s.  Fabri  zu  21,  2(i,  2.  und  25,  38,  3.  Aehnlich 
ist  30,  () ,  !).  nach  der  handschriftlichen  Verbesserung 
Alschefski's.  Sparso  aus  Put.  Bamb.  Lips. ,  denen  Flor. 
Cant.  \'i>ss.  beistimmen,  ist  auf  das  folgende  incenilio  zn 
beziehen«  Die  im  Verlaufe  des  Capitels  mit  Hülfe  des 
Bamb.  und  der  i'ibrigen  Alss.  zu  machenden  Verbessernu- 
geii  sind  von  Krejssig  und  Bekker  schon  aufgenommen; 
wie  §.  10.  für  petere,  peterentqne,  §.  12.  iiidicasset 
für  iudicasset,  darin  jedoch  hat  Bekker  gefehlt,  dass  er 
gegen  Ende  mutari  vellet  für  mutarive  vellet  ans  dem 
cod.  Bamb.,  dem  Voss.  Lov.  (,  Lips.  beistiinnien,  auf- 
nahm. Der  Grund  zur  Auslassung  des  angehängten  ve 
ist  in  der  Aehnliehkeit  des  Anfangs  des  folgenden  Wor- 
tes leicht  und  sicher  gefunden.  Alan  s.  ilie  von  Kre^s- 
sig  angeführte  Stelle  28,  21,  .2'  und  vcrglciclio  für  die 
unserige  ä'^,  38,  18,  Vto  es  nach  den  aiifgestelllen  Frie- 
densb>'diiigiingeii  heisst:  si  quid  postea  addi  demi  muta- 
rive  placnissct  cett. 

Zeitz.  Friedrich  Beider. 


öl.  M.  Vellei  Faterculi  qiiae  supersimt  ex  historiae 
Rotnnae  libris  duobus.  Ad  edilionis  principis, 
collati  a  Burerio  codicis  Muriacensix ,  apographi- 
que  Amerbachiani  fidem  et  ex  doclorum  lioininum 
coniecturig  recensuit  accuratissimiique  indicibus  in- 
Struxit  Fridericus  Kritzius ,  Professor  Erfurtensis. 
Lipsiae,  sunitibus  librariae  Lehnholdianae.  I84(J. 
CXLIV   und   Oi8   J>.     gr.   8.      (3   Thir.   6   ggr.) 

Als  ich  in  diesen  Blättern  vom  Jahre  1835.  Ar.  (;!). 
einen  Bericht  über  die  von  Hrn.  Krilz  besorgte  Ausgabe 
des  Sallustischen  Jugurtha  lieferte,  sprach  ich  unter  an- 
dern auch  den  Wunsch  ans,  es  iiiüclile  der  gelehrte  Her- 
ausgeber künftig  einmal  seine  Thätigkeit  <lein  Vellcjus 
Patercnlus  widmen.  ISchneller,  als  ich  erwarten  konnte, 
ist  dieser  Wunsih  in  Erfüllung  gegangen.  Denn  wir 
sehen    eine    neue    Ausgabe    des    genannten    Schrifistellers 


vor  uns,  die  in  jeder  Beziehung  eine  wohl  angelegte  und 
gut  ausgeführte  Ausgabe,  ein  neues  Denkmal  der  Gelehr- 
samkeit und  des  Scharfsinnes  des  Hrn.  Kritz  genannt 
zu  werden  verdient.  Als  ein«  solche  haben  sie  schon 
die  Stimmen  achtbarer  Philologen  *)  bezeichnet;  wir 
denken  aber  doch  nicht  zu  spät  mit  unserer  Relation  zu 
kommen,  wo  es  sich  um  ein  gutes  Buch  bandelt,  das 
eine  wahrhafte  Bereicherung  der  AV  issenschaft  enthält 
und  zugleich  das  grosse  und  bis  jetzt  unbestrittene  Ver- 
dienst hat,  einen  durchaus  lesbaren  Text  des  Vellejus 
Paterculus  geliefert  zu   haben. 

rtlit  Recht  hat  Hr.  Kritz  in  der  Vorrede  (sie  ist,  wie 
die  gleich  zu  erwähnenilen  Prnlegomena,  klar  und  schön 
geschrieben)  bemerkt,  dass,  nachdem  Ruhnkenius  vor  nun 
sechszig  Jahren  seine  Ausgabe  des  Vellejus  hatte  erschei- 
nen lassen,  die  grosse  Verehrung,  welche  der  hollän- 
dische Philolocn  geiioss,  eine  neue  Bearbeitung  des  rö- 
mischen Schriftstellers  verhindert  hat.  Aber  noch  ein 
anderer  Grund  scheint  uns  in  der  allgemeinen  Abneigung 
zu  liegen,  welche  durch  die  vorherrschende  Freude  an 
den  griechischen  Schriftstellen  bei  einem  grossen  Theile 
der  deutschen  Fhilulugcu,  namentlich  solchen,  die  aus 
Hermann's  Schule  hervorgegangen  waren ,  erzeugt  und 
durch  allerhand  ästhetische  Vorurtheile  noch  vermehrt 
worden  ist.  Es  versloht  sich  wohl  von  selbst,  dass  Her- 
mann einer  solchen  Einseitigkeit  durchaus  abhold  ist, 
aber  es  ist  auch  auf  der  andern  Seite  begreiflich,  wie 
gerade  die  griechischen  Schriftsteller,  welche  der  Meister 
mit  «ler  ganzen  Kraft  seines  Wissens  und  mit  seinem 
Scharfblicke  erläuterte,  die  Schüler  vorzugsweise  anzie- 
hen mussten.  Für  Vellejus  begann  im .  Jahr  1835  mit 
Orelli's  Ausgabe  eine  neue  Epoche.  Denn  damals  hatte 
der  unermüdlich  Thätige  auf  der  Baseler  Bibliothek  eine 
von  Vitus  Amerbach  gemachte  Abschrift  der  I>Iurbacher 
Handschrift  entdeckt  und  legte  dieselbe,  roll  Freude  über 
den  glücklichen  Fund,  einer  neuen  Ausgabe  zum  Grunde. 
Vou  der  Zeit  an  war  ein  frischer  Eifer  für  Vellejus  er- 
wacht. Es  erschienen  die  Ausgaben  von  Krevssig,  Fied- 
ler und  iiothe,  es  wurden  Abhanilliin^^eii  und  kritische 
Bemerkungen  von  Laurent,  Bergk,  Schöpfer,  Halm,  Jeep 
geschrieben,  und  in  den  Recensionen  dieser  und  anderer 
Schriften  von  Halm,  Haase  und  Fröhlich  schätzbare  Bei- 
träge zur  Kritik  und  Interpretation  des  Vellejus  nieder- 
gelegt. Denn,  wenn  irgend  ein  Schriftsteller  des  Alter- 
thums  zu  Conjecturen  und  Enieiidatioiien  reizen  konnte, 
so  war  es  gewiss  Vellejus  Paterculus.  Sein  Text  beruht 
ja  nur  auf  der  unzuverlässigen  Gewähr  der  einen  Hand- 
schrift, die  Beatus  Rheiianus  im  J.  1515  im  Kloster 
IMurliach  im  oberen  Elsass  aufgefunden  hatte,  seine  Spra- 
che bietet  so  viel  Rhetorisirendes ,  so  viele  epigramma- 
tische Gegensätze,  sein  Styl  ist  so  uneben,  seino  Wort- 
stellung oft  so  verMorren  —  kurz  Alles  vielfache  Auf- 
forderungen  zum  Coiijccturiren.      Daher    übersteigt    auch 


*)  Wie  Zitmpl's  in  den  Jahvbüchern  für  wissensc/iaftlii/ie 
Kritik  1041.  Nr.  4! — iij  Scliiuidtwin's  in  ilen  Cnilting.  ^cl, 
j4nzei^.  18+1,  Nr.  (J7.  tJS  iinil  die  eines  Recrnscnlcii  in 
ili-r  Jen.  jiUgeni-  Lic  Zeit.  Ift4l.  Ni:  lä—  i8.  in  dcni 
wir  einen  schweizei  isclien  Philologen,  denlschiii  l'rspruni;.>. 
/.u  erkennen  glauben. 


487 


488 


die  Zahl  der  €onjpc<iiren  und  Emenilationen  oft  das 
GIanl>lirlie.  Wir  haben  in  der  »orliegenden  Autgabe 
I.  B.  bei  I,  LS,  1.  und  bei  II,  '2(1,  3-  fünfzehn  Con- 
jec<iireii  gez.'llilt,  bei  II,  31,  1.  siebenzehn,  bei  II,  S2,  1. 
zwanzig,  bei  II,  90.  1.  drei  und  zwanzig,  bei  II,  lOf),  1. 
dreizehn,  bei  II,  \'2b,  4.  ein  und  zwanzig.  Dass  nun 
unter  diesen  Verbesserun(;sversnrlien  der  richtige  Taet 
und  die  griindliilie  .S[.rarhkenn(niss  gelehrter  ««luier  dem 
Vellejanischen  Texte  häutig  von  grossem  Mntzen  gewesen 
sind,  wird  Niemand  Ungnen,  der  die  Wichtigkeit  ver- 
ständiger Conjectnralkritik  kennt:  freilich  ist  aber  auch 
nicht  selten  dem  Texte  übel  mitgespielt  worden,  am  mei- 
sten wohl  ron  Holhe,  wie  bereits  Halm  »or  Hrn.  Kriiz 
in  dieser  Zeitschrift  vom  J.  I.S37.  Nr.  109-  110.  gezeigt 
hat,  und  unser  Herausgeber  in  der  Vorrede  (().  XV),  wo 
Bothe  kein  edilor ,  sondern  ein  corruptor  Velleii,  heisst, 
dann  in  den  Prolegomenen  (p.  CXIV):  Bothius  ad  in- 
saniam  usque  prugressus  est  nnd  an  mehreren  Stellen 
des  Commentars,   wie   bei   II,    112,  5     und   (j- 

Unter  diesen  ünist.'inden  kann  es  nicht  anders,  denn  als 
ein  sehr  dankensHertlies  Unternehmen  betrachtet  werden, 
dass  sich  Hr.  Krilz  zu  einer  neuen  Ausgabe  des  Velle- 
jus  Paterculus  entschloss,  einmal  um  durch  die  von  Orelli 
neu  entdeckte  Abschrift  in  Verbindung  mit  der  editio 
princeps  den  Text  möglichst  gut  zu  constitnireu  und 
zweitens,  um  den  grossen  Reichthum  von  Conjecturen  und 
Emendationen  zu  sichten  und  diejenigen  fiir  den  Text 
zu  benutzen,  welche  einer  ofl'enbaren  Verdorbenheit  des- 
selben in  sprachgemässer  Weise  abhelfen  konnten.  Da 
ferner  die  Ausgabe  eine  vorzugsweise  kritische  werden^ 
und  aufSach-  und  Worterklärungen  nur  da  eingegangen 
werden  sollte  ,  wo  es  die  Herstellung  einer  oder  iler  an- 
dern Lesart  nothwenilig  erforderte,  so  bedurfte  Hr.  Kritz 
einer  ausführlichen  Darlegung  seiner  Ansicht  von  der  kri- 
tischen Gestaltung  des  Textes  und  von  der  Spracheigen- 
thünilichkeit  des  Vellejus,  die  er  von  der  ersten  nicht 
glaubte  trennen  zu  können,  um  nicht  dasselbe  bei  den 
einzelnen  Stelleu  zu  oft  wiederholen  zu  müssen.  Zu 
diesem  Zwecke  hat  er  vortrefllich  gearbeitete  Prolego- 
uiena  in  vier  Capiteln  vorausgeschickt,  die  schon  für  sich 
allein  ein  sehr  schätzbares  Uuch  ausmachen  würden. 
Denn  wir  nehmen  nicht  Anstand  ,  diese  Einleitungen  in 
der  Gründlichkeit  ihrer  Ausarbeitung  und  Leichtigkeit, 
ia  in  der  Anmuth  der  Daistelinng  den  bessten  derartigen 
Schriften  beizuzählen ,  welche  in  der  neueren  Zeit  ver- 
fasst  worden  sind,  und  freuen  uns,  hier  einen  latrinischen 
Schriflsteller  späterer  Zeit  in  ähnlicher  Weise  ausgestat- 
tet zu  sehen,  als  den  göttlichen  Plato  durch  Slallbaum's 
meisterhafte    Prolegomena. 

Das  erste  Capitel  de  vita  Velleii  (p.  1  — XVIU)  stellt 
die  wenigen  Nachrichten  über  Vellejus  Vorfahren,  Le- 
bensumstände, Kriegs-  und  Hofdienst  und  wissenschaft- 
liche üildung  in  grnngeniler  Uebersicht  zusammen.  Viel 
bedeuteniler  und  gleichsam  die  Krönendes  Ganzen  ist 
das  zweite  Capitel  de  l'elleji  opere  (p.  XIX  —  LXXVI). 
Zuerst  wird  hier  der  Titel:  historiae  Romanae  ad  M. 
t  inicium  lil/ri  duo  gegen  des  Lipsius  Veränderung,  der 
das  Duch  nur  historia  genannt  wissen  wollte,  gerecht- 
fertigt,  und   über   die   Dedicatiun  an  Vinicius  das   Nöthige 


bemerkt.  Die  Abfassung  des  Baches  musste  in  kurzer 
Zeit,  vielleicht  in  ftinf  IVIouaten,  vollendet  sein  (daher 
die  häufige  Erwähnung  der  praeceps  festinatio ,  wie  I, 
16,  1.  II,  108,  2.  u.  a.  St.),  es  sollte  zur  Beebrung 
des  Vinicischen  Geschlechtes  dienen,  es  ist  also  lächer- 
lich, anzunehmen,  dass  Vellejus  durch  diess,  einem  An- 
deren dedicirte  Buch  sich  die  besondere  Gunst  des  Ti- 
berius  habe  erwerben  wollen.  Und  hierdurch  bahnt 
sich  Hr.  Kritz  den  Weg  zur  Beleuchtung  der  seinem 
Schriftsteller  von  so  Vielen  zur  Last  gelegten  Schmei- 
chelei und  hofischen  Bewunderung  des  Tiberius.  Velle- 
jus mnss,  wie  auch  von  Sauppe  in  einer  trefflichen  und 
von  Herrn  Kritx  nach  Gebühr  belobten  Abhandlung 
(Schweizer.  IMns.  für  histor.  Wiss.  I,  2-  S.  HS— ISO) 
über  diesen  Schriftsteller  geschehen  ist,  im  Lichte  seiner 
Zeit,  nicht  in  dem  der  alten  Republik,  oder  gar  in  Ver- 
gleichung  mit  Tacitus,  gewürdigt  werden.  Ein  anderes 
Regiment  hatte  andere  Sitten  aufgebracht,  der  Imperator 
war  der  IVJittelpunct  des  Ganzen  und  so  auch  für  Velle- 
jus, natu  speciosa  pro  egregiis  hahens ,  quaecunque 
oculos  splendore  quodam  feriunt,  arripit  ac  pleno  ore 
celebrat  (p.  XXA'Il).  Daher,  so  wird  sehr  folgerichtig 
gezeigt,  erklärt  sich  auch  sein  Bestreben,  einzelne  her- 
vorragende Persönlichkeiten,  einen  Aemilius  Paullus,  Scipio, 
Gracchus,  Cäsar,  .Agrippa,  3Iarbod,  Arminius  nnd  An- 
dere, festzuhalten  und  zu  schildern,  bei  den  Erlebnissen 
einzelner  länger  zu  verweilen,  als  bei  den  Begebenhei- 
ten des  Reichs  und,  als  er  nun  bis  auf  seine  Zeit  ge- 
kommen war,  ilie  Machthaber  zu  loben  und  zu  preisen. 
Sehr  passend  sagt  hier  Hr.  Kritz:  in  quo  tantum  abfuit, 
ut  adulaforem  agere  sibi  videretur,  ut  eundem  morem, 
quem  in  priorum  hominum  commemoratione  secutus  erat, 
etiam  in  principalu  describendo  retineret,  quamquam 
peculiaris  eins  ratio  effecit,  ut  ita  vel  itivitus  in  adu- 
landi  suspicionem  incideret.  Sed  qui  ipse  liberum  rem- 
publicam  nnn  vidisset,  ac  non  solum  tempore  in  Auguiti 
Tiberiique  principatum  incidisset ,  sed  etiam  officiis  pa- 
riter  atque  beneficiis  domui  Augustue  coniunctus  esset, 
qui  poterut  nliter  de  ea  sentire  atque  iudicare,  quam 
omnes ,  qui  eodem'loco  atque  condicione  essent ,  J'acien- 
tes  viditi  ?iam  ita  est  ingenium  hominuvi,  ut,  si  pau- 
cos  excipias ,  quibus  generosiores  Spiritus  -natura  indidit 
et  fortuita  contemnere  eos  docuit,  plerique  omnes  lem- 
poribus  inserviant,  quibus  nati  educatique  sunt,  et  quam- 
vis  libere  et  ex  vero  iudicare  sibi  videantur,  tarnen  con- 
suetudine,  inveteratis  erroribus  ac  commodi  studio  du- 
canlur  ,  et  quum  rectissime  agere  et  senti''e  opinantur, 
longissime  ab  eo,  quod  quaerunt,  absint  atque  recedant 
(p.  XXX).  Will  man  hierzu  eine  Parallele  aus  neuerer 
Zeit  haben,  so  finden  wir  sie  in  jenen  französischen  Ge- 
schichtschreibern  des  napoleonischen  Reichs,  die  in  die- 
sem gross  geworden  waren,  vor  allen  in  Bignon,  dann 
auch  in  Norvins,  Thiers,  Fain,  Las  Cases,  denn  so  unbe- 
fangen und  redlich,  wie  Thibaudeau,  ist  nicht  leicht 
einer  von  allen,  die  Napoleons  Thaten  beschrieben  haben. 
Weiter  zeigt  Hr.  Kritz,  wie  Vellejus,  durch  Lager- 
freundschaft an  Tiberius  geknüpft  und  von  ihm  vielfach 
begünstigt,  zum  Lobreduer  eines  Fürsten  werden  musste, 
der  überdiess  zur  Zeit,  wo  ^'ellejus  schrieb,  manche 
Hoffnungen   erweckte   und   noch   nicht  der  finstere    Despot 


489 

■war,  den  wir  aus  TarKus  um]  Siieioniils  kennen.  *)  Mit 
Recht  wiril  tliess  zur  Aliwclir  iIps  VorMiirfcs  gemeiner 
Schmeichelei  geltend  gemacht,  und  findet  Bestfitigang  in 
der  mit  philologischer  Wahrheit  entivorfenen  Schilderung 
Ton  Tibcrius  Jünglings-  und  ersten  Regierungsjahren,  die 
Professor  Wigand  zu  Berlin  im  Programm  des  Friedrich- 
Wilhelms  -  Gvmuasiiims  vom  J.  1840  (S.  1  —  33)  gegeben 
hat.  Aul'  .S.  19  ist  eine  merkwürdige  Ueliereinstimmnng 
mit  den  schönen  Worten  unsers  Herausgehers,  die  wir 
«n  eliiMi  angeführt  haben.  Am  Schluss  eri<inert  noch  Hr. 
Kritz,  dass  Vellejus  sich  auch  darin  als  das  Rind  eines 
an  rhetorischen  Prunk  geivühntcn  Zeitalters  gezeigt  habe, 
dass  er  nicht  bloss  vom  Tibcrius  nnd  Sejanus  viel  Preis- 
wiirdigns  sage,  sondern  auch  rtlänncr,  wie  Ponipejus  und 
Cato  (11,  31,  1.  35,  !•)  in  fast  hyperbolischer  \Veise 
liber  ihre  Zeitfrenosseii  erhebe,  wo  ihn  dann  doch  nicht 
füglich    der   Verdacht   der   Schmeichelei   treft'en    konnte. 

Ueber  Eintheiluiig  und  Anordnung  des  Werks  war 
von  Hrn.  Kritz  nicht  viel  zu  sagen.  Die  von  Vellejus 
selbst  zugegebene  Eilfertigkeit  hinderte  ihn  am  Ueberar- 
beiten  und  Abglätten  ,  er  war  zufrieden  ,  wenn  seine 
Darstellung  eine  gewisse  Kraft  und  Frische  zeigte.  Cuius 
villi  uliservalione,  sagt  Hr.  Kritz  in  Bezug  auf  frühere 
Herausgeber,  quamqunm  multum  detrahitur  vulgari  opi- 
nioni  de  insigni  Velleii  urle,  tame?i  quivis,  vera  specio- 
sis  prae/erens  ,  intelliget,  quimtum  iusta  liuius  rei  exi- 
stimatio  valeat  ad  rectum  in  emendundo  f  elleio  viam 
ineundnm  atque  tetiendam.  (p.  XXXVII).  Ebenso  lasst 
sich  über  die  Benutzung  der  Quellen  nur  wenig  ermit- 
teln, die  chronologischen  Angaben  erfordern  ebenfalls 
genaue  Prüfung ,  iler  sich  der  Herausgeber  p.  XLI  — ■ 
XliA  I  011(1  im  Commentar  an  mehreren  Stellen,  wie  I, 
12,  5-,  II,  4,  7.  7,  5.  11,  3.  und  15,  1.,  unterzogen 
hat,  ohne  sich  zu  verhehlen,  wie  schlüpfrig  der  Hoden 
sei  ,  auf  dem  diese  L'ntersuchungen  vou  ihm  angestellt 
siild. 

Nach  Beleuchtung  dieser  äusseren  Verhältnisse  folgt 
die  lelirreiche  Abhandlung  über  die  Sprache  des  Vellejus 
(S.  XLVI  — LXXXV).  Der  Herausgeber  erklärt  sich 
hier  mit  Bestimmtheit  gegen  Rlienanus,  IVliirelus,  CVlIa- 
rius,  Ruhnken  (doctissimum  alioquiii  latinitatis  existi- 
tnatorem)  und' alle,  welche  dem  Vellejus  Eleganz  nnd 
Präcision  beilegen,  und  gibt  hierdurch  ein  glänzendes 
Beispiel  seines  durchaus  unbestochenen  ürtheils.  Denn 
wie  viele  Herausgeber  eines  Schriftstellers  würden  so 
hart  über  den  Zögling  jahrelanger  Arbeiten  sprechen! 
Hr.  Kritz  dagegen  lasst  sich  gleich  im  Anfange  des  be- 
zeichneten Abschnittes   also    vernehmen:    omnes    dictionis 


490 


ih 


•)  Die  Schilderung,  die  Thibaudeau  in  den  HUmoires  siir 
le  coinulttl  p.  3.ib  vom  Grafen  Sejm-,  der  unter  dem 
Coiisnlal  den  llofniann  n)achtc,  entwirft,  passt  in  einzel- 
nen Zügen  auf  Velloius.  C'clait  itn  horitwe  d'espril^  il 
avnit  des  opinions  Uierales,  niais  elei'e  daits  les  cours 
il  smail  sc  plii'r  ä  Itiurs  exigences.  Und  Segur  bat  nie 
für  einen  sclileclileu  Mensclicn  oder  eigennützigen  I'ür- 
stendienei'  gegolten. 
**)  Eine  Scbiift  von  Biiltig,  ähnlichen  Inhalts,  wie  es  scheint, 
im  Wiltenberger  Piogranim  vom  Jahr  1841:  Tibcrius  im 
t'eihalcniss  zur  fürbUicIuii  Familie  (24  S.  4.),  kenneu 
wir  nur  dem  Titel  nach. 

Zeitsclir,  f.  d,  Alurlhumsw. 


Velieianae  laudes  non  ultra  latinae  orationis  vir- 
tutem  progrediuntur,  quae  tum  in  usu  bonorum  uiila- 
torumque  voctiiulorum  ,  tum  in  le^itima  eorum  declina- 
tione  et  structura  cernitur.  Ad  quam  dictionis  castita- 
tem  quuni  vigorem  quendam  atque  splendorem  sententiarum 
editores  viderent  accedere,  ita  hin  orationis  quasi  leno- 
ciniis  capti  sunt,  ut  neque  maiora  et  perfectiora  requi- 
rerent,  et  ea,  quae  minus  proLanda  sunt,  vel  nun  anim- 
adverlerent  vel  iusto  levius  iudicarent.  Lin  diess  zu 
beweisen,  zeigt  der  Herausgeber  zuerst,  nie  ^'ellejos  die 
stilistischen  Gebrechen  nnil  Ausuüchsc  seiner  Zeit  iheilt. 
Also  die  Sucht  nach  bypetl.oliscben  Aosdrürkeii,  »ie  II, 
41,  1.  Caesar  animo  super  huvtanam  et  nnluram  et 
fidem  evectus  *),  das  Geiallen  an  eiiigranimalisi  li  zuge- 
spitzten Sitzen  und  Antithesen,  «ie  I,  1'.',  7.  Seque  ante 
invisum  esse  desiit,  quam  esse  desiit  oder  II,  5(1,  3.  (  aesar 
cum  alienis  armis  nd  nrmn  couipuhus  est,  ilie  Häufung  un- 
|)assender  oder  dnnkeler  Bilder,  »ie  11,  ö'-',  3-  Aciem  Pharsa- 
licam  —  et  coltisa  inter  se  duo  reipublicae  capita, 
effossumque  alterum  Romani  imperi  lumen,  non  reci- 
pit  enarranda  hie  scripturae  modus,  die  Wiederhulung 
desselben  Gedankens,  wodurch  der  Stil  matt  iiml  schlaff 
wird,  wie  II,  33,  3.  Fompeius  in  appetendis  Itonoribus 
immodicus ,  in  gerendis  verecundissimus ,  ut  qui  eos  ut 
libentissime  iniret ,  ita  ßniret  aequo  animo,  et  quos  cu- 
pisset  arbitrio  suo  sumere,  alieno  deponeret ,  endlich  in 
der  Verwendung  durchaus  gleichbedeutender  Wörter,  ohne 
Verstärkung  des  Sinnes,  wie  II,  3  i,  !•  Lucultus  Mithri' 
datem  saepe  multis  lovis  fuderat.  Alle  diese  Fehler, 
deren  Belege  mit  dem  grössten  Fleisse  gesammelt  sinil, 
nnd  viele  Seiten  einnehinen,  zeigen,  wie  man  von  jetzt 
an  nicht  mehr  von  einer  Veliejanischen  brevitas  dicendi 
sprechen    dürfe. 

Neben  diesen  allgemeinen  Ausstellungen  «ar  aber  A'elle- 
jus  auch  von  eigeiithümlichen  Fehlern  nicht  frei.  Von  diesen 
handelt  Hr.  Kritz  von  S.  LX  au  mit  derselben  lobens- 
werthen  Sorgfalt,  ilie  seinen  Prolegonienen  auch  über 
ihren  n.'ichsten  Zweck  hinaus  für  die  lateinische  Sprache 
überhaupt  einen  grossen  Werth  gibt.  ^'ellejns  war  in 
keiner  Schule  zum  Schriflsteller  gebildet,  doch  war  er 
nichl  ganz  ohne  wissenschaftliche  Ausbildung,  und  als  er 
zu  schreiben  anfing,  so  Ihat  er  diess  mehr  als  ein  Hof- 
uiid  AVeUniaiin,  denn  als  eigentlicher  Gelehrter,  ebenso 
wie  in  Frankreich  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  Leute 
aus  allen  Standen  die  Feder  zu  führen  pflegen,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  dass  die  Franzosen  in  ihren  histori- 
schen abreges  mit  scheinbarer  Anspruclilosigkeit  des  Ti- 
tels die  ungeheuerste  Aninassung  in  der  Ausführung  ver- 
binden. Daher  ist  Vellejus  Periodenbau  »eder  gefällig, 
noch  kunstmässig,  die  Sprache  kann  auch  «ohl  dunkel 
»erden,  überall  fehlt  ihr  die  letzte  Feile,  was  sich  auch 
in  der  geringen  .Auswahl  von  Wörtern  und  Redensarten, 
ilie  oft  binnen  wenigen  Zeilen  zweimal  vorkommen,  und 
in   der   Wiederkehr    derselben   Gedanken    zeigt  ,    obgleich 


*1  Nicht  anders  s.igtc  Portalis  im  J.  1803  dem  Consul  To- 
nopaite  in  ciniT  Sitzuns  des  St.ialsrnlln's,  er  ^ei  ihniiiine 
au  sorc  duqiicl  est  altache  Ic  snrC  du  moude  ,  l'homme 
dci'ant  ijui  la  icrre  se  (ait  (^i'chhsser:  Zur  Beurtheitung 
Napoleons  U,  \<ilj. 

33 


491 


492 


llr.  h'ritz  (S.  LXVII)  mit  Rcclit  bemerkt,  <lass  ilie  er- 
ttrre  (iritnliiilK'it ,  iliTPn  i!i-is|>ii-|p  sult  auch  bi-i  liou 
brKStrn  SrhriflstrlliTii  ffiuili-ii,  ilii>  friilii-riMi  HiTausgobir 
iiirtil  li/iltp  iliirfi'ii  zu  so  lii'leii  Vcraiulcniiijf.sviirscblHguu 
»craiiliissrii.  Afbiiliche  llris|ilcl«  aus  CiccT»  und  Cot- 
nrlius  hat  Herr  h'rilz  srll.st  .niftcfuhrl :  er  haUo  iiucb 
auf  si'iiip  pigpiicii  Aniiici  kinijji'u  zu  Sttlliist.  Catil.  9»  4. 
;il,  5.  iiiul  öl,  40.,  auf  l'aldaiHHS  AUliamllmi;;  (/(•  repe- 
titione  vitcum  in  sermo/ie  Grnevo  et  Litlino  in  unserer 
Zeilsclirift  IS,)^.  >r.  \A'\ — i  ,V,'.  uuil  auf  irtA«"«  ücnier- 
kunjcon  in  den  Pliilol.  Jahrltb.  \.VVI,  J.  S.  JSS  f.  ver- 
weisen können.  Jtcluiu  frulier  liaftc  ich  im  Spec-  Quiiest. 
Luoidn-  I.  [>.  3'),  '.i'  fllehrerrs  rou  dieser  Art  znsaninicu- 
jjestellt.  Kndlirh  thiit  der  PrJleisiou  lies  Stils  bei  Vel- 
lejus  das  h.'inli^'e  Herabsinken  in  den  Gespritrhston  vielen 
Eintrajf.  Es  ^ei^'t  sieb  diess  in  einer  oft  störenden  3tel- 
luni;  des  Objerts  um!  Subjects,  wie  I,  2,  1.  Atlietiae 
sui  reg  Ulis  esse;  g  mir  um  ullimus  rex  fuit  Codrus, 
in  einer  nnuleirhni.1ssi;('N  Abweibscluii:;  der  Länge  und 
Kiirzi"  iui  Ansdruik,  wie  11,  7,  1.  Hu/ic  Grucchi  ha- 
iiiere  aet litis  mortisque  exitum  und  (i,  3.  C.  Gracchus 
n  ili  il  i  III  motu  m  ,  n  ili  il  t  r  a  nq  .til  l  u  vi ,  n  ili  il  quietum 
denique  in  eodem  statu  relinquebat,  eiullicl»  in  der 
Zerreissiuif  der  natiirlirben  VVortstellunjj ,  ivie  I,  1,3. 
Hunc  Orestes  malremque  socia  Eleclra  obtruncat. 
•f,  111,  o.  Partem  exercilus  ad  whe  traditi  ab 
Auguato  perduxi  ad  ßlium. 

Durch  diese,  mit  Fleiss  nud  Umsicht  gewonnene  Ein- 
sicht in  die  Sprache  des  Vellejus  hat  nun  Hr.  Kritz  die 
breiteste  Unterlage  für  dessen  Kritik  und  Interpretation 
gewonnen.  Ist  es  nun  überhaupt  schon  das  besste  Alittel 
für  die  Erklärung  eines  alten  Schriftstellers,  wenn  man 
seine  Spracheigentbümlirhkeiten  mit  Klarheit  überschaut, 
so  ist  diess  von  Hrn.  Kritz  erlangte  Resultat  bei  einem 
Schriftsteller,  wie  »llejus,  ilesseu  Ti-xt  aus  iMan{;el  an 
handschriftlichen  Urkunden  der  Willkür  mehr,  als  die 
nieisten  andern,  preisgegeben  ist,  ein  nicht  genug  anzu- 
erkennendes  Hülfsmittel. 

In  ähnlicher  Weise  wichtig,  als  das  zweite  Capitel  ist 
das  dritte  de  codice  Murbiicensi ,  Amerbachiano  et  editione 
principe  (p.  LXXVII  -  CXXV).  Hier  kam  es  nun  be- 
sonders darauf  an,  den  gegenseitigen  Wer'ili  der  editio 
princeps  des  Rhenaiius  und  der  Abschrift  des  Amcrbach 
zu  bestimmen,  weil  hM-rdurcli  allein  eine  eiiiigerrnassen 
feste  Grundlage  für  die  Textkritik  erhalten  werden  konnte. 
Hr.  Kritz  erzählt  daher  mit  (Genauigkeit,  wie  Rheiianus 
den  Fuud  im  Kloster  Murbach  gemacht  und  die  Hand- 
schrift einem  Freunde  zum  Abschreiben  gegeben  habe, 
der  aber  sich  dieses  Geschäftes  nach  seinem  Urtbeile 
properanter  und  infeliciter  entledigte,  so  dass  er  diese 
Abschrift  ganz  bei  Seite  zu  legen  beschloss  ,  und  erst 
drei  iahre  später  die  Handschrift  nach  der  >on  ihm  ge- 
nomr.ienen  Abschrift  abdrucken  Hess,  da  die  Hoffnung, 
eine  bessere  l'aniUclirift  aus  Mailand  zu  erhalten,  nicht  in 
Erfi;}li:ng  gegangen  war.  Der  Druck  dieser  editio  princeps 
ward  im  Uecember  lfi,,K>  rollendet.  Weiter  zeigt  Herr 
Kritz,  wie  der  gewissenhafte,  wohl  unterrichtete  Rhe- 
naiius diese  Abcchrilt  mit  gJösster  Soigsamfeeit  genommen 
und  nur  augensclieiuliche  Schreibfeliker ,  »on  denen  ein 
Verzeichtjiss   beigefügt    ist,    stillschvveigcnd    geändert   und 


eine  Anzahl  von  Verbesserniigen,  deren  der  Text  bedurfte, 
an  ilcn  Rand  gesetzt  habe  (p.  LXX^'U),  Kloss  in  drei 
Stellen  (I,  18,  i.  H,  107,  „>.  und  II,  lU),  2.)  wären 
kühnere  Verändernngen  vorgenommeik  worden.  Dabei 
aber  beklagte  sich  Rhenanns  sehr  über  den  schlechtcu 
Abdruck  der  Handschrift,  indem  «r  sich  zu  sehr  auf  ilie 
Drucker  unil  Correctnren  der  Froben'schen  Oflicin  ver- 
lassen hätte,  die  es  unterlassen,  ilie  Hanilschriit  selbst 
au  zweifelhaften  Stellen  einzusehen,  wie  er  ihnen  doch 
geboten  hatte.  Daher  wäre  von  seinem  Ainanuensis  .Alb. 
liiirer  der  Text  nochmals  genau  {plus  quam  dillgenler) 
mit  der  Handschrift  verglichen  uorilen,  auch  wären  am 
Schlüsse  eine  .Anzahl  Euiendatioiien  beigefügt.  Diess 
niuss  etwa  im  Anfange  des  Jahres  1521  geschehen  sein. 
Hieraus  ergibt  sich  nun,  dass  ISurcr  die  Mängel  des  Ab- 
druckes verbessert  habe,  und  dass,  wo  er  keine  Abwei- 
cliung  von  der  Murbacher  Handschrift  anführt,  die  eilitio 
princeps  mit  derselben  nbereinstiinint,  so  dass  also  Burer's 
Schweigen  von  nicht  geringerem  Gewichte  i..*t ,  als  sein 
Zeugniss  (S.  LXXXUI).  Gegen  den  Verdacht  einer 
Interpolation  durch  Rhenanus  erklärt  sich  Hr.  Kritz  mit 
allem    Eifer. 

Eine  solche  aber  nahm  Orelli  au,  der  die  von  ihm 
entdeckte  Handschrift  des  \'itns  .^nierbach  zu  hoch  stellt. 
Demi  diese  ist  keine  andere,  als  die,  welche  Rhenanus 
ihrer  Schlechtigkeit  und  Ungenauigkeit  wegen  bei  Seite 
legen  liess  (S.  LXXXIV),  sie  ist  voll  Fehler  der  scbliuiui- 
sten,  sinnlosesten  Art,  hat  aber  doch  den  Nutzen,  dass 
man  von  ihr  auf  die  grosse  Verderbtheit  der  Urhanilschrift 
schliesscn  kann.  Auf  keinen  Fall  also  hätte  Orelli  ihr 
ein  so  grosses  Gewicht  über  die  Rlienanische  Ausgabe 
einräumen  sollen. 

Um    aber    das    Verhältniss    der   Amerbach'scheil    Hand- 
schrift   zur   Rhenaoischen    Ausgabe     riclitig    zu    würdigen, 
hat   Hr.   Kritz    die    sehr    mühsame    Arbeit    einer   Verglei- 
cliung,     die     bis     in     das     Kleinste     gebt,      nntcrnoinmeii 
(S.    LXXXVI— CXVJ.       Alle    Corruptelen     in     Hinsicht 
der    Verwechselung   der   Ruchstaben,   der   Auslassung,    der 
Umstellung,   der   l^erdoppelung ,    ferner    die   durch  unrich- 
tig   gelesene     Abbreviaturen,      durch    sinnlos     abgetrennte 
oder    in    einander   geschriebene   Sylben,    durch    verkehrte 
Nebeneinanderstellungen     zu    einander    gehöriger     Wörter 
entstandenen     Verfälschungen,     endlich    die    Glosseme    — 
alle    diese    sind     hier    auf    das   Genaueste    rlassihcirt    und 
können,    neben    ihrem    eigentlichen    Zwecke,    als   eine   be- 
queme   Anleitung   zu   paläographischen   Studien    empfohlen 
werden.      Aus   allem   diesem   zieht   nun  Hr.  Kritz   folgende 
Schlüsse   auf  S.  CXVf.:    1)   Mit  Recht   hat  Rhenanus   die 
Murbach'schc  Handschrift  einen   codicem   depravaiissimum 
et  lalem,   in   quo  omnia  restituere  nun   sit  humani  ingenii 
genannt.      V)    Nicht    alle     Fehler     sind    die    Schuld     eines 
Abschreibers    im   Kloster    .'Murbarh,    sondern    viele   reichen 
schon    weiter    hinauf.      3)     Aber    als   die    bessere    Abschrift 
kann   die   des   Amcrbach    nach   den    angeführten   Beweisen 
und  der  überwiegenden  Menge  falscher  Lesarten  mit  Orelli 
unmöglich  angenommen  werden:    einige  gute  Lesarten  oder 
solche,    die   auf  das   Wahre   führen,    können    diese  Ansicht 
nicht   uinEfossen.      "v)   Dagegen    ist    f.-stzusetzen,   dass  Rhe- 
nanus,   Rurer    und    Amerbacli,    alie   drei    zu    verschiedener 
Zeit,  die   Handschrift  gelesen  haben,   do&s  aber  die  Aus- 


493 


494 


gäbe  des  RlienanDs  iiiid  Hiirpr,  als  Hie  «ler  ppiphrtprn  un<l 
im  Lesen  roii  Haiidsrlirilfcn  erfalironerpii  Mannor,  un«l 
auch  schon,  weil  z«<"i  Zenjjrn  melir  gelten,  als  einer, 
den  Vorzug  in  kritischer  Hinsicht  verdiene,  und  dass 
Amerbach  nur  die  z«veite  Stelle  einnehme.  Quodsi,  heisst 
es  am  Schlüsse  dieser  lleissifen  Ausführnnf,  cauta  et 
circumspecta  discrepmitis  scripturae  considerutione  ex- 
plnratum  fuerit,  quantum  quoque  loco  rel  K/ienano  et 
liuierio,  vel  Amerlacliio  tribuendam  sit ,  Vetleii  emenda- 
tio  licet  non  ßrmissimo,  tarnen  aliquo  fundnmento  nite- 
tur ,  et,  u(ii  coniectura  opus  est ,  puulln  proöiiiilius  per- 
fid poterit,  quam  si,  quod  re  Vera  in  codice  Murbacensi 
scriptum  fuit,  vel  ignorelur ,  vel  nori  respiciatur  *). 

Von  lii'soiiderer  ISpilentiin','  ist  nach  Herrn  hrilsens 
Ansi.lit  (S.  CXVII  —  CXXV)  die  Anierl.acirsihe  Hand- 
schrift für  die  Feststelhinjj  der  Ortliograpliie  im  l'eliejus, 
da  Auierliarh  dii-  iMiirbach  sehe  Hanilschrift  IJuchstabe  für 
Burhstalic  naclij!;enialt  hat.  Nach  den  von  unserem  Her- 
ausgeber entit  ickeltrn  Grundsätzen,  deren  ausführliche 
Darlegung  uns  aber  jetzt  zu  weit  führen  wurde,  hat  der- 
selbe die  Formen  quatluor ,  intellego ,  conlio,  cnndicio, 
dicio,  quicquid,  adulescens ,  epistula,  Gaius,  cotidianus, 
voll,  vultus,  volso  beibehalten,  wie  diess  auch  in  meines 
Collegen  Fickert  neuer  Ausgabe  des  Seneca  der  Fall  sein 
wird,  ebenso  die  Genitive  der  zweiten  Ueclination  in  t  und 
die  Accusative  der  <lriften  Declinallon  in  i's.  Bei  den  znsaui- 
meiigesetzten  Wörtern  hat  der  Herausgeber  der  Assimi- 
lation den  Vorzug  vor  der  Etymologie  gegeben.  Auch 
hier  erkennen  wir  gern  die  Sorgfalt  des  Hrn.  Kritz  an, 
aber  freilich  bleiben  derartige  Untersuchungen  immer 
schwankend  unil  ungewiss,  wie  denn  Wagner  zu  I'irgil. 
T.  V.  p.  446  sehr  richtig  gesihrieben  bat:  Feilem  me 
ita  certo  scire  omnia,  quam  mihi  persuasum  est  ludiß- 
cari  Jins  a  ionis  liirarüs,  qui  communi  suae  aetatis  usu 
deCepti  saepe  formas  recenliores  et  antiquiores  tniscue' 
runt ,  ita  quidem ,  ut  interdum  vix  quidquam  supersit, 
quam  obscura  quaedam  et  prope  oblilerata  antiquae  con- 
xuetudinis  exempla.  Um  so  nielir  geben  «ir  Hrn.  Wagner 
Recht,  wenn  er  sich  in  der  Vorrede  dahin  ausspricht, 
dass  es  nicht  wünscliensitertli  sei,  diu  Versuche  fortzu- 
setzen, um  die  alte  Orthogra|ihie ,  auch  wo  au  ihrer 
Richtigkeit  kein  Zweifel  sein  kann,  wieder  in  den  Ver- 
kehr KU  bringen.  War  doch  bei  den  Alten,  wie  Reisig 
in  seinen  Vurlesangen  über  lal.  Grammat.  S.  27U  gesagt 
hat,   die   Orlhograpliie    immer    nur    etwas    Untergeordnetes. 

Das  vierte  Capitel  de  Velleii  editionibus  emendandique 
auxiliis  (S.   CXXV  —  CXLIV)    ist   gleichfalls    eine   un'ih- 


*)  Wahrend  der  VcUejiis  des  Hrn.  Kritz  gedruckt  wurde, 
machten  Laurent  in  den  Supplcm.  zu  Jahn's  Jahrlb.  f. 
Phil,  und  Padag.  VI,  1.  S.  5  — 2t  und  Fröhlich  ebeii.l. 
H.  4.  S.  512  — 52S  aiislnlii liehe  UntersuLhuns^en  über  die 
Anievh.ich'schc  H.iiid^ehrirt  bekannt.  Da  sie  sich  aber 
beide  tür  die  Voi/ÜL;lichkL'it  der  eililio  princcps  entschei- 
den, wenn  auch  mit  giüssercn  o*lcr  kleineren  Modifica- 
lionen  ,  und  Fröhlich  nnnientüch  enischicflcn  ffir  die  im- 
boilingte  Autorität  Bori-r's  spricht,  so  glaiibtcu  wir  die- 
selben hier  i'ibergehen  zu  können,  um  so  mehr,  ila  Herr 
Krilz  durch  seine  genaue  Beachtung  des  Vellcjnnisciien 
SpracIigeLiraiichs  ein  bedcnicndeä  Moment  fiir  die  Cou- 
stiluining  des  Textes  gewonnen  hat,  was  bei  jcmn  bei- 
den Gelehrten  fehlt. 


same  und  gelehrte  Arbeit.  Denn  mit  grosser  VolUtän« 
digkeit,  die  von  den  ßeurtheilern  nur  «lurch  sehr  wenige 
Zusätze  bereichert  werden  konnte,  sind  nicht  bloss  die 
sämmtlichen  Ausgaben  verzeichnet,  sondern  auch  ilie  Ab- 
lian<llungen  über  Veliejus  als  Srliriftsteller ,  die  Emen- 
dationen  in  Zeitschriften  und  die  beilAnfigen  in  philologi- 
schen Büchern,  <lie  Kritiken  der  bis  jetzt  erschienenen 
Ausgaben  und  die  besonderu  Observationen- Bücher.  Ich 
kann  hier  nichts  weiter  hinzusetzen,  als  die  .Ansdaaer 
des  Hrn.  Kritz  lobend  anerkennen,  der  es  nicht  verschmäht 
hat,  zu  jeder  Stelle  alle  ihm  bekannten  Conjectiiren  auf- 
zuführen, jedoch  ohne  dieselben  überall  geiiHii  durchzu- 
nehmen und  zu  b.  urtlieilen.  ^inr  in  besonders  wichtigen 
Füllen  ist  liierron  abgeHiclien.  Die  Sanimlnnj;  selbst  aber 
ist  in  mehr  als  einer  Beziehung  verdienstlicli  und  eine 
vortrellliclie  Warnungstafel  für  neuernngs-  und  roiijectur- 
süchtige    Kritiker. 

Mach  dieser  Inhaltsangabe  der  Prolegoiiienen  haben 
wir  über  den  auf  dieser  Basis  ruhenden  'fe.\t  und  den 
ihn  begleitenden  Commentar  zu  sprechen.  Mach  unserem 
Dafürhalten  hat  der  Herausgeber  seine  AlifL'ahe,  ut  tex- 
tum,  in  quantum  nunc  certe  fieri  polest,  exbiberem  casti- 
gatissimum  et  quam  proxiine  accedenlem  ad  genuinam 
formum  (Vorrede  p.  Xl)  sehr  befriedigend  geliist.  Die 
editio  priiiceps  liegt  natürlich  dem  Texte  zu  Grunde, 
die  Ausgabe  Burer's  und  die  Amerbarh'scbe  .Abschrift, 
sowie  die  alten  Ausgaben,  unter  denen  sich  besonders 
die  Baseler  vom  J.  l,)4li,  welche  Galenius  (s.  Prolegom. 
p.  CXXX),  nicht  Krasiniis,  besorgt  hat,  dann  die  von 
Aidiis  iManutins  (Nepos),  Lipsius,  Gruleriis,  \ossins, 
Acidalius  und  Puteanus  aiiszeirlnieii,  sind  überall  zu  Rathe 
gezogen,  und  die  Auswahl  ist  mit  Umsicht  so  getroffen, 
dass  die  Conjeetnren  früherer  Bearbeiter  nicht  selt«'n  zu- 
riickgp"  iespu  sind,  ja  Hr.  Kritz  seihst  sich  mit  vieler 
Ziirürkliallnng  vor  dem  Einendireii  gehütet  hat,  ho  ihm 
die  alte  Lesart  einen  leidliiheu  .Sinn  zu  geben  schien. 
Einige  Beispiele  dieser  Art  sind  folgende.  I,  LS,  1.  Quae 
urbes  cunctue  liberatium  studiiirum  fuere  steriles,  nisi 
Thebus  unum  os  Pindari  illuminnrel.  Hier,  meint  Hr. 
Kritz,  müsse  wohl  itluminat  geschrieben  i\<»rileii,  weil 
nisi  s.  V.  a.  exceptu  quod  den  liidiiativns  des  Priisen» 
verlange.  II,  7,  I).  Factum  Opimi ,  quod  inimicitiarum 
quaesila  erat  ullio ,  minor  secuta  auctoritas;  et  visa  ul' 
tio  privato  ndio  magis  quam  publicae  vindictue  data. 
Hier  zeigt  Hr.  Krilz,  dass  Mirhts  zu  andern  sei,  wenn 
et  für  et  quidem,  wie  II,  ft.H,  4.  IM,  1.  und  sonst,  ge- 
nommen Hürde.  Opimius  Handlung  hatte  kein  iillentliches 
Ansehen,  weil  sie  mehr  Priratrache  zu  sein  schien.  INun 
folgt,  wie  Prolegom.  p.  LV  f.  erörtert  ist,  derselbe  Ge- 
danke noch  einmal  und  wird  durch  et  quidem  mit  einer 
genissen  Nachlässigkeit  angeknüpft.  II,  .il,  4-  ^^ed  in- 
terdum personn,  ut  exemplu  nocet,  ita  invidiam  äuget 
auf  Itvnt.  Minimt  mau  liier  ut — ita  für  quamqudvi  — 
tarnen,  wie  nicht  selten  bei  Vellejns  und  Tacitu«,  so  er- 
gibt sich  folgender  gute  Siun  :  wenn  zwei  Personen  das- 
si'lbe  tliun  ,  was  ein  böses  Beispiel  giht,  so  laden  sie 
iloch  nicht  denselben  Hass  auf  sich,  sondern  bald  einen 
grösseren,  bald  einen  geringeren,  je  nachdem  sie  selbst 
gestellt  sind.  II,  ä  i ,  ti.  Et,  cum  intraret  urbem  (Or- 
tavius),  solis  oriis  ,  Super  ciiput  eius  curratus  aequaliter 

33* 


495 


496 


rotundalusi/ue  in  rolorem  aicus  —  conspecttt»  est.  Iliir 
ist  siitis  oiOis  üiiviirdiTst  als  ein  Kiris  iiiii  ilif  Soiino  zu 
neliinrii,  » le  in  Li»'.  W.V,  'J,  IJ-,  rM  drssoii  Verdpiil- 
lirliiiii"'  1111(1  ViTi;lcii  liiiii^'  mit  ilciii  Uc";!'!!!!«);!'!!  die  Worte 
furi'.  aeij-  rolitnd-  liiiizii(jpst't/.t  sind.  Urnii  n/cMS  ist  der 
Ilrfoiilioifi-ii ,  "ie  in  di-ii  von  Hrn.  h'rilz  aujjefiilirteii 
Stellen  und  hei  Lurrotiiis  VI,  ö'2.')-,  mit  «'t'"'  jener  regen- 
bo^jeufarliijTC  Sonnenkreis  lerjflichcn  »tiril,  was  Suetonius 
und  Pliniiis  J^anz  deiitlicll  Iie2en{;t  linben.  [n  coloieiil 
arctis  stellt  M  ie  i«  viorem,  in  s/ieciem,  in  /'oniiam  um! 
abniirlie  Alisilriieke ;  desslialU  liedarf  es  aiitli  der  sonst 
sehr  anspreclienden  Coujerliir  Krevssig's  in  coloreum  ar- 
CUin  nielit,  für  die  sieli  ansscr  llalni  aiiili,  nie  iiir  so  eben 
seilen,  AVeicbert  {Imperaloris  (des.  /iiigusti  scriptorum 
rdiquiae  LH.  I.  $■  >•  S.  _'.'))  erklart  hat.  —  II,  71,4. 
Quum  etim  (Sext.  l'oiiipeiuni)  nvn  depuderet  vindicatum 
armis  et  ductu  patris  sui  mnre  iiijestare  piraticis  scele- 
ribus.  Liji.-ius  »lollte  cetnciitts  statt  des  letzten  Wortes, 
Riihiikcn  celeliiits,  Ucilhe  hält  sceleiiius  für  durrhaiis 
Tcrilorbeii.  Aber  llr.  Kritz  nimmt  pir.  Scel.  fiir  die  ge- 
wülinlielien  Laster  des  l'iratenliandiicrks  (farinora,  qua- 
lia  a  piratis  roinmitti  siileiil)  nnil  lergleirht  damit  Lucan. 
VI,  421.'.  (iiiiht  JI.,  nie  hier  gedruckt  ist):  qui  l'olluit 
aeijuorens  Sicatus  pirata  triumphos.  So  sind  bei  dem- 
selben Liiraniis  (II,  *lH.)  nnler  den  AVorteii :  Libycas  ilti 
colligit  iras  (naoilicli  Älarins)  seine  Leidenschaften,  wie 
sie  das  liby'sche  Land  erzeugt  halte,  gemeint,  und  die 
Libyci  cineres  in  Claudianus  de  ^  I.  Consul.  llonor.  62U. 
ginJ  die  Saiiilinassen  ,  «ic  sie  in  Libyen  »erstreut  zu  wer- 
den pflegen.  Wie  löblich  nun  auch  immer  diess  Bestre- 
ben, an  der  handschriftlichen  Lesart,  so  lange  es  nach 
den  Sprarhgesetzen  möglich  ist,  festzuLalteii  ,  erscheint, 
nnd  wie  aufrichtig  das  iiekenntniss  an  mehr,  aU  einer 
Stelle  (z.  15.  I,  8,  4.  9,  1.  II,  .')"9,  5.)  ist,  dass  hier 
ohne  neue  Handschriften  nicht  zu  helfen  sei  ,  so  können 
wir  doch  mitunter  Hrn.  Kritz  nicht  beistimineii.  Dii'ss 
ist  unter  andern  in  der  .Stelle  II,  S(),  4.  der  Fall,  wo 
es  nach  Erwähnung  rnhiii»  lirdiger  Schriftsteller,  wie  de» 
Sallnstiiis,  ^'arro  und  Liicretius  lieisst:  neijue  ullo  in  su- 
»pecti  operis  sui  carmine  minorem  Caliillitnt.  Hier  stim- 
men vierzehn  Gelehrte  liir  die  \'eraiideriiiiir  in  suscepti, 
<lie  Lipsius  zuerst  vorgeschlagen,  und  auch  Ziiin|)t  a.  a.  O. 
lielobt  hat.  Der  letztere  h.it  gegen  die  Kritzische  Kr- 
klarung  mehrere  grammatische  Ausstellungen  gemacht, 
auch  die  aus  Vitriivins  fiir  den  ailjertiien  Gebranch  des 
suspectus  s.  V.  a.  adinirabilis  beigebrachte  Stelle  als  nicht 
geeignet  bezeichnet:  iiberdiess  meinen  »ir,  dass  opus 
ausceplum  —  eine  so  leichte  Aenderung  —  hier  sehr 
füglich  die  neue  Dichtungsart  ausdrücken  würde,  mit  wel- 
cher C.^.tnllus  unter  seinen  Landsleiiten  zuerst  auftrat. 
Denn  er  war  ja  {Paldamus  rüin.  Erotik  S.  .^4)  doctus  im 
edelsten  .Sinne  de»  Wortes,  ScIWipfer  einer  Lyrik  voll 
des  bunteaten  Lebens,  Scliiipfer  einer  erotischen  Kunst- 
poesie,  welcho  ein  nationales  Gepräge  hat.  Dagej^en 
aber  —  weil  einmal  »on  Schriftstellern  die  Rede  ist  — 
geben  wir  dem  Uerausg.  durchaus  Recht,  wenn  er  I,  17,  1. 
beibehalten  hat:  dulcisque  Latini  leporis  facetiae  per 
Caeciiium  Terentiumque  et  Afranium  sub  pari  aetate  ni- 
tuerunt,  wo  Ilaase  in  der  Allg.  Lit.  Zeit.  I^jiti.  Mr.  öfi- 
Flautini  leporis  emeuJiren   wollte,  ebenso,  »iell,  3ß>5.i 


wo  I'eiiznnlus  Epist.  ad  Heins.  2.  zu  lesen  vorschlug: 
Virgilius  Horitliusi/ue  statt  Rabiriusque.  Denn  solche 
Aui.|a.ssungen  «der  (ied.'lclitnissfehler  sind  bei  ^'cllejus 
nicht  selten,  wie  Hr.  Krilz  schon  zu  I,  4,  3.  gezeigt 
hatte.  Hinsichtlich  ile.<i  Iloratins  hc'itte  noch  bemerkt 
werden  ktinnen,  dass  dieser  Dichter  überhaupt  weit  we- 
niger, als  ^'irgilins,  von  den  römischen  Schriftstellern  an- 
geführt zu  werden  pflegt,  wie  von  Fr.  Schlegel  (sämmtl. 
Werke   I,   2  57.)   scharfsinnig   nachgewiesen   ist. 

(Jebrigens  würde  man  sehr  Unrecht  thun,  Hrn.  Krilz 
ein  zu  starres  Halten  und  Haften  an  der  bisherigen  Les- 
art vorwerfen  zu  »ollen.  Schon  der  flüchtigste  Blick  in 
sein  Buch  muss  das  Gegeniheil  dartliiiii.  Denn  so  wie 
er  bei  seiner  Besonnenheit  im  Lrtheile  und  bei  seiner 
sprachlichen  Gelehrsamkeit  vorzugsweise  geeignet  war, 
ilic  guten  Conjecturen  von  der  Unmasse  der  »chlechteu 
und  überflüssigen  zu  sondern  ,  so  hat  er  auch  kein  Be- 
denken getragen,  ansprechende  und  leichte  Binendatiouen 
durch  eigene  Znsätze,  historischen  oder  grammatischen 
Inhalts,  zu  unterstützen  (wie  I,  17,  .5.  18,  3-  II,  46,  .3. 
52,  4.  82,  1.  ÜO,  1.  130,  1-)  ">id  dann  in  den  Text  auf- 
zunehmen, der  dadurch  das  ihm  schon  oben  beigelegte 
Prädicat  eines  lesbaren  Textes  vollkonimen  t erdient.  Und 
eben  diese  Gerechtigkeit  gegen  seine  ^'orgaiiger ,  diese 
von  ihm  den  tüchtigen  Philologen  früherer  und  späterer 
Zeit  bewiesene  Anerkennung  ist  ganz  besonderen  Lobes 
werlh  in  einem  Zeitaller,  wie  das  unserige  ist,  wo  man 
sich  nur  gar  zu  gern  über  die  Altvordern  erhebt,  und 
1V0  es  auch  an  jungen  Philologen  nicht  fehlt,  die  nur 
allein  Conjecturen  machen  zu  können  glauben,  gleichsam 
als  ob  der  Srharfsinu  vorzugsweise  eine  Tugend  der  Ge- 
genwart wäre.  Daher  finden  sich,  um  nur  Einiges  an- 
zuführen, Conjecturen  loii  Rhenanns  aufgenommen  I, 
17,  2.  II,  36,  1.  73,  1.  8U,  2.,  von  Manutius  I,  18,  1. 
II)  94,  1.,  von  Acidalius  I,  Kj,  4.,  von  Puteanus  II, 
24,   1.  30,  1.  44,  4.,    von  G.  J.  Voss  II,   II,  1.    69,  2. 

131,  1.  Ferner  von  Lipsius  I,  14,  1.  II,  100,  ö-,  »on 
Ileinsius  II,  130,  3.,  von  Oudendorp  II,  42,  2.,  von 
Ruhnken   II,   27,   5.    37,   5.    78,    1-     116,   3-,   »un   Grüner 

I,  16,  3.  Sodann  unter  den  Neueren  von  Jacobs  I,  6,  2., 
von  Rosenheyn  II,  27,  1.  28,  2.,  von  Kreyssig  II,  127,  3., 
von  Orelli  I,    14,  6.   II,   0,   6-   6(),  5.   9t,    1-,   >«"  Laurent 

II,  25,  4.  39,  1.  97,  I.  113,  1-,  von  Fröhlich  II,  14,  3. 
57,  I.  105,  1-,  >on  Haase  I,  9,  6.  II,  40,  3-  90,  1. 
120,  ö.  12.5,  4.,  »on  Halm  I,   17,  4.  II,  6,  4.    128,  1., 

von  Jeep  II,  68,  1.  Auch  freuen  wir  uns,  dass  Hr.  AV. 
dem  treuen  und  stillen  Fleisse  Jani's  hat  öfters  Gerech- 
tigkeit widerfahren  lassen,  wie  bei  I,  9,  6.  l!,  6.  12,4. 
14,  8.  1,5,  4.  Jani  war  gerade  kein  IMann  der  Conjec- 
turen ,  aber  in  seinen  Interpretationen  hielt  er  auf  Klar- 
heit  und    Einfachheit. 

In  solchen  Stellen  aber,  wo  die  zahlreichen  Conjec- 
turen doch  nicht  die  genünschte  Hülfe  zu  leisten  ver- 
uinchteii,  hat  der  Herausgeber  eigene  Vermuthungen  vor- 
getragen und  glückliche  Emendationen  mitgetheilt.  Eine 
solche  finden  wir  gleich  B.  |.  Cap.  3.  §•  2-  Quod  cum 
alii  faciant ,  tum  tragici  fi-equentissime  faciunt ,  quibus 
minime  id  concedendum  est,  nämlich  dass  sie  die  Zeiten 
mit  einander  verweciiseln ,  worüber  in  den  unmittelbar 
rorhergehendeii   Worten  geklagt  war.      Hier    ist  tum  der 


497 


498 


Zusafz  i!rs  Hrn.  Krilz,  «Icn  ab^r  unwohl  iler  Sprarhjfc- 
liraucli  gut  licisst,  als  ilic  Li'iclili'^ki-it  ilor  ^'oiatideiiiii'; 
in  ])alai><;r;i|)liis<'lipr  lliiisir.lit  pnijifiolilt.  In  iiliulirlier 
Weisu  liat  iler  Hr-rniisiclKT  f;-'"'^  S"*  '''*'  Sfclli'  in  I,  l(i,  4- 
^caixlrrt  und  statt  pliili>si>/)/iurui/i  ijnnqne  ili'^enia  Sncra- 
tico  ure  dcßuentia  omiiium ,  quos  paullo  aiile  eiiumera- 
vimus,  tjuaiilo  poal  Platuiiis  Arislolelisijue  mortem  ßorucre 
spatiu  gosi'.liricbcn:  deßuentiam  in  Bczu-;  auf  pitiloso- 
phoruiii.  Alleriliugs  ist  <ler  Ausdruck  Sucralico  ore  de- 
ßuere  zienilirli  ungotüliiilirh  und  niilit  in  CiccronjauisciKT 
\V«isc  von  den  Si.hiilern  oder  Aailifol(;ern  des  Üokratps 
gesagt,  aber  immer  dorli  noch  gevvülinlicher,  als  ucua 
deßuere  auf  ilie  ingenta  ühergetragen  «ird.  Audi  hat 
Hr.  Kritz  auf  die  snuderliare  Stellung  des  omnium  anf- 
iiierksani  gemacht.  Seine  Emendatidn  stützt  sich  zunächst 
auf  eine  in  der  editiii  princrps  und  in  der  Anicrbach'- 
srlien  Absciirift  gar  nicht  seltene  Vertvechseluiig  des  (ie- 
iiitiis  und  jNominaliis  (s.  Prnleg-  [).  CVj,  uudurcli  om- 
nivm  einen  passenden  Anschluss  au  deßiienlitim  euth/ilt 
und  ßorere  ohne  Ziiangi  auf  iitgenifi  bezogen  «erden 
kann,  wie  ja  ßorere  in  so  inannichfachen  Ueziehuiigeu 
steht,  und  besonders  von  den  Dichtern  mit  vieler  Freiheit 
von  allerhand  glänzcnilen  nnil  ausgezeichneten  ZustAndeii 
(wie  in  Slal.  Hieb.  I,  2!ü'?  Claudian.  de  laiid.  StUich.  II, 
450.)  gebraucht  »orilen  ist.  Qiiattio,  »as  Cludins  ffilschlich 
in  nnantiilo  umändern  »ollte,  nimmt  Hr.  Kr.  ganz  richtig  für 
quam  exigiio  nach  einem  bekannten  Sprarhgebrauche.  *) 
Kino  andere  leichte  Eiiiendntiuu  finden  wir  11,  t(i,  3. 
Cuius  Uli  pietatis  plenain  populus  Iioma?iiis  gratiam 
retiilit  statt  cuiiis  Ute  pielate  und  cuius  iUi  pielati.  Der 
Sinn  ist:  pro  ea  pietate  Uli  populus  Rom.  plenitm 
gratiam  retulit  und  die  VVnrtstcllung,  namentlich  die 
des  Uli,  sowie  das  schnell  auf  einander  folgende  retulit 
sind  hinlänglich  erläutert.  Auch  dadurch,  dass  Jeep 
(Emendat.  J'ellei.  p.  3)  ganz  unabhängig  ton  Hrn.  Kritz  auf 
dieselbe  ^'eriiessening  gekoniinen  ist,  gewinnt  dieselbe  an 
Wahrsclieiiilichkeit  vor  den  lireizehn  Einendationsversuchen 
an  dieser  Stelle.  Ebenso  kann  die  Einfachheit  iler  veräu- 
ilerlen  Lesart  in  den  Worten:  hie  (Poinpeius)  a  toga 
virili  assuetus  cemmilitio  prudentissimi  ducis ,  parenlis 
sui ,  donuiii  et  ctipa.v  recta  discendi  ingenium  singulari 
rerum  vnlitarium  prudentiae  cotuerat  (11,  J'l,  ö.)  geriilinit 
werden.  Die  Lesart  ist  in  den  ältesten  Urkunden  diircli- 
aas  sinnlos  und  verdorben,  die  iierausgeber  und  Erklärer 
gehen  ein,  dass  von  i/fge;iiu//i  nicht  könne  gesagt  »erden: 
per  prudenliam  militarem  colitur ,  sondern  ad  prud.  mi- 

')  Diese  Siclle  iibpi'  die  verscliicdenfn  Talente,  welche 
gleichsam  gruppenweise  durch  die  Jjhrluinderle  wander- 
ten, hat  einem  (rjnzcjsisclicn  hiiiiinic  de  lettrcs,  Philarcte 
Cliasles  ,  7,11  merkwiirdicen  Aensserungcn  über  Vcllcjus 
Veranlassung  gegeben.  In  einem  Aufsätze  ,, neueste  Li- 
teraturscliau"  (den  wir  aus  dem  Maga/jn  fi'u  Literat,  des 
Ausl.  IS40.  Nr.  14!3  kennen)  nennt  er  den  Villejus  einen 
von  jenen  Allen  ,  die  sich  am  meisten  der  Methoilc  der 
philosopliisclien  Vcr  illgcuieiiieriing  njhetn,  er  limlel,  dass 
jene  Aeussrrung  an  Sinn  und  Form  gewissen  Stellen  in 
Ilaller's  und  Sciulliiig's  Werken  entspräche,  und  mtint 
sogar,  dass  man  verjuclit  wäre,  zu  glauben,  es  habe  der 
deutsche  Pliilosopb  Hegel,  der  Scliüpfer  des  Fpoclien. 
Syslenis ,  diess  vom  Vellejus  Paterciilus,  den  er  einen 
Adjutanten  des  Tiberiuj  nennt,  entlehnt. 


lit.  coliiur,   aber  ihre  Aenderiingen  vermochten  den  L'ebel- 
staiid     der     alten     Lesart    nicht    zu     beseitigen.       IS  Uli     will 
Hr.   Kritz   geschrieben    wissen:  prudentiae  coluerat,  il.  h. 
Poniiiejus   habe    seine     Anlage     fiir     das   liiito    iinil    Rechte 
besonders   zu    dem    e!ne«/»ecke   ausi^ebildet ,    dass   er   ein 
kluger     Feldherr     würde,      wobei    er    sich    nicht    verbirgt, 
dass    Beispiele    für    <lie    Redeweise    iiigeniuin   colere   alicui 
rei   fehlen,     aber   doch    nicht   zweifelt,   dass   der   treilanke 
durch   einen    Dativ   so     ansgedrnckt    werden    könne.      Will 
man     sich     nun     nicht    mit    Heinsius    Conjectur    prudentiil 
expolieriit   begnügen,    «o    es   freilich  immer  sonderbar   ge- 
sagt bleibt:     ingenium  prudentia  expolire,    so    bleibt   die 
vorgeschlagene    Einentlation   die    leichteste,     da    allerding» 
der   so    freie    (lebrauch     des   ethischen   Dativs    bei    den    la- 
teinischen   Dichtern   und    bei    Historikern,    « ic  Tacitus  uud 
Livius,  die    ungewöhnliche    Construction    des   colere   in   der 
■W-llejanischeii   Stelle    wohl   rci  hlferligen    kann.      Man   vgl. 
über   den    erstem    Günther    in    Athenäum   II,    2.   S.   274  IT. 
und    über    den    Ict/tern    Stellen    nie    III,   41.    jiegantem   se 
privalo  reticere,   d.h.    er    weigerte  sich    einem  rrivalmanii 
gegenüber,     der    also    für    ihn     keine   oflentliche    I5ehörde 
sei,    zu   schweigen,    oder   X.'Llll,    IJ.   interroganti  senu- 
tori  si  reticeum.    wi«   Catnllus   auch    (47,   3.)   gesagt  hat: 
coeli  faror   —   Jucundis   Zep/iyri  silescit    auris.      Ausser 
diesen    Conjecfnren    «ürdo     ich    gern     noch     eine     Anzahl 
anderer    namhaft  machen  ,    wie  82,  l.    96,2.    10),   I,    wenn 
es   mir   der   Raum   erlaubte,     und    die    präcise   Schreibart, 
in    welcher  die    Anmerkungen   abgefasst   sind  ,    einen    Aus- 
zug  verstattete,   da  man  sieh    im  (legentheil  versucht  fühlt, 
die    ganze    Stelle   abzuschreiben  ,    um    den    Lesern    deutlich 
zu    werden. 

Was  nun  die  durrli  <lie  kritischen  Bemerkungen  nü- 
thie  gewordenen  grammatischen  Erörterungen  anbetrifft, 
so  ist  zwar  schon  mit  Recht  von  früheren  Beurtheilern 
erinnert  worden,  dass  bei  diesem  Buche,  welches  es  so 
sehr  verdiene,  schnell  in  viele  Hände  zu  kommen,  eine 
Aufzeichnung  solcher  Stellen  nicht  nöthig  sei.  Allerdings 
weist  auch  das  sehr  vollständige  Register  solche  Obser-' 
vationen  genügend  nach,  aber  wir  glauben,  um  auch  die- 
sen Tlieil  der  neuen  Ausgabe  des  VcUejlis  nicht  unbe- 
rücksichtigt zu  lassen,  wenigstens  einige  derselben  hier 
anführen  zu  müssen,  die  sich  nicht  bloss  auf  Teliejus 
allein,  sondern  auf  die  Latinilät  seiner  Zeit  im  Allge- 
meinen beziehen.  Dahin  gehören  etwa  die  Erläuterun- 
gen über  die  Präpositionen  circa  (F,  2-)  und  sui  (1,  17.) 
in  verschiedenen  lijodifixationen,  über  die  Auslassung  der 
Präposition  in  bei  dem  ersten  Nomen  und  Stellung  bei 
dem  zweiten  (I,  7,  »•))  "''«'■  «'"«"  sfitnern  Gebrauch 
von  sed  (H,  4,  1.),  über  die  Verbindung  von  non  —  »ed 
quoque  (II,  22,  1.)  und  ut  —  ita  st.  quamquam  —  tarnen 
(II,  28,  2.),  über  proprie  (II,  9,  2.),  proximus  (II,  3ti,  3.), 
über  circumfundi  und  circuvidari ,  »on  denen  die  andere 
umgeben  (11,  4(),  4.),  ein  Gebrauch,  der  sich  besonders 
oft  bei  Livius  findet,  wie  I,  4{.  circumfusus  iguis,  fer- 
ner XXI,  27.  X.MI,  7.  und  XXIX,  37,  woselbst  Dra- 
kenborch  nachzusehen  ist,  und  bei  Virgiliiis,  wie  Aen. 
II,  04.  und  das.  Burniann ,  VI,  6ti(i.  VllI ,  4,57.  und 
XI,  .043,  fon  denen  er  auf  noch  spätere  Schriftsteller, 
wie  auf  Appulejus  (sMct.  III.  p.  4S.  Pric.  mulieres  cir- 
cum/usae  leclulum)  übergegangen  ist.     Ferner  erwahneo 


4'J9 


500 


»ir  ilie  Boroorkiingnn  »Iber  altuB  und  excelaus  (II,  35i  1.) 
moliii  (I,  I,'),  .'{.),  risere  (11,  101,  1.),  Spiritus  als  Zärt- 
lirlikcltslioüeirliiiuiijj  (il  ,  123,  3-) »  "IxT  «las  Noiifrnin 
summn  (M,  7l>,  4-),  i'ilier  ilie  iiiilifarischcii  Aiisiln'ii'ke 
Dfdiiies  St.  ordinuiii  ditclores  (II,  II-,  ().),  dimittere 
s.  V.  a.  ili'«a(hir.'ii  (II,  5> ,  4.)  iiiul  firrfrfj  (H,  I  I'»,  2.). 
Sililiosslicli  nidcliten  wir  noch  feilciikrn  iler  Erürfpniii- 
•fpii  i'ilier  ilip  von  eiiiaiiiliT  aliliaii|;i;i;eii  Geiiitire  (11,50,  4.), 
üIxT  Vojlcjanische  Taiitolojfieii  (II,  37,  1.)  iiml  Aiiako- 
Iiitliirn  (II,  80,  2.  "ml  126,  3.),  über  die  Narlis(elliiii;j 
«Ips  ISniiidi  iiiiil  ^'oraiislelluiig-  lies  Cojnoineii  (II,  2fi,  2. 
eine  Silte,  <lln  Göttiing  in  der  Geschichte  der  römisch. 
Staatsrerf.  S.  Iti.  Anm.  10.  am  Veliejns  rorzn^s«  eise 
licrauslielit;  in.  vgl.  anoli  Pabst  zii  Tac.  Dial.  de  Orat.  l.) 
und    i'iber   den    (irbrancli    der    Modi    (II,   yi,    2.). 

Die  .'iussere  Anssta(<iincr  «les  Hnclies  entspricht  seinem 
innern  AVerihe,  indem  der  Drnck  auf  j;n(eni,  weissem 
Papier  sehr  aiijfenelim  in  die  Auj;en  fallt,  nnd  nirgends 
dnrch  .'Ingsllirlie  Rauniersparniss  beleiiligt.  Einen  Drnck- 
fehler  haben  »lir  im  Texte  auf  S.  t)4  (I,  l(i,  l.)  bemerkt: 
pnritur  st.  patitur,  zwei  falsche  Citate  sind  in  dieser 
Anzeige   berichtigt  »orden. 

Ausser  dieser  grossen,  kritischen  Ausgabe  hat  Herr 
Kritz  noch  einen  Textesabdruck  als  Schulausgabe  ver- 
anstaltet : 

M.  Vellei  Paterculi  quae  supersunl  ex  hisloriae  Ro- 
vianae  libris  duoius.  Recensuit  et  scholaram  in 
itsuiii  edidit  Fridericus  Kritzius.  Lipsiae,  sunitibiis 
librariae  Lehnholdianae,  lti4U.  VI  und  94  S.  ti- 
(S  Kl.) 

Wenn  gleich,  so  erklärt  sich  Hr.  Kritz  in  der  kur- 
zen Vorrede,  Veliejus  nicht  mit  Tacitus,  Livius  und  Sal- 
lustius  zn  vergleichen  ist,  so  verdient  er  doch  ebenso- 
wohl, als  Aepos  ,  Jnstiiins  nnd  Cnrtius  die  Zulassung  in 
die  Reihe  iler  Schulautoren,  und  bietet  namentlich  hin- 
sichtlich seines  Inhalts,  seines  massigen  Umfanges  und 
«1er  sittlichen  Reinheit  seiner  Darstellung  eine  passende 
Leitüre  fiir  die  Jugend,  üass  die  lebhafte,  gedrungene 
Sprache  des  \'ellejiis  für  jüngere  Gemüther  vielen  Reiz 
Jiat,  weiss  ich  ans  meiner  eigenen  Jugend,  wo  einer 
meiner  Lehrer  das  Buch  des  Veliejus  im  Privatunterricht 
mit  mir  las,  indem  mir  nicht  wenige  Stellen  daraus  bes- 
ser und  frischer  im  Gedächtniss  geblieben  sind,  als  ans 
manchen  andern  Schriften,  die  im  öffentlichen  llnterrichto 
i'rklärt  wurden.  Da  wir  nun  jetzt  durch  Hrn.  Kritz 
••iiicn  so  lesbaren  Text  .ihaltcii  haben,  so  fallt  jene 
Haupt-schwierigkevt,  von  d.r  ich  jetzt  nicht  mehr  weiss, 
»ne  ich  lor  Jahren  in  meiner  alten,  Vossisclieri  Ausgabe 
il.irüber  liinaiisgekoiiiinen  bin,  fiir  die  Leetüre  hinweg. 
D.iher  durfte  wohl  zur  Abwechselung  mit  Tacitus  und 
.>allustiiis  j.tzt  auch  ^'ellejus  ein111.1l  gelesen  iverden,  zur 
b-standig.Mi  Lectüre  aber,  «o  die  Rücksicht  auf  das 
Snlistiiche  vorherrschend  seinmnss,  halten  wir  ihn  nicht 
-eeigiiet.  Aber  auch  schon  das  ist  dsnkeiiswerth ,  dass 
map  jetzt  »jeder  kritisch  berichtigte  Exemplare  des  Vel- 
Kjas,  an  denen  es  so  lange  gefehlt  hat,  u inen  gerin- 
gen Preis  haben  kann.                                    Ji_   G.  j„coÄ. 


,'jl.  Kmendantur  et  explicaufur  dito  diJf'icHlimi  loci  ex 
Tiiciti  .tgricnla.  Schulprogramin  von  Fr.  C-  lf''ex 
bei  Gelegenheit  der  dritten  Sdcnlarfeicr  des  Gym- 
nasiums  zu   Schwerin. 

Wie  der  gelehrte  Verfasser  der  eben  genannten  Ab- 
handlung das  Fest  einer  unter  seiner  Leitung  stehenden 
und  blühendeil  Anstalt  benutzt  hat,  über  zwei  schwierige 
Stellen  aus  dem  Agrieola  des  Tacitus  seine  Ueberzeugung 
auszusprechen  nn<l  ausführlich  vorzutragen,  so  ersieht  der 
Unterzeichnete  in  der  ihm  übertragenen  Beurtheiinng  die- 
ses Programms  eine  eritüoscbte  Gelegenheit,  nicht  nur 
über  die  darin  enthaltenen  kritischen  und  exegetischen 
Versuche  lu  berichten,  sondern  auch  seine  Ansicht  über 
die  behandelten  Stellen  mitzutheilen  und  dadurch  sein 
früher  *j  darüber  ausgesprochenes  Urtheil  tlieils  zu  er- 
gänzen,  tlieils    zu    berichtigen. 

Die  erste  von  den  beiden  behandelten  Stellen  (cap.  10) 
lautet:  dispecta  est  et  Tliu/e,  quam  hactenus  nix  et  hiems 
appeteiat :  sed  mare  pigrum  et  grave  remigantibus  per- 
htient.  Die  ausführliche  Erörterung,  welche  Hr.  WeX 
iliesen  Worten  gewidmet  hat,  ist  insofern  doch  unvoll- 
ständig, als  die  Nothwendigkcit  der  Vermuthung  von 
Rheiianus ,  uhdebat  statt  appeteiat,  ohne  weiteres  (S.  4) 
vorausgesetzt  und  nicht  nachgewiesen  wird.  Darüber  bald 
nachher.  Ferner  sollen  alle  früheren  Erklärungen  dieser 
Stelle  darin  fehlen,  dass  sie  die  Bedeutung  von  hactenus 
unruhtig  fassen;  dieses  bezeichne  aber,  nach  Heiisinger's 
und  Iland's  richtiger  Auseinandersetzung,  eine  Schranke, 
«rornber  nicht  hinausgegangen  werde:  üi  quaerimus,  num 
hactenus  ad  tempus  referri  possit,  non  id  continuo 
agilur,  quod  pterique  puta/it ,  num  pro  adhuc  dici  pos- 
sit, a  quo  saue  mirum  quantum  ("i J  differt.  Hacte- 
nus cum  Sit  so  weit,  öis  auf  diesen  Punct  (wäre 
wohl  adhuc  etwas  anderes?),  non  ad  unam  loci  notin- 
nem  hoc  pertinet ,  sed  ad  omnes  res,  quae  haient  ali- 
quem  aut  ambitum  aul  gradum,  transferri  polest ,  ideo- 
que  de  tempore  quoque  et  dici  potent  et  dictum  est  ali- 
quolies  a  scriptoribus.  Primaria  autem  ac  propria  huius 
vocis  vis  posita  est  in  eo ,  ut  terminum  significet ,  so 
weit  und  nicht  tceiter.  Adhuc  qui  dicit ,  signifi- 
cat  aliquid  continuatum  esse  usque  ad  hoc  tempus,  neque 
vero  desperat,  posthac  quoque  rem  itafore,  at  qui  ha- 
ctenus dicit,  ßnitam  esse  monet  aliquavi  rem  neque 
ampiius  duraturam  esse,  quippe  iaiit  in  contrarium  ver- 
sam.  Sollte  in  der  That  etwas  derartiges  in  der  Partikel 
hactenus  liegen  küimen  i  Das  müsste  wenigstens  auf  an- 
dere AVeise  als  durch  ein  paar  Beispiele  nachgewiesen 
werden.  Allein  »as  hier  als  eigenlhiimtiche  Bedeutung 
von  hactenus  angegeben  wird,  das  kann  nicht  einmal 
in  der  Partikel  selbst  enthalten  sein,  sondern  nur  aus 
dem  Znsaiiimciihange  des  Gedankens  entnommen  werden. 
Mau  betrachte  nur  das  ans  Livius  (VII,  2ti.)  bei  Herrn 
Wex  angeführte  Beispiel :  hactenus  quietae  utrimque  sta- 
tiones  fuerunt:  postquarn  etc.  Dass  iler  m\t  hactenus  — 
fuerunt  angedeutete  Zustand  nicht  länger  fortdauert,  er- 
sehen  wir   nicht  aus  hactenus,    sondern    aus    dem    Inhalt 


*}   V,  1^1     Taciti    opera.     Beco;;    Fr.   Kitler.    Toni.   II     p    .^20 


501 


502 


«liT  folj^riiilcii  Worte.  Gowiss  kümite  liipr  ainh  (idhuc 
slrlirii ,  atiiT  «las  drris)  lbii;i'  /lacleiiun  tfillt  im  Viifan^c 
ioocs  Satzes  liesscr  in  die  Ohren,  ^''"'^'''^  "i"'  l'*"!  'I'atit. 
Ann.  \IH,  47-  hacteitits  AVro  /Ingitiis  et  sceleriiits  ve- 
littnenta  quaesivit ,  ""  ndltuc  liir  ileu  (ieii.inki'u  eheiiüO 
püütteiid  ;;evvr.s(ii  Hrtre,  Oder  solUe  derjciii(;i' ,  vtrlclier 
bei  Tereuz  (Plioriu.  III,  I,  I£>.)  ad/iuc  triitu/uilla  ?•«« 
est  »priclit,  auf  die  Fortdauir  ilieses  Ziistaiideji  suli  llull- 
iiuii;;  oiaclieii  {  Die  beiden  Partikeln  sind  vielmehr  ihrer 
Forui  nach  ganz  stleichtiedcutend ,  aber  im  S|)ra<lij;ebraii- 
ilie  dadnroh  uutersctiivden  ,  da^s  aäliuc  nur  zur  bezeicli- 
iiuii;''  der  Zeit,  niilit  des  Ortes,  ^eliraurlit  «ird,  ilasä 
liiii{{e{jt'ii  die  örtliche  Bedeutung  bei  huctenus  die  f^e- 
Miiiiiilulie  ist,  dass  diese  aber  ancli  auf  ideelle  bezeieli- 
uun^  des  Grades  und  Uinfaiii^es  und  daher  aueh  auf  die 
Zeit  (ob^leuli  selten,  Heil  sich  dafür  adhuc  im  üjirach- 
gcbraiiihe   fesljjesetzt   hat)    übortraj^en    »ird. 

.Ans  dieser  [jenierkuiij;  ergibt  sieh  von  selbst,  dass 
wir  die  von  Hrn.  VV.  j;ej;ebeiie  Erklürung  der  Worte  des 
Taeitus  im  Aj^rit-ula  nicht  theilen  können.  Diese  lautet 
aber:  Und  vorbei  war  es  mit  Thules  sicherer  Geborgen- 
heit hinter  Schnee  und  Winter,  wenn  nicht  das  Meer 
dahin  unschiff'bar  wäre.  Ua  das  Aufhören  des  Ziistan- 
iles,  welchen  der  Satz  hactenus  —  ahdebat  aiisdriickt, 
hier  aus  deui  Zusaninienhange  der  Sät<e  nicht  zu  ent- 
nehmen ist,  in  dem  nackten  hactenus  aber  auch  nicht 
enthalten  sein  kann,  so  niuss  davon  überhaupt  abgesehen 
werden.  L'eberdiess  spreclieii  noch  zivei  andere  Puncto 
J'egeu  die  neue  Krkb'irunj; ,  »elclie  ich  nur  eben  andeu- 
ten will:  denn  die  Partikel  sed  kann  in  ilem  gej;enȊr- 
tigen  Zusammenhange  die  Stelle  von  ?ii  oder  nisi  nicht 
vertreten,  und  die  dafür  beigebrachten  drei  Beispiele 
(ä.  5)  lies  Livius,  Lucanus  und  Juvenalis  sind  anderer 
Art,  als  die  Stelle  des  Taeitus.  Ferner  wird  Hr.  VV. 
bei  seiner  Erklärung  geniilhigt ,  folgende  uene  Inter- 
punctiuii  ein/.iifültren :  sed  mare  pigrum  et  grave  reini- 
ganlibus.  Perhibent  ne  ventis  (juidem  etc.  statt  :  sed 
tnare  pigrum  et  grave  remigantibus  perhibent.  Ne  ventis 
guideiu  etc.,  »velcho  letztere  vor  der  anderen  entschie- 
dene V'orzüge  hat.  Liest  luau  mit  Rhenanus  abdebat, 
90  iiiuss  niaii  bei  der  einfachen  von  ihm  selbst  gegebenen 
Erklärung  stehen  bleiben:  welches  bisher  Schnee  und 
Winter  dein  Blicke  entzog.  Aber  welche  seltsame  Be- 
hauptung? Von  den  Kuuiern  war  bisher  noch  Niemand 
bis  zu  den  Orkadcn  iui  Norden  Britanniens  vorgedrun- 
gen, und  nur  von  ihnen,  nicht  von  Einheimischen  oder 
einzelnen  Waghälsen  kann  hier  die  Kede  sein.  Wia 
A\alch  diese  Worte  verstand,  dass  abdebat  auf  fabelhafte 
Beschreibungen  Thules  sich  beziehen  lollte  ,  heisst  ihnen 
Gewalt  anthuu,  da  eine  solche  Beziehungsweise  durcli 
nichts  angedeutet  i«t.  Sonach  hatten  wir  schon  drei  Er- 
kläruupon  des  nur  auf  Veriiiuthiing   Leruhendeii   abdebat. 

^Jull  ich  mich  nun  selbst  über  ilie  Lesart  und  deir 
Sinn  jener  Worte  dfs  Taritu.'»  aussprechen  ,  so  muss  ich 
etVl^rea,  diss  da.s  überlieferte  appetebat ,  in  der  Bedeu- 
tung von  Heimsuchen ,  üegehr  nach  etwas  haben ,  mir 
noch  immer  vor  der  Conjectur  dea  Rhenauus  den  Vor- 
zug 2U  verdienen  scLeiiit.  Veimissen  kann  man  dabei 
die  Boztichnu.ig  nur  (uonniai),  allein  diese  »ird  theils 
durch  den  2iusammenhang  des  Gauzeo  ,  tlieils  durcli  das 


kraftige  hactenus  ersetzt  Eben  erblickt  ward  auch  Thule, 
welches  bis  jetzt  Schnee  und  Wintersturm  heimsuchten  : 
aber  das  Meer ,  meldet  man ,  ist  trüge  und  widerwärtig 
dem   Ruder. 

Wenn  die  v«rii;e  Stelle  den  Namen  eines  locus  diffi- 
cilliinus  kaum  verdient,  s«  darf  dagegen  die  zweite  von 
Hrn.  Wex  behandelte  mit  vollem  Recht  als  höchst  schwie- 
rii;  bezeichnet  »erden,  weil  der  Cirkel,  in  welchem 
Kritik  und  Hermeneutik  bei  ihr  geralhen,  nur  durch 
Kunst  und  Divination  gelöst  werden  kann.  Die  ältesten 
Ausgaben  und  die  Ilaudschnften  geben  sie  in  folijender 
Gestalt : 

Interim  ei/uitum  turmae  fugere.  Covinarii  pedilum 
se  praclio  miscuere ,  et  quumquam  recentem  terro- 
rein intulerant ,  densis  tarnen  hostium  u'j,minibus  et 
inaequulibus  locis  haerebant:    minivieque   equestres. 

ea  (ea  eine  Vatic.  Hanilsrlir.)  n.  pugnae  facies  erat, 
cum  aegra  diu  aut  stante  simul  equorum  corpori- 
bus  impellerentur ;    ac  saepe  vagi  currus   etc. 

Mit  Recht  ist  Hr.  W.  darüber  mit  AValch,  Ritter  und 
Anderen  einverstanden  ,  dass  equilum  turmae  in  dein  ge- 
genwärtigen Znsauimenhange  nur  von  der  römischen  Rei- 
terei gesagt  sein  könne;  auch  bemerkt  er  nicht  minder 
richtig,  dass  britannischer  Seits  eine  eigentlich»  Reiterei 
mit  Ausnahme  der  Reisigen  zu  Wagen  in  der  hier  be- 
schriebenen Schlacht  nicht  gekämpft  hat*),  obgleich  er, 
und  zwar  ebenfalls  richtig,  desswegen  noch  nicht  mit 
Walch  behaupten  »ill,  dass  den  Brifanneii  überhaopt  eine 
Reiterei  gefehlt  habe.  Hält  mau  dieses  fest,  so  kann 
nach  dem  bereits  entworfenen  Schlachtgemälde  fwere 
nicht  mit  eqiiitum  turmae  verbunden  »erden,  wie  von 
Hrn.  Wex  in  llebereinstiininuiig  mit  vielen  .\nderen  eben- 
falls richtig  anerkannt  »ird.  Um  also  diesen  ersten  Feh- 
ler zu  beseitigen,  will  der  Verf.  des  Programms  (S.  7) 
schreiben:  Inlerirn  etjuiluin  turniue,  Jiigcrc  enim  covi- 
narii, pedilum  se  pruelio  immiscuere  **)  elc,  Aehn- 
lich  hatte  der  Unterzeichnete  ubi  fugere  corinarii  in 
seiner  Ausgabe  des  Taeitus  rorlängst  vermuthet,  dlleio 
jetzt  scheint  mir  beides  bedenklich,  einmal,  weil  die 
V^oranssetzung  einer  ausgefallenen  Partikel  so  viele  3Iö{r- 
licbkeiten  darbietet  (Hr.  W.  lässt  die  Wahl  zwischen 
Jugere  eniin  oder  fugere  eo),  dass  auf  diesem  Wege 
niemal»  zu  einem  sicheren  Ergebnisä  la  gelangen  ist ; 
dann  »eil  ich  die  Form  fugCre  statt  f'uf^erunt  aus  Taei- 
tus nicht  zu  belegen  »eiss.  Daher  ziehe  ich  es  vor, 
ohne  Veränderung    eines  Buchstabens  zu  lesen:    Interim 


*)  Hrn.  W.  ist  nnbcl;aiint  fjcMicIicn,  d.Tss  Bitter  (Tacit.  Opp. 
t.  II.  p.  ,^^41)  diesi  llie  Üeinciiiin?  j;cniacKt  hat.  Dort 
heisst  es  zu  den  Worten  ctn'itiuritts  eques  (Ägr.  c.  21): 
Riienanns  e.\  coniectnra  scripsit  covinarius  et  eques.  Cum 
et  ncijue  in  coilicibns  ii('(|ii('  in  anlii|uis  editionibns  coin- 
jtareat  ,  cunnjuc  st.iliiu  complthat  ,  iioii  compiehant^  scri- 
ptum sit,  saiiae  interpiet^ilionis  r.ilio  poshilul  ,  nt  coii- 
nariiim  equiein  intclligainns  e<;uites  curru  sive  cuvino 
praelianles.  Inde  rursos  eonse(|iiitiir  in  bac  liiitannorum 
acie  cfjoitcs  f[tii  vu1l:u  dicuntnr  neu  fiiisse. 
**)  Immiscuere  statt  niiscncre  an  dieser  Slellc  des  Programm« 
ist  walirsclieinlicli  nur  ein  Sclircibreblei.  Später  (S.  8) 
lesen  wir  wieder  miscuere. 


503 


304 


equittim  tiirmne  ff"f;ere  covinnriij  pctliliiiii  sc  praclw 
misaivre.  Hr.  W.  hat  an  diese  Mi)(;lirlikpit  ebenfalls 
gedacht:  at  (erinnert  er  dagegen)  in  purcnüiesi  iioii 
ptitü  fi/iiii/cm  aon'stiim  fiigcrc  pro  relalivo  tempore 
/userdiit  usnrpari  passe.  Das  glaube  irh  zwar  auch 
nicht,  allein  /i/gcre  soll  auch  kein  Aiirislus  sein,  son- 
dern ist  als  hislorischer  Infinitiv  zu  fassen.  Um  n.'iinlich 
dem  Leser  begreiflich  zu  machen,  nie  die  römisciie  Rei- 
terei ohne  Kcifpres  iliniicrniss  mit  ihrem  riissrolke  ge- 
gen die  Anhülicn  vonlringen  kann,  wird  beiläufig  be- 
merkt, dass  die  M'agenk.'lmpfer  der  Britannen  damals 
bereits  auf  der  Fluclit   waren. 

Bei  dieser  Anordnung  ist  Alles  klar  bis  zu  haerebanl : 
allein  dort  gcratlicn  wir  in  eine  neue  und  ärgere  Wild- 
iiiss  ;  denn  was  ist  mit  den  überlieferten  ^Vorteu  niiniDic- 
qiie  equeslres.  ea  ri.  pitgnne  Jacies  erat,  ciiiii  iieg/it 
diu  ciiU  staute  siinul  e<iiioruin  corporibus  iinpelleren- 
lur  etc.  anzufangen?  Rlienanns  mag  zwar  einige  Schreib- 
'  fohler  daraus  glücklich  entfernt  haben,  indem  er  schrieli: 
miniineque  equestris  ea  ptignae  facies  erat,  cum  in 
Sraclii  stantes  siinul  equorum  corporibus  impcUerentur, 
allein  in  zwei  Puncten  hat  er  ohne  Zweifel  ilas  Richtige 
verfehlt,  einmal  dass  er  ein  miissiges  ea  im  Texte  ge- 
lassen, dann  dass  er  mit  in  f^radu  stantes  eine  uiilatei- 
nisclx-  Reileiisart  cingesihiv/lrzt  hat.  AVas  das  erstcre 
bctrifl't ,  so   ist  nach  einem  Fingerzeige  der  Vaticanischcn 

Handschrift  Nr.  3429  fea  n.J  mit  Hrn.  Wex  iain  vorzu- 
ziehen; dagegen  passt  eqtiestris  so  vortrefllich  zu  den 
folgenden  Worten,  dass  die  dafür  von  Hrn.  AVex  em- 
pfohlene Coiijcctur  aequu  nostris  (in  dem  Sinne:  der 
Kampf  ^esla/lele  sich  nicht  günstii^  für  die  Römer) 
unbedenklich  abzuweisen  ist.  Dabei  wäre  auch  nicht  ab- 
zusehen, warum  von  einem  Aussehen  des  Kampjes  und 
nicht  vom  Kampfe  selbst  ilic  Rede  sein  sollte.  Die  üb- 
rigen Worte  will  Hr.  Wex  lesen:  quum  ae^^re  accliii- 
tate  stantes  simul  equorum  corporibus  impellerentur, 
worin  acciivitale  so  viel  als  propter  acclivitalcm  bedeu- 
ten soll,  was  kaum  angehen  müchte.  Dazukommt,  dass 
der  seltene  Ausdruck  acclivitas  bei  Tacitus  sonst  sich 
nicht  findet.  Weniger  Anstoss  würde  das  von  dem  Un- 
terzeichneten ehemals  vorgeschlagene  cum  aegre  in  oc- 
clii'i  Staates  Seitens  der  Sprache  haben,  aber  man  kann 
dagegen  ebenfalls  einwenden,  dass  die  Züge  der  übei- 
lieferten  Lesart  dabei  zu  wenig  berücksichtigt  worden 
seien.  Daher  lese  ich  jetzt:  cum  e  gradit  uul  sinnles 
siniui  eauorum  corporibus  impc/lerenlur ,  in  dem  Sinne, 
i/a  die  im  Schritte  oder  Strben  begriffenen  zugleich 
(i\.  h.  nicht  allein  durch  die  dichten  Schaaren  Aer  Feinile) 
durch  die  Leiber  der  Pferde  Stösse  bekamen.  Wie 
Tacitus  auch  sonst  solche  Wortverbindungen  znlflsst,  wel- 
che erst  durrli  einen  ArtiUel,  wenn  die  latuinische  S|ira- 
che  einen  htitte ,  recht  verständlich  würden,  so  sind  hier 
die  Worte  e  gradu  gleichbedentenil  mit  Ol  cItvu  tjariiv)^ 
oder  Ol  tx  jjaoeo}^,  und  wenn  Tacitus  e  gCiu/u  für 
■j,radientes  schlechtweg  zu  schreiben  auch  nimmermrlir 
gewagt  hatte,  so  wird  doch  in  unserer  Stelle  diese  Frei- 
heit (eine  solche  bleibt  es  immer)  durch  das  enlgogen- 
gesetite  avl  stantes  entschuldigt.  Hätte  er  geschrieben 
e  gradu  nilentes    (die    schritlivcise  voranstri-bondcu)    aut 


stantes,  so  würde  Keiner  Anstoss  nehmen.  Aber  gerade 
ein  solches  nitenles  oder  ein  ähnlicher  Begriff  der  Be- 
wegung kann  ans  dem  (iegentheile  aut  stantes  entnom- 
men werden.  Beide  Theilc,  die  Schreitenden  und  Ste- 
henden, gehören  zu  dem  an  der  Anhf>he  kämpfenden 
rUmischen  Fussvolke.  Diese  werden  nach  Ankunft  ihrer 
Reiterei  nicht  allein  durch  die  dichten  Schaaren  der 
Feinde  und  durch  das  unebene  Terrain  ,  sondern  zugleich 
durch  die  Pferde  der  Ihrigen  und  mitunter  durch  die 
Wagen  iler  feindlichen  Coiinarier  gediflugt  und  gestossen, 
und  so  hatte  die  Schlacht,  obgleich  Reiter  und  Rosse 
mit  AVagen  dabei  waren,  keineswegs  das  Aussehen  eines 
Reiterkainpfes.  Die  Reiterei  konnte  zu  einer  ordent- 
lichen Theilnahme  an  dem  Kampfe  (auf  pugnae  liegt 
der  Nachdruck)  nicht  gelangen,  sie  war  vielmehr  ihrem 
eigenen  Fussvolke  eher  hinderlich  als  förderlich.  Die 
ganze  Stelle  lese    ich  demnach  so: 

Interim  equitum  turniae  ffugere  coi'inariij  pedi- 
turii  se  praelio  miscuere.  Et  quamquam  recentem 
terrorein  intulerant ,  densis  tarnen  liostiuni  agmi- 
nibus  et  inaequalibus  locis  haerebanl ;  niinimequc 
equestris  iain  pugiiae  Jacies  erat,  cum  e  gradu 
aut  stantes  simul  equorum  corporibus  iinpelteren- 
tur ,  ac  saepe  i'ugi  currus ,  exterrili  sine  recto- 
ribus  equi ,  iii  qucmque  formido  tulerat ,  Irans- 
yersos  aut   obi'ios  incursabant. 

Es  ist  bcH  underungsivürdig,  wie  Tacitus  in  diesem 
SchlachtgemSlde  ilie  leuchtenden  Puncte  in  den  Vorder- 
grunil  zu  stellen  und  die  dunkelen  zurückzudrängen  weiss. 
Weder  die  dreitausend  an  den  Flügeln  des  rö.nischea 
Heeres  aufgestellten  Reiter,  noch  die  feindlichen  Wagen- 
kämpfer  scheinen  auf  die  Entscheidung  der  Schlacht  be- 
sonders eingewirkt  zu  haben.  Daher  erfahren  wir  nur 
gelegentlich  und  aus  der  Erwähnung  des  Erfolges  ihres 
Streites,  dass  sie  handgemein  geworden  und  der  Vor- 
Iheil  den  Römern  geblieben  ist:  interiin  equitum  tui~ 
mae  ffugere  covinariij  pedituin  se  praelio  miscuere. 
Diejenigen,  welche  zuerst  den  Sieg  für  die  Römer  ent- 
schieden, sind  die  batavischen  und  tungrischen  Coborten, 
hinter  welchen  die  übrigen  nicht  zurückbleiben  wollen. 
An  der  Anhöhe  angekommen,  sollen  sie  von  ihrer  eben- 
falls siegreichen  Reiterei  unterstützt  werden,  allein  da- 
durcli  werden  sie  in  ihrem  Siegeslaufe  nur  aufgehalten. 
Da  erfolgt  die  Niederlage  der  Feinde  zunächst  von  einer 
anderen  Seite:  vier  inReserie  gehaltene  Reiterflügel  fal- 
len den  Britaiineii  in  den  Rücken,  und  dadurch  wird  die 
Sclilacht  auf  einmal  zum  grossen  Nachtlieile  derselben 
entschieden.  Bei  diesen  vier  Abtheiliingen  und  ihrer 
Arbeit  verweilt  der  Geschichtschreiber  längere  Zeit  und 
mit  vorzüglicher  Sorgfalt,  weil  dieses  gerade  der  Glanz- 
punct  des  Schlachtgeniäldes  werden  musste.  Die  Nieder- 
lage des  Feindes  hätte  jedoch  nicht  so  vollständig  und 
alljTempin  durch  die  glückliche  Schwenkung  dieser  ver- 
hälfnissma«sig  geringen  Anzahl  Reiter  (20U0  Mann)  wer- 
den können ,  wenn  nicht  das  römische  Fussiolk  an  den 
Anhöhen  bereits  im  Vortheil  gegen  die  Britannen  gewe- 
sen wäre,  und  ilaruin  ist  die  Vermuthung  des  Hrn.  Wex, 
miuiir.ciiue  iiequa  nostris  iam  pugnae  facies  erat ,  auch 
von   dieser  Seite  unzulässig. 


505 


506 


Wenn  ilnr  Leser  die  in  Knie  stellenden  Worte,  »ic 
Mir  dieselben  vurlier  kritisili  gestaltet  haben,  mit  dem 
iu  <len  llandscbriften  und  ältesten  Ausgaben  überlieferten 
Texte  vergleicht,  so  nird  er  bofTentlieh  finden,  dass  wir 
demselben  so  treu  als  möglich  uns  angeschlossen  haben. 
Von  InUriin  bis  haercbant  ist  nichts  ;,'eändert,  als  die 
Interpunotion.  Miiiiiiteque  equeslris  fiir  iiiiniinerjue  eque- 
stres  ist  Berichtigung  eines  in  den  Handschriften  des 
späteren  ftlittelalters  ganz  gewöhnlichen  .Schreibfehlers, 
Ton   dessen    Mothnendigkeit    Rhenanus    sich    leicht    über- 

I 
zengen  konnte.  In  ea  n.  halte  ich  das  Punctum  hinter 
/{  für  ein  Ueberblcibsel  des  dritten  Striches  von  in  ^  und 
so  gellt  iaiii  aus  diesen  Zügen,  wie  von  selbst,  herror; 
ea  würde  hier  an  unrechter  Stelle  stehen.  Wer  dag 
festhalten  will,  muss  ca  enini  (n.  als  Abkürzung  von 
enim)  piignae  Jacies  erat  lesen,  allein  dadurch  gerathen 
wir  iu  andere  unauflösliche  Schwierigkeiten.  Weiter  ist 
aus  cum  e  gradu  uut  stantes  simul  die  Entstehung  des 
Verderbnisses  cum  aegra  aut  staute  iiinul  leicht  zu  er- 
klären. Nach  einer  Gewohnheit  der  älteren  lateinischen 
Schreibweise,  iiouach  die  Präposition  mit  ihrem  Haupt- 
worte  verbunden  wird,  war  cum  egracfu  geschrieben; 
daraus  machte  ein  späterer  Abschreiber  cui/t  aegra  (was 
auch  ganz  gewöhnlich  egra  geschrieben  wird)  und  aus 
dem  Ueberrestc  ein  diu  ^  da  ihm  bekannt  war,  dass  du 
keine  lateinische  Wortfarm  wäre.  Der  Ausfall  des  Schluss- 
buchstabens in  stante  statt  stantes  wurde  durch  das-  fol- 
gende simul  veranlasst,  wie  schon  Rhenanus  richtig  er- 
kannt hat.  Uebrigens  ergibt  sich  aus  der  ganzen  Stelle, 
dass  alle  bisher  benutzten  Handschriften  des  Agricola 
(im  Ganzen  i/fr)  aus  einer  einzigen  geflossen  sind  ,  ein 
Ergebniss,  was  aus  der  Betrachtung  anderer  Stellen  die- 
ses Werkes  und  der  dabei  begangenen  Schreibfehler  nicht 
minder  sicher  dargethan   werden   kann.  F.  liiltcr. 


52. 


Kritische  und  erklärende  Bemerkungen  zu 
Tacitus  Dialog. 

(Fortsetzung  von   1841.  Nr.   104} 


C.  16.  Magnam  —  quaestionem  movistjs.  So  haben 
die  neuesten  Herausgeber  wieder  mit  den  Blss.  geschrie- 
ben statt  Lipsius  Verbesserung  niovistz,  die  wegen  des 
folgenden  sed  sehr  leicht  ist,  und  Bach  sucht  diese  Les- 
art mit  der  Bemerkung  zu  vertheidigen,  dass  beide,  Hles- 
sala,  wie  Aper,  die  Frage  in  Anregung  gebracht  hätten, 
worin  ihm  nicht  leicht  Jemand  beistimmen  ilürfte.  Ref. 
glaubt  durch  Folgendes  Lips.  Vermuthung  so  gut,  wie 
ausser  Zweifel,  zu  setzen.  Angenommen  nämlich,  movistis 
sei  richtig,  und  Secunilug  rede  damit  beide,  den  Aper 
und  3Iessala  an;  wie  kann  er  dann  doch  ohne  Undeut- 
lichkeit  in  den  gleich  folgenden  Worten  sed  ijuis  eam 
Justins  explicavit,  quam  tu  den  Namen  des  Einen,  den 
er  hier  anredet  j  weglassen?  Alusste  er  nicht,  schon 
des  Gegensatzes  wegen,'  indem  er  anfangs  beide,  dann 
aber  nur  einen  anredete,  hinzufügen  quam  tu,  AJessala  ? 
Ref.  fürchtet  nicht  den  Einwurf,  dass  der  Leser  ans  der 
Person  des  nachher  Autwortenden  erkenne ,  wer  vorher 
mit  dem  tu  gemeint  gewesen. 

Ztitschr.  f,  d.  Alierlhiimsw. 


Ex  quo  adparet,  iion  multo  plureg,  quam  qundringen- 
lüs  annos,  interesse  inter  nostram  et  Deniosthenis  aetatein. 
Ref.  muss  sich  hier  ganz  entschieden  iler  von  allen  llanil- 
schriften  und  alten  Ausgaben  überliefciteo  und  von  allen 
Intt.  seit  Lipsius,  wie  es  scheint,  verstossenen  Zahl  Ire- 
centos  (CCC.)  annehmen.  Indem  die  Intt.  nicht  zugeben 
wollten ,  dass  man  erst  vom  Tode  des  Demostlien.  an 
rechne  (322  vor  Chr.),  bedachten  sie  nicht,  was  Inter- 
esse inter  nostram  et  Dem.  aet.  heisst,  nämlich  die  Zwi- 
schenzeit zwischen  dem  Ende  der  einen  und  «lern  Anfang 
der  andern  aetas.  Vor  Allem  aber  bedachten  sie  nicht, 
dass  nicht  Tacitus  hier  spreche,  sonderu  Aper,  dessen 
Darstellung  überall  in  diesem  Dialug  einen  übertreiben- 
den Charakter  an  sich  trägt.  In  Aper's  Interesse  lag  es 
hier  aber,  eine  so  kleine  Zahl,  als  möglich,  anzugeben. 
Halt  man  diess  fest,  und  nimmt  jenes  hinzu,  so  kann 
Ref.  seinen  Gegnern  gerne  einräumen ,  was  er  an  und 
für  sich  durch  nichts  gezwungen  wird,  einzuräumen,  dass 
nämlich  der  Anfang  der  nostra  aetas  erst  vom  heutigen 
Tage,  d.  h.  vom  Jahr  7.Ö  nach  Chr.  an  gerechnet  wer- 
den soll.  Denn  selbst  dann  ergeben  sich  von  Demosth. 
Tod  an  doch  noch  nicht  400  Jahre,  und  e»  hiesse  Aper's 
Charakter  gänzlich  «erkennen,  wenn  man  es  nicht  denk- 
bar fände,  dass  er  diesen  Zwischenraum  von  Dem.  Zeit 
und  der  seinigen  auf  non  multo  plures,  quam  trcLcntos 
annos  habe  angeben  dürfen.  Schurzlleisch  vertbeidigte 
also  mit  Recht  die  Lesart  aller  Handschriften  und  alten 
Ausgaben,   aber   mit   falschen   Gründen. 

Quae  cum  maxime  est.  Unrichtig,  wie  es  scheint, 
fasst  Hand,  Tnrsollin.  3,  p.  (iüO  und  t)ü2  die  Formel 
cum  maxime  von  der  wirklichen  Gegenwart  des  Reden- 
den r:;  nunc  maxime ;  vielmehr  bezeichnet  sie  jede  ge~ 
dachte  Gegenwart,  und  ist  nicht  z::!  jetzt  eben,  sonderu 
=  ,,jedesmal"  oder  „immer  gerade."  Wörtlich:  „welche 
ist,  wenn  sie  gerade  ist",  d.  h.  Vielehe  jedesimd  gerade 
ist.  Dass  diess  die  richtige  Erklärung  sei,  zeigen  auch 
alle  andern   von   Hand   1.   1.   angeführten   Stellen. 

Incipit  Deniosthenes  vcster  —  ferme  eodem  mense 
exstitisse.  Bei  dieser  Lesart  hat  man  sich  in  neuerer 
Zeit  allgemein  beruhigt,  obgleich  Brotier  schon  mit  Recht 
darauf  aufmerksam  machte  ,  dass  Ein  Olonat  des  grossen 
Jahres  immer  noch  1090  gewöhnliche  Jahre  umfasse , 
«oraos  jedenfalls  hervorgeht,  dass  ferme  eod.  m.  absurd 
und  unpassend  ist.  Das  Ms.  Keap.  und  Farn,  haben  aber 
codem  modo.  Ref.  glaubt  der  ßeistimmung  aller  ilerer 
gewiss  zu  sein,  die  da  meinen,  dass  er  der  Darstellung 
Aper's  mit  Recht  den  Charakter  der  Lebertreibung  bei- 
legt, wenn  er  eodem  momento  zu  lesen  vorschlägt.  Schon 
ein  einziger  Tag  von  jenem  grossen  Jahr  umfasst  37  ge- 
wöhnliche Sonnenjahre,  wie  trell'end  also,  wenn  Aper  in 
seiner  leidenschaftlichen  Aufregung  sagt,  dass  Demosth., 
den  seine  Gegner  vetus  und  antiquus  nannten,  danach 
non  sohim  eodem  anno ,  quo  nos ,  sed  Jcrmc  eodem  mo- 
mento als  Redner  aufgetreten  sei  !  Wie  oft  jene  beiden 
Mss.  ,  über  deren  Wcrth  im  Allgemeinen  kein  Zweifel 
obwalten  kann,  ganze  Svlbcn  weglassen,  darauf  hat  Ref. 
schon  früher  aufmerksam  gemacht ;  und  momentum  := 
„Augenblick,  Zeitpunct"  gebraucht  der  Verf.  des  Dialog, 
auch  sonst,  z.  B.  r.  6-  non  uno  aliquo  momento.  sed 
omnibus  prope  diebus  ac  prupe  omnibus  horis. 

34 


507 


50S 


V.  IT.  (Juoii  i/iiiiffiii  cm-  aiitiqui«  tunporibu»  potins 
ail»cri/>,ifi.i ,  quam  iiostris ,  iion  vidi-o.  .So  liest  man  jettt 
all|;pniriii ,  wie  r.i  »clieiiit,  nach  il«r  Aiuliiritat  (Irr  alti-n 
AiM'aliPii,  w/ilirciiil  (las  Ms.  Nraji.  un<l  Farn,  niul  ed. 
Siiir.  ('(//'  t;ar  nicht  liabrn,  iinil  ijuif/  statt  quidem,  suwie 
a<lsrri//;tis.  Nun  inter|iiiiii{irc  man  (lirsi-  von  den  liebsten 
f{;iiids('liriri<-n  liltorliofertf  Li-sirt  nnr  rirhtij;,  nnd  »vir 
sind  ({pwiss,  es  werde  jene  sieh  sofnrt  als  Glosse  lieraus- 
atelleii:  qiios  !•/(//(/  antiq.  (eni|ii>rili.  potius  ailsiTi/;/tiR,  quam 
niistris  ?  nun  vidco,  c(.  Iliir.  Kpist.  I,  IC),  ti.j.  Der  Sinn 
lileilit  derselbe,  aber  es  ist  klar,  dass  diese  Wendung 
weit  /c{)i'n(li'm'r  und  jjeivalilter,  und  desshalb  als  die  ur- 
sprünglich riihti;;e  an<!iierkennen  ist.  lieber  quid  zz:  cur 
wird  man  keine  Belege  verlangen,  imless  sind  sie  ausser 
an     unzflhli|;en    andern    Stellen    z.    B.    Cir.    ile    Or.    2,    47, 

I'IT-    und   3,    -'-',   ^-t-    '-"    fi'"!'""- 

Statue  se.r  et  quinqna^''inta  aiinns ,  quihus  mox  etc. 
Auch  hier  müssen  wir  uns  der  von  den  Handschriften 
nlierliefertCM  Zahl  iiovciii  et  q.  (die  alten  Ausgaben  haben 
Oilo  et  q. )  aiinelinien,  unil  jedenfalls  gegen  die  seit 
Lipsius  allgemein  anfgeiiommene  Conjertur  sei'  et  q.  pro- 
testiren.  Die  Intt.  nehmen  .-n.  Aper  zähle  hier  ganx 
genau  die  Regiei  uiigsjahre  der  Kaiser  bis  auf  seine  Zeit 
zusammen,  um  den  Zeitraum  von  Ciceros  Tod  bis  dahin 
bestimmt  anzugeben;  weil  nun  Augustus  wirklich  nur 
,5()  Jahre  regiert  habe,  müsse  man  auch  so  schreiben. 
Dabei  verfallen  sie  dann  in  die  Inconsequenz ,  dass  sie 
den  Aper  von  seiner  gfiiaucn  Rechnung  nur  eine  runde 
Summe,  I2Ü  Jahre,  als  Resultat  hinsetzen  lassen;  denn 
bei  der  Lesart  se.t  et  q.  kommen  höchstens  118  Jahre 
heraus.  Das  könnte  man  sich  ja  freilich  »vohl  gefallen  lassen; 
aber  in  der  Weise,  wie  Aper  es  thut  unil  ausspricht  1 
Denn  nachdem  er  Cicero's  Todestag  genau  angegeben, 
und  ebenso  jedes  Kaisers  Regierungszeit ,  sagt  er  am 
Schlüsse  schlicht  weg:  centum  et  viginti  anni  ab  interitu 
Ciceronis  in  hunc  diem  colliguntur.  Sahen  denu  die  Aus- 
leger nicht,  dass  Aper,  wenn  er  sich  nicht  eines  Irrthuins 
im  Addiren,  oder  einer  Unwahrheit  schuldig  machen 
wollte,  doch  jedenf.ills  ,  wollte  er  einmal  das  P'acit  in 
einer  runden  Summe  angeben  ,  was  an  und  für  sich  ihm 
natürlich  frei  stand,  nachdem  er  die  einzelnen  Posten  so 
genau  aufgezahlt,  nothwendig  sagen  innsstc  :  centum ^e/v/ie 
et  vig.  anni  ;  gerade  wie  Tac.  es  macht  bei  einer  ähn- 
lichen Berechnung  Germ.  c.  'M.  ducenti  fernte  et  decem 
anni  colliguntur.  Cf.  daselbst  Bach's  sehr  richtige  Be- 
merkung. Aber  auch  unten  c.  24.  fin.  niederholt  Ma- 
teriius  persiflirend  Aper's  An<;abe  ganz  bestimmt:  centum 
et  vig.  ann.  Die  Sache,  scheint  es,  verhält  sich  gerade 
umgekehrt,  als  die  Ausleger  meinen:  Aper  gibt  nicht  als 
Facit  seiner  genauen  Aufzahlung  iler  einzelnen  Posten  eine 
runde  Summe  ,  sondern  um  gerude  die  runde  Summe 
von  l'iO  Jahren  als  Fach  zu  bekommen  —  woran  ihm 
lag,  um  hinzufügen  zu  können  unius  hominis  uetus ; 
nain  ipse  ego  in  ßritannia  vidi  senein  etc.;  auch  bestimmte 
bekanntlich  nach  römisch- religiöser  Vorstellung  die  natura 
dem  IVlensrhi-n  IJO  Jahte  zu  leben,  cf.  Klausen  in  dieser 
Zeitschrift  1  ,S40.  Nr.  27.  p.  224.  —  ilesshalb  also  ging 
er  in  dem  ersten  Posten  seiner  Rechnung  etwas  von  der 
Wahrheit  ab,  wie  er  auch  deutlich  anzeigt  in  dem  Aus- 
drucke   •jla'.ne    uuvem    et  q.   a,,     über    den   die  Intt.   leise 


hinwei^geschlüpft  zu  sein  scheinen.  Denn  was  i<u  aller 
Welt  kann  er  doch  Anderes  besagen,  als:  ,,Nimm  an'", 
die  Zahl  der  Jahre,  in  denen  Aug.  an  der  Spit'Ze  de» 
Staates  stand,  sei  59 1  Man  wird  statue  doch  nicht  iu 
dem  Sinne  von:  ,,Slelle  die  56  Jahre  liin"  nehmen  wol- 
len? wohin?  auf  die  Rechentafel?  —  Rechne  inaii  nun 
zu  ,^9  die  übrigen  Posten,  die  durch  die  Form,  in  der 
Aper  sie  vortragt  (^adjice  Tiberii  tres  et  vig.  etc.),  als 
der  Wirklichkeit  entsprechend  erscheinen,  also  23  Re- 
gieriingsjahre  Tibcr's,  beinahe  4  des  Calig.  und  zweimal 
l4  (.'S)  des  Claud.  und  Nero,  I  des  Galba  ,  Otho  und 
Vitell.  und  die  6-  statin  von  Vespasian's  Regierung,  also 
,')  Jahre,  so  erhalt  man  gerade  12CI.  Die  Zahl,  welche 
die  alten  Ausgaben  haben,  ocio  et  q.,  erscheint  danach 
schon  als  eine  Schlimmbesserung,  indem  man  von  Vespa- 
sian's Regierung  wahrscheinlich  6  Jahre  statt  ö  rechnete. 
Man  muss  aber  oflenbar  hier  um  so  mehr  nur  5  Jahre 
in  Anschlag  bringen,  da  Caligula  nur  pru/^e  quadriennium 
regierte. 

Ita  si  eum ,  qui  armatus  C.  Caesari  restitit  —  per- 
traxisset,  idem  et  Caesarem  ipsum  et  Ciceroneni  atulire 
potuit  etc.  Die  Riss,  und  alten  Ausgaben  haben  et  (jui- 
dem  j  das  IVls.  Neap.  ausserdem  auch  ein  et  hinter  qui- 
dem ,  wesshalb  man  jetzt  zu  der  Conjectur  des  Rhenan. 
idem  noch  ein  et  hinzugefügt  hat.  Aber  sollten  die 
Buchstaben  et  qu  gar  nichts  bedeuten?  Roperti  wollte 
is  quidem  lesen,  wenig  wahrscheinlich.  Ref.  schlagt 
entweder  aeque  idem  et,  oder  utiqiie  idem  et  vor;  jenes 
möchte  der  handschriftlichen  Uebertieferung  noch  am 
nächsten  kommen,  und  passt  sehr  gut,  weil  es  das,  wor- 
auf es  dem  Aper  ankam,  noch  stärker  hervorhebt,  dass 
nämlich  jener  Britannier  eben  sowohl  den  Caes.  unti  Cic, 
als  die  damaligen  Redner,  habe  hören  können  ,  während 
bei  Ruperti's  Vermuthung  diess  noch  mehr  verschwächt 
wird ,  als  selbst  in  der  hergebrachten  idem  et.  .Aeque 
—  et  —  et  steht  auch  Cic.  de  Or.  3,  .5U,  192.  Zu  der 
kraftigen,  aber  der  spätereo  Zeit  angehörigen  Wendung 
si  —  pertrax/.s'se^  —  fotuit,  zu  der  Bach  auf  nicht  ganz 
analoge  Stellen  verweist,  vergleiche  man  die  ganz  gleiche 
Agric.  31.  nisi  felicitas  in  socordiam  vertisset ,  exuere 
juguin  poti/ere.  Verwandt,  aber  doch  etwas  verschieden, 
ist  die  bekannte  Stelle  bei  Cic.  Tusc.  3,  1,2-  quodsi  — 
natura  genaisset  —   haud   erat  sane,   quod   etc. 

tie  dividatis  secnlum  et  antiquus  ac  veteres  vocit«tis 
oratores ,  quos  eorundem  hominum  anres  agnoscere  — 
potuernnt.  Aper  spricht  hier  nach  seiner  genohnten  Weise 
sehr  kräftig,  und  überträgt  auf  die  ganze  Gattung,  was 
eigentlich  sich  nur  auf  einen  Theil  bezieht:  .,, Nennet  die 
nicht  alt,  welche  noch  Einer  Zeit  augeboren",  statt 
strenge  logisch  zu  sagen:  „von  denen,  ilie  Einer  Zeit 
angehören  ,  nennet  Niemand  alt."  Der  Deutsche  würde 
ähnlich  sprechen:  „und,  wo  Alle  Einer  Zeit  angehören, 
sprecht  da  nicht  von  y4lten  und  f'ormaligen."  Fasst 
man  die  Stelle  so,  so  verschwinden  die  ßedenklichkeiten, 
welche  Eckstein  zu  derselben  erhoben  hat;  auch  agnoscere 
steht  III  seiner  gewöhnlichen  Bedeutung  z^  in  Person 
kennen  lernen  ,  persönlich  reilrn  hören;  denn  dem  Rufe 
nach  kannten  sie  sie  jedenfalls ,  aber,  will  Aper  sagen, 
sie   konnten   sie   auch  alle  seilst  huren,   cf.   c.   7-   fi"- 


509 


510 


C.  IS.  Quam  Sertio  (laibae  tuit  C.  Carboiii  quosque 
alios  iiieritn  aiitiqiios  roraicriinu».  Mit  Recht  hat  Ritter 
nach  iIpiii  31§.  Noa[).  aiil  lu  den  Tpxt  geiioiniiieii,  da  es 
Hie  gewähltere  Wendung  ist.  Denn  sicher  wurde  e»  in 
den  andern  Hundscliriften  und  alten  Ausgaben  getilgt, 
weil  tiuosf/iie ,  und  nicht  aut  quos  oder  quosi'e  folgt. 
Aehnlirher  Wechsel  ron  aut  und  et  auch  sonst  bei  Tacit., 
c.  B.  Hist.  2,  4ti-  qnas  inter  roces  ut  flexerat  vultuin 
iiut  induraverat,  clainor  et  gemitus,  cf.  Dialog.  40.  Ma» 
cedunum   ac   Pemarnm  atil  ullius   gentis. 

Sunt  eiiiin  horridi  et  impoliti  et  rüdes  et  infornies 
et  quos  utinani  iniiiatns  nulla  parte  esset  Calvas  fester  etc. 
So  die  codd.  Vaft.  unil  Farn.,  dagegen  der  Keap.  in  illii , 
Monach  man  meist  in  neuerer  Zeit  der  Conjectnr  IMuret's 
ne  in  illa  parte  den  Vorzug  gegeben  hat,  nach  unserer 
Ansicht  mit  Unrecht.  Denn  1)  »^ire  ne  in  illa  richtig, 
und  bezüge  sich  also  der  Wunsch,  Calvng  und  Coelius 
u.  8.  w.  müchten  den  Galba  and  Carbu  nicht  nachgeahmt 
haben,  nur  auf  den  Einen  vorher  angeführten  Punrt 
(horridi  —  inforaies),  so  durfte  es  billig  nicht  et  quos, 
sondern  bloss  quos  heissen,  weil  jenes  nach  dem  ge- 
wöhnlichen Sprachgebrauch  nicht  wohl  anders  gefasst 
werden  kann,  als  so,  dass  jenen  Rednern  damit  noch  ein 
neues,  Oenünderes  Attribut  beigelegt  »verde.  Aber  2)  ganz 
entschieden  rerlangen  die  folgenden  Worte  Aper'»:  „Agere 
enim  forlius  jam  et  audentius  voli>"  im  Vorhergehenden 
die  stärkere  Lesart  nuUa  parte,  weil  sie  sonst  nach  des 
Ref.  Ansicht  kaum  einen  Sinu  geben.  Denn  durcli  den 
Ausruf:  ,,uud  überhaupt  möchte  dich  Caivus  sie  in  kei- 
nerlei Hinsicht  nachgeahmt  haben !'^  wird  allerdings  iler 
Ausdruck  fortius  et  audentius  agere  gehörig  oiotirirt, 
weil  damit  rorher  gesagt  war,  dass  an  jenen  Rednern 
aach  kein  gutes  Haar  sei,  allerdings  eine  starke  Be- 
hauptung, <lie  sich  indess  ganz  für  Aper  schickt.  Aber 
bei  der  Beschränkung  jenes  Ausrufs  auf  den  Einen  Punct 
erscheint  Aper  im  Folgenden  als  einer,  der  sich  mächtig 
geberdet,  man  begreift  aber  nicht,  warum'  da  er  ja 
dann  jene  Redner  nur  in  Einer  Hinsicht  für  nicht  nach- 
ahmnngswerth   erklärt  hat. 

Muni  dubitamug  inventos,  qui  prae  Catone  Appium 
Caecum  magis  rairarentnr.  Es  fragt  sich  nach  unserer 
Ansicht  noch  sehr,  ob  man,  wie  allgemein  geschehen  ist, 
pro,  das  alle  codd.  ohne  Ausnahme  bieten,  mit  Recht 
iu  prae  verwandelt  hat.  Denn  pro,  scheint  es,  lässt 
sich  sehr  wohl  sprachlich  vertheidigen ,  und  gibt  dann 
noch  einen  passenderen  Gedanken,  als  prae.  Man  braucht 
nur  magis  ^  pntius  zu  nehmen,  »as  doch  so  unerhört 
nicht  ist,  cf.  Hand,  Turaellin.  3,  p.  öäö  i  oder  man  könnte 
eine  avvEaii^  statuiren ,  indem  inagis  mirari  ^z  malle 
legere  mit  pro  coustruirt  wäre,  wie  Sali.  Cat.  17,  6. 
incerta  pro  certis,  bellum  quam  pacem  malle,  cL  Hero- 
dot.  1,  ö2.  oiot  i]  Tvuavvii;  nou  ekeviti^lri;  ijv  doTia- 
otÖxsqov,  cf.  Matth.  Gr.  Gr.  §.  4.)0.  not.  1.  Der  Sinn 
wäre  dann :  „<lie  statt  des  Cato  den  App.  Caecus  viel- 
mehr bewunderten",  welclier  für  Aper's  Zweck  besser 
passt,  weil  er  die  Andeutung  enthält,  dass  sie  den  Cato 
^ar  nicht  bewunderten,  cf.  r.  23>  qui  Lntilium  pro  Ho- 
ratio   et  Lucretium   pro   Virgilio   legunt. 

C  19.  Ad  id  dicendi  genus  liest  man  jetzt  allgemein 
nach  den  alten   Ausgaben  statt  illud ,    welches    die    codd» 


lii(-ten,  und  uns  als  das  allein  richtige  erscheint,  weil 
diess  dicendi  genus  rorher  g,ir  nithl  bezeichnet  ist,  son- 
dern nur  ganz  allgemein  angedeutet  als  ein  von  dem  frü- 
heren verschiedenes  iu  dem  verb.  infin.  Jlejcisse  (Cass. 
Severam  ab  illa  vetere  dicendi  via)  ;  liest  man  also  id , 
so  muss  man  eine  Ovveoii  annehmen:  ad  id  die.  genus 
sc.  ad  quod  flexi l ;  was  man  bei  illud  nicht  nötliig  liat, 
indem  es  sich  nach  seiner  gewöhnlichen  Bedeutung  auf 
das  bezieht,  was  man  in  Gedanken  hat:  jene  bekiiniile. 
RedegattDug.  Auch  liegt  hinlänglicher  Grund  vor,  wess- 
halb  die  alten  Ausgaben  illad  in  id  verwandelten,  , näm- 
lich weil  das  Pronom.  kurz  vorher  in  einer  andern  Be- 
ziehung steht  (.ib  illa  retere  dir.  via),  was  doch  heutigen 
Tages    billig   keinen    Anstoss   melir   geben   sollte. 

Cum  vix  in  cortina  quisquam  adsistat,  quin  elemen- 
tis  studiorum,  etsi  nou  instructus,  at  certe  imbutns  sit. 
So  corrigirt  man  jetzt  allgemein  die  Lesart  alier  codd. 
und  alt.  Ausg.  qui,  die  wir  mit  Dronke  unbedenklich 
für  richtig  halten.  Nach  strenger  Logik  sollte  es  aller- 
dings heissen:  qui  —  inibutus  nun  sit ,  wie  Pichena  ver- 
bessern HolHe.  Wie  natürlich  ward  aber  doch  der  Schrift- 
steller durch  das  Einschiebsel  etsi  nun  instructus  dahin 
geführt,  die  ursprünglich  negative  Wendung  zu  verges- 
sen und  xuT(t  Ol'ltoiv  fortzufahren:  at  certe  inibutus 
Sit,  da  ihm  nachher  statt  vix  quisquam  ailsistat,  qui  non 
ein  quisque  oder  omiies  fere  vorscliiveble ,  ho/u  die  schon 
einmal  bei  instructus  gesetzte  Negation  nicht  wenig  bei- 
tragen   mochte. 

Jam  vern  juvenes  et  in  ipsa  studiorum  inende  positi 
etc.  Diess  in  hat  man  seit  Lips.  fast  allgciiieiii  einge- 
schoben; ist  es  wirklich  aus  Versehen  in  den  codi!,  »eg- 
gelassen, »o  möchte  es  doch  wegen  grösserer  Aehiilich- 
keit  der  benachbarten  Sylben  richtiger  vor  inende  gesetzt 
werden.  Aber  es  ist  gewiss  Vorsicht  anzurathen.  Die 
Kritiker  haben  die  Präposition  in  öfters  eingescho- 
ben, wo  die  Msg.  sie  nicht  haben,  z.  B.  c.  |>.  sed  in 
illis  quoque  —  plures  species  depreJiendi ,  no  wir,  wenn 
illis  sich  nicht  auf  Personen  bezöge,  entschieden  den 
blossen  Abi.  vertheidigen  würden  nach  Agric.  ll.  (eorum 
Sacra  deprehendas  superstitionnm  persuasio/ie).  An  un- 
serer Stelle  aber  möchte  mit  Recht  Osann  die  Präposit. 
bei  positi  für  annöthig  ansehen;  wenigstens  ist  doch  vtolil 
die  Stelle  c.  13.  fio.  staluast^ae  iiimu lo ,  wo  Niemand 
unseres  Wissens  die  Präposit.  vermisst  hat,  ganz  analog. 
Cf.   Ann.    14,  38.   novis   hibernaculis   locatae. 

C.  'i\.  Concedamns  sane  C.  Caesari  ~  tam  hercle, 
quam  Brutum  philosophiae  suae  reliiiquaniiis  ( nam  in 
orationibus  minorem  esse  fama  sna  etiani  admiratores  ejus 
fatentur) ,  nisi  forte  quisquam  aut  C'aesaris  —  aut  Bruti 
—  libros  legit,  nisi  qui  et  carmina  eorundem  miratur. 
So  ist  diese  Stelle  zu  lesen  und  zu  interpungiren ;  denn 
dass  der  Satz  mit  nam  als  Parenthese  zu  nehmen,  liegt 
doch  klar  vor,  ila  in  ihm  nur  vom  Brutus  die  Rede  ist, 
und  nur  die  vorher  gebrauchte  Wendung  philosuphiae 
suae  relinq.  begrünilet  wird  ,  indem  nämlich  selbst  seine 
Bewunderer  es  eingeständen,  dass  er  in  der  Beredlsant- 
keit  hinter  seinem  Rufe  zuriickiileibe  (minorem  esse 
fama  sna;  cf.  Hör.  Epist.  I,  11,  3.  majora  minoiane 
famd.')  während  vorher  und  nacliher  i'ore  beiden,  sowohl 
vom   Brut.,  als   auch   vom  Caes.,   die   Rede   ist.    Aullallenil 

34* 


511 


512 


i(t  es  aller,  »ir  man  an  ilnn  <lnp|)rlteii  nisi  Iiat  Aiistoas 
iielinicii  ktHiiieii,  su  liasi«  iiorli  Hacli  zu  einpr  Aiiakuliitliio 
«piii«<  /iidiiclit  ii.iliiii.  A|)cr  sagt  mit  Iiittori-r  Iriiiiic  : 
Lasst  Ulis  (lorli  ilciii  Cno».  ;;CH>'iliren  (iiarliselipii) ,  (la«s 
er  als  Rcdiicr  iiirlit  jjeli'islet.  nota  spiii  Talent  licrech- 
ti^lr,  und  <lpn  Unit,  srinpr  Pliilu.«o|ihie  lasspn ,  il.  h. 
lasst  aiiü  sie  ilurli  ruhi;;  lipi  den  Besch^iftigiingen  lassen, 
iu  denen  nio  Grösserps  t^pleistet,  und  iUmmmi  sie  sicli  mit 
mehr  Nei^unt;  zn);puanilt  hal>en  ,  und  ihnen  als  Ilednern 
Lrbrvrolil  sagen,  utler  es  niüc/ile  (es  sei  dpnn,  dass  ptc.) 
nach  ji-niaiid  anderes  ihre  Bücher  lesen,  ausser  (als) 
Vi'cr  anch  ihre  Gpdichte  liewundert,  A  h.  ohne  Irunie 
gesprochen:  „es  »ird  «vahrlich  Niemand  ihre  Reden  le- 
sen, ausser  wer  auch  ihren  Gedichten  Uenundcrnng  zollt"; 
was  diejenigen  ausgednickt  haben  ,  ivelche  ncc  Jere  quis- 
ijuain  corrigirten ;  aber  die  Ironie  haben  sie  damit  rer- 
»isrht.  Sie  sahen  nicht,  dass  das  zweite  nisi  qui  wie- 
der in  Beziehung   zu   dem  ersten   nisi   forte  (juisq.   stehe. 

C  23.  hält  man  wohl  mit  Recht  fest  an  dem  haml- 
schriflliclien  et  haec  invituliis  retiili  et  plura  omisi  statt 
ini'itus,  nur  scheint  ilie  lon  Lips.  herrührende  Erklärung 
,,invitatus  sc.  a  MessnLr'',  der  auch  VValth.  und  Bach 
beipflichten  ,  wunderlich.  Denn  roni  Messala  war  Aper 
ilberhaupl  gereizt,  gegen  die  Alten  zn  sprechen,  wie 
aber,  gerade  die  drei  gerügten  Reilewendungen  aus  Cice- 
ro'« Reden  beizubringen?  Vielmehr:  invitatus  ab  iis, 
qui  haec  sola  mirantur  atque  exprimunt,  wie  es  gleich 
heisst,  weil  iliese  diess  unauibiirlich  gebrauchen  und  nach- 
ahmen, so  dass  invitatns  nichts  Anderes  sagen  ^ȟrile, 
als:  ,,diess  lag  mir  so  nahe,  dass  ich  es  unwillkürlich 
anführte",  und  als«  dem  Glossem  invilus  auch  dem  Sinne 
nach  sehr   nahe  käme. 

C.  'Ib-  qu'  primnm,  ul  opinor ,  nominis  controver 
siam  moiit.  Wusste  Messala  es  nicht  mehr,  dass  Aper 
darüber  zuerst  gesprochen?  Wenigstens  stellt  Tac.  es 
so  ilar.  Warum  1  Oflenbar  am  den  Aper  zu  persifliren 
und  ihn  gleichsam  alifaliren  zu  lassen.  Denn  Messala 
zeigt  darin  eine  gewisse  ^^crächtlichkeit  gegen  die  Gründe, 
welche  Aper  mit  so  wichtiger  Miene  vor^el.racht  hatte, 
zeigt  damit,  dass  er  auf  diesen  Punct  so  wenig  Gewicht 
lege,  so  wenig  geachtet  habe,  dass  er  nicht  einmal  mehr 
wisse,  ob  er  darüber  zuerst,  oder  rielleicht  erst  später 
gesprochen  habe.  Ganz  ähnlich  steht  opinor  Cic.  Tusc. 
3,  (i.  init.  Cadcre,  opinor,  in  sapientem  aegritudinem 
tibi  dixisti  videri.  Diesen  persiflirenden  Charakter  der 
Eriviederung  ftlessala's  ,  der  sich  gleich  anfangs  ankün- 
digt, festhaltend,  wagt  Ref.  sich  mit  einer  Vermuthung 
an  die  gleich  folgende  terzweifelte  Stelle:  ne  illi  quidem 
parti  seniioiiis  ejus  repugno  ,  si  Continus  fatetur  etc.,  iu 
der  coniinns  durchaus  keinen  recht  passenden  Sinn  zu 
geben  scheint,  und  schlägt  vor,  comminans  oder  tum 
minis  zu  lesen:  ,,wenn  er  unter  Drohungen,  unter  dro- 
henden Geberdeu,  mit  einer  gewaltigen,  viel  »erheisseii- 
den  Wendung  (cf.  den  Gebrauch  von  minari  bei  Hör. 
Epist.  l,  S,  3-  und  daselbst  die  Intt.)  erklärt"  vtc.  (fa- 
teri  in  ilieser  Bedeutung  auch  c.  17  und  .Vi).  Wir  se- 
hen diess  als  eine  Persiflage  der  Art  und  Weise  an,  wie 
Aper  jenen  Gedanken  eingeleitet  hatte  c.  18:  Agere 
eniin  Jbriius  juin   et  audcnlius  i'oio ,  si   illud  ante  prac- 


dixoro,    mutari   cum   temporilms   fornias   quoqup   et   gener» 
diccndi. 

C  26.  adeo  melius  est  oratorem  vel  liirta  ioga  in- 
duere  etc.  scheint  Hand  Turs.  I,  p.  152  nicht  richtig  zu 
erklären.  Der  Sinn  ist:  ,,Jn  dem  Grade" ,  ,,so  viel" 
besser  ist  es  u.  ».  w.  sc.  nt  C.  Gracchum  pracferam  Mae- 
cenati. 

(Cassius  Severns)  studiis  feriendi  plerumqnc  dejectus 
iioii  pugnat,  sed  rixatur  liest  man  jetzt  allgemein  mit 
den  allen  Ausg.,  während  Mss.  i\eap.  und  Farn,  deve- 
ctns  haben,  welches  Ref.  unbedingt  für  richtig  hält. 
Denn  wie  in  aller  Welt  gibt  doih  dejectus  einen  passen- 
den Sinn?  Danach  würde  ja  Cass.  Sever. ,  nachdem  er 
schon  ein  dejectus  ist,  noch  kämpfen,  abgesehen  davon, 
dass  es  hier  nicht  der  Ort  zu  sein  scheint,  von  dem 
Erfolg  seiner  Beredsamkeit  zu  sprechen,  sondern  von 
der  BesckaJJenhe.it  derselben  an  und  für  sich  selbst. 
Dagegen  gibt  das  freilich  in  dieser  Bedeutung  wohl  sel- 
tenere deZ7ectus  einen  vnrtrefllicben  8inn;  studio  devectas 
steht  ganz  ähnlich,  wie  Cic.  de  Senect.  16,  55.  studio 
(rerum  rusticarum)  provectus  (furtgerissen)  'z^  „verführt", 
cf.    deducere. 

Ex  qiiibus  alium  Ciceroni,  alium  Cacsari,  singulis 
deinde  singulos  oppuiieremus.  Nicht  richtig,  scheint  es, 
fasst  Bach  deinde  von  einem  inneren,  causalen  Nexus::: 
und  sonach;  es  ist  vielmehr  neben  opponcre  von  der 
localen  Aiijeinanderfolge  zu  verstehen,  oder  von  der 
Reihenfolge  bei  Aufzählung  von  Gegenständen  =  dein- 
cpps:  „und  so  weiter" ,  ,,und  danacli  -weiter"  jedem 
einen    gegenüberstellen. 

C.  27.  plane  mitior  et  eloqnentiae  temporum  nostro- 
rum  non  iratus.  So  liest  man  gewiss  im  Ganzen  richtig 
nach  Scheel's  Vermuthung ,  nur  würde  es  st.itt  non  besser 
minus  heisscn,  1)  weil  non  zu  stark  zn  sein  scheint, 
cf.  c.  lö  ,  2)  weil  die  Corrnptel  der  codd.  i/iiratas  iratus. 
dafür  spricht,  3)  weil  ein  Comparativ  (plane  mitior)  vor- 
hergeht. 

C.  28.  Non  reconditas  —  causas  rcquiris ,  nee  aut 
tibi  aut  hiiic  Spcundo  vel  hnic  Apro  ignotas,  etianisi 
mihi  partes  adsignatis  proferendi  in  medium  ,  quae  oinues 
sentimns.  Qois  enim  ignorat  etc.  So  liest  man  jetzt  ge- 
wöhnlich mit  Lipsius  ,  während  doch  die  Lesart  des  IVJs. 
Neap.  und  Farnes,  elenini  jam  si  mihi  sich  sehr  gut 
verstehen  lässt ;  nur  niuss  man  den  Satz  mit  si  richtig 
fassen,  mehr  als  einen  parenthetischen,  nach  dessen 
Schluss  enim  noch  einmal  nachdrücklich  wiederholt  wird, 
und  gleichsam  den  Hauptsatz,  der  mit  etenim  begann, 
wieder  aufnimmt.  Man  iiiterpnngire  daher  nur  :  Etenim 
—  jam  si  mihi  etc.  sentinius  —  quis  enim  ignorat  ( ,^'wer 
rweiss  es  denn  nicht"  etc.).  Allenfalls  kiiiinte  man  auch 
quis  enim  =  quisnam  nehmen,  ähnlich,  wie  es  Cic. 
Tusc.  I,  6,  lU.  heisst:  tjuis  enim  non  in  ejusmodi  causa? 
„wer  denn  nicht"  u.  s.  w.,  cf.  Hand,  Turs.  2,  p.  384. 
Auch  etenim  passt  sehr  gut,  da  er  nachher  allgemein 
fragt:  (/«/v  enim  ignorat,  während  er  vorher  nur  sagte, 
dass  dem  iMatern.  ,  Sccnnd.  und  Aper  die  Ursachen  nicht 
unbekannt  wären,  so  dass  mit  etenim  zugleich  ein  neuer 
Grund  eingeführt  wird,  warum  er  die  causae  non  recon- 
ditae  nennt,  nicht  bloss  weil  sie  jenen  3  Männern,  soD- 
dcrn   weil   sie  jedem   bekannt  sind. 


r>i3 


514 


Quae  mala  —  jain  in  provincias  iiiniiaiit.  QiiainqQam 
vestra  \'obis  iiotiora  sunt,  o(jo  de  urbe  —  loqiiar.  So 
liest  gewiss  Bari«  riclitig,  erklärt  aber  falsch,  indem  er 
den  (ri'gensatz  von  vobis  und  ego ,  sowie  von  vvstra 
und  de  iirbc  übersah  ;  «lanarh  kann  quaiiKjnam  —  sunt 
nicht  als  Vordersatz  la  ego  —  loquar  :=  ego  laincn  —  1. 
mit  Uarh  genommen  «Verden,  sondern  hinter  sunt  ist  ein 
Punct  zu  setzen,  und  (juamquani  steht,  wie  so  oft,  in 
ilor  Apodosis.  Nachdem  rtlessala  gesagt :  quae  mala  — 
jani  in  pr.  man.,  bricht  er  ab;  ,,l')ocli  (quaraquam)  das 
iünrige  ist  huck  bekannter"  (sc.  als  mir;  darüber  könnt 
Ihr  reden;  ich  will  es  jedenfalls  nicht,  da  es  Euch  be- 
kannter, als  mir,  ist);  ,,Jc/i  will  loii  /ioiii  [lie  nrbe)  spre- 
chen." üllenbar  geht  vestra  so  dem  ganzen  Zusammen- 
hanire  nach  auf  ilie  Verhältnisse  in  den  Proi'inzen  im 
Gegensatz  zur  urbs.  Wie  kann  er  aber  diese  das  ili(- 
rige  nennen?  Weil  Aper  und  die  Andern  aus  den  Pro- 
vinzen gebürtig  waren.  Vgl.  Bach's  eigene  Anmerkung 
zu  c.  lU.  (ne  quid  clc  Oal/ix  nusiris  loquag).  Dürfte 
man  auch  aniieliinen,  dass  iVlessala  in  einer  Proiinz  ge- 
boren, so  liesse  sich  auch  allenfalls  die  Lesart  der  Vaticc. 
noslra   vobis    vertheidigen. 

Circa  educandos  formandosque  liberos  liest  man  jetzt 
allgemein  nach  dem  cod.  Farn,  und  Neap.,  während  die 
alten  Ausg.  firmand.  haben.  Ref.  sieht  in  form,  eine 
Verbesserung,  wie  jene  Handschr.  mehrere  der  Art  bie- 
ten ,  und  hält  Htm.  für  das  Gewähltem  und  darum  Vor- 
züglichere. Cf.  c.  33»  confi'rmare  et  alere  ingenia.  Cic. 
de  Or.  2,  28,  123'  oratorem  alere,  conftrmare.  Ibid. 
'2,  <S7,  356.   educel  atqne   confirmet.     Ebenso   mJichie 

C.  29»  statt  iier  cuiquam  serio  ministerio  accomnioda- 
tus ,  wie  man  allgemein  nach  jenen  beiden  Handschr, 
liest,  die  Variante  der  alten  Ausg.  minister  herzustellen 
sein.  Jedenfalls  inuss  Ref.  dagegen  Einspruch  thun ,  dass 
man  ncc  cujqiiam  —  ministerio  verbinde,  weil  das  docll^ 
Kühl  unerhört  wäre  statt  nee  tdli  m.  Dann  aber  stände 
accommodatus  mit  i  datiw, ,  einem  der  Person  und  einem 
der  Sache  ,  was  auch  bedenklich  scheint.  Dagegen  steht 
minister  bei  Tac.  öfters  c.  dativ. ,  z.  U.  Ann.  ö«  3li-  irii- 
iiistri  sceleribus,  Mist,  l,  SS.  minister  hello  (cf.  Ann. 
15i  28.  minister  hello  datus),  zur  Bezeichnung  des  Zwecks, 
des  Gegenstandes,  für  den  jemand  als  minister  bestimmt 
ist.  Danach  nimmt  Ref.  allerdings  serio  nicht  adverbiell, 
wie   Schurzlleisch. 

C.  3t-  Neque  eniin  sapicntem  informamus  nee  Sloi- 
coruin  civitaleiii.  Diese  Worte  erhalten  hinlängliches 
Licht  durch  eine,  so  viel  dem  Verf.  bekannt  ist,  von 
den  Auslegern  übersehene  Stelle  bei  Cic.  de  Or.  3,  IS,  66, 
die  wir  desshatb  vollständig  herschreiben:  Sed  utrnmque 
est  in  Stoicis,  quod  ab  hoc,  quem  instrniinus  oratore 
valde  abhorrcat ,  vel  quod  omnes  ,  qui  sapientes  non  sint, 
servos,  latrones,  hostes,  insanos  esse  dicuut,  iieque  tamen 
«sse  queniquain  sapieiitem.  Valde  autein  e.st  absurdum, 
ei  conciunem  aut  senatum  aut  nllnm  coetum  hominiim 
committere  ,  cui  nemo  ilinrum,  qui  adsint,  sanus,  nemo 
civis ,   nemo    liber   esse   vidoatur. 

C.  32-  quos  si  forte  haec  autWerint ,  certum  habeo 
ilieturos.  So  alle  Neueren,  während  die  IVlss.  zu  lesen 
scheinen:  quu</si  forte  haec  audi/'('/i<  ,'  und  in  der  That 
ist  nicht  einzusehen,     warum  man  davon  abweichen  soll, 


da  es  sehr  gut  passt.  Denn  «lass  es  wegen  de»  folgenden 
Praes.  habeo  heissen  müsse:  nuiWerint ,  wird  doch  heu- 
tiges Tages  Niemand  im  Ernste  behaupten  wollen,  da 
der  Nachsatz  zu  si  —  audierint  in  dicturos,  nicht  in  cer- 
tum habeo  enthalten  ist,  und  es  doch  wohl  feststeht,  dass 
si  audirent  —  A'icerent  in  indirecter  Rede  heissen  müsse: 
dicturos  certum  habeo  (oiler  was  es  sonst  für  ein  verb. 
sein  mag,  wovon  die  Rede  abhängig  gemacht  wird).  Dass 
quor/si  aber  dein  ganzen  Zusammenhange  nach  sehr  gut 
passe,  braucht  nicht   erst   erwiesen   zu   werden. 

C.   33.     Deincle    —   Mcssala    quasi  rursus  incipiens  : 
An   diesen   an   und    für    sich   freilich  sehr   einfachen   Wor- 
ten  hat  bisher,    so   weit  es  dem   Ref.    bekannt,    Niemand 
Anstoss   genommen  ,   und   umsonst  sah  er  sich  bisher  nach 
Belehrung   bei  den   Init.   um,    wenn   er    sich   fragte:     was 
soll   doch    dieser   Zusatz,   quasi   rursus   incipiens?    was   soll 
namentlich  qunsi?     fing    d i   IMessala    etwa   nicht   wirk- 
lich   wieder   i'on    nwrtie  an  ?    (denn    das    müsste    incipere 
ja    «ohi   heissen?).      Nein,    allerdings    nicht;     aber    worin 
zeigte    er   denn   den    Anschein   (quasi),      als   ob    er    wieder 
von    vorne    begönne?      Seine    Rede    kündigt    sich    ja    gleich 
als  eine  Furtselzung  an,    was  sie  auch    ist,    mit   den  AVor- 
ten:     quoniam     initia     et    semiua    veteris    eloquentiae    sati» 
demonsfra.s.te   vidcor.       Soll  aber   incipere    bedeuten:      ,,zii 
sprechen   anfangen"    im    Gegensatz   dazu  ,     dass  er    vorher 
aufgehölt   hatte ,   zu   reden  ,   wiewohl   das   Parlicip  so   et- 
was sonderbar  ist,     was    in    aller    Welt  soll   dann  quasi? 
Er   fing  ja    wirklich  nun    wieder    an,   zu    sprechen.      Ref. 
weiss  sich   hier   nur  auf  folgende  Weise   zu   helfen.      Auf- 
fallend   ist  es   nämlich,    dass   Messala    gar   nichts   erst  ant- 
wortet  auf  das,     was    Rlaternus    eben    vorher    an     ihn   ge- 
richtet hat.      Soll    nun    etwa   in   dem    Zusätze   quasi    rursus 
incipiens   liegen,     dass    Messala,     gleichsam    als    finge   er 
wieder  von   Neuem  an,     und   sei  nichts   iurhcrgegungen, 
als  sei    namentlich  denn  auch  die  Aufforderung   des  Ulater- 
nus,   noch  das  Weitere    über    die    exercitationes  der  jungen 
angehenden    Redner    In    früherer  Zeit    hinzuzufügen,   nicht 
vorhergegangen,  seine  Rede  fortgesetzt   habe?      Es    würde 
dann   also    im  Grunde    darin    liegen,   dass  Messala ,    gleich- 
sam   als    hatte   er    sich     nur    ein    Bischen    ausgeruht,     und 
nicht   die  Absicht  gehabt,  schon  seinen  Vortrag  zu  schlies- 
sen,    und    als   hätte    die   vorhergegangene  Aufforderung  des 
niatern.   gar   nicht    erst    diese    Wirkung  in   ihm   hervorge- 
bracht,    wie  von   seihst   und  freiwillig  seine   Rede   nun 
fortgesetzt.      Und   in   der   That,     so    klingt   auch   der   An- 
fang  dieser    Fortsetzung:      quoniam    —    satis   demonstrasse 
videor,    perseqnnr    nunc    e.rercitiilioncs  eoruni.      Ist  es 
nicht   wirklich,     als    ob    Messala    aus  freiwilliger    Ent- 
scheidung  zu    reden   fortfahre?     da   er   nicht  ein   qnoni.am 
ine   rogitis   oder  jubetis  oder  etwas   Aehnliches  hinzufügt, 
kurz   nichts,     wodurch    diese    Fort.setzung  als   eine  Folge 
von   Maternus    vorhergegangener    Aufforderung    erschiene. 
Obgleich   nun   rursus   immer  noch   vielleicht  ettvas   Anstoss 
erregen   könnte ,    so    gesteht    Ref.    doch ,    dass   er  diesen 
Worten    keinen    andern    Sinn    abzugewinnen     weiss,     und 
würde   sich   freuen  ,     wenn    Andere   das   von    ihm   hier   vor- 
gelegte  Raisoiinenient  bestätigten,    oder   ihn   eines  Besse- 
ren   belehrten,   glaubt  aber  jedenfalls  hinlänglichen  Grund 
zu    haben,   um   auf  die   Stelle   aufmerksam    zu   machen. 
C.  34.    Waguaui   eloquentiae   famani   non   minus   lu  di- 


515 


516 


lersis  lubselliis  parari,  quam  suis;  indc  quin  iiiimo  con- 
stantiiia  üurgor«,  //'/  fitleliiiü  rorrnborari.  !\lr.sgala  sagt 
oflVnbnr,  iln^ü  man  den  grusseii  KiMliiiTruhiii  rlipiisuHrolil 
(ja  so  si'lir)  auf  den  gognoristclicn  li.'iiikfii  rrwerlie,  aU 
auf  ilrn  eig^iirii,  iiiiil  fii|;t  duiin  mit  iiiniin  Mteigcniil ,  unii 
A\e  i-orliprgrliraurhte  Weixlung  rlicdiriscli  irrbi-ssernd , 
noch  Verhältnisse  hinzu  ,  dir  aii);eiiN<'hi'iiili<  li  di'n  bei  den 
(ipgnprn  ortvorbenen  lliihni  heniirlirlifn  sollen  vor  dmi- 
jcnigen,  den  uian  bei  seiner  eijfenen  Partei  findet.  Dur- 
aus folgt,  dass,  da  constantius  snrgrre  und  tidclius  ror- 
rnborari eben  die  ^'erzöge  dos  bei  den  Ciegiiern  gewon- 
nenen Ruhmes  bezeirhnen ,  inde  und  ibi  lieic/c  auf  di- 
t'(-r«</  subsell.  bezogen  werden  müssen,  unil  entschieden 
falsch  ist  es  daher,  «venn  Bach  inde  <on  den  ditersis, 
und  ibI  ron  suis  subsell.  versteht;  denn  dailurcli  Hi'jrde 
beiden  Eriverbsarten  von  Rednerruhm  ein  Vorzug  vor  der 
andern  beigelegt,  wozu  die  Wendung  quin  immo  auf 
keine  Weise  passt,  die  vielmehr  hinlänglich  beweist, 
dass  non  riiinus  in  div.  subs.  als  litotes  zu  nehmen  ist 
:zz  ,^a  so  sehr." 

C  35-  Ex  iis  suasoriae  quideni  ctsi  tanquain  plane 
leviorcs  et  minus  prudentiae  ixigentes  pueris  delegantur 
—  quales  per  fidem  et  quam  incretlibiliter  compositae! 
So  der  cod.  Farn,  und  Neap.  Alle  Ausleger  werfen  aber 
risi  aus  dem  Text,  oder  nehmen  hinter  demselben  eine 
Lücke  an.  .Man  braucht  aber  nui  richtig  zu  interpun- 
giren ,  so  ist  etsi  sehr  passend,  und  gibt  einen  angemes- 
seneren Sinn,  als  wenn  man  es  wegiflsst.  Messala  sagt: 
„Obgleich  die  suasoriae  als  entschieden  unbedeutender 
und  leichter  (sc.  als  die  controversiae)  Knnbcn  zugewie- 
sen werden  —  wie  sind  sie  dennoch  beschaffen  !"  Man 
sollte  nämlich  denken,  dass,  weil  sie  für  so  leicht  gel- 
ten, sie  um  so  besser  und  vernünftiger  wären,  und  nicht 
SU   incredibiliter  compositae, 

C.  37.  Non  (jitia  tanti  fuit  relp.  malos  ferre  cives, 
ut  etc.  Ref.  wandert  sich,  dass,  soviel  er  weiss,  auch 
an  iliescr  Stelle  noch  ^iiemand  angestossen,  da  er  we- 
nigstens den  Indic.  fuiV  nicht  begreift,  noch  zu  verthei- 
digen  im  Stande  ist,  indem  es  ja  in  der  Wirklichkeit 
tiiclit  tanti  fuit,  in  welchem  Falle  auch  Tac.  nach  non 
quia  stets  den  Conjunct.  setzt,  wie  Ann.  14,  43.  »on 
quia  dubitarem,  Hist.  1,  15.  »on  quia  habeam,  ibid.  1,  'JS). 
non  quia  paveam.  Anderer  Art  sind  Stellen  ,  wie  .4nn. 
13,  1.  non  quia  —  irritai'era/ j  vgl.  daselbst  Bach's  Note, 
und  DIaUg.  c.  9-  non  quia  poeta  es  ;  ilenn  hier  wird  die 
Ursächlichkeit  ■wirkiiclicr,  nicht  bloss  gedachter  Zustände 
geleugnet.  Ref.  ist  daher  durchaus  der  Aleiunng,  es 
uiüsse   an   unserer  Stetle   (ucrit  heisscn. 

C.  4Ü.  Den  Ton,  der  in  <!iesem  und  dem  folgenden 
Cap.  herrscht,  haben  die  Ausleger  nach  dem  Dafürbal- 
ten des  Ref.  nicht  richtig  als  Ironie  gefas«t.  Ihm  ist 
es  unbegreiflich,  wie  man  die  mit  so  grossem  Ernst  ge- 
sprochene Rede  des  Alaterous  so  aufnehmen  konnte.  Auch 
stimmt  die  Liebe  zur  Ruhe,  die  sich  hier  kund  gibt, 
ganz  zum  Charakter  des  Alatern.  ,  rf.  c.  13,  wo  er  ein 
stilles,  zurückgezogenes  Leben,  wie  Virgil  es  fährte ,  dem 
bewegten  Staatsleben  vorzieht.  Oder  soll  diese  auch 
Ironie  sein?  Die  Ausleger  scheinen  den  begeisterten, 
tief  gcmül/ilichen  Dichter    in  Alatera.   Person    ganz  ver- 


gessen zo  haben.      Welchen    sillli chen    Ernst    spricht 
derselbe   nirht  auch  c.    l'J.   aus,   cf.  c.  4  fin. 

Rendsburg,  Dr,  Nissen. 


Per.'ional-Chroiiik  und  Miscellen. 

Berlin.  Der  lateinische  Lecfionakatalo;;  für  das  Win- 
tersemester I.S4I  — 42  enthält  eine  Abhandlung  von  Böckk 
über  die  Trilogie  oder  Tetralogie,  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  DroYseu's  Schrift:  „Phrynichos,  Aischylos  und 
ilie  Trilogie."  Der  Verfasser  untersucht  zunächst  noch 
einmal  die  Bedeutung  der  Tetralogie,  uml  beharrt  bei  der 
Delinitioii  iles  Thrasyllus,  wonach  jede  viertheilige  tra- 
gische Didaskalie  Tetralogie  genannt  worden  sei,  ohne 
Rücksitht  darauf,  ob  die  einzelnen  Stücke  uiit  einander 
im  Zusammenhange  standen  oder  nicht.  Darauf  wird  bei 
der  Frage,  ob  die  Tragiker  nur  mit  Tetralogien  oder 
auch  mit  einzelnen  Stücken  gekämpft,  entschieden  das 
letztere  bejaht,  obgleich  diese  Neuerung  allerdings  erst 
von  Sophokles  ausging,  von  dem  Suidas  sagt:  avzui^  VP^^ 
rui>  ö(jä.fia  TT^og  d(ju/4a  dyujviCeai^ai,  dkkd  fitj  ts- 
TpaXoylav.  Weicker  hatte  diese  Notiz  so  auszulegen 
gesucht,  als  ob  Sophokles  mit  Trilogien  gekämpft,  nur 
dass  bei  jenem  die  einzelnen  Stücke  nicht  im  /Cusam- 
tiienhaii^e  mit  einander  gestanden  hätten,  gleichwie  in 
den  Aeschvleischen  Trilogien;  desshalb  stände  die  Sopho- 
kleisclie  Didaskalie  im  Gegensatz  zur  Tetralogie ,  als 
welche  nur  eine  solche  viertheilige  Didaskalie  bezeichne, 
deren  Trilogie-  durch  den  Inhalt  einen  Znsammenhang 
bilde.  Diese  Interpretation  ist  in  der  That,  wie  BSckh 
zeigt,  eine  gewaltsame  und  daher  unzulässige.  VoUens 
aber  wird  die  Angabe  des  Suidas  Lügen  gestraft,  wenn 
man  mit  Droysen  nicht  einmal  ilie  Welcker'sche  Unter- 
scheidung und  Erklärung  annimmt,  soudern  behauptet, 
Sophokles  müsse  so  gut,  wie  Aeschylos,  mit  zusammen- 
hiingcndcn  Trilogien  oder  Tetralogien  gekämpft  haben. 
Droysen  geht  von  dem  ttsthelischen  Standpuncte  aus , 
wenn  er  meint,  für  seinen  Glauben  spreche  „die  vollen- 
dete und  bewusste  Kunst"  des  Sophokles.  Dagegen  macht 
Bjickh  den  krilisclien  Standpunct  geltend,  und  behauptet, 
man  müsse  sich  nothweiidig  an  Suidas  halten;  ilie  igitur, 
fügt  er  hinzu,  donec  erroris  convictns  fuerit,  qui  sobrio 
uti  judicio  voluerit,  continebit  paululum  illiid  Studium,  quo 
trahuntur  viri  elegantissiuii  et  iugeniusissimi,  tragicorum 
etiam  eorum ,  qui  post  Aeschylum  docuerunt,  fabulas  in 
trilogias  et  tetralogias  compuneiiili.  Numquid  vero  detra- 
liimus  ile  tragicorum  arte,  ubi  non  solas  tetralogias,  sed 
singulas  etiani  fabulas  actas  esse  statuiinus?  Quam  enim 
cnnstet,  permultarum  tetralugiarum  fabulas  non  fuisse 
argumenti  continuitate  nexas ,  multumue  putabimus  inter- 
fuisse,  utriiin  hae  fabulae  separatim  edereutur  an  con- 
iuiictim  i  Beider  Verschiedenheit  ilieses  Staiulpunctes  ist  es 
erklärlich,  wenn  Böckh  gleich  von  vorn  herein  sich  ge- 
gen die  Aeusserung  Droysen's  entschieden  zu  verwahren 
sucht,  welcher  im  Tone  des  Beilaueriis  sagt:  ,,dass  ein 
ästhetisch  richtiges  und  gebildetes  Empfinden  seltener, 
als  Gelehrsamkeit   und   kritischer  Scharfsinn   ist," 

S  —  t. 


517 


518 


Marburg.     Da«  roii  Profc!>«or  Dr.  K..  Fr.  Hermann 

rerfasste  Priiöiniuiii  zDin  Lectiuiiskataloge  für  tias  Sooi- 
iiierhalbjahr  184.'  enthält  Nachträf^e  uiiil  Beriihtigungeo 
zu  dessen  ProgvinnaHinatis  ad  Aristuplianiii  E4uites  (Mar- 
burg ISi.O.  4.),  »»ie  sie  durch  die  inzwischen  erschie- 
nenen Arbeiten  über  dieses  Aristophanische  Stück  reran- 
lasst  sind.  Zu  diesem  Enile  wird  zuerst  die  Stelle  c.  12 
—  2ü  mit  Rücksicht  auf  die  Ueinerkungen  von  Gottfr. 
Herniaiin  in  dieser  Zeitschrift  l(>.i7.  Mr.  (i2  ff.  wieder- 
holt durchgegangen  unil  unter  die  redenden  Personen  ver- 
theilt;  dann  aber  die  Krage  nach  den  L'nbilden ,  welche 
.\ri$topbanes  von  Klenn  erlitten  haben  soll,  auf's  Neue 
aufgenoniinen  ,  und  das  bereits  im  Lrctioiiskataloge  vom 
Sommer  1835  aufgestellte  Resultat,  dass  die  dessfallsigen 
Crwahnungen  in  den  Ac/uiriicrii  vielmehr  auf  hullislrutos 
gehen,  gegen  Kritzsrhe,  Bergk  ii.  A.  rertheidigt, 
obgleich  sich  der  Verf.  jetzt  gefallen  lässt ,  dass  Aristo- 
phanes  nach  .Aufführung  der  Hitler  selbst  von  Kleuii 
i^evitti  angeklagt  worden  sei,  und  darauf  in  den //  ('\/;e/i 
anspiele.  —  Dem  Gymnasialprogramm  >on  Ostern  d.  J. 
geht  eine  Abhanilluiig  des  Lehrers  ür.  K.  VV.  Pider  it 
de  Apulludoro  Pergameno  et  Theoduro  Gadarensi  rhe- 
toribus  voraus,  die  sich  an  desselben  Verfassers  frühere 
Arbeit  über  Heruiagoras  würdig  anschliesst  ,  und  sowohl 
die  chronologischen  Schwierigkeiten  im  Leben  jener  bei- 
den Schnlhäupter  der  augustischen  Zeit  gründlich  erör- 
tert, als  auch  die  erhaltenen  ^Jachrichten  über  ihre  di- 
daktische und  schriftstellerische  Wirksamkeit  vollständig 
zusammenstellt  ,  wodurch  einer  der  wichtigsten  Ab- 
schnitte in  der  Geschichte  der  alten  Rhetorik  und  der 
durch  diese  inilucnzirten  Literatur  zum  erstenmal  seine 
charakeristische  beieuchtang  erhalten  bat. 

Notiz  zu  Di»  Chrjsostom.  Orat.  XXL  p.  505,  20- 
T.  I.  ed.  Reisk.  zr  p.  272  B.  ed.  Casaubon.  —  Jene 
vor  Kurzem  in  dieser  Zeitschrift  berührte  interessante 
Stelle  des  Dio  (s.  diesen  Jahrg.  S.  -.'32  uiit.)  ist  in  der 
von  Hrn.  Emperius  a.  a.  O.  erwähnten  Weise  sowohl  von 
Hrn.  Geel,  als  auch  von  Hrn.  Lnger,  dem  Hr.  Emperius 
beipflichtet,  mit  Verbesserniigsversuchen  bedacht  worden, 
die  ohne  allen  Grund  sinil,  und  lediglich  aus  der  freilich 
leicht  zu  entschuldigenden  ünkenntniss  eines  wenig  bi>- 
Laniiten  Verfahrens  herrühren  ,  dessen  sich  die  von  Di» 
bezeichneten  s/ieculiieiulin  Ailcrthüinler  bedienten.  Jene 
Stelle  des  Dio  in  den  Worten  —  y.adiivtec,  eig  OiTOV  — 
«or  dem  Versuche  einer  Verschlimmbesserung  zu  sichern, 
dient  eine  Nutiz  über  das  von  Dio  berührte  Verfahren, 
welche  dasselbe  deutlicher,  als  es  von  ihm  geschehen, 
schildert,  und  ausser  allen  Zweifel  setzt.  Der  Unterzeich- 
nete erinnert  sich,  dieselbe  schon  anderswo  zu  einem 
anderweitigen  Zwecke  benutzt  gesehen  zu  haben;  doch 
glaubt  er  nichts  üeberflüssiges  zu  thun,  wenn  er  sie, 
schon  um  des  Dio  willen,  hier  volUtSnilig  niederholt, 
und  so  zur  allgemeinen  Kenntniss  bringt.  Die  Notiz 
steht  nämlich  In  der  griechischen  Schrift  des  armenischen 
Philosophen  David  über  ilie  Aristotelischen  Kategorien: 
dieser  lässt  sich  nach  der  allgemeinen  Bemerkung:  vo- 
dtvovxai.  —  TU  ßtfjkia  mvraxojg,  über  die  zweite 
Art  der  vöttsvot^  also  vernehmen  (Cod.  Monac.  39!). 
fol.    2"J6,    a.   =   Srholia    in    Aristotelem    colleg.    Brandis 


T.  l.  p.  28,  «,  Vi  ff.):  >}  Öid  fjaaikixiji/  (pt/.OTiuihv 
(cptkoT.  ßaaik.  ßr«ndi8),  iußaTovg  ydp  tov  Aipvutv 
ßaoiktojg  ouvayaydvTOi  {ouväyuvToc,  Brand.)  tu  Ul- 
i^ayoQOV  xai  IlTolefxaiov  tu  'JfjiOTOTtkovi:,  xivti  y.a- 
uijKEiuq  xu.(Jiv  za  TV]^uvra  aL>yy(iu^ixuTa  kufißüvov 
Tsq  äy.idoovv  xal  ioriTtovdtd-jrUQa^tacujc  v  i  tu  v 
71  u  Q  üi  V  (TlL'QQojv  Brand,  sinnlos),  iva  O)foi  {^ay^oitv 
Brand.)  dij9ev  {i  l]  v  aus  Brand,  beizufügen)  l /.  tuv 
y^fjuvov  d  ^lOTC  l  0  T  iav.  Hier  haben  wir  also  jene 
betrügerischen  Antiquare  des  Dio,  und  was  bei  ihm 
■/.adeivai  ei'g  oiiov ,  da»  ist  noch  viel  deutlicher  gesagt, 
beim  Armenier  David  das  ar;7ieiv  ölu  itufjadtaeo)^  Vlutv 
nVQtov ,  und  wie  iliese  Worte  ans  an  der  Integrität  der- 
jenigen des  Diu,  xai'tJTf;  f/s  oituv  nicht  zweifeln 
lassen,  so  dient  hinwieder  £i^  oixov  dazu,  uns  wegen 
des  sinnlosen  vsvjv  Jivoffvüv  bei  Brandis,  des  Kopfbre- 
chens   zu    überheben.  /].  Jahn. 

Sachtriiglicli   stall  einer    Vorrede. 

Das  neueste  Heft  der  Jaliii'schen  krit.  Bibl.  enthält 
eine  Notiz  über  meine  liianguralilissertatioii  de  Servit 
Tullii  censu  ,  nach  welcher  es  scheinen  künnte  ,  als  hätte 
ich  aus  Nichtbeachtung  der  neusten  Literatur  eine  über- 
flüssige Arbeit  verüil'entlicht.  Eine  andere  Kritik,  in 
dieser  Zeitschrift,  hat  mir  gleichfalls  die  Vernachlässi- 
gung meiner  Vorgänger  nicht  ohne  Bitterkeit  vorgewor- 
fen. Da  ich  nun  am  wenigsten  vor  dem  Publicum  die- 
ser beiden  Zeitschriften  als  ein  Verächter  der  philolo- 
gischen Sitte  erscheinen  möchte,  so  seien  mir  einige 
Worte  zu  meiner  persönlichen  Rechtfertigung  vergönnt. 
Hatte  ich  in  hochmüfhiger  Verblendung  die  Leistnngen 
meiner  Vorgänger  ignorirt,  so  würde  ich  mit  Recht  einem 
nm  so  schärferen  Tailel  verfallen ,  je  bedentendrr  die 
Namen  sind,  die  sich  unter  diesen  Vorgängern  finden. 
So  aber  ist  die  Entstehungsgeschichte  meiner  Dissertation 
einfach  folgende.  Abgeschnitten  von  literarischen  Hülfs- 
mifteln  suchte  ich  zunächst  mir  selbst  von  jener  merk- 
würdigsten politischen  Einrichtung  des  ganzen  Alterthum« 
eine  möglichst  klare  und  anschauliche  Vorstellung  zu 
machen.  Ich  begab  mich,  wie  billig,  zuvörderst  au  ein 
erneutes  Studium  der  Quellen  und  des  Niebuhr.  Erst 
als  mich,  bei  näherer  Prüfung,  weder  Niebuhr's  noch 
Walter's  Auffassung  befriedigen  wollte,  versuchte  ich, 
mir  einen  eignen  Weg  zu  bahnen.  Ich  arbeitete  meine 
Abhandlung  aus,  wie  sie  jetzt  dem  Publicum  vorliegt. 
Späterhin,  zu  reicheren  Hülfsmitteln  zurückgekehrt,  fand 
ich,  ilass  ein  gro.«ser  Theil  meiner  philologischen  Resul- 
tate schon  von  anderen,  namhaften  Gelehrten  ausgespro- 
chen war.  Ich  hätte  nun  vielleicht  meine  Arbeit  zurück- 
halten oder  völlig  unischuielzen  sollen.  Diess  nicht  zu 
thun,  bestimmten  mich  hauptsächlich  zwei  Gründe.  Un- 
beilingt  verwerflich  würde  ilie  Veröffentlichung  meiner 
Abhandlung  nur  dann  gewesen  sein,  wenn  inzwischen 
die  in  ihr  behandelten  Probleme  eine  allgemein  aner- 
kannte Lösung  gefuiulen  hätten.  Dass  diess  nicht  iler 
Fall  ist,  ergibt  ein  Blick  auf  die  neusten  Leistungen  in 
diesem  Fache.  Während  einige  der  gründlichsten  Ge- 
lehrten die  Niebulir'sche  Ansicht  für  völlig  beseitigt  und 
jede  weitere  Bekämpfung  derselben  für  überflüssig  erklä- 
ren,   haben   andere    nicht  minder  gründliche  und  scharf- 


519 


580 


iiinni|;e  Manner  die  Niebahr'sche  Auflassung  bis  auf  <lon 
heutigen  Tag  in  iiirlir  als  einem  llaup<|)iinrt  folgehalliMi 
(»o  Puchfa  Insfi».  1,S41,  I,  J>.  11)8  in  ».■/-"S  »»(  fic.  <le 
rep.  II,  L*.';  '»  Ueiu,;  auf  <lie  Mi>a»<Ti-  Ztlil  <!pr  CViitii- 
rien,  eheml.  S.  224).  WüliriMul  naih  «lii'si-n  die  Zahl 
iler  nni^eivandelten  Centnrirn  ,SS  l.rtni;;,  glaulien  ihre 
<;ej;nfr,  deren  Vermolirnni;  auf  ;55(l  (i^i)  «-vidont  prHJc- 
s.Mi  «II  lialicn.  Aurh  unter  diesen  Kaelifolgorn  des  Orta- 
»ius  Psntagatlnis  linden  «ir  Mannor,  deren  Namen  auf 
diesem  (iebiete  ein  grosses  Ge»i<Ut  haben.  Ich  brauehe 
nur  GOttItng  zu  nennen  und  Pctcr  (Epochen  der  IV.  Rep. 
S.  44).  So  haben  also  die  beiden  alteren  Hauptansichlen 
bin  :inf  den  heutigen  Tag  ihre  ebcnbiirtigen  Vertreter. 
Aber  auch  die  dritte  Annahme,  nach  ivelciicr  die  Ge- 
»ammtjahl  der  Centurien  sich  gleich  blieb,  ist  keines- 
wegs vernaist.  So  viel  mir  wenigstens  bekannt,  halt 
Zoinpt  an  seiner  1837  ausgesprociienen  Ansicht  (S.  )S) 
immer  noch  fest.  Mithin  haben  «ir  über  einen  und  tlen- 
selben  Gegenstand  drei  sich  wechselseitig  ansschliessende 
Ansichten  und  alle  drei  heute  noch  durch  namhafte  Män- 
ner vertreten.  Bei  einem  solchen  Widerstreit  der  Mei- 
nungen kommt  unbezweifelt  zum  mindesten  ebenso  viel 
auf  die  Art  der  Beweisführung,  als  auf  die  gewonneneu 
Resultate  an.  Und  nur  in  diesei  Beziehung  durfte  ich 
wagen,  den  Gang  meiner  Untersuchungen,  die  in  ihrem 
Ergebniss  mit  schon  vorhandenen  Meinungen  so  nahe  *) 
zusammentrelFen,  einer  billigen  Kritik  vorzulegen.  Es 
schien  mir  nicht  ganz  ohne  Bedeutung,  wenn  zwei  red- 
lich Suchende  auf  verschiedenen  Wegen  zu  demselben 
Zwecke  gelangen.  Gerade  um  den  Eindruck  der  unab- 
hängigen Forschung  nicht  zu  zerstören,  habe  ich  man- 
che» stehen  lassen,  was  ich  ausserdem  wohl  etwas  anders 
gestellt  haben  wiirdc.  So  inuss  auf  Stellen,  wie  Liv. 
XXIV,  7;  XXI.V,  37.  allerdings  ein  grösseres  Gewicht 
gelegt  werden,  als  von  mir  geschehen  ist.  Doch  schei- 
nen sie  mit  meiner  Ansicht  nicht  eben  schwieriger  in 
Einklang  zu  bringen,  als  mit  einigen  Hauptstellen  der 
alten  Classiker  selbst,  z.  B.  mit  Cic.  Phil.  II,  33-  und 
Lir.  XLIII,   Ki. 

Das  also  war  der  erste  Grund  ,  aus  dem  ich  meine 
.Arbeit  weder  uingiessen  noch  unterdrücken  wollte.  Der 
zweite  liegt  auf  einem  andern  Gebiet,  und  seine  Bespre- 
chung gehört  nicht  in  diese  Zeitschrift.  Wer  sich  jedoch 
die  Muhe  nicht  verdriessen  lässt,  meine  Dissertation  von 
Anfang  bis  zu  Ende  zu  lesen,  der  wird  auch  finden, 
warum  ich  sie  auf  dem  Titel  eine  dissertatio  hislonca, 
nicht   aber  phHologica   genannt  habe. 

Erlangen.  Rudolf  von  Raumer,  Ph.  Dr. 

Unter  dem  Titel:  Account  of  Discoveries  in  Ancienl 
Lyci'i  hat  Fellowe»,  der  schon  durch  eine  frühere  an- 
tiquarische Reise  in  Lycien  (erschienen  1839)  die  Auf- 
merksamkeit des  gelehrten  Publicnms  erregte,  die  Er- 
gebnisse einer  zweiten  Reise  zugleich  mit  einer  vollstän- 
digeren Ausführung  der  früheren  Forschungen  bekannt 
gemacht.  Die  Untersuchungen  betreffen,  nach  einer  An- 
zeige   in   der   Allg.   Zeit.    1842.    Beil.    >r.  53,    die    Ge- 


*)  Ich  h.ibe  nicht  unteilassen,    dicss   in  einer  später  hinzu- 
gefügten Anm.  meiner  Diss,  offen  auszusprechen. 


schichte  und  Sprache  des  alten  Ljciens;  hinsichtlich  der 
ersteren  ist  besonders  eine  Masse  von  Münzen  in  der  Art 
benutzt,  dass  eine  ziemlich  zusaiiiuienhangende  Darstel- 
lung von  den  INachfolgern  Alexanders  an  bis  auf  August 
in  der  Weise  gegeben  ist,  wie  von  Lassen  über  baktrische 
Geschichte.  Die  beileiitcndste  Leistung  ist  die  Aufrinduiig 
eines  .Schlüssels  für  die  alte  lyritiche  Sprache,  theils  durch 
das  Mittelglied  griechischer  üebersetzungen  auf  Inschrif- 
ten ,  theils  durch  etymologische  Forschungen.  Fellowe» 
ist  übrigens  gcnissemiassen  der  Entdecker  jener  Denk- 
male ;  ausserdem  enthalt  das  Buch  noch  Aufschlüsse  über  den 
gegenwartigen  Zustand  des  Landes.  —  Von  anderer  Seite 
erfahrt  man,  dass  Hr.  Felluwes  jetzt  auf  Kosten  des  britt. 
Mus.  einen  prachtvollen  Sarkophag  ans  jener  Gegend  nach 
London  zu  sciiaffen  berufen  ist.  Derselbe  ist  I8  Fuss 
hoch  und  mit  schonen  Sculpturen ,  namentlich  Scblacht- 
stücken,   bedeckt. 

Herc  ulanische  Pap?  rnsrollen.  Die  AnffinduDg 
einer  antiken  Bibliothek  in  dem  s.  g.  Hause  des  Pisu 
hatte  ilie  grössten  Erwartungen  erregt,  das  bekannt  Ge- 
wordene diesen  aber  nicht  entsprochen.  An  der  später 
eintretenden  Gleichgültigkeit  gegen  diese  ganze  Sache 
hatte  nicht  geringe  Schuld  das  langsame  Erscheinen  der 
aufgefundenen  Schriften  und  die  Seltenheit,  sowie  der 
hohe  Preis  der  erschienenen  Sammlung.  Das  Haus  de» 
Piso  wurde  175'i  entdeckt,  1793  erschien  der  Tom.  I 
der  Voll.  Hercull.,  1809  und  1827  der  T.  II.  und  III. 
Von  da  an  in  kürzeren  Zwischenräumen  1832  T.  IV. 
(Bruchstücke  moralischen  Inhalts  von  Poivstratos;  Phi- 
lodemus  über  Rhetorik),  1835  T.  V.  (weitere  Fragm. 
von  Philodemos  Rhet.),  1836  T.  VI.  (ders.  ,  über  die 
Lehensart  der  Gütter;  Metrodoros  über  das  Gefühl).  — 
Dem  ßedürfniss  der  Unbemittelten  soll  nun  durch  ein 
Werk  des  Hrn.  L.  Bianca,  interprete  in  der  oflicina  de' 
papiri  abgeholfen  werden.  Er  wird,  sagt  die  Beil.  zur 
Allg.  Zeit.  1842.  n.  3li ,  in  3  kleinen  Banden,  in  ita- 
lienischer Sprache,  ohne  Ordnung  und  Sinn  der  Autoren 
im  Geringsten  zu  verletzen,  den  Inhalt  eines  jeden  Papj- 
rus  in  ristretio  dem  Wissbegierigen  vor  Augen  stellen. 
Sein  Werk  führt  den  Titel:  Epitome  de'  vnluoii  Errola- 
nensi,  und  ist  nach  dem  Urtheile  der  Kenner  ein  gelun- 
genes. —  Möchte  das  Buch  wirklich  dazu  beitragen, 
diese  in  nicht  ganz  verdienter  Unbekannthcit  liegenden 
Bruchstücke  des   Alterthums   uns   naher   zu   führen! 

Von  Wilberg's  und  Grashof's  Ausgabe  der  Geo- 
graphie des  Ptolemaos  ist  vor  Kurzem  der  dritte  Fasci- 
kel ,  der  das  drille  Buch  (das  östliche  Europa)  enthalt, 
erschienen.  Die  Redaction  der  Zeitschrift  behalt  es  sich 
vor,  nach  der  Vollendung  dieses  Werkes,  dessen  Ein- 
richtung schon  früher  in  diesen  Blättern  im  Allgemeinen 
mitgetheilt  wurde,  vgl.  Jahrg.  1840'  Gvmnasialz.  Nr.  H. 
Jahrg.  184|.  Nr.  137,  eine  gründliche  Beurtheiluog  des- 
selben  ZD   veranlassen. 

Nachträgliche  Bemerkung.  Die  im  Anfange  dieses 
Heftes  abgedruckte  Abhandlung:  Ueber  die  pailanieniaiiscben 
Formen  etc.  von  Hrn.  Conr.  Kolster  ist  noch  vor  dem  Erschei- 
nen der  neuesten,  denselben  Gegenstand  berührenden  Unter- 
suchungen von  Göttling  und  Bubino  verfasst  und  der  Re- 
daction übergeben  worden. 


Zeitschrift 


f ü  r    die 


AI  terthu  ms  Wissenschaft. 


•Tuni    1^4«. 


,Vj.  Dp  tlieolngia  Sncratis  in  Xenophontis  de  Socrafo 
roiiimFiitariis  trarlifa.  Dissertatio  iiiaiijfiiralis  etc. 
L.,H.  E.  O.  Hummel,  ^vmiiasii  Goftiiigcnsis  col- 
laborator.  Guttinj^ar,  in  rüniniissis  apiiil  Geurj^ium 
KueLlor.  MÜCCCXXXJX.  48  S.  8.  (Hrn.  Direct. 
Ranke  geividmet). 

VVictvolil  wir  «liT  eljpn  bezoirhnetpn  Abhandlung  oi- 
ni^'ps  Verdienst  »»ülig  zuerkennen,  insofern  sie  die  An- 
girliten  des  Sokrates  lilier  die  Giitllieit  und  deren  Ver- 
ehrung, «elrhe  in  den  Xenophontisriien  Deokwi'irilig- 
keiten  und  ziiar  hier,  >prni(>;;e  der  Aiilajje  dieses  Werks, 
mehr  zerstreut  unri  iin/.u.saninienhfiii;;end  niit«;('(lieilt  ner- 
tlcu ,  in  eine  lichtvolle,  systematische  Ordnun;;  zn  brin- 
gen versucht:  so  hfitteu  «ir  es  4loch  gerade  jetzt,  »o 
Sokrates  und  dessen  staatliche  Stellung  namentlich  in 
Folge  ron  Hegel's  Urtlieil  und  einer  paradoxen  Schrift 
von  Furchhammer  d.!S  Problem  mehrfacher  Llntersuchun- 
(jen  geimrden  ist  (ver^I.  ilie  betrell'enden  Schriften  von 
Heifisius,  V.  Limburg  -  Brnutver,  Bendixen  nml  ilazu 
Sauppe  in  den  letzten  Händen  von  Jahn's  Jahrbüchern), 
für  zeitgemass  erachtet,  eine  Sokrutische  Theologie  auf 
das  allseitigste  Quellenstudium  und  auf  die  unisichti);ste 
Bcnutzunj;  der  besseren  llülfsmittcl  zu  basiren.  Xeno- 
phon's  Denkȟrdij{keiten  sinil,  wenn  auch  ein  einfacher 
und  durch  fremdartige  Speculation  unjfetrübter  Bericht, 
zugleich  aber  —  wir  maclien  unter  Anderm  hier  nur  auf 
die  äusserst  nnphilosopliische  Ueweisführuni;  für  ilie  Rich- 
tigkeit des  Sokratischen  Dämonions  aufmerksam  —  eine 
in  vielem  Bezug  oberflächliche  und  seichte  Uuclle.  Auch 
war  aus  denselben,  um  der  Aelleren  ,  von  Hrn.  H.  be- 
nutzten, eines  Mylius  und  Aufsclilügers  (die  jetzt  ziem- 
lich unbrauchbar  sein  mögen)  nicht  weiter  zu  gedenken, 
eine  S<pkratische  Theologie  erst  im  Jahr  1S<4  >on  Müller 
entwickelt  worden.  Endlich  halten  wir  Zusammenstel- 
luDgen  dieser  Art,  oligicich  wir  sehr  gut  wissen,  ilass 
der  ausgezeichnete  (ielehrte  Bissen  in  ahnlicher  Weise 
eine  Sokratische  Ethik  aus  dem  Xeuophontischen  Buche 
constrnirt  Iiatte ,  wenn  auch  nicht  für  Themata  guter  Pri- 
maner, doch  nur  für  Vorarbeiten,  die  uiau  sich  privatim 
machen  und  bei  tieferen  und  allgemeineren  Behandlungen 
des  Gegenstandes  mit  zu   Grunde   legen  sollte. 

Alle    vorstehenden   Bemerkungen   dürfen    jedoch    unse- 
rer   folgenden    Beurtheilung    keinen    falschen    Standpunct 
anweisen.     Es  wird  daiier  bei   unseren   Ausstellungen  nur 
Zcitichr.  f.  d.  Altcrthumsw. 


ahf  Xenophon  Rücksicht  genommen  werden.  Vorher 
darf  jedoch  nicht  unbemerkt  bleiben,  dass  der  lateinische 
Ausdruck  des  Verfassers  noch  an  gar  mancherlei  Gebre- 
chen leidet.  Weniges  dafür  zum  Belege.  S.  1.  si  de- 
traxeris  für  si  discesseris  ab,  si  exceperis ;  S.  2.  salu- 
tarior  für  mugis  salutaris;  tantum  aberut  ut ,  ut  etiam 
und  so  öfters;  S.  (i.  utrum  dii  sint  statt  essent ;  perque 
se  ipsutn  statt  per  seijue  ipsum;  S.  II.  interea  für  in- 
terim ,  S.  1„'.  quamvis  mit  dem  liidicativ,  nach  Qiiinc- 
tilian;  S.  14.  esset  sublatum  stMi  Joret  sublutum;  S.  15. 
aut  statt  sive;  S.  1(3.  qui  conslruxit  statt  qui  construxerit ; 
S.  21.  persaastim  für  persuasum  sibi  habentem;  S.  23. 
non  modo  non  pnsse  statt  non  modo  posse;  S.  32.  quod 
magis  etiam  est  für  quod  elium  plus,  etiam  majus  est; 
S.  41).  sive  jucunda  illa  sint  statt  sunt  ^  u,  d.  A.  m. 
Hier  und  da  auch  Druckfehler,  wie  S.  13-  etinem,  S.  14. 
Jones  statt  lones,    S.   20.   Poljcletcm. 

Das  ganze  Büchlein  zerfällt  in  drei  Abschnitte,  deren 
erster  die  Ansichten  des  Sokrates  von  Gott  im  Allge- 
meinen, der  zweite  die  über  Gottes  Wirksamkeit  nnd 
der  dritte  die  über  eine  riclUige  l'erehrung  Gottes  er- 
örtert. Cap.  I.  Der  Glaube  an  die  Existenz  eines  Gottes 
sei  im  Menschen  selbst  begründet.  Auch  habe  Sokrates 
nie  daran  gczweilclt,  sich  jedoch  mit  einem  blossen  Gc- 
fühlsglauben  nicht  begnügt  und  namentlich  folgende  zwei 
Beweise  dafür  geliefert:  1)  sei  die  Einrichtung  der  Welt 
und  der  IMenscheii  die  zweckmiissigste  nml  plaiimässigsti-. 
Ein  Zweck  aber  und  ein  Plan  lasse  auf  einen  Schüpfcr 
schliesseu.  Durch  diesen  physisch  teleologischen  Beweis, 
der  von  Sokrates  herrühre,  sei  ein  grosser  Forlschrilt 
geuiacht  worden,  indem  noch  kurz  ziiior  Protagoras 
geäussert  hätte,  er  wisse  nicht,  ob  es  Götter  gäbe,  oder 
nicht.  2)  Wenn  man  auch  wisse,  woher  der  kleine 
Theil  Erde  und  Wasser,  der  sich  im  menschlicheu  Kör- 
per finde,  entnommen  sei,  nämlich  von  der  vielen  Erde 
und  dem  vielem  AVasser,  so  sei  es  doch  zweifelhaft,  wo- 
her der  den  Körper  beherrschende  Geist  seinen  Ursprung 
liabe.  Ob  er  durch  Zufall  entstanden  sei?  >ein,  auch 
er  sei  ein  Ausfluss  aus  der  die  ganze  Welt  ordnenden 
Vernunft,  aus  der  Gottheit.  Letzteres  Argument  jedoch 
für  die  Existenz  Gottes  galt  dem  Sokrates  als  unbedeu- 
teniler.  Sokrates  scheine,  wenn  er  auch  den  allgemein 
verehrten  Gottern  opferte,  an  Orakel  glaubte  und  au 
alten  IMytheu  hing,  die  er  sich  symbolisch  ausileutcte , 
nur  an  einen  einzigen  Gott  gedacht  zu  haben.  Denn  er 
spräche  sehr  oft  nur  u  vto'w,  dedijTO  9eioi;  tu  duiuorior, 

35 


523  5?4 

«   i's    (ioyrji   71  Olclv   o  f'/(jf'/.TO/'^ ,    croffo;    iSiu/'H'nyni:,       l!,iiiil'i  nkni-li"!!     ilif-Tic.       SiuLimi    Ii.il.o    ii     cI.t«    rit  htiu^li- 
Ü     ri)y    Of.OV     yöoiioi'    avvvdTriDV     y.i't     nilif/OV     und  iVlis-^    ilor     Vllin.'llili^ki'it    fm      \iiiiührrii    iiiiil    lOiitliTfiPn    ilir 
<or"li'i(lii'    ilcii    iiidisrhilchrii   KfirpiT  iiii(  ilcr  jjRiizcii   \Vi|t.  Sumir    ilii{.'i'ri(li(i'l.       Ancli    ).i>r>;c  (i(i(t    rortihiiicriiil    fi'ir  ilii- 
Wriiii    IT    ;ilirr    Dl     !K'i)i   ii.    s.    f.     ^i'lir.-niclif  ,     sii     jjrscli.'lhc  IMimim  lilifi».       Sii     li;ilic     pr    «li'iii    .^Ii'iisiIipii    riin-    nnfrprlilp 
<s     nur     im     ;;pii(iliiilirli<'ii     LpIipii  ,     um     iiiilif     ;;pj;pii     (Ipii  fipsl.iK    ^p'^'pIwii  ,    ««iiliiirli    rr    ')c-ispr    sp[|p,    iiml    sein    Jaii- 
lipfc  lira<li<pii    (Jlaiilicn    r.u    icisdissPii.      Viollpiclit  li.itip  pr  zpr    Iviirppr   npiiifpr    ^'cfalirilpt    iiptiIp.     .llit  Aii^pn,    Olirpii 
«iicii   so    iiiiforM  hli'ilpii,    clüss   PS    iiacli    iliiii    niplirpri"   (idifpr  iiiiil    iMiinil    li.ilip    pr    iliii     vprsplipn,    damit    pr    dpii    (iciiiis« 
;;.'(ltp  ,     wrlclip     mir     Aiisfliir>sp     *\t^s     eitlen     (totips     w'Arvxi,  «■prsc-Iiipilpiiarti^rr    Diii[;p    haltp.      M.'iititp    lialip    pr   ilmi    fpr- 
Hiorfiir   sprrclip    riiiP    liiiisiclidii  li    ihrer  Krkliinir;;  frpilirli  iipr    yi'^'plicii    iiiid    seine    ZiMij;e     fi'ir    das    AiiS'ipreelieii     arti- 
k"'iiiesive>'s  iiiilie>(rit(eiie   Sd'lle  liei  \i'iiii|i|i((ii  sellisf.     Ans-  <iili[ter    Töne,    fiir    die  Sprarlie    eiiijjeriehf ef.     Die  ineiiseh- 
serilem     fiele     zu    einem    IMiinolIieisnins     liei    den    (irieedon  li<-lie    .Seele    alier    sei    s<»    lieseliarten ,     da-JS     sie     allein     eine 
ulierlianpt   an<li    norll    Anderes    liiii  ,    «ie    z.    B.    die    Unter-  Erl»enntiMss    fif>ttes    lialie,    und    »irli    Aniielimlielikeitpn     /ti 
si  ttridniw      xuiselieii      kleineren      und      grösseren      (xötlern.  Ix-reiten    und    Seliaden    alt/nuelireii    tvisse.     Dneli    oil'eiil)aie 
üass  Sokrules   eiiwit  persönlic/ieri  GoH    ansti'iiomnipn,    stelle  sie  li    ilie    (inttlieit    dein   ,^]eiiselien    in    sein»  ieri^eren   l>ai;eii, 
mit    den    «oii    ihm  i'ilier  ilensellien   gebraiirliten  Aiisdri'irken,  den    sie    i'iliri;;ens    als    Herren    aller   anderen  (weseli(i|)fe  eiii- 
«ie    Vorsehung,     Gottheit   «.    s.   f.    ganz    und    gar   nielit    im  jjeset/.t   halie.       >iir   diirfe    man    keiiip    nnniittelliare    llnter- 
AViderspru(  Ii.       Aiieli     seien     diesellieii,    also    im    Grierlii-  stiitziins   der   fiottheit    verlanj.'eii,     in     iiel<lier    Be/ielinng 
sehen    ;;    CV    rravtl    (fnui'IO/;,    tu    thior  ,    ro    SailtUVIOV  Sokrates    den    Arislndenios    zti    unter«eisen    suehe. 
I)pi     wpifpin     seltener,     als    WeiidiingPii     wie    ö     li;    «pjj'y,  llehrigi'iis    njllime    Sokrates    eine     ddppi'lfe    OlTeiilianin;: 
IHK')!'   äf^uiiirtOfZ.    O'Xfi):.    dllilliVüydi  u.  x.   vi.    Uebri-  der    (i'oHlieit    an,     einmal     iliireli    äussere    Zeielien,     ikiIiiu 
■reiis   aucli   so    lialie    Sokrates   seinen    persönlichen   Gott  als  die  Orakel,    und    sodann    diir<li    innere,    »oliiii    der  Sehtif/- 
ijiisiehtliar     angenommen     und     i'im     keinen     VVoiinsitz     im  geist,      TO    i^frliiiiVIOV ,     ^eliöre.        Der    Annahine    Kinijer  , 
Himmel   anijeii  lesen.       Auell    iiirlit   einmal    als   atherisehcs  Sokrates    lialie    iiielit    viel    auf   Orakel     gegeden,     «eil    ihm 
AVesen  ,     nie     fn'iher    Meinei's     «ollte,      soiin'erii     als     ver-  die  |je(rii;;ereien    <ler  Priester    hfifteii    liekannt  sein  iiHissen, 
iiiinftig^en     Geist     lial>e    Sokrates     seinen    Golt    angeselien,  stehe     unter     Anderm     iMitgeuen,     dass    er     den    Xenoplion 
«1er    in    dirsellien     Bezieiinng     znr     Welt    stehe,     «ie    liie  sell>er    wegen    seiner   'l'heilnalime    an    der    Expedition    lies 
Seele    zu    unserem    Körper.       Wahrend     enillieh    der    VOV^  Kttos  an  das  Orakel  gewiesen,  und  dass  er  die  IJeschrSnkl- 
dcs    Anaxagoras   nur    ein    alislracter    Begrill'  gewesen,    w-aro  heit   des    mem-rhlieheii  Wissens    wohl    gekannt  nnd  gew  iisst 
die    Gottheit   des   .Sokrates    ein    mit   sich    selbst   zufriedener  habe,    wie    der    Ausgang    aller    Unlernelimiiiigeii     nur    der 
und    nichts   beiiürfender   Geist,   der   ziifjleich   ewig  sei.  (Jodheit    bekannt  sei.       Wie    es    nun   aber    manche    Dinge 
Cap.    V.     In    diesem    Geist    aber   sei    Sein    Und    Handeln  gäbe,    über   die   es,    da   sie   sich    naili    blosser    menschlicher 
auf    das    Engste     verbunden.        Wahrend     nun    die    philoso-  Erkennfniss    benrtlieilen    liessen  ,    tlu'iricht   sei,   die    (iCitter 
pliisciieii    Vorgänger   des   .Sokrates    zum    Tlieil  Wasser  o<ler  zu    lielVagen,   so  galie  es  wieder  viele  andere,    wegen  deren 
Feuer    oder    Luft  als   ileii    Urstoff    aller    Dinge    betrachtet,  man   sich   an    die    Orakel    wenden    solle.        lieber   das    dai- 
«ie   die   ionischen,     zum    Tlieil    die    Zahl    als    den    Griiiid  iidiliiv    des   Sokrates    hSKen    von  jeher  die  verschiedensten 
von    Allem    angesehen,     wie    Pythngnras    (so   stellt   wenig-  Ansichten    geherrscht    (freilich;    nahm    doch     erst    neulich 
stens    Hr.    H.    die   Sache    dar),    zum    Tlieil    ein    ewiges   Be-  Iniinermann    in    seinen  Memorabilien  an,    Piaton    habe  seinn 
stehen    der    Dinge    und    nur   ein    unaulhürlichcs    Verändern  Ideen    aus    «lieseni     Damonion    hergeleitet.        .Aber,     Heiiii 
der     Formen     angenoinnien,      wie    die    Heilten,     und    wie  irgendwo,    über    diesen   Piinct   konnte  \enophon  nicht  aiis- 
.^tliixugnnis ,    ein    Wesen    sfatuirt   hätten,   das   die   Ölio/O-  reichen;    hier   niiisste    manches    Andere,    ?..    B.    iler    nnpla- 
iteino.(    durch     Verbinden    oder    Trennen     geordnet;    habe  tonische    Theasjes,    verglichen    werrlen).       Hr.    H.    statuirt 
Sokrafes    gelehrt,    Gott    seilst    habe   die    Welt   mit  Allem,  zwei  Hanptrichlungen  derselben  ;   eine  Partie    laugne  gegen 
was   darauf    ist,     erschaflVii.       lieber    das    IVie    aber    nach  die    .Viictoritat    iles    Xeiiophoii    und    Plafoii    den    Beistand, 
der   Ansicht   des   Sokrates,    ob    mit    .Anstrengung   oder   ein-  welchen    Sokrates    vom     Damonion     gehabt,     und    meine, 
zig  durch   seinen    Willen,    habe  .Xenoplion    nichts   berich-  Sokrates    habe   die    ganze    Sache   erhnden   können,    um  sich 
tet.      Vor     der    Weltschüpfung     habe    Sokrates     weder    ein  iiml   seinen    Rathschlagen    grösseres    .Ansehen    zu    verschaf- 
Chaus,    wie   die    Dichter,     noch    Atomen,     wie     Leukippos  fen        iMit  dieser    Annahme   streite    die    Wahrhaftigkeit  de« 
und   dessen    Nachfolger,   angenommen.      Nichts   sei    damals  Sokrates.      Die   andere    Paitei  ,    und   diess   sei   eine    durch- 
gewesen,  i'i^   f(oyi]i,   nur    ein    Unbegräiiztes ,    L'nendliches.  ans   veraltete    .An.tirht,   glaube,    Sokrates   sei  vom  göftlirlien 
llebrigeiis   höre   mit   der   Schöpfung   die    Wirksamkeit  Got-  Geist  selbst   geleitet    worden.      Hr.    H.    glaubt    nnu   selber, 
tes   fiir   die    Welt  keineswegs    ganz   auf;    er    leite    dieselbe  Sokrates   habe   sich,   so    viel    aus  Xenophou    ersichtlich  sei, 
fortwährend,   entferne   von   ihr  Schaden,    Krankheit,    Alter,  nur    neuer  Wendungen  bedient,    und    habe   für   die  gewöhn- 
unil    gäbe    ihr   alles   Gute,   Schöne    und    Nützliche.     So  das  liclieren    Wahrzeichen,     wie    durch     Vogelfliig    u.    s.     w., 
Licht,    womit  auf  das   /»eckinassigste  die   Nuchl   abwech-  bloss     eine     Andeutung    der     Gottheit    angenommen.        Alf 
sele;    ferner    Sonne,     Mond    und    Sterne,     wodurch    Monate  Beispiele,    wo    Sokrates   das    Wirken    des    Damonion   ange- 
iind   Jahreszeiten    begründet    waren.      Ausserdem  diene   die  geben,     müssten     vor    Allem    seine    llathschlage    und    seine 
Erde    zur    Befriedigung   der    mannichfaltigsten   Bedürfnisse,  Vertheidigiiiijj    gelten.       Er   betrachte    daher  jenes   als   et- 
ebenso   das    in    grosser    .blasse    lorlianilene    Wasser    und    das  was     rein     Snbjectives,    als    im    Innern    des   Sokrates    wal- 
Feuer,    welches   letztere   als    Mittel    gegen  Frost    und  Dun-  len<l    und    dessen    Willen   ordnend    und    regelnd,    wobei    er 
kelheif  ,     sowie    als     Unterstützungsmittel     bei     fast    allen  nur    von    höherem    Standpunct    aus    tailele,     dass    er   iler 


555 


.V2G 


mpiis(iili(  licw  W'illiMisfreilii-it  •■in  (cpriiii'lics  al.;;cs<imJuftis 
AWscii    iiiitiT^i-li'jjt    habe. 

Die  Alliiiacht  (jottes  IcmkIiIc  ii;>fli  ilciii  Xcnoptioii- 
lisclieii  Sokriitfs  aus  der  IJctraclitiiii;;'  iliT  Welt  iiiiil  iia- 
iiiriitlii  li  «'iiKT  Wrftleirliuiijf  ili-r  \Vii  ksanikpit  einzelner 
ausfezeirliiii-tiT  llleiisclieu  mit  ili-iii  >;()t1ii<lieii  'Wirken 
ein.  Die  \Vi-islielt  Gutles  ull'enliare  sieh  in  Vielem,  xu 
»clion  in  iler  lOinrielifiuii^  des  inenselilielieu  Kiii]>prs,  in 
der  Heileeknii;;  nnd  Jjrliiil/.nng  iler  An^en,  in  der  I5<i - 
gcliailViilieit  der  Olireii,  die  vuiii  Seliull  nieciials  >nll  ui'ir- 
deii  ,  in  der  Versrliiedenlieit  der  /aline  ,  in  der  ali^e- 
»endefi-n  La^e  der  Se(-rp(iiins»r;;aiie ,  in  der  (ieseliiek- 
li<liki-it  der  ll/liiile  II.  s.  ».  Anili  all  der  Alt»  i.'iseiilieit 
um!  All;;e^eiii>art  (iolles  li.ilie  Sokrates  iiielit  ^'e/tit  eifel», 
eliensii  iveni^  an  seiner  Lielie  ,  und  zwar  an  si'iner  Lielic 
zu  allen  Wesen,  »vuher  denn  au(  li  seine  Fürsorge  Icir 
Alles  abzuleiten  sei.  Die  Alteren  Griechen  h.'itten  z>«ar 
auch  ein  en^'eres  Verli.'iltniss  zivisriien  Güttern  und  .Alen- 
xchen  aiijjeniHniiien ,  dneli  nur  /»iseheii  Kinzelneii,  »ohin 
Tantalos ,  Herakles,  Perseiis  jteliörteii;  und  jenes  sei 
inelir  sinnliehe  Leiilenseliaft  ;  als  reine  -(öttllclie  Liebe 
;:eweseii.  Für  die  lleilij^keif ,  GereelitifjLeit  iinil  (inade 
Gottes  spreehe  iiaeli  dein  Xenii|)liontisehen  J»iikrates  Fol- 
gendes. Dem  i*ilensclieii  seien  iii's  Innere  üilten[jpset/e 
eiiijiesrliriebeii,  und  dnrcli  dieselben  GöKerselieii,  Aelterii- 
liebf,  Dankbarkelt  anliclolilen,  lllu(s(bainle  aber  und  an- 
dere Ver(;ebiin(,'en  icrboteii.  Zu^leieli  habe  Gott  den 
Guten  Belohnung  zili^esaj^t,  den  liösen  Ijestrafnujj  anjje- 
druht.  In  bezu;,''  der  erstereii  »erde  die  Er/fihliin;;  iles 
Prodikos  von  Herakles  niit;;etheilt ,  ans  der  lieriorjjehe , 
dass  iiieiit  bloss  an  äussere,  sinnliehe  Uelohnnii^  zu  den- 
ken sei;  sondern  dass  dieselbe  »ielniehr  in  jjiitein  (ie- 
wissen,  in  Seelenruhe,  in  (ihre  bei  der  iVlitwelt  on.l 
^aeliwelt  ii.  s.  {.  bestehe.  Die  Strafen  aber  besländeu 
in  d<*r  ^jntziehiin(^  der  ^ottlielien  Wiibltliaten  und  in  dem 
iioth«  endigen  Ausj^aii;j  der  Iwisen  llandlnii^en  seiltet,  l^ebri- 
geiis  sehliesse  die  );ötlliehe  Gerei  litij;keit  die  >;otlliche 
Gnade    keines»  e;;s    aus. 

Caj).  ;.  Die  ]5e>tiiiiiiiuii^  aller  (>esehö|)fe  und  mr 
Allein  der  iMenselien  sei  iiielit  bloss,  zu  >eiii  und  Wolil- 
thaten  zu  eni|>faii^eii  ;  sondern  auch  um  die  Matür  der 
Gottheit  ^u  ollenbaren  und  deren  Kuliin  zu  erhöhen. 
Diess  tlläten  nun  aueh  alle  Wesen  ausser  dem  AJeiisehen, 
aber  iinbeivusst.  Die  .^lenselien  aber  müssten  eine  solehe 
Vereliroiijj  mit  I5e»  iisstsein  zollen.  Auf  die  Aeusseruiig 
des  Arislodemos,  Gott  sei  zu  erhaben,  als  dass  er  der 
Vereliruiij;  bedürfe,  habe  Sokrates  er»ieilerl,  (gerade 
seine  Grösse  ^Jib/-  einen  llanp(};riind  für  dessen  Verehrung 
ab,  n  eiche  mit  seiner  Erkenntniss  auf's  Eiij-te  verbun- 
den »ei.  Audi  hatten  die  ältesten  Staaten  und  t'ölker 
die  Gottheit  am  meisten  verehrt,  und  dass  diese  bei  ihrer 
Verehiunj;  i»  einem  Irrtliiim  befangnen  gewesen,  könne 
mau  nicht  «uhi  uunehuieii  (die  (stelle,  ivelclie  ilr.  II. 
hierher  zieht,  I,  4,  lü.  scheint  Rec.  einen  etwas  andern 
Silin  zu  enthalten  oitc  d'  o.v  toi'g  ttcoi'^  tois  dii^ow- 
iioii  dut,uv  hi'fvoai  cöc  i/.avui  iiatf  tu  y.ai  y.ay.dj^ 
■noisiv ,  (i  !.(>)  i^inucol  r,aai> ,  /.ai  d\/9(jiiin'oi";  i^a- 
Trarvjueion;  ruv  Jidvia  juüvov  orö'rror  äv  aio^i- 
o9at;).  Ferner  müsse  uns  die  Dankbarkeit,  deren  ße- 
HUsatsein  dem  Meusclicn   Seelenruhe   verschalle,    und    ilaa 


StCibeii,  die  (loKlicit  uns  ^eni;^l  zu  inai  lieii  ,  zu  dcien 
Verehr  Ulli,'   anl  reiben. 

^Vas  die  Art  der  Gottesvenlir uii^  anlanje,  so  habe 
Sokrates  das  del|)liisrbe  Orakel  angeführt,  dass  die  Göt- 
ter iiacli  den  Gesetzen  des  belnllenden  Staates  »erelirt 
Herden  müssten.  Ferner  habe  Sokrates  auf  die  (irüsse 
der  Opfer  nichts  gegeben,  sonderii  an  llesioirs  Auss|iriirh 
festgehalten,  y.uö  i)i'vauiv  Ö'  toöllv  iho  dduidtut'jt 
x)loiaiv,  überhaupt  gelehrt,  die  Gottheit  sei  bcsomleis 
iluich  Holillhatiges  Wirken  zu  ehren.  Denn  sonst  ȟrdi- 
kein  Uiitersiliieil  zivischen  der  Goltesverelirnng  der  Uuseii 
und  Guten  Statt  haben.  t  ebcrdiess  habe  Sokrates  die 
ersten  Grnndziige  einer  Sillenlelire  aufgestellt,  und  »ah- 
rend  Prot.igoras  gelehrt  habe,  der  .Mensch  sei  das  .^l.iss 
aller  Dinge  ,  habe  Sokrates  verlangt  ,  die  menschlichu 
Uand!nngs»else  müsse  mit  dem  gnltlicheii  \Villeii  üb'r- 
einstimmen. 

lii'teii  müsse  mau  nicht  um  den  Besitz  einzelner  Dinge, 
soiiilerii  im  Allgeiiieinen  um  \'erleihuiig  des  nalirliift 
Guten  und  Ab»ebriing  des  Bösen.  Den  Ort  zum  (iebete 
aber  habe  SnLrates  nicht  für  so  gleichgültig  gelialtpii, 
als  mau  vielleicht  t  ermiillien  niuclite  ,  sondern  habe  .su  h 
llierin  an  die  P^t]|ia  aiigesi  hlosscn  und  gelehrt,  man  solle 
ent»eder  zu  Hans  oder  in  den  Teiiipeln  beten.  Diese 
sollten  übrigens  an  einem  oHiiieu  Platz  angelegt  »erden 
und    nur    uiii    Reinen    zu    besuchen    sein, 

Diess  ist  der  uesentücbe  IiiIltU  unserer  Abhandlung, 
»elihin  »ir  nicht  ausgezogen  und  hier  initgelheilt  halieii 
»üiden,  »eiiii  »ir  das  Schicksal  derartiger  speciellrr 
Dissertationen  nicht  kannten,  und  nicht  für  das  Interesse 
derjenigen  A  Iterthunisfreiinile  ,  denen  die  bezeiihnete 
Schrift  unzngiinglich  ist  oder  bald  sein  »ird,  einiger- 
maSTien    hatten    surj^eii    »ollen. 


.j4.  De  vitriis  forniis  ducli  iniie  moinliis  Peripateticoiuin 
Uiijue  iid  Cictrunem ,  euiumijue  cum  celeraruin  sc/.o- 
larum  placitis  coiiipanitinne.  Disserlatio  inaugiira- 
lis  i|uam  ad  siimmns  in  pliilosophia  honorcs  rite  ail- 
ipiscendus  amplissiuin  phil<l^u|llll>^um  .Marburgeiisiiini 
urditii  olFert  Joannes  Curolus  Hinkel,  Hanoviensis. 
31arburgi    Cattorum ,      t>pis     Ba^rhod'eri     arademicis, 

1S3'J.,   8. 

Die  iMarburger  philosophische  Facullat  halte  im  Jahr 
1837  «l'fi  Preisaufgabe  gegeben,  die  Ethik  der  Peripate. 
tiker  aus  Cicero,  Stobäus  und  Laertius  darzustellen  und 
sowohl  mit  der  des  Aristoteles,  als  auch  mit  der  der  Aka- 
demiker in's  ^'erhaltniss  zu  setzen,  eiidliih  auch  die 
ethischen  Ansichten  Cicero's  von  dieser  Seite  her  zu  be- 
leuchten. Hr.  Dr.  Hinkel,  »elcher  sich  auch  schon 
durch  seine  ,,specnlatire  Analyse  des  Begritls  Geist"  dem 
Publicum  als  Kenner  der  neueren  Philosnpl.ie  bekannt 
gemacht  hat,  löste  die  «{egebene  Preisfrage  zur  Zufrie- 
denheit der  Faciiltat  und  hat  den  Inhalt  dersellien  in  be- 
schrankterer Ausdehnung  in  vorliegender  liiaiigiiraldisser- 
talioii  niedergelegt.  Diese  zerfallt  in  vier  Ablheiinngen. 
In   der   ersten   versuolit   er,  auf  cigentliümliche    Weise   die 

35* 


5":7 


5?.S 


lOiifstfltiiii"  iliT    ijrici'Iii-iilioii   iMoralpliilnsii|>liip   ilarziilhiin 
iiiiil     iianioiitlitli    <l>'"    l'ii(''isiliiiMl     «Irr     ri.idiiii.silii'ii     lind 
Arisdirdisrlii-ii    Lelirc    aii/ii^'elicii ,     so,     dass    dir    Platoiii- 
sih«    Lrliro     im    AII[.'ciiiciiifii    ilrit     ^orziij    trii.'ilt,     alicr 
»«•■■•«•n   di's    ilhuitffls   au    eiiiücliicii  Vorsilirifteii   in  Hinsiclit 
auf    ilirc    ur.iinliliaik.it    diT     Aristotolisc  lii-ii    naclisestellt 
«ird;    die    Ai  istutclisi  In-    liiii!;<j;iMi ,    weil   sie   die    tiistorli- 
liiliki'it    Uiijjiic    und    die    ICri.-iiliuu;;    di-s   lilidislcii    Gutes 
Oll    zu    siliHor."    licdiii;;iiii!;iMi    kniiiifc,     ni    di-r    llaU|itsa<lio 
j{r;;fn   ilii-    n.itniiisilu-    ziii  licklritt.    —    Die    /.iceite  Abthei- 
luiij;    rnluiiki'lt    imii    du-     iCiitsli-hnuj;    di-r     tiTscliiedencii 
von  .Sokiidcs   aiissrlKMicli-ii   .Scliiili'ii ,    und   suilit   zu  zeigen, 
dass  sie    im     \'rrlauf    iliiei     liiit»  iikelunj;    lici    z»ai-    lor- 
srllieileiieii  Teriiiiii<>I<ij;ieen    deiinoili    ihre  h  esenUicIien  Uii- 
ti'isrllii'ilc    von     einander   »erloren    luitteii  ;      in    der    Plivsik 
habe  sicll  liald   der  Paiitlioisinns   aller  Si  liuleii    Leniaditig«, 
in    der   Etliik   sei    bei    dein    Verfall    des   freien   Staalslebeiis 
die    tliilitun;:    licrrseliend    ;;eHordeii,    den  nienschen    durch 
Pliili«s..|)hie    mit   dem    Lel.en    zu    versöhnen    (?)  ,   daher   ilie 
ßcgrifle  aca(>ai;ia,  aTidihia,  änuuia,  evth'ftla  ,  dvo- 
■lKt]Oia   erst  jetzt  hei   nllea  Pliilnsoplien  die  tfrösste  Wich- 
tigkeit  geiKinnen    hauen  *).  —   I-n   dritten    Tlieil  sind    mit 
sehr    daiikens«er(liein     Pleissc    die     elliischcu    Grundsätze 
und   die   (iliilosojibischen    Piidduiigeii    der    einzelnen    Peri- 
paletiker   (mit    Aiisnalime    <lerjenij;eu  ,     die    sich    bloss  auf 
die   Aiislegunn    aristotelischer    AVerke     beselirankteu)     '^e- 
«ailiuielt     und     entwickelt,     und     drei     Hauptperiodcu     der 
Schule  an^e^eben:    1)  glänzendste  Zeit  der  Schule,   grosse 
Talente,    jedoch   schon    merkliche    Abneichungeii    von   der 
Lehre    des    Aristoteles,     Abschnächung    der    moralischen 
Strenge,    voruie^ende   Neigung    zu    eingehenden    naturwis- 
senschaftlichen  Forschungen  (Demetrios   PlialercBS,   Tlieo- 
phrastos,  Straton);   2)  überhandnehmende  rhetorische  Rich- 
tun",    glänzender  Stil    bei  abnehineiider  Gründlichkeit   des 
■\Vissens    und    der   Speculation  ;    AVeichlichkeit   in   ethischer 
Beziehung  (Lvkon,  Hieronvmos,  Ariston,    Diodoros;   Krito- 
laos    niadit   eine    rühmliche    Ansuahine);  3)    l  erpflanzung 
der   Philosophie  in    das  rümische  Leben,    Atcommodatioii 
an   römische    Bedürfnisse,     «obei    iler   eigenthümlichc   In- 
lialt  der  .Schulphilosophie   immer  mehr  in  den  Hintergrnnd 
tritt,   und  nur    einzelne  Lehrer  noch  die  Würde  der  Schule 
aufrecht   zu    halten  vermögen  (Ivratippos,   Staseas).     In  der 
^ersten  Periode   »»ird   an   den  Vorstehern   der  ^-Jkademie  ein 
vielfaches    Anschliessen    an   die    Peripatctiker   bemerkt    und 
<iaraus  hergeleitet,   dass  sich  Zeno   von   der  Akademie   ge- 
trennt  habe,    um   die    echten    Lehren   Plato's   vor   der   Ver- 
mischung   mit    peripatetischen   Elementen   rein   zu   be»ah- 
reu;    in    der    zweiten    "ird    die    skeptische   illcthode    des 
Arkesilas  aus  der   Opposition    gegen    die   dogmatische   des 
Zeno    erklart,     die     hiervon    ausgelicude    eigenthnmiiche 
Kthik   der   mittleren   Akademie   gegen    die   der   Peripateti- 
ker  contrastirt,     die    vorgebliche  sachliche   Ucbereinstim- 
mung   aber,    »eiche    Karncades    zwischen    den    ethischen 
Grundsätzen   der   Peripatetiker   und   der   Stoiker   zu  finden 
beliauptete,  als  eine   blosse  Opposition  gegen  ilie  letzteren 

*i  Sollte  nicht  diese  Uiclilung  dev  Pliilosüi)liie  auf  Gliick- 
selijjlirit  lind  Seelenruhe  vieimclir  ans  ilei-  Vt rwciclilicluiiip: 
iler  Zeil  liersekoimiicn  sein,  welche  nicht  nieiir  ilic  sitt- 
liche Kraft  Liesass,  die  Tugend  zum  Ziel  d(vs  Strcbens  zu 
iii3cben  ? 


iiikI  eine  X'ertliridigniig  der  ernteren  dargestellt,  »«eil 
diese  in  iler  Di.iliklik  zu  iiiigeiibt  gewesen  seien,  um 
ihre  Sache  sellist  fnliren  zu  können.  In  der  dritten 
Periode  endlich  wird  in  einer  eben  so  anzieliendeii ,  als 
einleuchlendeii  Ausführung  gezeigt,  «ie  in  der  Anheiiiie- 
miiiig  a:i  die  nationalen  ISedürfnitse  der  Kölner  nicht  bloss 
die  Peripatetiker,  sondern  auch  die  Stoiker  und  Akaile- 
miker  ihre  cigentliümlii  hen  Leln'eii  allmählich  aus  dem 
Gesichtskreis  verlnreii  und  hiermit  zugleich  viele  ihrer 
gegenseitigen  Din'ereiizpiincte  anfgegelien  haben.  Nicht 
minder  gelungen  iiiöchtcn  wir  die  vierte  Abiheilung  die- 
ser lehrrciihen  Dissert.ition  nennen,  in  »velcher  der  Hr. 
Verf.  zeigt,  >vic  Cicero  ans  den  Pliilosophieen  der  Grie- 
chen dasjenige  sich  aneignete,  iias  tlieils  seinen  indivi- 
ilnellen  .^nsieliteii  am  meisten  zusagte,  tlieils  den  Riimerii 
die  Philosophie  enipfelilen  und  brauchbar  machen  konnte. 
Im  Anhang  erhalten  wir  sodann  einen  Kxcurs  über  die 
Stelle  Stob.  ecl.  etil.  II,  7.  p.  24'i  —  Mj'S-  <•'!.  Heeren, 
«vorin  uns  nach  Hrn.  Dr.  Hinkel's  Bericht  moralische 
Ansichten  verschiedener  Peripatetiker  der  älteren  Zeit 
ohne    besfiminte   Ordnung   anflietvahrt   sind. 

AVeiin     »ir     nun     im     Ganzen     mit    den    Resultaten    des 
Hrn.    A  erfs.    üliereinstinimen ,     so     liegt    es     in    der     Natur 
der   .Sache,      dass     unsere     Ansichten     im     Einzelnen    auch 
wieder    divergiren.      Es    wird    p.    '2,i  fl.    nach    dem    Vorgang 
Cicero's   eine     grosse    llebereiiistimmuiig    der    Peripatetiker 
erster  Periode    und  der  gleichzeitigen  Akademiker  behaup- 
tet.      In    Beziehung    auf  die   Lehre    vom    höchsten    Gut   ist 
diese  Lebereinstimmuiig  allerdings  auffallend;  doch  möchte 
ich   sie    nicht  auf    die    ganze   Ethik   der    Peripatetiker   unil 
Akademiker  ausilehnen.      In    ihrer   Lebensriclitnng    wenig- 
stens   —    und    »»er    »veiss    nicht,    von    »velchein    Einrtuss   die 
Lebeusiveiso    einer   Siliule   auf  deren    ethische   Grundsätze 
ist   —    waren    die    damaligen     Akademiker    durchaus     ver- 
schieden    von     der    Aristotelischen    Schule.       Polemon    und 
Xenohrates,   »vic   sie   uns  Laertius  schildert ,    kannten  kein 
höheres  Ziel  ihres  Strebens  als  Apathie,   wogegen  /Iristo- 
telei   im    engen  Zusammenhang    mit  seinem   ganzen  System 
ilie   Melriopathie  als   das   Richtigere   hinstellt,    und    Theo- 
phrast  gar,     wie    Hr.    Dr.   Hiiikel    selbst    p.    t.'J   ft-   zeigt, 
die  Glückseligkeit  für  unvereinbar  mit  körperlichen  Schmer- 
zen  hält.      Erst    Krantor    räumt  dem   natürlichen   Gefühl 
des    Schmerzes    sein    Recht    ein    (Plnt.   consol.    ad   Apoll, 
p.    102).    —     Wenn     ferner    die    bekannte    ausschliesslich 
praktische   Richtung   des  Polemon   p.   25   als   eine   Accom- 
modation    zu   der    peripatetischen  .Ansicht   bezeichnet    »vird, 
so   erinnern   wir,  dass  dieser  Philosoph   bekanntlich  durch 
die   würdevolle   Haltung    des   Xenokrates,    in   dessen   Hör- 
saal  er   trunken   und    lärmend    hereingestürmt   »var ,    plötz- 
lich  aus   einem  Schlemmer  zu  einem  Akademiker   gemacht 
tvurde,    und   es  also   wahrscheinlich    wird,    dass   das    Vor- 
wiegen  der   praktischen  Seite   aus  einer  ihm  selbst  eigen- 
thiitnlichen    Grundrichtung    hervorging.      Ebenso   mOchten 
wir  dem  Polemon   nicht  mit  Geivissheit  eine  pantheistische 
Ansicht    zuschreiben,     wie    p.   7    geschieht.      Allerdings, 
in   der    einzigen   Stelle,     welche    wir    über    »eine    Physik 
noch  übrig  haben  *),  scheint  der  Pantheismus   unomwun- 


■)  Stob.  ecl.   I  ,  .S. 
&ii}V  nrzfffivuTü. 


02.    cd.    Heeren.    Uou'fit/iv   rdv   x6o^o% 


:)?9 


530 


«Ifn  aiisfrcsproclicii  xn  sein.  Allein  »er  lnirjft  uns  «iafiir, 
ilass  diese  Stelle  nicht  aus  den»  ZusaiMMieiilian{,-  gerissen 
ist?  nennt  ja  ilodi  auch  Plato  ileii  oi'oauoQ  in  der  Stelle 
Tim.  34.  13.  einen  ecdaiuwv  i^eöi,  unil  doih  »vörden 
wir  za  weit  gehen,  wenn  »ir  längnen  wollten,  dass  Plato 
sieb  die  Gnttheit  ekensii  wohl  als  ein  selli.standig  den- 
kendes lind  bildendes  Wesen  gedacht  hatic,  als  er  das 
Diirrli(lriingenseiii  der  Welt  von  Gott  behauptete.  Ulir 
wenigstens  scheint  jener  Satz  des  Polenion  viel  eher  ein 
nathgesprorhenes ,  vielleicht  nnrerstanden  iiachgesproche- 
nes  Wort  zu  sein,  als  eine  beunsste  .Abweichung  von  der 
Platonischen  Theorie.  Ks  gehörte  eben  ein  Platonischer 
(ieist  dazu,  einen  immanenten  Gott  /u  linden,  ohne  ilen 
peisünliclien    zu    verlieren. 

Noch   mochte   Ref.   Einiges    über    die  Entstehung    der 
Stoa   und  der  neue?-en   Akademie   hinzafiigen.      Die  Griin- 
diing   iler   Sioa   wird    p.    '21   si>   dargestellt,   als   w'Ate  Zenu 
dadurch  von  seinem  Lehrer  Poleinoii  abgefallen  (defecisse). 
Vielleicht    dürfte     ilieser   Ausdruck    zu    stark    sein.       Sind 
doch  die  beiden  Haiiptzielpuncto  des  philosophsschen  Stre- 
bens  in  der  Stoa,  Autarkie  und  Apathie,   auch  von  Puleuion 
mit   allem    Kriist   erstrebt,  ja   zum  Tlieil    ausilri'icklich    em- 
pfohlen   worden,    unil    bildet   doch    dieses   praktische   Stre- 
ben bei  Zeno,  wie  bei  Poleiiion,    den    eigentlichen  Kern  des 
Philosophireiis.      Wenn    ilaher     vom    Abfall     die    Hede    ist, 
so   kann   hier   kaum    mehr,    als    ein    formaler  .Abfall   ver- 
standen    tverden,    der    sich    höchstens    auf    die   Griiiiilung 
einer     besonderen    .Schule,     auf    die    freie     Weiterbildung 
des  .Systems  erstreckt,    und  etwa  noch  auf  einige  Difl'erenz- 
puncte   in    Definitionen  ,   ■/..  U.   in   der   des   höchsten   Gutes, 
deren   Unterschied   schon   Cicero    lediglich    in    den    AVorten 
zu    finden    gestand   (Fin.    IV,   '2.'>-    "nd    an    andern   Stellen). 
Weit   eher   niuclite   Arkesilas   des   Abfalls    von  der   Akade- 
mie   zu    beschuldigen    sein,    wiewohl    er    in    ordentlicher 
Reihenfolge    den  \  orsitz    in  der  .Akademie  überkam.    Hatte 
er   gleich   einen   .\nschliessniigspunct    für    seine   skeptische 
IVIethode   in   dem   Gestündniss  des  Sokrates,  dass   er  nichts 
wisse,   so    können    wir  seinen   bo(lenlbs3n    jVihilismus   doch 
auf  keine  Weise   vergleichen  *)  mit  der  geistreichen   Dar- 
stellungstveise   Plato's ,     der   die   verschiedensten   .Ansichten 
seiner  Zeit   redend    einzuführen  und  objectiv  zu  entwickeln 
pflegte.      Plato    war    sich    bei  aller   objectivenBetrachtung 
anderweitiger    Ansichten    doch    seiner    eigenen    auf's    13e- 
slimmteste   bewiisst,    und   wenn   er   den   Sieg  seiner   höhe- 
ren  Wahrheit    nicht  jedesmal    am    Schluss    eines   Dialogs 
mit  It  orten   zu   verstehen  gab,  so  scheint  diess  nur  darum 
nicht   geschehen   zu   sein,    weil    er    dem  Leser   nicht  auf- 
rückte,   sondern    zu    errathen    jjab ,     was    weniger    durch 
«lialektische   Ueweise,    als    durch    den    Blick    eines   edelen 
Geistes  in   das   llerz  <le3   Lebens   erkannt    werden   konnte. 
Darum  also   möchten   wir  den   Skepticismus  des   Arkesilas 
nicht  mit   Plato's  dialektischer  Kunst   in  Verbindung  brin- 
gen.     Auch   die   andere   Erkläriingsweiso    der    Entstehung 
der    neueren   Akademie,    die   Hr.   Dr.   Hinkel  p.  .iö    kurz 
mit  den  Worten:   ilogmatisnius   prorocat  scepticismum,  an- 
gibt,   mit   Hindeutung    auf  Zcno's    dogmatische   Methode, 
ist   nicht  ganz   gesichert.    Wir   wissen   nicht,  ob  Zeno   voj- 
Arkesilas    gelehrt    hat.      Sein  Lehrer   Polemon  stand    der 

')  Wie  j).  36    geschieht 


Akademie  seit  Ol.  116.  vor  (l)iog.  Laerl.  IV,  lil),  Ar- 
kesilas seit  Ol.  12U.  (ebendas.  c.  46.).  Zeno,  der  sich 
zuvor  mit  Handel  und  Srhillalirt  abgegeben,  muss  bei 
seiner  .Ankunft  in  Athen  wenigstens  '20  —  30  Jahre  alt 
gewesen  sein,  und  bracht«  hierauf  in  den  Schulen  des 
Krates ,  Xenokrates  und  Polciiiou  noch  '.20  Jahre  zu  [O. 
L.  Vif,  4.):  dadurch  wird  es  unwahrscheinlich,  da.ss  er 
vor  Arkesilas  aufgetreten  sein  .soll.  Doch  möchte  Ref. 
hier  nichts  bestimmen.  Was  aber  den  Skepticismus  de« 
Arkesilas  betrifft,  so  liegt  es  am  nächsten,  denselben  aus 
der  Schule  des  Pjrrhon  und  Diodoros  abzuleiten,  wie  denn 
auch   der   auf  ihn   gedichtete   Vers: 

TlOOO&E     nkdlUiV,     ÖTllihv     IIVOQÜJV,      UlaOUs     /Itü- 

dtijoos  *) 
eine  gerechte  Rüge  seines  leichtfertigen,  nichts  weniger, 
als  Platonischen,  Wesens  zu  enthalten  scheint.  Dass  Ar- 
kesilas dennoch  zum  Vorsteher  der  Akailemie  gemacht 
wurde,  ist  vielleicht  aus  seiner  engen  Freundschaft  zu 
Krantor  (D.  L.  IV,  24.  2S.  29)  '■»  erklaren,  welcher 
letztere,  wenn  er  den  Polemon  überlebt  hatte,  diese  Stelle 
gewiss  würdiger  ausgefüllt  haben  würde.  Ware  nun,  wa» 
wir  aber  ganz  dahingestellt  sein  lassen,  -Arkesilas  vor 
Zeno  aufgetreten,  so  könnten  wir  uns  die  Stiftung  der 
.Stoa  vielleicht  als  einen  Versm  h  vorstellen  ,  ileu  in  sei- 
ner eigenen  Schule  verunstalteten  Platonisinus  auf  ein 
fremdes  Gebiet  hinüber  zu  retten  ,  und  dadurch  dessen 
Würde  zu  bewahren.  Jedoch  macht,  wie  gesagt,  diese 
A'erinuthung  durchaus    keinen   .•\nspriich  auf  Gewissheit. 

Dr.   Friedrich   Kai/aer. 


bb-  De  Phacdro  Epicureo  sive  de  Romanis  Epiruri  se- 
ctatoribns  circa  Caesaris  tempnra.  Dissertatio  .Vca- 
demica  (scr.  Alexander  Olleris).  Parisiis,  excud. 
Va  Dondej -Duprc,   1041-      50   S.    >. 

Hat  sich  der  Leser  aus  dem  Inhalte  dieser  Abhand- 
lung darüber  belehrt,  dass  ihr  Verfasser  eine  Schilderung 
der  römischen  Anhanger  des  Bpikur  ans  Cicero  .-;  Zeii- 
alter  zunächst  an  die  Darstellungen  dieses  Gewahrsin.iiines 
zu  knüpfen  beabsichtigte,  dann  kann  er  sich  die  AVahl 
jener  Aufschrift  auch  nur  aus  ilem  Verhältnisse  erklären, 
in  welchem  Tullius  selbst ,  ohne  jedoch  der  geuiessendcn 
Lehre  angehört  zu  haben,  und  Pomponius  .\tlicus  zu 
dem  griechischen  Epikureer  Pliädrns  standen.  Der  Be- 
deutung dieses  jNameus  glaubte  der  Verf.  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  zuwenden  zu  müssen,  da  Petersnii  nach- 
gewiesen, dass  das  von  Urummond  und  Walpolo  unter- 
breitete herrulanischc  Bruchstück  ein  Werk  des  Epi- 
kureers Phadros  sei,  aus  welchem  Cicero  Vieles  in  sei- 
nen Rüchern  de  N.  D.  übersetzt  Iiabeu  sollte.  Für  uns 
mlisste  eine  Erneuerung  dieser  Untersuchung  von  um  st» 
"rösserer  Wichtigkeit  sein,  als  wir  fanden,  dass  der  Verf. 
von  unserer  eigenen  Erforschung  des  Gegenstandes  noch 
keine  Kenntniss  nehmen  konnte,  und  erwarten  liess,  dass 
er  unabhängig  von  uns,  die  Aufklärung  aller  jeues  Frag- 
ment  betreffenden   Fragen   würdig    mit  der   Lösung  seiner 


')  Sext.  Kinp.  1,   W-    Euscb.  piaep.  cv.  XV,  5    ct.  .\1V,  b 


jU  5.v: 

.4iif"ul>f     iri  1>iimIi-ii     »i'iili'.         Vlli'Mi     in     ilir^cr    Kiuartiiiij;  staiir.iliiiiiM  crniirii     in     lUr    \V<-;;la.>suii);    riiizi-tiier     Wörli-r 
liat    Uli»    Ollen.«   >\.\rL    ;;ci;itisilll  :     es    K«-""!;'    «l"i' ,     '"     «leli  '""Ü'»*?)    w«     Col.     VIII,     |0.     '/.Ui  ,     Col.     IX,     II.     roji. 
«im    Al'^<■lll'i^f'■'|     sriiicr    Silirift     in     »iirtlirhi-n     Au9/.i'i|;eii  Daüii    [resi-llcii   sich    die    ieriiii;;li'i<k((»ii    ViTSiulir    >imi    Hrn. 
Ill<|^s     fmiiilrs    Ki);<'nlhuin     /ii    licfi-rn,     olini-    irjjfinl    ciiieii  O.  ,    «li-n    Ti-xt    Ix-i    PrtiTSi'ii    .»uf  fi;,'i-iie  (ict'alir    zu    ii-rlies- 
.>inn    iirilii     liir    kiili-clif  Kriiiitli'liiii;J    ili's   Thats.'ii  llliclicii,  St-rn;     so     noII     jet/It-rer    Cnl.     H,      1 7.     <las     un^'rioi  liisrlif 
niK  li    fiii    lii.sl€iri»clu'  ('i'Miliiniiliiin    ilcr  Z<'U^ni>.si-  zu  /imj;'<mi.  VAijov     (in    «Ir-r     ViTsion     diinli    arliitriiiii     wieder;;  (■;;cl)en) 
in     (leni     ersten    AliMlinitle    »mlen     nacli     einer    alljje-  »el/,eii,  Col.  VIII, 'J7.  für  K/y/(<(  »iehnehr  k/jko:  slalt  rwu(< 
tiieinen    Anfalle    iler    mit    ronii^clien    («rossen    t  erkelirenden  selireilien,   Col.  X,  .'54.    uiflul'üur    in    ailMfudl'    und  Col. 
^neiliiselien    (Jeli-Iirten     ilie     ;;riii  lusc  lien     h;|)ilvMreer    Phi-  XI,    ,S.    r,.[()l'    in    IjUiiu    andern.     Kin   solches    IJeis|)iel    loM 
loilenios    (tnd    .S\ro,     »i'lelie    in    Koni    gelelit,     Zeiio,     l'hä-  falirlÄisi  jer    kntik    k'iiiiieii    i>  ir  jetzt    ni<  ht  eriistlii  h  ^jeiiii;,' 
dros    lind    l'.ltro  .    welthe    in    .Athen    die  Silicile    fortjjesetzf,  rii^jen,    «eiin    >tir    ledenken,    da«s    sieh    fri'ilier  auf  jlliiiliclie 
nai  h    den    uler    sie    haiulelnden ,     alier    nieht     Heiler   erör-  Weise   die    I' etiler    in    den     allen    Texten,     liesonder.«     'itif- 
tertrii    Stellen    hei    Ciieio   auffjel'iihit         üie    Be/.ieliiiii[;eii  ,  ehiselier    Seliriftsteller ,    erzplijft    und    fort^feiiflaii/l    hahen. 
in    »«elilieii    hesonders    l'liJlilros    mit  lloinern    st.iiid,    uerdeii  Weiter    »eiss    iler    \'erfasser    den    herkulaiiisclien    Fund 
iiierbri   so    »eni;;   aulVeklflrt ,   das»  man  lieiinelir  falsihlieU  lilierall    iiiehi   ausziiheiiteii.    Er    eilt,    ohne    uns   ir^jend  lil.er 
.■iinehnien    soll,     Ciiero    liahe    ilieseii    Kjiikureer     iiiimcr    in  diu     charakteri^tisthe     Denkart     der     jiiiijjereii     Kpikureer 
.Athen     ^fliiirt     und     der    I'erijiatetiker    l'iso     sei     iiarh    den  nach    den    tipsumlers    iii    Cicero's    ISiicIierii     de    Fiii.    enllial- 
ei^jeneii    Worten     de    Fiii.    \  ,    I,    die     jedoi  h    ilein     .AtticUs  teueii    Andeutiiii^^en    zu     lielelireii  ,     im     xvveiten    Alisehnillr 
lo     den    !Muiid     j;elej;t     «erileii,     Freund     des    S'liädros    ;;e-  zu   den     r/iioisclieii    .Anli/iii;;ern     des    Kpikur,     und    sihlies.-l 
ueseiii     » ahr.M  heinlirh    hatte    zu     Letzterem     der    irrthiim  im    dritten    eine    üe.iiittvortun;;   der    Fra;;e    an,     warum    Ci- 
hei    Petersen    |i.    t fS    »eraiilasst.        Dass    alier    jeiK'     ;,'rieilii-  rero   so    liartn.'iiki;,'    ihre    .Schule    verfolge.       Der    Leser    er- 
ichrii    Denker     naht     hioss     durch     mündlirheo     l'oterricht  hält    hier    im    VVeseutliclHii     reine     Ifixcerpte     aus    Cicero's 
die    Lehre    iliif»    ,'\3i'ister>    verbreitet,    soll    Phadfos    durch  Schriften,    deren    .Anfrihroii^'   oft    ;jaiiz    unterlassen    ist;    da- 
«eiiie    .Sthrift    beMeisen,    «elclie    Iliin    (fiVOiUJ-i    iftUJV    be-  bei      ist     den     aus;;e,!o;»eucii     Ätelleii     ihre      el[;eiit!iuiiiliclie 
lilell   genesen    sei;     hierbei    liat    man   sich    iiidess    zu    erin-  Sprache     und     Oarstelluti;; ,     iveU'he     bei     Cicero   jedesmal, 
iiern ,    dass    diese    Aufschrift,    welche    zuerst    ».    Hlurr    in  wenn   er  von    den    ;;eiiiesse!iilon    .'Männern    redet,    eine     be- 
spiner    Berichterstattung    nannte,    keine    ;;ricclii.~che ,     wohl  sonders    heitere    Farbe    annimmt,    in    der  VVei..e    cerbüeben, 
aber    erst    von    Cicero's    Büchern     aus    gebildet    sein    kann.  dass    dem    Unkiiiidij^eu    jede     feinere    Beziehung     entgehen 
Der    \'eif.    erklärt    es   schlechthin    für     uiiz»  eifelhaft,     dass  niass.      Prüft   man   jedoch,    ob    der    Verf.    die    Forderungen 
Cicero   jene    Schrift    benutzt    lialie;     mau     brauche    nur    das  erfüllt,      welche     ilie     (Jiitersuchiinjr     hei     einer     derarliijen 
terstüniinelte    herkulanisrhe  Bruchstück    zu    lesen,    iielches  Behandlung   des   Gegenstandes   stellt,   so    ergibt   sich    bald, 
Petersen    für    ein    \Verk   des    Phadro»     erkannt    habe.       Die  dass   er    weder   auf  die  Kritik    iler  benutzten  Stellen  Riick- 
.Abhandluiig   diese.»     verdienten    Forschers     iiiuss     ilim    Aus-  sieht    j,enoinineii  ,     noch   <lie    Technik    des    Dialogs    für    ge- 
hülfe   für     den     eigenen    Beweis    geben;     wörtlich    schreibt  srhichtlirhe    Würdigung   der    Tliat-iachen     in    Anschlag    ge- 
er    die     bezngliche    Stelle     derselben     aus  ,    und     berichtigt  brarht    hat.       (Jnbedeiiklich    bewahrt    er,    um    nur    drei  Bei- 
bloss   eine     (alsche    Nachweisuiig ,     ohne     der    zweiten   (de  spiel«    auszuheben,   p.  .Jd    bei  Cicero's  Urtheil    liber   Lucrez 
üiv.    II,   Öl.)     zu    g>deiiken,    und    ohne    auf  das    VVesent-  Gedicht   die    langst   aufgegebene   alte    Lesart  ad    Quiiit.   fr. 
liehe    der    llntersiichuug    eingelieiid  ,     wenigstens    den     be-  II,    \\.    iniilfis    lumiiiibus    Migeoii ;   p.  ,j7    hei    der  epikurei- 
ileuteiidereii     Irrthuni     beseitigt     zu     haben,     dass     Cicero  s  seilen     Wrherrlichung     des     Kpikur     de    N.    D.    I,    I'J,    4'J. 
Bürher   über   die  Weissagung   nicht  vor  Cüsar's  Ermordung  diu    durchaus   falsche    Verknüpfung    der    >Vor(e    ut    manu, 
\ollendet   sein    kftnnen,     die    doch   selbst    11,    VI.    schon    Ca-  wie    sie     IVlanutius     vorgeschlagen     hatte,     und     p.    ,i)l.     bei 
sar's     Tod     eri>,'ihiieii ,     vergl.    II,    2.       Hierauf    folgt    dann  Zeiio's     persönlichen    .Srhniahungen     de    N.    D.    I,    ,34,    '>3. 
eine    Slittheilnng    des    FragUients    selbst    auf    1^    Culuinnen  die    ofienbar    verdorbenen    Worte    Svlluni     und     Cbesippuni. 
nebst  dem  Kestaiirationsversuch  und  der  lateinischen  Heller-  Das    künstlerische     der    Gesprächsform,    als   solches,     aber 
.«eizuiig    viii:    Petersen.      in    der    That    bemerkt   Hr.    ülleris  auszuscheiden     oder     wenigstens    in    demselben    eine    Nach- 
d>s    litigenügende  seines    \  erfahrens   gar   nicht:    er    liefert  ahiDUng  des  Wirklichen  aufzusuchen,  kommt  dem  Verf.  g.ir 
die    Ergänzungen    von    Petersen,    ohne    den   kritischen  Com-  nicht    bei;    das    niiuiisclie    Leben,     welches    Cicero     in    der 
nientar    beizufügen,     welcher    doch    erst   Rechenschaft    von  Charakterisirung   seiner   epikureischen    Gesprächspersoiien, 
dem   Ganzen   gibt;    er    niuiint  ilie    .Ibschrift    des   Originals  wie    Plalo     bei     seinen    Sophisten,     am    reichlichsten    an- 
iiicbt    unmittelbar    aus  der   eiigtischen    Ausgabe,    und    ver-  bringt,     lasst    er     weder    der   jedesmaligen    Ilaudlung    de» 
ziehtet    ilailiinh    auf  jede    Glaub» ürdigkeit.       Der     Leser  Dialugs,    noch   setzt   er   es   mit  dem  betreffenden  Gespräche 
ist   hierbei,     »o   es   die   Sorgfalt  seUist   im    Kleinsten    gAlt,  in    unmittelbare    ßeziehuu^.       So    gilt   ihm   die   Zeichnung 
nelfaclieii  Täuschungen   ausgesetzt;   er  findet  den  Lücken-  des    Epikureers    Vellejus,    welchem   p.  43    irrthümlich  eine 
lauui     einer     verdorbenen    Stelle    nicht    nur     ungenau     be-  Rolle    in     den     (usculaiiischen     Unterredungen    angewiesen 
stimmt,     wie    Col.    XI,   'J9.     XII,   IJ ,    suiiilerii     bisvieilen  wird,     wie   sie    in    dessen    Vortrage   im    ersten   Buche    über 
schon    nach     dem     .>l.isse     der    Ergänzungen     von     zweiter  das    Wesen    der    Götter    augeoscheiiilieh    bloss    nach   dem 
Hand    abgemessen;     er    triii't    auf  Fehler    in   der    Urschrift,  in   der   .Auffassung,   Alittheiluug   und    Beiirtheiliing  fremder 
welche    erst    in    der    Abschrift    erwachsen    sind,     wie   dta  Lehren     sich     aussprechenden     Grnndcharakter    des    Epi- 
für    diu    Col.    VT,    14.    '/ouvi     für    ;j;j><a»i;t    Col.   XI ,   ö ;  kureismus  gehalten   ist,    für    eine  Schilderung    des    Wirk- 
er sieht  dieselbeu    Versehen   wiederholt,    welche   der   Re-  liehen  Vellejus  p.  51;    nicht  minder  soll  das  Lob,    wel- 


533 


531 


«In-«  Circro  (Im  .Akadr'niikrr  CoKi  «^  in  Aiirtti;.'r  'In 
''pIIoJiis  r.  21,  !)S-  s|)<Mi(|i'ii  l;issf,  auf  die  "IrMiilii-  |).ii- 
«tplliiiiusi«  ciso  «Ifs  ;jcs(liirli(liilii'n  Vcllejus  ziiriMki;i'hpri , 
!'•  38,  »ithroiiil  (lorli  Cirpro  liarli  si'innr  di.ilo'jisrliPii 
ilaiupr  ilailiirrli  ziin;i<!ist  sich  sp|l>st  mit  KijcLsicIit  auf 
«lip  KirliPr  jjplipfprtp  DaisJpIliiiC  iIpt  p[iikiirpjs(  liPii  LpIiip 
«cliiiipicliplt ,  in  hpIpIipi"  Pf  «Pill  PTplicarp  zur  .Ainvpii- 
iIhii"  (jplirarlit  liattp.  Zpi(;t  sicli  dann  ijncli  ,  dass  <|pr 
Verf.  alirli  den  Uripfs(il  dps  Cirpro  riillijf  uiibpaclitot  •^<•- 
lasüPd ,  so  »firp  dpr  (iriiiMl  pntln'iilt,  warum  dip  anftrc- 
fppdpii  Pprsnnpn  sich  so  ivenij^  als  pjiikiirpischp  Charak- 
Iprp     lipmcrklich     machpii.  .J.    H.    Krisclie. 


.'](),  PlaJo's  Idppn  ühpr  ilas  \Vpl(j7p|iäiidp.  Kinp  hislnrisrh- 
philnsnphiscIiP  Ahhaii(IIun<^.  Sr.  Ilochurirdpti  dem 
llprrii  (aphpiiMPn  Kirchpii-  iinil  Sihiilrath  I).  Sihiilzp 
/nni  '.'.'>.  .April  !  S4"  '"  clankl>arpr  ^'crphrnii;  jp- 
nidinpt  von  Dr.  August  Heger,  Rprtor.  DtpsiIpm  , 
üriirk    von    K.    Ilpinrirli.       l(i   .S.     S. 

Wäre    «lein  Ref.    dieses   ScliriOcIien    nicht   ron    der    Re- 
(lactinii     zur    Anzei^^e    initfjefhpilt     »lorden,     s(i     «lirde     er 
scti«erlirh    in    den    Fall    ffrkomiiipn    sein,  jpmals    Ivpnnfniss 
davon    zu    nehmen,     indiin     es     « pilpr     in     den    IJurhliandel 
jpkoinmen    zii   sein   scheint,    noch     ir-jenil     pfoas    enthalt, 
«as   die    Anfiiierksainkeit   der    mit   Plato    IJesrhftfd^'tpn    anf 
sieh     zu    ziehen    geeignet    wJire ;    soll    er   alier   einmal    sein 
ürtheil     danilipr      alii^plipii,     so     kann     dassellip     lipi    allpr 
Nachsicht,     ^iplche    er   ans    eijjenpr    Erfahrung^    einer    Ge- 
legenheitssclirift  angedeihen    zn    U>i«en    RPHpittt    ist,    nicht 
andprs   ansfallen.   als   das«   der  ^'eif.   seinem  sclmeren  nnd 
interessanten  Stofl'e    keineswegs  j^ewarhsen  zu  sein  scheine. 
Srhon    der    Standpiinct,     auf    welchen     er    sich    von     vorn 
hpfpin   stellt,    ist     keineswegs    i;ppii;npt,    eine    DnrelMlrni- 
giinj;   «IpsspIIipii    zn    hpfordeiu.      Die   lluaptquelle  der   l'la- 
tonisclien    Lehre    vom     Jl'ellgeiüiide .,    Iipisst    Ps    hipr,    isl 
der   Timäiis    —    die  meist    allegorisii  enden   Piirallehtel  en 
in    der   Republik,    dem   l'liiidrus,     P/iüdnn    u.   n.    scheinen 
die  Schtrierigkeit  des    Verständnisses  eher  zu  vermehren, 
als  zu  vermindern   —    ein    grosser   Theil    der    Dunkelheit 
der  Kosmologie  des   Pinto    lie^t    in   der   J  ermischung  vtil 
Pythagoreischen   und  Anaxagoreischen  Phibisopheineii;    — 
matt   aber   nun   anf  diese   von  ihm  seihst  <fefi'ihlten  Schwie- 
rigkeiten  tiefer    einzugehen,    die    AVeltansicht    im    Timäos 
mit  «leu    ülirigpn    Gpsprachen    zu    vergleichen     und    zu    ver- 
mitteln,  die   Entstehung  der  Platonischen   Lehre   aus   ileni 
^'preine  älterer   divergirender  Richtungen    genetisch    räch 
zuweisen,     und     daraus    eben    das     rechte    Licht    auf    diu 
Dunkelheiten    des   Timäos   zu   werfen,     lässt   er    alle   diesi! 
Kraben    bei    Seite    liegen,    und    heschräiikt  sich    auf    eine 
mehr  declamatorisrhe,  als   ronstructive  Analyse   der   all;;c- 
meinen    Theile   des   Timäos   selbst,   mit    Noten,   die    wieder 
nur   rerrathen,    mit   welcher  Oberflächlichkeit  er   auch  die 
anderrii     von    ihm    zu     Rathe    gezogenen    Werke     benutzt 
habe.       So    lesen    wir    S.    ll     mit    ausd.'iicklicher    Beziii^- 
uahuie   auf  Uürkh   de  plat.   syst.   roll.   glob.  p.  /:   oh  Pinto 
die    abkolute    Vnbeweglichkeit    der    Erde    gemeint    habe, 
hängt  vorzüglich  von  der  Erklärung  des    Wortes   tii  ui- 
^iii^v   Tim.  40'  U.  ab  —  da  jedoch   die   angesehensten 


Ptdlniiiker  der  t/jiilerr/i  Zeil  ilen  SlilUtnnd  behauptet 
haben,  sn  darf  man  wohl  zu  (iiinslen  dieser  liehnup- 
tung  die  Stelle  erklären,  als  oli  die  Aiisileiilntigpii  dieser 
anf  ganz  anderem  .Standpiiiict  stelii'iideii  Schule  eine  histo- 
ris(hp  Auctorit.'it  fiir  PUtos  Viisjchlpti  u.'ireii!  Ilättp 
llr.  li.  sich  die  Ali'ihe  genoinmcM,  l.ei  Uörkli  z»pi  Seiten 
ucilcr  zu  Ips'mi  ,  so  liAtfp  er  eicipii  «pit  besser  pu  un»l 
piiizig  schlageiidpii  Ciriind  gefiindpn  ,  wpsshalb  der  Slill- 
«(aiid  dpr  Krde  angpiiommen  werden  muss  ,  weil  nämlich 
eine  Axenilrphiing  dprselben  nicht  mehr  erlaubte,  von 
der  täglichen  IJewegung  des  Fixsternhimmels  zu  sprechen, 
.üp  bei  Plato,  wie  bei  Aristoteles,  eine  so  bedeutsame 
Stelle  eiiinimint.  Auch  « as  Hr.  B.  weiter  sagt:  dfisx 
I  lato  im  späteren  Alter  eben/'ills  die  Heireg'mg  der  Erde 
um  die  Sonne  angenommen  habe,  berichtet  Plutarch 
nncli  einer  Ueherliejerung  des  Thenphrnst ,  ist  keines- 
wegs aus  einer  grnaiipn  Aiistiht  der  cilirten  Stelle  Quaestt. 
Plat.V  ni,  I  hervorgegangen,  wo  es  nur  heisst:  ÜFDff  ooiorui 

dt  noonioTuoei,  Tif>  llfdruivi  Trofot'iTfO't}  ytxniiluti) 
fiiTc'.iiiAfn' ,    <i'ti    VC    TConorv.nvnav    äTTudilrrt    rij   yj 
Tijv    iiiaijv    jrojonii    vor    -nawiic.      Da    Hr.    U.    selbst 
kurz    vorher    des   philnlaischen  Centralfeuers    gedenkt,    und 
gleich    nachher    auch    IJiickh's     A'erniiithiing     viel     Wahr- 
scheinlichkeit   zuschreibt,    ilass    i'il>erhaiipt    die    den    Pvtha- 
[^oreern     lieigpipgte     I!e**egni)g     der     Erde     um     die     Sonne 
vielmehr   auf  jenes    Ceiitralfriier    gedeutet     werden     müsse, 
so    lag    doch    wohl     nichts     näher,     als    Piatos    Sinnesände- 
rung   auch    in    diesem    Stücke    vielmehr    als    eine   Rückkehr 
zu     der    Ansicht     des     Phiinlaos     zu     befrachten.        Dieser 
ganzen     hdclist     wichtigen     iiiiil     lehrreichen     Auseinander- 
^J|•^znllg    läiickh's    scheint    llr.    15.     freilich    auch     gar    nicht 
ili'-    gebührende      Viifnierl.saiiikeit     geschenkt     zu     haben  , 
sonst   hätte    er  auch    im    Texte   S.    1'^   die    Aeusseruiig  »er- 
iniedeii:    im   Phädrus   drückt  es  {da«s   die  Erde   da«   unbe- 
wegliche   C'entrum     des    Weltall«     bilile)     Plato    symbolisch 
so   aus:  die    J'esla  bleibe  bei  der  grossen   Wanderung  der 
Götter  allein   in    der    himmlischen    U  ohnung,     w.i   jeilen- 
fills    I5(i(  kir«     ilirecler    Wider-jirnih    I.    <.    p.    Wl.\    ganz 
übersehen    isl:    und    «enn    auch    hier    der    Dciitiing   auf  da« 
Cenfralfpuer   glejchfalls  der  l'untand  piit;;cgen«)ehiMi  sollte, 
dass    es    gewagt   scheint,     jene    Hestifi  als   ilie    zwiilfle  iler 
(jütter    in   <las   arkadische   Weltsystem    des    Phihilaos    her- 
einzudrängeu ,   so    ist   doch    jene    Auslegung   auch    mit   dem 
Systeme    der   acht    Kreise    schwer   vereinbar.      Am   ärgste» 
übrigens    ist  die    unbegreifliche    Note   S.    1"),     »o    es,    nni 
die    Rpileutsanikpit    dpr    neiieiiniing     des    Alls    in   dpii   ver- 
schiedenen   Sprachen    zu    zeigen,    \, örtlich    also    beisst;    im 
Griechischen     bedeutet    nämlich     /douo'    dasselbe,     wx 
bei  den    Lateinern    munns    vel    opus    publicum,    ein 
Gebäude,   das  zur  öff^entlichen  und  allgemeinen  Ergötzung 
aufgeführt  ist!      Ref.,     der   seiiipii    Aiige-i    kaum     iraiile. 
schlug   sogleich    das   Citat    Cic.    N.    O.    II,   .!.').    nach:     ilie- 
ses    aber    besagt     von     der    iirspriinglichcn    Bedeutung    des 
griechischen    y.noito^    kein    \Vorf,    «omierii  drückt  »ich  nur 
von   der   <iot(heit    im  ^'crhältniss   zur  ^Velt    hndi-t    bildlich 
so    aus :    inesse   ali(juem    non    sotum    habitatorem    in    har 
coelesti  ac  dirina  domo,    sed   etiam  rectorem  et  modern- 
tnrem  et  lanr/uam   archilectum  tnnti  operis    tantiijue  mu- 
neris  ,      »voraus     man     ebenso      gut     folgern     könnte  ,      ilasn 
/.oaiiui   ursprünglich    opus    überhaupt    bedeute;    und    ila» 


533 


536 


Mpitlio  ■;llt  um  ilrr  Slrllc  Tii.s.iil.  I,  'J'.),  «oiaiif  sirli 
ilcr  gli-i.lif.ills  1011  Hrn.  15.  «-itiito  Knii-sti  in  il<r  Claris 
«.  >.  miiniis  \<e/.ie\\t:  «o  (i«(t  in  ilriiisollii-n  I5ll«lo  mo- 
Jcintor  taiili  opeiis  et  iiiiitieris  sonaimt  «inl,  man  mag 
11(111  iiiuinis  als  GosilifiiL  ">ler  als  eine  iWIiMiilicIiP  Loi- 
»tnii"  lilcrset/on.  Dir  liiMlpii(nn^'  iIcs  l.id-inisrlicii  mtin- 
i/ms,"  Zicrilc,  hat  Hr.  15.  ti^enU  iiarlilier  ganz  ri.litif 
aii"e"rbrn:  «nssic  er  «lann  aber  «irklitli  nirlit,  «lass  ilic- 
•««•ni  ilas  gricfliisrlie  /.iloilo^  Hürtlicli  «-iifsiiriclit  (PI in. 
HisJ.  >'.  II,  4.),  "•"!  'lass  CS  ilie  iilicreiiisfiiiimciKlc  niiil 
iife  »icilcrlu.Kc-  AnjT'ilx"  J«'""  Alton  ist,  «lass  l'>tha;;(ira9 
»nrrst  das  \Vi-ll;;cb,'ln(lc  »osen  <ler  in  ihm  herrschenden 
Ordnung  so  genannt  habe?  vergl.  PInt.  plac.  philüs.  II,  1. 
und    mehr   bei    Benllcv    ojjnsce.   p.   347. 

fllit  derselben  L'iigciiaiii(;keit  und  h  illkiirlichrii  Ent- 
stellung ist  nun  aber  auch  die  Hanptijuellc  lies  Textes, 
der  Tinu'ios  selbst,  bemitzt  norden,  so  dass  auch,  wer 
nur  eine  getreue  Uobersicht  der  dort  iiiedei gelegten  Leh- 
ren Plato's  za  fiiMJen  hollte ,  sich  wesentlich  gelauscht 
linden  iiiirde.  AVir  heben  nur  zwei  Stellen  heraus,  die 
mehr  als  Alles  bciieisen,  «ie  Hr.  B.  ron  den  Eigen- 
thünilichkeiten  des  Platoniscliei  Systems  nichts  »eiliger, 
als  ein  klares  Dild  besitzt:  S.  5=  Gnlt  schuf  das  Uni- 
versum vcrmiige  seiner  hüc/isten  Kraft  und  Energie  der 
geistigen  Ansihauung  nach  einem  inneren  vnltknmmenen 
Urbilde  oder  nach  einer  ewigen  Idee  u.  s.  «.  und  S.  (i: 
Da  Gottes  Wesen  seihst ,  dessen  Abbild  und  Offenbarung 
die  Welt  und  ihre  Erscheinungen  sind,  ewig  thälig  und 
schaff'end,  nie  ruhend  und  in  sich  selbst  verschlossen 
gedacht  werden  7nuss ,  so  ist  auch  das  All  der  Dinge  in 
einem  ewig  trirhenden  Wechsel  zwischen  Sein  und  Wer- 
den besriffen.  Hier  begegnet  uns  zui Orderst  die  ganz 
iinplatonisclie  Ansicht  von  einem  inneren  Urbilde,  nach 
«elcliem  die  AVclt  von  Gott  geschafl'en  sei,  »ahrend  sich 
die  Ideen  oder  31nstorbildcr  rielmehr  ausserhalb  des 
(icistes  und  diesem  gcgenstiindljch  in  dem  xunoi  roijTUi 
(Rcpubl.  VII,  p.  ÖI7  B.)  oder  VTTiuor^dllOi  befinden, 
in  uelchem  sie  von  der  Gottheit  selbst  nur  angeschaut 
«erden  (Phaedr.  p.  247  ü.);  und  «eiin  Hr.  B.  auch  die 
Stelle  im  Phadros  als  dichterisch  oder  allegorisirend 
abweisen  sollte,  so  liegt  doch  gerade  dem  Timaos  selbst 
die  nämliche  Ansicht  zu  Grunde.  Vergl.  p.  52  A:  TO 
■.'Uta  -vauTa  t-j^ov  tiÖo;  .  .  .  lovto  u  Ör,  votjari^  ij- 
t.r-/sv  inia/.OTlstv ,  im  Gegensätze  des  aiadijrov,  dui:ij 
ficc  aio9ljO£o);  Treotkipiiöv ,  aus  welcher  .Stelle  zu- 
gleich auf's  Deutlichste  hervorgeht,  dass  anch  oben,  wo 
«Oll  der  Weltschopfnng  selbst  die  Rede  ist,  p.  27  D.  die 
Bezeichnung  der  Idee  als  V0i',r,ii  UETi'.  koyuv  Ttsoi- 
KViZtÖv  sie  nicht  etwa  als  im  Geiste  enthalten ,  sondern 
nur  als  auffassbar  durch  denselben  and  eben  so  objectiv 
darstellt,  wie  es  die  Sinnenwelt  der  empirischeu  Wahr- 
nehmung ist.  Was  ferner  ilie  Energie  der  geistigen  An- 
schauung betrillt,  vermöge  welcher  die  Schöpfung  der 
Welt  erfolgen  soll,  so  ist  diess  gleichfalls  eine  ganz  un- 
platüiiischc  Vorstellung,  da  jene  Anschauung  an  sich  zu- 
nächst nur  die  eigMii-  ^'ollkomraenheit  Gottes  begründet 
(Tot).;  oiOTllQ  ö  ilioi  tüi/  ^eiög  ioii,  Phaedr.  p.  249  C.); 
liüren  wir  den  Timäos,  so  schafft  Gott  die  Welt  mittelst 
Terniinftigcr  Ueberredung  (t);Tü  Tietdovi  ef2(f{i0V0g,  Tim. 
p.  48  A ,  d.  h.  vermöge  der  Gewalt  des  Geistes  über  deo 


Sloir,    und    zwar    weil    er  gut    ist    (Tim.   p.   29    E.),   und 
ilesshalb    nichts   ausser   sich    wissen    will,     was     uiclit   nach 
Möglichkeit    ebenso     vollkomineii    wäre,    als    er    selbst    es 
durch    die  Tlieiln.ihme   an   der  ewigen  Wahrheit  der  Ideen 
ist.      Uiescn    wichtigen    .Satz,     welcher    gleichsam    als   der 
Srhliissel   der   ganzen    Platonischen   Schopfiingstheorie   gel- 
ten   kann,    hat  aber  Hr.  B.    ganz    unbearhtei  gelassen;   erst 
ganz    am     Endo    .S.     |5    finden     wir     vielleicht    einen     An- 
klang   davon     in    der    höchst    geschraubten     uiiil     unklaren 
.Stelle:    der    Himmel   und    die    Gestirne    sind   darum    ge- 
schaj/en,    damit    das  grosse    und  jirachtvnlle   Universum 
dem  roll/comniensten ,   nur  mit  der    Vernunft  erkennbaren 
Wesen  zur  Nachahmung    und  Theilnahme    seiner   ewigen 
Natur  so  ähnlich,   als  immer  möglich,  wäre;   was  ohnehin 
mehr  auf  Tim.    p.   4/    B.    geht,     wo    Plato    von    der    Mög- 
lichkeit  spricht,     welche    der    regelmässige    Lauf  der   Ge- 
stirne  n.   s.    w.   dem  sinnlichen    IMciischen    zur    Erinnerung 
an    die     höhere    Wahrheit   und    Wiederannäherung    an   die 
Gottheit   gebe        Jedenfalls   würde   Hr.    B. ,     wenn    er   jene 
Lehre     lon     der     göttlichen     Güte     als    Grund     der   Welt- 
Sfböpfung    in     ihrer     vollen     Bedeutung     aufgefasst    hatte, 
nicht   in    den    grossen    Irrthum   verfallen   sein,    welchen   die 
zweite    oben     hervorgehobene    Stelle     seiner     Abliaiullnng 
enthalt.       Denn    es    ist    geradezu     unbegreiflich,    wie    .Ic- 
niand  ,    der   den    Tiinaos    gelesen    und    verstanden    hat,    die 
Bewegung    und    den    Wechsel    in    der    Welt   nach  PLito   von 
••iner     ewigen    Schöpferthatigkeit    Gottes    herleiten     kann, 
während    es   dort  gerade    im    Gegentheil    heisst,    dass   Gott 
sich   zur  Schöpfung   entschlossen    habe,     weil     er    wahrge- 
nommen,   wie   der   Stofl'  sich    nicht   in    Ruhe    belindc,   soli- 
dem   ohne    Ordnung   und  Gesetz    bewege!    Nicht  Bewegung 
nnd  Werden,   sondern    Ruhe    und  Stätigkeit   ist  es,    worauf 
nach    Plato   die  Wahilieit   und  Vollkommenheit  einerSache 
beruht,    wie   es   gew  isserinaassen    Hr.  B.    seist  spater   S.  14 
ausspricht :    darum   ist  auch   alles   Zeitliche  ein    stets  Be- 
wegliches  und   leränderliches ,   ein  Gewesenscin   und  Sein- 
werden;   nur    das  Hein  selbst  ist   das  Ewige    und  Unbe- 
wegliche;    eben     daraus     geht     aber    mit     ^othwendigkeit 
hervor  ,     dass   die    in   der    Welt   forlhcrrscliende    Bewegung 
nicht  aus  der  durch    die   ewig    seienden   Musterbilder   ge- 
leiteten  Thatigkeit    Gottes,    sundern    von    einem    anderen 
Factor   herrühren   muss,    über    welchen  jene    nur    so   viel 
vermocht     hat  ,      dass    die     in     der     Naturnothwendigkeit 
(ävdy/.r)   begründete    Bewegung    durch    Regel     und   Mass 
dem    Urbilde    stätiger   Einheit    möglichst  genähert    wurde. 
Dass   überhaupt  nicht. Alles,  sondern   nur  das  Gute   in  der 
Welt  lon   der   Gottheit  herrühre,    ist    ein    bekannter   und 
berühmter  Ausspruch   Plato's,   vgl.   Republ.   II,  p.  oTft  C  : 
dieses    Gute   ist    aber    nicht    der    ewig    wirkende    Wechsel 
ztpischen  Sein   und  Werden,  sondern  eben   nur  dasjenige, 
was  dem  Sein  analog  ist,   während  dagegen   ilie  Manuich- 
faltigkeit,    aus    welcher  das  Werden  hervorgeht    oder  sie 
hervorbringt,  vom   Uebel   ist;   und   wenn   Hr.   B.   S.   7  von 
der     Wcltseele    als    dem     Principe     des    Lebens     und     der 
Selbstbewegung  der   Welt  sagt,    sie    sei    aus  dem  ewigen 
Wesen  der  Gottheit  selbst   nach    den  himmlischen  Jdeen 
von  Ewigkeit  geschaffen,    so    gilt  dieses    wieder   nur  von 
dem  Einen   ihrer   beiden  Factoren,  der  to.vtoÜ  dvva^lif 
wahreud   die   &azeQOV  övvafxti  gerade  dem    ^iij  iv  ent- 
spricht, für  welches  die  Ideen  wahrlich  kein  Vorbild  sein 


53' 


5:i8 


koniit.Mi,  vgl.  S<)|j|iis(.  [).  'J5')  (!'•  Am  iii>ni;;.-.tf ii  oiiillicli 
kdiiii  lieliaiipfet  (leriloii,  tiass  ilcr  Pl.i<i)iii.S(  lie  Dem'nirg 
nie  ruhend  und  in  sich  vemclilossen  ((iMlaclit  «prilen 
iiiti<»i',  HOKin  der  Tiinäos  p.  4^  K.  mit  ileiitliclicii  Wor- 
ten ilas  ;;eraile  Gp^eiitlu'il  saj;!:  nailiilpiii  «las  gm«««-  Ganze 
gexrliaUfii  ist,  zielit  er  sicli  selli.it  loii  iliT  Volleiiilniisf 
<|ps  Kiiizeliii'ii  ziiri'ick,  und  überlässt  iliese  ileii  d.'lmoiii- 
»itien  Wesen,  »elclie  er  selbst  soeben  erst  gesiluillen 
hat:  nnd  iiocli  deiitliclier  ist  dieses  Znriukzii'lien  der 
güttli<lii'n  Hand  von  der  Welfre';ierunjj  im  Politiciis  |i.  27J  K, 
aiis<redriiekt,  ho  eben  die  niclit  von  tiott  herriilireiide , 
sondern  in  dem  uiiverniinftigen  Elemente  der  yiuicni;, 
dem  än.'toui'  (Phileb.  p.  :J|  A.)  liegcnile  ihr.titior  öv 
PC.itli  die  Olierlianil  ^eninnt.  AiieJi  mit  der  ;.'leirbsani 
mdraliscIiiMi  .Selbst.'liidigkeit ,  «elcli«  die  Weit  als  ein 
freies  verni'infti^es  Wesen  von  der  Gottheit  erh.'llt  (Tim. 
P-  37),  wiirde  sich  eine  Wel(rej;iernnt;  in  unserem  Sinne 
des  Wortes  seh»  erlicli  vertragen,  nnd  »teit  ciilfernt,  das 
Bestehen  derselben  zu  fördern,  nur  dem  Tadel  anheim- 
fallen, welchen  Pinto  andersnn  (Kep.  IV,  p.  42())  gPR*"" 
das  faro£ieo!}ui  oder  nachbessernde  Ein;;reifpn  in  die 
ttpeirhen  einer  organischen  Gntwickelung  ansspricht.  Frei- 
lich »»eiss  Ref.  nohl,  dass  die  neueste  Philosophie  ihre 
eigenen  Theurien  von  euiger  üchöpfunj;  u.  s.  vv.  auch  in 
die  Platiitiische  Lehre  hereinzutragen  versucht  hat,  und 
Zeller  (Platon.  Studien  S.  '.'(jS  (f.)  dem  Tim,'ios  iu  dieser 
lieziehiiiig  geradezu  das  Hecht  ,  »örtlich  verstanden  zu 
«erden,  abspricht ;  aber  auch  abgesehen  von  der  g.'inzlichen 
Unhaltbarkeit  solcher  Auslegung  (vgl.  Heinliold  quaestio 
ad  Platnnis  physiologiam  pertinens,  Jcnac  IS-tO.  4.),  hatte 
Hr.  B.  es  jedenfalls  sagen  miissen,  wenn  er  den  Tiuiilos 
so  rerstanden  wissen  »ollle,  und  dass  er  es  nicht  gewollt 
hat,  dürfte  schon  daraus  erhi'llen  ,  ilass  er  diesen  S.  Ö 
gerade  ilen  meist  allegoiiairenden  übrigen  Dialogen  ent- 
gegensetzt. Üb  derselbe  überhaupt  dasjenige,  was  in  der 
neuesten  Zeit  von  ^Weisse,  ISonitz,  Stallbaum  u.  s.  w. 
über  die  hier  möglichen  Streitfragen  gesagt  worden  ist, 
bei  seiner  Abhandlung  gekannt  und  erwogen  hat,  geht 
aus  derselben  nicht  hervor,  und  lässt  sich  eher  <las  Gegen- 
theil  veruinthen;  wir  willen  daher  an  sio  als  Gelegen- 
heitsschrift diesen  IVlasstab  nicht  legen  ,  und  hiermit  Ab- 
schied von  dem  Verf.  nehmen,  indem  wir  uns  für  die 
anangenehme  Empfindung,  ilie  uns  der  Widerspruch  mit 
ihm  verursacht,  durch  das  Bewusstsein ,  unsere  Recen- 
sentenpflicht  erfüllt  zu   haben ,    trösten. 

K.  Fr.  Hermann. 


.57.  Quaestionnm  Platonicarain  specimen  alterum,  cnui- 
mentationem  tertiam  continens  in  libr.  de  repubt. 
II,  20.  ill,  3.  IV  (lies  et)  21-  V,  8.  Quo  so- 
l%mnia  jurcnum  e  gymnasio  Guilielui(i-£ruestinu  iu 
literarum  uuiversitatem  dimittendoruin  indicit  Auau- 
sttis  Gotthilf  Gernhard.  Vimariae  1840.  Mit  den 
Schulnachricbten   l(j  S.    4. 

In    dieser    Gelegenheitsschrift    behandelt    der    würdige 
Veteran,    dessen   Stuilien  sich   in   der   neuesten   Zeit  ganz 
Torzüglich  der  Platonischen  Republik  zugewandt  zu  haben 
Zeitschr.  f.  d.  AUeithumsw. 


scheinen,  einen  der  inferessaiitcsten  Puncto  der  Snkra- 
tisch- Platoniochen  .Moral,  iler  eine  nähere  wissenschaft- 
liche Betrachtung  um  so  niebr  beilarf,  als  er  von  den 
bisherigen  Darstellern  der  Platonischen  Philosophie  ent- 
weder gar  Mi(ht,  oder  doch  nur  in  höchst  äiisierlichcr 
^Veisc  als  eine  Ausnahme  (Tennemann  B.  IV,  S.  I.JO) 
beachtet  uordeii  ist,  obschon  er,  richtig  anfgefasst,  mit 
dem  Alittelpuncte  des  ganzen  .Systems  in  engster  Bezie- 
\i\>»H  steht.  Während  es  sich  nciinlich  sowohl  bei  einem 
Denker,  wie  Plato ,  von  selbst  versteht,  als  auch  durch 
ausdrückliche  Stellen  bestätigt  wird,  dass  ihm  die  Wahr- 
heit als  ilas  Höchste  gelten  niusste ,  das  für  Gölter  und 
i>ienschen  alles  (inten  Ursprung  sei  (Legg.  V,  p.  730  C), 
muss  es  höchlich  aulFallrn,  ihn  anderswo  wiederholt  von 
einem  il'irdo;  h'  dtuvvt  ytvuiiivov  reden  und  den  Satz 
aufstellen  zu  sehen,  dass  es  unter  linistanilen  auch  nütz- 
li<h  und  erlaulit  sein  könne,  die  Unwahrheit  zu  reden, 
wohin  ausser  den  von  Hrn.  G.  behandelten  Stellen  Re- 
publ.  II,  p.  .3,s,'  C,  III,  p.  4|4  B,  V,  p.  4.^9  ll.,  auch 
Republ.  I,  p.  i\\  C.  und  Legg.  II,  p.  (iii.'j  D.  zu  rech- 
nen sind.  Auch  schon  im  .Vlterthumo  ward  dieser  Wi- 
derspruch bemerkt,  wie  von  dem  Verfasser  der  Einleitung 
zu  der  Rhetorik  des  Ilermogenes  T.  IV,  p.  '.'4  ed.  Walz, 
der  sich  dieser  Bemerkung  bedient,  um  den  Tadel  zu 
entkräften,  welchen  Plato  im  Gorgias  über  die  Rhetorik 
als  Kunst  des  Trugs  und  Aer  Täuschung  ausgesprochen 
hatte;  und  wenn  man  auch  in  Beziehung  auf  diesen  spe- 
ciellen  Piinct  überhaupt  von  einer  späteren  Mililerung 
des  unbedingten  Verucrfungsurtlieils  durch  Plato  selbst 
sprechen  kann  (Gesch.  und  System  der  Platon.  Philos. 
B.  I,  S.  .'')r7),  so  würde  doch  für  die  vorliegemle  Frage 
im  Allgemeinen  die  Annahme  einer  blossen  Relaxation 
des  strengen  .lloralbegrills  um  so  weniger  ausreichen ,  als 
einerseits  gerade  die  strengsten  Stellen  in  Plalo's  spä- 
testem Werke  ,  den  Gesetzen  ,  vorkommen  ,  andererseits 
die  Rechtfertigung  einer  Lüge  durch  die  Umstände  gani 
in  gleicher  Weise  schon  bei  .Sokrates  in  Xenoph.  ;Mem. 
IV,  2,  17  ir.  vorkommt.  Eben  daraus  aber  geht  der  enge 
Znsammenhang  dieser  ganzen  Theorie  mit  den  Principien 
der  Sükratisch- Platonischen  Ethik  selbst  hervor,  sowie 
auf  der  andern  Seite  in  der  Achnlichkeit  der  Lehre  der 
Meniorabilicn  mit  der  Platonischen  Republik  ein  grosser 
Beweis  für  die  Richtigkeit  und  Treue  iler  Xcnophon- 
tischen  Darstellung  liegt,  deren  Uebereinsfimmung  mit 
.Sokrates  ächter  Ansicht  bekanntlich  von  Dissen  und 
Brandis  gerade  unter  diesem  vermeintlich  nnoioralischen 
Gesichtspulicte  der  Relativität  angezweifelt  worden  ist , 
s.  Gesch.  und  System  der  Plat.  Philos.  S.  2fi4  ff.  Viel- 
mehr könnte  man  zweifeln,  ob  Xenophon  selbst  von  sei- 
nem gemein  praktischen  Standpuncte  aus  die  Lehre  seines 
Meisters  und  i>Iitschülers  iu  diesem  Stücke  gntgeheissen 
Labe,  wenn  man  liest,  wie  er  in  der  ('yropädie  I,  (i,  .31. 
von  einem  Lehrer  spricht,  der  da  gelehrt  habe,  o'i' y.cit 
Tovg  (f'ikuvc,  dixaiov  tiij  Ei;aziaTav ,  BTti  ye  nyud^iji. 
xal  y.ktittEtv  To.  zujv  yiAwK,  iui  ye  dyaSti),  durch 
diese  Lehre  aber  so  vielen  Missbrauch  veranlasst  habe, 
dass  der  Gesetzgeber  es  vorzog,  einfach  das  dXrj9£i'£lv 
■/xiX  /.u)  t^a:iuxav  u.  s.  w.  vorzuschreiben;  in  logischer 
Hinsicht  dagegen  konnte  es  Sokrates  unmöglich  zugebeo, 
dass    der    formale  Begriff   des    Rechteo    durch    bestimmte 

36 


jJ9  ?.40 

llaiiill>;ii"<'ii     ilii  trsi.ili     i.<iriiiir(     »iirilr,     iliis«     i'f     ilii'siii  .mi     nur  ■  i  lir.n    Oiii      iiml     zu     i  ii  krhrtiii    />tf(k<'ii     ■iiij;o- 
iliifrr    iillrii    (  Iiisl/Uicli'ii     iiIn     l'r.'iilii  ;it     t,'i'l>ulir>'ii     ixlrr     ^.ii  uimlil    iiiiil.       Dniii    ilarin    ln'Sd'lit    allci  <liiiü.'>     il.is    \\  cKfii 
nciiirii    liill.ill    n<i    iliiii'ii    liilii'ii    iiiiixlf,    «rir.iiif   ^irailr   clw  «Irr    l'laliiiiisr  lifii    \Vi««ih>rlia(l  ,     «Ins*     sip     inior  ijiiv    Tui 
iiiriKdii     /iillirriciri     iiiiil    Tritj;!*«  lilii»M'     <liT     Sii|iliis(cii     lii--  dyii^hii",     il.    Ii.     kciiiitiii>s     ilri     riciltijjpii     IMillol     7:11     ilcii 
iillirrrn:     iinil     »»■>    iliilin     iJr.ikli.'«  !i     lirilciikli<  Il    sr  lii'iiii'ii  licsd'ii     /ni-ckni     ist     ( l'li.it  inlil.     |i.      174     C;     Ri'|iiilil,    ^'1, 
kuiiiilc,    ):'''''■    ""'■     xii'ili-i'     n»*    (l<ir<  Il    i^'>»   <iiiiiiil|iriiii  l|>  p,   ,V  1.')    Ii.),     und     twr    siih    al>o    7.    Ii.    ilcr    Lii^'x     «ii    iiii- 
ilrr   .Siikratiüi  Ik'Ii    .^ioral,    ila>N    allr    'l'iii;riiil    auf   ilriii   \\  i»-  rpriitcii    Dint^cii    lirdiciil,    XTifllli    clii-li    ilailirrrli,    ila>s  iliiii 
»eil    lirriilii-,     iiiiil    ilii'sos    all<-iii   iIit     rirlili^'i-     und   üiilipn'  dip     Wi.^.si'iimliaft ,     nruii    aiirli     iiiilit    dc!'    (ir^feiistiiiidrs  , 
Mas^-Iat     iiii-iiscIilicIiiT    llaiidliiii;;)'!!    sriii    kikiiiii'.       Driiii    sii  liln-r    ui'lrlii'ii     rr     ilii>    (Iijh  aiirliPit   sa{;t  ,     so    diicli    dii'    iiii- 
;:i-falirli<  Il    rs    laiid-lr,    da-s    'l'ndtsi  lilayiii,    Xlclilcii,    Ijdf^t-ii  glpicji    liiiliiTi'    der    rrclidii    An»  pikIiiiijj    ((f  LXH'IJOl :,    >li'iic) 
u.   s.    tt .   linier    l'iiini;iii'lrii    clx'nso    n-i  lil     .>riii     kfinni',    als  ji,    SN)   al>t;<'lil  :    »pr  nlnT  zu  fiiinii  nalirliafl  j,'iitpii  Zwpiki- 
das    (jf;;fiitliprl,   s«    1  rrs«  Il » and    dicsr    (irfalir   snforl  durch  liigl  ,     folilt     rlwiiso    «"liij;,     als    Hor     piiiPiii    \Valinsiiiiii|;i'ii 
du-     ü<iliii(;iiiii' ,      ilass     siili  Ins     iiiilit     aus     Lrldriisi  liaft ,  die    Waden    <  nrcnlhalt     iidiT    putx  rndpf  ,     dii-     sriii    Ki(;pii- 
.Srlhslsui  lit   oilpr   siiiis(i;:rr    ^  ■'rlilrndilii)^  ,    sciiidiTii    inil    der  lliniii    sind    ilSrpiiM.    I,    11.    ül),    und    sii    Ist   es   denii   aiirli 
i'olli'n  linl>plan;;<'iili<'il  iiinraiis«  liir  Uelipr/riijiiiii;;  (;psrljpli<',  driii    lirziflicr   siiHnlil,     als   dein    <>psi'lz^plipr   iidir    l.pilir 
dir    aus   der   (irf>tcii    Einsitlil    in    die  Aaliir    der    Jlaudllint;,  eines    Slaates    ver<;(>iiiit ,    zur    TjIiim  liiiii^   seine   /iillurlil  y,ii 
«lil*    iiergiiiiliilie    !S(elluii(;    und     alle    UinstMiide     liel  vorgehe ;  iieliiiieii,     » n     der    .Sinn     des    Z<it;liiit,'s     iiiler    Llnlerjfilx-neii 
und    sn  koiliint    «laiiii    das  (laii/e    elieii  nur  auf  «las  lirri'iliinfc  zu    Iddile    oder    liesrlir^nkt    ist,    um    die    AValirlieit    und    das 
ParadiiXiiii    hinaus,    iielilies    l'lalo    >or    Allem    aus    der    So-  Kerlite     in    sriiiein     ei^'eiitlii'iinlii  ln'ii    (■eitaiide     fassen    und 
kr.itischeii    lAlorai     heri'il>erj;eii<iiiiiiieii     hat,     dass    IXiemaiid  suli    anei;:iien    «11    kliniien.        iNuii    ^ill    dieses    freilieh    aus 
mit    Wissen    und    Willen    Intel  lit    lliue,    sondern    alles  Uii-  deiiisellieu     (irunile     auili     ledi^lieh     für     die    Weisen     oder 
reilil     nur     auf    der     Unii  isseiilleit     heriihe     (Kitter    Gesch.  Pliilos<>|dieii  ,     »ie    sie    l'lalo     insliesoiidere     an     tlie     .Spil/e 
■  ler    riiilos.    I(.    II,    .S,    447;     OT;;!.    IWamlis     in     ^lehuhr's  seines     idealen    .Slaals;;eliMudes     sielli:     der     AJei^ler    ,.darf 
Hheln.    AIiis.    I).    i,    8.    I.'H).       Am   deullieh^ten    zeii;t   sich  «lie     Form     /eriireelien  ,      mit      nriser      Hand      «ur     reelileii 
«lieses    in    dem    kleineren    ili|i|iias,    iler    ja    gerade    au«  li   von  Zeil  '    —    jedem    andern,    und    naineiitlii  li    am  h    dem    Mors 
dem    Aipriiiilfi'    au^i^elil  ,    »elelier    «lern    Odvsseiis   als    Liij;-  pni|iii  iseheit     Praktiker     Hird      es      dajfpj;en     mit     deiseUieii 
Her     und     Triifikünstler     geniaeht     «iril,     und     daran     rhen  .Stren;;e    lerlioten,     nie     man     liem    Kinde    ein    -.'efillirliehes 
die     üeneisfnliriinf;     knüpft,     dass,     uer     mit     AA'issen     und  Werkzeug;    oder    ilem    Laien    die   .Aiiiveiiiluii;,'   eines    t;ifti;;en 
Willen    die  L'uKahrlieit    sage,    liesser    sei,    als    nein   solelie»  Ar/iieimitlels    entzieht    (Hepubl.    lil,   p.    iS'')'    "'"'    lii''''a"s 
un<«  issentlich    und    Hlllrnlns    Le(;egne ;    sei     aurh     liier    der  fol^t   denn    anrli    iiin    selbst    iler    (iruiid  ,     »esslialli     in    den 
grosse   Unlersehieil    zuiaeheit    teclinisehen  ]''ertit;l>''il<'n    und  (ie.,et/en,     wo     die    |>ersöiilielie    Ainreseiilieit    des    Weisen, 
sitlliehen    llandllinjien    ülierselien  ,     den     srhon     Aristoteles  «le     (jleiehsam    ile«    Arztes,     »egf/illt   (Pulillc.   p.    290    C), 
Kth.    Nie.    VI,    Li,    :i.    ilcr   Sokratisrhen    l,elire    ent»e;;cn-  der    (ieliraiiih    «ler    Lüge    lielier    ganz    untersagt,     als    inog- 
liiell,    uiul  Seiieea  Epist.  XCl'.  mit  den   Worten  ausdrückt:  licliem     ,Alissl>raiiehe    l'untaiid     jfegelien     wird.        Uncli    ge- 
vis   Si  ire ,    (ju/im    (lissiinilis   sit   illtnum    nrlium    cuiiditiii   et  schieht   es    auch    hier   noch    iienigstens   mit   einer    geviisspii 
liujui?    in    Ulis   excusalius    est    vuluntale    peccwe ,    ijiiaiii  Limilatinn ,     »eiche    «leii     relatiicn     Charakter    der     .Sache 
casa ,    in    li'ic   mnxima   culpa  est  sponle  delitnjuere    —   so  selbst   nicht  aufhebt:   die   iMpiiscIien.   heissl   es   Lejji;.   ,\l, 
\ii    doch     diese    Ver»  echseiiiiii;     durch     den     nolhu  eiidi(;eii  p.    i,||i'i    D,      drucken     skIi     srhleilit     aus,      indem     «le    von 
Zusaiiimeiiliang    mit    dem    obigen  Sat7.e    (vgl.    auch  Xennpll.  Lüge,      ISelriig     und     Falsrhiiiii    s.igeii  ,     dass    der^tleielien 
Mein.    .Socr.    III,    VI,   4;     .Aristot.     Etil.     i\ic.    \'II,    2,     I.)  zur   rechten  Zeit   häufig   ohne   Keehtsverlil/iing    ge.<i  liehen 
völlig    gerei  htfrrtigt ,    ja   selbst    ton    denjenigen,      »eh  he  kitiine ,   die    rerlitu   Zeit  aber,     »ann    und    »o   dieses    stall- 
norh    neuerdings    die   Echtheit  jenes  (lesprächs  aus  andern  linde,     uiibestiiiimt     lassen,     noilureh     sip     selbst     grossen 
Cirüiiden  aiigefurhteii  haben  (Zeller  Platoii.  Studien  S.  t.V.')  Schallen    leiden    und    Andern    zufügen;    uiul     dieses    zu    lie- 
als    echt   Sukratisch   anerkannt,     und    auf  sie    gründet  sich  richtigen,     folgen    dann     nähere    liestimmungen ,    die   znar 
denn    auch    die    Theorie    von    der    erlaubten  Lüge,    mit  «el-  den    .Meineid     und     die    Lüge    gegen    liöliere     im    weitesten 
eher    wir    es     hier    zun.lc  hsl    zu    tliiiii    hal^'o.       Oas   einzige  Lmlange     aiisscliliesi<en  ,      im      (  ebrigen    aber    der     Graect 
wahrhaft  Schlechte,    was    dem  .Alenschcii  w  idei  fahren  kann,  fides   slillsrhweigend    noch    immer    einen    weiten  Spielraum 
nagt  Plato,    ist,  der  Wisoensihufl  vei  lustig  /u  geben  (Prolag.  lassen,    der    auch    durch    spätere    .Moraltheorien    nicht    »ei- 
u.    34.S    13:    IUI  Vi    7«o    '(("';    iOTi    /.a/)j  ccut/.il-,    t.llOitJ-  ter     verengert     worcleii     zu     sein    scheint.       Selbst    die    Stoa 
iilji   Orii>};!h]i'(U),    und  dem^jemass    ist   auch    mir   diejenige  gestaltete     ihrem    AVeiseii    den    (iebrauch     der    Lfnwahrheil 
Unwahrheit    taileluswertli  ,     welche     ein    .Alensch    ans    Uli-  ynia    /7  0/.A«s    f'"'   (j^oti    ol/.iilUfiuii,    insofern    es    ava 
wlsspiiheit   s|iricbt;   diese    ist   das    tii)    uvtl    Ipudo.;,    »el-  oi^yy.aiallLOtcui,    d.   h.     ohne    selbst    daran     zu    glauben, 
dies    er    Kepiibl,    II,   p.   .Js;^     dem    iv     70/\'    Luyoii    ent-  geschehe    (Stob,    erlog,    eth.    p.    .'.jO ,    «ergl.    Plutarcli.   de 
gegeiisetzt,    die    Uii»ahiheit,     die    in   der   Seele    ihren   Sitz  Stoic.    repugii.    c.   41:      f  0/ /.a//,"    yuQ    Ol    aocfoi   (pevdet 
hat,    und    gegen    diese    ist    also   ziiuärhst   der   Kampf  der  yuioiTdi    Ttgui    JOl'i    Cfui'Aol'i    xtii   (favjaoiav    lla(tl- 
Fhilosophie    gerichtet,    »alirend    gerade  dasjenige,    was  wir  OTuai     Ui^avtv  .      Ol'     /(t;^'     nhiav     Ti'jS,     Oiy/C-Tai^i- 
Lngp    neiineo,   die  wissentliche  UiiHahrheit,   den  Kern    und  Ofuji);    dass   die    Skepsis    ihre  LIehliiigskategorir   der   Re- 
Grund   der     Platonischen    .Moral     nicht    afficirt  ,     und     nur  lativitjit   auch    in    diesem    Piinite    nicht    iiTläugnet« .     sehen 
dadurch    zum    Fehler    wenleii    kann,   dass   es,    »le  jede   an-  »ir    aus   Sexlus    Kmp.     adv.     .Mathcm.    VII,   42;    und    von 
dere   llaudlaiig,   au»    Unkeiiutniiis  des  richtigen   Gebrauch«  der    Lebeiisphilusophit.»    ilcr    Kaiserzeit    konnte    maa   auch 


541 


542 


kpiiiiMi  liiilioriMi  Slaiiilimmt  pr» arten,  als  iliii  lloiludui. 
Actliiu|i.  i.  21'-  aiisspricilt:  y.o.tuv  '/uit  lioii  y.ui  tu 
ipni)i/i,  ijTitv  uJ<fSKuvv  rote  tJyoucci  /.iijöiv  xuru- 
rikärrcij  riii.;  dy.oiovTi'.i ;  vprj;!.  Dixilur.  ftlaji  p.  70; 
Max.    Tvr.    XIX,   3;    Lmlan.    Pllilo|is     c.     1.    u.   g.    «». 

Uirsc-j  ist  alsii  in  si-iiien  <iriiii(l/,ii;;eii  Am  iiileressaiile 
Prnlilrin  antiker  i^Ioral ,  hpIcIii'»  Hr.  (r.  in  ileni  lorlie- 
t^rnilen  Proijrainine  belianilelt,  (>li;;leiih  er  das-iellie  /ii- 
lel/t  aiiiierü  lö^en  zu  küiinen  i;l.iiil>t,  als  wir  es  so  elien 
ail.1  Irin  :iy(i)C()v  Wivduq  der  Sukratisili  -  Plaldnisilieii 
Etliik  selbst  abgeleitet  lialien.  Er  enlscliulilijjt  <■!)  liieils 
ex  communis  antiquitntis  opinione ,  qiuie  callidiliitem  cum 
J'ncuniliit  siilet  luimiruri  {[>■  1  >),  was  ivir  nni  »<i  «eniger 
auf  Platd  liliertragen  zu  iliirfeM  glauben,  als  dieser  uerade 
da>  ton  Hrn  (i.  angefiilirte  Uei!<|)iel  des  Antiilvkos  (Odjss. 
XIX,  39Ö.)  in  der  KepnbliL  I,  p.  .i.H  B.  mit  oll'enbar 
tadelnder  Ironie  erwähnt;  tlieils  aus  dem  [Jeberj^ewirhte 
der  Vaterlandslirbe  in  (irieelienland  über  alle  anderen 
Rnrk.oirhteii  Miid  der  Bedentiiii^,  «elrlie  Platii  der  Har- 
monie iiM  Staate  beilege  (p.  t4j  ,  wobei  aber  immer  die 
Fra;;e  ührlg  bleibt,  inwiefern  die  Platiiiiiailie  Aloral 
i'iberliaiipt  den  !^atz  habe  anlassen  küniien,  das«  der 
Zweck  die  Mittel  heilige,  was,  wie  wir  gesehen  haben, 
iiirht  einmal  so  iiiibediiii;!  bei  ihr  der  Fall  ist.  Doch 
Wftllen  wir  damit  das  ei>^en(hi'iiiilielie  \'prdieiist  dieser 
.Abliaiidlling  liiebt  schiiifilern  ,  welches  insbesuiidere  auch 
in  der  kritisrlieii  und  exegetischen  Uehaiidhiiig  der  ein- 
zelnen hier  eiiischbigendeii  Stellen  besteht,  worin  wir 
Hrn.  ü.  gri'isstentlieils  beipilichlcn;  nur  p.  '.^S..'  15.  glan- 
beii  wir  doch  mit  Schneider  die  handschriftliche  Lesart 
ij  TOl>  tlpSOOiierot'  dadnrch  tertlieidigen  zu  miisseii,  dass 
hier  ein  iloppelter  <iej;ens.it/.,  der  Tsiiscbung  in  der  Seele 
gegru  ilie  in  den  If'orten  ,  nnd  der  T.'UKchuiig  des  Setint- 
gelausc/llen  gegen  ilie  des  Belogenen  besieht,  welcher 
auch  eine  doppelte  Appiisition  nicht  nur  üii  rechtfertigen, 
sondern    selbst    zn    cerlangeii    scheint. 

K-    Fr.    Hermttnn. 


58.    Disseiitiii-  ilt.'  Iü(;o  Platonis  Criton.  p.  48  E. 

^/.o.icoiitev ,  uV  yadi,  y.oivrj,  y.ui  ei  tit]  t'xni  o.v- 
ttkeyett/  £f.iov  kiyovxui,  dvjikiyi,  xai  ooi  TreitrujAur 
ii  da  ^ij ,  :tavouc  ijdij,  u'i  (xayägte,  7ioKK<xxt<;  ^iol 
heyujv  tov  ainov  koyov ,  w^  X9>)  i^^ivda  äxüvTun' 
'Ai}rjva(U)v  i^te  dniivai-  ui;  iyvi  zieui  :iokkoi' 
rroiovuui  Tttioui  oe  vavia  Tt(JC'.TTeii>f  dkku 
fi  IJ  äy.nviui- 

De  bis  retbis  ,  qiiae  niiruin  est,  (|nantniii  exrrciKi  ;nt 
interpretum  ingenia ,  necdum  a  quoqiiain  satis  rerte  iiitel- 
lecta  esse  lidentnr,  operae  pretiuiii  fiierit  h.  I.  paullo 
accuratius  disserere.  In  quo  quidem  negotii)  ita  versa- 
bimur,  ut  priinum  varias  hiijus  loci  interprefandi  rationes 
ab  aliis  inveutas  in  judicinni  vocemus,  deinde,  qiiomodo 
intelligendus    esse    videatui  ,    cxponamns. 

Disputat  Sucrates  cum  Cntone  de  eu,  nam  justuw  sif, 
ut  ex  carcere  exeat,  invitis  Alheniensibiis,  an  nniijnstum; 
quod  si  justum  esse  appareat ,  periculum  faciendiiin ,  s\u 
uiinns ,  isto  cimatn  abstinenduin  esse,  cetera  oinnia ,  pe- 
caniae    üiimptum,     mortis    disiriinen    hiiic    aui    qiiae»tioni 


e,s<e  poslhalienda  ail.  (Jiiod  cum  Crilo  iicgaie  non  po- 
tiiis.set,  seil  ma(;istri  senaiidi  studio  captns,  quid  facien- 
dnin  esset  anibigerel,  age  lero,  inqnit  .Sucr.iles,  rem  nna 
roiisideremtis ,  ac  si  polneris  ar^nuiiiit  i  mn  refellere, 
tibi  obteinperalio,  sin  iniiiiis,  desinc  tandein,  .leiiijier  mihi 
enndein  sermoiieiii  repeterc  ,  ut  diras  oportcro  me  invitis 
Allienieiisibns  hinc  abire:  vlq  £yu»  ntgi  zriit.l  itu  Tiotov- 
11,1/  TTttoui  OE  Tai'ta  Ttfidixeiv ,  dt.Ka  fir^  dyovTOi. 
ll.tec  lerba  iiegotia  faressi»ernnt  interprctibus ,  quoriiin 
oniiiis  discrepaiitia  sententiaruiu  in  en  rertitur ,  priinum 
quod  oe,  iitriim  euni,  qni  persnaderet ,  an  ex  ipso  rerbo 
minni  suspi-nsuiii  enin,  ci;i  persnaderetiir ,  iiitelligendum 
e-se  putareiit,  diiliitariiiit,  deinde  quod,  quid  esset  xavxU 
Kiiti.iTHV ,  iiou  »ideriiiit.  iXcqiie  eiiiiii  corruptiim  corri- 
geinliimqui'  locniii  ,  seil  interpretandnm  esse,  tum  ex  ipsa 
leibornni  siinplicitate  prnbabile  est,  tum  ne  minimum 
qnidein  corrnptelae  »estigiiini  comparet  in  codd.,  nisi  quod 
in  iiiio  Viiid.  pro  äy.(iv(ui  legitnr  dyovza,  cujus  rei 
caiissa    in    proniptu    est. 

.\c  Ficitiui  qnidem  haec  verba  ita  interpretatur :  Equi- 
dem  inniti  facio ,  persuaso  tn  haec  agere,  non  autein  in- 
rilo.  Quam  iluclissiini  inedici  interpretationem  ita  rnin- 
parafaui  esse  observavit  Unitmannus ,  iit  rcilou^  a£  siie 
in  codice  repertum ,  si>e  ab  ipso  imentuni  legisse  piitan- 
dus  Sit.  Ei  autem  lectioni  taiito  minus  liilei  tribuenduni 
erit,  quod  non  solum  ull»  alia  auctoritate  conRrmatnr , 
sed  iie  seiisiim  quidciii  bonum  praebct.  Qnidnain  eiiim 
f.-se  pulabiiniis,  quod  Ilt  agat  liou  iiitito  Critone,  Socrate» 
tarn  inasni  faciat?  iMminim  ut  maneat  in  carcere.  Hoc 
auteiij  quamqnam  dici  pnterat  renn  71'^UTTeiV,  si  non 
ipsa  res,  quai-  facienda  e.sset  (id  enim  T((("'ro  rr^</f/'t'  dici 
ojiortuil)  sed  qualis  esset  i.  e.  lionfstane  au  iiihonesta , 
jusli  an  iiijnsta  esset  sigiiificaretnr.  quornm  illuil  ger- 
niaiiice  dieses  zu  tliiin,  hoc  so  zu  handeln  diciimis.  tauien 
et  obsriiriiis  haec  Ins  lerb  s  dicta  essent,  qniiiii  Terra 
nnd-TTilv  non  possit  iiisi  ad  Critoneni  referri,  illo  anteni 
sensu  xatTd.  tili-  Situ  -TTuärTlir  exspertes ,  nrque  in- 
Irlligeretur ,  cur  .Socr.itps  niiilti  se  farere  alfirmaret,  ut 
persnaderet  Critoiii,  aibi  in  c.ircere  niancndum  esse,  ne- 
que  autem  pers'iaderet  invilo.  Ita  enim  loquitnr ,  qui  in 
ista  persuasione  ad  universam  alterins  vitain  atque  salu- 
tein plurimum  discrimini.i  esse  significat.  Fngani  autem 
quod  Vorrates  reciisabat,  aejre  quiilem  ferebat  ainirissi- 
iniis    cir,   ad    ipsius   autem   salutrni    id    non   perlinebat. 

(Folßus  atque  Schteiermuc/ierus  pronomen  Of  snbjecti, 
quod  dicitur,  loco  habentrs  hoc  dicenlem  faciuiit  Soi Tä- 
tern: nam  ego  inagnum  duraui,  si  /Hi7/i  persuaseris,  ut 
haec  faciaiii,  inodo  ne  noienli.  In  qulbus  quuiii  id,  quod 
sibi  faciendiini  esse  diceret  Socrates,  ipsa  fuga  infelligenda 
esset,  eamque  capessendam  esse,  ut  sibi  persuaderetur , 
ideo  se  plurimi  faceie  simularet,  quod  vifam  serraturus 
esset,  non  possent  autem  verba  ravT,r.  noi'TTfn'  ciim- 
modo  aut  de  iis  rebus,  quas  ad  paranilam  fugam  irioli- 
turiis  esset  Socrates,  aut  Je  justitia  vel  injustitia  fugae 
iiitellii'i,  .Tppafet,  hoc  quoqne  sensu  TOtTU  rtoilin  di- 
ccnilum  fuisse.  Ceteruui  acute  observavit  Bnttmannng, 
multo  magis  coiivenirc  Socratis  personae,  ut  quuui  ilnbi- 
tarpt,  nuiii  silii  Crito  id  persuasurus  esset,  vel  potius  non 
sibi  persuasurum  esse  certo  sciret,  TteQi  ttoUov  uv 
-roioiurv  potius  quam    ni^i  Tiokkov    TToiovfJca  diceret. 

36* 


543 


544 


Quill?    niioil    IX*    per   »iiiiiilatioiioni    ijiiiildii    (jli'iii    vilne 

Ncriuiiilap  rii|ii<lit.i(<'iii   |)iitaiiiiis  t>i|;infi('aliiriiiii  fuiitse  liriim 

"rni  i.-i.siiiiiiin  ,     i|iii|ipc    <]ui    in    toto    srrniiiiie    im   iiiiiiimuni 

iimilriii     i.«(ius     n'iiinrela^    fecerit    iiiiliiiiiin.       üeiiiil«    illa 

iiliji't'd   (iiiil!<siii   ijiiiiMi   pt-r  üt'   iliira   ac   iiiuli'sta   rat  (at  illa, 

iiiiain    Triiliiiiu«    .statiioliat    ossc    in    Sopli.    Oftl.   IV.    374, 

inü.;  Tofifit  npui  kzto's,  i'jore  /i>:t'  an,  fn'jr    uf.kov, 

lioru   (foK    oori,    ß/.u(l>ut  ^Ot'   (i'r:    qoum    liaec    ifa   iii- 

tiTprrlarrlur,   ij   Tl'cf/.ujOli   ocij^tl   oe,    yin   uidac  ßov- 

letat   ijfr'ii'ai   ae)  *),    tum   m  nr;;rinH    frrdir,    qnnil    no 

tprbis   ijiiidiMn   d/j.d    /J)]    äyovioi    pruiionien    fiof   ailili- 

tiiui    est.       Mihi    siilet    onim    in     rjiisilrni     pnrsuiiaP     icrbi« 

)^rni(i>iis  partiripii,    ubi    aliiiti   casus   Incum    ublinpt,    pru- 

noniinp    tlpstitiii ,    iii.<ii    si    iil    ipsiiin    nouipn    vrl  pron^moii 

;iiifi>i'rsüprit ,     all     i]Uoil    parliripiuni     (loteat     rrfrrri.       Ita 

AriHtiipli.   Ran.    tuf.   ßui'Klt  TUXf'ct»  Xai    XaTävTi;    00t 

•(üi'iov) :   vr    Tov  ^i\   löi    i'iiTUs    '/s    fii]  ßadiOTiAuP , 

]iriiiii>inpii     iioi'    PX    Ooi     ünpplpiulnni    iiniitti    piitnit,    ijiiia 

inlorru^at    Horrulcs,     UarchiH    rrsponilpt;      nun     potuisset 

«jno    niolpstia   omitti,    si     bai-c    Dinnia    unius   fuisseiit   Her- 

rnlis    quaprpiitis:     ßoi'kli    Tcixtiuv    y.ai    y.axdvT)]    fis 

'fodoui  ii'>i  uvTOi   ur,   ßafiiOT.y.oii ;  Ita  ptiam  hoc  loco 

lila   urationis    ab    aliu    rasu   ail    j^piiitivuiii   absülutnm   ron- 

ipi'iiio,     licpt    alias    frrqnpntisüinia    (rf.    Stallb.    ail    Svnip. 

p.    IÖ3   B.     ftJatlh.    ^r.    §.    5(1 1.     Kiipbnori     «r.    ainpl.    II. 

({.   (ist.)   ailniuilum   iibMcurani  pt  inrnncinnani  reililiTPt  spu- 

Ipiitiaui,     iuiino    iiP    aptani    ijuiilem   Surratis   roiisiliii.      Qui 

ijiinui    supra    iliiprct:    ozo.l(J(/f t",    oj  ya3i-,  yoiVT],  y.al 

ti' 7TT]  i^i/s  uvTiKeyeiv  ifiov  fJyoi'ioi,  dvri'Keyt ,  yai 

cot  ■:ziiOuuaf   hoc   ipsniii  propusilum   forp   futurae   ilispti- 

tationi    aji'bat,    ut   Criloni   de  vpritate  ejus  sentpntiap,   ijuam 

ip«c   profpssus    prat,   airtiratius   pprsuailcret,   iil   auteni   ijuo 

•  ertius   fiprpt,   ciiiii  ,    si    liabprpl,    (juoil    contra    illaui   sen- 

feiitiam    pssp    liilpretiir,    hortabatiir,     ut    proferret.       Ilanc 

igitur   aniuii    voluntatpni  ,    ut  clariiis     enuiiciaret,     iiitprpo- 

siti«   illis   ti  de  inj  —  aTTllvui,    hapc    adiliilit    vJi    tyuj 

-rSQt   nokkov   noioi'uai   lisiaat    crs  y..  t.'K.   ijnibus   quid 

aliud   euiM   ilicere   pulabinius,   nisi   hoc,   pluriuii   sp  faccre, 

ut  pprsnadcat  Critoni,    npc  tanipii    invito  J 

Hafc    .ii    rpra    sunt,    ut    arbitramur    ipra   psse ,    siinul 
etiam   proflifata   est  Butlmanni  seutentia ,   ita   intrrprptan- 

*)  Saepius  in  lioc  i;eneLO  poccaluni  est.  ut  Sopli.  Pbil.  405. 
xaC  uoi  TinoaaätO-',  öiaii  yiyi'Maxiif ,  öri  laui  ii  AxQnäwv 
igyu  xüi 'Oduoaiui:;:  i|uoil  nun  est:  ut  intellij;.iin  ab  Alri- 
dis  et  L'lixe  injuii.iiii  ortaiu  esse,  sod:  mihi  concinilis 
ila  ,  \it  i'n/n's  pcrsujsiim  sit ,  al)  Atridis  cl.c.  cui  inlei'pie- 
t.itioni,  51  rede  siulintiaruui  rationell!  perspexeris ,  nun 
ubstaut  verba  se(|ueiilia  :  t^ouia  j'«o  rtv  x.  t,  /.  ibidem 
V.  1252,  quae  veiba  sunt  ^e(lplolellli  ,  ui.?'  oväi  rot  oij 
/nni.  TiilS-oiaa  in  öfiüt ,  nun  possunt  aliler  intilli^i,  nisi: 
ue  manu  quideni  tua  .uldiicor,  ut  qiiidc|uaiii  laciain.  Vcris- 
.*iine  Popno  ad  Tbiic.  II,  40.  ßt^Juwcino^  dh  o  ä^iuoac;  ow- 
Itir  ■■  ..e\  lei^ibus  lin^uae  ,  inquit ,  iufinitiviis  ,  iilii  novum 
^ulijeeliun  additiiui  noii  babel,  ad  subjecluui  veibi  po- 
tioris  releremlus  est  ■•  Cui  qnidein  legi  nnu  adversatur 
Sopli.  Pill!.  459.  ü/.i'  }j  niiijii/n  —y.VQoi  ilinixouat'i  fioi  lo-iui 
TO  Auuiiii',  wijtf  XfOTiiaini-i  doiinr  '|»ia  liuruin  verboniin 
scnsus  est;  «ÄAd  tt;»'  nnui'.iuv  ^y.\;Qnv  iyi'i  oxfQ^ot j  ojot£ 
tionia&ai  äouM.  "luillitiir  t.iiiien ,  inutati)  snbjeetu ,  ac- 
cusativus  pionominis  ,  si  appu.iituin  est  pai  licipiuiu,  rjuod 
ad  illuin  debp.ll  referri:  Honi.  Iliad.  II,  ;60.  oüiU  xac 
h.Tii.iovoiv    vnttoxtotv ,    yjinff^    UTitOTUv    —    "JXiov    iii:isnoi'.vT 


li»,  iit  ztitK'  :inai  n  IV  idem  sit  ac  :i  uiioth'.i  hör 
spii.in  :  nani  pgo  nia^ni  fario  tibi  pprsuadrre,  ut  hnr  farian 
i.  p.  ut  desiiias  tandeni  paiidpui  sacpc  rationcui  rpppterc. 
A'am  iipqup  hoc  pntpst  sij;iiilieare  zccOTa  TloäxTeiV ,  et 
Iioc  si  Plato  dicprp  loliiis.set ,  srripturiis  fuisset  zoiio 
inj  Tloffiv,  at  liaec  verba  non  ad  llt'.voai  r,dlt,  seil  ad 
illa  iloKKi'.yji  /lot  Ityinr  jov  avtov  koyov  rpfprenila 
psspiit.  Atqiie  silpre  ut  Critoneni  Soirates  juberet,  sati.s 
erat  .siinplicitpr  puni  dixisse  ■yrirrcFat  l]f^l/,  non  opus  erat 
additi.s  verbis  w»  iyuj  ncol  Tiokkor  TCUloi'HUl  /..  T.  /.., 
quasi  linc  psspt  oinnis  disputatiunis  roiisiliuin.  ut  silenduni 
tandpu)  Critoni  pssp,  nee  lero  ut  injustam  esse  fu<;ain  persua- 
«leretur.  Quare  illa  »erba  £/'  öl  li>; — dltti/af  proxiinc 
antpcpdpntibiis  £1  nrj  f^i'C  —  ■JTiinouni  opposita,  liaec 
nutpni  tu;  iyio  TtEQi  ■jrokkoi'  —  dy.OVTOi  cum  iis,  quae 
initio  posita  sunt  tryo-^iDfifv  —  y.oivrj ,  arctissiuie  coii- 
juii;;pnila    pssc    cpiisenduin    PSt. 

Aliilfo     ptiaiii    minus     probari    piitest   Stalliaumii   ratio, 
qui    qiiiini    et    ipse    0£  subjertnin    habeat,    haue   verbis   sen- 
tentiam    iiipsse    putat:    nia|;ni   aestimo    t«    mihi    persiiadcre 
conari,    ut    id    faeiain ,   h,    p.    ut   fu^'aui   rapessain,    inoiln  ne 
mc    invito    lioc    faeias,     dpiiidp   eam    lerbosius    ita   exponit  : 
„vpiierosam    tuain   amicitiain ,    qua    (it,    ut     mihi    hoc   roii- 
siliuin   idpiitidem   suadeas,    utique    plurimi    facio,   spiI    noit 
hoc    coinmittere ,    ut    iiicae     ipsius    vuluiitati    ac   spiitPiitiac 
nihil   tribuas ,    quuui    i'<;o    solraiD    lioii    reruin    extpriiarum 
monipntis   rouiuiuieri,    seil    solius    veritatis    virtutisque   ra- 
.tionibus."      At    pnim    rero    primuni   in   liar   intprpretatione 
iisdem   oflpiidiiniir   orationii«   saipbris ,    quas   supra   in    VV'ol- 
(iaiia  reprehcndiiniis  atque  illaiii  dicendi  breritateni,qua  verbis 
itT,    ay.oVTOi  ""■>    aildituui    pst   pronomen,    tanto   niolestius 
fprinius,     quanto    majore    cum    ^raiitate    Stallbaumius   So- 
cratis   voluntatpin    ac   sentcntiani,    ut    hominis,    qui    solius 
veritatis   virliitisqiip    rationibus    ducatur,     levitati   Critoiiis, 
qui    reruiii    fortuitaruui    mumentis  conimoveatur,    oppositam 
PSSC     voliiit,     quam     quideni     oppositionem    a     Stallbauniio 
fictaui ,    non   ab   ipso   co),'ilatain   scriptore   esse   qiiivis    intel- 
lijCet.      Dcinde   quod    verbis    zuuTt'.    7l(>aTTclV   fu^'ain    üo- 
cratis  significari    putavit,    hanc   quum  sinipliciter   diei    sati.s 
esset,  nee  rero  earuui  rerum,  quas  ad  eam  capessendam  a{;i 
ac  parari   iipcesse  esset,  mentiu  esspt   facienda,    non  icuTit. 
■JTQaTTElV,  sed  touto  Tionn'  dicpiiduin   fuisse  ex  iis,  quae 
supra  monuimus,  sponte  apparet,  et  quae  iiifra  p.  54  C  legun- 
lur  dkku  fir,  ire  :iiioTj  Koirwr  :i  o  i  £  iv  d  /Jyei  uükkov, 
l'j   r,ii£i^  lucnlentissiine   declarant.      Tum   si  bencvulentiam 
quiilem  Critoiiis,    qua  conimotus,  fügsam  ut  capesseret,  iilen- 
tidem  sibi  persuadere  conarelur,  laudare   Socrates   voluis- 
set,     non    neiOai,    sed   ^reiitdv  dicendum    erat,    qucuiad- 
modum  siniili   in   sensu   infra  p.  ö  I  B.   i;  TTSidftv  r,  izoiEii- 
d  dv   yeksi'T].    C.  i)  Tceii^eiv  avTi]v   7j  zo  dixaiov  7ce- 
(ft'Xf    positum    est.      Cl.    Apol.   S.   p.    18  B.    iireii^dv    rt 
v.ai  xazi]y6(jOvv.   D.  vjiui    dnentt^ov.    p.  1't  B.    »V/- 
ßakkov   Ol   dtußakkovzsi.      Fallitur  enim  Stallbaumius , 
quum    repetitae   artionis  sij^nificationem  hoc  loru    in  aoristo 
inesso  opinetur.      Nequ«  enim  conari   aliquid   et   identidem 
facere    aliqnid     idem   est,     neque    illa    aorist»   potestas   est, 
nisi   in   sentcntiis   infinitis,    quibus    aliquid   certa  hominuni 
rerumve    coosuetudine    et  usu   cnnstare   affirmatur.      Quoil 
loDge  secus   esse   li.   i.   in   prompta     est,    utpote    quo    solus 
Crito   non   solere  persuailere,   i.   e.   quuties   ronaretur,   ef- 


545 


54G 


ficerc  ,  ut  per^iiailrret,  sed  conan  tiiiiliiin  nncprc  arjn- 
mpnfis  (liceretur,  quo«!  non  poterat  aliter  iiisi  iniperfccto 
tempore  neiVetV  ileclarari.  Hoc  monroius  propterea,  ne 
(juis  ad  »im  aoristo  h.  !.  vindicandam  temcre  abuiatnr 
illis,  qiiae  Ueriiianiius  saiic  non  satis  consiilerate  de 
utriusqup  teniporis  ilisrriniine  iradidit  ad  Siipli.  Aj.  1  105- 
impi'rrectnni  !>ij;niiicare  dicciis,  loluisse  aliiiiieni  aliquid 
faciTo,  sed  nun  perfeiisse,  aoristiim  auteni ,  fecisse,  seil 
sine  .-inci'r.ssu.  Iniinn  nrijnc  iinperfei-tuin  solius  roiunfatis 
sijfiiificafioncin  lialiet,  si  qiiidcui  roliintas  ea  coinplertUur, 
i]uae  intus  rolrinitur  in  aniniu  (hinr  tjOvkKodctL  Gracci 
dixerunt),  desinit  auteni  voluntaü  esse,  ijuUDi  prinium 
alii|iiid  palani  coeptuiii  est  fieri,  atque  id  ipsum,  silsreptani 
atqne  initain  aliqnani  rem  esse,  imperfectum  signifirat, 
iieqiie  auiistus  fartiim  aliqiiid  esse,  sod  sine  successn , 
quoll  qiiuiii  inclioatum  et  imperfectum  esset,  in  ipsani 
iinperferti  potestafem  iiicideret,  seil  perfectuni  atque  ab- 
xulufiun  esse  iiiilirat.  Quod  tarnen  non  iinpedit,  quo 
minus  iiiterdum  aliqiiis,  ijnae  alter  a^'grrssus  sit  nee  per- 
fecerit,  tanquani  facta  et  peracta ,  si  conatns  pari  atque 
res  j^rsta  dij^nitafe  liabendus  sit,  eounciet,  id  qnoil  cadit 
in  lorum  Aj.  tl05.  et  Eurip.  Ion.  1500.  de  quikos  ac- 
rurate   exposiiit  Knehiieriis   in   gr.   ampl.    II.   p.    78  sq. 

SeA  redeunduin  est  eo ,  unde  aberraviinus.  Mostro 
i^itur  loru  Stallbauuiii  intcrpretationcin  etiam  ra  ranssa 
impnibamus,  quod  in  ea ,  quam  statuit  esse  vir  /7Äarw- 
i'l'/.aJiaTOi,  sententia,  quum  Socratis  animns  dircrsus  esse 
■liceretur  ab  animo  Crilonis,  non  poterat  couimodc  abesse 
particula  fAiv ,  niedio  inter  Tisgi  TVoKKov  et  -Tzuioviial 
locü  rollocanda.  Neque  etiam  post  vocabulum  fir^  ex 
superioribus  repetenduni  est  Tceinrji^^  quod  esset:  rereii- 
dum  lel  carcndum  est,  no  mihi  persuaseris  iiivito  (ut 
p.  54  C.  dlXa  fil'j  0£  niiOTj  Koizujv,  cave,  ne  tibi 
persuaserit  Cri(o)  ,  sed  deberet  salteni  7l£i9s  rogitari,  ut 
diceretur:  noii  milii  persuadere.  Verum  enim  vero  longo 
lenior  profluit  oratio,  si  id  ipsum ,  quod  modo  praegres- 
sum  est  quodque  ipsa  flagitat  sententia,  supplemus  Tltloui, 
neque  ad  illam,  quam  ipsc  sensissc  videtur  Stallbauuiius 
oratioiiis  duritiem  excusandani  proiocare  debcbat  ad  no- 
tissiinas  iilas  furmulas  fuij  uoi ,  /.nj  uoi  oiroj^,  f.iij  uoi 
TapKC,  /Mlj  7C?j  (-Itlöp.fidj^  al.  Istae  enim  forniulao 
tehementioris  sunt  aiiinii,  quam  quo  hoc  luco  Socratem 
esse  par  est,  quare  iis  non  raro  i/ecELu)  »el  siriiile  ver- 
lium ,  vel  ejus,  quocum  aliquis  rolloqnitur,  conipcllatio 
additur,  et  aut  in  initio  respoiisionis  ponuntur ,  aut  ubi 
media   oratio  aniini  cominotione  interrumpitur.  *)    Denique 

*)  Cf.  pr.TPtcr  locus  ab  Hcindorl'.  et  Stallb.  ad  Plat.  Piola;;. 
p.  ,S|,S  U.  citatos  So|ib.  Aiit.  577.  fiij  T^ißut;  h' .  El.  309. 
ittjöh'  n^o^  oayriv  7t(ivq  &f(ür.  Plnl.  763.  ftti  djjra  'zovc&  y, 
Plat.  di:  rr|>.  1 .  p.  334  D.  p.  350  E.  /(i-Situmq.  Synip. 
p.  175  G.  Pbaedr  p.  234  E.  Ast.  Adnot.  f.  1  ,  p.  2Sö. 
Goig.  p.  497  B.  Ad  rjiiod  gcnus  icferendus  videtiu'  locus 
Gor?.  |).  512  D.  ubi  quac  post  veiba  äX)! ,  w  fiuxuQif,  Sotc 
ftri  uXi.o  Ji  tÖ  yfvvttlov  y.al  xo  tKyu&öv  ij  tov  atül^Hv  it  itcit 
aiä'f^fG&ui  icguntur  f(Tj  ;•«(.  iouto  ftiv ,  xo  'C^i^v  orioooj'tJ^ 
yjtövov  ,  snv  ys  w5  ii).tj&tL(;  tivxf^a  ^ui^ov  iojl  xal  oit  tpvko' 
tjjv/ritiov'  omni  expcdientur  diniciiUate,  si  incisa  post/i^ 
yÜQ  oratione  ad  baec  ^'eilta  sitpplcveris:  jWjj  yitq  oiov  tqvxo 
flvtti,  sequentia  autem  lioruni  veiboiuni  epexciPsin  esse 
putavcris.  Cf.  de  rep  VI,  p.  509  D.  ubi  ad  ^i^  yuQ  pa,- 
riter  e  praegressis  supplcudum  est  (inoiCni;?. 


ul  p.Tiiris  rem  absoliamii«,  «i  ea  fiiisset  Snrralis  seiilciitia, 
quam  putabat  esse  Stallbaumiiis,  liis  verbis  ilia  etl'erenda 
fiiisset:    f/i;   S'/UJ    ntQt   UuKKov  jilv   710/OVunt    TljV  crf/v 

:routtifuav  Tiel^e/v  fta  toito  tioisiv,  üXka  in)  äxov- 
TOi  (cf.  supra  p.  4()  U.  Ol  (fi/.£  Kottutv,  l)  Ttpodi'ilia 
001'  TloXKor  diia  X.  r.  h.).  Vi  nunc  rerba  .sunt,  si 
illam  iiiterpretandi  riain  teneas  sensuiii  praebeiit  .1  .Soera- 
tis  aiiiino  longe  alienum,  imino  ei  prorsus  coiitrariom. 
(liiiii  enim?  Mum  inagni  se  facere,  sive  multiim  sua  .n- 
ti're.s>e ,  ut  sibi  persuadeatur  fiigani  rapessendaui  esse  , 
vel  aildita  rautioue ,  ne  se  invito  hoc  Hat,  piitabimus  di- 
cere  Socratem  ,  qui  in  tota  ilispiitatione  id  agat,  ut  iii- 
ilignum  et  se  et  boiio  viro  afque  cive  esse  deuionstrct , 
»cl    instante    mortis  discrimine    fuj;ere    iinitis    legibus? 

Quac  quum  ifa  siiit,  mittend i  sunt  iiianes  interpretnm 
riinatiis,  atque  alia  rirciiinspicienda  via  est,  qua  reraiji 
scriptoris  meutern  assequaniur.  Cujus  quiilem  quaestioni« 
taiiquam  cardinem  in  eo  verti  patet,  ut  intelllganius,  quid 
sit  Tloc-CTStV  tl  quum  omiiino,  tum  quid  li.  1.  esse  dc- 
beat.  Consiat  aiitoin  npuTTllV  Tl  in  iiniiersum  esse  ali- 
qnid  agere,  quod  qiiidein  ita  a  TluliiV  dilFert,  ut  quum 
hoc  sit  facere,  i.  e.  auctorein  esse,  nt  aliquid  sit  vel 
eveiiiat,  illud  in  aliqua  re  paranda,  institiiriida ,  exer- 
cenda ,  perficienila  versari  sigiiifiret.  Hiiic  inteiligitur 
primum,  cur  lUfdxrriv  etiam  soliim,  non  addito  accn- 
satiro  objecti,  TtuiSiv  nunquam  sine  eo  diratur,  dcinde 
cur  -Tzuieiv  pariler  atque  eoydCcrTÜai  ,  öoäv  (Critoii. 
p.  51  C.  üxi  ov  di/.ata  ijuä^  l'H/feioei;  ögav,  ä  vcv 
iuij^eiQtti;),  praeter  accusativuin  rei  arrusatiruin  persona« 
adjunrtum  habeat,  TindzTütV  Tt  nunquam  cum  eo  pon.i- 
tur,  nisi  ubi  TtgaTTSa^cd  ti  posliilare ,  exigere  aliquid 
ab  aliquo  significet.  Itnquc  :ioari!ll'  Tt  est  operam 
dare  alicui  rei,  exercere  aliqniil,  ut  Critoii.  p.  47  B. 
yi'upa^öfi£vug  ai'i)^  v.vX  tuvto  TtpdxTCiv ,  et  in  illis 
TU  TTukiTixu  npävTeiv,  To  TÜiv  V/dijvaiujv  npUTTilV 
al.,  vel  indulgere  alicui  rei,  ut  fiorg.  p.  499  K.  oi'/.ovv 
T«i  fitv  '^Qi/OTTui,  -/.at,  ijSovui  y.ui  LuTtaq  v.ai  atot- 
TEOV  iOTi  xu'i  TlQay.Ttov;  atqne  interdum  npaiTSip 
per  se  soluni  est  res  gerere,  snmmae  rnrum  praeesse , 
cf.  p.  317  A.  ni>  yd/j  kadeiv  TtSv  d.vi}giijZu>v  Tuis 
di'ixtitivoos  £v  Tat'i  rrukiat  ■^Qd.Trciv,  ubi  »id.  Heindf. 
.Stallb.  Ast.  Deindo  verbo  rroteir,  facere,  oppositum  e.st 
■:ido-/£iv  (Criton.  p.  51  B.  /;  7i eiifiiVt  )';  touiv  tt  uv 
y.EKevT]  y.ai  Tiäaxuv.  p.  ü'2  A.),  -TzgürTEiv  agere  oppo- 
situm habet  o/okui^ctv,  diigdyuova  l'ivut ,  otiusum , 
siie  inertem  esse.  Itaque  TTgäzTCIV  Tl  est  rem  aliquaMi 
gerere,  i.  e.  oninia  parare  et  adininistrare ,  quibiis  ad 
aliquid  efficiendum  opus  est.  Hinc  in  toto  hoc  sermone 
iibicuiiqne  de  eo ,  quod  Crito  suasrrit  cfliciendo  ,  i.e.  de 
fuga  capcssenda,  scriptor  loquitur,  hoc  :iui£tv  dicitur,  cf. 
p.  52  A.  theg  -xoirjiict-;,  ä  iTiivoeti-  p.  54  D._  «l^^ti 
fiij  ae  neicrj]  Kgixujv  iroieiu,  ä  / f/f/,  uuL'aoi,  ij  ruri^. 
Contra  ubi  ilo  ii.s,  quae  in  causa  <el  damnatu  Socrate 
usque  ad  supplicium  in  carcerc  acta  sint,  dicitur,  haec 
verbo  TlgctTTeoduf  signilicautur ,  cf.  p.  45  E.  itlj  '''oi^ 
aTiav  tÖ  -xgcty^ia  to  negi  ah  dnavögia  -vtri  rrj  Kf^e- 
Tiga  TrerrgaX^ai.  p.  44  C.  ijyijoovrat  avTO.  ovtu» 
Tiengux^ai  wcrxsg  av  TTga^^^-  p.  46  A.  t);s  y<ig 
emoi'ofjg  watoc  xavta  iiavTa  öei  ■nSTt gd^^ai-  Deinde 
ad    mores    translatum    irgdTTlir    est    aliquo    modo    agere- 


5*' 


öiS 


«,.e    *r    -orrrr.    «t   f.  .".'.'  D.    rinnirfli    ri    <:yo    i'.'     Üüt- 

/.oi  i>  tfcuhUaii'i  :iouhni  .  at<|ii.-  mutixEiv  addi«. 
«ilierbio  vrl  a.ljec(in>  iwiitritis  ^'f  iiiris  imiikihiiii  est  farere 
allquiil  sliii|)li<iler,  seil  aj{.Ti-  li.il)i(a  lioiM-statis ,  ailt  in- 
lionr-latls  .-jus  rri,  quam  fa.iainiis,  laliono.  Hiiii-  ill>i- 
.-uiKjiu-  in  lioc  ilialoj;ii  fujja  sola  iiiti-llici'i'f-  rroith',  iibt 
^.iitiiii  mm  fiijCa  roiijtincta  ra  .(.[.'Ualio  est,  iiiim  liunexte 
an  iiilioiicst«' ,  jiiste  an  iiiJHst«"  factiiriiii  git  Sorratos  fu- 
giomi« .  ■Xfja.TXCiv  iliritur,  rf.  |>.  54  ».  uiT£  ydo  h- 
;»ude  oui  (faivsrai  taiTtr  ticxittovii  äiteivov  dvai 
I.  <■.  haec  iiiolipiiti,  Ka  <e  giTi-iiti ,  p.  ö+  E.  Tp^TTW- 
iiiv  raiTT; ,  p-  4ii  B.  ei'rc  carru  noay.rtuv^tiTE  ^l'}, 
p.  40  0.  -idiLouv  di/.ctut  :iu('.So^i£y  —  ;;  r^  dkrj- 
^ein  äö/xi-öuüev  TöTr«  :idvTa  noiuivre^,  p.  51  A. 
xai  rftjosii  räita  n  u  no  i-  öUata  n  o  utt  t:  iv.  Dnii- 
uue  (jnoniam  ex  niofilxis  liomiiiiim,  sire  ex  eo  iiiuilo,  quo 
ae  geruiit  in  vi<a ,  etiaiii  fortiiiia  eoriiiu  pendere  solet, 
hioc  TIqÜitIiv  cum  ailvcrlio  lel  ailjectivo  iieutrius  ge- 
neris  conjoucluin  ronstat  siftiiificaro  aliqiio  esso  rcriiin 
Kuarum  statu,  iit  p.  4.')  D.  y.al  To  ouv  nsgoq,  6  tl  dv 
n'yoini,  tuito  Tindi;oiOi,  quibu?  ufrumque  sigiiifirari 
videtur ,  et  ita  afjnit ,  utiuoqiip  fors  tiilerit,  i.  e.  v«| 
boiii  lel  mall  eniiit  ,  cI  <•()  itiiii«  reruii:  Mi.irum  et  («tiiis 
vilae   statu,    quem    i'lIr^    iis    olilulerit  ,    rf.    lAloiili.    ;iil    Kurip. 

Ale.    Ul\. 

His  exiiositis  satis  eom|)i<iliatHm  esse  pii'aiiiiis.  quod 
supra  dixiinus,  »erüa  Tavic.  'Aodllta  iiou  pirsse  de  fiiga 
Sorralis  nitelli").  Jaui  »ero  (piuni  Critii  Sixr.iti  iiiliil  aliud 
persuadere  roualus  sit,  nisi  ut  fuireret,  iiei-  lero  aut  quid 
ai^eiidom  esset  ad  capesseiidaui  fugaoi,  aut  oinnino  quid 
atreiidoui  in  (ita,  quibusque  nioribus  uteiidom  esset  euui 
dorere  »oluerit,  apparet  illa  lerba  omnino  rem  a  Socrate 
faciendam  sisuilicare  et  oi-  subjeeti  loeum  «blinere  iioii 
posse.  Quae  quuui  ita  siiit ,  Ot  ex  nSKrat  suspensiim 
objeclum  es-e  necesse  est,  ut  Soerales  ma^'ni  se  farere, 
ut  persuadeat  Criloni  ,  pri>liteatiir.  Juni  qiluiu  Sorrates 
non  niodo  nun  rap«-s.seinlam  fus;am,  sed  injuste  se  factu- 
rus, si  fugam  uioliantur  imita  civitate  ,  atque  in  oiniii 
ritae  comlitiüue  ,  etiam  in  extremis  perirulis  jnslitiaiii 
obserrandaui ,  injustitiam  et  ioliiinestam  et  turpem  esse 
doceat,  atque  id  ipsum ,  omni  mod«  juste  agendum  esse 
persuadere  familiari  suo  velil.  eaque  res  sola  tanta  sit, 
eam  ut  assequi  jure  ille  magiii  se  facere  affirmet:  quid 
aliud  esse  putabimus  TaC'TCi  TlouTTStv,  nisi  öi/.Uia  Tlpd.c- 
■csil?  Itaque  his  terbis:  üi?  i'/ciJ  —  Üy.oVJO;  cum  illis, 
in  quibus  tota  Soeratis  seutentia  vertitur:  axoTTohitl',  ci 
'ya^£,  V.oivr  —  -Jitioonai  conjuuctis  ,  cetera  euiui ,  qiia>> 
sequuiitur,  bld  ^idOV  posita  esse  supra  liiximus,  hie 
sensu«  exprimitur:  }iam  ego  magni  /acio,  ut  tibi persiia- 
deum  ita  i.  e.  Juste  agendum  esse,  non  autem  iitvito. 
i  e.  non  ita,  ut  auctoritati  cedens  meae,  sed  ut  argii- 
uientis  convictus  confiruiatusqUc  auiuiu ,  juste  agendum 
esse  credas.  Verbis  igitur  dkkd  fii)  dxovioi  idem  di- 
citur,  quod  infra  p,  49  C.  caveri  vult  Socrates:  xac  OQU^ 
tu  K(jitu>v,  Tatira  v.adofwkoyüiv ,  ötto»;  fjo]  naQu. 
döiav  üiioi.oy^i.  Sommer. 


Öö.     Lufuiii  (A   i'ljiloiiis  INililico  ()lii«>t'oi(ij;iae    lUü- 
plaloriiriH-  {i|ii.'  cmciKlal  t'l   illiisii'al   .l/h.  Juhntiis. 

<ir.li  issimils  est  ille  Itiiu»  in  Plillonii  Politiio,  ulii 
pKil><'<<>plius ,  quiim  rm-li  siie  iiiuiidi  <  iin>  i-rsiinieui ,  quae 
liunc  eius  st.itiim  praere-serit ,  discripsisset  caiisaiiique 
eins  iiniiersam  hanc  atlulisset,  quod  iiiundiis,  qitoties  a 
Deo  iiiodiTatore  relirtus  sit,  nun  piissit  nou  insita  ma- 
teriae  turbulentin  quassalus  in  periiulum  exitiabilis  dis- 
cidii  inrurrere,  liisce  narrat  lerbis,  quoiiiudo  muiidus, 
iuteritui   tuiic   proxiinus  ,  a   üeo   rursus   regi   coeptus  sit: 

Pai;.  '.'7.J.  ü.  -^tn)  <V;  y.ai  rdr'  r,öl^  deuq  6  yoof4ij- 
fiui^  uitdv,  y.ui*U(jolv  IV  d-nogiaii  üvtu,  y.ijöufAtvoi 
Iva  fiii  ■j^ttuao^tt'iii ,  vTiii  xugaxiji  dtakvde't^  Eii  vor 
T);  ?  av  u  fiot  de  ijT  ui  drr  e  I  ü  ov  uvra  j  du  u  v  (>  t'  tj, 
7ral.iv  ecpefinoc  nrrou  Tuiv  nijSakimv  yiyvüf^ievui,  (E.) 
rd  voarioavca  y.ui  ludivra  iv  i^  y.ai}  euvruv  ngo- 
xliga  Tif.Qtddip  OTgE^a<;,  y.uai^iec  tb  xal  inv.vogi^u>v 
diidvurov  avzuv  yai  dyijoojv  d-jzsfjyuCeTai. 

Sed  in  istis  quid  iandem  sibi  relit  illo  o  lij-i  avo- 
uotdrpTOZ  Td7l'iq  nemo  facilo  dixerit,  neque  quidqnam 
nos  juvant,  qui  i'ulitituiii  in  latinam  vel  alias  in  liiigiias 
franstulerunt.  Mani,  ut  bis  utar ,  Ficinus  «erba  */'c  TO) 
riji  dt  DtW/drrTo;  u-rciuoi/  iivra  ronov  sie  interpre- 
fatus  est:  —  i:i  locum  dissimilitiidiiiis  inßttitum,  et  Schleiei- 
mnclifruH  :  — •  in  der  Unähtdlchkeit  unergründlichen  Ort. 
Quid!  quod  ultEifjit;  cum  (ij-ru^  roiijuiiitiim ,  plane  ab- 
surdum esse  videtur,  uiide  fortasse  factum  est,  ut  in  Bek- 
keri  libris  mss  ^}  omitterctur.  Optime  equidem  srio , 
non  semper  locum,  qui  proprie  ilicitur,  sed  spatinm  etiaiu 
ac  re(;ionem  ■voTlUf  locari  locemque  apud  pliilosophos 
inferdum  de  rebus  inlinitis  et  intelligibilibns  usurpari. 
De  spatii  ac  regiuuis  si<riii(iratn  bene  monuit,  qui  nustruiii 
locum  male  iie-lexit,  .'Istius  Lex.  Plat.  T.  III.  p.  4()J. 
De  iisu  pliilosopho  J  quem  atti^imus,  cf.  Simplic.  C'omm. 
in  Arixtitl.  Plus.  Aiisc.  Iib.  IV.  fol.  \V2 ,  a.  coü  dnst- 
giJV  dllitgui  d  luUOi,  itemque  fol.  r.Hi,  a.  ubi  in  egre- 
gia  dispufatioiie  de  vario  vocabuli  significatu  ,  cuius  par- 
tem  G.  Petitus  l>liscell.  Observ.  IX,  '.).  emendavit,  Pla- 
lonem  id^OV  <le  materia  inlinita  in  Timae«  deque  inlinita 
rerum  inielliij;ibilium  iialiira  in  Pbaedro  usurp.asse  duce- 
jiinr.  Adde  euudem  Simplicium  in  .Aristot.  Categor.  fol. 
:i7,  b.  Inf.  et  .3,S,  a.  siipr.  ed.  Basil.  ibb\.  Sed  lUTlOV 
qiiidem  iiitinitam  materiam  Plato  in  Timaeo  nuspiam  nun- 
cupavit,  j^ujgnv  vero  p.  .Ö'J,  A.  D.  videturqiie  cum  Pia- 
tone  Simpticiiis  memoriae  errore  personal  um  Timaeum 
Locrum  permutasse ,  qui  materiam  et  j;a»(>aj'  et  xulluv 
»oearit  p.  (J4,  15.  ubi  Gelder,  p.  ÖL  In  Phaedro  autem 
all  TUTcuv  iueguiigdviov  p.  24,  C.  a  Simplicio  respectum 
esse ,  nemo  non  videt.  Cf.  ile  illo  loco  Hierocl.  ap.  Axt. 
Annot.  in  Phaedr.  p.  4l4  inf.  Adde  insuper  Sophist, 
p.  2.54,  A.  ö  (thv  anodtögaonujv  e/'i  lijv  toO  ^t;  6v- 
■coi  axoTEtvüitjia,  igiß^  TiQoaamd^ivoi  avTii<;,öu( 
ru  ay.oxtivuv  toi)  xdivov  y.aTavoijaaL  ;i;aA£3io;  et 
Reipublicae  locos,  ubi  ö  t)0ljx6q  XOTlOi  commemoratur,  VI, 
p.  nu8,  C.  hW,  D.  VII,  p.  517,  B.  Sed  baec  ouiuia 
nihil  ad  nnstriim  locum  ,  cuius  tanta  in  obsruritate  illud 
kaltem  perspicuum  est,  aiufiOtdlljTu  istam  non  tale 
quidqnam  esse,  cui  tönoi  rariore  qiiodam  ex  iis,  de 
quibu»    ridimus,    siguificstibus    tribui    po.isit ,     sed   scditio- 


:)4M 


550 


niüii  ac  tiiiniiltum  iliri  siii^ulaniDi  iiiIit  .<e  (lJAcri-|Miiliiiiii 
inatcriae  partium,  (juibiis  rollij^atia  et  coiicinnatis  iliiiiia 
Mapieii<ia  liiiiic  rrriini  ciinrentum  riiiiseii§iiinqur  rOecit. 
Couf.  p.  273,  C.  TO  Tiji  Tiakacäc;  dvaofiooxiaq 
tüäui.  Jain  qiiod  iiiiiimIiis  in  illuiii  ri;?  diOfioiunjTOi 
TlöfTOV  dvvai  tlii'iliir,  is<ii«l  vcrliuin,  ii<  tottov  proprio 
üriisii  ilirtiiiii  airipianiiis,  fla;,'ilat;  rpH  iilriii,  pfsi  iioii  soliiiil 
ilr  rrUiis  iis  in  iisn  pst,  qii;ip  fliii<lii  riiiilain  iiiiinprifuntur, 
laiiiPii  Ikk-  I<m()  post  prapcrcssuiii  j^f/(/«o''fi?,  iiiqiie  aduin- 
lirata  priirpllap  iniajjiiip  nun  VOTIO^  male  ronrinit,  iipqne 
quiilquain  nii8  li.  I.  jiitani,  qnap  Stntlidumius  all  ParniP- 
iiiil.  p  1  w ,  A.  all  pxinsanila  iprlia  i\iiiA£rrTai  —'^kl/i)ui 
/A>ymv   rpctp   iloiiiit. 

Ilaqnr  jaiii  p<>  vcnt'iiii  ps(,  ilt  Tii:iui  npqiip  cum  Ci^il- 
)ji/i,  iirqup  runi  (ivuiiuiUTlji,  iiequp  cum  tiival  COD- 
ciiinarc    pcissiniu.«. 

.Sp(1  iicp!  Kl'Olv  liapf  UTTOOta  naiiciscotur  fplirissi- 
iiiam,  .«i  miiiln  alijpcfa  jpcliuiip  inepta  liac  i'ulj;ari,  TO- 
■:iul',  pius  Inco  rpponanius  7J  (tVTiiv .  \-  c.  Iiirntinncni 
aptani  ,  |;pnuiiiain ,  antiqnain,  et  ruins  plurima  cprtissima- 
que  in  rprrntinrum  PUtoniciirnin  lilri»  tlpprclipiiilimus 
veslitcia. 

Vidrlirpt  pprfrpqupns  in  pnrnni  scriptis  usus  Jim  utionis 
o  n']i  dvniiOHiTlji  ui  HO  NTO^,  i<l  qmxl  lior  loci) 
pxpnipliirum  cnpia  ilpimnistrassp  »pprap  prptiiim  prit.  Et 
Prorlua  quidrm  p;;rp[;ip  ista  locutioiip  dpiprtatus  pst,  pa 
qiip,  tanquam  ilosculii  Platonicu,  sut>indp  sua  scripta  or- 
iiavit.  Cf.  pius  oppra  ,  a  Couiinn  pilita,  T.  I^',  p  t7(i 
«upr.  =:  Cominent.  in  Plnt.  Parmpiiid.  pditionis  Stall- 
baiimianae  p.  57-^  inf.  eav  dt  'idtj;  röös  ri  dia  nji' 
i~li  TU  no.ua  (fi'atv  roo^i;!'  focr'/J  (p.  570  siipr.)  «i^o- 
imiuv  r;  ä.}}.ij)  nn  yiyiüitivov,  rJ:ro  tou  Tr^<;  dvo- 
f  on'i  r ijTOi  vnvrov  y.a\  tiJl  vXr/.rjc  doptori'uc  STti- 
r'iyvtCitai  (paot  rr,v  dvouoiÖTi^ra  tuvjijv:  T.  V,  p.  3n 
med.  1^  romin.  in  Parmcnid.  pil,  Stnltbnum.  p.  (i'JH  med. 
ti  yau  Tii  y.ai  iOTiu  a  i^^  u  uoi  u  c  ij  j  o  i  luvto^,  aiKc. 
TU  ti/zat'i^a  d.röuutov  iidui  ü  Rl  duav  7]  ouoei(iiy/.s 
zu!  7iaijä()liy/4u  i<i)v  iTjbf  dvoiionov:  T.  V,  p.  v9-' 
med.  =3  Comm.  in  Parin.  ed.  Stallbaum.  p.'  792  med.  il 
ionv  öiKi/tJTiji,  ai'iißi^of.rui  niTTJ  tiuo^  eni<Tr,v  ro 
liovadiy.uv  — •  Trpo^  dt  ra  uioitijra  to  dcpoiiotovv 
avTu   Toii  vucooii,    to    /ii)  i(iv  ni'id  dianiirrtiv  tl'i 

TOV    t1]i    dvUf^lOlOTIjTOs    U  6  VT  (IV,     TU     ai<l''ylTttV 

rd  uifil]  Tni;  iai<T(i)P  ötoiiini.  Kiusdpin  Prodi  liapc 
sunt  ex  .Srlinliis  in  Plalnnis  Cratylum,  a  Hoisaojiadio 
editis,    p.   ,')1    inf.     ijOül    —     jieTiqXoV    uiv    TtVOi  l<Tl't(j 

Tijv  ^vi]Tijv  (ft'otv  tvtgyeiaq,  at'^/;  o  ti;  tuv  xiji 
dvo /xo  I  6t  ij  T  u  i  i;vix>h-aav  ttovtov — .  Iilem  Pro- 
lins in  Coiiiinentario  in  Pl/itonig  AlriW.  I.  editionis  Creu- 
zerianae  p.  )4  supr.  :=:  Opp.  ed.  Cousin-  T.  II.  p.  'il> 
med.  ul>i  serino  de  aniniabus  tpit  oouiliaxoii^:  —  «Vti 
IXEV  rijq  tvujoewi  tri  i  tuv  axtdctoauv  (ptQOfJEvat  r/Ji 
i^utni  y.ai  TOV  r;J?  d  vo  noiÖTijrog  ■:zovtoi'.  Kec 
nun  Damascius  nobis  hie  conferendus  est  De  Princip.  ed. 
Kopp.  p.  11  med.  (Plato)  xoi'  71  idi  Toi!  ^i]6afii]  iirj- 
daiitujq  övTO.;  dvaxlvijaai  (nimir.  Koyov)  negiSTodiirj 
xal  txivdvvtvaii  iv.TiEaeiv  £10,  TUV  Tiic,  dvo ito  10- 
Ti]TO<;  TCÜvTuv,  i^iakkov  öt  Ttji  dvvrrooTÖ.iov  v.s- 
vÜTtjTO^,  et  Commeni.  in  Plat.  Parmeuid.  Cod.  Aloiiac.  5- 
fol.  311i  i>.   loco,  a   üie   in    .4nimadv.    in   Haiil.  M.   Fasci«. 


1.  |i.  II.'  jam  allato  i-t  PiliPiMlatn:  ijl,.10lf.  di  —  ionv 
'i;itiv,  iiJi  TO  itev  tOdjitiji'ut  t ih'^  d/.ko/g  {uim'n.  tebu« 
.^ensilibus)  «i70or;;TO?  ioriv  dvu.T}jjrittl)r<ll ,  to  dt 
dviOoithJvai  TOt'xoi^  (nimir.  rebus  sensilil'us)  ictÜtIttÖ^ 
yt  Tifjoi  iavro ,  y.ui  ai'TO  f-iiv  (add.  tu)  üuutova&at 

(tVTUl'Q      ll'i      TOV      T  ij  i      dvUUOlUTU^      71  UV  TOP      IX- 

7ii7iTf/v  ')  (nimir.  ioTtv),  tOTi  dt  dvouuiui'Ot^ui  (i.  e-. 
a  rcl)us  seusilibus  dirersnm  fieri)  eic  tu  ui'tii  tuiTO 
{U"i.  taVTip)  (tiiuiuv  Tltottl.^tiv.  Adde  Knslratium , 
qiii  totus  est  Ncoplatunicus ,  Cominent.  in  Ariatot.  Ell). 
Nicoiiiaili.  lib.  IX.  pd.  Aid.  fol.  150,  l>,  »"pr.  Tu  —  m;^ 
/.UTU  (flow  ■^iiJV,  d/kn  duiroo/i —d^iai  yuTuvTf.oi'' 
ittvov  y.ai  diul  uijuiiifvuv  (leif.  dia/Mfj.-))  eti  roi 
l  ij  g  dv  o  iiiiiu  I  ijT  oi  7t  d  VT  UV  d7io(ftutvui  (leg. 
i' 7io<fto.  ^))  y.ui  touTiov  Tivu  n'i  d.Luiluv  /.(Cl  (fduouv 
y.o.i   lu   II tj  UV. 

Krgo  tidps ,  recpiitioribus  Platonins  (ritain  fuisse  lo- 
ciitiuneni  u  rPi  avoituii'iTi;iu-  idiTOi,  itpqne  minus  in 
aprico  est  (id  qiiod  (reuzerum  ad  Procl.  in  Alrib.  I.  p.  .14 
fcfpllit),  pius  foiitPin  illum  ipsuui  pssp  iIp  Pollliro  locum, 
tibi  ex  Ipctiofip  t'iiljrari  ö  r;yC  d'  OiiuluTi^rui  riirrui  rom- 
mpinoratiir.  Fortassp  tarnen  qiiispiain  mihi  ocriirrpt,  Pla- 
toiiicos  suiiiii  illiiiii  r/yc  dvoiiu/UTi.cu;  7iuv[uv  aliunde 
aiil  siia  px  pliaiitasia,  taliuiii  iniagiiium  ropcuiidissima, 
)iaiisissp.  Seil  dtibiiiiii,  si  qiiod  siipprest  ,  de  Platonico 
fönte  ^poplatoiiicap  lorutioiiis  radicitiis  pipIIphI  ista  .S»ia- 
plicii,  ad  locuiii  ex  Politico  proiocantis  Coiniii.  in  .4ristot. 
Ausc.  Phj«.  lib.  ^'111,  fol.  -.'öS,  a.  ubi  sie  disputat:  PU' 
toni  mundum  aeternum  fuisse,  id  quidem  inde  mani/esto 
apparet ,  qund  in  Tiriiaeo  mundum  et  tempus.  tiiiiul  ejr- 
titisse  iii>:*iyo)c  docuit :  a/J.  ha  y.id  ti-.v  ycitatuvo- 
yov  ivdtitijTUi    irki-iiidhuav  ■")    yaTO.    tijv    dnu    tov 

11  'J^y.Tiljntiv  islo,  iit  prüif^rcssü  Jhiriiaicii  loco,  r-o  r<t  po- 
slIumi  .iptius,  (|iiod  hoc  vtrliuin  csl  iiuihciiin  r(  propcliiin 
i'ornin,  qui  procella  abrlpiiiiilur,  quo  noiniit.  Ct  Aiiimailvv. 
111   Basti    M    F.Tsc     1.   p.  .16  sq    et  62. 

2)  KxMiiijilus  est,  i|iii  b.  I.  .1  lilir:iriis  ohliU'i.ilus  tuit,  iisoj 
vcilii  htßZa&iu ,  !iJ  aniiiiiiui  tiaiislali  ,  <|ui  viliis  et  libi- 
Jinihiis  l.ieciatus  est.  (^1.  WiUo  locis  al.  /Istin  jiinot.iti.« 
he\.  Pbil.  T.  II,  p.  264  sq  inpiiiiii.s  KrpuM  lil).  X, 
p.  611,  B  C.  oy  hh,)ß>,n(vnr  Sil  ulnö  &^n'touo&ai  vi«  n 
Tf??  inv  OMfifnnq  v.nivutrlu^  y.ui  ((ÄAwr  y.uxtor  .  fpi"  .iptTtr 
rcspe\it   Plotiii.   p.  464,    l).   ijcicinadiiicidiim   uiiiiiiifu   p.  464 

(rap.    10)    B.  Aufimuiv  ii  yi'/v' P-  46ä  -SH'-    l'O  ■*■ 

11'  T-ji  xuS-v^M  jfjfiijH^roK^  coriipli'xiis  est  Platonica  Kipubl. 
üb.  X,  p.  611,  B.  öii  fih'  TOliur  —  61'-'.  ■^-  ■  "^ij  f^>» 
md  öno)?.  Colli,  de  lioc  ii^ii  verhi  ),o:^üuf>i'.i  tianslalo  Ei- 
nest- Opiiscc.  Pliiloll.  Cnit.  p.  4<l2  sq.  Cnuier  ad  l'i<uhi. 
r>p   Pulcr.    p.  245. 

i)  Cf.  Sinifdicitts  loco  inlra  in  conlexlu  allatu  (i  Conini. 
in  /Irislot.  Ausc.  Pli.vs.  lib.  VIII,  fol.  25fS,  »■  (hitnitftnot 
(Winv  (/;  tÖd  lijq  «ini(0(OT»,ioc  norroi'  un  oqiliin  ii  i  rny  . 
,-t  vidc  de  iisn  vorbi'  v-^oq,fQia»v.i,  naotiC"  Syiiiluil.  a.l 
P/ii7oj<r.  Vit.  Sopli.  p  26.  Xiiiinailvv  in  /?a«V.  A/  F.isc  1. 
p.  1,^.  Olli  3  ""•  i"  Syinliolis  I  c  iaodatiis  fuit  siniiiniiK 
Sim/ilicius  Comm.  in  Arislol  De  Coelo  lib.  1.  fol  ä4,  a.. 
id  loconi  ex  Politico  lespicicns,  locnlione  »/^  uiKilav 
i'iaiji/f  f"*««  '>',«■"'  .^i^iiilicavil  ipiod  fsl  apnd  flaJoneni 
fi^  tov  zift;  üvo^oioiijro?  jrnrcor  äwai. 

4)  '//  yn'fotnvoynq  nitjuiiÜftti  Sim/jUciit  ilioitur  turbiilcuti« 
iialniac  coipcieac,  qua  ^-fVioti;  coiiiinplur  i.  e  iialiira 
luottalii  et   ortiii    lulciilniquc   ulinu.vij  ■_   baue  ruim  y^itaty 


55 1 


552 


(>i  ro'  iififlH  I  .lüoit'.oci  .  xi'.i  t',!^  u.tu  IUI  di^iiiui^i- 
yui-  Ta^ev  «'■  fnavtiOfiuvouv  o.vxr,i\,  X"'?'i  i/ntiffoi 
iriöciüe  T(/>  }.('>y(o,  ohcu  iv  -cji  Iluknr/.fp  Titnoiiy/.iv, 
a^oarvaa;  tov  y.öatiov  tio  /.uyi/i  tod  öi;uioiuyuv 
yni  ihniraitsiui  rxihtn'  (iiiiiiir.  iüiiikIiiiii)  f/\;  tov  t/;; 
1/  10  iioiö  r  i;  T  U-;  o^ouTof  i  .uicfimiiniov.  *)  Eu 
lestiiiioiiium  liirnlciiti.ssiuiiini  iilriiiijiii-  liniiissiiniiiii  Icctio- 
1114  (;ciniiiiac  et  aiiti>]ui(iiK  |)crv;itM(ac ,  i/g  tov  Tr.s 
ai'o  n  Ol  (1  t  VT  o  ■;  —   IIO.STO^. 

.Spqiiilur,  iit  ifl  corcis  di-inoDsdeiniis,  loctio  ista  tjiiain 
.Sit  iiiiijjriia  uiiivrtsap  sviitriitiae  loci  <x  Pulilir";  tatttiiiii 
iMiiin  alirst ,  lit  in  istatii  li'clioiiciii  iiicoiiiiiHiila  radaiit, 
«iu«e  cum  Tulgari  Icttiunc  coiijuiitta  esse  viiliuius,  ut  pri- 
miiui  quiilpiii  (Ctiiovi-,  ijuixl  per  se  tiovtio  aptissinie 
tiilxias  (cf.  llomeiicum  nüvTUi  a.'Ticiovtv  Odyss.  d,  ÖIU.)» 
li.  I.  eo  sit  pusiluin  aplius,  tjiiod  soriiio  est  de  JlüvT'n 
Tiys  dv  o  110  i  (j  TiiT  Ou  i.  e.  »et/fVjonis  «c  tumuttus  sin- 
gularum  tnler  se  diicrepuntium  materiae  partium ,  i» 
ijtiag,   laiKjuam   mare,    iie    uiuiidiis,     a   Deu   relictus,     rclut 


rccc.  Plilonicos  usurpare  constat.    n>r;fffii/.itu  äumtiim  c^ 

Flut.  Tim.  p.  30,   A.  nixv,  noov  >^v  oaainr ,  naQu'/.ußtuv  ou/ 

rfiryjv.v  liyov,    v.X).ä    yivtiü/tnov    nlrifitiäM^  z«i  v.Tu/.tot^  — . 

imtie  lociitio  nl.rft^ueXon;    nul    «ihxio;^  y.tvtlaOia   apncl   recc. 

Platotiicos    frt.iliieiiti    usu    in    ilecUrniiJa    iiütura   inaletiae 

rcuim(|iie     corpurcaruiii.       Statiin     Damuscius    Comiii.    in 

Plat.  ParnicniJ.  Cod    Monac.  5.    funnula    bis  sie  usus  est 

iol.  329,  a.  337,   a.     Quid?  quod  Tiiiiaei   locus  ansaui   de- 

Jit  univci'so  illi  loqueudi   usui  ,    quo   leccntluies   Platonici 

materiae    rclwisque   coipoieis    ulij/imlt]^    vocaljulum  indc- 

que   profecta  tanquam  pcculiaria  tiibuunt.       Cl.  de  nr^»;,«- 

uiiiii;  Pi  actus  Tlicol.   Plat.  6,   4.  p.  351.  ntiv  to  i'i'v).oii  kuI 

:i).t;/iia).(q:   Simpiic.  in   Ariitot.  De  Coelo  lili.  1    Iol.  19,  b. 

inf.   w   —  v.no    nävxtiiv    tojV    oioi/diüv    Ximonitri  y.ul  za&u- 

t)(ijT(c-i»;  ouoCa    — ,    ätu.y.fti&iiau.    it.io    lou    vhv.oniitou    avifuv 

(mm.  iJi)'  obQuyiaii  avifii'.TOii')  r-iii,  'Cv   oiniaq  u-noi,  tov  nktjfi- 

uthaxitjov  [ti'qou;,  h'iav&u  {■f^atijy.ii':    idein  Simijlicius   in 

Arislol.    De  Cocio  lib.  1.   fol.  70,   b.    med.    et  inf.  in  ar- 

vunienlo  de  inateria  secunduni  Piatonis  doctrinam  in  Ti- 

niaeo  saepius  usus  adjecUvo  aA7;/(/(£Ä/j?  et  adveibio   ttAjj«- 

uilüjq,  ubi  Graeculus  e\  lalino  Siniplicio  (ttvutoi;  et  (nuaiüji; 

vettlt.    E.\  patribus  ecclcs.  adJ.  Occnmen.  in  Kpist.  Petri  I, 

p.    146  i'd.    Veron.  ot;dk  yttQ  to  yuy.öv  ougia  ,    uV.u  nfijl  io 

^'t.v,f<fu/.i(;  lijq  yerj'»;!?";  cüadtt  aTQifn/ttyoy ,   quac  sumla   ex 

Plat.    Theaet.  )>    17b.   A.    De  n).r,itfii).iia  ct.  ProcI.  Theol. 

Plat.  5 .    7.   p.  279.    ij    ilutj    zhjfifiilitu    nui   rj    no/u/(nr<<- 

doAo;  (flau;'    Maxim    Tyv.  27,   7.  (aninia)    avvSiüi^Uvr]   — 

^^0)  —  |etoi(J»    T«oi(/oy    y.vX    nhifffuXiiat;    noV.ij^:    et    4,    7. 

(li'omini    niixta    vita    e\    niortali    et  imiuortali    natura)  w; 

wülw  Ttvt  iv  fltOooCtti  itTc.yttf'yfj)  ,    siut  nagu    fth    tt^i;    &i'tirt;.; 

<iXruinU(uq  i6  Oftfta  f/ot'zi,    ^x  ö^  ttj?  a&avuTov    ti:70o(Io»jw 

%6v  vovp  Xufißürovxi,    ubi    Muiklanduin    de  TihjfiftthCuq  i" 

rtlmiKVQi'^  cominutando   Iciwcro  cogitasse,    nemo   jaul   non 

vnlet.     JlXtj/iuihly    Sjiusius    Du    Piovid.    p.  97,    D.    dicit 

xü  öi'T«,  cniu   ad   matciiam  desccnderint  —  Citcruni  uXTjit- 

fiihiu    apud  Simptic.    nostro    Inco  prorsus   respondet   Pl.i- 

tonicis  ÜjuVu   et   üruQuooxla   Politic.  p.  273,    B,   C.    quae 

lursus  conipaianda  cum   V(  ibis  e.\  Tiniacü  supia  allatis  :  — 

xivoi/ptvov  nh\npi)M<;  Jtwt  uxuy.xitit;, 

5)  tjcmina    sed    brcvior    eadem    de    re    dispulalio    Simplicii 

comm.  in  Arislot.  de  Coelo,  loco  a  me  allato  in  Symbol. 

Philostr    p.  26.     Adde    Simpiic.    eodeni    Commentario    in 

lib.   1.   Iol.  70,  b.    med.   (Plat«)    iv    xiö    noXLXtxü  (,)    ^Jtj 

ijnÜQj(Ovxoi  xou  noofiov  f  yot^f^Mv  (zw  Aoyw    addit   geuuinus 

.SimpUc.)  an    auiQV  xov  Oi;,«iouy/rj',   tii;  ura^luv  uuxov  y.u~ 

itrf/JUrxi'  &iiiii^H.     Postreuiuni   9tüjQii  coufeias  cum   &ia- 

w/ijco;  apud  Siniplicium  loco  in  contc\tu  allato. 


iiaiLS  gubernatore  di'slitnia  (<)iii|)a[;r  per  proieliae  i  iiii- 
riissioneni  re.snlula  denier^eretur  (cf.  Yva  ill^  '/^'^f'^^o'Jri., 
i>:io  Tuijuxiji  i^t/'-ftatht^  —  ''''?/)»  periciilnni  fiiisse , 
Plato  iinagiiie  plane  diiina  duciiit.  Jain  dl'vai  quam 
pull  lire  cum  TlOi'CU'  nunc  coiiciuit!  Aee  non  illiiil  nunc 
li(|nido  apparet,  vorbnin  ytiitri.^foi^ai  quam  exquisite  a 
I'lntone  usurpatuin  Nit  de  nuinilo ,  prnpter  corpoream  na- 
turnui  iiiüita  niateriao  lurbiilentia  ')  jactafo  ,  :;i  inclinata 
iina°;o  natis  procrllis  jaclatar ,  quacum  niundum  a  I)eo 
giibernalore  deütitutniii  Plalo  ciiinparat  '),  maris  ali.sol- 
titur  imaj;ine.  in  qnnd  iie  iiafis  subuiergatur  ,  vercn- 
<lum    est. 

Ilaec  quum  ita  se  liabeant,  vix  quernquaoi  fore  sperii, 
qui ,  invenfis  fruj^ibns,  glandilms  vesci  i.  e.  lectioni  per 
60  acconiudatissimae  Plalouis  loco  et  cxfrin.'iecus  abuuile 
cunfirmatae  tnl|;arpm    in    posterum   praepunere    nialit. 

Cum  autem  isla  cmenilatiu  ex  recentioriim  Platoni- 
rorum  locis  allatis  enata  iiubis  et  ante  annos  tres  jam 
proposita  in  Bnsilio  Ploliniz.  p.  '20  inf.,  per  se  niinime 
sperneiida  sit,  quod  locuui  Piatunis  {traii^simum  emacnlat, 
tum  eadrni  e^'re;;io  exemplo  declarat,  quantus  qnanique 
parum  adliuc.  exliaustiis  sit  fructus,  qui  ex  assidua  lectiune 
voluminum  iieuplatonicuruiii  ad  emendanda  et  illnstranda 
Piatunis  opera  reiluiidat.  Nequc  enim  emendatiuneni  snium 
istani ,  Tuv  Ti;.,  uvoiioioTtj  cu^  —  UONTON ,  ex  re- 
centiufum  Platuniciirum  locis  laudatis  iucramur,  seil  ex- 
plicaliuiiem  ctiani  hornni  verburum  a  nobis  supra  prupu- 
sitau: ,   indidem  siniul  cuiilirmatani   videnius. 

Et  Proclum  quiilcm  in  Parmenid.  p.  37S  sq.  eA.Slnllk. 
a.vo/^tu/UTijTt>^  TioVTOV  Land  ubscure  significare  infinite 
varias  vicissitudines  materiae  et  discrepantium  eins  par- 
tium, ex  adjpctis  rerbis  apparet,  quibus  mentin  est  facta 
T/ya   ikty.iji   doojOTi'ai.     Cf.    etiam  Procl.   ibid.  p.  577  inf. 


6)  Ct.  Pülilic.  p.  273,  B.  loyio;»'  i)^  uvxoi  x6  ov)fn'.xnnöic;  t^? 
ovyy.(iu(fiii)q  iiiiiov  —  C.  — ■  toi?  ^(»ioi?  ivanfqyU'^ixuL^  quo- 
ruiu  ista  rtuqä  fiiv  yitij  xov  avv&i'vxoq  et  cet.  Plolinus , 
iuscio  Creuzero  ,  rc.ipc.\it  p.  77,  C.  öaa  naqü  &tov  .-('? 
uinop  {munjuiii  dicit)  ijzft,  k;'«i?k'  t«  df  xujii'c  iy.  xr]i 
uQ/ului  (piiOKiii;  (recte  Fici/ius  de  suo  addit  inijuit  Plato), 
%riv  ülVfV  Xfytiiv  T);f  vnoyftpf'i'f}*',  ovnoi  y.oopriO-Hauv  il  &tono' 
quoruiu  postrcnia  ,  a  Creuzero,  ,\nnot.  p.  72  Ix  &i0u  xov 
coi'i'igendum  esse  suspicante,  male  sollicitata,  recte  sie 
vertit  Ficinus :  si  modo  eo  in  gradu  prospicercturj  nim. 
in  gradu  üy.oafilaq,  quam  materiae  invisibili  propriarn  esse 
Plolinus  nluiuiny.ti^  docet. 

7)  Eodeni  jam  supeiiora  illa  spectant  p.  273,  A.  luxu  r» 
xiwiu  :TQOt).&ovxoi;  ly.uvov  /oovov ,  &0(Jvßojy  ta  y.iil  xuoti/i;^ 
?;()?j  riui/o/taros  y.id  imv  anoLWjV ,  yuXijPtii;  i^iilaßupivoii  ili; 
XI  xöy  HoiSoxv.  äQopof  TOI'  ii'.vtov  y.(ciuy.oi)/iov/in'0(;  ijn. 
Cetcrum  veibo  j(ii/iaC,ead-ai  siiniliter  usuui  reperio  S.  Jtliu- 
r.asium  in  egiegi.i  iiuilatione  Platonici  e  Polilico  loci. 
Oral.  c.  (jeiit.  p.  45,  C.  (T.  I.  Üpp.  ed.  Colon,  ofiü»"  {'• 
&i6!;j  —  T)|V  yivriixiif  nüauy  (fvoiv ,  oaov  xuxä  xovf  lilov(; 
ttvxqi;  Xoyovq  (conf.  in  praegressis ,  B,  üxi  ö^  i^  ovx  ömav 
vnoaxüau)  Qivaxriv  ovaur  xal  ätaXvo/i/i'Tjv ,  ivcr  pr)  Toüro 
nii9-i]  xal  n«Aiv  ilq  xi  firj  linai  uvaXv&fj  xo  oAov,  TOiJtou 
'ii'ixiv  TW  iavxov  xal  ulälo)  Xoyo)  noiriac.i;  xü  Tiurxa  y.cd  ov- 
amauq  Tiji'  y.xlaiv,  ovx  uiffjxty  avxiiv  xv  iitvxriq  (pvaii  <piQi- 
aO-tu  y.ai  yitfiaZea  9-ui.,  iW  pj)  xird'unvatj  ziuXiv  dq  xö 
f(^  üvat  (1.  I.  tlq  TO  1«^  ov  iiviu),  ÜX)'  cu;  iiyuS-oq  xä  iuvtoi/ 
Xoyiii  xai  avxi'i  övxi  &i<i  xnv  aiifiTtaaav  SwxvßiQvä  xni  xa- 
O^laxriaty  ■ 


553 


554 


al)i  diioitoioxiji,  esse  iliciiur  dito  riji;  i>i  r/.rji,  (togtuT/a^, 
et  p.  Ö78  inf.  )J  —  fd£v  öfioiönji;  —  n/i  ntiouti  ov- 
rjKir/jti^    )■    be    ävofjiou)TT]i  TTj   (Ine/Qia,    quibiiscum 

coiiiparandu    Plutniiicft,  —  f/^   TOi:   Tr;c    dv  u  no  tot  T]C  oc 
(1711.  ig  Ol    iii'Ta    TUTloi/.    Ideiii   vnlrt  iIp   loris  ex  Comm. 
in    Parin.    cd.    Slalti.   \>.   (j'Jb    med.    et    ;02    med.    qiiorum 
posterior  ad    Platoiiieam    eu   accedit   propiiis,   (jiiod    ilii    iti- 
dein   üermo    est   ile   !<disibili    mundo,    a  dissoliitioiie  f /?  Tdl' 
r»K   d'oitoiuxijro;  TIOitov    arcemlo;    et    qnod    illir.    est 
■  dw.Tti^ttiv    fU  Titv  rng  dvo/toiornTO^    TidvToi.,    idem 
apud    Platonent   <alet   loriitio,  ijua   ille   iiiundiim   dielt  d/c- 
y.i!}{vrn    c/c    tov    i  l^ ;    dioiioion^Tuc    riiitnnr    t)rvni. 
Priore   auleiii    lt>ro    H/orliis  ,    ad    inaris    iiiiaj;ii)ein    in    Poli- 
tiio    aperte    respiciens  ,     diibitanter   di<it,     si     nioilo    sit    ali- 
qiiis   i'.i  uuuioi ijtoi   liovcoq,    Platonent    eiiin    intellexisse 
iiiiisibile  illuil  exeinplar,   ex  quo  inKiiita  diserepanti:)  reram 
corporearnni   dueta   sit,    «ii-e     zd  iragdöetyiia    Tvjv   TTJüe 
d.vouOuDV ,    qiilliiis     lerliis    quid    t'indein   alinil,     nisi    ina- 
teriain     Pioclus    üignifieaiit  ,     de     qua     Pinto    in     Tiniaeo 
p.  ji ,  B.    TOicor    dt    av    yfvo^")    ov    to  tT/j  '/'»gt'.i; 
d.tl  —  iÖQUv  —   ^agi/ov,  ooa  i^'/^ii  '/ivcötr,  -Ttuoiv. 
Jii    ar>;ninento    mnrali     et    paulo   aliter     iina;;inein    iui<    rt'jQ 
ai'Ouoidn'TO^     liivrot     ii*urparuiit   Proclus   i»   Cratjl.   et 
III    Aicib.    f.    II.    II.    alque   Eunlftlius    in    Aiislot.    Etil.    Ni- 
roiii-    I.  I.      ISiinirniii    Ulis    loiis   Kermo   de    liuininibus,   quo- 
ruiii    aninii,    quiiiii    seclaiidis    rebus   divinin  iinpares  sint,   ad 
res   corporeas    iiicliiiaiido    seue    in    mare    quasi    iiij;iirgitant 
fliixae   et  iiiroustautis   iiiateriae:    et    queinadiiiodum   priori- 
bus     locis     Inratiu     ii     Tlji     dvOfjoiOTfjTOi    TTOvcos;     ila 
est      UKiirpata  ,      ut     tuiiinituosa      materian     natura     mundi 
(iineentaui     (urbare     doreatur  ,      ita    liisre     aniini  ,     rebus 
corporeis    et    niortalibus    ilediti    ")    iis    absorberi    ittcuutur. 
Kst   autem    id    eo    minus   nilrandnm,    reieiifiores    Platonitos 
Tdl'    rr;.:    di'OnoiOTproq    7tt>VTi>v    intctduui    in    arj^uineiitn 
inornli    usurpasse,   quoll    per   tnfain    illain    in    Pulitirn    f^ibu- 
lani     i-tliira    plnsicis     siiiiiil    repraesentata    sunt,     id    qnod 
Schleieimachcrus    Introdui-t.    p.   \>')b    ei    Astius    libro    Oo 
l'^ita     et    Scivipfis    Piatonis    p.     '2.\\    "l^-'   fecte    dociierunt. 
Apud   iJftmascium   II.   II.    d    ciji    diyUKO/drtjzo^    7l6vro<; 
riirsus  perlinet  ad   rorpnre  t  nafurae  vel  maltriae  incnn- 
slnntem  itc  turiule?ilitm    naturam,    et    posteriore    quidcm 
ex   11.   11.    in   istam   abripi   ilicuntiir,    quae    rebus   a   natura 
intellif;ibili   dircrsis    assimilentur ,    priore   Platnni    in    dis- 
qaigitione  neol  Toij    UTjdufJ.rj    ur]dajJ.d}C,    Öpio^  Sophist. 

S]  I'e'yoq  b.  '•  '.  q.  siäo?  in  praegrcssi';,  quo  noiiiinR  materiain 
Platn  iliilein  sisjnificat  p.  49,  \. /uhjtnv  xal  üuvä^öv  ildrn; 
et  p.  51,  A.  t<)'05«roi'  {toöi;  Tt  >.«;  ufiootfoi'.  Ac  similiter 
Piiictuf  verbis  iuendosis  tn  iitaiiOa  ürnuowv  tlSoq .  pan- 
ier ut  iiiseqiieiitibus  TtuQuäuyiiu  lü/r  TJ^rff  tcm/nnloir ,  nia- 
tcii'iin  significavit.  Sic  autem  I'rucli  verb.i  lila  emcn- 
•i.ijnil:!  jiiiil ,  i>e  Pnnlus  inateriam  visibileni  dicat,  lö  nur 
irvav&tt.  i'ipofwiuii'  clAoi ,  quibus  piano  respondct  lo  xwy 
ttjSi  ni'ouoloiv  iufQadtiyaa-  CetPruin  luouätiyi^tu  Proclus 
niateriani  i'.u^u;(Ojj(JTf/.ot'^  nunctipavit,  qmini  ea  \  ox  in  pbi- 
losophia  platoiiic.t  propiia  Sil  cxemplaü  leruin  iiiti'llinibili 
tt  .icterno.  Vid.  Fiat.  Tiiiiae.  p.  -26.  A.  2'),  I!  et.  4,s.  K. 
et  CDiilti.  pia(;ter  ilius  Origeii.  Philusopliuiu.  cap.  19, 
p  lOS  el  110  ed.  X'otf.  Justin.  Marl.  Cobort.  ail  lient. 
c3p.  6  iiiit  Teriultian,  De  Anima  cap.  4.i  ubi  duct.i  La- 
cerdae  aunotatiu. 
9)  Apud  Piocl.  III  Cr-ilj!.  i.  1.  j,  *)ijt^  q.vaii;  et  ö  lijs  o.vo- 
«oioi»|Toc  :tovro;   aperte   sibi   ci  aiivgiso  tespondcnt. 

JCeilichr.  J.   d.    .4Uertliums\v. 


p-  1?37,  A.  sqq.  perirnliim  fuisse  dieitiir,  iip  abriprredii 
in  quaestioiiem  de  fluxa  inlinitisque  ririssitiidinibus  sub- 
ierta   inateriae    natura. 

IManet   er-jo    apuil    recentiores    Platoiiicos    liaer    semper 
potestas   lociitinnis,    ut  signiliiet  matcriaui    eiusque    iiicmi- 
stantem    mariqne    siinillimain    naturam    '"),     quae    qnidein 
."iniilitndo    qiiuin    per    »e    sit  ■jiKo.rujvi/ujKtrri ,    tum   ••»- 
ilein    a    Piatone    iu    Politico   ].    I.    eo    est    adhibita    aptius, 
quod    ea   ej;iei;ie    absolritur    imago,     qua     ille    Deum     (iiiii 
giibernatiire    (tf.    p.    27'i,    K.    'J7  i ,    C.),    priiviili-ntiam   iiini 
^iibernarulonini     reglmine    (rf.    ariuTiodl^yeiv    p.    2b9,   C. 
2;i),    A.   «oll.itii    siinul   Pnlluce  I,   (iS.    ubi   TVodrjyeiv   ja- 
bernatiiris    esse    diicet:    add.    p.    273,    D.     na). IV    'icpsdgOc 
ai  toL   rtiin  nijiia/J'nv  yiyvdueuoi),  remissam  providen- 
tiam     cum     ffiibernaculoruni     reinissione    (cf.    p.    272  5   E.) 
expressis   verbis,    mundnm  cum  nai'ijfio  tacite  comparaverat. 
Vidclicftt    iiisitain    mundo   rorporeo   inateriae   turbulentiam , 
si    ille     sibi     porro    relictus    fuisset,     id    effecturum     fuisse 
si^nilicat,    ut    mundus    in    matcriae    salu    quasi    dissolutas 
inergeretur.      Quid    sit   autem,   quod    universam    istam    ima- 
ginein,   qua    niateria   cum    inari    romparatur,  TrLaTiuviXUJ- 
TCLTliv    nunciipemus  ,   abunde   discas    ex    iis,   quae  io  Busil. 
Plotiniz.   p.    jO   sq-     et    Aniuiadt.     in   Basti.  M.    Fascic.    1. 
p.    I  1.')  med.  1  i'l.   supr.    rongessi.      Peropportune   de   eadem 
iinajjine   a    Creuzero    est    inonitum    ad   Procl.    in   Alcib.  1. 
p.   .'{4   lor»   snpra   allalo,     Queniadmodnni   rero   Pinto,  loco 
ex   Republiea    in   Basti.    Plotin.    a    mo    laudato,    lib.   IX, 
p.   (U  l  ,   El,    animain    hunianam    sub   Glauci    marini     specie 
aiitea    pa;;.    fi  l !  ,    C.    inrnrmatain    "),    materiae    tanqaam 
■yrövxn)  iiiesse  dirit  (cf.  illa :    —   iy.y.ofJiai^siria    f'/   ror 
rro'i  roc,    tv  (o    vi'V  tOzi),    eadem    ratione   Proclum    ei 
Eustrat/um   deaniuia,   si^  rov  xiji  dvo/^iotOTTjTUi  llöv- 
luv     demersa ,     Platonica     lorutioiie     ex    Politico    sumta, 
Inrutos    vidiinus.      Ccterum    quod    Porphyrius    De    A.    N. 
libro   extremo    TluvTOv  a   Piatone    tijv   i>kiyi]V    aiicrrao/v 
Focatuin    refert ,     manifestum    est,     euji    ad   Rempubl.    ].    I. 
respexisse.      Fortasse  tarnen,   id   quod   in   Basilio   Plotiniz- 
1.   I.  jam  conjeci,    etiam    scriptura  antiquitus  pervagata   in 
Politico  p.  273,  D.  —  £10,  "^ov   riji  dvo(AOiüxr]T0i;  -nov- 
xov  —    Porphyrii  memoriae   ubversabatur. 


tu)  Sponte  appaiet,  eodem  modo  Simpliciitm  xöv  i»)?  i<ro- 
/toioTTiTo?  Tiovior  acccpisse  Ouiimi.  in  Jristot.  Ausc  Pli).v. 
b)C0  snpra  im  conteMn  allato,  quum  apud  enm  ii~  yivi- 
oiovQ'/M  n/.rjttfiO.iOf  rcspondeat  o  t>]?  «i'o/(otoT>,TOC  novjoq. 
Idciii  Siniplicius  Cornrn.  in  Arhlot.  de  Cuelo  ,  loCü  a  mc 
in  Symbol.  Pliiloslr.  p  26  allato,  iibi  ad  Pulitici  lociim 
item  ri'spicitnp,  sirnplici  Iccutioiic  tii;  äiti^div  vnoipiQt- 
ofhc'.i  idem  signiGca.vi' ,    qnod  est  ap.  Piaton.    «;   tö»  xijs 

CVOMOtOIl^TOC    TIOVXOV    ävVttt. 

11)  Siiiiile  cum  düCtrina  ,  a  Piatone  eo  expressa  ,  praeter 
Plntinuni ,  ah  yistio  ot  .Schneidern  conipar.itiiin  .  I,  1. 
p.  6.  E.  iibi  Creu:er.  Annol.  p.  5.  b,,  refert  ./o.  Plnlo- 
ftnnus  Coinin.  in  .Iristot.  de  Anima  lol.  Iti^  li.  siipt.  »; 
li'V'/ri  fv  cw  tpuixl  ftiv  iw  fuurr,^  maji'o/u'i'Tj  äftxiviaif  iha 
tyit,  nvoUiv ,  Ott-  &iiav  zt-vu  nal  uo(i>//uiov  xtil  i<:t«^'  iäti 
uf'rvfii  ii-  -ctZ  ay.ojM  qiuCt'r^zut,  -lovj^ortv  h  tt^  ouiftur*  y~ui 
itil^  Ttufiiat  .  ou>«''(/^«  avirjv  t  w?  o  XlXüxwv  lyT^nti',  ü-a-rrttj 
ot  -f«»'  ^uXuTJtor  I'/.uvr.fty  O-itj/ftfi-ot ,  üor  uuiriv  t^v  (ii.-a(ai 
i-ptävTfi;  t  «JAc  TK  (ftvyta  (sie,  non  ifunitt:  ct.  Scbnrider 
Pülit.  T.  IM,  p.  2bl  ,  a.  ad  p.  bll,  D.),  o  :,n,ißiliXr,iui. 
ö')OniQ  iy.iivo^ ,  tu  n«i9-ij  /./yw  ^  t6  atiiiia  (i-  I.  wom^  i-Afl- 
10?  ii'.  ni'.&ri  ?./yii  yvt  -ro  oiv/i«),  xui  oir^aöfit&u  üilriif  iov~ 
tttiv  ili'al  11. 

37 


555 


556 


Se<l  rrit  forlaüü«,  rui  perniiniiii  noitrapqur  rationi  ron- 
trarium  vi«|p»liir,  istiii'*,  ij'iain  iios  uimiii  »eiiuinam  ceii- 
iienius  IrctlciiiiK  ex  liUriii  in«».  ,  i|ii<itt|ii<it  ailliiic  ezciisüi 
furrf,  op  Iriisüiiiiiiiii  quiilein  icKdgiiiui  piiutatiim  essr. 
Atqiii,  o  tipiir,  81  oiniiiiio  iiiteteraia  uienda  in  Platonic.ig 
liliris  rrncriii  ciiiirpilis  (quotl  quin  in  eoruui  y.QtOSl  paullu 
»ersalior  negaMi?)  Politiri  loco  rciii'TOV  in  xuTlov  <le- 
pravatuin  rssc,  iinn  uia(;is  (ilii  iniraniluni  rrif,  quam  qnoil 
alii*  Iuris  innunipris  ji/Tlo-i  in  spili-m  grnuini  -nüiiTOi; 
irreusit.  Sicnti  eniin  iruvoi  in  noTOg  üukinile,  Troro^ 
in  TOTOi  sai'pissime  «Irpravatuin  est  (ile  priure  mend» 
cf  r.  c.  Reisk.  all  Dion.  Chri/soat.  T.  I.  p.  ö.')8,  <le  po- 
steriore Flierl,  all  Hest/cfi.  T.  II.  p.  tOll-  not.  7.  Bast. 
in  EpistoÜK  Parisinis,  a  HreJuvio  editis,  p.  100  sq.  Ja- 
cobs.  ad  ^Ichilt.  Tat.  p.  S'H  et  ad  Philostr.  Imap .  p.  59  i' 
inf.),  siniili  niendo  :iovTUC,  in  TOTJO^  iibrarii  haud  uno 
l(ir»  depravarunt.  Cf.  Jacobs,  ad  Aelian.  H.  A.  p.  2JU. 
Ideler.   ad   Aiistot.   Äleteorol.   T.   I.   p.   4()4. 

Sed  quill  alieiia  roiiferri  jnbrinui«,  qiium  praegto  üint 
exenipla  locis  TlDvroi  in  luJlo^  depraratae  apud  »cri- 
ptorrs  eo9 ,  qui  illam  locutioneni  Platunirain  u  tijg  dvo- 
uototrzog  TiotJTOC  in  usus  suos  ronrerteruiit.  Statim 
apad  Eustratium  Comm.  in  Aristot.  E(h.  Nicom.  loco 
»uprn  allato  jjeniiiiiuu)  rrorrUs',  quoruin  translate  U8ur- 
patilin  rerbuin  nauticmn  inolfHOto^nl  pnlrre  rniicinit, 
in  TUTlov  ila  al>ii( ,  ut  rorrnpla  lertio  nna  ruin  bona  in 
textu  Aldinae  edifioiiis  reniaiieret,  ciiius  generis  cxeinpla 
Pierson-  Vi-risini.  p.  '2V\  ed.  Balar.  =;:  p.  I3'l  »q-  ed. 
Lips  Dobreus  Adiers.  T.  II.  p.  ;i')ti  ilederunt.  Porro 
apud  Frocluin  in  Parnieiilil.  p.  7  ''.'  med.  ed.  Stallbauvi. 
luro  KUpra  allato,  in  Cousini  Codiribus  mus.  B.  C-  ge- 
iiuiiiiim  7iuvfui',  quod  Cousinus  ex  niarj;.  Cuiliris  A. 
uptiiiio  jure  rerepit,  in  xuUov  abiit;  P'jus  etiain  in 
A.  D.  ((joldv  pro  T(hlof  scriptum  eo  errore  ,  ruius 
exi'iiipla  Jacobs,  ad  Achill.  T.it.  p.  fi(is.  Hasius  at\  Leon- 
Diitc.  >iii(  p.  -'(Ki  ::=  p-  4.'.S  «"d.  Bonn,  dederunt.  .4ilde 
^all.lnl  liTtiüiii'ni,  a  Creuzero  e  cod.  Oarmstad.  ennlatam 
ad  l'rocl.  in  AIcili.  I.  p.  2.') 7.  ''u/Xtv  ij  /ijtflj  -/.tu  tj 
TiKaiii]  y.u.'i.  i]  ayiuia  (fauuuv.iia  xiv\  y.uTaoHuJoij  tu; 
ibi][a^  inl  lov  Tfji.  urinKinnifTiii-xuiJ  ov.  Miniiiam 
hoc  loco,  ubi  de  Plalimico  fonli-  irrbornni  luv  Tlj;  dvo- 
ftoiuci.Ki';  Tiiliuv  aldiiii  apuil  0'eu2«ra»/j  siientinm,  ro- 
n  ov  in  TUOTVOi'  coniniutatiiin  est  in  Cod.  Uarmstad. 
ToTti/V  au(pin  ipsuiii  li.  I.  ex  dcpraiato  lliivTOV  orfum 
P8SP ,  frii  liilebis  esse  gimilliiiiuin ,  .si  ciitiiparareris  supra 
allatüs  Prodi  loros,  quibiis  u  i  iji  uvuiiui:'.  ii;roi  luitus; 
cuiiuiiPiiioratur,  praesettini  cos,  ulii ,  ut  apud  ßws/;«/!«»», 
eins  iiiiMitio  est  facta  in  arguiiicuto  niorali.  \v  »iilptur 
Proclits  lioc  lor» ,  .sie,  uti  dixiinus,  eiiipiidjii.lo,  luciitione 
xaiaotäii  it]v  i\.w/rv  tni  luv  tijc  av'iituiuvrToi 
Tlui"(>i'  iiU'in  fpre  siKiiilicas.^e,  quod  Damasviits  apud 
Phiil.  Bibliotli.  p.  ö74  »prl>!^  y.arc.onäu  tijv  'pv^ip'  f/,' 
lo.  (i,h  'i'i i'ioiujg  ali/aov  o/£toi\  in  quibus  quinain 
cit  o  liji  yfvioewi  ülvani  o^fro'?,  ex  iis  discas,  qnae 
niiper  in  Aniinadtv.  in  Uasil.  M.  Fase.  I.  p.  ISS)  supr. 
aniiotaii.  Sin  <'pro  apud  Pi  octuin  vcl  maxiuie  {;eDuiiiuiu 
«it  rr/.'J"!^,  quid  taiiilcm  iiide  consequitur  aliud,  quam 
ut  Proclo  lectioiiem  apud  Platonem  in  Politico  (lodie  »ul- 
>;a1ain,  itldnn  co|;altaiii  ac  loro  laudato  a  inemnria  sug;- 
gealam    fuisso    erodauiii.<.      Idem    ferp   lalet   de   Ploliniano 


loco   I.  S,    \'.\.   p.   J>()  K.   F.    yiviiat   yuu    (animu*   mm.) 
"tavTananiv    iv    r  lij     ri;.;    diu  m>  t  ut  ijr  oc,    x>,:i'i,. 
ii'ihi   övc    t/'i    ai'xijn    fii;  ijüfJiju^oii    oxoreivöv  f.niiii 
Titouli  ,   ubi   locutio   ö    riji  dirofifildnjTog   xö^o;  in  nio- 
rali    usurpata    put     argninentn ,     iiiniirum    de     inrlinatinnp 
aiiiini   ad    litam   Huxae   materiae   deditam.    Mam   ut    roTtov 
genniiia   sit   et  a   Plolino   profecta    lectio ,    id    tarnen   unum 
liac    re     cmilicilur,     in     locu     ex     Plalonis     Politico,     unde 
locutioneni    liau.stam    e.sse    Creuzerus     .^iiiiot.    p,    7öi    b.   sq. 
iioii    ridil  .    rorruptelani ,     qua     Kinof    in    sedem    };enuiiii 
TIUVTUV    iiLi'Pcliiin    fuit,   antiqui.s.iiinam   pssp  jainqne   a   Pln- 
/i'««  adniti-rliiiini  r//7  «■,■  »iio  in  liliro  repcrtiim  fiii.sse.    Atqiie 
ut  Plolinum  qiioqiic    runrui'  in  Polilico  reperissp,    librarins 
anteiii     errore     illo    paene    fatali    hanc    vocpiii    apud    niiii    in 
XOUOV    itident    roiiiiniita-isp    .snspicer ,    illud     in     faii.-^a    psI  , 
quod    vprbiiin    dl  i'ul  ,    iisitatum    de  rebus  ii.i,   qune   in  lluiil.i 
profunda   iiipr<;uiitnr,    h.  I.   ad    xÖtcOZ   minus   aptp   rpfprliir, 
quuni   cniitra   in    inspqiiPiilibns   eadem   pagina ,    F.-,    in    >pr. 
bis   6   9di(i.ruc   ai>ti],    v.n.l    tti    tu    i  i/i    ouiiio.ii    fj'- 
ßa.Tt  X I O  u  evTj ,    i  V  tKrj  tari  y.ai  adi'  v  ai    /.«'i  :iki- 
a^r,l>ai   ainT/s^    anima    corporis    tanquam  muri   ingurgi- 
tata,    pius    lulo    snrdpscat.        ütiit   rps   se    habet,    coiiseii- 
tiunt   in   iiilijala   scriptnra  Plotini  codd.   mss.   a   dar.    Creu- 
xero  adhibiti,    iieque   aliam   Ficinus  secutus  videtiir ,    qui 
xov   xiig  dvonoidrrtiji;   xonov   h.   I     dissimililudinis  re- 
gionem    interpietalu«   sit ,   certe   melius,    quam   dissimililu- 
dinis locum  apud   Platonem   in   Politico.      (Jims,    quod   ego 
sciam,    locus    restat,    quo    viil>;aris    apud    Platonem    Ipctio 
«Icfpiidi   possp   vidpatur  ,    nimirum    iste    ex  Plutarchi  libru 
De    Aniinae    Procreat.    e  Timaeo    p.    KJly,    D.     ubi    qnae 
Plalo  u\   Poli  icc   p.   ulZ,  C,  D.   vprbis  zifjoidixo;,  —^  — 
xonov  .   ÖÜT]     pxplicuit  ,      liisce     niPiuoritpr     allatis     com- 
plpctitnr   Plutarchus    pxpressa   mentionp   Platonici  dialof^i, 
ut   in   anlegressis,   facta:   71  (JOloftO^   dl    —  —    rot"'   l^oö- 
vov  y.a't  t-}ji*i]<;  iyyivofttviji  in  uixiS,  jiaktov  duia- 
oxtiei    lo   li),"  :t«A.«/«C  dl  uofiooxia^  nailog,   v.cia  yiv- 
dnvci'il   ^lakvHeii   it'i   xov    xr^Q  dvoiioUfCrioi  d.j  iiaor 
ovra     xijTluv    örval    TiaLir.       Sed    si    rerte    peiiÄitaieri» 
iuteriures    ratinnes,    quibus    nos   in   .«uperiore    dispiilatione 
ancioritatein     vulgaris    apud     Platonem    lectionis     iiifrinjfi  , 
leclionem   a   nobia    repertaiu   cnniniPiidari   vidimas,     tantuin 
aliprit,    iit  Plufarclipo    lixo   qnicquain   ad    fulrieiidaui  liclio- 
npin   rpcpptdiii    iiipnsp   coiiceda.«,   ut   facilliiiie  niecuni  .«iispi- 
ceris ,  sciolos   in    Platonicis,    a   Plulnrcho    ex    Politico   px- 
prpüiip    lauiUlis,    j;piiuino    Uoixof    Ipctioncm    in    Pluturdt 
expmplaribus   i'iil|,'atam,   niiiiirnui   10:1  ov   praeclara   uriluel 
Pinciidatloiie  .snbslitiiissp.    .Sin  uto  r  d-tiiv  Plularchun  ropra 
scripsit,    iiide    conspqnilur ,    aiitiquis.<iniam    Püse   Ip<  tiiiniin 
td.lot,    id    quod    pliam    ciiii.staii!>     in    ea    ronsensus   cmlil. 
mss.Plalonicurniii  arguit:  t^piiuiiiaii)  cs.<4p,  iiide  non  pffiripfiir. 
Nain ,     ut   paucis    wtiiic    conipiphiiidani  ,    quid     liar     tol.i 
Diea   disputatione    •■ffectuin    puteiii,    iieminein    fure    cmlo, 
qui     pa     ililigentpr     pprpptma      nnii     .salis     iiilpIIi;;al  ,      tantii» 
iiicoinmudis ,   quibus   inigarpui    jpitioiipni   pnuii    docuiiiius, 
quam    fclicitcr    iiipdcatiir    quaiiiqup    .sit    aciommodata     toti 
Polilici     loco     lectio    a    nobis    i'X    illins   o.-rryi'iiuoi    apud 
rpcpiitlores    Plalunicos   pruta.    Quis    i^itiir  >iil{;arpin  iiostrae 
lectioni   in   posleruiii    proptcrea   piistponere     audebit,     quod 
illo   scilicet   codicum   Platonicoruui    plerumque    Doveljorom 
ciiotrosu   coiifirmctur ,    baec    telustissiniis    imitatioiii»  Pia- 


551 


55K 


tonican  testiinoniis  nifatur?  Qai^rp  anlniiim  inilnrpt,  iit 
creilai ,  Iprtionem  praeclaram  ac  |ilanain,  -^iiiviiiv,  rx  ob- 
«cnra  et  (liflirili,  löllor ,  rasii  e»i|iir-  «riain  esse  libra- 
rinriiiii  «rrorp,  riiiiis  p^piiipla  Stephnnus  Monachui  (!«■ 
i\Iiivii<')  .^lltis  in  V';tria  S^irra  |).  .j8  pt  ()U  ilpilit?  '')  Aut 
quis  i|piii(|iip  allen  ar^iilus  eril,  iit  lectioni  ro/or,  qiiippe 
«liTfiriliuri  rt  obsciiriuri,  a  recpiitioribu^  Platiiiiic'i<)  ex  iii- 
geiiiolu  |)laiiiiirpiii  ,  Tltwrov,  siibstitntam  esse,  iil  est, 
rpceiitiores  Pl.ifniiiro«  in.ijls  (|iiaiii  Platonem  ips'itii  nra- 
lioiiig  (■»iiriiiiiifati  ac  perspicuitati  studuissc  crpilat?  — 
Stallbauniiam  «erti',  .Miiiiiniiiin  Plalonis  crifiruiii,  mean 
Hi^piifafioiii  ailspiisiiiii  iion  Hpnriratiiruin  is'ie,  iikIp  rptf« 
aiiguror,  (jiiimI  .  <ni.iiii  e^'ii  ,  ante  aiinin  fres  in  Busilio 
Plotiniz.  p.  20  iiif.  oliiter  propiisitani  ,  liie  riperiisp  '') 
ailstruxi  einenilaliuneiii ,  eanileiii  ille  ,  snopte  iii;;enii>  in- 
lentain,  nnpprrime  in  Pnlitici  eilitioiie  suo  lor»  p.  'M'i 
protulit.  Fiirlasse  ctiain  Tnrieensps  Plalonis  eilitores  as- 
sensuin  mihi  sunin  non  denej^abunt ;  iiam  quod  in  spien- 
(lidissima  illa  Piatonis  editione  nieae  emendalinnis  nn 
verbulo  quideai  nienlioneni  fprerunt,  offnjjit  eos  illa  for- 
4as!«e  mm  alii»  ad  Plntnrtis  y.oirriv  »ppctantibus  observa- 
tiouibus  in  silia  aiinotaliiiiiis  in  Basilium  Plotinizdntem. 
Sic  recte  ,  npinor,  a  ine  p.  '.,' I  med.  comparatis  Pliitiinis 
et  Plotini  lucis  defensa  sunt  isfa  Piatonis  ex  Rppnbl.  X. 
p.  (ill,  E.  a  Morgenslernin  et  Stallbaumio  male  solliri- 
tata:  —  n  lu  i  /.  o  o  l' o'J  i-  i  r,  u  rifvoa^  te  Xßi  doTOCC, 
a.  viv  airr  —  yeijQa  —  n'fofJTe(pi'/sv,  qnae  Plotino 
etiani  p.  4li.')  (rap.  In.)  B.  obsprvata  sunt,  n!)i,  postqnam 
tutani  illam  Piatunis  disputationem  Rep.  X.  p.  (iit.  1!. 
hl'.',  A.  retiilit,  aninium  cum  aur»  Efi\)v'j[n)  coiilparans, 
häft-  dicit  de  aninii  pur;ratione:  rt  71  u  y.  ou  r  na  ii  s  i>  o  ^ 
OOOl  yetjpuv  avtio.  Kecte  item  p.  JÖ  sq.  defendisse 
nie  piit»  vnlsjatam  li-ctinupm  uü^frai  apud  Platonem 
Pliaedr.  p  "2411,  K.  nlii  i''A>t\(.ta(  ("oK«t;i«s<  rpstilnluni 
vdleliat   ex    ini'prtis   .ipud    Prnvluin    imitalioni«   ve^tifiis. 

Sfti  ,  nt  ad  nnstrain  rniendatioiiem  Inci  ex  Politieo 
ledeaalu^<,  iii>><>  nunc,  ojiiiiiir,  exeinplo  patet,  ,,  quam 
painni  adliiic  non  ii,  qni  lindie  dialogos  Platiiniius  sclio- 
larum  in  nsiim  lioininiimqn» ,  u(  feriint,  e|pi;anli<>rnni 
eilnnt  .■(  cxplirant,  -(piI  qni  Rahnkenii,  Wijttenhachii , 
Creuzeri  vesti^iis  innixi  ,  ad  nsnni  linniinuin  ernditnrum 
et  reim  (liirtrinae  haud  peritiirae  ff  U(  tu  Plalonis  opera 
pinrnriare  et  illnstrare  ronanlur,  —  vel  lii  igitnr  quam 
pariini  adlinr  bnnis  paratis  uti  cnnsupvprint,  id  est,  quam 
parnm  adlinr  ex  ina^nn  nniiipru  Kiliiininnin  Neoplatoni- 
rnniiii  euni  perreperint  rrnctuin.  (|ni'in  inde  uberrininin 
redundare  ad  emendanda  et  illiisiranda  Plalonis  opera 
ina^nnrnni  illornin  iii<;eniiiriiin  exeiiipl»  dndnin  eductus 
fiiisse   opiirtrbat.'        Qmbns    verbi»    iiieis    ex    Piaefalione    ad 


Vi)  Est  eliain,  iibi  tt/ivio;  in  linoc:  simililer  dppravatum  fiiil 
Vid.   Not.   ad   AescUui.  de  F.Legat    p.  34.^,    b.   ed    Taylor. 

13)  Oblitti'ratam  Piatonis  manuni  Luiusmodi  investigatiooibus 
restitneic  paullo  ditlicilius  est,  quam  acutulas  excogitare 
conjectur.is,  quae  in  Platonicorum  libroruni  locis  sanissi- 
mis ,  sed  docta  lixplicatinne  egentibus,  aut  corruptis,  sed 
leni  medela  cnirigenJis,  in  ali.i  nionia  abire  nos  Cogunt. 
Exeinpla  odiosi  sunt;  luctdi-iitissimnro  tarnen  est,  quod 
nnperrinie  in  Symposio  p.  21tJ,  K.  sie  legere  |ussi  sumns: 
^yttiat  ^i  nwria  tuviu  %tt  nTtifiuiu  ov6ivo<i  ß^tu,  r.ut  ri/ti}^ 
OLÖtf  tlruty  XO/viv'  üt     <p7]  ^i QOi  iiQ'öVtvo^tt'o^  n,  t,  Ä. 


Basti.  Plotiniz.  p.  8  iq.  qui  ansaiii  ileilit  Cento  Platnni- 
cus  apiid  Jamblichum  libm  -tt  i- o  i  /.i>iv?,c  u  <>.  i>  i)  u  (>.~ 
rixfji  £71  to  CTJ 111}  i,  qiiuni  ne  ad  hunr  qilidem  diein, 
licet  a  iiobi»  in  oalre  Basilii  Plitlinizantis  deleifiis,  a  cri- 
tieis  Platnniris  in  usuni  rontersus  .«it ,  iiny  ,  quid  ex  eo 
redundet  utilitatis  ad  xoiaiv  PUtniiuorinn  ,  u.ile  Jam- 
blichus  profecit,  locorum  ,  ita  prnneiiiein  <lenM>iiKfra(uri 
siiniiis,  ut  ad  illos  varictatem  ledionis  JainMuliianae  iiim 
iio>tra  annutatiuiio   critica  propinenins. 


(lO.  I)  Plalonis  Eutkydemus.  Reeensuit,  Pinleg^omeiii* 
et  CiiniiiieiitariiM  iliiistravit,  Adparatiiin  rriticuin 
di;,'essit,  .Scholia,  Kxcursuin  et  Indices  adiecit  Au- 
gitstus  Gttilielmus  H'inckelmann,  philos.  doct.  prnf. 
litt.  |;raec.  in  g^innasiu  Tur  cens.  des.  Acrersii 
Aristotelis  über  ile  Sopliisticis  Elenchis.  Leipzi;;, 
bei    C.    H.    F.    Uartinarin.       \SXi.      XLVIII    und 

•hl  S-   8. 

IV] i(   dem   Mebentltel: 

Plalonis    Dialogi    selecli,     ed.    //.    G.     H'inckelmann. 
Vol.    I.    ciinlinenK    Enllivdpninm. 

V;  a.  Plalonis  opera  omnia.  Recu^uoveruiit  Jo.  Georgiut 
Baiteiits,  Jo.  Caspar  Orellius,  /4.  G.  Winckel- 
tnaiinus.  Acredunt  inte(;ra  varietas  lectionis  Ste- 
phaiiianap,  Bckkerianae,  Stallbauuiianae ,  Scholia 
einendatiora  et  aiirtiora,  Tiinaei  lexicoo  ad  rodi- 
ceiii  >iaiij;priuaneiiseiii  deiiuü  rerngiiitiim ,  Glossae 
Platonicae  ex  lexirof^rapliis  graecis  excerptae,  No- 
Hiinuiii  index  in  Platonriii  et  üchulia.  Partes  duae. 
Zürich,  bei  lAleyer  und  Zeller.  1839 — 41.  gr.  4. 
ßrosrh.    10    Thlr. 

b.  Editiu  in  usum  schularum.  Accedunt  Scholia  einen- 
datiora et  auctiora,  item  Oissertationcs  et  Episto- 
lae  criticae.  4  Partes.  Zürich,  bei  IVlever  und 
Zeller.  1839  —  41.  16.  Brosch.  Coiupl.'H  Thlr 
12  gGr. 

Referent  hat  seineu  Bericht  über  Hrn.  W.'s  Bearbei- 
tung des  Euth^^dewus  »o  »eit  verspätet,  dass  derselbe 
nunmehr  mit  dem  über  die  neue  Züricher  Gesanimtaiis- 
gabo  des  Plato  zusammentrifft.  Beide  zusammenzufassen 
»äre  nur  möt;lirh  rücksichtlich  der  Resultate  der  Textes- 
kritik. Da  aber  in  beiden  Arbeiten  auch  dip  übri;;en 
Leistiinf;en  möglichst  vollständige  Beachtung  erheischen, 
so  trennt  Ref.  in  der  Art,  dass  er  die  Anzeige  des  um- 
fasseinleren  Werkes  rorausschickt ,  und  dann  bei  Be- 
sprecliung  der  speciellen  Arbeit  des  Hrn.  W.  zugleich 
dl«    Kritik   der   Züricher   Ausg.    in    V'ergleicliuiig   ^tellt, 

Die  Züricher  (lesamintausgabe  ,  Nr.  2.  a.,  genidmet 
dem  seligen  Ph.  G.  Heusde  nml  den  Herren  f.  (  ousin 
und  C.  F.  Hermann,  als  „philosophis  Platonicis",  be- 
richtet in  einer  kurzen  Praefatio  über  Veranlassung  und 
Einrichtung  des  Lfuternehraeus.  Die  Hrn.  Herausgeber 
hielten  es  zunächst  für  zeitgemäss,  dass,  wie  diess  neuer- 
dings mit  andern  Schriftstellern  geschehen,  auch  der 
Plato  in  Einem  Bande  geliefert  würde,  aber  in  würdiger 
Gestalt,    mit  sorgfaltiger   Kritik,    correctem   Druck,    au«- 

37  * 


559 


560 


f*rer  Scliünhcit.  Sir  s<ifte<en  nun  ein  oliromollcs  und 
na)(li(h('.i  üriikinal  ilirer  arliüiirii  t'(illejji.>li«at  und  ()cr- 
•öulii  lii-ii  Frcuiiilscliaft ,  iii<U-in  sie  «liese»  <irscli,'ilt  [{«•- 
meiiisiliafllicli  liGornaliiiicii.  Racli  sorj,'fal«ij;iT  üclbstan- 
«lijjcr  PrufuciiC  <l<'s  kridsclieii  Aiipaiat.-s  bpn|>raclieii ,  lind 
Lrsrlilussrii  sie  in  bcstiinuiteii  Zii.samuieiiküiifteii  die  Wahl 
<ler  Si'limbartcii  ,  ilucli  so,  daiis  bei  üiil'erenzen  auch 
tlir  Stiiuino  der  Aliiiuril/lt  notirt  ward,  (heilten  aber  alle 
übrige  Arbeit ,  wie  dio  Correctiir  des  Druckes.  Zur 
Hau()(aufj;ab«  machten  sie  sich  (lnrclif;eiieiiilc  Zuri'ickfiih- 
ruQj;  des  Textos  auf  die  >'orni  der  bessten  ilanilsohriften, 
iiainentlicli  auch,  wo  man  bisher  entschiedener  Auctorität 
entjfejen  noch  am  Stephanus  oder  an  gefälligen  Schreib- 
arten schlechler  Kandschriftcii  festjjehalten  hatte.  iSeUi? 
kritische  ilnlf^iniitiel  hatten  sie  nicht:  auf  das  ihrer 
üniiersiiatsbibliülhek  gehörijje  Exemplar  der  Aldina,  wel- 
ches Cornarius  {gebraucht  und  mit  seinen  Anmerkungen 
rersehen  hat,  legen  sie  selbst  kein  Gewicht,  mehr  auf 
«lie  .Ausbeute  einer  neuen  Vergleirhung  der  Stephanischen 
Ausgabe.  Da  es  aber  galt,  ihren  Text  mit  ciuem  kri- 
tischen .Apparate  auszustatten,  so  enthielten  sie  sich  ,  aus 
anderem  und  mit  dem  tollstem  Rechte  ans  moralischem 
Grunde,  um  nicht  in  fremdes  Eigenthum  einzugreifen, 
den  ganzen  vorhandenen  wiederzugeben,  trafen  dagegen 
eine  entschieden  zwprkniäs'iige  Auswahl  von  Schreibarten, 
lind  diese  mit  relativer  Vollständigkeit  in  ihrer  Art,  $ie 
gaben  nämlich,  zu  einem  inslrnrtiven  Ueberblick  der 
Texteskritik  seit  Stephanus ,  vullsländig  die  Schreibarten 
TiMi  dienern  und  von  Uekker  iiiiil  Slallbaum,  hierzu  aber 
Wie  bedeutenderen  handschriftlichen,  besonders  aus  Bck- 
ker's  Apparat,  und  die  erheblicheren  Coujecturcn  der 
Kritiker:  und  diess  Alles  in  erwünscliter  Kiirze,  das  Ste- 
phao'sche,  ßekker'sche ,  Stallbaum'sche  nur  durch  die 
ßuchstaben  a,  b,  c  notirend,  die  Handsrhr.  mit  den  von 
Bekker  selbst  gewählten  Buchstaben  bezeichnend,  ebenso, 
11«  diesii  einuul  eriv.'ilint  werden,  die  Stallbaum  scheu. 
Zu  beijueinerein  Gebrauch  aber  ihrer  Ausgabe  fügten  sie 
weiter  am  Hanilc  die  Seiceiizalilen  und  resp.  Buchstaben 
<ler  Slcpbaii'sclien  und  der  Dekker'schen  Ausgabe  liiuza 
und  mit  Rücksicht  auf  die  Holländer  die  der  Leidener  von 
l'iiMI,  nahmen  auch,  wo  sie  einmal  eingeführt,  die  Ca- 
piteleintheiluiig  auf:  sonst  wurden  noch  die  Citate  der 
von  Plato  angezogenen  üichterstellen  aufgenommen.  Den 
Best  hluss  des  ganzen  Werkes  sollen  bilden  die  Schollen, 
uou   berichtigt,    und    ein    kurzes    Onomastikon    *). 

Dieser  "anzo  Plan  des  Uiiteriiehniens  rechtfertigt  und 
lobt  sich  so  sshr  durch  sich  selbst,  ilass  ein  Rühinea 
■iberiliissig  ist.  Ref.  schreitet  daher,  um  die  Leser  mit 
«lein  Werthe  dieser  Ausgabe  naher  bekannt  zu  machen, 
unaiiltelbar  zur  Besprechung  desjenigen,  was  von  der 
Ausfiihruiig  des  Planes  hauptsächlich  in  Betracht  kommt. 
Hier  steht  der  Bedeutung  nach  oben  an  die  Kritik  des 
Textes.  Aber  zuvor  werde  der  äusseren  Haltnag  des 
Werkes  das  Aoerkeuntoiss  ausgezeichneter  Schüuheit  und 


*)  Dem  Ref.  lag  nur  erst  der  vollständige  Text  vor,  noch 
nicht  die  erst  neuerdings  erschienenen,  auf  dem  Titel 
bemerkten.  Zugaben,  welche,  an  Beichhaltiskeit  die 
nrspriiiigUche  AnkündigUDg  übertreffend,  das  ganze  Werk 

^bschlicsseu 


Gef.'illigkuit  in  l'.ipier  und  Lettern  und  gleicher  Zweck- 
mässigkeit in  Aiioiduuiig  des  Druckes.  In  der  letzteren 
lie/iehuiig  thul,  zumal  b<-i  der  Kleinheit  der  Lettern  umi 
der  Zeilenlülle  der  Textseifen  —  die  gespaltenen  Coluni- 
iieii  haben  bis  zu  48  Zeilen,  —  dem  Auge  besonders 
wohl  die  weite  Durchschiessnng  der  Zeilen:  demnächst 
sind  die  verschiedenen  Ranilzili'ern,  welche  ilie  .Seiten- 
zahlen der  oben  gedachten  drei  Ausgaben  und  ausserdem 
die  Zeilenzahlen  dieser  Ausgabe  selbst  anzeigen,  auf  das 
lleijueinste  dislinguirt,  und  ebenso  erleichternd  wird  für 
ilie  Beziehung  der  kritischen  Noten  auf  die  Textworte, 
dsss  die  Zeilenzill'eru  von  !)  zu  ,'),  nicht,  wie  bei  Bekker, 
von  lu  zu  10  angegeben  sind.  Mit  Allem  dem  aber  ^tehl 
in  vollem  Einklänge  die  Correcthcit  des  Druckes,  welche 
»Oll   seltener   Sorgfall   zeugt. 

AVar  es  nun  zumeist  auf  einen  Flatn  in  Kiiiein  Baude 
abgesehen,  so  würilen  den  Liebhabern  dieser  Form  schon 
die  gedachten  äusseren  Vorzüge  diese  Ausgabe  liiiilTIng- 
lich  eDipfolilen  haben,  auch  wenn  für  die  Kritik  nichts 
weiter  geschah,  als  etwa  eine  theilweise  Revision  des 
Uekker'schen  Textes  mit  einer  sogenannten  brevis  aduu- 
tatio  critica.  Jetzt  aber  ist  durch  die  Gelehrsamkeit  und 
den  Fleiss  der  Hrn.  Herausgeber  jene  äussere  TreÜlich- 
keit  selbst  in  den  Hintergrund  gestellt  gegen  den  inneren 
kritischen  Werth.  In  diesen  schliesst  Ref.  ein  die  oben 
gedachte  Einrichtung,  welche  den  raschesten  Ueberblick 
über  die  Kritik  von  Stephanus,  Bekker  und  Stallbaum 
darbietet,  Ȋhrriid  zugleich  alle  erheblichen  Conjecturen 
notirt  sind.  Das  Bedeutenilste  aber  bleibt  die  gelbstän- 
dige, soigfaltigo  und  gründliche  Texteskritik,  deren  Werth 
dadurch  nicht  verringert  wird  ,  dass  für  dieselbe  oeuv 
Haiidschr.  nicht  zu  Gebote  standen,  sondern  nur  der 
vorhandene  Apparat,  zumeist  der  Bekker'sche,  neu  aus- 
gebeutet wurde:  steht  es  doch  sehr  dahin,  ob  neue  be- 
deutend und  diirchgehrnds  bessere  Uandschr.,  als  bereits 
benutzt  sind,  überhaupt  noch  aufzufinden  sein  inuchteu , 
und  das  Besste  hat  auch  hei  den  reichsten  und  bessten 
Quellen  doch  iinnier  der  Fleiss  und  das  Unheil  des  Kri- 
tikers zu  voltbringen  ;  am  meisten  würden  neue  Ciilla- 
tionen  einiger  der  Bekker'schen  Handsrhr.,  welche  C.  E. 
Ch.  Schneider's  IVIunita  sehr  » üiisclicnswerth  machen, 
auch  dieser  Arbeit  an  vielen  Stellen  eine  noch  gesicher- 
tere Gruiiillagc  haben  geben  können.  Soll  nun  das  Ver- 
Laltnis»  dieses  Textes  zu  dem  der  bedeutendsten  Vorgän- 
ger im  Allgemeiuen  bezeichnet  wcrdeu,  so  uiöchte  Ref. 
nicht  das  ziemlich  Unbestimmte  sagen,  dass  derselbe  die 
Vorzüge  des  Bekker'schen  unil  des  Stallbauin'schen  Tex- 
tes vereinige:  soudero,  da  nach  den  Generalrecensionen 
von  Stephanus  und  Bekker  die  beiden  von  Stallbaiim  und 
den  Züricher  Gelehrten  im  Wesentlichen  s  ch  als  bedeu- 
tende Revision  der  Bekker'schen  Receiision  darstellen, 
indem  beide,  und  iiothweiidig,  auf  den  Schultern  von  ßek- 
ker's  Arbeit  stehen  ,  so  hat  die  Züricher  .Ausgabe  nach 
richtig  gewählten  Principien  die  Revision  mit  grösserer 
Sorgfalt  und  strengerer  Consei|uenz,  als  die  Stallbaum'- 
sche,  durchgeführt,  und  somit  im  Allgemeinen  einen 
Text  geliefert,   gereinigter,   als   der   aller   Vorgänger. 

Die  eben  geilachten  Grundsätze  aber  sind  die  schon 
oben  aus  dem  Vorworte  erwähnten,  dass  der  Text,  von 
Wort   zu  Wort  vuo  Neuem   nach  den  jedcsmaligeu  bessten 


SGI 


562 


llaiuJsrhriften  tlurchgpprüft,  «trengrr  ,  als  liish<T  t;p»(^)>e- 
ben,  nach  ilcin  cntsclieiileiulen  Aiisriien  jener  bericbdgt 
werden  sollte,  mit  Verdrängung  aller  derjenigen  .Sclireib- 
arten,  in  uelchen  die  Vorgänger  aus  falscher  Scheu  oder 
auch  ans  Täuschung  liber  den  Üprachgebrauch  Angesichts 
des  entschieden  besstcn  beglaubigten  noch  den  Text  des 
Stepb.iniis  beibehalten,  uder  auch  IScheinbares  aus  scblrch- 
teren  Handschriften  aufgenuninieii  hatten.  üass  gerade 
diess  die  Aufgabe  einer  neuen  kritischen  Ausgabe  »ar, 
ist  von  selbst  klar.  Die  gegennärtige  Losung  derselben 
aber  hält  Ref.  im  Ganzen  für  ansgezeichnet.  Dass  über 
viele  Kinzelnheiteii  Aleinungsverschiedenbeit  sicli  behaup- 
tiMi  wird,  liegt  in  der  Alatur  der  Sache,  weil  die  rein 
ubiectiven  Grundlagen  der  Kritik,  bei  der  Beschaffenheit 
Miller  .  auch  iler  bessten  ,  Handschriften  ,  überall  nicht 
ausreichen,  das  suLjertive  Urtlieil  aber  bei  aller  Ver- 
trautheit mit  dem  .Schriftsteller  eine  zwingende  Evidenz 
in  allen  Fällen  nicht  erreichen  kann.  Ref.  hat  in  allen 
denjenigen  Stücken,  in  welchen  er  genaue  Vergicichung 
angestellt  hat,  befunden,  dass  die  Hrn.  Herausgeber  im 
Verhältuiss  theils  zu  bekker,  theils  zu  .Stallbaiiui,  theils 
zu  beiden  in  einer  sehr  bedoutenden  Anzahl  von  Stellen 
diejenigen  Schreibarten  einj;efülirt  oiler  hergestellt  haben, 
welche  feriuinftiger  Weise  als  die  richtigen  gelten  müssen, 
inwiefern  sie  durch  die  bessten  Handschriften  beglaubigt 
sind,  und  innere  Gründe  entwede.-'  nicht  gegen  sich  oder 
selbst  für  sich  halieii.  Dagegen  ist  er  aber  auch  in  allen 
jenen  Stücken  auf  eine  Zahl  von  solchen  Stellen  gestos- 
sen ,  in  welchen  er  die  Wahl  der  Schreibart  nicht  ge- 
rechtfertigt bildet,  zumeist  inwiefern  mit  tlen  bessten 
Uanilschrifteii  das  aus  inneren  (irunden  minder  Wahr- 
scheinliche gegeben  ist;  sehr  selten  auf  solche,  wo  nicht 
reiht  soiiseijueiiter  Weise  das  durch  die  bessten  Hand- 
schriften Gebotene  ohne  ausreichenden  Grund  verschmäht 
erscheint.  Wie  weit  das  üebergewicht  innerer  Gründe 
über  (las  Ansehen  auch  der  bessten  Handschi iften  zu  be- 
liaufilen  sei,  darüber  kann  allerdings  nicht  bloss  in  den 
concreten  Fällen,  sondern  auch  grundsätzlich  gestritten 
werden.  Ref.,  ohne  irgend  einer  buntscheckigen,  text- 
verderbenden Eklektik  das  Wuit  zu  reden,  bekennt  sich 
zu  der  Ansicht  ilerer,  welche  jenes  üebergewicht  für  die 
Kritik  nicht  bloss  da  vindicireii  ,  wo  es  gilt,  oQenbare 
Fehler  zu  tilgen,  sondern  auch  uo  entschiedene  Härten 
und  andere  grosse  fllissfalligkeitcn  ,  die  eiittveder  gegen 
den  allgemeinen  Spraclicharakter  des  Schriftstellers,  oder 
aber  —  ein  besonders  zu  beachtender  Fall  —  gegen  da.« 
specielle  oder  individuelle  logische  oder  ethische  oder 
rhetorische  Verhältuiss  jeder  einzelnen  bestimmten  Stelle 
oft  in  feinen  und  versteckten  Beziehungen  in  einen  M  i- 
ders|iruch  treten,  auch  von  den  im  Ganzen  bessten  Hand- 
schriften geschützt  werden,  während  das  einlem  hteiiil 
Bessere  oder  schlagend  Passeiulere  entweder  von  andern 
sonst  minder  guten  Handschriften ,  ohne  dass  besonderer 
Verdacht  fremder  Glattunt;  obwaltet,  dargeboten  wird, 
oder  solches  durch  die  leichteste  Aeuderung,  die  als 
ebenso  leicht,  wie  eine  Interpuiictionsänderung  gelten 
darf,  sieb  gewinnen  lässt.  Wirft  man  diesen  Grundsatz 
weg,  so  läuft  man  Gefahr,  bei  aller  äusseren  diplomati.-.chen 
Treue  gar  Vieles  in  den  Text  zu  bringen,  was  für  das 
aabefangene    Urtheil    des    Kundigen    den     vollen    Stetnpol 


iler  1,'iiglaiibwürdigkcit  au  sich  tragt.  Auch  der  Schein 
aber  der  Willkür  bei  solchem  Verfahren  verringert  sich 
gar  sehr,  wenn  man  beachtet,  wie  viele  nirenbarn  Fehler 
und  Versehen  auch  die  bessten  Handschriften  haben,  die 
im  Ganzen  trellliche  Bodlejaiiische  iiiclit  im  mindesten 
ausgenommen,  wo  denn  auch  die  diploinatiscli  treueste 
Kritik  zu  dem  Iliclitigen  der  minder  guten  llaiid.'-ciiriften 
Oller  zu  trellendcn  Coiijecturen  willig  ihre  Ziidui  lil  nimmt: 
wenn  aber  dies«,  darf  es  als  leichtfertig,  oder  mnss  e« 
als  vernünftig  gelten,  das  Ansehen  jener  relativ  bessten 
Haiidschrifteii  auch  für  die  eben  besprochene  Art  von 
Fällen  nur  als  sehr  bedingt  normirend  gelten  zu  lassen, 
und  dagegen  das  Gewicht  theils  anderer,  nicht  jerade 
der  Interpolation  verdächtiger  Handschriften  ,  theils  der 
oben  gedachten  inneren  Grüiiile  in  die  Wagsrhale  zu 
legen!  Die  Hrn.  Herausgeber  zeigen  sich  diesem  Grund- 
latze keineswegs  abholil  ,  haben  aber,  wie  Kcf.  meint, 
doch  öfters  unglaubwürdigen  Schreibarten  der  bessten 
Handschriften  zu  viel  nacligegebeii ;  »eit  öfter  aber  und 
aullälliger  Hr.  Winckeluiann  in  seiner  Ausgabe  des  Ifin- 
th>dein<>s.  Leicht  mochte  dahin  die  au  sich  nntliweniiigc 
kritische  Opposition  gegen  Bekker's  Text  führen,  in  «el- 
cbem  sie  viele  iiiiltegriiiidete  .Abweichungen  von  den  bessten 
Handschriften    i  orLindeii. 

Ehe  nun  Ref.  darauf  übergeht,  da«  Gesagte  durch 
Beispiele  zu  belegen,  iileibt  ihm  noch  Folgendes  zu  be- 
merken. Die  Anordnung  der  säinmtlichen  Stücke  ist  mit 
Stephaiiiis  und  Stallbanm  nadi  Serranus  gemacht,  wohl 
nur,  um  dieser  Frage  ihre  Lnenfschieilenheit  zu  vinrliiiren. 
Die  Interpnnction  des  Textes  ist  im  Wesentlichen  nach 
der  zweckmässigen  Bekker'schen  Weise  gemacht,  aber 
auch,  wo  es  nüthig  seinen,  gebessert,  zum  Theil  wohl 
auch  minder  passend  geändert  in  ('<'MCUf  ren/lälleo  des 
logischen  und  äusserlich  s\  iitaktischeii  Princips.  In  der 
Wahl  der  dialektisch  grammatischen  Formen,  nie  des 
Pliisquamperf.  auf  i:  -  l=ii> ,  lies  imperf.  l)  -  i n ,  ist  nach 
Schneidvr's  Ermittelungen  verfahren.  .^Is  eine  uiissfallige 
orthographische  Kigenbeit  stiisst  auf  das  iliircligehende  O 
statt  ^  in  Compositis  am  Ende  des  ersten  Wortbestand- 
theils,  wie  in  öOTIi,  7looa7rai£i'o!^ai,  aber  auch  wenn 
ein  Vocal  folgt,  wie  in  citritvui,  üoc/aoti  ,  Uooorf.oi: 
in  welchem  letzteren  Falle  das  <^  auch  eine  LautiliU'erenz, 
die  Abstossnng  des  tu,  Tfios  von  dem  folgenden  Vocale, 
eben  so  passend  bemerkbar  macht,  als  z.  B.  in  unserem 
Glasarlteil ,  im  ^'erhältniss  zu  Gtiise,  geschieht.  Die 
Anmerkungen,  alles  Erklärende  aiisschliessend,  beschran- 
ken sich,  mit  Ausnahme  der  von  l'lato  berohrten  Dirh- 
terstellen,  streng  auf  das  oben  Bemerkle,  die  Kritik  be- 
treUende,  und  enthalten  ausser  den  .Srhreibaiteii  von  S(e- 
phaiius,  Bekker  und  .Stallbaum  theils  kurze  Rechtfer- 
tigungen neu  anlgenoromener  Schicibarte ii ,  (heil.s  erheb- 
liche .Abweichungen  der  Handschr.  ,  theils  bedeutendere 
Conjectureii  von  andern  Gelehrten  und  »on  den  Herrn 
Herausgebern  mit  jedesmaliger  Angabe  des  Nameug.  Von 
dem  Bekker'schen  und  Stallbauin'schen  Texte  siui!  auch 
fliie  Druckfehler  nofirt.  Die  gedachten  Rechtfertigungen 
bestehen  meist  iu  blosser  Angabe  der  lianilschriftlii  lien 
Quellen,  zuweilen  in  einem  Citatc  anderer  Platonischer 
Stellen  für  verkannten  Sprachgebrauch,  für  Grammatisches 
auch   in  Citatcu   anderer   Gclehtten,    nie   mehrmals   Bcru- 


563 


564 


Imrilv'ü.  In  ilrr  Aiiswalil  bpileuleniler  h»iiiUrhriftli(hfr 
NrlirfibarJoii,  aiirli  "»  ilmni  iiiili«  fjofolgf  ist,  ist  grosse 
liiii.irlit  bi-wifsni:  liiirlist  sellrii  »iril  man  Krlip|>li<'lir:i 
lilirr'MiiKPn  <"•<•'  niiiiiliT  Krlii-liliilif»  aii;;i>frilirt  fiiulfii. 
K'iiü  nl>cr  l.lfilit  fiir  die  I5i'iiii(/.iiii!.'  ilcr  Anmorkiiiij;«-!»  lu 
1.  iii>><'lii-i>  iilirig  iiu  liidTcssn  «lerji-iiigiMi  k.'liifiT  ilioser 
*iis;;.-»l'f,  xvi'lrlieii  nullt  /.ngl<-i<  li  lii-siin<|pr.s  lirkkrr'.s  Aus- 
.•ilii-  /u  <ipIuiIp  iili-lit,  ••ine  knrzi'  Aiijfalx-  iiAnilirli  i\rr 
\niniMi  himI  <Ipä  UitiIips  <lnr  i'in/.flncn  in  lir/M^  gi-noni- 
ii.i-iu-ii  ll,.hiisrliriftcn:  il<iin  s«  >ii'l  Orirnliriiu;;  « fiii;;.>itcns 
nl.pr  ihr  H.-<lewtiiii;j  ili-r  |{iiilis»:ilien  /—  ij  mnss  »lohl 
auch  il«T  niiiiil<-st  nnterriilid-lc  lii'nntzfr  «lifSiT  An<;»l><' 
lM';;rliriM.,  iiiiil  i'S  liDMiitf  «hl«  für  (Us  iiflrhstp  ISrihirfiiiss 
luf  M.'iiij;pii  Sriti'n  ji->i.'ilirl  »iprilen,  iliiil  iilini-  irirt-nd 
piiieii    Eiiiijriir  in    Iri'niih»    Ki'rlil. 

Jptz«    für    <\ns    liisbrr     (M'sajjfp     eine     lli-ilii'     lon    B<- 
legi-n.     Ditse    glaubt    Uefernit   am   2»  e<km;i.s»i(;«lpn    so    zu 
gpbpii.    ilas»   IT,    cIps    li-iilit    als    ti  illki'irlii  li    prsclipinpndpn 
Hrrjusirpifiii*    pinzpliipr   !S1i'IIpii     aus   »prscliipdenen    Dia- 
liifiii     al.siclilliil»     sich    entliaHeml,     ziiprst    an    pIiipiii    pin- 
«plneii    klennTeii  Stiirkp  lollslSiidi);  s.'iiiiiiitliclip  LpisttiiijjPii 
der     Hrn.    I|prausj;ebpr     iTsilii'n     lii-st ,     daranf    an     piiipin 
Burhc    der    Pulitip    das    ^irliJlltniss    diesps    'IVxfp«    zu    dem 
nach    sliH  InMi  l'riiii  i|>icMi    -ji'slahflPn  «oii  C.  E.  Cll.  Sibnei- 
ilpr    narliMpist.    nnd    znh-t/I  l>pi  <h-ui  KiitlivdpiiKiS  (iplpjjpn- 
beit    nimm»    zu     fpriierpu     l>p|p(;pn     fiir    iÜp    Kritik    ilipser 
An.«|;ab('.       Das    Erste    ccsrli.lie    an     dem    Eiitliy|iliro ,     und 
«war   nubt    Mi};leii-h     in    biinipr    Reihe     lon    Aiifanj;:    bis    zu 
Eiiile,    liiinderii    zniia<h«t .     um    eine     tiebprsiclit    übpr   da» 
Quantum    zu    ceHaliren,     riilirikpn«»eise.      In   diesem    klei- 
iipii    GesprSilie   irpipii    in    unserer    Ausjjabe,     wo    ps    kaum 
iiille    ,S    S.it- II    liilll.     im    (iaiiKen     nielit    «enifer,     als     \o^, 
Aeiidprtiiijren     di»    .Stepliaii'sf  lipii     Textes     auf,     und     diess 
bei    »Pitein    zum    ffr()S»tcn  'l'lipil    eiilsi  liiedene    Borirhtij;uii- 
»pfi.        Vdii     ilie.spii     Apiiihi  nn};eii     prsel.pinpn     bereits     .s4 , 
*uni    Theil    aucli     schon    <iiireli    liie    \  orgÄnj,'er     piiif;pführl, 
bei     üekkcr      und     Stallbauni     ^''""''"■'"'''af'l'eh  :     von      dpii 
äbrij>eii    71     sind     neu    in    diesii     Ausj.'abe     hinzu jekonimeh 
7,    »aliretid     l4   tlieils    inn    iJekker,     tlieils     von    S^tallbaum 
»clioii   aufgeiKiininen    uaren.     Dajje'^en    ist  zusammen   {."^imal 
die   .Sihreibart   des   8te|ihiiiiis,   theils  gejjen  Bpkker,   tlieils 
»p(jeii    Slallbaiiin,     t.'r<isslentlieils     gestützt   auf  gute    Haiiil- 
arlisiftrii,    «ueder    eingefiilirt.        Gegen    den    Text    der    bei- 
den   letzteren    i«t  s|ipriell    da»    \'erli,'iltniss   folgendes.     Vom 
ßekker'si  heil     tielrägt     die    Zahl     der     Ah»  eiihnngrii    3n  : 
darunter   sind    \A    Fälle,     «<i    lieUker   allein,     7,     wo    mit 
ibin    amh    Stallbaiini    am    .Str|)hanus    festhielt;    fS,    »o    Bek- 
ker   jllein,    '.' ,    »o    mit    iliiii  aurli  Sfallbauui  von  S:e|)hanus 
abwieli.      Vom    Stallbaum'seheii    Texte    fiinlen   sich    1')  Ab- 
»ipirhniigen :   darunter    1,    «n    Slallliaum   allein,   7,    w«   er 
mit  Bekker   an   Steplianus   festhielt;     f),    ivo   er   allein;   '2, 
HO    er    mit  Bekker  von  iStejdianu»   abging.     Was   darauf  den 
übrigpfi    Inbali   der    Aiiinerkungen   anlangt,  so   iin<|pn  sich 
handschriflliclie   Sehreibarten    1<)    notirt:   davon   sind    7  zur 
Beglaubigung  des    Npiiaufgpfinmmenon    angefiilirt,     1'.^    da- 
gegen  als   sonst    bemerkens»  erth.       Von   Conjecturen    sind 
dieselben    3    aafgeiioniinen ,     welche     schon    Bekker    und 
Jttallbaum   gaben,    Bekker  S.  307,  "}.   ftuu   ücfeko^  statt 
uol  roll   lleindorf;    S.   3/1,  2-    \>£0(ptkei    tu    i^toifilksg 
ro«  Bast ;  S.  373,    17.   bibü^aii  statt   ölöd^'qi  von  Bek- 


ker.     IMoinan^srerschieilenheitpn    unter   den   Hrn.   Hrrans- 
gelieru   sind    3    notirt,     darunter  2  Conjecturen    von   Herrn 
Hiiiler   und    ll''incl;ehiiann-       .Ander«  eite    Noliruiigen    end- 
lich   kommen    3   vor,    ein  Citat    aus    I'latn    zum    Beleg  eiiipr 
neuen    Schreibart,    ein    Dirlitercitat ,     «las   des  Slasinus   zu 
S.   .374,    und    ein  Uriickfeliler    in  der  .Stallbaum'sihen  Aus- 
gabe.     Aus   dieser    Ueliersicht   ersieht    man   an    einem    Bei- 
S|iiele    Henigstcns   ungefähr   den   Ausseren  Umfang   der  Lei- 
stungen   der    Hrn.     Herausgeber:     denn     naturlich    stellen 
sich     bei    lerschiedenen     Dialogen     die     Verliältiiisse     noch 
verschieden,     je     nach    Vprschiedenheit     der     Vorarbeiten. 
.Sehen    »ir  jetzt   weiter   auf  die    innere    Bpschallenheit   der 
Leistungen.       Hier     kommen     zuerst    und     zumeist    in    Be- 
tracht  die    Alitveichuiigeii    von    Bekker   nnd  .Stallbaum,    »ie 
begründet   sie    seien;    >vir    zählen   sie    einzeln    auf  mit    Hin- 
ziifügun^   unserer    Ansicht.       fiteich    von    Anfan<r    ist   '.'mal 
abgeniciiPii   in    der    Setzung   der  Partikel  yl.     Bekker   gibt 
*>.  301,  Z.   .3  mit  Steph.  ol  yciu  nov  y.ai  ooi  diy.ij   Jii 
uvoa  Tt/y/ai/f/,   und   darauf  Z.   9  mit  Steph.   und  Stallb. 
fj?    OV   yt    tliooi-:    unsere    .Ausg.     y.al    OUi    ys   di/ji    und 
ojg  (TV   fff{>Ot,    beides    nach    A,    und  ersteres   mit   Zustini- 
muii!;   von    li    meist    guten    Handschriften    (aach    '/''  und    S. 
•vciclie     yi     häufig     aiislasseiij ,     das    andere     mit     3     guten 
Handschr.    '/^HS;    demnach,     —    oIihoIiI    die    SchHankun- 
gen   der    Handschriiteii    in    der    /iiiii    Einschieben,    wie  zum 
Weglassen    gleich    leicht    beoegliclien    Partikel    -£,     deren 
lief,     iu    diesem     kurzen    (jespräclie     >i     zJililte  ,     die     Ent- 
scheidung   unsicher    machen,    —    beides    diplonialisch  mehr 
gerechtfertigt,    ohne    dass    innere    (iriiiide    enigejjen    stün- 
den,   denn    auch    das   nngeuolinlii  here    Xo-i    OOi   yi,  da   in 
dem   stark    betonten    auch   du  ,   auch   ick   nach    y.ai  das  or- 
thotoiiirte  Pronomen    einfach  zu  stehen    pflegt,  —  und  eben 
diess   hatte   wohl    Fischer    im   üiiine  ,     »ipnii    er     yai    <»eg- 
trünschte,     ila    ihm    die    Vprgleichiingskraft    in     y.al,    auf 
welche  l^tallbaum   aufmerksam  macht,    nicht  »olil  entgehen 
konnte,    —    darf   au    sicli    nicht    für    falsch   gelten    (vergl. 
Eurip.    .Alcest.    v.    (j'S<'.    y.dyioyi     oir    OOi    und     unten    iiu 
Euthyrf.  S.  44rt,  2.    y.al    l)    orj  y'  e(fr);    am    weiiij,'9teii 
aber    nach   der   Partikel    yao ,    nach     »elcher   (yo.u    ^^   ye 
(loa)   yt  sehr   oft   resumlionstieise  steht,    wie   gleich   dar- 
auf   in    üi    yi'.o  .  .  iy.iivo    yt    y.ii.xn.ywjßotuii.       üenii 
die    (irniidangabc   durch    yriu     betrachtet    der   Grieche   ei- 
gentlich  als   eine    Rpstrictioii ,    so   dass    nämlich    die    .Affir- 
niation    des    Vorhergehenden     nicht    allgemein    und    unbe- 
dingt,  sondern    iu    restringirender   Beziehung    auf  das   fol- 
gende Causale    erscheint:    und    hierilurch  wird  es  natürlich, 
dass    nach    dein     für    den   ganzen   Satz    stehenden    Bestric- 
tionszeichen    yuo    die    restnugirende    Kraft    noch    einmal 
wiederholt    wird    zu    dem    Hauptbegriffe    des   Satzes,    ilen 
die   Restriction   hauptsächlich  trifft,   ganz  .'ihnlich,   wie   e« 
bei   Wiederholung   der   Negation   geschieht;    welches    Ver- 
hültniss   hier  sich   etwa   so    nachahmen   liesse,    freilich    mit 
schwererem    Worte,  ,, wenigstens  denn   (ÜQa)   soll   ich  da» 
wenigstens    doch    nicht    von    dir    denken."      Lud   dasselbe 
Verhältniss   ist  bei   andern   Conjanctiouen   mit  yf.  ,    wie    «' 
yi  de  Repnbl.  IlL  S.  113,  13,  ensiöij  ye  Phacd.  fi4,  10- 
CTieiöij  ye  öp«;  äjcod^uvövTOi  rov   äv^^ttfuou  to  yf 
da^evEoxsQov  hl  6v.     Vgl.  ebendas.  S.  65,  'J-    iueiörj 
TO  ye  oktyoxQOvnüxeQOv    ovx    diToXtukt ,   wo   bei  an- 
derer,   freilich    schlechter,    Stellung    es    auch    geheisseu 


j()5 


566 


liiilipii  würtle  i:.ici5i<  ye  ovx  duol.uikf  lo  yf  itkiyo/o. 
Auch  Uutliv)!.  S.  4u4,  12.  wünle  Ref.  schreiben  ei:it(j 
ye  uiiaviu  xa  y^uu^axd  ye  enioiaoai,  »o  yi  nach 
yoctiiiiUTU  ganz  passrml  steht,  und  an  ein  fremdes  Ein- 
•e.hiebsel  sieh  nicht  H<ihl  denken  lässt.  Besonderü  aber 
hatten  die  Hrn.  Ileraiisj^eber  ronsequeiiter  Weise  aurli 
unten  S.  .J  7,\,  '^j.  i:teid,;  TTto  tÜ  ye  ittia  y.äkl  tarn 
'f'lji  ni^ifd/  <i.vi)(j<o:iV)v  iiarh  y.o.k/tiJia  und  \  11 'PDS 
ye  aufnehmen  nuissen,  »o  es  z>»ar  ebenso  »euij;  an  sich 
nolhiienili^'  ist,  als  in  jenen  beiden  Stellen  S.  .{.'>!,  aber 
auch  uui  nichts  »eiiij^er  pas'end :  denn  wenn  »ir  auch 
nnlit  sagen  Hollen ,  dass  nach  nicht  seltener  Weise  ye 
dem  Artikel  nach};etreten  sei,  statt  e7ieid)ineu  ye  ta 
."'f/a  cet.,  MI  sind  hier  die  Ue|;riffe  la  ifeia  und  v.ah- 
liora  sehr  wohl  beide  der  Kraft  des  yi  fahitf,  »a»  mehr 
iiertiiiti  ilt  bei  der  Aussprache,  wenn  man  zHischen  bei- 
iJ<'n  scharf  zu  accoiituirenden  Wjirterii  ein  wenij;  pansirl, 
,,ilas  Giiltliche  »erade  am  schönsten^',  »as  f;ar  nicht  nnth- 
Hpiidij;  durch  Zci  '/ctJ  l'ii i'.  zu  sajjen  »ar.  Auf  ähn- 
ln he  \Vpise  steht  de  Rep.  III.  S.  14'^,  I').  bei  Bekker 
mit  den  meisten  und  rieleii  ;;uten  llaiiilsr  hrifteu  üo^OTCtTd. 
ye,  1)  d'  ui,  rai'tc.  ye,  wo  ye  nach  uoihjrdTa^  welches 
die  Hrn.  Heraus(;eber  auslassen,  einem  fremden  Kin- 
schiebsel  durchaus  nicht  ähnlich  ist:  ähnlich  auch  Fhileb. 
S«  -431  1'6-  in  den  meisten  und  vielen  |;uten  Handschr. 
7io}t'  ye  diacfeuei  rj(>c»,'  ye  uoffui  eiu.v  ,  «as  Ref.  mit 
.Stallbaum  dem  -tioIu  ti,  welches  mit  A /_/ /7  liekker  und 
die  Hrn.  Heraust;el>rr  ({eben,  entschieden  rurzieht,  da 
hier  mit  ye  (ulinehin  bildet  71  (i/.r  ye  in  der  Antwort 
eine     t;elAnfit;e     Bejahuii;;,     de    Repiibl.    |  hU  ,   4-     I  .S2 ,    1 ..'. 

2rJ,    14.  37.'),  4.   Aicib.  .Ji.v,  M.    Hipp.   I,  413.    17.)  le- 

benili;;  in  die  riirlier>;ehciide  Keile  eingegriileil  wird, 
71  nfv  II  aber,  so  ^»X  es  an  j-icb  «äre  (de  Rep.  '.'I.j,  14.), 
sehr  steif  aiischliesst .  dazu  aber  die  \'erwechselun>{  des 
yt  mit  7t,  nie  mit  xe  in  den  bessten  Handschrifleu  su 
häiifi<^  IkI.  In  ptHas  unähnlich  küiinte  man  die  beiden 
letzt  i'ctj^lichenen  (Stellen  der  rnrher  besprocheneu  allen- 
falls in  suneit  finden,  als  man  in  öot^oxaxa  ye  anit 
7T()Kv  ye  die  kraft  iles  ye  nicht  auf  die  einzelnen  »"or- 
kleheiiden  Bej;rifie ,  sondern  auf  die  t;aiize  Aussaf;e  be- 
xogen  » isseii  »ullte,  in  welchem  Falle  ye  in  der  Rejjel 
nach  dem  ersten  Worte  steht,  auch  wenn  diese  nicht 
gerade  eine  das  ganze  Satzverhältniss  repräsenlirende  Par- 
tikel ist,  wie  et,  eTieiÖlj.  üass  die  Partikel  -/.'  ,  um 
für  die  Kritik  eine  etwas  festere  Basis  zu  gen  innen, 
noch  mancher  Erörterung  bedarf,  ist  mihi  anerkannt.  — 
S.  351,  Z.  S  ist  noch,  gegen  Sieph.  und  Bekker,  oi' 
yao  710V    e/.eivu    ye    y.aj ayi'ninouai    die  Partikel    lut' 

weggelassen  mit  den  meisten  Handsclirifleii ,  doch  j;egen 
A,  was  Ref  mit  Hrn.  Orelli  iiiclit  billigl  ,  da  ilie  P.ir- 
tikel  durchaus  passl.  und  die  Wiederhiiliiiig  rli-r  nnr  Z.  ,'J 
ilageweseneii  Fornii-I  (vr  ydo  ;iiji  nie  hts  .Aiis(üssiki-s  li.it, 
dazu  aber  die  .Auctorität  der  Handschr.  A  durch  ^  }  'l' 
und  vielleicht  I)  hinlänglich  gestützt  erscheint.  —  S. i-i.j  1.17. 
ist  mit  Bekk.  ohne  Grundangabe  ei  xiv  ev  viö  iveiii 
geschrieben  gegen  Stallbaum's  et  Xlia  ii/i  h'l-,  «elclies 
letztere,  durch  fast  sämuitliche  Handschr.,  entschieden 
geschlitzt,  ein  dnrchau.'»  Aehnliches  hat  in  dem  scliou 
von  .Stallb.  citirten  de  Rep.  S.  '..'.S.O,  j.  -  IS.  J.j',' ,  h. 
ist  aufgenommen  gegen  Bekk.  aus  A.  und  andern  Handschr. 


1)1/.  i'.y,vi>\ ,  öfioiye  f>(f/ff,  wo  nun  in  Art  Gotharr 
Ausg.  aurli  fit.dlii.  das  wnlil  nur  durrh  vermeinte  Besse- 
rung entstandene  a(j  vor  euoiye  aiinlAsst.  —  S.  3.'>.i,  !)>. 
gegen  Steph.,  Bekk.  und  St.illb.  or  yii.a  t\v  iint<  ye 
171  Kj  <tt Koxotou  eneiiT^ftoth'.,  nohl  beglaubigt  gegen 
:i(lf  r7f  ip  ye ,  «elihe»  ganz  einer  C'orrectiir  in's  l'eb- 
lichere  ähnlich  sieht.  —  S.  3ö(),  't.  gut  beglaubigt  gegcu 
Bekk.  t/il  X'."'t  7itneiii  st.  X9'^"J-  ~  *••  3.i7,  l",t.  gege« 
Bekk.  gut  mit  A.  unil  den  meisten  anderu  ftt-ye  diy.tiv 
71  iimeiiov  st.  iipiiieuuv  kdxe  i^ixtw.  —  .S.  3.')7,  21- 
i'tiil^exovvxi  re  y.ui  y.(tKo.C,()VXl  gegen  Steph.  und  Bekk., 
Ki-Iche  r£  auslassen  ;  »ehr  zweifelhaft  nach  den  Handschr. 
und  au<  h  nach  inneren  Gründen,  da  das  einfache  y.iii 
.stärkeres  Gewicht  nwi  xukaCnvxi  wirft,  welches  steigernd 
zu  vinüeTOL'u  II  zu  stehen  scheint.  —  S.  .'{.ifS,  .i.  ent- 
schieden richtig  gegen  .Steph.,  Bekk.  und  Stallb.  ei  dpa 
ne  e7iixeiuijone  ytjntfeaüai  st.  dpct  ins,  nach  Ueber- 
einstiminuiig  der  bessten  Handschr.,  und  »eil  der  .Nach- 
druck   hier    lediglich    auf   der    Hvpolhese    liegt    ei    iloa    — 

e-rtixiioijoeie.     —     S.  3.j^,    i().    etie    de    oi-rcii    i'itUui 
\^<'ie/vi!ii\    y.ai    öahlujc   y.nxi  iiSev ,    während   Bekk.   und 
neuerdings  auch   Slallb.    axe-iviiti    für  uinerdäclitig  hallen, 
mit     »eichen    auch    Hr.     Orelli    stimmte.        Dasselbe    fehlt 
allerdings    in    den    meisten    guten    Handschr.;   aber    es    lässt 
sich    nicht    wohl   denken,    nie   es    in   die   andern    hiiteinge- 
kominen    sei,     während     der    Aiilass    zum     Ausfall     augen- 
scheinlich    ist.        Rii'htig     ist     es     von     Stallb.     erklärt     „so 
nahrhaft   scharfsichtig",    d.    h.    in    ilera   Sinne   ,,inan    kann 
geradezu  sagen  scharfsichtig",    oder  nach  nnserer  Vulgär- 
sprache   ,,mit   ordentlichem   Scharfblick"    (so    z.    B.    Phaed. 
S.    I'.'.),    t  '.    nie^vii).:,   ..    iiio:ie(j   .Tc/.r«»),-   oieonilti^ie^ 
„ordentlich     als    halten    sie    wie    ihren     Vater     verloren"); 
durch    welchen    Zusatz    denn     hier    tiinoi    eine    ironische 
Beziehung  erhält.    —   S.   .{.i<l,    M.    ror;   tiei\   y.uTe7iivev 
nach    den    meisten  und    bessten  Handschr. ,    während  .Stallb. 
(Gothaer    Ausg.)     /.nxeniev     gibt:     and     allerdings    kann 
der    Anri.st   leicht   noihwendig   erscheinen.      Aber    das    Ira- 
perfeclum     lässt    sich     schon    vertlieidigen ,     nenn     man    die 
Handlung    als    dauernd     iu    der    Form     der    Wiederholung 
fasst,     „well     er     iniuier    seine    Kinder    verschlang-;     noch 
mehr   aber    eiiipfelilen    Behuisaiiikeil    Beispiele,     wie   ,Svm- 
p«s.  S.  413,  I  r.  ei  eyrii'iii  <it.r!h]  ff.eyoi  ,  Gorg.  \:,\,  i.> 
oi'i    eiteudTTei'ef ,     Charmid.  M-2,   1'-'-    uu/.uukiv   oe  t] 
uijxijij    exiy.xe,     welches    tiiy.ii    gerade   Öfter   so    bei   dei» 
Ulchterii;     wo     überall     .Atigeschlosseiiheit    der     Handlung 
durch    den    Aurist    ausgedrückt    er»artpt     wird,     und    den- 
noch   ein    Hineinversetzen    in    da»   Währen    lierselheM   Statt 
hat     —   S.     ili? ,     !.     ei   :i:yxi>l    iil  llhn;    mit    den    iiieisleit 
und    bessten    Handschr.    gegen    Bekk.    und    .Sralll>.    »i.    lit  r.- 
,7A,      welches     nicht     mir    nicht    iMithwendig    ist.      sonderi! 
selbst    die    Rede    uulieiiolfrn    macht.     —     S.      lli.'i ,    ,S.     7i  !  ijt 
■zivoi    f)e    r)r    ii/iie/^ei!:e^    yni    eTi    Tivn    y.uiotv    »/«- 
dl'vduevui    ('(fiyi'cr!)/'./.     wünsiht    Hr.    Balter     ria    hin- 
weg gegen  alle  HaniNclir.    und    ohne  einen  triftigen  (iriind; 
ja,     ohne    nV«     würde    dieses     lange    parficipiale    Voriler- 
glied    der    Rede    mehr   sclilippeml ,     während    die    neu    ein- 
greifende   Krage  beleliend  glietleii;   dass    aber    iiVI'.    y.tjiOf 
ganz    gilt    ist    in    dem    .Sinne    7J10:   tii'O:;   Xinniv,   bestreitet 
wohl    Hr.    Baiter    selbst    nidil;    die    andere    gFeich    folgende 
Redeformuiig   aber    Z.     14     bindet     iii    nichts    für    da»    Vor- 


j()7  568 

hfc  rlii-iiilr. Ebciidaü.   Z.  9  "til  Steph.   imhlliegrundct  di«  Stelle  Fasseinlc    ist,   von   ilor   2iini  Griinilr   /,ii    |pg»nilen 

«»et-ii    Bfkk.    uii.l    Stallb.    !y^thtO(     1F    av  liiUV    .   .   Xai  Dolinilioii   als   eiiirui    Fcststelieiiileii    gs(;em'ibcr   ileni    Waii- 

uif.l-loiut^u  sliilt   lies    »eiii;;s(<'iis    iiiiiiili-r   passciKlrii    £^-  ilelbairii,   iiicbt  .Staii<llialtnii(leii  ;    womit  aurli  ilas   idotout- 

ito'ui    Vi-    ■'^-   ^>li>.    !■'•   gesell   lii-lviv.   11    i^i   st.    r/  öal,  in !hi.   unil   die   i/noitioeiil,     soiiie    die    0|ip(i.sila   7iefj/ij(j- 

bfi    diesem    CliaraUler    der    riiliij;    ('i>rt'*rlirej(eiMleii    Rede,  l!:r,i}ai    und    änui^lbo'i(r/.i iv  erst   geliiirij;  stimmen:     wo- 
obiie   die     leise.-te    GemiillisadiTlion ,     enlscliieden    richtig.  ge};en    7liiothijue^a    iii    dem  Sinne    ,,als  Zielpiinet   fi'ir   die 
l>:i94clbc  31).').  ').    —    .S.   j()5,    18.    (li/.   U(>(>.   ilitv   yi    liui-  l!nlersiirlMin|;,   als    zn  Untcrsuolieodes   aufstellen"   (sn  dass 
'>fOl   geoeii    Bekker's    TUVXU    :io/oi'OI  ,     entschieden   be-  passive  ,( (JOZf((ri>a/  enispricht)    nicht  passt,    in   dem  .Sinne 
>''latlbi''t    und    «ut,    da    hier   yi  durchaus   paiist,    das    singu-  ,,ri>rbrin;;en"    aber   zu    la-;    ist,     zumal   für   diese    im    bild- 
l.irische   ,T/l'    .lo/ii^aber   fcollectit neiiommcii)   feststeht.  liehen  Ausdruck   oll'eiibar  sehr  bereihnenden  Stelle.      Alicr 
Vri"].    zu    dem    idii    Heiiidurf  angeführten    Giirg.    7.1,   !)•  auch    die     ilaiidschr.    schlitzen    :i  (joi^ojlttdc/.     »ohi     weit 
.iiirli   .SviiiiMis.  4,57,  3.   xai   likko   nilv  liuinvvtu,   hierzu  weniger,     als    mau    meint:     denu    was    die   bessten   haben, 
lie    Ren.    *'l,   V94,    1.    rr«i'    /Uif    £{iyov ,     -ndv    d      i:iOs  TTooUvituiiieda ,     kann    hier    fü;;lich     nicht    schlechtweg 
/.rytii,  rü^    rf    'y.ai    ■rcodttuuiu.i.    —    S.   .idt),    l'i.     tai,  als   Schreibfehler    für    -Ttpoitoiucita    gelten,    sondern    er- 
riiito    nlV   ''./J^is   AiVi/c,    'JJ    ^■■,   fo   y.Kfa.Katov ,   ge-  scheint    entstanden   aus    einem   durch   einander    geschriebe- 
nen   Stenli.,      Bckk.     und    Stallb.    sl.     XU    yi    xnfakttiuv,  iien  7l(}utfinji.    und    v.Tui^uj/u.  ^     wie    denn     «»irklich     zwei 
mit  alleriliij;;'^  lilierwiesencler  Aiiclont.'it  iler  bessten    Hand-  Handschr.    bei    Stallb.    Tlouifojuc^c   ii   VTloi^viiitlUi    ha- 
-<  hrifleii.    aller   doch    »voll!    nicht    richtig:     yt  ,     unter    den  ben,    eine    iiahrscheiiilich   sehr   alte   Variante,  so   dass   der 
meisten    Handschr.   auch    loii    7 '  geschlitzt,    behauptet  sich  Kritik   die    Wahl    frei    bleibt.    —    S.   373,   Ö-    gegen    Steph. 
hier    mit    einer    .Art    von    Äofhw  eiiiiigkeit.      Zwar   ist   ler-  und   Bekk.   iv   T'/J   al'cto  st.   ir   x'avtuj,  durch  die  Hand- 
glicheii     Pili).   2l2,    23-     ioTl     dl.     7luHj(Jia    fÄtV    Zli    rö-  Schriften     gerechtfertigt.     —     Ebendas.    Z.    |4.    dxn'ljtvj<; 
viffdl.otov ,   iituji  Tliui  il.iy.t^ijV  Klyofiii'l]-.  aber  diese  idgcai^ai   gegen   Steph.   und   Bekk.   st.  dülvr.TOii,  durch 
^lelle    licstkli-'t   nichts  weiter   ais   ilas  Lnzweifelliafte ,   dass  die    Handschr.   ausser  Zweifel    gesetzt   und    durchaus    nicht 
überhaupt  jenes    lu   y.fCfdkaitn    „im    Allj{emeinen"    ohne  auffallend    neben  einem    ixÖvzM.;  vutv  Vh\\- ,  lOX<>fjiv^i 
■:/   Steht,    wii    dieses   nicht    erforderlich    ist;    denn  dort  tritt  und    iunodlCoulvv)i  Cratyl.,     xuu nooi'vTUii  de    Rep., 
••s    unmittelbar    in    einen    Complex    mit    dem    Lebrigeu,    ,,es  eiCOlUi'UJi    Tim.    —    S.    3/4,    4.    gegen  Steph.,    Bekk.    und 
ist   im     Allgeiiieineii     eine    Sciileclitigkeit   u.   s.    ».■'       An-  Stallb.     richtig    mit    den     bessten    Handschr.    veujxfQOC,   yi 
ilers    hier,    wo    es,    zumal    nach  dem    daz»visrhcii    tretenden  ^luv    st.    y     ifjov.  —    S.  370,  4.    gegen   Steph.    und    Bekk. 
'■>   ^uj/oacti.     nicht    wohl   anders   gefasst   werden   kann,  gut  mit   den   meisten   und   bes.steii   Handschr.   uo(Jiov   yv.{i 
denn    aU   ein   sellist.'indig   zu   dem    Vorherigen    hinzutreten-  ai6u)L     dtOLQ,    st.   ötovg    Uldul^    (an     welcher    Stelle    in 
der.   besthräiikeiider  Zusatz.   —    S.  3lj|i,  19.   gegen  Steph.  Bekker's    Comment.    öaui^    €udufi\    aiöojt    dioti    wohl 
Bekk.    und    Stallb.    i>li    vvi'    st.    tili     ruivvv ,     nach    den  nur  durch   ein    Versehen    steht  st.   ÖLoVi   aidaj^l    aidio:. 
bessten    Handschr.;    aber   sehr   zweifelhaft,    so   lange    nicht  dtoi'i].     —    S.   37b,   24-    /;    de   ßoifkaTl/.n    gegen    Steph. 
dieser  Gebrauch   des   vvv  statt   xuivvv   oiler  auch   vijv  ö/;  und   Bekk.   nach   den  bessten  Handschr.  st.   vj  8c  JS  ßor/h- 
nie   Legg.   I,    .S.    ISfS,    19.)    durch    andere    Beispiele    aus  —   S.   378,    Vo-   gegen   Bekk.   ti    di  st.    li  6ai ,   mit   ent- 
flato    belegt   ist:      behutsamer     war   es    wohl,     das    Aufge-  schiedener    Aoctorität    der    Handschr.;      ebenso    379,    13. 
nuinineiie   als   bemerkenswerthe    Variante    zu   iintiren,    zu-  ri   öt   dr.   st.    ri  öai    dl..       Die    Bekker'scbe     Wahl     der 
uial    da    das    unbedingte  Ansehen    der    hier  befolgten  Hand-  Partikel   öai  für    de   ist   oft   äusserst  willkührlich,   und    ist 
itchriften   auch    im    Falle    ihrer  Lebereinstiiiimung   in    einer  im   Stande,     über    den    Gebrauch    derselben    ganz    irre    zu 
ziemlichen  Zahl  von  Stellen  nicht  gelten  kann.  —  S.  369,21.  macheu.  —    S.   381*,  3.   ixaiujq    dv    i)är  .  .  .  iijci.tu9iiy.tj, 
•»egpn   Stepli.,     Bekk.    und   Stallb.     ui/.   ü(ja   tlUTl   OQUJ-      wo   Bekk.   mit  Steph.   auch   den   bessten  Handschr.   entge- 
uiviiv    tui/,     nur    mit    A  '/' S    st.    oouiUEvüv   yi   eari:      gen    unbegreiflicher    Weise    louti    st.    ixufüj^    gibt.    — 
was   Ref.    nicht   billigt,     da    die    Partikel     hier    mit    einer      S.   38U,  21.   mit   überwiegender   Auctorität  der   Handschr. 
Feinheit   steht,    welriie  eher  ihren  Ausfall    in  3  Handschr.,       gegen    Bekk.     Jp'    oiv   OV    XU    opifu,^   ailtiv,      wo    Ref. 
al»    die    Kiiibcliiebuiig    in.    allen    aiideru    verinulhen   lässt:      mit   Bekk.   stimmt    für    xo    ye    op^tJ;,     da    yi    ziemlich 
denn   f>i'/    dpa    dioxt   oovmtvüv   ys  eaxi   ist  wesentlich      nothwcndig   ist,     indem    nach   der   vorherigen   Setzung  des 
dasselbe    wie    oi/    ti.(ja    '/t    diuit    iiQ.   t.     (wie    wirklich      einfachen   aiteh    dann   in  dem   uäher   bestimmten    xu   U(J- 
eimge   Handschr.   bei  Stallb.    haben)  oder   ovy.  üpu  diöll      ifcijt,   ahiiu  der   Zusatz    (>(i$oji    offenbar  und   mit  schar- 
;i     ijOiijnivoi'    iaxi     (»vie     unten     wohlbeglaubigt    gegen       fem    Acent  reslriiigireud    hinzutritt.    —   S.    .381,    11.    ffC«- 
Steph.    lind    Bekk.   S.   37  1,    1.   geschrieben    ist  d-AKÜ  fxtv      oov   di    fiOl-    gegen    Steph.    und    Bekk.    mit  den   bessten 
<"*;"    ötoxi    ',£    aiiLBiiai,     dann    3)4,   20.    ohne   Variante      Handschr.    und    passend    st.    di]-    —     S.   .3iS2 ,    12'    c.i'XüC 
al}.'  Iva    yk   aiduts),     als    wodurch    die   Riickbeziehuug       vjf     loKi'    yS    rfcTfi/^X'/JrfpOt    gegen    Steph.    und    Bekk., 
auf  das   Vorhergehende    verschärft    wird;     nur    dass    diese       welche    yi    auslassen,     zwar    nur    mit   A    und    drei    andern 
Verschärfung  jetzt  nicht  zu  den  Verhältiiissbezeichnungen      guten   Handschr.  ,    aber   durchaus  pausend   als   in   ziemlich 
luiia    »der    i^iuTij,  sondern    zu   dem  HauptbegriHe  in   dem       gleicher   Geltung  mit   Ö5   ys   ai'XO^   TloKv    £r   xt'iviy.ujxl- 
in    Rede   sluhenden    Verhältuiss    gesetzt   ist.  —  S.  372,  13.       (JO^.   —   Ebendas.   Z.  13.    wünscht   Hr.  Winckelmaun   y.ai 

:i£oiip-/era.t  ydp  noti  ij!-"'"  dei  ö  an  7rpo9uifitt^a  xvy.kip  Trspiiovxa  Tcoteiu  statt  Tctgcionxac,  nach  nur  we- 
gegeu  Steph.  und  Bekk.  st.  imu^ujfxe^a,  mit  vielen,  nigen,  wenn  auch  guten  Handschr.  und  in  Vergleich  zu 
zum  Theil  guten  Handschr.  Ref.  zieht  unbedingt  vTCO-  der  obigen  Stelle  S.  372,  16  ff.,  wo  doch  wohl  nur  xa 
\futue9u  vor.     welches    entschieden    das    bestimmtere    in      ij/  roii  AoyocS  ipya  mit  dem  neutralen  71  sgtiovxa  ahn- 


5G9 


5:0 


lii'h   gpfiinili"!!    Hcnlrn   soll.       Rpf.   kinii    in   ili'iii   letzteren 
nur   oineii     Srlireibfelijcr    finrjpii,     »elclicr     7.uf;(Ilis     einen 
an   sich    j;iitiMi  Sinn    ;;ilit:    .iImt   ilas  Keutruni    zcrreisst   liier 
j;anz    znecklns    ilie    Hoziehnii;;   auf  Ayyofi;,    nnci  tritt  anrli 
iiaili    (liMii    71(1/1'    ti)v     I £/i'/y.iijrcuui    /JatöuKov    niclit 
ininiler  hart   auf,    als    wenn  vorher  stand«    Zftl   tut    allta.-  , 
Ott  Tuv  jJaiduAui'  fjui^iCuvTCi  rjoitiv  statt  ßt>.d'ii.ovrui; 
at'TOfg.    —      -      Dieser    Ourclininsterniij;    /.iifrilge     h.'ltten 
ilie    Hrn.   lleransKrlier    liei    ivi'itiMn    in    ilen    meisten  Sti-Il""», 
«vo   sie    lon    lirkkiT    und    Stalllianin   alitveieheii,    das   inclir 
Dr(;laiibi;;(e    niid     ISessere    jf;;elien :     Zweifel    aher    jje;;iMi 
die    Riellti^keit   der  Aliweirliunf    liüelien    an    etwa    l'J  Stel- 
len. —    Ftillf,    »n    lue   Hrn.  Ilerans;;eber  eine  bisher  liber- 
selicne    besser    be;,'laiU>iste    niiil    ;;nte  Srhreibart   der  llaiid- 
sriiriften    t'prii,')rlilassi;;t    hätten  ,   niiid    dein    lief,    nicht   anf- 
gestnsseii,   ai'isser   etwa  S.  '3b{),  \'2-    i:Tion;/nj    op«    uirij- 
atu)i  y.ai   duaeuj^   i'j   öoiurijQ   o.v   ti'lj ,     »n    das    in    den 
liessteii    lind    bei    weitem  den    nieisten  llanilsehr.    nirht   ste- 
hende   7J    Wohl    (ihne     Bedenken     auszulassen    »ar.    —      Da- 
gejjen    hält     Ref.     den    Text    iioeh    an    folj;eiiilen    3    Stellen 
fiir    mehr   oder    minder    zw  eifelh;ift.       Zuerst   .S.    3Ö.I,    24. 
enti/ivai ,     sav    Treg    u    y.cnvai;    ovvtocio^    aoi  .  .  rj 
kann    iav  Tito   nielit   fi'ir     ri<  liti^     gelten,     obwohl    es   alle 
llaiidschr.    haben  :    ilor  Sinn    lerlan^t   nothwendij;    y.cu   tav 
„selbst     wenn",      in     vi  elcher     l{edeiitnij|f     £uv     Tieg    nicht 
:«leheii   kann.      Iliess    es   etwa   iirs|)rnnälirh    tlltt:iii'al  /.ai 
euv   U(JU  oder   y.av  agal    —    Dann   auf  derselben   Seite 
Z.  2.    ov  ötojxujv  aü  doy.ui  ituivta'Jai ,     lisU  Ref.  fiir 
sehr    wahrscheinüeli ,   dass  fiir  öt,    welches   alle  Ilanilschr. 
habun ,     iler    Verf.    iw   schrieb.      Es    wird    hier   ein    üeber- 
gaiig    gemacht    von     der     i)ly.l]     dl('jy.ui4ljVii   auf  den    dvr,(j 
dlojy.u/Litl'O;.       Nach    dem    vorhergehenden     rtj    ij    diy.lj, 
(fiuytii  ai'TijV    IJ    dluiy.St.;   kann  nun    zuerst  bei    der  Ant- 
wort  bluj/.U)    fcinlicli  nichts  anderes,   als  wieder    di/.IV    ge- 
dacht   werden.      Diess   aber    nothigt    nun    auch    weiter,    bei 
der  neuen  Frage    Tivu  wiederum  diy.vv  zu  denken.      Hier- 
auf aber  träte    nun    äusserst    hart   und    ungeschickt    ein  je- 
nes öv  statt  ijv  biüjy.uiv  ai>  doxv>  iiaivia'Jai,      VVogc- 
t;en    der    Ueberjjanj;    von    iler  Sariie     zu     der     Person     mit 
j;anz   passender    Verinitteliin»    erst    folgt    mit   dem    r/    dai, 
-.liTUttlVOV   Ttva   dlLijy.lli.     —     Die    dritte    .Stelle    ist   die 
einzige   schwierigere   in    iliesem    (lespriieh  ,    S.   371,   -?    "" 
ilie   allgemein    fiir   eviijont    gehaltene  Conjectnr  Bast's,   ilass 
nach   uKl.a  t^iiv  öij   öiuil   yt   <ftktUut   vllu   dtiijv  ,   (fl- 
Aovf-ievuv   eOTl   y.al  ihoCfilJs,   ausgefallen  sei    tu    i}iO(fl- 
Xfi; ,      welchen     Zusatz     man    denn     auch    von   allen    Seiten 
in   den    Text    aufgenoniinen     hat  ,     dem    Ref.    als    durchaus 
zweifelhalt,  ja,    die   haiidscliriftliche   .Schreibart   bei    gehö- 
riger  Erklärung    als    entschieden     richtig    erscheint.      Eii- 
tlivphro    hat    das    Fromme     als    dasjenige     bestimmt,      was 
fon    den    (iöttern    geliebt    werde:      Sokrates    erweisst  dage- 
gen,    dass   damit '»licht   Grund    und    Wesen    lies    Froiiimen, 
sondern   etwa»   demselben    von   aussen    Widerfahrendes   an- 
gegeben   sei,      also     ein     von     ihm     selbst     Verschiedenes, 
(iaiiz    richtig   nun    geht    dieser   Erweis    hin,     wenn    in    den 
fraglichen    Worten    Akku.    lUv   dl)   ätilti   —    y.ul  i}tO(fi- 
ki^s   eben,    wie  vorher,  TO  üaiov  als  .Subject  gedacht    wird: 
,,1)   als    ein    Unbestrittenes     wird    angenoinuien ,     dass    das 
Fromme   von  den   Güttero   geliebt   werde,    xi  ör,    uuv  ki- 
yofUu    TtCQi    Tov    üaiov    — ;    akKo    Tt    (fikfhai    i'Tto 
Zeitschi:  f.  ä.  Alterthumsw. 


i^ilöv   — ;     3)    die    Frage    aber    iilier    das    VerliäUniss    zwi- 
schen   den    beiilen    Facliiren    dieses    Urtheils     wird     no     ent- 
schieden:    das    Froiiunseiii    ist  der    Grund    des   d'eüebtwer- 
deiis,     nicht   aller    das   Geliebt»  erden    (iniiid     des    (' romni- 
seins;    wogegen   das  Geliiditwerden  (von  den  (iiitterii)    zwar 
auch    Grund     ist    zu     etwas    für    das    Frninme ,    aber    nirht 
ilazii,    dass    es    eben    das    Fromme    ist,    somlern    ilass    es    ein 
(ieliebtes    lind    zwar    ein    Gottgeliebtes     ist:     deiniiach     aber 
macht    da»   Gottgelielite     nicht    das    Wesen    des     Frommen 
an»,    so    wenig,    als    das    Fromme   das    Wesen    de»    (iciltge- 
liebten    aiiSTiiarbt  .    »onilern    es   sind    diess    verschiedene   IJe. 
grille,    (iiittgeliebt    ein    accid-ns    von    I' romni :     so     il.iss  sie 
ileiiii    auch    ((et  k    ti  yn  cai-T()v   r,v  cet.j  ohne    Ungereimt- 
heit   nicht    iilentiseh    behandelt    werden    dürfen. "       Der    ei- 
gentliche   Beweis    fbr   die    Mrhtidentilät    der    beiden    frag- 
lichen   Uegridc  ,     gleich    oben    .S.   .{(ill,   4.    angeführt,     alier 
dann   durch  Erläuterungen  unterbrochen,   liegt  in  deiiWor- 
ten   (rö    (jOlov)    d/dct   .  .    uOKiv    lar ci ,    (pitilcai,    akk 
urX   (iTt   (flkiiiai,   ölu  TOino   üoiuv   tonv.      Der  dar- 
auf   folgende     eben    fraKÜrhe    .Satz     aber    '.IrJkU    /UV    bij 
didii  (fi/iirai  vn  ii  itiuii',  (fit  oriuvuv  inri  y.ai  ihu- 
Ulkt.:    fu.ut    dem    Beweise     des    Richtigen     nur     noch     eine 
nntergeonliiete    Berichtigung   des  Irrigen    hinzu,    dass  iiäiii- 
licli    das    (ieliebtw  erden    von    Seiten     der    Götter,     während 
es,    wie    eben    zugestanden    worden,    auf   keine    Weise    den 
Grund    vom    Froiiiiii»ein    de»    Froininen    oder   dessen  Wesen 
enthalte,    gleichwohl    auch    zu    etwas    in    Betreff  des  From- 
men   \len    Grund   allgebe,    nämlich    dazu,   dass    dem    ö<Jtoi> 
das    Prädicat   des    ihuCfifti   zukomme.      Lud    hierauf    folgt 
denn    ganz    iiatnrlirh    der    mit   dem    obigen  pigentliclien  Be- 
weissatze   zu    ierkiinpfende  Schliisssatz    Oc/C    (Loa  T(J  itlO- 
qit.ii    uoiov    i.oiiv    —    uvbt;    xu    oaiov    ifeuffi/.t.;  — , 
c.k/^'    Ixigitv     zuvxo    louiuv,    d.    h.    „ilemnarh   ist   also 
das   Gottgeliebte,    T(J     ütO(fiti<i,    welches    wir    eben    nur 
als    Prädicat     des    üaiOV ,    inwiefern    dieses     von   den    Göt- 
tern   geliebt    wird,    erkannten,    nicht    identisch    mit   uoiuv. 
bezeichnet   nicht   dessen    Wesen,    und    umgekehrt,    sonilern 
es    sind    diess    verschiedene    Begriffe."       Diese    letzte    Be- 
merkung   erklärt    zugleich,    wie    ganz    richtig    in    diesem 
Schlusssatz   TU   OluCflkig  mit  dem    Artikel   auftritt,    ohne 
dass    dieses    Üiibject    T()    i}eO(flk£Q,    welches  Bast  einschob, 
vorherging,      i^löchte    hiermit   ilie    Richtigkeit   dieser  Stelle 

ausser   Zweifel    gesetzt   erscheinen. Was   endlich  das 

übrige  Verfahren  der  Hrn.  Herausgeber  anlangt,  so  ist 
zuerst  sehr  zweckmässig  die  Auswahl  der  angemerkten 
hanilschriftl.  .Schreibarten,  nicht  bloss,  wo  dieselben  Anf- 
üenonimenes  l'estätigen,  sondern  auch,  wo  es  sonst  Be- 
merkenswerthes  hervorzuheben  pilt.  Der  letzteren  Art 
sind  in  dem  ganzen  Dialoge  12  angemerkt,  unter  denen 
mehrere,  an  sich  werthlos  für  die  Kritik,  zumeist  aiif- 
genominon  erscheinen,  um  den  angehenden  Philologen, 
noch  ehe  ihm  die  vollständigen  Apparate  zu  Gebote  ste- 
hen, in  tfewisse  Arten  handschriftlicher  Veriirungen  ein- 
•  zuführen,  wie  zu  S.  o.jd,  l4.  lUUrT]  statt  TuiXci.^  zu 
ibl  1  Jl-  öldaay.ovrn  cet.  statt  dlddoy.uvvi ,  .'JOS,  (.i. 
ii"EVl:TO  statt  yivoiro:  woneben  man  freilich  mit  glei- 
chem Reihte  auch  dieses  und  jenes  Andere  erwähnt  er- 
warten konnte,  wie  namentlich  S.  380,  4.  tuv  iuvivitt 
TU)  tgüiuhvvt  statt  tov  iuuiTiiivxH  T(j>  igcorojiityijj. — 
Rücksichtlicli    der   Genauigkeit    der    Angaben    ferner    hat 

38 


571 


572 


Ret.  iiirgfiiils  r(«as  irrmisst,  ausspr  «lasn  S.  .}.'iS ,  I. 
(yuäcrrmt  öf)  «l«"'"  Ntallliaiiin'sclii'ii  'IVxtp  f/llsrlilidi 
yoa'f rra!  os  xiiffr-KliricIx-n  ist:  «ofpgen  die  (»piiaui;;- 
ki-if  iiolil  »II  »pit  (;ctrii'l>fii  i.st ,  »piiii  S.  3-')t  ,  7.  mi 
yomp-f  rrt  ru  »Is  ln-somlcre  Schreibart  bei  Slallb.  der 
oflViiliare  Ururkfrbler  yoc.tfh'  Ol:  T/i  angemerkt  ist.  — 
Dil-  lii((-r|iiiiii'li<iii  ist,  Hpiiii  nurh  niilit  lilierall ,  narli 
Hfkkrr,  «lorb  nach  ilriiseilicn  zweckiiiassijjeii  Priiicipicii 
Kciii.ich«,  im  Kiiixpliieii  lahl  mehr,  liaM  minder  passend. 
Für  eiitscliiedeii  iiiipassriiil  hält  Krf.  z.  B.  iiiterpuiigirt 
>>.  .■i^0,  |4.  eiia-rl^ia;  ö(ja  (linjfriaji;  xai  dtionui  H(oi\ 
r;  öaiöit;^  üf  Hl],  iy.  turiuti  lor  Xuyur  ,  für  »eiche 
Absiiiideninf;  des  ty.  i.  r.  kuyiir  vorauszusetzen  «ar  ey. 
ruidir  '/f  mv  /. ,  wahrend  jetzt  dieser  Zusatz,  wenn 
auch  iiiii  niiterfreordiieteni  Ilaii},'e  zu  den  Hauptbet^rifTeii 
des  Satzes,  dix  li  in  einen  Coiiiplex  mit  dem  Vnrherit;eii 
zu.<aiiimeiij;eh(irf ,  « le  »mhl  auch  dessen  Aiisj^ang  auf  uv 
n'r  schliesseii    Iflsst.    Klienso   :iliS,   21,    »"  «nr  Ij  0x171  Ttov 

cl  ftyn    stall   (;)    (,)    jfeset/.t    ist,     welches    hier    zur 

•jcliiinfren  AbiiliederiMii;   olFeiibar   ni<  ht  ausreicht.     Passend 
daj;ej.'eii    ist  z.  B.  S.  .-(Nd,    |(l.    der   Salz     ÜivoiV    TU  itisiu 
-      TOl'Z   Ueoi'q    als   Frage    bezeichnet,    und    S.   372,    17. 
uarh   :t()iotuv   fiLV   ijnds  iy.y.aduioEi   da»  folgende   toi>i; 
tiüV   vivjv   TC-i  fikdOia:   diarf^eioovTci;    ilurch   (,)   ab- 
f esnndert ,     inwiefern     iifimlich    dieses     letztere     Präilicat, 
iliiil    namentlich    das    geschmückte    i/SüiV  ß/UtOiai,   als  von 
.Melitiis    gi'liraiicliter    AuMlriick    anzusehen    ist,     und    somit 
die   Besrillsfügung   etwa    dicsi'lbe    ist,    wie    wenn    es   liiesse 
>.'(/«?  ey.y.a^aiQH ,    uvc    miv    veiov   Tai  ^ftiorag  diu- 
adeloitv   wroi.      In   den  Fallen,    wo   das   syntaktische  und 
das    logische   oder    ilas    rhetorische    Princip   colliiliren,    ist 
lorherrschend    mehr  das  erste  befolgt,   so  nanieiitlich  durch 
liiterpiingirung  <or  den  Coiijunctionen  und  andern    relaliieii 
Wiirtern  ;     doch     ist    nicht    immer    das     Bessere     gegelieii. 
Z.  B.    i54,  7,  eyoj  de  cpufjoinixt,  fji)  duyio  ai'Toi;  — 
lavTi    ävöui   Xiyflf,    kann    das   vor  fiij    gesetzte    Ivomina 
nicht    gebilligt   werden,     als    wodurch    fyio     zu    (foßut'iiai 
gezo<;en    würde  ,     während     dasselbe    ofFenhar    zu    dem    fol- 
genden   fxiy.u)    tjynv    gehrtrt,     wie     in     einem    ille   vereor 
ne  Jecerit.      Aber   auch    wo    nicht   gerade    ein    sulchcs    In- 
einander  der  Satzglieder  stattliiidet,    niOchte  Ref.  die  Ivoin- 
mata    nicht    billigen,    wenn  ein  relativisches  Satzglied    iihiio 
alle    logisch- demonstrirende     oder     pathetische     ftlarkiruiig 
sich    ganz     eng    uiiil     leicht  ,     wie    in    der   einfachsten    üb- 
jeclsforiii,    einem    Verbiim    aiischliesst,     so    dass    auch    die 
Stimme    bei    passendem  ^'ortrag   keine  Pause  macht,   zumal 
wo    die    Redeglicder    ganz     kurz    sind,     wie    S.   :{.')'.',   2.'. 
ÜkK   öoüujdvj    /Jl)   TOVVavTiov  yevijrat,    wo  unsere  Aus- 
gabe  hat   ,,6o(tO)8u) ,     iilj^' ,    dann    aber    wenigsti'iis     auch 
vor    aÄ/.'    hatte    ein    Kolon   setzen    müssen,    um    in  der  \"er- 
haltnissinassigkeit    zu    bleiben.        Mit   Coiisequcnz     übrigens 
ist   dieser  Grundsatz  auch  nicht  durcligefülirt :   so  ist  gleich 
S.  3.J5,   13.    /;    ^oc   —   dyroeitai    vno    tujv    -tuKluiv 
ÖTirj    noTe    öpSwc    e^^et    (wo   Ref.    rermuthet    i]     rühr') 
vor  M/ly,  und  S.  3,')4,    14.   tuI'T    rif>i]   o^tj    d-nofiijmiut 
dörJ.OV   vor    dfiljl.ov    nach    Bekker's  Vorgang    nicht   inter- 
pungirt.      Kicht   zu    re(  hifertigen   inüchte   auch   S.  3^itS,  21. 
nach    e'j^eiv    das    zu    nchiiaclie    (,)   statt    eines   (;)   sein,    da 
sich   die   folgende    Frage    oUVnbar   stärker    erhebt    von    der 
vorhergehenden.   —    *'"ti  Druckfehlern   endlich  finden  sich 


in  diesem  Dialoge  nur  li)oi<OUifi£;lc'.  und  löoioßc.l 
S,  3' 2  f.  statt  id(J. ,  wie  auch  in  der  Sedezausgabe  ver- 
bessert  mt. 

^iach    diesem    auf   möglichste    Vollständigkeit    berech- 
neten   Bericht   über   die    Leistiingeii    am  Ifiiilhvphro   tlieilen 
wir    nun,    «ler   olugen    Ankündigung    gemäss,    noch    weiter 
mit,     was    ausser   dem    Verhaltniss    dieses   Textes    zu    dem 
Bekker's<'hen    und   StalMianin'scben   vor    Allem    in    Betracht 
kommt,     wie     die    Resultate     dieser     neuen    Kritik    sich    zu 
denen  iler  Schneider  sehen  verhalten,    welche,  in  der  Pulitie 
«lieselben    (irundsatze    geltend    zu    machen  ,    vorangegangen 
war.       Nehmen     wir    auch     hier    einen    grösseren    Abschnitt 
im    Zusammenhang,     ilas     zweite    Buch     der    Politie.        Das 
Resultat   sei    vorangestellt:    in    diesem    ganzen    Buche    näm- 
lich betragen  die  Abweicliiingen  vom  Schneider  scheu  Texte, 
die    bloss   ortbographisclipii  eingerechnet,    nur  |.');    wogegen 
die    vom    Bekker'.'.cheii    4"- ,    die     vom    Stallliaum'scheii    iiVI: 
ein  Beweis   iliess,    wie    weit   den  Hrn.   Herausgebern,    wenn 
auch     immer    sie     nach    sellisiandiger    Prüfung     verfuhren, 
nach  ihrer  eigenen  lieb«-rzi'Ugiing  durch  Si  hneider's  griinil- 
lirhe    Sorgfalt   vorgearbeitet    war.     Dass   die  Abweichungen 
von   Schneider    in   den    Anmerkungen     besonders    angezeigt 
«Ären,    möchte    billigerweise    vielseitig   gewünscht   werden. 
Gehen    wir   jetzt   diese    Abweichungen    einzeln    durch,    und 
erlauben    uns   dabei  nur  wenige  Einschaltungen  bei  schwie- 
rigeren  Stellen.      S.   .'jS,    l8.     ist   gegeben    mit   feuter   Auc- 
Inritat   uiodujii   9'   HJiy.a,   wo   Schneider   mit  Bekk.   ohne 
tf    Oller    II:.  —  S.   (iO,   5.    wo   die    neuen  Texte    wetteifernd 
mit    ilen     Haiulschriften     variiren,    dy.OVf ,    Ti    ov   TS   y.l'.i 
öitiv   yeyoie  diyatuoivi~:    nach    guten   Ilandschr.    zwar, 
aber    gewiss   unrichtig,     da    weder    ri    cj'   für    ti    tOTt   ge- 
nommen,   noch    auch    construirt   werden   kann    ri   T£   y.ai 
o^ii    uf,      Hr.    Winckelmann    will   mit    andern    Handsrhr. 
äxDit    tL   uiui>   76   y.ai   i/tttv   ytyors   dlx,,    worin   ausser 
der    befreinillichen    und    bei    Plato    schwerlich    erweislidien 
Art,  ein  cnordinirtes  Dreifache    zu  copuliren,    nämlich   statt 
Ti   Ti   y.ai   Otiiv   y.ai,    nicht     minder    der    bei    solcher   Zu- 
saininen.'.telluiig    allzu    harte   fllangel   eines    iari  anfslösst. 
Hr.   Butter   veriuuthet   uy.UL<£   nuivv   T£  y.ai,    leicht   und 
einfach,   auch    geeignet,   das    Ti   der    meisten   Handschriften 
nach    dyui'l     zu    erklären,    dessen    Ursprung     bei   Slallb.'s 
tiiof    Tf    y.ai    unerklärt    bleibt.       Für     richtig   aber    kann 
Ref.    auch   diess   nicht    halten,    da    hier    Glaiiko    nicht  sein 
Kigenes,     sondern    die    HJeiiiiiiig    der    Menge    über    Wesen 
und    Ursprung     der    Gerechtigkeit     lortragen    will,    was    im 
Obigen   scharf    markirt   ist,    or    Tuintv  duy.et   luii  ttoK- 
koig   — ,   euu)   otov   tliul   Cfnai,   und   gleich   darauf  w  ie- 
der   markirt   wird   71  tCfl'y.lvat   —   dr,    cpuoi ,    und    wieder- 
holt   unten    wi;    6    Ätiyo;   unil   S.   (i3  ,    14-    ei;    <f)]Oiv    n 
rreiA    TUV    xoiovTUü    kuyuv    l  tyv>v.      Damm   stellt   sich 
als   entschieden    richti<!    heraus,    dergleichen     die   einfach 
sie    Correctheit   iler    Darstellung    verlangt,    das    von  Bekker 
und    .Schneider    gegebene    OIOVIUI.       AVeit   aber    zieht    Ref. 
Bekker's   Schreibart   d.y.iivt,    ri    uiorim   y.(i.\    udf.v  ytytj- 
utvai    dty.uiuoim  V     der     von     .Sclineiiler    ■:ri()i     cui'iu-v 
äy.oi'E  Ti  utui'Tui,    y.ul    u^fv  '/ty'ytf    öiyaiocn'yrj  vor, 
als   in    welcher   letzteren    die    Hälfte    des  Unrichtigen  übrig 
bleibt,    da  ja   auch    der    Ursprung   der    gen  ohnlichen   Mei- 
nung   gemäss     dargelegt    werden    soll,     welche    Beziehung 
bei     dem    zweiten    .Momente    fallen    zu    lassen  ,    auch    durch 


573  574 

Niihlassifkcit   iiirht   itii   piitsrhiilili|ri>n    wäre:   im  LVbrigi-n  (fO.oiv  oiiil    t.tySTUt    im  lits    »eiiigor,    ald    ein   Iliml^niiss 

al)iT,    traniin    nicht   ans   (IpiiüpIIhmi    MatiiUcliriflni ,    «vpIcIip  findet,   verilieiit    ürailitiinj;   dir    Variante    xa   yaiJ    di;    /.i- 

da-i    iWillii^i-    ohnrui    Imtm ,    anih    di-ii    riihtitrpn    Ausgang  yuutvu-)    —     S.    rj,    l,S.     xi  y.ut    Ijjliv    iteiljfiuv,    deui 

d<T     lUdi-     .Mittieliinon,     ■;h-;iiviy(il     diyai()Ol<l>i;i''i       Der  Kef.    iiiiz»  fifelliaft :   S.  Iiin-idir  z«i  );u/>  ojl    «f/^/yrtOV. — 

Verdnl.  des  iii(iiiitiri,scln'ii  An^naiigs  alnT  dtr  Rfilc  sclirint  (S.   (i.l,  9.    mit  .Sclineidor   oliiip   x«t    i<ir   izaora    xouxuiV 

erst  in  i-'ol(;.-   .I<s  fiii    iiiuiiroi   ciiiijetrrleni-ii   o/oy    rf   «<■-  nuvxuduTlü,    sibwcr    zu    reih(fer<igen.)    —    S.   hfi ,    17. 

kommen     zu    srin.       Viellcirlit    iiidpss    stand    ur!ll>rlill^li<•ll  Tor    dvay/.aiuo     tvi/.U    ioxtv;     »o     Sclinriilrr    schn-ilit 

ii/.oi'S  7iuiui>   TS   ol'ovtut   y.(U   oi^ei)    y^joveim   hiy<i/o-  ti'iy-u   tottv,   iiiindpr   passoiid ,   da   das   (ihiipliin   siliarflic- 

orvvijv:   lici    «oldiiT   Annaliine    dip  Entstellung   aller  liaiid-  toiitn    ror  «'K'.7/a/0()  irix«  als  Pr^ldicatMliegriü' ersriiiiiit, 

srhiirilirlipii    \'arieiat,    mit    Ausiialime   des  augeiisi  lieinliili  iOfii'     aU     leichte     Copiila  ,      das     Ganze     jtliiilirli     einem 

intprjxilirtrn    ri   tt    ui'    Tvyxdvn,   am  erklärlichsten  wird,  üyo.;v.('iu    ionv.    —    (S.   NT,    1>.    ist   es   srliuer,   das  von 

dazu    aller,     liei    dem     volleren    Be;,'rifle     des    Ttiniiv    getreu  Stallliinin    gegeheiiP ,     »eiiii     anrli    .liisseilic  li    srliwarli    lie- 

rt,   die  üebergehuiiir  des  f/f«;  natürlicher  ist.  —  S.  dl,  ,'1.  t:lan\.ijrte    llo/  liir,r,()ii!  v    i)lj     lö     iniu    Torrti    nicht    fiir 

ist   uKKa    xt    dl]    livifut  iiyt>not   ohne   ü  nach  <)r,  fjeschrie-  das   echte    zu    hallen.       Die    llni.    Ileraiisg.    lassen    (V^     mit 

Imn,    zwar    nach    guten    Handschriften,   aher,   —    Heim  man  Hekk.    und    .Schneid,    aus.)   —   !».   ,-^y,    |.'),    wo   vor   ha  <i>if 

nnch    fiuduXuyoUOl     nicht,     wie     Schneider    scheint,     als  Schneider    das    uXku    0/.VT0roi(Ov    wieder    aiifgenniiimen 

Uafir,    Monilern    im    Sinne     loii     (faol    iiimint,    —    schwer  hat,     ist  dieser   an   «ich   sehr    missfallige    und    nicht   zurei- 

glauhlicli,    da    oline    cl    die    Heile   sehr  unheholfen  w  ird.  —  eilend    lie- lallliigte   Zusatz     mit    Bekk.     und    .Sfallli.    »egge- 

J*.    H?,   o.    isl    geschriehen    lovruv    dl    äkXo   fiiv    oi'div,  lassen.  S.   92.    !•    UV    IIFV    uv   idrj   als    iilier»  iegend  lie- 

iliOi    di    xrj    Xli'j)    xurniivv    !)a/.xvtji)V    TTHiHtiitiCvuv  glaiil>igt,    «o  Schneiil.    mit  liekk.  und  .Stallli     an   sich  nicht 

ly.fjijva/,  ohne   iyiifii  nach  iilii   und  (ihiie  i'r   nach  du/n'-  minder   gut   i)ci   UV   iitv   av  löij.    —    S.   ''.j,   4.   ItyoLOir. 

//ov;     wnriii    Ref.     nur     Kcirt|)flaiiziing    eines    handschrift-  llooiz.  »o  Schneider /.tyoc'//.  Httiovc..    Ebenso  S.  )M),|,. 

liehen    Schreibfi'lilers     fiiulen     kann:     denn     es    «are     doch  <iKI  littnOillV.     iScu.,     «o    Silin,     c  t./.uIvtOHi ;     Ac.i.     — 

«erki'lirf     zu     sagen,     «lass     (j'vges    loii    jeiiei»     Leichiiain  .S.    <|ii.    In.    tiiIc'AXU    [/txrtc]    nutXuv.      So  starke  \'ef- 

hts    genommen     habe,     ausser     dem     Hinge,     gleiclisaiu  dJichligung     des    tk/lti'.    linilet    Ref.     unbegründet,     zumal 


IUI 


lim   eine,    liier   gar    nicht    in  Betracht   kommende.    Enthalt-  bei  Vergieichuiif;    aiideier  Sieilen,    wo   dieselben  Handschr. 

sainkeit   zu    zeigen.    (v,'lhreiiil    ohnehin    nicht   einmal  gesaj^t  nbereinsliininend  lalsche  .Auslassungen  ilarbieten,  wie  gicicji 

ist,    dass   der    Leichnam     noch    Anileres    und    Ko>lbares   an  zunächst   S.    iSü,    12-    in    V-ni    Ti^v    nor/ulJav  \    101,  7.    V.al 

sich    gehabt   liabe;    uolil    aber   ist   durchaus    gehiirig,     n  as  //.  iirfrtOiiaT:a;    I  n4 ,    19.     Oirt     y.i'.Tii    (fuVTUOla:,:     und 

Bekker's    und   Schneider's    Text    mit    dem    liinb'inglich    be-  ohnehin    kann    hier   der  Begriff  des  l.iy.ria  nicht  entbehrt, 

glaubigten    tx^tv    und    i'w   sagt,    und    bei    dieser   Schreibart  ans    dem    obigen    iivtfu/.uyijl  l-uv    aber    füglich    nicht    wie- 

erhält   auch    erst   das    Tieoi     XV    X^"ß    19-    dcy.xiklOV    ge-  derliolt    »erden.       Aber     ungern     sieht    Ref.     einen    .Anstoss 

sunde    Beziehung.     —     S.   ()  { ,    'Jü.    otiioj^,    wo   .Schneider  in    den    unmittelbar    rorhergehenilen  Worten   auch  hier  un- 

ot'Tü).    —    S.    114,    19.   nie    immer  Tlj],    wn    Schneider   711].  berührt.      Denn    wie    doch   soll    verstanden    wenlen    ÜKK    H 

—  S.   64,   'JO.   (ivdolav,   »ie  immer:   S€]\neii\.  dvöosiar.  7iü)i   ut/j.oiiiv   Tinloeiv,    ui^    ovdiii    nvi^ore   iio'tjrri 

—  S.   6.Ö,    11.    hw    nach    Keukirch ,    wo   Schneider    taxuj.  txl(>o;  ixtQiii  ciriixi^iTO  oiö'   inrt  toTtu  oöiov^.    Denn 

Ref.    halt   f'vui,    so    sehr    es   durch    das    ijxoj   der   meisten  es    handelt   sich    ja    hier   gar    nicht    um    die    Ueberzeugung 

Handschriften     eiiififohlen     scheine,     für     hiichst     unwahr-  von    dein,    was  je    den    Bürgern    geschehen   sei:  sandern  es 

scheinlirh  ,   da   sieb   ja    »obl   die   Begriffe   i'evur   und  (iiie-  kann   nur   die   Rede   sein   entweder  von   der  Ueberzeugung 

xdoxavoi;   nicht    »ohl   verbinden  lassen,   anders,   als  unser  davon,   dass    unter   den    Göttern    niemals   Feindschaft   slatl- 

„er    wandele    unverrnckt."    —    S.   hT,    IS.     ul    TIVV)V    /.}>-  i»efumlen     habe^     oder     von    der    üeberredung    dazu,     dass 

dviitvoi,   Scbneiiler   i  iiiiseijiieiiter  oi' r/K/jf  xyiWuf  J^o/. —  unter   den    Bürgern    Feindschaft    nieinals    stattfinden   sutle. 

S.    70,    12.    vermuthet    Mr.    W inckelmann   d/fi.öoVTfi   statt  Das    letztere,     übereinkommend    mit    dem    vorhergehenden 

ölddtTi;;    sehr    » ahrscheiiilich  ,    da    didovai  liier    doch  ti   ys   dei  ijjiii'    rot's    /(tKAuiTa^    iijv    ■ttöUv    (fuKäiiii- 

einen    zu    vagen    und    nicht   recht   passenden   Begriff    gibt,  ai'o/tOTuv   voiiiCeiv    xo   Qadiu)i    ÜAkr/foti    d?Tex^r<vt- 

,,«ie    geben"    statt    ,,sie    bringen    vor."    —     S.    7t),    1 3.    ist  Oi>«/,   scheint   zunächst   hierher    zu    passen,    mtichfe   aber, 

o')g    uiit     in     die     Reihe     des    Verses     aufgenommen,     was  da   die    Handschr.     gänzlich    im    Sfiche    lassen,     nur   durch 

Schneider   aus   gutem    Grunde   misslnlligte.  —    (S.    70,    19.  mehrfache     gewaltsame     .Aenderungen    sich     in    die    Worte 

ist    in     dem    Homerischen    lliad.    IX,    497.     mit   Schneider  hineinbringen  lassen.     Ref  vermuthet  einen  alten  Fohler  in 

das    kaum    zweifelhafte   ÄfOro/  statt  /7r(>f;Trt»(  gegeben. —  llokirij^,    sei     es,     dass    dieses    an     die   Stelle    von   f^Sih 

S.   71,   20.    in  jener    für   die    Erklärung   schwierigen  Stelle  trat,   oder   dass   es   ganz   neu    eingeschoben  ward,    wahrend 

iiält    Ref.    xd  .  .  Keyofitva    fiir   ähnlich    gesetzt,    wie  sonst  zu    ot'dfii,   aus   dem    ^'orliergehenden    ütüi   hinzu    zu    den- 

xo   kiyüfiivuy,  als    Apposition    eines   Satzganzen  (Gnrg.  3,  ken    war:   so   dass   der   Sinn    wird,   „wollen    »vir   aber  ülier- 

'i.   14fi,    21.)    bei    .Anführung  sprüchwordiclier    oder     sonst  zeugen,     das«    nie    ein    Gott     mit   einem   andern    in    Feind- 

currenter     Ausilrücke,    als    dergleichen    sich    das   folgemle  schaft   »ar,    und    dass   diess   selbst    ein   gottloser    Gedanke 

^err^inioi   fjto,;  recht  olFenbar   ankündigt,    und    dann  aucfi  ist,    so     muss    dergleichen     (uflinlich  ,    dass    die    Glitter   in 

wolil    novoi    yai     Cr/tiiui     Cfavccxu     und    ('xfikoc    ordev  eivigem    Frieden    leben)    auch    gleich   der  Jugeud    von   den 

gelten    muss.      Der    Plural    darf    um  so    weniger   auliallen ,  Alten    beigebracht   und    auch   von  den  Dichtern  vorgetragen 

da    ein    Mehrfaches    folgt.      Bei    dieser    Auffassung    aber,  werden."       Klarer     wiril    so     zugleich    die    Beziehung    des 

welche    alle  Seh«  ierigkeit    hebt,    und    in    dem    folgenden  TOiai/xa,    scharfer    passend    aber  der  Zusatz    oid      toxi 


38 


* 


0  o 


576 


T0r7f>  Itflir.' ,  «plilicr  nun  aliiiliih  liiiiziitrilt,  >iio  iiiitrn 
in  fllinliilioni  ZuKaniniciilianj;  S.  100,  3.  "i?  OV^'  0<ria 
dv  t.iyofiiva.  —  (■•».  lUU,  1.1.  rorf  fitv  airov  yiyvü- 
LKvov  xn'i  d't.KnTTOi'Tn  t()  ai'TOV  itöoi  it'(;  nof,k('.g 
fiooUiU  '!*'  «'i""  <'»iij«'<<"r  i'iJ.Kuv  s(att  ai'TUV  ini»  Rprlit 
i1l>iT".in;.'i-n.       Krf.     kann    nliir    iiiclit    mit    ^ttallli.'iinn     iinil 

.S<  hiiciiliT    rrklari-n    .,i»a    nt    inti-ril i|)sp   ntiquiil  J/af-^ ; 

iliMiM  il.m  lilo-ise  yiyvfoihti  kann  niclit  sein  aliiiuid  lieri , 
null  (IIpsiT  I5r;;rill'  ii.'lrf  liipr  selbst  lin|)aK»rn(l :  sonilerii 
IT  t;lanlit  au«  li  'ityvdmvov ,  «ii-  «las  n/lluT  erklarenile 
unil  die  »MMtcrp  Urilcfii;'un;;  ipmiiftoliiile  ukKaTTOVTO. 
jt>  (triut  n'i)()C ,  lerliindeu  zu  iniisseii  uiit  et^  TTokKug 
ftooCfdi.  Sa  Tim.  73,  13-  fw?  d'  uv  ei'g  dllo  II 
ylyi  diKfOl'  vi'i.)  —  S.  1(11,  l'J.  TfßWy,  «Ip  inimpr: 
Siinipiilpr  Tiavii;.  —  (J».  10>i,  11.  i]-/.lOZ  dv  mit  Sehn., 
alipr  üIhm-  Hi^nirrknii';  um  Brkkci's  ij/jOTU  dv ,  wah- 
n-nil  «IikIi  kurz  vorlnT  in  <|pr  SIpIIp  <Ips  Aosrlivl.  Bekker  s 
'raioiv  statt  des  liandsilinftliclipu  nniai  nntirt  ist.  — 
S.  lO.i,  '-'(1.  t;  t)t  dl};  zu  Lv  ru/'i  '/.dyti/c  Iptvi'ioq  n<ks 
y.ct/  fc7  (Bi'kk.  T/)  yin-oituni  «lirdp  Rpf.  olmp  Bedenkpu 
riiklilisi'li  71(1  et  uiiil  rit)  s«hrpil)pn.  l)ip  Frage  würde 
«craussptipii  ,  «lass  dpr  Nützliilikpit  sc'li«)n  i«irher  als 
i'iiipr  lipstiheiidcn  j;pdailit  »arp,  so  dass  nur  das  Wann 
und  cl.is  AViMin  frajiirli  liliplie:  ps  kommt  liieralier  /.u- 
ersc  zur  S|)rarlip,  ol>  üliprliaupt  das  Fals<:IiP  in  dpu  Re- 
di-n  niit/rluli  sei  und  ZMar  fi'ir  manclu-  Falle  und  für 
üianclie  .^Ipnsclipn.  —  )IM,  'JO.  nach  allpii  Hamdschriflpn 
aiisJi'r  dpr  iMi'iiulinpr  ujit  ^,(hnpidpr  tii'd'  i'Tcuo  Ol'i^ 
iiiuo ,  »as  Ref.  auf  kpiiiP  \Vimsp  zu  rpciitfprf  igen  finiie», 
da  liipr  oli'eiiliar  dreifarlie  scharfe  Disjunclion  aultritt, 
null  das  Anfgpbi-n  ilpr  l)isjun«tion  in  diespm  dritipn  Glied» 
ouch  nicht  durch  die  fjprin-jsti-n  Zivisclipnhpgrid'p  niotiurt 
lil.  so  dass  Olde  für  das  unliefangene  ürlheil  hier  füg- 
lich nur  als  Schreibfehler  gi-lteu  kann.)  —  3.  lOö,  9. 
drav  (f^  i]  &tTig  rdv  'JnuKtu)  iv  tui^  airi^g  yuiuoii; 
('.duvTCi,  wo  Hr.  Baiter  mit  Schneider,  .Stallbauin  und 
Bfkker  (riTil;  «ill,  »as  auch  Ref.  billigen  »ürde,  wenn 
nullt  lue  Rp(lpxi«in  so  dentlirli  fortgeführt  wäre  in  dem 
idigemlen  rdq  loi  £l':i aidicC-  —  Kin  Rückblick  auf 
iliese  'l'er^leichuiigen  zeigt,  dass  ilieser  neue  Text,  nach 
lies  Ref.  Ansicht,  nur  4  zugleich  erheblii  he  und  ent- 
-.cliiedeii  begründete  Ab»  eichungen  von  ilem  Schneiiler'- 
ji  lien  darbietet,  dagegen,  eiiiPii  Interiinnctionsfall  eiiige- 
ii'chiiel,  ,0  nicht  wohl  zu  rechtfertigende:  die  übrigen 
Vb» eichungen  erschienen  zweifelhaft  oder  weniger  erheb- 
lich ,  und  an  '.i  Stellen  waril  die  Uebereiiistimmiinjf  mit 
Sc'.n-.eider  nicht  j^ebilligt.  —  Druckfehler  hat  Ref.  in  ilie- 
sem  Buche  '2  gefunden,  S.  76,  lö-  ey.aie^foj^ev  statt 
iy.C'.T.  und  S.  83,   \'j.  aoa  statt  doa. 

Ehe  wir  nun  jetüt  auf  Hrn.  Winckelmann's  Ausgabe 
lies  Eutlnil.  übergehen,  berichten  wir  noch  knr»  über 
ilie  der  grossen  (Juartausgabo  zur  Seite  geheiidp  andere 
in  Sedez  (>r.  2 1  '>■)•  Diese,  in  einzelnen  Baulichen  z« 
)e  (i,  8,  ')  gfif.  (der  Staat  1 S  )i;Gr.,  «lie  Gesetze  mit  iler 
Kniiiomis  1  Thlr.)  mehrere  kleine  oder  einzelne  grosse 
Stücke  enthaltend,  gibt  den  blossen  Text  ohne  kritisclie 
Anmerkungen,  ist  aber  mit  gleicher  Eleganz —  Referent 
keiiut  keine  eleganferp  Handausgabe  des  Plato  —  un«l 
mit  "leicher,  zum  Theil  erhöhter  Correctheit  ausgestattet, 
so   dass    ihr    wohl    reicher   Eingang    in   die    Schulen    zu    er- 


warten steht,  wo  der  Lehrer  in  ilen  Händen  seiner  Srhi'i- 
1er  am  liebsten  den  blossen  mjigliclist  reinen  um!  correc- 
ten  Text  sieht,  alle  weiteren  Mittheilungen  seiner  eigenen 
wohllierechiiPiiden  Wahl  lorliphalfend.  Einzelne  Baulichen 
erhalten  noch  besonderen  Werlh  durch  kritische  Erör- 
terungen in  dem  Vorwort.  .Solche  enthält  namentlich  von 
Hrn.  \Viiickplmann  Bd.  VIII.  (Phiipb.),  Bd.  IX.  (Meno 
und  AIcib.  I.)  und  Bd.  XM'.  (die  Geaetze,  dem  grossen 
Veteranen  (iottfried  Hermann  zu  seinem  Jubiläum  ge- 
widmet); ton  Hrn.  Baiter  Bd.  XV.  (Tiinae.  und  Critias) 
und  Bd.  XVI.  (I'armenid.  mit  krit.  Bemerk,  ton  Hrn. 
Sau|)|)e).  Die  Vorworte  zu  Bd.  II.  (I'haed.  Theog.  Erast.) 
und  Bd.  ^'11.  ((iorg.  und  lo)  beklagen  di«'  Nichtllieil- 
nahuie  «les  Hrn.  Winckelinanii  an  der  Bearbeitung  dieser 
Stücke. 

(Fortsetzung   folgt  spater.) 


Ol.     Acliienk'se  der  Kritik  und  Eiklaniiig  des  Pla- 
tonischen   iSiaates   nebst   Ankiindi<ciin{^  einer    \'er- 
deiitsclimi^  dieses  Werkes  von  Dr.  Wilhelm  U'iegand, 
Director  <les  Gynitiasiuins  zu  Worms. 

Zweiter  Artikel,  Buch   VIII— X.  belreff'end. 

(Foilset/iing    vun    Nr.    107 — t09.    vom    Jahr;;.iii^'   18,^1    und    luu 
Nr.  5»  —  54.  vom  Jalii^.    18j5  dieser  Zcilsclirift.) 

Als  ich  cor  etwa  acht  Jahren  iliese  Aehrenlese  über 
die  ersten  sieien  Bücher  der  Fiat.  Politie  bekannt  machte, 
dachte  ich,  auch  jene  con  den  drei  übrigen  bald  nach- 
folgen zu  lassen.  Ausser  vielfaltiiren  häuslichen  Unfällen 
waren  es  aber  eben  so  mannichfallige  wie  drängende  Amts- 
verhaltnisse  (Reorganisation  und  jirov.  Recturat  der  Worm- 
ser  Stadtschulen,  Reform  und  Erweiterung  des  dasigen  Gmii- 
liasinnis,  Hetheiligung  bei  iler  Bezirksschulcoinmission  etc.), 
weldie  mich  niithigten,  die  lichte  Höhe  iler  Fiat.  Spe- 
culatioii  zu  verlassen  und  in  die  dunkle  Höhle  der  prak- 
tischen Thatigkeit  liiniinter  zu  steigen.  Unterdessen  ist 
wiederum  die  Anzahl  der  Ausgaben  unseres  Werkes  (von 
/.  G.  Baiter,  J.  C.  Orelli  und  A.  W.  Winckelmann) 
um  eine  vprinehrt  wordpii  *);  auch  haben  wir  eine  neue 
Verdeutschung  prhallen  (von  K,  Schneider,  Breslau  183- •)• 
Trotz  dieser  Erscheinungen  kann  ich  mich  doch  niclit 
Veranlasst  sehen,  ilie  Veröflentlichung  des  Restes  ilieser 
Aehrenlese,  sowie  jene  der  von  mir  angekündigten  Ueber- 
setzung,    die   noch  der  letzten  Feile   bedarf,    aufzugeben 


*)  Sie  sciieint  indess  im  Allgemeinen  die  Sclineidei  scbe  /.u 
befolgen,  wie  in  der  Vorrede  ausdnicklicli  eiklait  «u.l 
De  l'litonis  rc  publica  pust  Bckkeruiii  ncinn  niiliiis  e.-l 
niciitu-,  fpi.iiii  C.  E.  eil.  Scluieiileriis  Vratisluvieusis ;  ijiii 
quiini  in  picrisqtie  optiinoriüii  libriuum  .iiiclurilateiii  se- 
cutiis  C'iiet,  non  (ieii  non  poluit,  quiu  nos  tpicpic,  qui 
adliiic  eandini  rationeni  secuti  suiinis  semperquc  seque- 
mur,  casdcin  lere,  quas  ilie  Icctiones  elegerenius.  iSiliilo 
minus  taiiien  haud  raro  nobis  Contimit,  ut.  si  quanilo  ilie 
inlpipnlatis  codicibus  ,  lectionis  spccie  quadani  ductus  , 
niniiaui  Iriliiierct  lidcni ,  nos  sinceram  antiqnissinioruni 
libronim   aiictorit.iteni  aniplcctcremu; 


0// 


57S 


lili  Wolire  aber  mit  iIps<o  grösserer  Freude  zu  die- 
sen Studien  zurück,  je  fester  die  Stütze  i>ar,  »elilic  iili 
mitten  in  dem  Treilieii  einer  Iteneglen  Zeit,  in^liesonderc 
in  den  kritisrhen  Momenten  meines  nächsten  Wirkungs- 
kreises (»gl.  (»vmnasialzeit.  1S4|,  Nr.  tl)  und  11.),  na- 
oientlicli  an  <len  nioralisclien  Iileen  und  Priniipien  iliese» 
Werkes  fand.  Jetzt,  nach  si>li'lien  Erfaliruni^en,  sehe  ich 
erst  recht  ein ,  was  J.  J.  Rousseau' s  Paradoxon  sagen 
will,  in  welchem  er  un«  die  Fiat.  Pnlitie  mehr  als  pä- 
dagugisclies,   denn   als   pulitisches   Werk   emphehlt. 

Buch  rill. 

S.  381,   13.  —  3S2,  4.  (Bekker):    'Eoti   8e    9el<tj 
UHU  yevpr^Tij)  7i£'jiudoc,  tjv  dfJtS^iui^  nsoikatißdvEi  rs- 
f^sios;,    dvif(j(oi:ei(i)  dh  iv  u)  nfwjTaj  iu<i;i]oeii  övvd- 
iiii'ai  Tl  y.ai  dvvaarei'UfxEvui  Toati  djiuoruaaic,   rix- 
xuoaq  dt  üouvi    Kafiovoai  üuuiuivTwv  te  y.al  dvo- 
fxotucviuiv    'AO.i    aL'iövTujv    y.al    q)iyiv6vT:u>v ,    -jidwa 
Truuoijyuua   xal   ^ijid   Ttoö^  äkkijka  dntcfijvuv    luv 
iiitoiTOz  nv9iii]v    itefiTtdöi    ov^rysii   di'iu  dofiovi'ai; 
TTagex^rai  r^ilg  avt;ijitEig,   tT,v  itlv  t<Tijv  loaxii,  ky.a- 
xuv  Torrai'Tay.ig ,  itjv  dh  /'oofjijytj   fitf,  ttj  n(iofj.i]y.£i 
ÖE,  iy.UTuv  iiEv  doi&fiuiv  diouttoiuv  (tijzujv  leitTiddoq, 
ßsoLiEvujv  ivo^  ty.daxutv,  do^ijiuiv  dt  öcEiv  ,  ky.aruv 
dt   y.vßwv  Tfjld.doi.       Es    ist    diess    nicht    nur    die    dun- 
kelste Stelle   dieses  Werkes  ,   sondern    auch    eine    der   dun- 
kelsten   in     den    Schriftwerken    des     Alferthums,     so    dass 
man   run  dem   dunkelsten  Il.'iihsel  spri'irhwörtlich   zu  sagen 
pllegte  :    numero  Piatonis    obscurius    (Cic.  Att.  VII,   J^,  ;';.). 
Kine  Uebersicht   iler    bedeutendsten  der   fast    eben  so    zahl- 
reichen   als    missliiii(,'eiien    Erklärungsversuche    findet    man 
im    m.  Bande    der  Ausgabe  Schneider' s  ,    welcher  in  neue- 
ster Zeit   sich    die    meiste    und    unterdrossenste  lUi'ihe   dess- 
halb    gegeben    hat;     und    ferner    im    .llarburger   Lccficinen- 
programm   des   Hrn.   Prof.   A'.  F.  Hermann   (Ostern    1S39). 
Hr.    Prof.   Schneider   hat    auf    das    Resultat   dieser    Lnter- 
snchung  Hermann's   in  seiner    (in  demselben  Jahre  erschie- 
nenen)   Uebersetzunj;     verniuthlich     keine    Klicksicht   neh- 
men  kennen:   denn    dieselbe    hat    in   diese   Stelle,   an    >icl- 
cher   bisher    aller    menschliche   Scharfsinn   gescheitert  ist, 
im    Allgemeinen    su    viel    Licht    gebracht,     dass     wir    nun 
niilil   mit  Pvthagoraischer    Krcude    rufen    dürfen:    gefun- 
den !     Aach    dieser    Erklärung    sind   Heimlich    tO,UUO   und 
7,.')(I0    die    Zahlen^rüssen    der    hier    in    Rede    stehenden 
Umläufe    (des   göttlichen    und    menschlichen),     die    vulgäre 
Lesart  Tijv  de  i'aoj^iijy.ij  iitv ,     ry  TToofti'y.ti    dt    erfährt 
die  kleine   vom  Inhalt  des   Ganzen  geforderte  Emendation: 
r.   6.  ioDUr'/.ii    uev  tv  ,    n  o<>  ur,y.ij   dl,     indem   das   j^ 
für    ninfj  oder     ravrrj    gennnimen    wird,     und    die     ganze 
Stelle    iiird   S.    IX.   des   gedachten     Programms    also    latei- 
nisch  erläutert:   Est  autein  divino  quideni  uperi  fteriodux, 
quam  numerus  comprehendit  perfectusi ,   humano  vero  i pe- 
riodus   quam  numerus  ciimprehendilj  in   quo  primo  incre- 
menlit  secum    ipsa    tnulliplicata   pariter    ac    per  mutuam 
multiplicatinnem   producta    tria    intervalla    quatuur    vero 
terminns   tiacta  ,  sive  quis  similia  sive  dissimilia  misceat 
sive  augeat  sive    minuat,     omnia    effabilia    et    rationdlia 
inter  se  protulerunt :  quorum  sesquitertia  rudix  quinariit 
iuiicla  duas  proporliones  exliibet  ter  aucta,  allerum  pu- 
rem pari  muUiplicatam  centum  centies  alleram  rem  Lon- 


gttudine  quidem  huic  aequa'em  sed  obtatigam ,  centum 
quidem  quudratorum  ex  diuguniitiius  quinarii  ralionali- 
bus ,  uno  singulis  delraclo,  irratinnnlibus  autem  binis 
(sc.  singulis  detractis)  centum  autem  vuborum  Icrnarii. 
liiiiein  ich  in  Absicht  auf  die  iiälieren  ^ach»  eisuiigen 
dieses  .Sinnes  die  Freunde  Plato's  auf  jenes  Programm 
sellist  verweise,  » ill  ich  hier  nur  den  ^  ersuch  einer 
^'erileiitschung  folgen  lassen,  wie  ich  diese  schon  vor 
zehn  Jahren  auf  iifl'eniliche  (Allgem.  Srhulzeitung  1,S31, 
11.  Abth.  S.  t  rs'^)  und  freundliche  Winke  versucht  habe. 
,,Für  das  göttliche  Erzengniss  gibt  es  aber  einen  Lebens- 
iimkreis,  den  eine  vollkommene  Zahl  umfasst;  für  das 
menschliche  dagegen  einen,  welchen  eine  Zahl  umfasst, 
in  welcher  als  dem  kleinsten  Kenner  sowohl  poteiizircnde, 
als  auch  durch  »ecliselseitigc  IMultiplicatioii  hervorge- 
brachte Vermehrungen  mit  drei  .abständen  und  vier  Glie- 
dern, alles  ohpe  Bruch  und  unter  gemeiiisdiaftliiiiem 
Nenner  stehend,  erscheinen  la.ssen,  mag  man  nun  Aehn- 
liches  oder  IJiiäbnIiches  verbinileii,  multipliciren  oder  di- 
vidiren.  Das  kleinste  V'erhaltniss  jener  beiden  (mensch- 
lichen und  göttlichen)  Zahlen  ist  3:4;  ilieses  mit  ,') 
verbunden  liefert  zu  ei  Priiportionalzahlen ,  nachdem  drei- 
mal vermehrt  »urilen  ist:  die  eine,  die  gleiche,  gleicli- 
vielmal  geiiomiiien ,  näiiilicli  hundert  um  noch  einmal  so 
viel;  die  andere  aber,  die  mit  ersterer  zwar  gleiche 
Länge  hat,  aber  oblong  ist,  beslebeiid  *)  aus  der  hun- 
dertfachen (jnadratzaiil  einer  der  rationalen  üiagonalen 
eines  Uuadrales,  dessen  Seite  =  j,  »obei  eins  'oii  je- 
iler  der  Quadrat/ahlen  weggenoinmen  »ir<l,  »odurrh 
beide  irrational  »erden,  —  ferner  (bestehend)  aus  dem 
huiidiTtfachen    Kubus   von    drei. 

S.  3S(),  li:  y.ul  dotfotc  —  rfjEooi]  Schneider  ver- 
tauscht auf  Anrathell  Bekker's  das  von  ütaltbaum  beibe- 
haltene Tiaiv,  welches  auch  Ficin  nicht  übersetzte,  mit 
dem  von  einigen  Handschr.  gebotenen  t^,-  a.v.  Nee  ilici 
jjotest,  setzt  Schneider  hinzu,  quid  h,  1.  sigiiificet.  Kam 
servis  et  huiusmodi  lioininibus ,  qui  sensiis  verborum 
dui/.uig  Tioiv  esse  polest,  propter  opposituin  cKEvl^todU 
iiieptum.  —  Das  av  möchte  auch  ich  nicht  gern  ver- 
missen; denn  Sta'.lbaum's  Bemerkung:  ne  quis  nuduni 
uptativum  mirctur,  qui  rede  nunc  ponitiir  sine  tw ,  quia 
Socrates  sola  rogitafione  liouiinem  talem  fiiigit  esse,  qua- 
lis  describitur,  —  reicht  wohl  nicht  hin,  diesen  rtlan- 
gel  zu  erklären;  unten  nämlich  heisst  es  ja  von  demsel- 
ben: y.arncffjovoi  uv,  doJldCoiru  av.  .Aber  das  rtoii' 
möchte  nach  meinem  Dafürhalten  einen  weit  passenderen 
Sinn  als  Tli  geben.  Unter  den  öuvkuig  sind  n,'iinlich 
hier  nii'enbar  die  sklavisch  gesinnten  iiml  dcui  liinokral:- 
scheii  Individuum  schmeichlerisch  znvorkonimenilen  Freien 
zu  verstehen  ,  unter  den  ikiii^tooi^  aber  die  echten 
Freien,  die  als  solche  auch  auftreten.  Das  Wort  tf.li'- 
x^eoUi  hat  nämlich  bckaniillich  in  Folge  der  antiken 
Verfassungen  neben  dein  Begrill  der  Freiheit  auch  den 
der  Vornehmheit  iin  giiti-u  Sinne  ;  mit  öoL'/viv  aber  wer- 
ilen  die  eigentlichen  Sklaven  bezeichnet,  wie  es  im  idea- 
len oder  philosophisch -moralischen  Staate  Plato's  keine 
gibt.      Wegen    der    Verschiedenheit  de»  Sinnes,     in   »ul- 

•^   Das  Kol^'eiule,   in  Ziffern   .Tii.<!,'cdrückt.    sielll  sich   niso  dar. 

'   lÜO  X  V    (5'  +  6')='  —  1  -f  lUü  X  3'. 


579 


580 


rlifiii  liin  t^tu'/oi  (;'•'"'»"<•'''  ''*li  "'■■''  '^"  '"  ^"  •^'P'"'"'" 
Itatiiii)'  iiii-drilii'lt  iiihI  krili  Pfiiiioiiicii  (lafiir  );i-liraiii'll(. 
lliiTiindi  l^iuti't  ilu-  K.iiiJti«  Sli'lli  »iTilriiliiilict  als(i:  Und 
,if,  Mensch  bei  solchen  Higemchnflen  wird  einerseitn 
sich  wild  Lehehmen  geilen  gewisse  Sktaren  f- Seelen), 
iilmi-  ein  Feind  i>ö/i  SLliirrn  zu  sein  ,  vie  der  voll- 
Liiuiuirn  ^|iliil"sii(iliis<  li  -  min-.ilif<  lij  (jeliildete  ,  alter  gegen 
l  arnehuie  znlim   ii.   ».    «.  _  ^ 

S>.  jvtO,  -i  —  4:  (ft'  7"('  «"  Ti'(fikui>  r.yeiiova  rov 
/ooui  eacijoaro]  Icli  kann  liior  unter  ili-m  blinden  Füh- 
rer nkiit  «Irii  Reichthum  vorstehen,  »ic  Sl.illl.anni  mit 
ilrni  .S«li<iliasli-n  lliiit.  Plato  i  t  nicht  iler  S(  hnflst.ller, 
iler  iloni  Leser  ilie  Krkhlrunjj  seiner  niela|ih<)f i»rh  ge- 
brauchten Ansilnuko  auf  die  Weise  aus  .leci  S.  lirjfiiier- 
keii  eines  Andern  (des  Aristnplianes)  zuinnihei.  !<  h  »er- 
stehe darunter  ileii  dritten  oiler  untersten  >releiil)e»taml- 
llieil,  das  m  llHi  jli;  rr/.OV ,  dessen  blinde  Liliensleilunjj 
im  Vorliergeheniien  (S.  j^H ,  10.  —  3' •■!) ,  /•  —  ä'ii 
ii  —  K;  sehr  ansrhuulith  beschrieben  und  niil  der  des 
Perserknnigs  »erjjlichen  «ir<l.  Die  Variante  [iiui'  siheint 
»ou  einem  Sclioliastcn  lierzurühren,  der  die  Stelle  eben 
.so   «erstand. 

In  der  darauf  fnl(;enilen  seh«ierij;en  Stelle  fol^e  ich 
Hermanns  Vorschlag  (Alljf.  Schulzeit,  a.  a.  ü.  S.  l,;Ü(i): 
ndi'uoxu ,  ijv  d'  iyuj-  y.iu  ixi  rode  o/.omi. 

S.  397,  VI  — 13:  Ötöioji  r«;  iniifiiiluiTa;  dva- 
KmTi/.ui  i'iüioctv  y.a\  tvft:iuoay.a'K£iv  iil  ^vuuux^uv 
■rf  y.ai  (fi'kuiir/.iav,  (J)Jyoti  xidiv  so.ltoP  nukifiujv 
ii}.iyii-r>yi/.iu.i  Tcr.  Tiohku  i:iiaTai  y.ai  ■JTkuin^i]  Schlcier- 
iii.ichcr  SUHohl.,  nie  Schneider,  iibersctzen  die  \»'oite  O/.i- 
yoti  T/O/l  als  Ablativ  und  eai'TUV  als  tieniliius  [larti- 
tiT. :  mit  Wenigem  von  dem  Seinigen,  mit  //  •  v.  dem 
Seinen;  ich  glaube  ilie  >Vi)rte  o/Jy.  T.  als  Objecisilaliv 
von  nuktiaov  betrachten  nnil  darunter  die  Heiii{;en  IJe- 
gierdeii  verstehen  zu  dürfen,  «eiche  der  fragluhe  IMeiisch 
sich  unterwirft,  nicht  uiit  der  I  ernunf't ,  snndern  in 
Folge  seines  Geizes.  Diess  gestaltet  sonnhl  iler  griech. 
Sprachgebrauch  (s.  Astii  Lexic.  Plat.  v.  nukeuliv)  als 
auch  das  vorher  von  S.  391 ,  II  —  IS- =  ÖO  1  ,  K  Gesagte. 
Hiernach  h  ürde  folgender  Sinn  entstehen:  lind  so  kämpft 
er  nach  der  llerrschaftsneisc  weniger  Häuptlinge  nur 
gegen  einige  wenige  jener  Uegierdcn,  bleibt  meist  zurück, 
und    ist  dabei    ein    reicher    Mann. 

S.  41(1,  5.  Ich  kann  in  dieser  Stelle  die  Schwierig- 
keiten nicht  bemerken,  ilie  Schleicroi.  uiiil  Stallb.  hier 
finden  »iillen.  Schneider  hat  die  Vulgata  kritisch  ge- 
rechtfertigt,  und   übersetzt  ü    TQOTlOi  mit  üeschaff'enheil. 

Buch  IX. 

S.  i'i'2,  1(i:  Top  sxovTa.  re  avTÖv  via:it(>  tioKiv 
ättt  ittI  nd-Oav  Tokuav]  Sehn,  hat  die  Stelle,  an 
welcher  Stallb.  Anstns.s  nahm,  zu  reclitfeitigen  gesucht 
und  in  seiner  Uebcrsetzung  also  wieder  gegeben:  auch 
den,  der  sie  (ioutz)  hat,  gleichsam  wie  ihre  Stadt,  liiii- 
fnhren  zu  jeilein  \Vagestü<k  u.  s.  w.  —  .Auch  ich  halte 
die  Viilgala  für  unrerdorben ,  mOchte  aber  einen  anilern 
Sinn  darin  finden.  Aach  meiner  Ansicht  ist  n^lmüch  die 
in  unserem  ganzen  Werke,  besonders  von  Kuch  VIII. 
an,  fortwährend  dargestellte  Parallele  zwischen  den  fünf 
HauptvertUHSungsartCK     und     den     ihnen     entsprechenden 


Individuen  auch  an  U7lSerer  Stelle  wieder  angedeutet, 
aber  nur  tlüehtig,  weil  sie  im  ^'uhergehenden  sclioii  öfter 
und  stärker  hervorgehoben  wurde.  '()  TdV  J'^OOH fi.  t/ui\< 
ist  nämlich  da«  demjenigen  Staate  entsprechende  Iiidivi- 
dniiin,  der  riiieii  T\ rannen  als  Vorsteher  in  sich  aufge- 
iioiiimeii  hat,  und  dessen  /iislanil  oben  U.  ^'III.  sehr  aiis- 
fülirlicli  lind  lebhaft  iiai  h  der  den  (irieclieii  allzu  be- 
kauiiteii  Wirklichkeit  gesrhililert  wurde.  Wie  der  Ty- 
rann im  Staate  der  .Schleeliteste  und  (gefährlichste  unter 
den  Schlechtesten  iiiiil  (iefährlichsten  ist,  so  ist  es  auch 
im  enlsprecheiideii  liidividnuin  der  hoV)C,  unter  schlech- 
ten und  wilden  Begierden.  Ks  würde  sich  also  folgender 
Sinn  lieraiisstellen :  (Jiid  führt  auch  ilen,  welcher  von 
ilim  besessen  ist,  gerade  wie  es  bei  einem  entsprechen- 
den Staate  geht  (».  B.  VIII,  S.  4|9,  U).),  zu  jedem 
AVagestück. 

■*>■  4S3,  lU:  2fiiy.Utt.  ye  {ydg  ist  bei  Bekker  ein 
Drucklehler),  tV/ir,  yuy.a  tJ.ytiz,  iav  ü/.i'yui  u'jaiv  ui 
loiuciui.  lo.  dt  oiuy.oa,  r,v  o  cyu} ,  Tiftoc  zu  fit- 
yaf  (t  oii/yiju  iori  fiv.^  Stallb.  und  .Sclineider  haben 
mit  Recht  auf  llekker's  Vorgang  (in  dessen  krit.  Coinnient.) 
das  di  nach  ja  mit  dem  von  den  bessten  llaiidsi^liriften 
gebotenen  yau  lertaiischt;  aber  der  Krklärnng  Sclinei- 
der's  kann  iih  nicht  beistimmen  ,  wenn  er  vou  Stallbaiim's 
richtiger  Erläuterung  dieses  yitn  bemerkt :  Sed  i/uod 
notutn  esse  usutn  vocis  yc/o  in  resjionsinnibus  nddit  (»<■. 
Stallb.),  /(.  /.  Socrates  non  Adimniito  resjiiindet ,  verum 
suum  sermonem  ,  ijunsi  aller  nihil  di.risnel,  ciintinuat. 
Diese  niiriclitige  Aiiffassune  Seh. 's  gibt  sich  denn  auch 
in  seiner  fast  sinnlosen  liebersetziing  kiind  :  ,,lvleiii, 
sprach  er,  nennst  du  die  Lebeltliateii  ,  wenn  solche  Leute 
weilige  sind.  Das  Kleine,  sagte  ich,  ist  ja  docli  im 
A'ergleich  mit  dem  Grossen  klein  "  —  Nicht  auch  an 
sich?  Und  sollte  Plato  den  Adeiinantos  eine  für  den 
Fortgang  des  (iespräches  so  ganz  bedeutungslose  Bemer- 
kung habe  machen  lassen?  —  Die  IMitredner  des  Plat. 
Sokrates  sind  niemals  blosse  Kopfnirker.  —  Ich  fasse 
<lie  Stelle  so  auf:  Adeimanlos  entsetzt  sich  fast  darüber*), 
dass  Sokrates  die  yiiy.u  oii/y.ua  TrolJ.a  (s.  4  io ,  (j.), 
welche  solche  Menschen  in  ihrem  Vaterlande  im  Frieden 
verüben,  auf  die  Frage  nach  deren  näherer  Bezeichnung 
(r«  TTOia  öl]  ktytic)  natürlich  ironisch  mit  y.LtrcTOVOl 
—  du)Oodoy.OlioiV  erläutert,  lauter  grosse  ^^-rbrechen, 
auf  welchen  meistentheils  in  .Athen  die  Todesstrafe  stand 
(vgl.  Wachsmuth's  Hell.  Alterlh.  11,  J.  S.  274);  er  (A.j 
lääst  inilessen  doch  noch  die  Benennung'  klein  gelten, 
aber  nur  unter  uachilrncklicher  Wiederholung  der  von 
Sukr,  Reibst  vorher  S.  433,  1  —  '2  angenommenen  Be- 
scliränkung:  y.ai  av  ^itv  ys  ökiyut  oi  cotuviot  iv 
nöket  oioi  y.ai  ro  dkKo  nkijS^og  acocp^ovr].  Darauf 
erwiedert  Sokrates,  die  Grösse  jener  Laster  uiit  yu{i 
allerdings  zugebend,  zuerst  allgemeiner  und  ilann  mit 
besonderer  Anwendung:  die  (unter  gewisser  Beziehung) 
klein  genannten  Dinge  sind  in  Bezug  auf  das  Grosse 
(d.   h.   das   Allergrösste)  klein;  so   reichen   denn   auch   be- 

*)  Das  empfand  auch  Ficin,  der  die  Worte  in  einer  Frage 
übersetzte:  Minuta  baec  dicis  mala,  si  paiici  tales  sunt? 
Aber  in  der  Frage  sind  die  Worte  luv  oUyot  uat,v  oi 
roiovvoi-  sinnlos. 


581 


58? 


kaiiiitlirli  {d>])  aurli  alle  iliese  (grosspii)  A'erbrpchpii  (mit 
ihre»  Füllen)  ilnu  Tyraiitipii  in  Absicht  auf  «las  (ilnrch 
ihn  bevtirkfp)  Vtrilc rhiiiss  uihI  Elenil  pinfs  Staates  (im 
Gegi-iisatz  zum  Inilii  iiluuui)  nicht  «las  Wasser,  wi«»  «la!« 
Sprüchwort  sagt.  Denn  trenn  nun  viele  solche  (Gegen- 
satz   von    öf\iyui\)    im    Staate   sind    u.  s.    w. 

S.  4;},'i,  9—  10:  Tuiq  de  itüKKuii  7i  oXXd  y.ai  bu- 
y.£i\  Stallb.  nahm  hier  Anstiiss  und  vermulliete;  noKktf. 
y.ul  (Iff.a.  Sein  Recensent  in  der  Allg.  Schulz,  a.  a.  O. 
J».  1211  begreift  nicht,  wie  er  hierauf  rerfallen  konnte, 
Ulli!  erkUrte  «he  Worte  noikd.  y.ai  du/.ii-  »o  wie  es 
viele  sind,  so  scheinen  es  auch  viele.  Schiiei«ler  erklfirt 
nnil  libersetxt:  Die  Menge  hat  aber  auch  eine  Menge  Mei- 
nungen. Fu'in:  Mallis  aulem  multa  videbantur.  Ich 
meinerseits  lerinag  aber  alle  diese  Erklärungen  nicht  mit 
«lein  ^'orhcrgpheiiden  zu  reimen,  in  »elrhem  die  zwei 
ebenso  lebhaften,  als  »ichtitjeii,  ja  das  Wesen  des  gan- 
zen Werkes  eiithaltciiden  Kragen  enthalten  sind:  t)  Winl 
nun  »olil  der,  »elclier  sich  als  der  moralisch  Wrderb- 
teste  gezeigt,  auch  als  iler  Kleiuleste  zeigen?  '2)  linil  wir«! 
iiicbt  ein  ^»olcher  «lesto  mehr  sich  in  solchem  Zustau«le 
(der  Ver«lerbtheit  und  des  Elendes)  in  Wahrheit  be- 
funden haben,  je  länger  und  je  mehr  er  ein  Tyrann 
genesen  ist?  —  Diese  Ungereimtheit  hat  der  Scholiast 
schon  gefiihlt,  itenn  er  in  noLLu  (a'n't  lov  ipci'dij- 
TU  yao  Ipfi'du.;  noki'Xorv  etc.)  eine  dem  Ganzen  der 
Stelle  angemessenere  (aber  wenig  bestätigte)  Bedeutung 
zu  legen  sucht.  Aber  dürfen  wir  diese  iiedeutung  iless- 
halb  so  giittvillig  einrfiumen,  nie  .Srbleiermai  her  unil 
Schneider  in  ihren  Aiiine''kuiigen  thiin?  Kann  iler  Giiinil- 
begriff  ton  Tlot-l.o.,  iler  der  Vielheit,  hier  so  schlechthin 
aufgegeben  werden?  Ich  glaube  hier  so  wenig,  wie 
S.  .'-jO,  3.  ^:::  V,  4(i7  |) :  nauu  duti'v  nokkd  7iokkoiq 
dlj  SyneiO.  Aber  ro/5  ■JlOKKois^-  ^'^^  frage  ilage^en, 
ist  je  Ol  nokkoi  ::zz  01  IpeicrKil  oiler  ipivdei'ii  Denn, 
was  nicht  zu  übersehen  ist,  der  Gegensatz  liegt  in  T7j 
a/.l^deu'..  —  Aber  selbst  jene  nicht  leiiht  beiieisbari- 
Bedeutung  lon  uokka  zugegeben,  so  scheinen  die  Worte 
TOi'i  —  duy.ii  genauer  und  mit  Rücksicht  auf  die  Ant- 
wort: di'uyy.i]  Tui'za  yuvi/  uinmi  i^nr,  als  ein  g:ir 
Michts  sageiiiles,  störendes  AnliAiigsel.  Wie  sollen  al.so 
iliese  Worte  verstanden  werden?  —  Ich  nehme  Tlufka 
in  seiner  gewöhnlichen  von  tui(i  '^okkoi^  näher  beslimii.trn 
Bedeutung  und  sehe  in  buy.li,  in  der  Bedeutung  scheinen,  den 
eigentlichen  Gegensatz  zu  XI]  ÜKlj^itia.  Sonach  drückten 
«liesp  Worte  eben  das  aus,  was  untrn  S.  4ti4,  >.  ö  tU)V 
nukkwv  unv.autoiiu^  heisst,  und  enthielten  mit  den 
vorhergehenden  Fragen  die  Losung  der  eigeiitli«  lieii  Auf- 
gabe unseres  Werkes,  die  bekaniilliili  im  Anfange  des 
11.  Ulli  hi-s  in  den  Beoeis  getet/t  »nrde,  dass,  im  <»i-^eii- 
satze  der  gewohnln  lien  .^leiniing  der  Menge  «las  La-iti'r 
bei  allem  scheinbaren  (ilücke  sehr  elend  sei.  Verj;!. 
u.  A.  S.  .ifS.  (i.:^3"'^,  A:  ar  ruiviv  r^oy.ti  nii;  :i  d, - 
koic,  .,  dass  nänilich  die  Tugend  das  hiicbsle  und  an  sich 
liebenswürdigste  (int  «ei;  gleich  darauf  die  Antwort  des 
Sokrates:  ulda  ötl  do/.ii  uiitia.  Aileimantos  und  Gl.iiiko 
stützen  sich  bei  ihren  Einreden  gegen  «lie  Vorznglielikeit 
der  Tugend  immer  auf  die  iMeinung  der  Menge,  und  geben 
«ich  nur  desshalb  zu  A«lroraten  derselben  her,  um  von 
«lern  Sokrates  eine    desto  evidentere  Wiilerlegiing  1.»  huren. 


Act;;!,  iliise  lelirenlrse  zu  S.  fill,  j.  U<  mnach  geben 
wir  die  Stelle  im  Znsaininenhang  mit  «lern  Vorliergeheu- 
deu  «leutsch  sn:  Wird  sich  iiiiii  wohl  von  dem,  welcher 
sich  als  der  Verilerbtesle  zeigt,  an<  h  zeigen,  d.iss  er  der 
Elendeste  ist?  lind  dass  «ler ,  weliher  im  liiwhsten  Graile 
und  die  längste  Zeit  wirklich  auf  drin  Tvrannenthron 
gesessen  hat,  auch  im  Iiiii  listen  Grade  und  «lie  lAiigsie 
Zeit  in  solchem  Zustande  (des  Elendesten)  in  Wahrlieit 
(d.  h.  im  Inneren,  s.  S.  4  ili  ;=  077,  A.)  war,  währenil 
(wenn  gleich)  «lein  grossen  Haufen  (hier  in  specie  als 
Gegensatz  zu  dem  it'oavvo.^  fturao^oiv)  grosse  Dinge 
scheinen  ?   — 

Das  tor  Bekker  in  der  Viilgata  und  in  Handschriften 
nicht  torhandene  y.ai  würde  i«  h  nach  dieser  Erklärung 
nicht  vermissen.  —  Beispiele  vom  also  verbindenden  <)/■ 
8.    in   Astii   Lex.    Plat.   n.  d.    W.   S.   42.'. 

S.  435»  11):  Ti  UVV  u(ja  1}  zvgavvuvuiv)]  nükti 
TTuu^  ßaoil.si'utitvi^v  u'iav  tu  TlQiiiruv  i^iijkitoutii ;^ 
Für  äoci  hat  Silin,  wohl  mit  vollem  Rerlit  das  hanil- 
scliriftlich  benälirle  ä(j£Tij  in  den  Text  anfgeiiumnien  ^ 
der  vorhergehenile  allgemeine  Salz:  ovy.uvv  u  rt  Tluklt; 
Tzoug  nuKiv  uutijj  y.ul  tiöiufiuvir] ,  tovxo  y.o.i  dviio 
nguc,  iivÖga ;  —  und  «las  unten  folgende  a'/./J  Ct'öiti- 
ftufiai  re  UC  etc.  verlangte  eine  (vorherige)  ausilriick- 
liche  Erwähnung  iler  ugtCi;,  Aber  ilas  Wort  ßatriKivo- 
jitVIjV  darf  hier  niiht  lat.  regia  oder  denlsch  königlich, 
von  einem  König  regiert  übersetzt  werden.  Es  ist  «lar- 
iinter  iifrenbar  der  ideale  oder  moralisch  vulllcommene  Staat 
(Plato's)  gemeint,  «ler  nichts  weniger,  als  von  einem 
König  im  gewöhnlichen  Sinne  regiert  wird.  ^  i;l.  15.  ^11, 
S.  371  ^  ÖW  A.  ff.  Ebenso  heisst  «las  jenem  Staate 
erits|irechen«le  Inilividiiiim  unten  (S.  442  =  .jSO  C.)  (ia 
nikiy.wzatug  im  Gegensatz  des  xiudvvi/.uiruvuz-  Es 
ist  «lieser  Ailsdrnik  im  (iriecliisi  heii  keine  Floski'l,  wie 
er  etwa  im  Deulsclien  klingt.  Das  (^heroische)  Köiiigthum 
hatte  sich  bei  dem  griecli.  Volke  in  gnteni  Andenken  er- 
halten, weil  dieses,  gerade  ivie  zu  Koni,  an  ilein  Könige 
Siliiit«  und  Stütze  gej;eii  den  anmassi-iiileii  Erb-  und 
Kriegsalel  fand.  Hei  den  Römern  fimlet  sich  diese  Kt- 
si'heiniiiig  nicht,  weil  die  elieiif.ills  di-s|i<itisi'lieii  l'atricier 
ilie  Frevellhat  eines  Gliedes  di'r  königlichen  Familie  be- 
nutzten ,  «leii  Köiiig<iiainen  zur  Erreii  liniig  ihrer  ehrgei- 
zigen und  egoistischen  Ab-ii  lit  verhasst  zu  iiiai  hen  ,  ler- 
staiiden    hatten. 

S.  436,  4—19.  '-ig  oiv,  ijv  8'  eyuj ,  xai  zrigi 
xuiv  dvÖQOiV  TU  avTU  Tuvra  nguy.akovuivoq  ög^utc 
TxQoy.akoliu'v,  txtioiv  y.gifstv  ttioI  aixojv  iy.tivuv.  ö; 
Svvaxai  XI]  öiuiula  t/V  dvögoii  r.i^oc  iröt  i  öilöeiv 
y.ai  fn)  y.ad^unsg  -jiaii  }l;u)ifei'  üg('jv  ty.rrkijxtdai 
vTiu  T);^  Tujv  Tigavviy.uiv  iiQuaxa.oecj^,  r^v  ngoi  xoi.; 
iEui  0)[i](iaxiC.uvxui  ,  dkk'  iy.avdis  öiugn;  ei  uiv 
oiuifii]v  öeiv  txtivuii  Tid.yxai;  ijiidi  dy.oveiv ,  xuv  öi- 
vuTULi  fiev  y.gJvai ,  i:i'in;)y.rjy.uxoi  de  iv  xw  nvxijt  y.ai 
■jtagayeyuröx uq,  tv  xt  xnii  yax  uiy.iav  Trgdteo/v,  oj- 
ngui;  ey.arrxui'i  xuvi  oiy.tLOii  exei ,  iv  uii  (.luKiaxa 
yvf^tvui  di>  u(f^eiij  xiji  xQayiy.f^i  oyevr;c,  xai  iv  ai> 
zoig  drjuuoioti;  y.ivövruii'  xai  xuvxa  iid.vxa  iöuvxa 
xekevotiii  etnyyekketv ,  Ticm;  i^^'  ivöai^oviui  xai 
d^kiurijxos  ü  xvgajuoi  Jfoo^  zur.;  dkkovi;.  Ogi^o- 
tax'    dp y    i^i]  •)    Z«i    xaxxa    ngo/.af  oiu.]      Stallbaum 


583 


5H4 


'MTlansrlit  <l.-\s  .Soiiiildliiii  iinrli  Airi^i villi  nii(  Rimima, 
(Hill  iiiarlito  n.xli  rrnui  Jiiv;  uKt.ui'i  il.i<  Zi-irlicii  ilcr 
Ajinsio[U'.sis,  tliToii  liiiialimc  Sriiii.  als  liliiTllu-sij;  natli- 
^«■»ipsi-ii  lia*.  Icli  iiiriiiiTscits  fasse  iiml  iilirr(i-a;o  dio 
}Nti-lli'  so:  Miht  imlir.  irli  it  lirili-  "olil  ilaraii  tliiiii,  «riin 
iili  aiidi  in  Hi-mi;,'  auf  ili«  (jiMipii  lipiili'ii  StaifsviTfassiiii- 
i;di)  rii(s|irorlii'iiilfii  liiiliiiiliirii  dirsrllipn  Aiiiri)rcli'imi;;cii 
.stellte,  i'i-rlillirli  icr l:iti;;iMiil  ,  ilafs  iIImt  si«-  mir  </«/■  Mann 
iirtlu'ile,  »elclior  es  »orslrlit,  mit  (loni  Aii^e  ili'S  >'er- 
staiiilrs  in  «las  (ii'iniKli  i-iiirs  .llonsclipii  (Indiiiiliniins)  oiii- 
zii(lrlii';i'n,  i>s  «liirtli  niiil  <liir(h  zu  licsit  IiIi;;<mi  vcruiaj;-, 
■Hill  ilcr  iiiclit,  f;iTaile  itii"  «'in  Ivinil,  beim  flii>spi<'n  Aii- 
lilick  sich  inn  ilcr  grossen  llollis  iler  tvraiinisilieii  Inili- 
liiliien,  mit  «elelier  sie  diu  .'mssereii  IJcnrlliciler  Men- 
den, hinreisseii  Issst,  sondern  einen  ;;enaiieii  Aiicei;soliiiii 
von  Innen  nimmt.  Wenn  icli  also  meinte  ,  jenen  iMaiiii 
itiiissteii  Mir  alle  hOren,  der  ersllicli  ein  eoui|).tentes  l'r- 
theil  hat,  soilanii  mit  ihm  niiter  ileinsellien  Dache  ge- 
«ohiit  nnd  Kiijjeuen  «ar,  soivnhl  hei  seinen  lianslirlieii 
llniiilliiiil,'en,  unbei  man  ihn  am  meisten  von  seinem  lio- 
hoii  Flitlorslaat  entkleidet  sehen  kann,  als  aiirli  im  Mo- 
niente  bedeiiLlirher  Slaats;;<silmfte  —  und  »eiin  ich  ihn 
nun  iiai  h  Hrsii  hti;;iiiijf  aller  dieser  Verhültiiisse  anssa;;eii 
liesse,  nie  es  mit  dem  tvraiiiiischeii  Individuum  hiiKirht- 
licli  fili'ickseli^'keit  und  Klend  mit  den  iilirij;en  (den  be- 
zeichneten Staaten  entspreclieiiden  Indiviiliieii)  steliel  — 
(ranz  richtig;  «ürdest  du  auch  diese  Aufforderiiiijfcn  stellen. 

Zum  näheren  Vcrstrtmlniss  dieser  Stelle  muss  bemerkt 
«enlcn,  dass  die  griecli.  Worter  71'ooy.ul  LV)  uinl  Jloit- 
Z/-/cr/c,  die  ivir  im  üeiitsrheii  uiirtlich  nur  durch  dtif- 
fordern,  Jiil/'orihnciig  ;;(ben  können,  iler  Sjira.  he  der 
attischen  Gerirlitshiifi;  entlehnt  sind.  Proklcsis  hiess  iiäin- 
licli  dio  Aiiflorderunjj  einer  Partei  durch  die  aoilere, 
Heueismittol,  die  nicht  von  selbst  durch  den  Auffenscheiii 
jur  Hand  waren  (z.  B.  Urkunden,  Aussagen  von  freien 
Zeufjen,  wie  ron  .Sklaven),  herbeiziischalfen.  Nach  Hudt- 
icalher's  Definition  war  sie  eine  feierliche  Aulforderuns 
entweder  zu  einer  Leistuujf,  auf  welche  iler  Provorant 
ein  Pierht  zu  haiien  sla"hte,  oder  zu  einer  Hanilliinjj, 
durcli  welche  ein  streitij;er  Punct  erledigt  vrerden  sollte, 
ler-l.  Wachsmuth's  II.  A.  II.  1.  S.  33!).  —  Sehr  sin- 
nijj  erscheinen  daher  diese  hier  metaphorisch  febraucli- 
ten  .Ausdrucke,  wenn  man  bedenkt,  dass  Sokrates  der 
Anwalt  der  hinsichtlich  iler  Fraije  der  (j|iickselii;keit 
von  den  Gegnern  (Thrasjmachos,  Glauku  und  Aileimantos) 
hart  bedrängten  Tugend  ist.  üesshalb  möchte  ich  auch 
nicht  mit  Schneider  den  Singular  y.Ekevoliu  in  den  Plu- 
ral umfindcrn ;  denn  Sokrates  spricht  hier  allein,  als 
Partei. 

Uebrigens  scheint  hier  (Z.  17)  sowohl,  wie  unten 
S.  440,  13,  das  Wort  xv^awo;  in  rvQavvfAUi  verbe.s- 
sert  werden  zu  müssen,  wenn  auch  dazu  diplomatische 
Auitoritaten  fehlen.  Hier,  wie  dort,  winl  oH'enbar  noch 
nicht  der  eigentliche  Tyrann  angedeutet,  sonilern  der 
uiit  dessen  Eigenschaften  und  Neigungen  behaftete  Ein- 
zel- oder  Privatmensrh  (Individuum),  der  S.  441,  2.  z^ 
:)~ii  C.  ausdrücklich  xviH'.vvr/.Oi ,  zur  Unterscheidung 
vom  eigentlichen  nmawoc,  genannt  wird.  Ich  habe"  in 
meiner  obigen  Verdeutschung  diesen  Sinn  beroerklich  ge- 


maiht,     was    keine    der   vorliegenden    Ucbcrsctzungcn    un- 
seres   Werkes   getlian    hat. 

S.  43';),  (i:   ^yoTttl   dt;,  fl   üpu  ti  f.iyro.    flOY.ii  yo.(t 
IKIl    öll'u  £VVUr,aUt    ix  ZOiVÖE   ■:T6oi   uthor  OY.unovvTUii. 

'h/.  Tipuip;  'Et;  evo;  k'/Arrtov  Tuiv  idiojT(ov,  üaoi 
:ifoi'oi(n  ff  Tiöksoiv  dvbi>d':toda  noKKa  y.t/.Ti-vrai,\ 
^Va»  wir  liier  unter  ty.  TUjV'^l:  und  ex  rivuiv  zu  ver- 
stehen liabeii,  darüber  Uisst  uns  .Stallb.  ohne  Aufschluss. 
—  .Sehn,  bemerkt  dazu:  Sed  nyaniil)  kV.  Xtvu^  liauil 
minus  recte  dicitiir ,  quam  iv.  tivuc.  ivvofjv.  Itaquc  ne 
verba  Uiüi  lifTUr  ij/.n7l<tviT('.;  »upervaranea  liant,  i'/. 
TOiidi  utro(jue  referri  debet,  hoc  sensu:  opus  est  ut  ex 
bis  quaestionetn  institnentes  rem  co^noscaniiis.  Non  satis 
accurato  Ricinus:  videtiir  enim  inilii  ex  his  de  hoc  esse 
coiisiderandiiin.  Neqiie  .Si  hleierinarheriis  verbi  ivuoijoul 
lationem  habuit:  ,,IMir  djlinht  nämlich,  wir  müssen  von 
hier  aus  die  Sache  betrachten."  —  Sehn,  selbst  gibt  in 
seiner  Uebersetziing  die  Stelle  so  wieder:  i,So  überlege 
denn,  ob  ich  etwas  Gegründetes  sage.  Es  scheint  mir 
nämlich,  dass  wir,  um  es  einzusehett,  bei  unserer  Uiber- 
legiing  dai'oii  ausgeben  niüssen.  Wovon?  Von  jedem  ein- 
zelnen derer  u.  s.  w."  —  Was  mich  anlangt,  so  kann 
mich  weder  jene  JMkläruiig  (iiauieutlich  das  iilroque  re- 
ferre)  befriedigen,  noch  viel  weniger  iliese  Uebersetziing, 
in  welcher  iinxiijiTcu  gar  als  A (■sirbtsinliiiitiv  ausgedrückt 
ist,  obwohl  ich  zugebe,  dass  die  .Sti'lle  keinen  passenden 
Sinn  gibt,  so  lange  man  iy.  Tu>vi)s  als  ^eiifum  anffasst, 
was  bisher,  wie  es  scheint,  von  allen  Erkl.'lrern  und 
Ueberselzcrn  geschehen  ist.  Denn  hätte  Plalo  mit  iy. 
Tt/Jl'öf  etc.,  als  Mentruni,  etwas  Oertliclies  oder  einen 
terminus  a  quo  bezeichnen  wollen,  so  würde  er  erstlich 
pjewiss  den  Singular  gebraucht  halien,  der  bei  fX  in  die- 
ser BezeichrfuuiT  gewöhnlirli  ist  (vgl.  .Sturzii  Lex.  Xeiioph. 
unter  ix  «o.  8.)  ,  und  ein  (>ri|iid  zu  einer  Abweichung 
ist  hier  nicht  gedenkbar  (vgl.  oben  meine  Aninerk.  die- 
ser .'\elirenlese  zu  S.  8(^,  I.);  dazu  kommt,  dass  diese 
dem  i'A  T.  unterstellte  Beileu(uiit(  mit  den  übrigen  Wör- 
tern keinen  erträglichen  Sinn  gibt,  wie  die  Gezwuiigen- 
heit  aller  bisherigen,  grammatisch  nirht  zu  rechtfertigen- 
den,   Uebersetzunj^en    zeigt. 

Ich  nehme  daher  ix  TOivSs  etc.  als  IVIasculinnin,  zu 
welcher  Annahme  das  folgende  ii;  iva;  iy.ctQVüV  Toiv 
ldlO)TUiV  auf  die  natürlichste  Weise  führt,  nehme  ferner 
<las  ey.  in  der  Bedeutung  von  dem  lat.  serundum,  und  er- 
kläre die  Stelle  also:  Mich  däiicht  iiämliih,  wir  müssten 
bei  der  Untersuchung  hierüber  (dass  nämlich  dif)  IWTeooi, 
05  rroavvry.ui  v)v  111}  ifituhrv  fiiuv  y.axufinji  dkkö 
Si'OTi'Xrri  y  y.cii  avTO)  inro  rtvoq  aviAfooüi  ey.nooiadr 
dji  re  Tvodvvit)  '■/ivsodo.l)  nach  folgenden  Leuten  (vom 
Standpuncte  folgender  Leute)  die  Betrachtung  anstellen. 
—  Nach  welchen?  —  Nach  einem  jeden  jener  Privaten, 
welche  als  reiche  Leute  in  den  Städteu  viele  Sklaven 
besitzeil, 

S.  442,  7:  djaneo  6  öid  ndvrujv  y.QtTi']q\  Sehn, 
leitet  das  Verständniss  dieser  Worte  von  dem  Richter  in 
musikalischen  Wettkampfen  her,  und  erwähnt  der  Orelli"- 
schen  Conjectiir:  ÖU'.OUVTWV  (canendo  rertantium).  Van 
Heusde  in  seinen  Initia  Phil.  Plat.  Vol.  III,  S.  171 
übersetzt  ein  quid  pro  quo:  quemndmodum  iudex  omnin 
conspiciens    de    singuUs    iudicat.     VVchlweislich    bemerkt 


585 

Siallbaum  nach  ErHälmunj;  jener  mehr  speriosen,  als 
wahren  Conjeclur:  Quotiir»  vide,  iie  locus  alia  ex  parte 
laboret,  aut  eins  ioterprelatio  ex  igiioto  aliqao  fonto  pc- 
<enda  sit.  Auf  diese  Quelle  hat  Hr.  K.  Fr.  Hermann 
in  der  Allf.  Schulz,  a.  a.  O.  S.  1I,S4  hingewiesen,  näm- 
lich auf  liuckh's  Corpus  Inscr.  S.  335  (uiul  S.  7^8), 
woraus  erliellt,  dass  der  Ausdruck  von  dem  gtjmnische.n 
Spielen  hergenommen  ist.  Solcher  Spiele  gab  es  für  die 
.Fugend  viererlei:  eines  fiir  das  geringste  Alter  (jvodiiij); 
eines  für  das  schon  reifere  {dei'r'oa);  das  drille  (ür  die 
schon  dem  männlichen  Alter  nahen  Jügliiige  {aytvfioi) ; 
endlich  das  vierte,  in  »elcliem  alle  Alter  zusammen  im 
Wcttlaufo  «tritten  (d  Öid  navzutv  dyujv).  Wer  in  die- 
sem letzten  siegte,  hiess  Sieger  iy.  Tta.fTuiv.  Demnach 
scheint  unter  ü  y.oillji  diu  uuvtvjv  der  Richter  zn  ver- 
stehen zu  sein ,  welcher  bei  dem  gedachten  Wettkampfe 
aller  Alter  aussprach,  »er  den  ersten.,  zweiten  und  die 
folgenden  Siegespreiso  daion  getragen  hatte.  Es  bedarf 
hierauf  nohl  nun  keiner  weiteren  Krnähnung,  nie  pas- 
send dieses  Bild  ist,  in  tvelchem  die  Hanptstaatsrerfas- 
sungen  und  die  Hauptcharaktere  der  Jndiiiduen  mit  den 
»■erschiedenen  .f  ünglingsaltern ,  sowie  der  dort  gebräuch- 
liche Kauipfpreis  mit  der  der  Tugend  bestimmten  Glück- 
seligkeit  rerglichen    werden. 

S.  443,  5 — 7:  Enei&rt,  u'ia-rrEQ  tto'A/c,  'jv  ö'  fyiö, 
diiQi]Tai  y.uxa.  Toia  i^r^i; ,  oi'toj  /.al  ^)i"/rj  hu;  iy.o- 
ITTOV  TOiifj,  dei;£Tai,  oj^  ifio)  doxfi,  yai  ixSQav  äio- 
diit.li'\  Sehn,  hat  nach  toijtj  aus  dem  Cod.  Par.  A, 
der  allerdings  am  wenigsten  iiiterpolirt,  aber  desshalb 
nicht  iufallibel  ist,  die  Wörter  xu  koyionv.ov  in  den 
Text  aufgenommen,  gegen  die  Auctorität  anderer  Hand 
Schriften  und  Ficin's,  wesshalb  Sehn,  beifügt:  Kt  faten- 
«Inm  est  non  adeo  necessarium  esse,  nt  eo  Vemoto  sensus 
uon  tülerabilis  existat.  Aber  eben  desshalb  kann  man 
seine  Kübnlieit  nicht  billigen.  Stallb.  hat  die  Vnlgat^ 
hinlänglich  erklart.  Aber  tu  koyidTiy.ov ,  wendet  Sehn, 
ein,  ita  est  comparaium,  ut  farilius  non  intelligf  ideoque 
omitti ,  quam  defectui  supplendo  idoneum  tideri  et  pro- 
pterea  adjici  pnsset.  Dagegen  bemerke  ich:  den  Ursprung 
der  Glosse  zeigt  uns  die  Variaute  Par.  K:  kuyiotr/.uv 
STllifvflljTiy.OV  ^l'^iiy.iiv,  »eh  he  offenbar  nichts  Anderes 
ist,  als  eine  scholastische  Erklärung  des  TOt^Vr  ^'"" 
dieser  Glosse  blieb  nachher  nur  das  Xuytatl/.öv  stehen, 
weil  es  mit  dem  Artikel  der  Bescbränktheit  eines  andern 
Schulasticns ,  der  die  Pbilosupliie  bloss  aus  einer  Aristo- 
telischen Logik  kannte,  als  Nominativ  zn  dtisrat  ya'i 
hreoav  (litudSli^tv  in  den  Kram  passte  (eine  noch  klü- 
ger sein  wollende  Hand  änderte  es  wahrscheinlich  in 
<lie  Variante  kayiattyi]   und   Kuytoit/.ljr). 

S.  445,  ti  —  11:  Tuv  dl  Cfi/.iiaucfov,  i]V  S'  ijoj, 
Jiaiwfut^a  tag  äkkai  K(>oitfi  vufti^eiv  ttqu;  rijv  tov 
cidevai  TÜki^^si  ünrj  sx^i  xai  ev  tu»  toiouvu)  tivi 
ciec  iivai  fxavSdvovra,  ri;?  t'jöovrji  oü  näw  nö^dvi' 
xakeiv  Tol  uvTi  dvayy.aini,  töc  ovdsv  twv  dkko»v 
<)cO[xevov,  ii  fin  urö.yy.r  i]v.  Ei%  ecft],  '5f/  s/Sfi'ai.] 
In  dieser  von  Stallb.  mit  Recht  noch  für  corrnpt  gehal- 
leoen  Stelle  lese  ich  mit  Graser  xi  oiv'jiuifa  statt  des 
von  Schneider  beibehaltenen  TluiMuii^a,  was  so  viel  als 
keioe  Aenderung  ist;  ich  lasse  dann  die  Worte  xiji  l'jdo- 
vi'ji;  —   ävayxij  ijv  als  Antwort  auf  den   ersteren  Frage- 

Zeicscltr.  /,  d.  Allcnhumsw. 


586 

satz  gelten,  welche  Sokrates  in  Form  einer  Frage  sich 
selbst  gibt,  setze  also  nicht  nur  nach  dvuyv.l]  r^V ,  was 
Sehn,  schon  that,  sondern  auch  nach  j.iavyuiül'xa  eiu 
Fragezeichen.  Dadurch  ist,  denke  ich,  die  übrige 
Schwierigkeit  gehoben,  »eiche  Graser's  Conjectur  für 
Stallb.  noch  haben  uiüchte.  Mach  Herstellung  ilieser 
Interpunction  würde  die  Stelle  so  lauten:  Der  ^Velsheits- 
liebende  endlich,  wofür  glauben  wir,  dass  der  alle  übri- 
gen Vergnügen  (des  ■^Qr'fiariotiy.ü^  und  (fi}.i')Tlf.toi) 
hält  im  Vergleich  mit  dem  Vergnügen,  da«  »ahte  \Veiieii 
der  Wabrbcit  zu  erkennen  und  in  eineui  .»olchen  («egen- 
stande  immer  mit  dem  Forschen  (nach  Erkenntnis»)  be- 
schäftigt zu  sein?  Von  dem  (eigentlichen)  \'rrguiigen  nicht 
himmelweit  entfernt?  und  (xia  fiel  bei  Itekker  im  Drucke 
heraus)  wird  er  sie  nicht  in  der  Tliat  nalhdiirjlige  Ver- 
gnügungen nennen,  weil  er  die  übrigen  (ausser  den  ihm 
eigeiitliünilicben)  gar  nicht  bedürfte,  wenn  keine  Nolh- 
durjt  dazu  zwänge?  —  Das  rerstclit  sich  von  selbst  (iiäm- 
licli  aus  der  grossartig  angelegten  und  bereits  zu  Ende 
gehenden    Verliandliing   hierüber). 

Die  Lebhaftigkeit  des  X'orhergehemlen ,  mit  welcher 
Sokrates  dem  langerseliuten  Ziele  triuinphirend  zueilt, 
verlangt  die  durch  diese  Interpniictioii  hergestellte  Stei- 
gerung. Eben  diese  sich  steigernde  Lebhaftigkeit  erklärt 
ilie  Auslassung  des  Verbnms  uu^iCsi  bei  ■iTOoäu),  woran 
Stallb.  Aiistiiss  nabin.  Die  Worter  T)-t  i]d.  —  nucöo} 
Hiimiltelbar  mit  puui-Ceiv  zu  verbinden  und  mit  Sehn, 
und  R.  F.  Hermann  (Allg.  Schulz,  a.  a.  O.  S.  IJll) 
im  Sinne  von  ■i^tÜoüoj  eKa.L'VHV  und  dergl.  zu  nehmen, 
welche  Vertauschnng  seh» er lii  h  nacli»eisli(h  ist  (s.  .Stallb. 
zu  «lieser  unserer  Stelle)  gibt  dein  Ganzen  eine  Art  31al- 
t  gkeit,  die  weder  mit  dem  voiliergebenden  ri'  dt  ö  (fl- 
kdriKUQ  etc.,  noib  mit  dem  stackrii  Ausdruck  Tc)  viri 
.dTC'.yy.O-'Ui  («eldies  Wort  mit  d.voyy.ij  ein  Wortspiet 
bildet)   in   irgend   einem   Einklänge  steht. 

S.  453,  lU — 454,  1:  Ol  d^a  (foovijoto);;  y.ai 
duExrjS,  aneiQui  —  dxn  xuTi  ountv  oidt  tu  uv  ovöt 
TU  oztyui'  iai'xijiv  TiiftTikävxei.}  Unter  t6  nxtyov 
versteht  Stallb.  to  eTTitUiiTjriy.ov ,  indem  er,  ich  »eiss 
nicht  wie,  die  Lesart  tu  Ol'  OT.  unterstellt.  —  Sehn, 
hat  die  Erklärung  völlig  widerlegt;  derselbe  macht  mit 
Recht  auf  den  Unterschied  z»iscbcii  lU  ur  und  tu  nxt- 
yov  aufmerksam,  »elcher  durch  uv^E  deullirli  ausge- 
drückt ist,  dennoch  aber  von  Ficin  [verum  et  firmam  sui 
partein)  ganz  übersehen  und  von  Schloieniiacber  (weder 
ihr  seiendes,  noch  dasjenige,  was  empfangenes,  festhält) 
nicht  verständlicher  wiedergegeben  »ird.  Sehn,  versteht 
c-ar  unter  TU  OT.  t\ei\  Körper  nnil  übersetzt  es  mit  Hülle, 
eine  Erklärung,  welche  ich  für  meinen  Theil  noch  für 
einen  grelleren  Widerspruch  gegen  den  Zusammenhang 
ansehe,  als  die  von  Stallb.  —  Sehe  ich  recht,  so  ist 
unter  xu  uv  die  Seele  zu  verstehen  im  Gegensätze  Aks 
unersättlichen  und  dalier  Streit  und  Krieg  veranlassenden 
Leibes  und  unter  TO  arxtyov  die  Vernunft  (koytoTt/.üv), 
der  wesentliche  Theil  der  Seele,  oder,  wie  Ast  Lex. 
u.  d.  W.  (Txiyu)  es  übersetzt,  der  Theil,  welcher  dfin 
wahrhaft  Seiende  festhält  und  bewahrt.  ■ —  Dass  unter 
TU  6i>  die  Seele  zu  verstehen  sei  ,  erhellt  oben  aus 
S.  452,  2U:    SiSua   öf    aizu    ipvxiji  oüy.  oüt  outcj;; 

und   aus    dem    darauf    folgenden    üvy.uvv i'.xtod 

39 


'iR-; 


5S8 


,):■;  —  ilrmii.iili  l.iiif«-*  <Ii<-  üamf  StoUv  .iIko:  Wdrlie 
also  im  (ieliioli»  ilrs  Denki-ns  iiiiil  ilrr  TiijjimkI  Fremd' 
Ulfe  nliT  lii-i  .ScIimniisiTi'ion  »nd  tlercl.  iiniiuT  ik  Hause 
aiiiil  ilifsp  l)«>»>c^i'ii  sich  also  (h'iii  •.■imm«*«  nur  iiacli  unten 
null  <I<T  Mitte,  «mil  kri-iseii  in  «lifsiT  Hy[,'i<>ii  ilir  paii/ps 
LpIh'Ii  l;iiig  liiTiim;  ulier  «lirs«  aber  hinaus  zu  lirm  walir- 
haft  üben  lilirkfcn  sii-  «ii"(lcr  ji>  auf,  iiorli  sfplicrtpii  »io 
je  cimiial  darauf  Io»,  Hnrilciii  «Iciiiiiaili  von  ilnn  «alirhaft 
Soienden  nie  rrfiillf,  und  crliicKen  aucli  loii  einem  dauer- 
haften reinen  VergniiKeu  keinen  (icsi-limack ,  sondern, 
iiarli  Art  des  Viehes,  auf  dem  J'"elile  ihren  Hlirk  nur 
nach  unfeii  und  ihren  Sinn  nur  auf  Krde  und  volle  Schi'i«- 
kpIu  (;erirhfet,  haben  sie  Nichts  zu  thun,  als  auf  der 
■\Veide  zu  liejjen  ,  daliei  sich  zu  füttern ,  zu  liesj. ringen 
nnd  »e<rcn  der  immer  »achsenden  Gierdr  nach  diesen 
Bedürfnissen  mit  Hiirnern  unil  Hufen  von  Eisen  sich  ein- 
ander todt  zu  schlafen  und  zu  stossen  aus  Unersättlich- 
keit; denn  sie  sättigten  sich  nicht  mit  den  Dingen  des 
nahrhaften  Seins,  nicht  das  »ahrhafle  Sein  ihres  ScUistes, 
nicht  das  solide  (nndurcltlöclierte)  AulTassungsrermogen 
desselben. 

S.   456,   3.  —  4.')7,    \'2:   Ich   fasse    und   liherlrage   diese 
Stelle   so.      Siikr.     \Veissl    du    denn    nun,    um    ivie    viel    das 
Lehen    einer  Tyrannenseele  unverjjniigter    ist,  als  das  einer 
(philosophisch    gebildeten)     königlichen?    —     Glauk.     Ja, 
wenn    du    mir    es    erst    gesagt    haben    wirst.    —     Sokr.    Es 
gibt   nach   dem  Erfebniss  unserer  Untersnclinng-  drei  Arten 
vou\'ergnügungcn,  eine  von  echten  und  zwei  von  unechten; 
der  Tyrann    nun    ist    dadurch  ,    dass    er   Gesetz   und    Ver- 
nunft flieht,     noch    weit    über    die    Granze    der    unechten 
hinausgegangen,   und   hauset  dort  mit  einer   Art  von   skla- 
vischen   und   soldnerischen    ^'ergnügungen.      Und    wie    weit 
er   da   nun   von   dem    wahren  ^'ergm'igen    entfernt   ist,   kann 
nun   gar    nicht    leicht   ausgedrückt    werden,    als    vielleicht 
so.   Glauk.     Wie   denn?     —     Sokr.    Von    dem    der   Oli- 
garchie   ahnlichen    Individuum     lielrng     der    Alistand     iler 
Tyrannenseele   drei;    denn    in    der    IMittc    von    ihnen    stand 
(las   der  Demokratie   ähnliche    Individuum.      Glauk.   Ja.  — 
Sokr.     Also    wird     er    auch    mit   einem   Schattenbilde   (von 
Vergnügungen)   leben,    welches   an  Wahrheit  um  das  Drei- 
fache   hinler    dem   oligarchischen    Menschen    steht,    sofern 
die    früheren    Resultate    wahr  sind.    —    Glauk.     So  ist's.  — 
Sokr.    Das    der    Oligarchie    entsprechende   Individuum   an- 
langend,  so   betrng   der    Abstand    desselben    von    ileni    ()>hi- 
losophisch    gebilileten)   königlichen    gleichfalls   ilrei  ,    wenn 
wir    das    der    Herrschaft    ilcr    Edeleu     ähnliche     und    das 
künigliche   Imlividuum   als   eins   betrachten.    —    Glauk.    Ja 
der  betrug  auch   drei.    —    Sokr.    Es    steht  also    in    Summa 
um   das    dreimal    Dreifache     von    dem    wahren    Vergnügen 
der  Tyrann  entfernt.  —  Gl.  Scheint  so !  —  Sokr.  Als  Flüche 
wird    also    das    Schattenbild    des    Vergnügens    von    einem 
Tyrannen   einen   dieser   LHngenr.sA\\  entsprechenden   Inhalt 
haben?   Glouk.  Ja  wohl!    —   Sokr.   Nach  der    Potenz   und 
der    dritten    Vermehrung   ist    also    ganz    klar,    wie    gross 
sein    Abstand    ist.   —    Glauk.  Ja  ganz   klar  dem,    der   ein 
Rechenmeister   ist.   —   Sokr.    Nicht    wahr,    wenn    Jemand 
den   Abstanil   des   d»r  philosophisch  regierten  Slaatsverfas- 
sanc   entsprechenden   Individuums   von   dem  Tyrannen   aus- 
drücken   wollte,   wie   viel   er   in  Absicht  auf  die   Wahrheit 
des   Vergnüi^ens    betrage:    so    würde    er    nach   angestellter 


i\1iiI(iplicafion  linden,  dass  ersterer  siebenhundert  und 
neun  und  zwanzii;mal  veri;iiügter  lebe,  der  Tiltiiii  aber 
um  eben  diesen  .abstand  elender.  ^—  Glauk.  Kiiie  unge- 
heuere Zahl  über  die  Dillereiiz  zivischen  jenen  lirldeu 
Individuen,  dem  Gerechten  uiiil  Ungerechten,  in  Absicht 
anf  Lust  lind  Leid  hast  ilu  hier  angehäuft!  —  Sokr.  Und 
doch  mich  eine  wahre  und  sicherlich  auch  ihrem  Leben 
zukommende  Zahl,  «oferii  ihnen  zukommen  Tage,  ISäciile, 
Alonate    und   Jahre.    —    (ilauk.    Ja,    gewiss   thun    sie   das. 

Auch  über  diese  Sfelle,  »eiche  für  die  Gelehrten 
ein  fast  ebenso  grosses  Kreuz  war,  als  die  obige  I>.  ^'Ill, 
S.  3'S*,  IS.  (Cap.  .<.)  hat  sich  am  ansfülirlu  IikIco  Silin. 
verbreitet  in  der  ^'orrede  seines  dritten  Bandes  der  Po- 
litie  von  S.  LXXXXII,  indem  er  nebst  seiner  eijrenen 
Erklärung  (S.  LXXXXIIII)  auch  die  hauptsächlichsten 
l'ersiiche  darüber  anführt.  Um  »eine  bisher  logisch  oder 
discursiv  geführte  Demonstration  auch  et»as  anschanlich 
oder  intuitiv  darzustellen,  macht  Plat.  von  der  pvthago- 
reischeu  Zahlenlehre  einigen  Gebrauch,  und  zwar  ernst- 
lichen, wie  ich  mit  Schneider  überzeugt  bin,  im  Gegcn- 
.satze  von  Schleiermacher  und  Stallbatim,  welche  ;^egen 
den  Geist  i\en  Zusanunenhanges  und  der  Anlage  des  gan- 
zen Werkes  die  Stelle  für  eine  bedeutungslose  Spielerei 
halten  ;  wo  es  einem  Plato  um  den  Triumph  seiner  gan- 
zen Lehre  galt,  da  konnte  er  keine  Spielerei  treiben. 
Uebrigens  ist  mir  aber  die  Beziehung  der  Tage,  Nächte, 
fllonale ,  Jahre  auf  die  Zahl  729  noch  nicht  ganz  klar, 
trotz  der  Erklärungen,  welche  Sehn.  a.  a.  O.  gibt:  „Da» 
que  hoc  numero  posito  si  quaeratnr,  quanto  feliciil» 
tyranno  vivat  rex ,  responderi  potest  tantundeni  huic  sin- 
gulis  minutis,  quas  dicimus,  voluptatis  suppetere ,  quau- 
tum  illi  totis  diebus,  singulisqne  vel  horis  vel  diebns 
noclibusve  perceptani  ab  hoc  voliiptatem  aeqnare  Ulms 
menstruam  vel  anniiam",  —  und  in  den  Anmerknngen 
seiner  Uebersetzuiig:  ,,Dem  Leben  als  einem  in  der  Zeit 
und  in  den  hier  genannten  Theilen  der  Zeit  verlaufenden 
scheint  die  Zahl  "i'2\\  insofern  zuzukommen,  als  sie  die- 
jenige ist,  welche  alle  jene  Theile  misst,  und  die  nalur- 
gemässe  Eintheilung  der  Zeit  begründet.  Denn  ungefähr 
der  sovielste  Theil  vom  Jahre  ist  der  Tag  und  die  Nacht, 
und  vom  Monate  die  Stunde,  und  vom  Tage  die  3Iinute.'' 
—  Eine  frühere  Vermudiung  von  mir  war,  dass  hier  auf 
das  grosse  Jahr  oder  den  grossen  Jahreskykliis  des  Pv- 
thagoräers  Philolaos  oder  Oenopides  angespielt  werde,  wel- 
cher (Kyklus)  mit  den  '2\  Schallmonaten  aus  729  Mona- 
ten bestand,  eine  Zahl,  welche  als  das  Quadrat  der  so- 
genannten heil.  Zahl  27  den  Anhangern  der  pythagorei- 
schen Weisheit  von  grosser  Bedeutung  war.  Vgl.  Böckh  s 
Philolaos  S.  I.'i3  S.;  Ideler's  math.  und  techii.  Chrono- 
logie Bd.   I.,   S.   3U2.   —    Seil   videant  doctiores. 

Buch   X. 

Den  einzelnen  Bemerkungen  zu  diesem  Buche  möge 
erst  Einiges  über  desseu  Zusammenhang  an  sich  sowohl, 
wie  mit  dem  Plane  des  Ganzen  vorausgeschickt  werden,  da 
dieser  in  Zweifel  gezogen  worden  ist.  ich  lasse  hier- 
über im  Ganzen  folgen ,  »as  ich  bei  einer  anderen  Ge- 
legenheit, in  meiner  kleinen  Abhandlung:  Leier  (he  Ein- 
heit und  ursprüngliche  Einheit  der  Plat.  Politie  im  fV'ö- 
fungsprogrumm    lt)4ü,    über  diesen    Gegenstand    beiläufig 


580 


590 


gesagt    habe,    da    di(>s9    weu'if;  zur  all'pmeinea   Kenntniss 
der  Freunde  Plato's   t;ekuiiiiiien   sein   dürfte. 

Das  X.  Buch  unseres  Werkes  (in  IH  Cap.  eingetheiU) 
Eerfallt  in  zwei  Abschnitte,  und  bildet  im  ersleren  von 
Cap.  1  —  y.  eine  Ergänzung  zu  Buch  111,  Cap.  [>,  wo  yom 
uioralischen  Eiufluss  der  Poesie  die  Rede  ist;  im  zweitefi 
Abschnitte  ron  Cap.  'J —  l(i.  liefert  es  eine  in  der  Anlage 
des  Ganzen,  namentlich  in  Buch  II.  (358  A,  302  C,  3()7  E) 
gegründete  und  unerlässliche  Zugabe,  sowie  einen  ilem 
Eingange  entsprechenden  Schluss.  Dort  hatte  nämlich 
Plato  den  Sokrates  behaupten  lassen,  dass  die  Tugend 
unter  jene  Classe  Ton  Gütern  gehöre,  welche  liebenswerth 
sind,  erstlich  ihrer  selbst  wegen,  und  dann  auch  wegen 
der  damit  terknüpften  Folgen.  Er  bekommt  aber  mn 
den  Gebrüdern  Glauku  unil  A<leiuiantos  die  Aufgabe  ge- 
«tellt,  die  Liebenswürdij^keit  und  Vorzüglirhkeit  der 
Tugend,  sowie  die  Absrhenlichkeit  des  Lasters  nicht  nur 
ohne  Rücksicht  auf  Lohn  und  Strafe  zu  zeigen,  sondern 
der  Gerechte  werde  bei  diesem  Beweise,  von  Allem  bis 
auf  die  Gerechtigkeit  entblosst,  sogar  in  die  umgekehrte 
Lage  des  ungerechten  versetzt,  nämlich  ganz  verkannt 
habe  er  den  Ruf  der  grussten  Ungerechtigkeit,  ilamit  er 
unwandelbar  bis  zum  Tode  («/(iraör«rOi,"  usyoi  &aiJa- 
roi)  seine  Liebe  zur  Tugend  an.  und  für  sich,  sowie 
«ein  Tugendglück  erprobe,  wabrend  der  Ungerechte  ver- 
iiii'ige  seiner  grOssten  Kunstfertigkeit  im  Uugererhtseiii  , 
sich  <leii  Schein  des  tiigeiidliaiteii  Mannes  zu  erhalten 
und  (durch  reiche  Geschenke  und  Opfer)  sich  bei  den 
Menschen,  wie  bei  den  Gütlern,  beliebt  zu  uiarlien  ver- 
stehen soll.  Nachdem  nun  Plato  diese  Aufgabe  bis  zum 
Ende  des  IX.  Buches  eben  so  gründlich,  wie  glänzend,, 
gelost  hat;  so  darf  und  jnuss  er  nun  auch  seiner  früheren 
Behauptung  gemäss  zum  Schlüsse  noch  die  vortheilhaften 
Folgen  iler  Tugend  berühren,  —  Doch  um  den  aller- 
dings nicht  gleich  bemerkbaren  und  darum  von  berühm- 
ten Auctoritäten  bestrittenen  Znsauiiiienhang  des  X.  Buches 
näher  nachzuweisen,  müssen  wir  seinen  ideengaiig  etwas 
genauer  verfolgen,  aber  vorher  noch  einen  Blick  auf 
B.   HI.    zurückwerfen. 

Dort  wurde  nämlich  (von  Mitte  Cap.  5 — 10.)  beiden 
Regeln,  welche  der  Poesie  in  Bezug  auf  ihre  muralischcu 
Belehrungen  für  die  Menschen  ertbeilt  werden,  zwischen 
Inhalt  und  Form  unterschieden.  In  Bezug  auf  die  Form 
wird  (Cap.  t) —  lU.)  bestimmt,  dass  alle  iiacliahmende 
onil  dramatisch  darstellende  Poesie,  sowie  alle  Dichter 
von  dieser  Art  aus  unsereni  Staate  verbannt  werden  sol- 
len. Den  Inhalt  anlangend,  so  wurde  dort  (Cude  Cap.  5- 
::r:  S.  118  =^  39'2  C.)  ausdrücklich  bemerkt,  dass  die 
dessfallsigen  Vorschriften  erst  gegeben  werden  künnteo, 
wenn  erst  die  Aufgabe  vom  Wesen  der  Gerechtigkeit  be- 
seitigt und  ausgemacht  iiäre,  dass  sie  ihreiii  Besitzer 
vurtbeilhaft  sei,  er  möge  nun  vor  der  Welt  den  Scheia 
davon  haben  oder  nicht.  Nachilem  Dieses  bis  zum  Ende 
des  IX.  Buches  geschehen  ist,  so  vermag  Plato  nun  erst 
mit  dem  Anfang  des  X.  Buches  sein  dort  gegebenes  Wort 
XU   halten. 

Da  diese  Vorschriften  über  den  Inhalt  sich  aber  aus 
dem  Vorhergehenden  Jeder  von  selbst  abstrahiren  kann, 
X»  kommt  Piato  mit  dem  Anfang  des  X.  Buches  auf  die 
Poesie   mehr  durch   Anknüpfung    an   die  schon    gegebenen 


BestimmoDgen  über  die  /'orm  derselben  zurück,  iliesen 
Gegenstand  offenbar  hauptsachlich  auch  darum  wieder  auf- 
uehmeud,  um  sich  einen  passenden  Uebcrgang  zum  zwei- 
ten  Abschnitt  dieses  Baches   zu   bereiten.   *) 

Plato  beginnt  nämlich  das  X.  Buch  mit  der  Bemer- 
kung ,  unter  den  vielen  Einrichtungen  in  seinem  morali- 
schen Staate  gefalle  ihm  besonders  die,  dass  er  alle 
nachahmende  Poesie  daraus  verbannt  habe,  und  zwar  aus 
folgenden    Gründen: 

1)   ihre   Produrte  sind   ohne   Gehalt  und   Wahrheit,   in- 
dem sie   von    dem    wahren    Sein    drei    (irailc    euifiriit 
sind    (Cap.    1  —f))  j 
'2)  aber    eben    wegen    ihrer   Schalheit    und    moralischen 
Gehaltlosigkeit    sind    sie    das    besste    Futter    für   das 
niederste    der   drei   Seeleuvermögen    (Bejjieriichkeit). 
und    stärken    also     dieses    ,, vielköpfige     Ungeheuer" 
zum  Verilerlien   des  besseren   (!>vud.;}   und  des  gOll- 
lichen    Vermögens,   der    l'ernun/t   (Cap.   ,■)  —  7.); 
3)  ja   selbst  die   schon    Tugemlhafteii    werden   durch  die 
nachahmende    Poesie    verleitet,    die    Herrschaft    der 
Vernunft   zu   untergraben    und   ihre  harmonische  See- 
lenverfassung    in    Verwirrung   zu    bringen. 
Die    Verbannung    der    nachahmenden     Poesie,     welche 
bei    den    Griechen    bekanntlich   sehr   beliebt    war,   aus   roc- 
liegemleii  iiioralisriien  Gründen  noch  weiter  rechtfertigend, 
benieikt    Plato    unter    Aiiderm,    gross    sei    ja    (noch    ohne 
Rücksicht   auf  äussere   Beluhiiung)    der   Preis    des   tugend- 
haften   Lebens,    so    dass,    wie    ans    dem    Voihergeheuden 
erlii'lle,    weder   Ehre,     noch   Reichthum,    selbst   nicht   ein 
Königreich    für     dessen    \  erlöst    entschädigen    könne;    um 
so    tieniger   ilürfe    man   ihn    durch    die  Lust  an  der  schUch- 
ten    Poesie    lerscherzen    (\}\s    Cap.    9.). 

Die  griissten  (äusseren)  Preise  der  Tugen<l  (also 
geschieht  der  Uebergang  zum  zweiten  Abschnitt  des 
X.  Buches,  dem  Schlüsse  des  Ganzen)  sind  aber  bis 
jetzt  noch  nicht  einmal  genannt  worden,  obgleich  die  bis- 
her erHähnten  (^inneren)  schon  ausserordentlich  sind.  Die 
grüsslen   (äusseren)    Preise   der   Tugend    sind    aber: 

1)  die  hier  von  Cap.  'i — VJ.  bewiesene  Unsterblichkeit 
der  menschlichen  Seele,  durch  welche  die  mühsame 
Errungenschaft  der  Tugend  hienieden  nicht  verloren 
geht, sondern  ewigen  Werth  behält,  und  ewige  Früchte 
trägt; 
1')  die  Belohnungen,  welche  der  bis  zum  Tode  unwan- 
delbar tugendhaften  Seele  nebst  ihrem  inneren  Reich- 
thume    zu   Theil    werden, 

a)  schon   auf  der  Erde   Cap.  12 — 13, 

b)  noch   mehr   in   der  Ewigkeit  Cap.   13  —  16' 
nährend   dem   Ungerechten,    wenn    er    auch    von   mensch- 
lichen   Augen    unentdeckt    bleibt,    in  dieser,    wie   in  jener 


*)  Dnss  Plato  das  (jcspracb  über  die  Poesie  nicht  früher, 
als  nücli  «Icm  IX.  liiiclie  aulnehmeii  konnte,  hat  schon 
Schleievmacher  _,  Einleit.  S  55 ,  richtig  lirnierkt ;  wenn 
er  aber  blnziilügt,  dass  es  Niemand  veiniisst  haben  würde, 
wenn  es  unterblieben  wäre,  so  können  wir  darin  nur 
tbeilweisc  einstininien  ,  da  ohne  diese  Aufnahme  Plalo  in 
seinem  Weike  jedenlalls  eine  aufTallcndc  Lücke  gelassen 
l>ältc,  und  auch  Zu  dem  passenden  und  noihwendigeu 
Schlüsse  nicht  gelangen  konnte. 

39* 


591 


592 


M'oU  (lif  erflss<cn  liclicl  iiml  Feinen  folgen.  Also  scliliesst 
Plato  (las  \Vprk  mit  ilem  Biirke  auf  die  K»if;kci<,  wie 
er  damit  <lpii  rcruiitjfe  seine»  Alters  licreils  nahe  an  dein 
Tliore  derselben  stehenden  Kephalos  es  Latte  lieginnen 
lassen. 

Ans  dieser  Kaehweisanff  erfilit  sieh  wohl,  dass  das 
X.  Blich  in  dem  Plane  des  Gaiiicn  nrspriiii^lich  sihon 
befjnindet  ist,  und  mit  demselben  im  vollkomuiensten  Ein- 
lilan^e   steht. 

S.  47'.>,  1:5. —473,    1:    V/Ä/.«    ydo  —  e^erddai.] 

Ich  liehe  hier  die  Interpnnrtioii  .Schiicider's ,  der  aurh 
»ou  Stallbanui  liefoljjten  üekker'schen  ror;  Sehn,  setzt 
namlirh  narh  öinvu[i<T;}at  Kolon  und  vor  vnokufifia- 
VElv  (»'Oll  Schleiermarher  niirirhtit;  darauf  anreden  über- 
ieUi)  Komma,  und  diese  Aiiflassunp  allein  scheint  mir 
in  dem  Zusammenhang  begründet.  —  Unter  dem  drSpuiitV) 
nänai  smoTdiih'ij)  rr'.c  dijuioroylai  etc.  scheint  mir 
Homer  angedeutet  zu  werden,  und  diese  Stelle,  wie  das 
Folf^ende,  erinnern  un»  illkürliih  an  ilen  Rhapsoilen  Ion, 
der  seinem  Homer  sowohl,  nie  sich,  eine  Allwissenheit 
beilegt,  von  Sokrates  alier  ziemlich  derb,  ganz  im  Geiste 
dieses   X.    IJuchcs,   abgefertigt   w'rd. 

S.  473,  Ih — t9:  Oiii  div,  ei  Tiq  äitcpoTCga  Si<- 
vaiTO  Tioieiv,  ro  re  iiiuiT!^ijao[.tei'uv  y.al  to  eiöioXoy, 
iTti  rr  Tojr  eiöoiXcuv  övfttovoyia  envTuv  dcpeivai  av 
aTTovöäsiiv  nai  tovio  Tt(}oatr,oao9ai  loii  iarrov 
ßiov  viq  ßtkctOTOV  SXoptu.]  Ficin  gibt  die  Wörter 
tu?  ßskrtOTOV  exovra  wieder  mit:  tanquam  Optimum; 
Schleiermarher:  ah  das  Resste,  was  er  habe;  Schneider: 
als  das  Besste,  iras  er  kontite ,  und  vertheidigt  die  Vul- 
gata  gegen  die  Aenderunj»en  von  Slallbaum  (cJ^  fi-  OV 
nach  Cod.  Won.  und  Flor,  ß'),  von  Stephanus  (ui^  ßsk- 
Tiov  ix-)  und  von  /Ist  wg  t6  ßthTiaiov  iy-)-  —  Auch 
ich  bleibe  bei  der  Vulgata,  kann  aber  nicht  Schneiders 
Erklärung  folgen,  nach  welcher  ßskriOTOV  für  TU  ß. 
stehen  und  eine  Parallele  in  I,  3  50  ü.  haben  soll.  Diese 
Stelle  scheint  mir  nämlich  von  der  unserif^cn  ganz  ver- 
(chieden  ,  \»ie  sie  ancli  schon  Ficin  aufgefasst  hat,  der 
sie  wohl  mit:  Quid  boni  inaxinic  fx  posessione  etc.  bes- 
ser überfragt,  als  die  deutschen  IJebersetzer :  JVas  ist 
der  grüssle  Vortheil  etc.,  Was  hältst  du  für  den  gross- 
ten  Vortheil  etc.  —  Ich  nehme  in  unserer  Stelle  ßi:k- 
TtOTOV  ailverbialisch,  und  übersetze  die  Worte  v'x;  ßskr, 
eX--  glaubend,  dass  er  sich  sehr  vorzüglich  befinde,  uml 
halle  die  gleich  darauf  S.  474,  4.  folgenden  Worte:  oi> 
yrlo  i^  ioov  ))  TE  Ttftij  y-ai  uicfikeiu  —  für  nähere 
Erklärung  dieses  rorhcrgehenden  allgemeineren  Aus- 
druckes. —  Ein  Beispiel  dieser  Form  des  Adverbiuins 
bei  ix^'^  '•  Apol.  S.   126,   13  =  34  C. 

S.  476,  2:  AiySTM  yoQ  tüj  -jiokhj  ris  dfiikeia 
n£(il  avrov  r-v  €7l'  avxov  exsivov  ,  ort  tC'/-]  Diese 
Worte  sollen  ans  die  bis  zur  argen  Lärherliclikeit  gehende 
Uncultur  des  Kreophylos  näher  angeben.  Sagen  sie  uns 
aber  eigcntlicli  eine  Sjibe  mehr,  als  wir  aus  dem  A'or- 
liergehcnden  entnehmen'?  —  Leiden  sie  "nicht  an  einer 
argen  Unbeslimmlheitl  Man  hüro,  wie  die  üebersetzer 
sich  (juälen ,  einen  erträglichen  Sinn  darin  zu  finden. 
Ficio:  Dicilur  enim  negUgentior  ad  eius  disciplinam 
faiste,  dum  sub  hoc  ipso  viveret ,  was  unseren  Text 
wenigstens  nicht  aus<lrürkt;  Schleiermarher:  es  wird  näm- 


lich erzählt,  dass  man  sich  erstaunlich  wenig  bekümmert 
bei  eben  jenem,  als  er  dort  lebte,  was  dem  (iriechischen, 
wie  Sehn,  bemerkt,  aurh  nicht  entspricht;  nach  Stallb. 
loci  sententia  haec  est:  dicitnr  enim  Creuphvlus  euni 
magnnperc  ueglexisse  alque,  udeo,  qnuin  ille  adhuc  viveret 
liecdnm  esset  mortuus.  Aber  diese  bei  Plato  kaum  wohl 
zu  reclitferligendc  Tautologie  zugegeben,  so  frage  ich 
immer  noch:  erklärt  dieser  Sinn  die  noch  lächerlichere 
Uncultur,  als  der  Name  Fleischgeburt?  —  Heyne  (ail 
Hoin.  Iliad.  VIII,  p.  .S07)  corrrigirt  ni,7r  ,  Ast  t'rr'  ui- 
TOV  ,  aber  was  gewinnen  wir  hiermit?  Die  Worte  lauten 
noch  immer  an  sich  und  im  /usaininenhange  sehr  unpla- 
toniscli.  Ich  halte,  um  meine  Itleinung  darüber  auszu- 
drücken, die  Stelle  entweder  für  arg  verdorben,  oder, 
was  mir  wahrscheinlicher  ist,  für  eine  uralte  Glosse. 
Die  Antwort  Aeyerai  yi).Q  oiv  etc.  passt  sowohl  zu  et 
T«  ksyd/tiSfcc  ■Jiifjl  'O.  dkijdij,  wie  zu  kiyeTctt  —  eCr. 
—  Und  missfällt  nicht  die  dreimalige  Wiederholung  des 
Verbnms  kdysiv  in  so  kurzem  Räume,  mit  welcher  doch 
am  Ende  Nichts  gesagt  wird?  Es  ist  dem  Piatun.  St^le 
ganz  angemessen,  dieses  Alährchen  als  bekannt  nur  an- 
zudeuten. Vgl.  die  Aiiincrk.  zu  S.  fil,  16.  snb  no.  3. — 
Diese  kühne  Vermuthung  hat,  wenn  auch  keine  wichtige, 
doch  einige  äussere  Aurtorität  an  Aristides ,  der  (Orat. 
Plat.  III.)  bei  der  Abschreibung  der  ganzen  Stelle  die 
in   Rede  stehenden    Worte   auslässt. 

Welches  jenes  IVIährcheu  aber  sei ,  gestehe  ich  nicht 
zu  wissen;  denn  was  wir  in  Fabricii  Bibl.  Gr.  I,  4.  und 
in  den  vou  Stallb.  und  Sehn,  citirten  Stellen  vom  Kreo- 
phylos  lesen,  ist  wenigstens  nach  meinen  Begriffen  mehr 
erbärmlich,  als  lächerlich.  Auch  diese  Stelle  also  er- 
wartet noch   irgend   woher   ihr  näheres   Verständniss. 

S.  480,  21  :    TovTu)  dh  ■Jiokka/.ti  fxSTotjaavTt,  xai 
ni^fxaivovTi  its'iCu)  UTTu  eivai  1]   ikuTTUi    ereoa  in- 
(jüjv  ij  iau ,    rdvavTia    (paivizai    äfta   tIcqI   Tuitd.i] 
Die     Vulgata    roi'Tii)    hat    Hr.    Prof.    K.   F.    Hermann    in 
seiner   mehrbelobten    Receiisiou   (Allg.   Schulzeit.  S.  1211) 
gegen    Schleiermacher's    und     Stallbanni's    Aenderungsver- 
suche     hinreichend    gerechtfertigt    nnd    erklärt,      wesshalb 
ich  hier  dessen  Worte  zn  wiederholen  mir  erlaube.  ,, Aller- 
dings  hätte   Plato    sich   genauer  so   ausgedrückt:     Toinov 
de  (ToiJ  koytaiiy.ui')    noKkä/.iQ   fiiT(t>joavToc    y.al  atj- 
fiaivavToq  ....  xdvavria  cpalverai  ufia  Tiepi  xavxu. 
TV)   d.v^OüjTiii):  da   es  aber  sein  Zweck   ist,   aus   der  Un- 
möglichkeit der  Gleichzeitigkeit  zweier   entgegengesetzter 
Ansichten   in   demselben  Subjecte  das  gleiclizeitigo  Wirken 
verschiedener   Kräfte   im   Menschen   zu   erweisen,   so  stellt 
er    absichtlich    die    Sache    so,     als    ob     der    abweichende 
Schein   über   Grösse   nnd   Zahl   eines  Gegenstandes  in   dem 
koytoxiy.ov ,  als  dem   Organe  des  Rechnens  nnd  Messens, 
selbst  sich  fände,   um   dann   erst  aus  dem   inneren  Wider- 
spruche  dieses  Satzes    den    iiothwendigen  Unterschied    zwi- 
schen jenem  nnd  der  Sinnlichkeit  zu  begründen;  Schleier- 
macher's  Lesart  (^ziii)   würde    narh   Plato's    Argumentation 
nicht    auf    eine   Verschiedenheit    der   Vermögen,    soudera 
des   Menschen  selbst   hinauslaufen." 

Wundern  niuss  man  sich  daher,  wenn  Schneider  in 
seiner  Ausgabe  sowohl,  wie  iu  seiner  Cebersetzung  rovTio 
als  dativ.  instr.  erklärt.  Ich,  meinerseits,  gebe  die  Stell» 
etwa  90  :    Wenn  dieses  (Denkrermögenj  aber  (durch  Ab- 


593 


594 


ttraliirpn  und  Roflcctimi)  iiiisst,  nixl  ilmiu  nacbueist,  ilaa^ 
Die:ies  oilvr  Jenes  ^riissor  oder  Lleiiirr  ist,  als  Oieües 
uder  Jeires  (welrlie  iler  »iiiiilichcii  AValirneliiiiunj;  tllnirh 
«chieneii),  oder  auch,  ilass  Dinge  gicicit  sind  (»eiche 
als  verschieden  angesehen  wurden),  sii  gestalten  sieh  dann 
Lei  einem  (Suhjecte)  über  dieselben  übjccte  zugleich 
entgegengesetzte    Vorstellungen. 

S.  487,  17:  i>'  /ie/,i)jaii  di  y.ü)ii(ijör/{/j  )'  /.ni  idia 
dxovvju.^  Das  von  Stallbaum  nach  Handschriften  unter- 
lassene t:  y.al  hat  Schneider  mit  Recht  wieder  restituirt 
mit  der  Bemerkung :  ,,^iun  soluni  in  scena  et  a  (jitetis 
ridicula  exhiberi  videmus,  sed  etiam  iiitra  privatüs  parie- 
tes   et  ab   iis  ,  qui   arten)   non   profitentur.'^ 

S.  489,  '2:  dvii  voiiov  iE  v.cu  ror  v.oivTJ  f)iji;ai- 
To;  6lvat  ßektiaTOV  koyov.]  Schneider  will  die  Stelle 
aus  Criton.  40,  13.  erljiutern ,  nu  aber  f.oyo^  in  einem 
ganz  anilereu  Zusammenhange  steht,  und  »ill  »eder  mit 
Ast  Aoyov  für  Glosse,  noch  es  mit  Hlorgeustern  als  Ap- 
position nehmen,  und  übersetzt:  Anstatt  des  Gesetzes  und 
desseH ,  was  die  f  einunft  immer  als  das  Besste  erkannt 
hat  —  offenbar  noch  viel  verfehlter,  als  Schleierniaclier: 
tlatt  des  Gesetzes  und  der  Jedesmal  in  der  Gemeine  für 
das  Besste  gehaltene?!  vernünftigen  Gedanken.  —  Warum 
liier  von  Ficin  (et  pro  illo,  quod  seuipcr  Optimum  visum 
rst,  ratione  scilicctj  abneichen,  da  er  bloss  das  y.oivrj 
übersehen  hat?  —  Das  Gesetz  ist  bei  Plalo  nur  relativ 
tias  Besste,  aber  die  zum  Be»usstsein  cultivirte  Vernunft 
ist  das  absolut  Besste,  »»ie  Diess  zu  zeigen  die  Aufgabe 
des  ganzen  ^Veikes  uar,  und  was  bei  der  Erziehun«^  des 
philosophischen  Regentenstandes,  bei  der  Darstellung  des 
bessten,  d.  h.  von  der  Vernunft  geleiteten  Staates  sowohl, 
wie  des  ihm  eutsprechendeu  Individuums  von  den  Oppo- 
iienten  Glaiiko  und  Adeimantos  (y.ijtvjj)  durchweg  (acl) 
ciiigerAuuit   werden   musste. 

Mit  Bezug  auf  die  Hinweisung  der  im  Vorhergchen- 
•len  bestimmten  Vernunft  steht  der  Artikel  -zoi)  bei  Xöyoi, 
lind  die  Worte  y.uivr  —  fjckTiOTOl'  stehen  als  adjecti- 
»ische  Bestimmung  nach  dem  geuöFinlichen  Sprachge- 
lirauclie  (vergl.  Matthiä  ,  §.  278.  2-)  und  y.otvy  selbst, 
mit  <lem  Ficin  Nichls  anzufangen  wussfe,  bezieht  sich, 
«ic  bereits  angedeutet  worden,  auf  die  itlilredner  des 
(iespräclis,  wie  so  oft  bei  l'lato,  Beispiele  in  Asl's  Lexic. 
Plat.  u.  d.  VV.  —  Würdich  lautet  also  diu  Stelle  deutsch: 
ohne  Gesetz  und  die  immer  gemeinschaftlich  als  das 
Besste  {zu  sein)  geschietiene   Vernunft. 

Was  übrigens  hier  über  den  llnlersrhied  der  Wörter 
imwc  und  kuyoc  gesagt  ist,  gilt  auch  von  dem  Inhalt 
der  Pohtic  und  der  Bücher  de  Legibus.  Vergl.  K.  F. 
üermaiin:  Juris  doniestici  et  familiaris  apud  Platonein  in 
Legibus  cum  veteris  Graeriac  inqne  primis  Athenaruni 
institutis  couiparatio   (Marburg.    l.S3()),    besonders   S.    •!. 

Im  folgenden  Satze  hat  Schu.  die  Vulg.  uuokil  o- 
-.rjai^U)  sattsam  gerechtfertigt,  und  bezieht  uTl  mit  Schi, 
nicht  auf  jenes  Verbum,  sondern  auf  cwuiturodEiOl- 
Ficin  fasste  die  Worte  anders,  aber  unrichtig:  LJaec  ita- 
'|ue  in  eani  sententiam  dicta  sint  a  nobis,  quod  merilu  — 
expulimus.  Ich,  ineinestbeils ,  möchte  sie  deutsch  so 
geben:  So  weit  unsere  Rechtfertigung  in  Belrefl'  unserer 
abermaligen  £iinnerung  (Anfangs  iles  X.  Buches)  über 
die   Poesie,    dass   wir  sie   vorhin   (roiJt,    d.    h..   Buch  111, 


Cap.    0.   =  S.    IVO,   20.)    mit    Fug     und     Rr.ht    aus    dem 
Staat   entfernt  h.'ltlun. 

S.  48'i,  !)—  14:  /.ai  yuo  —  tovT(jjv.\  Deutsch: 
£s  bellt  gegen  seinen  Herrn  ein  klaffender  Hund;  ferner: 
Ein  Meisler  in  Windbeuteleien  l  ncerstiindiger :  ferner: 
Das  die  Gottheit  meistertide  l'liilosnpheuvolk ;  die  schmüh- 
licli  feinen  Speculanlen ,  iceil  sie  eben  arm  sind,  und 
andere  tausend  Zeichen  einer  alten  Feindschaft  zwischen 
Jenen    (Dichtern    nnd    Philosophen    nämlich). 

Man  muss  wohl  Sehn,  keisliiniiieu,  wenn  er  alle  diese 
schmlihenden  Phrasen  von  (lyrischen)  Diditern  herstam- 
men lasst,  Sil  dass  also  keine  Sciimäliung  von  Seiten  der 
Philosophen,  wie  Schi,  meinte,  sich  <lariiiiter  findet.  Der 
also  entstehende  sehr  paaseiide  Sinn  ist  folgender:  Wenn 
wir  ans  vorliegenden  Gründen  die  sonst  allgemein  so  hoch 
und  heilig  verehrten  Dil  hier  aus  unserem  Staate  verban- 
nen, so  können  sie  uns  (Philosophen)  darum  nicht  mit 
Grund  einer  Rohheit  oder  Impielilt  zeihen;  die  Feind- 
schaft zwischen  Poesie  und  Philosophie  ist  schon  alt,  und 
diese  hallen  die  Dichter  zuerst  angefangen,  nirlil  aber 
aus  solchen  vernünftigen  Gründen,  snnilern  mit  leiden- 
schaftlichen Schinähiingen ,  wie  diese  PrUbchcn  zeigen, 
ilie  gewiss  keine  Feinheit  beurkunden.  Indessen  siiiil 
»ir  mit  ilem  grössten  Vergnügen  bereit,  der  Poesie  wie- 
der die  Thorc  zu  ölTueii ,  wenn  sie  sich  nur  gegen  un- 
sere vorgebrachten  Gründe  cinigennassen  zu  rechtfertigen 
vermag. 

S.   490,    l''.    aiadoiitita  ist   von   Sehn,    gegen   <lie    von 
Stallb.    u.    A.    vorgezogene    Variante    S/crouC^a     mit   vieler 
Gelehrsamkeit   vertheidigt   worden;    doch    kann    ich    mich 
nicht  mit  seiner   üebersetznng:    Unsere  Ansicht  nun  aber 
ist  etc.  —  ganz    einverstanden    eiklären.     Dieser  Ausdruck 
muss,     wie    ich    aus   dem   folgenden    otl>    schliesse,    mehr 
mit    Beziehung    auf    das    Vorhergehende,     gleichsam    als 
nähere  £rkl.'irung    von    tovtov  tov   l.dyov  und   xavxijv 
il]V    i7lu)Ör,v    genommen    werden.       Ich     übersetze    daher 
die   ganze   Stelle   (von  4^>0,   \).  —  491,  4.)  also:   Im   Falle 
aber,   ilass  sie   diess   nicht  können,    so   müssen   »ir,   mein 
lieber   Freund,     es   alsdann    gerade   so    machen,     wie    die, 
welche    einmal   in   Jemand    (ich    ziehe    mit  Sehn,  und  Ficin 
TOV   dem    7101'   vor)    verliebt    waren:     wie    diese    iiüiiilich , 
wenn   sie  zur  Einsicht  kommen,   dass  die  Liebsc  Iiaft  Nichts 
taugt,     zwar   ungern,    aber   dennoch    sich    von    ihr   abwen- 
den ,  so    wollen   auch    wir  ,    weil    uns   denn    von   der   in    ge- 
bildeten  Staaten   üblichen    Erziehnngsweise    die   Liebe   für 
die    Poesie    der    beschriebenen     Art    eingepflanzt    ist,    ihr 
wohlmeinend    behülflich  sein,   dass  sie   von   sich   nachwei- 
sen   kann  ,    dass    sie   die   grösste    Freundin    iler   .^loral   und 
der    Wahrheit  sei:   so    lange   sie   aber   nicht   im   Standeist, 
sich   (gegen   die   von    uns   vorgebrachten  Gründe)    zu  recht- 
fertigen,    so     werden    wir  sie    nicht  anders   anhören,    als, 
indem     wir    uns    selbst    mit    dem    Resultate    der    liier   ge- 
führten Untersuchung,    wie    mit   einem  Bannspruche    gegen 
sie    verwahren,    und    uns   wohl    in    Acht    nehmen,    dass    wir 
nicht    wiederum    in    jene    kindische    und     gemeine    Lieb- 
haberei   verfallen.       Aus   jenein   Resultate   entuehmeu   wir 
aber   nun,     dass    man   sich  der    Poesie   der   obeu    beschrie- 
benen   Art    nicht    in   Ernst    befleissigeii    dürfe,    »ie    wenn 
sie   mit  Wahrheit  sich    befasse,   und    ernsthafter   A'atursei: 
sondern    dass    der    Zuhörer,    welcher    für    die    Erhaliuoj; 


595 


59G 


«ler  umrAlisdiPii  ^Vrfjissiiiig  seines  Innern  liosiirft  ist,  vor 
ilir  »iilil  auf  «It-r  il"l  si-in,  nnr  su  n>n  Pin'sin  drnlvcn 
uiüsiin,   tri«    »ir   niis  «larülier   .■lusccsprculicn   tiabvu. 

UrlxT  ilie  Kriech.  JugiMidliililnng  clnrcli  die  Lertiire 
<lpr  nicIitiT  ntierlianiit  nii<l  inslii-sondere  i'ilxT  die  Vor- 
tlieilr,  "clilie  Pinto  siililuT  liildunf;  verdankte,  vergl. 
tan   llensile's  Init.      Phil.   Fiat.   I,   S.   Ofi  «. 

S.  49,'),  IS:  t(:Tfr}l(cyi;  y-'.o  äv  f'ii;  /.axon]  Firin; 
.<\l,iluriim  si  qnidrni  Iil>pratio  erit;  As/  in  parentlirsi :  li- 
lieratio  onini  erit  nialornni;  Schi.:  denn  so  H.'lre  sie  ja 
eine  Abifisnns  '«n  allen  ürlioln;  Sehn.:  eine  Befr.  von 
liebeln  ».'ire  sie  ja.  —  Der  Zusainmenhan»  dieser  Worte 
mit  4lfn>  l'orhcrgelienden,  wie  mit  dem  Folgenden,  ver- 
anlasst niiili ,  auch  hier  y.aV.viV  als  Mascnlinum  zu  neh- 
men, also  (.'leich:  TU)V  Jijv  (löixiai/  kaiii'javörTuiV  oder 
i.ycnrmi',  mit  »eichen  AVorlen  vorher  der  in's  sittliche 
■^'crderbi-n  gesunkene  BOse  (der  .Singnlar  stellt  dort  nicht 
ohne  Grund  !j  benannt  »ird.  Ich  übersetze  also  die  obi- 
gen Wo.'le:  Denn  dünn  wäre  sie  ja  (für  uns)  ei7ie  Be- 
freiuns;  von  liüsen  (Mcnsclien),  —  da  die  dbr/.ia  ihnen 
itavdaiuui  sein  soll,  wie  eine  tödtlichc  (pL)sische) 
Krankheit. 

S.  4  IS,  2:  iy.y.oiiKT^daa  ey.  tou  Uovtov  ,  iv  <;) 
vrv  iari,  y.ul  ^fp/zpoj'O^iäT«  nicgat;  tu  xai  öoroia 
etc.]  Diese  von  Morgenstern  und  Stallb.  mit  verschiede- 
nen C'onjecturen  tenlirfe  Stelle  scheint  mir  ganz  unier- 
liorben,  und  geuahrt  ilen  bessten  Sinn.  Im  Z'.isainni<-n- 
liange  mit  dem  ^Vorhergehenden  (von  S.  4'.I7,  IS.)  lautet 
sie  verdeutscht  also:  Und  daher  muss  man,  o  Glauko, 
(um  die  wahre  Natur  der  menschlichen  Seele  zu  erken- 
nen) dahin  seinen  Blick  richten!  —  Wohin  denn?  — 
Auf  ihre  Liebe  fiir  Erkenntniss  (Philosophie),  und  hier 
lieachten  die  Objecte  ihres  Verlangens  und  die  Qnaljiat 
der  Unterhaltungen,  nach  welchen  sie  strebt  in  Folge 
ihrer  Verwandtschaft  mit  dem  Göttlichen,  Unsterblichen 
und  wahrhaft  Seienden;  ferner  beachten,  welche  Be- 
schalTenheit  sie  haben  würde,  wenn  sie  jenem  Göttlichen 
etc.  mit  uiigetheilter  Kraft  folgen  küiinle,  wenn  sie  von 
jenem  Streben  aus  dem  Meeressrhlauim,  in  welchem  sie 
sich  jet2.t  befindet,  lierausschalTen  und  das  Gestein  und 
Hluschelwerk  von  sich  abstosscn  würde,  mit  welchem  sie 
jetzt,  weil  sie  Irdisches  geniesst,  erdig  und  steinig  rings- 
um bunt  uiiil  wild  bewachsen  ist,  und  zwar  iu  Folge 
jeuer  von  der  Welt  glückselig  geheissenen  (irdischen) 
Genüsse. 

S.  499,  lö:  iicifiij  y.ai  rd  utiu  t:ov  that  dyadu 
dlöoi'Oa  i(fdv}]  etc.]  Ticin  unrichtig:  postqnam  aperte 
visa  est  etiaui  sui  Jiniesenliii  beneficia  conferre;  ganz 
richtig  Schi.:  durch  ihr  Sein  und  II  esen  etc.;  minder 
richtig  Sehn.:  wie  sie  auch  das  Gute,  was  aus  dem  Sein 
folgt,  verleibt;  ähnlich  Ast:  bonii  ex  eu,  ijuod  est,  emiinan- 
lia.  Nämlich  die  oben  iiachgeivieseneii  uno  TOt<  tivui 
liyaSa  der  Tugend  sind  entgegengesetzt  jenen ,  a  uil  ii 
TUV  doy.etv  y.iii)usuij  öiduiOl-  Unsere  Stellung  hier  ist 
die  Lösung  der  in  B.  II,  S.  (-.4—67,  4.  (=  .361—3(12  D.) 
und   S.    7j    {^^  3h7  D.   u.   E.)   gestellte»    Aufgabe. 

S.  501,  (i — Ki:  irnö  ydit  dii  iin  rit  iitv  hi/.cim., 
k'Xttbav  TiQtofiuieQOi  ytvijjvto.i ,  iv  ry  uvTtjJt/  itui-i 
do'^pvoi  Ti  U.1-  ßovtuiiTac    id;   d,(f^u<;,    yufioooc   m 


uitd^ev  UV  tJuvkfoviat ,  exdidöaai  t£  cig  oüs,  av 
iiteKiijen'  y.al  ndvra,  dov  nef/i  i/.eivmv ,  eyuj  vvv 
Xhjti)  Tligt  xiDvdc.  X«i  UV  xai  mpi  xuiV  ddixviv,  üii 
Ol  -TKikkoi  avTojv,  xai  iuv  vnol  övTEi  ka^ojaiv,  «ot< 
Tekoug  xoi)  ö(>üfjov  ai(>£t}evTeg  y.ci.rayikaaToi  eiac 
xai  ytouvieg  yiyvöuevoi  d.i}ktoi  ■ngoTtifKaxiCavTCLi  vno 
i;eviov  T£  xai  d.OTujv,  fiaair/ov/ifvoi  xai  a  uyQocxa- 
i(pijot^a  av  £ivai  dkijdtj  kiymv,  ilia  axQsßkvjaovxai 
y.ai  £y./.(tvt});truvxai-  ndvxa  fxciia  oiov  dy.ijy.oHvai, 
wg  -Jidoj^ovaiv]  Diese  Stell«  nimmt  ausdrücklich  Be- 
ziehung auf  B.  n,  S.  (16,  11.  =  36'2  ß.  Vergleicht 
man  aber  die  unsrige  Stelle  hier  mit  jener  etwas  genauer,' 
so  fällt  einem  IManrherlei  auf,  worüber  alle  vorliegende 
Erklärer   und   Interpreten   keine   Auskunft  geben. 

1)  Was  will  hier  iizeidu.v  TToeoßvTeoot  yh'Uiwui'*- 
quum  ad  maturiorem  aetatem  pervenerint,  wie  Ficiu 
übersetzt.  In  Sparta,  wie  in  Athen,  bestanden  bestimmte 
Gesetze,  die  Niemanden  die  Ausübung  der  bürgerlichen 
Rechte,  insbesondere  den  Antritt  von  Staatsfimtern  ge- 
statteten, wenn  er  nicht  eine  gewisse  Altersreife  (im  All- 
gemeinen das  30-  Jahr)  erreicht  hatte.  Vergl.  Xenoph. 
IVlemor.  I,  '2,  3ö ;  K.  F.  Hermann's  Lehrbuch  der  griech. 
Staatsalterth.  §.  14S.  mit  not.  (j.  und  §.  25.  —  Wozu 
also  hier  eine  Erwähnung,  die  in  Griechenland  als  all- 
gemein bekannt  vorauszusetzen  war?  Wie  diess  Plato 
oben  B.  III,  S.  155,  15.  =:  412  C  wirklich  thut:  'Ott 
usv  TiQSoßuxSQOvc,  xovQ  ägy^ovxc'.g  ÖEl  dvai,  veiort- 
QOi'Q  di  Tot's  dQ^ofiivovg,  Öijkov. 

2)  Warum  hier  avxwv  (die  Var.  ai'XVjv)  hei  xfj 
Tlökei,  wahrend  in  der  Parallelstelle  B.  II.  bei  demsel- 
ben Worte  das  pronomen  possessiv,  fehlt?  Und  waium 
übersetzt  Ficin,  der  bekanntlich  oft  fast  die  Auctorität 
eines  codex  manuscr.  hat,  gerade  umgekehrt  dort,  B.  II, 
in  sufi  civitate,  während  er  hier  das  in  unseren  Ausga- 
ben befindliche  pronomen  possess.  unübersetzt  ISsst:  civi- 
tatis muneribtis  pro  arl/itrio  funguntur? 

3)  Warum  steht  hier  bei  doxovot  der  Zusatz:  «v 
(Var.  ai  uv)  ßovkvjvxai ,  und  warum  nicht  auch  im 
entsprechenden  numerus  B.  II.  bei  doj^Elv ,  wo  es  doch 
um  so  mehr  vermisst  wird,  als  es  doch  dort  bei  jedem 
der  übrigen  coordinirten  Satzglieder  wiederholt  wird,  ge- 
rade wie  hier?  —  Oder  umgekehrt:  Warum  ist  nicht 
auch  hier  uv  ßovkvjvxal  ausgelasseu,  da  es  auch  dort 
fehlt?  — 

Auf  Nr.  1.  lässt  sich  antworten,  dass  die  Platonischen 
Philosophen  nach  B.  V|[.  (S.  372—373  .=  539—540  A.) 
erst  mit  dem  ÖU-  Lebensjahre  zu  den  Staatsämtero  zuge- 
lassen werden,  und  dass  oben  B.  III.  (S.  412  B.  —  414 
B.  incl.)  die  Bestimmung  der  Regeuten  des  Plat.  Staa- 
tes, wie  dort  (S.  414  A.)  ausdrücklich  bemerkt  werde, 
vorläufig  nur  flüchtig  und  ohne  die  gehörige  Gründlich- 
keit geschehe,  mit  welcher  diese  in  B.  VII.  nachträglich 
behandelt  werde;  in  B.  III.  handle  es  sich  vorderhand 
nur  darum,  einen  Staat  nach  seinen  gröbsten  und  allge- 
meinsten Umrissen  hinzustellen ,  um  in  demselben  (als 
dem  I>Ienschen  im  Grossen)  besser  das  Weseu  der  Ge- 
rechtigkeit  schauen    zu  können. 

Ebenso  könnte  man  auf  Nr.  2-  erwiedern :  B.  II. 
werde   uQj^Slv  iv  Tj  TTÜkit  allgemeiner,   bloss   in   Bezie-' 


.V)7 


59« 


liüii;,'  auf  ilen  ,'irli<pii  ufiiy.oi  gfsagf,  so  il.iss  <icli  hier 
ilar«  |iri>ii()iii.  |)Oss.  ii.icli  ilcin  liekaiiiitrii  ■(•■■■.sral|iii;eil 
!;r.  S|ira(  hjol)raU(  li  rrc/inzi';  in  «Ifr  Stclli"  des  X.  15<  lis. 
ila};fsiMi  worilp  il.is  mit  n-  cij  rt('jksi  ii.irjloi"ji  <ioaj;te 
clioii  (lurcli  «las  (tVTU)v  »|i('ciell  iiiiil  vorzii'^'sweisp  auf  die 
irioralisrlirii  iMusferuiriisi  lipii  oder  pliiliisopliisc  Iumi  Kc'[,'cn- 
tfii  bezdgen,  i«  ie  Plato  im  VH.  B.  sie  hat  bilden  lassen, 
so  dass  der  Sinn  wäre:  Ich  sage  iiäiiilirh,  dass  die  (jc- 
rechteii  ....  in  ihrem  ^itaato  (d.  h.  in  dem  idealen 
Staate,  nicht  in  einem  seiner  Aliar(eii)  die  Aeniter  lie- 
Vnmmen ,    wenn   sie    ivollen   u.   s.    f. 

Anf  Nr.  3-  wird  man  bei  dieser  Anffassiin);  keine 
)iiirl)are    Antwort   aufbriii);en    können. 

Jenen  Anttrorten  ent);et;ne  irli  aber  mit  den  tietteti 
Fragen:  Wie  reimt  sich  mit  dieser  Erkläroii^sweise  dann 
da»  UV  ,r]ovf.u)i>cat ,  wenn  wir  uns  ans  B.  ^'11.  erinnern, 
dass  es  dort  heisst  (S.  372,  l9.  =:  031)  lfi.)l  fterd  yä^ 
luvto  y.ura/jtijuoreut  laovzui  oui  ik  zu  ailijkaiov 
ndt.tv  ky.nivQ,  y.ul  dvayy.aoi sut  doxni'  etr.  und 
weiter  darauf  (S.  373,  7.  =  540  A.):  xai  äv.uyy.a- 
ociuv  avay.Kivavcui  xriv  ti-i;  <pvXK<i  acyriv  tii  aviu 

a-:io0\tüjui   tu    TCuai    (fväi  nagt-^uv  y.ai ap- 

XovTUi  i/.aoiovc  iiji  :iÜAtu)i;  ivty.a,  uv^  "i'i  X"- 
}  ov  rc,  <1lL  uj  g,  a.v  ayy.di  ov  n  o  cit  r  uv  r  «.■;  etc. 
—  Diesen  Knoten  lon  Widerspruch  wiirdq  man  verf^eb- 
lich  lösen  »ullrn  dadurch,  dass  man  seine  Znflurht  zur 
Variante  «_"  ar  fiuikuii'Tcu  nfihme,  denn  diese  lauft  auf 
ilensoibeii  Sinn  Iiinans  (pro  arbitrioj ;  auch  würde  man 
ihn  vergeblich  zn  (/Mrc/iAaufn  suchen  dadurch  etwa,  dass 
man  av  (jOUf.ujVTai  für  eine  alte  Glosse  erklären  wollte; 
denn  dann  konnte  und  müsste  man  mit  eben  dem  Rechte 
nicht  nur  aurujv ,  sowie  insiöuv  :iQtoßvTcQut  ytvviv- 
vat  als  Glosse  erklären ,  snnderu  auch  alles  unmittelbar 
Vorhergehende  von  S.  4^S,  M-  =:til2  B.  an  bis  S.  501,  4. 
r::  613  C.  incl.,  wo  öi/.aioQ  und  diy.atuou)ij  allgemein 
ifennmmen  tvird,  nie  diess  auch  früher  schon  namentlich 
im  I.  B.  •geschieht.  Hatte  denn  sonst  auch  PI.  nicht 
>len  ganzen  Zweck  dieses  Werkes  verfehlt,  wenn  die  bc- 
iviesene  \'orzü(;lichkeit  der  Tus;end  und  Verächtlichkeit 
•les  Lasters  absolut  durch  das  Leben  bloss  in  dem  ideu- 
>H  ^Slaate    und  <lurch   solihe  Aliistcrbildniij;   bedingt   wäre? 

Nehmen  wir  also  in  unserer  Stelle  die  Wörter  ui  di-- 
■'Ucot  ganz  allgemein ,  wie  wir  dem  bisher  Gesagten  nach 
'huii  müssen,  so  erhalten  alle  obige  Fragen ,  ilie  wir  im 
\'ergleich  mit  der  verwandten  Stelle  in  B.  II.  aufgewor- 
fen   iiaben,    ihre   völlig    befrii-digende   Lösung. 

1)  Die  Wörter  iTlsidav  ix^tofi.  '/.  haben  nuuinebr 
:iicht  sowohl  den  Sinn:  wenn  sie  das  gesetzliche  Alter 
r.w  Staatsäinteni  erlanirt  haben,  als  vielmehr:  wenn  sie 
tlurch  eine  längere  Ueihe  von  Lebensjahren  die  Redlich- 
keit ihrer  Gesinnung  allgemein  erprobt  haben  {jlQUs  ^t- 
koi  ty.doTrji  iiQuiievK  yul  ö/^ikia^  y.ai  rui>  liiov 
£ vSoy.ifzou CT i  T£  y.ai  xa.  adko.  .laiju.  rdjv  v.V\)owi:ujv 
(fitouvTül),   und   zwar 

2)  in  ihrer  eigenen  Stadt  orfer  Ä'<aa<sgesellschaft ,  iv 
T.r,  avTuil'  nuktl,  weil  hier  sie  jene  Proben  leichter, 
schneller    und   sicherer   ablegen  ; 

;)  o.v  ijUVku)VT(J.i  eiiillich  bedeutet,  wenn  sie  es 
etwa  nicht,  wie  Plato  selbst,  vorziehen,  lieber  auf  der 
erklommenen   Lichfhöhe    der    philosopluscheu  Speculation 


ilir 


janijes  Lieben  lang  zu  verweilen,  als  sich  liiii^b  m 
die  dunkle  Höhle  der  l'raxi<  zu  begeben.  —  Hieraus 
erhellt  ilaiin  zugleich,  dass  PI.  in  der  Stelle  des  II.  B. 
bei  duyilV  das  nv  t'Uvt.ljTCtl  wegliess;  ilenn  dass  iler 
l'ngerechte  nin  jeiieii  Preis  zur  Herrschaft  gelangen  loill, 
das  versieht  sich  von  selbst,  weil  er  diese  fiir  eiue  Hann(-< 
geleg<-iiheit  ansieht,  seine  Habsucht  nnil  übrigen  Begier- 
liclikeiten  zn  befrieiligen;  der  Weise  sielit  ilagegeii  da« 
Herrschen  mehr  für  ein  Opfer  zum  Bessten  des  Vater- 
Lindes  an,  dem  er  sich  nach  Plato's  Ansicht  mit  •;ntein 
Geviisseii  entziehen  k-Aiiii,  wenn  er  nämlich  ilen  Staat  s» 
verderbt  sieht,  dass  er  seine  !\Iül)c  nutzlos  zu  verweiulen 
und  der  iMit-  wie  INachwelt  durch  seine  Studien  ineiir 
zu  nützen  glaubt.  Ferner  erhellt  aus  seiner  ßrklärniig, 
dass  u.i'  ßovkuivtai  die  einzig  richtige  Lesart  ist;  ilenii 
illos  privatOH  esse,  ijuatn  imperare,  malle  sign'ßcat,  wie 
Sehn,    sie    richtig   vcrtlieidigt. 

Die  Wörter  tiia  otijtßkolaowni  y.ai  iy.y.avitvixui- 
rat ,  an  welchen  schon  Ast  iinil  Stallb.  Anstoss  naliinen, 
welche  aber  Sehn,  zu  rechtfertiffen  sucht,  inuss  ich  mit 
Ast  für  unärht  erklären,  weil  Sokr.  aiisdrüciilich  erklärt 
{fiioo  y.ai  luun  d/.lixotvul) ,  dass  er  hier  die  oben 
B.  II.  von  Giauko  erwähnten  gränliclien  <{iialen  iiml 
IMarteni  nicht  wiederum  säniintlich  aufzählen  »olle,  was 
auch  hier  (oben  hatte  die  Ausführlichkeit  ihren  guten 
Grunil)   wirklich  abgeschmackt   wäre. 

S.  508,  <S:  (fuivijv  fAiav  ii/oav,  im  ziivo!]  Auf- 
fallend ist  es,  dass  auch  Schneider  auf  die  Aiictoritat 
von  Plularch  und  Froklos  (die  in  kritischer  Hinsicht  bei 
Plato  von  keinem  entschiedenen  Gewicht  sein  können) 
das  oITenbare  Glossema  eva  Tuvov  der  besseren  Lesart 
dvdzovov  oder  dvd  ZUVOV  vorgezogen  hat,  iiachdein. 
K.  F.  Hermann  in  der  nielirgeilaclitcii  Recensioii  (A.  S. 
S.  1206)  letztere  so  einleuchtend  mit  Rücksicht  auf  die 
distributive  Bedeutung  von  dva.  erklärt  hat,  wie  solche 
auch   oben   B.    VI.   S.   321,   6.   =   509  D.   vorkommt. 

S.  512,  S:  6)'  zezayur.vin  —  /iczei'kijcfuza]  Diese 
Stelle  ist  wichtig  für  die  Fiat.  Moral,  im  Gegensatz  zur 
stoischen.  Plato  gesteht,  wie  wir  hier  sehen  ,  auch  eine 
praktisch  angewöhnte  Tugend  zu,  obwohl  er  dieser  kei- 
nen sonderlichen  Werfh  gibt;  die  Stoiker  dagegen  tha- 
Icn  nicht  nur  Letzteres,  sondern  stellteu  ganz  in  Abrede, 
dass  man  auf  andere  Weise,  als  auf  dem  Wege  der  Ein- 
sicht und  der  Weisheit,  tugendhaft  werden  und  sein  könne; 
vom  Unweisen  könne  nicht  einmal  ohne  Fehler  ein  Fin- 
ger ausgestreckt  werden.  Vergl.  K.  F.  Hermanns  Dis- 
putatio  de  vestigiis  inst.  vet.  iii[)riinis  Atticorum  per  Plat. 
de  Legg.  lihrus  indagandis  p.  8  und  de  Socratis  magistris 
et  p.  36- 


(52.    liriiclistücke  aus  des  Proklüs  Coinraeiilar  y,u 
Platon's  Politeia  '). 

Schon    in    seiner    ersten    .Ausgabe    der    Ciceronischen 
Bücher   de   rc   publica  hatte   Aug.  filai   hier   und  da  (z.  B. 


l)  Ans  I'nist;indeii ,.  ileicn  Eiörternns  nicht  hierher  t;ebört, 
ist  dei'  Abdruck  ilicses  sciion  vor  J.ihrcn  der  Hcdaction 
mitgetheiltcn  Aitikcls  bis  jetjt  veizö^crl  wonlcii 


599 


rinn 


ju  i,  !■.  1111. 1  III.)  auf  rinpii  iiiirli  iingeilriicklcn  Coinnipn- 
«ar  ilc«  l'r<ik!i>s  nln-r  PI.-»loirji  Pdlitcia  in  ilpr  VaJic.Tiii- 
sdiiMi  liitiliothrk  Kiirkiiiclit  griniiiiinrii ,  xii{;leii-li  .iiirli 
«.Mir  Aiis;,'nlii*  ilcssrlbrii  vrrs|)r(i('lirn  ,  auf  »eiche  man  um 
SU  jjc.'p.iiriili'r  sein  iniisste ,  als  von  «liesor  Schrift  iIcs 
l'roklüs  liis  je<7t  nur  Heiii;;o  Frajjiupnie ,  zum  zclinfcn 
liiiclic  <ler  Polifeia  ;;eli«rii^,  lick.innt  geworden  «arcii, 
und  auch  iliese  ,  in  der  si-lleiien  ersten  IJaseler  Ansgalio 
Platon»  lielindlicli,  seit  dieser  Zeit  uu'iiics  M' is.iens  lei- 
der von  keinen)  spateren  Bearjjeilrr  der  Platnnisclien 
.Schrift  nieder  ali^cdruckt  »ordeii  sind,  und  darum  l'vi 
der  .Seltenheit  dieser  Aiis;;abe  nur  Wenijreii  zuoan^lich 
sind  -).  übiiohl  nun  auch  rtlai  sein  gejfebeues  Verspre- 
chen bis  jetzt  nocli  nicht  erfüllt  hat,  so  hat  ihm  doch 
«eine  neue  iienrbeitung'  der  Ciceronischen  Bücher  du  re 
publica  (im  ersten  liaiide  seiner  Auctores  Classic!  e  co- 
dicibus  ^'aticanis  editi,  fioinae  ISJtS)  'on  Neuem  Gele- 
genheit gegeben,  auf  diesen  (legenstaiid  zurückzuknniinen, 
lin<l  er  theilt  tlieils  in  der  Vorrede  S.  XIII  — XVIll, 
tlieils  noch  an  riiii;;eii  andern  ^itellen  eiiii<(e  Uruckstücke 
dieses  Ciiiniiientars  zum  zehnteu  liiirhn  und  zitar,  wie 
es  den  Anscliein  hat,  zu  den;  das  Platnnis'clie  Werk  be- 
Mchlicsseiiiieii  Mythos  über  die  liiisterblicbkeit  der  Seele 
und  deren  Zuslaiul  ii.ich  dem  Tode  ffehilrij,  mit,  durch 
deren  Wiederabdruck  in  diesen  ßlaltern  »ir  bei  der  }je- 
ringpn  Verbreitun-;  des  römischen  AVerks  dem  AVunsche 
deutscher  Leser  entgegen  zu  kommen  meinen,  llebrigeiis 
>cheiiit  dieser  ganze  Cuinmeiitar  nur  das  zehnte  Buch 
der  Politeia  zu  belrellen:  »lenigstens  drückt  sich  darüber 
Ulai,  HO  er  etwas  genauer  sprüht,  nicht  anders  aus; 
die  schon  früher  gedruckten  Fragmente  gehören  ebenfalls 
auch  nur  zu  diesem  Buche,  so  dass  man  fast  der  Ver- 
miithuiig  Raum  geben  möchte,  iler  sogenannte  Commen- 
tar  des  Proklns  zur  Politeia  habe  sich  nicht  über  das 
ganze  Platonische  Werk,  sondern  nur  über  das  zehnte 
Buch  desselben  erstreckt.  Hiermit  befindet  sich  nun  aber 
die  Angabe  bei  Siiidas  in  Widerspruch  ,  dass  Proklos  ge- 
schrieben habe:  Eic,  rijv  TiuttTsiav  WmtwvOs  ßifiUa 
d  (Eudokia  Viol.  TtoOUQu) ,  wenn  wir  nicht  aiinehmeu 
»ollen,  dass  <ler  Commentar  über  das  zehnte  Buch  in 
vier  Bücher  abgetheilt  geivrsen,  und  dass  die  Angabe 
des  Suidas,  wurnach  man  schliessen  müsstc ,  dass  von 
der   ganzen    Politeia   gehandelt   worden   sei,    ungenau   sei. 

Dass  gerade  Plaion'«  .Schrift  über  den  Staat  ilie  wis- 
senschaftlichen .Studien  .Spaterer  inannichfach  beleben  und 
Ücliriften  über  dieselbe  leraiilasseii  musste  ,  darf  uns  bei 
der  Wichtigkeit  und  eigpiithiinilicheu  .Stellung  gerade  <lie- 
»es  Werkes  zu  den  übrigen  Platonischen  nicht  Wunder 
nehmen,  zumal  da  wir  ja  hier  selbst  den  Ivnry|)h<'ieii  der 
alten  Philosophie,  Aristoteles,  an  der  Spitze  sehen,  des- 
sen Polcuiik  gegen  Plafon's  Politeia  schon  selbst  im  Al- 
terthum  wiederum  zu  »eiteren  Üjrürferungen  anregen 
musste   ■*),    und    welcher    ausserdem   uach   üiog   Laert.    V, 


•X)  Audi  der  Vcif.isscr  dieser  Zeilen  bat  nicht  Gelegenlicit 
i,elial)t ,  sie  cüi-cben  zu   Künmn. 

3)  Kill  VeiMicIi  .lii>cr  Alt.  wilclier  gewiss  nicht  dei  einzige 
war,  liej;t  uns  jetzt  in  einorcius  einer  vaticaiiiscbeii  Hand- 
schrift von  .\n^.  M.ni  in  sriner  ("olleclio  nova  Vaticini 
T.  II.  S.  b7l  llfj.  luiljetlieiltrn  Sciitilt  vor,  'Jhtaxfii'n;  tw: 
vt     '.InigtoK'Xov;  Si   i'lvtf'jfi   tUv  Iloh^ixüiv  ^inös;  triv  JJ/.u- 


^2.  und  Procl.  ad  Plat.  Polit.  X.  p.  .',10  selbst  eine  be- 
sondere .Schrift  unter  dem  Titel:  1)(  ix  ri;;  TTOKirslai 
Ih  C.TOVOi  in  zwei  Büchern  hinterlassen,  welche  viel- 
leicht eine  Art  von  Kpitoiiic  aus  dem  Platonischen  Werke 
«rar,  gleich  dem  ebenfalls  daselbst  angefühlten  TU  ii'/.  ■vuiv 
vomnv  UKiinDVOi:,.  Vgl.  Pinzger  Commentat.  de  iis,  qiiae 
Aristoteles  in  Piatonis  Politia  reprehendit,  S.  80-  Auch 
vom  Theophrastos  wird  von  Diog.  Laert.  V,  43.  eine 
EniTOfii]  Tijq  llkaTojvoQ  noktnia:;,  gleichfall»  in  zwei 
Büchern,  erwAhnt.  Auch  Zenun,  der  Stoiker,  hatte  nach 
Pliitarch.  de  .Stoicorum  repugnaiitiis  S.  1034  (T.X.  S.2S2) 
ed.  Reisk.)  über  Platon's  Werk  geschrieben,  und  zwar 
dawider;  dessgleichen  auch  mit  beiläufigem  VViilerspruche 
Petrus,  Magister  OfGcioruin  unter  Justinian  ,  in  seinem 
Werke  über  Politik,  worüber  zu  vergl.  Mai  Collectio 
Vatic.  T.  11.  S.  .')7I  und  5/7  und  unsere  Beilrage  zur 
Gesch.  der  griech.  und  rüm.  Litt.  Bil.  II.  S.  Iti.  Diese 
gegen  Platon's  Politeia  gerichtete  Polemik  führt  uns  jetzt 
gleich  zu  dem  Pjthagoriker  Niinvenios,  einem  Schüler  det 
Aminoiiios  ■*),  » elcher  von  Proklos  unter  denen  genannt 
wird,  welche  sich  mit  der  Beleuchtung  des  im  zehnten 
Buche  iler  Politeia  enthaltenen  Mythos  abgegeben.  Welche 
Ansicht  davon  Numenios  gehabt,  wird  nicht  naher  ange- 
geben; doch  sind  wir  fast  zu  der  Annahme  berechtigt, 
dass  sie  polemischer  Art  gewesen  sei,  und  zwar  insofern, 
als  bei  diesem  Mythos  die  Erlinilung  vielleicht  dem  Platoa 
abgesprochen  wurde,  wie  in  amlcrer  Hinsicht  dem  Piaton 
von  Niimcnios  ein  ähnlicher  Vorwurf  gemacht  worden. 
Ocxuc,  ioTiv,  sagt  Suidas,  o  jr,v  zou  Rkuxvjvoc,  ete- 
Xi'y^oig  didvoiav,  w;  ix  tojv  ßlvioai'xojv  rd  mgl 
dsoö  xai  xoofiov  yevsasuji  dnuavkrjaaaav  zal  dia 
•voCtu  (fitjof  Tt  yao  ton  HkaTojv  i;  Mujoiji  '.ItTl'/.i- 
^U)V ;  ob  Numeuios  in  einer  besonderen  Schrift  den  obigen 
Gegenstand  behandelt  habe,  ist  aus  Mangel  an  Nach- 
richten nicht  auszumitteln  :  es  ist  vielmehr  denkbar,  dass 
eine  Erörterung  der  Platonischen  Lehre  über  die  Uu- 
sterblichkeit  und  Fortdauer  der  Seele  nach  dem  Tode  in 
der  Schrift  von  Origenes  contra  Celsum  V.  S.  2()9  ed. 
Cantab.  angeführten  Schrift  Tis^l  äcpSa^cria^  lpvxi]i 
passenden  Raum   gefunden   habe. 

Ferner  führt  Proklos  unter  den  von  ihm  benntzteu 
Vorgängern  einen  gewissen  Akxh'o^  an,  unter  welchem 
schiierlich  ein  Anderer,  als  der  Platoniker  Aikinoos  ge- 
meint sein  wird,  dessen  kurze  Introductio  ad  l'latonis 
dogmata   selbst  auf  unsere   Zeiten    gekommen   ist.   ^)     Ist 

Twin?  ziohTikcy  t'.nn.nr,uh'iitr  ,  als  deren  Verfasser  der  Her- 
ausgeber ciiun  Plaloiiioclieu  Pliilosopbcn  Eiibulos  aus- 
millelt. 

4)  Vgl.  Neiriesius  de  nat.  hominis  S.  70  cd  Malthaei.  ücber 
seine  verscbieileiicii  Schriften  vergl.  Küster  ad  Suid.  v. 
IVoi//(ij»'(Oj  T.  II.  S.  634.  Es  ist  derselbe  INuinenios,  des- 
sen Scluillcn  niclist  denen  des  Piaton,  Aristoteles  und 
Kornutos  sich  Origf  lies  zur  Bekräftigung  cbrisilicher  Dog- 
nun  bedient  liabeii  soll  ,  nach  Hieronynuis  Episl.  ad 
Magnum  T.  VI.  S.  656  und  Euseb.  Hist.  ecci.  VI,  19. 
womit  zu  vcrgl.  Rnbnken  Diss.  de  vita  et  scriptis  Longiri 
<;.  VII.  Seine  .\nsicbt  von  der  Natur  und  Welt  bei  Chal- 
cid.  in  Tiniaeuin  fol.   LX.  b.  cd.  .^scens. 

5)  Vergl     iibrigcns   Rulinken  Diss.    de   Longino  §.  Vll ,    wel 
«licr  keinen  .Mkiiioos  anzuevkcniien  scheint,   und  an  dcs- 
»cn  Stelle  überall  'JfJTivot;  sesetzt  wisser  will 


GOl 


G02 


ilicsc  Veriiiutliiiiig  jjegrriiiilpt ,  so  isi  aucli  iiarli  l'rokliis 
nuu  »«hl  ilie  Aiiiiahiiic  };cstat(et ,  ilass  sich  dipsp«  Alki- 
iioos  j;elelir(e  Ucsrli/ifliijiinj;  mit  Plaloii  iiirlit  bloss  auf 
jene  Iiifrotliuli»  ht-sclirdnlvt  lialie  ,  soiidcrn  <lass  er  ilor 
Verfasser  noch  anderer  « ichti^'eriT  nnd  selbständigerer 
ISrhriften  über  Platon's  Philosophie  gewesen  sei.  Diese 
Iiehan|it(in^  findet  ihn;  Ueslfiti};ung  in  einer  ^intiz  hei 
Photios  üihl.  p.  16  (p-  ll-  h.  ed.  Bekker.),  wo  es  vom 
Josephos  in  »einer  Sii'lirift  TCiol  TOV  TiaVTOs  (iiaeh  An- 
dern Tiegi  jijc  Tuv  To.vro^  ovoia^,  auch  iieol  t}j<;  tuv 
7lc>VT()i  u/ciUs  jjenaiiiit)  heisst:  dtiy.vi'Ol  dt  Sv  avcui^ 
C700C  iai'Tuv  Ofaoit'Coivc.  !]/ (uojva,  e/Jy^et  dt  y.ai 
7(eüi  Uur/r.;  yx'.i  ('i';;?  y.ai  dvaocäntuK  AKy.inovv  äkü- 
yO)C  TU  yai  ditrdii]^  ;i'lui>Ta,  nofern  hier,  «ie  nicht 
üu  ziveifelw  ist,  deiselbe  Alkiiious  gemeint  ist.  Ja,  <lie 
Kmahnunf  der  uvclorcr,!^  »il't,  «cnn  «ir  hierunter  des 
Aikinoos  Ansicht  von  der  Anferstehunjj  der  Seele  nach 
dem  Tode  ausgedeutet  denken  dürfen,  der  Veruiuthunjf 
IVaiim,  dass  Photios  sich  hier  auf  dieselbe  Schrift  bezieht, 
»eiche  auch  ileni  Proklos  vorlag;,  und  in  welcher  eine 
philosophische  lielenciituiij;  der  Platonischen  Lehre  von 
der  Fortdauer  der  Seele  nach  dem  Tode  in  Bezii;;  auf 
die  Krzähluu^  des  Arnieuiers  enthalten  uar.  Wir  dürfen 
vielleicht  noch  weiter  jelieu  und  aus  der  Stelle  abneh- 
men, dass  Josephos  (oiler  vieluiehr  Gaius,  »  ie  sich  unten 
zeij^en  wird),  überhaupt  als  dem  Piaton  feindlich  ent- 
jtegeutretend ,  dieses  Alkinoiis  bei  Gele^'enheit  einer  \Vi- 
derlcguiijr  der  Platonischen  Ansicht  von  der  Unsterblich- 
keit werde  gedacht  haben.  —  Leliri^tens  wird  dieser 
Aikinoos  allgemein  in  das  zweite  christliche  Jahrhundert 
versetzt.  ?iach  \'ergleichunjf  der  Stelle  des  Photios  inüsste 
diese  .Annahme  als  falsch  erscheiiieii,  da  wir  nun  wissen, 
«lass  er  vor  Josephos  gelebt  habe.  Allein  dem  scheint 
dennoch  nicht  so  zu  sein.  Photios  nämlich  fühlt  zugleich 
liiulkngliche  Gründe  an,  aus  welchen  hervorgeht,  dass 
keineswegs  Josephos  der  Verfasser  jener  Schrift  TttQl 
TOU  TtuvTOC  sein  könne,  Sandern  dass  es  vielmehr  ciu 
Presbyter  Gaius  gewesen  sei,  von  welchem  auch  eine 
Schrift  unter  dem  Namen  yla:jV(Jtl>i}u.;  herrühre,  an 
deren  Kmle  er  sich  selbst  als  Urheber  jener  andern  Schrift 
angebe.  Dieser  Gaius  soll  nach  Photios  unter  den  ro- 
inisthcn  IJischijfen  Victor  und  Zepliyrinus  ( I,S5  —  -16)  iu 
Rom  gelebt  haben.  Hierdurch  wird,  kann  man  sagen, 
das  oben  angegebene  Zeitaller  des  Aikinoos  allerdings 
einigermassen  bestätigt  ,  und  w  ir  haben  jetzt  doch  wenig- 
stens einen  sicheren  Piinct  gewonnen,  der  bei  der  Unbo- 
«timmtheit,  in  welcher  die  Untersuchung  bis  jetzt  war 
(s.  Fabric.  Bibl.  Gr.  T.  V.  S.  b'22  ed.  Ilarl.),  in  Anschlag 
zu  bringen  ist.  Auch  unterliegt  es  nach  dem  Obigen 
keinem  Ziieifel,  dass  dieser  Gaius  gleichfalls  der  von 
Proklos  angeführte  sei.  Wir  haben  diesen  Gaius  demnach 
als  eiueu  christlich  -  platonischen  Philosophen  anzusehen, 
aus  dessen  theologischen  ^Vcrkcn  uns  mehrere  Fragmente 
erhalten  tvordeu  sind,  welche  man  zusainincngestellt  findet 
in   Routh   Reliquiac  sacrac   T.   II.    Oxonii    181 4. 

Den  weiter  von  Proklos  angeführten  ftlaximos  von 
^'ikila  kann  ich  nicht  iiiihcr  bezeichnen.  Dagegen  kennen 
wir  den  gleich  darauf  erwähnten  liarpokration  aus  einem 
.Artikel  des  .Suidas  näher,  wo  es  heisst:  Au:ioy.{>UTiv)V, 
Afjyeioc.,    nkuTujriy.oi  Cfi).(joo(fug,   avi-tßiwzT,^  Kai- 

Ztitschr.  f.  d    Allcrlhumsw. 


naooc;.  "Eyoa'tpEv  vnof.11/r11a  li^  UXaiujva  iv  ßtß/.ioi; 
y.t) .  }  fSti^  Il/aKovO';,  tv  ßißf  :n/;  droii.  Eines,  wobl 
desselben,  liarpokration  gedenkt  firner  Photios  liibl.  p.  I  03 
(p.  I  14  a.  ed.  liekker.)  unter  denen  philo.«ophischen  Sihrift- 
stellcrii,  wciclic  Joannes  Stob/los  tur  sein  coinpilatiiri>chc.s 
Werk  ausgezogen  habe.  Enillich  wird  auch  Harpoki.itioii 
voll  01vinpiodür<is  in  Platon.  Alcibiad.  I.  p.  4S  ed.  Crcuzer. 
geradezu    als    ein    Erklärer   Platon's   angeführt. 

.Ausser  den  bisher  besprochenen  Erklärern  Pl.nton  s 
führt  Proklos  noch  Eokicides,  Proplivrios  und  Kolotee 
an.  ^Velcher  Eiikicides  gemeint  sei,  ist  mir  unbekannt. 
Was  vom  Kolcites  angeführt  wird,  war  sicher  polemischer 
Art,  wie  sich  dieses  ans  den  uns  iliircli  Plutarch  in  sei- 
ner .Schrift  gegen  Kolotes  (man  vgl.  nur  S.  11  lö.  Francof. 
T.  X.  S.  .'iSy  (Ig.  ed.  Reiske)  bekannt  gewordenen  plum- 
pen Angrificn  des  Kolotes  gegen  Platonische  Salze  fol- 
gern   lässt. 

Lassen  wir  nun  die  Bruchslücke  selbst  folgen.  Da» 
crsterc   befindet  sich   bei   IMai   in   der    >  orrcde  S.  XIH  flg. 

Ell  TON  E]S  nOAlTElAl  fUFöON. 

Tuv  iv  TcoltTsla  Toü  TJ^öc  fii'Sov ,  lö  (fikc  Ma- 
Qive ,  Toirov  ndij  TOVTov,  öv  'Aoiuviov  usv  ehar 
(pijciv  ö  SiDYgärrz,  näucfvXov  ^)  de  to  "/evo^,  ehi-- 
yeio^ai  rr^od^tfievo^,  -jrpo^jTov  ijyovßai  y^oijvut  zöv 
TS  u/.onov  öiEKdtiv  ruu  TTuvTiig  KÖyov  xai  t)}V  iv 
ßtjayinü'ioi-i  y.ecfakaioic,  touiJv  iTteii^'  oa  av  -thqo- 
(ft()ovaiv  avc(p  tivsq  eyy.Xt^fjUTu-  y.ai  ti^v  v'tisq  ty.ci-' 
OTojv  aTiol^oylav,  riy  vloutda  tgj  xe  tlt.uTVJVt  y.ai 
Toii  TTuäyiiao/v,  vjv  Tipoijyov/ttvi'v  Sei  ■:ioieta9ai 
rfjv  9eujgiav.,  eivai  avtißaivovaav  y.ai  uaKia^y,  ötl 
Tiokkol  TiJQ  Tteoi  aviiJv  ecfijipavzo  xatavoijaeajc- 
v.ai  TÜJv  nkatojvi/.ojv  oi  y.oQvfpaioi,  Nov/.i)jvtoc, 
'A'kxivoi,  rutoc,  Mä^ijuoq  ö  JSiy.aevi,  'AQTCov.oa.- 
tIojv  ,  EüyKeiöri  y.ai  t'm  nüa/v  IloQffvQioi;,  öv  iyta 
Tidwojv  udktata  TtSv  iv  tiS  fivdqj  y.ey.QVfJiixevwv 
yeveoi^ai  (fiTfii  rfketov  ei)]yi]Tijv  to  yag  dcf'  ey.ü- 
GTOv  TU.  %e  TTj  nkarujviy.TJ  uovaij  oi'/tcpiijva  y.ai  toIq 
dvekeyy.Toii;  t;;?  eTriarijiJijs  küyoii  ärev^elv,  f-nyo-i^ 
elvai  fuoi  (faivETui  y.ai  01%  ö  xvxojv  dyu'jv  xcti  et 
Ti  y.ai  avxoi  oiviieLTTooiTOai  divaijiei}a  TOiotixqi; 
ohoi  y.ai  Toaovxoig  xolq,  euTtoooder,  ext  itei.^ovog 
euol  doy.si  Seiodai,  xai  9ecijv  ovxioi  tjyeuovvjv  Seo- 
Lievij^  ireoiuiitiic.  d()-]('^iie9a  ö'  ovv  evxEi^ev,  ü9ev 
xal  TCQooi'yy.eiv  i]yov{.ie9o.  xuv  Tteoi  xviv  toiujvde  ko- 
yu)v  TCQuyiiuxeiofievov  xai  keywuev  xlg  r;  xovSs  roö 
/ji<9ov  ■jiou9eatq,  riv  TlQoaxT]adfievoi^  6  ^vjy.Qdti]^ , 
nuvxa.  ovveifjei  nfjog  avxr,v  y.a\  di'  i/v  atxlav  ftovov 
TOV  fioflov  xoCxov  ei'i  tieoiy.i}v  dverteuil'iv  ioxooiuy 
vo.i  xivd  ^v%r,v  h.  xiji  imeijonlai  dyyckov  ^tojv  iv 
adov  xai  To'iv  et'o  oojfjcxui  na&ruaTojv,  ujv  i'Tio- 
jiUvovoiv  al  ^ii'xai  Trttrxikujv,  yevo/iiiiiv  ipvyj.v  xd 
il'i'xwv  l(Txopr,oaaav,  hieixa  rotq  Cujotv  eti  x6v  xrjSe 
ßiov  dnayyeikaaav  viTooxijodfxevog. 

Tl.;  1}  TtQodeaii;  tov  fivOov  rcavxüc; 

61  AnsenscheMilicIi     zu    currigircn    JIuu(fv>.ou,     lisch    Platon 
selbst  !S.  tjl4   ß.    //oö;  xoii   Ai^^iivlov ,  to  y^ro;  I/c.uqb/.ov- 

40 


GOJ 


604 


Trv  fih  orr  nQi'i^i'Jiv  or  TroU.or  dtt-actoihui  hiytiv 
itliiiZdi,  xi)v  nQvhrv  i;/iitt  oatfuti  y.ui  airov  cuv 
IiJi/.ijtiroi'::  e/'i  Tr:v  ovfi-jraanv  tiji;  f>r/.aioavvi]<;  Htu)- 
uiav' ni"rt^v  rivuii if-inovroi-  ««i  t»i'^  xu()TiovTUt  /.ii- 
o^ot'i  Tldun  xihv  y.uliTTui'UiV  ü  Ti)v  fv  ai'iii/j  noKl- 
xtiav  ymaxuoiii-oci;  «'»/«  7l^-  doeTtji  ot'ivuioijg  xal 
di/.niuaivri  dicaffiivitoi;-  oionfo  dt]  xae  zai  ivav- 
TiVfs  loii  y.ai^nuu  rucroii  tiiimuiai,  üoai  v:iuiitvsiv 
tinayxr  xov  ti]i'  ivavriav  'itiv  ti)v  udixov^  iv  ry 
ipvXi]  y.extijiihov  aKkct  7?pös  iiti>  tuvtuv  xuvay.o- 
7iotfioaxi"^aza  twv  ev  rw  /ii'üo)  irdi'juji  £i;r,(/y.t- 
Oii/,  (ioa  y.uiazeivn  ntfjl  rviv  iv  i/.dov  kijteo)i',-jiioi  xe 
ro  orofiiuv  Ti)  luy.uiittvov,  xal  tol  Toayry.u  nsoi  tuv 

/QÖiafov  dgäintra  öiaxoißviv,  y.ni  Tai  inixag^iu^  tujv 
üoiwi  tielJiojy.oTwv'  Ti  di  ijiitv  at  itioKfugai  Ttp 
fiv9v)  ßuvKovxat  tujv  ovouviujv,  Xai  (;  riji.  avdyxiji 
(jaotKtiu,  xal  ai  xoeü  inUoai,  xai  ol  xkrjQoi,  xal 
ui  (jiot ,  xai  ui  ruh'  xayiudujv  'Wf  «//(.'x/zwf  navro- 
danui  diacfO(jijTi]Te^  uKuyuiV  kuytxojv,  uiuxtui  ^i- 
fiiyi^iivat;  nävTu  yäp  raüra  fiiav  äouuviav  ixnhj- 
(joiv  dii  r/;i;  iH'duXoyUti,  <;  fiuT)jv  ai'xd  irgoos^oa- 

ilH,)dl~a^(u'Tl/j    SwXodTCf     TuL'TO    TU     f>l)nÜVTU)V    W? 

tiTitlv  aTOTTWTaxov  fii'jnoT  oüv  ineiöi}  ri'ji  dixaio- 
ovvijs  ivtxa  TUV  Tisgc  Tiji;  dgiOTiiq  Tro'f.ntiag  ijuiv 
iv  Ti'-öe  TTj  TiQnyijaxeia  orfCndoT]  koyov  duntQuvuro, 
xai.  tut  ')  Tai'Tiji  erixa  xal  tu  itavToia.^  noXneiaq 
dtepewi-auTO    twv   iv    ytviaci    ipox^jv   dvrlarxQuffa, 

XU\    7liu\    TUJV    ty.Tu;    TOl<    OiDlIUTUi    £V    TlflÖE    Tlfjfjltdoj 

diekdeiv  Tigo^iiicvo:,  oü  Tor;  uio9oi-c  f^iövov  Toig 
iv  Tai;  h;t(aiv  !;/<«c  dvedldaStv,  dXka  xal  ti;v  iv 
oi'guv'f)  nuauv  nukneiav,  nugdöciytia  r;;;  uy.gt- 
(if,;  *)  otoav,  oJs  xai  toito  Tigoeigrxtv  ö  ^ujxgunjc, 
iv  ovgav(i)  keyojv  avtiTv  tlvui,  xuv  iv  av9guj7io/g 
ävcTidOTaro;  tj-  xal  Taq  iv  Tiß  j'ttÖ  aehjvijj;  tott'p 
T'/iV  Üii'X"^^  jfogdi,  xal  algiaaiq,  xal  iitakkdtui  xuiv 
ßiujv,  ot'v'  ujv  xai  ai  fiCTa  avjuäxujv  nokireiai  iroi- 
xi/.at  (fiovra/,  SiTjoi^ftivai  toiq  dkayotq  tiÖeatv  r/;? 
Cujri-  woT  thai  tuv  r^dvra  axoTidv,  drru  tojv  iregl 
hixaiooi'vrjC,  oguy]9ivTO.  k(jyu)V^  xdvTat~9a  ■nsgi  ntu- 
Otji  T)]i  xoafitxfji  Tlo'Hvilai,  t)v  iv  iti'Sov  0X'}l-t(i'rt 
likdriov  ixcfaivei  tujv  te  ovguviujv  xai  tujv  6^ 
TUV  uvgavuv  t))v  zd^tv  ■  xai  navTUXoiJ  fiev  ü  ^q. 
öixaiooi'vij;  Tipös  r/'v  ddr/.iav  koyui  yivExat  xa-za- 
(pavi:q,  jufi^üvujQ  öe  dito  Tr,^  iv  tiö  xoouu)  nuh- 
Ttia'i;-  iv  Tj  9eut  uiv  tiai  (pvkaxeq  ujq  dhj^ujq  xal 
dgyovzei;  zuiv  xoouixuiv  vufjujv ,  uvc  )';  t«  dvoyxt] 
xai  ai  ravTi^i;  ■scaiöag  ei;  tu  ttüv  S/adiajju^STUv- 
aiv  ")•  dal/iuvsi  öe  Ol  iTciTezayuivoi  Tai;  ipi-xaig, 
xai  Ol  ■ngocprjTai  Tuiv  itutguiiuv  xavuvujv  tijv  STti- 
yoigiiiv  eiki)xu°^t  tö^iv  ol  fuiv  ngo  ti]<;  ^fve- 
öfüiC  drfogiCovTfi;  TU  [iSTga  TUJV  xh']gujv  avxae^, 
Ol  di  Tui";  yevBOiofgyuvi  jjiuvq  xvßegvujvziq.  *  '") 
TavTu    di    nüvza    aacpuiq    oi^ai    iiagiocijatv    vnu 


7)   Wnlirsrlipinlicli  versdirie'^cn  ,  vielleicht  statt  ?tt. 

8) '.'iüoti'Jowc  ?  E'  srhcint  etwas   Anileres   noch   liier  verliorcen 

/.ii   lii-;;in  ,   vielli-iclil   j^wi-OKim^; ,  ver^l.   weiter  imton. 
9)   Mai  äiii/>frifinTniioii',  vipll.icht  nur   Druckleliler 
10)   Dieses    Stirnclieii .    wio    aucli    die    weiti'r    iiiileii    vorkoiu- 

liicnlcn  .    schriiiin   anzudeuten,   Jass   Mai   hier  alisiclillicli 


Tui'i')£  zot~  jiiOou  Xtyüfieva,  tu  -nagdöiiy/ia  r;,\; 
^wxgaziy.iji  ■jtuktzclai  iv  Tiß  xuouu)  ,  iiltxvvvttt 
Toi'i  (fvkuxuc,,  xovq  e:uxouguvg,  zovi  äi;Tu<;,  zur.; 
i)£uvg,  Toi<;  daliioiaq,  Tag  ipi>xd<;'  xai  oö  ftuvou 
Tui'i  Ti'ji  dry.atoovvtji  xai  ddixia;  dvaöiödaxii  /ti' 
(r,'>o('5,  u'izivii  lioiv  dnek^ourratq  ivttivös  zai;  >pv- 
X^-'i^  dkkd  xal  ■xf,L,  ■Kuktztiaq  okij;  tu  itöo;  iv  zoi 
navzl  noovnduyov  d.Tiuuaivtf  y.a.i  zuic,  ev  ziöttuvtI 
ytvtaiv  -nguiruii;  jitouii  ilKivxaiotq'  iva  fjr,  iiuvuv 
Tiuknry.uj;  ufiov  zij  dixaiuai'vi^  xai  ü  ntgl  tij;  dgi- 
onj;  -uiukizelag  avvc^sxdi^i^iai  kuyog,  xal  diu  zai- 
TijQ  iy.eivij  ylyvijzut  y.aTa(pavr;q,  dkkd  xai  tuv  9{w- 
gipixioTtguv  igunuv  xai  iivi}ixuji,  fidkkov  de  iit  - 
ocixu);,  tiq  zu  Tldv  ijjjujv  dvaziivo/jivvjv ,  zu  arid 
fieiCüvujq  dvacpatvijTai ,  zfji  fjiv  itgovulag  xdvzat9u 
Ti;v  öixuiuoi'vijV  diugiQuiaijq,  dnu  ziji;  döiy.ia;  bid 
Tiji;  zujv  6(f£t/Muevu)v  y.a9'  ixaazuv  dvanudiotuiq 
xal  TU)v  öiy.aoiujv  utrga  xa  Trguar.xuvza  vifjuvzuiv 
diiCfuiv  uvgaviu  xat  /.9uvia,  zd  füv  si'Tiadtiai,  ztt 
di  xaxo^aÜeias'  zf,;  de  cikiji  xov  xüouov  Trukiieia; 
aaffsaxiuav  xai  xi]v  twv  dixaaxwv  tuIv  nuiuioiii 
tvtgyatav  •  diu  yag  ex£i.vijv  xai  uvtoi  tuv  uguv 
dxkivij  ziji  Tlguvuiag  iv  zai;  iainujv  TTgutozavTUr 
xgiatoiv ,  £7i6u£vot  Toi<;  t£  oi'gavioi;  rys^xuniv  y.iti 
Tat;  icfeoTwaai;  Tiß  oi'gavw  ■jtdaaig  dgxaii ,  «i 
dnodgdvai  tujv  iv  ziii  xuo^ut  ndvTutv  uvdivi  dvvu- 
Tbv  xai  iiueg  uvtujc  ii^ikoi;  idtfv  tu  nkiyj^ta  ti]; 
lud;  TUV  navxoq  zovde  ■^rokiTSiaq ,  xai  twv  vufjwv 
TWV  iv  avTJj  xai  zwv  dgyovzwv ,  ide  itgwzuv  fii-.v 
w;  i(fiajitv  tu;  i>iiEgxooiiiov;  ti);  Td^tw;  aiiia; 
Tlaoi];,  zijv  T£  ^tuvdda  xai  xijv  xgtddu,  tu;  ^tuiga; 
kiyuj,  xai  Tr,i'  dvdyxijv,  dcf'  wv  ui  vuuoi  itdvTe; 
ui  xuaiiixui-  diimgov  de  xd;  zi]v  dgnuviav  arvi- 
Xui'Oa;  tuü  navzu;  oeigijva;  "),  'iva  xdvTav^a  diu 


Einiges  wPSSf'asscn  lialio.  Er  nennt  diese  ganze  Aliliand- 
luug  S.  Xlll  selljst  „Prodi  iueditas  partes  carpliin  sn- 
Icclüs." 

11)  Ueber  die  Seirenen  spricht  sich  Proklos  ausführlicher  aus 
zum   Kratyhis  S.  93  ed.   Boissonade,    früher   sclion   milije- 
thcilt  von   Cren/er  Cuinni.   Herodot.   I.    S.   348:    'Oii    rQi'a 
ytvij  ^tt^rj}'o}y  otjfi'  o  n^yuiz  /7A«iwi',    ou^hvlov y    oTifo  fot^ 
V710  Tijr  T0('   /Jioq  ßuailf/ttf,    yfvioioi'Qyövy    onfQ    ^ötIv   vno 
Tor  JJnofiömvu  t  y.u&aqiiy.ov ^  onfo  ^oitv   vno  luv   Aidr^v ,  y.iu 
tGTi    y.oti'ov    uuTO/v    Tiuaoiv    To    Siu    Tiiq    h'(iQftQv{ov    y.iyrjatüj^ 
vnoy.uTuxi.iviiv  nuvttt  roZi;  iuvttiiv  },yf^u6oi  »^ioei;.     /JiÖTieo  h 
ouQuro)  fthv  rijv  \f'ii/iji'  ouo(ti<  irCCuv    &{}.ft   T«tc  ^y.(i  Siuyo)- 
yut?,  iy  öi  ^^l  yfvf'oit  tojfiu<;  7ja(itiTci.ffiv  avtaq  nftoorjyftj  yuia 
tbi'    Ofiriuty.nv  ''Oduoof'a*    itrxfQ    yat    tj   &ä}.aaaa  ya'f'afioq  ti- 
Äwr,    'ü'a    ftti    &0.y(fn'iia    vno    tt/i;    yivtatm^  y    iv   äi  lot  v.^ji 
ytrofii'i'ai;  aui'('t7iifo9^ii  dtu  %öjv  voi^otuiv  n^oq  lov  &€ov  loii- 
Tor'    woT£    oldiv    o  JlXü.xmv   iv    tJJ    Toi5    aäov    ßuaiXitif   y^''''l 
^fjjv  aul  öutiinroiv    yul    ipv^ojv y    «S   yzegt/otJHiouatr   liiv    &f(iv 
vno  Twr  h.ii  ^fiQi'ivoiv  &i}.y6fiivui.    Die  Plaloiiisclie  Ansirlit 
von   den   Sucuiii    iui    Reiclie    der  Todten   scheint   pon   be- 
sonilerer  Wicliti^keit    für    die    symbolische   Bedeutung  der 
Süliiiuni;  und  Reinigunj  zn   sein,   in   wilcher  sie  so  haufi); 
an   Grabinonuinenten  erscheinen,   wovon   Reispiele  zusani- 
niengestellt  worden   sind  von   Schon-.    ,, Ueber  die   Bildung 
der  Sirenen   auf  antiken   Denkiualern"  ,    aus  dem  Jahres- 
bericht   der    Konigl.   Bayerischen    Äka<leniic    der    Wisscu- 
schalten   in   München   1830.      Es    bleibt    hierbei  nur  noch 
lu  untersuchen  übrig,   wie  jlt  jene  symbolische  ßeziehung 


005 


f.06 


fiovor/.^i  1}  Troi.iTtia  owiardiaa^  (faiyijTai  /.ai  rai- 
Tf^g  all  fitvui'oiji  ^EVT]  y.ai  i:  r«i/s<  >:?  /^';  ntvouaijq, 
ekieru  Tfjq  ■nolneiai  rti  flSu;,  o);  ei  uuCaraiKn- 
yovoiv  tqUov  dt  nizoig  toi.;  ^tor;  iui>i  oi'^a- 
piovq,  (fi'Xny.a;  o'jg  dfjj^iöi  ovrai;  iy/uofiiuvi,  tvjv 
TiavToidjv  ev  tiö  y.oaav)  vufJtav  uKi/.utv  th  y.ai  hcqi- 
y.o'jv  TtvaQtov  de  tui%  eTcl  rai;  i\ii<xuii  Tfray/thoui 
rtQXOVTai;,  ei'rs  dyyi\ovi;  ins  dalfwvai;  tujv  tjiu)v 
ijyi/uovai  ,  Triv  ütio  rvS  aLTti;ouaiüV  (fogü;  oii; 
aräd/jf}  TUJV  avTuiv  y.lvtjatv  Tarrovraq  y.al  ovy.  ivJv- 
TUi  ■jia()ey./jatfcei>  roi"?  öoovq  rfjq  ■jigovoiaq  i]  nji 
dixtic-  Tieintruv  toK  SixuotcX  tujv  vüuujv  eziorot- 
(fovrag  avihi  m  tijv  ufijv  ra^iv,  y.ui  toi'^  ty.i^viji; 
(iiYoiiivoii,  äicl  zi:~)v  Tiiiii'jv  uy.Uvu'tZ  arzilc  tyroi^ai 
naQuay.siaLovcus'  fzry  0  tv  'y£vci]  (fi^niv  (J(>(fevi 
Torq  öij/nloii;  roi'g  yuaiir/.oig,  oi  ")  roi's  tv^uvvi- 
yoj;  /je/jiujyÖTaq,  dypiol  rivig  üvTsq  y.al  c'aruoahi]- 
Toi,  y.oKd^ovofv  dtnfA'iifjävuvTeg  '^)-  oi;  v'JriOTfjuixut 
xa  n]c  xiatutq  ÖEOiiujxijoia,  y.ai  xu  tcrxaxov  v.ai.  cfQty.u)- 
diaxaxov  xuiv  ^iv/uiv  oiy.r^xi-oiov  y.ai  v.oKaoxr.otov,  o 
xaoxaooi'  xavxtjv  dt  näcrav  xr.v  ovvxai;iv  voijcrag,  ülpli 
Tioic  oüdiv  6iu(ftytiv  dvvaxuv  xijv  ökiiv  icouvoiav 
TU)v  iteojv  yal  t'dwv  xu  ■jtuQadtiyua  t;;;  ^ujy.(jaTi- 
/);c  Ttokixtiui ,  ocouviov  indoxov.  ei'Oijcrstg'  y.ai 
Tovvo  ei'pujv ,  xov  o/.onov  tT^;  fiid  ol.oyiw;  xai'txiji 
yaxadtjati  ''')  tuv  xtktujcuxov.  y.ui  iiuig  yafj  ijv  dv- 
vaxov  TUL'i;  /iktSov;  dvadidu^ut  xvjv  dr/.oiujv  y.al 
ddiy.uiv,  ot<g  iv  Tiii  Tcavxi  y.oftiCuixui,  fii)  ivdti^a- 
(.tcvov  6x1  xExuyTui  TU  ndv,  y.ai  w;  doxoixii;  tloiv 
7T(joxfxay/j£vot  tujv  uKojv,  y.al  filn  Tzouvoia  dti^y.ti 
yodfxovaa  ja  fJ.£(jrj ;  tavxijv  ovv  ö  fit'Ous  rifuv  iu- 
(faivu)v ,  Y.al  xoii  Tteoi  xtijv  ■KtQKfuuulv  \6yoi";  y.al 
Tolig  TTsgl  xi'ji  zdttuji  oAVi  ■yraoetfTtxi'y.hjotv'  rj  ovy. 
dv  oid'  Ol  fiiodol  xujv  diY.aivjv  y.al  tujv  ddiy.ujv 
inav  (vnaoddty.xoi  xoii  dy.oi'ovmv.  *  Zi;xoi'VTOi 
dl  xoü  Kokojxov ,  nujc  ov  6ie(f!}diJi-i  tu  atijita  aa- 
Tiiv  tv  zooavTO.iq  r;fiEQaii  xov  'Uudi,  y.al  xavxa 
ibi'Xi'ji  f^iii  ■JiaQoi'OT];,  idti  y.al  riitig  dv  (fr,oatiitv 
i:ci}.oy/^to9at ,  tcqujxov  uxt  9avii(>.ox6v  ovdiv  y.al 
aiiirrayilvai  x6  ouj/ju  xi]v  dp](']v  uvxoj;,  ujcrxe  dxQO- 
(fov  £ig  -jrXet'ovq  );/<£pa;  dpxtiv  y.ai  dvadiakvxov 
i:iaoj(ttv  oTtoü  ys  zal  ßoxdvti  difiiujutvai  xireg, 
71  o.utxovrat  diaiitvov  tnl  nitioxov  uoov  ygüvov  xu 
oujua  XUJV  (Ar,  xoecfoi^iivujv.  *  Uodg  dt  an  Toi'xoti 
y.dxeivo  Qr^xiov  oic  dij  ndvrujg  iiTteXslTiiTO  xi  Ciü- 
jvi'oov  TTtgl  xr,v  naodiav,  -xov  dfkov  aujuaxoq  dia 
T);v  TrkTjyijv  vsyoujiHvxoQ,,    outQ  i'oxsoov,   Tiavoaut- 


ist  ,  o!)  Piniol!  diese  Symbolik  vorfand,  und  benutzte, 
oilei'  (ili  Platnn's  Daistellung  sie  veranlasst  habe.  Vergl, 
Annali  dell'   Institiito  arclieol.   1829.  S.  2«6.    1836.  S.  58. 

12)  Mai  Ol.  —  Die  Beziehung  auf  Orpheus  hier  ist  mir  nicht 
deutlich. 

13)  Hierdurch  wird  die  nun  von  Bekker  in  der  Politeia 
S.  615  E.  aufj-enominene  Lesart  SmXailivii^ ,  wofür  man 
früher  i()l'(f  lußörzti;  las,  vortrelllicli  bcütalift ,  \\oriilicr 
weiter  St.illbaiiin  zu  vergleichen  ist,  welcher  Siahtußumv 
■tivii  hier  richtig  erklart  durch  ,, medium  aliquem  coni- 
preheudere." 

14)  Sicher  falsche  Lesart,  wohl  zu  rcttJuschen  mit  xtiiaiudij- 
0(1  oder  x«xa/(Ki?)jo{i. 


vüjv  TUJV  65tl  Tjy  ■^U]yfj  -ixovvjv,  dn'  aiiijg  dftidfji- 
Vüv,  xai  ti'i  Ttüv  TM  oujitu  dldujy.iv  xov  ^i'Xf.fut  ") 
di'vafjiv  y.ai  oidiv  i>avitanTov  yiyvicriiai  ti  toioi- 
Tov,  oTtov  ys  xul  Tag  xti idovo.q  ffaniv  iv  y.oit.6ti}0iv 
divduujv  ökijv  xr,v  xov  -/^'f^divug  ujuav  vtynujUtioag 
i^ijv ,  y.al  7iavoaiiivijq  xfjg  xov  dtQog  ipvttuj;,  y.ivei- 
(ritat  y.al  iy.xii'docrtiv  xi]v  rt/.rjujoiv  y.(u  ö(fitg  xav- 
■xov  Tiaoxtiv  tv  xoi'g  iavxujv  Cfujktui'.;,  yal  dtuutvttv 
dy.iviJTins,  y.ai  dvafj/uioy.taiia/ ,  fitvovoi]<;  häuv  t^S 
^ujTi/.iji  dgxijit  'to!'-  xa  diTioil)vx^ivxu,  iiuuH.'JuLurjg 
Tilg  t!;(ijiftv  ßiag,  dva^uiJtvuovaijg.  *  Kui  dilkov 
fuv  vji  xai  x}]v  hxooiav  avxijv  ovioji;  fjff/f  öf^oko- 
yi'jooLitv,  oi'dtv  ddvvaxov  kiyuvouv  oijxe  xov  dnu 
xov  auj/iiaTOi  xujfjiofiuv  xijg  ^pv/i];'  y.ai  yaq  oi  itga- 
xty.oi  köyoi  xovxo  dijujoiv,  '/ujqLQovte.;  dTXo  tiov 
oujiiuTujv  xaq  ipvxdg,  yal  xoig  f^itv  aujiiaotv,  tov 
/<;)  dianvttaifui  (foovodv  Tieoißakkovxtg,  Tuig  dt 
ipvxaig  xiiv  ('.TTokvTov  TUJV  aujiiaxujv  nüoigtvovvxeg 
ivioytiuv  y.ai  xi/v  dcptoiv  tujv  (pvoiy.ujv  dtof^uiv 
ovxE  TIJV  Ev  iiktioatv  ijfjtQuii  dia/uovijv,  day.iddoxov 
TOV  ou'jjiaxui'  y.ui  ydg  ii;  dkkujv  tovto  ytyovEV 
dijkov  öfiolujv  Tiaoa  xoig  tfiTTQOO^Ev  dvayEypujifie- 
vujv  irsxorjiujv ,   y.a^  avxujv  xovxujv   ujv  vvv  iliio^iev 

V..    T.    k. 

^Vi^  lassen  hier  gleich  ein  anderes,  denselben  Ge- 
genstand verf<ilj;eii(les,  ümdistiirk  foljjen,  welches  Mai 
S>  3(ili  niitlheilt,  aber   triederuni  nur  in  einzelnen  Stücken. 

Mtxu  dt  Tj;»;  Eig  xavxov  oiov  ai]^Eiov  xvjv  ipvxdv, 
dnu  TUJV  dirjgijiiivujv  kfji;Eujv  oi'vodov,  Euexai  9euj- 
(jtiv ,  nujc  fitv  yvujui^uvai  xtvtg  dkki/kag ,  tcujc  dt 
diukiyovxat ,  yal  tvujq  dtaktyouivujv  dy.ovovcri,  y.ai 
dnjyovuEvujv  dkkai  dkkujv  •  y.ui  xiva  (itv  ai  y.dxut- 
dev  ditjyovvtai  xaig  ävuj9tv  dcpiyittvaf  y.al  nujg 
iyEivai  dtovxai  tov  Liudtlv  uxe  ovy.  fidviai  y.al  ■Mujg 
oiy  i'aaoiv  xi'vu  dt  ai  dvuji^tv  y.ai  -jidji  fitfinjpTai 
TUJV  iv  ovgavio  dEaj.iaTujv  yal  ei  i^av/uaL^ovoiv 
ty.Etva,  Tiujq  ovx  dvuOTQtcfovaiv  ett'  avTu-  yal  ti 
itobi  xijv  TTogtiav  Exa/uov,  dfiujg  dvakafißdvovaiv. 
—  Tu  fuEv  roivvv  dvayvujoiOiiuv  Eivat  xaig  ipvxai'i 
dkknkujv  1  ti'ntQ  y.ai  yvioaiv  'ttovaiy  dXkr,kujv  tiuj 
fu^  oaxgtivujv  oujudxujv ,  oi'dtv  oiuai  davfjaoxov 
jßvaf  xai  ydg  dxoTiov,  Tag  /utv  aiodi']Otig  yvwatig 
oiioag  fiExu  naxtujv  ögyävujv  dvxika^ißdvta^ai  tujv 
avyytvujv  aiodijfxaTujv  •  oiov  ui^uv  (fujxoeidf;  xaxu 
cpvoiv  ot'orav,  ^fpwf^aTw»'  (fujTotidujv  ovxujv'  xai 
dxonv  dtgujdtj  riiv  ovaiav  txovo-av ,  xujv  ipu<pujv 
dtgiujv  OVXUJV  xug  dt  ^mxdi  yvujaxiv.dg  ovoag  xai 
OIOV  öiptig  xivuc,  fjij  ögdv  xdg  avyytvEig  ai'xaiq  ip'J' 
ya;  xai  ;(top(?  ögydvujv,  avxdg  di  iavxuJv  ov  yag 
yvujocv  xd  dgyava  TTgoaxi^ijo/v ,  dkXa  ^äkkov 
dyvoiav  ti'jiEg  i)  fJtv  yvujatg,  EvtgyEia,  xgloig  ovoa 
TUJV  yvujaxüjv  ij  dt  yglotg,  d-jia^ijg-  Jt^^^f:  ogyova, 
nddi]  xaig  yvuiataiv  a^gooxlSijatv  vgdv  dt  uvxog 
övvaxQV  xai  daujf.idT(og  xai  ouj^iaxtxujg,  ovdsv  ijdjj 
davfiUffTov  y.ai  ip^'xf:''  ^^^^  akkr^v  ipvxf;i^-  yal  roi 
xai  dioL  TUJV  öx)]/idxujv  dvvaxov  (fävai  yiyvEodai 
zaig  ipoxc^tg  rijv  dkkijkojv  yvwaiv,    ujuireg   Evxni'^a 


15,   i/'i^iui^^TOi? 


40* 


oo: 


öia  x('>v  lifiTQUvviv  <Hi)finTv)V,  y.ni  ivagylotegov  St' 
h.tipwv  ij  roiTutv  iidklov  yäo  i/.iiva  xai  uno  itJiv 
ilTX"'!'  iit(fü<'iiii  i':iodi-j(ft^f^i  Tui'ruiv    uTiiu'   ye  y.al 


608 

(tV    yiil.lj,     <^l.'     V)V    f.V    T(i)    TTJSf     ßlll)    bloXiftaBcU    ftll- 

vu)^  öi'i/ttTov,  ÜTHOceif  ov  vigooijy.ev  ■    Sozi  yao  ui'- 
Ttijv  tu  oytuiii.Td.,  ykiDnoucidr  öka  xul  üiiuuia  y.ad' 


fv  Torruii  uktit  iiöpta  jiclkKov  ukkujv,  bau  i\n>y}]^  öka  eavvu,  y.ni  unu,  y.ai  üy.oi'tiv  önvüiieva  y.al 
iyyi'TtQV),  öiiy.vvaiv  ja.'  tvSuv  iv  aiiui.;  tdis  i/'c-  ürjäv  y.al  (fdi^yyiniHti.-  y.uX  yao  ciionov ,  ei  y  filv 
•/af;   dia^U'OSi.;   oiov   ütiiiaTU.    —    ßvcfftOTtga   öyrj-     yhiiinoa  xov   dni)    tuv   '[vsi'fjunuq    aepa    TikijcTouaa 


uaia  Tai'i  i/.'t'/«/,'  y.ai  riov  vkiy.iov  toi'tujv  üiiudiuiv 
dnoTVXovrat  vi]v  xQv)idvrv  ^'>'Xi)v  y.ai  öeiy.ivoiv  «5/' 
iafTvjv  yai  iy.sivijV  inet  y.ai  tvzavda  tvjv  y.ad' 
i;uui  Tivä,  xä  n  äkka  y.aravoi]Tty.ojrarov  xai  ijegc 
ravca  Tto'kv  ayövru  tu  Siacpnguv  iyvw/ieu'  iiaidiuv 
/'(^(ivTn  rnu  rndi]  vgscföitsvuv,  y.ai  ijdij  yeyovu^  iv 
avögü;  (kty.ia  ■naktv  löövTu  y.ai  miyviiviu  tii  cov- 
rov,  (IV  i'dsv  ure  nuiSiof  ';v,  öta  uayQov  ygüvov 
itthur  "*)  TOi\  uiiuaoiv  ■xioitvaavxa  xbv  ävo.yvm- 
nioiKW.  xi  öl)  oiv  ixt  7lu(jädoi;ui',  y.ai  xuc,  ey.fi 
iln'xu-;  ävayvvioiCetv  äno  xuiv  öyijLtdxwv  dkhjkai; 
xä  x£  ydq  xuiv  dftctvdvwv  fxukkov  dtaoijuaivtt  xijv 
STXifjefiijyi'tav  ip^'X'}^'  '^^'S  saxiv,  öiöxi  y.ai  y.u.xa  Cfü- 
aiv  ovuTciqicy.ev  a.ijxatg,'  y.ai  xu  xtijv  ye/QÖviov  tysi 
Tivdi  xi'rtov^  y.ui  {/.Kfciacii  exi  xoü  Tiji  Cw/J;  ii'öous 
y.al  £xi  SioQiSaai  yai  hiiyiyvu'joy.ovaai  dia  xovxiuv 
akktj}-ai,  7iafii.oki<  xwv  ivxaviUi  xdq  öilmn;  d/.Qi- 
i^eouga.;  l/ui'oi,  öta  dvkuxlpojv  svegyoioai  oio^ia.- 
Tvjv  y.Qcxiy.wxiQOv  yug  xu  äiküxegov,  y.ui  tu  üttu- 
BiOTeouv  aioBrivQKiv  iveoyijir/.ajxeoov  yai  xuuxa 
yga(f'auev ,  onmg  y.ut  diu  xoj'  oxi]uaTV)v  t7ito£ii:u>- 
uEv  öivaiiLvaq  yiyvu'ioy.etv  t«s  iyet  ipryw;  dkkijf  a;, 
'iy.fh'O  7i(ioi'7Toiivi;aavTe: ,  w;  äga  yai  daojiiuTujg 
dkkijkai  ytyvoJoy.ovatv  ei  ydg  yai  xd  ovxa  ßkcxoioiv 

äaojudxujg,  ttmc  uiyt Ei 8t  8i}  yiyvujoyovaiv  dkXij- 

?.«;,  y.al  dvuyvwQiCeiv  dkkijkat;  ovy.sxL  Sijttuv  &av- 
iiuotÖv,  i'/uvaag  iv  xai^  q'avxaala/c  d:iuyn'iievov  tov 
dfh;ku)v  TUTtovxal  jjoi'X'J'Covxa  8i,  8iu  r;/c  i'i'«b  oil'soji; 
nvaytvuvaai  xi)v  xiji  ÜQvifiiviji  ^'i'yjji  fivijf-ii]V  xoiov- 
TOs  yuQ  6  dvayvwQtoiiog,  xau  ftvijfiuvF.VToT' _  ngu- 
;!o'/.ij  yai  fivi'jfdjq  ävavtojotQ,  ijv  tiysv  usv ,  oö  tzqÜ- 
•yriouv  dt  E'i%ev ,  dioxe  yai  8iavo?jflijva.t  Tttiuiiai'xijy 
Tijv  dvayvvjglLovaav ,  oxi  dga  ai'xi]  iy.tlvi]  i)  i'vyi], 
))  Totuvßs  i'j&ui  ixunou,  yai  ^vjoa  X^'Qov  ij  ßikxiov 
oiov  yai  6  '08vc:oei>i  6  'O^ajgov  xiv  'Jxi}.k£u)i;  ipv- 
yrjv  iSiov  iv  aönv  yai  xi)v  A'iavxoQ,  iyvujpioev  «; 
siSsv  xi)v  öe  Mivujoq,  fjv  ijy.ouasv  xvydv  St  yai 
iSidäydi}  Tiagd  tujv  iv  aSov ,  negi  tc  xovtov  y.al 
Twv  uklotv,  xjji;  TavxäXov ,  xiji  TixvoVf  t/;;  2i(H>- 
(foo,  TLViQ  elcv  si  fii)  dga  y.al  ixed^gvkhjTO  ") 
xavxa  'Ttgi  xe  nvxdiv,  vtiu  8ij  xtvojv  xgi]rin(p8i]divza 
9r:(j)v,  m<;  ö  ^dv  ö/ydCet  t«/V  if  dSuf  ^ivxo.iij  ai 
8h  xotda8s  yokuQovxai  yokdaen;'  <'■«'  iSwv,  iniyvco 
ga8tfj)i,  uxi  xa.vxa  rjv  d.Tveg  ai  n'tgl  avxüiv  cfijnai 
nngiSooav.  —  Ei  8i  8i)  yvuiglQtiv  ipoxoti  8üvavxai 
y.ai  ey.tt  >pi'xäq,  s'ixs  Si'  ia.vTd)v  eixe  8id  xuiv  öxr]- 
iiÜtviv  £71 1  yvdiOiv  dkXijkvJv  ioCaat  y.al  ävayviagi- 
Covotv,  iTiüfuvöv  irJTi  xovTo)  ro  yai  dcnaCEodat 
cui  yviooljiai  dkhjkaq.  —  Kai  fitv  yai  xo  8iak£- 
yeoda.L  ipuxdiy  ov  ykiHxTo.v  ixovoa^,  ovx  dgxijgiav. 


16)  .Wöjor,  oder  vicUeiclil  /.iovok;  zu  lesen. 

17)  'Mai  Ti&Qvhjio- 


ykoooa  xov  aiiu  xoü  uvtvfAuvuq  atga  nkijcxovaa 
8i'vaxai  ötijg!}gcnfiivijv  noiiiv  xijv  (pujvijv,  xu  öh 
Tiiiv  ^ivywv  oyiii-taxa  fVj  övvaxai  xov  negl  xavxa 
y.ivtlv  diga  yuX  8m  xoidi  ytvijaeoj^  nYijjiaTiCeiv  ei^ 
(ftiuyyovi  8i<t.(f6goi<q'  Tigoq  xdi  y.ui  xov  xguTtov  liji 
8/ukii:£U)i  fiij  it  drdyy.ij^  civai  Tiotylkov  oi'Tujg  y.ui 
TXokvy.ivijTuv ,  vjg  tuv  xv'iv  iviavdu  ipvxdjv,  äkka 
8id  Tivuiv  ÜTtkouaxtguiv  y.ivijoeuiv  8i'vaoi)ui  opiiat- 
v£iv  Tag  tvvuias  o.vcujv  dkkijkaig'  uJi  yag  ai  öta- 
vuijaeig  dnl.oiOTCgai  y.al  ai  Cfiavxanlat ,  ohxu)  y.ui 
ai  8takti:£ti  £7Tnskui<vrai  Scd  y.ivijotwv  ü/ioiujg  tkan- 
Oüvujv  y.oA  xiji  ivxai'^a.  uoiy.ikia.g  y.ai>ag£i  uiavw  oi^ 
TU  tiy.ui'  y.al  intiöijJitg  £v  xuig  ux>jjtaoiv  avxüiv 
toxtv  i}  tu;  d.}.i]9i.i}i;  aiobijaig,  nuv  ydg  cujua  ^-'vxf/i 
fiextyov ,  Cj-  koyr/.ijg  öl  öv  ipvytji,  y.ui  y.ax'  a'iodi]- 
oiv  Crj'  y.al  ixe  y.uxd  xotcov  y.ivuvjitvov ,  8£lxai  y.al 
aiadijaiwg-  xoiorzov  dt  nä.v  öxijl^ia  ipux'Ji,  oi'uq:i>lg 
UV  koyiyijg.  —  Kaza  xu  at'xo  y.a.i  äyoueiv  y.ai  ügdv 
y.al  iiküii;  aiaSdvtoi^ar  fiia  ydg  (fijah''.4giaxox£kl;f  ") 
?;  y.igiuig  aiottijoig,  yai  tu  y.igiov  uio^r^z^gtuv  hv 
iariv,  ojg  iv  Tuig  Tiigi  uiodr^otuig  kiyei  nov  /.m 
aioBiiTujv  ti  8\  tuvzq  y.al  xij  y.otvfj  aia&i'joti  ygf.zat, 
Si'va.zai  öijTcov  y.ai  /J/wf  dnadvjg  dvzikuiißdveoSa.t, 
y.ai  dy.oveiv  y.al  o'jv  i'j  xuivöe  xv)v  avifxaxiov  dy.oi) 
ndvxvjv  ioxiv  äy.ovazuiv,  dkK  tj  fjtv  ukkiov  ij  öe 
äkkiov.  zlio  y.ai  8atf.iuva>v  cpuivag  oi  /.ttv  äy.ui'ou- 
aiv,  oi  8t  ov ,  avvovzeg  roig  dy.ovovoiv  yat  Tiugi- 
X£i  Ti]v  8vvafuv  Tui'Tip',  xoi:  f^uv  itgaxixi)  Svvauii- 
xoig  8t  yaxaay.tvl;  cpvatuig-  ujoTieg  öi^if-iaai  (pdof^iaxa 
ögdv  öta  daiigov  xovxviv  VTrd.gxtt  xd  dkkoig  uii- 
fia.otv  o.ugaxw  xu  öe  8ij  ngvjzov  (jxi]HU.  xwv  ipvxuiv 
TIJV  yoivi)v  aiadijijtv  Ixov,  xd  mäoatg  fii)  dyovaTU. 
■xait;  u.y.ouig  Tuiv  dvijTuiv  y.al  ä.üga%a  xaig  u<l.i£ntv 
ögav  y.al  dy.ovetv  Tiecfvyev.  Tu  fitv  ovv  öti.ytia&ai 
y.al  ötijyoviitviijv  dy.godadai  tovzov  tTitxektixat  xov 
TgoTVov  •  1]  8i  XQ'-'Ci  ''^djv  8tijy}ja£u>v  eaxtv ,  ötioji;  ai 
fitv  ix  TVJV  Sty.atüjxijgiiov  yvujaiv  to  dyadov  oiov 
äga  iaxl  xijg  v.geiooovog  Cw;s,  xal  xrjq  £7iofx£vi]i; 
iy.Eivrj  krj^eojg'  ai  8£  ix  xov  oi'gavov  xu  xvjv  xtfjiu»- 
gtuiv  iieye^uq  iiklxuv  iaxtv  xdjv  xaxa  8iyi]v  ücfetko- 
(.livuiv  xai;  diioTieaovaatg  xr,g  dgioxijq  C,o}r,g  y..  x.  k. 

Auf  dieae  f^russcren  Bruchstücke  mügen  noch  einige 
kleinere  von  grösserer  oiler  minderer  Bedeutung  aus  der- 
selben Schrift  folgen,  natürlich  mit  Ausschluss  aller  der- 
jenigen, welche  Mai  schon  in  der  ersten  Ausgabe  der 
Bücher  de  re  publica  bekannt  gemacht  hatte.  ") 


18)  Waliischiinlicli  meint  Proklos  die  Stelle  De  anima  III,  2. 
jj  Sh  Toü  ataä-iiioü  ire'fiyi'-a  xai  x^?  ata&riaiojq  7\  uu%fi  iiiv 
ioTt  xut  fUit  etc. 

19)  Da  ,  wie  olun  bemerkt  worden,  die  bereits  in  der  Baseler 
Ausgabe  befiiidliclien  Bruchstücke  nicht  cingeseheu  wer- 
den könheu,  so  niuss  die  Möglichkeit  zugegeben  wer- 
den ,  dass  hier  vielleicht  ein  schon  bekanntes  wiederholt 
werde. 


609 


610 


Aiipcfülirt  zu  VI,  12.  S.  351  dictator  rem  publicum 
co/islituas  oportet. 

ISvv  ü  IIkÜtv)v  ZEol  Tijg  ■TToo'nrjq  SiSäoy.uiv  no- 
kireiac,  lunetrai  tuv  uKvjv  finuiovoyöv  (öc  ovv  6/' 
s/.tivüv  akvTUv  imev  etvut  zov  y.oof^tov,  diu  Tip'  av- 
roP  ßoii.tjaiv  fii'/iOTov  ovaav  dsofiüv,  ovzu)  ravci^v 
■vijv  TTokirEiav  uvx  dkviov  f.iti\  dv9(tto7iiviiv  oidc.v, 
iSvoXvTov  öe  tlucu  (pijoiv  diu  iijv  twv  cIo%uvtu)v 
•ioeTi'jv. 

Zu  VI,  20.  S.  358-  cerne,  quam  tenui  vos  parte  cnn- 
tingal. 

7/  fifv  TTEtiTTaq  ev  TB  T7J  djtXavet  roi'C  ntvre 
y.vy.LoL'i  diiarijOiiTO,  top  dgXTiy.cv  xai  diTar^jy.Tiy.ov, 
j')v  ^Ftiie(/tv6i>  Tooniy.ov  xal  dtoirov,  tuv  fiEOov 
Toi'iuji/  iij)jiisoivur  ■  y.ai  Ev  roi^  TtfMvioiiivoic,  TOti; 
nivre  öitikev  drru  ovo  (fvjcrTijpujv,  e!;a/QeTOvq  £%ov- 
rai  Tuc,  7looa&a(fa/oi<rEi^  '•"')•  y.ai  iv  toi^  oyrita- 
Ttoiioii    ui'Twv    TU    uoiOTov    Ekcc/B    Tiijv    ayvudrv)v 

U((OQlx^(ilV   TU  TQiyojVOf    TOV   OE  OkOV  /.OOllOV  IV  XliVTC 

Toic  OTOf/eiuideat  axij/tccoi  xai  Ttevre  y.ivTootg  avi- 
£7rkijoo)(r£v  ij  Sl  TSTQai;,  axijl^ia  i.ivv  tojv  xivoi'iit- 
vojv  d.vcsftydCiTai  t6  zSTodyuivov  tuv  8t  Cu)8iay.ov 
yi'yXuv  dniffTjKv  TST^afiEori-  töSv  de  n'kavi^Toiv  hy.d- 

OTip    Tag    y.tVl'jOEli    U)QtaEV    £l(A    ydg  TkTTUQE^,    IJ   ^^?i 

oiy.Eiüv  y.EvTQOv,  i)  y.aru  i^ifjy.og,  ij  y.ard  TtkaTog,  ij 
yiiTct  ßdduq  y..  r.  k. 

Zu  VI,  25-  S.  3R(.  ne  moveri  quidem  desinit. 

'O  iiev  oi'v  y.t'yXoq  ei/juv  eoti  vov'  fxtvfi  '/o.q  , 
y.aTO.  TO  fvioq  aihov-  y.ai  uouftatv,  y.ara  tuc,  yoi^i^ 
fioug  ai'Too  dwauEtg-  y.ai  Euiarotcpei  noui  io.vTov, 
y.ard  ti}v  navraxöQEV  avzov  ZEoikc'.jjßdvoi'aav 
ünoiuic  yvviaiv  y.ai  tu  iiev  y.tvToov  ei/.uüv  tou  ev 
ttvT(;i  voTjTov  yai  af.iEoovi  y.ai  ucpETOV  ai  oe  e/.  toi> 
y.ivTQ0V  yoannai  Eoiy.aoiv  Taic  aTcEiQOti  avTOv  dv- 
vd/iEotv ,  öl'  u)v  naQÜyEi  ttüv  tu  kavTif)  Ttkij^og  twv 
voijtlSv  )';  ÖE  7iE!3i(fe(jlu  dl'  ■>;•:  avvikiocrETai  Txukiv 
Ef'i;  tu  y.EwiJuv ,  y.ai  TiEomTvooETai  iiaviuyüdfv 
ai'TU,  zaii  voijoEaiv  raig  Etc,  tu  ev  y.ai  to  vuijtuv 
enEOTQajjuEvati;.  > 

Ebendaselbst  S.  263- 

JeQy.vl.kiöiK  ^')  Ti^jv  TOU  9e/ov  ac/juarog  n£oio- 
Öov ,  TO  ai'TU  TEkog  nuiuvuEvi/v  y.ai  «pjf(;V,  toP 
injÖETCoTE  au^nEOEiai^ai  tu  näv  o.iTU'.Tai-  y.aX  yu.o 
TTjV  (läßSov  Ti)v  TtEgi  TW  day.Tvko)  y.ivovhevi]v  fiij 
TintTEiv  Eüjg  dv  Tt£Qi8ivf]Tai-  y.ai  zov  int  Tr,g  yTjc, 
y.vktov^Evov  TQoyuv  Oiuvra  öl:  TavTO.  TliTtzEiv  £v- 
tfi'?-  £1  ovv  oi'vaTroy.aTuaTavTE^  Eig  iv  oijfiEiov  eoti^- 


'20J  Dieses  Wort,  wolih'  ni:iii  leicht  jjcncisl.  s^'"  i^üni'li-'  ngog- 
aipalQtai<;  vovzuscIiUigen ,  ündct  sich  nirhrmals  noch  hei 
Vettiiis  Valens,  heraiisscgehen  von  Rüther,  hinter  l^jckis 
de  niensib.  S.  /)37.    Es  telilt  noch   in  den  Wörtcrhiichern 

2|')  Ein  mir  uiihckannler  Scliriflstell.r ;  an  Derkjllos ,  den 
Verfasser  der  Argolicn,  fibrr  wclc^icn  vergl.  Rüther  ad 
Lyd.  de  mens.  S.  104  Boissonadc  Anccd.  Grarc.  T.  I. 
p.  417.  Zcitschr.  I'.  d.  Altetthnmsw.  1H34  Nr.  63.  S.  430. 
Nr.  121.  S.  974.  Jahn  Diss.  de  Palamedc  S.  33,  Ist  nicht 
zu  dcnkeo. 


nav  Ol  doiEOE~,  cavTuv  dvEnnt>ov  ■')■  vOv  öl  tu 
:iEouQ  uuTviv  doxi,.dkkiTi  yivETui  tteoioöov  y.ai  i) 
ovva.nuy.aTariTanii  uvy.  ovo«.  oTa.oii  dkk'  EcpEii-oia 
ri;s  lii'j-i  TlEpiudov  ,  Tljpit   Ti^v  y.uauiy.r,v  TO.tiv. 

Zu  VI,  2fi.   p.  2G3-  revertuntur. 

AÜTa.i    UL'V    (iptryal)   nukku    nupiv'Jeiaui    Ta.iiov 


Inaoyov  Tiukka  ÖE  ETTuoEL'dijoav ,  ai  IIEV  y.az'  uv- 
Qavuv  ovuuEutTtokoüoat  Toi^  oipuv/utq  Oeui^-  et  ör 
EV  Tuii  i'Tiu  yi;5  TOTiuii  Ttoty.lkaQ  iyuvfjat  iiETußa- 
OEig,  d.n'  äkkr,kv)v  ei\;  nkh;kui<g,o'jg  exüoti^v  i'jyev  <t 
Tijg  Tiosvig  vufiug.  —  Tug  ixtv  ovv  Ey.  ziji  yijg  dvtoü- 
oag,  y.uvEojg  UETkijacuaDui  xul  o.vx^iuv'  Ta.g  '5t  jf 
ovpavov  yaiiuioaq,  Eivai  y.aitaouq  tovtojv.  —  i^u 
ovv  y.ai  TU  o/i^uaTa  ijv  Evvka.  y.ai  ay.OTSivd,  y.ai 
ETI  Tr,g  na-ivxEoag  oi'aiag  dvaTiEnkijOiuvu,  TUiTug 
avyiioö  y.ai  y.uvEiu;  Eiva.i  fiEOTUi'  vjv  öe  y.oucfuTipa 
TU  ncQißl.riixo.Ta,  y.ai  (foiTCivoTEoa  öia  Trv  ev  ai- 
Qavii)  öiaT(jißi'.v ,    luicag  y.a.iluoujTEoa.i  y..  t.  k. 

F.  O. 


63.  Oeilrag-  zur  rirlUigei)  Eikiiiriinfj  der  soi^cnaniitpn 
ConstriiCiion  res  pro  rei  dejectu. 

Im  Januarheft  des  neunten  Jahrganges  (1842)  ilieser 
Zeilsrhrift  findet  sieh  ein  sehr  infere,<santer  Aufsatz  de.- 
Hrn.  Dr.  Grauer  über  die  ficiira  personata,  durcli  «ei- 
chen IN'amen  er  den  allerdinKs  tranz  unpassemlen  einer 
Construttion  res  pro  rei  dofectu  ersetzen  »ill.  Indess 
auf  den  ^iaulen  kommt  es  ni(  bt  an;  auch  die  lijjura  per- 
sonata  unifasst  bloss  einen  Theil  aller  hierbin  orehörigeii 
Falle;  und  ich  bemerke  nur,  <la.<;s,  nenn  Hr.  fir.  ^'1....».*, 
Reisis;  und  Hanse  seien  die  cinzijjcn,  die  lon  dieser 
Krscheinuni;  Korhensehaft  <u  j,'eben  versuelit ,  und  er 
nirgends  die  Bei.spielc  in  grösserer  Anzahl  zusauunen  ge- 
funden bat,  ihm  entgangen  ist,  d.iss  iui  Progr.ininie  des 
Gymnasiums  von  .Sonile;shausen  ISiO  von  Gerber  eine 
grosse  Anzahl  Beispiele  (freilieh  als  Belege  <ler  Constr. 
res  pro  rei  defectn)  aufgeführt  sinil,  und  dass  im  Pro- 
gramme des  Zwickauer  Gymnasiums  desselben  Jahres  sieh 
eine  Abliandlung  von  Kühler  befindet,  ilie  den  Titel  Ir.'lgt: 
de  veterum  srripfornii:  o?u  in  enuiitiationibus  veibo  affir- 
niantibus,  re  iieganlibiis.  Wenn  letzteres  Hrn.  (irauer 
in  Glürkstadt  vieUeidit  nicht  zng.'ingig  ivar,  so  ver«eisp 
ich  ihn  auf  den  Bericht  von  Jahn  in  dessen  Jahrhiichern 
lS3y.  9.  XXVII.  !.  p.  IUI  sq.  Ünab.'K'iiigi';-  lon  beiden 
habe  ich,  veranlasst  <lnrch  eine  Horaziscbe  Stelle  (Od.  1, 
28-),  eine  üeutunj;  des  be/eiclineten  Sjiraihgebra'ich.s 
versucht,  in  einem  besonderen  f'apitel  meiner  Quaest. 
lloratt.  part.  II.  p.  1'JO—  lo'..',  dort  die  mir  hekannten 
.Stellen  besprocheii  und  ilie  ganze  Erscheinung  auf  Griimle 
zurückgefiihrt,  »ie  ich  sie  auch  bei  Hrn.  (irauer  int  All- 
gemeinen jetzt  finile.  Dort  nird  Hr.  Gr.,  nenii  nirilt 
mehr,  doch  nngefiihr  dieselben  Stellen  behandelt  finden, 
Hclche  er  zum  Gegenst.iudc  seiner  Uiitersuchnng  geiiuicht 
hat.  \VenU  es  mir  nun  bei  iler  ganz  iiu.serhchen  F.is- 
sung   des  Köhler'sclien  ..\nfsatzes   gleichgültig   seiu    konnle. 


•U)  'Av  inuaov  ? 


fill 


612 


«las»  lliii  iliT«rllir  Oft  <11  (M'-irli(  k.iiii,  nts  i(  li  (las  !Mii- 
iii);o   ><'li<»i   »iiaiNiiiH'ii^rsti'ül    liaitr ,    .-«i)   iiius»   <•.<   mir   jcl^t 

.t„.j, hm    sriii  .    Hrn.  (ir.    auf  ilnii    ruii    iiiii    fiii;;«'»«  lil.i;,'!'- 

iii'i'  \\  i-^i'  <ii  lii'i;i';;iii'ii.  Im  EiiiiEriiK'n  »riilii-  irli  frei- 
Ih  II  Kill  llrii.  (i'r.  at>;  Kiiii^i-s  daioii  liiiT  zur  S>|jra<!ii' 
/ii    l.rin^rii,    ist    ilrr    '/.»i-rU    iliisiT    Zi-ili'ii. 

III.  (i'r.  lii'j;iiiii(  S.  ,'(l  si'iiii-  l'iTlorsiii  liniiK  mit  ••iiipr 
KriiitiTiiiij;  der  i-iit;;i'|;<'iii;<'so(/.ti'ii  Tliiitigki'it  der  (iiillfr, 
drr  |i<p-iliiiMi  und  iir(;aliirii,  di«'  ii  ll  pUiMif.ills  in  ilirer 
er(»?<Mi  AnsdcliMiinj;  1-  I.  |'-  l'-'-'l  "inl  t3U  iiaili}ji'i>  icsrn 
Iw.lic.  Si'iiic  Krkbrnii:.'  iiiu  Sli-Ilrn,  »ii-  Unrat.  ("  >S.  !), 
«Iirilo  iili  ^an/,,  nms.s  alii'i  in  |{i/.ii;'  aiifCir.  i\.  D.  II,  IVI. 
niirli  i'iiillial  XU  liiMlriiLfn  [jclirn ,  nl>  optlcdie  uicht  liPiSst 
im  Dunkeln  lassen,  Piiif  Erlvl/lrunj: ,  »nfiir  icli  Lman. 
^'1,  Ii4.i.  anfiilirrn  zu  können  glanlitc.  Di'ss;,'lei<lien 
(iiide  irli  S.  '.^4  den  ^.'aiiüen  Passu*  i'ilier  ilen  .Maiijtel  des 
l!e;;riHVs  eines  piqnickiMi'len  .Schlafes  liei  den  Grieelien 
und  Kiiniern,  nenn  nii  lit  an  und  fiir  .sich  falsili  —  man 
denke  an  den  lenis  sninnns  aj;restilini  lirnrnin,  —  Monijf- 
>teiis  fiir  den  liealisieliligteii  Ziieek  iiliei  fliissi^'.  Ilr.  (ir. 
Iiat  seilet  ri(  litij;  erkannt,  dass  in  .Stellen,  »ic  lliad.  X, 
US.  Od.  VI,  V.  XII,  J.SI.  I'nr.  Od.  III,  4,  II.  der 
Heiiriir  der  Scilla fiigl-eit  ("l>  der  unzeitigen,  fraj;t  sieh) 
niillm  eiidrg-  ans  dem  /nsanimpnliant,'e  lieriiirgehe  ;  «enn 
das  der  Fall  ist,  s(»  liediirfcn  h  ir  Heiter  k<'iiier  Erklä- 
riinjt  für  die  Particfjiia  fiiligtittm ,  üoriiffo;,  äddty/.o- 
xtz.  Znin  ISeueise  fiir  <lie  Ku  lili({l>eit  der  Beliaiiptnng, 
da-s  sumnus  ni<lit  lilnss  der  Schlaf  sellist,  sonilern  am  li 
nhiii'  »eitere  I'ersnnifieirniijf  nder  Indn  idnalisiriiiii.'  dor- 
miendi  cilliidiliin  sei,  hal>e  ich  auf  .Stellen,  nie  Terelit,  fleant. 
lil  ^,'.  u.a.   •Piwiesen,    rf.  I.  I.  (i.   1  ,'.j.     VVie  nalie   aber 

»eilst  .'•  ■  priisais«  heil  Jlijiraehe  die  pnetisc  he  Anffassnii;;  eine» 
lie^ififles  lie^'eii  kann,  zeij;eii  uieder  die  Wiirter  snmnuü 
lind  Scilla/'.  \Vie  »irsajjeii:  ,,iiii<h  iiier/ällt  der  .Schlaf', 
Sil  iler  Lateiner  Alexandi  um  somnun  ariipuil  (Justin. 
XI,  1.3.)  ,  ixiinit  man  ler^jl.  Oriil.  lAlet.  XI,  631-  .,'«- 
Iiilui'  -niiinns  in  artns.-'  —  S.  'J4  K'"'''  f'""-  ^''-  i'i'ier  zu 
einer  An/alil  .Stellen,  in  »elchpii  die  Diippelivir kuiig  der 
Utiller  am  /leulos  nach;;!'»  iesen  »ird,  und  gUnht,  nie 
es  liei  diesem  sehr  natiirlich  genesen,  ilass  er  seinen 
l  nli'ilhiiieii  das  Ziel  ihres  Thiliis  und  LassPüS  vnrschreilip, 
>(i  kiMine  .-iiicli  jeder  besniiderp  ^Vlild  in  seiner  hesoii- 
liereii  Sphdre  an  seine  .Stelle  treten.  Zum  Celeje  dessen 
«iril  S.  '.'.T  Ifnr.  Oil.  I,  ,'3,  |.').  angeführt,  niiil  damit 
sehr  richtig  in  \'erliindnn;j  i^eliraiht  das  ^  ir;;ilisclie  pla- 
ciiluiii  ve/i.lin  slat  i/iiiie  ( Aeii.  III,  h.S.  liucul.  '2,  Jh.). 
liier  bin  ich  nicht  (.'an?,  mit  Hrn.  (iraiier  pinverslaiiilpn , 
ulaiile  vieliiiplir  auf  eiiir  bei  ilen  alten  Dichtem  geUu- 
li;;e  Aiiirassiiii<;  des  Sturmes  hinneiseii  zu  mii.oseii  ,  nach 
welcher  dersellip  Piitsteht,  entiipder  durch  übermässigen 
EinfliKis  eines  besliuimteii  Windps  auf  ein  bpsfimmtes  Mper, 
oder  durih  den  Kampf  mehrerer  Winde,  die  sieb  um 
die  Oberherrschaft  zu  streiten  scheinen.  Der  Ilnraüische 
Au>ilruck  (jUii  iioii  ailiiter  Hadriae  niainr  niaj;  hier  das 
erslere,  die  «cliiine  .Stelle  bei  Oiid.  Trist.  I,  '> ,  >^  sijq. 
oder  Priipert.  111,  15,  /)[.  das  letztere  beweisen;  »eitere 
ßeleje  am  an{;efnhrteii  Orte  p.  IJö  sq.  Daraus  ergibt 
»ich  ,1111  einfachsten  das  ^'irjjilisclK-  placataque  venli  dant 
maria  ,  inwiefern  namlich  nach  einer  andern  Stelle,  die 
Hrn.   Gr.   entgangen    ist,    die    Winde    selbst   placidi  siuiL 


Vir; II.  Aen.  V,  7()1.  Im  A'erlanfe  bemerkt  Hr.  Gr.  mit 
Iti'cht,  ilass  man  in  Statiiiriing  einer  freien  persönlichen 
>Virkiiiig  iler  Dinge  nicht  zu  weit  gehen  dürfe,  um  den 
Allen  nicht  den  l'nsiiin  zlizumutlieii ,  Thürrie^rel  und 
.Spanien  für  freie  We!>en  gehalten  zu  liaiien.  Dabei  er- 
laube ich  mir  aber  die  Itenierkiiiig,  d.iss  allerdings  solchr 
Ausdiücke,  wie  snlvil  iain  Jiliula  veslen  bei  \'aler.  Argon. 
I,  4j'l-  nur  in  der  PerMiniiii  .itioii  ihren  L  rsprung  h^iifii, 
ilass  »ir  ilabei  ili'iikeii  nii'issen  an  ilie  piietisihe  Farbe, 
liiid  il  ISS  bei  iler  eiitsi  hieileiieii  II  iiineigiing  iler  Alten  7Ur 
iiiiicri  len  Darsti'Uiing  die  .Sjiraihe  sich  in  jeilem  einzel- 
nen Falle  iliiri'haiis  nicht  der  eintretenden  liiilit  iiliiali- 
siriing  im  strengsten  .Sinne  be«  us-t  zu  sein  braiiilit.  Oder 
ui'riliii  »ir  es  Ijiilgnen,  ilass  ilergleiihen  vorgeht  in  sol- 
chen WeiuliingeH:  fibulit  mordet,  mnrdaci  dente  capitis 
Das  inordere  und  ili'C  dens  »eisen  ileiitlich  ilie  eingetre- 
tene PersoiiificatiiiH  nach.  L'nd  »enn  ila ,  »aiiini  sollen 
»ir  sie  nicht  linileii  in  ilem  eine  freie  Th<ltigkeit  postu- 
lirenilcn  \'erbiim  tsnlvere?  Ganz  versilxiedenartig  und  mit 
Recht  n!s  bi'sondrre  Art  hingestellt  sind  die  snilann  von 
Hrn.  Gr.  bihaiidelten  vociil/iila  media,  »ie  valetiiilii,  for- 
tuiia,  ingeiiiiim,  vires,  actis,  tides  u.  a.,  lauter  ubutracla 
Begriffe,  für  <lie  »ir  zum  Tlii'il  ganz  adäquaten  .AU'^druik 
haben.  In  solchen  F/illeii  überlassen  es  ilie  Altin  iler 
Combination  des  Hörers  oder  Lesers,  sii  h  aus  ilen  \'er- 
liältnisseji  und  ilrm  Zusamnieiihange  ilie  genaui're  Uestiin- 
iiiung  zu  finden.  Hr.  Gr  wird  ilasselbe  wohl  meinen, 
»enn  er  S.  '.'(J  nun  IMaiigi'l  iles  absoluten  NVnrtgehalti  s 
im  Latelnisi  hen  unil  Griechischen  spricht,  und  ili'innach 
meine  Krkl/lrung  I.  I.  p.  Iv'j,  r.'<,  IJ7,  1311  billigen. 
Darum  füge  ich  über  iliesen  Punct  nur  noch  hiiizii,  ilass 
Hl.  (ir.  S.  <()  das  Hinzutreten  iler  Negation  iliircli  das 
Präilicat  in  Füllen,  » le  lilr/.rjv  (ivtldi  leiv  insofern  »olil 
zu  streng  ziirüikge»  lesen  hat,  als  nicht  zu  h'iugnen  ist, 
ilass  durch  ilie  Verbiiidiing  ilieser  beiden  liegriffe  ein  ge- 
» isser  ^Viiler^t^eit,  eine  Art  Oxvmoron  entstellt,  »odiirrh 
iler  relatiie  liegrill'  (i/yr,  in  seiner  einseitigen  (ieltiing 
erst  fixirt  »iril.  Der  relatiie  liegrilT  iiiuss  an  iiiiil  für 
sich  scli»aiikeii,  und  Hr.  Gr.  sagt  ganz  trelfend:  „da« 
Maxiiuiiin  und  niiiiiinnm  der  fiiles  bleibt  iloch  immer 
fides,  aber  die  negative  Seite  lerliert  sich  am  Ende  ro 
weit  loiii  IMiltelpiini  te  ,  iiass  sie  als  das  (iegentheil  von 
dem  erscheint,  »as  sie  sein  sollte'  ;  »omit  vergl.  meine 
(Juaest.  p.  II.',  » o  Hr.  (ir.  ebenfalls  die  ganze  iMasse 
der  Stellen  in  3  Ablheiluiigen  gebracht  iiiiden  »ird.  Ich 
habe  ilort  eingetlieilt  1  )  magnain  locoriim  parti'in  rerta 
interpretaiiili  ratiune  anferri,  J)  iu  aliis  ^ouOir)li/7l(/liul' 
inrsse  qnandani,  3)  eos  deniqne,  qui  pravae  illi  iloctrinae 
maxinie  videantiir  faiere,  universain  aliquani  iinagineru 
vcl  seiiteutiam  exhitere,  quae  quuin  complures  partes  >el 
geiiera  liabeat  legentiiim  iudiriii  ita  obnnxia  sit  ,  ut  quid 
res  feraiit  recusentve,  inde  eligatur.  In  iis  auteni,  quae 
fieri  possint  vel  iiitelligi,  iiegationem  posse  ipsani  reperiri 
quis  iiegabit?  Res  eniiu,  quae  paulatini  minuuntur,  tanileni 
evaiiescunt.  Kr.  ','.  und  3-  stimmen  mit  ilen  beiden  Ab- 
theiluiigen  bei  Hrn.  Gr.-,  ilie  .Stellen  aber,  »ilihe  der- 
selbe als  Nr.  .3.  zusammenstellt,  bangen  mit  ilen  voca- 
bulis  mediis  insvferti  »enigsteiis  zusauiineii,  als  die  Spra- 
che hier  nur  eiiieu  Schritt  weiter  tbut,  inilein  sie  Wörter, 
deren  Natur  nicht  gerade  relativ  ist,  mit  Berürksicbtiguog 


f)!;i  6 14 

ilcr   torsrhidlrnen   ni{)Klirhrn   Verhaldiissp    als    »olrlii'   It-  rut   ilas   l'und/iini-nf   riurs   Tliurinrs,    xiii    ilfsscn    Fiiss    cim 

liaiiilpif.      So    ist   Iliail.    XIII,    Iti.Ö.   XXI,   4ö6.    /U    fassen.  .^lol«   sich     in    tlic   Spp   crstrcc  It    zu    liabcii   srliriiit.      SSu- 

UaKi-gcn    betraclile    irh   lliail.    177.    i(JOji'  filjvioci  ,   Iliail.  Ii'iiri's(e     iiiiil    zum    Tlipil     si  lioii     lirliaiiciic    .Siriiif     lio;;«» 

I.   ti.j.    ei'X'J'tiji   ITt/fjeiKflTai    iiml    Kurip.    H.ppnl.    Ki'IV.  filicrall    innlipr,     Uurz,     rs     ist    fast    so    vii'l    loii    ilpr    rönii- 

Tlftrjq   eneiiCfifr    liflifr    aU    Osyii.ora ,    »ie    d/.y.ljv   üvll-  srlicn,   als    von   <|pr   irirkisrlirn    Sladi    iil.ri;;." 

diZin'.     Das    IIora/.isrlip   munera   te  co/iiient  nennt  Ilr.  G.  ,,Ani     inti'tcssaiidstrn     alier    Haren     nur    die    zierlirlien 

auffaltend  kühn;    irh     finde    es    nirhl    knlmer ,     als   unsiT  Ri^sti-    eines    romisilien    Ilanses,     «elilies     in   den    W.'inden 

deJanfifTPs :    „(/er    Postwagen   hat   mich    aufgehatlen*'    oder  einer   Schluiht    un\ieit    des    Caslrunis    sleckl.       Auch    naeh 

«as    Datier   Or-iiires     d'Horare    Anist,     i;,';.    p-    'J4i<    «er-  der    Donau     zn  ,    dritlhalli     Sinnden    von    llas>ova,     fanileu 

gleicht   snn    ei/ujj)age  t'a   retenu.    Betrachten  ii  ir  auf  diese  iiir    eine    inerU«  lirdiüe    Ruine;     die     Türken    nenni-n     sie 

^Veise  den    SpraihijeLraiirh  ,  so   sihtiindrt  auch    die  lel/.to  Adam  •  Ivlissi    oder    Adaniskiri  Iie.      Es    ist   eine  kiippelarlj;j 

Spur    von   der  unlo;{ischen  Conslrnctlon  res  pro  rei  defeiln.  {foiollite    soliile    .Sleinniasse ,     iielche    früher    mit     Hrliefs 

Aachen,    im    M.'lrz    ),S4'J.                               Ditlenfjurget:  ""•'    Raulen    hekliidet    genesen,   deren  Tnhiinier  jetzt  ..  eit 

umher   /.erstrenl    liejjen.': 

,,Znei     versihiedene    Versuche     sind     ;,'emacht     »vord.'ii, 

III    din    Kern    diiser    harten    N  iiss    zu    drin;;eii,     aiier     lieule 

FerSOnal-ChrOIlik    und    IMisCellen.  •'■r-eld.ch;     eine    Art   Stollen     »ar    mit    uns.'if:l,cher    Muhe 

unter    das    Iiindaincnt    {redriiii^en  ,     ohne     etiias    zu    fiinleii. 

Komische   Allertliümer   in    Kleinskythien   (Dobrutsrha).  ^"'  '^"'"''   '""'K*  ■'•'luil:cli   nach   Au.spii   jetzt  nur  jene   1..- 

kannte    .>Iisrhurj;    >oii    rohen    .Steinen    mit    nuiidestens    il.in 

Schon    früher    ist     in    diesen    lilättern    (IS-tO.    >'r.    V(i.       so     vi.-l   jetzt    steinhartem    Kalke;    alur     mitten     in     d r 

S.  •in,}    von    einem    römischen   Walle   (('■■prochen,    der   sich  .Hasse   steckt    ein  Kern    aus    ina.htitf  l.ehauenen  Steinen    _ 

.on    der    Donau     Ins    zum   sch.varzen    iM.-re    hinzieht,    .md  >Vahrs<  liemli.  Ii     ist     das    <;anze     das    (iral.mal    eines    i,m,m- 

irrthiimlicher     Weise     dem    Kaiser     Trajaii     zut;eschriil si  lieii    I'"eldherrn.' 

»orden    ist.       Es    ist    bereits   a.    a.  O.    se.eigt    »orden,    (lass  Wer     si,.l,t     „i.ht     M)j;leich     aus     du-. er     üesdireibu 


IS    1 


dieser  Wall    einer  sj.ateren  Zeil   anjfehört,    und    ebenso  irr-  Jas,  di»  innei),„||,  ,|,..,  südlichen  Walles  l,eliii,llicheii  Castra 

thümli.h     dem     Tr.ijan     beiKelegt     ist,     «ie     mau    die    »e-  zur  VerthcidiiTung  ,.,r„.l,t,.i  s,„d,  und  » alirscheinlich  ein.m 

festi;;nnj!SHprkB   der    Hunnen    und    Aiareii    mit   dini  INamen  llückzujje  ihr  Dasei»  vcr.^„i.p„^  „,.|,.j,,.r  ,,„„,., ,^,^„  „,ir,|,._ 

Trajan's    Furche    bezeichnet   hat  (Francke,    zur  Geschichte  narhilei»     die     \'crtheidij;iiiij;     .1.,^     I,,.i,|ri,  "\\;il|e     aiif'e- 

Trajan's,    Güstrow    IS.j7.    S.    103    f.).  "eben? 

Es  mii^'en  hier  die  neuesten  >arhiichteii  fol^'en,  ml-  ,kj,.it  Kaiser  Aurcliaii  die  Hoiruiiii^'  a„f^,.|,,.„  ,„,m^,,. 
che  »ir  dem  Wrfasscr  der  Briefe  über  Zustande  und  ,Us  linke  Donauufer  nieder  zu  ni"»i'""'"i  '"'"•  brankteii 
Begebenheiten  in  der  Türkei,  Berlin  ls4!,  »crduiken,  ,1,,.  Römer  sich  auf  die  Itelniiptuiitf  lies  rechten  Doii.ni- 
niid  iielche  lollsfanditC  K*"""«  sind,  iiiii  über  den  Ziieck  nfi-rs  durch  hedeiitende  l"i-stuiijis«  er  ke.  Aus  ..eii  t'oii- 
diises  röinischeu  Walles  Aiifklaruiij;  zu  [jebeii.  Es  lieisst  Ktitnlionen  des  Kaisers  Dioclelian  ■■r.-ehen  « ir ,  da-s  liie- 
hier  S.  I()4:  „In  diese  üde  Ge;;eiinari  ra;{i'ii  die  Trüin-  g^r  Kaiser  sich  an  veiscliiedeiien  Pnncteii  ilcr  Donau 
luer  eini'r  fast  zneitausendjahrij;eu  \'ei};ans;eiilii'it  Jiiiiein.  j,ar  Abwehr  feindlicher  Einfalle  aufhielt,  zu  Viuniiaciiim 
Auch  hier  sind  es  Römer,  »eiche  ilirfii  iNanien  mit  un-  Cod.  Justin,  c.  21,  2,  l'Jj  «"•  S,  2,  2U  ff.  zu  Rctiaria 
verloschlichen  Züijeu  dein  Erdboden  eiii;,'e;,'raben  haben.  (Rafiaria)  c.  S,  () ,  Öl),  c.  35,  7,  61.  z"  Durosloluni 
Der  doppelte,  an  einzelnen  Stellen  dreifache  Wall  von  (Silistria)  c.  4,  5,  7.J ,  c.  6,  8,  42.).  Aus  dieser  Zeit 
Czeriia  »oda  (Uogaskioi)  hinter  der  Seereihe  von  Ka-  mag  der  erste  Wall  herrühren.  Von  dem  nächsten  >'ach- 
rasii  ueg  nach  Kustendsrhe  (Constanliana)  am  sclmar-  foUpr  Coiislanfin  1.  «vissen  vvir,  dass  er  Vcrsrlianziiiij;eu 
Zell  31eere  hin,  ist  überall  nach  8 —  UJ  Fnss  lioi  h  er-  an  der  Donau  anlegte.  Ein  Tluirm  des  Constantin  Hird 
halten;  nach  Aussen  ist  der  Graben  eingeschnitten,  und  unweit  Nikopoli  gefunden.  In  dieser  Zeit  kann  die  Stadt 
nach  Innen  liegen  grosse  behaiiene  Steine,  «eiche  eine  Coiistantiana  ♦)  entstanilen  sein,  welche  für  Constantin, 
maditiire  iManer  gebildet  zii  haben  scheinen.  Der  »est-  als  er  im  Jaliro  3.'3  mit  den  Goflien  kriegte,  doppelt 
liehe  Tlieil  dieser  l'erschanzung  hat  die  Seen  und  ilas  « iehtig  werden  inusste.  Denn  einmal  erleichterte  sie  die 
siiinplige  Thal  am  Karasii  ,  » ie  einen  Festuii;:s;;raben  Zufuhr  von  der  Seeseite,  uinl  dann  bot  sie  zu;:leich  einen 
dicht  vor  sich,  von  dein  Dorfe  ISurlak  aber  ijstlich  setzt  Stützpunct  und  sicheren  Zufluchrsort  «lar.  Der  zweite 
der  äussere  Wall  über  rtic  Tli.ilsenkiing  hinüber,  und  ist  Wall  und  die  Castra  gehören  der  Zeit  des  \'alenä  an. 
überhaupt  fast  ohne  Rücksicht  auf  das  Terrain  geführt;  Da  der  äussere  Theil  des  üstlicheii  Walls,  fisl  oliiie  Riick- 
der  innere  südliche  \Vall  zwlit  in  ungleichem  Abstand  .sieht  auf  ilas  Terrain  aiifgefnlirt  ist,  so  niiiss  dersillie 
von  Kl'l!)  zu  .'(•  i()  Schritt  hiiitir  dein  vorigen  hin.  \'on  [,pi  ^,.|n  Rüikziige  der  Körner  enistandeu  sein,  lon  «el- 
Eiitfernung  zu  Entfernung  rückH.'rts  findet  man  die  Sjiiir  ,  hem  .Immianus  Marteilinus  (ed.  Lindenbrog  4ö2)  er- 
der diirchschnitllif  li  3' i' I  Schritt  iii's  Geviert  grossen  Ca- 
stra, deren  Form  und  Eingänge  noili  uillk neu  deut- 
lich erhalten  sind.  Auch  die  üiii«al«,ng  .ler  rö.niscben  *)  f;""*'""'!«""  '','>"."  ""■  t'"'"t.inl,r.  I.  zmn  (.niiuter  haben 
.,  ,  ^  .  ^  ,  ,  .  ,  ,  ...  Constans  slJnd  iinini-r  am  lilicin  Mn<l  niicli  Cunsl.inliiis 
bfadt  Coiistantiana  ist  noch  da;  sie  l-hnte  mit  beiden  sah  diu  Donau  nicht.  Her  I.t,lei.-  scliemt  nur  einmal  in 
Flügeln  an  das  steile  .lleerufer,  und  schnitt  so  dii' Land  ■  Siiniium  aul'  jcinciii  Zuge  von  Constaiilinüpd  nach  Italien 
zange    ab,    auf    welcher   die   Stadt   lag.      keuicrkensn  eitti  gewesen  zu  sein.     Cod.  Justian.  c   6,  3,  20,   c.  ;21,  T.  6's 


()|3  6I(' 

tk\M       >alcii.s  nin-is  Olli  achl-.Aiui'S  Alis«-   aiit  ilic  li'"  «Clin-  ihIci     iihnlulipii    IMoiiunioiif    j;cli(irt    zuhaben.      iSolItee? 

der    rc'iiiii''    aii     «lor    DiinaiiiniiiHluiiK     jc'i'^l't    ••■■»•'<'"'  "" ''     li'fäusst.rllcii ,     ila.ss     ilicss    die     porta     i>rapti>ria     iles 

J,  I  j<^_    >oi-.    ;i(iT    in    .ll.irriaMii|ii'l,    liliiT«  iiilcrtc  alten    Majj^inijaeiiiiis    war,    so    iiiril    die    Ansicht,    die    mau 

«l-r^Halir^iIieinlicIi   daselbst    Lei    dem    H.ere   (("o.l.  Justin.  In>lier    ton    der    La-,'e     des    Castrnms    hatte,    ganz     nni^e- 

,  .,,     j,)\    „,„|    »ar  im  J.  ;{til'  <len  •)•  •"''''i  '""'  '-''^- •'"''  slii.-.eii.        Rtfcrent     enthalt    sieh,     irj;eiid     eine     iMeiniinK 

«.e.l'er    in    .11arciaiio|.el    (Cwl.    Justin.    ('.    4,     1-',     i!^,    <'•     l,  au-/n-l. reellen,    besonders    da    dies»  Steine  noch  lanjje  nieht 

.       ^  «„,    1     ^^,,1    ;<(,s     liefiml     sich     Vali'iis     nii<  h     zu  s.'lininllich     aqsse;;r,ilien     sind.        üie     lü^enthiiiner     dieses 

'Jitieri.-is   (C     .').   3,    l'-'-V     Es   niiisscn   also    «ichti^e    EreijJ-  >Veiiiliergs ,    «o    eine    neue   Stras.-e   angelest    «ird,     liahen 

iiisse  «ien  Kaiser    nach   der  Donau    >;rfii!ut    hal.en.     .Iliinzen  im    .Sinne,    diese   .Steine    »o    moclich    auf  die  urs|iriinsllche 

sind,    »o    viel    mir    l.ekannt,     l.is  jetzt    dort    nicht    j;efii.i.leii,  Weise    wieder    znsainn zu  setii'ii,    und  so  ein  altes  Tliot, 

i|i-i,f,' j(,,.,.    „„ter   so    Ijedeuteiiilen  l'elierresten    römischer  oder    >>as   sich    ilaiaiis   s<!il:essen    l.'isst,    am  nUnilichen  Orte 

VeslUi.-suerke    noch    in    -rosser    Zahl    gefunilen    »erden.  nieder    herzustellen.     —      Kleinere     (ie;;eiistande  ,     die     ili 

."  '^  f      ('     II     Hurmchtcr.  i^'"'".!?''    !?esen»attij;,     «je    auch    früher    oft,     anfsefunden 

■"'"'"■  «erden,    kann    Ileferent   iiherj;elien ,    da    ihm    lii>her  iNicliI» 

■Mainz      Vnfaii"  ;Mai.    In  den  letzten  zivei  .Monaten  sind  von      besonderer    liedenliiof;-     zu     Gesicht     [;ekomiiien     ist. 

Inrr     »ieie  '  Alterthiiiner    aus     der     lldniorzeit    anfgefiinden  Ebenso    ist   auch   von   den    iMiinzen,   .so    viel  Referent  »eiss, 

»oiden.     Ho.on    nur    die    hau[i{s,'ichlichsfen    hier    eru.'ihnt  keine    besonders    merk»  lirdig.     Wenn    iibrit;eiis  aueli    diese 

»erdei/soU Zuerst    fand    man    in  Zahlbach    zwei  Sar-e,  kleineren  Gecensl.'ü.de    »eiii-er    von    allgemeinem  Interesse 

«„rin  sich  die  Geriiipe,  »eiche  mit  «Mis  belegt  »aren,  sind:  so  ist  es  «loci  immer  der  .Mühe  »erlh,  sie  hier  zu 
noch  -anz  erlialten  halten.  In  der  Hand  eines  derselben  sammeln,  »as  i-i,l,er  minder  der  Fall  »ar,  indem  die 
fand  man  eine  'Miinze  aus  der  Zeit  Trajan's.  .An  der  meisten  so-enanntcn  Anticaglien  au  andere  Orte  ver- 
Mßnze  hatte  sicli  noch  etwas  Lein"  and  erhalten ,  »vas  um  schenkt  oder  vert«nscht  unrden.  Daher  »ar  es  sehr  an 
"so  inleressanter  ist,  als  uohl  in  hiesiger  Gebend  von  sol-  der  Zeit,  d.iss  Freunde  der  AÜerthumskunde  in  unse- 
«hein  Stoffe  >i<hts  aus  so  alter  Zeit  sich  finden  durfte.  rer  Stadt  schon  vor  einem  halben  J.ilire  Zusammense- 
in den  Sä<i;eii  »aren  nur  noch  einii^e  Gl.'lser  von  j;e-  treten  sind,  um  einen  Verein  für  Gesehi.hte  und  Alter- 
Mohnlichcr  Torm.  Da  keine  Inschriften  sich  dabei  fan-  lluimskunde  der  Provinz  Hheinhcssen  .  der  bereits  schon 
den.  sc^  kann  man  über  die  l'ersoneo  nichts  Ijesliinmtes  mehr  als  ein  Jahr  im  Werke  ist.  endlich  ins  Leben  zu 
■••11  um  so  «eniirer  da  '"  j'eder  Zeit  so»ohl  hier,  rufen,  damit  aufjiefnndene  Alterthiimer  in  dem  Aliiseuin 
■  l>r  ai  ai  dern  Orten  ah"''''""  ^'"'»'^  ans!;e;;raben  »urdcii,  von  Mainz,  »elcles  noch  diesen  .Soinuier  in  «•inein  v.''- 
I    , I   .„.,;,,. II.    dass    dieienisen    irren,    »eiche  mei-  r;iumii;en  Locai    allfeine    »lirdijic  Weise  eintrcriclitit  ivcr- 

he    Ko"""'    liHlten    in    der    besseren    Zeit    ihre   loiiteii  den    »ird,     j;esamuiflt    und     in    z»angIosen    Heften,     «eni. 

,l,riiii'l,    da   mau   vielmehr,    namentlich    »as  die  Pro-  es    \\ü\\\\^  ist,    besclricbeii    unil    erklärt   v»  erden.     Die   Sta- 

«iiizen    betrifft,    leicht   tlarthiin    künnte ,    dass   das  ße^r,al,p„  tuten    dieses    A'ereins    sind     bereits    der    hiiihsten    Behörde 

der    Todten    ebellfall^    nicht    imife»  ohnlicli    »ar.   —    In    der  zur    Genehniij;nnj;     orjielegt,    Und    die    Stadt   liat   schon  zur 

Stallt    ."Main/    selbst    » nrde   «ler    untere    Theil    einer   Statue  linterstiitzunj;      dieser     vaterländischen     Zwecke      mehrere 

auf;;i'fMnilen.      .Sie    steifte    sicher    einen   .Mercur   vor,    wie-  hundert    Gulilen     jahrlich     beitra[;en     zu     »ollen     erklärt, 

hl     nur    ein    l'uss     mit    den   Fliijjeln     j;anz    erhalten    ist.  Sobald    der    Veieiii  die  Erlanbiiiss    zu   seiner  Coiistituunnj; 


Diess     irei;;en     die     Attribute,     nümlicli     eine    Schildkröte,  erlangt   haben    »ird,    »ird    man    nicht   unterlassen,    in    du 

auf   »ehher   der   eine  Fiiss   des  Gottes    gestellt  schien,    ein  seni  ,   der   Alterthniiis»  issenschaft   gewidmeten,    lilatte    dar- 

Hahn     und     ein    \>idder,     die     zum    Theil    ganz    erhalten  auf  hinzuweisen.                                                                           KI. 

»ind.      S(  liaiic  .    dass     es    nur     ein    IJriichsiiick    ist,     indem  n     •  i     i .                 ,•          ■          i    i          .        i         i-        , 

.,                                 t-                      1     1.,           ■•            I  Heidelberg.       \  on    der    pliilnsunnisclien   lacultat    der 

iiberb.TiiMt    vom  .lieKiir    wenige  Statuen    erlialteu  sind,    unu  ,  •                ,,             .         •       r..       i             i    i      ,    i          i        i    i    i 

,',       .,             1           •!                       1  i          .^111  ■                     1-  hiesigen    Universität    ist    liir    dieses  .lahr  l.olgende  iiliilohigi- 

nainentlich     diese    drei    ihm    geweihten     1  liiere     in    dieser  i      o     ■  r                 j    n         i-           .         i        .     ^       .             ^  ■ 

,.      ,  .     ,              .    ,                 ,                       ,     .                     i\       o.  sehe  Ireisrrate  gv'slelU:    disseratnr  de  situ  et  üntniuitatibus 

\  erbindung   nielit    vor znkuinmen    scheinen.   —    Die  Sarge,  ,         .      ,    ■           .     r  i         ■         >    i    ■           i        i    i          i  ■      . 

.,,,.-,,              ,11             I                     -1  insulae   Aiiilri    und     tolgendc    nhilologiscli-ijuilosonhisc.he: 

Moriiiis   ledoch    die    Gläser    aliliandi'u    gekommen   sind,    so-  •       ,       .        ,                  ,                      ■             i-      .                       ■           • 

.   '  t.                        ,      ,           ■>!    •             11                     1           1  Aristotelis   doclrina   de   tategonis    exnlieetur,     cum    Kantii 

"IC     ilie    jMatue.     siml     dem     .Mainzer    lUuseum     übergehen  ,                     •            .           ■■              <•                                           ,          ■ 

,                   ,,.'             1.1..             1             i-     1   .       1  doctrina     de    categoriis    eonteratur.     utriusnue    dnclniia    et 

worden.     —     Die     incrk»  lirdigste    Ausgrabung    nndet    aber  ,        ,             .           .,.,     i             ,        ' 

...          .   ,              "      ,          ,                       11-  similitudo   et   dissimilitudu  exnlanetnr. 

eben    noch    im    Kastrich    statt,     eben    da,     wo     »ahrschein-  ' 

lieh  die  JMaHcr  des  rofnischci!  Castrunis  sich  befand;  oder  Rom.  Die  Arbeiten,  »eiche  «lie  Cekanntmacliung 
sie  lag  wenigstens  nicht  weit  davon,  liine  grosse  Anzahl  des  Kupfernerks  über  das  ctrustische  iMuseiim  zu  Rom 
von  zum  Theil  ungeheueren  Steinblöcken  mit  uiannirh-  betreffen,  haben  aufs  IVeue  mit  vieler  Lebh.iftigkeit  be- 
fachen ^'erzierungcii  sind  an  einem  Platze  in  einer  gros-  gönnen,  und  man  vermutket,  der  Papst  »olle  dieses 
»cn  Vertiefung  gefunden  worden,  wohin  sie  mit  Gewalt  Prachtwerk  bei  irgend  ci«er  der  bevorstehenden  Festge- 
gestüfzt  waren.  Die  l'erzieriingen  sind  ohne  Zweifel  legeriheiten  an  hoho  Personen,  vielleicht  auch  an  das 
römische  Arbeit,  und  mau  ist  sehr  gespannt,  ob  nicht  diplomatische  Corps,  eis  Geschenk  vertheilen.  Ob  das- 
viellcicht  eine  Inschrift  die  liestiiiimung  dieser  Trümmer  selbe  in  den  Kunsth3<i<lel  gelangen  »erde,  ist  noch  uii- 
uiigibt.      Jedenfalls  scheinen   sie   zu   einem   gro.sseu  Thore,  gewiss;   Viele   verniithen   das   Gegentlieil. 


Zeitschrift 

f ü  r    die 

AI  terthu  ms  Wissenschaft. 


«Juli   1S4S. 


(j4-.  Procliis,   ex|)osition   ile  sa   «Inrfrine.     Par  A.  Berger. 
Paris,    Lailraiigo    ( s.    a.  ).      1     lol.      1>T    Seiten     8. 

(3   fr.    :J0   c).     , 

Von  einer  Munn^raphie  i'iber  einen  Srliriftsteller  ili'irfto 
'naii  eine  ^Tünilliclie  UntersucLiin»  liUer  den  jTanze«  Um- 
taiij;  seiner  verlorenen  und  erliultencn  Srliriften  ertvarten. 
Wo  über  Erlitlieit  und  Integrität  der  Schriften  Zweifel 
ist,  sollten  diese  vor  allen  Dingen  zur  .Sprache  kommen. 
In  der  vorliegenden  Schrift  finden  «vir  über  solclie  Sachen 
fast  iVichts.  Nur  im  Anhange  ist  Einiges  i'iber  <lie  Zeit- 
folge der  philosophischen  Schriften  des  Proklos  ange- 
führt, wie  es  beim  ÜiXcerpireii  derselben  leicht  sich  er- 
giljt.  Auch  über  das  Leben  unseres  Philosophen  erfahren 
wir  nur  ganz  beiläufig  Etwas.  Nur  von  der  Lehre  des- 
selben nill  der  Verfasser  handeln,  wie  der  Zusatz  des 
Titels  sagt;  noch  genauer  würde  er  lauten,  wenn  er  auf 
ilie  philosophische  Lehre  beschränkt  worden  «are.  Diese 
ist  denn  freilich  die  Hauptsache  beim  Proklos;  doch  darf 
man  darüber  seine  übrigen  Bestrebungen  für  die  alte 
Literatur  u.  s.  w.  nicht  aus  den  Augen  lassen,  wenn 
mau  auch  nur  die  Uedeufung  seiner  Philosophie  erörtern 
will,  wie  auch  iler  Verf.  das  Verhältniss  seiner  Philoso- 
phie zur  griechischen  JVivthologie  nicht  ganz  hat  über- 
sehen   können. 

Wir  seilen  hieraus,  dass  die  vorliegende  Schrift  nicht 
.Vlies  leistet,  was  man  für  eine  vollstitiidige  Kenntniss 
des  Proktos  zu  leisten  suchen  müsste.  Der  Verf.  stellt 
diess  nicht  in  Abrede,  und  erklärt  sich  auf  eine  beschei- 
dene Weise  über  die  Kräfte  und  über  die  Nothwenilig- 
keit,  seine  Aufgabe  sich  zu  beschränken,  damit  er  die- 
sen Kräften  nicht  mehr  auflege ,  als  sie  zu  leisten  ver- 
iiiücliten.  Er  »ill  sich  desswegcn  auch  jedes  ürtheils 
über  die  Philosophie  des  Proklos  und  über  ihr  Verhäit- 
niss  zur  frühereu  and  späteren  Philosophie  enthalten,  und 
nur  iiu  Anhange  ve rtlieidigl  er  den  Proklos  gegen  einige, 
seiner  Meinung  nach  unbillige,  Vorwürfe.  Er  sagt:  je 
n'ai  d'autre  ambition  ijue  celle  d'etre  exact,  je  ii'ose  pas 
dire  coinplet;  et  je  prends  courage  eu  songeant  (]ue  la 
premiere  et  peut-etre  la  seule  qualite  qui  soit  ici  neces- 
saire,  c  est  la  patience.  Eine  solche  Bescheidenheit  miiss 
wohl  jedes  unbillige  ürtheil  zurückhalten.  Wir  haben 
die  Arbeit  eines  jungen  Mannes  vor  uns  ,  eines  ancieu 
^leve  de  l  ecole  noruiale,  welcher  seine  Kräfte  an  der 
Zusammenstellung  seiner  Auszüge  aus  den  philosophischen 
Schriften  des  Pruklos    geübt    hat.       Weuu   er    seine   Au^- 

Zeitschr.  f.   d.  j-Ulenhumsw 


Züge  nun  verüllentlichf,  so  mag  er  dabei  seine  besonderen 
Zwecke  haben;  aber  wir  sind  ihm  die  Gerechtigkeit 
schuldig,  zu  sagen,  dass  seine  Arbeit  puch  für  Andere 
von  Nutzen  sein  kann,  indem  sie  im  (ianzen  eine  kläre 
und  wohlgeordnete  Cebersicht  über  die  philosophische 
Lehre  des  Proklos  gewährt.  Eine  solche,  über  die  ganze 
Breite   des   Systems   ausgeführt ,    fehlte    uns    bis  jetzt. 

An    der    Ordnung,    in    welcher     die    Sätze    des    ProklOs 
znsaniuieiigestellt    werden,    könnte     freilich    manche    Ans- 
stellnng   gemacht    werden.       Zweckmässig     ist    es,    dass    in 
der    Einleitung     zuerst     Einiges    über     die     .Ansichten     des 
Proklos    ütier    Wissenschaft,     Philosophie,    ihre    Methode 
und    ihre   Theile    zusammengestellt    wird.       Doch    vermisst 
man    hierbei     eine    Anseiiiandprsetzung    des    Verhältnisses, 
in     welches     Proklos     znin     Piaton     und     zu     den    früheren 
griecliisihen    Philosophen   sich    stellt.      Hierüber    wird    erst 
in    dem    Anhange,     welcher    über   den   sogenannten    Eklek- 
ticismns   dos    Proklos    handelt,    einige    Auskunft    gegeben. 
Der   Verf.   streitet    hier    gegen   ilie    gewöhnliche    Meinuii|r, 
als    hätte    Proklos   die    Meinungen    des    Piaton     mit    Aristo- 
telischer   Lehre   vermischt;    seine    Beweise    sind    einleuch- 
tend,   und    hätten    noch   sehr  vervielfältigt   werden    können. 
Es    wird    dabei    nicht    verfehlt,    dass    Proklos    zwar    reiner 
Platoniker    sein     will,    aber    durch    seine    freie   Auslegung 
Vieles    in    die    Worte   des   Piaton   hineinträgt,    was    mit  sei- 
ner  Lehre    nicht    bestehen     kann.       Wir     wollen    es   nicht 
bestreiten  ,     dass    seine    Auslegung    von    einer   allgemeinen 
Ansicht   der    Dinge,    welche    nicht   sowohl    ihm,   als   seiner 
Schule    eigenthütniich    ist,    geleitet    wird,   aber  doch  möch- 
ten   wir    ihu    nicht   mit   dem    Verf.    vom  Ekleklicismus   frei- 
sprechen.      Wir   finden    diesen    in    seinem   Bestreben,    ilie 
Lehren    iler    alten   Philosophie,    auch    wo    sie    für    seine 
Denkweise    keine    lebendige    Bedeutung    haben,     wenn   sie 
nur   mit  derselben  in  keinem  zu  aiill'allenden  Widerspruche 
stehen,   aufzubewahren    und   sich    aiiziieigfteo.      So    hält    er 
es   soirar   mit    der   Mvtliologie    und    mit    den    Aussprüchen 
der    Dichter.       Seine    allzu     freie    Au^legungsweise    ist    nur 
aus   diesem   Bestreben    hervorgegangen.    —    In    der   Einlei- 
tung  vermissen    wir   ferner,    wenn   auch    dieser  Punct  nicht 
ganz    übergangen    ist,    eine    genauere    Bezeicliniing    seines 
.Streites    gegen    das   Kürperliche,    gegen    die    Wahrheit   der 
sinnlichen    Welt.       Diese    will    er    nicht    zum    Ausgangs- 
puncte    seiner   Untersuchung    machen,     weil    sie    unsicher 
ist;   darauf  beruht   es,   dass    er   die  Theologie   vor  der  Phy- 
siologie   vorausgehen   lässt,    und   der  Anschauung  des  Einen 
oder   dem   Enthusiasmus  sich  zuwendet,    indem    er    sogar 

41 


019 


CIO 


«lir   Idrcii,    «flilii-   iliirili   siiiiilulie    >V;iliriJolimiiii};    orrpgt 
Murilpii,   fi'ir   iiiifflhid  «rklart  ,    die   Walirlicit    im   liiWtisteii 
Siniir     Ulis     rrki'iinrii     xii     lassrii.        lliistrpilif; ,      oti;;leioh 
IMaloiiisiliiMi     AiMissfriiiijjoii     sich    aiiselilii'ssciid  ,     geht    er 
liicriii    «oiliT,    als    sein   Sloistor.       Ks    lii'(;t    aber    liierin 
der    (iriiiid   spIiiit    ;;,iiijcn    Vcrfnlirniijfsii eise   und    dir   Anf- 
si'lilii^s    iilipr    ili-ii    Sliiiid|iiiiirf ,     «elcluMi    er    in   spiiicn    Ue- 
tr.icIiluii^'iMi     iiiiniiil.       Daher,     inriiicii     wir,     hatte    dieser 
Punrt    in    der   Eiiileifiiii^    ausführlich     hes|)rochen    «erden 
sollen.     Es    h/liigt   damit   auch    das  HI_>sfi«clie    in    der  Lehre 
des   Proklus    ziisaiiimon ,    »elches   der    Verf.    ebenfalls   erst 
IUI    Anhange    »eitlanftiger   zur   Sprache    bringt.       Er   lang- 
iiei  hier   »»ar   den   Ulysticisinns   des   Prnklos   nicht,    sucht 
aber    die    Beschuldigung     desselben    dmh    dadurch    zu    be- 
schranken,  ilass   Proklos   der  Wissenschaft   und    dem  prak- 
tischen   Lebiii    «enigsteiis   als   nolhMen<lij;en  Vorstufen   zur 
invslischen    Aiiscliaiiiiiig    einen    entschiedenen    Werth     bei- 
lene.       Uiess    ist    allerdings     der    Fall,     entscileidet    aber 
Miclits   liber   die    Natur   der    Lehre,   denn    die  Mothuendig- 
keit,   ja  si-lb»t    das    Fördernde    des   Erk lens    und     Han- 
delns  ist    im   slrengen    Siinip    nie    loii    einem    lM\slikcr   ge- 
läugiiet    »onlen.       Proklos     ist   übrigens    der    >atur   seiner 
Lehre    iiadi    hierüber     im    Schwanken  ,     «eil     er    den     nie- 
deren   Entivickelungen   des  Lebens   keinen  sicheren  Werth 
beiznlcgen    ueiss.      Denn    er   will   ja,    wie    früher  bemerkt, 
cum   Siniilicheii    und    vnn   den    Ideen   nicht  ausgehen,    um 
lur    Erkenutniss    der    hfichsten     Wahrheit   uns    zu    führen, 
und    doch     hatte    er    notliwendig   diesen    Weg    einschlagen 
müssen,     nin    ilie    Nolhiiendigkeit    der    Vorstufen    zur    An- 
nchauung     oder     zum   Sein    in    (iott     zu     zeigen.     —     Noch 
einen   dritten    Punct   der    Einleitung    finden     wir   zu    wenig 
tlurchgreifend     behandelt,     die     Blelliode.        Von     ihr    wird 
nur    angegeben,     dass    es    eine     Methode    des     Aufst-^igens 
und    eine   Hiidere    des  Absteigen«    gebe,    dass   aber    die  letz- 
tere  die    »isseiischaftlicliere   sei,     und   dass  dessivegeii    die 
Theologie    der    Physiologie     vorausgehe.       Warum    ist   nun 
hierher   nicht  das  gezogen  worden,    was  fiel  spater  p.  91  ff. 
und    fast   zu    weitläuftig   an    einem    Beispiele     erörtert   über 
das   auseinandergesetzt    wird,    was   Proklos   nach   dem  Pla- 
tonischen  Pariuenides    für   die     wahre    Itlcthode   hielt,   uril 
iler    angeblich    einseitigen     HIetliode    des     Aristoteles    ent- 
gegensetzte?   üoi    so    weniger    hätte    diess   hier    fehlen   sol- 
len,   da    es    über    ilie    nivstische    Manier    des    Proklos    das 
liellste     Licht     lerbreid't,     ilass    er    den     Satz    iles    Wider- 
spruches aufhebt,    und  mit  lülligeni  Bewusstseiii   die  »iiler- 
sprechenden   Satze    ziilasst,    zu    welchen    er    über  das  Gött- 
liche,   das    Intelligible    und    selbst    über    tlie    Seele    geführt 
wird,    weil    er   die    Fragen   der    Wissenschaft    nirht   aufzu- 
lösen   weiss,     welche    sich    ihm    aufdrangen.       Auch    hierin 
zeigt  sich   die    enge  ^'ernandtschaft   zwischen    Hlvsticismus 
und  Skeplicisinus.     llcbrigens    ist   das   vom  Verf.  angeführte 
Beispiel   auch   sehr   geeignet   dazu,    zu    zeigen,    wie    wenig 
Proklos,    bei    aller    seiner    formellen    Bildung,     geschickt 
in    der    Mach.ihinung   der    Platonischen    .Methode     ist.       Der 
Verlasser    tiagt    diess   ohne    irgend    eine   Bemerkung    vor, 
und     halt    auch    hier    seine    Rolle     als    blosser    Berichter- 
statter  fest. 

Wir  haben  an  der  Einleitung  zeigen  wollen,  nie 
Manches  von  den  Auszügen  des  Verfassers  besser  hätte 
geordnet  i\rrilrn  köniicu.    Fast  ohne  unseren  Willen  haben 


unsere  Anssteliuiigeii  an  der  Anordnung  gezeigt,  il.as» 
eine  jede  Ziisaninieiistellung  ein  Urtheil  in  sich  .schliesst. 
IMan  kann  keinen  Bericht  erstatten,  ohne  über  das  Be- 
richtete seine  flleiiiung  wenigstens  mittelbar  zu  geben. 
So  weitläuftig,  als  die  Einleitung,  können  wir  das  Ganze 
nicht  durchgehen;  es  wird  genügen,  über  dasselbe  mehr 
im    Allgemeinen    unser    Lrtheil   abzugeben. 

Der    'l'erf.     ist    für     den     Proklos     nicht     parteiisch;     er 
hangt   nicht  den    krankhaften  Riclitiingen  an  ,    welche  Pro- 
klos   im    Allgemeinen    vertritt;    er     erblickt    aber   doch    die 
Philosophie    «les    Proklos    in    einem    milderen    Lichte,    als 
sie    unserem     Urtbeile    nach     verdient,     und     sucht     daher 
seinen    Alanu    gegen   die    härteren    Urtheile    Auderer,    wenn 
nicht   zu    vertheiiligen ,     so    iloch    zu    entschuldigen.      Dies» 
erklart  sich    leicht   aus   dem    Interesse,    »elches    bei    einem 
lerhaltnissmassig     längeren     Umgänge     uiit    rineui     Schrift- 
steller   sich     uns    mitzutheilen   pQegt.       Es   hat  aber   wohl 
zum    The  1   auch    ilarin   seinen    Grund,    dass   der    Verfasser 
seinem    Schriftsteller    IMaiiches     als    Verdienst    anrechnet, 
was    ihm   als    solches    schtterlich     znf.illen     möchte,     wenn 
man    ihn    im    Zusainnienhange    <ler    Geschichte    betrachtet. 
Man    vergleiche    hierüber    z.    B.    den    ersten    Absatz   p.    |7- 
Proklos  erscheint  in  seinen  Si  hriffen  geschwängert  mit  den 
Gedanken   der   früheren    griechischen    Philosophie,    welch» 
jetzt   schon   als   ein  Gemeiiignt  allei    Denker   sich    darstell- 
ten.     Wenn    uian    aber    fragt ,    was    ihm    oder    wenigstens 
seiner   Schule,   der   letzten  Evolution  der  neu-platonischen 
Schule,   als  Eigenthum  zugesprochen  werden  darf,  so  findet 
mau     nicht    sehr     viel    Bedeutendes     oder     auch     nur     von 
irgend     einer    Seite,     d.    h.     einseitig.    Haltbares.      Diese 
Puncle  sind    alle    vom    Verf.    berührt    »torden,    aber     naeh 
der     Beschränkung,     welihe    er    seiner     Aufgabe     gegelieii 
hat,     haben    sie    nicht    in   ein    hervorstechendes    Liclit   ge- 
setzt  werden    können.      Was  den  Proklos    >or  andern  INen- 
Platonikeru   auszeichnet,    schlii'sst  sich    tvesentlich   an   di« 
bestimmtere   Farm    der  Lehre   an,    welche   sogleich  als  die 
charakteristische    Eigenthi'iiiilichkeit    desselben     sich     dar- 
stellt,  sobald    man   seine   Schriften    mit  den    Eniieaden   des 
Plülinos    vergleicht.      Daraus   lliesst  sein  Streben    nach    ber 
stimmteren,   abgegranzteu    Begriffen,   durch    welche  er   die 
Reihe     der    Emauatiunen     festzuhalten     sucht.        Dass     er 
diese    rervielfältigt,    ist    ihm    nicht    eigen,     sondern    hatte 
sich  schon   in   der  Lehre   des  Jamblichus   ergeben.       Dass 
er    sie    begriffsmässig    feststellt,     darin    scheint    ihm    sein 
Lehrer   Plutarchus    vorangegangen    zu    sein    (Tbeol.   Plaf. 
p.   22).      Hieraus    ist    nun    seine   Lehre    von    ilen   Triaden 
hervorgegangen.      Bei   der   Entwickelung    derselben,    müs- 
sen   wir    bemerken ,    hat    der    Verf.    eine    Ungenanigkeit 
einschleichen    lassen,     zu    welcher     freilich    schwankende 
Aeusserungen    des    Proklos    Veranlassung    geben    konnten. 
S.    43    lautet  die    Uebersrhrift:    l'essence    intelligible:   etre^ 
vie,   intclligence,   wahrend    bei    Proklos,    wie   aus  der  Dar- 
stellung des   Verf.  selbst  hervorgeht,   der  Begriff  des  Seins 
obenan   steht,   das   Wesen   aber,   das   Leben    und    die   Ver- 
nunft nur   als  die  Arten  des  .Seins   angesehen  werden.    Wir 
können    aber    dieser    Lehre    von     den    Triaden     nicht    das 
grosse    Gewicht   beilegen,    welches    Hegel    und     nach     ihm 
Andere     darin     gefunden     haben.       Es     hat    allerdings    ein 
historisches   Aluinent,   dass  Proklos  hierbei  nach  dem  Pla- 
tonischen   Pbilebos    von    deo    Begriffen    der    Gränze,    de« 


0?! 


fi*}? 


IJiiendlirlien  iiikI  ilos  aus  hciilcn  Gcmisclifon  ;iiiSKi'h(, 
aber  auch  >iclits  weiter.  Der  Kern  der  Lehre  liefet  In 
Her  Ansicht,  «lass  ilie  eiste  lirsaclie.  ila»  Eine,  in  ihrer  Kiit- 
wickelnnj  aus  sieh  herau^ifehen  nii'isse,  uui  alsdann  wieder  in 
»ich  znriickziikehren.  Dass  Priiklos  dicss  in  den  drei 
Beerid'en  des  Wesens,  des  Lehens  und  der  Vernunft  dar- 
»tellt,  hebt  genau  besehen  die  Ordnung  auf,  welche  Plo- 
linos  zwischen  dem  Einen,  der  A'eriinnft  und  der  Seele 
gesetzt  hatte,  und  steht  daher  auch  im  AViderspruch  mit 
der  allgemeinen  Form  der  Lehre,  in  welcher  Proklos 
diese  Ordnung  dennoch  beizubehalten  sucht,  sowie  mit 
manchen  einzelnen  Sfltzeii ,  welche  er  ausspricht,  z.  B. 
wenn  er  satjt,  <liiss  jede  Ursache,  also  auch  Gott  erken- 
nen und  mithin  \  ernniift  sein  müsse  ,  dass  die  erste  Ur- 
sache (las  Eine  genannt  werde,  sofern  von  ihr  Alles  aus- 
gehe ,  ilas  («Ute  aber,  sofern  Alles  in  sie  zurückkehre 
( P-  '-■)•,  33).  Also  in  jener  Anordiumg  der  Uegriil'e, 
welche  doch  nicht  festj^ehalten  werden  kann,  können  «ir 
das  Wesen  dieser  Lehro  nicht  finden.  Der  oben  ange- 
gebene Ivern  der  Lehre  aber  ist  dem  Proklos  keineswegs 
eifjenthiiinlich ,  sondern  findet  sich  in  allen  Enianations- 
lehren.  —  Die  Eigentlidiulichkeit  des  Proklos  finden  wir 
auch  nicht  in  dem  i'iberschw.'inglichen  Lobe  und  vorherr- 
»chendeii  Gebrauche  des  negativen  Weges  im  Aufsteigen 
lin  Gott,  gegen  welchen  der  analoge  Weg  zuriicki;esetzt 
wird,  wie  grossen  Eintluss  iliess  auch  auf  seine  >i<  hiiler 
und  Xachfülger  gehabt  hat,  noch  in  der  Annahme  eines 
üttti^S'/.TOV ,  eines  ^ficlil  -  fllittlieilbaren ,  in  den  hnlieren 
Potenzen,  denn  beide  Puncto  liegen  in  der  Matiir  der 
Emanationslehre.  Man  kann  nur  sagen  ,  dass  Proklos 
diese  Puncto  starker  herrorgehoben  hat,  als  seine  Vor- 
gänger, nnil  diess  ist  dadurch  geschehen,  dass  er  eine 
bestimmtere  Form  der  Lehre  erstrebte,  und  in  dieser  an 
die  Form  des  BegrilTes  sich  anschloss.  ludern  er  nämlich 
der  Emanationslehre  folgend  die  niederen  Begriffe  als 
Emanationen  der  höheren  ansah  —  und  Alles  stellt  sich  in 
dies;r  Form  ihm  dar,  obgleich  er  sonst  den  Ideen  auch 
nur  eine  eingeschränktere  Bedeutung  beilegt  —  glaubte 
er  hierin  de«  Griinil  gefunden  zu  haben,  »esswegen  das 
Höhere  nie  ganz  in  das  Niedere  eingehen  und  ganz  von 
ihm  begriffen  werden  könne,  denn  der  niedere  Begriff 
ninfasst  nicht  den  ganzen  höheren.  Diess  schien  ihn  dazu 
zu  bererhiigen ,  den  Unterschied  zwischen  höheren  Be- 
griflen  als  einen  Gradunterschied  zu  fassen,  und  nach  der 
Lehre  von  <ler  Realität  der  Ideen  dem  entsprechend  auch 
ebenso  viele  Grade  des  Seins,  als  der  Begriffe  zu  setzen, 
alle  diese  Grade  endlich  als  im  Begriffe  und  Wesen  der 
Dinge  liegend,  für  unveränilerlich  anzusehen.  Diese  An- 
sicht macht  sich  besonders  benierklich  in  seinen  bestän- 
digen Hinweisangen  auf  die  Hierarchie  der  Wesen,  wel- 
che nicht  überschritten  werden  solle  und  könne.  Dio- 
nysius  Areopagita  tritt  hierin  in  seine  Fussfapfen.  Daraus 
fliesst  alsdann  auch  sein  JStreit  '{egen  den  Plotinos  mit  der 
Behauptung  ,  dass  ilie  Seele  ganz  herunter  gestiegen  sei. 
Die  notliwendige  Folgerung  dieser  Ansicht  ist  aber,  dass 
alle  Entwickelung  der  Dinge  nichts  Anderes  sei,  als  das 
Hervorbringen  der  niederen  Arten  durch  die  höheren 
Arten.  Proklos  scheitert  hier  an  der  Fortlcrnng,  welche 
er  nicht  zurückzuweisen  wagt,  dass  dem  Leben  und  der 
Freiheit  der  Dinge   mehr    gestattet    werde ,    als    die   Hcr- 


\nrbrlnguiig  der  im  Wesen  ilieser  Dinge  liegenden  ArteD 
des  .Seins.  A41S  jener  Forderung  gehen  die  Erinahiiungeu 
der  Neu- Platoiiiker  hervor,  eich  über  das  .Sinnliche  za 
erhellen;  sie  möchten  der  vernünftigen  Seele  ein  Ver- 
iiiü''eii  zuschreiben,  über  den  Grad  ihres  AVesens  zur  rei- 
nen Vernunft,  ja  zum  Einen  sich  zu  erheben.  VVeil  sie 
im  kreise  ihres  Systems  hierzu  nicht  gelangen  können, 
werden  sie  zur  mystischen  Aiisclianiing  oder  zum  Enthu- 
siasmus geführt.  Je  systematischer  die  Lelire  des  Proklos 
sich  zu  halten  sucht,  um  so  mehr  sträubt  sie  sich  hier- 
gegen. Daher  sucht  er  den  Grundsalz  festziilialleii,  das.' 
jede  nieilero  Art  des  Seins  ihre  höheren  Arten  weder 
ganz  sein,  noch  ganz  erkennen  könne;  das  Höhere  ist 
ein  Mysterium  für  das  Mindere,  und  die  niederen  Arten 
des  Seins  hangen  mit  den  höheren  nur  durch  die  iioth- 
wendigen  Z»  ischeiiglicder  zusammen,  durch  welche  auch 
der  niedrigste  Begriff  zuletzt  im  Zusainmenhaiige  mit  dem 
höchsten  steht.  Das  Band  ,  welches  uns  mit  Gott  ver- 
bindet, ist  daher  weder  das  Denken,  noch  die  Anschauung, 
sondern  das  Sein;  nur  für  die  höclisteii*  Glieder  in  der 
Kette  «ler  Dinge  ist  diess  eine  niimillelbare  Verbindung 
mit  Gott,  die  niederen  Glieder  der  llier.inhic  köiiiien 
nur  durch  die  höheren  Glieder  auf  eine  mittelliarc  Weise 
mit  Gott  zusamnienliängeii.  Hieraus  erkläit  sich  der  ganze 
Aberglaube  des  Proklos.  Alan  sieht,  dass  diese  Lehre 
viel  mvstischer  ist,  als  die  Lehre  des  Plotinos;  sie  ist 
es  dadurch,  dass  sie  iieder  ein  vollkommenes  Bewnsstseiri 
von  Gott,  noch  von  dem  Höheren  überhaupt  uns  gestaltet, 
sondern  alles  Höhere  als  ein  Geheimiiiss  behandelt  ,  und 
dadurch,  dass  sie  von  der  Vcrbiiuiiiiig  mit  (iolt  alle  gei- 
stige Tliätigkeit,  nicht  allein  das  Denken,  soiiilerii  auch 
die  Anschauung,  aiisschliesst  und  dagegen  nur  das  blinde 
Sein  als  das  Nächste  an  (iott  setzt,  durch  welches  alle 
Wesen  mit  ihm  in  Berijhruiig  stehen.  Es  ist  seltsam, 
dass  Hegel  oder  iMichelet  (Vorl.  üb.  d.  Gesch.  d.  Phil. 
3.  Bd.  S.  91)  die  Neu- Platoiiiker  überhaupt,  Marbach 
(Gesch.  der  Phil,  des  IMittelalt.  S.  104)  besonders  den 
Proklos  trotz  ihrer  eigenen  Aussagen  gegen  den  Mjsti- 
cisinus  rertheidigen  wollen,  indem  sie  meinen,  mystisch 
hiessi-  diesen  Männern  nur  das  den  gemeinen  Verstand 
Uebersteigende ,  Speculaiioii.  Nein,  diese  iMänner  woll- 
ten nicht,  ilass  die  Arbeit  dos  speciilaliven  Gedankens 
das  Höchste  erreichen  könnte.  Diess  ist  uns  Aleiisclieu 
oder  Seeleu  überhaupt  unerreiclibar.  Wir  li.'liigen  mit 
ihm  zusammen,  aber  nur  auf  eine  mittelbare  Weise,  und 
unter  speoulativcr  Gedanke,  welcher  die  Onliinng  /ler 
Begriffe  auseinandersetzt,  zeigt  uns  nur  unsere  Ohnmacht, 
durch  das  Denken  das  Höchste  zu  criveisen;  wir  erken- 
nen durch  ihn,  dass  et».is  Höheres,  als  die  Seele  und 
als  die  A'eriiunft  ist,  aber  was  es  ist,  kann  keine  Seele 
sagen  oder  erkennen,  ausser  in  sch>»aclien  .-Viialugieen 
und  in  negativen  Formeln,  nur  das  ivissen  wir,  dass  wir 
durch    unser   Sein    mit    ihm    zusainnienliaiigen. 

Dieser  Charakter  der  Lehre  des  Proklos  tritt  aller- 
dings in  den  Auszügen  des  vorliegenden  Buches  nicht  ge- 
nug hervor.  Doch  geht  der  Verf.  auch  keineswegs  darauf 
aus,  ihn  zu  verstecken,  und  ein  aufmerksamer  Leser  kann 
ihn  auch  wohl  aus  seinen  Anführungen  herausfinden. 
Auf  die  Erklärung  schwieriger  Puncte  in  der  Darstellung 
des   Proklos  hatte   mehr  Fleiss  verivondet   werden   können. 

41  * 


So  li.ltlr  S.  4li  ilor  Sali:  jede  Vernunft  erkpiiiif  sich 
.irllist  iiiiil  amli  ili"'  liiilierrn  viTiuiiifli(;<>ii  \V<v<i'ii,  »nlil 
riiip  ICrlAii(rriiii^  t  cnliriit ,  ilaiuitcr  iiirlit  in  Wiilersprurh 
erscheine  mit  «lern  anilern  Satie  p.  \>r):  ilie  iiieileren 
>Veseii  kilnneii  nicht  /nr  Erkenntnis»  iler  höheren  ge- 
l.inuen.  Anch  ilie  Kritik  des  Textes  hat  der  Verfasser 
nur    zu    unij;ehen    gesucht.  H.    Ritter. 


t)5.  Aencsidcnie.  Par  £»ii7e  Saisset ,  ancien  eldvo  de 
l'urolc  nuruiale.  Paris  chez  Juubert.  1840-  223  S.  8- 
(3'A  fr.)- 
Wir  wollen  mit  einer  Bemerkung  beginnen,  welche 
sich  schon  oft  uns  aufgedrängt  hat  und  auch  »jeder  beim 
Lesen  des  Schlusses  dieser  Schrift,  »o  S.  ^l')  ein  llr- 
theil  über  die  neueren  .Skeptiker  unter  den  Griechen  über- 
haupt gef.'illt  wird.  Hier  »in!  allen  diesen  Mannern, 
selbst  dem  Zenxis,  liber  welchen  wir  nur  aus  dem  Titel 
einer  Schrift  etiias  errathen  können,  ein  günstiges  Zeug- 
nis» gegeben,  nur  deui  Sextus  Empiricns  nicht,  rnn  wel- 
chem allein  wir  lollst.'lmlige  Schriften  haben.  Weit  ent- 
fernt davon,  den  letzteren  in  Sehnt/,  nehmen  zu  wollen, 
auf  dessen  IJrtlieilslosigkeit  Ref.  in  seiner  Geschichte  der 
Phil,  an  verschiedenen  Stellen  aufmerksam  p;emaeht  hat, 
müssen  wir  vielmehr  die  Unparteilichkeit  und  die  Sorg- 
falt lies  Verf.  loben,  mit  welcher  er  die  dem  Sextus  sonst 
reichlich  gespendeten  Lobeserhebungen  herabsetzt,  und 
seine  grossen  Schwachen  aufdeckt.  Aber  wie  misslich 
ist  es  doch  mit  dem  Lobe,  «iclclics  Philosophen  gespen- 
ilet  wird,  von  deren  Werken  wir  nur  Bruchstücke  oder  nur 
eine  einzelne  Angabe  haben?  Unsere  Phantasie  füllt  die 
Lücken  aus;  wir  hnden  nun  Alles  im  bcssten  Zusauunen- 
han>ie,  weil  es  uns  frei  stand,  diesen  Zusaninieuhang 
ganz  nach  unserem  Siunc  uns  zu  «lenken.  Wir  müssen 
befürchten,  dass  es  auch  dem  Verf.  so  ergangen  ist  mit 
seinem  Lobe  der  neueren  Skeptiker,  deren  Bedeutung 
für  die  Geschichte  iler  Philosophie  er  sehr  hoch  an- 
schlägt. 

Es  crgilit  sich  schon  aus  dem  Vorigen,  dass  sein  Werk 
nicht  ausschliesslich  mit  <lein  Aenesidemos  sich  beschäftigt. 
Er  betrachtet  ihn  als  den  wichtigsten  Skeptiker  des  Al- 
tcrthums,  und  zieht  nun  die  ganze  Geschichte  des  Skepti- 
cismus  bei  den  Griechen  in  seine  Untersuchung,  doch 
so,  ilass  er  dem  Aenesidemos  eine  grössere  Ausführlich- 
keit schenkt,  als  den  übrigen  Skeptikern,  uiiil  von  dieseu 
wieder  die  neueren  Skeptiker,  zu  welchen  Aenesidemos 
geliört,  sorgfaltiger  in  das  Auge  fasst ,  als  die  alteren. 
Kacluleni  er  im  1.  Cap.  über  das  Leben  und  die  Schriften 
des  Aenesidemos  gehandelt  hat,  spricht  er  im  V.  Capitel 
Tiber  den  .Skepticismus  in  Griecheiilan<l  vor  dem  Aenesi- 
demos. Hier  hat  er  besonders  zur  Absicht,  zu  zeigen, 
dass  wader  die  Lehre  der  Sophisten,  noch  der  neueren 
Akademiker  Skepticismus  gewesen,  worüber,  unserem 
Urtheile  nach,  man  zu  verschiedenen  Ergebnissen  gelan- 
gen kann  ,  je  naihilem  man  den  Begriff  oder  vielmehr 
den  Ausdruck  Skeptiiismiis  im  engeren  oder  weiteren 
Sinne  iiinimt.  Den  alteren  Skeptir Ismus  des  Pvrrhon  und 
Timon  untcrsclieidet  er  iiicbt  >>  eseiillicli  von  dem  neueren 
Skepticismus,  wudurcti  es  ihm   dann  schwer   wird,   Gründe 


624 

anzugeben,  warum  jener  untergehen  und  nachher  in  neuer 
und  stärkerer  (irslalt  sich  w  ieilerherstellen  konnte.  Hier- 
auf kehrt  die  Untersuchung  im  3.  Capitel  zu  dem  Aene- 
sidemos zurück,  dessen  Unternehniung  nun  genauer  clia- 
raliterisirt  werden  soll.  Sein  Verdienst  wird  darin  ge- 
funden, dass  er  der  FTtOXlj  eine  breitere  Grundlage  ge- 
geben und  diese  als  Phänomen  anerkannt  habe,  wiewohl 
diess  auch  schon  von  den  früheren  Skeptikern  geschehen 
sei.  Wir  müssen  hierbei  noch  einmal  auf  den  Unterschied 
zwischen  Skeptikern  und  neueren  Akademikern  zurück- 
kommen. Wir  können  es  dem  Verf.  nachgeben,  wenn 
er  diese  nicht  für  echte  Skeptiker  anerkennen  will;  aber 
dass  er  behauptet,  sie  hatten  die  Phänomene,  den  Schein, 
die  Erscheinung  gelaugnet  (p.  ,50,  68  sq.),  das  können 
wir  ihm  nicht  nachgeben.  Wie  hätten  sie  den  Srhein 
in  uns  laugnen  können,  da  sie  die  Wahrscheinlichkeit 
zugeben?  In  den  folgenden  Capiteln  4  —  6  wird  alsdann 
das  untersucht,  was  der  Verf.  für  die  skeptischen  Beweise 
des  Aenesidemos  halt,  mit  Recht  besonderes  Gewicht  auf 
die  Beweise  gegen  die  Realität  der  Bewegung  legend. 
Das  7.  Cap.  handelt  von  dem  Aenesidemos,  sofern  er  als 
ein  Schüler  lieg  Heraklit  sich  bekannte,  und  das  8.  Cap. 
srhiiesst  mit  einer  Untersuchuii<;  über  den  Skepticismus 
bei    den   Griechen    nach   dem    Aenesidemos. 

ftlan  wird  die  Untersuchungen  des  ^'erf.  über  all© 
diese  Gegenstände  nicht  ohne  Belehrung  lesen.  Das 
Alaterial  ist  ihm  rollständig  zur  Hand.  Er  besitzt  Scharf- 
sinn und  Conibinationsgabc ,  nin  auch  dunklere  Andeu- 
tungen »erstehen  zu  können;  er  besitzt  auch  philosophi- 
schen Sinn,  das  tiefere  ^'erstSndniss  iler  Lehren  zu  er- 
öffnen, und  dabei  die  Unbefangenheit  des  historischen 
Urtheils  ,  welches  zwar  überall  Zusammenhang  sucht,  ihn 
aber  doch  nicht  nach  einem  im  Voraus  festgestellten 
Schema  erzwingi'n  will.  Ueber  diese  lobenswerlhen  Ei- 
genschaften kann  man  schon  manche  Schwächen  eines 
jungen  Schriftstellers  übersehen.  Er  ist  im  .Allgemeinen 
etwas  breit,  zuweilen  verfällt  er  auch  in  eine  zu  red- 
nerische Ausschniiickung  der  Geschichte  ;  was  den  philo- 
logischen Theil  seiner  Untersuchungen  betrifl't,  so  wäre 
ihm  eine  grössere  Schärfe  und  Genauigkeit  anzuempfeh- 
len; seine  Uebersetzung ,  welcher  wir  überall  den  Text 
zur  Seite  zu  lesen  wünschten,  ist  oft  sehr  frei,  sogar 
bis  zur  Untreue.  Für  uns  Deutsche  ist  es  überdiess 
unbequem,  dass  er  seine  Hauptgewährsmänner,  den  Sex- 
tus Einpiricus  und  den  Diogenes  Laertius,  nicht  nach  den 
gewöhnlichen   und   bessteii   Ausgaben   citirt. 

Es  darf  zur  Charakterisirnng  des  vorliegenden  Werkes 
nicht  unbemerkt  bleiben  ,  dass  der  Verf.  mit  seinem 
liistorischen  auch  einen  philosophischen  Zweck  verbindet. 
Er  will,  indem  er  den  Skepticismus  der  Griechen  erklärt, 
und  durch  die  Enthüllung  seinerj  Bedeutung  auch  wider- 
legt, zugleich  den  Skepticismus  unserer  Zeit  bestreiten. 
Der  Standpunct,  von  welchem  er  hierbei  ausgeht ,  ist  die 
Philosophie,  welche  gegenwärtig  unter  den  Franzosen  die 
meisten  Anhänger  zählt.  Er  stützt  sich  hauptsächlich 
auf  Alaine  de  Biran  und  auf  die  Sicherheit  der  That- 
sachen  des  Bewiisstseins,  welche  jeden  Zweifel  nieder- 
schlagen, und  keines  Kennzeichens  ihrer  Wahrheit  be- 
dürfen. Zu  den  skeptischen  Lehren,  welihe  er  durch 
Bestreitung  lies  Aeucsidemus  widerlegen   zu  köDoeu  meint. 


635 


676 


rechnpt  er  aurh  die  Philosophie  Kant'».  Es  lia<  uns  be- 
freiiidet ,  «lass  er,  »i'liher  so  viel  Genie  lit  auf  drn  Un- 
terscliied  zivisi'hen  Skeptikern  und  neueren  Akademikern 
legt,  doch  den  Uiitersrliicd  ztvisthen  Skepficismus  Und 
Kritieismus  so    leitht    beliandelt. 

Wir  (jehen  nun  noch  in  eini{;e  lios<inilere  Denierknn- 
gen  der  vorliegenden  Sclirilt  ein.  Das  lii'di.otcndste  der- 
«cllien  liejft  in  den  ün(ersurhun(jen  ülier  den  Aeiip.sideino». 
Wenn  Ref.  den  Ergebnissen,  iveUhe  der  Verf.  nciionnen 
haben  will,  nicht  ganz  beistimmen  kann,  so  liegt  illess 
meistentheils  darin,  dass  er  die  Sicherheit  unserer  lleber- 
lieferungen  und  <ler  daraus  zu  ziehenden  Foljrerungen  mit 
einem  mehr  skeptischen  Auge  betrachtet,  als  der  Verf. 
Dieser  hat  dem  Theile  meiner  Gesell,  der  Phil.,  welcher 
vom  Aenesidemos  hanilelt,  ziemlich  harte  \  orwi'irfc  (p.  V) 
gemacht,  »ie  mir  nach  wiederholter  Priifnnir  scheint,  mit 
Unrecht.  Die  Verschiedenheit  unseres  Llrtheils  lauft  inei- 
«teiis  darauf  hinaus,  ilass  ich  nicht  zu  entscheiden  wage, 
wo  der  \'erf.  unbedenklich  urtheilt.  Ihm  gilt  Aeneside- 
mos fiir  einen  grossen,  scharfsinni;;en  und  klaren  Denker. 
Aber  wenn  wir  anf  das  Ganze  seiner  Lehre  gehen,  muss 
Bie  uns  nicht  in  einem  sehr  fraglichen  Lichte  erscheinen? 
Aenesidemos  ist  ni(  ht  Skeptiker,  sondern  Ileraklileer;  er 
halt  den  Skepticismus  nur  fiir  den  AVeg  zur  Heraklitischen 
Lehre;  in  diesem  Sinne  tragt  er  ihn  in  einer  oiler  meh- 
reren eigenen  Schriften  vor.  Diess  sind  Tliafsachen, 
über  welche  Alle  einig  sind.  Der  Verf.  kann  diese  That- 
sacheii  nur  durch  Conjcctnr  sich  reimen  S.  192.  Er 
legt  auf  die  ileraklitische  Lehre  des  Aenesidemos  wenig 
Gewicht,  S.  1Vt8  f.  Aber  sie  ist  doch  der  letzte  Zweck 
seines  philosophischen  Nachdenkens,  also  auch  das,  was 
Licht  über  alle  seine  Mittel  verbreiten  musste.  Wenn 
wir  daher  diesen  Punct  nur  durch  Conjectnr  aufhellen 
kfinneii ,  so  muss  uns  die  ganze  Denkweise  des  Aeneii- 
driiios  in  einem  zweifelhaften  Lichte  erscheinen.  —  Das 
günstige  ürtheil,  welches  der  Verf.  mit  Andern  über  den 
Aenesidemos  fällt,  beruht  hauptsachlich  auf  den  Beweisen 
gegen  die  ursachliche  Verbindung,  welche  ihm  beigelegt 
zu  werden  pUegen.  Dass  er  solche  Gründe  vorbrachte, 
ist  sicher  verbürgt;  aber  auch  andere  Skeptiker  brachten 
dergleichen  vor.  Sext.  Enip.  adv.  niafh.  IX,  218-  Wo 
daher  solche  Gründe  nicht  ausdrücklich  dem  Aenesidemos 
beigelegt  werden,  müssen  wir  uns  hüten,  sie  ihm  bei- 
Eiilegen.  fiau  scheint  allerdings  Sext.  Emp.  I.  I.  ihm 
eine  Reihe  von  Gründen  zuzuschreiben,  welche  mit  Recht 
grosse  Aufmerksamkeit  auf  sich  gezogen  haben.  Aber 
die  Gelehrten  sind  sehr  uneinig  darüber,  was  nach  die- 
ier  Stelle  dem  Aenesidemos  zukomme  oder  nicht.  Ten- 
nemann (Gesch.  der  Phil.  V,  S.  93.  Anm.)  dehnt  die 
angeblichen  Gründe  des  Aenesidemos  bis  über  §.  282. 
aus,  uud  mau  sieht  dabei  nicht  ab,  warum  man  nicht 
noch  weiter  gehen  könnte.  Fabricius  (ad  Sext.  Einp.  I.  I.) 
nimmt  an,  sie  reichten  nur  bis  §.  2(i6,  ohne  darüber 
einen  Grund  anzugeben.  Unser  Verf.  beschränkt  sie  noch 
uichr  bis  auf  JJ.  2ü8;  ilenn  hier  bezeichnete  die  Phrase: 
tvtoxi  dt  Y.aX  duu  Tijg  ci(fi}i  V-oivorsonv  Tii>  ze 
:ioiovvTl  y.UL  Tai  IIUO^ovti  eTTunu^n'v,  einen  Abschnitt. 
Einen  Abschnitt,  das  gesteht  jeder  ein;  aber  »arum  einen 
Abschnitt,  welcher  die  Beweise  <les  Aenesidemos  von  den 
Boweiseu   anderer  .Skeptiker   trenute   und   nicht   bloss  eiuen 


Beweis  von  dem  andern  Beweise  desselben  Mannes?  Da- 
her ist  Hr.  Saisset  über  seine  Abtheilung  auch  keines- 
wegs sicher;  er  lässt  sich  auch  die  .Abtheilung  des  Fa- 
bricius allenfalls  gefallen,  S.  170  o.  S.  t,'{2  a.  >foch 
eine  andere  iMrinung  will  ich  vortragen  aus  einer  unge- 
druckten Schrift,  deren  ^'erf.  seine  Ansprüche  auf  diese 
Ilvpotliese  zu  jeder  Zeit  erheben  kann.  Sextus  Emp.  zu 
Anfange  seiner  Erzählung  sagt:  6  de  AtiT/iridr/Uo^  btv.- 
(fooojTi-Mov  tn  uintjuv  £-j((ji]to  rari;  nii/i  t)j^  ytvi:- 
asuj^  aTlooiaii,  Halt  man  sich  streng  an  den  Begrifl 
der  ysviat^,  so  wünle  man  ilaraus  folgern  können,  nnr 
das  erste  Argument  bis  ^.  22()-  gehöre  dem  Aenesideino.* 
an.  Denn  von  JJ.  227-  beginnt  eine  andere  Argumenta- 
tion, welche  nicht  vom  Begriffe  des  Werdens,  sundern  der 
Bewegung  ausgeht.  Dieser  Grund  lässt  sich  hören,  wenn 
er  auch  dadurch  geschwächt  v<ird,  dass  Aenesidemos  nicht 
den  strengen  Unterschied  zwischen  Bewegung  und  Wer- 
den oder  Entstehung  annahm,  welchen  Aristoteles  ge- 
macht hatte.  Sext.  Emp.  adv.  inath.  X,  38  sqq.  Doch 
wird  sie  denen  sich  nicht  empfehlen,  welche  jiun  einmal 
sich  vorgesetzt  haben,  dem  Aenesidemos  alles  Verdienst 
um  die  Erfindung  jener  srharfsinnigrn  Zweifel  zuzuschrei- 
ben ;  denn  die  scharfsinnigsten  Zneifelsgründe  folgen  erst 
nach  §.  227.  Ist  es  nun  aber  bei  diesem  Stande  der 
Untersuchung  nicht  rathsanier  ,  die  Frage  ganz  auf  sich 
beruhen  zu  lassen ,  was  von  den  Gründen  gegen  die  ur- 
sächliche Verbindung  dem  Aenesidemos  angehört,  und  diese 
Gründe  nur  als  ein  Gemeingut  der  neueren  .Skeptiker 
zn  betrachten,  wie  ich  es  in  meiner  Gesch.  der  Phil, 
gethan  habe,  als  mit  dem  Verf.  alle  diese  Gründe,  so- 
weit sie  eine  haltbare  Bedeutung  haben,  dem  Aenesiile- 
mos  beizulegen?  Mit  besserem  Griinile  legt  iler  Verfasser 
diesem  Skeptiker  die  Zweifel  gegen  das  Rritemini  bei  , 
welche  Sext.  Emp.  adv.  math.  VIK,  4ll  sqq.  angeführt 
werden;  ebenso  ist  es  mit  dem  Zweifel  gegen  das  bewei- 
sende Zeichen,  welchen  Sext.  Emp.  adv.  niath.  ^'III,  215- 
anführt.  Dennoch  glaubt  Ref.  nicht,  Unrecht  gethan  zu 
iMben,  wenn  er  auch  diese  Zweifelsgrüncle  in  seine  Dar- 
stellung der  allgemeinen  Lehre  der  neueren  .Skeptiker 
verflochten  hat.  Denn  die  Zweifel  gejjen  das  Kriterium 
sind  dem  Aenesiilemos  nicht  eigenthümlirh ;  sie  sind  ein 
Erbe  der  Skeptiker  von  der  neueren  Akademie,  und  um 
den  Zweifel  des  Aenesidemos  gegen  das  beweisende  oder 
offenbarende  Zeichen  zu  verstehen,  ist  der  Verf.  selbst 
genölhigt  worden,  die  ganze  Lehre  der  spateren  Skep- 
tiker ül«er  diesen  Punct  zur  Erklärung  herbeizuziehen. 
Dem  .Aenesidemos  bleibt  das  Verdienst,  die  wichtigsten 
.Streitpuiicte  angeregt  zu  haben,  durch  welche  die  neueren 
Skeptiker  sich  auszeichneten;  aber  wie  weit  er  hierin 
gegangen  sei,  hat  bisher  Niemand  mit  .Sicherheit  bestim- 
men können.  Er  erscheint  uns  als  der  .Anfangspunct 
einer  Linie,  welche  für  uns  in  das  Unbestimmte  einer- 
späteren  Zukunft  verläuft.  Wenn  wir  ihn  in  diesem 
Lichte  betrachten,  so  haben  wir  dabei  auch  noch  einen 
Punct  in  das  Auge  zu  fassen,  welchen  der  Verfasser  zu 
entschieden  verneint.  Die  zehn  bekannten  Zweifels- 
griSndc  werden  vom  Sextus  Enipirirus  und  vom  .Arisfoklei. 
dem  Aenesidemos  beigelegt,  in  dem  Verzpichni'»se  der 
Schriften  des  Plutarrh  heissen  sie  Topen  des  Pyrrhon, 
Sextus  Empirien«  schreibt  sie   auch  den  alteren  Skeptikcru 


627 


G'JS 


(ro<s  äqxcitnii oois  ay.lTTi-xois)  «n  i  nicht  «Icn  altfs<pn, 
wie  der  Virf-is^cr  liliorsctzt  (aiix  plus  aiiriciis  .sf'r|iti(|tirs 
p.  207).  K»  ist  gewiss,  <lass  illrso  Grüiiil»-  amli  «ilioii 
»on  «Ich  flitostpii  Ski'ptikprii  gpliraurlit  wurdfii;  alior  e» 
fragt  sich,  "er  »ip  /iis;iiiini<>ii<;pstellt,  sie  sjstematiscli 
"eordiiet  hat.  Der  ^i-rf. ,  auf  ilie  zuletzt  aiigefiilirtpn 
ZeUjjiiissp  {;ps(ü(/.t ,  sieht  es  als  eiilscliiedeii  an,  dass 
diess  nicht  dem  Aenesideiiuis ,  .sondern  dem  l'vrrlioii  ZM- 
kouiine;  aber  »eiler  iler  Titel  des  l'Intarch,  noch  die 
Angabc  des  .Sextn»  bereehtif;en  dazu.  Jener  konnte  wohl 
Tonen  des  P>rrhon  solche  nennen,  welche  von  diesem 
oder  auch  nur  lon  seinen  ^ichi'ilern  gebrancht  «orileii 
»aren,  hesonilers  da  die  Lehre  des  Pyrrhon,  «vio  die 
des  Sükrates,  von  den  Alten  als  Collectivbejfriß'  für  din 
Lehre  seiner  Anhänger  gesetzt  wird.  Dieser  setzt  Pyrrh. 
Hypot.  L  3<i.  die  Älteren  Skeptiker  den  jiingerpn,  ib.  1(14, 
entgegen,  die  jüngeren  aber  sind  ihm  die,  welche  die 
fl'inf  Zweifels;;riinde  des  Agrippa,  eines  .Skeptikers  nach 
ilen  Zeiten  des  Aeiiesidcinos ,  gelMaiicIiten.  Da/n  kommt, 
ilass  Diogenes  Laertins,  wo  er  die  Ordnung  der  zehn 
Zweifelsgriinde  bespricht,  IX,  S7,  i'ur  auf  den  Aenesi- 
ilenios,  .Sexlus  und  Favorinns  seh  beruft.  Auch  über 
diesen  Punct  darf  man  also  Zvteifel  hegen,  ja,  muss  es 
für  «ahrscheinlicher  halten,  das»«  Aenesulemos,  als  dass 
Pvrrlion  der  Urheber  jener  Zusammenstellung  gewesen 
sei  Und  diess  wird  uns  norh  fiel  wahrscheinlicher, 
wenn  «vir  den  ganzen  Ent»  ieklun^sganE^  des  neueren 
iükeptirismus  übersehen.  In  diesem  treten  nach  der  ersten 
Einiheilung  der  Zh eifelsgrüiide  in  zehn  Arten  andere 
Einiheilungen  anf  zuerst  in  fünf,  alsilann  in  zwei  Arten. 
Es  scheint  also,  da.ss  die  Thätigkeit  der  neueren  Skep- 
tiker sich  besonders  in  Zusammenstellung  der  Topen  und 
zwar  in  fortschreitender  Wrcinfacliiing  derselben  geJlus- 
ssrt  habe.  Dass  der  V'orf.  S.  'JOS  nicht  nur  die  fünffache, 
sondern  auch  die  ztieifxhe  EMithelliiiig  dem  .Agrippa  /i>- 
sclireibt,  ist  wieder  ein  voreiliger  Srhiiiss.  Die  Angalie, 
anf  welcher  derselbe  beruht,  sieht  Tennemann  Gesch. 
der  Phil.  A' ,  S.  tOl  mit  Recht  für  zweideutig  a-i ,  die 
innere  Wahrscheinlichkeit  aber  ist  dafür,  dass  ein  An- 
derer, als  Agrippa,  ilie  zweifache  Eintheilung  angab, 
nnd  dieses  wird  auch  äiisserlich  dadurch  bestätigt,  dass 
Diogenes  Laertius ,  welcher  die  Eintheilung  des  Agrippa 
ausführlich  bespricht,  von  der  zweifachen  Eintheilung  Nichts 
weiss.  Die  Erklärung,  welche  der  Verf.  über  den  Zu- 
sammenhang der  fünf  Topen  gibt,  ist  scharfsinnig;  wir 
be/weifeln  aber,  ob  sie  wahr  ist.  Der  .Stein  des  Anslosses 
ist  der  dritte  Topos,  hergenommen  von  TlQO^  Tl.  Wie 
kommt  dieser  unter  ilie  rein  formalen  Ztteifelsgründe  und 
gerade  in  die  IMitte  derselben?  Der  Verf.  sagt,  um  die 
Behauptungen  der  Dogmatiker,  dass  es  ein  aus  sich  evi- 
dentes Priiicip  gebe,  zu  widerlegen.  Dazu  beriefen  sich 
die  Skeptiker  darauf,  dass  es  nur  evident  für  uns  sei. 
Genau  genomuien  würde  diess  nicht  rr/j<u  ri ,  sondern. 
7COOC  >;/"<»  heissen  müssen.  Diog.  Laert.  IX,  SM.  er- 
kl.'irt  diesen  Topos  au(  h  in  einem  viel  weiteren  .Sinne, 
und  der  vorhergehende  Topos  «rro  t;;;  öiaffuivic'.^  »i.'lre 
-(hon  hinreichend  gewesen,  die  Berufung  anf  ein  eii- 
dentes  Prinrip  zurückzuweisen.  IMarh  allen  bisherigen 
Erklarnn.'s>ersuihen  müssen  wir  eir.es  von  beiden  annehmen^ 
eutviedcr    dass   Agrippa    seine  Topen    uur    als    rerciuzelte 


Weisen  iles  Zweifels  ohne  si<lieren  Zusammenhang  sich 
dachte,  oder  d.iss  die  Iterirhterstatter  sie  nicht  in  der 
rechten    Ordnung   überliefert    haben. 

Der  Verf.  würde  sich  wohl  eher  zu  dem  Letzteren, 
als  zu  dem  Ersteren  entschliessen ,  da  er  eine  grosse 
Achtung  vor  dem  wissenschaftlichen  Geiste  der  neueren 
Skeptiker  hat,  und  unter  ihnen  dem  Agrippa  eine  sehr 
bedeutende  Stelle  anweist.  Hat  doch  unser  historisches 
Urtlieil  über  das  Allj^emeine  immer  einen  gewaltigen  Ein- 
lluss  auf  unser  Urtheil  über  die  Besonderheiten  in  ihm. 
Icli  urtlieilp  nun  nicht  so  günstig  über  die  neueren  Skep- 
tiker überhaupt,  daher  bin  ich  auch  weniger  geneigt,  die 
einzelnen  Leistungen  dersellen  zu  loben.  Aber  ich  inuss 
mir  desswegen  auch  den  Tadel  lies  Verf.  gefallen  lassen. 
Xicht  allein  die  grosse  innere  Tüchlijjkeit  dieser  iVIanner 
habe  ich  bezweifelt,  sondern  auch  die  Grosse  ihrer  äus- 
seren Wirksamkeit  aiigenrill'.Mi.  D.i  habe  ich  einen  schwe- 
ren Irrthum  begangen  (S.  JO,').  Es  ist  nicht,  wie  ich 
behaupte,  dass  ihre  Zweifel  nur  eine  geringe  Aufmerk- 
samkeit ausser  ihrer  Schule  fanden;  der  A'erf.  weist  das 
Gegrntheil  nach.  Wie  sind  seine  (irüiiile  beschallen? 
Der  neuere  Skeplicismus  lag  im  .Streit  mit  der  neueren 
Akaileniie,  wie  die  Schrift  iles  Aenesiilemos  beweist.  Aber 
das  beweist  nicht,  dass  die  neuere  Akademie  Hm  diese 
tiegner  sich  viel  bekümmerte.  Die  ueueruii  Peripatetiker 
grillen  die  Skeptiker  heftig  an;  Zeuge  ist  die  Schrift 
des  Aristokles  über  die  Philosophie.  Diese  Sclirift  ist 
von  historischem  Inhalt,  wo  denn  alle  Secteii  durchge- 
nommen wurden,  nnd  also  auch  die  Skeptiker  nicht  über- 
gangen «erden  konnten;  ebenso  gut  hatte  auch  Diogenes 
Laertius  gegen  mich  angeführt  werden  können.  Aber 
auch  Galen  schrieb  gegen  die  neueren  Skeptiker.  Ga- 
len, muss  ich  ilagegeii  bemerken,  ist  ein  Arzt,  und  durfte 
die  Skeptiker  nicht  übersehen,  welche  eine  eigene  Classe 
von  Aer/.ten  bildeten;  seine  Schrift  gegen  den  Skepticis- 
mus  beweist  mehr  ilie  Bedeutsamkeit  desselben  für  die 
JMediciii  ,  als  für  die  Philosophie.  Alle  diese  Einwürfe 
habe  ich  vorausgesehen.  S.  'ilS.}  meiner  Gesch.  der  Phil, 
steift:  .,fast  nirgends  geschieht  ihrer  (der  neueren  Skep- 
tiker) Erwähnung,  ausser  von  solchen,  welche  ausdrück- 
lich über  die  Secten  oder  die  Geschichte  der  Philosophie 
schrieben,  und  von  Aerzten."  Aber  der  Verf.  führt  für 
seine  .Meinung  auch  noch  Plot.  Eon.  V.  I.  V,  2.  an. 
Hier  werden  sehr  im  Allgemeinen  die  Gegner  der  Ideen- 
lelire  aiigegriflen  und  zu  diesen  auch  solche  gezahlt, 
welche  die  liyvüjnlu  y.itX  dvr7Caoi:tn  ciiiv  voijTcoi' 
lehrten.  Sollten  das  die  neueren  .Skeptiker  sein?  Im 
Allgemeinen  gewiss  nicht.  Aber  wenn  auch,  auf  ihre 
Gründe  wird  gar  nicht  eingegangen.  Ist  das  nun  Alle», 
was  mich  eines  schweren  Irrthnms  überführen  soll?  Der 
Verf.  kann  wohl  kaum  glauheu,  dass  ich  solchen  Grün- 
den weichen  werde.  Wir  lassen  die  .Ansicht  des  A''erfassers 
(S.  ilM  sqq.)  dahin  gestellt  sein,  dass  der  neuere  Skep- 
ticismns  den  Untergang  des  alten  Dogmatismus  vollendet 
unil  den  flivsticismus  der  Alexanilrinischen  Schule  vorbe- 
reitet habe  —  ihr  widerspricht  zu  sehr  fast  Alles,  was 
wir  von  dem  .Schulwesen  der  ersten  Jahrhunderte  nach 
Chr.  Geb.  wissen  — ,  um  nocli  einen  Blick  auf  «eine 
Ueherzeugung  von  der  inneren  Trelflichkeit  der  neueren 
.skeptischen    Schule,    was    ihre    wissenschaftliche    Haltung 


6'?9 


630 


tirtrifTt,  XU  «criVii.  Worauf  grüii(|p<  s.e  sicli  ?  Nicht  auf 
ijas ,  Has  vorli<>u;t  in  den  SiliriftPU  lii'S  Srxtus,  dessen 
t'erMirruiig  er  selir  yut  gezeijjt  hat,  soiulerii  auf  ilcii 
wenigen  Briichstiicken  ,  »elrlie  »i  ir  luii  cier  Lehro  «les 
Aenesiilenjiis  und  des  Aj;rl|i|)a  Italien,  deren  /iisamoien- 
liang  HJr  al>er  erst  rrrallien  nii'is^en.  /eignen  nun  diese 
Ueberliefernngen  einen  so  festen  m  iss(*nsi-hafrli('hea  Zu- 
.laniinenlianj;,  so  Ivlare  Einsieht  in  das  GiMiilil  der  (iründe, 
dass  wir  daraus  mit  Sicherheit  das  Urthcil  des  Verf.  ent- 
nehmen kOuuteu?  Daran  feliit  in  der  Thal  nicht  wenig. 
Wie  wenig  ilie  Gründe  des  Agrippa  so,  wie  sie  ütierlie- 
fert  sind,  in  einem  guten  Zusammenhange  stehen,  liaben 
wir  schon  liemerkt.  Um  die  Gründe  des  Aenesidemos 
hüiidi|>  zu  linden,  muss  der  Verf.  annelimen,  dass  Sextus 
Unijiirii  IIS  sie  abgekürzt  und  entstellt  habe  (S,  74);  der 
Verl.  wirft  ihm  überiliess  eine  suphistisehe  Verwirrung, 
das  Vorbringen  einer  kindisi  heii  Sehn  ierigkeit  ror  (S.  145  f.; 
Iti4).  Wenn  mau  mit  Ri'tht  anf  die  Beweise  gegen  die 
ursarhiic'he  Verbindung  das  grosste  Geivieht  legt,  so  ist 
elieii  der  erste  lieweis,  »eleher  dem  Aenesiiiemus  mit 
grösserer  .Sicherheit,  als  alle  übrigen  beigelegt  werden 
kann  (Se.xt.  Einp.  adr.  math.  IX,  L'l9  —  '22Ö.),  am  we- 
nigsten in  guter  Ordnung.  Er  soll  vom  Gegensatz  zwi- 
scheu  Kurperlirhem  und  Uiikurperlichem  ausgehen,  nimmt 
aber  in  den  verschiedenen  Gründen,  welche  er  zusam- 
meijpasst,  genau  besehen  nur  einmal  und  ganz  beiläufig 
auf  ihn  Rücksicht,  da,  wo  von  der  Kotliwendigkeit  der 
Berührung  für  die  ursächliche  Verbindung  ilie  Rede  ist; 
die  übrigen  Grnndo  gehen  von  der  Unmöglichkeit,  dass 
Kins  \'ielcs  werde,  um!  von  iler  Äoth«  endigkeit  der 
Gleichartigkeit  zwischen  Ursache  uuil  \Virkuiig  aus.  Diese 
Ungeiiauij^keit  im  Beweise  hätte  der  Verf.  «ohl  bemer- 
ken können.  Also  unsere  Ueberliefernngeii  sprechen  nicht 
für  die  grosse  Genauigkeit  der  neueren  Skeptiker,  I\]au 
muss,  um  sie  zu  retten,  den  Sextus  Empiricus  besrliiil- 
digen,  ihre  Beweise  verwirrt  zu  haben.  Aber  sollte  er, 
wenn  er  die  Lehre  seiner  Schule  in  besserer  Ordnung 
fand  ,  diese  nicht  wenigstens  im  Abschreiben  und  Aus- 
ziehen zu  bewahren  gewusst  haben?  Es  bewegt  uiiu  bei 
unserem  weniger  günstigen  Urllieil  über  die  neueren  Skep- 
tiker noch  eine  allgemeinere  Betrachtung.  In  den  Zei- 
ten des  Verfalls  echter  Wissenschaftiichkeil,  ilenkeii  wir, 
werden  auch  wohl  die  Skeptiker  demselben  sich  nicht 
haben    entziehen    können. 

Diess  soll  indessen  keineswegs  ausschliessen,  dass  sie 
noch  manchen  guten  Gedanken  ünden  konnten.  Von 
dieser  Art  sind  besonders  ihre  Zweifel  gegen  die  ursäch- 
liche Verbindung.  Der  Yeif.  hat  eich  um  die  Aufhel- 
lung derselben  in  der  That  ein  Verdienst  erworben.  Diess 
ist  die  stärkste  Seite  der  vorliegenden  Schrift.  Sie  zeigt 
ausführlicher  und  eindringlicher,  als  diess  unseres  Wis- 
sens bisher  geschehen  ist,  dass  jene  Zweifel  keineswegs 
leere  Sophismen  sind,  sondern  wahre  Schwierigkeiten  der 
WisseRschaft  in  das  Licht  stellen,  und  sucht  die.se  Schwie- 
rigkeiten, so  viel  als  möglich,  zu  lösen.  Doch  können 
wir  die  Erklärungen  des  Verf.  nicht  in  allen  Stücken 
billigen.  ^iur  einen  lüanptpunct  wollen  wir  erwähnen. 
Der  Verf.  setzt  den  Gründen  iler  Skeptiker  öfters,  z.  B. 
S.  1Ö7,  die  Annahme  aus  und  in  sich  wirkender  Ursarheu 
entgegen,  so   wie   der   menschliche  Wille   lu  sich  den  £nt- 


schliiss  als  seine  Wirkung  Lerrorhringe.  Diess  ist  dem 
psvchologischen  Standpiiiirte  gemäss,  welchen  er  festhält, 
indem  er  auf  die  uiiziteifclhafte  Thalsache  des  Bewusst- 
seins  sich  beruft.  Aber  es  setzt  die.'is  auch  ein  Verken- 
nen des  Begriils  der  ursachlichen  Verbindung  voraus,  wie 
er  in  den  Gründen  der  Skeptiker  genommen  wird.  Diese, 
verstehen  unter  Ursache,-  wie  alle  ihre  Beweise  und  Bei- 
spiele zeigen,  ein  Ding,  welches  in  einem  anderen  etwas 
bewirkt,  aber  nicht  ein  Ding,  welches  in  sich  etwas  hervor- 
bringt. Und  gewiss  haben  sie  hierin  nicht  Unrecht,  wenn 
man  anders  das  ^'erhältniss  von  Substanz  und  Acridens 
von  dem  ursachlichen  Verhältnisse  mit  Recht  unterschei- 
ilet.  Eben  auf  lier  l'erwechselung  dieses  und  ähnlicher 
Verhältnisse  beruht  die  Täuschung  derer,  welche  die 
Zweifel  der  Skeptiker  für  leere  Sophismen  halten;  durch 
genaue  Unterscheidung  muss  mau  diese  würdigen  und 
auflösen   lernen.  //.   Ritter. 


6G.  Caroli  Friderici  Hertnanni,  Prof.  fllarhnrg. ,  Anli- 
(juitatum  Laronicarnm  libelli  quatuor.  Marburg!  et 
Lipsiae.  Sumptibus  N.  G.  Elttcrti.  MDCCCXLL 
VIII  und  21(i  S.    4. 

Von   keinem   Staate    des   Alterthums    ist    die  Idee    der 
Aristokratie,   in   der   wahren   Bedeutung  des   Wortes,  rei- 
ner aufgcfasst  und   vollständiger   verwirklicht  worden,    als 
von  dem   Spartanischen.      Zur  Zeit   seiner    Blüfhe    wenig- 
stens,    mehrere    Jahrhunderte    hindurch,    finden    wir    in 
Sparta  keine  auf  Geburt  oder  Vermögen   begründeten  Vor- 
rechte  eines  Bürgers  vor   dem   andern;   nur  die  persönliche 
Würdigkeit   bedingt  die   Geltung    eines   Jeden,    und    Alles 
ist    darauf    berechnet,     das    -Streben     nach    solcher   Wür- 
digkeit    gleichmässig     in      Allen     zu     beleben  ,      und     die 
31ittel,    zu    ihr   zu    gelangen.    Allen    ohne    Unterschied   zu 
gewähren.      Wäre    die    Existenz    des    Staates    nicht    noth- 
wendig  durch  die   Herrschaft    über   ein    unterjochtes   Volk 
von    Uiiterthanen    bedingt   gewesen,     und     wäre     desswegeii 
nicht   ebenso    nothwendig    der    mannhaften   Kraft    zur   Be- 
hauptung dieser   Herrschaft   und    allen    auf   die   Sicherung 
des   Bestehenden     und   Abwendung    von    Gefahren    gerich- 
teten   Tüchtigkeiten    eine    einseitige   Schätzung    vor   jeder 
andern   Trefl'lichkeit  zu   Theil   geworden,  so   würde   in  der 
That  die   spartanische  Aristokratie   ebenso  eine  Herrschaft 
der   Besten   gewesen    sein,     wie    sie   jetzt   wenigstens   eine 
Herrschaft    der    Tüchtigsten    war.        Doch    liegt     auch     in 
dieser  Tüchtigkeit   ein   solcher  Gehalt  echter  menschlicher 
Tugend,     und    das    ganze    spartanische   Staatsleben    ist    so 
sehr    von  ^'ernunft    und    Sittlichkeit   durchdrungen   und    ge- 
adelt,  dass    wir   die  Vorliebe   gerechtfertigt   finden  müssen, 
mit    welcher    Philosophen     und    Politiker    des    Alterthums 
diesen    Staat    als     denjenigen     gepriesen     haben,     der    dem 
Ideal    der    wahren    .Aristokratie    wenigstens    am    nächsten 
gekommen  sei.       Unter    den    Neueren    hat    eigentlich    erst 
lies    unersetzlichen    K.    O.   Alüller    ebenso    geistrolle,    als 
gründliche  Darstellung  eine   richtige  Würdigung   des  spar- 
tanischen Staates  vermittelt;    und  obwohl   es    nicht   an  Ver- 
suchen   gefehlt    hat,    das    von   ihm    gezeichnete  Bild,  als 
ein     in     wesentlichen    Zügen    verfehltes,     zu     berichtigen, 
und    Einige    namentlich   Adelsrorrechte    und    Ungleichheit 
des     Vermögens     aU     die     anfänglichen     Gruiullagen     der 


631 


6;'.2 


1>rfassiiiiff  zu  rrn  eisr«!!  iintcrnoniuii'ii  h.ibpii ,  so  wird 
«U'li  (lorli  ieili'  lirsoiitiPiie  und  vorurdu-ilsfrpio  Prüfung 
ilir  «alirlirit  «Irr  von  IMüllcr  gegebenen  Darstellnng 
in  allen  »esentlirlien  Piincteii  anzuerkennen  geiifUliist 
(inilcii.      Herrn    l'rofessor  Hermann    gelji'ilirt   ilas  Verdienst, 

o rseits    die     lurdgen     H vpolliesen ,    mit    denen    man    ilie 

(M'M-Iiiclite  zu  entstellen  suilite,  siegreich  ziirnrkgewiesen, 
andererseits  aber  aurli  ftliiller's  Arbeit  »esontluh  ergänzt 
und  besonders  die  von  diesem  nur  vorubergelienil  berühr- 
ten  Fragen  nach  den  Ursachen  ,  wodurch  allmählich  die 
frühere  (ileicliheit  der  spartanischen  liiirger  gestört  niid 
iiligarchische  Standesiinterschiede  lierbeigefiihrt  worden, 
in  den  beiden  1S32  "nd  1834  erschienenen  Abhandlun- 
gen de  ciindicione  afque  origine  eoriim,  qui  llomoei  apud 
Lacedaemonios  appellati  sunt,  unil  de  causis  turbatac  in- 
icr  Lacedaeiminios  agrorum  aeqiialitatis  ,  gründlich  und 
lichtvoll  erörtert  zu  haben.  Um  aber  seine  Unterscicliun- 
gen  zu  einem  vojlstündigen  Ganzen  al>zurun(len ,  schien 
e>  ihm  nölhig,  auch  die  frühesten  Anfiiiige  des  Siaates , 
lii>  zur  Consolidirung  durch  die  Verfassung  Lvkiirg's, 
und  die  Veränderungen,  die  er  iia<  h  dieser  C'onsoliilirung, 
aber  vor  der  beginnenden  Kiilar:ung,  in  organischer  Kort- 
bildung  erfuhr,  einer  genaueren  IJetrachtung  zu  unter- 
ziehen; und  <liess  ist  in  den  beiden  \!S-i(\  erschienenen 
Abliandlungen  de  statu  Lacedaenioniorunv  ante  Lycurgum 
null  de  noiis  Lacedaemoniorum  j)nst  Ljcurgum  institntis 
gescliehen.  Indem  er  jetzt  diese  vier  Abhandinngen,  unil 
zwar  die  beiden  früheren  nicht  ohne  einige  Aeiideniiigeu 
und  Zusätze,  zu  Kinpin  Ganzen  vereinigt  herausgegeben, 
hat  er  eich  dadurch  einen  neuen  Anspruch  auf  den  Dank 
aller  Freunde  dieser  Studien  erworben  ,  unil  der  Unter- 
zeichnete hat  den  Auftrag  zur  Recension  des  Buches  mit 
desto  grösserem  ^'^ergnügen  übernommen,  weil  er  da- 
durch die  Gelegenheit  bekommt,  seinen  besonderen  Dank 
für  vielfache  Anregung  und  ßelehrung,  sowie  für  den 
Getvinn,  den  er  bei  'seinen  eigenen  Arbeiten  aus  den 
Untersuchungen  des  Verfassers  gezoge»  hat,  auch  ölFent- 
lich    zu    bezeugen. 

Der  wesentliche  Inhalt  samnillicher  vier  Abhandlungen 
ist  wahrscheinlich  den  meisten  Lesern  dieser  Blätter  niiht 
mehr  ganz  unbekannt,  nicht  nur,  weil  ilie  beiden  wichtigeren 
schon  vor  mehreren  Jahren  erschienen  sind,  sondern  auch 
«eil  der  Verf.  die  hauptsächlichsten  Resultate  seiner  Uiiler- 
siichungen  in  dem  Lehrbuch  der  griech.  Staatsalterthünier, 
dessen  dritte  Aullage  im  J.  1841  erschien,  niedergelegt 
h;il.  Der  Ref.  darf  sich  desswegen  einer  vollst/indisen 
Urruhterstatlung  überhoben  achten,  und  sich  begnügi'ii, 
nur  dasjenige  herauszuheben,  worüber  er  Einiges  zu  be- 
merken iiiidet. 

Dass  in  den  Zeiten  zwischen  der  dorischen  Ansie- 
delung in  Lakonien  und  der  Gesetzgebung  Lykurg's  der 
spartanische  Staat  vielfachen  inneren  Kämpfen  und  Zer- 
würfnissen unterlegen,  dann  aber  durch  ilie  Lvkurgische 
\  erfasfiung  zn  fester  Ordnung  und  Eintracht  gediehen 
»ei.  ist  eiiisfimniige  Angabe  der  bedeutendsten  alten  Anc- 
turitaten.   *)      Was  aber  jene  Zerwürfnisse   herbeigeführt, 


■  Strabc^  oder,  wenn  mm  will,  Eplioros  Aeiissciung .  ilie 
Eroberer  Lakonicns  hätten  sich  zwar  auch  gleich  Anfangs 
ichoD   begonnen    und   wacker   gezeigt,    nachher   aber    is 


und  welche  Grundlagen  liykarg  für  seine  fortan  so  fest 
bestehenden  Anordnungen  vorgefunden  habe  ,  igt  von 
den  41ten  theils  gar  nicht  erwähnt,  theils  sehr  mangel- 
haft und  unvollkommen  angedeutet  und  von  neueren 
Forschern  bisher  noch  wenig  in  genauere  und  gründ- 
lichere Erwägung  gezogen  worden,  wenn  auch  darin  so 
ziemlich  Alle  mit  Alüller  übereinstimmen,  dass  L}kur^ 
nicht  <lurch»eg  Neues  geschaffen,  sondern  meist  nur 
nltdori^che  .Satzungen  hergestellt  und  anf  eine  den  ^'er- 
hältnissen  des  spartanischen  Staates  angemessene  Weise 
verrollytändigt  und  ergänzt  habe.  Darin  liegt  nun  frei- 
lich ilie  .inerkeiinung  ,  dass  diese  altdorischen  Satzungea 
vor  Lykurg  durch  widerstrebende  Umstände  und  Verhält- 
nisse gefährdet  und  unterdrückt  waren,  wie  es  auch 
Blüller  ausgesprochen  hat;  von  welcher  Art  aber  diese 
Umstände  und  Verhältnisse  gewesen  seien,  diess  vollstän- 
diger und  bündiger,  als  es  früher  geschehen  war,  erör- 
tert zu  haben,  ist  das  Verdienst  der  ersten  der  vorlie- 
genden vier  Abhandlungen.  Geleitet  einerseits  von  den 
Angaben  der  Allen ,  die  von  tyrannischen  Bestrebungen 
der  spartanischen  Könige  nach  ^'ergrösserung  ihrer  iMarht 
reden,  andererseits  von  dem,  was  über  Aufnahme  der 
liberwundenen  Achäer  zu  gleichem  Rechte  mit  den  l)o- 
riern  berichtet  wird,  und  wie  jene  erst  allmählich  unil 
nicht  ohne  langwierige  Kämpfe  in  den  Zustand  der  Periöken 
herabgedrückt  seien,  hiermit  ferner  die  verivandten  Vor- 
gänge in  andern  gleichzeitig  gestifteten  dorischen  Staaten 
vergleichend,  namentlich  in  Alessenien,  wo  Kresphontes 
durch  Begünstigung  der  Uebenvuudeneu  sich  den  Hass 
der  Dorier  zugezogen  haben  soll  *j,  findet  Hr.  H.  die  . 
Hanptursache  der  inneren  Kämpfe  und  Zerrüttungen  de» 
spartanischen  Staates  in  dem  Umstände,  dass  auch  hier 
die  Ueber»  undenen  von  den  Königen  selbst  begünstigt 
und  gegen  das  siegende  Volk  vertreten  worden  seien,  um 
mit  ihrer  Hülfe  die  Königsinacht  auch  gegen  dieses  zu 
verstärken.  An  der  Wahrscheiulichkeit  dieser  Annahme 
dürfte  sich  nicht  zweifeln  lassen,  wenn  gleich  speciellc 
Thatsacheii ,  Personen  und  chronologische  Bestimmungen 
zu  ermitteln  unmöglich  ist.  Nach  der  Tradition ,  we- 
nigstens so,  wie  sie  Ephoros  überliefert  hat,  sollen  schon 
Agis  und  Eurypon  den  Rechtsunterschied  zwischen  Spar- 
tiateii  und  Perioken  festgestellt,  also  den  Weg  der  ersten 
Könige  verlassen  haben,  von  denen  gesagt  wird,  dass  sie 
nach  Eroberung  des  gesaininteii  Landes  dasselbe  in  sechs  , 
Districte  getheilt,  den  einen  von  diesen,  worin  Sparta 
gelegell,    selbst,    die    anderen    durch    hingesendete    Stell- 


Folge  der  LyUurgischen  Einiicbtungon  den  biichsten  Grad 
der  lüütlie  crieiciit,  scheint  uns  der  von  Hrn.  H.  S.  8 
vurgcschlagenen  Aenilcrung,  so  leicht  sie  auch  sein  iiiai;, 
doch  nicht  7u  bediiifen.  Was  Hr.  H.  geschrieben  wissen 
will,  10  xuc'  ('/i^<i?  /(h'  oix  iooirfoovovi' ,  würde  einen  Ta- 
del über  die  Gesinnung  und  ijeukiingsart  aussprechen, 
der,  auch  wenn  Ephoros  jene  inneren  Unruhen  anerkunnte, 
durch  diese  doch  nicht  ganz  bcgriindct  scheinen  diiifte. 
da  sie  nicht  aus  der  Gesinnung  des  Volkes,  sondern  aut 
den  schwierigen  Verhältnissen  entsprungen  waren  .  die 
erst  allinählich  befriedigend  geordnet  werden  konnten 
")  Bei  der  lilerzn  angcfiilutcn  Stelle  Strabo's  A  III  .  .%l. 
hatten    wir  Müllcr's    Bemerkung,    Dor.  t     S    95,     beviick- 


f)Vl 


634 


»irtrefor  rogiert,  filirljoiiH  aber  ilen  Bennhnrrn  loll« 
Ig(>nnnii(>  iiml  Tliciliialiiiir  an  allen  Rechten  und  IChreii 
iler  Uürier  {(ewfilirt  hätten.  Nun  ist  aber  eine  Unter- 
werfun;;  des  ganzen  Landes  gleich  zu  Anfange  theils 
aus  den  von  Dlüller  angeführten  Gründen,  theils,  unseres 
Erachtcns,  schon  wegen  der  geringen  Anzahl  iler  Darier, 
die  damals,  nach  Isokrates,  nicht  üUer  L'OÜU  Krieger 
gezählt  halten  sollen,  durchaus  nnglaulilich ;  und  wenn 
«ir  dessnegen  die  Angabe  des  Ephoios  nur  mit  der  Mo- 
dihtation  gelten  lassen  kiiunen,  tlass  in  «lern  damals  schon 
ernlierten  Theile  des  Landes  Agis  und  Eurypon  die  liis 
dahin  isunomen  Acht'ier  zu  Periöken  gemacht,  so  hin- 
dert uns  Nichts,  anzunehmen  ,  dass  bei  den  ferneren 
Krobernngon  die  nachfolgenrien  Kiinige  vielmehr  im  Sinne 
des  Eurysthenes  und  l'rokles,  als  des  Agis  und  Enrypon 
xa  handeln  geneigt  gewesen,  und  dass  auf  diese  Weise 
oft  »iederliolto  iMisshelligkeiten  zwischen  ihnen  und  dem 
dorischen  Volke  enlstainjen  seien,  bis  endlich  das  dorische 
Priucip  der  Behandlung  der  Besiegten  auch  von  den  Kü- 
nigcu  unrerbnichlich  anerkannt  und  für  die  Zukunft  fest- 
gestellt «urde,  was  wohl  nicht  vor  der  Lvkurgischen 
Gesetzgebung  geschehen  sein  mag.  Hr.  H.  scheint  nach 
S.  '^9,  oü  nicht  abgeneigt,  der  Darstellung  des  Ephnros 
Glauben  zu  schenken,  unil  die  Erivähnnngen  von  Erobe- 
rungen lakonischer  Städte  durch  die  Dorier  lange  nach 
<ler  Einwanderung  daraus  zu  erklären,  dass  dieselben  in 
Folge  der  aufgehobenen  Isonomie  abgefallen  und  dann 
wieder  unterworfen  seien,  obgleich  er  im  Lehrbuch  §.  (S. 
«ich  der  IMiiller'scben  Ansicht  anschliesst,  die  auch  in 
«ler.  früher  geschriebenen  Abhandlung  Nr.  4.  S.  1H9.  we- 
nigstens nicht  unHahrscheinlicIi  gefunden,  nnd  iioran  über- 
diess  noch  die  Vermuthnng  geknüpft  wird,  dass  wohl 
öfters  über  die  Verwendung  des  durch  neue  Eroberungen 
genonneneti  Landes  zwischen  Konigen  und  Volk  Streitig- 
keiten entstanden  ,  indem  jene  es  zur  Staatsdomaine  ge- 
macht, das  Volk  aber  es  vertheilt  wissen  «tollte,  und 
dass  also  auch  hierdurch  die  Zerwürfnisse  im  Innern  des 
Staates  genährt  wurden.  —  Gegen  die  Ansicht  Einiger, 
als  ob  auch  wohl  DillVrenzen  zwischen  den  beiden  Kö- 
nigen die  Veranlassung  zu  inneren  Unruhen  gegeben  haben 
mochten  ,  bemerkt  Hr.  H  mit  Recht,  dass  sich  da<u 
wenigstens  in  der  üeberlieferung  kein  Grund  finde;  und 
mit  ebenso  grossem  Rechte  erklärt  er  sich  S.  33-  gegen 
diejenigen,  u eiche  vou  Parteikämpfen  zwischen  Adel  und 
Gemeinen  unter  den  Duriern  selbst  reden,  da  solcher 
Staiidesunterschied  rein  erdichtet  ist,  »ie  anderswo  hin- 
länglich dargethan  worden.  Da  nun  aber  er  selbst  die 
Ursachen  der  Unruhen  bloss  in  der  Uneinigkeit  und  den 
••iitgegengesetzten  Bestrebungen  der  Könige  und  des  Vol- 
kes <;efHiiden  hat,  so  scheint  uns  die  Aeusserung  nicht 
recht  begründet,  mit  welcher  er  sich  S.  .3'.)  zur  Befrach- 
tung der  Lykurgischen  Einrichtungen  wendet:  tripertitum 
ij;itur,  si  recte  in  anlecedciitibns  disputavinius,  Lvcurgi 
negotium  erat,  nt  et  regibus  populura  rnnciliaret,  et 
periiicoruin  coiidicioiieni  iustis  hiiibus  describeret ,  et  inter 
ipsos  cives  «juidquid  discidii  lulercederet ,  exaequaret.  Es 
lassen  sich  ohne  Zweifel  jene  Einrichtungen  auf  diese 
drei  Zwecke  zurückführen  ;  aber  Hrn.  H.'s  voraiifgegan- 
gene  Erörterung  führt  uns  in  der  That  nur  auf  den  einen, 
<ier   zuerst  gestellt  ist,    und    allriifalls    auf   den     zweiten', 

Zgitschr,  f.  d.  Alurthuniiw. 


insofern   nämlich   eben  das  Verhältniss  der  Ueberwundenen 
früher   Veranlassung    zum   .Streite    zwischen    den    Königen 
und    dem    Volke    gegeben    haben    mochte;    von  Zwisigkeitea 
lies   dorischcB  Volkes    unter   sich    haben    wir  Nichts  gehört. 
Allerdings     aber    deutet    die    dem    Lykurg    zugeschriebene 
Vertheilung   des   Landes   in   ODOO,     oder,    nach    der    rich- 
tigeren  Angabe,    in    4000   Loose ,    auf    eine   Störung    der 
anfänglichen    Gleichheit   des   Landbesitzes,    die    durch    die 
neue  Theilung   wieder   hergestellt    ward;    doch    in    seiner 
gegenwärtigen  Abhaiiillnng  verweist  uns  Hr.  H.  über  diesen 
Geg^enstand    nur   auf  das,    was   er   anderswo   ilavoii    gesagt; 
nnd    in    der    vierten    finden    wir  S.  KiO  die   Erklärung,    das» 
ihm    eine    bedeutende   Störung  jener  Gleichheit   im  Lykur- 
gischen   Zeitalter   nicht   wahrscheinlich   vorkomme.     Hier- 
mit kann  Rec.  nicht  übereinstimmen,    nicht  nur  weil  grosse 
Ungleichheit  ausdrücklich  bezeugt  wird  (denn  iliess  könnte 
man     als    iMissverstämlniss    beseitigen),     sondern     weil     die 
Natur   der   Sache    selbst    darauf  zu    führen    scheint.      AVar 
nämlich    gleich     bei    der   ersten    Ansiedelung    das   eroberte 
Land    gleiclimässig   vertheilt  worden,    wie  Rec.  mit  Hrn.  H. 
annimmt,     so    miisste   in    den    folgenden    Generationen    die 
bedeutende    Zunahme   der  Bürgerzabi,   ton  'JüOO  auf  mehr. 
als   das  Doppelle,   ohne    Zweifel   die    Wirkung   haben,   dass 
nicht  allein   das  anfänglich     vertheilte    Land     für    die    ver- 
mehrte   Bevölkerung    im     Ganzen     nicht    mehr    zureichte., 
sondern    dass   auch    zwischen    den    einzelnen   Familien    eine 
grosse    Ungleichheit   iles    Besitzes    entstand  ,   ila   doch    nicht 
«ohi     angenommen    werden     kann,    dass    der    Aiinachs    in 
allen    gleiclimässig   erfolgte.       Nimmt    man    dazu    an,     dass 
jene    Vermehrung  der   Bürgerzahl    nicht   bloss    durch  eige- 
nen Anwachs,   sondern  auch  durch  Einbürgerung  von  über- 
wundenen  oder   freiwillig    übergetretenen  Achäern  bewirkt 
ward  —  welcher  Annahme   sich  auch  Hr.  H.  S.  J(i.  not.  ST 
geneigt   erklärt   —    und    dass   diese    an    dem   gleich  .•\iifangs 
unter   die    Dorier   vertheillen    Lande    natürlich    keinen    An- 
theil    haben    konnten,    sondern     wahrscheinlich    ihren    frü- 
heren   Besitz    behielten,   so   darf  man    um    so   weniger    eine 
bedeutende     Ungleichheit     im    Lykurgischen   Zeitalter    be- 
zweifeln;    eine    Ungleichheit,    dio     um   so   melir    Unzufrie- 
denheit  und    Unruhen    erregen    musste,    je     mehr    sie   dem 
auf  Gleichheit   gerichteten   Princip    des    dorischen    ^'olkcs 
widersprach.    So   möchte   denn   also   Plutarch's  Darstellung 
von   Kämpfen   zwischen   Reichen   und  Armen   in  jener  Zeit 
keineswegs   als    irithümlich   zu  verwerfen  sein.      Dieselben 
Ursachen    übrigens,   die   das    Uebel    in    den  Zeiten    vor   Ly- 
kurg  herbeigeführt    hatten  ,     wirkten    auch    nachher     noch 
fort,  so    dass    neue    Abhülfe    nöthig   ward,    die    denn   auch 
nach    dem    ersten     messenischen    Kriege    erfolgte.       Doch 
hiervon    wird    weiter   unten    die   Rede   sein.    Jetzt   erlauben 
wir  uns   über   einige    der    in    Hrn.    H.  s    erster    Abhandlung 
besprochenen  Piincte    noch  Einzelnes  zu  bemerken.    Hr.  H. 
sieht   es   S.    IH   als    eine    Neuerung    Lyknrg's    an,    dass    er 
die   richterliche  Entscheidung  in  Capitalsachco  der  Gerusia 
übertragen    habe,   da  sie  früher  zur  Competenz  der  Könige 
allein    gehört   habe,    eodein    iure   quo   apud    reliquas    gcnles 
aDtiquissiinas.       Bei    den     (irieclicn    aber     dürfte    sich     ein 
solches    Recht    schwerlich     irgendwo     nachweisen     lassen: 
ebenso    wenig   aber   auch    bei    den    Römern.     Hr.    H.    beruft 
sith   auf  Rubino   S.    474:   so    schätzbar   aber  viele   der   von 
Diesem  gegebenen  Aufklärungen  über   das  römische  Staats- 

42 


G^:^ 


fi<h 


rrrlit  »lirh  sinil  ,  s»  iiiii->SPii  >»ir  ilciili  »i-iiic  D.irstfllung 
.Iph  KOiuctliiiitM  filr  sraiiz  linil  gar  riTf.-l>lt  rrkldmi.  ♦) — 
S.  :'4  iiii-iiit  Hr.  H.,  ilas*  Affi»,  »eiiii  «T  iia<  li  Bplioros 
.Aiis"clriirl  IUP  PiTJdkpn  xii  nifrektU  »oii  S|>.ii»a  iiiai  htp, 
(lanill  iiirlils  AiiiliTcs  ;'i>lliaii  lial.o,  als  was  friiliiT  aiu-li 
III    AKilia    11111    Tlii'srii!*    (:'•<'"'"    "(irdi-ii    si'iii    soll.       Hinriii 

lu-jit    ilii-    Aiisirlit,    (las.i    die    lii>li<Ti;.'<'  Is >mii'    iiicli«    aiis- 

ilriickliili  aiifKflii'lirii,  siiiulprii  dass  die  Uevorrecliliiiig 
dor  Dorior  nur  i-iiiP  Foltje  davon  jrpwpspn  sei,  dass  ihre 
Stadt  zur  llaiipistadt  und  zum  al|pini;;.-u  .Sitze  iler  üffent- 
lirlien  Gewalt  geniaolit  «anl.  Uehereiiistinimend  damit 
wird  «eiter  unlen  -S.  44  aurli  die  Lvkiirgisrlic  Bestim- 
mung über  die  VolksrersaniinluiiKeii  in  der  Nahe  von 
.Sparta  als  eine  IHaassregel  lietrarhtet,  »oilurch  die  Pe- 
rifikeii  auch  ohne  ausdrürkliclie  Aussihliessuiis  von  der 
'rheiliiahiiie  al-pelialten  »ordeii  seien.  Gestattet  »are 
ihnen  diese  also  doih  ,  und  es  kam  nur  auf  ihren  Willen 
an,  ob  sie  ii.n  ihrem  Rechte  Gebraueh  machen  wollten. 
In  der  dritfeii  Abliaiiilliiii|;  da»pj;en  erklärt  sich  Hr.  II. 
für  die  entgegengesetzte  Ansicht,  um!  lobt  desshalb  Le- 
vesque  S.  1  .'4  ,  >iui  ptrioecis  nihil  juris  in  Lacedaemo- 
ninruin  lepublica  eonipetiisse  rede  iiitellexit.  Unseres 
Erachteus  lassen  Müller's  Gründe  kaum  einem  Zweifel 
Raum,  dass  an  Bereehtigiiug  der  Periiiken  zur  Theilnahme 
an  den  spartanisrhen  A'olksversainmiungen  gar  nicht  zu 
ilenken  sei;  und  dass  Ephoros  bei  seinem  Ausdrucke  et- 
was »esentlicii  Andere»,  als  innigere  Vereiniguii}:  zu  einem 
Gesammtstaat,  »io  sie  Theseus  in  Attika  bewirkt  haben 
•oll,  im  Sinne  gehabt  habe,  zeigt  der  ganze  Zusammen- 
hang seiner  l)ars(ellung  nii»  idersprechlicli.  —  Die  Frage, 
ob  in  die  Periokeiibezirke  oberste  Beamte  ,  wie  der 
Ki'^inodiy.lji  nach  Kvlhera,  von  Sparta  aus  geschickt 
worden  seien,  L'isst  sich  freilich  in  Ermangelung  aus- 
drücklicher Zeugnisse  nicht  bestimmt  beantworten;  warum 
aber  Hr.  H.  S.  2f)  die  Sache  so  unwahrscheinlich  findet, 
gesteht  Rec.  nicht  begreifen  zu  kjiiiiien ,  und  wenn  aus 
Isoer.  Panath.  §.  ISL  gefolgert  wird,  dass  die  Obrig- 
keiten der  Hau'ptstadt  selbst  uiimiltelliar  auch  über  die 
PeriÖken  Jurisdiction  geübt  hatten,  so  scheint  diese  Fol- 
gerun"  bei  genauerer  Erwägung  sehr  unhaltbar.  Jsokra- 
tes  sagt,  es  stehe  in  d<-r  Gewalt  iler  Eplinren  dv.Qi  r ovc, 
'xno-/.rtii>ni  Tooorciil'-;  uOiii;  au  }j<n''k(»VTni :  schon 
der  Ausdruck  zeigt ,  dass  hier  gar  nicht  von  eigentlicher 
Jurisdiction,  soiulerii  von  Ausnahmsniassregeln  die  Reile 
sei  welche  die  Kplioren  ,  vermöge  der  ihnen  ziistplieiideu 
fast  unumschränkten  «iewalt,  ohne  Urtheil  und  Recht  in 
Anwendung  bringen  konnten.  —  S.  21  lesen  wir:  tiibu- 
tam  «juod  Lacedaemouii,   hoc  est  perloeci,  peudebant  non 


*)  Rec.  halte  diess  geschrieben,  ohne  die  von  Hrn.  H.  cilirle 
Stelle  nachzuschlagen.  Jetzt,  bei  Ansicht  derselben,  fin- 
det er,  dass  Hr.  K.  nur  von  Capitali;erichten  unler  dem 
Vorsilz  der  Könige  rede,  und  niuss  desswcgen  annehmen, 
dass  llr.  H.  auch  nichts  Anderes  habe  sagen  wollen,  als, 
was  wolil  Keiner  bezweifelt,  die  K/inige  halten  zu  Sparta, 
wie  anderswo,  Jen  Vorsitz  bei  solchen  Gericlitcn  gihabt, 
auch  bevor  Ljkurg  iliesclbcn  der  jel/t  geslilieten  (lerusia 
uberlru;;,  in  der  jene  <laiiii  ebenfalls  den  Vorsitz  fiilirlei». 
Zur  EnlscUtildii;ung  seines  Missvcrslandnisses  kann  Rec. 
nur  anliiliren,  dass  er  niclit  erwartete,  wer  mir  diess  ifii 
Sinne  habe,  werde  sich  desswegen  gerade  auf  Hrn.  I. 
betufeo- 


pnpiilo  sed  regilins  Sp-trtanoruin  soivi  dicitur,  und  zum 
Itewrise  dafür  wird  Plato  Alcib.  1.  p.  \i'.\  \.  angeführt: 
ht  iii:  /.(ii  ö  tjixoikr/.oi  cpooiii  oi'x  (JKiyo;  yiyvi-tm, 
i'iv  t^kovom  »i  Aav.tdaniüvnn  loii,  linni/.!  loiv.  Die 
Stelle  beweist  indessen  bloss,  dass  die  Ktinige  eine  Ab- 
gabe von  den  Periöken  erhoben;  ilass  aber  iliese  norden 
Königen,  nicht  auch  ileiii  .Staate  gesteuert  haben,  ist  da- 
mit keineswegs  gesagt.  —  Die  .S.  4()  in  einer  Aiim''rkung 
beiUulig  berührte  Frage,  ob  Lvkurg  neue  Phvien  und 
Oben  gemacht  habe,  h.'ltte  wohl  eine  ausführlichere  Er- 
örterung verdient,  für  die  wir  Hrn.  H.  um  so  dank- 
barer gewesen  sein  Hürden,  je  weniger  es  uns  selbst 
bisher  gelungen  ist,  zu  einem  befriedigenden  Resultate 
zu  geLingen.  Die  Worte  iler  Rlietra,  wie  Plutarch.  Lyc. 
c.  (i.  sie  anführt,  scheinen  allerdings  auf  neugestiftete 
Phvien  und  Oben  zu  deuten;  dagegen  aber  scheint  ea 
unzweifelhaft,  dass  die  altdorischen  Phvien  der  1 /.Kl-i^, 
zlruuve^  und  Hd/jcfV/  Ol  auch  nach  Lvkiirg  noch  in 
Sparta  bestanden:  es  wäre  also  zu  ennittein,  ob  etwa 
auch  hier,  wie  andersno,  neue  Phvien  zu  <len  alten  hin- 
ziigethan  worden,  oder  ob  die  Rhetra  nur  von  einer  Re- 
vision und  Wiederherstellung  iler  alten  zu  verstehen,  oder 
eii<llich,  ob,  wie  iMüller  II.  .S.  7',  St  I  an/.unchiiieii  scheint, 
bloss  von  einer  Beziehung  der  Philen  und  Olieii  auf  liie 
Besetzung  der  Gernsia  und  auf  die  Volksversammlung  die 
Rede   sei. 

Wir   wenden   uns   nun   zu   der   zweiten  .Abhandlung,   de 
novis   Lacedaemonioruiii   pust   L)curguni    institutis.  So 

sehr   auch  >'euernngssncht  dem  dorischen  Charakter  fremd 
war,    und    so    sehr    es    auch   Lykurg's    Gesetzgebung    auf 
Stabilität   des   ganzen   Lebens    abgesehen    hatte,    so    würde 
man   doch   sehr    Unrecht   thiiu,    wenn   man   sich   den   spar- 
tanischen  Staat   in   den    nächsten   Jahrhunderten    nach    Ly- 
kurg  eben   so  starr  gegen  alles  Meue  abgesclilosseii  dächte, 
als   diess    späterhin    allerdings    der   Fall    war.        ^'ielmehr 
nahmen   die   Spartaner   zu  Anfange   au   den  Früchten  höhe- 
rer   Geistesentwickelung    in    Kunst    und    Poesie,     die    an- 
derswo  gediehen,    bereitwillig    Antheil,    niid    ehrten    und 
hegten   die   ausgezeichneten   Männer,   die    hierin   den  Zeit- 
genossen  vorangingen.      Dabei     ist    aber    nicht   zu   verken- 
nen,  dass   überhaupt   der   Geist  <les  älteren  Griechenland« 
sich   dem   dorischen  Sinn    und  Wesen    näher  stehend  zeigt, 
und   dass   erst   mit   dem    Uebergewichte   des    ionischen,   be- 
sonders  des   attischen   Elementes   und    mit    dem    Vorwalten 
demokratischer  Richtung  auch   in  Kunst  und  Wissenschaft 
eine   Bahn   eingeschlagen    wurde,    die    die   Spaitaner,    aU 
dem   innersten   Grunde  und   Gehalte   ihres  Lebens  fremd, 
mit    Abneigung     und    ftlisstrauen     ansehen     mnssten.        So 
lange    sie    also    das    Ausländische    noch    als    homogen   mit 
sich   fühlten,    verschlossen    sie  sich   ihm    nicht;    und    erst 
als    Richtungen    eingeschlagen     wurden,     denen     sie    nicht 
folgen   konnten,   ohne   dem  Princip,   auf  dem  ihr  .Staat  und 
Lehen    gegründet    war,    ungetreu    zu    werden,     trat  jene 
strengere   Abgeschlossenheit   ein,   die  Sparta   seit   den  Zei- 
len  der   Perserkriege    behauptet.    Was   in   iler  vorliegenden 
Al'hmidlung    über   Wissenschaft   und    Kunst    bei   den   Spar- 
tanern  gesagt    wird,    begnügen   wir    uns,    im   Allgemeinen 
als    reich    an    gründlichen    Erörterungen    literargeschicht- 
lirlier   Gegen.stäiide   zu   bezeichnen,    und    beschränken   nn« 
auf  einige  Bemerkungen   über  das  Pulltische.    Es  werden 


6.-J7 


uns    (Ii"ci    »irli<i[,'4'     !M.isireii;clii    berichtet,     ans    der    Zeit 
<ler    Kiiiiigp  Tlico()oin|)iis    iinil   Polyiliiro-i :    prstons  eine  iipiif 
Lantlierthciluii);    und    Verineliriiiiij    iler    Loose     von     4.'')(1U 
auf  OUOO ,     ztveifens    ein    (iesolz,    iliircli    »olilips   iIIp    Ge- 
walt  der  Volksvcrsaii:iiilun|r   eiiigesdiräiikt  wurde,   ilriltens 
«lie  Erhebung  der  Eplinren   zu   einem  oberen,  den  Königen 
und  der  Gerusia  gegenüberstehenden  Magistrat.    Es  scheint 
Ulis    iMizneirelhaft ,    dass    znisrhen    diesen   drei   3Iassregeln 
ein     Pilger     innerer    Zusamnienliang    stattfinde,     und     dass 
nanteutlich  die    zweite    uud   ilritte   genau    mit   einander   in 
Verbindung    stehen,    die     zuerst    genannte    aber    der    Zeit 
nach    die    letzte    war.       Was    zunächst    die    Beschränkung' 
der    ^  olksiersanimlung   betrifl't,   so    bestand  sie  bekaiinltich 
darin,   dass   den    Königen   und   der   Gerusia  das  Reclit   zu- 
gesproclicn   wurde,   einen   krummen   Bescliluss  ungültig  zu 
machen    und   die    Versaniniliing   auseiwander    gehen    zu    las- 
sen:   ein    krummer  Bescliluss  aber    war,    nach    Plutarch's 
Erklärung,    ein   solcher,    welcher  sich    nicht  auf  einfache 
Annahme   oder   Verwerfung  des   von   den  Königen    und  der 
Gerusia    Vorgeschlagenen     beschränkte ,     sondern    Abände- 
rungen   damit   vornahm.       Dass    durch   dieses    neue    Gesetz 
ei<;i'ntlich  nur  die  frühere,  schon  durch  Lykurg  bestimmte, 
Schranke   der    Volksgeiialt   hergestellt    und    ausdrücklicher 
angeordnet    wurde,    ist     nicht    zu    verkennen;    aber     eben 
daraus,    dass    man    diese   ausdrückliche    Anonlnung    nöthig 
fand,    ist   zu   schliessen,    dass   es   ilemokratisrhe   Regungen 
im    Staate    gegeben     haben     müsse,     denen    man     dadurch 
einen     Damm     entgegensetzen     uollte.        .Auf    eben    diesen 
Schluss     führt    aber    auch    die     Einsetzung     der     Ephoren. 
Der    König   Theopomp    soll    seiner    Königin,    da    sie    ihm 
vorwarf,   dass    er   seinen    Nachkommen    eine    geringere  Ge- 
walt  hinterlasse,  als   er   selbst   von   seinen  Vorfahren  über- 
kommen  habe,   zur    Antwort   gegeben    habe:     „Nein,   viel- 
mehr  eine    grössere;   denn   sie    wird   dauernder   sein."      Es 
sab   also    Regungen    im   Staate,   die,    wenn   sie    nicht  durch 
Einsetzung    der     Ephoren     besch»  ichtigt     worden    wfiren, 
dem    Königthume    selbst    gefährlich     zu    werden    drohten; 
und   dass  diese    ilemokratischer    Art   waren,    erhellt   eiiier- 
•eits   daraus,   dass    von   alten  Schriftstellern    die  Einsetzung 
der    Ephoren    mit   der    der   römischen    Volkstribunen  gleich 
gestellt    wird,   andererseits   aber   aus    dem    Umstände,    dass 
das    Amt  jederzeit  auch    den    Aermeren    zugänglich    blieb. 
Uass    aber     u  irklich    zur   Zeit    des   Tlieopomp    eine    zahl- 
reiche   Alengc    von   armen    liürgeni    in    Sparta,    ebenso    wie 
zu    Ljkurg's  Zeiten,    gewesen  sei,    glauben    wir   unbedenk- 
lich  annelimen    zu    dürfen.       üas   Bedürfiiiss    einer    neuen 
Landrertheilung  war  eine  Ilauptursaclie  des  Krieges   gegen 
IMesscnien,     wie    aus     dem    Ausspruch    des    Polvdoros    bei 
Plutarch    Apoplilh.    Lacoii.    p.     l.j')     Taiichn.    hervorgeht, 
und    diess   Bedürfniss    be»eist,   dass    es    viele    in  Sparta    ge- 
geben  haben    müsse,    die    eiitiveder   gar   keinen,    oder  (loch 
nicht    genügenden     Landbesitz     hatten.       Auch     wird     mau 
wohl    ohne    grosse    Külinlieit   annehmen    dürfen,    dass    die 
Biirgerzahl    nicht    auf    dem    Puncto   stehen     geblieben   sei, 
auf  dem   sie    zur  Zeit   dei    Lykurg.  Landrertheilung  stand, 
«ondern  dass   sie   sich    in  dem  Zwischenraum   von  ct»a  I ÖO 
Jahren  tlieiU  durch  Aii»ac!is,theils  auch  wolil  durch  Einbür- 
gerungen ebenso,  wie  früher,  bedeutend  vermehrt  habe.  Die- 
jenigen, welche  von  Lykurg  45UÜ  Lamlloose,  und  ebensoviel 
neue    von   Polvdor    verthcilen    lassüi,    miissca    die  Bevül- 


f)38 

kerung  in  iler  Zwischenzeit  etwa  rerdoppelt  gedacht  haben. 
Dass  späterhin  die  Zahl  von  '.lüUU  wenigstens  nicht  be- 
deutend überschritten  wurde  ,  —  nur  Aristoteles  redei 
einmal  von  etwa  1(t,()0n,  —  scheint  zu  zeigen,  dass 
hiermit  das  rechte  und  naturgeinässe  Mass  der  Dcvülke- 
rnng  erreicht  genesen  sei.  War  nun  also  vor  jener  letz- 
ten Landvertlieiliiiifi;'  eine  betr.'iclitliche  Anzahl  von  Armeo' 
in  Sparta,  von  deren  demokratischen  üestrebuiigen  der 
Aristokratie  und  dem  Königthume  Gefahr  drohte,  und 
hatte  man  diesen  Bestrebungen  <lnrch  die  Beschränkung 
der  Volksversainmlungen  einen  Damm  entgegcnzusetzeu 
versucht,  so  fand  man  es  doch  auch  uiierlässlii  h ,  das 
Volk,  d.  h.  die  Annen,  auf  andere  Weise  der  Vertretung 
und  V  ertheidigung  seiner  Interessen,  den  Königen  und 
der  Gerusia  gegenüber,  zu  versichern.  Diese  Versicherung 
gewährte  das  Ephorat,  da  es  auch  den  Aerinsten  zugäng- 
lich ,  durch  die  ihm  verliehene  Macht  aber  im  Stande 
war,  alle  andere  Geiialten  im  .Staate  zu  controliren  und 
zu  zügeln;  zugleich  war  es  für  die  Aristokratie  «cit  siche- 
rer und  gefahrloser,  dem  ^'olke  diese  niächfigc  .^lagistratur, 
als  der  Volksversammlung  eine  freiere  \Virksainkeit  zu 
gewähren.  Von  einer  aufgeregten  .Mi-nge  »ar  <  iel  mehr 
zu  besorgen,  als  von  einem  Colleginm  von  fünf  iMännern, 
die  überdiess  ebensowohl  aus  «leii  Reichen,  wie  aus  den 
Armen  ernannt  werilen  konnten,  und  die,  wenn  sie  auch 
Keinem,  als  ihren  Nachfolgern  ver.inlH örtlich  waren,  doch 
schon  durch  diese  \  eraiitwortliclikeit  zu  grösserer  Vor- 
sicht und  Mässiguiig  gemahnt  »erden  mussten.  —  Da? 
wirksamste  ftlittcl  indessen,  ilas  ^'olk  zu  befriedigen  lind 
die  Gefahr,  mit  der  die  Ansprüche  der  Aermeren  den 
Staat  bedrohten,  abziiivenden  ,  gewährte  bald  nachher  die 
Eroberung  Messeuiens  und  die  hierdurch  möglich  gewor- 
dene neue  Landverlheilung.  Denn  auf  diese  Weise  wurde 
die  gestörte  Gleichheit  zwischen  den  Bürgern  wenigstens 
grösstenllieils  wiederhergestellt,  die  nun  forlau  lange  Zeit 
hindurch  ohne  bedeutende  Störung  erh.iltpn  zu  sein  scheint. 
Und  so  müssen  wir  denn  von  dieser  Zeit  an  ilie  eigent- 
liche Vollendung  und  Consolidiriiiig  des  spartanischen 
Staates  rechnen,  der  jetzt  erst  die  gehörig  breite  und 
feste  Grundlage  gewonnen  hatte,  auf  welclier  ruhend  er 
in  ungestörter  ßlütlie,  txihlbcsfellt  im  Innern,  hochge- 
ehrt im  Auslande,  bis  zu  den  Porserkriegen  unbestritten 
den    ersten    Platz    in    Griechenland    behauptete. 

Wir  dürfen  nicht  verschweigen,  da>s  Ilr.  Prof.  H. 
über  jene  Polydorisclie  Ldiidvertlieilung  eine  wesentlich 
verscliiedcne  Ansicht  in  iler  vierten  Abhandlung,  de  cau- 
sis  cic,  vorträgt.  Nach  ihm  nämlich  war  die  Gleichheit 
des  Besitzes  damals  keineswegs  gestört,  die  neue  Ver- 
theilung  ward  vielmehr  «lesswegen  vorgpiiommen ,  weil 
eine  Menge  Landes  erobert  worden  war,  was  mau  zur 
Staatsdomäne  zu  machen,  nicht  angemessen  find;  und 
wenn  auch  zugegeben  werden  könn>-,  dass  die  Eroberuni; 
Messeuiens  vorzügliih  desswegen  uiiternniiiineii  ward,  weil 
das  lakonische  Land  der  vermehrten  Bevölkerung  nicht 
mehr  genügte,  so  sei  doch  die  Vermehrung  in  den  ein- 
zelnen Häusern  sehr  gleicliinässig  genesen,  und  Polydoro» 
habe  nicht  neue  Häuser  für  die  Aermeren  gestiftet,  son- 
dern den  schon  bestehenden  und  an  Besitz  unter  einander 
ziemlich  gleichen  Häusern  zu  ihren  früheren  LanillooseB 
neue   hinr.ugcfügt ,     damit   sie    die    vermehrte    .4nzahl    ihrer 

42* 


0i9 


r,40 


Anffliörig'n  um  so  Iciditcr  rniAlirrn  kniiiitrii,  «i»  tlas.s 
aUo  «Ulli  fortan  i.iir  <lio  altr  Zilil  <oii  4ä(  10  Hitiiserii 
lirsCaiiilrii,  rin  j'-ilrc  (lorsi-lln-ii  aluT  statt  Kim-s  L.mil- 
loosr«,  ilercii  /»«i  bese.iKii  lialir.  Ob  .lipsi-  Ansicht, 
«Hrr  ilir  nl"-!!  «oii  «ms  vor^otmuctii-  uiclir  AValirsrliein- 
lirhkrit  habe,  iniissi-n  wir  ilnii  Urtheili-  dir  Leser  liber- 
lassrii.  <jcrii  aber  stiuiiuen  «ir  iler  in  der  zweilpii  Ab- 
handluntt  *»•  ^^1  ""*•  '•'^'  aiifiCestelUen  Vernuithunf  bei, 
ilass  von  den  4.)l)0  j<"<«t  verlheilten  Looseii  ein  Theil, 
nämlich  IfiUÜ  in  den  seit  LjkiirK  den  Achäern  abgewon- 
nenen üistricten  von  Lakonien,  und  nur  der  Rest,  näm- 
lich oUdll,  in  niesseiiieii  belegen  gewesen  sei,  und  zwar 
namentlich  in  i\rr  Ebene  ron  Stenvklaros ,  wie  es  auch 
schon  llr.  Lailiinann  angenommen  liat.  Dieser  Letztere 
dürfte  aucli  vielleiciit  geneigt  sein,  unserer  oben  darge- 
legten Ansicht  liber  die  ron  Zeit  zu  Zeit  gestörte  und 
wiedcrherpestellte  Gleichheit  der  Spartiaten  einige  Beach- 
tung zu  schenken,  und  zu  prüfen,  ob  sie  oder  die  sei- 
nige von  zwei  ursprünglich  ungleichen  Ständen,  des  Adels 
und  der  üamodeii ,  mit  den  Ueberlieferungen  der  Alten 
besser    übereinstimmen. 

Höchst  dunkel  ist  das  Verh.'lltniss  der  sogenannten 
Parthcnier,  die  kurz  nach  dem  ersten  messenischen  Kriege, 
weil  sie  sich  ,  unzufrieden  mit  ihrer  bürgerlichen  Stel- 
lu«",  mit  den  Heloten  gegen  den  Staat  verschworen  hat- 
ten" ^ur  Auswanderung  genöthigt  wurden.  So  viel  scheint 
indessen  mit  Sicherheit  angenommen  werden  zu  können , 
dass  sie  unehelich  geborene  Kinder  —  darauf  ileutet  auch 
der  Name  —  von  spartanischen  ftlüttern  mit  Heloten  ge- 
wesen seien,  die  zwar  nicht  zum  Stande  ihrer  ^'«ter  ge- 
rechnet, doch  aber  anch  nicht  des  vollen  Bürgerrechtes 
würdig  geachtet  und  desswegen  bei  der  neuen  Landver- 
iLeilung  nicht  mit  Landloosen  ausgestattet  waren,  üiess 
war  wohl  der  Haiiptf^rnnd  ihrer  Unzufriedenheit,  und 
darum  ward  ihnen  anch  bei  der  Auswanderung  das  Ver- 
sprechen gegeben,  dass  ihnen,  wenn  ihre  Ansiedelung 
im  Auslande  nicht  gelänge,  und  sie  unverrichteter  Sachn 
zurückkehren  niüssten,  Land  in  Messenien  angewiesen 
werden  solle.  Den  Tadel  übrigens  ,  der  gegen  die  Ueber- 
getzung  der  Aristotelischen  Worte  über  die  Parthenier, 
Polit.  V,  6,  1  ,  ff  TWJJ  öitoiojv  yao  i'joav:  ex  Homofis 
vroc'renti  erant,  von  Hrn.  H.  S.  (V7  ausgesprochen  wird, 
glaubt  Rec.  ablehnen  zu  dürfen.  Auch  Hr.  Stahr  nber- 
getzt:  sie  stammten  von  den  Homiien.  Hr.  H.  aber  meint, 
diese  IJebersetzung  streite  gleichmflssig  gegen  Sprache 
und  Geschichte:  »iquidem  etiamsi  tivium  non  servoruin 
filios  fuisse  statuorcmus,  non  iy.  twi'  üiiuiutv  sed  6> 
OfWiojv  tantum  procreati  dicendi  forent.  Braucht  denn 
aber  nicht  die  griechische  Sprache,  sowie  jede  andere, 
die  den  Artikel  hat,  diesen  ganz  gewöhnlich  zur  Bezeich- 
nung der  gpsammten,  durch  das  folgende  Appellatirum 
aasgesprothenen  Gattung?  ond  ist  also  iy.  Twv  üitmwv 
raav.,  sie  stammten  von  den  Homöen  ,  etwas  Anderes, 
als:  «le  stammten  aus  dem  Homihnstandef  wobei  es  denn 
ganz  gleichgültig  ist,  von  wie  vielen  oder  wenigen  In- 
dividuen dieses  Standes,  nnd  ebenso,  ob  sie  von  mütter- 
licher oder  von   väterlicher  Seite   aus   ihm  abstammten. 

Dieser  Homfienstand  ist  nun  der  Gegenstand  der  drit- 
ten Abhandlung,  de  condicione  atque  origine  eorum  qni 
Hoiuuei    auud  Lacedaemonios    appellati    sunt.      Aristoteles 


ist  der  einzige,  der  der  Iloniöen  in  so  früher  Zeit  er- 
tlich nt  ;  sonst  IiikU'ii  » ir  sie  erst  nach  drei  Jabrliiindertrn 
bei  Xenopliiin  und  spater  bei  Uemosthene»  wieder,  und 
bei  jenem  ihnen  gegenüber  einen  Stand  der  irrouinnl i, 
«der  Gerillteren.  Hr.  II.  sucht  zu  beweisen,  dass  ein 
solcher  Standesuntcrschied  zwiscben  den  Bürgern  nur 
erst  in  spiliercr  Zeit  entstanden,  früher  aber  ileiii  .Staute 
gänzlich  fremd  gewesen  sei,  « iirnach  ileiiii  .Ari^totele« 
in  der  oben  angeführten  Stelle  jenen  Namen  entweder 
in  anderem  Siune  oder  irrthümlich  angewandt  habeu 
würde.  Da  indessen  Störungen  der  Wrmögensgleichheit 
auch  in  der  früheren  Zeit  nicht  zu  bezweifeln  sein  dürf- 
ten, so  kann  man  es  wohl  nicht  unwahrscheinlich  finden, 
dass  daraus  auch  eine  Ungleichheit  der  Rechte  hervor- 
gegangen sei,  indem  ja  selbst  zur  Theilnahnie  an  der 
dyojyij ,  der  nnerlässliclien  Bedingung  der  vollen  bürger- 
lichen Geltung,  ein  gewisses  A'erinögen  erforderlirh  war. 
Als  aber  nach  dem  ersten  messenischen  Kriege  alle  Bür- 
ger, mit  Ausnahme  der  Parthenier,  wieiler  gleich  ge- 
worden, die  letzteren  aber  aus  dem  Lande  entftrnt  waren, 
s»  dauerte  es  lange,  bis  sich  wieder  ein  solcher  Stan- 
de.siinterschied ,  wenigstens  in  beträchtlichem  3]asse,  ein- 
fand. Gänzlich  indessen  wird  es  an  geringeren  Bürgern 
auch  lange  vor  Xenuphon  nicht  <;efelilt  haben,  da,  ab- 
gesehen von  Verarmungen  unter  den  Altbürgern,  die  man 
doch  nicht  als  unmöglich  ansehen  darf,  aus  den  Nach- 
kömmlingen der  von  Zeit  zu  Zeit  in  Freiheit  gesetzten 
Heloten  sich  eine  .iiizahl  von  Nenbürgerii  bilden  inusste, 
denen  es  gewiss  nur  in  seltenen  Fällen  möglich  war,  zum 
Vollbürgerthom  zu  gelangen.  Aber  diese  Anzahl  war 
anfangs  unbeträchtlich,  und  erst  im  fünften  Jahrhundert, 
als  sie  mehr  und  mehr  angewachsen,  die  iler  Vollbürger 
aber  zusamniengeschinolzen  war,  stellte  sich  der  Gegen- 
satz der  beiden  Stände  bemerklicher  heraus.  —  Bei 
Xenophon  allein  linden  wir  auch  zwei  Arten  von  Volks- 
versammlungen erwähnt,  eine  lil/.ou.  ty.y.tjnin ,  zu  der 
allein  die  Homöen,  und  eine  tyy.Kljoia  schlechtweg,  z« 
der  die  gesamnite  Bürgerschaft,  aui  h  die  Niederen  ein- 
geschlossen, Zutritt  gehabt  zu  haben  scheinen.  Der  häufig 
bei  demselben  vorkommende  Ausdruck  oi  ty.y.l.ijTOi  tvjv 
ytay.eSat/jui'iiijv  wird  von  Hrn.  H.  S.  143  für  gleich- 
bedeutend mit  der  kleinen  Kkklesia  gehalten  ;  Rec.  glaubt 
aber  in  seiner  Abhandlung  de  ecclesiis  Laredaenioniorum 
erwiesen  zu  haben,  dass  die  kleine  Ekklesia  ein«  nur 
gelten  und  in  gewissen  besonders  wichtigen  Fällen  be- 
rufene ausserordentliche  Versammlung  gewesen  sei,  wo- 
gegen die  ey.y.KljTUl  durchaus  bei  denselben  Angelegen- 
heiten genannt  werden,  bei  denen  anderswo  die  Kkklesia 
schlechtweg  oder,  nach  Thukvilides,  der  lno'i^uj^  <l'- 
Koyo^  genannt  wird,  su  dass  die  gleiche  Bedeutung  die- 
ser beiden  Beziehungen  mit  Fug  nicht  zu  bezweifeln  sein 
dürfte. 

Ueber  die  vierte  Abhandlung,  de  causis  tnrbatae  apud 
Lacedaemonios  agrorum  aequalitatis ,  haben  wir  nur  noch 
Weniges  zu  sagen.  Welcher  Moilificationen  nns  der  .Sat» 
des  Verf. ,  dass  die  Gleichheit  iler  Besitzungen  im  We- 
sentlichen bis  nach  den  Perserkriegen  unverändert  ge- 
blieben sei,  zu  bedürfen  scheine,  erhellt  schon  aus  dem. 
was  »ir  oben  über  iliesen  Gegenstand  gesagt  haben  ; 
gegen  dasjenige  aber,  was  über  die  Mittel  zur  möglicbslei. 


fUl 


642 


ErlinKiitij;  <lpr  Gleitlilirlt ,  smvie  iiarlilicr  lilifr  ilie  Ur- 
Kdclieii  ,  HUiliircli  lieiiiioi'h  i-iiillicli  (leren  Sldrinij;  in  im- 
mer ziinphini-iiilem  blasse  lurluMgcfdlirt  iiiirde,  gesagt 
wiril,  finden  nir  uns  zu  krinrn  ir^'rnd  orlirbliclirn  Be- 
iurrkunj;en  viTanlaS:.!.  .Als  i-ines  jrniT  IVlitlcl  lici'.rirhnct 
l^lr.  li.  mit  Rpclit  den  (irbramli,  das.i ,  tvcnn  ni<-lirrrrn 
■Stilineo  nur  Ein  Erbgut  zugrfallrn  »ar,  dir.ic  dann  aucli 
niclit  inohrere  Familien  stiflefeii,  soinlern  in  Kineni  Hause 
vereinigt  bliclieii ,  «Icn  Krtrag  di'S  un^ptlirilten  und  gr- 
votxlicli  untlirilbaren  (iutcs  genipiiischalllii  h  grnussen, 
nurli  sich  sflmnitlirli  mit  Einer  Kran  begnügten.  Von 
IMajnrateii,  »i>  nur  der  Erstgeborene  geerbt,  die  Nach- 
gebnrenen  liiiclistens  eine  Abfindung  aus  dem  etna  »or- 
liandenen  bevteglirlien  \'ernu>^eu  erliallen  hülfen,  darf 
uliue  Zweifel  nicht  die  Rede  .sein,  und  iienii  S.  |7(i,  iiut.  5U. 
iler  Rer.  als  Anhänger  dieser  Meinung  aufgeführt  «ird, 
ku  darf  er  sich  freilich  darüber  nicht  hescIiHeren,  da  er 
in  den  Antiiju,  i.  p.  Gr.  Keine  Ansicht  allerdings  nicht 
angemessen  und  deutlich  genug  ausgeH|irucheu  bat;  er 
I  eiiufzt  aber  desswegen  diese  (ielegenheit ,  um  sich  dabin 
XII  erklären,  dass  ihm  lielinehr  die  Vorstellung  luu  einem 
im  deutschen  Rechte  sogenannten  Gan-Erbe  »orgeschncbt 
habe  ,  »obei  er  sich  aber  den  Erstgeborenen  gleichsam 
als  Principal,  als  Haupt  und  Vorstand  der  Gesaininlheit 
tiarhte ,  der  die  Kiitzuiigen  <les  Gemeinbesitzes  in  Em- 
pfang nahm  und  icrtheilte.  Anders  hat  sich  auch  Müller 
die  Sache  gewiss  nicht  gedacht.  —  Den  Beginn  der  im- 
mer merklicher  heriortretendeo  Ungleichheit  erkennen 
wir  mit  Hrn.  H.  in  der  Zeit  zunächst  nach  den  Perser- 
kriegen,  besonders  nach  dein  grossen  Erdbeben  im  Jahr 
4hr) ,  das  einer  31engc  junger  Bürger  das  Leben  kostete, 
lind  dem  darauf  folgenden  dritten  messenischen  Kriege, 
der  durch  die  Verödung  des  Landes  und  den  Verlust 
einer  grossen  Anzahl  von  Heloten  ilie  Verarmung  vieler 
Familien  herbeiführen  iniisste,  nährend  andere  in  Folge 
der  verminderten  liürgerzahl  durch  ilas  Zusainnienfallen 
mehrerer  Erbgüter  in  Einer  Hand  bereichert  niirden. 
Der  Verlust  rilesseniens  nach  der  .Schlarht  bei  Leuktra 
dagegen  scheint  auch  uns  nicht  von  besonders  grossem 
£)inllnss  auf  die  Verarmung  gCHesen  zu  sein,  »enn  gleich 
wir  die  Meinung  des  \  erf.  nicht  theilen  küunen ,  dass 
überhaupt  die  uiesseni.«chen  Ländereien  gar  nicht  zur 
(iründiing  neuer  Häuser,  sondern  nur  zur  reichlicheren 
Ausstattung  der  schon  bestehenden  geilicnt  hätten,  «voraus 
denn  freilich  folgen  würde,  dass  jetzt  denen,  die  ihre 
(iüter  in  Messenien  verloren,  doch  immer  noch  wenig- 
stens ebensoviel  in  Lakonien  übrig  geblieben  wäre.  Un- 
sere 31einung  ;;ründef  sich  vielmehr  auf  Erwägung  der 
damaligen  Verhältnisse.  Die  Bürgerzahl  war  in  jener 
Zeit  auf  etwa  zweitausend  zusainmengeschinolzen,  woraus 
folgt,  ilass  ilie  Mehrzahl  der  Begüterten  mehr  als  Ein 
Landgut  besitzen  musste;  der  Fall  aber,  dass  der  säinuit- 
liclie  Grundbesitz  einer  Familie  bloss  in  Messenien  be- 
legen gewesen,  wenn  gleich  nicht  eben  unnWiglich,  muss 
doch  um  so  mehr  als  ein  seltener  betrachtet  werden  , 
nenn,  nach  der  oben  erwähnten  Ansicht  des  Verf  über- 
haupt nur  ein  Drittel  sämnitlicher  Güter  in  Messenien 
lag.  Dazu  kommt  aber  noch,  dass  gewiss  nicht  gleich 
anfangs  das  ganze  Messenien,  sondern  ausser  der  Um- 
gegend der  ueueu  Hauptstadt  wohl  uur  die  von  LakonioD 


entfernten  Theile  verloren  gegangen  waren,  noiin  schiver- 
licli  Güter  vier  Bürger  lagen.  Erst  nach  iler  Niederlage 
Sparta's  bei  fllegalapolis  gegen  Antipater  nahineii  die 
31e.sspiiier  einen  grosseren  Theil  ihres  Laniles  wieder  in 
Besitz;  aller  eben  tliirch  jene  Niederlage  war  such  die 
Zahl  der  Spartaner  so  zusaininengeschmolzcii  ,  dass  Ari- 
stoteles in  dpr  einige  Zeit  darnach  geschriebenen  Politik 
sie  auf  weniger,  als  tausend,  angibt.  Unter  diesen  Um- 
ständen konnte  der  Verlust  Me.sseniens  für  den  Verinü- 
geiisstand  der  spartanischen  Bürger  uiimjiglich  von  irgend 
bedeutendem  Nachtlieil  sein;  und  für  den  Fall,  das.< 
wirklich  einer  dadurch  um  sein  ganzes  Besitzthuni  ge- 
kommen wäre  ,  konnte  ohne  Schwierigkeit  vom  Staat 
Abhülfe    gewährt    werden.   *)  Schümunn. 


67.  De  Aeschvii  ,  Snphociis  ,  Curipidis  interprelibiis 
Graecis.  Scripsit  Jul.  Richter,  ph.  Dr.  AA.  LL. 
M.   Berolini,    1839.      Sumpt.   Gull.   Besser.      US   S. 

Der  Gegenstand  der  vorbenannten  Schrift  igt  nicht 
allein  an  uikI  für  sich,  sondern  auch  seines  Zusammen- 
hangs halber  mit  der  allgemeinen  Geschichte  der  grie- 
chischen Gelehrsamkeit,  zur  Ivenntniss  des  Geistes,  in 
welchem  sich  die  gelehrte  Betriebsamkeit  der  antiken 
Kritik,  Exegese  und  Literaturforschung  bewegte,  von  so 
hoher  Wichtigkeit,  dass  eine  gründliche  Behandlung  des- 
selben eine  der  heutigen  Philologie  ganz  unentbehrliche 
Sache  ist,  nachdem  das  Interesse  für  diesen  Kreis  von 
StolTen  durch  einzelne  Monographien,  wie  von  Ranke, 
Lehrs ,  Rilschl ,  0.  Schneider  (de  veteruui  in  .Aristoph. 
schulior.  funtibus)  u.  A.  neuerdings  rege  geworden  ist, 
und  die  durch  sie  gewunneiieii  Ergebnisse  den  lebhaften 
Wunsch  nach  allmählicher  Diircbforschuiig  des  gesamm- 
ten  Feldes  ilieser  Aufgaben  erzeugt  haben.  Man  wird 
dieses  Bedürfnisses  besonders  iniie,  wenn  man  die  grie- 
chische Literaturgeschichte  von  iler  Zeit  Alexanders  hinab 
verfolgt,  und  bei  der  Dunkelheit,  Unbestimmtheit  und 
Mangelhaftigkeit  des  Materials,  welches  kaum  in  einzelncu 
Bruchstücken  zusammengebracht  ist,  sich  ausser  Stande 
findet,  von  der  iniiern  Beschallenheit ,  wie  äussern  Aus- 
dehnung tier  Studien,  welche  die  Literarhistoriker,  Kri- 
tiker, Grammatiker  und  Exegeten  von  Aristoteles  an  bi« 
auf  die  jüngsten  Srholiensammler  den  Schriften  ihrer 
Vorzeit  widmeten,  ferner  von  deren  Beziehungen  zu  ein- 
ander selbst  und  der  Stellung,  welche  die  Nachfolgenden 
jedesmal  zu  ihren  Vorgängern  einnehmen,  endlich  von 
den  Früchten,  welche  die  Thätigkeit  jeiler  einzelnen 
Periode  für  sich  selbst  und  für  die  Sache  überhaupt  ge- 
bracht hat,  sich  ein  auch  nur  kümmerlich  zusammenhän- 
gendes  Bild   zu   machtn. 

Wenn  daher  jede  Schrift,  die  zur  .Aufhellung  dieser 
Partien  einen  Beitrag  zu  geben  ver.spridil,  von  Seilen 
des  philologischen   Publicums   gewiss  der  bereitesten  Will- 


■)  Im  '.orc.:(n  J.ibrpjng  S.  1248,  Z.  3.  ist  eine  ganze  /eile 
nacb  den  Worlun  apeitani  liiisse  suUVa^ii  Icchonein  .iii»- 
^efallcu :  (juciiiadinoduiu  Scuttns  cum  Hossiu  voluit.  Sc>- 
licet  apcita  fuit  tum  deiDum  etc. 


f.l)iri|:koit,     sii-    iiiil    Gunst    und   Dank    aiir/iliip|iineii ,     pc-  lipl.l ,     nin    (iriiiiillago,      riiif.nij;    iinil     l'.indinilnng-    n.-iin'» 

«iirliif  »rill    ilaif,   Ml   »1  iril    frcilirli  voraiisscsutzt ,   il.i»s    liel  .StiiH'i'S    fi-stzunti-llcn.       Iiulciii     er   alsd    drei   Arten    iler    In- 

allcr    >>i!,'iiiis.',   il.i,"  (ii-li-istetu    mit  Nnrlisiclit   zu    lipiirtliri-  fi-r|ir('«ation      dnr     irriochisrlicn     Tra<,'ik<T     aiininiint,      iüp 

len ,     ilii"   Iloiriiiiii^   auf  (ietvinii    iiiclit    gar   zu    ^^chniiM/lirli  histoiiache  ^     .....  ...... 


ijiu-raiur    uiiii     iiircr    iicscuiiiiii'    ciiip   aii9<;i'i.reii<>to   1' nr-  jjeliliilit    lialie;    .lic   ilri(t<-    von    Uiilynios   bis   aiil  Triklinio», 

^clinn^'    iiiiil    kcniitiiissri'iclK',    mit    bpllprr-irliriidi'iii    llebi-r-  ilie    Perioilo    iler    Auszujje    aus    ilen    friiliercn    Intprprcteii. 

lilirk    »prli«iii<lriip    (icli'lirHauikpK.       Dp.sslialli    prsclirint   PS  Der   iiiliprii    üptrarlitiiiig    «lipspt   ilrci    Ppriodeii    »iril    abpr 

»ou    xirii    liprpiii    ptMss    lirilviiklirli ,     mpiiii    süIcIip    (irjjpii-  norlt    piiie    (Jntprsucluiiij;    lilipr    doppelte    Rece?isionen    unil 

»tandr   rou   jiiiiKPii    Pliiliiliigpii   zu    Ers(Iiii|;srpr,sii<  lipii,    mit  liluT   dip    älteslen    Inteipolatiunen    der   tr.i;jisclipii   .Stiickp 

deiipii   sip   «ipllpiclit     nach     ebpii    lolli-ndplpii     lliiiipisitills-  im    1.    Caji.    loraiis^fpscliii  kt ,      zur    ICii(S('Iipidiiti[;   dpr    \'or- 

studipii    in    dir  ()c(IViitli<liki-it  trpipii  uolli'ii ,    gpitrtlilt  h  er-  frage,     nie    dpr    V'prf.    sa;;! ,     oli   den   Iii(erj)rp|pii    mii;;lipli 

den.      (ipniss   aber   i>t,    dass    llr.  Dr.  /«/i«s  Ricliler    iiiclit  genpseii    sei,      die     Wprke    der     Trajjikpr    echt    zu    losen 


(.  j   ..._.   ,    ...      ..--  „,,     ,,.,.    onj.^   £,.    ,    ...c.     «Clont»/«    Z/itraunte    die    pine 

-       -  sprii    ll,iiiklpidiing    naili ,     als  «der    die    andprp    Intpr|)re<ati<)iisi;.it(uii[;'     u>rzn;;s\t  eise   an- 

dass    »ir    das    ot.pii     aiisjpsiirorlipiip    Urllipil    zunicklialfpii  j/plidre ,     kiiniie    iiiaii    nicht    ,,distiiutius     dpliiipare";     und 

kOunieu.     Es  ist  allprdiiifjs  inaiirhprlpi  IMaterial  ziisainiiiPii-  doih   rharaktprisirt   er  seine  Perioden  nirht  nur  nach    dem 

getragen,   diesps  alipr   iiichl  gphiirig  diiriligparleitpt ;   dpiiii  Votherrschpii     dpr    einen    oder    andprii    liitpr|)rp(ationsgat- 

bpi    offpnliar    fli'irhfigpii    und     dosiiltorischpii    ^'orstudipii    ist  tung,  sondpni   sagt   sog^r  silioii    in    unmittelliarpui  Zusam- 

der   Gesiclitskrpis    de.s    Verf.    zu    besiliränkt,     spiii   Urtheil  inenhaiige    mit    den     anKpfülirtpii    Worten,     als     tiegeiisatz 

zu   abhängig   von    Aiitoritateii,   seine  Forschungen    uml  Uii-  dazu:    „seil    satis    habeaiiius   intelligprp,    aliud  tempiis    hi- 

»prsnrhungpii      niangillialt     und      uiuolUlAiidig     geblipbpii.  storica  gaiiilpre  (!)  interpretatione ,    n/iuj  aesthelira,   aliud 

Und    «ie    der    ^'eif.    gar    iiiilit   alle   .Seiten,    »piche    zu    be-  grainiiiatico-rritica."       Diesen    Widprsprnch    ilps    Vprf.    mit 

lücksichtigpii     waren,     hiiil.'lnKlirli     gekannt     iinil    prk  iiiiit  sich   selbst    versteckt    zwar   der  Comparativ   ilistiiictius   ein 

und    fiir    feste    Grundlagen    gpsorgt    hat,   so    blpibl   er    auch  wenig,      lipbt     ihn    abpr    iiicIit    auf.       Die    Ursache    dipser 

innerhalb   der    Gpsiclitspunctp ,     wpjche    pr    gcHonnen    hat,  Unsiclierhcit   aber    kann     i'lipii     in    nichts   .Andprem    liegen, 

ineist   beim    Aeussern    und    bei   der   Obernäche   stehen,    fe-  als    in    alUii  .'iiissprlirhpin  Verfaiireii ;    dpiiii  hätte  der  IVrf. 

rüth   daher    bpi    der   Eiit«  ickelung    spinpr    Aiisichtpii,     IJp-  die    « psentlichen    IMoinente,    welche   ihm   seine    Anordnung 

bauptungen    und    IJe«eisiiiillel   leicht   eines  Theils    in    'Iri-  aiifziierlegpii    und    zu    rpchtfertigen   schienen,     scharf    und 

vialitat   und    Schwäche,  andern  Theils  in  üiisiiliPiheit  und  bestiiniiit,     als    sicheres    Ergebniss   der   ganz   und    (ollstan- 

o   . 1 1    :..    : !..=    !■» i.„:..„...i»,  .      R..I i:^     i    _   i i     !..   .        •>    .        ■,        ^       •       _  ni_..__!_i_    


ter  Collectaiieen  mit  den  aus  ilpr  nächstpii  IJetrarhliing 
«Ips  Materials  sich  ergebenden  Fnlgerungen,  aiifstossendpii 
Fragen,    Vermutliungeii ,    Ansichten   und   Urtheileii ,    wel- 

i   _     .1- ....I...* .1 1 1   _:.._-   t     


riiiig    Oller    vipluiclir    Kpsultatlosigkpit    dpr    ganzen   Sache 

sehr   coiitrastirt.      Denn   der    (Jmstand,   dass  man    in  Athen 

bis   auf  Lykurgos   keine   festslehpndp   ßüliiie   hatte,    führt 

j-iagcii,     w  <-i  »n.t..»ituj;i-ii ,     niisii.iiii;ii    uim    «ji  iiiriKru ,     "n-       ibil   auf  eine   Frage,    die    nicht   leicht   einem    Andern   bei- 

clie   deuinadist  strenger   durchgearbeitet  und  genauer   aus-       kommen    wird:   ob    man    aus   iler  Beweglichkeit   der  Bühne 

geführt,     zum    Tlicil    aber   auch    wieder    bespitigt   und    auf      schlicsspii   dürfe,    dass  die  Stücke   ,,ubi   semel   fiierinf   edi- 

ilir   rechtes    i^Iass    zurückgebracht   werden   solleu.  tae,     deiiide    iteruin   iferumquc   corrpctac"    auf  die    Bühne 

Dpr   ^'erf.   hat   sein   Buch    in  4  Capitel    gethcilt,    de-       gebracht  worden  seien ,   was   dann  mit  einem  ebenso  fremd- 

reii    erstes   er    mit    einer   kurzen   Kinleilung   (p.    1 — 3)   '■^"-       artigen,    übrigens   trivialen    Grunde    verneint    wird.      Denn 


G'5  646 

«onii  ilif  Sliirkp  uTiiiidfrl  v»or<liMi  ii/lri-n,  moiiit  rr ,  so  die  Dichter  sclisl  Tiie\ ,  wpiiitrxtrns  uiitprsrlifiilfiiil«  /ali- 
liattni  ilii-  Atlieiicr  ja  nie  lit  jcih-iii  cli-r  ilrci  tr.i^isclii'ii  li'ii  bei^pfi'i^t.  (jli-ichM  olil  »inl,  al.-i  (ili  dipsi-  l''r;j;^i-ii 
Diclifer  spiiipii  «■ij^putlniinlirlipii  CliiiralvtiT  l;itsiMi  kfitinpii ;  Ueivpls^riiiiilp  fiir  dan  (ji-[;piitlicil  Piidilcitpii  ,  ^leicli  iiiil 
1111(1  «locli  spii-ii  <lip»r  lull)  <"rlii  »oii  i'iiiaiiilir  iprscilipilpii.  piiier  Fol};pniii[;s|)artiki-l  aii^c|;ini|)ft :  „[gilur  si  illa  rii- 
W ei  wriiia;^,  zwi<t<  iirn  Anfang;  iiinl  Kinli-  ilit-spü  Uaisniiiip-  ^^noiitina  —  rece/itiori  teiiipnri  ilcluri  (crtuiu  csl.*^  Dip 
iiipiits   eiiirii    Ziisaiiiiiipiiliaii;;   zu    piitdi'i  k>'n  f  SarliP    lip|;t    rrpilüli     »alirxlii'iiil  jcli    nur    an    iIpt    liiklar- 

Es  folgt  dip  (JntprsMcliiinfr  iiln-r  di>|j|ip|ti'  K  iTPiisioiiPii,  liPit  dpr  Eni»  ii  kpliin^  dps  VVrl'.  iind  am  IMangpl  logi- 
il.  h.  dari'ilipr.  oli  von  den  Dii/ilern  sel/jst  dojiprItH  Ke-  sclipii  Ziisamicipnliangs'.  (iaii/.  iiiit/lnä  »prdeii  sodann  Bei- 
cpnsiunpn  ihrpr  Wprkp  aiis};p<;angpu  spieii.  Hier  prkciint  sjiIpIp  von  ^''''''hiii'Miigpn  iSd'irkpn  <|pr  drei  Uirliter  (n,  ,S 
man  gipirli  die  Fnigp  davon,  dag»  ps  an  allpr  setbsd'in-  und  9)  an^^pfiilirt ;  denn  da.si«  ps  derpn  gelie,  Weins  ja 
digpii  Forschung  i'ibtT  das  dip  (iriindlage  bildpiide  flia-  Jpdpr,  und  ivar  dpui  'l'prf.  von  Anfanjr  lipr  gpgplipue  Vor- 
tprial  inangpit,  recht  dputlich.  Denn  der  gan/p  Ab-  aiissptzun;;.  Dabei  ein  |iljit/.lichcr  Abslechpf,  i|pr  um  so 
M'hnitt  bpstcht  thpils  in  piner  srhr  11nchli;;pii ,  oll  mehr  mehr  als  solcher  erscheint,  da  er  zum  llanptthenia  in 
ila-^  Xiif;<lli;(p,  al-  das  Noth»  Piidi;,'p,  trcilpmlpii  ('oinpilatiun  jjar  keiner  erkennbaren  Ueziehniij;  steht,  mit  pinigpn 
ans  liiickh's  und  seiner  Maclilcilger  (auf  djp  diT  ^'erf.  ilrichtij;en  <iedanken  über  die  Angaben  ilpr  Zahl  der 
«ich  auch  ;;leich  von  vorn  herein  bpriift)  l  ntersticliuiigen  Sophokleisclien  Dramen  bpi  Aristojihanes  v.  Bvzanz  und 
über  diesen  tipjipnsland,  (lipils  ans  darauf  jehantcn,  hall-  Suidas.  In  sicliprn  und  ofl'pnbarpn  Widprspruch  aber  mit 
loscn  Oller  in  ;;p)jenspiti<,'pui  Widerspruche  stehpiiden  sich  selbst  bringt  sich  nun  Hr.  R.,  inilem  er,  der  doch 
.Schlussfol);erun^en.  Uejtleiteu  wir  den  ^erf. ,  um  diess  die  cognomina  von  posterinribus  herleitet,  p.  'J  diesen 
/u  lielegpii,  etivas  genauer  in  dem  Gan);e  seines  ^'iirtra;;s.  Gebrauch  sojrar  schon  aai  Aeschylns  zurückfuhrt:  „Ae- 
Nachdpni  PI"  zuprst  dip  Lentp  aufj^p/^ililt  hat,  die  übpr  schyl.  cngnoiiiinum  (|unilammudo  invenlor  est.  Ita ,  Pro- 
die  Zahl  der  Stücke  jedes  Dichters  am  Uenanpsten  hftt-  mpthiap  fabnias  simpliciter  videtnr :  Iliuffouov,  ^inuvj- 
teii  nitheilen  könnpn  —  wozu  dipss,  sipht  man  nicht  Ti;v,  yll'O^tvo»  appellassp  scilicet  praeuiisso  nou>ine 
ab  —  führt  er  als  Grund,  narnni  man  sich  in  i'illi'sler  Ugoiujittiag^^  Freilith  meint  llr.  R.  auch  p.  tiU,  die 
Zeit  nicht  um  diespn  Gpjrpnstand  bekümmert  liabe,  den  Tile/  über  die  ^Verke  zu  schreiben,  hätte  Kalliniachos 
ümslaiid  an,  dass  die  Stnckp  im  Anfaiijf  wahrscheinlich  zu  Alexandria  nicht  nöthij;  gehabt,  weil  man  gar  nicht 
nur    bei   den    Dichtem     und     dpfpii     Familirn    und    bei    den       erst   zu   erinnern    brauche    (nou     est   qnod    moneam),     dass 

.Schansjiielern    aufbewahrt  worden  seien ;   „({iiainquam,    fügt  diess   von    den   Verfassern   selbst  geschehen  sei.    „Alelinra, 

er    p.  ()    hinxu,    unaqiiaeque    (fabula),    ubiiluctaest,    didas-  sagt  Ritschl  (Curollar.  disput.  de  Uiblioth.  Alexandr.  p.  2*^) 

calico    monumento  ornata    est."      In  diesem  .Anh/ingsel  liegt  in    Bezieliuug  auf    diese   Stelle,     vel    Bernharilvus    Encvcl. 

doch,      wpnn    man    es   streng   nehmen    will,      eine    Wieder-  Phil.   p.  13'.?    docerp   potuprat." —   Zum  Schlüsse    nun  aber 

anfhebung   des   vorangegaiigenpu   Satzes;    dpnn ,   fragt  man  dieses   ganzen    Passus     fragt   man   sich,    und     iliess    ist    die 

nun.    wenn    nicht  auf  jenp,    narum    wurde    dann    nicht    auf  Hauptsache,    die    sich   ilabei    aiifwirft:     Wuzi»    ist   er   da? 

diese    Weise    doch   Sicherheit   der   Zahlenangaben    hervor-  Geht   er    etwa    direct   auf  die  Sache    los?    Hat  er  überhaupt 
gebracht  <      Freilich    finden    wir   darüber   späterhin,   p.   40-       iu  sich    Halt    und    Ziisaninienhang?  Der  Verf.    weiss   aller- 

41.    Killiges,    was   als    Antwort   dienen    kann:    aber    für   den  dings   zuletzt    nach    einem   plut/.liciipn  GeilankpusIrirliP  den 

.Augenblick    bleibt    man,     da    nicht    einmal    darauf    hinge-  Schlnss   zu    ziehen    p.    10:     ,,Atijiie    omniiiii    e    nnnieri    mu- 

wiesen     wird,      im     Zweifel     stecken.         Hierauf    wird     ilas  tabililate    non    pxiricabis,    i(iio    viriiruin   doctoruni  de  diiplici 

Schwanken    in   den  Zalilpnangabpii  ans  ileni  längst    bekann-  variave  recensione  alijue  editione  seiilpiitias  possis  ßrmare.'" 

ten    Grunde,     dass   oft    piii    und    dasselbp   Stück    zwei    oder  Das    kann  auch  wahr  sein;   aber  hier  kommt  dieserSchluss- 

iiiphrere    Titel,     uiiii     iiinsekehrt,     niphrere     verschiedene  satz  so   sehr   p.\   abrupto,    hier     fehlen    so    aufTallend     und 

Stucke    gleiche  Titel    hatten  ,    hergeleitet.      Wenn    nun    be-  gfliiilich    alle   Mittelglieder    einer     folgerechten    Arguuien- 

hauptet    wird,      ilass  diese     Titel     nicht   von   den    Dirhiern  tatiun,   ilass    man   am   Kndc    —    nicht   viel    mehr   weiss,   al.« 

•elbst,    sondern    „a    posterioribus"    gegeben    worden   seien,  ani    Anfange. 

«o    liefern    erstlich   die   .Stellen,    wpiiigstpns   die    H.    Rieht.  Im     wpitprpn    Verfolg     der    Frage    über     die    doppelten 

in    Anm.    12.    ans    den     .Argumenten     zum     Aiax    und    zum  Recensioiien    wird   das   Zeugniss   des  Quintiiian  (X,  3,  hfi.) 

K.   Oedipus   anführt,     gar   nicht   den    geheischten    Beweis,  ohne    hinreichende    Untersuchung   verworfen;   sonstige   An- 

Ha  sie  nur  sagen  ,   warum    (itittv)  Aem  eiueu  ttJ  i'iliyüa(fq  deutuiigen    bei    allen    Schriftstellern,   ilie    doch    Andere   für 

1  'jUCy.StTai    u    MaoiiyoffüfJOi ,    das   andere   aber    ü    cv-  wichtig     genug    zur     Aufstellung    der     Vermnthung,     das» 

oavvoi  Old.  iTTiyiypUTllUl   (nämlich    t:ii  dw.y.oiotl  Ha-  Stücke    pingparhpifpt    worden   seipii,   geachtet   haben,    wer- 

r.-por).      Aber   die    rechtpti  allerdings  vorhandenen  Stollen  ilen   kurzweg   mit   einem    „non  sufficiiiiit"  (p.    li^  beseitigt; 

aus  jenen   Argumenten    hat    er    in   seiner   Flüchtigkeit   ge-  dauu    zählt  der    Verf.    einige   Stücke    auf,    mn    denen   be- 

rade   übersehen.      Siidann    kommen    ein    paar    Fragesätze,  hauptet   worden   sei,  dass  sie   eine   dojipelte  Recensiun   er- 

in    welchen    wenigstens   dem    Schein    nach    wieder   ein    Wi-  fahren    hätten,    führt    in    den    .Annierkungen    auch    einige 

«lersprucli     gegen     die     eben    erwähnte    Behauptung    lipgt:  der   Gründe    auf,    die    die    Verfechter    solcher    Ausichtpu 

., Nonne    Sophocles    post    priorpni     Aiacem,     ubi     docturus  gebraucht   haben    (z.    B.    Hermann     in    ßetrefl    der   Trachi- 

erat   alteram  ,     haiicce    vognomi?ie   quolibet  dato    ut   iiovam  iiierinneii],    widerlegt   aber    nirgends  gründlich,    geräth   da- 

nbnniitiare   debuerit?     .An    poetue   siinpliri    numero    fabulas  uei    auch     auf    nicht     hierhin     gehörige    Dinge,    z.   B.   auf 

distinxerint ,    ita    ut   e.    c.    —    Aiax    Locrus  —  esset   littera  Iiistorische     Anspielungen    in     den    Trugiidieii  ,     gibt     dann 

ß    «igiiata?"      Darin    ^i«      doch  die   \'orau:>se1zang,    dass.  vieder  zu,  das)i   des  Euripides  Balcvhen   zweimal   bearbei- 


Ml 


(i-fS 


l0l  u-oiileii  Sfien,  bcliaiipict  sogar,  ilass  „u«r.iijui'  fabnia 
»mala  et  runiiiioiilariis  iiistriicta"  gfiifscii  sei  (|>.  14), 
3ttft  liirraiif  .ibcT  h  ii-dcr  (|>..l(i),  es  limlo  sich  ausser 
bet  der  Mtdeii  t,i\f  '{»a  faincii  li-stinioiiia  solis  conii'rfiiris 
niliiiitiir"  (Srf/eii  iiiiil  Aiiriidi-ii  in  ciiirni  Atbciii !)  kein 
»ifb<T«-s  Arcunifnt  rini-r  kui  enieui  TrafikiT  selbst  jjp- 
liiathtPM  4'<prrec»ion  ,  beriibrt  ilann  iiiii  h  blWhst  oberflfleb- 
li<  b  ilie  Fraj;?  ,  "b  ilie  Tragiker  in  irj^end  >i  elcbeni  Uui- 
sUiiile  eine  Anflordernng  oiler  Nötbigiing  zu  dcrgleic  ln-n 
Corrertiniirn  grbabt  batfen  :  und  iiarli  all  diesem  liiii- 
und  IlerscIiManken  der  plölzliche  S(blnsssa<z  ().  IS:  „Erf^o 
apparet,  tragicns  non  gloriari  (!)  potuisse  de  fal/utis 
pluries   cnrrettis  "' 

.Alan  siebt  bieraus,  denke  irli  ,  «jenucsain,  wie  »enij; 
der  Verf.  seine  Aufgabe  lurlier  diiirlifnrsclit  und  zu  einer 
klaren  und  gedtdneten  EiitM  ickeinng  zu  gestalten  <er- 
kiii  bt  oder  vrrnioclit  bat,  und  es  braiirbt  gar  nirbt  auf- 
»ezAblt  zu  «erden,  «as  Alles  nicht  ins  Auge  gefasst, 
jticlit  geprüft,  nicht  beriibrt  ist,  »as  iloib  liWtte  in's  Auge 
gefasst,  geprüft  und  berübrt  werden  uiüssen.  Ein  Gefiibl 
«einer  Scbivficbe  bat  liier  der  Verf.  zuletzt  freilirb  selbst, 
indeui  er  p.  28  sich  eiitsebnbligend  sagt:  „ijuaestione  ile 
«lupl.  receiiss.  priipnsita  viagis  et  incepta,  ijunm  penilus 
travtatir^,  und  uoib  sl/irker  p.  .j4:  ,,si  quid  priori  (apite 
lireiiiis  et  festinanlius  traetaii";  aber  ilas  Erforderniss 
der  Klarbeit  und  uietbudiscben  Uebandlung  iiiril  dadurch 
nirbt  aufgebolien.  —  Der  nüchste  Tbeil  des  I.  Capitels 
liaiiilelt  nur  noch  tiber  ilie  Interpolationen,  nicht  eben 
anders,  als  rnrber.  Alerkii  lirdig  ist  (p.  ,.'ü)  die  Conjer- 
tur,  die  fanioseu  gleicblautenden  Scblussierso  mehrerer 
Stücke  des  Euripides  (der  Hledea  ei(.)  seien  Inteipnla- 
lionen  vom  Dichter  selbst,  nach  der  AnfiVihrung  jedesmal 
den  Stucken  beigefügt,  die  den  .Sieg  davon  getragen  hät- 
ti'U  .  iialirscbeinlich  um  sich  der  Freude  über  seineu  Sieg 
zu  entledigen.  Dann  über  die  Interpolationen  tun  Seiten 
der  Schauspieler  (p.  21  —  2Ö),  rlie  bei  liockh  und  An- 
dern iieit  gründlicher  bebandelt  sinil ;  einige  Belege  aus 
Schollasten,  die  Ilr.  R.  beibnujjt,  sind  für  das  Ganze  zu 
nubedeutend,  um  den  auch  hier  fühlbaren  niangel  einer 
gehörigen  Durcharbeitung  dieses  l'unctes  zu  verdetken. 
Es  folgt  (p.  2Ö)  die  Ucbauptnng:  die  bei  den  Scholiasten 
sich  lindeuden  Varianten  rührten  grosstentlieils  lon  den 
Schauspielern,  nach  ihnen  („secundnni  post  histriunes 
tenent  Incum")  von  den  üilentllcheu  Schreibern,  die  im 
Theater  die  Exemplare  des  Staates  mit  den  Vortragen 
der  .Schauspieler  verglichen  und  die  Ab«  eicliunjjen  am 
Ramie  der  Exemplare  l>emerkt  hatten  (p.  'J(i) ,  und  von 
den  .Abscbreiberu  (librariis)  her.  üass  auf  die  erste  und 
letzte  Weise  Varianten  entstanden  seien,  ist  langst  be- 
kannt, die  mittlere  liehauptung  hatte  auch  beniesen  Mel- 
den «ollen,  uas  nicht  geschehen  ist;  dass  aber  die  7yie«- 
sleti  Varianten  auf  ilie  .Schultern  der  Schauspieler  keinen, 
IteHelsen  die  p.  'J7 — •  29  aus  den  Schuliastcn  zusammen- 
peler.enen  Beispiele  von  verniuthungsweise  (d.  h.  ivie  er 
veruiothet)  aus  falscher  Proniinciatiun  entstandenen  Les- 
arien nicht  im  Geringsten,  und  sie  sind  zum  grossen  Theil 
höchst  »illkürlich,  sogar  lacherlich  aufgegrifl'en,  nie 
intaToKc-i  und  ilinul.d^,  3lf^tiQW7llv  und  x^i(Jl.ttcKo- 
:tlV,  (fOVUV  und  (fO/jOV  u.  s.  f.;  Jedermann  siebt  aber 
Jas>  diese   und  alle  ahnlichi;n   "ahrscbelnlif her  .Schreit- , 


als  Spraihfehler  sind,  IVioinand   aber   treiss,    ob   diese   bis 
zn   den   Schauspielern   hinauf   zu   führen    sind    oder  nicht. 
Koch    seltsamer    sind     die    lieispielo    p.    29     und    3ü,    rnn 
denen   er    glaubt,   das»   sie   entweder   von  Arislophaites  »on 
Bvz.    selbst    oder    balil     nach    ilini    entstanden    seien,    ireil 
man    den   Grunil    durchaus   nicht   entdecken    kann  ,    warum 
sie    nun    gerade   diesem    oder   dieser  Zeit   angehüren  sollen. 
Das   II.   Capilel   (p.   .'54  —  (i.i)   behandelt  die  prima  ae- 
tas   interpretationis   giaerae.       Er    geht    ans    von    dem   be- 
kannten  Gesetze   des   Lt/kurgng ,    und    ohne   dessen   Inhalt 
weiter     zu    berühren    —    ausser    dass    er   sagt,    er    stimme 
Grjsar  ,,prae   reliqnis"   in   dessen    Erklärung  bei  —  spricht 
er   p.   od   ir.    über   die    Entstehung     des    durch    das    Lykur- 
giscbe   Gesetz    veranlassten    Apographum    und    weiss   davon 
allerhand    Dinge,     die    durch     Niibts     bewiesen,     freilich 
aber   auch    nicht    wi<Ierlegt    werden    können,    weil,    wie    er 
selbst  sagt,     ,,pri'rsns    oinnibus    caremus    disertis    testinio- 
niis."       Er     nimmt    nauienlli<li    an,    es    sei   dicss   durchaus 
keine   kritische   Recension   gewesen,    es    sei    aber   (p.  37) 
aus   den   Exemplaren   der  Dichter  selbst  oder    „saltem   ex 
exemplis    ipsorum    auctorilnte    confectis"    möglichst    treu 
gemacht,    mit  den   am    Rande    befindlichen    oder   „singulari 
in     libello''     (sehr    merkwürdig!)    verzeichneten    Zusätzen 
und    luterpolatioiien   der  Schauspieler   (wozu    in   aller  Welt 
diess,    wenn    man    das  Ursprüngliche  in  den  ursprünglichen 
Exemplaren   der    Dichler    oder   wenigstens   in    «Icn    ipsorum 
aucforitate    angefertigten     weit    sicherer    haben    konnte?); 
und   (Hess,   sowie   der   Mangel    an  Accenten    und   Iiiferpunr- 
tionen,    nebst  dem    noch   ungewohnten  Gelirauch  des  neuen 
Alphabets,   habe    viele  Varianten    verursacht:   Quellen    von 
1''arianten,     die    der    A'erf.     Niemanden    mehr    heutzutage 
anzuzeigen     brauchte.        Der    nächste    Theil     (p.   .'34 — 4-J) 
handelt   von    Aristoteles  ,    in    dem    gewöhnlichen    regellosen 
Hin-     und    Ilersprin^en ,     mit    vielerlei    unbewiesenen    Ke- 
hauplungen    und    Verinulhiingen.       Was  aber   einen   positi- 
ven Charakter    an   sich   tragt,   führt   gewöhnlich   auf  schon 
von   Andern    und    gründlicher   ilurchgemarhte   Forschungen 
zurück,     z.    B.    über    ilie    Dida-kalien.       Zum    Belege    nur 
Eins:    L'm    die   Frage    zu    beantworten,    quo    tempore    Ari- 
stoteles opus  Tlfpi   öl&aoy.at  lUJV  conscripserit,    sieht   Hr. 
R,   sich    keineswegs   nach   Tliatsachen    um,    und    sucht    aus 
«liesen    in    folgerechter   Argunicntation    eine   probable  Com- 
bination     zu     machen  ,     sondern     baut    folgendes    Gebäude 
willkürlicher   HTpolheseii   (p.   4'.')    zusammen;    „Ubi   frag- 
menta   operis    (warum     »erden    die    betrefTeiiden    nicht  als 
Belege    vorgeführf?)    reliquaqne   quae   ad  artem  draniaticam 
speclaut   scripta    (welche?    des    Aristoteles    oder    Anderer? 
und    in    weli  lieii  Stellen?)   coiisidero,    publicum  illiid  exem- 
plnin    (namllch   das   Lvkurgische   Apugraj)buiii)    ducc  Ari- 
stotele    descriptum    esse     facilo    suspicor   (wie   aber,    wenn 
es  einem  Andern    beliebte,   zu   sagen:   nego^   Kann   der  den 
Vordersatz,  wie  er  jetzt  lautet,  nicht  mit  demselben  Rechte 
für    sein    ,,iiego"    in    Anspruch    nehmen,    wie    Hr.    R.    für 
sein   ,,facile   suspicor'?    Doch    weiter):     Draniatica    philo- 
sophi  studia,  praeterquam   quod  Platouem   dramaticae  poe- 
sis   et   ipsuiii  amautissimuin   audivit,   omnium  prima  viden- 
tur  (So?  Ei,   warum  denn?  Und    was  soll  das  ^^/-ae/fryuaw 
quod  hier?)     Quare  ultra  tenipus  a  Bueckhio  constitutum 
paiillulum   progredi   cugimur:    nihilque  obstat,    quin   circa 
Ol.    CV.   et  publicum   iilud    i  ^euipluui    et    .Aristotelis   opus 


G49 


650 


ilidasralicnm  srri|)<a  esse  acripianius."  Diess  ist  Alles 
ilaniber:  Was  »teilt  u?is  «Iniii  »ohl  im  Wege,  zu  Allein, 
wo   Hr.    R.  Ja  sagt,  Nein   zn   sagonl 

Wir  kJiiiiieii  uns  über  den  Rest  «li-s  Capitclg  kürzer 
fasseni  Er  eiilliält  eine  Aiifzaliliing  von  I^lannern,  von 
denen  haupisärlilirli  aufbewahrte  Titel  ihrer  Werke  und 
andere  Notizen  und  Andeutnngen  irgcuiiwie  sclilieüsen 
lassen,  dass  sie  sich  in  irgend  einer  Weise  mit  den  drei 
Tragikern  bescbafligt  haben;  eine  Sammlung,  die  als 
(■rundlage  zu  weiterer  Verarbeitung  allerding's  dankens- 
»verth  ist,  ron  der  aber  kritische  Sichtung  und  durch- 
forschte Krgebnisse  zur  Zeit  noch  nicht  er» artet  wer- 
<lcn  dürfen.  Von  chronologischen  Bestiuimunjfcn  z.  ß. 
ist  fast  gar  keine  Rede;  in  ili'u  Geist,  in  « elcliem  diese 
Männer  die  Interpretation  der  Tragiker  betrieben  ,  wiril 
auch  nicht  hinlänglich  eingcilruiigen ;  denn  meist  bleibt 
der  Verf.  bei  den  Titeln  ihrer  Werke  stehen,  fügt  dazu 
ivohl  noch  eine  aruisciigo  Notiz  eines  Scholiasten  oder 
sonst  ein  gelegeniiichrs  Citat  (an  Citaten  von  Schriften 
neuerer  Gelehrten  freilich  fehlt  es,  besonders  in  den 
Anmerkungen,  nicht),  weiss  aber  ungeachtet  der  offen- 
l)ar  über  dieser  ganaeii  Periode  schwebenden  L'iige- 
wissheit  und  Alaiigelhaftigkcit  au  positiven  Daten  im- 
mer sehr  sichere  Schlüsse  zu  ziehen.  Namentlich  wird 
lue  wichtige  Frage,  ob  in  dieser  Periode,  d.  h.  vor  Ari- 
»tojihanes  von  Byzanz  schon  Kritik  an  den  Texten  der 
Tragödien  geübt  »ordeu  sei,  mit  der  grössten  Ungründ- 
lu'likeit  behandelt,  inilom  der  Verf.,  von  dem  Vorurtheil 
ausgehend,  es  sei  keine  geübt,  nicht  etwa  die  Gründe 
des  Dafür  und  Dawider  überall  sorgfältig  aufsucht,  zu- 
sammenstellt lind  entiicder  widerlegt  oder  hervorhebt  und 
sichert,  sondern  nur  mit  aller  Begierde  auf  Anzeichen 
aus  ist,  aus  denen  man  den  historisch- ästhetischen  Cha- 
rakter deuten  könne ,  jenes  aber  stets  schlechtweg  in 
Abrede  stellt,  mit  Ausdrücken,  wie  etwa:  Kuin  criticam 
ojieram  iioii  factitasse,  non  est  (juod  monram.  Dabei 
widerspricht  e-  sich  selbst  auch  hier  nicht  selten.  Denn 
j!.  B.  indem  er  selbst  merkt,  dass  die  Redaction  des  oben 
genannten  Apographum,  zumal  wenn  sie,  wie  er  freilich 
ohne  Beifügung  irgend  eines  Grundes,  p.  42  vermuthet, 
durch  Aristoteles  (duce  /iristot.)  stattfand,  und  wie  er 
«-'.lenfalls  selbst  sagt,  Znsätzen  und  Interpolationen  von 
.Schauspielern,  sotvic  ilurch  das  unsichere  Alphabet  ver- 
ursachten Schwankungen  begegnete,  doch  wohl  nicht 
ganz  ohne  kritische  Prüfung  bleiben  konnte:  sagt  er  p.  44: 
Aristotelem  criticam  factitasse  perquam  proliabile  est; 
zum  Schlüsse  dagegen  ebenda:  Ita  ne  in  opere  quidem 
'IJ^ljy ijfiivojv  pliHosopliuH  (nämlich  Aristoteles)  criti- 
cam factitavit.  Neque  adeo  ut  f'abulae  tragicorum  cri- 
ticae  firtis  lege  receitserentur ,  omiiino  opus  erat.  Ein 
ahnlichps  Beispiel  bietet  der  Abschnitt  über  Alexander 
d.  Ae.toler  p.  58  dar,  wo  es  heisst:  ,,]Neque  eum  criticae 
recensioni  operam  impendisse  constat",  und  doch  gleich 
darauf:  „Num  de  suo  emendarit  mutaveritque  nescimus." 
Ist  etwa  das  emendare  und  mutare  kein  kritisches  Ver- 
iahreu?  Bessere,  d.  h.  wirkliche,  Gründe,  wesshalb  die 
Annahme  einer  diö(ithjjOii;  tragicornm  von  Seiten  des 
Alexander  nicht  wahrscheinlich  sei,  wird  Hr.  R.  bei 
Ritschi  Corollar.  disput.  de  Bibl.  Alex.  p.  21,  27  finden. 
Dass   aber   die  Behauptung,   welche  p.  07  so  ausgesprochen 

Zeiiichr    f  d    ^Uurlhumsw. 


wird:  ,,Aristophanem  amn\am  grantinaticorum  et  factitasse 
primum  criticam  artem  et  deiiiisse  factitare  cerlissitiium 
est",  eine  gänzlich  nnlialtbare  sei  ,  ist  nicht  alle  n  schon 
ilaraus  abzunehmen,  weil  kein  Ausspruch,  kein  Beweis, 
kein  Zeichen  dafür  vorhanden  ist  —  wenigstens  hat  Ilr. 
R.  Nichts  der  Art  aufzubringen  gewiisst  —  sondern  noch 
mehr  daraus,  weil  eine  Menge  innerer  Gründe  dagegen 
sprechen.  Denn  wie  wäre  es  wahrscheinlich,  dass,  wenn 
schon  so  frühzeitig  Varianten  entstandou,  wie  Hr.  R. 
selbst  zugesteht,  und  wenn  zur  Begründung  eines  sicheren 
Textes  die  Anfertigung  von  Apographis  sogar  officiell, 
wie  durch  L^kurgos,  aufgegeben  wurde,  die  Redactiou 
solcher  Absclirifteu  ohne  kritische  Auswahl  unter  den 
Variauten  häite  mögen  betrieben  werilen,  und  dass  bei 
solchem  Geschäfte  eine  Art  von  kritischer  Prüfung  nicht 
rou  selbst  schon  aufgedrungen  worilen  wäre?  Wie  wäre 
es  wahrscheinlich,  <lass  einen  so  langen  Zeitraum  hindurch, 
nehmen  ivir  nur  von  Aristoteles  au,  wo  man  doch  sicher 
begann,  den  Tragödien,  ihrer  Erläuteruug  und  Verpflan- 
zung durch  schriftliche  Exemplare  lebhaftere  Aufnierk- 
samkeit  zu  widmen,  bis  auf  Aristophanes  von  Bvz.  die 
Gestalt  der  Texte  gar  keine  Beachtung  erfahren  hätte, 
zumal  da  das  biou&ovodai  oder  öiooxtovv  der  Schriften 
älterer  Dichter  (besonders  Epiker  und  Lyriker)  bis  dahin 
eine  längst  gewohnte  und  eifrig  geübte  Beschäftigung  war, 
wie,  um  Früherer  nicht  zu  gedenken,  Lehrs  (de  Arist.  stud. 
Homer.),  Ritschi  (I.  c.  bes.  §.  (i.)  u.  A.  jetzt  hinläng- 
lich   dargethaii    haben? 

Aber  —  denn  weitere  Gründe  aufzuzählen,  wird  nicht 
nöthig  sein,  würde  uns  auch  zu  weit  abführen  —  der 
Verf.  scheint  erstlich  von  criticam  factitare  keine  recht 
klare  Idee  gefasst  und  darunter  bloss  einen  krit.  Com- 
mentar  schreiben  verstanden  zu  haben;  denn  er  sagt  p.  Ü6' 
,,ante  huius  graminatici  (nämlich  Aristophanis)  tenipus 
critici  commentarii  specimina  vel  vesti^fia  indagare  non 
potui."  31an  kann  aber  criticam  factitare,  ohne  einen 
kritischen  Commentar  zu  verfassen.  Sodann,  weil  er  ein- 
mal den  Unterschied  seiner  zweiten  Perioile  von  der  ersten 
darin  gesucht  hatte,  dass  er  jene  als  die  grammatisch- 
kritische, diese  als  die  historisch  -  ästhetische  bezeichnete, 
scheint  er  geglaubt  zu  haben ,  diess  so  haarscharf  neh- 
men zu  müssen,  dass  in  der  ersten  Periode  von  Kritik 
nicht  eine  Spur  zu  linden  sein  dürfe.  Das  heisst  aber, 
mit  Aristophanes  die  Kritiker  und  die  Kritik  der  Tragi- 
ker urplötzlich  aus  der  Erde  wachsen  lassen!  üeberhaupt 
ist  die  Periodeneintheilung  nicht  klar  und  deutlich  genug 
gerechtfertigt;  denn  die  Erwartung,  die  flloraeute  der 
Eintheilung  und  Charakterisirung  der  Perioden  jedesmal 
zum  Schlüsse  in  einer  recapitnliremlen  Untersuchung  aus 
dem  voran  gegebenen  Material  gehörig  gefolgert  und  klar 
herausgestellt  zu  finilen ,  wird  durch  das  geiiöhnlichc 
Schlusswort  der  einzelnen  Capitel  nicht  befriedigt;  Hr. 
R.  sagt  entweder  gar  Nichts  darüber,  oder  verweist  bios» 
auf  das  xMaterial  zurück,  wie  zu  Ende  von  c.  II.  p.  ()4: 
„At  quum  omninm  —  ea  «juae  inifio  —  elo(]uutus  snni , 
ut  repetain  non  opus  est."  Die  Aufstellung  des  Materials 
aber  und  die  daran  geknüpfte  zu  äussorliche ,  und  wie 
wir  gesehen  haben,  oft  einseitige  Betrachtungsweise  reicht 
nicht  hin,  ura  eine  Ueberzeugung  von  den  Behauptungen 
des  Verf.  zu  geben. 

43 


G'.l 


GS? 


D»i  Ilf.  CapUel  beginnt  zwar  mit  eiiior  Anf.ile  von 
(jrfliiilpii,  »psshalti  liipr  <li<^  nriip  Pcrioil«  licKoiiiidi  »iTile, 
abrr  ilii<  Rlrlilicki'it  ilii-nrr  (iniiiilp  »iril  tricilpr  iiiclit 
pmicspii.  ^liiiiiPiillii'li  ülirr  ilrn  zwritPM,  ili>r  iliirh  vor 
alliMi  l)iii{;pii  iIps  liporidfg  bpikurfti*,  »eil  er  in  der  Oe- 
h.iii)>liin^  lipslflii,  <la.<t8  ro  des  Aristopli.ineg  Zeit  dag 
alliciiischc  A()"t;r,iphiiMt  iiarh  Alexandria  {gebracht  und 
i(in  dirsem  zuerst  mit  anderen  Exemplaren  vergliclien 
Monlen  sei,  reilet  er  wieder  in  jener  srhuimmenden  nnd 
rerworreneii  AVeine,  wir  m  ir  sie  oben  sclion  bei  Aiisto- 
teles  jiesrhildprt  haben.  Ulan  lese  nnr  die  Stelle  p.  66 
von  „^e  r.-irtnm  negliirrntia  esse  puta"  an  bis  ,,debuisso 
fartitare  rerlissimnm  est"  dnrcli  ;  denn  es  «Sre  zu  »iel , 
norli  eiifni.-il  liier  die  Unklarheit  nnil  Gehaltlosigkeit  einer 
solehen  sein  sollenden  Vignmenfation  zneifeln  I  naclizu- 
Heiüpn.  Etivas  genauer  reitet  der  \'crf.  ilann  zwar  von 
ilen  didaskalisrlien  Bemühungen  des-  Aristophanes ,  ncii 
er  einige  historische  Data  hatte,  auf  ilie  er  sieh  stützen 
konnte;  aber  es  bleiben  auch  hier  wieder  manrherlei 
Frar^en  nnd  Zweifel  übrig.  Dann  über  die  Kritik  und 
kritisch- exegi'fischen  Commentare  des  Aristophanes  Ei- 
nige» mit  wenigen  Anszügen  aus  den  Scholien  zum  Eu- 
rinides,  die  wenigstens  norh  nicht  <las  Bild  von  Aristo- 
phanes Verfahren  geben,  »eirlics  Hr.  R.  p.  70.  71. 
ohne  Weiteres  (mit  einem  blossen  certum  est)  aufzustel- 
len weiss.  Es  folgt,  wie  im  vorigen  Capifel,  eine  Aufzäh- 
lung von  Grammatikern  ,  deren  Antbeil  an  der  Interpre- 
tation der  Tragiker  narhgett iesen  oder  vennuthet  «erden 
kann,  in  demselben  Charakter,  wie  vorher,  d.  h.  mit 
mancherlei  nütidirhen  Collectaneen,  aber  auch  einerseits 
vieler  Unbestimmtheit,  aixlererseits  grosser  Keckheit  io 
uiibegrüiideten  Folgerungen.  Z.  B.  von  /trisiarchos  (p.  75 
--  77)  weiss  der  Verf.  ohne  hinUngliche  positive  (jrnnil- 
lagen,  dass  er  ,,ti'es  tragiros  cnmmentatnin  et  eos  per- 
vnria  ratione  iiiterpretatum  esse",  auch  .,metris  mulliim 
oper.ini  deilisse."  Ebenso  die  Schlnssfülgernng  bei  Krates 
p.  7.S.  Eine  vorzüglich  beliebte  Annahme  <les  Verf.  ist 
die,  ilass  die  (irammatiker  ihr  Erklärungsgeschäft  iinnier 
gleich  auf  alle  rf/'«' Tragiker  erstretkt  haben  sollen,  z.  B. 
P/triiieniskns  p.  79.  ]Nocli  rfterkHürdiger  ist,  dass  in 
Betreff  des  Amarantoi  p.  y'2  aus  dem  Titel  seines  Werkes 
Itoi  Gynilj^  geschlossen  «ird  ,,eum  vp|  ante  Did>nium 
vel  eiusdcni  aefate  vixisse."  Um  nnzähliges  Andere  zu 
übergehen  so  werden  besonders  noch  mancherlei  mcrk- 
Hürilige  Sätze  zum  Scliluss  d.  Cap.  p.  S4  ff.  aufgestellt, 
darunter  auch,  das»  wir  jetzt  noch  die  Rerensioii  des 
alten    l.ykurgischen    Exemplars    besässen! 

Eine  gründliche  unil  umfassende  Behandlung  eru artet 
man  wenigstens  vom  IV.  Capitel,  welches  die  Zeit  von 
Didymos  bis  auf  <lie  vorliandeueii  Sclioliensaminlungen 
(inri.)  begreift;  denn  hier  fehlt  esja  nicht  an  zu  verar- 
beitendem Material.  Aber  schon  der  äussere  Umfang 
dieses  Abschnittes  entspricht  einer  solchen  Erwartung 
wenig:  es  sind  .{D  Seiten  dem  Ganzen  und  JO  <lavon  den 
heutigen  Scholiensaininlnngen  geMiilniet.  Dabei  ist  auf- 
fallentl,  dass  Didymos  nnd  die  heutigen  Scholiasten  in 
eino  und  dieselbe  Periode  gebracht  werden  ;  der  Verf. 
meint  freilich  beide  in  eine  und  iliescibe  Classe  werfen 
/u  ktinnen  .  wie  er  p.  'K)  sagt:  ,,l)id.  primus  est,  qui 
•iholiastae,   ijuem   hodie   roraiiins ,  nomen   salteni   ex  parte 


mereatur.''  .Aber  er  hebt,  wie  oft,  seinen  ersten  SM/. 
«lurch  einen  nachher  folgenden  widersprechenden  selbst 
wieder    auf,    inilein    er    hinzufügt:    „Diil,    iustorum    coin- 

mentatorum  agmen   claudit quapropter   granimaticiini 

ad  priorem  interpretum  nunierum  pertinere  iure  <Ucas'% 
und  weiss  zuletzt  fiir  seine  Anordnung  nnr  norh  zu  sagen: 
„Profei to  quod  ab  hoc  viro  ni'vani  incipere  aetatem  vo- 
liierim,  nou  niagnne  conrgunr  tenierit'itis.^''  Nach  solchen 
Gründen    also    verfahrt    der    Verfasser! 

Uelier  Didymos  «ird  nun  in  der  gewöhnlichen  Manier 
des  Verf.  geredet,  und  man  kann  ein  weit  klareres  Bild 
über  sein  Vnhältniss  zu  seinen  Vorgängern,  sowie  über- 
haupt über  das  Treiben  der  Kritiker  und  Exegelen  bis 
aul  ihn,  aus  ilen  wenigen  Worten  bei  Bernhanly  Griech. 
Litt.  Gesch.  I.  p.  38.^  ge»innen,  als  aus  dem  ganzen 
Bwche  des  Hrn.  R.  —  Von  den  noch  vorhanilenen  Scho- 
lien aber  bevorwortet  er  p.  97,  so  handeln  r,u  wollen,  das» 
er  ,  primuin  de  ipsi»  scholiis  in  tres  tragiros  superstitibns, 
enrumqne  fontibus,  auctoribus,  variisque  editionibus"  rede, 
dann  ,,ea  quae  lexi<  ographi  suppeditaiit'^  vergleiche.  Das 
sind  allerdings  die  Hauptsachen,  die  zu  berücksichtigen 
waren;  aber  was  finden  wir  bei  Hrn.  R,  ?  Erstlich  das 
sehr  unbestimmt  ausgedrückte:  ,,de  ipsis  scholiis"  begreift 
in  sich  (es  ist  nicht  leicht  zu  erkennen,  wie  weit  es  sich 
erstreckt)  zuiörderst  ein  nackt  hingestelltes  Urtlieil  über 
das  Wertliverhältniss  der  zu  den  drei  Tragikern  vorhan- 
denen Scholiens.immlungen  unter  einander,  welches  zwar 
als  richtig  anzuerkennen  ist,  aber  in  Hrn.  R.'s  kategori- 
schem „prinias  etr,  tribuo"  keineswegs  eine  Auctorität 
besitzt.  Dann  folgende  Definition  von  einem  Scholiasten 
p.  9S :  ,,Qni  primus  unius  pluriunive  interpretum  (dem 
widerspricht  jedoch  p.  lOH:  ,,srholiasta  unns  quisqne  — 
tnntum  U7iius  viri  —  commentarium  iisurpavit")  aniinad- 
vrrsinnes  sive  commeiitarios  una  cum  suis  ipsius  annota- 
tionibus  ad  marginem  iabulae  cuiusdnm  (^)  descripserit, 
euin  primiim  srholia.otam  licet  appellare  tragirnm.'^  Wir 
können  diese  Definition  füglich  auf  sich  bcrulien  lassen, 
und  beklagen  nur  gelegentlich,  nicht  zu  erfahlen,  »eiche 
nierkniale  den  tragischen  Siholiasten  von  dem  iiichttra- 
gischen  nnterscheiileii.  Die  Fragen,  «anii  diess  Scliolieii- 
anfertigen  begonnen  habe,  und  wann  unsere  Scholien- 
sammlniigcn  entstanden  seien,  «erden  mit  einem  ,  frustra 
qnaeriinus"  abgewiesen.  Ebenso  die  Fragen,  wie  viel 
.Stucke  von  den  Scholiasten  behandelt  seien,  nnd  nie  fiel 
Uommentare  ,.jiistorum  interpretnm"  sie  gebraucht  haben, 
Dinge,  die  siih  freilich  auf  keine  Weise  mehr  eiilsi  liei- 
ilen  lassen,  darum  aber  auch  zu  er« ahnen  überiiüssig 
waren.  Bis  hierher  mag  vielleicht  <las  .,,de  scholiis  ipsis" 
gehen;  denn  es  folgt  nun  ein  buntes  Quoillibet  von  seich- 
ten Bemerkungen  über  die  Aeschyleisvhen  Scholien,  deren 
Ä'atur  schon  die  unzähligen  Geilankenstriche  anzeigen, 
deren  fast  hinter  jedem  einzelnen  Satze  einer  steht.  (Je- 
legenllich  «ollen  «ir  hier  überhaupt  mit  einem  Worte 
darauf  hindeuten,  dass  sich  ilie  flüchtige  und  regellos 
iimherschw  eifeiide  ,  alier  nirgends  tiefer  eindringende  .Ale- 
thode  d«s  Verf.  schon  äu^serlich  dun  h  die  Unzahl  von 
Gedankenstrichen  und  Fragesätzen,  deren  einige  fast  auf 
jeder  Seite  zu  finden  sind,  markirt.  Etnas  mehr  an 
Umfang,  aber  im  Ganzen  verhältiiissniässig  nicht  eben 
Genaueres   bietet  der   Abschnitt    über    die   Sophohleischen 


f)53 


654 


5cboli«!ii  S.  102  — lUU;  glricli  auf  einer,  niiiit  riiiiiial 
lollcn  Seite  hMiIpii  abgemarht:  die  Ki*ilieiifiil};i'  ilor  So- 
|>liukleisrliiMi  .Sliicko,  «elrlip  Sliirki'  am  iiwislcii  gelesen 
und  Kin  -Silioliaulc'ii  lieliaiiilelt  seien,  iielilien  \Ver(li  ilie 
Srhiilien  iiaben  ,  »oran  zuletzt  ein«  triiiale  Parallele 
z»isrlieii    alten    und    neuen    KnnslUrilikern    gefiiirt   ist' 

liier  wird  denn  nun  auch  lon  den  Quellen  iler  Srlin- 
lien  ^eliaudelt.  Zuerst  die  srlion  angeführt«  lie]iau|itun^, 
dass  jeder  .Srlioli.isl  jedexliial  nur  einen  Conimentar  /um 
Kxeerjiiren  benutzt  liabe ,  was  vielleirlit  »ahr,  nur  al>er 
nicht  mit  den  Worten  beniesen  ist:  .,Quaii|cini  ei^omel 
talis  viri  universani  indiilein  asseqiinr.''  AU  IlaU|]t<|nelle 
der  Schol.  «ird  mit  Laeliinann  Didymns  angenommen, 
srejfen  Beruk  aber  ^tA'Äu^iii^i^  da»s  die  Seliidien,  in  wel- 
rlicn  ui  v:iuf.ivijiiaiiotai  und  ui  ijntf^vi]iiaTiaaf.i£voi 
und  vlTOf^ivi]iiaiu  ernalmt  uiirdeii,  dem  Didvmos  ange- 
Ixirten.  Darüber  »ird  sich  Bergk  leicht  beruhigen,  da 
das  Gegenrasoniiement  des  Verf.  ebenso  unhallbare  fle- 
snltate  hat,  als  es  uncrcjiiicklich  ist,  sich  durch  dasselbe 
hindurchzuarbeiten.  Eine  solclie  Frage  lasst  sich  über- 
liHiipi  niclit  auf  drei  Seiten  und  ohne  eine  iVIenge  von 
Vor-  und  Nelienfrajen ,  grtiiulli<he  Untersuchungen  i'iber 
den  gegenseitigen  Wertlirang  der  Schollen,  über  ihr  Alter, 
ob  sie  lerschicdeiien  Zeiten  angehören,  ob  wir  überhaupt 
nicht  in  den  vorhandenen  Scliolien  eine  bunte  Excerplen- 
5aiiimlung  aus  verschieilenen  Comnientaren  verschiedener 
Zeiten  haben,  kurz  über  ilen  ganzen  Zustand  der  Scho- 
llen nach  allen  Seiten  hin,  was  Alles  hier  vermisst  wird, 
abmachen. 

i>lan  wird  uns  erlassen  ,  über  das  Folgende  näher  zu 
referireu;  es  ist  Alles  in  demselben  (ieiste,  wie  das  Bis- 
herige abgcfasst.  Bemerkenswerth  aber  ist  noch  eine 
Stelle  p.  tl3,  die  so  lautet:  ,,Quo  minus  ijuae  huc  per- 
tineant  nndii|ue  acruratius  colligain,  ipsa  dispulalionis  na- 
tura prohi6et,(neT  sollte  nicht  g«-raile  das  Gegentheil  erwar- 
ten ?j.  Sed",»i  res  beiie  evenerit,  lexicogra|ihos  ita  trac- 
tatiii'us  sum  singulari  coiiimenlatione ,  iinde  accuratiorein 
xvhuliorum  histuriam  componeie  ponaint.'^  So  bricht  denn 
also  hier  das  Gefühl  der  Unzulänglichkeit  dieser  Arbeit 
bei  dem  \  erf.  »elbst  durah!  Dieser  naiven  Selbslbeurthei- 
liing    ist    Michts    weiter    hinzuzufügen. 

Es  ist  nur  der  spiaclilichen  Darstellung  noch  mit 
«eiligen  ^Vorten  zu  gedenken.  Diese  entspricht  der  übri- 
gen BeschaiTcnheit  der  Schrift  leider  nur  allzusehr,  d.  h. 
sie  ist  nicht  minder  unreif  und  ungeübt.  Einige  von  den 
im  Vorstehenden  ausgezogenen  Stelleu  enthalten  schou 
Belege  dafür,  noch  genügemler  »erden  diess  folgende 
Beispiele  ei»eisen:  1)  Zur  Charakteristik  der  Satzcou- 
Klruction  und  überhaupt  der  Redefügung  in  grammatischer 
Jiiiisicht  p.  [)'):  ,,Ae  tot  fabularuin  iarturam  ilolere  de- 
heremus  1  nisi  iain  dotiquissimis  tempuribus  alias  prae  Om- 
nibus lectitatas  ornatasquc  rummentariis  esse  accipere  nos 
oporteret ,  iaui  sapra  mihi  monere  liciiit."  P,  lU^:  ,,L<i- 
cet  tragicorum  iiiterpretes  putissimum  (?)  huic  iuterpreta- 
tionis  r.itioni  indulgere  debueiinl  (»as  heisst  dieser  ganze 
Vordersatz?),  attainen  sc  bolia  Sophoclea  cadem  egregie 
ante  reliqua  excellunt.  '  P.  10  (um  auch  aus  einem  an- 
dern Theile  des  Buches  einen  Beleg  zu  bringen);  „Ut 
ilenique  Aeschvli  fabulae  demta  nna  alterave  parte,  quem- 
adinodum  Chorura  in  angustiures  iines  coiitrartuai  a  posteris 


esse  puteg,  dciiuo  ductiie  esaenl ,  ititamen  non  de  ipsM 
verbis  currectis  vel  retra<'fatis  nlque  expnlitis  debebant 
(wer?)  cogitare :  ne/jue  tandeiii  ex  onuiibus  huiusmodi 
argumentis  Aeschvli  fabulas  tanluin  rurrertas  ad  nostram 
usijue  aetatem  perveuisse  elucet."  P.  ,'37:  ,,d|)pareiet , 
primain  editioijein  asecunda,  secundani  «  terlia  ense  ex- 
ilinctdm.^^  P.  4S  :  „videmus,  quantoperc  —  excerpu«/Kr 
varioqne  modo  permu/an/U)'."  P.  /  1  :  „^eqiie  (juid  in 
Uiimerii'is  carniinibus  —  praestare  grammati<  i  deljuerint. 
id  in  trag.  oper.  puterant  praestare."  Besondere  Lieb- 
habereien des  Verf.  sind  :  ein  überfiaufter  Gebrauch  des 
sogenannten  diiliilaliven  Cunjunctiv  in  Behauptungen  , 
Urtlieilen  und  Fragen,  vergl.  p.  46,  i'  und  sonst  in  un- 
zahligen einzelnen  Sätzen  und  Fragen;  dann  überhaupt, 
»ie  schon  bemerkt  ist,  die  Frageform;  ferner  Einschiebsel 
von  quaeio ,  fnteor,  opinor  und  dergleichen.  —  V)  Feh- 
ler gegen  die  llichtigkeit  des  üprachgebrauchs  und  ger- 
manisir^iide  Wendungen  linden  sich  in  gehäuftem  Masse, 
z.  H.  auf  zwei  hinter  einander  folgenden  Seiten,  p.  84 
\iy\A  S5 :  ,, verum  ut  iu  sccundae  periodi  feti  descriplione, 
et  ipse  coiisulto  practermisi  lexirograplios" ;  ,,liieptorum 
criticoiinn  curiis  refulare^''  ( "  ie  ist  das  möglich  zu  ma- 
chen?); am  Ende  dei-  Seife  aller  •  aller  fiw  alius-alius; 
auf  der  folgeitilen  Seite  folgender  Gebrauch  von  ille : 
.„respondeas  illa  ab  umnibus,  illa  a  plerisque,  illa  deinum 
j»  Doiinullis  (si\  ilhistrata  esse);  man  bemerke  hier  aus- 
serdem den  falschen  Gebrauch  lon  ileiuuui  ,  der  sehr  oft 
wiederkehrt,  «  ie  p  ,yj,  9-  "•  s.  w.  Ebenda  (p.  85)  saltem 
für  ceite  (aut  eorundcm  sattem  aui  toritate).  Was  heisst 
weiterhin:  condiliunis  transscridendi  universae  nulla  ha- 
bita  ratione.  i)ann  p.  8Ü  conlinuo  im  Gegensatz  zu  nus- 
quain  ,  p.  >>  7  (ein  Seitenstück  zu  curas  refufare)  gram- 
inatiioruin  ciiras  atque  iuterpretationes  acciiratissime  ani- 
inadi'ertere ,  in  dem  Sinne  ungefähr,  wie  es  scheint,  von 
aufzeichnen-  Sequeiis  für  hie,  z.  B.  p.  t.3,  gustus,  ästhet.  Ge- 
schmack p.  4,  I.  Die  Beispiele  des  falschen  Gebrauchs  von 
Pronominitus,  Cunjuncliunen  uml  andern  Partikeln  sind  gar 
nicht  aufzuzahlen,  z.  B.  p.  t  l  zu  Ende  quidam  für  aliquis 
(e.s  ist  schon  früher  ein  Beispiel  der  Art  angeführt);  p.  IJ: 
„fontes  eius  tarn  antiqui  esse  possunt,  quam  (t  illustrium 
iuterpretum. 

Doch  genug  der  Einzelheiten,  die  doch  noch  nicht  so 
im  Stande  sind,  den  vollen  Eindruck  dieser  Latinität  zu 
geben,  als  »enu  man  sich  die  Mühe  gibt,  ein  paar  hin- 
tereinander folgende  Seiten  im  Buche  selbst  durchzu- 
lesen. 

G.  üch. 


68.  Friderici  Wieseleri  Hanoverani  Coniectanca  in  Ae- 
schyli  Eumenides.  Gottingac  183'J.  CXLVIII  und 
'247  S.    8. 

Den  Eumeniden  des  Acsrbjlos  ist  unter  allen  Stücken 
dieses  Dichters  die  gründlichste  Bearbeitung  zu  Theil 
genorden,  wie  denn  auch  diese  herrliche  und  grussartige 
Schöpfung  es  vor  allen  verdiente,  unserem  ^'ersfä^dniss 
naher  gebracht  zu  werden.  Es  war  die  von  K.  O.  Müller 
1833  besorgte  Ausgabe  der  Eumenidcu ,  ivelche  der  An- 
las»   zu    tiefer    gehenden    Forschungen    ward,     indem    sie 

43  * 


655 


G5G 


piiip    RpiliP    von    S<rri<srlirir<en    hervorrief,     linier    ileiipn 
bcsuiiilpfK    (>.    lleriiiaiiii's    Recoiisioii     im    scclistrn    Bande 
sriiirr    Üpiitiriila    ilio    Kritik     uiiil    Erklärung    ilfi>    Textes 
nosriitlirii   fcfürilort   hat.    Wie  Vieles   nun   auch   auf  dies« 
Art  zu  »nllkuinnieuer  Eiidenz  festgestellt  »ordeii,  so  bleibt 
dix'li   immer  iiucli  Manches  tibri{^,   was  noch  nicht  /.u  einem 
si<  lieren    Resultate    fortgeführt,    Anderes,    was    nndi    |i;ar 
nicht  zur   Untersuchung   gezogen    i»t.       Daher   ist   das   Uu- 
tvrnehmeu    «les   llru.   \'crf.    der    angezeigten    Schrift    sehr 
anzuerkennen,   der  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt  hat,  theils 
die   diilerirenden   Ansichten    der   Gelehrten    iibcr    zweifel- 
hafte  Punrte    einer    genaueren    Prüfung    zu    unterwerfen, 
und   durch   neue  Argumente   die  wahre  Ansicht  zu  begrun- 
deu,    theils    auf  Anderes    aufmerksam   zu    machen,    was, 
obgleich   bisher    den   Gelehrten    entgangen ,    doch    zu    ge- 
gründeten  Zweifeln   Veranlassung  gibt,    um   diese  Zweifei 
nach  Kräften    zu    beheben.      Seine   Schrift    bat  der   Herr 
Verfasser  seinem   Lehrer   K.   O.   Müller   gewidmet.     Doch 
sucht   er   sich    von    aller   Persönlichkeit    frei    zu   erhalten, 
was   ihm   auch   grüsstentlieils  gelungen  ist,   zumal  er  neben 
archäologischen  Studien  auch  die  grammatischen  mit  Fleiss 
betrieben    hat.    —    Die    äussere    Finrichtung    des   Ruches 
erinnert  an  Reisig's  Enarratio   und  Commentar  zum  Ocdip. 
Colon.      Es    zerfallt    in   zwei    Theile,    deren    zweiter    von 
S.    1 — 247    einen    fortlaufenden   Commentar    zu    den   Eu- 
meniden  ,  der   erstere   zwei   Abhandlungen  enthalt,   quibus 
continentur ,     quae     ad    explicundam    fabuhmi    conferre 
possinl.    Die  Uebersrhrift  der   ersten  S.  XIII  —  CXXXII 
Idutet :    Enarratur  fabula.     Dispulatur    simul   de  scenae 
rutione   deque   personnrum   habitu.     Sttbiiciuntur  passim 
adnolalioiies     ad    singu/os    locos  ;     die    der    zweiten    von 
S.   CXXXIII  —  CXLV:    Dispulatur    de  speeie  habiluque 
acenico   Chori  deque  universa  ratioiie ,    qua    se   gesseyint 
in   fabula  agenda.     Der   Commentar,   oder   doch   ein  gros- 
ser  Theil   desselben,    war   bereits   vollendet   und   auch  dem 
Druck   übergeben,   als  der   Hr.    Verfasser  noch   einmal  das 
Ganze   durchmusterte,   und   sich   an   niclit   wenigen  Stellen 
veranlasst  sah,   theils  nicht  unwichtige  Zusätze  zu  machen, 
tlioils    die    früher    ausgesprochenen    Ansichten    mit  anderu 
zu    vertauschen,    was    denn    theils    gelegentlich    im   Com- 
mentar, theils   in  deo   untergelegten    iNotcn    der   Enarratio 
fabulao   nachgetragen    ist.      Dadurch    ist    eine    grosse    Uii- 
glcicliheit   in   das   Buch    gekommi'U,    die   seine   Benutzung 
sehr   erschwert,    da     oft     über    denselben    Punct    an   3  —  4 
lerscliiedcnen    Stellen   gehandelt    ist.       Dazu   kommt,   dass 
auf  den  C.>mmentar  ein  Aucturium   adnolalionum  ad  Ae- 
schyii  Eumenides  et  Corvigenda  S.  237  —  2+H,   und  ebenso 
auf  die    Abhanillungeu   Addenda  et   Corrigenda  S.  CXLVI 
—  CXH  III     folgen  ,     endlich    am    Schlüsse    des     Werkes 
noch   ein   Nachtrag   angehängt  ist,    worauf    ein   Driickfoh- 
ierverzeichnisg   und   eine   Erklärung   das   Ganze    beschlies- 
sen.      Ein   Index  hätte,    zumal    bei    diesen    Cebolständen , 
nicht   fehlen    dürfen. 

W'it  wenden  uns  zu  den  Leistungen  des  Hru.  Verf., 
und  es  ist  uns  sehr  erfreulich,  den  grossen  und  beharr- 
lichen Fleiss,  der  auf  die  Ausarbeitung  des  Buches  ge- 
wandt ist,  rühmend  hervorheben  zu  können.  Da  der 
llr.  Verf.  überdiess  im  Besitz  umfassender  Kenntnisse  ist, 
und  damit  auch  Scharfsinn  und  ein  besonnenes  Urtheil 
verbindet,    so    siud    über    viele    Puncte   recht    erfreuliche 


Kesultato  gewonnen  worden.  Freilich  bleiben  auch  sn 
noch  nicht  wenig  Stellen  übrig,  über  die  noch  weitere 
Aufschlüsse  zu  erwarten  sind,  andere,  über  die  der  Hr. 
Verf.  eine  ollenbar  falsche  Ansicht  vorgetragen  hat.  Nur 
von  den  letzteren  wollen  wir  einige  hervorheben  und  ge- 
nauer  besprechen. 

V.  46  ff.  werden  von  der  Pythia  die  Furien  beschrie- 
ben ,  und  zunächst  Weiber  genannt,  worauf  die  Pricsteriu 
fortfahrt  V.  48. 

Oviot  yvvaixai,  äkXd  rogyovat;  Xeyuj- 
ovo'  a'vTS  roQydoiatv  ii/.dou}  tiitiok;' 
cidov  nur    i'jdi]   (Piveojq  yeynaiitih'aq 
öiiTtvov   cpEQUvouq'  aTiTEouL  ys  fiijp  löiiii 
avzai,  — 
Vor   V.  60.   haben   die   Gelehrten   eine  Lücke  angenommen, 
und     diese    Ansicht    ist    neuerdings    von    Hermann    gegen 
3]üllcr   festgehalten   norileii,    denn   es   fehle   der   nothwen- 
dige   Subjertsbegriff,    indem    sonst    yiyguf^/Jevai  auf  die 
Gurgonen    bezogen    werden    müsste,     und    die    Priesterin 
müsse,    wie    sie    angibt,    warum  sie    die   Schrcckgestallen 
nicht  für  Harpyien   halte,  so  auch   gesagt   haben,   waruui 
dieselben    nicht    Gurgoucn    sein    können.       Diese    Gründe 
werden   von   Hrn.   Wieseler  anerkannt  ,   nur   will   er   keine 
Lücke    statuircu,    sondern    meint,     all«    Uebelständo    der 
Vulgata  lassen  sich   heben ,    wenn   man   schreibt   r.   49- 

ovd'  avre  y  'A^nviuiatv  eixdaui  Tvnoiq. 
Diess   wird  so  erklärt  S.  12-    TvTTOiq  valet:  ob  ßguram, 
respectu  habito  ad  »peciem.     Sententiarum  ne.vus  hie  est: 
Primo    adspectu    Pythia    putttt,    Purins    esse    Gorgones. 
Negat  vevo  slalim,  ens  Hai-pyiis  cotnpai-atidas  esse.    Rloi 
tarnen,    re   accuralius   pensitala,    quum    videaC ,    Furiris 
jion  esse  alis  insiructas,  atras,  sanguineo  spiritu,  nculin 
sanguinem  stitlanlibus,  prislinam  opinionem  abiicit,  nun- 
quam  genteni  talem  se  vidisse  profitens.    Sunt  igitur  verbii 
ovd'  o.l'iii  y'  'A  iiTc  viaioiv  —  cps  q  ov  (TC'.q  in  paren- 
thesi  dicta,  ut  sequentia  aTVTEQoi  ys  fltji'  cetf.  reapi- 
ciant  versum  4S.  ovroi    yvvaixag,    äkKd   I'ogyö- 
vai    Xeyoj.      Dieser    Emendation    und    Erklärung    steht 
Alles   im    Wege.    Erstens   kann   man  zwar  auf  dem  Papiere 
so    construireu,     aber    <ler    Hörer    muss     nothwendig    die 
Worte   uTiTBoot  yt  litijv    l'deiv    avrat    als  Gegensatz  zu 
(feoovaa^    fassen,     und    diess    um   so    mehr,    als   er  den 
Vergleich     mit    den   Gorgoiicn    als    aufgegeben    betrachten 
muss,     da     mit    otd'     (/.vre  fortgefahren    tvurde.      Dieses 
ovo'    avTS   lässt  sich    mit    Hrn.    Wieseler's   Erklärung   gar 
nicht  vereinen,   und   es   wäre   vielmehr   ov   ydo    zu   setzen 
gewesen    nach   dem,    was    mau   S.    13    liest:    de  Harpyiix 
ne  cogilarent  spectatores ,    rede   poeta  paucis  verbis  in- 
terposilis  cavere  sategit ,  contra  Gorgonum  simillimnrum 
comparatio ,    quae  etiam  in   Choephoris   Oresti   sponte  in 
me?ilent  venerat,    cur    tarnen    locum    habere   non    pnsser. 
explicandum    erat  paullo    accurntius.      Zweitens    kiuinen 
die    Worte    I iöuv    71  oc      1]St]   —    (fEOOVCiai ,     wenn    kein 
Gegensatz   folgt,    weder   dem  (iedanken  nach,   noch  sprach- 
lich   gerechtfertigt    »erden.      Drittens    endlich    wird    durch 
diese    Erklärung    z»var     der    vorhin    erwähnte    Uebelstaiid 
gehoben,    indem   wir   nun   erfahren,    warum   die   Priesterin 
den    Vergleich   mit   den   Gorgonen  nicht  gelten  lässt,   allein 
das   Uebel   verändert  nur  seinen   Sitz,    und   trifft  jetzt  den 


657 


658 


Vergleich  mit  «len  Harpjien.  Wenn  diess  Hr.  Wieselcr 
damit  entsrhuldigen  za  können  nieiut,  das8  die  Faricn 
wohl  mit  den  Gorgonen,  nicht  aber  mit  den  Harpjien 
grosse  Aeliiilichkeit  hatten,  so  hat  er  nicht  bedacht,  dass 
ja  die  Zuschauer  die  Gestalt  der  Fnrien  noch  nicht  ken- 
nen, und  folglich  die  Gründe  des  aufgegelienen  Vergleiches 
erwarten  müssen.  War  die  Achiilichkeit  za  gering,  so 
durfte  er  gar  nicht  erwähnt  werden.  —  Hr.  W,  hat  sich 
von  dem  Scholiasien  täuschen  lassen.  Er  sagt  darüber 
S.  ll.  Scholiastes  A.  haec  habet  ad  verba  ovo'  ovre 
rogyeloiaiv  adscripta:  dkK  ovd'  'jQTiviaq  ai- 
r  ai;  ktiyuy  eeSov  yd^  uvtck;  iv  ypacpij  71  t£()  iu- 
ra i.  Ubi  inntum  differt  u  lemmate  explicatio,  ut  rem 
liancce  neminem  advertisse,  non  satis  queam  mirari.  Sed 
tolles  hoc  Vitium,  si  viecum  ita  scripseris:  ovo'  avjs 
y  ' A Qzx V iatoiv)  o.~kX  ovo'  'A^itvia^  avr d^  ceti. 
Es  ist  sehr  lobenswerth,  dass  Hr.  W.  sehr  sorgsam  den 
Scholiasten  zu  Rathe  gezogen,  den  er  auch  an  mehre- 
ren Steilen  richtig  verbessert  hat.  Hier  aber  sieht 
er  zu  viel.  Freilich  passen  das  Lemma  und  die  Erklä- 
rung nicht  zu  einander,  Sandern  diese  gehört  zu  den 
beiden  folgenden  Versen.  Der  Scholiast  hatte  die  Vul- 
gata  vor  sich,  und  erklärt  diese,  sowie  Wellauer,  ovo' 
ai'TS  \-/o7ni/'ati  et'y.doM,  a-;  eiöüv  ttots  yeygajiuivag. 
Auch  bezieht  der  Schol.  die  Worte  ÜTtT£(JOi  ys  fil^v 
richtig   auf  die   Harpyieu. 

^'s.   53.   heisst   es   von   den   Furien: 

Qsyxovof  d'  oü  irXaaToiaL  (fvaid^taaiv. 

Sehr  sonderbar  wird  tlicss,  auch  abgesehen  von  der  Tai- 
Kchen  Beziehung  auf  die  Gorgonen  übersetzt;  stertUHt 
autem  flatibus  ,  quos  e^o  in  imaginibus  Goi-go- 
num  non  reperi  fictos.  Tenendurn  qaippe ,  sacer- 
dotis  itnimo  haec  dicentis  obversari  Gorgonum  figuras 
in  artis  operibus  cxpressas. 

Vss.  55-  5ü-  fährt  die  Priesterin  fort: 
•Aal  xuOfioi  oi've  n^u;  Oeujv  äyuAuara 
(f'ipsiv  dlxctu^,  ovc'  f^  äv&uu):iu}v  Orsyug. 
Wer  sollte  diese  Worte  uiissverstehen  1  Doch  sagt  Hr.  W.: 
Quae  verba  haudquaqttam  satis  diligenter  excussa  sunt 
ab  interpretibus.  Befangen  in  seiner  Ansicht,  die  Pythia 
fahre  in  ihrer  Beschreibung  <lcr  Furien,  insofern  sie  sicli 
von  den  Gorgonen  unterscheiden,  fort,  sagt  er  S.  IH. 
Jpparet  enini  de  nigra  vestilu  aut  de  serpentibus  crini- 
bus  implexis  non  esse  cogitandum,  quippe  quae  res  l'uriis 
au?n  Gorgotiibus  fuerint  covtmunes.  Num  igitur  de  ba- 
culis,  quos  Hoeltigero  placuit  Ulis  tribuere^  At  hnc  qui- 
dem  ridiculum  esset-  Scilicet  restat  nihil,  nisi  faces 
ardentes,  qualis  ornatus  quo  iure  neque  ad  deorum  ima- 
gines  feretidus  esse  dicalur,  neque  in  aedes  iioininum , 
per  se  patet.  Allein  das  wäre  ja  nicht  weniger  lächer- 
lich. Und  wie  sollen  die  Fackeln  y.uoiio^  genannt  wer- 
den? und  wenn  diess  möglich  tväre,  wie  sollen  die  Zu- 
schauer, von  denen  die  Furien  nicht  gesehen  werden, 
darauf  verfallen,  dass  von  brennenden  Fackeln  die  Heile 
ist?  Auch  der  Schuli.ist  soll  diese  Erklärung  im  Sinne 
gehabt  haben,  da  er  y.oOf^iOi  erläutert  durch  01  Syni'/}/ 
TT uQ  axti/uivoD  iavrcüi  und  nicht  7i' co r/.eiiieiov.  Hätte 
der  Scholiast  an  die  Fackeln  gedacht,  so  hätte  er  diess 
mit    bestimmten    Worten    ausgesprochen ;    iianay.ckisiov 


ist  nar  ein  Schreibfehler  statt  'itSQfAiiUEVOV.  —  Dass 
Aeschylos  den  Furien  Fackeln  beigelegt  habe  ,  sucht  Hr. 
W.  umstänillicher  S.  1S3,  21.2  II.  zu  beweisen.  Andere 
Gelehrte  haben  diess  mit  Recht  verneint,  und  es  ist  sehr 
voreilig,  wenn  es  an  unserer  Stelle  lon  der  Ansicht  der 
Gelehrten  heisst:  Quae  sententia  vel  ob  hunc  unum  lo- 
cum  reprobanda. 

Vs.    115.   116.  ruft  Kljtämnestra  den  schlafenden  Fu- 
rien zu: 

(foovi'jOar',  (u  xara  x^ovo^  &eal, 
uvao  yuQ  vf^iäq  vvv  KkvratiiVijcrrQa  y.aküi. 
Die  Uebersetzung  von  ovctQ  im  Traume  wird  durch  eine 
sehr  siruderbare  Erklärung  festgehalten.  Hermann  hatte 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  övuo  durch  die  Stel- 
lung des  Wortes  als  der  Hauptbegriff  hervorgehoben  werde. 
Diess  nimmt  auch  Hr.  W.  au,  und  meint,  es  müsse  ge- 
zeigt werden,  quo  iure  Purine  potissimum  ideo  ad  me- 
ditationem  et  deliberationem  {(foovr,aaTE  heisst:  kommt 
zur  Besinnung,  erwachet!)  compelli  ßngantur ,  quod per 
somnium  invocantur  a  Chjtaemnestra.  Credo  ego  eam 
ob  causam,  quae  supra  vs.  1U4.  et  105'  ab  ipso  poeta 
allata  est;  ut  inter  verba:  Cfoovr^oaT,  övuo  yuo 
VII  dg  vvv  KkvT  ai  f(vi']  a  T()  a  yaXiö  similis  nexus 
inlercedat ,  tamquam  inter  vs.  103.  et  104-  Demnach 
wäre  der  Sinn  der  Rede  folgijnder:  Ucberleget,  und  das 
könnt  ihr  um  so  besser,  da  ich  euch  im  Traume,  wo 
euer  Geist  schärfer  sieht,  anrufe.  Also  müsste  es  der 
Kljtämnestra  ganz  erwünscht  sein,  dass  die  Fnrien  schla- 
fen ,  und  es  würde  eine  Aufforderung  in  den  Worten  lie- 
gen, dass  ilie  Furien  noch  länger  in  diesem,  dem  Nach- 
denken günstigen,  Znstande  bleiben  mögen.  Es  wird 
hinzugefügt:  Nee  praetervidcnda  vox  KXv  t ai tivijoT ga 
cum  pondere  quodam  adhibita,  hoc  modo:  ego  Clytaem- 
nestra,  quae  vos ,  dum  vivebam,  tanto  cultu  et  venera- 
iione  jjrosequebar,  cf.  vs.  lOü— lü'J.  So  ist  es  nicht 
erlaubt,  zu  interpretiren  ,  indem  sich  auf  diese  Art  jedes 
Wort  mit  allen  möglichen  Vorstellungen  behängen  liesse, 
welche  der  Dichter  beim  Hörer  habe  herrorrufcn  wollen. 
Soll  ein  Nachdruck  auf  dem  Namen  liegen,  so  kann  diess 
nur  den  Sinn  haben,  dass  der  Klang  des  Namens  die 
l'urien  aus  dem  Schlafe  wecke  ,  indem  er  sie  an  i]en 
Muttermörder  mahnt.  Zudem  wird  durch  diese  Erklä- 
rung dem  Aeschvios  ein  grober  Verstoss  aufgebürdet,  da 
(jvao  und  Kknuif^ivijCToa  nicht  zwei  gaiiz  verschie- 
dene Gedanken  enthalten  darf,  welche  das  (fQOVIjOav 
begründen.  Wenn  der  Gedanke,  dass  Klvtamnestra  den 
Furien  während  ihres  Lebens  Verehrung  erniesen,  hier 
statthaben  soll,  so  kann  er  nur  als  Gegensatz  zu  äviut 
gefasst  «erden,  wie  diess  3Iül!er  gethau  hat,  der  übri- 
gens ganz  genügend  von  Hermann  widerlegt  worden  \>i. 
Doch  können  wir  auch  Hermann's  Krkläruiijr  nicht  für 
die  richtige  halten.  Nach  ihm  bedeutet  üvno  ein  Traum- 
bild,  einen  nichtigen  Schatten.  Wohl  kann  sich  Klv- 
täuvnestra  einen  nichtigen  Schatten  nennen,  allein  das  li.it 
sie  mit  den  anilern  Schatten  gemein,  und  folglich  kann 
iliess  keinen  (ieijcnsatz  begründen.  Ovao  niüsstc  hier 
einen  verachteten  .Schalten  bedeuten,  und  so  hat  es  auch 
Hermann  aufgefasst,  da  er  liinzusetzt  ;  Denn  das  g'bt  ja 
Klytämnestra  als  Grund  an ,  warum  die  Furien  auf  <je 
hören  sollen  ,    dass    s/e  eben    verachtet  unter  den    Todtetti 


659 


OdO 


i»7.  Al)fr  liai  kann  iliircli  iiKO  allein  iiiclit  aiis^'pilrüi  U) 
Mfnleii.  Zm-ifi"!  |>«s»«  aiirli  «licsor  (■■■(l.iiiltc  nullt  hiiT- 
hpr.  Demi  <ln-srr  \<-rs  jjohftrt  zu  (fftoiiouit,  uikI  iiiiiss 
ilrii  Haiijits'''""'  «■■HlmllPiii  •l'"''  <l'>"  Fun«'"  *'"»  Kr«3rli<'ii 
iitiil  aiiiii  Krfiilli'ii  ilinr  Plliclit  aiilrdlioii  »<tll ,  »ic  <lio»s 
.«Ulli  <li»>  Ülrlluiijc  «ics  \'<'fscs  als  Sclihissn'rs  iliT  gaiiicii 
ü.ilc  <liT  K!\t;iiiiiirstra  crAirdcr«.  iNiiii  lif"!  aliiT  nicht 
«J.iriii  eine  AiiHonleriinif  an  die  Furien,  ilire  P(li<ii(  zu 
rrl'iillcn,  ilass  sie  icrarlitct  unter  <I<mi  Toiltrn  lebt  son- 
dern «l.irin,  dass  sie  ilie  kl w;inines(ra  ist,  die  lon  ilirrui 
ri<eiien  Sohne  Krniordetr.  Lebte  Klvt.'tninostra  nirht 
»erachtet  unter  den  Tndlen  ,  d.  h.  »äre  sie  nicht  audi 
Alürderiu,  so  «iirde  sie  ja  noch  iiielir  (iruiul  lialieii,  die 
yurieu  Jiir  ^'erfolgniij;  des  flJutferniordirs  anzutreihen. 
l'iis  scheint  ilcr  IJauptnachdruck  auf  dem  ««eiten  Theile 
des  \  erses  Kf.VTUIfUljaT(^u  y.a/.üj  z»  liefen.  Der  Zweck 
«ler  Erscheiniinf  der  klvtjlinnestra  is,t ,  die  Furien  aus 
dem  Schlafe  zu  Hecken,  daher  sie  auch  ihre  Rede  mit 
den  \>  orten  beginnt,  t'idutT  aX)  ,  w/),  Xai  aaitsvdui'- 
DuJt  xi  ölt;  und  so  auch  am  ijchlusse  der  längeren 
Rede,  wie  diess  (iftcr  gescliieht,  den  llau|>ti;edanken  an- 
Uibt;  erwachet,  ihr  unterirdischen  Gultinnen,  denn  die 
euch  im  Traume  jetzt  ruft,  das  bin  ich,  die  hli/lüm- 
nestraf  *) 

y'i.  117.  11^.  fihrt  KIvtainiiestra  lurt : 
fivCoiT  av,  civi'q  8'  oi'x^rai  (fevyiov  ttqoooj- 
ifit.uii  ya.()  siaiv  ovx  iiiori  nüoaiy.Toot^. 
Uirss  »ird  S.  26  *<>  erklärt,  dass  Kljtäninestra  is.  IIS" 
/eij;eii  HoIle,  wie  es  gekommen  sei,  dass  Orestes  habe 
rntlliehen  können.  Sie  sage  also:  amicis ,  qui  non  mei 
iunt  amici,  supplices  sunt,  und  verstehe  unter  den 
Freunden  den  Apollo,  von  ileui  Orestes  sehr  gelieht  »or- 
ilen  sei  ,  und  unter  den  Schutzllehenden  den  Orestes. 
^^■^i(er  sagt  Hr.  AV. :  Nee  verba  o  i V.  luoic  inepta  sunt 
auf  superflua.  Purtim  enim  inserviunt  vocabulo  (f  i  Kuiw 
accuratius  deßniendo ,  partim  integrum  sententiam  red- 
duiil  probabiliorem,  nam  cum  sie  hoc  addat  Clytaem- 
ueslra,  tum,  cui  Orestes  supplicaverit,  siii  non  esse 
amicum,  simul  innuit,  quanto  ob  hanc  ipsam  causam  magis 
Apollo  fugam  Orestis  adiuvisse  credendus  sit.  Diese 
Ansicht  »ird  S.  XL,  not.  36.  »ieder  zurückgenommen: 
quem  (versum)  nescio  an,  quod  ad  verba  üvx  eixoci 
ntlinet ,  subtilius  quam  aptius  interpretanda  frustra  tueri 
ttuduerim.  Quibus  in  uv  y.tvuic  viutatis  et  ratio  ea, 
quam  Clytaemnestram  vs.  118.  afjerre  velle  diximus, 
jiet  magis  idonea ,  et  simul  egregie  Purine  oblique  per- 
stringentur :  „Amicis  enivi  non  vattis  supplices 
sunt  {supplicatum  esf)."  Allein  (fikoii  üv  xevoi^  kann 
nicht  amicis  non  vanis  bedeuten,  und  ebenso  »eiiig  kann 
uian  Gotter  darunter  verstehen.     Auch  71  gorji/.TO^t^  kann 

*}  Wollte  man  der  Erklärung  Wicsclei's  foliiCii,  so  mtisste 
man  eiuc  gewiss  beispiellos  piaj;nantt  Kür*o  des  Aus- 
drncks  jnnelnnen.  Nach  der  iolcipii  tatiou  [Im  Engcr's 
aber  ist  'lie  Stelle  klar  und  in  iluer  spiaclilichcn  Fassiinj; 
nolclien  ^Vendlln;;en  analog,  worin  die  llaoptbesliiuniung 
participialiscli  und  die  Nebcubeslininiung  im  verb.  Unit, 
ausgediiickt  ist.  Dass  ich  hierbei  nicht  zunächst  an  Verba, 
wie  Aui'^dii",  tfOÜriti,  wy/uvm.  sondern  an  etwas  ganz  An- 
deres   lenkt,   wird  klar  icii.  M,  F 


hier  nicht  supplices  heissen  und  darunter  Orest  gemeint 
sein.  Denn  «er  sollte  so  lersrhroben  reden;  Der  Mör- 
der entßieht ,  denn  die  amici  non  vani  haben  Schutz- 
fJehende.  Der  Ausdruck  zeigt  j»  ganz  deutlich,  dass  man 
Uliler  ;i  o(/nixr(ioii;  schützende  Gottheileu  zu  verstehen 
h.ibe,  und  ilass  der  Sinn  sein  müsse:  Der  Mörder  ent- 
ßieht ,    denn    meine  Feinde    haben    schützende    Götter.  *) 

Vs.  [2b.  llr.  \\.  .sucht  zu  eriieisen,  das«  der  me- 
ttisdie  Scholiasl  zum  eisten  \  er.'ie  nicht  if(jaZilL'  hinter 
tufit  gelesen  habe,  »a.s  Hermann  fegen  iVlüller  beliaup- 
tit  hatte,  und  beruft  sich  auf  die  Worte  tu  dl  triooi 
Kfih^ii/fUiJii  i'y.  ruißij(i.yni}ii-  Er  konnte  hinzufügen,  das» 
diess  iioeli  klarer  aus  den  Worten  ei  (lit  i  Doy^uiv.u  ca/.uitu 
ic.tic.  .(i'iiot.;,   Ol'/,   a.v   dtlüijiOlZ,   heriorgehe, 

in  der  z«oiten  Strophe  des  fulgenden  Chorgesange.« 
bemüht  sich  Hr.  W.  lergebens,  die  Interpiinctioii  vor 
7l(/.otOfl  iu  Strophe  und  Antistrophe  zu  bekämpfen,  und 
diese  si  hon  nach  dem  z»eit<'ii  Verse  zu  setzen.  Die 
graminatischo  Coiistruction  in  der  Strophe  entscheidet 
allen  Streit.  Cianz  eigen  heisst  es  S.  3U:  nee  causam, 
ingenue  fateor,  satis  ido/ieum  (video),  cur,  quia  in  stro- 
pha  atque  antislropha  eodem  loco  reperiatur  idem  ver- 
bum  nuQtoxt,  ante  hoc  potissimum  incidendus  sit 
sermo.  Sciu  quidem ,  rede  liambergerum  talia  quaesita 
esse  dicere,  et  consilio  a  poetu  posita,  sed  idem  valel 
de  vocabulo  ix^'^  eundem  in  stropha  et  anlistropha 
locum  tcnente,  ante  quod  interpunctionis  Signum  patet 
non  esse  ponendum.  Freilich  nicht  vor,  aber  ivuhl  nach 
€j(ilf,  denn  es  ist  das  Srhlnssuort  des  Satzes.  Das 
sprii  ht  ja  gerade  gegen  Hrn.  \V.  Denn  dadurch  wird 
ja  die  Entsprechung  recht  genau,  dass  die  zwölfte  und 
die  zehnte  Furie  mit  demselben  Worte  ■jxdotOTl  ihre 
Rede  beginnen,  und  mit  demselben  f^civ  sie  scliliessen. 
Ausserdem  ist  zu  erinnern,  dass  vs.  15Ö-  statt  ßupv.  zu 
Trioiijapv  zu  schreiben  war  ßaov  Tl  irsoißaov.  Zwar 
schreibt  auch  Hermann  jetzt  to^  allein  jenes  scheint  uns 
aus  zwei  Gründen  iiothwendig.  Erstens  darf  der  metrische 
Ictus  nicht  auf  zwei  Sylben  zweier  Wort«  fallen,  und 
zweitens  gibt  diese  ganze  Strophe  uns  ein  Beispiel  der 
grussten  Genauigkeit  in  der  Responsion.  Da  liebt  es 
Aeschylos ,  besonders,  wo  sich  kurze  Sylben  häufen, 
auch  gleichvielsvlbige  Wörter  in  Strojihe  und  Antistrophe 
zu  setzen.  Diess  ist  auch  an  unserer  Stelle,  bis  auf  den 
iambisrhen  Trinieter,  der  natürlich  eine  Ausnahme  macht, 
streng  beobachtet,  denn  es  wäre  eitler  Widerspruch, 
wenn  uian  zwei  Wörter,  die  einen  Begriff  geben,  wie 
öi'x«;  Tikiov  und  yäi  öf.Kfci/.oP  als  Ausnahme  betrach- 
ten  wollte. 

Die  dritte  Strophe  vsg.  162  —  169.  schreibt  Hr.  W.  so: 
o-To.  icfeoTiot  öf,  fxävTi,  ooi  fiidauaTi 

OOP  oixov  ex^cf-väi;  t'  avroaovTOi,  aiU 

TdxXtjTO(;, 
no.Qa.  vöfiov  ^iviv  y.pdrca  ^ih  riaiv 
nal.aiyevei'i  8s  Moi^aq  (p^ioaq. 

*)  Auch  diese  Erklärung  leidet  an  Härten.  Ich  erinnert 
mich,  einen  Versuch  zur  Heilung  dieser  Stelle  durch  ein 
ganz  leichtes  Mittel  in  dem  Jahn.  Archiv  18.1?  gemacht 
zu  haben ;  doch  ist  mir  das  Wie  desselben  nicht  mehr 
bei  der  Hand.  M.  f- 


06 1 


6ry> 


«vT^ijrp.  y.diioi  j£  Kvn^ui,  v.ai  tov  oi'x  fxkiffetui, 
i'Tiai  le  yäv  cfevyo}v,  oviruinox   i:)ci- 

TTor/TQO'Tzaioi  ujv  d    brepov  ei>  xä-QO. 
fxedaToo    ix  rtvoi;  rräatra/. 

Der  zueile  Vers  in  Strophe  und  Gegcnsfroplio ,  wie  ihn 
Hr.  W.  srhrribt,  müsste,  nenn  er  in  allo«  ßücliern  so 
gpsrhricben  vtSre,  «lunh  Conjcrtnr  goaiiilrrt  »erden, 
l)  »eil  IxQCtfn'i  P'"  Aniphibrarhvs,  nnd  kein  Paliin- 
harrhius  ist,  '.')  «egen  des  r',  das  sicli  auf  x«(/oi  v.  I()l. 
Iipziehen  soll,  »as  aber  schon  desslialb  uiclit  angeht,  «eil 
mit  diesem  ^"^ersc  die  Antistrophe  beginnt,  3)  wegen  des 
Präsens  (p£vyo)V  ,  ivelrhes  sich  srliner  erklaren  l/lsst, 
4j  wegen  des  sinnlosen  otllvjTloXE.,  nnd  endlich  5)  wegen 
des  fehlerhaften  RliTlhnnis,  oder,  wenn  man  will,  wegen 
des  ff'hlenden  RInthnius  in  diesen  beiden  1'^ersen.  llr.  W. 
hatte  selbst  kein  rechtes  Zutrauen  zu  seiner  Emendation, 
denn  er  sagt  S.  34  :  Hnc  cer/issimum ,  esse  ulrumque 
locum  mnxime  interjiolittum  ,  ut  ?ton  audenm  diiudicare, 
ulrum  verum  poelrie  mnnum  reslitiierim,  necne-  Keines- 
wegs ist  dies:«  so  sicher,  im  (legeutheil  finden  wir  niclit 
die  gerinifste  Spur  einer  Interpolation.  Denn  der  aiiti- 
stropliische  Vers  iKiu  r£  ydv  rfiyujv  oiTIor'  tf.iv- 
x}tfjoi'Tai  gibt  einen  guten  Sinn,  und  hat  einen  guten 
Illi)thinus,  null  so  auch  der  strophische  ^/i;(;oi;  f;^6i('.i  «^ 
uvtwjOvto-^  1  nrTOyJ.rioi.  Hier  hat  sich  Hr.  \V.  durch 
den  cod.  Farn,  tauschen  lassen,  in  Helchein  statt  UL"^UV 
steht  Ouv  Oi'/.OV ,  und  durch  <len  Scboliasteu ,  der  statt 
i'Tlo  TS  yäv  in  der  Antistrophe  als  abweichende  Lesart 
iTtai  TS  yäv  anfülirt.  Statt  nun  in  diesem  eine  Ver- 
besseruiig  eines  allierneii  Rletrikers,  der  den  iambischen 
Rb^'tlimns  herslillen  wollte,  und  in  jenem  ulyov  das 
handgreifliche  Glossem  für  ui^ov  zu  erkennen,  veriin- 
slaltrt  er  ilen  RliUbmns,  iiiiil  sucht  durch  paläograpliisclie 
Künste  iiachziiii  eisen  ,  wie  oui>  oi/jiv  durch  die  Ab- 
schreiber in  iii'jfui'  verderbt  worden  sei.  Besunilers  kann 
er  nicht  einsehen,  woher  das  OOV  komnie ,  wenn  man 
oiy.ov  für  ein  Glossem  von  iiv/^uv  liSit.  Das  durfte  ja 
aber  gerade  Hrn.  W.  nicht  sihwer  werden  einzusehen, 
da  er  es  selbst  war,  der  die  hanilschriftliclie  Lesart  uavTl 
O'ß  IS.  Kl'.',  wofür  Schütz  allerdings  unpassend  fjavrti 
'Ol  gesetzt  hatte,  in  iiu'.ri  ooi  uinaiiderle ;  ciellcicht 
fand  der  Grunimatiker  gar  iiti.vrt  rräv.  —  V«.  16-1-.  ist 
Jio  Aenderung  y.odria  wolil  überfli'issig ,  und  figSlSa 
beizubehalten.  Wenn  es  von  dieser  Lesart  heisst:  'See 
dubitandum  videtur ,  quin  ßotrc«.  vteia  sil  correctio 
i-oirujjti  vocabuli  fjQurtcl,  so  ist  damit  niclit  viel  gesagt. 
Vs.  V()'.'.  Nachdem  die  Furien  es  als  ihr  Amt  an- 
gegeben haben,  die  Aluttermürder  zu  verfolgen,  fragt 
Apollo  : 

TL  ydo ;  yvvaixoi  ijHi  dvdoa  i,uo(fna>ji 
und  erhält  zur   Antwort: 

Dt'/,  av  ylvoid"  öiia/iioq  avOsinj.;  Cfüvot;. 
Da   der   Scholiasl   zum   ersteren  Verse   beuierkt:   ri    71  oo-- 
TSra/iis    nullit^    Tiuga    dvdooffovou    yivu/y.öi.;     ver- 
mnthete    Hr.    \V.,   er   habe   ■jzUQa   statt    ydo   gelesen,   und 
also   .Aescbylos   mit   ununterbrochener    Rede    geschrieben: 

Ti  nao-d  yvvutxu'i  ijrt^  dvdoa   ioo(fio7j  . .  ■  ■ 


Wir   sind    einer    Widerlegung    dieser    Ansieht    überhoben, 
<la    sie    im    Auctarium    Adnott.   S.    '.'40    zurürkgenommeii , 
und    im  Scholion    71  a(ja    in   ■jrfoi   verbessert  wird.     Unrich- 
tig  aber    wird   auch    hier    die    Rede    für    unterbrochen   er- 
klärt,    nnd     der    Genitie    yivaiyo;     auch     im     folgenden 
Verse    supplirt    auf    die  .Art:     ü    (fdvog    yvvarxöq,    fjiii 
dvdfia  vuocfiOT],  oi'X  dv  y.  6  ai'9.  cp. 
Vs.  204.   '-'05.   erwiedert  Apollo: 
V/  v.aQi    di/f^ia,  xai  nag'  ovdsv  tJQxeovj 
'IJofii  xt)  siu^  xal  ^lo^  TiiOTu'ifiatu. 
i](}y.iav>    ändert   Hr.    W.   S.   49   in:    tigyo.oo)  ^   und    über- 
setzt:   priifecto    valde    inhonora    reddidisti   et  rem    nihili 
fecisti  lunonis  pronubae  «t  lovit    foedern,    ohne   jedn<  h 
diesen  Gebrauch    von   sgya^coHai  nachweisen   zu   können. 
Im    Auctarium   S.   241    wird   eine   andere    Rmendation   vor- 
geschlagen.      Der    Fehler    liege    nicht    in    ijgy.iouj ,    son- 
dern   in    TTlOTU)fiaTa,    ilas   in   TliailounTl    zu  ändern,   und 
nach    1/   Xd'oT    aT/iin   stärker   zu   interpnngiren   sei:    :tci.ij 
ui'dm  ägy.sini^at  Hone,  xai  ziios   rriaTaiiicii   bedeute: 
}ion     acquiescere    in    fide    per    lunnnem    et    Invem    data. 
Wenn   auch   diess   die    griechischen  Worte    bedeuten  kCnn-. 
ten ,   so    ist   iloch    dieser    Gedanke   an    dieser  Stelle,    so  viel 
wir    einzusehen    vermögen,    ganz     unpassend.       Wenn    den 
Furien     vorgeworfen     w  rd ,     dass    sie     si<h     mit     den     hei- 
ligen   Satzungen    der    Hera    und    des   Zeus    nicht    begnügen, 
so    wiril   nur   vorausgesetzt,   dass  sie   daran  geändert  haben, 
nicht   aber,    was    hier    nothvtendig   ist,    dass    sie    dieselben 
für  Nichts  achten.     Dem  Sinne  nach  ist    [IgyiioiD  ganz  gut. 
Vs.    'i'M —  '2TJ.     Diese   Verse    werden   so    verbessert: 

Miyni,  nao  iu7iaq  yug  Jio.;  9gövoi^  ^tyrj- 
syvy  d',  dyeiv  ya.Q  aifia  /m^Tgoiuv  ölxij , 
ltSTSif.li  rovds  (fiiJTa  xtitu  xvvijysTijv. 
Die  Aenderung  im  ersten  Verse  ist  unnütz,  auch  kann 
kein  Grieche  so  gesprochen  haben.  Hr.  W.  sieht  nicht 
ein,  wie  71 CCO  zY/O^  ifgüVOl^  entschuldigt  «erden  könne. 
Auf  dieselbe  Art,  wie  so  vieles  Andere,  was  namentlich 
Aesrliylos  von  Homer  aufgenommen  hat.  E)s  scheint  ihm 
unbekannt  zu  sein,  dass  auch  Snppl.  .J48-  ^Vellaur  7iaij 
TOTC'.uOi'i  dsvvaot'i  schreibt.  Bedenklicher  wäre  es 
freilich,  Tla.g  yvvuty.Ui  dem  Aeschjlos  zuzuschreiben, 
wie  Hr.  W.  S.  4S  Willens  ist,  si  vs.  '2'20.  e/i  praepo- 
sitionis  forma  vere  esset  a  poeta  projecta.  —  Die  bei- 
den andern  Verse  »erden  so  übersetzt:  ego  vero  —  nam 
iustum  est,  agiliire  [vie)  sanguinem  viatris  eff'usum,  — 
perseqiiar  huiic  virum  in  miidum  venaloris.  Kc.y.y.vir^- 
yt'-Tig  ist  in  xura  y.i'vnystljv  verwandelt  auf  Grund  de.s 
(ilossems  in  der  Fariiesischeii  Hinilsclirlft  u)^  y.t  lljyiTIT'i. 
Allein  dieses  (ilossem  lautete  im  Sinne  dessen,  der  es 
gemacht,  sicherlich  tijg  xvhl^yilli,  und  gehört  zu  der 
schon  verdorbenen.  Lesart  /.(CX/.rvi^yiTli.  Uebrigens  hatte 
diesen  Gedanken  schon  Wakcfield,  » elcher  /«>''«  /('f/y 
ySTK^  vprmutliete,  was  nirht  unerwähnt  bleiben  durfte. 
Die  übrigen  Veränderungen  sind  offenbar  verunglückt. 
/"/.ySIV  statt  uy!:t  ist  aus  mehrereu  Rücherii  ,  rt/x/i  statt 
d'Xng  ans  dem  cod.  Farn,  aufgenommen.  Dass  auch  der 
Scholiast  di^i;  gelesen  habe,  weil  er  a/iiit  iii'ig'ß'n 
durch  );  (5i'x/;  toi'  firrgwor  (i'niaTo^  erli\äri ,  ist  schwer 
zu  glauben;  sicher  aber  hat  er  d.yn  gelesen.  Das  ist 
nun   ein   ganz  unkritisches  Verfahren,   die  Lesart  der  guten 


603 


GßJ 


ütiilitr  zu  rrrlassrii  ,  neun  liicüc  einen  p;iiieu  Sinn  t;oben ; 
iwMii|;sliMi5  nullit  llr.  ^V.  gc-^cti  iltMi  Sinn  ilor  ^'nlj;a(a 
kiMUiii  Liniianil.  Ufnii  ilaos  di/.lj  in  <lor  Farnesi.srhen 
llaniUt  lirift  eint-  lll(lS^o  C'orrcttui  ist,  wozu  ilas  lorliiT- 
gi'licnile  ('("in  Veranlassung  K^l'j  «las  macht  scliun  «ler 
»i-rlli  (lieMT  llanilsclii'ift  »ahrsrheinlicb.  Wenn  nun  so 
t!a-  .'lusscrp  Auctoriliit  nitlit  für  IJrn.  VV.  sjiriclit,  so  spricht 
<iiT  Minn  «ItT  Stelle  ganz  und  gat  gegen  ihn.  Denn  »vas 
soll  c'.'lli'  i'.iuc.  Hl  roij(Jl',  unil  ivio  matt  und  unpassend 
ist  liier  der  Gedanke:  ich  verfolge  den  Mann,  weil  es 
gerecht  i-'t .  Jen  Multermiirder  zu  verfolgest.  Nicht, 
neil  cs  gerecht  ist,  sondern  neil  c»  ihr  Amt,  ihre  Bc' 
slinimung  ist.  «eil  es  sie  forttreibt,  verfolgen  sie  ihn, 
Aurli  itird  su  das  Uild  des  ilio  Üpur  des  AVildes  rcrful- 
s;eiideii  Jägers  ganz  aufg'ehubeu. 
Zu  vs.  303.  304. 
toi';  /«fr  xadauai  y^cTgaq,  ^ooaviuovrac 

OlTli    d(f'    t'-UcijV    l^iri'fi    i(f!:(J7[ill. 

\iird  S.  68  hemerkf:  In  priino  versu  quam  Turnelus  pro 
corrapto  verbo  TCgoavt^iuiTa^  ab  iiliis  i-j(^ovTU<; 
legi  referat,  non  possum,  ijuin  de  re  sane  memorabili 
inoneam.  Niuiirurn  Scholiasles  A.  ad  Sept.  contra  Theb. 
f».  öSo.  Schuelz,  haec  ad  vcrba  y.u/.ui  ov  y.sxkijojj 
iidicripsil  ■•  yakuji  yuQ  y.ui  ifaoirvji  (^ijoaq  tiqu^ 
Toii  i)Lovi  y.ai  t:ov  fiiov  ev  bidi,ai,  oü  vo^io9i]or] 
ifavkoi.  Oidl  r,  zrv  cfOjjtouv  Y.ai  fttkaivav  l'^ovoa 
i/.iyida  '£oinii  clai  y.al  eJo'^Q'^siai  ijr't  tov  oi/.ov 
:/.('ivoi>  TOi)  didnioTtov ,  ov  uv  ly.  to'tv  %tiou>v  &{ol 
i^i  oiav  TiQoaöcyicüVTai.  '.-Jvxi  rov  y.ui} a o ug  raq 
yiioa^  ijf^ovroi.  Die  letzten  Worte  (übrigens  ist 
zu  schreiben:  äi'xi  TOV  TOÜ  xu&.  T.  y^.  h/ovcog),  meint 
Hr.  W. ,  entlialtun  nicht  eine  genaue  Erklärung  der  ein- 
zelnen Worte  des  Dichters  ,  sondern  einen  nach  der  Mei- 
1)11  iig  des  Scholiasten  ahnlichen  Gcilanken,  den  er  an- 
dcrsuoher,  und  zwar  aus  unserer  Stelle  entnommen,  die 
er  also  so  geschrieben  vorgcfnndeii  habe:  TOl'i  f^isv  y.a- 
^'<'.()<1q  rdq  X^iQUc,  sj^ovrc'.^,  und  diess  sei  auch  an 
unserer  Stelle  das  Passendste.  Allein  das  geht  ja  nicht 
an  wegen  des  Alctruais.  Leber  den  Scholiasten  ist  Hr. 
>V.  im  Irrthum.  Dieser  erklärt  die  Worte  des  Dichters 
/.;■  ai>  i/.  lioüjv  dtoi  dvaiav  ölXuJVTai ,  und  meint, 
dir  einfache  Sinn  dieser  Worte  sei,  dessen  Hände  rein 
Hind,  <lenn  der,  ans  dessen  Händen  ilie  Götter  ein  Opfer 
annehmen,  ■jTQOodl^OVcai .,  miisse  reine  Hände  haben. 
Si  hon  die  Worte  dvrl  xuv  konnten  Hrn.  W.  ron  seiner 
iirigen  Ansicht  zuri'ickfiihren.  —  üebrigens  billigt  Hr. 
AV.  in  der  Enarratio  S.  LXXV,  Not.  (jö-  die  Lesart 
;( oüviitiivra^. 

In   den   Worten   rs.   30S : 

fjdoTVQSq  öp&al  Toio:  ituvovaii. 
Tia.nuytyvuu£vui. ,  — 
wird  Enarratio  S.  LXXV.  Not.  67.  f^idQTV()Ei  in  (.id' 
oiOQli;  geändert,  und  ndöXOQCi  ögifai  durch  investi- 
gatrices  erectae  übersetzt.  Allein  dieser  Emendation  ste- 
Lcn  ganz  eutsihieden  die  Worte  toioi  QavovOlV  Tia^a- 
yiyi^cjfAilui  entgegen,  nnd  die  Furien  haben  es  gar  nicht 
iiöthig,  den  AJOrder  erst  auszuspüren.  Vielmehr  sind  sie 
vollgültige  Zeugen  der  Ermordeten  gegen  den  ßlörder, 
eben  dadurch,  dass  sie  ihn  verfolgen. 


Die  Emendaiinnen  und  Erklärungen,  die  über  das 
folgende  Stasimon  vorgetragen  »erden,  sind  sämmtlich 
zu  missbiliigen.  So  »ird  vs.  322.  der  offenbare  Schreib- 
fehler der  Uücher  (e.iiroii(jyl('J(;  für  das  Iliclitigo  erklärt, 
und  die  Stelle  in  der  Enarratio  so  übersetzt:  ut  Uli» 
murtalibus,  quibus  consnnguitieorum  caede  concurrerinl 
teiiierarii,  adsint ,  dnnec  lerrani  subierint  parricidae. 
Diese  llebersetzung  allein  «idcriegt  Hrn.  W.  zur  Genüge. 
Eben.so  verunglückt  ist  die  Vermuthung,  vs.  33ü>  sei  zu 
bessern  äi^avurutv  ö'  dntxciv  j(,9"^i!  "uch  der  spa- 
tere Vorschlag  in  der  Enarratio  S.  L.XXVII.  Not.  70. 
d.ltuvuruiv  8'  dnt'imv  Xoioc,  (sc.  eoci)  ist  zu  venver- 
fen,  «eil  das  einmal  y(,euiv  heissen  niüsste,  und  «eil 
z«eitens  dieser  Begriff  hier  unstatthaft  ist,  wie  die  be- 
nai'hbarten  Worte  iyiiCAithj  und  ä/iuiooi  frJ^fi^rv  leh- 
ren konnten.  Ganz  verunglückt  aber  ist  seine  Ansicht 
über  vss.  340  —  342.  Diese  «erden  so  gelesen  und  über-, 
setzt  S.  73 : 

^■jiEvdöjitvuL  5',  dcftkclv  Ttvu  räoöe  luegUtvai,. 

d£(j}v  ärfAciai),  e/,iaiat  XtTuii  bTtiy.iJUi.vEiv, 

^1/8'  eg  Eyiototv  klXhiv. 
studemus  nostris  precibas  ejficere,  ut  deus  quis  hanc 
curam  ratain  facere  velit,  neve  nos  impugnet.  Führer 
war  der  Scholiast:  ificioc  Xiraii)  Ei'X<Jua.t  ro/\'  i^Eoig, 
TEkecrat  (tov  tu  ßoi'kij/ict  y.o.i  (ti)  s/g  /uuxi^v  (tot  ik- 
9siv.  Der  erste  Tlieil  dieser  Erklärung,  meint  der  Hr. 
Verf.,  bis  ßovkniW,  gehöre  zu  vss.  34ü.  341,  das  Fol- 
gende zu  dem  folgenden  ^"^crse.  Daraus  gehe  hervor, 
dnss  der  Scholiast  das  8'  nach  Seüjv  nicht  gelesen,  und 
tuoSe  UEoi^ivag  in  seiner  Handschrift  vorgefunden  habe: 
mit  den  Worten  tEkioai  uov  tu  ßovkn(xu  erkläre  er 
die  Worte  des  Dichters  dcpskEiv  rdoös  fiEQii-ivaQ,  d.iE- 
kEtav,  da  dffEkEiv  so  viel  bedeute,  als  teXeoui  ,  und 
verbinde  ril/a  9evjv  ;  endlich  beziehe  sich  auf  die  Worte 
07rEv8ö[.t£i>c(t  8'  iuuioc  ktxaic,  ETtiy.uaivEiv  das  eine 
Wort  des  Scholiasten  Evxouai.  Von  allen  diesen  Fol- 
gerungen ist  nicht  eine  einzige  richtig.  Wie  kommt 
denn  Hr.  AV.  dazu,  die  Erklärung  des  Scholiasten,  die 
zu  ELtatOl  t.traig  gesetzt  ist,  auch  auf  den  vorhergehen- 
den Vers  zu  beziehen.  Aus  dieser  falschen  Annahme 
fliessen  die  falschen  Folgerungen.  Der  Scholiast  erklärt 
Euuiat.  klTalg  durch  Eir/o/xul  und  ETlty.QuivEiv  durch 
Tsksöai.  Ob  er  statt  i}EdJi>  8'  diikEiav  etwas  Anderes 
gelesen,  und  diess  durch  Ijoi'kti.ua  erklärt,  ist  ungewiss, 
«ahrscheinlicli  wusste  der  Scholiast  Nichts  mit  diesen 
Worten  anzufangen,  und  rskiaai  (lov  ro  ßovkij/na  soll 
nur  das  Ent/.QaivElv  wiedergeben.  Das»  sich  die  letzten 
Worte  des  Scholions  y.at  (ii)  Eli  f^dxijv  (lot  ski^Eiv  auf 
vg.  342.  beziehen,  darin  hat  Hr.  W.  Recht,  Unrecht 
aber,  wenn  er  meint,  der  Scholiast  miisse  gelesen  haben 
ILiljd'  sg  eyxoiotv  ikdiiv.  Wie  nämlich  syx^ioj  zuweilen 
bedeute  itivudere  sive  impelum  facere,  so  könne  auch 
EyXQiaiii  bedeuten  impetum ,  und  Eg  EyXQt(Ttv  ikdEiv 
impetum  facere  sive  impwgnare.  Der  Scholiast  las  uyy.gi- 
Otv  und  dachte  au  dl'UXplvEodai.  Doch  was  auch  der 
Scholiast  mag  vorgefunden  haben,  so  viel  ist  gewiss,  das» 
der  Dichter  nicht  hat  so  schreiben  können,  weil  die 
Worte  gar  nicht  das  bedeuten,  was  sie  nach  Hrn.  W.'s 
Annahme  bedeuten  sollen,  weil  zweitens  die  Furien  gar 
nicht    znra  Zeus    flohen,    noch    weniger   aber  immer  fort 


665 


66G 


oliiie  Untcriass  flehen  küiiiien,  da  »licss  unsinnig  wäre, 
iinil  tloch  nu'isste  «lies«  nach  <leni  Ziisammenliange  der 
Stelle  darin  liegen,  und  weil  drittens  die  Wortstellung 
dagegen   ist,  die  so   hätte  lauten   müssen: 

ozevdufj.£vat  öi  Knalaiv  e/jaig  tTtiy.Qaivctv, 
a.  s.  w.  VVeitläuftig  »ird  über  diese  Stelle  noch  Enar- 
ralio  S.  LXXVIII,  Not.  72.  geliandelt,  und  man  uiuss 
noch  mehr  erstaunen,  wenn  man  liest,  dass  aJienöof^iepcll 
lu  ronstrniren  sei  niit  iilöuuv  vs.  33+.,  die  Verse  aber 
Ton  34l)  — 350.  fidka  yäp  oiv  —  drav  sich  beziehen 
•ollen  anf  rs.  337.  £,Ti  Tüv ,  (o,  dioftevai.  Endlich 
werden  die  Worte  vs.  343 — 345.  Zevq  yaQ  —  ÜTri]- 
^ivjoaio  auch  auf  vs.  334.  Suifidruyv  yap  elkofiav 
bezogen  nnd  von  den  fllordern  rcrslandeo.  Allein  dass 
diese  Stell«'  von  den  Furien  zu  verstehen  sei,  konnten 
■chon  die  Worte  AiOX''-i  u?  äniii;iU}aaTO  lehren,  die 
nicht  bedeuten  iudicium  exercere  nuluit ,  wie  Hr.  W., 
durch  Passoiv  irre  geleitet,  übersetzt.  Zugleich  vernich- 
tet ja  aber  Hr.  W.  durch  diese  Erklärung  seine  über  die 
vorhergehenden  Verse  aufgestellte  Ansicht.  Denn  wenn 
•  ich  Zeus  mit  dem  blutlriefeii<len,  vcrabscheuungsnürdigen 
Geschlecht  der  Mörder  nicht  befassen  will,  su  sind  Ja 
ihre  Bitten  unniitliig,  dass  er  ihnen  ihr  Amt  bestätige; 
ja  nach  Hrn.  AV.'s  Ansicht  haben  gar  die  Furien  das  Amt 
nur  übernommen,  weil  es  Jnppiter  nicht  übernehmen 
wollte,  S.  LXXX  se  illud  munus  recepisse,  quoniam 
Juppiler  noluerit  iudicium  exercere-  Das  ist  denn  doch 
ein  Irrthum,  in  welchen  ein  Archäologe  niclit  verfallen 
durfte.  —  Vs.  354.  wird  ugxi/f'f^toiq  i  STTtCfovun;  :io- 
öüi  für  das  Richtige  gehalten,  unil  die  Verlängerung 
vor  (Y)  mit  der  ähnlichen  Verlängerung  vor  ~y  geschützt, 
wie  in  (fUloiixojvEi;  in  den  Choej)h.  vs.  U!4ö.  Darin 
wird  Holil  Niemaud  dem  Hrn.  Verf.  beistimmen.  Wenn 
er  aber  meint,  dem  Sinne  nach  würden  die  ooy^rjOnoi 
noöu^  der  Furien  ganz  gut  t't^lcfuvui  genannt,  so  ist 
diess  wahr,  jiasst  aber  nicht  an  unserer  Stelle,  während 
eniCfdovot^  hier  ganz  angemessen  ist.  —  Den  folgen<len 
Vers  TlLTZTOJV  d'  ot'x  oidcv  Tod'  i>Tr'  äcf^ovt  Ivfin 
erklärt  der  Scholiast  durch:  Tzcnirfoorwv  '/«(>  ovy.  ai- 
ly^avETUi  -rov  y.ay.uv,  und  da  meint  denn  Hr.  W.,  er 
habe  vorgefunden  Tliniv)V  ö'  ovy.  oiöer  Tod'  i^tnCpoovL 
l.llia.  Auch  hier  folgert  er  zu  viel  aus  dem  Scholiasten. 
Das  Richtige  erkannte  Stanley  ,  der  ■KSOlCfoovüjv  in 
1  aoa.Cfpovoji'  verbessert;  Ttaod.  nnd  Tieoi  werden  sehr 
iiäntig  verwechselt,  wir  selbst  haben  schon  zwei  üeispielo 
davon  anzuführen  Gelegenheit  gehabt.  —  Doch  wir  ver- 
lassen diesen  Chorgesang,  dessen  Dehandlnngswcise  aus 
den  mitgetheilten  Proben  genügend  erkannt  werden  kann. 
Vs.  3S8— 390-  laufen  nach  den  Büchern: 
vf-tä:;  d"  öf^toiai  ocStvi  criraQTvjv  yivBi, 
ohx  iv  dsuiai  TCfiuq  &EUJV  öpcuiievatg, 
ovx  ovv  ßQOTEioiq  ifKpsQtiq  fioQ(fojfiaaiv. 
Stanley  verbesserte  einfach  ÜQUjjdi'ug,  Hr.  Wieseler  aber 
«chreibt: 

OVT    ovv  diuiiri  TiQuq  deuiv  öoujuhan:, 
uiid   ilbersetzt:  neque  adspeclibus,  qui  a  diis  ostenduntur 
(se    ostendunl).       Heber    olv    lieisst    es:     I'arlicula    ovv 
^uam    facile    in    ev    trannire  potueril,    ittsigHt    exemplo 
docet  ed.  Aid.,  in  qua  ovt    iv  exaratum  est  versu  sq. 

Zeilschr.  f.  d    Altci  thiimsw. 


Das   ist  kein   cxcmplum   iiisigne,  da  Jeder  sieht,  dass  der 
Abschreiber   oder   Setzer  sich   in  die   vorhergehende  Zeile 
verirrt  liat ,  die   mit  demselben   Worte   anfängt.    Das  dop- 
pelte   ovv    sucht  Hr.   AV.    durch    eine    ahnliche  Stelle   ia 
den   Choeph.   vs.  672.   zu   vertlieidigen,   wo  auch  zwei  un- 
mittelbar auf    einander  folgende   Verse   mit  Ht'    ovv  an- 
fangen, allein  hier  hat  das  ovv   keine  Bedeutung.  —  Hr. 
W.  nimmt  Anstoss    erstens    an  rioog   9c(ijv.      Quis   enim 
non    viderit,    quanlopere  frigeant  verla    71' oo  ^    i)£ujv, 
quanicunque  quis  /tut  explicnndi  aut  etnendnndi  ratioitem 
sequi  velil ?      Quo  incoiiimndo ,    quamquam  minus,    tarnen 
laiorat  eliam  correctio  Stanlej'i,     Wie  soll   etwas  fllattes 
darin  liegen,   wenn  das  Subject   in  einem  Salze  ausgedrückt 
wird;  man   müsste   es  sich  doch   hinzudenken,   wobei  noch 
der   Ausdruck  schief  wäre.      Praelerea  e  poulremo    versu, 
uii  universe  de  humanis  figuris,    non  de  femineis  sermn 
est ,   speciose  aliquis  cnllegerit ,    poelarn    etiam  eo   versu , 
quem  Uli  opposuit ,  universe  de  diis,   non  de  solis  denhua 
dixisse.      Die  Furien    waren  ja   aber   i}c(iA  un<l  nicht  tftoi, 
und    die  Minerva   niusste   sie   also    unter   den  Göttinnen  und 
nicht   unter  den   Göttern    suchen    oder    vermissen,      lieber 
seine   Emendation   sagt  er:    Persentis(  isne,   quam   accurnt» 
hie  versus  sie  restilutus  sequenti  oppusitus  sit,   quum  tum 
non   solum   universne   sententiae,   sed  etiam  singulu  verbn 
dEntai  et  fi  o  ocp  uj  f-iao  iv   siii  respondeant  ad  amus- 
sim'i    Sonderbar!   gerade    umgekehrt   wird  aller  Gegensatz 
vernichtet.      Denn    die   Menschen    sind   ja    für    die   Götter 
nicht    unsichtbar.       Der    Gegensatz    ist,    dass    die    Götter 
sie   nicht   in    ihrer   Gesellschaft   sehen,   dass  sie  also  weder 
himmlische    Göttinnen,     noch    auch     wieder    menschlichen 
Gestalten   ähnlich  sind,    nnd    das   drückt    die   Stanley'sche 
Emendation   ans,    die    su   leicht   und   sicher    ist,    als    man 
es   von   einer  Emendation   nur   verlangen   kann. 

Die   Minerva  fahrt  fort  vs.   3'Jl.   3'>2. 

"keyEiv  S'  ä{iog(fov  övza  rov-  tiei  o.s  ^ay.uig, 
UQOOV}  öixalujv,  ?j8    d-Kuozo.cti  deuiq. 

Die  Gelehrten  haben  dnoocpov  in  d.j.tOfl(fOV  amgeSn- 
dert.  Darüber  wnndnit  sich  Hr.  W.,  und  gibt  folgende 
Erklärung:  Minerva,  quae  modo  Furias  ad  externam. 
formam  respiciens ,  nulli  salorum  generi  similes  cell, 
appellaverat ,  hoc  loco,  cur,  quamvis  deformes  sint, 
tarnen  ea ,  quae  modo  dixirat,  sie  protulerit ,  ut  Uli* 
ob  de/ormitatem  non  maledixerit,  universali  hac  senten- 
tiu  :  conviciari  ei,  qui  deformis  est,  proximos, 
iniustufn,  probat.  ?iicht  über  die  Gelehrten,  sondera 
über  Hrn.  W.  iniiss  man  sich  wundern.  Denn  nach  die- 
ser Erklärung  hätte  der  Dichter  nicht  ÖE,  sondern  yd^ 
setzen  müssen.  Aber  was  w.'ire  das  für  ein  Gedankel 
Minerva  weiss  es,  dass  es  unrecht  ist,  den  Missgestalte- 
ten desshalb  zu  scliinähen ,  und  doch  fiudet  sie  es  für 
nUlhig,  sich  zu  entschuldigen,  dass  sie  es  nicht  thnt. 
Vielmehr  erwartet  man  eine  Entschuldigung,  dass  Mi- 
nerva den  Furien  ihre  Gestalt  zum  Vorwurf  macht,  denn 
ein  Vorwurf  liegt  in  ihren  AVorten.  Wollte  daher  Hr. 
W.  die  Vnlgata  verlheidigen,  so  miisste  er  sie  so  erklären, 
dass  Minerva  sage:  Doch  es  ist  Unrecht,  Jemanden  sei- 
ner fiüsslirhen  Gestalt  Kegen  zu  schmii/ien,  daher  schireige 
ich.  Allein  dann  fehlte  der  nuthwendige  BegriH',  tcenn 
er  einem  nichts  zu  Leide   gethan ,    und    auch    die  AVort- 

44 


GC.T 


6f)8 


«tellung  ist  «Liffeitoii ,  Uli«!  TOii  nii.c:  als  Siibjoft  gc- 
iioiniiiPii ,  K'li'  «■in«'"  S'in«  siliiefcii  AiihiIiiu  k.  Vier  Sclio- 
liast  ist  Ueiiie  Auil<iri(.'lt,  »oii  iIimii  es  lirisst:  '.  /  ii  i>  (J  Cfi  ov 
etiam  scholiastet  scriptum  repperil,  sed  sanequam  nitre 
explicuit:  uii  iiQW  o  ^  o  la  u  ur  drvtjoTj  fi  c  eip  ui^ 
eiTlov  rt  I' r  /  i/'i  ^«/.  Der  Srlioliast  nahm  diiugCfuv 
uitn  als  Siil'jert,  und  konnte  alüu  nicht  anders  erklären, 
als   er   );ellian    hat. 

Vs.  4'1'J — 4',)j.  lautet  die  handschriftliche  Lesart: 
Ea9'  imoi'  to  öcivuv  ev 
Y.al  (fgeviov  eulaxonov 
dfiitaivii  y.ai^ijufvov. 
Bi'ucfeget  ouxfoovtiv  vTio  arevet. 
Der  Srholiast  erklart    oü    'iavrax>j    to  dsivov  änsivai 
(fo6füiv    ÖSI,     daher    hat    Hermann     unbeztveifelt    richtig 
rs.   4'-t4.   »'erbessert  Sfi   uivliv  :   Manchmal  ist  die  Furcht 
gut,    und    es   iiiuss  ein    U'iichter    der   Seele    niedergelegt 
bleiben.     Hr.    \V.  schreibt  die  Stelle  so: 
ia3'  onor  tu  deii'uv  ti- 
va.i  (pQ£vu)v  suTtoxonov 
dei.    ithet  xa^ijufvov 
^i'ii(ft(>£i  ao)(füüV£iv  i'to  ai£V£i. 
d.  h.    Est  ubi  timor  dirulus  esse  debet  ad  {tangere  debet) 
mentem.      Animo    (violeitlo    atque    praecipiti)    conducil , 
»apere  sedenlem  sub  angiistiis.      Es    »vird    versichert,    so 
müsse   der   Schuliast  gelesen   haben:     Verba  i  0  9      onov 
explicuit  ov  Ttavraxijt  itaque  dictioneni  aivai  (pQ£- 
fojv  STliaxOTlov  non  reddere  poluit,  nisi:  äneival 
(fQEViZv,    et    sie    agendo    inlerpretationeni    suarn    salis 
presse  applicuit  ad  verba  poetue,  qualia  nos  fuisse  cen- 
teiiiut-      Aber   woher   weiss   denn   Hr.   W,,   dass   der  Scho- 
liast    nicht    bloss    den    Sinn    der    Stelle    angeben    wollte? 
Das   zeigt   ja   schon   das   o(i   TtavTnjij.       Noch   mehr   Ge- 
wicht scheint    er    auf  die   Erklärung    von    oioquovsh    zu 
legen:  uims  y.ad ijf.iivop  t'ioro  oievei  Omcpoovniv.    Allein 
daraus    folgt    nur,    dass    der    Scholiast    falsch    constrnirt, 
nicht   aber,   ilass   er   anders   gelesen    habe.    So   beruht   also 
diete  Schreibart    auf   keiner    äusseren   Auctorität.      Allein 
auch    ao    sich   betrachtet,    ist  sie   ans    mehreren   Griindeu 
lu   verwerfen.      Erstens    ist    die    Worfbrechung    im   ersten 
Verse   gerade   hier   ganz    uiistattliaft ,    zweitens    darf   nach 
ösi  keine   so   starke  Interpunction   eintreten,   wie  die  Stro- 
phe  zeigt,   drittens    ist   das    Asyndeton    felilerhaft,    viertens 
heisst    iiiuoi;   nicht    aninuis    liolentus  at(jue  praeceps,    fünf- 
tens   ist    mit    einem   solchen    aniinus   hier   gar   Nichts   .in- 
zofangen ,   sechstens   ist   die   Wortstellung  fitvil    xui^)]uf.- 
vuv    ganz    unerhört,    und    endlich    musste    das    poetische 
au)(fQi)V£iv  VTTo   fJTSvei   von   einem    solchen   Aenderungs- 
versuche   abhalten. 

In   den   unmittelbar   darauf  folgenden   Versen: 
Ti;  dl;  ftrjdlv  iv  (pdft 
xaodiuv  dvUTrjtCfaji' 
ij  nokti  ßfioiüg  .'>'  öfioi- 
wj  ir'  du  oeßoi  div.av ; 
wird   keine    Acndcrung   für   nbthi^   erachtet,   nur   des  Ver- 
■es   wegen    «i-    >or    i/h<>.( rnff  ii)i'    mit  Andern  eiiigeschnbi'n. 
Die   gm  cliisclien    Worte   sollen    bedeuten:    ecquis    rero 
haudq  u  aqiiai/i  in   tuce  cor  alen»,  aeque  iam    i  u- 
stitiain  colat?   Cor  in  liice  alere  est:    ila  conforinare 
cor,  ut  purum  sit  et  caniiidum.    Das  wäre  also   ungefähr 


so  viel,  als:  kein  Böser  ist  gut,  und  wie  kommt  der 
fii()ev  f.v  Cfdn  y.aoi'^ini'  uvaiQiqmv  hierher  <  Da» 
Unhaltbare  dieser  Erklärung  sah  Hr.  W.  später  selbst  ein, 
und  er  fasst  daher  in  der  Enarratio  S.  XCII  ev  ccaei 
als  Gegensatz  zu  filvSl,  und  gibt  diese  ganze  zweite 
Gegenstrophe  so  wieder:  Esse,  ubi  oporleat,  ul  id,  quod 
rnetuere  f'acial ,  iiientem  afficiut ;  aniino  iiiipotenti  con- 
ducere  sedaturn  inodestuin  ßeri  angiistiis ;  neque  enii'i , 
8«  oninino  non  animum  tranquillurii  et  serenuin  aluerit, 
sive  civitaleni  sive  privatum  similiter,  iuslitiani  culturot 
esse.  Dadurch  wird  die  Sache  nicht  viel  besser,  und  es 
ist  zu  verwundern,  dass  Hr.  \V.  bei  nochmaligem  Durch- 
gehen  der  Stelle  den  nothnendigen  und  gar  nicht  verileck- 
ten  Gedanken  nicht  gefunden  oder  viehnehr  nicht  anerkannt 
hat.  Denn  ausserdem,  dass  schon  Schütz  ev  (fdsi  in  iv 
(fi)ß(t),  und  zuletzt  in  tv  ÖEll  verbesserte,  macht  auch 
Fritzscbe  ausdrücklich  darauf  aufmerksam,  der  deui  Sinne 
nach  ganz  richtig  dvaif}t(füjv  in  üvaiotiüv  umändert, 
freilich  aber  tlie  Worte  iv  CpoSl  sehr  unglücklich  erklärt. 
Auch  Hermann  spricht  darüber,  der  die  letztere  Emon- 
dation  von  Schütz  billigt.  Endlich  durfte  ja  nur  der 
Dichter  selbst  zu  Ratbe  gezogen  werden,  welcher  die 
IVlinerra  vs.   668-   ()H().   sagen    lässt  : 

xol  fij)  TO  öe/vov  Tiäv  Trölsuiq  s^ut  ßaXeiv 
riq  yap  ÖBÖo/y.vjq  fojdiv,  evö/y.og  ßpoTcav; 
Diese   Stelle   ist  um   so   überzeugender,    als   auch   der   fol- 
gcnilc   Gedanke    zu   Anfang    der    dritten   Strophe    von    der 
Minerva    in    den    beiden     vorhergehenden    Versen    ausge- 
sprochen  wird. 
Vs.  619—621. 
TOVTtuv  EiTutSaq  ovy,  änoii^asv  narijQ 
oiif.io^,  T«  8'  dXka  TrdvT   uvu)  ts  v.ui  y.aiui 
OTQiCfujv  Tid^ijaiv,  oidiv  äa9fiaivu)v  fiivst. 
Hermann     hat    darauf   aufmerksam    gemacht ,     dass    diese 
Stelle    verdorben    sei.      Hr.    W.    glaubt    sie    herzustellen, 
indem   er   usvei   in   fjtv£iv   verändert.       Denn    der  Gedan- 
kenzusamuienhang    fordere,    dass   der   Dichter    sage:    ulia 
vero  omnia  riirsum  deorsum  versans,  facile  opera,  ut  in 
statu  SUD  maneant ,    efßcit.     jiivt/v    wäre   hier   ganz   un- 
verständlich,      /n    suo    statu    mattere    kann    f-ttvetv    hier 
nicht   bedeuten,   da   diese  Worte   den   Sinn   haben:   in   sei- 
ften   alten   Zustand   treten.      Anch    könnte    das    Particip. 
Praes.    OT^icfiujv   nicht  stehen,    da    die   Stelle   einen   Wi- 
derspruch  enthielte. 
Zu  vs.  633. 

71UX1JQ  fAtv  dv  yivotT  dvev  i^irjTQo^. 
wird  bemerkt:  Ad  versum  633.  hoc  adscripsil  scholiastet : 
nuTijQ  II iv  dv  yevoiTo)  ycvvijOEiev.  Ad  qua* 
verba  iiiiror  neminem  adhuc  adtendisse.  Etenim  in  pro- 
patulo  est,  hominem  sie  explicantent  iiiininie  legisse 
y  evoir,  sed  pnlius:  ytivair'.  Hesychius:  Feiv^atTO, 
i  yi  r  vtj  0£  V.  Nee  scio  an  praeferenda  sit  haec  lectio. 
Darüber  kann  kein  Zweifel  sein,  dass,  wenn  auch  der 
S.holiast  so  gelesen,  doch  der  Duliti'r  nicht  so  geschrie- 
beti  hat.  Allein  auch  der  Scholiast  hat  nicht  so  gelesen, 
und  es  ist  zu  verHnndern,  dass  ihn  Hr.  W.  nicht  ver- 
standen hat.  Zu  dem  erklärenden  ytivijonnv  ist  nicht 
.TaTlj(>  hinzuzudenken,  sonilern  TTarijo  yivotro  ist  so 
viel,  als  yevvijoetev.    Man  kann   auch  ohne  Blatter  f'ater 


669 


670 


»<?in,   meint  der  Srholiasf,  ist  so  viel,  als:  Man  kann  auch 
ohne  Mutter  erzeugen. 

Vss.  t>85.  686.   sagen  die  Furien  zu  Apollo: 
d)!'  atfiarijoa  TtQciy^iav'  ov  Kaxajv  olßeii; 
fiavreia  d'  oüx  i'^'  üyva  fiavisvaj]  fuvoiv. 
Hermann  hat  ftlvv)V   in  vSfiiov  „iewo/tnend^'    verbessert. 
Darüber  wird  so  genrtheilt:    Quam  correctioueni  noii  modo 
tuperßuani  esse  censeo,  sed  etiain  fahani.    Facile  eniin, 
opinor,  quivis  senserit,   poetam  construi  voluisse  verba: 
fiavTSiu  oi'x  'id-'  äyi'u  j.t  av  r e v  otj,    „oracula  non 
iarii  ptcra  edes",  neque  vero:   fi.    ovv.    k^'   ä.    vifiojv 
ucvtsvOt],  „oracula  non  iam  pura  haiilatis  vaticina- 
ieris.^''     Narii  illud  tjuum  per    se  aplius   sit,    tum  plane 
e/ficilur  e  resp  msicne  Apollinis : 

*n  y.ui  KUTijo  Ti  a(fakl.£Tai  ßov'ksvfidzujv 

niJiotov.TÜvotai  TXQpaTooTiaii  'JEtovo^; 

Ueberlliissig  und  falscli  kann  diese  ^'erbessernng  niiht 
sein.  Falsch  ist  sie  aber  nicht,  da  sie  ja  eben  den  Sinn 
gibt,  den  Hr.  W.  verlangt;  nnr  ist  der  Ausdruck  pralc- 
tischer.  Er  selbst  beliiilt  fievcjv  bei,  das  sich  auf  c'.l- 
uanjoa  Tiony/tara  beziehe,  und  ferens  ,  sustinens  be- 
deute. Aliein  auf  eine  solche  Beziehung  kann  kein  Zu- 
hörer verfallen  ,  und  folglich  auch  fiiuajv  nicht  in  dieser 
Uedeutung  auffassen,  wie  denn  übeihaupt  Hr.  W.  öfter 
iu  den  Fehler  verfällt,  dass  er  griechischen  Wörtern  Be- 
deutungen unterlegt,  die  sie  zwar  haben  können,  aber 
nur  in  einem  bestimmten  Zusaininenhange  und  in  einer 
bestimmten  Verbindung  haben.  Die  Auffassungs>*eise  ei- 
ner Stelle,  die  sich  natürlich  darbietet,  und  gleichsam 
von  selbst  aufdrängt,  muss,  zumal  beim  Scenikcr,  die 
richtige  sein,  oder  der  Dichter  hat  gefehlt.  —  Ucbrigens 
gibt  auch  aif^ia-vi^QÖi  Tigay^iava  [ASftuv  keinen  passeu- 
den   Sinn. 

Zu  vss.   704  ff.    ■ 

'Eliov  tÖö'  tQyov,  koiaBiav  itQivat  Slxijv 
ipiJ(pov  ö'   OQtaiTj  Tijvd'  kyto  7r^oo9ijaofiai. 

fixä  d'  'Oqeotijq,  Y.av  ioö^pr^rfoq  y.otdrj. 
wird  die  von  Müller,  Fritzsche  und  Hermann  besprochene 
Streitfrage  über  den  .Stiinmstein  der  Athene  einer  noch- 
maligen Prüfung  unterworfen.  .Müller  halte  die  Ansicht 
aufgestellt,  dass  die  Anzahl  der  Areopagiten  eine  gerade 
sei,  dass  Minerva  nicht  als  Richterin  ihre  Stimme  ab- 
gibt, sondern  erst,  narhilem  sich  vss.  72'-?,  12i-  Stimmen- 
gleichheit ergeben,  ihren  Stimmstein  zu  den  lossprechen- 
ilen  legt,  denn  gerade  das  sei  die  Idee  des  cnlculus  Mi- 
nervae ,  dass  er  bei  gleicher  Slimmenznltl  noch  hinzuge- 
ilacht  werde  *).  Dagegen  behaupten  Fritzsche  und  Her- 
mann, dass  erst  durch  den  Stiinmstein  der  Athene  die 
Stimmen  gleich  iverilen  ,  und  sie  haben  diess  so  überzeu- 
gend dargcthan ,  dass  man  sich  wundern  muss,  Hrn.  W. 
als  Vertheidiger  der  Ansicht  seines  Lehrers  auftreten  zu 
sehen.  Prüfen  wir  seine  Argumente.  Dass  Alinerva  nicht 
aU  Richterin  auftrete,  soll,  wie  schon  Müller  bemerkt, 
»'S.  449  ff,  beweisen.      Dagegen   hatte  Hermann  erinnert, 


*)  Diese  Ansicht  suchte  auch  der  vei'stoibene  Klausen  in 
dieäcr  Zcitscliril'l  1834,  S.  34ö  If.  als  die  richtige  zu  er- 
weisen. M,  F. 


dass  Minerva  nicht  das  Richteramt  abgelehnt  habe,  son- 
dern das  Amt,  allein  zu  richten.  Al  vero,  entgegnet  Hr. 
W.,  num  hie  sensus  esse  polest  verboruvi : 
aide  ftijv  ifjoi  diy.iq 
(fopoi'i  *)  dia/QStv  ö^i'iiijvirovg  dr/.aq- 
an  quo  taiidcm  loco  liuiusmotU  (jitid prolulum  est?  und 
weiter:  vs.  4ll  et  44fi-  Fiiriae  et  Orestes  eapclnnt 
i/uidem,  ut  ßJiiicn'a  cuussci/ti  tliindicet ,  nl  ipsa  üs^ 
i/iiac  respondet  vs.  449  sq.^  iiegal ;  sibi  (juidcm  fas 
esse  j  huic  postidalo  obsequi ;  quarc  postea,  i'.«.  460  .V7//. 
(lUHiii  tujien  conducere  visttm  sit ,  Fnriis  ulquc  Oresli 
rogunliOiis  hand  prorsus  deesse ,  iudicium  se  e  ci^ibus 
iuramenlo  obligalis  consdluturam  pniedical.  Das  ist 
eine  Behauptung,  aber  keine  Widerlegung.  Hermann's 
Ansicht  ist  evident  richtig.  Denn  wenn  üresl  die  Mi- 
nerva auffordert,  den  Streit  zu  schlichten,  30  versteht  er 
diess  doch  nur  so,  dass  sie  ihn  allein  ciitscheideii  soll, 
und  diess  lehnt  die  Göttin  ab.  Gar  kein  Zweifel  könnte 
über  diese  Erklärung  heirschen,  wenn  die  vorhergehende 
Stelle,  wie  sie  iu  den  Büchern  steht,  nicht  verdorben 
wäre  : 

Tu  TToäyiia  fisi^op  ei'  Tic  oietai  zoSe 
ßgoTOs  di/.uQeiv. 
Diese  Lesart  wird  S.  96  mit  dem  ganz  nichtigen  Argu- 
mente angegriffen:  Niiin  hoc  si  credidiisel  dcü ,  quo 
landein  modo  niortatibus  iiifra  iudiciuuii  negotium 
mnndarc  poluisset?  Einem  einzelnen  Menschen  hat  sie 
es  ja  nicht  übertragen.  Nicht  desshalb  ist  diese  Lesart 
zu  verwerfen,  sondern  «eil  der  Gedanke  hier  ganz  un- 
gehörig ist,  »o  von  einem  Sterblichen  ,  der  die  Entschei- 
dung übernehmen  solle,  gar  nicht  die  Rede  war.  .An» 
demselben  Grunde  ist  aber  noch  weit  weniger  die  von 
Hrn.   W.   vorgeschlagene   Verbesserung: 

Tu  Tlfjäyi^ia  /ici^ov,  r;   rii  oietac,  rdSs 
ßgOTOic,   öixd^eiv. 
zu   billigen.   —   So   viel   über   diese   Stelle.      Wenn  ausser- 
dem  noch   vs.   81   sqij.   angeführt  wird,   wo   Apollo  sagt: 

xäy.et  öixaoTUi  rujrde  y.ul  deky.Ti.Qiovi 

/ii'vtotc  c/oi-Tf«;,  |U?;^"ias  tvßi'jaufiEv , 

djai'  ii  CO  Ttdv  as  lujvd'  dnakkü^ai  Jiövcov, 
und   vs.   215,    wo  derselbe   sagt: 

di'y.aq  8e  UaXXdg  tujvd'  enourevoEi  ded, 
so  soll  doch  damit  nicht  etwa  Hermann's  Ansicht  wider- 
legt werdenl  Weiter  heisst  es:  üc  loco j  qui  sequilur 
inde  a  i-s.  465.  supra  dixinius ;  quamquani  is  potius, 
quid  corruplus  est,  omnino  non  polest  in  sensuni  i-o- 
cari.  Sed,  ulut  de  eo  stalueris,  hoc  sane  dijjicilli- 
tnuni  fucril  certo  coinprobare ,  contineri  eo ,  quod 
Ilernianno  favere  credas.  Das  ist  auch  nicht  nothweu- 
dig,  wenn  diese  Stelle  nur  nicht  gegen  Hermann  i^st. 
Und  doch  heisst  es  S.  lOJ  :  Si  ^'Crsu  460.  verbum  ij^^ui 
relineas,  non  licebit  opinor ,  verba  öiaiQalv  tovto 
Ttpayu'  £Tt;rviJ('Ji;  nisi  de  Minerva  dicta  intelli- 
"ere,  vel  saltem  simid  de  hac  et  de  iudicibus.  Jani 
vero  eadem  supra  vs.  449  sq.  de  se  prorsus  contrarie 
locula  est.     Also  spräche  ja  diese   Stelle  gerade  für  Her- 

•^  So  liest  Hr.  W.  mit  Unrecht  statt  (forov. 

44* 


fwl 


G72 


inaiiii.      Uui    4lie    c-lu'nf.ill.-;    i  rrdorboiio    Stelle   >«.    5Jf.   «U 
ülierirrlirii,    »»ii«l   •i"«'''   aiigefiilirt  vs.   50',).   (iOO: 

haA'  WS  dxoi'(rt;,   llnkf.äi,  Ol  r'  £(pijuevot 
i^ijcfip,  diui(jeii'  lovds  nQuyuaxoi  neijl, 
i/uif)/>i-    iiiii)    MiiHTi'n    distiliclis    vcvbis    xegrcgcliir    <ib 
iis  .   qiiiius  iui/idiiuli  niuiiiis  iihinduliiiii  enil.    Dass  Pal- 
las  roll    «Ion    Rliliferii    iiiiter.s<hicili'n    wird,      ist    iiad'irlich, 
aber     sie     »ird     nicht    ileii    Rirliterii     ciifgeijciijjestellt    als 
>irlitriili(erin,    somleni    sie    wird    besoiiders    genannt,   als 
tiuttin,    die    zii»Iim(1i  ^'orstaiid  <les  (.'criclites    ist.      Es  nillss 
berrpindeii,     d.iss    solche    Ari;iiiiien(o    nur    erst    angeführt 
werden.      Es    folgt    die    Angabe    der    Stellen,     ans   denen 
eicli    ergibt,   dass  i'Mineria  als   i':y£n(i)V   Toi}   dlXaanjptou 
fungirt.      Das   »vird   Niemand   bestreiten,     wohl    aber    den 
Schliiss,   dass  sie   desshalb   nicht   habe   mitstimmen   dürfen. 
Man   kann   nicht    von   dem   Amte   des   ijyciiujv  TOV   dixa- 
orvoiou   einen    Sdiliiss   auf  die    Minerva    machen,     da   sie 
ja   nicht   ///()>,'.'   Vorstand,   sondern    eigentlich   dio  Einsetze- 
rin   und    Gründerin    des    Gerichtes    ist,    nnd    zugleich   auch 
das    Amt    eines    Vorstandes    vertialtot.       Selbst    »s.     /(I4. 
iiwv   Tud'   i(jyov ,    l.oio'Jiuu   /.oivul    8r/.>]v    soll    gegen 
Üermann  sprechen.      Sigiii/icnt  d.'clio,   heisst  es,    ulti- 
mum   caussain   diiiuli carCj     de   exitu    caussac 
iudicium    habere.      Ilis    vero    verbis    non  polest  id 
exf)rimi ,  Minervani  iani  simul  cum  iudiciüus  sujj'ragia 
ferre ,    sed  id  so/uiiimodoj    cum  post  lata  a  iiidicibus 
siij/ragia  j  si  conlroi'ersia  ortu  fuerilj  ulra  pars  victo- 
riuin  consctjuutn  sit  j  id  tjuvd  infra  ei'cnire  \idebiinns, 
paribns  utriniqiie   siijjragiis    comparentibiis ,    Uteiii  di- 
riiiierc  vclle  et  ulliinuni  scnlenliuin  prouunciare.     Ergo 
etiain  hie   locus  ^    isque   profecto    gruvissimus ^    contra 
Hcrmannuui   et  Fritzschiunt  ßtcil.      Es    ist    ein    3Iacht- 
sprucli  ,     dass    diese    AVorte    so   zu   verstehen   sein.      Aber 
auch    so    wird     Hermann's    Ansicht    noch   nicht    widerlegt. 
Denn    warum    kann     Minerva     nicht    sagen:     £s    ist    nun 
meine  Suche,  über  die  Entscheidung  des  Rechtsstreites 
mein   Urtheil  abzugeben;  meinen  Sti/nnislein  über  gebe 
ich  dem    ürest?    Nun   kiinnen   aber  die    >Vortc   Xutadiav 
X(jivUi   öixiW   nichts   Anderes   bedeuten,   als  den   Rechts- 
streit  zur  Entscheidung  bringen.       Das    geschieht    denn 
dadurch,     dass    Minerva    ihro    noch   fehlende   Stimme   ab- 
gibt,  dass  sie   für   den   Fall,    dass   Stimmengleichheit   ein- 
tritt,     eine   Destimmung   triff! ,      und     endlich    <lie   Stimm- 
»teine   aus   der   Urne   hervorschütteln   lasst.    —    l'rnelerca, 
ut  concedani ,     id  r/uoil   ßlincrva    vs.  70Ö.  fuluro  tem- 
pore ututur,     si   rem  ad   vii'um    resccnre    velis ,     nihil 
probare,  ut  sequilur  tiinien  cjindc ,  ul  senlenliitinilLun 
cum  Miiellero  ad  t's.  722  sq.  traherc  liceut.     Auch  wenn 
mau    das    Futurum    noch    so    nrgirt,     beweist    es    nichts. 
Solche     ßpHeisgrümle     dürfen     nicilt    vorgebracht     werden. 
Endlich    das    letzte    von     den     Argumenten,      die    aus    dein 
Stücke   selbst  angeführt   werden,     soll   darin   liegen,    dass 
«ler   bciieggrund,     aus    dem    sie    dem   Orcst   ihre   Stimme 
gibt,    gar    zu    niditig  sei.       Ijedcnke    man    diess,     und    uie 
■ehr   doch    Minerva   es   ilen  Areopagiten    eingeschärft   habe, 
treu     ihrem    Eide    nach    besstem   Gewissen    zu    urtheil''ii, 
ao  leuchte   ein,  non   velle  cum   vs.  705.   ad  iudicium   de 
Jacinoic  Oreslis  habenduin  respicere,  qiiod  totum  Arcu- 
pagitis  rslinquitur ,  sed  nihil,  nisi  signure,  quid  ipsa, 
si  sujfragia  iudicuiii  lata  fucrint ,  sibi ,  tainquam  ijys- 


jturt.   ToU  df/.CiO  1 1;  oio  r,  non  fncinoris  vel  iustili,ie 
vel  iniustitiue  ratione  ha/ntu  ,     sed  pro  sensu  suo ,    ut 
caussa    ad    fineui    perduiuttir ,     ugen/tum    piitel.       Wir 
wünschen   zu    erfahren,     welchen    wichtii^oreii   Grund   Mi- 
nerva  hfifte    anführen    können.       Hatte    sich     doch     ebenso 
Apollo    ge.'lussert,      wo    er     über    die     Heiligkeit    tier    Ehe 
spricht.      üer    rtlann    ist   der   Schirm,   das  Haupt   des  Hau- 
ses,   und    die  GOttin    kann  sich    nicht    zu  Gunsten    ile«  Wei- 
bes   entscheiden,     die    den    31aiiii     ermordet     hat        Uas   ist 
der   eine  Gesichtspunkt,   aus   dem    man    diesen  Rechtsstreit 
zu    betrachten    hat.       Der   andere    ist   die    natürliche    Pietät 
des   Kindes   gegen   dio  Mutter.      Diesen  kann  Minerva,   die 
Tochter   des  Jupiter,      nicht    anerkennen.       Nur    wer   von 
moderner   Anschauungsweise   ausgeht,   kann  diesen  Beweg- 
grund  für   nichtssagend   erklaren.     —     Was   die   Zeugnisse 
anderer  Schriftsteller   betrifft,   so  genügt  es,   auf  Hermann 
zu   verweisen,     und    wir    haben    nur    über   eine  Stelle    za 
sprechen  ,     die    als    neues    Argument    von   Hrn.    W,   ange- 
führt   und     für    besonders   wichtig   und   entschieden   gehal- 
ten  wird.      Cicero  pro   iMiloiie   Cap.   III.   §.   S-   sagt:    /lu- 
r/ue  hoc,    iudices ,    non  sine  cuussa  etiam  fictis  Jabulis 
doctissimi  homines    ine/noriae  prodiderunt,    cum,    qui 
piilris  ulciscendi  caussa  nialrem  nccavisset ,  variutis 
hominuin  s entenliis ,     non    solum    divina,    sed 
etiam    s apientissi mae    deae    sententia    libera- 
tuni.     Darüber  heisst   es:    llaec    verba    ad   locuin  Ae- 
schyleum  spectare,  ut  J^ictorius,  rede  notant  interpre- 
tes.     Jam  nos    ne   de  verbis:    ,,va  ri  atis    hom  i  nurn 
se  nt  ent  iis"'   continuo    cum   T  ictorio    sentiumus ,    sie 
scribentc :   ,,varialas  ho/ninum  senlentias  Marcus   Tul- 
lius   i'ocat,  quae  fuetunt  inter  se  magnopcre  discrepaii- 
les :  dimidia  enim  piirs   absoU'ebat :  diniidia  vero  coit- 
dtnuiabat.      Id    uutem    videns    Minerva    ipsa    auxiUurn 
tntil    (Jresti,     ac  suo    sujfragio    illum   liberavil"   —    ut 
hoc    certe    clficilur    c    luco    Ciceroniano ,    ut   Minerva 
tU'H  denitim  calculum  suum  adieccrit ,    quum  quuenani 
ratio    esset    sußragiorum    ab    homitubus    fAreopagitisJ 
laloruin  videret ,  scilicet ,   ut  ad  Aeschylum  rcdeamus, 
non  ante  versum   712,     sed  post  versuin  713.    et  qui- 
dem ,     si    tum    demum    rectc   sujfragi:!   dinumcratu  pu~ 
tantur,    jiost    versum    721.       Hierin    liegt    ein   <loppelter 
Irrthuui.      Denn    einmal    sind    dio    Worte   des   Cicero   all- 
gemein,  nach   dem   Gedanken,   der   dem   ganzen  Stücke   zu 
Grunde    liegt,    zu    fassen,    und    zweitens    beweisen   sie   auch 
nach    Hrn.     AV.'s    Auffassungsweise    Piidits.       Denn    nicht 
nachdem   31inerva  sah,   «lass  Stimmengleichheit   vorhanden 
sei,   entscheidet  sie  sich   für    die   Freisprechung,    sondern 
schon    vorher   gibt   sie   das   Gesetz,   dass  Orestes   bei  Stim- 
mengleichheit   freigesprochen    sein     solle.        Befreit    halte 
also    Minerva   den    Orcst    schon    vorher,    wenn    sie  auch  ileu 
Stimmstein    erst   nach    geschehener  Sonderung   zu   <len    los- 
sprechenden   logen    kann.       So    durfte    sich    also    Hr.    W. 
nicht    wundern,     dass     weder    Hermann     und     Fritzsche, 
noch    auch   Müller    auf    die   Stelle    des    Cicero    Rücksicht 
genommen    haben.      Dicss    sind    die    Argumente,     welche 
Hr.    W.    für     seine     Ansicht    auziifnliren     weiss.       Dass   sie 
iiisgesamint    Nichts    beweisen,     glanlien     wir,    überzeugend 
dargethau    zu    haben.      Eine    unbefangene   Betrachtung   der 
Rede    der    Minerva,    von   vg.   704.    an,    wäre   hinreicheiul 
gewesen,     dio    Riclitigkeit    der    anderen    Erklärungsweiae 


f)7:-5 


674 


f iniusplieii.  Wir  fnlircii  hier  «lle  eijfrnen  Worto  IIrn> 
W.'s  an  aiiu  «1er  Kiiarratio  Note  11*1,  S.  CXXI:  Moilcu 
leimen  cavftiduiii  esse,  ne  id ,  ijiiod  i\Jinei\>a  iiirn  ante 
(■■ilculüs  dinuiiiercilvs  ea  ail ,  (jucic  vss.  7U4.  705-  711- 
i  ontim-ntur ,  iln  luripiatiir ,  (jitusi  den  aiit  iiiUritj  quo- 
inodo  Arcupagilae  SKjfnigui  liderinl;  nul ,  utpole  fu- 
luri  pruesciu,  ciikutos  ulrii/u/iic  inircs  fiiluros  csae , 
iiirn  tum  cugiiiium  Iiabcat,  t/iaint  illa  dich,  lllud  con- 
tra morem  iudiciorum  Atliuiiiensiiim  pugnarcl  j  hoc 
oinnem  aclionciu ,  tpi.ini  vocaiit,  tollcrel  cjabiihi.  Diess 
ist  ^aiiz  rirhti<r,  iiiul  tiass  nuch  ilin  Partricii  aus  <Ier 
Rede  iler  Minoria  Mrlifs  auf  ilic  ßiitschciilung  srlilosseii, 
zeigen  ilie  roii  Orcst  und  den  Furien  ausgesprnrhenen 
Besorgnisse  während  der  Sondernng  der  Stinimsteine. 
"Weiss  aber  Minera  noch  Kirh(s  von  dem  Ausgange,  oder 
sjiricht  sie  wenigstens  so,  als  oli  sie  Nichts  darnn  tvüsste, 
8ü  künnon  »eder  die  Parteien,  nuch  die  Zuschauer  die 
M'orte  ipi'Cfnv  d  'Ooioirj  rljvd'  tyoj  Tifjondi^ooitai 
anders  verstehen,  als  dass  sie  Diitstiuimcn  wolle.  Ebenso 
können  ilic  Wr)rte  vr/.O.  l)  "^üoi  OTij^ ,  v.av  /oo'liljrfo^ 
■/Mllh'  nicht  ein  Srhluss  aus  dem  Vorliergelieiiden  sein. 
Wollte  DJinerva  nicht  absurd  reden,  so  mnsste  sie  umge- 
kehrt, und  zwar  so  sprechen:  ,, Sollte  sich  Stininiengleicli- 
heit  ergeben,  so  siegt  Orest,  fh'iin  dum  (und  7.wat  nur 
dann)  »erde  ich  ihm  einen  Stimmstein  zulegen.''  Doch 
aacli  so  sieht  man  nicht  ein  ,  wozu  sie  ihm  dann  noch 
einen  .Stimmstein  gibt.  Hat  Hr.  W.  im  Ernst  gesprochen, 
wenn  er  meint:  /.■>  scnipuliis  facile  removebilur ,  si  modo 
lOgiliiTcris  j  haue  rci/i  ideo  fingendani  fuisse  poelae , 
lU  apparercl  caisssa,  cur  Orestes  sub  illa  condilione 
libcrnreliir  ? 

y».   890  ff.   lautet  die  Vulgata: 

Fluvra  yuo  airai  tu  x/xt'    civ^QoJnovg 
iktf/ov   diimtv.  o  de  uij  xv^rias 
'jaoicov   ToiTuii^  tji'X   iJiöEv  Ö9ev 
i)j->yoA  ßiürov. 

Diese  Leiart  wird  für  richtig  gehalten,  wenn  man  nur 
nsch  ijuoiajv  interpuiigire :  ,j(pd  non  expcrlus  est  mula, 
h.rinn  ncxcit  unde  plugae  T/Iae"  — ;  h.  e.  fcUcibus 
'■(diito  vitac  plannt  mitltitit _,  clinmsi  ipsi  nihil  sceleris 
jcccrint ,  iil  ideo  cmiss.rni  neseiont ,  cur  caliiniil  ites 
i-iliii'.  sihi  infertniliir.  Es  ist  vergebliche  Sliihe,  die 
Iiandsrhriftlirhe  .Schreibart  in  Sclintz  nehmen  zu  wollen. 
Gegen  Hrn.  W.'s  Erklrirung  Ia.<st  sich  Vieles  einwenden. 
Zun.'ichst  niuss  das  locrajv  anll'allen.  Wie  kommt  der 
Glückliche  dazu,  sein  Unglück  sofort  den  Furien  zuzu- 
schreiben? Oder  soll  der  Sinn  sein,  er  weiss  nicht, 
t'uhtr  die  Sc/dcii^i-  kointncti ,  die  eben  von  den  Furien 
ki^rmien  ?  Dann  wäre  das  tovtidV  liberlliissig ,  denn  die 
£rkl;irung  folgt  ja  sogleich.  Ferner  wäre  das  eine  son- 
derliche Ausilrurksweise ,  der  Glückliche  'Weiss  tiichl , 
■woher  die  Schlüge  des  Lebens  kommen,  es  miisste  doch 
heissen,  der  früher  glücklich  'War,  M'ciss  nicht,  -woher 
Um  jetzt  jiIöIzHlIi  die  Schläge  treffen.  Dann  ist  in  der 
gegebenen  Erklärung  zwar  hinzugefügt,  eliamsi  ipsi  nihil 
sceleris  Jecerint  ,  allein  davon  steht  im  Griechischen 
INichts,  und  doch  ist  ilicss  der  Hanjjtgednnke ,  nie  die 
folgenden  Worte  Ichren,  r«  yan  fy.  7roiicc(JV}V  cnitv- 
y.>:iio.TCi  viu  rroiii;  xcirrd     aic>.y!:f.    Nach  Hrn.   W,  wäre 


der  Sinn:  der  Glückliche  w^ird  geitriift  für  die  f  er- 
gehen seiner  Vorjahren,  was  ein  ganz  falscher  Gedanke 
ist,  und  man  vielmelir  erwartet:  der  Schiddtose  wiril 
gestraft  für  ilie  J  ergehen  seiner  [orfahrcii.  Dieser 
Gedanke  ist  es,  den  Hermann  ganz  richtig  herstellte, 
indem  er   zoicov   in    if.y.iotr   verbesserte. 

Doch  es  wird  Zeit,  diese  ßeurlheiiung  zu  schliessen, 
wenn  auch  noch  manches  Andere  fibrig  bleibt,  »ugegen 
sich  sehr  gegründete  Einwendungen  machen  Hessen.  Auf 
der  andern  Seite  müssen  wir  aber  auch  das  Gute,  ilas 
uns  der  gelehrte  Hr.  Wrtasser  in  dieser  Schiift  in  rei- 
chem Masse  darbietet,  mit  Dank  anerkennen,  und  wir 
wünschen  und  hoifen ,  dass  sein  Buch  auch  sonst  günstige 
Aufnahme   und   Verbreitung  finden  möge. 

Oppeln. 


Dr,    Lnger. 


69.  i  eber  die  letzten  Cliorgesänge  in  den  Ciioephoren 
des  Aeschylos. 

Da  ich  die  Wecliselgcsänge  in  den  beiden  ersten  Acten 
der  Choephoren  zu  erläutern  versucht  habe,  so  scheint 
es  mir  zur  Vulloudung  des  Ganzen  nicht  unzweckmässig 
zu  sein,  wenn  ich  jenen  Versuchen  auch  noch  eine  Er- 
Jauterung  der  letzten  Chorgesänge  dieses  bisher  so  wenig 
verstandenen  Trauerspiels  hinzufüge,  Dass  diese  nicht 
ohne  manche  Testesäuderung  möglich  sei ,  ist  das  Ur- 
theil  aller  Sachverständigen  ;  es  kommt  dabei  nur  darauf 
an,  die  Textesänderung  auf  die  mindest  gewaltsame  Weise 
so  zu  bewerkstelligen,  dass  daraus  ein  wohlgeordnetes 
Ganzes  hervorgeht.  Der  letzte  Act  beginnt  mit  der  Er- 
mordung des  Aegisthos,  bei  welcher  dieser,  wie  Lafon- 
taine richtig  bemerkt  hat,  bei  iviederholten  Hieben  einen 
doppelten  Schrei  ausstösst,  der  in  gleichartigem  Rhyth- 
mus also  lautet:  I)  l>  i,  ürorOToi]  !.')  t«,  tu  ud}.' 
av\  Hierauf  erst  fragt  der  Chor  in  dreien  kretiken:  7ra}c 
SX^f,  TToli  xty.oc.VTCtl  döuoi^;  und  die  Cliorführcriu 
mahnt  ihn  in  drei  iambisrhcn  Trimetern,  vom  Palaste 
sich  etwas  zurückzuziehen,  um  nicht  in  die  Alordtbat 
verwickelt  zu  werden.  Nachdem  aber  auch  Klf tämnestra 
zum  Morde  abgeführt  wird  ,  fordert  <!ic  Cluu-fülirerin  in 
vier  iambischen  Trimetern  den  Chor  auf,  den  Päan  zur 
glücklichen  Vollendung  des  Ganzen  anzustimmen,  dessen 
Inhalt  zeigt,  dass  ai^or/isda  nicht  in  cigu)pCx}u  abge- 
ändert werden  darf,  sondern  so  zu  erklären  ist,  wie 
Schütz  es  erklärt  hat,  man  mochte  denn  das  Futurum 
(iooi'/n£9a  in  ähnlichem  Sinne  vorziehen.  Der  Gesang 
des  Chores  besteht  in  zwei  Strophen  von  je  vier  Versen, 
welchen  die  Cliorführerin  aber  noch  je  drei  <lochmische 
Verse  hinzufügt.  In  den  Dochmien  wird  die  erste  Länge 
meistens  in  zwei  Kürzen  aufgelöst,  aber  auch  die  erste 
Ivür/.e  zun  eilen  verlängert,  wie  zu  Ende  des  ersten  A  er- 
ses  der  Strophe  und  Antistroplie  aocli  die  letzte  Kürze. 
Im  ersten  üoclimius  der  Antistruphe  fordert  dvr  Sinn 
derselben,  mit  üiniloif  «  fllAit  für  v)  iiiAet  zu  schrei- 
ben; aber  für  hi>tys  öl)  ^<«;^«  ''«"st  'nau  vielleicht 
richtiger  mit  Pauw  ediyn  ö'  iv  ficxxci;  wenigstens 
ist  seine  Erklärung  der  Stelle  die  angemessenste.  Im 
dritten  »rse  der  Strophe  hat  t:kc>'.e  ohne  Noth  all- 
gemeinen   Anstoss     gefunden;     eher     war     TO    Ttdv,    »» le 


675 


(iT(, 


im  «Tstpn  Werliscigpsange  ,  in  (lOTTciv  zu  Teränilprn , 
wie  TlV\h)Ynrar<ti  nach  oiiior  fri'ihrr  vorkomnionden  Form 
in  -rt'ihiyororoi ,  »olchcs  vor  q^iydi  hexser  laufet.  Die 
Kflrze  der  Ut/Aen  Sylbo  in  dem  Verse:  i^tut^Cv  ii'  (fua- 
Suioiv  vinnriu'ioi  zeigt,  «lass  Sciiller  den  eipenlliclien 
Chorgesaiij;  damit  richtlj;  scliloss,  und  nun  die  Ciiorfiili- 
rerin  den  Clior  mit  den  Worten:  e:iokokl'i;«.(  ,  (ü,  an- 
reden liess.  Es  miirliten  aber  «olil  die  folgenden  Geni- 
lire Ö£a:ioai'yt'jr  duidov  besser  mit  aj ,  als  mit  aia- 
Wiydi  verbunden  werden,  da  hierauf  noch  einmal  ein 
Genitiv  ■/.(f/.wi>  und  soj;ar  ein  doppelter  Genitir  y.ifdvcDV 
rolljui  folgt,  womit  wieder  die  Genitive  i'Tiu  filoh' 
iil(coTd(JUll'  örouiitor  T(';|f(«>  verbunden  «erden.  zJi'oh' 
scheint  in  dem  Doclimius  liberfliissig  eingesclialtct  zu  sein; 
wenigstens  entspricht  ihm  kein  Wort  iler  Antistrophe,  in 
welcher  man  sich  desshalli  nicht  zu  recht  zu  linden  wusste, 
weil  man  die  des  herrschenden  Rhythmus  ermangelnden 
AVorte  nicht  für  Glosse  de»  Verbnuis  hKUj^^eiu  erkannte, 
dessen  ^'eränderung  in  ein  unerklärbares  tTT  ÜX^it  die 
Glosse  verräth:  litiv  ddukajq  öuLiav  ßXamo^itvav ^ 
iv  /poioti  Tionociv,  fTroi-^erat  y.QUTii  %'  ainioi  ro 
fledn'  cr«pa  tu  fii]  i'norpyetv  y.ayoi^.  Streicht  man 
diese  prosaische  Glosse,  «eiche  man  sich  vergebens  dem 
heirschenden  Rlivtlinius  anzupassen  bemüht  hat;  so  er- 
lialten   wir   folgende   Strophe   uml    Antistrophe: 

Str.  "Eitoke  ftiv  /iiy.a  Upiaf^iöa/q  ^oovcp,  ßagv- 

diy.os    Tiotvw 
eiioXe  6'  ig,  dönov  tuv  \/yc'.iieiivovo<;  diTtkovg 

kiaiv,  dtnkoi'c  "AoiT^. 
ekays  8'  e?  QOTcav  6  7rv9öxgi;nrTOi  (pvydi;, 
deö^6v  £v  (f(jadaiotv  i6(j/n]j(£vo(:. 

Chorag.  'Enokokvtc-t',  u>  decrnoaLiuiv  §6fiu}v, 
dvaffvyag  yaxdjiv  y.ai  y.TSayojv  zgißü'; 
v-nü  fxiaaTUfjotv  di'oolfiov  Tvio.q. 

Es  kam  Dike  spfit  den  Priamiden ,  doch  in  der 
Vergeltung  schwer; 

es  kam  auch  daher  in  Agameninon's  Haus  ein 
Leueiipaar,    ein    Arespaar. 

Es  rief  laut  zum  Sturz  durch  Pathos  Spruch  auf- 
geregt, 

den   in   der  Landesflucht    der   Gott    wohl   berieth. 

Chorag.   Ertlint  Jubelsang,   o   ihr   vom   Herrscherhaus! 

dass  es  entrann  der  Plag'  und  der  V'ergeuilnngs«  uth 
ron   den   Besudeiern   des    Lnheilgesrliicks. 

.\ntistr.  ''Ejj.oke  S',  d  fiikei  yovurabiov  ^w.j[aq,  8of /ü- 

(fQvjv  non'd' 
säiys  8'  iv  i^axC'-  yj?*^^  Exrjvfxoc,  ^lu^  y.oQa 

—  ^ixav  Si  viv 
TTQoaayoQevofiev  ßQotoi  xv%Övtb^  xakoji  — 
ükii^giov  Tiveova'  £p  ex^QOti;  y.özov. 

Chorag.  TaTTEo  6  Aoi;ia<;  6  TlaQväoioQ, 

fteyav  txuiv  /ji'xov  x^ovoq,  inf/ix^r,  ijv 

di;iov  oi'(javoC'Xov  doxaf  oißeiv. 

Es   kam,    welche   sinnt  auf  den   geheimen  Kampf, 

in   der   Vergeltung  schlau: 
es  führt'  auch  im  Kampf  ihn  an  der  Hand  des  Zeus 

wahrhaftes  Kind  —  Gerechtigkeit 


wird   es   auf  Erden    hier,    und   trefl'end   zwar,   ans 

genannt    — 
das   auf  die   Feinde   haucht   verderbvoUen  Grimm. 
Chorag.   Sowie   der   Loxias,   der   am   Parnasos  lief 
die    Erdkluft    bewohnt,    bestürmt',    also    war 
es    auch    des    Himmels    Alacltt    zu    echeun     gani 
gerecht. 

Derselbe  Rhythmus  herrscht  auch  in  dem,  was  noch 
folgt;  man  darf  aber  nicht  übersehen,  dass  sich  Alles 
auf  dasjenige  bezieht,  was  während  der  Zeit  im  Hanse 
vorgeht.  Die  Chorführerin  hatte  kaum  die  letzten  Worte 
gesprochen,  als  der  Chor  das  im  Hanse  entzündete  Süh- 
nungsfeuer  am  hellen  Lichte  bemerkte,  welches  er  al» 
ein  Zeichen  lies  Sieges  und  der  Befreiung  von  allen-Lei- 
dcn  in  den  anapästischen  Systemen  am  Schlüsse  des  vor- 
hergehenden  Actes   also  angekündigt   hatte: 

JSüv  yuo  fiik/.ovoi  Liiaid^iziaai 
netoai  y.ondvujv  dvÖQoddi/.iujv 
l)  ndvv  i}ijarf.tv  'Ayuuiitvoviujv 
oi'xojp  oki&Qov  d/d  narrdi;, 
i)  nvQ  yul  (fvjq  in'  ekuv^egici 
öatvjv  äovaii  TS  nokioaovdfioig 
'ti;ti  nactoiDV  fityav  okßov. 

Voss:   Denn   bevor   nun   steht's,   dass,   mit  Blute   befleckt, 
Dulchspitzen   von    mannaustilgendeni   Erz 
Hinrichten,   o   ganz!   der   atreidischen   Macht 

Stammhaus  mit   Verderb  auf  bestamlig  ; 
Diess,   oder    er   selbst   flammt   Feuer    und    Glut 
Für  die   Freiheit   empor   und   die   Hcrrschergewalt, 
Und    nimmt  sein   väterlich   Erbgut. 
Darum   fällt  nun   der  Chor   mit  den   AVorten   ein: 

üaQa    TU    cf'ü)<;   idsif,    uiyav    ö'    ö.Cf^Qii}t]v 
ipdk/op  oix{£T)uJv' 
Chorag.  'Avaye  [id,v'  düfioig  Tcokvv  dyav  XQÜvov  /«- 
iicuKSiüi  iy-C/oi}'  dii. 
rdxc-  St  TTai'Tekiji;  TtQouoi    duitiji£Tai    ttou- 
di'tia  dujfidTV)v  , 
drav  dcp    ioTiaq  ■Jidv  ikaoTj  fiioog 
xai^aQixutatp  dräv  ikaxijQiuii. 
Da   ist    das   Licht    zu    sehen,    und    mir    entrissen 
schwand    der  Kneciifsrliaft  Gezäum  — 
Cliorag.   O  nun  erhebe  dich!   o    wie   so  lange  lagt  im  Uaua' 
ihr   stets    in    St.iub    gestreckt: 
an   der   Vollendung   Ziel   tritt    nun    wohl   bald   der 
Fürst   ins    t'orhaus   hervor, 
wann     er    lom    Mccrde    ganz     den    Gräul    weg- 
gebannt 
durch   die   geweihte   Kraft  der  Schuldläutcrung. 
Diese    Worte,    deren    Rhythmus     mit    Ausnahme    des 
dritten  Verses,  wo  gleichwohl  eine  kleine  Umstellung  nöthig 
ivar,    wie    oixLui'    im   ersten   Verse   in    oiy.BTUjv   umgeäu- 
ilert  werden  uinsste,  wenn  man  nicht  etwa  uiy.ldjv  lesen  will, 
richtig  ist,  waren  kaum  ausgesprochen,  als  Orestes  wirklich 
mit  allen   Andeutungen  seines  Sieges  hervortrat,   wesshalb 
Ttpöitoq  für  das  sinnlose  ;^ooVo;  eine  richtige  Vermuthung 
Lafontaine's   war,    so   nnnöthig  auch  andere  Aendcrungen 
scheinen,    wie   dvdyET    iv  du[iuie  für   ävays  ^idv  öo- 
uoic,  da  di>aye  auch  wohl,  wie  aTcayc,  als  blosse  In- 


677 


678 


terjection   gpbräaililirli   »ar.      Beim   Erscheinen   <les  sieg- 
reichen  Orestes   hebt  <ler   Chor    wieder  also   an: 

Tvyu  b'  et'nQÜaujTrog  (pona-  to  Ttuv 
(enriv)  löiin  dy.oiTu/  r',  ev  9Qeof.ttpoig 
UF.TOiy.nt  öijuviv  :i taot'viui  nuttv. 

Tlaoa  TO  (folc.  iötiV' 
Mit  Heil  tritt   er   froh   daher:   Alles   ist 
da   iiiiii   ia   sehen,   zu   hören   auch;   in  Ivlage  wird 
curückfallcn,   wer   ilas  Haus   hier   bewohnt. 

Da   ist  das   Licht   zn   sehen. 

Die  Ergänzung  des  Verbnms  ioziv  ist  mit  einigen 
andern  geringen  Aenderungcn  durch  den  Rhythmus  und 
Inhalt  zugleich  gegeben:  dass  iv  dfJtouivot^  für  iv 
xfoiroi^  stehe,  fallt  in  die  Augen.  Sowie  man  aber 
bei  der  Vcrj^leichung  der  Stroplie  und  Antistroplie  diese» 
Chorgesanges  leicht  bemerkt,  dass  die  Strophe  wieder 
vom  ersten  mehr  auf  Rache  sinnenden,  die  Antistroplie 
aber  rom  zweiten  mehr  der  List  lertrauenden  Ualbchure 
gesaugen  ward;  so  Ifisst  es  sich  auch  in  dem  folgenden 
Dialoge  zwischen  Ores(i-s  und  dem  Chore  nicht  »erkeu- 
iien  ,  dass  Orestes  bei  jeder  Unterbrechung  durch  den 
Chor  in  eine  neue  Stimmung  geräth.  Wie  er  seine  Um- 
gebung sich  in  einem  Kreise  aufstellen  und  das  Geviand, 
worin  sein  Vater  ermordet  wurde,  vorzeigen  lies»,  schil- 
derte er  zur  Entschuldigung  seines  Muttermordes  iler 
KIvtamnestra  gräuelinlles  Zusammenwirken  mit  dem  ehe- 
brecherischen Aegisthos,  wobei  das  Adjcctiv  Of.f.ipoi  nicht 
»oHohl  mit  Lafontaine  in  OofiTlvu/ ,  als  in  (Tivvot  für 
ofiiivui,  abzuändern  scheint;  da  bezeugt  tlie  Chorfi'ihreriu 
ihren  Abscheu  gegen  die  Gattenmüfderin  mit  den  ana- 
pästischeu   Versen  ; 

Atai,  aiat ,  ueKiiov  8oyu)v'  orvyeQi/j  ^avaraj  öie- 

Ach   ach!   ach   ach!   o   der  Unhcilsthat!    wie   abscheulich 

der  T04I,   dem  du  hinsankst! 
und   der   ganze   Chor   stimmte    ein   mit   der  Klage: 

/;  f,   Liluvovii  de  yui'i  -xdSo:;  ilvdsi. 

weh    weh!  doch   den»    Lebenden    blühet   Verderb   auch. 
Hatte    nun    gleich    der   Chor    damit    liie    Kl>trimnestra   ge- 
meint; 80   bezog   es   doch    Orestes   auf  seinen   fllultermord, 
unil   ahnete   bei   aller  Gerechtigkeit   desselben  nichts  Gutes 
fiir   sich   selbst.      Da  sagt  die   Chorfiihreriu  : 

Ovtk;  us^uTtcov  doivij  ßiurav 
Sia  TtdvT    dxtiioi  diteiil'erai- 

iiux^fog  d',  6   ittv  avzlx'i  ö   8'   'i^El. 
^'oss:   Kein    Athmender   mag  sein   Leben    in   Ruh 
uud   durchaus  straflos   durchwallen;   es   sinkt 
der   bald,   der   spater   in   Mühsal. 

Diese  Worte  waren  nicht  geeignet,  des  Orestes  Geist 
»or  rasender  Stimmung  zu  schützen  ,  mochte  auch  die 
Chorführerin  nachher  noch  in  vier  iambischen  Trimetern 
«llc  Grünile  zur  ßernhiguiig  rortragen.  31it  dem  .Ausruf 
lt.  a.  kündigt  er  die  Erscheinung  der  Furien  an,  deren 
Zahl  sich  bei  jedem  Zuspruche  der  Chorführerin  ver- 
mehrt, bis  er  zuletzt  mit  der  Aeusseriing,  dass  seines 
Bleibens  hier  nicht  mehr  sei,  davon  flieht ,  und  die  Choi- 
führcrin  ihm  Heil  auf  de«   Weg   wünscht,   der   Chor  aber 


mit  der   Aufzählung  einer  dreifachen  Mordthat    im  Herr- 

srherhause    schliesst. 

G.  F.   Grotefend. 


70.  Index  Scholaram  in  acadeinia  Gi-orgia  Aagnsta  per 
semestre  liibernum  anni  MUCCCXLI—WDCCCXLII 
habendarum.  Praemissae  sunt  Emendatioues  Acschj- 
leae.      Gottingae   ex  ofGc.   Dieterichiana.     9  S.   4. 

Der  Verfasser  dieses  Programms,  Hr.  Professor  Schnei- 
dewin,  behandelt  in  demselben  einige  Stellen  der  Choe- 
phoren  des  Aeschjlos,  deren  Verbesserung  auch  dem 
jüngsten  trefflichen  Herausgeber  dieser  schwierigen  Tra- 
gödie, H.  Bamberger,  nicht  gelungen  ist.  Die  erste  Stelle, 
welche  Hr.  Sehn,  bespricht,  ist  aus  dem  Gebete,  welches 
die  Elektra  bei  der  Darbringung  des  Todteoopfers  für 
den  Agamemnon  ausspricht.  Daselbst  heisst  es  vs.  127  sqq. 
AVell. 

xdyuj  x^ovaa  rdoSe  x^Qvtßaq  ß^oroii; 
l.tyuj,  xaJoiiaa  Trarfp',  iiioiy.xeifjov  r   kfik 
Cfikov  T   'OQtairjv ,  tioj^  dvai;o^sv  öoiioii; 
Der  Verf.  erörtert   zuerst  ausführlich   und  scharfsinnig  die 
Schwierigkeiten ,     welche    sich    dem    Kritiker    bei    dieser 
Stelle   aufdrängen,   und    weist  mit  überzeugenden  Gründen 
die  Unzulänglichkeit  der    bisherigen   Versuche   nach,    der 
Stelle     durch    Erklärung    oder    Emendation    aufzuhelfen. 
Die     richtige    Bemerkung  ,     dass    die    Partikel     r£    nach 
STtoixTSlQOV  in   den   folgenden  Worten   einen   zweiten  Im- 
perativ   erwarten    lasse  ,    führte    ihn    selbst    auf   folgende 
Verbesserung   der  Stelle : 

y.dyuj  ykovau  zdoös  -/.^gvißui  tco.tqi, 
Xeytu,  y.t'.korou  nareo',  inuiy.isiijov  t'  if^it 
rplXop  v'  'Ogeaiip',  (fiol<i  t'  üiiaipup  sv  dofjoii,. 
Die  meisterhafte  Emendation  (fdji;  dvaif.'Oi> ,  welche  der 
Verf.  noch  durch  reiche  Parallelen  erörtert,  ist  fast  evi- 
dent zu  nennen;  minder  kann  sich  Rec.  mit  der  Aende- 
rung  naTiji  für  ßooruii  befreunden,  denn  geht  Tiargi 
voraus,  so  erscheinen  die  Worte  y.o.}  oCcru  iraiega  we- 
nigstens nach  <lem  Gefühle  des  Rec.  matt  und  kraftlos. 
Es  ist  daher  wohl  für  ßfJOTOi^  entweder  ^fxoo/j,  wag 
als  Variante  über  ßooToi^  im  cod.  flied.  steht,  oder  mit 
Hermann  Obseriatf.  critt.  p.  63.  rp&lTOrg  zu  schreiben. 
Denn  den  Grund,  welchen  Hr.  Sehn,  gegen  diese  Lesart 
einwendet,  möchten  wir  weui°;stens  nicht  unterschreiben; 
er  bemerkt  nämlich  :  Hoc  pariter  atqiie  vEy.goii;  h.  1.  vi- 
detur  latius  patere  ,  (|iiam  quod  aptum  iuilices,  cum  unias 
patris  an.Kilium  expetaf  regia  virgo.  Ein  ganz  ähnliches 
Verhaltniss  (indet  in  den  Persern  des  Aeschylos  statt. 
Auch  dort  wird  nur  der  Geist  des  Darius  angerufen,  und 
doch  werden  die  ;^o«/,  durch  die  derselbe  ans  der  Un- 
terwelt heranfbeschivoren  wird  ,  theils  überhaupt  als  y_Oiii 
für  die  Abgeschiedenen,  tlieils  zunächst  als  solche  für 
den  Darius  bezeichnet.  So  heisst  es  vs.  .>15  Well.  ÖEL- 
T£gov  St  xgi)  xo  dq,  yrj  ts  xal  (fi9 1  roig  ;|fea(T5ai" 
Tipcffjivdii  d'  aiTov  rdds,  aöf  Ttöaip  ztagtiof,  öviceQ 
(p]i  i'öetv  Y.o.x  sv<f(iövi]v ,  iodkd  ooi  nij.t:reiv  Tey.vip 
Ti  yiji  et'£Q9ev  i^  (füoq.  Vs.  611.  d}X' ,  a>  cpi'koty 
Xoaiai    Taiffda   vigTegaiv  v^tvovi   sntvcprj}A.sTT£, 


679 


r.80 


TOP  rf  i^aiitova  Jn()eiov  dvaxaXeiaSs.  Uier  isi  das 
VerliAltiii.-is  <;rii,iu  itasselbe,  wie  in  der  rorliegenilen  Stelle 
Uer  Clic>e|>li(irpii ;  zuerst  «erden  die  den  TuiKen  gclu'ili- 
rendeii  Sprnilunj^en  (genannt,  und  hierauf  die  Berufung 
dri  Darius  daran  geknüpft.  Hingegen  hcisst  es  vs.  CiUl. 
H  a tu d~  .ra  rgi  ^ (j e  i'f(£ve  ii  Xoaq  (phjovaa.  V.  67 1 
aagt  Darius:  ^■''«S  «■''^  7l(}CvitlVEti  ii)ei,(i.ftt~v ,  welche 
X<'i-'i  V\iTt  vorher  vs.  GH-  als  ;^o«i  vEQTt(Jü)v  bezeich- 
net waren. 

Die  zweite  Stelle,  welche  Ilr.  Sehn,  bebandelt,  ist 
AUS  dem  schünen  Dialog  zwischen  der  Elektra  und  dem 
Orestes  vs.  'JlÜsqq.  EIcktra  richtet  an  den  Orestes,  den 
«ie  als  ihren  Rruder  erkennt  ,  die  zärtliclien  Werfe 
»H.   L>36  s.j.    Well.: 

in  xeonvuv  oniia  TSitoaQag  fjoloui;  eyov 
iuoi-  TtQOffavödv  8'  vor   ccvayy.aiu);  t/op 
larioa  rf,  y.ai  zo  fjijrnuq  i-^  ai  fiui  oenei 
OTtuyi-^oov '  Tj  de  TiavSi'y.ajg  f-^^aiusrai  • 
xal  Tili   TvdEiori  viiktulc  öuoort uoov 
.l/öT.os  o    aueKrfoi  r,aJ,  Eftoi  a£ßn<;  (ffQuiv 
uövo^'  KgctTog  t£  xai  ^Jixi}  criv  t<ij  tqItv} 
tuviuiv  iieytaro)  Z>]vi  crvyjevoao  fAoi, 
Hr.    Sclin.    findet    in    dem    ilrittlefzten    Verse    Anstoss    an 
dem  Imperfectura   iia'Ja;  auch  verwirft  er  die   bisherigen 
Erklärungen  der  AVorte   oS/jCCg  cpeovjv.     Er   glaubt  näm- 
lich,    diese    A>'orie    könnten     hier    keinen    anderen    Sinn 
haben,    als:   „qui    milii   aff'ers   id  quod  venerari  possum. 
Niinirnni    antea    nnn    liabebat    Electra,    in    quo    veneratio 
ipsius    et    pietas    arquiesceret."      Da    sich   nnn  mit  einem 
solchen   Gedanken    das  Imperfect    nicht    vereinigen   lasse, 
80  »crmuthet  er,  dass  zu  schreiben  sei:   niOTog  ö'  ddsX^ 
rfuz  tO\^ ,  i^oi  (T.   (f.  f.1.    „Tu  7nihi  es  pater,  tu  maier, 
tu  soror:   frater  autem  fac  ut  mihi  sis  ßdus  ,    qui   qui- 
dem  viihi  solus    aff'eras    id    quod   venerei:^''      Doch    auch 
damit   glaubt  Hr.  Sehn,   ilie  angezogeneu  Verse   noch  nicht 
völlig  hergestflU;   er  findet  es   uAmlich    unglaublii  h ,   dass 
Kratos,  ein  so   nilder   und   gefühlloser   Charakter,  »ie   ihn 
Aeschylos  im   Prometheus   wenigstens  dargestellt   hat,    von 
der  zarten  Jungfrau   zn   Hülfe   gerufen   und   mit    der   Dike 
und   dem  Zeus  selbst  vereinbart  werde.    Diesem  3Iis$»l.)nd 
sucht  Hr.  Sehn,  durch  die    einfache  Aenderang    abzuhel- 
fen, dass  er  schreibt: 

ntOTüi;  d'  döekcfüii  iad',  sf-tol  otßai  (fi^jutv 
fiövog  XQuiui  z£'  y.al  zliyj]  gvv  nji  rgiiui 
nuvzwv  f-uyiozi;)  Zi^v\  Oi'yyivoico  fxof 
oder  im  vorletzten  Verse:  nofoc  y.oazog  z''  ak}'  i; 
^tiy.n  o,  T.  r.  Daran  aber  glaubt  er,  werde  Niemand 
Anstoss  nehmen,  dass  Elektra  in  der  innersten  Aufregung 
ihres  Geniüthes  zu  ihrem  Orestes,  der  ihr  Alles  sei',  die 
Dike  und  den  Zeus  selbst  als  dritten  hiiizutreteti  lasse. 
Er  verweist  dabei  auf  die  Sieben  gegen  Theben  is.  KiGfi, 
welche  Stelle  jedoch  dem  Rec.  nicht  ganz  analog  scheint, 
indem  es  daselbst  heisst:  /i£zd  yclp  fiäy.a()Ci;  y.OA  z'hoq 
ioxof  od£  {'Ex£oxt  ij^)  K('.8n£iü)v  ijorl;£  no/.iv  ni) 
laTQaTlijrni  X.  Z.  k.  Endlich  bespricht  Hr.  Sehn,  die 
letzten  Worte  Ovyyivuiiu  fioi,  wofür  Stanley,  Schulz, 
Bothe  myylvoiTU  Ooe  wollten.  Diese  Aenilerung  wird 
als  unuülliig  erklart,  weil  die  Elektro  überall  so  spreche, 
dass  sie  sage,   Glüik   und  Unglück   bctjcUe  sie  in  gleichem 


Alasse  mit  ihrem  Bruder.  Daher  müsse  entweder  uoi 
festgehalten  werden,  oder  es  sei  dafür  i^i/jt;  herzustellen. 
Diese  letzte  C'oiijectur  uiuss  Rec.  geradezu  verwerfen; 
ist  es  schon  niisslich,  das:!  nach  der  Herstellung  dos' 
Verf.  Zeus  als  dritter  neben  Orestes  und  der  Dike  ge- 
nannt wiril  ,  so  erscheint  es  fast  als  eine  Unmöglichkeit, 
dass  der  DichtiT  sagen  soll:  jedoch  Orestes  und  Dike 
mögen  mit  Zeus  als  dem  dritten  uns  beiden  (dem  Orestes 
und  der  Elektra)  sich  zugesellen  oder  beistehen.  Jedoch 
auch  mit  der  Behandlung  der  vorausgehenden  Verse  kann 
sich  Rec,  so  scharfsinnig  sie  auch  ist,  nicht  ganz  lie- 
freun<len.  Die  Herstellung  des  fmperativs  /cr.V'  statt  r,od' 
hat  alle  innere,  wie  ,'iussere  AVahrscheinlichkeit  für  sich, 
und  muss  wohl  als  richtig  erkannt  »erden;  jedoch  die 
Deutung  der  Worte  ot/^«s  (fSgojv  findet  Rec.  gezwun- 
gen und  unpassend.  Der  Gedanke  erlaubte  wohl,  zu  sagen: 
„zeige  dich  mir  als  treuer  lirmlrr,  der  du  mir  einzig 
Gegenstand  der  Verehrung  bist",  aber  nimmermehr:  ,, zeige 
dich  mir  als  treuer  Bruder,  der  du  mir  allein  bringst, 
was  ich  verehren  kann  ,  d.  li.  indem  du  n^ir  in  dir  den 
einzigen  Gegenstand  meiner  Verehrung  bringst."  Ist  die 
Lesart  oCfjns  richtig,  so  kann  der  Sinn  der  Worte  wohl 
kaum  ein  anderer  sein,  als:  bewähre  dich  als  treuer 
Bruder,  mir  allein  Verehrung  bringend,  d.h.  bewirkend, 
dass,  während  die  übrigen  mich  iut  Hause  vorachlcu,  mir 
durch  dich  allein  die  gebührende  Ehre  werde.  Auch 
kann  oi^jai;  (f£Q£iv  heissen,  Achtung  zollen,  wie  es  in 
des  Aeschylos  Suppl.  vs.  484.  heisst:  zuiii  i'joouniv  yuQ 
TTä^  Tig  Ei'voiai  (ftgei.  Auch  die  Aenderung  aißai 
(p£()iov  fiovOs  ygdxoi  t£  scheint  dem  Rec.  vielen  Be- 
denklichkeiten unterworfen.  Erstens  ist  die  Verbindung 
von  oeßaq  und  y.gdxuc.  nicht  sehr  zweckmässig,  nament- 
lich wenn  aeßuc,  die  Bedeutung  haben  soll,  welche  Hr. 
.Sehn,  für  das  Wort  anspricht;  sodann  verliert  die  An- 
rufung der  Dike  und  des  Zeus  an  Kraft,  wenn  der  dritte 
Schützende  aus  dem  vorhergehenden  Gliede  erst  durch 
Schlussfolgerung,  die  bloss  durch  das  VVort  TQilOC  er- 
mittelt wird,-  entnommen  werden  soll;  endlich  sieht  man 
nicht  ein,  warum  die  Gottheit  des  Kratos  mit  der  Diko 
und  dem  Zeus  nicht  verbumlen  werden  könnte.  Im  Pro- 
metheus ist  das  Vcrliältniss  ein  ganz  verschiedenes:  dort 
erscheint  Zeus  als  tyrannischer  Gewalthaber,  als  men- 
schenfeindlicher Gott;  sein  Diener  Kratos,  der  willen- 
lose Vollstrecker  seines  grausamen  Ulachtgebots  und  Re- 
präsentant der  rohen  plnsischen  Gewalt  kann  also  nicht 
als  ein  mcnschenfrciiiidlicher,  sondern  nur  als  ein  rauher 
und  gefühlloser  Charakter  dargestellt  werden,  eine  Si- 
tuation ,  mit  der  die  vorlieijcnde  gar  nicht  zn  vergleichen 
ist.  Bedient  sich  nämlich  Zeus  seiner  ilerrschgcwalt  zur 
Bestrafung  unnatürlicher  Frevel,  so  wird  man  sich  auch 
seinen  Diener  Kratos  als  keinen  unfreundlichen  Unhold 
zn  denken  haben.  Ueber  die  von  Hrn.  Sehn,  angefoch- 
tene Verbindung  von  Agdzüg  und  /liy.1]  konnte  vergli- 
chen werden  .Aesch.  fragm.  298.  oTlov  yag  laxvi  avC,v- 
yovai  y.ai  diy.i] ,  noia    'i,vvoig\i  zmvÖE  YMQzEguJztQa; 

Aoch   bespricht  Hr,  Sehn,    den    unmittelbar  folgeuden 
\ers  244.  (AVell.),  der  in  ilen  Ausgaben   gelesen   wird: 

Ziv,  Zev,  QewgLi  tojvöe  ■jigayiidcvjv  y£vov. 
Da  jedoch   in    allen   Handschriften    statt  n'gay[idzvjv  die 
ionische    Form    n  pvy j-iuz  an'    steht,    so    vermutliot  Hr. 


681 


fi82 


Scbn.,  dass  Itl]  f-iax  lUP  211  lesen  sei,  eine  V  cruiutliung, 
welche  durch  ilio  fol^enile  Srhilderuii^  von  der  Ermor- 
dung des  Agamemnon  und  der  trostlosen  Lajje  des  Orestes 
nud  der  Klektra  sehr  wahrscheinlich  gemacht  wird.  Die 
Lesart  nurync'.ruji/  hat  kiaüsen  allein  im  Texte  behal- 
ten, »oriiher  Hr.  Sehn.  Iienierkt:  quam  «juis  non  miretur 
auscepisse  RIaiiseniniii j  Er  hätte  wulil  mit  clieiiso  gutem 
Kecliti'  fragen  kinineii :  quam  quis  miretur  suscepisse  K.lau- 
scniiimi  da  das  l'rthril  lilicr  Klausen's  Bearbeitung  <les 
Aescht  los  jetzt    «ohl   allgeiiiciu    feststeht. 


Tl.  Programma  gymn.  primär.  Brunsriceusis  quo  srlio- 
larum  —  initium  indicit  Kruegcr.  insunt  Feld 
Hamöergeri  Conjectaneorum  in  {joetas  graeco»  cajiila 
duu.      Brunsrigae    1S41.      4. 

In    dem    vorliegenden     Programm     gibt    Hr.     Dr.    Bam- 
berger  einige  schätzbare  Prolicn   seiner  kritischen  Studien, 
«oMeit  sie  sich   auf  die    Tragiker,    vornehmlich  Aeschylos, 
und    die   kleineren     elegischen     und     lyrischen    gr.    Dichter 
beziehen.      I^lit    Scharfsinn    und    (leschmnck    versucht   er, 
eine  Reihe    von  Stellen    kritisch    zu    berichtigen  oder,    «ie- 
nohl    »eil  seltener,    mit    Umsicht    gegen    Aeiideriingen    zu 
ecliiitzeii,     und    es    muss   eingestanden    »erden,     dass    seine 
meisten  Coiijecturen  sehr  glückliche  sind,  und  ilurch  Leich- 
tigkeit   und    treffenden    Sinn     sich     vorzüglich     enipfehlen. 
Vorzugsweise    als    gelungen    bezeichnen   »ir    die,    welche 
vorgetragen   werden   zu   AeschvI.   Agam.    145Ö.    (t(jv   rgt- 
:TU'/^vvtov    statt    Tuv    TQl'.läxi'lov) ,    zu   den  Snppl.  7(),5. 
(d(pi<QTOV  statt   dcpvy.Tui) ,   zu  Theognis  900.  {xi'jv  statt 
Zf^),    zu   Solon   fragm.   XI,   41.    {y.Tljoso&at    statt    y.Tlj- 
oaothi.i)^   zu   Hermesianax   II,  '25.  (/uoywi'  statt  t.uyn>v) 
«nd  ibid.  ü'J.   {naiyixvjv  statt   :io:i>tu)v).,  zu  SophocI.  frag. 
209.   {iv    iitoioiv    statt    in   oloiv ;    liier   halte,    eher  als 
liruiick    und    Dindorf,   Jacobs    in    den    lect.    Stobeiis.  p.  147 
angeführt     iicrdcii    müssen,    dessen    Verbesserung    Hrn.    B. 
entgangen   zu  sein   scheint) ,   zu   SophocI.   frag.   hOi.    («/  7j 
«tatt   dfjrj)   und   frag.  481.   {y.ijoüp  statt  y.ufjov).  —    An- 
4lere  sind    zwar    geistreich     und    scharfsinnig   erdacht  ,     er- 
mangeln    indessen     bald     mehr,     bald     weniger    jener    ein- 
schineichelnden  Kraft,   welche  wir  den  anilcrn  zugestehen; 
dahin   gehurt,    was    empfohlen    wird    zu   AeschvI.   Euinen. 
823.    (f^tjöt    hvoiJo-'),    ibid.    82H.    {iiaoöij),    ibid.    292. 
((j6ay.l]U    dvaifxüvuiv),  zu   AeschvI.    frag.  216.    (»o   der 
Vers:   —   davövTiov  oiaiv  ovy.  iveat'   ix^dc,  aus  einer 
verdorbenen   Gratnmatikernntiz  entnommen   wird),    zu   Si- 
monid.   frag.   54.   Schneid,    ed.    maj.    oder    delect.    p_.   402 
{o'imv  y.dkkiOTuv),  zu  SophocI.  frag.  377.  (vi)^.  UV  Tia- 
dövr'   ei)   ö'    earl   dijzign  9aveii'),   ejusd.   frag.   675. 
(Ttakujiv    statt    y.akojv),    ejusd.    frag.    757.    {avTOi   statt 
otros),    ejusd.    frag.    704-    {iXjrii;    statt    oi'Ttq)    und    za 
Euripid.   Hippol.  068.   {ndtov  statt  Ttagöi).  —  Die  noch 
fehlenden    geänderten   Stellen   erlauben   wir   uns,   ausführ- 
licher  zu   besprechen,  wobei    wir,    um    Alles   zu   erwähnen, 
auch  das  beibringen,    »as    an    neuen   Erklärungen   mitge- 
theili  ist. 

Bei   Aeschjl.   Eumen.    !03sqq.   tadelt  Hr.  B.   die  Her- 
ausgeber,  dass  sie  die  Worte  iv  ijfii^a  öf  /^oiq'  d.TlQO- 
Zeitschi:  f.  d.  Alteithumsw. 


o/.o,lOi  ij(jOCüJl>   in   dem   allgenieiueren  Sinne  geuommeo, 
noctu    uientem   acriter   cernere,    interdiu    futura    praevideri 
non   posse.      Er    fügt    hinzu  :    quam    sententiani   falsam   et 
alienani   ab    hoc   loco  judicaremus,   etiamsi    lerba   eo   modo 
interpretari   liceret  (d.    Ii.   doch    wohl:    wenn    Lexikon    und 
Grammatik   ilage;{en    Nichts   einzuwenden    hätten?],    quod 
nun   licet;   nani   quum   talia   hoc   loco   reputare  absonum  sit 
all   nmlira  Clvtaemnestrae ,  tum   vero   sententia —  hninanae 
meiitis   propria  a   Cl.    ad    Furias  transferri    absurdum.    Und 
nun     beginnt    die    Exposition    der    eigenen    Ansicht.       Wir 
»üiiscbten,    Hr.    B.    hätte    jene     lexikalischen    oder    gram- 
matischen   Gründe,     deren    Vorhandensein    er  so    besliiiimt 
beliaiijitet ,    nicht   verschwiegen;   jedenfalls     waren    sie    ein 
schlageiideres   iMittel    der    Widerlegung   gewesen,    als    der 
vorgebrachte   äüthctischo    Grund,    dessen    Fassung   übrigens 
nicht  frei    von  Uebertreibiing   ist;   denn    wohl    keiner    unter 
den   Interpreten   hat  vs.  104.    wirklich   auf  die   Furien   be- 
zogen,    sondern    ihn     nur     als     die    allgeuieiner    gefasste 
Antithese    zu    vg.    103<    dessen    Inhalt    von    Menschen     und 
Furien   gilt,   genommen,    und   mit  dem  Streben   nach   An- 
tithesen   es    entschuldigt,    wenn   sein   Inhalt  streng    genom- 
men    nicht    wieder    von    Itlenschen    und     Furien,    sondern 
nur     lon      Alenschen     allein     gelten     kann;     cf.      Abresch. 
Freilich    bemerkt    non   Hr.   B.   ferner:    umbra   Cl.   tantum 
.-ilicst  ,    nt    foveat    tranqnillam    meditationem    etc.    (die   sich 
nämlich    in   einer   solchen  allgemeinen  Sentenz  ausspricht); 
allein    <lagegen    1,'lsst  sich   vs.    I3ö  sq.   geltend    machen,    wo 
der    kl>'täniiiestra    gleichfalls    eine    allgemeine   Sentenz    in 
ilen    Mund    gelegt   wird.    —    So    sehr     wir    nun    aber   auch 
wünschen,   <lass   eine    Erklärung   gefuuden    werde,   die   den 
Arschjlos   sagen    lässt,    was    einer   solchen  Entschuldigung, 
nie    sie    mit    der    vulgären    Interpretation    verbundcH    ist, 
nicht   bedarf,  so   wenig   befriedigt   uns  doch  Hrn.  B.'s  Ver- 
such:    consjiicit    cor   tuum    mca   vnlnera,    dormientis    eiiim 
inentis  tuae  acies    est  acutior ;    litce    hominum    faltim  ea- 
dem  non  praevides;   denn   ,,lHce   (d.   h.   vor   ihrem   Schlaf) 
!■  uriae    Orestem    de     inanibus    suis    efliigere    passae    erant" 
(das   halten    sie    nicht!    vielmehr    verfolgten   sie    ihn  bis  zum 
Tempel,    niid    hatten   somit   zunächst  Alles   gethan,  was  sie 
ihrem  Wesen    nach   thun  konnten;   auch   sagen  sie  ja  selbst 
fs.    147.   Dind.    £^    doxvüDV    TT  i?r  l  ujy.er),     oder    wie 
nachher,    freilich    mit    dem   Vorhergehenden    nicht   recht 
vereinbar,    bemerkt   wird,    incusnt   Cl.    Furias,     quod    luce 
fugam   Orestis   non   praeviderint ,    iu    somnu   fuga  ejus  aii- 
gaiitur.      Wir   können   uns   nicht  überreden,    dass    iu    dem 
gewichtigen   uoi'ga  Nichts  enthalten  sei  ,    als    die    relativ 
sehr    geringfügige    zeitweilige  Flucht.    —    Wenn    endlich 
Hr.   B.   meint,    vs.   103.    könne    statt    UQÖ.  öt   Itk.   rdoSe 
yaobia   ai9i:v   auch    bga    öl    nk.    t.  y.apSlai'    (Ti9ev 
J^hSovau  yu(>   CfQljV   X.  T.   A.  geschrieben  werden,  so  ist 
das  der  Stellung  des   osdsv  wegen  nicht  eben  wahrschein- 
lich.—  Richtig   dagegen   erklärt  der  Verf.   vs.  331:   ä^a- 
vd-Tiov  ö'  ä-ni^^itv  ^ipa^:    deorum  autem  est,    manus  a 
scciestis  interfectoribus  procul  habere;  dessgl.  Suppl.  bt2sq. 
iQOCfiuvoiv  ^i)'j7iuT£  nukiv  nay^vvui  y.  r.  k.:  vetans  ne 
civitas  lovis   magnam   iram  alat. 

In  dem  e/'peaiuivn  übcrschriebenen  carm.  Ilomeric. 
XV.  verfolgt  Hr.  B.  bei  vs.  13.  den  von  Schneidewin 
eingeschlagenen  Weg,  billigt  jedoch  dessen  dhku  (ftQ 
alipa  I  t^Qi^tj  '"^  '/.dnokkuivi  T(ft  'yviii  ti  ö6i^desaha]U 

45 


(18  { 


6S4 


nirhi  |;an>,  weil  ilir  KrHflliiinnj;  iloit  llrrmrg  liior  iiiipat- 
aciiil  sei;  wa»  rr  aber  .srllmt  bipfrt,  11  ö  (i  l  O  u  V  ntall 
:i  mnni ,  liai  iioi-li  weniger  irfrpiiil  etwas  Eiiipfplilpuilcs. 
Ks  ial  iiii'rk»nrili|; ,  ilass  nnrh  Nieiiianil  auf  <lic  Ilorrn 
verfit'l,  ilriirii,  tivnti  man  an  <lrii  Pvatiepsieii  iiiitl  Thar- 
j^elirii  iljr  ICireiiione  hrriiiiitru<^,  zii|;lcirli  mit  iliMii  Hclins 
l^ri>|ir<>rt  «iirile,  weni;;«triix  in  AlliPii;  v(.  srliol.  ad  Ari- 
»toph.  Piiit.  10Ö4.  coli.  Equit.  7'J(i.  Idi  iviirde  ilalirr 
"Qftai-:  Tl  xdnukktut^l  X.  r.  A.  tu  lesen  ior.si-hlat;rii,  «lie 
Ern-ahnnn;;  iles  Ap|iollo  nyviei'<i  auf  «las  durt  gleichfalls 
l>ezpugli>  Auriiängen  Her  Eiresiune  Tloo  Tiüv  oiy.ljfiaxwv 
bezirlieiiil  ,  »enii  iiirht  elivas  Anderes  norli  nfllier  zu 
liejji'n  schiene.  Nanh  dem  schol.  I.  I.  bestand  die  fiut- 
(Tl'Mvn  au«  einem  mit  Wolle  umflochtenen  dakKoiy  t'JJwr 
«pro«'  iii^QTijuivov  Y.a.i  y.ori'kijv  (/likiTO^,  ikaiuv, 
oivov  fi'C,vjo<)v)  Y.at  oiy.a  xal  itavTa  xa  dyu^a.  An 
einem  Tof^e  nun,  wo  jeder  Wohlhabendere  solche  Kränze 
flocht,  konnten  |;ar  wohl  herumziehende  Bettler  ihre 
Bitte  nm  Esswaafen  so  stellen,  man  möchte  ihnen  doch 
IVIaterial  geben,  dass  auch  sie  solche  Kränze  flechten 
konnten;  sie  sanken  ganz  nati'irlich:  —  dkku  (f£(J  ai'ilia 
'Eijoai  n ,  7.(i:i6kKuivi  rui  yutei  vi  So^,  —  eoom 
(nSmlich  den  Kranz,  den  an  solchem  Tage  Jeder  schon 
Toii  seilist  hinzudachte),  wie  bei  Pindar.  Nem.  7,  77- 
tiociv  arecpdvovi;  kKacfQov  —  Moiou  y.okkn  /pc- 
ouv  if  Tt  —  keigiov  uv^inov  Sfpoa^,  wodurch  zu- 
l^leich  jene  Aoristform  bestätigt  ist,  die  ßnttmann  nur 
aus  dem  neueren  lonismus  belegte.  —  Das  II  in  dem 
überlief.Tten  TlfoOlU  war  vielleicht  ursprünglich  ein  F, 
ila   lioEiv   mit  dem   Digamma   gesprochen    iiurde. 

Bei  Theognis  659  sqq.  (nicht  259.)  bemerkt  Hr  B., 
es  seien  liei  diesem  Dichter  non  uno  loco  singula  disticha 
minus  recte  aut  nexa  aut  dirisa,  und  behandelt  als  Bei- 
spiel der  letzten  Art  die  angeführte  Stelle.  Wir  meinen, 
daüs  das  WrbnudenSein  unznsamuienhängender  Distichen 
bei  weitem  dag  Vorwiegende  sei  ,  dass  gemäss  der  von 
Weicker  nachgewiesenen  Entstehung  unserer  Sammlung 
die  Kritik  des  Th.  überall  zuerst  darauf  ausgehen  müsse, 
das  Verbundene   zu  scheiden,   *)  und   ohne  die  dringond- 

■)  Viel  Gutes  .luch  in  dieser  Beziehung  erwarten  wir  von 
Bergk's  neuer  Ausgabe  d<T  elegischen  und  lyrischen  Dich- 
ter. Hier,  an  bescheidener  Stelle,  mag  ein  Beispiel  be- 
weisen, zu  welcitau  übereilten,  seit  Jahren  in  unseren 
Texten  prunkenden  Acnderungen  das  Ucberschcn  jenes 
Grundsatzes  führe.  Vs.  53l  sqq.  geben  die  Handschriften 
übereinstinimend   also: 

ixhi  fioi  (ptXov  iiTOQ  latytjai ,   onox    hkovoo) 

avXü)V  (p&iyyofiiviav  ifttgoainav  ona. 
xaiow  ö*  IV  nCvtav  xui  utt    avAfjr»)^o?  ny.ovtav , 
XuIqo)  d'  ivf&oyyov  /fjoi  XiiQtiv  öyiutv , 
wogegen  in  unseren   Ausgaben,  aucli  in  den  neuesten  von 
Scbneidewin  und  Orelli,  jetzt  vs.  533    j(.  i'  au  n,  r.al  ijf 
aÜAjjr^foj  uiiSojv  gelesen  wird.    Die  Wiiderholung  («oi/ow 
—    öxouwv    musste    erinnern    an    Weicker's    Auseinander- 
setzung   über    die  Art,    wie    die    Theognidciscbcn    Brucb- 
itücke  verbunden  wurden  ,    dass   man    zwei   Distichen  zu- 
bamnienfügle,   wenn  auch  nur  ein  ahnlich  lautendes  Wort 
m  beiden    »ich    vorfand,    eine  Bemerkung,    die  K.   Lehrs 
m  d.   qiuest.  Epic.  p.  2l0  sqq.   auch  anderwärts  bestätigt 
fand.     Bei   dieser  Voraussetzung  ergibt  sich   hier  die  Ver- 
besserung  leicht:    ^uCqui   i'   tu   n(ro)v   xat    6n'    auXtjzrJQoe 
unoi/ci»',   als  .Anfang  eines   besonderen    Brucbstijckes.     An 


sIen  (iründe  Nichts  vereinigen  dürfe,  was  in  der  Ueber- 
liefrrung  getrennt  erscheint.  Ein  solcher  dringender  tirund 
aber  liegt  hier  nicht  vor;  denn  wenn  Hr.  B.  ihn  in  der 
scheinbaren  Abgerissenlieit  i\ta  y.at  .Tp/;i;a/  fitvroi  ti 
zu  finden  glaubte,  wofür  iiiaii  ;fp;y  7lp;}^«<  y..  i.  k.  »er- 
muthet  habe,  so  wäre  das  eben  nur  ein  Schein:  y.a.i  ist 
rtiam,  und  der  Sinn:  est  alii/uiil,  ferisse ,  mit  der  be- 
kannten prä);nanten  Bedeutung  des  ri  und  aliquid.  Das 
pas.st  nun  zwar  so  ziemlich  zu  dem  vorhergehenden  Di- 
.stichon,  «venu  dessen  Sinn  wirklich  dieser  ist:  man  dar/', 
Keil  man  überxeufft  ist ,  Nichts  ausrichten  zu  können , 
die  Uätide  nicht  in  den  Schooss  legen  ;  doch  da  das  nicht 
iMithnendig,  und  die  Leberleferung  für  die  Trennung 
spricht,  so  müchten  wir  auch  nicht  zu  verbinden  rathen. 
31üsste  aber  lerbunden  werden,  so  würden  wir  doch  un- 
■sere  Erklärung  Hrn.  B.'s  Versuche  vorziehen,  der  v.  6(30 
in  Parenthese  setzt,  und  als»  construirt:  oi'ö  öuooai 
yo}]  —  y.ai  7rpiji;at  (i.  e.  y.ui  dii  7lor;!;a/),  mit  Er- 
gänzung der  .Affirmation  aus  der  Negation  in  Sätzen,  die 
nicht  ilurch  eine  adversative  Partikel,  sondern  durch  die 
Copnia  verbunden  sind ,  was  wir  mit  Fritzsche  in  den 
quarstt.  Luciaii.  p.  |{|  sqq.  zwar  für  mUglich  halten, 
hier  aber  sehr  hart  finden.  —  Bei  Theognis  V.  7.'HI- 
gibt  jetzt  auch  Hr.  B.  eine  Corruption  zu  ,  verwirft  aber 
unsern  Versuch,  sie  zu  heben;  ich  gestehe,  mit  Recht! 
Was  aber  gegen  Hermaiiirs  Vermuthung,  die  auch  Sauppe 
Epist.  rritic.  p.  74  befolgt,  vorgebracht  wiril,  ist  ganz 
iinstatthart,  und  beruht  auf  AJissverstflndnisS.  Denn  wenn 
Hr,  B.  darüber  bemerkt:  quac  initio  est  oratio,  nubis 
parum  facilis  videtur;  nam  quum  respondere  sibi  appareat 
verba  ytvO/TO  9eo/i  (fika  et  verba  o(p\v  TOVTO  ytvolzv 
(fikov,  heri  non  potest ,  quin  utroque  lucu  ea  verba  ad 
eosdem  deos  referanlnr,  —  so  geschieht  ja  das  auch  ge- 
rade bei  Hermann's  Emendatinn:  Oefielc  es  doch  ilen 
Güttern,  dass  Frevel  (nenn  sie,  die  GOtter,  ihn  nun 
einmal  zulassen  wollen),  zwar  geschehe,  aber  den  Frevler 
auch  selbst  die  Strafe  treffe.  Wenn  ferner  der  Verfasser 
mit  Beibehaltung  der  Vulgata  nur  Sl'l}s  yivotro  in  ei  y( 
yei'Ono  verwandeln  will,  so  möchte  sich  die  Verbindung 
ti  ye  mit  dem  Optativ  hier  schwerlich  rechtfertigen  las- 
sen. —  Dagegen  lesen  wir  über  vs.  .S97  sqq.  das  An- 
sprechendste, was  bis  jetzt  über  diese  verdorbenen  Verse 
vorgebracht  ist.  Hr.  B.  verwandelt  nur  vs.  '.lOO-  Zci"  in 
y.i']v,  und  construirt:  yiyviooy.mv ,  tä?,  oiov  voiv  fV.a- 
OToi  t^iEi  (Totavra)  y.ui  loy/^taia  {slvat). 

Bei  Suphocl.  frag,  46.'i.  wird  statt  ovTOt  7To9'  i]^il 
TÜip  äxpuiv  dv£v  -Tzdvov  vorgeschlagen:  o'vxoi  y.a^ltti 
T.  a.  Uns  scheint  ovtoi  TZO&'  dlpEi  besser  zu  sein.  In 
ileni  Fragment  aus  dem  Tereus  (n.  514.  Dind.) 

dvovi  EXcTvoi,  ai  ö'  dvovaxSQUi  tti 
exeipop  ijjxvvavxo  xdoxsQOP- 
oOTig  yoLQ  X.  r.  k. 


öna  avKrixriqoii,  wofür  sonst  allerdings  Öttb  u!i).ü>v  das 
Gebrüuchiicliere  ist,  wird  hoirentlicli  Mieoiand  Ansloss 
nehmen,  und  es  Hessen  sich,  wenn  es  des  Bitweises  be- 
dürfte ,  wohl  nucli  rcspectablere  Stellen  finden ,  als  uns 
ohne  vieles  Suchen  jetzt  zur  Hand  sind :  Theogn.  761. 
fpdo/ityy  UV  rp&iyy  ota&  Uqov  /.tf'Xot;  7;d^  yiil  uvi.m.  und 
Tlienkrit    X.\     vs    1^9    avli  XuXioi 


685 


6S6 


wird  rorgeschlagen :  ai  d  avuvoiiQUi  llü'ki  E^ewui 
r.  TTQi);  To  y.agrSQOv.  Aber  tr/  möchten  wir  uns 
nicht  nehmen  lassen,  nn<l  würilen  eher  auf:  a'i  8  dvov- 
OTS^ai  ö  l'Ti,  ai  y.etvov  ijfxi'vavTU  xagr  f  o  ojTeoop 
rathen ;  den  Cnniparatir  scheinen  auch  die  unmittelbar 
folgenden  Verse  zu  empfehlen,  ubiiohl  ich  «veiss,  wie 
selten  diese  C'(>m|iarative  in  OOTSOO.,  sind  ;  rf,  Lolieck. 
Paralipnui.   p.    14.  Dr.    0.   Schneider. 


72.    Wechselgesan^a^e  im  dritten  Acte  der  Sieben 
vor  Theben  bei  Aeschylos. 

Zu  den  noch  nicht  richtig  erlanterfcn  Wechseljjesän- 
gen  des  Aesclivlos  ifi-liort  auili  der  Schlnssact  der  Sieden 
ror  Theben,  in  welclieni  nicht  mir  ilie  beiden  .Schwestern, 
Antigene  und  Isniene.  sondern  auch  die  beiden  Halb- 
chore  thebischer  Jnngfranen  die  diinii  •jegenseitigeii  Stit^i 
gefallenen  Brüder  wecli«eliid  beklagen.  Zuar  bat  man 
nicht  rerkannt,  was  der  Dichter  selbst  deutlich  ausspricht, 
dass  die  Halbchüre  zuvor  ihren  Klag^csaiig;  ertOnen  las- 
sen, ehe  noch  die  Schwestern  ihn  anstimmen;  aber  man 
hat  noch  zu  wenig  erkannt,  welche  Rolle  der  Dirhter 
jedem  der  beiden  Halbcliöro  soiiohl,  als  jeder  der  bei- 
den  ächwesteni  ziigelheilt  habe,  uui  darnach  mit  Be- 
stimmtheit entscheiden  zu  können,  was  diesem  oder  je- 
nem Ualbchore,  dieser  oder  jener  Schwester  in  den  Mund 
zu  legen  sei.  Dass  ron  den  beiden  iSchtvestern  die  ältere, 
Antigene,  den  altern  Bruder,  Polyneikes,  die  jüngere, 
Ismene,  den  Jüngern  Bruder,  Etcokles,  besonders  beklagt, 
hat  man  längst  erkannt;  aber  mit  welcher  besonderen 
Rücksicht  die  beiden  Halbchöre  klagen,  ist  noch  ganz 
unbeachtet  geblieben.  Daher  das  .Schwanken  der  Heraus- 
geber des  Aeschylos  in  der  Riillentertheilung ,  welchem 
wir  durch  gegenwärtigen  Aiifsal/  ein  Ziel  zu  setzen,  rer- 
DOcIicn    wollen. 

Nachdem   ein  Bote   dem  Chore   auf  iler  Biir<;    ton  The- 
ben   geuieldet,    wie    beide  Brüder  sich  gegensi-itig  getödtet, 
und  nachdem  ilieses  Boten  Vorwort  sich  durch  die  Leichen 
bestätigt,     welche    man    auf  die   Burg   bringt,     erscheinen 
auch    Antigunn    und    Ismene,   die   Brüder   nach  Würden    zu 
beklagen;   doch   die   Chorführerin ,    welche   deren    Ankunft 
meldet,    forilert   den   gesaniniten  Clior   der  Jungfrauen   auf, 
noch    ror   deren    Rlagenife    einen    helltöneoden  Klaggesang 
anzustimmen,   was  dann   auch   nachdem   vorangeschickten 
Epiphonem    Jo !     in    vier    anapästischen   Versen   geschieht, 
in    welchen    das    Unglück    der    beiden   Schwestern    beklagt 
wird.      Sowie  sich   nun  jede  der   beiden  Schwestern   einem 
besonderen    Leichname    zuwendet,     so    theilet    sich    auch 
der   gesaaimte    Chor    der    Jungfrauen    iu    zwei    Halbchöre, 
deren    jeder    eine    Strophe    singt,     nach    welcher    dessen 
Chorführerin   in   einem  anapästischen  Tetrameter   den  Ge- 
«ichtspunct  angibt,   nach   welchem   wir  den  Wechselgesang 
der  Halbchöre,     in    welchem    nun   das  traurige  Schicksal 
der   beiden  gefallenen  Brüder  beklagt  wird,   zu   vertheilen 
haben.      Nach  Dindorf's  Versabtheilong  sprechen   die   bei- 
den Halbchöre   ihre   Klagen   in  drei  Dochmien  aus,    wel- 
che das   Epiphonem   Jo!    einleitet,   nachdem  ersten  Doch- 
mius   ein   iainbischer   Trimeter    unterbricht,     zuletzt    aber 
ein    Bakcheios    bescLliesst.      So   aagemesseD    eine    solche 


Versabtheilung  scheint,  so  konnte  sie  doch  nur  mit  einer 
Textesreränilerung  erkauft  werden,  welche  freilich  die 
Bemerkung  entschuldigt,  dass  in  demselben  Satze  der 
Aiitiatrophe,  in  welchem  Dindorf  mit  Lachmann  t'jöij  in 
TL  öij  veränderte,  ebensowohl  die  Präposition  ot't>  vor 
Oidduij)  ausgelassen,  als  nach  diesem  Worte  die  rein 
prosaische  Glosse  uix  iitl  fpiXin,  uKk'  tTli  (forin  Slf- 
'/.uiih,T£  zu  näherer  Erlänterung  des  Verbums  önjfJ.a^d^f. 
eingeschaltet  ist,  wie  auch  in  dem  Zwisclienworfe  der  Chor- 
führerin das  den  anapästischen  Rhjthnius  störenilc  Sub- 
stantiv y.uTEiyfiaia  nur  ein  erläuternder  Zusatz  ist. 
Wollen  wir  aber  nichts  ohne  Noth  verändern,  und  den 
drei  Versen  des  Halbchores  mit  ungefähr  gleicher  Länge 
auch  einen  Rhrthmus  zutheilen,  welcher  mit  dem  Fol- 
genden hesser  znsammenstimmt ,  so  müssen  wir  der  Vers- 
abtlieilung   Bnthe's  den   Vorzug  einräumen: 

Str.    'lui  iuj  6vo(f()OVEi ,  (fikojv  uTHaTOi 
zat  xaxojv  argviioveg,  TiatQVJouq 
8<jfiov(;  ekävTS^  fiekeoi  avv  äky.ä! 
Chorag.  Mekioi  Sij9' ,  o?  ueXiovi  davd.rovi, 

Ant.  'Iuj   tut  Swi^toiTWV  iQEit\)izOf/^ot 
y.ai  Ttty.gdi  ^ovaQxiaq  iSüvxEi;, 
Vidi]  8fi]kkaxd£  otiv  aiSäga) ; 
Chorag.  Kagia  8'  dkijdi;  JiaTQOii   OiStnoSa 
zidiri'  [Egivi'i  inty.gavsv. 

\.    Jo !   die    ihr   rasend,   nicht  den   Lieben   folgsam, 
nicht   gebeugt   von   Leiileu   auch,    das   Stammhaus 
mit  niacht   in   unsel'ger   Hast   erstrebt   habt! 
Chorag.   Unselig   gewiss,   unseligen   Tod 

bracht'   ihnen   das   Haus   mit  dem   Umsturz. 
IL   Jo!     die    ihr,     gelbst    die    AVand    der    Burg   zer- 
trümmernd , 
nur   auf  bittre   Eigenmacht   den   Blick   warft  ! 
hat  euch   nunmehr  ausgesöhnt  der  Mordstahl? 
Chorag.   Sehr  wahr   hat  den   Fluch,   den   Ocdipus  sprach, 

vollbracht   die   erhabne   Erinjs. 
So  angemessen   es    nach    dieser   Versabtheilung,     wpirher 
besonders   der   Wortsiun    der    Antis-trophe    entspricht,     er- 
achtet    werden     muss,      den     anapästisclien     Vers    als     ein 
Zwischenwort  der  Chorführerin  zu  betrachten  .   demzufolge 
der  erste   Halbchor    nur    des  Hauses   Umsturz    ilurch   den 
Tod  der    gefallenen   Brüder,     der    zweite    Ilalbcbor    aber 
die   grausenvolle   Erfüllung   des  Vateriluches   durch   wech- 
selseitigen   Brudermord    beklagt,     so    wenig    lässt    sich    in 
den  folgenilen    Strophen    und    Antistrophen    ein   ähnliches 
Zwischenwort  der  Chorführerin  annehmen,   vielmehr  wech- 
seln  darin   beide  Halbchüre  gleirhmässig  mit  einander  ab. 
Beachten   wir  aber    die   Rolle,    welche   das  Zwischenwort 
der    Chorführerin  jedem    der    beiden   Halbchöre   zutheilt, 
.<»    wechseln    diese    gleichmassig    in    der  Strophe    sowohl, 
als  der  Antistrophe.      Denn   wenn  auch   die  Wiederholung 
des    Particips    iSTV/j^SfOl    mit    dem    Zusätze    di)9'    ein 
Zwigchenwnrt  der  Chorführerin   vermnthen   lässt,  so  führt 
doch  der  Wortsinn   des   Gesprochenen   darauf,    eine  Stei- 
gerung  desselben   nach   der   dem    zweiten  Halbchore   zuge- 
theilten  Rolle   zu   erkennen.      Es  sind  aber  diese  Strophen 
und   Antistrophen   noch  einmal  so   lang,    als  die  oben  or- 

45  * 


687 


688 


Uu<prtr,  1111(1  «l.ilici  licss  sirli  Voss  in  »einer  üelierselziiiit; 
Hurrli  die  Aehnliilikeii  iler  lieiilen  .SJrophoiihalfCrii  ver- 
leiten, »ie  als  Stro|)lie  niiil  Anti»<rii|)lie,  <la»  Foljj;en(lc  ila- 
eeiTeii  >■>'*  einen  noch  einmal  so  langen  Schliissjjesanf  zu 
belr.icli(en,  »a»  mit  der  Annriinnng  «les  Texleg  Lei  l)in- 
ilorf  iiaoh  Lachinann's  ^'orgaiige  ebenso  sehr  streitet,  als 
die  dialogisclie  Zerstiirkelmi;;  der  Str(i|)lien  in  der  Ueber- 
.letzuii;;  von  Srlifitz.  Heide  Stroplienli.'llften  »clilossen, 
wie  die  Antistrophe  zeigt,  mit  einem  Dorlimins,  dessen 
Langen  in  Kürzen  aufgelöst  sind  ,  wogegen  die  erste  .Sylbe 
Terh'lngert  ist,  wie  y.ci  i}avdrof  Ttko^  und  orö'  i-TCi- 
yc'.uK  'Jüli.  Allein  sowie  vor  fi/](d(fiiovi  TtOTfJ't)  die 
Partikel  y.ui  »eggefallen  ist,  so  fehlt  auch  eine  Länge 
vor  3ava.T(OV  ÜQai.  Dalier  kam  es  vielleicht,  dass  man 
lieide  Strophenhalften  einander  gleich  zu  bilden  strebte, 
und  darum  auch  die  dem  Dorlimins  y.TSavd  r'  tJliyuvoiq 
entsprechenden  Worte  ii^avov  iiit  Cfuvut  oder  ijlicpo- 
vut  weglies»,  so  »ehr  auch  der  Zusammenhang  des  Gan- 
zen einen  solchen  Zusatz  erforderte,  uud  dagegen  nach 
öict'Taiav  Key f IQ  das  übcrüüssige  Substantiv  Tikayrtr, 
wie  nach  öoLioioi  y.al  au')iiaoiv  TtSTrkayfiivoi'i  das  A'er- 
buui  ivverru)  als  Antwort  anf  }  syeii  einschaltete.  Al- 
lein Larhmaiin  suchte  mit  grösserem  Rechte  beiile  Stro- 
pheuhalften  mit  dem  Folgenden  in  Einklang  zu  bringen, 
wenn  gleich  Dindorf  nicht  die  Veränderungen  desselben 
in  den  Text  aufzunehmen  wagte  ;  mehr  möchte  ihn  viel- 
leicht folgende  Lesung  befriedigen: 
Str.  l.  Ji  svutvv^vjv  Tervuf^ievoi  — 

IL    TeTVUf^ivot  ö^^,    6fxoan'kdyxv(j)v  re  ttIsv- 

QUJudxU)V 

idavov  £Ttl  (fdvij).  — 
I.  ^4iai  Satjuövtot, 

a/'ai  d'  ävTtcfovovvTujv  davüxujv  d(>ai. 
II.  Jiavxaiav  "kiyon   döfxoiai  xal  aujuacriv  Xi- 
irXay^svovg, 
dvavSdru}  uevei, 
dgaioj  t'  ex  itarQOi  v.al  biiöffoovi  tiot^oj. 

Aat.  l.  Jci'jxei  de  xal  jtöliv  örtli/o;  — 

IL  Srevovai  Ttü^yoi,    arinst.  tteöov  (plKavdqov  • 
fxevei 
xtsavd  r'  aTtiydpoiq  — 
L  Jt'  (op  aivof^öpoiq,  ^ 

öl'  tuv  vtixoi  sßa  xal  davarov  tekot;. 
II.  'Efj.oiQd(favTO  8'  6^1'xäpStot  xTiqua9',  ujoi 
iaov  kaieiv, 

öiaXkaxTtjot  8'  ovx ^ 

dfieucpei  Tcdp  (fikoiq,  oöS'  hKi%dpLx'  "Aqsi. 
Str.  1.  Vom  Mordstahle  links  die  Brust  durchbohrt  — 
IL  Durchbohrt  gewiss,  leider  auch  von  Bruderhand, 
sanken  sie 
zum  Tod'  hin   in   den   Staub    — 
I.   Ach  ach!    Rasende  sie! 

ach  ach!   wechselnden  Tod  bringender  Vaterfluch! 
IL    Des   Mordstahls   Todesstoss  sei   der   genannt,   der 
sie  traf  an   Haus  und   Leib, 
durch  unnennbare   Woth , 

und   Zwiespalts   iVIissgeschick ,    spriessend  aas 
Vaterfluch, 


Atit.    I.   Die   Stadt   rings   durrhhallt   nunmehr   Geseufz  — 
IL    Die    Mauer    rings,     Frenndesgrund :     ihn    besitzt 
künftig  nur 
das   kommende   Geschlecht   — 
I.    Um    den  jenen   so   schwer, 

um   ilen   Hader    und    Streit    kam,    und    der    Tod 
zuletzt. 
II.    Im    Zorn    anfivallend    theilten    sie    das    Gut    so, 
dass   gleich  »ar   beiiler  Loos  ; 
doch  blieb   uns   Lieben   nicht 
der   Schiedsmann  tadelfrei  ,   Ares   erwarb   nicht 
Dank. 
Nach   der   gewöhnlichen  Lesart   lautet  der  Scbluss  <ler 
Antistroplie  diakkay.TiJ()i  8'  oi'y.  d^iE/jcpic.  (fikoisi   oud' 
tu.t][^-^'^   -'^P'jsj    allein    die     Dative    gewahren   nicht  nur 
einen   bessern   Sinn,     sondern   tilgen   auch   die   fehlerhafte 
Kürze   in    dlKlKpla,     und    bililen    einen    treulichen   Ge- 
gensatz    zu    den     Dativen    der    Strophe.       Sowie    in   dieser 
der    zweite  Halbrhor  den    ersten  sogleich  im  zweiten  Verse 
unterbricht,  so   glaubte  Schütz   auch  die   folgende  Strophe 
unter    die    beiden    Halbchüre    vertheilen    zu    müssen.       Da- 
mit stimmt  jedoch   der  Inhalt  der   Antistroplie    nicht,  son- 
dern VOM    <iun   an    singt  der    erste    Halbchor  <!ic   erste,   der 
zweite    Halbrlior    die    zweite    Hälfte    iler   Strophen.      Den 
Text  dieser   Strophen    hat    Dindorf   schon    so    gut   herge- 
stellt,    dass   nur   noch   Ol'   (fikaig   in  difikoig  und    8iui- 
SdxpP   in    Sioddiojp   verändert   zu    werden   braucht,    wo- 
gegen  es    vielleicht    nicht    nöthig    ist,      Cojij    zu     Anfange 
eines   Dochmius   in   Coa  abzuändern. 
Str.  I.   SiSaofjTikaXTOf  fjitv  oj8'  liiovaiv , 
ai8aoöivl.uy.ioL  öh  xovg  fjttvovoip, 
ra/    üv  TU  f'/rroi ,  xips:  ; 
räcf'Ujv  TzaTowiov  ka%ai. 
Vom   Stahl   gehaiin   liegen  sie   nun  also: 
Vom  Stahl  gehauii   wartet   nun   auch   ihrer. 
Es   Issät  sich  leicht  sagen,   was? 
Ihr  Erbesantheil   der   Gruft. 
II.    zJöuuiv  ^idk'  d'iav  £;  oiii,'  TTgoTi.'rU-nit 
8aixTr,p  yoo;;,  aihööTOvui  ,  ai'TOTitiiiojv , 
8aiö(ppv)p ,  Ol'  (fikoyadiji;,  hrLiw^  8ay.pi'- 

Xii-'jp 
ex  (ppevoi,  a.  xkaioiiivaq  nof  /wi'dei 
xoipbe  8voip  dpay.Tütp. 
Des  Hauses   Hall  sendet   mir   in's   Ohr   nun 
ein  brustspaltender  Gram,  eigenem  Leid  erliegend, 
feindlich   gesinnt,    freudeberaubt,  tief  aus  der 

Seel'   innerstem   Grund 
jammernd,  dass   mir  Weinenden  schwindet  der 
Geist 
wegen  der  zween  Gebieter. 
Aot.  I.  Jlapeoxi-  8'  elrceip  im'  ddklotca,  ' 

ujg  ep^axtjp  ■jtokku  fiev  itokixai, , 
^epcuv  te  nävxujv  öxixai; 
7tokv(f96poL'g  ep  8aT. 
Man  darf  mit  Recht  sagen,  dass  die   Armen 
Unheiles  viel  brachten  unsern  Bürgern, 
dem  ganzen   Heer  Fremder  auch, 
dem  mancher  biosank  im  Kampf. 


689 


G90 


i 


II.    Im  dvaaiajv  ocpiv  d  rexavaa 

TToo  Tiaouiv  uKocrai  xsy.voyovot  xtxXtjVTaf 
TiaiÖa    Tuv    avjd<;    nöoiv    aviä   defiiva 

Tovud'  trfjf',  oi  6' 
ujd    ireXeiJTaaav  vn'  dkkakocfüvoK; 
XiQolv  öj^oaTidgotoiv. 
Jo!   wie    heiilos   war   ihre   IVIiittcr 
Vor  all   ileneii ,   Hie  je  Kinder  an's  Lirlit  geboren! 
«ie,   die,  den   Sobn  ei(;ene.s  Leilis  sich  zum  Ge- 
mahl  nehmend,   mit  ihm 
zeugte,     die    so    graulichen    Tods    starben   im 
Kampf 
wechselnden   Brudermordes. 
Str.  l.   (h(ito:i()ooi  dijza   v.ui   Ttavojktdipot ,    öiuiu- 

l^taii  d(fikoti, 
i()iöt  fHutouEva,  vei'/.tog  iv  Ttkevid. 
II.   llenavTai  d'  ex^^ot;,  iv  de  yaut  ^aiu  cfuvoovivi 
/^leiii/.raf  y.üoTu  d'   ei'o'  u/naifxoi. 
Iliy.obi,  kvTijp  vitv.tuiv  6  Uovzto^ 

y.ttvui;  iy.  nvijui  ai'Seii 
^ijy.TOs  oidaQu^-   Tiiyoog  ön  ;jfp;yuarwr 
yay.di  danjTai   "-iQi]'i   dpav   naTQviav  xi- 
S£l<i  dhj9ij. 
I.   O  Brüderpaar!  ganz  geweiht  dem  Untergang  durch 
den   erbosten   Vergleich, 
durch   den  erbitterten   Streit   hier  an  dem  Ziel 
des  Haders. 
II.    ihr    Groll    ruht:     endlich    hat    das  Erdreich    ihr 
Leben   nun   vereint 
im   Ulutstrom :   blutrerwandt  nun  sind  sie. 
Ein   bittrer  Streitschlichter  ist  der   fremde  Gast, 

der  com   Pontos  stürmt'  ans   Glut, 
geschärfter  Stahl:   bittrer   Gutrertheiler   auch 
der   Kriegsgott,     welcher  jetzt  den   Vaterflnch 
arger   Weise   wahr   macht. 
Ant.  I.  'Exovai  fiuigav  XuX(jvT£i,  vj  ^tikeot,  öioöö- 

tu}v  dxeujv 
i'itu    öi    oujfiaxi    yäi    TtXovTOQ    äßvoao^ 
taiar 
II.    Ivi  rcokkoii  i'^avdioavrei  Tcövoiai  ys  ööf^iocg- 
leksvid  S'  aiS'  tTCrjkuka^av 
doai   luv  ö^i'ii  vöfiov,  rezQa^fxtvov 

TtaviQÖ-iiii}  cfvya  ysvovi. 
"EoTaxiv  '.-i-vai;  rgoTtacov  ev  Tivkaiq, 

SV    at^    i^EivovTO ,    y.al    dvoiv    x^arijacg 
ekt^i;6  dcdficop. 
I.  Den  Armen  ward  nun  zu  Theil  ihr  herbes  Loos, 
her  von  den  Güttern  gesandt; 
and    in    dem    Boden    erstreckt   tief   sich    hin- 
unter  ihr   Rcichihum. 
IL    Jo!    vielfach   im   Haus'   erblühend   von   misslichem 
Geschick! 
am   End'  auch  jauchzten   hier  die  Fluch'  auf 
mit  hellem   Ruf  überlaut,  bis  dass   zur   Flucht 

ganz   der  Stamm   gewendet   war. 
Der  Ate  Siegszeichen  stand   im  Thore   dort, 

woran  sie    hinsanken    beid',     und    nur    besiegt 
verliess  sie   der   DAmon. 
Erst   nach   diesem   VVechselgesange    der  beiden  Halb- 
chüre    beginnen    Antigene    und    Ismene    ihre    Klagen    in 


wechselndem  Dialoge  so,  dass  zuerst  beide  -  Schwestern 
einen  iambischen  Trinietrr  nach  einander,  und  dann  einen 
Tetrameter  in  gleicbmässigen  Uiiambrn  zugleich  sprechen, 
wie   foljjt: 

A.  llatodcii;    'iitaioas-      ••   ^i'    S     edavi;   y.uru- 
y.ravvip. 

!A.  ^oQt  d'  exaveg  fjtkeÖTtovoi-  «Vw  6üy.i)ra\  :ioo- 
xeioai- 
l.  /IoqI  f>'  idaveg  fjtkeo7ta9i';s'   fzo»  y6oi.\   /«- 
Tay.rüi;. 

A.   Getroffen   trafst  du.      I.   Und   da   erlagst,   erlegend 
auch. 

!A.    Du   erstachst  mit   dem   Speer:   unselige  That!   auf 
Thränengiiss!   du   liegst   nun. 
I.    Du   erlagst  durch   den  Speer:   unseliges  Leid !   anf 
Klaggetüu!   du   schlugst   auch. 

Hierauf   setzen   beide   Schwestern    den   Dialog  in  stro- 
phischer  Anordnung  also   fürt:   Beide:  £e. 

Str.  A.  'H  fxaiverai  yoüiut  (fQi]v. 
I.  'EvTOi  de  y.aodia  OTevti. 
A.  Jo)  i'uj  TTuidvQxe  ai<. 
I.  Sv  6'  a'vTB  yai  itavddkit. 
A.  77(>o;  (fikov  i(p9iao. 
I.  Kai  cpikov  y   ey.ravec. 
A.  /imkd  kiyeiv. 
I.  zitnkd  d'  öouv. 
A.  röujv  Toituv  xdd'  syyu^Ev. 
I.  Ilskü/jeSfa  ö'  ai'S'  äxiotv  nekas- 
A.  'ASektpeai. 
I.  '-löekrpsdiv. 

Chor  I.    /o)  MoiQa.  ßnovSöreioa  (ioyEQd\ 

II.  nÖTvta  r    Oiöiitov  oy.ia  ^ekaivd  t    Epnii, 
beide:     )*;  j.teyaa9£vtji  rtg  ei. 

A.   Ha!   rasend   tobt   vor   Gram   der  Sinn. 
I.   Und   tief  im   Innern   seufzt  mein   Her«. 
A.   Jo!   Jo!    Beweinter   du! 
I.   Auch   du   Beklagcnswerthester ! 

A.   Durch   den   Freund   sankst  du   hin. 
I.   Deinen   Freund   warfst  du   hin. 
A.  Zwiefach   dem   Wort! 
I.   Zwiefach   dem  Blick! 
A.  Ein   solches  Leid   so   nahe   hier! 
I.   Bei   solchem  Gram  so   nahe   wir! 
A.   Das   Srhw  esterpaar ! 
I.  Beim   Bruderpaar. 

Chor  I.  Jo!  Moira!  Leid   verhängende  mit  Graus T 

II.   OedipDS  hehrer  Schatten  du,  mit  schwarzer  Erinvs, 
beide:    gross  fürwahr  ist  deine  Alacht. 

Dass  der  doclimischo  Schluss  der  Strophe,  welcher 
am  Ende  der  Antistrophe  wiederholt  wird,  bei  Voss  aber 
willkürlich  an  den  Anfang  des  Dialogs  der  beiden  Schwe- 
stern gestellt  ist,  auf  die  angegebene  Weise  unter  die 
beiden  Ilalbchüre  zu  vertheilen  sei,  lehret  ansser  dem 
veränderten  Ver.smasse  der  Inhalt  der  Verse.  üb  aber 
die  Acndcrung  des  unmeirischen  Verses  vor  diesem  Schlüsse 
anf  gleichen  Beifall  Anspruch   uiarhrn   dnife.    wie   die  vor- 


691 


60'J 


liergrh«nilen   kleinen   Abänderungen   der  bandschriftlicheo 
Les.tr<    nach    Laclim.inn's    unil   Diiiilorrs    Vorgange,    mag 
man   nach   folgender   Anordnung  der  Antistrnpbe   Leurtbei- 
l«ii.      Antigene    nn<l    Isniene    zugleich:    IC. 
Ant.  A.   H  öiurd-eara  ni;naTa\ 
I.   Edsi^ar   iy.  cpvycu  iiiot. 
A.    Oi'ö'  ixs9'   Wv;  yM-cexTantf. 
I.  Stui^eii  di  Tivst'^'  dnujkeaev- 
A.  Qkeaeii  öi)t'  aiai. 
I.    T6vÖ€  y.ai  voacfiaa^. 
A.    TaKav  ytvoi. 
I.   Takara  nadöv. 
A.  ^i<art]va  xijSs   öfiövo^u- 
I.  z/icyp«  xofTcnkTOiv  Tii]uäTv>i,. 
A.   Okoa  keysiv. 
1.  'Okoa  S    VQäp. 
Chor  1.  'J(o  Moiga  ßagoSdreipa  f^oyi^ja  I 

II.  HoTPia  T    Oidinov  oyta  ftikaiva   t    Eotvvi, 
beide :     !*   /.teyaa^ivij^  -ttg  it. 

A.   Ha!   Leiden   traurig  anzuichaun  ! 
I.    Hat  seit  der   Flucht   e.    mir   {jezeigt. 
A.   Nicht   kehrt'   er  heim   doch,   »ie   er  schlug. 
I.   Gerettet   haucht'   er  aus  den   Geist. 
A.   Ach  I   gewiss   haucht'   er  aus. 
I.   Ihn  jedoch   schlug   er   auch. 
A.    Unseliger   Stamm  ! 
I.    L'nselige.s    Leid  ! 
A.   O  jaiumervoU   Beisammensein  ! 
I.    Vom   leideniollen   Schwung   noch    feucht! 
A.   Graucntolles   Wort ! 
I.   Grauent'oller   Blick! 
Chor  I.  Ja!  Moira!   Leidenrorhangende  mit  Graus! 

II.   Oedipus  hehrer  Schatten  du,  mit  schwarzer  Erin^^s, 
beide:     gross   fürwahr   ist  deine   lUacht. 
Sollen   nun  die   beiden  Schwestern   ihren  Dialog  aucli 
in  gleichmassigen  Rhythmen  schliessen,  so  ist  das  Folgende 
also   anzuordnen: 

A.  Si   Tuivvv  oiada  diaTteoaiv. 
I.  2v  d'  ovdiv  hozUQOi'  (xai^wv. 
A.   EtteI  y.axfik^si  eg  itokiv. 
I.  zioQo^  ye  Tiöö'  dviij^evai;. 
A.   Okoa  kiysiv. 
I.  Okoa  6'  ÖQdv. 
A.  'lut  Tiövoi;\ 
I.  */w  y.av.a\ 
A.  ^Jvjfjaoi  xai  ;u9o»t,  ar(>t)  TtduTuiv  d'  ifjoi. 
I.  Ew    rifiiP,  lio ,  xai  TU  TtooOui  y    tuoi. 
A.  'luj  övazövuiV  v.ay.uiv ,  dva^\ 
I.  Exeo^keti;,  t'vj,  doxijyiral 
A.  'lui  TiokvTCovaJTaTS  TidvTujvl 
I.  'Jui  öaifjovdivTeq  ev  dia.\ 
A.  liu  /(jj,  Tvov  0(fiB  9)jaoj.i£p; 
I.  Vo»  imuv  jiimjjzarov. 
Beide:  'lu>  iu>  ufjua  nargi  7td()£vvov. 
4.    Dich   lehrte  diess   also   dein   Zug. 
I.   Du   lerntest  diess  nicht  minder   bald. 
A.   Nachdem   zur   Stadt  du   kehretest. 
I.   Als  da  den  Speer  entgegen  hobst. 


A.   Graunvoiles    Wort! 
I.   GraunvolliT   Blick! 
A.   Für  Stammhaus  und  Land,  für  mich  dixli  zumeist. 
I-    Für   uns  air,    in!   für    niicli    mehr  ji'doch. 
A.   Jo!  jammervoller   Leiden,    Fürst! 
1.    Eteokles,    io,    Anstifter   du! 
A.    Jo!    Mnhbeladiier    xir   allen! 
I.   Jci!    Hartgeplagte    von    Djimon  ! 
A.   Jo!    wie    nun?    wo    bestatten    iiir^ 
l.   Jo!    da    wo   hlichstgeehrt   rs    ist. 
Beide:    Jo!    iu!   Leiden   ruhenil    beim    \atrr! 

Kaum  haben  die  Schwestern  ilieses  ausgesprochen, 
;ils  ein  Herold  den  Beschluss  der  ^"olksbcratlier  verkün- 
digt, dem  zofolge  Eteokles  zwar  als  Stadtvertheiiliger 
bestattet  werden,  l'olvneikes  aber  als  Stadtbestflrmer  un- 
bestattet  bleiben  soll.  Da  erklärt  nach  langem  Wort- 
wechsel Antigone  znletüt,  sie  werde  trotz  allen;  dem  den 
Briiiler  bestatten,  unil  da  der  Herold  es  ihr  noch  einmal 
verwehrt,  bricht  sie  nach  dein  Epiphoiiem  (fti  qii  in 
folgende   anapästische    Klagen    aus  : 

Q  f^eydkai'xot  xal  (fitifjaiysviU 
Ki]QEc,  Eoivvsi;,  a'ix    Oe'dinöda 
yevoi  oikäaaiE  ■jiov^voi^ev  oi'cu»^. 
TL  7ta9iu;   T(   da  öqoj;  t/  dt  lo^aionai : 
Tldii  Tok^tijoio  ut']T£  oi  xkaietv. 
uiJT£  -jtQOTiij^ineiv  sni  Tvj.ißij); 

Hochfahrende  Keren ,   Vernichter   des  Stamms  , 
Ihr   Erinyen ,   die   ihr  des  Oedipus  Haus 
Also  jetzt   habt  aus   dem   Grunde   vertilgt! 
Was   beschickt,    was   beginnt,    was   ersinnt   mein    Geist? 
Wie   ertrug'   ich   es  d«)ch,   nicht  zn    weinen  um   dich. 
Nicht  dich   zn   begleiten   beim   Grabmal! 

So  wenig  man  in  diesen  Worten  eine  Anrede  des 
Polvneikes  von  Seiten  der  .4ntigonc  verkennen  kann:  so 
wenig  lasst  sich  zufolge  iler  .Anrede  iles  Eteokles  fol- 
gende   Erwiederung   von   Seiten    der   Ismciie    beziveifeln. 

'Akka  (foßovfiai  y.dnoTpuTro/jai 

öti/xa  TTokniöp, 
^i>  ye  unv  nokkujv  ursv^t^rjjouiv 
Tiv^ef  xeivog  d    6  zakag  dyuoi, 
fiovuxkavTov  ex"^^  9Qi]vov  ddektpijg, 
siot.      Tig  dv  ravra  itidono;  . 

Mich   freilich   erschreckt,   mich   scheuchet   zurück 

niein   Ergraun    vor  dem    Volk. 
Dir   wenigstens   werden   der   Trauernden   viel 
Dasein:   nur  jener   Unglückliche  soll. 
Allein   von   der  Schwester   beklagt,   unbeweint 

Hingeho.      O   wer  schenkte  dem   Beifall  ? 

Nachdem  nun  Antigone  auf  dem  Beschlüsse  beharret, 
entschliesst  sich  auch  Ismcne,  mit  ihr  die  Besorgung  der 
Bestattung  zu  theilen ,  und  spricht  diesen  Entsrbluss  mit 
der  Schwester  vereint  aus.  Die  Chorführerin  räth  da- 
gegen ihren  Jungfrauen,  das  Gebot  des  Volkes  zu  ehren, 
und  der  gesammte  Chor  beschliesst  das  Ganze  mit  der 
Belobung  des   Eteokles,    wie  folgt: 

A.  /JQaTU)  Ti  71  okii  xai  fifj  öpdrw 
Toin;  xkaLovras  nokvvsixi). 


693 


694 


Beide:  HfABii  fisv  'i'fisv  xal  ovv9dipo[^iv 

ai'Se  TTQOTiofJiitoi-  y.ai  yao  yevsa 
xoiv6i>  TÖ3'  «3fos,  x«i  TTÖktg  äkkujg 
äkkoT   STtaivei  ra  dlxaia. 
CUuragi'H/Aeti;  ö'  afta  rtpS',  üJaneQ  re  Trökii 
xai  TU  dlxatov  ^vveTtaivti. 
Chor:  Meto,  yao  fidxagag  xai  ^luq  icr^vv 
i'tdc  Kaöfueioiv  r,Qv^e  nokiv, 
uij  'vaTQaitrjvat,  ft)]d'  äkkoSanuiv 
xvftari  (fu)xviv 
xaraxkva^iji'at  rä  udktara. 

A.    ^i»g  es   ir)r<>ii<l   <lie   Stadt,   ma;;  es   nicht  sie  thiin 
bei    den    KUj^endcn    um    Pulrneike«. 
Beide:   Wir   gelipii   zugleich,   und   bestafteii   zugleich  , 
Ihn    begleitend   sofurt;   denn    gemeinsam   ist 
Ueni   Gi'schlcclite    der  Schmerz,    und    die    Stadt 
urtheilt 
Bald    so,    bald   so,    «a»    gerecht   sei. 
Chorag:  Doch   wir   nun   mit  dem,  so   wie   es  ilie  Stadt 
Und    das    Recht  der   Beratlier    erheischet. 
Cbur:   Nach   der  Seligen   Hnt  und   <les   Zeus  Obmacht 
Hat  er  ja   die   Stallt   der   Radmeer   bestimmt, 
Dasg  sie   nicht  rem   Getvoge  des  Fremdlingsbeer, 
Ans   der  Höbe   gestürzt, 
Ward   antergeschwemuit  in   den   Abgrund. 

G.  F.  Grotefend. 


\ 


73.   Conjt'ctaneorum  in  Aeschyli  Supplices  pais 
altera.  *) 

Vs.   73  sqq.   haec  leguntar : 
'Akkd  9Eui  yeverai,  xkver   ei  ru  Öiy.a/ov  idovxic, 
H  xal  (Ar  Tiksov  ddvTti;  sj^siv  nao    alauv, 

'FßpiV    Ö'    iTOll^HOg    (TTVyOiiVT£(; 

flekoiT  dv  evSixoc  ydfjoiq. 
Wellauerus  hnnc  locum  interpretatns  est:  Aot  si  vel  nun 
|ierfectum  id  quod  concnpiscimug  nubis  datis ,  insolentiam 
autera  illoruin  parato  auxilio  arersamini,  justi  entis  circa 
nuptias.  Quorum  priora  recte  sunt  intellecta.  Sensiis 
autem  hic  est,  ut  üanaides  Deos  precentur,  ut  aut  pro- 
hibeant  nuptias,  aut  si  praeter  fas  Aant  nuptiae ,  ut 
Aegjptiorum  insolentiam  aversati  ultioneni  admittant.  Ne- 
que  rero  hvSlXoi;  eo  sensu  dicitur.     Scribcndum   igitur: 

nikotz    <j.v  ixöixoi  ydiioii- 
Vs.  «0  sq. 

Ei  dein  ^loi;  £v  navakj}9uj<;. 

/Jioi  'ifÄEQoq  oi'X  EviH^garoc,  ixvxi^ij  sqq. 
Schuetzins   et  Well,  scripserunt: 

Ei  den]  deos  ev  Tiavahjduig. 
„Utinam   Deas   revera   res   nostras   bene   constituat."    At  si 
sententiarum    nesam    spectas,    quud    lUi    scribunt,    aptum 
non   est.     Danaides    enim   Deos    generis    sui   tutores   inro- 
caiit,    primum  universos,    dein    ad  Joicm  summum    gentis 

*)   Par»  piioi   inserta  est  hi*  .liariis  a.    IÖ39    p.  878.    5(|i|. 


auctorein  preces  convertunt.  His  precibos  dtov  iiomiiie 
nullius  Dei  addito  interponi  aptum  non  est,  sed  Jori> 
uonien  v.  §().  neressarium.  Ct  mnito  facilior  emendatio, 
si  distinctione  mutata  punctum  po.«t  vocem  'tutoui  ponag. 
Ev   9elr   dcfendi    potest   Aganiemnonis  r.    lf)5S.    iyoj    xai 

Ol'  di'jao^ei)  xparowTe  tujvde  dojud-Tdtv  xc.kvic  Sed 
aptius  hoc  loco  aot  eid  eil] ,  aut ,  quod  uiagis  probamus. 
scribi ; 

Ell  8'  e'tt]  /ttos,  IV  Ttavakijit'jji 
Jioi  ifiegog.     Oi'X  ei'dtjQUTOi  iivxdi^ , 
ndvra  Tuc  (fktyedei  sqq. 

Vs.  90  sqq. 
'IdiiTtt  8'  ekniSvjv  dcp   iiipei:i)Qyuii 
IJavuJkecg  ßQoxovq, 
Jiiav  8'  oiiTiv    ii;o7rkl^et, 
Tav  ü'Xoivov  önijjoviüiv 
Hfxevov  ävui  (fouvTjfid  Tivii 
AvTodev  e^i^fiaiev  tuTrac 
E8Qavv)v  icp'  dyi/ujv. 

Hermannus  elem.  metr.  p.  427  rersos  postremos  hanc  in 
moilum   scribit: 

Tuv  üiiovov  Sai^ovitup, 

rifieVOV    tu  V    Cf(j6vi]f.ld    TTWs 

ai'Tudev  i^eTtfja^ev  ^i- 
nrß?  t8Qavujv  i(f)'  äypvjv. 

.4d  quae  explicanda  quum  nihil  sit  adjectum,  non  certo 
scimus ,  quo  oiodu  intelJexerit.  ^aifiuvia  pro  Sai/jovec. 
apud  poetas  tragicos  dici  non  meminimus.  2iaiuoviaj(, 
legendum  putamus,  sicut  Agam.  v.  365.  pro  dT'okitr,Tun 
'Aqi]  nveövrujv  corrigimus  dr okftijr tu g  ",-/pr  nreov- 
XV)V.  Dein  pro  corruptis  xav  dltoivov  facili  mutationr 
TVavxa  TTOVOV  et  pro  (ivuj,  quod  et  ipsum  corruptum 
esse  metrum  docet,  ov  legendum  putamus.  Mens  enim 
sancta  seile  posita  non  alius  esse  potest,  quam  Joris.  Scri- 
bimus  igitur: 

Jiiav  8'  ointv'  e^OTth^^i- 

ndvxa  Tiüvov  8aiiiovioj; 

"Hf^evov  ovcfQovijiAd  iiujg 

Avxodev  ei;e7iQai;ev  e/JTcag  e8(tävujy  i(f>  dyi/üiv. 
Quae  mutationes  et  nexu  commendantur  (rtm  Ule  nullam 
exarmat,  sed  omnem  laborcm  dirina  fati  lege  mens  eju» 
sancta  sede  considens  illinc  perficit)  et  scholiastae  inter- 
pretatione  ita  scribentis:  i^/jevov  dvu)  (fooiiijfxa]  ro  8i 
(fQovij^a  avxov ,  eni  xuiv  äyvuiv  edpaoudxujv  icp^- 
[i.ivov,  e^tirpa^e  xov  axojtdv  eavxov  avxodcv  nTiii 
xuiv  üyvtjiv  e8gaai.idxujv,  6  eoxi  xov  ovpavoi.  Em- 
perius  in  actis  societatis  graecae  rol.  I.  p.  :if)[)  versnm  ^14 
ita  scripsit: 

Ili  ^e^oiev  (f^ovijfia,  xvti  sqq. 
Soquuntur  haec: 
'JSio-d-üj  8'  ig  vßptp  ßgortiov ,  o7ni 
Nedi^ei  iTv9fii]v 
Al    d^iov  yd^ov  xedakva 
^vanaQaßovkotoi  (f^eah, 
Kai  Sidvoiav  fiaiv  ökiv 
KevxQOV  ix^iv  acpvxxov ,  äxo.r  8' 
A-xaTct  ixexayvovg. 


695 


696 


7£i>«/.('>,"  Bodiiu»,  o'iav  not  ememlaviuius.  Sed  inariet 
vitiuui  in  verl)!»  diufoiuv  fiaivokiv ,  qiiae  metrum  iioii 
adinillit.  Libri  iiicliores  iioii  fiatvuUy,»cA  /icvukiv  praebeiit; 
quud  laiiicii  ipsiiiii  pro  uaivöXtV  srriptuai  fuisse  videri  potest, 
uunm  libri  manuscripti  pluribiis  locis  £  pro  ai  habeant, 
ut  ».  ',)2S'  igeio^S  pro  ai(j£io'^ui.  Larliui.  <le  clinr.  sys«. 
p.  58.  atfOKif  scripsit,  ijuae  furiiia  uulla  auctciritate  inu- 
iiitur.  Seusuiii  rox  uailifiklt'  praebct  iiexui  aptiiin ,  ut 
aliquis  f //(««»');  scriptum  fiiisse  suspicari  possit ;  sp<1  eain 
loceui  in  uaivökiv  vel  f^iEvuklv  corruptaDi  esse  iioii  es» 
probabilc.  Ad  dolnsam  Aegyptiadarum  iiientem  aptiiis  et 
facilius  scribi   vidotur: 

Kai  öiävoiav  aifiikav 

KivTOOv  i^iov  üwv/.TOv ,  äruv  d' 
tidza  iieTayroii- 

Vs.    t04  sqq. 

ToiavTa  ■:idt}eu  fdkta  x^oiuuLva  kiyia 
Atyla  liuoia  day.ovortSTi]. 

'^■.  'fr 


Irkti^otoif  i^iTiQirri; 
Ziijoa  yuoii  /iE  riftvi. 


Libri   melloros    in    riiKÖ,  R.   ;(c    Tifiujv,  schol,   et  T.  iii 
tiiia-      Probabile   vldetiir  srribriidnni : 

Zdjoa  yuuii   Ttvifxai. 
Arerbe   dicit,  plaiirtu  ,     qui    lionur    morluis    haberi   sulrat , 
»e  Tiiani  esse    lioiiurataiii.     Vox    iuTlQcTllj   cum  aiitccedente 
rrc'.Oiu    juugenda.      Olim     ^ojoa    yöuii    TlTOV^iai    <  <mi- 
jrcimus. 

Vs.   116  sq. 

Ocoii  ö'  ivayiu  rikta,  Tcskoiüvuiv  y.af.cK, 
EtiiÖouuujo'  uih  itcivarug  d.:i^. 

Alter   versus  scribcndm: 

'EnlÖQOfi,  onudi  däiaroi  o.nf^. 
lia  enim  sclioliastam  legisse  apcrtum  est,  qui  liaec  srri- 
psit:  Ocoti  d  ii>ayi:u\  ÜJluv  öl  i}dvurug  d  ii  rj . 
£y.ei  Tujv  dvBQu'ii.u)v  tciiftayuLVTiJiv  tii^icü  xulq  [h.uK 
iiiauixovoiv.  'Evayka  dt,  kvayiaiiura.  Idem  Well, 
ücripsit  in  gloss.  s.  v.  e^tid^oiiu;.  Nisi  scholia^tae  testi- 
moniam  haberemas,  posset  etiam  aliquis  scribeiidum  suspi- 
cari: ■'■  ■•'■«!■ 

'En  iÖQO  iioi  u9i  ddvaroi  dTifj. 
Dis  Sacra   rata   erunt ,    si   res  secundae   caduiit,    ubi   mors, 
qaae  nunc  ingruit,  procul  erit, 

Vs.  201  sqq- 

lldtep,  (poovovvToj^  TiQui  (pQovovviai;  ippimeti. 
0vkdiofj.ai  de  raoöe  fxe/ivr,oi}at  os^ev 
Keövug  äcfer^di-  Zev^  de  yevvi]iu)ij  iöoi. 

Well,  verba  (fvkdtoiiiai  f^efivtjodac  »ertit:  Carebo,  ut 
Diemor  sim.  Quae  oratio  non  est  graeca.  lino  luCßvij- 
Oi}ai  a  scrilia  iucuriuso  pro  verbo  coiitrariae  sigiiiiica- 
tionis,  frirtasse  ex  glossemate  ('.I f^tv)]fiovetv:  OV  (.iciivr,- 
oifat)   itlatum  ;  qua  ratione   repouendum: 

0vkd^ouai  öe  rdud'  dfivrjfioveiv  aeS-i» 
Keövui  ifpeTua.i  sqq. 

,,Carebo,  iie  pruba  maudata  <ua  obtiriicar." 


Quae    proxime    lequuntur ,    in    libris    haue   in   iiiodam 
leguntur: 

JJN.40I. 

Mi;  vvv  oxoka^e,  fjijy^avi^i  6'  earot  y.oaroi. 
XOPOS. 
2Ü5   &ikotft    dv  {jdij  aui  nika^  Üoövuni  't/(!p. 

/JAN AOL 

i2  Zev ,  Y.uJioiv  oi'xTeiQC  fiij  'nokvj'/.ihai. 

XOPOI. 
löuiTO  diiza  TiQevi^evoL'i  o.t'  Ö/h/iutui;. 
Keivov  9eXovTog  ev  rekerrijost  rdÖe. 

^ANAOy. 

Kai  Zt^voi  uoviv  zövÖE  viv  y.i/.tia/.ext. 
XOPOI. 
210  KukoL'fxtv  ai'ydi  tjkior  nuni^fjiuvi., 

Ayvuv  i   'Avcokktj)  (fvyc.d    du'  ovQavov  &cüv 
Eiöüii  dv  aiaav  rijvöe  aiyyvuiij  ßooroi;. 

^  AIS  AOL 

SvyyvoiTO  diJTa  xai  nuoaoruiij  n^oifpoi . 

XOPOI. 
Tiv    OLV  y.ty.ktjaxio  rtüvöe  öutnuvvjv  in: 

J  AIS  AOL 

215   Oquj  T^iuivav  Tr,vd£  ojuim'uii  i^eor  sqq. 

In  liis  unum  facile  apparet,  versum  211-  {'Ayvuv  x 
Auokkut  (pvyd.ö  UTi  ULouvijv  ^eov.)  Danao  tribueii- 
dum  esse;  Üolem  enim  et  Apollinem  diiersos  Ueos  dici 
et  ita  seiitentiarum  arquabilitatrui  sertari  et  uratiuuem 
aequa  lege  iuter  Danauin  et  Choruni  ilistribiii.  Sed 
plura  turbata  esse  patet.  Rede  auteni  AVeil.  aiiiiiiailicrtit, 
versiim  207.  Jdo/io  i)i,xu  :i  otititvoi-  c.n  üi.iiiaxo'i, 
rnliocaiiduiii  esso  piist  versum  :.'03.  Zti.;  dl  Jiui'ijxajg 
idoi,  quemadmoduiu  v.  213-  p"st  verba  Eido)^  n.v  ni- 
oav  Xljvöt  ovyyv'./n]  fjuu xuti  üauaus  dnat:  Iiyyvoiio 
öijxa  299.  Quo  uno  inilicalo  Well,  quae  maiieiit  diffi- 
cultates  non  expedivit.  Primum  enim  quuiu  tiiugulus  üa- 
nai  et  Chori  tersus  alteruare  appareat ,  qimcuuque  mudo 
rcrsus  hoc  loco  transpoiies,  ratio  non  ronstabit,  quin  scmel 
uni  duo  versus  tribuantur  continui.  Quod  quum  admitti 
hoc  loco  nullo  modo  possit,  consentaneum  est,  aut  exci- 
disse  aliquid,  .int  imniigrasse  niinnnlla  ab  hoc  loro  alieoa. 
Jamvero  seutentias,  quae  versibus  204.  et  20Ö-  contincn- 
tar,  si  gpectamus,  certis  arguuientis  hos  versus  a  sede, 
quam  hodie  occupant,  alienos  esse  apparet.  Dicit  üaiiaus : 
ßlij  vvv  oiökaQe,  fttjX'^t'iji  <5  eoxio  y.Qdxoi.  Quae 
verba  inepta  sunt,  nisi  in  antccedentilius  aliquid  couti- 
neatur,  unde  quis  scire  possit,  quam  illr  ul]yan'V  iute!- 
ligat.  Cujusmudi  nustru  loco  nihil  routinrtur.  ICx  response 
Danaiduni  demum  inteltigitur  ,  remediuui,  quod  Dauaus 
praecipiat ,  hoc  esse,  ut  ad  Ueorum  aras  se  conferaiit. 
Igitur  loro,  quo  liujus  rci  facta  est  mentio,  versus  hi  rp- 
ponendi.  .4rcidit  alterum  argumentum  ex  responso  Da- 
■laidum.  Respondent:  (:)skoifji  dv  ijÖi]  ooi  n.ekai  &q6- 
l/Of^  h'Jl>:tli.  Quae  diccntes  consentaneum  est  ad  aras 
se    contulisse ;    ineptum    euim ,    si   spoodentcs    se    jam    a 


697 


69S 


|)atrp  Jiiss»   fartnras,   tiiiirn    iioii  ficiuiif.      Jaiiivrrii  Daiiaiis 
V.   22y.   <li<it 

^y.uTietre,  ■/.duiiiisoiti  yördr:  tuv  ronof, 
"O.jvji;  UV  vu'iv  noUyo^  tl  vr/.a  Tudt. 
„Conferle  vos  jnm  in  hunc  locum.  Api-.irct,  aiit  Danal 
virba  r.  229-  iiippta  esse,  si  üaiiaiilrs  jaoi  antca  ail 
Druruin  arns  se  cuiituleriiit ,  aiit  Uaiiaiiluiii  v.  'JUÖt  ">  '>>' 
iinii  roiitulrriiit.  Atri-dit  etiaui  iiuc  ,  quod  quuin  ii-rliis 
XcLg  öl  y(vv,';TU)Q  idut  Dcoruiii  precrs  iiicipiaiit ,  eae 
{)rrcr8  intrr|j(isitis  vrrsibus  204  sqq.  luisero  plane  iiiuilu 
iulcrriiiii|)uiitur.  Dciiiqiie  ii>lem  versus  alia  lorn,  qupui 
:<tatini  iiiilicatiimus ,  ailscripti  ailco  sunt  apti ,  iit  is  luciis, 
liiiilie  edituniiii  coiijrctiiris  ipxatus,  illis  versibus  additis 
fipliine  saiirtur.  Igitiir  pniptrr  tat  taiitasquc  raussas  noii 
iliibilaimis,  quiu  f.  304-  et  »■,  3U5-  et  v.  30ö.  e  loco , 
quo  nunc  tegantur,  in  aliuin  transferendi  sint,  quum 
l)  certnni  sit  versuin  207.  post  versuni  'JU3.  lefenduin 
esse,  2j  persotiaruut  distributiii  aiit  cxcidisse  aut  inimi- 
s;rasse  nonnulla  postulet,  3)  ktsus  204.  loco,  quo  |p;;itur, 
»ensu  careat ,  4)  >'.  2UÖ.  ineptnm  sit,  si  Oanaieds  nun 
fariant,  quod  ajunt,  ö)  hi  irrsus,  iiiepti  quo  leguntur 
l'iro,  aliü  sint  aptissiuii.  £jpctis  omnia  uptinie  hunc  in 
iijoduai  procedunt: 

XOPOI. 

üaTSQ,  q}Qovovvz(j)q  Tipug  (f'^ovovvraQ  ivvi'XEi'i. 
0i'Xa^o[xui  de  Tcioö'  duviif^iuvetv  os^tv 
Keövag  i(psxudq.    Zei^  de  jtvvijTuiQ  i'dot. 

JJNJOI. 
'FdoiTO  dijia  TrQU'fisvoi'Q  an    uuuaioi. 

XOPOI. 
Keivov  dikovTog,  ev  TsXEvzi^aei  rüde. 

^AiSAOI. 
Kai  Zipoi  üQViv  TOvSe  rvi>  xr/.hjoy.ert. 

XOPOI. 
Kakovfjiev  avya^  'Hh'ov  oojTt^oiovg. 

A AN AOL 
Aypüv  t'  'A'n.okXvi  (fvyäd'  du'  ovoavov  deöv. 

XOPOI. 
Eiöutg  dv  alfjuv  vivde  ovyyvoirj  ß^oiotg. 

JANA  Ol. 
Ivyyvoizü  6i;Ta  Y.ui  itaoaoxah]  TToöcppiov. 

ei  quae  sequantur. 
\crsu  209.  Solem  magnifico  tolatu  per  auras  et  aetherem 
vulantem  Danaus  Joris  alitem ,  li.  e.  aquilam,  dicit  prae- 
ciara  et  audaci  ioiagine  eadenique  mininie  obscura,  qunm 
statuam  Dei,  quem  innuit ,  dijjito  comuiocstret.  Absur- 
ilam  scholiastatt  iuterpretatinnem  non  defuere ,  qui  seqne- 
reutur,  non  spnticiites  ridirule  jtolrin  galluni  gallinaceuia 
vocari,  quainquain  ,,tlie  coc.k,  tliat  is  thc  trumpet  to  the 
inorn,  does  witli  his  loffy  and  slirill  soundin);  throat 
awake  tlie  God  of  Morn."  ZitJUC  iviv  conjiccie  pusses, 
nisi  ipso  sole  rlarius,  ApoUincni  nnn  cunfundi  hoc  loco 
cum   Sole ,  sed  diiersum   Deuui   haberi. 

Zeitschi:  f.  d.  Alteithumaw 


Suprrest  ,  ut  lorum  fabnlae  indirenuis,  uiiile  trrs  Uli 
versus  translati  sint,  Euni  aiitrni  nun  posse  aliuin  cssi-, 
quam  post  v.  230.  vi  «'X  lis  jialct,  quae  i!i»pu(ai iniu». 
Quae  ibi  sunt  vcrba  y.diitlljiojf  laude  iitu  lo.iuv  tani 
inide  sunt  piisila,  ndeo  abrupta  a  ceteris  ail  aureg  arci- 
(liint,  nt  eiiitnres  plcriquc  ronjecturis  nun  abstiiiucrint. 
Quae   optinie   se   liabent,   si   tres    versus    illi  sulijiriunfur  : 

ly.oTieics,  KÜfieißeo^e  ruvöe  xuv  tutiov, 
'On-wj  eil'  i'juv  Tiüoiyoi  tu  vr/.a  züde. 
ßli;  viv  fJ^öl-f-Ce ,  jnj~/c'.i'rt;  6'  eacu)  y.odcu:. 

XOPOI. 

Oekoifx   dv  ij8i]  oul  neKug  Oouvuvq  e/etv. 
S2  Zai',  y.üTiujv  u't'y.Tetps  in)   uotMiLöcui. 

Quod  üanaus  filias  alluquens  priniuni  sin;;ulareni  iiuine- 
rum  pouit,  dein  plurali  utitnr,  ejus  rei  ne  niiniina  qui- 
dem  est  ofTensio.  Idem  supra  saepiiis  fit;  ut  hnc  utar. 
V.  201.  nouQ  (fooroi'VT<ii  evvtiit/;-  (fvküioiiia  de  sqq. 
Danaidcs  autem  nun  niediis  diverbiis,  sed  iinito  demuui 
cum  patre  serinone  loruni  mntassp  vel  per  se  probari  dr- 
ket,  etiamsi  nun  firniaretur  iis,  quae  disputavimus,  Aptuni 
autem  est,  dum  ad  novas  sedes  traiispant,  eas  denuo  Jutis 
invoratioiiem  addere,  unde  preies  prolectae  jfcntis  aurtu- 
ris ,  a  quo  ouinis  sors  earnui  pendeat.  Aptum  denique 
rtiani  iiuc,  ante  Regis  adventuni  postrema  Cliori,  non 
Danai,  verba  esse.  —  Quodsi  autem  quis  exempla  versuum 
simili  lalioiie  apud  Arsilivlum  a  sonbis  trajectorum  ejus- 
que  rei  causas  quaerat ,  is  Ilcrmanui  de  verss.  spuriis 
ap.  Aesch.  ilisserta(ioneui  adeat,  opi»sc.  vol.  II.  p.  7(j  sqq. 
Etiaui  alius  Supplicum  versus  videtur  sedem  suauj 
inijjrnssc,  versuni  442.  dicimus,  qui  nullo  cuni  iis,  quar 
antecedunt  aut  sequuntur,   ne'xii   rontinctur: 

Kal  yl.mooa  zoi:ei'oaoa  ui)  t«  xalpia, 
rivuLzu  iwduv   ui}3oi  «''  beky.zjjoio^- 
'A  Ky  eivo.  i^t'/iot''  y.drjza  y.irvz  ij  (jia. 
'Onuiq  8'  ofiu/fiuv  o.hta  uij  yevijaezat, 
Aei  y.aoza  i)vtlv  sqq. 
Quem    versuni  Well,    infcliriter   emendare   rnna^us   est,   pm 
y.dftlO.    tonjiciens    yc'.fj    ZU.       Qua    conje<(ura    Aesclivlii 
sentcntiam    obtrusit    sunimo    poeta    iiidii;n3m     neque     nexu 
coliaerentein.      Stanjejus     hunc    versuin   sute   praec  edentpin 
colliicavit,    quo     loro    non    est   aptus.      Aptus    est    post   ver- 
suin 41^3: 

Kul  TiokKaxij  ye  öuoTicL'iaiota  TiQuyfiaza, 
'Akyeivä,  ^viioc  y.doza.  y.ivr,zrj(>ia. 
Fortasse    falso    loro    adsrripius   est   propter    foriiiarum   ad- 
jectirarum   be\y.zijOLOg  ei  y.lvtjZl^oiu^  similitudincni. 
Vs.   259  sqq. 

'Anicyuo  eXdvjv  ex  neouq  NavTiay.Tiai; 
'Iwcgouuvzoi  nak  Anüi J.oivoi,  X^'^^'i^ 
Tijvd'  eyy.u'juigei  y.vojda/Aov  fjouru(fi}u(>u>i , 
Tu  dr,   nuLaiviV  oAnazuiv  ^idouaoL 
ÄoavdeiiT   dvijy.e  yuia,  jtijvetTai  äxr 
Aaay.ovSöfiikuv  dvouevij  ^vvor/.iuv. 
Mij/eizai  äy.i]  libri  fu']vi]  v.al  ddxi]  T.  et  V.  —  Weil. 
dfxivezai  d'  dy.i]    vel   fir^dezai  S'  nxij  conjecit,    dubi- 
tans  tamen,   num   verum   verbam   reposuerit.      Quippe    ipse 
sentiebat,   eam   construrtionem  cum  sequenti  rersii   nullani 
esse.     Scribendum  vidotur: 

46 


099  7()f) 

ygnvdfio'  ttvfy/.t   ynia    flljviv   {t/avr,  lli«'!»    vorsilms   fiils.i    ilif>(iii<'<i('tii<  ninml,')  quanlnin  n(l.-<|)rr«^>. 

^otty.iiV\h>i.ilH>v   dl'Oiitiii'i    ^t  viil/.mu.  Siilihifu   miiii    pnst    Ul/nihv     iii(i'r|)iiii(ti(iin' ,    i'uiiiinn   |nist 

y/i'lll'    iiii|i|>liiiii"i     iKilat,     quo    «ili    iraiii     'IVIliis     luimliip«  (fuyitv    iiiMii-iiiliiin    es»!-   hi'Iisiis    dmi-t. 

(iriM-rrit,     «frr    Kiiiiicn.     r.     ,s4S    sq.         OrTo.v     <)l/.((iit)i  \'s.    3()'.>   g,y^, 

,i;d^rnoot:io,^    :iü/n    ß/ijvif    t,v    ,}  y.nrov  tiv    ,]  q^-.^  n'-Aonou  ro  y.Ql^ia'  iii',  u    alooC  y.onr,v. 

/iiii,,ijp  aruartp.  Eliuu  öt  v.at  noiv,  ov/.  dver  dij/jor  läds 

Vs.  '.',S'.'  sqq.  noataiti    au,  oi'di  ni-o  xguTviv  v.at  fii-ioTt 

Kni    Tili    üvni-SQoig  /.oioßouT  oiu;  ö'   '1  tili-  !'■''' V.  ' '"'^i  ei  ■^ot'>   ti  fn)   Toiov   f'jfj, 

Cova^,  E:njkfda<;  rifjojv  di.uj  i;r)u(i  ■jTuktv. 

Ei  TOi:urltX!'\    l'i^t ,   y.oui'  II.V    i^xcaa  Weil.    «Ii<it:    Srnsns   csf,    ni    quid    alilcr,     i.    o.    Jiiffliritpr , 

1  Ulli  y  sqq.  arcidat.      Quciii    gi-iiüiiiii    i  rrlioi  um    rssc    apprlliiii    rat,    üiil 

Kein     est    iliiliiiiiii ,     quill    Ai'sclivlii«     Ainaüoiips    cnriiiviirns  «■<)   scikii    /d;    toiov    ilit-i     ynssr     proliaiiduiii    pra«.       (Ju.i.- 

|irar<liraiis    in    iioiiiiiu-   paruiii    Indat,    quasi     ex   a   pritativo  tcices    forf.issi-    fX    laugiiido    aiiuK    vur.iliuli    iiiferpretaiiM-iiln 

et   iia^u   iirdiui   sil.   Siiiiilis    in    liac   faliula    est    liisus   voiis  irropsmint.       \iili;at.i    riiiiii,    quam    exliilniiiniis ,    ex   Tiir- 

Daiiaiis   r.  .-tlä.   quasi    ex    drtljl'itl   et   mcis  ttowo«  v.  (,9 7.  l>el>"    iiiaiiaiit.      Lilinirum    eniin    uiiiiiiuin    lertio    iitiCrui)^ 

i|ua->i   ex   nuuoodv  ortae.      Corrigunt  ygiofjiiunc  'Jfui-  est:    El   :i  oi'   ll  /.ai  inj  toiov  Ti-l'^r.    Schiieiile»  iiius  in 

^iiVUi.      Aut    ila   aut   pari    rncilitate  litr» ,    quo    Oriitneni    Tlielianuin    publici    juris    fcrit    cniii- 

YOlUlioouui   :/„liCoVUg  mnni.a.itque    ...ujertanea    in    poetas    Graeros  millta,    emen. 

■                '                 '       "  (laiif: 

srilieniliiin.  „          ,              <    -     »              , 

il    -rm     TI    lil:    Xi'JUV    TVIT. 

V».    'J')'J  sqq.  ,      .                                 .          .                     . 

7)  vv/  if  l/V  Nobis   iiia;{is    pruLaliile    liiletur   scribeiuliiiii    esse: 

Mr,  y.ai  /.o>e  UiZrjva  i^ixd'Jvai  ßooT,o;  "'  ^  ""'  "  >t«"«'^">-"^  ^'>'- 

XOPOI.                                   '  Vs.ö'ilisqq.                          _            ^ 

J-.  ,               ,     .  „,,             ^        .        --          ,  Tu  ngui  yi'iar/.iiiv  e7iidujv, 

ha.  xpinra  y    llgag.  laira       nafj.ayiiazvjv.  IJala/cfaTov  dfurfgov 

BA^IAE  YE.  Ifvrti  (ftidai  nguyoiov  yivuiy.ui 

Tlioi  oh  Tfku'Tu  ßo.mUuiv  veiy.ij  rdöe ;  JSliDoov  ti'cfuov    nivov, 

t- IM           •       ■.                   I.           ,  T....    I  .   T,-.-;,«    ,,,.,  T>  Fevor  TCokl'liVljOTlOO ,  icrdllTlDO   luii,  sqq. 

r.ilitiires    Iiiscite    irrsti    altem    ex    lurnelio    TCtTCC    TIDV  Tl.  .       /           »  '      7                %             ''      ii 

rc.eperunt,     quod    falsuin    esse    satis    apparet.       Veisii   sq.  Well,    loriiin    ila    explicat:    „Cominafe    post   inrdoiv   piisilii 

rex   de    lite   inter   Jotem    et   Jniu.npui    orla    ila    loquitur,    ut  «"t  suldal»   <olo,   quod    vuljo    post   7(iv((/Z(y'>;   pouifur,    seii- 

eju»   rei    mentioneiii    a  Clioro    injoc(am    fuisse  prol.al.ile   sit.  «'"*   '''•'    '■'■'':    ^ed     quod     ad     iiiulieres    attiiiet,    vel    preie« 

Versus   ipitnr    hunr    fere    in    medum   srnl.endus   videtnr:  •l"»''    •'    "'nüerilius  proliris.  iintur  respi.  iens ,    erga  aiitiquuiii 

Äf       •     tri       ^         '     Ä'      ■'      .,    -     j  .  ,  «  nostriiui    jfpiius    a    ililerta    projfenitrice    iiiuliere    iiriiinduni  , 

üc    xovTiTu   7     Jigui   ziovo     u/1    nafjciy-  ,      ,        .           i       A     i^-  • 

^                 '                              /               '-  '  reiiuia    laiiueiii    lieiievolam."      üirl    null   posse    yfvoc    vioj- 

,•        ,.  ,,  f'"'   i<.tvov ,   reiioia   landein  erjfa  feiiteiii,  in  pruiiitn.     Her- 

\s     HA)  sqq.  ,     '              ,             ,,,,,,      *  /                      ' 

"                               ,             ,      ,  luaiiiins   iluctr.    inetr.   p.    JjJ    postreiiiuiii   versuin 

11110)1.  TU  y.utvuv  o    et  iiiaiveTtu  nu/.ii,  ■             ,        ■»          , 

Erli;    uiilo^ui  lu(.;   Sy.noveiv   ay.r.  srnpsit,    qua   radone    inelrun >n   se.isus  rrsdtuKur;   quid 

■Eyii>    d'   <lv  oi  -Malvoiii   izroa-tioiv   TiäoOi-  «"'"'   7^"""   «''''   '-'"'    ^"«   'I'""""''"   j«"'i;ei.dum    s.t  mm 

■■tOToh-   öt   7TO.0,   Toioi^'t   y.OlViöocti  nlüK  •^•■'"'«   d^ffK.le   est   ad    intelliKendum.     Tarnen    recepit  eam 

llornm    rersuum  postr-.inm  qnum  corrupfiim  es^e  appareat,  ''•«•<"""'"'    Weil,    in    (jIüss.      Lne.is    i(a    s.ril.eiidns   ndetiir, 

Well.,    nt  prioruin  infelir.a.ünaminaniittamus,  autttöro/-,-  "!  P"*""   f "t"<"^"l'l'ae    "^•''a   t^""'    V»>Utnus    slrophae    ver- 

<1i^   77(10/   ruivöi   y.oivtijot'i  TTtui,  aut  quoil   ad   corrijfen-  ^'^  '"■""  J""Ka"l"'': 

dum    farilius,   ad    intellijjeiidiiiu   diffieilius   sit,    airviv   fSf  Aiflva   ö'   h^lßaks  nofjCfVQOildcl 

lünt   Tuiofit  y.otvuiaai  nigi  scril-eudum  proposnit.    Hoc  Ti'lv  fAekavö^uy    äiav, 

quiilem   apcrte    falsuin ,  sed    iieqiie   priiis   probari    piitfst  ob  \4fT.   d. 

duplirem   .ansam.      Nam    part.<ipiun>   ,(are   n.m  posse,    »isi  Ugöaui   yvvaiV.iöv.    -EntdlOV 

quis    exrulisse    nonnulla    existiiiiavent ,    oralionis   .onf.rma-  IJakaiCfaTOV    dfliliQOV 

t,o   ar-uit,    neqne  verbum  yoifuvv  cum   praeposit.one  TTf^-l  f^^^j^   „,^'„^  Jiooyüi'UU   yvvaixöi, 

jnnifilnr,    ms.    media   forma.      Libn    nun    .ariant.    ms,  quoll  ]\eujaov   s'ixfnov    aivov 

aeg.    L.   mfiuiti.um   y.uivvjoiu    praebet.      Scr.beud.m,   v,-  Tivuix;,   71  o  Kv  fi  vi;  0  T  ou,   iffältjog   ior,-,  sqq, 

iletiir:                                               «              /                         '  ,,Poii(o    injire    liirin    nij;ris   fraiisfris   orii.ttam    proriil  a   i 

.'laxojv  Se   naoi    tOvÖC    y.UiVUiOai   TCtgi.  Ueribus.      Ilespiciens   antiquam    nostram    dile.tae   a    te  |i 

„T.1    tero   cum    civibus   universis    Lac   de    re   agifo."  genitricis   ^entern,    gentis    laudem     renca."      Pnmis 

Vs.   .H8.")   sq.  sequentis    strnphae    verbis    iiiterdum    breve   aliquud    adtlita- 

/tet   XUI    oe   (pevytcv  xarä.  vöf^ovg    toi»;   Oixodev,  mentain   ad  ea,  quae    in  anteredentibus  sunt,    ita  continefur, 

ßs   oix  i-^ovai  y.vgoi;  oi6in>  dfifpi   aor.  ut  lerba   insnper    addita    sententiam    habeant  majore   cum 


itiii- 
itro- 
iiiiii 


rni 


705 


ri  rUcrdKl.iiii.  l'(i  lior  liico  niiiiils  I)  iiial<liiiii  |ii<iM)ii) 
III  <>o  rcrdliir,  iit  Aci.'V|>iii  prnciil  n  »••  riMiiovraiittr  , 
(j[uaiitiiiii    ejus    fiiri    piid'wt    iiinxiiiip.      Cfr.    A|;aiii.    i-,    JJ). 

0odnhv  f>'  äöQuiQ  narr;o  mz'  iv/vvy 

UeRAoirn  nfQi'i irij  1  navTi  iiviii/j 
rinovinlij  l.aßtiv  ät(jd}p\  OTo/jaTÖ^ 
Te  xnkkiTcQajoov  (fvkav.ijv   v.axanyiiv 
09(')yyov  doaiov  oi'/.oig, 
2ro.  i. 
Bin  ^n}./viijr  T   ö.vai'Sij)  invet. 
<iiioil   vor   yti'Os   tor    rciii-tifur    (f.   scj.    f>l'   a:,   TOI   yii'og 
i'/(iii(il   ih'(i.i),   luill.i    Pst   olli-iisi«.      Ean   verlioruni   repe- 
titioiios    iicqiie   srinjicr    «mit  arl)l(r,>riap,    iit  WpII.  existiniat, 
iipuue    nbic^iii*    adinilli    ixi.isiitit ,    .-omI     hoc    Iiico    idciii    vora- 
liiiliim  tanta   rinn   >i   rppplitiir,   ({iioil    in  po  c^iiasi  arguincn- 
liiiii   versatur,   ^uo   Joris   aiixiliiiin   iinplorant. 

Vs.   542   sq. 

'Jd.ir  TSt  Ijooi  ä  ')  i  Si'  anu 

ßlip.oßorov  0üvyU'.i  Sidunat. 
Conjprtnra  Turiiplii  iäuxil  d'  '.4aiÖ0^  rerppfa  ab  pdi- 
tiiribiis  aiitp  WrllaiiPriiin ,  ail  spqiipnlia  pariim  pst  apta. 
Hanjitiiis  0uOldoi  <oiijp<-il,  «jund  liabpt  primo  obtiitil , 
quo  romiiipiidari  pusMit.  At  obstaiit  pliira.  Nani  Grapri 
i'o  modo  JliiiniiMiiii  noiniitibiis  ad  torras  drsij^nanda'i  iiti 
iioii  solent ,  iiptjiie  yaid.  0d'iidui;  vpl  siiiulia  ilxniitiir. 
Dpiii  asviidploii  (  öriiLfl.  Id^TII  sqq.  )  iiiolpstiiiii  pst. 
Doniqne  id.lTtiv  sine  rasii  po«itiiin  in  siispirionpni  intur- 
rit,  qiiainqiiain  id  quiilrni  fortassp  derendi  qiipat  rxpiiiplo 
•  fibi  lukkeiv,   Hps.  Tbpog.  V.  2t)9: 

Hiiy.ouovi  &    -IgTiviuq,  '.iäkkui   r',  'S^y.rn  tt'jv  Ti, 

Ai  o    dvltjujv  uvniTjoi  x«l  oKovuii  ö.ii  inouTui, 

'Q-y.tiTjq  71  itiJiyeaoi  ■  nnHXouviut  yau  iakkuv^ 
Difliniltatps ,    qiias    iiidirariniiis ,    tolInntiT    iiiiins  syllabae 
traiispositiiiiip.      Pro    laniil    ßuaido^    eniin    srribpiiduiD 
vidptnr : 

'la:irii  d'  ui  c,  ßda/v  dt'  dlac, 

JSIrit  ii[juiov   0)(JvyU/.i  didiaiat- 
,,lta    illa   (dempiis   et   opstro   pxagifafa)    ^radum   per    Phry- 
•;iaiii    corripit." 

Spqnuntur    liaec: 

Ilepä  öt   Tei^QuvTOi  docu  Mlovji  , 
04.')  yli'dtd   T£   yi'akw 

Kai  dl'   öüvjv  Kikiy.ujv 

UdiKfi'kujr  T£  yi^'i/  SLOQVüiteva 

flao  Tiorditoi'i;  dtiiaovi, 

Kut  iiadünkoL'tov  x^öva,  y.di 

Tdq  '.Jcfpodlra^  TToki'nvgov  atuv. 
Versu  647.  Well,  cum  üeathio  vorabalDn)  yivi]  ejicero 
tiebebat.  Occuitior  qiiaedain  nienda  haesit  in  postreniis, 
quamquam  editorrs  pro  saiiis  liabpiif,  Quae  enini  sunt 
illae  terraruin  ilesio^iiatioiips  fjUx)  l'TCLoiTo^  ^^Wi;  et 
.■l(fpuöiTlji  uiul  Intelliguiit  vuljjo  Phoenicen  et  Syriam; 
at  utraque  diips,  utraqne  VeiiPti  sarra.  Et  qiiot  aliae 
terrae  fjCi^V'^korzoi'i  ut  fere  inppta  illa  designatio  exi- 
«timanda  sit ,  nisi  atiquid  addatur,  quo  quam  tprram  popta 
ID   mente   habeat ,    intriligi   possit.      .Scribendura   videtur: 


h((t  fjuddlkui'Toi'  yihivo.  y'liitUT^  './(foodiiuc 
:i()/  i'n  looD  (1.1(1.1. 
\i,\  apta  pst  (orr.ip  dpnignatin.  liiti'lli|;ilur  Piiiiii  S\ria, 
piT  quam  .In  pX  Painplivlia  pt  Cilicia  ad  Aoir\plnm  ppr- 
gere  debpliat;  pa  prat  aiitpin  pt  ßii.i}i':i  t.oi  loi  ri  :i  i/- 
KvTTl'OU^  et  Vpiiprig  ciillu  omniiiin  terrarum  inaxinip  in- 
si^nis. 

Vs.    .')'.»()   .sqq. 

'JV  do-/di  d'  OL'  xivoq  Ouf/.Ziov 
Tu  ti£i(tv  y.otioouvvtv  y.oaivvif 
Ol'  xtvi)i  uvv>9£v  i)invoi>  otj/jn  y.d.TU)- 
Ilu.otriii  b'  toyov  o'j;  hioi, 
yjliraai  ti  tüiv  öoi'hiu^  (fhfjil  'foi^v. 

Huiic     loriiiii    Ilprma s     in    iiofissima    Sopli.    Opd.   Rpji» 

editione    pajj.    12    ita    roiintituit : 

'}'n'  (i.oX'^i  d'  oi'xtvog  dodliDV 

Tu  iifinv  y.o£ioüortt)v  y.odxiviiv 
"Aioj^hf  ijiiivou  ofßet. 
„Nullius  sufi  iniperio  prnpernns  .   iwpolentem  piitentioriLus 
imperare  allius  sedeiitem,  pruhnl.     Dpciaraf  anlpin   slalini 
chorus    Iianr  spiitenfiain ,   addpns: 

fldofon  d    toyuv  oJi  inoc 

^LntL'Oui  XI  Twv  ßuvKioq  xfiost  (fpr.v. 
In  qniliiis  qiiuin  OTtiroft  dicitiir  JiipKpr  snopfe  judirio  , 
liillil  id  aliud  rst,  quam  quod  iniiclo  diitnin  prat  nullius 
euni  siib  impprio  properanlem  inriiiins  super  snininn.«  pn-- 
lipre.  ^tfjliv  iufiiiitiio  junxit  pti^iiti  in  A^am.  v.  |(i2l. 
.ii'yioiy,  i'fjoi^siv  £V  y.ayuiotv  ai'  osrlu).'-  Hapr  Hpr- 
iiiaiinus.  At  eae  mutatiniiPS  pt  lioleiitiorps  Kiint  et  aPii- 
fentiam  habent  ab  lior.  loco  nlipiiaiii.  Cplpbratur  Joris 
oinnipotpiitia.  Pariim  est,  si  iiiliil  diratiir,  nisi  Jorem 
non  probare  iinpoteiitpin  potpiiliorilins  iiiiperare.  Quid  Ihm- 
ad  Danaides?  aiit  qiioniodn  apta  »it  tpiiiiis  illa  spiilenfra 
et  ronvpniat  ciiiii  .«plpiididissiuiis  rprbis,  tum  quae  praerp- 
duut,  tum  qiiai-  spqnnntiir:  Ucoioit  fi  Kjyin  oic  l-:iOi 
07Jf?ö<!/?  —  Lpiiiorp  medpla  ioriis  ridptur  posse  rpslitni. 
Et   duo    primi    quidein    rprsus 

'Yti'  ucf/ci  d'  oi'Ttvo^;  3uaCv)v, 

Tu  ittiov  yoeicooi'iuv  y.rjrj-xth'fi. 
iiiilUm  plane  habpiit  offiMisionpin ;  xu  n£iov  y.ottoouiujv 
eiiim  a  y.uo.xivii  ppiiiJet ,  ut  r.  fi.so.  nui.tv  yjari  tu;. 
>oii  Jupiter  imprriuiii  iiiferius  potentiorilius  exerret.  Jir- 
quenli  rersu  UV  xiiui  px  aiitpredpiili  oi'  xivoi  male  in 
libris   ippetituin.      Srribenduui    ridetur: 

Tivui;  d'  Üuuj!}£v  t)fi£vov  ai:i'j£i  yoa.xi;; 
Cujus  enim  altius  sedentis   imperia   ille  rereatur  ?  Qua  ra- 
tione    in    rersu    anlistropliiro    duae   syllabae    exriilpruiit  foi- 
tassp    liunc    in    iiioduui    expirndap: 

üaxi](j  xpinoi(}yoq  uvx6xii(i  dvat;  yiuui<>; 

Udkai  nakaiu(fiju)v  fityiii 

Tty.xiuv,  x6  TTüf  fu}x^9  ui'fjiog  Z£i'i. 

Dpniqnc  postrpinis  rersibus  splendidissima  spntpnlia  niisprp 
depravatur  lleathii  rorrpcfioiie  /rfot'A/O^,  quam  uiiraniiir 
etiam  Uprmannum  recepisse.  Acceiitu  cnini  luutalo  srri- 
benduin  : 

üdQ£Oxt.  d'  i{jyov  uji  £noi 

In£v(icu.     Ti  rviv  Öovkioc,  cfi{>£i  (fpt,t'i 

46* 


703 


704 


Jovis  f 9( ,  f«<(nui  siinnl  ar  ilirtiiin  prnpprare.  (lonim  qiiiil 
iiieiiü  srriili»,  (jti.ic  cftcroruiii  »niiiiiiiii  praofrr  Jorcin  rst, 
viiii'it!  (jiioriiiii  cuiiimriitariiiin  optiinuui  exhilict  Proiiietliei 
vprsiis   51 '• 

't!Kii'i)t(JOi  ydp  oi>Tii;  iati  Ttkijv  jdcoi;. 
Dp   fftiifll^  «-fr.   Roisijf.   Enarr.   Ocd.   C.   v.  6.   et  nieinck. 
.^Iviiaiiil.  p.   l'2{i- 

Vs.  653  s'1'1- 
Kae  ySQUooiai  Trotoßt'TOÖü/.ut  yEfiovrotv  9vuiXai, 

(fKey6vTV}v  d'-, 
'S2i  .To/v?  ei'  viaotTO' 
Zrva  fii'/av  rnfJovrojv , 
Toi/  ^(fiof  ö'  VTTeoratov , 
'()■;  Tiotj'j)  i>öfi(ji  aiaav  6q9oi. 
Wcllaiipriiiii   i'iilt^ataiii  srriptiiraiii   tiientem    (,,magnnm  Jo- 
vrm   vpiipriMitiir,   liospitalein   aiitpin   iiiaximc")    uihil  a^ere 
facile   apparrt.      Cantpri   piiiriiilatiunem 
TuV    i:iviOV    ^i      VTrioTCtTUV 

npcessariain  juilicat  Ahreiis  <le  Caiissis  Aesrhyli  nöniluin 
Cialis  eiiieiulati  p.  ','8,  iiioneiis,  ,um  libri  ineliorps  fiSya 
teßuvTiov  praebpaiit,  forlasse  uiy  tu  rpstltiieii<liim  esse. 
Hoc  quiilrm  rerte ;  paruiii  enim  verisiinile  est,  Jovpin, 
qui  forliore  vucabulo  i'TtkoTaroi  rocatar,  puiiilpin  h.  I. 
f^tsyav  praedicatiini  esse.  Sed  Zfjva  —  xov  i;ivtov  zlia 
Aesrhvlum  scripsisse,  nun  nulla  Hominis  rppititi  ransa 
apparpat,  hauil  ita  facile  ruiquani  perüuailebit.  Locus 
rpstituitur  ordiiie  diiuruui  horuin  versuiim  eudeni  nietro 
dppiirreutiuni    invprso: 

Tuu  Beviov  8'  imeorarov 

Zfjia  uty  ev  oeijuvtujv  , 

"Os  noKtüj  vtluip  aiaav  üo^ot. 
Unod   et  verboruni   structura  jiibetnr,   et  inetro,   ne  io  fine 
spciindi   versus   (ÜTreoTarov)  sit  dactylus.  —  In  rersn  »(ro- 
phico   (Ina   vox   intercidit: 

iV//;5'  entyiogioiq  *  * 

ricüjf^iao-iv  auutTioai  i:i8uv  yas,  sqq. 

A'uljj»  suppipnt  cum  Heatbin  ioii.  Fortasse  recte,  sed 
significantius  vocaliuluui  reponere  nobis  videmur,  aiaai^ 
suppipntps.  In  »oce  araoii  pniui  apertior  belli  civilis 
iiotiu,  quod  ll.  l.  externo  Lcllo,  de  quo  in  seqututibus 
sermn  est,  opponitur.  Et  Aesclivlus  eadein,  qua  hoc  Inco, 
ratione   voces   Xoifiöi  et   acdoii  junxit   Pers.   v.   7(J1. 

Trukti ; 
Vs-  679  sqq- 
(t>i<'kdaooc  T  äriinai;  Tiuuq 
T()  dijfiiov,  t6  nxokiv  y.Qaxvvsi , 
TlrioitadiLig  sv/.oiv6f.ujrii  uQxd  • 
ZLVOirn  T    sv^vußökovq 

/liy.aq  ärfp  Tii](iäxutv  SidoiEv. 

Libri  nihil  fere  subsidii  praebent;  nain  quod  Re^.  L.  pro 
'XTlutC^  habet  fio(fakla:;,U\  glosscmate  irrepsisse  ex  schol. 
apparet  dxiiiiag  explicante  dacfaktiag.  Sed  aliad  scho- 
liun  verae  lectionis  aperte  resti};ia  habet:  0i>kdaaot  re] 
duSTay.ivtixoi  £civ  uüxoT^  ai  rinai.    Ex  ca  explicatione 


pnibabilc    pro    rorrupto    dx/fila^    scriptum    fuisse    ä  x  (j  t- 
ulii,  rersum   autem   hnnc   fere   iu  modnm  legeudura  esse: 

(Pvkd(Tooipx'  d X  fJ  £ fis  i i  8i-  xifiai. 
Gtiam   spqupntia  turbata;    neque    enim   sensus  saniis   nequp 
mitrum,  quum  parum  probabile  sit,  scripsisse  Aeschyluui 
talcm   i'prsum: 

Iluo/icdeiu;  ei'/.oivdfjijx/g  üqx"- 
Kt  displicet  productio  articuli    xo-      Videtur  autem   oinnis 
depravatio   inde  nrta,   quod    ev   in   falsum  versum  detrusuni 
est,   qua   ratinne   scribeuilum : 

ilh'lMOOoivx    dxQSf^iEiq  dt  rtiiuL 

Tu  diniiuv  x'    EV  -JTX dkl V  y.oaxiivoi. 

Uooiatdii'i  xe  y.oivöuijxii  dij^a. 
Primani    vocis     EV/.UIVUfOjlli    syllabani     neque    scholiasta 
legissc   ticSetur,    qui    ita   scribit:    i]    yau    dfjyß^  vnu  xiiiv 
y.otvdiv  7i(jupoovfiEvi^ ,   tiJv  te  ncoktv  xai  xo  y.otvov 
uvi;Ei. 

Vs.  694  sqq.  ■  ,    ,    ,  '      ^ 

'Jy.txaöu/.ov  yc.Q   xr.crd'  dno  oy.onfji  douj 
T6  nkoiuv.  Evoijitov  ydo  ov  /iE  ko.v9dvEi' 
^TukuuL  XE  kui(fovi  xai  naououvoEtQ  vEoji, 
Kai  ■K()(ijga  Ticjucr^EV  o/t/^aoif  ßkEitova    öduv, 
Oiay.ui  Ei'Si'vxljoo^  vuTdxuv  vEujg 
"Ayav  xakdii  y.kvupau  y    läg  äv  ov  (pikij. 
V.    postremo    vulgata     quamquam     qnodamniudo     explicari 
potfst  ita,   ut  pipst  verba  V}^  ä.v  OV  (fikn  cn(;itatione  y.kvoi 
suppleatur,     tarnen    sententia    oritur    artificiosa    adniuduni 
et  »liscura.      E(;re|;ia    est    conjertura   docti    cnjusdam   Bri- 
tanni  ,     quaui    in    3Iuseo    Pliilologico    ante    aliquot    annos 
legimus : 

Oiay.oq  EvdvvTijgoq  vaxdxov  vEuig 
'A-jav  xakdjg  y.kvovoa  ykuia aav  ov  cplkijv. 
Ita  siiuilem   hi  versus  iinaginem  habent,   quam  antecedens: 
y.al  TTowua  noöo&Ev  ofÄuaatv  ßktnova   öSov,   quo 
V.  recte   notavit  Stanl.   lusisse  poetam   in  vocabulo  irQuiQU, 
quasi    ex   verbo    TVQOOoCiv  ortum   sit. 

Quae  post  versuui  708.  sequuntur,  Well,  editioneni 
Glasguensem  secutus  inter  Cliorum  et  Uanauni  distribuit, 
quae  in  codicibus  (praeter  R.)  recte  Daiiao  dantur  uni- 
versa  ,  id  quod  prae  ceteris  apparet  ex  v.  7l(.  öfiMi, 
df-iEiiov,  El  fjgaötvoi  jii  EV  [jutj,  quem  Chori  tribui 
ineptum   est.      Idem   Well,   in   gloss.    v.  709. 

'louji  ydi}  }]  y.i'jov^  xig  1)  TTpEoßvq  f^iükoi 
'AyEtv  dtkovxEi  üvoicuv  EcpdnxoQEq. 
xa.    QVOia    iuterprefatur    aras    salutew    afferentes.       !$ed 
gvaioJV    eodem    sensu    dicitur,     quo    v.    407-    ^nl    /nl;xt 
Si]gf(;  gvoiuiV  E(fdlp6xae,  et  Agam.  t.  521.  rov  gvniov 
d'  ijuagxE. 

Vs.  745  sqq. 
Ovxoi  xaxEta  vavxixov  axgaxov  oxokij, 
Ov8    ÖQfdog,  ovÖE  -JiSKT/idTuw  autnwiuv 
'Ei  yfjv  EVEyy.Eiv,  ovo'  ev  dy/.VQovxiaii 
Oagsovoi  vaujv  noi^Evsg  Tiagavily.a, 
^^fkkutq  XE  yai  /iokdvTEg  dkifiEvov  y^ova. 
'Eg  vvy.'x'  dnoaxEtxovxui  ijkiov,  cfiksi 
'i28iva  xiy.xELv  vi>^  y.vfjEgviixTj  aoffiß. 
Horum    versäum    non   solum  secundus   corruptus    est,    sed 
no    tertio    quidem    EVEyXEtv    ullo   inudo   stare  potest.     Et 


705 


706 


gecunilo  (Tuixijoiov  meliorum  librorum  If ctio ,  pro  quo 
vulgo  acDTljoia  ex  T.  textui  illatiim.  Fortasse  locus  huiic 
in   moduiii   scribeudus: 

OiToi  xiv/^iiu.  vaviiY.ov  OTQmov  orokr,, 
Oi'd     uoiioi,  o  V  dsi  ueiOfidvojv  ocjTijgtov, 
'E(;  yaiav  ik&6iv  S'  ovo'  f.v  äy/.i'(>ovxl-Ctt(; 
Saoonvrit  vau)v  Ttoifttveg  naQaviiy.a, 
''Akkoji;  TS  y.ul  i^toküvreg  dkiuevuv  -/^upa, 
'Eq  vvy.T   äTiofTTeiYovTog  ijXiuv.     0ik£i 
'QSiva  xixzeiv  vv^  y.vßeQvijiT]  aocptß. 
Sequnntur  Iii   versus: 
Oi'Tuj  yluoix'  äv  ovo'  av  ey.ßaat?  OTgarov 
Kakij ,  TTgiv  ogfAit)  vuvv  9guovv9ijpai.   Ev  de 
0ouvtc  LUV  uiq  Tagfjovoa  ^ii)    [^teKeiv  deujv, 
ügu^^ao'  ÜQv)yi'jv.  äyye'kov  ö'  oi<  fiiuipeTai 
nükii  yeQov9',  ijßüivxa  ö'  evykaiooo)  (fQSvL 
In   qiiibus   rprlia   (fguvSl  U£v  sqi].   aptani  sensum  aat  con- 
structioiieiii   iioii  atlinittuiit.     Scribeiiilum  : 
II'    di 
cpQuvti  [j.ev  ui<;  rugßovaa  jUij  'fAekelv  deuiv 
ßgcc^eig  dgviyriv. 
„Tn    quitlem   ita  prrsuasnin  habe,    ui    dum   Deoruni    me- 
inor  sis  atamqiie    reliiiquere   rerearc,   ie   ipsam   tibi   parare 
auxiliuni   conKdas ;   v^o  rero,    licet  senex  sim,   nihil  ipud 
Argiros    praetermittam ,    unde    buram    tibi    auxilium   su- 
scitcin." 

Seqaentis  carniinis  cum  nulla  stropha  corrnptelis  ra- 
reat,  singulas  strophas  tractare  übet.  Str.  a.  igitur 
haec  est : 

'lui  yä  ßovvii,  tvSty.ov  oißag, 

Ti  Tieiaüiiso&a ;  not  (fvyuiiisv  'Aniao, 

X9ov6g,  y.eKaivbv  et  tl  y.svddi  iozi  itov; 
760  Mikai;  ysvoifiav  xuTTvoq 

Nkcpeaoi  yenovotv  ziioi 

Tu  itdv  6'  äcfavioq. 

'JuitaTi'jaaq  döauiq 

Köi>ii  dregde  Tizegvyiuv  ökoiuav. 
Versu  secundo    genitirus    'ÄTliaQ,    yi^ovoi    iion   recte  jnn- 
gitur    rnm    verbis    itol   (fvym^UV ,    sed   si  quis  accuratins 
perpenderit,  aptius  ita  distingui    intclliget: 

Ttot  (fi''yu)jj.ev,  '.Iniaq 
X9ovdi  y.skaivöv  ei' ti  zftJ^o;  iori  nov; 

.Seutentia  enim  ea  est,  ut  non  in  quam  terrae  Apiae  par- 
tem,  sed  omoino  num  fngere  possint,  siquidem  sit  in  terra 
Apia  obscura  aiiqiia  latebra,  qua  se  tutari  pussint,  dubi- 
tent.  Cfr.  qiiae  de  discrimiue  futuri  [ri  ■jilioUfxeOx^a) 
et  conjunctiri  (jroi  (fl>yu)nev)  ad  Clineph.  v.  80.  monui- 
inus.  Vs.  763.  librorum  lectio  varia  haec  est:  dflTlerij- 
aag  doauii;  M.  dixTierdoug  cJe  Reg.  L.  d.LiTtecijoaii 
doaat;  G.  df^nerrjoaig  Sooai  A.  äfujträaa  d'  tüoel 
T.  V.  —  Ahrens  de-  c.  A.  n.  e.  p.  31  locum  hunc  in 
modum   corrigendum   existimat: 

Tu  näv  8'  äcpavToq  df^iTtenji  [diaioq  wj] 
''Ogvig  äregS^E  itTegvyajv  ökoiuav. 

Tocem  a^TFSTl^g,  qnae  nnsquam  legitur,  defendi  analogia 
vocis  vlplTVerij^.  Sed  vocabulutn  y.ufig  hoc  loco  rorrup- 
tam  esse    non    est   probabile,     neque    vidonius,    quomodo 


Ahrens  scribere  pofurrit  altcram  partem  voti  minus  aptani 
rideri  i  qunni  eniui ,  nt  siugula  doceant  rerba,  quam 
niaxime  evulare  cupiant,  pukis  cur  fieri  relint,  causam 
latere.  Oninium  enim  aptissimuni  est,  prccari  illas,  ut 
pnlveris  instar  per  auras  difl'usae,  sine  pennis  ea  ratione 
«i'ulanies,   percant.      Scribendum   igitur  existimamns: 

TU  nuv  d'   dcfUfTog,    dv    xe  nxuo'   u'uoai- 

atv  v'j^ 

y.üvii  äxtüde  TtTeguyvjv  ükoiftav. 
Ant.   u  haec   est: 
7(35  "./wrxrov  8'  ovx  er'  dv  nekoi  y.tag. 

Mtkavu'/^oui^  öe  nukkerai  fj,ov  y.agdiu. 

Ilo.Tgui;  a/.OTtal  öe  jx'  eikov  oi'xouai  ffoficjj. 

GekoiuL  8'  dv  /^togoiiiov 

Jirjöxov  Ti'Xeiv  ev  crugyavaii, 
770  llulv  dv8g'  dnevy.TOv 

Tuiö'  eyxgtu(f>9ijvai  x^^oiv 

UgÖTTag  buvovoui;  8'  '.nöag  dvdaau/. 
Primo  »ersu  pro  äcpv/.TOV  Ipgendum  esse  dtfvgruv 
alio  locu  monstrai'imns.  Versu  sequenti  quum  tie/.avu- 
XQUiq  sit  contra  nietTum,  forma  l^iekutvuxgwc.  autem, 
quam  plerique  editores  reposiierunt,  aurtoritate  careat, 
quum  runipusita  a  niascnliiio  apiid  bonos  scriptures  du- 
cantur,  fu  skavT  ü  ^o  aj  ^  Ipgendum  vidrtur.  Cor  ob  bilis 
eflusionem  nigro  cuiore  infectum  salire  dicit.  V.  771. 
quum  rerba  T(o8'  eyXgifKf^ljial  sint  contra  metrum, 
pro  rocB  X>:(>01V  autem,  qiiae  minus  apta  est,  rtl.  et  Reg. 
L.    Xguiv   praebeant,    totus    versus   ita    Icgeiiilus   videtur: 

Hgi-v     ävög'    ÜTiEvy.Tuv     u'j  6  e     ;f  (>//iy^;y^i;a/ 

cfr.    Sept.    84.    Uiol    jfp/jU7rr£rcf<    [jod,    Eumeü.   v.    17fi, 
u'uiot  öüf^toiai  Tuiaöe  XQ'f*'t^^oi}ai  jigtTiei. 
Stropha  ß'  haec  est: 
nudef  8e  f^iui  yevoit'  dv  ai'^e'gog  dguvug, 
Ilgbc,  Öj>  vecfi]  8'  v8QrKd  yiyveiui  /;/wf, 
II  kioodg  aiyikiip  dngoo- 
öeiy.rui;  oiücfgujv  egtjfÄUc, 
rvTiiaq  TieiQU,  ßat^v 
//roJjU«  uuoTVQovad  (.loi, 
Ilgcv  8aiy.Togog  ßia 
Kag8tag  ydfiov  y.vQi'jGat. 
Ho»  versus  Uermannas  opusc.  III.  p.  106  ita  emendabat: 
Uudev  Se  fioi  yevon'  dv  aidegog  ^guiu^, 
{Igog  UV  vscpr]  d'  vdgijk',  d  ylyvexcu  ;^'wV, 
"//  ktoadg  atyikiip  dngüa- 
8eiy.Tog  ui'ucfgujv  xgefidg 
rvTiiag  neTga,  ßa^ii 
üiuifua  fiUQTVguvod  ^loi, 
Rq  iv  8  a  iy.  T  ij  g  u  g  ßia 
KagStag  ya'juov  xvgijaai. 
In   quibus  y.ge/uug  v.   quarto   ex    codicibus    reposiiit.      Da- 
naidffi   optare   dicit,   nt  sibi   aetheria  scdes    vel  inter    aquo- 
sas  nibes ,     quae    propter    altitudinem    in   niips   rertantur, 
vel    h    excelsa    rupe,      unde    se    possint    prapcipites    dare, 
roncidatur.      Quum    enim    dicant    a/ifepog    ^uövov  ,1  eo 
quin  etiam   excelsam   rupeni   comurehendere  videautur,   >i\ 
dubitire  sinere   admirabilem   illam  ac  plane   divinam  hujus 
saxi  ilescriptionem :  quod  quum  praeruptuui ,  capris  inar- 


/('/ 


70^ 


.•e!.s.im,  inromnioii.ifraMI'-,  s..lHii,lliir  .ns^.ni,  pro|..-i,(l..n!.. 
.uHnril.iK  hal.italiiin  iippi-IUnf ,  i\'-i»  Ins  lorLis,  (|U.-ip  .,-1 
III  (•..iil.ii.ilo  aiMiniim  i.Tlifjinr  iii.|ilo,iiit,  eis  <l.-<l.ir,ir.. 
.I.I.T1.  .iiinl.-iii  int.-llisa''t,  <l"->'"  *'"''  ••'C|><'«-->"«  s-.Ipiii  ..<•- 
tlicriam.  lllii'l  mitiiii  i"-l  «iroiiiluiK  iiolimi  <-sso ,  partii  ii- 
I..»  Tl  «-t  i;  HO"  rar»  Nil.i  n-i-iiond.Tr.  riijiis  rei  Ihm 
|„r<i  ilillirulta«.!«  Ilpriiiaiimis  iii«er|)r.-tati<>iH-  siia  artili- 
ii.isi-  ilf.liiia..».  >ain  m  .crlia  i;  ^ttiUt.  rfS(Min<lPi.t  |.ar- 
lliula«»  r(-,  il»nr  'St  in  K-ibi«  ^otiC.  iiV  Vl:(fr  if ,  <<Tl'a 
/  II  cot'.  «Kxi  jiiiiijiiiiH"'  <•"»'  »''r'»«'  TTot^iV  dt ^fwi  y- 
l^O^r  ,  iliiod  iictrssiriiiiii,  seil  cum  lorbis  71  oo;  Ol',  <iiiimI 
i.iP|itiim  est.  Qiioiiio.l»  .•niin  aptuin  <-»se  pntrst  <li(  i  : 
lld^hv  dt  iiot  '/ivoir'  av  ai^tuui  i^odvoi;,  ttoik  oi 
:iirua?  ^'o^lUO  «•«■rum  fst  veth'is  ai^iitus  i^oovuv  i-tiain 
niup'iii  rxrelsaiii  riiiii|)ri-hpinli.  Se(\  res  ipsa  vidi-tiir  «lii- 
verr,  (irp.ari  üanai  filias,  iit  aiit  seiles  aotlieria  silii  coii- 
tiiiifat  iiitpr  iiulcs  easque  tarn  alias,  nt  nix  fiaiit,  aiil 
riint-s  praeriipfa.  Igitiir  qiiuiii  priilialiilr  sif,  illiiil  d  , 
,,ii(..l  ante  vdiJlfKa  leijitiir,  ad  sequeiitem  vocem  jierti- 
iiuisse,  scribendiim   existiiiiainiis  : 

nö^tv  öt  (101  yivoix'  av  aidiooi  &q6vo<;, 
n^ius  öv  vi(fi-j  öii'öga  ylyveTUi  xiuiv  sqq. 
In  ant.  ß   liaer  sunt: 

Kvacv  d'  6Ti£i9'  tkwoa  yönixoiQtoii 
'Ooviac  Ssinvov  ovvi  dvaivouo.L  7Ttf.cn- 
Tu  yuQ  9av£iv  eXsvdtQoV' 
Tal  cfikataxTiöv  xaxdiv. 
7)^5  'Ekdtiu)  iiögoq  TTQO  y.oi- 
T«?  yaiUjUov   Tl'Xf'V. 
Tiv'  aiKf'  avTÜq,  Sri  nöoov 
Tiuvo)  z«t  yä^ov  kvTijpia. 
Horiim    jiostrema    qniim    niisere    sint    cornipta,     edifuriiin 
.«iijectiirae    nihil    eul.sidii    prael.cnt,    qiiae    iipqnc    sensui, 
iipqtie    n.etro    satislaciiint.      Videtur    autpui    in    depravatis 
wrbis   du(f'  aiTäi  {d(f'  avzdi  R.)  «r  (fuyä;  vel  ai 
(/(  7<i-   vpI   rerfe  (fuyug  latere.      ISam  propter  cetera  verba 
•  t  seiitiMitiae    nexmn  verisimilc  est  eas  de  fnga    loqui.   quae 
jaiii    iiiilla  Sit.      Ceternm    oli    tantas    corrupidas    locus   nun 
IHK)   moilo    constitui    polest.      Fortasse  scribendum: 

Tifu  7«p  ai'  (fvyuc,  ri iiujf.iai  tto^iov  "d/.wv 

kuTlJou; 
Aiit  srribi  potesi: 

Ti'va    (f'Vyäq   toqop    rifiio    dvacfpovoq    "uihh' 

ki'Tijoa  ,• 

Str.  y': 
"IvCe  d'  öfxcpav,  oÜQuvia  fith- 
7yO  Alxava  i^toioi,  xat 

Titea  di  (.loi  nrwi,  Tteköfitva  ^oi 
Aioiua.   ^äxi/ja  ö'  e-ntSe ,  nanu, 

liiuiU.    [.ir,    (fikoiC,    UQÜJV 

''Ofjuuocv  ivöiy.oiq. 
7'.I5  ^lijiCou  6'  iy.it ac,  aidsv, 
FuiaüXB,  nayxffaTii;  Zev- 

Ant.  y  : 

riioc,  yao  Aiyimtuv  vßoiv 
/]i<r>(fonov  aQcftvuytvti, 


SUO   (I'ryada  fjätaiißt  nn'i.iitfjüuii 
/jiaiK  dltijvrai  kaftiiv. 
Jtuv  0    tniTTuv  ^lyw 
Ta)  dvTov   ti  d'  ui^tv  atOiv 
0VUTOIOI  rikciuv  ioiiv; 

In  priiiio  lioniin  reiKiilIin  mrein  OiKf'U  torruptani  esse 
liiiii   spiisus    vcrboniiii,     tum    lersus    aiitistrophirns    doict: 

lil'U;  yu(j  .h'yi'Tl  riOf  l'i-j(Jtl'.  Aeque  enim  dnbitari 
p(](rs(  ,  quill  vrrlia  ot'oävia  flitl]  et  «erba  AiyVTZTIOt 
t  i'jijd  sibi  rrtipoiiileant.      Kj<-<la  igilur  ca  voce  scribendum: 

li'Ct  d'  itiouvia  fitKl]. 
Ciirruptela  fiirtaüse  inile  orta,  qnod  quis  dissonos  claninreit. 
quos  iMlendiiü  diiiliit,  iutj  DU  ex  icrsu  NOT.  ailscripsit. 
^  ersui,  qiii  in  slroplia  siqiiitur:  .^li  i  ('.Vi'  \Hi)ioi  yci,  nnlln 
iiiDilo  respiiiulr)  anti.str()|)lii(  us  Al  OCfdOiiV  aootvuyivi  ■■, 
quuruüi  uterque  corruptus  est,  prior  ob  shiisuui  ,  posterior 
>ib    iiiiiiieriis,   qui    iiulli    sunt,      l;;itur    noii   dubitauiiis.    quin 

tu   loro    leiiisi-ima   luiitatione   scribendum   sit  : 
^Jvotfuov  docriioytvt^. 

Quod    si    reruin    sit    et    mclrnm    duobus    virsibus    tretiiis 

constet  ,    uiiarn    locem    in  stropliico  exridisse  ronseiitanpum. 

quam    t^taii:   fuisse  ipsa  sententia  videtur  iiuiiiare.      Stri- 

benJum    i};i(Mr: 

.jl'ixavu  dtuii;  y.ui  Ifiui:. 

Cfr.  Sept.  8(i.  id)  i>£u'i  dtui    it,    ib.  HS.    ri.;   üo    i7ia(j- 

y.toil     i^iUJV     ;;     ^tdv;     —     Sequenti    V.    Well,    prius     fioi 

reclB    dicit    tulleudum    eg.ir.       llinc    totus    locus     buiir     in 

moduni   scribcndus  et  distin);ueudus: 

'JvCt  ö    oi'odvia  /(th: 
Aizava  ittok  y.al  9tati. 
Tikta  di  lluJi  TTtkouEiu   iioi : 
Auonia  fiaxtiia  ö    tirtde ,  ndi:i(i  sqq. 

„Cum  geinitu  eflVr  cantus  ad  coeluin  claniitantes  prera- 
torios  Dis  Doabusque.  At  ea  qui  fiant  mihi  rata?  Ji:i- 
tur  pn^iiam  respicc  liberatoriain ,  pater  sqq  "  —  ^'ersn 
antistropliae  primo  pro  accusativo  i/jQlv  cum  Schuetzio 
dativus    videtur    reponendus   esse. 

Quae  post  versum  Süd-  sequuntur,  in  libris  adeo  sunt 
lacera ,  ut  abstinere  emeiidatiniilbus  tutius  sit.  id  vero 
facile  apparet,  cantum  esse  siiitiulorum  et  summa  trepi- 
datione  propter  consptclum  Aegyptiornm  praeconem  orla 
sententias  brcvissiuio  quoque  sensu  absuivi  et  nexu  sln- 
ctiore  iiiler  se  carere.  Ijfitur  etiam  quae  v.  hIS.  Irgiin- 
tur,  distribuenda  intcr  plures  videotur.  Sunt  autem  in 
libris  haec  : 

Oi'yovv,  ovxoi'V, 
TiX/j-ol,  xik^ol ,  xal  OTtyfioi, 
nokualficov  (fovioi 
Artoyoita  zoard;. 
Quae  fortjsse  hunc  in  modam  scribenda  : 
XOQoi)  6  d. 
Oiiy.oijv  TtkfiOi; 

XOQOV    ö    /3. 

Oi'yovv  OTiyfiol; 

XOQOv  ö  y. 
Jlokvaifj.iov  cpovoc; 

Xogov  üb. 
'Anoy.oittt  xparüi , 


709 


710 


r 


,,<iiii(lni  i?(;(i  rriiiriii  vrllain  ?  qiiiilni  cHtdii  |mii(;ani  ?  UiiiIp 
mihi  rr.pdcs  mipiita?  iiiido  r.tpitis  atsrissio?"  C()iii|iar«- 
vit  Klinsl.  CUssir.  Jiiiirnal  XV.  p.  l'K).  Kiirip.  Aiitlroni. 
r.'Kl.  Oi'  rniouo.i^ouut  xuiiav ;  orx  ent^ijnoiiaf  ffio 
'/doit  y.rrTinfia  yrouc,  uiuov;  HpI.  TiM'.  oi'/  ei?  d(jo- 
uaia  TtcüKo^  i";  lid/X']  ''f"''  '^v-fpi;>  ^ivdfpvj  y.diXuv; 
JIpiI.  8  .'i.  Ol'/.  mcu/iXaxi^ljooiia/  ^rfior  ;  —  Qiioil 
1'.  8-'(l.  in  liliri»  est,    Cp  o  vt  <l  i ,   retiiir-ri    iiiilln  iiiiiiln  |mtci«t. 

Vs.   854  sqq. 

Or      r       r       T 
l    Ol    Ol    Ol  , 

Aufiaotq  r,  Tigo  yäq  iXdcrxii- 

11(01X011171  TU  ßQvdi^eig,  öq  Epv)T(/.g'  ö  usyao, 

Niihdi  i'ßoiLovTU  ae  d7iOTQt^.'ei 

iv  diozov  vßfitv. 
Versii    aherit    7/or/     yüc    ortiiiii    riiletiir    rx    7t poTrno' ,     et 
[iro    iiicll)  Mtix)    vtn.nY.f.l   »ptalivuiii    pracbrt    R.  ,      rt    siipra- 
^cripfiim   hallet  i^I.      I^itiir   .«(rilu'iiilnin    liilctiir: 

Avtiii.^  y  ('.  i  a  1  od  7t  na  a  id.cry.ui. 
('i>ii<iiii)riiain  iidäfraiii  uiiivrrsa  terra  rlainitct.  Cfr.  Proin. 
>.  4U'i.  Ttuüjicoa  d'  ijdfj  otorutv  /Ulu/.t  Xv)oa  et 
Pers.  ö4().  Nvv  yuo  Tiuoiiitoa  (Hv  ouvti  yuV  Amu.i 
^•/.y.Sroviievu.  —  Pro  Tt tol^^oiini  cc.  Stanlejns  probibi- 
liter  ;i  ipiyofiiTTn  rinfiiilarit.  Vidciitiir  aiitiMii  qiiae  «<•- 
qiiuntur   hiiiic   in   iiioiltiiii   siribeiiila   esse: 

üeoi^oei^iTTra  fjovd^si^.  ui  inui^a  o\  d  fjiycLi 

ISeikoc,  iißQi^ovT',  aTloigilpsiev  uiazov  i<ßi)iv. 
Qnae  inutatioiies  pprfariles.  ETlutnav  Chopph.  v.  (iS'J. 
Eum.  2(i5  et  Si'i^).  Versus,  qiii  his  in  strnpha  rpsjMiii- 
ilent,   et  ipsi   currupti.      Qiii   quum   in   likris   Irgaiitur 

JM  II  II  II 

Ai  ai ,  ai  ai^ 

Kai  yu^  di'OTrakdfxui^  okoto 
Ad  dkiööi'iui'  äkoo^f  xard  ^aQTiTjdoviuv 
Xd>f.ta  ■jioKi'tpauadov  dkat^iii 
Ei'fjeiaic,  iiv  avQaii 
scribeiiili  ridentur: 

xaTU   Sa^ntjöuviov 
Xuifxa    71  oXii  ipa/u/juv   dka^diq    dy(i  iaii    iv 

aügatz. 
Cfr.   Prom.    I04S.   dyoiuiv  dviianv,  siipra  v,  .<;',.  äyt.ai, 
liXc^,      Siiniliter    haec    Kinpcriiis    In    art.  Horirt.  ^r.    miI.  ]. 
p*   3b7'    eaiendavit,   qiii    in   stropha   »cripsit: 
xard   ^aQ7iijd6nov 
Xdjfia  71  okiipau/^ov  äkatlei^  o i' olai atv  at'oai;. 
et   in   antistroqha: 

6  S'  «7  a» 77«  ö',   u  iiiya^ 
NeiKoq  ißoiQovr' ,  d7ruzosip£ifti  ö'  uiorov  ißotv. 
Srquuntar    niox    versus    omniuin     iniserrime    depraiati 
St)'2   sqq. 

Ol    Ol, 

ndreg,  ßooTi'ooa  ^oodzat  uakfiadyet. 

Aoa^voi  d)C,  ßdöin, 

^Ovao ,  uvun  fiikup. 
.\bgtinenduiii  esset  omni  einendatioiip ,  nisi  liicis  nonniliil 
i-ifunderet  Enstath  ,  qui  ad  Odjss.  A.  p.  I4'ii  haec  scri- 
psit:  ütio  dt  Tov  dguj  y.ui  doog  lo  tufekoi  Tlao' 
iiaxi^'ku)  iv  '1x81101,  ßooTioi  üqo^  dea-  r,roi  tu  el 
rujv  ßQOTujv  y.ai  tu  öcpekoi  drtj  ioxiv.     Accedit  quod 


sihoIl.l»(a  rxplicat  ßlJfCllOOl'.^  t]  CUil/  ßoiiiuiv  (:7iiyni- 
oic.  ß/ii.:iiit  jiC.  Iniic  Weil.  (»■.  {^Iiiüs.)  corrigenduin 
pxlMtiniat:  Ildvto  ßlJtll.Oi  itijo^  diu.  At  quäle  islnd 
niclrum  f  qiialis  spiitentl.»,  Drnriim  anxiliuni  driiv  voran? 
Id  qiiideni  nun  diil.itanius ,  quin  iina  Iilrra  ante  ad'/ 
pxridciit,  HCTibenduniqne  sit:  uoui  fiUTÜ,  quo  repnsilo 
apta  sniit  spn(i>iitia  pt  metruin.  Qupruiitiir  enini,  qiiinl 
riincti-tnr  auxiliiini.  Pro  ßooTloq  autrm,  quod  in  rodd. 
pst ,  ßoi'ziöv  Ipgpiiduiii  schnliasta  iiininiptiijat ,  aiit  ßol- 
ifoi,  quod  pnixinip  ail  libros  airpdit.  I'prri  eniin  polest 
nin^Milaris  ,  quia  paiiunt  sinj^iilae  ,  ifitelli;;iliirqi|p  a  caiiHiiii- 
id  sliiiiilairuni  ,  ad  quoil  conrii^rrat.  ^piI  diibitainiis  ,  .^iii 
aptins  .sit  ßouiiDV  >pl  ßoOTI-OV ,  »t  qnpiantiir  tarduni 
i'sse  honiinniii  anxilium,  quod  Danaiis  anessat.  .Spqueiilia 
adinoiloin  ioierta.  Fortasse  oratione  ad  prapronein  roii- 
versa  xcnbpiiiluin :  }ii>  d'  f<,"/t  d.Kud'  dyti;.  .Mo\ 
piinrtnni  post  ßddlW  toljpndnui.  Uiiitersiis  it;itiir  loriLs 
ifa    |p;;endns    videtiir: 

lli'.Tfu ,  ßofrtijv  doo;  iiarti.    — 

^v    d'    dui^i'    dkad'    dytii    d.ouxvoz    <öi    i'^di^ri, 

ovuij  ,  övao   itifl  (tv. 
„Patrr,     runrtator    üeoruni    aoxilinin.       Tu     >rro    nos   ad 
iiiarp   trahis,     araiipi    instar,    iiirpileiis    peiiptenfiiii  ,     lana, 
larva     nigra."       Ant    tertia    persona    srribi    potent:     ()    (V 
didi'  uKud'  dytt. 

V».   Vl'JS  sq. 
'lodi  rdö'  i;Sij,  TToktnoi    aloi^ot-   v'ov. 
Et'ij  8k  viy.t]  y.ai  y.uuxoii  zoi^  dnt<rtaiv. 
Ila   px   T.   <'ult;atiir.       Libri    t'adi    utv    Tab'    et    i^ei'aiff 
vtov   habriit.      Eo£io9f    apertp    pro    infinitivo   (itutiO\^ai 
.srriptiiin,   quem    ipsuin    R.    exhibet.      Qiiapropter    Porsonus 
eniPiidavit  ij    OTui  Tud'  )j  dii  Tiokf.fiov  aiijiolhu  viou. 
At   ita    Tuds   non    polest    iion    rpferri    ad  Regis    lerlia,    quae 
praerediiiit ;    pmpiidatio   antein    illa    ita   taiituiii    aiituni   spn- 
MUin    habprpt,  si    rudf:    refprri     posspt   ad    ea ,   quae    prapco 
Regpni  poittiiiat.      SiTibpiidiini    existiinainiis: 

Tuö'   iabi   d  i'j  ■   Ott   TluAeitOD    uioialiui   vtov. 
Vsi  953  sqq. 

fuv  t'  eiy.kcia  xai  ditfjijirui 
«tf  kudiv  iv  X"''9'!' 

TdoGtade ,  (fiKui  duoji'dei,  oiru)^ 
'iig  irp'  ixdoxrj  dtey.ktjoujoev 

Javaui  ^eouTioi'TiSa  (ffovtjv. 
In  libris  hi  anapapsti  Rpgi  danliir,  qui  apprte  Choro 
ronlinuandi  sunt.  Re^fis  eiiliii  ad  Daiiaides  oratio  verni- 
biis  93i — 44<.  rontinetiir,  qua  oinnia  ,  quae  ab  eo  ilo- 
renda  sunt,  ilocet.  Qua  rinita  intpr  hapc  Chori  lerba 
disredit.  Qiri  esset  iste  iliürpssiis ,  si  po.it  r.  *).M).  eo 
ipso  t^nporis  niomento  a  srena  abirpf ,  qua  Danaiis  inoi 
suis  Dmitibus  srpnain  intrat?  Et  ipsa  illavprbaad  Cho- 
ruin  nulto  aptiora,  quam  ad  Rpgein.  Eoruni  versuuin 
spi'iiniluiii  rpcte  enipiidarit  Hernianniis  opiisr.  II.  p.  _>  ■  i. 
I  "JV  iy)iiJOii)l>  scrilipiis.  .Sed  nianpt  alla  corroptela. 
Ouae  enii»  jubeiitur  ordine  se  collorare  ^i'n  ti'y.kni'. 
et  d  ii  I]  1 1 1  ip  ßoi:f/  Kudjv  T  oj  V  tyiidoutv,  eae 
non  possuit  esse  aiiriliae,  srJ  ipsap  Danaiiles.  Igitiir 
fipri  inn  intest,  quin  veiba  qikai  dnuiidti  aliquo  modo 
corru[ta  linl.      Acrcdit  qiioil   reliquis   Joris  Danaidum   tu- 


■11 


712 


mi(rs  iion   ancill.ir    comiiirmoraii<iir,    »cd    iniiiisfri.      Cfr. 
•  .   '.»>-': 

'J'iifL  il  ^O.oni  ai'v  Cfikoii  öiiüoai 

Öodrroi  XafjVioca  squ- 
Srriboiiiliiin   i|;i(ur  videtiir: 

'i?c  t(f'  ty.t'ioijj  diiyXijQinotr 

Eadoin   Cliori   romin-llatii»   est  ^ii-pt.   ».  836.   I'OOJJ'   tu  tfl- 
kai  y.ur'  uvqov.     Aut  scribi  potost: 

TitOOSOtit,    Cfl'kut    öliujei   0'    oi'TOJi   sqq. 
^'«.    969   sqq. 

Kni  ravia  /.tiv  Y^diptai}s  ■jtooi;  yey^a/uf^ivoi<; 

Ilokloioiv  akkoii;  ouxfQoviof^iaotv  -itaiQUi, 

'./ypdji^'  ofii'tMV  wi  ekiyx£ai)ac  'loüvui. 
\orsuin  iiostrpuiiiin  AVell.  in  jrloss.  s.  v.  ei?  ex  iiiufatione 
iOiiStriKtioiiis  explic.Tiuluiii  «lirit,  iit  iiitinitiiiis  sit  pro  iii- 
ilicatiio.  Alisiinlimi  lioc.  Corniptcla  inest  in  »occ  -j[ouvii>. 
iS'an»  ut  liodie  hi  versus  legnnliir,  non  soluin  ronslructio 
litiata,  scd  etiani  senteii(ia.  ü-iiiai  enlin  adinonitio  aperlc 
liaec  est,  ut  dirat,  qiuim  Artfivis  igiiotae  sint,  opus  esse, 
iit  coniprobf ntur.  Non  iloret,  ignotas  tempore  compro- 
bari.     ^c  niulta,  scribciiduin  : 

'.■/'/vuj9'  ofAikov  Ws  iksyx^'^^^'  XQ^'^'"- 

Vs.    1027  sqq. 

0vydötg  d'  *  euinvoiai, 

Kay.d  t'  akyt] ,  nokeuovg  9'  ai- 

iiaroiVTai;  ngocpaßo vital. 

Ti  -Jiux'  ei'nkotav  engaiav 

TaxvTiöuTiotoi  divjyuoii; 
diiydi  d'  iirfjivoia  11.  (ffyddac  8'  STinTvoiai  T.  — 
.Svllabani,  quae  decsl,  editores  rarie  snpplevcrunt.  Well. 
ff  rydöeaaiv  ,  quo  libroruui  )ectio  dncat,  rerum ,  reliqua 
anteni  admodum  incerla  cxistiinat.  Sane  eorum,  quae  pro- 
|i(iuuiiliir,  nihil  probari  potest,  neque  d'  eu/Tlkoia;,  quae 
»iix  iiuila  est,  et  si  diceretur  pio  tTllTtkovi;,  absunlum 
«le  pn;;na  naiali  co^itari ,  neque  ö'  tri  TlOlVa^.  Sc.ri- 
bendnni   existiniauius; 

0vydi;  ddfii)^  8'  in i'jtvoi  av 

Ka/.d  r'  uky\)  Ttokiuovi  9'  al- 

fxuTÖevTaq  n^orfoßov[.iai. 
Kjo  virj;o   exul   amoreni  duinresque    et    bella  croenta  me- 
tun.      '1^7lii:voiav   dicluni    ut  supra   r.    17.    i's    £TT:(7lV0iai; 

^10^,    V.  44.   e^  ijitifvoiag  Zr^vo^  et  «■.  572.  ^eiaci 
iTiinvoiaiq. 

Finitur  fabiila  v.   1054  sqq.   bis  rerbis: 
Aal  y.QÖ.Toq  vf.fiOL  yvvcui;iv   xu  ßtikre^ov  y.axov 

Kai    TU    8iU0lQ0V    MVOJ  , 

Kai   öiy.a   dixa^   hrecrdat,    tvv   ev^aii  t/J-atg 

kvtijfiioic, 

Dliyiuvuii,  deov  TTaga. 
Priora  M'ell.  Srlnietzium  recte  explicasse  dicit.  Explicat 
autvm:  „Id  quod  ex  duobus  maus  melius  est,  et  partim 
bonum,  partim  nialom,  praefero.  Maluut  nimirum  exules 
esse,  quam  Aegypti  filiis  nubere."  At  de  exiUo  hoc 
loco  nuu  cugitator,  quod  apparet  ex  verbis  xai  X^arOQ 


Pittoi  yvvaiilv,  Sensus  potius  Iiic  est,  nf  nptimnm 
lenseant,  Aej^vptiadas  a  sc  cum  pace  abstinere;  at  si 
pii^iiandnin  sit  et  raedes  palrueliuni  necessaria,  pu^^nain 
illajn  inahim  quideni  esse,  at  maluui  niiptiis  praeferendum, 
si  virluria  «eqiiatur  (cum  verliis  tu  fikKTHnuv  y.axuu  cfr. 
supra  1.  13.  Xl'diav'  a^4W!'),  et  nialiini  bipartitum,  quod 
nun  siiiiiin  dolorem  seil  tliain  laetitiain  ferat.  Postrnina 
Sana  viilelitur,  si  romma,  quod  posl  luEoi^al  est,  post 
iinaiQ  ponatur;  Fas  esse  clicuiit  riiidictam  sequi  secuii- 
dnm  precatioues  suas,  quo  facto  futurum,  ut  diiino  auxi- 
liu   malis  libereutur. 

lirunsvigae.  F.  Bamberger. 


74.  Sophorlis  tragoediae.  Kecensuit  et  cxplanarit  Edunr- 
(lus  Wunderus.  ^'ol.  I.  Sert.  II.  coulinens  Oedi- 
piiui  Regem.  Editiu  scrunda  plurimis  locis  emen- 
data  et  aucta.  Golliae,  OIDCCCXL.  Sumptibus 
Frldericac   Hennings. 

Der  Herausgeber  set/.t  sein  verdienstvolles  Bestreben 
nm  die  Kritik  und  Ausleguii:^  des  Sophokles  unerniiidet 
fort,  und  «ir  haben  bereils  die  zweite  Abtheiluiig  des 
ersten  ßandes  in  der  zweiten  Ausgabe  vor  uns.  Es  gilt 
von  ihr  im  Allgemeinen  dassellie,  »as  ich  sihon  über 
die  erste  Abthcilung  in  djoiier  Zeitschrift  gesagt  habe' 
aucli  liier  scheint  mir  die  zweite  Ausgabe  keineswegs  in 
allen  Stucken  vor  der  ersten  den  Vorzug  zu  haben;  fvir 
finden  zwar  viele  Stellen  ausführlicher,  mitunter  richtiger 
erläutert,  an  manchen  Orten  hat  auch  der  Text  eine 
wirkliche  Verbesserung  erfahren,  aber  viele  Vcränderuu 
gen  scheinen  mir  unniithig,  und  an  mehreren  Orten  der 
Anstoss  an  dem  vorhandenen  Text  oder  au  seiner  bisher 
als  gültig  betrachteten  Erklärung  unbegründet  zu  sein. 
Es  ist  wahr,  mau  gewohnt  sich  durch  langen  Umgang 
au  corrupte  Stellen  eines  Auturs  vielleicht  ebeuso,  wie 
an  Hocker  und  andere  Gebrechen  unserer  Freunde  und 
Anverwandten;  aber  bei  Sophokles,  und  bei  ihm  vielleicht 
mehr,  als  bei  einem  andern  grossen  Schrifssteller  ,  fällt 
manches  beim  ersten  Anblick  auf,  das  sich  später  als 
eine  Schönheit  ausweist,  iiiiil  ilrr  Sinn  schliesst  sich  öfter 
einer  ruhig  harrenden  IJefracbtuiig,  als  dem  erhnderischen 
Scharfsinn  auf.  Ich  gehe  nun  zum  Einzelnen  über,  und 
will,  ohne  weitere  Classification,  nach  der  Reihenfolge 
und  mit  Beibehaltung  der  Wnnder'schen  Verszahlen,  an 
den  wichtigeren  Stellen  das  Verfahren  des  Herausgebers 
einer   Prüfung   unterwerfen. 

Die  Einleitung  ist  fast  ganz  unverändert  geblieben, 
nur  der  letzte  Abschnitt  derselben,  die  Anführung  eini- 
ger älteren  ästhetischen  Urthcüe  über  die  Tragödie  ent- 
haltend, ist  in  der  zweiten  Ausgabe  weggefallen,  viel- 
leicht schon  desshalb,  weil  hierüber  neuerlich  viele» 
ebenso  Bedeutende,  von  verschiedenen  Gesichtspuucten 
aus  und  zum  Theil  einander  widersprechend  ,  gesagt  wor- 
den ist.  Vs.  8.  6  ■n:do/.  y.keivoi  Oiöi^uvi;  y.akov^Evoc,. 
Diesen  Vers  stOsst  Hr.  W.  aus,  weil  im  Prolog  der  Re- 
dende sich  nie  selber  nenne,  und  weil  zweitens  der  ganze 
Vers  gegen  den  Geschmack  des  Sophokles  Verstösse.  Das 
letzte    Argumeut   müsste    anderweitig    begründet    werden , 


713 


714 


l 


il.TS  crelo  aber  slolit  auf  srliwnclion  Fii-üoii.  Denn  Oed. 
C'ol.  r.  .i.  s.ijjt  üeilipus  von  si(  li  sellier;  rl^  jijv  7lXci- 
l/r'rrv  Ülöinouv  n.  s.  iv.  Deiancira  bezeichnet  sich 
gleich  .Aiifaiif;^  '"  •'<""  Trachinieriiiiieii  durcli  ilires  Va- 
ters >amen  iiiiil  ihren  G'ebiirlsort  h.  s.  w.  In  unserem 
.Stücke  gelbst  nennt  sich  ücdipns  auch  selbst  noch  mehr- 
mals, 397  B.  6  iiijdvv  siöiog  ().  13(ifi.  tuvt'  i)  o.x  O., 
und  diess  erltlart  sich  ans  seinem  ttcbicksal,  das  «ler 
Tvpus  eines  griissten  Gli'icksn  echsels  »ar,  denn  es  jlibt 
nur  Einen  Oedipns.  Und  so  zeigt  ihn  diese  Introduction 
seiner  selbst  in  dem  höchsten  (jlanze  seiner  fliacht  unil 
in  einem  an  Stolz  anstreifenden  Sclbstgefiilil,  dessen  Aus- 
<lrnck  aber  dnrcb  das  y.c.KurfAevoi  gemildert  ist,  womit 
dann  das  Ende;  Vs.  1524,  5.  0/3i7TOl<s  öcSf,  öij  n.  s.  w. 
im  Contrast  steht.  Es  zeigt  sich  ferner,  dass  zu  dem 
O.i'TOQ  U)d'  i/jjkvt^n  das  Folgende  den  Comnieiitar  bil- 
det. Liest  man  endlich  im  Zusammenhang ,  so  ist  leicht 
wahrzunehmen,  wie  die  Kede  mit  cki;Kfii(i  alUustuuipf 
ausgehen  würde;  eine  rlnthmisrh  rhetorische  Rücksicht, 
die  bei  mehreren  angezweifelten  Stellen  des  Sophokles 
übersehen  wird,  und  welche  Hr.  W.  selbst  Vs.  125H. 
^egen  das  Ausstossen  eines  Verses  mit  Recht  geltend 
macht. 

^'s.  18.  AViewohl  bei  den  drei  Begriffen  con  gleichem 
Range,  einer  Deputation  von  Knaben,  betagten  Priestern 
nnil  Jünglingen  ,  so  dass  das  Ksy.ri]  eigentlich  zu  allen 
gedacht  werden  kann,  ein  oi  öh  vor  ij^ievjv  zu  erwar- 
ten wäre,  das  gleichwohl  das  Metrum  nicht  zulilsst ,  so 
kann  doch  der  Dichter  das  Gewöhnliche  verlassen  haben, 
und  ilann  dürfte  o'ibe  r'  7j9£ujv ,  was  so  gut,  als  keine 
Textveränderung  ist,  vor  dem  allem  Ansehen  nach  cor- 
riipteu   Wort   hi^£U)v   den   Vorzug   haben. 

Vs.  2fi.  27.  Die  Erklärung  dieser  Stelle  scheint,  in 
Verbindung  mit  den  Worten  zu  Vs.  171  :  steriles  manetit, 
so  gemeint  zu  sein,  dass  die  Weiber  überhaupt  nicht 
empfangen.  Und  das  TO'/.oiOt  dyovoi^  liesso  sich  zur 
Noth  so  verstehen;  aber  in  der  anderen  Stelle,  ovT£ 
zoy.oiaiv  ilfiujv  /uiuavuiv  ävi'iovai  yi'vuixeg ,  wäre 
die  Erwähnung  der  Geburtsschmerzen  von  blosser  Un- 
fruchtbarkeit unpassend  ;  vollends  heisst  es  dort,  sie  er- 
heben sich  nicht  davon,  also  genesen  nicht  von  ihnen. 
Das  kann  nur  heissen ,  dass  sie  ihnen  erliegen,  und, 
mit  den  joy.oiaiv  nyövoiq  zusammengehalten  ,  Kind  und 
Mutter   zu   Grunde   gehen. 

Vs.  48.  Das  schon  von  Elmslej  verrauthcte  ,  in  zwei 
Handschriften  beigeschriebene  71  ooiiijO^i'ai  für  Ttpodu- 
^ia^  hat  Hr.  VV.  jetzt  aufgenommen,  und  nennt  das  letz- 
tere absurdum.  Im  Gegentheil  aber  wird  es  wohl  besser 
iein,  origineller,  an  den  guten  Willen  iles  Oedipus  zu 
appollircn,  wie  diess  auch  schon  Hermann  gezeigt  hat. 
Die  Aenderung  ist  demnach  ganz  unnöthig  und  schon 
aus  diesem  Grunde  unstatthaft.  Dagegen  ist  Vs.  49. 
[x£iwaj[xe9u  gegen  die  Conjectur  f^iSfivo)fic9a  hergestellt 
nnd   in   dem   vierten   Excurs  »ehr   gut  erläutert   worden. 

Vs.  58.  Hier,  wie  auch  noch  sonst,  z.  B.  Vs.  25. 
geschieht,  wird  Matthiä  beschuldigt,  dass  er  den  betref- 
fenden Punct  nicht  richtig,  oder  nicht  erschüpfend  be- 
handelt habe;  indessen  über  die  letztgenannte  Stelle  dürfte 
Matthiä's  Auffassung  mehr  für  sich  haben,  und  die  er- 
stere  führt  er  §.  350.  nur  kurz  an,  ohne,  wie  der  Zu- 
Zeittchr.  f.  d.  Alicrthumsw . 


sammenliang   zeigt,   die   von   Hrn.  W.   gegebene  Erklärung 
des    Accusativs   austuschlu-ssen. 

V».  t).').  cidtiv.  Man  bringt  viele  Stellen  zusammen, 
nm  zu  zei|fen,  dass  die  Griechen  das  Wort  für  müssig 
sein  gebraui  bt  haben;  es  geschieht  atirr  bei  ihnen  nicht 
viel  anders,  als  in  andern  Sprachen,  und  kann  ebenso- 
wohl sorglos,  als  sorgenfrei,  ebensowohl  (rä^e,  als  ruhig 
abwartcnil  bedi'ulrn  ,  wo  es  metaphorisch  gebraucht  wird; 
Vs.  5(.().  aber  siebt  axncoxuv  Sidovic.  gar  nicht  iin- 
cigentlich. 

Vs.  87.  TU  öi'ocpuria  heisst  hier  nicht  iiifanstum, 
res  tristisj  sondern  das  Sihwierige,  was  misslich  auszu- 
führen   ist;    und   so    verstellt    es   auch   schon    der   Scholiast. 

Vs.  107.  IJas  urkunilliche  rl'u;  hat  jetzt,  indem 
es  für  fehlerhaft  erklärt  wird,  der  viel  schwächeren  Con- 
jectur   r/K/    weichen    müssen. 

Vs.  112.  Hier  linden  wir  Bothe's  ganz  ungegründete 
Behauptung,  Jokaste  habe  durch  den  entkommenen  Skla- 
ven gewusst,  dass  Oedipus  der  Morder  des  Laios  sei,  und 
in  rus  abdiilisse  illnm  servulum.  Dieser  hatte  keine  Ur- 
sache, von  seiner  ersten  Aussage  abzugehen,  der  Dichter 
sagt  auch  durchaus  Nichts  davon,  wohl  aber  ausdrück- 
lich, dass  er  die  Königin  flehenil  gebeten  habe,  ihn  auf 
das  Land  zu  entlassen.  UnWahrscheinlichkeiten  im  strengen 
Sinne  sind  in  der  ganzen  Tragödie  nicht.  S.  hierüber 
auch  S.  226.  7.  des  ersten  Theils  meiner  Uebersetzung. 
Dass  Oedipus  so  genau  auf  den  Anfang  zurückgeht,  for- 
<lert  die  Gründlichkeit  der  Untersuchung,  und  er  sagt 
selbst  Vs.  i,i2.  «'Aa'  i^  i'Tiu^yij;  avU/^  ai'z  syoj  (faviü; 
fragt  doch  der  Richter  den  Inquisiteii  um  seinen  tarnen, 
selbst    wenn    er    ihm    noch    so    bekannt   ist. 

\s.  117.  I'nnöthiges  Bedenken  gegen  die  früher  mit 
Berufung  auf  Matthiä  ,  und  jetzt  noch  richtiger  erklärten 
Worte  uTov  T/;  iyiiadojv  i-j[(jr,aax'  dv. 

Vs.  140.  Ebenso  bei  dem  Worte  ritiiüQSiv,  welches 
hier  die  Bedeutung  tödten  haben  müsse,  da  es  (loch  nur 
rächen  oiler  strafen  heisse.  Und  so  heisst  es  auch  hier; 
und  schwerlich  irgendwo  anders,  weder  todteu,  noch, 
mit  Hermann,  insidias  struere;  sondern  Oedipus,  der 
auch  bei  Laios  sogleich  an  einheimische  Feinde,  poli- 
tische Gegner,  Unzufriedene  denkt,  wie  Kreon  in  der 
Antigone,  welcher  letztere  in  unserem  Stück  diese  Ver- 
muthung  wahrscheinlich  findet,  Oedipus  furchtet,  dass 
der  Mörder,  in  eigenem  oder  fremdem  Namen,  auf  glei- 
che Weise,  mit  solcher  Hand,  solchem  Angriff,  auch  an 
ihm  Rache  nehmen  könnte.  Denn  ein  König  wird  gelten 
des   Raubes   wegen   ermordet. 

Vs.  Ifil.  zi'X/.offr'  ayopüc  9()üiov,  einen  kreis- 
förmigen Thron,  erfordert  nicht  ilie  Annahme  einer  Hj- 
pallage.  Noch  weniger  ist  eine  solche  in  der  zur  Unter- 
stützung angeführten  Stelle  aus  dem  Philoktetes,  Tiokiac 
710VT0V  &tvus  ,  da  der  Dichter  den  Sand  eben  so  gut 
grau  nennen  darf,  als  sonst  das  Meer  so  heisst.  Diess  hat 
auch  Ellendt  eingesehen. 

^'s.  180.  Interdum  enim  üy.TTJ  eminentiam  significat, 
sagt  Erfurdt ,  nach  dem  Scholiasten,  der  es  £^0X>jv  er- 
klärt. Solche  Aussprüche  pflanzen  sich  dann  fort,  wovod 
es  beim  Sophokles  noch  mehr  Beispiele  gibt.  Warum 
soll  aber  ein  Dichter  die  Geängstigten  ,  in  Todesgefahr 
Schwebenden,  nicht  au  ilas  Altarufer  flüchten  lassen  dürfend 

47 


I;') 


716 


y».  l')0.  Da  AinphKrite'»  Wohnung,  die  man  geHiss 
uiit  Kf<  lit  rill  grosses  fipiiiacli  nennen  darf,  uiiziteifcl- 
liafl  im  Miticluicer  is«,  so  ist  es  ganz  iinniithig,  oder  gar 
uiiriilitig,  an  den  ücoaii  zu  denken.  Von  Theben  aus 
jagt  man  den  Feind  entweder  südwestlich  in's  Mittel-, 
oder  iionlösdirh  in's  srhuarze  Aleer,  oder  vielmehr  den 
südHestlichrn   Theil   desselben. 

Va.  178.  Schon  in  der  ersten  Aasgabe  ist,  wie  auch 
schon  Elnisley  gethan,  i}avaTl]CfU()a  aus  mehreren  Hand- 
schriften angeiKiinmen,  wofür  das  Metrum  zu  sjirechen 
scheint;  sonst  gibt  das  bislierige  ä^avaTljCfuQi;)  einen 
«ehr  guten  Sinn,  so  dass  der  Uoden  selbst  als  todtbrin- 
gend    betrachtet    wird. 

^'s.  201.  nooarax^svTa,  Dindorf's  Conjectur  für 
naoorailifTa.  Schon  <las  Metrum  ist  einigermassen  für 
Letzteres,  da  sich  auch  in  der  (jegeii.stropho  ein  lambus 
befindet;  dann  aber  rornehmlirh  ist  die  Lesart  der  Hand- 
schriften liel  bezeichnender,  als  die  Conjectur,  denn  nicht 
als  I3iiiidpsgenossen ,  sondern  als  Beschützer  sollen  die 
Pfeile  zu  Hülfe  kommen,  wo  die  Menschen  dem  Uebcl 
Kichfs   entgegenzustellen    haben. 

Vs.  •_'{(}.  ^ii)  oix  e^wv  TL  av^ißuXov.  Hr.  \V.  über- 
setzt: ich  würde  nicht  weit  nachforschen,  ohne  eine  Spur 
zu  finden,  wenn  mir  nur  ilie  Sache  nicht  unbekannt  wäre, 
also:  wenn  mir  die  Sache  bekannt  wäre,  so  bedürfte  ich 
euer  nicht,  ich  würde  ihr  selber  nach  kurzer  Nachfor- 
schung bald  auf  die  Spur  kommen.  Diess  lautet  sehr 
ruhmredig.  Und  f^ii)  OVY.  mit  dem  Particip  erfordert  diese 
Erklärung  keineswegs,  wie  andere  Stellen  und  Vs.  15. 
in  unserem  Stücke  beweist,  dem  der  Herausg.  anf  einen» 
Umwege  für  seinen  Zweck  beizukommen  sucht.  Der  Ge- 
dankengang in  der  Rede  des  Oedipus  ist  dieser.  Es  kann 
dir  geholfen  werden,  wenn  du  mich  hören  und  befolgen 
willst,  was  ich  dir  sagen  werde,  der  ich  zwar  fremd  bin 
II)  der  Sache,  um  die  es  sich  handelt,  wie  ich  in  dem 
Ereigniss,  welches  die  Verhandlung  veranlasst,  ein  Fremd- 
ling bin,  da  es  lor  mein  Hiersein  fallt,  und  ihm  fremd 
geblieben  bin,  denn  ich  selbst  »ersuchte  es  nicht,  der 
Sache  weit  nachzuforschen,  ohne  eine  Spur  zu  haben. 
(Hierdurch  rechtfertigt  sich  Oeilipus  darüber,  dass  er 
nicht  gleich  Anfangs  die  Sache  untersucht  habe.)  Nun 
aber,  ilenn  erst  später,  als  sich  jenes  zugetragen,  bin 
ich  dann  euer  Mitbürger  geworden  {uOTOi  bildet  den 
Gegensatz  zu  tivoq  und  daif  daher  nicht  in  ai'iTOi  ver- 
ändert werden),  wende  ich  mich  an  euch  u.  s.  w.  (Eine 
Spur  war  jetzt  durch  das  Orakel  gegeben,  ilie  nämlich, 
dass   sich   der    Mörder  in    dem    Lande    befinde). 

Vs.  225.  );  '^  akXijs  t^'J'Jii  «*att  £t  d.  x9ov6;,  nach 

Vauvilliers  und  Neue's  Conjectur,  ist  sehr  ansprechend", 
denn  da  als  Wieilcrholung  gleich  darauf  die  Worte  /} 
tfikuv  diioo.i  rj  Xf'^i'tou  folgen,  so  scheint  diess  gegen 
die   Erwähnung   eines   Ausländers   zu   sprechen. 

Vs.  2Sl).  dsiftaioq  tfjtcpit,  Conjectur  für  diifiUTOi 
y'  ix^'i  '*'  unniilhig,  da  ye  hier  zur  Hervorhebung  des 
Substantivs   ganz   passend   ist. 

Vg.  309-  Mehrmals  sind  Erklärungen,  die  in  der  frü- 
heren Ausgabe  mit  Anführung  anderer  Ausleger  stehen, 
hier  unter  eigenem  Namen  gegeben;  mit  Recht,  wie  mir 
scheint,  sobald  sich  nicht  ein  neues  Licht  von  einem  be- 
ati]4niHP  Interpreten  herschreibt.    Vs.  231-   hat  die  rich- 


tige Beziehung  von  y/x  bereits  Hermann  gezeigt.  Dem- 
seilen  hätte  auch  die  Erklärung  von  Vs.  1247  ff.  rindi- 
cirt   werden   müssen. 

Vs.  420.  Die  kleine  Veränderung  Markland's,  6a  für 
ä  er',  hebt  alle  Srhwieriu;keiten,  die  wenigstens  bis  jetzt 
noch  kein  Ausleger  bei  Vertheidigung  des  letzteren  ge- 
hoben hat.  Denn  allerdings  umfassen  die  o.Kka  xaxa 
Alles,  was  Oedipus  ausser  den  nächsten  Folgen  der  Ent- 
deckung erdulden  wird,  und  die  damit  zusammenhängen- 
den  Schicksale  seiner   Kinder. 

Vs.  4ö3.  at'ros,  wofür  Erfurdt's  avTug  gesetzt  wor- 
den ist,  wie  ^'s.  104').  ui'Ti)  uniiothigerweise  dem  uurij  hat 
weichen  inüssen,  hat  Hermann  mit  Recht  beibehalten.  Man 
denke  es  hier  zu  aviuh  gehörig,  ai'TUi  UL'TOU  ;  in  der 
anderen  Stelle  aber  macht  aVTlj  den  Gegensatz  zu  eyu>. 
Vs.  4iS|.  Es  hätte  Schneiilewin's  Versuch  (Conjectt. 
critt.  p.  161),  «lie  Lücke  durch  die  Worte  ovv  (fUViQÖ. 
hinter   ßaauixo   auszufüllen,   erwähnt   werden    können. 

Vs.  513.  Das  ursprüngliche  ;J ,  wofür  jetzt  nach  Her- 
mann und  Elmsley  ;;  steht,  scheint  nur  gleichwohl  bes- 
ser. Wie  kommst  du  hierher?  Zufällig,  oder  bist  du 
verwegen    genug,   vorsätzlich   mein   Haus   zu   betreten  1 

^'s.  578.  Dindorf's  Conjectur  aiy.dkküuaL  hat  das  für 
uupasseud  erklärte  iyy.ukovai  verdrängt.  Warum  un- 
passend, hätte  gesagt  werden  müssen.  Im  Gegentheil 
ist  es  besser,  anschaulicher,  während  durch  ce/xaA./.Oi;0< 
der  Begriff  des  ßegrüssens  und  Freundlichthuns  ungebühr- 
lich oft   wiederkehren    würde. 

Vs.  663.  Die  von  Jacobs  gegebene  Erklärung  der 
Stelle  hat  auch  mir  schon  ehemals  die  richtige  geschie- 
nen, wiewohl  sie  seiner  Zeit  für  unbegreiflich  missver- 
standen erklärt  worden  ist.  Der  Chor  verwahrt  sich  in 
seiner  Antwort  gegen  den  Vorwurf,  den  König  im  Stiche 
zu  lassen  ;  das  tvirft  ihm  aber  Oedipus  nach  der  gewöhn- 
lichen Uebersetzung  nicht  vor,  wohl  aber,  wenn  er  sagt: 
du  verlassest  meine  Sache,  und  machst  dein  Herz  stumpf 
oder  theilnalinilos ,  d.  h.  du  wendest  dich  mit  stumpfem 
Herzen  von  mir.  Wie  Gothe  sagt:  den  Widerstand  der 
stumpfen  Welt  besiegt,  oder  Platen:  auf  dass  die  stumpfen 
Herzen   du   doch   zuletzt   besiegst. 

Vs.  6V)0.  Die  Worte  naiboz,  bi  ßXdarai;  »cheinen 
mir  zu  eQ^jtl^iev  zu  gehören,  so  dass  utv  nur  eine  Wie- 
derholung des  Objects  ist,  und  ßkaazai  hier,  wie  sonst 
gewöhnlich  der  Singular,  das  Gel)Orne  bedeutet:  das  ueu- 
geborne  Kind  —  nicht  drei  Tage  Zwischenraum  waren, 
und    er    warf  es   u.   s.    w. 

Vg.  695.  Es  ist  das  einfachere  und  handschriftlich 
genugsam  begründete  Tiaifih'  nach  Brunck  in  dieser  Aus- 
gabe   wieder   hergestellt. 

Vs.  736.  Mit  dem  Herinann'schco  oI'  dvijQ  dovlwi, 
fiir  ods  y  d.  d.,  scheint  es  mir  doch  nicht  so  ausge- 
macht zu  sein.  Das  oia  ist  einschränkend,  und  die  fol- 
genden Worte  sind  ausdehnend,  darin  liegt  ein  Wider- 
spruch. Denn  man  kanu  sagen:  er  war,  so  weit  diess 
ein  Sklave  sein  kann,  würdig,  diese  Gunst  zu  erlangen; 
aber  nicht:  eine  noch  grössere,  als  diese.  Noch  weniger 
kann  man  übersetzen :  als  ein  Sklave ,  d.  h.  da  er  ein 
Sklave  ist;  vielmehr  müsste  da  steheu:  wiewohl  er  ein 
Sklave  ist.  Wohl  aber  gibt  dieses  einen  guten  Sinn  : 
dieser   Sklave    war  dieser    und   noch   grösserer   Gongt   tvür- 


717 


718 


i 


diff.  Das  filr  oJa  »on  Hermann  angi-fiihrte  Srholion 
spricht  eher  dagegen  ,  denn  es  erläutert  ilas  neiC,ui ,  in- 
dem die  Gunst,  auf's  ItunA  gehen  zu  dürfen,  eben  nicht 
gross  war,  uud  also  selbst  einem  Skiaren  eine  norh 
grossere   widerfahren  dürfte. 

Vs.  745.  Hr.  \V.  setzt  hier  für  das  durchaus  gufe 
ftti^OVl,  das  mit  einem  perinepto  abgefertigt  wird,  die 
ganz  unglückliche  Conjectur  /Liet^ova,  ohne  den  Grnnd 
der  Aenderung   weiter  anzugeben. 

Vs.  753.  Er  findet  77 «p'  o'/do)  verdächtig  neben  iv 
!)lv7tvoii,  <la  eins  ton  beiilrn  liberllüssig  sei.  Aber  die 
compotatio    ist   ein    Tlieil    des    Schniausses. 

Vs.  763.  TCgoi'fft/.vn  ksyuiu  küiine  nicht  stehen,  da- 
her Tt(JOlCfl,v£v  corrigirt  is<.  Dass  letzteres  ebenfalls 
einen  guten  Sinn  gibt,  ist  natürlich;  das  Komma  dahin- 
ter fallt  aber  auch  da  besser  weg.  Aber  7C(jov(fävi]  ist 
besser.  Auf  meine  Frage  war  er  verschlossen,  mit  An- 
derem aber  trat  er  hervor,  kam  er  zum  Vorschein,  üas 
scheint  auch  Ellendt  gemeint  zu  haben,  wenn  er  sagt: 
Apollo  improvisa  et  inexspectata  vaticinatus  significatur. 
So  hätte  also  hier  ein  viel  geistreicherer  Ausdruck  einem 
viel   gewöhnlicheren   weichen   müssen. 

Vs.  781.  Der  Vers  (>/oi)  TiaQaOTsixovra  Ti^gijaaQ 
uSOov  soll  ganz  unnütz  sein  und  von  einem  Interpreten 
herrühren.  Wie  sollte  aber  der  dazu  kommen?  Und  der 
Vers  ist  sehr  bezeichnend,  macht  es  recht  anschaulich, 
»ie  ans  den  von  Oedipiis  nicht  hervorgerufenen  Belei- 
digungen fast  zufällig  ein  mörderischer  Kampf  entsteht. 
Denn  wegen  seiner  Brutalität,  worin  ihn  der  Herr  unter- 
stützt, hat  er  den  Wagenführer  geschlagen,  und  geht  nun 
am  Wagen  vorüber  seines  Weges,  als  Laios  im  Vorüber- 
fahren den  rechten  Augenblick  wahrnehmend,  ihn  auf 
den  Kopf  trifft.  Laios  war  also  abermals  der  Angreifer; 
unil  schlug  er  fehl ,  so  wäre  das  ganze  Unglück  nicht 
geschehen. 

Vs.  78".  ist  jetzt  Bothe's  Conjectur  Aatov  für  Aaio) 
angenommen. 

Vs.  r88.  soll  nun  nach  Dindorf  untergeschoben  sein. 
Alan  lese  aber  nur  mit  Aufmerksamkeit,  um  zu  seheu, 
dass  man  dann  im  folgenden  Verse  eben  ilas  xovb  är- 
ögOi;  oder  eiiov  vermissen  würde,  das  jetzt  der  verwor- 
fene Vers  darbietet.  Die  Wiederholung  des  Gedankens 
bildet  ausserdem  einen  Ruhepunct  zum  Uebergang,  ein 
rhetorisches  Motiv,  dessen  ich  schon  zu  Vs.  8.  gedacht 
habe. 

Vs.  790.  Die  früher  angenommene  ,  eine  Art  Anako- 
luth  enthaltende,  von  Hermann  hinlänglich  gerechtfertigte 
urkundliche  Lesart  u)  wird  jetzt  als  vitiosissima  bezeich- 
net   und    Erfurdt's    ov   dafür   gesetzt. 

Vs.  «()().  Auch  dieser  Vers  steht  nun  in  Klammern, 
ohne  dass  Dieses  näher  begründet  wäre,  als  durch  die 
Worte:  Neque  enim  nomcn  patris  proferri  hie  a  poeta 
convenit  ,  ut  cetera  incommnda  huius  versus  omittam 
explicare.  Den  zweiten  Grund  müssen  wir  also  dahin 
gestellt  sein  lassen,  was  aber  den  ersten  betrifft,  so  wer- 
den es  im  Gegentheil  Viele  sehr  passend  finden ,  wenn 
der  Dichter  den  Oedipus  gerade  da ,  wo  er  der  Ent- 
decknng  so  nahe  steht,  seinen  Glauben,  dass  Polybos 
sein  Vater  sei ,  noch  einmal  recht  bestimmt  aussprechen 
lasst. 


V».  825.  Schon  in  der  ersten  Ausgabe  steht  hier  für 
TOV  yS  AaiOV  (fOVOV  die  Boflie'sche  Conjectur  001^  JB. 
Aber  diess  gibt  einen  ganz  falschen  Sinn,  man  mag  nun 
öodov  adjectivisch  oder  adverbialisch  nelnnen,  nämlich: 
die  Ermordung  des  Laios  durch  dich  nird  er  dadurch 
nicht,  wie  sich's  gebührt,  auf  eine  richtige  Weise  (oder 
als  richtig,  wirklich  geschehen)  oilenbaren.  Denn  die 
IMftglichkeit,  dass  Oedipus  der  Mörder  sei,  unil  ilass  sich 
dieses,  wenn  es  geschehen,  ergründen  lasse,  kann  io- 
kaste  aus  der  von  ihr  angenommenen  Unrichtigkeit  der 
Orakel  nicht  folgern  wollen.  AVohl  aber,  dass  ja,  wenn 
auch  Oedipus  der  Thäter  sein  sollte,  hierdurch  das  dem 
Laios  gegebene  Orakel  sich  als  falsch  ausweise,  dasselbe 
in  jedem  Falle  unrichtig  sein  müsse,  und  dass  sich  Oe- 
dipus also  überhaupt  um  kein  Orakel,  auch  um  das  letzte 
wegen  Erforschung  des  Mörders  nicht,  bekümmern  solle. 
So  nämlich  heisst  der  unveränderte  Text:  so  wird  er 
doch  damit  die  Ermordung  des  Laios  nie,  wie  sich's  ge- 
bührt, als  richtig  geschehen  oilenbaren  (da  nicht  du, 
oder  irgend  ein  dritter,  sondern  sein  Sohn  ihn  ermorden 
sollte). 

Vs.  855.  Für  deov  ov  kri^vj  hat  Hr.  W.  t6i>  eyuj 
ov  Xtj^uj  verbessert,  und  jenes  für  höchst  verdorben  er- 
klärt. Ich  meinestheils  halte  es  für  sehr  gut.  Denn 
wenn  wir  auch  "idkatOfta  mit  Hrn.  W.  allgemeiner,  von 
der  Anstrengung  für  das  Wohl  des  Staats  überhaupt, 
fassen  wollen,  was  denn  jetzt  die  Erforschung  des  Mör- 
ders mit  einschlicsst ;  so  passt  dann  um  so  besser  ein 
allgemeiner  Satz  dazu:  (Ja)  unter  eines  Gottes  Schutz  zu 
stehen  ,  will  ich  nie  aufhören  :  im  Gegensatz  mit  den 
Gottlosen,  die  nun  geschildert  werden,  während  vorher 
nur  von  ilem  staatsverderblicheu  Uebermuth  die  Rede 
war.  So  bilden  die  Verse  853  —  55-  die  Bindung,  und 
weisen  mit  den  Worten  to  xakciji  ä'  i'/oi/  etc.  auf  das 
Vorherige  zurück ,  mit  deov  OL'  etc.  vorwärts  auf  das 
Folgende. 

Vs.  öfiß.  Mit  der  neuerlich  von  Hermann  versuchten 
Verbesserung  itiüjv  ße/jj,  die  aus  den  Scholien  geschöpft 
ist,  und  <leren  Sinn  auch  Hr.  W.  für  richtig  hält,  trifl't 
dem  Inhalte  nach  .Jacobs  Vorschlag  unter  seiner  Ueber- 
setzung  (IN.  Att.  Mus.  B.  l.  H.  2.  Tsoö.),  ßekrj  zJiy.ag, 
übereiu.  Aber  dii  ses  und  jenes  gibt  keinen  Uebergang 
zum  Folgenilen,  und  scheint  mir  durch  die  Frage  und 
die  ganze  Fassung  nicht  passend,  auch  ist  der  Gedanke 
von  eintreffender  Rache  schon  vorher  in  den  Worten 
xaxä  viv  'ikoiTO  fioiga  da  gewesen.  Unentbehrlich 
dagegen  ,  oder  wenigstens  sehr  passend  ist  hier  der  Ge- 
danke des  Zornes,  jenes  unfrommen  Zornes,  der  den 
Chor  anwandelt,  mit  den  Göttern  selbst  zu  hadern,  wenn 
sie   nicht  strafend   einschreiten. 

Vs.  891.  nuTugyuaai,  Conjectur  für  y.axfvyiiaoi , 
weil  bei  letzterem  TOtOÖS  nicht  stehen  können.  Warum 
soll  Jokaste,  mit  Kränzen  und  Räucherwerk  versehen 
zum  Altare  tretend,  nicht  sagen  köUilen:  ich  komme  mit 
diesem  Flehen,  dass  du  uns  eine  Lösung  ohne  Schuld, 
bei  der  sich  keine  Schuld  heraasstelle,  gewähren  mögest? 

Vs.  996.  Der  Ausdruck  rexuiv  ist  freilich  auffallend, 
da  der  Bote  vorher  wiederholt  versichert  hat,  dass  er 
nicht  sein  Vater  sei.  Wenn  es  also  nicht  im  tveiteren 
Sinne  stehen  kann,  durch  Erzeugung  oder  Kauf  in  seinen 

47* 


719 


720 


lirsiU  gcKoiiinicii  ,  iingefülir  o<wa,  «ic  Vs.  1 13fi.  y£V- 
tldciTCt  ^idior  Alle»,  was  in  Laios  Haiisr  fjolnirni  «or- 
ilcn;  so  iiiiiss  »lolil  ein  Felilor  ila  sein.  Der  Hcrausg., 
<|pr  sirli  rn'ihcr  l>ri  llrrinaiiirs  iiirlit  ^riiii°^i<iii|pr  Krklä- 
ruiif  lirriihigl  lia<,  iiiiniiit  Jetzt  liotliu's  Coiijfitiir  n'^UiV 
tu  Iliilfr.  Lc'titrrrr  liat  abrr  in  (Irr  Krit.  Uil>l.  Nr.  5- 
ISlU.  eine  aiiderp  Auskunft  vorjjesililageii ,  nämlirli  <lio, 
tu   1 1171  u^l-atc^  ein   ansgelassonos  ^tdkkov   zu   siijjpliren. 

Vs.  IU02.  a)/}'<>i  iox'iVT  iv  xay.o/'s  ersclieint  Ilrn. 
^V.  alü  pino  nncrliörtc  Taiifolojfie ,  und  er  rcruiuthet  £v 
/.afoii.  In  Beillein  werden  ilini  »cuigc  Ausleger  bei- 
stimmen. 

y».  H)')!).  '/Atta  yvtiiiic/.v  idoii  uird  liezueifcK ;  x«rd 
dürfe  hier  nirlit  stellen,  da  es  durli  norli  ziveiniai  so  ron 
Sophokles  gphraurht  ii  iril ,  und  yi)Ojf(ai>  neben  lö^li; 
sei  periiiiitile,  da  man  doch  in  seinem  8inne,  Geigt,  oder 
seiner  iMeinnng  ebpiiso  wohl  wissend  ,  als  irrend  sein 
kann.  Uie  Erkl/irun^  Erfurdt's,  ex  animi  seiitentia,  i.  p. 
qiiantiim  rupio,  iiitelli{;ens,  di'iiikt  mir  nicht  [lassend:  wenn 
irh  ein  Seher  bin,  und  so  wissend,  als  ich  wünsche 
(oder   gar,   als   ich   meine,   mir   einbilde). 

Vs.  107?.  tIi;  x^vydrijo  soll  von  einem  Erklarer  her- 
rilhrpn,  und  das  ächte  VVorf  »erdrangt  habpn  ,  un<l  doch 
ist  Hermann's  Erklärung  gpnügend,  und  die  Constructiun 
für  einen   (iriechcn   durchaus   nicht   zu   rerwickelt. 

Vs.  I16J.  Es  ist  unnüthiger  Weise  nach  Camerarius 
Aenderung  Üas  tu    odv   in   tov   aov   rerwandelt. 

y».  1255.  ist  Heath's,  und  Vs.  1319.  Nene's  Verhes- 
»prung   mit   Recht,    wie   es   mir  scheint,    angenommen. 

y»-  1346.  Ein  ungegründetps  Bedenken  des  Heraus- 
gebers gejen  den  Gebrauch  von  TQUCfsi-i  für  Oedipus 
Aiifenthnlt  in  Theben  führt  ihn  auf  die  nicht  passende 
Erklrirung  des  Wortes  von  der  Geburt  dcsselbeu.  Denn 
diese  »ar  nur  unglücklich,  er  beraubte  sich  nicht  der 
aus  ihr  kommenden  Vortheile,  sondern  der  glücklichen 
Lage   als    König   u,   s.    w. 

Vs.  1  i49.  Oedipus  nennt  sich  unrein  von  Seiten  der 
Gotter  und  am  Geschlechte  des  Laios.  Denn  auch  ab- 
gesehen von  ilein  Orakel,  das  die  ^'erweisung  des  3Iür- 
ders  befahl,  durfte  ihn  die  Familie,  ja  die  Stadt,  nicht 
dulden,  wie  er  dieses  Vs.  250.  selber  ausdrücklich  vor 
der    Versamuiliing  ausspricht.  ' 

Vs.  1412.  Die  Bedenklichkeiten  des  Herausgeberg 
bei  diesem  Verse,  die  ihn  sogar  den  Verlust  einiger  vor- 
hergehenden verinuthen  lassen  ,  scheinen  mir  uniiOthig. 
y.ui  nul  ys  fahrt  Oedipus  fort  zur  Einleitung  dessen  , 
was  von  Kreon  ohne  Zweifel  abhing,  nämlich  der  Be- 
stattung seiner  Schwester  ,  nachdem  derselbe  die  Ver- 
weisung für  abhängig  von  dem  Orakel  erklärt  hatte.  Das 
Futurum  nach  dem  Präsens  kann  das  metrische  Beilürf- 
niss  und  der  Wohlklang  bedingen;  wollte  man  aber  dem 
Dichter  etwas  minder  Gewühnliches  nicht  verstatten,  so 
wäre  das  Präsens  leicht  auch  in  das  Futurum  zu  ver- 
w  andeln. 

Vs.  1443.  Ich  bezweifle,  dass  'i'j(Pi  dem  herkömm- 
lichen ii/jv  vorzuziehen  ist.  tso^Iui;  heisst  nicht  Sehn- 
sucht, sondern  Freude,  \Vonne,  Erijnickung;  zijv  TCa- 
oovrruv  rioHuv,  die  dermaligo  Erquicknng,  ist  also  die, 
welche    die    Gegenwart    der    Kinder    dir    jetzt    gewähren 


wird,  ij  o'  flX^V  nnkai,  wie  du  sie  von  jeher  dabei 
empfiindpst,  nicht  ij  o'  f-X'^l  U.,  «vio  du  sie  schon  lange 
empliiidest. 

Vs.  1448.  uid'  ö^äv  nicht  nt  ita  vidnreni,  i.  e,  non 
viderpnt ,  sondern  dass  sie  so  anzusehen  sind;  was  viel 
natürlicher  und  anschaulicher  ist,  vollenils  Kindern  ge- 
genüber, als  das  andere,  das  auch  nachher  mit  den 
Worten   llQoafikiTrsiv  yan   ov   oi^ivoi   noch   nachfolgt. 

^'s.  1450-  oiO-'  uutfju,  oi'[>'  iöTOQWv.  Letzteres 
wird  sciens  übersetzt.  Nun  wird  man  Hrn.  W.  beistim- 
men, dass  ioTOOEiv  bei  Sophokles  nicht  erzählen  lieisse ; 
aber  wissen  lieisst  es  auch  nirgends  bei  ihm,  sondern 
erfragen,  erfahren.  Die  Tautologie  wäre  zwar  an  sich 
nicht  anstössig,  denn  sie  vergrösserte  den  Nachdruck, 
aber  sie  ist  gar  nirlit  ila,  sondern  es  heisst:  ich  sah  es 
nicht,  und  suchte  es  auch  da  nicht;  das  Unglück  nSmlich, 
seiner  Uliitier  Gatte  zu  werden  ,  welches  ihm  geweissagt 
worilcn   war. 

V.  1472.  iyysveeg  steht  zur  Erhöhung  des  Gegen- 
satzes ganz  am  rechten  Platze  ,  und  passt  seinem  Sinne 
nach;  warum  also  nach  einem  andern  Worte  suchen,  oder 
gar    ein    neues   dafür    machen? 

^'s.  1479.  Da  der  Artikel  nicht  passend,  oder  we- 
nigstens nicht  nöthig  ist,  so  ist  mehr  Berechtigung,  ihn 
auszustossen,   als   das  aitt   zu   verändern. 

^'s.  1492,  3.    odTii;  oü  ^ijkcp  nokiTOjv  xac  rvxaii 
enißkiTTojv  Eli;  üaov  y.kvdwva  ÖEivr,^  oi'fiCfOQai;  iki]- 
kvdev.      Das    oOTig    nach    og    hat   Ellendt  aus   dem   So- 
phokles selber  festgestellt,    wiewohl    wir  dieses   Beneises 
hier   gar   nicht    bedürfen;     denn    mit    dem    6;    wird    hier 
etwas   nur  dem    Oedipus    Eigenes    ausgesagt ,     da    nur   er 
das   Räthsel   löste  ,   mit   itOTl^  dagegen  etwas  Allgemeines, 
was   er   mit   Andern   gemeint   hatte;  jenes  heisst:   er,   wel- 
cher;    dieses:   einer,    welcher.      Die   Structur  der  ganzen 
Periode    betreffend,    ist   PS   ziemlich    gleichgültig,    ob   mau 
die   Worte    OiÖLTiOVQ   üÖ£    für    einen    Satz   nehme,     oder 
nur   für   das    Subject    zu     dem    Verse     ei^    ücrov   eic      Im 
letzteren  Falle    findet  eine  Inversion  der  Construction  statt, 
da   wegen   des   Particips   ETclßkiTfUJV  ilas   Pronomen   ÖOTI; 
ebenfalls   das   Sut.ject   zu   ekljkv^tv   ist.      Nun   zur  Erklä- 
rung  der   Stelle.      Den    Vers    mit    öoT/g    will   Jacobs   aus- 
stosscn ,     was   Hr.    \V.   vollkommen   billigt.      Die   Ausleger 
fassen   ihn,   theils   mit,   theils  ohne  Veränderung  des  Tex- 
tps,     worüber    ich    hier    gar    nicht  auf  eine   Beurtheilung 
eingehen   will,   entweder  so,   dass   von   des   Oeilipus   Neid, 
den    er   gegen    seine     ftlitbürger     nicht    gehabt,     oder    von 
dem    Neide   der  Bürger   die  Hede    sein   soll,    den  sie  gegen 
ihn   hätten    haben   müssen.       31it  erstercin   soll  seine   \  ur- 
trpfllichkcit  als   Regent    bezeichnet    sein,  .wiewohl    diese 
nebst    seiner    Macht    in     dem    Wort   ypciTiaTOC  schon    ge- 
schildert  ist,    das    letztere  müsste    zur  weiteren  .Ausführung 
seiues  glänzenden  Glückes  dienen.      Dabei  soll  dann    nach 
Einigen   sowohl  i^iikug,  als    jv-^ctl.   Glück   dedeiiten.    Zu- 
erst  aber    bleibt   die    Schwierigkeit,     dass   der    Vers   durch 
das    Partiripium   mit    dem    folf^enden   allein   genau   verbun- 
den  ist,   während   er    doch   dem  Gedanken   nach   dem   vor- 
hergehenden  cüordiiiirt  sein  soll,     so    nämlich:     der    das 
Räthsel   wusste,   und   der   bessto  (der  erste  und  trefflichste) 
Mann   war,    einer    welcher,    während    er    keinen   Bürger 


721 


722 


beneidete  (oder,  wahrend  iho  jeder  Bürger  beneiden 
inusstc) ,  in  dieses  (;r0äse  Unglück  kam.  Wo  bleibt  da 
die  Logik?  Dabei  ist  dann  zweitens  als  ausgemacht  an- 
genommen, dass  eTllßfJnilV  beneiden  heisso;  es  heisst 
aber  »vohl  nirgends  etwas  Anderes  ,  als  auf  etwas  sehen, 
etwas  berücksichtigen;  und  so  auch  liier,  und  der  Sinn 
ist  dieser:  Einer  welcher,  während  er  niclit  auf  Bürger- 
neid und  Zufälle  sab,  ihrer  nicht  achtele,  vielmehr  von 
Seiten  der  Menschen  und  des  Geschicks  sich  sicher  glaubte, 
in  ein  so  schrerklidies  Unglück  geriet!).  So  ist  es  schon 
in  meiner  Uebersetiung  gegeben,  damals  aber  diese  Ueber- 
tragung  für  uiatt,  schief  und  falsch  erklärt  worden,  also 
für  einen  Krüppel  und  Wechselbalg  zugleich.  Dennoch 
ist  das  Kindleiu  noch  immer  bei  Leben  und  guten  Glie<l- 
niasseu.  Für  die  Auffassung  des  Bezngs,  in  welchem 
diese  Sclilussrede  mit  dem  ganzen  Stücke  steht,  ist  es 
gerade  nicht  wesentlich,  wie  man  ilen  streitigen  Vers 
erkläre,  denn  die  Mural  sieht  noch  einmal  ausdrücklich 
am  Ende,  dass  auch  der  Gesegnetste  nicht  vor  seinem 
Tode  glücklich  zu  preisen  sei.  Hierüber  will  ich  noch 
Einiges  hinzufügen. 

So  übereinstimmend  alle  Beurtheiler  von  jeher  in  der 
BcwunderuBji;  des  Oedipus  gewesen  sind,  der  anch  schon 
dem  Aristoteles  als  die  fllustertragödie  scheint  gegolten 
zu  haben,  so  verschieden  hat  man  die  Iilee  des  Ganzen 
aufgefasst,  uobei  freilich  die  Fabel  au  sich  von  der  Be- 
handlung derselben  bei  Sophokles  wohl  nicht  immer  ge- 
hörig nnferschieden  wurden  ist.  Für  meinen  Zweck  habe 
ich  es  hier  nur  mit  der  letzteren  zu  ihun.  Darüber 
habe  ich  nun  gesagt,  man  sehe  hier  durch  ein  furcht- 
bares Geschick,  als  Beispiel  des  unwidcrstolilicheu  Got- 
terwillcns,  einen  an  sich  frommen  Mensclien  unwissent- 
lich in  unnatürliche  Vergebungen  verstrickt,  bei  deren 
Entdeckung  er  sich,  uach  dem  ersten  Ausbruche  der 
Vcrziveifliing,  der  hiiliercn  Macht  mit  Ergebung  unter- 
werfe. Im  zweiten  Oedipus  werde  dcmseMien  Dulder 
von  den  Göttern  Genugtliuung  gegeben.  Auch  sonst  ist 
iiberall  von  der  Ansicht  ausgegangen,  dass  Oedipus  un- 
gcliuldig  sei.  Dem  hat  Schwenck  in  der  Hall.  LIt.  Zeit. 
tS39j  Nr.  140  ff.  widersprochen.  Da  die  herrliche  Dich- 
tung, wie  denn  alle  Werke  des  Genie's  liierin  der  Na- 
tur aliiilirh  sind,  dass  sie,  von  Anderen  anders  angese- 
hen, doch  Jeden  entzücken,  zu  einer  Besprecbnng  immer 
wieder  berechtigt,  so  will  ich  die  Oillerenz  zwischen 
meiner  Meinung  und  der  jenes  Gelehrten  kürzlich  dar- 
legen ,  wobei  ich  einige  Stellen  jener  Abhandlung,  die 
gleichsam  die  Spitze  der  Ansicht  bilden,  zum  Text  neh- 
men  will. 

Nachdem  er  zuerst  von  der  schroffen  Ansicht  gespro- 
chen,  die  Manche  von  dem  griechischen  Schirksal.sbegriff 
hegten,  worauf  ich  meines  Theils  antworte,  dass  der 
Begriff  eines  ausser-  oder  uborgüttlichen  Schicksals  Lei 
Sophokles  gar  nicht  zu  finden  ist,  so  fährt  er  fort: 
,,Doch  betrachten  wir  die  Sage  von  Oedipus,  welche  be- 
weisen soll,  dass  der  Mensch  von  den  Güitcrn  vor  ilcr 
Gehurt  dem  Verderben  bestimmt  sei,  folglich  demselben 
nicht  entrinnen  könne,  sondern  Verbrechen  nach  einer 
festen  Prädestination  begehen  müsse,  wegen  welcher  er 
dennoch   bestraft  wird.     Eine  schcusslichere  Idee  mensch- 


licher Bestimmung  kann  freilich  die  Phantasie  nicht  er- 
finden. Es  liegt  dieselbe  aber  nicht  in  der  Oedipussage, 
sondern  in  einer  oberflächlichen  Auslegung  ilerselben, 
nnd  wiewohl  die  Griechen  das  Lehensloos  des  Menschen 
als  von  höherer  Bestimmung  abhängig  betrachteten  ,  und 
unter  göttliche  Leitung  gestellt  dachten,  so  haben  sie 
die  Freiheit  des  menschlichen  Wollens  und  Thuns  nicht 
mehr  dadurch  beschränkt,  als  es  der  iMensch  eben  be- 
schränkt fühlt."  Zu  diesem  Texte  will  ich  einige  Noten 
machen,  nur  Ergebnisse,  nicht  die  Untersuchung  sellist 
enthaltend;  ich  bin  aber  erbötig,  jeden  Beweis  nachzu- 
bringen. Zuerst  also  geht  mich  die  Sago  vom  Oedipus 
an  sieb  hier  gar  nichts  an,  sondern  nur  ihre  Anwendung 
bei  Sophokles;  hat  der  sie  nun  oberflächlich  ausgelegt, 
so  bin  ich  von  dem  Tadel  losgesprochen.  Er  hat  aber 
allerdings  gesagt,  dass  Oedipus  vor  seiner  Geburt  schon 
zu  seinem  Unglück  bestimmt  gewesen  sei,  das  kann  man 
im  ersten  und  im  zweiten  Oedipus  lesen,  und  der  Un- 
glückliche beruft  sich  darauf  zu  seiner  Rechtfertigung 
lind  dem  Beweise  seiner  Unscliiild,  wogegen  Niemand 
etwas  einwendet.  Er  hat  aber  nicht  gesagt,  dnss  Oedi- 
pus Verbrechen  begangen  habe,  sondern  Vergehungen 
viider  Willen.  Selbst  in  der  grössten  Verzweiflung  wirft 
sich  derselbe  nur  seine  Verblendung  vor.  Er  wird  bei 
Sophokles  nicht  gestraft,  wiewohl  gestraft  zu  werden,  an 
sich  kein  Uebel  ist,  sondern  er  leidet.  Eine  »cheuss- 
liche  Idee  kann  das  nicht  sein.  Er  leidet  am  meisten 
durch  sich  selbst,  durch  sein  feines  Gefühl,  durch  seine 
lebhafte  und  edle  Gemülhsacl.  Ein  Stumpfsinniger  oilcr 
ein  vollendeter  Weiser  hätte  nicht  Hand  an  sich  gelegt. 
Selbst  er,  wenn  er  unter  weniger  bedrängten  Umstän- 
den die  Entdeckung  gemacht  hätte,  würde  seiner  selbst 
geschont  haben,  wie  er  später  einsieht,  dass  er  sich  zu 
viel  gcthan  hat.  Er  ist  kein  Sokrates,  sonst  war'  pr 
überhaupt  nicht  zornig  geworden,  hätte  Niemand  geschla- 
gen, geschweige  getödtet;  aber  er  ist  unschuldig  in  Ab- 
sicht auf  sein  Bestreben,  und  wenn  er  unvorsichtig  war, 
so  wird  Niemand  sein  Unglü<k  daraus  ableiten,  es  als 
Strafe  dafür  ansehen  dürfen,  ohne  unmenschlich  zu  sein. 
Wie  ferner  die  Griechen  überhaupt  über  die  göttliche 
Leitung  und  die  dadurch  beschränkte  Willensfreiheit  der 
i\lcnscheii  gedacht  haben,  ist  für  mich  hier  gleichgültig, 
lii  der  Darstellung  des  Sophokles,  wie  ans  ihr  der  Ver- 
lauf der  Begebenheiten  hervorgeht,  ist  von  einer  Be- 
schränkung der  Willensfreiheit  des  Oedipus  gar  nicht  die 
Rede,  sondern  nur  (on  einer  Bestimmung  seines  Willen». 
Jene  Beschränkung  in  ihrem  wahren  Sinne  ist  überhanpt 
nichts,  als  die  Folge  unserer  Unvollkomuienheit  sowohl 
in  dem  sittlichen  Urlheil,  als  in  dem  ^Vollen:  noch  be- 
sonders ausgehend  gedacht  von  Gott,  oder  griechisch, 
den  Göttern,  inusste  sie  aisu  in  einer  durch  dieselben 
bewirkten  Trübung  unseres  Urfheils  ,  oder  Scbw.'ichung 
unserer  Willenskraft,  also  in  einem  magischen  Kinflnsse 
bestehen,  worauf  sich  bei  Sophokles  wirklich  der  durth 
seine  eigene  Schuld  unglücklich«'  Kreon,  wie  etwa  bei 
uns  Tlioren  und  Uebellhäter  auf  den  Teufel ,  beruft,  nir- 
gends aber  der  schuldlose  Oedipus;  oder  jene  Beschrän- 
kung ist  nichts  weiter,  als  das  auch  von  Mensclien  be- 
wirkte Bestimmen  oder  Verführen.  Und  bestioimt  haben 
ihn   die   Götter;  wovon  sogleich. 


723 


724 


Von  Sülclicii  Orakeln,  wie  «los  Ocdipiis,  kI«u1)(  l!r. 
S.  dass  sie  „nicht  eine  f^itUUche  Vciraiiülicsliiniiiiiiis  aiis- 
tlrfirken,  soiiilorn  eine  ganz  andere  Ansirlit  j;ol).-n  ,  ilie 
nauilirh,  ilass  die  Warnungen  der  (iiilter  nirlits  liolfon, 
der  Alrnsih  dm  li  in  seinem  Leichtsinn  hingilit,  uikI  dass 
er  die  (icitlcr  ^jar  nicht  versnclien,  seine  Znliuiift  nicht 
erforschen,  sich  ihrer  Leitung  anvertrauen  soll."  Die 
Aellern  sind  arierdin^s  gewarnt  «orden,  und  lialirn  es 
Dicht  geachtet;  nachdem  der  Sohn  alier  einmal  erzeugt 
ist,  muss  er  das  Vorausgesagte  liegehen.  S«  steht  ganz 
einfach  in  dem  Gedicht,  dass  er  müsse.  Ist  das  ctivas 
Anderes,  als  Vorausbestinimuiig?  Uiul  zivar  göttliche  \'or- 
ausbestiuimung;  denn  eine  andere  gibt  es  nicht  bei  un- 
serem Dichter.  Aber  «ir  wollen  i-on  dem  ersten  Orakel 
ganz  absehen.  Von  dem  »weiten,  das  er  selbst  empfangt, 
geht  Oedipns  nicht  in  seinem  Leichtsinne  hin,  sondern 
mit  schwerem  Herzen,  um  wenigstens  ron  seiner  Seite 
Jcr  Erfüllung  so  lange,  als  möglich  auszuweichen.  In 
den  Streit  wird  er  auf  eine  ihn»  nicht  zum  Vorwurf  ge- 
reichende Weise  verwickelt ;  die  Jokasfe  erblickt  er  nicht 
eher,  als  bis  er  sie  erworben  hat,  nnd  man  braucht  ihr 
gar  nicht  anzusehen,  dass  sie  seine  3Iutter  sein  könne, 
d.  h.  dass  sie  sechsonddreissig  Jahre  alt  sei;  eine  Hei- 
rath  aber  in  einem  fremilen  Lande  scheint  das  sicherste 
Wittel,  eine  solche  mit  seiner  Mutter  zu  verhüten.  Er 
hat  die  Götter  nicht  versucht,  nicht  nach  seiner  Zukunft 
gefragt,  sondern  vielmehr  nach  seiner  Vergangenheit; 
auf  diese  seine  Frage  aber  haben  sie  ihn  gar  keiner  Ant- 
wort gewürdigt,  sondern  ihm  etwas  gesagt,  was  er  nicht 
wissen  wollte.  Er  aber  vertraute  sich  ihrer  Leitung, 
oahm  das,  was  sie  als  eine  Nothwendigkeit  aussprachen, 
frommer  Weise  für  eine  Warnung,  und  gerade  dadurch 
rannte  er  in  sein  Verderben.  >Ver,  als  die  Gotter,  Itahen 
ihn  hineingeführt  1  Sie  durften  nur  schvveigen,  so  h.'it- 
ten  sie  wenigstens  nichts  persönlich  dazu  beigetragen,  um 
mich  bildlich  so  auszudrücken.  Er  hätte  aber  gar  nicht 
fragen  sollen,  das  soll  die  Fabel  leliren.  Wie  in  aller 
Welt  kann  ein  Orakel  den  Sinn  haben,  dass  man  die 
Orakel  nicht  befragen  solle?  Bei  den  Griechen,  wo 
UfTentliche  und  Privatangelegenheiten  beständig  vor  sie 
gebracht  wurden"?  Bei  Sophokles ,  der  ihren  Besuch  für 
ein  Zeichen  der  Frömmigkeit  erklärt,  und  ihren  Aus- 
spruch  Zeus   liebliche   Rede   nennt? 

Schwenck  sagt  endlich:  ,, Oedipns,  als  er  den  Göttern 
gegenüber  zum  Duldersinne  gelangt  war,  und  seinem 
Schicksal  gegenüber  mit  Milde  und  ergebenem  Sinne  da- 
stand ,  ward  des  Friedens  und  <ler  Ruhe  durch  sanften 
Tod  theilbaftig,  indem  ihn  die  furchl'jaren  Erinnyen  als 
gnSdige  Eumeniden  aufnahmen."  Eine  Unterscheidung 
zwischen  Göttern  und  Sckieksal,  wenn  eine  solche  ge- 
meint ist,  gebe  ich  nicht  zu.  Den  Beweis  dafür  habe 
ich  im  Wesentlichen  schon  in  dem  ersten  Theile  meiner 
Uebersetzung  geführt.  Oedipns  ist  allerdings  zu  grösse- 
rer Entsagungskraft  gelangt,  durch  <las  Alter  und  durch 
Leiden;  denn  er  hat  seit  seiner  Blendung  noch  unsäglich 
viel  gelitten.  Er  ist  auch  noch  frömmer  geworden  ,  weil 
sich  seine  Frömmigkeit,  wie  früher  im  Glück,  so  nach- 
her im  Unglück  bewährt  hat.  Auch  seine  angeborne 
Heftigkeit  hat  sich  den  Jahren  und  Umständen  nach  in 
etwas  gemildert,    wiewohl    er  im  Wesentlichen  auch  vor 


Kolonos  noch  iler  alte  Oedipns'  ist,  welchem  Kreon  nicht 
ganz  ohne  Grund  seinen  Zorn  vorwirft.  Ja,  selbst  An- 
tigone  warnt  ihn  desshalb.  Genug,  eine  Verwandlung 
oder  Veränderung  ist  nicht  in  ihm  vorgegangen  ,  sondern 
nur  eine  Ausbildung  ;  denn  im  inneren,  wie  im  äusseren 
Leben  gibt  es  keinen  Stillstand.  glicht  daher,  weil  er 
fromm  geworden,  ist  er  zur  Ruhe  eingegangen,  sondern 
weil  er  es  geblieben,  konnten  ihm  die  Götter  dieselbe 
unter   so    verherrlichenden    Umständen    genähren. 

Worauf  mir  nun  die  Verschiedenheit  unserer  Ansich* 
ten  in  ihrem  ersten  Grunile  zu  beruhen  scheint,  will 
ich  noch  schliesslich  sagen.  Der  Unterschied  ist  kein 
anderer,  als  der  zwischen  der  religiösen  nnd  der  mora- 
lisclien  Auffassung  des  Lebens.  Gerechtigkeit,  Vergel- 
tung waltet  oft  im  Leben  ,  Gott  aber  immer.  Diess  ist 
für  das  religiöse  Bewusstsein  zwar  allezeit  in  gleichem 
Masse  gewiss,  für  die  äussere  Auffassung  aber  wird  es 
durch  ungewöhnliche  Ereignisse  bezeugt,  in  denen  man 
das  höhere  Walten  um  so  bestimmter  zu  erkennen  glaubt, 
je  grösser  und  unerwarteter  die  Schicksalsweehsel  ,  je 
verwickelter  der  Gang  der  Dinge  ist,  der  gleichwohl, 
trotz  aller  Gegenbemüliungen  iler  Menschen,  ja  durch 
sie  gefördert,  zu  einem  bestimmten  Ziele  hinführt.  Hier- 
in ist  der  Oedipns  einzig  in  seiner  Art.  Ahnungsvolle 
Verwickelungen,  änsserste  Abstände  von  Glück  unil  Un- 
glück, und  ileni  härtesten,  das  ein  guter  3Iensch  erleiden 
kann,  ilass  er,  wiewohl  in  seinem  Gewissen  nicht  mit 
sich  selbst  uneins  ,  dennoch,  durch  das  Unnatürliche  sei- 
ner Thaten  ,  sich  selbst  und  Anderen  ein  Gegenstand  des 
Absehens  und  Entsetzens  wird;  und  dieser  Stoff  mit  «1er 
ganzen  Kraft  eines  grossen  Genie's,  des  erhabensten, 
reinsten  Dichtergcistes  bearbeitet  und  gestaltet,  das  kommt 
nur  Einmal  vor,  Dass  nun  solche  erschütternde  Bege- 
benheiten nach  Gottes  Willen  geschehen,  ist  an  sich 
schon  ein  Trost  für  das  fromme  Gemüth,  erheben«!  aber, 
wenn  der  Duldende  sein  Leiden  selbst  in  diesem  Sinne 
erträgt.  Das  Mass  der  Leidenschaft  bildet  dabei  nur  die 
Individualität  der  Person,  die  poetische  Charakteristik 
der  als  Einheit  zum  Grunde  liegenden  Gesinnung.  Es 
wäre  daher  kein  disharmonischer  Ausgang,  wenn  sich 
Oedipus  das  Leben  nähme;  nur  nicht  in  .Abfall  und  Lä- 
sterung; grösser  aber  ist,  wie  er  sich  selbst  ober  seine 
Blendung  rechtfertigt.  Ich  sage  nicht,  dass  Sophokles 
den  Oedipns  desswegcn  gemacht  habe,  um  Unterwerfung 
unter  «lie  Götter  zu  lehren;  das  lehren  ohnehin  alle  seine 
Stücke,  und  der  Oedipus  war  vor  ihm  da.  Es  kann 
auch  zugegiben  werden,  dass  auch  eine  andere  Behand- 
lung, mit  mehr  unheimlichen  Zuthateo  von  Rache  und 
Strafe,  ebenfalls  sehr  poelisch  sein  könne;  aber  unser 
Dichter  hat  die  gewählt,  welche  seiner  Gcmüthsart  am 
meisten  entsprach.  In  seinem  Sinne  gilt  für  unser  Stück 
die  Wahrheit,  dass,  auch  abgesehen  von  aller  Teleologie, 
das  Gemüth  in  der  ehrerbietigen  Bewunderung  der  gött- 
lichen Ueberlcgenheit  sich  befriedigt  fühlt.  Wie  aber 
diese  hier  an  einem  zwischen  zwei  schuldvolle  Geschlech- 
ter gestellten  Unschuldigen  gegenständlich  geworden  ist, 
so  zeigt  sich  die  Gerechtigkeit  der  Götter,  die  endliche 
Ausgleichung,  durch  einen  sanften  und  wnnderbaren  Tod 
und  die  Anwartschaft  auf  den  ewigen  Frieden,  in  dem 
zweiten  Oedipus ;     und    nie    hat    ein  Dichter  einen  erha- 


725 


726 


bcnerea    Stoil  in    schönerer   Form   den  Menschen  darge- 
boten. 

Ka  sind ,  um  noch  einmal  zu  unserem  Herausgeber 
zuriickzukeliren  ,  diessr  zweiten  Ausgabe  vier  Kxcnrse 
angehängt.  Der  erste  aber  Vs.  3.  giht  das  Resultat, 
was  man  einräumen  wird,  dass  das  Wort  (TTicp£o9ai 
von  den  Zweigen  auf  <lie  Träger  übergegangen  sei ,  wie- 
wohl man  auch,  daron  abgesehen,  den  mit  einem  grü- 
nen Zweig  Versehenen  auch  einen  damit  Bekränzten  nen- 
nen kann.  Der  zweite  Excurs  betrifft  Vs.  12.  13.  Die 
Erklärung  nimmt  Bezug  auf  Vs.  221  ,  bei  weicbem  ich 
derselben  gedarbt  habe.  Der  dritte  soll  beweisen,  dass 
Athene's,  Apollun's  und  Artemis  Altäre  vor  dem  Palaste 
gestanden ,  und  an  allen  dreien  die  Flehenden  gesessen 
haben;  aber  weder  das  Eine,  noch  das  Andere  geht  aus 
den  angeführten  Stellen  hervor.  Der  vierte  endlich  be- 
trifft fxejj.vu}usBa  Vs.  49,  welches,  wie  dort  schon  be- 
merkt, mit  Recht  beibehalten  und  sehr  gut  erläutert  ist. 
.  G.  Thudichum. 


Personal-Chronik  und  Miscellen. 

Zu  Sophokles. 
Antigon.  708  —  714. 

devÖQiüv  VTTsixei,  xXujvag  oii;  exotü^erat, 
Tct  d'  dvTiTsivow'  avTOTiQefiv'  äTcok'kvxai- 
avTco?  Se  vaoq  öa-rtc;  eyx^ari)  Tidda 
reivaq  i'TCSi'xei  fj,i^8ev,  vrcTioLg  xa'rw 
OTQS^iaq  To  \oi-Kov  osXfj.aati'  vavxikkeTui. 
dXk'  sly.s  9v  u(j)  y.ai  i^iexdoTuaiv  öiöov. 
Von   diesen   Versen    hat    bekanntlich    der  letzte  die   Aus- 
leger   viel     beschäftigt.       Allgemein    ist    dabei    anerkannt, 
dass  iler  Sinn  sein    inuss :    lasse    nach    in    deinem    Zorne 
gegen   /tntigone;     es    fragt    sich    nur,     wie    diess    in    den 
Worten    liegen    könne.       Diess    ist   jedoch,     wie    es    mir 
scheint,     durch  die   vorhergehenden,     aus  der  Erfahrung 
genommenen  Bci9{)iele  angedeutet,   am   klarsten   durch   das 
erste.      Du  siebst,   sagt  Ilänion ,    vtic  au   reissendrn   Strö- 
men  diejenigen   Bäume,   welche   nachgeben,    ihre  Zweige 
retten,     diejenigen    aber,     welche   sich    eiitgegcnstcmmen, 
von   der   Wurzel  aus  zerstört   werden,      ^iachgeben  —  na- 
turlich  den  reissenden  Strömen,  den  ütiifooig;   sie   beu- 
gen  sich   vor   der   andringenden   Strömung,    und    geben    ihr 
Raum,     ohne    sie   zu   zerbrechen,     vorüberzufliesseu.      .So 
soll     nun    auch    Kreon    vor    dem    ihm    entgegentretenden 
Zorne  sich   beugen,  ihm   weichen   und   Platz   machen   und 
ihm    gestatten,     an    ihm    vorüberzugehen,     und   es   lieisst 
also  der  fragliche  Vers :    IV eiche  aus  dem  Zorne,  und  ge- 
statte ihm    tvegzugehen,    vorüierzugehen.       Wer   Ellipsen 
liebt,   kann   zu  ti/.E    suppliren    Tijg    ööuv ;     ^ercioiCKTK; 
aber   heisst  hier:    discessus,     und   !}i>wj)   wird    auch   beim 
zweiten  Gliede   gedacht.      Kreon  steht  dem  Zorne   gleich- 
sam im   Wege,    und    wird,    wenn    er    ihm    nicht  aus   dem 
Wege  tritt,     unfehlbar    von   ihm   niedergeiiorfen   und   ver- 
nichtet werden ,   und   Hämon  warnt  mehr ,  als  er   bittet. 
Aiax.  350  ff. 
iu) 
y£voi  vaiaq  dQuiyuv  rexfa^. 


dhiov  Oi  enißaq  eKivavjv  nkdrav, 

as    xoi,    ae    roi   ^6vov   dedogxa   irotui- 

vujv  671  aQxeaovT  • 
dkkd  f^s  (JVvSaii;ov, 
Die  Schwierigkeit  liegt  hier  in  dem  vorletzten  Verse;  es 
fragt  sich  nämlich,  wer  unter  -nOtfievuiv  gemeint,  and 
tt'i'e  es  zu  construiren  sei.  Zunächst  kann  von  eigent- 
lichen Hirleu  nicht  die  Rede  sein ;  in  übertragener  Be- 
deutung sind  aber  Tcotjjei'sc,  nur  Führer,  Lenker,  Leiter, 
wie  die  noijievtq  kaojv.  Demnach  kann  auch  hier  das 
Schiffsvolk  des  Aiax  nicht  darunter  verstanden  werden 
ihm,  seinem  Führer ,  gegenüber,  obgleich  sonst  allerdings 
die  Lenker  der  Schiffe  an  sich  so  heissen  können  (Aesch. 
Suppl.  748:  oi'Ö'  ev  dyxvQOL'Xiaig  duQOovoi  vaujv 
Tloifäve^  TTapaVT/xa).  Es  muss  daher  auf  Aiax  bezo- 
gen werden,  was  wegen  des  Pluralis  natürlich  nur  so 
angeht,  dass  unter  dem  allgemeinen  Ausdrucke  „Führer" 
(plur.)  aus  dem  Zusammenhange  vorzugsweise  Aiax  ver- 
sfanden wird.  Wenn  man  nun  aber  hierbei  schwerlich 
einräumen  kann,  dass  der  Genitiv  von  irraoy.eooi'va  ab- 
hänge, so  bleibt  weiter  nichts  übrig,  als  novov  71  o  t- 
fisvojv  zn  verbinden  in  dem  Sinne,  wie  ooü  uovoo, 
vs.  505:  o't'y.TEtge  d'  uivni;,  Tiaiöa  tov  crov ,  ei  vsai; 
TQocptji  aTe(3ij9di;  ouv  öiuiotrat  fiuvoi;  im'  ögcra- 
Vio-Tuiv  iiri  cflkwv;  also  für  x^^C'i  Tlotiteviov.  Aiax 
fordert  nämlich  sein  treues  Schiffsvolk  auf,  ihn  zn  tödten 
weil  er  sehe,  dass  es  allein  und  ohne  Führer  (allgemein, 
daher  der  Plural)  iesteh»,  sich  helfen  werde.  Der  ganze' 
Gedanke  der  Strophe  läuft  hinaus  auf  dkkd  ue  Ovvdui- 
^ov ;  daher  wird  diess  auf's  Ende  aufgespart,  und  die 
Begründung  vorausgenommen  :  os  TOI  etc.  ,  wie  öfters. 
'Enagy.itn  aber  ist  absolut  zu  nehmen,  für  hinreichend 
sein,  stark  genug  sein.  Warum  er  aber  glaubt,  dass 
der  Chor  auch  ohne  Führer  hinreichend  sein  werde,  ist 
angedeutet  in  der  Anrede,  weil  er  nämlich  die  kunst- 
volle Schifffahrt  übe,  und  schon  bei  der  Herfahrt  das  Ra- 
der so  kräftig  geschwungen  habe.  Aiax  nämlich  denkt 
natürlich  nicht  an  die  Fortsetzung  des  Kampfes  für  die 
Atriden,  sondern  er  meint,  dass  sein  Volk  auch  ohne 
seine  Führung  im  Stande  sein  werde,  sich  gegen  die 
Misshandlungcn  seiner  Feinde  zu  schützen  und  nament- 
lich  nach  Hause   zurückzusegeln.  />. 

Etruskische  Allerthümer  in  Rom. 

Das  von  dem  regierenden  Papst  begründete  and  oach 
ihm  benannte  ftluseo  Gregoriano  bewahrt  nach  einem  Be- 
richte in  der  A.  A.  Z.  Nr.  lO'J.  v.  d.  J.  eine  Menge 
neuer,  eigenthümlicher  Schätze  aus  den  etruskischen 
Gräbern,  welche  man  in  einem  Theile  des  Kirchenstaates 
entdeckt  hat.  Der  Kunstiverth  dieser  Gegenstände  soll 
sehr  bedeutend  sein,  und  in  historischer  Beziehung  sollen 
sie  eine  eigeiithüinlirhe,  originale  und  zugleich  sehr  hohe 
Culturslufe  ihrer  Urheber  erweisen.  Das  Ausgezeichnet- 
ste aus  der  Sammlung  ist  für  die  Kunstfreunde  in  einem 
kostbaren  Knpferwerk  in  2  Qnarfbänden,  auf  243  Tafeln, 
das  unter  Leitung  lies  Maggiordomo  Princ.  Massimi,  des 
fllalers  Agricola  und  Bildhauers  Fabris  nach  einem  Auf- 
wand von  80,OUO  Gulden  jetzt  erschienen  ist,  niederge- 
legt. Im  ersten  Bande  sind  enthalten  die  Grabmonnmente 
Too   Cäre,  TerracotteD  von  Foscanella,  Canino,   Vulci  und 


70 r  728 

Cliiusi       nKnliiiiscIio    Broi.ccii    iiiiil    ai)S{jozoi(liiip(    sihönc  2)  AHcrthiimcr  des  Kreises  Dittmrp  loii  G.  Därsrli.   II.  Mo- 

ctru»kisrli<>   Oiii.iineii<<'    in   SiUiiT    niiil    (iolil  ;*  im    /.ueifeii  numeiite,      1)   Die   llispniiigo   Roms,   '/)   Aiiior,   der  Götter 

\  aäPii  -     iiiiil    ctriiskisilic     IJroiireii  -  ('oii(i)iiri-ii.       Da    kein  SiPfjer,    'S)    Ipliifenia    in    Tanris ,    erklärt    von    L.    Urlirlis. 

«lazii    liiiiri-iclieiul   »i'irliti};er    Arfliflülcf    vorhanden    schien,  4)    Denkniftler   aus    der    viirdoiitsclion  Periode   der  Neckar- 

N(i     ist    das    \^  i'fk     statt    von    einem    Commcntar,     nnr    von  pfejjeiiden  von  l'anly.    ö)    Komische    Alterthi'inier   ans    fllek- 

einer  einfachen   Indication    begleitet.  lenlmr;;    von   Th.   Uernd.       d)    INene    rfiinische   Inscliriften 

....  .»,,••     1      .       ^-  •   1     ■       r-       1  ans  ^Viosl)arlpn,    Mainz  und  llheiler  bei  lionn,  v.  L.  Lersch. 

Berlin.      Das     afeinisohe  Lectioiisrerzeii  hniss  Inr   das  ,   , .       ,     .    ,      '  -  ,^..\  .,,     ,. 

..    ,,      ■  '     I       I       I       I      f^  7)  Zu  rheinlandisehen  Inschrif(on  von  II.  Diintzer.    III.  />/- 

Soniinerseinestcr    Ib-^J   enth.'llt   eine    grierhisclie   Inschnlt,  '  \\     ■  u  \     a  i  u  i\r     u- 

^       '        .  .   ..     .       -•.  1.      •       •<■  II  teralur.    Drei  hchriften,   rerens.   von   demselben.    IV.Mis- 

»eleho   der   östcrreirliische   Gesandte   in    Allien,    Herr   von  ,,  ..      ,,,         -i     ,       ,,       ■  i\       \i       ■  n    > 

"       '  ,        ,  ,,         .,    ,     •  ^1     11.   1  I  u  celten.      V.    Chionih  des    Vereins,      Der   Verein   selbst  gc- 

Prokesch,    dem    Hrn.   Geheinienratli   Uockli    zugesandt.  •      *  rn  t  <       i   i  i      .lw 

:.  ,         '  ,      .  o       .    1  ,  •  M  winiit   von    latr    zu    Tan;     grossere    Ausdehnun?,     und    zahlt 

Ls   i.t   das   l-raftnient   eines  Staatsdccrefs,   von   einer   Mar-  .       ",  "     "  »' 

.     »         ,   ,        ,        r,   ,  II        /',    i  gegeinvärtiL'  schon   au   90   ordeutiirlie   fllitglicdcr. 

inurlafcl   copirf,    «eiche    der   Ucliersender    in   den   Garten  »   »  »  b 

bei   Kar_\stos   auf  Euböa   fand.       Die   Tafel   ist  sehr   abgc-  Leipzig.      Der   ausserordentliche   Professor  der   clas- 

iicbeii   und   auf  der  rechten  Seite  versdimmelt;   zu  Anfange  sischen    Alterthunisknnde,    W.    A.    Becker    dahicr,     ist 

scheinen    drei   Zeilen    erloschen;    die    übrigen   ztiölf  smd  zum   orjentlichcu   Professor    der    liiesigen    Universität    er- 

znin    grüssten    Tlieil    erhallen    und    von     dem    Herausgeber  nannt   worden. 

erKäii/t,   der   die  Inschrift   nnr   mit    ivenigen  Anmerkungen  t^.        ,  .,         ,■     .      ^       .         ,       . 

begleitet,    da   der   Inhalt   nichts    «esentlich  >eups   bringt,  München.     Die  philosophische  FacuUät  der  hiesigen 

und   «hiilichc  Decrete    derselben   Gaitnng  schon   im   Corp.  Universität    hat    deni    I'rhrn.    1<      L.    v.    31eri*g,    seiner 

Inscr.   gr.    und  ander,.arts  publicirt  sind.  Verdienste   um   die   Geschichte   halber,   namentlich   um  die 

vaterländische,   das   Doctordiploin   ertheilt. 
Bonn,  4.   Juni.      In    den    nächsten    Tagen    wird    das 
orstc   Heft    der    Jahrbücher    des    oeugegründeten    Vereins  Olmüiz.      Professor   Dr.    H.  v.  Scari  dahicr   ist  zum 

<on   Allerthumsfreunden    im    Rheinlande    hier    ausgegeben  Professor    der    politischen     VVissenschaften ,     der    Gesetze 

werden.    Dasselbe  enthalt  folgende  Abhandlungen.    I.  Clw-  und    der    Statistik    an    der    Universität    zu    Innsbruck    cr- 

rogranhie    und    Geschichte.      1)    \'crona    von    L.    Lersch.  nannt  worden. 

lEinladuii^ 


in  Folge  des  in  der  vorjahrigen  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  zu  Mona  gt- 
tasslen  Beschlusses,  wornach  Ulm  für  dieses  Jahr  als  Ort  der  Zusammenkunft  gewählt  wurde,  und  der 
bereits  erfolgten  hölieren  Genehmigung  werden  hiermit  die  Lehrer  auf  den  Universitäten  und  Gymnasien 
Deutschlands  und  der  Nachbarländer,  sowie  alle  für  die  Zwecke  des  Vereins  sich  Interessirenden  zur 
Theilnahmc  au  dieser  Versammlung  ergebenst  eingeladen.  Sämmtliche  Herren  Theilnchmer  sind  ersucht, 
alle  etwaigen  Schreiben,  Anmeldungen  und  Zusendungen  an  den  designirten  Präsidenten  Rcctor 
Dr.  Moser  oder  an  den  unterzeichneten  Stellvertreter  des  Vicepräsidenten  Professor  Dr.  Walz  adres- 
siren.  namentlich  aber  alle  Wünsche  in  BetretF  von  Privat-  oder  Gastwohnungen,  wo  möglich,  bis  Anfang 
September  mitthcilcn  zu  wollen,  damit  denselben  durch  Ueberweisung  an  die  diessfalls  niedergesetzte  Com- 
iDission  genügt  werden  könne.  Die  Sitzungen  werden  statthaben  vom  28.  September  bis  den  1.  October 
einschliesslich.  Den  Statuten  gemäss  sind  sämmtliche  schriftlich  ausgearbeitete  Vorträge,  die  in  den 
öffentlichen  Sitzungen  gehalten  werden  sollen,  dem  Vorstande  wenigstens  8  Tage  vor  Erötfnung  der 
Versammlung  einzusenden,  von  frei  zu  haltenden  Vorträgen  aber  in  derselben  Frist  Thema  und  Haupt- 
sätze anzuzeigen.  Auch  nuiss  gebeten  werden,  die  Vorträge  so  einzurichten,  dass  sie  im  höchsten  Falle 
den  Raum  einer  Stunde  nicht  überschreiten. 

Ulm,  den  1.  Juli  1842. 

Für  den  abwesenden  Präsidenten  und  Vicepräsidenten 

Rector  Dr.  Moser.  .   Prof.  Dr.  Walz. 

aus  Auftrag  derselben 
Prof  Dr.  Hassler. 


Zeitschrift 


für   die 


Altert  hu  ms  Wissenschaft. 


Aiisiist    1S43. 


75.    Ueber  Sophokles  Oedipus  auf  Kolonos 
1438—1448.    Wund. 

Uie  Stelle  cIps  Ordipus  Kol.,  »o  Poljneikes  die  Bühne 
verlässt,  leidet  an  mehreren  tichwierigkeitea ,  indem  die 
letzten  Worte  des  Abgebenden  mit  früheren  Aeusseran- 
!;en  in  Widerspruch  stehen,  nnd  die  ersten  Worte  des 
Chorgeganges  so  vieldeutig  sind,  dass  die  verschiedenen 
Ausleger  sie  auf  das  Verschiedenste  aufgefasst  habeu.  Schon 
der  erste  Punct  ȟrde  den  Versuch  einer  neuen  Beband- 
luug  entsrhuldigen ,  denn  es  bedarf  keines  Fingerzeiges, 
wie  iricbfig  ein  richtiges  Urtheil  über  Polyneikes  Cha- 
rakter für  die  richtige  Auflassung  seines  Verhältnisses 
zum  Vater  und  diese  für  die  Benrtheilung  des  Oedipus 
und   somit  des  ganzen   Stückes   ist. 

Nach  einer  langen  Klage  über  den  verfehlten  Zweck 
seines  Kommens  und  einer  dringenden  Bitte  an  die  Schwe- 
stern, seinem  Leichnam  die  gebührenden  Ehren  zu  er- 
weisen, wenn  des  Vaters  Verwünschungen  in  Erfüllung 
gingen,  eriviedert  er  der  Antigene,  die  jammernd  aus- 
ruft: Weh  mir  Unglückseligen,  wenn  ich  dich  verlieren 
soll,  V.  1438  •). 

Tavra  ö'  iv  rui  dai^ovi 
y.ai  Tijöe  (fvvai  ;far£pa. 
Wie  reimen  wir  diesen  Widerspruch?  Trotzt  erden  Göt- 
tern nnd  der  Bedeutung,  welche  der  Volksglaube  den 
^'erwünschungen  beilegte?  Ist  von  dem  irreligiösen  Geist 
M-iner  Mutter  (Oed.  Tjr.  681)  auf  ihn  etwas  überge- 
gangen? Oder  will  er  nur  die  liebende  Schwester  be- 
ruhigen, wenn  auch  gegen  seine  eigene  Ueberzeugung? 
Wo  spricht  er   Wahrheit?   das   ist  zunächst  die  Frage. 

Wie  es  überall  um  seine  Wahrhaftigkeit  steht,  davon 
zeugt  seine  oflene  Erklärung  v.  1424,  seinen  Kampfge- 
nossen die  Wahrheit  verhehlen  zu  wollen,  wenn  ihn  auch 
der  hinzugefügte  Grand  gegen  den  Vorwurf  eines  durchweg 
unwahren  Charakters  schlitzen  mochte.  Zur  Entscheidung 
unserer  Frage  führt  die  Beachtung  des  iheturischen  Cha- 
rakters seines  ganzen  ersten  Auftretens.  Er  kommt  in 
Thrflnen  gebadet  (1245);  er  bricht,  da  seine  .Absicht 
fehlzuschlagen  scheint,  in  Wehklagen  aus  (1394);  aber 
man  hüte  sich  wohl,  daraus  auf  einen  weichlichen,  un- 
männlichen Charakter  zu  schliessen;  wie  wenig  er  das 
ist,    zeigt    die    ruhige,    unverzagte  Weise,    wie    er    dem 

1)  Alle  Cilate  sind   nach  Wumlpi's   Ausgabe. 
üiiuchr.   f  d.    AUerthumsw. 


Tode  in's  Angesicht  blickt  '),  und  schon  vor  der  Bitte 
an  den  Vater  sein  Unternehmen  als  ein  solches  bezeich- 
net, da."  ihm  Thron  oder  Untergang  bringen  müsse  '); 
das  zeigt  sein  Beharren  bei  dem  eiumal  gefassten  Ent- 
schluss,  auch  als  er  sieht,  dass  er  nicht  zu  dem  er- 
wünschten Ziele  gelangen  werde  (1413);  das  zeugt  die 
Unbeugsamkeit,  die  er  dem  Jammer  der  Antigone  ent- 
gegensetzt. ')  Aber,  »ie  uns  schon  die  Thranen,  mit 
welchen  er  die  Bühne  betritt,  die  bei  einem  Euripides 
vielleicht  nicht  auffallen  möchten,  bei  Sophokles  aber 
auf  jeden  Fall  gar  wohl  berechnet  sind,  in  seiner  Rede 
ein  rhetorisches  Kunststück  ahnen  lassen;  so  finden  wir 
diese  Veruiuthuiig  durch  den  Inhalt  und  Gedankengang 
derselben  überall  bestätigt.  Wäre  es  das  Bcdürfniss  einer 
wahrhaften  Versöhouiig,  das  ihn  zu  <lcs  Vaters  Füssen 
triebe,  würde  er  nicht  mit  dem  Bekenntniss,  unkindlich 
gehandelt  zu  haben,  mit  der  Bitte  um  Vergebung  seine 
Kniee  umschlingen?  Aber  womit  beginnt  er?  Weh  mir, 
ruft  er  aus,  soll  ich  zunächst  meinen  oder  meines  Vaters 
Leiden  Thränen  zollen?  —  Was  kann  nach  einem  sol- 
chen Anfang  Aufrichtiges  erwartet  werden?  Wer  kann 
sich  überreden,  dass  das  dem  Vater  und  den  Schwestern 
gezollie  Hditleid,  dass  die  Klage  über  seine  eigene  Elen- 
üigkeit  von   Herzen   komme  ?  ')   Und    was   ist  das  Ziel  der 


2)    1436:  fl  XSV '  ^woiifiui 

14S2 :    ou  yi(Q  fl    hi  BXfnovx    iootpiaO-'   av&tq 

und  ilaiiiit  sliiiiint  auch  Antig.    HO,   wo  der  Chor  ihn  luit 

dem  Adler  vergleicht. 

.5)    1301:  «J   &uvoifa  mirdlxoiq, 

»J  Toi)?  rai'   fxTigu'iuvtai;  iy.ßuloiiu  /jj;. 
1335:  oV,  d  av  Ttj/ifi  avfinafiuajtjau  fqevl, 
ßguxil  siJV  oy/.w  xat  /Qo^tf  ätaaxeäin, 

4)  1419:   Antig.  'OfK?  t«  toUcS'  oi'i-  w?  h  oqO^ov  h.(fiqu 

Polyn.  XQt'jtu  yüq  i}fnf  i)'   ouxl  auyxMQritiu. 
Vergl.   1426  und   1438  ,«^  nilä'  ü  fii,   äti. 

5)  Anders  urtbeilt  freilich  Schiill,  Sophokles,  sein  Leier. 
und  ff'irken,  S.  121.  „Ks  ist  durchaus  kein  Grund  voi- 
banden,  diese  Reue,  welcher  der  Dichter  die  volle  Spra- 
che der  Wahrheit  gab,  fiir  Verstellung  zu  halten."  Aber 
wo  zeugt  er  diese  Kcue?  Die  wenigen  Worte  1260  und 
1265  waren  kaum  zu  unigeheD;  ich  aber  kann  mich  nicht 
überzeugen,  ein  Reuiger  küniie  heiin  Anblick  des  Leides, 
das  er  verursacht  hat,  so  an  sich  zunaclist  denken,  wie 
das  Polyneikes  thut ,  und  das  könne  ihm  ein  Sophokles 
in  den  Mund  legen.  Will  man  aber  das  dem  Vater  ge- 
(ollte  Mitleid  gclleuJ  machen,   so  sehe  man  zu,    ob  da» 

48 


rji 


7.« 


'.iiiirii  llcile  f  ..Willst  <lu,  o  Vater,  ilon  IMiinil  gar  nicht 
«fl'neii !  mir  iii<l'<  sai;«"",  »fssli»lli  du  mir  zürnst?"  IVti'J. 
Das  Hciss  er  alüo  »irklirli  iiirlit !  Fi'irivalir,  wpiin  er  sich 
siitisl  8riiii<s  Ohi-iins  Krpoii  alü  IVcilnrr  nicht  iiiiMiirili^ 
zri-'t,  an  kvliisrr  Berpcliiinng  bleilit  er  weit  hinter  ihm 
xunlcL.  KI.'Piiso  nie  alier  die  ersten  Wnrfe  ilieseii  rhe- 
lorixhen  Ch»rakler  traf^en,  bei  dem  die  Ahsii  lillirhkeit 
deutlich  durchs*  hinimert,  so  tliut  ilan  die  zweite  Rede 
jjf^(j —  1340  nicht  miniler.  Man  vergleiche  nur  dio  An- 
rufung der  GiMter  zu  Anfang,  die  pomjjhafte  Besrhrei- 
Lung  der  BuudeHgenossenmacht  \'o()b  S. ,  dio  scharf  ent- 
wicLcIten  Griiutle,  die  den  Vater  mit  ihm  aussühnen 
uiüssteii  I,3.'i0 —  I33!S)  (gemeinschaftliches  Unglück,  ge- 
nieinschafliiche  Feinde,  gemeinschaftlicher  Vortheii  vom 
Siege),  um  sich  zu  überzeugen,  «lass  hier  Alles  wohU 
bere<  linet  ist.  So  wird  mau  den  Schluss  nicht  ungegri'in- 
det  linden,  dass  die  Klage  über  ilen  unrermeidlirhen 
Untergang  samuit  der  Bitte  um  ein  ehrlich  Begräbnis» 
Nichts  ist,  als  ein  letzter  Sturm  anf  das  Vaterherz,  der 
freilich  ebenso,  »i»  der  frühere,  fehlschlagt.  Daraus  er- 
gibt sich  dann  schon  lou  selbst,  dass  Poljneikrs  in  den 
oben  angefüiirten  Versen  l4,i8:  TaPva  d'  iv  XU)  8ai- 
ftopt  y.ai  T^ds  (fvvcu  ^dTttyU,  seine  wahre  lUeinung 
gar  wohl  rerlaugneo  kann,  wenn  das  Behauptete  anders 
in  seinem  sonstigen  Denken  passt.  Wir  sind  also  auf 
eine  weitere  Entwickelung  des  Charakters  des  Polyneikes 
hingewiesen,  wozu  sich  Züge  genug  bei  Sophokles  finden, 
Hie  der  Dichter  mit  feiner  Zeichnung  ans  seiner  pomp- 
haften Rede  als  wahr  durchscbiniinern  lässt.  Dahin  ge- 
hört zunflrhst  die  Eifersucht  auf  seinen  Bruder.  Sie  ist 
die  Feder,  die  ihn  in  Bewegung  setzt;  der  Gedanke, 
dass  derselbe  seiner  lache,  der  mehrfach  wiederkehrt, 
12 'I,  I33i,  1417,  ist  ihm  uuerträglich  und  aufgeben, 
erklärt  er,  kiiiine  er  seine  Rache  au  ihm  nicht  14135 
1323.  Antigone  sucht  ihn  14 1 2  ff.  durch  den  Gedanken 
an  den  Untergang  des  Vaterlandes  zu  schrecken,  aber 
der  Gedanke  an  die  eigene  Schande  behauptet  die  Ober- 
hand. Eigentliche  Herrschsucht  spricht  sich  nicht  bei 
ihm  aus,  aber  er  ist  der  ältere,  er  kann  auf  die  Herr- 
schaft nicht  «erzichten ,  ohne  über  sich  selber  den  Stab 
zu  brechen  (14lh),  und  alsbald  ist  er  entschlossen,  sie 
zu  behaupten.  In  diesem  seinem  durchstechenden  Cha- 
rakterzuge haben  wir  auch  »ohi  den  Schlügsei  zu  den 
scheinbar  etwas  widersprechenden  Begebenheiten  in  The- 
ben nach  Oedipus  Bleudung.  Wie  Sophokles  diese  Ver- 
hältnisse sich  gedacht  habe,  hat  Wunder  in  der  Einlei- 
tung zum  Oed.  Col.  S.  15  ff.  vortrefflich  angegeben;  zu 
entwickeln,  in  welcher  Verbindung  mau  sich  dieselben 
denken  solle,  tnusste  seinem  Stanilpuurte  ferner  liegen. 
Es  ist  aber  Kreon  gewiss  nicht  dem  Sophokles  der  ge- 
rechte Herrscher  gewesen,  für  den  Gruppe  in  der  Ariadoe 
ihn  ausgeben  iiiüchte ;  nur  wenn  Oedipus  ihn  als  den 
Heuchler,  Schleicher  und  Schönredner  kannte,  wie  er 
sich  im  Oed.  Kol.  zeigt,  köiiiien  wir  den  ungerechten 
Verdacht    begreifen,    den    er    im    Oedipus    T}r.    auf    ihn 


eine  Reue  beweist  (ver^l-  742  <!'.) ,  frage  sich ,  was  die 
Versicbciung  gilt,  (las  Elend  desselben  erst  jetzt  zu  er- 
fahren ,  und  ob  nicht  iler  glatte  Fluss  der  Kede  selbst 
das  Affectiite  vcrtath? 


wirft,  und  die  Weise,  nie  er  in  der  Antigone  das  Scep- 
ler  führt,  rechtlerligt  Oedipus  vollkomineu  wegen  seiner 
Ahnung,  dass  llerrsibsuclit  im  Grunde  seiner  Seele  schlafe. 
£in  solcher  Charakter  musste  ,  als  Oedipus  so  furchtbar 
gegen  den  eigenen  Leib  gewüthet,  begreifen,  dass  jetzt 
das  Scepter  in  Wahrheit  in  seine  Hände  gefallen  sei, 
und  dass  er  nur  suchen  müsse,  durch  des  ^'aters  Namen 
die  erwachsenen  Sühne  (Oed.  Tyr.  I4..'ü)  von  der  Regie- 
rung fern  zu  halten.  Darum  kann  er  am  Ende  jener 
Tragödie  sich  nicht  entschliessen,  den  Oedipus  aus  The- 
ben ziehen  zu  lassen,  ohne  neue  Bestätigung  des  Ora- 
kels, darum  stellt  er  später,  vielleicht  als  sich  die  Sohne 
der  Herrschaft  kräftiger  annahmen,  als  ihm  lieb  »ar., 
sich  an  die  Spitze  derjenigen  Partei  des  Volkes,  welche 
seine  Fortweisung  verlangte  ''):  die  Sohne  mussten  ja 
nach  Kindesplliclit  widersprechen  und  so  sich  dem  Volke 
verhasst  machen.  Darin  täuschte  sich  denn  freilich  der 
Ehrenmann  ,  sie  Sassen  still,  aus  Furcht,  des  Volkes  Un- 
willen  auf  sich  zn  ziehen,  und  dieses  Stillsitzen  ^J  indem 
Augenblick,  ho  sie  sich  hätten  für  ihn  erheben  sollen, 
diesen  IMangel  an  kindlicher  Liebe  ^)  wirft  ihnen  Oedipus 
wiederholt  vor,  und  diess  ward  der  Grund,  wesshalb  er 
den  Fluch  über  sie  aussprach  4''t9.  Doch  damit  war 
Kreon's  Streben  nach  der  Krone  nicht  befriedigt;  es  be- 
ilurfte  anderer  Hebel,  um  die  jungen  Fürsten  zu  besei- 
tigen, und  er  fand  sie.  Wiederholt  erwähnt  der  Oed. 
Col.  der  Orakel,  welche  damals  ertheilt  »urden,  und 
für  Oedipus  von  Bedeutung  waren,  .i;'i(),  383,  40',  nnd 
doch  schliesst  Wunder  mit  vollem  Recht  aus  dem  Still- 
schweigen aller  hetheiligteu  Personen,  das  Orakel  könne 
des  Oedipus  Landesverweisung  nicht  befohlen  haben.  Da- 
gegen sagt  lins  Ismene  3t>3,  es  hätten  die  jungen  Fürsten 
im  Sinne  gehabt,  den  Thron  aufzugeben  und  dio  Stadt 
nicht  zu  beflecken:  liegt  da  nicht  die  ^'ermuthung  nahe, 
dass  dieser  Entschluss  mit  jenen  Orakeln  in  Verbindung 
stand?  So  bekämpfte  sie  also  Kreon  mit  Hülfe  der  geist- 
lichen Macht,  bis  sie  plötzlich  einen  kräftigeren  Ent- 
schluss fassten.  Beinahe  könnte  man  aus  der  Weise,  wie 
Ismene  370  diesen  Entschluss  und  den  Sturz  des  Poly- 
neikes neben  einander  stellt,  vermuthcn,  es  sei  derselb« 
von  dem  thatkräftigen  Eteokles  ausgegangen ,  den  das 
TloKtV  dt  ntionq  l2'J3  als  von  einschmeichelndem  We- 
sen erscheinen  lässt.  So  sah  sich  Kreon  abermals  um 
die  Frucht  seiner  Intriguen  betrogen,  Polyneikes  aber 
durch  die  persönliche  Kränkung  sich  zn  einer  Thätigkeit 
gespornt,  wie  sie  sein  früheres  Schwanken  nicht  hätt« 
erwarten  lassen.  Diese  zu  tilgen,  ist  jetzt  sein  einzig- 
stes Bestreben;   um  sie  auszuwetzen,   ist  er  entschlossen. 


6)  Dass  das  Volk  seine  Verbannung  gewollt,  erhellt  ans 
V.  436,  dass  Kreon  sich  an  die  Spilze  desselben  gestellt, 
766:  r^vty.a  .  .  Toi/y  So^toiaiv  ;;i'  öiunito&iu  yXvv.\ft  toi  /icw- 
&ni;  «cUf'/iuAAfc.  Hier  ist  auf  das  linperf.  insbesondere  zu 
achten.  Du  heiniihtest  dich,  mich  zu  verbannen,  denn 
zum  Polyneikes  sayt  er  1349:  oi;  y  ,  iL  xuxtoji ,  ax7j:iT^a 
y.ui  ^tjovout;  i/tüv  .  .  .  i6v  uuxoi;  aviou  natsQa  tüv  d  nn\- 
A  «  0  u  ;. 

7)  33!.  .33,3. 

8j  4l4:  xt^^   ol  xiixtOTOt  jiüvS'  uxouauvit^  nuQOt; 
xovfiou  nö&ov  nQov&lvio  it^v  ivouvr(äa< 
vergl.  444. 


r.v.i 


7U 


selbst  den  Tod  zu  umarmen.  Die  persünliche  Ehre  ist 
sein  Idol,  ihr  ist  er  tipn-it,  selbst  das  Leben  zu  opfern. 
<),  wie  sehr  ist  er  Oedijius  Sohn,  der  sich  das  Augenlicht 
raubte,  um  nicht  den  }«putt  der  Menschen  zn  sehen,  and 
doch,  >vie  fern  ist  er,  der  keine  Reue  kennt  über  das, 
>ras  er  am  Vater  gefehlt  hat ,  fon  der  sittlichen  Grosse 
des  Oedipus ,  der  sich  das  nnfreitvillig  Begangene  als 
»olle    Verschuldung   zurechnete  ! 

IVlit  einer  solchen  fieainnung  des  Polyneikes  ist  nun 
ebenso  wohl  Götterfurcht ,  als  das  Gegentheil  »ereinbar, 
und  die  Zeugnisse  allein  müssen  entscheiden.  Des  Vaters 
Fluch  erklart  er  für  den  Grund  seiner  Leiden,  das  hat 
ihm  sein  Inneres,  das  haben  ihm  die  Wahrsager  ofl'en- 
bart  1293-  £r  mnss  sich  also  an  diese  gewandt  haben. 
Der  Gang,  des  Vaters  Verzeihung  anzuflehen,  muss  ihm 
äusserst  schwer  geivorden  sein,  dennoch  hat  ihn  die  be- 
stimmte Erklärung  der  Orakel;  es  werde  die  Partei  sie- 
gen, für  welche  sich  Oedipus  erkläre,  lo'Jd,  auch  zu 
■liesem  Schritte  bestimmt.  Und  wollte  Jemand  sagen,  er 
habe  ilas  mehr  nm  seiner  Gefährten ,  als  um  seiner  selbst 
willen  gethan,  so  muss  jeder  Zweifel  rerstumnien  ror  der 
Aeusserung 
14-' 7  :   aJA'   Siloi   fuv  ijd'   öööi 

ioT(u  fikkovaa  f)i'oTtoT^i6c,  -re  Kai  y.ay.ij 
':zouq  TovÖE  TCatoog  ruiv  XE  lovö'  'EgivvtDV. 
Die  Bitterkeit,  die  darin  liegt,  scbliesst  eine  Hoffnuiigs- 
liisi^keit  in  (ich,  nnd  sie  kann  mithin  nicht  berechnet 
sein.  Glaube  an  der  Gotter  Macht  und  Leitung  durch- 
•iriiigt  den  Polyneikes;  daran  kann  kein  Zweifel  sein;  »as 
er  auch  sein  möge,  Gottesleugner  ist  er  nicht.  Und  so 
sind  also  jene  Worte  an  die  Antigone:  tultU  d  tt'  tu) 
i^niiiovt  xal  Tt^/öe  cpi'vat  läxEQCt  Nichts,  als  eine  Be- 
schwirhfizniig  der  Besorgnisse  einer  liebenilen  Schwester? 
Der  Widerspruch  gegen  den  früher  ausgesprochenen  Glan- 
bpii  wäre  doch  zu  schrolT,  eine  Lüge  in  Polyneikes  IVlunde 
111  dem  Augenblick,  wo  er  die  Buhne  reriassen  will,  zu 
unwürdig  und  zu  klein.  Polyneikes  erinnert  sich  riel- 
inebr  in  diesem  Augenblick,  dass  er  als  iy.ETiji^  gekom- 
men, das»  seine  Bitte  zurückweisen  dem  Oedipus  relir 
■{löse  Verantwortung  zuziehe.  Seine  früheren,  wie  Ver- 
iweifeliing  klingenden  Aeusserungen  sind  eigentlich  nur 
verkleidete  Vorwürfe  gegen  den  Vater,  dass  er  ihn  lieb- 
los aufopfere  (l4-'l,  1427,  140b,  wo  wohl  nicht  ohne 
Bedeutung  der  iSame  des  Vaters  umgangen  ist).  Als  aber 
die  Schwester  händeringend  seinen  Verlust  bejammert, 
da  richtet  er  stolz  sich  auf:  so  verloren,  spricht  er,  ist 
meine  Sache  nicht,  noch  ist  es  nicht  ausgemacht,  ob 
mich  eher  der  Fluch  oder  ihn  <ler  Zorn  des  Poseiilon 
tiellen  wird.  Und  so  gebt  er  trotzig  fort,  rerwüiis<'lien<le 
Blicke  auf  den  Vater  und  die  Uinstehrnclen  richtend, 
die  nicht  allein  ihm  iiiclit  das  Wort  beim  \'ater  geredet, 
sondern  ihre  Ungunst  deutlich  genug  1392  ausgesprochen 
haben,  eilt  fort  von  dem  Orte,  der  Zeuge  seiner  De- 
liiöthiguiig  gewesen  ist.  Doch  nein,  er  geht  nicht.  Der 
Srhiiesterii  Liebe  hat  sein  Herz  erweicht,  sie  kann  der 
Fluch  nicht  treffen,  den  er  nur  mit  den  Lippen  nicht 
aussprichl.  Euch  beiileii  aber,  spricht  er,  möge  kein 
Ijeid  begegnen  ;  aber  wem  soll  es  denn  begegti-'ii  ?  Ihm 
selber  \  Gr  hat  so  eben  noch  ganz  andere  HolTnungea 
ausgesprochen.    Doch    gesetzt   auch,    es   koniile    Ptilyneikes 


aich  selbst  als  den  Gegensatz  denken  zu  dem  (iffiu,  was 
thttt  der,  welcher  in  des  Vaters  Gegenwart  den  Schwe- 
stern wünscht,  sie  möchten  nicht  Leiden  entgegen  gehen, 
ohne  des  Greises  mit  einem  Wort  zu  gedenken?  Was 
thut  er,  wenn  er  diesem  Wunsche  den  GriMid  hinzufügt, 
sie  hatten  es  nm  keinen  Theil  verdient,  unglücklich  zo 
werden?  Wer  bat  es  denn  verdient?  Er  doch  gewiss 
nicht?  Er,  der  kein  Wort  der  Reue  über  das,  was  «r 
an  dem  Vater  gethan  hat,  ausspricht,  auch  da  nicht,  wo 
eine  solche  Aeusserung  so  ganz  an  ihrem  Platze  gewesen 
wäre.  Man  wird  nicht  einwenden  ,  einen  sulrhcii  Fluch 
Hürde  Sophokles  bestimmter  angedeutet  haben;  ein  So- 
phokles konnte  das  unnatürliche  Schauspiel  eines  Sohnes 
nicht  aufstellen,  der  seinem  Vater  Uucht;  die  Verstockt- 
heit desselben,  die  Bitterkeit  seines  Herzens  hat  er  hin- 
reichend ausgesprochen,  aber  das  Letzte,  Giässlirhste 
kann  ein  Künstler,  wie  Sophokles,  nur  andeuten,  in 
Worte  kleiden  kann  er  es  nicht.  Dem  Abgang  iles  Po- 
lyneikes folgte  vielleicht  eine  kleine  Pause,  dann  f;illt 
der  Chor   ein   mit  den    Worten: 

Nea  xäde  veödsv   ijki}^  uoi, 
vkc.  ßaoimoTfAa  x«z«  Tino    dkaoi'  tii/oi 
ii  XI   uuiua  ^1)  y.iyyavii. 
Wie   sie    zu   deuten    seien,   scheint   nicht    zweifelhaft,    und 
der   Schollast   erklärt   ganz    einfach:    li  flij    V.axa    uoigai' 
xai'xn   Ji('.cr-/uj  t    iirro/m    ov  iy    xor   Hof  i  veixoug  vtct 
ftol  y.a/.u  i'kifkf^fvai.      Wie    könnte    aui^h   zude  y.axä 
etwas   Anderes,    als   die    eben    erwähnten    Uebel    bedeuteo? 
Anders   freilich    die    Ausleger,     »on    denen    Hermann    ganz 
kurz    den    Srholiasten    corrigirt :     Oedipum    pro    Polynice 
nnminare    volebat.       Doch    es     wird    besser  sein,    erst   auf 
die   Entwickelung    der   Stelle   selbst  einzugchen    und   dann 
der    versuchten  Erklärungen  zu  gedenken    und  der  Schwie- 
rigkeiten,  in  die  sie   verwickeln,      ist  es   richtig,   was   ich 
oben    zu    entwickeln    mich   bemüht  habe ,    dass   des   Poly- 
neikes  Segenswunsch    über    die   Schwestern    ein    indirecter 
Fluch     über    den    Vater     ist,     und     kann    nicht    bezweifelt 
werden,    dass    für   den    Polyneikes,   der   als  ;xirir;c  gekom- 
men ,   allerdings    einige    Wahrsrlieinlirhkeit    iler   Erhürung 
war    (man     denke    nur    an    die     zahlreichen    Beispiele    der 
Tragiker,    um   sich    zu    überzeugen,     welches   Getricht   die 
Griechen    auf  ilieses    Flehen    legten,    nur    1174);    so    wird 
man    nicht    in    Verlegenheit    sein,    dem   XUÖE    yayä  seine 
Beziehung    zu    geben.        Diese     Leiden    sind     vta     y.avc. 
Als   der   Chor    i.  \''l'l  den  Oedipus  augenblicklich    aus  dem 
Lande    weichen    hiess,    da     fürchtete   er   nur,     v.   2,02,   die 
{aultua)  y.a/.a  h.  Scolv,   und  obgleich  er  277  versichert 
hat,    dass    er    fojTlUJ    dvoOtOQ    und   2Si,    dass    er  /f(>dc 
fi'aeßr^s    ^^    **■' 1    ganz    gewichen    ist    die   Furcht    nicht, 
dass   die   Aufnahme   des  Fremden    ein  Leid    über   das  Land 
bringen    könne;    geboten    doch    auch    positive  Gesetze,   der- 
gleichen   Befleckte    ans    dem    L,Tiide    zu     entfernen,    94h. 
Aber    wäre   auch  jene    Furcht   ganz    beseitigt,   so    bildet  sie 
gegen   diese   neue  Besorgniss   den    hinlänglichen  Gegensatz. 
Jene  Furcht   gründete   sich   auf  die  7iax()(pa  xai  junQiiia 
TIlUtCtta,     1  UM  ;     diese     aber     hat    einen    ganzen     neuen 
Grund,  die  Nichterhörunt;   eine«  ly.ETlji.,  sie   ist  also  recht 
eigentlich   vsöttiP-      Die   folgenden    Worte:    t(  Tl  ftuioa 
ui:    y.rixävEl   erklären   die  Schol.    El    fil]  fjoigd   Xli  ya— 
xukauhävfi  i'iijdi  y.at  y.aiu  aoiqav  UTroiaiouEv  my 

48  * 


.<5 


rifi 


i/HufMiouitcii  unil  i/  tiij  y.ara  uoipnv  larra  Trao^oj ; 

die    Ausleger    liabeii    sich    ihnen    mehr    oilcr     weniger    au- 
«-parhlusscn ,     und    man     könnte    sielt     allenfalls    bei    dem 
üinu    »uhl    beruhigen:     doch    iiill    ich    meine    liedenkeii 
oiren   Kirtragen.       Ich   begreife   niclit,    wie   hier   eirc,    st 
fürte,   einen    Platz    haben    kann,   und    die   Stellung  des  f4,ij 
Tur  dem  Verbuiii   ist  mir  austtissig;   beides  deutet  auf  einen 
bejahenden,      keinen     lerneineiulen     Bedingungssatz     hin: 
Wenn    die    tioiijn    nicht    eintrelleu    sollte.      Aber  freilich 
uoi{)a   in)  y.tyinvfl\     Findet    sich    dazu    eine   Parallele? 
Uermann   hat  die   Redensart    ^luT^a    y.f/ui£l    aus   Hümer 
gerechtfertigt:  itävaio^  y.ai  jLioi(>a  yixuvsi ;  doch  braucht 
uoioa  darum   hier   nicht  eben   Tod    zu    bedeuten,    weder 
um    der    Verbindung    willen,    denn    es    findet    sich    auch 
öi>pa   IE  yat  f.qius  xij^dvsi  II.  r,  1()5.  und  noch  weniger 
wegen    der  Dedeutung    ton    fxoiga ,    welches    vom   glück- 
lichen  Geschicke   'mit   Verben    der    Bewegung    verbunden 
nicht  selten   bei  Pindar  vorkommt:   Pjth.  10,  26.  tOTlOiro 
/.luioa.     Isthm.  5,    19.    ii  os    tovtojv    (xüiq'  ecfixotro 
y.akajv.      Aber    die    ftu/Qn    kommt    niclit,    verstösst    das 
nicht    gegen    den   Begrifi    der   Hloira?     Und     was   für  eine 
uoioa   ist  hier   gemeint?    Da  hi<sr   nothwendig  Beziehung 
auf  die  Worte  des  Polyneikes  sein    uiuss  :   y.ai    TJJÖS  Cfival 
^äzi^a;    so   können    wir    wohl    nicht   anders   deuten,    als, 
wenn   die   uavciia   nicht   in  Erfüllung  gehen,   nicht  allein 
die    1527,  sondern  auch  tlie   393   und   448    angedeuteten, 
und   Attika  also  die   von  der   Aufnahme    des  Oedipus  .ver- 
heissenen    Vorlheile    entbehren    soll.     (i02    und    604    ge- 
braucht Sophokles    von    diesen   Aussprüchen    ävayyij   und 
uLVa'fy.äkilv ,  ein  Wort,   das  sonst  mit  fwiga  fast  gleich- 
bedeutend  gebraucht  wird:   endlich   heisst  es  lö'Hl:  f^OtQ' 
uvÖQt  T(f)Ö£  TTJÖE  yQvcfi3ijvai  y^dovl,  womit  doch  auch 
nur  die   Prophezeihung    V.  87.    gemeint   ist.    Die   Einwen- 
dung,   <las8    die    uu/ua    aus   jenem   Orakel    erst    erkannt 
sei,    trifft   nicht,    denn    auch    hier    glaubte    der   Chor   aus 
den   Orakeln  schliessen   zu   dürfen,   dass  jene  Verheissun- 
gen   von   Glück   eine  fioiga  seien.     Räumt   man   diese  Be- 
deutung von   fioi(ja  ein,    so    ergäbe  sich   der  Sinn:     „Da 
kam   mir  neues  Leid   von   neuer   Seite,   neues  verhängniss- 
volles   Leid    von    dem    blinden    Fremdling,     wenn   ja    das 
Bestimmte  (Verheissene)  nicht  zutrill't."    Sühnopfer,  meint 
er,    wüiden   für   den    Aufenthalt   der  Befleckten   doch   müs- 
sen  dargebracht    werden,    und    nun   sehe  ich  mich  mit  dem 
Verluste   des   verheissenen  Gutes    beiiroht.     Unpassend  wird 
diesen  Sinn   Niemand    nennen,    aber    ob    er    zulässig   und 
die   erhobenen   Bedenken   gegründet  sinil,    muss   ich   Kun- 
digeren   überlassen,   zu    entscheiden. 

Sophokles  fahrt  ilanu  fort:  iiiXTljV  yag  ovöev  dtiujfia 
Suif^iövvjv  EX^i  cpodaai:  denn  erfolglos  kann  ich  kein 
riehen  zu  den  Göttern  nennen.  ./i;iujuu  kommt  in  der- 
selben Bedeutung  ein  paar  Verse  später  vor,  und  so  hat 
auch  schon  der  Scholiast  das  Wort  verstanden:  OL'öev 
eati  i^idrijv  VI 6  0ijatuj(;  d.^iiudly  itQax^ijvui,  den 
freilich  eine  falsche  Lesart  (deoTtOTUjv  statt  dainuvuiv 
nach  Hermann's  hörbst  sinnreicher  Vermutliniig)  auf  an- 
dere Irrwege  gebracht  hat.  Er  will  den  Chor  au  sein 
Kolonos  denken  lassen,  doch  hat  er  über  die  Zulässig- 
keit  seiner  Erklärung  selbst  den  Stab  gebrochen,  da  er 
die  Nothwendtgkeit  gefühlt  hat,  ui'ÖiV  fidxi~v  durch 
lOVTO  xaKüjQ  yiyvETUt  im  Küchslfolgeuden  za  erklären. 


Oder  ist  diO'ÜOTUjv  etwa  seine  eigene  Conjectur,  weil 
er  den  Genitiv  <)i'.iu<h'(i)ii  nicht  begriff?  \li;iwfja  dai- 
fiiniov  aber  hat  Sophokles  gesagt,  wie  633  iyJuji,  dui- 
ftuVioV,  wie  Euripides  Orest.  284.  KlTui  9iii)l/,  wie 
Acschyl.  Suppl.  27.  iy.ici:^  '/mqu^.  Vergl.  über  diesen 
Genitiv  der  angeflehten  Person  auch  bei  Substantiven  des 
Bittens:  Math.  Gr.  Gram.  g.  372.  Bernhard)-  Gr.  Syntax 
S.  149.  Welches  di;iiijliu  aber  gemeint  sei ,  ist  leicht 
zu  erkennen,  will  man  «las  stillschweigende  1440  nicht 
gelten  lassen ,  so  ist  es  auf  das  12SÜ  ausgesprochene  zu 
beziehen,  und  der  Chor  hat  dann  noch  einen  Grund  mehr, 
die  Folgen  zu  fürchten,  denn  er  hat  wiederholt  1342, 
1393  auf  Polyneikes  Entfernung  gedrungen. 
Die  drei  letzten   Verse  der  Strophe  lauten: 

opä,  öp«  tuvt'  dsl  XQf^voi;,  STiei  fitv  ere^a, 
TU  8e  nao   ij/icto  civd^i^  «t'^coii  avui. 
exTL'TiEv  aidi]Q,  v>  Zsv. 

Es  sieht,  es  sieht  sie  immer  die  Zeit,  wie  andere,  so 
diese  von  Tage  zu  Tage  emporbringend.  Hermann  be- 
zieht richtig  raÜTa  auf  d^iojjia  daiuovwv ;  »ir  ver- 
stehen leicht  aus  dem  Zusammenhange ,  dass  sie  nicht 
unerfüllt  bleiben.  Dass  hier  sich  ein  Plural  auf  einen 
Singular  bezieht,  darf  wohl  nicht  befremden,  da  der 
Gedanke  ist:  die  Zeit  sieht  jedes  d.iioiuc.  öunui- 
VU)V  in  Erfüllung  gehen.  Vergl.  Rost  Griech.  Gramm. 
g.  100.  Anni.  7.  Reisig  zu  Oed.  Col.  10-'4.  Das  Gegen- 
theil  findet  sich  Antig.  tl4ö.  —  Das  Folgende  erklart 
der  Scholiast  erloa  fxtv  ai>i;ü)v  üvu)  za  6t  ziau  i)u<.'ij 
av9cg.  Uermann  dagegen  ergänzt  iriei  hiEoa  söajycv^ 
wobei  er  eTega  sinistra  fassen  will.  Ich  sehe  weder 
dafür,  noch  für  die  Ergänzung  eines  andern  Wortes,  al.« 
«t'sWf,  üU  ETSga  einen  Grund.  ,,Wie  die  Zeit  anderes 
Flehen  zur  Vollendung  bringt,  so  auch  dieses."  Die 
natürliche  Folge  davon  ist,  dass  Hermann  auch  dem 
Gegensatz  eine  andere  Deutung  gegeben  hat,  dWo.  f^iCTti 
/Jl/.QOV  ui'dig  dyada  öldovg.  Kann  man  aber  ihm 
hierin  nicht  beistimmen,  so  muss  doch  wohl  Jeder  die 
vortrefiliche  Erklärung  des  tnei  im  Vordersatz  mit  einem 
Nachsatz  mit  de  anerkennen.  Herrn,  zu  ^^iger.  S.  78.J- 
Passender  freilich,  als  die  temporale  Bedeutung  von  671  fi, 
posfquam  scheint  hier  die  causale ,  wie  auch  Wunder 
sagt,  dass  er  diess  postquam  nicht  verstehe.  Doch  be- 
schränkt Hermann  a.  a.  O.  die  Regel  auf  die  Teinporal- 
partikeln.  Was  endlich  Herniann's  Lesart  irc'  vuaQ  an- 
betrifi't,  so  erklärt  sich  aus  ihr  <lie  Corruptel  der  alten 
Ausgaben  TttJUilT,  doch  .scheint  sie  gegen  ilas  31etrum 
zu  Verstössen.  —  Ein  Donnerschlag  unterbricht  die  Re- 
flexion  des  Chors. 

Es  hat  sich  also  in  diesem  Chorgesange  uns  der  ein- 
fachste Gedankengang  ergeben:  „Himmel,  es  drohen  uns 
neue  Verwickelungen!  Eitel  ist  die  Hoffnung,  die  Gott- 
heit werde  dem  Gebot  keine  Folge  geben,  dergleichen 
sieht  allemal  die  Zeit."  Gleicher  Einfachheit  werden 
sich  die  andern  Deutungen  nicht  rühmen  können,  zu 
deren   Scliwierigkeiten    wir    nun    übergehen. 

Hermann,  um  auf  ihn,  da  er  die  Stelle  am  ausführ- 
lichsten behandelt  hat,  zuerst  zu  kommen,  bezieht  die 
y.ayu  Trag  dkaoii  iivot:  nicht  mittelbar ,  sondern  un- 
mittelbar auf  denselben,    indem    er    den  Scholiasten  cor- 


T.M 


738 


rigirt:  Oeilipuui  pro  Polviiice  nouiinarc  volcliat,   mid  mPiiit, 
er   hahe  sie  durch  seinen   Fluch   lilier    die  Sühne   herliei- 
»ezogen;   in  den  Worten   li  TL  tiuiQa  /<i;   y.iyiuvii,  wel- 
che er  übersetzt:   nisi   alnjuid   fatale  arcidil,   und   als  eine 
Hindeutun^    auf    Oedipus    naiien   Tod    auflagst,     findet    er 
eine   Missliilligung    dieser   Verwiinscjiun«;.       Dalifi    hat  er 
aber  übersehen,  dass  dieser  Unwille  sich  eher  hatte  l,i'J2 
aussprechen   sollen,    und    dass    <lort    vielmehr   ilas   Gegen- 
theil  der  Fall   zu    sein    scheint,    »ie    auch    1341    keines- 
xvegs  eine  für  Polyneikcs  günstige  Stimmung  ausgesprochen 
ist.      Ob    er    tiui    auf  Attika    bezieht,    oder    es   für   einen 
üatii'us  ethicus   hält,    hat  er  freilich   nicht   gesagt;    doch 
da  er  den  Satz  mit  Oedipus  Tod   in    Verbindung    bringt, 
muss    er    wohl    das  erste  gethau   haben.      ^Vas  kann  aber 
der  Finch  des  Oedipns  Schlimmes    über   Attika    bringen? 
Hat    er    es    aber    al»   Datirns    ethicus   gefasst,    iiebt    denn 
iler     Tod    des    Ocilipns    die    Folgen    seines    Fluches    auf? 
Endlich  erscheinen  via  und  veuifev  als  tautologisch.    Aber 
auch  darin  scheint  mir  eine   nicht    geringe  Schwierigkeit 
zu    liegen,    dass    der   Chor    sich    nicht  auf  das   Ende   der 
Scene,    nicht    auf   die  Handlung    und    ilas    Schicksal    des 
Polyncikes  bezieht,   sondern  auf  den  schon   ziemlich  viel 
früher  gesprochenen  Fluch,  nach   welchem  er  selbst  schon 
wieder    geredet    hat.     \Jt;iuj^ta    öo.lLiuvuiv    fasst    er    mit 
Reisig  von  den   V^ortheilen,  welche  den   Atheniensern  aus 
der  Aufnahme   des  Oedipus  entspringen  sollen.    In  welchem 
Causalnexus    (yo.fi)    aber    dicss   Orakel    mit    dem   Unheil , 
das  aus  dem   Fluch  erwächst,  stehen  soll,   ist  mir   unbe- 
greiflich.     In    den    letzten   Versen    habe    ich    mich    oben 
bereits  Hermann  angeschlossen  ,  da  er  aber  utituuci.  ganz 
anders  übersetzt,  so   ist  natürlich  der  ganze  Sinn  bei  ihm 
ein  anderer:   videt  haec  semper  tempus,   post(|uum  sequiora, 
alia   in  proximum  diem   rursum  in   melius  erigens.    Reisig 
meint,   das   gebe   sententiam   snperiori   repugnantem.     Ulan 
sieht   wohl,    was  Hermann   gewollt  hat;    treten  auch  Lei- 
den ein,    die  Zeit   wird  sie  ausgleichen,    denn    es    ist    ja 
80  verheissen.      Aber    um  das  zu    sagen,     wäre    ziveierlei 
nötbig  gewesen;    dass    der  Satz  uari]V  juo    hinter  avuj 
gestanden,    and    dass    statt    des  Präsens    nituju  das  Fu- 
turum gestanden  hätte. 

Reisig  verwirft  des  Scholiasteo  Erklärung  mit  den 
Worten,  was  das  für  einen  Sinn  gebe.  Ininio  vero  ita 
existimat  chorus :  nisi  evcntus  ronsequatur  haue  patris 
imprecationem,  novam  rem  novo  modo  accidisse.  Ob  vso- 
3sv  novo  modo  sei,  bleibe  dahingestellt;  aber  das  Schlimm- 
ste ist,  dass  Reisig  genüthigt  ist  ijL^sv  gleich  fj}ߣv  äv 
zu  nehmen,  was  von  Hermann  hinlänglich  widerlegt  ist. 
Die  Schwierigkeit,  sich  aal  weit  Entferntes  zu  beziehen, 
rheilt  diese  Erklärung  mit  iler  Hermann's.  In  dem  a^iujua 
öaiuiiuLiiv  ist  Hermann  ihm  gefolgt,  doch  sagt  er  nicht, 
was  die  Orakel  mit  der  Erfüllung  des  Fluches  zu  thun 
haben.  Im  Folgenden  ändert  Reisig  irrei  in  iKci:  alia 
delebit  aevuni ,  alia  rursum  eriget  et  extuUet.  .Also  der 
allgemeine  Wechsel  der  Dinge,  das  wäre  die  einzige 
Betrachtung,  welche  der  Chor  an  solche  Ereignisse  an- 
2iikoupfen  ȟsste,  wie  sie  hier  so  eben  sich  zugetragen 
haben  !  Die  Schwierigkeiten  der  Form  hat  Hermann  be- 
reits gegen  Reisig  geltend  gemacht;  wie  misslich  es  um 
ein  Futurum  i/.tu  aussieht,  und  dass  es  dann  doch  würde 
eküiv   haben   heissen   müssei;. 


Es   bleibt   uns    nun    noch    eine    dritte    Ansicht    zu   'le- 
käuipfeu    übrig,   nämlich    Wunders-,   der  sich  auf  den  \  ur- 
gang  von   Elmslev   und   Diiderlein   stützt.       Sic    nimmt   an, 
dass    gleich    in    dem   Augenblicke   von    Polvneikes   Abgang 
Donnerschläge   eintreten,   jenes   Wetter,   das   dem  Oedipus 
Zeichen   seiner   heraniiahenilen    Aufl'UiUijg   ist.    Darauf  be- 
ziehen   sich    denn    freilich    leicht     die    AVorte    vtu,    cÜSf 
y.ei./.U  'i;X\}i  fioi,    sind    die    Doiiijer»ililäge   auch    nicht   die 
Leiden,    so   verkündigen   sie   doch   dieselben;    warum    .iber 
diese   Leiden   IjUQV'luruu  seien,    und    was  )  coiVfi)  heisse, 
ist   weniger   klar.      Aber    der  Sciiluss    der   Strophe    wider- 
gpricbt.      Unmöglich    konnte    der   Chor    dort   voll   Schreck 
ausrufen:     i'/.ltitiv   atDiio,    U>  /^EU ,     wenn   schon   andere 
Schläge   vorausgegangen    waren,  und   den   Chor   zu    so   ern- 
sten   Resorgnissen    veranlasst    hatten.        Mit    Recht    nennt 
daher  Hermann   diese  Ansicht  iiicrediWIis  conji-ctura,   auch 
weiss    der    Scholiast    von    jenem    frülleren    Donnerschlage 
Kichts.      Dazu    kommt,    dass    eine    so    bedeutsame   Scene. 
die   durrli   die    nnzweiileutigsten    Aonssernngen    ton    Liebe 
und    Hass    zwischen     den     nächsten    Angehörigen    die   Zu- 
schauer  auf  das   Gewaltigste   erschüttern   mnsste,   ohne  cix 
Scblusswort ,     auch    nur    ein    versuchte«    .Schlusswort    de« 
Chors   bleibt,    eine   Scene,    die    an     und    für    sich    duppi'lt 
zu   einem   solchen   eiiila<let.     Uelrachten  wir  aber  den  übri- 
gen  Theil    der    Strophe,    so    passen    die    Gedanken    sehr 
wenig   zu  dieser  Voraussetzung,   oder   müssen   sehr   gewalt- 
sam ilarauf  gedeutet   werden,    ^'eque  enim  quidquam  deo- 
ruin  decretu  vel  coelitus  ht,  quin  momentntn  habeat.    Woher 
weiss   denn    der   Chor,    dass    diese   Blitze     deoruiii   decreto 
leuchten?   AVas   /eichnet  «lieses  Wetter  vor   einem  gewöhn- 
lichen   aus?      Die    Uebersetzuiig    quin     moinpiituui    habeat 
führt   fast    unwillkürlich    auf    den    Gedanken:    dergleichen 
Ereignisse   sind    nicht   bcdeiitiiiigslos;    .iber   i\m    kann   doch 
iiaTI]V    nicht    bedeuten,     und     in    gleicher    AVeise    weicht 
die  Ueberselzung   nihil    coelitus   fit   gar    «oit  lon  den  AVor- 
ten   des   Textes  ab       Wunder  fährt  fort:    lidet  haec  sem- 
per   tempus,    poetice    dictum    pro:     tempore     intelligitur, 
quid    haec    ostenta    nignificent.        Das    beisst    aber    doch 
XUUTU    in    (veiter   schwankender  Bedeutung  fassen.    Er  bat 
dicss  auch   nicht  Hehl   gehabt,   und    bemerkt,   es   fehle   ein 
Wort,   worauf  es  sich    beziehen   könne:    freilich   passt   der 
Sinn    von    a^.c/JtiU     nicht    mehr.       Aus   ileiii    Göttent  illen 
sahen    wir    vorhin    die     durch    denselben     hervorgerufenen 
Ereignisse    werden;    ein    bedenklicher   Tropus!    aber   jetzt 
sie    wieder    zurück    auf    die   Bedeutung    dieser    Ereignisse 
erklären,  das  geht  doch  nicht,  und  darum  darf  ihm  rnVTd. 
sich    nicht  auf  di;iu)fja.   beziehen,   die  Verschiedenheit  des 
Numerus  hat  ilin  nach  seiner  Anmerkung  zu  10V5  schwer- 
lich  daran   gehindert.    In   der  Erklärung  des  letzten  Satzes 
endlich   scbliesst   Wunder    sich    Hermanirs   Erklärung    an, 
erklärt  iiiilesseii   die   Worte  für  dunkel   und    wohl  nicht  für 
unverdorben.   So  lässt  sich  denn  hier  nicht  mit  ihm  streiten. 


76.  Conjectaneorum  in  Sophoclis  Oedipum  Colcneuni 
specimen.  Quod  in  Academia  Friderica  Giiilelnia 
die  V.  mens.  Decembr.  a.  IMDCCCXL.  publice  dc- 
feudet  Fiidericus  Julius  Wilke.    Berolini.    28  S.  8. 

In  dieser  Inauguraldissertation  bespricht  der  Hr.  Verf., 
iler,    wie  aus   der   beigefügteu  Lebensbeschreibung  zu   it- 


7i9 


;4() 


Aehoii  i>t.  tlir  l'iiiTrmKfKpn  za  Berlin  unil  Bonn  besucht 
und  »uli  (hiranf  ilen«  Scliiilfaclio  gewidmet  li.it,  'J'2  Stel- 
len lies  <)eili|>iis  Col.  von  Sophuklos ,  die  er  tlieils  zu 
eniendireii,  llieils  rirlitijfer ,  als  es  bisher  jjpsrlielien  ist, 
zu  erklären  siulit.  Wir  »ollen  seine  Ansichten,  so  knrz 
es  sich  thnn  Iflsst,  anfilhren  und  mit  unserii  Benierknn;;en 
begleiten. 

Gleich   im   Anfant^e   des  Stückes  tagt  Oedipiis    zu   sei- 
ner  Tochter   Antignne  vs.   9  —  tl. 

dkK,  ui   liy.vov,  i}ä-/.oiaiv,  ei  riva  ß'kilXtKi 
17  TCQoq  ßelirXoK ,  ij  noui  äXasaiv  ^twi, 

oTToc  Tor'  eaiiti: 

Zun;U'hst  hat  ^uy.oiaiV  ilen  Gelehrten  Anstoss  und  /.u 
»ielfachcn  Krklärungsverstirhen  Veranlassnng  gojfeben. 
Hermann  dagegen  nahm  Seidler's  Verbesserun;;  3nyi'(jiv 
in  den  Text  anf.  Hr.  Wilke  schlägt  sich  mit  Ellendt 
auf  Elmslev's  Seife,  »elcher  »erbindrt  (,:  Tluoi,  fitiil^kotq 
^a/otoiv  {i't'iiva  ßKETttiq)  ij  7i uog  ulniaiv  itiwv, 
ohne  jedoch  et»as  Entscheidenijes  dafür  oder  gegen  Her- 
mann beizubringen.  Der  Hr.  Vc-f.  hätte  also  lieber  diese 
Stelle  ganz  übergehen  oder  sie  einer  genanrreii  Pnifung 
uutenverfen  sollen.  Dann  »lirde  er  gefunden  habeti , 
das»  ilie  Ehiisli')'srhe  Verbindung  unbezvteifelt  falsch  iit. 
Den  ermrideten  Ocdi|ius  soll  Antigene  zu  einem  Sit?,e 
fuhren,  »enn  sie  irgend  einen  wo  sieht,  gleichviel  ob 
anf  ge»eihter  oder  ungcweihter  .Stelle.  Darum  hat  der 
Dichter  ^üy.oiO/V  corangestellt  nn<l  ii  Tiva  ßktTieiC,  bei- 
gefügt. Der  Hörer  kann  nun  nicht  mehr  }j  7i(jog  ßißn- 
tOi^  mit  it'tyuiOlV  verbinden,  so  dass  diesem  als  zwei- 
tes Glied  i^  TT'ji);  nkoeail'  entgegengestellt  werde,  son- 
dern er  ninss  /'  "loö-  ßijiifKuii  ;/  Tpo^  üfcttoiv  «lern 
y'nyoiOli  uiileronlnen.  Will  man  also  die  Vulgata  bei- 
behalten, so  nöthigt  sooohl  der  Sinn,  als  auch  die  Stel- 
lung von  thi/.UKTIV  und  der  Zusatz  fi  rilCl  ßf.eTll/g, 
It'tiy.OlOlV  als  Dativ  alihangig  von  Olf'iuv  zu  fassen. 
Allein  auch  diese  Verbindnui;  hat  ihr  Uiibe(jnemes ,  und 
es  ist  Hohl  Seidler's  Verbesserung  richtig,  die  alle  Lieliel- 
slAiide  beseitigt,  und  sich  durch  Lpiclitigkeit  empfiehlt. 
Eine  z»eite  Seh»  iei  igkeit  bieten  die  Worte  (;>.;  7lf9ui- 
iiCl^U  dar,  »elclie  von  i\eu  Gelehrten  theils  vertlieidigt , 
tlieils  in  wc  n  fSciiusda,  von  Hermann  endlich  in  seiner 
ersten  Ausgabe  in  ujq  71  t'.'^oi,«f 3  UV  verbessert  norden 
sind.  Hr.  VVilke  schlägt  vor  H;J5  TTvdujf^itiUl  ,  denn 
diess  fordere  der  Sinn,  und  es  könne  durch  eine  Anzahl 
Sii'llen  bewiesen  werden,  dass  wj  öfter  in  der  Bedeu- 
tung von  lajc  vorkomme,  oder  dass  iu)C  an  diesen  Stel- 
len mit  Svnizese  zu  lesen  sei.  Es  ist  diess  eine  schon 
oft  besprochene  Sache,  uiul  es  muss  befremden,  wie  Hr. 
AV.  nach  Anführung  Brnnck's  der  oji  in  der  Bedeutung 
von  fw;  verwirft,  und  Herinaiiii,  der  in  ioj^  keine  Sv- 
nizese gestattet,  so  fortfahren  kann;  Talium  autem  tan- 
tiirumque  indicum  auclnrilati  nliqua  tantum  ex  parle  re- 
pugnnie,  quam  sit  difficile,  ne  dicam  plane  iimittevdum, 
piadentem  fugil  neminem.  Tarnen  est  audendum ,  ac 
iiexciii  an  coinparatia  aliis  quibusdam  loch  cum  ?iostiii  ~ 
lectori  ienevolo  nliquid  sallem  de  placito  meo  fidei  stiii 
facturus-  Auch  Andere  haben  diess  gewagt,  so  Lobeck 
zu    Soph.    Aiai    vs.   1117,    der    auf  den    von   Hrn.  W.    nicht 


angeführten  Wex  de  uso  particularuin  tij^  ai  im  £1.  Bd. 
seiner  Antigone  S.  W>  verweist.  Die  Stelleu,  die  Hr. 
\V.  anführt,  sind  folgende:  Oed.  Col.  t3bü.  ojcrnsf)  dv 
f(ü.  /4iax  1117.  w?  ai,  rji,  olüoKSQ  ii.  Philoctet.  133(1. 
u'js  dv  aiToi  ijlioi  raLTTj  fiiv  ai^rj  —  Eurip.  Plinen.  90. 
iniaxci,  uji;  d.v  Tioui'tcijfivi^oo)  orißor.  Soph.  Philoct. 
63.').  Xiufiiouev,  U)Z  rifjuQ  nu'Ai<  m'kayoQ  doiCti  rijc; 
'Odinosuj^  VKni;.  llebrigens  ist  es  gerathener,  an  die- 
sen Stellen  nicht  E(j}i  gegen  die  Handschriften  zu  schrei- 
ben ,  sondern  (;j^  in  der  Bedeutung  von  £W<;  aufzufassen. 
Wir  wenden  uns  nun  zu  unserer  Stelle.  Weder  w.;  TCV- 
3o/ni9a  ,  meint  Hr.  W. ,  noch  o'}<;  1Tv9u)uE'Ja  kann 
richtig  sein,  nenn  man  es  als  Absichtssatz  aoflasst.  Diess 
habe  Reisig  eingesehen,  aber  die  Schwierigkeit  der  Stelle 
nicht  glücklich  gehoben,  und  desshalb  habe  auch  Her- 
mann, gestützt  auf  das  Scholiou  iia9l,0Öut9a,  verbes- 
sert: uj,-  11  i9olfu9'  öv.  Jetzt  hat  Hermann  diese  Ver- 
besserung zurückgenommen.  Betrachten  wir  nun  den 
Zusammenhang  naher.  Dass  der  von  Hrn.  W.  angegebene 
Sinn  richtig  sei,  soll  vs.  '2\.  bcHeisen,  wo  Oedipus  zur 
Antigone  sagt:  ycihCi  viv  iiE  xul  (fiAaoOt  rov  n- 
(ftJJV.  Denn  hätte  sich  Oedipus  setzen  «ollen,  um  zu 
erfahren,  wo  er  sei,  so  müsste  er  die  Antigone  auf  Kund- 
schaft ausschicken,  was  er  ja  gerade  perbiete.  Hierin 
irrt  der  Hr.  Verf.,  denn  vs.  27-  schickt  Oedipus  die  An- 
tigone wirklich  fort,  damit  sie  sicherkundige,  und  v.  21. 
hat  Hr.  W.  falsch  verstanden.  0i'kaoa£  bezieht  sich 
nur  auf  die  Vorsicht,  mit  der  Antigone  den  blinden  Vater 
niedersetzen  soll.  Und  wie  will  ilenn  Hr.  AV.  vs..  23. 
erklären,  wo  Oedipus,  nachdem  er  sich  nun  niederge- 
setzt, die  Antigone  fragt:  £]^£li  dldci^ai  öt]  j-t  ,  ÜTTOi 
xa9l:aTajJSr;  Unmöglich  kann  ja  Antigone  jetzt  mehr 
wissen,  als  früher,  da  sie  noch  Niemanden  hat  befragen 
können,  und  Oedipus  diess  auch  weiss,  von  dessen  Seite 
sie  nicht  gewichen  war.  Gerade  dieser  Vers  wirft  Licht 
auf  die  besprochene  Stelle.  Denn  wenn  Oedipus,  nach- 
dem er  sich  gesetzt,  die  Antigone  fragt,  ob  sie  ihm  7tun 
sagen  könne,  wo  sie  sind,  so  folgt  daraus,  dass  er  sich 
gesetzt  habe,  um  zu  erfahren,  wo  sie  sind.  Die  Gelehr- 
ten wenden  zwar  ein,  dass  man  etwas  gehend  ebenso 
gut  erfahren  könne,  als  sitzend;  allein  sie  bedachten 
nicht,  dass  Antigone  den  blinden  Greis  führen  mnss , 
und  ihn  nicht  verlassen  darf.  Darum  will  er  sich  setzen, 
und  zwar,  wie  der  Scholiast  richtig  bemerkt,  Sy.  xfjq 
ööo/Xopiag,  damit  sich  Antigone  unterdessen  umsehe, 
ob  sie  nicht  aus  irgend  einem  Anzeichen  auf  die  Gegend 
schliessen  könne,  und  wenn  diess  nicht  der  Fall  wäre, 
sich  bei  den  Einwohnern  selbst  erkundige.  Es  ist  nur 
die  Frage,  ob  7Ti<9oifi£9a  stehen  kann.  Nur  Wenige 
sind  dieser  Ansicht,  so  Sommer,  gegen  den  sich  Franke 
in  dieser  Zeitschrift  t.S-19.  Nr.  155.  S.  1242  erklärt: 
assentirerque  viro  doctissimo,  si  Tt  i>  9  O  i /.nj  v  scriptum 
esset  aut  pluralis  ad  unum  Oedipodem  referri  passet. 
Warum  sollte  nicht  auch  bei  7Tl'9oiiie9a  dieselbe  Er- 
klärung statthaben?  Freilich  wäre  Beides  ganz  gegen  den 
hier  erforderlichen  Sinn  der  Stelle.  Das  aber  hat  Krü- 
ger ganz  richtig  bemerkt,  dass  das  Erfahren  nicht  eine 
unmittelbare  Folge  des  Sitzens  ist,  und  eben  darum  scheint 
uns  der  Conjunctie  hier  ganz  unpassend,  der  Optativ  aber 
so   aufzufassen  zu  sein,    dass  Oedipus    sagt:     Führe  mich 


741 


742 


zu  einem  Sitz,  damit  du  ungehindert  iist,  und  wir  also 
erfahren  künnen-  —  Schliesslich  bemerken  »ir  noch 
(fegen  ilni.  W. ,  liass  tu)^  ■7Ti>i)wfi£i}ti.  auch  des  ausge- 
lasseueu  av  tvegeu  unstatthaft  ist.  Denn  diess  würde 
bedeuten,  dass  Oedipus  so  lange  sitzen  und  nicht  eher 
aufstehen  will,  bis  er  erfährt,  wu  sie  sind.  Das  kann 
er   nicht  sagen   wollen,  und   üf   wäre   hier   uncilässlich. 

Oedipus  wird  von  einem  zufällig  roriilergehendeu  Athe- 
ner bedeutet,  den  eingenouiinenen  Platz  ta  lerlassen , 
da  der  Ort  heilig  sei,  und  auf  Oedipus  Frage,  welcher 
Gottheit  er   geweiht   sei,   autniirtet  jener   rs.    -ili. 

ii-xot  kEU};,  VIP. 
Die  Gelehrten  haben  viv  in  äi/  verwandelt,  das  nicht 
fehlen  kann.  Hermann  fügt  noch  hinzu,  dass  v)V  hier 
unpassend  sei ,  denn  6  hifade  bedeute  einen  Bewohner, 
ö  tv&ud  0)V  aber  einen,  der  nur  gerade  jetzt  sich  hier 
aufhält.  Diese  Ansicht  fertigt  Hr.  W.  zu  rasch  damit 
ab,  dass  bei  ö  iitiade  iloch  wu  ergänzt  werden  müsse, 
also  auch  kein  Unterschieil  zwischen  ö  evdo.öe  und  6 
tpi^aö'  uiv  stattfinden  könne.  Wie  es  auch  um  die  Be- 
hauptung einer  solchen  £llipse  stehe  —  die  übrigens 
Hr.  W.  auf  Beruhardy's  Auctorität  Syntax  S.  3'.'3  ange- 
nommen zu  haben  scheint,  dem  er  Jifter  folgt  —  so  riel 
i«t  gewiss,  dass  o  il>!}o.d£  dem  Griechen  der  hieaige  be- 
deute, und  dass  er  in  einem  solchen  Falle  ojv  nicht 
selzt.  Thut  er  es,  so  ändert  sich  der  Begriff.  So  heisst 
o  i'Ov  liaoiXtvc  der  jetzige  König;  ü  PVP  vjv  fio-Olkevc, 
würde  heissen:  Derjenige,  der  jetzt  König  ist,  und  den 
Gedanken  hervorrufen,  dass  er  es  vorher  nicht  war.  Her- 
mann hat  also  ganz  Recht,  wenn  er  es  für  unwahrschein- 
lich hält,  dass  Sophokles  hier  vjv  dazu  gesetzt  habe. — 
Hr.  VV.  nimmt  daran  Anstoss,  dass  der  tivOQ,  iler  doch 
mit  der  Sache  genau  bekannt  war,  gleichwohl  über  den 
Aanien  der  Kumeniden  sich  so  zweifelhaft  ausdrückt. 
Daher  glaubt  er  entweder  dem  Optativ  <lie  Bedeutung 
des  Pflegens  beilegen  oder  schreiben  zu  müssen:  elmp: 
Eumenidas  populus  eas  vocare  solet,  sed  alia  alibi  pla- 
cent-  Allerdings  wäre  es  sonderbar,  ja  ganz  ungereimt, 
wenn  sich  der  ^tvOs  hier  zweifelhaft  ausdrückte.  Das 
thut  er  aber  nicht.  Oedipus  fragt:  ti'vwv  tu  (renvüp 
tipuft  6.P  ei'^aiflljp  yjvujv  ;  unil  darauf  wird  geantwor- 
tet :  ein  hiesiger  Einwohner  würde  sie  Eumeniden  nennen, 
ob  du  sie  mit  demselben  Namen  anrufen  sollst,  weiss 
ich  nicht,  denn  anderwärts  sind  andere  Namen  im  Ge- 
brauch. Nur  so  ist  ja  auch  der  Zusatz  ukka  ö'  dfJ.a- 
■j[uii  y.aKU  erklärlich.  —  Ebenso  unstatthaft  ist  die  bei 
«lieser  Gelegenheit  vorgeschlagene  Emendation  von  Aristo- 
phanes  Vögeln  is.  180.  W071C()  tiJiep  T/Q  TOTlui  statt 
tlTlOl.  Dort  erfordert  der  Sinn  vj07l€Q  et  kiyoti;  TOTtOi 
<ider   etwas    Aehnliches. 

Der  ^Svoq  erdreistet  sich  nicht,  auf  eigene  Hand  den 
Oedipus  aus  dem  Iloiligthume  zu  vertreiben,  sondern 
will  die  Entscheidung  in  dieser  Sache  der  Stadt  über- 
lassen.     Diess    besageu   die   rss.    47,  48. 

dlX'  ovS'  if^toi  TOI  lovi^apiaiavat  itöketos 
di-i  ton  9auao^,  -^^gip  y'  dp  spÖsiim  ti  ö^juj. 
Hr.   W,   findet  etwas   Hartes   in   der   Ausdrucksweise,  und 
wundert  sich,    dass  Hermann    uud   Reisig  ohne   Weiteres 


ipdety.Vi'pcti  durch  quaerere  wiedergegeben  haben.  Kr 
schlägt  vor:  n(jip  '/'  dv  spdeiio)-  Ti  dovj  :  ,,\ec  priva- 
tim eiiciendi  te  animus  mihi  est ,  jiriusquam  civibas  tn- 
dicaverim:  quid  faciam  aliudP''  ut  ti  öovj;  quasi  sui 
ipsius  etcusandi  causa  ab  hospite  adiectum  sit.  Scilicet 
ad  TL  d(juj;  suppleas  ei  fi  IJ  toüto.  Diese  Worte 
wären  doppelsinnig,  da  er  sich  damit  entschuldigen  kann, 
einmal  bei  Oedipus,  was  freilich  niisiniiig  wäre,  unil 
zweitens  bei  sich  selbst,  was  aber  gleichfalls  nicht  an- 
gebt, weil  er  keiner  Entschuldigung  bedarf.  Denn  ilas 
einzig  mögliche  Andere,  was  er  thuu  könnte,  wäre  doch 
nur,  dass  er  den  Oedipus  mit  Gewalt  furttriebe,  und  das 
bezeichnet  er  ja  selbst  als  v/ttpöo;,  als  eine  eigenmäch- 
tige Handlung,  zu  der  er  keine  Befugiiiss  halie.  Dem- 
nach ist  diese  Emendation  für  verfehlt  zu  halten  ,  zumal 
man  auch  rt  yaQ  öpdj;  erwartet.  Die  von  Hru.  W. 
aufgestellte  Schiiierigkeit  ist  loii  den  Gelehrten  nicht  un- 
beachtet geblieben,  und  er  hätte  Seidler's  et  ägup  und 
Aeue's  TO  ÖQWP  erwähnen  können.  L'ns  erscheint  nichts 
Anstössiges  an  einer  Ellipse,  die  so  natürlich  ist,  dass 
man  sie  beim  ersten  Lesen  gar  nicht  bemerkt,  sondern 
gleichsam  unbewusst  statuirt.  So  ist  es  auch  dem  Schu- 
liasten    gegangen,     welcher    erklärt:     tui^    Uu     cf,     UuKtl 

ipdei^uj  TL  ^Qr,  auieh-. 

Oedipus  sieht  sich  am  Ziele  seiner  Irren,  denn  Apolloii. 
sagt  er,  hat  mir  geweissagt,  ich  werde  hier  mein  Leben 
enden   (es.  92.) 

y.epSij  fikp  or/.ijaapTa  toi\  öeöeyi^epoii;, 
dTTjP  dt  TOii  ntfiiliaotp,  o'i  u  d-xiJKaaav. 
Diese  Stelle  will  Hr.  W.  so  eiklären,  dass  oiy.l'jnavTa 
von  Toic,  dtöcyuivoiq  abhänge,  und  y.iodn  und  äTt^v 
Arcusative  epexegetiri  seien,  wie  bei  Humer  t<0  iitp 
ykiog,  üfTfU  dt  71  ipxf^oc.  Dagegen  ist  sowohl  die  Wort- 
stellung, die  ganz  ungeschickt  wäre  ,  und  sich  nicht  mit 
Stelleu,  wie  t/.SiPOV  6  y.TUPUjP  entüchnliligen  Issst,  aU 
auch  das  Participiiim  des  Aorist's  ,  der  nnerklärbar  ist. 
Es  müsste  üi/.r.ani  heissen.  Die  Stelle  ist  von  der  .Art, 
dass  über  die  hier  erforderliche  Bedeutung  von  oty.r- 
aaVTa  gar  kein  Zweifel  herrschen  kann.  Das  hat  Rei- 
sig eingesehen;  nur  hat  das  Wort  diese  Bedeutung  nicht, 
und  Hermaiin's  oi/ioaPTa  ist  ohne  Zweifel  das  Richtige. 
Trotz  dem,  dass  der  Chor  dem  Oedipus  Sicherheit 
zugesagt,  will  er  ihn  jetzt,  nachdem  er  seinen  Namen 
erfahren,  vertreiben,  und  antwortet  dem  Oedipus,  der 
sich  auf  das  gegebene  Versprechen  beruft,  es  Sei  nicht 
Unrecht,  vorher  Erlittenes  zu  vergelten.  Dieser  Sinn 
muss  in   den   Worten   liegen   vs.   2'."t. 

ovösi'L  iLioi(j/ö(a  TLOti  igiiTai 

U)V    TlOOTtUifrj    TU    TLl'ilV. 

Den  Genitiv  ujp  erklärt  Hr.  W.  durch  „in  wiefern,  in 
Betracht,  dass",  und  beruft  sich  auf  Benihardy  Sjntax 
S.  t4l  als  Beispiel  eines  Tragikers  noch  hinzufügend, 
obwohl  mit  Unrecht,  Eur.  Iphig.  Taur.  ti;il.  dkk'  ujp  ye 
ÖVPUTUP  oi'd'  tyoj  ktlilfio  xd^lv.  Unsere  Stelle  nun 
übersetzt  er:  rependere,  quantum  l^quatenus)  quis  ante 
passus  Sit,  nemini  fatalem  poenam  gignit.  Allein  quantum 
oder  quatenus  kann  liier  nicht  stehen,  da  rependere  schon 
die  Beleidigung  voraussetzt,  und  es  müsste  heissen  ^t 
oder  quum.    Uermaun  verbindet  Tioti;  ujp  TiQondd^,  und 


743 


744 


übersri/t:  Ncmu  punitur  ob  iniuriam  prius  acreptam,  si 
tarn  repiiidrl .,  >iOj;oj;di  zu  eriiiiirrn  ist,  «la»s  INiomaiul 
Mej;t'ii  eiiuT  friilior  urlitteiieii  Urleidi^iiii^'  bfstrafl  wer- 
■leii  kann.  Klicnsu  nonig  kann  ninu  mit  Nene  und  IMat- 
(lii.'t  tiraniuialik  S.  r23h  r<y  lii'flV  fi'ir  Epexegesp  von 
rioi'i  halten.  Oll'i-nliar  liat  hier  livsiv  die  Beileutung 
»on  Timoi^ui,  büssen  lassen  für  das,  was  matt  vorher 
erlitlen. 

()edi|)as  sucht  seine  Unschuld  darzuthun,  und  beschwurt 
<leu  Chor,  ihn  nicht  g;egeu  den  Willen  der  Götter  zu  ver- 
treiben, fs.  277. 

/.cd  uij  ^eovg  Tiiicüvreg  tlra  toih;  ifsoiii 

iiuinaii  Tloeei'aDe  urdauvyg. 
Andere  haben  uoitKl'^,  noch  Andere  fjOiQUP,  was  Schä- 
fer ilurcii  :iouiOx*(li  Viva  SV  Ol'iiejjtin  fioipa  erklart 
und  Hermann  aufgenommen  hat.  Hr.  W.  bemerkt:  Ita- 
ijue  /jotoat;  accusalivum  numeri  pluralis  esse  arbiträr, 
magisque  poetice  dictutn  nuiiiero  singulari  nuiQav  ita 
pracfero ,  ut  signißcetur:  neve  deos  colentes  postea  deos 
iiullo  modo  honoribus  ufficiatis.  Moioao,  als  Accusativ 
hat  schon  Hermanu  in  seiner  ersten  Ausgabe  nicht  miss- 
biUigt,  so  dass,  wenn  Hr.  W.  et-vas  Neues  gesagt  haben 
soll,  iliefs  in  der  Uebersetiuiijj  liegen  mi'isste.  Diese  ist 
aber  sehr  unbestimmt.  Oedipus  meint,  der  Chor  niOj;e 
ansehen,  ilass  er  nicht  gerade  dadurch,  dass  er  die  Uot- 
1er  /ii  ehren  rermeint,  'ie^en  ihren  Willen  bandle, 
liald    darauf  heisst   es   rs.    282. 

^Lv  oti;  ov  /jij  xdkvTTTe  ra;  svSaifiovao, 

tgyoig  'Ai^ijvac  dvoaioti  i'7ri]o£Tu>v. 
Hr.  W.  bemerkt:  Equidem  ^i'V  oiC,  cum  'A&rjVaii 
coniungo,  nee  verto  „quibus  (seil,  diis)  fretus" ,  sed 
,,alque  unu  cum  Ins  ne  obscura  impiis  factis  hentas 
Athe.nas,  ministrum  te  prnebens  {seil,  u's)"  sive  „et  illos 
rt  beatus  Allienas  ne  obscura.  So  hat  die  Stelle  schon 
der  Scholiast  verstanden:  dvii  TOI'  Ur  TlS^V/.ukl'liJfJi; 
xftoi'.;  y.a.i  .lifrjvai,  dem  mit  Recht  Niemand  gefolgt 
ist,  weil  man  nicht  sagen  kann  ifiOLi  y.akvilTetv ,  wie 
.li}l:V('.c  y.('.ki:ii£iv.  Hermann  hat  sich  in  seiner  neuen 
.Ausgabe  bestimmter  über  diese  Stelle  ausgesprochen.  Wir 
lügen  eine  neue  Erklärung  hinzu,  die  nns  iler  Gedan- 
kenzusammenhang zu  fordern  scheint,  i^vv  oii;  bedeutet 
tnit,  d.  h-  in  Uebereinstiminung  mit  den  Göttern.  Damit 
ist  nun  näher  zu  verbinden  ^uov  /.le  xdx(fl'ka(Toe ,  dem 
indessen  der  negativ  ansgedrücktc  Satz  vorausgeschickt  wird. 
Oedipus  sagt  also:  [hr  glaubt  die  Götter  zu  ehren,  in- 
dem ihr  mich  vertreibt,  wiilirend  ihr  gerade  dadurch 
geilen  ihren  Willen  handelt.  Denn  die  Götter  blicken 
herab  auf  die  Guten  und  auf  die  Bösen,  und  kein  Gott- 
loser kann  ihnen  entfliehen.  Mit  ihnen  also,  die  mich 
schützen ,  möget  auch  ihr  nicht  verdunkeln  den  Ruhm 
Athens  durch  gottlose  Thal,  sondern  so  wie  ihr  zuerst 
mir  Schutz  versprochen,  so  mir  Schutz  verleihen.  Und 
diess  um  so  mehr ,  da  ich  nicht  nur  schuldlos  und  rein 
bin  ,  sondern  auch  der  Stadt  Segen  bringe. 
In    der   Stelle   vs.  284- 

a}.k'  vjo:rso  i/.afje;  tuv  i/.ETijv  ij^tyytMf, 

ijcof  ui  Y.ä'/.(fv}.uoai:. 
folgt  Hr.  W.  Herinaun's  Erklärung,   und  bemerkt  nur.   <\a»s 
iX'-'/y*-'^^    "iit   irc.-h;  za   verLUiiUii   .-^ei  ,     und   dicss   uliiie 


Weiteres  durch  in  fidem  recipere  wiedergegeben  werden 
könne.  Das  ist  ganz  richtig.  Derselbe  .Sinn  wird  auch 
durch   Reisig's   £'j(eyyi'u.;  erreiclit. 

Vs.  300.  emendirt  Hr.  W.  xd7l(jl>(J)g  X  ikdiiv  TieXa^. 
y.a~H)V(i)Q  hätte  auch  Hermann  aufgenommen,  wenn  diess 
liantlschriftlich  begründet  wäre,  und  y.UTrovco^  t'  verbes- 
serte schon  Döderlein ,  der  ebenfalls  den  von  Hrn,  W. 
citirten  Stallbaum  zu  Plato  Phil.  p.  47  B.  anführt.  Hat 
Hr.  W.  den  Neue  nicht  nachgesehen?  In  der  näcbsteu  Stelle 
citirt   er  ihn   aber. 

Nachdem  der  Chor  dem  Oedipus  versichert  hat,  The- 
SCDS  werde  sogleich  erscheinen,  sobald  er  seinen  Nauien 
vernommen,   fragt   Oedipus   vs.  302. 

T'i  d    ead    ö  xelvin  toüio  roÜTiog  dyyekoiv; 
worauf  der  Chor  erwiedert: 

l^iay.oa  y.f/.tv^og-  nokku  S'  iurcuovtv  lirii 

cpiAet  7ikavdo&at,  tujv  exiivOi;  ahov  , 

ihiQaci ,  Tiaptcrrat. 
Da  der  Chor  kurz  vorher  vs.  297  geäussert  hat,  der 
Bote,  der  ihn  hierher  gesandt,  sei  auch  den  Thesen» 
holen  gegangen,  wundert  sich  Hr.  W.  über  die  neue 
Frage  des  Oedipus,  und  bemerkt  nun  über  die  ganze  Stelle 
Folgendes:  Quare,  ni  fallor,  ita  demum  loco  salus  af- 
fertur,  si  Ti?  —  äy  yekujv  Oedipi  morae  impatientiis 
verba  esse  statuimus ,  eaque  sie  intelligenda :  quis  tan- 
dem  nie  Theseo  adventum  rneum  nuntiaturus  est,  i.  e. 
qualis  iste  nuntius  est,  qui  tantopere  7noretur?  contra 
Chori  responsum  velut  ctcusantis  et  docentis  aecipimus, 
ut  signifieet :  .„longa  ei  via  est.  Multum  fs.  eeleriterj 
vero  viatorum  sermones  solent  dispergi,  quibus  ille  au- 
ditis ,  mihi  erede,  aderit.''  Darin  wäre  ja  aber  gar  kein 
Zusammenhang.  Oder  soll  das  Gerücht  schneller  sein, 
als  der  Bote  ,  dass  Theseus  durch  jenes  und  nicht  viel- 
mehr durch  diesen  die  Nachricht  erhalten  soll?  Die  Un- 
geduld des  Oedipus  aber  wäre  ganz  unschicklich  und  dem 
Dichter  zu  einem  unverzeihlichen  Fehler  anzurechnen , 
ausserdem  auch  die  Beschuldigung  des  Boten  ganz  un- 
gereimt, da  ja  die  Schuld  an  Theseus  liegen  kann.  Von 
einem  so  vOllig  verunglückten  Erklärungsversuche  hätte 
den  Hrn  Verf.  der  von  ihm  zur  Ungebühr  unberücksich- 
tigte Scholiast  abhalten  können,  der  die  Frage  des  Oe- 
dipus erklärt:  ö  yuQ  ÜTreki^kvdojg  itoöreQov  ovSsnio 
I/Efjct^ljxet ,  oOTiq  i]V.  —  fllit  Recht  »vird  Hermann's 
Erklärung  missbilligt,  da  die  Länge  des  Weges  zur  Ver- 
breitung des  Gerüchts  Nichts  beiträgt,  im  Gcgentbeil  bei 
einer  geringeren  Entfernung  dio  Nachricht  schneller  hätte 
zu  Theseus  gelangen  können.  Die  Schwierigkeit  der 
Stelle  ist  so  gross  nicht.  Die  Frage  des  Oedipus  soll 
nur  seinen  Zweifel  ausdrücken,  ob  denn  auch  Theseus 
seinen  Namen  erfahren  »erde.  Darauf  antwortet  ilann 
der  Chor:  Zwar  ist  der  Weg  bis  zur  Stadt  weit,  doch 
schnell  genug  wird  sich  auch  bei  dem  weiten  Wege  das 
Gerücht  durch  die  vielen  Wanderer  verbreiten,  und  auch 
zu  seinen  Ohren  gelangen.    Dann  kommt  er  sicherlich. 

Vs.  331.  ij  rijaöe  xd^ov;  Reisig's  Erklärung  wird 
gebilligt,  doch  eine  leichtere  Emendation  £  rtJaÖE  xdfXUL' 
vorgeschlagen.  Erst  hätte  aber  Hermann's  gegründeter 
Einwand  beseitigt  werden  sollen.  Gegen  Hermann  wird 
erinnert:     Qui    enim   fieri  potuil,    ut   Oedipus    ad  ceria 


74: 


74f. 


in  ri(  r,  (i.il  t  I  ci  7  ri  o  (f  u  i  tnteiro'^nrcl  i,  ri;ooi  yiifuif; 
yuum  aliuvi  intelligi  passe  neminem  Inlus  loci  ned'us 
sitlis  (loreat.  Warum  s<ill  iiirlit  «'in  AiiihTrr  vpfstaiiilrii 
werilcii  köiiiipn'?  Es  iioiiiit  sirli  ja  |;leirh  l^^iiinne  dvouoooi'  l 
inoit  ZQiT}]^.  Ocilipiis  utnannt  seine  Tochter  Iniiieii<-, 
Jiiul  begri'isst  sie  mit  «leii  Wiirlen  V)  OTlipii  oitafnuL. 
isiiieiie  alter  iliircli  ilas  ilopfjelsiiiiiigc  Wort  an  die  iiii- 
lieiUolie  iloppellc  l'erwaii<lt«<haft  erinnert,  lirirht,  st.ilt 
^'afer  linil  Siliitester ,  die  sie  nmarnit  li«lt,  auf  gleiilie 
Weise  rrHiedernd  zu  lie^riis-ieii  ,  in  di-n  nnvt  illkrirli(  liin 
Ansriif  ans:  m  dl'Ou.Lil.tc.l  riioifai.  Diess  liezieht  nun 
Oi'dipns  sehr  naliirlirh  anf  sirh  niid  die  Antigone  ,  auf 
ilenen  ja  am  «rhMersteii  d:e  La>t  des  herein^edrnchencii 
t  iiheils  lastete,  und  es  liegt  clivas  hiirhst  Krgreifendes 
111  dieser  Frage  des  Oedipus,  mit  «elcher  er  leise  an- 
deutet:   Fühlst  du    dich    liei    unserem   Klend    glücklicher? 

^'s.  ;j.5ö.  Ol  d'  uv^d/iuiiioi  not  vtaviui  :iitvfiv; 
den  Jnriniti«'  erklärt  Hr.  W.  uiit  Bernhardy  und  IMatlhiä 
«<in  einem  zu  erganzenilen  tiai  ahh^iigig;  im  folgenden 
\'erse  aher  dc/uc.  d'  iv  y.ili'Uli  ■xd.vi'V  «erhessert  er 
f^lirit.  d  );i/,  und  fuhrt  als  ücis|iiel  dieses  Geliranclis  des 
Jmiierfect«  an  Oed.  R.  l.iJ'.l.  liili.  Oed.  Col.  117.  Koch 
andere  beispiele  hätten  die  firammatiker  geboten  ,  nur 
ist  leicht  einzusehen,  dass  an  dieser  Stelle  das  linperfec- 
tnin    nicht   stehen    kann. 

^'s.  342.  wird  mit  Recht  liemerkt,  dass  r,(fipi  nicht 
der  Dativ,  wie  Hermann  in  seiner  ersten  Ausgabe  ange- 
nommen,   sondern    der    Genitiv    ist. 

Vs.   367.   sagt   Ismene   von   ihren   Brüdern: 
■jiq\v  fJtv  yuo  aCiuu  ijv  soii,  Kfjtuvii  t6 
^QuvuuQ,  idodae,  iti^de  ;i;pßiVfo5'«;  nokiv, 
Horanf  dann   folgt  vs.  371.   viiV   8'  —  £iaijk9i  tuiv  tijI!,- 
it.diM)iv    ioic   y.ax)^ ,   ''fpX'/i    k<ißEo9ut    z«i    v.(jutov<; 

Icoavviy.OV.  Die  meisten  Gelehrten  haben  iulC  in  tüU);, 
vcrlie»sert.  Hr.  W.  merkt  an,  wie  die  Vulgata  verthei- 
digl  »erilen  könne,  —  so  hat  sie  Doderlein  vertheidigt 
—  nie  aber  mit  Recht  Reisig  den  Einuurf  gemacht,  es 
«erde  statt  Studium  iis  erat  perntitlendi  vielnielir  erwar- 
tet plactiil  iis.  Daher  schlägt  Hr.  W.  vor,  hott;  statt 
iüti  zu  lesen,  da  dieses  Wort  den  Aitikern  nicht  fremd 
»ei  (Plato  Cratylus  411,  D.)  und  auch  der  Scholiast  so 
gelesen  zu  haben  scheine.  Der  Scholiast  hat  sicherlich 
so  nicht  gelesen,  und  tOli  war  wohl  den  Attikern  fremd; 
auch  sieht  mau  nicht  ein,  wozu  Sophokles  an  dieser 
Stelle  ein  neues  Wort  gebildet  haben  sollte,  das  über- 
diess  dem  Sinne  nach  unpassend  ist.  Auch  luuiQ  ist 
schon  zu  stark,  und  es  müsst«  (tiTdtC,  ^■^  tguiC  nicht 
dur<h  sie  wilnschlen,  sondern  durch  sie  ware?i  ^yille!lS 
wiei|crgej;eben  werden.  Dem  Kreon  die  Herrschaft  zu 
äberlassen  ,  beruhte  ja  nur  auf  ihrem  Entschlüsse,  allein 
ismene  will  zugleich  ausdrücken,  dass  ein  edler  Wett- 
eifer unter  ihnen  entstand,  der  Herrschaft  zu  entsagen, 
ond  das  drückt  €Ql^i  aus,  ilas  sich  auch  «lurch  den  Ge- 
gensatz  loii   y.U/.l/   sehr    ciiiplicblt. 

\'s.  392.  sagt  Oedipus  n^  ö  du  cuioiö'  im'  ttV- 
öooi  ii  :ioui:eiil'  üv ;  ila  einige  Handschriften  iL  ö'  dv 
haben,  andere  ünu  auslassen,  rerbesserte  Hermann  rich- 
tig riq  d'  üv  Ti  TOiovd  dvö^iu^  tc  Tip.  di/;  Hrn.  W. 
scheint  es  wahrscheinlicher,  zu  «chrelbeu  ri  d  äl>  zoiovS 
Zeitschr.  f.  d.  Alteithunnw 


vn  d.VÖoOs  It'  noi^tllrl/  dV  ;  Humit  er  v».  73.  »ergliirht 
Ti\,-  710U',  o.l'duo^  in]  [ikeTitiVXU^  uoy.iaii;  diese  l'aral- 
leUtrllc  uiirile  nur  dann  etwa»  beweisen,  wenn  sich  S^o- 
plH>kle^  iiiiiiier  auf  iliesellie  Weise  hfttte  aiisdri'irkeii 
iniisseii.  Dass  er  sich  hier  nicht  so  aus^eilrückt  hat, 
»le  Hr.  W.  annimmt,  zeigt  das  atisgelassiMie  r/," ,  das 
hier  Ulli  so  «eiliger  fi'hlen  kann,  als  vorausgeht  o:  ^Ij- 
lljlOV  d.'  ihjutnoti  ioioilai;  es  müsste  zugleich  auch 
llitdi^tld.v    1  erbessert    »erden. 

Ismene  verkündet  dem  Oedipus,  dass  Kreon  bald  an- 
kommen nerili-,  iiiii  ihn  in  die  Kälie  <oii  Thebens  GiHiize 
zu  bringen,  so  ilass  die  Thebaner  ihn  besitzen,  ohne  dass 
er  das  Vaterland  betritt.  Auf  ilie  Frage  nun  des  Oedi- 
pus ;5  d'  vi(fl).liaii  Tl'i  \}l'QUOl  y.itutliuv  ;  aiilMortet 
Ismene    vs.   4U3- 

y.c'ivoti  0  Ti'ftßo^  bvOTvx'jjv  ü  oö;  fjagv^. 

Diese  Stelle  ist  bisher  noch  nicht  genügend  erkläit  »oi^ 
<len.  Denn  selbst  KImslev's  und  Herniaiin's  Erklärung, 
lue  bl'Ori'jtinv  durch  hoiinribus  ciirens  übersetzen,  ist 
unstatthaft,  da  dl  atV'luiv  diese  bedeulung  nicht  hat. 
Hr.  W.  nun  fasst  die  Worte  so  auf,  dass  sie  so  viel  be- 
deuten, als  yfiiutu,  cui'  i)oo  c  l'/(i)Ot  tut'  OuC  Tlußou, 
ßagr,  Ulis,  si  minus  e  sent  ntia  de  lumulo  tuo  cesseril, 
male  evenel.  Diese  Erklärung  ist  etwas  dunkel,  und 
wenn  es  auch  scbeiiieii  konnte,  ilass  der  Hr.  V^erl.  das 
Richtige  getrolfen  hat,  so  möchte  das  iiiibestinimt«  e  sen- 
tentia  wieder  Zweilel  erregen.  Uns  scheint  ü  TlUfjOi 
dtn n'^ii}!'  nichts  Anderes  bedeuten  zu  können,  als  die 
nicht  gelingende  he^li(ltu?ig,  so  dass  auf  Oedipus  Frage, 
was  es  den  Thelianeni  nützen  könne ,  wenn  sie  ihn  aue- 
serhalb  des  Vaterlandes  iii  der  !Mähe  besitzen,  Ismene 
ant» ortet:  Es  bringt  ihnen  Unglück,  wenn  sie  dich  nicht 
bestatten  können,  d.  h.  sie  wollen  dich  in  der  ?iähe 
hüben,  um  dich,  trenn  du  stirbst,  bestatten  zu  können, 
weil  ihnen  sonst  Unglück  bevorstände.  So  fasst  es  auch 
Oedipus  auf,  der  dann  fragt,  ob  man  ihn  in  Theben  be- 
graben werde.  Hierbei  ist  noch  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  dass  Ismene  desshalb  auf  diese  iudirecte  Weise 
antwortet,  weil  sie  den  Ausspruch  des  Orakels  anführt, 
und  desshalb  erwiedert  auch  Oedipus:  yaitt  9l<ji  i/i 
■xui'TU    y'    UV     yi>ujii7j    Hu9ui.    —    So     ist    es    auch    mit 

«s.  411. 

TfK  0/k  ('ti'  opyjg,  aoi^  Ötuv  axujoii  Tu(fuic. 

Hier  wundert  sich  Hr.  W.  ,  warum  Elmslev  und  Herinaiin 
nach    0(jy'i\i    ein     Komma     setzen.       Weil    die    VVorte    ti :, 

ai/i;  vir'  Ö(jyr,c  von  toiai  Kuöfieütl^  fldgu;  abhängen. 
Mit  dem  Folgenden  lassen  sie  sich  ja  auf  keine  Weise 
verbinden. 

Vs.  4'20.  dkyvj  yXvovaa  xavx'  tyuy  (ftgw  d'  oiwji. 
Hr.  W.  will  (ftQV)  entweder  statt  des  Futurs  gesetzt 
wissen:  referam,  nämlich  den  Brüdern,  was  ganz  unpas- 
send wäre,  oder  (fi-ijii)  d  uinij.;  lesen,  duleo  (jitidem 
exsecrationes  tuas  ,  consentio  vero.  Dann  soll  iinhl  der 
Sinn  sein :  es  schmerzt  mich  zwar ,  dass  du  meine  Brü- 
der schmähest,  aber  ich  pflichte  dir  beil  Vielmehr  Mut 
Ismene:  es  betrübt  mich  zwar,  zu  hören,  wie  dich  die 
Nachricht  schmerzt ,  doch  kann  ich  sie  dir  nicht  ler- 
schtceigen. 

49 


747 


74S 


Vh  4j4.  )'w;  i/tn  fyovrai,  y.d'l avcttooii  i ut  öoor. 
Ilrrinaiiii  »ilirrilit  Y.djaiaifjOVTitt^  «oriilviT  ,si(  li  Ilr.  VV. 
HiiiiilcTl,  <la  i  ntii(i-lotioi}ni  not.Cttoi'  tT'l'i'.'tiiililii  li  »ar. 
>I.iii  sai;t  aiuli  littliim  iiiire,  alicr  iiiclit  hastnm  iiiire. 
\liiT  »i-iiii  iiiK'li  Kr^iMi  iliMi  AiiNilruck  Niilitü  eiiiziiivrii- 
ilfii  tiArr,  Ml  ist  rs  ilorli  );.'ir  zu  iiiaft ,  zu  sagen:  den 
Kumpl'es,  in  trelcheii  sie  verslriclcl  sind,  und  den  liries; 
iegitine/i,  »alifoiKl  inavaiQiivvdi  »dir  paäüciiii  isl ,  tiiul 
iliircli    <lu'    Si'liiiliasidi    Im-sIAIi^C    h  iril. 

Vs.  42".  "'II  Hr.  VV.  o('s^Ä>yAtii''w'c  «'"'■«■l'  piof'ectus 
m  bellum  lilicrsflzcn,  »as  scliim  ili'S  iidtliHi'iicIijffii  G<'j;eii- 
satii-s  »i-{,'cii  iijilit  aiiKi'lit.  i;fliii};iMis  int  er,  »riin  er 
glaubt,  luliv  sei  ilio  Iiainlsi  In  iftlu  li  lio};laiilii(;tpri'  Les- 
art, »iiiulier  iVruo  li/llti-  Auskunft  j;clieu  kouiirii.  Lleiiso 
ist  (Irr  Eiuitaiiil  ;;aii/.  uii  htssai;i-ii<l  ,  Tiat.iv  kiiuiie  iiiülit 
am   KiiiIp    lies  Vi-rsps  st<'lii-u,   da  es  zuui  Ful^puilrii  ((rhöre. 

\'s.  \')>^.  «ill  Ilr.  VV,  uvtaioi  TCiig  lesen,  »as  seliuu 
M  umlir   Kirjjesrlilageii,    und  Ilermaiin  ziiriukgeHieseii  hat. 

()|ipi-ln.  Dr.   Enger. 


Tl.  a,  Eduardi  Wunden'  emendaiiones  in  Sophoclis  Tra- 
chi/iias.  Griiuae.  Suniptibus  J.  M.  Gebliardti. 
MDCCCXLI.  P.  I— VIU.  1  —  21-'. 
b)  Sophoclis  Tiagnediae.  Ilei:t>!isuit  et  explanavit 
Edunidus  Wunderus.  Vol.  11.  S.ct.  III.  cuiiti- 
uens  Tratliiuias.  Ciotliac  BIUCCCXLI.  Suuiptilus 
Fridericae   HiDuiiigs.      P.    1  —  l!.)ö. 

Herr  Professor  Wunder,  in  «eUheni  der  Unterzeicli- 
uete  einen  lioi  b(,'ea(lileteii  und  treuierdienleu  Lehrer  mit 
Dankbarkeit  und  Liebe  verehrt,  ist  durch  seine  trefi'lii'hc 
ISrarlicitun*;  des  Sophokles  so  alli;emoiii  bekannt  und  ge- 
rühmt, dass  eine  längere  Kmifitung  liber  seine  ^'erilieiiste 
sehr  überflüssig  sein  «üiile.  Mit  vorliegendem  letzten 
Hefte  des  II.  liandes  (iVr.  L'.)  i^-t  nun  die  Herausgabe 
des  ganzen  Sophokles  beendet,  und  es  bleibt  den  lahl- 
reiiheit  Freunden  des  Dichters  nur  noch  zu  nunsehen 
übrig,  dass  Hr.  VV.  reeht  bald  das  in  der  Vorrede  zur 
\utigonu  gegebene  Ver.-[jrerlicu  erfüllen,  und  den  Band 
mit  den  Untersuchungen  über  das  Leben  und  ilic  Draiiieu 
lU-B  Sophokles  nachliefern  inüge.  Da  aber  die  Trachi- 
nieiiiiiieu  mehr,  als  irgend  ein  anderes  Stück  des  So- 
phokles, lerdorbeu  sind,  ohne  in  gleichem  Masse,  als  alle 
übrii'en,  durchgearbeitet  zu  sein,  so  hat  Hr.  VV.  als  Giiind- 
lage  seiner  Ausgabe  die  Emendutiones  vorangescliickt , 
am  dann  die  bedeutenderen  Texte»aii(leriingeii  iiÄlier  zu 
begründen,  die  er,  meist  nach  eigener  Vermuthung,  in 
seiuer  Ausgabe  vorgenoinmen  hat.  lür  selbst  sagt  hier- 
über in  einem  Monitum  editoris  zur  Ausgabe:  ,.Mon  po- 
lerit  quisqua'ii  rede  liac  editione  Uli,  ?iisi  adhiiilo  li- 
bello.  quem  hoc  ipso  anno  emisi ,  ita  iuscripto :  Eduard. 
fVunderi'-^  etc. 

Ehe  Rec.  zur  Beurihciluiig  selbst  übergeht,  »eiche 
na  die  Emendaiiones  sich  anschliessend  natürlich  zugliich 
den  kritischen  Tlieil  der  Ausgabe  trefl'en  wird,  hält  er 
es  für  drinpcnd  nutlnvendig,  einige  Worte  über  das  Prin- 
cip  des   Hrn.    \V,    und    sein   Verhallniss    zu    anderen    Kri- 


tikern voransziiscliicken,  ila  eine  nur  in  Besprechnng  der 
einzelnen  Stellen  beslehende  Rerensiqn  gegen  den  AVillen 
und  die  IJeberzengung  des  Rec.  ein  falsches  Licht  auf 
Hrn.    VV.    »erfen    könnte. 

Wie    in  Wissenschaft   und    Leben    überhaupt,  so  stehen 
sieh     auch     in     der     cla«siselieii    Philologie     zwei     sclirode, 
jedoch    durch    viele    modilicirende   INiiaiicen    vermittelte  Ge- 
gensätze    feindlich     );egeiiüber,      die     nur    hinsichtlich    der 
Te-Vleskrilik    hier     angedeutet    »erden    sollen.       Während 
nämlich    einerseits     eine    genial    sein   sollende    H\pprkritik, 
mit    Verachtung    alles    historisch    Ueberlieferten  ,    nach   der 
snlijectiien    Norm    aprior isliseli    constrnirter  Grundsätze,   ja 
sogar    nach    mnineiitaiieii    Launen     ilie   Schriften    der    Allen 
auf  die    » illknrlicliste  Weise    zu    gestalten    und    nainenllicb 
durch    Aiissclieidung    des     angeblich    Unäcliten     umzubilden 
sich    bemüht,    so    gitit    es    andererseits    eine  Classe  von  Ivri- 
tikerii,     »eiche     mit    orthodoxer    Allgläubigkeit    das   durch 
die     ervveislich     bessicn     llandsi  hrifleu     Gebotene     als     da» 
IWichste     unil     letzte    Ziel    der    Kritik    ansehen,     und    daher 
■las   diplomatisch  Beglaubigte    uiueräudert    herzustellen  und 
ohne    Liiterschied     zu    vertheidigeii   sich    anstrengen.      Das 
Verfahren    der    Crsteren    ist   im    Ganzen    »enig   gefährlich, 
da   es  sich    immer     wieder  selbst   kritisirt    und    auflost;    ja 
es  ist  nicht  zu  läugneii,    dass  diese  dtslriiirenden  Versuche, 
so    tvenig    uiaii    auch     mit    ihren    Resultaten    einverstanden 
sein    kann,    doch   für   die    Forderung    gesunder   Interpreta- 
tion,    sowie     für    die     Vernichtung    traditioneller     blinder 
üeitunderung    erspriessliih     gewesen     sind:    Rec.    erinnert 
nur   an    die    Paradoxen    eines   HofTuiann -Peerlkamp.      Da- 
gegen   scheint     nun     die     Methode     ihrer    Gegner     um     so 
iiai  hahmiingsn  ürdiger   zu   sein,   als  sie  eine  sichere  Grund- 
lage gewährt,    und   die    Producte    der  Alten    vor   snbjictiver 
Willkür   schützt.       Und    in    dieser    Hinsicht    sind    ilie    Ver- 
dienste  eines   Behker  und  Lachi/iunn   um   die  Kritik  kaum 
hoch    genug   anzuschlagen.    Es    ist  aber  diese  diplomatische 
Kritik    in    geistloser    Nachahmung   von    Andern    bereits   auf 
eine   solche   Spitze    getrieben    worden,     dass    es   hohe   Zeit 
ist,     gegen     diese     einseitige     Uebertreibuiig     anf/iitreten , 
welche    hartnäckig  nur  an    deui    handschriftlich    Ueberlie- 
fertoii    sich    festkralleml ,     und    dieses    wohl    oder    übel    ver- 
tlieiiligend,    ronforui   auf  alle  Si  hriftsteller   aiige«  endet   zu 
»erden    anfängt.       Man    vergisst     hierbei,     dass    Rruirung 
des    in   den  Quellen  Ueberlieierten,   Festsetzung   des    haud- 
sclififtlich    älti'sten   Textes    immer    nur  Hasis   und  l^liltel 
zur  Kritik,    niemals    die   letzte    und  höchste    Foliendung 
derselben    selbst    sein    kann.       Es    ist   aber   diese    Methode 
um     so    gefährlicher,    als    .sie    sehr    leicht   einer   gewissen 
Trägheit    im    Denken    Vorschub     leistet,     und    häufig    die 
genauere  Erforschung  des  speciellen  Sprachgebrauchs  einer 
ganzen    Schriftstellergaftung    als     etwas    Entbehrliches    zu 
betrachten    verführt.    Ein  besonderer  Fehler   dabei  ist  noch 
der,   dass   man    häufig   nach    der   BeschafTenheit   der  Hand- 
schriften   zu    fragen    unterlasst,    und    dass    man   gCMühiilich 
die   angebeteten    codd.   optimi  gar   nicht   gesehen    hat,    ja, 
oft   nicht   einmal    leidlich    genau«  Collatiunen    ilavoll  besitzt. 
IMif    besonderem     Unglück    ist    neuerdings    diese     Art    der 
diplomatischen   Kritik   auf  die   Tragiker   angewendet   wor- 
den,   inilein   man    nicht   daran  dachte,    dass  die  Handschrif- 
ten  des   Aesch^los,  Sophokles   und   Euripiiles   ganz  andern 
und   bedeutenderen  Corruptelcii   unterworfen   sind,   als  die 


749 


50 


aiulrirr  -fi  ii'<  liisrlicr  Si  lir iffstdipr ;  iiicicm  man  lioii.i  fiilc 
aiinaliiii,  diese  Haiiilsi  linftFii  sfii-ii  ebi-iisii  iiiivi-rt.llsclit 
iiiiil  gilt,  als  etwa  um  «Irin  In<ikrati-s  ili-i  (  rl.inas,  um 
(lein  Dcniosflipiies  der  Icriilinit»  C'imIi'X  ^',  dtr  bokamil- 
lirli  rlur<li  Belvker's  glückliche  Veriiaclilassiguiig  zu  einem 
er^li-l)i<Teii  Prograiiiiueiistipeiiiliiim  gciiurdeii  ist;  indem 
man  ohne  Liiterscliied  Alles,  was  in  diesen  l.'rknncjiii 
»tehl  oder  —  stellen  soll,  ohne  Lntersi  liied  anfiiininit 
iiiiil    vcrtheidijt,    ohne    sich    um    den   Sjiiachgelir.iucli    lier 


I)r 


ramatiker,  ja   soirar    neiierd 


'Iin>; 


ohne   sirfi    iitit    ilas 


AI. 


tnim  711  knmmein,  dessen  •genauere  Krl'orsihung  und 
Hej^rtiiidiini^  groiie  lt;uoranz  ni<-ht  nur  veriiaclil.'issi;;t  , 
sondern  auch  verspntfet,  IJelege  t.n  dieser  üelian|itniifi; 
lindet  man  z.  li.  in  der  nenesteii  Ausgabe  der  l|ihigeiiia 
Aiilidensis  imi  Firiih.iber,  die  in  iler  {lallischen  Litera- 
tiH  Zeitung  1841,  ErsSnzunuslilatt  i\r.  O.'j.  und  04.  eine 
menge,  aber  gerechte  Würdigung  gefunden  hat.  Ja,  ist 
«1(1  h  diese  ^lissaehlung  des  Metrum»  wenigstens  für  die 
C'hiirgesange  von  llrn-  R.  Klotz,  der  überhaupt  zu  drn 
LItras  di'r  di|iloiiiatisclien  Kritik  geliiirt,  in  seiner  E/j- 
ilnla  cvitica  ad  G.  Ilermitnnum  de  Incis  fjuiiusdiim  So- 
plinclis  C.V  /Inligiinri.  LifilS.  lfS4U.  als  Princiji  aiif[;eslellt 
»dl  den.  Kr  sa;ft  ii.'lnilich  dort  bei  itehandliing  der  ersten 
Aiitistroj.tie  im  ersten  Cliorgesange  der  Antigoiie  (ui'  icfi 
(aurtga  yd  etc.),  »o  bekanntlich  alle  Herausgeier  eitio 
Lücke  an^eiiomnien  haben,  die  wej;en  des  Sinnes  sowohl, 
als  der  um  ollsfaniligen  llesjionsiini  unverkeiinliar  ist,  ZU 
Hermann  getrendeC  ,  \>.  5  F'ilj;eiides :  ,,Uuod  primiiiii 
aiiapaestüruni  aeijuaiitatem  requiris,  eo  egregie  cum  ce- 
terarum  rerum  tum  artis  metricae  elegantissiimuin  tuuiii 
Judicium  comprobatiir,  sed  videntur  tarnen  veteres  poelae, 
iive  majore  iiienlis  instinctu  ati'juando  fereianlur ,  sire 
etiain  neglegentia  quadam  arlis  regulain  migrabnnt,  non 
semper  eutn  morein  oblinuisse.''^  Aber  als  das  .'iusserste 
L'.xirem  dieser  bornirten  diplomatischen  Kritik  iniiss  noch 
EuripidiS  ed.  Silier,  vol.  I.  Berol,  MDCCCXLl.  ange- 
führt werden,  wo,  wie  Rec.  in  einer  besonderen  Anzeige 
nachweist,  die  Aldina  fast  mit  allen  ihren  Fehlern  wie- 
der abgedruckt  worden  ist!  üass  durch  solche  Griiud- 
«atze  die  Texteskritik  geradezu  zu  einem  mechanischen 
Handwerke  herabgewürdigt  wird,  ilass  dabei  Krkljtrun- 
gen  zu  Tage  gefördert  werden,  die  nur  erw^ihnt,  nicht 
widerlegt  zu  werden  brauchen,  um  sie  in  ihrer  Dichtig- 
keit aufzuzeigen;  —  das  konnte  leicht  bewiesen  werden, 
weuii  hier  der  Ort  dazu  wäre,  und  wird  bewiesen  »er- 
den, nenn  Ree«nsent  eine  äussere  Veranlassung  finden 
•ollte. 

Hr.  W.  nun  gehört  weder  dem  einen,  noch  dem  an- 
deren Extrem  an  ;  er  hält  sich  vielmehr  an  ilas  richtige, 
«wischen  jenen  lieiden  in  der  Witte  liegende  Pniicip: 
da»s  nach  müglichst  genauer  Erforschung  und  Sichtung 
des  handschrijtlich  U eberlieferten  auf  dieser  Basis  nach 
•grammatischem  und  poetischem  .Sprachgebrauche  und  nach 
dem  Metrum  entschieden  werde,  was  von  dem  Dichter 
herrühren  könne,  was  nicfil;  und  dass  auf  eben  diese 
/f  eise  an  die  Stelle  des  l  erbannlen  etwas  gesetzt  werde, 
u>a&  der  Dichter  schreiben  konnte  oder  inusste.  Dieses 
Princip,  welches  nach  immer  von  unserem  jugendlich - 
rQstigeu  G.  Hermann  siegreich  vertreten  wird,  hat  Hr.  W., 
wt*   iiDiiier,    8o  auch   hier   tu  dem  seinigeo   gemacht    und 


mit  Scharfsinn  und  Klarheit  »erfi.lj;!.  So  werden  dann 
viele  Stellen  hier  zniu  erstenmal  grüiidlifh  bespioclien; 
viele  falsche  Erklärungen  für  ininier  beseitigt;  manche 
Stellen  .;lüiklieh  und  evident  hergestellt;  und  selbst  wo 
oi.iit  mit  Hrn.  W.  nicht  einvrrstaiideii  sein  kann,  wird 
man  dni'li  durch  die  lichtvolle,  gcHaiidle  und  lo'isch 
strenge  Darstellung  belehrt  und  a'igeregt.  Diess  sind 
die  (grossen  Xorziige  des  Buches,  »rlchi^  ilini  einen 
bleilieiiili'H  Ehi11iis>  auf  die  Kritik  iler  Tracliinieriiiiieii 
siclierii.  Wenn  inaii  ila^e^ea  häufiger  mit  den  negaliten 
Raisonni'ments,  als  mit  den  positiven  Kesiillaten  des  Hrn. 
W.  eiiK  erstanden  sein  kann;  »eiiii  man  namentlich  ver- 
hältiiissnifissig  nur  einen  klei^ieii  Tlieil  seiner  eigenen 
Coiijectiiren  (die  er  fast  obne  Aiisnalime  In  den  Text 
gesetzt  hat)  billigen  wird  ,  so  kann  diese  Erfahrung  obi- 
ges Urtlieil  ebenso  wenig  beschränken,  als  sie  sicli  aus  der 
31ellioile  des  llrn.  W.  ganz  natürliih  erklärt.  in  dieser 
iMetlioile  nämlich  müssen  als  II  iiipllehler  bemerkt  wer- 
den, ilass  Hr.  W.  zu»  eilen  nach  I{eseilii;iing  falschei 
Erkläriiiigeii  an  die  Verbesserung  einer  Stelle  gehl,  ohne 
einen  t'ersuch  zur  richtigen  Erklärung  zu  mai  heu  (wie 
z.  ü.  V.  I  r.  .074.);  dass  er  nicht  selten  nur  las  für 
richtig  gelti'ii  lassen  »ill,  was  durch  ganz  gleiche  Bei- 
spiele constatirt  u  erden  kann,  olinc  zu  bedenken,  tvelrhe 
<!o>i-"e(jiieii/eii  ans  dem  Principe  ,  alle  ü-rrui;  t.EyUnSvu 
wegziisih  id'en  ,  fnl^reii  niinlen;  dass  er  Redensarten  durch 
Beispiele  be^jrnndet  wissen  will,  deren  Richtigkeit  von 
selbst  einleuchtet  (wie  z.U.  Vs.  Il'fj.  cf.ij  <)üi'i^);  dass 
er  sich  so  oft  verführen  lässt ,  Glossente  anzunehmen,  die 
keine  sein  können  (z.  B.  ,S40,  wo  ökoffuia,  was  er  her- 
stellt, diirih  tfuivia  doAuurt^a  glossirt  uorden  sein 
sollj;  endlich,  dass  er  immer  geneigter  wird,  grössere 
und  kleinere  Interpolationen  nach  suhjectiven  Gründen 
anzunehmen,  die  einer  genaueren  Prüfung  nicht  Stand 
halten.  [lud  diess  ist  der  einzige  Punct,  in  welchem 
llr.  \V.  der  zuerst  charakterisirteu  Classe  von  Kri- 
tikern an  einzelnen  Stellen  nahe  kommt,  ohne  doch  zu 
ihr  zu  gehören,  da  er  natürlich  zu  besonnen  ist,  um  in 
ihre  Extreme  consequent  zu  verfallen.  iVoch  ist  hinsicht- 
lich der  Beweisführung  zu  bemerken,  dass  Hr.  W.  zu- 
weilen Gründe  anführt,  von  deren  Unhaltbarkeit  er  ge- 
wiss selbst  Mberzeii;;t  ist  (wie  z.  B.  \  s.  I27().),  bloss  um 
die  Zahl  ilerselbeii  zu  mehren,  ohne  in  dem  Augenblicke. 
zu  bedenken  ,  dass  zelin  Scheiiigrüode  nicht  mehr  be- 
weisen, als  Einer.  Besonders  häufig  ist  ihm  diess  gerade 
in  ilem  letzten  'l'heile  widerfahren,  der  von  den  Inter- 
polationen handelt.  Ebenso  wenig  kann  unemähnt  blei- 
ben, dass  ilas  Streben  nach  Klarheit  und  Vollständigkeit 
Hrn.  W.  zuweilen  zu  einer  geiiissen  Breite  der  Darstel- 
lung verführt  hat ,  wie  sie  zur  Belehrung  angehender 
Studirender  ebenso  erspriesslicli ,  als  für  eigentliche  Ge- 
lehrte  unnöthig    ist. 

In  der  herzlich  geschriebenen  Zueignung  an  G.  Her- 
mann p.  VI — VIII  verbreitet  sich  Hr.  W.  über  die  Miss- 
verständnisse, die  eine  Zeitlang  zttischen  Beiden  herrsch- 
ten. Eine  Stelle  darin  hebt  Rec.  mit  dem  Wunsche  aus, 
Hr.  W.  möge  ilieselbe  auf  sein  eigenes  V'erhältiiiss  zn 
ihm  anwenden:  „In  quo  (libello)  quamquam  multil  illo- 
runi,  quae  olim  ad  Sophoclis  Trachinias  adnotasti,  im- 
pugnaia  videbis,  tarnen  persuasum  habebis,  id  ut  factrtm, 

49* 


751 


752 


I»«»   nfftrerliDiili  i/uiidtitii  lultidine  nie  ilmtiim,  ni'd  verilnlis 
I  nieiiiliie  atuiliu   inipuhum   esse. 

Dns  «•>"■"■  "'"  I'  /'rfalll  in  iiii'i  Tlicilo:  |i.  |  —  l(i3 
uriili-ii  <lip  Slclli'ii  lii'liiiiiili-l( ,  »i'hlii-  Ilr.  W.  äiiilorii; 
.,  11,4  —  ;>(||  (li^j^ii  i'li  In-  IT  lirraiisHci  T<Mi  nill.  ScIiÜpsh- 
lii'li  liriiirrkl  (Kirli  lli'c,  «lass  er  drii //esr//y/os  «liiri  liivpjr 
h.iili  Wfllaii.T,  <l<Mi  Sophiilcle»  iiarli  Bniiirk ,  die  Fraj;- 
iMi-iitp  ilfSi>cll>i-ii  iiacli  hiliii.s|i-v  ,  sowie  ilie  <les  Kiiripitlcg 
ii:i('li  :>ialtliiH  i-ilirl  liat.  Du-  Tragöilieii  «li-s  Euri/iides 
imi<>te  er  leiilor  iiat  li  nTscIiitMlfiii'ii  Auiij;3lieii  cllirvii  : 
iiilinlicli  Sii|i|iliri-s,  lim,  IIcd  iili's  f.,  liactliae,  lliTlilia, 
l|ilii;,'i'iiia  Aiiliil.  iiiiil  Tjiii'.,  Ilficiia,  Aiiilroiiiarlir ,  Pill»— 
iiis.s.ii-,  Ori-sli-s  iiacli  Ihiinnnn,  Tioailes  iiiiil  Klerlia  iiacli 
Seidler,  .lli'dea,  llrrai  liilar ,  Al(r»tis  iiaili  I'flugk,  Hi|)- 
|MilYtiis  iia«  li  Harnes- 
Vs.  7.  ^ 
vniuvo  iv\  nkiuo<i)vt  vfii(fsiu)v  örXov 
uf.jiotov  fcr/dv,  fi  Tfi  .4/cu)/ii  yvvij. 
Ilr.  \V.  (|).  \)  Kchrrilif  ;' r  /  /7/..,  iias  jeilmh  srlioii  Hermann 
iiirscliliit;.  Soilanii  slflll  er  die  Lesart  aller  Ilaiidsclirifleii 
ozioi  ,  «i)frir  mau  nur  au«  ileiii  Schtiliastoii  utkov  ge- 
srhrielieii  liatle,  wieder  her,  aUerdiii-;!)  uiit  Rerlit.  Wenn 
aber  Ilr.  W.  saj;l ,  dans  die  Lesart  Uli. UV  durchaus 
gegen  den  Sinn  sei,  »eil  ilaiiu  nothwendig  die  Stelle  so 
lerslanden  werden  müsse:  nuplinrum  onere  miserrimo 
premeliar,  »a»  von  der  unvermählten  Jiing/'rtiu  nicht  ge- 
sagt »»erden  KÖnne,  so  ist  ilas  ein  »ngegriindeler  Ein- 
wurf. Jenes  kann  elien-^o  gut  heisseu:  tniileslid  premeltar 
propler  inslnnles  nuptias ;  und  so  »erslanilen  es  die  ller- 
aus-'eber.  Hr.  W .  mn,«ste  «ieluiehr  geltend  machen,  dass 
der  Ausdruck  orkov  —  'i/ov  »ielmehr  auf  die  Helena, 
der  die  Streitigkeilen  ihrer  lielen  Freier  zu  Schaffen 
vtaihlen,  als  auf  die  Denneira  |)asseu  würde,  die  nur 
die    \crhinilung    mit  dem   Einen,   dem    .Achelnos,  /lirc/i/fi. 

Soda Iiirfle     Hr.    W.     zur     Wrtheidigung     »ou    o/.vov 

aui    allerwenigsten    sich    auf  >s.    ','ti        '2\)-    liernfeu ,    da    in 
diesen  Versen  um  der  Besorgniss   der  vennälillen  Ueiaueira 
um    ihren    Gatten    Herakles,    nicht    von    ihrer    Furcht  vor 
einer    Wrhindung    mit    dem    Avheliius    die    Rede    ist.       Viel- 
mehr   musste    Hr.    \V.    hemerken:    jede    züchtige   Jungfrau 
hat    Scheu    »or   der    Veruifllilting ,    üeianeira    hatte    um    so 
mehr    Furcht,     da    sie    mit    einem    gräulichen    Freier  sich 
lerhinden   sollte.      Dazu    konnte    er   Vs.    2+  «<!•    citiren: 
i'i'ui  yia   i](i>]v  Ly.-7if7i'Ki]y^ivt]  (foßui^ 
uij  {IUI  TU  y.a'.l.ui  oXyuc,  ki;tuüui  nori. 
.       Vs.    15. 

Tuiuvb  iyv)  iivi-ory,on  ixg  oadeS  eytie  v  i;. 
Ilr.  \\.  (p.  4  sq.)  verwirft  die  gewühnliche  Erklärung 
exspeclans,  und  fasst  es,  allerdings  richtiger:  talem  pro- 
cum  exceptum  Habens.  Allein  der  Grund,  wesshalli  jene 
Erklärung  falsch  sei,  Deianeira  habe  ja  den  Acheloos  als 
Freier  nicht  erwartet,  sondern  schon  gehabt,  ist  ganz 
grundlos.  Denn  natürlich  verstanden  es  die  Herausgeher 
80 :  lalem  ego  procutn  exspectans,  i.  e.  marituvi  f'ore. 

V».  17. 

nQiv  Tt'/ods  xutTtji  sfxitEKaaSijvai  noit. 
Diese   Worte,   meint  Hr.   W.   (p.   5   s^lO '    könnten    nicht 
anders    verstanden    werden,    als    das»    xaillj    den    Galten 


sellisl  hezeichne.  Da  nun  evvij  und  Aehnliches  zwar  bei 
Tragikern  oft  die  Gattin,  nie  aber  den  Galten  bezeichne, 
so  schreibt  er  ans  Conjectur  :i  uiv  [  (>  r  d  £  y.uliri^.  Allein 
derselbe  Sinn  liegt  schon  in  der  Lesart  der  Uücher,  die 
richtig  übersetzt  gar  keinen  Anstons  gibt:  „ehe  ivk  je- 
mals dieses  Lager  (d.  h.  das  La<rer  des  Acheloos)  Ite- 
stieget''      Ebenso   sagt  die   Andromache   des   Eiirip,    ».   .)S. 

Was  übrigens  die  erste  Uemerkiing  Hrn.  \V.'s  aiilaiiiit, 
so  wäre  es  zweckuifissig  ge»»esen,  er  hätte  auf  die  he- 
diiigung  aiifiiierksaui  gemacht,  unter  der  allein  f('i');eic. 
in  der  IJeileiitiing  Gattin  steht.  Diess  geschieht  nur  dann, 
wenn  die  Gattin  in  lliusii  lit  auf  «las  geschlechtliche  Vrr- 
hällni.ss  und  die  eheliche  \'i'rbiiiiluiig  genannt  wird.  Me 
aber  kann  ein  solcln-s  >Vort  einfache  Personenbezeiclinniig 
sein.  \Velcller  Tragiker  hätte  et>»a  lo'/itUI  Tui'iiiiV 
/'(X»S  gesagt:  da  kommt  meine  Frau?  Dass  aber  ein 
solches  Wort  mit  der  Bedeutung  inniger  Vereinigung  nicht 
auch  von  dem  Manne  in  Bezug  auf  das  Weili  gesagt  »verdin 
könne,  kann  scliwcrlich  zugegeben  werden.  Und  so  hat 
denn    Eurip.    fragiii.    üanaes    IX.    gesagt: 

Ftwi]  yuy  ii;i:lAiuvou  Tiargviun'  öüfiajv 

UU    TlijV    t  6X0  VT  Ulli    Eoziv   ukkli    T  u  P   /  t  ;^  o  c  ,' , 

sowie  bei  demselben  Troad.  i54Ö-  richtig  hergestellt  wor- 
den   ist: 

a'i  ^ttv  Bvvdi;,  a"  Se  jzcti'dai; 

tu  öe  fxava^ai;  ysoatdq  (seil,   ßuojai). 

Vs.   65  sif. 
Si  naxou^  oi'Tuj  daQuv  i:i;evujj.itvov 
TU  /.iij   'xv^iodai    nuv  'oviv  aiaxt^'Vijv  (pi(ji(. 

Weil  hier  nothtvendig  oratio  obliqiia  anznwenilen  sei  , 
wie  auch  schon  andere  Herausgeber  bemerkt  hatten,  die 
(piotIV  schrieben,  so  stellt  Hr.  W.  Cf  s  U  U  t  her,  so 
dass  hier  der  Optativ  nach  dem  verbnni  direndi,  «vie 
.Aesch.  Agam.  Hl.ö.  Soph.  Phil.  til7.  ohne  ort  stehe. 
Allein  Hr.  W.  übersah,  dass  dieser  Gebrauch  des  Op- 
tativs nur  da  stattfindet,  »vo  der  Optativ  die  schon  begon- 
nene oratio  obliqua  fortsetzt,  «ie  z.   B.   im  Phil.   I.   e. 

ii'Ssojg  i'TrioxiTo 
TOP  ai'du    '(-/utuic   Tuvdi;  dr/.uiaeiv  ayiof. 
uiuiTu  uiv  ua/ucTz    t/.oiaiui'  kaputv, 

nie  aber  die  oratio  ohliqua  unmittelbar  beginnt,  »as 
hier  um  so  weniger  geschehen  durfte  ,  da  durch  des 
Hyllos  Antwort  das  Verlmin  dicendi  davon  getrennt  ist. 
—  (Jebrigens  ist  die  Lesart  der  Bücher  in  unserer  Stelle 
einzig  und  allein  richtig.  Denn,  dass  es  dem  Hyllos 
Schande  bririge,  dass  er  noch  nicht  nach  dem  lange  ab- 
wesenden Vater  geforscht  habe,  hat  die  Dienerin  weder 
gesagt,  noch  konnte  sie  es  ihrer  Stellung  nach  (s.  v.  ,5^. 
und  63.)  sagen;  sondern  den  Tadel,  der  allerdings  iu  der 
Rede  der  Dienerin  indirect  enthalten  ist,  spricht  Deia- 
neira zugleich  als  ihre  eigene  IWeiiiung,  aber,  wie  es  ihr 
als   Mutter    zukummt,  stärker   aus. 

Dass  Vs.  lü.j.  71  ovovfisvn  statt  X  uDoifitva  mit 
Musgrave  und  Vg.  108.  To  EZfOlOav  statt  q  i  Qovaav 
mit  Casauhunns  herzustellen  sei,  hat  Hr.  W.  p.  8  sq. 
gut  narhgen'ieseo,  < 


75/5 


m 


\'s.  l.'i  »q.  (2v  ini(ii:u(fofievo.  o'  «- 
t)i' ■«  //f  c ,  civTia  d'  Ol'ouj. 
üier  schreibt  Hr.  W.  ziinarlist  (p.  10  imil  II)  0)v  eill 
US  /icpo II HJ  ((  ns,  so  ilas»  der  Sitiu  ist:  quam  propler 
rem  (i.  f.  propler  Hercutem  quamvii  multiim  vexatum, 
nemper  tiime/i  ab  inleritu  servaltim)  reprehendens  le,  ila 
sirh  'jJV  nur  auf  ilas  unmittelbar  Vurlier^elienile  bczielieu 
könne,  imil  ülierliaupt  ijltjiifKfOLiai  tivu  iivog  nicht 
t{ebr,'lii>'hlirh  scheine.  Allein  dass  an  ilieser  Redensart 
in  der  Beileutnn;;:  reprehendo  le  propler  nliqunm  rem, 
quam  fiirh  nirlit  anziislossen  sei,  gibt  Hr.  \\.  selbst  zu: 
und  die  t  iil|,Mf.'i  i;ilt  daher  einen  sehr  tauten  Ninn  ,  so- 
bald nur  uj  i>  auf  tlasjeniffc,  »as  jetzt  die  Hauptsache  ist, 
ii.'inilicli  (««/'  die  An^sl  und  die  Klagen  der  Deianeira,  dio 
^  s.  |03  —  III-  geschililert  sind,  bezogen  wird  \'s  Il2 
—  121.  ■:ioX}.u  yuu  üiOV  <iy.afiavrui  etc.,  worauf  Hr. 
\V.  niit  Ämtern  das  0}  V  bezogen  hat,  enflialten  nur  tieri 
firund,  die  Alotiviruii<r  jener  iniineruähreiideu  Uesorgniss 
iler  Ueianeira.  Die  Worte  aber  Vs.  llU  s(J. ,  auf  die 
Hr.  \\ .  ein  so  grosse«  fii'ivirht  legt:  ä/ju  xt^^  Dloiv 
aliv  dvaincKÜy.ij CUV  A'idc.  ncfe  düf.iu)v  {ovxet,  ent- 
halten keines»  egs  den  Hauptgrund,  durch  h  eichen  der 
f'bor  die  Deianeira  trösten  will.  Vielmehr  trtistet  der 
Clmr  die  üeiaiieira  durch  Vurhaltung  des  immerwähren- 
den Wechsels  von  Freud  und  Leid  im  menschlichen 
Leben,  wie  aus  Vs.  120  sijcj.  unwidersprechlicli  hertor- 
geht:  uvül.yijTa  ytlo  uiö  ü  ndvca  xualvcov  ßaoiXuK; 
FTsßaJ.e  ^varoiQ  Kooviöui-  dlK  ini  nfjjna  xui  yccoa 
Tuot  y.v/Xoi'Oiv  oiuv  du/.Tüv  oroocfaSe^  y.eki-i^oi  etc. 
Das  »oll  Deianeira  beherzigen:  «  y.o.i  Ot  Tuv  uvaooav 
iIttiOIV  ksyo)  rr/d'  o.iiv  io/Siv,  und  nun  erst  wird  bei- 
läulig  des  Zeus  gedacht:  illEi  r/;  v'jÖE  xiiy.VOKSl  Zfjv' 
u{jOVkOv  iiöiv  ;  in  Bezug  auf  oib'  ü  ICavia  y.oaivaiv 
etc.  Von  dem  bisherigen  Glucke  des  Herakles  kein  Wort. 
Also  ist  luf  tJUf-Ltu(fOniVU  as  so  zu  verstehen:  propler 
qua»  res  (■■  e.  querelas  ob  Herculis  labores  effusas  et 
sempilerna»)  le  reprehendens. 

lui  Fülgendeu  spricht  Hr.  \V.  p.  II —  |3  über  die 
Worte  ü.dsia  usv ,  uviia  d  üiau> ,  uml  wiilerlegt  zu- 
nächst Hermann,  der  einst  /}'^('<;  an  dieser  Stelle  durch 
laetus,  lubens  erklärt  hatte.  Hierin  wird  ein  Jeder  leicht 
beistimmen.  Wenn  aber  Hr.  W.  desshalb  die  Bmenila- 
tion  Musfjrave's  aidoiu  usv  uvxia  ö  oiooj  fiir  unab- 
weisbar halt,  so  zeigt  ein  Blick  auf  die  Stelle,  dass 
liSsiO.  in  seiner  gewöhnlichen,  auch  von  Hrn.  W.  aner- 
kannten Bedeutung:  accepta,  i^rata  den  bessten  Siuu 
gibt.  Der  ist:  „wegen  dieser  Dinge  dich  tadelnd,  tcerde 
ich,  angenehm  zwar,  doch  aber  Entgegengeselztes  vor- 
bringen-''^  Der  Chor  wird  durch  seine  Erinahnungen 
der  Deianeira  zwar  angenehm  sein,  ila  diese  IVIahniingeii 
ihre  Holinun<i;  beleben  ,  allein  sie  iiinil  doch  der  bisheri- 
gen Stimmung  der  Deianeira  entgegengesetzt.  Leber  das 
Adj.  äösiu  s.  z.  B.  Ai.    105. 

ijöiOTOi,  UJ  ösanoiva,  ösof^ujrtjq  lotu 
day.si. 
Wenn  aber  Hr.  W.  p.  13  gegen  die  Vulgata  noch  an- 
fährt, dass  wegen  der  Stellung  ron  fiSv  —  ds  und  wegen 
des  Gebrauchs  von  (pSQStV  nothwendig  das  lorliergehende 
Adjectivum  auch  im  Accus.  Neutr.  Flur,  stehen  müsse, 
fo  meint  er  diess   wühl   nicht  ernstlich. 


P.    14—17   behandelt   Hr.  W.   beiläufig  einige  Stellen 
»US  der   FAektra  des   Sophokles,    zDerst  Vs.   573. 

—  ov  yao  ijv  Xi'o-/^ 

dXli;  axQaTtß  noig  oi/.ov  ut'S'  si'i;  "D.iov. 

Hr.  W.  meint,  da  nirgenils  Xusoi^ui  so  gebraucht  wor- 
den »ei,  oder  gebraucht  werden  konnte,  dass  es  O  V)  Cso9  Ut 
i^  XU7CUII,  servari  in  locum  bedeutete,  so  müsse  ge- 
schrieben  »erden: 

—  Ol'  yuQ  i'jXvaiq 

ük'/rj  axQax'f)  TC()uq,  vly.uv,  i'jp,  ovo'  "Jkiur. 

Abgesehen  «on  der  metrischen  Harte  dieses  Verses,  so 
steht  in  der  Vulgata  Xikti^  in  seiner  ganz  gewöhnlichen 
Hedeutung.  Denn  da  die  Schifl'c  lon  der  Artemis  durch 
die  Windstille  in  dem  Hafen  von  Aulis  gleichsam  festge- 
bannt (iler  gefesselt  waren,  so  war  es  allerdings  eine 
I  in  t  Z -1  eine  Lösung  oder  Befreiung,  wenn  die  Wind- 
stille aufhörte,  und  sie  nach  Hause  oder  nach  llion  segeln 
konnten.  Und  so  sagt  denn  von  iler  Windstille  Aesch. 
Again.  |45.  Liij  xivai  dviiiivöijvi  ziavao!;.  X9^vii'.^ 
iysvndcii  dnkoiui:  TH,i:rj  und  im  Gegentheil  Kurip. 
Iph.   Aul.   497. 

i'xvj  OTttaTsia  &iaki'lisio'  s<^   Aükidoi. 

Ebenso  fleht  der  opferiiile  ^leoptolemos  in  der  Heciilia  53i. 
zu    seinem    Vater: 

luoai  zs  Tioi'ijivai  xcu  X^-kivuntjoia 

vsiöv  du.;  ijfi/v. 
An    der   Slructnr    Ijv  kvo/~   Jrtiös    oixov   wird  doch  wohl 
^iieniand    Anstoss   nehmen:   zum  Ueberfluss   vergleiche  uiaii 
mich   das   bei   weitem    Kühnere:    sg'.höau   y.axakvaova 
iiuiol^ov  f'AuTüv   Eurip.   Snppl.    lO'JS. 

Dann  wird  p.  \(\  in  der  Elektra  des  Sophokles  Vs.  591. 
►  trgeschlagen : 

/TW,"  ravx  S7iatvsau)fiSv;  tj  xai  xavr'  ipst'i 
u'ji  Ti](;  i^vyuxoug  dvxiitoiva  kafjfidvsii, 
was  Rer.  für  richtig  iialf,  obgleich  er  nicht  zweifelt, 
ilass  die  conservative  Kritik  die  Vulgata:  /^  xut  XOVt' 
tijtiii,  tij^  etc.  also  vertheidigen  wird :  oder  wirst  du  auch 
dieses  sagen  (d.  h.  oder  wirst  du  auch  jetzt  zur  Beschö- 
iiiguug  der  Verbindung  mit  dem  Aegisthos  diese»  sagen, 
was  ilu  nämlich  schon  zur  Rechtfertigung  des  Gatten- 
inordes  gesagt  hast) ,  dass  du  nämlich  für  deine  Tochter 
Rache  nimmst. 

Beiläufig   wird    Vs.  588- 
TtaxsQtt  rov  ä^ov  itQÖoSsv  s^ano'jksaai 
für    unacht    erklart,    worüber   Hr.    W.    an    einem    andern 
Orte  sprechen    will. 

Eudlich   wird    Vs.   Ö06. 
xi}ouaas  u   ei;  aJtavTai,  ti'xe  x?!7S»  xo.xijv 

verbessert,  eine  Gmendation,  die  auch  Rec.  schon  vor 
ein  paar  Jahren,  als  er  die  Elektra  des  Hrn.  W.  erhielt, 
und  durchging,  am  Rande  dieser  Ausgabe  sich  angemerkt 
hatte. 

P.  17  —  20  bespricht  Hr.  W.  die  schwere  Stelle 
Vs.  144  sqij.  Zunächst  erklärt  er  sich  gegen  HermaiiD'< 
Verbesserung  : 

t6  '/dp  DsdCov  SV  ToioiarSs  ßäoysxat 

Xtu^oiq,  ip   ai'Tov,  xul  viv  oö  i^aknog  9sov  etc., 


/0."1 


750 


iiiiil  ih.mIiI  mit  Rim1i(  ilainiif  .mfiiiii  k.-.iin ,  il.iss  cK  liiiT 
»ehr  h.irl  Hci  ,  inti  »n  rr;;,'iii7.«'ii.  Wi'iiii  alipr  llr.  \> . 
noilaoii,  um  II.Tiiiaiiii's  Krl^l/iriiii.;; :  ,.jin  ciiilis  apIas  liiijiis- 
iDOili  in  loii«  iia'irUiir,  uLi  sai  juris  es/"  '"  » iilirli!,'<'ii, 
»irh  «Uraiif  brriift,  ilic  .liiiigfraiirii  im  llaiKi-  il<T  Aoltcrii 
|rl)rii<l,  seien  keincsiie^s  liei  «Int  (»liedien  sui  juris,  <l.  i. 
selbslüiidig  (iilerae  ac  soliilae)  geiveseii,  so  llnit  er  ilamit 
llerniaiin  Unreilil,  der  oircntiar  nur  sugon  wolltc,  ilie 
Kinillu-il  lelie  fiir  sich  ungestört  und  unbekümmert.  So- 
dann greift  Hr.  W.  ^likTlUi  .Veoc  an,  niul  ineinf,  <las§ 
»eiler  it  (iKtt  U  ^  liloss  lon  der  .Soniieiiliifje  yebrniielit 
werde,  nnrh  i^  f  (1  •;  allein  fiir  sieh  den  .SdnnenijnU  lie- 
drute.  >Vo  Letzteres  der  Fall  sei,  nie  in  Eiirip.  .Sii|)|)l 
3()S.  4li'i.  IMedea  .ih'i ,  da  <,'ehp  aus  dem  ZiK.iMiirienhante 
hcnor,  dass  kein  anilerer  (iiitt  gemeint  sein  kiinne.  Diess 
«ei  in  den  Trachinierinnen  nicht  der  Fall,  und  s.»  stellt 
denn    llr.    W.    her: 

yv)(ioii,  i'ii'  aiaivovTog  ov  da}.itoz  dtoi. 

Allein  etiia»  Matteres,  als  di.se  Conje.tur,  kann  nidit 
Icii  ht  '"efiiiiden  «erden.  Sodann  alier  ist  die  Argumen- 
tation des  Hrn.  W.  üler  i>C(>;  Z"ar  ganz  richtig;  wie 
kann  jedoch  hier  in  iler  Verliindui  g  mit  Regen  und  Sturm 
au  einen  andern  Gott,  als  an  den  itnnnengutt,  gedacht 
Herden?   Man   lese    nur: 

—  Hai  vcv  OV  iyäkTtoi  9e<n' 
ovS'  önfigoi  oi'di  71  vevuätujv  oi'dhf  y.koiLt. 

Oder  meint  Hr.  W.,  da«s  man  hier  auch  den  Hephiislos 
verstehen  könne?  Und  so  ist  denn  auch  noch  in  andern 
ähnlichen  Stellen  iieüi  fon  der  Sonne  gel.ranclit,  wie 
Aesch.  Pers.  494.  ^pii'  oy.cöaattiivai  3cnr  ä/.riia;  und 
Eur.  Ale.  72'^-  (fsyyoi,  tov  i^eov.  Heracl.  74S.  i>fo(" 
(faeotfi/ioOTOi  aiyai.  Und  an  einer  unzHeideutigen 
Stelle  hat  Aeschjlos  sogar  3 01X71  Oi  allein  von  Soonen- 
warme   gebraucht  Again.   943. 

y«/  rros  iiiv  iv  xeiuoivi  ai^uaiveiq  ^okwv. 
Doch  «ir  kehren  zur  Stelle  zunick.  Hier  ist  allerdings 
in  der  Vulgata  zu  yuQ  vscii^oi  iv  zo/oiodf  rJoo/.rraL 
YWOOiaiV  ai'TOp  der  zuletzt  stehende  Genitiv  anfl'ällig, 
den  jedoch  angstliche  Buchstabenkritik  so  erklären  würde: 
,,denn  die  Kiiidheit  lebt  in  solchen  ihr  zugehürenden 
Platzen"  oder  „die  Kindheit  sich  nur  arigehürig  lebt  in 
kolchen  Platzen."  Beides  ist  aber  sehr  hart;  nnd  es 
scheint  ilaher  uirw  hergestellt  »erilen  zu  müssen,  ab- 
hängig lon  ßuoy.ez  (i.l ,  »ie  bei  Eur.  Ion,  (ißO.  Ion  den 
Vater,  der  ihn  mit  sich  nach  Athen  nehmen  will,  drin- 
gend  bittet,   ihn   in   seiner    Unbedentendheit   zu    lassen: 

ia  St  n   aizip  Civ. 
Wie  richtig  diess  auch   hier    stehe,    zeigt    der   Gegensatz 
Vs.  14(1  sq.  kdßrj  c    iv  vuv.ii  (j^üoitiölii   i-isi/ui  Hiüt 
7l(t6;    dl'f>(jüq    i)    ziy.VOJV   Cfaßoif^ilvi^.      Denselben   Ge- 
danken drückt  Eur.   fragm.  Antig.  Vlll.   loni  Manne  aus: 

C,£vx9üz  yäfxoioiv  ovy.E'^'  sot  i't.EvSsuuc,. 
L'ebrigens  bedarf  es  hoffentlich  nicht  weiteren  Beweises, 
dass  die  Worte  t'v  ruioiode  -/ojcioi;  keineswegs  einen 
mit  iva  angeknüpften  Ortssatz  uothwendig  machen,  da 
sie  durch  das  vorhergehende  oI?  S'  iyio  dVf^tOCpSopuj, 
fii^T  i/.nä&oiq  Tta^ovoa,  viJin  ö'  ditHQOi;  ei  genügend 
erklart  »ind. 


P.  2ü  "ird  \s.  15;.  To/tV  viiiiy.öpaHuvia  zov 
■/(ithitn  ritui,  Vs.  '^l*^-  d.vrc.ouonri,  Vs.  W\{\.  ■/.(>.■ 
v</.ltii)riao'ict.(  verbessert;  Krsteres  unzweifelhaft  richtig, 
das    l'elirigc    w  .i!ir,-.clieiiiliili. 

P.    ','1   6(j.    spricht   lli.    \\.   über    Vs.    2'ib. 

'diiir),  cfiktrt  yfraixfi,  nvde  11  öiiiinzoQ 
(foovou  Tiuoijkde,  rvvÖE  fiij  Xeiaaetv  (tt6}.oi. 
Diess  soll  falsch  sein,  einmal,  weil  man  nicht  sagen 
künne  (tiiiii  iinunzo^  Cfouroc.  nnrirjAh:  nculi  custodia 
nOH  priieteriit ,  da  es  sich  von  selbst  1  erstehe,  d.iss  ein 
tvachs.intes  Auge  aufpasse;  sodann,  weit  nicht  /^£' ,  son- 
dern nur  iler  Acciisativ  der  ülierseheueii  Sache  hiiiziige- 
'  fn;;t  weiden  kouiie.  Allein  sobald  ni  111  die  Stelle  g.iii« 
einfach  versteht:  .,»nd  nicht  hat  die  ^Vacllsanlkeit  de* 
Augen  mich  übergangen''^,  d.  h.  ,  wml  nicht  hat  die  Wach- 
samkeit lies  Auges  mir  gefehlt,  mich  verlnssen,  »m  <lie- 
sen  Zug  nicht  /,ii  sehen";  indem  man  sich  dabei  au  die 
ßgurn  hersoHiilit  erinnert,  über  die  Rec  an  einem  an- 
deru  Orte  ansfiiiirlicli  li.iiideln  wird;  so  bleibt  ilurchan« 
kein  Aiisloss,  und  Hrn.  ^V.'s  Bi'denken  erledigen  sich 
von  selbst.  Er  sehrcilit  mit  Aliisgrave  it  i ö  L  ti  öiiiio.- 
ZOi  WOOl'OC.V  TCaoi^K'U.  und  versteht  dazu  öoE  O  OZO- 
ho;,  was  aller  wegen  des  folgenden  roidf  li>/  Xcl'OOCn^ 
OZo)  Ol  niilit  fügircli  angeht.  I!es<er  hätte  llr.  W.  blo»» 
da»  oolx-stimmte  Pronomen  es  als  .Siiliject  aiigpiumunen. 
P.    L'2  —  26    behandelt    Hr.    \V .    Vs.    ■>{,:. 

(fujvfi  de.  dovAo;  uidooi  vi^  iKEidtuoi 

oaioizo. 
Mit  dem,  was  er  gegen  die  bisherigen  Erklarniigsrcr- 
suclie  vorbringt,  miuss  man  im  Ganzen  einverstanden  sein ; 
so  namentlich,  wenn  er  nachweist,  dass  die  Genitive 
civö()oc,  ikevdtQUV  weder  von  ^moizo  abhangen,  noch 
mit  Hermann  zu  booKu;  gezogeu  werden  können,  »obei 
ilessen  Erklärung:  quod  servus  ab  Eurystheu ,  qui  Über 
esset,  /rangt  se  pateretur  scharfsinnig  »iderlcgt  wird. 
In  zwei  Piincten  nur  kann  Rec.  nicht  beislimnieii.  Wenn 
erstens  Hr.  W.  sagt,  dass  hier  (p  u}  y  E  i  de  die  mit 
ktyojv  —  fJtv  angefangene  Coiistruction  auf  eine  uner- 
trägliche Weise  unterbreche,  da  Sophokles  nur  auswich- 
tigert  rhetorischen  Gründen  solche  .Abweichungen  sich, 
gestattet  habe,  so  ist  Letzteres  zivar  ganz  richtig,  findet 
aber  auch  gerade  hier  seine  Anwendung.  Denn  es  wird 
ja  mit  den  Worten  (fmvEi  St  emphatisch  der  ärgst« 
Schimpf,  den  Enrytos  gegen  den  Herakles  ausstossen 
konnte,  dass  er  nämlich  ein  Sklave  sei,  angeführt.  Wenn 
sodann  Hr.  W.  meint,  dass  zu  i)ovko;  die  V'ergleichungs- 
partikel  ot;  unumgdnglich  votliwendig  sei,  so  ist  diess  ein 
irrthum.  Denn  nicht  selten  steht  doiiXog  geradezu  von 
solchen,  die,  obwohl  nicht  eigentliche  Sklaven,  doch 
wie  Sklaven  behandelt  werden  ,  z.  B.  Soph.  fragm.  Aload. 
VIII.  öoBkov  —  öiiza  ZLov  Tiekao,  tikvElv.  Eur.  fragm. 
Archel.  XXXI.  (XVI.). 

—  Ol  yaQ  ijaoopEi 

Toii  Y.QEiaaoaiv  (fikoüot  dovXeveiv  ßQOzvJv, 
und  vergl.   die   nuten  citirten   Stellen.      Daher  sagt  Soph. 
fragm.    incc.  LIV. 

oozti  de  Tiooi  zv^avvov  euTiogevEiat, 

y.eivoL'  'ort  SoCkog,  y.dv  ek£v9EQo<;  fJ-oArj. 
Daher    konnte    Eurjtog   hier    recht    wohl    den    ilerakU* 


757 


758 


•{eh.'issig  einen  SoCko:;  des  EurjstLeii»  nennen.    Hr.  W. 
nun   vprliessert  die   .Stelle   also: 

ointi  de  doi'kog  dvdoui  dpi    sksvdtQov 

ÖuiOtTO, 
wozu'  dio  Stellen  Ai.  1020.  Phil.  9  )•').  Ai.  502.  Oed. 
R.  14') I.  cilirt  Herden.  Allein  in  dieser  Coiijectur  mis^rfillt 
zunächst  die  Partikel  cöatl,  durrli  »elclie  hier  die  $('liiin|>f- 
rede  de«  Eurytos,  besonders  im  Gegensätze  von  dii 
i'ACl'itiUOV ,  sehr  geschwatht  wi'iide,  sodann  noch  mehr 
das  ganz  mi'issige  Wort  d  l/Ö ^O  g,  nas  nichts  desto  »e- 
ni^er    loranstelit. 

Eine  nahrscheinlicbe  Einendation  wird  also,  nbi^e- 
«elien  von  dem  .Sinne  der  ganzen  Stelle  ,  vorzi'iglirh  mit 
diesem  dfi^iiu^  es  zu  thun  haben.  Trefflich  passt  dirss, 
lind  i'ibeiliaujit  «üre  der  Sinn  tadellos  ,  nenn  man 
rirhriebe  ; 

Cfujvsi  dt,  öüiko;  didoo<;  cöi  dj^kvdoioi 

öu/oiro. 
Orjkvdoiov  konnte  ebenso  leicht  in  ikfudiuov  verderbt 
»erden,  als  es  auf  den  Euryslheus  passend  ange» endet 
»ii(l  —  man  detike  nur  an  da»  Apollod.  II,  5,  1.  Diod. 
Sir.  IV,  iL'.  Erzalilte  —  unil  dem  tragischen  Style  ge- 
Ulä^s  ist:  so  «ird  bei  Aestb.  A^ani.  I(jü8.  Aegislhos 
gerailezu  yvval ,  —  Svvip'  ävÖ^oq  ai(}-j[liOvaci  ange- 
wendet, Choeph.  302.  hcisst  es  von  ihm  und  der  Klv- 
tämnestra  zusammen:  Öi'oiv  yvvaf/.üiv  uiö'  iiTHjy.oot^ 
mkc/V,   Soph.    Atr.    fragm.    1. 

Ferner  Aesch.  Prom.  lOüö.  dljki'HOli;  yBvr^OUHul.  Enr. 
Herr.  für.  I40.'i.  ci  o'  uil'aiui  T/i  di)kvv  üfi' ,  ovy. 
o.lvioti. 

Viichts  desto  weniger  hält  Rec.  eine  andere  Veruiu- 
tliung  für  waliräclieiulirher ,  dass  nämlich  dvÖQOi  ein 
Flicktrort   ist,   und   Sophokles  geschrieben   hat: 

ffuivsi  dii,  öoiAoq  (jjs  ikeodt^ov  yiyuj.; 

liaioi.'u. 
Dieser  Gegensatz    zwischen    der   Geburt    und    der    gegen- 
Ȋrtigeu  Lage ,   welcher   hier   zur  Scharfung  des  Schimpfes 
dient,   ist  den   Traj;ikeru   gelaufig;   s.   Soph.  £1.  UJÜ- 

i-Tiftra,  d'  viOTcso  e^ECpvi,  iksvOepa 

y.akit  TU  kumov. 
Eur.    Hei.    2S3. 

doi'kij  y.adeocijy.',  oio'  skei  9eoüjd  diu. 

Eur.    Phoen.   ßiy. 

o'ig  dTijuoi;,  oh.rqd  Ttdoxwv,  i^ekavvouai  jfi^ionj.^^ 
Öovkoi;  u)s,    dkk'   oi'-)(l  TUL'Tuv  Tiaroui   üi&t:iov 

y  Ey  Vi  g. 

Soph.   Past.   fragni.    V. 

tovTOLC,  yc'.Q  üviti  öerj.iocai  dot  f.Ci'Oiici'. 
Aesch.   Choeph.   902- 

Sij^ujg  ingädi^v,  wv  ek£v9sQov  uaTQu<;. 
Rec.  könnte  hier  abbrechen,  allein  er  fürchtet,  dass 
einer  von  den  Alles  erklärenden  Kritikern  diese  Enien- 
datiou  auf  die  Vulgata  anwende,  und  diese  so  eikl.'ire: 
„und  er  sagte  ,  dass  jener  eines  freien  Mannes  Sohn  als 
Sklave  geniisshandelt  werde."  Dagegen  ist  zu  bemerken, 
einmal ,  dass  so  der  Genitiv  ohne   ein  regierendes  Muuicn 


nicht  gesetzt  werden  konnte,  und  zweitens,  liass  ein  grie- 
chischer Tragiker  dann  wenigstens  TiaTOU^  ikEvde^fOV, 
nicht  dvdoüt;   geschrieben   halte. 

P.   2()  s<j.   behandelt  Hr.  VV.   Vs.   32.3.    Er   emenilirt: 

in  lo.üti  Ti/i  ye  TTfjuaxHr  ouötv  i!;  toov 

%ijuvoi  ötijatt  ykojoouVf 
wozu  er  einig«  Siellen  (Ai.  GM).  Hol.  El.  ö'Ui.)  cilirt, 
in  denen  jedoch  allen  nur  das  verbuni  simplex  livu.1  io 
ähnlichen  Verbindnngen  vorkommt.  Diese  konnten  aber 
noch  durch  viele  andere  vermehrt  werden,  wie  .Aesch. 
Pers.  b2  7.  itvioi;  tu  —  di'oi^gou  ßdyua.Ta.  90-i. 
ilfi'  ai'aviju  —  audäv.  <)üfi.  /iöw  lut  —  ytiov. 
Sepi.  r.  Th.  847.  Oqijvuv  —  oifiui  o(f  —  £Y.  —  otrj- 
iti-mv  ijOSiv.  Choeph.  .'j.'il).  cfcüvijv  ijoousv  Ilaüvr.- 
oiha.  Soph.  Oed.  Col.  loj.  zu  TUi  £i'(fljiioi<  Oiiiua 
(fQijvridüi;  liVTSs.  Enr.  Her.  33fi.  Tldauq  —  cpitoy- 
yu(i  iiiaa,  Troad.  45Ö'  von  den  Sonnenstieren  aaijy.n 
cfdjvi'jfoouv  i'joovoiv  nore.  Ilel.  J9|.  J\ai;  —  vd- 
fiov  iiiaa  yoEoov.  El.  .'isT-  ^Ei  knnc.  lii  9eoi~. 
Phoen.  I3fi9.  ijy.E  IlokvvEiy.iji  dguQ.  Iph.  Aul.  tlOH. 
TlijtXic;  icicr«.  UEraijukuc  dörouaTtov.  Aus  diesen 
Stellen  geht  hervor,  dass  auch  an  unserer  Stelle,  wenn 
nicht  oii)tr  (/.  (f  i]  0  E I  ykiijonnv  nach  Eur.  Hipp.  1004. 
yf.(f)ar)d.v  il'  a(f  E  ivat ,  nur  ol'div  i;  a  E  t  y/ojaoai- , 
nicht  oi'Ser  dltjosi  ykuiaaai'  gesagt  »erden  konnte. 
Setzte  Sophokles  dieses  Compnsiluin ,  so  hätte  er  ge- 
schrieben ovbkv  SniaEi  ykuiaajji,  wie  ähnlich  Eur. 
Suppl.  124.  TcioHi  yuij  üi'öti',  IUI]  öld  ykojijai^c  t'di; 
Soph.  fragm.  incr.  XVIII.  y/.d'jaarg  xoi'Cffti'ui/  oi'div 
(ui  dtii/y £1(1.1  und  Oed.  Col.  963.»  was  von  Hrn.  W. 
selbst  citirt  »ird,  iULKfOOuq  TOV  OOV  dlijxat  OuifiU- 
ros.      üebrigens  aber   ist  die   Vulgata 

ovTÜfiu  T(/y  y£  7T:(jij(r^Ev  ovSev  Ei;  taov 

XQovv)  ötuioEi  ykttjarcrav 
durchaus  richtig.  Man  übersetze:  ,.nicht  also  wird  sie, 
libereiiislimmend  mit  der  früheren  Zeit,  irgendwie  hin- 
sichtlich der  Zunge  sich  unterscheiden",  namlirh  von  der 
früheren  Zeit.  Es  sind  also  nur  nach  einem  bekannten 
Sprachgebrauche  die  Worle  xti)  yE  TToÖadEV  Xuovij} 
zweimal  zu  construiren,  einmal  zu  it.  larov,  das  an- 
dcreinal  zu  öioiirEi  ykiiicmav.  Hierdurch  erledigt 
sich  der  Einivnif  des  Ilru,  W,  gegen  Hermann'.^  aller- 
dings nicht  ganz  genaue  Erklärung:  ni7<i7  dißeret  ab  »e 
ijisa  von  selber.  Zu  vergleichen  ist  noch  Soph.  Phil.  .521. 
[uua  iii-)  TOT  OLy-Ei^  aiToq  ruig  kdyoig  toitoic  (pa- 
i>fi,  sowie   Eurip.   Hipp.  304.    iooi>    d     dTiEOfJEV  riß  yt 

P.  27  sq.   behandelt   Hr.  W.   Vs.   331,   und   verbessert: 

—  f.n]de  TiQog  y.ayoti 
toii  oi'ot  ki>iji]v  E^  iiioC<  vEav  kd.ßot. 

Uiess  ist  allerdings  eine  tadellose,  des  Sophokles  wür- 
dige, Redeweise.  Allein  aufzunehmen  war  sie  nicht 
ohne  Weiteres,  da  einmal  71  Q  u  ^  y'  EUOV,  woran  Hr. 
\V.  wegen  des  vorhergehenden  71 QO^  y.nyotg  ansliess, 
durchaus  ohne  Nothweiidigkeit  geändert  ist,  sodann  aber 
dieselbe  Wahrscheinlichkeit,  wie  Hrn.  W. 's  VEUp,  auch 
andere  Versuche  haben,  wie  z.  15.  Heruiann's  7l(j.  y.  toi\ 
oi'oriv  dkkrjV  uoos  '/'  hiov  kiuijV  kdßoi ,  was  auch 
im  Vat.  und  einer  Pariser  steht,    und    tto.  x.  toü  uvot 


759 

Kilrv  rttiö;  y  fiioi~  iafjO(  rtvo  «der  SiliJifir's  rto.  z. 
roii  uloi  ■:T(ju<rds  ttoo;  7'  tuor  iiut-v  hißoi,  so 
il.iss  es  nur  Sache  der  Willkrtr  oiler  sulijcrtiien  VVohl- 
);rfallpii8  ist,  «las  Eine  oiler  das  Andere  vorzuziehen.  Rcr. 
i,(  aber  lielniehr  der  Ansieht,  da««  aus  der  Lesart  der 
liiiiher  xou  oval  ).i>-l\jV  iiüöi  y  iuov  ki7l);v  (al. 
t  1'^  n)  ).nrJot  gani  einfach  mit  llerniaiin  zu  lesen  und 
HU   erklären   ist: 

—  fii-öt  Tioü.,  y.cr/.oti 
luii  uim  kt''7ii-v  :ioöi  ",'  tfifi  Lv^tttj  kdßuig. 
„.-tisil,  ut  in  vtalis ,  in  ijuiius  est,  dnloii  f/as  a  me 
alias  accedat  dolor.  Eine  andere  Erklärnn;,':  „nicht  niiitfe 
sie  zu  ihrem  gegenwärtigen  Unglück  durch  Schmerz  «on 
mir  Schmerz  empfinden",  bei  «elcher  ahcr  umgekehrt 
/-llfj  :i(>oi  7'  tfJOV  kvTlljV  kdßoi  zn  schreiben  uäre, 
prHahnt  Rec.  nur,  damit  sie  nicht  von  Andern  als  et«as 
Neues  aufgestellt  «erde.  Dass  die  ^Viederholung  de.«- 
selbeii  M'ortes  in  ilergleichen  RedeHeiseii  bei  den  Tra- 
gikern stehend  sei,  ist  eine  bekannte  Sache:  Rec.  erin- 
nert hier  an  Eur.  Ilerc.  für.  327.  /f«?'^'  ^Qoadttvut 
yttfjtv;  Orest.  32Ö.  </>  Suxoia  du^^iOt  avf^ifftod  — 
rii  ü/.aaTÜovjv;  ibid.  7öC).  zovr'  uv  ngooth-  toi; 
iuoii  y.ay.ou  v.uv.6v\  ib.  rJ92.  ciaxpi'«  bdy.Qvnt  cvvi- 
TTffff;  Acsch.  Pers.  523.  //>;  za/  ti  rjpo;  '/.av.oioi  tiqo- 
oihlTUI  y.uy.up;  ferner,  »eiche  Stellen  uns  noch  auffäl- 
liger sind,  und  der  unserigcn  noch  näher  kommen,  Soph. 
Ai.  8(38-  ^oi'o»  Ttovw  Tiüvuv  (fiQUi.  El.  23ü.  ui)  xiy.- 
jtiv  a'  tixav  UTM!;,  Eur.  Suppl.  82.  äyuji>  —  yowi' 
yuoii  diadoxo<;\  Ileracl.  483- 

i)i:ku)  TiL'^EoduL,  fii]  'n\  rot.:  rrd'Kai  y.axoii 
luocry-chiivdv  xi  Tiijua  oijv  dd./.vti  (fotvu; 
Phoeu.  1500.  (fövo)  (fävoi  —  öofAOv  wkloEv.  Hei. 
1180.  iTil  Ttdbea  iid.i^cai  (pfgetg,  ddtJoii  iv  oufu- 
uogati  Jkioic,  wo  z»'ar  die  letzten  Worte,  >vie  das 
iMelrum  zeigt,  verdorben  sind,  aber  «enigsfens  noch  ein 
mit  Ttadicri  synonymes  Substantiv  stand:  s.  Hermann; 
Aesch.  Pers.  998.  ööoiv  y.aydv  v.a.y.viv  YU/.oii.  Eine 
neue  Erklärung  hat  übrigens  vor  Kurzem  Hermann  zu 
Eur.  Or.  490.  aufgestellt,  indem  er  kvni]V  Ugö^  y 
ifiov  t.vnr<;  kußoi  festhält,  und  dazu  sagt:  ,,Qnum 
rogasset  lolen  Deiaiiira  iit  diceret,  quae  esset,  illanique 
audisset  obstinatam  tacere,  rerte  videliir  dicere,  noile  se 
ad  captiiitatis  mala  etiaiii  hoc  ei  accedere,  uf  pro  dolore, 
in  quo  sit  propter  infortuniiini  euuni ,  aliuni  capiat  dolo- 
rem, si  edisserat  causas  lioloris.  Id  est  enim  dolo- 
rem cum  dolore  comniutare."  Damit  kann  Rec.  auch 
nicht  einverstanden  sein:  denn  wird  lole  gegen  ihren 
Willen  zum  Antworten  gezuniigen,  so  verlauscht  sie  kei- 
neswegs den  früheren  Sihinerz  mit  einem  neuen,  su  dass 
etwa  jener  verschwände  ,  sondern  zu  dem  früheren 
Schmerze  kommt  noch  ein  neuer  hinzu,  »0  dass  sie  jetzt 
von  doppeltem  Schmerze  geplagt  »ird. 
P.  2;)  bespricht  Hr.  W.  Vs.  ItOO. 
duoi  yoi^i  i'jr  Tiu6(f,avTov  iy.  nargui  ■nu/ai 
nrpö^  xuif  nveövcujv  urüei/o;  t^aieiv  'v:x  o 
uud  erklärt  sich  jedenfalls  mit  Recht  gegen  diese  uner- 
hörte Präpositiiinenhäufung,  «eiche  hier  desshalb  iiiiinOg- 
licli  ist,  «eil  beide  Präpositionen  sich  schlechterdings  auf 
das  Eine  UIÖSVOC  beziehen  müssen,  «ovon  dann  der  Par- 
titivgenitiv    tujv    UVEUptuiv    abhangt.      Es    ist    daher   die 


7G0 

alte  Erklärung  von  Hermann:  .,;per  virot  a  nemine  or- 
cisum  iri  i.  e.  non  occisiim  iri  per  vivos,  ab  nullo  euruin^' 
ilesshalb  falsch,  «eil  die  Negation  zu  ileui  Tlgug  tojV 
TIVSUVTIDV ,  wenn  dieses  zusammengehören  soll,  rerwisst 
ivird.      Dann   musste   .Sophiikles  schreiben: 

/(();  TtQuc  iiVBOVTUH'  fnjdivog  Saveiv  vtio.  J 

Nun  ist  es  auch  klar,  dass  <lie  verglichene  Stelle  Eur. 
Cr.   39(1. 

iy.  iifaafidtv)v  dl  rädc  locreig  Ttoiu)v  i'^o 
ganz  anderer  Art  ist.  Hernianti  hat  sie  richtig  erklärt; 
,,has  iluas  quaestiones  contiiiet:  ex  siiiiulacris  aegrolnis? 
ex  quulibusi  ut  diti  potuerit  iy.  (fuoiidcujv  dt  voooh  , 
Tiuiuiv  1710  COöi/s'''  scheint  aber  dennoch  die  Vulgata 
in  ilen  Tiachinierinncn  gegen  Hrn.  \\.  in  Schutz  nehmen. 
Wenn   aber    Hr.    W.   mit   iVIiisgrato    und    Schäfer 

Tiuui  ivju  nvsöviviv  iiijdevdc  i}icn:ii/  Ttoic 

herstellt,  so  ist  diess  keineswegs  sicher.  Denn  das  Er- 
fnrdtisclie  tloi/  t  fi'^  v  t  o  v  z  vi  v  fj.  xK  hiiu  ist  »enigsteus 
ebenso  gut,  und  wenn  am  Schliiss  vno  gestrichen  wird, 
so  kann  dafür  nach  bekanntem  Sprachgebrauch  auch  do(ti 
oder  ylQi  oder  (jio.  gesetzt  »erden.  Für  das  Besste  hält 
aber   Rec. 

TW)'  ^itv  Tlpeoi'ccov  itr^öivüi  i^arih    1710, 
dk/.'  oai/i  A't'dov  (f^/uero:  oiy.i':Tt'jrj  n t/.ui. 
P.   30    schreibt    Hr.   W.    in    Vs.  33(3  sq.,    zum    The.l 
nach   Andern: 

—  oloTivd^  t'  dyeu  earoj, 
luv  t'   oööit/  eiaijy.ovoaq  iy./.idd7ji;  u  dti, 

was  das  Richtige  ist.  Wenn  er  dagegen  Vs.  335. 
auTOv  yE  nQo'jTOv  ßuiov  di^iuiivao  ,  ÖTiioi 
an  der  Partikel  yi  Ansloss  nimmt,  und  dafür  ciToi  ti 
vermuthet  (jedoch  nicht  in  ilen  Test  setzt),  was  mit  ßuiof 
verbunden  »erden  soll,  wozu  Matth.  Gr.  Gr.  g.  487.  4. 
citirt  wird,  so  muss  zunächst  diese  Slelinng  des  n  als 
nicht  gerechtfertigt  bezeichnet,  sodann  aber  bemerkt  wer- 
ilen,  dass  der  Rute  desshalb  mit  Nachdruck  zu  der  Deia» 
neira,  die  in  den  Palast  zu  gehen  im  BegriiT  ist,  sagt 
ai'zov  y€  7T(}ojTuv  ßo.Luv  dnjiiivuoa  (hier  auf  dieser 
Stelle  warte  ein  wenig),  «eil  er  ja  auch  mit  ihr  in  das 
Haus  gehen  und  dort  seinen  Bericht  abstatten  konnte.  So 
sagt  Kreon  zu   Oedipas   Oed.   R.   91  sq. 

ei  Tv'ivöe  XQi^^ii  TikiyOia^opTojv  x/.t'fa  , 
'ero/uoi  eintiv.,  ci'ci  v.ai  areixetv  eow. 
Noch   an   drei   andern  Stellen  (Soph.   El.   I50(i.   ngüaaliv 
ya.     Phil.    i4(iy.  fir^Tivj  ye.    Ant.  73().  Xi'i;  7^)  '"bes- 
sert Hr.  W.    ti  statt   yi,   in   der   ersten   und   dritten  Stelle 
ziemlich    wahrscheinlich,    während   die   zweite  keiner  1er- 
ändeiung    bedarf. 
Vs.    514   sq. 

—  —      T(l'£5 

rtdfjTiki^XTa  Ttayy.ovnd  x'  i i- 

rjkdov  dedk'  dyo'jvuiv. 
Hr.  W.  schreibt  itr,voii,  und  beruft  sich  anf  seine  Rf- 
ceiision  des  Lobeik'schen  Aiax  p.  52  sq.  Dort  hat  Hr. 
W.  hinlängliche  Beispiele  zusammengestellt,  um  die  Re- 
densart A^tpyfSöi'i'a«  ded'ka  zu  rechtfertigen;  am  nächsten 
kommt  in  den  Trachiniorinnen  seihst  Vg.    156.    TTokkovg, 


701 


70? 


dyojiaq  c:iun\  Demiiarli  »agf  er  p.  W\'  ,,Uriini>(;licli 
können  auf  ahiiliclip  Weise  die  Worte  —  erkl.'ift  »enlcii. 
Denn  liier  ist  ton  keinem  Gang  oder  Ausgaiip;,  sondern 
ledi;;lii!i  ron  dem  Bcsle/ien  der  K,1in|if«  djo  Hede,  »el- 
clie  Herakles  und  Acheltius  als  Freier  der  Deianeira  mit 
einander  zu  k,'lin|)fen  lia((en."  Dass  dieser  Kinivnrf  un- 
l)e;;rrindet  sei  ,  zei;;t  eine  iinl)efan;;ene  Betrat liliing  iler 
Stelle.  Der  Cliur,  um  die  iMaeht  der  Liebe  zu  srhilJern, 
nill  mit   Uelier^eliun^;  der   (lütter  nur   ernähuen: 

äkk'  irtl   rdrö'  ao    uy.oiiiv 
TiVCi  dficpiyvoi-  y.uTtßav  nou  '/«^«wr,  r/Vr; 
■na'iirikiy/.ca    :iay/.6vLiä    r'    i  ^  i]  k  9  o  v    aeifk' 

dyujvujv. 

Kacaßaiviiv  sieht  ron  dem  Heruisleigen  in  den  Kampf- 
platz, wie  im  Lateiniselif n  descenilere,  und  daran  sihliesst 
»ich  denn  ganz  nadirlieli  ^iitrrjfCjthil  ('utfiu'.,  "obei  aber 
der  15e(;Tiir  des  Gehens  keinesiiegs  su  zu  urgiren  ist,  »io 
es  llr.  W.  zu  thuii  scheint,  ebenso  Hoiiif,  » ie  in  dem 
Deutschen :  in  den  Kampf  gelien>  Aehnlicli  Eurip. 
IKc.  224. 

nirj'  iq  ysguiv  äiiiKkav   ei;i}.9rji  eiio!.' 
and  frajjm,   Dict.   XVI   (XIII). 

köyuiv  /^{ccratcov  €/';  dj-tikkav  t^iojv. 
lu  beiden  Stelleu  ist  das  Ausgehen  nicht  h  Örtlich  zn 
nehmen.  Uebrijjcns  wird  in  beiden  Jic'itzen  kcinesuegs 
dasselbe  gesagt;  zuerst  heissl  es:  welche  Geg?ter  um  die 
Vermählung  mit  der  Deianeira  den  Kampfplatz  betraten; 
es  wird  also  der  Grund  und  Preis  des  Kaniiifes  angegeben; 
«odann:  welche  in  den  schliigereiclien  und  stauhreichen 
JVeltkampf  gingen,  wodurch  aUo  die  Art  des  Kampfes 
als  Pankration  [Faustknmpf  und  Ringen,  wie  llr.  W. 
jene  Epitheta  zuerst  richtig  erklart)  näher  bestimmt  wird. 
P.  32  —  35  spricht  nun  Hr.  W.  über  die  folgenden 
Worte  Vs.  5  IG  S'l'I-  Allein  Rec.  kann  mit  iler  Cehaiid- 
luiig  dieser  Stelle  in  keinem  Pnncte  einverstanden  sein. 
Hr.  W.  beijiiint  mit  der  richtigen  Erklärung;  von  7i.rJ.^u- 
TlkljAza  nuyy.iJvtrd  tc,  die  so  eben  angefiilirt  worden 
ist,  er  irrt  aber,  wenn  er  meint,  dass  Faustkampf  und 
Ringen  gi'trennt  zu  nehmen  sei:  es  ist  vielmehr  «erbuu- 
dcn  als  Pankration  zu  denken,  wie  es  diesen  ausserge- 
wohiilichen  K/iiiipfcn  angemessen  ist,  unil  auch  z.  B.  in 
der  bekannten  ISescIireibnng  bei  Uvid  klar  heriortritt. 
Wenn  sodann  Hr.  VV.  fcirlf.'iliri :  ,,  Ac  prius  (juidem  rer- 
taminis  genns,  pugilatum  ,  nemo  non  lidet  significari  his 
Tcrbis:  züf  ijv  ;i;f(Jo's,  ijv  öe  cu^o)v  ziucayoi; ,  lav- 
Qiiu)V  t'  d.vditiyda  y.ngdzijjv'-^ ,  so  ist  diess  geradezu 
abenteuerlich:  denn  wie  kann  denn  Herakles  im  Faust- 
kaiiipfe  ilen  Bojjeu  in  der  Hanil  behalten  1  Und  warum 
«oll  er  seine  Faiistschlägo  auf  die  harten  Stierhürner  iles 
riussgülles  richten?  Beides  würde  ihm  wenig  geholfen 
haben.  Die  Stelle  ist  vielmehr  so  zu  erklären:  Herakles 
und  Acheloos  beginnen  den  Zweikampf  mit  den  Haffen 
(gleichsam  eminus),  jener  schiesst  seine  Pfeile  ab,  dieser 
«acht  mit  vorgestreckten  Hörnern,  die  bei  ihm  die  Stelle 
»on  Speer  und  Pfeil  vertreten  ,  den  Gegner  zu  durch- 
Lohreu.  Da  beides  nicht  gelingt,  so  stehen  sie  davon 
ah,  Herakles  ISsst  Bogen  und  Pfeile  fallen,  und  e«  be- 
(inut  der  Faust-   und   Ringkampf  cominus. 

Zeitachr.  f.  d.  Altcrihumtw. 


Kun  wird  leicht  die  Argumentation  de»  Hrn.  W.  von 
selbst  zusamnienfallen  ,  mit  der  er  im  Folgenden  die 
Worte  i'v  dt  filrviTliov  ijtütvia  nkryiiaru  angreift, 
denn  I)  sei  ilioss  dassellie,  was  oben  lluxayoC,  y.£QO.- 
TdiV ,  'J)  könne  Sophokles,  nailidein  er  dii(filkty.lOL 
y)  i  iKfAi-i  <om  Ringen  gesagt  habe,  nicht  nieder  zum 
Fanstkarnpfe  zurückkehren.  >Vcnn  sodann  Hr.  W.  no<  U 
behauptet,   der  Vers 

y'klua/.ii^ ,  ijv  8t  (lETVjnv)v  ö}.6i:vin 
sei   geradezu   uf^iicgog,    und   es  sei   nicht  erwiesen,     d«;i 

f 

Sophokles /.fparwi'  gesagt  habe,  obgleich  Euripides  und 
Andere  yJgaTl  und  xigaat  gesagt  '■»  haben  schienen  ^ 
so  wird  zunächst  bei  dem  reichen  RhWlimenwerhsel  in 
diesem   Exinlos   Niemand    die    Verbindung    (so    iheilt  Rc- 

ceusent  ab) 

,                  /              II              I     ^ 
—  V  V     —  v  V  — ■     —  V  II 

anflVlIlig  finden,  und  die  Production  des  U  in  y.eQUTWV 
ist   nicht   bloss   durch   Eur.   Bacch.   915. 

yai  Oll)  yiQUie  ygctri  TlgaamecfVASvai , 
sondern  sogar  durch  Aesch.  fragui.  170.  ed.  Schütz  (Athen. 
XI,  p.  474  C.) 

—  agyvgi]KaTOti 

yjguat  iQvaä  oxuiiaia  Trgoa-ßsßkiTfihovg 
dergestalt  geschützt,  dass   es   AVillkür  ist,   dem  Sophokles 
sie   abzusprechen.      Eher   müsste    man   anslossen,    wenn  das 
a   in   dieser   Form   kurz   wäre.      Wie   gelaufig  jene   Lauge 

war,  zeigt  auch  die  Form  yiguaioq  etc.  der  späteren 
Epiker,  z.  B.  Quint.  Sm.  VI,  225.  5!<?i-  Ti)v  fitv  X9^- 
oioto  yEoda-voi  üßgiiioi;  Ijgwi  und  ib.  238.  yvd/jTtis 
ßhj  youregoio  ysgdavoi  o'i  de  oi  d^tqv).  Vergl. 
ftlatth."  Gr.Gr.  Th.  I,  p.  236-  Wo  dagegen  a  kurz  ist, 
werden  die  Formen  ohne  r  gebraucht,  wie  regelmässig 
im   Homer. 

i\ach  dem  bisher  Gesagten  wird  man  nun  die  Aen- 
derung  des  Hrn.  W.  beurtheilen  können,  der  die  Stelle 
so   schreibt: 

Tor'  rjv  %£QÖs,  t;'v  de  ■v6i;ojv  ^ 

uärayoi;,  ravgtiujp  z'  diufttySa  fisruj-nujv, 

fji/  ä'  dfitfinkey-zot 

y.Ufiayei,  i}v  ö'  ökoevTCt 

nkiyuaza,  y.a'i  azovoi;  dfitpotv. 
P.  35  sq.   behandelt   Hr.   W.   die   Worte  Vs.   574  sq. 

—  5  mkayxökoi«;       _^ 
aßaipev  /ot's  9giii(ta  Aegvaiaq  i'ögaq. 

In  zwei  Puncten  hat  er  unzweifelhaft  Recht,  einmal,  dass 
er  die  Hermannischc  Erklärung  (st  sanguinem  sumpserit 
ciica  eam  partem  vulneris  mei  concretum,  ubi  sagittas, 
nuaruiii  una  lrans/i.vus  sum,  hijdra  veneno  suo  tinxit) 
verwirft,  sodann,  dass  er  als  Subject  von  tßa<\jiv  den 
Herakles  annimmt.      Wenn   er  aber  selbst  schreibt: 

—  Tj  fiekayicökov 
eßaipev  ioö  dgiiiiia  Aigvalai  c'Sgai, 

was  übersetzt  wird  :  quo  lividae  sagittue  venenum  hydrae 
Lernaeae  demersit  Hercules,  s«  kann  diess  nicht  gebilligt 
werden.     Denu   zunächst  heilst  itgef^na    au    sah  nicht 

ÖO 


7G3 


764 


dat  Gi/I,  »onilfrn  nur  das  Ernährte,  der  Zögling,  alumnu»; 
man  k»iiii  also  »ulil  ihiiufiti  ^tf^va/((s  idou^  loii  ilciu 
(jiftf  lai^rii  ,  »aü  im  k'irprr  <ler  Lerii/lischfii  .Sdilange 
•irli  rrznitft  bat,  alleio  riiie  Verliiiiiliiii|; ,  «vio  i'oü 
ihifiilKt  ^/fpiniVi«;  vö()aC;  filr  ilcii  «liirdi  das  Srlilaiigeii- 
gitt  liriiclzfeii  Pfeil  ist  (liirchaus  iiiistatdiaff,  uiiil  l.'lsst  sicli 
iiirlit  iliirch  niidrre  Heispirlo  von  ilu|>|irl(nii ,  demselben 
ISoiiioii  aiideliüreiiilcii  («enidveii  re<htfer(ij;eii.  Soilaiin 
»rrd  mit  'lumtlf  in  der  hier  iiotIi»veii(lij;en  Bedeutung 
nur  der  Aicusatii'  des  rer»  iinilenden  AVerl<zeng;es  selbst 
({esefzt ,  »io  ausser  den  ron  Hrn.  W.  citirten  Stellen 
(Acsrh.  I'rom.  ,S(),(.  E<ir.  Pliuen.  1071.  Dionvs.  ant.  Rum. 
\\  l.'i.)  auili  .S()[)li.  Ai.  'Ja.  ißnlpac,  iy/oi-  Eudliih  ist 
die  ^'ulj;ata  durchaus  tadellos,  die  aber  so  rerstanden 
»erilcu  inus«:  uii  Hercules  atra  iile  tinctam  sagillam , 
hydrae  Lernaeae  alumnnm,  demersil.  O^lfif^ia  A.  i. 
ist  n;imli('li  A|)|)osili()n  lou  i'ui'^  jteXuyxoXovc-  der  schtcarx- 
gdllige  Pfeil  heisst  tiuiufiu  der  Hyder,  weil  er  aus  ihr 
gleit  lisani  seine  Mahrun;;  gezogen  hat,  d.  h,  durrli  £iii- 
tauelinu^  in  ihre  sc/iicarze  Galle  rergiftet  worden  ist. 
An  dem  Plural  /tik(xyj(uf.ui<i;  lOVs,  »eleheu  Hr.  W. 
alienisaitnum  ai  hnc  loco  nennt,  w-rd  wohl  Niemand  an- 
(tüssen ,  der  So()h.  Ai.  ?3I.  avyy.UTay.Ta<;  y.eXc.ivoii; 
i;i(feo/v  floiu ;  Bur.  llippol.  UH.  7l(iooev'/,<J/iio9a 
Tuioi  aoi.;  dyükf^taoi,  ötanotva  Kvn()ii  (toll.  v.  lü|.) 
tergleirht.  (Anderes,  wie  TS^fcOLiuzCC  ron  Kineni  Becher 
Phil.  3(i,  'on  Einem  .Sarjjc  Eur.  Or.  lü''4,  sowie  ähn- 
lirhe  Beispiele  aus  rümischen  Dichtern  übergehe  ich  mit 
H'ilien).  Ebenso  tveni^  kann  die  darauf  folgende  Appo- 
sition im  Singular  aulFallen:  s.  Alaltli.  Ur.  Gr.  §.  4.jl. 
Vs.  6-27  sq. 

'.4a)^  oioda  fAiv  d)]  xai  tu  rrjc;  ^tv/jq  üqü'jii 
TtQOOÖi-yfÄax',  aviijv  w§^  eöe^ä^r/v  ipikoti;. 
Schon  Hermann,  von  dessen  Note  Hr.  W.  p.  37  ausfoht, 
sliess  au  der  ^»lellung  des  Pronomens  avtl]V  au,  und 
meinte,  dass  mau  vielmehr  u)^  LUV  eiotdüi^Ufii^v  (piKttii 
erwarten  solle,  sucht«  sich  jedoch  durch  die  Erklärung 
zu  helfen:  ,,rtc  scis  etiam  hospitae  e.rcepliunem  ,  ipsam, 
1.  e.  vel  haue  ,  quam  amice  exceperiin.  Mr.  W.  verwirft 
diese   Erklärung   mit   Recht,    und   schreibt: 

ähk'   otrt'&a  iiiv  öl)  '/.al  va  riji  ^tvijg,  öoüjv , 
■jvnuodtyiiar'  o.uzijv  an;  ide^a/nv   cp  Xa, 

eine  tadellose  und  sihöne  Eincndation.  Doch  fragt  sich, 
ob  Sophokles  wirklich  so  geschrieben  hat.  Denn  da  in 
einer  Hand'schrift  aVTtjp  9'  w;  »t«llt,  so'  lässt  sich 
nicht  minder    wahrscheinlich   and   gut   herstellen: 

rrnoodiyuaT',  uvttJ  &'  cäg  id£i;oiiUjv  cpiKv);. 

Ui'ianrira  legt  einen  W'erth  darauf,  ilass  die  Fremde  (mit 
Willnu  vermeidet  sie,  den  Namen  auszusprechen,  ebenso, 
wie  Oedipus  im  Oed.  R.  1447-  <lie  lokastc,  Phüdra  in 
Eur.  ilippol.  .104.  ilen  Hippoljtos  nicht  nennt,  somlern 
nur  bezeichnet,  und  Kur.  Troad.  871)  sq.  IVIenelaus  ge- 
radezu sagt:  rxcj  i)h  riju  Auy.aivav ,  ou  yuo  ridiini^ 
öiufut.  duiicunoi,  Ij  71  or  i'jv  iiu),  klyto  ,  ai;vji')  nicht 
nur  äberhaupt-  gut  aufgenommen,  sondern  sogar  von  ihr 
(telSst  in-  eigener  Person  empfangen  worden  sei.  Zur  Er- 
läuterung- der   Stelle   diene   Eur.   Ale.    11 10  sqq.    das   Ge- 


spräch  zwischen  Herakles  und   Adniet,  der  «eine  rerbtlllt« 
Gattin   nicht   in's   Haus  anfuehmen    will: 

AJM. 

xufii^eT.,  et  ^^ij  zijvöe  öii;ao9ai  Söf^oii- 

ÜPAK. 
ovy.  UV  Hs9clrjr  aoti;  yvvaly.a  TigooTroXotg. 

.UM. 
av  (V  avTo;  avii^v  Eiaay,  ei  Soy.el,  öouoi;. 

IIPAK. 

i'i  (T<iq  tiiv  oi'V  tycoys  ^ijaoiiui  X^oa;. 

Uli. 
oi'y.  av  diyotjii'  Scjjiu  d'  tiacX9i:ti'  ttuocx. 

JIPAK. 
irj  aij  Tiinotda  X^'Q'-  öi^td  ^iovtj. 
P.   38  —  40   bespricht   Hr.   W.    V«.   653  sq. 
vvv  8'   Agijg  olaio)]i}üi 
st;eXva^  iuijiovov  df.tioav. 
Hr.    W.    nimmt  von   Hermann   eine    neue   Conjecfur    .'ior.'i 
y.aazQ'i}9eii  und  von  Erfurdt  iimo  v  u>v  df^f  o  du  an, 
hält   aber   auch   so    die   Stelle    für    noch    nicht    geheilt,    da 
das   Verbum    ei;iKl'o'    dem    antistrophischen    Worte    nicht 
entspreche,    und    verniuthct ,    ilass   dafür    ein   Trochäus   ge- 
standen,    etwa    rj)V.tO      oder    tiüi^iv,     was     er    aber    noch 
nicht    in    den   Text    gesetzt    hat.       Allein    über   die   ganze 
Constitution    der  Stelle  kann  erst  gesprochen  werden,    wenn 
wir   die   cntsprech'.-nden   W-rse    der   Antistrophe    behandelt 
haben: 

Ö96V  fKJkoi  Tiaiaitcgo^  , 
rdi  TiFcd^oiii  Tiay/otOK/J 
ni'yy.^xc'Jei^  sni  n(jucfdo€t  thjQo;. 
Mit  Scharfsinn  und  Gründlichkeit  hat  Hr.  W.  p.  40—4/ 
diese  Stelle  besprochen,  die  vorhandenen  Schwierigkeiten 
aufgezeigt  und  die  bisherigen  Versuche  kritisirt.  Er  nimmt 
zunächst  nach  Beseitigung  der  bisherigen  Erklärungen  de» 
Uava.iiiuo;  dafür  von  .'\ludge  TinvniEoo;  an,  worin  Rec. 
beistimmt,  jedoch  nicht  unbemerkt  lassen  kann,  dass  ein 
Kritiker,  ilem  dieses  Wort  aus  iler  späteren  Gräcität  an- 
stüssig  wäre,  71  uvaiieQUi  in  der  Oedcutung  (Llle  Tage, 
immer  mit  dem  Folgcmlen  verbinden  konnte,  angenom- 
men, dass  in  diesem  der  Sinn  liege:  durch  Liebeszaulier 
gefesseil.  Für  diese  Bedeutung  des  TßiVjU.  lässt  sich 
anführen  Eur.  Hippol.  ;;J.  zii  OL  'laiuiligio;.  üöt 
yQOVoi  f.;ivcr,  und  Ion.  [  i'J.  ä  oc.iooj  6d.nSÖ0v  9£0i' 
navuuiuioc,.  »o  die  fulgenilen  Worte  dii  dt.iuv  Ull- 
ovy/  dod  karoiLUjv  m  vat'  Ij^jICIQ-  zeigen,  dass  ei 
vielmehr  qaotidie ,  al«  per  totuni  diem  bedeute.  Und  so 
scheint  es  auch  Aesch.  Prom.  (()'.^U.  (a/tio;)  —  dat- 
raAci'5  71  aii;neou;  zu  stehen.  Dieser  Annahme  wider- 
spricht aber  dennoch  das  Folgende,,  in  welchem,  mag 
mau  es  nun  sonst  schreiben,  wie  man  will,  die  Worte 
Trayjgioci;)  (ri'yxoi'.^el^  zeigen,  dass  darin  vielmehr  dat 
bevorstehende  Anlegen  des  magischen  Gewandes,  nicht 
die  daraus  für  alle  Folgezeit  entspringende  Wirkung  ge- 
meint war.  Sodann  zeigt  Hr.  W.  unwiderleglich,  dass 
die  folgenden  Worte  nicht  so  ron  Sophokles  geschriebea 


765 


766 


«•cr4.-ii  konnten.  ücLcr  ilie  Wicdorliprstflliiiig  tltr  Stelle 
gibt  llr.  W.  niilifs  Sichoros,  leritirft  alier  inil  Aerht 
^en  neuesten,  ihm  brirflicli  niitgetlieild'ii  Versuch  Her- 
mann'«. 

9eKy /tuTcoi'  f'ji  iioacpuosi  di^oii^. 
AUriu  auch  darin  h.'ittc  er  IliTiiiaiin  iiirht  licl.>iliinmen 
lollen,  (lass  die  Worin  r«?  71  S  l9  O  ö  q,  alt  ein  («Icissem 
ohne  Weiteres  herauszu»  er/eu  seien;  noch  ueniger  kann 
«Uj;fj;eben  «erilen,  (Ijss  U  liyyij'iOT''} ,  iiixlnnh  olTenliar 
An»  hestrichetie  (levianil  liezeii  liriet  »vird,  rcrdorlien  und 
dafür  ein  Snlistanlii'  lirr/.usli-llin  sei,  von  ilcm  soilanu 
triederuiii  der  Ci'eiiiliv  tir.s  anilern  Sulistantiis  abhängig 
gewesen  sei,  «elrhes  durch  das  Glossein  r«;  Tl£l\^Ol'i^ 
erklärt  worden  sei.  Durch  solche  >  Annahme  kommen  tvir 
ca  sehr  in  das  Reich  irillki'irlicher  Möglichkeiten.  Rec. 
uieiut,   Sophokles   habe   geschrieben: 

odsv  fuukot  7iai>i'/je()og, 

Also  drei  3Iolossen  und  ein  Dochmius  mit  zueisjibiger 
Anakrasis.  Dass  ilie  Cunstrnction  r'/;  mtduci  no.y%iji- 
OX(ji  ohne  alles  Bedenken  sei,  zeigen  folgende  Stellen: 
Eur.  Ale.  797.  To/;  vi'v  aY.Li9(}mn  ov  v.al  i;vv£OTüjToq  (fos- 
vuJv.  Or.  '2bG.  TU  deivuv  y.ai  öiacp^uoev  (f^ercoi'. 
Suppl.  907.  1W  ^lak^a/.üV  ßiov.  Andromcd.  fragm.  XV 
(XIII)  y.dv  TU)  y.a/.'i(7T(tt  tojp  (f.fj£vujv  oi/.ttv  9ifk£t 
(^igujg).  Ein  paar  andere  Ueispielo  solcher  Neutra,  die 
am  häufigsten  im  Nominativ  und  Accusatif  rorkommen, 
im  Gen.  unil  Dat.  sind:  Eur.  Ion.  509.  uojQi'ci  JS  TOU 
VHOV.  Herr.  für.  75.  t«>  veu}  8'  iaffukfitvui.  Andro- 
uiarh.  184-  iv  de  np  vew.  Or.  il)7.  tm  Uav  naotc- 
fifVO).  IMit  Willen  hat  Rec.  TtQOifdoet  beibehalten,  »as 
Hr.  W.  mit  Dindurf  in  das  sonst  nicht  vorkommende 
:i^O(fiai' 0  i  l  verivandeli,  da  jenes  immer  pr/ielej-tus  be- 
deute. Allein  da  :iQU(faoi'i  von  TlQlnfi>Uil  herkommt, 
80  sieht  man  nicht  ein,  ttarnm  es  seine  nr'ipnin^lirhe 
Bedeutung:    Vorhersiigung   total    verlurrn    haben   soll. 

Gi'hen    »vir   nun   zur  atrophe   zuniik,  so   ist   diese   viel- 
leicht so   zu   schreiben: 

■^vv  ö'  ".<■/(>;;?  xaaro  u)l}  £t:  i  i;  £ ik l  o(f' 

EniTTOVUV  dfl£QUV. 
KuOXQm9£ii  hat  Rec.  beibehalten,  nicht  «eil  er  es  fdr 
ganz  unziveifelhaft  hält,  sondern  »eil  es  einen  sehr  pas- 
senden Sinn  gibt,  und  man  allerilings  die  ^'uljjata  (liocfJl.- 
\}ttg  auch  durch  die  figura  personata  nicht  füglich  halten 
ka-nn,  da  hier  von  dem  Ende,  nicht  Beginn  oder  der 
Dauer  lies  Krieges  die  Rede  ist.  L'eber  £tai(jlh  mit 
dojjpeltem  Accus.,  um  Anderes  zu  ilbcrgehen,  lergl.  Eur. 
Air.   70.  ßi-</.  '/iMi.ly.a  T)]vfi£   6  i:i,aiiji\o£xal. 

V«.    672  Sil.    schreibt    Hr.     VV.    p.    47    sq.    folgender- 
massen  : 

XOLOVXOV  i'/.ßtffrj'/.Ev ,   olov  uv  ffouaui, 
yvvat-Asi;,  v/iiu  ^uv/u    dv£knioiuv  uadeii  , 
d.   h.    ejusmndi    ijuid    accidit ,    ut    nnrr'iluram    me  putem 
vol/is    rem    mirain   et   incrediljilem   iiiidilu.       Diess    ist  der 
»OD    Erfurdt    und    tleroiann    hergestellten    Lesart    ulvv,   nli 
ipociocn    (die    üiicher    « f    fpot'ATUj)   vorzuziehen. 


Vg.   {',7!').    srlireibt   Hr.    \V.  p.   00.    mit    grosser   Wahr- 
scheinlichkeit: 

(j)  yap  TUK  ivövTijoa  nin'/.ov  doxiuxi 
e/otuv,  di)yr,(;   oioq  £  i'i  n  o  v  rtrjy.o^. 
Ein   Kritiker,    der    die    handsi  hrifllichc   Lesart    ilurrhaut 
festhalten    Hollte,     künnio    librigeiis   auf  den    Einfall    kom- 
men,   diese    Worte 

'/)   yuo   xov  £vSvxr;r)a  7i£jTf.uv  drjTtwi 

£/(jiov  ÜQyTjx'  oioc  £  t' i  p  nj  ■jrö/.ip 
so  zu  erklären,  dass  dfjyijx'  iler  Accus,  und  mit  ;ri- 
:il.UV  zu  verbinden  wäre.  Allein  ob  rias  Gewand  weiss 
oder  von  einer  andern  Farbe  gewesen,  wird  sonst  nicht 
gesagt,  und  es  konnte  daher  hier,  wo  von  jenen»  AVol- 
Icnflocken  vorzugsweise  die  Rede  ist,  nicht  noch  nach- 
träglich ilie  Farbe  des  Kleides  erwähnt  werden. 
Vs.  71.5. 

Tuv  yao  ßo.y.oiT    uxgv.y.xov  oiSa  y.ul  Sedi/ 

XiiQuiva  ■:T)-fjT!;vavxa,  X"'"'^^Q  «''  ^'7f) 

(p'j£io£t  TU  ndvxa  yvujduX. 
flllt  Recht  verwirft  Hr.  W.  die  Vulgala  und  die  versuch- 
ten Erklärungen.  Was  er  aber  selbst  aufstellt  pag.  .01 
~/^vjaa~l£0  yi  yy,  ist  nicht  ohne  Bedenken  :  denn  da  hier 
ganz  allgemein  ausgesprochen  wird  ,  dass  <iUe  nur  mög- 
lichen Ungeheuer  jenem  Gifte  erliegen,  so  sieht  man  nicht 
recht  ein,  nie  uv  hier  itegfallen  konnte.  JcileiifalU 
richtiger  ist  das  schon  von  Andern  gefundene  /  uj  v  71  t  u 
dv  i'i'yj.  Gelegentlich  gedenkt  hier  llr.  W.  seiner  Vefr 
besserung   Ai.   811. 

avji£tv  Sikuuxoq  dv£Q'  oq  oJCcvÖTj  &aveh\ 
Diese   ist  schou    wegen    der    epischen   Form    im   Trimeter 
rerwerfliih. 

Im   Folgenden   schreibt   Hr.    VV.   Vs.   717. 

ocfaywv  SifXduiv  i'og  aif^i  ax  o  v  q  fiikac, 
sicherlich  falsch.  Denn  was  soll  hier  die  Häufung:  da» 
blutige,  schwarze  Gift?  Und  hcis^t  diess  das  im  Blute 
der  Hijder  bestehende  oder  niil  dem  Blute  des  S'essos 
verbundene  Gi/'t?  Der  Grund,  »  esshalb  llr.  W.  so  schreibt, 
ist,  dass  auf  keine  Weise  hier  /o,"  a'ijiaxoi  gesagt  wer- 
den konnte.  Sehr  richtig,  allein  a'iiiaTOi  hängt  gar 
nicht  von  log,  sondern  von  8l£k9ulv,  und  Offuyuiv  von 
(UliaxOi.  ab.  Der  Sinn  ist  also:  „»ie  wird  nicht  von 
diesem  Pfeile  das  schwarze  Gift,  was  durch  das  Blut 
der  Wunde  gegangen  ist  (d.  h.  sich  mit  diesem  vermischt 
hat,  in  dieses  eingedriingen  ist,  wie  wir  ähnlich  sagen: 
in's  Blut  gehen),  auch  diesen  umbringen.  Dagegen  ist 
jenes   Adjectivum    im   Oed.   R.    1279.   richtig   hergestellt: 

ou/j^oi  X'^'kdQiji  alf-iatovi  £X£yy£To. 
Vs'.   719  sq. 

Kaixoi  öino/.iai,  y.£ivo(;  £i  a(fuXtjo£Tai, 

TavxTj  oiv  ooiifj  y.d.ii£  avvl}av£iv  üfia. 
Hr.  VV.  beseitigt  p.  ri>  sq.  ebenso  die  bisherige  Erklä- 
rung von  (jijuij,  d.  i.  ronatus ,  als  er  die  auch  von  El- 
Icndt  verlheidigte  Lesart  Öüyfj  verwirft.  Er  selbst  schreibt 
rni'Xv  OIV  ny.fiTJ,  was  allerdings  einen  guten  Sinn  gibt, 
der  aber  auch  durch  eine  leichtere  Veränderung  xavTTj 
o'lV  dioit  erreicht  werden  wiirde.  Allein  die  handschrift- 
liche  Lesart    ist   ohne   Tadel:    ü^fn^,   was  überhaupt  y«d* 

50  * 


767 


768 


schiiellft  ungfstiiiiif  Bewegung  lipzeirliiicf,  bcdoiHcl  hier, 
oiif  lU:)  iiiiiiiiKi'lhar  i<iilii'r|,'rliciiili<  y.lho^  ti  Offaklj- 
Oivtti  li-zo},'!'!!  ,  odViih.ir  ili'ii  Sturz,  den  gewaltsamen 
$chneUen    Vntergnng   «Ics   llrrakU'S. 

P.  53  —  bb  tailclt  llr.  \\.  Ilrnnanii'a  Iiiierpunciioa  in 

\:  769  »q. 

i;\Oe  d'  öareujv 

äSuyiwi  (ii'Tio-rraoToc,  ilta  (poiviai 

sXi^fjäi  ix'f^i'ri  i'oi  (tjq  iSai'vino. 

ei'Tui'i^a  örj  'i-l6i;oc  etc. 
Denn  1)  lialip  ilanii  ^dcntio  kein  SiilJ.,  da  wpjjeii  der  Ver- 
gleichiiiijjsji.irdki'l  /ci,  niili*  niflir  dafür  gfI(oii  kOiinfe,  '_>)  sei 
es  »ehr  liart,  iioiiii  mit  den  Partikeln  Surcirda  dij  nicht  ein 
Biatlisatz,  sondern  ein  neues  Satzglied  lie^innc.  Allein  so 
gut,  nie  »ir  unil  die  Lateiner,  benc  lirfinken  auch  die 
Grierlien  ein  Sntjeit  <lnrr!i  cij:;  niiil  ülinliche  Worte, 
uenn  sie  andeuten  it ollen,  dass  das  ^Vu^t  nirlit  in  seiner 
eigeiilliilien  strengen  ßedentnirjj  zu  nehnicn  ist,  so  Aesch, 
.Sept.  c.  Tli.  74(1.  y.c'.y.vji'  d'  lijomfj  i)ul  uaoa  v.i<(i  o.jei, 
unil  Kur.  Ilel.  I!)(t.  oi/.rotiv  ävcfjuaartv  —  vvfitpa  Tli 
oia  IS  tili,  HO  keinesviegs  zu  liliersetzcn :  ,,»elikla^enil 
fehrie  auf  eine  JiiM;;fran,  wie  ci.ic  Najade."  Hr.  ^V.  ruft 
ilio   alte   JntcrpniU'tiuii    zurück: 

—   ifkOs  ö'  öorl-ujv 

äSayuog  ävTian aaro^'  tiva  cpoivcag 

iX^od^  ixlöiiji;  lue,  wi;  iöalvi'TO, 

ei'Tait}(i  öi/  'ßoijoc  juv  duoScuj-iova. 
Dem  stehen  alier  drei  jjewichtife  Giiinde  entgegen.  Er- 
stens »erden  dnrcli  die  Partikel  iirn  regelmässig  Ilaupt- 
siilxe ,  keine  Neiensiitze  angeknüpft.  Sodann  »ürdo  nach 
Hrn.  W.'s  Alillicilung  der  dduyiio^  als  etwas  ganz  Ver- 
schiedenes lon  dein  ix'St-ri;  i'oi  iöaii'vro  getrennt:  es 
drang  in  sein  Gebein  reissender  Schmerz:  darauf,  als 
ihn  das  Gift  der  Ili/der  verzehrte ,  da  nun  rief  er  den 
Lichas;  »Jihrend  do<  h  elien  da.<  Uift  Alles  lenirkt.  Of- 
fenbar unterscliei<let  nach  der  Herniann'schen  Anordnung 
Ilyllüs  drei  iMonienle:  zuerst  klejjt  das  Ge»and  fest,  »ie 
angeleimt,  an  seinen  Gliedern  ;  dann  durchzucken  ihn  ein- 
zelne stechende  Schmerzen;  endlich  bricht  das  Uebel  mit 
seiner  ganzen  Gewalt  aus,  es  frisst  ihn  am  ganzen  Leibe, 
wrie  bfises  Schlangengift.  Endlich  ist  der  nicht  bloss  von 
Va.  934,  sondern  ans  ilem  ganzen  Gange  des  Stückes 
Lergeiionimene  Einivurf  unwiderleglich,  dass  Hyllos  jetzt 
noch  Nichts  da<on  wissen  könne,  dass  Herakles  durch 
das  Gift  der  Lernäischen  Schlange  rergifict  worden  sei. 
Hr.  W.  sagt  dagegen  :  ,,Ibi  {v.  4  it.)  enini  hoc  tantuin 
dicit  pueta,  sero  rognosse  HjUiim,  Ueianiram  a  Aesso 
dercptani  et  invitam  Herculi  inleritum  parasse.  Veneno 
antem  hvdrae  Lernaeae  tinctam  vesleni,  quam  Herculi 
iniserat,  a  Ueianira  fuisse ,  uti  nignitum  habcbant  ii, 
quibus  haec  narrantur,  ita  nihil  prorsus  causae  e.«t,  cur 
nesciiisse  U\ll(ini  slatuanius,  cum  haec  exponeret."  Dass 
das  tkleiil,  ucIcIh'S  Herakles  zum  Opfer  anlegt,  von  der 
Deianeira  gesendet  sei,  weiss  Hillos,  ila  er  es  vom  Li- 
chas erfahren  hat:  sonst  kfinnte  er  ja  auch  der  Deianeira 
keiue  Vorwürfe  machen.  Dass  aber  diess  Meid  mit  dem 
lilute  de»  Nessos  besiric  hi'n  unil  also  vergiftet  sei,  kann 
Hyllus  ni<hl  wiesen,  da  ja  auch  Lichas,  der  lleberbriu- 
Ifer,    keine    Ahnung   davon   hat;    wie    hatte    er   auch   sonst 


den  Vater  das  Kleid  anlegen  lassen?  Als  dessen  »erderb- 
lichc  Wirkung  sich  zeigt,  so  müssen  zwar  Vater  und 
Sohn  srhliessen,  dass  jenes  Geiiand  »on  der  Deianeira 
vergiftet  sei,  womit  aber,  können  sie  nicht  «■innial  ahnen. 
Ja  sogar  Deianeira  hat  gar  nicht  das  Schlangengift , 
sondern  nur  das  Illul  des  Acssos  als  Zanbermittci  be- 
trachtet. Dass  in  iliesem  Jenes  enthalten  sei,  wird  ihr 
erst  klar,  als  die  Wolle,  mit  der  sie  <las  Gewand  be- 
strichen, sich  aufgezehrt   hat. 

Vs.   7b7  sq.   schreibt   Hr.  W,   aus   dem  Dlog,  La^rt.  X, 
137.   gegen  alle   Handschriften: 

—  äficfi   ö'  ioTSvov  ntxQUt 
Aov.oviv  T    upcioi  Trpojuig  ECßo'ia;  x    uv.oci. 

Die  Partikel  76  scheint  allerdings  passend  zu  sein.  Das« 
aber  t(X  X  ivov  statt  tyc  vn  ü  vv  und  ü/.pa  st.  u'/.puL 
aus  jener  vereinzelten  Anführung  geschrieben  wird,  ist 
wenigstens  nicht  vorsichtig.  AVenn  llr.  W.  meint,  toic- 
l'OV  sei  so  poetisch,  dass  iy.Tinuvv  die  Erklärung  davon 
zu  sein  scheine  ,  so  ist  zu  entgegnen,  dass  dieses  an  sich 
heineswegs  unpoelisch  ist,  Diogenes  aber  sehr  leicht  irr- 
thümiich  aus  ilem  Gedächtnisse  das  Andere  setzen  konnte, 
ohne  gerade  bei  Citaten  sich  i'iberall  zu  erlauben,  ,,ul 
pro  tenuioribus  et  simplicioribus  vocabulis  graiiora  et 
sonantiora  substitueret",  wie  Hr.  W.  p.  55  sagt. 
Vs.   808   sqq. 

—  luv  oe  7rotv//uog  ^Ixrj 
rlcraix'  'Eüivvi  x\  el  Sefxig  ö',  knevxof^at. 
dcfiti  5',  in  ei  jaoi  xi]v  &!=ntv  ou  nQovßaksti. 

Hr.  \V.  hat  ülier  diese  1Vrsc  p.  56  —  62  gehandelt.  Den 
griissten  Theil  dieser  Seiten  nimmt  eine  lesenswerthe 
Abhandlung  über  das  Ailject.  x}ifilOTOs  ein,  welche«  von 
früheren  Kritikern  als  nicht- tragisch  bezeichnet  worden 
ist.  Hr.  VV.,  in  üebereinstinimung  mit  Hermann  zu  Soph. 
Ocd.  R.  9'.)3.  ed.  3, ,  übernimmt  mit  siegenden  Gründen 
die  Verthei<ligung,  indem  er  von  den  Stellen  ausgehend, 
wo  dsfllUTOg  wegen  lies  IVletriims  nothwendig  ist,  sowohl 
an  unserer  Stelle,  als  Oed.  Col.  644.  nnd  Phil.  812. 
9c/.iiox'  statt  9iiuq  6'  oder  OtJUs  y  herstellt.  Dies» 
scheint  dem  Rec.  noch  nicht  sicher  zu  sein:  an  unserer 
Stelle  wenigstens  wird  die  Lesart  der  Bücher  schon  durch 
das  folgende  i)  l  i.ii  g  ö,  iTii'i  uoi  Ti;v  \}  t  iit  v  (iL' ttqov- 
ßoj.cc,  vcriheiiligt.  Dagegen  wird  auch  Eur.  Phoen.  615. 
OL'    dCf^llOTOV    /llJT(jdi    ÜVO/IC'.CilV    V.UfJU     Und    Or.    97. 

001  b'  Ol)  3  3  ft  /  a  T  u  V  npug  cfiKuiv  oxclx^if  xdcfov 
nicht  ohne  AVahrscheinlichkeit  cniendirt.  —  Dagegen  ist 
die  Behandlung  von  Vs.  810.  unglücklich.  Alit  Recht 
zwar  \»ir(l  die  gewöhnliche  Erklarurg  dlf.iiv  TloohßcU.ti, 
justitiam  aljecisti,  calcasli,  violasti  veriiorfeu.  Allein 
nicht   besser   ist   Hrn.    AV.'s   Conjectur 

Difjig  d',  iiTCi  jioi  i>;i  cotv  ov  ■nQOi>ßa}.£C, 
was  übersetzt  wird:  tu  hajic  discordiam  provocasti.  Da- 
durch wird  die  ganze  Stelle  gesclnvacht,  und  die  Sache, 
um  die  es  sich  handelt,  veninnkelt.  Diess  ist  nämlich 
die  Frage,  ob  Hyllos  das  Recht  habe,  der  Mutter  zu 
fluchen.  Diese  beantwortet  er  damit,  dass  er  sagt  ^f|U/$ 
d  ,  cJiii  fioi  Ti)v  i^iiiiv  av  npoL'ßakcs ,  d.  h,  ,,fas  au- 
tem  est,  ut  diras  tibi  imprecer,  quoniam  tu  mihi  hoc  fat 
oijecisti,  i.  e.  quasi  ante  pedes  mihi  iltud  jus  projecisti, 
ut    iiieum    »it    illud    tollere    eoque    uti.  "       Es    sagt    also 


769 


■nooßätXdv  liipr  <lasiicllie,  nur  sf.irkcr  und  zornijor, 
nas  sonst  durch  71  (JUTt'Jii  C.t  auHgcilrütkt  wird,  z.  U.  Eur. 
Hipp.    WM. 

—  vi'X  Ol  UDi   ihii'ij, 
c'in'lfn    or   crcair'i   TOvde   71  iioi'<> i^/.C.i   i'nov, 
Mei\.  546." 

toaorrn   iilvroi  tcjv  lii(~>v  nnimti  riioi 
i-kit,  niii/j.av  yd^  (TL  notnVr/.L'.;  t  ayviv. 
Siippl.  444. 

iiiH  d'  (iyuiva  y.al  ov  tovö'  ;;ywj/ow, 
{ixor',  t'.jiikKav  ydo  ov  noot  ihj/.ac;  kayov. 
3Iif  lipiilrii  \oil)(ii  imiss  (las  iiirlit  srlti-ii  torkdiiiinriulo 
TX'jUTEiiClv  (Sojili.  I'liil.  tjijj.  Kur.  Hcrail.  LM.  Ud.  '.'S. 
Aiitlruiii.icli.  4Jö.  IUI.  1ÜÜ-.  i5arrli.  2oä.  Aiiilroiiicil. 
fr>ij{in.  XIII.)  vergllchoii  Hcnlon:  was  rroon^hvci  und 
TlDUtiüt.l.llV  in  \Valirlicit  bedonten:  .1 1' ui  a  ii  d  t- m  «tivas 
reiclien  ,  vorwerfen.,  so  dass  er  vs  aufnimmt  und  bciiutzl, 
das  lipdentrt  die.ses  nur  zum  Schein:  JrniandciM  cfiias 
hittliallen  und  ihn  d.ulurch  (Aiisihcn.  —-  Wenn  lilrij^cna 
Hr.  W .  zur  Ein|if<-lilung  seiner  C'onjpi(nr  norli  sa};(: 
iinineii  io/^  proprium  esse  vocnhutam  in  disrordia,  <juao 
inter  eoj;ciati>9  orialnr  ,  salis  notnin  psf ,  so  ist  diess  uu- 
gp^riindet.  J'^ni:,  teileutet  im  Allfjpiminpn  jeden  Slreil, 
und  "o  es  luu  Streit  zwiseheu  I  erwandlen  gesetzt  i>t, 
da  erhellt  dless  erst  aus  den  damit  verbundciieu  Werten 
und   dem  Zusainmenhange. 

P.  {j2  —  9:)  beschäftigt  sich  Ilr.  AV.  mit  dem  in  vic- 
Jer  Hinsieht  für  den  Kritiker  imd  Interpreten  so  sdnrie- 
rigcn  Chor(;esaiig  A's.  >i'l\.  —  Sii2.  Mi'  j;rosser  (irunil- 
lithkeit,  Ivlarheit  und  Unpartoilic  likeit  vi  erden  die  bis- 
herigen A'ersudic  bpurllipilt,  und  Hr.  W.  hat  das  bedeu- 
tende Verdienst,  vieles  UnbaUbart*  gilnzlith  beseitigt  zu 
haben.  Es  kann  nuht  der  Zweck  dieser  Bcui  llicihni^ 
gi'in,  Hrn.  \S .  in's  Einzeluc  zw  fuljjeu  :  Rcr.  «ird  sich 
daher  begiuigen  ■,  nur  das  von  Hrn.  AV.  Gefundene  und 
Aufgestellte  einer  zwar  kurzen,  aber  doch  möglichst  ge- 
nauen Kritik  zu  unierHOrfen.  Zun.'ichst  kann  es  nur  ge- 
billigt Herden,  iiinn  Hr.  W.  die  Worte  o  c  It.v.- 
y.sv  abiveichend  ton  den  bisherigen  Herausgebern  so  er- 
klart: quod  ornculian  edi.rit ,  füre  ut-  —  Ebenso  richtig 
fasst  er  die  Worts  TCt.iiv  unil  y.CLTUVOiC,il  als  ylclivd, 
CO  dass  beiden  dojöt/.i'.loi  unoioi  Subject  ist,  und  fii;;t 
die  trellendo  lienicrkung  hinzu:  „Consuetum  aiilem  jioelis 
esse  consifil,  ul  tcmpus  id  perjiccre  dicant,  quod  tcir.purc 
ßeri  dicendum  erat.  Diese  l'ersonification  der  Zeit  zu 
einem  th.'iligeii  Subject,  um  mich  .«o  nuszudnic  ken ,  ge- 
hört einer  ganzen  Classo  von  Redeivcisen  an.  die  licc. 
an   einem  andern  Orte  genauer   erürtcrn   nird. 

Hr.  W.  geht  nun  zu  V's.  S-'S  —  3').  i'ibcr,  die  rr  also 
«clireibt : 

7ZIIJ-  yao  av  n  ut}  '/.ziaociv 

(piü^  tie  71  Ol'  eil  71  o  li  c)  p  i~/j)/  kaxQFiav ; 
Gegen  die   geuölinliche   Lesart  der   liiicher,  die   auch    mit 
der   Antistrophe    nicht   liberciiistininit : 

.Tw^  yuQ  UV  ö  iti]  Kiioaviv 

ETI    71  Ot'    £t'    b  n  LtI  ov  O  V    '/'     l /Ol 

^avaiv  KaiQiiav , 
wird   eingewendet:    1)    dass    nirgends    Xii'doctv   in  der 
Bedeutung    leien    ohue    (ful;    und  ähnliche   Worte    gesagt 


770 

werde;  ?)  dasä  r-xi:i(jyov  ganz  unpassend  sei,  da  e« 
hier  nicht  ilarauf  ankoninie,  ob  Heraklps  eine  iesclitrer- 
liclie  odpr  leichte  Sklaiprei  h^ben  «prde,  da  er  ja  liber- 
li.iupt  grt;'  heiner  niphr  unterworfen  sein  werile;  endlich 
'X)  dass  nach  6  ui'  /.ClOOtoi  nicht  mich  \yuvvjv  gesetzt 
werden  koiiiite.  in  Bezug  auf  /.i:i  0  O  C  t  V  hat  Hr.  W. 
Recht,  dass  es  allerdings  in  den  L'eberresten  der  Tragi- 
ker nicht  aisolut  vorkommt.  (^Ali  oof/l  <f '■)  C,  steht 
dreimal:  Eur.  Ale.  Sl.  Plioen.  lö(,U.  Belleroph.fr.  VII^. 
Allein  daraus  zu  s(liliessen,  dass  l.iir,rmii  lon  dem  Le- 
benden nicht  absolut  gesagt  werden  könne,  und  nie  ge- 
sn^t  irnrden  sei,  ist  unstatthaft,  weil  ja  das  Wort  an 
sich  [ganz  verstflndlich  ist,  und  gar  keiner  Ellipse  von 
f^w,-  clv.  bedarf:  o  iii:  /.[loaior ,  der  nic/il  üe/iende , 
der  lilinde ,  d.  i.  der  Todfe.  D.izu  kommt,  dass  ähn- 
liche Verba  bei  ilen  Tra^jikern  sehr  h.'lufig,  ja  viel  han- 
tiger, iiLsulut  stehen,  als  mit  flem  Beisatze  (fr};,  etc.  So 
ilt.l.:iitv  Aesch.  Agam.  (i;^-!.  .Sopli.  Ai.  Ol)  J.  Oed.  Col. 
143S.  El.  lOM».  {ifj  in)  lit.iiidi).  Eurip.  Ale.  14:'. 
{■/.axUdvo!  ii  y.c.t  fi/.i.i Ol).  Jler.  oO\t.  Troad.  04!:). 
TU  t^Kl.li/v  -Ti/j  v.axlU'.i  civ.  Hcl.  Gü2.  iilLiovro. 
av')iH'.ia.  Ibid.  10JS.  Ipli.  Taiir.  70(i.  Aul.  llitT. 
Erechth.  fr.  XL  Phrix.  fr.  XIV.;  6nu.v.  Eur.  Ale.  404- 
riv  y  ov  y.kiuiouv  oi  i)'  o  n  dj  a  av.  Snppl.  59.  to 
yc).o  (fifiiüjv  Toii  uQvjniv  y.i/ouo:;.  ö  i  (jy.u  uui. 
.'Vcsch.  Eum.  312.  dkauiot  y.ai  deöooydatv  -jiDiiüv. 
id.  ib.  ,'i(iG.  ÖEny.oiilvüiai  y.ad  övooiiuur(Jt<;  öudj-i. 
Daneben  findet  sieh  i'i  k  i  U  C  C  V  (fVJZ.  Eur.  Hec.  (i.jCi. 
uno.v   (fi'Ji   id.   ür.  o/j. 

Wenn  daher  in  uasercr  Stelle  eine  Lücke  ist,  so 
kann  «Hess  bloss  wegen  des  mit  iler  .Antistropiie  nicht 
übereinstimmende:'.  Metrums  angenommen  »erden.  Ebenso 
wenig  begründet  ist  die  Einrede  des  lim.  AV.  -.^egen 
■:':ii:iüloi'.  Diess  Adjectimm  ist  von  dem  Diclitor  mit 
AVillen  gesetzt,  da  ja  das  Orakel  gesagt  hatte,  il.is  zwiilfte 
Jahr  werde  ilcm  Herakles  Hnho  von  seinen  .Irl/eilen 
bringen.  Endli(ii  ist  es  wunderbar,  wio  Hr.  AV.  an  der 
Verbindung  von  o  fUj  kctOüajr  und  Ifciciv  nnstossen 
konnte,  da  ja  beides  ganz  verschiedene  Begriffo  sind: 
,,wie  nuirlite  der  nicht  inehr  Sehende  noch  niüheiulle 
Knechtschaft  dulilen  ?tach  seinem  'lüde'''';  sondern  aber, 
gerade  wo  vo:)  Leben  und  Sterben  die  Rede  ist,  der- 
gleichen etwas  pleonaslische  A'erbiiidungen  nidits  .Seltenei 
bei  den  Tragike:u  sind  ,  wie  z.  li.  Aisch.  Agam.  C'6  j. 
y.id  Cujvia  y.ai  ■j).e7Toi'[U.  Sept.  Th.  .'^19.  n/.cjoic 
y.kiuvaa  dtiyuunovi  Dcvovtc.c.  Eur.  .Ale.  cJl.  Qv'xr 
cn  (fdj.;  ksiaoit.  Hippol.  ö'S.'.  uKuiuiuci  ocy.  t-i 
ovntc.    Hei.  .j4''  sij. 

—   (frn!  ö     i'v  (fall 

'looiv  lov  dn<it>  >.'  Jj-Tit  (fi'/yo.;  lioooäv, 
wozu  Hermann  mit  Recht  bemerkt:  ,,(inuui  diversa  .sinf 
cognatae  significafionis  locabnla,  lacile  patiar,  in  lue« 
viventem  lumcn  cernere  diei."  L'ebrigcns  enthalt  die 
C'onjectur  des  Hrn.  W.  zieuilith  denselben  Sinn,  der  ibiu 
in   der    A'nigata   anfl'alll. 

Hr.  W.  gdit  nun  p.  09  zur  Antistropiie  über.  Ilin 
w'rd  Vs.  .'■> '4-  CriJcCr.E  statt  i.iCy.C  mit  Lobeck,  und 
Vs.  8  5).  nach  einer  neuen  Conjectui'  von  Hermann  aliiu 
geschrieben  : 

Tldji  6ö    dv  iiL  rpäog  tri(tov  y  zcviv  ti^in, 


771 


m 


htiAe»  (.iLufall«  rirlitiff.  Im  Folgenilen  neigt  iodann  Hr. 
>\ .  Uli«  grlil.iif<-iiil''"  <>'riiii'l<'''  narli,  «las«  <f  ao  fi  ax  I  iin- 
•laltliaft  s*i.  l-r  >oriiinllict  dafür  ixifttlTI,  »a«  allor- 
iliiies  «flir  •'<■•  f"""  *'<■''  ''3*1  Ifsomlers  aiuli  dessliall), 
Meli  niior  ilcr  Ji«  liiiliasicii  r(fuofiaTl  hat,  was  leirlil 
eine  Krklaruiif  vuii  läiiu  in  seiiirr  ziKMt'Mi  HciU-ndins 
•rill  koiiiid-.  Allein  f^aiiz  tiiizHeifcllinfl  !,■.(  <lie  ("oiijectur 
ilufli  iiiilit,  <la  Jiniiliiilvli's  auch  amlore  Siibstanlivc  »er- 
waiulter  Uc<leu)uiit(  spIzimi  koiiiitr  ,  »tie  z.  13.  0  /l  (tfiax  l 
Oller  i^ä  fuii:  r  l. 

Hr.  \\.  Kellt  smlaiiii  zu  «Ich  letzten,  allerdings  sehr 
»rliMierijjeii,  Wdrleii  über.  Er  «iderlegt  znniichst  Hcr- 
nianii's  ^'erniutliiiug  nml  Erkl.'lrung,  der  jSiOOOl  tl 
jno  (,'•■»"'•  stricli,  lim!  die  Stolle  loii  (lein  Seelenschnier/o 
<les  lleiakles  lilu-r  seine  llelierlistiing  durch  den  Nessos 
«rklarte,  Hierin  wird  Jeder  mit  Hrn.  W.  eimerstanden 
•ein.  Er  seilst  lerhessert,  auf  seine  Constituiruiig  der 
Strophe  tJ«"«'"'''- 

TrQoaiSTaxvii 

idf-iaci,  itef.uy/alra  t' 

daiii'/d  viv  o.iy.iCti 

dr.ouq  (Jkoqiiöic  ycirg'  iniLlouvxa. 

Hier    soll    f'/f.oqtßa    durch     die    liieideii     iu    den    Büchern 
alcheiiden    Adjertiia    glossirt    nord«n    sein.       Allein    gehen 
«ir    auch    die  Müglic/ilccit    davon    hei  qoLia  zu,  so   müssen 
»ir   andererseits    es    für    unmöglich   halten,     dass    ein   Er- 
klärer  o/.o(f(öa    durch    das   reinpoetische   öo}uiiL:!}a   er- 
klärte,   «as   noch    daüu    eine    ganz   andere    Bedeutung    hat. 
Ebenso   sieht   n.an    nicht    ein,     warum    Hr.    W.    liehcr    aus 
i}'   ihro    mit  Hrn.    Dindorf  droog   machte,   als    das   hand- 
»rhriflliche    ISioauV    heilehielt.      Ebenso    wenig   kann    die 
Erklärung   gebilligt    werden.     Hr.    W.    übersetzt:    „cui  ve- 
hemetitissimiiS    hijdrae    lale.v     adhaerenl    sinmlque    nigris 
cojiiis  hirsuli   Cenlauii  dnlusi  slimuli   fvrvenies  cruciatus 
cieanl.      Die    letzten    Worte   sollen    nun    bedeuten    das   rer- 
iierbli(he    Slittel    drs    Nrssos,    dessen    sich    Deiaueira    be- 
dient    habe.        Da    abi-r     iliess     aus     zwei     Stücken,     dem 
Schlangengift    und    dem    lilule   des  Nessos    bestanden   habe, 
Toii    welchen    Ingreilienzieii    jedoch     nur    das    Gift   tödtlich 
gewesen    sei,    »o    habe    iler   Dichter    zuerst   dieses    als   die 
Uauptiache    besonders,    und    dann   das    ganze    Dliltel    über- 
haupt   erM.'lhut.        Diese     Annahme    ist     unstatthaft     wegen 
des     Adierbiumt     änutya,     welches     (keineswegs    bloss 
simul)   bedeutet,    dass  die   y.h  rf)a    mit   dem  Schlangen- 
gif'U'  gemischt  sind.       Daraus   folgt,    dass    mit   dem   letzten 
<Jllede    iiif.ay/o.ira   f^tc.    nur    das    ßliit   des    Messos,   nicht 
das     gaiiic     Mille!     ginieinl    sei.       Da    nun    aber   das   Blut 
keineswegs  an    »ich   virilei  blich    oder    giftig,    sondern    nur 
nach    der     Absichl     des    Nessos    das    Vehikel    ist,    um    dem 
Herakles    lins  Gift    gehörig     zu    appliciren,    so     inuss    die 
jaiue    Stelle    etwas   anders   pcfasst    werden.       Dem    Ötivo- 
i//.i(!j    il'liv   i'doac   etc.    ist   nämlich  keineswegs   mit  etwas 
ler.'iiiderter  Construction  /lifMy/aÜa  —  hitQsoaVTU  cnt- 
Seti'iigesetzt ,    «  ie    man    bislinr   gemeint  hat,  sondern  diese 
Worte    enthalli  II    nur   eine   Exjilication  jener    obigen,    und 
der    Adrersalivgalz   zu    d,  nu  !ac(:}   iiirrtc.    ist  weggeblie- 
ben, da   sich    der  Chor    durch    den  Gedanken   an  die  Deia- 
ueira   v'ji     <'(<^      1/.     llUiiL'it.    etc.     iiiiterbncht.       Als    dieser 
Adversatltsalz    aber    ist    nichts  AiidiTes    hinzuzudenken,    ols 
Mas.    fri'i'ith   in    veränderter   Gestalt,   der   Chor   mit  d   d 


foxouiva  Itotga  Hc.  andeutet,  dass  nämlich  neben 
jeueoi  rcrderblicheu  Gift«  der  ZHeiie  Grund,  den  Tod 
lies  Herakles  noch  am  heiilij^en  Tage  zu  lermuthen,  in 
dem  Eintritt  des  nach  allem  Gölterspruch  für  Heraklet 
verhängnissvollen  Zeitpuncles  liege.  Wäre  die  Vergiftung 
zu  einer  anderen  Zeit  eingetreten,  so  uürde  noch  HofF- 
nnng  da  sein,  dass  Herakles  gerettet  tvürde;  da  aber 
Beides  zusninmentrifl't ,  so  ist  er  verloren.  Ucbrigen* 
schreibt    llcc.    nur   mit   Tilgung   des   9: 

JSsaoov    iitocpövia    öul.ö^tvd^a  ztM^'  iniCt- 

ouira. 

In  der  Strophe  ist,  nie  schon  angedeutet,  eine  Lücke« 
ilie   leicht  so  auszufüllen    wäre: 

(ftyyo^   in  nox'  Ic'  imiiovuv  y'    h/ot  Oavwp 

kaxQeiav. 
Uebriirens  könnte  auch  in  der  Strophe  mit  Hrn.  W.  (pvji; 
und  dann  in  der  Antistrophc,  die  an  sich  ebenso  richtige 
Form  VTCuCfOva  geschrieben  worden.  inocpovio. 
nimmt  Kec.  in  der  Bedeutung:  lieimlich  mojdend,  die 
zwar  durch  eine  andere  Stelle  nicht  constatirt,  allein  der 
Analogie  und  der  Zusammensetzung  gemäss  ist.  Uehrigeng 
ist  jener  Erklärungssatz:  ttnd  mit  dem  Gijle  vermischt, 
quält  ihn  das  Blut  des  Nessos  keineswegs  überflüssig:  es 
wird  aiisgeilrückt ,  dass  nur  durch  das  'iMedium  jenes 
Blutes,  in  welches  jene  höchst  geringe  Quantität  Gifl 
sich  aufgelöst  hat,  dieses  Gift  auf  eine  so  schmerzhafte 
Weise  mit  dem  ganzen  Körper  des  Herakles  in  Berüh- 
rung gebracht  werden  konnte.  Ich  erwähne  noch,  da 
Hr.  W.  dies»  weder  in  seiner  Einleitung  cap.  IV,  ^.  5? 
noch  sonst  irgenduo  erklärt  hat,  dass  Messos  ganz  über- 
einstimineiid  mit  d'Jin  allgemeinen  Aberglauben  aller  Zei- 
ten sein  Blut  der  Deianeira  als  Philtroii  empfiehlt.  Denn 
da  ihn  der  Tod  ereilt,  in  dem  Augenblicke,  wo  er  in 
Leidenschaft  zu  ihr  entbrennt,  und  eben  weil  er  die- 
ser Leidenschaft  nachgibt  ,  so  muss  natürlich  das  ans 
seiner  Todeswuiide  strömende  Blut  in  einem  Anderen 
dieselbe  Leidenschaft  erwecken.  Dieser  Sinn  liegt  auch 
in  dem  Zusätze  bei  .ipollodor  (II,  7,  ()■)  "nd  Diodof 
(IV,  36.),  auf  welchen  auch  Sophokles  v.  580.  TVQWjßli- 
t.uvo'  öou  Luir  y.ciioi  tlne  anspielt,  wie  Hr.  \\ .  mit 
Recht  in  der  Anmerkung  zu  dieser  Stelle  gegen  die  bis- 
lierigen  Herausgeber  annimmt.  Natürlich  aber  konnte 
der  Dichter  eine  so  schmutzige  Sache  vou  der  Deiaueira 
nicht  aussprechen  lassen.  Sollte  endlich  Jemand  die  Wort* 
iuülf'UVlc.  öoKöitvda  v.iviQa  fon  den  mörderischen  hin- 
terlistigen Lehren  lies  Ä'essos  an  die  Deianeira  verstelieii. 
so   steht   dieser   Erklärung   eben    u.jifiiyc.    entgegen. 

In  der  Behandlung  der  zweiten  Strophe,  welche  p.  l■^ 
beginnt,  wird  man  grösslentheils  mit  Hrn.  \\ .  eimer- 
standen sein  müssen.  Hier  bezieht  Hr.  \\ .  nach  Besei- 
tigung iler  Herinaiinisi  hen  Erklärung  zunächst  uj  V  auf 
das  unmittelbar  ^'nrhergehendc  ,  also  auf  die  Qual  und 
den  bevorsteheiuliMi  Untergang  des  Herakles,  und  schreilit 
dann  mit  Blusgraie  d.uyvoQ,  so  dass  der  Sinn  ist:  quu- 
rum  illa  secuta,  i.  e.  nihil  horum,  quae  acciderunt  Her- 
culi,  füre   suspicans. 

Im  Folgenden  weist  Hr.  W.  nach,  dass  die  gewöhn- 
liche Erklärung  lon  71  o  u  0  l  jJ  c.fC,  non  intellcxit  sich 
nicht  begründen  ISsst;  er  selbst  vermuthet  sehr  glücklich 
.xö.   ulv   Ol    -JUtO  a ihctjjl .   was   von   dem  Unheil   verstau» 


773 


774 


den  wird ,  das  «lor  Dciuneira  durch  ihre  Nebenbuhlerin 
drohe.  Diess  habe  Deianeira  insofern  nicht  angenommen, 
als  sie  es  nirlit  liabe  über  sirli  gewinnen  kiiiiiien,  die 
lule  ni'bi'ii  sieh  zu  duli.'oii.  Uajcegcn  ist  die  tj^rkläniiig 
des  Worfrs  Ol'i'('tJ.(i.y<'.i  sehr  gczii  Ungen  ,  »iclrbps  Hr. 
M'.  ron  dem  Zaubertniltel  versteht,  insofern  es  Aessos 
nach  \».  ÖT)  sij.  der  üeianeira  dafür  gp-jrbi'n  habe, 
»eil  sie  die  letzte  gewesen  sei,  die  er  über  den  Strom 
);i-se<zt.  Viel  einfacher  versteht  man  u}.(9()iaiat  oina/.- 
Liiyaii  von  dem  Zwiesprache  zwischen  Nessos  und  Deia- 
neira, iler  so  rerilerblirhc  Folgen  hatte.  Noch  schreibt 
Ilr.    W.    wegen    des    flletrums    Vs.    84,'). 

yni'if.iai  iioi.övx'  ol'Xiuco/  avvafXayaii;, 
eine  Form,  die  er  auch  im  Aiax  403-  oht.tuv  a/yJCei 
hf-rstellt.  Aus  demselben  Grunde  wird  mit  Erfurdt  Vs.84(). 
0  r  S  V  e /  filr  unrichtig  erklart.  Auch  in  der  Antistrophe 
hat  llr.  VV.  grössteniheils  Recht.  Machilem  er  mit  Recht 
die  Annahme  HiTniaiin's,  dass  cryayJ.ffTOl'  mit  TTO.i^og 
zu  verbinden  sei,  widerlegt,  und  sodann  den  Accusativ 
I/^ay.kea  als  einzig  richtig  anerkannt  hat,  der  aber  frei- 
lich so  gut,  wie  der  Genitiv  'H(}(i.y.klOVi  fegen  ilas 
.Metrum  »erstösst,  stellt  er  selbst  mit  grosser  Wahrsehein-' 
liclikeit   her: 

oimoj  Zi]vo'i  y.ÜQov 
dyay.}.endv  h-x ifioXsv  .-tc'.&o^  — 
VVenn  aber   Hr.    VV.    sodann    nach    einer   Conjeclur    seines 
Collegen,    des   Hrn.    Prof.    Lorenz,     at'xloC-/    (abhängig 
von   inc'ilo}c)   stall    otynaai   schreibt,   so  kann  diess  nicht 
gebilligt    werden.      Denn    abgespheu    davon  ,    dass  jener  In- 
finitiv  hier    nicht   einmal    recht   passt,    so    ist    o/'y.Tloul, 
was   von   Otov   niluingig   ist,   tadellos  und  besonders  auch 
desshalb    passend,    da   der   Chor    gesagt   hat:     ,,Mu7i   muss 
Keinen  über  das  Unglück  des  Herakles-^' 
P.   9ö   spricht   Hr.    \V.   über    Vs.   SliO. 

■/vm£i  ■jrooi  ',7'«?  youia  aijfialvoroä  ti- 
Hr.   W.    nitnmt    an    dij^ni   Anstoss ,     da   dieses    >Vort   nur 
dann     von     Personen     gesagt     werde,     wenn      der     Genitiv 
dl!r   Sache,   deren   sie    iingewohut   sind,    dabeistehe.      Das 
ist   aber    natürlich    nicht   niithl^,    wo    es    sich    von    si'lbst 
rersteht,     wie    hier,    wo   jene    nähere    liestimniung    in    dem 
liinzugefiiglen    /tvif;     liegt.        Die    Auinie    ist    nicht   ge- 
wohnt,   «las    Hans    zu    verlassen.       ICbenso    steht    das   .Snb- 
•taiiti»    rj.iyjii'.    absolut   bei    Kur.    fiel.    4jr. 
—    ütuv  S'   dll'{> 
^outTj  y.ayoK  iiipij'f/f;,  .«A;  ünOiav 
niziTii  Y.c'.y.ic}  zov  rnikat  i)inöfdiiovo;. 
Hr.    W.   schlagt  (i  r  ö  )j  ^   vor,   was   bezeichnen    soll:     kor- 
ridum  vel  tetricum  habitum,    rjunlis    trislium    vet   lugen- 
lium  solet  esse.      Das   heisst   (i.i^di'ji  nicht,     was   entweder 
unangenehm,    beschwerlich ,    lustig  oder  verdrüsslich  be- 
ileutet.      J£s    ist    zu    verwundern,   dass    Hr.    \V.    dem    Adjec- 
tivuui    oine    solche     Uedeutung    unterlegt  ,     da    er    selbst 
p.    11    8(j.    mit   Recht   behauptet   hat,     dass    ij  d  t  -^    nio   lue- 
tut    bedeute.       Rec.     fügt    noch    folgende    Stellen     hinzu: 
Eur.  Hipp.   '291.    xo.l    Ol)    0-'    t'jötojp    yciuC,    ocuyvijv 
uuiQvv  ki'Oaaa   y.ae   yvajinjs   öäov,    JPhoen.   771.    aoi 
UEV  yuQ  i'jdvq  i^  \6yovq  äcpl^srai. 


P.  07—1(0  bebandelt  Hr.  VV.  die  Verse  871—89"). 
So  sehr  niao ,  wie  immer,  den  Scharfsinn  desselben  an- 
erkennen mnss,  mit  dem  er  vorhandene  Schwierigkeiten 
enthüllt  und  .lufgc/.cigl  li  it ,  so  wird  man  doch  iVIanches, 
>vas  Hr.  VV.  <lafiir  ausgibt,  nicht  fiir  Schwierigkeit  hal- 
ten, nnd  auch  in  der  Lösung  der  wirklich  vorhandenen 
nicht  immer  mit  ihm  einverstanden  sein.  Zuuclrhst  be- 
handelt er  die  Worte  des  Chors  87^.  rd/cf.lv'  vKt!}ota, 
und  meint,  es  mti.'tse  falsch  sein,  da  die  Amme  blosi 
wegen  ihrer  Trauerbots«  haft  nicht  also  habe  genannt  wer- 
den können.  Letzteres  ist  richtig,  ersleres  nicht.  I>enii 
der  Chor  meint  gar  nicht  die  Amme,  sondern  die  Deia- 
neira, und  es  ist  daher  nach  Jenen  Worten,  als  nach 
einem  Ausrufe,  etwas  inne  zu  halten.  Dann  erst  fährt 
der  Chor  fort,  xivi  XQom;!  dt'.viiv  0(fe  ffrji;  wofür 
eigentlich  TiVl  roiiTlu)  t^ti.vE  gesagt  werden  musste. 
Vergl.  .Soph.  Oed.  R.  K"lli.  c't  t^rotc'J  uira.  •  m/Ui,  vi'voii 
71  ui'   Ultiui;   die    Bemerkung,    Sophokles    habe    immer  im 

Trimeter  6f.£9oiog  gesagt,  beilarf  keiner  Widerlegung. 
Hr.  W.  geht  sodann  zum  folgenden  Verse  über  Oj^cr- 
XtulraTU  TTodq  yc  ngü^iv,  gegen  dessen  Richtigkeit  er 
zuerst  mit  Recht  den  Anapäst  im  zweiten  Fusse  geltend 
macht,  was  auch  nermann  schon  gethan  hat.  Das  Uebrige, 
was  Hr.  W.  vorbringt,  erledigt  sich  zum  Tlieil  lon  selbst, 
nämlich  O'/^erXlOi,  sei  sonst  <on  Sophokles  nicht  in  der 
ersten  Svibe  corripirt  worden,  und  die  .Stellung  der  Par- 
tikel yi,  gegen  die  überhaupt  Hr.  W.  eine  gewisse  An- 
tipathie zu  haben  scheint,  sei  alienissima.  Endlich  soll 
■TTodi/g  ganz  unerträglich  sein,  i)  weil  die  Amme,  da 
sie  dem  Chore  noch  nicht  gesagt  habe,  Deianeira  habe 
sich  selbst  umgebracht,  unmöglich  antworten  könne,  ihre 
That  sei  schrecklich.  2)  Weil  der  Chor  noth wendig 
OX^t'/  luj  cara  ■Jtuw;  ys  rcodiziv  von  ilem  Sellslniorde 
der  Deianeira  hätte  verstehen  müssen  ,  daher  nicht  mehr 
fragen  könnte:  l/jil,  r(p  lOiüoi.  3)  Weil  es  eine  un- 
erträgliche Tautologie  st'i,  denn  iler  Sinn  würde  sein: 
horrendam  mortem  obiit,  quod  mortem  atlinet.  Alle  diese 
Paralogismen  fallen  zusammen,  sobald  man  die  Stelle  un- 
befangen betrachtet.  Die  Amme  antwortet  auf  die  Frage 
des  Chors,  wie  Deianeira  umgekommen  sei:  schrecklich 
in  Bezug  auf  die  That,  d.  h.  iu  ßezug  auf  die  Aus- 
führung des  Moriles.  Damit  deutet  sie  allerdings  ilen 
Selbstmord  der  Deianeira  an,  aber  so  allgemein,  das<  es 
der  Chor  nothwendig  nur  überhaupt  von  einem  getcall- 
samen  Tode  der  Deianeira  verstehen  kann,  und  daher 
natürlich  fragen  niuss:  Cl'li.  Tifi  uuoi;>  elc.  .Auf  einen 
Selbstmord  der  Deianeira  konnte  jene  jllgemeinen  Worte 
der  Chor  um  so  weniger  mit  Sicherheit  beziehen,  als  es 
ebenso  nahe  lag,  sie  von  der  Ermordung  der  Deianeira 
durch  den  Ifyllus  zu  verstehen,  der  so  eben  in  der  furcht- 
barsten .Aufregung  ilas  Unglück  des  Herakles  erzählt  unil 
seine  iVlutter  lerwünscht  hat.  Hiernach  wird  man  also 
Hrn.  VV.  nicht  beistimmen  können,  wenn  er  annimmt, 
statt   TTuij^   "■'£    7t(/d^l-    habe    ein    anderes  Wort    gestanden, 

das    cognitio    bedeutete,     und     der   Sinn    v len    Worten 

der  Ammo  sei  gewesen:  iia  jjeriit ,  iit  horrendum  f'uerit 
et  iis,  qui  viderint,  et  iis,  qui  audianl.  Scib.st  angenom- 
men, statt  .7  (<'/',•  ya  '.itßdtiv  habe  etwas  .Anilercs  gestan- 
den,   so   kann   doch    Nichts   gefunden     »erden,    •>  as   jene» 


/  /  J 


770 


S.nn  liiKtli  rirr  Syllxn  auä/.ixlrii.keii  im  Slaii.I«  n<.  Es 
ijt  lUl.er  »i-ilor  >i.l.ts  vrrilorlcn,  als  iler  AiifaiiiT  des 
TriiiirriTS,  ilor  alii-r  freiliili  auf  solir  K-rscliiiMliiio  Weise 
i-iiicir.lirt    »pr.leii    taiiii.      üiMiii   aiissrr   ilcii  II<Tiiiaiiri'sf licu 

V.-isurhcn  {a x  t  rki  ujT ar'  i i\  ye  nod^iv  uml  ax^^- 
tlitj)  I  a  :iuöi  ys  710.)  l>ifM  si«-''  au.h  oxiilKoracr) 
loui  7l().  otiiT  a/cr)jM  l  dl  t;)  rroata'  //i.'l'  mid  An- 
ileVc'S  dar.  *)  Das  Uiiualirscliriiili«  liste  diiiflo  au(  li  hier 
Hrn.  >V.'s  ukaora  sein,  «as  durch  jenes  glossirt  Hor- 
den sein  soll.  Allein  dann  li;i((e  man  ö/trAm,  iiitlit 
OXiltnütaia    danilier^resclirielien. 

Ilr.  \V.  .«prifhl  snilann  iit>er  Vs.  ,S«(I.  f/;T<  ,  ciß  fiooi/), 
•t'iat,  i:il.TüiX"-  "''■'■  s""''"  <''"  Ix-iden  letzten  Worte 
Uliflelit  sein,  einmal  iteKen  ;(^r(;,-/f^  was  sonst  nicht 
mit  uooi')  verlunden  vorkomme,  iiiiil  Lei  dem  auch  an 
dieser  Stelle  das  Präsens  liisloricum  anffalle;  sudann  «eil 
beide  AVorte  (janz  nnnütz  seien,  endlieli  ,  «teil  diesem 
Docliinius  sonst  ^iell(s  in  dem  ganzen  Gesjjrarlic  ent- 
«nreilie.  Allein  obiiolil  vor  iler  Hand  sich  i;i<VT(JiX'^'- 
in  "l^ielier  \'erbindunjj  nicht  naeliueisen  lässt,  so  bewei- 
sen   doch    die    bekannten    Verbinilungen ,     wie    Ti/iöc    ai/l- 


ib.  l49ö.  eic.  ancli  fnr  jenes.  Denn  warum  soll  man 
nicht  ebenso  gut  sagen  lionnen:  ,,niit  welchem  Todeslooso 
raunte  sie  zusammen?''  Wesshalb  Ilr.  AV.  hier  am  Praes. 
histor.  anstösst,  hat  er  nicht  gesagt.  Recens.  setzt 
daher  nur  ein  paar  ähnliche  Beispiele  von  dessen  Ge- 
brauch in  Fragen  her:  Eur.  IJacch.  1033.  Hcc.  683. 
Tiri  f'.üoij)  iivijay.ei;  llel.  91.  rlg  de  a  iy.ßdkket^ 
nuToul':  ibid.  1240.  nöatv  ö'  a9aTTrov  ihm  cv  i) 
■/.ovnT£i  X^ot^'j  Or.  1411.  ov  ö'  ijoda  ■koZ  tut 
r-nalai  (fevyeji  (föfiip;  Für  uns  sehr  auffällig  ist 
Herc.  für.  'J.j'i.  M  yi'ji  küxnuUt  lUvg'jQij^  arnciQCl 
TTOTi.  Dass  die  Worte  unnütz  seien  (was  übrigens  au 
»ich  gar  jN'icIits  beweist),  liütte  Ilr.  AV.  nicht  gescliriebcn, 
wenn  er  in  dem  Augenblicke  daran  geilaclit  hatte,  dass 
hier  nicht  der  ganze  Chor  oder  der  Cliorfiihrer,  sondern 
abwechselnd  alle  Personen  des  Chors  sprechen,  wie  Her- 
mann zuerst  wahrgenommen  und  Ilr.  W.  selbst  einge- 
räumt hat.  Was  endlich  die  Responsion  anlangt,  so  kann 
diese  in  deui  ganzen  Gespräche  nicht  vullsl/inJig,  sondern 
nur  theilweisc  sein,  da  die  Gemiitlisbew  egung  des  Chors 
und  der  .Amme  für  jene  zu  stark  ist.  Und  das  letztere 
nur  hat  Hermann,  auf  den  Hr.  W,  sich  beruft,  ange- 
Duniuien:  ,,(scenam),  quae  quuduin  antistrophira  propor- 
lione  descripta  est."  Endlich  «erden  wir  gleich  sehen, 
dass  alleidiDgs  der  Chor  wohl  noch  mehr  Dochmien  ge- 
fprochen   hat. 

lu  den  folgenden  Worten  ai'CljV  SlljTarajai.  »tiisst 
Hr.  W.  mit  Recht  an  der  Stellung  des  Pronomens  au. 
Dagegen  halte  er  das  Verbum  nicht  anzweifeln  sollen, 
welcheti,  allerdings  mit  besonderem  Nachdruck,  die  Amme 
spricht,  um  das  Gewaltsame  und  Furchfbare  jenes  Selbst- 
uiuides    zu    bezeichnen.       Das    Compositum     wird     durch 

■;  So  vermiitUet  n^ein   Coie»«  ,    Hc    Conr.   Wajusr,  it^itA«»- 


didfki'fit  und  Aehnliche»  gerechtfertigt:  i^ai'ix  6  in 
eteht   bei   Aesch.   Prom.   tl71.      Hr.    W.   schreibt; 

ui )]  viv  ij'i'OTvjin. 
Diess  entfernt  sich  unnölhig  zu  weit  con  der  Lesart  der 
liiicher,  und  schwerlich  hafte  «lie  Amme  durch  urv  den 
Selbstmord  ausgedrückt.  Iteides  wird  einander  vielmehr 
entgegengesetzt  Eur.  Hippol.  V/S.  7luittjuv  i>:t'  wviji^ 
v;  .''«I  i/V  ■nlloMiUil^.  Es  ist  wohl  nur  zu  verbessern: 
ai'rr;  (i/riarwoe.  *)  Was  Hr.  W.  gegen  eine  solche 
Erwähnung  des  .Selbstmordes  noch  einwendet,  erledigt 
sich,    sobald    wir   die   folgenilen    Worte    betrachten. 

Dass  diese  nicht  so,  wie  sie  in  den  Düchern  stehen 
oder  bisher  cunstituirt  worden  sind,  von  Sophokles  ge- 
schrieben «erden  konnten,  hat  Hr.  W.  gut  nachgewiesen. 
Er  selbst  halt  die  .Stelle  für  so  verdorben,  dass  er  gar 
Nichts  wagt,  meint  aber,  dass  die  ganz  verderbten  Worto 
Tc'.rö  uixiiuv  iJcf.eoQ  xaxut!  i:iiriiLc  von  der 
Amme  gesprochen  «orden  seien,  und  vermulhrt,  dass  in 
ihnen  vielleicht  gesagt  gewesen  sei,  die  gefangene  lüle 
sei  die  Ursache    von    Deianeira's   Untergang    gewesen. 

Eine  solche  Aeussening  der  Amme  v.  liide  aber  den 
Zusammenhang  unterbrechen.  Abgesehen  von  dieser  Ver- 
niiilhiing,  die  sich  ,-»nf  Nichts  in  jenen  Worten  slülzt,  so 
halt  Ilec.  die  Stelle  gar  nicht  für  so  ganz  verzweifelt. 
Denn,  wenn  sich,  namentlich  bei  der  l'ugew  isslieit  der 
Meira ,  auch  nicht  mit  Siiherheit  nachweisen  lasst,  u>i» 
Sophokles  geschrieben  hat,  so  scheint  es  doch  unschwer, 
zu  errathen,  was  er  ungefähr  gesagt  hat.  Uetiachtet 
man  nämlich  die  Worte,  wie  sie  in  den  Handschriften 
dem    Chore  allein   zugeschrieben    werden: 

ri's  9vtAdq,  i)  Tivaq  vüaoi 

rdvb'  a/'xiidv  ßekeuQ  y.c./.oü 

^uriiki ;  nuii  iunaaxo 

TiQijq,  Saidroj  därarov 

äviauaa  ^lüva; 

mit  einiger  Aufmerksamkeit,  so  ergibt  sich  leicht,  dass 
hier  drei  Personen  des  Chors  auf  verschiedene  Weise 
Dach  der  Todesart  der  Deianeira  sich  erkundigen.  Nur 
die  mittelste  ilieser  Fragen  idvö'  —  ^vt  eikt  hat  Schwie- 
rigkeit. Diese  Worte,  in  denen  doch  jedenfalls  ilie  An- 
deutung ilrs  Schwerdttodes  liegt,  der  Auime  beizulegen, 
geht  desshalb  nicht  an,  da  sie  dann  nicht  sagen  könnte: 
OToi'ocucoi;  iv  lOfiu  nidctQüi.  Geben  »ir  nun  diese 
Worte  als  Frage  dem  Chor,  erinnern  wir  uns,  dass  di« 
Heroinen  ge»ohnlich  nicht  durch  das  Schwerdt,  sondern 
durch  den  Strang  sich  den  Tod  geben  (z.  B.  iokasle  , 
Phadra,  Eurydike,  vcrgl.  Aesch.  Suppl.  151.  400-  7ti<J. 
Agam.  .'549.  Eur.  Hei.  204.),  erwageu  wir  ferner,  dasj 
wo  von  einem  beabsichtigten  Selbstmorde  tlie  Rede  ist, 
regelmässig  beide  Todesarten  ncken  einander  erwähnt 
werden  ,  —  ».  Eur.  Plioen.  'v>2  sill-i  Ale.  2.'8  «qq..  Ion 
1U7J  sijq..  Androm.  7Ü0  sq'l-,  Troad.  1U22  si].,  Hei.  303  «qi-, 

1  Hr.  Conr.  Wagner  erinnert  mich,  dass  cti/rjjv  (yijj^uiius» 
vielliiclit  heibeh.illen  werden  könne  als  gleichbedeutend 
mit  cüiij  uvitiv  Sirtaimoc,  wie  n.TCh  dem  zuerst  von  Hrn. 
HcfTr.i.inn  in  Jahn's  Jahrb.  j.  Fhil.  u.  Päd.  Cd  Vll  H.  1. 
p.  3t  sq  irlauteilen  S|iiacliscbraochc  ipic  me  im  Latei- 
nischen zuweilen  gleiclibedeiitend  mit  ipse  me  iptutn , 
i.   ß,   Virg,    Aei:.   ViK,    144.   Cic.  ep.  Famil.   IV,  ». 


77H 


Or.  y{ö,  Ul2(i  S(j.  Ereililh.  fr.  XX,  '>n ,  so  ilass  bei 
Eiir.  Hei.  jlKi—  1().  Helena  eine  fürnilirhc  Cunsultatinii 
anstellt,  ivplrlK»  von  beiden  nobler  sei,  so  werden  »vir 
nicht  zivcifeln,  dass  jene  Cliorperson  fragte:  ,Jiat  der 
Strang,  oder  die  Schürfe  einer  verderblichen  Waffe  sie 
hinipeggernff't^^''  Es  ist  also  eine  Lücke  vor  raiöc  anznneli- 
meu,  ilic  man  rielleiclit  nicht  nnivalirscheinlich  so  alis- 
fülh : 

d'/j(6va  I.   tÜiö    (i.i^ii.a  ßsksoi  y.ayoü 

Die  Worte  der  rorliergelienden  Person  Ti^  ^VHUi  l<  Cl'ti 
ruaoi ,  no  Hr.  W.  mit  Andern  uejjen  des  Blctrunis  die 
beiden  Pronomina  gestrichen  hat,  hat  er  librigers  ganz 
missverst.inden.  Er  erklärt  sie:  ^^utrtim  violenta  viorte 
an  morbn  aisumptn  est  ^''^  Denn  «eder  kann  itt/tu^  einen 
geicaltsitmen  Tod  bezeichnen  ,  noch  der  Chor  daran  den- 
ken, Deianeira,  die  eben  gcs-iinil  in's  Hans  gegangen  ist, 
«ci  an  einer  Krankheit  gestorben.  Den  Sil^lagfluss,  der 
überhanpt  nnjioelisch  ist,  kennt  ja  die  Tragödie  nicht. 
Der  Sinn  ist  vielmehr:  „welche  Leidenschaft,  oder  tvelcher 
Jf'ahnninn  hui  sie  ergriffen  i^^  &vjlo<;  ist  bekanntlich 
jede  heftige  Geniiilhsbeii  egung ,  VJOOl  be/.eirhnet  Vor- 
zugs» eise  Wahnsinn,  den  einer  Gottheil  Zorn  «gesendet, 
den   iVJenscheii   zu   frevler  ,    ungeheuerer  That  zu    treiben. 

Auch  die  folgenden  Worte  Tiiiiq  —  iioi,a  hält  Hr.  W. 
für  yerilorben  ,  theils  wegen  des  Metrums,  theils  wegen 
f'.uva,  was  keinen  Sinn  gebe.  Allein  es  kann  allerdings 
erkl.'iit  werden:  ,,wio  lolUirachte  sie  es,  allein,  d.  h. 
ohne  Zuthun  eines  Andern,  zum  Tode  (des  Herakles) 
(ihren  eigenen)  Tod  hinzufügend.  "  üiicli  scheint  es 
wahrscheinlicher,  nach  SüvCiTuu  zu  iiiter|)ungiren  und 
die    Woite  duvoaoa  ftuiiC  der   Auiuic   zu   geben. 

Vs.  .^SS.  schreibt  Hr.  W.  so: 
inttSsg,  vi  /ttcraic,  ti-vös  ti)i  i'ßoiv. 
Die  folgenden  Worte  ri'<;  v;i-,-  7t uj:;;  Cpi(>'  tfiie;  bat  Hr. 
W.  aus  Ai.  ilUö.  richtig  so  verstanden,  dass  der  Chor 
iiach  demjenigen  frage,  welcher  der  Deianeira  nach  ihrem 
Willen  den  Tod  gegeben  Labe.  Wenn  er  aber  dcsshalb 
•chreibt; 

r/j   i':i  i  r;  ifLi    rtji/:, 
«o   ist   das   unnütz.      Dasselbe    liegt    in    r/,'   ;  ?■;    teer    war 
es?   und   der  Chor   fragt  dann   noch   71  cij  c  ;    d.   h.    wie  hat 
er   sie    getiiillet] 

Im  Folgenden  hat  Hr.  W.  mit  Recht  nachgetficsen , 
■  ass   die    ^y<irle  ; 

li   rfivjvl'ic;   Oi'.cp'ljvj) ; 
der    s|)fecliendeii    Choriierson     ganz    angehören,    und    dass 
unniiticiliar  darauf  gleich  die  Antwort  der  Auime  Vs  b96  sq. 
stehen    muss: 


(lyav  y£'  nukkuv  ö'  si  'luguvoo:  jit.roio 
i/'.ei'crosi;,  Ol    i;0(/uas,  y.uQ'c    c.v  Lpy.Tiffac 


ikei'crosi;,  Ol    i;5(/uas,  z«pr'  uv  LJr/.Tiffac. 

Wenn  aber  Hr.  W.  daraus  schliesst,  die  ^Vorte  .s!)3  —  95. 
ivenv  —  ,'oivcv  seien  un.'icld  und  von  ileu  .Schauspie- 
lern hincingesetzt,  so  ist  dafür  kein  Grund  vorhanden. 
Sie  sind  vielmehr  nur  nach  obiger  Antwort  der  Amme 
zu  versetzen.  Wcun  aber  Hr.  Vi .  auch  an  der  Redens- 
art l.i£yuktjv  tQlvvv  öö/tio  riy.crir  anstüsst,  so  ist  das 
jedenfalls  nicht  sein  Ernst.  Endlich  schreibt  Hr.  W. 
'/.emchr,  f    et    .lltci  iluimaw. 


880 


885 


Vs    S9S.  -Aai   Tot'i'    irkt;   rot    yf'iQ  yi  vd.r/.iio.  xr.ou/; 
was  nicht   für   wahrscheinlich   gehalten   «erden   kann. 

Ehe  Rec.  weiter  geht,  »ill  er  noch  einmal  die  ganze 
Stelle  von  Vs.  ftSC.  an  hersetzen,  wie  sie  nach  seiner 
IMeinun"-  hergestellt  werden  muss,  wenn  man  einerseit» 
.«o  sehr,  als  möglich,  an  den  handschriftlichen  Lesarten 
sich  li.'ilt,  und  andererseits  einen  tadellosen  .Sinn  und  Zu- 
saiiimenhang,  sowie  passende  iMetra  haben  will.  Dass 
über  das  Einzelne  gestritten  werden  kann  und  wird,  das» 
Einzelnes  h  alirs(  heinlicher  emendirt  werden  kann,  daran 
zueifelt  er  nicht:  d.igegen  hofl't  er,  im  Ganzen  das  Wahre 
getrofl'en  und  namentlich  gegen  Hrn.  W.  bewiesen  zo 
haben,  dass  so  ganz  verzweifelt,  wie  er  meint,  mit  die- 
sem  Gespräche   es  noch   nicht   aussieht. 

X.  C.   Ta\(uv    i')'kid{i[a   —    xh'i  rpo'.T'/J  ^aviiv  crt^i 

Tq.  oxsrXaj)  TU  itQÖi   ye   7i(ju^iv.     X.  ij.    arirs , 

tut  nüo</>,  8°" 

yi'i'ni,  iuvTpcys/. 
To.  aÖT>)  d/ifioTVjae. 
X.  ^'.  i/?  9vud(;  ;;  n'i  e.i;  vocrot ; 
X.    l.    [äyyöva  ;;]  Taid'  ai'/ita  ßskso-i  /.axui' 

t;frf.tke;    X.   tu.  TVuii   Efjr,0aTO 
TTQoq  davarii)  dai/arov; 
Tq.  dviocioa  iiova 

OTOvdevTuc  ev  roful 
ai?iriQov.    X.  tß\  enstSec,,  tu 

HUTaiE,    TCtvS'    ißrjtl-, 

Tq.  ETiEc^ov,  wq.  örj  Tit.tjoia  7taQaaTdtii. 
X.   /'/'•   7''?  '}'■;   Ttvjc;  (fi(j'   tt'ill.  890 

Tp.  (li-vi)  ngog  aÖTiJi;  yfioonoieivat  ruös. 
X.  ly.  Ti  (fojvtii;  orcicfiji'ii; 

Tq.  äyav  ye-  fiaXkov  Ö'   et  -nciQOvaa  nh]Oia 
ikfvcraet;,  oi'  eÖ^acre,  y.uqt   dv  (/mitaac,- 
X.  td'.  tcexer,  tTExiv  f^ieyukav 
ä  vtiooToq  aöi  vif^Kfu 

douotot  zoi'ad'  iotviv.  81)5 

X.   iL  y.a'i   lour'  'hlij  rt  ^fip  yvvaf/.eia  Atiaai; 
Tfj.  decvuji  ye-  TTCvaet  6'  ujars  ['aoTi'QSh'  suoi. 

Man  sieht,  dass  einzelne  Partieen  antistrophisch  siud. 
Nachdem  die  Amme  mit  den  Worten  äyav  ye  etc.  ge- 
sagt  hat,  ilass  anf  höchst  klägliche  Weise  Deianeira  mit 
eigener  Hand  sich  getödtet  habe,  so  bricht  natürlich  die 
eine  Chnrper.son  in  den  Ausruf  aus,  dass  durch  lole  ge- 
waltiges Unheil  über  das  Haus  gekommen  sei,  die  andere 
letzte  fragt  noch  zweifelnd:  „Und  so  etwas  wagte  eines 
Weibes  Hand  zu  vollbringen  ■'"■,  durch  welche  Worte  nuD 
die  Erzählung  der  Amme  eingeleitet  wird.  Wir  können 
also  auf  keine  Weise  diesen,  sowie  den  folgenden  Vers 
der  Amme:  ditvvii  y£  etc.,  die  einst  Hermann  herans- 
werfeu  wollte,  entbehren,  da  sonst  die  Erzählung  der 
Amme  inel  TiaQljkOotJ  etc.  zu  abrupt  beginnen  würde. 
Von  p.  110  an  spricht  Hr.  W.  über  Vs.  9UÜ  ff.  Und 
zunächst   halt  er  Vs.   901   f. 

y.a'c  7iaid'  iv  av}.aii  eiös  xotka  öe.fivta 

acOQvl'vd',    OTlOJi   di\lOQQOV    ävTiAi]   naTQi 
für   durchaus   verdorben.    Denn    unerträglich   sei  zuvörderst 
yoitoc,  da   es   nichts   Anderes   bedeuten   köime ,    als   pro- 
fundus,   ein  solches  Bett  aber  für    den  Herakles    io  iei- 

51 


779 


7H0 


ii<>ni  Ziiütanilc  iiirlit  zu  rrkinassiu  sei.  Snilaiiii  »e'i  auch 
■las  l<'(ilt:rnil<'  .«rliailliaft ;  ili-iiii  Ilvllos  kiliine  iloili  iiirlit 
in  «Irr  Ali.Milit  ila*  lictt  iiiarlicii,  um  ilriii  Vater  »irileruiii 
M,t|;r|.'i<ii  111  i;plici(:  vii-linelir  sri  aus  >'s.  8(13  s'l'l  ,  \^'27  sqq., 
')7I  9<|<l-  klar,  ila.ss  iltllos  den  ^  atir  erwarto.  Allein 
H\lln9,  iliT  loraiiüi.'efian'ion  ist,  um  für  ilen  Vater  ein 
Hett  und  z»ar  im  \  iirliaiiüe  aiifinstlilaKi-n  —  iiad'irlirh , 
ils  ilurh  iiai'li  ilrr  Kiiirirlitnng  <li's  alten  Tlieater.s  Hera- 
kles nirlit  in  den  Tlialanios  ^etraj^en  und  dort  g-  zei)>t 
(Verden  konnte  —  gedenkt  naii'irliih,  üoUald  er  diess  Ge- 
«rliüft  Killeiidet  hat,  dem  Vater  Mie<lrr  entgegen  zu  flehen. 
Dieser  (jedaiikf  lics'  notlitvendi);  in  der  ]\atur  der  Saelic: 
ein  Soliii  »ird  ohne  Grnn<l  nirlit  niiissit;  \iarteii,  bis  der 
ileni  Tode  nalie  Vater  in's  ilaus  gelrajfen  »ird;  er  » iril 
ihm  jedeiifall»  entgegengehen.  Dass  aber  H\llus  iliesen 
Vors.it^  iiii'lit  .-insfiilirt,  iüt  eben  so  natürlich,  da  unter- 
dess  die  fintier  sieh  ileu  Tod  gibt.  Klienso  wenig  hat 
das  K|iillieton  ornan.«  y.iti/u  einen  Ansloss:  «s  ist  eiufarh 
das  lieft,  insofern  Jemand  ilarin  Platz  finden  soll,  also 
ilas  geräumige  Bett.  Dagegen  hat  Hr.  VV.  unbestreitbar 
Rerht,    nenn   er   nachivc-ist,   dass    Vs.   905   sq. 

—  v.Lo.ie  b'  ö^ydvujv  ücuv 
tpai'ori:}',  oi-;  e^'^njTo  öeikala  ■:iuüoq 

^jrosse  ScIiH  itrigkeit  hat.  Scharfsinnig  und  vielleicht 
richtig  ist  seine  Vermiilhung,  nach  Vs.  VIOfi.  sei  ein  an- 
derer auf  das  Wort  Cfäoo^  ausgehender  Vers  verloren 
gegangen,  durch  den  die  ^itelle  erst  ihre  volle  Bedeutung 
bekam:  ,,Sie  »einte,  so  oft  sie  eins  von  den  Werkzeugen 
in  die  Hände  bekam,  deren  sie  vorher  sich  bedient  hatte, 
Jenes  unselige  Gewand  webend.''''  Doch  kann  Rec.  eine 
ander«»  \'ermuthnng  nicht  unterdrücken.  Es  ist  nämlich 
vielleicht  zu    lesen: 

—  y.Xu/£  S'  öoyavojv  vtov 
ipavasisv ,  oIq  ex(>i]9'  ö  deika/os  irtipoc:, 

lu  dass  gesagt  wird,  Deianeira  habe  geweint,  so  oft  sie 
eines  von  den  Werkzeugen  berührt  habe,  deren  Herakles 
früher  sich  bedient  hatte.  Dass  dieses  Benehmen  der 
(wemnthsverfHssnng  der  Deianeira  angemessen  ist,  weiss 
ein  Jeder;  wer  um  den  Verlust  einer  geliebten  Person 
trauert,  dem  enveekt  der  Anblick  der  Gejjenst.'inde  , 
»eiche  jener  gehörten,  iinnier  ton  neuem  Schmerz.  Und 
•o   klagt   denn  auch    Admetos  in    Kur.    Ale.   944   sqq. 

ij  j^iiv  ydo  ivöov  s^e'kd  ft    e^ijuta, 
yi'putxui  ivi'di  evr'  uv  tioiöuj  y.tväc, 
dguvovi;   r'  av  ototi/  iL,  f. 
>ocli    naher    kommt    unserer    Stelle    Qniiit.    Sinjrii.    VII, 
)  i()   sqq.,     wo    der   Schmerz    der    Diad.imeia    nach    der    Ab- 
reise  des   Neoptolemos  sehr   gut   geschildert   wird: 

—  xai  vleog  akt-ore  uiv  nov 
f.vvi]v  üucfiyvdeioa  i-iiy    la^fv,   a.tJ.o9e  6'  atze 
■/.l.aiiv  FTii  (f'fnjor  cpiko»  ö'  iyy.äxiisio  y.ok-nip, 
r-.i xi  Ol  ev  iif.yuQoiai  ztTvyfxivuv  i/tv  tidipfiu, 
{)  kivt  Tvilioi,  fojv  ÜTukcii  (fifivaq  iaiveoyeii  • 
■ii4(fi  <5i  ui  y.ai  dv.ovta  kt)  ttiiiieuov,  tin  uv  iöoii  u, 
rnpcfia  iiiv  uit  iiayr:,  y.ai  ti  t/  neu  dkko  yovioa 
iÖQay.e  naiöog  ioio  dai(fpoi'o:. 

Sudaon  sprirht  Hr.  W.  von  Vs.  9();-<.  ft'  ruv  (ftkuiv  ßkt- 
ll'i.icV  '\i/cxvi>   öl'uu;,   und  meint,  von  Sklaven  könne  hier 


nicht  die  Red«  sein,  da  diese  auffallend  (fikui  hiessen, 
und  durch  den  Tod  des  Herakles  keinosivegs  in  eine 
üblere  Lage  kämen.  Da  nun  ui/Jcai  nicht  nur  die 
Sklaven,  sondern  überhaupt  die  Hausgenossen  bedeute, 
so  seien  hier  dio  Kinder  zu  verstehen  ,  und  diess  wird 
ans  Ilerod.  VIII,  lUt).  belegt,  wo  oix£Ttil  gleichbedeil- 
tenil  sei  mit  H  eil/  und  Kind.  Allein  diese  .Stelle  be- 
weist für  Sophokles  gar  Nichts :  Hermotimos  forilert  dort 
den  Panionios  auf,  sich  mit  seinen  Hausgenossen  in  sein 
(lies  Heruiotimos)  Haus  zu  begeben;  Panionios  zieht  mit 
Jf'eii  und  Kind  zu  jenem.  Hr.  W.  konnte  viel  bessere 
Beweise  ans  den  Tragikern  selbst  anführen,  dass  (iiy.ii- 
rai  überliaii|it  faniilia,  d.  h.  IVeib  und  Kinder  und 
Stdaven  im  (iegensatze  gegen  ilen  dominus  bedeute.  \'or 
Allem  musste  er  Eustath.  ad  lliad.  £,  v.  413,  p.  4'-"'.  52. 
Rom.  (|).  5'>li.  Bas.)  (fiütrui  S'  £v  ro/%'  TOI'  ypaiiiia- 
Tiyoi'  '.fpioTuCf'uvoig  y.ai  ntoi  oiyciiöv  köyo^,  oii 
oi'  fAOi'Ov  oi  y.ar'  äypoig  vnorpyol  oiruj;  tkeyovro, 
c'ikf  d  y.ai  oi  iv  oi'y.ia/t;  ikevi^EQoi,  v'jq  du  u':rot 
TIC,  oixij  T a/ ,  iitTuXijifjsi  Tov  11.  Tiagayei  6s  aixdc 
y.ai  Trapoifiittp  tt  Evoiniöoi'  kiyovaav' 

'Ei'duv  yrvuiy.ojv  yut  Trap  o/xeTag  kdyoi. 
ijyoL'v  iv  Toii  yar  oiy.iav  kdktjTtop  df  iir,  zai 
yvvaixas^  ctw  ^6  oi'y.  ii;iiiuv,  oidt  dtj.oipiujv  Tta- 
goi'liov  kt'Tluv  TijV  kukiav.  Cfr.  sehol.  ad  Arist.  nub.  5- 
[Jn<l  in  iliesem  weiteren  Sinne  steht  oiy.txai  z.  B.  Aesch. 
Agani.  "l\h.  von  dem  im  Hause  aufgezogenen  Löiren : 
ajta^ov  dkyog  o/x«ra/s,   und  Eur.  Suppl.  894. 

uypavTov  ot'öev  ol>t    ii;  oiy.tzai  i][ujv 

OL'i'  ic,  n okir aq. 
Dass  aber  o iy  s  i  ui  jemals  die  Kinder  im  Gegensatze 
der  Aeltern  und  Sklaven  bezeichne,  ist  gegen  allen 
Sprachgebrauch,  während  es  sonst  regelmässig  bei  den 
Tragikern  die  Sklaven  bedeutet:  s.  .Aesch.  Choeph.  72Ö. 
Soph.  Oed.  R.  1114.  Oed.  Col.  334-  fragm.  Laor.  III,  4. 
Eur.  Ilipp.  4().  Herr.  für.  971.  ""'I  s.  unten;  daher 
o/xim;   yi'vij   Kur.   El.   104.    oiyiiijc,  ßioq   Ion.    1388. 

Es   durfte    aber   Hr.    W.    hier    um    so    weniger    an    dio    Kin- 
der  des  Herakles   denken,    da  diese    gar   nicht  anwesend 
sind,    wie    aus    \'s.    1  153   sq.     hervorgeht,     wo   Hvllos    auf 
das   Verlangen   des   Hrakles,    seine   IMutter   Alkmene   und 
seine    Kinder    noch    einmal    zu    sehen,    antwortet: 
dkk'    ui'Tt   i(i;ri]Q   ipddd''   dkk'  irroXTin 
Tiuivdi  ai'ii,ij£t'iixev  diar    lyni'  edgau. 
naiOüjv  ö6  TOig  fitv  i;i  kkatjUi>o    uvtij  rgtcfei, 
TOI?  ö'  di>  To   Oijßi^q  acrxi'  vaiovtaq  fxddotq. 

Sophokles  konnte  aber  nicht  füglich  die  Kinder  des  Hera- 
kles gegenwärtig  sein  lassen,  da  er  durch  ilie  Zahl  der 
Schauspieler  beschränkt  war:  traten  die  Sohne  des  Hera- 
kles auf,  so  mussten  doch  wenigstens  einige  sprechen. 
Wenn  Hvllos  also  fortfährt  ruEü  6'  öooi  ndueoftev , 
so  sind  Hvllos  und  seine  Diener,  sowie  die  Leute,  ivel- 
rbe    den    Herakles    gebracht    haben ,    gemeint. 

Ans  allein  iliesem  ist  klar,  dass  die  neue  Erklärung 
des  Hrn.  W.  falsch  ist.  Au  der  gewöhnlichen  Interpre- 
tation ist  Nichts  auszusetzen.  Die  Sklaven  und  Skla- 
vinnen im  Hause  der  Deianeira  lieissen  (fit  Ol ,  weil  das 
^'erhältniss  zwischen  ihr  und  jpiieii  ein  freiiiidliihes  und 
mildes   ist,    weil   sie  jene    gut    hält,     und    daher    lon    ihnen 


781 


78? 


geliebt  winl.  Dass  Delaiipira,  «fiin  sie  einen  der  Skla- 
ven unil  Slilavinnen  gielit  ,  von  Neuem  in  Tlirüiien  aus- 
bricht, ist  ein  lier  Natur  al>f;elausrbtpr  Zui;:  <Jer  Trauernde 
erneuert  seine  Klagen,  sobalil  er  Jemanden  erblickt,  den 
er  kennt,  und  von  dessen  Tbeiliiahnie  er  iilierzeugt  ist. 
Ein  solches  Verhältniss  zwischen  Herrin  und  üklaveii 
schildert   uns   Kiiripides    in    seiner    Alkestis:    s.    z.    B.    l')2. 

nc'.VTEQ  8'  iyXciiov  oiv-tx ai'Aaxa  oiiyai  ^eoTrutruv 
uiy.TtifiovTEs-  76.'.  oiy.ixti-i  d'  ixkat'ofjer  zltonut- 
var.  7tiS.  spricht  ein  Sklave:  oi'd'  ittTUva  X^'9 
(xTTOtiiujCoju  iiitji'  zJionunau ^  ij  fioi  ttuoi  t'  or/.i- 
xaiaiv  Ijv  MijXijQ.  vgl.  947,  «o  Kinder  und  Sklaven 
gleich  hinter  einander  erwähnt  werden.  (Ih/al  werden 
librig^ens  die  Sklavinnen  des  Chores  angeredet  Wed.  1 1  It). 
Hipp.  200. 

Mr.  W.  geht  über  zu  Vs.  910. 
«t"r>)  Tov  avTiii  öaiuov  dvaxaXovftH'/j. 
Mit  Recht  stöss.t  er  an  der  Stellung  des  Proiionieiis  a  i'  ttj, 
ipsa  an.  Wenn  er  dagegen  die  lle.lensart  öuiiiova  dva- 
y.oXiiO^at  nicht  gelten  lassen  will,  da  diess  Verbum 
immer  invncare  bedeute,  so  geht  er  darin  zu  weit.  Denn 
wenn  Deianeira  etwa  so,  wie  Agamemnon  bei  ISur.  Iph. 
Aul.    (  l4n.    ausgerufen   hatte: 

u>  Jiucvia  (.lOtQU.  xal  rvy^r  iial[.(üji'  r    fiid?, 
so   konnte   diess   füglich   durcli    die    Worte    Saiuov      dvct- 
y.akoi  Liivi]   (oder  ü  yy.  ulMvuevi]  ,    wie   Hermann   wollte) 
bezeichnet   werden.      Hr.    W.    vermuthet 

avTfj  luv  uüci'i  dai^iov  iyxakoif/ivrj, 
allerdings  wahrscheinlich,  allein  nicht  sicher.  Denn 
Sophokles  konnte  ebenso  gut  dzij()uv  aüzfji  Öaifiov 
dyy.  akot'fiet'rj  ,  oder,  da  in  der  Aldina  aÖTjj  TlfJOi^ 
ai'tiji  stellt,  uvrij^  Tloug  uiri-<;  duinuv  d y/.uKov- 
fttvij   schreibe«. 

Wir    kommen    zu    einem    tier    schwierigsten    Verse    in 
der   ganzen    Tragödie,   zu    Vs.   Uli. 

•AUi  TCtg  ((■Kaidag  s;  tu  Loctcuv  oi.'>aia<i. 
Mit  Recht  verwirft  Hr.  W.  soivohl  die  bisherigen  Er- 
klärungen, als  anrh  die  Hermannische  Enieiidatioii  yxu 
lUi  öillCldui;  etc.,  ebenso  gibt  er  richtig  als  den  Sinn 
jenes  verdorbenen  Verses  an  :  et  liberurum  in  posterum 
patre  orbatorum  sorlem  miscriimam.  Er  selbst  versucht 
Nichts.  Kec.  glaubt  in  dein  Anfange  des  N'erses  mit 
einiger  Siiherboit  Tiaidm;  T  aTididii;,  nacii  bekann- 
tem Sprachgebrauch  zu  erkennen.  Wie  aber  der  ganze 
\  ers  herzustellen  sei,  darüber  ist  Reo.  iu  grosser  ünge- 
»issheit,  ^'ielleicht  ist  nach  der  Bedeutung  des  Wortes 
oi'oia  bei  Eur.  Ion.  1302.  a'ÄA.'  iiytvöftio^a ,  naxou(; 
uirr/uv  Xeyv) ,  wo  Hermann  zu  vergleichen  ist,  au  un- 
serer Stelle  ii<tiöui;  r  dua./()(/..;  i^  rö  koui  ut^  o  t- 
0  1  UV  zu  lesen,  d.  h.  und  die  Kinder,  jrelr/ie  in  Zu- 
kunft dein  Ifesen  nach  (d.  h.  in  der  That,  in  Wahr- 
heit) Nichlkinder  sein  weiden,  oder  in  demselben  Sinne: 
'lutöag  t'  d.Tio.iduq  £<;  ra  }.umuv  ovoinsi  *" 
dass  der  Genitiv  nach  Aesch.  Agani.  42  sq.  i\li  v:  t  (toi, 
uvai;  jjö'  \'/yajieiinijjr  dfÜriiwur  zUu9tv  v.tü  öioki-- 
TTTOOl)  TtfJUi^  zu  verstellen  wäre.  Allein  es  köiiiieii  noch 
andere  Versuche  gemacht  werilen.  Da  nämlich  ul'aia 
bei   den   Tragikern    sonst    genühnlich    das    Vormögen    be- 


deutet (Euri]).  Herc.  fiir.  ,j.'J7.  Hei.  1271.  fragni.  EiecliiL 
X,  I.)  und  wo  von  Waisen  die  Rede  ist,  fast  regel- 
mässig erwähnt  wird,  dass  sie,  ilires  Vermiigens  beraubt, 
am  Nothwendigsten  Mangel  leiden  (s.  x.  B.  Eurip.  .'tled 
2:)4.  1102.  Ion.  .'lüi.  H'-rc.  für.  304.  El.  233.  Phoen. 
440scp|.  Soph.  Oed.  Col.  1(„S().  El.  ',lliO.  Oed.  R.  l4()}84q.); 
so   ist   vielleicht 

iiaiddi;  z'  anuidm;  t;  za  koiri'  dvovaiorc 
zu   lesen,  so   dass   avuvoiiii  i   venniigenslos   bedeutet. 

p.  J2Ü — 122  sucht  Hr.  W.   «eidäuftig  darzuthun,    das« 
Vs.  942. 

/}a'u)v,  69oi'vcy'  iy.  dviii  taoiD  d/ja 
■wazf^uc,  t'  Ey.iiviji;  r'  vjucfariaiili'oq  ßiov 
falsch  sei,  und  dass  man  mit  Wakefield  ujoqavicrftevüt  : 
ßiov  schreiben  müsse.  Rer.  hat  nicht  notliig,  auf  da* 
Einzelne  einzugehen,  da  es  zumeist  gegen  die  Coiistriic- 
tion  gerichtet  ist,  nach  welcher  /x  dieii'  zasaiiimenge- 
hürl,  und  ßlof  von  oj(>(fuV/(ri.ilioiu;  abhängt.  Vielmehr 
ist  iy.  mit  ßluu  zu  verbinden,  und  die  Genitive  ditiv  — 
rrazoo.;  t'  eye/vi/i;  ze  sind  von  ßiov  abhängig.  Warum 
aber  im  Griechischen  Tuv  ßiul'  Tuiv  yuvtmv  uo(puvi- 
Cuiiai,  wie  im  Deutschen  ich  werde  des  Lebens  meiner 
Aellern  beraubt,  nicht  gesagt  werden  kiinne ,  wie  Hr.  W. 
behaujitet,  ist  nicht  einzusehen,  da  man  ja  der  Aelteni 
auch  auf  andere  AVcise,  als  durch  ileren  Tod,  beraubt 
werden   kann. 

Vs.   947  sq.   schreibt   Hr.    W.   mit  IHusgrave   und   Wa- 
keüeld  : 

yfoTfo«  Tigozcoov  imoTtvco ; 
7i6z£()u  f-ifkea  itequlzIqu) ; 
un<l  erklärt  diess  p.  120  :  utra  prius  gemain?  utra  supra 
modain  miseru^  Diese  Interpretation  ist  gegen  ilen  Sprarh- 
gebranch:  denn  aus  den  von  Hrn.  W.  beigebrachten  Stel- 
len aus  den  Tragikern  (Aesch.  Prom.  247.  Eur.  Phoen. 
167Ö.  Androm.  270.  Iph.  T.  247.  Soph.  Trach.  (i(i3.) 
lässt  sich  nicht  beweisen,  dass  Tregaizepuj  in  der  Be- 
deutung supra  modum  mit  einem  Adjectivum  verbunden 
werden  könne.  Ebenso  wenig  geht  iliess  aus  der  voi 
Hrn.  W.  übergangenen  Stelle  Eur.  fragni.  incc.  tragg.  KiS- 
—  oi<  ydu  eaxiv  do(fakei 
myi'-ireguj  zu  y.dkKoi  ij  'v  niout  kußeiv 
hervor.  Hermann  erklärte  die  Vulgafa  Jioxsga  xil.cu 
7l,ioa/lf:0U)  durchaus  richtig,  nur  dass  er  letzleres  etwa» 
freier  übersetzte:  utra  priora  geinnin,  utra  deinceps  po- 
stremn.  ncnuirtQiu  steht  nämlich  in  seiner  gewöhn- 
lichen Bedeutung,  und  es  ist  zu  übersetzen:  ,,was  soll 
ich  zuerst,  was  weiter  {über  Jenes  hinaus,  ferner)  be- 
seufzen." Wenn  Hr.  W.  gegen  diese  Erklärung  noch 
einwendet,  ilass  dann  der  ganze  Vers  Wi^.  unnütz  sei, 
<la  sich  sein  Inhalt  scliun  aus  ^'s.  947.  iiotliwendig  er- 
"■ebe,  so  scheint  er  iu  ilein  Augenblicke  nicht  an  dei, 
bekannten    Homerischen    Vers 

XL  -iToo'nov  zoi  f.^siza,  xi  6'  vaxäxiov  y.axukt^oj 
und  an  dessen  Nachahmungen  gedacht  zu  haben,  wie 
z.  B.  Eur.  El.  '.102  sq.  xiv  dgx>)i'  ■^gujzd  o  ittmu) 
y.uy.ujv,  noiai;  zekit'xdt:;  ziva  fxirrov  xäi;ij)  küyuv, 
Herc.  für.  4^3-  riv'  vuviv  Trgujxuv  ij  xiv'  iuiaron 
lloo:  origva  dwuai;  Iph.  Aul.   1130  sqq. 

51* 


7S3 


784 


liv'  dv  käßoint  -rujf  tfAiüv  ('qx>}V  y.av.div; 
'hlatri  yao  lodjcuiot  yQtjaari'Jo.i  'luon, 
xüv  i'oiäcvtcT/,  xüv   uiiTOloi  7iuiraj(ui'. 
I>a!.'rj;eu    »reist    Hr.   W.    p.    120 —  \'-!^-    griiiullirli    nacli, 
das»    Vf.  V5I.    rride  ()l   jlCl'Of^tSl'   £7t     ik:iioiv   mit  Er- 
fiirilf  grsclirirlrn   wrrden   iniisse. 

p.  |.>H—  IJ.i  l,rs|.riilit  Hr.  W.  Vs.  953— OHI.  auf 
eine  solclie  Weise,  ilass  iler  Leser  jjrlissteiitlicüs  mit  ilim 
eiiirrrslaiKlen  sein  wird.  Vs.  9,j.{  —  DJÖ.  "ird  mit  Reclii 
also  erLIürt:  utiiKim  procella  ex  hoc  ipso  loco  orla  pro- 
"ul  lii/ic  tue  aii/'erat.  Etieiiso  riilili^'  «erde»  die  folgen- 
den Worte  ((/'  xao.'jal.ia  !h!.voi/ii  gejjen  Siiicrn  er- 
klärt: ne  nietu  exanimer.  Zu  den  aiifuefiilirfen  Stellen 
konnten  fiit;licli  I»inzu}{efiigt  »erden  Aesili.  Siipijl.  7 1 9- 
:T(ti)oiyouat  öiJi^uLci.  UM.  o'ij^oiini  cpul-Jw.  Eur.  Snppl. 
'IfvS.  o^ijfvr'  tfioraai  toi'oÖ'  dv  t;) JoaD/ieioi:;.  So- 
dann liat  Hr.  W.  an»  dem  SrJioliasten  so«oliI ,  als  aus 
der  -Stelle  selbst,  nailige»  irsen ,  dass  UOVVOl  Vs.  "öS- 
falsch  ist,  nnil  dafür  ein  Wort  ton  iler  Bedeutung  mori- 
liundus  oder  moi/i  proximus  gestanden  liat.  Endlieh 
»rhreiLt    Hr.    W.    V».    Dl;!). 

■^loQeiv  {)om')vdt  keyavtif, 
was  alleidings  wegen  des  Metrums  Walirsclieinlirlikeit 
hat.  Allein  dass  -liDfitiv  IXQU  döiiajl'  nur  von  ilcncn 
gesagt  «erden  könne,  die  aus  dem  Hause  kommen,  da- 
für lässt  sich  kein  (irund  angehen,  und  Hermann,  auf 
den  sich  Hr.  W.  hernfl,  sa-^t  nur:  ,,Etsi  fere  ■tx^jo  dclnaiv 
de  iis  diciliir,  qui  ex  aedibus  prodeunt,  famen  nihil  ini- 
prdit,  quin  etiam  de  arcedentibus  ad  domum  diri  pnssit." 
Dnd  in  dir  That  sagt  hei  Eur.  Uareh.  iL'Oi).  Kadmos, 
der  mit  dem  Leichnam  des  Pcntheus  vom  Kithäion 
kommt: 

eTTCoSi  /lo/ ,  (pcoorres  üdKiov  ß(''-Qoq 
nsi'^tuji,  cma'Je,  TtoooJio/.ui,  liofxojv  n  a  (j  o  ^ 
□  od  I[)h.   Aul.  5^3.  «■om  Paris: 

uns  oc  y.Qirjic,  If^njvs  deäv 
li.  o    eg  'Ekkd()a  7ie/i'ici 

fiuv  r/.trfccvTOÖiiojv  nd.  fj  Ol - 

ßcV   ii()iia}V. 
Xu     unserer   .Stelle     konnte    aber    So|)liokles    Tino    öofUDV 
ilershalh    rorziehen  ,    «eil    Herakles   ja    nicht    in    das    Haus 
selbst     hineingetragen,     sondern     tor    demselben     abgesetzt 
wird. 

P.  136  —  138  behandelt  Hr.  W.  Vs.  'Ißl  —  970.  Mit 
Recht  macht  er  geltend,  dass  ^'s.  965.  weder  Tld,  noch 
0V  Blehen  konnte.  Diess  ist  aber  auch  der  einzige  An- 
»loss ,  denn  an  der  Verbindung  i;lvaji'  —  t'o.a/; — CfO(j£i 
kann  man  keinen  Anstoss  nehmen.  Wie  OTdOIC,  «as 
der  von  Hrn.  W.  angeführte  Siiiern  mit  Unrecht  ver- 
inulhete,  von  einer  siehenden  Schaitr  (z.  B.  Aesch.  Choeph. 
4.01-  Eum.  300.)  gesagt  t»iril,  so  kann  man  Ijuoii  i;£- 
vun>  von  einem  gehenden  Haufen  von  Fremdlingen  sagen. 
Die  Wort«  w5  (fi/or  ~ioo/.i]öoiuvu  f-lciofictp  dlporfov 
wioCI  ßaoiv,  an  denen  Hr.  W.  Anstoss  nahm,  sind  ta- 
dellos: i:]  i  ist  hier  Interjeclion ,  nicht  Cowparalivpiir- 
tihel,  onil  als  Snbject  ist  fiaoiq  zu  wiederholen,  dessen 
Prädicaf  recht  gut  finatr  Cfiuii  sein  kann,  tla  hier  /v«- 
■ji<i    in    seiner   gewöhnlichen   Bedeutung    steht.      Achulich 


»agt  Aesch.  Ag.im.  906.  ei  Ss  fit}  TBtayfJEva  uoipa 
IKtiouv  iz  'Jciiji-  iioyi-  fiv  rifiou  (piQElv.  Und  ebenso 
richtig  hat  Hermann  Opusc.  VI,  II,  p.  97.  Eum.  721. 
erklärt: 

tJalofoü  T    ui-Aov  '(\iij(f<is  ())()3uiO£f  fiia. 
Reo.  schreibt  daher  nur  mit  \'cr,'inderiing  von   Tla.  ö'  au 
Vs.  964  —  67. 

^ivujv  yap  di;(jfcilu:;  ijöe  iti  ßucrii 

11   d  (fUüii  viv  tög  (fi'kuv 

Tiijuy.ijöüfiivu  ßaQCiav 

dipotfüv   ifijjei   ßdoiv. 

/ji'.nr/ni'  fjuatv  sagt  der  Dichter,  »eil  es  denen,  diu 
eine  Last  tragen, 'bei  weitem  schwerer  fällt,  leise,  al» 
derb  aof/n(re(en.  In  der  Strophe  muss  dann  Vs.  {)[}{')• 
aus  Handschriften  J(JvZljvo^  t?/.Z;//OJ.'  yo^til'  geschrie- 
ben   »erden, 

P.  13S—  147  werden  Vs.  903—104.  behandelt. 
Zunächst  tritt  Hr.  W.  Hermann  bei,  welcher  mit  Recht 
die  Worte  (ivi)'  und  f>iiiuiv}V  Vs.  y'.)4.  "nd  995.,  »ei- 
che ebenso  das  Metrum  stören,  als  sie  für  den  Sinn 
Nichts  beitragen,  herauswarf.  Hr.  W.  gellt  noch  einen 
Schritt   weiter,   iiiileni   er   mit   Umsetzung  der  Pronomina 

hfjiov  o't'üjv  oi'av  crcl  f.toi 
schreibt,  was  viel  für  sich  hat.  Sodann  weist  Hr.  W. 
mit  schlagenden  Gründen  n.idi,  dass  Vs.  996.  Öt  llOt 
uf-l.l'(i>  yjiniv  ijvi'Oa^  mit  Briinck  zu  schreiben  sei, 
indem  die  Vulgata  t.  Li.  f(.  y.  )•  V  V  er m  ,  die  dem  Sprach- 
gebrauche gemäss  nur  bedeuten  kann:  in  me  tnisero  gra- 
timn  estis  co/iseculiie ,  durchaus  unpasseiul  und  dem  Zu- 
sammeeihangp  zuwider  sei.  Endlich  zeigt  Hr.  W. ,  dasi 
die  Worte  Vs.  U9y  sq.  i'ji>  fujiroi'  iyuj  noooihiiv  ö 
raiaq  iiJ(f>c}.ov  doaoii  unmöglich  sich  auf  das  unmittel- 
bar vorhergehende  k  vj  ß a  V ,  die  Krankheit  des  Hera- 
kles, bciielieii  kUnne ,  sondern  vielmehr  allein  passend 
von  der  '/.onirl^  verstanden  »erden  müssen,  und  ilaher 
gleich  nach  Vs.  9;i3.  z"  setzen  sind.  Der  Anfang  lautet 
dciiiuach   bei    Hrn.    W.   also: 

'S2  K\]vaia  v.oi-j'n.\Q,  ßviiivivt 

i]v  iii^TluT    iyoj   rrouiTidciv   Ö    TCtlUi 

viCffKov  oorioi;, 

ie^üjv  o'i'iov  u'iav  Lni  fioi 

jietiii)  ydQiv  i/vvoag,  lö 
In  allem  Diesem  wird  ein  Jeder  gern  beipflichten.  Da- 
gegen hat  Hr.  W.  in  der  Erklärung  einen  Jrrtlium  be- 
gangen, der  auch  für  die  Behandlung  des  Polgnnden 
iiicbf  ohne  Nachtheil  geblieben  ist.  Hr.  W.  behauptet 
n.'iiolidi,  das  Snbject  von  i,iian^  und  (iiioi  sei  Zeus. 
Allein  abgesehen  davon,  dass  die  Vocative  vj  Krvaiu 
i<()lj7l'ii;  ßu)/iO}V  mit  ihrem  Relativsatze  ijv  —  ooao/i 
dann  viel  zu  abj^erissen  dastehen  ȟrdeii,  wie  kann  denn 
Herakles  seinen  \'ater  Zeus,  der  ihm  auf  seiner  mühe- 
rollen Laufbahn  stets  günstig  gewesen  ist  und  beigestan- 
den hat",  als  den  Urheber  seines  Unglücks  ansehen? 
Wenn  er  ilieses  als  Sendiiiig  einer  Gottheit  ansah,  musste 
er  vicliuehr  die  Hera  anruren.  ^'ielmehr  fährt  Herakles 
fort,  iiacbdeni  or  den  Ausruf  cü  /l^f  eingeschoben  (ebenso 
wie  Oed.  R._119S.  Eur.  Ale.  L' i  3.  Phocn.  1297.  rcrgl. 
Ai.  173  sq.  cü  fieyd.ka  (pdtii,  v>  imx£o  aiayvvi'.i  iuäq). 


Zii-. 


785 


786 


da«  Kenälsche  Vorgebirge  zu  scIieWen,  dass  fär  das  herr- 
liche Sipjjosojifer,  was  er  dort  gebracht,  es  ihm  so 
»chlechtcii  Dank  er«  lesen  und  dieses  eiitsctzlirhc  Weh 
ihm  bereitet  liabe.  Dass  diess  Uiilieil  aber  dem  ganz 
unsf buldi^'en  Orte,  »o  es  den  Helden  trifft,  anfgcbiirdet 
»Ird,  ist  ganz  im  Geiste  der  tragischen  Poesie,  die  h.'lnlig 
den  Ort,  an  wrlrliem  etuas  Ghirklirhes  oder  Unglück- 
liches vorfallt,  jjersonificirenil  zum  Urheber  davon  macht, 
anil  daher  entiveder  wohlwollend  oiler  feindselig  nennt. 
Davon  nur  einige  Beispiele,  die  iioch  nicht  alle  von  die- 
sem Ciesich(s|)Uncte  aus  erklärt  worden  sind.  Aias  spricht 
bei    Sophokles    Vs.    42'^ 

u}    Ey.anuvöoioi 

yelrovci  (>oui 

Ev(foov£s  'Agyelois, 
»eil    an    «len   Fluthen    des   Skaniander    die     Argeier    über 
die  Troer   gesiegt    haben.      Aehnlich   spricht    Etcokli'S   bei 
Aesch.   Sept.   c.   Th.    17.   fon   der   Erde: 

?}  yuo  vioi'c,  'c()KUpra;  fJf/fif/  :ciö(p 

weil  die  Thebäer  auf  ihr  gross  geworden  sind.  Ebenso 
redet   Teiresias   bei   Eur.    Pliocn.   9-iO. 

y^ojr  8'  dvTl  y.aonov  xao7idi>,   dvci  it'  a'iuc.xoz 

yi]v, 
d.  h.  dann  werdet  ihr  auf  diesem  Boden  siegen.  In  den 
Bakchen  Vs.  llfi'J.  sagt  Agaue  ,  ilie  einen  Lünen  auf 
dem  Rithäron  zerrissen  zu  haben  meint:  Kidcuooi)  — 
XdTecfuvtl'cri  viv.  Achnlicher  Vorstcllungsweise  gehört 
auch  Supli.  Phil.  TJ~j.  an,  wo  Philoktetes  dem  Neopto- 
lemos  seinen   Bogen   mit  folgenden    Worten    überreicht: 

i8oi>  ötyov,  nui'  zov  (f96vov  de  kqoov.ioov , 
lt>l  ooi  yF.via9ai  TTokunov'  cüru,  injö'  ÖTiujg 
ifioi  TS  y.al  tiJ>  ■ji^oab^  ifjoi)  y.Ev.Tvjitvfp , 
welche   Stelle  Hr.  AV.   gegen   andere  Herausgeber   gut   ver- 
theidigt   und    erkV'irt   hat.      Ferner   Eur.    Troad.    SiiJ- 
ro  Si  ras  ^.Ei'y.oTVitoov 
df.i£Qag  (f:ikiov  jjfioiuii 
(fjyyo  s  öko  6 1>  liös  yaiav , 

liÖi   7liQyd/.WJV   6kci}^ov, 
wu   ein   Oxymoron   ist:   das  Sonnenlicht,  sonst  allen  Sterb- 
lichen   Freund  ,   schaut   verderbend    auf  das   troische  Lai;d, 
da    die    Stadt    an     diesem     Tage     zerstört    wird.       £bcn:vu 
Vs.   ,S01.   von   der   Helena: 

y.oiti^fi:'  a.rr,-/,  •vr,c  itic/.i  (fOVViT  ü  tij  ; 

Y.öfiTjc  entoTiäoavref. 
Soph.  Ai.  «95. 

öödg  5-'  odojv  naoujv  di'tdaaoc.  di) 

f.id).ioTa  Tovjiov  oTikdyxvor. 
Aesrh.   Again.   i25' 

dygsi  üoidfiou  nökiv  6:ös  y.£ÄciJ>o;. 
Eine  ähnliche  Bemerkung  in  Bezug  auf  die  Zeit  haben 
wir  oben  zu  Vs.  82.'}.  von  Hrn.  W.  angcfiihrt.  In  den 
folgenden  Versen  sollen  zunächst  die  Worte  roö'  dy.lj- 
kljruv  (.luviaq  äv^o:;  v.aTaöcoyJ'i'^vai  unächt  und  von 
einem  Schauspieler  hinzugcfdgt  sein,  augenscheinlich  bloss 
Hesähalb,    weil  sie   allerdings  so   nicht   von   Sophokl""»  ge- 


schrieben werden  konnten,  und  jenes  sinnlose  xctrccdf^/- 
drvut  bis  jetzt  noch  nicht  »ahr^trheiulich  verbessert 
worden  ist.  Das  scheint  aber  nicht  gar  zu  schwer:  So- 
phokles  schrieb    wohl: 

o'iiiv  li  v.it    i9ov  kujßav,  oi'an , 

ToS'  dy.ijf.ijTOv  ftuviaq  d.vdoi 

xurai} ekX'^tjv  ai. 
Was  Hr.  W.  sonst  noch  zur  Veriladitigung  jener  Worte 
vorbringt  —  vocabuld ,  quorum  nulla  vis  essel ,  praeter 
necessilitem  cumulare,  ulienum  a  persona  Herculis  erat 
—  ist  nicht  der  Rede  werlh:  mit  demselben  Rechte  kann 
Ulan  umgekehrt  sagen,  es  sei  dem  Herakles  angemessen, 
die  furchtbaren  Schmerzen,  die  ihn  foltern,  recht  aas- 
fiihrlich  zu  schildern.  Und  wenn  jene  Worte  gestrichen 
werden,  so  geht  ja  die  ganze  causale  Beziehung  der  fol- 
genden   verloren: 

Ti;  yuo  doiSui,  Ti';  ö  xetQ0XEX»>]~ 
iaTOoiac,  öc  TrviS'  drrv 
XcJQ^i  y^ijfo^  yc.Tci.y.ijkijoci; 
Die    Worte   x^'Q'i   ^i^l^'i  sollen   auch    unflcht   seiu,    weil 
die   ganze  Reile  an  den  Jupiter  gerichtet  sei.    Diese  ebenso 
willkürliche    Annahme    fällt    nach    dem    oben    Erinnerten 
von   selbst  zusammen. 
^  Vs.    lOlU  sqq. 

IhiTul  jUoii,  ToruTot-  ij8'  civd-'  eQTter  no^sn  icri',  o'j 
TtdvTujv  'Ekkdv (j)v  döty.vjra-xoi  dvioeq,  ovg  ör} 
nokkd   j«if    iii   nuvTip   xard   ts   öqIu   ndvTa  xa- 

daiQüJV 

oji'.ey.oiiav  6  rdkaq. 
In  Uebercinstinimuug  mit  dem  Scholiasten,  der  das  Ho- 
merische aX'':8dt}£l>  Ö£  Ol  ffkdiv  'Aäiivt]  anführt,  erklarte 
man  diess  bisher:  ,,jp/>  seid  «Ar,  ungerechteste  Männer 
alter  Griechen,  für  die  ich  mich  aufgeopfert  haie'^" 
Dagegen  macht  Hr.  W.  geltend,  1)  ila.'is  nuDiV  hOTS 
nur  heissen  künne:  ,,tcoher  seil!  ihr'?*'  '2)  dassjene  Rei- 
nigungszüge des  Herakles,  die  über  <lic  ganze  Erdesich 
erstrecken,  nicht  allein  auf  Griechenland  bezogen  wer- 
den könnten.  Dalicr  schreibt  Hr.  W.  nach  einer  Con- 
jectur  von  Dindiirf  nai'Tciv  d.  V 3  (>  ujrcviv  dö/y.ttjTC'.TOi 
dvigs:,  so  <lass  nun  Herakles  seine  Träger  fragt:  „wo 
seid  ihr  lier,  ihr  ungerecitteslen  aller  Menschen^"  das  Re- 
lativpronomen ohi,  aber  anf  d.lihjojTiviv ,  nicht  auJ  dvi- 
Qi^  gt'ht.  Allein  das  konnte  Herakles  gewiss  nicht  fra» 
gen.  Denn  was  konnte  es  ihn  interessiren  ,  zu  wissen, 
»10  st-ine  Trager  her  warenl  Und  warum  sollen  diese 
vor/:ugs»  eise  den  l'orwurf  der  Undankbarkeit  tragen,  da 
es  ja  ebenso  uiid.-inkbar  von  drn  Uebrigen  ist,  den  Hera- 
kles, ihren  Wohhli.'ifcr,  in  seinem  Unglücke  im  Stich 
zu  lassen?  Es  ist  daher  jedenfalls  ilie  auch  von  Hermann 
gebilligte  Erklärung  des  Scholiasten  die  einzig  richtige 
und  dem  Zusanimenhanjre  angemessene :  nur  dass  die  Ein- 
Wendung  Hrn.  W.'s,  Jiu'dsv  iOTL  heisse  nicht  wo  seid 
ihr?  nach  dem  tragischen  Sprachgebrauch  hegtündet  er- 
scheint. Da  ist  aber  leicht  zu  helfen:  man  schreibe: 
.rüi^!-  8'  ioT  (li.  Im  Folgenden  ist  allerdings  die  Ver- 
bindung anstössig:  ndvriav  Ekkav  ajv  d.öiy.wTaToi 
c:"epe(,  und  die  Dindi  rFsche  ^'ermuthnng  'lavTiov  dv- 
S'QOiTl ujy n\c\ii  uniniiglich, obwohl  mit  gleicher  Wahrschein- 
lichkeit sich.f(/JI^  7ldvTU)V  {a  0  l.(  71  U  V  i  11)  v)  (fl'/ujV 
.iö.   i'..    und    Aehnüclies   conjiciren    lässt.      Rer.   ist  jedoch 


7«" 


788 


<Ur  M«>inuii(r,  dsis  in  der  Viiljfata  «cnifstons  iler  fiamr 
der  Hellenen  rirliti^  ist;  nur  nnisü  llcrakirs  iliese  iin- 
miltrlliar  niid  allr  anriirrn ,  nirlit  liloss  einen  Tliiiil  rnu 
ihnen.      K«   ist   ilalicr   t  ii'liciclit   bpfzustellrn  : 

'/:).Kavs~  nävTiuv  dSty.'öxaiot  cive^sc,  oc;  ötj. 
Heraklrs,  olgleirli  er  allen  Völkern  «ohlgethan  hat,  ruft 
doch  forrngsweise  seine  Landsleute  an,  einmal,  «eil  er 
als  Grieche  dodi  eher  an  sie,  als  an  die  Karhareii  sich 
»enden  nui^s,  sodann,  weil  er  ja  jetzt  in  Hellas,  nirlit 
im  Barbareiil.inde  sich  liefmdet.  Ebenso  wird  bei  Enri- 
nides  im  Herr.  für.  immer  nur  Griechenland  erwähnt:  so 
tpricht    Ani|)hitr3on   Vs.   2'2'2  sq<|. 

ü«'d'  'ElXdö'  fiveo\  ovo'  dpiiioiJ.ai  noTe 
atyiüv,  xnnioTtjv  ka^ißäpcuv  cii  naid'  if-iyf, 
ijv  X9V^'  Kooooii  Toi'ode  .Tii(>,  käy^ac,  önka 
(pi(joi:oai'  i}A>£iv  ,  novriaiv  y.at^ao/.id.Toji, 
Xioooi    t'  d/ioifiäi;,  U)v  iuöxdiiotv  x<^C"*- 

So   klagt  der   Chor   Vs.  87'.'. 

jLiff.roi  'E'tj.d;,  ö.  TOP  ttsoyiTui' 

an  ufjuf  li^. 
tu  «agt  Thcscus   Vs.    1'245. 

ovy.  üv  a   üvcxaxoi9  'Ekkdi  äftaitia  ifuviiv. 
und    Vs.    i;500-    heisst   es   von  der  Here  :   jj  —  T(y(!s    ei'to- 
'/ftu^  'E/~fdöoi  nnu)}eo\  oi'dhp  övrag  ahiins 

Sodann  wird  Vs.  lOH.  "las  »rbum  dzoT^ihpil  ver- 
worfen, ebenso,  wie  die  bisherigen  Herstellungsicrsnche. 
Allein  die  Brnnckische  Emenilation  eil IX gilpsi  in  der 
Bedeutung:  in  ine  verlet  ist  tadellos:  »gl.  Ai.  773. 
rvöär  in'  ix^^ooii  ;ff'pß  (foivlav  zQtJitiv. 
.Auch  der  tjrholiast  scheint  es  gelesen  zu  haben,  indem 
er  schreibt:  oi  tiefo^  ou)X)j{>iov  jr Quouyii.yujv  cciaj- 
kd.^£t  lii  TuC  ^Kf.  Aehnliches  spricht  Philoktetes 
Vs.    747   sqq.    1204    sqq. 

Ebenso   sollen   die    Worte   Vs.    1015  »q. 

ovd'  UTvnod.^ni  v.qaxa  ßiuv    9lkai 

uo'tMiv  luv  aivyiQui';  (pei,  (fOi 
durchaus  »erdorben  sein,  so  dass  etwa  dTr(i(jdi:a<;  zu 
ichreiben  und  statt  Dli.Ct  ein  Verbum  des  Befreieris  her- 
zustellen sei,  da  der  Scholiast  sage:  uiöili  tjui/.iiai 
ikdojp  Tt]p  y.ecfa/i.p  /tof  d'.iujintU  /.a\  t/i:i3i- 
ouinat  roi  uoyifiouv  pioi>.  Dann  konnte  kaum  etwas 
Anileres   geschrieben   werden,  als 

oid  djinuiiiic-i  y.udiu  r'tui'  )i:.t- 
Allein  R.rc.  hält  die  Vnigata  für  richtig:  ,,Mnf/  Keiner 
tcill  sich  nahn  und  das  Haupt  gewnll^am  trennen  von 
dem  schmerzvollen  Leben,  eine  Brach Wogie  statt:  und 
Keiner  icill  sich  nahen  und  mir  das  Haupt  abhauen  und 
10  mich  trennen  von  dem  schmerzvollen  Lebend"  Dicscllie 
Redensart  glaubt  Rec.  auch  bei  Fiur.  Hei.  310.  zu  linden, 
wo   er   schreibt: 

<T(fo.yui  d    tyot  (itv  et  ysvi^  ri  y.ui  ■/.u.t.ui  , 
ao//!(<i)i.   d'  ü  y.aiijuc  Y.(>ü't'  dnakkdtui  (ioi  . 

-Hier  (teilt  in  den  Büchern  o  ji  l  y  g  u  v  ö'  ü  k.  u.{j  i  d. 
fj,;  für  das  Letztere  setzte  Boissonade  yu(/T\  Hermann 
■rn(>y.':    Hr.    Keil    conjicirte    «p,'*(j   . 


Vs.    1014  «qq. 
'.^1?  Trat   TOi~d'  av5(>ö?,  rovoyuv  rode  /Jti^op  dvijxtt 
ij  aut'  ijidv  fjnif^iav   ah  ()t:  oikkafif-  aoi  re  yaj> 

E ii"T t.fov  i)  (V    iuov  owCsir. 
^iachdem    Hr.     W,     gründlich     nachgewiesen,     dass    diese 
Worte    verdorben    seien,    stellt    er    selbst    pag.    153    sehr 
schön    her : 

—    Olli  ze  yi'.o  üuiia 
l nit £ 8 o V,  Ij  Si'  ifiui  Odji^eiii, 
tibi  enim  ßrmiter  apprehendere  cum  licet,    quam    ut  per 
me   eum   serves.     EfmsÖov  hatte    schon    Hermann   früher 
gefunden.       Mur    an    dem     Pronomen    xi    stUsst    Rec.    an, 
nicht    wegen    der    Stellung,    sondern    wegen    des    Sinnes. 
Ihm   scheint   daher,   da   hier   ein  Gegensatz  stattfindet,   ooi 
yr  yctQ  ti.fj,fja  wahrscheinlicher. 
Vs.    ll)4()   sq. 

i2  nükl!  eyo)  y.al  Siujiu  y.ai  Löyio  y.a/.ü 
v.ai  x^'&'  '^^'  Pi'r^o/oi  iiux!^ijouc  iyuj. 
Diese  .Stelle  kann  als  ein  Beleg  gelten,  dass  man  nicht 
eher  zum  Emendiren  schreiten  darf,  als  bis  man  nach 
allen  Seiten  hin  die  Alöglichkeit  einer  Interpretation  er- 
wogen hat.  So  setzten  hier  die  Erklärer  die  Worte  y.ai 
i}l(iuu  unil  yul  tJ>yii}  y.ay.ii.  m  Wechselbeziehung,  uud 
mussten  nun  natürlich  an  dem  Gegensätze:  sowohl  Ge- 
fährliches ,  als  dem  Worte  nach  Schlimmes  anstossen ; 
um  so  mehr,  als  koyip  und  i.uyO/^  sehr  liSufig  im  Ge- 
gensätze von  ipyo)  und  6pyü/5  weiter  Michts  bedeutet, 
als:  dem  Vorgeben,  dem  Scheine  nach:  s.  Aesch.  Sept. 
c.  Theb.  ,-^2'.i.  Prom.  33().  Kur.  El.  34.'-^.  b'SS.  1283.  id. 
fragni.  Alex.  IX.  id.  fragm.  Erechth.  XVII,  13.  id. 
fragnim.  trag.  ine.  III,  b.  ö-  Soph.  El.  1453.  Daher 
denn  Hr.  W.  nicht  mit  Unrecht  sagt,  Aoy/J  yav.u  be- 
deute specie  mala,  i.  e.  quae  videantur  ij'iidem  ,  sed  non 
sint  mala.  Die  früheren  Herausgeber  schrieben  tiaher 
Z  o  ('  KÜyui  xay.a,  was  Hr.  W.  mit  Recht  verwirft,  wel- 
cher yai  i.oymv  n  £  o  a  verbessert,  was  allerdings  ileui 
tragischen  Sprachgebrauche  angemessen  iiärc  (rerjjl.  aus- 
ser den  von  Hrn.  W.  citiiten  Stellen  noch  Eur.  El.  1  |8.'J. 
Aesch.  Proni.  30-  Ö(J5.  Soph.  fragm.  Epig.  II.),  .illein 
durchaus  unnöthig  ist.  DIan  verbinde  nämlich  nnmittel- 
bar  :i  oti.u  y.ai  i^soiia,  J'ieles  und  Ge/iihrtiches:  diesen 
Worten  wird  sodann  als  .Apposition  lieigefiigt:  x«)  /  o  y  lo 
■y.u/.a,  wo  y.c.i  nicht  und,  snnilerii  auch,  sogar,  vei 
bedeutet.  Das  Ganze  ist  also  zu  übersetzen:  o  der  ich 
J'ieles  Schreckliche ,  ipas  auch  schon  in  der  Erzählung 
furchtb'ir  ist,  ausgeführt  und  erduldet  habe-  Dass  die- 
ser Gedanke  nach  Gehalt  und  Form  dem  Tragiker  ge- 
mäss   ist,    beiiei.seii    folgende    Beispiele:    Siipli.    El.    7()  I . 

ro/aCiu  aui   luii'  iativ,  ut^  /.itp  er  koyui- 
<d.yni/ü,  xoii;  ö'   iöuiotv,  u'ineo  liöouii- , 
fuyioia  navivjp  uiv  ön  ajrt'  iy(ü  y.ay.div. 

Kur.   Ilel.   ti20.    antwortet    iler    Bote    auf    die    Frage    ilf» 

nienelans:       fi    <!» '    iOxep; 

i^ui  ud.ox  •  i'kaooop   toi'ioii    i^    to   nuayu    i/oi . 

Phuen.  3')0.  entgegnet  Polviieikes,    da  die  Slutter    ihn  fragt 

\l   ro  <rTlü£a^ai  Tt axfjiön-ii  t]  y.aitup  atyu: 
iiiy/otoi  ■  ifiyw  d'  sori  usiCov   i:  f.uyr,. 


7S9 


790 


Enr.  fragm.  Cresph.  H.  agctijv  ixotlri^  fiti^of  ij  ixoyai 
ailJCLOai.  Dalier  ilrr  rp^rlin/issit^e  Gegpiisafz  /»isrlieii 
«lein  Sehen  oiler  Selister/a/iren  hikI  linii  Mosseo  Hiiren- 
»age/i ,  z.  15.  Eur.  Hrrail.  5-  *>u|)pL  7(l().  Mclaii.  IVagin.  I. 
Aesili.  Pcrs.  'J.'tS-  lialier  sajft  ilcnn  iler  böte,  wfllclier 
«li'U   ürlbstuiord    der    lukaste    uielilrt,   Oed.    11.    („'.('S- 

Vs.  t.i48.   schreibt  sodann  Hr.  \V.    o  l' n  vj   st.  y.oi'jru}, 
da    Herakles    mit   den   beiden    ersten  Versen   sich    bloss   an- 
rede.     Diess    kann   nicht   gebilligt    werden.      In    ileii    Wor- 
ten   V».    !()4h  —  49.     ist    eine    leichte    Anakoluthie:     der 
Znsaniinenhang   ist    folgender:     ,,Viel   Schreckliches    habe 
ich    erduldet,    und    doch    nichts    su    Sclireckliclips,     als    ich 
jetzt   durch    uieiiie    Gattin    leide. '^      Die    Cupula    kann    hier 
.    ebenso     »eiiig     aulTallen,     als     z.     ß.     in     dem     bekannten 
notka  IC.   dend  y.oidtv  di  ^oiünoi'  dnKJttuov  TiEtm., 
»0,    beiläufig   gesagt,    es    nicht  gebilligt  »erden   kann,    <lass 
Hr.    \V.   neuerdings   nukka  rt   östiü   geschrieben   hat. 
Vs.    1114. 
fünsl  TTape  ax^i  dvrccpoiiiijorai ,  näito. 
Da   Herakles   in  seiner  Rede   mit   keinem  Worte  dem  Hal- 
los   zu    einer    Antwort     die    Erlaubniss    gegebeu    hat,    so 
meint    Hr.  VV.    p.  1.5(1,    es  »ei   sonnenklar,   <lass   jene  Worte 
rerdorben  seien.    lUit  Sicherheit  sei   zu  schreiben:   eiiieo 
TT  et  p  £  0  T  l  v   O-VTiCfunfjOCl.      Die   Lesart    der   Bücher    ist 
tadellos:   indem    Herakles   aufhört   zu   re<|pn ,    su    gestattet 
er   eben   dadurch   dem   Hvllos    zu    antworten;    ja    er    muss 
sogar   eine   Antwort   erwarten,    da  er  ja   nicht    weiss,    ob 
Hjllos    seine   Befehle    vollziehen    und    die   Deiaueira    her- 
ausbringen  werde. 
\a.   11Ü4. 
cf'Uvuj  b'  eyiij  TovTOiot  avußaivovv    i'oa 
uuvzsiu  'Acuvu   toi^  TiuKai    i^i'vi;yo(ju. 
Hr.    VV.   meint,    OLf^ltjuivoVTU    bedeute   hier    so   viel,    als 
av[jCfU)l>oi'VTu.    Da   nun   iaa   dasselbe  sei,  so   müsse   ge- 
«rhrieben   werden  : 

cfavuj  d'  iyuj  jovxoiai  avfjßaivovr d  aoi. 
Abgesehen  dacon,  dass  dann  ein  Jeder  croi  mit  ovf-iliui- 
VO'.'ca,  nicht  mit  (pavui  verbinden  würde,  so  ist  die 
geui'ilinliche  Lesart  richtig:  Ollt/jal utiv  heisst  hier  gar 
nicht  übereinstimmen,  sondern  in  Erfüllung  gehen,  wie 
oben  Vs.  \T■^ ,  und  ist  zu  übersetzen:  „ich  »erde  ollen- 
baren, dass  auf  gleiche  Weise,  wie  diese,  neue  Weis- 
sagungen in  Erfüllung  geheu,  die  mit  den  alten  überein- 
stimmen." 

Sndann  soll   in    Vs.    116'). 

']  i""'  XV'J^'^."  ^'!>  Q<JJVtt  v.ai  napovxL  vcv 

Ctfi  i^uJvzt  falsch  sein,  1)  weil  diess  Verbuni  nicht  von 
der  Zeit  gesagt  »erden  könne,  und  "i)  weil  dann  y.ai 
TiaQUVTl  Vi'v  überflüssig  sei.  beides  ist  unbegründet. 
Denn  1)  ist  kein  Grund  denkbar,  »arum  Ojv,  wie  es 
auf  andere  Dinge  (z.  B.  .Aesch.  .Suppl.  M(,6.  ax^oi  tisl- 
^uiv.  Soph.  Oed.  R.  4j.  (c'-i  l;ii.i(fu(>a^  (^ujoaq.  4'^'.'. 
C'-oi/ra  uep/riuTdcui  (uavTeiu).  Ant.  467.  Crj  TaÖTO.. 
Eur.  Bacch.  8.  Cu'jouv  ((ilöya  und  fragm.  Aeol.  X.\L 
Qfi — y.ay.ov,  cir.  Aesch.  Chocph.  .s  5  .  dkijVnj  /.ai  liki- 
Ttoiiu)   übertragen     wird,     iiiiht    .iiich     uiefaphoiiscli    von 


der  Zeil  stehen  soll,  welche  nicht  iodt,  d.  b.  uicht  ver- 
gaiigen,  sundern  lebendig,  d.  \\.  gegentciirli^  «od  zukünf- 
tig ist.  Es  begreift  aber  dieser  schöne  .Ausdruck  die  ge- 
sauimte  Zeit  von  ilem  allernächsten  Augenblick  an  bis 
zur  entferntesten  Zukunft  in  alle  Ewigkeit,  also  zugleich 
TU  T  InSllU  yjti  J<J  ftekkov ,  »ie  Sophokles  selbst  an 
einer  andern  Stelle  sagt.  Nun  ist  auch  klar,  dass  xa< 
niKHtvxi  vi'V  kein  unnützer  Zusatz,  sondern  eine  notll- 
wendige  Bestimmung  ist.  Denn  sagte  Heiakles  blois 
JOüiui)  nfi  CiiiVll,  so  würde  der  Orakelspruch  ganz  un- 
bestimmt gelautet  haben,  es  »erde  ihm  einmal  in  Zu- 
kunft Befreiung  von  seinen  Arbeiten  zu  Theil  werden. 
Durch  x«i  nc.uovTl  l'fr  aber  sagt  er  gauz  bestimmt. 
dass  der  vom  Orakel  bezeichnete  Moment  der  eben  gegen- 
wärtige sei.  Es  liegt  also  in  der  richtig  erklärten  Vul- 
gata  derselbe  Sinn,  »eichen  Hr.  W.  durch  seine  Con- 
jectur  ()  fioi  J'otiiw  fiil  KOVTt  TUi  TiapuUTl  vvr  hin- 
einbringen wollte.  Uebrigens  besteht,  wie  ich  einer 
Alittheilung  meines  verehrten  Collegep,  des  Herrn  Dr. 
Böttcher,  verdanke,  derselbe  .Sprachgebrauch  im  Hebräi- 
schen, und  ist  daraus  auch  in  die  Septuaginta  überge- 
gangen; s.  Regg.  II,  4,  Ifi.  und  17.  Cl's  xov  yaiouv  TOi- 
TOt',  oji  )}  d)ga  CojOu,  au  nsgicikijcfotu  viov.  — 
ST£y.£v  viov  £t'g  tuv  xatpov  tovzov  ,  u>  ^  ij  uipu 
i^viaa. 

Vs.   1255.  —  Tiauka   toi  v.ay.uiv 

aviTj  TskiVTi^  TOvSs  rdvdpog  vaTÜrtu 
Da   man   nicht    sagen    könne     Ttk£i<il]    vOTUTr ,     so    hsh 
Hr.    W.   p.    159   die  Stelle   für  verdorben,   und  schreibt: 

a'vii],  T£k£vzri  zovde  TuuSpog  tOTarai. 
Allein,  um  Beispiele  ähnlicher  Tautologien  zu  übergehen, 
so  gehört  an  unserer  Stelle  iiazazr  gar  nicht  zu  zikcvzij, 
sondern  zu  Tiaoka,  was  keineswegs  so  viel,  als  Ende  be- 
deutet. Der  Sinn  ist  also:  „Dieses  Ende  ist  jneine  letzt» 
Erliisung  von  den  Leiden" 
Vs.    y>:)l. 

'Akk'  ovdev  Ei'gyei  aoi  zf.keioiddai  Tuöi. 
Da  Tcketoiv  niemals  bei  den  Tragikern  und  ihren  Zeit- 
genossen mit  TEksii'  gleichbedeutend  sei,  sondern  immer 
consummare  bedeute,  so  meint  Hr.  W.  auch  hier  ein 
Glossem  erkennen  zu  müssen  ,  und  schreibt  daher  Out 
TC £0  C'Av £  o  &  ut  rdÖE  ohne  allen  Grund  Denn  zeketufr 
^^  T£k£lov  Tiotiiv  unterscheidet  sich  allerdings  von  T£- 
kiiv.  Dieses  bedeutet  einfach  vollenden,  jenes  vollendet 
machen,  d.  h.  vollständig  zu  Ende  führen.  Wie  passend 
aber  gerade  dieses  bei  weitem  stärkere  \'erbnni  hier  stehe, 
wo  Hvllos  dem  Vater  pünktlichen  und  rollen  Gehorsam 
gelobt,  ist  klar.  Dasselbe  Verbiiin  will  Hr.  W.  auch  in 
der    bekannten    Stelle   der    Anligone    l's.   .'171: 

vüuiji,  71  ao  £l/J  tov  X^tuVU:^ 
herstellen  unil  also  v6f.iovi  n  ipciv  u)i  lesen,  in  der 
Bedeutung:  die  Gesetze  erfüllend,  d.  h.  beobachtend. 
Diess  muss  durchaus  gemissbilligt  werden.  Denn  nach 
dem  constanteii  .Sprachgebrauch  der  Tr&giker  —  Aesch. 
I'ers.  (iM).  Sept.  c.  Th.  104-'.  Suppl.  457.  Proni.  57. 
Choeph.  S  7.  Soph.  Aj.  ^.'L'.  Trach.  ö81.  Eur.  IMed.  887. 
Ion.  .47  .  7<\S.  136  J.  1589.  Androui.  KJ  ,Ü.  Hei.  IU34. 
Iph.  Taur.  1,0.   Or.  G-'o-  11 10-    Phoeu.  589.  1713.    Fragm. 


791 


79^ 


Die«.  VI,  4.  Phil.  V.  tragg.  iiictirü.  CCLXVII.  —  künnlo 
ilifs»  nur  lirisspii:  die  Gesetze  vollendend,  <l.  h.  abtas- 
tend oilor  fertiji  machend. 

P.  ItiJ  si|.  fc'il''  "f-  ^V.  ein  ^Vrzpicliniss  <li>r  Glosson, 
i]je  fiaU  ilrr  flehten  Dii  literwortc  in  ilrn  Text  dir  Tra- 
(•hinii-riiiiien  ({ekiiMiincn  seien.  ^'«m  diesen  (;l()SseM  wird 
nun    freilich    etwa   die    H.'ilfJo   nbziuiehen   sein. 

Endlich   sagt   Mr.   AV.   ülier   Vs.    ViK). 
fi;yi'./ oii   tih-  läiifira   rlor;  duparov^  : 
,,.l]iruui    est,    iie  Ilerniannuni  quideni    violala  cacsnra    hiijns 
rer.siis   oUeiisuin   esse,    praesertini  cnin    iic  couiinodo  ijiiideni 
dictum   adjectiium   vtur^   esse   pateat.      Quae   res   facit,   ut 
Soplinclcin   ita  scnpsissp   crvdau) : 

/Lieydkdfi  i/tf  /doto'  nitovg  iiuvaiui  <,.'•'■ 
Es  ist  nicht  nur  »umlerhar,  sondern  sojjar  unhejjreiflich, 
«ie  Hr.  W.  liier  von  Verlelzttn-^  der  Cüsur  sprechen 
konnte,  naclideni  Hermann  Llciu.  doctr.  nictr.  p.  374 
rtlier  diese  inil  der  H.Tuptc'lsnr  iierhselnde  weibliche  Cfl- 
»ur  gehandelt,  «nd  (jaisford.  nA  He|diapst.  p.  ViH  sq. 
(p.  30;.^  sq.  ed.  Lips.)  die  Heispiele  daron  aus  den  Tra- 
gikern und  ilem  Aristoplianes  gesaniuiclt  hat.  iStoiU 
^O.ll'.iui'i  nennt  der  Chor  den  fod  des  Herakles  und 
der  Deiancira  im  Gegcusatzo  zu  der  Ermordung  der  Ver- 
wandten   der   lule. 

Rec.  geht  nun  zum  zweiten  Theile  von  Hrn.  AV.'s  Küche 
über,  nanilich  zu  p.  1()4— -0!)  "  <«  derselbe  ülierdie  angeb- 
lichen liiterpnlationen  der  Srhausploler  in  den  Tracliiiiierin- 
neu  -jeslirochen  und  eine  beileii(en<le  Zahl  von  Versen  als  des 
Sophokles  iinniirdi^  rerworfen  hat.  So  gross  auch  «Iie 
Zuversicht  ist,  mit  der  Or.  W.  seine  ürtheile  aufstclK, 
«0  stark  er  sich  auch  k'"?''"  diejenigen  ausspricht,  «eiche 
in  Zukunft  die  V"ertheiiligung  jener  Verse  libernehnien 
würden,  so  muss  doch  Ilrc.  ollen  bekenneu,  dass  er  an 
keiner  einzigen  Stelle  durch  die  Beweisführung  des  Hrn. 
\\ .  überzeugt  norden  ist,  ja,  dass  er  überhaupt  mit  dem 
ganzen  Princip,  nach  welchem  Hr.  \V.  verfilhrt,  nicht 
einverstanden  sein  kann.  Es  wird  daher  nnthiienilig  sein, 
roD    diesem   auszugehen. 

Hr.  \V.  führt  znn.'jchst  p.  )G4  sq.'  alle  die  Stellen  auf, 
in  denen  entähut  wiril,  das»  von  den  Histrioneii  <ler  Text 
des  tragischen  üicliters  eine  Vcränderunj'  erlitten  hat. 
Daraus  wird  nun  geschlossen,  dass  atich  der  Text  der 
Trachinicrinncn  auf  eine  sehr  bedeutende  Art  \ou  ihnen 
interpolirt  worden  sei.  Daher  werden  denn  alle  die  >'erse, 
welche  Hr.  W  für  nn.'lcht  erklärt,  für  3Iacliiitrk  der 
.Schauspieler  ausgegeben.  Allein  ans  jenen  Stelleu  cigibi 
sich  nur,  dass  die  Schauspieler  zuweilen,  entweder  .ins 
Unwissenheit  (wie  Schul.  Eiir.  ad  Med.  Hh-  ed.  iMattli. 
ib.  l4''.  N  '".),  oder  um  eiue  Schwierigkeit  zu  beseitigen 
fwie  .Sehol.  Eurip.  l'hocn.  '2'\-\-  Orest.  l.'J')2.),  oder  aus 
Eigennutz  (Plularch.  ilc  fort.  .Alexandr.  or.  II,  p.  ;'.J  I . 
ed.  Reiskej  eine  geringe  VerSiiderung  mit  dem  Grund- 
texte  sich  erlaubten,  und  auch  einen  oder  ein  paar  ^"erse 
hinejnsetzteii.  Das.s  ilerglcicheii  auch  in  .Stellen  ,  an  de- 
nen Uli«  ^iirhts  darüber  überliefert  »iril,  «orgefatlen  sein 
könnt,  wird  Niemand  1,'iiigiien;  dagegen  sii'ht  Jedermaiiii 
ein,  wie  hlichst  liedciikliih  es  ist,  ohne  alia  äu^s^eien 
Anzeichen  dcrglcislien  I' Mischungen  aufzuspüren  und  aus- 
zuuiilr/en.    da    d'ic!»  jeric   Scbauspielt-r   ebei;falis    Griechen 


und  der  Sprache  kundig  waren,  und,  wie  au«  jenen  Stel- 
len selbst  hervorgeht,  nicht  oline  Grund  den  Dichter 
verflndcrten.  Dass  aber  die  Histrionen  auf  eine  so  auf- 
fallende Weise,  wie  Hr.  \V.  annimoit,  ohne  alle  Veran- 
lassung die  Dichter  interpolirt  hätten,  dafür  lässt  sich 
von  den  angeführten  Stellen  keine  anführen.  Welches 
sind  nun  im  Allgemeinen  die  Kriterien,  nach  denen  Hr. 
W.  die  Un.'iclitheit  annimmt?  Gewöhnlich  <lic  Behaup- 
tung, ein  Wort,  eine  Redensart,  ein  l'ers,  ein  .Satz  oder 
mehrere  Verse  und  Sätze  seien  unnülkig,  d.  h.  das  Stück 
verliere  in  seiner  Integrität  IVichts,  wenn  dio  betrefTcii- 
den  .Stellen  herausi^enommen  würden.  Allein  durch  ein 
solches  Verfahren  —  wie  es  übrigens  nicht  neu  ist  — 
gelangt  die  Kritik  zu  einer  so  subjectiren  Willkür,  dass 
am  Ende  aus  Einer  Tragödie  verschiedene  Kritiker  ver- 
schiedene Tragiidinn  sich  herausschneiilen ,  indem  der  eine 
das  behält,  was  der  andere  verwarf.  In  der  That  dürfte 
CS  nicht  s<  hwer  halten  ,  nach  den  Grundsätzen  des  Hrn. 
W,  auch  in  den  übrijjen  .Stücken  des  Sophokles,  sowie 
in  denen  des  .Arschv  los  nicht  wenig  Verse  zu  tilgen,  ohne 
dass  der  Gang  uud  das  Ganze  des  Stückes  einen  wosent- 
luhen  Äachtlieil  litten.  Im  Euripides  aber  lassen  sich 
auf  dieselbe  Art  die  V^crse  zu  Dutzenden  herauswerfen, 
so  dass  die  dramatische  Handlung  eher  gewinnt,  als  ver- 
liert. Wir  werden  daher  Hrn.  W.  zuweilen  zugeben, 
ila-ss  die  von  iliin  angezueifciteii  l'erse  allerdings  von  dem 
Difbter  w  e  ij;  gc  l  a  s  scn  xoerden  konnten,  müssen  aber, 
wo  sonst  kein  Grund  für  einen  Zvieifel  vorhanden  ist, 
dic'Sis  eine  Kriterium  als  ganz  unstatthaft  und  nichts- 
bcice.isend  ein    für    allemal   zurückweisen. 

Doch  ich  gehe  zum  Einzelnen  über.  Ausser  Vs.  H^(^ 
—  ;K).  und  *.);J9  sq.,  von  denen  schon  gesprochen  worden 
ist,  sollen  nach  p.  iÜ7 —  1  7Ü  Vs.  44  —  48.  onacht  sein: 
yoüvuv  yn{i  ocyl  ßatuv ,  ccKV  i^Srj  dexa 
l'.ijuai  '.'iQiJi  aKKoti  TICVt'  oixr,^iiy.Tor,  /ucvtt- 
■y.uor/v  Tt  dc/vop  nijua-  TOiaintp  i/to\ 
öikroi/  }.iin)v  iorer/e,  rip-  fyuj  ifauä 
deoi>;  dowuiii  nt]uoir,q  dtctt  ko.ße.lv. 
Die  Gründe  dafür  sind  folgende:  weil  Vi.  1)5  • — l'.ö- 
dasselbe  noch  einmal,  aber  vollständig  und  klar  ausein- 
iindergese/zt  verde,  —  Allein  wariiui  soll  denn  Deianeiia 
nicht  zweimal  dasselbe  erzähJen  koiinen  ,  wenn  es  der 
Gang  der  Handlung  erfordert,  da»  erstemal  kürzer  der 
Dienerin,  das  aiideruial  genauer  und  ausführlicher  dem 
Chore?  \>)  die  Worte  yiiiivoi  yoiQ  of^;/  ßo.iuv. 
(.1  k'  1]  t' ij  Heien  ganz  unpassend  desshalb,  weil  dann 
die  Hörer  meinen  müssten ,  Ueianeira  sei  nur  wegen  der 
langen  Abwesenheit  ihres  Gatten  besurgt;  sie  sei  aber 
vielmehr  besorgt,  weil  nach  dem  alten  Orakel  jetzt  das 
Schicksal  des  Herakles  sich  entscheiden  müsse.  Dies» 
ist  ganz  liihfig,  steht  aber  in  keinem  Wiiler.spruchi  mit 
ileii  betrellViiilen  Worten:  Deiancira  weiss  nämlich,  d.is» 
!  ■)  [Monate  nach  der  letzten  Eiitfernnng  des  Herakles  der 
entscheidende  AVeiidepunct  seines  Geschicke»  emtritru 
iiinsse.  Da  nun  von  dieser  Frist  nicht  etwa  erst  ein 
kleiner  Theil,  sondern  dieselbe  schon  ganz  verstrichen, 
loiv  (fem  Herakles  aber  noch  keine  Hotschaft  gekommen 
ist  (diess  bedeutet  C'y.r,i.iVr.Tv;  lUiCl,  was  kemesweg«, 
»ie  Hr.  VV.  meint,  so  viel  bedeutet,  als  <<(di!:  tiöi.l' . 
ö'i  of  ßsßr./ii) ,    80   vnafi   i:3iüilicli    Deiancira    fürchten. 


793 


794 


ilie  eingetretene  Eiitsihciiluiij,'  sei  (Uieliicklirli  ,iii«(frfallen. 
J)  Dasselbe  sei  sclion  Fs.  .J«  —  41-  f;esas,t.  Das  ist  uii- 
(regrürulet.  Denn  ilort  »vird  bloss  erz/llilt,  «lass  seit  iler 
ErnKiriliiiig  iles  Ijiliiliis  ^iema«<^  wisse,  ho  Herakles  sich 
aufhalte.  Dass  aber  iler  Zeitraum  von  jener  Ui'geben- 
lieit  bis  jet/.t  gerade  If)  Monate,  jene  lerbangnissvolle 
Zeit  betrage,  ist  oben  nicht  angenjoben  «orilen.  -1)  Das 
71  i;  (I  a  Is.  4.3-  und  Is-  4(j.  sei  dasselbe^  denn  licideinal 
meine  Deianciia  den  Tod-  —  Diess  ist  nieder  falsch. 
Die  Worte  \s,  40.  XO-Ortv  Tl  dtll'ov  'ti^iic.  gehen  auf 
den  geiraltigen  a.t^ko';  (Vs.  .SO.)  ,  den  Herakles  no(  h  zu 
bestehen  hat,  jenen  Kampf,  bei  dem  es  Tod  oder  Leben 
gilt;  dagegen  Vs.  43.  allerdings  bedeutet:  ,,  und  fast 
glaube  ich,  dass  er  untergegangen  ist."  .'j)  Die  Worte 
1  oiuiT  r  V  —  t  ftoi  ötkrov  kiTttnv  ini!i-j[t  sollen 
dasselbe  bedeuten,  was  l's.  41.  rrAv-i^  !u<)i  liiV.QC.-r 
ijjf>irus  atitiv  T  ooa  ßakoiv  «' rro  r  ;^f  r  « /.  —  lie- 
darf  keiner  Widerlegung,  (i)  r  1]  V  —  }  a /^  c /ii  soll  Deia- 
neira  nicht  iciinsclien  können,  ,,'juae  hoc  unum  jirecari 
deos  passet,  ut  Jaust a  pars  oraculi,  in  tabella  illa  per- 
scripti,  eveniret.^''  —  Uas  liegt  ja  eben  in  ilcm  ^Vnnsche: 
Deianeira  hat  einen  Orakelsprncli  erhallen,  nach  iielrhein 
Herakles  entweder  unlcrgeheii  oder  gliiiklirli  sein  wird; 
sie  fleht  also  zu  den  (iöttern  ,  sie  tnöge  diese  Tafel  ohne 
Schaden  ,  d.  h.  so  empfangen  haben,  dass  die  gute,  nicht 
die  bijse  Weissagung  in  Erjüllung  gehe. 
P.  171  sq.  Vs.  7'1  sqq. 
ß.;  /;  reJ-ci'viji/  loc  ßi'op  ^e/./  ii  -cc'/.cii, 
ij  TOL'xuv  (((jai  u'Jt.uv  1/4  T  u  II  i  0  T  t  n  <j  i 
Tov  )'.oi7iuv  i'jöij  ßioiov  cvai'iiv  Ixtiv. 
I^lit  Recht  stiJSät  Hr.  W.  an  den  Worten  f/s  jui  i.  an, 
und  weist  nach,  dass  die  angenommene  Ellijise  youiup 
unstatthaft  sei.  Wenn  aber  desshalb  Vs.  S(J.  unil  Ml.  also 
zusammengesi'linitten   «erden  : 

);  TOV  Tuv  ü(ja;  a  d-kov  et! ai  Mi'  l yiiv  , 
»o  kann  dicss  ebenso  wenig  gebilligt  tverden.  Denn  es 
felilt  dann  1)  die  ei;;entliche  Pointe  des  Orakelspruches, 
dass  nfimlich  der  Held  seiji  ganzes  übriges  Leben  hin- 
durch glücklich  sein  werde,  und  2)  liatte  der  Dichter 
selir  undeutlich  gesprochen,  da  Ciato)u'  Ix'^'V  ein  Jeder 
vielmehr  mit  üA^kov,  alu  mit  tov  ßiov  verbinden  würde. 
—  Die  Stelle  ist  vielmehr  verdorben,  und  Sophokles 
«chrieb   wohl: 

/    TovTOv  (XQaq  udkov  1Ü5  lov  v öi  ax  ov, 
TOV  koinou  i'yöi;  ßioTOV  evaivjy    lyjn.  *) 
.Sodann   behandelt   Hr.  W.   die   vielbesprochene  Steile: 
ot/'z   ti  :;vtJi()i;u)V,  ))vlx    ij   oiirajoiH^fUf 
1;  TlinTufitv,  00c  7iarpo^  iioktuKoiOii 
y.muv  ßiov  oojoafTog,  )j  o/'/ousoi^'  uuai 
Zunächst  widerlegt  Hr.   W.   Hermann,    welcher  einst  an- 
nahm, der   Vers  »;  nlTlTO/Uv   —   gehöre  der  ersten,  der 
Vers    '/.tivov    —   der    zweiten    Recension    der    Trachinie- 
rinnen  an,    Hr_.  W.   nimmt  dabei   Gelegenheit,   diese  ganze 


■)  Mein  hochveiolirtcr  ColIc;.;c,  llr.  Com  Wagner,  criniicri 
mich,  dass  il^  %öy  vai>(inv  auch  mit  ßloxov  voibiMnIcii 
werden  könne  ,  so  dass  liiv  lomm  Erklarun:,'  von  i'a-iiiint 
wäre. 


Hipodiese   von   einer   doppelten  Recension    \on    p.  174  —  83 
gründlich     und     scharfsinnig     zu     widerlegen.        Er    selbst 
nimmt  an,   der  Schauspieler   habe  statt  des  Sophokleischen 
Verses    ij   TTi-xroitfV  —  den   andern   gesetzt,    weil    il.ni  das 
so   absolut    stehende    afnujniUxtc.    ansliissig    !;eweseu   sei. 
DieSs   ist   die   einzige   .Stelle,   an    weliher   eine   solche   An- 
nahme  einen    i;ewissen   Grad    lon    Wahrscheinlichkeit   bat. 
Dennoch    meint   Ilec,    künne   aiiili    hier   durch    ziveckiuflg- 
sige    Emendation   geholfen    »erden:    man   schreibe: 
iny.  ii  i^vvio^iDV ,  i-i/x    I]  OEo-u'injie'Ja 
y.firov  ßiov  auJoavTog,  ij  o/'/ujiio!}'  uiic, 
Ol  Zimt  Olli  V  crov  Tiaroo^  ki;olM)l  otu^. 
Der    letzte  ^'ers  ist   dann    keineswegs   ein    müssiger  Zniiatz ; 
sondern    Deianeira   bezeichnet   damit   ihre    und    ihrer    Rin- 
der   besondere   Lage    genauer,    dass   n.'imlich,    wenn    Hera- 
kles  toilt   sei,    sie    .Alle    Noth    und    Drangsal    leiden    uiüss- 
ten  ,    was    keineswegs   bei   allen    verwaisten    Gattinnen    und 
Kinilern    der    Fall    war.        Sophokles    Iflsst    also    die    Deia- 
neira  mit   prophetischem   Geisle   die   Verfolgungen    voraus- 
sehen,   welche   später    über   die   Herakliden   hereinbracheo. 
P.    i;7        !,S().    behandelt    Hr.    W.   Vs.   88  — 'Jl,    und 
widerlegt  zunächst  Hermann,    welcher    bekanntlich    auch 
in     dieser   .Stelle    eine    doppelte    Recension    annahm.       Er 
selbst  schreibt   nach  Urunck  mit  Versetzung   der  ^'crse ; 
uKK    tlfti,  /-o;t6(j-  tl  öä  iUocfdiini'  tyw 
ßui:in  y.o.Tijöt]  Tojvöe,  Y.uv  iiakai  naoi^t. 
vi'v  ä'  (y^  tviirj/i'  ovdlv  ff.kuliliaj,  rö  fAi]   oi 
7t uouv  nvdlriHtt.i  jwvd'  äkij^ciuv  Tiiot. 
dkk'  i>  t^vvVjdii-i  noxiio^  ov/.  i</.  ttctoÜ; 
/;/((<,•  :i ouTU(jßeiv  ovöi  det/xaliciy  dyar. 
Allein    viel     wahrscheinlicher    ist    es,    dass    nach    der    gc- 
wülinliihen  Versordiinng  Hvllos   seine   bisherige  Sorglosig 
keit   um   das   Schicksal   des  Vaters  mofiiirt.     Rec.    schreibt 
daher   mit   Andern: 

dk/J  iiui ,  ftr]T£0'  tl  dt  ifto(fäxi.tjv  iyot 
ßa^iv  y.ac}-d)j   rojidt,  v.av  id't.cu  Tlaoijt. 
dkk'  ö  ^vvi']^i'~;  noxfioi  oiy.  ti'a  TraToöi 
ijUdc,  TtQoxanßtiv  oidf.  öi/iiaivciv  dyav. 
vPv  d\  WC  trvirii,  oi'ötv  t/.klid)v>  tu    nn   vi' 
ndoav  i[vihOx>ai  tvjvö'  d});ihinv  ntoi. 
P.    180 —  1S3  spricht  sodann  llr.  W.   über  die  sdiw  ir- 
rigen  Worte   Vs.   5'.'ti — .JU.    iyui    dt    uax))n   —   UVfJlii 
tQrjilu,    und   bestreitet   zuerst  Hermann,    der    auch    hier 
doppelte    Recension    finden    wollte.      Er    selbst    hält    alle 
jene   Worfe   für  Zusatz   eines   Schauspielers,   welches  Enri- 
resultat  er  folgendermassen  angibt:    .,cuin    vis    videantur 
ita  mulari  posse,    ut    commode   adjici    iis,    ijuae  praeci- 
dunt ,  jiotuisse  pateat ,   niliiljam  reli'juum  videiitur,  quam 
nt   ab   hiatrinne  prof'ecia   credäs;   qiiaiMjnam   ne  hunc  (lin- 
dem   adeo     ineplnm    filisso    mihi    persnudere    possum  ,      nl 
scriberet  ,    tyoj    dt    [id.n^ü    f^itv    oiu    (fiid^uj   etc.      .Vnl 
wie    schwachen   Füssen    diese   Argiimentatiuii    ruht,    sieht 
ein   Jeder   ein:    Hr.    AV.    widerspricht   sich   geradezu.      Ein 
boshafter  Ivriliker    kdiintu   daraus  den  Schluss  ziehen,   dass 
nach     Hrn.     \V.     Allr.~,      was     unverständlicli     und     sinnlo.« 
scheine,   von   den   .Schauspielern    iiinziigesetzt    sei.       Wer- 
den   aber    die    Worte     t':ü>     dt    IH'.tl"    etc.     so    verbessert, 
dass   sie   an   das    ^  orhergeliendo   sich    gut   und   passend   an- 
schliessen,   so   sielit    man    nieder    nicht   ein,   warum  sie  von 


Zeiisciir.  f.  d.   AhtrlUamiw. 


795 


796 


Kinnm  Srh.iatpit'lcr  nnd  nicht  von  SnphnkIpN  gelbst  ge- 
firliripli' II  »orilrii  »ein  sollen. 
P.  1S4  sq.  wir«!  Vs.  169  sq. 
totavT  icpQu^e  TiQUi  9c(öv  ei/iaQ/jiva 
rt'jv  'fiiJcr/./.eiiuv  ixreXavtüoihu  ttÖicuv, 
■Irr  irtzt«  Vers  ftir  uiiärlit  gohaKeii  ,  »eirtieii  ilerniann 
ganz  riclitid  eikljlrt  hatte:  „talem  Herculis  laborum  sor- 
tem  exituram  diceinl''',  so  <la»s  ilie  tieiiitive  tuji/  //(juxk. 
TlUfinf  »Oll  cifia(jfi£va  ahhuuf^en.  üicss  vernirft  Hr.  \V. 
aas  folgeiiilen  (iriiiiileii :  i)  das  Participium  ei^aQfAt- 
l/ov  stehe  nie  für  Ei^mfiiivi];  also  hätte  Sophokles 
roidvd'  —  eiintQ fic V ij  V  schreiben  müssen.  —  Er- 
steres  ist  gaoz  richtig,  wie  bekanntlich  überhaupt  nie  ein 
Wort  mit  einem  anilern  ganz  gleiclibedouteuil  sein  kann. 
ßiiingnivr  bedeutet  das  verhängte  Geschick,  indem  die- 
ses als  Ganzes  gefasst  uird :  es  ist  eine  allgemeine  Ab- 
Ktractioii,  daher  es  auch  pcrsonificirt  werden  kann.  IlI. 
unotilvov  oder  EitiUQf^lEva  bedeutet  das  in  einem  ein- 
zelnen concreten  Falle  Vcrhanffte.  Daher  niusste  hier, 
wo  das  Orakel  zweideutiger  Weise  nicht  Einen  bestimm- 
ten Ausgang  prophezeit,  sondern  ein  E/tttpeder,  Oder 
geweissagt  hatte,  das  unbestimmte  Neutrum  stehen,  ebenso, 
»ie   Aesch.   Agam.  8!SÖ  sq. 

Tct  8'  äkka  (fgovTtq  oi'X  vnvai  vtxuifxei/?^ 
d^ijmi  dixuiiog  ^vv  &£otg  EißUQfAeva. 

2)  Sollen  die  Genitive  zvlv  Ho.  Ttöviuv  nicht  von 
sifjtag  U£V  a  abhängen  können.  Warum  denn  nicht? 
/üiltaou-  ist  substantirisch  gebrauchtes  Neutrum,  und 
regiert  also  nach  bekanntem  dichterischem  {Sprachgebrauch 
den  Gcnitir.  ^-f)  Das  Adjeitivum  11  u  axLei  iti  v  sei  inepl, 
da  Herakles  selbst  spreche:  eine  solche  Einphasis  finde 
nur  statt,  wo  auf  dem  Eigennamen  ein  getvisser  Nach- 
druck ruhe,  wie  Ai.  9S.  8b4.  Das  ist  ja  aber  gerade 
hier  der  Fall:  also,  sagte  er,  würden  nach  Gütterie- 
schluss  des  Herakles  Mühen  enden.  Wer  so  spricht,  ver- 
setzt sich  gleichsam  in  die  Seele  derer,  von  denen  er 
sich  berücksichtigt  und  genannt  annimmt;  so  Herakles  in 
die  Seele  der  Gütter,  Aias  in  die  der  Griechen.  Eine 
ganz  ähnliche  Stelle  ia  Xen.  Anab.  II,  6,  8.  ixavog  dh 
y.c.'i  (^  Ki.iaoxoi  ijv)  kfJ.TCotftcra.i  roig  Tiaoovatv  oJ; 
TTCiarEov  eh]  K\tä.Q%v).  4)  iy.x  eXevt  da^ai  stehe 
unrichtig  statt  des  Infin.  Fut.  —  Bedarf  keiner  Wider- 
legung: s.  Matth.  §.  .i(H.  '5.  Rost.  (V.  Ausg.)  p.  ,OtiS. 
Aiimerk.  8.  ft)  Herakles  habe  gar  nicht  getousst ,  was 
eintreten  werde.  —  Richtig:  das  wusste  er  aber,  dass 
Eines  von  Beiden  eintreileu  werde. 
Vs.  252  sq. 
Ketvui  dh  TtgaBels  Ottcpd'krj  vrj  ßa^ßägi/j 
eviuviüv  ii;£nXijO£v ,  «i?  avcdg  ksyEt. 
Diese  Verse  werden  p.  186  aus  drei  Gründen  für  unächt 
erklärt:  I)  seien  sie  eine  einfältige  IViederJiolung  von 
Vs.  24'J  «7.  c/j;  (fijo'  avTog  —  Eint  okij  i^ eI  q.  — 
Ungegründet.  Denn  nachdem  der  Bote  zuerst  im  AI/ge- 
meinen gesagt  hat,  dass  Herakles  den  gr»s§ten  Theil 
jener  15  IMonate  nicht  vor  Eurytos  Stadt  gelegen,  son- 
dern in  Lydicn  als  Sklave  /.ur^ebracht  hat,  gibt  er  die 
Sache  gen  uer  an,  nämlich  Zeit  und  Herren.  Vorher 
schiebt  er   ganz   natürlich   ein,   diese   Sklaverei,   weil   von 


Zeus  selbst  rerh.'Ingt ,  bringe  keine  Schmach.  Der  Bote 
wiederholt  oJQ  aVTOi  KtyE/ ,  um  hervorzuheben,  dass 
Herakles  »ellist  diese  Sklaverei  nffen  eingestanden  liat , 
um  den  Sch^vur  zu  begründen.  2)  Die  Worte  seien  un- 
nütz, da  schon  Vs.  (iM.  dasselbe  gesagt  sei.  —  Allem 
das  weiss  ja  Liclias  nicht,  der  vielmehr  aus  der  Frage 
der    Deianeira    Vs.    246   sq. 

»;  y.äirl  rai'rjj  Tij  nohii  tuv  aaxoTTOv 
Xgöror  tjE/jiog  rjv  ijitEguiv  dvr;gi9iiov  ; 
schliessen  inuss,  sie  wisse  Nichts  von  der  Sklaverei  de» 
Herakles.  —  3)  es  sei  eine  Verkehrtheit,  wenn  Lichas , 
dar  ja  die  Deianeira  über  die  wahre  Ursache  der  Zer- 
störung Oechalias,  die  Liebe  des  Herakles  zur  lole, 
täuschen  wolle,  die  Ompha/e  erwähne,  da  Ja  diess  die 
Deianeira  ebenso  beleidigen  müsse.  —  Lichas  will  aller- 
dings verschweigen ,  dass  Herakles  aus  Liebe  zur  lole 
die  Stadt  eingenommen  habe.  Er  gibt  daher  als  Grund 
dessen  Schwur  an,  sich  an  dem  eigentlichen  Urheber 
seiner  Sklaverei  zu  rächen.  Diess  wird  um  so  wahr- 
scheinlicher, wenn  Herakles  bei  einer  Barbarin  und  einem 
Weibe  Sklave  gewesen  ist.  Die  Ouiphale  gar  nicht  zu 
nennen,  war  kein  Grund  lorhanileu,  würile  auch  Nichts 
geholfen  haben,  <l<i  Herakles  ja  selbst  es  Allen  erzählt 
hat.  Für  ihre  Erwähnung  sprechen  auch  Vs.  356  sq  , 
die  freilich  Hr.  W.  ebenfalls  für  unäcbt  hält,  wie  wir 
gleich   seheu    werden. 

Er  führt  nämlich  p.  ISS — 190  an:  1)  das  Pronomen 
ov  vs.  35'S.,  welches  auf'Egux;  vs.  355-  gehe,  sei  un- 
geschickter fVeise  durch  vs.  356  sq.  davon  getrennt.  — 
Allein    liest  man  jene   Verse 

—  ''Eoojq  öe  VIV 
fjovog  9£(Si>  d^ik^EiEv  at'xitdaai  rdÖE, 
ov  rö/jii  Avöol^  oi'ö'  ett'  'OjKpdkj]  noviuv 
kaTpEVf^iaT,  ot'd  ö  gnrroi;  Icfnov  juöpoi, 
öv  vijv  nagiuoaq  oi'coq  tiaiakiv  ksyei, 
ohne  Vorurtheil,  so  wird  man  finden,  dass  nach  der  Be- 
hauptung, die  Liebe  habe  den  Herakles  zur  Zerstörung 
hingerissen,  die  von  Lichas  angegebene  Ursache  gleich- 
sam in  Parenthese  negirt  wird  ,  so  dass  man  also  ohne 
allen  Aiistoss  öv  auf  den  Hanptbegrifl  '£ou)i  beziehen 
muss.  Uebrigens  liesse  sich  dafür,  wenn  es  Anstoss  hätte, 
leicht  o  oder  a  vvv  herstellen.  —  2)  Die  Verse  seien 
unnütz,  weil  luichas  schon  die  Sache  weitlüuftig  ausein- 
andergesetzt habe.  —  Gerade  desshalb  mü'isen  sie  stehen. 
Weil  Lichas  eine  andere  Ursache  angegeben  hat,  so  muss 
der  Bote,  welcher  die  wahre  angibt,  jene  rfiser/e  negiren. 
—  3)  Die  ganze  Redeweise  sei  des  Sophokles  unwürdig. 
denn  ein?nal  werde  so  gesprochen ,  als  wenn  Herakles 
zugleich  den  Lydern  und  der  Omphale  gedient  habe,  und 
dann  sei  nicht  der  Tod  des  Iphilos ,  sondern  vielinehi 
die  Beleidigungen  des  Herakles  durch  den  Euiytos  an- 
zuführen gewesen.  —  Hier  vergass  Hr.  W. ,  wie  wir  e» 
Alle  zu  machen  pflegen,  wenn  wir  i?j  der  Kürze  auf  die 
ausführliche  Exposition  eines  Andern  Rücksicht  nehmen 
und  hinweisen  wollen:  wir  heben  daraus  ein  paar  Schlag- 
wörter heraus,  und  verbinden  diese  durch  Copulativver- 
hältniss ,  uubekümuiert ,  ob  diese  Wörter,  streng  logisch 
genommen,  nicht  vielmehr  in  subordinirtom  Verhältnisse 
stehen    müssen.      So   würden  jene    Worte    in   gcwübnlicheit 


79T 


798 


einfacher   Prosa   also   verl.iiiiilcii    »priifii:    riiclil   die   durch 
des  Iphitus  Ermordunl^    lierieige/'ii/ir.'e  Sklaverei    bei  der 
Omphale,  der  Lyderkiirügin  ,  ist  Schuld  daran. 
P.    190  —  92   handelt   Hr.    W.    über   Vs.  ,}(V2  sqq. 
entoToaTCvst  narolda  Tt]v  Tai'Ttj<;,   cv  rj 
■Tuiv  El'Qvtov  tuvö'  tiTts  dionoi^siit  Orjovov 
xtcivet  T    dvaxTa  rjursoa  Tilade  -/.ul  :iuLiv 

Der  zweite  Vers  wird  also  nach  HermaDu's  Besserung 
gelesen  (in  den  Büchern  steht  lujv  Ei'QVTOV  xujvö  oder 
Tov  Evgvrov  zdjvS  oder  rov  Kvqvzov  t6v8'),  welche 
er  selbst  also  erklärte :  bello  petif  hu  jus  patriam,  in  qua 
Lichas  Euryti  regnum  teuere  illum  velte  dicelat.  Dicss 
wird  von  Hrn.  VV,  in  Uebereinstiiiimuiig  mit  Dindorf  fiir 
ungriechisch  erklärt,  nnd  allerdings  würde  hier  dtir:iu- 
^eiP  in  der  Bedeulung  teuere  vetle  ebenso  nngeuölinlich, 
als  undeutlich  sein.  Wiril  ilagegcn  jener  Vers  ganz  «ürl- 
lich  aufgefasst:  in  qua  Lichas  Euryti  reg/ii  dominum 
illum  esse  dicebat ,  mit  Bezug  auf  \'s.  25 7.  XOV  ü-'j^l- 
orii^u  Tuidt  lov  Tia^oi'i  Eiv  ilutÖi  '/.ai  yvvur/X  öui- 
Kujoecv  SIL,  und  Vs.  283.  ■noki:;  dt  doi'kij;  so  ist 
auch  nicht  der  geringste  Anstoss  mehr.  Da  Lichas  an- 
gegeben hat,  Herakles  habe  die  Stadt  des  Kurjtos  ango- 
griil'en,  um  sie  zu  unterjochen,  und  sie  auch  ivirklich 
unterjocht,  so  setzt  dieser  Bote  dem  entgegen,  dass  er 
sie  bloss  als  Vaterstadt  iler  lole  angegrill'en  habe.  Alan 
wird  daher  weder  Hrn.  Dindorf  beistimmen,  der  mit 
Weglassung   voa   Vs.  363.   schrieb: 

siiiOXQarsvst  nazolSa  iijv  Tttvrrji,  sv  tj 

xTEivSL  T   dvav.ia  Ttaie^a  t^oös  xai  -moktv 

sntQcrs, 
wo,  wie  Hr.  W.  richtig  bemerkt,  Herakles  die  Stadt  in 
der  Stadt  zerstören  würde,  noch  Hrn.  W.  ,  der  gar 
Vs.  362-  und  363.  (wo  er  übrigens  tov  £igiTo'v 
ti/eiTre  SsöTioCeiv  d^QÖvutv  schreibt)  heramwirft,  und 
gleich  verbindet: 

fyxKtifxa  jiiy.Qov  aliiav  9'  STOtfjtdaai; 

XTeivei  T   avav.ia  Tiare^a  rijade  xai  itÖKiv 

fTTE^OP. 
Diess  wäre  ziemlich  ungenau  ausgedrückt,  da  man  durch- 
aus nicht  wüsste ,  wie  Eurvtos  getödtet  worden  sei,  ob 
im  Kampfe  oder  meuchlings.  Der  Bote  muss  aber  <leut- 
lich  reden,  da  er  ilen  Bericht  des  Lichas  zum  Theil 
widerlegt:  was  also  Jener  richtig  beriditet  hat,  muss  er 
.'lusdrücklich  bestätigen. 
Vs.    443    sqq. 

OvToi  yaQ  ÜQXtL  y.iu  dmiv  otiuji;  iffkei 
xdßou  ye  JCuig  ö'  ov  ;i;a'ri/^a;,  ui'ac  y'  iuui>; 
Den  letzten  Vers  erklärt  Hr.  W.  ans  drei  Gründen  für 
unächt:  ä)  würde  dann  Deianeira  sehr  anmasseiid  be- 
haupten, es  sei  schwerer,  dass  sie  von  dem  Eros  besiegt 
werde,  als  die  Giitter;  2)  eine  verheirathete  Frau  könnte 
überhaupt  nicht  ihre  Liebe  zu  ihrem  Man?ie,  sondern  nur 
die  Leidenschaft  für  einen  Fremden  dem  Eros  zuschrei- 
ben ;  3)  werde  nirgends  gesagt ,  rfass  lole  den  Herakles 
Hebe.  —  Alle  diese  Gründe  beweisen  gar  Nichts.  Deia- 
neira nämlich  setzt  in  dieser  ganzen  Rede  auseinander, 
warum  sie  wegeu  des   l'erhältntsses    xwiscben  dem  Hera- 


kles und  der  lole  nicht  zürne.  Denn  sie  wisse,  dass 
man  dem  Eros  nicht  widerstehen  ktinne,  der  ja  auch 
die  Götter  beherrsche;  und  auch  sie  selbst,  näinlicb 
durch  ihre  Liebe  zum  Herakles.  Wenn  daher  auch  die- 
ser liebe,  so  zürne  sie  nicht,  tieil  dem  Eros  auch  Göt- 
ter nicht  widerstehen  könnten,  und  wenn  lole  den  Hera- 
kles liebe,  so  müsse  sie  ihr  lerzeiben,  da  sie  ja  selbst 
wisse,  wie  sehr  man  für  den  Heros  glühen  könne.  Mit 
den  Göttern  also  entschuldigt  Deianeira  den  Herakles, 
mit  sich  selbst  die  lole.  Wesshalb  sie  aber  ,  die  ihren 
Gatten  von  Anfang  an  leidenschaftlich  geliebt  hat,  diese 
Liebe  dem  Eros  nicht  zuschreiben  könne,  ist  in  der 
That  nicht  al  zusehen.  Endlich  gibt  sich  Deianeira  aller- 
dings das  Ansehen,  als  glaube  sie  die  lole  verliebt  in 
den  Herakles.  Diess  zeigen,  unbefangen  betrachtet,  die 
Worte  Vs.  447  sq.  i)  ifj8t  t^  yvvuivü ,  et]  ^trutzia 
TuC  /ajdlv  aioyQOb,  fiijö'  i^w'i  xu/.ov  rtvuQ  ,  die  Hr. 
VV.  ülFenbar  falsch  so  übersetzt:  quae  nullius  7nihi  probri, 
nee  ullius  mali  causa  fuit.  Der  .Sinn  ist  vielmehr;  „die 
schuldig  ist  des  nicht  Schmachvollen  und  auf  keine  Weise 
für  mich  Verderblichen'''-  ,  d.  h.  der  Liebe  gegen  Hera- 
kles ,   die   mir    weder   Schande,   noch    Schaden   bringt. 

Vs.    584  sqq. 

0lXTQOii  d    8UV  nov  TTjvö'  i-:t£Qßakvi^i£do. 
Ti)v  naida  xa'i  &£kxTQOiai  to/§   ecp'   Hqu- 

xksr, 

liefi.i]xäv)^Tat  TovQyov. 
Hier  soll   der   zucite  Vers   nicht  von  Sophokles  herrühren, 
und    zwar  aus   folgenden   Gründen:    l)   yiAr()0/5  und  i^'^'- 
UTOOtOl  T.    i(p     Uq.   sei    ganz    ein    und  ilasselbe:    es  seien 
also  letztere  Worte  eine  um  so  lästigere  Erklärung,   als  sie 
nicht   gleich   nach    (fitifjOiOl  ständen;   2)   xi]l>  Tlaidcc  sei 
ganz  unnütz.  —  Dagegen   ist   geltend  zu  machen:    1)  Deia- 
neira  drückt   zwar   zweimal    ilasselbe,    aber    auf    verschie- 
<lene   Weise   aus:    zuerst    setzt    sie   (fi}.T()Oli,    ein   Wort, 
mit  deni   sie  ganz  allgi7iiein  bezeichnet,   mit  Liebeszaubei 
wolle    sie    ihre   Nebenbuhlerin    besiegen,    itn    Gegensatze 
gegen    Andere,    die   durch   gewaltsame   Lnthat    diess   ver- 
suchten,  wie   es   unmittelbar   vorher  angegeben   ist: 
xaxc<s  öl  roXfxaq  fJtjr'  iniaTai^iip  eyiu , 
l^uJT   e/jiadotfjt,  T«s  re  TuLf.wiouc  aTvyui; 
dann   fügt  sie   noch   ifüy.TOOlOl   T.  l(f'  7/p.    hinzu,   womit 
bezeichnet    wird,     dass    jenes    Zaubermittel    speciell    nur 
gegen    den   Herakles    (und     gegen   keinen    Andern),    sowie 
zu    Gunsten   keiner    andern   Frau    gerichtet    sei.      S.   oben 
zu   Vs.   837-      2)    -rra/da    ist    nichts    weniger,    als   über- 
flüssig:   es   heisst  Mädchen,   und   deutet   mit  bitterer  Em- 
phasis    auf    die     Jngendblfithe     der   lole    hin,    siehe     ober 
Vs.   547  —  51.    Da  sie,   die   alternde  Frau   und   die  Mutter 
erwachsener    Kinder,    nicht     mit     der    Jugendblüthe    der 
u)OO.ia    in    ilie    Schranken    treten    kann ,    so    wendet  sie 
türkischer   Gewallthat  abhold ,   ein   Zaubermittel   an ,    und 
zwar    das,    was    nothwendig    für   sie   wirksam   sein   muss. 
an    den   Herakles. 
Vs.  684. 

Ka^  j^coi  raö'  i)p  luuoüi-ra,  xcu  toiuit    idowt'- 
Weil   nach   Anführung   dessen,   was  Deianeira   gethan   hat, 
Vs.  688.  noch  einmal   wiederholt  wird  -/.üÖQViV  xotaüra. 

52* 


799 


80f) 


oiiil  aiirli  dag  [lebrige  iinniKz  nci ,  so  streicht  Hr.  VV. 
aiirli  ilirnen  Vera.  Allein  ilic  nun  hor|;Fstellto  Verkin- 
«iiiiij;:  , 

eyai  '/'<(>   i^'Jf  ö  dl'jo  fie   Kl-i Titriioi,  nuvMV 
Tikeffjäv  7uy.Qijj   yAw/äv,  iTO(ir(')id(ti;aTU 
naory.a   ihonwv   uidiv,   af.k'  iowi^üfiijv , 
lak/ii  urnui  öüavntroi.-  /ix  ötkroii  yaacfijv  , 
tu  (fd(}fiay.ov  tovt    utH'(juv  dy.rivui  r    del 
^snuiK  u^tY.iov  iv  fivxo'i  aü')C,eiv  i^is  etc. 
kann   tlurrhaus   nirht  behagen,  <la  «Unn   ilie  Bestimmtheit, 
mit   der   olFiMiliar   Deianeira     iliren    pünktlichen    Gehorsam 
gojjen    die    Beföhle    lies    Ncssos    liervorhelit ,     wieder    ge- 
srlinarht    wird.       IMan    erwartet,    sobald     man    die    Stelle 
anbrrau<;en    liest,    nach    ■)vjß(y;jl'  eine  starke  Intcrfjunction. 
Aus  flhnlirlicn   Gründen,    nämlich   weil  sie   überflüssig 
(■eien  ,   wenlen   noch  p.   iy7  sq. 
Vs.  (i9Q. 
iiakhp,  oTTcicaaa  y.Tijn-lov  ßorov  kd'/^vvv 
und  Vs.  Ö96. 

r;;;  o/o?,  ut  Trpoi'xQiov ,  6%-  (ieoi]V  (fkoya 
von   Hrn.  W.  verdammt,   gewiss   mit   Unrecht.     Allein  dar- 
auf weiter   einzukochen   ist  unnütz.      Sodann   soll   Vs.   689. 

eXQioa  iiiv  y.ai'  ui/.ov  iv  douoii  /.(ivcffj 
verdorben  sein,  da  Sophokles  nicht  y.ax'  olxoi)  £v  86- 
jUO^s  habe  rcrbindcn  küuncn.  Warum  aber  nicht?  xax' 
oiy.ov  heisst  drinnen,  niclit  vor  dem  Hause  oder  im 
Hofe;  fi^  düfioi^  im  Zimmer,  wohin  nämlich  kein 
Sonnenstrahl  dringt. 

Die    letae    Stelle    Vs.    1195  —  99,    die    p.    I9i)  -  201 

behandelt   wird,   gibt  einen  schlagenden   Beweis,   wie   Hr. 

AV.   seinen    Interpoiatlonshypotbeson    zu   Liebe    selbst    ilas 

Unverfänglichste  anzweifelt.     Dort  sagt  nämlich   Herakles 

evTUvdä  VW  XQf)  TOVf^iuv  i^üfJUVTa  08 

aiofx    ai'xuXSiQCi  x«l  ^vv  otq  XQljQ^'-i  (fi^uiv, 

il9i)  TCokktj  V  ^£v  vki^v  T  ij  <;  ß  a&ii(iQis  o  V  d  o  uoi; 

y.eiQ  uvi  a,   TCokkov    ö'  ä^asv'  exre/xäv^' 

öuav 
äyQiov  ekaiov,  auiiia  tovfxbv  e^ßaks ii-, 
xal  Tievy.lviji  kaßüvia  ka ^udd oq  aekaq 
TiQijoai. 
Die  vier  bezeichneten  Verse  sollen  unächt  sein,  und  zwar 
aus  tieun  Granden,  die  aber  sämmtlicli  nicht  Stich  hal- 
ten. Denn  1)  sei  auf  ganz  tinstallhafte  IVeise  der  Ol>- 
jectsaccusaliv  (Ttijua  tovuÖv  zweimal  geseilt  Vs.  1 193 
lud  1 197.  —  Diess  konnte  aber  nicht  nur  geschehen 
wegen  der  Alenge  der  dazwischen  stehenden  Worte 
Vs.  1194  —  97,  und  weil  zwei  verschiedene  Handlungea 
bezeichnet  werdeu,  einmal,  dass  der  Kiirpcr  fortgetragen, 
sodann ,  da^is  er  auf  den  errichteten  Scheiterhaufen  ge- 
legt werden  soll;  sunilern  es  mussle  sogar  geschehen, 
weil  man  sonst  nothwendig  zu  Sfxßaketv  die  vorhergehen- 
den Accasalive  cf.tjv  —  ekainu  verstände.  '>)  T  >)  i  sei 
unerträglich,  da  hier  von  keiner  bestimmten  Eiche  die 
Rede  sei.  —  Diess  bedarf  keiner  Widerlegung;  sonst 
würde  die  erste  bcsste  Grammatik  dafür  hinreichen. 
3)  Durch  das  Epitheton  ßa^vööi^ou  werde  die  Rede 
lelaslet.  —  Diess  ist  nur  gehiirig  zu  erklären:  Herakles 
befiehlt,   man  solle  Holz    von    der   tiefwurzünden   Eiclie 


nehmen,  also  altes  ausgewachsenes  Eichenholz,  weil  die- 
ses besser  brennt.  4)  Ebenso  lustig  sei  das  Epitheton 
d.QOlva.  —  Vor  einem  solchen  Urlheile  hätte  doch 
schon  die  von  Hermann  angeführte  Stelle  aus  Ovid.  Fast. 
IV,  741.  JJre  innres  oleas  schützen  sollen.  Aus  diesen 
beiden  Stellen  mögen  wir  scliliessen,  dass  vom  Oelbaume 
dasselbe  galt,  was  Plin.  N.  H.  XII,  c.  l4.  5.  3-'.  g-  61- 
vom  >Veihrauche  sagt:  ,,Quod  ex  eo  rotunditatc  guttae 
pependit,  masculnm  vocamus.  —  Religioni  tribuluia ,  ne 
Sexus  alter  usurparetur.  5)  Sei  es  ohne  Beispiel,  dass 
ein  griechischer  Dichter  der  classischen  Zeit  ikij  öovui 
in  der  Bedeutung  Eichenholz  gesagt.  —  Wie  Hr.  W. 
<liess  anführen  konnte,  ist  wirklich  räthselhaft.  Wie 
konnten  dann  die  Dichter  anders  reden,  wenn  ihnen  l!'A/y 
ÖQiiDj  das  Alefrum  verbot?  Uebrigens  steht  so  auch 
liier  der  Genitiv  in  seinem  eigentlichen  Sinne:  Holz  von 
der  tie/'wurzelnden  Eiche.  Vergl.  in  der  ganz  ähnlichen 
Stelle  Kur.  Herc.  für.  'i41.  vKuvQjoi'Q,  öfjvoi;  yogiioui. 
fi)  Es  sei  nicht  Snphokleisch,  dass  der  Begriff'  des  Holz- 
schliigens ,  auf  dem  keirt  Nachdruck  ruhe,  durch  zwei 
Verba  ausgedrückt  werde.  —  Bedarf  keiner  Widerlegung. 
7)  Vers  1 198-  dehne  nur  mit  leerem  Wortschwall  aus, 
was  in  iIQfjoat  liege.  —  Theils  unwahr,  denn  TlQfjoai 
bedeutet  überhaupt  zerstören,  theils,  wie  Jeder  weiss, 
INicIits  beweisend.  )S)  Das  Metrum  von  Vs.  1197.  sei 
nicht  iSophokleisch.  —  Doch  nicht  wegen  des  Tribrachys 
im  ersten  Fusse?  ;))  Es  Sei  für  die  Person  des  Herakles 
unangemesse?i ,  dass  er  die  Holzarten  seines  Scheiter- 
hau/ens  genauer  angebe.  Rec.  muss  gerade  das  Gegen- 
theil  behaupten:  mit  ruhiger  grossartiger  AV^irde  ordnet 
er  als  sein  eigener  Leichenbestattcr  alle  die  Einzelheiten 
an,  welche  gewöhnlich  von  dem  anbefohlen  werden,  dem 
die  Sorge  für  das  Leichenbegängniss  zukommt.  Hjllos 
erfüllt  bloss  als  Werkzeug  mit  blindem  Gehorsam  des 
Vaters  Befehle. 

Hierauf  werden  noch  p.  201  —  205  die  Scholien  aus 
den  Trachinierinnen  zusammengestellt,  welche  zieailich 
neueren  Ursprungs  sind,  und  ebenso  die  Unwissenheit  ihrer 
Verfasser  beurkunden,  als  daraus  hervorgeht,  dass  diese 
keine  besseren  Handschriften  gehabt  haben,  als  uns  jetzt 
noch   vorliegen. 

Als  Anhang  zur  Recension  gibt  Rec.  ohne  Bemer- 
kung noch  ein  Verzeichniss  der  wichigsten  Stellen,  in 
denen  Hr.  W.  in  der  Ausgabe  von  dem  Hermannischen 
Texte  abgewichen  ist,  ohne  doch  in  den  Emendationes 
es  genauer  zu  begründen.  Sie  sind  :  3.  duv]].  —  32- 
yyTiji-  —  73.  9av(iji'  dyyekkerat.  —  97.  Tcdd-c  fWi, 
Ttü\)l  fiOl  vaiei  nach  eigener  Vermuthung.  —  MX). 
novrlnc.  —  140.  w?  odcf'  (t'xdoa/  nach  eigener  Ver- 
Diuthung.  —  150.  [iJtoi  —  (foßovfjsvrj]  nach  Diiidorf. 
—  I(i3.  öia/oSTijv.  —  KH.  r;iii/.a  nach  Elmsley.  — 
165.  y.d.viavniitv  nach  Erfurdt.  —  205.  dvukokvtSTai 
dojioq  nach  Elmsley.  —  218.  uvTandadst  nach  eigener 
Vermuthung.  —  219.  St'oi,  e  v  o  i  ö  y.toooq  nach  Din- 
dorf.  —  '22\.  Uuidv,  Uatäv  nach  demselben.  —  222. 
(pLka  yvvaiy.u)V  nach  demselben.  —  233.  Uqu- 
y.kf]  nach  demselben.  —  24U.  ÖOQEI  wie  überall.  —  257. 
i;vv  Ttuidl  xai  yvva/xL  —  268.  (üvoifjevoq  nach  Din- 
dorf.  —  281.  vnegxk^ovTei.  —  339.  li  d'  dvzi  toü 
US  nach  eigeuer  Vermuthung  in  der  Recens.  des  Lobeck'- 


801 


«02 


sehen  Aiax  p.  55  sqq.  —  36G.  H   Tuvaös  nach  Brunck. 

—  394.  u>i  i(inovcoi,  cos  ö^^-i  i  i^nov  nach  eigener 
Verniuthuiig  1.  c.  p.  115  sqq.  —  577.  OTVQ^ei.  —  579. 
iyy.e/.KTj^iiivov.  —  5h4.  edv  nov  ans  Eustath.  —  602. 
Tuvös  Tavuvcfij  nach  eigener  Vermuthiing  in  der  Ab- 
handlung über  die  Schollen  des  Saphokles  p.  'JG  s(jq.  — 
6'IS.  iucfat/^.  —  Ü15.  Tuiö'  iuov  ^aih-asiai  nach 
Billerlrck.  —  Ö23.  U)P  ktyeig  nach  eigener  Vermu- 
thung.   —   639.  yJJovTUl  nach  31iisgrave.   —  640.   VfJiv. 

—  641.  dxinv  nach  Elnisley.  —  64/.  Tiavra  nach  Bothe. 

—  ()50.  TuKuivav  nach  üindorf.  —  657.  TTorl  nokiv 
nach  Erfurdt.  —  6S7.  t'w?  v iv  nach  Elmsley.  —  730. 
uiiy.oi  nach  Wakeficid.  —  767.  nQoaTTTuaOecai  nach 
Porsou  und  IMusgrave.  —  816.  V.aXui.  —  900.  iiiil  yuQ 
i^K^E  nach  Schafer.  —  924.  ?/  mit  WaUefield.  —  944. 
)?  y.ai  XL  nkeioL'q  i]/.it^oq  nach  Dindorf.  —  lUOö  sq. 
edie  fxe  dtiofAOQOv  i'Oturov,  sei}'  votutov  el- 
iäo9ai  theils  nach  Ilcrmann,  theils  nach  eigener  Ver- 
niuibung.  —  1031  sq.  w  Uakkuq,  Ila'kkdq,  %6ds  u' 
av  kojßÜTai.  lu)  Tiai,  ruv  (fVTO^'  o/xreiQUi  nach 
Dindurf.  —  1036.  tccv  nach  Erfurdt.  —  1045.  o'iui<;.  — 
1047.  ;^fipo^t.  —  1054.  rcvei'uovdi  r'  dortjoiac-  — 
1074.  EiTTÜfii^v.  —    1185.  /Jtoq  vuv.  -^    1205.   rl  ilrraq. 

—  1214.  fAl)   Tl   TTQOOipavtov  nach   eigener  Vermuthung. 

—  1275.  AJr'  oi'y.fjjv. 

Somit  glaubt  Rec.  das  im  Eingänge  über  das  Buch 
des  Hrn.  W.  ansgesprocheno  ürtheil  in  joder  Hinsicht 
gerechtfertigt  nnd  begrünilet  zu  haben.  Es  war  aber, 
abgesehen  von  der  Wichtigkeit  einer  solchen  Arbeit  fiir 
die  noch  so  wenig  benicksirlitigfen  Trachiniorinnen  ,  um 
so  nüthiger,  dass  die  Behauptungen  und  llrtlieile  des 
Hrn.  W.  genau  und  unparteiisch  der  Reihe  nach  geprüft 
wurden,  als  dieselben  sonst  bei  der  grossen  Autorität, 
deren  er  hinsichtlich  iles  Sophokles  mit  Recht  geniesst, 
ron  nianclien  Seiten  vielleicht  zu  schnell  angenommen 
würden.  Diess  ist  z.  B,  bereits  Hrn.  Schneidcivin  wider- 
fahren ,  der  in  einer  Anzeige  der  Eniendationes  in  den 
GiHting.  Gel.  Anzeig.  184j.  Stück  25.  das  Meiste  zu 
billigen  scheint,  und  namentlich  die  Interpolationen  gröss- 
tentheils  als  bewiesen  annimmt  *).  Wenn  Rec.  nach  der 
gründliclien  und  langdauernden  Prüfung,  die  er  diesem 
Werke  seines  bochierehrteu  Lehrers  widmen  zu  müssen 
glaubte,  mit  vielen  der  gegebenen  Resultate  nicht  über- 
einstimmen konnte,  so  ist  er  überzeugt,  bei  Hrn.  W. 
selbst  vor  jeder  iVlissdcutung  um  so  sicherer  zu  sein,  als 
neben  öffentlichem  und  aufrichtigem  Uanke  die  Benutzung 
und  Fortentwickelung  des  Gelernten  von  Seiten  des  Schü- 
lers die  schönste  Genugthuung  für  den  Lehrer  sein  muss. 
Denn  wenn  Hr.  W.  durch  diese  Blatter  bewogen  werdea 
sollte  ,  in  iler  zweiten  Ausgabe  seiner  Trachinieriunen 
manche  seiner   Emendationen    aus    dem  Texte    zu    untfer- 


*)  Dort  macht  Hon-  Sclinei<lewin  auch  einige  unstatlhafte 
Cob  jccturi'n,  die  er  bei  nalierer  UnlersucIuMic:  gewiss  selbst 
zurücknehmen  wird:  Vi.  144.  j^wyotg,  'iv'  uvtov ,  xul  vtv 
oi  ^uXnoi;  &^gcyvq.  —  Vs.  89Ü-  -ifq  rj  näq;  —  Vs.  898. 
r.id  Tuvv  IVA»;  (S  jj.  —  Vs.  901-  ilätv  oulu  dtftvia  —  Vs.  tOl4. 
iivrjoiiiov  uiKu.  naqiiii.   —    Vs.    1114.  intlniQ  iattv  üv 


nen ,     und   manchen   Vers  von   dem  Zeichen   der   Pioscrip- 
tiun   zu    befreien ,   so    kann    er   mit   Recht   sagen  : 

TuS'  oi>%  vn'  äkf.viv  ,   dkkd   xotq  uvTov  mifioig. 
Dresden.  //.   Küchly. 


78-  Euripides.  Kdidit  E.  W.  Silber,  Dr.  —  Volumen 
priniura:  Hecuba  ürestes  Phoenissae  Medea.  Berol. 
J.   Dümmler.      IMÜCCCXLL 

In  seinen  Vorbemerkungen  zu  der  Recension  von  Wun- 
der's  Trachinierinuf n  führte  Rec.  vorstehendes  Buch  al» 
Beispiel  hjperorthodoxf r  <liplon)atischer  Kritik  an.  Math- 
dem  er  es  aber  genauer  durchgegangen,  ist  er  wirklich 
in  ^'erlegellheit,  ob  er  diesen  Ausspruch  wiederholen,  oder 
vielmehr  das  Ganze  als  eine  Mystification  und  Persifflage 
jener  pictistisclien  AltgUubigkeit,  die  selbst  das  Fehler- 
hafteste vertheidigt,  wenn  es  historisch  überliefert  ist, 
ansehen  soll.  Jedenfalls  ist  diese  Ausgabe  ein  Curiosutn, 
welches  ein  wenig  njiher  zu  betrachten  ganz  lustig  sein 
dürfte.  Rec.  will  daher  zunMchst  die  Praefatio  ,  die  über 
Tendenz  und  Einrichtung  des  Buches  berichtet,  beleuch- 
ten, indem  er  alle  interessanteren  Stellen  mit  den  eige- 
nen Worten  des  Verfassers  hersetzt,  da  sonst  der  Leser 
von  der  kindlichen  und  wahrhaft  rührenden  Maivetät  der. 
Hrn.  Verfassers  in  Gesinnung  und  Ausdruck  keiueu  Be- 
grifl'  bekommen   könnte. 

Hr.  S.  beginnt  also:  „Lectori  S.  31ira  est  conditio 
ejus,  qni  nullis  instructus  libris  manu  scriptis  in  recen- 
sendo  vetere  aliquo  scriptor«  elaborat.  Totus  est  in  alio- 
rum  potestate.  Exstruit  domuni  fuiidauiento  carentero. 
Sit  enim  in  literis  Graeris  et  Latinis  haud  mediocriter 
versatus,  linguae  utriusque  cognitio  inde  comparata  rom- 
pensare  non  poterit  scriptorum  testimoniorum  penuriam. 
At  exstant  collati  tot  Codices.  Hoc  ipsum  impedinientu 
est,  quominus  unius  certam  imaginem  cogitatione  tibi  fin- 
gas."  Denn  aus  den  Varianten  lasse  sich  mit  der  grüss- 
trn  niühe  die  Totalität  des  Codex  nicht  construiren;  und 
welchem  solle  man  folgen?  Und  wenn  mau  auch  einen 
s<  Ibst  vertjleiche,  so  wisse  man  nicht,  was  mit  den  übri- 
gen anzufangen  sei.  Den  Collationen  sei  nicht  zu  trauen, 
da  sie  durch  Irrthum  und  Trug  verfälscht  seien.  „Haec 
non  adniodum",  fährt  er  fort,  ,, movere  poterunt  cos,  qui 
plus  suo  ingenio  tribunnt  in  recensendis  vcteribus,  quam 
scriptorum  librorum  cunsensui;  sed  eum  uioveant  neccsse 
est,  qui  cetto  sibi  opus  esse  sentit  fundamenfo,  quo  ni- 
sus,  remotus  ab  omni  temeritate  et  arrogantia,  ad  eiiien- 
dandum  scrjptorem  accedat.  Ei  vcro  vix  quidquaui  aliud 
relinquitnr,  nisi  iit  aut  aliis  servilem  in  uioilum  obsequa- 
tur,  invilus  quidem  et  errandi  culpain  in  auctores  suos 
transferins,  aut  a  mnnere  critici  prorsus  se  abstineat. 
Quorum  prius  ut  parum  honestuni  diserte  abnuit  aurtor 
hujus  libelli;  suam  enim  in  recensendo  (!)  Euripide  con- 
flitionem  supra  tleclaiavlt;  altero  vero  si  utaris  ad  cun- 
fundendum  eum,  dure  saue  de  eo  statuere  possis,  et  pro- 
fecio  non  gravissimum  Euripidi  accidisset ,  si  hancce 
eäitionem  sii/ifiressissem.'^  (Hierin  wiril  Jeder  dem  Hrn. 
S.  Recht  geben.)  „Nihilominus  cnnsilii  animo  propositi 
haec   cum  specie  reritatis  dabatur  via,  at  textuin   Euripi- 


803 

.lis  poHiie,  qtinlij  lioili.-  i.Irrii.iKinr  .  irrnn.l>rl.ir ,  .•iiien- 
.Litiim  iit  i.eihibent,  iiuiKi.s  .sin.-  loci^  sod  |>liiril>us  prae- 
ter iiPossitaK-m  iiiutatnm  rt  n>x.i(iim  (l.-iclin(|ii.>r.Mii ,  ve- 
trrriii  icro,  qualis  i:v  edilionihus  priiicipilius  sul>  nomine 
vul!;ttlae  (all.TdlnRS  rin  Wort  lon  magisrlier  Aiizic- 
liiiii!?-Lr,-\ft  fiir  Immm««  Gi-iniidier)  «niilitus  est,  «liligen- 
111. rr  ^..•.sliniatioiu-  «iigmiin  ien>i-rfiii  fiim(|ii(>,  quom  ron- 
Mei  »'X  liliris  manu  srriptis  arcnrati-  .'xpressiiin  ,  tanKiuam 
fundanirntiim    huic    pditioni    suiiponi-rom."        So    lial.o     rr 

,1 ,    den    Text   «ler    alten    Ansgaben    mit    allen   iliren    Fcli- 

Irrn  ,  ihren  hinkenileii  l'ersen,  ihren  Verstössen  gejfen 
Grammatik  und  Sinn  abdrniken  lassen,  <la  diess  ilie  ein- 
zige Uuellc  sei.  üie  Verbe^s.•rlll.gen  der  Herausgeber 
habe  er  in  die  Noten  ler»  lesen.  Dem  Herausgeber  künne 
man  das  nirtil  zur  Last  legen,  was  ein  ungünstiges  Ge- 
(chiik.  verschuldet  liabe.  Mit  Jenem  {also  dem  alten 
fehler  haften  !)  Texte  7nüsse  man  zufrieden  sein,  bis 
man  das  einrig  wahre  Heil  habe,  nämlich  eine  ,,historia 
•  ritica  rodicum  nnnu  »criptoruin" ;  dann  wcr.le  man  über 
die  Varianten  urtheilen  kiiiinen,  ,,nei]nc  amplius  misera 
erit  conditio  ejus,  qui  fimgitur  mniiere  critici."  Unter 
jenen  Text  nun  habe  er  eine  AusHahl  der  Varianten  ge- 
setzt, ohne  jedoch  die  Codices  zu  zahlen  oder  xu  nennen' 
Denn  ,, nihil  Iristins,  quam  rodicum  notas  fiise  describere, 
qiiurum  nulluni  viileris."  Wenige  Kmendationeu  nur  habe 
er  in  den  Text  genommen,  ,,qu.ie  aot  exigeret  nosfer 
trxtus,  aiit  quae  magni  momeuli  essent  ad  constituendam 
sententiam  omninoque  majorem  minoremve  speciem  veri- 
tatis  prae  se  ferrent.  (Das  sind  sehr  vage  Bestimmun- 
gen, die  nur  aus  dem  Texte  selbst  klar  werden.  Hr.  S. 
hat,  wie  «ir  gleich  sehen  werden,  fast  allen  Unsinn 
utehen  lassen.)  An  den  meisten  Stellen  habe  er  die 
Varianten  ohne  weitere  üeinerkung  mifgelliPilt ,  denn 
I)  komme  es  hfiuiig  nur  auf  die  Autorität  der  Bücher 
an;  J)  sei  es  oft  gleichgültig,  was  man  vorziehe;  3) 
»»erde  der  Leser  in  den  meisten  Stellen  schon  den  Unter- 
schied zwischen  den  einzelnen  Lesarten  wis.sen,  fjui  si 
minus  exercitatus  fuerit ,  magistro  ditce  rem  geret ;  4) 
habe  er  schon  durch  seine  Rccension  sein  Urtheil  aus- 
ge.sproclien  (dann  hält  also  Hr.  S.  die  zahllosen  Schni- 
tzer, die  er  aus  den  allen  Ausj.a/ten  mit  Wissen  und 
Willen  aujgenommen  hat ,  fiir  richligf);  .'))  die  verdor- 
benen Stellen  würden  den  Scharfsinn  der  Leser  üben  ; 
doch  habe  er  eine  oder  ilia  andere  Verbesserung  mitge- 
theilt.  —  Nun  spricht  Hr.  S.  von  ileri  Metris:  „iVletra 
diterbiorum,  qiiorum  leges  taui  piaeclare  ronstituerunt 
l'orsonus  atqne  Herniannus,  et  ipse  diligenter  respexi,  nee 
lector  eorum  igoaius  recte  puetaui  legere  posset."  (Sehr 
naiv:  nur  möchte  man  ttissen  ,  worin  die  Berücksichti- 
gung des  Metrums  besteht,  da  Hr.  S.  alle  Verstösse  da- 
gegen stehen  Hess  .')  Mit  den  Metris  der  Chorgesäiige 
dagegen,  in  denen  die  Conjecturalkritik  furchtbar  geuü- 
lüet  habe,  ist  nichts  anzufangen;  ilcrnianii  habe  immer 
wieder  Neues  tersurht;  man  koiniiio  damit  nicht  ms 
Klare,  und  es  lohne  auch  gar  nicht  die  Mühe,  üenn 
..congrtiaiit  arrtiratissime  antistrophica ,  siiigula  cola  divi^^it 
sint  .  quam  Ileri  putest  aptissime  et  elegantissime ,  quid 
JucratI  sumus  ?  Siccino  aiitiqnitas  magis  rccluditur?  Num 
ea  re  cnntirornm  et  galtatiouum  chori ,  artisque  musirae 
vetcruin ,     et    quomodo    totam    rem    instituerint   et   qualem 


in  spectantium  uniinis  iim  sensumque  excitaverit,  uuti» 
nascifiir  diliicidior ?"  Alan  müsse  sich  vor  solchen  Her- 
stellungsvcrsuchen  hüten  und  im  Conjiciren  fein  vorsich- 
tig sein.  Nun  spricht  Mr.  S.  von  seinen  erklärenden  An- 
inerkungen:  mir  das  zum  Verstandnisse  Nölhige  habe  er 
bcigebraclit ,  und  zwar  so  kurz,  als  mtiglich,  und  mit 
Ucbergehung  alles  Fremdartigen  und  ohne  unnütze  Ci- 
tate  u.  s.  w.;  die  Krkläruiig  des  Sachlichen  habe  er  mit 
Ausnahme  t\er  Mythen  nicht  beigefügt;  ebenso  wenig 
habe  er  über  die  Composition  und  die  Schönheiten  der 
Stücke  gesprochen,  was  am  bessten  Herman-.i  zu  thiin 
pllege,  obwohl  er  ein  strenger  Ricliter  des  H!uripi<les  sei. 
Damit  aber  müsse  man  es  nii  ht  so  genau  nehmen,  da 
die  Stücke  der  Alten  zum  Sehen  und  Hören,  nicht  zum 
Lesen  geschrieben  seien.  So  sei  denn  auch  alles  Uispu- 
tircn  über  [nterpolatiuii  des  Kuripides  ganz  unnütz  ,  da 
man  doch  nicht  damit  auf  das  Reine  komme;  er  habe 
auch  daher  hierüber  mit  Ausnahme  ganz  weniger  Stellen 
geschwiegen.  Dann  schliesst  dieser  küstliihe  <juatsch 
mit  folgenden  Worten  :  „Pcrniissiim  igilur  csto  lei  tori 
liberum  de  poeta  tragoediisque  Judicium;  diversis  tcmpo- 
ribus  et  iterata  lectione  iliverso  modo  rem  intuebitnr, 
certe  tum  deuium  veru»  judex  fufurus,  ubi  s»o  studio 
causam   portractavorit." 

Reo.  hat  sich  etwas  lauge  mit  der  ^'orrede  aufgehal- 
ten; diess  war  aber  uötliig,  um  den  Plan,  d.  h.  die  Hlan- 
losigkeit  des  Hrn.  S.  darzutliun.  üeber  die  in  jener 
Vorrede  geli.iuften  AMiernheifeii  und  Tollheiten  noch  ein 
AVort  zu  verlieren.  Iiie.«.sp  Zeit  niid  [Mühe  cerschwenden- 
Dergleicheu  Zeug  kann  nur  ausgelacht,  nicht  widerlegt 
werden.  Es  bleibt  nur  noch  aufzuzeigen,  dass  die  Ar- 
beit selbst  der  Vorrede  entspricht.  Diess  will  Rec.  in 
der  grossten  Kürze  thun.  Der  Text  der  alten  Ausgaben 
wird  also  mit  allen  möglichen  Fehleru ,  selbst  denen,  die 
ebenso  leicht,  als  sicher  zu  verbessern  sind,  wiederholt; 
selbst  die  gewissesten  und  wohlfeilsten  Emendationeu 
werden  in  die  Noten  verwiesen.  Z.  ß.  Hec.  39.  TIQU^ 
oty.ov  EvdvvoTaz  s ival.iav  itkdTijv,  »ozu  bemerkt 
wird:  „scrihitur,  ut  magis  Alticum  (!) ,  ivakiav ,  quam 
formam    legimus  Phoen.  6." 

Ib.  6U.     äysx'  ö^&oiaai  r}]v  öfiodovkov  vvv, 
und  dazu:     ,,deletar   ob   metrum   ant  articnlus,   aut   VVV.** 

Ib.  118.  Jiokh'jg  8'  ^^töos  o-viien sa-t  y./adujv, 
lind  dazu :  Metro  laboranti  snbvenit  Musgravii  coojectara 
^uveitaiOS ,  confirmala  illa  tribus  codicibus  Florentinis. 
Man  sieht  also,  dass  der  Verfasser  selbst  das  Aasehen 
der  Handschriften  vor  seiner  wahrhaft  romantischen  Liebe 
zur   Aldina   geringschätzt.      Ebenso   Phoen.   723> 

fxros  TcccpQMv  xdivd'  tu?  fAaxof-tsvovg  raxu, 
lind    dazu:     „Metrum    restituit    lectlo    multorum    codicum 
/Acvxovueiioi'i," 

Ib.  757.     f.aiai  cäd  .   i'kdujv  ö'   in  lÜTivkov  iq 

noktv, 

wozu  :  ,,Mss.  praebcut  £7ixdi.TzvQyoi/,  quo  sanator  metrum." 
Noch   mögen  aus  der  Hekabe  einige  Proben  hier   stehen : 

100.  S/uxu)XvOovo    oQtpaiui-  livai. 
Scholiastes  legit  ÖQcpavöv. 


805 


806 


274.  xai  j^ads  yegaiäi  TTQoOTtiTvuiv  itaQijldoc, 
Metrum   einpndarp    rona<i    sunt    Brunrkius    srribendo    ya.l 
TTJods  ygauii,  Mafthiapus  r/Jj  yegaiäq. 

3SI.  rrji  svyevEiai  rovvo^ia  zuiatv  ä^loi;. 
Alii  (wer  dennf)  övofAa. 

Ö78-  ifn'X'jv  t'  doiarr^-  roiä^  ä/^(fi  aijg'keyo  V  (sie!) 
Healliii  conjectiiram  keyoj  recppcruiit  plericjue  rcrentio- 
ruoi.  Seil  kkymv  Hermannus ;  prout  legitur  in  duobus 
tnss.  et  ed.  Brubach. ,  tum  eiiXiV.v.  t£.,  continuans  ora- 
tionein. 

1088.  TtäSr;,  Tokaivi]^  e^aTtakkäiai  feurig. 
Metrum  corrigens  Porsoiius  dedit  ^otjc  ex  uno  Ms- 

1174.  xay.LÜi  d'  dit u'ikovr o,  xoinii  £i;ijkL>i;a  nu). 
Metrum  ritiosum  correxit  Kingiiis  e  codice  suo  K.  scri- 
bcns  (XTioJko  v  r' '  ouTcg.  Hermannus  e  conjectura  xa- 
y.iSi  8'  ökoivTO. 

Auch  unvollständige  Verse,  wie  PLoen.  414. 

nuji  d'  ifk^ti^'J^yoi;;  zlv'  inivotav  sax^i; 
und   versus  hypermetri,  wie  Or.  685. 

outXQOtOi  fi£V  yctg  tu  ^liyaka  (sie!)  ttw;  hkoi  Tig  dp 
sind  aus  der  Aldina  beibehalten  worden.  Var  ein  paar- 
mal  opfert   er  diese   dem  Metrum  auf,   wie  z.  B.  Hec.  769. 

TT^^ö;  dvd(>'  6g  <^QX^^  Tijade  IIokv/iijcrrujQ  x^ovüc, 
ivozu   bemerkt   wird:     „Aldus    Ilokvjjr.otooa ,     quod    ad 
constractionem  aecjue  boaumest(?);  sed  corrumpit  metrum." 
Em   paarmal    tritt    auch    Hr.   S.    den    gemeinen   metri- 
schen   Ansichten   entgegen,  z.   B.   Or,   691- 

^0-01?  dv  iy.TTvsvoe.t£v  utuv  S'  dvfj  nvodg, 
nozu  er  sagt:  ,,Scribitur  iy.TTvEt'aet  ad  evifandam  ana- 
paestum  in  ijiiarta  pede.  Tanta  cuutione  vix  opus;  nam 
et  histrio  paullum  intcrtjuiescere  debebat,  et  debet  lector.'' 
Auf  diese  gelehrte  und  scharfsinnige  Note  beruft  sich  Uc. 
S.  ib.   1565. 

oL'beTSftov  •  ävay/.T]  5',  utg  iotxe ,  oov  xkveiv. 
Scribitur  oi'dirSQ'.     Cf.   snpra  ad  v.  (iVM. 

Den  grandiosesten  Beweis  seiner  Liebe  zur  Aldina 
gibt  der  Herausgeber  Phoen.  1X34  sq.,  wo  wir  in  Tri- 
metern   folgende   Versungeheucr   finden : 

rloa  ÖE  öoji^ia  ndv  eyu)  8'  i'jXvj  fAETaatikkcav 

dÖEkcfr^v  'loy.daTyv ,    uitiug. 

Uazu  sagt  er:  „Ita  mendose  Aldus",  nnd  führt  dann  die 
bekannte  und  aus  Handschriften  gezogene  Verbesserung 
an.  Doch  genug  von  der  Behandlung  des  Textes.  Nur 
noch  die  Bemerkung  stehe  hier,  dass  man  den  oben  mit- 
getheilten  Grundsätzen  des  Herausgebers  gemäss  in  den 
kritischen  Noten  die  Handschriften  auf  die  längst  ror- 
«cbollene  Weise  :  pauci  codd.  —  alii  codd.  —  pars  codd. 
—  tres  (qualuor  etc.)  7iiss.  —  codd.  quidant  u.  s.  w. 
angeführt  findet.  Auch  der  Ausdruck  alii  findet  sich 
zutveilen,  so  dass  man  nicht  weiss,  ob  editores  oder  codd. 
zu   suppliren   ist. 

Rec.  geht  zu  den  erklärenden  Noten  über.  Dass 
diese  keinen  gelehrten  Apparat  enthalten,  hat  Hr.  S.  in 
der  Vorrede  gesagt;  es  würde  daher  unbillig  sein,  der- 
gleichen   zu    vermissen.        Allein    demnbngeacbtet    sollten 


sie  doch  mehr  enthalten,  als  Excerpte  aus  den  bisheri- 
gen Herausgebern,  und  triviale,  oft  nicht  einmal  ganz 
richtige,  AVortetkl/trungen  ,  die  sehr  häufig  an  die  seli- 
gen Ausgaben  ad  modum  Minellii  erinnern.  Hiervon  ei- 
nige Beispiele  aus  dem  Anfange  ilcr  Hekabe  :  2.  löxiarai 
conditus ,    collocatus   est    i.   e.    oiysi.   —    12-  £nj  —  uii. 

i.   e.    fJl)    Ell..      —      3'i.     TOITUIUV    i.    «l-    TQITOV.     —    55.    fX 

Tirjavviy.wv  Süfiujv.  orta  reguli  stirpe.  —  fiO-  ijkvaiv. 
iTooEiap.  —  TtQoztdEtoa  promovena.  —  69.  a'i'fjouai. 
suspendor j  excrucinr.  —  72.  diioTi  iiiTIo^tai  alominor. 
t7.  i)£ia.v.  [AuvTty.r,v.  Helenum  divino  spiritu  plenum. 
128.  OTEtfavoPv.  Tifjäv.  144.  noZKov  Poljxenam.  202. 
ircüg  0.6  .  i.  e.  iyu}.  —  277.  i^iov  ro  texvov  i.  e.  ro 
TEXVOV  ^Ol>.  —  Diese  letzte  Note  ISsst  uns  auch  einen 
Blick  in  die  grammalisclie  Bililung  des  Hrn.  S.  thun: 
damit  er  in  Zukunft  nicht  wieder  an  der  Stellung  des 
Pronomens  anstossse,  möge  er  Rost's  Cravtmatih  §.  Wk  3. 
nachlesen.  Wer  von  den  Lesern  sich  die  Mühe  gibt,  die 
oben  angezeigten  Stellen  in  der  Hekabe  naihzuseben, 
wird  fintlen,  dass  selbst  diese  paar  dürftigen  Niitchen 
hinlänglichen  Stoff  zum  Widerlegen  geben.  Rec.  über- 
geht diess,  als  unnütz.  Die  ausföhrlirheren  Noten  des 
Hrn.  S. ,  namentlirh  die,  in  denen  Parallelstellen  citirt 
sind,  sind  fast  sänimtlich  aus  den  früheren  Heransgebern, 
namentlich  aus  Porson  und  Hermann  entlehnt;  nnil  es 
ist  Hrn.  .S.  das  Zeugniss  nicht  vorzuenthalten,  dass  er 
zutveilen  nicht  ohne  Geschick  excerpirt.  Dass  der  Name 
des  Excerpirten  nicht  allemal  dabeisteht,  versteht  sich 
von  selbst.  So  lesen  wir  gleich  Vs.  27:  .,EXV  """  '"W' 
consilium  Poli/mestoris  indicat ,  qno  facto  lx<Jl  dicemlnm 
fnissct ,  quam  possideri  nunc  ab  eo  aurum'^ ;  Vn.  :^'). 
„laig  ixoi'zEg.  retinentes,  retinaculis  sive  in  litns  sub- 
ductas."  Vs.  53.  „vnu  axtp'i^Q.  .Significatio  praeposi- 
tionis  cognoscitur  ex  loris  Homericis  Hiad.  (f.  56.  aVTtC 
dvadTiloowai  imo  Cotfov  yEQÜEvzog.  &.  453.  oi  d' 
iTiTiovg  fiEv  kvaav  imo  i^vyov  iÖQuiovrac.  tu.  576- 
Eurip.  Andrem.  442.  Vi  (^'•■•)  '^•<^)  vEoaoov  Tovd'  i'Tiu 
TiTEQuiv  oTiuaag.^^  Vs.  Gf^.  „ute^otiu  zJ/og  i.  q.  ^to; 
(fdog.  Soph.  Trach.  !  9.  Sol  }o.\tnQÖ.  ox£oo-:ia  (fke- 
yl^ojv."  —  /4lles  aus  Hermann  entlehnt,  ohne  dass  er 
genannt  wäre.  Sehr  possirlich  sagt  Hr.  S.  zu  Vs.  101, 
wo  er  v.oivii  —  yvu')fta  IliikElda  yEvva  festhält,  nnd 
erklärt:   „Alii    vero   lorum   ita  scribunt,   indc   aBrunrkio; 

a<fä);ut  0   'J^iyEiutv  xoivd 

^vvTEivEi  nQog  Ti'f^ßop  yviöfia 

IlijkEida,  ysrva. 
Tum  ytvva  vocativo  alloquitur  filiam.  Id  quidem  paullo 
insolentius  dictum."  —  So  schrieb  aber  Hermann ,  nnd 
bemerkte  dazu:  ,,Sed  ytvva,  licet  insolentius,  tarnen  ut 
vocativo  casu  dictum  putet,  suadet  similitudo  verborum  in 
versu  antlstrophico ,  jidwcrov ,  fiUTEQ.^^  Hr.  S.  dreht 
also,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  gegen  Hermann  den  Spiess 
um!  Manchmal  passiren,  «ic  es  zu  gehen  pflegt,  bei  dem 
Exrerpircn  Unglücksfälle.  So  bemerkt  Hr  S.  zu  ^'s.  350- 
Toixi)  ^loi  Tifjui-xov  ßiov.  „hoc  erat  vitae  tneae  prin- 
cipium.  Desideratur  artiruhis."  Wer  versteht  das?  Wer 
Hermann's  Worte  nachsieht,  die  so  lauten:  Haarkius /foc 
erat  vitae  meae  principium  vertit.  Id  videtur  diri  de- 
buisse  ro  TlfJitilov.  Ex  quo  ronscqnitur,  primam  scho- 
li.istae   explirationem   veram   esse.       Hoc,    inquit,    primum 


807 


808 


ft  summum  riltie  meue  esse  depitto.^^    Doch   ilas  mag  ge- 
niig  sein!  — 

WirLIiili  gute  und  neue  Erkl«riiii(jeii  seh»  icrisfer  Stel- 
len sucht  iiiiu  natürlich  in  «lii-seni  Uiichc  verjjnhcns.  Um 
irilorh  eine  Probe  zu  geben,  uie  sicli  llr.  S.  in  solchen 
F/llIrn  hilft  ,  ni'limen  wir  die  vielbesprochene  Stelle 
>'s.    I  1(1.)   sq. 

[luü.ai  7«(»  i,\ut>iv,  Ol  fi'ti'  ita  mitfdovut, 
ai  ö'  ei'i  doiihiov  rwi'  y.a/.uji'  necfiy.aiic: . 
Daiu  lieisst  es:  „floyl.ai  —  ni  uiv,  ni  öl:  posita  r/.  Ka- 
pa/jrj.ov.  quuni  eiiim  omnes  culpaierit  Pulvmestor.  re- 
suonilenilum  est.  id  qiiiilein  cxpctere  in  <|nns(lain,  reiiquas 
rero  ciiljM  lacare.  Praeniiltit  iil ,  qnml  largitnr,  al  idv 
fl'o  i-rtu9o!()l  ,  re(irehen9ione  satis  leni.''  (Oiess  nach 
Hermann:  4plisiiiiium  est,  piaemitti  illud  quod  largitur : 
factumque  id  est  verl/is  leiiissimis :  a'i  uSv  f^f.)  „iiri- 
if!}üiOi  qunin  projirie  sit  invidiae  obnoxius  poisitque  ergo 
in  bonim  partfni  accipi ,  tarnen  apiiil  Etiripidem  signifi- 
cat  si-Hiper  reprehensione  dignus.  Rhes.  334.  ara^, 
aTiiji>(ii'  oiliitu/ori  inUfi^ovov.  Troad.  7l'S.  Heracl. 
2:)3."  {Alles  dies^  ist  wieder  von  Hermann  entlehnt) 
Jam  lero  dofensio  sexns  muliebrls  alteri  membro  inesse 
dobet,  quod  uioiistrat  jaui  TlKfl'xailif ,  qnnm  in  priore 
sit  f/O'.  /lliae  vero  ad  nuvierum  ma/aruin  natae  sumus, 
i.  e.  pro  uiinicro  inalarum  ,  ita  ut  aequonius  eoriim  nu- 
nierum."  -  Woher  hat  nun  Hr.  S.  rliose  fabelhafte  Er- 
kUrung  iler  l'nlj^ata?  Woher,  als  ans  Herinanu's  neuester 
Emeiidation ,   nach   «elcher   er  schrieb: 

ai'  ö'  dl/T  doli)  fioi  riüu  /.av-uiv  Tiecfvxufuv, 
was    er    übersetzt:    multae    enim    nostrum ,    aliae   quidem 
invidia  labnrant ,  aliae  vero  e  contraria  parle  aequamus 
nutnerum  malarum. 

[)(ii  h  eine  neue  Entdeckung  ist  Rec.  noch  anfgesfossen. 
Es  heisst  nanilicl»  zu  Phoen.  (37>^.  „nävDTküv  U'plly 
Sparliatas,  quos  e  draconis  (?)  ediilit  terra."  Also  sind  bei 
Hrn.  S  die  dorisch- lakonischen  ^:i  uorio.TUi ,  und  die 
«hebanischen  ^laoTui  ein  und  dasselbe!  Auch  gut! 
Durch  das  Beigebrachte  ivird  der  Leser  zur  Genüge  be- 
st.'ltigt  finden,  dass  die  Vermuthung,  rorliegendes  Buch 
sei  nur  eine  Ironie  auf  die  borniite  diplomatische  Kritik, 
sehr  natürlich  sich  aufdringt.  Oeiiii  »le  konnte  ,,in  der 
Metropole  der  deutschen  Wissenschaft"  so  etwas  im  Ernste 
geschrieben  werden,  und  noch  (iazii  roii  Einem,  der  sich 
Dr.  nennt?  Doch  kaun  man  nicht  in  Abrede  stellen, 
da«s  wohl  in  Preussen  öfters  die  Aiiuiassnng  dieses  Titels 
vorkommen  mochte,  als  in  Sachsen  seit  dem  bekannten 
Ministerialrescripte.  ♦)  Sollte  aber  wirklich  Hr.  S.  seiQ 
Buch  ernstlich  gemeint  haben  —  was  Rec.  immer  noch 
nicht  glauben   kann    —  so  gehört  er   zu   denen,    qui .    um 


*)  Für  Nicbtsaciisen  die  Noliz,  dass  nach  jenem  Miuistcrial- 
rcscriplc  Jcdini,  der  zugleich  Dr.  phil.  und  Ma'^.  tibi. 
arlt.  ist ,  nur  das  Piailicat  Magister  zukommt,  wer  al)cr 
allein  Ooctor  ilei-  PliilGso|ihie  ist,  sich  stets  Dr.  phil., 
nicht  pinfacli  J)r.  sclireibcn  soll;  sowie  die  bestimmte 
Versicliernng  ,  dass  das  ante.liluvianischc  und  im  ganzen 
gebildetiMi  liuiopa  ohsolet  gcwurdi'.ne  ,,Prädicat  Ma^isle?-' 
in  der  Uiiiversitjlsstadt  Leipzig  von  einigen  Antiquitäten- 
freunden  wirlilich  noch  raiiudlich  und  schriftlich  —  An- 
dern segeben   wird 


ein  von  unsern  philologischen  Altvordern  oft  »tfewenHe- 
tes  Sprüchwort  zu  wiederholen,  frugiltus  repertis  glan- 
dibus  vesci  malunt.  Dann  müssen  wir  Hrn.  S.  freilich 
bei  seiner  Eichelmast  lassen:  es  wird  sie  ihm  aber  Nie- 
nianil    beneiden   oder   gar  mit   ihm  theilcn. 

Dresden.  f/.   KOchli/. 


7  '.  Euripidis  Tragoediae.  Recensuit  et  commeutariis 
instruxit  .4ug.  Jul.  Edm.  Pßugk,  gyinn.  Gcdan.  pro- 
fessor.  Vol.  I.  Sect.  JI.  continens  Hecubam.  EdiC. 
altera.  Gothae  MDCCCXL.  Sumpt.  Friderieae 
Hennings.  Londiiii  et  Berolini  apud  Aslier  et  Socio«. 
HO  S.^8.  ♦) 

Als  im  Jahre  1x2')  die  erste  Auflage  ilicser  Edition 
erschien,  zugleich  mit  der  iUedca  und  Andromache,  wurde 
ilieselbe  vou  vielen  Seiten  als  eine  ilcm  damaligen  Zeil- 
bedürfnisse entsprechende,  mit  vielem  Geschick  ausge- 
führte Arbeit  willkommen  geheisscn.  Die  Herniann'scho 
Ausgabe  von  iSUO  war  vergriffen,  diente  auch  andern, 
.ils  den  gewöhnlichen  Zwecken  einer  Schulausgabe,  die 
Lange  sehe  hatte  trotz  ihrer  z«ei  Auflagen  nicht  den 
Anforderungen  entsprochen:  so  fanil  ilie  neue,  unter  dem 
Schutze  der  Bibliotheca  Graeca  von  einem  im  Felde  der 
Buripideischen  Kritik  schon  versuchten  Manne  eine  will- 
kommeno  Aufnahme,  von  welcher  die  \othwcndigkeit 
einer  neuen  Auflage  in  der  verhaltnissmässig  kurzen  Frist 
einen   Beweis    liefert. 

Es  ist  diese  zweite  Auflage  ein  fast  unveränderter 
Abdruck  der  ersten,  nicht  mehr  von  Pflugk  besorgt,  der 
das  Jahr  zuvor  zur  innigen  Betrübniss  aller  derer  gestor- 
hen,  welche  seine  Verdienste  um  Euripides  gewürdigt 
hatten,  nachdem  er  seine  Ausgabe  <lcs  £uripides  nur  zu 
einem  Drittheil  vollendet.  Man  erhält  darüber  keinen 
Aufschluss,  wer  den  neuen  Abdruck  dieser  Ausgabe  ge- 
leitet habe;  einige  nene  Bemerkungen  von  Rost  im  ersten 
Theile  und  von  Jacobs  im  zweiten  lassen  indess  die 
Vermuthung  zu,  dass  diese  vielverdienten  Herren  sich 
selbst  einem  Geschäfte  unterzogen  haben,  welches  nicht 
gerade  das  angenehmste  und  leichteste  war,  sobald  zur 
Aufgabe  gestellt  wurde,  die  ausgesprochenen  Ansichten 
des  Verstorbenen  mit  den  inzwischen  laut  gewordeneu 
Stimmen  der  von  jenem  abweichenden  AutTassungen  und 
Ansichten  zu  vermitteln.  Pietät  gegen  den  Verstorbenen 
und  vorgefasste  Meinungen  aller  Art  gcratheu  dabei  zu 
leicht  iu  einen  Streit  mit  iler  Wahrheit.  Aber  es  muss 
und  kann  erwartet  werden,  was  man  von  jedem  literari- 
schen Unternehmen  fordert,  dass  die  Ausgabe  auf  der 
Hohe  ihrer  Zeit  gehalten  werde ,  und  nicht  ignorire , 
was  für  die  Hekabe  in  dem  letzten  Jahrzehend  geschehen. 
Dass  diess  von  den  jetzigen  Herausgebern  verabsäumt 
norden,  ist  tief  zu  beklagen:  denn  Stimmen  von  Män- 
nern, wie  G.  Hermann,  von  dessen  Ausgabe  der  Hekabe 
inzwischen  eine  neue,  gegen  Pflugk  vielfach  polemisirende 
Auflage  erschienen  war,  sieht  man  unmöglich  gern  un- 
berücksichtigt:  verschiedene  in  Zcitblättern  und  Program- 

■*)  Vergl.  Jahrgang  I84l.  Monat  September 


809 


810 


mcn  zersUeut  liegeixle,  höchst  achtbare  Ansitlifeii  hafte 
man  hier  gern  gesaiiitiielt  gesehen,  «lfm  sonst  iinicriiieiil- 
lichen  Untergänge  entzogen,  unil  ilein  Uebelulanilo  auf 
solche  ^Vcise  vorgebeugt,  (lass  nicht  stets  von  >«uein 
langst  aufgefundene  Wahrheiten  als  neue  hingestellt  nnil 
in  «las  Fass  der  Danaiden  nirlit  ininicr  «ieder  ge.Tlii'>|i(t 
«erde.  Kine  t><  hulaiisgabe  hat  das  Privilegium  der  Kürze; 
»  ie  leiclit  »ar  mit  einer  einzigen  kleinen  Notiz  auf  nich- 
tige üntersncliungen  hingedeutet,  namentlich  der  l'ersuchc 
der  A'crllioidiguiigen  handschriftlicher  Lesarten  gedacht, 
anmassende  >'erdächtigungcn  zuriickgevi  irsen  etc.  AVic 
gesagt,  die  Erklärung  iler  llekabe  steht  nach  dieser 
neuen  Ausgabe  der  Pilugk'schen  Editio  nurh  auf  dem 
Sfanilpunrte  des  Jahres  18'-VI;  was  aber  die  letzten  zehn 
Jahre  für  die  Euripideisilie  Literatur  genesen  sind  ,  ver- 
mag jedes  bibliographische  Handbuch  auszuueisen.  Doch 
nein!  Jacobs  hat  zu  vs.  1185-  seine  frühere  Ijemerkung 
zurürkgenommen  und  einigemal  über  Ilermann's  Abivei- 
chungeu  —  aber  auch  da  nicht  immer  genau  referirt, 
und  Rost  hat  bis  zu  rs.  3!)ö-  hin  einige  neu«  notulae  zuge- 
fügt,  auch  die  vorhandenen  um  einige  Citate  vermehrt, 
z.  B.  zu  vs.  690-  Dass  aber  z.  B.  an  dieser  Stelle  neit 
passender  genesen  ufire,  auf  die  Haltung  iler  liokabe 
in  diesen  Versen,  auf  die  Antwort  d,er  Therapaina  vs.  697, 
die  der  Scholiast  mit  den  Worten  oituj  ff  r«/"S  kuTiaii; 
entschuldigen  zu  müssen  glaubt ,  auf  die  Vertheilung  der 
Verse  zwischen  dem  Aopo^  und  der  OfOdnaiva  zurück- 
zukommen, ist  unzneifelhaft.  lief,  glaubt,  ilie  von  Pilugk 
über  den  proleptischen  (lebrauch  des  Adjectivs  in  der 
ersten  Auflage  gegebenen  Beispiele  genügen  vollkommen 
für  eine  Schulausgabe.»  Was  hilft  es  dem  Schüler,  da- 
von Kunde  zu  erhalten,  dass  Hr.  Ahlemeyer,  Hr.  Meyer 
und  Hr.  Aeneas  Koch  über  die  dichterische  Prolepsis 
des  Adjectivs  geschrieben  haben,  da  es  ihm  sehr  schwer 
v> erden  dürfte,  der  betreiTenden  Programme  dieser  Ge- 
lehrten   habhaft   zu    werden. 

Wir  machen  aber  dieser  Ausgabe  überhaupt  zum  Vor- 
wurfe, dass  sie,  statt  zum  innigsten  Verständnisse  dieser 
Tragödie  hinzuführen,  den  Zweck  verfolgt,  den  Text 
derselben  mit  grammatischen  und  anderen,  an  Jeilen  be- 
liebigen Schriftsteller  zu  knüpfenden  Bemerkungen  aus- 
rustafliren ,  dass  sie  über  Stellen  hinweggeht,  deren 
Schwierigkeit  schon  aus  der  verschiedenartigen  Auflassung 
der  Scholiasten  hervorgehen  konnte  ,  dagegen  minder 
schwierige  Aufgaben  zu  lösen,  für  nuthig  hält.  So  lange 
freilich  auch  die  tragischen  Dichter  hauptsächlich  dazu 
dienen  müssen  ,  an  ihren  Text  die  Einübung  und  Repe- 
tition  syntaktischer  Regeln  der  Sprache  zu  knüpfen, 
möchte  auch  die  hier  gegebene  Annotation  dazu  manchen 
passenden  Fingerzeig  gewahren;  indess  darf  man  doch 
wohl  annehmen  ,  dass  nachgerade  diese  nnssrhliess- 
liche  rigorose  Richtung  abnehme,  und  die  Leetüre  eines 
solchen  Dramas  andern  Zwecken  dienen  werde.  Wir 
wenigstens  bedauern  die  Schüler,  welche  auf  solche 
Weise  eine  griechische  Tragödie  zu  lesen  gezwungen  sind. 
Wir  vermissen  z.  ß.  vs.  3'iL).  die  Erklärung  der  Re- 
densart dia  ^laxQOV  yao  i'j  jja^/c,  dagegen  würden  wir 
die  nota  zu  vg.  319.  gern  geschenkt  haben.  Aicht  dass 
jene  Worte  an  und  für  sich  schwierig  wären,  nur  die 
Verbindung  mit  dem  ganzen  Raisonnement    des  Odysgeus 

Zeilsclii\  /    d.   Alterlhünisw 


war  nachzuweisen:  erst  daraus  geht  hervor,  dass  jeno 
Worte  etwa  sagen  wollen:  ,,das  ist  ein  Dank,  der  bleibt 
lang."  Wir  vermissen  vs.  335.  und  is.  431'  die  Inter- 
punctiun  ,  welche  andeute,  wie  der  A'ers  richtig  za  ile- 
clamiren  sei,  rs.  350.  die  Erklärung  von  TUVTU  fJOl 
ll(iu>TOV  /jioi',  worunter  wir  verstehen:  „das  war  der 
Anfang  meines  Lebens,  als  Königstochter  begrüsste  mich 
das  erste  Sonnenlicht";  vs.  3')/.  die  Angabe,  was  llQuira 
fiiu  f^ie  TOL'vo^u  SavLiv  loüv  Tii^roiv  bedeute,  wo 
wenigstens  auf  Stellen,  wie  Ion  584.,  Phrixus  fr.  XVII, 
nielanippe  X.  zurückzukommen  war;  vs.  411  — 12>  die 
Hinweisung  auf  die  gleichlautenden  A'erse  in  Enrip.  Ale. 
2U7  —  8,  worüber  diese  Zeitschr.  1840,  p-  157  und  Firn- 
Laber  Verdächtig.  Eurip.  Verse  p.  44  zu  vergleichen; 
»s.  52fi.  die  Erklärung  von  y.adJtovTSi  nach  Massgabe 
des  Schol.  uekkovTSi  l^gaTr,(j£iv  diu  Ttov  ^eioujv; 
vs.  23Ü.  die  Erläuterung  einer  der  schwierigsten  Stellen 
des  ganzen  Stückes,  soivie  die  Schilderung  der  Haltung 
der  Hekabe  in  dieser  Scene,  von  welcher  allein  das  rich- 
tige Verständniss  so  mancher  Stellen  dieses  Actes  aus- 
gehen kann;  vermissen  vs.  75U.  die  Erklärung  von  Ti 
ClT(Jl(fio  Ti'.ös  ;  vs.  7t)(J'  die,  Hermann's  Annahmen  zu- 
rückweisenden Grünilo  des  Asyndetons  ogu'i  VIXQOI» 
Tovöe,  vs.  848.  und  vs.  lOOO-  die  Resultate  der  neueren 
Hermann'schen  Untersuchungen  über  jene  schwierigen 
Stellen;  vermissen  endlich  vs.  I()3>>-  eine  Bemerkung  über 
Xaiva,  aus  welcher  den  Lesern  ein  Bild  jener  Scene 
geworden,  das  durch  eine  falsche  AnlTassung  von  vs.  1041' 
vollends  »erworren  werden  kann;  und  vg.  1U8(>-  eine  An- 
gabe der  Conslruction ,  da  man  leicht  darauf  kommt, 
aia/ou   dsivd.  zu   verbinden. 

Was  z.  ß.  vs.  84ti —  ',iQ,  betrifft,  so  war  jetzt  wohl 
die  Bedeutung  von  ^l'fj^i'tvei  für  diese  Stelle  festzustel- 
leu  ,  überhaupt  aber  auf  die  Verbindung  hinzuweisen,  in 
welcher  diese  Worte  des  Chors  mit  dem  zunächst  Vor- 
hergehenden und  Folgenden  stehen.  IVlan  hat  sich  näm- 
lich wohl  zu  hüten,  diese  Worte  für  einen  blossen  Ueber- 
gang  zu  halten:  allerdings  sind  in  Euripideiscben  Tragö- 
dien der  späteren  Zeit  derartige  Worte  des  Chors  oft 
Nichts,  als  stereotype  Interposita;  in  der  Hekabe  aber 
zeigt  der  Chor  noch  eine  weit  grössere  Thätigkeit,  als 
in  spateren  Stücken:  daher  auch,  weil  seine  Trimeter  auf 
eine  gewisse  Weise  iu  Verbindung  mit  dem  Verlaufe 
des  Stückes  stehen,  machen  sie  mehr  Schwierigkeit,  all 
sonst. 

ösivöv  ys,  &vr]Toic  tö;  aTrawa  iu^irrlTi/st, 

y.ai  Tai  üvayY.az,  o't  voftoi  ötujgioav , 

Cflkovi  Ti3evTe(;  roiig  ye  noke/aauTaTOig, 

iX'^yiJOC'i  ts  Tov^  Tigiv  ev^itvet^  nutou^isvoi. 

So   lauteten   die   Verse,    für    welche   Pflugk    die    folgende 

Uebersetzung   hatte:    miruni,   quam   nihil   non   accidat   ho- 

minibus,    neqiie    res    eac,    ijuae   adstringere    eog    vi    neccs- 

sitatis   videantur,   qiiafenus   valeant,  aliunde   pendat,   quam 

a   legibus,    quae    et  aniicitiani   cum   inimicissimis  jungnnt, 

et    inimicos    ex    benevolis   faciujit.      Zur    Erweiterung    steht 

dann   incredibile   erat,    qui    debebant   esse   inter  se   inimi- 

cissiini ,    Agameinnonem    et   Hecubam   ultnm    ituros  srelus 

Polvinestoris ,    hominis  sanrtissimo   hospitii  jure   cum   Tru- 

janis   conjuncti.     Sed   hac  dvdyy.'q  major   vis  alque    aucto- 

ritas    legum.      Nach    einer    klaren    Vorstellung    sieht    man 

53 


Sil 


HJ? 


sit'li  liiiT  irr|,'rMirli  um;  die  li.'lll«  zunächst  ilciii  Zwecke 
dif.siT  Worte  iiac  lit;<"fi>'"'><  l't.  Der  8<'liolia8t  lies  (jiieljiher- 
Ii>tanii3  fiilirl  «"'»  Tlieil  darauf:  toi  lu  ktyct  u  X^if^i 
■.luuxarahuiifjüiuiv  cuv  tov  ./ycifitftnopoi  kuyov  xal 
cinocfiinuiiiio^,  (üs  kiav  öixaiui^  uvrin;  Toi>  iiijayf-tu- 
Tui  fioi  ih:th~iui  iijv  'Ev.üßljv.  AIIerdiiit;s  will  der 
Clior  diircli  eine  allgeineiHe  Sentenz  dem  Aganicui.  sein 
^'rrliallrii  rc)rg<'breil>eii,  «illalitu  die  iirkulie  uiiterslützeu, 
niif  deren  Seite  er  i'ilerall  selbst  auch  da  steht,  als  Po- 
lt niestor  in  seiner  };r,1ssliclicii  La^'n  auf  IMitleid  des  Chors 
.Ans|)i'U('li  macheii  könnte.  Womit  r«rma|;  er  das  besser, 
als  indem  er  den  Satz  ans  Ilekabe's  Rede  herausnimmt, 
der  an  innerem  Ciehalle  alle  anileren  libertriflV,  aucli  auf 
Atfauieniniin,  seinem  eigenen  Eingeständnisse  nach  ts.  S52, 
allein  die  beabsichtigte  Wirkung  heriorbriugt  ?  Ilckabo 
halte    gesagt:^  t  .  , 

r,uiu  luv  ui'V  öoikol  TE  y.dndcvih  l'ou)^' 
aKk'  vi  i^tol  odtvuvai  ;fai  y.tivuiv  y.oaxujv 
vuuog'  vcifuji  yu(j  TOI.;  i^eovi  tjyoij^ieSa 
y.ui  ^aijjcv  ddty.a  xat  biy.ai'  o'i^Jto^tvot. 
Der  vvfiu^,  der  hier  roin  Polvm.  so  arg  verletit  ist,  in- 
dem er  einen  rorsfitzlichen  [Mord  begangen  und  noch 
dazu  an  einem  Gastfreuiidc ,  soll  den  Agam.  xii  einer, 
»enu  auch  nur  mittelbaren  ,  Theilnahme  an  der  Sache 
be«egcn,  und  tliut  es,  wie  dessen  rirhterliche  Entschei- 
dung »s.  1240  —  öl-  noch  weitläuftiger  angibt.  Diese 
völiul  sind  also  selbst  bei  den  Göttern  ,  ihnen,  den  ewi- 
gen Naturgesetzen,  sind  selbst  die  Götter  unterworfen, 
also  wird  die  liewahrung  derselben  das  Unglück  und  ilio 
Auth  der  um  Gerechtigkeit  Bittenden  nicht  liinderu  dür- 
fen. Der  Chor  nimmt  den  Gedanken  wieder  auf,  ge- 
braucht in  dem  Worte  öiujoioav  sogar  denselben  Aus- 
druck, führt  ihn  nach  seiner  AVeise  weiter  aus.  Seit- 
dem naa.lich  oben  Odvsseus  die  Bitten  der  Hckabe  durch 
das  Vorschiebender  ävu.yy.1^  beseitigt,  undPolyxena  rs.  34(). 
sicii  in  das  uv  uyy.UiOV  ergeben  ,  hat  der  Chor  583. 
es  ausgesprochen: 

dtivüv  et  nijfia  Tl(}iufil!)ut<;  intLsoe 
nukei  TE  TiJ/iij-  dtüiv  dv uyyuiuv  loöe, 
und  fühlt  es  schwer  und  tief,  wenn  er  in  dem  zweiten 
Stasimon  rs.  63U.  singt  nüvoi  ydo  v.ai  nuvuiV  dv dyy.ai 
y.oCiOauvli  y.vyj.oüvxui.  Was  kann  er  mehr  fürchten, 
als  dass  auch  Agaui.,  wie  oben  Odysseus,  auf  die  vor- 
Iiandonen  dvuy/.ai  des  troianischen  Königshauses  hin- 
weise, und  damit  eine  aUlehnende  Antwort  motivire?  *) 
Dem  vorzubeugen  gibt  er  einen  allgemeinen  Satz,  ,,«'0 
jene  Gesetze  verletzt  sind,  ila  ist  nie  mehr  die  Rede 
gewesen,  und  kann  nie  mehr  die  Reile  sein  loii  einer 
dvii.yy.n%  nein!  in  solchen  Füllen  haben  die  Gesetze  über 
den  d^u'/y.o.ii  immer  gestanden,  haben  die  feindlichsten 
IMenscIien  zu  Verbündeten  gemacht,  und  die  grössteii 
Freunde  verfeindet."  So  liegt  die  Absicht  dieser  Worte 
am  Tage.  Auch  hier  soll  Again.  mit  dem  Polyni.  ,  wel- 
chen die  .Achäer  für  ihren  Freund  und  Verbündeten  hal- 
ten (vs.  S6S0  5  brechen,  wo  jener  das  Gesetz  so  schänd- 
lich verletzte;  ebenso,  wie  Ilekabe  mit  dem  früheren 
Gastfreunde  jetzt  verfeindet  ist:  dnayofjevovai  ydo  oi 
I/Öluii  Ti)v  Ute    avTujv  avvoi/.t-jOLV  T£  y.al  oivavoU'.v 

*)  Man  v.rgl.  die  bvujxhi  in   AnJrora.  505    Hcrui. 


schol.  zu  Or,  A',^:  dagn^rn  soll  A^ani.  auf  die  Seite 
der  Ilekabe  treten  :  in  derartigen  Fällen  sind  selbst  die 
Tiuktjiiu)l uiot  Freunde  geworden,  d.  h.  nicht,  wie  in 
den  vorhandenen  Erklärungen  hingestellt  wird,  der  Chor 
erklare  den  Agam.  für  den  ~l  uktiiHDCCVuC,  der  Ilekabe; 
wie  könnte  er  das,  na(  hdrni  er  oben  in  der  Parodos  über 
die  Willfährigkeit  desselben,  in  der  Achäerversammlung 
einen  der  Ilekabe  günstigen  iSescliluss  zu  erwirken,  re- 
ferirt  unil  noch  eben  vs.  74(1.  gehört  hat,  dass  ihn  He- 
kabe  selbst  ovTO.  Ul<xi  diO/jEuij  nennt?  Aein !  er  will 
sagen,  sind  selbst  die  feindseligsten  i\Ienschcn  Freunde 
geworden,  nie  liel  mehr  kaiMiKt  du  das,  welcher  du  nur 
als  Achäerfnrst  die  Feinilscliaft  zuischen  den  beiden  Mäch- 
ten thellen  niiisst,  die  mit  einander  Krieg  geführt  haben. 
Vergl.  rs.  s.'i  ■:  ruf  xcriiciüvcu  ö  i/i^'^ov  ijyticiu 
aiQUioi-  Von  der  Lage  derjenigen,  welche  die  (iesetze 
anrufen,  darf  es  nun  und  iiiiumrr  aMiäiigen,  ob  die  Ge- 
setze zu  handhaben  sind;  nein!    Gleichheit  vor  dem  Gesetz ! 

Derartig«  Philosii|)henie  finden  sich  bei  Eiiripides 
auch  sonst;  wir  ziehen  hierher  aus  ürcst.  vs.  482  —  ÜO. 
Im  Augenblicke,  wo  der  Aluttermörder  sich  nahet,  ge- 
rälli  Tyndareus  in  Entsetzen  darüber,  dass  lUenelaos  den- 
selben anreden  will,  nnd  meint,  als  jener  den  Satz  auf- 
gestellt el  de  öl'OTi'Xei'  Tliil,lkoz,  fllenelaos  habe  nach 
so  langer  Abwesenheit  aus  Griechenland  barbarische  Sit- 
ten angenommen.  'El  kl  vr/ov  sagt  iMenel.  XOV  äuodsi' 
THtav  dei,  aber  auch,  entgegnet  Tvnd.  T'jjv  vu^iiov  ys 
ftl]  nQUTt(iOV  Eivui  i>iktiv.  Das  sind  dieselben  vduoi, 
welche  in  der  Stelle  der  Hekabc  in  Frage  kommen. 
Die  vertritt  hier  Tjndareos ,  während  IMcuel.  fortfährt 
7[ur  xovT  diiayxij^  ÖuiKov  iov  iv  rote,  aoffoii,  also 
die  dvdyxr  höher  stellt:  eine  Satzung,  die,  so  oft  sie 
auch  bei  unserem  Dichter  und  sonst  rorkommen  mag, 
wie  ileiin  der  Schol.  sagt  Tlo.vTti  y.al  nakaiol  y.ai  veoi 
nonjTo.t,  (fikooü(foif  oiyy^acfsii;,  ^i^toqeq  diaxi'- 
QViTuviai ,  ojs  äoa  navea;  i^  dvdyxijg  Eiol  dotkoi 
vergl.  Helen.  tAS-  koyoQ,,  öeivijq  dvdyxijq  ovdiv  laxi-'tiv 
nkiov  Iph.  Taur.  148t).  To  yaQ  yQEujv  oov  rs  xai 
dEuiv  XfjaTii.  Beller.  XV.  :iQuq  ii)v  dvdyy.ijv  iio.vxa 
Tukk'  eoz'  d.ot}Evij ,  dennoch  hier  von  dem  Tyiidareo» 
mit  den  Worten  zurnckgen  ieseii  wird  xtXTljrro  ILV  or 
toit'  ,  iyvj  d'  Oi'  y.ir.aof-iat ,  wie  ja  nun  einmal  da» 
Wesen  der  griech.  Tragödie  im  Verlaufe  der  Handlung 
ganz  und  gar  auf  dem  W  iderspruche  beruht,  und  Niemand 
der  redenden  Personen  etwas  behaupten  kann,  wovon  der 
Andere  nicht  ebenso  klug  das  Gegoniheil  zu  sagen  wüsstc. 
Bei  einer  dritten  Auflage  «nrile  nicht  zu  übersehen 
sein  ,  was  Sommer  de  Hecnba  coniment.  p.  II.  not.  24. 
geschrieben    bat. 

Was  ferner  vs.  10(10.  anbcirifit,  so  ist  zu  der  Erkbl- 
rung  desselben  in  dieser  Ausgabe  gar  Niclits  getlian,  um) 
doch  hat  <ler  Vers  so  viele  Federn  in  Bewegung  gesetzt 
'ßoiu)  CfckijDEi';,  ü}i;  ai'  vi'V  iiiui  y//a/  heisst  die  \a\- 
gata,  die  von  Hermann  in  EOi'  v)  (flkl^^Eiq  tüs  Ov  vif 
ijtul  ff/kii  verwandelt  ist,  so  dass  der  Vers  in  vs.  t002- 
seine  Forlsetznng  erhalte,  Sommer  monirt  dagegen  er- 
stens, dass  u'j  (fi'l.ijifEig  für  v)  ffiks  oder  (f//.Oi<ueie 
nicht  stehen  könne  ,  oder  aber  hier  der  Gegensatz  der 
jetzigen  und  der  früheren  Zeit  unpassend  sei  ;  zweiten» 
dabei    niclit    die   ausdrückliche   Hervorhebung   der  Proro- 


813  814 

mina    (jv   —    s^wt    BeacMung    gefiiniloii    liaHc- ;     ilri«png,  den   Fragen     1001  — 1005^      Ebensowenig    die    t«.    1017. 

das»   kein    Grund   vurljaiiden   sei,    ue.<sliall>   Pcilun.    mit  80  norli   {jezeigte   Aengsdichkeit ;    norli    weniger  seine   Erfin- 

grliMieicIielnden    AVorien    angeredet    werde,    da   vielmehr    in  diin^    von    is.    <)fi,'j.    "nd    vs.    \V)'.i. ,   am    allerwenigsten  leine 

diesen    Worten   die    Utiiarlie    enlliaKen   sein    müsse,     wess-  naclilierige    Keile   vor    dem    Ricliterstuhlo   des  Agam.     Dasi 

halb    ilek.    dem     Poivm.    ilic    Mittlicilung    machon     wolle;  er   von    den    Frauen   sich    überlisten    1,'isst,    kann    ihm    nicht 

Polvm.    aber    dieselbe   so    wenig   darin    entdecke,    djss    er  als    Dninniheit   ansgelegt   werden,     wenn    ilie     Verhaltnisse 

vielmehr    pleiih    danarli    frage.     Wollen  wir  uns  anrli  diese  zu    einer    gehörigen  Bi'riicksichtignni;    kommen.     Wie  kann 

drei    Einwürfe    nicht  sammllich    aneignen,   so    ist   doch    der  er    denken,    dass   seine    fHordthat   hier    bekannt    geworden, 

zweite    allerdinj^s    beachtenswerfh ,    da   durch    ov    \im\  itioi  da    er    zu    der  A'erhBimlirhung   derselben    gerade    den    rich- 

Pulvm.    und    Ilek.    einem    dritten    entgegengesetzt    werden.  tigsten     Weg    eingeschlagen     [denn     nenn     der     Leichnam 

Ausserdem    bleibt    diess     immer   eine,    dem    Geständnisse,  gefunden    wurde,    auch    mit    Wunden     beileckt;     wer    vcr- 

die     >'ulgata     sei     iiiexplicabel ,     abgedrungene    Conjectur.  ricth    den    Monier'?];    wie    denken,     dass    eine    Rache    ron 

.Schäfer    wollte     als   Subjert    in    Cftkl]9ci;,    das    Xoyo^    des  Weibern    ausgehen    werde,    deren  Hülflosigkeit    noch    eben 

loraiigelienden    Wrses     gelten    lassen:    ebenfalls    nur    eine  bei     der    über    Polvxena    entscheidenden    A'ersammlung    zu 

»erzweileKe     Massregel,      den     Xuya^    hier    jenen     beiden  Tage     gekommen     war?      Hatte    iloch     auch     Agam.     oben 

Menschen    Ol>   und    iitoi  entgegenzusetzen.     Das  muss  auch  vs.    876   ßi}.    an    der   Möglichkeit,   dass  llekabe  ihre  Racho 

ein    Mensch   sein,    und    unter   allen    Menschen   kaun  es  vrei-  vollziehe,     gezweifelt:     TTc/J^    yv}>(Ui;iv     än<jiru)V    tOrac 

ier   ISiemanil   sein,   als  Polvdor.    Darauf  hat   es   schon   der  •/.oüruq;     Es     ist     also    das    Gefühl    der    Sicherheit    von 

Scholiast   bezogen    dyccitjKhjTO}    6   7ia/\  /lov    vttu    oov,  seiner    Seite     keineswegs    ein    Merkmal     von    Dummheit, 

(o;  vvv  au   f'.yaiTä  ihl'   eiinT'.     Aber,   sagt  Sommer,   wer  ebensowenig,     wie     vs.     1007.     ikti;ai;     aO(fiO)Teoov     sc. 

kann   ilenn    wissen,   dass    unter    (pi/.rttfig  Polvdor    rcrstan-  eitoC'     ein     Eingestflndniss     dersellien     ist.       Denn    das    ist 

den    »erden   müsse?   Dann   muss  dieser  erst  vorher  erwähnt  nun   einmal   bei   Euripides   Gebraucli,   dass   die   Frauen    in 

»ein.      So    emeudirt    er    vs.    999-    crnj^iavsig    Toxni     und  ihren   Planen   und    Rathschlagen    die   Männer    überflügeln. 

vs.    1000.     in  TCO     (ftkn^sii;,     und     übersetzt    tuone    hoc  '[/y.oi'aov   i'jv   rt   Xai  yi'Vi)   kehj   (TOtföv    sagt   Helena    zu 

indicabis     filioJ      id     est,     quod    dices,     num    vis    per    nio  Menelaos,   und   sie    wird   die    Urheberin   des  nun   folgenden 

tuo   lilio    indicari?     und    andererseits    scito     quia    tibi   tarn  Planes,    dessen    Ausführung    die    Grundlage    zu    dem    noch 

carus     erat     ille,     quam     tu     nunc     mihi     carus     es.        Da-  folgenden    Tlieilc    der    Tragoilie    abgibt.      Hei.    I()4y.      7';/? 

durch    sei    dann    die    Gier    des    Polvm.    so    erhöht,     dass  ö'    eiiijc,    'AuCflTOiOV,    yvvjuijs    a.y.0L'00ii   ijv     Ti    Oot 

er   frage    quid    obsecro    illum   scirc    vis,   quod    etiain    nie    et  öoy.uj    Ityf.tV    sagt    in    gleichem    Verhältnisse     AJegara    in 

liboros    scire    oporteaf?    So    findet    er    für    den    Ausdruck  Herc.    für.   270.    Ebenso   ist's   Jph.   Taur.    lO'.'D  sq.   Suppl. 

y.dliS   y.  at   zey.va   in   vs.  IdOl.   eine    genügende  Erklärung  29-t.     Hippol.    4S'-'. 

[prius  xal  non  ridetur  recte  cum  alteru  conjungi  hoc  Die  Scenc  zwischen  Hekabe  und  Poljmestor  ist  vom 
seniu,  ut  sit  et  me  et  liberos ,  quod  si  ille  dicerct,  mi-  Dichter  mit  aller  Sorgfalt  gearbeitet.  Es  war  grosse  Vor- 
raretur,  quid  non  solum  se  sed  eliain  liberos  snos  scire  sieht  nöihig,  dass  Hekabe  nicht  in  einen  aller  W'eiblich- 
oportcret.  Liberis  autem  quid  opus  sit,  infra  deniuin  kcit  widersprechenden  Charakter  verfalle ,  damit  nicht  der 
qitaerit  vs.  lüOö.] ,  sowie  er  in  der  vs.  100  i.  geschehen-  Zuschauer  das  ihr  bisher  gezollte  Mitleid  jetzt  auf  den 
den  Erwähnung  des  Tlc.iC,  den  Beweis  sucht,  dass  dieser  Poivmeslor  übertrage.  Znr  Abwendung  dieser  Gefahr 
TtoJc.  schon  vorher  genannt  sein  müsse.  Wir  meinen,  die  schlägt  der  Dichter  einen  doppelten  Weg  ein.  Hekabe 
Schwierigkeiten  dieser  Stelle  seien  nicht  so  gross,  wie  gehingt  bei  ihm  nur  nach  und  nach  zu  dem  Grade  der 
sie  von  Hrn.  Sommer  in  den  IMotiven  seiner  Einendation  Polvm.  gegenüber  iiötliigen  Verstellung,  und  es  wird  ihr 
dargestellt  werden.  Durch  ilie  letztere  wird  dem  Ge-  zusehends  schwer,  dahin  zu  gelangen.  Polymestor  aber 
spräche  eine  dem  Ganzen  wenig  en(sprechende  Wendung  erscheint  gleich  als  mit  Lug  und  Trug  sich  abgebend: 
eingeimpft;  es  möchte  auch  wohl  <las  io9l  rp/kijt^e/'^  in  Verstellung,  Heuchelei,  Gottlosigkeit:  Alles  diess  sind 
solcher  Weise  schwer  verständlich  sein;  vor  Allem  aber,  gleich  die  Merkmale  seiner  ersten  Rede.  Mit  jedem 
was  soll  denn  die  Beifügung  des  Grundes  ,,cr  soll  es  er-  Worte,  das  er  spricht,  wird  der  Abscheu  des  Zuschaneri 
fahren,  weil  er  von  dir  immer  so  geliebt  wurde."  Diess  gegen  ihn  erhöht,  wird  es  dem  Zuschauer  und  der  He- 
Liebesverhällniss  mag  einen  Grund  des  Vertrauens  gegen  kabe  klarer,  dass  jene  Vermuthung,  —  denn  weiter  war 
Poljmestor  abgeben,  aber  unmöglich  kann  Hekabe  damit  es  ja,  vergl.  774.  781,  noch  immer  Nichts  —  dass  Polym. 
niotiviren  wollen,  warum  ihr  Sohn  das  erfahren  solle,  der  Mörder  aus  Habsucht  geworden,  richtig  sei.  Wahrend 
es  sei  denn,  «lass  sie  selbst  verwirrt  wäre,  oder  den  Po-  eine  Dummheit  des  Polvm.  den  Zuschauer  zu  einem,  jenen 
Ivnieslor  für  so  dumm  und  befangen  hielte,  dass  er  selbst  etwas  entschiildigenilt'u  Mitgefühle  bewegen  würde,  vcr- 
«o  offenbar  thürirhte  Grüudc  für  angemessen  annähme.  nichtet  die  Vorsicht,  die  Aengstlichkeit ,  hauptsächlich 
Man  hat  nun  allerdings  von  dem  stupor  des  Polvmestor  die  masslose  Gier  dasselbe  vollends.  Hekabe  aber  ^ 
gesprochen;  Gruppe  schreibt  (Ariadne  p.  >i(i9),  Polym.  und  das  ist  die  Absicht  des  Dichters  —  gewinnt  jenem 
»ei  so  gntwillig  und  so  wenig  argwöhnisch  oder  von  bösem  Menschen  gegenüber  immer  mehr  in  den  .Vugen  des  Zu- 
Gewisson,  das»  er  sich  der  Hekabe  sogleich  zur  Rache  Schauers,  der  mit  ihr  in  einen,  nach  Rache  an  dem  Büse- 
darbiete.  Es  ist  wohl  kaum  je  ein  unwahreres  Wort  wicht  immer  mehr  verlangenden  Zustand  geräth,  je  schän.l- 
gesprochcn.  Wo  ist  denn  der  Stupor?  Seiner  oben  79j.  lieber  sich  Polvmestor  in  seinen  eigenen  Worten  ollen- 
erwähnten TT^iourjth'a  beim  Morde  des  Poljdor  nicht  zn  hart.  Darum  zieht  der  Dichter  das  Gesprach  hin,  all» 
gedenken,    wie   verrathen    ihn   seine   scharf  unterscheiden-  ."Mittel   der   Stichomylhic    zn    Hülfe   nehmend. 


53 


* 


815 


8tfi 


AU  die  Bri;Irilrr  ilr.s  Pnivinpator  pniferiit  siiiil,  er 
nlier  aeiue  llrilf«  mit  iIpiii  Jtrheiiie  [,'ro.s.siT  Treuherzigkeit 
aiiliietrt  ,  fragt  »ie  zuerst,  ttie'»  ilem  l'ulyiliir  ergehe; 
tu  i^'  äKAa  dn'reouu  o'  i(jijOo^iai  »s.  ')S8.  Er  ver- 
airhrrt,  »ad  iliess  anbelange,  so  sei  sie  vollkommen  gli'ick- 
lirh  ;  aber  der  Ausruf  iij  (flkraiy  (6g  Sv  xdi;iuji  Oti^sv 
Afyf/s»  iler  in  Keinem  (iewisgen  keinen  Wiederhall  fin- 
<lfii  kann,  uiiil  ihm  srlitrer  auf's  Herz  fallen  mag,  zu- 
);leirli  aber  auch  ilie  (lier  bringen  ihn  zu  der  Frage: 
'J'(  iii~Ta  fioikft  öft'Teftov  fia9civ  i/zor;  Hekabc 
gibt  diess  Zweite  norli  nirlit,  sie  will  erst  »eitere  Ueber- 
»engung  von  Poivm.  Niedertriirhtigkcit ;  er  soll  nnrli  ein 
^'erhfir  liestrhen,  und  iiennnirlit  zum  Sellistgrstandnisse, 
do<h  zum  Verrathe  kommen.  Sie  rem  eilt  also  bei  ih- 
rem 8ohiie  noch,  ob  er  der  Mutter  auch  gcdenkcl  In 
der  Antwort  itai  dtvpü  y'  oji  ot  y.Qt'fftoi;  iC,r,iet  j.t6- 
keh'  liegt  das  Uekennlniss  des  ftlordes;  drei  Tage  lang 
ist  ilekabe  erst  im  Chersones,  schon  langer  ist  Poljdor 
gemordet,  wie  im  Prologe  rorkam,  also  kann  er  nicht 
heimlich  haben  zu  der  J>]utter  gehen  wollen.  Aber  es 
•oll  auch  erst  die  gemuthmasste  Veranlassung  des  I\lor- 
dcs  dem  Zuschauer  zur  Wahrheit  kommen ,  darum  fragt 
sie  nach  dem  Golile,  spricht  die  Bitte  aus,  Oiöouv  iipv 
ctiTdr  filjd'  epa  Tiöv  TlXiwiuv  •'••),  welche  er  mit  der 
»rsicherung  iy/.lör'-  övaifiipi  xov  TtaQOVTOQ,  als  un- 
niithig  hinstellt.  Von  dieser  Seite  «var  er  noch  nicht 
ülieriuhrt;  Hekabe  fühlt  es,  und  gleichsam  einen  Weg 
dazu  sich  suchend,  thut  sie  eine  wenig  sagende  Frage, 
die  gleichsam  das  Nachsinnen  dem  Andern  verbergen  soll. 
Weisst  du  nun,  was  ich  dir  und  «leinen  Kindern  sagen 
»ill?  AVie  soll  er's  erfahren  haben?  Die  Fragen  nach 
dem  Guhle  mochten  allerilings  die  Entfernung  der  Be- 
gleiter motivirt  haben  ,  was  aber  ist  bislang  von  der  He- 
kabe gesagt,  nuraus  die  Nothwendigkeit  der  Anweseu- 
lieil  der  Kinder  hervorgegangen  wäre?  Oü'A  oiöa ,  ist 
ilie  Antwort,  T(/j  0(jj  tovto  aij^taveii;  Xöyip ,  wo  das 
Futurum  die  es  gewiss  voraussetzende  Bitte  enthält.  Jetzt 
also  hoii't  er  endlich  das  Gehcimuiss  zu  erfahren  ;  statt 
dessen   hört   er  din    Worte 

ferro»  (fiXijdsii,  oji  Ol'  viv  eiio'i  Cftkei, 
also  eine  neue  Liebesbezeigung,  » ie  oben  vs.  9')(l ;  nichts 
Latte  er  weniger  erwarten  kiinnen,  und  noch  ungelegener, 
als  oben,  kommt  ihm  hier  dieselbe.  Da  fangt  also  He- 
kabe nieder  das  obige  Thema  von  Poljdor  an:  Grund 
genug,  dass  Poljm.  hastiger  fragt  und  verwunderter,  selbst 
etwas  pikirt:  was  macht  denn  das  die  Gegenwart  auch 
meiner  Kinder  nöthig?  ii'  ;(fo/}(j'  u  y.duh  xal  xtxv 
(idtvUL  /pfWf,  was  ist's,  ilas  sowohl  ich,  wie  meine 
Kinder,  wissen  nu'isscnl  Dabei  ist  ^enes  doppelte  y.al  — 
/.(i.i  so  richtig,  so  bezeichnend,  so  nachdrücklich,  als 
wollte  er  so  recht  eigentlich  auf  cnilliche  Erledigung 
drangen;  die  Absicht  erreicht  er,  Hekabe  kommt  zur 
Sache:  sie  will  ihm  ui<)glichen  Gewinn  vorspiegeln,  wohl 
in  der  .Absicht  nur,  dass  er  so  seine  Habsucht  offenbare; 
denn   ihr   eigentlicher   Plan    geht  ja   dahin,     ihn   in's  Zelt 


')  Dass  Tov  TiXitoCav  vou  Herni,inn  nach  Hdndscliriften  und 
andern  \iitoi  ilatcn  gesetzt  sei  ,  liätle  in  der  m-ncn  Aut*- 
la-e  nicht  iinben  erkt  bleiben  bollen.  Man  erfalirl  nicht 
einmal  die  Verschiedenheit  Jcr  Lesart. 


zu  locken:  dass  ihr  die  !\littel  zur  Ansfdhrung  desselben 
schon  in  voller  Klarheit  vor  der  Seele  schweben,  ist  frei> 
lieh  wohl  zu  bezweifeln,  Sie  gewinnt  dieselben  erst  im 
Laufe  eines  Gesprächs,  das  ihr  zu  Reflexionen  Zeit  las- 
sen mUBS.  Also  Hek.  erklart,  sie  wolle  ihm  mittheilen, 
es  gebe  noch  alte  vergrabene  Schätze  der  Priamiden. 
Natürlich  denkt  Pol)'m.  gleich,  wie  kommt  sie  zu  der 
Alittheiluug :  aber  sein  Argwohn  wird  mit  dem  Gedanken 
beruhigt,  er  solle  diese  Mittheilung  wohl  seinerseits  wie- 
der dem  Poivdor  machen:  trotz  der  ausdrücklichen  Be- 
stätigung dieses  Geilankens  durch  Ilekabe  ,  trotz  der 
neuen  Versiclu'rung,  dass  sie  ihn  für  einen  braven  Mann 
halte,  bringt  sein  (lenissen  den  Argwohn  noch  nicht 
zum  Schweigen,  sondern  er  erhebt  die  neue  zweifelnde 
Frage  r/  df,ta  jt/.vutv  itih'dc  Ölt  ■jTao'mouti;  Wo 
ist  in  allen  diesen  Fragen  ein  Stupor?  Spricht  sich  darin 
nicht  vielmehr  sein  durih  das  schlechte  (lewisscn  aufge- 
stachelter Argviohn  zur  Genüge  aus  und  sein  vorsichtiges, 
schlaues  Wesen?  Aber  mit  dem  Augenblicke,  wo  er 
hinsichtlich  seines  Argwohns  zufrieden  gestellt  ist  —  und 
dass  der  VVeg  dazu  keineswegs  nur  für  einen  Dummen 
passte ,  sahen  wir  oben  —  bricht  seine  Habgier  unauf- 
haltsam hervor;  vs.  100*^,  mehr  noch  vs.  tOlü-  beweisen 
es,  <lenn  er  möchte  gern  gleich  hinüber  nach  Troja,  da- 
mit ihm  Niemand  zuvorkomme.  Ist  seine  Habgier  nun 
aber  ebenfalls  klar  geworden,  so  ist  die  Absicht  dieser 
Scene  erreiclit,  der  Dichter  kann  das  Schlachtopfer  fal- 
len lassen:  IVlitlcid  dafür  hegt  keiner  mehr,  im  Gegen- 
theile ,  es  redet  der  Chor  Jedem  aus  der  Seele,  wenn 
derselbe   vs.    108H.   sagt: 

ögäoavii  6  aiajod,  Suva  ra.-KiT'tf.iia. 
da/iiioii  iöcoxei',  oartg  fön'  croi  ßaQi'<;. 
IMan  verzeihe  uns  diese  ausführliche  Behandlung  einer 
Scene;  sie  war  nöthig,  theils  um  tiarzustellcn  ,  wie  die 
Vulgata  so  schön,  wie  möglich  sei,  vorausgesetzt,  dass, 
was  noch  zu  erweisen  übrig  bleibt,  unter  dem  qiKiji^Sii; 
Poivdor  verstanden  werden  kann,  theils  um  die  fal- 
sche Auffassung  des  Pol^mestor  und  der  ganzen  Scene 
zu  beseitigen.  In  letzterer  Beziehung  erlauben  wir  ans 
noch  eine  Bemerkung.  Hermann  schreibt  in  der  A'or- 
rede  p.  XVII  vom  Polymestor ,  er  sei  non  sulum  impo- 
dentissinie  nieiitiens  salvum  esse  Polyilorum  sed  elidiit  lu- 
dificans  tiiiser/im  mntrem  atniiguilrite  dictorum  mnlitio- 
sissima.  Das  ist  ein  Irrthiiin.  Der  Dichter  kann  den 
Polymestor  nicht  ambigue  reden  lassen,  <lenii  es  fehlt 
hier  aller  Grund  zu  Zweideutigkeiten.  Polyni.  bestrebt 
sich,  so  unschulilig,  nie  mö;;lich,  zu  srheiiien,  sein  gan- 
zes Sinnen  ist  geradezu  auf  Alilaugnen  gerichtet.  He- 
kabe dagegen  ist  mit  dem  Zuschauer  verbündet,  der  Zu- 
schauer fühlt,  dass  sie  in  zweideutigen  AVorten  sich  be- 
wege, weiss  auch,  wesshalb  sie  das  thut,  und  ninuni 
daran  Interesse.  Wo  in  derartigen  Sceneu  von  beiden 
Seiten  Ambiguitäteii  gesucht  werden,  muss  der  Zuhörer 
den  Schlüssel  dazu  ,  also  bereits  sichere  Kunde  von  den 
Innern  Absichten  der  iiedenden  haben,  um  danach  die 
Worte  derselben  würdigen  zu  können.  Die  >'erhaltnisse 
werden  dadurch  unzweifelhaft  weit  verwickelter:  zwei 
Personen  wollen  sich  gegenseitig  dnpiren.  Das  will  Po- 
Jjmestor  aber  keineswegs:  er  will  vielmehr  nicht  die 
leiseste    Spur    eines    Verdachts    aufkommen    lassen ,     die 


«17 

Worte,  welche  dahin  am  leichtesten  führen,  sind  ihm 
die  ertvüuschtesten,  miissten  sie  auch  die  grasseste  Lüge 
verhüllpii.  Aber  man  liat  mehrfach  in  derartigen  Scenen 
Ambiguitaten  aufgefunden,  die  nicht  im  Plane  des  Dich- 
ters liegen  konnten.  AVie  hatte  z.  B.  lithigeiiio  ihrem 
Vater  gegenüber  in  der  reizenden  Scene  der  ersten  Be- 
erüssan;;  si<li  in  Ambiguitäten  ergehen  kiiniien ,  das  nn- 
srhuldige  Mädchen!  Wie  wenig  hätte  der  Dirliter  den 
Uiiterscliicd  zwischen  ilem  sich  in  zweideutige  Worte  ver- 
hiillendrn  Agam.  und  dem  kindlichen  Sinne  herausgeho- 
ben!  l'nd  dennoch  behauptet  es  Härtung  ZU  vs.  G()5. 
seiner  l|'hig.  Aul.  Offenbar  kann  der  Dichter  die  Am- 
bi^ui(ati'n  nur  in  den  Mund  des  Agam.  legen.  So  hat 
er's  auch  in  der  ersten  Scene  zwischen  Adniet  und  Hera- 
kles getlian.  Herrn,  schreibt  sehr  recht  zu  Aln.  531  • 
oliserraiidum  est  in  omni  lioc  colloijuio  Studium,  quo  Ad- 
metus,  no  aperte  mentiatur,  veritatem  ambiguitate  verbo- 
rum  celat.  Nur  Admet  kann's  dort,  wie  in  der  letzten 
Scene  jenes  Stückes  nur  Herakles.  Vgl.  Herrn,  zu  vs.  l  lUh  ; 
in  den  Scenen  znisriien  Helena  und  Theokl^inenos  nur 
die  erstere  (Pflugk  zu  Hei.  IJUl  und  1405).  Im  Orest. 
\M2 — 1345  nur  Kiektra,  vgl.  ig.  1339.  Dagegen  ist  es 
ganz  falsch,  wenn  Pflugk  zu  l>led.  1015.  in  die  Worte 
des  Pädagogen  eine  Ambigniiät  bringen  wollte,  und  dess- 
halb  eine  pahnaria  emendatio  Porsoni  aufnahm.  Nur 
Medea,  nicht  aber  der  Alle,  kann  sich  dort  in  Ambigui- 
täiea  ergehen.  Darum  ist  barer  Irrthnm ,  was  in  den 
JN.  Jahrbb,  f.  Phil,  und  Päd.  Bd.  XIII.  Hft.  2.  p.  191 
gesagt  ist.  Es  ist  ferner  falsch,  wenn  Pflugk  in  Hel. 
»«•  458.  eine  Ambiguität  beabsichtigt  »ahnt-  Was  hatte 
dazu  nur  das  alte  iUü(terchi>n  bewegen  können?  Dass 
aber  Teiresias  dem  Oedipus  gegcnül>er  in  zweiileutiger  liede 
spreche,  ist  durch  die  dort  vorhandenen  Uuistanile  ilnrch- 
au«  gererhtli  rligt ,  insoweit  also  richtig,  was  in  dem  Ar- 
chi»  183^^,  I  p.  l4t  gesagt  ist,  vergl.  Wunder  zu  Oeil. 
Tyr.  332. 

So  kommen  wir  denn  endlich  zur  Erledigung  der 
Frage,  ob  es  dem  Zuschauer  verständlich  werden  kimnte, 
dass  in  (ftkl]9eii  der  Poivdor  Sul>ject  sei.  Da  ist  zu- 
Törderst  gewiss,  dass  Polymestor  es  gleich  so  versfanden, 
denn  er  fragt  1003-  ravt'  'eat^'  ä  ßoi'ke/  TTaidi  ö/;- 
lliivai  a-ei^ev;  ebenso  leicht  mochte  der  Zuschauer  aus 
der  Declamation  des  Schauspielers  ,  der  die  Ilekabe 
spielte ,  die  Absicht  des  Verses  abnehmen.  Ein  gram- 
matisches Subject  ist  nicht  da,  aber  selbst  der  Gegensatz 
weist  schon  darauf  hin,  dass  hier  nur  Poljdor  habe  ver- 
standen sein  können.  Das  Drama  hat  aber  auch  in  die- 
ser Beziehung  eine  grosso  Freiheit,  weil  es  rechnen 
kann  auf  lebemlige  Action ,  die  in  ilem  Zuschauer  nicht 
solche  Fragen  aufkommen  lasst,  wie  sie  in  d<'m  Leser 
leicht  zum  Vorschein  kommen.  Vergleichen  «ir  Vndroin. 
vs.  7U.  TiETTVorui  Tov  Sf-iuv  ky.i}tiov  '/oiniv  -yio^tv  noz'; 
AVer  ist  Subject  in  dem  Verlmml  ^'orlier  ist  fortwäh- 
rend nur  von  zweien,  von  A'ater  und  Tochter,  die  Rede 
gewesen.  Aber  Andromache  denkt  hauptsächlich  nur  an 
die  Eine,  wie  Pflugk  richtig  bemerkte,  mit  dem  Zusätze 
non  reputat ,  si  cui  hoc  durum  videtur,  inulta  in  hisce 
fabulis  legenti  dici  ob«curius,  quae  non  fallebant  illos, 
qui  rocem  actioneraque  liistrionnm  spectabant.  Ebenso 
pafsend  ist  das  von   ihm  angeführte  Beispiel  aus  Androm. 


818 

857,  wo  zu  Ulli,  ü/.ii  jUc  aus  dem  ganzen  Znsammen- 
hange nur  Meoptolemos  ,  oder,  will  man  so,  aus  vs.  841- 
7l6(rtg  zu  suppliren  ist.  Wir  geben  dazu  noch  aus  Eurip. 
Elektra  vs.  t)l7.  Wer  ist  in  (fuliliiai  y.oi'X  tidei  Sa\s- 
ject,  da  doch  vier  Verse  vorher  nur  von  Zweien,  von 
Ovearoi'  iiuii  Ol)  re  filjxi'^o ,  die  Rede  gewesen  war? 
In  dem  Chorgesangc  in  Aescli.  Agam.  41 3-  muss  zu  TCa- 
psotc  aus  dem  ganzen  Zusammenhange  der  als  bekannt 
vorausgesetzten  Geschichte  der  noch  gar  nicht  genannte 
Alenelaos  ergänzt  werden.  In  Eur.  Helena  vs.  679  —  HI- 
sagt  Hel.  drei  kurze  Satze:  Kiinoiv  u'jz  dffi/.uno,  dann 
llägiv  II)  n'  inivci  OEv,  dann  v)6'  inttMo'  .i.'yi'n  Tio-, 
und  doch  ist  nur  im  ersten  und  dritten  Hua  Subject,  im 
mittelsten  aber  Kin(Jiq.  So  verlässt  sich  der  Dichter 
auf  den  Sclianspirler  und  den  gesunden  Verstand  des  Zu- 
schauers. Thnt  dasselbe  auch  in  manchen  andern  Fallen. 
Ann  ilem,  iias  wir  in  der  Annotation  dieser  Ausgabe 
für  falsch  halten,  wollen  wir  noch  ISiiiiges  zum  Schlüsse 
anführen.  Zu  vs.  'S^V>.  Iieisst  es  üvuy/.l]  TUÜ  airoiioieip. 
Servile  officium  et  hoc  et  quae  deinceps  commemorantnr. 
Unter  letzteren  ist  aber  auch  y.e^'/.laiv  t(peOTO.vai,  was 
nicht  ausschliessliche  Beschäftigung  der  Sklaven  ist.  Vgl. 
Ion  506.  Il>h.  Taur.  222-  Barch.  118.  Troad.  200-  — 
Zu  vs.  436-  wird  in  dem  Ausdrucke  fjtTEOTl  ö  Oi'dtv 
(nämlich  (fujxos)  Tlkijv  (jouv  yovvov  t;i(fOVC.  ßalvvj 
fiEta^v  xai  nvoüq  '^/tkXiujg  die  Absicht  gesehen  bre- 
vissiinum  tcmpus  significare.  Ecquod  aiitem  brevius  erat, 
quam  dum  inter  sacrificii  apparatum  hinc  gladiiim  ex  al- 
tera parte  tumulum  Achillis  cerneret?  Aach  der  Be- 
schreibung von  vs.  558  —  570.  möchte  es  wohl  Manches 
bretius  geben.  Es  soll  wohl  nur  heissen:  nun  sehe  ich 
dich  nur  noch  einmal,  wann  ich  am  Grabe  sterbe;  denn 
dann  entblösst  sie  Antlitz  und  Nacken.  —  In  der  Note 
zu  vs.  489.  steht  deinde  ex  more  tragici  sermonis  cumu- 
laiitur  similis  »erba  signifirationis  ahkuj^,  iiarrv,  l^'El'öi;- 
Cfr.  vs.  (i2ü.  Med.  10  5().  Hipp.  13(i7.  Hier' hofft  man, 
in  den  herbeigezogenen  Stellen  Beispiele  derartiger  Häu- 
fung zu  linden,  indess  sollen  dieselben  nur  einen  Beleg 
von  ÜKkatg  in  der  Bedeutung  ,, vergeblich"  abgeben.  Da- 
bei ist  statt  Med.  103H.  zu  schreiben  102  ••  Wir  be- 
zweifeln übrigens,  dass  hier  eine  Häufung  dieser  Adver- 
bia  stattfinde,  sowie,  ilass  «lieselbo  in  einem  mos  tragicns 
liege.  Wo  eine  solche  zuzulassen  ,  bedingt  die  Situation 
des  Redeoden  allein.  Was  kann  hier  aber  den  Alten 
veranlassen,  in  den  Satz  /;•  öuiav  ä/./.Ws"  rrvÖE  y.E- 
Xrriathil  (.läiip-  l\iEii));  drei  Begriffe,  die  dasselbe  bedeu- 
ten sollen,  zusamniPiizuilraiigen  ?  Was  den  Zuschauer 
bewegen,  in  der  Verbind  iiiig  hier  auch  uJ  l(i}q  diese  Be- 
deutung zu  geben,  tia  iler  (iebraiuh  dieses  Adverbs  ein 
so  ausgedehnter  ist?  Wir  sind  der  Ansicht,  es  sei  nach 
udtliv  7U  interpungiren  und  ijiilidl]  zu  dem  folgenden 
doxoi  VTUs  ZU  ziehen,  es  stehe  dlKioi  aber  in  der  Be- 
deutung von  aliunde,  alibi  ,  wie  Ion  537.  Oov  ytyvjx' 
>J  do'jooi'  uU.oj^,  vergl.  Pfl.  zu  Ale.  3  i3-  Die  Decla- 
mation des  Schauspielers  licss  dem  Zuhörer  keinen  Z"ei- 
fel,  wie  die  Verbindung  sein  müsse,  wir  müssen  durch 
Interpiinction  helfen.  Lebrigeiis  ist  richtig  bemerkt,  dass 
zu  y.iXTIjOihll  nicht  r,i,  das  Sulject  t\i-s  ersten  Infinitivs, 
sondern  üvdoumuV!;  als  Snbj.  gehöre:  vielleicht  hatte 
aber  dieser  Sprachgebrauch,     der    seinerseits    wieder    auf 


8lO 


8;>n 


tiililiijo  r)e(Uiijal.<n,  ri>cliiict,  um  KT.-tAii(lll<li  z«  wer- 
.I.Mi."iii  allcemoiiKTir  A\<'i.sc  erklärt  » ordtMi  sollen ,  »o/.ii 
Uei-pulr  »lu  Mel.  4M),  üyu)!'  ÖciiciJUi  iy.v)  xfX  y.ur' 
«».rpa    Oiü^'TCU  sc.  /;    öduao  il.is  31  itcnal  l./llten    liefern 

^{)u„e„.  üio  >'cr>vciKiiii|;  auf  ilie  (jiiaiiiiiialikeii   in   noi. 

lu  »s.  ÖJÖ.  bei  der  IVciieiisart  dii^ctl  jlOl  '/.oo i  hisst 
arffwoliiien,  es  sei  ilicscr  Da(iv  iiidit  der  geH.ilinlicIie. 
Die  AusilchiiHr^'  dieses  Dat.  coniuiodi  ist  aber  namentlich 
in  dem  i;rieeli.  Drama  ausserordentlich.  —  Die  Kote  zu 
»s.  754.  ist  durch  das  augezogeiip  Beispiel  ctnas  undeut- 
lich: sie  la>st  aber  lollemls  im  .Stiche,  wenn  man  Jacobs 
«laiii  niimiit;  der  iie-rrt,  ohne  eine  andere  Erkläronfj  an 
die  Stelle  711  setzen,  1,'l.sst  ausserdem  in  Hezuj  anf  Ajfa- 
niemiKiirs  Li-chcinung  eine  ^lissdeulung  zu.  Denn  eine 
Ceuissr  Pikirtlicit  litsst  sich  demselben  liier  gar  nicht 
absprechen,  wo  er  noch  immer  nicht  auf  die  erste  is.  733. 
nusjjesiirocliene  Frage  ilv'  ävöoa  TUVÖ'  ouM  &avuvia 
Tuciviv;  eine  Antwort  erhalten  hat,  statt  dessen  aber 
Hekabe  sidi  »<m  ihm  aliwendet;  man  »gl.  nur  vs.  747  sq., 
um  seine  belcidijjte  Stimmung  zu  erkennen  und  rs.  758, 
der  seine  Ungeduld  deutlich  ausspricht,  Nun  denke  man 
sich  die  Lage:  «Slirend  er  günzlich  unwissend  ist,  was 
ei>'cntlich  geschehen  sei,  M.'ilirend  er  nicht  einmal  eine 
A'ermulhung  hal'Cii  kann,  nie  das  Hek.  759.  selbst  an- 
erkennt, <*irft  sich  ihm  p!üf/.licli  die  eine  Zeitlang  aligc- 
H  endeten  Blickes  gestandene  llckabe  zu  Füssen.  \Va» 
für  eine  \'eranlassung  zu  diesem  Aeiissersteii  einer  Bitte, 
Horor  sonst  das  Weib  iu  eiller  Schaani  eine  Scheu 
zu  empfinden  pfleg*,  soll  er  annehmen?  Folyxena  ist  ja 
i'estorben ,  und  der  heldenmiitliige  Tod  derselben  hatte, 
»ic  Agam.  durch  seinen  lorher  gesamlten  Boten  erfahren, 
die  Mutter  ja  wieder  gefasster  gemacht.  Das^  es  noch 
einen  Priamiden  gegeben  habe,  wie  konnte  er  das  nur 
Biuthmassen?  Hatten  sie  ja  den  nach  ihrer  Meinung  letz- 
ten Priamiilen  in  der  Person  des  Astvan»x  noch  auf  troi- 
schem  Gebiete  hingeopfert.  Was  will  also  die  Hckabe? 
Ihren  Wunsch,  auch  zu  sterben,  hatte  Odjss.  oben  zu- 
rückgewiesen, sie  auch  wohl  selbst  jetzt  aufgegeben,  no 
sie  nicht  mehr  gemeinsam  mit  der  Tochter  sterben  konnte. 
Er  glaubt  also,  sie  wolle  frei  werden,  ilcnn  ilass  er  ihr 
die  Sklaverei  sonst  so  leicht,  wie  miiglich,  zu  machen  be- 
strebt gewesen  ist,  weiss  er  und  sie,  die  ihn  noch  eben 
ov  Svo/itvi]  nannte.  Die  CJnmoglirlikeit  der  Gewahrung 
legt  er  gleich  mit  der  Fragepartikel  judv  an  den  Tag: 
wie  hatte  er  ihr  die  Freiheit  geben  können,  wo  er  von 
seinem  Heere  abhängt?  Aber  Ilck.  lechzt  danach  nicht, 
nein!  sagt  sie,  ich  will  alle  die  mir  noch  übrige  Lebens- 
zeit gern  Sklavin  sein-,  wenn  ich  nur  Rache  üben  kann. 
Das  öi'.diou  y.'p  eori  croi  gibt  an,  dass  er  die  Hckabc 
eines  solclipii  Wunsches  fällig  erachte;  es  ist  also,  wie 
der  sehr  achtbare  Sclioliast  Flor.  5U.  richtig  sagt,  dazu 
zu  ergänzen  noifjOai  TOVTO ,  nicht  aber,  wie  andere 
der  Scliol.  wollen,  rV^fiii  roi'TOt',  obwohl  auch  fllehl- 
liorn  in  dieser  Zeitschrift  IS40,  p.  llt)Ü  das  meint.  Ob 
nicht  besser  zu  emendiren  sei  (fuöio^  nJimticIi  atvjv , 
d.  h.  ertraglich  ist  dein  Lons,  wenn  auch  nicht  frei, 
u ollen  wir  hier  nicht  untersuchen.  Es  wür<lc  dann  in 
den  Worten  eine  »eitere  Abmahiiiing  von  einer  solchen 
Bitte  liegen.  Ucbcrhaiipt  ist  in  dorn  Stücke  von  der  Con- 
ji'cturalkritik    geh» ci lieh    loszukommen.       Wie    hat    man 


>■«.  4,(J.  i'ioi'/};  il(i.V0tiiC'.l  stehe«  lassen  kilunen!  Puhxcna 
soll  meinen,  sie  «erile  huvkii  sterben?  Hat  sie  nicht 
vs.  30  •  ger.ide  desshalb  den  Tod  Hillkoinincn  -leheissen, 
Hi'il  sie  dann  niiih  als  Freie  sterbe?  IGiiigedeijk ,  was  im 
Arclirlans  X\  \Vi  II.  stelit  ,1'  di  OOl  /lOt-uv  71  (juCf  MVOJ, 
iii'^  ?l  i  iiovkt.av  ■Jiuce  Cmv  Ly.tDV  i/kiij^,  th'^jou  oui 
'/.(/ritui  {ID  ekBlüi^U).,  i  Vergl.  Iph.  A.  13.().  Sagt  sie 
nicht  vs.  ö.'jO.  if.fL'i>i:(ja  3cino'\  Drum  ist  ilcivoiu  uv 
zu  schreiben  vs.  4'2Ü.  Ebenso  möchten  wir  vs.  Ö0(i. 
doxf/r,  den  Infin.  vorschlagen  ,  statt  des  Partirips  do- 
XOi't,  jeuen  von  ijk^S^  oder  rielmehr  von  einem  ausge- 
lassenen vrrb.  ilirendi  abhangig  machend.  Es  würde 
öuy.eiv  der  Infin.  des  Imperf.  sein.  —  Wahr  ist  es,  was 
zu  vs.  7tj'2.  roi  TOVTiOT  irt/.oi"  y.nqiuov  Qujvij<;  i'-jio 
bemerkt  ist,  figiira  quam  Tlowdvateuur  vorant  jjrain- 
inatici:  aber  dabei  bleibt  der  Gedanke  so  todt!  Uas  ist 
so  recht  ein  Beweis,  wie  diese  allen  Grammatiker  nur 
lasen,  nicht  hörten.  Den  gebar  ich  einst,  den  trug  ich 
unter  meinem  Herzen!  Wer  wird  bei  solch  einer  Rede 
nur  daran  denken,  ilass  das  Zweite,  der  Zeit  nach,  dem 
Ersten  vorangehe!  Von  einer  auf  Rhetorik  sich  gründen- 
den Erklärung  wussten  die  alten  Heroen  blutwenig.  Zu 
vergl.  ist  Iph.  Aul.  1149.  iyt^/uai;  äy.ovad.v  fue  xdXaßei; 
ßu/.,  was  ebenso  auf  richtige  Declamation  rechnet.  — 
Wenn  zu  vs.  791*.  die  Redensart  vd/ii;]  yup  TOUC,  d£QV(i 
vyotiietta  dahin  aufgelöst  wird  Toi<~  itior^  riyoi'fjsita 
eii'CCl  i'fOf'^,  so  kann  das  wohl  nur  einer  Note  Stall- 
baiim's  zu  Gefallen  geschehen  sein.  Denn  hier  ist  aus 
dem  zunächst  Folgenden  zu  erganzen  ü]V.  Was  vtJf.iv) 
^);i/  sei,  kann  keine  Schwierigkeit  machen,  wohl  aber 
fo/io)  i>eoi'g  tlvat.  —  ^'s.  127  7.  ist  hinter  ui/.uvQuq, 
Tir/.ixJ'  mit  einem  Punctum  interpungirt,  wahrend  doch 
vs.    l'.^79.    ilamit   noch    eng   zusammenhangt. 

Druck   und    Papier  sind   sehr   gut,   noch   besser,  als   in 
der  ersten   Auflage.  —    r. 


80.  De  Euripidis  Hccuba  comment.  p.  II.  cnarrationem 
fabulae  cuntinens.  Scr.  Dr.  Ch.  L.  Sommer.  Rudol- 
stad.    1840. 

In  dem  ersten  Theile  dieser  Abhandlung,  den  wir  in 
dieser  Zeitschrift  1840,  Nr.  117  p.  957  angezeigt  haben, 
sprach  der  gelehrte  ^'erf.  „de  argumenta  fabulne ,  siva 
de  ejus  iiiventioiie.^''  In  dem  gegenwärtigen  Theile  spricht 
er  nun  de  eius  tractulione ,  wozu  er  aber  zunächst  in 
diesem  Programm  nur  die  Personen  und  die  Sceiic  iinil 
eine  enarratio  des  ganzen  Stückes  gibt  mit  uiitergesetzleii 
kritischen  Noten;  über  ilen  künstlerischen  Wcrtli  aber  zu 
sprechen,  sich  wahrscheinlich  noch  vorbehalten  hat,  worüber 
die  Urtheile  der  Kunstrichter  bekanntlich  sehr  verschie- 
den  sind. 

Das  gediegene  und  scharfe  ürtheil  des  Verf.,  sein 
tiefes  Eindringen  in  den  (iegenstand ,  und  seine  Genauig- 
keit  in  der  Auffassung  auch  der  feinsten  Momente  sinil 
zu  bekannt,  als  dass  Ree.  das  Lobenswerihe  auch  in  die- 
ser Arbeit  weitlauftig  darlegen  sollte.  Lieber  wollen  wir 
auf  Einiges  aufmerksam  machen,  was  vielleicht  weniger 
allgemeine  Beistimmung  haben  dürfte.  Alle»  Ilebrige 
»etzcii    wir  als   beifallswerlh   voraus. 


821 


82? 


Die  antike  EinUieilaug'  in  Pro]»^,  Paroilus,  Episoilia, 
Stasima  und  Exuilus,  ilie  allerdings  in  der  Hekabe  einige 
Schwiorigkeit  hat,  «»eil  die  eigentliche  l'arodus  erst  444 
anfängl,  ist  »on  Hrn.  S.  nicht  zu  Grunde  j;ele;;t,  sundern 
das  tiaiizp  in  einen  Proloe,  I — b8  "nd  4  Acte,  na(  li  sjiStorer 
Art  eingrtheilt  «worden.  Es  kommt  gerade  nicht  sehr  viel 
darauf  an,  allein  bei  Hrn.  S.  hat  es  uns  doch  befremdet, 
da  er  sonst  so  geivissenhaft  auf  die  antiken  Formen 
eingellt. 

Mit  der  Widerlegung  so  rorrupfer  Gedanken ,  wie  die 
not.  7  angeführten,  ilass  Y.nv.mz  Leyctv  293  sei:  leiiiere 
tt  sine  aigumento  dicere,  sollte  sich  der  Verf,  nicht  ab- 
geben. Dergleichen  inuss  man  lieber  mit  .Slillscliueigen 
übergehen,  lu  der  not.  6  «ird  über  die  Worte  3»Ü  —  6dl 
gesprochen  , 

tjfU'i  d',  £1  zazcjc  vofj.iCoi.tev 
Tiui/.v  Tuv  io^Lov,  dfxadiav  ö(ffjjaousv 
Ol   ßuoßufJUl   de  firiCc    TOj'i   CflKoi'^   (fikuli 
i;y£io^£,  f^ijcs  lors"  y.akvjg  x£9vijv<.6Taq 
baLf-iui^ti^',  u')s  dv  i;   filiv  'Ekka^  Ivrij^rj, 
VLisii  d'exi;'^    unota  TOt^  ßuckeviiuoiv. 

Hier  erklärt  \\r.  .Sommer  XrtXWs  votiiQeiv  durch 
Malo  more  Uli;  genauer  wäre  »ohi  stullo  oder  insipido 
more,  was  der  Gegensatz  diia9ia  verlangt:  trenn  es  eine 
unverständige  Sitte  isl ,  dass  wir  den  wackern  Todten 
ehren,  so  werden  wir  der  T/torheit  l  orwurf  tragen.  Die 
uachherfulgenden  Worte  U)~  dv-evcvx^  erklärt  Hermann 
durch  dummodo,  Firnhaber  richtig,  wie  wir  glauben, 
durch  ut.  Dagegen  erklärt  sich  Hr.  Sommer  so:  ,,solam 
consequentiain,  si  pocta  votuisset  indicare,  mirandum  esset, 
cur  nou  maluisset  dicere  ujoxe  -c)jv  iiav  KtXuö  evrv- 
XS'v,  L'ud;  ö    ix^w  üuuia  roi;  ßtjukeL'ftaatv.    Itaquc 

propria  illaruin  partirnlarum  vis  niagis  urgenda  est  ,  quibus 
neque  id ,  quod  qnis  vplit  fieri  ,  nequc  qnod  sponte  ex 
aliqna  re  conseqnatur ,  tidetiir  signilicari.  cü$,  quoinodo, 
gtatnm  qnendam  siie  habitum  indicat,  qui  si  re  rera  est 
vel  fuit,  cum  indicatiro  conjuucta  particula  rel  teniporis 
notionem  habet,  nt  si  dicitur  uj^  raiza  iyiyviio  vel 
eyevSTO ,  id  est  in  eo  rernm  statu,  qiii  tum  erat,  qiunn 
haec  iiebant  vel  facta  erant;  vel  certiim  quendam  rcruni 
statuni  puuit  causam  esse  alterius  ciijusdam,  nt  o'j^  sit 
quoniam  vel  nani;  quodsl  quis  euin  statiim  ,  qiii  nunc  sit, 
alii,  qui  fulnrus  sit  aut  futiiriis  esse  possit,  opponit,  est 
quamdiu.  Ita  Soph.  Phil.  6  }Ö.  Pliiiocteta  dkk'  U)  TfZ- 
l(>^  '^ujouiucv ,  u'is  ijiiaQ  nokv  ntKayo^  öoiZil  tiJ^ 
'Odvaaiuii  vsoji-  eamus,  inquit,  eo  statu  usi ,  qni  nunc 
est,  cum  multum  maris  inier  tios  et  Ulixis  navein  inter- 
esl ,  i.  e.  eamus,  quuninm  interest  ;  siv«  qiiia  veretur 
Philocteta  nc  niox  adventurus  sit  lllixes:  ijuamdiu  inter- 
est. Injuria  igitiir  illo  loco  Wunilcriis  liniiirkii  conj. 
<ipiL,y  in  textuni  recepit  ,  et  vitnperavit  Hermanniim,  qui 
eani  potestateni  partirnlae  tribuerit.  './u  c.  eonj.  si  addi- 
tur ,  is  rerum  slatus  vel  habitus  esse  dicitur,  ex  quo  ali- 
quid consequi  possit  ut  li.  1.  oi^  av  lj  iih'  'Iw.t.Ki  ci- 
rvxfj  nihil  aliud  est,  nisi  obrut  yuo  uv  t'j  idv  'Ekka.Q 
Ovvi'xohj.  Apparet,  quoinodo  hoc  ab  dj^rC  iliffi-rat,  qnod 
■jnum  id  ,  quod  sponte  ex  aliqua  re  ronsequatur.  vel  con- 
cequi  soleat,  significet,  vj~  dv  ejus,  qnoii  ci  certo  quo- 
dam   rcrum    statu    conseqni    possit,      indirium    est."      Wir 


haben  die  g<tnze  .Stelle  hingesclirieben  ,  um  deutlicher  zu 
»erden.  Dass  u}i  ursprünglicli  (no)  wie  bedeute,  ist  kein 
Zweifel,  dass  es  aber  traiiz  ,  wie  das  lateinische  ut  und 
das  deutsche  diiiuil  {^Z  womit),  Exponent  der  Finalver- 
biniliing  geworden  sei,  wird  der  \  crf.  doch  nicht  Iflug- 
nen  wollen,  und  nenn  irgendtio,  so  ist  hier  der  Fiiial- 
sat/  an  seiner  Stelle,  freilich  nicht  mit  dem  finis  de« 
vorlierg.  Siibjects,  sondern  de«)  Kedenilen.  Dass  er  aber 
nicht  den  Inf.  mit  djOTi  setzte,  hat  ilarin  seinen  Grund, 
weil  dieses  einen  in  dem  Begrifl'e  des  Vorhergegangenen 
(«;^'r£  ]y/eia9()  liegniden  Erfolg  ausilrückt.  Dieser  wäre 
zwar  hier  gc»  issermassen  auch  anwendbar  —  denn  so 
verkehrte  Grundsatze  bringen  schon  durch  sich  selbst  dea 
Iiiliabeni  Unglück,  den  Feinden  Glück  —  ;  da  aber  doch 
Glück  und  Unglück  auch  noch  auf  andere  Art  befördert 
oder  verhindert  werden  kann,  so  setzt  der  Dicliler  f/.u 
c.  conj.,  welches  streng  genommen  hcisst  :  damit,  wenn 
nichts  Anderes  da/.wlsrhcn  kommt  ,  Hellas  t^lüi  klich,  ihr 
aber  unglücklich  seid;  das  Letztere  nur  euphemistisch 
eingekleidet.  Ebenso  ist  in  der  Stelle  des  Phil.  ß35> 
gewiss  OQii,?]  das  einzig  richtige;  denn  durch  die  Worte 
des  Hrn.  Sommer  wird  Wnndcr's  Einwurf:  ,,qiiuni  Phi- 
loctetes  multum  maris  iiiter  se  et  Ulixis  navem  nunc  si- 
tum  esse  nee  scire  nee  dicere  posset"  nicht  widerlegt. 
Und  nicht  weniger  gilt  diess  von  einer  zweiten  angeführ- 
ten   Stelle  Soph.   Phil.  ,SJ6. 

dkk'  eaoojfiev  (pO.ot 
'Ly.i]kov  ai'Tuu  w,  af  ct.;  v^vov  Tzioy 
nn  jeder  Unbefangene  die  Erklärung  ut  —  cadat  als  die 
einfachste  unti  natürlichste  billigen  niuss,  Uebrigens  wol- 
len wir  keineswegs  bestreiten  ,  dass  U);  in  gewisser  ^'cr- 
bindung  wie  ico;  stehen  könne  nach  Porsoti  zu  Phoen. 
bO,  »gl.  Anacreontt.  pag.  l'Jl  sqq.  Wex  z.  Antig.  II. 
pag>  113  sq.  etc.  Ebenso  vereinigt  ja  auch  dcfO'C  beide 
Uedeutungen.  Mur  Poppo  nimmt  es  nicht  an  ?..  Thiicyd. 
IV,  1I7.  VIII,  1.  —  In  not.  <J.  wird  die  Stelle  SSL 
behandelt 

alat'  TU  Öovkov  oji,  y.ay.öv  nccpcxivat, 
Tokfid  9'  ä  [Ji)  X9V  ^V  ^'■^  viy.wiuvor. 
Der  Verfasser  inissbilligt  sowohl  die  ErkLlrung  Anderer, 
als  auch  die  Porsonisrhe  Aenderung  xo)  udv  ,  widerlegt 
dann  ausführlicher  die  ron  Hermann  gebilligte  Erkl'i- 
rung  des  Scholiasten  von  :il(fiy.ivai ,  dass  es  so  viel  sei, 
als  c/s  h:iuQi;lv  fk^tir,  und  will  endlich  die  Schreib- 
art der  Mss.  retten,  indem  er  sagt:  ,,dixit  poi-ta  servitu- 
teni  et  suapfe  natura  malam  esse,  et  qnod  indigna  ferat 
necessitate  coacta.  Itaque  TO  öoi/.or  cj,  y.ay.Oi'  TTSffV- 
yjvai  ideni  est  qnod  t()  öorkov  ojg  y.ayov  TljU  cpifTii/ 
sire  ro  Öot'kov  ci;  y.c./.uv  :i((fvv.tv  iiic.i.'-^  —  Dies» 
ist  uns  aber  ganz  uinv.-thrsrheinlich  ,  ilass  Eurip.  jenen 
einfachen  Gedanken  so  geschraubt  s;)IIfc  ausgedrückt  ha- 
ben ,  und  es  wäre  ilanii  durchaus  kein  (irun<l  ,  warum  er 
nicht  ro'AiUV  gesagt  li'ltle.  Wollte  man  nun  aber  xo 
dorkoii  :i  rrfi  y.t'i'ni  y.ai  zof  fidv  ä  (i>;  -/or  t];  y.ay.öv 
lern  construiren,  so  würde  freilich  das  'TiUiy.kvni  wie- 
der auffallen,  indem  der  Chor  weder  lan  sich  and  noch 
«eiliger  ton  der  Hekiiba  ein  öot^/^Ol'  Trecfty.fiat  in  »ei- 
ner eigentlichen  üedciitung  aussagen  kann.  Demnach  ist 
es  höchst   wahrscheinücli  ,     dass    die    Lesart    bei    Stobäus 


823 


824 


nittv/.'  ütl  Air  nmprfinglirhc  Fassiinj,'  uns  orliaHcn  liaf, 
un*(  illr  j;<->iiiliiiliiln>  l-psar«  auf  ilie  Art,  »ie  Plliigk  ilar- 
\ee\  in  'l'""  'l'pxl  i;i'kiiiiiiiiPii  .sein  iiiuK-  —  Lrlit-r  \  er« 
.Sst  »i'l(lii*f  iK't.  II.  bpsprorlioii  »ird,  sfliiiiiirii  wir 
(leui  \et(.  tollkiiiiiiurii  Loi,  iiiiil  jjlaiiln'ii  i-lieiifalls ,  «lass 
ovoiia  ilas  Sulijort  sei,  und  ohno  Artitol  hier  stehen 
Lliiiuc  ,   aber  in   -141 

„rinujfÜlllJV,    (fikctf 

löc  Ti)v  Ai'c/.aivctv  ^lyyovov  Jiuoxuqoiv 
'Ekevi^v  i'öuiur  dia  y-ut.wv  yno  oiiuurvjv 
ai'oxiOTa   Tuolav  t'iKc  n]v  tiöalftuva" 
Können    wir   ilie    KrklüriinK:     „liarc    ut   sunt    i.    e.    quoniam 
tani    niisere   perii    ntinani    Ilflcnani    ppiditani   rideani"     nur 
für    cpz»  mixen,     unklar    und    libcrliaupf    bei    der   aufgereg- 
ten   Kpile    für    uii|>asspiid    erklären.       Denn     die     Annahme, 
«elrher    Hr.    S.     bpi.^linimt,     dass    boi     den     Attikern     nur 
nach   i^ai    und     oCdi:    ein    denionstrativpg    v')i    stehe,     ist 
nicht  einmal    in   der  Prosa   dur<  liznfiihren  ,   s.  Fiat.  Prota^^ 
3'.'G    U ,    ;>^8    A,     geschneiire    bei    Dichtern.       In    der    be- 
«egten    Rede    ist    überall    das    abbrechende     Deuionstratir 
veit   passender,    als   das    reileclirenile    Relativ,    und    es    ist 
ohne    Uedeutung,      ob   die    Granniia'ikpr    den     Accent  stets 
hingeuialt    haben    oder    nicht.      iVi/2Sc/i    hat   liber  dieses 

ttj.  üj;   zur  Odyssee   bekanntlich   an   niehrereu   Stellen 

gesprochen,  e.  zu  fl,  137.  und  vet'^\.  Ellen  dt  Lex.  Soph. 
II.  p.  *l"t).  und  Kämmerer  <1p  part.  o'ji  Vratislav.  lSi8. 
p.  2J.  Die  Bedeutung  dieser  Verbindung  ist,  wenn  näm- 
lich das  eigentliche  wie  nicht  passt:  so  wahr  als,  so 
sicher,  so  gewiss  als,  sobald  als,  s.  Lekr'S  Aristarch. 
I-.  lüJ,  und  Kühner  Gramm,  g.  S'dO ,  I.  vergleicht 
reclit  gut  aus  Terenz.;  ila  nie  Dii  anient,  ut  ego  nunc 
laefor.  Unsere  Stelle  iviirde  also,  in  ruhigein  Tone  ge- 
epruchen  ,  eigentlich  so  lauten:  oituji;  —  iduiftt ,  vt^ 
tyuj  ein  viKÖ Ulli;  und  bei  dieser  Fassung  sind  überhaupt 
auch  dieso  3  »rso  in  dem  Munde  der  Hekabe  ilurch- 
aus  nicht  so  anslossig,  dass  man  sie  entweder  mit  Her- 
mann dem  Chore  zutheilen,  oder  mit  Härtung  gar 
streichen  müsste,  welches  Beides  Hr.  S.  abzuweisen  be- 
müht ist.  In  dem  folgenden  Chort  erklärt  Hr.  S.  die 
letzten  Worte 

älKil^aa'  uöa  dai.äfxov^ 

„statt  des  erwünschten  Todes  ein  verhasstcs  Beilager 
eingetauscht  habend''',  obwohl  er  selbst  nachweist,  dass 
heC  ufj.ÜTTtlv  der  Genit.  ebensowohl  lU  öldo/.ievov,  als 
TU  kuiißavöutvov  bedeuten  könne.  Es  ist  aber  sehr 
unwahrscheinlich,  dass  die  Begriffe  uörji;  und  SakaiWi 
•  ■line  weiteren  Beisalz  jene  ihrer  Katur  entgegengesetzte 
Bestimmungen  involviren  könnten ,  und  weit  wahrschein- 
licher ist  mit  Jacobs  iu  c/.i^iji  «las  verhasste,  in  ddka- 
//o;  das  verloren  gegangene  Erwünschte  zu  suchen.  Auch 
'J13  bis  9.'1.  und  \):i.i.  947.  wird  das  unersetzliche  du- 
kauoi  beklagt,  und  zu  ädiji  gibt  II.  i,  312.  ::::  Od. 
i,  15(>.  hinreicheude  Parallele.  —  lieber  Vs.  970.  stini- 
mcn  wir  ganz  bei.  Allein  über  vs.  9'jy  s<j. ,  wo  der 
Verf.  schreiben   will: 

oi'y.  uJöa'  rtfi  aij)  tovto  oi]Uavtic  x6y.tp ; 
(statt  kuy(i)) 
(«tatt  loTU})  iaio)  (fitijifel-,  vii  ov  viv  ifioi  cpikti 
geben  wir    nur    ya    bedenken ,     dass    diese    Conjectur    zu 


viel  äussere  Uuwahrschcinlichkeit  h»t,  und,  dass  in  die- 
ser Wrbindung  nach  (f/kijihi';  nicht  ooi,  wie  llr.  S. 
will,  t>oni|prn  iinji  »iipplirt  werden,  und  da  iüpsps  de» 
\'erfs.  ^iisantmenhang  nicht  leidet,  die  Rede  sehr  hart 
Mürde.  Die  Stelle  ist  allerdings  sehr  schwierig  ,  und  der 
KinMaiid  gegen  Her  mann'  s  Schreibung  ii7r'  vi  iflkll- 
;/f(';  wpgpii  ov  —  £^ol  ganz  richtig.  Da  nun  aber  tnx' 
(iOil)  auf  y.aTli)^vyt<;  bezogen,  viel  innere  Wahrschein- 
lichkeit hat,  weil  auch  das  folgende  zi  ^ofjfxa  schlagend 
dazu  passt,  so  muss  wohl  eiit»veder  in  (flkl^&ei^  ein 
Fehler  stecken,  oder  es  sind  überhaupt  2  Verse  ausge- 
fallen. —  In  1()24.  endlich  können  wir  von  unserer  frü- 
heren IVleiiiung  nicht  abgehen  ,  ilie  llr.  S.  auch  gar  nicht 
widerlegt  hat.  Denn  wenn  die  sämmtlichen  Worte  üki- 
liivov  —  ßiov  mit  ihm  auf  den  .Scliiffbrüchigen  bezogen 
werden,  so  ist  a«£'(iöa? />'(0i'  unnütz  und  nachschleppend 
und  das  folgende  "/»(<  zu  weit  von  seinem  Bezugsworte 
{i)(!)r)Eiq  öixijv)  entfernt.  Auch  wir<l  o'jq  exnkar]  weder 
in  Hinsicht  des  fehlenden  dv  durch  ei  c.  Conj.,  noch 
überhaupt  durch  die  Homerischen  Gleichnisse  mit  dem 
Conj.,  die  ganz  anderer  Natur  sind,  gerechtfertigt.  Und 
was  ist  denn  nur  an  folgender  Exposition  auszusetzen: 
tu;  i/t;  i's  dkifxsvov  avxkov  ki^Qi-oii  neoujv  {ov  kix- 
('tog)  iy.ncaei,  dfutgaag  ßiov  (flkag  xaoöiag,  so  dass 
)Jxv'*^i  (.Tf/frwxwj  ,  dvatsi^aiiutvoi  ,  s.  scholl,  zu 
Soph.  Antig.  134,0;  denn  die  Bedeutung  Tlkdyioc  ist 
erst  eine  abgeleilelo  ,  inwiefern  es  dem  UQ^^ü^  entgegen- 
gesetzt ist,  der  Stamm  ks^i  kexog,  liegen,  Lager) 
als  das  Tertiuin   comparationis   erscheinti 

Diess  wäre  Alles,  was  wir  zu  den  Noten  zu  erinnern 
hätten.  Möge  der  Verf.  körperliches  Wohlsein  erhalten, 
um  seine  .Studien  ungehindert  fortsetzen  und  bald  mit 
dem  folgenden  Theil  dieser  Expositionen  uns  erfreuen  zu 
können. 


Ratibor. 


Mehlhorn. 


81.  Euripides  Iphigenia  iu  Aulis ,  niit  deutschem  Com- 
mentar  herausgegeben  ton  C.  G.  Firnhaier ,  nebst 
Einleitung  und  Excnrspii  über  die  Echtheit  und  die 
Zeit  des  Stücks.  Leipzig  1841.  Hahii'sche  Ver- 
lagsbuchhandlung.     308  S.    gr.    8- 

Bekanntlich  sind  die  antiken  Schriftwerke  so  wenig, 
wie  die  Bildwerke,  alle  unversehrt  und  unverfälscht  auf 
uns  gekommen,  wesshalb  man  zu  ihrem  Genüsse  nicht 
so  unmittelbar,  wie  etwa  zu  Gemälden,  welche  friscb- 
glänzend  von  der  Staffelei  ihrer  Meister  kummen,  biuzu- 
Ireten  kann.  Weil  aber  diese  Unmittelbarkeit  des  Ge- 
nusses gar  bequem  und  w  ünschenswerth  ist,  so  sind  Ueber- 
tünchungeii  und  Ergänzungen  willkommen,  und  die  be- 
raubrnde  Kritik  störend.  Um  sich  vor  dieser  zu  retten, 
flüchtet  sich  die  Beschränktheit  in  die  Selbs'läuschung 
hilipin  ,  uud  es  zeigt  sich  hier,  wie  überall,  dass  die 
Wahrheit  nicht  sowohl  unergründlich,  als  unwillkommen 
sei.  Su  erblickt  man  die  Sachen  gleichsam  durch  eine 
Verschüiicrungsbrille,  und  i.st  glücklich,  wie  jener  Leh- 
rer, der,  wenn  er  die  defecte  Zahl  seiner  Zuhörer  ge- 
iiiDstprt  hatte,   äosserte  ,   er  seh«   heute  wieder   viele,   die 


H25 


826 


nicht  da  seien.  Andprcrseifs  ist  nicht  zu  verkennen,  dass 
dif  Lust  zum  Aiiferhfen  und  Verdächtigen  gegenwärtig 
gleichsam  zu  einer  iModeeache  geworden  ist,  die  beson- 
der- fiir  jüngere  tJelchrtc  vielen  Reiz  hat,  indem  sie  in 
dem  Bestreben  ,  Neues  zu  sagen  unil  Aufsehen  zu  ina- 
chen, Nahrung  iindet,  und  dass  bereits  viele  Verdächti- 
gungen, trotz  des  Ansehens,  des  Scharfsinns  und  der 
(lelehrsamkeit  ihrer  Urheber,  als  nichtig  unil  angegrün- 
det erkannt  worden  sind.  Da  bei  dieser  Sache  und  bei 
dem  Gegenstände  des  hier  zu  beurtheilendcn  Buches  Rrf. 
selbst  stark  betheiligt  ist,  »o  hält  er  es  für  nüthig,  Ei- 
niges über  seinen  gegenwärtigen  Standpunct,  gleichsam 
als  Selbstbeurtlieilung ,  voranzuschicken.  Indem  er  sich 
seit  der  Herausgabe  der  Iphigenia  in  Aulis  fortwährend 
mit  der  Kritik  des  Euripides  beschäftigte,  und  seit  zwei 
Jahren  unausgesetzt  an  einer  umfassenden  Beurtheilnng 
samnitliclier  Leisdingen  des  Dichters  arbeitete,  welche 
gegenwärtig  zum  Druck  fertig  ist,  fand  er  sich  veranlasst, 
viele  seiner  Behauptungen  zurückzunehmen,  die  Suppli- 
ces  und  die  Herakliden  für  acht  anzuerkennen,  und  nicht 
minder  auch  den  Rhcsns  mit  Vater  für  ein  Erzeugniss  der 
Euripiileischen  Muse,  unil  zwar  für  ilas  früheste,  gelten 
XU  lassen.  Aber  ganz  entgegengesetzt  verhält  er  sich 
zu  der  Iphigenia  in  Aulis,  indem  alle  Ergebnisse  seiner 
Studien  ihm  überall  nur  Bestätigung  der  wahrsten  und 
riciitigsten  seiner  geäusserten  Ansichten  dargeboten  haben, 
and  die  von  vielen  Seiten  vorgebrachten  Einwendungen 
dieselben   nicht   zu   erschüttern   im   Stande   waren. 

Am  allerwenigsten  hat  das  dickleibige  Buch  des  Verfs. 
mit  seinen  weitschweifigen  Einleitungen  und  Excursen 
eine  Aendernng  seiner  Ansichten  zu  bewirken  vermocht, 
und  darüber  wird  man  sich  nicht  wundern,  wenn  man 
die  Unfähigkeit  des  ^Vrfs.,  die  sich  in  groben  Verstössen 
gegen  Grammatik,  AVortbedeutnng,  Metrik  und  gesunden 
Verstand  kund  gibt  ,  in  Betracht  zieht.  Lediglich  ver- 
oiüge  dieser  Eigenschaft  war  es  dem  Verf.  möglich,  Schön- 
heit und  Harmonie  zu  entdecken,  wo  seit  Musgrave  alle 
Kritiker  nur  Verunstaltung  und  Widersinn  gefunden  hat- 
ten, nnd  uns  lehren  zn  wollen,  wie  in  den  Handschriften 
überall  Nichts  verschoben,  ergänzt,  interpolirt,  noch  weg- 
gefallen sei  ,  goiiderii  Alles  in  der  schönsten  Ordnung 
sich  befinde,  auch  keine  Emendationen  nüthig  seien,  aus- 
ser denjenigen,  die  der  Verf.  selbst  macht,  nnd  dass  ge- 
rade in  diesem  überlieferten  Zustande  Euripides  als  recht 
trefflich,  cigenthümlirh  und  genial  erscheine.  Betrachten 
wir  vor  Allem,  wie  originell  und  genial  der  Verf.  selbst 
bei   diesem   Geschäfte  sich   ausnimmt! 

Zu  Vs.  5.  findet  derselbe  ,, unbegreiflich",  wie  Andere 
an  schar/sichtig  auf  den  /lugen  zur  Wache  siiin  denken 
konnten.  Denn  was  yijnaz  rui'uuv  in'  ü(pita}.f.ioiq  ö^i' 
naoBoTiv,  das  Alter  liegt  mir  schwer  auf  den  /lugen 
bedeute,  sei  ja  so  klar!  Also  ■ndgEOTlv  premit  und  o^v 
(der  Gegensatz  von  li^Qv)  graviter!  d.  h.  der  ^'crf.  über- 
setzt mensa  rotundaest,  die  Hank  ist  viereckig ,  und  fin- 
det es  dabei  unbegreiflich  ,  wie  Andere  an  Tisch  und 
rund  denken  konnten.  —  Vs.  2.j.  schreibt  er  ytu  iliko- 
iijAOV  ykvxv .  und  meint,  diess  solle  bedeuten  können 
iJtnd  der  Ehrgeiz  ist  süss.  —  Vs.  IJ.j.  bedeutet  ihm  rpuug 
äi'imeTavviJvai  eine  Fackel  schütteln  und  schwenken.  — 
^8.   128.    soll    rode    xai    öe/vov    so    viel    sein,    wie   y.cu 

Zcitschr.  f.  d.  jiUcrl/iumsw. 


ToSe  dstvof.  „Die  Regel,  spricht  er,  dass  x«i  seinem 
Worte  vorangehen  müsse,  ist  falsch"!  car  tel  est  notre 
plaisir.  —  Vs.  314.  schreibt  er  für  oL>H(i^,  01/  6  TOl'Ö£ 
fil'i}oQ  kurzweg  oitiu;  "''Z'  "  ^"Tdl;  iivttu;,  und  findet 
es  nicht  für  nötliig,  über  diese  Stelluii);  der  Negation 
ein  Wort  zu  verlieren.  —  Vs.  34.').  ertheilt  er  dem 
ilDjXdov  Präsensbcileutnng  ilurch  Verwechselung  uiit  einer 
wohlbekannten  Erscheinung,  die  man  in  meiner  Gram- 
matik §.  S.'JS.  erwähnt  findet.  —  Vs.  347.  soll  ovdev 
Viaita ,  eine  Redensart,  deren  Bedeutung  so  sicher  und 
gleichbleibend,  wie  die  von  yi;  und  oioavoi;  ist,  heissen 
da  gabst  du  zu  keinem  Tadel  Anlass.  —  ^'^s.  3(i',).  soll 
ttrdiv  av  itiiiirv  so  viel,  wie  oidtv  av  ^41/0^1'  sein. 
Diessmal  sucht  er  den  Widersinn  auch  zu  beweisen,  was 
freilich  nur  mittelst  lauter  grober  Verwechselnngen  unter- 
nommen »Verden  konnte.  —  Vs.  .37(i.  emendirt  er  avijU 
yciQ  y.aioXQO^  aiSsioi^at  (ftXei,  welches  bedeuten  soll: 
ein  Ehrenmann  hat  auch  vor  einem  schändlichen  Bruder 
Achtung.  So  viel  Gewalt  thnt  er  der  Sprache  nnd  dem 
Schriftsteller  an,  um  einen  Unsinn  zu  Wege  zu  bringen! 
Recht  naiv  sagt  er  öfters  (z.  B.  Vs.  444.  gegen  Hermann): 
,,was  daran  ineptuin  sein  soll,  sehen  wir  iiidit  ein."  — 
Vs.  44().  bringt  er  durch  Emendatioo  eine  lange  .Sjlbe 
an  diejenige  Stelle  des  Trimeters,  wo  sie  nicht  hinge- 
hört. Aus  einer  Eiitschuliligung  in  der  Vorrede  entnimmt 
man,  dass  ihm  solches  hier  nicht  zum  erstenmal  begeg- 
net ist.  —  Vs.  4Ö'2.  übersetzt  er  '/.(u  yp  U  u:iujK£OC 
„denn  auch  sie  richtete  mich  zu  Grunde":  denn,  sagt  er, 
das   Zf«!    gehört   zu   dem   im    Verbum    liegenden   Pronomen. 

—  Vs.  497-  emendirt  er  e/  '/.ai  neicov^a ,  welches  heis- 
sen soll:  wenn  mir  auch  das  Resigniren  S chmerz  ver- 
ursacht. —  A's.  bbl .  meint  er,  Tooffai  ui  naiöevo- 
fjsvai  müsse  übersetzt  werden  die  erziehende  Erziehung-' 
und  um  dieser  Uebersetzung  auszuweichen,  nimmt  er  roo- 
Cnui  für  die  Menschen,  welche  erzogen  werden.  —  Vs.  564' 
übersetzt   er  so,   als   ob   fitv  eine  Zeile  weiter  oben  stünde. 

—  Vs,  ."itiQ.  behält  er  den  ^'ocatir  oj  [luQti,  und  lässt 
OVJE  einen  Gegensatz  mit  einem  Pronomen  bilden,  das 
sich  wiederum  irgendwo  versteckt  hat.  Es  gelingt  ihm, 
diesen  Chorgesang  auf  jegliche  Weise  zu  ruiniren  und 
den  Dichter  fast  lauter  Plattheiten  sagen  zu  lassen.  — 
Vs.  bb'i.  übersetzt  er ,  nach  Zurückweisung  meiner  Er- 
klärung, weil  ich  mich  nicht  von  der  Hlnsgrave'schen 
Idee  (!)  habe  losmachen  können,  also:  „die  IMächtigen , 
die  Glückspendenden  au  die  Unglücklichen  sind  die  Göl- 
ter." Den  AVIdersinn  dieser  Worte  und  die  Plattheit 
der  Sentenz,  wenn  wir  von  den  Worten  absehen,  wollen 
wir  ihm  zu  Gute  halten:  aber  die  Regel  vom  Gebrauch 
des  Artikels  beim  Prädicat  hätte  er  wissen  sollen,  um 
vor  solcher  Verwechselung  gesichert  zu  sein.  Wir  wol- 
len nicht  den  ganzen  erbauliclien  Commentar  in  dieser 
Weise  durchgehen,  da  schon  die  bisherigen  Beispiele  ge- 
nügen, um  das  zu  Eingang  gefällte  Urtheil  zu  rechtfer- 
tigen. Uebrigens  haben  wir,  um  kurz  sein  zu  können, 
nur  solches  ansgehoben,  dessen  Verkehrtheit  oline  weitere 
Auseinandersetzungen  einleuchtet:  ausserilem  hätte  die 
Ausbeute  leicht  doppelt  so  reich  werden  können.  Auch 
können  wir  versicliorn,  dass  das,  was  bei  <len  nocli  fol- 
genden lOOU  Versen  «orkommt,  in  keiner  Hinsicht  hin» 
ter   jenem    Andern    zurücksteht.       Selbst   seine    Kcnulniss 

54 


827 


8?8 


lies  Latpiiiisclirn  »eins  «Irr  \'crf. ,  uiif  naclitct  das  Buch 
(leutsrli  t,'p»i)iricl>Pii  ist,  gelogenllic  li  an  «Irii  Ta»  zu  legen, 
».  B.  in  iler  kleinen  ^'er.'liiileruii^,  mit  uelrlier  orp.  tö7 
des  lief.  Worte  ritirt  :  «o«  frijjiilinra ,  inaninra,  vitiosiora 
inreniri  possunt.  Silil,i;;e  er  nach  Znnipt  §.  7'.)5.  Und 
auch  sein  deutscher  Stil  ist  liiitisch  ,  z.  15.  p.  1\K  dess- 
halli  belassen  tcir  die  handschriftliche  Lesart  7iur  dess- 
hal6,   treil  etc. 

l'oui  Geschmack,  Urtheil  und  Scliarfsinn  iles  Verf. 
Belege  auszuheilen,  ist  unmö(;lich,  »eil  jeder  Satz  davon 
Zeugniss  giht.  Ulan  lese  aber  die  Behandlung  der  ersten 
ücene  zHisclien  Agameninun  und  dem  greisen  Diener: 
man  betrachte  die  Erörterungen  zu  Vs.  ;)55. ,  »o  wie- 
derum Rhythmus,  Grammatik  und  Wortbedeutung  verletzt 
werden,  um  den  Dichter  eine  Albernheit  sagen  zu  lassen: 
man  lese  die  Bemerkung  zu  Vs,  lOUO.,  »o  cunditionelles 
Pr.'lterituni ,  Aorist,  <ler  als  Perfect  gilt,  und  gewühn- 
liclics  Imperfect  in  einen  Topf  geworfen  werden,  und  es 
dem  Verf.  Miederuni  ,, unbegreiflich"  scheint,  dass  An- 
dere nicht  eben  so  verfahren  sind.  Wenn  ein  solcher 
Denker  Alles,  was  ihm  irgend  denkbar  srheiut  ,  in  einen 
Dichter  hineinträgt;  so  kann  nian  sich  leicht  denken, 
was  davon  das  Kesullat  sein  kann:  und  unmöglich  kann 
ein  Alann  ,  der  in  Hervorbringung  eigener  Inconvenienzen 
«o  stark  ist,  die  Widersprüche  spiiren,  die  durch  Inter- 
polation bei  einem  Dichter,  wie  Euripides,  erzeugt  sind. 
Ganz  seltsam  aber  sind  die  Mittel,  deren  er  sich  zur 
Rettung  der  von  Andern  aufgedeckten  Widerspruche  be- 
dient. Eines  der  am  öftersten  gebrauchten  ist  die  Aeus- 
serung:  ,,iMan  niuss  sich  die  Stelle  nur  recht  rasch  ge- 
spielt denken."  Wenn  er  wirklich  zugeben  muss ,  dass 
der  Dichter  recht  ungeschickt  erscheine,  so  nimmt  er 
die  Zuflucht  zum  Schauspieler,  dessen  Geschicklichkeit 
das  Ungeschick  des  Dichters  verbessern  oiler  verhüllen 
konnte.  Auch  das  mittel  hilft  ihm  über  Vieles  weg, 
dass  er  die  KIvtäninestra  über  Etikette  ganz  so,  wie  die 
Umgebung  Ludwig'»  XIV'.  denken  lässt.  Was  aber  end- 
lich auf  gar  keine  Weise  passen  will,  das  niusste  bei 
Seite  gesprochen  werden,  so  dass  es  nicht  gehört  wurde. 
Sachen,  die  Jedermann  wusste,  aber  für  zu  sclileclit  hielt, 
um  sie  zu  nennen ,  werden  als  Gründe  für  die  Haltbar- 
keit der  Inferpolationeu  und  Ueberdeckung  der  Lücken 
geltend   gemacht. 

Wohl  hat  an  diesem  Verfahren  die  Beschränktheit 
des  Verf.  die  meiste  Schuld:  aber  auch  sein  Charakter 
ist  dabei  nicht  unbetheiligt.  Dass  er  beim  Citirvn  frem- 
der Emendatiouen  dieselben  öfters  durch  Wejiassung  nü- 
thigcr  Worte  und  Interpunclionen  verunstaltet,  wollen 
wir  nicht  auf  Rechnung  seiner  Gesinnung,  sondern  seiner 
Unachtsamkeit  setzen,  ilic  sich  auch  durcli  Druckfehler 
etc.  kund  gibt.  Aber  die  Anmassung  und  Herabsetzung 
Anderer  ist  ziemlich  stark  ausgeprägt.  So  nennt  er  bei 
Vg.  l',)4.  eine  niissvcrstandene  Bemerkung  des  Verfassers 
,, höchst  komisch."  Ref.  hatte  geäussert,  dass,  'da  die 
übrigen  Helden  säninitlich  mit  einer  ihren  Vorzügen  ent- 
sprechenden Beschäftigung  aufgeführt  werden  ,  es  nicht 
wahrscheinlich  sei,  dass  vom  ralamedes  und  den  beiden 
Aias  bloss  die  Namen  vom  Dichter  genannt  norden  seien. 
Was  ist  denn  nun  hierin  so  komisch?  Zu  V's.  511.  nennt 
er    desselben    Bemerkung,    dass    et    UTXoaiEt.cii    hcisseu 


würde,  „wenn  du  sie  wirklich  nach  Argo.«  schicken  tvillst", 
eine  merkwürdige  ISehauptung:  und  doch  ist  diese  Bc- 
«leutung  des  Futurs  bereits  von  IMatthia  p.  1014  Anmerk. 
und  lUK)  z.  E.  nachgewiesen,  und  hat  iler  Verf.  auch 
nicht  ein  einziges  Beispiel,  noch  irgend  einen  Beweis- 
grund vom  Gegentheil  vorgebracht.  Zu  Vs,  ö24.  behaup- 
tet er  gegen  Ref.  die  rtliiglichkeit ,  Ui'v.ui'V  mit  dem  Im- 
perativ zu  verbinden  ,  olnie  allen  Beleg  dafür,  bloss 
darum,  weil  Ellendt  im  lex.  Soph.  gezeigt  haben  soll, 
dass  das  oi'A  bedeutungslos  sei.  Wie  lässt  sich  denn  das 
irgend  aus  lexikalisclien  Sammlungen  entnehmen,  was  nur 
gefühlt  werden  kann,  und  vtas  hindert  denn,  in  den  all- 
wärls  gesammelten  Stellen  überall  ein  scilicet  hinzuzu- 
denken? —  Zu  Vs.  tif)!.  sagt  der  Verf.,  dass  ich  den 
Gebrauch  des  ri  für  etiani  läugne  und  alle  dafür  reden- 
den Belege  corrigiro  (welches  nicht  wahr  ist),  gehöre 
zu  den  vielen  Unbegreiflichkeiten,  die  mein  Buch  ent- 
halte. Und  damit  ist  die  Sache  abgcthan,  ohne  dass 
der  ^^erf.  sich  die  Mühe  nehmen  mochte,  meine  sorgfaU 
tige  Erörterung  der  Stellen  in  Betracht  zu  ziehen.  Zu 
Vs.  iSÖ  I .  hepsst  es:  ,,wir  haben  o.v  oiotl  geschrieben,  und 
zwar  wissend  ,  dass  die  Grammatiker  das  av  beim  Indi- 
cativ  Futuri  verbieten,  alier  ebenso  fest  davon  ülierzeugt., 
dass  diess  l'^erbot  unbegründet  sei."  Un<l  diess  muss  uns 
genügen.  Ref.  will  auch  in  fllitllieilung  der  Beispiele 
solcher  Anmassung  die  Leser  nicht  ermüden,  und  schliei-st 
dieselbe  mit  der  Bemerkung,  dass  nicht  er  aHein  es  ist, 
der  dieselbe  zu  dulden  hatte,  absichtlich  aber  ihn  be- 
trefl'ende  Beispiele  ausgehoben  hat,  um  sein  Verhältniss 
zum    Verf.    nicht   zu    verhehlen. 

fliit  überflüssigeu  Auseinanilersetzungen,  unnützer  .An- 
sammlung von  Beispielen,  grammatischen  Bemerkungen, 
die  man  fast  überall  besser  findet,  Auffindung  und  Losung 
von  .Schwierigkeiten,  die  nur  für  den  Verf.  solche  ge- 
wesen sind,  ist  der  ganze  Commentar  angefüllt.  Um  aber 
doch  ein  Beispiel  anzuführen  ,  so  verweise  ich  auf  die 
Verse  KIOU — lUÜ-i-,  «o  der  Verf.  mit  wichtiger  fllieue 
Schwierigkeiten  findet,  und  nach  einer  drei  Seiten  füllen- 
den Erörterung  endlich  zu  einer  Erklärung  gelangt,  ilie 
theils  auf  platter  Hand  lag,  thcils  von  mir  gegeben  war, 
nur  dass  er  u);  durch  denn  übersetzt,  wobei  er  mich  w  ie- 
derum  falsch  verstanden  hat.  ßc  heisst  an  sich  weder 
denn,  noch  quare,  sondern  in  icelcher  Hinsicht  oder  in- 
sofern. Darum  soll  «las  Buch  für  Schüler  bestimmt  sein, 
welches  die  gewöhnliche  Ausflucht  derer  ist,  die  viel 
Unnützes  und  Entlehntes,  zu  eigener  Uebung  und  zur 
Füllung  der  Druckbogen ,  in  ein  Buch  zusammengeschrie- 
ben haben,  und  darum  theils  das  Urtheil  der  Gelehrten 
und   theils   die   üblen  Folgen   für  die    Verleger  fürchten. 

Wir  lassen  jetzt  den  Verf.  ziehen,  um  noch  eine  Be- 
merkung über  die  Interpolation  der  Tragödie  beizufügen. 
Gegen  die  vom  Ref.  gemachte  Voranstellung  der  iambi- 
.schen  Trimeter  vor  die  Anapäste  ist  noch  nichts  Erheb- 
liches eingeivendet  worden,  ausser  dem  Umstände,  das.« 
man  unter  den  zahlreichen  Tragödien  des  Dichters  zwei 
oder  drei  gefunden  haben  will,  die  des  gewöhnlichen 
Prologs  entbehren,  und  dass  kein  alter  Schriftsteller  aus- 
drücklich bezeugt  haben  soll,  dass  Euripides  nirgends 
von  seiner  Gewohnheit,  solche  Prologe  voranzusenden, 
abgegangen  sei.     Vm  nun  zuerst  mit  dem  Letztern  zu  he- 


8?9 


830 


giiinpn,  30  ist  nur  zu  vor«  uiiilcrn ,  das»  ilirjcnig^en  ,  wel- 
che dieses  Zeiitiniss  vcnnissl  haben  (Heriiiann  in  seiner 
Ausg.  der  IpliijJ.  Aul.  p.  IX  und  Va<er  lindir.  Rhes. 
|).  LXiri)  ,  die  Worte  des  Srholiastcu  zum  ersten  Vers 
der  Uekale  übersehen  konnten:  u  y.ui  £V  do'/rt  71  nv- 
lUiV  TUiV  aVZUV  d(jUUUTU)V  TloiCiv  Ltuilfiv.  Die- 
ses Zeugniss  ist  das  deutlirliste ,  aber  nirht  das  einzige. 
Was  aber  die  Tragödien  betrifl't,  ilie  dieses  Prologs,  oder 
richtiger  dieser  ^'orrede,  entbehrt  liaben  sollen,  so  rer- 
hält  es  sieb  mit  ihnen  allen,  » ie  mit  <ler  Ijjhigenia  in 
Aulis.  Denn  erstlich  der  Rliesos  hat  diesen  Prolog  ge- 
habt, II  ic  nicht  allein  der  Scholiast  bezeugt,  sondern 
noch  die  von  Vater  nachgeii  iesene  Nachbildung  des  Arcius 
üu  erkennen  gibt:  und  die  meisten  Ansstellungen ,  die  an 
der  Einrichtung  dieser  Tragödie  mit  Recht  gemacht  wor- 
den sinil  ,  fallen  lieg,  sobald  man  sich  diesen  Prolog 
hinzu   denkt.    Agamemnon   trat  auf,   und    mit   den  Worten 

viv  c-vaiiKijvov  Cfiyyoc:  i)  diCfQi'jkaioq 
beginnend,  schilderte  er  seine  Unruhe,  seine  Verziveifelung, 
•eine    getäuschten    Hoffnungen 

scindens   dolore    ideiitidem    intnnsam    comam 
bei    der    Gefahr    der    Vernichtung,    welche    dem    ganzen 
Heere   drohte.      Denn   bereits 

scandit   aura   laterna   texta   Volcani   lorax 
und 

classis   adiius   clauditur,   fcrvit  —   —   — 
J5r   erwartet  die   Fürsten,   die   er   eben    durch    den   Herold 
zur   Berathung   mitten   in   <ler   Nacht  rufen    Ifisst.       Als  sie 
kommen,   zeigt   er   ihnen   ilen   Grund   der   Berufung 

Cujus  ros  tninulti  caussa  accierim,  et  (jnid  parem, 
Adiortite. 
Er  raih  zur  Flucht,  weil  keine  Rettung  mehr  möglich 
8ei.  Er  bereut,  daüs  man  nicht  längst  Frieden  gemacht 
hat,  ehe  es  zum  Aeussersten  gekommen:  dann  wäre  das 
Heer 

—    rite  ad  patriam  sospes  perrenisset. 
^Allein   Menelaos   will   den   Raub   nicht   in   den   Händen  des 
Raubers   lassen,    und    r.'ith    zur   Ausdauer    ans   Eigennutz. 
Ihm   erwiedert   Agamemnon: 

Tun'     quod    superest    sncinm     mittis     leto  ,     an    lucti 

poenitet? 
Da    bietet    sich    Diomedes     zu     dem     kühnen    llnterneh- 
meu  an: 

Jubet    nonc    altentare,    jubet    nunc    animus    raspari 

Phrjgas, 
und    nähli  sich  zum  Gefährten   den   Odvsseus: 

Au    ego   Ulyxem    obliviscar    unquam,    aut    quemquam 

praeponi   velim  ? 

Auch  Menelaos  bietet  sich  dar,  um  zu  zeigen,  dass  er 
für  seine  Sache  auch  sein  Leben  auf  das  Spiel  setzen 
will:    ^ 

Aut  ego   illum   eripiam,  ant  illi   poenas  sulTcram. 
Allein    der    Bruder    weist    ihn    ab,     nnd    zwar    nicht    aus 
brüderlicher   Zärtlichkeit,    wie    bei   Homer,    sundern   mit 
Geringschätzung,   weil   er   zu   den   beiden  gar   nicht  passe  : 

lüos  suapte  indaxit  virtus,  tu  laudem  illorum  levas. 


Wer  sich  des  Streites  der  Leiden  Brüder  in  der  Iphi- 
geuia  in  Aulis  und  im  Telephos  erinnert,  wird  hier  den 
Euripides    wieder   erkennen. 

Die  übrigen  Fragmente  des  Accius,  welche  Vater 
riclitir;  gedeutet  hat,  mit  Ausnahme  eines,  das  in  den 
Oeneiis  gehört,  stimmen  fast  wörtlich  mit  dem  Original 
überein :  und  Arcius  ist  in  keiner  einzigen  der  zwei  und 
zii;inzig  Tragödien  ,  die  er  dem  Euripides  nacligebililet 
liat ,  weiter  von  demselben  abgewichen,  als  er  der  äus- 
seren Umstände  wegen  abweichen  mnsste.  Der  Grund, 
wesswegen  Vater  diesen  Theil  der  Tragödie  dem  Enri- 
])ides  nicht  zuerkennen  wollte,  ist  nichtig:  denn  da  beim 
Prolog  noch  kein  Chor  zugegen  war,  so  konnte  er  auch 
der  Veränderung  der  Scene  nicht  im  Wege  stehen.  Den 
späteren  Schauspielern  war  diese  Veränderung  zu  unbe- 
quem oder  zu  kostspielig,  und  so  liessen  sie  diesen  Theil 
weg,  weil  sie  glaubten,  dass  die  übrigen  Theile  für  sich 
bestehen  könnten,  und  dichteten,  wie  der  Scholiast  nach- 
weist, einen  andern  Prolog.  Euripides  selbst  aber  weist 
auf  seinen  Prolog  hin  Vs.  44  —  47.  Er,  der  von  Allem, 
was  ausser  der  Scene  vorgeht,  so  genaue  Auskunft  zu 
geben  pflegt,  sollte  zwei  Griechen  plötzlich  mitten  in's 
troianische  Lager  geführt  haben  ,  ohne  mit  einem  Worte 
zu  sagen,  wie  nnd  auf  welche  Veranlassung  sie  hinkom- 
men? Gesetzt  aber,  er  habe  diese  Tragödie  ohne  Vorrede 
gedichtet,  war  es  ihm  denn  auch  erlaubt,  den  ganzen  Prolog 
wegzulassen,  ein  nothwendiges  Glied  im  Organismns  der 
griech.  Tragödie?  Ganz  kopflos  sagt  einer  von  den  späteren 
Schreibern  der  Inhaltsanzeigen,  die  den  Prolog  nirht 
mehr  vorfanden,  „der  Chor  halte  den  Prolog."  Man 
vergl.  doch  den  Choraufzug  in  den  Persern  und  in  den 
Schutzflehenden  des  Aesch^Ios  mit  dem  Choraufzng  im 
Rhesus,  um  sich  klar  zu  machen,  wie  eine  Parodos 
aussehen  musste,  wenn  sie  zugleich  als  Prolog  dienen 
sollte.  Wenn  aber  Aeschylos  so  dichtete,  folgt  dar- 
aus, dass  Euripides  die  Eicheln  dem  Waizen  vorgezogen 
habe? 

Die  zweite  Tragödie ,  die  des  gewöhnlichen  Prologs 
entbehrt  haben  soll,  ist  die  Andromeda,  zufolge  einiger 
Worte  des  Scholiaslcn  zum  Aristophanes.  Allein  aus  der 
Nachbildung  des  Accius  ist  ersichtlich,  dass  ein  Streit  des 
Kepheus  mit  seinem  Bruder  Phineus  vorkam,  der  nirgends, 
als  im  Prologe  Platz  linden  konnte.  Kepheus  sprach  seinen 
Bruder,  den  Oheim  und  Bräutigam  der  geopferten  Jung- 
frau um  Beistand  zum  Kampfe  gegen  das  Ungeheuer  an. 
Dieser  entschuldigte  sich  mit  der  Unmöglichkeit. 

Cfpheus. 
Nisi  quid  facultas  tua  tulat  nobis  opem. 

Phineus. 

Nee  quid  te  adjutem  invenio:  hortari  piget, 
Non  prodesse  ,   id  pudet. 

Cepheus. 

Nam   quid  diram  ,    meto  aut   segnitie  te  addubitare, 

Land   meum   est. 

Auch  die  Mutter  war  zngegen,  wie  auch  Ovid  berichtet, 
der  eich  ziemlich  genau  an  Euri])ides  hält:  genitor  lu- 
gubris  et  amens    mater   adest ,    ambo  miseri ,    sed  Justins 


831 


HVi 


ille.  Diese  im  (iliick  so  i'ibermüiiii^e  Frau  bewies  sieb 
nicht  iiiiiii!«T  lialtlo»  im  Ungliick,  so  ilass  Kcplieiis ,  der 
»C(|pr  die  Faüüiiii);  tcrlor,  noch  auch  <lie  II.'iu(ln  iu  ilen 
Schoüss   logen   »tollte,   sie   zurechtnies : 

niulti    iniqiio,    uiulicr,    animo    sibi    mala    auxere    in 

uialis , 
Uuibus   natura  prara   magis,    quam    fors    aut    foriuna 

obfnit. 

Wo  sollte  nun  diese  Scene  Platü  finden?  Bei  den  Ana- 
[lästcn  der  Andromeda  trat  der  Chor  ein  ,  und  nach  dem- 
selben erschien  aucli  sogleich  Perseus ,  wie  die  Parodie 
des  Arisfoplianes  zeigt.  Dieser  rerliebtc  sich  in  die  Jung- 
frau ,  so  wie  er  sie  erblickte,  und  wie  er  Liebe  fühlte, 
warb  er  aucli  sojleich  um  sie,  und  schritt  zur  Rettung, 
worauf  die  Juugfrau  trotz  den  Intriguen  des  Phineus  und 
tiotz  den  Abmahnungen  der  Aeltern,  die  im  Alter  nicht 
allein  stehen  wollten,  Vater  und  Mutter  lerliess,  und  dem 
fremden  Manne,  ihrem  Retter,  folgte  (Hygin  und  Era- 
tosthenes).  Hier  war  also  kein  Raum  mehr  zu  jenem 
(icsiiräche.  Andererseits  ist  es  auch  natürlich  ,  dass  die 
^  erwickelung  und  Steigerung  der  Noth  und  Verzneifelung 
vor  der  Ankunft  des  Retters  ro.-herging.  Also  schloss 
sich  jener  Dialog  unmittelbar  an  die  Vorrede  au,  welche 
vermuthlich  von  der  Mutter,  als  Herzenserguss,  gesprochen 
worden  war.  Phineus  kam  hinzu,  und  ermahnte  seine 
Gattin  zur  Fassung,  dagegen  vom  Bruder  und  Bräutigam 
forderte  er  thätlichen  Beistand.  Ein  Fragment  aus  die- 
sem  Prologe  ist  erhallen: 

y.r.TOQ  9oai^ov  e^  \lrkavTniiq  dko^, 
Auch    kann   man   den   Vers  des   Licios   dahin   ziehen 

Confluges  ubi  conrentu  campum  totuni  inhumigant. 
Während  dieser  ganzen  Zeit  sah  man  die  Andromeda 
am  Felsen  schmachten,  in  stumme  Trauer  versenkt,  gleich 
der  Niobe  des  Aeschjlos.  Erst  nachdem  die  Scene  vor 
«lern  Palast  leer  geworden  war,  indem  Kassiopeia  zur 
Ruhe  verwiesen,  Phineus  feige  davon  gegangen,  Kepheus, 
um  nach  anderer  Hülfe  sich  umzusehen  ,  abgetreten  war, 
begannen  ihre  Klagen.  Dass  die  Aeltern  nicht  schliefen, 
während  ihre  Tochter  am  Felsen  hing,  versteht  sich  von 
selbst,  und  also  ist  es  natürlich,  dass  tliess  Alles  noch 
in  tiefer  Stacht  vor  sich  ging.  —  Es  folgt  hieraus,  dass 
beim  Scholiasten  iiaoööov  für  UQoXuyov  zu  schreiben 
ist.  Wenn  Welcker  dem  Perseus  eine  Vorrede  beilegt, 
die   mit  den   Worten   begann: 

m  deol,  Tiv'  fi/s  yrjv  ßaoßaQiov  dcpiyf.is9a; 
so  thut  er  daran  ganz  recht;  indess  lehrt  die  Analogie 
anderer  Vorreden  ankommender  Personen  mitten  im  Stück 
(z.  B.  des  Menelaos  in  der  Helena,  des  Pentheus  in  den 
Bakchen)  ,  dass  durch  solche  Vorreden  Neuankomniendcr 
die  Vorreden  der  zuerst  aufiretenden  Personen  nicht  aus- 
geschlossen werden.  Wie  konnte  denn  Perseus  berich- 
ten, was  er  selbst  nicht  wussto,  den  Zuschauern  aber 
zu    wisseu   durchaus    nüthig    war! 

Dr.  Härtung- 


Personal- Chronik  und  Mise  eilen. 

/Ing.  Mai;  Inedila.  Der  Cardinal  A.  Mai  hat  eine 
neue  Serie  von  Bänden,  welche  griechische,  lateinische 
und  italienische  liiedita  enthalten  ,  vorbereitet.  Sechs 
B.'iiidc  sind  schon  gedruckt  und  gebunden;  vier  weitere 
werden  vermuthlich  nächstens  fertig ,  uiiit  dann  wird  das 
Ganze  zusammen  bekannt  gemacht.  Nach  dem  ürfheile 
Gutniiterrichtetcr  wird  diese  Sammlung  die  früheren  eher 
übertri'ileii ,  als  hinter  ihnen  zurückstehen.  —  Leider  soll 
sich  A.  Mai  neuerdings  nicht  mehr  seiner  früheren  Ge- 
sunilheit  erfreuen;  diätetisclie  Rücksichten,  nöthig  ge- 
worden durch  eine  leidende  Verdauung,  dürften  wenig- 
stens die  riesenhafte  Ausdauer  dieses  Gelehrten  be< 
schränken. 

Güttingen.  Auf  der  hiesigen  Universität  siml  seit 
1837  mit  Tod  abgegangen  oder  sonst  entfernt  folgende 
ordentl.   Professoren:    ))   Pott,   2)   Goeschen,  3)   Albrecht, 

4)  Bluinenbach  ,     5)    Himly,     6)    Schrader  ,    7)    Reuss , 

5)  Heeren,  9)  Bunsen,  10)  Dissen,  11)  Artaud,  12)  Of- 
fried Müller,  13)  \V.  Dahlmann  ,  14)  Jakob  Grimm, 
15)  W.  Grimm,  16)  Weber,  17)  Herbart,  IS)  Ewald, 
l^l)  Gervinus,  2(J)  Ranke,  21)  Trefurt.  Berufen  sind 
dagegen    nur:     1)     Redepcnning,    2)   Fuchs,    3)    Wagner, 

4)  Ritter  (für   den   schon   seit   IS3()    gestorbenen   Wendt), 

5)  Cesar,  6)  Havemann,  7)  Listing,  Ö)  Vogel.  Es  sind 
also  immer  noch  15  Vacanzen ,  und  zwar  sind  mehrere 
ilerselbcn   seit   1837   vacant. 

Gr  rechenland.  Der  griechische  Beobachter  bringt 
Nachrichten  von  neuen  Entdeckungen  merkwürdiger  Ai- 
(crthümer  auf  der  Akropolis.  Nönllich  der  Propyläen 
stiess  man  auf  eine  sehr  breite  und  alterthümliche  ky- 
klopische  Mauer  aus  grossen  poljgoneii  Blöcken  :  das  also 
wäre  ein  Theil  des  alten  Burgbaues  der  Pelasger,  den 
man  bis  jetzt  für  verschwunden  achtete.  Weiterhin  er- 
schien eine  regelmässige  Mauer  aus  Tufstein,  die  der 
Bericht  für  einen  Theil  des  Peribolos  eines  Tempels  er- 
klärt, der  auf  der  Akropolis  Aer  irauronischen  Artemi» 
gewidmet  war.  Sie  endet  in  die  Reste  eines  Säulen- 
ganges aus  pentelischem  Marmor.  In  dieser  Gegend  stand 
nach  Pausanias  ein  Weihbild  des  troianisrhen  Pferdes 
{duVQlOi;  i'mtnq);  der  bronzene  Koloss  des  Thieres  stand 
auf  einer  marmornen  Basis,  die  man  gefunden  hat  mit 
der  von  Pausanias  angeführten  Inschrift,  aber  diese  voll- 
ständiger, als  sie  bei  ilem  Periegeten  augeführi  wird. 
Sie  nennt  auch  den  Urheber  des  Werkes  Strongylion 
und  lautet:  Xai^edijfiog  Evayyskov  ix  Kulkrjc,  ävedi]' 
y.ev.  ElQOyyv}^i(J}V  enoii^aev.  Von  dem  alten  artisti- 
schen Vorrath  des  Tempels  enthüllten  die  Nachgrabun- 
gen eine  grosse  31enge  zerbrochener  Figuren  aus  ge- 
brannter Erde,  welche  sämmtlich  mit  Roth,  Blau,  Grün 
oder  Weiss  gemalt  waren,  und  viele  Reste  gemalter  grie- 
chischer Gefässe.  Die  Schichten  des  Grundes  über  ein- 
ander zeigten  die  Folgen  der  Zerstörungen,  welcne  seit 
den  ältesten  Zeiten  über  diesen  heiligen  Grund  hinweg- 
gegangen waren,  und  ihn  mit  Trümmern  aus  den  verschie- 
deneu Jahrhunderten  bedeckt  hatten. 


Zeitschrift 


für   die 


Alterth  ums  wisse  11  Schaft. 


JSeptember   1843. 


SV.  a)  Oratores  Attici.  Recojnorcrant,  ailnotationes  rri- 
tiras  acliliilerunt ,  fra;;nipnta  collegerunt,  onomasti- 
coii  coniposuerunt  Je.  Georg.  Baiterua  et  Herrn. 
Sauppius.  Fascic.  scc.  Isocrafes.  Turici  inipeiis. 
S.  Hochrii  1839.  S.  VH  lind  tÖl  -  .iH  gr.  4. 
b)  Oratores  Atlici.  Recognoieruiit  J,  G.  Bniterus  et 
Herrn.  Sauppius,  Isocrales.  Vol.  I.  et  II.  ibid. 
I83'J.     12. 

Die  beiden  Herausgeber  dieser  nenrn  Ausgabe  des 
Isokrafps,  welche  in  der  von  ihnen  besorgten  («esamint- 
ansgabe  der  attischen  Redner  die  «weite  Lieferung  bildet, 
haben  ihre  Vertrautheit  mit  dein  griissten  Rhetor  Athens 
und  ihren  ISrruf,  eine  neue  Receiision  desselben,  wenn 
gleich,  wie  natürlich,  auf  den  (iriind  der  üekker'schen, 
tu  liefern,  durch  frühere  Arbeiten  bereits  so  lortheilhaft 
bewährt,  dass  das  Publicum  nicht  anders,  als  mit  giin- 
iitigen  Vorurtheilen  diese  Ausgabe  znr  Hand  nehmen 
kann.  Sie  selbst  äussern  sich  in  dem  Vorworte  über 
ihre  Leistungen  mit  einer  Bescheidenheit,  welche  ganz 
geeignet  ist,  diese  vorthrilhaften  Erwartungen  zu  bestä- 
tigen. „Ad  hos  triumt'iros  (Hier.  Wolfiiim,  Ad.  Coraem, 
J.  Bekkeruni)  nos  non  accessioins  quarti,  sed  post  mes- 
«orum   vcstigia   spicilegiuin    fecimns." 

Isokrales  hat  >or  andern  griechischen  Schriftstellern 
die  Gunst  des  Schicksals  darin  erfahren,  dass  seine  Re- 
den in  einer  treulichen  Handschrift,  der  Urbinisrhen,  er- 
balten sind,  welche  mehr,  als  es  bei  andern  Handschrif- 
ten der  Fall  zu  sein  pflegt,  einen  reinen,  des  Schriftstel- 
lers würdigen  Text  darbietet,  und  welche  darum,  wie 
auch  von  Bekker  geschehen  ist,  zur  Grundlage  einer 
neuen  Trxtesrecension  gewählt  werden  miisste  Ja,  spä- 
tere Bearbeiter  des  Isokrates  sind  in  Befolgung  dieses 
Grundsatzes  mit  Recht  noch  weiter  gegangen,  als  Bek.. 
ker ,  und  a'uch  die  Ileiren  Baiter  und  H.  Sanppe  glaub- 
ten sich  noch  treuer,  als  der  erstere,  an  ilen  Urbinischen 
Cod.  aiisch  Hessen  zu  müssen.  Nachdem  sie  sich  über 
die  Treiriichkeit  dieser  Hilsclir.  geänssert,  und  die  gegen 
ihre  Autorität  leiser  roii  G.  Hermann,  eiitscbicdcner  von 
Matthiä  angeregten  Bedenlcen  erwähnt  haben,  setzen  sie 
hinzu:  ,,Ut  ita  de  urt>inate  s<atupremus  eumqiie  cnnstan- 
tius  etiani  Bekkero  seqiieremnr,  cum  Isocratis  ipsius  Stu- 
dium accnratins  effecit,  tum  comparatio  codicis  Aiiibro- 
«iani  (//).  Ex  quo  cum  A.  IMnstoxydes  Anfidosin  ple- 
iiiorem   dedisset,    M.    Ulrichius   eum   contulisset  in    Archi- 

/.eiisc/ir    f  d.    /iltirthumsw. 


damo  ,  social!,  trapezitica ,  Anonymus  in  Panegyriro  (rfr. 
Baiteri  praef.  ad  Paneg.  p.  V  sq.)  Baiterus  ipse  excnssit 
reliqua.  Qni  cum  pleruinque  cum  urbinate  contra  reli- 
qiios  codd.  ciiiiseiitiat ,  taineii  sarpe  vnigatam  lectionem  ^ 
sequitur,  haod  raro  solns  veram  lectionem  servavit.  Eum 
neqiie  ex  urbinate  descriptnin  esse,  neqiie  ejusdem  esso 
fanitliac,  hoc  uniim  satis  ostenilit,  quod  in  l\J  extrema 
pars  Antiilosis  deest  (cfr.  Bckkerus  ad  §.  319.),  cum  in 
E  nihil  ilesit.  Apparet  igitur  priinuin  ea  ,  quae  FE 
cnniiniinia  habeant,  tribui  non  posse  manui  grammatici , 
qni  nrbinatem  correxerit,  deinde  ambrosianum  ex  rodice 
descriptum  esse,  qni  scholasticorum  inagistellorum  interpre- 
(amentis  niul(o  magis  qiiidem  inquinatus  esset,  quam  urbinas, 
sed  qui  non  paura  servavisset,  qiiae  in  eo,  ex  quo  urbinas  ori- 
giiiem  diicerct,  per  iipgligentiam  rel  corrupta  fei  obscu- 
rata  esseiit."  Ref.  iiiöchtp  nun  freilich  nicht  behaupten, 
dass  die  Ambr.  und  Utb.  Hdschr.  nicht  zu  Einer  Familie 
gi-horen  köniipn,  vielmehr  ist  er  mit  Hrn.  Sauppe  (Neue 
Jahrbb.  f.  Philol.  IST,'.  <».  p.  ö.'i)  der  Ansicht,  dass  die 
manchpriei  Fehler,  die  beide  mit  einander  gemein  haben, 
auf  Eine  Quelle  zurürkziiführcii  seien,  und  auch  das 
Argument,  dass  in  C  der  Schlnss  der  Aniidosis  fehle,  in 
E  nicht,  scheint  ihm  kein  schlagender  Beweis  dagegen 
zu  sein.  Denn  eine  Einwirkung  anderer  Recc.  anf  din 
Textesgestaltung  in  E  mnss  man  wegen  der  Annäherung 
an  die  V.,  und  weil  oft  nur  E  das  Richtige  darbietet, 
jedenfalls  annehmen.  Auch  wird  eine  hartnäckige  Skepsis, 
so  lange  wir  die  Abstammung  eines  Coil.  nicht  diploma- 
tisch nachzuweisen  und  anf  die  Urschrift  zurückzuführen 
vermfigen  ,  immerhin  IMiltelglieder  annehmen  können,  in 
welchen  das  Original  von  kundigen  oder  unkundigen 
Grammatikern,  nach  siibjectivem  Geschmack  oder  nach 
überlieferten  Satzungen  verändert  norden  sei,  und  die 
schlechteste  Handschrift  so  gut,  wie  die  besste ,  kann 
aus  Exemplaren  stammen,  die  solche  Einflüsse  erfahren 
haben.  Darin  aber  stimmt  Ref.  allerilings  dpr  oben  an- 
gpführlen  An'.icht  der  Herren  Herausgeber  über  die  Urb. 
Handsclirift  bei,  dass  er  ihren  eigenthümlichen  Charakter 
nicht  aus  der  Correctur  eines  Grammatikers  ableitet.  Da« 
gpgpn  sprechen  schon  die  öfteren  Schreibversehen  dieser 
Handschrift  und  die  oflTenbaren  Incorrectheiten ,  die  »io 
ziilässf.  Aber  wollen  wir  auch  diese  ^'ersehen  eben  der 
Abschrift,  die  uns  im  Cod.  lirb.  vorliegt,  das  Gute  da- 
gegen,  das  sie  enthält,  dem  Exemplare,  von  welchem 
die  Abschrift  genommen  ward,  zuschreiben,  so  sind  iloch 
.-..ich   die   abweichenden    Lesarten,   die   sie   darbietet,   nicht 

55 


835 


836 


von  iler  Art,  <las!i  i»  !r  i-iiieii  Graiiiinafikcr  als  ileroii  Ur- 
hcbiT  lietrarlifrii  kfiiiiitcii.  Man  »irgl.  unter  antli-rn  ad 
Dem.  <}.  II.  TOOi  ov,  §.  14.  <li<^  AuslaHsnng  von  ov/i- 
Cfluuvic,  g.  1(1.  von  yr,  §.  >:.  r<)  <)l:  «"«1  coijrouy 
§.'47.  i}.rn);9i;(rau,  Pancg.  §.  ML',  iy.arrrou  i)ff/v, 
Ärchid.  §.  IS.  sy.;f/rdh'C(Ji  TfiSt-otV},  Hol.  enr.  §.  51. 
d'TTl'/ßsil'  (teiile  letzteren  hatten  verdient,  in  den  Text 
aufj^riKiniuien  zu  »1  erden)  u.  s.  »v.  Kurz,  aurli  Ref.  Iiat 
aus  der  näheren  Prüfun;;  der  Hee.  ,  welrhe  die  llrbin. 
Handschrift  enthalt,  die  Ueherzcu(;ung  gewonnen,  dass 
dieselbe  einen  Text  darbietet,  der  zwar  auch  da  und 
dort  den  Eiiifluss  der  tirnuiniatiker  erfahren  liaben  mochte, 
der  sich  aber  im  (iauücn  von  den  Scheinverbosscrungen 
der  GramuiatikiT,  »elihe  in  iler  Vulg.  fortgepflanzt  sind, 
ganz  besonders  rein  gehalten  hat.  —  Wenn  aber  diese 
Handschrift  in  einigen  Puncten  mit  dem  regelmässigen 
Sprachgebraurhe  und  den  von  den  Grammatikern  über- 
lieferten (dem  classisrhen  Sprarhgebrancli  entnommenen) 
Gesetzen  mehr  übereinstimmt,  die  Vulg.  davon  abweicht, 
»o  kann  Ref.  in  dem,  was  wir  sonst  liber  die  Oictinn 
des  Isokrates  wissen,  keinen  Grund  finden,  hier  der  Vulg. 
«len  Vorzug  der  Krhtheit  einzuräumen.  AVir  kennen 
keinen  grierli.  Prosa'.ker,  der  so  vielen  angstlichen  Fleiss, 
•o  viele  in's  Kleinliche  gehende  Sorgfalt  auf  seine  Dic- 
tion  verwendet  hatte,  als  Isokrafes.  AVar  doch  diese 
Redekunst  ilcr  ganze  Stolz,  die  ganze  Eitelkeit  seines 
Lebens.  Kann  es  uns  da  befremden  ,  wenn  Construc- 
tionen,  denen  wir  wohl  sonst  begegnen  (bei  Prosaikern, 
die  mehr  mit  anmuthiger  Nachlässigkeit  schreiben),  die 
»vir  aber  doch  immerhin  als  Abweichungen  von  dem  re- 
gelmässigen (iebrauche  betrachten  müssen,  von  ihm,  dem 
iorgfaltigen  Redeki'instler ,  vermieden  sehen?  Oder  ge- 
hört es  nicht  zu  dem  Charakter  des  Isokratischen  Stils, 
dass  er  ohne  freie,  nachlassig  leichte  Bewegung  vorzugs- 
weise  der    Regel    dient,   das    Anstossende    beseitigt? 

Um  nun  die  Leistungen  der  gegenwartigen  Ausgabe, 
welche  sich  ,  mit  Beseitigung  der  sachlichen  und  gram- 
matischen Erklärung  (ausser  sofern  diese  da  unil  dort 
ilarch  Anfiilirungen  von  Parallelstellen,  insbesondere  aus 
Isokrates  selbst,  und  durch  Verweisung  auf  neuere  Erür- 
tcrangen  gefördert  wird)  nur  die  kritische  Feststellung 
des  Ti  xte»  zur  Aufgäbe  macht,  wozu  an  kritischen  Uiilfs- 
mitieln  ausser  den  von  Bekker  dargebotenen,  die  Ver- 
gleichuiig  der  Anibros.  (f'J)  und  der  Schad'hauser  (/^) 
Handsrhi 'ft,  sowie  die  Citate  ans  Isokrates,  die  sich  bei 
Rhetoren  und  Graniuiatikern  finden,  benutzt  wurden, 
bearlheilen  zu  können,  will  Ref  zunächst  ilie  rianal- 
VSOir.  :■  ii(\c,  Av,uoviy.ov  durchgehen,  für  welche  gerade 
Hie   Scliafiliauser    Handschrift   von    besonderem  Wertlie   ist. 

Als  Verbesserungen,  welche  die  Ausgabe  gegen  die 
Bekker'sche  erhalten  hat,  können  fulgende  Aenderungen 
äofgefCh-t  werden.  ^.  ?.  bot  E  und  Gregorius  VII. 
p.  1'2%-  17  bei  Walz  statt  T:i)Q,  Trpo?  »yY/äi;  ei'poiai 
die  nnstreiiig  angemessenere  Lesart:  t.  tto.  /'/««s  £Vt>' 
Erst  dadurch  e.-halten  »ir  ein  paralleles  Glied  zn  01^- 
/iSTov  rh  t;;;  .^(j,?;  Irnoviy.ov  avi'ljüetaq,  wie  es  aucli 
der  folgende  Gedanke  TTQETISI  —  y.}jjpovoiiiiv  erfor- 
dert. —  §.  (;.  ist  if.vmjvaTO  aus  JfJ  und  dem  Rande 
»on  r  (cod.  ürb.)  statt  der  Vulg.  eßkalpe  aufgenommen, 
»/ie   aucli   Ref.    bereits   in  der  mit  Pauly   herausgegebeueu 


riirestumathip  gethan  hatte.  —  §.0.  iffioTCTO  aus  I.Z 
statt  v7ie^EV£V.  —  §.  10.  c.  aiiTUl'  (i.  aus  E  für  iov- 
T'W ,  X  ai'ToC.  ytvei  au»  />  für  ni)  yivu.,  wie  Aegin. 
g.  .13.  —  §.  n.  nQoi;  üv  aus  lEZ  für  Tlijüi  6.  Wah- 
rend das  Letztere  nur  den  Geilanken  enthielte:  du  sollst 
die  von  mir  angegeieiien  Proben  der  Tugend  deines  Va- 
ters zum  A'orbild  nehmen,  gibt  Tt'io^  ov  den  schick- 
licheren, dem  Vorausgehenilen  g.  O-  lO.C,  Tur  UctT(td^ 
■jTrjoc.ioeatig  dvafipijoduk  or/tiov  v.at  y.aXuv  'itciu 
Tiuoadeiyiiu  und  dem  Folgenden:  vuiiov  tttv  Tuv  iy.fi- 
VUV  TQOllov  riyi'OULiSvuv  besser  entsj>rechendeu  Gedan- 
ken: deinen  Vater  sollst  du  zum  Ancbildc  nehnien.  Je 
mehr  Isokrates  eingestellt,  dass  er  alle  Vorzüge  de.i 
Hipponiküs  nicht  aufzuzahlen  vermöchte  ,  und  sich  eine 
genauere  Schilderung  hiervon  einer  späteren  Zeit  vorbe- 
hält, um  so  weniger  könnte  er  dem  Demonikos  zumuthen 
»ollen  ,  das  ÖEiy^lU  (im  Gegensatze  von  xo  ayo/ßso.  nur 
die  vorläufige  Probe),  das  er  von  seines  Vaters  Wesen 
gebe,  zum  TTUoaöetyno.  zu  nehmen.  Aber, Ref.  würde, 
indem  er  71 00.;  bv  vorzieht,  consequent  auch  nach  Ei^i- 
Vl'VWjf^uuSV  ein  Kolon  setzen,  «eil,  sobald  nur  ein  Knmma 
gesetzt  wird,  der  folgende  Relatiisatz  als  innere  Bestim- 
mung des  vorangelieixlen  t>atzes  erscheinen  uinss,  und 
»ir  ilann  das  Relat.  auf  nichts  Anderes,  als  au\  dutjf^lH 
beziehen  konnten  ,  mithin  auch  TTpoc;  u  lesen  müssten. 
Das  ÖEiyna  erhält  aber  seine  volle  Bedeutung  durch  den 
Gegensatz  zu  tu  iitv  nyo/liic,  ohne  eine  weitere  Be- 
stimmung zu  bedürfen,  unil  mit  i^£ll]v6yan£v  ist,  wie 
auch  schon  die  vollere  Perfectform  andeuten  dürfte,  der 
Satz  abgeschlossen:  ,,eine  genauere  Schilderung  hiervon 
»erde  ich  zu  anderer  Zeit  entwerfen,  jetzt  aber  habe 
ich  nur  eine  Probe  seines  Charakters  gegeben."  Der 
folgende  Relativsatz  lehnt  sich  dann,  wie  so  häufig,  nur 
änsserlich  an  die  vollständig  geschlossene  Rede  an.  — 
§.  11.  yiyvöuEvov  nach  ytvonevov  EZ  und  r/vü/^c- 
vov  r  für  yevoj^ifvov  hei  B.  —  g.  12.  ov  övvaTÖv 
aus  E  Z  (dvvarijv  T)  für  ddi'vaTOV,  —  §.  14.  ist  nach 
Tcl  71 00^  vyittav  mit  TEZ  oi'f^KffQOVTa  ausgelassen. 
Wie  dieses  Wort,  so  verrath  sich  ys  §.  Ifi.  als  Nach- 
besserung eines  Grammatikers,  welche  in  TEZ  fehlt.  — 
g.  IS.  finden  wir  raÜTCt  vor  Siacf  i' karre  ,  und  §.  21- 
/lopiootg  statt  }.VTmQOi<^,  beidemal  aus  TEZ.,  aufge- 
nommen. Ebend.  lesen  wir  Z.  8.  TIQOC,  kavrov,  Z.  t1. 
y.ai  avruv  aus  FE.  Den  Gebrauch  des  refl.  kaVTOf' 
etc.  auch  im  Sing.,  für  ifiairoii  und  OEairoü  etc.  ist 
bei  Isiikr.  gesichert.  Antid.  g.  14.^.  steht  ov  novov  «('•- 
TOV  JtnoijffiQ  ohne  Variante.  Dessgleichen  Bus.  §.  47- 
dieX^E  TlQUi  niiTOV,  ad  Nicod.  tü/C  (iiroi'  Ttaimv  in 
F/l.  Inilessen  gesteht  Ref.,  dass  er  an  dem  iloppelten 
Gebrauche  unmittelbar  nach  einander  um  so  mehr  .\f\- 
stoss  nimmt,  als  er  nicht  denken  kann,  dass  Isokrates 
nicht  gerne  durch  die  Wahl  von  auwöv  den  Hiatus 
sollte  vermieden  haben.  —  g.  24.  ist  die  von  Bekker 
aufgenommene,  von  Dindorf  beibehaltene  unpassende  Con- 
jcctur  Korav's  etlv  /ui]  deöfievog  TOl>  dcioHdi  TlQUcrTlon; 
billig  gegen  die  Lesart  iler  Handschrift  ro  d(to3at  nnter 
Beziehung  auf  ep.  2.  §•  22.  vertauscht.  —  g.  2'>.  fiuilen 
wir  aus  IE  Z  irooonsvrjii  aufgenommen,  ebenso  §.  .St- 
aus derselben  Handschrift  na.(ju,  —  iraoc.  für  il£Qt  — 
■"le^i.     Der   Zusatz:   tÖ   ya(}    dxatQOi,    rravraxov    f.i- 


837  838 

klJQOV   beweisl,   dass  TTCt^d  (:zl  während  man  treibt)  an-  zu   wenlon,    »>o    ili»   liaiuläcliriftlirlie    Lesart    ofTcnbar   nn- 

.Beniesnener   ist,   als   Ufnl^,   <las   aiigcnsrliciiilich    iliirch    die  ri.hdjj   ist,     oilcr   dein    Si)racliKHl>iaucli    des   Schriftstellers 

falsche   üeziehnng  auf  ö:;  oi '5«C"Jr ,    »eUhes  hier  absolut  iiitM  liicdcn   »iderspriclit.       Da»    ist    nun  aber  hier  sieher 

'gebraucht   tiird,   herbeitjefuhrt  ist.      -     §.  3«.   ist  auf  die  ni.ht  der  Fall.       Man    u'aul't    «c    Kebüre    mehr    zu    i'^ri- 

Aut<iritat  von    l  EZ  tuvtoi'   dt   Tuii,  fioX'h^ooii  aufgc-  dorvni.       Es    ist    indessen   gar   ni.lit  elii/nselien,     »arum 

nominell,     »ährend    B.    die    Vulg,    Tuurt^f   schützte.    —  es   nicht,   auch   mit   dem  üjit.   [jeset/t,   a.if  den   abhangige.n 

g.   45.     hatte    B.    die   Vulj;.    -f:rA    T))v    ukkliv'aov    Ttai-  M.   seine    Kraft   erstrecken   sollte.       Oder    wird    uiclit ,    je 

'dsinv     beibelialten;    die    vorliegende    Ausgabe    til^jt    nach  »ul.jertiver   das  Glauben    erscheint,    um   so   suljecliver  auch 

FEZ  OOV,    wie    bereits    Dindorf,   Strang  und  Ret.  gethan  das   Geglaubte,    und    umgekehrt?     So    finden    »vir   de   pace 

hatten.    —   g.   4f).  ist  mit  Reiht  öpiysaitai,    »velche»    1'  §.  4l  ,  ohne  dass   Bekker  oder    die    Herren   Herausgeber 

und   E   haben,    der   Vulg.    uo8ii)f:vai   vorgezogen.      Man  eine   Variante  anführen:    r/5  —  ui'/.   uv  ftatusoyai    i;f4äS 

wird   nämlich    leicht    bemerken,    wie    genau  Isokrates  in  lof^inntv;    dass    der    Ind.    Präs.    (von    den    hist.    tempp. 

dieser   Schrift    den    Unterschied     zwischen    dem    Präs.    und  versieht    es  sich   ohnehin)   der   Vcrba     des   subj.   üafürhaU 

dem   Aor.   des  Inf.   beobachtet,   und   sich   de»  erstereii  re-  tens  den  Inf.   mit   äv   zu  sich    nimmt,     ist   bekannt;    doch 

gclmasslg    i\A   bedient,    »o    die  Handlung  nicht  in  bestimm-  wird    man   diess   fast    nur   da  bemerken,   wn  der  liidic.   dem 

ten    Momciilen    abgeschlossen,    auf    einen    einzelnen    Fall  (\v   vorausgeht,    "ie   Isoer.   Paiieg.    §.    10.    Paiia(h.   g.   33. 

beschränkt,    sondern    als   noch    werdende,    dauernde    dar-  2I<I.    Nie.   g.    1-'.   29-   ad   >ic.   §■   '1.    Ref.   plaubte  darum 

gestellt   ist.     -     §.   4^.    ist    (fljoc.viui    aus    i E Z  au   die  (mit    üindorfj    ^'j/.iniji    licil>eh;.lteM    7.»    müssen. 

Stelle   von    rf(i.r,y'ovTaz   getreten.  Hieran    kiuipfl    Ref.    einige    »eitere    Bemerkungen,   die 

Der    Bekker'sche    Text    ist    mit    Recht    bald     gegen    E  sich     ihm     Ȋhrend    der     Durchsicht     dieser    Rede    aufge- 

und   Z,    bald    auch   gegen    T  in   folgenden   Stellen    beibe-  drängt    haben.       Kine    .lafnahme    scheint    ihm     die    Lesart 

halten:   §.    1.    u.n u^   ahov   Z  statt   Ö    näi  aiuiv.—  §.  3.  *ou    FEZ  etwa   in   folgenden   Stellen    verdient    zu    haben: 

aKKoi'i'om.  Z.  —  g.   G.   dvdkuiosv   E Z.  —   §.  8.  dv-  g.   4.   ii /Xt'oorai  Tio/sif  E Z ^i^it  ijitxi'Qoi'aiv.   Nicht 

vao9ue    om.    Z.    — *  g.    I -*•    r,yoT>jxaL    Z    für    riyov.    —  nur   wird    hierdurch    die    dem   Isokr.    fremde   Construrtion 

§.    13.     öü/.Oli     r,    g*.     ri.    yoifiuTOJV     rZ,    beidemal,  von    ,'',T//f^0£ä'   c.  Acc.    vermieden,    «asauch    den  Herren 

'»■eil    diese    Worte    kurz   vorangegangen    waren.    —    g.   24.  Herausgebern    für    die    erste    Lesart    zu    sprechen   schien, 

npozeoo/i   Z  statt    TpoffDOl'.     —    g.    2h.    ist   driXoCai  smideni     auch    die    rednerische    Gestaltung    des   Satzes   er- 

ii>:V    rot'i   (flkoii   beibehalten,    währe'nd    in   EZ  tui'q   (fl-  scheint   dailurvh    abgerundeter,     dem   Sti!e_  des   Isokr.    an- 

koK   fehlt.    —    g.    2').    TIC    r-lifT^toruEZ  darauf /.azwt,",  gemessener.    —    g.   9-    dürfte   aus    tojv   />.-{'   eiiur   crui  kE- 

offenbar    minder   gut,   als    ra   ßikiioi ,    xovi   xa/.ovQ.   —  yo^'viov   nach    EZ  a»i   getilgt  sein.  — ^g.  37.   verdiente 

g.   30.    ist   y.ai   klSoonzr/Mi   in   Z  nach   aiflioi   ofl'enbar  aus    IE  Z  stall  des   ganz   unpassenden    oia  Tito,    welches 

nur   ein   durch    das  "folgende     TOj;'    imEOonTIHUJv    herbei-  die    Herausgeber   mit   Bekker,    Dindorf,   Strang    beibehiel- 

geführter   Zusatz  eines  Grammatikers.  —  g.   32.    verdiente  «eii,   uja    aufgenommen    zu    »erden.      Dass  Isokrates    nicht 

das     beibehaltene    d/afjaoTOi'TU    entschieden   den    Vorzug  ohne    Unterschied    0/0;  und  (y/J^  -rfp   brauche,    » ie  Strang 

vor   ÖiauaOTÜvuvTa   {Z).    —    g.   33.    stimmt  Z    mit   der  meinte,     und    dass   an    unserer   Stelle    nur    Uta   angemessen 

Vulg.    iii    der    leichteren    Lesart"  öv    —     TUVTi;)    überein;  ist,    glaubt    Ref.     in    seinem   Commentare    zu    der    gj:'<^l»^ 

ebenso   g.  3.j.    in    der  Lesart   ÜTlio    lüji'  aiaVTOl;    welche  Chrest.    daigethan    zu    haben.    —    Wenn   §.  38-   aus   FEZ 

(jfTenbar*  durch    ra    iuiiTOV   veranlasst   ist.       So    verdienten  zuiiov   statt    Tcu'riji    aufgenommen    ist,    so    sollte    conse- 

auch     die     folgenden     Lesarten     keine     Berücksichtigung:  quent  auch    zo   dt   (oder   r«   dt)   aus   /'  statt  r,  dt    herge- 

§.   M.    Tuv    iy.(ivov    Z   statt    txtlvvjv ,    g.   37-    Wt^    yug  stellt  sein.      Dass    hier   die   Urb.    Han.lschiift    allein   steht, 

«X.  statt   uji>   ya^   UV   i/..,   g.  38.   das   voV   ögiyto^zu   in  konnte    natürlich    kein   Grund    für    die    Beibehaltung    der 

Z  eingeschobene   ayav ,   g."4.3.    V.akfji    rfjg   dÖ^lK  Z  sU  Vulg.    sein,    da    ja    auch     nach    der    Auslebt    <ler     Herren 

■/.aki]<;    dö::ij-.                       '  Herausgeber   J:^ Z ,   im    Uebergang   zum    vulgären  Text   be- 

Öhne    Nolh   ist   dagegen    der    Text    aller    Handschriften  grillen,    an    Autorität    der    Urb.    Handschrift     nicht    gleich 

iu   der   Stelle    Dem.    g.    12.    (und    zwar   auf  Aniathen  Bek-  stehen.    —    g.    47.    musste,   wie    Ref.    gelban    hatte,     ohne 

ker's    und     nach    deni   Vorgänge     von   Strang)    aufgegeben.  Bedenken    aus    FZ    t'tvTlpVjaav    aufgenommen    werden. 

Wahrend    nämlich    die    Handschriften    einstimmig     dl     o'iv  Die    Herausgeber    behielten    mit   Bekker,    Dindorf,   Strang 

äv   UOI   du-yA)n;i   geben,    ist   unter    Verweisung   auf  ep.   8.  ikr7r,;Bi;iiir    bei.       Der    Ursprung   des    letzteren    ist   klar. 

§.   1).   geschrieben:   dl'   vjv   äv   not   doXiii.    Bekker  hatte  Mau    wollte    die    Gleichförmigkeit    der    Rede    befördern, 

in    unserer   Stelle    doy.Oir;   beibehalten,    aber    in    den    krit.  indem    man     in     beiden    Gliedern    dieselbe    Person    wählte. 

Anm.    erinnert:    imo   doyrii,    ep.   y.    g.  9.   aber   geradehin  Dabei    bedachte   der  verbessernde  (.-ramniatiker  nicht,    dass 

dü/.eize   in    den  Text  aufgenommen    und    in   der  annot.  crit.  es    Isokrates     Absicht    nicht    gewesen    sein    könne,    durch 

beigefügt:    do-y.ohjze   g.       Da   nun    /'  schon    in   g.   ,S.   mit  die    Worte;   y.d.y.ii  .utv   (d.   i.    tv    zvj  ^a^il'/aiv   y.ai   r«C 

i)y.£D   fx    zfji'Aouii   a»(\ünt,    und    wir  auch   in' der  vor-  Tlh^a/iuvai;     uycaiav)    TTndzfoov     ija^evze^     lOzcoov 

liegenden   Ausgabe    aus    den    besonders    verglichenen  EZ  tkvTl  i)i>l,iiiv  eine   solche   Krf.ihrung  von    Sich  seiist  aus- 

Nirhts    zur    Unterstützung    von    doye/'t;   und    do/.iizS   aus-  zusagen.    '    Denn    auf    ihn     Insbrsoo.lere     mnssten     wir     die 

gehoben    finden,     so     ist    anzuerkennen,    dass    der    Indie.  erste    Person    des    Aor.   beziehen.     Soll    nämlich,    wie   diess 

beidemal    lediglich    auf    Conjeetnr     beruhe.        Diese     kann  «lei.n   hier   der  Fall    ist,   mit  dem  Aor.  nur  eine  fl//iff;«ei«e, 

aber   namentlich,    wo   gute    Mandscbriften    vorhanden   sind,  ans   der  Erfahrung   best.'ltigte ,    W  ahrheit  ausgedrückt  sein, 

nur   dann   Anspruch   machen,    in    den   Text   aufgenommen  av    »elclier    der  Sprechende    nicht    gerade   Theii   hat,    so 


.55 


* 


839 


840 


kann  nur  ilir  ilritt«  Prrion  gebrauclit  werden.  —  Ekenil. 
•cheiiit  ila.t  zn-ischen  dnt.  TU  ring;osrll(ibene  ccvra  nack- 
Itelfeudpr  Zn.Hafic  eines  Grammatikers  zu  sein ,  und  öia 
rot  Ttoayaaia  einen  uoob  prarisereu  Gegensatz  zu  tujv 
dnoj^atnuviujv  irVEV.ev  zu  geben,  als  6i  avva  xa  'ig. 
Aber  wenn  sieh  auch  an  innerem  Wertlie  beide  Lesarten 
nur  gicirk  stünden,  so  verdiente  6iu  tu  jedenfalls  als 
Lesart  von  VZ  den  Vorzuf.  Gleickes  gilt  §.  4M. 
ron  cpijau>f46V  1\  üebrigens  sollte  dieser  Satz  als  Frage 
iaterpungirt  sein,  »io  es  in  der  Berliner  Ausgabe  von 
Bekker's  Rec. ,  jcdocli  gegen  dessen  Willen,  gesckehen 
ist.  Eine  Frage  setzt  auch  das  (fijoojfisv  der  Urbin. 
Haudsckrift  voraus.  Baiter  wtinsckt  mit  Berufung  auf 
mehrere  Stelleu ,  in  ivelrhen  t]  Tluv  nach  Bedingungs- 
■atzen  nicht  fragtveise  gebraucht  ist,  0L>  getilgt,  Sauppe 
Terweist  auf  seine  Bemerkung  zu  der  Ausgabe  des  Ly- 
kurg p.  1|<),  »eiche  dem  Ref.  nicht  zu  Gebote  steht. 
So  lange  wir  aber  die  ^iegation  behalten,  erfordert  der 
Sinn  ,   den   Satz   fragweise   zu   nehmen. 

In  andern  Stellen  hinwiederum  würde  Ref.  die  Au- 
torität des  cod.  ürb.  verlassen  und  der  Vul^.  den  Vorzug 
eiDräuuirii.  Dahin  gehurt  §.  43-  Der  vulg.  Text,  den, 
so  viel  Ref.  weiss,  alle  Ausgaben  des  Isokr.  bisher  wie- 
derholt hatten,  heisst:  xo  fiev  ya(}  TeXci'TiJaai  ndv- 
rujv  i)  nenQujfduT]  xarex^ive,  to  de  xakuji  d.7io9a- 
veiv  löiov  TOt'g  anovöaiot;,  i)  (pvotc  dittvitiuv.  Aus 
dieser  Sentenz  lassen  VE  pr.  und  X.,  und  auf  ihre  Au- 
torität die  Herren  Herausgeber  }'j  (fiati  weg.  Ref.  würde 
diess  nicht  tadeln,  sobald  bei  einer  neuen  Textesrecens. 
des  Isokr.  der  Grumlsatz  aufgestellt  würde,  sich,  ganz 
offenbare  Fehler  abgerechnet,  streng  an  P,  E,  in  Dem. 
an  VEZ  zu  halten.  Da  aber  die  Hrn.  Baiter  und  Sauppe 
einen  solchen  Grundsatz  nicht  befolgen ,  wie  denn  auch 
Ref.  ihn  nicht  anempfehlen  würde,  so  durften  sie  sich  auch 
Lier  von  der  Autorität  der  T E Z  lossagen.  Gewiss  ist 
nur  der  vulgäre  Text  des  sorgfältig  wählenden  und  paral- 
lelisirenden  Isokrates  würdig.  Wo  Alles  seine  Parallele 
hat,  verlangt  auch  })  Tl £ri()iofievi]  einen  entsprechenden 
Begriff  im  zweiten  Gliede,  und  /j  (fvo/-  darf  um  so  we- 
niger fehlen,  als  i]  TttHiJ.  ein  ganz  unpassendes  Snbject 
zu  TU  d£  'jiak'jj^  aTludavtiv  ist.  Offenbar  will  näm- 
lich Isokr.  sagen:  sterben  ist  das  unabänderliche  Loos 
Aller,  wie  man  aber  sterbe,  hängt  lon  dem  Charakter 
jedes  Einzelnen  ab.  — §.  31.  ist  nach  F  (fikuv/xui  ge- 
schrieben, während  die  Vulg.  und  Z  (auch  E?)  Cflkü- 
VSiy.oi;  hat.  Gewiss  hat  aber  Dindorf  Recht",  wenn  er 
Isotr,  Paneg.  p.  7  diese  Schreibart  als  fehlerhaft  betrach- 
tet, und  so  wenig  man  in  andern  Stellen  die  Schreibiveiso 
jener  Handschrift  befolgt  (z.  B.  Paneg.  §.  (S.  SucrixiriTm^, 
§.  44.  dihjuioi^.) ,  so  wenig  konnte  hier  die  in  F  be- 
folgte Schreibung  ein  entscheidendes  iMoment  abgeben. 
Der  Unterschied  aber,  welchen  Baiter  in  seiner  Ausgabe 
des  Paneg.  §.  l'J.  finden  wollte,  ,,inter  ulramijne  vocem 
hoc  videtur  esse  discrimen  ,  ut  (ft/.ovcixi'cc  certationeni 
signihcet  cum  vitiiperatione  (jnadani,  quae  a  Ul/Mi'l'/.ict 
(vincendi  sludiiini)  est  aliena"  ist  bei  I^okr.  nicht  an- 
wendbar. Miclit  überall,  wo  die  Urb.  Handschrift  cr/Kn- 
l/BlKi'a  hat,  kann  damit  ein  Tailel  ausgesprochen  sein, 
z.  ß.  Nie.  §.  2/).  Hui.  enc.  §.  4S.  .')l-,  und  liinw  iedernin 
lässt   sich   in   Stellen  ,    wo   diese   Handschrift    wiJ.uiei'/.    — 


hat,     ebensowohl    r!u    tadelnder     NcbenbegrilT   reibindei, 
z.   B.   Paneg.   §.    19. 

Aus  den  voranstellenden  Bemerkungen  dürfte  das  Ver- 
hältniss,  in  welchem  die  vorliegende  Ausgabe  sowohl  zu 
den  bessten  Handschriften ,  als  zu  den  vorhergegangenen 
TextesrecQnsionen  ,  namentlich  der  Bekker'schen  ,  steht, 
genügend  hervorgehen.  Ref.  beschränkt  sich  daher,  und 
um  so  mehr,  als  es  nicht  möglich  ist,  mit  ähnlicher  Ausführ- 
lichkeit das  Ganze  zu  behandeln,  im  Fulgenilen  darauf,  aus 
dem  Meisterwerk  unseres  Autors,  dem  Pancgvrikos  das 
wichtigste  Neue  auszuheben  ,  das  die  gegenwärtige  Rec, 
enthält,  und  insbesondere  das  Verhältniss  derselben  zu 
der  im  J.  1831  von  Baiter  besorgten  Specialausgabe  dar- 
zulegen, damit  aber  gelegentlich  einige  Vorschläge  zu 
weiterer   Berichtigung  des   Textes   zu   verbinden. 

In  der  letzterwähnten  Ausgabe  (die  wir  in  der  Folge 
nur  durch  Bt.  bezeichnen  wollen,  wie  die  vorliegende 
durch  BS.)  hatte  Baiter,  damit  die  Reile  ilem  von  Iso- 
krates so  beharrlich  verfolgten  Streben,  den  Hiatus  zu 
vermeiden,  besser  entspräihe,  die  Partikeln  St  und  T£ 
auch  gegen  die  Autorität  der  Handschriften  apostrophirt, 
wo  ein  Vocal  folgt;  BS.  hält  sich  nun  wieder  genauer 
an  die  Handschriften.  So  g.  '2.  dl-  di'ögüi  ,  §.  41.  öh 
docpal.,  g.  45-  Se  dyiüvag,  §.  60.  Se  h';,  g.  130.  dt 
*"^Z>  §•  li-l-  ^^  'ATC.fivea  und  dt  6'Kiyu} ,  g.  178.  Sl 
UQTl.  Es  dürfte  sich  indessen  fragen,  ob  man  Recht 
daran  tliut,  hierin  sich  streng  an  die  Urb.  Handschrift 
zu  binden,  während  man  in  andern  Fällen  ohne  Beden- 
ken ihre  Schreibweise  aufgibt.  Wenn  wir  einerseits  von 
Isokrates  wissen,  dass  er  —  namentlich  in  den  epideik- 
tischcn  Reden  —  den  Hiatus,  wo  immer  möglich,  ver- 
mied, wenn  andererseits  <ler  Stellen,  in  welchen  die 
bessten  Handschriften  8i  und  rs  vor  Vocalen  ohne  Apo- 
stroph lassen,  verhältnissmässig  nur  wenige  sind,  und 
sich  in  iliesen  ein  besonderer  Grund  für  die  volle  Schrei- 
bung nicht  auffinden  lässt,  so  dürften  wir  in  dieser  wohl 
nur  eine  Incnnsequenz  der  Hdschr.,  nicht  aber  die  Hand  des 
Isokr.  zu  erkennen  haben.  —  Die  Interpunction  war  bei  Bt* 
richtiger:  Paneg.  g.  4.  ujcftXoi'OlV  ojv,  BS.  ojcpsXovOir, 
v>v  (der  Relativsatz  ist  mehr  selbständiger  Zusatz),  g,  12. 
Bekker  und  Bt.  71^0^  sxiivuig  iorl  tulk,  BS.  fern', 
TOii;,  so  auch  g.  21.  B.  und  Bt.  tujv  Eoyu)v  TOi<q, 
BS.  toyujv,  ro.'5,  während  sich  Tfy^'^  eng  an  das  vor- 
hergehende extivor.^,  lOi'Tot'i  anschliesst.  —  g.  S')- 
sollte  nach  yeyuvuat  ein  Kolon  gesetzt  sein.  WirtI  mit 
blossem  Komma  interpungirt ,  so  erscheint,  tvie  es  wohl 
auch  die  Herren  Herausgeber  genommen  haben  ,  /.  TO 
rdiv  'EkKijviiiv  övofia.  —  TLlTlohj'/.e,  gleich  dem  vor- 
hergehenden Satze  von  dinrs  abhängig.  In  diesem  Falle 
niüsste  es  aber  entweder  gleiches  Siibject  mit  dem  vor- 
hergehenden Salze  haben,  oder  es  müsstc  das  Subject  in 
dem  zweiton  Satz  genannt  sein.  —  g.  31.  muss  vor 
fjyOvitHl  eine  grössere  Interpunction  stehen.  IMit  llut/Critv) 
wird  nämlich  (vergl.  g  14.)  das  ^Vorhergegangene  abge- 
schlossen, lind  es  beginnt  mit  ijyoufim  de  ein  Neues. — 
g.  l4.  hatte  Bt.  iii;5tiiiur  /loi  oryyiuiiipv  lytiv ,  BS. 
tilgt  mit  EZ  und  den  Randlesarten  des  A'ictorins  //O/. 
Kbeiid.  fand  sich  bei  Bt.  TU)V  ul.).ujv  vor  jn^^iir  in 
Klainmern,  Sauppe  hatte  es  in  der  Rec.  ton  Baiter« 
Ausgab«    (\eue   Jahrbb.    f.    Philol.     1832-   9.    p.    fi6)   »er- 


841 


812 


Jieidigi,  in  BS.  ist  es  getilgt.  —  §.  10.  lesen  «»ir  bei 
ßS.,  wie  auch  »rhon  Diixlorf  und  Bt.  hatten :  {■^oi]v  ntv 
ovv  xai  T:ovq  äkKovi;  iixsvdev  a(JXioi}ai  y.a\  f^i/  ngo- 
TSQOv  ntfji  Tviv  öfiol.oyov^tvu)v  oi'fifjoiikei  tir,  tiuIv 
nsQi  Ttiiv  df^itfi(yßr]Tui'fievu}v  r;/ndg  iÖtöu^av.  Bekker 
hatte  aus  /'  TJoh  Ij  aufgenommen,  «las  auch  fj  |liat  , 
nachdem  aber  Uindorf  praef.  ad  Isucr.  p.  V.  und  Paneg, 
p.  6  S(j.  erinnert  hatte,  der  Sprachgebrauch  des  Isokra- 
tes  erfordere  daj  blosse  Tipif,  so  «ard  seitdem  l^'  wieder 
getilgt.  Wundern  musste  sich  aber  Ref.,  dass  keiner  der 
bisherigen  Herausgeber  an  dem  Ind.  idiöat:ai>  sich  ge- 
gtossen  hat.  Dieser  »eicht  von  dem  regelmässigen  Ge- 
brauche der  classischen  Schriftsteller  und  des  Isokrates 
selbst  SU  lollig  ab,  und  steht  unter  einer  Masse  lon  Bei- 
spielen so  isolirt  da,  dass  Ref.  sich  nicht  überzeugen 
kann  ,  er  riilire  von  Isokrates  her.  Der  Indic.  steht  bei 
"CQiV ,  wie  bei  ojare  der  Natur  der  Sache  nach  leiliglich 
in  den  Fällen,  wo  das  Kintreten  der  Handlung  Gegen- 
stand einer  besonderen  Behauptung  wird.  Ref.  begnügt 
sich  ,  aus  Isokrntes  selbst  Belege  anzuführen.  In  den 
uaclifolgenden  Stellen  steht  ui>  TlQOTloov  eiavoapro 
(t'jtai'oaTO  STTt'.rniqupj)  noiv,  und  inors  /n)  no.  iiar- 
oaoi^ai  Tigiv  «fl  nbar  darum  mit  Ind.,  weil  das  Einge- 
treteiisein  der  Handlung  als  besondere  Behauptung  her- 
vortreten soll  ;  de  big.  §.  S-  Euag.  g.  T,l.  Panath.  §.  91. 
158.  '2'\\.  Panegr.  g.  SM.  Isf,  ovx  uTiiinev,  oi'iy.  a.Tici- 
TTEiv  Tloiv  mit  Ind.  steht  Panath.  S^.  'JöH.  Hier  Hegt 
übeiall  in  dem  Ind-  die  Behauptung ,  dass  die  Handlung 
Kirktic/i  zu  Stande  kam,  und  Isokrates  befindet  sich  hierin 
mit  dem  classischen  Spracligebrauche  und  mit  der  Natur 
lies  Inilic.  völlig  im  Einklang.  Wie  kann  man  nun  g,  19. 
cdiduiav  ertragen?  Dieses,  oder  was  sonst  an  seine 
Stelle  treten  sollte,  findet  ja  nach  der  Ansicht  des  Schrift- 
stellers   gar    nicht  statt. 

Da«  Nichteintreten  der  Handlung  wird  aber  nach  ilem 
cnnslanten  griccli.  Sprachgebrauch  (seihst  in  Abhängig- 
keit von  dem  zur  Andeutung;  der  Nichtwirklichkcit  ge- 
brauchten Indic.  der  hist.  Tempp.  mit  av  oder  mit  den 
Wunschpartikeln  ,  vergl.  Eurip.  Rhes.  5'l  tF.  Ale  35iS  ff. 
Andr.  294 — (^6  iT.)  nach  der  Part.  Ttplv  durch  den  In- 
finit, ausgedrückt,  sofern  dieser  den  blossen  Begrifl"  der 
Handlung  gibt,  an  und  für  sich  ohne  alle  Andeutung, 
ob  die  Sache  geschehe,  oder  nicfit  [ti glv  /Xdeiv::^vor 
dem  Kommen).  Dass  auch  Isokrates  hierfür  sich  des 
Infin.  bediene,  zeigen  Stellen,  wie  Nie.  g.  17.  Paneg. 
§.  87.  141.  1Ö7.  Archid.  g.  70.  86.  Auch  von  einge- 
tretenen Handlungen  winl  der  Inf.  gebraucht,  sofern  das 
Eintreten  weder  behauptet,  noch  als  Bedingung  voraus- 
gesetzt werden  soll,  sondern  nur  Nebensache  ist,  vergl. 
Evag.  g.  49.  (i4.  Panath.  g.  250.  Archid.  g.  2(i.  Paneg. 
g.  37.  116.  Wenn  wir  nun  enillicli  noch  wahrnehmen, 
wie  Isokrates  auch  in  dem  Gebrauche  von  Tiolv  ci.v  c. 
Conj.  oder  von  noiv  c.  Opt.  mit  dem  regelmassigen 
Sprachgebrauch  der  Griechen  übereinstimmt,  vgl.  Panath. 
g.  l.'J2.  Paneg.  g.  Id.  (der  regierende  Satz  ist  dem  Sinn 
nach  negativ)  1  jj.  Eiag.  g.  63-  'le  big.  §.  ,').;  so  haben 
H  ir  nicht  den  mindesten  Grund  ,  dem  Isokrates  jenen 
solöken  Indic.  aufzubürden,  und  so  wenig  wir  sonst  An- 
stand nehmen,  die  Lrl>.  Handschrift  zu  verlassen,  wo  sie 
grammatisch    Fehlerhaftes   (z.   B.    Dem.    g     24.    Tlaip  irif) 


oder  von  dem  Sprachgebrancbe  des  Schriftstellers  .Ahn ei- 
chendes (z.  B.  eben  an  unserer  Stelle  7Z(jit'  )■)  gibt,  so 
wenig  können  wir  hier  Bedenken  tragen.  \\>ct  idiöltiiaj  , 
mit  der  Vulg.  dTtcü.kutai  verglichen,  scheint,  als  ur- 
sprüngliche L/esart  dlo.iJMtut  tm  ergeben,  welches  auch 
zu  df.iCftaßrjTUUinivu)v  passen  würde.  Vgl.  g.  i(i.  oot/c 
o!v  o'üxai  Toho,  uKkoi'C,  y.otVTj  ri  Ti(jdi;tiv  uyai>6v, 
mnv  av  Tov^  7f(Jucnro)TUQ  ui'tujii  diuKKai;rjy  f.iav 
äTcXlö^  tXei.  Dieser  Gedanke  nämlich,  in  g.  17.  unil 
18.  naher  ausgeführt,  führt  Isokrates  g.  t'i.  zu  der  auf 
das  Vorangehende  sich  stützenden  Folgerung  ij^fjfjv  — 
öialXu^ai.  —  g.  33  sind  die  Herren  Herausgeber  über 
ünukuyoi'itEvuvQ,,  wofür  B.  mit  H.  Wolf  üuüf.oyov- 
ftivui^  will,  nicht  einig.  Zwar  gibt  B.  auf  die  Erin- 
nerung Sauppe's  (Jahrb.  f.  Piniol.  ISiV.  ''.  S.  62)  zu. 
ilass  öiio)  o'/£io3(tl  niit  dem  Part,  construirt  werde,  er 
macht  aber  geltend,  dass  Isokrates  vuo/.tiyhitrlint  sonst 
nur  mit  dem  Inf.  verbinde.  Ref.  müclite  inilessen  in  den 
von  Sanppe  angeführten  .Stellen  die  Partt.  nicht  vom  ÖUH- 
\oyoi  iiivoi  abhängig  nennen;  vielmehr  scheint  letztere» 
den  andern  Partt.  zu  näherer  Bestimmung  beigegeben. 
Isäus  \'I,  g.  49.  tritt  zu  );  öl:  TUi  t(i>'J  iir,Tijo  zunächst 
oi'Oa  doi'f.ij  u.  s.  w.  nud  zu  iliesem  letzteren  hinwie- 
derum oiiuji;  üiiol.oyoi  luvr :  ihre  Blutter,  die,  wofür 
sie  von  allen  erkannt  wird,  Sklavin  etc.  ist.  Das  Beson- 
dere liegt  nui;  ilarin  ,  dass,  währenil  man  erwarten  würde, 
das  Part,  (ivaci  «lurrh  ein  Adv.  uiio)  oyufUU'vj^  beslimait 
zu  sehen,  auch  das  onohoytiaK^ai  nach  dem  sonstigen 
Gebrauche  dieses  Wortes  auf  die  Person  bezogen  wird. 
Gleiches  gilt  von  g.  ,56.  r«?  i}vyar£oii.i  öuaKoyovfte- 
Vax  oi'oai  yvijaia-  (Dem.)  r.  Neaer.  g.  107.  c.  Arist. 
B.  §.  22.  Ist  aber  diese  ^'erbindung  der  classischen 
Prosa  vindicirt  und  als  regelmässig  liegrilFen  ,  so  sieht 
Ref.  auch  nicht  ein  ,  w  jefern  man  dem  Isokrates  gegen 
das  Zeugniss  i\ft  Handschriften  dieselbe  dariiin  absprechen 
katin  ,  weil  er  in  ein  paar  andern  Stollen  eine  andere 
Construction  vorzieht.  —  g.  .17.  sind  die  in  /  und  dem 
vulgären  Te.\te  der  Antid.  fehleiuli-n  Worte:  yni  vi'V 
oi'y.  ad/y.uj:  diiCftofir^Tti  Trfp/  ri-;,  i^yiuoi/Uc^,  die  Bek- 
ker und  Bt.  in  [  ]  geschlossen  hatten,  mit  Recht  getilgt; 
dass  Isokrates  zweimal,  g.  20.  und  hier,  denselben  Ge- 
danken mit  denselben  Worten  wiederholt  haben  sollte, 
ist  undenkbar.  Dagegen  ist  g.  hl.  aiTOi^  mit  Recht 
(wiewohl  Baiter  nicht  einverstanden  scheint)  von  den 
Klammern  befreit.  DIan  hafte  sich  daran  wohl  nur  dess» 
lialb  gestossen ,  weil  man  es  irriger  Weise  auf  TCU^ov- 
Tior  —  das  an  unserer  Stelle:  gegenwärtig  heisst,  be- 
zogen hatte,  und  diese  falsche  Beziehung  hatte  auch  die 
Umstellung  Tiuv  :iii.o.  a>  ToFs  ''■')'•  ''■'''•  veranlasst.  Aber 
die  Stelle,  die  es  in  IE  einnimmt:  Tujv  iruoüVTWV 
dyd^'iv  niToic,  drrti.iTov  vfrA\e\\i  vor :  dy.  nT.  aizoli 
(l)  in  der  Antid.  <ind  jt  den  ^'orzng.  Wenn  im  Latein, 
und  Gricch.  zusammengehörige  ^Vürtcr  auf  eine  die  lo- 
gischen Forderungen  störende  Weise  auseinander  geris- 
sen werden,  so  geschieht  es  in  diesen  für  den  redneri- 
schen 1'ortrag  so  fein  ausgebildeten  Sprachen  immer  nur 
aus  rhetorischen  Gründen.  Das  natürliche,  auf  so  ver- 
schiedene Weise  sich  manifestirende  Gesetz  der  mensch- 
lichen Stimme  erfordert  einen  Wechsel  von  Hebung  und 
Senkung.     Unmittelbar   nach   einer   Hebung   erscheint  eino 


843 

r..eit>.  jc.Irnfall,-.  .srl.«a.lier.  Bpssor  »viril  ilariim,  «ofnii 
rill  i»ri<.s  Uort  mit  gcholiciipr  Stiimiio  unil  N.i(li'.lrii(k 
jr..a|.ri.ilirii  »irilpii  »oll,  ein  toiiliisr«  Wort  als  Senkung 
rincro  li"'«"  ('»"rauü  sich  aiuli  ilic  ni-tvlilinliche  Stclluiijf 
ilrr  l..iil<>si-ii  l'ion.'  subst.  erklärt)  nn.l  auf  fliese  Senkung 
rrsf  fokt  dann  «las  zweite  ilurdi  den  Ton  lierroriu- 
lM-li<ii(Ie  Wort.  Diese  zweite  lleliniijj  soll  hier  auf  (iri  f«!- 
raii-  lie;;en,  darum  kann  es  erst  nach  der  Senkung  au- 
iDi;  stehen.  —  Wiederum  ist  g.  t)2.  das  hei  Bt.  nur  in 
I  1  "esetzto  afTiov  oi  rrunyuvoi  mit  Retlit  aus  ilem 
Texte  lerhannt  und  y.nriy.njoavTO  beibehalten.  Die 
(iriinde,  aus  welilien  Ref.  diese  Lesart  iler  Ambr.  Ildschr. 
entschieden  für  die  richtige  h<'ilt,  will  er  hier  nicht  wie- 
derholen ,  da  er  sie  in  seinem  Commentar  zu  der  gricch. 
ehrest,  entwickelt  hat.  —  g.  70.  sehen  wir  die  in  F 
und  allen  Handschriften  der  Antid.  fehlenden  AVorte , 
welche  I5t.  mit  Uekker  und  Dindorf  beilielialten ,  Ref. 
aus  dem  Texte  fietllst  hatte,  in  BS.  ebenfalls  getilgt.' 
•So  «ie  hier  die  Handschriften  der  Aiitiil  ,  dem  \'erderlmiss 
durch  glussircnde  Grainniatiker  iiiiiiiler  ausgesetzt,  das 
Richtige  erhalten  liabeii ,  so  wolil  auch  ;g.  ',  .i.  in  der 
Lesart  ■  n6 l^'-l} liU  ,  ".ifiir  die  Handschrift  im  Paneg. 
selbst  i'notlifjiiura  haben.  Letzterer  ist  BS.  gefolgt.  — 
§.  t<|.  hat  BS.  ,  wie  Bl.,  die  Vulg.  beibehalten,  Ref. 
zweifelt  nicht,  dass  »ns  dem  in  1  und  E  erhaltenen 
o.i'TWV  71  öh--  statt  'E/.f.ädc.  als  achte  Li-sart  herzustel- 
len sei:  i'eitn  iiiv  oincij  Tf?C  uiri'yv  71  lii.H^  i)yüi'f.iejoi, 
y.otvrv  d'  aiiviv  :i6i  iv  cr,i'ß/  ,'Mi^a  vouiCowii  etiai, 
lind  glaubt  die  Aiifiialiine  dieser  Coiijcctiir  hinreichend 
in  dem  Comm  zur  Chrcst.  begründet  zu  haben.  Kr  setzt 
hier  nur  noch  bei,  dass  das  Citat  bei  Dioii.  Halic.  de 
Fsocr.  juil.  c.  fj.  nirlits  beweisen  kann,  da  Dionvsios  an 
dieser  Stelle  nicht  wiirtlicli  citiren  «ill.  Ks  sclieint  klar, 
dass  cr.:i(jlr)a  zuerst  erklüreiiile  Randbemerkung  »ar, 
«eiche  i'i  den  Text  eindringend,  in  der  Vulg.  das  da- 
durch erläuterte  nütjv,  \\i  1\E  !>1»t' E/J  aöu  »erdrSugle. 
—  §.  87.  Iiatte  Bt.  f.fli  iläyi]  beibehalten,  bei  BS.  er- 
scheint y.ui  nach  Dindorl's  \'organg  getilgt.  —  g.  ili. 
ist  nach  FE  das  Richtigere  (i/a/OMV  //  detvu)V  statt 
i/ai  d.  hergestellt.  Kbriid.  erklärt  sich  S.  für  Ci  / ,  wie 
-r  <iat  ,  und  bezieh)  dises  auf  Lvsaiider,  der  na«  h  dein 
Zeugnisse  Aclian's  v.  h.  1.',  4!.  zu  den  iMotbakcn  ge- 
hörte. Referent  glaubt  aber,  dass,  wenn  als  Subj.  zu 
roorvTO  nach  dem  Zusammenhango  Niemand  anders  ge- 
dacht werden  kann,  als  die  AuyoiVtoTai  und  insbeson- 
dere die  ans  ihnen  genommenen  Dekadarchen,  die  Har- 
'niOsten  als  diejenigen  genannt  sein  müssen,  welchen  jene 
Partei  und  die  Dekailarchen  zuniichst  frohnen  mussten. 
Vergl.  §.  117  und  Xen.  Hell.  II,  3,  13.  14.,  ferner 
III,  Ö,  Vi;  WO  die  thebischen  Gesandten  zu  Athen  unter 
Aoderm  über  das  Verfahren  der  Spartaner  nach  Been- 
digung des  peloponoesischen  Kriegs  sich  folgendermassen 
«rassern:  toi'C  fii^v  Eikotiaq  ctQ/^toOTui;  y.adiOTUvai. 
vL^ioioi  —  äj-kd  ui]v  xal  orq  Vfiu)v  dTrecriijOuv  (pa- 
vegfti  liotv  i}ti]:rnrijy<jTSi'  civrl  juq  fk£i'9eaia<;  di- 
it'Kfjv  ctrTOh  öovKdav  7taQSOX>]ifaoev  i'Jiö  re  yc.^ 
Tuiv  o.ijiioOTiöv  TVoctworvTat ,  y.al  i'iio  dexa  avdouiv 
y.  T.  f.  —  §.  154.  kann  der  Gedanke,  den  Isokrates 
nilsdriii'ken  will,  kein  aiiilcier  sein,  als:  ,,d.is  .Schlimmste 
ist,   d»3s  sie   zur   Vertlieidigiiiig  der   eigenen   Sklaverei  zo 


844 

Felde  ziehen,  and  gegen  die  kämpfen  mässen,  welcie 
ihre  (der  in  den  Reihen  ilcr  Perser  Mitstreitenden)  Fre- 
heit  wünschen."  Denn,  setzt  Isokrates  hinzu,  auch  de- 
Sieg  befestigt  nur  ihre  Knechtschaft.  Diesen  Sinn  gib 
die  Vulgata  iketBe(J0pl'  ,  aber  aucli  nur  den  Sinn  des 
Isokrates,  nicht  seine  Worte.  Vielmehr  führt  ro/i,'  iXiv- 
ihfjoii;  di;ioi'Oiv  ttvai  in  FE  auf  toi<;  skU'&ii^ovi 
a.i;iOvan>  eivai,  wie  schon  Dindorf  vermuthet  hatte.  — 
§.  l^j.  hatten  Bekker  und  Dindorf  aXkoi^Ev  TtO^SV 
beibehalten,  ohne  Zweifel  aus  denselben  Gründen,  aus 
welclien  es  zuerst  «lern  Texte  einverleibt  ward;  man  fand 
das  einfache  äkko\}sv  zu  kahl.  Bei  näherer  Erwägung 
wird  man  sich  indessen  überzeugen,  dass  auf  dkkoiiev 
ein  Nachdruck  ruhen  soll,  den  das  individualisirende 
nudrv  nur  schwächen  würde,  dass  demnach  Bl.  und  BS. 
Recht  thaten ,  wenn  sie  nach  FE  und  den  Raudlegarieu 
des  A'ict.  nur  akko^ev  lesen.  —  §.  IS'.?,  hatte  Bt.  mit 
der  Vulg.,  Bekker  und  Dindorf:  TOt^  ijai'X'av  üysiv 
ßov')  (ifit'wois  X.  zoii  7rok£fj£ii>  STiidvuuvatv;  BS.  tilgt 
mit  FE  ßovXof^ievoi^. 

Gewünscht  hätte  Ref.,  dass  der  selbständige  Werth 
dieser  Ausgabe  durch  vollständigere  Aufnahme  der  wich- 
tigeren Varianten  (namentlich  von  FE  und  im  Dem.  von 
/?,  insbesondere  in  den  Fällen,  wo  die  richtige  Lesart 
minder  gesichert  ist,  und  wo  der  von  den  Hrn.  Heraus- 
gebern gelieferte  Text  von  den  bedeuteiiileren  Handschr. 
abweicht)  ,  möchte  erhöht  wonlen  sein.  So  würde  es 
z.  B.  von  Interesse  sein,  zu  wissen,  ob  Dem.  §.  tW- 
auch  E  '/oitudrojv  statt  xiijuäiMV  hat;  wir  tindeu 
aber  in  der  adnot.  crit.  der  vorliegenden  Ausgabe  hier- 
über keine  Andeutung  ,  noch  überhaupt  ,  dass  F  Z 
Xoijudvujv  statt  yripiUTUiv  enthalten.  —  §.  47.  haben 
FZ  i:kl'mjdliao.v  und  öia  TV.;  die  Hrn.  Herausgeber 
behalten  tkVTl  i)&ljfi£v  und  öl'  UL'Ca  TU  bei,  oline  der 
Variante  Erwähnung  zu  thun ,  s.  o.  Im  Paneg.  fehlen 
z.  B.  im  Schluss  des  g.  ISl.  die  abweichenden  Lesarten 
von  FE,  obwohl  sie  jedenfalls  geeignet  sind,  gegen  die 
Richtigkeit  der  A'ulg.  Zweifel  zu  erregen.  Ad  Nie.  §.  38. 
ist  mit  Bekker  d,  ro/5  avTOU  TTCC/aiv  dv  OVftßovXsv- 
aeia^i  in  den  Text  aufgenommen,  ohne  dass  man  erfährt, 
ob  nur  aus  F zJ ,  oder  auch  aus  E.  Hei.  enc.  §.  48- 
ist  ohne  Angabe  einer  Variante:  rrii;  deuQ  (ftkoveixov- 
oai  gegeben,  wo  /wahrscheinlich  das  achte  rot'5  i^fot't 
(flkovtiyoivTai  erhalten  hat;  ebenso  zuvor  mit  Bekker 
ijv ,  wo  F  und  die  A'iilg.  tiij  haben.  —  |§  51.  hat  Fz/ 
das  richtigere  dTTiiMciV ,  BS.  mit  Bekker  ohne  Angabe 
einer  Var.  enavü.ihiv.  Archid.  g.  53.  BS.  mit  Bekker 
ökiyov^  7li()i  uvtuv  ohne  Erwähnuog  der  Lesart:  6k. 
■vuhi  neui  airvv  in  1'.  §.  /S.  nukiooy.iav  nach  Bek- 
Jter ,  mit  üehergehnng  d' s  richtigeren  nukiogy/ai;  in  F- 
Die  äussere  Ausstattung  ist  sehr  schön,  der  Druck  correct. 
Ref.  ist  wenigstens,  so  weit  er  die  Ausgabe  durchsah, 
auf  keinen    Druckfehler    gestossen. 

Nr  .>.  ist  ein  sauber  ausgestatteter,  correrter  Textes- 
abilruck  von  Nr.  l.,  welcher  sich  auch  wegen  lies  billig 
gestellten  Preises  (15  Gr.  das  Baulichen)  zur  Einführung 
in    Srhuleir  empfiehlt. 

Miilbroiiii.  ?F.   BäumleiH' 


m& 


H46 


8$.     Uebcr    die   Echlhei'l   tfer   lyrisciit'ii    l'iben-csle 

des  Veslritius  Spiirimwi,  mit  bLsonilerer  Sit  riicksich- 

tigiiii;;  der  Bcai  b(  iliiiiiü;  derselben  diireli 

Dr.  Moritz  Axt: 

Vestritii  Spurinnae  lyricae  reliquiae.  Recognovit,  in 
germunicum  convertit  et  cum  amiotationiius  svpe- 
rioruiu  interpretum,  quibus  suas  udiecit,  sepurnlim 
edidit  C.  A.  Mauritius  A.vtius.  Franiofnrti  a.  M. 
apiKl  J.  D.  Sanerl;ii.<lor.  WDCCCXL.  (H(i  S.  8- 
4  Seiten  Text  mit  gegenübeistehpiuler  ,  dum  S}l- 
heiiiisass  des  Oriäjinals  entsprctlifiiJf  r  dculschcr 
Ueliersetziiiig). 

Beiiitiieilt  1011  Dr.  Jacob,  Prof.  zu  Pforta,  in  Ja/in's 
Jahrbb.  für  Pliilul.  und  Piidag.  XXXIII,  ?.  |).  U)0— (i9 
niul  von  Ditlenburger ,  Olierlehrer  in  Aaciieii,  in  dieser 
Zeitsclirift  184 1.  -{•  Heft.  Gvmoasialzeitung  Nr.  14. 
p.    lUS—  112. 

Je  geriii^'pr  die  Anzahl  ilor  rOinlsoheii  Lyriker  fiber- 
haapt  ist,  ili-ren  Werke  nir  tlieils  lollstanilig,  h  ie  die 
GeJirhte  des  Hornz  und  Catull,  theils  in  kleineren 
Ueberreüteu  und  Hru<  fastüeken,  Ijelindlich  bei  Wernsdorf 
Poet.  Kiat.  Min.  T.  III.  j».  32  i  ff.,  besitzen,  und  je  we- 
niger sieh  jterade  jene  kli'Mieren  Uebcrreste  der  rüniisilien 
Jjvrik  bis  jetzt  einer  zeil^eui.'issen  philologisch  -  ästhe- 
tischen Ri'iision  zu  erfreuen  gehabt  halion,  desto  sicherer 
würde  »ich  derjiiii;;e  ilen  Dank  des  sich  für  derartige 
.Studien  interessirenden  Pnblicnnis  erwerben,  «elchcr,  mit 
ti'irhligen  phllnlogischen  Kenntnissen  und  einem  Ssthetisrh 
geläuterten  Gesclimacke  ausgerüstet,  im  Interesse  der 
|)oetischen  rnniischen  Literatur  etuas  zur  Erreiciiung  rlie- 
i-es  Zweckes  beizutragen  bemüht  wüte.  Wir  nahmen 
daher  die  bezeichnete  neue  Ausgabe  des  lon  Plinius 
Episf.  III,  '.  so  sehr  gerühmten  l'estritius  soiiohl  aus 
dem  soeben  angefühlten  Grunde,  als  aui  h  beson<leis  dess- 
halb  begierig  zur  Hand,  »eil  wir  darin  eine  den  heu- 
tigen 11  issenschaltliclien  Forderungen  enfsjireclipnde  neue 
philologisch  -  iinthetische  üntersuchnng  über  die  Echtheit 
jener  theils  rom  ersten  Heransgeber  selbst,  theils  »on 
Andern  bald  nach  ilirem  lOrscheineii  atigezweifelten ,  an- 
derwärts aber  auch  als  echt  lertlieidigtcn  vier  in  dem 
zweiten  asklepiailisclien  A'ersmasse  gedichteten  lyrischen 
Oden  des  l'estritius  Spurinna  erwarteten,  und  diess  um 
«I»  melir ,  als  uns  von  ür.  Julius  Held  eine  selir  gedie- 
gene kleine,  mehr  skizxirende ,  als  abschliessende  Unter- 
suchung über  diesen  Gegenstand  ,  enthalten  in  folgender 
kleinen  Schrift:  ,,Ueier  den  If'erth  der  Ih-iefstiviinlung 
des  jüngeren  t'tinius  in  liexug  auf  Geschichte  der  Li- 
teratur''''  {mit  einem  Epimetrum  continens  l'ragiienta  qua- 
luor  ndarurn  Icslritii  Spurinnae  nullo  nomine  adscri- 
liendnrum)  Hieslau  bei  Cenrg  Philipp  Aderholz  1 8  i'^.  8. 
.')U  S.  denselben  j).  2 J  —  .'JO  a"'  destructivem  Wege  dem 
Ziele  zienili(h  nahe  gebracht  zu  haben  schien,  so  dass 
wir  in  der  A.vtische/i  Schrift  eine  Entgegnung  der  Hei- 
ilischen  Abhanilliing  suchten.  Allein  vergebens!  denn 
nirgends  findet  sich  in  derselben  eine  Spur  der  Uenutziing 
derselben,  »eiche  aufDiMender  Weise  auch  den  bisherigen 
lienrlheileni  der  Axtischen  Schrift  unbekannt  geblieben 
lU    sein  scheint,    obgleich  die  '  orhindensoin  einer  solchen 


.S<  lirifl  termiltc'Ist  der  lierwi  ksichti(;niig  der  Literatur  iler 
Hrie/'e  des  jüngeren  Plinius  nielit  nt  gar  »i-liHer  »n  ini- 
decken  war  Je  nichtiger  aber  die.te  T.vMtr  kurze,  jt'docli 
philologisch  -  ästhetisch  sehr  gut  »ehaltenu  und  zu  einer 
abschliessenden  liiitersiichniig  sehr  anregende  und  för- 
dernde Skiz/.e  lon  Held  ist,  desto  eher  gl.iiilien  wir  die 
Aufmerksamkeit  des  grösseren  pliilolo^isi  heii  Pnblirnms 
auf  dieselbe  lenken  iinil  sie  /.nr  Grnnillage  unserer  eige- 
nen llutersni  hnng  machen  /.u  können,  uehher  wir  eine 
/curze  Darstellung  der  bisherigen  Schichsae  und  lieur- 
thejlung  der  Spurinnischen    Oden   i  oraucschicken. 

Es  fand  nämlich  iliese  Gedichle  zuerst  der  ehemals 
als  Philolog  zwar  berühmte  ,  doch  in  seinen  lUittheilun. 
gen  über  angeblich  von  ihui  gefundene  Handschriften  der 
Classiker  nicht  immer  ganz  glaubwürdige  Kaspar  Barth 
nebst  mehreren  anderen  classisclien  lieberreslen  (Senecae 
Epistolae  in  locus  coii:munes  rednclae:  liber  ordine  al- 
phabetico  complexus  dicta  Sapientuin  ii  Thalete,  (>rae- 
curuin  primo  philosopho ,  ad  Priscianuin,  ultimum  (iram- 
waticuin  Latinorum  nach  Jf'ernsdorf  \>.  liit.  —  Hartk's 
Ausgabe  der  Poetae  lenat.  et  liucol.  Lat.  ist  mir  nii'lif 
zur  Hand  —  und  Uoethias  de  (-  onsolatione  Philusophiae, 
Pervigilii  Veneria  fragmentum  unter  Seneca^s  Namen , 
nach  ebendemselben  |>,  .'>J7),  angeblich  in  einer  alten 
Pergamenthandschrift  zu  Merseburg  *)  unter  Trümmern 
einer  alten  reinachlü.ssigteii  iiibliulliek  ,  doch  weder  in 
derselben  Ordnung,  noch  Abtheilung,  wie  sie  Barth  selbst 
in  seiner  Ausgabe  geordnet  und  eingetheilt  hat,  sondern 
oAne  Absatz  der  Zeil  ii  [perpetuo  versuum  tenore)  mit 
der  üebersrhrift :  „Incipit  l  esprucius  Spurinna  de  con- 
temtu  seculi  ad  Mnrtium''^,  und  gab  diesellien  in  seiner 
Ausgabe  der  Poetae  lenulici  et  Bucolici  I.atini,  llanoiii 
1614,  hinter  Gratii  Cijnegeticon  niit  der  Henierknng 
heraus,  dass  er  weder  wisse,  wer  der  Verfasser  sei, 
noch  wann  er  gelebt  habe;  dass  derselbe  jedoch  ein  Christ 
sei,  gebe  die  Ueberschrijt  der  Handschrift  „de  conlemtu 
seculi^'  zu  erkennen ,  /'alls  dieselbe  ?ticht  etira  von  einem 
abschreibenden  Mönche  herrühre ,  da  die  .^lonclie  sieh 
lange  die  Freiheit  geiiomuien  hätten,  aus  christlichen 
Schriftstellern  heiduischc,  aus  heidnischen  christliche  zu 
machen;  dass  aber  der  Schriftsteller  kein  neuer,  son- 
dern ein  alter  sei,  beweise  der  Stil,  welcher  für  das 
Mittelalter  zu  gut  sei,  und  zu  viele  Gräcismen  enthalte- 
Später  gab  Kaspar  Barth  diese  Gedichte  nochmals  in  den 
Adversaria  XV',  ."i.  heraus,  wo  er  zuerst  daraui  hinwies, 
dass  eines  lyrischen  Dichters  J  estritius  Spurinna  der 
jüngere  Plinius  Erwähnung  thue,  ob  aber  jene  Oden 
von  diesem  selbst,  oder  von  einem  Mönche,  oder  sonst 
Jemand  aus  echten  Gedichten  des  Spurinna  ausgezogen 
seien,  wolle  er  Andern  zu  entscheiden  Überlasseti ,  wie- 
wohl die  vielen  Gräcismen  und  philosophischen  Dinge 
darin    auf   ein    besseres  Zeitalter    l\inzmceisen    schienen. 

']  Murtis/iur^i,  aus  «elclicr  lateinischen  Bezcicbnnns  <ler 
Sladt  AJerseburg  in  der  pren=s.  Provinz  Sachsen  Bahr 
in  seiner  rüoi.  Lili  r.itnri;cscbicbti!  §.  t27.,  Held  a  a.  O.. 
sowie  <lic  i'iliiigen  (ichhrlen,  welche  über  die  Gedichle 
des  y<:itrilius  Spurinna  gesprochen  haben  ,  7.  B.  Grasst 
in  seiner  allt;enH'iiv'ii  Litcrargescb.  aller  Völker  Band  1. 
Ablh.  'i.  p.  SOi  inliitinilicb ,  wie  Axt  p.  7.  Not.  3.  nacb- 
w   I,'  ,   Mtirlur;^  ijciuacbt   h;ibon. 


847 


848 


In   ilcrseUicii   Stelle   gegpii  Jas   Euilo   .'liissert  er,    er  wolle 
Übel-  den    H'eith  dieser   Gedichte  die   Gdelirten    urlheilen 
l.mseii.      Kiiie    in's     Kinzi'liio    ({«•hciido    l'iilorsiK  limig    ;iber 
*iir    KriMilK-iiiiii;    ticr    Waliilicit    li.it    Bartli  ,     falls    unsere 
»litrr     niitoii    aiiiiifülii  cnilc     und     naher     zu     legriindenilo 
f.rmnlliiini;    uns    niclit  «rügt,    HoJer   geben    kiinnen,   n«.  h 
»ollen.      Junus    Uliliua    dagegen    in    seinen    Prulegg-    zu 
Gratiiis  {Poet.    Vemit.)  p.   81    li»«   '1'»  Veruiudiung  aufge- 
stellt ,  diiss  Jene   Oden  nicht  echt,  sondern  nach  den  An- 
deutungen hei  Flinius  Hier  Jen    Vestritius  Spurinna    von 
irgend  Jemand,    icuhl  gar   von  Kaspar  Barth   selbst,   oder 
irgend  einem   Aelleren   verfertigt  seien.    Joh.   Alb.   Fabri- 
cius    in    der   ISibl.    bat.    Lil..   I.   Cap.    16-    |).   ^öl    äussert 
gar,  dass  Alles  in  diesen    Oden  aus  dem  Briefe  des  PH- 
nius  entlehnt  sei.       Dagegen    aber    bemerkt    Joh.    Mallh. 
Cesner   in   seiner   Ausgabe    der   Briefe    des   Plinius,    dass 
zicar  nicht  die  Worte,  wohl  aber  der  Stoff  zu  diesen 
Oden,  der  uns  das  Bild  eines  Mannes  darstelle,  welcher 
xich  nach  einem  geschiij tsvollen,   vorzugsweise  dem  Sta.te 
gewidmeten    Leben   in   die  Masse  des  Privatlebens   zurück- 
ziehe,  von   einem   Scholastiker  {i  scholasticus)    oder    wohl 
>'ar  von   Barth   selbst  aus   Plinius  entlehnt   und  zu  Jenen 
der   Gedichten   verarbeitet    worden    sei,    so   dass  also  das 
tiauze    für    eine  31>s)ifi(aticn    zu    hallen  uSre,    dergleiehi'U 
siih   auch   andere    inchlige    ältere    Philologen,     «ie    z.    B. 
Muretus    mit    seinem    Pseudo  -  Attius    und     Trabea    (efr. 
Baiile  Dict.    hist.  s.  i.   Trabea   T.    IM.    p.    752    und  Fabric. 
UM.    Lat.  T.  III.    |).  23!;  sq  )    erlaubt    haben.      U'ernsdorf, 
»eil her    diese    Od<n    in    seine     l'oet.    Lat.    Min.    T.    III. 
J).    j.'j   sq.    anfgonoinmeii     hat,     gesteht,     anfangs     teeren 
so   vieles  Bruchstücklichen   und  Dunkeln  in  Jen^n  Gedich- 
ten   auch    diese    Ansicht   gehabt    und    daher   Anstand  ge- 
nommen  zu  haben,   dii'selben  seiner   Sammlung    der  klei- 
neren  riimischen  Lijriker    in  den  gedachten  t'oet.  Lat.  Min. 
einzuiffleiben  ,     allein     das     günstige     Urtheil     iiher     den 
U'erth    derselben  von  einem  sehr  gelehrten  Kritiker   Gottl. 
Sie°fr.    Bayer    in    einem   liriefe    an    Joh.    Malth.    Gesner 
(lergl.  dessen  .4nmerk.  zu  dem  ei wähnten  lincfe  des  Plül.j, 
befindlich   in   einer    „Sijlloge    Epistolarum    varii  ar- 
gumenti    ab    Uhlio   l.    CL    edila''    Vol.   1.   \,.  'M-    uiul 
in     einem     anderen     an     denselben     in     ilersellien     Sijltog. 
|i.   '1~ ,    welcher    kein    Bedenken    über    die   Echtheit   Jener 
Oden    habe    laut    werden    lassen,    habe    ihn    endlich    be- 
stimmt,   dieselben    in    seine   Sammlung   aiifzunehinen ,     unil 
er  seilst   entscheidet  sich   dahin,   dass,    wenn   diese   Oden 
auch  nach  Plinius  Briefe  gedichtet,   doch   nicht  von  Barth 
erdichtet  sein  könnten,   weil    I)   derselbe  selbst  nicht  all- 
zugünstig über  dieselben  urt heile,    'J)    er  selbst  über  den 
wahren   Urheber  derselben    zweifelhaft  sei,    3)    er    selbst 
die  Mängel  und  Fehler  der  Handschrift  zugleich  mit  den 
vielen    Lücken  gewissenhaft  anzeige,   und  endlich   4)  der- 
selbe  dieselben   nicht  selbst  zu  verbessern   oder  auszufül- 
len  und  zu  erklären  gewagt  habe,   »vas  diejenigen  zu  tliuu 
i)fle;;teii,    »eiche   sich    ihrer   Fiinde    fri'Uteii    und    riilimlen; 
ausserdem    habe  Kaspar  Barth    die  Handschrift,    welche 
diese   Gedichte   enthalte,    mit    den    übrigen    dirin    befind- 
lichen Stücken  vollständig  beschrieben  ,  den    Ort  und  die 
Bibliothek,   worin   er  dieselben  gefunden,   offen   angezeigt 
and  sich   ausserdem   darüber  virirundert,   dass  Georg  Fa- 
liricius,    der   einst  dieselbe   Bibliothek-  untersucht ,    diesel- 


ben nicht  vom  Schimmel  befreit  habe.  Diess  Alles  habe 
Barth  nicht  so  olTcu  erzählen  und  sogar  den  Argubhni- 
sclieii  den  Weg  zur  Erforschung  der  Wahrheit  zeigen 
künnen  ,  nenn  er  selbst  haUe  befürchten  müssen ,  dass 
sein  Betrug  entdeckt  werde.  Seine  eigene  IMeinung  aber 
entferne  sich  nicht  »eit  von  der  Ansicht  Kaspar  Bartil's. 
Dass  der  von  Plinius  angeführte  Spurinna  diese  Ge- 
dichte geschrieben  habe,  wolle  er  nicht  behaupten^  denn 
wiewohl  derselbe  einst  lyrische  Gedichte  geschrieben  habe, 
so  schienen  dieselben  doch  entweder  codi  Verfasser  nicht 
verüirentllcht,  sondern  im  Schranke  untergegangen,  oder, 
»enn  sie  auch  reröffentlicht  viurden  w.'iren ,  nicht  auf 
die  Nachwelt  gekomnien  zu  sein,  weil  dieselben  ron  kei- 
nem der  alten  (irammatiker  oder  Comnieiitatorcn  ange- 
führt, unil  S;oriniia  selbst  von  keinem  der  Alten  unter 
den  berülimten  lyrischen  Dichtern  genannt  werde,  doch, 
»ie  es  öfters  geschehen  sei,  kiimiten  die  Oden,  wie  der 
Stil  und  der  Inhalt  beweise,  entweder  aus  echten  Ge- 
dichten des  t'estritius  Spurinna,  welche  einst  existirt 
hätten,  zusammengezogen  und  zusammengesetzt,  oder, 
was  ihm  selbst  wahrscheinlicher  sei,  von  einem  andern, 
doch  alten  Dichter  nach  dem  Bn'efe  des  Plinius  gedich- 
tet worden  sein.  Denn,  obwohl  Spurinna  in  edler  Alusse 
ein  ruhiges  Leben  verlebt  habe,  so  könne  man  doch  dess- 
halh  nicht  behaupten,  d^ss  seine  Gedichte  nur  davon  ge- 
handelt hätten;  auch  könne  er  jene  von  Plinius  an  den 
(aedicliten  des  Spurinna  so  sehr  gerühmten  Eigenschaf- 
ten der  mira  dulcedo ,  mira  suavitas  und  mira  hilaritas 
nicht  gerade  so  gross  finden,  wieivobl  er  tWe  sancta  gra- 
vitas  anerkenne;  doch  habe  jener  Dichter,  um  ein  des 
Testrilius  ȟrdiges  Gedicht  zu  dichten,  das  von  Plinius 
entuorfene  Bild  des  Spurinna  in  seinen  Gedichten  wie- 
derzugeben sich  bemüht,  und  zwar  nicht  bloss  nach  jenem 
über  Vestritius  speciell  handelnden  Briefe  ,  sondern  auch 
nach  andern  Stellen  des  Plinius  und  gleichzeitiger  Schrift- 
steller, welche  ebenfalls  eine  ehreniolle  l\liis«e  piiessen. 
Demnach  glaube  er,  habe  Jener  unbekannte  Schriftsteller 
nicht  bloss  das  Bild  eines  Mannes  selbst,  welcher  ttach 
einem  geschäftsvollen  Leben  sich  in  die  stille  Müsse  zu- 
rückziehe, aus  der  Erzählung  des  Plinius  geschöpft, 
sondern  auch  einzelne  Worte  und  Gedanken  desselben 
benutzt,  wovon  er  Beispiele  in  seinen  Anmerkungen  gegeben 
habe.  Dass  der  Verf.  dieser  Gedichte  Stelleu  anderer  Schrift- 
steller zu  seinem  ZmccLp  benutzt  habe,  glaube  er  daran  er- 
kannt zu  haben,  dass  derselbe  Vieles  in  deiiselbeu  nach  dem 
Geschiiiarke  des  Plinius  und  Seneca,  aus  welches  Letzteren 
Briefen  sich  sogen,  moralis  he  Sentenzen  ausgezo;;en  in  der- 
selben Ilandschiift  fanden,  dargestellt  habe,  und  viel- 
leicht habe  derselbe  den  Mamen  des  l  estritius  Spurinna 
diesen  Oilen  nicht  vnri;efetzt,  um  dadurch  den  wahren 
Verfasser  /u  bezeichnen,  sondern  nur  die  Manier  anzu- 
deuten, in  der  er  gedichtet  habe,  wie  z.  B.  der  Titel 
Calonis  Disticlia  nicht  bedeute  ,  ilass  diese  .Sentenzen 
wirklich  ton  <lein  alten  Caio  seien,  sondern  nur,  das» 
dieselben  im  Geiste  des  allen  Caln  verfertigt  seien  ;  doch 
scheine  der  Verfasser  kein  Schri/tstel  er  eines  späteren 
Jahrhundei  Is  oder  der  sinkenden  Latinität  ,  sondern  ein 
sehr  alter  und  ron  Spurinna  selbst  nicht  weit  entfern- 
ter, denn  es  fänden  sich  in  den  Gedichten  berühmte  und 
gewichlvolle   Aussprüche    und  unzweideutige  Spuren    der 


849 


850 


alten  Philosnpbie,  ausserdem  eine  gewühlle,  des  classisclien 
Zeitall eiH  nicht  unwürdige  Latiniiät,  ein  für  das  Mit- 
teAnlter  zu  fein  gebildeler  Stil  und  viele  ( ■  räcismen , 
in'lclic  (larniif  liin/.iiM  cispii  m  liii-ii<>n  ,  <lass  sie  aus  erhtpri 
<»i>(li<  lit'-n  (li'S  Spurinna,  zusainmeiigezogen  oiler  aus  Stü- 
«Ivpii  (lessrlbcn  ziisaiiinipii';e.''<'<''t  seioii:  denn  wer  iliese 
(Jedichte  >o  mit  Grücismen  "i"!  anderen  Blumen  der  äl- 
teren Latiniiät  habe  aiissclinu'ickcu  können,  der  mi'isse 
entweder  Spurinna  selbst  gewesen  sein,  oder  seine  S|ira- 
clip  ansserordentlirli  gut  üekannf  haben.  Und  wenn  auch 
im  Mittelalfer  einzelne,  nii  ht  sihlerhte  Srhriftsteller  sirh 
fänden,  weche  ein  ähnliclips  (ieilirlit  hatten  verfertigen 
können,  so  würde  dorb  ein  jüngerer  und  vom  Zeitalter 
des  Abschreibers  nicht  weit  entfernter,  nicht  die  gegebe- 
nen i5rnclis(ücke,  sondern  ein  lollst.'lndiges  Exemplar  zum 
Abschreiben  erhalten  haben.  Der  Umstand  aber,  dass  der 
Abschreiber  diese  Bruchsliicke  so  bruchsti'icklich  abge- 
schrieben und  zwischen  amlere  Driichstücke  und  Stellen 
alter  Schriftsteller  gestellt  habe,  beweise,  dass  derselbe 
das  Alterthum  habe  ehren  und  das  al(e  Gedieht  erhalten 
wollen,  wienolil  es  schon  durch  die  Unbilden  der  Zeit 
nnd  die  Nachlässigkeit  der  früheren  Alischreiber  sehr 
verdorben  gewesen  sei,  so*»-ie  das  in  derselben  Handschrift 
befindliche,  am  Anfange  und  Knde  verstümmelte  Pervi- 
gilium  Veneris.  Der  Titel  ,,rfe  cnnteinlu  seculi^'  rühre 
wohl  von  einem  abschreibenden  .llnnche  her.  In  den  ,•/</- 
denda  zu  dem  Frooem.  de  Mario  iCelso^)  aber  (Tom.  IV, 
j>.  S40  scj.),  welcher  Carm.  I,  'J.  erivähnt  werde,  der 
ein  vertrauter  Frennd  und  Geführte  des  Vestrilius  Spu- 
rinna gewesen  sei.  neigt  sich  H  ernsdnr/  wieder  bestimm- 
ter zu  der  IMeinuiif;  hin,  dnss  de  Gedichte  wirklich  echte 
tiedichle  des  lestrilius  Spurinna  seien,  weil,  wenn  ein 
jüngerer  Dichter  dieselben  dem  l  esirilius  Spurinna  un- 
tergescholren  liStte ,  derselbe  wohl  eher  irgend  einen  an- 
deren bekannteren  INanien  ,  als  den  nur  von  dem  Ab- 
schreiber in  ilen  bekannteren  Mnriius  reründerten  würde 
gebraucht  haben.  Der  von  U  ernsdorf  rühmlichst  erwc'ihnle 
Gottl.  Sig/r.  Bayer,  dessen  Bearbeitung  dieser  Wrisilien 
Bruchstücke  des  angeblichen  Vestritius  Spurinna  sirh  als 
ein  opus  poslurnum  desselben  unter  dem  Titel  ;,De  Fe- 
slrilio  Spuriitna  Lyrico  et  eins  fragmentis'^  in  den  Cotn- 
mentarii  academiae  scienliarum  Pelritpolilanae  Tom.  XI. 
(nicht  IX.,  wie  Axt  und  der  ihm  folgende  Recensent  in 
dieser  Zeitschrift  a.  a.  O.  p.  |()()  ciiiren)  ail  a.  1 /.S  '. 
Petropoli  1750.  p.  311  ff-  abgedruckt  findet,  hat  ausser 
dem  oben  angeführten  allgemeinen  Urtheile  des  snbjec- 
tiien  Gef.illens  an  jenen  Gedichten  in  seiner  Bearbeitung 
derselben  keine  die  Echtheit  derselben  wissenschaftlich 
begründende  Untersuchung  nach  aus  dem  Charakter  der 
Gedichte  selbst  geschöpften  Beweisen  geführt;  ebensowenig 
Hr.  Axt,  welcher  ;n  der  Einleit.  p.  ]U  nur  IVernsdorf's 
Schwanken  tadelnd  ,  das  allgemeine  unbewiesene  Ur- 
tbeil  fällt,  dass  die  Ueberreste  dieser  Gedichte  so  be- 
schaffen seien,  dass  nur  ein  Starrkopf  Bedenken  tragen 
könne,  dieselben  als  echt  anzuerkennen;  denn  würdig  des 
Vestritius  seien  die  Gedanken ,  würdig  die  Sprache  und 
nirgends  der  Zusammenhang  für  einen  lyrischen  Dichter 
zu  locker  ,  so  dass  dieselben  als  verstümmelt  zusammett- 
getragen  erscheinen  könnten.  Allem  dieser  in  der  Ein- 
leitung ron    Hrn.   Axt   diesen   Gedichten    gehaltenen   l^ub- 

Zeilschr.  /   d    AhenUumny. 


red«  wldcrsprirhi  lu  den  Anmerkungen  desselben  faciisrh 
•ler  [nistand,  <Uss  er  in  ilenselben  sich  so  oft  genöthigt 
sieht,  die  bei  iler  Erklärung  der  einzelnen  Stellen  dieser 
<i<-dirhfe  sich  ihm  unabweislich  aufdringenden  iMangel- 
hafligkeiten  auf  die  gewaltsamste  und  künstlichst«  Weise 
theils  durch  kühne  Emendntunen ,  theils  durch  Erklä- 
rungen, ppstnt/.t  auf  die  ge>uchli'sten  Parallelslellen  an- 
derer, sehr  später  Dichter,  hinwegzuräumen,  wiewiihl  ihm 
diess  nur  selten  recht  gelungen  ist  ,  was  auch  llr.  üit- 
lenburger  a.  a.  O.  p.  I(l')  richtig  bemerkt  hat,  welcher 
sich  mehr  zu  der  Unechlheit ,  als  Echtheit  hinzuneigen 
scheint,  wenn  er  sagt:  „Mögen  die  vier  in  asklepiadei- 
sclien  Versmassen  geschriebenen  Fragmente  wirklich  von 
Spurinna  sein  oder  nicht,  so  scheinen  sie  doch  kaum 
den  f^leiss  und  die  gelehrte  Ausstattung  zu  verdienen, 
deren  sie  Hr.  Axt  in  dieser  Ausgabe  gewürdigt  hat.  Den» 
es  wird  schicerlich  dem  grössten  Lobredner  gelingen,  sie 
von  dem  Vorwurf  gewaltiger  Geschraubtheit  der  Gedan- 
ken ,  einer  kaum  zu  erhellenden  Dunkelhe  t  in  //'  ortge- 
brauch und  Satzbau,  sowie  eines  übermässigen  Schwul- 
stes zu  befreien.''^  Hr.  Jacob  in  seiner  Recensiou  der 
.Ixtisrlien  Hearbcitiing  dieser  Bruchstücke  hat  leider  diese 
Authenticitätsfrage  ganz  unberücksichtigt  gelassen,  und  nur 
die  Erklärung,  die  philologischen  Itenie'  hangen  Hrn.  Axl's, 
welchen  er  einen  pädagogischen  Werth  zuschreibt,  kurz 
beurtheilt  und  dieselben  mit  einigen  eigenen  ähnlichen 
Beinerkuiigen  begleitet,  wiewohl  gerade  diese  sogenann- 
ten päd  go^^ischen  .Aiiiiierkun^en  ,  wie  Hr.  Ditlenburger 
p.  III  ebcnf.ills  sehr  richlig  bemerkt,  gerade  hi.  r  nii  ht 
eben  gut  angebracht  sind.  Ausser  seinem  eigenen  Urtheile 
beruft  sich  Hr.  A.rt  noi  h  auf  die  die  Echtheit  dieser  Gedichte 
bestätigenden  Urtheile  einiger  anderen  tüchtigen  Gelehrten 
und  Dichter,  auf  Martin  Opitz,  welcher  in  der  Einlei- 
tung zu  seinen  Werken  geäussert  habe,  dass  je  weniger 
Verse  des  J  esirilius  auf  die  Sachwelt  gekommen  seien , 
desto  7iiehr  dieselben  das  l  erlangen  ?iai  h  den  übrigen 
rege  machten,  auf  Fried-  Aug.  IVolf,  welcher  in  seinen 
Vorlesungen  über  die  röm.  Literaturgesch  ,  herausgegeben 
von  Gürtler,  Leipz.  I.S.i2.  p.  23S  ilen  Vestrilius  Spu- 
rinna so  anführe,  dass  es  offenbar  sei,  er  habe  dieselben 
für  echt  gehalten,  ferner  auf  Mitscherlich ,  welcher  die- 
selben zu  Hor.it.  Carm.  H,  Ui,  'J —  1,'.  ohne  allen  Bei- 
salz unter  dem  Manien  Vestritius  Spurinna  citirt  habe, 
endlich  auf  seinen  gelehrten  Frennd  Dr.  Rigler,  welcher 
diese  Gedichte  in  einem  Clever  Gvniuasialprcigramme  vom 
Jahr  IS.?'  (Annot.  ma.vimam  partern  criticae  in  poet., 
qui  min-  oocantur)  ebenfalls  für  echt  erklart  habe.  Allein 
da  blosse  allgemeine  ästhetische  Urtheile  des  subjectiren 
Geschmackes  selbst  aus  dem  Munde  der  berühmtesten 
HJänner  keinen  rein  wissenschaftlichen  Werth  haben,  so 
können  dieselben  nicht  für  entscheidend  angesehen  wer- 
den, sondern  nur  aus  dem  Inhalte  und  der  Form  dieser 
Gedichte  selbst  mit  Uerücksichtiguiig  des  bekannten  Pli- 
nianischen  Briefes,  als  <ler  sichersten  Basis  einer  rich- 
tigen Bciirtheilung  der  Echtheit  oder  Lnechlheit  derselben, 
abgeleitete  Beweise,  welihen  Weg  zueist  Held  in  seiner 
oben  angeführten,  zwar  kurzen,  aber  gründlichen  .Ski/ze 
einer  derartigen  Untersuchung  eingeschlagen  liat.  \^  e^s- 
halh  wir  sehr  bedauern,  dnss  <lieselbc  Hrn.  A.rt  zum 
grossen   Marhtheile    seiner    Bearbeitung    völlig    unbekannt 

5ü 


851 


f^5? 


•■•»Iiliolicii ,  ila  ilrrscllii-  l)ei  sciiipin  sonstigen  Srliarfsinne , 
«ei^irr  oi'ilir"-!'!!!'!!  Grlrlirsanikeil  iiiiil  Ix-iliMiteiiili-ii  .'iütlip- 
(isclirii  liililiiii«  iT.-irll  civil  Hort  [;r;;pl)riieii  Aiiilriltilii)rrii 
ffpMiss  /il  s;-'!":  ;>iiiliTi>ii  Ri'$iilt,it<'ii  «lirilp  (;;<-laii<;t  sriii , 
als  i-s  SD  «li'r  t"'>ll  '»'•  Utxli  srlifiiit  ihn  iiliiTliaii|)t  mehr 
eine  fpitisso  ilr.'tiijji-ixlp  KiU  ,  von  iler  sich  niaiirhc  .Spu- 
ren in  jener  Ueorlieidiiij;'  zu  finden  si  heineil,  lon  einer 
tieferen  lintersnrhuiij;  ilieser  Frnge  ahteliaUen  zu  lialien, 
«ts  (las  eiifendiche  \'erkeniieii  lies  aufzn(;reifeii(leii  .S(an(l- 
punrtes  in  «ierselben;  da  er,  »enn  er  ileii  Comiiieiitar 
eher  tiichlit;  dnrrli»earbeifef ,  als  sein  Urtlnil  iHier  die 
Echtheit  «lieser  (ledichte  niedergesrhriehen  hatte  ,  gewiss 
nirlit  so  sicnstig  fther  dieses  poetische  Prodiict  »n'irile  ge- 
irrtheiit  halien,  insofern  er  die  Mängel  ilesselUeii  in  dem 
Commentiire  selbst  gefühlt,  und  oft  in  schwierige  Eiit- 
»dieidungen  ier»ifkplt  worden  ist,  in  »eiche  er  gewiss 
nicht  geralhen  sein  wiinle,  »enn  jene  Oden  so  vollkom- 
men waren,  wie  sie  ihm  in  der  Vorrede  erschienen  sind. 
Daher  glauben  wir,  dass  derselbe  sein  günstiges  Urtheil 
nicht  aus  einer  allseitig  erwogenen  Durcharbeitung  sei- 
nes StoH'es  gewonnen  habe,  sniidern  dasselbe  eher  fertig 
gewesen  sei,  als  der  Commentar ,  welcher,  wie  manche 
Unebenheit  ilesselhen  zeigt,  in  zu  kurzer  Zeit  abgefasst 
und  von  dem  Verfasser  nicht  noch  einmal  diirchgeseben 
worden  zu  sein  scheint,  um  den  Totaleindruvk  desselben 
zur  (iewinnung  eine«  aus  «lern  Charakter  der  Geiiichte 
selbst  hergeleiteten  sicheren  Lrtheiles  über  den  wahren 
Jf'crth  und  die  Echtheit  oder  ünechtheit  «Ierselben  bes- 
ser in  sich  auf/unehmen,  als  es  bei  einer  einfachen  Lee- 
füre der  Gedichte  selbst  ohne  vorausgegangene  philo' 
logisch- ästhetische  Prüfung  derselben  im  Einzelnen  der 
Fall  sein  kann.  Da  nun  Hrn.  Held's  Urtheil,  wie  wir 
oben  bemerkt  haben,  allein  auf  der  Grundlage  einer  der- 
artigen ,  «lern  Gesammturtheile  über  ilie  Echtheit  oder 
Ünechtheit  vorangehenilen  Specialunfersnchung  zu  beruhen 
scheint,  von  der  sich  genügende  Proben  in  seinem  Schrift 
chen  finden  ,  so  hat  ilasselbe  allein  unter  den  bis  jetzt 
aufgestellten  Urtlieilen  über  die  Echtheit  oder  Ünechtheit 
dieser  Gedichte  einen  wissenschaftlichen  VVerth,  und  ver- 
dient zur  Grundlage  einer  auslnhrliclieii  Untersuchung 
gemacht  zu  werden.  Dieues  Urtheil  aber  lautet  im  All- 
gemeinen dahin,  dass  die  Gedichte  des  Vestrilius  Spu- 
rinna,  dessen  ersten  Namen  der  erste  l'ers  der  ersten 
Ode  nenne,  schwerlich  irgend  einen  Antheil  an  Jenen 
vier  Oden  haben  können,  insofern  die  in  denselben  <luri:h- 
gelührten  Themata  über  «lie  Verächtlichkeit  des  Jahrhun- 
derts, das  Lob  ehrenvoller  Armuth,  das  Glück  der  Ab- 
geschiedenheit, obgleich  auch  Spurinna  diese  Dinge  habe 
besingen  küiinen ,  «loch  mehr  der  llvpocliomltie  eines 
Mouche»,  als  dem  kräftigen  und  heiteren  Sinne  eines 
tapferen  Generales,  wie  ihn  Plinius  schildere,  zustimmen 
«lürfen,  iiikI  auch  der  sich  kundgebende  Geist,  sowie  «lie 
Darstellung  ganz  der  von  Plinius  gegebenen  Schilderung 
«Ics  Dichters  eiitgegenzusein  scheine,  da  Plinius  Lieblich- 
keit [dulcedo)  und  Anmuth  (suavitas)  an  den  Geilirliteu 
lies  Spurinna  rnhine,  aber  diese  Eigenschaften  noch  keiner 
der  Gelehrten  in  jenen  Oden  gefunden  haben  wolle, 
welche  in  «ler  Tliat  auch  fehlten.  Auch  Hessen  ihn  die 
vielen  im  Einzelnen  zu  machenden  Aussteltungen  Beden- 
ken  tragen ,    in    den   erhaltenen    Trümmern   Spuren    der 


Lieder  des  l  estritius  Spurinna  oder  irgend  eines  andern 
antiken  Dichters  zu  finden,  nml  er  sei  eher  geneigt,  z» 
glauben,  dass  nach  dem  liriefe  des  Plinius  ein  Miinch 
diese  vier  Oden  gejertigt  habe,  wiewuhl  derselbe  freilich 
den  lirief  lies  Plinius  nur  gelesen,  nicht  studirt  zu  haben 
scheine;  übrigens  gestehe  er,  dass  in  ihm  der  Verdacht 
entstanden  ,  der  Auetor,  wc  '  er  auch  gewesen  sein  möge, 
habe  die  Arbeit  unbeendigt  liegen  lassen,  denn  die  sich 
vorfindenden  Lücken  Hessen  auf  eine  bedeutende  Ver- 
legenheit desselben  in  metrischer  Heziehung  schliesseii. 
Den  Verdacht  aber  eines  literarischen  Betruges  von  .Sei- 
fen lüispur  Bartli's,  «ler  wegen  «les  Inhaltes  bald  nach 
«lern  Ersilieinen  der  Oileii  rege  geworden  sei,  iiabe 
IVernsdorf  hinreicheiiil  von  demselben  entfernt,  lir  selbst 
habe  Kaspar  Ijarth's  Juvenilia  gelesen,  dieselben  aber, 
obgleich  sie  nu-ht  gerade  vortreillich  seien,  doch  nicht 
so    schlecht    gefunden,    wie    jene    vier    Oden. 

Um  nun  etvvas  mehr  iii^s  Einzelne  zu  gehen,  so  sucht 
Held  ans  iten  von  den  früheren  Herausgebern  gar  ni«'ht 
beriiiksiclitigten  Widersprüchen ,  in  ileneii  der  Pliniaw- 
sche  lifief  zu  dem  Inhalte  dieser  Oden  steht,  aus  der 
geschnacklosen  IVihl  nml  Durchf'ühruns,  der  in  densel- 
ben behandelten  Themata ,  wehhe  Gegenstände  die  Her- 
ansgeber ebenfalls  ganz  niiberücksichligt  gelassen  haben, 
sowie  endlich  ans  der  geschraubten  und  dunkeln  Gedan- 
ken- und  Sprachdarstellung,  welche  dieselben  wohl  ein- 
gesehen ,  aber  von  einem  ganz  falschen  Standpuncte  aus 
betrachtend,  oft  auf  die  inerkw  üriligsle  Weise  in  .Scliut« 
zu  nehinen  gesucht  haben,  nachzuweisen,  dass  diese  Oden 
nicht  nur  nicht  von  dem  Vestritius  Spurinyia,  sondern 
nicht  einmal  von  irgend  einem  anderen  antiken  Dichter 
sein  können-  Wahrend  nämlich  Plinius  den  alten  Vestri- 
tius Spurinna  uns  als  einen  Greis  darstellt,  der,  nach- 
dem er  in  den  verschiedensten,  ehrenvollsten  Staatsämtern 
die  Stürme  lies  Staatslebens  erfahren  ,  noch  in  seinem 
sieben  und  siebenzigsten  Jahre  im  ungeschwächten  Ge- 
nüsse seiner  Körper-  und  Geisteskräfte  in  seiner  Zu- 
rückgezogenheit  vom  Staatsleben  ein  recht  behagliches, 
zufriedenes  Privatleben  führe,  und  oft  noch  bis  tief  in 
die  Mitternacht  beim  fröhlichen  Mahle  im  Kreise  trauter 
Freunde  auf  die  heiterste  IV eise  verweile,  und  li/rischt 
Gedichte  in  griechischer  und  lateinischer  Sprache  mit 
vielem  Aufwände  von  Getehrsnmkeit ,  bewundernswürdiger 
Lieblichkeit,  Anmuth  und  tmschuldiger  Heiterkeit  verfer- 
tige, erscheint  ilerseihe  in  ileii  uns  vorliegenden  Oden  i7t 
demselben  Aller  als  ein  geistig  und  körperlich  stumpfer, 
gebrechlicher ,  abgelebter,  in  Missntuth  über  die  Vergäng- 
lichkeit und  Eitelkeit  aller  irdischen  Glückseligkeit  ver- 
sunkener und  die  Verachtung  derselben  preissender  Alter, 
dessen  Gedichte,  wie  schon  die  Wahl  des  Stoff'es,  Lob 
einer  ehr e?iv ollen  Armuth,  einer  der  l^  elt  ent- 
sagendeti  Einsamkeit ,  Verachtung  irdischer 
Ehre,  beweist,  sämmtlich  einen  düsteren,  schwermüthigeu. 
iiicht ,  wie  Plinius  sagt,  unschuldig  heiteren  Charakter 
haben;  die  von  demselben  gerühmte  Anmuth  und  Lieb- 
lichkeit seiner  Gedichte  verwandelt  sii  h  hier  in  einen 
unangenehmen,  übermässigen  Schwulst,  Dun- 
kelheit, Verworrenheit  und  Geschraubt heit  der 
Gedanken,  häufig  versetzt  mit  übel  angewandten 
Remiscensen  aus    älteren  Dichtern;   von    der   eben- 


853 


854 


falli  von  Plinius  gerühmlen  Gelehr s amlceit  ist  keine 
Spur  vorhanden,    man    viüsste  denn    das  Unverständ- 
liche, Dunkle  und  Verworrene,  sowie  die  e  r  71  s  t  e  n, 
philosopliis chen  und  moralischen,  aber  a'.ler  Tiefe 
ermangelnden    G edanken    und    missbrauchten    Kemis- 
cenzen  Jür  Gelehrsamkeit  halten.    Ua  ferner  zur  Lieb- 
liclikeit  und  Anmuth  ilocli  wolil  auch  Klarheit,  Einfach- 
heit Uli«!    Correctheil  des  Stiles   und  Metrums   gehört,  fin- 
den   wir    in    diesen    Oden    dagegen    grüsstentheils    gerade 
das  Gegentheil,   bestehend  in  grammatischen,  lexikalischen 
und   Metrischen  kaum  irgendno  anders  bei  rüniischen  Clas- 
sikern   nachzuweisenden  Seltenheiten ,    »o  nicht  geradezu 
Uncorrectheiten ,    verworrenem    Satzbaue    und    unzusam- 
menhängenden ,    oft    ganz    unverständlichen    Gedanken , 
wienuhl   sich   hin    und    wieder   auch     einzelne    Lichtpuncte 
zeigen,    welche    eine     gewisse     |)<ic'fisclie    und    .sprachliche 
Leichtigkeit   verratheii,   die   di'Ui    Dichter   zu  Geliote  sfand. 
Die  sogenannten    Gräcismen    und   Blumen    älterer    Latini- 
lüt ,     welche    die    Herausgeber    für    Mpuren    der    Echtheit 
dieser  Oden   oder  Benutzung    echter   Oden    des   Spurinna 
von   Seifen    eines   anderen  Dichters   halten,   scheinen   diese 
£hre   nicht   zu    verdienen,     da    die    Gräcismen    ziiin    Theil 
äusserst  seltene,   zum   Theil   misslangene ,   zum  Tlicil   auf 
falscher   Kritik  und  Exegese  beruhende  sind,  die  Blumen 
alter   Latinilüt   aber  selir  sparsam   und    zweifelhaft  sind; 
endlich    alle»    Diess    einst    wohl    ebenso    gut,     wie   jetzt  , 
(beils     nach     richtii^en ,     theils     nach     falschen     Analogien 
nachgeahmt     werden     konnte,     sowie     die    philosophischen 
Gedanken    eben    keine  solche  Ei^enthrimliclikeit  Piilhalten, 
dass  sie   für  classische  Originalgedanken   gehalten  »erden 
niüssten.       Sollte     es    nun     unter    diesen    Umständen     wohl 
denkbar   sein,     dass    der   fein   gebildete    und    in   seinen    ei- 
genen   Briefen   so   anmuthige    und    geschmackvolle    Plinius, 
der   so   oft  als   gediegener   und    gewandter   Kunsfrichter   in 
literarischen  ErscheiniingenseinerZeitgenossen  und  Freniide 
in  Prosa    und  Poesie   auftritt,    wenn    er   derartige  tietVnhif 
seines    Freundes     Vestritius    Spurinna    >'or    Augen    hatte, 
wie  sie   in   unserer  Sammlung  erscheinen,  ein   solches  Vt- 
theil    über    dieselben    gef.'illt    habe  ,    wie    es    in    folgenden 
Worten    uns    vorliegt:    „Scribit    (Spurinna)    —    et    quidem 
utraque    lingua    lyrica    doctissime.       Mira    Ulis    dulcedo, 
mira    suavitas,    mira    hiluritas :    cuius    gratiam    cumulat 
sanctitas   scribentis.'"''       Denn    wenn    derselbe    auch   zuge- 
Ktandeneruiassen    im    Lobe    der     literarischen     Leistungen 
seiner   Freunde   immer    etwas   übertreibt,   80   dass  man  das- 
selbe allerdings,   wie  Ile  d  in  seiner  Schrift  p.  vi  bemerkt, 
etwas   herabstimmen   muss,    so    lobt   er   doch   gewiss   nicht 
das    absolut  Schlechte,    uud    hat    das    Lob    iler    Gedichte 
des     Vestritius    Spurinna    doch    gewiss    einem    theilweise 
ebenso   couipetenten    Publicum    gegenüber    nicht    so    über- 
trieben,   dass   er   durch   «lies«    üebertreibung  sich  geradezu 
vor   demselben   compromittirt    haben   sollte,     wie   diess   der 
Fall    gewesen    sein    würde,    wenn    er    derartige  Gedichte 
gelobt    hatte,    die,     wenn    wir    Plinius    Sitte    berücksich- 
tigen,  die    literarischen    Leistungen   seiner  Freunde    durch 
sein   ürtheil    dem   Publicum    zu    empfehlen  ,    gewiss    auch 
eur  üenutniss   desselben    kamen.      Da    nun   aus  dem  soeben 
angeführten   Grunde     ilie    uns    vorliegenden   Od<-ii    unmög- 
lich  die    dem    Plinius    vorliegenden   sein    können,    so    kön- 
nen   wir  auch   nicht  auuehmen ,    dass    unsere    sogenanuteu 


Spurinnischen  Gi\ea  aus  jenen  echten  Geilichteu  des  Vestri- 
tius   Spurinna    conipilirt    seien,     insofern    dieselben    dann 
gewiss  nicht  so  schlecht  sein   würden,    wie    unsere  Com- 
pilatioii,   da   bekanntlich  bei   einer   derartigen  Durcharbei- 
tung   fremder  Geistesprodnrte    das   Original    immer    mehr 
oder  minder  durchschimmert,  diess  aber   in  unseren  Odeu 
unmöglich   der  Fall  seiu    kann,    da    bei    der   Erbärmlich- 
keit derselben  anzunehmen   wäre,  dass   das  Original   nicht 
viel   besser,   als   die   Copie   gewesen   sei,   was   eben   in   Dc- 
ziig  auf  den  Plinianischen  Brief  nicht  denkbar  ist.     Wäre 
aber   das  Original   wirklich  gegen  das   Urtheil   des  Plinius 
so   schlecht  gewesen,   wie   es  bei  der  Annahme  einer  Com- 
pilatiun    desselben     gewesen    sein    niuss,     so    ist    es    i|irht 
wahrsrheiiilicli ,   dass   ein   späterer   antiker  Dichter  beider 
Blasse   gediegener,    besserer    Prodncte   der    römischen  Poe- 
sie   selbst    noch     im    späteren    römischen   Zeitalter    gerade 
ein    so    elendes    Original     excerpirt    habe,     und    dass   sich 
jenes   riende    Original    nur    eine     kurze   Zeil    nach   seinem 
fcjrsi  lieineii ,      geschweige     auf    JalirhlliMlirti-     hinaus     habe 
erhalten    können  ,    um   vielleiclit   selbst   noch  im  Mittelaller 
von     einem    elenden    Dichter     benutzt    werden    zu    können. 
Höchstens    könnte    man    diese   Gedichte   für    das    Proditct 
eines    geist  ■     und    geschmacklosen,     in     der    lateinischen 
Sprache  nicht  eben  besonders  erfahrenen  Mönchs  des  Mit- 
telalters halten^   der,   veranlasst  durch  die  ziemlich  ßüch- 
tige  und  unverständige   1  ectüre  des  Plinianischen  Briefen 
je?ie  vier    Oden   zu   dichten   angefangen  ,   aber  aus  geisti- 
gem   Unvermögen    nicht    ordentlich    habe    ausführen    und 
vollenden    können,    zu    »velchem     Urtlieile    Hrn.    Held   die 
vielen    in   diesen    Gedichten   sich    viirfindendeii    Lücken    be- 
stimmt haben,    weche    auf   eine    bedeutende   Verlegenheit 
desselben  in  metrischer  Beziehung  schliessen  Hessen-    Doch 
sinil  uns  gerade  die  Mangel  und  Fehler  jener  Oden  bei  einer 
genaueren  Betrachtung   derselben  so    eigeuthümlich    vorge- 
kommen ,    dass   wir   ilarin    nicht  sowohl    eine    geistige    Un- 
fähigkeit    des    Dichters     eikannt     zu    haben    glauben,    als 
eine    recht    bedächtig    ausgeführte,    absichtliche,    wohlge- 
luiigeiie  Täuschung  eines  weit  besseren  Dichters,   der  seine 
Fähigkeiten    im    Einzelneu,     obsclion     seifen,     manchmal 
absichtlich  durchschimmern  lassen  zu  wollen  scheint.    Audi 
ist    in    Bezug    auf    die    äusseren   Schicksale    dieser   Oden 
der   Umstaml   merkwürdig,    dass    dieselben    bei  dem  regen 
Eifer  /ür  das  Durchsuchen  in  -  und  ausländischer  Biblio- 
theken philologischer  Seits,    namentlich   in  unserer  Zeit, 
bis  Jetzt  noch  in    keiner    anderen   Handschrift  gefunden 
worden  sind,  ausser   in   der   einen   Merseburger,    von   die- 
ser  aber   gar   keine  Spur   mehr   vorhanden   zu   sein  scheint, 
wodurch    entweder   die    einstige     wirkliche   Existenz,    oder 
die    völlige    Nichtexistenz    derselben   erwiesen,   und   so   die 
ganze  Frage  schnell  und  sicher  entschieden  werilen  könnte, 
da   Kaspar  Barth    manchmal    nicht    ohne    Grund    in    den 
Verdacht   ersonnener  Handschriften    gerathen    ist.        Wcss- 
halb   zur   Entscheidung   iler  Sache  zu   wünschen  wäre,   ilass 
Jemand    sowohl     eine    Nachfrage    über    diese     von    Barth 
ihrem   Inhalte    ii.irh  so  reichhaltig  geschilderte  Handschrift 
zu   Merseburg    hielte,    als    auch    durch    genaues   iN'achfor- 
schen  über  die  Schicksale  der  Barthischen  Bibliothek  und 
deren    handschriftlichen    Aachlass    in    den    Sfand    gesetzt 
wurde,   die   .Spur   derselben   aufzufinden.     -    Sehr   auITällig 
erschemen    auch    die    handschriftlichen   Fehler    in    diesen 

56  * 


S'i5 


856 


Oden,    »»(■lilii-    iirilcii(li(  li  kiuistlic/i  jjomarlit  za  sein  silici- 
iipii,    ila    ilii-    /alsr/ieii     l-i-s;irtoii     lioi    ciiirr    i;ciiaiirii    l!o- 
trai-litiiii;;   il.is  A'iV/i/iSfe    loiiialu'    lilxTall    al.siilillicli  iliiirli- 
srliiiiiiiKTii    lassen,    tili    <las9    nur    ili-i    Siliarrüinn    iler    Kri- 
likiT   auf  (li<*    l'rolip    gesfcllt   zu    »«Tilen   srhifiiit.       Kbeiiso 
rfrli.'lll   es  sich   mit   ili-n   merkinirilijjor  Weise   fast   lilierall 
nur    am    Srlilanse    <ler    Oileii    sirli    i'orfiii(leii(ieii    Lücken, 
»oillirrh    ilii'si'llien    endveiler  «Ich  Srlieiii  teclit  elirinirdijjer 
Tri'iininer   eines    classisclirn     rüniisclien    Priidiiclcs    erhallen 
III  »ollen  sclieiiien,   »iler  iler  Kritiker  und  Kxi'jjet  veranlasst 
«prileii   «iill,    sich  den  Kopf  recht  zu  zerhreihen,  «as  »ohi 
der     ■S'c/i/mss     der      eiii/elnen     Oden      geivesen     sein      niiij;e. 
Denn    sehr    i  crd.'K  liti;;     ist     es,     dass     in    einer    llaiidsrliriff 
jedesmal   gerade   nur   der   Sc/iliiss   einer  Jeden   Ode  fehlen 
anllte.      Seihst    der    Titel  :    ,,  Inc'pit    Vesprucius    de    con- 
lenitu   seciili"    ist   täusrhend    im    Sinne     eines   alisrhreihen- 
den    iMiinrhes  ,   sogar    mit    der    \  ersclireilinnf   des    Kaniens 
J'esirilius   in    den    durch    den    folgenden    Namen    Spurinnd 
leicht    zu    crkenneiiileii    nähren    ,.l  estiilius.'^       Was    end- 
lirli    den    inerkii  lirdigeii    Charakter  der  Schreibart    in  die- 
sen   Oden    helrillt,    so    glanlien    «ir,    so    weit    « ir    «Ire   latei- 
nischen   Darstelliiiii;en    von    Kaspa-   Barth    aus    einzelnen 
Schriften    desselhen    kennen    zu    lernen  (ielegenheit    gehaht 
hahen ,     eine    ziemlich   aufrollende    l'eliereinstimmiiiig    zui- 
srhen   dem    Stile    dieser    Oden    und    der    liarthischen    latei- 
nischen Sprachdarstellung    bemerkt  zu  halten,    welche  letz- 
tere,    von    Harth     im    Allgemeinen    im    Geschmacke   seines 
Zeitalters    gehalten,    eben    in    der   geschuiarklosen    Anwen- 
dung  von    s|)rachlichen    Seltenheiten    jeder    Art,    wie     die- 
selben   in    diesen   Oden    sich    « iederfinilen ,    besteht,    einem 
Gemisrlie    des   Sjirachgebranrhes   aller   Zeitalter    und    Stil- 
gattungen ,    besonders   aber  der  znui  llebcrdruss  gräcisircn- 
Hen    Dichter    und    Prosaiker   der   späteren    Kaiserzeit,    ver- 
bunden     mit     dem      lästigen      liilderschvv niste  ,      »ic     der- 
selbe   bei    Stalius    und    (  laudiati ,     den     Lieblingsdirhtern 
B'rlh^S,    und    in    unseren    Oden   sieh    findet.       Barth   filhrt 
gogar   die  Kigentliüinliclikeiten   der  sogenannten  Grücismen 
nach    wahren    und    falschen    Analogien     weiter,     »ie     wenn 
er   in   den   Advers.    j).   'il^'H  sagt:    Petrus    Pithorus    fecit, 
ut   non   lalium   desperemns,  p.     ItiOVt   Tiberius  pietatis  re- 
lebratur  ,   p.   2'J.in   miratiir   virgttncufae  etc.      Von    wrlch- 
arfigen   seltenen    Grücismen   der   tat.   Diction    von    Kaspar 
Barth    zahlreiche    Belege    ans    den    verschiedenen  Schriften 
desselben   Vechner   in    seiner  Hellenole.via  an  vcrsrhiedenen 
Stellen    gibt.    Daher   eine    durchgangige,    tleissige  und  auf- 
merksame liPctiire  der  sainmtlichen  Barthischen  Schriften, 
besonders    aber   i\er  poetischen  J^ersuc/ie  desselben,    welche 
ich    für    jetzt     in    Kriuaiigelnng    aller    Schriften    desselben 
and    der    nCithigen     Musse     nicht     vornehmen     konnte,     zur 
Vergleichiing    des   Sprarhcharakters    jener     Oden    sowohl, 
als    auch   des  Geistes    derselben    nicht  ohne  ciitscheidenilen 
Einfliiss    auf    eine    fernere    Begründung    der    von    uns    nach 
dem    \'orgaiige    von    Matth-    Gesner    anfzustelleudeii    Ver- 
inuthuiig   sein   dürfte,   dass  Kaspar  Barth.,   der  erste  Auf- 
finder, der  uns  unter  dem  Kamen  des  /  esiritius  Sjiurinna 
durch  ihn   bekannt  gewordenen   lyrischen  Bruchstücke  zu- 
gleich  auch   der    ler/'asser  derselben   selbst  sei,    der  sich 
diese    literarische    Täusrhiing   oder  IVI^stiliratiun  ,    wie  auch 
andere     namhafte    Pliilnlogen    alterer     und     neuerer    Zeit, 
erlaubt  habe,   um   einmal  die   iueditasürbtigeu    und   hitzi- 


gen   philologischen    Kiipfe     im    Authentieittitsstreite     über 
diese  seine,    in    jeder  Beziehung  seltsam  erscheinenden  <ie- 
diclite    recht    an    einander     geratheii    zu     lassen,     und     sich 
dann    im    Stillen    darüber    iii's    li'äustchen    zu    lachen.     Die- 
sen   Zweck   aber    konnte    er    gewiss    nur    dadurch    am    besü- 
ten   erreichen,    dass    er    nicht    etwas    in   Jeder  Beziehung 
Gediegenes   und  Vollendetes   gab,    wie   er   es   vipHeicht  bei 
seinem    eigenen  ,    nicht    gi-ringen     poetischen    Talente     und 
der    ihm    cigenthümlirhen  (leuaiultheit    in    <ler  lateinischen 
V'ersification  ,    gestützt    auf    eine     immense    Gelehrsamkeit 
nnil    Vertrautheit     mit    den     rtimisclien    Classikerii  ,     beson- 
ders   den   späteren  Dichtern    hätte    geben    können,    wenn  er 
seinem    angeblichen    handschriftlichen  l'unde  in  Form  und 
Inhalt  den   .Stempel    der   echt   römischen    li/rischen    Poesie 
eines    l'estritius   Spurinni,    wie    diesellie  P/i/iiMS  schildert, 
so     annähernd,     als     iniiglicli,     hätte     aufilrückeii     wollen. 
Allein     da    im    letzteren    Falle    vielleirlit    wenig    oder    gar 
kein    Zweifel    an    Aer  Echtheit   dieser  Oden    w  ürde  entstan- 
den   sein,    und    ihm    so    iler    beabsichtigte    Spiss    des   philo- 
logischen    AiithenticitätsstreitfS     »erdorben     worden     wäre, 
blieb    ihm,    um   seinen    Zweck     der    IMjstificatiun    vollkom- 
men   zu    erreichen,    nichts  Anderes    übrig,    als  diesen  Oden 
eitlen ,   so  zwischen   Spuren    von   Echtheil  und  Ünechtheit 
schwankenden    Charakter  zu   verleihen,    dass  die   Gelehr- 
ten  die  eigentliche  Sachlage  nicht  so  leicht    herausfinden 
konnten,   sondern  in   die  grösste   Verlegenheit   kamen,  wie 
sie  sich  die    W idersprüche  zwischen  dein  Inhalte  des  Pti- 
7iiauischen   Briefes  und  dem   Inhalte  dieser  Gedichte  und 
die    halb    atttike ,     halb    moderne,    bald   abgerundete    und 
klare,    bald    im    höchsten    Grade    holprige     und    dunkele 
Fassung  derselben,  wechselnd  mit  den  gewöhnlichsten  und 
seltensten  sprachlichen  Wendungen  in  grammatischer  und 
lexikalischer,    sowie  metrischer  Beziehung    und  die  alle- 
mal am  Schlüsse  sich  findenden  Lücken  zusammenreimen 
sollten,    welche  der  Iinpostor  absichtlich   gelassen  zu  Laben 
scheint,    theils    um    iliese    Geilirhte    als   recht   ehrwürdige 
Trümmer     eines    einst    vollendeten     Ganzen    darzustellen, 
theils    um   ilen   Scharfsinn   der    Kritiker    und   Kxegeten   zu 
prüfen.     Ebenso   auf  Täuschung    berechnet    ist  die  Angabe, 
dass    diese    Oden    in    der    Handschrift    in   fortlaufender 
Reihe    ohne    Ab-     und   Eintheilung    geschrieben    gewesen 
seien,   was   der    Hauilschrift   selbst    das   höchste  Alter  viu- 
dieiren    soll,    da    nur    die  ältesten  Handschriften    der  Dich- 
ter fortlaufende   Reihet,   der    Verse   haben  ,   nicht  spätere' 
Die   falschen    Lesarten   mussten   auch   mitwirken,   um  den 
Betrug    zu     vervollständigen ,     da     eine     Handschrift    ohne 
Fehler    leicht     den     Verdacht    der     Lfnechtheil     rege    ge- 
macht   haben     würde.      Das  Ehrwürdige  aber    der    Hand- 
schrift  vollendet    die    Angabe,    duss    sich    dieselbe    unter 
den  Trümviern  einer  allen  zerstreut  und  verachtet  dalie- 
genden Bibliothek    als    ein    kostbares,    selbst    von    Georg 
Fabricius  übersehenes,  Kati^u'jktov  gefunden,    welches 
uns  ehrwürdige  Bruchslücke  der  von  Flinius  so  sehr  ge- 
priesenen lyrischen   Gedichte  des   Vestritius  Spurinna  er- 
hallen habe.      Dass  nun  Kaspar  Barth,  der  erste  Auffin- 
der  dieses  Schatzes,    selbst    zuerst    den     Glauben    an    die 
Echtheit    wankend    inarht,     sich    selbst    aber     weder    für, 
noch   wider  dieselbe   bestimmt  entscheidet,   gehört   ebenso 
zur    Vollendung    «einer    Alystification ,     als    der    von    ihm 
selbst  io  die  Oden   hineingebrachte   schwankende  ,    Gute« 


857 


858 


und  Schlechtes  enthaltende  Charakter  derselben  in  Form 
und  Inhalt,  verluinden  mit  alisic  litlirh  herbi'igefiihrten 
Widrrspriirhen  derselben  zu  dem  I'linianisclien  Briefe. 
AVesshalb  «ir  die  übrigen  Leistungen  Kaspar  Barth's 
«nf  den)  Felde  der  lateinischen  Poesie  nicht  uiit  Held 
cum  Massstabe  der  Beurtlieilung  dieser  Geiliclite  machen 
ddrfen ,  um  zu  beweisen,  dass  er  <Iiesell>en  nicht  könne 
verfasst  haben,  weil  dieselben  sonst  besser  sein  würden, 
insofern  in  den  übrigen  Dichtungen  der  Dichter  sich  ge- 
geben, wie  er  war,  hier  aber  absichtlich  eine  falsche 
Proteusmaske  angenommen  hat,  um  das  philologische 
Publicum  zu  mystificiren,  uo  Vollendung  nicht  geeignet 
«ar,  Zweifel  an  der  Echtheit  seines  angeblichen  Fundes 
rege  zu  machen  ,  wohl  aber  auffallende  Mängel,  Uneben- 
heiten und  Jtidersprüche,  wie  dieselben  sich  in  diesen 
Gedichten   in   Rlasse   linden. 

Es  sei  uns  nun  erlaubt,  diese  bis  jetzt  mehr  allge- 
mein gehaltenen  (jri'inde  unserer  Veriuiithung  über  eine 
literarische  Mjstification  Kaspar  Barth's  in  einer  sprach- 
lich-ästhetischen Aiiaijse  der  einzelnen  Oden  des  I  seudo- 
Spurinna  nach  dem  Vorgange  von  Held  weiter  auszufüh- 
ren, zu  deren  leichterer  Aull'assung  und  in  Betracht, 
dass  nicht  Allen  iliese  Oilen  gleich  zur  Hand  sein  dürf- 
ten, wir  eine  niuhmalige  IMittheilung  derselben  in  diesen 
Blättern  nach  IVernsdor/'s  Texte,  wie  ihn  Held  gegeben 
I»a1,  nnil  Angabe  der  lon  diesem  Texte  abweichenden 
Lesarten  der  Handschr.  und  Kaspar  Barth's,  nicht  für 
unzwecknicissig   halten. 

Od.    I. 

T».      t-   Dulcps   Vestritii   ')   iocns,  ') 

Seras  Socraticae   ^)   relliquias  domus  , 
IS.      .'{.    Me    laudes   niniium   IMari    *). 

Contemnit   placitus   ')   nnbilibus  riris , 
T«.      ö-   Soli    qui    Sapientiae  ,   '') 

Post  ilorem   tepidum,   nee  stabilem   graduiu 
Tg.      7.   Aetatis,  '')  Senium   dicat 

iVIentis  rompositae  "):  qualig  ab  arduia  ^) 
TS.     9.  A<l  se   rersa  laboribus, 

Quos  non   dat   '')   Patriae    "),  seposoit  sibi 
vg.    tl<   Annes,   orba  lucro   '-)   graii. 

*  *   Ambitin  tegmine   Candida 
Tg.    13-   Illudat   graridae    ''')   spei. 

Kos  sero  pelagus  vicimus  inrium: 
TS.    15-   Quicqnid   viximus,   interit. 

Aegtas   *'')   quem  decieg  septinia   diridit, 


1)  Vcspiiicii  B. 

'l)  ioca  Cod. 

:',)  Socratice  Coi).   B. 

4)  Marti   Cod    E. 

5)  placilas  **  bilibus  ("od.   B. 

6)  sapientie  Cod.   B. 

7)  etatis  Coil.  B. 

Ö)  Coinposite  Cd.   B. 

9)  aH  arduus  Cod. 
lOJ  det  Coil.   B. 
Ii;  pa*e   Cod.   B. 
12)  Cod.   1^. 
1.^)  gravide  Cod. 
14)  Etas  Cod.   ü. 


TS.    17.   An   leveg   memoret   ioros? 

Atqiie   aptos    citharae    ronciliel   modng 
»s.    10.   Surdis   auriculis   strrpens? 

Unisquis  decrepiti   corporis  eat   reus , 
vs.    '2{.    Sat  srse    '')   eloquii   probat, 

.Si  senct   "")   placidi   iura  silentii 
TS.   23-   Kt   ")  patrorinium   otii    "'). 

Hoc   cani   graiitas   rertiris  abstitit, 
TS.   25-   Non    ut  sponte   sua    fugax, 

Sed  *  miilti  numeris  carminis. 
Diese  erste  der  Tier  Pseiidu  -  Spurinnischen  Oden 
eiithcllt  gewissermasspn  die  Einlfilung  zu  den  drei  übri- 
gen, und  besteht  aus  zwei  Theilen  ,  in  deren  cViUrciii 
der  Dichter  seinen  Freund  Miirius  oder,  wie  die  Hand- 
schrift hat,  3/artitis  bittet,  seinen  Jrühertn  Leistungen 
keinen  zu  hulien  fferth  beizulegen ,  da  er  selbst  — 
denn  diess  scheint  der  Sinn  des  in  Vs.  5-  und  ff.  undeut- 
lich ausgedrückten  Gedankens  sein  zu  sollen  —  densel- 
ben in  seinem  Aller  bei  ruhigerem  Sinne  keinen  be- 
sonderen fVerlh  beilege.  Im  zweiten  Theile  aber  gehl 
er  mit  sich  selbst  zu  Rathcj  ob  er  in  seinem  hohen 
Alter,  als  ein  Greis  von  siebzig  Jahren  und  gebrech- 
lichen Kiirpers ,  sich  noch  einincd  der  Ijrischen  ß/use 
weihen  solle.  Der  Gedanke  an  das  Aller  führt  den 
Dichter  nebenbei  zu  einer  kurzen  philosophischen,  nicht 
eben  poetisch  gehaltenen  Betrachtung  über  die  f^ergäng- 
lichkeit  und  f 'erachtung  aller  irdischen  Ehren  ^  wie 
sie  bei  den  frommen  München  des  Alittelalters  sehr  be- 
liebt waren  (s.  die  Anführung  mehrerer  dahin  gehöriger 
niittelalterlichcr  Gedichte  bei  Wernsdorf  Addend.  zu 
den  Anmerk.  über  diese  Gedichte  T.  IV.  p.  839.  zu 
T.  III.  p.  332-  iin.  1.),  aber  schwerlich  aas  dem  Alunde 
des  alten  heiteren  /  eslrilius  Spurinna  gehört  wurden. 
Die  Klage  über  den  Mangel  kräftigen  Sinnes  und  über 
die  Gebrechlichkeit  des  Körpers  widerspricht  geradezu 
den  Angaben  des  Plinius  über  Spurinna,  welche  wir 
oben  im  Originale  mitgetheilt  haben,  und  gehurt  also 
diese  Stelle  zu  den  olfenhareo  Beweises ,  dass  der  Ton 
Plinius  erwähnte  f'^estritius  Spurinna  nicht  der  Ver- 
fasser Torliegeniler  Oden  sein  künne.  Der  heitere  Cha- 
rakter ferner,  welchen  Plinius  an  diesen  Oden  so  »ehr 
rühmt,  findet  sich  in  dieser  ersten  Ode  ebenfalls  nicht, 
wohl  aber  erkennt  man  in  derselben  die  düstere,  melan- 
cholische Stimmung  eines  vom  Alter  darniedergebeugten, 
mit  der  Welt  unzufriedenen  Menschen.  Die  Lieblichkeit 
und  Anniulh  enillich,  ebenfalls  von  Plinius  gerühmt,  ha- 
ben wir  wenigstens,  wiewohl  das  Empflnden  dieser  Eigen- 
schaften eines  Gedichtes  an  sich  subjectiv  ist,  auch  nicht 
finden  können,  lieber  den  gleich  in  der  ersten  Ode  feh- 
lenden Schluss  haben  wir  bereits  oben  gesprochen.  Auch 
die  oben  gerügten,  übel  angewandten  Reniiniscenzen  feh- 
len nicht,  sowie  schiefe j  holprige^  dunkle  Gedanken^ 
verworrener  Satzbau,  seltene  Constructionen  und  Phra- 
sen,     Der  TOD  Held  p.  29  gerügte  metrische  Fehler  in 


15)  scse  Cod.  B. 

16)  ser  «  Cod.  B. 

17)  Si  Cod.  B 

18)  ocü  Cod.  B. 


859 


8fiO 


V».  10,  "'I  im  z^yfil'-n  Asklepiudeischen  Ferse  am  Aii- 
lai.Ke  i}e,s,.-ll..-M  statt  eitiea  Spundriis  oin  Trocfiiiciis  foljr», 
Ulsst  sich  »..hl  «Itirch  eine  von  ilrii  lloraiisgebeni  heige. 
brachte  ähnliche  Stelle  aus  Hoiat.  Carui.  I,  15,  35-  Post 
certas  hiem«s  iirct  AchaicHs  fgni»  lliacas  «loinos,  wo  Per- 
,.„„„•„ V  nur  auf  unsichi-rer  Auetoritat  beruht,  wie  Üre/li 
bemerkt,  obwohl  vielleicht  «las  Noui.  propr.  Eiufluss  auf 
ilie  ünresolmassiskeit  in  dem  ersten  Versfusse  gehabt 
haben  kann.  Dieselbe  Abweichung  kehrt  in  unseren  Ge- 
.lichten  «vieler  O.l.  Hl,  5:  „I"  suo  reperit  sinu.  Eine 
Benutzung  des  riininniiclien  Briefes  findet  sich  Vs.  17. 
in  der  Angabe  des  Jlter^  de»  Simrinnu  und  Vs.  8.  in 
der  Andeutung  von  dem  frülieren  Staalsleben  desselben, 
.011  dem  er  sich  erst  spät  zuriickeezogen  habe. 

Was  nun  das  Einzelne  in  dieser  Ode  betrifft,  so 
ujissfallt  Hrn.  Held  mit  Recht  schon  der  für  den  ver- 
»taiidigcn  und  feinen  Spurinua  ein  ungeheures  Selbstlob 
verrathen.le  Anfang,  welchen  yixt  folgeudermassen  über- 
setzt: Süssen  Scherz  des  Festrilius ,  aus  Soh-atischein 
//„US  späte  Verlassenschaft,  lobe,  Murius,  nicht  zu  sehr. 
Ob  luH  £deln  belobt  (nach  der  richtigen  handschriftl. 
Lesart  placitas),  uchlet  sie  nimmer  doch,  der  nur  wei- 
ser Beschaulichkeit  nach  der  laulichen  Bläth'  und  dem 
noch  wankenden  Jugendschrille  das  Alter  weiht ,  nun 
beruhigten  Sinns.  Denn  angenommen ,  bemerkt  Held 
richtig,  der  uns  unbekannte  AJarius  habe  die  Lieder  des 
Vestritius  als  dulces  gerühmt,  und  der  Dichter  nenne 
nur  in  dieser  Beziehung  seine  iocos  dtüces ,  so  habe  ja 
das  lesende  Publicum  diesen  Umstand  nicht  wissen  kön- 
nen, und  es  wird  dieses  Selbstlob  noch  dadurch  gestei- 
gert', dass  der  Dichter  im  zweiten  Verse  seine  Gedichte 
als  mit  feinem  Sokratischen  Sclierze  gewürzt  darstellt, 
wobei  wir  ausserdem  die  offenbare,  und  noch  dazu,  scheint 
es,  absichtlich  umgedeutete  Nachahmunn;  von  Horat. 
Carm.  1,  29,  l4:  „Cum  tu  coemtos  undiiiue  iiobües  Li- 
bros  Panaeti  Socralicam  et  duiiium  Mntaro  loricis  Ibe- 
ris,  Pollicitus  meliora,  tendis"  nicht  als  eines  guten  Dich- 
ters würdig  anerkennen  können.  Während  nämlich  Ho- 
raz  unter  der  doinus- Socrutica  die  Sokralische ,  Phi- 
losophie versteht,  scheint  unser  Dichter  mit  derselben 
den  feinen  Sokratischen  Scherz  bezeichnen  zu  wollen, 
womit  er  seine  Gedichte  gewürzt  zu  haben  glaubt, 
welche  Würze  wir  wenigstens  weder  in  dieser  ersten, 
noch  in  den  übrigen  Oden  gefunden  haben.  Denn  dass 
der  Dichter  nicht  habe  sagen  wollen,  seine  Gedichte 
*eien  mit  Sokratischen ,  philosophischen  Gedanken  ge- 
würzt, liegt  wohl  am  Tage,  da  derselbe  die  Lieblichkeit 
and  Aninuih  derselben  doch  wohl  nicht  gar  durch  der- 
artige philosophische  Betrachtungen  wird  zu  erreichen 
geglaubt  haben,  obgleich  er  allerdings  selbst  in  seinen 
Gedichten  in  diesen  Fehler  verfallen  ist.  —  In  Vs.  ti, 
wo  der  Dichter  die  Jugend  und  das  Aller  durch  Bei- 
wörter charaktcrisirt,  scheint  uns  <lie  Bezeichnung  der 
ersten  durch  flus  (epidiis  sehr  matt,  da  Icpidur.  nicht 
hitzig  ,  fein  ig  bezeichnet,  welches  Epitheton  hier  allein 
passend  wäre,  soinlern  nur  ,iu  ,  millelnuissig  erwärmt. 
Die  vou  den  Herausgebern  für  jenes  angeführte  Parallel- 
stelle aus  iloral.  Carm.  I,  4,  t't:  quo  calet  invcntus 
Nunc  ouiiiis,  et  uiox  virgines  tepebunt  bewciit  nichts,  da 


unter  caleiis  iuventus  die  feurigen ,  hitzigen  jungen  Bur- 
schen verstanden  werilen ,  unter  tepenles  virgines  aber 
die  an  sich  schüchternen  ,  aber  allmählich  'Wann  wer- 
denden ,  aiifthauenilen  Mädchen.  Ebenso  ist  ver  tepiituni 
nur  der  warm  werdende ,  laue  Frühling,  nicht  aber 
der  heisse,  glühende ,  welche  Bezeichnung  nur  dem  Som- 
mer zukommt.  Eine  Berücksichtigung  des  dieijachen 
Lebensalters  aber,  der  Jugend ,  des  Mannesalters ,  de» 
Greisentdlers  können  wir  Hrn.  Held  (p.  28)  nicht  zu- 
geben, und  daher  auch  nicht  seinen  über  diese  Stelle 
ausgesprochenen  Tadel ,  dass  die  gewählten  Bilder  nicht 
sonderlich  zusammenstimmten ,  indem  das  dreifache  Le- 
bensalter also  gezeichnet  werde:  die  Jugend  erträglich 
dnrch  flus  lep'idiis ,  <las  I\Linnesalter  nicht  ganz  richtig 
durch  gradits  nun  stubilis  aetatis ,  da  eine  solche  Be- 
zeichnung auch  dem  iniienis  oder  ülierhaupt  dem  ganzen 
Leben  gelten  könne,  das  Greisenaltcr  einfach  durch 
Senium.  — ^Auffallend  aber  ist  es,  wie  sich  die  Heraus- 
geber mit  dem  in  Vs.  \)  und  ff.  liegenden  Sinne  und  der 
Construction  haben  zufrieden  stellen  können,  welche 
^r'erHif'or/"  folgendermassen  angibt;  Qualis  (sc.  compo- 
sita)  ea  mens  est,  c/uae  ab  arduis  etc.,  d.  h.  annos 
seposuit  sibi ,  orba  lucro  gravi,  welcher  Gedanke,  wenn 
wir  Axt^s  llebersetzung  beibehalten ,  so  lauten  würde : 
'wie  zu  sich  selbst  gekehrt  er  (wer?  mens?  der  Sinn?) 
von  sch'wieriger  Aemter  /ijüh''  spart  die  Jahre  für  sich, 
die  er  dem  t' aterland  nicht  beut ,  frei  i'on  des  Geizes 
Last!  Ist  es  wohl  denkbar,  dass  ein  vernünftiger  IMensch 
den  Jllens  je  so  personificirt  haben  sollte?  Nur  wenn 
sich  die  Worte  qualis  ab  arduis  versa  laboribiis  etc. 
auf  eine  Person  beziehen  Hessen ,  gäben  dieselben  den 
Sinn,  welcher  hier  allein  zulässig  ist,  da  der  Dichter 
nur  sagen  kann,  dass  seine  Gedichte ,  'wenn  sie  auch 
hohen  Personen  gefallen  halten,  doch  ihm  selbst,  der 
sich  bereits  vom  unruhigen  Staalsleben  zurückgezogen 
habe,  und  seine  noch  übrigen  Jahre  in  Ruhe  geniessen 
wolle,  nicht  mehr  in  seinem  Aller  bei  ruhiger  ein ,  in 
sich  gekehrten  Sinne  gefielen  ,  wodurch  er  das  sich  kurz 
vorher  selbstgemachte  Coiiipliment ,  dessen  Unpassendheit 
er  bald  sellist  gefühlt  zu  haben  scheint,  eiu  wenig  lier- 
abdrücken  zu  wollen  scheint.  Ferner  ist  die  Lesung  de» 
Compendiums  Ico  für  lucro  offenbar  falsch,  da  man,  in- 
sofern so  eben  von  Entsagung  öffentlicher  Aemter  die 
Rede  gewesen  ist,  und  auch  in  dem  Folgenden  mit  dem- 
selben Gegenstände  fortgefahren  wiril,  nicht  einsieht,  in 
«elcliem  Zusammenhange  anf  einmal  die  Erwähnung  de» 
hierum  erscheine  ,  wofür  demselben  gemäss  luco  zu  lesen 
ist,  „frei  vun  einem  ii(h'"\eien,  ■wichtigen  Slaalsi>osten.'' 
undeutlich  ist  (/(-/■  grammatische  Zusammenhang  der 
folgenden  Worte  ,  weil  ein  den  Conjunrtiv  illudat  regie- 
render Begriff"  fehlt,  welcher  dem  wahrscheinlichen  Sinne 
gemäss  am  bessten  entweder  mit  Rigler  bei  Axt  p.  öl 
durch  Cum  nun,  da  nicht,  oder  noch  besser  mit  Axt 
selbst  durch  Ut  non ,  so  dass  nicht  ergänzt  wird.  Der 
nun  folgenile  Gedanke,  welcher  den  triiialen  Troslgrund 
enthält,  dass,  Iren«  man  auch  alle  'weltlichen  Ehren 
genossen  habe,  doch  Alles  eitel  sei ,  bildet  eben  keinen 
kräftigen,  eines  classischen  ijrischen  Dichters,  sondern 
eines  der  Welt  entsagenden  Alünchs  würdigen  Srhluss- 
geilanken.      Der   Hauptgedanke    des    nun   folgenilen   zwei- 


861 


862 


ten  Tlieiles  dieses  cinleilcnden  Gedichtes,  -wo/m  t/cr 
Dichter  niil  aüh  zu  Rallit  gehl,  oh  er  in  .seinem  ho- 
hen yjllcr  bei  gehrechlicheiii  Leihe  iioc/i  einmal  dichten 
solle,  scheint  aus  Horat.  Epist  1,  1.  in.  eiitlehut,  wo 
derselbe  aber  ufTeiibar  tveit  kräftiger  und  schöner  ausge- 
drückt ist. 

Was    nun    das   Einzeln»    betriii't,     su    niuss    uns,     »ic 
aucli   Hr.   Hell/   bemerkt,     jjleich   im   Anfanjje   das   Lnpas- 


ende    desselben     in    den     Worten:      j-Jentu 


'/' 


tieeu 


septima  divulil ,  An  leies  nieinofet  locos  auffalleu  für 
/* ,  cnins  attiis  in  decie.s  .seplein  nestutes  dinisa  est; 
„wen  zum  zehntennude  der  siebctite  Suiiinicr  ilieill", 
an  welcher  uierkwüriligen  Bezeichnung  des  Alters  schon 
l'J^ernsdorJ  Aiisloss  nahm,  und  daher  vorschlug,  dividere, 
analog  der  Beiieutung  des  mit  diesem  Verbum  verwand- 
tcu  (?  s.  Döderlein  lat.  Sviiun.  VI.  13d.  >'.  diiidia)  altla- 
teinischcn  Substantirum  dividiii ,  hiiiiniier ,  l  erdiuss, 
ßesch-werde  durch  ulfligere  zu  erklären,  für  welcheu 
Gebrauch  des  ^Vortes  jedoch  in  diesem  Sinne,  wie  Held 
bemerkt,  in  dem  Zeitalter  des  Plinius ,  und,  setzen  »vir 
hinzu,  auch  nirgends  anders,  sich  eine  13eweisste]le  hn- 
«let.  Ein  solcher  (jcbrauch,  bemerkt  Held  richtig,  wär<!e 
ausserdem  unserem  Uiihter  uohl  kaum  das  Lob  der  .'Ju- 
riinth  erworben  und  eihnilen,  im  Gegentheil  noch  einen 
Verstoss  gegen  die  Uahrheit  in  Bezug  auf  das  Geschicht- 
liche des  Lebens  des  im  Ganzen  glücklichen  und  sokra- 
tisth  weisen  Sj/iirinn«  in  sich  eingesciilossen  haben,  da 
Plin.  von  ihm  sagt:  ,,illi  post  septimum  et  septuagesimum 
aiinuin  diiriuni  ocidorunnjue  vigor  integer;  inde  iigUe 
rt  vividnvi  fcr/;'(.v  solaque-ex  senectute  prudentia."  Da- 
her ist  auch  tiigler^s  Vorschlag  bei  Ajct  p.  69  unnütz, 
«elcher  lesen  will:  (juein  oder  cjituni  deficit,  mit  der 
Erklärung:  ,,tinno  decies  septiino  paene  peruclo ,  cum 
iorpi:s  debile  fiiit  et  imbecilluni  ,  »veil  er  den  geschicht- 
lichen ^^erstiiss  in  Bezi?g  auf  die  Person  des  Spurinna 
nicht  hebt.  Doch  können  wir  Hrn.  IJcld^s  Ansicht  nicht 
beistimmen ,  wenn  derselbe  auch  io  den  folgenden  Wor- 
ten Surdis  uui  icidis  -ilnpens  einen  ähnlichen  geschicht- 
lichen Verstoss  annimmt,  indem  er  übersetzt:  soll  ein 
fiebzigjdhriger  Greis  noch  leichte  Lieder  singen,  soll 
fr  taub  fsurdis  auriculisj  schicl\lichc  Weisen  der  Ci- 
ther  anpassen ,  da  hier  tielmehr  Hr.  djit  den  richtigen 
Sinn  getroffen  hat,  wenn  er  übersetzt:  „Soll  der,  wel- 
chen getheilt  siebenzig  Summer  schon  ,  noch  gedenken 
der  leichten  Scherz^  und  tntsprechendes  3Liass  fugen 
der  Cilher  an?  Tauber  Uhren  ja  rauscht  er  nur,  wo 
dann  in  denselben  eine  Anspielung  auf  das  bekannte 
Sprüchwort  stattfindet:  surdis  auribus  canere ,  tauben 
(Jinen  predigen ,  A.  i.  nicht  beachtet  werden,  wodurch 
der  Dichter  sagen  will:  es  luline  sich  nicht  mehr,  (Ai.w 
er  noch  dichte,  da  seine  Gedichte,  als  die  eines  hrajl- 
tosen  Greises,  nicht  mehr  gelesen  werden  würden,  »as 
allerdings  bei  dem  alten  /  cslrilius  Spurinna  würde  iler 
Fall  gewesen  sein  ,  wenn  er  in  seinem  Alter  solche  Ge- 
dichte rerfertigt  hätte,  wie  die  uns  vorliegenden,  nicht 
ftber  solche,  an  denen  P/z«/'r/.v  eine  niira  dulcedo ,  mira 
siun'itas ,  mira  hilaritas  rühmt.  Ungewöhnlich  ist  hier 
sirepere  statt  canere  auf  die  Person  bezogen  gebraucht, 
wiewohl  Cic.  de  Divin.  I,  16,  29.  nach  einer  Dichter- 
ütelle    sagt  :     quum      Ichi^i    coepissent    iuter    se    strepere 


/  muircnj  aperleque  arfem  obterere  extispicniii.  Dem 
ganzen  Gedanken  kann  wohl  auch  vielleicht,  wie  fT'frns- 
dorj  annimmt,  abermals  »ie  Vs.  ': .  eine  (verkehrt  auge- 
wanilte)  Reminiscenz  von  Horat.  Epist.  I,  'J,  53:  ,,.']ii- 
riculas  tilliarae  cullecta  surde  dclentes"  zu  Grunde 
liegen.  Der  folg<-nde  Grund  des  Dichters,  warum  es 
besser  sei ,  dass  er  nicht  n:ehr  dirh/e ,  enthalt  den  wie- 
derum übel  angewandten  trivialen  Gedanken,  dass  schwei- 
gen im  Alter  besser  sei,  als  reden,  oder  dass  man  li^i 
gebrechlichem  Leibe  hinreichend  Beredtsamkeit  zeige, 
wenn  man  schweige.  Wie  ganz  anders  hat  denselben 
Gedanken  Huraz  in  der  oben  erwähnten  Stelle  der  JJpisf. 
1,  1.  in  den  Versen  h'st  mihi  purgatam  etc.  dargestellt. 
Was  die  Sprache  betrifft,  ist  dieselbe  höchst  seltsam. 
Decrepiti  corporis  rcns  soll,  wie  Axt  übersetzt,  be- 
deuten: wer  \'crfivl  allergescliwiichtem  Leib;  aber  wel- 
cher Römer  hat  wohl  gesagt:  hie  honio  est  corporis  de- 
crepiti reus,  dieser  Alensch  ist  altersschwach  ?  TVernS' 
durj  vergleicht  fälschlich  den  Gebrauch  von  damnatus 
s.  r.  a.  in/elix,  aeruninosus,  Bayer  bezieht  reus  gar 
auf  elütjuii  und  construirt  ,,lei'i  traieclionc" :  ,,senex, 
cum  reus  est  eloquentiae ,  sat  sese  probat  sive  se  pur- 
gat  et  uliis  salisßicit''  und  vergleicht  Cic.  pro  IVIilon.: 
Milo  reus  prueclari  facti  !  Wer  reimt  hier  Sinn  und  Zu- 
sammenbang !  Nicht  besser  steht  es  mit  der  syntakti- 
schen Verbindung  der  Worte:  „sat  sese  elocpiii  probat", 
welche  die  Herausgeber  einen  Gräcismus  nennen,  zu 
dem  Rigler  bei  Axt  vergleicht  Sil.  Ital.  16,  16h.  Cor- 
nipedem  animi  probarat,  Axt  selbst  noch  hinzufügt  Clau- 
dian  de  IV.  Cons.  Honor.  Vs.  4.S8 :  fortcs  in  Warte  vires 
animii^ae  probates,  wo  aber  Burmann  nach  den  bessten 
ßJss.  geschrieben  hat  animis^iuc  paratos ;  die  Lesart 
aiiimiiiue  probates  findet  sich  bei  Burm.  gar  nicht  an- 
geführt. Dass  aber  die  Analogie  von  animi  probatus 
nicht  einmal  zur  l'crtheidigung  von  sese  eloquii  probare 
angewandt  werden  hönne,  scheint  uns  ziemlich  klar  zu 
sein,  da  der  sogenannte  Genit.  animi  nicht  einmal  ein 
GcnitH'  zu  sein  scheint,  sondern  ein  veralteter  Ablal. 
für  auimoj  (s.  R.  Klotz  in  dieser  Zeitschr.  Jahrg.  1835. 
Heft  8.  p.  742)  *),  hier  aber  ein  echter  Genit.,  ein 
sogenannter  Genit.  obiect.  der  Rücksicht,  Beziehung, 
.Angabe  des  Gegenstandes  enthaltend ,  in  Rücksicht  auf 
welchen  das  Sich  bewähren  stattfindet,  anzunehmen  ist, 
allerdings  nach  einem  Griicismiis ,  von  dem  Beispiele  bei 
Matthiä  ausf.  griech.  Gramm.  §.  342-  ff.  Im  Lateini- 
schen kenne  ich  als  Belege  dieses  von  den  Romern  her- 
übergezogenen Gräl  ismus ,  falls  derselbe  nicht  eher  ein 
alllaleinischer  Sprachgebrauch  ist,  nnr  Stellen  aus 
Schriftstellern,  welche  altlateinisch  geschrieben  haben, 
wie  Apul.  ftletam.  X.  p.  ','4.?.  lin.  ■>~.  ed.  EImcnhorst: 
quod  **)  uelatis  sum  vobis  cvmprobatus  gaudeo.  S)m- 
niach.  Epist.  I,  8  7.  ed.  Juret,  virum  bonis  omnibas 
merito  ***J  suae  seduUtalis  acceptum  (i.  e.  gratum,  com- 


*)  Diese  Aushülfe  scheint  mir  kaum  zulässig;  übrigens  wäre 
es  ganz  einfach,  bei  dem  sputius  Spurinna  zu  lesen  elo- 
fui-  M.  F. 

")  Ob  hipi-  nicht  id  eiuiuschaltcn  sei?  M.  F. 

'")  Ob  hier  nicht  uifrito  a.s  Subst.  den  Gen.  regiere,    zumal 
da  es  nicht  vor  acceptum  steht?  M.  F. 


8G;i 


864 


j.rol.aliiin)  (iiiaoso  r(  i.iin  me  |>o<pii<e  propcnsiiis  forrrp 
itiffiuTis.  Derscili.  Ep.  I,  '>.  Tiinc  nosfrafes  vlri,  (jm 
iiiJ'er  s»  alir.rum  reriiiii  sacpe  di^fcntiunl ,  coiirorcl.-m 
«fiilrntiaiii  super  hiiius  laude  feinipruiif.  Ebemlas.  cp.  3(). 
T»  t.imi-u  pcrcgriiKitiunis  solare  iusto  amorc  protinriae. 
l'l.iitl.  Cisf.  l,  t,  31-  —  Sui  umniiirii  rentiii  iios  indi- 
^orp  voluiit.  Asin.  II,  4,  bi-  cui  oninititn  rerum  ipsu» 
«emppr  irvc/il.  Barch.  III,  4,  ^.  nam  mihi  (^/A /«/  nun- 
quam  (iiiisquaui  crediKÜ.  Trurul.  II,  2-  iN'umquam  c.le- 
pol  U]ihi  uiorlalis  posfhac  diianiiii  rcruin  rreduit,  iii  etc. 
Mit  Jdiecl.  Plaut.  Aniphit.  pro!.  107.  >am  •'go  vos  no- 
lisse  credo  iam  ut  sit  padT  iiipiis,  quam  lilicr  liariim 
rcruin  nntharliin  siet.  Capt.  II,  2,  14.  quarutn  rertini 
te  fiilsitot/tiuin  mihi  esse  noio.  So  wohl  auch  Gellius 
'S.  A.  XIII,  28,  2.  Aliin-uni  homo  rcrum  *)  iudicii 
elegautissimi,  und  ein  alter  Dichter  bei  Cir.  de  Divin. 
I,  .'{I.  Virgiiies  aeijiiales  patri  mei  meum  füCtuin  pudet, 
woselbst  vergl.  Giesc ''^*).  Sollte  aber  Vestritius  Spurinna 
seine  Gedichte  mit  derartiger  vcnditter  Latinität  verziert 
haben?  Uns  kommt  diess  nicht  glaublich  ror.  Wir 
möchten  dernleiche  Latinität  liebe'  anf  Rechnung  Kaspar 
Bailh's  schreiben,  ilrr  sich,  «ie  «ir  oben  p.  855  sogar 
durch  Beispiele  nachgewiesen  haben,  gerade  in  solchen 
Seltenheiten  gefiel.  —  Schwiilstig  und  unklar  ist  der 
folgende  Gedanke:  „Sat  sese  eloquii  probat,  si  seriet  pa- 
trot:iiiiaiii  otii" ,  welchen  die  Heransgeber  nohlrtcislich 
zu  eiklären  übergangen  haben.  Soll  hier  etwa  —  und 
eine  au<lere  Erklärung  können  »vir  gar  nicht  finden  — 
patrocinium  otii  bedeuten:  liinrcicliend  ifredl  ersclieint 
das  Jlter ,  wenn  es  den  Schii(z  der  Ruhe,  d.  h  den 
die  Ruhe  beut,  bewaltrt ,  so  dass  es  Schutz  in  der  Ruhe 
»ucht;  aber  welch  eine  Gedankenverbindung :  hinreichend 
beredt  erscheint  das  .dlter,  wenn  es  seh-weii^l  und 
Schutz  in  der  Ruhe  sucht!  Von  welcher  Art  Ruhe  isf 
hier  die  Rede?  Ebenso  schlimm  steht  es  mit  dem  dar- 
auf folgenden  Verse:  Hoc  Cani  gravitas  verticis  (djstittl, 
io  dem  der  Dichter  seine  in  dem  Vorangehenden  aufge- 
stellte Ansicht,  dass  es  im  Alter  besser  sei ,  zu  schüret - 
gen  und  zu  ruhen,  als  zu  dichten,  zu  wiederrufen  nm! 
sich,  den  Ermüdeten,  noch  einmal  ermannt,  und  si<  h  dahin 
ta  entscheiden  scheint,  noch  einnud  die  lyrische  flluse 
zu  i'ersuchen.  Ist  diess  wirklich  der  Sinn  dieses  Ver- 
ses ,  der  wahrscheinlich  in  dem  folgenden  ferstüinmelteii 
Schlüsse  weiter  ausgeführt  und  vollendet  werden  mnsste, 
wenn  der  Dichter  gewollt  hätte,  so  i>t  das  Verbum  ab- 
sistere  hier  durchaus  ungewöhnlich  und  durch  andere 
classischc  Auetoritaten  uubelegbar  transitiv'  in  der  Be- 
deutung ron  repudiare ,  verschmähen  gebraucht,  wie 
auch  Ajct  übersetzt:  Des  ergrauten  Hauptes  IVürde 
verschniiihle  diess.  Oder  soll  etwa  hoc  der  Ablatirus 
sein:  fon  diesem  stand  ab  des  ergrauten  Hauptes  Würde? 
Die  Rechtfertigung  des  Per/.  Indic.  statt  des  l'ras.  oder 
fnipcrf.  Cuniuncl.  haben  die  Herausgeber  übergangen. 
Das  J'erf.  nämlich  als  reines  PerfccI.  Jndic.  aber  scheint 
ans   iu   diesem   Zusammenhange   nicht  passend.       Was   fer- 


*)  Doch  k.inn  hier  dei-  Gen.  geradezu  von   iudicii  abhangen. 

M.  F 
')  Die    Analogie    dieses   Beispiels    verslelie    ich    nicht. 

m:  f. 


ner  Jen  Sinn  anbetrilTt ,  so  würde  man  freilich  eher  an- 
zunehmen geneigt  sein,  dass  die  Hürde  des  grauen 
Hauptes  es  ^'erschnüihte ,  sich  noch  einmal  in  der  ge- 
fuliUollen ,  tiindelnden ,  heiteren  lyrischen  Poesie  zu 
versuchen,  als  dieselbe  noch  einmal  henorzusuchen, 
denn  Horaz  wenigstens  in  der  oben  angeführten  Stelle 
der  Briefe  spricht  diese  naturgemSssere  Ansicht  sehr  schon 
iu  den  Worten  aus :  Nunc  ilaque  et  versus  et  cetera 
ludicra  ponoj  Quid  verum  atque  decens ,  curo  et  rogo, 
et  omnis  in  hoc  sum.  Ausserdem  scheint  den  Worten 
ciini  gravitas  verticis  die  Reminiscenz  einer  Classihcr- 
stetle  zu  Grunde  zu  liefen ,  wo  es ,  wenn  ich  nicht  irre, 
heisst:  cnpilis  reverentia  caiii ,  deren  bestimmtes  Citat 
ieh  aber  eben  nicht  finden  kann.  Ueber  den  fehlenden 
Schltiss  endlich,  «eichen  Hr.  Axt,  dem  .Sinne  gemäss 
wohl   richtig,  so   hergestellt   hat: 

Seil   niulti   numeris  carminis   impigre 

Torporein  Stimulans  ni aluin  , 

Fcilalein  cjccipiat  Spiritus  hie  iliem  : 
und   übersetzt: 

Nein  rastlos  mit  dem  Tacl   reichlichen  Liederklari^s 
Soll  aufstachelnd  den  starren   Geist 

Linst  mein  Odem  den  7\ig  seines  Geschicks  em- 

pfalin  , 
weitläufig  zu  discutiren,  halten  wir  für  unnütz,  und  be- 
merken nur  noch  schliesslich,  dass  ein  so  elendes  nichts- 
sagendes ,  aller  poetischen  Kraft  und  Anmuth  entbehren- 
des und  in  der  Diction  verwahrlostes  Gedicht  nninuglich 
weder  unmiltelbdr,  noch  mittelbar  dem  von  Pliniiis  so 
sehr  gerühmten  [  estriliüs  Spininmi.  zngehoren,  wohl 
aber  ein  von  haspar  Ba.nh.  absichtlich  so  zusammenge- 
stöppeltes  Machtverk  sein    kann. 

Od.  lt. 

Nicht  besser  steht  es  um  die  ziweite  Ode,  deren  In- 
halt das  Lob  elirenvoller  Armuth  ist,  ein,  im  Vergleich 
zu  Horaz  Epod.  II.  echt  Ivrischem  Gedichte,  jammervol- 
les mit  schlechtem  Bilderschwiilste  überladenes  philoso- 
phirendes,  stilistisch  verworrenes  Gedicht,  keines  Römers 
würdig,  welches  im  Original  so  lautet: 
vs.      1.      Fave  ,   sancta    Denni    sata  , 

Aullis,    Panperies,    nnminibns    minor, 
vg.      3-      Tecnm    si   s.ipias   tibi: 

ültro  ')    iiiagniliris    hospeg   houunbus, 
vs.      5"       Absolvens    numcriim    tuae 

In    te    laetitiae ;   sordida    cum    quies 
vs.      7-      Lantis    niida    tuniultibus 

Ainbit   se    ptitria    fertilis  ')    in    domo 
vs.      9'      Nullis    vendibllis  ')   plausibus 

Conteiiitrix   queruli    uiagnaniina    fori    'i. 
vs.    11.       iNil    non   sola    potens,    ubi 

Fiirtivis   prorernm    snppliciis   prorni 
vs.    13.      Regnas    in    proprio   sinn. 

Felix,   quem   teneris   .llater   ab    lingiiibor 


1)  Uita    Cod.  B. 

2!  forcilis  Cod. 

3)  Axt  vendita 

i)  niagn.iuinia  *  fori  Cod    B 


865 


866 


»g. 

15. 

»8. 

17. 

»S. 

19. 

•  S. 

21. 

Et  regina  rapis  simul. 

Non   illuin  ^  fascibus  arduuin 

Versat   iiobilitas   mala 

Curarum   farilem   fluctibus,   ut  suis 

Orlium   siilerihus   rutet. 

Illuoi   splendida  nox  et  dccnr  improbe 

Coecus  praecipKaiit. 


Üchon  der  erste  Vers  Fave  sanrta  üeiiiii  sata  gibt  zwei 
oirlit  geringe  Aiistüsse ,  indem  l)  das  3]etruiii  iai  ersten 
Fasse  desselben  verletzt  ist,  2)  ist  salu  hier  substanti- 
visch, wie  das  poetische  nat(L  gebraucht,  welcher  Ge- 
brauch des  Particip.  satus  sich  ebenfalls  bei  keinem  an- 
deren römischen  Schriftsteller  ßndet.  Wesshalb  Gronov. 
Obss.  III,  21.  schreiben  wollte:  Suh'e  sancla  deuui  stftit. 
Die  Worte  nullis ,  Pauperics,  nnniiiii litis  minor  enthal- 
ten die  An» eil  jung  einer  bei  römischen  Dichtern  hfinfi- 
geii  Redensart,  »oron  die  Heransgeber  Beispiele  ange- 
führt haben,  z.  B.  Sil.  Ilal.  VI,  123-  sacer  ille  et  mi- 
inine  nullo  itijerior.  Ebenso  scheint  Vs.  4.  llltro  magui- 
ficis  liospfs  lionoribits  eine  ^Nachahmung  von  ('Iniuliüii 
VI.  Cons.  Hon,  6jU.  zu  enthalten:  Quem  non  aliena  per 
arva  induit  /tospes  honor.  Eine  unerträgliche  Sprech- 
weise herrscht  ferner  in  den  Worten  l'tcuni  si  sapias 
tiöi j  welche  bedeuten  sollen:  'Wenn  du  für  dich  selbst, 
uhnc  Hinzuziehung  eines  andern  ,  ivcAve  bist ,  keines 
Anderen  Belehrung  bedarfst,  oiler  gar:  ^venn  du  mit 
dir  selbst  zufrieden  bist;  die  Redensart  ist  zusammen- 
gesetzt aus  der  Formel  sibi  saperc  und  secum  supere, 
welche  letztere  gebildet  ist  nach  der  Analogie  von  secum 
reputare  j  cogitare;  aber  wer  sagt  ego  mihi  mecum 
sapio ,  ich  bin  bei  mir  für  mich  selbst  klug?  Was 
eniilich  hat  hier  die  Armuth  mit  der  TVeisheil  zu  schaf- 
fen? Wiederum  scheinen  die  Worte  iibsoh'ens  numerum 
tuiie  in  te  laelitiite,  »eiche  wohl  bedeuten  sollen:  ,,mit 
dir  selbst  zufrieden" ,  theils  aus  einer  falschen  Nach- 
ahmung der  Formel  omnibus  numeris  absolutuni ,  theils 
anderer  derartiger  Formeln,  wie  Plin.  Ep.  IV,  11,9. 
omnibus  numeris  pudoris  iioKKiw  npuvoiav  ti'/^ev, 
siJaX'JlAOj^  Tisaeiv,  Paneg.  71,  6.  omnes  comitatis 
numeros  obibas  entstanden ,  allein  überall  steht  in  den- 
selben das  Zahlpron.  omnis  im  Plural  dabei,  indem  die- 
ses Wort  erst  den  Hauptbegriff  der  Redensart  bildend 
.jiollendet'^  das  Wesentliche  in  derselben  ist,  und  daher 
nicht  weggelassen  werden  kann.  Die  sordida  (luies  da- 
gegen scheint  Hr.  Held  mit  Unrecht  getadelt  zu  haben, 
da  er  dieselbe  zugleich  falsch  aufgefasst  zu  haben  scheint, 
wenn  er  p.  2^  sagt,  die  sordida  quies  würde  auf  eine 
wenig  ansprechende  AVeise  einer  jirunkvollen  3]nsse  ent- 
gegengesetzt, da  dieselbe  vielmehr  den  laulis  tumultibus, 
ilem  geräusch  -  und  prunkvollen  iijjenllichen  Leben, 
den  civilibus  utulis ,  wie  sie  Horat.  Epist.  I,  t,  Iß.  nennt, 
entgegengesetzt  wird,  und  auch  Marliid.  Epigr.  I,  5ü. 
in  demselben  Sinne  sagt:  Hoc  petit,  esse  sui,  nee  magni 
ruris  arator,  Sordidae^w  in  parris  otia  rebus  amat.  Bei- 
den Dichtern  scheint  übrigens  die  bekannte  sordida  pau- 
pertas  vorgeschwebt  zu  haben.  Lantus  aber  zu  lumul- 
tus  gesetzt  ist  auffallend,  da  es  sonst  nur  von  Dingen 
and  Personen  gebraucht  wird,  an  denen  sich  ein  gewisser 
äusserer  Glanz  und  Reichthum  zeigt,  hier  aber  von 
Zeitichr.  f  d.  Allerthumsw 


dem  geräuschvollen  ii/fenllichcn  Leben  gesagt  ist.  Merk- 
würdig ist  auch  der  Gedanke  sordida  quies  ambit  sc 
patria  in  domo,  die  gerauschlose  Alusse  bewirbt  sich 
bei  sich  selbst ,  d.  h.  sucht  keine  Ehrenstellen  i'orn 
Polke  zit  erlangen,  sondern  i'on  sich  selbst,  ist  mit 
sich  selbst,  mit  dem,  'was  sie  selbst  hat,  zufrieden. 
Der  Gedanke  ist  ebenso  verzwickt,  wie  oben  in  den 
Worten  Ircum  si  sapias  tibi.  Fertilis  patria  in  domo 
soll  bedeuten:  sch't/Jend  im  eignen  //aus,  allein  so  ohne 
alle  nähere  ßesfimniung  kommt  das  Wort  bei  keinem 
Classiker  vor.  Auch  hat  liigler  mit  Recht  an  iler  Ge- 
dankenverbindung dieser  Verse  durch  cum,  wofür  der 
Sinn  enim  verlangt,  Anstoss  genommen.  Denn  welcher 
Zusammenhang  ist  in  folgender  von  Axt  gegebenen  Ueber- 
setzung  dieser  Stelle:  Sei  hold,  heiliges  G'otterkind, 
yirmuth ,  jeglicher  ßlachl  gleich  in  der  Him;nelshöh, 
Lebst  du  'Weise  für  Dich  Dir  selbst;  PVenn  frei'willig 
du  fremd  herrlichen  Ehren  bist,  in  Dir  selber  die 
Summe  Du  Deiner  Freuden  bestimmst ,  und  sich  die 
niedre  Ruh,  J  ornehm  /wirren  Tumultes  baar.  Bei  ihr 
selber  bewirbt,  schaffend  im  I' aterhaus?  Auch  sind 
die  Prädicate  von  Pauperies  ohne  Vermittelung  eines 
J  erbum  finitum  viel  zu  stark  und  hart  in  diesen  Ver- 
sen gehäuft.  Das  in  der  Handschr.  befindliche,  dem 
IVIetrum  widersprechende  vendibilis  statt  vendita  scheint 
eine  absichtliche  Glosse  ron  Barth  zu  sein,  die  er  selbst 
durch  vendita  emendirt  hat.  Die  bald  darauf  Vs.  11. 
folgende  Syntax  KU  non  poteiis  statt  omnia  potes,  wie 
Virg.  Aen.  VI,  117.  sagt:  poles  namque  omnia,  ist  ge- 
radezu unlateinisch ,  und_  kann  nicht  mit  .^xt  durch 
Vergleichung  von  plus,  nimium  ,  mullum  potens  ver- 
theidigt  werden,  welche  so,  ohne  l'erb.  finil.  angewandt, 
ebenso  wenig  vorkommen,  wie  unsere  Formel.  Richti- 
ger ist  der  frühere  Versuch  von  Axt ,  zu  verbessern 
potes ,  simul.  In  dem  folgenden  Vs.  12.  Furtivis  pro- 
ceruin  suppliciis  procul  sollen  nach  der  einfachsten, 
richtigen  Auffassung  von  Ba-)  er  furtiva  supplicia  bedeu- 
ten :  heimliche ,  innerliche  Leidenschaften  und  Begier- 
den, allein  supplicia  bedeutet  1)  iloch  wolil  nicht  so 
einfach  L^eidenschaften ,  sondern  nur  Strafen,  2)  wird 
ebensowenig  furtivus  so  verstolilen ,  heimlich  da  ge- 
braucht, wo  von  nichts  l  erstohlenem  die  Rede  ist,  son- 
dern innerlich  ausgedrückt  werden  soll.  Endlich  ist 
auch  der  Geilanke  regnas  in  proprio  sinu :  Herrschaft 
übst  in  der  eigenen  Brust"  gewiss  kein  richtiger  statt 
seinem  Geiste  gebieten,  animo  imperare,  oder  zu- 
frieden mit  sich  selbst  sein.  Falsch  sind  die  Verglei- 
chungen  von  Axt  in  sinu  gnudcre  und  intra  sua  jieclora 
gaudere.  Wernsdorf,  welchem  Axt  in  der  (Jebersetzung 
folgt,  bezieht  sehr  gezwungen  A\e  Jurliva  supplicia  pro- 
cerum  auf  (/((.■;  heindiche  hriechen  und  Schnappen  nach 
Gunst  bei  den  J  ornehiuen.  Sollte  wohl  ferner  in  den 
folgenden  Versen:  „Felix  (|ucm  teneris  mater  ab  unguibus 
ei  regina  rapis  simul"  die  bildliche  Redensart,  teneris  ab 
unguibus,  nach  (Vf.  ad  Fam.  I,  (j.  a  teneris,  ut  Graeci  aiunt, 
unguiculis ,  für  welche  Llorat.  Carm.  III,  5,  24.  mil- 
dernd den  Singular  für  den  Plural  setzt:  ,,ilc  tcnero 
ungui"  lyrisch  zart  genug  sein?  In  den  folgenileu  Wor- 
ten: Non  illum  populi  fiscibus  arduum  f'ersat  nobili- 
tas  mala  scheiut  Hr.   Axt    richtig   die   Nachahmung    tod 

57 


867 


86S 


l'in;.  Goor".  M,  495:  ///"/"  noii  populi  fasccs ,  non 
purpurn  reihum  ßexit  »'rkaiiiit,  iinil  ilpsslialb  «las  in  dor 
Haitdschrit't  ninsrhoii  non  und  fasces  felilonde  Wort 
riclijis  iliirrli  populi  ersetzt  zu  lialcn  ;  arduus  troj».  statt 
rliitus  (Oller  superliusi)  ist  anderwärts  nicht  nachweisbar. 
Audi  in  den  folgenden  Worten  ist  nobilitas  mala  ^  lei- 
diges .Idcltlium,  »ie  Axt  äberset/,t,  nicht  besonders  gut 
;;osagt  fiir  hohe  Aemter ,  welche  beschwerlich  sind;  fiir 
curarum  fluclus  rerjjleiciit  Axl  gut  Volvere  curarum 
triste«  in  pectore  ßucliis  bei  Lucret.  VI,  33.  Ftir  ut- 
rolet  schhlgt  <lersell)C  plausibel  ror  et-rotat.  Die  Be- 
ziehuii;;  de«  folj^enden  Illitm  auf  den,  der  in  EhrenStel- 
len  sich  befindet,  wobei  die  obige  ^fegation  hinweg  zu 
denken  ist,  ist  hier  sehr  hart.  lieber  die  Ausfüllung 
endlicli  des  Schlusses  dieses  Gedichtes,  welche  Axt  so 
gibt:  —  lafens,  Kt  frangit  cupiilum  inox  scopulus  caput: 
Sacht  stürzt  ihn  von  der  jiihen  Höh',  Und  das  gierige 
Haupt  bald  an  dem  Fels  zerschellt,  lässt  sich  eben  nicht 
fiel   sagen. 

Od.   HI. 

Diese  Ode,  welche  den  Zue.k  hat,  ein  harmloses, 
tugendhaftes,  von  der  Welt  abgeschiedenes,  doch  nicht 
unthatiges  Leben  zu  preisen,  ist  zum  Theil  noch  schwiil- 
stiger  und  dunkler,  als  die  beiden  vorhergehenden;  ent- 
hält sehr  insfte  Züge  und  Bilder,  und  ist  lückenhaft  ge- 
lassen.     Das   Original    lautet  so: 

IS.      1.     Postijuam  lixa  solo  seniel 

Spernit   fluctivagos  anchora  navitas 
vs.      3-      In   saevum   pelagus   se(jui , 

Quam   vitat  gravido  perniciem   uiari , 
»s.      5-      In   suo   reperit  sinu: 

Haereiitem   tumidis   *  dentibus 
vs.      1.      Aerugo   propria   exedit. 

Ki   fe   desidia  sancta  (juies   levet, 
vs.      9.      Turbas  dum   populi   fugis, 

Priratis   qnaties   fata   tuniultihus, 
TS.    11.      In   fe    ludere   pervicax. 

Niis   *   vigilans  souinis   *   fiiror   (Cod     fruor) 
vs.    13'      Tortis   liberat   anguibus  , 

At   presso   gracilis   Cura   nianet   pede. 

Der  erste  Gedanke  soll  eine  Aufforderung  zu  einem 
in  der  Müsse  thüligen  Leben  enthallcn,  weit  das  Leben 
sonst  zu  sehr  erschlaffe.  Dieser  Gedanke  ist  in  folgen- 
der Vergleichung  ausgeführt:  Sowie  der  /Inker,  wenn  er 
einmal  fest  haftet  in  dem  Boden  ,  und  nicht  mehr  auf 
die  See  kommt,  vom  Roste  verzehrt  wird,  so  wird  der 
Mensch ,  wenn  er  von  den  öffentlichen  Geschäften  sich 
zurückzieht,  und  in  dieser  Zurückgezogenheit  nicht  thü- 
tig  ist,  von  Schlaff'heit  verzehrt,  und  zerstört  so  sein 
eigenes  Lebensglück.  Das  Einzelne  in  dieser  Verglei- 
chung  stimmt  sehr  sclilecht  zu  einander,  denn  1)  wer  hat 
wohl  je  dem  Anker  einen  Schoos  oder  einen  Busen  bei- 
gelegt, so  dass  von  einer  ilerartigen  Aehnlichkeit  des 
Ankers  und  iles  Menschen  die  Rede  sein  könnte?  und, 
wie  Axt  übersetzt,  gesagt:  Wenn  einmal  in  dem  Boden 
fest  Scheut  der  Anker  mit  fluthschweifenden  Schiffern 
zuGehn  hinaus  auf  die  grause  See:  Jf'elch  Verderben  er 
will  meiden  im  Schreckenmeer ,    Wird   er  finden    in  sei- 


nem Schoos,  d.  h.  also:  der  Anker  wird,  wenn  er  in 
dem  Boden  fest,  das  grause  Meer  scheut,  im  eigene?' 
Busen  {?)  das  Verderben  finden,  welches  er  auf  der 
offenen  See  hat  vermeiden  wollen.  Die  Phrase  in  suo 
sinu  war,  ebenfalls  falsch  angewandt,  schon  in  Od,  II. 
vs.  13-  da:  regnas  in  proprio  sinu.  Die  fluctivagi  na- 
vitae  fin<len  sich  wieder  bei  Slat.  Silv.  III,  1  ,  84.  casa 
ßuctivagos  nautas  scrutatoresque  profundi  Vix  operire 
capax.  Sehr  gesucht  und  zu  allgemein  ausgedrückt  ist 
das  Epitheton  gravidum  vom  Hleere  gesagt,  in  der  Be- 
deutung unheilschwanger,  da  hier  ilie  nähere  Bestim- 
mung, worin  die  graviditas  besieht,  zum  vollständigen 
Verst.'iiidnisse  des  Gedankens  unmöglich  fehlen  kann. 
Die  Lücke  vs.  ß.,  wo  es  im  Ms.  heisst:  „haerentem  tu- 
midis  dentibus  aerugo  propria  exedit",  scheint  Hr.  Axt 
mit  Hinzuziehung  von  Ovid.  Trist.  III,  9,  13:  volvitur 
aggere  funis,  recht  gut  ausgefüllt  zn  haben:  ,, haerentem 
tumidis  aggere  dentibus",  wofür  Bayer  gibt  litloie;  Barth 
lasst  sie  iinausgefüllt.  Aber  was  sind  tumidi  dentes , 
schwellende  oder  gar  geschwollene  Zahne  heim  Anker? 
A.vt  meint,  vielleicht  bedeute  tumidis  dent,  s,  v.  a.  sgua- 
lidis ,  indem  Petron.  c.  \'24,  '2  74.  sage:  stabant  acrati 
scabra  rubigine  dentes.  Allein  diese  Bedeutung  von  tu- 
midus  lässt  sich  nirgends  erweisen.  Wernsdorf,  welchem 
Axt  in  der  üebersetzung  folgt,  schlug  vor  timidis  denti- 
bus, mit  bangem  Zahn,  und  erklärt  diess:  dentes,  qui 
exire  timent  vel  qiti  timide  et  ignave  trahunlur ,  eben- 
falls sehr  unwahrscheinlich  und  gekünstelt.  Noch  merk- 
würdiger aber  ist  in  dem  Folgenden  die  Phrase:  ni  te 
sancta  quies  desidia  levet ,  t\.  h.  wenn  nicht  heilige  Ruhe 
dich  vor  Erschlaffung  wahrt;  levare  heisst  wohl  überall 
nur  .femandem  Erleichterung  einer  Last  verschaffen.  Jeman- 
dem eine  Last  nehmen  ;  nicht  aber  Jemanden  bewahren  vor 
etwas,  was  doch  der  Sinn  dieses  Wortes  hier  sein  soll.  Demi 
« ie  kann  hier  der  Geilaiike  sein:  wenn  a\e\\t  lieilige  Ruh' 
dir  die  Trägheit  benimmt?  Ferner  ist  undeutlich,  was  hier 
sancta  ([Wies  sei  ;  die  Erklärung  von  Wernsdorf :  „Sancta 
quies  est  a  sanctitate  animi  ilucta,  officiis  et  honoribus  sancte 
gestis  promerifa"  ist  im  höchsten  Grade  gesucht  niul  unwahr- 
scheinlich; wir  möchten  es  auf  die  philosophische  fllusse 
beziehen,  die  Müsse,  welche  mit  philosophischen  Betrach- 
tungen hingebracht  wird,  insofern  die  l'hilosophie  von 
den  Alten  als  Trösterin  der  Einsamkeit  dargestellt  wird. 
Ferner  ist  privati  tiiinultas  s.  v.  a.  intertii,  innere  Un- 
zufriedenheit, eben  so  ungewöhnlich  gesagt,  wie  hier 
sogleich /■«/«  quatere ,  das  Schicksal  reizen,  d.  h.  das 
Lebensglück  zerstören.  Die  folgenden  Verse  sind  durch 
die  Lückenhaftigkeit  von  vs.  \i.  kaum  einigermassen  ver- 
ständlich. Der  .Sinn  des  Ganzen  scheint  ticm  übrigen 
Zusammenhange  gemäss  sein  zu  sollen:  Wir,  die  icir 
in  stiller,  zufriedener  Zurückgezogenheit  leben,  sind 
zioar  frei  von  der  heimlichen,  inneren  Unruhe  und  Qual 
der  in  dem  Staatsleben  sich  bewegenden  Voi-nehmen  (vgl. 
Od.  II,  l'i.),  allein  kleinere  Sorgen  drücken  uns  doch. 
Diesen  Sinn  hat  auch  Hi.  Axt  angenommen,  indem  er 
die  Lücke  zugleich  mit  einer  kleinen  Emendation  «les 
11.  Verses  folgendermassen  ausfüllt:  ,,Nos  quamquam 
vigilans  somnia  sie  fiiror  tortis  liberat  anguibus"  und 
übersetzt:  Obgleich  so  uns  die  Wuth,  welche  die  Träume 
wacht ,    Frei   gewundener  Schlangen  lässt ,  Bleibt ,    auf- 


8H9 


870 


stemmend  den  Fuss ,  schmächtige  Sorge  doch.  Allfin  in 
dieser,  »veiin  auch  noch  so  siniigeiiWissen,  Ausfiilliiiit;  iler 
Lücke  sind  doch  folfroiide  Ans<««se  niclit  zu  übnrsphen, 
1)  steht  sie  s.  V.  a.  tjuiitn  in  otio  vioamus,  wie  Axt  er- 
klärt, /.u  beziehungslos  mit  dem  Voranj;phendpii,  '2)  kann 
vigilare  somnia  s.  v.  a.  seinisomnos  iristiöus  visis  vexat, 
nach  Axt'S  Erklärung-,  nicht  verglichen  werden  mit  vi- 
gilias  vigilare  oder  vigilata  Thebais  ^  oder  ähnlichen  be- 
kannten Phrasen,  da  hier  vigilare  rein  transitiv  bedeuten 
soll:  die  Trüume  wach  machend,  die  düsteren,  unklaren 
Träume  vollständig  zur  Klarheit  bringend,  in  vigilias  vi- 
gilare aber  und  ahnlichen  Wendungen  das  Verbum  immer 
eigentlich  intransitiv  bleibt,  und  der  -iccusativ  nur  zur 
näheren  Erklärung  dient,  worauf  sich  der  durch  ein  Verbum 
intr.  ausgedrückte  Zustand  bezieht.  Doch  weit  ungenügender 
füllen  die  früheren  Herausgeber  die  Lücke  aus.  IVerns- 
darf  nämlich  vervollständigt  Nos  tunguam  vigila7is  so7n- 
nus  habet,  furor  torlis  liber  et  anguibus.  Bayer  noch 
dazu  mit  einem  metrischen  Fehler:  Noctes  et  vif^ilans 
som?tia  si  Juror  Tottis  nnn  liberal  anguibus.  Ausserdem 
schlägt  auch  Ilr.  A.vt  noch  dreierlei  Lückenausfüllnngen 
vor:  1)  filam  quamquam  vigilans  somnia  sie  furor  Tor- 
tis  liber  ab  anguibus.  2)  Noctes  nam  vig.  eei.  3)  ^'ostra 
natu  vig.  cet.  Tortis  liberat  cct.,  welche  iiber  sämmtlicb 
schlechter  sind,  als  die  erste.  Die  torti  angues  endlich 
so  allgemein  in'  der  Bedeutung  G etvissensbisse ,  itinere 
Qualen  und  Unruhen  möchten  sich  schwerlich  noch  an- 
derswo so  gebraucht  finden,  denn  in  Virgil.  Georg.  III, 
38.»  «eiche  stelle  Axt  ritirt,  kommen  dieselben  in  ganz 
anderem  Zusammenhange  vor,  da  dort  eine  vollständige 
Aufzählung  der  Hüllen(j[ualeu  stattfindet,  und  also  der 
Zusammenhang  die  Bedeutung  von  torti  angues  klar  macht. 
Vs.  [4.  endlich  kann  presso  pede  cura  manet  statt  im- 
presso pede  nicht  verglichen  werden  mit  solchen  Beispie- 
len, wie  sie  A.vt  gibt:  imposilis  pedibus  premere ,  sub- 
jicere  pedibus ,  caput  pedibus  supponere,  calcare  impo- 
sito  pede  cet.,  da  pressu  pede  gesagt  sein  würile,  wie 
presso  gradu  (incedcre),  d.  h.  langsamen  Schrittes.  Fast 
möchte  man  denken,  der  Dichter  habe  das  Bild  von  der 
Schlange  fortsetzen  wollen,  und  eingedenk  eines  solchen 
Bildes,  wie  es  Virgil.  Aen.  II,  380.  gibt:  retro  pedem 
cufH  voce  repressit.  Improvisum  aspris  veluti  qui  sen- 
tibus  anguem  pressit  humi  tiitens  trepidusque  repente 
refugit,  sich  verwirrend  ilasselbe  Bild  verkehrt  angewandt. 
Auch  gefällt  uns  gracilis  hier  auf  cura  bezogen,  in  der 
Bedeutung  von  gering,  klein  nicht  besonders.  Das  Epi- 
theton gracilis  möchten  wir  recht  passend  zur  Charak- 
teristik der  ganzen  Ode  gebrauchen  ,  die  allerdings  sehr 
mager    und    gering    ist. 

Od.  IV. 

Die  vierte  Ode  ist,  wie  Hr.  Held  richtig  bemerkt, 
so  unvollständig,  daes  mau  weder  Anfang,  noch  Mitte, 
noch  Ende  erkennen  kann.  Der  Hauptinhalt  jedoch 
scheint  eine  Aufmunterung  enthalten  zu  sollen  ,  nicIU 
2«  niedergeschlageri  zu  werden ,  wenti  es  den  Cuten 
schlecht,  den  Busen  gut  geht,  da  diess  Zaghaftigkeit 
verrüth.  Allein  die  Ausführung  im  Einzelnen  lässt  sich 
nicht  gut  nachweisen  ,  da  der  Schluss  theils  verslümmelt 
ist,  theils  fehlt. 


Das  Bruchstück  lautet  so: 

vs.   1.  In<rra<i  nebulac  desidiae  vaput 

Circun.stant  trepidum.     Sors   nimia  in   probo« 
Incestis  facilis  annuit  ausibus. 
Sfa  contra  assiduo   pede. 
vs.   5.   Mnltum  turba  tenax  »   fiilci 

LItra  fata   furit,   noii   docilis   fugae  , 
♦  dcsider  *  *  praemio. 
•»■      *      ♦ 

Caetera  dcsunt. 

Gleich  in  Vs.  1  sind  die  nebulac  desiiliac  trotz  Axt'» 
grosser  Alasso  von  Parallelstellen,  wo  gewissen  Gegen- 
stänileu  eine  nebulii  zugeschrieben  wird,  anstossig,  <la  die 
desidia  schon  selbst  etwas  Nebclkaflcs  ist;  denn  was  ist 
schL;//er  Ruhe  Gewölk,  wie  y4.xl  übersetzt?  auch  Crc- 
pidiiin  Caput  statt  trepidn.  mens  ist  auffallig,  und  von  der 
logischen  Verbindung,  welche /^.rt^?  üebersetzung:  Sclduj- 
fcr  Ruhe  Gewölk  steht  ui/i  das  sjge  Haupt  Undank- 
barer, wenn  hold  frecher  i-erruchter  Thal  allzu  feind- 
lich das  Glück  gegen  die  Bra\'en  dient,  ist  im  Original 
keine  Spur  ,  da  der  Satz  mit  sors  cet.  gar  keine  gram- 
matische Verbindung  hat,  wenn  mau  nicht  nach  Axt'» 
Uebersetzung  die  Partikel  si  folgendermassen  einschiebt: 
facilis  si  cet.  ,  indem  sonst  sogar  das  iMetruni  hinkt. 
Allein  gerade  die  Satzverbindung  ist  auch  in  den  übri- 
gen Oden  so  schlecht.  Vergl.  Od.  I.  Vs.  i2,  II.  Vs.  ö, 
III.  \'s.  11.  Die  Verbindung  sors  nimia  faci/it  statt 
iiimiuni  oder  nimis  facilis  möchten  wir  nicht  mit  Aal 
durch  ilie  laxe  Sprache  des  Flaulus  (Amph,  II.  2,  69  od. 
Ü5  bei  Lindem,  nimia  mira:,  was  auch  heisseu  kann: 
A  Izugrosses,  WunderbarcsJ  entschuldigen.  Ebenso  auf- 
fällig ist  assiduo  pede  gesagt  statt  ßrmo  pede  ,  da  die 
Stolle  Quinlilians  XII.  9,  18:  Itaque  in  his  actionibus 
omni ,  ut  agricolae  dicunt,  pede  standum ,  welche  A.cl 
anführt,  doch  ganz  anderer  Art  ist,  und  hier  wohl  gar 
nicht  verglichen  werilen  kann.  Sudann  ist  ultra  Jata 
furere  statt  ultra  nwduin  ganz  ucu.  Wie  docilis  Jugae 
hier  zu  verstehen  sei,  lässt  sich  gar  nicht  sagen.  Es  er- 
innert an  Hör.  Carm.  I.  1,  18:  indocilis  pauperiem 
pati.  Das  fehlende  Ende  der  Ode,  worüber  sich  gar 
nichts  sagen   lässt,  hat  Herr  Axt  so  ergänzt: 

Mnltum   turba  tenax  scd  nocune  fidc  (statt  fidei ?J 

Ultra  fata  furit,   non   docilis  fugae. 

Quam  desideret  ul  res  mala  pracmia 
Irae  non  domitae  minans. 
Mit  der  Uebersetzung: 

Doch     an     schädlicher    Treu'    haftender    Freunde 

Scliwarm , 

TVüthend     über     Geschick  ,     nimmer     zu     fliehen 

weiss , 

Mag  es  heischen  die  Zeit ,  dräuend  mit  schlimmem 

Lohn 
Ungebändigteni  Zornesmulh. 

Sollte  wohl,  schliessen  wir,  nach  diesen,  so  augen- 
fälligen und  schwerlich  ohne  gewaltsame,  künstliche,  nur 
scheinbar  richtige  Erklärung  hinwegzuräumenden  Schwie- 
rigkeiten, Mängeln  und  Fehlern  dieser  vier,  angeblich 
dem  von   Plinius  so  sehr  gerühmten  f'estritius  Spurinna. 

57  * 


871 


872 


angeliörigeii  Oden,  Jemand  ferner  geneigt  sein,  dieselben 
für  <'i7i/f  /liiii/isliic/ie  Jtssi/l/cn  zu  halten?  Wir  können 
uns  nach  vorliegender,  sj>raclilicli  und  ästlictiscli  gewiss 
sehr  nii|i.)r<iMisili  gehaUener  Prüfung  derselben  in  ihren 
Ein/i-liiliciti'n  nininierniehr  dazu  entschliessen ,  dieselben 
eiitwfi/er  Jtir  eclite  oder  aus  echten  Gedicliten  des 
Sntiriiinu  von  irgend  einem  antiken  Dichter  \erjassle 
Gedichte  zu  hidten ,  sondern  erklären  dieselben  noch- 
mals für  ein  erbiirndiches  auf  absichtliche  Täuschung 
abgesehenes  l\Jach'\'\'erk  i'on  Kaspar  Barth,  dessen  sprach- 
liche Sonderbar  keilen  und  Reininiseenzen  aus  den  das  ■ 
sischen  Dichtern  überall  hervor  leuchten. 

Werfen  »vir  endlich  am  Schluss  dieser  Abhandlung 
noch  einen  Ulick  auf  die  .t.vtische  Bearbeitung  dieser 
Oden,  so  scheint  uns  Hr.  yl.tt  bei  der  Lösung  der  Auf- 
gabe, einer  nach  dem  neuesten  Stnndpuncte  der  Herme- 
neutik gearbeiteten  Ausg,ibe  dieser  Ij  rischen  Bruchstücke 
des  angeblichen  J  estriiius  Spurinna  ganz  von  der  eigent- 
lichen B  dm  abgewichen  zu  sein,  insofern  derselbe  1)  die 
Frage,  ü/jcr  die  Echtlieit  oder  Unechlheit  dieser  Oden, 
»eiche  früher,  mit  Ausnahme  ron  Held,  höchst  mangel- 
haft und  obcrfl.'ichlich  behandelt  norden  ist,  ohne  irgend 
eine  wissenschaftliche  Berücksichtigung  derselben  nur 
durch  ein  kurzes  ästhetisches  Unheil,  dass  die  Gedichte 
echt  seien,  in  iler  Linleilung  abgefertigt  hat.  2)  Statt 
in  der  Krklärnng  derselben  nur  das  Wesentliche ,  die 
Erhlii'ting  unmittelbar  Fiirdcrnde  zu  geben  uns  Hr.  Axt 
in  nngemessener  Weitschiieifigkcit  nicht  blos  nach  der  Ma- 
nier der  alten  holländischen  Philologen  die  sämmtlichen 
Anmerkungen  der  früheren  Herausgeber  ohne  alle  Aus- 
n'ahl,  gleichriel  ob  richtig  oder  unrichtig,  nüthig  oder 
unnüthig  bietet,  sondern  jede  Gelegenheit  benutzt,  die 
einfachste  Wahrheit  durch  eine  Unzahl  ron  Stellen  alter 
and  neuer  Classiker  der  verschiedensten  Nationen  der 
alten  und  neuen  Welt,  wie  der  Griechen,  Römer,  Deut- 
schen, Italiener,  Ülnglfiniler,  Schottländer  u,  s.  w.  zu  do- 
cumentiren  nnd  diese  Stellen  dann  wieder,  wenn  es  ihm 
nöthig  scheint,  zu  interpretiren  und  emendiren,  wobei  am 
meisten  bedacht  worden  sind  Sophokles  in  der  Antigone 
nnd  im  Aias ,  Vilalis  Dlesensis  Anijthitruo  nach  der 
Ausgabe  des  Herrn  Prof.  (Jsann ,  »elcher  tlurch  die 
P arianten  des  Cod.  Gissens,  vervollständigt  wird,  und 
Horalius,  für  dessen  galante  und  witzige  Erklärung  vor- 
züglich folgende  Stelle  pag.  1U<)  über  Carm.  III.  1.  66, 
als  eine  rrux  interpretum,  einen  tretilichen  Beleg  geben 
dürfte:  „Timor  et  ßJinae  Scandunt  eodem  ,  c/uo  domi- 
nus, necjue  Decedit  aerata  trireini  et  Post  equitem 
sedel  atra  cura,  —  Hierbei  nämlich  bemerkt  Herr 
Axt  sehr  witzig:  cujus  loci  cum  oplinie  persentiscant 
rustiii  Clii^enses ,  qui  hoc  vehiculi  genere  rite  uaores 
suaa  in  urbes  ad  nundinas  aut  in  projimos  vicos  ad 
pagonalia  secuni  adducunt.  Videlur  hie  Flaccum  ob 
oculos  habidsse  Tis  so  Hier,  liberal.  XX.  117.  ,, Mez- 
za tra  furiosa  e  sbigottila  Scende  ed  ascende  un  suo  de- 
slriero  in  fretta.  Vassene ,  e  ßigge:  e  van  seco  pur 
anco  Sdegno  ed  Amor ,  quasi  duo  veltri  al  ßanco." 
Ä'icht  miniler  hülfreiche  Hand  bietet  Herr  Dr.  Axt  durch 
seine  ausgebreitete  Belesenheit  den  si<h  in  der  lateini- 
schen Liebessprache  perfectioniren  »ollenilen  jungen  hhe- 
nüinncrn  unserer  Tage   in  den  Addcnd.  p.  141,   wo  eine 


Stelle  des  Hieronymus  über  die  Beschwerden  des  Ehe- 
standes, welche  Herr  Prof.  (Jsann  in  einer  akademischen 
Gelcgenheitsschrift :  de  caelibum   conditione  apud  vete- 
teres   zuerst  benutzt  hat,  abgeschrieben   und   gelehrt  wird, 
wie,   was  in  Georges   Lexicon   bedauerlicher  Weise   fehlt, 
das   Wort   Gardinenpredigt    zu   übersetzen  sei    durch  die 
Phrase:  ,,])er  totas  noctes  garrulae  coiupiestiones" ,  und 
ein   ebenso    classischer   Bele:;    für    das    uralte   Institut  der 
Cicisbeo  j    ebenfalls   aus    Hieronymus    sich    findet.      Von 
unnütz  gehäuften  Vergleichungen   wie,  dass  die  Zeit  die 
Lehrerin  der  Menschen  sei,  und  das  Aller  'weise  mache, 
8.  Belege  p.  45  ff.;  dass  alles  Irdische  vergehe  p.  56  ff.; 
dass    das    menschliche    Alter    sich    verschiedentlich  ab- 
stufe p.   42    und   p.  59,    in   welcher    letztern   Stelle    Herr 
Dr.    Ajct    zur    Bestätigung    der    alten    Wahrheit  auf  seine 
eigenen     poetischen    Ergiessungen    in     der     AJilternachts- 
zeilung  Jahrg.  ISi.S  Nr.   'JOS    mit  folgenden    \Vorten    ver- 
weist:    Ul    Uli  (V'irgil.,  Salejus  Bassus  nnd  Andere)   aesta- 
tem,   ila   Horat.  I.   4,   IV.    15.   35   et   Cutull.  LXVIII.  82 
posueriint  hiemern.      Item    nostri  poi'tae  et  non  poe'tiie, 
velut   ego   ipse  fnon  poe'ta  ?J  in  Lusibus.    Ebenso   hänfen 
sich   die  Parallelstellen    bei    dem    bekannten    Thema  über 
die   Unbeständigkeit    des    Lebens  p.  56,  über   die  Ver- 
achtung irdischer  Dinge  p.   5-';   in  den   Addend.  p.    I4ü 
wird   über  die   Heiligkeit  der   Gölter    mit    Berufung    auf 
Schillers:    ,,  Freude    sc/iöner    Götterfunken  "^    sehr    aus- 
führlich   durch    <lie    mannichfaltigsten    Citate    verhandelt. 
Nicht  minder  an   ganz  unpassendem  Orte  verschwenderisch 
mit  seinen  philologischen  Collectaneen   vervollständigt  der 
Verfasser  die  Grammatiken  und  Le.rica  der  griechischen 
und  lateinischen  Sprache,   wie  z.   B.  p.  33,   wo  derselbe 
zur  Erklärung    des   Worts  dulcis    von    Schriftslsllern  ge- 
braucht eine  Stelle  aus  Nep.   Att.  XVIII.  4.   anzieht,   und 
dabei ,    die   scheinbar   falsche   Stellung   von   quoque   in   den 
Worten    attigit   quoque  poeticen    bemerkend,     diese    einer 
ziemlich   langen    Untersuchung    unterwirft.       Ferner  vergl. 
man   die   beinahe  zu  Excursen   herangewachsenen   Discurse 
über  die    unmittelbare   Verbindung    zweier  Substantive 
durch    die    Prdpositionen ,    wie    liber  ile  amiritia  p.  33 
und  9|   ff. ;  über  die  sogenannte  En<dlage  des  Adjeclivi 
in   Beispielen   wie  Jutva    ira    lennis    statt   ira   fulvi  leonis 
p.    17   und   p.  144',   wo  das   Verschiedenartigste  identiiicirt 
wird;    ferner    p.    54    über    die    prolcpsis    attribuli ;    wie 
demersas  obruit    naves   p.  6.'  über   den  substantivischen 
Gebrauch  des  Adjectii's  in  Verbindung  mit  einem  an- 
dern,  wie  pauper  avurus  p.    tU6;    über  die   Litotes   und 
das  fljphen  p.  112;  über  den  Accusativus  in  Beispielen, 
iv;e  vitam   vivere  und    noctes    vigilare  p.   57;    über  die 
Bedeutung    von     ultra    in    Formeln,    wie    ultra    modum 
p.   121. 

Endlich  bringt  Herr  Ajct  mit  derartigen  Anmerkungen 
noch  allerlei  religiöse ,  moralische  und  politische  An- 
sichten in  Zusammenhang,  wobei  iler  Ton  bald  lüe  Farbe 
der  grössten  Erbitterung  gegen  einzelne,  sehr  achtbare 
Männer  an  sich  trägt,  bald  ein  höchst  komischer  wird,  der 
wohl  zur  Erheiterung  des  Gemüths  4lienen  kann,  welche  er- 
bauliche Betrachtungen  sich  durch  ein  vollständiges  Jünf- 
Jaches  Register  des  TT  ilzes  und  Aegernisses  leicht  auf- 
finden lassen,  und  wovon  ich  gern  Proben  geben  würde, 
wenu    ich    nicht    befürchtete ,    der    von    vielen   Seiten     her 


873 


874 


in  Anspruch  genommenen  Redactiou  in  diesem  rein  wis- 
senschaftlich gehaltenen  Blatte  damit  einen  schlechten 
Dienst  zu  thun.  Dr.   üllo. 


84.  Vestritii  Spärinnae  lyricae  rclitjuiae.  Recognovit  in 
Germanicum  cnnrertit  et  cum  annotationibus  supe- 
rioruiii  interpretum  quibiis  suas  adiccit  separatim 
üdidit  C.  A.  Mauritius  Axtius.  Francofurti  1840. 
144  S.  gr.  8. 

Von 'dem  in  Plinius  Briefen  (III,  I.)  geschilderten 
Dichter  Vestritius  Spurisina  gab  bekanntlich  Barth  vier, 
angeblich  in  einer  Slerseburger  Miscellanhandschrift  ge- 
fundene Bruchstücke  heraus.  Diese  sind  es,  welche  der 
Verfasser  des  rorliegeiiden  Gyniiiasialprugrammes ,  Herr 
üirector  Axt,  theils  mit  den  Noten  von  Barth,  Werns- 
dorf  und  Bayer,  theils  mit  seinen  und  denen  seines 
Freundes  Rigler,  dem  auch  der  Unterzeichnete  manche 
Anregung  in  früherer  Zeit  cerdaukfe ,  aasgestattet  hat. 
Der  Verf.  beklagt  sich  p.  I(i,  dass  er  „homullus  unus  e 
uiisello  lusciosorum  grege,  affectus  raletudine,  inira  unutn 
menscm  et  inter  perpetua  offirii  munera  et  priratas  oc- 
rupationes  neceasarias"  diese  Abhandlung  habe  beenden 
müssen.  Allein  das  sieht  man  derselben  wahrlich  nicht 
an,  wenigstens  hinsichtlich  der  Masse.  Hr.  Axt  hat  so 
kühn  alle  Schleusen  seiner  Gelehrsamkeit  geöffnet,  dass 
einem  ordentlich  vor  den  Büchera  bange  werden  muss, 
auf  die  er  Jahre  oder  Jahrzehnde  zu  verwenden  Müsse 
hätte.  Oder,  dass  wir  die  Wahrheit  sagen,  die  Eile 
der  Abfassung  ist  noch  in  diesen  kolossalen  Haufen  von 
Citaten ,  in  der  ganzen  Breite  des  hermeneutischen  Ap- 
parates sichtbar,  der  nicht  allein  den  Zusammenhang  der 
Gedanken ,  sondern  das  vereinzelte  Wort  in  alle  seine 
Üpitzen  und  Schlupftiinkel  hin  verfolgt.  Man  wird  von 
einer  Parenthese  zur  andern,  von  einer  beiläufigen  Be- 
merkung zur  zweiten  geschoben.  Hat  sich  der  Verfasser 
zufällig  auf  einem  Nebenwege  ergangen,  eine  Seitenan- 
sicht uns  geöffnet,  so  kommt  noch  manchmal  ein  Sei- 
tenhieh  hintenilrein  ,  und  durch  eiuen  kühnen  Satz,  z,  B. 
p.  34:  ,,Sed  iam  ra  conficiamus"  —  —  oder  p.  103: 
„Sed  redcamus  ad  serpentium  gyros"  oder  p.  45:  „Re- 
stat,  ut  in  fine  huius  annotationis"  u.  s.  w.  tvird  man 
dann  wieder  auf  das  ursprüngliche  Feld  znrückgeschleu- 
dert.  Die  VVortkritik  wird  zwar  im  Ganzen  mit  gesun- 
dem Sinne  gehandhabt,  allein  die  Frage  nach  der  Echt- 
heit der  hier  vorliegenden  Stücke  wiril  doch  viel  zu  vor- 
nehm p.  10  abgethan.  Da  ist  es  gewiss  nicht  genug,  zu 
sagen:  „Dignae  Vestritio  sententiae ,  digna  dictio,  neqiie 
ullo  loco  laxior  orationis  contextus  pro  lyrico  poeta,  ut  trunca 
videri  pnssint  congesta."  Denn  wie  soll  entschieden  wer- 
den, was  des  Vestritius  würdig  oder  nicht,  da  wir  Nichts, 
als  diese  losen,  lockeren  Trümmer  haben?  Von  innen 
heraus  also  muss  die  Prüfung  vor  sich  gehen.  Wie  ist 
aber  da  Alles  so  unendlich  verkehrt  und  verschroben! 
Wie  löst  sich  Alles  in  diesen  Vestritianis  zu  etlichen 
mageren  ethischen  Sentenzen  auseinander,  durch  welche 
kaum  ein  leiser  Schimmer  römischer  Nationalität  durch- 
blickt! Alles  verrälh  Trümmer  horazisch- virgilischer  An- 
schauung,  Wendung   und  Sprache.      Was   davon   abweicht. 


ist  in  geschraabien ,  wunderlichen  Säizen  aneinander  ge- 
kittet, nirgends  die  Milde  und  Anmuth  hörbar,  die  Pli- 
nius <len  lyrischen  Gedichten  des  Spurinna  nachrühmt. 
Der  dichterische  Schmuck  besteht  in  endlosen  Beiwörtern, 
deren  in  jeder  Zeile  eins  vorkommt.  Der  eigentliche 
Stoff  aber  ist  aus  jenem  Briefe  des  Plinius  entlehnt, 
worin  er  den  Spurinna  schildert.  Prüfen  wir  die  einzel- 
nen  Oden   näher. 

I.  Der  Gedankengang  ist  folgender:  „Marias  lobe 
nicht  zu  sehr  die  süssen  Scherze  des  Vestritius;  wenn 
sie  auch  herrühren  aus  Sokratischer  Philosophie,  wenn  sie 
auch  edlen  Männern  gefallen,  das  Alter  kehrt  in  sich  selbst 
zurück,  opfert  den  Rest  seiner  Jahre  nicht  dem  Vater- 
lande mehr,  nicht  mehr  der  Ehrsucht  und  dem  Geize. 
So  geht  es  auch  mir.  Soll  der,  welcher  70  Jahre  alt 
ist,  noch  scherzhafte  Gedichte  machen?  Wer  alt  wird, 
ist  bereilsam  genug,  wenn  er  scluveigf.  Aber  mein  grauei 
Haupt  enthält  sich,  nicht  als  freiwilliger  Flüchtling,  son- 
dern mit  reichem  Liede  —  — ."  Hier  hört  das  Ganze 
auf.  Die  Ergänzung  ist  nicht  schwer.  Hr.  Axt  füllt  den 
Schluss   also   aus  : 

Nein   rastlos   mit  dem   Takt  reichlichen   Liederklangs 

Soll   aufstachelnd   den   starren   Geist 

Einst   mein   Odem   den   Tag  seines   Geschicks    empfahn! 

Auf  den  ersten  Blick  scheint  das  Gedicht  in  sich  abge- 
rundet, die  Idee  entwickelt  uni^  zur  Einheit  durchge- 
führt ,  aber  bei  näherer  Betrachtung  springt  der  innere 
Widerspruch  doch  hervor ;  denn  wie  lassen  sich  vereini- 
gen  Vs.    1 : 

Duices   Vestritii   iocos, 

Seras   Socraticae   relliquias  douus, 

Ne  Landes  nimium  Mari, 
und   Vs.    I6: 

Aestas   quem   decies  septima  diridit, 

An  leves  memoret  iocos? 
Wenn  Marias  diese  Scherze,  d.  h.  scherzhaften  Ge- 
dichte loben  soll,  so  müssen  sie  doch  bestanden  haben; 
nachher  aber  werden  sie  doch  nur  als  jetzt  im  Alter  ent- 
stehend gedacht.  Ferner  das  Alter  wird  in  der  ersten 
Hälfte  der  Ode  dargestellt  als  ein  leidenschaftloses,  der 
Weisheit  gewidmetes,  und  wie  starr  sticht  dagegen  die 
Vorstellung  ab  Vs.  20:  ,,Quis(]ui3  decrepiti  corporis  est 
reus."  Hier  wüsste  ich  fürwahr  nicht  die  mira  dulcedo, 
mira  snavitas  und  mira  hilaritas  aufzuspüren  ,  von  der 
Plinius  spricht.  Und  doch  ist  gerade  aus  Plinias  die 
Altersbestimmung  genommen  von  Vs.  \{y.  ,, Aestas  queni 
decies  septima  dividit',  zu  vergleichen  mit  Plinius:  „Inde 
illi  post  soptimum  et  septuagesimum  annum  aiirium  ocu- 
lorumquo    vigor   integer."      So    ist    Vs.   ().    und    10: 

Qualis   ab    arduis 
Ad   se  versa   lahoribus, 
Quos   non   det  patriae 

ebenfalls  aus  Plinius  gebildet:  „Multoquo  labore  hoc  otiuui 
meruit",  nachilem  kurz  vorher  seine  politische  Laufbahn 
berührt  war,  sowie  der  Gegensatz  des  Jünglings-  und 
Grciseualters ,  sowie  die  Erwähnung  der  ambitio  wieder 
zusammenhängt  mit  der  Reflexion  des  Plinius  vorher: 
,,Seuibu8  placida    omnia    et    ordiuata    conveniuut,    quibus 


875 


«76 


intliistria  spra ,  <iirpis  ambitio  est."  Soviel  über  die  Ge- 
.laiikcn.  Was  ilie  Sprache  betrilR,  so  erinnert  Vs.  2: 
„Seras  Sncratiae  relli.jiiias  domus'^  ja  gleich  an  die  von 
Bayer  silion  citirte  Stelle  Horat.  carm.  I,  29,  14:  So- 
cräticam  et  domum.  Die  Wendung  des  dritten  Verses-. 
,Ne  lautles  niniiinn  Mari"  erinnert  an  carm.  1 ,  33 ,  1: 
„Allii,  no  dolens  plns  uiuiio",  «io  denn  lloraz  seine 
Oden  liänfig  mit  einem  negatiien  Satze  beginnt.  —  Ho- 
razisch  scheint  nns  auch  ilie  Fortführung  des  Gedankens 
durch  qualts,  wofür  zu  vergleichen  carm.  l,  22,  13: 
duale  portentum,  IV,  4,  |:  Quälern  ministrum,  ebeud. 
13,  ferner  IV,  14,  20-  —  Für  Vs.  18:  „Alque  aptos 
citharae  concillet  modos  hatte  nicht  allein  Horat.  epist. 
1,3,  13-,  sondern  auch  carm.  II,  12,  2:  „mollibus 
Aptari  cithnrae  modis  angeführt  »erden  sollen.  —  Un- 
lateinisfh  endlich  scheinen  mir  die  Ausilrücke  Vs.  16: 
„Aestas  quem  decies  septima  dj>i(/t7"  und  Vs.  20.  der 
reus  decrepiti  corporis,  wofür  ich  gerne  Parallelen  bei- 
gebraclit   sähe. 

H.  Viel  antiker  ist  die  Idee  dieser  Ode:  „Sei  uns 
günstig,  heilige  Armnth!  Du  hast  deine  Kraft  und  Freude 
io  dir  selber,  «ährend  der  stolze  unruhige  Adel  seinen 
Stachel  in  sich  tragt."  Die  Panperies  ist  hier  nicht  als 
saeva,  angusta  aufgefasst,  sondern  als  ruhige,  durch  Ent- 
behrung und  niedere  Stellung  bewirkte  Thatigkeit.  Ausser 
Theokrit  Idjll.  XXI,   l: 

'J  nevia,  JiutpavTS,  [xöva  rdi  Ti^i^a;  cyfioet 
hätte  zur  Erläuterung  dieser  Auflassung  angeführt  wer- 
den können  Virgil.  Georg.  I,  123:  ,,Curis  acnens  nior- 
talia  corda"  und  ftlanil.  Astron.  1 ,  78 :  „Labor  Ingenium 
mjseris  dedit."  Sehr  sonderbar  ist  aber  bei  Vcstritius 
die  Ruhe  beim  stillen  häuslichen  Schaffen  sordida  quies 
genannt,  was  simplex  bedeuten  soll.  —  Die  ganze  Farbe 
der   Verse    14,   15,    16: 

Felix  quem  teneris  niater  ab  unguibus 

Et  regina   rapis  siniul 

A'on  illmn  [populi]   fascihus  ardunm 

Versat    nobilitas   mala 
hat  den  Ref.  wohl   nicht  grundlos  erinnert  an  Virg.  Georg. 
II,  490: 

Felix  qui  potuit  rerum  cognoscere  eausas  —   — 

Fortunatus   et  ilie,   deos  qui   novit  agrestes   — 

Illum  non  populi /asces,   non  purpura  regum 

Flcxit  u.  s.  w. 
(die  letzten  Verse  hat  auch  Hr.  Axt  p.  83  angeführt), 
ubschon  die  Wendung  mit  illum  ?ion  oder  iwn  illum  auch 
Horazisch  genannt  uerden  konnte.  Vgl.  carm.  IV,  3,  l  : 
„Quem  tu  —  —  videris,  Illum  non  labor  Isthmios." 
III..  21,  9;  „fion  nie,  quamquam  u.  s.  w.  Lebrigens 
dürfte  auch  die  Idee  dieser  Ode  in  der  Schilderung  des 
Plinius  von  der  tliJitigen  Lebensweise  des  Spurinna  ih- 
ren Grund  haben.  In  poetischer  Hinsicht  ist  ilcm  Ref. 
der  viermal  in  anderer  Form  wiederkehrende  Gedanke: 
si  sapias  tibi,  tuae  in  te  laetitiae,  Ambit  se,  Regnas  in 
proprio  S'nu  aufgefallen.  Die  Curae  Vs.  18-  erinnern 
nieder  an  Horaz. 

III.  Eigentlich  bloss  eine  Vergleichung:  ,, Wie  der  Anker, 
wenn   er,  das  Verderben  scheuend,   nicht  auf  die  hohe  See 


gehen  will,  dieses  Verderben  in  sich  durch  Verrostung 
finilct,  so  ist  es  auch  mit  dir,  wenn  dn,  das  Geräusch  des 
öffentlichen  Lebens  fliehend,  von  innerer  Unruhe  und  Sorge 
verzehrt  wirst."  Der  Grund  auch  zu  diesem  Gedanken, 
der  merkwürdiger  Weise  also  ausgedrückt  ist:  „Ni  te 
de.sidiu  sancta  quies  levet'^  liegt  wieder  in  dem  Briefe 
des  Plinius  III,  1:  ,,  Et  quiescere  iubeas  ,  quum  inertiae 
crimen  effngero,"  und  111,  23  (nicht  24,  wie  Herr  Axt 
citirt):  „Quando  per  aetatem  honestum  erit  istud  pulcher- 
rimae  quietis  exemplum!  Quando  secessus  mei  non  de- 
sidiae  nomen,  sed  tranquillitatis  accipient?"  Auch  an 
andern  Stellen  spricht  Plinius,  obwohl  im  bessern  Sinne, 
von  seiner  desidia  z.  B.  II,  2.  —  Was  die  Sprache  be- 
trifft, so  scheint  der  Infinitiv  zu  pcrvicax  (in  te  ludere 
pervicax)  bei  dem  Verfertiger  dieser  Verse  entstanden  zu 
sein  aus  einem  Missverständnisa  von  Horat.  carm.  III,  3, 
70,  wo  er  in:  ,,Desine  pervicax  Referre  sermones  deorum" 
nicht  desine  referre,  sondern  pervicax  referre  zusammen- 
las. Ebenso  horazisch  ist  in  Vs.  14  die  Erwähnung  der 
Cura,  obschon  eine  gracilis  Cura  mir  sonst  nirgends  vor- 
gekommen ist,  und  prrssn  pede  für  premente  pede  oder 
imposito  pede,  wie  es  Herr  Axt  erklärt,  höchst  seltsam 
bleibt. 

IV.  Ref.  würde  eine  Unwahrheit  sagen,  wenn  er  be- 
hauptete, er  verstehe  diess  Bruchstück.  Wörtlich  übersetzt 
lautet  die  erste  Strophe,  aus  der  sich  noch  allenfalls  ein 
Gedanke  gewinnen  lasst,  also :  ,,Die  Nebel  der  Trägheit  um- 
stehen das  zitternde  Haupt  des  Undankbaren;  das  Schick- 
sal winkt  allzugünstig  den  gottlosen  Wagnissen  gegen  die 
Frommen,  Steh'  entgegen  mit  festem  Fusse!"  Zwischen 
dem  ersten  Satze  und  dem  zweiten  soll  doch  wohl  ein 
Gegensatz  stattfinden.  Der  zweite  besagt  offenbar:  das 
Glück,  das  Schicksal  lüsst  zu,  dass  der  Fromme  ge- 
kriinkt  wird;  mithin  erwartet  man  für  den  ersten  Vers: 
der  Gottlose  lebt  in  Ueppigkeit.  Das  hat  nun  unser 
Dichter  so  verbrämt:  der  Undankbare  lebt  in  Ruhe,  oder 
noch  geschraubter:  Die  Nebel  der  Ruhe,  der  Trägheit, 
umslehiti  das  zitternde  Haupt  des  Undankbaren-  Hier 
fehlt  aber  die  Pielation  zu  ingrati.  Gegen  wen  undank- 
bar? ist  ilie  natürliche  Frage,  und  bei  trepidum  caput 
warum  zitternd?  Ii^benso  bei  sta  contra  gegen  wen?  In 
sprachlicher  Hinsicht  ist  noch  sors  und  nimia  facilis  auf- 
fallend, was  nicht  durch  die  von  Herrn  Axt  aus  Plautus 
beigebrachten  Stellen  gestützt  wenlen  kann.  —  Es  ist 
nicht  anders  möglich,  als  dass  bei  so  bewandten  Umstän- 
den auch  die  Ucbersetzung  des  Herrn  Axt  nur  stellen- 
weise ohne  das  lateinische  Original  verständlich  ist,  wo- 
zu maiiclimal  noch  das  Sireben  nach  einem  frischen, 
fremden  Ausdrucke  störend  hinzutritt.  Das  querulum 
forum  durch  klagenrauscliender  Markt  übersetzt,  ist  we- 
nigstens nicht  treu,  fasces  Steckengebund,  nobilitas  mala 
das  leidige  Adelsthum ,  furor  vigilans  somnia  die  IVulh, 
welche  die  Träume  wacht,  sind  zu  gesucht.  Am  Leich- 
testen und  Freiesten  liest  sich  noch  die  erste  Oile.  Die 
Register,  die  in  ihrer  grenzenlosen  Ausführlichkeit  fast 
wie  eine  selbstgefällige  Bespiegelung  eigener  Gelehrsam- 
keit  aussehen,    konnten    bedeutend    kürzer  sein. 

dergleichen  wir  noch  die  einzelnen  Oden  unterein- 
ander, so  handelt  die  erste  vom  placidum  silentium,  die 
zweite   von    der  sordida   quies,    die   dritte   von    der    sancta 


87"; 


878 


quies.      UnRndlich  arm  ist  die  Sprache;    os    kehren    ewig 
dieselheo    Ausdrücke   and    Wendungen   zurück,   z.   B. 

II.  7:   Lautis  tumultibus. 

III,  1U:   Priiatis    tumultibus. 
.  II.    l.'i:   in   proprio  siuu. 

III  ,    5:   in  SUD  sinu. 
I  -    13:   grai'idac  spei. 
Ili,   4:   grarido   mari. 

II,  6:  sordida   quies. 

III,  8:  sancta   quies. 

I,  25:   sponte   sua   iugax. 

II,  4:   nitro   hospes. 

II,  I(S:  Curarum   farlleni   (luctibus. 

IV,  3:    Iiicestis   facilis   ausibus. 

III,  14:   presse   pe<lp. 

IV,  4:   assiduo   pede. 

II,  18:   Curarum   ttuctus. 

III,  14:    gracilis   Cura. 
1,    1:   duices    iocos. 

1,    17;   leves   iocos. 

III,  8:   desidia. 

I^',    1:   nebulae   desidiac. 

I  ,   25  :   fugax. 

III,    1 1 :    perf  icax. 

IV  ,   5  :   tenax. 

Der  Ablativ  oder  Datir  Plural  auf  ibus  steht  neun- 
mal am  Schlüsse  der  Verse  1,  9.  II,  4.  7.  9-  14.  HI, 
b.    10.   14.    IV,  3. 

Indem  Ref.  auf  diese  Weise  den  Verf.  der  vorliegen- 
den Schrift  noch  einmal  zur  genauen  parteilosen  Prüfung 
des  hier,  ferner  bei  Wei'nsdorf  p.  330  sq.  und  endlich 
bei  Dr.  Held  (über  den  VVerth  iler  Briefsammlung  des 
jüMgerrn  Piinius.  Breslau  1.333,  S.  25  f.,  worauf  mich 
Hr.  C.  F.  Hermann,  der  ebenfalls  von  der  Unechtheit 
dieser  Bruchstücke  überzeugt  ist,  als  auf  ein  von  Hrn.  Axt 
übersehenes  Buch,  aufmerksam  gemacht  hat,  nachdem 
obiges  schon  Alles  nieilergeschrieben  war)  besonders  S.  29 
in  metrischer  Hinsicht  gegen  <lie  Kchthcit  der  angeblichen 
^'estritiana  Vorgebrachten  auflordern  niuss,  indem  er  fer- 
ner die  üeberfülle  des  zu  diesen  wenigen  Bruchstücken 
zusammengearbeiteten  Commenfars  als  uunüthige  Breite, 
■lie  vielfachen  Complimente  gegen  Freunde  durch  alle 
uiüglichen  Epitheta  und  Superlativa  nrnautia  hindurch 
für  höchst  überflüssig,  Ausfälle  aber  gegen  Feinde,  wie 
sie  p.  136  und  1 44  vorkou»nien,  für  höchst  unwürdig 
und  widerwärtig  hält:  so  kann  er  doch  nicht  umhin ,  auf 
der  andern  Seite  das  unläugbare  Verdienst  des  Verfassers 
hervorzuheben,  und  muss  ihm  das  Zeugniss  geben,  dass 
er  alles  illügliche  gethan  hat,  das  Dunkel  dieser  ver- 
schrobenen Verse  auf2uhellen.  Er  hat  ferner  in  der 
freieren  Behandlung  <ler  Erklärung  jener  Art  der  Her- 
meneutik thatsächlich  das  Wort  geredet,  welche  ähnliche 
Anschauungen,  Gedanken,  .'Vusdrücke  auch  ans  der  neue- 
ren Poesie  zu  belebender  Erfrischung  herübernimmt,  frei- 
lich —  auch  hier  über  das  Mass  hinaus.  In  den  An- 
merkungen ist  manches  Belehrende ,  namentlich  für  gram- 
matische Feinheiten  und  metrisch  -  prosodischo  F.igenthüm- 
lichkeit,  wie  p.  1  |  1  sqq.  iSur  einmal  wciilit  Ref.  in 
der   Erklärung    ab,    näuilicb    III,     14.    At   presso    gracilis 


Cura  manet  pede.  Hier  hat  Hr.  Axt  Allerlei  von  impnsitis 
pedibns  premere,  subjiccre  pcdibns,  STtefißalvCIV  u.  s.  w. 
beigebracht,  «vährend  er  das  Richtige  schon  ans  Forcel- 
lini  ,  den  er  gern  benutzt,  lernen  konnte.  Presso  pode 
ist  entneder  so  viel,  als  lento,  wie  bei  Liv.  VIII,  8: 
„Pede  presso  eos  retro  cedentes  recipiebant."  XXVIII,  14: 
„Hispanos  presso  gradu  incedere  inbet",  oder  gleichbe- 
deutend mit  insequcntc,  wie  Ovid.  fliet.  III,  17:  „Sub- 
sequifnr  /?ressoque  Icgit  vestigia  gressu ,  was  für  unsere 
Stelle  gefälliger  ist.  lieber  Kaspar  Barth's  Unzuverlässig- 
keit  bei  Vorsicherungen  von  angeblichen  Handschriften 
vergl.  man  noch  Gläser  im  Rhein.  IVluseum  neue  Folge. 
I,  3.   S.   438. 

Möge  Hr.  Axt,  das  Omen  seines  Namens  mehr  oder 
weniger  verwirklichend,  bei  ferneren  Arbeiten  des  Masses 
sowohl  in  iler  Fülle  der  Erklärung,  als  der  Schärfe  un- 
nützer Polemik  gedenk  sein!  Ref.  aber  fürchtet  bei  die- 
ser Anzeige  keineswegs,  als  ,,vir  obstinatus"  oder  jener 
„Pindaricus  y.£V£o<fio6vujv  STacQO^  dvÖQOJv^^  zu  gelten, 
durch  dessen  Erwähnung  sich  Hr.  Axt  p.  17  ein  Prä- 
servativ gegen  etwaige  tadelnde  Recensioueu  geschaflen 
zu  haben  glaubt.  Ebenso  wenig  Eindruck  werden  auf 
den  Ref.  Epitheta  und  Superlativa  ornantia  resp.  vitu- 
perantia   machen.      Amica  vcritas. 

Bonn.  £,.  Lerscli. 


85.  Lcctiones  Stobenses.  Proposnit  Carolus  Felix  Halm, 
Professor  in  Lyceo  et  Gjmnasio  Spircnsi.  Pariicnla 
Prior.    Heidclbergae  ex  officina  Reichardiana.   1841. 

(32  S.). 

Der  Hr.  Verf.,  durch  seine  tüchtigen  kritischen  Ar- 
beiten dem  philologischen  Publicum  bekannt,  hat  iliesen 
Ruhm  auch  in  der  vorliegenden  kleinen  Schrift  bewährt. 
Diese  ist  ganz  so,  wie  der  Unterzeichnete  es  liebt.  Die 
verdorbene  Stelle  wird,  so  weit  es  nothwendig  ist,  ange- 
führt; dann  der  erforderliche  Sinn  und  die  Emendation, 
sei  sie  aus  Handschriften  entlehnt  oder  durch  Conjectur 
gefunden ,  angegeben.  Der  Leser  braucht  nicht  einen 
mächtigen  Ballast  von  Hinundwiederreden  und  entbehr- 
lichen Citaten  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen.  Denn  was 
verschlägt  es,  dass  man  in  unseren  Zeiten  die  Wege  ab- 
kürzt, wenn  die  Bücher  immer  dicker  werden?  Es  ist 
ilem  Hrn.  Verf.  möglich  gewesen,  auf  3'2  Seiten  mehrere 
hundert  Stellen  des  Stobäus  zu  behandeln.  fllit  voller 
üeberzeugung  kann  der  ünterz.  behaupten,  dass  die  Mehr- 
zahl der  vorgeschlagenen  Textesänderungen  unbedenklich 
aufzunehmen  ist;  was  ilie  übrigen  betrifft,  so  sind  die 
meisten  der  Art,  ilass  man  über  den  Sinn  im  Allgemeinen 
mit  dem  Hrn.  Verf.  einverstanden  sein  muss,  wenn  man 
auch  über  die  Worte  mit  üim  rechten  kann;  nur  wenige 
sind  erweislich  verfehlt.  Allerdings  konnten  manche  der 
behandelten  Corruptelen  von  Jedem,  der  mit  einiger  Kunde 
des  Griechischen  die  Gewohnheit,  genau  zu  lesen,  ver- 
bindet, gehoben  werden;  aber  auch  in  vielen  schwierigen 
Stellen  hat  der  Hr.  Verf.  mit  sicher  trelfendem  Tacte 
das  Richtige  gi  funden.  ünterz.  darf  so  bestimmt  reden, 
weil  er  bei  der  Durchlesung  des  Programms  folgendes 
Verfahren    beobachtet    hat.       Er    bildete    sich    über   jede 


879 


880 


der  behandelten  S(ellen,  ehe  er  des  Hrn.  Verf.  En<schei- 
dunf  grlesrii,  sell>8t<ludig  ein  Urtheil,  und  hatte  in  der 
Rejfol  das  Vergnügen,  mit  dem  Hrn.  Verf.  zusammen- 
■  utrclleu. 

Da  unstreitig  Jeder,  der  mit  der  Kritik  des  Stobäus 
sich  befassen  »ill,  das  Programm  des  Hrn.  Verf.  be- 
nutzen wird,  so  beschrankt  sich  der  ünterz.  auf  einige 
derjenigen  Stellen,  in  denen  er  anders,  als  der  Hr.  Verf., 
urtlieiirn  zu  niilsspn  geglaulit  hat.  So  ist  es  gleich  mit 
der  ersten  der  Fall  p.  1.  Fragm.  3Iuson.  Append.  Stob. 
Gaisf.  Vol.  IV.  p.  424.  Ed.  Lips.  7/  6  TotovToq  Tiaig 
sxeivo^  6  Adxviv,  6g  Kk£äv9i]v  top  (fiKoaocfov 
tJQuJTtjaev,  £1  äya96v  ö  nuvog  icriiv  oi'toj  yäg  ixeivog 
ipaivETai  (fi'oet  Tcscfvxwc  y.akog  xat  re&^afxiuhoi; 
Trpog  äp£Ti:v,  ojars  'eyyuov  vofill^Eiv  elvai  top  tiüvov 
T17S  T  dycdov  ffi'CTEujg  xat  rf]g  tov  xav.ov'  mcrie 
«i;  6uo}Myoi'[i£voi>  tov  f^uj  xaxov  ind^x^iv  aihov 
rj  nyn^ov  Ti'y^äpei  cüv  stt vv9 civ s t u.  Hier  hat 
der  Hr.  Verf.  ganz  unzweifelhaft  das  Richtige  herge- 
stellt, indem  er  statt  der  bezeichneten  Worte  'Jlp  toiov- 
TOC  und  £1  dyadov  TVyj[dv£i  idv ,  eTTvv3dv£ro  her- 
stellte. Allein  auch  die  Worte  u  aT£  eyyvov  V0f^dC,£tv 
shui  TOV  novov  Ti~]i  T  dya&ov  cpvoEiug  y.aX  riJQ  tov 
XCiy.OÖ  sind  verdorben,  nnd  es  genügt  keineswegs,  das 
ron  Wvttenbach  vorgeschlagene  und  von  dem  Hrn.  Verf. 
gntgeheissene  rJ;?  t£  tov  d.ya9ov.  Wie  kann  in  die- 
sem Zusammenhange  iler  TTOfOg  eine  Bürgschaft  des  Guten 
and  des  Uebels  genannt  werden?  Wir  lesen  zwar  hent- 
zntage  in  allen  diplomatischen  Reden  und  Antworten  so 
viel  von  Bürgschaften,  dass  man  sich  zuletzt  nicht  mehr 
wundert,  auch  im  Stobäus  dergleichen  zu  finden.  Hier 
aber  müssen  wir  dagegen  protcstiren.  Der  lakonische 
Knabe  fragt  den  Kleanthes  nicht  etwa,  wie  zu  erwarten 
war,  ob  der  ■novog  ein  Uebel,  sondern  ob  er  etwas  Gu- 
tes sei,  unmöglich  kann  er  also  meinen,  dass  derselbe 
eine  Bürgschaft  von  beiden  sei,  abgesehen  von  dem  auch 
sonst  unpassenden  Ausdrucke;  vielmehr  erheischt  der  Sinn 
cü'örf  iyy lov  vofdi^Eiv  £tvai  tov  növov  ti'jc,  täya- 
S-ov  (fi'OEcug  1]  Tiji  TOV  xaxov.  Das  ist:  Kr  glaubt, 
der  nuvog  sei  dem  Guten  näher  verwandt,  als  dem 
Uebel. 

P.  j.  Gaisf.  p.  338,  5.  ei  8'  äXh]  nlv  ovv  ov8' 
ii-jtioxi'£tTai  T£x^iJ  oiÖEfuia  Tvapadocriv  xat  8/öaoxa- 
Kiav  dQETfii  {al  fztv  n£Qi  t6  dv&Qujuivov  xai  to. 
ToiiTO)  x9f]0>H-<^  u  Qay/-iaT£  V  6fi£vat  fiövov,  oaai 
öf  Tiji  ipvxKi  £(fd.itTOVTUi,  ndvta  oxon ov {.uvai 
ud'Üiov,  i;  69£v  avTi;  ouj(fQovi;0£i)  f^idvrj  Öt  qikoao- 
(fia  TovTo  axoTVEi  xaX  tovto  fxijXavdTut ,  nüis  ö 
dvdgvjTiog  xaxiav  /utv  £X(fvyo/,  XTtjoano  dt  dgEtr^v 
£1  TavTa  TUL'TT]  kx£i,  Ti  UV  d}Xo  £iij  ßaoiksi  Tuj  ye 
dya&i/i  Etvai  ßovXo^lvui  TtpovQy/aUEgov  tov  (ftko- 
ao(f£i'v;  Der  Hr.  \'erf.  hält  die  Vulgata  für  unrichtig, 
und  schreibt  nach  den  Spuren  des  Cod.  A.  dkk'  ai  Tlua- 
yiuailvovTai  nnd  oxoziuivTai.  ünterz.  hält  die  Vulg. 
für  ganz  richtig  und  selbst  angemessener,  weil  sie  einen 
leichteren  Ueberblick  «1er  lang  gezogenen  Periode  ge- 
währt. Da  in  Tf j;j>;^-  ovÖEjula  —  näcrat  ri^fß/ ,  nur 
mit  der  Negation  behaftet,  enthalten  ist,  so  schliesst  sich 
ganz  richtig  o.i  /jtv  —  al  d£  daran. 


F.  7.  Gaisf.  Vol.  IV.  p.  386.  Ed.  Lips.  ^voiv 
övTOiv  iaxpuiv  tov  /j.£v  Ixavov  XsyEiv  xai  -iiepi  tujv 
t'arQixvjv  djQa  uTi  £fzir£i()ÖTaTOv,  TiEQi  Se  9£Qa7i£iar 
Twt'  xafxvövTujv  fji^db  T£T(Jififi£vov,  TOV  8'  £t7i£iv  fxlv 
döwdiTov ,  3£()aTt£v£iv  8'  £i9tOfA£vov  xaTo,  tuv  koyov 
TOV  iuTQixov  tiÖteqov,  £(fi;,  luäkkov  ikoto  dv  7ra- 
QtTvai  ooi  vooovvTi ;  u)Qa  ist  sicher  verdorben ;  Andere 
haben  es  anders  emendireu  wollen;  der  Hr.  Verf.  schreibt 
yvujvat.  Allein  da  hier  nur  <lie  Redefertigkeit,  nicht 
die  Kenntniss  in  Betracht  kommt,  so  zieht  der  ünterz. 
UQa  vor  (nt  ronsentaneum  est);  denn  dass  ein  Arzt  über 
medicinische  Gegenstände  am  geläufigsten  redet,  liegt  in 
der   Natur  der   Sache. 

P.  9.  In  einem  anderen  Fragment  des  Musonius  p.  54 
heisst  es:  IldvTa  fitv  yuQ  ioloq  £v  xoivui  xEixai  rd 
dv9(}üjji £/a  igya  xai  ioxi  xotvd  dvSgujv  xai  yvvai- 
xdjv,  zal  ovdiv  dftoTaxTov  ii;  dvdyxtjg  zip  ire'pw, 
urde  kniTiiÖEioTEoa  Ta  u£v  ttjSe  ttj  utvOEi ,  tu  81 
T7JOS'  Ol  a  TU  f^£v  uvooujU  y.ak£iiai,  ra  ot  yvvai- 
X£ia.  Statt  /</;5i  schreibt  der  Hr.  Verfasser  7lkl)v  81. 
ünterz.  glaubt,  dass  diese  Partikeln  so  nicht  verbunden 
werden  können,  und  dass  8s  zu  tilgen  sei;  ickljv  aber 
ist   sehr   plausibel. 

Ib.  p.  63,  '2b-  Tavza  8'  6  (fikodotpoc  iraQsyyvd 
koyoi-  ö  8t  f.ia9u)V  o.vxu  xa\  doxijoai  titoi  fili- 
8ox£i  yEvtaOa.i  uv  xoauuuTa.Tog,  tiiuv  dvjjg  Ein  tirr 
yvvt],  ünterz.  muss  hier  der  Emendation  WYttenbach's 
ElT  äv}]Q  £11]  EtTS  yvvi]  vor  der  des  Hrn.  Verf.  £7iav 
avijQ  TS  Tj  EITE  yvvi],  die  mindestens  eine  sehr  unge- 
wöhnliche Redeweise  genannt  werden  muss,  den  Vorzug 
geben.  Das  tizdv  erklärt  sich  leicht  aus  der  Verdop- 
pelung der   ersten   Sylbe   des   folgenden    Wortes. 

P.  VI.  Tit.  XL,  8.  p.  233,  10.  In  dem  Fragmente 
des  Philosophen  Teles  heisst  es:  dkka  xai  ölt  uETOtXoc 
öv£i8iL,ovoi  8h  rcokkoi  kiyovxEg,  ^etoixe 

oh  8'  £vy£vi]q  ojv  Tr,v8£  8ovku}(rag  tx£ig- 
Im   Cod.   A  fehlt    ^tixoiXE.      Der   Hr.   Verf.   schreibt  da- 
her:  dkkd  xai  oTi  f.i£Toiy.og  övEi8iL,ovai  at   nokkoi 
kiyovTEi 

ov  8  £vy£vi]g  lov  tijv8£  8ovk£ vaag  £X^^i 
„Tune ,  cum  sis  bono  loco  natus  in  hac  rivitate  degi.« 
servus  factus."  Der  Hr.  Verf.  kann  hier  nicht  wohl  auf 
Vieler  Beifall  rechnen.  Schon  die  Trennung  des  hXEig 
von  ilem  Participium  ist  nicht  sehr  glaublich  ;  jedenfalls 
aber  ist  das  IVletökenverhältniss  durch  <lieses  Citat,  wel- 
ches doch  darauf  sich  beziehen  soll,  nicht  deutlich  aus- 
gedrückt, sondern  es  sind  viele  andere  Verhältnisse  denk- 
bar, worauf  jene  Worte  sich  anwenden  lassen.  Der 
ehrwürdige   Jacobs  schreibt   in   den   Lect.   Stobens. 

/ueroixe, 

oi'8'  £vy£V)]g  vjv,  Tr,v8£  8ovku)crag  ex^'^i' 
Inquiline  tu  (i.  e.  in([uilinus  cum  sis)  nee  a  civibus  ge- 
nerosis  ortus,  hanc  civitatem  sub  jugum  mittcre  ausus 
es.  Man  sieht,  Jacobs  hat  den  Begriff  civibus,  der  nicht 
in  den  Worten  enthalten  und  doch  nothwendig  ist,  er- 
gänzt, ünterz.  zweifelt  nicht,  dass  die  Stelle  so  zu  schrei- 
ben sei:  ktyovTeg, 

oii8'  tyytv^g  uiv  T:t}v8£  dovkdioag  £X^ti- 


881 


882 


Die  Worip  sind  an  pincn  T^rannon  pprirlitt-t,  lier  als 
AlotoiLos  (noii  iiidigeiia)  ilcr  Herrschaft  sirli  bcin/lilitigt 
hatte,  nie  «lergieichfii  aiiih  im  tragischen  Hl^llicnkreise 
mehrere  rorkouiiueii,  z.  B.  Oeiiipus  galt  wenigstens  fiir 
einen   solihen. 

P.  13,  Gaisf.  p.  234,  10.  xai  ijjjei^  fuh  t'dsiv  xai 
ulpaai^ai  öy.voc^iev  (cadavera)-  oi  du  ay.skcTtiJa'avrsQ 
ivSov  exoi'Otv  löi;  v.aiMv  xl  v.oiX  evtiVQa  toc;  ve- 
y.fiUüQ,  Xajitjui'oootv.  Der  Hr.  Verf.  will  hier  für  ev£- 
^voa  —  tTll  X^'^on  schreiben,  weil  er  nicht  einsehe, 
quid  sit  niortuos  pignoris  loro  accipere.  Die  Vulg.  ist 
aber  ohne  Zweifel  richtig,  da  bei  den  Aegvptern  die 
Sitte  herrschte  ,  Mumien  zu  verpfän<len.  S.  Diod.  Sicul. 
I,  93. 

P.  15.  Tit.  CVIII.  p.  577,  IS.  oi'd'  ij^ieii  ßni  zwv 
iiusiEQUiV  ueouiv  ytKoiov  yug  sorat,  ei  iav  tov 
tTegov  Tti  ocfi^akjxuv  a'jiopakrj,  deijoft  y.ai  tov  tre- 
Qov  ngoosy.xd^af  xdv  ö  etg  7ioi<;  y.i'Xkog,  xai  tov 
iiiQov  dvani^gov  nouiv  y.äv  iva  ödovra,  xai  roii; 
äkkovi  7t  goo  exkt  ^ai.  Der  Hr.  Verf.  schreibt  für 
das  letzte  Wort  Ttgoae^sHodm.  Das  ist  zwar  für  die 
Operation  des  Zahnausziehens  der  terminus  technicus ;  da 
hier  aber  von  Gewaltthätigkeiten  die  Rede  ist,  so  zieht 
Unferz.   ■jioo'j£X7lXiJi:ai   ror. 

P.  18.'  Tit.  LXIIl,  43.  p.  394,  24.  Fr.igm.  Plu- 
tarcbi. 

xaigös  tOTiv  i]  vöcroi; 
^i-'xfjq. 
iv  xai  ögSuj^'  Sei  yäg  afta  tov  izäaxovxoq  ai'g  tuötu 
y.ai  Tuii  Ttoiovvxo^  ÜTiavTijotv  ytvicrdai ,  ngoi  uk- 
krAa  TTojg  ij^uviojv  oJQ  uy.vgov  ai^  tijv  tov  thXovs 
aTiegyaa/'av  i;  öoa.ortxij  övnafiig,  dv  ju;;  -Kui^ijTixij 
dtd&Eaic,  ij-  TOVTO  de  tvoToy^ia^  eorl  xaigov  tüj 
TCadsiv  £/-ioi  TT  o)  s   ovvdjiToviog   ev  axfiTj  tu  noinlv 

■neCfVXÖq.  Der  Hr.  Verf.  ändert  na9eiv  TlCCfWOTl. 
Dass  ein  solcher  Sinn  erfordert  wird,  ist  keinem  Zweifel 
unterworfen.  Allein  theils  ist  die  Aenderung  gewaltsam, 
theils  erwartet  man  von  der  fast  übertriebeneu  Kleganz  *) 
des  Plutarchischen  Stiles  eine  Abwechselung  im  Aus- 
druck. Daher  rrmiuthet  ünterz.  ,  Plut.  habe  Tiai^siv 
STOifiti)  geschrieben.  Das  0  entstand  durch  Verdoppe- 
lung  des   folgenden. 

P.  18.  p.  419»  5.  ov  xaxiöi  xai  ü  xua/jixög  eniTef/vei 
axokaavTji 

Sei  8'  oifiai  yafieiv 
TOV  e7t i ijskijoac  dwarov  oixovousiv  o^Xov 
nXeiui  • 
{■Kicpüjvijoag 

TOV  dueXiJ  /nüXXov,  i-jTi9i'jjor>vra  8e 

axoXtji,  'iv   ixwv  o/xovofiov  ädeoic  itsgi-TiaTTJ. 

Der   Hr.  Verf.   schreibt   ijTl/AeX^  y£.      Unterz.   zieht   £7tl- 

f^skl]  xai    vor. 

P.   tV).  Gaisf.  p.  229.  TO  xoivov  av^cpegov  loi'  iöia 

fli]  X^Q'Q^tv.       Da    in    den    Codd.    A    und    B    xoivov    i) 

i^,;_-..    1. 

')  Phit.irch  ist  von  den  neueren  s^ipch.  Scliriftstcllcrn  auch 
binsicbtlich  des  Hiatus  der  aller  strengste,  eine  Bemer- 
kung, die  fiir  die  Plutarchische  Kritik  von  grossem  Belang 
werden   muss. 

Zeilschi:  f.  d.  Alterthumsw. 


avf.t(f'.  steht,  so  ist  der  Hr.  Verf.  gewiss  berechtigt, 
y.olvij  OL'/iCf.  zu  emendiren.  Allein  warum  xoii'uv  aifi- 
Cfigov  von  dem  Hrn.  >'erf.  für  ungriechisch  erklärt  wird, 
sieht   Unterz.   nicht  ein. 

P.  19.  Gaisf.  p.  445,  24.  r«  yag  oxv^QvjTia  tov 
ßloi'  negi  i*iv  Tr,v  uyoguv  rj  tu  yvfivdoiov  i)  to 
Xojglov,  1]  xadoKov  Tidatji  fi£  gifivijc.  da^oXlai;, 
xai  TTfot.  Tovg  cpiXovq  t£  xai  Gvvrßaiq  öiaToiijovcriv 
ijfdv,  ovx  lOTi  ngoxeiga  Toiq  dvayxaiu/^  eniugoa- 
9ot'f^i£va  TrsgtoTTaöuoii-  dr£t}eiai  6'  ix  tovtojv  tig 
T£  Ti}v  oixiuv  inaviki^ovai ,  xul  olov  £vo-/öXotq  rijv 
ipL'XtJv  ytvof^i£voiq,  ifÄTteXdCet  xaigto  xgojfteva  toi'tiu 
■vov  dviäv  ijfidi,  ijiav  y£  igrjfioq  Evvoiaq  xul  fiovi'j- 
gri  ü  ßloc.  Der  Hr.  Verf.  schreibt  in  den  bezeichneten 
Worten  iloxokoii;  für  doxofia^.  Allein  eine  sorgfal- 
tige Erwägung  lehrt,  dass  Needham  richtig  -Trdoa^  für 
Tldorg  hergestellt  hat.  Denn  der  Zusammenhang  for- 
dert nicht  den  Gedanken,  dass  die  Zerstreuung  allen 
Kummer  beseitigt,  wohl  aber  erwartete  man  nach  der 
Aufzahlung  einzelner  zerstreuender  Geschäfte  die  Her- 
vorhebung der  Gesamnitlieit  ilieser  Gesch.'ifle  {y.av^oKOü 
nd.nc-i  ((cryoklui).  Was  ferner  die  Construction  betrifft, 
so  wird  sie  durch  des  Hrn.  Verf.  Aenderung  schwieriger, 
weil  man  ja  das  Wort  diuTgiflovoi  mit  Tliül  dyugav 
i]  tu  yviivdcTiov  ij  tu  ;fW(>/oi'  nnd  dann  wieder  mit 
71  tot  TOPQ  (fikOVi  T£  xa.l  0VVl]9(l<;  »erliinden  müsste, 
so  dass  also  durch  die  Worte  ri  xat^ükov  ndotjQ  il£- 
otiivrg  d.oyükoi;,  die  ausserhalb  ilieser  Construction  ste- 
hen, der  Zusammenhang  unangenehm  zerrissen  Hürile. 
Dass  aber  öiatgißliv  zuerst  mit  Localen  {djoguv., 
yi'tiVUOlOV ,  X"'?^"^) '  ''3""  "''*  Handlungen  und  Zu- 
ständen (doyoKlai)  verbunden  wird,  hält  Unterz.  für 
nicht  bedenklicher,  als  dass  es  drittens  auch  mit  Per- 
sonen {(fi/.o/,  ai'viiiü£li),  woran  ja  auch  der  Hr.  Verf. 
keinen  Anstoss  nahm,  zusammengestellt  ist.  Dass  eu<l- 
lich  in  ilein  Folgenden  xai  ulov  £iaXofoii  gesagt  ist, 
betteist  Nichts,  cla  diese  Satztlieile  nidit  svmmetrisch 
correspondiren ,  und  der  Gegensatz  derselbe  bleibt,  auch 
wenn   vorher   das   Substantiv   gebraucht   war. 

P.  VO.  Tit.  LXX.IX,  :,3.  p.  4(i3,  10.  Fragm.  Hie- 
roclis.  £Trfi  ydg  X^9"i  ^^''  yov£voi  Tuiv  aTlgyouevuiV 
im'  avTulv  yijd£uovla,  fxdXiOTa  8'  txovoi  ngoq  ijudq 
ot'Tujt;,  öijXov  uji  ov  TOV  Ti'Xov^o:  dv  avToi^  3f«P'- 
^vifieda,  TjgovovvTfg  avTÜJv.  Der  Hr.  Verf.  corrigirt 
XngtC,oiiieda,  vertheidigt  aber  tov  tvXoi'TOC  gegen 
Gesner,  welcher  tu  TVX<JVTa  verlangt  hatte.  Unterz. 
hält  (Hess  oder  rö  TVydv  für  noth»  endig;  denn  das 
Homerische  X'^'-V'C"f'^^'J  TingtdvTUJV,  wo  der  Genitir 
partitive  Bedeutung  hat,  kann  mit  dieser  Stelle  nicht 
füglich   verglichen   »erden. 

P.  23.  (Gaisf.  p.  13.)  dxoXovdei  dl  ttj  ög'^iXuTijTC 
—  ;}  nixgoXoyia  xai  )';  ueruidkfia  xai  to  Xv7i£i- 
odai  xai  ijdeoSat,  Der  Cod.  A  hat  hier  xai  to  £-xi 
inxgotq,  Xvni(o9al  xai  i'jdeodat.^  Abest  enim  ab  ira- 
cunilo  TO  ii':g£uaiov  iv  TTJ  4'''XV  ^■^'■'-  '^^  otcmiiiov. 
Allerdings;  dirss  ist  aber  bei  jeiler  Leidenschaft  der  Fall ; 
und  wessbalb  soll  gerade  der  Jähzornige  über  Kleinig- 
keiten sich  freuen  1  Dem  Unterz.  scheint  die  Lesart  des 
Cod.  eine   nicht  eben   glückliche  Interpolation.    Der  Sinn 

58 


883 


884 


«prirht  fi'ir  ntdcio^ai,  «Icnn  splbst  eCftjSea^at  ist  v»e- 
nif«>r   sarlijji'iiias«. 

p.  ^4.    Tit.  IX,  40.    p.   1U5,  3-'.    '}  ^oi'x   eojpa-Kas, 

X«!  lii  Tijv  däkanav  earruii  ^f:tioüvzai  ii/.ii  v.a) 
eii  e  r aiQCtv.  Der  llr.  Verf.  «chreibt  iia/atoav  fiir 
eTCiioav.  Difss  srliriiit  mit  f/yr  ,  «las  rfocli  wohl  zu 
briileii  liegrlUVii  j,'ohiirf ,  sich  nicht  recht  zu  vertrajfen. 
Uiiterz.  halt  TiiiüiiiJ  fiir  das  Richtige.  Schon  Jacobs 
veruiiithote   fx   Tliroiiiv. 

P.  JB.  Tit.  X\\VIir,  53.  p.  2'J5,  IS.  Perian.ler 
loll  gesagt  haben  lijaneQ  0  iui  oiSt]QOv,  oirwc  6  cp'Jo- 
voi  Ti)v  (-/[orijav  aÜTuv  ipf/ij'^  it^avu>ji)jyEi.  Der  Hr. 
Verf.  vprniiillii't  iiavail'i'X'''-  üiiterz.  glaubt,  «lass  die 
Vulg.  richtig  sei.  Man  erwartet  iliich  eher  ein  den  Wir- 
kungen des  Rostes  ciitsprediendes  Zeituort  (wozu  sonst 
der  »rgleich  ?),  als  ein  solrlifs  Worfspiel,  wie  in  der 
TOin  Hrn.  ^'crf.  verglichenen  Stelle  des  Aescliyl.  Proni.  (iö'l. 
öei/^tar  äucpixei  y.ivToin  ipi'yetv  ipixa."  euüv.  Hier 
ist  ipr^ftv  sehr  passend,  weil  der  Schauder  kältet;  der 
Rost  aber   hat   diese    Wirkung    nicht. 

P.  -JU.  Tit.  LXXX,  14.  Ex  Epicfeto.  p.  46>!,  '20,.  rig 
ovv  1]  öifuii/i  aiTor  {voi>  ev  ^tkCfoi,;  Tiaoayyek- 
uazoi,  yvwi^t  otacTuvy  f/  jfopft'ry  ri;  jiaoi-yyek^s 
t6  yvuivai  iuviuv  oi'x  av  iv  rrj  noooTui;ti  ii{)oasix£ 
T(ö  e7ClOTga(fr,vai  ;  Der  Unterz.  stimmt  hinsichtlich  des 
Sinnes  uiit  dem  Hrn.  Verfasser,  welcher  oi'X  av  £V  rrj 
TlQoarätti  Tiooofjv  xai  tu  eTliaTga(ff]vai  schreibt, 
überein.  ^iu^  glaubt  er  durch  die  Ausstossung  des  tu 
leichter  eben  dahin  zu  gelangen.  ,, Würde  er  nicht  durch 
<laf  intOTgacpmal   dem   Gebote   Folge   leisten?" 

P.  2^).  Anmerk.  Tit.  V,  lU'i.  Toiya^oüv  St  ßovksi 
f^ovar/.og  y.ai  südpfiooroq  vre d^x^i^f  üvijp,    i'jvi'x'   äv 

EV     TOl'i     TlUTOiq     i'TlU     TOV     o'l'vOV     8^00(1x97]     1]     ip^X'}  i 

TOTE  avTi)v  (.(ij  ta  ngoiovaav  iioKvvEo&ai-  dkk' 
jjvix  dv  iv  Tuii  awEdgioiq  vnu  tov  küyou  öia- 
TlVQojSij,  TUTE  ^EoniQetv  v.aX  döeiv  ra  Ti)i  öixaio- 
Ol>viji  xfAft'S  küyia.  Der  Hr.  ^''erf.  setzt  für  awsSgloic. 
—  dvL'Ögiaii,  als  Gegensatz  ron  TTOTUIQ.  Diess  kann 
nicht  gebilligt  werden.  Da  hier  nicht  mehr  von  Heu- 
schrecken und  Schnecken  die  Rede  ist,  so  ist  dvi'öglai 
unpassend,  da  man  bei  den  TlOTOtg  kein  Wasser  zu  trin- 
ken pflegte.  Die  Vulg.  ist  ganz  richtig.  £piktet  gibt 
hier  den  Ralh ,  man  solle  nicht  bei  Trinkgelagen  seine 
philosophische  Weisheit  zur  Schau  tragen,  »uh!  aber  in 
6iientlich'!n  Versammlungen  (z.  B.  in  Sitzungen  des  Se- 
nates, vor  Gericht  etc.)  zeigen,  dass  man  ein  Philo- 
toph    sei. 

P.  30.  Tit.  LXXXI,  11.  p.  472.  xal  ydg  tariv 
droTTOV,  El  xd  fiEv  akka  TfavTa  kuyo)  xoivof^iEv,  ai'- 
T/jv  de  d(fii}0OfAEv  T)]v  dxgtffsOTUTijv  tov  kuyov  9eoj- 
Qiav  xal  köyiii  TtgoExovreg  tiuv  akkuiv  ^iuujii  xdl 
xovTO  i^aiQETOv  dyadov  xexTVf^iepot  tiJc  dvi^guj7iEia<; 
(fvOEoiQ,  EI/S]  xai  (ii;  etvx^  xar'  aiixov  EiEgyijao- 
flEV.  Der  Hr.  Verf.  tTVXE  xal  ov  XU.T  avtuv  Evcgy. 
Unterz.  scheint  das  EVSgyijauftsv  hier  zu  unbestimmt. 
In  den  Handschriften  A  und  B  steht  xara  Tccvrov.  Diess 
föhrt  auf  tu  xax'  avxuv.  Die  Dialektik,  deren  Stu- 
dium Jamblicho«  in  diesen  Worten  empfiehlt,  bezieht  sich 
ja    eben    auf   die  Gesetze,    denen    der    k6yo%  bei   seiner 


Tli.'itigkeit  unterworfen  ist.  Darin  also  liegt  das  Unge- 
reimte, dass  man  den  kuyuz.  anwenden  will,  ohne  die 
Gesetze  des  Denkens,  »eiche  die  Dialektik  lehrt,  zu 
kennen.  Dagegen,  handelt  es  sirll  bloss  um  die  Ver- 
meidung des  iiy.rj  xu't  ing  ErvXi  evigyniv  überhaupt, 
so   ist   dazu    nuch   keine   Dialektik    vonnöthen. 

P.  30.  Gaisf.  p.  472,  31.  ukkai  8e  {lujv  xaid  Cfu- 
kooocplav  öiaTQißujv)  Titigaq  'ii'Exa  xai  yvfjfuoiag 
7iQoo(fii(Juu£vai  ugui  TOv<;  eTri^xöovg,  ij  üaai  Ei'q 
dior/v  £7T tXEi g  o V  a tv,  tj  ei'  xivEi  E^txaCovoL  xdq 
Tiijv  -Jiukaiujv  uxgodaEii'  (ov  oide/ilu  i'lvEV  öiakEXTi- 
xiJQ  UEgnivEi  tu  iavxi'i  'igyov.  Der  Hr.  Verf.  ver- 
mnthet  {j  öcraii;  El'^  9^.  i'.  Er  scheint  hier  den  nicht 
seltenen  Gebrauch  von  ETtlXElgeiv  nicht  beachtet  zu  haben, 
von  welchem  Wyttenb.  ad  Plut.  Moral.  I ,  p.  338  ge- 
redet hat.  Schon  die  Annahme  eines  heterogenen  Sub- 
jectcs,  die  durch  des  Hrn.  Verf.  Aenderung  nofhwendig 
wird,   hätte   ihn   abhalten   sollen,   die   Vulg.   anzutasten, 

P.  31-  Tit.  CI,  18.  Antjllii  fragni.  ui  de  nagad^a- 
kd-TTioi  Tunui  xüiQ  TE  i  dguj^i/.oi^  xal  vnu  gEv^ia- 
Toi;  uvTivoauiv  EvoxkoLfitvoiq  äg^iodiof  xal  bnov 
diuiir^ui  ij  9uk(pai  i;  dvaaTOfiujcra/.  Der  Hr.  Verf. 
schreibt  Ütüov  öli  d/ni'!:;at.  Ob  aber  hier  die  chirurgi- 
sche Operation  des  ü/.iVfJOS/v  (etwas  sehr  Specielles)  an 
ihrer  Stelle  ist,  bezweifelt  Unterz.  Gesner  vermuthete 
dia>^iv::at.  Unterz.  hält  ÖEi  ipC'^ai  für  das  Richtige. 
Der  scheinbare  Widerspruch  zwischen  ij^Hii^ai  und  i}ak- 
ifiai  verschwindet,  wenn  man  erwägt,  dass  am  Meeres- 
ufer der  Sommer,  wie  der  Winter,  milder  ist,  also  der 
Patient  je  nach  der  Jahreszeit  dort  eine  grössere  Wärme 
oder  Kälte,   als   im   Binnenlande,   finden   kann. 

P.   31.    CXVI,    26.     K    Junci    libro    de    Senectnte. 

p.  58K,  51.  doxei  Ss  f.ioi  ixäxEgoq  aiTujv  (ö  veog 
xal  ö  yEguiv)  iotXEvai  xoiq  dyu)vt^o^iEvoi<;  ögo^ov 
ij  Toi^  iJzkEovCf  xal  6  /A£P  öiEk^ujv  xu  fxEya  nika- 
yoc,,  071  Eg  Eivat  keyu)  rov  ßiuv,  xaxdgag  ini  xiva 
kifxEva  xoü  xvßsgvijTOV  XEkevoavT  o  i  aTießij  tov 
VEuJq.  —  KekEvoavTO:;  ändert  der  Hr.  Verf.  in  xikoav- 
toi;  doch  ist  er  selbst  seiner  Sache  nicht  ganz  gewiss. 
Unterz.  sieht  keinen  hinlänglichen  Grund  zu  einer  Aen- 
derung; da  das  Landen  durch  xaxdgac,  ETI!  xiva  kl(xEva. 
billlänglich  angedeutet  ist,  der  Befehl  zum  Aussteigen 
aber,  der,  wie  alle  anderen  Befehle  auf  dem  Schiffe,  vom 
Steuermanne   ausgeht,   hier  sehr   passend   erwähnt   wird. 

A.  Emperius. 


86.    Archäologische  Aehrenlese. 


Aof  einem  Pompejanischen  Wandgemälde  (Mus.  Borb. 
II,  12.)  sehen  wir  eine  Frau  auf  einem  grossen  Steine 
sitzen;  die  ganze  Haltung  derselben,  das  nachlässig  von 
der  linken  Schulter  fallende  Gewand,  welches  die  linke 
Brust  entblüsst,  drückt  Niedergeschlagenheit  und  Traner 
aus  ,  welche  sich  ebenfalls  in  ihrem  Gesicht  ausspricht. 
Mit  betrübtem,  aber  aufmerksamem  Blick  schaut  sie  auf 
den  vor  ihr  stehenden  Mann.  Dieser,  ganz  nackt,  mit 
Ausnahme  der  Cblamjs,  welche  über  dem  linken   Unter» 


885  8fi6 

arm   lieft,   bat  den   rechten  Fuss   auf  piiieii  Stein  t;es<ii<zt,  "I. 

and   lehnt  die   rechte    Hand   auf  einen    grossen    Felsblock,  g^j   propertius   nnd  Oridins   wird   an   mehreren  Stellen 

der   hinter  dem   Si</.e   drr   er»vahn<en   Frau   bel.ndlich    ist,  ^j^^   ^^-^^^   ^^„   Statuen    der   üanaiden     er««hnt,    «eiche 

auf  «el.he    er  seinen    Blick   gerichtet    hat,    und    zu    der   er  .^   ^^^  Porticus    des   palatinischeii  A|.olloten.pels  anf|;cstelU 

offenbar   spricht,    ind^m   er   in    der   über    das    aufgestützte  ^^^^^^       g^    ^j^j    folgende.      Prupeit.   111,   .<>  i.    [11,   23.] 

Knie    gelegten   Linken    ein   Schliert    halt.       Die   gewiihn-  ^  . 

liehe    Dentung   ((Miiller,    Arch.   g.   412,    !•)    auf  Theseus ,         '      "  Anrea  Phoebo 

der,    nachdem    er    das  Schwert    seines    Vaters    gefunden,  Porticus   a  magno   Caesare   aperta  fuit. 

von   seiner  Mutter  Aithra   Abschied   nimmt,   erscheint  ein-  ^^^^   ^^^^   j^   speciem   Poenis  digesfa  columnis 

fach   und   ansprechend;    allein    die    kraftig   männliche   Ge-  j^^^^              jj^,,^;  f^^^-,^^  ^„^1,^  g^„i,_ 

stalt,   ilas  ein  si  hon  lorgenicktes  Mannesalter  ausdrückende  „   .  ,               ir     o      J. 

Gesicht   der   männlichen   Figur,     iiill   sich   doch    für   The-  "'■"'•    '*"•   ** '  ^^   '*■ 

seus   nicht   rocht   schicken,   der   überhaupt  als  jugendlicher  IHa ,   qnae   Dana!  porticus  agmen   habet. 

Heros    aufgefasst    (fergl.   Stepliani  ,    «ler    Kampf    zwischen  Oiid     A.    A.   1 ,  73   sq.: 

Theseus    und    Minotaurus     p.    41    ff)     in     dieser    Situation,  Quaqne   parare   necein    miseris    patruelibus    ausao 

besonders  als  ein  Jüngling,  der  kaum  das  Knabenalter  über-  Belides   et   stricto   slat   ferus   euse   pater. 

schritten    hat.   gedacht    wurde.                                ,                          r  Ovid.    Trist.    111,    1,   (V)   sqq.: 

Eiin   anderes  1  ompejanisches  Monument,  das,  wie  so  olt  i    i      a         i       i    • 

,        ,    .    ,         „r.     111                  •    I     •      o            •■   (■,!„„      1 Diicor    ai     intonsi    raiidida   templa   ilei  , 

dergleichen  Wiederholungen   sich    in  Pompeji   finden,   den-  "^                                                              '               '  . 

,,        f,            .       1     I       i   11.1     1     I     ,f,-   i    i-         1        f  1       A..f  Sisiia    pcreannis    ubi    sunt   alterna    coiumiiis 

gelben  Oegenstand    darstellt,   bekräftigt   diese  Zweilel.     Aul  .»'.■■, 

j          Die-           t   1       1      /,«          n      I      iir     ou     K  \   „-k»..  Beliiles   et   strrcto    barbarus   ense    paler. 

dem    Itelief  einer   .S<haale    (Mus.    iJorb.   IV,   i,S,   ti.)   setjen  "                                                                     ' 

wir    offenbar     dieselben     Personen     in    derselben    Situation  Wir   sehen    aus    denselben,    dass   die  Statue  des  Danaus, 

dargestellt.      Auch    hier   sitzt   die    Frau,    wenn    gleich    ganz  und    zwar    ein    gezücktes    Schwert     haltend,    ebenfalls   sich 

bekleidet    nml    in    etwas    veränderter    Stellung,    trübe     und  dort    befind,    und    da.ss    die    Statuen    der    Töchter    zwischen 

nachdenkend    auf  dem  Steine ,    ebenfalls   stützt   der  vor    ihr  den    Säulen    aufgestellt    iiaren.       Ferner    lesen     wir    beim 

stehende    Alann,    der    bis   auf  die    über   dem    linken    Unter-  Scholiasten    des    Persius    (II,    .OH.):    Acron    tradit,   quod    in 

arm     ruhende    Chlamis    nackt    ist,     den     linken     Fuss    auf  porticu    Apollinis     Palatini     fuerunt    L    üaiiaidum     efligies, 

einen    Stein,     und     hält     ihr     mit   der   Linken    das   Schwert  et   contra    eas   sub   divo   totideni  eqnestres  fillornm  .Aegvpii. 

hin.      Helm    und    der    daneben   stehende   Speer    und    Schild  Bezöge    sich   auf  diese    Stutneii     die    angeführte    Stelle    des 

bezeichnen    ihn    als   Krieger.      Er    ist   aber    mit  einem   lan-  Persius,   so    wusste    man    noch   obemlrein,    dass    sie   von  Erz 

gen    Barte    versehen,     und    es    ist     daher    unmöglich,    an  gewesen    waren,    allein    diess   ist,    wie    ich    dort   bemerkt 

Theseus    zu     denken,    der    durch    die    spätere    Kunst    (die  habe,    nichts     »eniger,     als    wahrscheinlich.        Feberhaupt 

Vasenbilder     des    ältesten     Stils     gehören     natürlich     nicht  aber   scheint   mir    die    ganze    .Angabe    starkem   Zweifel    zu 

hierher)   stets    iinbartig   dargestellt    iiurde.  unterliegen.     Eine  Reihe    von    fünfzig  Reiterstatuen    musste 

Ich    glaube,    um    die    richlij;c  Deutung  zu  finden,    brau-  selbst    in    Rom,    scheint   es,     ein    Gegenstand    der    Bewun- 

chen    wir    nur    wenige  Schritte    zurückzugehen,    nicht  The-  deruiig    sein,     und     es     wäre     sehr    zu    lem  nnderii  ,     wenn 

seus    ist    es,     der    von     Aithra     Abschied     nimmt,     sondern  jene    Dichter   derselben    mit    keiner    S^Ibe    gedächten,    man 

i4«geus,  der  das  zum  Erkennungszeichen  bestimmte  Schwert,  inüssle   denn    annehmen    wollen,    dass    sie    erst  später   auf- 

welcheg   er    unter   <lem    Stein    verbergen    iiill,    in   der    Hand  gestellt    wären.      Und    wie    iiäre    es    zu    erklären,    dass    die 

hält,    und    der    betrübt    aufhorchenden    Aithra  seine    ^'or-  Söhne     des     Aegyptns     zu     Ross    dargestellt     »äreii,     »ofür 

Schriften    in  Beziehung   auf  ilen    zu    erwartenden  Sohn  ein-  sich,   so    weit    ich    sehe,   kein  Grund    auffinden  lässt?   Sehr 

prägt.      So    erklärt    sich    Alles    so    einfach,     unil    die    Sage  möglich,     dass     vor    der     Porticus    Reitcrstatnen     standen, 

ist   so    bekannt,    dass    es    unnöthig   scheint,     mehr   darüber  dass     man     ilie«e,     eben     wegen    der    Nähe    der   D.maiden , 

zu    sagen,      ^iur    noch     zwei    Bemerkungen    füge   ich    hinzu  aus    Scherz     oder     Unwissenheit    die    Söhne    des    Aegvptos 

über   die    bei    ileii    Allen   so    bedeutsame    Mimik.      Mit    Ab-  nannte;    woraus    denn    ein    übertreibender  Srholiast   fünfzig 

sieht     nämlich     scheint    auf    dem     erstgenannten     Gemälde  Statuen    als  Gegenstücke    zu    den   fünfr.ig  Danaiilcn  machte. 

Aithra    ilen    rechten    Ann     unter    der    Brust    auf  den    Leib  Ja,    dass    es     »irklich    fünfzig   Statuen    der   Danaiden    ge- 

zu    legen,     weil    diese    Haltung   eine    den    Schwangeren    ei-  wesen    wären,    scheint    mir    nicht    einmal   sehr    «ahrschein- 

genthümliche    ist.       Die    Stellung    des    .4igeus     ist    als    die  lieh;    auf    eine     bedeutende     Anzahl    deuten    freilich    Aus- 

gewöhnlirhe    des    aufinerksameii    Berichterstatters    und    Er-  drücke,    »ie    turba,    agmen    hin,    aber    diese  Zahl  ist  selbst, 

Zählers    freilich     hinreichend     erklärt   (Kiel      philol.   Stuil.  wenn    man     rein    decoralive    Statuen    annimmt,    zu    gross, 

p.    110),   allein    ich   mache    docli  aufmerksam  auf  die  schon  geschweige,     wenn    es   eine    künstlerisch    angeordnete    und 

anderswo  ausgeführte  Bemerkung  (s.  diese  Zeitschr.    1S4I,  ausgeführte    Gruppe    war. 

p.    'JSÜ),    dass   es   die    dem    Poseidon    eigenthümliche   Stel-  Man    glaubt     nun     von    diesen     Statuen     noch     einzelne 

lang     war,     welche     hier     vielleicht    von     Bedeutung    «ar.  S|iuren    zu    besitzen.      Eine    Statue    des    Vatican    (Mus.    Pio 

Denn    auch     Poseidon     wohnte     der    Aithra     bei     (Gerhard  M.    II,    2)     stellt   eine  jugendliche    weibliche    Figur    dar, 

Auserl.    \'asenb.    I.    p.    ."il    ff.),   «nd    auch    sonst  setzt    Man-  »eiche     unteriiärts   bekleidet,     nach    vorn     gi!>ückt    stellt, 

ches    den    Aigeiis     in    eine     nähere     Beziehung    zu     diesem  und,    wie    nicht    zu    bezweifeln    ist,    in    beiden    Händen    ein 

Gotte    (Miiller    Dor.    I.    p.    23"^.     Prolegg.    p.    272.     vergl.  Gefäss   tiug.      Zahlreiche    Wiederholungen    desselben,    so- 

Stephani   a.   a.   O.   p.   2   f.).  wie   die   schöne,    gefällige  Composition  geben  zuerkennen. 


58 


» 


887 


888 


lins»   «las   Original   im  Al<<'r(liiiiii   liedi-iitendrs  Aiisplien  ge- 
uosü    (>ilil)V,     iiiiin.    scelti    il.    villa    Dorcli.    t.    '.ili-    Clarac. 
Ullis    il.   s(iil|>(.   1.    >24-    (jcrharil  Herl.   aiit.  liililw.   p.  42). 
üor   eijjoiithiiiDliiliP    Ausdruck    dos    (ii-.siclils ,    Mrltlit-t«    von 
laiij^eui    ^VciiKMi    aii(;p}jriircu«>   und    lialli;;f.s<  IiIosspiip    Au;ren 
rei'^t,  »an!  fiir  \'isioii(i  (AIiis.  l'io  C\.  II,  |)    2'l  if.  Ulail.  A.) 
Vi-raulassiing ,    eiiio    Daii.iidc     in    di-rsrllicii    zu    i'rkpiiiipn  ; 
»ji.'ltpr    iialini    er   iüpsp    Erkl.'truiijf   luriirk   (plipiid.    [).  oTf.), 
und    glaiilite,  CS   sei    eine   der  Xyiiiplieii  iorjfps(p|U,    »elehe 
auü  Ürliiiicrz   über   die  Verurflieiluiig  des  Marsyas  in  Bäche 
auf>;elU8t   »nrden,    eine   Vprinutliun); ,    ueiclie    uiaii   nicht 
eben   gli'iiklich   nennen   kann.     Dieser   eigpiifhiiinliilip  Ge- 
siclitsansdruck    fplilt   nun    allrrdiiigs    bei    den    andprn    Wie- 
derlioluiigeu     dieser    Statue,     und     man    hat    sich     desshalb 
meist    mit   der   allgeineinpii    Erklärung    piupr    Nymphe    be- 
gnügt,   »eiche   auch    ausieicht,    und  die    häiiligen    Wieder- 
liulungen    erklärt,    da    gerade   iliese    (jattung    von    Bildiver- 
ken   anzUHenden,   so  häufige  Gelegenheit  sich    darbot.    So- 
»ip    aber    das    von     Visconti     geltpiid     gemarhte     IMerkuial 
Leineswegs    betrrisend    für    eine    Danaide    uar,   da    es    nicht 
ausgemacht,  ja   kaum    »ahrscheinlich   ist,   dass   die   in  der 
Untertvelt   btissenden    Danaiden    dargestellt    waren  ,    so     ist 
diese    Annahme   auch    keineswegs    ausgeschlossen,    da    die 
Danaiden   als    »asserschüpfenile    i^vinplien   dem  .^Ivtlios    ge- 
mäss  passend    dargestellt    »erden    konnten. 

Eine    andere    Statue   scheint   ilurch    ihre    Inschrift   dem 
Kreise   dpr    Danaiden    zugewiesen    zu    sein.       Sie     befinilet 
sich    in   der    Blumleirschen    Sammlung,    und    stellt   ein    be- 
kleidetes  junges    Alüdcheu    vor,    welches,    indem  sie   saclite 
vortvärts   schreitet  ,     mit   der    rechten    Hand    das    hindernde 
Oberge»and    leise   aiiflifbt,    und    in    der   linken   erhobenen 
Hand  ein  Schüpfgefass  hält  (Mus.  Pio  CIcm.  III,   t.  4,  A  <l). 
Auch   diese    ungemein     gräziüse   Figur    ist    oft    wiederholt 
worden   (HIus.    S'ap.  II,  4-'.    Welcker  akad.  Runstm.  p.  (i() 
zw.    A.    Lewezow    Fam.   d.    Lykom.    i.    10.    Gerhard   Berl. 
ant.    Bildvv.   p.    (iü   f.),    und    befindet    sich    auch    unter    den 
Statuen,     welche    ehemals    der    A'iobidengruppc    beigezählt 
wurden   (Fabroni   t.    14.    R.   Gall.   <li    Fir.    IV.   t.   S.).     Die 
Inschrift    AiN(;iIi'RRHOE   aber  befindet  sich  nur  auf  jener 
zuerst  erwähnten   Statue,    und    gab    Visconti  (i'Miis.    Pio    Cl. 
III.   p.    '2i\    f.)    Veranlassung,    da   ilie    Hlutter    des    Daiiaos 
Anchirrhoe  hiess   (Heyue   z.    Apollod.   II,    |,  4.),   dieselbe 
auf  jene    Gruppe     der     Danaiden     zurückzuführen.       Sehr 
unwahrscheinlich    ist   freilich   seine    Vermutliung,     dass    in 
jener   Säulenhalle   auch    die  .Statuen    des    Uelos    und    seiner 
Gemahlin   aufgestellt    gewesen    wären  ,    und    nicht   aniiehni- 
bar,    dass     neben    den   Enkelinnen    die    Grossmutter     nicht 
minder  jugendlich    dargestellt    wäre,   sondern    vielmehr  mit 
Welcker    (akad.    Runstm.    p.    (iti)    zu     glauben  ;     dass    eine 
der   Töchter   nach    der    Grossmutter    benannt  sei. 

In  diese  Reihe  möchte  ich,  wenn  gleich  nur  durch 
Vermutliung,  eine  andere  Statue  stellen.  Im  Hlnseum  zu 
Neapel  befindet  sich  eine  IMarniorstatue ,  welche  wenn 
gleich  nicht  durch  aiisn;ezeiclinete  Arbeit,  so  doch  durch 
dag  glückliche  !\Iotiv  und  schöne  Haltung  die  Aufinrrk- 
sanikeit  auf  sich  zieht  (vergl.  Gerhard  A'eap.  ant.  Bildw, 
P-  92).  Sie  ist  nach  Clirac  (miis.  de  sculpt.  pl.  (il)J, 
n.  1.327)  bei  Müller  (Denkm.  alt.  Ruiist  II,  t.  2.)  u.  2M) 
abgebildet,  aber  so  unglücklich,  dass  aus  der  edeln, 
freien,   schön   drapirteu   Gestalt   eine   plumpe  ,   schwerfällig 


bekleidete    geworden    ist.      Bei    Weitem    besser    ist  die    Ab- 
bildung   im    IMuseo    Uorbonico    (VII,    2()).     Wir   sehen    eine 
weibliche  Gestalt  von  jiigeiiillieher,  kaum  entfalteter  Schön- 
heit,   aber   ernster,    stolzer     Haltung.        Das    Haar    ist   auf 
dem  Scheitel  in  einen  Riioteu  geschürzt,  und  lange  Locken 
fallen     über    die    Schultern,     der    schlanke     Oberleib    der 
srhmächtigpn    Formen    ist   nnverhüllt,     der     reiche     rtlanlel 
ist   von    der  rechten    Schulter    herabgpglitten  ,    und    verhüllt 
doppelt   den    untern     Theil     des    Rörpers,     auf    der    linkeu 
Schulter    ruht   noch    ein  Theil    desselben,    und    bedeckt  den 
in    die    Seite    gestemmten    Arm,     die    rechte    Hand    stützt 
sich    fest    auf  den    hochgebäumten  Schweif  eines  Delphins, 
dessen    Ivopf    auf    einem    Felsstnck    aufliegt.      Die   sichere, 
stolze    Haltung    tritt    vor    allem    auch     in   der   festen,     fast 
geraden    Stellung  der    Füsse    hervor,    nur    ein    wenig   steht 
der    rechte    vor,     während    unter    dem    Gewände    ein    klei- 
ner  Theil     des     zierlich     geformten    linken    Beins   sichtbar 
wird.      Das    Ganze    spricht    den    Charakter    einer    stolzen, 
in   sich    geschlossenen  ,    in    den    äussern    Formen    kaum    ge- 
reiften  Jungfräulichkeit    auf    die    anmuthigste    Weise   aus. 
Dieser  Statue   entspricht  eine  andere  in    der  Villa  Borghese 
(Kibby,    mon.   scelti    d.    villa    Borghese   t.  23.)   bis  auf  den 
Umstand,     dass    ein    feines    Untcrgewand    den    Oberkörper 
verhüllt.      Vollkommen    aber    entsprach     derselben    ein    bis 
auf  den    Ropf     so     wohlerhaltener    Torso    einer    weiblichen 
.Statue    von    unbekannter  Herkunft,    dass    über   die    Gleich- 
heit der  Stellung    und    des  Motivs    kein  Zweifel   sein  kann, 
welchen    ich    im   Jahre    IS3't   bei    einem   Bildhauer   in  Flo- 
renz  sah.      Leider     habe     ich     mit    andern     Papieren    auch 
eine    genauere     Beschreibung    derselben    eingebüsst,     aber 
es    ist     zu    holTen  ,     dass     Prof.    Fenerbach    seine    Absicht, 
dieselbe   durch    Abbildung    und  Erklärung   bekannt   zu    ma- 
chen ,    bald   erfüllen    »erde.       Nach   dem   übereinstimmen- 
den   ürtheil   dieses    Kenners,     O.    Müller's    nnd    aller,     di« 
sie    sahen,    gehörte  diese  Statue  entschieden  zu    den  schön- 
sten   Werken    eines     griechischen     rtleissels.      die    wir     be- 
sitzen,   von    liinrpissender    Schönheit    der    edelsten  Formen, 
durch     frische     Rraft     unil     Freiheit    der    Behandlung    der 
ftlediceischen     ^'^eiius    bei     weitem    vorzuziehen,      und     der 
von    Molos   vergleichbar.       Ohne    sich     zu     täuschen,     darf 
man    in     derselben    das   Original    der    besprochenen    Statue 
erkennen.      Gewöhnlich  wird    diese  Statue  für   eine  Aphro- 
dite  erklärt,    und    zwar   als  Beherrscherin    des  Meeres,    und 
allerdings   drückt    die    ganze    Stellung,      der    in    die    Seit» 
gestemmte    linke    Arm,     die    auf  den   Opiphin     fest    aufge- 
stützte   Rechte    das  Herrschende   sehr    bestimmt   aus.      Da- 
gegen   scheint    aber     die    Bildung   des    weiblichen    Rörpers, 
wie  sie    uns    in    derselben    entgegentritt,     dem   Charakter 
der    Aphrodite    weniger    zu    entsprechen.       So    verschieden 
dieselbe    auch     aufgefasst     worden     sein    mag,     so    ist    da» 
Wesentliche   doch   die  Darstellung  der    weiblichen  Formen 
in  ihrer  vollsten,    reichsten  Entwickelung,    nicht   die  Jung- 
frau,   nicht   die   Mutter,    sondern   das   Weib   in   seiner   na- 
türlichon    Vollendung.       Und    diess    tritt    nicht    etwa    nur 
in    denjenigen  Darstellungen  hervor,    in   welchen  sich  mehr 
eine   sinnliche    Ueppigkeit    oder    gar    eine    .«chon    verweich- 
lichte   Coquetterie    ausspricht;    sondern   auch    da,    wo    viel- 
mehr   Strenge    obwaltet     und     grossartige    Würde,     wie    in 
der    Aphrodite   von    Blelos,   gibt   diese  völlige  Entwickelung 
des   weiblichen   Körpern   den   Hauptcharakter.      In    unserer 


889 


890 


Stafup  spricht  sich  dagegen  in  allen  Formen  eine  ge- 
wisse herlip  Jnngfrriulirhkeit  aus;  zeijfen  uns  die  Bilder 
der  Aphruilite  eine  Bliitlie ,  di>>  sirli  in  ihrer  tollen  Pracht 
ersclilussen  hat,  so  sehen  wir  hier  die  kanm  sich  öfl- 
nende  Knospe.  An  eine  Ijlosse  Wasser-  oder  Brunnen- 
nymphe  zu  denken  ,  verbietet  «voll!  die  Stellung  und  die 
hohe  Trefl'lichkeit  des  Originals,  dein  leider  iler  Kopf 
fehlt  ,  dessen  Ausdruck  vielleicht  einen  bestiniuiteren 
Aufscbluss  gewahren  wi'irde.  Dagegen  scheint  es  nicht 
unangemessen,  an  eine  Geliebte  <les  Poseidon  zu  denken, 
«nter  »eichen  sich  zunächst  Amymone  darbietet,  «telche 
dem  Gölte,  der  sie  vor  thierischer  lloliheit  geschlitzt, 
sich  als  Jungfrau  ergab.  8ic  ist  unter  den  Sterblichen, 
welche  der  Weerbeherrscher  liebte,  vorzugsweise  durch 
die  Kunst  ilargestellt  worden  (Jahn  Vasenb.  p.  o4  ü'. 
Gerhard  Auserl.  Vasenb.  1,11.  (i.5.  Etrusk.  Spiegel  t.  H4  D. 
de  Luynes  desrr.  de  vas.  t.  4t.),  und  stützt  sich  passend 
auf  den  Delphin,  welchen  ihr  in  einer  Sfatuengruppe 
Poseidon  überreichte  (Christod  (i.").),  und  der  in  den 
Händen  des  Gottes  häufig  sowohl  als  Symbol  seiner  IMacht, 
wie  als  Liebespfand,  sich  zeigt  (Jahn  Vasenb.  p.  .^fi.  Hall. 
A.L.Z.  1842.  Nr.  88.  p.  89).  Bei  dieser  Annahme  wurden 
«ich  ebenfalls  die  häufigen  Nachahmungen  nach  dem  be- 
rühmten Original  zu  vielleicht  mehr  untergeordnetem 
Gebrauch  erklären,  da  eine  Dauaide,  wie  schon  bemerkt, 
leicht    zur    UuellnTinplie    werden    konnte. 

Was  ilie  besprochene  Annahme  in  Bezug  auf  diese 
Statuen  zu  unterstützen  scheinen  l>(innte,  ist  der  Um- 
stand, dass  sie  ihrer  ganzen  Stellung  nach  sehr  passend 
scheinen  für  die  in  den  angeführten  Stellen  angedeutete 
Aufsteilung  zwischen  den  Säulen  einer  Porticus ,  wodurch 
ein  für  die  architektonische  Decoration  geeigneter  Cha- 
rakter bedingt  zu  sein  scheint.  Wenn  ilie  Statuen  für 
diesen  Zweck  und  das  bestimmte  Local  gearbeitet  wor- 
den sind  ,  so  sind  sie  ohne  Zweifel  in  dieser  AVeise  ge- 
balten worden.  Allein  darüber  ist  nichts  bekannt,  mei- 
stens mochteil  wohl  aus  Griechenland  entführte  Statuen 
dort  einen  vielleicht  nicht  immer  ganz  entsprechenden 
Platz  finden,  und  namentlich  barg  der  Tempel  des  Pala- 
tinischen Apollo  deren  eine  grosse  Anzahl  (Petersen  Ein- 
leit.  p.  87  S.).  Ja,  aus  der  Art,  wie  Ovidius  den  grau- 
«ameii  Vater,  der  mit  gezücktem  Schwert  dastand,  er- 
wähnt, könnte  man  vielleicht  folgern  mügeii ,  dass  es 
eine  Gruppe  von  engerem,  dramatischen  Zusammenhang 
gewesen,  nicht  bloss  eine  Reihe  unter  sich  nicht  zu- 
sammenhängender Statuen.  Es  konnte  wenig  annehmbar 
scheinen,  dass  der  Vater  allein  in  einem  Moment  voll 
tragischen  Pathos  dargestellt  sei,  und  die  Darstellung 
der  Töchter  ohne  alle  Beziehung  darauf  gewesen  sei. 
In  der  That  lässt  sich  eine  Gruppe  von  Danaideo ,  um 
den  Vater  versammelt,  welcher  ihnen  befiehlt,  die  Freier 
*u  tollten,  als  ein  sehr  dankbarer  ^'orwurf  für  einen 
Künstler  denken  ,  welchem  der  Ausdruck  der  verschiedeii- 
artigeo  und  mannichfach  nuancirten  Empfindungen,  wel- 
che dieser  Befehl  hervorrufen  musste,  einen  erwünschten 
Spielraum  gab;  auch  erscheint  eine  solche  Gruppe,  wel- 
che sich  der  Tragödie  anschliessen  konnte,  durch  die 
diese  Situation  geschaffen  und  ausgeprägt  war,  dem 
Geiste  der  späteren  griechischen  Kunst  sehr  angemessen, 
und    würde    anderen    Werken    derselben    sehr    wohl   ent- 


sprechen  —    allein   ]es    igt    selbst    für   Vermuthungen   hier 
zu    wenig    sicherer    Boden. 

VII. 

Auf  einer  mehrmals  bekannt  gemachten  Vase  (Passeri 
paralip.  t.  44.  Pict.  Etr.  in  vasc.  I,  13.  irHancarv.  1(1, 
43.  [J'i],  Inghirami  rtlon.  Etr.  V,  44.)  sehen  wir  einen 
bärtigen  Mann  mit  spitzem  Hut,  buiitverzierteni  Ueber- 
gewaiid  niiil  rtlaiitel,  in  der  Linken  einen  aufgestützten 
Speer  haltend,  während  die  Rechte  mit  einer  sprechen- 
den Geberde  vorwärts  gestreckt  ist.  Er  ist  im  lebhaften 
Gespräch  begrillen  mit  einem  vor  ihm  stehenden  IMann, 
welcher,  wie  der  fest  auf  ihn  gerichtete  Blick  und  die 
liciveguiig  der  rechten  Hand  beweisen,  ruhig  die  aus- 
gesprochenen AVorte  prüft  unil  erwägt.  Er  ist  durch 
einen  längeren  Bart  ausgezeichnet  iiuil  in  ein  weiti's  Ge- 
wand gehüllt,  das  auch  den  Hinterkopf  bedeckt,  und 
stellt  ruhig  <la,  mit  der  linken  Hand  auf  einen  Stab  ge- 
stützt. Hinter  ihm  ist  eine  Säule  sichtbar,  auf  welcher 
die  kleine  Statue  eines  nackten,  jugendlichen  Mannes 
steht,  der  den  rechten  Arm  ausgestreckt  hat;  sie  trennt 
zugleich  die  eben  beschriebene  Scene  von  einer  andern. 
Hinter  derselben  sitzt  nämlich  eine  Frau  mit  einem  ho- 
hen Kopfputz,  wie  er  sich  ähnlich  bei  maiirhen  Tcrra- 
cotten  findet,  und  Schleier  versehen,  ein  reicher  Mantel 
bedeckt  die  untern  Theile  des  Körpers,  Halsband  und 
Armspaiige  schmücken  sie.  Sie  wendet  den  Kopf  halb 
nach  den  Männern  zu,  und  ilrückt  durch  ihre  ganze 
Haltung  Aufmerksamkeit  und  Tbeilnahme  an  ihrem  Ge- 
spräch aus.  jMebcii  ihr  sind  zwei  Frauen,  die  sich  durch 
ihre  Erscheinung  als  üieneriiiiien  kund  gelien,  die  eine 
sitzt  ihr  ge<;enüber,  und  hält  einen  grossen  Sonnenschirm 
über  ihrem  Haupt,  die  alliiere  steht  zwischen  beiden,  uml 
blickt  aiifuu-rksani  auf  die  Männer  hin.  —  Auf  der  Rück- 
seite   ist   eine    liisti!;e    Bakcbisdie    Piiicession    tlargnstellt. 

Passeri  ileuti'tr  diese  Vorstellung  auf  eine  Unterre- 
dung zwischen  Agamemnon  und  OJi/sseus  in  Bezug  auf 
die  0|)feriiiig  der  Ipltii^enei/l ,  iiiul  liii'lt  die  Frau  für 
hlijUiinttestra :  insliiraiiii  rrkaimte  Orpheus ,  der  vom 
Hades  die  Eunjdiice  im  Beisein  der  Persepitone  losbittet. 
Beiile  Erkläiuiigen  scheinen  mir  nicht  eben  annehmbar, 
die    letzte    namentlich   sehr    unwahrscheinlich. 

Ich  glaube,  dass  Amphiaraus  dargestellt  sei,  der  zur 
Theilnahme  am  Kriege  überredet  wird.  Der  IMvthos  ist 
bekannt,  und  bedarf  hier  keiner  weiteren  Au.ieiiiander- 
setzuiig  (vrrgl.  Grüneisen,  allgrierh.  Bniiiz.  p.  47  IT.), 
Ainpbiaraus  hatte  sieb,  weil  er  den  unglücklichen  Aus- 
gang dl»  Krie;;s  voilitrhah,  leiliorgen,  allein  Eriphyle 
vcrneth  ,  durch  das  Halsband  bestochen,  seinen  Aufent- 
haltsort. Da  er  sich  iinii  weigerte,  mitzuziehen,  wurde 
der  Eriphyle,  nach  einem  alten  Uebereiiikommen  zwi- 
schen Amphiaraus  und  Adrastos,  die  Entscheidung  ilieses 
Streits  überlassen  ,  und  sie  hiess  ihn  an  dem  Kriege  Theil 
nehinen.  W \t  sehen  hier  die  Unlerreduug,  welche  jener 
Entscheidung  lurangeht.  Amphiiiraos  ist  durch  den  lan- 
gen Hart,  das  den  Kopf  verhüllende  Gewand  und  den 
Stab  als  Si'lier  liezeii  hiiet ,  ebenso  Teiresias  auf  dem 
Relief  im  Lonire  (\Vinkelni.  M.  J.  |j7.  Mus.  >ap.  H,  t)4. 
Milliii  G.  M.  r;.'),  (ij;.  Clarac  Mus.  d.  scnipt.  VJ3). 
Die   neben    ihm    stehenile   Statue   erinnert  an   die  auf  den 


891 


.hnracisdien    K.ll.fs    auf    einer    Saiile    aufgestellten    S(a 
«nrn     .le.s     Apollon     (Mus.     ^a|..     IV,    7-     S.       S.-.ivi      i.ell' 
iüol.1   <li  C.ipri  t.  4),    iiml    Rewiss    »ar    iliescilio    hier    neben 
•lern   Seher,     «lein    ein    Orakel    ilen    Tod    rerkiin<let,     »ou 
Bedeutsamkeit.      Adrasto»   («Icnn   wegen   «1er   Böo- 


risnie    fjiipiii/ie   iiiiiini    [;i-!.|/aiiiii/  u...    ...^     •■  ^ x  ,     ■■•- 

che   ilas    Gespräch    nehmen    wird.      Auf  das   Halsband,    mit 
welchem    sie    geschmückt   ist,      ui()chte     ich    kein     Gewicht 


legen:  es  bezeichnet  nur,  wie  auch  die  Armspangen,  die 
vornehme  Frau,  und  darauf  ist  aucli  die  auf  Vasenbil- 
dern haufi"  vorkommende  Sklaiin  mit  dem  Sonnenschirm 
zu    beziehen    (Uütfiger    Vasengem.    II.   p.    1  jO). 

Darstellungen,  «eiche  sich  auf  die  Thebais  beziehen, 
sind  selten,  vorzugsweise  aber  ist  Amphiaraos  und  «lie 
tragische  l'erratherei  der  Eriphvic  mit  ihren  Folgen  von 
der  bilclendru  Kunst  dargestellt  worden;  besonders  der 
Auszug  des  Amphiaraos,  schon  auf  dem  Kasten  des  Kypse- 
los  (Paus.  V.  17,  7  f.,  wonach,  wie  ich  anders»»  be- 
merkt habe,  das  Vaseiibild  bei  Micali  [Mon.  96.]  zu 
erkifiren  scheint),  und  auf  alterthiimlichen  Vasen  (Scotti 
illnstr.  di  un  vaso  Italo  greco.  Äeap.  ISlI.  Millmgen 
peiiit.  '20.  21.  IVliiller  ücnkiii.  I,  ().S.  Gerhard  Auserl. 
Vasenb.  91).      Vgl.   Grüneiseii   a.   a.   O.   p.   (ij   ü- 

|^ie|_  Otto  Jahn. 


87.  Conjectma  de  »1.  Jnnii  Briili  M.  Poicio  Catone. 

Primnm  laiidalionem  Catonis  llticensis  a  Cicerone  ron- 
sfat  srriptam  esse.  <iiio  in  libro  cooipdiieiido  aiiinoilum 
caute  versatum  esse  oratorem  clarissiinum ,  ut  iie  Cae- 
saris  iram  in  se  converteret ,  deinonstrare  conati  suiniis 
scriptione,  qnae  inserta  est  his  ipsis  epliemeridibiis  (an. 
1837.  Kf-  l-*0-  et  l4!.).  Testatur  illnd  ipse  Cicero 
Orat.  c.  10.  §.  35,  «juem  librum  Briito  suo  inscripsit, 
his  verbis:  Jtaque  hoc  suin  ngs^iessiu  stalim  Calone  ab- 
solulo:  quem  ipsum  iiniu/uit»t  alligiüsem  ,  tenipora  I  i- 
mens  iniviicn  virtuti,  nisi  tibi  hortanli ,  el  ilUus 
memoriavt  mihi  caram  excitanti,  non  purere  nefas  duxis- 
Sem.  Uuum  i^itur  Cicero  omnia,  ijuac  offensioui  esse 
Cacsari  pofnisseiit,  diligei.tcr  evitasset,  quun)que  posf  Ci- 
ceronis  libellum  Anticatoneui  Caesar  edidissct,  usus  iis, 
quae  in  Catonem  Hirtius  collegisset:  Brntus,  cujus  oni- 
ninm  inaxiine  iiiteresset  avnuculum  suum  ♦)  atque  socerum 
omni  culpa  vacare ,  non  potuit  non  de  Calone  etiam  post 
disertissimum  Ciceroneui  scribere.  Qui  liber  Bruti  qiialis 
fuerit,  quauiquaiii  nulla  fero  nos  vetcrum  testimonia  do- 
cent,   tarnen   non    dubitaiiius   nos   quidem   contendere,   Cae- 

sari    certe  acerbissiin eum    fuisse.       >am    ratioiie ,     qua 

Hirtius  et  Caesar  contra  Catonem  scripserant ,  maxima 
coinmoverelur  Bruti  iiidignatio  necesse  fuit,  si  quiiicin 
illius   libellns   ita   erat   coinparatus,     ut    teste    Cicerone    a<l 


*)  Plut.  Brut.  C.  2:  SfQßiUicq  .  .,  T^q  Bqovtov  fir^xQoq,  üSsl- 
rrnq  -nj»  Kt'.JbtVf  <t  qitl'tncxf^nq ,  ov  /ettAtffT«  Poiuaioiv 
f'ivXiunfv  ouTO?  (ö  liumto^),  &t~i,ov  opiu ,  y.ul  mr- 
ffiijöv  voTigoy  yiniintov. 


892 

Atticum  XII.  ep.  44-  ,  ex  istius  vitnperatione  Catonis 
major  esset  laudatio.  Conf.  etiam  ad  Atticum  XII.  ep.  45- 
Caesar  aiitcm  id  egerat  in  Anticatoue,  ut  quae  Cicero 
in  Catone  ut  egregie  facta  laudasset,  ea  aut  facta  nega- 
ret,  aut  non  tarn  hunorificis  nominibus,  quam  quibus  Ci- 
cero nrnassct,  aflicicnda  esse  declararet.  Conf.  Top. 
e.  25-  ^-  '.)4-  Uuis  igitur  miretur  magno  opere  irrita- 
tum  aniuium  Bruti,  qui  in  virum  omnium  justissimutn , 
guorum  amantissimum ,  frugalissimum  (Conf.  Flut.  Cat> 
c.  4,  (1,  Ki,  1"),  4U,  60.  3,  11,  15.  3,  4,  6,  9,  12.) 
crimina  avaritiae,  impietatis,  ebrietatis,  collata  legisset? 
Conf.  Flut.  c.  (i,  l.j.  11.  44.  Flin.  Ep.  IM.  1 J.  Hi» 
igitur  falsis  criminationibns  Catonis  cominotns ,  quibus 
non  satis  graviter  occurrisse  Ciceronem  suo  libro  intelli- 
geret,  ad  Catonem  liiteris  denuo  relebrandiim  Brutus  ag- 
gressus  videtur.  Ut  autem  in  ea  ,  quam  modo  liiximus, 
scriptione  probare  studuinius,  Caesaris  librum  non  meram 
fuisse  Catonis  vituperationem,  sed  refutatiunem  vel  depaU 
sionem  landum,  quibus  Cicero  Catouem  in  cnelum  susta- 
lisset,  ita  nun  veremiir  pronnnciare,  äiruti  librum  non 
meram  fuisse  laudationem ,  sed  depulsionem  criminum, 
quibus,  teste  Cic.  Top.  c.  25.  §•  94.  inipudenter  esset 
Caesar  in  Catonem  usus.  Erat  igitur  Bruti  liber  certis 
iisquc  satis  angustis  Knibos  circumscriptus ,  si  qiiidein 
Catonis  non  tan»  virtutes,  quarum  magna  certe  pars  Ci- 
ceronem nacta  erat  laudatorem  disertissimum,  illustrare, 
quam    cnminationes   refrllere    propositum    ei    fuit. 

Ut  autein  Ciceronem  justo  fere  cautiorem  fuisse  Ca- 
tonis laudatorem  demonstrasse  nobis  videmur,  ita  Bratuiu 
justo  aniiiiosiorem  Catonis  virtutum  praHcnnem  fuisse, 
partim  iis  intelligitur,  quae  de  Bruti  indole  cognita  aliunde 
habemiis  *) ,  partim  Ciceronis  efficitur  testinioniis  atque 
iis,  quae  de  causa  celebrati  a  Bruto  Catonis  n)odo  dixi- 
nius.  Ciceronis  enim  verbis  cognoscimus,  Brutnm  vel  eo 
esse  progressum  ,  ut,  Catonis  de  re  publica  inerita  quum 
in  clara  luce  coUocare  vellet,  aliorum  de  laude  detraheret. 
Scribit  autem  Cicero  Atlico  lib.  XII.  ep.  21.  haec:  Legi 
Bruti  epistolam  eamque  tibi  remisi,  sane  non  prudenter 
rescriptam  ad  ea,  quae  requtsieras-  Sed  ipse  videril: 
quamquam  illud  turpiler  ignorat.  Catonem  primum  sen- 
tentiam  putal  de  animadversione  dixisse:  quam  omnes 
ante  dixerant  praeter  Caesarem:  quam  omnes  ante  dixe- 
rant  praeter  Caesarem:  et  quum  ipsius  Caesaris  tarn 
severa  fuerit,  qui  tum  praelorio  loco  dixerit,  consula- 
riuin  putat  leniores  /uisse,  Catuli,  Servilii,  Lucutloruvi, 
Curio7iis,  Torquati,  Lepidi ,  Gellü,  VoLatii,  Figuli, 
Coltae,  L.  Caesaris,  C.  Pisonis ,  etiam  M.  Glabrionis, 
Silani,  Murenae,  designatorum  consulum.  Cur  ergo  in 
sententiain  (atonis?  Quia  verbis  luculenlioribus  et  plu- 
ribus  rem  eandem  comprehenderat.  Me  autem  hie  lau- 
dat ,  qtiod  relulerim,  nun  quod  patefeceriiii ,  quod  cohor- 
latus  sim ,  quod  denique  ante,  quam  consulerem,  ipse 
judicaoerim.    Quae  omnia,  quia  Cato  laudibus  e.rtulerat 

')  l'liit.  Biiit.  c.  6:  ytiyixui,  ■  .  Kiüop.q,  öri  TywTOi'  tirnvatr 
tUToü  (BiJoiiTov)  Af^onos,  tlnflv  ngo;  tok;  qili.ov(i.^  .,Oi/ios 
h  riurCuq  nix  oläa  fiiv  o  ßnuXixtti.'  nuv  ä  ,  o  (lov- 
/fTcii,   a<f6äyu  ßovltTUi."    7'ö  yitij  //ißi^fTK;  iwiov,  xat 

«//l'   t/.  koytn/iov  y.ttl  nQounjiofvx;  löii'  xa>.öji'  TiQUXxtv.or,  onov 
ziJfif'Hit  ,  iaxv(julq  i/U'iio  TCiTj  Of,««!;  r.al  TiX(aiOU()yolq. 


893 


894 


in  coelum  perscribendaque  censuerat ,  idcirco  in  ejus 
»ententium  est  facta  discessio.  Hie  autem  se  etiam  tri- 
buere  mulfum  mihi  putat ,  fjuod  scripserit ,  Optimum 
consulem.      Quis  enim  jejunius  dixit  inimicus? 

Jam  il«  siiigiilis,  qtias  Brutus  in  Catuiie  |>erseoutag 
git ,  relius  nrmo ,  (jiioil  sriam,  vetenim  .srrlptoiuin  niniin- 
riae  qui<l(jiiam  prociidit.  Nc<jiie  coiijottura,  qua  roiijicfie 
possis  ,  loros  qiiusdam  Plii(arcLi  vitae  Cat.  Min.  ad  IJrnti 
libelli  exeinplnin  cnnipositos  psse  ,  quippe  qiKis,  quuin 
pleui  gint  rectMi(i.si>iniae  iileoqiie  niaxiniap  inili^natiunis, 
veri  siniile  sit  ab  huniine  srripfos  esse  Catuni  aeqiiali 
atqne  aniicissimo  ,  quainqnam  per  se  non  est  improliabilis, 
famen  6rmo  ilestituta  est  rnmlamento ,  quum  liniti  Catu- 
nein  Plutarchus  nunquam  comnieniurarerit,  Uniis  tarnen 
locus  est,  quem  non  possum  quin  a  Bruto  profectuni  at- 
que  a  Munatio  et  Thrasea  respertum  esse  atque  intic  in 
Flui,  librum  rerepfum  snspirer.  Exstat  ille  locus  cap.  11. 
Aarrai  il>i  Plufarclius  Catoneni  gravius ,  quam  pliüosoplio 
ronreniret,  tulisse  fratris  mortem  enmque  niagnilirentissimu 
funere  extulisse;  cum  vero  ad  ipsum  et  mortui  filiam  he- 
reditas  devenisset,  in  dirisione  ejus  niliil  pro  sepnltnrae 
sumptibns  poposcisse.  Quibus  adduntur  a  Plutarilio  haec: 
Kai  laiita  n  Qäi;u.v  toq  avTOv  (Käiujvog)  x  al 
n  Qa.TT  o  VT  o  St  i]V  ö  yg  aip  a(;,  öti  xoay.ipip  tijv 
■ticpgav  roL<  vexQoiJ  fj.£iißake  xal  dn'jdtjoi, 
yrg  V  aiu  V  Lij  T  vj  V  ^.ar ay.s'/.avfjiv ov.  Ovtuji; 
Ol'  Tu>  ^icpti  iiovop,  dkkd  xai  t(ö  ypa(fsta), 
T  ov  ävL'Tr  et'i  9  i'p  ov  xai  üvvTrddtxov  ejcLatsvef. 
Totam  istam  narratiunrulaui  in  Caesaris  Anticatone  ex- 
stitisse  ut  certum  est,  ita  postrema  rerba:  Ot'TO»;.... 
ETtIo  J  SV  £V  ,  nemo  non  videt  egregie  aninio  ejus  con- 
Tenire  ,  qui  rei  indigoitate  exacerbatus  malignnm  oktrecta- 
torem  castigaierit. 

In  iis,  qui  Catonem,  quum  rituperatus  esset,  quoil 
ebrietati  »acasset,  capp.  h.  et  44.  ab  isto  erimine  ut  non 
liberarerint ,  ita  rerte  excusarerint  euni,  Brutum  quoque 
fuisse ,  certum  videtur,  si  quidem  Plut.  c.  6.  haec  scribit: 
Aitiav..  e'kEyov  oi  (flkot  toi'ito  v  (roü  iv  oi'vu) 
Siuyatv  ii'i  ugi}gov)  tijv  tt okix siav  xat  tu.  dtj- 
uoaia  ir g  dyf.taTO.,  Tlguq  olg  okaq,  tov  Kd- 
Tiuva  rag  ijf^iigag  övxa,  xal  xuikv  6  ^avov  (fi- 
kokoysiv,  vvxTcag  xal  Ttagd  tiÖtov  avyyi- 
PSadai  TOis  Cplko  O  (i(f  o  t  g.  *)  De  ebrietatis  rrimine 
a   Caesare   Catoni   objecto   ronf.    Plin.   Epp.   III.   ep.    12. 


*)  Ohiata  h.ic  oppoitunitate  ea,  qiiac  de  Ciceronis  CatoneMinore 
antt;  hieiiniuiu  disputavi,  suppK-nili  non  possum  non  Cicero- 
nis illtirii  lihi'uni  ftni^niento  locnpletare  ,  qood  duleo  in  illa 
nie  ^criptioiie  si)enlio  pracleriiiisisse.  Exstat  illud  apinl 
Valeniirii  Mjximuni  lib.  VIII.  cap  7  J.  2  Vi'iba  liaic 
«uiit:  Cala  ita  doctrinae  cupidilate  Jlagra\'it .  ut  ne  in 
Curia  i/uidern  j  dum  senatus  coi^itur  ,  lenjperaret  stbi  ^ 
quomiitus  libros  Graecos  lecticaiet :  Qua  (/ u  i  d  e  in  i  ii- 
du  s  t  r  ia  ostendit,  al  iis  t  e  in  p  o  v  a  d  e  e  ss  e ,  alio  s 
temporibus  superesse.  Jam  postiema  ccrte  verba: 
Qua  .  .  superesse,  ut  Valeriuin  a  Cicerone  niutuatuni 
esse  suspicer,  locus  nie  movct  A.  Gdlii  I.  c.  22.  5-  7,  ubi 
«imiliter  sibi  opposita  verba  dcesse  et  superesse  legimiis. 
Utitur  Grilius  verbis  bis:  M  .  .  .  Cicero  in  libro  y  qui 
inscriptus  est:  De  jure  rivili  in  artem  yedigendo,  verba 
haec  posuit :  Nee  x'ero  scientia  juris  majoribus 
suis  Q.  Aelius  Tu  her  o  defuit;   doc  Irina  etiam 


Neqne  a  probabilitate  abliorret  snspicio,  ca ,  qnae  in 
Africa  jjesta  a  Catoiie  esse  PInf.  iiide  a  cap.  .'iti.  usque 
ail  fineni  libelli  Plufarclius  narrat  ,  a  Bruto  Muiiatiuin, 
quem  Tliraseas  est  secufus  (miif.  c.  'JÖ  et!?.),  suinsisse 
et  Thraseae  ilemnm  vpstigia  Pliitarchiim  legisse.  Kam 
do  iis  rebus  omnibus  Bruluni  leri  siniiln  est  certiorem 
psse  a  Statilio  factum,  quem  .Sfatilium  cunstantiae  animi 
stiiduisse  atque  Catonis  iminobilitatein  iuiitatum  esse  Plut. 
testatur  cap.  t)5-  Eum,  qucd  udium  Caesaris  prae  se 
ferret,  jussiim  a  Catone  ,  naii;fare  cum  reliqiiis  ex  .Africa, 
diu  non  potuisse  ad  Catonis  aucforitafem  addiici  (cap.  hfi). 
[\lortuo  vero  Catone  ,  cum  liiijus  factum  iniitaturus  sibi 
nianum  inferre  vellct,  a  pliilosophis  prohibitiim  esse. 
Conf.  c.  7'J.  Huiic  ipsuin  ,  cum  so  Bruto  ßdelissimum 
cominodissimumque  praebuisset,  apiid  PJiilippos  periisse, 
ex   vita   Cat.   c.   l'i   et   vita   M.    Brnti   c.   ."j!    cognoscimus. 

.Sed  haec  de  Bruti  libro  liactenus.  Caeternm  über 
probatus  fuerit  lecturibus  neciie,  nemo  nos  veterum  scri- 
ptorum  docet.  Videtur  tainen  hoc  aiterum  probabilius, 
si  quidem  praeter  Ciceronem  et  .Suelonium  (lifa  Octav. 
c.  Xh.)  vix  reperifur,  qui  Catonis  a  Bruto  scripti  men- 
tioiiem  aliquant  iiijecerit.  Temporibus,  quibus  Tacitus 
et  auctur  dialogi  <le  oratoribus  scripserunt,  non  lectum 
aniplius  librnni  fuisse,  nescio  au  guspicari  liceat  etiam 
ex  lüco  Taciti  Ann.  IV.  c.  34,  ubi  plures  commemoran- 
tur,  qui  quum  inimicos  et  Caesaris  et  Augusti  laudibus 
ornassent,  tarnen  non  essent  propterea  puniti.  Eo  loco 
ut  Cicero  Catouem  coelo  aequassc  dicitur,  ita  de  Uruli 
Catone  ne  lerbum  quidem  exstat.  Quum  igitur  a  paucis 
solummodo  liber  iste  legerctur,  factum  esse  tidetur,  ut 
Caesar  Brutu  ne  rescriberet  quidem,  quod  aliis  illum 
libris  velut  C.  Memmii  orationibus  fecisse  testis  est  Sae- 
ton  ins  rita  Cacs.  c.  73.  Tulit  igitur  liaec  quoque  Caesar 
atque  reliquit ,  haud  facile  dixeris  moderatinne  magis  an 
sapientiti,  quae  lerba  sunt  Taciti.  —  Eadeui  causa  com- 
inotum  Octavianiiui  quae  Bruto  <le  Catone  rescripsisset, 
foras  non  dedisse,  colligi  forfasse  licet  ex  loco  Suet. 
Oct.  c.  S5 ,  ubi  haec  exstaiit  scripta:  Malta  varii  gene- 
ris  prosa  oralione  composuit  (Ocfavianus),  ex  quibus 
nonnulla  in  coetu  familiarium ,  velut  in  auditorio ,  reci- 
tavit :  sicut  Rescripta  Bruto  de  Catone:  quae  Volumina 
quum  jam  senior  ex  magna  parle  legisset,  fatigatu» 
Tiberio  tradidit  perlegenda. 

Jure  rero  pauros  solummodo  lectores  nactum  esse 
Bruti  Catonem,  cave  collij^as  ex  Cic.  ad  Atticum  lib.  XIII, 
ep.  4li.  verbis  his :  l^egi  epistolam  (Caesaris);  multa  de 
meo  Catone,  quae  snepissime  legendo  se  dicit  copiosio- 
rem  factum:  Bruti  C  itone  lecto  se  sibi  visum  disertum, 
Cognoscimus  enim  ex  ep.  .')().  ad  Atticum  lib.  XIII.  Ci- 
ceronem coram  Balbo,  Caesariano  putentissimo,  Caesaris 
libros  contra  Catonem  vehementer  prubasse  idque  Balbum 
et  Hirtium  ad  Caesarrm  scripsisse.  Quod  testimouium 
ipsius  Ciceronis  coiisideraiitibus  nnbis  uonne  verisimile 
videbitur,  Caesarem,  ut  Ciceroni ,  qui  tarn  honorifice  de 
suo  Anticatone  judicasset,  gratiam  referret,  hujus  quo- 
que librum  lauilibus  extulisse  easque  laudes  Dt  amplifi- 
caret,   iniquius  de   Bruti   Catone   dixisge? 


superfuit      De  re  conf.  Cic.   de    Finn.    III.  c.  2.  J    7., 
Plul.  Cat.   Min.   c.    l9. 


895 


896 


Omiiiii»  asscii<i(>inliiiii  esse  AVoslernianiio  V.  D.  pa<:»- 
iiiii» ,  Olli  lÜTo  ((lescliiclile  der  römischen  Hereihamkeil) 
iiair.  VU>  r<<rte  iiionrt ,  ri>9 ,  ijiii  Uriitiiiii  suliiiii  pliilusu- 
phuiii  fiiisso  rrtist-niit ,  satis  refutari  <|iiiim  C'iceroiiis  ile 
dl  Judiriis,  (iiiii  |irr|)i-(iiis ,  (|U3S  institiiit,  iliccnili  oxer- 
ntalioi.il.iis    (ronf.   lirut.    c.    G-    JJ-    '22.   et   c.    ()4.   §.    :i24.)- 

Trrinesiiac.  Fridericus  Schneider. 


88.    Obscrvationes  de  31.  Junio  Bnito  poeta. 

Quoll  rintarchus  vita  Cir.  cap.  2-  Cicprmiem  iiigeoio 
all  ouines  latuDi  disripliiias  esse  eac|Uo  re  Platoiiis  qiian- 
(laiii  roceui  ,  (jiii  iliiiil  in  lioiiiiiie  ad  disceiidas  artes  libe- 
ra|p»  et  studiiiin  philiisopliiae  iialo  recjuisivisset ,  coinpro- 
l>assp  refrrt,  ideiii  iiescii)  an  sfaüii  de  M.  liruto  qiioque, 
eo  qiil  Caosareni  iiilerfecit ,  liceat.  Qiii  quam  efreorjo 
fuprit  in  pliilosiipliia  rersatus,  Cicero  testaliir  liisce:  Ex- 
relleiis  oiiiiii  grnere  laiidis  ,  sie  philosnpliiaiii  Latinis  lite- 
ris  pcrseqnitur ,  nihil  nt  iisdpin  de  rclms  Gracria  desi- 
deref  ').  Ncqiie  ijjnoliilis  ideni  orator  fiiit,  quaniqiiani 
dicendi  eiini  non  tani  frnctum  et  t>;l(ii'iau),  quam  Studium 
exerrifatidiienujiie  deicetasse  verlia  testantiir,  quae  ex- 
stant  Cic.  Brut.  r.  h.  §.  V3.  Arcessit ,  qiiod  liisforiae 
quoque  hauil  inutileui  dedit  operam,  si  quidein  Polyliii 
euui  hisforiaruiii  libios  in  runippiidii  foriuam  redegisse 
idcmquc  Fannii  et  Cnelii  Aiinalibus  fecisse ,  certissima 
exstant  testinionia.  Coiif.  Plut.  lirut.  lap.  4,  Cic.  ad 
Attic.   XIII.    ep.    S. 

Fuisse  lero  ßrutum  literis  adeo  deditum,  ut  iis  co- 
lendis  uoii  sulnni  otiosus ,  sed  eliain  intcr  aniiorum  stre- 
pitum  racaret,  auclores  sunt  ;;ratissinii  Cicero  et  Pliitar- 
rhiis,  quoruiii  ille  Brutuin  suuin  alloquens  Orat.  r.  10. 
^.34:  Jam  quantiim  illud  est,  iiiquit,  qiiod  in  niaxiiiiis 
orcupationibns  nunquam  interniitds  studia  doitriiiao.  Jiein- 
per  aut  ipse  scribis  aliquid,  aiit  nie  vocas  ad  scribrnduin. 
Conf.  Brut.  c.  6.  et  Quinfil.  X.  cap.  7.  §■  Jli.  Plnfar- 
chus  autem  cap.  4-  eiindeui  iiarrat  die  pujfnam  Pharsa- 
licaui  praecedeiife  ,  quum  reliqui  de  e>entu  fulnrae  pugiiae 
sulliciti  fSsiMit,  ad  vesperain  usque  scripsisse.  Jai'n  quaiu- 
nuam  Brutuin  suae  aet.ilis  niorein  secutiiiii  non  uni  ,  seil 
pluribus  literaruin  generibus  operam  dcdissc  ,  iis,  quae 
modo  diximus,  iiitelligitur ;  tarnen  non  oniiiia  dicitur  ae- 
que  feliciter  tractasse.  De  cariniiiibus  eiiim  ejus  quid 
staluendum  sit,  Tacitus  de  Oralt.  indicat  hisce  cap.  ^!: 
Bratum  philosophiae  suae  relinquamus.  Nam  in  orationi- 
Lus  minorem  esse  fania  sua  ctiam  admiratores  ejus  faten- 
t'jr.  Kisi  forte  quisqnam  aut  Caesaris  pro  Decio  Samiiitn 
aut  Bruti  pro  Deiolaro  rege  ccterosque  ejusdem  lentifu- 
«linis  ac  teporis  libros  le^it,  nisi  et  carmina  eornuilem 
miratar.  Fccerunt  enim  et  carmina  et  in  bibliothecas 
retulerunt,  non  melius  quam  Cicero,  sed  felicius,  qiii.i 
illo»   fecisse   paurinres    sciunt. 

Jam  ile  carminibus  Bruti  nullam,  quod  sciam,  meii- 
tionem   Cicero   injecit.       Neque    Plntarclius,     qni    quae   de 


1)  Acadd.  I.  c.  3  §.  12.  Phit.  1.1.  Töiv  ' lüXriviy.wv  tfiloaoifw 
(i\iSivo(;  ith' f  (tu;  ü.tAw?  ilrnXr  ■,  ((»'»jxoo?  ;p',  ovi)  vj.hmnn;, 
Conl.  Wi'srrnij.mn  hb.,  (]ui  insci'ibitiir :  Gcscbiclite  ucr 
lüuii^clien   BcreiU:>anikeit  p.  213  et  215,  not.    11, 


Bruto  tradidit,  ea  partim  ex  scriptorum  Bruti  aeqDaliiiin 
libris  hausit  ')  ejusque  de  studiis  doctrinae  saepius  atqrie 
diligentius  quam  de  reliqnnruin  eruditione  hominum,  quo- 
rum  titas  scripsit,  exposuit  (conf.  cc.  V,  4,  6,  18,  24, 
3Öi  f)'2.),  quiilquam  de  carminibus  ejus  dixit.  Primus, 
qui  rideri  piissit  Brutum  poetani  respexisse ,  Oriiliug 
est,  qui  Bruto  suo  epistolam  mitfeus,  non  esse,  quod 
ille  metuat,  declaratnrug  liis  utitur  verbis  (Epp.  ex  Pento  I. 
cp.    1.    v.   24): 

Antoni  ')  scripta  leguntur: 
Doctus  et  in  promtu  carmina  Brutus  habet. 
Sed  meliornm  ibi  codicuni  lectio  non  carmina,  sed  scri- 
nia  est,  quam  alteram  lectionem  recte  probavit  cum  alii» 
Augustus  Weichert  libro,  qui  inscribitur:  Poetarum  La- 
tinoriim  reliquiae  ,  pag.  l'.'li.  Verum  quod  V.  D.  Antonii 
librnin  de  sua  ebrietate  conscriptum  comiiieniuratuinque 
illnm  a  Pliniu  H.  A.  lib.  XIV.  cap.  28.  obversatum  animo 
Oeidii  esse  ccnfet,  mihi  quidem  non  aeque  probatur  atque 
quod  idem  V.  D.  Antonium  carmina  scripsisse  ne[;at. 
Veri  similius  est  enim,  Antonii  non  tarn  istum  do  soa 
Ebrietate  librum  ,  quam  epistolas,  quas  eum  contumelia- 
rum  in  Augustuui  conjectarum  pleuas  scripsisse  constat, 
ah  Oiiilio  esse  respectas.  Quae  quam  accrbae  fuerint, 
qiinm  a  Tacito  tum  a  Suetonio  doceinur.  Hie  enim  vita 
üctar.  c.  2.  M.  Antonius,  inquit,  liberlimun  Octaviano 
proavum  exprobrat  restionem  e  pago  Thurinn:  avum  ar- 
gentarium.  Cap.  4.  haec  exstant  scripta:  Antonius ,  de- 
spiciens  etiam  maternam  Augusli  originem ,  proavum  ejus 
Afri  generis  fuisse,  et  modo  uni^uentarinm  tabernam, 
modo  pislrinum  Ariciae  exercuisse ,  objicit.  Cap.  tO- 
turpem  igiiaiiam  objectam  Augnstn  ab  Antonio  esse  legi- 
nius.  Conf.  praeterea  capp.  1,5,  Iti ,  H.i ,  HS»  70,  71, 
quos  locos  omnes  quamquam  non  indicarit  Suetoniils 
epistolarum  esse,  tarnen  ailmndum  est  probabile ,  si  qui- 
dem tales  contunielias  in  epistoLs  exstitisse,  capp.  7.  et  69. 
Suetonius  vita  Uctaviani  testatur.  Lectas  vero  istas  An- 
tonii epistolas  sedulo  fuisse,  ut  per  se  est  credihile,  si 
quidem  »is  invidiae  ea  est,  nt,  quo  quis  potentiores  viros 
lacessit ,  eo  arrectioribus  utatur  hominum  auribus '') ,  ita 
Tariti   efficitur   testimonio   Annall,   IV.   cap.   34. 

Ut  ifjitnr  de  epistolis  Antonii  Ovidiuin  cogitasse  arbi- 
tremur,  commovet  nos  non  solnm  pluralis  numerus  scripta, 
quo  unum  solummodo  eumque  satis  angustum,  ut  videtur, 
libellum  signilicare  poetam  voluisse,  parum  est  veri  simile, 
sed  etiam,  quae  Taciti  inter  atque  Ovidii  locum  interce- 
dit  similitudo.  Taciti  enim  verba,  quae  sunt  orationis 
Cremutii,  haec  sunt:  Antonii  epistolae,  Bruti  conciones 
faUa  quidem  in  Augustum  probra  ,  sed  multa  cum  acer- 
bitate  habent.  Jam  qiium  Ovidium  et  Tacitum  iisdem 
de   libris   et   Antonii   et    Bruti   ^)    locutos    esse,     probabile 


2)  Conf.  Heeren.  De  lonlibiis  vit.iruin  Plut.  p.irall.  p  171 
et  sqq. 

3)  He  Antonii  .studiis  docliinae  conf.  Westermann  lib, : 
Gcschicblc  der   rüiniscbcn    Beicdtsaujkcit  p    205  —  207 

4)  Conf.  Taciti  dialo;;    de  oralt,  c.  40 

5)  Diver.saai  a  nobis  sententiam  Weicherlus  se(|ultui'  1.  1.  ubi 
de  Oiidii  loco  dicens ,  In  aprico  eslj  inquit,  sigiiijicari 
Bruti  quosdam   libros    iiiverecunäi   et  propudiosi  argu- 


897 


898 


ait,  quaerltiir,  qua«  sfiitentia  primis  illis  Oridii  rprsibas 
contiiieatur.  K«t  vero  liacc:  Noii,  Brüte,  vereri ,  ne 
huju9  til>i  Irrtio  lil>ri  ilrtriiueiituin  iiiferat.  Nani  quam- 
quaiii  Ortaiiaiius  Antonii  et  Bruti  scri|)ta  coniiciis  in 
ipsuin  ri'fprta  Ipgi  patitur;  tarnen  cayi ,  ne  hic  mens  li- 
bellus  offriisioiii  esset  Ortaviaiio.  Ilic  enim,  quem  tibi 
miüi,  litier  iipque  roiitiiiiM'lia!*  habet  in  Oi'tavianum  ilictas, 
nequn  (lisplirere  argunieiiti  lasriiia  putest.  Ab  illis  vero 
ut  abstineret  poeta,  ailductus  ut  aliis  rebus,  ita  hauil  «Inbie 
arerbissiino  fato  Cornelii  Galli  poetae  est,  cui  non  fuit 
opproliri"    relehraüse    Lycoriila, 

Sed  linguam  tiimio  non  tenuisse  mero.  Conf.  Tristt. 
Oviilii  II.  r,  44.1.  et  44l)  '').  (iuae  iioütra  expliratio  cui 
probata  fiierit,  is  iieiesse  erit,  ut  Oiiilinui  cuiitra  <leos 
se  arma  saet'a  tulis»e  terbis  .«iequenlibus  np^aiiteiu  nobis- 
ruui    slatuat    de    üctaiiaiio    ut    ile»    co^itasse. 

Sed  alios  loros  rirruniüpiriauLUS ,  quibiis  JJrutus  tideri 
piissit  |ini-ta  es!>i-  rnninipuioralus.  Iiiter  eos  autein  niinimc 
refereiidus  est,  qui  exslat  apud  Quiiidl.  IX.  r.  4.  §•  7  • 
eos  recensenteni ,  qui  epistola»  sibi  vel  orafioiies  seriben- 
tibus  exridere  versus  nnunniiquaui  p^ssi  esspiit.  Nani 
qnod  ilirit:  Ilaque  versus  Ufere  exeidunl ,  quos  Brutus 
ipso  componendi  ductus  studio  sne/iissime  facit,  non 
rarn  Asiiiius ,  sed  etiam  Cicero  nonnuiiiquum.  Ilapr  enini 
rerka  iiilill  aliuil  iiisi  lioe  probant  ,  Bruluni  ,  oratioiiuni 
et  epistolariiiii  S(  riptiirein  ,  versus  iiilerduin  iiisciuui  atque 
iiirltum  irrepere  in  iiiatioiieni  passuin  e.sse ,  ut  locuin 
huuf  jaui    est    VVoirliertus    iiiferpi  etatus. 

Certis'iiMiuui  testiuioiiiurn  ile  Brut»  pueta  exstat  apud 
Püuium  Gpp.  V',  ,  qua  all  Anstoneui  missa  ab  eoiuui 
se  repreheusionibus ,  qui  ipsuui  versus  lasriviures  et  scri- 
bere  et  recitaie  aejrre  fi'rrent,  ita  defendit,  ut  talia 
dnetissihins,  j^ravissinios  ,  saut  tisHimos  hoiiiines  scriptitasse 
dicat  ,  quoruui  viroruin  non  seria  modo,  verum  etiam 
lusus  exprimere  laudabile  esse.  Sed  priorem  partem 
epistolae  afferre  integrani  lubet.  Qiiiiiii  pltiriina  ojficia 
Ina  mihi  grata  et  jiicunda  sunt,  turn  \>el  niajciine,  t/uod 
nie  celanduni  non  putasti ,  fuisse  apud  te  de  i'ersiculis 
meis  multum  copio.sunique  serrnoneiii ,  eunique  diversi- 
tate  judicioruni  lonßius  processisse:  exstitisse  etiam 
quosdain ,  qui  scripta  quidein  ipsa  non  improbarentj 
me  tarnen  aniice  sinipliciterque  reprelienderenl ,  quod 
hacc  scribereni  recitaremque.  Quibus  ego ,  ut  augeam 
meani  culpam ,  ita  respondeo :  Facio  nonnunquani  ver- 
siculos ,  severos  paruni ,  facio  comoediax ,  et  audio  et 
specto  minios  ,  et  lyricos  lego,  et  sodaticos  intelligo: 
aliquando  praeterea  rideo  ,  jocor ,  Inda  :  utque  oninia 
innoxiae  remissionis  genera  l/ret'ilcr  arnpleclar ,  horno 
suni.     Nee  i'ero    moleste  fero ,     hanc    esse    de    moribus 


menlij  neque  mihi  duhium  est,  quin  huc  referendae  siiit 
Bruti  seiiis  oscicatinnes ,  De  capsa  miseii  libellionis. 
De  postreiuis  vcibis  Sjlvii  ilicendi  inlia  locus  erit. 
6)  Viros  iminortaliler  de  .niiqiio  ineiltos  deos  esse  noininatos, 
nemo  iijiior^U.  Coiil.  liitpipiT.  ad  Viigilii  Eclng  i.  v  6. 
Sin  vcio  de  snio  Octiviaim  pliir.ileiii  iiiiineriiiii  dem  in- 
telligi  posse  dtihltcs,  lici'liil  vociliuliiiii  dliid  pr.icler  Octa- 
viaiuiin  ad  alios  viros  suiniiia  al)  eo  aiictoritatc  ornalos 
r.lcrre.  Siniilitir  Moralins  Salt.  II,  6.  v.  52  Oclavianimi, 
Maecenalein,  .^grippam  cuniiiitini  dcoruin  noiuine  coui- 
incinorat. 


meis  existimalionetn ,  ut,  qui  nesciunt ,  talia  doctissi- 
mos ,  gravissimos ,  sanclissimos  homines  scriptitasse, 
nie  scribere  mirentur.  Ab  Ulis  autem,  quibus  notum 
est,  quos  quantosque  auctores  sequar ,  facilc  intpetrari 
pusse  coii/idoy  ut  rrrnre  nie,  sed  cum  illis,  sinant, 
quoruni  non  seria  modo,  verum  etiam  lusus  expri- 
mere, laudabile  est.  An' ego  ^crear  fuciiiiiicin  vyen- 
tium ,  ne  quam  in  speciem  adulationis  incidam ,  nomi- 
naboj  sed  ego  verear,  ne  me  non  satis  dcceat ,  quod 
clecuit  M.  Tullium  ,  Cajum  Calvum ,  Asinium  Pollio~ 
neni,  Marcum  Messalam ,  Quintum  Hortensium ,  M. 
Brutum ,  L.  Sullam,  Q,  Catulum ,  Quintum  Scaevolam, 
iS'cc.  Sulpitiunt ,  Farronem  ,  Tvrquatum  Cinimo  Tor- 
quatos), C.  nienimium ,  Lentulum  Gaetulicuni ,  An- 
nncuni  Scnecam,  et  prouinie  J'erginium  liujum,  et  si 
non  sujjiiiunl  exenipla  pri^'ata ,  divuin  Julium,  divum 
Auguslum ,  divum  Nervam  ,  T.  Caesarem?  Neronem 
enim  Iranseo ,  quamvis  sciani,  non  corruuipi  in  dete- 
rius ,  quae  aliquando  etiam  a  malis ,  sed  honesta  ma- 
ttere, quiie  socpius  a  bonis  fiunt.  Jnter  quos  lel  prae- 
cipue  numerandus  est  P.  Firgilius ,  Com.  Nepos ,  et 
prius  Ennius ,  Acciusque.  Non  quidein  hi  senatores  : 
sed  sanclii'is   moruni   non   distal   ordinibus. 

Jam  nemiiii,  puto ,  qui  epistolam  non  praeconcepta 
durtus  opiiiione  lejjerit,  dulunni  erit,  quin  Plinius  eo» 
taiituuuiiodu  buniiues  f  iiuinieMioraverit ,  qui  versus  lasci- 
viores  et  petulautiures ,  niininie  vero  eiis  ,  qui,  Weiclierto 
interprete  pag.  \'>b ,  reniissiurcs  ^ )  modo  fecisseiit.  Naui 
priuiuni  M.  Tullium  Plinius  diserte  testatur  ^'11.  ep.  4. 
talia  srripsisse,  neque  minus  idem  roiistat  de  Cijo  Calvo, 
qui  adniodum  fiierit  in  ainoribus  suis  desrribeiidis  petu- 
lans.  Conf.  Weicliert.  pajf,  UO  et  »eqq.  Jam  quoil  Pli- 
nius ^'11    ep.  4.    leijissc    se  .A.siiiii    Galli  ")   de    romparatione 

patris    et   Ciceronis     libruin    diiit    in    eoque    lasriv se    in- 

venisse  Cireronis  lusiiui  testatiir,  iiide  riillijji  fortasse  licet, 
talia  Fnllionem  quoqiie  Asiiiii  (jalli  p.itrciti,  liisisse.  Vj- 
il.tur  enim  (iailus,  qui  libeutiT  homines  dortns  ex.agita- 
ret,  ita  rem  iiistitiiitse ,  ut  p.itris  eruditionem  <  um  Cire- 
ronis rompararet  priorrsqtie  illl  deferret.  iXeque  minus 
res  est  ile  l\l<ssala  veri  siniilis,  quem  rerte  am.itiiria 
carniina  srripsisse  in  honorem  Sulpiriae,  iiobili«  feiniuae, 
ab  ipso  olini  nuptiis  experitae  ,  Wernsilorfius  probare  sto- 
duit.  Conf.  Ellendt.  ad  Cic  Brut.  paj.  CWXV'I  et 
CX.VXVII  et  Westeimanu.  LI  pa-f.  '>  I -t  et  J  IM.  Quin- 
tum vern  Hortensium  rariiiinibiis  p.ariim  pudiri»  srribendis 
varasse,     certiim     est,     si     quidem     Ovlilius     ejus     exrmplo 


suorum  ipsiiis  tersuum 


lasmiam  exrusat  Tiistl.    II.    v.  441. 


Conf.  \Vei<hert  pp.  1.27  et  i;(i.  L.  autem  Siill.im  Athe- 
iiaeus  lib.  \\.  cap.  "8.  refert  adeo  delpitalum  iniinis  et 
scurris    esse,    ut    uiulta    iis  jugera   agri    puliliri    daret:   con- 


Zeitschr.  f  d.  Jllertliumsw. 


7;  Mira>M'  laiuen  simmi  dl.iin  scnlenliani  V.  D.  p.  2^0  nola 
\  idt'liir 

8)  Kiiil  Asiniiis  Galliis  is,  qui,  quod  sentirrl  ,  ingi-nue  pro- 
iiiiiiciaHl  (_:ia(}(iti'}{if  itiCnme  n«ipw«  y.ul  uniu  jo 
avf<<f('Q'>r  ni'i'ü  X  ij  lij /' f '' n  i  t  teste  liiuue  (  .is>.  II'.  57. 
c.  2  ).  '  on'.  Siii  l(pu.  'Ic  Gr.iniiii.  c.  T2.  Paiiilim  ntim 
(\1.  I'ninpniiiiuii  Marcelliiiii;  /u£Säe,  Jsiitiiis  Galliis  hoC 
in  eum  epi^rainniate  osiendii: 

Qui  capul   ad  laevain  deicit  (?.;  ^Iitssmiata   nulis 
Praecipil  •'  os  nulluni,  vel  potiiis  pii^itis. 

59 


•soo 


9nn 


.«piri  anti-iii  niiiiiii  istniii  liilarit.ifrm  m.nxiiiiP  roiiincilils 
(airriri.s  irniaiiilt*  a  Sulla  coinposilis.  (jiias  roiiiurilia.i 
an  raiiiiiii')  iiiiiiora  Pliifarrliiiü  rrspcxcrit  ,  eijiiiilnn  ine 
ijfiieir.irr  fifpur,  K.i  fainrii,  iit  iIp  liis  iiialini,  quam  <lp  illls 
ri>;,'it.>ri-.  (i.  vcro  Liitaliii.«  Citiiliis  iion  soliiiii  tinj^orilia« 
frrit,  .sr>(l  rtiaiii  rariiiiiia  .srri|islt  aiiiatoria,  (jiKiniiii  rxpiti- 
|)liiiii    exstaf   apiiil    Cic.    <Ip  N.  I).  I.    r.  Vs.  (ifiiif.  Wi'ichert. 

I.  I.  (>•  l'jr  <*t  I  ,',s).  Dl-  SiTii»  .Siilplciii  siiriiciat  ad  Ovj- 
iliiiiii    |)rii><irassi>,    qiii    TrisH.     II.    v.    44I'-    liapc    scripscrit: 

Nee  minus  Ilnileiisi ,   nee  sunt   7ni/ius  im/iroia  Servi 
Carmina.      Quin  duhitet   niimina   tanta  sequi? 
De    Varriine    luiiif.    liai'liriii.H     liliri:    (icsrlilrlite    ijpr    riinii- 
«rlipii    Litrratiir   p,    3'.M;   <lp   C.  iVlpiiiini»   toiif.  Orld.  Trist. 

II.  r.  4 '>'{•  et  üiiuin.  Tiilliaii.  ab  Orelllo  pt  Baitpro  pil. 
Tol.  Vil.  pt.  ■,'.  p.  .i'l4»  <lp  Lpiidilo  Gaptiiliro  conf.  iMar- 
tialis  Epist.  ad  Ipctorpin  lihri  I.,  qiii  I\larlialis  Aiigfostiim 
qiioijiip  tp-falnr  lasrixis  vcrsu.s  ferissp  lib.  XI.  epijjr.  20. 
—  Dp  rpliqiiis,  qims  Pliiiiiis  coiiiiiipmorat ,  rarininuin  pp- 
tiilaiitioriiiii  srriploribiis ,  vpjiiti  de  Com.  Nppote,  uiiiiu:) 
coiislat. 

Ad  ünidim  i^idir  iit  rprprtamiir ,  nlliil  alind  pronun- 
tiari    dp   raniiiiiiliiis    pjiis    lieft,    nisi    olisrncna    ea    fnissp. 

Rpstat,  nt,  qnid  .staliipndnm  de  verliis  Tariti  de  Oratt. 
c.  2l.  ridpatnr,  paiiris  «i^nificpnins.  ^'erbn  aiifem  haec 
sunt:  In  oratinnibus  (Brnfnm)  viinorem  esse  /nrntt  sua 
etiam  admiriilores  efus  fntenlur.  Sisi  forte  quisijuam 
aut  l'aesaiis  pro  Decio  SuNuiite  aut  Bruti  pro  Deiotaro 
rege  ceterosque  ejusdevi  lentitndinis  ac  teporis  tiiros 
legit ,  tiisi  et  carmina  eorundem  miratur.  Fecerunt  enim 
et  carmina  et  in  iiiliot/iecus  reltutermit,  non  melius  qttnm 
Cicero,  sed  felicius,  quia  illos  fecisse  paucinres  sciunt. 
Jain  ^i.  IJarchiiis  V.  |).  haiid  iiiimpinor  priniain  biblio- 
theraui  piiblirani  ab  Asiiiiu  ilemiini  Pollione  instrucfani 
esse,  id  qiiod  per  hienipni  anni  715  —  l(i  factum  e§se 
Auj^.  Weicliprlus  doruit  1.  I.  p.  294,  totam  illam  sentpn- 
tiani  pDstrpmam  trnpire  intelligpiidam  psso  suspicatiir,  ita 
ut  intelli^pmla  siiit  rarmina  in  publicum  niissa.  Sed  liuic 
viri  docfifsiiiii  cotijerturae  iipssiu  an  obstet  primnm  altum 
illud,  quüd  scripfiiribus  Tacito  superioribiis  de  Bruti  car- 
minibus  pst,  silpntiiim,  ilpinde  pa,  quac  de  ßruti  uni- 
rersa  indiile  cn^nita  aliunde  tiabemus.  Quoil  enim  Oci- 
dius  Tristt.  lib.  II.  inde  a  versu  421.  eos  enuniprans 
honiines,  qui  carmina  fpcissent  petulantiora ,  Lucretinm, 
Catiillum,  Caltnm,  IMeniniiuni,  Cinnam,  An.sereni,  Cur- 
nificiuni,  Ilorfpnsinm  ,  Srrrium,  Gallos,  ceteros,  non 
coromemoraiit  ßrntum,  id  non  alia  videtur  causa  factum 
esse,  iiisi  qnod  Bruti  carmina  ignuraret.  Quod  idem  de 
Ciceronis  qiioque  silenfio  dicenduui  vidptur.  Quem  vero 
constat  IIP  di<  endi  qiiidpm  frurtum  et  gloriam  ,  st-d  etu- 
(liuiii  siiluni  pxprcifatiiineniqiie  delectasse  (conf  Cic.  Brut, 
c.  (i.  §.  23.),  num  euui  credibile  est,  carminibus  foras 
datis ,  praescrtim  obscoeni  illis  ar[;unienti ,  inaiiem  isfam 
glorioUin  ppk«  sertaluni?  —  Niliil  igi(ur  esse  reliquum 
videtur,  nisi  nt  ßrutum  sfatuainus  ingenii  illos  lusus  solis 
fainiliaribus  misisse,  qui  illis  <lelerlarpntur  quiilem,  npque 
tarnen  divult^arent,  lon|;e  illum  alienum  a  Plinii  iMinoris 
jactatione ,  qui  suos  ipsius  rprsus  uxorpui  caiitare  et  ci- 
thara   cantare    lartarptur.      Conf.    ejus   Epistt.   IV,    19. 

Jam  fniem  his  nostris  de  Bruto  poi-ta  observationibus 
imposituri   non   pnssuuius   nou   vcrba ,   quae  Slatius  IV,   9» 


20.  profulit,  considcrare.  Reprelipiidit  .intpin  iis  ainicuin, 
qnoil  iibrum  sibi  inisi.tset,  quo  nou  ipsius  urationes  coii- 
tincrentur,  ued    libellum    duiiaret   tineis    exesuui  , 

liruti  senis   oscitatiiines 
de  capsa   miaeri  tibellianis 
emptum  plus  minus  nsse. 

Ilanc  igifur  .Statu  spiitpntiam  Auj;.  Weichertus  non  du- 
bitavit  ad  Bruluui  poetaui  refprre.  A  qtia  viri  sagacis- 
simi  pxplicatiune  non  una  nobis  lidetur  causa  esse  disce- 
dpndum.  Etenim  totus  locus  ita  est  couiparatus  ,  nihil 
ut  inde  nisi  hoc  apparp.nt,  Iibrum  qupndam  a  Bruto  quo- 
ilaui  laii>,'nide  scriptum  vi.suui  phsc  .Statiu.  Nequp  quiil- 
qnam  in  hoc.  loco  niest,  quod  c<ij;it.ire  iios  de  Brut«  ea, 
qui  Caesarrm  iutrrfccil ,  cofjat.  Ct  vpto  Statins  liuiic 
Briitum  vel  maxime  vprbis  istis  notare  voluerit,  tampn 
ruinlnm  adduceiiiur,  nt  ejus  rarmina  piitius  quam  oratio- 
iic  s  perstncta  esse  credamus.  Ut  enim  Ciceroiii  Brutus 
orator  esse  otinsus  et  languidus  disju7ictusi.\\\e  fisus  a 
Tacito  dial.  de  Oratt.  r.  IfS.  ilicitur'*),  ita  idem  judicare 
dp  eodeni  Bruto  en  m.ijore  jure  Statin  licuit,  quod  reri 
simile  pst,  spnis  oratioiips  fuissc  quam  adolpscentis  lan- 
guidiorps.  Mpque  quod  Bruti  spois  oscitationes  Statius 
commeinorat,  id  uiihi  tale  videtur,  ut  Aug.  Weicherti 
conjpctura  lirniari  eo  queat.  Quod  enim,  teste  Cicerone 
ad  Quintum  Fr.  III.  pp.  4.  §•  4.  Versus  •  .  .  non  modo 
tempus ,  sed  etiam  animum  vacuum  ab  omni  cura  desi- 
derant ,  et  Ovidio  auctore  Tristt.  V.  el.  12.  v.  2.  et  3» 
Carmina   luetum 

Sunt  opus,  et  pacem  metitis  habere  volunt; 

Bruto  seni  neque  animum  arbitramur  neqne  otium  fuisse 
carminum,  praesertim  petulaiitiorura,  scribendorum,  Quain- 
quam  enim  Plutarchus  c.  4.  i'it.  Bruti  scribit  Brutum, 
quidquid  teinporis  a  Pompejo  abesset,  studiis  librisque 
iinpendisse,  idque  euin  etiam  iniiuiiiente  piigna  Pharsalica 
fecisse,  et  quamqnam  idem  Plut.  eundem  quuni  in  Grae- 
ria  esset  exsiil  ,  Theomnesti  Academici  et  Cratippi  Peri- 
patetici  scholis  interfuisse,  c.  24.  testatur;  tarnen  ex  his 
locis  nihil  aliud  nisi  hoc  cognoscifur  ,  Brututn,  tenipori- 
bus  cunrenienter ,  seriis  studiis,  philosophiae  et  historiae 
vacasse  ,  neque  reru  iis  artibns ,  quae  leiis  esseiit  aniini 
propriae.  Putamus  igitur,  Brutum  adolescentein  poeinatia 
isla  lusissc  eaqiie  re,  ut  aliis  niultis  "'),  secutuDi  Catoois 
atunculi  cxeuiplum  esse,  qui,  teste  Plut.  Cat.  Min.  c.  7» 
juvenili  animi  fervore  ad  scribendos  iambos  se  contulisset, 
Archiiorhique  acerbitatem  inutuatus,  impudentia  ejus  et 
nugis  omissis,  Scipionem  conriciis  procidisset.  Quam  nos 
sententiain  si  sequimur,  siuiul  intpilijritur,  qtli  factum  sit, 
ut  Cicero,  qiii,  qnotquot  libros  Brutus  scripsit,  certo  sigui- 
iicai'it,  numquaui  de  carminibus  ejus  sit  luqiiutus.  Nam 
quum  deniuin  post  annuin  700,  quo  tempore  Brutus  cir- 
citer  triginta  auiios  fuit  natus  ,  familiaritas  illa  inter  pum 
atque  Ciceronem  nata  rideatur  (conf.  Orpllii  Onom.  Tüll, 
p.  ,319  s.  V.  ßl.  Junius  Brutus,  M.  Bruti,  Caesaris  in- 
terfectoris ,  paler),   non   inirum   est,  si  Cicero   caruiinum, 

9)  Conf.  Westerra.  I.  I.  p.  216. 

1(>)  Plut.  Brut.  c.  2.  cf.  ZcilscUr.  f.  Altcrthiiniswisscns.   18J2. 
pag.  891 ,  not. 


901  902 

qu,ic   iliii,     .inti'ijiiniii    Rriito    familiariter    u<erotur ,     com-  ilon    Anzahl    |;riccliis(lier    Pliilosiiplirii  rortragm,    »dipln- 

posila    p,-seiit  ,    iiullam    iiiii|Uam    iiijerit   iiientioiieiii.  bar    aU    KcMihat    fi;;oiicr   MinliiMi ,     in    Walirlii-it    aber    liat 

».  ■     n-  ■      i     i-  ■  i      i  sirli    neiirrdiiiijs     iliircli    h^ntiliM'kiirjj'     ili-r    Sclinft    ili>.s    Iii>i- 

iNoqiie   «•cremur,    na    qiiis  Ci<  crDnis   tcstinionio   rxstante  "     "    "•^'"'"'"W  ,  ,  •■        • 

lllo    Orat.    A,    *.    34.    Brnfiini    »ranlirands   virliitibus   ilis-  »>.'"'i-i»  ■■'    "•''."  .    ,    "  ".  '  ,,.  _ 

1  ■/  .         .  ■,   j  t  M       1     i  »  der    Ilauuts.K  hl'    iIip    Iilatoria neu    i/f  liclrrt.     Die  ■'anze  Ive- 

panbus,  üPirritate   et  coinitatc   ornatum   esse,    ita  abutatiir,  "•^'    """l"' •'  ,    ,  .... 

.    ■  ,•  ..  •     .:       .  II-  latiiin    ist    liiiilisl    einseilij'    niid    liorinit,     nie    es   i>i<n    bei 

ut   Ml   niajtiiiia   temiioriiin    oiiseria    iisqiie   ad   lascive  jocaii-  ••■'■""    '"    '  "  ' 

1  I    ,  .    •  -1  II'      A       t:*    -A        •  oineni    ICnikui'eer    tiiebt    Hohl    .Tinteis    orHarten    b'issl.       liie 

diiiii    exliilarari    i'iiin    notuisse,     inde    lollijjaf.      l'iiit   eniin,  • ""  •"    ui^ii».'"    r.  .  ..  ,,  ,  o 

,  Kit  •     ■   I    1      \.   .  I  eiireiitlicheii     UiiIiti'    und    j:ers<ij;en  Ceiitralpiinrle    eines  Sy- 

gi    quis   aliiis,    ifitiüis    ab  ea    aninii  liibiritate,    nesciu  an  le-  ci„<-iiiii.,i.r..  >,  ^  ,  ,  ,      ■ 

■  .    .  I-  f-         Ol    1  II  «p       n?     ori         I  sleiiis     «erden     uar     nicht     berührt,      die     einzelnen    placita 

Titate    alienns,     qna    Cic.     l'liili|i|).     II.    c.    16.     Js.    .:SÜ.     ab  ,,         ..    ,  ^^         „  ,      ,        ,     ,.■  ,  A         . 

,     .        •  .1  1    f  1    •  j    ■  » lllkürlicll    aufiieirrilli-ii     und     ilnreh    t^iiiini»i  liiin;r    iler    ei- 

Alitonii    se    «iimniatHiniblls    delensiiriis,   ioeis    vel    Ml    castris  "  imvui  ■•i  ■•    ""■«    i-  n  ,    ,  , 

11  ■      .       <        •  1  ■      I?      j-  eeiieii     Vor8lelliin!:sH  eise     ('•'''blieh     entsfellt;     daher     denn 

rnrae    plenis    lneiuii    esse   lartatit  ;   si    (iiiideni    nrnpria   liriiti  s'^'irii        "■=•■    ■■  .    t,  >,  . 

r     Ä  ■.  I      -4  4         II  1  ]  I  aurli    dieser    r'anzen    rartei    iieHerdiii^'s    iininer    nur    ein   se- 

filit    ;;raii(.is   siiii;nl.iris ,     teniperala    illa    niiideni   diseiplina  «■"•  "    «■•>"■■    i,""  ,„       ? 

111  ,1  i  I  ,  riindilrer    und     »ehr     bedincter    Werlli     «u-jcslaiiden    » iirdc. 

I)lliliisi)iiliiae(|ue    s'.udiis,    necine    lainen    unqiiani    ad    aperfam  ••  ,        ,     .  r   ,     ,     ,       ,,, 

*     .    ,        .  I,  t\  -i  ,  111.  Hr.  Kr.    nnii    tibt   eine  aiisserori  enllich  aiisliilirluhe   »»  iir- 

petnlaiiliain    cxsiiKaiis.     Unae    qiinin    ita   sint,    nihil    iKletur  '  «■    •    <  ■  ,,         r  ■        i  ■     • 

.  ■   •        i    >j.   j  1       1»      i         r'  «liL'nnsr    und    Kritik    derse  beil.       .^lan    Iraiit,     »le    denn    bei 

restare ,     iiisi     iit    Maduin,     si    oinnino    de    Ijruto,    Caesaris  "'(.""t.  nii.iiv  i.    i 

c     .  .       .      i>      .         1  .,  111  1  solcher    liesi  liaireiilieit    jener    llelation    diese  .Arbeit  i>utzeii 

iiterfcrfore,    rni^itaiit ,    uriid  lel  oratitines   vel   aliud    qnnd-  »"'»n.i    »«..■  .1.111  .    j  ,    ,,,    . 

brinjjen    kann?    Ks    ist    besonders    die    Art    und    Weise,    »vie 
<ler   jedesiiialijje     IJericht     Cirero's      beiiutif     und     discutirt 


(lain    opus,    niiniiiie    >ero    rariiiina   si^nitieasse  arbitreiiiur 

At    ne    opns     qnidem    est,     nt    lindi     illius    nrationesa        „ir//  Ve|,  h,."  den     L'ntersu,  hnnt'en     des     Verf.    Interesse 


Statin  induan  arlulreninr.  Erenun  prnele,  enin,  qnem  ^^^^^,  v,|,.,,,ij,u^i,  verleiht.  Lleberall  stellt  derselbe  sich 
modo  dixi.nns,  alins  IJrnlus  fnit,  cujus  „ratinnps  Cicero-  ^^j^^^.  A.if;;abe  so,  dass  nicht  bloss  die  jedesmalige  Be- 
ins (luideni  lemporibns  exstidsse  ,  e  lirulo  Cic.  cap.  34.  l,auptnn-,  ein  Philosoph  lehre  über  die  Giitter  so  oder 
g.  130.  intelliKitur.  Qiias  oratinnes  arsuniento  certe  ^_^  ^  ent«eder  anceno.nn.en  oder  ver.vorfen  «ird,  .sonder.. 
Brut.  lIlius  similes  fu.sse  doceinnr,  si  quideni,  ut  Rri.tus,  ^^.  ^^^^^  ^^^j-  _,_.,^  Standpunct  des  Ilefcrenlen  hinüber,  un.l 
Caesaris    interfector,    conc.o.ies    falsis  refertas  in  Angnstum  j.„„,,r„irt   .on    dort    ans    das    Mitgetheilte    nach    seinem    ob- 

probris    Tacito    teste    Ann.    IV.    c.    3-}.     habnit,     ita    supe-       .^^^^^ _,,    ,„i,j^,,i,e„  Gehalle,    d.h.    mittelst   einer  ana- 

rioris    illins    ßruti    orat.onibus    multa    fnerunt    in    Sraurum  ,,,(1^,.,,^,,    ü^rst,  llnn-   so«ohl    des   Systems,     über    »elches 

falso    dicta    aucfore     Cic.     or.    pro    Fontrjo     c.     13.     g.    28.  ref„„t    „|r,i,   als   der    entsprechenden    Ansichten    des    Ref. 

Conf.    etiam    ürellii    Onom.    Toll.    p.    319    et  Westerm.  1.  1.  _,^^^^^^      ^j^,,  j,.,,^,,,,^,    „achge»  lesen,    wieviel    an    einer  sol- 

§.    5-'.    p.    12J.      «nas    orationes     quo    minus   Statium   per-  ^,^^__    Relation    richtig,    »ie    viel    falsch   sei,    «ie  das  Irrige 

str.nx.sse    arbitre.nnr,   nihil   obstare    videtur.  enl.slandcn  ,    an    »elcher    Stelle    des    bekan.iten  Systems    das 

Quae    omnia    igitiir   ronsiderantes    quamquam    nos  quo-  Richtige    einzuschalten   sei.        Auf  diesem    sehr    mühsamen 

que   assentiendiim    esse    AVeicherto    putainns,    qui    p.    126,  und     »veillauftipien  ,     aber     auch    sehr     belehrenilen     Wege 

quae     de     Bruti     car.niuibus     nie.noriae     prodita     sunt,     ea  gelingt     es     dem     gelehrten    Vvrf.    zugleich     h;iufig,    jenen 

omnia   admodiim    dubia  scrijisit   atque    incerta    esse;     tarnen  Artikeln     bei     Cicero     gewisse    Seiten    abzuge«  innen,     die 

non     abhorremiis     ab    amplectendo     illo    juilirio,    quod     de  bisher    .licht   beachtet  oder    doch    ivenigstens    nichtgehörig 

niiirersis   Bruti    carminibns    Tacitus    I.    I.    fecit;    quandoqui-  ausn-ebeutet    Maren.      Da    übrigens    bei    di-ii    einzelnen    Phi- 

«le.n    Brutus,   si    talis   fuit   orator,    qiialein    eiim    cogitare   a  losophen    meistens  zugleich  eine  biographische  und  literar- 

Cicerone   et   Tacito  jubemur   (conf.    Westerm.    1.    1.    p.    213  historische    Einleitung    gegeben,     und    sodann     »venigstens 

et   2tÖ),   vis    ac   nu    vix    quidein    videtur   exceilere    in   poii-  diejenigen    Lehrsätze,    welche    mit   der   Theologie    in  näch- 

tica   potuisse.  g^g,.    Berührung    stehn ,    nach     ihrem    systematischen    Zu- 

Scribebaui  Tremesnae.  Fn'dericus  Schneider.  sammenhange  zusammengefasst  werden,  so  vereinigt  die- 
ses AVerk  mit  dem  A'orzuge,  ein  ganz  vortrelllicher  Coin- 
ment.ir  zu  Cic.  de  iiat.  d.  I,  10,  25. —  Ki,  42-  zu  sein, 
zugleich     noch     den     andern,     eine     ziemlich     vollständige 

89.    Dr.   A.  B.   Krische,    Forschungen    anf  dem   Gehlefe  Uebersicht   über   die   alte   Philosophie   bis   zur   A'ollendung 

der     alten    Philosophie     |.     Bd.       Die    theologischen  des  stoischen  Systems    zu    geben,    nur    dass   deiselben    frei- 

Lehren    der   griechischen    Denker,    eine  Prüfung   der  lieh   eine  Anordnung   der  Schulen  und  Personen  zu  Grunde 

Darstellung     Cieero's.        Gotfingei.      1840.        X     und  ü^i.'*»     ""''■'"'    '"     ''''■■'*"     ""'    ""'"   «1«"    Voraussetzungen 

.     .    ^,  und    Combinationen    der    <;escliichte    der    Philosojihie,     wie 

■     '  ■  sie    bei    den    Alexandrinern    getrieben    wurde,    zulässig   he- 

Der    Verfasser,    als    gründlicher    Forscher    der    alten  fuiiden   werden    kann. 

Philosophie    bereits    bekannt,   theilt   in    diesem    Buche    eine  A'oraiigeschickt    werden    Bestimmungen    über   den    eige- 

Reihe    von    Untersuchungen    mit,    welche   sich    zu.i.'ichst  an  nen    philosophischen    Slandpiinct   Cieero's,     die    Form    sei- 

Cicero    de    Nat.    Deor.    1,    10,   25.    —    1(>,    42.     aiischlies-  ner    philosophis«  lien    Siliriften     und     über    die    Quelle    i]es 

scn,   zugleich  aber  auch  einen  selbständigen  Werlh   haben,  nachher     behandelten     Abschnittes,     d.     h.     die     bemerkte 

unil    der    Geschichte    der     alten     Philo.sophie      und     ihrem  Schrift   iles   Epikureers    PhSdros.     Sicher    waren    diese  Be- 

Quellenstudinm    bedctende    Förderung    geHälireii    werden.  Stimmungen    zur  Festhaltiiiig   der  Gesichtspiincte,   aus  wcl- 

Cicero    lässt   in  jenem    Abschnitte    den    Epikureer    A'elleius  chen    die    nachfolgenden  Untersuchu.igen  nntcrnommeii  und 

eine   Kritik  der  theologischen   Ansichten    einer   bedeuten-  anzuseheu   sind,   unentbehrlich;   doch   hätten  sie  vielleicht 

59  * 


9r)3  904 

kririrr  iiiiaiiiiii<'ii;;<'('3sst  »rrilpii  knnnpii ,  <la  l>is  .iiif  ilas  war  tiann  Piiillirh,  ila»'«  rr  xtaft  der  aus  li-liciiili^pr  Gr- 
üliiT  ilii"  Form  (Irr  Ci(  eriiiiim'liPii  Srliriftoii  lU'iiirrLtc  ppiittait  l>rkaiiii<cii  Persiini-ii  ln-iin  l'latn  allnrlpi  in^tlii»rlip 
nirlit»  j;''s>^t  »inl,  »»»  «lii'Iit  mlion  ciiiijjpriiiasspii  <<iii-  Frrüoiieii  der  Kaln-I  in  seiiip  (ipnprärlir  ciiifi'ilirtc ,  »kiI.pi 
frsüiDni'  Diiiiiiuiii  »alir  und  aii^oiiiiiiiiiii'ii  »cire.  Uir  Furin  »dlil  rlipns»  sehr  i|pr  Drink  uiiil  dip  Ariiiiidi  drr  '/.vii 
al>pr  dp.s  CicproiiisrliPii  Diali>|;!i,  »ird  S.  12  fl-  i>>>  i(<i-  an  lipdpiitendpii  Indii  idiialit>lteii  piii{;p»irkt  lialipii  m^g , 
8jiiwnpiili3n;;p  mit  dpni  AriatotpllscIiPii  Oialofp,  dem  dpr  als  dip  Alsirlit,  dip  Disciiasiiiii  in  piiip  S|iliarp  lu  riiikpii, 
Ciroroiiianisclie  sirli  aiisi  lilipsst ,  auf  Iplirrpirlic  VVpise  »u  Pi-rsUiili('lil<.pitpn  und  Partpilirlikpifpn  piii  für  allpinal 
bpsuriuhpn.  I'ip  Ali»  pi<'liun(;pn  von  iIpcii  Platoiiischpn  aus^psililii.ispn  »areii.  Dipsps  iv.ir  uiistrpitit;  »ipder  ein 
aiiid  LpiIpuIpiiiI  und  naili  dpii  diirrh  ausfülirliclip  Mach-  Riii  ksrlirilt ,  und  so  empfand  ps  Cirero,  der  statt  jener 
Hpisun^en  iintprsliitztPii  CutersrhpiduDjrpu  «Ips  \'erfassprs  Di^thixciien  N'utal>ilirateii  wieder  aus>;pzpi<'linete  Perso- 
»pspntliih  dipsp.  Einmal  fpliltp  dpii  Aristotelisrlien  Dia-  neu  der  Gegpiinart  oder  jiingstpn  Vprgangpnlipit  iiud 
logen  die  lelionilife  Mipnerie  des  Pjatonisi  Iipu  GfS|)rarliPs,  seiner  Nation  reden  lüast ,  meistens  Moliiles,  die  sieh 
das  dranialisrlie  und  inimelisilie  Lelieii,  oder  es  »ar  n  e-  bi'iUnli^  auch  mit  der  PIiiIuso|iIiip  besi'liafli;;en  ,  und 
uigstens  niilit  in  solrlieiu  (jraile  lorliaiiden,  zHeitens  trat  eiitiveder  der  ppiknrpisclipii  oder  sloisrlien  oder  akaile- 
«las  dialpktisrli  F.roleui.ilisclie  ,  »eiche»  bei  dpr  Platoui-  misrhpii  Schule  angeschlossen  habpii ,  iit  piissimiis  nou- 
Sclipn  UpgriHsentivickelung  von  so  hoher  Beileiitnn^  ist,  TlttOcl  /.di  ( oi^  n  ()unu')lH)l  Z,  »ieCie.  ad  Alt.  XlII,  3.?. 
völlig  zurück;  vielmelir  machte  sich  statt  dieser  die  ilirpcte  sagt.  Entgangen  ist  Hrn.  Kr.  hei  dieser  KnI»  ickelung, 
Darstellung  in  ziisaiiimenh.'ingendeii  Reden  (|)er|)etuae  ora-  dass  diese  Neuerung  Cicero's  in  der  |)eri|iatef isrhen  Schule 
tioiipsi  «ieder  {geltend,  »ie  früher  die  Sophisten  sie  ge-  selbst  schon  einen  Vorgang  gefuinlen  hatte.  Die  meisten 
fibt,  Sokrates  aber  sie  verdrängt  halte.  *1  Scheint  hier  Peripateliker  freilich  maclilen  es,  »ie  der  iVleister,  z.  B. 
der  Vorzug  auf  der  Seite  <ler  Plaloiiisrheu  Dialoge  zu  Dik.'iarrh  in  dem  Gespräche,  worüber  Cir.  Tusc.  I,  10. 
sein,  so  Latte  als  unläiigliarpr  Forlsrhritt  zum  IJesspren  berichtet,  Ariston  in  dem  Titliono« ,  dessen  Cicero  de 
vielleicht  verdient,  starker  heriorgeliolien  /u  werden  die  Senect.  §.  .{.  eruähnt  (vergl.  Rilsrhl  im  Rhein.  Mus.  f. 
Eigentiiümlichkeit  der  Aristotelischen,  ,,ilass  dieselben  Piniol.  Neue  Folge  I,  2.  S.  1*1.}  —  2fll);  doch  ein  inei- 
oicht  immer  einen  und  denselben  Sokrates  einfülirten  ,  sle'iis  unbeachteter  oder  unbekannter  Schüler  des  Theo- 
weicher die  IMitpersonen  »ie  Schüler  behandelte,  son-  phrast,  Praxiphanes  von  Rhodos,  über  «eichen  Ref.  in 
dem  dass  sie  jeder  Person  einen  vollständigen  und  zu-  ilem  Index  ledl.  Univ.  Dorpal.  Sem  I.  |~^4-'  eine  eigene 
gamnienhäiigenden  Vortrag  einer  Schiilp  dergestalt  über-  Unfersurhnng  mitgetheilt  hat  (de  Praxiphane  Peripatetiro, 
gab,  dass  nach  Prüfung  der  verschiedenen  Lehren  dem  inier  ^ntiijuissimos  grainmaticos  nobili),  darf  sich  das  Ver- 
Repräsentanteii  der  Ansicht  des  [Heisters  die  Oberhand  dienst  aneignen  ,  zuerst  von  der  Aristotelischen  Weise 
blieb."  Wenigstens  ist  das  insofern  ge»  iss  als  Fortschritt  abgegangen  zu  sein.  Nach  üiog.  L.  III,  >*.  schrieb  er 
anzusehen,  als  damit  der  drückenden  G'eistesherrschalt  **)  eine  dtarglßl]  71  e^l  TTOirTdjv  yivo/jivij  Fv  dyui/jTtaoa 
des  Sokrates,  »omit  er  weiland  in  leibhaftigpr ,  in  den  IlKdTfJJP/  eTTt^evoj^HlTOi;  TOV  'JavY.odroi'Q ,  also  einen 
Scikralischen  Dialogen  aber  in  fingirter  Person  die  an  Dialog  des  Plato  und  Isokrates,  bei  welcher  Nachricht 
der  Philosophie  Tlieilnehnienden  ttrannisirt  halte,  ein  freilich  mancherlei  Beilenkpu  zu  besprerhen  bleitien. 
Ende  gemacht  und  zu  freierer  und  billigerer  Darstellung  S.  ,'54  folgt  die  in  der  vorhin  bemerkten  Weise  durrh- 
mehrerer,  gleich  berechtigter  Pcrsiinlichkeilen  neben  ein-  geführte  Kritik  der  Aussagen  des  Velleins  über  die  theo- 
aniler  übergegangen  wurde,  »ie  sie  bei  Plato  selten,  logischen  Ansichten  7.unachsl  des  Thaies,  Anaximander, 
unil  dann  ge»ühnlicli  nur  in  stürmischer,  untergeordneter  Anaxiinenes,  Anaxagoras,  desAlkmäon,  Pjthagoras,  Xe- 
Weise  hervortreten,  so  dai-s  die  geistige  Suprematie  des  ii(>j)h,ines ,  Parmenides,  Einpedokles,  Protagoras ,  Dento- 
Sokrates  immer  mit  spielender  Ironie  ihr  Gebiet  zu  be-  krit,  Diogenes  von  Apollnnia.  In  dieser  Folgp  erschei- 
haupten  vermag.  Auf  der  andern  Seite  aber  leuchtet  nen  die  vorsokratischen  Philosophen  beim  Cicero,  und  e» 
hier  wiedpr  eine  GrunddilTerenz  der  beiden  Philosophen  gehört  mit  zu  dem  Verdienstlichen  dieser  Forschungen, 
hervor,  beim  Plato  die  entschieden  Sokratisrhe  Richtung  dass  auch  diese  Ordnung,  in  welcher  die  einzelnen  Phi- 
auf  innere  Dialektik,  als  die  Kunst  der  BegrifTsenl»  ieke  losophen  nach  einander  besprorhen  »erden,  beständig 
lang,    bei    weither     historischer    Zusammenhang    der   Er-  oiit    in    die    Discussion    gezogen    wird. 

kenninisse     und     feste     Resultate    nur     beiläufig    oder     gar  lieim  Thaies    wird  die    bekannte,    der   richtigen  Ansicht 

nicht    ausgesprochen     »erden,     beim     Aristoteles    dagegen  von    den    Anfängen     des    griechischen     Pliilosophirens    sehr 

die    mehr   gelehrte    und    historische    Weise,    durch    Kritik  schädliche     Angabe     des    Cicero    zurürkge»  iesen ,      aquam 

und    Dialektik    der   früheren   philosophischen    Systeme    sich  esse    initium    rerum,    deuin   aulein    eam    inentem,     quae    ex 

den     Standpiinct     für     die     eigene     Ansicht     zu     gewinnen.  aqua   runcta    fingeret.      Bei    der    Darlegung   der    »irklichen 

Noch   eine   Eigenthümlirhkeit  des   Aristotelischen   Dialogs  Meinung   des   Thaies   wird,   fürchte   ich,    zu   viel  syslema- 

tisiit;     auch    S.    35    wohl   zn     viel   Gewicht    darauf   gelegt, 

dass   Tliales  als  lonier  die   im   ionischen   Culle   des   Posei- 

*)  Ebenso  ging  Aristoteles    in    seinen  rbeloiiscben   Urbun;;en  ,|„„    |jpj;,.,„|p„    Meen    möge    aufgenommen    haben,     der   als 

in   m.ncl.o.  Sinctcn  wieder  auf  die  Mclho.le    «Je,    S„p,„-  ,,  ,;;  ,„,.     „„,,    ya/noroc    die    auf    dem     Meere    ruhendo 

sten    zumck       s.    Max.    i>cliiniilt    de     1  lieopliiasto    ilieturc  .^    /^      ,..,',',,     ,  ,»      rm     i  ■ 

„ü  Erdfläclip    III    ihrer    Lage    festhalle.      Da    Ihales    nach    sei- 

,......,  .       ,        c  I      .  1     ti  I     -IT    .r,      ■  "•''■    Abkunft    den    Familien    angehörte,     welche    sich     ans 

)   Atislnlclcs  nannte   den   bokr.ctes  nacn    Uio^.    L.  V,  19.  eine  .        .  ■      ■  rm     i  i  ■  i 

a<yo;feo,..o,  xi/jair/?,  nnd  so  empfanJen  es   nianclie  Albe-  «'•■"    kadmeischen     Geschlechtern     Ihebens    der     ionische» 

niciuei   bei  Sukralcs  Lebzeiten.  Colonie    angeschlossen     hatten    (s.    Histor.    Philos.    Graec. 


905 


906 


et  Rom.  p.  9),  so  fragt  sich,  ol»  der  arliäisrh  -  iuiiigcli« 
PosPiiliinsilirnst  für  ihn  so  grosse  Wichtigkeit  hatte.  .4iich 
ist  Poseiildii  ebenso  sehr  ivoOrj[x>U)l\,  als  yaitJoX"i  •,  "^^ 
Überdies^  mehr  Er(lnln^[)alllM■^  ist,  als  Festhalter  der  Eril- 
srheibe  ,  die  sith  Thaies  ohneliiii  gar  nicht  als  frslro- 
hende  dachte,  sondern  als  TrÄwf/;.  Wesshalb  mir  duicli- 
aus  an  der  Andeutung  des  Aristoteles  frstztibalten  scheint, 
dass  die  Houierische  und  i'iberhuupt  älteste  Kosnio^fonie, 
»o  Okeanos  die  Urquelle  der  Dinge  ist,  eine  in  der 
Matur  Griechenlands  tief  begründete  ftlvthe,  den  Thale» 
zu  seiner  Ansicht  ron  der  schOpferiscIien  Kraft  des  feuch- 
ten Elementes  anregte;  »ie  denn  Okeaniis  recht  eigent- 
lich die  lUdeutung  lies  Wassers  als  Potenz  repräsentirt, 
nährend  Poseidon  mehr  der  Gott  iler  rerschiedenen 
menschlichen  lietriebsamkeiten  auf  dem  Wasser  ist.  Was 
die  in  Anm.  1.  berülirte  Frage  über  die  etwaige  Quelle 
des  Aristoteles  über  die  Sätze  des  Thaies,  da  dieser 
selbst  nichts  geschrieben,  betrifft,  so  stellen  sich  die 
älteren  Philosophen  i'on  selbst  als  die  indirecten  Bericht- 
erstatter dar,  »ie  Xeiio|ilianes,  der  sogar  gegen  den 
Thaies  philosophiit  haben  soll,  Heraklit,  Euipedokles, 
Demukrit.  Aus  derselben  Quelle  stainineii  gewiss  «eiiig- 
elens  zum  Theil  auch  ilie  (irünile,  durch  »eiche  Thaies 
«eine     Ansichten     nnterslützt     haben     soll,      z.    B.     de    Coel. 


II ,    l'i-    1  nf  1 1  yop  1 


f" 


aiv    tiTith-   Oufii 


Doch 


erlaubt  sich  Ref.  Iiei  dieser  Gelegenheit  auf  einen  Um- 
stand aufinerksam  zu  uiaclien ,  »elclier  bei  der  Darstel- 
lung des  Tlieletischen  Systems  auch  bei  Hrn.  krische 
nicht  gehörig  erwogen  zu  sein  scheint.  IVlan  pflegt  den 
Hippun  gleich  nach  dem  Thaies  zu  behandeln,  weil  Ari- 
stoteles ihn  Wet.  A,  3.  neben  dem  Thaies  nennt,  wie 
er  denn  gleich  diesem  das  i'yoo'  als  ilen  Urstoff  setzte. 
Ann  hat  aber  Bergk  de  Com.  Att.  Antiij.  reliq.  p.  t()ö 
Oiiil  p.  I  "()  s(](j.  mit  trclfeiiden  (irüiideii  gezeigt,  da^s 
dieser  Hippoii  identisch  mit  dein  von  dem  Komiker  Kra- 
tin  «erS|)otteteii  »ar,  »elcher  auch  unter  den  ititio/'i 
jener  Zeiten  aufgeführt  »ird,  so  dass  er  et»a  Zeitgenosse 
des  Archelaos  gewesen  wäre,  und  zu  jenen  Aachzüglern 
der  ionischen  .Schule  in  Athen  gehört  hätte,  »eiche  die 
älteren  Lehrsätze  in  zeitgeinässer  IMo<lification  »vieder 
tortrugen,  bis  Sokrates  diesem  unfruchtbaren  Treiben 
ein  Ende  machte.  Eine  genaue  Analyse  desjenigen,  was 
Toii  den  Lehren  des  llippon  bekannt  ist,  iniisste,  ild>'oii 
ist  Ref.  überzeugt,  lu  demselben  chronologischen  Re- 
sultate führen.  In  demselben  Verhältnisse,  in  welchem 
Archelaos  zum  Anaxagoras^  Diogenes  zum  Anaxinienes, 
Kratvlns  II.  A.  zum  (leraklit  stand,  scheint  Hippon  zum 
Thaies  gestaiulen  zu  halieii.  Ist  dem  aber  so,  so  ist  sehr 
zu  fürchten,  dass  ein  gut  Theil  der  Gründe,  welche  als 
Thaletische  für  das  Thaletische  Prinrip  hguriren,  aus 
«lieber  späteren  Redai  tion  des  (Svsteins  durch  Hippon  ab 
zuleiten  sind,  und  es  wird  auf  diese  Weise  noch  bedenk- 
licher, dem  Tbaletischen  System  so  viel  Abrundnng  und 
innere  Ausführung  zu  geben,  als  gewöhnlich,  und  zwar 
eben  mit  Hülfe  jener  angeblich  Thaletischen  Gründe,  ge- 
schieht. 

Charakteristisch  i.st  es  für  die  grosse  Oberflächlich- 
keit, mit  welcher  das  Vorbild  Cicero's  über  die  theolo- 
gischen Sätze  des  Philosophen  referirt,  dass  er  sich  mei- 
<teos   nur  an   das   hält,    was  dieselben  über  die   vielen  Göt- 


ter der  populären  ^'ursfellungSMeise  (dii  populäres,  phy- 
sici)  gesagt  hatten,  ohne  den  der  Idee  nach  einen  («ott 
zu  berücksichtigen,  wel<  hen  sie  grwölinli<h  mit  der  Wen- 
dung staluirteii  ,  dass  das  jedesmalige  l'rincip  ,  welches 
sie  lehrteil,  zugleich  ri>  itt/ov  sei.  Alles  lenke,  ordne, 
bcherrsi  lie ,  oder  »ie  sie  si<  h  sonst  in  ihrer  noch  un- 
entwickelten .Sprache  ausdrückten.  So  beim  Aiiaxiinau- 
der,  so  bei  Anaximenex,  wo  der  Verf.  diese  Trägheit 
der  epikureischen  Auffassung  trelllich  lieriurhebt  (S.  .;.')  f ), 
während  dieselbe  in  seiner  Kritik  der  den  Anaximaiider 
betreffenden  .Sätze  weniger  scharf  angemerkt  ist.  Und 
diich  war  wohl  gerade  Anaximaniler  derjenige  Pliil»8oph, 
»elcher  den  nachmals  gewöhnlichen  Ausweg,  ilie  zum 
Qliinotheismus  hindrängende  Philosophie  mit  dem  popu- 
lären Glauben  abzufinden,  zuerst  getroffen  hat,  die  (iöt- 
ter  lies  Glaubens  nämlich  mit  <len  einzelnen  Theilen, 
Elementen,  bedeutendsten  Körpern  des  y.ooito^  zu  ideu- 
tihciren,  die  Gottbeil  aber  als  die  Eine  uo/rj  und  all- 
gemeine   Weltseele    zu    setzen. 

Zu  dem  Abschnitte  über  Anaxagoras  (,S.  114)  wäre  zu 
erinnern,  dass  es  der  Darstelluiigsweise  der  älteren  Phi- 
losophen völlig  entspricht,  den  Hauptsatz  lies  Systems  in 
der  schriftlichen  Eiitw  ickelung  desselben  gleich  voran  als 
Dogma  und  Thesis  hinzustellen,  ihn  aber  später  unter 
maniiichfachen  Wendungen  und  Ausführungen  entweder 
ganz  oder  theilweise  wiederkehren  zu  lassen.  So  ist 
nicht  abzusehen,  warum  man  der  bestimmten  Ueberliefe- 
rung  keinen  Glauben  schenken  soll  ,  die  Schrift  des 
Anaxagoras  habe  angefangen:  7I«^Ta  XQ^lfO-TU  i]li  üuov' 
elin  vvOq  Etdwv  at'ru  önxdofjijoe ,  oder  mit  einer 
ähnlichen  Formel;  im  weiteren  Verlaufe  der  Abhandlung; 
sei  dann  aber  zuerst  das  Tldvia  JfOiij^/ara  üitou  und 
darauf  die  Natur  und  Thätigkeit  des  vui'i  ausführlicher 
besprochen    worden. 

S.  ()S  ff.  wird  ver.sucht,  das  Veihältiiiss  des  Kroto- 
niateii  Alkmäun  zu  ilen  l'ythagoreern  näher  zu  bestim- 
men, als  bisher  geschehen  war.  Hr.  Krisdie  hält  sich 
an  die  Angabe  des  Aristoteles,  er  sei  jüngerer  Zeitge- 
nosse des  Pythagoras  gewesen,  vermuthet,  dass  er  zu 
der  in  Krotnn  angesiedelten  und  mit  dem  Pythagoreischen 
Bunde  in  Berührung  stehenden  Asklepiailenfainilie  gehört 
habe,  und  entscheidet  sich  im  übrigen  dahin,  dieser 
philosophirende  Arzt  sei  von  den  Pythagoreischen  Gegen- 
sätzen angeregt,  doch  sonst  unabhängig  und  gleichfalls 
mit  den  Lebren  iler  ältesten  loiiier  bekannt  gewesen; 
zwischen  beiden  liabe  er  für  seine  Lehre  eine  selbstän- 
dige Richtung  bei  vorherrschend  niedicinisclieni  Charak- 
ter gewonnen.  Wegen  dieser  mittleren  .Stellung  zwischen 
den  lonieru  und  Pylbagoreern  bilde  er  beim  Cicero  nicht 
unpassend  den  Uebergang  von  jenen  zu  diesen.  Die  Pt- 
thagoreer  selbst  sind  bei  Cicero  durch  den  Cnllectirnamen 
der  Schule,  den  des  Pytiiagoras  vertreten  (S.  TM  ff);  dar. 
auf  folgen  ilie  Eleateii  Xenoplianes  und  Parmenides,  die 
Hr.  Kr.  mit  besonderer  Ausführlichkeit  und  Gründlich- 
keit bespricht.  Aus  der  Abhandlung  über  den  ersteren 
heben  wir  die  IV'achw eisungen  hervor  (.S.  92  ff-),  das« 
die  Schrift  des  Theoplirast  über  Xenophanes  keineswegs, 
wie  Uraiidis  vermiithete,  dem  liessarioii  in  calumniat. 
Platoiiis  p.  3-ß  noch  vollständig  zur  Hand  gewesen,  au« 
der   über   Parmenides   (S.   97   S.)  die   ebenso   gelehrte,   als 


'JOS 


R<" 


8rh«rf«iiiiii;,'i-  Krklflrtiii<;  ,  «ip  man  sirli  drsspli  so  (liiiiklrs 
Svsti-in  dir  Wrlilvfritif  niitl  ilcii  Sit/,  «Icr  üodheit  in  lier 
initlliTi'ii  KiiMie  zu  ilriikcn  lial)c  ,  hoI.cI  iler  Verf.  von 
clor  ^'cirniissft/.iiiij,'  aiis(jclif,  «lass  Paiiiiciiides  in  diesen 
zu  seini-r  riivsik  •;eliHri|,'en  und  :ioi)q  düiav  ansjje^pro- 
clienen  \'iir.s»ollnn{;i-ii  sirli  an  die  l'WliagorecT  anj;cs<  lilos- 
siMi  lialu- ,  mit  «elilieii  <t  auili  diirrli  die  liistorische 
Ueberiiefernn^'    in    l'erliindun;;    gesetzt    »ird. 

Es  folgt  Enipodokles,  lil.cr  dessen  Stellung  in  der 
scliiclitiiilieu  I',nt»iikeluii;f  der  Pliilosc.pliie  der  Verf. 
obueichende  Aiisiclilen  a«ssi>ri<  lit ,  ohne  sie  indessen  vül- 
litr  zu  begründen.  Wedrr  Ijrandis  habe  Ileelit,  wenn 
er  den  Enn).  mitten  unter  die  ionisehen  riiysiologeii  bringe, 
iHifh  Kittvr,  »enn  er  ihn  den  Eleaten  aiiseliliesse.  „Hatte 
Cicero,  »oiu  er  .Arad.  II,  37,  liS.  angeleitet  «ar,  erst 
die  Atomistik  rorangcstellt ,  dann  wurde  er  uns  wenig- 
stens insofern  völlig  befriedigt  haben,  als  wir  ilen  Em- 
nedokles  an  alle  Richtungen  anzusehllessen  in  den  Stand 
gesetzt  waren,  die  auf  seine  Lehre  in  versehieilenem 
Grade  .sieh  wirksam  äusserten."  Oie  Anklänge  der  Ein- 
pedukleischen  Lehre  an  ilie  I'arm-nideisc  he  sind  S.  110 
einsichtig  besproihen.  Sic  sind  sehr  entschieden,  denn 
Parmenicles  erklärte  sich  nicht  bloss  über  ilas  allmälilige 
Entstehen  der  (ieschüpfe  wenig  anders,  als  Eui|)edokles 
(Ccnsorin  de  die  iiat.  4.),  sondern  hatte  auch  den  Unter- 
schied von  stolllichen  und  bewegenden  Principicn  bereits 
ausgesprochen,  ferner  gleichfalls  einen  Eros  gelehrt,  der, 
wenn  er  nicht  den  Streit  als  eine  besonilere  Hypothese 
sich  schon  gegenübergestellt  hatte,  doch  nicht  ohne  die 
beschränkenden  Wirkungen  eines  solchen  entgegengesetz- 
ten Princips  thatig  war;  ja,  er  führte  endlich,  wie  nach 
ihm  Empedokles,  die  verschiedenen  Grade  und  Stufen 
der  (füOVIOlC.  auf  die  organischen  Mischungsverhältnisse 
der  Elementarstode  zurück  (Arist.  IVlet.  l\  5.  Theophr. 
de  sensu  3.j.  Nimmt  mau  hinzu,  dass  Empedokles  in 
der  Form  seines  Lehrgedichtes  sich  entschieden  an  den 
Parnienides  anschliesst,  und  ausdrückliche  Zeugnisse  des 
Alterthnms  das  nahe  Verhältniss  beiiier  Philosophen  be- 
kräftigen, so  scheint  das  nähere  Verhältniss  zwischen 
beiden  und  der  Anschluss  des  ersteren  an  den  letzteren 
»on  allen  Seiten  sicher  gestellt.  Den  Alouiismus  wünscht 
der  Verf.  wohl  wegen  <ler  .Ausflüsse  von  ilen  Objecten 
der  Sinneserkenntniss  dazwischen  zu  schieben,  aus  wel- 
chen Empedokles  sowohl,  als  Leukippos  die  sinnliche 
■Wahrnehmung  und  deren  Phänomene  ableitete,  aber  wie 
wird  er  den  Satz  chronologisch  reclitfertigen ,  dass  Leu- 
kipp älter  gewesen,  als  Empedokles  ?  *)  Im  Allgemeinen 
aber  scheint  man  sich  hauptsächlich  dpsshalb  gegen  die 
Vorstellung   zu   sträuben,   ilas   Enipedokleische   System   sei 


")  Die  Cebdiieforung  ist  iinenlsciiicdcn ,  d.i  Lenkipp  von 
Diog.  1^.  IX,  30.  zum  Scliülci-  des  Zeno ,  von  Simplic. 
Pbjs.  lob  0,  wie  es  scheint,  zum  Zii!i;cnossen  des  Par- 
nicniilcs  pcniaclit  wird,  y.oiroirtioui;  Tluii/dvldij  t^;  (fi).oao- 
atuq ,  welcbc  Ansdiiickc  aljcr  viel  zu  nnbeslininit  sinil  , 
uin  ein  bi  stiniiiileies  Veihallniss  daraus  abzuleiten.  D.*»- 
gegen  ist  das  Vcrliältniss  zum  Üoniokrit,  der  vom  .'Vri- 
stolcles  itaifo?  des  Lcukipp  genannt  wird,  l\lct.  A,  4, 
hinlanglicli  tcstgcslellt  und  damit  auch  über  seine  Zeit 
entschieden. 


.TU«  der  cleatischrn  Philosophie  hervorgcw  aclisen ,  weil 
man  diese  zu  sehr  als  die  Lehre  vom  reinen  Sein,  die 
alles  Werden  ausscliliesse  ,  anzusehen  gewohnt  ist.  Aller- 
dings stellten  die  Eleaten  in  tliesi  diesen  Satz  auf,  in 
praxi  aller  fühlten  sie  sich  iiiiveruil>;;end  ,  den  (irgensatz 
zu  nberw  luden,  und  so  blieb  es  bei  der  l  iitersi  lieidung 
einer  hiiheren  Wahrheit,  wo  alles  Concrete  in  dem 
Sciimelztiegel  der  Alislractioii  verflüchtigt  und  vernichtet 
wurde,  und  einer  niederen,  «o  dem  allgemeiicen  Zuge 
der  Phil<iso|phic  vor  Sokrates  gefol;;t,  und  liegrifl'  und 
Realität  der  UiOU  von  dem  gesiindeii  tiefühle  der  schlich- 
ten rtleiiiniig  wiederum  aufgenoniinen  und  hergestellt  wurde. 
So  geschah  es  bei  den  ersten  IVleistern  der  Schule.  Hei 
weiterer  Entwickelung  solcher  Lehre  aber  war  es  kaum 
miiglich,  dass  zwei  so  widersprechende  Tlieile  lon  einem 
und  demselben  Systeme  iinifasst  blieben,  und  so  scheint 
sich  denn  in  der  That  nach  Parmcniiles  eine  riillige  Thei- 
hing  ergeben  zu  haben  ,  so  dass  Ontologie  und  Physik 
vollkommen  aiiseiiiandcrrieleti,  niid  fortan  nicht  mehr  vou 
denselben  l\leisfern  gleiclimäs<ig  bearbeitet  wurden.  Em- 
pedokles gab  sich  ganz  der  Physik  hin,  wobei  er  den 
Grundsatz  von  der  linmögliclikeit  lies  Werdens  leinma- 
tisch  aufnahm,  ebenso  wie  Aiiuxagoras  und  ilic  Atumi- 
sten  ,  nur  dass  er  sich  in  Principicn  und  Ausfülirung  den 
Parmenideischen  Leliren  viel  näher  hielt  ,  und  dass  zu- 
gleich noch  bedeutendere  Pythagoreische  Elemente,  als 
beim  Parmenides  geschehen  war,  hiiiziifraten  ,  wie  beson- 
ders in  der  Lehre  von  den  Gründen  und  wechselnden 
Formen  der  Reiebung.  Seine  Physik  aber  blieb  dann 
fortan  in  der  elealischen  Schule  die  vorherrschende,  wie 
namentlich  bekannt  ist,  dass  Zeno,  yvic  er  auf  der  einen 
Seite  die  Ontologie  des  Parmenides  vertrat,  so  auf  der 
andern  eine  ii;i}yiwiQ  Toh>  JliUTiei^oy.kioi'i  geschrieben 
hat  (Siiid.  V.  Xl'jvmv).  Leider  ist  die  Angabc  über  seine 
und  lies  Welissos  Lehre  von  der  Cfioic  bei  Stob.  Eclog.  t. 
p.  (iO  von  sehr  zw  eifelliafter  Bescliaffenheit  (s.  jetzt  Krische 
S.  123);  aber  es  ist  wahrscheinlich,  dass  auch  JMelissos 
sich    bei    der    Empeilokleischen    Physik    beruhigte. 

Der  .S.  13(1—  14L'  folgende  Abschnitt  über  den  So- 
phisten Protagoras  ist  besonders  anregend  und  belehrend 
als  Beitrag  zur  Geschichte  der  Art,  wie  die  uns  vorlie- 
gende Leberlieferung  von  den  Lehren  der  älteren  Philo- 
sophen sich  gebildet.  Darauf  ist  bis  S.  163  vom  Demo- 
krit  die  Rede,  den  Cicero  erst  jetzt  folgen  lässf ,  weil 
die  Atomistik,  und  mit  Recht,  ,, allgemeiner  nach  der 
doppelten  Seite,  der  ionisclien  und  italischen  Richtung' 
bezogen  wurde,  um  sie  nicht  ganz  einseitig  die  eine 
ohne  die  andere  fortsetzen  ^ii  lassen,"  Der  Verf.  macht 
sich  um  diese  Philosophie  sehr  verdient,  indem  er  ihr 
einen  viel  würdigeren  Gottesbegrill"  vindicirt ,  als  mau  ihr 
gewöhnlich,  fon  den  Parallelen  des  Epikureischen  Sy- 
stems getäuscht,  zuerkannt  hat.  Auch  bei  Uemokrit  sind 
die  dii  populäres  und  der  deus  physicus  zu  unterscheiden. 
Den  positiven  Glauben  an  jene  deducirte  er  auf  die  be- 
kannte Weise,  wie  Sext.  Empir.  ailv.  Math.  IX,  19,  24. 
weiter  ausführt.  Ausserdem  aber  nahm  Demokrit  auch 
eine  Gottheit  an,  die  Weltseele,  dereu  Wesen  sich  ihm 
genau  in  der  Analogie  seiner  Lehre  von  der  meusch- 
lichen  Seele  bestimmt.  Wie  diese  aus  feurigen,  kugel- 
ruodca  Atomen  besteht,    und   in  Folge  dieser    ihrer  Zu- 


909 


910 


Rammerispfziin^  alisniiii  beive^lirh  und  ilrsslialb  selbst  be- 
wf^riid  ist,  or<;,iiiisrii  Ȋriiipii<l  und  Sitz  des  Gedankens 
und  der  Ein|)riiiduni; ,  so  di-liiiirte  er  aucb  Gott  als  einen 
l/ULQ,  iler  iv  "npi  a(fatQueidii  seinen  Sitz  bähe,  und 
J3  TUV  y.oOUOV  ^'l'X'l  ***' '  ''i'*  die  .Stellen  bei  dem  Verf. 
S.  !,')()  fl. ,  HO  aber  in  den  ^ettiss  rirhtij;  einendirtrn 
Worten  (fuev'i  thut  vovvicu  (Etvm.  rtl.  s.  v.  vevwTcei) 
das  letzte  Wort  sieber  aetivisrli  zu  verstellen  ist,  «,  He- 
sycli.  V.  Dmadfitvo^  und  Bergck  Anacr.  rann,  rclicj.  p.  94. 
Epikiir  lelirte  bloss  <lic  Existenz  der  dii  populäres,  und 
so  kam  der  «ahre  Xusammenlian);  der  Demokritiscben 
Atomistik  in  Wrgpssenbeit  ,  wie  es  denn  liberliaupt  die- 
ser auf  mebr,  als  eine  Weise  |;esrhadet  bat,  dass  Epikur 
ilir  die  Ebre  autbat,  ibre  Pbysik  seinem  eigenen  Systeme 
zu  rindirireu.  Er  niarbte  es,  nie  der  Sperling  mit  dem 
Äeste    der    Sillwalbe. 

Weniger  übereinstimmend  mit  dem  Verf.  finilen  wir 
uns  bei  dem  Exrurse  ülier  Diogenes  von  Apollonia  S.  I(i3  ff> 
Simplirius  in  Arist.  Pbys.  fol,  (i  a.  sagt  bestimmt,  dieser 
sei  aj^eduf  vtuixaTOc,  tujv  nepi  ra  (fvofxa  axoka- 
od.VTU)V  gewesen,  und  fügt  binzu,  er  habe  in  seiner  Sohrift 
sieh  theils  an  den  Anaxa^oras,  theils  an  den  Leukippos 
angesrblossen  (ra  fxhv  Y.ava  \4vai;ayo(}av,  ja  dt  y.aTa 
ylsiX/Tinov  kiyujv).  Brandis  hat  darauf  fussend  narb- 
gewiescn,  dass  sowobl  in  einzelnen  Stellen  der  vorhan- 
denen Brucbsliickc  seiner  Srhrift ,  als  in  der  ganzen  Hal- 
tung seines  Systems  die  Abhängigkeit  insbesondere  vom 
Anaxagoras  durrbscbimmere ,  dessen  vovz,  er  sich  ange- 
eignet habe,  ebenso,  dass  er,  um  den  dualistisrhen  Sätzen 
des  Klazomeniers  auszuweichen,  zu  der  dynamisch  -  phy- 
siologischen Weise  der  älteren  lonier,  namentlich  des 
Anaximenes,  zurückkehrte  (Handb.  der  Gesch.  der  grierh.- 
röm.  Philos.  I.  S.  2l  ^  ff)-  Hr.  Krisrhe  nun  kehrt  die 
Sache  um,  und  macht  Anaxagoras  zu  dem  jüngeren  Phi- 
losophen, Diogenes  zu  dem  älteren.  Auf  jene  Angabe 
des  Simplicius  sei  nichts  zu  geben;  über  die  Priorität 
der  beiden  Philosophen  gemeinschaftlichen  Lehren  künne 
nicht  entschieden  werden;  so  lange  eine  Berücksichtigung 
des  Anaxagoreischen  vovq  in  Diogenes  Bruchstücken  un- 
nachtveisbar  sei,  lasse  sich  sein  Uringen  auf  ein  einiges 
Princip  sehr  ivohl  an  Empedokles  Elemente  anknüpfen. 
Eine  ausdrückliche  Berücksichtigung  des  vovi;  ist  aller- 
dings unnachweisbar,  allein  das  leuchtet  doch  ein,  dass 
die  uoijo/^  des  Diogenes  und  der  voi<C  ties  Anaxagoras 
im  Wesentlichen  dasselbe  Princip  sind  ,  nur  dass  dieser 
es  mechanisch,  jener  dynamisch  wirken  lässt.  Die  Idee 
der  inneren  Intelligenz  und  Vernünftigkeit  in' der  Natur 
war  aber  beiden  gemeinsam.  Bei  Anaxagoras  mag  das 
bei  der  Ausführung  weniger  hervorgetreten  sein ,  aber 
dieses  eben  spricht  dafür,  dass  er  zuerst  von  einem  voU<; 
sprach,  was  überdiess  eine  so  entschiedene  und  einstim- 
mige Ueberlieferung  des  Alterthiims  behauptet,  dass  wir 
auf  keinen  Fall  Recht  haben,  davon  abzugehen.  Dioge- 
nes hebt  die  innere  Thätigkeit  und  Scibstdarstellung  der 
voijaii;  in  der  Natur  ausdrücklieber  hervor,  wird  aber 
durch  sein  Streben  nach  Einheit  des  Principes  und  seine 
ganz  dynamische  Auffassungsweise  zu  einer  vüllig  uiiver- 
inittelteii  und  gewaltsamen  Gleichsetzung  von  Luft  und 
Intelligenz  getrieben,  über  welche  Vermischung  des  ma- 
teriellen  und  ideellen  Principes  Anaxagoras  schon  hinaus- 


gegrlffen  hatte  *).  So  haben  beide  Systeme  ihre  schwa- 
chen Seiten,  aber  das  Princip  ist  dasselbe,  und  von  die- 
sem liegt  die  eiitschii'ilenste  lleberlieferiiiig  vor,  das« 
Anaxagoras  es  in  dir  Pbilosojibir  eingeführt  habe.  Auch 
jene  anilere  Uel>erlieferiing  bei  Simplicius  ist  keineswegs 
so  von  der  Haml  zu  weisen,  wie  denn  auch  ilr.  Krische 
sonst  mit  Traditionen,  gegen  welche  nichts  Bestimmtes 
vorliegt,   säiilii-rli(  her    zu    verfahren    pflegt. 

Haben  wir  die  Forschungen  des  N'erfs.  bis  jetzt  un- 
serer Tbeiliiabme  gemäss  mit  Ausführlichkeit  begleitet, 
so  müssen  wir  uns  des  Raumes  wegen  für  das  Folgende 
schon  mit  siiiiimariscber  Angabe  des  Inhaltes  und  einzel- 
nen gelegeiilliilien  Aiiiiicrkiiiigen  begnügen.  S.  178  ff. 
folgt  ilie  Snkratiscbe  Schule,  Plato ,  Xenoplion,  Aiiti- 
sdienes,  Speiisipp  ,  Aristoteles,  Xenokrates,  Hrraklidcs 
Ponliko»,  dann  die  Peripatetiker  Theoplirast  und  Strato, 
endlich  die  Stoiker  Zeno,  Aristiiii  von  Chio«,  Ivleantlies, 
Persans,  Chrysippns  und  Diogenes  von  Babylon,  bei  wel- 
chem das  dem  Cicero  vorliegende  Original  unil  somit 
auch  seines  Velleiiis  Kritik  ein  Ende  nimmt.  Auch  hier 
gibt  uns  iler  Verf.  des  TrelFlicben  viel.  Platon's  Philo- 
sophie ist  von  dem  epikureischen  Berichterstatter  beson- 
ders schmählich  entstellt  worden,  wo  Hr.  Krische  sich 
mithin  begnügen  muss,  zu  zeigen,  wie  ans  der  wirklichen 
Lehre  eine  so  plumpe  Entstellung,  wo  überHäcblichkeit 
und  niissverständniss  zusammenwirkten,  entstehen  konnte. 
Xenophon  vertritt  eigentlich  den  Sukrates  ,  denn  auf 
dessen  Aussprüche  in  Xenophon's  Memorabilien  stützt 
sich  die  Kritik  bei  Cicero.  Der  Verf.  versucht  hier, 
und  wohl  mehr,  als  billig,  dem  Sokrates  eine  auch  mit 
Rücksicht  auf  die  kosmischen  Verbältnisse  ausgebildete 
Vorstellung  von  Gott  zu  vindiciren.  Gewiss  ist  nur  die 
für  philosophische  Fragen  gar  zu  praktische  Natur  des 
Xenoplion  daran  schuld  ,  wenn  Sokrates  bei  diesem  als 
ein  jeder  physischen  Untersuchung  schlechthin  Abgeneig- 
ter erscheint ;  allein  es  scheint  uns  mehr,  als  einem  Grunde, 
bedenklich  ,  ihm  Vorstellungen  über  Gottheit  und  die 
Götter  zuzumutben  ,  welche  nach  dieser  Seite  hin  irgend- 
wie systematisch  ausgebildet  gewesen  wären  ,  oder  über 
das  damals  gewöhnliche  31ass  populärer  Erkenntniss  be- 
deutend  hinaus   gegriffen  hätten.      Eigenthümlich   ist   dann 

*j  Wie  der  Verf.  sich  iliess  Verhälliiiss  beider  Pbiloiopben 
(lenkt,  lehrt  besonilcrs  Füllendes:  ,, Einen  Meilordnenilen 
tieisL  über  ilen  körpeiliclien  Stoff  zu  stelb-n,  konnte  der 
Eleatisnius  verniitliiii  (scliwerljcii,  d,i  seil  ['arnicniiles  die 
Untersiiciiuns  über  djs  iV  von  der  über  die  Gotllieit  g.inz 
getrennt  war,  und  iibi'i  li.inpt  die  lilec  einer  Tbatii;kcit 
des  Absolulen  auf  <las  Enilliclie  par  nicht  in  dem  Kreise 
der  elcaliscbcn  A  l)str3CtiiiniMi  liegtj,  aber  nur  ein  Dio- 
genes zunächst  bcivornilcn ,  drr  seine  !)esondere  Auf- 
nierksaiiikeit  auf  die  bewegende  und  (linkende  Kraft  bin- 

i__l,...    /„; .;.:_t\      ;...i'        .,.il,„. 1.    _;_u.    «1,»,. 


nie 

le 

die 


lerKsaiiikeii  aui  nie  oewegcnac  unii  (UUKenne  i\rai[  iiin- 
•nkle  (eine  petitinI),  iiidoss  selbst  nocli  nicht  vcrtnocbte, 
ie  Eiiiluit  von  A^crstand  iinil  Materie  auf/ubelicn  (seine 
Einlioit  siebt  vicliiielir  aus,  wie  eine  aus  schon  Getrenn- 
tem gewaltsam  zusainiiirn^'e^ctzte,  als  eine  in  dem  reinen 
Unbewicislsein  iibcr  den  (»egensalz  fcstgebnbcne);  erst 
seine  tojjoi? ,  wie  sie  vorarbeitet  war,  cricichlcrie  den 
irniiicrbin  gewagten  Schritt ,  den  Anaxagoras  durcli  seine 
Sondcrniig  von  Gcisl  und  Stoff  wagte  ;  konnte  sich  die- 
ser auf  der  scbw'indclndcn  Höbe  nicht  halten  ,  so  enl- 
scliiibligtc  ihn  gerade  jener  Schritt,  den  Diogenes  seiner 
Seits  vorbereitet  hatte." 


911 


91? 


wfltpr  .11.'  Kiifik  "l'T  (licoloK''" '"""  ^•■sprflolii-  mit  dem 
Killliv<N-iii  iiimI  Ari.sloiliiii  l>fi  \<'n(>|ili()ii  :>Ieiii<ir.  I,  4. 
■Hill  l\\  i,  in  "'•IcliiMii  li-l/lprcii  «U-r  Vir(.  S.  J.'O  «■in« 
lii-ilriiti->Ml<-  liiti-r|)i>Utiiiii  iiarliziiMi'i.scii  siiilit,  sowie  <lie 
AI>l>aiMlliiiis  üImt  ilas  öaiilüvtun  S.  -'28,  wo  «ler  Verf. 
III  iii.iiK  lirii  Stiickfii  von  ScIiliMprinacInT  iiiiil  RiUer  ali- 
w.Milit.  Heim  AiitislIii-iKS  »iril  gln.  hfalU  fregeii  ,S(  lileier- 
imkIkt    IhImih)!!-«,     <la»8     Aiitistliciirs,      <I«t    <leri    lleraklit 

,• iiiiiidrt,    »Oll    (lein    llaiiple    dir  kyiiiker    zn    nntersrJici- 

deo  sei  (Oiog.  L.  VI,  1'».  yiyut-uoi  dt  xai  ufXoi  'Iv- 
iKTiHrfii  Tofi\,  'lluny.Uiieioi  ttc.  u.  s.  »■.),  und  lu 
der  Tlint  srlieint  ein  Sludinni  des  tivfüiiiiii^eii  Kpliesicrs 
»Oll  dein  Ideei.Ureise  des  yioiov  «(/'//(«.''t^,'  l>eiin  Plat« 
ferne  aliziiliecen.  S'i  also  hier  kein  Aiikni'ipfoiigspiinrt 
fiir  die  Stoiker  zu  surlien,  so  lialie  Allti^tlll■lles  dagegen 
diinli  seine  allegorische  Interpretation  ilie  Grundlage  ge- 
legt, auf  »»elcher  fortliaueiid  die  Stoiker  und  an  ihrer 
Spitze  gleich  Zenon  iiarhuials  ihr  theologisch  -  mytholo- 
gisches   System    ausgcfiihrt   hatten. 

Beim    Speusipp    S.    '247    fl.    » ird    mit    Recht    auf   die 
grosse    Bedentniig   der    Aristotelischen    Ueberliefernng   hin- 
ge., ieseii,      derselbe    habe     nicht    im    Plato    das    Besste   als 
das    Erste    gesetzt,     sondern    als    d  is    Letzte,     so   dass    ihm 
also   der    j^ors    nicht   <ler    erste  Urheber,   sondern  das  letzte 
Prolinct    der     AVeltentt.  ickeloiig    hatte     sein    müssen.       In 
der   That   iiivolvilt    diese   Differenz    eine    entschiedene    Ab- 
»»eichung   der   Systeme,      die    vielleicht    nur   desshalb    »*e- 
iiiger    bedeutend    ausfiel,     als    es    im     Principe     lag,      «veil 
Speusipp    eine    zu    »»eiiig  selbständige  und    ronsequente  Na- 
tur   »ar.      Anch    scheint,     sowie    Aristoteles   davon    spricht 
!>le«.    1,7,    Sppusippos    »»eiliger    durch    eigenen    Drang   auf 
jene    Al>>»eicliiiiig    mm    Plato    geführt     zu    sein,     als     durch 
seine    \'orliebe     für     die     Pytiiagoreer.       Es    folgen    im    Ab- 
schnitte   über    Aristoteles    S.    JVI   ff    splif   gelehrte    lliiler- 
siichuiigen    theils  über   das  Buch    de    philosophia,    auf  »,  el- 
ches    Cicero   sich    beruft,     theils     über     die     inatheinatisch- 
astroiioinische    Seite   des    Aristotelischen    Weltsystems,    eine 
überaus   complicirte     Partie    des   Systems,      »»eiche    S.    2^^ll 
-  3011    besprochen    »viril.        Was   jene    literarische    Angabe 
betrifft,   so    kommt  der  ^'erf.    zu    dem,    bei  dieser  Gelegen- 
heit  aber    mehr     bloss   angekündigten,    als   durchgeführten 
Kesnltate,    dass    der   aus   dem    dritten  Buche    über   die  Phi- 
losophie   eiitiiommeiie    Auszug    bei   Cicero    »»irklich    in   dem 
jetzigen    Buche    yl    der     Aletaphysik    enthalten     sei.        Er 
unterscheidet    zivisrhen     einer   ersten    und    z»,piteii    Redar- 
tioii     dieses     Aristotelischen     ^Verkes.      Erst   durch    Andro- 
nikos   von    Rhodos    sei    die    Metaphysik    in    der    Gestalt   zu- 
sammengestellt,    »»ie    »vir   sie  jetzt   lesen,     »»ie    denn    auch 
von    ihm    jener   Titel     herzuleiten    sei.      Vorher    habe    man 
die   von    ihm    zusammengefassten  Tractate    einzeln    gelesen, 
und     auf    einen    solchen     sei     denn     auch    jenes     Cilat     bei 
Cicero   oder    dessen    Ge«ahrsmann,     dem    Epikureer    Pha- 
dros,      zu     beziehen.        Derselbe    müsse    die    Metaphysik    in 
einer   von    einem    Alexandriner,     sehr    möglich    vom     ller- 
inippns,     üclieferlen     Ausgabe     gelesen     haben,      derselben, 
ttelrhe    Diogenes,     da    Aufschrift   und    Anzahl   der    Bücher 
go    ganz    entsprerhen ,   im   Kataloge    verzeichne. 

Es  folgt  der  superslitiiise  Xenokrates,  der  in  man- 
chen Punclen  schon  sehr  an  die  neu  Pythagoreischen 
und    neu    Platonischen  Richtungen   erinnert,   S.  311 — 3-M, 


»vo  eine  dunkle  nnd  lückenhafte  üeberlieferung  zn  versrhie- 
ileiien  dogmatischen  und  kritischen  Untersuchungen  Anlas« 
gibt;  darauf  S.  ;i2.') —  *  >•>  Herakliiles  der  Politiker,  des- 
sen Verhaltniss  auf  der  einen  Seite  zu  Plato,  auf  der 
anderen  zu  Aristoteles  genauer  bestimmt  »ird.  S.  3  U) 
heisst  es:  „Dass  ihm  das  Pradicat  eines  Kritiker«  bei- 
gegeben sei,  mOgen  uns  Obbarius  u.  A.  nicht  glauben 
machen;  die  Benennung  '//ouXfttdlji  6  KuiT/y.a;  bei 
Apollon.    Dvscolus    llist.    Mir.    r.    <U,     »eiche     man    in  '//. 

0  Kunr/.u:,  andern  »ollte,  erklärt  sich  uns  daraus,  .las» 
man  das  Politische  Heraklea,  »elchem  Herakliiles  ange- 
hörte, mit  dem  Kretischen  i  erHcchselt."  Diese  Erklä- 
rung ist  um  so  untvahrscheinlicher ,  da  das  kretische 
Ilerakleia    im    Wrgleich     mit     dem     politischen    ein    liöi  hst 

01  scurer   Ort   »ar.      Ge»iss   ist   tj    Ku/ti/.o^   das  Richtige, 
dabei     aber    an     einen    Gelehrten     aus     der     grnimatischen 
Schule    der  Perganiener    zu    denken  ,    in    »»elchcr  der  Name 
KotltXni  stehende    Bezeichnung    war,   vielleicht   an  Hera- 
clides    Mopseates    b,     Athen.     VI.    p.    ,'3+    ü  ,     vgl.   Steph. 
B.    V.    Dlüd'oi'     ioTia.        Die     folgende     Benierkuiig  ,     dass 
Herakliiles    Sinn     für    mythische     Erzählungen     durch     die 
Localsageii   seiner    Vaterstadt    genährt  sein    möge,     hat   al- 
lerdings einigen  .Schein.      Auffallend   aber    bleibt,    dass  aus 
der   andern  Hauptstadt  des  asiatischen   Puntiis,   aus  Siiiope, 
gerade    der    ganz    nüchterne,   prosaische    Kyniker   Diogenes 
und    mit    ihm    mehrere    andere  Kyniker  hervorgegangeif.  — 
S.    337   ff.    »»ird    die    Stelle     über    Theopbrast     besprochen, 
auf  »»eichen    insofern    ein   besonderes  Ge»irht    gelegt  »vird, 
als     er    und     seine     Schule     zuerst     als     geschlossene     Ge- 
sellschaft    zu    ausschliesslich     »vissenschafilichen    Z»veckeu 
erscheine.        Theophrast     nannte     sich     selbst     (if^iikitOTt- 
V.üi,.         Auf     die     Theorie,     als     die     ruhige    Thätigkeit , 
die   allein    in    der    Energie    der  Vernunft   ihren   Mittelpunct 
findet,    suchte     er     die    Bestimmung    des     Weisen    so    aus- 
schliesslich   zu    beschränken,     dass    er   selbst    in    der    Ver- 
heiratbuiig     ein     Ilinderniss     der     Beschäftigung     mit     der 
Philosophie    erblicken    «ollte."      Ge»viss    ist     diess     bemer- 
kenstverth,     nur    aber    freilich     dabei    festzuhalten,     dass 
diese    Richtung    mehr    der    ganzen    Zeit    und    der   Aristo- 
telischen   Philosophie,    als   gerade    persönlich   dem   Theo- 
phrast   angehört;     tvie    denn     auch    die    Befestigung   jener 
geschlossenen    Gemeinschaft    der   Schule     durch    erblichen 
Besitz   getvisser   Grundstürke,   bestimmte  Zusammenkünfte, 
namentlich    zur   Geburtstagsfeier   des   Meisters,    etwas   den 
Peripatetikern    mit    der    Akademie    und     den    Epikureern 
Gemeinschaftliches    »var.     —    Es   folgt   S.   34't    Strato     von 
Lampsacus,    iler     im    Kampfe    mit    der    epikureischen    Ato- 
mistik    eigenthümliche    Ansichten    entwickelt    haben    soll, 
»velche    aber,   soweit    »» ir   sie     kennen,     ganz    materialisti- 
scher    Art    waren.       Wenn     der     Verf.    behauptet,    Strato 
habe    das   Sittliche     wenig     behandelt,    so    ist    das   ein   be- 
stimmter Widerspruch   mit   den  .Angaben  über  seine  Schrif- 
ten   bei    Diog.    L.  ,    »velclier    neben    vielen   physischen    nicht 
wenige     ethische    aufzählt,     denen    auch     der    Titel     Ttiqi 
(j  ujv  anzuschliessen    sein    möchte,     bei    welchem    in   der 
peripatetischen    Schule     immer    zunächst    an    die    drei    Le- 
bensweisen  zu   denken    ist,   »ie   denn  auch   ihre    wirkliche 
Biographie,    z.   B.    bei   Clearchus    Solensis,    viel    tveniger 
eine   eigentlich   historische   Tendenz   hat,    als    eine    mora- 
lisireude. 


913 


911 


Endlich  -wendet  sich  das  Werk  zu  einer  sehr  gründ- 
lichen nnd  für  das  Studium  der  ahen  Philosophie  und 
Relijjionsgpsrhirhle  gleich  h  ichligen  Bi-jouclitung  der  theo- 
logischen Lehren  der  Stoiker,  »eiche,  weil  ülierail  an 
den  positiien  Glauben  in  Cultus  und  Mythologie  anknü- 
pfend, für  die  (ieschichtc  dieser  beiden  nnd  ihrer  wis- 
senschaftlichen liehandlung  £pociic  uiachen.  Einzelnes 
anlangend,  so  hätte  S.  S92  das  ßedenken,  in  der  üeber- 
lieferuiig,  Xenon  unil  Ilellanikos  hätten  die  Odyssee  dem 
Houier  abgesprochen,  sei  statt  des  Xenon  tielleicht  an  Zenon 
zu  denken,  tvohl  kürzer  abgemacht  tverden  küniien,  da 
die  Namen  jeuer  beiden  Ciiorizonten  hinUnglirh  feststehen, 
und  die  ganze  Tendenz  auf  philolngiscbo  Kritik  den  Stoi- 
kern, vollends  dem  Zeno,  ferne  lag.  Auch  niUchte  Ref. 
nicht  unterschreiben,  »as  Hr.  Kr.  bei  dieser  Gelegen- 
heit beiläuGjr  äussert,  ,, Xenon  mochte  unbedenklich  zu 
den  Anhängern  des  Zenndot  gehören";  wenigstens  ist  es 
sehr  bedenklich,  diesen  Grammatiker  desswegen,  weil 
Hellanikos  Schüler  seines  Schulers  war  (Suid.  r,  TllO- 
keuaiog  'ßniSenjq)  *),  zum  Haupte  der  Chorizonten  zu 
inacben.  S.  405  kommt  der  Stoiker  Ariston  zur  Sprache, 
bei  »elcher  Gelegenheit  ijie  gleichzeitig  von  Ritschi  be- 
handelte, für  manche  Stellen  Cicero's  wichtige  Unter- 
scheidung zwischen  dem  Stoiker  dieses  Namens,  der  von 
der  Insel  Chios,  nnd  dem  Peripatetiker ,  der  von  der 
Insel  Kos  gebürtig  war,  genauer  begründet  wird.  Es 
folgen  die  theologischen  Satze  des  Kleanthes,  Persans, 
Chrysippos  und  Diogenes  von  Babylon,  bei  welchen  der 
Originalbericlit  des  Phadros,  der  über  die  Stoiker  beson- 
ders vollständig  vorliegt,  zu  manchen  kritischen  und  di- 
vinatorischen   Erörterungen   Anlass   gibt. 

Wir  verabschieden  uns  von  dem  Verfasser  mit  einem 
freundlichen  Grusse  aus  der  Ferne  und  mit  dem  aufrich- 
tigen Wunsche,  dass  er  bald  Zeit  und  Gelegenheit  finden 
möge,  von  seinen  Untersuchungen  zur  Geschichte  der 
Philosophie,  deren  er,  wiederholten  Andeutungen  im  Laufe 
der  Discussion  zufolge,  noch  manche  wichtige  in  scriniis 
hat,  ein   Weiteres  mitzutheilen.  Preller. 


90-  Handbuch  der  römischen  Anticjuitäten  nebst  einer 
kurzen  römischen  Literaturgeschichte  von  Ur.  E,  F. 
Bojesen  (Lerlor  an  der  Akademie  zu  Soroe  auf  See- 
land). Zum  Gebrauch  für  Gymnasien  und  Schulen, 
aus  dem  Danischen  übersetzt  von  J.  Hoffa ,  der 
Phil.  Dortor  und  Privatdocenten  an  der  Universität 
zu  Marburg.  Giessen  (G.  F.  Heyer,  Vater)  lS4l. 
XIV   nnd    170  S.    8. 

Ein   tüchtiges   Handbuch    setzt    theils    eine    gründliche 
Durcharbeitung   der   darin    als   Ganzes   behandelten   Disci- 


*)  Beiläufig  bemerke  icli,  d.iss  die  von  Rcrnbardy  Suid.  11, 
p.  5'<!6  emplolilciie  Conjectur  o  'Eni&txi]ii  y.i.i\&il<;  ,  äiixt 
in^&ixo  x'fi  'Aqioxüqxm  besonders  dadurch  unlerslüt/t  wird, 
dass  dieser  Gianiiiialiker  die  Lesarten  des  Zenodot  bear- 
beitete (o  fni&^XTiq  JHnXffftüo:;  ruq  Zrjvoäöxov  y^Kip«? 
txTi&^fifvoq ,  Didyiiios  bei  Schol.  lliad.  ß ,  111),  gewiss 
mit  Opposition  geijen  Aristarcb  und  seine  Schule.  Wahr- 
scheinlicb  verdanken  wir  diesem  Werke  die  l'ebcriiefcrung 
der  meisten  Zenodolischen   Lesarten. 

Zeitschr.  f.  d    AllcrtUumsw. 


plin,  theils  einen  Bearbeiter  voraus,  der  mit  klarem  Be- 
»usstsein  des  Zweckes  einer  einheitlichen  Uehersicht  die 
Arbeit  begonnen  und  mit  steter  Sorgfalt  auf  Form  und 
Darstellung  zu  Ende  geführt  hat.  Wegen  des  ersten 
Requisits  kann  man  in  unserer  Zeit  kaum  ein  tüchtiges 
Handbuch  der  römischen  Alterthümer  hoffen;  wer  die 
Namen  Kiebuhr ,  Husclihe,  Gljtlli/ig  und  Kuiino  kennt 
nnd  ihre  Leistungen  auf  diesem  (lebiet,  iler  »eissauch, 
wie  gross  die  Dilferenzen  im  Grossen  uiul  im  Kleinen 
sind.  Allein  ein  besseres  Handbuch,  als  die  bisherigen, 
kann  jetzt  schon  geliefert  werden,  und  so  klein  auch  der 
Umlang  des  vorliegenden  Buches  ist,  dürfen  wir  mit 
Bestimmtheit  aussprechen,  <lass  es  einen  grossen  Fort- 
schritt bringt.  Wir  finden  hier  nicht  mehr  die  alte  heil- 
lose Gruppirung  streng  geschiedener  Ilaiiptuiassen ,  bei 
der  das  Zusammengehörige  überall  von  einander  gerissen 
ist,  sondern  eine  einfache  systematische  Anordnung,  die 
es  dem  Leser  li'icht  macht,  ein  Bild  des  römischen  Le- 
bens zu  erhalten.  AVir  stossen  hier  nicht  mehr  auf  die 
zahllosen  Irrthümer  im  Einzelnen,  die,  obgleich  von 
Niebnhr  und  Anderen  ausgerottet  und  angegriffen,  noch 
in  den  Handbüchern  ein  Refiigium  hatten.  Es  sind  die 
neueren  Forschungen  der  Philologen  und  Juristen  mit 
Umsicht  und  Vorsicht  benutzt.  Die  Pracision,  welche 
sich  der  Verfasser  zum  Gesetz  gemacht,  lasst  den  flüch- 
tigen Betrachter  die  materiellen  Fortschritte  in  diesem 
Handbuch  kaum  erkennen:  wer  eine  genauere  Prüfung 
anstellt,  sieht  dieselben  auf  jeder  Seite.  Als  Beweis  für 
des  Verfassers  gründliches  Studium  des  Einzelnen,  kann 
besonders  der  Abschnitt  vom  Rechts-  und  Gerichtswesen 
dienen,  der  hier  viel  ausführlicher  behandelt  ist,  als  in 
andern  Handbüchern ,  und  eine  ganz  veränderte  Gestalt 
erhalten  hat.  Für  das  Finanzwesen  konnte  der  Verf. 
keine  neueren  Untersuchungen  benutzen;  dieser  Abschnitt 
ist  daher  dürftiger.  In  Creuzer's  Abriss  sind  die  Finan- 
zen ganz  übergangen,  das  Gerichtsvvesen  ebenfalls;  we- 
nigstens kommen  nur  hie  und  da  gelet^entliche  Notizen 
darüber   vor. 

In  einer  sehr  lesenswerthen  Vorrede  geht  der  Verf. 
aus  von  der  Frage  nach  der  zweckmässigen,  zeitgemassen 
Einrichtung  des  philologischen  Unterrichtes  auf  Gymna- 
sien. Zunächst  zwar  die  Schüler  seiner  dänischi-n  Hei- 
math vor  Augen  habend,  berührt  er  dabei  Mängel  und 
Gebrechen,  die  unseren  Schulen  keineswegs  fern  sind. 
Er  hebt  besonders  folgende  wichtige  Puncte  hervor.  Man 
soll  sich  bemühen,  bei  der  Leetüre  der  Classiker  das 
Leben  des  Alterthnms  als  ein  Ganzes  aufzufassen;  man 
soll  beim  Schulunterricht  stets  aufmerksam  daraufsein, 
den  Schülern  ein  zusammenhängendes  Bild  von  den  Staats- 
verhältnissen  des  Alterthnms  zu  geben.  Je  eifriger  man 
in  unseren  Tagen  bemüht  ist,  in  politischen  Verhältnis- 
sen zu  einem  klaren  Bewusstsein  zu  gelangen,  um  so 
mehr  muss  die  stndirende  Jugend  geordnete  Begriffe  von 
den  Staatsverhältnissen  des  Alterthums  durch  die  classi- 
schen  Studien  sich  aneignen.  Ferner,  zwischen  dem  Un- 
terricht in  der  alten  Geschichte  und  der  Leetüre  der 
alten  Historiker  muss  eine  lebendige  Verbindung  und 
Wechselwirkung  sein.  Um  zur  Befriedigung  dieser  An- 
forderungen beizutragen,  unternahm  es  der  A'erf. ,  das 
vorliegende    Buch    auszuarbeiten,    über    dessen  Gebrauch 

60 


915 


916 


er  .sich  ekriifalld  ausspricht.  Es  soll  in  ticn  Hanilrn  <lcr 
Schi'ilrr  sein  «un  ilrin  /<>i<piini't  an  ,  no  die  pi^entliche 
Lfctiirc  ilcr  riMiiisclicn  Scliriftstcllcr  beginnt,  nni  Lei  «lie- 
ser Lectiiie  i'iber  Einzelheiten  aus  ileiu  röinisclien  Leben 
Helelirnng  zu  geben  un<l  sie  stets  vuni  Ein/.clnen  zniu 
Ganzen  zu  führen.  Die  Lectiirn  selbst  wiril  mehr  Detail 
bringen,  als  in  «lern  vorliegenden  Handbuch  oder,  was 
richtiger,  Coniijondiinn  gegeben  ist,  aber  der  Schiller 
wird  mit  Hülfe  dieses  Coinpendiuuis  ilie  Einzelheiten, 
die  sich  bei  der  Leetüre  ihm  aufdringen,  zu  orilnen  wis- 
sen. Diese  ^'oraussetzung  des  steten  Gebrauchs  seines 
Handbuchs  bei  der  Lcdüre  der  lateinischen  Classiker 
niuss  dem  1^'rfasser  zur  Ileclitfcrtigung  dienen,  dass  er 
nicht  die  Bew  eisstollen  aus  den  Classikern  dnrchgehcnds 
angeführt  hat.  Nur  hie  und  da  ist  als  Beleg  eine  Stelle 
aus  den  Schriften  citirt,  die  allgemein  auf  Schulen  ge- 
lesen werden.  In  dieser  Beschränkung  geht  der  Verf. 
sicher  zu  weit,  und  wir  möchten  keineswegs  beistimmen, 
wenn  er  meint,  Schüler  konnten  ilie  ^Vahrhcit  eines 
bestrittenen  l'mstandes  doch  nicht  henrtheilen.  Es  ist 
unsere  IJeberzengung ,  dass  selbst  die  Schüler  der  ober- 
sten Classen  deutscher  (iunnasie'i  beim  Gebrauche  die- 
ses Buches  d.is  Fehlen  der  Hauptbelegstellcn  als  einen 
Slangel    betracliten    «erden. 

Dass  der  Verf.  lollkoujmen  Herr  seines  Gegenstandes 
war,  dafür  liegt  der  Hauptbeweis  in  der  meisterhaften 
Präcision ,  die  bei  den  schwierigsten  Gegenstanden  fest- 
gehalten ist,  ohne  Dunkelheit  zur  Folge  zu  haben.  Durch 
diese  Kunst  der  Präcisinn  war  es  möglich ,  in  einem  so 
geringen  Umfange  das  Ganze  der  römischen  Alterthümer 
vorzutragen,  ohne  wesentliche  Puncte  zu  übergehen.  Gar 
zu  kurz  scheint  indess  die  Topographie  Roms  behan- 
delt zu  sein,  indem  beim  Lesen  der  lateinischen  Schrift- 
steller sehr  vieles  hierauf  Bezügliche  vorkommen  muss, 
worüber  dieses  Handbuch  auch  keinen  Wink  gibt.  We- 
nigstens hatte  das  Forum  eine  specielle  Betrachtung  ver- 
dient, da  ohne  eine  genaue  Bekanntschaft  mit  ilemselben 
der  Schuler  keinen  römischen  Schriftsteller,  am  wenigsten 
Cicero,  gehörig  verstehen  kann.  Aus  dem  Umstände, 
dass  der  Verf.  vorzuglich  zu  einer  genaueren  Kenntniss 
des  politischen  Lebens  der  Römer  beitragen  wollte,  ist 
es  zu  erklären,  dass  das  Privatleben  verhältnissmassig 
kurz   behandelt   ist. 

Es  scheint  dem  Ref.  unnöthig,  <lie  grossen  Vorzüge 
des  vorliegenden  Compendiums  an  einzelnen  Beispielen 
und  Vergleichiingen  mit  den  bei  uns  gangbaren  Schul- 
büchern der  Art  hervorzuheben  ;  jeder  kundige  Lehrer 
winl  diese  ^'orzüge  auf  den  ersten  Blick  erkennen  und 
durch  Einführung  dieses  Handbuchs  sich  und  den  Schü- 
lern den  Geiiuss  derselben  zu  vcrschaß'en  suchen;  indem 
es  ihm  aiigencliiiier  sein  muss,  auf  einer  gegebenen  so- 
liden » isseiischaftlichen  Basis  fortzubauen,  als  fortwäh- 
rend mit  veraltetem  Trödel  zu  kämpfen  zu  haben,  üeber 
Scliaaj/'s  Antiquitäten  der  Römer,  mit  gelegentlichen  Be- 
merkungen über  andere  gangbare  Handbücher  der  Art, 
habe  ich  in  der  Gijmnasialze.itung  ly-iO.  Nr.  0.  und  lU. 
berichtet. 

Ein  Handbuch  hat  der  Kritik  gegenüber  mehr  oder 
Heiliger  dailurch  einen  schweren  Stand,  dass  es  fast  nur 
Resultate     enthalt,    nicht    die    BcvvciufiihruDg.       Bei    dem 


vorliegenden  ist  dieses  um  so  mehr  der  Fall,  da  es  nicht 
nur  auf  die  tiefere  Begründung  mancher  Ansichten  der 
nöthigen  Kürze  wegen  verzichten  musste,  sondern  auch 
nach  des  Verf.  Willen  fast  alle  (juellencitato  entbehrt. 
Um  nur  eine  Partie  zu  nennen,  in  der  eine  grosse  Menge 
Controverscn  sich  finden ,  die  Servianische  Verfassung  ist 
hier  so  dargestellt,  als  ob  die  Angaben  der  Quellen  und 
die  AuiTassongen  der  neueren  Geschichtsforscher  nur  in 
einzelnen  Puncten  dilTerirten.  Die  Verfasser  von  Hand- 
büchern und  Compendien  müssen  bei  der  Abfassung  sol- 
cher Abschnitte  eine  grosse  Unbehaglichkeit  fühlen,  in- 
dem sie  das  als  ausgemacht  hinzustellen  genöthigt  werden, 
worüber  doch  die  Untersuchungen  nicht  geschlossen  sind. 
Es  wäre  unbillig,  bei  Beurtlieilung  des  gegenwärtigen 
Handbuchs  gerade  solche  Puncte  hervorzuheben;  ganz 
ohne  Kritik  des  Einzelnen  wollen  wir  jedoch  das  Buch 
nicht  aus   der   Hand   legen. 

S.  24  erfahren  wir,  dass  Sulla  ilie  Zahl  der  Sena- 
toren bis  auf  6U0  vermehrt  habe,  eine  Angabe,  die  sich 
auch  bei  Schaaff'  findet,  für  die  jedoch  wohl  jeder  Be- 
weis fehlt.  Dass  Sulla  den  Senat  durch  3UU  aus  dem 
Ritterstande  vermehrte ,  erzahlt  Appian  ,  wahrscheinlich 
kam  aber  die  Zahl  nicht  auf  ÖOII,  s.  Zachariü'S  Sulla 
JI.  p.  ^I".  Der  Uebersetzer,  n elcher  über  den  Senat  zur 
Zeit  der  römischen  Republik  gesi  lirieben,  hatte  eine  sol- 
che Angabe  nicht  ungerügt  vorüliergehen  lassen  sollen.  — 
Ebenso  willkürlich  ist  eine  Zahlenangabe  auf  S.  ()3,  dass 
die  tribuni  aerarii  Plebeier  mit  einem  Census  von  20'^',0()0 
H.  S.  gewesen.  S.  54  ist  die  Angabe  dieses  Census  un- 
bestimmter. —  S.  35  hatte  der  morbus  comitialis  erwähnt 
werden  müssen.  —  S.  44  findet  sich  eine  sehr  passende 
VergleichuDg  der  römischen  Magistratur  mit  dem  Beam- 
tenwesen neuerer  Staaten.  Indem  der  ^'erf.  die  wesent- 
lichen Verschiedenheiten  hervorhebt,  treten  die  rumischen 
^'erhaltnisse  in  ein  helleres  Licht,  und  die  Darstellung, 
die  in  einem  Conipendium  sehr  leicht  trocken  wird,  er- 
hält dadurch  Leben.  —  Der  S.  47  ausgesprochene  Satz, 
dass  ein  Alagistratus  nicht  während  der  Dauer  seines  Amtes 
vor  Gericht  gefordert  werden  konnte,  ist  in  dieser  Allge- 
meinheit sehr  zu  bezweifeln,  vergK  unter  andern  Dru- 
viann  Gesch.  Roms  I.  p.  6'^?.  —  Sehr  bedenklich  ist  S.  50 
und  S.  (i1  der  Satz,  dass  durch  die  Edicte  des  Praetor 
urbanus  das  Jus  civUe ,  durch  die  Edicte  des  Praetor 
peregrinus  das  Jus  gentium  ausgebildet  sei.  —  Die  Lic- 
toren  gingen  mit  den  fasces  den  höheren  Magistraten 
voran,  nicht  hinter  ihnen,  wie  es  S.  59  heisst,  vcrgl. 
n.  A.  Liv.  24.  c.  44.  —  S.  (30  lesen  wir:  ,,das_/«s  civile 
ist  entstanden  aus  Gewohnheiten,  die  frühzeitig  durch 
bestimmte  Gesetze,  unter  denen  die  ältesten  die  soge- 
nannten leges  regiae  sind,  sanctionirt  wurden."  Dieser 
Satz  führt  leicht  zu  der  ganz  irrigen  Annahme,  als  ob 
nur  durch  die  Sanction  des  positiven  Gesetzes  bei  den 
Römern  eine  in  der  Gewohnheit  sich  zeigende  Rechts- 
norm, als  solche,  Kraft  erhalten  habe.  Wir  dürfen  nie 
vergessen  ,  dass  die  späteren  röinisclieii  Schriftsteller  man- 
ches für  lex  res,ia  ausgaben,  was  eben  nur  ?/iOS  majorum 
gewesen,  nicht  geschriebenes  Gesetz.  —  S.  (il  llätte  uicht 
unerwähnt  bleiben  sollen,  dass  der  erste  codex  Juslinia- 
neus  ilurcli  den  codex  repelilae  praeLectionis  aufgehoben 
wurde.      Nach   des    Verf.   Darstellung    muss    ein   Anfänger 


917 


918 


glauben,  <la$  Corpus  juris  ciitbalte  zwei  Codices,  also 
fiinf  Tlicile.  —  S.  ö.'i  ist  in  dem  Paragraphen  iilier  die 
RicLter  manrhcs  Unsicliere.  Dabin  gehört  die  Bezie- 
hung iler  judices  selecli  anf  judiria  publica  und  privata. 
Aach  der  hier  gegebenen  üarstellunjj  mtisste  man  glau- 
ben, dass  alle  arbitri ,  alle  Recuperaturen ,  kurz  alle 
Richter  jeder  Art  vor  der  Zeit  der  Gracchen  nur  aus  den 
Senatoren  genommen  «orden,  »ras  ilorli  der  Verf.  »ohi 
nicht  behaupten  «ill.  Ferner  hatte  hier  der  Name  der 
lex  Aurelia  Judiciaria  nicht  fehlen  dürfen.  —  S.  (),5  ist 
die  Angabe  zu  ungenau,  dass  Niebuhr  ron  den  Büchern  des 
Gaius  wichtige  Fragmente  aufgefunden  habe.  Ohne  gros- 
seren Platzaufnand  hatte  gesagt  »erden  können,  ilass 
Niebuhr  die  Conmientarii  institutionuni  des  Gaius  in 
Verona  gefunden,  freilich  in  lückenhafter  Gestalt.  — 
ICbendasclbst  hatte  ohne  Plaizauftvand  der  Termin  für 
ftlündigkeit  und  für  \  olljahrigkcit  angegeben  werden  kön- 
nen. Uadnrch  hätte  der  \'crf.  dazu  beigetragen  ,  die  so 
oft  bei  Nichtjuristen  vorkommende  Verwechselung  der 
impuberes  und  minores  (XXV  annis)  auszurotten,  wäh- 
rend seine  vorliegenden  Bemerkungen  die  Confusion  leicht 
vermehren  können.  Dem  Verfasser  scheint  der  Unterschied 
nicht  klar  zu  sein,  denn  S.  (jH  nennt  er  bei  der  man- 
cipatio .')  volljährige  Zeugen.  JNach  den  Quellen  muss- 
ten  lue  IManripationszeugen  puberes  sein  ,  nicht  aber  ma- 
jores XX^'  annis  oder  volljährig,  g.  Gaius  I.  §.  110. 
Ebendaselbst  werden  ohne  Beschränkung  vierfüssige  Thiere 
res  mancipi  genannt,  s.  dagegen  ülpian  XIX,  1.  Rein 
tum.  Privatrecht  p.  |-iU.  —  S.  bS  steht  damnum  injuria 
illatum  statt  d.  i.  datuin. 

Diese  Gegenbemerkungen  mögen  zeigen,  dass  der  Leh- 
rer beim  Gebrauch  des  Buches  Einzelnes  za  bessern  bat; 
allein  hinsichtlich  der  Zuverlässigkeit  im  Einzelnen  zeich- 
net sich  nichts  desto  weniger  dieses  Handbuch  vor  allen 
übrigen  sehr  vortbeilhaft  aus. 

Die  beigegebene  römische  Literaturgeschichte  ist  sehr 
kurz,  und  beschrankt  sich  mit  einigen  Ausnahmen  auf 
die  Lebenszeit  und  die  Schriften  der  Classiker.  Den  ein- 
zelnen Perioden  ist  eine  kurze  allgemeine  Charakteristik 
derselben   vorangeschickt. 

Der  Ucbersetzer  hat  seine  Aufgabe  sehr  gut  gelöst, 
die  üebersctzong  ist  riclitig  und  deutsch.  Er  kann  mit 
Recht  auf  unseren  Dank  Anspruch  machen,  dieses  treu- 
liche   Handbuch    den    deutscheu    Schulen    zugänglich    ge- 


macht zu   haben. 


Ed.   Osenbrüggen. 


91.    Randglossen. 


L 

Tac.  Ann.  I,  Ij:  Tum  primum  e  campo  comitia  ad 
patres  translata   sunt. 

Die  citirte  Stelle  hat,  weil  sie  auf  die  Wahlcomitien 
überhaupt  bezogen  wurde,  grosse  Schwierigkeiten  ge- 
macht. Alan  «laclitc  dabei  natürlich  vorzugsweise  an  die 
nichtigsten  der  Wahlcomitien,  an  die  consniarischen,  und 
wusste  drsshalb  tnisere  Stelle  nicht  mit  mehreren  Stellen 
im  Panegyrikns  des  Pliniiis  u.  a.  in  Einklang  7,u  bringen, 
wo  die  consniarischen  Coniitien  als  norli  fortbestehend 
beschrieben   werden.     Rciniarus   ergrifT  daher   den  Ausweg, 


dass  er  zwischen  Sache  und  Form  unterschied,  und  mit 
Beziehung  auf  Dio  Cass.  LVIII,  '.'()•  <l<e  Ansicht  auf- 
stellte, dass  Tiberius  nur  die  wirkliche  >Vahl,  nicht  die 
Form  aufgehoben  habe,  und  dieser  Ansicht  stimmt  auch 
Rubino  bei  (über  den  Entwickelungsgang  etc.  S.  lOÖ)- 
Allein  der  Sache  nach  waren  die  Cunsularcomitien  schon 
seit  Julius  Cäsar  ganz   null   und   nichtig. 

Es  ist  aber  unsere  Stelle  vielleicht  ein  Beispiel  von 
dem  Unheile,  welches  gar  oft  durch  eine  unpassende 
Capitelabtheiinng  gestiftet  worden  ist.  Man  lese  die  ganzo 
in  genauem  Zusamuienbange  stehende  Sielte  hinter  ein- 
ander: Candidatos  praetnrae  duudecim  nominavit,  nume» 
rnni  ab  Augustu  traditum,  et  hortaute  senatu  ut  augeret, 
iureiurando  obstrinxit  ge  non  excessurum.  Tum  priniiim 
e  campo  comitia  ad  patres  translata  sunt:  nam  ad  eam 
dieni  etsi  potissima  arbitrio  priiicij>rs,  ijiiaedam  tarnen  stu- 
diis  trihuum  jiebant.  Neque  popnlus  ademptuiu  ins  que- 
stus  est  nisi  inani  rumore,  et  senatus  largitionibus  ac  pre- 
cibus  sordidis  exsolutus  libens  tenuit  nioilerante  Tiberio, 
nc  plures  quam  quattuor  candidatos  nomiiiaret  sine  re- 
pnlsa  et  ambitu  designandos.  Alsdann  wird  man  kaum 
zweifeln,  dass  die  fraglichen  Worte  nur  auf  die  Wahl 
der  Prätoren  zu  beziehen  sind.  AVenn  aber  schon  durch 
ilen  allgemeinen  Zusammenhang  diese  Beziehung  sich  als 
natürlich  und  passend  empfiehlt:  so  wird  sie  durch  die 
Worte:  mnderante  Tiberio,  ne  plures  quam  quattuor  can- 
didatos commendaret,  geradezu  nothwenilig.  Denn  wer 
sollen  iliesc  vier  Candidaten  sein,  als  vier  aus  der  Zahl 
der  zwölf  zu   ernennenden  Prätoren? 

Der  Sinn  ist  also:  Während  die  Prätoren,  wie  die 
Consuin,  bisher  noch  in  den  Comitien  von  dem  Volk, 
freilich  unter  Leitung  des  Kaisers,  gewählt  worden  waren: 
so  übertrug  Tiberius  deren  >Vahl  jetzt  ganz  an  den  Se- 
nat. In  Bezug  auf  die  Consuin  blieb  er  bei  der  beste- 
henden Einrichtung.  Anf  eine  solche  Verschiedenheit 
des  Hergangs  bei  der  Wahl  der  Consuin  und  der  übrigen 
Magistrate  deuten  auch  folgende  Worte  des  Dio  Cassius 
(LVIII,  2(J.)  hin:  yxd  TT^Qi  fitv  TOi'j  i'TTaTovg  Taita 
Sia  udoi]c,  ojq  aiTiEiv  rij^  ijy^fiovsi'uq  avroi'  tyiyvevo 
(nämlich,  dass  er  sie  nach  Belieben  ab-  und  einsetzte). 
Tuiv  öe  öl)  xat  rag  äkka^  ap;^«?  ahoövTuiv  ä^eki- 
y£TO  6ooi><;  ijdsks  y.al  acfüg  ig  rö  ovveSocov 
iahte  fiTis. 

IL 

Ans  den  zwei  Stellen  des  Festus  (s.  r.  pro  cengii  und 
procum  patricium,  S.  246  und  240  .Müll.),  wo  es  heisst: 
Ser.  Tullius  cum  dixit  in  descriptione  classinin,  und:  in 
descripfionc  classium  ,  quam  fecit  .Ser.  Tullius,  folgert 
man  gewohnlich,  dass  zur  Zeit  des  A'errins  Flaccus,  also 
unter  .4ugnstus  des  Ser.  Tulluis  Classeiiierzeicliniss  noch 
existirt  habe  (s.  Lacbmann,  de  fonlibüs  bist.  T.  Livii^ 
S.  54),  und  auch  Böckli  bezweifelt  das  ^ Orhandeiiseio 
desselben  in  seinem  metrologischen  Untersuchungen  nicht, 
ob  er  gleich  durch  die  Resultate  seiner  Forschungen  ge- 
nöthigt  wiril,  es  für  unecht  zu  erklären.  Diese  Folge- 
rung ist  aber  sehr  unsicher:  ilenn  konnte  nicht  Verrius 
Flaccus  es  irgendwo  anders  her  wissen,  dass  diese  Aus- 
drücke in  jenem  Verzcicbniss  gestanden  hatten?  Es  scheint 
sogar,    als    hätte    man    an    einer  Stelle    des  Cicero  einen 


919 


920 


Anhalt  für  eine  solche  VermuUninf ,  Jenn  Cicero  (Orat. 
S.  löfi.)  fillir*  prociim  cboiifalU  an  Uli*  «lern  Zusatz:  ut 
censorine  taluilao  loqiiiiiitiir  ,  und  os  ist  also  nicht  un- 
wahrsrlifinlich  ,  ilass  jene  AVorto  in  ilcu  Listen,  »velche 
»on  den  Ccnsorcn  bei  jedem  Lnstrnni  angefcrligt  wurden, 
beibehalten  worden  seien,  und  dass  man  durch  Tradition 
geiMisst  habe,  das»  sie  von  iler  iirs|)riiii(;lichen  descriptio 
classium  des  Senius  Tullius  herstammten.  Wie  sich  eine 
solche  Kunde  fortpflanzen  konnte,  daran  haben  wir  ein 
Heispiel  an  folgendem  andern  Artikel  des  Festus  (S.  241  M): 
Probrum  -irginis  \  estalis  ut  caj)itc  piiniretur,  vir  qui  eani 
incestavisset,  rcrboribus  necaretnr,  lex  fixa  in  alrio  Li- 
bertatis  cum  multis  aliisi  legibus  incendio  consumpta  est, 
ut  ait  M.  Cato  in  oa  oratione,  quae  de  Auguribus  in- 
srribitur,  oli{;lcich  es  kaum  nöthig  ist^  solche  Beispiele 
anzuführen,  da  es  hinreicht,  auf  das  Unsichere  jenes  so 
wichtigen   Schlusses  aufmerksam   zu   machen. 

III. 

Thuc.  VIII,  97:  yai  oi'x  ijxiora  Si)  tov  Trpujiov 
XQovov  eni  y'   iuov    'Adipaloi   (paivovrat   ev   Ttuki- 

TtirraVTSi- 

Diese  .Stelle  bezieht  sich  auf  die  im  J.  411  r.  Chr. 
zu  Athen  eingesetzten  Fünftausend,  und  der  Unterzeich- 
nete hat  sie  in  seiner  Abh.  de  Xenoph.  Hellen.  54  11. 
so  erklärt;  „Und  die  erste  Zeit  (nSmlich  ihrer  Verwal- 
tung) haben  die  Athener,  wenigstens  bei  meinen  Leb- 
zeiten (d.h.  so  »eit  meine  Erfahrnng  reicht)  ,  die  besste 
Verfassung  gehabt",  und  darin  einen  Beweis  gefunden, 
dass  die  Fünftausend  wenigstens  muth'masslirh  bis  zur 
Kinnahme  von  Athen ,  und  dass  sie  namentlich  noch  zur 
Zeit  des  Gerichts  ober  die  Sieger  bei  den  Aeginussen 
das  Heft  geführt  hatten,  weil  die  Worte  nach  jener  Er- 
klärung ziemlich  deutlich  auf  die  bei  dieser  Gelegenheit 
bewiesene    Ungerechtigkeit   hinzuileuten    scheinen. 

An  diese  Erklärung  hat  sich  auch  Hr.  Dir.  Scheibe 
in  seiner  Geschichte  der  oligarchischcn  Umwälzung  etc. 
angeschlossen,  Hr.  Prof.  C.  Fr.  Hermann  ihn  aber  dess- 
halb  getadelt  (Berliner  Jahrb.  184'.'.  Nr.  18-),  und  be- 
merkt, dass  alsdann  das  restrictive  JS  hei  TUV  TtgujTOV 
XQOVOV  stehen  inüsste,  und  der  Zusatz  Eil'  i^OV  gerade- 
zu widersinnig  wäre.  Ich  sehe  mich  dadurch  veranlasst, 
noch  einmal  auf  jene  Stelle  zurückzukommen,  und  bitte 
Hrn.  Prof.  Hermann,  diese  Entgegnung  nicht  unfreund- 
lich aufzunehmen.  Was  yi  anbetriH't,  so  konnte  es  al- 
lerdings =iuch  bei  TOV  TTQdJTOV  XQOVOV  stehen:  allein 
kann  nicht  auch  das  ini  if^iov  eine  Restriction  enthal- 
ten? Thukydides  hat  gesagt,  dass  in  der  ersten  Zeit  diese 
■\'erfa9snng  der  Athener  die  besste  gewesen  sei,  ilie  sie 
gehabt  hatten:  ist  es  dann  nicht  passend  genug,  wenn 
er  bescheiden  hinzufügt:  wenigstens  bei  meinen  Lebzei- 
ten? Das  Gewicht  des  Satzes  beruht  auf  üi'X  ijy.Kria, 
welches  bekanntlich  bei  Thukjdides  sehr  häufig  niit  Nach- 
druck statt  nat.lOTU  gesagt  wird  (ein  Beispiel  statt  vie- 
ler ist  VII,'44:  luytoTov  8t  v.u\  oi>x  i]yifyT:c-  iß't.C-li'if 
(')  TtaiuviOflui),  und  dieses  oi'X  if/.lOra  ist  es,  welches 
durch  das  hinzugesetzte  ini  y'  EfXOV  gemildert  wird. 
Hr.   Prof.  Hermann    hat    dieses    ovx    ijy.ia-ru  nicht  allein 


bei  jener  Bemerkung  über  die  Erklärung  des  Unterzeich- 
neten, sondern  auch  bei  seiner  eigenen  Erklärung  nicht 
berücksichtigt,  wenn  er  übersetzt:  es  war  dieses  wenig- 
stens während  meines  Lebens  die  erste  Zeit,  wo  die 
Athener  ihren  Staat  gut  einrichteten.  C.  Peter. 


Personal-Chronik  und  Miscellen. 

IM  a  r  b  u  r  g.  Zu  den  Geburtsfesten  der  beiden  Lan- 
desherren schrieb  der  Prof.  Dr.  Hermann  de  scholio- 
rum  usu  et  auctoritate  in  Per.sii  sat:ris  emendandis  disp. 
prima  und  altera  (3  ^  und  3(i  S.  4.),  woran  sich  im 
Lectionskataloge  für  das  Winterhalbjahr  1842  —  43  noch 
eine  IMittheilung  iler  Lesarten  aus  zwölf  Handschriften 
des  Persius  anknüpft;  alle  drei  Abhandlungen  werden 
demnächst  auch  vereinigt  unter  dem  Titel  Lectiones  Per- 
sianae,  als  Vorläufer  der  bereits  in  dieser  Zeitschrift  an- 
gekündigten Ausgabe  jenes  Dichters,  im  Buchhandel  er- 
scheinen. Da  Prof.  Hermann  mit  diesem  Herbste  die 
hiesige  Universität  verlässt,  um  dem  Rufe  nach  Göttin- 
gen zu  folgen,  so  ist  an  seine  Stelle  der  bisherige  Gvm- 
nasiallehrer  Dr.  T  heod  o  r  Be  r  gk  in  Cassel  zum  ordent- 
lichen Professor  der  Philologie  und  Director  des  philolo- 
gischen Seminars  ernannt,  und  ausserdem  der  bisherige 
Privatdocent  D.  Julius  Cäsar  zum  ausserurdentlichen 
Professor   bestellt   worden. 

Schlesien,  Ende  Juni.  Die  Universität  zu  Breslau, 
welche  im  Wintersemester  184l  —  42  von  (539  Stndiren- 
ilen  besucht  war,  von  denen  95  abgingen,  wogegen  zu 
Ostern  d.  J.  125  zutraten,  zählt  im  laufenden  Sonimer- 
semester  (i69  imniatriculirte  Studirende.  Von  diesen  ge- 
hören der  evangelisch -theologischen  Faculfät  1I3  (dar- 
unter l  Ausländer)  an,  der  katholisch-theologischen  198, 
der  Jurist.  108  (1  Ausl.),  der  medicin.  125  (2  Ausl.)  und 
der  philüs.  125  (2  Aus!.).  Ausser  diesen  immatriculirten 
Studirenden  besuchen  die  Hochschule  als  zum  Hören  der 
Vorlesungen  berechtigt:  3,  deren  Immatriculation  noch 
in  suspenso  ist,  42  Eleven  von  der  medicinisch- chirur- 
gischen Lehranstalt  und  S  Pharmaceuten ,  Oekonomen 
u.  a. ,  so  dass  überhaupt  722  an  den  Vorlesungen  Theil 
nehmen.  Die  Zahl  der  die  Universität  Besuchenden  hat 
sich  gegen  den  Sommer  1841  um  57  vermehrt.  Die 
Vorlesungen  «erden  von  39  orilentlirhcn  Professoren,  10 
ausserorilentlichen  Professoren  und  25  Privatdocenten  ge- 
halten. Ausserdem  zählt  die  Universität  12  Lehrer  für 
den  Unterricht.  Der  Etat  der  Hochschule  und  der  mit 
ihr  verbundenen  Anstalten  ist  durch  die  Huld  des  Königs 
um    10,U()U   Rthlr.  jährlich   erhöht    worden. 


Druckfehler. 

Auf  dem  ümschlii!^  des  Juliliellcs  ist  statt:  fJenn  Colla- 
horator  Dr.  Grolefend  zu  lesen.  Hrn.  Director  Dr.  Grolefend 
II  s  w.  —  S.  534  Z.  19-  V.  11.  statt  das  arkadische  IV.  1.  das 
dekadische.  —  In  der  Recension  von  Ottos  Divioatt.  Livv. 
H.  5.  il.  J.  p.  469.  Z  .H.  und  4.  ist  statt  der  Worte:  dass  wohl 
etc  so  zu  Ilsen:  dass  bei  der  abgekiirzten  Schreibweise  consuli 
—  nt  das  Wort  cens.  wegen  des  vorheigcbcndcn  cons.  ausge- 
l'allcn  siiii   könne.  Kastner. 


Zeitschrift 


f ü  r   die 


Alterthumswissenschaft. 


October   1S49. 


92.  Indicem  Lectionum  in  Universitate  Litterarum  Ber- 
nensi  —  —  liabendarum  proponlt  flertor  ef  Sena- 
fiis.  Praemissa  es»  Car.  Gull.  MüUeri,  Pliilos.  Dort. 
Litterar.  antiqu.  Profensoris ,  ^nalectoruvi  Bernen- 
sium  Parficula  HI:  De  codicibus  Virgilii ,  qui  in 
Helveliae  bibliothecis  asservantur ,  sppciinine  varie- 
tatis  srripturae  et  srhnlioruni  adilito  et  octo  tabiilis 
lithngraphiris  aiiiuiirtis.  Beriiae  ex  offic.  Jenni. 
1841.     36  S.     4. 

Hr.  Professor  Möller  zii  Bern  theilt  in  «iiesem,  auch 
ilurch  den  Duclihamlel  verbreitetet;  Programme  Mach- 
rirhteii  mit  i'iber  liatHlschriftlirhe  Ilülfsmittel  zur  Kritik 
und  Erklärung  des  Virgil,  »elrlie  sich  in  Schweizeri- 
schen Bibliotheken  vorlinden.  Hr.  M.  ist  hierbei  mit 
gro.'ser  Sorgfalt  und  Genauigkeit  verfahren,  und  hat  sich 
«ladurch  desto  grössere  Ansprüche  auf  ilen  Dank  des  sich 
dafür    interessirendeii   jjliilologischen    Publicums    erworben. 

Zuerst  werden  ilie  abweichenden  Lesarten  der  durch 
ihr  Alter  merkwürdigen  Fragmente  mitgetheilt,  welche 
in  der  Bibliothek  zu  .St.  Gallen  aufgefunden  worden  sind. 
Zwar  hat,  was  Hrn.  Prof.  M.  nicht  unbekannt  sein  wird, 
bereits  der  hochverdiente  Orelli  in  seiner  Epist.  crit.  ad 
Madvig.  p.  LXIV  bis  L.WI  dasselbe  gcthan  ;  doch  sind 
sie  von  Hrn.  M.  vollständiger  verzeichnet.  AVas  hienon 
in  meiner  Ausgabe  des  Vjrgil  noch  nicht  angeführt  wor- 
den ist,  oder  noch  nicht  angeführt  werden  konnte  (deuii 
Hrn.  Orelli's  Wittheilungen  erfolgten  erst  nach  Erschei- 
nen di'S  ersten  Bandes  des  ^irgil),  will  ich  hier  zusam- 
menstellen. Die  orthographischen  Auszüge  pag.  '2  sq. 
stimmen  mit  dem  nun  Beka'inteii  überein.  Ge.  IV,  {48. 
fusi.   —    .'i'l9.    wird   die   recipirte   Lesart  ßectes   bestätigt. 

—  415.  defundit.  —  .')4(i  sq.  werden  in  der  von  mir 
zurückgeführten  Folge  gelesen.  —  .548.  -h-o,  ilie  Reste 
des  Wortes  conlinuo ;  das  h  für  ti  ist  ohne  Zviicifel  Druck- 
fehler.—   bbb-    wird    die    .Schreibart   bovum   (so)    bestätigt. 

—  559.  cultus.  —  5(>ß.  <len  Fehler  tu,  der  jedoch  ilurch 
das  darüber  geschriebene  e  verbessert  wird,  hat  auch 
dieser  Codex.  —  Aen.  I,  401.  derige  mit  Cod.  Rom.  und 
Gud.  —  413.  die  schlechtere  Lesart  possit.  —  70'..'. 
mantiliu.  —  Schade,  dass  Vs.  703.  abgerissen  ist.  — 
7IVI.  ist  anzunehmen,  dass  insideat  im  Codex  stehe,  da 
keine  Abweichung  bemerkt  winl.  —  III,  ^'('4.  noctis.  Da 
nun  die  AncfnritAt  dieser  Haiiilsihrift  hinzutritt,  so  wördo 
ich   kein  Bedenkeu   tragen,   die  4crusatirfurm  noctis  über- 

Zeilschr.  j.  d.  ALletlhumsw. 


all  bei  Virgil  herzustellen;  s.  Vergili  Carmm.  ad  pristi- 
nam  orthographiam  revocata  pag.  40.'.  —  207.  insinsur- 
gimus:  ,, Priori  n  punctum  iinpositum  est",  also  isurgimut'i 
«.  Vergili  Carmm.  p.  4.56-  —  485.  onerisat  statt  onerat. 
—  4')Ö.  nee  mit  zwei  unbedeutenden  Handschriften  statt 
neque.  —  503.  Hesperiam.  —  IV,  26.  Erebo.  —  32. 
merens  statt  maerens.  —  VI,  707.  veluti.  —  712.  com- 
plerint. 

Hr.  M.  glaubt,  dass  diese  Fragmente  alter  seien,  als 
alle  Codices  des  Virgil.  Die  Gründe  für  diese  Annahme 
sind  nicht  besonders  angegeben;  wahrscheinlich  beruhen 
sie  lediglich  auf  der  Bescliaffenheit  iler  Schriftzüge.  Da- 
gegen lasst  sich  erstens  bemerken,  dass  auch  in  späteren 
Jahrhunderten,  nachdem  man  sich  längst  der  Currcnt- 
schrift  für  den  gewohnlichen  Gebrauch  bediente,  doch 
auch  Prachtexpinnlare  nach  dem  Muster  der  ältesten 
Schriftarten  gel«jjlj(l  wurden,  wie  z.  B.  der  berühmte 
Rcgrnsburger  .  von  SanftI  beschriebene ,  Evangeliencodex, 
welcher,  wie  Tab.  II.  und  III.  zeigen,  die  Schriftarten 
verschiedener,  und  zwar  auch  der  frühesten,  Jahrhun- 
derte aufweist,  obgleich  er  im  U-  Jahrhunderte  geschrie- 
ben ist.  Für  Theile  eines  solclirn,  vielleicht  gleichfalls 
für  einen  Karolinger  geschriebenen  ,  Prachtexemplars 
halte  ich  auch  die  Bruchstücke  des  Gallener  Virgil,  Am 
nächsten  kommt  im  Ganzen  diese,  ebenfalls  aus  mehre- 
ren Schriftarten  gemischte,  Prachtschrift  den  Inschriften 
auf  Steinen.  Das  breit  gezogene  N  dagegen  und  den 
Buchstaben  V,  wie  er  im  Gallener  Codex  geformt  ist, 
findet  man  in  den  ältesten  Handschriften,  namentlich  in 
den  Herculanischen  Fragmenten.  Die  übrigen  Buchsta- 
ben entsprechen  dem  Ductus  der  Lapidarsrhrift.  Daher 
ist  das  A  dem  noch  jetzt  gebräuchlichen  gleich,  während 
das  A  der  Herculanischen  Fr.igmente  einen  schiefen,  vom 
untern  Enile  des  ersten  senkrechten  Striches  hinaufgezo- 
genen ,  das  A  des  Meiliceischen,  Vaticanischen  ,  Römi- 
schen und  Palatinischen  Codex  dagegen  gar  keinen  Quer- 
strich hat.  Ausserdem  unterscheidet  sich  noch  das  E 
bedeutend  von  der  Handschrift  der  ältesten  Codices,  be. 
sonders  auch  von  derjenigen,  welche  die  Herculanischen 
Fragmente  aufweisen.  Zweitens  vprrathen~die  Ausdrücke 
Bucnlica  E.iplicit  und  Incipit  Georgii  a  unverkennbar 
ein  jüngeres  Aller,  wogegiii  der  Mediceisrhe  Codex  rich- 
tiger und  allerlhümlicher:  Hucolicon  liber  explicit,  inci- 
pit Geoigiciin  üb.  I.  ,  ähnlich  auch  Cod.  Rom.  Diese 
Codices  erkl.'iren  zugleich  ilen  Ursprung  des  obigen  jün- 
geren Fehlers.      Endlich   glaube    ich  nicht   zu   irren,   wenn 

61 


9'J3 


9?4 


mir  dor  Fflilor  onerisat  (Acii.  III,  48.J-)  f'ir  onerat  ei- 
iirii  Aiiklniie  fi)!!  Fiirmoii  iler  italiiMiiscIirii  V  iilg.'irspraclm 
zu    lialicii    .srlirint. 

Du-  f(ilj;i'mli'ii  Ccicliros  .sind  K.'liiiiiitlii'li  Hfriipiisps.  Dpii 
rr.-itf>n  iIi'I'SoIIipii  ,  von  Hrn.  iM  mit  $  Ix-zficliiirt,  sptzt 
rr  in'»  (1.  JalirliiiiidiTt.  Die  Srhrift  is<  cnrsiv,  ilie  er- 
s(rn  ()  Verse  der  ersten  Kklo-je  jeilixli  »inil  in  iVItjuskcIn 
gesehrielien  ,  %ielilic  der  Si  lirift  des  iVIedireiscIien  Codex 
»«iir  ähnlich  sind;  man  fühlt  sich  daher  versucht,  zu  glau- 
ben, dass  der  |;aii/.e  Codex,  »oraus  iliese  Handschrift 
geflossen,  auf  iliese  ^Vpise  (jeschrieheii  war,  und  demnach 
einem  sehr  frühen  Zeitalter  annehürle.  Diese  llaiid- 
srhrift  enthflll  von  verschiedenen  Händen  heigescliriebeoe 
Scliolieii,  nieislentheils  ans  Servius.  Hr.  M.  tlieilt  Eini- 
ges aus  den  Einleitungen  zu  den  Eklogen  mit.  Die 
AVorte  zur  \{),  Eklojje:  ,,Carpit  etiam  teinpora  Antoiiii, 
quod  contra  Koinanuin  inoreni  secum  feininam  in  proeliuni 
duceliat",  müssen  so  gelesen  werden:  ,,Carpit  et  intem- 
perantiaiii   A."   n.   s.    \i. 

Der  zweite,  mit  £  bezeichnete,  gehurt  nach  Ilr.  IVI. 
gleichfalls  in's  '•}.  Jahrhunilert ,  und  enthält  Scholieii,  die 
besonders  zum  ().  Uiiclie  der  Aeneide  zahlreich  sind. 
Das  zu  Ende  des  Codex  dem  Virgil  beigelegte  Epigramm 
He    nutricp   sua    gehtirt   ilem    Martial    I,    2n. 

Der  dritte  und  vierte,  mit  X)  bezeichnet,  machen 
eineu  zusammengeliörigen  ,  von  einander  gerissenen  ,  Co- 
dex aus,  »elcher  Hrn.  31.  zu  Ende  des  9.  Jahrhunderts 
geschrieben    zu   sein   scheint. 

Der  fünfte,  mit  (^  bezcidinet,  gehört  nach  Hrn.  M. 
dem  10.  Jahrb.  an;  auch  dieser  enthält  .Schollen,  na- 
mentlich sehr  ausführlidie  zum  .j.  Buche  der  Aeneide. 
BeoierkensH  erth  ist,  dass  in  ilieser  Handschrift  das  ge- 
wöhnlich dem  Kaiser  Aiigustns  zugeschriebene  Gedicht 
Ergont!  supreiiiis  den  ^iamen  Richard  zur  üntprschrift 
hat.  Das  Carmen  de  Rosa  ist  keineswegs  unbekannt, 
wie  es  Hrn.  M.  scliien  pag.  10.  not.  h;  es  befinilet  sich 
an  mehreren  alten  Ausgaben  des  Virgil.  Hr.  M.  citirt 
jedoch  selbst  in  ilem  an  die  Redactiun  dieser  Zeitschrift 
eiogeschickten  und  von  dieser  an  mich  übersendeten  Exem- 
plare in  einer  mit  Uleistift  beigeschriebenen  Bemerkung 
eine  auf  dieses  Gedicht  sich  beziehende  Notiz  des  Pie- 
rius  zu  Georg.  I,  ÜDS.  Hr.  IM.  theilt  pag.  10.  not.  7. 
den  Anfang  einer  in  diesem  Codex  enthaltenen  Vita  Vir- 
gilii  mit,  der  folgendermassen  lautet:  „Publ.  Vergilius 
Maro,  genere  Alantuanus  ,  dignitate  eques  Romanus,  na- 
tu» idibus  Octobribus  Gneio  Pompeio  et  IVI.  Crasso  cun- 
snlibus.  Ut  primum  se  coiitulit  Romae ,  studuit  aput 
Epidium  oratoreni  cum  Caesare  Augiisto,  unde,  cum 
omoibus  Mantuanis  agri  auferrentur,  —  —  liuic  soli 
concessit  memoria  condiscipulatus.'* 

Der  sechste,  mit  @  bezeichnete,  nach  Hrn.  31.  im 
lU.  Jahrb.  geschriebene,  die  Eklogen,  Georgica  und  die 
ersten  5  Bücher  iler  Aeneide  (bis  V,  S5'i.)  umfassende 
Codex,  früher  Eigcnthum  des  Petr.  Daniel,  ist  vorzugs- 
weise wegen  der  darin  enthaltenen  Schollen  merkwürdig, 
wovon  weiter  unten;  hier  sei  nur  noili  erwähnt,  dass 
diese  Handschrift  auch  die  Vita  Virgilii  des  Dunatus  ent- 
hält, tarn  bene  et  einendate  scripta,  wie  Hr.  31.  ver- 
sichert,    ut  muita    in   Burmauni    editiuue    ex    hoc   codico 


einendari  possint;  eine  beachtensvferthe  Probe  davon  theili 
Hr.    ^1.    p.     I  I.    not.    1.    mit. 

Ausserdem  werden  noch  drei  andere  Cndd.  Bernenses, 
einer  nach  \ngabe  des  Hrn.  31.  aus  dem  lt.,  die  beiden 
andern,  papieriie  ,  aus  dem  1  4.  Jahrh. ,  beschrieben.  In- 
dem Hr.  31.  die  Beschreibung  der  übrigen  auf  eine  an- 
ilere  Gelegenheit  verschiebt,  führt  er  nur  noch-  einen 
Codex  des  Servius  an,  nicht  sowohl  wegen  des,  zum 
Tlieilr  sehr  in's  Enge  gezogenen,  Servius  selbst,  als 
wegen  der  eingeschalteten  oder  am  Rande  befindlichen 
Bemerkungen  des  Abschreibers,  welche  sich  öfters  auf 
schottische  (lebräuchc  beziehen,  und  viele  Sätze  und  ein- 
zelne Worte  in  einer  fremden  Sprache,  nach  Orelli's 
Vermuthnng  in  der  Celtischen,  enthalten,  die  der  Auf- 
merksamkeit  der    Kenner    zu   empfehlen   sind. 

Pag. 'J.T  —  31  verzeichnet  Hr.  iM.  die  aus  sämmtlichen, 
von  ihm  beschriebenen  Berner  Handschriften  entnomme- 
nen ,  von  meiner  Rerension  abweichenden  Lesarten  zu 
Aen.  II,  Vs.  1  —  5Ü7.  So  zweckmässig  und  dankens- 
werth  die  grosse  hierauf  verwendete  3]ühe  ist,  so  bestä- 
tigt das  Ergebniss  doch  wiederum,  was  ich  anderwärts 
ausgesprochen  habe,  dass  von  neuen  Vergleichungen  Vir- 
gilischer  Handschriften  wenig  Ausbeute  zu  erwarten  sei^ 
e.  auch  meine  Vorrede  zu  Vol.  I.  p.  XI.  Aen.  II,  \'>(\. 
\\Ahen  animi  die  zwei  ältesten  Berner  Handschriften,  ani- 
mis  einige  andere;  es  ist  also  nun  gewiss,  dass  animis 
auch  in  Handschriften  vorkomme.  Falls  Hr.  M.  seine 
Aeusserung ,  dass  aus  diesen  3]anuscripten  der  Text  des 
Virgil  hier  und  da  verbessert  werden  könne,  auf  diese 
Variantensanimlting  bezieht,  so  kann  sie  nur  in  orthogra- 
phischer Hinsicht  gelten.  Die  Orthographie  liess  ich 
früher  unberührt  ;  nachdem  aber  der  fünfte  Band  meiner 
Ausgabe  erschienen,  wird  Hr.  AI.  3]anches  so  geschrieben 
finden,    wie   es   in  seinen   Codd.   steht. 

Der  interessanteste  Theil  der  verdienstlichen  Arbeit 
Hrn.  31. 's  sind  die  aus  Cod.  G.  mitgetheilten  Scholien- 
excerpte  zu  den  Eklogen  und  dem  ersten  Buche  der 
Georgica,  p.  12  — -'S-  Hier  kommen  häufig  die  Namen 
dreier  früher  unbekannten  Scholiasten,  iIcs  Junilius  Fla- 
grius,  welchen  Hr.  31.  für  identisch  mit  Junius  Philar- 
gvrius  hält,  des  Gaudentius  und  T.  Gallus  vor.  Hr.  31. 
hat  hierbei  unbemerkt  gelassen,  dass  schon  Suringar  in 
seiner  Historia  critica  Scholiastarum  Lat.  P.  II.  p.  274 
—  {4'l  ähnliche  Scholien  unter  dem  Namen  derselben 
A'erfasser  aus  einem  Leidener  Codex  bekannt  gemacht 
hat;  s,  auch  Osanu's  Beiträge  zur  griech,  und  röm.  Li- 
teraturgeschichte 2-  Bd.  S.  281  sqq.;  doch  sind  die  Ber- 
nischen ausführlicher.  Jedenfalls  sind  diese  Scholien  einer 
genaueren  Untersuchung  werth,  welche  ich  balilthunlichst 
in  einer  besonderen  Abhandlung  anstellen  werde.  Für 
jetzt  beschränke  ich  mich  auf  die  Bemerkung,  dass  Hr. 
31.  31anchps  von  den  häufigen  Verderbnissen,  welche  darin 
vorkommen  ,  richtig  (zum  Theil  erst  durch  nachträgliche 
Randbemerkungen  in  dem  mir  zugekommenen  Exemplare) 
verbessert,  ausserdem  aber  noch  Vieles  durch  Verglei- 
rhung  der  Servianischen  Scholien  hätte  verbessern  küu- 
nen.  Auch  die  p.  32  —  3Ü  mitgetheilten,  aus  den  übri- 
gen oben  verzeichneten  Handschriften  zusammengestellten 
Scholien  zu  Aen.  I,  1  —  22.  werde  ich  bei  anderer  Ge- 
legenheit ausführlicher  besprechen. 


9?5 

Die  angebangten  ,  sehr  sorgfaltig  aasgefiilirten  Tafeln 
mit  zahlreichen  Schriftprohen  aus  oben  erwähnten  Hand- 
schriften sind  eine  selir  schatzenswerthe  Beigabe  für  den 
Paläographen. 

Möge  Hr.  Prof.  31.  ferner  in  ahnlicher  Weise  um 
die  AlterthumsHissenschaft  sich  verdient  machen,  und  seine 
Bemühungen  jeder  Zeit  durch  anerkennende  Theilnahme 
belohnt  sehen !  Philipp    Wagner. 


93.   a)  Geschichte   der  Hellenischen  Dichtkunst.     Von   Dr. 

Hermann   Ulrici.     Berlin    183.J. 
b)   Geschichte    der    Hellenischen    Dichtknnst    ron    Dr. 
Georg  Heinrich  Bode.     Leipzig  1838  flg. 
(Voigl.  Jahrg.    VII.      Sirlxi.los   Hclt.     Kr.  8,5   H.)   *) 
Zweiter  Artikel. 

Nachdem  wir  in  ileni  erslen  Artikel  die  Art  und  Weise 
besprochen  haben,  »ie  die  Gesrliichte  des  griechischen 
£pos  von  den  beiden  Verf.  behandelt  worden  ist,  so 
wenden  wir  uns  in  diesem  Artikel  zu  <lenjenigen  Banden 
ihrer  AVerke,  welche  die  Geschichte  der  Lyrik  behan- 
deln. Bei  Hrn.  Ulrici  ist  dieses  der  zweite  und  bis  jetzt 
letzte  Banil;  Hr.  Bode  hat  seinen  zweiten  Band  wieiler 
in  zwei  Theile  getheilt,  von  denen  der  erste  die  ionische 
Lyrik  nebst  Abhauilluugen  über  ilie  ältesten  Cnitus-  und 
A'olkslieder  und  über  die  Tonkunst  der  Hellenen,  der 
zweite  die  dorische  und  aoliscbc  Lyrik  enthalt.  Damit 
haben  wir  zugleich  die  Gintheiinng  des  SlolFs  im  Allge- 
meinen ;  als  der  ionischen  Lyrik  erste  Hälfte  gibt  Hr.  B. 
die  Geschichte  der  Elegie,  als  die  zweite  Hälfte  die  Ge- 
srliichte der  lamben  und  Anakreoutischen  Dichtungen; 
an  die  dorische  Lyrik  schliesst  er  die  attischen  Dithy- 
ramben, an  die  aolische  die  ^kolien  und  sogenannten 
Inkrischen  Gedichte  an,  von  denen  «ir  noch  nachher  spre- 
chen werden.  Diese  Eintheilniig  ist  übersichtlicher  und 
fasst  das  ZnsamineHgehörige  mehr  zusammen,  als  die  Art, 
wie  Hr.  ülr.  den  Stofl'  behandelt  hat  ,  indem  er  das 
Ganze  zunächst  in  Perioden  eintheilt,  und  in  jeder 
derselben  ilie  (ieschichfe  iler  einzelnen  Stile  der  Lyrik 
durchgeht.  Dadurch  tritt  viel  Zerstückelung  und  nament- 
lich auch  viel  Wiederholung  ein  ,  was  überhaupt  in  die- 
sem Bande  bei  Hrn.  ü.  in  dem  !>Lisse  der  Kall  ist,  dass 
wir  ausserordentlich  oft  Verweisungen  auf  frühere  oder 
spätere  Stellen  finden,  wo  ilasselbe  gesagt  sei,  ein  Beweis, 
theils  dass  der  Plan  des  Buches  nicht  gut  angelegt  ist, 
theils  dass  auf  <lie  Ausarbeitung,  wie  schon  im  ersten 
Artikel  bemerkt  wurde,  nicht  diejenige  Sorgfalt  verwen- 
det worden  ist,  wciclie  zu  wünschen  gewesen  wäre. 
Ueberhaupt  müssen  wir  mit  Bedauern  Hrn.  U.'s  Geschichte 
der   Lyrik   für  weniger   gelungen   und  zuverlässig  erklären, 


*)  In  dem  ersten  Artikel  bitten  wir  folgende,  bis  jetzt  unbe- 
richtigt  gebliebene,  wesenlliclie  Dnickfehler  zu  verbessern: 
S.  69f.  Z.  20.  1.  lonier  für  Darier  und  Aeoler.  Ebcndas. 
Z.  31.  1.  Arien  für  One.  S.  700.  Z.  16.  I.  nicht  in  II  i- 
derspiuch  trete.  Ebendas.  letzte  Zeile  I.  zu  bedeutende. 
S.  709.  Z.  18.  I.  Dämon  für  Dämon- 


92ß 

als  die  des  Epos.  Wir  stehen  bei  der  Geschichte  der 
griechischen  Lyrik  auf  sehr  unsicherem  Boden,  jeder 
Schritt,  den  wir  vorwärts  thun,  erfordert  die  grüsste  Be- 
hutsamkeit, und  ein  kleiner  Seitensprung,  der  die  frei- 
lich zerstückelte  Handhabe,  an  welche  aber  doch  der 
AVanderer  von  Zeit  zu  Zeit  sich  anlehnen  kann,  verlässt, 
kann  uns  unvermerkt  gänzlich  von  dem  richtigen  Ziele 
abführen.  Sorgsam  der  üeberlicferung  zu  folgen,  aber 
nicht  sich  mit  der  Sammlung  von  Mofizen  zu  begnügen, 
sonilern  fortwahrend  dem  inneren  Zusaininenliaiig  aod 
Fortgang  der  Dinge  nachzuspüren,  die  Lücken  der  Üeber- 
licferung ebenso  wenig  unberücksichtigt  zn  lassen,  als  sie 
willkürlich  anszufüllen,  sondern  sie  deutlich  zu  markireD 
und  liervrir/ubeben,  damit  man  sehe,  worauf  die  Forschung 
vorzugsweise  ibr  Augenmerk  zu  richten  habe,  und  allen- 
falls nach  sorgfältiger  Eiwacuiig  des  Eiit»  ickelungsgange» 
durch  lorsiilitige  und  ninsiclitige  Conibiiiation  eine  all- 
niäliliche  tbrilweise  Ergänzung  dieser  Lücken  zu  ver- 
suchen, das  ist  es  ,  was  der  Gesrhichlschreiber  der  Lyrik 
sich  zum  Ziel  setzen  miiss.  .Aber  vor  Allem  ist  ein  mög- 
lichst fester  Boden  zu  gewinnen,  und  dann  ist  ^'orsicht 
ein  Hanpferforderniss.  Hr.  LIr.  ist  oft  zu  willkürlich 
mit  dem  Stolle  umgegangen  ;  seine  Raisoiinemenfs  ent- 
fernen ihn  von  ilem  richtigen  Staiidpunct,  und  verblenden 
ibn  daueren,  in  ilem  Chans  verschiedenartiger  Kachrich- 
teu,  welche  oft  auf  einen  INanien  gehäuft  sind  ,  diejenigen 
7U  uiiterM-heiflrn  ,  welche  iiai  h  dem  ganzen  Eiitwicke- 
liiiig.>:gaiig  iler  Literatur  das  Kiclilige  eiidialteii  müssen. 
\S  ir  »erden  nachher  im  Eiiizeliieii  dafür  Beispiele  lialien. 
Bei  Hrn.  B.  haben  »ir  freilich  so  etwas  nicht  zu  er- 
warten; wir  können  uns  bei  ihm  an  die  IMasse  der  aii- 
gigebenen  Literatur  halten;  die  aber  auch  nicht  ganz 
zuverlässig  ist;  im  Texte  aber  dürfen  wir  uns  nicht  wun- 
dern ,  ihn  mit  unveränderter  l^lieoe  ijaiiz  unvereinbare 
und  einander  w  idersprerhende  Dinge  behaupten  zusehen, 
wiewohl  er  jetzt  im  Allgemeineii  von  Beniliardy  unab- 
hängiger ,  und  seine  Darstellung  brauchbar  ist,  wo  es 
auf  blosses  Referiren  biographischer  .Angaben  und  solcher 
Dinge,  bei  denen  kein  Zweifel  und  kein  iMissversfändniss 
mö^^lich    ist  ,   ankommt. 

Ueber  BegrilT  und  Alter  der  Lyrik,  wovon  Hr.  B. 
in  der  Einleitung  des  ersten  Theils  der  Ge.schiclite  der 
Lyrik  handelt,  haben  wir  uns  schon  ausführlich  in  dem 
ersten  Artikel  ausgesprochen.  Hr.  ü.  spricht  in  der 
dreizehnten  ^'orlesung  von  dem  Wesen  der  lyrischen 
Kunst  im  .Allgemeinen,  und  dem  der  griechischen  Lyrik 
in  ihrer  historischen,  relij;ii)sen  und  künstlerischen  Be- 
deutung. Was  die  historische  Bedeutung  betrifft,  so  sagt 
er  S.  I'J,  kein  Zweig  der  antiken  kuiist  schliesse  sich 
so  eng  an  das  innere  Volks-  und  Slaatsleben  au,  als  <lie 
Lyrik,  und  wie  man  das  Epos  die  Poesie  der  Erinnerung 
und  der  ^'ergangenlieit ,  so  könne  man  jene  die  Poesie 
der  HuHnnng,  des  Sfrebcns  und  iler  historischen  Gegen- 
wart nennen.  Ueberall  fast  sei  es  ein  äusserer  (iegen- 
stand ,  an  welchen  Betrachtung  und  Gefühl,  Gedanke 
und  VVort  des  Dichters  sich  hänge,  und  man  könne  be- 
haupten, dass  es  in  der  ganzen  Fülle  lyrischer  Bruch- 
stücke, die  wir  besitzen,  kein  einziges  Gedicht  gebe, 
welches  des  Dichters  Einj>riiidungen  und  Seeleiizustäiiile , 
den  Sinn  seines  Lebens    und   Dichtens,    die  Bildung    der 

61* 


927 


928 


elgrnfin   iniierrn    Welt  »ciiips   fieistrs    roin    nii«l   uiibi-riihrt 
roll    fliisscrrii  KiiiiliisHiMi  ilarütpllr,  —  allcrilint;»  ein«    »aliro 
Beiiirrkiiii;,' ,    ilercii    (jniiiil    ebenso    Molil    zu    siiclien    ist   in 
«lein    Oljeiliieii     und     Plaslisi  lieii     des    grierliisrlien     Cha- 
ralilers    im    .lll|;oiiieineii ,   als   in    der  jiigendlielien    Periode 
der    (leistesenl»  ickeliiii); ,   in    nelclier   iiinn    iiorli    nirlit   das 
Ich    als    solches     luiii    Sfllis(,'liidi(;eii    Gegeiistaiiil    der     Re- 
flexion   niaclieii    konnte,     unil    niclit    den    Grad    roii    K<^oi8- 
in08    und    Selbs)gefalli{;keit    besass,    bcstiindi);    in  den  Kam- 
mern  des  Herzens    zu    wiililcn,    und    die   dort   zusammenge- 
surbten    bunten    Fetzen    von    Gefiililen   sirli    selbst    und    an- 
dern   roijuettirend    rorzulialten.      Wefeii  jener  liistorisclien 
Bedeutung    der     Lyrik     glaubt    nun    Hr.    ü.     mit    ileii    drei 
wichtigsten    E|iO('h«n    der    [lolitiselien    Gesrhichte    aurh    ilie 
Eintheiliiiig'  der  Lvrik    parallelisiren    zu    können,    nfimlirh: 
t)  Entstehuiij;  und  Eii(«irkeliinff  des  Volkslebens   in    freie- 
ren    Verfassungen     narli    dem    Sturze     der     alten     Köiiigs- 
geschlechter   —    Entstellung    und     erste    Enlwiokelung   der 
l^risrlien    Kunst;    '.')    bestimmtere    Gestaltung     und    Ausbil- 
dung  der   Indiiiilualitat  der  ISiamine    und  Staaten,    »ie  des 
Einzelnen    im    Kampfe    ztvisrhen    Tyrannei     und    Volksfrei- 
heit    —     Ausbreitung,     lebendige,    organische     Entfaltung 
und    beginnenlies    llpberge»  icht    der    Lyrik    mit   der   Tren- 
nung   nach    tersrhiedeneii    Uialekten    und    Stilen;     3)    <'ol- 
lendete    Ausbildung   der  Nationalität,   des   eigeiithümlicheii 
Charakters   der   J»tamme ,    )»taaten    und    Verfassungen,     wie 
der   Individualität   des  Volks-    und  Einzellebens    nach    dem 
Siege    ober    die    Tyrannen     um    die   Zeit    der    Perser  kriege 
—    Gipfel     und     AVendepunct    der    lyrischen   Kunst.        Wir 
zweifeln,     ob   damit   das    AVesen     der   Sache    getroffen   sei; 
denn    in    der    lyrischen    Poesie    fällt    von    Anfang    au   der 
Unterschied   der  Stämme    in    die   Augen,    entvvickctt    sich 
nicht  erst  später,    und    dieser   Unterschied    ist    das   wich- 
tigste,   vor  allen    andern    hervorzuhebende   IVlomeiit,     wie 
denn    auch    Hr.    U.    selbst    nach    ilemselben    drei    .Stilarten 
der    griechischen    Lyrik    annimmt.       Aber    er    scheint   die 
!Natur   derselben    nicht   richtig    erfasst    zu    haben,    wenn    er 
z.    B.   S.    43  sagt:    ,, Stile,   Classen    und  .Schulen    der  Kunst 
zu    bilden    Und    eifrig   und   treu    daran    zu    halten,    »ar   den 
Alten    überhaupt  eigenthi'inilich    und     weit   geläufiger,     als 
den    Neuereu.'         Wenn    die    Dichter    eines    und    dessellieu 
Stammes   in    derselben    Weise    und    Form   dichteten,   so    ist 
«las   nichts   Willkürliches   und    Bewusstes,    und    man    kann 
nicht  sagen,    dass    von    dem    Einzelnen    der    Stil    gebildet 
sei,    an    den    sich  seine   Schule    anschliessee ,    sonilern   es 
ist  die    Form,     welche    ans    dem    Charakter    des    Stammes 
hervorgeht,    und    diesem    Stamme    angebfirt.       Das    Eigeii- 
thümliche    besteht  also    vielmehr    in    iler  Volksthüniliclikeit 
der   griechischen  Literatur    und    in    der  wichtigen  .Stellung, 
zu    welcher    die   Stämme   in    derselben    berufen   sind  ,     wäh- 
rend   in    iler    neueren    Literatur    der    Einzelne     nach     Will- 
kür  sich    Form    und    Gattung   der    Poesie    ausivählt.       Die- 
ser   Unterschied    der    Stämme    und     der   darauf    beruhende 
Unterschied    der   lyrischen    Poesie    ist  also    voranzustellen, 
und    damit   ergibt   sich   von   selbst   die  Periodeneiiitheilung, 
weil    die    einzelnen    .Stämme    nach    einander     ihren    Culmi- 
nationspiinrt    in    der    Literatur   erreiihten. 

An  das  historische  Element  scliliesst  sich  nach  Hrn.  U. 
eng  das  religiöse  an,  auf  welches  er  sehr  grosses  Ge- 
wicht  legt,    wie    nicht    bloss   diese   vorausgeschickten    Be- 


merkungen,  sondern   auch   die   ganze  vierzehnte  Vorlesung 
beweist,    welche    die    Eiitwickcluiig    und    den  Ursprung   ilcr 
griecli.  Lyrik  aus  dem  Religionscultus  zum  Gegenstände  hat. 
Aber    auch    hier     können    wir    uns    mit    seiner   Darstellung 
nicht    ganz     befreunden.       Die     lyrische    Dichtung,     lieisst 
es   S.    1),    übernahm    jetzt   die    Umgestaltung   und  Fortbil- 
dung  der    A'olksreligioii    von    der    iniipren,   ethischen  Seite, 
und    weiter    ist  als   von    etwas    Bekanntem    ilavon    die  Rede, 
wie   sehr    die   alte  Götterlehre    von    den    lyrischen  Dichtern 
verwandelt  sei,    wie   sie    meist   mit   bestimmter  Absicht  den 
Stoff  selbst   geliildet   und    verändert  hätten,    dem  Charakter 
<ler   Zeit    oder     dem    Zuge    der    eigenen    Anschauung    fol- 
gend.    Wir    können    einer    solchen    Ansicht   von    dem    Ver- 
hältniss    iler   Poesie    zur    Religion    in  jener   Zeit,   so  schroff 
ausgesprochen,    nicht    beistimmen,    da    vielmehr   die  verän- 
derte   Tendenz    der  Religion    ebenso,    wie    die  Tendenz  der 
lyrischen  Poesie,   als  eine  Folge    des  Zeitgeistes  anzusehen, 
nicht   aber  jene    ganz    und    gar    von    dieser,    und     zwar   von 
einem    willkürlichen    Verfahren    der    Dichter    abhängig    zu 
machen  ist;    und  Hr.  U.  selbst  bleibt  sich   nicht  cnnseijnent, 
und    modificirt   seine    vorher     ausgesprochene    Ansicht    we- 
sentlich ,    wenn   er   S.   23  die   Lyrik  Organ   der   religiösen 
und     sittlichen     Bildung     nennt,      und     endlich     sogar     ileo 
tirnnd     lies     engeren     Verhältnisses     zwischen     Lyrik     und 
Religion    in   der    Entw ickelung   der   ersteren    aus    der   letz- 
teren   findet,  SU    dass    man    also    dem    Einfluss   der  Religion 
auf  die  Poesie    eine    weit   grossere  Wichtigkeit  scheint  zu- 
schreiben   zu    müssen  ,   als   dem    umgekehrten.      Aber   auch 
hierin,   in    dem    in    der   vierzehnten  Vorlesung   mit    nur  all- 
zugrosser     und     überflüssiger    mythologischer   Ausführlich- 
keit   behanilelten    Gegenstand,   scheint    uns   Hr.  U.    zu   sehr 
in's   Extrem    zu    gerathen ;    denn    wir    können   es   nicht   zu- 
geben,    wiewohl    wir    manche    dahin    sich   neigen   sehen, 
dass    die    griechisihe    Lyrik    nur   auf    religiösem    Boden    er- 
wachsen  sei.      Hr.    U.    spricht    das   ganz   bestimmt  aus,    in- 
dem    er    das     weniger     Religiöse      erst    später     hinzutreten 
lässt.      »jWir  sehen",    scliliesst    er    jene    Vorlesung,    ,,wie 
sich   letztere   (die   lyrische    Kunst)   allmählich   aus   den    nr- 
sprünglichen     und     einfachsten     musischen    Elementen    des 
Gütterciiltus   entwickelte,   anfänglich    lyrische   und   epische 
Bestandtheile    verschmolzen    waren,     sodann    erstere    gegen 
letztere    weiter    zurücktraten,     die     einzelnen    Zweige    der 
gesammteii    Kunst   mehr    und    mehr    unterschieden    und    ge- 
soiiilert    wurden,     bis    daraus    die    lyrische    Poesie    in    ihrer 
ethischen  Tendenz,  bestimmter  hervortrat,    unil  auch  fremd- 
artige ,    dein    Religioiisdienste    nur    näher   oder   ferner    ver- 
wandte   Stoffe    des    Geistes    und    Lebens    von   der  Kunst   er- 
griffen   unil    verarbeitet    wurden."       Wäre    es   auch   an   sich 
wahrscheinlich,     dass    nur    religiöse    Elemente    dem   allge- 
mein   erwachten    Bcdürfiiiss   nach    dieser   Gattung   der  Poe- 
sie  Stoff    und     Nahrung    gegeben     hätten,    so    müüste     uns 
doch    selbst   das    Wenige,     was    wir    von    den    Volksliedern 
der    Griechen     wissen,     warnen,   jenes    Bedürfiiiss    für    so 
einseitig    zu    halten  ,     und     wenn    wir   auch    dort   allerdings 
der     Gottheit    fast    überall     eine    Stelle    eingeräumt,     und 
auf  sie    fast   alle    Verhältnisse   des  Lebens    bezogen    finden, 
so    ist   das    nur    eine  Aeusserung  jenes  Paiidämoiiismus,    der 
in  jeder  Lebensreguiig   das    unmittelbare   Walten   des  Gött- 
lichen  sieht;    «loch    sind    solche    Beziehungen    ebenso    ent- 
fernt  von   sanctionirter   Religion   und  Ciiltus,   wie   die  Ver- 


929  930 

ebrung   aller  jener  Kräfte  iiiiil  Lebeiisäusserunften  in  ilirer  aligeleilef   «erden?   Alier   die  Verwirrung   «ird    norli    grlis- 
ganzen    S|)erialität    und    Ulannirlifalfickeit    als   pcr^Tinlii  her  ser.       Während     wir    S.    9    di<>     Ansiilit    finden  ,    ilass    iler 
Wesen    nelbst.       Wenn    also   der    Hixlizeiisgesanf    an    den  Manie    Pflnii    oder    Paan     nriprünglii  li    mit    Apollo    in     \'er- 
Gott     der     Hochzeit     sieh     richtet  ,      nenn     dax     Welnlied  hinilnn;^   stehe,    aher    schon  im  Homerischen  Zeilalter  nicht 
den     Gott     des     Weines    preist,     nenn    der     Liehende     von  mehr   ansschliesslicli    dem    Apollo   an[;eli(jf  e ,    n  elcher  Ent- 
Aphrodile    unil    Eros    die    liefiirderunj   seiner  Wünsche    er-  wickelungSjfan^    «nch     S.     IfS    mit    deiitlirhcti    Worten    an- 
wartet,   so    werden    wir   diese    Poesie     doch    nicht   eine    re-  gegeben    wiril,    so    lesen    «ir   S.    |(i,    Mot.    '.' :     ,,7.nm    Gut- 
ligiüse     nennen    können,    und    doch     wird    diese    Klenieiite  terarzte    hat    Homer   den  Päeon    angestellt,    dei    dem  Apollo 
der   Lyrik    Nieniaml    für    minder   alt   erklären     »ollen,     a's  ganz    fremd    ist,    und    noch    ton    Hesiodos    und    Solon  streng 
Päane ,     Hyporchenie     unii    dergl.       Ueherhaupt    lerdlenten  von    diesem    geschieden    wird.    Apollo   als  Retler    und  Päon 
die  .Spuren    des   früheren  ^olksgesangs    wenigstens  in  einer  als    Arzt     waren    aber    ihrem     Wesen     nach     zu    nahe    rer- 
V'orgeschichte    der  Lyrik    einige  Berncksi<  hligung,    welche  wandt,  als   dass   nicht   auch  Apollo   den  Namen    Päon    oder 
sie    bei    Hrn.   U.    nicht    gefunden    haben,    der    nur    beiläufig  Pflan   niler   JepAeon    hätte    erhalten   sollen,    unter    welchem 
daron    spricht;    bei    Hrn.    IJ.    müssen    wir   es   dankbar    aiier-  er    bereits   im  Homerischen  Hymnus,    bei    Pindaros  u.  s.   w. 
kennen,    dass    er    dieses    eingesehen,     und     manchen    MfofF  erscheint,    und    zvtar   vorzugsweise   als  Retter  aus   drohen- 
zusammengetragen   hat,    wenn    auch    die    liehandliing    des-  der    Gefahr,     oder   als   Befreier    von   allen    Lebein."       Und 
selben   sehr    Vieles    zu     tii'inschen     iibrig    lässt,     und    über-  auf  derselben   .Seite    im    Text  —  dürfen    wir    ni.sern    Augen 
haupt     nur    ein    Tlieil    <les    ^'olksgesanges     In    Ilelrarht    ge-  trauen?  —  helsst   es:    ,,In    beiden  lieülehungen    galt  Apollo 
kommen    ist        Hr.    B.    beginnt    mit   der  ältesten  Geschiihte  durchaus   als    ferntreflender    Bogengott,    als    cicflj rojo    und 
des   Paan,    lässt   ilarauf  die    vorjiomei  Ischen    Lyriker,   dann  'i'o^,    und  späterhin    als    nuidjv,   oder   ixaid.v,    oder   iitoz 
die   Geschichte   des    Päan   zur  Zeit    des   Thaletas,     Arihl-  nuiüv,   und    ii]nnn;u)V ,    worin   der  Begriff"  des    Treffen» 
lochos  ,    Terpandros,    darauf  den  Linosgesang   und  ähnliche  und  Schiessens   eben   SO  deutlich  ausgedrückt  ist,    wie   iu 
Klagelieder   folgen,      und     verbindet    Im    fünften    Abschnitt  i /.l^tjokus    u.    s.    w."       Hr.    B.    spricht   sich    auch    über   die 
die  älteste  Geschichte  des  Hymeuäos,  Hyporchein  und  Lehr-  rhythmische    Form    der    ältesten    Päane     aus,     und     spricht 
gedichtes,    Boran   sich  der  Uebergang    zur  Lyrik   der  histo-  hier,   sowie   auch    bei    den    anderen    vorhistorischen  Volks- 
rischen     Zeit    anschliesst.         Aber    überall     vermissen      wir  liederii     mit    immer     mehr     steigender     Bestimmtheit    aus, 
Deutlichkeit   der    Anschauung    und    Beobachtung    des   ricli-  dass   der   daktylische    Hexameter    auch    schon    diesen    Lie- 
tigen    Masses;    Hr.    B.     überschüttet     uns    ans    dem     vollen  dern    eigen    gewesen    sei,    eine    Ansicht,     die    er    im   ersten 
Sacke   seiner    Colleclaneen     mit    Passendem     und    Fremdar-  Band,    wie     wir    gezeigt    haben,    als     er    Bernhardy     aus- 
ligem,    und    schreibt,    wenn    er   einmal    Im  Zuge    ist,    Dinge  schrieb,    vergass.       Bei    dieser   Gelegenheit     wird    von    der 
ans   den    beniit/.teii    Quellen,     von    denen    man    nicht   einzu-  Vollkommenheit   des    daktylischen    Hexameters     überhaupt 
sehen    im    Stande    ist,    was   sie   au   <lieser  Stelle  sollen,   und  gesprochen,     und    der    Grund    derselben    gefiiniien    In    ,,sel- 
die    Darstellung   rerrälh    fast    überall    einen  IMaiigcl    au  Ge-  ner    urspriinglichen    Vereinigung    mit   dem    Tacte    der    IMu- 
schmack  ,     der    es    nur   allzu   sichtbar    Herden    lä'ist,     ilass  sik    uikI    des    Tanzes,    wobei    das    IMass   der    Worte    um!    die 
iler    Verf.    bei    dem    grossen    Bau  ,    den     er    vor    uns   aufzu-  Regel    der   Tritte    sich    den    Tönen    der     Phorminx     genau 
richten    versprochen    hat,    mit   den    .Arbeiten    des    Kärrners  anschmiegen     inusste''    (?).       Da    jedoch     Hr.    B.     einsieht, 
genug   gethau    zu    haben    glaubte.     Gestattete    es  der  Raum,  dass    eine    allmähliche    Entxickelung   aiigeniinimen    »erden 
nur   einen    einzigen  Abschnitt    Im  Einzelnen    durchzugehen,  innsse  ,    so    wird    diese     in    der    lerschiedenen     Länge    des 
wir    getrauten    uns,  jedes    dieser    Urthelle     auf  das     Deut-  Verses    gesucht,    und    dabei     Thiersch's     Ansicht    von    der 
lichste   zu   erweisen;    so    aber   können    wir    uns    höchstens  Entstehung   des   Hexameters   zu   Grunde   gelegt.    Es  wurde 
auf    einzelne    Prolien     beschränken,      und     nur    wiederholt  zu    weit   führen,     wollten    wir    Alles,    was    in    dieser   Ans- 
Jedcn,    der    unserem  Urthell    nicht  traut,    auflordern,   selb.t  einandersetzung    unpassend     zu    sein    scheint,     widerlegen; 
zu  prüfen.       So    viel    über    den    Päan    gesprochen,    und    so  «loch    können    wir    nicht    unterlassen,    wenn    wir  auch  selbst 
viele    Ansichten    darüber    initgetheilt    »erden,     »ir    suchen  tier     alten      orphlschen     Hyninenpoesie      den     daktyliscbeo 
vergebens    nach    einer   genaueren    Bestimmung    des   Begriffs  Rhythmus  vindlclrt  haben ,    die  Ansicht,    welche  überhaupt 
desselben    unil    der    Machweisung  des   allmählich    veränder-  in   dem    alten    ^'olksliede     keinen    anderen    Rhythmus,    als 
ten    Gebrauchs    des    Namens;     denn    iiaih    iler    Stelle,     in  den    daktylischen    statulren    will,    für     höchst    einseitig    zu 
welcher   dieses    hauptsächlich  geschehen  soll,    S.  ",  Nut.   1,  erklären,    und    dabei    auf  die    Analogie    anderer   Völker    zu 
wird    sich    Nieinaml    einen    druflichi'n    Begrill    von    der    An-  verwesen,     deren    Ent»  irkelnngsgang    mit    dem    der   grie- 
sicht   des    'l'erf.    machen    können.     Da    helsst    es,    nach    dein  clilschen     Nation    auf    ihrer    ersten     Stufe     gewiss     ebenso 
Gebrauch    des    Namens    bei    Thukydides     lind     In    der    Dias  viele    Aehiillchkeit    hatte,    als   sich   später   Verschledenhei- 
sei   der    Päan    »eiter    Nichts,    als    ein    Schlachtgesang,    uml  ten    »ahrnehmen    lassen;    geraile  bei  dem  Volksllede  finden 
könne    insofern    von    nuiuj  ,  schlagen,    abgeleitet    »erden;  wir    eine   solche    auch     in    der    Anwendung    des    Refrains, 
dann    aber     »ird    der     Begriff    des    Uellands     und     Retters  der     iu    diesen    noch     ungeordneten     rhythmischen     Alassen 
Apollo    darin    gefunden,    und     wir    sehen    nun,     sagt    der  bestimmter    die  Einheit   erkennen    lässt,   und    den    wir   iiir- 
Verf.,     wie    diese    DIrhfart    ebenso   gut   vor,    wie    nach    der  gmds   sicherer,    als    in    diesen    Päanen,     Hymenäen  ,    dem 
Schlacht,     und    vor    einem    herannahenden    Uebel    oder   zur  Linosgesang    u.    a.    w.     wahrnehmen,     sowie     vieles    damit 
Abwehr   eines    schon    eingetretenen    Unglücks   ebenso    gut,  l'erHanille    selbst    in    den    wenigen    bei  Schneide»  in  zusain- 
als   nach    Entfernung    desselben   angewandt    werden    konnte  mcngestellten     Bruchstücken     von     Y'olkslledern    leicht     zu 
U.   s.    w.      Inwiefern   kann   denn   nun   der  Name  von  TlUiUt  erkennen    ist.      Auch    Hr.    U.    erklärt   es   S.    110    für    sehr 


931  9.12 

i«i-ifplliaft  ii'iil  siii^nr  uiiwalirschoiiilicli  ,  «las»  jene  aHcn  Ici  miler  oiiianilpr  lor,  iiiiil  stalt  «Ur  alles  Ai-hnlii:!ie 
^'olUsIioilpr  liberal!  das  fest(;<<re;;el(i'  IMass  des  Ilcxame-  ideiitilicireiideii  Rielidiiit,'  iiiaiicher  Alten  eii»j;eg<nzii<reten, 
lers  li0(ilia<li(el  halten.  Doih  lerl.isseii  ti  ir  diesen  runi't,  erlanUt  er  sirli  seihst  niicli  in  dieser  Hinsicht  uianrhes 
SU  interessant  auch  dessen  Ausdihrnni;  «.'Ire,  und  l.eglei-  AVillkiirlu  he.  Ks  ist  eine  tjanz  eigenthiiniliche  Sache 
ten  Hrn.  U.'s  Darstellung  der  ältesten  lyrischen  Volks-  mit  diesen  schuerniiithig  klagenden  ^'nlksliedern  ,  die 
ilichtiin|;eii  noch  weiter  mit  einigen  Bemerkungen.  Er  seihst  zu  den  (ies<hitflen  des  gewöhnlichen  Lebens  er- 
bricht in  einer  Art  welche  wir  nicht  zweckmässig  finden  tlinen;  aber  solche  Dinge,  so  sonderbar  sie  auch  bei  einem 
Irinnen  die  Geschichte  des  P.'lan  ab,  um  im  zweiten  ol)er(lächlichen  Anlilick  erscheinen,  kOnnen  nicht  aus 
Abschnitt  die  vorhomerischen  Lyriker  Thamyris,  Ölen,  einer  äiisserliclien  üebertragniig  von  Volk  zu  Volk  cr- 
Philammon  u.  s.  w.  zu  hehaiideln;  er  will  also  den  gan-  kl«rt  »erden;  nicht  nur  das  siiillirlie  Klima  ruft  sie  gleich- 
ztn  Apollinischen  (jiesang  in  ^'erhinduiig  bringen,  doch  massig  bei  lerschiedenen  Völkern  hervor,  sondern  auch 
fract  sich  ob  nicht  diese  Sanger  in  künstlicher  und  li-  im  Norden  kehrt  dasselbe  auf  einer  gew  issen  gleichartigen 
terarhistorischer  Hinsicht  in  demselben  Abschnitt  mit  lülduiigsstiife  wieder;  ,,es  ist",  um  Weickers,  Worte  zu 
Orpheus  hatten  behandelt  und  in  die  Vorgeschichte  des  gebrauchen,  ,,als  ol>  der  Krnst  und  die  einförmige  Stille, 
Epos  gesetzt  werden  soUeu.  Was  Hr.  B.  hier  beiläufig  welche  diesen  grössten  Theil  iles  arbeitsamen  und  miihe- 
über  die  Dorier  sagt,  beweist,  dass  fiir  ihn  der  \'erf.  vollen,  auf  eine  bpscliraiikte  Thätigkeit  angewiesenen, 
der  Dorier  nicht  "esrlirieben  hat.  An  Inconsequenzen  und  oft  auf  eine  einzige  Flur  oder  Bergnaldung  gebann- 
und  Unsicherheit  des  Urtlieils  fehlt  es  aurli  hier  nicht,  ten  Menschenlebens  ausfüllen,  die  Einsamkeit,  welche 
wie  z.  B.  S.  32:  ,, Diese  Apollinischen  Lieder  wurden  den  Grundton  derselben  ausmacht,  und  nur  fi'ir  Aiigen- 
aber,  wie  die  Homerischen  Paane,  ohne  Begleitung  der  blicke  mit  Scherz  und  geselligen  Freuden  abwechselt,  in 
Pliorminx  vorgetragen;  und  wenn  diese  auch  hinzukam,  einer  wehniiithigen  Gesangsweisc  sieh  einen  Ausdruck 
oder  schon  ursprünglich  damit  verbunden  wai-"  n.  s.  w.  suchten"  Es  ist  desshalh  unrichtig,  wenn  Hr.  B.  S.  .^0 
Im  dritten  Abschnitt  wird  die  Geschichte  des  Paan  wie-  uieint,  der  Hesiodische  Linos  bei  Festen  klinge  nicht 
der  aufgenommen,  aber  «ir  wurden  den  Zusammeoliang  wehmüthig.  Ebenso  wenig  zu  billigeo  ist  es,  wenn  er 
wieder  zerstückeln  ,  wie  er  bei  Hrn.  B.  »irklich  zer-  ebendaselbst  fortfahrt,  der  Ailinos  erschalle  als  Todten- 
stiickelt  ist,  wenn  wir  hier  schon  auf  das  eingehen  woll-  klage  schon  früh  ausserhalb  Hellas,  womit  der  allgemei- 
ten  »as  in  diesem  Abschnitt  über  Thaletas ,  Archilochos,  nere  Gebrauch  in  Hellas  selbst  in  Gegensatz  gebracht 
Terpandros  gesagt  ist,  was  hier,  ge»  issermasseu  in  einer  wird,  als  ob  der  Ausspruch  bei  Euripides  Orest.  1393: 
■»'oru-eschichte  derLvrik,  woraus  aber  für  Hrn.  B.  die  Ge-  uiklvov,  all  iviiv,  d(j](('(P  davaTor,  ßdtjtjagot  }JyoV- 
srhichte  eines  einzelnen  Zweiges  derselben  gcHorden  ist,  OtV ,  sich  nicht  gerade  auf  einen  hellenischen  Gebrauch 
gewiss  nicht  an  seinem  Platz  steht;  denn  die  Bedeutung  gründete.  Unil  »ie  kann  Hr.  B.  sagen,  rfiese  Linnsme- 
tlieser  flianner  ist  doch  eine  zu  wichtige  und  ausge-  Indie  habe  fast  allen  Völkern  der  alten  Welt  am  meisten 
dehnte  um  in  einer  Gescliichte  des  Paan  abgehandelt  zugesagt,  als  ob  jene  Lieder  eine  und  dieselbe  IVlelodie 
zu  werden.  Wir  übergehen  also  diesen  Abschnitt,  in  gehabt  haben  müssten ,  die  von  einem  zum  andern  über- 
weichem Hr.  B.  sich  iinbewusst  lon  einem  Gegenstände  gegangen  wflrel  Es  klingt  aber  überhaupt  höchst  souder- 
zum  andern  reissen  lasst ,  so  dass  er  auch  ganz  allge-  bar,  und  charakterisirt  Hrn.  B.'s  ganze  Darstellung  und 
mein  von  der  ethischen  Bedeutung  der  Hlnsik  und  sogar  die  Art,  wie  er  diesen  in  den  Quellen  gegebenen  StofI 
weitlaultig  von  der  tragischen  Katharsis  in  theils  unver-  verarbeitet,  wenn  er  auf  einmal  ein  ganzes  Capitel  aus 
ständlichen  und  undeutlichen,  theils  trivialen  Sätzen  spricht,  Herodot,  worin  von  jenen  Liedern  die  Rede  ist,  wörtlich 
unter  Anderm  den  llvmnus  des  Aristoteles  auf  die  Tugend  übersetzt  in  den  Text  fliessen  lasst,  und  ilamit  dissen 
einflicht,  als  etwas  Besonderes  erzählt,  dass  das  helle-  Ansicht  ganz  zu  der  seinigen  macht.  Dass  nun  diese 
iiische  Heer  des  jüngeren  Kyros ,  von  welchem  ilie  durch  Lieder  „in  der  festen  herkömmlichen  Regel  des  heroi- 
ihre  Kunstfertigkeit  im  kriegerischen  Tanze  ausgezeich-  sehen  Verses"  sich  bewegt  haben  sollen,  haben  wir  schon 
iieten  Arkadier  einen  Theil  bildeten,  nicht  verfehlt  hatte,  vorher  sehr  bezweifeln  müssen;  der  Grund  dafür,  dass 
bei  jedem  Angrilf  auf  die  Perser  den  Päaii  zu  singen  nämlich  ,, Gefühl  und  Empfindung  noch  zu  sehr  im  äus- 
(S.  72)  hei  Gelegenheit  der  Erwähnung  von  Paanen  auf  seren  Leben  gewurzelt  hatten,  als  dass  sie  sich  von  der 
Lvsandros  von  dessen  Eitelkeit  und  seinen  poetischen  epischen  Aeusserlichkeit  auch  nur  formell  hatten  entfernen 
Schmeichlern  spricht,  und  dabei  wieder  die  Geschichte  können",  scheint  zu  iler  gleich  im  Anfang  des  Bandes  auf- 
Ton  Antimachos  und  dem  jungen  Plato  erzahlt,  und  so  gestellten  Behauptung  von  der  Priorität  der  Lyrik  selbst 
noch  gar  mancherlei,  was  zu  dem  Päaii  in  keiner  Be-  rücksichtlicb  der  rhythmisch- musikalischen  Form  nicht 
ziehun"-  steht,  bunt  durcheinander  mengt,  —  wir  wollen  eben  genau  zu  passen.  Weit  mehr  AVahrlieit  enthält  der 
uns  bei  allen  diesen  Dingen  nicht  aufliallen,  und  gehen  von  ihm  ausgesprochene  Satz,  dass  jene  früheren  Poe- 
ZU  dem  vierten  Abschnitt  über,  in  welchem  der  Linos-  sieii  nach  dem  Verblühen  der  heroischen  Epik  den  neuen 
jjesang,  Threnos,  lalemos  u.  s.  w.  behaiulelt  werden  lyrischen  Kunstwerken  zu  Vorbildern  und  G'rundtypen 
soll.  Auch  bei  diesem  Abschnitt  müssen  dieselben  Aus-  geilient  hatten,  und  mit  Consequenz  entv»ickelt  und  ZU 
Stellungen  gemacht  werden,  wie  bei  allen  übrigen.  Wir  deutlichem  Bewusstsein  gebracht,  hätte  er  wohl  auch 
wollen  Einiges  hervorheben.  Statt  dass  der  Verf.  lias  Hrn.  B.  zu  einer  andern  oder  überhaupt  zu  irgend  einer 
Linoslied  auf  seine  ursprünglichste  Quelle  und  Bedeutung  festen  Ansicht  über  das  Verhaltniss  der  verschiedenen 
zurückgeführt,  und  dann  den  allmählich  erweiterten  Be-  Perioden  und  Gattungen  der  griechischen  Poesie  zn  ein- 
griir  des  Kameus  nachgewiesen  hatte,  so  bringt  er  aller-  ander  bringen  müssen.   Warum  Hr.  B.  mitten  in  die  Bchand- 


93J 


934 


lung  i\e»  Linosgesaiigrs  die  iler  Adoiiisklai;«»  eliiffPsciKpl'Pn 
hat,  ila  il()<  li  ilii-  üUriffii  vcruandlcii  Gesaiini"  irst  iiaili- 
Iier  aiigpfiijft  »ordeii,  »iüS'n  » ir  iiiilit;  aber  dip  Uelier- 
gange  lvciii|ifi'ii  »uli  ülii'rh.'iiijit  in  dir  Kegel  an  fant  7.U- 
fallige  Eriiäliiiuiigpii.  Im  Allgeini'iiien  nii'isseii  viir  dip 
lirhaiidlung  dos  intcrr8§anteii  £i(uiles  für  sehr  mangelhaft 
erklären. 

Ans  der  im  fiiiiften  Absehnitt  folgenden  Gescliichte 
des  Ilvnienjios  bemerken  »ir  nur  im  Vorbeigehen,  dass 
Text  und  ^(l(en  niilit  libereinstiinmeil  ,  »enn  es  S.  Iil7 
dort  heilst,  llimenaos  erscheine  bei  Ii]nri|iides  »uerst  als 
Gott  der  Elle,  »ahrend  liier  stellt,  als  (iott  k-iiiie  ihn 
zuerst  Sa|i|)lio  (fr.  73.  IVeue),  »elrhe  letztere  Angäbet 
dbrigens  uiigegriindet  ist;  dass  Miemand  einen  logischen 
Zusammenhang  (iiideii  wird  in  folgendem  Satze,  iler  S.  |  10 
zu  lesen  ist:  ,,VVie  Liiios,  Jalemos  und  Ailoiiis,  so  niusste 
auch  Hymeiiäos  eine  komische  Rolle  im  attischen  Thea- 
ter libernehmen,  welche  ihm  Araros,  der  Sohn  iles  Ari- 
stophanrs,  ein  sonst  sehr  frostiger  Dichter,  übertrug; 
und  wie  Tclestes  einen  DitliTranibos  des  Namens  schrieb, 
gu  saiitf  der  vortrefilic.he  Dithvrambendichler  Philoxenos 
aus  Kythere  ,  dessen  Gesangesneisen  die  Arkadier  beson- 
ders hochschätzten,  bei  seiner  Ankunft  in  Ephesos  einen 
Uyinenaos  nach  dem  Hoclizeitschinaiise ,  wüinit  er  alle 
(laste  lezaiiberte  ,  und  Am|iliis  unii  Anaxaiidriiles  brach- 
ten niederiiin  Lustspiele  unter  dem  Titel  Uithveanibos 
auf  die  l{üline.''  Wie  Hr.  li.  das  von  Telestes  und  lon 
Philoxenos  Gesagte  für  gleichartig  halten  kaun,  ist  schon 
auilallend  ;  wie  aber  die  letzte  Bemerkung  hierher  ge- 
hört, ist  gar  nicht  einzusehen.  Wie  leicht  aber  über- 
haupt (ir.  U.  sich  beHegen  lasst,  wegen  zufälliger  Be- 
rührungen ganz  fremdartige  Dinge  zu  erzählen,  davon  ist 
der  Schluss  dieses  Abschnitts  ein  Beweis,  wo  er  sich  plötz- 
lich über  die  ethische  Bedeutung  der  phryi;ischen  Ton- 
art eerbreitet,  und  das  Geschichtchen  von  trunkenen  Jüng- 
lingen, die  durch  die  dorische  Tonart  ernüchtert  w  urden, 
vorbringt.  —  Hieran  schliessen  sich  noch  einige  AV'orte 
aber  das  Alter  des  Hyporrhems  und  Lehrgedichts  — 
eine  sonderbare  Verbindung  — ,  und  dann  wiril  der  Ueber- 
gang  der  Lyrik  in  die  historische  Zeit  besprochen,  wo- 
bei wieder  an  die  Geschichte  des  Threnos  anzuknüpfen 
ist  Denn  nach  Hrn.  ß.  soll  ebenso,  wie  die  dorische 
Lyrik  aus  dem  Päan ,  die  ionische  aus  den  threnetischen 
Vnlksliedern  hervorgegangen  sein,  deren  Hauptsitze  Troas 
Diid  die  benachbarten  Staaten  Kleinasiens  zu  Homers  Zeiten 
gewesen  »ein  möchten  (?),  «iewohl  doch  gleich  liinzngefügt 
wird:  ,,Der  Liiiosgesang  ist  aber  auch  nach  Hesiodos  Zeug- 
nisse überall  in  Hellas  verbreitet,  d.  h.  wohl  Vorzugs» eise  in 
Böotien  n.  s.  n.'^  Das  ist  nun  an  sich  schon  ein  Wi- 
derspruch; es  ist  aber  auch  durchaus  nicht  abzusehen, 
was  Hrn.  B.  zu  iler  ersten  Behauptung  berechtigt.  Wir 
wollen  nun  sehen,  wie  er  diesen  Zusauinieiihaiig  iler  io- 
nischen Lyrik  mit  der  thrcnetischen  Volkspoesie  und  die 
geistige  Einheit  der  verschiedenen  Gattungen  derselben 
durchführt.  Jener  wird  schon  S.  94  f-  berührt,  wo  es 
in  Beziehung  auf  die  Klagelieder  im  Allgemeinen  heisst: 
„Diese  elegische  Lyrik  war  in  gewisser  Rücksicht  der 
epischen  Poesie  nahe  verwandt;  wenigstens  greiizeu  beiile 
Gebiete  nahe  an  einander  ;  denn  auch  die  Elegie  in  die- 
tem   Sinne   srbliesst    sich    vorzugsweise   dem   äusseren  Lie- 


hen an,  und  wählt  einen  äussern  Gegenstand,  den  sie 
episch  in  seiner  ganzen  Wirklichkeit  anlfasft  ,  zu  dem 
Ergüsse  des  lyrischen  Gedankens  und  zum  Ausdrucke  des 
innersten  Gefühls  der  menschlichen  Seele."  Diese  Be- 
trachtungsweise geht  darauf  hinaus,  dass  nachher  die 
Auffassung  iler  Aussen»elt  als  wesentlich  für  die  ioni- 
sche Lyrik  bezeichnet  werden  soll  ;  aber  —  um  hier 
vorläufig  den  abusiren  Gebranch  des  Namens  Elegie  für 
threnctische  Poesie  überhaupt  noch  unangefochten  zu 
lassen  —  ist  denn  das  wirklich  eine  Eigenthüinlichkeit 
aller  threiietischt  n  Poesie  ,  ijass  sie  sich  dem  äussern  Le- 
ben ansrhliesst?  Man  sollte  denken,  Kriegs-  nud  Sie- 
gesgesänge,  Hochzeitlieder,  Weinlieder  und  Freudenge- 
säiige  aller  Art  erhielten  ebenso»olil  den  Anlas»  von 
aussen,  wie  die  Gesänge,  »eiche  den  Schmerz  über  den 
Tod  geliebter  Wesen  ausdrücken,  und  wie  kann  mau 
eine  epische  Auffassung  äusserer  Gegenstände  allen  Trauer- 
gesängen  zuschreiben  ,  da  eine  solche  weder  in  der  Na- 
tur der  Galtung  begründet  ist,  noch  in  den  zur  meli- 
sclien  Poesie  gehörigen  ifp?jio/i,  aus  denen  man  doch 
mit  nicht  geringerem  Recht  auf  die  früheren  Volkslieder 
wird  zurückschliessen  dürfen,  als  aus  ilcn  threnetisrhen 
Elegien,  angenommen  werden  kann,  wenn  sie  nicht  auf- 
hören soll,  der  ionischen  Lyrik  eigenlhümlich  zu  sein? 
Ucber  die  geistige  Einheit  der  ionischen  Lyrik  finilen 
wir  nun  S.  Il4  Folgendes:  „Wo  die  Religion  vorzugs- 
weise auf  <lic  Sinne  wirkt,  und  die  nicht  Jedermann  ver- 
ständlichen Lehren  der  göttlichen  Erscheinung  in  der 
Natur  noch  dazu  in  das  Dunkel  versteckter  Symbole  ein- 
zuhüllen sucht,  da  wird  leicht  ein  Gemüthszustand  her- 
vorgebracht, der  durfh  die  beständige  Aufregung  und 
nnermüdete  Thätigkeit  der  Phantasie  an  Be»eglichkeit 
gewöhnt,  sich  ebenso  ausgelassen  und  unmässig  im  kräf- 
tigen Jubel  der  Freude,  als  in  der  schlafl'eii  Weichheit 
der  Klage  zeigen  kann.  Das  geistige  Leben  erhält  da- 
durch eine  vorherrschende  Richtung  nach  aussen,  und 
gibt  sich  gern  den  uiisicherii  und  wandelbaren  Eindrückeu 
der  umgebenden  Welt  hin  ,  indem  es  mit  reger  Phantasie 
ilieselben  entweder  so  auffassf ,  wie  sie  äusserlich  sind, 
ohne  das  eigene  Gefühl  einzumischen,  und  ohne  sich 
selbst  in  irgend  ein  Verhältniss  zu  «lern  gewählten  Stofle 
zu  setzen;  oder  aber  indem  es  die  Aussenwelt  in  das 
Gebiet  der  eigenen  Sulijectivität  herüberzieht,  und  das 
eigene  Gefühl  in  Bezug  auf  jene  ausspricht."  Das  Letz- 
tere soll  in  der  iambischen  und  elegischen  Dichtung  ge- 
schehen. Wir  überlassen  dem  Leser,  «ich  die  in  der 
vorliegenden  Stelle  enthaltenen  Gedankeu  zurechtzulegen, 
ohne  dass  wir  sie  commentiren  wollen;  denn  wir  gto.-^sen 
gleich  auf  bedeutendere  Schwierigkeiten.  Ohne  nämlich 
seinen  Satz  in  Beziehung  auf  die  ianibische  Poesie  wei- 
ter zu  erläutern,  fährt  Hr.  B.  fort:  „Die  Elegie  erfasst 
nun  aber  den  Gegenstand  in  seiner  vollen  Aeusserlicb- 
keit  und  objectivcn  Wirklichkeit,  und  knüpft  daran  nur 
den  lyrischen  Gedanken,  das  subjective  Gefühl,  oder 
die  desondere  Betrachtung ;  —  und  durch  das  modificirto 
Anknüpfen  dieser  dreifachen  Geistesthätigkeit  und  deren 
1  erhältni.ss  zu  dem  Gegenstände  entstehen  die  verschie- 
denen Arten  der  elegischen  Dichtung,  die  Aufmunterung 
zur  Thatkraft,  die  Gnonie,  das  Epigramm,  die  Liebes- 
klage ,     die    Todtenklage    u.    s.    w."      Wiewohl    wir    die 


9J5 


936 


Qiirllf  jriirr  Aiisdnlrke  bei  ülriri  II,  S.  9  »  („^'T  Di<li- 
trr    erijrrifl    riiirii    loii  aussen    gegelipiieii ,    bcii<iiiiiii<<>ii    iiiiil 

iiiiliviiiurllpii  <ii'j;iMislaiul    iles  Lcl>ciis iiit   ppischeiii 

Sitiiip  uiul  episrlicr  (icgriisfAiiillirlikrit  und  Aeusserlirh- 
kpit,  null  kiiii|ifl  ilaran  ili-n  lyriurlicii  (leilaulcRn  uii.l  die 
Ivrlsrlip  Betrarhtuiig  an  ')  und  S.  100  („»venu  nun  <lio 
elrgiscIiP  üii-litnii{f  ....  «Ifn  GcgpiiKtand  in  seiner  epi- 
srlicn  Aeusserlirhkeit  und  vollen  olijectlren  Wirklichkeit 
.  .  .  be.stelien  Iflsst,  und  daran  nur  den  Ijrisclien  Ge- 
danken, Gefühl  oder  Betra.-htung  ankniipf»'')  gefunden 
zu  haben  glauben  :  so  hat  uns  doch  die  Bedeutung  der- 
selben —  (was  ist  namentlich  die  besondere  Betrachtung?) 
—  nicht  ganz  klar  »erden  »ollen,  zumal  da  Hr.  B.  nun 
»eiter,  ab»eiclienil  roii  IJIrici  (S.  10,S) ,  die  geistige 
Einheit  aller  verschiedenartigen  Erscheinungen  der  Elegie 
„in  dem  Ausdrucke  derjenigen  Geniiithsstimmung  findet, 
«reiche  durch  das  Gefühl  des  Schmerzes ,  oder  der  Sehn- 
sucht, oder  der  bangen  Hesorgniss  erzeugt  »ir<l"  (S.  1  lö). 
Wie  vereinigen  wir  doch  damit  „die  besondeie  Betrach- 
tung, die  Aufmunterung  zur  Thatkraft,  die  Gnome?" 
Hrn.  B.  genügt  das  Würtlein  „daher",  den  Zusauimen- 
liang  zu  erweisen  ;  aber  man  lese  doch  jene  kriegeiischeii 
Elegien,  ob  in  ilicien  der  Ausdruck  banger  Bcsorgniss 
voi  herrscht;  man  frage  sie!»  doch,  ob  man  geneigt  wird, 
jene  Gemnlhsstimniung  der  sogenannten  gnoinischen  Kle- 
gie  zu  Grunde  zu  legen,  weil  Hr.  B.  sagt:  ,, Daher 
»ahlte  die  belehrende  Gnome  zur  Zeit  der  lieftigen  Bür- 
gerz» istigkeiten  in  den  zwischen  Volkslierrschaft  iinil 
Tyrannei  scliwankenden  Staaten  dieselbe  Form,  und  Män- 
ner, wie  Theogiiis  und  Soloii,  konnten  kraft  ihres  durch 
widrige  Zeitverhaltiiisse  erzeugten  Gemütliszustandes  »ohl 
uicht  anders,  als  in  Distichen  schreiben ;  denn  seWtst  wenn 
sie  diesen  dann  und  wann  eine  heilere  Fär6u?ig  zu  geben 
wissen,  so  sinkt  doch  ilas  Gefühl  bald  wieder,  wie  der 
Pentameter  nach  dem  Hexameter,  in  sich  zusammen." 
Und  endlich  schwindet  dem  Verf.  aller  Boden  unter  den 
Füssen,  wenn  er  liehaii|)tet,  jede  Inschrift  habe  in  die- 
sem Gefühle  ihren  Grund,  ,,mag  man  darin  das  Anden- 
ken eines  Todesfalles  oder  sonst  eines  Ereignisses  ver- 
ewigen wollen!"  —  So  kommt  nun  der  Verf.  zur  Ge- 
schichte de»  ionischen  Sfils  der  Lyrik,  welchen  Ausdruck 
er  mit  der  ganzen  Eiiitheiluiig  von  Hrn.  LI.  eiidehnt  hat, 
ohne  diese  zu  begründen.  Auch  zur  Charakteristik  der 
einzelnen  Dirhtgatliiiigeii  im  Allgemeinen,  worüber  Hr.  tl. 
nur  zu  viel  spricht,  gibt  er  liier  fast  iVicIits;  denn  das 
Wenige,  was  S.  113  g»'9agt  's*  j  g^"''»*  '"  ''«'""r  Hin- 
sicht. 

Wir  haben  uns  so  lange  mit  Hrn.  B.  beschäftigt,  dass 
es  iiöthig  scheint,  ehe  wir  dessen  weitere  Darstellung 
verfolgen,  einmal  zu  Hrn.  C  zurückzukehren.  Machdem 
er  in  ilcr  vierzehnten  Vorlesung  auf  die  besprochene  Weise 
die  Entwickelung  der  griechischen  Ljrik  aus  d<'m  Reli- 
gioiisrullns  biliaiidelt  hat,  geht  er  in  der  fünfzehnten 
auf  das  andere  Element,  die  Individnaliläl ,  das  beson- 
dere Leben  lind  Wesen  der  verschieileiien  Volkstflmme 
über,  und  iinferscheidet  hiernach  die  ilrei  Hauptmassen 
der  lyrischen  Kunst:  die  dorische  oder  die  chorische, 
die  aolische  oder  uielische  (uinsikalische)  und  die  ioni- 
sche oder  elegische  L^rik.  So  angemessen  hier  die  Be- 
zeichnung   der   Gatlungeii    nach    den  Stammen   erscheint, 


so  werden  wir  über  die  Wahl  der  anderen  Ausdnlcke 
mit  ihm  rechten  müssen,  weil  wir  ihm  nicht  gestatten 
können,  dieselben  in  einem  beliebigen,  weder  dem  Sprach- 
gebrauche der  Alten  ,  noch  dem  der  Neueren  entsprechen- 
den .Sinne  zu  veru  enden.  Wir  tadeln  <|en  Ausdruck 
chorisclie  Poesie  nicht  für  sich,  aber  wer  hat  jemals 
ilieser  die  inelische  oder  musikalische  entgegengesetzt, 
und  diesen  iS'amen  auf  die  äolische  Lyrik  beschranktl 
Die  Alten  bezeichnen  mit  dem  ^iaInen  .^lelos  ebensowohl 
jene,  als  diese,  und  ist  denn  nicht  die  erste  Gattung 
ebenso  gut  musikalisch,  als  die  andere?  oder  wird  Jemand 
Hrn.  11.  beitreten,  »eiin  er  S.  74  sagt,  dem  aolischnn 
Stamnicharakter  sclieiiie  die  musikalische  Lyrik,  d.  h. 
die  Ausbildung  der  lyrischen  Dichtkunst  für  den  musi- 
kalischen Vortrag  und  die  Ausbildung  der  Musik  zur 
Begleitung  lyrischer  Gesänge  angehört  zu  haben?  Denn 
wenn  auth  Aeoler  vorzugsweise  die  Musik  ausbildeten, 
und  selbst  auf  Dorier  in  dieser  Hinsicht  Eiiifluss  übten, 
so  begründet  ilas  doch  keinen  solchen  Unterschied  ihrer 
Lyrik,  als  ob  die  eine  weniger  musikalisch,  als  die  an- 
dere gewesen  wäre,  und  gerade  dadurch,  dass  ilie  Dorier 
aolisrhe  i^Iusik  aiinahnieii ,  würde  ja  dieser  Unterschied 
aufgehoben  werden,  so  dass  er  für  die  historischen  Zei- 
ten gar  nicht  passt.  Die  ,, geistreiche"  Erläuterung  jenes 
Unterschiedes,  dass,  wie  in  Sparta  die  in  allen  Z»  eigen 
des  Lebens  herrschende  Harmonie  gew  issermassen  chorisch 
aufgefasst  sei,  und  in  der  Unterordnung  aller  einzelnen 
Theile  unter  die  Einheit  des  Ganzen  bestehe,  so  die- 
selbe im  bootischen  Geiste  gleichsam  der  musikalischen 
Harmonie,  der  geschmeidigen,  fliessenden  Fügsamkeit 
und  Verschmelzung  der  verschiedenen  Eleiiieiite  in  ein- 
ander gleiche,  gesteheu  wir  nicht  zu  fassen,  oder  der 
Sache  wenig  aiigemesseu  zu  finden.  Allerdings  ist  die 
Bemerkung  nicht  unrichtig,  dass  die  Flöte,  welche  bei 
den  Aeolern  am  frühesten  Eingang  fand,  der  antiken 
JVlusik  zuerst  eine  gewisse  Unabhängigkeit  errungen  und 
sie  von  dem  Joche  der  Poesie  befreit  habe  ;  wollte  aber 
der  Verfasser  dieses  mit  den  Ausdrücken  „melisch  und 
musikalisch"  bezeichnen,  so  ist  das  nicht  nur  ein  3Iiss- 
brauch  der  Namen,  sondern  es  bezeichnet  dann  auch  das 
Wesen  der  Poesie  gar  nicht,  und  gibt  ihr  gerade  einen 
der  oben  gegebenen  Erklärung  entgegengesetzten  Cha- 
rakter; ohnehin  kann  mit  jenem  VerLältniss  am  wenig- 
sten die  lesbisclie  L^nk  charakterisirt  werden.  Noch 
tadeliiswerther  aber  ist  der  Gebrauch,  den  Hr.  Ulr.  von 
dem  Namen  ,, Elegie"  macht;  denn  wiewohl  er  in  die- 
sem Abschnitt  trotz  des  allgemeinen  Gebrauches  für  alle 
ionische  Lyrik  doch  noch  keine  specielle  Anwendung 
davon  auf  eine  andere,  als  die  wirklich  epische  Form 
macht,  so  erklärt  er  S.  llj,  man  kUiiiie  die  beiden  gros- 
sen Hälften  <ler  lyrischen  Poesie,  von  denen  die  eine  das 
innere  Leben  des  Geniüths,  ergriffen  und  gestaltet  von 
der  Ausseiiwelt,  die  amlere  dasselbe,  sofern  es  ans  sich 
siWbst  sich  entwickele,  darstelle,  man  könne  diese  bei- 
den Hälften  elegische  und  melische  L^rik  nennen,  wo 
also  der  Verf.  nicht  nur  ilen  letzteren  Ausdruck  anders 
versteht,  als  oben,  sondern  auch  jenen  —  um  uns  seiner 
eigenen  Worte  zu  bedienen  —  „in  seiner  (?)  weitesten 
Bedeutung  nimmt,  und  darunter  nicht  nur  alle  im  elegi- 
schen    Versmasso    verfassten     Dichtungen,    sondern    auch 


937  938 

alle  Arten  un.l  Gatfuiigeii  der  Lyrik  begreift,  welche  und  steten  Tliätigkeit  narh  aussen  beruhe,  von  der  dann 
einerseits  ebenfalls  in  Rhvllinius  und  Versinass  eine  be-  behauptet  wird,  dass  ihr  unter  den  niiiglichen  Kunstbil- 
«timnite,  stetige  Kinfürniij^keit  und  (ilei.  huiässijkeit  be-  düngen  der  lyrischen  Poesie  am  lollkommensten ,  uud 
wahreu,  and.rerseits  ebenfalls  mehr  ein  dur.h  das  aus-  man  könne  sagen,  einzig  und  allein  AVesen  und  Form  der 
sere  Lpl.en  ergrifrenes  und  beilegten  inneres  Leben  ans-  Elegie  entsprochen  habe.  Der  Elegie  wird  also  auch 
sprechen,  oder  den  lyrischen  Gedanken  an  einen  von  weiterhin  ausführlicher  der  Charakter  der  Aensserlichkeit 
aussen  gegebenen  und'  ihn  bedingenden  Gegenstand  an-  vinilicirt  (was,  wie  wir  schon  oben  bemerkten,  zum  Theil 
knüpfen"  So  wird  denn  nun  zu  diesem  Theil  ausser  auch  Hr.  I3ode  aufgenommen  hat),  und  dieses  AVesen  an 
der  eigentlichen  Elegie  die  „Satire"  (iambiache  Dicht-  dem  schon  hier  zusanimengefassten  Entwickelungsgang 
gaftunt;)  gerechnet,  au<  h  die  gnomische  Poesie  und  das  derselben  nachzmveisen  versucht.  Dadurch  entsteht  wip- 
Epigramm  als  besondere  Gattungen  bezeichnet,  von  denen  der  der  schon  iifters  gerügt«  Fehler  der  allzu  grossen 
das  letztere,  Anfangs  mit  der  Elegie  Eins,  sich  spater  Weitlauftigkeit  und  der  öfteren  AViederholung  derselben 
mehr  zur  Seite  der  satirischen  Poesie  (welche  Hr.  Llr.  Dinge,  und  es  kann  gewiss  der  Kunstform  des  Werke» 
eben  den  geraden  Gegensatz  der  Elegie  genannt,  und  ebenso,  wie  der  überzeugenden  Kraft  der  Darstellung 
daraus  die  Verschiedenheit  der  Form  deducirt  hat)  hin-  nur  schaden,  wenn  der  Verf.  nm  dieser  Anlage  willen 
geneigt,  und  zwar  im  Allgemeinen  die  elegische  Form  sich  dazu  verstehen  muss,  vorläufig  einer  allgemeinen 
des  Distichons  oder  doch  den  Hexameter  beibehalten,  sich  Hleinung  zu  folgen,  deren  Wahrheit  er  noch  ganz  dahin 
aber  auch  zuweilen  anderer  Versma.-se ,  besonders  des  gestellt  lasst,  wie  es  S.  I():>  geschieht.  Es  scheint  fast, 
iambiscben  Senars  iler  Satire  bedient  habe.  (Das  heisst  als  hatte  der  Verf.  selbst,  als  er  dieses  schrieb,  noch 
doch  zu  viel  erklaren!)  Ausserdem  werden  nun  jener  keine  eigene  feste  [Meinung  gehabt,  und  eine  solche  erst 
elegischen  Poesie  alle  ;Mittelgaltungen  zwischen  Epos  unter  der  weiteren  Entw  irkelung  » ollen  entstehen  lassen, 
and  Lyrik  angereiht,  nanilich  die  äsopische  Fabel,  die  wie  er  denn  wirklich  nachher  jene  vorlaufige  .Meinung 
politisch -didaktische  Dichtung  und  andere  ähnliche  Ar-  aufhebt;  aber  wer  nun  von  vorn  herein  einer  anderen 
teil.  Abgesehen  davon,  dass  nach  dem  hier  angegebenen  Meinung  zugethan  ,  oder  wer  nicht  geneigt  ist,  vorläufig 
Princip  schwerlich  eine  übersichtliche  Eintheilung  ge-  etwas  auf  gut  Glück  hinzunehmen,  was  nicht  erwiesen 
macht  »erden  kann  ,  was  für  eine  Sprachverwirrung  nürde  ist:  was  soll  für  den  die  ganze  Darstellung?  Für  die 
entstehen,  wenn  es  gestattet  sein  und  Nachahmung  finden  Geschichte  der  Elegie  hat  iliese  Behandlungswelse  aus- 
sollte, so  ganz  nach  AVillkür  einen  Namen,  der  seine  serdein  noch  den  Nachtheil  gehabt,  dass  man  das  dazu 
bestimmte  IJedeutung  hat,  lu  einem  anderen,  durch  das  Gehörige  an  ganz  verschiedenen  Stellen  zusammensuchen 
Wort  selbst  durchaus  nicht  bezeichneten  Sinn  zu  gebrau-  muss.  Für  den  Zweck  dieses  Abschnittes  sind  die  we- 
chen!  Wenn  aber  der  Name  „mellsche  Lyrik"  hier  mehr,  n.gen  AVorte,  welche  S.  111  ff.  zum  Schluss  desselben 
als  oben,  seiner  eigentlichen  IJed-utung  gemäss  gebraucht  das  Ganze  zusammenfassen,  angemessener,  als  die  vor- 
ist, so  ist  das  eigentlich  nur  Zufall,  da  der  Verf.  den-  ausgehenden,  langen,  ermüdenden  und  zum  Theil  gar  nicht 
selben  zunächst  durch  die  Bedeutung  des  AVortes  recht-  zur  Sache  gehörenden  Erörterungen.  AVir  können  nicht 
fertigt,  „welches  die  innere,  freie  Thätigkeit  der  Seele,  unterlassen,  davon  einen  Satz  hervorzuheben,  den  man 
das  Ersinnen  und  Erdenken,  das  Ersonnene  und  Erdachte  nicht  oft  genug  dem  Geschichtschreiber  der  Poesie  ein- 
ausdrücke." Daran  hat  aber  wohl  nie  ein  Grieche  ge-  piagen  kann,  und  den  leider  Hr.  ü.  selbst  nicht  immer 
dacht,  wenn  er  eine  Gattung  seiner  Poesie  iliirch  TU  deutlich  vor  Augen  behalten  hat.  ,,  Kunst",  heisst  e» 
uikl]  bezeichnete,  und  wir  haben  uns  wohl  zu  hüten,  S.  MI,  ,,kann  die  lyrische  Poesie  erst  heisseu,  wenn 
in  einer  Geschichte  der  griechischen  Poesie  solche  Aus-  ihre  Gesänge  nicht  mehr  aus  dem  (iemeingeiste  des  A'ol- 
drörke  in  einem  anilerii,  als  ihrem  mehr  auf  die  Form,  kes  in  der  Aufregung  des  Augenblicks  bei  dieser  oder 
als  auf  das  innere  Wesen  der  Dichtgatliiiigen  gegründeten  jener  äusseren  Gelegenheit  herrorsprudeln  ,  nicht  mehr 
Sinne  zu  gebrauchen;  selbst  das  Wort  ,  Lyrik"  ist  nur  im  Dienste  der  Religion,  ohne  alle  Seibstaniligkeit,  von 
als  einmal  hergebracht  und  in  Ermangelung  eines  an-  den  Gesetzen  und  Gebrauchen  des  Cultns  gefesselt  sind, 
dern  zulassig.  sondern  aus  dem  Bewusstsein  künstlerischer  Begeisterung 
lu  der  Charakteristik,  »eiche  der  Veif.  in  der  fünf-  des  EiiiJ.elnen  mit  Freiheit  erzeugt  werden.  Hierzu  kann 
lehnten  A'orlesung  zugleich  idu  diesen  einzelnen  Haupt-  sie  sich  daher  erst  erheben  auf  jener  Höhe  der  Bildung 
gattnngen  der  lyrischen  Kunst  gibt,  enthält  b.sonders  im  politischen  und  sittli.hen  Leben  der  Völker,  auf  wel- 
das,  was  über  die  durch  den  Charakter  der  Dorier  be-  eher  der  Geist  und  Charakter  der  Nation  selbst  und  in 
dingte  E.genthümlichkeit  ihrer  Lyrik  gesagt  ist  (S.  Ü"^.  ihm  die  Persönlichkeit  des  Einzelnen  Selbsibewusstsein 
bVI.),  vieles  Treffende;  was  zur  Charakteristik  der  Aeo-  unil  bestimmte  Individualität  erreicht  hat.  AVenn  daher 
1er  im  Wutterlande  gesagt  ist,  geborte  eigentlich  nicht  auch  die  Dorier  (Sparta)  zuerst  und  früher  eine  schön 
hierher,  da  nicht  nach  diesen  diu  Gattung  bezeichnet  ausgebildete,  auf  religiöse  Formen  und  nationale  Insti- 
wird  ,  sondern  vorzugsweise  nach  den  Bewohnern  von  tute  gegründete,  volkstliümliclie  (chorische)  Lyrik  besas- 
Lesbos,  deren  Charakter  vun  dem  der  Böoter  wesentlich  sen ;  so  schwangen  sich  doch  zu  jener  Höhe  vollendeter 
verschieden  ist;  noch  ausführlicher,  als  die  hier  gemach-  Individualität  des  Einzelnen  offenbar  zuerst  unter  den 
ten  Bemerkungen,  sind  die  über  die  ionische  Nationalität,  hellenischen  Stämmen  und  Staaten  die  kleinasiatischen 
die  in  allen  ihren  einzelnen  Aensseriingeii  verf.-lgt  »ird,  lonier  hinauf,  u.  s.  w.  Hiernach  beginnt  die  Geschichte 
um  zu  dem  Resultate  zu  gelangen,  dass  sie  auf  einer  der  lyrischen  Xhvhikunst  mit  der  ionischen  Elegie,  und 
vorherrschenden    Aeusserlichkeit,   offenen   Euipfanglichkeit  mau    durfte     nicht    erwarten,      kurz    daiauf    in    der    sech- 


ZeUscIir.  f.  d.   AUcrtliumsw. 


02 


939  910 

irlinini    ^'iit  Icsiiiig  ,     Hfl(lii>    inif    einer     iiix  liii\.ilij.'Pii    Enf-  Ilr.    U.    .insser    ilcr   ifoiist    silmn  ^rHölinlli  li  niii^i'iinriiinriirn 
»iikrliiiij;    iliT    HTScIiii'ili'iicii    Ivrisrlirii    Die  li(^;if(iiii','di  im  ioiiisilicii  ,    ilol'iijclicii ,     äolisrlicii    iinil    atlisctii'ii    ( ilitlivraiii- 
.■\ll;;<iinMiii'ii  (liMi   tiesunJcren  Tlieil ,  »cIiIiit  ilic  lOnt»  iiko-  bi^clion)    (i.-vftiin}'    norli     i-iiioii     !loli:<i'ii  -  ilurisrlipii   Stil    .111- 
luii({  ilcr  Ivrisilnii  Knust  im  Einzelnen  (laislrllrii  soll,  rröfl-  iiininit,     Vvoruiiter    er   ilas    versteh«,     was    man    gi'HitliiilicIi 
net  —  man  ilnrfte  iiiilit  er»»  arten,  liier  »  ieder  (S.  I 'J-I)<ler  er-  iliiri.si'he    Lyrik     nennt,     indem    er   daron    den    /llteren   «•lio- 
aten,  eij^enliirh  liisturisi'lien  Perioiie  ilie  alle  rliorisi'he  Lyrik  riscli  -  ilorisilien    Ktil    sondert;    da/a    koiiimt  aber    norli    pin 
lun.'lrlist    /ii{;e«ieseii ,    und    nur    nelien   diese    das    Erliliilien  lokrisclier   Stil    der    Ivrisclien    Kunst,   dessen    Annalinie    auf 
der     ele(;is(  lien     L>rik     (festellt    zu     seilen,     norli     «eiliger  die    liesoiidere    lokrisrlie    Tonart    lind    den  liulim    mehrerer 
freilich    eine    solche    Herleitlinjr   der    Elegie     ans    alten    re-  lokrisclieii    Dichter,   die    eine  eigene  Schnle  gehildet  lialieu 
ligiöseii    Cies.'lngeii ,    »oii    der   sich,     »vie    »lir    iiO(  li    nachher  sollen,    ((efjriindet    «ird.    *)      Uas     Letztere    «»are    eine    jje- 
seheii    Herden,    Ilr.   U.    nicht    liat    losinadipii    können.     Wir  titio    |)riiici|iii,    »veiin    niclit    diesen   üiclitern  eine    l)eson<ler« 
glauben     uns    jenen    schon     oft   aus{jes|)rorlieneii    (ie.si(hts-  Eij^entliniiilichkeit    »iiiilicirt     werden     kann;    dem    anderen 
puiict    nicht    enlreissen    lassen    zu  dürfen:    als  Kunst  schloss  Grund    »vird    Niemand    Beweiskraft   beile-jen,    da   jener  ün- 
»icli    lue    L»rik    zuerst   an    ileii   Zwei;;    iler    Poesie   an,    der  terscliied    der    (lattungeii    ilocli    nicht    bloss   auf  einer    \'er- 
bis    jetzt    allein     kiiiisllerisch     beliandelt    war,    das    Epos:  srhiedenheii   der    Alusik    beruht,    und    sonst    mit  deinselbeii 
diess    jjeschali     in    der    Elej;ie,     und     »venn    Hr.    11.    S.    112  Rechte    auch     ein    phrvjfischer    und     Indischer    Stil    anjfe- 
»agt,    dass    dieses     Anscliliesseii     mehr    in    dein     ionischen  iiomnien    werden   nuisste.     Was    Hr.   U.    von    dem  Charakter 
Stamnicliarakter ,    als    in     einem    inneren    organischen   Zu-  «lieser   anj^eblichen    Dirhtart    sagt,     dass    er    in    dem    küh- 
saiumeiiliaiive    zwischen    dem    Eiitw  ickclungsgang    der   epi-  iieren    Schwünge   der    Leidenschaft,     des    Gefühls    und    der 
»dien    und    lyrisclien    Poesie    licjje  ,    so     ist    der    innere    or-  Phantasie    bestanden    habe,    ist    reine    Hypothese,     die    sich 
gani.'^che    Ziisaiiiinenhaii';-   nicht    »on    jener    nationalen    Eiit-  wie<ler     nicht     auf    etwa»     lilicr    jene     Dichter     Kekaniites 
Wickelung    in  .St.lmnien    aiiszuschli   sseii   oder  ihr  entgegen-  stützt.      Doch   spricht    Hr.    l].   selbst    sehr     zweifelhaft    1011 
zustellen.     .41s    nun    aber    einmal    bei    den    loiiierii,    anfangs  dieser    Annahme,     und     »lill     diese    Gattung    jedenfalls     als 
i;eH  isscrmasseu    noch    unter    dem   Schutz    des    Epos    und    an  eine     Unterart    der    äulischen     betrachtet     wissen;     Hr.    B. 
dasselbe     «ich     anlehnend,     die     geistige     Thatigkeit     zur  dagegen   spricht   (If,    ',>.    S.    4fi7ff.)    «on    der    lOxisleiiz    die- 
küiistlerischen    Darstellung    des     subjrctiven     Lebens     reif  ser    Gattung    »vie   von    einer   allgeinein    anerkannten,     ohne 
getvorden     war,     da     konnte    sie    auch    zu    den    Elementen  auch     nur    einen    einzigen    Grund    für    <lte    Annahme     iler- 
zurückgreifen,    welche   schon    früher    dem   subjectiien    Be-  selben   anzugeben;    »vas    Athen.    XV',   p.    (i(.)7    B.    über   Ao- 
dürfniss,   aber    ohne  künstlerische  Gestaltung,    gedient  hat-  V.otv.ai   (odal  sagt,     fJO/yi'/.ai     T}]V    (fvOlv    i>7ia.o-j[(iV<Jai 
teu;    und    so    traten,    nachdem   aus    den  Epos    eine    lyrische  (cf.    Athen.    XIV,   p.    (i39,    A.),    rechtfertigt    sie    doch    ge- 
Kunstfonn   sich    entwickelt    hatte,   auch    die    früheren,    vom  wiss   nicht.    —    Von    <ler    Periodeneintheilung    des    Hrn.    U. 
Epos     unabhängigen     Keime     der     Lyrik     henor,     um     der  ist   schon    ob<n    die    Rede    ge»vespn.       Als    der    Lihalt    der 
Kunst    theilhaftig    zu     »lerden,     aber    die    Lyrik    zugleich  ersten,     die     bis     zum    Anfang   lies   siebenten    Jahrhunderts 
ganz   von    der    engeren    Beziehung     zum    Epos   zu    befreien.  v.    Chr.    reicht,    »vird    S.    149   angegeben:    Entstehung    und 
Das    ist    ein    Eiitwickelungsgang ,    »vie    »vir    ihn    in    analoger  Bildung     des     Volkslebens     in     freieren     Staatsverfassungen 
Weise    nicht     nur     bei    der    Entstehung     der   dratnatischen  nach    dem   Sturze   des   alten     heroischen    Königthiiuis:     Er- 
Poesie, sondern    auch     bei   der    künstlerischen    Ausbildung  stes    Aufkeimen     der  lyrischen    Poesie    als    Kunst    —    Eiit- 
der   Prosa   annehmen    zu    müssen    glauben.  wickeluiig   derselben    aus    der   alten    nomisrhen  Dichfart  — 
Dass     »vir    im    Bisherigen     den     Gang    des    Verf.     nicht  Blüthe    des     alten    chorisch  -  dorischen    und     elegisch  -  ioiii- 
genau    haben    verfolgen    können  ,    sondern    auch    aus    dem  sehen    .Stils.      Hr.    ü.    beginnt    in    der    siebenzehiiten    Vor- 
besonderen    Tlieil  Alehreres    über   die    eigentlich    im    allge-  lesung    mit   der   alten    nomischen   Poesie,    und    spricht   dar- 
meinen    behandelten    Fragen    hcrnbernehmen    mussteii,   hat  über,     wie»volil    man   sehr    wenig   davon     »veiss,    sehr    viel, 
seinen    Grund    darin,    dass    der    Verf.    selbst   nicht  gehörig  nachdem    er    noch    dazu   schon    oben    mehrmals    ausführlich 
geschieden    und    namentlich  des  Allgemeinen  zuviel    indem  davon    gehandelt,    und    sie,    was   hier    »viederholt    wird,    aU 
besonderen     Theil    vorgebracht     hat,     wodurch     eiiiestheils  den     llebergang     von    der     halblyrisclien     i\aturpoesie     zur 
Wiederholungen,  anderntheils  Zerstückelungen  nnvermeid-  eigentlich     lyrischen     Kunst     bezeichnet    halte.       Klarheit 
lieh   geworden   sind;    zu    gleicher  Zeit  scheinen    uns,    »venn  über    die   Sache     gewinnen     »vir    aber    so     wenig,    »vie    wir 
»»ir    aufrichtig    sein    sollen,     solche     öfters    vorkommende  sie    bei    dem    Verf.    voraussetzen    können.      Schon    S.  42   ist 
allgemeine     Betrachtungen     und     Raisonnements      nur    eine  eine     Stelle    Plutarch's     (d.    mns.     c.    H.    p.    I  l.'JJ.    B.),    »»o 
gewiss«    Unklarheit    über    das   Einzelne  ,    sei     es    mit   oder  der    Name     vöuoi    erklärt    wird  ,     auf  eine   sehr    unglück- 
ohne    Absicht    des    Verf  ,     zu     verhüllen.       So     hatte    doch  liehe    Weise     benutzt    worden,    indem    der    Ausdruck     oiy. 
»chon   der   ganze   erste  Theil   eine  Knt»virkelnng  der  Lyrik.  siijv    Tiaoaßrjvat    xai^'    ty.c.aTOV    i'evOfitatiSi'Oi>    fidu; 
der   Griechen    im    Ganzen    und    in    ihren    Hauptmassen    eiit-  Tljq    rdoiujq    auf    eine    gesetzlich    bestimmte   Form    und 
halten    sollen;     dennoch     finden     wir    in     der    sechzehnten  Tendenz   bezogen,    und    in    der  Note  ausdrücklich  bemerkt 
Vorlesung  als  Einleitung  des  besonderen  Theils  eine  ,,Ent- 

wickelung     unil     Gliederung    der    verschiedenen    Dichtgat-  ~ 

tungen    und    Stile   der     lyrischen    Kunst    hn    Allgemeinen'^ 

und    erst    in    der   zwanzigsten    kommen     wir    zu   der    eigeiit-  ">  ^'"'^  lokriscbc   Poesie,   als  Nebenform   des  äolischen   Stils, 

ll^k.n     /'.  ..I.:..l.4.      I    .    I         1      ■        c-         ■                  .         .  iiiiunit    auch    Passow ,     Grondziige    der    giiech.    und    röni. 

JictiPQ    Gescilichte    der   Lyrik     im    Einzelnen.       Aus   ieiier  1    .       .                ,    v       .        1  •   1  .      e    0.1                               ■   l 

,       ,               ir     1                 1     ■                »j'"«>:i"i?ii.       /»US  jeiifi  Lilcr.itur-    und    Ktinstgescbicnte    .S.  82    an,     woran    sich 

•ecMzehntcn     Vorlesung     heben     wir     noch     hervor,     dass  .ibc.haupt  Hi.  ü.  in  mancher  Rücksicht  anschliosst. 


941 


Q42 


wir«!  ,  idaii  sei  gewiss  in  geistiger  un<l  forinoller  Bezie- 
hung für  Oeliiiiiiig,  Spaiiiiniig,  il.  h.  für  Form  unil  Ten- 
denz (Sinn,  Cliaraliter)  zu  nehmen,  eine  lielianplnng, 
über  die  man  nirlit  genng  erstannen  kann;  «oniit  sich 
dann  ilie  Uemerknng  leriiinilol,  die  hier  wenigstens  bei- 
läuKg  gerügt  »verilcn  ninss,  dieses  Nomische  der  alteren 
LTriU  liloilie  Charakter  der  gesamniten  lyrischen  Kunst 
der  Griechen  ,  ,,nnd  noch  Pindar's  Siegeshymnen  niiissen 
sich  der  oft  listigen  und  zwingenden  Theiinng  in  Stro- 
phe, Antistrophe  und  Epode  bequemen",  eine  Ansicht, 
die  man  in  einer  Geschichte  der  {griechischen  Poesie  nicht 
ausge.-prochen  finden  sollte.  Aber  auch  in  dem  Abschnitt, 
Ton  dein  nir  hier  handeln,  gebraucht  der  Verf.  den  Aus- 
druck ,,nnniisch"  in  einer  Weise,  die  schtterlich  j^ebil- 
ligt  »erden  kann,  nämlich  als  ob  damit  ein  eigenthiim- 
licher  Charakter  einer  besonderen  Dichtgattnng  bezeich- 
net »lirde,  und  als  ob  liberlianpt  von  noniisclien  Gedich- 
ten, der  Musik  gej^ennbiTjjestellt  ,  irgemluo  die  Rede 
wäre.  Der  Aanie  bezeichnet  aber,  so  wenig  .*>icheres 
«ich  auch  darüber  sagen  lässt ,  überall  das  Musikalische 
im  engeren  Sinne,  sei  es  nun  die  Instrunienf.ilmusik, 
oder  den  Gesang,  nicht  das  Poetische,  welches  überhaupt 
dabei  das  unterjjeordnete  Element  war,  und  wie  wenig 
man  den  jVonios  als  eine  besondere  Form  der  lyrischen 
Poesie  betrachten  daif,  kann  der  erhaltene  Anfangsvers 
eines  Xomos  <les  Terpaoilros  beweisen,  aus  einem  Hym- 
nus in  hexauietrisch'r  Form  (Schneiilew  in  delect.  p.  '2.i'7)- 
Hr.  U.  betrachtet  zwar  auch  das  Vorherrschen  des  Alu- 
sikalischen  a\>i  wesenllicli  für  den  Nonios,  aber  er  kann 
auch  nicht  unterlassen,  ihn  fortwährend  als  eine  Dichtart 
cu  bezeichnen,  und  indem  er,  wie  er  S.  löO  seilst  aus- 
spricht, eine  bestimmte,  wenn  auch  nur  hypothetische, 
Ansicht  darüber  aufstellen  will,  damit  die  organische 
Entwickelnng  un<l  Gliederung  der  lyrischen  Poesie  und 
ihrer  Geschichte  nicht  gänzlich  dem  Blick  entschwinde, 
ist  dieser  Abschnitt  weniger  znverb'issij; ,  als  der  hierher 
gehürigo  bei  Hrn.  1$.  (S.  l'JI  IF.  >.  wenn  dieser  auch  nur 
angeordnetes  Material  gibt,  die  Erscheinungen  der  ler- 
gchiedeiisten  Zeiten  in  einem  Abschnitte  veitiindet,  und 
ilberhaiipt  seine  Art  nicht  verlrtugnet.  Beide  Verfasser 
haben  sich  nicht  veranlasst  gefunden,  mit  N'tzsch  aus 
einem  auf  der  Gleichheit  des  Namens  beruhenden  Miss- 
verstfinilnlss  die  Angabe  ron  den  durch  Terpander  in 
Musik  gesetzten  Gesetzen  Lyknrg's  zu  erklären;  aber 
wahrend  Hr.  U.  S.  34>>  sagt,  dass  dieses  vielleicht  zu 
der  Beruhigung  der  Gemüther  gedient  habe  ,  welche 
Terp.  bewirkt  haben  soll,  sind  es  nach  Hrn.  B.  (II,  I. 
S.  40)  oh/ie  Zirei/el  die  zu  den  metrischen  Gesetzen  des 
Lykurgos  gemachten  kitharodischen  IMelodien,  welche 
diese  AVirkuiig  gehabt  haben,  und  wiewohl  er  die  ^'er- 
weihselung  der  Gesetze  mit  den  Gesangsweisen  zugibt, 
so  soll  doch  darum  die  Thatsache,  dass  die  Gesetze  ehedem 
noinisch  gesungen  worden  seien,  nicht  an  Glaubwürdigkeit 
verlieren  (S.  205);  S.  193  aber  wird  das  eigentliihe  Ver- 
haltniss  des  Namens  so  sehr  rerkannt,  dass  es  heisst,  die 
{gemeinschaftliche  Benennung  Itabe  schon  desswegen  sehr 
nahe  gelegen  ,  »eil  die  benihnitesten  hellenischen  Gesetz- 
geber nicht  nur  fremde  unil  einheimische  Poesien  zu  der 
ethischen  Bildniij;  ihrer  \'ölkiT  benutzt  hätten  ,  50ndern 
auch    selbst    vortreitlichr    Dichter    genesen     waren  !       Um 


den  Nomeo  eine  bestimmte  Stelle  in  der  Entwickelang 
der  lyrischen  Kunst  anzuHeiscn,  nimmt  Hr.  U.  darin  zu- 
erst ilen  eigentlich  melodischen  Vortrag  an,  indem  die 
ältesten  heiligen  Lieder  mehr  episch,  d.  h.  in  rhyth- 
mischer, mehr  declamatnrischer,  als  musikalischer  Weise 
(recitatiiisch)  vorgetragen  wonleii  seien  (S.  lö.'));  aber  auch 
nach  der  andern  Seite  hin  lässt  er  dadurch  den  Lebcrgauj; 
vermitteln,  und  findet  darin  die  ersten  Keime  zu  den  spä- 
teren vorzüglichsten  Bildungen  und  Formen  der  lyrischen 
Kunst,  dergestalt:  dass  an  ilic  kitharoilischc;i  Nomen  die- 
melischo  Lyrik  des  alten  chorisch  -  dorischen  ,  wie  iles 
äolisrhen  Stils,  an  die  aulodischen  die  elegische  Lyrik 
und  der  alte  ionisch  -  elegische  Stil  sich  knüpfe.  Wir 
fürchten,  dass  mit  dieser  hypothetischen  Grundlage  die 
gante  Darstellung  der  Eiitw  ickelung  der  lyrischen  Poesie 
eine  falsche  Richtung  erhalten  habe.  Genauer  müssen 
wir  die,  auch  von  dein  Verf.  weitläuftiger  ausgeführte 
]\ach»  eisung  des  Zusaininenhanges  der  Aulodie  mit  der 
elegischen  Poesie  verfolgen  ,  um  so  mehr  ,  da  der 
^'erfasser  hier  weit  eher  auf  scheinbare  Gründe  sich 
stützt,  während  dort  Alles  hypothetisch  ist.  Der  Verf. 
kommt  also  hier  auf  die  oben  nur  vorläufig  berührte  Ent- 
stehung der  Elegie  zurück.  Wir  sind  nun  freilich  übel 
daran,  da  der  l'erf.  durch  den  oben  besprochenen  will- 
kürlichen Gebrauch  des  Namens  ilas  Feld  der  Unter- 
suchung verrückt  und  unsicher  gemacht  hat,  nnil  die 
Verwirrung  durch  Verwechselung  ähnlicher  Namen  bei 
den  Alten  selbst  sich  noch  steigert.  Wenn  also  der  Verf. 
sa^t,  Klage;;isäiige  und  Freuilenlieder  seien  die  frühe- 
sten Formen  der  elegischen  Lyrik  gewesen  (S.  Ui9),  und 
dann  wieder  <lie  erstereu ,  welche  mit  dem  Göltercultus 
zusaininenhängen  sollen,  hervorhebt,  und  die  innere  Ver- 
ivaniltschaft  der  Flülenmusik  damit  darznthnn  sucht  ,  so 
müssen  wir  uns  zwar  hier  schon  über  die  uaiie  Art  der 
Beweisführung  »undern,  dass  iler  ^^erf.  von  dem  weit 
reu  lieren  Gebiete  der  elegischen  Poesie  in  seinem  Sinne 
nur  den  einen  Zweig  hervorhebt,  der  ihm  für  den  vor- 
ansgestellten  Satz  passt ,  ohne  zu  zeigen,  dass,  was  von 
diesem,  auch  lon  den  andern  gelte;  —  aber  die  ganze 
Untersuchung  berührt  uns  noch  nicht,  indem  hier  von 
ilem ,  was  wir  mit  den  Allen  Elegie  nennen,  gar  keine 
Rede  ist.  Doch  der  Verf.  sucht  das,  was  er  für  jene» 
bewiesen  zu  haben  glaubt,  auch  in  dieses  Gebiet  her- 
liber/uspielen ,  und  ilazu  bedient  er  sich  der  Notizen, 
dass  der  Aiilod  ülyinpos  Dichter  elegischer  Gesänge  ge- 
nannt wiril,  .^liinnerinos ,  der  Elegiendichter,  einen  alten 
aulodischen  Nomos  gebraucht,  und  Kloiias  einen  aulo- 
dischen  Nomos  'iKSyol  genannt  haben  soll,  fi-rncr  de» 
Gebrauchs  des  Namens  tKtyu^  für  einen  zur  Flöte  ge- 
sungenen Threnos,  und  der  angeblich  ursprünglichen  Be- 
zeichnung lies  \  ersinasses  des  Pentameters  durch  i/.i- 
yiiuv;  denn  es  sollen  hierin  bedeutsame  Weisungen  lie- 
gen, die  zunächst  auf  eine  frühzeitige  Verbindung  lies 
elegischen  pentamctrischen  Uliytlunns  mit  der  threne- 
tischen  Dichfiing  lind  der  Aulodie  hiiileilen  sollen.  Es 
ist  nicht  die  Alisiiht  des  Lnterzeichiieten ,  diese  ganze 
Sache  hier  noch  einmal  einer  genaueren  Erörterung  za 
unterwerfen,  nachdem  dieses  schon  im  Jahre  1837  mit 
Beziehung  anf  das  vorliegende  Werk  von  ihm  in  »einer 
Dissertation    de    carininis    Graecoruui    elegiaci    origiue   et 

G2  * 


94.3  94* 

nodoii«   fpnilii'hpii   18<   '^U     "ii'iKili)    er    bishor    zwar   pn<-  «llior   ilipscii   Gpgi-nsJaml    aiir^^i-iuiiiimdi    »vordeii ,     imil    die 

drpiiüli'lD-ixIi*    l(plinii|itiiii|;cii ,    aller    UriiiP    auf  iÜp    Sache  Vcrliiiiiliinjr   ilicsi-r    KIciiii'iitc    i'ilici  iichiiicn    bereit»  illi|;    die 

»pIIi««    eiu^'i-lteiiile    W'iilerlejjuii);    •Tclfseii    hat.      üoili    glau-  Partikriii    „aber,    iiiiii,    also,    jcdoeli ,     iii(le8§",    die    hier 

brii    »ir    Kirii;:en    aiieh    hii'r    um    des  Ziis.iiiiiiieiili.iiii;e,s   »il-  rrichlii'h    oliiie  Riieksirlit   auf  ilire  liedeutuu^   auKgrsebiit- 

leu    herviirlirbeii    /U  iiii'issru.     Ilr.   IL  ui.ieht  auf  die  Ziveifel  tot     .sind.        Kiiii(;e     Proben     aus     die.seiii     Ab^^thiiilt     ui()|;eii 

auriuerks.iiM ,    »eiche    geilen   .•ieiiip  Ansicht  erhoben  »»erden  geiiiigeii.      Zur    Widerli'j^iiiii,'    der    .'\bleituii;;   »oii    h  l.iytiv 

k.öiiiit'11,    und    hiiilet    mit    Recht    den    zu  lii...endeii  Knuten  in  ttird    S.    t'i3    )!<"'''?(:    „/.»eiteiis    ».'Ire    Ktyili   auch    in    die- 

der    Fraj;e,    ob    die    alten    .luhidisch  tlirenetisclieii  (iesange,  ücr  Ziisjinnieiiset7,uii<;    ebenso    s|)rach»  idrig,    ab  iu   i/^iyoC, 

welche    »ir    mit    dem    Namen    l/jydl    bezeiciiiiet    fiiiilen ,  einer    iiiierhorten    s3nko|iirteii     Form    statt    tJllAeyui;    »uii 

iu    Form    und    Char.ikter    dasselbe    «areii,     »as    späterhin  tniKl-yui    (»oion    jedoch     die     Ilelleiien    schon     iUlikoyo^ 

£let;ie    hiess    (S.     l"'.l);     aber     der     einzige,     eiiiigermasseii  besitLeii)     gebildet,      »ie     tySkoyOi ,    ty.Kuytiov,     ixKnyij , 

haltbare    Grund    filr    die    Uejahuiij;    dieser     Frage     ist     der  t/.tnyiay    und    nicht   nur   alle   aus    Präpnsitidiien ,     sunderii 

gleichbedeutend«    Gebrauch    der    Worte    i'ktyol     und    LH-  auch    aus     Adjectiven,    Substantiven     u.    s.    »v.     und    kkyui 

yeia   in    einigen   Jitell le.s  Pausaiiias ,    Pliitarrh  und  Sui-  zusammengesetzten  Adjeclice  und  Substantive,  als  i7,/.oyoC, 

das,   und    »eiin    »vir    darin    einen   lAlissbranch    erkennen,   so  JlpuKoyui,    lyvKIoyui,   i'.iiqu'Aoyoi;,    dl  ühoyoi  ».  s.  »."■ 

werden    »ir   durch    Hrn.    V.   selbst    bestärkt,     der     nur    für  Wir   iniissen   dahin    gestellt   sein    lassen,   ob  nicht  ein  Tliuil 

<lie    klagende    Elegrie    seit    lUimni'riiiiis    den    Zns.iiiiinenhaii;;  dieses    Lnsinns    dem    Setzer    zur    Last   fallen    mag.       S.     [  \Hi 

uiit  aulodischen  Nomen  »ahrscheinlich  machen  kann,  nicht  lesen    wir,    tltyuc,  stehe   fiir  jedes   Lied,     »ufiir    sich    auf 

aber   für   die   allere    kriegerische  des  Kalliiios  und  Tyriaos.  A|iulloiiidas    iu     der     Aiitholoirie     beruren     wird,     der    von 

Wir   glauben    forlwahreiul    ()lvni|)(is    iiiiil    ähnliche  Auloden  iAao(i/\    ekiyu/f;    spricht,     »voraus    man    aber    bisher    nur 

aus   einer    Geschichte     der     Elegie    entfernen     zu    müssen,  zu    scbliessen     »vagte ,     dass    er     i-Atyut    für    tkiyitu     ge- 

die    erst   mit   dem    Gebrauch    de»    Versinasses ,    »elches   die  brauche,      S.    l.'S:    ,,Klefi;os    halte   also    in   Attika    eine    be- 

Alten     mit     iktytiov     bezeichnen,     beginnt,     und     dieses  stimmte     Beziehung    auf  Grabschrifleii    und    Todlenklai^en 

Versuiass   können    »vir   aus   schon   öfters   angeführten  Grün-  ge»oiineii,    und    diese    Geltung   des   Wortes    war    im    Laufe 

den    nicht  in  eine  frühere,    als  die  der  künstlerischen  Lrrik  der   Zeit  so     vorherrschend     geitorilen,    dass    die    spateren 

»etzen  ,      und      nicht     aus     Ivdischen     Flöteii»eisen  ,      son-  Grammatiker    neben    ihr    keine  andere  kannten,   oder  aner- 

ilerii    nur     aus    dem     Hexameter     herleiten.        Denn     »enn  kennen    »olllcn."      Liimiltelbar    darauf  »vird    diese    Uedeu- 

Ur.  V.   (S.  lcS4)    es    für   durchaus   sinnlos    iinil   unerklärlich  tung,    ilie    doch    das    Wort   in   Attika    ge»vunnen    haben   soll. 

Lall,    dass     mau    jenes    Versuiass    mit    einem     von    liA.iyo^  die   urspiüngliche   genannt.      S.    I3-':    »t^uf  alle    Falle    ist 

abgeleiteten    ^Vorte    benannt    halte,     »eiiii     nicht    die    alte  das  Wort   (Elegos  nämlich)    aller,   als   die  metrische  Form, 

Bulodische    Hlelodie,     »elclin    diesen    JVamcii     führte,    eine  welche     es     ^eHöhnlich     bezeichnet."        Dagegen    .S.     I2l 

gewisse    Aehnlichkeit     mit    dem    Versmasse    der     Distichen  richtig:     ,,So»ie    nun    aber    hkiyo^    nicht    die    Form,    son- 

gehabl    hätte,     so   sehen    »ir    nicht   eiu  ,    »as    daran    Sinn-  dern    den     lahalt    bezeichnet."       S.    134:    ,,Der     Ursprung 

loses    ist,    wenn    »ir    diesen  Gebrauch    von    der  Verbindung  und    <lie     Ent»vickeluiig    der    iksyoi    ist   also    geradezu    ei- 

dieses    Versinasses,    sei     es    mit   jenen    aulodisrlien    Nomen  nerlei    mit  der    Geschichte   der    l^keyeia,    welche    mit   der 

oder    überhaupt     mit     threnetischen     Gesängen,     die     alier  Erfindung   des    Pentameters    beginnt.       Elegos    ist  aber   ge- 

»eder   für  jem-s    die  Nolliwendigkeit   iinil   Ursprünglichkeit  wiss   älter,    als    dieser    Vers."      Das    ist   denn    doch   ein    of- 

des   threnetischen    Inhalts,    noch    für    diese    die    einer   ahn-  fenbarer    Widerspruch.      Doch    genug    hiervon, 
liehen    Form    beweist,    herleiten.       Dass    bei    Hrn.    15.    sich  AVas    den     zweiten    ,,lvallinos     und     seine    Zeit"    über- 

auch    die    Annahme    des    threnetischen    Inhalts    der    Elegie  schriebenen   Abschnitt   der  Geschichte    der    ionischen  L\rik 

als   des   ursprünglichsten    findet,     kann     unser    llrtheil     ge-  bei    Hrn.    U.    bctrilft,    so   hat    Ref    schon    an    einem    andern 

wiss    nicht   besliminen,     zumal    da    dieser    erste     Absiliiiitt  Orte    erklärt,    dass    derselbe  hier  Anfangs    auf  einem  Wege 

der   Geschichte    der    Elegie,     der    von    dem    Ursprung    und  ist,    der     ihn     nolhweiiiiig     zu     demselben     Resultat     hätte 

Wesen   der    Elegie    handeln    soll   (S.    119 —  l4i)    von    Hrn.  führen    müssen,     zu    tvelchem    der    L'nterz.    gekoinmeii    ist, 

B.    mit  gewohnter  Geilaiikenlosigkeit  zusammengeschrieben  dass     näinlich     Ivallinos     noch     um    Ol.    31)-     gelebt     habe, 

ist.       Von    der     Uuorilnung    in     der     Darstellung,    die    für  also    wahrscheinlich  jü/ige/'e/'   Zeitgenosse    des   Archilochos 

den,    »elcher   die   Sache    nicht   ohnehin     kennt,    ganz     un-  gewesen   sei  „  —    »enn    er   sich    nicht   selbst  dagegen,    man 

verständlich    ist,    kann  man  sich  keine  Vorstellung  machen,  möchte    fast    sagen    absichtlich  ,    verbleiulet     und    durch   <lie 

ohne    selbst    zu    lesen,     und    »vir    »vollen     uns    nicht    vergeh-  unbegreiflichste    Cunfiisiun    lind    IncuiiST-quenz    den    bclrcte- 

lich     beinülipu  ,    sie    zu    schildern.       Ausserordentlicli    viel  nen    Weg   verlassen    hatte.       Denn    nachdem    er    ilie   aiigeh- 

iu    eine  Geschichte    der  Poesie,    die  doch  nicht  eine  Sanim-  liehen    früheren    Einfalle    der    Ivimmerier    in    Asien     besei- 

lung   von    Aliinographien   sein   soll,     nicht   Gehöriges,     L'ii-  tigt     und     ausdrücklich    gesagt    hat,    Rallinos    könne    unter 

verdautes    und    Ualbverdautes    ist    aus    den    I\Ionographien  den  heranrückenden  Ivimmeriern,  von  denen  er  spricht,  nur 

den     Einfall     unter    Ardjs    Regierung    meinen    (  S.     IÖ3), 

~  welche    er   S.    I5ü    von     ()77  —  (i2S    v.    Chr.    dauern    lasst, 

•;  Diese   Ablicinilliins;    ist  von  Neuem    im  J.    1841   bei   Elwcrl  g„    |,eisst   es   S.    153,    dass   sie    Sardes   unter    Ardvs    Regie- 
iu   Marbmg  erscbienen,    mit   einigen   ZusaUen    ver.iiei.rt,  ^^^   ^^J^    ^     Chr.)    überfallen    hatten,    und  "zwar   von 

wciclie ,    wie    U1S   Uatuiii    der    Vurrede  zeigt,     vor  Bachs  ,         . ,  ^  i        ..     m  ,        n      ^  >■        ■ 

T    ,  11  I  I         II.  II  den    Sitzen    an    der    Süi  küste    des    rontos   aus,    die   sie,   wie 

Toi   seschiieben   und   auch  gedruckt   waren,    was   ich   bicr  ^^....n.    ■>>•    •■<-■    o<i<in..i.  i..     ......  ,        »,  • 

auslnicKlicb    bemerken    zu    müssen    glaube,    um   etwaigen  »•"'"   S.    l.')l     lesen,    unter    der    Regierung    des  Medert  önigs 

Missdeutungeu  zu  begegnen  lv.^axaies,    gleich    nach    der    Schlacht    bei    Eklipsa    (U^ä 


945  946 

».  Chr.),   eiii|;oiioiiiDien   liaUrn.    Sollle   man   nirlit   ^laulpii,  aufiiiorksam    (jcmarlit  ,    iiml    diisolbp    Atsirlif    liaKc    jik  h 

«lass   Hr.    B.   seine    Leser    zum    Dess<en    habe?      Aber    noch  schon    l.'iiigitt   Srali[;er    zum    Kusi-Iiiiis   aiisjespro«  den.      \Vir 

nicht   gennjf   «los    llnsinns    und    iler    Willersprüche.     S.    155  niiissen    »einsehen,    ilass     diese    l)iiij;e    eine    (iiibef.in^jfnere 

«ird     das     Uiigliiek    der    .^la(;nesier ,    d.    i.    die   Zerstörung  Würdigung    finden    ni(>;;en  ,    als    bisher,     niiil    lief,    ist    gern 

der   Stadt   durch    die    Trerer    und    Lvkier,    etwa    7'■l^^    'or  bereit,    seine     liebanjilung    /.uiiUkzuiuhimMi ,    sobald     eine 

Chr.    gesetzt,    und    da    Kallinos    diese    Stadt    noch    als    blü-  auf  ernstiiclieni  Kiiigihen    in    die  .Sarlie  biruhende  \Vider- 

liend     er«.'lhnt     haben    soll,     so     iiird     (S.    I.')7)    als    seine  legnng   derselben    auftreten    »ird. 

Ulüthezeit  etwa  7,jl)  f.  Chr.  angenoniinen.  Dabei  vergass  Im  dritten  Abschnitt  spruht  Ilr.  15.  lon  den  Kunst- 
Hr.  B.  ,  dass  nach  Kaliisllienes  eben  jene  von  Kallinos  epoclien  der  Elegie  im  All;;eiiieinen,  niiil  bringt  da  noch 
erwähnten  Trerer,  ein  Zweig  der  Kiinnierier,  Sardes  Manches  vor,  «as  eigentlich  der  Geschichte  der  Lvrik 
eroberten  —  dass  sie  IMagnesia  zerstiirt  hütlen,  sagt  kein  hatte  vorausgeschickt  »erden  sollen,  nämlich  liber  die 
Zeugniss,  sondern  das  ist  blosse  Hypothese;  —  doch  nein,  «-erschiedenen  Stile  der  llellenisrhen  l.vrik  liberhaupt  ; 
er  vei'gass  es  nicht,  denn  nicht  nur  S.  154  sagt  er  noch,  doch  ist  in  diesem  Abschnitte  einmal  wieder  Alles  au» 
dass  jene  Angabc  des  Kallisthenes  sich  anf  die  bei  Hero-  Clr.  entlehnt.  Darauf  folgt  ein  Abschnitt  über  den  A'or- 
dot  erzahlte  Eroberung  beziehe,  sondern  anrli  S.  l,")?  trag  der  Elegie,  der  mit  ilein  .Salze  beginnt:  „Die  hel- 
Lezieht  er  selbst  das  lleniisticliion  des  Kallinos  l'^itjoeci  lenische  Elegie  ist  «ohi  nie  anders,  als  zur  Fliite  ge- 
ävÖQUC,  dyoiv  auf  den  in  den  Anfang  der  Regierung  sun^ren  wordi-n."  Damit  ist  denn  gleich  von  vorn  lierein 
des  Ardvs  trefl'endeii  Einfall  dei  Kiinmerier.  Man  konnte  eine  Sache  abgemacht,  die  unserer  llel)erzeugniig  nach 
nun  wohl  sagen,  dass  ilio  Trerer  sich  von  7'J(i  —  li78  grossen  Beilenkliclikeiten  unterliegt,  und  fiir  die  wir  norli 
in  Asien  herunigetriebeii  hatteti ;  dann  innsste  man  sie  diirchans  keinen  striiigenten  Beweis  eriialten  haben.  Es 
aber  wieder  ganz  von  den  Kinimeriern  trennen,  welche  kehrt  auch  liier  die  Voraussetzung  wieder,  ilas»  da»  ele- 
erst  um  678  (oder  liJöf)  auf  der  Flucht  vor  den  Skv-  gische  Disticlion  ursprünglich  für  Trauergesänge  gedient 
then  nach  Asien  gekommen  sein  sollen;  ferner  gründet  habe,  für  die  allerdings  die  Flriteninusik  am  gel.rauch- 
sich  ilie  Behauptung,  dass  die  Trerer  schon  72(i  iWag-  liebsten  war;  aber  diese  Voraussetzung  halten  wir  nicht 
Iiesia  zersliirt  hatten,  auf  gar  nichts,  und  endlich  ist  es  fiir  richtig,  aus  Gründen,  die  hier  nicht  noch  einmal 
j;anz  unmöglich,  dass  der  Einfall  der  Iviminerier  in  Asien,  auseinandergesetzt  werden  sollen.  Es  ist  aber  auch  ver- 
»on  dem  lleroilot  spricht,  vor  Ol.  .i(i.  (etwa  635  »'.  Chr.)  geblich,  über  diese  Sache  zu  streiten,  wenn  man  uns 
{fesetzt  werden  kann,  imleni  die  Skvlhen,  welche  die  immer  wieder  tlen  mvlliischen  Anloden  Olvnipos  als  Ele- 
Kimnierier  verfolgten,  den  Kyaxares  bei  der  Belagerung  giendichter  vorführt.  —  Wie  so  oft  nur  eine  zufallige 
von  INinos  trafen,  dieser  aber  erst  Ol.  36,  3.  anf  den  Erwähnung  die  Anordnung  ihr  ftlaterien  bei  Hrn.  B. 
Thron  gelangte.  Soll  nun  kallinos  diese  Ereignisse  er-  bedingt,  so  schliessen  sich  nun  auch  hieran  im  fünften 
«ahnt  haben,  so  kann  seine  Biüthezeit  nicht  nin  730  Abschnitt  Grundzüge  der  IMelopöie  oder  des  Tonsalzes, 
fallen.  Hierauf  gestützt,  hat  Ref.  in  seiner  Abhandlung  und  dann  im  sechsten  eine  Behandlung  der  kitharodischcn 
<lo  carminis  Grace.  eleg.  origitie  den  Kallinos  für  jünger,  und  aulodischen  Nomen.  Jene  gehörte  oflenbar  nicht 
als  Archilochos,  erklären  zu  uiüssen  geglaubt,  und  er  hierher,  sonilern  eiif>ieiler  in  eine  Einleitung,  wo  auch 
kann  auch  von  dieser  Ansicht  nicht  abgehen,  so  lange  Hr.  ü.  bei  Belrai  liinng  iles  Wesens  der  griechischen 
sie  nicht  förmlich  widerlegt  wird;  diess  geschieht  aber  Lyrik  davon  gehandelt  hat  (S.  'J.j  ff.),  oder  in  einen  he- 
llicht   dadurch,     wenn    man,     wie    Bach,     der    allein    sich  s leren    Excurs,     und     Hr.    B.    sdieint    dieses    selbst    ge- 

üllentlich  dagegen  ausgesprochen  hat,  sagt,  so  niüchfe  fühlt  zu  haben,  indem  er  auf  dem  Titel  diesiu  Abschnitt, 
auch  die  eine  Partei  unter  den  Alten  geschlossen  haben,  sowie  den  über  die  Cultus  -  und  Volkslieder,  besonders 
ohne  doch  ihre  Gegner  zu  überzeugen.  Wenn  das  wirk-  heraushebt.  Was  ilie  Saclie  selbst  bctrilft  ,  sj  wird  man 
lieh  der  Fall  ist,  dann  können  wir  gerade  nicht  auf  aus  Hrn.  B.'s  Darstellung  schwerlich  eine  befriedigende 
Seiten  dieser  Gegner  treten,  die  ohnehin  keine  Gründe  Einsicht  erlangen,  was  schon  darum  nicht  möglich  ist, 
von  schlagendem  (iewicht  vorgebracht  zu  haben  scheinen,  «eil  Hr.  B.  niemals,  nachdem  er  selbst  über  eine  Sache 
wie  man  aus  dein  sieht,  was  Strabo  anführt;  übrigens  sich  klar  geworden,  aus  der  gewonnenen  Cebersicht  eine 
könnten  wir  das  Barhische  Argument  mit  gleichem  Recht  eigene  Darstellung  gibt,  sondern  wahrend  des  Schreiben» 
auch  für  die,  welche  ein  höheres  Alter  des  Archilochos  unmittelbar  aus  seinen  Quellen,  und  zwar  bald  aus  die- 
behaupteten,  in  Aiisprucli  nehmen;  denn  auch  sie  wurden  ser,  bald  aus  jener  schöpft,  bei  welchem  Verfahren, 
nicht  durch  ihre  («egner  überzeugt,  und  wir  haben  doch  sowie  es  duriliaus  nicht  das  Verständniss  der  Sache  bei 
keinen  Grund ,  ihnen  geringeren  Scharfsinn  und  geringere  dem  Schreibenden  mit  Notliw  endigkeit  voraussetzen  lasst, 
Kenutniss  ziiziisi  hreiben ,  als  ihren  Gegnern.  Ohnehin  auch  keine  deutliche  \orslelluiig  in  dem  Leser  erzielt 
entbehrt  Bach's  Zeitbestimmung  für  Kallinos,  der  auch  werdeu  kann.  Damit  hangt  zusammen,  dass  an  eine 
Hr.  II.  in  der  zwanzigsten  Vorlesung  folgt,  jedes  Fun-  systematische  Ordnung  der  Darstellung  nicht  zu  denken 
damentes;  denn  iler  angebliche  Einfall  der  Kiminerier  ist,  so  dass  liiernach  schwerlich  irgend  Jemand  von  der 
in  Asieu,  um  den  Anfang  der  Olympiaden,  für  den  man  fllusik  der  Griechen  sich  einen  Begrifi  machen  könnte, 
«ich  auf  Orosius  stützt,  beruht  oflenbar  auf  einem  Feh-  Die  Benutzung  der  Uuellen  ist  die  gewohnliche;  so  sind 
Icr  in  der  Zahl  bei  Orosius,  wo  er  nicht  30  Jahre,  son-  z.  B.  S.  1 7'J  f.  mit  geringen  Veränderungen  aus  Ulriri 
dern  300  Jahre  vor  Erb.  Roms  gesetzt  werden  niuss,  wie  (S.  31  fl.)  abgeschrielien.  Die  von  ihm  selbst  angebrach- 
eine Vergleichung  mit  Eusebius  auf's  deutlichste  beweist.  ten  Verbindungen  solcher  Satze  heben  bisweilen  allen 
Auch    darauf   haben    wir   lu   der    angeführten   Abhandlung  Sinn   auf;  so   z.  B.    wenn   es  S.  ISO   heisst:   ,,Die   uieusch 


9+7  94S 

lirlio     Stimim'     li.it     hier     lii"k.iMii(Ii(  li     niirli     »Ipili-r     cino  j.i    nirlit    allpiii     iiarli    Zlifri1li>;i>n ,     äiissprn     Brarhriiiun^en 

i;rli.<siTp    Kraft.    nl->   ili<-    ii.'irli.iliiiiciiiloti  Lniiti'    ir>,'iMiil  i-iiicH  iiiid    Kpiliiii^iiii^fpn ,  sonili-rfi    »eit   inclir    ii.n  h    iiiiicrii,    iiiitli- 

TiiiKfii};.«    »hm-    Uc^iliMtiiMs;    iiiii    (irsaiij;    iiiiil    Poi'Sh- ,    ixler  » i.iuljjfcii     OVst-tzdi     so     iiixl     iiirlit     aiiiliT»     fortsclirritet." 

(iliiif    ilii*    Diirc  liriiliriiiit;    iiic-lir<T<T   Stiiiiinrii    in    li.iriiionj-  Wimiii    nur    nicht    <li<>    Kr,'>('liriiiiiii<;pn    von    ilcr    Art  sinil, 

»iliiT    ArrorilfiilcP.        Uci    der     lontaltoiKlcn    Griiiidaiisirlit  «hi'is    iiacli     ilinpii    erst    der    alljfpnHMni-    Knt»  irkrliin^sgang 

• liT   |ilasti$('lii>n    Kraft   Am  Rlivtliinns   nius.sti<  dalier  •li«  lirstinuiit   uprilrn    inuss!    und    ilas    niticlite    Lpi    iler    frat;- 

//  osse  Icistriimentahnu.sik  nur  als  «'ine  s<liu,'irhprc  ,  «las  liilicn  Jiariie  iliT  Fall  sein.  Drnn  ilass  auch  «ir  <lpn 
(iiMMiillisIclicn  »ti-iiigcr  aiisproiliriKlc  IMachaliniiicitf  des  /listnriscli  /estgestelllen  Kiit«  Ickeluiissgaiijj  als  ein  Hanpt- 
(•i'san^es  ersi  hcMMeii."  Iliernaili  sollte  man  denken,  in  I.  riteiilim  l)ei  der  (jestaltunj;  eines  so  li'irkenhaften  iMa- 
der  Insirnnieiitalniiisik  lierrsilie  kein  Rlivllinius ,  sondern  ti-rials  lielra(  liten ,  hal>ent  »ir  (fleiili  im  Einjjanji;  dieser 
nur  in  der  niensililirlien  Stimme;  das  hat  aber  llr.  ü.  Ilerensiun  erklart.  Iniviefern  Hrn.  15. 'e  Manier  sich  hier 
nu'ht  [.'esagt ,  aus  ilem  <licse  .Siitze  oiler  ilie  >Vorfe  «le-  .'iussert,  Herden  »ir  iiarliher  seilen.  Hr.  U.  aUi>,  der 
ni^>Ieiis  mr  ll.'iH'te  entlehnt  sinil  (S.  Sl),  alier  ni<  ht  in  in  der  aelitji'hnten  Wirlesuii};  nftehst  dem  allgemeinen 
dieser  VerliindiinjJ.  üehrij^eiis  ist  aneli  die  Darstellnii);,  historisrhen  Charakter  der  ersten  Periode  den  alten  <  ho- 
»elrhe  Hr.  IJ.  loii  diesem  Gei;eiistand  giht,  eine  hlosse  nsrli  -  ilorisrheii  Stil  in  seiner  volkslliiiinluhen  Uildun); 
Zusammenstellunj^  ohne  das  Bestrehen,  die  Sache  klar  und  Bedeuliin^^  schildern  »ill,  und  dabei  nach  sehr  nei- 
zu  machen;  eine  solche  ktinnte  alier  ebenso  gut  ganz  teni  Ausholen  (über  ilen  politischen  Zustand  der  helle- 
entbehrt  »erden;  soll  der  Z» eck  erreicht  «erden,  so  darf  nischen  Staaten  in  der  angenommenen  Periode,  insbe- 
nian  nicht  einmal  die  rtlangel  unserer  Kenntniss  der  Sache  sondere  über  die  üorier  und  7Har  in  specie  auf  Kreta) 
verbergen.  hauptsächlich  von  Thaletas  handelt  ,  entsiheidct  sich  nn- 
Wir  kiinnen  unmöglich  die  ganze  Geschichte  der  Lv-  »'"'"  <l<""  «-crschiedenen  Angaben  der  Allen  über  die  Le- 
nk   in   allen    ihren    Einzelheiten    n^ch   der  Darstellung    uii-  '""nszeit     dieses     Mannes    für    diejenige,     welche    ihn     vor 

serer    Verf.    hier    iluichn-ehen;      wir     übergehen     also    den  Archilnchos   set/.t,      I     »enn     er     auch    nicht   darauf  be- 

siel.euten  Abschnitt,  welcher  eine  Uebersiclit  der  Klegi-  s<phi  ,  ihn  zu  einem  Zeitgenossen  Ljkurgs  zu  machen, 
ker  seit  Archilochos  bis  auf  die  Grenze,  »eiche  Hr.  B.  *"'  glaubt  er  doch,  nin  den  Anfang  des  8-  oder  gegen 
»ich  gesetzt  hat,  gibt,  ganzlich,  zumal  da  in  diesen  Diu-  ^ndc  des  9.  Jahrhunderts  die  Neuerungen  in  der  Musik  ■ 
gen,  in  »eichen  grossere  Schwierigkeiten  nicht  vorkom-  setzen  zu  müssen,  welche  sein  Name  bezeichnet,  d.  h.  ■ 
nien,  Hr.  13  keinen  andern  Tadel  auf  sich  gezogen  hat,  insbesondej-e  die  Vervollkommnung  und  mehr  lyrische  (?) 
als  einen  solchen  ,  der  ül  erhaupt  sein  ganzes  Verfahren  Gestaltung  der  alten  Apollinischen  Cultiispoesie  und  dei 
null  seine  Methode  trifft,  so  dass  triviale  Bemerkungen,  dorischen  Chorgesangs  mit  Hülfe  der  FUHenmusik,  und 
schleppende  Darstellung  und  die  unpassende  Kinschiebung  l"»'''  "'"fhteu  denn  auch  diese  Neuerungen  in  Sparta  eine 
der  übersetzten  Fragmente  auch  hier  oft  genug  unange-  heimische  Statte  gefunilen,  und  das  »eitere  Lindringen 
nehm  auffallen  *).  Wir  können  aber  auch  der  Entuicke-  <l<"f  •'"'"<«'  'orbereitet  haben.  Dagegen  nimmt  er  als  Blüthe- 
lung  der  lyrischen  Poesie  in  ihren  Hauptmassen  nicht  ""it  des  Terpaiider  etwa  <>SU  <■•  Chr.  (Ol.  'ih)  an,  indem 
weiter  nachgehen,  ohne  gesehen  zu  haben,  in  welchem  ^'  'l'"  fiir  jünger,  als  Thaletas  und  Archilochos  hält,  und 
Verhaltniss  zu  einander  die  drei  wichtigsten  Namen  in  bestimmt  sein  Verhaltniss  zu  jenem  so  (S.  JJÖ):  „Nach- 
der  Ent»ickelungsgeschichte  derselben  bei  unsern  Verff.  «''■"1  Thaletas  mit  Hülfe  der  Flöte  und  Flötcnmusik  die 
erscheinen:  Archilochos,  Terpaiider  und  Thaletas,  und  ef*«*  "^a''"  gehrochen  zu  einer  freieren,  beweglicheren, 
«ir  können  diesen  Gegenstand  mit  um  so  grösserem  Rechte  lyrischeren  Bildung  der  spartanisch-dorischen  Musik  und 
hervorheben,  als  es  für  die  Verfalirungsweise  beider  ei  «''■s  alt^n  Chorgesangs,  war  es  Terpander,  der  durch 
nen  interessanten  Beleg  gibt;  für  Hrn.  Ulr.  ,  insofern  es  »eine  Neuerungen  darnach  auch  die  Kitharodie  insbe- 
ihm  darum  zu  thun  ist,  einen  Knt»  ickelungsgang  nach-  sondere  vervollkommnete,  und  jene  mehr  lyrische  Bil- 
zuweisen,  wobei  er  seinem  Raisonnement  eine  grossere  düng,  die  bis  dahin  nur  der  Flötenmusik  oder  der  mit 
AVichtigkeit,  als  historischen  Notizen  glaubt  zuschreiben  ''<''■  F''*'"  'ereinigten  Kitharodie  eigen  gewesen  war, 
•/u  dürfen;  denn  wir  lesen  S.  215  den  be.lenklichen  Grund-  letzterer  selbst  mitlheilte."  Durch  Verbindung  der  Ele- 
satz:  „Ueberhaupt  aber  kann  bei  der  allgemeinen  ün-  "ie"te  und  Formen  althellenischer  and  asiatischer  Kunst- 
sicherheit der  Daten  in  der  Geschichte  der  hellenischen  hildung  sei  er  zum  Gründer  eines  neuen  Lehensalters 
Lvrik  und  bei  widersprechenden  Berichten  der  Allen  im  f"""  «''''  Kitharodie  und,  wegen  des  üebergewichts  der 
einzelnen  Falle  das  einzelne  Zeugniss  dieses  oder  jenes  letzteren  ütier  die  Flötenmiisik  bis  in  das  fünfte  Jahrh., 
Schrifisfellers  weniger  entscheiden,  als  der  allgemeine  f"'  •''"  hellenische  Musik  überhaupt  geworden  (S.  34l'). 
historische  Zusammenhang,  die  genetische  Ent»ickelung  D'<"  Neuerun::,  «eiche  er  nach  Plularrh  in  der  Rhyth- 
un<l  der  Bildungsgang  der  Kunst  und  ihres  Lebens,  iler  uiopöie  eingeführt  haben  soll,  lindet  Hr.  U.  in  der  Bil- 
dung der  einzelnen  Strophe,  »ie  sie  spater  die  äolischen 
Sanger  meist  ange» endet  hatten,  nur  <lass  diese  anfäng- 
*)  D  ISS  nenlicli  in  einer  Anzeige  des  letzten  ßjndcs  «llpsfs  lieh  rein  musikalisch  gcMesen  sei,  also  selbst  das  epi- 
Ucrkes  in  r.ersdijif's  Kepettorinm  noch  iinnier  ,,die  (Iriinil-  sehe  ftletrum  in  dem  Gedicht  voraussetzen  lasse.  Ter- 
licl.kcil  nml  ^utzlKl,kolt  des  in  angcmessrnstev  Konii  Vor-  „ander'»  Einfluss  hätte  also  die  strophische  Form  hervor- 
«jelr. Irenen"    an    diesem   Hiicb    :ieiiihiiit  ,     nnd     von   ,,lnsi-                  r                 ,    ,                     .       i  -i      i                .         i                 i      u    .k 

,,.    .  „    ,,       i,„     .     „       1        1,  1        1  ,       ■  jrerulen,    nachi  eni    von  Archilochos    metrischen    und  rhytn- 

nnationcn",    ilie    yi'gen    üassellie   vor!;el)rncnt   seien,     ge-  ^  .  ■^ 

sprocben    ist,     kann    uns    in    unserem    L'rtiicile    durchaus  mischen    Erhndungen    der   erste    Anstoss   dazu  ausgegangen 

nicM  irre  lu.icln  n.  (S.   349).      Archilochos    soll,     ebenso    wie   Thaletas,    au» 


949  900 

ileni     inlislkalisrheii     Furniriirficlitliuiii     tliT      .Aiili~tik     ilrs  (S.    ',):    ,,<)lj;lcicli    » ir  voi,  der  Fnrm   srii.cr  (tlcs  Tliali-tas) 

OlMnjio^    (Hill     sriiirr   .Scliiilr     üriiii-    lv^i^<l  lii'ii     E]rfiij(luiijjrii  PkcsIimi     g:ir     iiirlilN     liiNliiiiintcs     hIsicii,     üo     ist     rü    ilucli 

(;rs('li(i()ft ,     und     di'il    iiiiisiL.iliiii  licii    Vortrag     di'r    (ii'dirlilr  ti  alirsrlifiiilii  li  ,     das«     «-r    »u  h     niclit    iiiclir    aUNärllli)'fiüli<'li 

liiul     die     iiiUKikallschp    lje^li-iluii|i     tiTiollkoiiiiiiiirt    liatii-ii  ili's    IiitoIscIii'u    \'i'rNi-8    Ix'dii'iite ,     soiiilerii    t  ieliiiflir ,     uip 

(S.    'J I  7 ,   27()).    —    SfliPii    Mir    nun,   vhe    »vir    zur    Priifunj;  Terpaiidros    und    Alkuiau ,     dt-ren    Tlifld  gkfit    t;i>»iss    noch 

dieser    Ariüiflifcn    i'ihrr^chi-n  ,     »ie    llr     B.    ilie    aufjjisti-llte  eine    Zi-it    lang    mit    der   seiiiij;eii    zusaiiiuientirl,   sriiiin   den 

Frage     lieantMurtet.        Sclion      in     licr     der     ziisauiuienliän-  Ueliergang     zu     der     Ivri.srlirn     Stro|ilii'nliildung    p^pfundeu 

gend'ii      (j'escliiclite      i\er      Lyrik      vorausgpscllirliten      (je-  und     kunst<  ollere    \'ersuiissi'     anzuu  enden     gelernt     hatte. *■ 

«chi<lite     des     P«an    hai     er     Vieles    über     die     allgemeine  IMau    vergleiche    damit,    »as    in    lier    angeführten   Stelle  aus 

Bedeutung    jener     .M.'inner     gesagt,      »as     au     diese     Stelle  dem     ersten     lianile     S.     41     gesagt     ist.         Terpandros     un<l 

iiirht    gehürti',    und    namentlicli    lilier   das    V'erliältniss    der-  Alkmaii    Herden    fast   als   gleichzeitig    tietrarhtet ,    nur    dass 

•  ellien    zu    einiiider  S.    {-^  sieh   sii    geäussert:    ,,Oeii   Anfang  jener    aller    sein    soll;    wenn    nun    aber  Terjianilros    uui  (jJö 

des    neuen    iNrisrhen    Lebens    in    Hellas    bezeichnen,    au>ser  (Th.    I  ,    S.    .5^)     oder     ()'{)     (I,     S.    ())),     Alkinau     in     ilpii 

dem   schon   genannten    kretischen    TJiitletun,     noch    die    be-  letzten  Kegierungsjahren    des  Königs  Ardjs,   der  (i;;;!  starb, 

rühmten     Manien    lies    Archiloclios    und     Terpandios ,     die  blühte    (2,    S.    15),    oder     gar     erst   Ol.    4'J  z^  (iI2    •■.    Chr. 

»ir    nach    Allem,     was     wir    von   der    lyrischeii    Regsamkeit  ( .' ,    S.    371),   so   mochte    mau    doch    weder  jenes    zugeben, 

und    geistigen    Rirhtiing   der    damaligen  Uebergaiigsperiode  iiin  h    mit    grosser    Sicherheit    behaupten    küniien,   dass  Alk- 

wisseii,   für    Zeitgeiiosseii    halten    müssen,    so   <lass  Thalefas  inan's  Thatigkeit    noch    mit    der   des  Thaletas,    der    um    '/'JO 

der    altere     (um     7^(J    >.    t"hr.),      Archiloclios     der     zweite  blühen   sollte,    zusammengefallen    sei.     Aber  wer  will  daran 

(um    70(l)     und    Terpandros     der    jüngere     (um    t)75)     war.  haften?   Jene    Schwierigkeit    »lird    S.  370   K*'^"''"''')    ""  '"'♦ 

Dazu    knininl    noch,    da^s    ihre    gleichzeitige,     oder    unmit-  der    Parisclien    Chronik    die   erste   Katastasis    der    spartaui- 

telbar     auf      einander      folgende     poetische     Thätigkeit     der  scheu    IMusik    Ol.    34    oder    (i44    gesetzt    wird,    diese    Th.   1, 

dreifachen     lyrischen    lliilitnng     der     Hellenen,    der    dori-  S.    li    ,     wo    es    bei    Erwähnung    Aikman's     heisst :     um    (j(>S 

sehen,    der    ionischen,  und    der    äolischen  ,    angehört'       Die  v.    Chr.      Welche     Angaben     sind     nun     die    authentischen? 

Richtigkeit    der    lit/tereii  Ansicht,    die    sich   scheinbar    ein-  Da    die    zweite     Katastasis     der    ersten     nicht    rorausgeheii 

pfehli-ii    koiinie,      uollen     »ir     «orh'tiifig    dahingestellt    sein  kann,    so    nu'isste  ,     wenn     diese   (t44    fallt,    die     wichtigste 

lassen,    zumal  da  sie  sich  mit  der  Beantwortung  iler  tiaupt-  Thatigkeit    des    Thaletas,    dem    Hr.   B.    selbst   jene    zuge- 

frage     loii    selbst    erledigen     wird,     und    da     Hr.    B.     selbst  schrieben    hat,    nach    diesem  Zeitpnnrt  fallen,    —    und  doch 

Th.    '2,    S.    .^()4   sagt,    Terp.     gehöre    nicht    zu    den    Dich-  blühte     er    nach    Hrn.    B.    schon    SU    Jahre    früher.      Aber 

tern    des    äolischen    Stils    im     engereu    Sinne,      und     seine  wir    haben    uns    noch     über   andere    Dinge    zu    cerwundern. 

Wirksamkeit    sei     lorzugsweise    auf    Sparta     und     dorische  ,, Archilurhos     war    es",     lesen     wir    Tli      1,    S.    oWf,    „der 

Wetlkäiiipfe    gerichtet.        Wir    yvollen    also    Hrn.    B.'s    Hei-  die    lyrische    Poesie    überhaupt   aus    den  Banden    des  Hexa- 

fere    Beleuchtung     dieses    fiegenstandes     verfolgen.        S.    41  ineters    löste,  .  .  .  und    der     die    Erweiterung     und    V'crbi  s- 

heisst    es,     nicht   ganz    ejnstiminig    mit    dem    Oliigen  ,     Ter-  seriing   des    niusikalischeu    Systems    durch    'J'erpandros    auf 

pandros     habe     ilem     dorischen    Stile    der    Ljrik     naher    ge-  die    [iliythuiik     und     IMetnk     übertrug."        Dagegen     stellt, 

standen,    als     dein    äolischen;     ferner,     die    dorische    Stro-  melir     im     Einklang    mit    dem    oben    angegebenen    chronu- 

phenbildung    scheine     ihm    noch    ein    Geheimiiiss    gewesen  logischen    V'erhalliiiss ,    aber    in    ilirectem    Widerspruch  mit 

zu    sein,    und    die    ersten  Versuche    darin    waren    überhaupt  dieser   Stelle,    Th.    ^5    S.    3(i4:   ,, Terpandros  Einlluss  aus- 

erst    nach    der    von    ihm    herrührenden    Erfindung    des  Hep-  serte     sich    ebenso    durchgreifend     auf    die    Epik,     als   auf 

tachords    möglich     gewesen.       S.    43     wird     erwähnt,     dass  die   Lyrik,     in     »eldier   er   den    Archiloclios     zum    hochge- 

Tlialetas   die    zweite    Katastasis    in    der   s|iartaiiischeu    Ton-  feierten  Vorganger   hatte."    In    iler  oben  angeführten  Stelle 

kunst    begründet     habe,     in     welches     Verhaltniss    er     aber  aus   Th.    2,   S.  ü    wird    auch    Tyrtäos,    wenn   wir   ,, sodann" 

dadurch      zu     Terpandros,     dem     Begiünder     der     ersten,  von   der    Aufeinanderfolge    in    i]er  Zeit   verstehen,    für   jün- 

trilt,    nicht    weiter    berücksichtigt.     Aber    im  zweiten  Tlieil  ffer,    als   Terpandros    und    Thaletas    erklärt,     wahrend    ihn 

der    Geschichte    der  Lyrik    hat   sich    plötzliih    Alles    anders  der    Verf.    sonst     immer     vor    Terpandros    setzt.       In    dem 

gestallet;    dem    dort    müssen    « ir    gli-ich    S.     i    lesen:     ,,üie  letzteren    Fall    wissen    »vir    nicht,    wie    er   sich    zu   Thaletas 

erste     durchgreifende     Anregung     ging,      wie      wir     sahen,  verhält    in    Beziehung   auf  das    Flütenspiel,   das    beiden    zu- 

roii    Lesbos   aus,     iniiem    Terpandros     die    Spartaner    zuerst  geschrieben    wird.      Aber   der    IVluth    entsinkt    uns,    in    die 

uiit   dem  Heptacliorde    und    den  lyilisclien  Weisen  der  Ton-  Ansichten    des    Hrn.    B.    Licht    zu    bringen;   denn  auch  hier 

kunst     bekannt    mai  hie.        Huld    darauf    führte     Thalet.K  herrscht    Widerspruch;     was    nach    2,    S.    l(i    Tvrtaos     ein- 

[der    nach    der    früheren    Angabe   ön  Jahre   altt-r    war,     als  geführt     haben    soll,     dass    Flöten     die    Spartaner    in    den 

jener]    den    von    Plirygien    aus    nach  Kreta    verpflanzten  Stil  Kampf  begleiteten,    soll    nach    1  ,    S.    24    schon    zu    Lykur- 

<ler    lyrischen    Kunst    in    Sparta    ein,     und     wurde     von    den  gos    Zeit  stattgefunden    haben.     —     Bleibt    uns    bei    einem 

IVlusikern     und    Dichtern     der     nächsten    Generationen    ein-  solchen   Schriftsteller   etwas    Anderes    übrig,    als    anzuneh- 

stinimig   als    Begründer    einer    neuen  Epoche    der    lyrischen  men,     dass     er     in     einem    Zustande     ron     Betvusstlosigkcit 

Poesie    betrachtet.     Auf  die    .Anordnung    und  Einübung  der  schreibe,    oder   seine    Leser    zum    Bessten    habe? 

Chöre,   sowie   auch    auf  die    ganze  musische  Erziehung  der  lim    nun    zu  einer  Beurtheilung  des  Gegenstandes  selbst 

Spartaner     wird    sodann    dem    Tyrtäos    ebenfalls    ein    cnt-  überzugehen  ,     so     glauben     »ir,    dass    auf    Hrn.    U.'s   .An- 

sehiedener    Einfluss   zuerkannt."      Glicht   klar   ist,    welches  sieht,    mit   iler  «ir  bei  Hrn.  B.  eine  entgegengesetzte  in  be- 

Verhältniss    bei    folgendem    Satz    zu    Grunde    liegen    soll  ständigem   Kampfe   sehen,   die   Auctorität   O.   Müller's   be. 


951 


952 


H,.i„lrr>  .insr.M.irLt  li.it,  .Icr  cli-i.i.MiiK.>n  N-nlii ith<Pii  'I-t 
\ll,.n  (l.n  Voraus;  «.-«l.  ,  ».-Irin-  ilic  TliStink.  it  .los  Trr- 
,,,h.l...s    ii.,l.'.-f.'llir'  in    .lie   Z.'it   u.ii    Ol.   -M)    lu.«  Ol.  o4  l>rin- 

,|,„|,    vi-rfnlii    .'MiilliT    r(iiis<-(|iicnt,    umIi-iii    it    liieriiach 

Hii.l,  ,las  Z.'i<al(.'r  «II.t  iil>ri;jeii  ,  fiir  S|).>rt,i  ..irliti-oii 
Mii«ik.T  uii.l  Di.hter  licrrtlxlriickd' ,  und  .Imi  Tyrt.'ios  um 
Ol.  .1(1,  Thalctas  etwa  vou  Ol.  31)  l>is  4'-',  Pol^miiesfos  um 
Ol.  40,  Alkiiiaii  von  Ol.  3;  bis  4,'),  Saka.las  von  Ol.  47 
l>i,  jil  spfite  {GMt.  (iel.  An/..  tMV7.  »•  Oüü).  Denn 
ilass  Thalctas  auf  Ti-rpauilros  {u\(pu  niuss,  kann  nicht 
l..-7«.-if.-lt  «erilen.  »riin  .licarni  «Mp  erste,  jenem  ilie 
mieite  K.ata>tasis  <ler  Musik  in  S|>.irla  intjesc  liri^elieii  wiril. 
Olineliin  liegt  es  aber  aurli  in  .ler  .\alur  iler  Sa<  he,  «lass 
.hr  UiJustlerisrhe  Ansl.il.lunj;  der  Klijfenuiusik  ,  «ie  sie 
Tliiletas  in  Sparta  einfjefiilii  t  lialien  soll,  niilit  der  Fest- 
,tvlluii{;  der  kilharmusik  vorausKinjr,  die  durch  Teipau- 
«Iros  l.etvirkt  »urde,  wenn  auch  viell.ielit  dieser  seilst 
srhon  unter  dem  Einfluss  »siatiseher  Klofeniiiiisik  gestiin- 
(len  hallen  sollte.  Soviie  mit  der  ersten  Kafastasis  die 
«jehtiue  Einführung  <le8  Heptaehords  hezeirhnet  ist,  so 
jirüHdef  sich  die  zueite  auf  das  Einilringen  der  Flöte  iu 
.Sputa,  zunächst  ilurch  Thalelas  der  Aulodie,  später  he- 
ii>nders  durch  Sakadas  <ler  blossen  Aulelik  ,  und  »enu 
auch  eben  wegen  dieses  Unterschiedes  der  Aulodie  und 
der  Aulelik  von  dem  späten  Zeitalter  des  .Saka.las  nicht 
auf  das  des  Thaletas  geschlossen  «erden  kann,  so  i»t  es 
•  loch  auch  nicht  statthaft,  diejenijj;en ,  «eiche  Plntar<  h 
;;emeinschaftlich  als  Begründer  der  zweiten  Iv.itaslasis  be- 
zeichnet, durch  ileu  Zeitraum  von  z«ei  Jahi  hnodeitcu 
7U  verstreuen.  Können  »ir  nun  auf  der  einen  Seite  den 
Thaletas  nicht  vor  Terpaudros  setzen,  so  beschränkt  sich 
auf  der  andern  Seite  sein  Zeitalter  dadurch,  dass  Polv- 
inoestos  auf  ihn  ein  Gedidit  gemacht,  diesen  selbst  aber 
Alkman  erwähnt  haben  soll.  Müller  nahm  desshalb,  um 
jene  Bestiinmunif  über  Terpaudros  fe>tzuhalten ,  zueist 
(I)or.  n,  S.  3J.>)  an,  dass  in  der  let/teu  Angabe  bei 
Plüt.  d.  nius.  c.  ö-  'AK-xuiuq  statt  'fty.iiUV  zu  schreiben 
sei,  später  (engl.  Ausg.  der  üor.  II,  S.  3  i,5)  setzte  er 
den  Alkman  erst  um  Ol.  47  (4L'^),  U"d  bestimmte  end- 
lich dessen  Blülhezeit  auf  die  oben  angegebene  Weise. 
Die  Zeitbestimmung  aber,  «eiche  den  Alkmau  um  Ol. 
4'i  setzte,  scheint  nur  durch  seine  Zusamuienstellung  mit 
Alkäos  und  Sappho  veranlasst  zu  sein,  wiewohl  es  auch 
möglich  wäre,  dass  sie  auf  einem  von  dem  gewühnlichen 
ab«  eichenden  rhionologischcn  System  beruhte.  Si  hon 
«las  Verhültniss  zu  Stesi.horos ,  der  z«isclien  Ol.  i7  und 
,lft  gesetzt  «ird,  n'acht  jene  Angabe  uuMahrscheinlich  , 
sowie  auch  die  ausdf iickliche  Angabe  bei  Eusebius  und 
.Suidas,  dass  er  unter  Ardjs  von  Ljilien  geblüht  habe, 
und  wenn  der  eine  ihn  dennoch  Ol.  'JT,  <ler  andere  Ol. 
30  setzt,  so  hängt  dieses  mit  den  verschiedenen  Berech 
nungen  der  Regierung.sjabre  iler  Ivdischeu  Kiinige  zu- 
sammen. Setzt  man  nun  aber  den  Alkman  um  Ol.  27 
bis  30,  so  fällt  Alnllers  Zeitbestimmung  für  Thaletas  und 
zugleich  auch  die  für  Terpaudros  » eg ,  und  «ir  «erden 
am  sichersten  gehen,  wenn  » ir  nach  Iv.  Fr.  Hermanns 
auf  der  natürlichen  Entwickelung  der  Musik  und  Lvrik 
beruhender  Darstellung  aller  dieser  Verhältnisse  (de  iiovis 
Laccdaem.  post  Lvcurgum  iiistitntis.  iVIarb.  ',840.  4. 
p.   'l\    gqij.)   den    Terp.   vor  Ol.  .JU  setzen,  so   dass   die  Uu- 


ruhen  in  .Sparta  ,  zu  deren  Besehwirhtit^nn^  er  ilorthin 
gerufen  seio  soll,  keine  aixleren  gewesen  wären,  als  die- 
jenigen, «eiche  unter  Theopompos  und  Polwinros  statt- 
fanden, und  die  erst  um  Ol.  I^  gänzlich  beendigt  «ur- 
ilen;  bestätigt  » inl  diese  Annalime  noch  dadurch,  dass 
ili'llanikos  ihn  einen  Zeitgenossen  des  Königs  Alidas  von 
Plir>gien  nannte,  der  nach  Euseluiis  Ol.  ',M  stirb  (ller- 
inann.  I.  I.  p.  ,'4)-  Was  das  Verhältniss  zu  Archilorho» 
betrint ,  so  ist  durchaus  kein  (ärund  lorhanden,  an  der 
Angabe  des  (ilaiikos,  der  den  Thaletas  für  jünger,  al» 
Archilochos  erklärte,  zu  zweifi'ln;  ebenso  scheint  dieser 
aiiih  das  IVk  litige  gesehen  zu  haben,  «enii  er  den  Terp. 
für  älter  hielt,  als  Archilochos;  wenigstens  muss  das  mit 
Sic  In  rlieit  aiigenomiiieii  werden,  dass,  nenn  auch  vielleicht 
beide  /.ieiiilii  h  gleichzeitig  lebten,  Terp.  von  den  metri- 
schen iVeinriingen  des  Archilochos  unalihängig  war.  .So 
gelangen  «ir  zu  Resultaten,  «eiche  in  liebereiiislimniiin^ 
mit  den  äusseren  Zeugnissen  eleu  natürhc  hsteii  Eiityvicke- 
lungsgang  geben:  Terpaudros  gibt  der  Kilharniiisik  ihre 
vollsiändige  küiistleriche  Ausbildung,  verbindet  dieselbe! 
jedorh  noch  mit  der  früheren  metrischen  Form  der  Poe- 
sie ;  Klonas  von  Tegea  ,  der  für  die  Flötenniiisik  in  (irie- 
cheiiland  i!iesell>e  Bedeutung  gehabt  zu  haben  scheint,  « ie 
jener  für  die  Kitharmiisik ,  »ircl  aH;«clrücklich  nach  Ter- 
paiider  gesetzt  ,  und  kann  vielleicht  als  jüngerer  Zeilge- 
nosse des  Archilochos  bell  achtet  werden,  «eiin  er  «irk- 
lich i/.tytiojii  'loirnjL,  war,  uie«ohl  Pliitarch.  (d.  mus.  .ö) 
den  letzteren  später  setzt ;  ob  er  aber  sonst  an  die  metrischen 
und  musikalischen  Neuerungen  des  Accliil.  sich  ange- 
schlossen habe,  ist  nngeniss;  sicher  ist  dieses  von  Tha- 
letas (Plut.  d.  mus.  t().),  und#«iachdpm  dieser  der  Aulo- 
die in  Sparta  eine  feste  Begründung  gegeben  hat,  treten 
nun  auch  Tyrläus  und  Alkman  als  Auloden  auf,  und  in 
gleichem  .Schritt  mit  der  iMusik  bildet  sieh  auch  die 
metrische  Form  immer  freier  aus,  so  dass  Alkmau  die 
strophische  Poesie  begründen  kanu,  von  der  man  bei 
Terpaudros  noch  keine  Spur  anzunehmen  berechtigt  ist, 
wenn  auch  seine  musikalischen  Neuerungen  darauf  hin- 
geführt haben  mögen.  Wenn  » ir  hier  den  Tvrtäos  etwa 
gleichzeitig  mit  Alkman  um  Ol.  3"  setzen,  so  beruht 
dieses  auf  Berei  hiiungeii  über  die  Zeit  des  zweiten  mes- 
senisrhen  Kriegs,  »eiche  auch  Müller  und  Hermann  zu 
der  gleichen  Annahme  veranlasst  haben.  Die  Fragmente 
des  Alkman  geben  übrigens  keinen  Massstab,  um  sein 
Verhältniss  zum  zweiten  messenischen  Krieg  zu  bestim- 
men, und  er  kann  vielleicht  sogar  noch  einige  Zeit  vor 
denselben,    also    auch    vor    Tvrtäos,    gesetzt    werden. 

Wir  glauben  nun  auch  bei  der  Geschichte  der  Lyrik 
Beispiele  genug  von  Hrn.  B.'s  Wrfahrin  gegeben  zu 
haben,  um  nicht  A'eiler  in's  Einzelne  eingehen  zu  müs- 
sen. Was  aber  den  Plan  im  Allgemtinen  belrifit,  so  ist 
dieser  für  die  «eitere  Ent«irkeluiig  sehr  einfach  und 
schon  oben  angegeben.  Ohne  das  Princip  der  Einthei- 
liiiig  zu  vprMerfen,  könnte  man  nur  mehr  Hervorhebung 
des  elironologischen  \'erhähnisses  der  Gattiiniren  und  ihrer 
einzelnen  Erscheinungen  zu  einander  MÜnschen,  beson- 
ders insofern  es  mit  der  Entwickeliing  der  äusseren  F'orm 
der  Poesie  zusaminenhängt ;  doch  stört  auch  in  dieser 
Hinsicht  die  Beibehaltung  jenes  Princips  nicht,  da  der 
Fortschritt    von    der  strophischen    zur  autistrophisch  -  epo- 


953 


9:4 


ilisriieii  Form  iiiiirrlialli  ilrr  ilorlsrlirii  Ij\rik  srll.st  sfaU- 
fiiulrt,  «liiie  (l.i^s  ilar.iuf  «lii-  s(r(>|)liis<  lii'  l'iirs  o  ilir  Aeolcr 
ton  »i'soiitliclii'm  Kiiilliiss  ist.  So»  i«  »rlion  in  der  Ge- 
«cliirlid»  des  E|)cis  ilio  VulkstliiiiiilicIiUi-it  ilcr  louiiT  go- 
«i'liilileit  Mar,  so  »inl  <lor  Uarsdllinif;  «Irr  iiolisrlicn 
l^yrik  rlii  /ll'siliiiitt  üImt  die  ^  ()lk>lliiiiiilii  liknt  der  Aeu- 
I  T  vor.iust;^*!  Iiickl,  iiorin  IJornliaidv  >i  iccli-r  aof  alinlirlie 
Wrisi!  lir[iiit/(  ist,  » ie  »ir  es  Ix'i  driti  rrsti-ii  Tlicil  j;e 
splirn  Italien  ;  aiiiralli'fi  aber  iiniss  is,  dass  iii<|it  niicli  der 
G>'!*i'lii<  lite  dir  dorix'lKMi  Lvnk  iinfiiillilliar  rin  solclier 
AliDt'liiiiU  voiuiistfpsi  liickf,  sondiTii  die  ^ UlkstliiiiKlichkeit 
drr  Doricr  in  «Miii'm  ("'»ondpren  Voriiort  lusptix  lii-n  ist, 
oliiie  daHS  für  dicsps  \'rrfaiirfn  i-in  (iMiiid  aii^fp^^plipii  uird, 
diu  iiiao  aiirli  k.iiiin  in  pliias  VihIit c-in,  als  in  i'iner  V'er- 
CFSslicIikcit  linden  kann;  acicli  in  diisem  Vor«or(e  er- 
kennen »ir  fast  i'ilierall  liernliarilv  wieder.  Was  alior 
die  IJeliandlnng  der  Dichter  im  Einzelnen  lietriH't,  so 
wollen  »ir  in  dieser  ilinsielit  nirlit  lfln;,Mien  ,  dass  das 
liurlt  als  Cuiiiiiilation  fiir  den  lirani  liiiar  ist,  der  <las  Kal- 
sche  und  AV  ideisjirerlieiMle  mm  Kicliti^i'n  /ii  niiterseliei- 
den  »eiss;  dass  es  alier  auch  hierin  ni<  lit  zur  hlniisen 
Belehrung;  dii'iieii  kann,  dafiir  liiir;;en  die  ((e^'elienen 
Prolien  hiiihini;  li<  h.  In  Uezielinii;;  auf  die  i'iliersetzteii 
Fragment«  liemcTken  uir  noch,  dass  diese  um  so  iinpas- 
«eiiiler  sind,  »enii  sie,  wie  es  ItesoiHlers  im  zvteiten  Theil 
der  (»csfhichte  der  Lyrik  iler  Kall  ist,  als  l!eis|iiele  der 
von  den  Uicliterii  ;.'eliranchteu  iiii'lrischeii  Formen  dienen 
«ollen;  fiir  diesen  Z»eck  innssten  die  .Stellen  im  ()ri};inal 
gegeben  »erden,  ihm  so  mehr,  da  auch  ihr  Inhalt  sehr 
<ift  »on  far  keiner  liedeutiiii^  ist.  —  Wir  verlassen  also 
jetzt  Hrn.  Ii.  ,  und  »ollen  nun  noch  in  <ler  Kurze  <leii 
weit  com|ilicirleren  tianjT ,  den  llr.  Ü.  in  seiner  »eiteren 
Eilt»  ickeliin'f    ;j;eno[iimen    hat,    heleiichten. 

In  der  achtzelinteii  Vorlesnii;^  hehandelt  llr.  U.  ,  »  ie 
»clioii  an,;ej;eheii  ist,  den  allen  cli»ri.>cli  dorischen  Stil 
«ler  Lyrik,  und  »as  »ir  ilarnnter  verstehen  sollen,  deu- 
ten die  Namen  Thaletas,  Xenodnmos  ninl  Alkmaii  an; 
<len  letzteren  hetraclitet  er  als  den  S(-hliiss>lein  des  alten 
4loris€hcn  und  Be[|;riinder  des  iieneii  flolisch  -  dorischen 
Ütils,  insofern  er  einerseits  4I1C  dem  letzteren  eigeiithiiiii- 
lirbe  Strojitie  im  dorischen  Chor|;esaii<;  festj;estellt  und 
hestiinniter  nns^'ehildet ,  anilererseits  die  dorische  Kunst 
auf  profane  (leijenstAnde  nhertragen  und  sie  von  den  Fes- 
seln des  Oultiis  liefreit  habe  (S.  2'J()).  ^Vir  ini'issen  aber 
hervorheben,  dass  mit  ihm  erst  die  künstlerische  dorische 
Lyrik  be|,'iiiiit,  indem  die,  »eiche  ilr.  (J.  zu  dem  alten 
dorischen  Stil  rechnet,  uns  nicht  sonohl  als  Dichter,  »io 
als  Musiker  [genannt  »erden,  und  dass  also  die  dorische 
Lyrik  als  Kunst  niemals  ganz  in  den  Fesseln  des  Cnitus 
lag.  Ehe  nun  der  Verf.  auf  die  weitere  Ent»ickeluiig 
eingeht,  bemerkt  er,  dass  die  doristhe  Lyrik  eich  an  die 
epische  Poesie  ilen  Hesiodos  und  seiner  Srliule  aiischliesse, 
um  dadurch  einen  Uebergang  zu  geHinnen  zu  der  in  der 
iieiinzehnten  Vorlesung  beliandelteii  ,,i\  ebenlinie  der  allen 
dorischen  Lyrik:  die  spatere  priesterlirh  -  religiöse  Poesie 
der  lieinigungs  -  und  Snhngesänge  ,  Weihelieder  und 
Selierspriiche.  Epinienidcs,  Oiiouiakrilos  lind  Einpeilo- 
kles  in  einer  Geschichte  der  Lyrik  behmdelt  zu  sehen, 
müsste  im  liOchsten  (irade  aullalleii,  »eiin  nicht  llr.  U. 
achuii    im   ersten  Uaiido  von  einer  lyrisch  -  religiüscn  Uiclit- 

Zeilsclir.  f   d.  j4llci  ihumaw. 


gattiiiig  in  aussei  lieh  epischer  Form  gesprochen  hütte. 
Aber  die  Siihi.fiH  mein  und  \V  eis>at;uiigen  (iiiii  deren  wil- 
len, nicht  »e-jen  »einer  philoMij.liiscIien  Gedii  lite  ,  auch 
Einpedokles  hier  gi'iiannt  «irdj  gi  hiireii  doch  »ohl  über- 
haupt   in    keine    tifscbiclite    der    Kiiii^l,   lind    am  it  eiligsten 

Ilaben    sie    mit    der    Lyrik    gein .Sclil le-sin    sie   sich  au 

dir  llesiodi..!  he  Poesie  an,  so  uareii  sie  amh  in  1'er- 
bindiing  mit  dieser  zu  bernlireii,  und  ivenii  ein  Berüli- 
riiM;;spuiict  derselben  mit  jener  allen  dorischen  Lyrik 
d^rin  gefdiideo  »ird,  das^  auch  Thaletas  das  Geschclft 
gehabt  habe,  S|iiita  zu  snbiieii,  so  macht  dieses  »eder 
jene,  noch  ilieseii  zu  lyiisclirii  Dichtern,  llr.  V.  scheint 
auch  selbst  das  Llnp.issende  dieser  \'erk  iiiipliing  gefühlt 
zu  hallen;  denn  »loiohl  er  S.  „'-'7  sagt,  die  Weissagun- 
gen und  Siihiiges.'liige  der  späteren  Selier  slAmlen  nicht 
nur  mit  dem  (i'eiste  di-r  allen  dorischen  Lyrik  in  inniger 
llarniciiiii-,  sondern  geli(irleii  auch  ,'iiis«erlicli  s'oss'entheil« 
zu  ihr,  so  bemeiki  er  iliicli  bald  naihlier,  sie  sl.'iiideii  in 
keiner  inneren  iinth»  endigen  Verbindung  mit  derselben, 
und  gliclien  iiielir  sp/iteii  .^  achgebiirteii  einer  vorzeiligen, 
l;iii;;st  verkliingenen  K  nnslbildung,  und  i;ilil  imler  aiidein, 
iiiihl  sliclih.illigen  (iri'indeii  fiir  ihre  lii'handluiig  in  die- 
ser Stelle  endliih  den  an,  d.'iss  sic*h  nirgends  ein  passen- 
derer Platz  fiir  sie  aiiflindeii  l.i«se;  einen  soll  heu  vtürdeii 
sie  aller  noch  e'ier  im  er.ileii  Theil  gefunden  liaiteii  ,  »u 
der  Veif.  sie  nur  berührte,  oder  besser  gar  nicht  im 
Zusainiiienhaii;;    der    Ge.xhichte    iler    Du  iitkniist. 

Die  zvcaiizigsle  Vorlesung,  »eiche  eine  Eni»  ickeliiiig 
der  iiiiiischen  Lyrik  und  des  alten  ionischen  tSlils  der 
Elegie  geben  sotl,  und  die  ISanien  ,.Kalliiios,  An  hilochii« 
lind  'I'yrl/ios  —  Klimas,  Polynineslos"  au  der  Stirn  trügt, 
kiiiineii  »ir  nach  den  früheren  Ertirteiungen  nber^ehrn, 
und  bemerken  nur,  ilass  die  beiilen  lelzleren,  die  uir 
eigentlich  bloss  als  IMiisiker  kennen,  durch  die  ki'inst- 
lerischo  Form,  die  sie  der  threnelisc  heri  Elegie  i^e^jeheii, 
die  ursprüiigliclie  \  erwaiidtscliaft  des  poetisch  -  elegischen 
A  eisuiasses  der  Disliclien  mit  der  miisikalisi  li  -  ele;,'i.>clien 
IMilodie  jener  ibrenelischeii  Gesänge  an's  Lu  ht  gebracht 
und  die  neue  ISildiing  der  elegischen  Poesie  icirbereitet 
haben  sollen,  die  mit  Mininernios  sich  vjillig  eiit»  ickelle. 
liierau  scliliesst  sich  nun  in  der  ein  iiml  t»  anzigsteii 
^'orlesuiig  »ieiler  eine  sogenannte  Nebenlinie  der  elegiseh- 
iciiiisc  heil  Lyrik:  die  epigrauimatisclie  und  iambiscli  -  sa- 
tirische Dicblung  und  deren  Lnterart,  die  Parodie.  Wir 
haben  uns  über  diese  Znsaiiimeiistellung  schon  oben  ge- 
äussert; »ie  »eit  die  \'ernaclil;issigniig  der  auf  der  Form 
beruhenden  l'ntersclieidung  der  (iatliingen  gebt,  sehen  »ir 
hier  am  grellsten  in  der  Stellung,  »eiche  der  grössten- 
theils  in  epischer  Form  sich  be»egeiideii  Parodie  aiigc- 
»iesen  »ird,  »ubei  »ir  überhaupt  nicht  eiiisehen  ,  mit 
»elchem  Recht  sie  in  eine  Geschichte  der  Lyrik  gehiirt, 
da  die  parodische  Darstellung  —  und  hierauf,  nicht  auf 
die  Tendenz  koinint  es  an  —  durchaus  keine  von  den 
wesentlichen  Eigenschaften  der  lyrischen  Poesie  hat,  wenn 
sie  nicht  lyrische  Gedichte  trifl't.  Ilr.  li,  befindet  sich 
überhaupt  in  einem  ScIiHanken  zwischen  Berücksic  liligung 
der  Form  und  des  Inhaltes,  welches  die  Darslelliing  vcr- 
uirrt.  Wollte  er  die  neueren,  von  dem  Inhalt  abstrahir- 
ten  Kategorien  zu  (iruiide  legen,  so  niiisste  Manches 
eine   gaiix   andere   Stelle   erhalten;    er    nullte    aber    damit 

63 


955 


y5(i 


iii{;li>i<'li  ill<>  n\te  Dcfrnc  lifiiii^«»  riso  vriliiiiiloii  iiiiil  ilip 
llrlirrcMii^liiniiiiiiij;  «liT  Äiisspri-ii  Komi  iiiiil  ilir  (ii-si  liirlitp 
«liT  Ktil"  iiLi'liiii;;  mit  jfiidii  ^Vcspii,  dis  n  priori  bo- 
adiiiiiil  II. ir,  ii.i(  Im  iMH)*!! ,  lliiil  .iiif  ilirsi*  Art  riifstclicii  ,si> 
r.i"i>  l!i'>tiiinii<iiii.'rii  ,  iliiüs  riijp  (lalliiii^  aiisscr  ilirciii 
Wesen  niM'li  il.i«  geraile  (le^riillieil  ilpssellii'n  eiithalleii 
k<iiiii,  So  {^eht,  » i(*  nir  hcImmi  nttefi  hetiierkfrii,  ilaij 
i<J|>i^r.iiiiiii  Kill  «Irr  Kli-^ii'  zii  dem  ((eraileii  (je(;ell.•.a(^  iler- 
üotlteii,  der  liatiriselieii  Poesie,  ül>pr,  liiui  itorli  <lazil 
ohne  dir  Form  /ii  flnileni  ,  iiiiil  »r'ilireiid  liesf,'lnili>);  von 
iler  ianililstrli  -  satirischen  l)ielilnii<;,  alü  dem  llan|i(lie^riir, 
<lie  Kede  ist,  iiihI  in  tlieseni  .Sinne  z.  15.  S.  3"'-'  die  iain- 
bisi'he  Poesie  «ler  ejiigraMimati.srlu'n  verwandt  {fenannt 
wird,  »as  man  liielit  »erstellen  kann,  nenn  mall  iiirlit 
beide  AVorter  in  einer  andern  lieileiitiinj;'  iiimiiit  ,  als  die 
Alten:  —  so  sieht  sieh  der  A'erf  .S.  -id  /  zn  dem  (je- 
st.'iniliiiss  «eiiölhiut,  dass  ,,<iie  ältere  iamhisrlie  Dielittint; 
der  Ilelleijen  uirlit  immer  sieh  streng  iiiiil  nntli»  eudi;;  im 
eijTi'n'li'heii  (ieliiete  der  Satire  l)eue>;t,  sonilern  auch 
»Mihi  III  (ieist  iiiiil  lliarakter  der  Elej^ie  hiiM'il>eri;espielt 
hallen  iiiöclife*',  iiimI  so  »erden  di>nii  die  lainhen  des 
Soloii  ,  ilie  sich  ,,in  einem  iler  Satire  ;;era(le  entjfegen- 
gesetzten  Geliiete"  halten,  zivischen  ilie  satirischen  lam- 
ben  des  .Simoiiiiles  und  Flipponax  eingeschoben,  und  zur 
KrkUninjr  dieser  ICrsi'heinuii);  wird  gesagt  :  ,,l>iese  Ver- 
(fchiedetiheit  der  Kiclitiiiij^en  iamhischer  Diclitiin^  kann 
nicht  Wunder  nehmen,  \4enii  man  fesllifllt,  dass  das 
Wesen  ilerselben,  »le  der  elegischen  Poesie  nlierhaiipt , 
in  einer  |>oetisehen  iSeliaiiilliiiig  <les  äusseren,  ivirklicheii 
Lebens,  eines  ti  irklii  heii  ,  oder  als  ii  irklich  gedaihten 
Gegenstandes  lag,  dieser  aber  »venifier  von  Jieiti'ii  des 
Ciefillils  ,  sondern  von  Seiten  des  Verstandes  anf^efasst 
nnil  belraditet  »lirde."  Je  richtiger  diese  I5ezeicliniing 
des  \\'eseiis  der  iambischen  Poesie,  als  lies  einen  Tlieils  der 
ionischen  Lyrik,  in  Vergleich  mit  der  elegischen  Poesie 
ist,  tun  so  mehr  miiss  es  anirillen,  nach  ihr  nicht  den 
Slotf  behandelt  zu  sehen.  üaiiii  »i'irdeii  aber  nicht  Epi- 
gramme lind  Parodien  damit  verbunden  sein.  Das  erslere 
mit  der  satirischen  Poesie  z:i  verkiiri|ifen  ,  scheint  den 
Verf.  nieder  der  neuere  üegrill  des  AVortes  verleitet  zu 
haben,  uieMolil  er  selbst  recht  gilt  »veiss  ,  dass  das  Sa- 
tirische gar  kein  »esentliches  Klement  des  alten  Epi- 
gramms ist,  und  dieses  auch  daduri  h  bezeichnet,  ilass 
er  es  sich  bald  mit  der  satirischen  ,  bald  mit  der  elegi- 
schen Poesie  verbinden  lüsst.  An  die  letztere  schliesst 
es  sich  aber,  so  lange  es  noch  nicht  zur  blossen  ver- 
knnsti'llen  Spielerei  gCHoriieii  ist,  sovtohl  der  Form,  als 
dem  Inhalte  nach  an,  auf  ivelcho  (Vegensfande  es  sich 
auch  l»i'7.iehen  mag.  . —  Der  A'erf.  Ii'ihrt  die  in  diesem 
Abschnilt  bi'li.ili. leiten  (jegeiisfaiide  gleich  bis  auf  das 
vierte  Jahrhundert  herali  ,  um  iii<  ht  sp.'iter  den  Zusam- 
menhang zu  unlerlirei  hell,  und  kommt  ilann  zu  der  ztvei- 
ten  Periode,  von  der  IMitte  des  siebenten  bis  gegen  Ende 
des  seihsten  Jahrhunderts,  als  deren  besonderer  Inhalt 
ausser  der  schon  oben  angegebenen  allgemeiiieu  Charak- 
teristik S.  .'-('.'()•  angeführt  »ird:  ISliithe  der  äolisclieu 
Lyrik  —  Entii  ickelung  uiiil  Fortbildiin^  des  Solisch- 
dorisihen  .Stils  und  neue  (lestalliing  der  ionisch- elegi- 
schen Poesie  —  Abzweigung  des  lokrisrheii  und  erste 
Bildung  des   dithyrambischen  Stils.      Die   znei   uud  zwau- 


zigste  Vorlesung  enth'ilt  eine  allgemeine  historische  Gin- 
leiliiiig  und  Charakteristik  dieser  Periode,  ans  der  »ir 
die  Hemerkiiiig  hervorheben,  dass  <lie  lyrische  Poesie 
dieser  Zeit  alle  bi>torisclicii  und  politischen  ,  religiliseii 
und  |iliilo.iopbischen  I{  ichtnngeii  und  Ausfli'isse  des  Zeit- 
geisles  in  sich  anfgeiiominen  habe,  niiil  ge»  issermasscii  zum 
.Spiegclbilde  des  ganzen  Zi'italters  ge«orden  sei.  Die 
drei  und  zwanzigste  \'orlesniig  behandelt  dann  die  Eiit- 
viickeluiig  und  Fortbildung  des  lesbischen  oder  äolisch- 
melischen  Stils  der  Lyrik,  und  als  ^iebenlinie  die  .Sko- 
lienpoesie.  Welche  Slelliing  llr.  II.  hier  dem  Terpander 
anweist,  und  dass  er  ihn  zum  iiegninder  der  liolischeii 
Strophe  macht,  haben  »ir  schon  oben  gesehen.  Davon 
soll  ziiiidchst  Alkmaii  abh.'in^ig  gewesen,  und  nach  des- 
sen Vorgang  lon  den  lesliischen  Dichtern  die  .Strophe 
»veiler  gebildet  sein,  wobei  Hr.  li.  den  Arion  als  Ver- 
mittler lutrai  hiet.  Es  ist  nicht  unwichtig  für  die  for- 
melle Eiitw  ickeliing  der  Lyrik,  das  Verli.'lltniss  der  stro» 
pliisi  heil  Poesie  des  Alknian  zu  der  der  Lesbier  zu  be- 
stimmen. Wenn  Terpander  der  IJegriinder  der  üolischen 
Strophe  in  ihrer  bei  .AIk.'ios  ihm!  .Sapplio  hervortretenden 
Eigeiitliümlichkeit  sein  sollte,  so  ist  es  unpassend,  den 
Alkmaii  dazwischen  zu  schieben,  dessen  .Stropheiibililun^, 
so  wenig  wir  auch  ilaion  wissen,  doch  olfenbar  nicht  die 
einfache  Abriindnng  und  Beschr^nkiing  auf  gew  isse  Rhyth- 
men mit  jener  gemein  hatte,  wiewohl  Hr.  Ulr.  beide 
ziemlich  gleichstellt.  Wir  haben  also  entweder  anzu- 
nehineii,  dass  die  flolische  Strophe  in  ihrer  Eigenthiiin- 
liclikeit  sich  erst  ans  der  Alknianischen  herausbildete,  su 
dass  dem  Terpander  kein  Einlliiss  auf  jene  zugeschrieben 
werden  kann,  mler  da.ss  sie  sich  selbstanilig  ohne  dori- 
schen Einiliiss  auf  Leslios  bildete,  und  ihre  Keime  in 
einer  früheren  Stufe  aolischer  Poesie  und  IMiisik  wurzel- 
ten. Cebte  Terp.  Einfliiss  darauf,  so  mag  dieser  wenig- 
stens kein  direct  beslimmender  gewesen  sein,  indem  der- 
selbe in  Sparta  eine  andere  Form  zu  Wege  brachte.  Die 
Ansicht  aber,  welche  der  flolischeii  .Stropheiibililung  Un- 
abhängigkeit von  der  des  .Alknian  viiidicirt,  emiifiehlt  sich 
Ulli  so  mehr,  da  die  »eitere  Ent»  ickeliing  der  dorischen 
Lyrik  nicht  von  der  äolischeii  Form  abhfingig  ist,  und 
die  Strophenbildnng  des  Siesichoros  und  Ibykos  trotz 
ihrer  weiteren  Aosilehiinng  immer  noch  weit  mehr  Aehu- 
lichkeit  mit  der  des  Alknian,  als  mit  der  des  Alkäos 
gehabt  zu  haben  scheint.  Damit  »ollen  wir  übrigens 
Hrn.  U.  durchaus  nicht  entgegentreten,  wenn  er  in  der 
vier  und  zivan/igsten  Vorlesung  ,  die  von  der  neuen  Ge- 
staltung des  alten  dorischen  oder  der  Eilt»  irkeluiig  de» 
äolisch  -  dorisi  heil  Stiles  der  Lyrik  (Alknian,  Stesichoros, 
Ibykos)  handelt,  den  Eindiiss  aolischer  Elemento  aufdio 
dorische  Kunst  annimnit;  nur  ist  das  nicht  etwas,  wa* 
im  Verlauf  ihrer  Ent»ickeluiig  eintritt,  sondern  es  liegt 
vor  dem  liei^iiin  derselben,  »eiin  die  »irkliclie  lyrische 
Kunst  der  Dorier  erst  mit  Alknian  beginnt,  und  wiewohl 
»ir  von  den  früheren  Ges.'ingeii  derselben  eigentlich  nichts 
Bestimmtes  wissen,  so  geben  »ir  gern  zu,  dass  sich  darin 
•das  erotische  Element  nicht  in  der  Art,  »ie  bei  Alkman, 
finden  mochte,  ohne  dass  wir  desshalb  alles  frühere  Dich- 
ten und  Trachten  für  religiös  halten.  Da  aber  von  un- 
serem Sfaiidpiincte  aus  jener  angebliche  alte  dorische  Stil 
aus  der   Geschichte   der  Lyrik   ganz  »eglallt,  so    brauchen 


957 


958 


wir  aiirli  liior  kpiiioii  aiiilirn  Nainon  ,  als  «Im  (.'oHühn- 
liflicii  ilor  (liirisi  licii  LmiU,  iiii;;i"a<  litt-l  ilcssoii  iliii  li  .li-iliT 
airli  oriiiucrii  »ird,  il;isä  daiiiit  iil>prl];iii|)t  d.is  IiüIktc  , 
uiiil  iiairipiidii  li  «las  rhorisclii-  iMrlcis  liczpicliiirt  « iril , 
Hpiin  aiK  li  iMclit  all«  l)i<li(er  iliosrr  (i.iltung  Diiricr 
siiiil  ,  (Hill  (licsrlUe  in  iliror  lilic  lit-lcii  Aiis^ililiiiij; ,  bei 
Siiniiiiiili'ü  nikI  FiiiiUr,  i'ilii<rliaii|it  iiirlit  iiirlir  als  liiiri- 
srlip  ^ulioii  il|MiPüir  aii^'i'Srlii'ii  uitiIcii  darf;  ticilii  in  jener 
'/ivit  faiijfen  ilie  Uuterscliiedo  der  8t.'ininie  an,  sieh  zu 
rcrnisrlien;  die  Uielifer  scil.st  ieir»l);en  keinen  anf  einen 
einzelnen  üfanim  kesclirfiiiklen  nnd  ans  dessen  lipdürf- 
Iliü^en  heM'iir>;e^anj;enen  Z»eik  nielir,  nenn  sie  aucll 
<lic  zu  festen  T^nen  {jeM  isser  (iaffiiti'^en  {^eu  onleni-n  For- 
men einireiiHT  .Sl^ntiiie,  jodoeii  aneli  diese  t'eredi'It  ,  bei- 
lieliald'M.  Diese  Aiisirlit  Ist  aiiili  tlrn.  l),  nicht  fremd 
(feblielien  ;  diieli  ehe  er  zu  jenen  Dielitern,  uelclie  erst 
in  seine  dritte  l'eri^iile  jjehören  ,  furt^elit,  *eff(il[;t  er 
iiorli  die  (iescliiclite  der  Lvrik  in  der  fiiilieren  Zeit  in 
anderen  Kühlungen,  und  ziiar  in  iler  fiinf  nnil  zuanzig- 
0ten  A'u'tesuu;;  die  neue  (lestaitnii;^  des  ionisrik- elegiselien 
Stiles  iliircli  die  Kiiti«  ickelun^  dir  f  lirenetiscli-erotiselien 
Üilrfric  mit  i\liinnerni<is ,  der  t;iinniiM  hen  mit  .Solon,  und 
als  Netieiitinie  d;i/u  —  naeh  dein  <ilii>n  anf;;csle[]ten  \er- 
fehllen  tvesielttsjjuiK't  —  die  ;is(>[)i>(he  Faliel,  Düss  üini 
Olimnermos  et;;entlieli  nicht  IJi'^i  liiidur  einer  neuen,  s(>n- 
«lern  Eriiecker  dei  urs|iri'iii(r|iclien  Hiiil  nur  ziinickge- 
ilrän^fen  Richtung  der  Klegie  ist,  ist  liereits  ani,'e [(eben 
nurden,  und  snlt  nicht  %tiederholt  bestritten  vterden;  zu- 
gleich lässt  er  mit  iMininerinos  und  Solcin  eine  Vereini- 
gung der  verschiedenen  Kichtunj^en  erfnl^jen,  indem  bei- 
der "Diclitun;;eii  ,  trotz  ihrer  nesentlicli  verschiedeneu 
Kigenthiimlichkeitpu  in  ihrem  mehr  efliisclicu  nnd  Ivri- 
«chen  Charakter  vnn  <Icmselbpn  («eiste  beseelt  seien,  uuil 
in  maiM  hen  (iedicliten  beide  ihre  verschiedene  Ki{;en- 
(hiimlichkeit  ((.'{[enseitijf  austauschten.  Diese  Ansichten 
genauer  zu  eriirtern  und  ii()(lii(,'enfalls  zu  iiiod  ilicirpn  , 
Hürde  ein  tieferes  Kin;;ehen  seitist  auf  die  einzelnen 
IJriicIistücke  jener  Dichter  niifhig  sein,  als  es  hier  am 
Orte  »are.  Was  aber  die  äsopisclie  Fabel  betn/ft,  so 
hat  ihr  Hr.  IL,  «ic  er  S.  2i'Ö  saj;t,  diese  Stelle  da,  «o 
die  clrj;ische  Poesie  eine  didaktische  Rirlitiin^  angenom- 
inrn,  an|;e»  lesen,  weil  die  didaktische  Tendenz  der 
Blüthe  ihrer  Aiisbilduiiff  ant'ehiire.  Nno  sollte  mau  aber 
iiberhaii|it  iiii  ht  das  Didaktische  als  etuas  zur  Bestim- 
mung; einer  Gattung  iler  I'oesie  Wesentliches  ansehen  ; 
um  s»  weiiiser  ist  diese  Stellung  der  Fabel  gerechtfer- 
tigt, da  nicht  ein/.usehen  ist,  »as  sie  sonst  noch  initiier 
clegisclieii  Poesie  gemein  hat,  um  als  Nebenlinie  der- 
selben gelten  zu  können.  Coiise(|uciiter  «,'ire  es  geH-esen, 
wenn  der  ^  erfasser  sie  mit  seiner  satirischen  Poesie  in 
l'erbindniig  gebracht  liAtie,  ila  er  das  Satirische  als  ihr 
urs|iiriiiglii  lies  Wesen  betrachtet,  obgleich  wir  weder  dic- 
*es  glauben  zugeben  zu  küniicn  ,  niicli  der  Ansicht  sind, 
dass  sie  ihrem  urs|irunglirheii  Wesen  nach  durch  den 
Contrast,  in  welchen  sie  die  gemeine  Wirklichkeit  mit 
dem  inuereu  liühereii  Keime  und  Kerne  des  menschlichen 
Wesens  stelle,  dieses  Höhere,  (löttliche  liervoi  heben 
wolle;  es  gehört  niilit  zu  ihrem  \>esen ,  bloss  ijas  Nie- 
dere und  Gemeine  darzustellen.  Hatte  der  Verfasser 
J.  tirimm's  Einleitung  zum  Reinhait  Fuchs  srhun  benutzpu 


können,  er  würde  wohl  über  iManches  anders  griirthcilt 
haben;  namentlich  »lirden  t<  ir  ilaiiil  auch  »ohi  nicht  die 
Ansicht  bei  ihm  fimleii,  ilass  Aiso|)  aus  oi  irntalischen 
Oiiellin  gescliö|>fl  habe.  Die  lienierkiiog  eiidliih  (S.  4()4), 
d.iss  B.ibrios  die  F.ibi-lii  liiircli  seine  lambisi  lie  Kiiiklei- 
dcing  iler  s;4tirisclieii  Dicbliing  nieder  iiriher  geslcllt,  und 
damit  den  iirsii' niigliclicii  |>iietisclien  Sinn  derselben  » ir- 
der  gellend  gemacht  habe,  müssen  »i  ir  für  ganz  verfehlt 
halten;  denn  das  clioliambische  —  nicht  iainbische  — 
Mass  gebrailclito  liabrios  nur,  »eil  es  als  eine  seltene, 
veraltete  Form  in  der  Alexandrinischen  Zeit  wieder  her- 
vorgezogen und  Kill  Neuem  IModc  geiiorden  » ar  ,  beson- 
iliis  fiir  (ieiliihte  im  Tone  der  \  iill.S|,oe.i.- ,  obiie  das» 
man  dabei  seinen  urs|ii  niiglirhen  Charakter  beachtete. 
(\'ergl.  i\Äke  Clioeril.  |).  19,)).  IJeiliiiilig  bemerken  »ir, 
dass  Hr.  I!.  diesem  (Jigeiisland  in  seiner  (iesihichte  der 
Poesie  gar  keine  Stell«?  einger^inmt  ,  und  sich  darüber 
Th.    1,    S.    ;'(i(l,    Not.    ■_>.    gerechtferlij;!    bat. 

Von  dem  in  der  sei  hs  iiiiil  ziiaii<i;;steii  \'oi  lisiing  be- 
Iiaiidrlten  lokrischen  Stil  ist  schon  oben  die  Rede  ge- 
nesen. Auch  auf  die  dithyrambische  Dichtung,  diesen 
so  dunkelen  Stoff,  deren  Anfänge  in  der  sieben  nnd  znaii- 
zigsten  ^'orlesunsf  besp' "dien  sind,  können  »  ir  uns  hier 
nicht  einlassen,  »ieiiiilil  der  (jrgeiistaiid  eine  ganz  spe- 
cielle  ijeliaiidliiiig  «eriliente,  die  diiiili  Hrn.  L.'s  Dar- 
stellung iioili  keines»  egs  ülierllüssig  ge»oriieii  ist.  — 
Dann  folgt  die  dritte  Periode,  von  der  >'ertreibiiiig  der 
T\  rannen  bis  gegen  die  MiHv  des  vierten  Jahrhun- 
derts, in  »eiche  die  hcirhste  iJlüthe  des  aolisch  -  durisdien 
Stils,  das  Zurücktreten  der  aolisclieii  und  ioiiisi  hen  Lirik 
und  das  liebetgewicht  des  attischen  (  dilln  ramliisrhen  ) 
Stils  gesetzt  wird;  diese  (jegenstande  werden  im  Kinzel- 
lien  noch  in  vier  V'orlesniigen  behandelt.  Der  zuletzt 
besnrörliene  Z»eig,  die  dilh\  rainbisi  lie  Poesie,  ist  schon 
so  vielfach  mit  der  dramatischen  Poesie  i  er  lloi  lili  n,  dass 
lierührungon  derselben  an  vielen  Puncten  uniiiiiganglii  h 
Maren.  Dar^n ,  scheint  es,  werden  n  ir  uns  vorläufig  ge- 
nügen lassen  müssen,  da  Hr.  U.  bis  jetzt  den  dritten 
Uatlil  ,  der  ilie  Geschichte  der  dramatischen  Poesie  spe- 
ciell  zu  behandeln  hatte,  nicht  liat  erscheinen  lassen, 
und  für  jetzt  seine  Thatigkeit  anderen  Gegenständen  zu- 
gewendet zu  haben  scheint.  VVir  werden  es  also  m  einem 
dritten  Artikel  nur  mit  Hrn.  Rode  zu  ihun  haben,  und 
wir  wollen  uns  der  unerfreulichen  Arbeil  nicht  entziehen, 
auch  die  beiden  letzten  Theile  seines  Werkes  zu  beur- 
theilen;  denn  wenn  wir  auch  sein  Verfahren  hinlänglich 
kennen  gelernt  haben,  so  glauben  wir  uns  von  dem  über- 
nomineneii  Geschäft  um  so  weniger  lossagen  zu  dürfen, 
da  dieser  letzte  Abschnitt  des  VVerkes  in  l'Jrniaiigeliiiig 
einer  ähnlichen  Ziisammenslclluiig  der  (iescliichle  der 
dramatischen  Poesie  eine  grössere  Wichtigkeit  hat.  Schon 
diesen  zweiten  Artikel,  das  »isseii  »ir,  würde  uns  Alaii- 
cher  erlassen  haben,  aber  wir  hielten  es  für  SchuMig- 
keit,  nicht  abzubrechen.  Denn,  um  uns  der  Worte  eines 
franzüsis«  hen  Kritikers  zu  bedienen,  ,,maii  mag  immer- 
iiin  sagen,  gewisse  ünclier  und  gewisse  Autoren  richlen 
sich  selbst,  und  es  gebe  einen  Grad  von  Leicbiferligkcit, 
Frechheit  und  Haltlosigkeit,  »ornach  man  am  besslen 
sich  gar  nicht  nnisehe:  in  unseren  Tagen  hat  alles  .llög- 
licho   die   Aussicht,  »ich   in  Credit  zu   setzen;   «ciin   nicht 

03  * 


959 


960 


roll  Zri(  zti  '/.Vit  i-iiio  kr.'lftite  iiml  nindvirl«'  Rorlnina- 
(ion  k/liii<* ,  »<T  Hciss:  oli  iiinii  iiirlit  (hifiir  nii^('.'>eli<'ii 
MÜrilr,  nis  li;ilip  iiinii  allr  Al>i;<'ürliiiiii<  klii<'itrii  lir » iiiuliTt 
Oller  itocli  sich  ^orillfii  lassen."  —  Düüs  iiiisprn  rigeii« 
Rrrriisitiii  iiiclit  mit  riiirr  );i>»  issrii  VollsfAiiili^ki'it  zii- 
(llriih  iiu'lir  llcl>)<rsi<')illirlikrit  icrliin  Irt,  l>il(rii  »ir,  mit 
ilirff  si'lir  sliirkiii-isfii~  Alinissiiii'r  Jii  iMitsiliiiIdisdi,  »ofiir 
iMitrr  aii'liTii  riii  (iriiiiil  in  <li-r  oft  /.lir  IJiizi-il  ;iii^i-»eii- 
<le(pii ,  aliiT  liipr  gi'iiiss  jjorfcliiri'rti^ti'ii  \  rrsiclipruii^ 
1^1*  Tu  mir  II  HiTiIcii  nWi;.'p,  ilass  sii-  niis  iiiclir  und  mehr  zu 
piiirm    opus    liioilii    jilenum    tJ<'""'''len    is<. 

Sl.'lr»    IS-ll.  Julius    Cäsar. 


94<  Coiiimriitatin  ili*  natura  nrcnsafiti  rinn  iiirmitivo  ajiiiil 
LatiiKis.  Sit.  Ijuil.  Fiiisling  [ili.  Dr.  rt  Oril.  Siip. 
I'rai'i'.        rri>);raiiiin     ili's     G^  niiiasiniiis     zu     Müii.sttT, 

is;{'.i. 

Da  illo  vii'lfar liiMi  LIiitorsii<liiiiif pii,  hpIcIio  in  ncuprir 
Zrit  iilicr  ilas  W  rsi-ii  nnil  ilif  [iri'i-utiiiij;  ilis  arriis.  rniii 
iiifiiiitiio  aii(:i'i>ti-llt  sind,  iiiiili  nirlit  zu  iMiiriii  Kpsultulo 
jjrfnlirt  lial«cn,  \ii'lrlins  in  jnler  lipzii'li(iii(J  lii'frird i  jti» , 
iiiiil  alle  ^^l  li\>  icri^ki-iti'n  auf  eine  riiifai  lip  und  nati'ir- 
lirlip  Wpisr  liisti-,  sn  kann  die  nrup  Krurtpriiiij;  dlr.sr8 
(■ppfPiist.iiiili'S  iliirvli  Mrii.  F.,  der  sriiiiii  in  liH'iirrrrn  i4l>- 
Ii.-iimIIiiii^imi  elipiiüo  lirl  (ininilliilikrit  ,  als  .Srliarniiiin  in 
i|pr  Knlii  iikcliiKj;  f;raninii>tisrli<T  \  eilitlltiiissi'  liriirkiinilct 
\iAt  ^  nur  pifrrulirli  spiii.  '/jwnr  niu.-is  llrrens.  Ix'kpniiPii, 
•lass  aiiili  diircli  Hrn.  K.'k  Aiisiclit  nocli  nirlit  allr  Z'ipi- 
fi'l  Piiffi'riit  ,  lind  allp  Dniiki'llipitpn  aiift^pkl^rt  sind;  alipr 
dip  An  ilcr  LiiIpi.sik  liiMi;;,  die  EiiilacliliPit  dps  (iriiiiilgp- 
ilaiikpiis,  lind  diP  roiisi'ijtipiitp  Uurclifiilirnii);  iIpsspIIipii 
iprdifiit  in  jpilor  Hrziplinn^  iiiisprp  Anrr  ki-iiiiiin;;.  Aai-h- 
deni  lir.  F.  kurz  dir  Ansiilitpii  vnn  Warlisiniitli ,  Wiill- 
npr,  Srhinidt,  Ilninl'oldt,  IJ(>|>|>,  Tj'ijifer,  (ieriiliard,  Haase 
(fpjiri'ift  und  ipriKirfpii  hat,  lipj;iniit  rr  |>.  9  dip  Darlpjfuiij; 
spiiipf  Aiüiiilit.  \&T  stpllt  liipr  zHprst  die  Bp|iaii|>tiiii;(  auf, 
dass  ur.sjii  lin^lii  h  nur  ZHpi  Ca.sn^ifllrlnPll  nüfhi|;  und  viir- 
handpii  ijpiipspn  spipii,  der  Noininatii'  ,  von  «Iphi  siili 
s|)a|pr  der  ^'iicativ,  und  drr  Acnisalii,  von  dein  sich  die 
illirijjpii  cass.  oMiqiii  jfpscliipdpn  hfittpii.  Dass  dieses  lie- 
drirfiii>s,  ZHpi  Casu<  zu  hililen,  sfatljjphalit  IuIjp,  möchte 
sich  Hchupr  lipiicispii  lassen,  da  so  viplp  S|iracliPii  ^ar 
kpiiie  CastisfoniiPii  iinfprsi  lieiden ,  »ip  dip  lielir^ische , 
ki>|>tisrhp  II.  F,  a.,  andprp  nicht  piiuiial  eine  Form  für 
ilen  Acciisatir  ,  ivohl  aber  für  anderp  cass.  iibll.  Iialien  , 
«ie  die  gäliselip.  Dass  pininal  piiiP  Zeit  jjpivpseii  sei, 
in  der  alle  Casus  ohll.  noch  in  dein  Aecnsativ  iiivolvirt 
gewesen  Hüren,  ist  pliensoHeni^  darziitliiiii,  da  alle  Sjira- 
chcf)  ,  die  ila«  Niimeii  llectireii,  scliiiii  in  der  frühestrn 
Zeit,  die  dem  .S|)r«clif(ir»chpr  ziii^/iiij^lich  ist,  einen  [jrös- 
serpfi  Keii'lit  linni  an  Formen  zet;;eii  ;  und  jiianche  l'^r- 
üclipiiiiiii^en,  tvie  die  (■  leicliheit  des  noiii.  und  accus,  der 
Nputra  und  des  Dii.il  eine  solche  Untijpijensteltunjr  dieser 
bpideii  Casus  clipr  /.urüek»  eisen ,  als  Lrj;ünstij;pii ;  wah- 
rend auf  der  anderen  Se.tc  <ler  \'ocativ  eher  dem  Nomi- 
natir  ähnlich  ^PHonleu  ist,  als  sich  von  ihm  geschieden 
hat,  8.   I3o(i{i.     \eT^\.   Gramm,   p.   233-      Endlich   kann   es 


nur  ein  Tlieil  der  \'erl)a  »ein,  der  jenen  Casus  fordert, 
wahrend  niidere  ebenso  not litv  eii(li|;  andere  Verhältnisse 
voraussetzen,  und  andere  Formen  iiothwrndi^  maclien,  so 
dass  eine  Priorität  der  einen  ('asusfiirm  vor  der  anderen 
kaiiiii  eingeräumt  werdpii  kann.  Aul  jpiie  iieliaii|itniig 
null  stützt  dpr  Verf.  die  zwpitp,  dass  der  Accusativ  als 
der  erste  und  iiiufassendslp  iler  cass.  olill.  auch  nach  der 
ICntw  ickeluiij;  der  nbri|;en  Formen  liei  vielen  Verben  ge- 
lilieb'  11  »i'i,  wo  ein  anderer  ('asus  liatte  eintreten  sollen. 
Die  nlirij;eii  cass.  ubil.  ersclieiiien  so  als  Fortbildiin;;  des 
Accus.,  was  auch  der  Verf.  p.  1()  andeutet:  postea  eniin, 
quam  varias  actionis  relatioiies,  (jii.is  dixiiniis  obiectiva», 
meiite  distincliiis  concipere  coeperiint,  et  proinde  loqtiendi 
ratione  eas  siibtiliiis  et  |ilaiiiiis  expriniere  stiiduenint,  [iro 
acinsalivo  indirecto  ceteros  casus,  qiiibiis  illas  aciitiiis 
demonslrarpiit ,  suliinde  iisil  rerippre  cosrebantiir.  Allciu 
wenn  es  feststellt,  dass  die  übrigen  Casus  sich  selbstän- 
dig, nicht  aus  dem  Acciisalii,  gebildet  haben,  sondern 
durch  Aiifiigiiiig  besonderer  liilduiigssylbpii  an  ileii  VVurt- 
stamin  ,  wenn  mau  ferner  kanni  einräiinieii  kann,  dass 
sich  Kiitgegrngeset/.tes  ,  wie  etwa  der  A  iifangspnnct  einer 
Tbätigkcit  aus  ileni  ijjiidpiincte  derselben  ,  d.is  dieselbe 
Veranlassende  aus  dem  ihr  Lfiiterliegenden  aiispiiiander 
entwickeln,  so  ilürffe  diese  Ansitht  weni;;  Kmpfehlendrg 
haben.  AVenii  daher  da,  wo  ein  anderer  Casus  hätte 
eintreten  können,  der  Arcus,  ersiheint,  so  lasst  sich 
nicht  annehmen,  dass  jener  nur  eine  genauere  Ue/eich» 
nung  des  \'erliältiiis$es  enthalte  ,  welches  in  iliesem  nnr 
angi'deiitet  werde,  sondern  es  lie/,eiclinet  jeder  Casus  eine 
besondere,  von  den  übrigen  weseiilliih  versrliiedeiie  Be- 
ziehung, und  die  IMannii  lifaltigkeit  derselben  dient  elien 
nur  dazu,  die  vprscbipilenen  Verhaldiissp ,  in  denen  eine 
Thatigkeit  ersclipiiieii  kann,  sprachlich  darzustellen.  Fer- 
ner inüssle  man  nach  Hrn.  F.  eine  allmaliliclip  Ijpschran- 
kung  des  Accus,  erwarten,  dass  aber  vielmehr  sein  Ge- 
brauch sich  weiter  ausdehnt,  zeigt  srhou  eine  Verglei- 
rhun^  des  N'enhorhdeutsclien  mit  der  früheren  Sprache. 
Und  wenn  wir  auch  Hrn.  F.  gern  einräumen,  dass  ein 
weiterer  (ipbraiiih  dps  Accus,  dem  Lat.  eigenthüinlich  , 
nicht  erst  dem  Griech.  eiitlehnf  sei,  so  sehen  wir  doch, 
wie  er  erst  durch  die  Du  hier  des  Aiigiisleischeii  Zeit- 
alters, gewiss  nicht  ohne  Büeksicht  auf  griechische  Vor- 
bilder, in  weiterer  Aiisilehniing  gebraucht  wurde,  «ah- 
reiid  die  riassische  Prosa  gleichfalls  oft,  wo  in  der  frü- 
heren Periode  ein  anderer  Casus  zulässig  schien,  den 
Accus,  einführte,  s.  Kii.ldim.  II,  p.  l'.'O  fl.  Indess  be- 
durfte es  dieser  allgemeinen  und  unsicheren  Annahmen 
nicht  ,  wenn  der  Verf.  ans  derselben  nur  das  ableiten 
wollte,  dass  iler  Accusativ  ein  direrter  und  indirerter  sei, 
da  dieses  wohl  hinreichend,  wenigstens  der  .Sache  nach, 
anerkannt  ist,  s.  bes.  ausführliche  deutsche  Grammatik 
von  Becker  II,  p.  1,5S  ü. ,  aber  nicht  aus  jenen  allge- 
meinen Sat/.Pii  ,  sondern  aus  dem  Wesen  uiirl  dem  Ge- 
braui'h  lies  Arcus,  selbst  entwickelt  werden  iniiss  L'eher 
die  Bedeutung  dieses  indirecteii  Accus,  äussert  der  l'erf. 
p.  1 1  :  si  naturani  casus  obieclivi  diligeiitiiis  iiidagabimus, 
facile  intelligemiis,  per  eum  aiit  proximiim  actionis  cuins- 
dam  obiectum  exprimi,  aiit  magis  seuiotuin,  ad  qund  verbi 
actio  non  proximc  referatnr.  Je  wichtiger  für  die  An- 
sicht   des    Verf.   dieser    indirecto    Acc.    ist,    um    so    mehr 


961  902 

»arp   zn   »nnsi'hpn   fpivcspn,    «lass   er   <lrnsc1lipii   bpsiimm-  Wenn    ilaJii-r   kfin   .imlprpr   Griiiid   oIi»a1(p<p,    so    ninsstm 

tpr    cliarakfpri.xirt    li^ltc  ,    ilciiii    riiip    solilic     riitfcriifp    Be-  ilie    iipiirrrii    SpracliPii    ili-ii    arr.  r.  Inf.    noch    l>psi(7,pii,    wie 

«irhtiiig    zum    Vprluim    »ird  ja    auch    iIpiii    I)a(ir    ln'i;;o|pi;<,  sip    iliii    zum    Thrll    luxli    l.ildpii    können,    znm    Theil    fiii- 

iinii     PS    frai^t    sich     immer,     in     welchem     l'er/iültniss    lier  her    in    nirhl   so    liPschriinktcMii    Ma^sp    j;elialit    haben,    siphe 

(>C);phslan(l    zur    Tli;i(i{;keit   sIpIip,     oli    ilpr    Be[;riir    dersel-  Grimm    4,    1  I  ■>    ff.    (M(i.     IJecker    1.    I.    |i.     )  73' 

lipn    auch     »line    den    Accus,     vüllstandij;    sei,    oder    nicht.  Nachdem    hierauf  dpr    ^'erfassen   t;ezeij(t    hat,    ilasa   der 

Dipspr    iiidir.    Arcus,    findet  sich    nun    nach     dem    Vprfasser  accus,    r.   inf. ,    durch    Ansilrurka»  eisen,    ivie:    doreu    tp    la- 

iiiidit    allein    na>  h    intransitiven,    »ip    laetiir,   arden,    nputra-  tiiio     loqni,     Kiiliereitet ,    sich     in    Sjtt/.eu,     «vip    (IocpI   Or- 

jpu    Vprliis,    i>ie    nie    deficit,    lafet,    Passiten  ,    Parlicipien,  plieuni    fui^so    vollendet    lialip,     indem     als    Z»  isrlipustufe 

Adji'ctiveii  ,     yonili'rn    auch     hei    transitiven    Verbis ,     inilem  iuben    (e   scriberc    zu    bptrarh<pn    sei  ^»arum  hier  nicht  der 

rr    den    slichlichen  Arrusaliv    bei  doceo  ,    interrdjrn,    pnslulo  »irkliclip    acr.    c.    inf.   statthabp,    ist    nicht    klar  ;;pnuj;  aus- 

etr.    für    einen    indirpcten    erklärt.        Dass     in     dem     letzten  ges|)rorlieii) ,    zeigt    er,     dass    der    acr.     bei    dem     inf.    pin 

Falle    ein    solrlipr   aiizunehnion   sei,    sciieint     mir     zweifei-  indirecter,    der    inf.   selbst    <|pr    ilirectp   sei;     »osiialb    die- 

hafl,     «eil    iler    Bejjriff  des    Lehrens    unvollständig     bleibt,  ser    bei    ilein    Passiv,    bei     neutralen    Verben     s.    |).    2t    (bei 

wenn    nicht     ein    (iej;enstand ,     der     miti;i-tlicilt     »ird,     jjp-  Intransitiven,    s.    p.    |S ,     ist    er     indirect),     bei    Adiectiieu 

nannt    Hiiil    [Jeilaclil    »ird;    nnil    ilie  Ueziehiiiif^  ilps  Lehrens  und    Substantiven    Sulijp(t    werde,     wjlhrend     der    Accnsativ 

auf     den     zu    IJelehrendeii     kaum     für     eine     pii^fere     gelial-  ♦leibe.       \Vir     fii|;,'eu     der    ISe»  eisfnhnin^    des    Hrn.    Verfs. 

teil    werden    kann,    als    die    zum    fiejenstande    ist,    der    jje-  Ziin.'lelist    sucht    er     dar/iithun,     dass     der    cpwühnlich    so 

lehrt    wird.       Allerdini;s   steht   diespr   auch    beim   Passiv    im  jf*'"3"utp     subjective    Accus,     immer    von    dem    verb.    finito 

Ai'cusativ;   aber   es    m/iclite    dieses   mehr   aus   der    faditivpn  abliäni;p,    indem    er   Cunstriiitionen,     wie:   tu   servos    iuli»  , 

lieilpiitunj;  jener    Worte    zu    erklären   sein',    und    sowie    do-  liunc   ad    iiie    ferant  ;    qui    habent ,    memiiierint  sese ,     iiiide 

ceo    ist:    ich    la^se    einen    etwas    lernen,    setze     ifin     in    den  oriuudi    sint;   quo    leto    cen^es    me,     ut    pereain    potissiiniiin 

Stand,    etiius    zu    lernen,   su    ist:    rem    docetnr:    er    wird    in  u.    a.     zu    lliilfe     nimmt.        Dass     diese    Aldi,'iMi;ii;keit    statt- 

Stand    gesetzt,    die  Sache    zu    lernen.       (ierade    dieses   Ver-  finde,    wiril    nicht    leicht  Jemand    l.'iu^nen  ;   selbst    <lle,    wel- 

bleibeii    im    Acriis.    Iiat    Andere    bewogen,   die    png>te  Ver-  rlip    den   accus,    für    den    s(i;;enanijtiMi    arc.    {jraecns    halten, 

biiKliins;     des    s.'lchliclien    Accus,     mit     dem    Verbum    anzii-  ml)chteu     »uhl    eine    ISezielniiij;    dessellien     auf    das    rerh. 

nelunen,     s.    Ilartniig   Griech.    Gramm.    {5.   (i2Ö-      lionrnoiif  finit.    zugeben.    Allein    Ilr.  K.    hat    hierdurch    nullt   gezeiyt, 

iMetliode    poiir    etndier    la    lang.    lat.    J^.    -J  1.').,    was   dadnrcti  dass   der   accus,    ein    indirecter  sei,    worauf  es    doch  gerade 

unterstützt  wird,    d.iss  z.  U.  im  Deutschen  oft  statt  iles  Acr,  hier    ankam;     vielmehr    sollte     man     aus     den    angeführten 

der     Person    der    Dativ     gebraucht     « ir<l ,     nicht    statt    des  Beispielen   scitliessen,     <lass    derselbe    mit   dem    Verbum    in 

.Acr.    der   Sache.     Auch    die    Annahme  eines   solchen    iiidir.  «ler   engsten    Verbindung   stehe,    da    zwar   der    Infinitiv  sich 

Acr.    bei    laetor,    gaiiden,    von    denen    wohl  ineinini,    recur-  von   diesem    lusreisst   und    selbstAiidiger   wird,    <ler    Arriisa- 

dor    u.    a,    nullt    getrennt    werden    können,   silieinl    mir    be-  tiv    aber     in    seiner     Abhängigkeit    beharrt,     was     dadiirrli 

dpnklich;   theils    »eil    viele  intransiliie  Wrba  so  gebraucht  noch    deiitlirlier    »ird,    dass    für   den    zweiten    l<'all :     iiibeo 

lind,     dass    sie     über    das    Siibject     hiiiansgelipii ,     und    sich  te    scribere,    in    dem    nach    Hrn.  F.    der  Accus,   als  direrfer 

eines    Gegenstandi'S     bemächtigen;     die    Geniuthsbewegniig  und    indirecter    müsste   aufgefasst  werden,    dieselbe  liew  eis- 

aber     ebenso     wohl,     als    iliirch     das    Olject    veranlasst    im  führjing   augewendet   ist,     wie    für   den    pigenlliclun    acciu. 

Gpiiiliv    oder    Ablativ,    als    dieses    beherrschenil    (»ip  schon  f.  inf.     Ferner    würden  jene  Stellen   iNichts  beweisen,    wenn 

das    deutsche    beweinen,    beklagen    im    Vergleich    mit   dem  man    in    denselbeu  ,    wie    es    wohl   jetzt   allgeinein  aiigeiiom- 

früheren    weinen    etc.,    s.    Grimm    4,    p.    (il2,     zeigtj     mit  men    ist,    eine    Aftraction    erkennt;    Hr.  F.   sucht    daher    za 

dem     Arcus,     verbunden     werden     kann;    theils     weil    iiiclit  zeigen,     dass    dieses   keineswegs    der    Fall   sei;    dern    jene 

weii'ge    dieser    Verba   auch    passivisch  ,     besonders    im    Par-  Alisdrucksweise      müsse     als     die     volksmässige     anerkannt 

ticip    gebraucht    werden,   s.  lliiddiman.    I,   p.    2''''.     \Voran  werden,     ans    der   sich    erst   dip    gewühnliche    Consfrucfinn 

man     den     iiidir.    Accusativ    erkenne,     lehrt   Hr.    F.    p.    II  :  entwickelt    habe;   als    die    .'ilteste   aber  sei  der  accus,  c.    inf. 

„ntiuiii    accnsativiis    sit    indirectiis    iiecne ,     partim    e    verbi  zu    betrachten,   der    auch   jene  erslere    ihren  [Irs|iruiig  ver« 

natura,     partim    ex   eo,    qnoil    hie   casus   saepennmero    cum  danke.        Dass    diese     nun     mehr     der     Iteijiieiiilichkeit    de» 

alio    rominutatur,    cognosi  i    potest.     Mehiiien    wir  das  letzte  gewiihnlii  heu    Lebens    angehöre,    ist    «niil    zuzugeben,    nb- 

Kennzeichen     an,    so     müsste     man     i.    B.    lieii    Arcus,     bei  gleich    sie    auch    um    den    bes.-.teii  Schnflslellern,    (>rierlien 

cognoscere    u.    a    ,    weil    das    Object    auch    durch    de    aiisge-  und    Lateinern,    nicht   versclimillit    wiril.     .Aber  ifaraiis  folgt 

drückt    wird,    für   einen    indirecten    halten;    ebenso    würde  noch    nicht,    dass  die  regelmässige  Constriirtioii  jünger,  und 

im    Deutschen    in    manchen  Fällen,    weil,   statt  eines  Genii.  der   acc.    c.    inf.   älter    sei.        Denn    die    einfachste    und    iia- 

der   Sache    und    Accus,    der    Person,    ein    Dativ    der    Person  lürlichsle     ist    die    parataktisrhe    Ordnung    der   Sätze:     ich 

und    Accus,    der    Sache    eintreten     kann,    siehe    Grimm    4,  sehe,    er    knniuit,   s.    'i'liiersch    griech.    Grammatik    ^.  31.'>j 

p.  f)37  f-,    der    .Accus,    aufhören,    ein    directer    ?u   sein,    was  ans    der   dann    er.st   die   syntaktische  liervorging,    in  welcher 

wohl    Niemand    leicht    zu;;ebeii    wird.      Kbenso    wenig   kanu  die     A  bhiiii;;  igkeit     iler     iVcbeiisätze     diirih     Partikeln     und 

mau  Hrn.  F.    einräumen,    dass    die    neueren  Sprachen  jenen  Relativen,    sowie    durch    den    Modus    angezeigt    wird      l)a>» 

indirecten    Arcus,     und     an»    <liesem    Grunde    den    accus,    r.  der    acr.    c.    inf.    sehr    früh    im    Latein,    sich    limle,     ist     nii- 

inf.    nicht   haben,    denn   schon    in  der  Construclion  von  leh-  bedenklich    einzuräumen,    aber   dieses    hohe  Aller   \>i    doch 

ren    und    früher    vieler   anderer,    s.    Grimm    4,    p-    t)20   ff.,  nur    ein    sehr   relatives,     und    wir    können    nicht    verfolgen, 

müsste    ja    der    eine    als   indir.    Accus,   anerkauat   nerdeu,  wie   sirli   aus   ihm   die   üiirigen   CunstriKfioneii   bildeu;   ja, 


')(i-5  9fi4 

Hriiii    ilor    rl.riilic»i'i«liii<'<<'    (••mK     ''•'■■    nafiirl'' '"^    »var,    kii  «Iciisollicii    Falli-ii    aiirli    dir    iinin.  r.  itiT.    s<a<iriiMii'ii    k/innc. 

Laiiii     «li«-«'--«    iiiilit     riiiiiial    »ta(fj;cfuiiili'ii     liabfii  ,     iind    r«  llr.    K.    iTKIarl    in    allen    I''.'illcii    der   ersten    Ar(,     iiiil    Aii«- 

itiid     iladiirili     iKirli     z  miffl  liafti-r ,      dass     kaum     driikbar  iialiiiip    xiii    Vrilü-ii,     nie   niiidi-ri-    liiiil    .'iliiilu  lir  ,     drii    Inf. 

■  sl       dass     ilii*     alislraclrstr     l'"oriii     dos     ^'crlmiii     andprrii  fiir    Aas  Miihji'it,     ii/ilii  riiil     der    Aictis.    aU    iiidirpid'r   hte- 

Kiil»  ickiliniK'-ii     »II     <iriiiidp     (;olo;;i'ri     lialc  ,      lind     niclit  ln'n    l.lntii-.      'Wir  u  lirdi'ii  iln  si>   Ansirlit,   srliiin    ilircr  Kin- 

violinrlir     nsC     aus     iluirn     en«.-i[>rniij;<Mi     «ei.        Dass     alxT  faclihiit    »i';;<mi,     nilirdinklii  Ii     zu    dir     iiiisri^pii    niaciifu, 

dpr     InCinitii'     rinc     rclali»     s|iai<Ti'      Form     soi  ,      fnljjliili  ikmiii    nidit    riiiifrf    rniuti-     kmii    Vi^if.     inMucfr     (tcmigcnd 

aiicli    drr    arrns.     c      inf. ,     1,'lss«     sirli     nun     zwar    fiir    das  ii/lri-ii    cnl»  ickrit    »ordi-n.      Zun.'Ulist   scIiiMiit   iIit   n«iii.    o. 

Ijatfin.    niclil    lailisili    iiarlnui.son ;    alier    os    ist  tlirils   dem  inf.    nai  li    dii'si-r    'riicorio     rini-     rt-ine    Anomalie    oder    ein« 

Eni"  i«  kelunf;s;,'aii;;e     dis      Mienselilii  lien     JJeisles     gemäss,  \  er li(  iiiiiiiij;    der    ]\atiir    des    Aer^l^a(ilS.       Denn    da    llr.    F. 

tlieils    «iril    es   durili    andeie    Snraelien,     die    sieh     »eifer  den    (irnnilsatz    anfstolh,     dass    der    inilirecle     Aeeus.     Iiei 

V   rrolt;oii    lassen,    les(.'i(i;;(.       ISo    lia(    ilas   .Sanskrit   (s.    l\i>-  dem    l'assiv    niclit    in    di'ii    ><)iii.    iilper{;e|ie ,    dann    alier,   da 

(er    ^'om    Inrinitiv,     liesoiiders    im    Sanskrit)    in    seiner   alte-  dieses    nielit   allein    liei    Passiven,     sondern    7.UH  eilen    sellrgt 

steil    (iesfalt     in    den    \edas     uneli     keine    liesdmnite    Form  liei  Aiijeeliieii    -fesehielil,   sich    zu  der  birklrtriinj;   geiiütliijjt 

fiii    den    Infiiiilii',    r«  liraurht  i  ielmehr  zu    ,, einem  rtnaij;eii  sieht    |).    '>il:    „iiuiiiiunqiiam    aiiilm     acciisatiii ,     et     directus 

■lii'ilrurk    des    Inf.    einen    Casus    eines    alislraeten    Siilslan-  et    iiidirecdis ,    taiii    pano    distant    discrimine,    ut   »ix    iiiter 

livs"       ».    Iliifer    I).    '.'4.        Erst    Sji.'i<er    findet    sieh    der    dein  se    dillVrant,     et    alter    rinn    allero    faeile    eominutari    |iossit, 

lat.    Suiiiniim    entsiireehende    Inf.    auf   luill.       l'nd    dass    die-  und    demnaeh     in    Orpheus     iiarratur     iiiiiiijnain     fuisse     den 

ses    somihl  ,     als     iler     ge« iiliiiliehe     lat.     Iiiliiiiln     erst   aus  Inf.    fiir    den    indireeten    .Areus. ,    den    i'i    inil    qiias   sponsio- 

ahstraiten     .Suhstaiitii  eii     entstanden,      foljjlieil     sp/lter     eiit-  lies    prniiiiper   tu    exaetiis    es,      >er(;lei<  lit ,      den    .Aeeiis.    für 

«ickelt    seien       ist  »enij;s(ens    sehr  »i  alirsi  lieinlieh ,   s.  Pott  den    diroeleii    eikl/irt,      so     gesteht     i'r     iladiirrh     selbst    zu, 

et\in     ForsehuiiEeii    II.     p.    ^13.     Ilil.'i  r    lieitra;;c    zur    Lauf-  dass    diese    lOrscIieiiiiiiij;    nii  hf    nach    seiner    Theorie,     son- 

leiire    p.    403-       Ferner    uii'isste  ,_soll(e    des    >'effs.    Ansicht  derii    nur    durch    ilie  Aiifheliiing    und  lliiikehriiiij;    ilerselheu 

die    rirhtijje   sein,  jene   ahweiclienile  Conslriiction  sich    nur  {i\a    bis    jetzt     imiiier    beide     (iebranclisii  eisen    des    Accus, 

in    Siirachen    linden,    «lelclie    den    arr.    c.    inf.    haben;    aber  als    bedentend    coii    einaniler  verschieden     belrac  lilet  ,     jetit 

sie    findet   sich    auch    z.    IS.    im    INeulioclideutsrhen ,    im  lle-  aber    als  t;leich  ant,'eseheii    »erden)    könne    erklärt    iicnlen. 

bräischen      s.    tiencsis    1,   4.    49,    15.    u.    »'•    a- i    sie    iiiiisste  Dazu    komiiif    noch,     dass   auch    nicht    einmal    der    Inf.    bei 

nur    in  Conslrnitioneii  vorkommen  ,    die    ursprnii}»lich  einen  dieser   \'crivaiiillunj;   als    indirciter  Accus,   scheint    betrach- 

acc.    r.    inf.    L'eliatit    halten;    alier    sie    ist   gerade    in    Sätzen  tet    norden    zu    sein.       Denn    nenn    iiiaii    sa;;!:     „Alexander 

»dir   gebräuchlich,    die    nie    im    arc.    c.    inf.    staiiileii ,     "  ie  rex    fuisse    dii  iliir"     und     hier    olfenliar    auch    der    Inf.    in 

in    indireeten    Fra"sätzeii ,      in     Sätzen,     die     von    äusseren  den    INoiiiiiialiv    nberjjejrantten    ist,    so    »linl    man    IJedenken 

Tliali"keifen      »ie    von    facere  ,   abhaiigen,    von    denen   sich  tra<;eii  ,    den    Inf.    in    Alexander   re|;iiasse    dicidir    für    einen 

weni-'stens    fartisch     nicht    nachweisen    lässt,     ilass    sie     im  indireclen     Accus,     zu     halten.        .Allein     llr.     F.     hat    blas« 

Lat.    einen    aec.    r.    inf.    gehabt   haben.      llr.  F.  sucht   zwar  einlache    Prädicate    zu    Beispielen    {;e«älilt,    keins,    das   au« 

p.    17    die     Alöulirlikeit    auch    dieser    Coiistruclion    ilarzii-  eiiieni    \oiiieii    und    esse    besteht,     oli;;lei(h     die    F'alle    der 

(hiiii      inilein    er    auf  das    Griechische    hin»  eist;    aber    hier  letzteren    Art    um    so     mehr    einer    lietrachluiif    bedurften, 

«ar    gerade    die  eigentliiimliclie  Einrii  htung,    die  das  Lat.,  da   sie    am    meisten    zu    der    Ansicht    hindrängen,     dass   der 

in     vieler    IJezieliuiig     roii    dem     Griecli.     abHeicheud,     in  Inf.    uiiil    Accus,     in     einem    gleichen     Verhaltniss    der    Ab- 

Kiicksiilit   auf  den   acc.    c.    inf    befolgt    Lat,     zu     beachten  liäogi^keit   ton    dem    Ilaujitverbnin ,      nicht    der   eine    in    ei- 

liiid     festzuhalten;      iiainentlif  h ,      dass     es    sich     »eder     bei  nein    näheren,    der    andere  in    einem  entfernteren    sind    auf- 

A'erben       die    äussere    Thätigkeiten    bezeichnen,      den    acc.  gefassl    »ordeii;      niid     dass,      »enii     dieses     in     dem    einen, 

«'.    inf.      iio(  h    bei    soll  hen  ,   ilie    geistige    oder  Sinnestbätig-  dem    naiiirlichsten     und    einfachsten    Falle,     geschehen    ist, 

keifen    anzeii^eii,   ijuod  erlaubt.  auf  die    übrigen     um    so    leirlitor    habe    übertragen    »erden 

,  können,    da,    »enii   auch    in    anderer    Form,    do<  h    dieselbe 
Hierauf  lässf    der  ^'erf.    einige  lieinerkungeii    über    den  rn  ,  ,      i       .    ■         n         i  i       .       •    i        »v  i 

nitraiii    idssi  f,  r,  geis(i(;e    lliädgkeit    in    allen    bezeichnet    tnrd.       >Veiin    da- 

Inf.    fülircn.     und    behannfef,     derselbe    sei     directer     oder  ,  111.^  .  141.  -vi    c    1         i<    „   1 

IUI.    iui(;<-i  1     "'•"    "i "      I        )  1^  ■  her    llr.    F.    i).    4    gegen    dio    Ansicht   voo    iil.  ^cliiiiidt    gel- 

indirecter    Accus.,     uud    könne    in    der    letzteren    !■  unctiou  ^^_^_,    ^^^^^,^^^      ^,^^^    __^^,^     derselben     Caius     «licitur     venire 

auch    andere    Casus   vertreten.      Dann     fährt    er    fort:     „rc  ^^^^,^j     ^^^,^^^     ^^^^,^^^     ^^^^^^  ^^     ^^,^^^j    ^.^,^     derselbe 

Vera   aiilem    iiiuis    tanfum    est     innnifivi    casus,     accusaliins  r,         r  1  1  ■    •  1  i-  r     1 

vir.i   aiiirin    iiinis    luiiiu...    ^^  ,  Z«eifel    gegen    die   seiiiige ,     da     er    diese     aulgeben    miis«, 

iiidirecins.    ut.    iiieuiini  fe  <  icere,    stuilet   se    praestare  etc."  i,-       1     •  1  i„  in  i-.r.„ 

inniitiius,    111,    iiiiuiiiii>c.  ,  '    ,  .  um    jene    t^rscheinung    zu    erklären.      Ebenso    »enig   durlte 

Diese    letzte    liehanptnng   sollte    «ei.igslens   auf  nitransi  ,ve  ^,_^    u^,i,Uir»„g   des   anderen    Falles    befriedigen:    Orpheum 

Verba    beschränkt  sein,   da    nach   allen   transitiven    der  Inf.  __^^^^^^^^    nun.inam    fuisse.      llr.    F.   sa.t    nur:    quodsi    apud 

auch    im    arc.   c.    inf.    als    directer    Accus,    befrachfet    »ird.  .„ip.ores  veteres  legeretur :    Orpheum  naria.nr  ,    .,uod  nun- 
Dass    in     gandeo    fo    valere     u.   a.    beide     Accus,    indirecfe  ^^^^^^^_   accusativnm    illum    indirectum    e    passivo  pen- 

.eien,     müssen     »ir    schon     nach     dem    oben    (.esagtei.    he-  ^,^^ ^^^^    _^^_^_     concederel.       Allem     da    so    die     Lateiner 

ziieifeln.  nicht     gesprochen     haben,     so     kann     die    Annahme     einer 

Die    bedeutendste    SrliHierigkcil   in    der   Erklärung    des  solchen    Conslructi<in    unmöglich    gebraucht    »erden,      Hin 

arc.    c.    iiif.    bleibt    immer    die    KachHeisung,    » ie    derselbe  eine   andere   aufzuklären.     Dass    griechische  Heispiele,    wie 

bei    passireu,     intransitiven    und     iieulralen    Verben,     bei  Xen.  Cjr,  2,    1,5.   ciue   andere    Auffassung   zulassen,    »viril 

Adjectiven  und  Subslantircn   mit  eise   stcheu,   uud   doch    in  >'iemaiid    in    Abrede  stellen. 


965  966 

\Vi('  l)ei  Pastin'ii,  so  Ist  aii(h  l)ci  ii«Mi(ralon  Vorlien  bpii  >ieliii4-lir  licIuTrsilipii ,  llii-ils,  weil  ein  ariilerps  Siib- 
na<ii  llrii.  F.  ilcr  Inf.  Siiljo  t ,  der  Acriis.  piri  inilirrrfer,  jpct  iiiclit  iiütlii);  ist,  ili  si  liiiii  in  npinio,  Kpes  das  Siil>- 
iln  sich  iiarratiir  von  ronstat  in  Riiiksiclit  anf  ilic  fol^nide  ji'ct  lirct,  uiiil  rst  nicht  Cnpula,  .sunilcrn  li<'^riir<i')>rbiini 
Constrncdon  nicht  unterscheide.  Hr.  T.  lipnierUt  p.  '22  "nd  Pr.'idicat  ist.  Ilr.  F.  nimmt  il.iher  aiicli  an,  dass 
in  dieser  Be/iehnnj; :  ,,hi>r  qnainqiiani  per  se  inininie  jene  .Ansilrücke  den  passii ischen :  antiiniatiir ,  sperahatiir 
qiiideni  rst  dilbitiin  ,  taiticn  ob  rei  ni.i<;nitnilinein  nnn  sn-  entsprechen,  tifihrend  er  diit  andere  Ansicht,  dass  sie  den  acli- 
prrcacaneiiin  efse  dnxi  arj^innenfis  qnain  cerfissiniis  id  reu:  aiitnniatit,  sperabant  gleichstehen,  vernirrt.  Sed 
ronürniare,  Naiii  verlia  nentra  ai'<|ne  ac  tprha  passiva  enini,  sa^l  er  p.  2'),  ■<)  minus  rnncinnuin  et  aptiiiii  esse, 
ilnplicein  ill.ini  ailmiltiint  ronstnictinneni ,  personalem  et  nrtniiieni  fiigiet.  Ker.  mnss  c;e»telien  ,  ilass  es  ihm  nicht 
ininersonaleni,  qnod  nisi  relatio  ntriiis(jnc  lerlii,  et  passiri  einleuchte,  narum  <liesc  Anffassun);  weniger  passend  sein 
et  nenlrins,  essit  eadein,  nnllo  modo  heri  posset.  Allein  solle,  und  vom  Verf.  ist  es  »cnigstens  nicht  gezeigt  Mur- 
in IViicksiilit  auf  ilen  jit/len  Pnnct  niiiss  er  selbst  so-  den.  \Vo  man  sagt  opinio  est,  spes  est,  ninss  nothweii- 
gleich  gestehen,  dass  der  iioni.  c.  inf  bei  ISenlris  im  dig  Jemand  gedacht  »erden,  der  diese  gebildet,  gefasst 
Lat.  sehr  ziveifelhafl  sei.  Indess  kann  man  unbedenklich  hat,  da  sie  nicht  ohne  Heiteres  von  aussen  kommen  kann; 
jene  Ver»atid(sch;ifl  der  IVeuIra  und  Passiva  zugeben,  wer  also  jene  Ausdrücke  braucht,  denkt  nn»  illkürlich 
wenn  man  auf  der  anderen  Seite  die  enge  ^Vrbinduii);  zugleich  au  die  Urheber  der  iMeiniiiig,  der  Holi'iuing,  er 
zwischen  Transitiven  und  Intransitiven,  die  schon  durch  deutet  an,  dass  es  Alenscheii  gibt,  qiii  opinantnr,  qui 
(las  von  Urn.  F.  angefiiirrte :  lehere,  volvere  u.  v.  a.  sperant,  und  macht  »on  dieser  Voisfellun^ ,  die  ein  üh- 
bevtiesen  wird,  nicht  übersieht.  Allein  viel  erHÜnschlcr  ject,  aber  kein  Subject  fordert,  den  arr.  r.  inf.  abhängig, 
w.'lre  es  genesen,  wenn  Hr.  F.  gezeigt  hatte,  warum  Sieht  man  sich  einmal  geniilliigt,  einzuräumen,  <lass  jene 
der  Inf.  bei  Intransitiven  iiidir.  Acrns.,  s.  p.  18,  bei  Ausdrücke  mehr  nach  ihrer  l'eileiitnng ,  als  nach  ihrer 
den  nahe  verwandten  INeiitris  aber,  s.  p.  'J 1  ,  Nominativ  Form  constriiirt  »erden,  warum  soll  das  näher  liegende 
■ei,  nenn  er  dann,  da  er  den  Ausdruck  von  ronstat  und  Artivum  ,  welches  Ilr.  F.  in  .S.'ltzen  ,  nie  in  magna  spe 
rertiim  est  p.  '..'4  gleichstellt,  nacbgeuiesen  hatle,  wie  suuins  selbst  anerkennt,  lerschm.'ibt,  und  das  schwieriger 
es  komme,  ilass,  objjleich  der  Inf.  bei  neutralen  Serben  zu  erklärende,  ferner  liegende  Passivum  vorgezogen  wer- 
Snbject  sei,  dennoch,  wenn  er  ans  einem  iNonien  nnd  den?  AVird  dieses  bei  einer  Art  von  Ausdrücken  ange- 
esse  besteht,  immer  die  Form  des  Objects  behalte.  Sollle  nominell,  so  sieht  man  keinen  Grund,  bei  auilereii  nicht 
diu  Gleichffirmigkeit  des  Ausdrucks  als  Grund  angegeben  in  gleicher  AVeise  zu  verfahren,  besonders  da  jedes  con- 
iverden ,  so  entsteht  wieder  die  Frage,  wie  der  Arcus.  stat,  certum,  aeqnnm  est  eic.  als  ein  allgemeines  Urtlieil 
al«  ein  indirecter  uuil  mehr  entfernter  das  zum  Inf.  esse  immer  iirtheilendo  Hlenschen  und  Gegenst.'lnde ,  ilie  Ob- 
geliürige  .Snbst.  oder  Aclj.  habe  beherrsrlien  kfinnen,  und  jeite  des  Urtheils  sind,  voraussetzt.  In  dieser  Auffassung 
nicht  vielfiiehr  von  diesem,  ileni  näheren,  eiiillnssreiche-  wird  klar,  wie  der  Gej^enstand  und  sein  Zustand  oder 
ren  beherrscht  werde;  »arnm  sich  nirgends  Consfructio-  seine  Thätigkeit  in  gleicher  AVeise  die  Objecte  der  gei- 
nen linden,  wie  poeta  esse  conslaf  Orphemn  ,  oder  warum  stigen  Thätigkeit  des  Denkens,  das  allein,  oder  verbnii- 
selbst  solche,  wie  poeta  esse  constat  Orpheus,  im  Lat.  den  mit  dem  Fi'ihlen,  Kinpfinclcii,  Wollen  im  Ilauptver- 
ao  unsicher  sind.  Fern' r  räumt  Ilr.  F.  ein,  dass  der  buni  ansgedriickt  wird,  und  der  wahre  Inlialt  derselben 
Inf.  mit  Sätzen,  die  durch  ojg,  UTl  gebildet  sind,  in  sind,  dass  nicht  das  Kiiie  ferner,  das  Andere  näher  stehe, 
gleichem  Verhältnisse  ist;  wcnnsich  nun  nicht  läiigneii  Dass  beide  in  einem  gleichen  Verhältniss  der  Abhängig- 
lässt ,  dass  diese  in  Abhängigkeit  vom  llauptverbnm  ste-  keit  gedacht  tinrden,  zeigt  die  gleiche  Verwandlung  in 
hen,  SCI  sollte  man  glauben,  dasselbe  mi'isse  bei  ileni  ent-  den  Nominativ  bei  Passiven,  das  gleiche  Verbleiben  iui 
sprechenden  Inf.  statllinden  ;  allein  dieser  mnss  .Subject  Acrusativ  selbst  bei  Intransitiven  und  Ncutris.  Ferner 
sein.  Dieselben  Si  Invierigkeiten  stehen  der  I^rkläruii^  findet  diese  Ansicht  darin  einige  Uestätigniig,  dass  der 
des  arc.  r.  inf.  nach  Nomlnibns  mit  esse  entgegen,  wo  Iniiuiliv  als  solcher  immer  sich  dazu  neigt,  in  einem 
gleichfalls  der  Inf  Subject,  der  Accus,  ein  indirerler  ist.  Verhältniss  der  Abhängigkeit  zu  erscheinen,  s.  Ilr)fer  I.  I. 
Ausserdem  niiisste  auch  fcir  diesen  Fall  eine  Verlauscbnng  p.  IIS.  (iriuiin  deutsche  Gramm.  IV,  Hl,  dass  er  als 
des  directen  und  inilirecicn  Arcus,  angenummen  werden,  neutrale  Form  wohl  einen  nicht  weniger  freien  (äebrauch 
da  z.  IS,  Dial.  de  uratt.  Kj.  et  ipsc  (Aper)  inanifesfns  gestaltete,  als  die  Neutra  der  Pronomina,  s.  Kllendt  zu 
est  iam  diidum  in  rontrariuin  arcingi  (Ilr.  F.  sagt  daher  Cic.  de  or.  p.  29-  Dagegen  hat  der  inilirecte  Accusatrv, 
p.  '27  nicht  richtig:  quanicjuam  haec  graeca  dunil.ixat  est  der  im  Grunde  nirlits  ist,  als  der  sogenannle  griechische 
constriictio)  gelesen  wird.  Vertritt  ein  Siibst.  mit  esse  Accus  ,  dem  nur  eine  »eitere  Ansdehniing  gegeben  »or- 
die  Stelle  des  llaiiptverbiims ,  so  soll  auch  hier  der  Inf.  den  ist,  etwas  Dunkles,  indem  die  Art  der  Heziehiini;, 
Subject  sein.  Indess  ist  dieses  in  vielen  Fällen  nicht  in  der  er  zum  llauptverbnm  stehen  soll,  nicht  klar  wird, 
möglich.  Ueiin  sonio  in  tempns  est  abire  ,  nirlit  dieses  nnd  reicht  nicht  aus,  alle  Schwierigkeiten  zu  entfernen, 
Subject,  tempns  Prädicat  sein  kann,  da  dieses  kein  IMerk-  da  er  auf  dem  entscheidendsten  Puncle  sich  in  den  dircc- 
Dial    des    abire    ist,      snndern    abire    vielmehr    in    einem    ob-  ien    Arcus.    ver»anilelii    mnss. 

jectiven    A'erhältniss    zu     dem    seiner    Bedeutung    nach   con-  In    einem    Anhange    sucht    der    Verf.    noch     darzntliiin, 

»truirten    tempns    est   steht,     so    kann     auch     in     opinio     est  dass    später    der    acc.  c.   inf.    von    den  Lateinern    anders   auf- 

euin    venisse,     spes    erat     Iiostes    mox    truc  iilalum     iri    der  gefasst,   der    Accus,    als    .Subject,    der    Inf.    als  Piädirat    be- 

Inf.    nicht  das   Subject    der    Siibstantiva   sein  ,     iheils    weil  trachtet    worden   sei.      Von     welcher    späteren    Zeit    dieses 

diese   nicht   Rlerkmale   der   Infinitive   sind,  sondoru   diesel-  gelten  solle,   wird   nicht  genauer  angegeben;   ebenso   wird 


9fi7 


Oßs 


Urin  K'MiiiTiriiliiii  ii.n  liffniii-srii,  an  dem  ni.iii  (Urse  ver- 
änderte .Aiirfassinii;*" '■''"■  aliiii'liiiioii  Lfiinie.  Drnii  HOiiii 
llr.  F.  |>-  '■!'  Ii<liaii|>(il ,  ilass  no  ilcr  a<<-.  r.  iiif.  im 
^rrliiiltiiiss  iI<t  A|i|KPsi(iiiii  siehe,  iliese  siilijecliie  Kraft 
lies  Amis,  sirlitliar  «enle,  »ie  in  S.'itzeii:  lioc  siirc 
(aiiicii  (iiKirli't,  proiiiiiiriatiiiiiriii  lioiiaiii  iil  elFicere  etc., 
•II  iiiixlifr  ilaraiis  eher  ilaü  (ir^eiithell  f(il;;eii,  iiulein  |>ro- 
iiiiiiriationeiii  efficcre  in  keimiii  anilerii  Verh.'illiiiüS  zu  sriri- 
litrhl,  »Is  ilas  ioraMj,'eheiiili'  ol.jrrlite  iil.  Ferner  »lirile  iliese 
^'i-r.'imleiiinj;  <ler  Aiiffassiiiii,'  eine  (j.'inilirhe  Audielnini; 
iler  ("onsiriii  liiiii  lies  aie.  r.  iiif.  Ilnil  iler  eijjenlhiiniliehen 
III  ilerselheii  herrsi  henileii  AnffassiMijjs»  eise  sein;  «iiiil  es 
«.'jre  anfr.illeiiil ,  « eiin  iiiihl  mit  iler  Verflipileninj;  der 
Anfrassiinif  auill  ilie  Darstellniig  eile  anilere  ;:eHiirilen 
Mjire,  «ie  wir  ilieses  im  (irieeiiisrlien  znm  Theil,  im 
^enhiuhileiitsclien  iluriligüngijj  einj;elreten  sehen,  ii « 
«tati  lies  Aeriis.  iler  INnmiiialif  als  .Snlijert,  statt  iles  Inf. 
«las  verb.  fiiiit.  als  Prailirat  lierrsrhenil  {feMonlen  ist;  »*as 
ijeiiiss  im  Lat.  in  ^leielier  Weise  einselreteii  sein  wiirrle, 
«eiwi  siell  ilie  Anffassiin  js»  eise  in  iler  liezeiehlieteii  Art 
veramlert  h.'i(te ,  besonilers  ila  es  an  S.'ilzen,  «ie  roiiieilo 
(oiiimir) ,  «liies  es  ii.  a.  niiht  fehlt,  iiiiil  iler  spätere  (ie- 
liraoeh  von  qnod,  s.  ftladiig  de  l'iris  qnilmsilam  jjrarnMi. 
Int.  ailmonitiones  p.  23  ,  dafür  zn  s|)reilien  siheint.  Wenn 
iiiiii  llr.  F.  anf  jene  ßelianjitiin«;  die  andere  f;riindet, 
ilass  der  arr.  r.  iiif.  niclit  als  .Salztlieil  ,  sondern  als  pan- 
ier Satz  hetrarhtet  «erden  müsse,  so  kann  der  Ginnd, 
auf  dem  diese  beruht,  nicht  als  sehr  sicher  betrachtet 
«erden.  So  lange  der  Arcns.  nicht  Mominatir,  der  Inf. 
nicht  l'erbuin  finit.  ist,  «der  nicht  iiachge«  ieseii  wird, 
«lass  er,  «ie  ilieses,  Prädicat  und  Cojjula  enthalte,  « as 
lüii  Hrn.  F.  nicht  jjcschehen  ist,  kann  sich  lief,  nicht 
eiitschliesseii ,  den  acc.  r.  inf.  für  einen  lolUliinilr^en  Satz 
XU  hallen,  und  die  Ansicht  aiif/.iigelien ,  dass  durch  diese 
Auffassung  das  Eigenthümliche  jener  Construdiiin  nicht 
festgehalten  «erde.  Z«ar  behauptet  lir.  F.,  dass  dann 
auch  die  Mebensütze  nicht  als  Satze  betiaclilet  «erden 
dürften;  aber  »enn  diese  auch  nicht  in  dem  Sinne,  »ie 
die  Hauptsätze  —  sie  sind  eben  abhängige  Satze — als  iler 
Ausdruck  rou  Urtheilen  künneii  betrachtet  «erden;  so 
findet  doch  znisclieii  denselben  und  dem  acc.  r.  inf.  der 
wesentliche  Unterschied  statt,  dass  sich  in  jenen  immer 
das  rerb.  finit.,  also  ein  vollständiges  i'räilicat,  findet, 
und  dass  sie  [Jmsclireibuii<;en  von  Salzlheilcii  enthalten, 
der   acc.   c.    inf.   aber   gelbst   ein   Salztlieil   ist. 

Kann  nach  dem  bisher  Uemerkten  Rec.  nicht  ein- 
rAnmen,  dass  Hr.  F.  Alles,  »as  er  glaubt  (er  liagt  p.  9: 
praeserlini  cum  persiiasiim  mihi  sit,  nie  lileiil,  qnae  hucus- 
qiie  snb  iudice  fuerif,  plane  diremisse)  geleistet  habe, 
»o  hall  er  sich  doch  für  verpflichtet,  die  Gründlichkeit 
und  den  Scharfsinn  in  der  liehandlung  des  ganzes  (le- 
geiistandes  durchaus  anzuerkennen. 

Kiienach.  W.    WeiaBenborn- 


95.  Kf  kirli  iiide  Aiimerkiiiigen  zu  Homer'«  Odyssee.  Von 
Gregor  Uillwliii  Si/Zsch.  Driller  liaiid.  KrLU- 
riiiit;  des  neiinliii  li'^  /»(ilfteii  Gesanges,  Haiiiiiiver. 
I.S40.     8.     Il.ihi.'.-.  Iic    Hofliiichhandlung. 

^^■enn  es  nberhaiipl  lii'i  der  Anzeige  «erlhvoller  Bü- 
cher nii  lit  selten  eliir  die  Aufgabe  de»  Recensenten  ist, 
einen  soi  i^f.'iltigen  lieriiht  über  deren  Inhalt  zu  erstatten, 
der  ihre  Tendenzen  und  das  Kit:r nliiüinliche  der  dann 
iiieilei  gele^len  Ansichten  in's  Li<  hl  setze,  als  stets  sein 
l'rllieil  hei  vorlrelen  zu  lassen,  so  mus«  der  Unterzeich- 
nete sich  auf  ilicsen  .Staiiilpiiiict  iiisliesnndere  bei  der  An- 
zeige der  oben  genanii'en  Si'hrifl  stellen,  die  sonst  bei 
der  Stellung  des  Verf.  naiiienllii  h  in  diesem  ZMei;;e  der 
Liliraliir  als  anmassend  erscheinen  k'iiiiite ,  und  er  glniibl 
nin  so  mehr,  jenen  Plan  hier  nicht  ül>erschreiteii  zu  diir- 
fen  ,  da  er  überzeUfjt  sein  niuss,  dass  iler  Verf.  selbst, 
als  er  ihn  zur  Ueberiiahmc  dieser  Arbeit  aufforderte ,  nur 
eine  solche  Anzeige  im  Sinne  halte;  zugleich  >»ird  ihm 
aber  diese  Anfforderniig  von  Seiten  des  Verf.  als  Recht- 
fertiniing  dienen.  Da  es  die  \aliir  der  vorlle^-iniien  Schrift 
nicht  jjeslalli't,  den  Gang  dersellieii  im  l*Jiii/eliieii  zu  ver- 
folgen, und  da  auch  eine  Darslelliing  iler  lOi  kUr iiiigs- 
«eise  des  ^'erf.  im  Allgemeinen  ganz  nberllnssig  sein 
«ürde,  so  «erden  «  ir  vielmehr  die  Aufgab«  zu  lösen 
haben,  ilas  im  lOinzelneii  Zerslreiite  unter  gettisseu  (>e- 
sichlspiini  teil  zu  vereiiii;;eii  und  auf  diese  Art  den  (le- 
»iiiii,  der  für  die  ganze  Beliaiidliiiig  der  Unmenschen 
Poesie  aus  diesen  Aiimerkniigeii  zu  ziehen  i>t ,  in  den 
»esentlii  listen  Pnncteii  zur  Aiischaiiiiiig  zu  bringen  — 
ein  Verfahren,  das,  «enn  es  auch  im  Aeiissern  eine  ge- 
« isse  Aehiilii  likeit  mit  dem  byzantinischer  Cnmpilalorcn 
zu  hüben  scbeiiien  kliiinte  ,  doch,  »ie  »ir  hollen,  ebenso 
«eilig  n;aiiz  mit  jenem  iiteiitificirt  »erden  «  ird  ,  als  davon 
ein  .ihiiliclier  [Cintliiss,  i^ie  «eilaiul  bei  jenen,  auf  ilas 
^ii'liicksal  der  excerpirten  Schrift  selbst  zu  erwarten  ist. 
Erlen  liiert  »ird  dieses  Geschäft  noch  dadurch,  dass  der 
^'eif.  selbst  in  der  Vorrede  auf  die  Anmerkungen  von 
allgemeinerer    Wichtigkeit  anfinerksam    niacbt. 

\\  ir  beginnen  mit  der  Einleitung,  »eiche  den  Zweck 
hat,  die  Eizälilang  des  Odi/sseus  vor  AlhinuDS  als  Epi- 
sode nach  ihrer  Uedeutung  für  das  ganze  Gedicht,  aU 
eigenes  Ganze  im  Sinne  des  antiken  und  namentlich  im 
Epos  icallenden  Glaubens ,  als  I^liihrchen  in  Hinsicht  der 
poetischen  Erfindung  und  der  ^anz  utopischen  Locale  zu 
hetracliten-  Der  *'eif.  beginnt  mit  dem  Grundsatz,  der 
für  die  ganze  Auffassung  dieser  Gesänge  und  für  die  da- 
«oii  abhängige  Homerische  Geographie  von  der  griissten 
AVichligkeit  ist,  dass  der  geographische  Gesichtspunct 
hinter  dem  poetisclien  zurückgestellt  »erden  müsse,  und 
tritt  in  dieser  lliiisiciit  der  namentlich  von  Völcker  aus- 
gesproi  heilen  Ansicht  bei,  dass  die  iiulliis.hen  Locale 
ni<  lit  entstellenden  Rerichten  von  »iikiiih  vorhandenen 
entlegenen  Ländern  ihr  Dasein  verdanken,  sondern  dass 
aus  den  dii  hterischeu  Scliilderungen  erst  die  Erdkunde 
solche  Locale  entlehnte,  auf  Entdeckung  derselben  aus- 
ging, und  neu  aufgefundene  Gegenden,  auf  welche  jene 
Sdiilderung  anwendbar  schien,  mit  dem  poetischen  Na- 
men benannte;  ja,  unser  Verf.  geht  aiicli  noch  tiber 
Völcker's   Ansicht  hinaus,     indem    er   nicht  nur    der  pos- 


969 


970 


tischen  Erfindung  geograpliisrher  Kenntniss  (;''R''n''l"'''  ■'"■ 
Recht  v'inilicirt,  sondern  nicht  einmal  bri  dem  Dichter 
selbst  ein  festes  (feour.iphisches  Bild  der  Gcjfenilen,  durch 
welche  seine  Phantasie  den  irrenden  Od^sseus  uinher- 
treibt,  loraus^etzt.  Dl>cIi  damn  wird  erst  nachher  aus- 
führlicher gehandelt.  Der  erste  Abschnitt  der  Einleitung 
hat  es  mit  einem  für  die  Beiirtbeilung  der  Episode  nicht 
nur,  gnnderii  der  ganzen  Odyssee  «ichtijjereii  Gejfen- 
»tande  zu  (linn,  nämlich  den  Fluch  des  Puhjphem  und 
den  Zorn  seines  Vaters  Poseidon  in  das  gehörige  Licht 
zu  setzen.  Uer  Verf.  bekennt  selbst,  dass  ihm  die  13e 
(leutung  dieses  IVIoments ,  auf  tvelcher  die  Würdigung 
des  ganzen  Gedichtes  und  ilie  tiefere  Einsicht  in  den 
Geist  lies  antiken  Epos  beruht,  erst  in  neuerer  Zeit  klar 
geivorden  sei,  wie  er  zuerst  in  der  Vorrede  zum  zwei- 
ten Heft  der  IMele(ema<a  angedeutet  hafte.  Ganz  auf 
den  Standpunct  des  Verf.  eingehend  ,  erlaubt  .sich  Ref.  , 
in  der  Uarsfeliung  der  Ansichten  desselben  die  Stellung 
eines  blossen  Excerptors  zu  verlassen,  ohne  dass  «ler 
Leser  für  die  Treue  der  Auflassung  besorgt  zu  sein 
braucht. 

Durch  die  Andeutungen,  welche  schon  gleich  im  An- 
fang des  Gedichtes  gegeben  waren  ,  war  iler  Hörer 
schon  hinlänglich  darauf  vorbereitet,  in  den  Abenteuern, 
liefen  Erzählung  der  Dichter  dem  Odysseiis  selbst  in  den 
niund  legt,  die  Folgen  des  Zorns  des  Poseidon  zu  er- 
kennen, welcher,  da  ihm  unmittelbar  höchstens  die  Macht 
verliehen  war,  durch  .Sturm  und  die  Leiden  <ler  Seefahrt 
zu  schaden,  die  mächtigere  Hand  des  Zeus  zur  Bestra- 
fung des  Menschen,  der  sich  übermi'ithig  gegen  die  Gott- 
heit erhoben  ,  in  Anspruch  genommen  hatte.  Konnte 
auch  der  Dichter,  eben  weil  er  den  Od.  selbst  seine 
Leiden  erzählen  liess,  den  Zusammenhang  iler  Ereignisse, 
namentlicli  wie  Poseidon  den  Zeus  zur  Ausfiihrun4r  des 
R,acliewerks  vermocht,  nicht  historisch  darstellen,  so 
fehlt  es  iloch  theils  in  jener  Erzählung,  tlieils  in  den 
Verhandlungen  der  Gütterversaminlutig  nicht  an  Andeu- 
tungen, dass  auch  der  Groll  des  Zeus  auf  Oil.  ruht,  in- 
dem der  höchste  Gott,  wenn  er  auch  sonst  ilen  Helden 
begünstigt,  doch  die  \'erletzung  einer  anileren  Gott- 
heit und  überhaupt  die  IJeberhebung  des  Menschen  über 
die  ihm  angewiesene  Sphäre  nicht  ungeahndet  lassen 
kann.  Denn  die  hß()li  ist  es,  deren  Bestrafung  in 
der  doppelten  Handlung  der  Odyssee,  in  dem  Schick- 
sal des  Odysseus,  wie  in  dem  der  Freier,  den  durch 
das  Ganze  hindurchgehenden  Faden  bildet;  jenem  nament- 
lich, der  vorher  nur  geuöbnliches  Mi.«sgeschick  eriluldet, 
hatten    die    in    der   Siegesfreude    über    Poseidon    selbst   aus- 


gestossenen     übermüthigen     Worte     (IX, 


.■)-'Ö)    den 


Fluch  des  Polyphem  zugezogen,  den  der  Vater  in  Erfül- 
lung brachte,  indem  er,  niewohl  er  ihm  den  gänzlichen 
Untergang  nicht  bereiten  konnte,  doch  ilie  Verspätung 
seiner  Rückkehr,  nach  Verlust  aller  Gefährten,  in  die 
zerrüttete  Heimath  bewirkte.  Was  der  Meeresgott  nicht 
selbst  vermag,  geschieht  durch  Zeus  Willen,  zwar  nicht 
nach  blosser  Willkür;  aber  auch  hier  schon  zeigt  sich 
das  dämonische  Walten  der  Strafgerechtigkeit,  wie  spä- 
ter iuv  Drama,  dass  selbst  die  grösste  ^'orsicht  von  Sei- 
ten des  IVlenschen  die  UTlj  nicht  abzuwenden  vermag, 
welche  ihn  durch  seine  eigene  Thorheit  in's  Verderben 
Zeilschr.  j.  d    Altcrlliumsw. 


stürzt,  und  die  »erhängte  Strafe  »iederliolt  selb.it  durch 
absichtslose  und  unvermeidliche  Handlungen  ( —  man  ver- 
gleiche die  Schilderung  iles  durch  die  ErOfTiiung  des 
Windschlauchs  und  nachher  des  durch  den  Frevel  auf 
Thrinakia  herbeigeführten  Unglücks  — )  mit  einer  ge- 
wissen Naturnothwendigkeit  herbeiführen  lässt  ,  so  dass 
Zeus  mit  Recht  das  Wort  aussprechen  mag,  das  die  Ten- 
denz des  ganzen  Gedichtes  in  sich  enthält:  V)  TlO'jtoi, 
oiov  öl]  VI)  i}£oti<;  ßgoiol  aitiüojviai!  i^  r,usu)V 
yd(i  (paot  y.dy.'  tfxjjivai-  oi  de  xa^  aürui  Ofpfjariv 
diaat^aklTjoii'  i'ntQuooov  uKys   f^ovo/i'  (I,  .3?  —  .34). 

,,Es  wird  nun  deutlich  sein",  sagt  der  Verf.  S.  XX 
uarh  genauerer  Erörterung  dieser  Puiicte,  wodurch  die 
in  den  Erkl.  Anm.  Bd.  2.  S.  XXXVII  ausgesprochene 
Ansicht  über  die  Bedeutung  des  Zorns  des  Poseidon  be- 
richtigt wird,  —  ,,es  wird  nun  deutlich  sein,  dass  Odys- 
seus ,  der  in  der  Haupfhanillnng  als  <las  Werkzeug  der 
göttlichen  Strafaiifsicht  {oTI  u)  die  i'rj('li  der  Freier  rächt, 
in  der  Episode  oder  den  von  ihm  erzählten  früheren  Be- 
gebenheiten selbst  der  Schuldlrageiide  und  von  iler  Gott- 
heit Gezüchtigte  ist.  Je  nachdem  man  die  Haupthand- 
lung oder  die  Episode  berücksichtigt,  kann  sein  eigener 
Name  activ  den  Zorn  und  Rache  Uebeiiden  ,  oder  passir 
den  Zorntragenden  bedeuten.  Jeilenfalls  tritt  uns  auch 
in  iler  Episode  der  sittlich  -  religiöse  Geist  des  Epos  und 
der  ober.ste  Satz  des  antiken  Glaubens  in  einem  leuch- 
tenden Exempel  entgegen:  der  schwache  Meiisrh  fiber- 
hebe sich  nie,  und  wolle  den  Göttern  nicht  gleich  sein; 
er  iielime  still  hin,  was  sie  ihm  geben,  und  taste  nie 
ihre  Hoheit  an.  Denn  hat  er  einmal  die  Gottheit  ge- 
kränkt, dann  hat  er  von  Glück  zu  sagen,  wenn  die  ab- 
wendige Oliinacht  ihn  nicht  ganz  in's  Verderben  zieht; 
sie  führt  ihn  dann  seilst  in  Versuchung  zu  immer  neuer 
Schuld  und  grösserem  Unheil.  Dabei  zeigt  eben  schon 
das  Epos  den  IVlenschen  in  seiner  tragischen  Natur.  Be- 
schränkt in  seinem  Blick  und  unvermögend,  aber  immer 
»ersucht,  das  Mass  zu  überschreiten,  übertreil't  er  in 
I  (jOH;  sein  Recht  und  seine  Tugend  ,  unil  fällt  daher  oft 
eben  durch  das  Treulichste,  was  er  übt,  oder  dessen  er 
sich  bewusst  ist,  am  leichtesten  in  Unheil."  .  .  ,,Wer 
sollte  nach  diesem  Allen,  heisst  es  weiter  S.  XXI,  in 
der  Odyssee  nicht  bei  aller  Feier  des  Helden  vielmehr 
den  Gesang  von  der  Götter  Hoheit  und  Macht,  als  von 
der  Menschen  Tugend,  und  mehr  von  den  3Iühsalen, 
welche  die  Menschen  in  Kurzsichfigkeit ,  Thorheit  und 
Leidenschaft  unter  der  Götter  Obmaclit  bestehen,  als  von 
ihrem  Gelingen  und  ihren  Siegen  erkennen?  Oder  sagen 
wir  treilender:  es  ist  gerade  das  Meiischeiiloos  und  Men- 
schenleben nach  seinem  tragischen  AVesen,  was  das  Epos 
au  grossen  Beispielen  darstellt.  Die  Lösung  und  Beru- 
higung kommt  hier,  wie  in  der  echten  Tragödie,  durch 
die  endliche  .Anerkennung  der  göttlichen  Obmacht  and 
des   menschlichen    Irrsais   oder    iMasses." 

Wir  glaubten  so  ausführlich  die  eigenen  Worte  des 
Verf.  mittlieileii  zu  müssen,  weil  wir  darin  den  Kern 
einer  Ansiclil  üiiilen,  ilie  in  mancher  Rücksicht  hier  noch 
schärfer  ausgeprägt  ist,  als  in  den  früheren  Schriften  des 
A'erf.,  namentlich  auch  die  Hervorhebung  des  wesent- 
lichen Unterscliicdes  zwischen  den  Kunstepopöen  einer 
späteren    und    den    ü^ioreiati     einer    früheren    Periode, 

64 


971 


^1 


anil[  ilainit  »ii^Icicb,  Mlf,  H'^rlnKefsiinin;  dpr  Einheit  eines  unil  von  oincr  wallrnileii  GcrprliiifUcif  ,  einer  IV.inesis, 
torilicliles  ilas  nirli(<  "eii'ijfer,  als  ein  lilossos  lUosaife  »lelclie  jeiles  Üelierjjreifen  iles  ftleiisclieii  üliir  die  iliin 
von  Gesängen  j>'ner  f'riilieren  (i:it(nn);  ist;  —  zugleich  jji-zoj^ene  Gräu/.e  straft,  iiiid  zwar  in  «-iuer  Weise  xtraft, 
«ier  niussli-ii  »ir  <li-ssli.ill'  auf  «liese  ."»teile  grössere  Auf-  uelelie  die  ilin  trelTrnile  Pein  nnr  als  Foljfe  eijjeiier, 
nicrksanjkeit  »er«  enili-n ,  »eil  [;ej;iMi  ilie  liariit  niederge-  »renn  aneli  nni  ■•rineidliclier  Sdinlil  ersclieiiien  l.'lsst,  unil 
leirle  Ansii'lit  tun  der  relij;l{isen  'tendenx  des  Epos  ohne  nnr  il/niii  vi-rsülint  ist,  wenn  der  iMenscIi  zur  di'nii'itlii;;eii 
Zweifel  am  meisten  Gft;iier  sieh  erliefen  werden,  uas  Erkeiiiitiiiss  seiner  .SeliH.'telie  ziinirkkehrt ,  und  da»  ver- 
dcr  Verf.  sirll  jfeniss  inn  AnfansV  an  nicht  verhehlt,  und  jet/.le  Ileelltsierh.'lltniss  ti  iederlierstelit,  —  ist  iliese  Idee 
auch  srhon  jjleieli  naeh  der  Vollendiiii;,'  dieser  Selirift  etwas  d<'r  Tra[;odie  als  l)ielilj,'allunj;  Bigenthiiniliehes  ? 
wirklich  erfahren  hat,  als  er  Lei  der  Vcisaniinlmig  der  Gewiss  nicht,  insofern  diese  ihr  Wesen  in  der  Form  hat, 
Pliilolo"en  in  Gotha  an  der  Ilias  «lensellien  Satz  zu  be-  jene  Idee  aher  eine  Relijfioiisaiisieht  enthalt,  die  i'iUer- 
weisen  suchte.  (\'ergl.  ilariiher  die^'erhaiidlnnjfen  iler  haiipt  mit  der  Poesie  in  keinem  nothwendijjen  Znsam- 
dritten Versammlung  deutscher  Phi!nlo;;en  und  Sclinl-  menhaiij;  steht.  Aher  eine  andere  Frasje  ist  die,  ob 
inänner  S.  :j.i  ti.).  Dort  stand  ein  (legner  •je'jen  ihn  anf,  diese  llelijjionsaiisiclit  als  eine  allgemeine  des  griechischen 
der  freilich  nach  ganz  verschiedenen  Princi|iicn  die  Ho-  Alterthiiins  und  namentlich  als  eine  dem  religiösen  Stand- 
merischen  tjcdici.tp  lieliandi'lt,  die  eine  Vereinigung  über  piiiule  Hoiner's  angemessene  angesehon  werden  kann,  und 
den  fraglichen  Piinct  fast  unmöglich  maihen,  Hr.  Prof.  Mcnii  diese  bejaht  werden  solltp,  ob  es  nicht  vielleicht 
Lachmaiin  ,  und  erklärte  jenes  fiir  eine  durchaus  unho-  dem  Wesen  der  Tragödie  eigiMilhninlich  ,  dem  lies  Epos 
nierisclie  Theologie.  Sollen  wir  hier  eine  Partei  ergrei-  zuwider  sei,  eine  solche  Tendenz  hervortreten  zu  lassen, 
fen ,  so  können  wir  in  Beziehung  auf  die  Betrachtung  Ueber  den  ersten  Puiict  lässt  siili  nun  freilich  nicht  s«> 
der  Homerischen  Gedichte  im  Allgemeinen  uns  nur  fiir  geradezu  entscheiden,  indem  »ir  für  die  einem  zu  hühe- 
unseren  ^'crf.  und  gegen  eine  Ansicht  erklären,  »eiche  rem  Üelbslbewusstsein  erwachten,  reflectirenden  Zeitalter 
eine  rollkomineiie  Voranssetznngslosigkeit  als  das  Princip  ferner  liegenden  Zeiten  iiiir  in  Homer  selbst  eine  (iuelle 
der  Behaiiillnng  derselben  ausspricht.  Denn  mit  noch  haben,  welche  <ler  Principienstreit  uns  ganz  zu  verschlies- 
grösserem  Hechte,  als  Zerrissenheit ,  »ird  man  doch  den  sen  droht;  duch  dürfen  wir  von  der  entgegengesetzten 
Zusammenhaug  der  Gedichte  als  eine  Wöglii  likeit  sta-  Partei  die  Anerkennung  der  bescheiden  hingestellten  fllög- 
tuiren  dürfen;  betrachtet  man  aber  Alles  einzeln  für  sich,  lichkeit  erwarten,  dass  schon  in  Homers  Zeit  der  reli- 
ohiie  auf  einen  etwaigen  Znsamnienhang  des  (ianzen  Rück-  giöse  Sinn  zu  einem  Gefühl,  einer  Ahnung,  wenn  auch 
sieht  zu  nehmen  ,  so  schneidet  man  nicht  nur  die  letztere  nicht  zu  einem  vollen  Bewusstsein  iler  Stellung  der 
Möglichkeit  geradezu  ab,  sondern  »iril  auch  jenem  Prin-  Menschheit  zur  Gottheit  in  der  angegebenen  Weise  ge- 
ciu  sellist  untreu,  indem  ein  solches  Verfahren  ilie  an-  kommen  sei;  ja  vir  finden  es  gerade  wegen  der  sonst  so 
dere  .^löglichkeit  zu  Grunde  legt,  und  also  von  der  Vor-  anthropomorphistischen  Erscheinung  der  Götter  in  den 
aussetzuiig  der  Znsammenhangslosigkeit  ausgeht.  Sollte  Homerischen  Gedichten  um  so  erklärlicher,  dass  das  nicht 
nirklich  eine  Einheit  des  Planes  beabsichtigt  sein,  so  zu  erstickende  religiöse  Gefühl  in  einer  anderen,  mehr 
kann  eine  Aiiffassiiiig  ,  »eiche  nur  Einzelnheiten  auf  das  dem  Dämonischen  sich  zuneigenden  Weise  das  Bewnsst- 
unbefangeiie  Gemüth  wirken  lassen  will,  nimincrnn'hr  sein  der  menschlichen  Abhängigkeit  und  Ohnlnacht  kund 
7um  richtigen  Ziele  führen;  noch  «veniger  ist  es  zu  bil-  gab.  Und  entbehren  wir  denn  wirklich  aller  Spuren  von 
ligeii,  dass  man  von  den  auf  diese  Art  aufgesuchten  Discre-  dem  Vorhandensein  einer  solchen  Tendenz  in  früherer 
panzen  und  mangelhaften  Verbindungen  sogleich  zu  Schlüs-  Zeit?  Wer  so  etwas  behaupten  wollte,  den  würden  die 
len  übergeht,  welche  doch  durchaus  nicht  unmittelbar  von  den  Tragikern  zur  Ulanifestation  dieser  Idee  benutz- 
daraus  folgen,  sondern  nur  in  den  Augen  derer  Gültig-  teil  Hlvthen  selbst  Lügen  strafen.  Also  nur  der  Persön- 
keit  haben  ,  deren  angebliche  Voranssetznngslosigkeit  lichkeit  Homer's  würde  man  sie  abzusprechen  haben,  oder, 
viellcieht  eine  noch  grössere  petitio  principii  enthält,  als  weil  hier  jede  tiefere  Untersuchung  abbrechen  mnss, 
das  von  ihnen  verworfene  Verfahren  der  Gegner.  Doch  wenn  sie  nicht  stets  auf  denselben  bestrittenen  Punc.t  zu- 
hier  ist  nicht  der  Ort  zur  Ausführung  eines  Principien-  rürkkonimen  und  im  ewigen  Kreise  sich  ilrehen  will, 
Streites.  Wer  einmal  Lachinann's  Standpunct  genommen  der  Natur  des  antiken  Epos  überhaupt.  Dass  nicht  jeder 
hat,  kann  freilich  eine  solche  religiöse  Ansicht,  wie  sie  StolF  ebenso  der  dramatischen,  »ie  der  epischen  Dar- 
Hr.  N.  ausspricht,  nicht  in  den  Homerischen  Gedichten  Stellung  die  iiothigen  Seiten  darbiete,  wird  Kiemand  be- 
finden, indem  sie  wesentlich  anf  der  Anerkennung  der  streiten;  aber  keineswegs  schliesst  die  dramatische  und 
Einheit  beruht,  und  wir  würden  also  hier  Gefahr  laufen ,  epische  ßehandinng  ilie  Gleichheit  des  Stoffes  überhaupt 
uns  stets  in  einem  Kreise  zu  bewegen.  \Y\r  werden  also  ans,  und  insofern  der  mythische  Stoff  jene  bestrittene 
die  Sache  von  einer  andern  Seite  zu  betrachten  und  zu  Tendenz  in  sich  enthalt,  wird  sie  in  beiden  Gattungen 
fragen  haben,  ob  etwa  in  jener  religiösen  Tendenz  an  der  Poesie  sich  finden  können.  Aber  ob  nicht  die  epi- 
gicb  schon  Gründe  liegen,  welche  sie  dem  Homerischen  sehe  Darstellung  diese  Tendenz  zurückzudrängen,  die 
Epos  abzusprechen  nölhigen,  so  dass  man  sich  auch  ihrer  tragische  sie  in  den  Vordergrund  zu  stellen  hat;  ob  nicht 
nicht  bedienen  könnte,  um  die  im  entgegengesetzten  Falle  die  Heiterkeit  der  Lebensansicht,  die  Jugendlichkeit  und 
gewiss  bedeutend  dadurch  gewinnende  Betrachtung  jedes  frische,  lebenskräftige  Thätigkeit ,  wovon  die  antike  epi- 
Gedichtes als  eines  künstlerischen  Ganzen  zu  unterstützen.  sehe  Darstellung  den  Eindruck  mit  sich  bringt,  jenen 
Ist  denn  aber  wirklich  die  Idee  von  der  Ohnmacht  des  deniüthigenden,  dem  Ernste  der  Tragödie  allerdings  an- 
Alenschengeschlechts    im    Anstreben    gegen    das    Göttliche  gemessenen   Ansichten   widerspreche:    das    ist    die    Frage, 


973 


welche    »ir,     wenn    es    sirh    bloss    um     ein    qiiantiiatirps 
Verlialtniss    beider  Ga<<iiii;;i'ii    handelt,    nicht   zii    verneinen 
gesonnen   sind  ,     ohne     ilass     »vir    einen    specifischen    Unter- 
■chicd    in    dieser    IViicksicIit    ziigelien    können.    Denn   aller- 
ditij^s   kann    das    ISpos    eine   solche  Tendenz   in   seiner  Dar- 
«telliinj;    nicht    vorherrschen    lassen  ,     ohne    dass    wir    sie 
desshalb   dem    Stolle   selli.st   oder   dem    Genii'ithe    des  Dich- 
ters  aliiiiisprechen ,    ja   selbst  «lie    HlOjjlicIikeit    «u   laiignen 
hallen,    dass    sie    ein    durcii   das    jfanze    Gedicht    sich    hin- 
dnr<lizieheiMler ,      wenn    ancli     nur     dem    schärferen     Auge 
erkonnl>arer    Faden    sei.      Aber    jji'rade  dass   sie    nicht   dem 
oberflächlichen    lilick    ofFeii    vorlii';;en   soll,    wird    uns   auch 
vor   dem    Missvcrständniss    bewahren,   als    wollten    wir   eine 
solche    Tendenz    als     den     ei<;entlichen    Zweck,    der     dem 
epischen   Dichter    vorschwebe,    als    eine    Idee,    zu   deren 
Versinnlichunjt    ni""    'l'e    epische    Darstellung    dienen    solle, 
betrachtet    wissen;   eine  solche  Betrachtungsweise  in  ihrem 
Extrem     glauben     wir    von    aller   echt    antiken    Poesie    ent- 
fernt  halten    zu    müssen,   so   sehr   man  auch  bis»  eilen  beim 
Aufsuchen    der    Idee    eines    (Jedichtes    der  (jefalir   sich    an- 
nähert,   dieselbe  in  der  <lidaLlisrhen  Oenionstration    irgend 
eines   Satzes    zu   finden;    »ir    linden    aber    auch    ijanientli(h 
hier   noch    einen    Unterschied    zitischen    der  tragischen  und 
epischen    Poesie     in    der   Oenutziing  jener     religiösen    Ten- 
denz,    der    theils    in    der    Natur    der    Gattungen,    theils    in 
den   temporellcii    Verhältnissen    seinen    Grund     hat,     indem 
wir,    wie   schon    oben    angedeutet,    der   Zeit    Hcimer's    die 
bewusste  Reilexion    eines    im  philosophischen  Denken  nicht 
mehr     ganz    ungeübten    Zeitalters    keineswegs    zuschreiben 
wollen. 

Wir  kehren  von  dieser  Abschweifung,  die  nur  an- 
klingende Gcilanken,  nicht  eine  erschöpfende  Behand- 
lung des  Gegpustaiiiles  bieten  wollte,  zu  unserem  Verf. 
zurück,  von  dessen  Ansichten  iler  Unterz.  jedoch  nicht 
Meseiitlich  abgewichen  zu  sein  holTt.  Der  zweite  Ab- 
schnitt der  li^iiileitnng  der  vorliegenden  Schrift  betrachtet 
das  Miihrchen  V07i  Odijsseus  Irren  nach  seiner  Erfindung 
und  seinem  Charakter ,  und  iniiem  er  einerseits  ilie  Ki- 
genthiiinlichkeit  des  Wihrchens,  der  AVundererzählung, 
hervorhebt,  welcher  nicht  mehr  Glauben  zu  schenken 
ist,  als  jeder  Hörer  —  nicht  ettva  dem  Dichter,  sondern 
dem  erzahlenden  Odyssens  zuwenden  mag,  verwirft  er 
im  Zusammenhang  damit  die  Annahme,  dass  die  VVun- 
dersagen  unter  den  Ithakesiern  oder  im  Pcloponiies  ge- 
sponnen, oder  ein  AVesthomer  der  Verf.  sei  ;  denn  warum 
sollten  nicht  Sagen,  welche  selbst  ohne  .SchifTermährchen 
die  über  die  Gräuzen  der  bewussten  ISrdkunde  iiinaus- 
schweifende  Pliaiitasie  erfand,  auch  in  der  asiatischen 
Heimath  iler  Homerischen  Poesie  angenummeii  werden? 
Namentlich  setzt  in  der  Homerischen  Zeit  nach  Ilin.  Ni 
die  ewige  .Sehnsucht  nach  einem  befriedigenderen  Zu- 
stande in  die  räumliche  Ferne  die  Bilder  einer  Gluck- 
seligkeit, welche  unterrichtetere  Zeiten  nur  noch  in  der 
Vergangenheit  suchen  konnten ,  und  so  entstehen  Dar- 
etellangen ,  wie  die  von  dem  Leben  der  Phfiaken  (über 
welche  unser  Verf.  der  Ansicht  Welcker's  durchaus  nicht 
beistimmen  kann),  ganz  gleichartig  denen  von  einem  gol- 
denen Zeitalter.  ,, Alles  dergleichen  und  mehr  noch  konnte 
<Iie  Phantasie  daheim  aus  sich  schallen,  und  was  sie  er- 
funden   oder    geahnet    hatte,     das    suchte     hiutciher    der 


974 

schweifende  Schiller,  und  er  hat  es  iui  Alterthum  gar 
oft  zu  linden  gemeint,  und  seine  Kiiibildnng  und  Benen- 
iinng  der  vermeintlich  entdeckten  Ocrter  ist  nicht  weni- 
ger üblich  geworden,  als  die  iVainen  Davisstrasse  und 
AVestindieii"  (S.  XXIV).  A'on  dirsein  (irsicblspiiiMf  aus, 
der  übrigens  die  Annahnie  ähnlicher,  auf  gleichem  (iriinde 
ruhender  Schilderungen  in  der  früheren  A.ilionalpoi'sie, 
welche  dem  späteren  Dichter  unmitttelbareii  Stoff  oder 
mittelbaren  Anstoss  zu  eigenen  Schöpfungen  gaben,  kei- 
neswegs ausschliesst ,  ergibt  sich  schon  die  l  nrulitigkeit 
der  Ansicht,  ilie  einen  historischen  oder  lest.Mi  geogra- 
phischen Slassstab  an  die  Darstellung  der  Gegenden  legt, 
welche  ilie  \Vuiider  herbergen  ,  auf  die  der  abenteuernde 
Held,  nicht  unälinlich  inancbem  Ritler  der  romantischen 
Poesie,  trifft.  Nur  die  Richtung  muss  bestiniint  werden, 
nach  welcher  hin  man  sich  „jenes  IMeer  iler  wunderbaren 
Eilande  mit  ihren  nngeschlachlen  Riesenvülkern,  Zauber- 
weseii,  toddroheiiden  Scheusalen"  gedacht  habe,  deren 
genauere  Feststellung  der  Dichter  absichtlich  durch  seine 
Darstellung  verhindert  (das  uiibestiminlc  TlooTilov)  iiXio- 
f-iiv,  die  Namen  von  ganz  allgemeiner  Bedeutung,  der 
l'lir'laken  nächtliche  AVunderfahrt  beim  Austritt  aus  dem 
Wundergebiet  und  ilas  ileiiselben  ziikiiiniiiende  Verbot 
ferneren  Geleites);  diese  Richtung  ist  aber,  wie  unser 
Verf.  und  jetzt  auch  Grotefeiid  behauptet  ,  der  höhere 
Nürd«esten  und  Norden,  nicht,  wie  man  gewöhnlich 
annimmt,  der  Vl'esten ;  nur  jene  Gegend  wird  durcli  .An- 
gaben über  die  Richtung  gegen  die  Heinialh  bezeichnet, 
weil  dort  nur  iMeer  mit  möglichen  Filanden  gedacht 
wiirtle,  und  bei  der  geographischen  L'iikenntniss  nach 
dieser  Richtung  hin  die  Phantasie  des  Dichters  sich  frei 
von  aller  Bcschränknng  ergehen  konnte  Je  weniger  es 
aber  dem  Dichter  um  die  liocalisirnng  der  Abenteuer 
zu  Ihnn  war,  um  so  mehr  findet  unser  \ei(.  Plan  in 
der  Folge  und  dem  Charakter  derselben,  uiiil  sieht  da- 
durch die  Ansicht  gerechtfertigt,  dass  der  Dichter  die 
einzelnen  Stationen  und  Erlebnisse  Aes  Helden  sehr  selbst- 
thatig  nicht  bloss  gestaltet,  sondern  auch  gewählt  habe, 
was  au  der  Betrachtung  der  einzelnen  Abenteuer  genauer 
gezeigt    wird. 

Der  dritte  Abschnitt  der  Einleitung  handelt  von  den 
Localen  der  Irren  des  Odysseits  nach  nationalem  i  der 
gelehrtem  Irrthum  der  Allen,  indem  darin  zusammenge- 
stellt wird,  in  welchen  Gegenden  man  in  späterer  Zeit 
die  Orte  suchte,  «eiche  Odvsspiis  berührt;  zugleich  wird 
ein  Verzeichiiiss  der  neueren  Schriften  dariilier  gegeben. 
Im  vierteil  Abschnitt  endlich  wenlen  die  Ansichten  der 
Neueren  von  der  Homerischen  Unterwell  rücksiditlich 
ihrer  Lage  in  der  Kürze  berührt,  wobei  sich  Hr.  N. 
für  die  Vossische,  dass  das  Todtenreich  im  Iiiiieru  der 
Erilscheibe  einen  »cstlichen  Eingang  habe,  erklärt,  also 
die  A'üicker'sche  von  einem  Todtenreich  über  dem  Okea- 
iios  im  Westen,  verwirft.  IMelir  liiulct  sich  über  diesen 
Gegenstand  auch  in  den  Anmerkungen  selbst  zu  X,  .j'Jti. 
S.    1  "i    ff.    und    S.    1S7. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  den  Anmerkungen  selbst, 
um  sie  in  der  oben  angegebenen  Weise  zu  besprechen, 
und  heben  zunächst  dasjenige  hervor,  was  sich  auf  die 
Kritik  sowohl  der  Homerischen  Gedichte  im  AMneinei- 
ucn,    als   die   speciclle    TcxtesUritik    bezieht.      Die    behan- 

04  * 


975 


976 


JcUen  (i'esflngo  galuMi  iitrlirfarli  fiflegenhoi* ,  Fragen  zu 
bfliiiiulelii,  iirlilii-  'lir  <lif  grsaiiiinte  lliiini'risilie  Frage 
und  ilie  (iesrliiihte  clor  iluiiieiiüclieii  (jieilultte  von  iler 
grOnütcii  WiilidjiUeit  sind,  indem  nanienllirli  der  elfte 
Gesang  schon  fnilier  uianeher  Interpolationen  und  l)ia- 
«keuasen  verd/lclilij  gewesen  ist,  ileren  versurlite  Znriick- 
Tülirung  auf  ihren  Urheber  zur  Kntscheulung  einiger  Haupt- 
punrte  in  der  (j'eschiclite  des  Homerischen  Textes  bei- 
tragen iiiuss.  Jenen  Ansiliu<k  selbst  {dtar>y.Lliu.C,£lv  ^ 
dlaOXSluuTTlj^)  fasst  auch  Hr.  N.  in  dein  Sinne,  über 
dessen  Richtigkeit  besonders  seit  Lehr«  Auseinander- 
setzung kein  Zweifel  mehr  sein  kann,  dass  darunter  „ein 
eigenmächtiger  Intcrpolator  oder  Umformer  der  ursprüng- 
lichen Gestalt  einer  einzelnen  Stelle"  (*>.  145),  keines- 
wegs aber  eine  bestimmte  Textesredaction,  wie  die  Peisi- 
stratische,  lerstaiulen  »ird  (vergl.  S.  3\0).  Wir  halten 
uns  zunächst  an  die  hauptsachlichste  der  verdächtigen 
Stellen,  die  von  Winos,  Orion,  Tilyos  u.  s.  n.  in  der 
Ackvia  (<s.  5(i5  — 627.)i  ""'  «"  nichr,  da  sich  hieran 
die  Uehandlung  der  Frage,  was  Oiiomakritos  an  Homer 
gethan,  und  nie  sich  der  Peisistratische  Text  zu  ilein  der 
Alexandriner  verhalte,  aiischliess* ,  und  da  auch  gerade 
aus  dieser  Stelle  sehr  oft  Züge  zur  Charakteristik  der 
Homerischen  Unterwelt  entlehnt  »orden  sind.  Die  all- 
gemeinen Gründe,  welche  die  schon  von  den  Alexandri- 
nern vorgenommene  Athetese  dieser  Stelle  rechtfertigen, 
sind  (S.  iOr  IT.),  dass  Odjsseus  nach  der  Absicht  iles 
Dichters  gar  nicht  in  die  Unterwelt  kommen  sollte,  also 
auch  die  Gegenstänile  innerhalb  derselben  nicht  beschrei- 
ben, sondern  nur  von  den  Eidolen  sprechen  konnte,  wel- 
che zu  seiner  Grube  kamen;  die  Absicht,  die  er  hier 
ausspricht,  <!ie  {pi>](ai  ctSv  ukKujv  y.UTaiei^i'ijujzMv 
zu  sehen,  liegt  weder  in  seinem  eigentlichen  Plane,  noch 
ist  einzusehen,  wie  er  von  seinem  Standpunct  aus  dazu 
gelangen  konnte,  <la  doch  nirgends  von  einer  Verände- 
rung desselben  ilie  Rede  ist;  im  Einzelnen  »erden  dann 
noch  von  dem  Verf.  die  Abweichungen  von  der  sonstigen 
Vorstellung  von  den  Psjchen,  sowie  mythologische  und 
sprachliche  Gründe  gegen  die  Kchtheit  der  Stelle  bespro- 
chen. Minos  als  Richter,  Orion  als  Jäger,  Herakles  in 
dem  Waffenschmnck  und  in  der  Stellung ,  worin  er  ge- 
schildert wird,  sind  Nachbildungen  ihres  Lebens  auf  der 
Oberwelt;  nach  dieser  Analogie  sollte  man  erwarten,  <lass 
auch  die  drei  Bnsser  Tityos,  Tantalos  und  Sisyphos  die- 
selben Qualen  in  der  Unterwell  erduldeten,  die  sie  schon 
im  Leben  erlitten,  was  auch  zum  Thcil  der  Fall  ist, 
wie  Hr.  \.  zeigt,  indem  er  die  Reste  der  ursprünglichen 
Sage  aufsucht,  und  woraus  sich  die  Einkleidung  der 
Qualen  des  Tantalos  erklärt,  da  die  Homerische  Zeit 
noch  nicht  mit  Berg  und  Thal  und  Wald  und  Fluss  das 
Bild  der  Unterwelt  ausschmückte;  dabei  ist  nicht  zu 
übersehen,  dass  die  älteren  Lyriker,  Archilochos,  Alk- 
man ,  Alk.'ios,  Pimlar  die  hier  geschilderte  Art  der  Pei- 
nigung (li's  Tantalo«  nicht  kennen.  Der  ^'erf.  kommt  zu 
dem  Resiillate,  dass  es  ursprüni^lich  mancherlei  Mythen 
yon  Frevlern  gib,  die  auf  der  Oberwelt  eigenthünilich 
gezüchtigt  worden,  dass  diese  Beispiele  der  Dichter  einer 
Nekyia,  welche  nach  ethischer  Idee  Büssende  enthalten 
sollte,  ailffasste,  und  mit  Beibehaltung  oder  Umdichtung 
die   verewigten   Strafen   in   die  Unterwelt  setzte   (was  dem- 


nach weder  einem  Todtenrichter ,  noch  einein  Urtheil 
der  Olympier  zuzuschreiben  ist),  wobei  sich  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  mit  der  Darstellung  des  ^linos  und  Orion, 
aber  zugleich  die  Verschiedenheit  ergibt,  dass  sie  nicht 
wie  nichtige  Scheinbililei  gepeinigt  werden,  also  nicht 
bloss,  nie  jene,  als  Schatten  ein  Bild  des  irdischen  Le- 
bens fortspielen  (S.  3. '2).  Bei  Sisyphos  zeigt  sich  ein 
etwas  anderes  Vcrhältniss  ,  als  bei  den  beiden  anderen 
Bnssern  ;  <lenn  er  bnsst  nicht,  wie  jene,  für  eine  be» 
slimnite  Versündigung ,  der  die  Strafe  adä([Mat  wäre,  son- 
ilern  für  seinen  ganzen  Charakter;  aber  gemeinsam  ist 
allen  dreien  das  Typische  der  Sünde,  wie  der  Busse, 
welches  Hr.  N.,  im  Wesentlichen  mit  \Vclcker  (Trilogie 
S.  .'j.iO  f.)  übereirstiminend,  folgenderinassen  fasst  (S.  3HÜ  f-)  : 
,,Thun  wir  die  Augen  auf,  und  erkennen,  wie  der  tief- 
sinnige Dichter  dieser  Stralbilder  die  frevelnde  Menschen- 
natur in  ihrer  Sünden  eigener  Pein  darstellt.  Tityos, 
d.  i.  der  Lüstling,  welchem  iler  Geier  (die  innere  Gier 
selbst)  die  Leber,  den  Sitz  der  Begierde,  nagt;  und  Tan- 
talos, der  im  Ueberfliiss  Schwelgende,  welchem  alle 
Genüsse  nur  als  Täuschungen  vorübergehen,  und  niemals 
den  gesteigerten  Durst  stillen:  sie  veranschaulichen  die 
verschiedenen  Fehler  selbst  mit  der  aus  ihnen  hervorge- 
henden, mit  ihnen  gegebenen  Pein.  Die  Sünde  als  ilie 
SelbslquSlerin  ist  in  ihnen  zu  schauen.  Dal>ei  hat  jener 
Dichter  beim  Tityos  den  Frevel  an  einer  Gottheit  nicht 
sowohl  um  der  mythischen  Erklärung  willen  erwähnt, 
sondern  zur  Charakteristik  der  Lust,  welche  nach  dem 
Heiligen  greift.  Bei  den  beiden  übrigen  ist  keine  solche 
Angabe  hinzugefügt,  well  die  Darstellung  sie  nicht  ver- 
langt, ja  kaum  irgend  ziilässt.  Wie  nun  Tityos  die  Pein 
der  keine  Schranke  und  kein  IMass  achtenden  Lust,  die 
ifjoic,  der  Gier  darstellt,  Tantalos  die  selbst  geschaffene 
Qual  der  wahre  Befriedigung  nie  erreichenden  ,  sondern 
immer  nur  greifenden  Schwelgerci  :  so  ist  im  steinwäl- 
zenden  Sisyphos  die  dem  Frevel  gleichartige  Strafe  des 
niasslos  anstrebenden  Alenscheiigeistes  abgebildet.  Wie 
der  Sisyphos-Charakter  keine  dem  iVlenschengeist  gesetz- 
ten Gränzen  und  Schranken  anerkennt,  sondern  mit  selbst- 
starkem ,  nie  unterwürfigem  Kraftgefühl  auch  in  das  vou 
der  Gottheit  Verborgene  oder  Verwahrte  einzudringen, 
dem  von  ihr  Auferlegten  zu  entfliehen  unternimmt:  so  mus» 
er  dieses  masslose  Anstreben  hier  in  der  Unterwelt  durch 
immerwährendes  und  eben  darum  immer  vergebliches  An- 
streben büssen."  Wenn  diese  ganze  Dichtung  einem  In- 
terpolator  oder  Diaskeuasten  zugeschrieben  wird,  so  wird 
hiernach  Niemand  etwas  Herabsetzendes  in  dieser  Be- 
zeichnung linden,  —  wiewohl  auch  nicht  einmal  der, 
welcher  sie  hier  einschob,  der  \'erfasser  gewesen  zu  sein 
braucht;  aber  je  tiefsinniger  die  Idee  des  Dichters  ist, 
um  so  weniger  ist  sie  dem  von  aller  Allegorie  weit  ent- 
fernten Homer  selbst  zuzuschreiben.  Hr.  N.  bemerkt 
noch,  dass  auch  jene  drei  ßüsser  schwerlich  in  einer 
Zeit  gedacht  werden  konnten,  wo  die  Vorstellung  von 
der  Nichtigkeit  der  Psychen  obwaltete,  auf  welche  Vor- 
stellung wir  noch  anderswo  zurückkommen.  —  Bei  der 
Schilderung  des  Schattenbildes  des  Herakles  erscheint 
die  Diaskenase  nicht  einmal  als  eine  einfache;  denn  wäh- 
rend dieses  von  dem  ursprünglichen  Dichter  der  für  die 
Interpolation      benutzten     Nekyia     ganz     als     das    gespen- 


977 


978 


•tische  Nacbbilil  des  Lebenden  ^rfasst  nar,  »ie  es  bis 
Vs.  (J14.  erscheint,  so  hat  nach  dos  Verf.  Ansicht  der 
laterpolator,  um  die  Erzählung;  auf  Oilysseus  zuriicklen- 
ken  zu  küniien ,  die  Stelle  (ilö  —  627.  noch  dazwisclien 
gesetzt.  Ausserdem  kommen  aber  noch  Vs.  (){)'>  —  t)ü4. 
besonders  in  Betracht,  die  »egen  der  darin  ausgespro- 
chenen Unsterblichkeit  des  Herakles  dem  Aristarch  haiijit- 
sächlich  diesen  ganzen  jrrösseren  Alischnitt  rerdäclili); 
machten;  sie  sind  um  so  nich(ij,'er,  da  nach  einem  Scho- 
lion,  das  freilich  ge»iihnlich  nur  auf  Vs.  (iU4-  bezoj;en 
wird  ,  diese  ganze  Stelle  von  der  ^'ergöKerung  des  Hera- 
kles, wie  Hr.  N.  glaubt,  dem  Onomakrilos  zugeschrie- 
ben wird,  wodurch  denn  unser  \'erf.  Veranlassung  er- 
hält, das  ganze  Verhältniss  dieses  Mannes  zu  den  tlu- 
nierischen  Gedichten,  auf  welches  das  bekannte  Plau- 
tinische  Scholion  einiges  Licht  geworfen  hatte,  zu  be- 
sprechen (S.  3.j(i  iL).  Er  tritt  keineswegs  allen  den 
Folgerungen  bei,  welche  Ritschl  aus  dem  Scholion  ge- 
zogen hat;  aber  so  viel  lasst  sich  mit  Sicherheit  aus  ilcn 
ilarin  enthaltenen  Angaben  scliliesscn,  dass  wo  Peisistra- 
tos  als  Interpnlalor  genannt  wird,  Ononiakritos  der  voll- 
ziehende gewesen.  Ausser  den  wenigen  Stellen,  welche 
geradezu  als  Interpolationen  des  Peisistratos  oder  Ono- 
inakritos  bezeichnet  »erden,  wi'ir<len  sich  noch  weit  meh- 
rere vermutheti  lassen,  wenn  wirklich,  nie  Ritschi  an- 
nimmt, die  Alexandriner  ilen  Peisistratischen  Text  als 
Grundlage,  als  Vulgattext  betrachtet,  also  da,  wo  sie  im 
Allgemeinen  von  einer  Uiaskeuc  sprechen,  eine  solche 
eben  auf  jene  Kedaction  zurückgeführt  hätten,  auch  ohne 
sie  ausdrücklich  zu  nennen;  diess  Ifiugnet  aber  Hr.  N. 
sowohl  in  der  vorliegenden  Stelle,  als  in  der  besonderen 
Abhandlung  de  Pisistrato  Homerirorum  carminuui  insian- 
ratore.  Kil.  l'So'l.  4.  '•),  namentlich  desshalb,  weil  die 
Erwähnung  einer  altüberlieferten  ^'ulgata  in  den  Schul, 
ganz  fehle,  inileni  tlieils  der  Ausdruck  i'j  V.oivr,  civayvui- 
oe^  sich  auf  Accent,  Quantität,  Spjritus  und  Interpunc- 
tion,  also  auf  Dinge  beziehe,  welche  von  altersher  gar 
■licht  überliefert  waren,  tbeils  die  als  V.OLvai ,  xoifO- 
T£(JU/,  £l/.a/OT(oni  bezeichneten  Ausgaben,  in  welchen 
Ritschi  (die  Alexandr.  Uiblioth.  S.  t)0 )  die  aus  dem 
Exemplar    des    Peisistratos    geflossenen   Handschriften    er- 

■)  Wir  setzen  ans  dieser  Sclitift  die  Stelle  her,  in  welcher 
Hr.  N.  seine  Ansicht  über  die  Tiia(i.;koil  des  Peisistratos 
IM  Rcziciiuiig  iiul  llunur  ztisaiiiiuciirasst ,  pag.  22  sq.: 
Equideai  scnn>er  pntavi ,  carmina  anditorthus  facta  anti- 
qiiiliis  sniiui  (juidi'in  liabtiisse  per  aclns  suos  prtigressiini , 
sed  eos  ;ictns  vel  partes  adniiiiicidis  non  niniis  ncxas 
fuissp ;  rnrsiis  oadeiii  iit  lectioiiilnis  aplarenltir,  eanic|ue 
indnereiit  perpetiiitatem  ,  quam  atiditor  ne  pcicipere  qiii- 
deni  polest,  opus  (uisse  transitu  Siiepe  planiore.  Eam  ii;itur 
cmaiii  si  amlttoies  [cditorcs?]  no\i  adhihurranf ;  si  deindr 
partes  qnasdaiii  rccepcraiit,  quae  antea  minus  notae,  nunc 
aplc  inscrtae  non  sine  V(»hiptate  lei;el>antnr  ;  denique  si 
pro  dilficihni  ihus  exetnpla  ipso  votiiniine  et  niateria  trac- 
tabiliora  exliiiiuerant  et  Atlieniensibus  et  aliis,  qui  ple- 
runique  partes  taiituruniodo  audieiant  ant  non  sine  ino- 
lestia  legeranl:  ca  novae  rei  iitilitas  satis  profecto  magna 
fuit,  ut  noliilis  lerri  potuerit,  etiamsi  in  Deliis  aut  Asiae 
aliquot  agoiiii)us  apti  ordinis  riiapsodiae  andiehantur, 
Alterum,  quod  aninia(.lvertendu!n  dixinius  ,  in  edilorniu 
fide  et  niodestia  siluni  est.  Haue  camiina  Honieri  ipsa 
referuot  et  loquuntur  etc. 


kennt,  gerade  immer  dem  Aristarcliischen  Text  entj.'egen- 
gesetzt,  und  wohl  eher  spätere,  von  Aristarih's  (iriiud- 
sätzcii  abweichende  seien;  weil  ferner  bei  Verwerfung 
unechter  A'erse  der  Ausdruck  d/Kry.d'nOt  r/s  oder  ein 
ähnlicher  gebraucht  zu  werden  pflege;  es  fehle  überhaupt 
alle  Basis,  um  auch  nur  bei  einem  Tlieile  der  Athetesen 
in  der  Seele  des  obelisireiiden  Kritikers  die  stillsrhwei- 
gen<le  IMeinung  von  Onoinakrifos ,  als  dem  üiaskeuasteu, 
zu  vermulheii,  und  man  dürfe  liiichstcns  so  weit  gehen, 
Interpolationen,  die  auf  einem  attischen  Interesse  zu  be- 
ruhen scheinen,  auch  ohne  bestiiniiite  Angabe  auf  Ono- 
tnakritos  oder  die  Peisistratische  Recensiun  zu  beziehen. 
An  unserer  Stelle  nun  erscheine  das  3Iotir  der  Eiiischie- 
bung,  die  auf  Ononiakritos  ausdrücklich  zurückgeführt 
wird,  als  ein  religiöses;  aber  wenn  auch  der  Charakter 
des  Mannes  und  seiner  Gehülfen,  die  zu  der  Secte  der 
Orphiker  geboren,  die  Geneigtheit  zu  Interpolationen 
gerade  von  dieser  Art  bei  ihnen  vermuthen  lässt,  so 
spricht  do(  h  eben  der  IFiiistand,  dass  wir  die  den  Orphi- 
kern  eigenthümlichen  Glaubens-  und  Cnitnsansichten  , 
welche  sie  doch  sonst,  wo  möglich,  durch  alte  Auctori- 
täteii  zu  sanctionireii  suchten  ,  nicht  in  den  Homerischen 
Gedichten  finden,  <lafür,  dass  in  der  damaligen  Zeit  so 
wesentliche  Veränderungen  wegen  der  zu  festen  Gestalt 
und  der  zu  grossen  Verbreitung  der  Homerischen  Ge- 
dichte nicht  mehr  möglich  waren.  Um  so  weniger  ist  e» 
aber  auch  möglich,  das  der  attischen  Redaction  Ange- 
hörende noch  durch  Divination  über  die  Zeugnisse  hinaus 
aufzufinden,  oder  zulässig,  solche  Stellen,  «eiche  mit 
den  gewöhnlichen  Religionsansichten  oiler  Cnltnsgebräu- 
cheu  bei  Homer  nicht  ganz  übereinstimmen,  ohne  Wei- 
teres dem  Oiiomakr.  aufzuheften  (S.  338  f.  rgl.  S.  16S). 
So  wenig  aber  Hr.  N.  der  Meinung  ist  ,  etwa  die  ganze 
grosse  Interpolation  diesem  zuzuschreiben,  so  glaubt  er 
doch  ,  dass  er  in  diese  ältere  Interpolation  die  2  Verse 
von  der  Apotheose  des  Herakles  gebracht  habe,  wozu 
dann  noch  der  dritte  aus  Ilesiod  kam;  in  der  besonderen 
Gegenüberstellung  des  etdvjKov  in  der  Unterwelt  und 
des  Heroen  selbst  (at'ro,)  ,  iler  unter  den  Unsterblichen 
«ohne,  findet  gerade  unser  Verf.  eine  jenes  Mannes  wür- 
dige, aber  weder  der  altepischen  Poesie  eigene,  noch  in 
der  späteren  Zeit  zur  Popularität  durchgedrungene  An- 
sicht, indem  nach  iler  gewöhnlichen  Voistellung  und  na- 
mentlich nach  der  im  alten  Epos  herrschenden  bei  der 
l'ergütterung,  mochte  man  sie  nun  als  leibhafte  Ent- 
rückiing  oder  geistiger  fassen,  kein  tlöuUMV ,  welches 
von  der  ipl'X'^  nicht  zu  trennen,  in  der  Unterwelt  gedacht 
sei ;  dem  in  der  Nekyia  der  Odyssee  vorgefundenen  Ei- 
dolon  des  Herakles  ilessen  Vergötterung  hinzuzufügen, 
mochte,  verniuthet  Hr.  'S.,  Onomakr.  eben  durch  ein 
attisches  Interesse,  nämlich  die  ilortige  Verehruiij;  des 
Herakles  als  Gottes,  veranlasst  sein,  und  er  mochte,  um 
Beides  vereinigen  zu  können  ,  das  liöujkov  mehr  als 
nichtiges  Scheinbild  betrachten,  als  es  die  ursprüngliche 
Meinung  der  allen  Dichter  war,  worin  ihn  hier  noch  die 
eigenthümliche  Art,  in  welcher  t/ieses  Eidolou  geschildert 
w  ird  ,    hätte    bestärken    können. 

Wir  glaubten  dem  Verf.  bei  der  Behandlung  dieser 
grösseren  Interpolation  so  in's  Einzelne  folgen  zu  dürfen, 
da  seine   Auseinandersetzung  selbst  mit  den   dadurch  her- 


979 


980 


beip-fiilirtiMi  »oitorcii  Eiürti-rungoii  einen  libor  das  soii- 
«ligi-  flinss  iliT  KiUlarnneon  wvit  hiiiau»g<>lwu<lcu  Raum 
riiiKiiiinit,  nii.l  oii.  Ii  c-in  nullt  bloss  anf  diese  Stelle  be- 
srlir.'liikles    Interesse    liat;    bei    ilen     ausserdem    noch    ange- 

„ ,.|ieii    Iiiter|i()laliünen    besrhraiikeu    «ir    uns   auf   kür- 

,.Te  Andeutungen.  Zu  den  beilenleiideren ,  der  üuiar- 
l.eituns  "der  Einseliiebniij;  »erd/ii  hti^eu  Stellen  gehört 
ferner  iui  elften  Gesang  der  Katalog  der  Ileldenfraueu 
Iva.  Tob  —  32.'0,  dessen  Krselieinung  jeilocli  Ilr.  IS.  so- 
wohl au  sich,  als  nach  dem  Zusaniinenhaiig  der  Erzäh- 
lung rerhtfertigt,  uline  dau.it  den  Verda(  lit  der  Jn(er|)o- 
latiiin  innerhalb  desselben  aus/.usehliessen  ;  namentlich 
hall  er  IS.  •JiN  — 320.  fiir  später,  oder  wenigstens  jeden- 
falls unter  iliesen  vs.  A2Ö.  fnr  unecht,  vs.  3(tL' —  304. 
für  sehr  verdächtig.  Die  Erwähnung  der  Heidinnen  wird 
dadurch  gerechtfertigt,  dass  sie  in  der  uiiigliclisten  Kürze 
bei  den  Hörern  ein  bedeutendes  Interesse  durch  Erin- 
nerung an  alle  die  Sagen,  wofür  solche  Kataloge  als 
Anhaltspunct  dienten,  zu  erregen  geeignet  war,  wahrend 
die  llerauH'ührung  von  Helden  theils  diesen  Zweck  we- 
niger erreicht,  theils  zu  einer  allzugrosscn  Ausführlich- 
keil leicht  verführt  haben  würde;  aber  es  liegt  in  der 
Katar  der  Sache,  dass  nirgends  mehr,  als  in  solchen 
Aufzahlnugen,  für  lnter|iolation  eine  Stelle  war;  Spuren 
daioii  finilet  Hr.  K.  in  der  Stelle  vou  Leda  und  ileu  Tyii- 
dariilen,  wenigstens  in  dem,  was  vou  ihrem  wechselnilcu 
Leben  unil  Tod  ge.-a^t  wird,  ferner  in  der  von  Iphinie- 
ileia  unil  ihren  Sulmcii  Otos  und  Ephialtes,  besonilers 
vs.  313  ff. ;  vs.  3'JU  If-  gibt  das  Zusainmenreihen  altischer 
Sagen  den  'Wrilacht  einer  attischen  Interpolation  (die 
gerade  nicht  von  Oiiomakritos  oder  den  andern  (jehülfen 
lies  Peisistratos  herziirüliren  braucht,  wenn  sie  auch  erst 
durch  die  attische  Ausgabe  Verbreitung  und  Auctoriiat 
erhielt),  namentlich  bei  vs.  o2.'i. ,  «o  noch  andere  be- 
denken zu  dem  Umstände  kommen,  dass  bei  Homer  Dio- 
nysos überhaupt  selten,  als  VVeingott,  wie  Hr.  N.  be- 
hauptet (vergl  S.  4-'  f.),  gar  nicht  erwähnt  wird.  An 
diesen  Katalog  schliesst  sich  sogleich  weiter  eine  der 
LUiechtheit  verdachtige  Stelle,  namiich  das  durch  das 
Abbrechen  des  Odjsseus  in  der  Erzäblnni;  veranlasste 
Zwischengespräch,  das  mancherlei  Seltenheiten  der  Spra- 
clie  und  andere  Au^tosse  darbietet,  und  bei  der  Art, 
wie  Odvsseus  vs.  385.  fortfahrt,  wohl  entbehrt  werden 
kann;  doch  hält  iler  Verf.  eine  bestimmte  Entscheidung 
jetzt  nicht  mehr  für  möglich.  Zu  den  lon  Hrn.  N.  ver- 
dächtigten     Stellen     des     elften     Gesanges     gehört     ferner 

vs.   435 443.      Die   Zwischenrede   des    Odvsseus   vs.    43.5 

bis  440  war  nach  dem  Ilarlej.  Schol.  von  Aristophanes 
Foii  Byzanz  verworfen  worden  ,  und  Ilr.  IN.  halte  in  dein 
Programm  de  memoria  Homeri  antiquissima  (Kil.  1837) 
p.  'j4  die  Verinuthung  ausgesprochen,  dass  die  von  dem 
Schol.  zu  Eurip.  Orest.  vs.  :^3U.  unter  Homer's  Namen 
citirten  Verse  {ii'/i  dl:  KKl<Taif(vr,oiiJij  'kirjrovd  [Hr.  i\ . 
will  dkiTOÜa'l'Jyauifivova  öi'ov  Atyio^fp  TCaQtkey.To, 
xal  ei/ ero  ^eifjov'  äy.oUijv,  "ß^"  d  'Ekevi]  jjoxvft 
ki/oq  tuvduü  MkVihdof),  welche  barnes  nach  vs.  439- 
einschieben  wollte,  an  die  Stelle  von  vs.  438.  und  439- 
zu  setzen  seien.  Diese  Aiitiahme  erklärt  er  jedoch  jetzt 
mit  Recht  selbst  für  kaum  »taltliaft,  indem  er  jene  Verse 
vermuthungsweise   deu    Nüozutg   zuschreibt.     Die   Gründe 


aber,  die  ihn  zu  der  Verwerfung  jener  ganzen  Stelle 
leranlassen,  siiiil  ,  dass  ein  natürlicher  Fortgang  nur  dann 
in  die  Rede  komme,  wenn  man  vs.  444.  d/k  oi>  OOty 
'Odi'Oiii  gleich  an  vs.  43  i-  y.ul  i]  z'  ff'fpyo;  i-TjOtv  an- 
schliesse;  dass  dadurch  ein  Gegensatz  der  Penelope  zur 
Khtamnestra  hervortrete  ,  der  zum  ganzen  Gedichte 
stimme,  und  um  dessen  willen  eigentlich  Agiinemnon's 
Schatten  mit  Odjsseus  zusammengeführt  werde,  und  8<» 
auch  der  Empfang  des  üdysseiis  in  der  Heimath  mit  dem 
grausen  Emplang  des  Agamemnon  in  den  beabsichtigten 
Gegensatz  trete;  dass,  wenn  auch  die  Ermahnung  zur 
Vorsicht  vs.  454.  als  psychologisch  wahr  und  (ein  ge- 
dacht erscheint,  die  vorherige  allgemeine  iMahnung  zum 
Alissfrauen  gegen  die  Frau  in  ihrer  vorliegenden  Form 
unpassend  sei  ;  wozu  endlich  als  ein  historisches  Anzeichen 
von  geschehener  Interpolation  die  abweichende  Form 
komme,  in  welcher  von  dem  Schol.  A  zu  II.  I,  54').  der 
443.  Vers  citirt  wird.  Wir  möchten  besonders  das  ur- 
giren,  dass  zu  iler  Warnung  vor  vertrauterer  IM ittlieilung 
an  die  Gattin  in  dem  vorliegenden  Zusammenhang  gar 
kein  Grund  vorhanden  ist,  und  dass  auih  ilie  nament- 
liche Anrede  in  vs.  443.  dafür  zu  sprechen  scheint,  das» 
erst  mit  diesen  Worten  Agamemnon  vou  seiner  Erzäh- 
luiig  ZU  einer  specielleren  an  Odvsseus  gerichteten  Wen- 
dung den  Lebergang  macht.  Wirft  man  aber  vs.  441  — 
443.  heraus,  so  würde  der  Anfang  der  Rede  mit  akk 
ot'  CTüiy  Oöl'OSU  etc.  sehr  abrupt  sein,  und  es  erschei- 
nen dann  also  auch  die  von  Aristophanes  verworfenen 
^  erse  als  eiiigcBchobeii ,  wiewohl  in  diesen  an  sich,  wenn 
sie  auch  mit  ihrer  allgemeinen  und  in  der  Anwendung 
nicht  einmal  ganz  trellenden  Hetrachlung  überflüssig  sind, 
kein  entsclieidender  Verdachtsgrund  enthalten  ist.  Die 
Warnung,  welche  vs.  454  fl-  enthalten,  ist  jedenfalls 
der  Lage  des  Odvsseus  angemessener,  und  wenn  auch 
vs.  457  sich  sehr  gut  an  vs.  4o3.  anschlicssen  würde, 
so  wird  man  doch  kaum  sie  auch  als  Einschiebsel  be- 
trachten dürfen.  Doch  wollen  wir  weiterer  ^'erinuthun- 
geu  uns  enthalten;  au  sicher  entscheidenden  Gründen 
fehlt  es  hier  überall.  Unter  den  angezweifelten  Stellen 
dieses  Gesanges  sind  noch  zu  nennen  vs.  38  —  43.,  wo 
Hr.  N.  dem  ürtheil  Aristarch's  beitritt;  bei  vs.  5-  —  54- 
zweifelt  er;  vs.  !Ö7 —  '59.  werden  nach  dem  Vorgang 
der  Alexandriner  und  Wolfs  verworfen.  Weniger  gaben 
die  andern  in  diesem  Bande  behandelten  Gesänge  zur 
Annahme  von  Interpolationen  Veranlassung;  doch  finden 
sich  auch  darin  Stellen,  die  theils  wegen  des  gesaminfen 
Fortschrittes  der  Erzählung,  theils  wegen  mangelhafter 
grammatischer  Verbindung  oder  anderer  Inconveiiienzen 
als  unpassend  erkannt  tvnrden,  und  wenn  unser  \'erfasser 
hierin  nicht  seilen  schon  die  Alexandriner,  besonders 
Aristarch,  zu  A'orgängern  hat,  so  ist  diess  ein  neuer 
Beweis  dafür,  mit  wie  feinem  Urtheil  und  nach  wie  prä- 
cisen  ,  auch  für  die  neuere  Kritik  geltenilen  Grundsälzen 
jener  namentlich  seine  Kritik  übte,  in  welcher  Ansicht 
Hr.  N.  ganz  mit  Lehrs  übereinstimmt,  „aus  dessen  \Verk 
man  ja  jetzt  erkannt  haben  wird,  Aristarchum  prudeiitiaiu 
cum  fortitudine  roiijunxisse,  und  dass  seine  Kritik  ganz 
anders,  als  sie  F.  A.  Wolf  charakterisirte ,  freilich  ihr 
Subjectives  haben  musstc,  aber  mit  grosser  Besonnenheit 
nach    genauer    Beobachtung    des    Sprachgebrauchs,    nach 


981 


9S? 


einrm  Gesainintbildc  «1er  Homprisrhcii  Zeil  nud  Hoiniri- 
grhpii  DarstellnnjjsHeise,  nach  sorgsamer  Kriiajinng-  de« 
Zusainmeiihaiiges  und  FortsrhriOes  entscliled"  (S.  .)(}'.•)■ 
Wir  liehen  uocli  lierior  im  neunten  Gesaii»;  vs.  .14 — 36') 
die  schon  im  Altertlinm  obelisirt  sind;  rs.  l'JO- — ■i'J4-, 
an  ilenen  Hr.  N.  zuerst  Ansfoss  nimmt  wegen  j^eliJliiftcr 
Seltenheiten  in  Worten  und  Formen,  namentlich  :i  oturr,  und 
insbesondere  wegen  des  unhomerischen  yjvvyliiai,  «o  auch 
die  Satzbildung  ilie  Annahme  einer  Interpolation  erleich- 
tert; IS.  455-,  «elcher  gestrichen  «irtl,  «eil  er  zum 
Folgenden  nicht  passe,  und  die  Beziehung  des  El  dll 
(456)  störe;  vs.  -iSj.  und  4Sh.  Im  zehnten  Gesang 
V.  97.»  »'S.  3.)tl.  und  351-,  die  sowohl  wegen  der  Sprach- 
form  ,  als  wegen  der  (Mvthologie,  da  die  Nvniphen  immer 
Töchter  des  Zeus  seien,  uoil  überhaupt  nie  so  elemeu- 
tariscli  gefasst  wurden  ,  verdächtigt  werden;  vs.  311^  — 37'-', 
welche  ."»teile  in  mehreren  Handschriften  fehlt,  und  schon 
ron  Wolf  verworfen  ist;  vs.  47.J  —  47'.).,  wel<lic  Hr.  IV. 
als  eine  Variation  zu  der  vorhergehenden  Stelle  ansieht; 
vs.  51  i  —  515.  werden  verdächtigt,  weil  die  Art,  wie 
von  der  Siys.  die  Rede  ist,  den  sonstigen  Erwähnungen 
bei  Homer  nicht  entspreche,  oder  die  Stelle  aus  zwei 
verschiedenen  Darstellungen  des  Todtenreichs  gemischt 
»ei',  in  deren  einer  der  Acheroo,  in  der  andern  das  Was- 
ser der  Stvx  a:ii  Eingang  der  Unterwelt  oder  das  Haupt- 
wasser derselben  gewesen;  da  jedoch  die  Bezeichnung 
eines  Puncles,  welchen  Od.  im  Toiltenreich  aufsuchen 
■oll,  wegen  XI,  '*'!•  nicht  gant  fehlen  kann,  so  wird 
die  Stelle  von  ilen  Strömen  einer  üiaskeuase  zugeschrie- 
ben  ,  durch  welche  cino  andere  Angabe  eines  solchen 
Punctes  verdrängt  sei  (vergl.  zu  vs.  ,5.'R  IT.).  In  dem 
■  wölffen  Gesang  endlich  machen  wir  aufmerksam  auf  die 
Annahme  der  Interpolation  bei  vs.  ,S6  —  88.;  ts.  125.» 
welchen  auch  Aristarch  in  Verbiiiiluiig  mit  dem  vorher- 
gehenden und  folgenden,  die  Hr.  N.  vertheidigt,  verwarf; 
vs.  t7().  ,  welcher  tlieils  wegen  der  ganzen  .Situation, 
theils  wegen  der  höchst  mi'issigen  Ausfüllung  durch  den 
Znsatz  'l^f(j/o^/(5ao  ävay.ruq  z\t'Ihkioi< ,  und  der  sonst 
bei  Homer  nicht  vorkommenden  F^orm  'y:T£QtoviSr(;  für 
ein    Eins»  hiebsei   erklärt    wird. 

So  viel  von  lien  in  diesen  vier  Gesängen  ange- 
nommenen Inferpolatioiien  grösserer  Stellen  oder  einzel- 
ner Verse.  ^Vir  wenden  uns  nun  zu  der  Kritik  einzel- 
ner Lesarten,  wobei  man  jedoch  noch  weniger,  als  in 
dem  Bisherigen  eine  vollständige  Relation  aller  Einzeln- 
Leiten  erwarten  darf,  namentlich  wo  es  sich  bloss  nni 
die  Wahl  zwischen  «largebotenen  Lesarten  hanilelt;  nur 
das  bemerken  wir  hier  im  Allgenieinnn  ,  dass  Aristarch's 
Grundsätze  auch  in  der  Eiiizelkritik  gewöhnlich  Kci- 
ütimmiing  ßnden.  Wir  glauben  aber,  unsere  .Aufmerksam- 
keit besonders  auf  solche  Stellen  richten  zu  müssen  ,  in 
ileneii  unserem  Verf.  ki'ine  der  vorhandenen  Lesarten 
genügte,  sondern  Conjectur  nöthig  schien.  Ref.  verhehlt 
nicht,  dass  Hr.  N.  ihm  hierin  bisweilen  zn  weit  gegan- 
gen zu  sein  scheint;  namentlich  halt  er  solche  Conjecturen 
für  misslich,  welche  ein  blosses  ftlissverstandniss  der 
Schriftzüge  voraussetzen ,  da  ein  solches  wenig  Wahr- 
«cheinlichkeit  bei  einem  Werke  hat,  dessen  Handschrif- 
ten doch  nicht  auf  ein  Urexemplar  zurückgeführt  werden 
können ,    und    da  die  aus  dem  Alterthuui    bekannten   Va- 


riatiten  ,  selbst  wenn  sie  iilir  in  einzelnen  .Sehr iffzügeii 
von  einander  abwrirhen,  in  den  Ilninerisclien  Gedichten 
diicli  iininer  eher  aus  l)eM  ii.ssiir  Conjectur,  iils  aus  einem 
IrrlhiMii  der  Ab«chieiber  herzuleiten  sind,  so  d.iss  ilie 
letztere  Annahme  nur  da  einige  Sicherheit  haben  kann, 
wo  eine  Lesiirt  als  Erzeiigiiiss  der  späteren  Zeit  nach 
der  Feststellung  des  Textes  durch  die  alten  Kritiker  be- 
traihtet  werden  darf.  Gleich  im  Anfang  des  neunten  (ie- 
saiiges  treilVn  wir  auf  eine  Stelle,  welcher  Hr.  N.  nach 
einer  sonst  durch  Deutlichkeit  und  Genauigkeit  muster- 
liaflen  Erwägung  aller  Rücksichten,  welche  iler  Inter- 
pret zu  nehmen  liat ,  mit  Hülfe  einer  unserer  An-icht 
nach  unstatthaften  Conjectur  zu  helfen  glaubt,  nämlich 
vs.  'i  '  —  V7.  über  die  geographische  Lage  uml  Ueschaf- 
frnheit   Ilhakas: 

avrtj  Ö£  ;if^£/.^a/.;)  navvntQtäTi]  siv  «A-l  xeiiat 
:io6i  L,6(fov  — ■  ui  dt  x'  ö.vei'9c  Tcgoi  Um  t'  'Ili- 

T(}/jyci',  akk'   uyaUi'j  xoi<^urQo(fo;. 

So  Wolf.  Hr.  N.  beseitigt  mit  Recht  Sfrabo's  in  der 
neueren  Zeit  von  Rühle  von  Lilienslern  vertheidigte  Auf- 
fassung, welche  von  der  wirklichen  Lage  iler  Insel  Ithaka 
ausgehend,  in  ■TT.ai'vnsoTail]  die  nördliche,  in  J(i}ufia/jj 
die  dem  Festland  zunächst  liegende  findet,  indem  weder 
für  den  einen,  noch  für  den  andern  Ausdruck  diese  Be- 
deutung zugegeben  werden  kann;  ebenso  verwirft  er  für 
jdnnakdz  ilie  von  Völcker  angenommene  Bedeutung 
,,auf  der  Erde  fest  angewurzelt",  und  fisst  dieses  Wort 
sowohl  hier,  als  in  der  analogen  Stelle  X,  19li.  in  der 
Bedeutung  ,, flach. "  Doch  schwankt  er  selbst  in  der 
Auffassung  der  ganzen  Stelle;  entweder  werde  durch 
CIVTI]  Ö6  die  ganze  Insel  dem  Berge  IVeriton  entgegen- 
gesetzt, wobei  vielleicht  vs.  V4.,  damit  nicht  zu  viel  da- 
zwischen stehe,  als  Interpolation  betrachtet  werden  könne, 
Oller,  weil  doch  hier  von  der  ganzen  Lage  der  Insel  die 
llede  sei,  iler  .Ausdruck  sei  zu  verstehen :  ,,sie  in  ihrem 
ganzen  Boden,  wie  sie  sich  als  Fläche  breitet",  oder, 
da  auch  diese  Erklärung  noch  zweifelhaft  bleibe,  es  sei 
mit  Bryant  )•  öi  t'  äverds  zu  lesen,  und  der  Sinnt 
,,sie  aber  selbst  liegt  im  Meere  eben  in  ihrem  obersten 
Theile  gegen  Nordwesten,  dieselbe  aber  weiterhin  im 
andern  Theile  gegen  Südost  steinig  und  ungleich",  und 
dieser  Auffassung  ist  er  am  meisten  geneigt,  den  ^'orzug 
zu  geben.  Aber  auch  abgesehen  von  der  Willkürlichkeit 
der  Conjectur,  so  führt  schon  der  Zusammenhang  darauf, 
dass  hier  die  Lage  der  Insel  Ithaka  im  tVrhältniss  zu 
den  benachbarten  angegeben  werden  soll;  ferner  kann 
sich  doch  der  Ausdruck  (i.ya^l^  y.oiQO-TOOCfo:^  nicht  bloss 
auf  den  gegen  .Südost  liegenden  Theil  beziehen,  auf  wel- 
chen allein  das  Epitheton  TOijj(£in,  dem  jener  gegen- 
übergestellt wird,  gehen  würde;  endlich  wird  Niemanden 
entgehen,  dass  jene  ganze  Ausdrucksweise,  und  nament- 
lich die  Wortstellung,  gezwungen  und  verschroben,  und 
der  Homerischen  Einfachheit  kaum  würdig  sein  würde. 
Wir  sehen  überhaupt  nicht,  was  für  ein  bedeutender 
Umstand  der  von  Hrn.  N.  selbst  angegebeneu  zweiten 
unter  den  oben  angeführten  Hlöglichkeiten  entgegen  stehe, 
woriiach  Ithaka  als  die  am  obersten  nach  Nordwesten 
liegende    Insel    bezeichnet    wird,    während    die    anderen. 


983 


984 


unier  siili  nahe  an  einaniler,  etwas  entfernt  von  jener 
iiarli  Südosten  hin  liejfen;  «lic  IJeileiitiing  lon  3ff>«//ß/.dc 
ist  freilirli  nicht  sicher  ermittelt;  es  kann  aher  ,, flach" 
hriMicn,  ohne  ilaüs  darin  ein  Wicler.sprnch  gegen  die  Er- 
»;ihniint;  eines  Berges,  oder  gar  gegen  den  Ausdruck 
joiyfitt  liegt,  der  sich  nur  auf  lüe  lieschairenlieit  des 
elien  nicht  fruchtharen  Bodens  hezirht;  es  »ird  damit 
imr  lii'/.eichnet ,  dass  sie  sich  nicht  steil  aus  dem  Meere 
erhelle,  sniidern  sich  nach  dem  IQindruck,  den  ihre  Lage 
im  Allgemeiueii  hervorhringc ,  eben  dahinstrecke.  —  In 
demselben  Gesang  vs.  384.  schlagt  Hr.  N.  vor,  zu  lesen: 
dimov  oi?  6,  re  rt?  —  für  (öi  otS  tic,  um  ein  be- 
stimmteres Correlat  zu  dem  folgenilen  ol  ÖE  t'  zu  er- 
halten. —  Vs.  491.  nimmt  Hr.  N.  Anstoss  an  äXK  örs 
t^i.  6ii  röcroov  äka  71(ji-oouvt£s  arr i] /^ni- ,  indem  es 
nicht  auf  das  vs.  47.i.  angegebene  Mass,  öorrov  TP  yi- 
VOjvf  (juröai  bezogen  werden  könne  ,  und  vermuthet 
desshalh  eine  leichte  Wrderbniss  in  d)j  ^1?,  wofür  8ri 
airis-,  durch  Svnizese  ziveisilbig,  zu  lesen  sei.  Aber 
diess  ist  eine  von  den  Conjecfuren,  die  wir  für  weniger 
zul.'issig  halten;  denn  in  welcher  Zeit,  oder  auf  welche 
Art  »oll  eine  solche  Corruptel  entstanden  sein?  Hr.  N. 
wiril  sie  selbst  wohl  in  die  voralexandrinische  Periode 
setzen  ,  da  sich  ans  iler  Erklärung  des  Eustathios  schlies- 
seii  lässt,  ilass  keine  Variante  bekannt  war;  dann  würile 
man  es  sich  aber  wohl  eher  gefallen  lassen,  dass  eine 
absichtliche  Corrcctur  angenommen  werde  ,  was  doch 
wieder  nicht  walirsrheinlich  ist,  da  jene  Lesart,  wenn 
sie  urkundlich  vorhanden  gewesen  wäre,  keine  Sch»ie- 
rigkeit  gehabt  haben  würde.  üeberhaupt  aber  scheint 
es  zu  spitzfindig,  wenn  man  jene  ganz  sprüchw örtliche 
Bezeichnung  der  Entfernung  so  urgirt;  vielmehr  sah  Eu- 
stathios das  Richtige,  wenn  er  zu  vs.  537.  p.  164'!.  ed. 
Rom.  sagt:  iv  tovtoic.  de  orj^eiuictai  y.ai  (öo,  inirfne 
riv  tofvv  6  Kvy.Xoiip  TtoXv  fitlCova  Xäav  ßak'j'iv , 
y.a'i  avTOv  ey.  ÖiaöTi'if^taroq  öiTiXaoi'ovog'  i)  '/«p  öev- 
rloa  Tov  Odvaotujc  fjor;  oi'y.  fy.  tuv  ai'Tov  yiyujve 
Tunov ,  dkK  otE  dlq  röaov  aka'jroij(roovTec,änfjaav 
ui  7is()l  avTnv.  v.a'i  iart  voeiv  öri  y.ai  Odvooei'i 
tneTtive  xni  artog  t)jv  cpojvijv.  yul  ti]v  ^iiv  «pyiii/ 
efjotjocv  si'i  öaov  dyova&r,i/af  xal  öii;  de  rüaov 
a.:T£h^iov  Tidkiv  ßor,aaq  r.xoi'iai^tj.  vr  yuo  noaörijTn 
drjkoi  Cfuivf]q,  ev  rovroiq  oJj  zoOoütov  y.ai  iiuvov 
tov  'OÖL'Oasojc  ßoäv  dvvafjavor,  dkkd  ue-vgov  aTrhog 
d/.ofjQ,  kafjßdvei  y.  t.  A.  —  Weit  berechtigter  mag  der 
Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  Lesart  nvkT]  X,  10.  sein; 
ob  aber  die  von  Hrn.  N.  angenommene  Verderbniss  aus 
CLV?ifj  1  die  in  rein  palaographischer  Hinsicht  nichts  gegen 
«ich  haben  würde,  zuzugeben  ist,  mag  hier  unerüriert 
bleiben.  Ebenso  begnügen  wir  uns,  auf  die  Conjecturen 
ov/.tjcaoa  :zz  üiMfona  für  uvdtjeoau  X,  loG,  ;)'  ylv 
Ol  für  o'i  y.iv  ol  X,  434,  y.ofiiovat  für  yat.tovai  XI, 
187,  wo  eine  Handschrift  y.orsovot  bietet,  XQKOQ  oder 
dtoi  avTO  für  i^e6i  ai'rog  XII,  38-  nur  aufmerksam 
zu   machen. 

"Wir  »erlassen  die  kritische  Behandinn:;  der  vorlie- 
genden Gesänge,  indem  wir  nur  noch  hinzufügen,  ilass 
dem  Verf.  ein  besonderes,  sehr  sch/itzliares ,  Hülfsmitlel 
an  der  Hamburger  llandsrbrin  zu  Gebote  stand  ,  dersel- 
ben,    über    welche     Preller    in    dem    index    scholarum    in 


unirerg.  Dorpat.  per  sem.  priu»  a.  183'.)  Iiabendarnui  ge- 
nauere Auskunft  gegeben  hat;  sie  enthält  die  Odyssee 
bis  XIV,  (i7.  mit  Ausnahme  einer  Lücke  von  XII,  '2'20- 
bis  XIII,  3111.,  zugleich  Scholien,  über  welche  wir  das 
Lrtheil  Preller's,  da  jenes  Programm  nicht  ^'ielen  zu- 
gänglich sein  möchte,  ausschreiben  (p.  8  sq.):  .Alia  sunt 
interlinearia ,  quae  tamen  pauca  sunt  et  nil  nisi  ginssae, 
plurima  sunt  in  marginibus  ....  Primis  paginis  sclin- 
lia  respondent  textui,  deinde  ita  dissident,  ut  qui  in  (]ua- 
qne  pagina  continentur  versus,  eidem  a  scholiis  pluribus 
paginis  ante  trartari  soleant;  tamelsi  manu  (si  rerte  nunc 
memini  Dorpati  eorum,  quae  vidi  Kiliae)  fere  eadem 
scripta  sunt  scholia  atquc  textus.  Sic  est  usque  ad  p.  1.''>1; 
ibi  prorsus  novum  scholioruni  genus  incipit,  ex  Enstathii 
conimrntariis  passim  ex.scriptum,  novissinia  manu  ailditum, 
credo  post  renatas  litteras  .  .  Ab  rerentiore  lectore  isla 
adjecta  esse  vel  ex  scriptura  cernas,  vel  ex  hoc,  quod 
pag.  töl  sqq.  excerpta  ex  Eusfathio  nnnnisi  spatia  ab 
antiqnioribus  istis  scholiis  relicta  occupant.  IVIox  vero 
haec  prorsns  deiiciunt,  illa  unice  doniinantur.  Antiquiora 
inaxime  cnnspirant  cum  rodd  Ambrosianis  Q,  E,  B  et 
cum  Palatino;  neque  iioii  cum  minoribus  s<  holiis  multa 
communia  habent.  Sed  cum  in  ceteris  nonnnlla  prnpria 
Hambiirgensi  sint,  tum  maxiine  in  rhapsodiis  0 ,  J ,  K 
longe  hie  reliquis  uberior  est.  Ccterum  plurima  pars,  ut 
solet  esse  in  üdyssea,  ejus  generis  est,  quod  in  Univer- 
sum apte  exprimit  Hejnius  lliad.  Tom.  III.  praef.  p.  LXI: 
,,Etiam  haec  scholioruni  classis  antiquos  grammalicos  ha- 
bet auctores,  non  rem  criticos,  sed  ejus  scctae,  quae  in 
quaestionibus  et  disputationibus  versata  est,  quid  in  poetae 
narrationibus  ac  sententiis  notabile  esset  vel  reprehensione  aut 
defensione  dignuin;  in  hoc  genere  regnat  Porplivrios"  ftc. 
Quaniquam  hoc  genus  non  a  solo  Porphyrio  repefendiim  est, 
sed  longe  altius,  quum  etiam  Antisthenes  et  Aristoteles 
tales  anofjiag  et  kvotig  scripserint,  illis  teniporibus  in- 
geniosas,  nobis  nonnuiiquam  submolestas;  ile  quibus  multa 
nova  praebet  Hamburgensis.  Oritirae  notationes  rariug 
obviae ,  sed  inter  cas  nonnullae  egregiae.  Hr.  Preller 
gibt  nun  zunächst  aus  den  ersten  sieben  Gesängen  die 
rliesem  Codex  eigenthümliclien  Scholien,  sowie  Ergän- 
zungen zu  den  Buttniannischen ;  auch  von  ilem  Texte  gibt 
er  durch  Mittheilung  der  Varianten  zu  den  ersten  vier 
Gesängen  eine  Probe.  Die  Scholien  zu  Rhaps.  VIII  bis 
X,  33!  ■  giht  das  Progr.  für  das  zweite  Semester  de»  J.  l83'l' 
Indem  wir  uns  nun  zu  der  Inlerpn/ation  wenden, 
beginnen  wir  mit  dem  Theile  der  Erklärungen,  welcher, 
wie  Hr.  IV.  selbst  in  iler  \'orrcde  sagt,  in  diesem  Bande 
reichlicher  bedacht  ist,  als  in  den  früheren,  dem  sprach- 
lichen. „Der  Ge.staltnng,  Schatlirung,  und  namentlich 
auch  der  Folge  der  Sätze  uiiil  Perioden  ist  in  der  sprach- 
lichen Erklärung  die  meiste  Aufmerksamkeit  gewidmet 
worden.  Diess  um  so  mehr,  als  gerade  in  iliesein  Ilaupt- 
angeiimerk  des  Vprständnisses  einer  ja  doch  zusammen- 
häiigenden  Rede  unsere  philologische  Praxis  noch  gar  man- 
gelhaft ist.  Folge  davon  war,  dass  von  ynto  und  y.ui  und  Con- 
sorten  gar  oft  geredet  wird"  (\'orr.S.  VI).  Hierzu  war  um  so 
mehr  AnHorilerung  vorhanden,  als  in  Nägelsbach's  trefT- 
licben  Excursen  zur  Ilias  für  diese  tiefere  Erfor.schung 
des  Satzbaues,  besonilers  durch  Beobachtung  des  Ge- 
iiraurhs   der   Partikeln   bis   in's  Speciellste,   ein  Anstoss  zu 


(,.S5  Ö«fi 

»(lieber   Be<rarh<nngs«vpise,    «ie   norli    niemals   vorher,   ge-  «l..s   oi'dl  ,  gar  nicht  einmal,    wobei  eisenflieh  ein  GeRen- 

geben    ist;   auf  «iiese    werilen    wir   «lenn    auch   oft   von    Hrn.  Salz,     .ler    eine    höhere    Stufe    <les    Geilankens    beEeichnen 

N.    ver..iesen,     wenn    er    auch    bisweilen,     und     nicht    mit  »finle,    übersprungen    wird,    un.l    welches   .lann   <lie    Kraft 

Unrecht,     allzu    spit/.fin.lijte     und    feine     Distinclionen    ab-  einerstarken    Verneinuni;    liberhaupt   erhalten    hat,    hndet 

weist.         Einifre     seiner      sprachlichen    Erörterungen     hebt  sich     zu    XI,    3ti().  ;    ebendaselbst    zu     .s.     4^1.     über    den 

der    Verf.    seil  st    in    der    Vorrede    als    solche    hervor,   deren  Genitiv   oder    ij  beim  Superlativ,   welche  Verbindung    durch 

Inhalf    hollentlich    in    die   Grammatiken    nberKehen    werde,  den    BegriÜ'  einer    Unferscheidunj;    oder   Trennung    erklärt 

nnd     rechtferfiu't     durch     den     Irrthuni     der    |;ewühiilichen  wird,     bei    der   das   Pradicat    noch     seine     eisen,.    Intention 

Lehre    die    diesen     zufcstandene    Ausführlichkeit,     indem  erfahren    könne.    —    Mamenflich   bieten   auch   die    Anmer- 

sonsf  die  Interpretation  vielmehr  auf  den  vorliegenden  Satz,  kungen    zum    zwölften    Gesang     mehrere    genauere    sprach- 

als    auf    die     allgemeine    Theorie,     mehr    auf    dessen    Bau  liehe    Erörterungen.       So    zu    vs.    ','7.     über    den    Gebrauch 

ond     Gliederung,    als     auf    den     Redefheil     gerichtet    sein  einer    Präposition     erst    bei    dem     zweiten    Substantiv,     die 

solle      Wir    wollen    diese    nnd    einige   andere    genauer    be-  auch    zu    einem    vorhergehenden    gehört,     eine    Erörterung, 

leiehnen.     Zu   IX,  tSl-    wird    Einiges    über    den    Gebranch  die   sich    mehr   auf    die   spätere    .Sprache     be/.iehf,     da     bei 

des   Artikels    bei   Homer   gesagt,    was    haupfsächlich    darauf  Homer  eben    nur   dieses    einzige    Beispiel   jenes    Gebrauchs 

gerichtet    ist,     das    eigentliche    Wesen    desselben    ^um    Du-  vorkommt.     Zu   vs.    IX    über   den  Nominativ    bei  dem  einer 

terschied    von    dem  Pronomen    schärfer  zu  begräcizeii,    »läh-  Distribution    vorausgeschickten    allgemeineren  Begrifl.      Zu 

rend    ausserdem   auf  den,     die    ganze    Frage    erschöpfenden  vs.    75.    über    den    Gebrauch     des   Pronomen     im     iNeafrum 

Excurs    iXägelsbach's    verwiesen    »ird.      Zu    IX,    .'.(4.    Iian-  bei    der  Beziehung   auf  ein  Substantiv  anderen  Geschlechts, 

delt   der    Vi-rf.    von    dem  Gebrauch    des  Adjectirs ,    ivo    nun  wodurcl»    richtiger,    als    durch    <Us    0/i;iia    7loo;     CO    OVV- 

eiiie   adverbiale    Bestiiiiinung    erivailen    sollte,     namenflich  0)i'i'(ii)l>  ,      «oriiach     d.ni     Dichter     vHfO;     statt    ve(fhkr] 

der    mit    einer    Präposition     coniponirten ,     welche    oft    ge-  vt.rge*ch«ebt     haben    soll,     <la8     >eutriim     des    auf    dieses 

radezu    für    ein    Substantiviim    mit   der    Präposition    stehen;  Snbst.   sich    beziehenden  Pronomens    erklärt    »inl.  —    Was 

die    Prolepsis,     «eiche     er    früher    zur    Krklärung    dieses  die    Etymologie    der    Wörler    von     unklarer    Absfaminung 

Gebrauchs   angewandt   hatte,     erscheint    ihm    jetzt,  als    nn-  betrifft^     so     gesteht     der     Verfasser,      dass     diese      weder 

genügend.    Und    er   sagt    lieber    mit    Mattliiä,     das    Adjectiv  seine    Gah^e,     noch    seine     INelgung    sei;     dennoch    hat    et 

stehe     statt    adverbi.iler    Bestimmung,     »omit    indessen    ei-  sich    deren     nicht     ganz    enthalten;     beispielsweise    erwäh- 

geiitlich     nichts     erklärt     ist:     doch     bedarf    es    in     snlcl.eii  neu    wir   die    liehamllnng     der    Etymologie    nnd    Bedeutung 

Dillgen    auch    weniger    einer  Erklärung,    als  einer  ricbtigen  von     vvj'ttuiii);    zu     IX,    4  J.').  ,     die     Erklärung     des    Bei- 

Erkenntiiiss    des    Sprachgebrancbs.     —      Eine     Erörterung  worfes   der    Perseplioiie    inatvi)    von    ;;    ETlSaTIv    aivT)    zu 

über    den    Gebrauch    der    Partikeln    «/ d/;  wird  zu  IV,  4.',,').  X,4iU-,     welche     freilich    schwerlich     »ird     als     Musler 

gegeben,     und    ihre    Bedeutung    dahin    bestiinmt,    ilass    sie  dienen    können. 

ein    Vorliegendes,     Obwaltendes    oder     in     den    Ge.lank.-n  ,  Die  Erklärung  schwieriger  Stellen  im  Einzelnen  durch- 

des     Andern    oder    den     eigenen.     Gegebenes,     oder    aber  zugehen,    würde    fhells    zu    weit    lühren,   iheils   auch   über- 

etwas,     was     in    dem    Gegebenen    als     wahrKcheinlich    anzu-  liüssig    sein,    da    es,    wie    schon    oben    bemerkt,    einer  Cha- 

nehmen     enthalten     ist,    als    Bedingung    fassen.    —     Heber  raklerlsfik     der     Erklärungswelse    des     Verf.,     auf    die    es 

den    Gebrauch   des  Partie.    Aor. ,    worüber   oft    zu    sprechen  doch    hier  allein    ankommen    könnte,    für   das  der  Literatur 

Gelegenheit   sich    darbietet,    findet   sich    eine    genauere  Ue-  kniidl;,'e    Publicum    nicht    bedarf.      Nur   auf  die    AuUassunf 


e 


Stimmung   zu    X,    IH.,     dass    nämlich    der    griecbisrhe    Ge-  des    eigentlich    poetischen    Elements   können    wir    hier   ein 

brauch    des    Part,    praet.    act.,     verglichen     mit    dem     Part.  sorgfältigere    Aufmerksamkeit     richten,    wovon    denn   auch 

I)ass.   <ler    L.iteinei,    nicht   so    weif    gehe,    dass     nicbf   doch  die    ßeantwortuog    vieler    einzelnen     wichtigen    Fragen   ab- 

die    darin    enthaltene    Ilaiidlnng    in    einer  uruinf.'rbrochenen  bäiig«, sowie  die  Erklärung  einzelner  Stellen,  wenn  auch  an- 

Zeitbeziehung    zu     der    des    Haiipfverbunis    stehen    müsste  ;  dererseits  wieder  jene  Auffassung  sich  selbst  auf  eine  nüch- 

iiur     muss    sie,     wie    es    zu     IX,    387.     Iieisst,     einen    fae-  teriie  Erklärung  der  eiuzelnen  Steilen  vorzugsweise  stütze» 

tischen    Piinct     erreicht     haben,     wenn    sie    In    jenen    Bezug  muss.      In    der    gesunden,     unbefangenen,    vorurllieilslosen 

treten   soll,     während    In    anderen    Fällen    auch    die    beiden  Aufnahme    der   poetischen  Vorstellungen    eines  ebenso  sehr 

Handlungen,   von    denen    die    eine    durch   das  Haiiptverbum,  von    weil    reichender   empirischer    Reiintniss,    wie    von    lie- 

■lie    andere    durch    das     Part,     im    Aorist    ausgedrückt    Ist,  ferer   Speculation    und     allegorislrender   Svnibolik    entfern- 

als    in    der    Vergangenheit    gleichzeitig    zu    denken    sind.  —  teu    Zeltalters     linden     wir     aber     ein     Hauptverdienßt    des 

Ferner    h^ben    wir   aus   demselben    Gesang    die   Bein.rkung  Verf.,     das     ihn     zu     einem    wirklichen    Exegefen    der    Ho- 

zu  vs.  -.MI),    hervor    über    den  Gebrauch    von  /'m  und   oCfoa  merischen    Gedichte    macht,    «iewohl    es    natürlich    an    an- 

zur    Bezeichnung    einer   möglichen    Folge,     da    lOOTH,    was  dcrs     ürtheilendeii     unter     der     Zahl     derer     nicht     fehlen 

später    in    diesem    Sinne    gebraucht  wird  ,    der  Ilonieriscben  wird,     denen    eben  jene    l'nbefangenbelt    abgeht,    und    die 

Sprache    fast    noch    ganz    fremd    ist,     ein    Gebrauch,    der  der   frei    schaffenden    Phantasie   auf  der    einen  Seile    durch 

nicht  sollen    verkannt    ist,    und     dadurch     zu     beilentenden  pedantische    Anlegung    eines    .>lassstabes    oljectiver    Wahr- 

Missverständnissen     geführt     hat,      wiewohl     auch     andere  hcit,    auf  der    andern    Seite    durch    das    Aufzwangen    philo- 

Sprachen     Analogien    dafür    bieten.        Sodann      über     einen  sopbischer    Ideen,    wodurch    der  Dichter    zum  absichtlichen 

«leJ.rauch    des    Aorists    in    dej-  Gedankensphäre    d.-s   prolde-  Lehrer   speculatlver    und   ethischer  Weisheit  gemacht  wird, 

malischen   Futurums    zu    »s.    f)  V,'.    —    Eine    genauere  Erör-  Fesseln    anlegen;  —   auch    nicht  an  solchen,    welche  nicht 

terung   über   einen   ethischen   oder    rhetorischen    Gebrauch  '  einsehen,  dass,     «ährenil   man   auf  der   einen   Seile  jeneo 

ZeiticUi:  f,  d.  Jllenhumsw.  "'-' 


987  988 

MasMtal'  olijertiirr  \Valirlipit  uilrr  striMi^pr  (iPiiaiiit;keit  tlium  an  Sa^en  um)  (icbräiichpii  i'lbprlipfrrt  ist,  den  kla- 
rer« rrfeii  k.11111,  iloili  auf  (Irr  aiiilrni  Si-ilc  iiliiie  liicuii-  reu  IJlick  in  ilas  (;<>saiiiiiite  tirbiet  alter  Rcli^iuii  und 
iiiM|U)-iiz  ilif  Aiifrc<lillialliiiig  stmitfor  llariiii>iiiit  ili'r  Dar-  ftIvlIioloKie  ver!>rlili>st>cii  hat,  mit  «Irin  Verf.  i'ibemii- 
»Irlliiiii;  i;<'i'<Mi  ilic  Aiiiialiiiic  portisi  liiT  Wdlkiir  beliaiip-  stiiiuiipii,  »i-iiii  er  Pliaiilasii-ii ,  »ii>  ilie  idii  klaiisrn,  <|pr 
«d,  (Ulli  Alaii!j;p|  an  Ui'lirro;iisliiiiiining  in  gf»  isscn  Jiihil-  in  ilfni  UeiU|;pr  des  Od^ssi-us  mit  Ivirki«  die  Lii-be  fin- 
dcriiiiifi'n  als  lii'»i-is  der  lliicrlilbcit  anjicsclipii  urrden  det,  wplclie  allein  ilie  an  mcli  diirrliaus  gfUrimtu  Meii- 
darf.  liei  der  ICrkl.'lniii;.'  der  .Ibeiitcner  iles  Oilysseus  scitenwelt  mit  der  (ii»tter»elt  verbinden  könne,  wenn  er 
bietet  siili  nun  iiiii  seihst  ein  d<i|i|ielter  (iesirli(s|)nn<t  dar,  golrlie  Ideen  selbst  von  aller  ^rieihisilieii  Sage  ,  ge- 
piniiial  iler  (;e<>j.'raj>liis(lie ,  suil.inn  der  auf  den  inneren  sch»ci(;e  denn  von  den  Alutiven  des  lieroisrli- episrheii 
Charakter  und  ilie  üedeudiiis  jener  Kr/abliingen  ;;erirh-  Dirliters  ausscliliesst.  —  Der  «eitere  Fortgang  der  Er- 
lete;  beul«  l'uncle  «erden  im  .Vll;;eineinen  in  iler  Kin-  zAhliiii|;,  nie  Od^sseus  in  das  Tudteiireicli  muss,  um  ileu 
loitiing  bespruclien  ,  und  sind  desslialb  sclion  üben  berührt  Teiresias  /u  befragen,  gibt  in  Verbinduiiff  mit  den  narh- 
«orilen.  Mach  den  <lort  ausj^esprnclleneu  (irunds.'iliceil  her  (.'es<  hilderten  (iebrfinehen  der  Todfenritation  Hrn.  N. 
kann  Hr.  N.  weder  das  Land  der  Ludiiiliajfen  genau  an  ^'eraiil.issung  zu  einer  ausfnhrlirben  lüriirterung  der  Frage, 
der  kleinen  Syrle  siiclien,  »venu  auch  ilein  Dichter  die  in  «elchem  Verhältnisse  der  Todteiicnitus  zu  den  üe- 
Gegeiid  Libyens  uiigef;ilir,  ni>»iilil  nach  Hiirensagen  ,  brauchen  und  Ansichten  iler  Huinerisclien  Welt  stehe 
forscluiebt,  noch  das  Lanil  iler  Kvkiopeii,  das  mit  sei-  (zu  X,  4't2  U-  U"d  besonders  r.u  tu.  517  If-).  —  ^'^ou 
iien  ISeniilinern  scliiiii  ganz  in  die  Welt  der  Wunder  }je-  dem  Eiiij^ang  in  das  Erebiis,  ho  ihm  die  Schatten  er- 
hört, in  Jiicilien.  Auch  Aeoliis  gebort  mit  seiner  Jiisel  schienen  «areii,  zur  Jnsel  der  Kirke  zurückgekehrt, 
und  der  ganzen  von  ilim  erzählten  rtJ.'ihre  in  ilas  Gebiet  nimmt  Odysseus  nach  Thriiiakia  hin  den  lon  Kirke  ihm 
der  Dirhterphantasie ,  >vie  er  denn  auch  nirgends  als  (»ott  vorgezeichiieten  ^Veg.  „Einen  Gegensatz  zum  Erebua 
verehrt  ist,  und  jede  Annahme  einer  Allegiiiie  bleibt  bildet  ^e«  issermasseu  die  dem  Helios,  dem  Geber  des 
ausgeschlossen.  Von  dort  iiiuss  er,  als  sich  zuerst  die  Lebenslichtes,  heilige  Insel  Thrinakia.  Zwischen  beiden 
Folgen  des  von  Polvjihem  über  ihn  ausgesprochenen  Flnohs  liegen,  »ie  in  einem  Vorhof  des  Todes,  lauter  toddro- 
unil  der  Zorn  des  Poseidon  in  der  Vereilelniig  der  schon  hemle  Wesen  oder  Oerter.  Wer  durch  diese  auch  sich 
fast  vollbraihteii  Heimkehr  deutlich  gezeigt  haben,  zu  hindurch  gerettet  hat  und  zur  Insel  des  Helios  gelangt 
einem  \'olke  koinnien,  bei  dein  das  eigentliche  Rache-  ist,  der  uiiiss  um  Alles  diesem  Gott  Scheu  und  Ehrfurcht 
werk  beginnt;  zu  diesem  Z»eck  schallt  der  Dichter  die  er«  eisen,  um  des  thenerii  Leiiensgutes  theilhaftig  zu 
LästrvjTonen  ,  mit  riesiger  kraft  ani;elhan  ,  zur  Vernich-  werden.''  .So  der  Verf.  S.  XXX  mit  einem  Aiillug  rou 
tiing  der  Schille  und  Gefährten,  für  »eiche  natürlich  Allegorie;  «loch  ist  er  »eit  entfernt,  diese  weiter  auf  die 
noch  «eiliger,  als  für  andere  \Vundererscheinuiigen  ein  Anlfassiing  iler  Sirenen  anzuwenden,  in  denen  Klausen 
bestimmtes  Liical  zu  suchen  ist.  IViir  die  Andeutnnir,  wieder  die  Dämonen  der  Ver»esiing  findet,  die  in  ijou- 
dass  die  Irrenden  nürdlich  gerathen  sind ,  findet  der  Verf.  nengluth  und  Windstille  das  Herz  und  den  Leib  mit 
in  X,  1^11.,  indem  er  die  Ansicht  des  Krates  recht-  ihrem  Gesänge  schmelzen,  so  dass  er  in  Staub  zerfällt, 
fertigt,  welcher  hier  die  Spur  einer  Kunde  von  den  nur-  während  sie  nach  Hrn.  N.'s,  der  Darstellung  des  Dichterg 
dischen  kurzen  und  hellen  iXächteu  sah;  wir  bemerken  entsprechender  Auffassung  keines«  egs  selbst  morilen  (so 
beiläufig,  da.ss  ebenso,  wie  hier,  auch  in  den  Anuier-  wenig,  als  unsere  LiireleyJ,  Sdiidern  der  Tod  die  durch 
kungen  zu  X,  ^-i.  und  zu  XII,  ,')9  ff.  dieser  von  den  ihren  lockenden  Gesaiif  an  das  Ufer  Gezogenen  dort  er- 
Alexandrinern    verachtete    Gegner     Aristarch's     zu    Ehren  wartet;     von    allen     den    An-nialungen     ihrer    Gestalt,     wie 

gebracht    wird,     wic»olil    er    nicht    immer    v lein    Tadel  ihrer    Bedeutung,    wozu    sie    der   Phantasie    Späterer    reich- 

der    anderen     Partei     freizusprechen     ist   (s.    zu    X,     I^IU-)-  liehen    .Aiilass    gaben,    hier    noch    keine  Spur.     In  der  .Auf- 

Bei    der    weiteren   Fahrt   zu    der   Insel   der  Kirke    verbietet  fassung    des    weiteren    Weges    rügt    der    Verf.    einen    zwie- 

achun    der    ganz    allgemeine     Name     .IIa    eine     bestimmte  fachen    Irrthum    alter    und    neuer  Leser    iiiiil  Ausleger,   ein» 

Beziehung,    welche    erst   die   spätere  Zeit   in  Kolchis  fand;  mal    dass    mau     die    Plankteii    mit    den    Symplegadcn     ver- 

die   allgemeine    Richtung    der    Fahrt   lässt  sie  ohnehin    nur  mischt,    und    für    zusammenschlagende  Felsen    gehalten  hat, 

im    Mordwesten,      nicht    im     Osten    suchen.        Namentlich  ivuzu    doch    nichts    in    Houier's   Schilderung,     sondern     nur 

aber    erklärt    sich    auch   hier    der    Verf.     gegen    jede    Alle-  eine    falsche    Erklärung    des  Mainrns  Anlass   geben    konnte; 

gorie,     indem    er    sogar     die    Vorstellung     von    Kirke,     als  sodann    dass     man    unter   den    Plaiikten    eben    nur    die    dl'Vi 

einer    Verführerin,    von    Homer    abweist,     selbst     wenn   sie  OXliiefuif   der   Skylla    und    Charybdis    verstand,    da    doch 

in    der    iirsprünglicheii     Sage    gelegen     haben     sollte,     für  Kirke     zwischen    beiden    Wegen,    dem     bei     den    Plaiikten 

welche     Vennuthung    sich    aber    auch     kein     Aiihallspuiict  vorbei,    den    ausser    der    Argo    noch     kein   Schiff    glücklich 

finden    lasse.      Der  Dichter    konnte   dio'.Sageii,    die    er  etwa  zurückgelegt    habe,     und    dem    zwischen    der   Skvila     und 

benutzen    muchte,     nur   so    verwenden,     wie   sie     in   seinen  Charybdis    hindurch    deui  Odysseus    die    Wahl    lässt.     Auch 

Plan    passten;    es    würde    aber    dem    Motive    der   Irren   des  hier    wehrt    der     Verf.     der     geographischen     Vorstellung, 

Odvsseus   nicht   nur,    sondern    überhaupt    dem    Wesen    der  welche    in    der  sicilisrhen    Meerenge   das  Local   dieser  Ge- 

Hoiiierischen    Poesie    durchaus    zuwider    sein,     wenn    mau  fahren    siirht;     denn     auch     die     Insel     Thrinakia    ist   ihm 

ihm    nebenbei    didaktisch  -  moralische    Alisichteii     zuschrei-  nicht    Sicilien,     sondern    durch     Verlegung    in     den     noch 

bell    wollte.      Aber   auch    ilarin    wird   Jeder,    dem    nicht  ein  höheren     Mordwesten,    als    Aeäa,     aller     Kunde    entrückt, 

unseliges   Bestreben    nach    der    Aiiniiidung    lieferer    mvsli-  Dass   die   allegorischen  Deutungen    der  sieben  Rinder-  und 

icher    Ideell    tu   Alleui,     »as    aus    deiu    enlfernteu    Alter-  üiebeu   Scliaafheerdeu ,    «eiche   von  alten   und   neuen   Aus- 


9S9  990 

l^5*rn    aiiff<"s<plll    sind,    bei    Hrn.   fi.     keinen   ßpifall    fin-  <""?  «I'in   fiavT/i;  allrin    recht    znsfelit;    iliese     fibprhaiip't 

«len,    lüssi   sich  schon  nach  iloni  IJishprijpn  erwarten;   ilorh  als    solrhe     zu     erkpniien,    soihinii     ihren    Inhalt    nnil     ihre 

feht    er     hier,     h  ie    srhon     ohen     an^eilputet,     «eiler,     als  Beziehnnff    zn     verstehpii  ,      erfcinlert     eine     hesonilerp     Be- 

(jewOlinlirh,    in    der    Ant^ahnie    pines   tipfrre»   Sinnes,    ohne  galionf    von    Seiten    des    ^Veissa;;e;,'ofti'S    Apollo;    doch    ler- 

jedoch    der    historischen    h}rz;ililung    seihst    geradezu    alle-  inOfjen    auch    sie    nur    aus   Zeichen     das    ilen    (;p»ohiilirhen 

gorische    Atisicht    unterzulegen.       ,,An    die   W  ahrnehninns;  Blenschen    \'erhor(;ene    zu    eriiriimlen.    halien   keine    iininit- 

dieser    l{eileu(nn<;    rier    Heliosinsel    für    den  Herganj;    inligen  telbare    ICinsicht    in    <lie  Znkinift    und    den   Wiili'ii   iler  lii'it- 

wir    nun    «ohi    eine   tiefer   (feilende    Deutung    knüpfen.     Es  tpr.      Imlpsspn    hnilet    Hr.    iS.    damit    die    Wissenschaft    und 

eracheint   das    (gewinnen   des   Heils    und    Leben.«    durch   die  Geltung     der    Homerischen    Apollonsji'intfer    noch    nicht   rr- 

Scheu    gegen   den   Sonnengott,    als   den  Geber   des  Lebens-  schupfend     charakterisirt ;    denn    eben    jener   Telenios   rer- 

lichtes,    bedingt,    wie  öpav  (/ifioc;  //fÄ/o/0  immer  Bezeich-  kündigte    ohne     Weiteres    als     Seher,     nicht     auf    äussere 

nung    des    Lebens    ist.      l)a    kann    nun    auch    unter  je»  isser  Veranlassung;   ebenso    weiss    Teiresias    die    Zukunft,    »el- 

Vorausselzung    den    gezählten    und     unsterblichen    Heerden  che    Gabe    nicht   et><a    erst    dem    Si  hatten    zngetheilt,    son- 

rine    bestimmtere   Bedeutung    beiwohnen.       Diese    Heerden  dem    ihm    aus   dem  Leben    erhalten    ist,    uinl    so    findet   sich 

kUnnen,    wie    ihre    Zahl    mit   den    Tagen    und    Machten    des  bei    diesen    Propheten     ein    l'"einlilick    in    die   Zukunft,    ein 

Mondjahres    summarisch    zusammentrilft ,    in    dem    bemerk-  feineres    WrstAiiilniss   des    (tiitter«  illens,    ilns   sich    loii    der 

ten    Sinne    als    Svmbola    der    Lebenstage    geilacht   sein;     je-  blossen     Deutung     der     l'rogiiostika     untersclieidet  ,      worin 

doch   nur    wpiin    wir   roraussetzen  ,     dass   dem    Dichter    und  indessen     von    diimonischer    Begeisterung,    wie    sie    in   spfl- 

«einen    Zeitgenossen     wirklirlie,     leibhaftige     Heerden     im  terer   Zeit   nml    in    andern    Kreisen   sich    zeigt,   keine    Spur 

Culte    des    Helios    bekannt    gewesen,     welche,     in     immer  ist.      So    wird    die     frühere    Behauptung    des    Verf.    (ISrkl. 

gleicher   Zahl    gehalten    und    so    als    Ganzes    unsterblich,  Anm.    1!,   S.    XXII),     dass    die    Seher    Humers    nur    Zel- 

zur   Zählung  und  symbolischen  Darstellung  des  natürlichen  chendeuter  seien,    in    einer    Weise    niodificirt,    »eiche    wp- 

Jahres     dienten."       S.    '.it^W.       Doch     erklärt     Hr.     N.    selbst  nigstens    eiup    gewisse  Classe    der   iiC'.VTfl'    anfeine   höher« 

diese     Deutung    für    zweifelhaft,     und   jedenfalls     möchten  Stufe    stellt    (vergleiche    auch     Nägelsbach    Homer.    Tlieol. 

wir  sie   lielier  als  pinpn  ^'prsiich   betrachten,    die   Idee  eines  S.    1'4   H)- 

der  Darstelliiog  Homer's  zu  Griiiiile  liegenden  IMythns  oder  Kin  anderer  Tlieil  der  Anmerkungen  betrifft  die  Ge- 
Cultusgebraui  lis,  als  die  in  jener  Darstellung  selbst  liegende  genst.'lnde  des  Culdis.  Dahin  gehört  zu  IX,  l'.|7.  und 
Absicht  lies  Dichters  anfzufimien. —  Nachdem  hier  liie  ge-  XI,  H-'O  ff.  die  Be»  eisfnhrniig  ,  dass  Homer  keinen  Wein- 
drohte Katastrophe  pingetreten  ist,  kommt  üdysseus  eiid-  gott  verehrt  halie  ;  zu  X,  [)'>,  dieselbe  Behiiiptniig  von 
lieh  zur  ogygischen  Insel  i\er  Kalypso ,  ilereu  Beilentung  der  Hestia.  Insbesondere  hat  Alles,  was  sich  auf  den 
Hr.  N.,  je  »veniger  sie  charakterisirt  ist,  um  so  mehr  Todteucultus  bezieht,  eine  genauere  ürörteruii"  gefiiu- 
aos  ihrem  Namen  entnimmt,  indem  er  in  ihr,  der  bpr-  dpu ,  indpin  überhaupt  zur  Krkenntniss  iler  Hoiiierischrn 
gpndcn,  verhüllenden  Nymphe,  und  iler  Insel  auf  der  Vorstellungen  von  der  Unterwelt  und  dem  Zustande  der 
Höhe  des  ogygischen,  d.  h.  Ae^  Fluthengebietes  ,  den  Verstorbenen  in  diesem  Theile  der  Odyssee  der  Haupt- 
plastischen  Ausdruck  für  den  langen,  verborgenen  Aufent-  stofT  gegeben  ist.  Die  erste  \'eran!assuiig  zur  Behand- 
lialt   lies    Odyss'eus    im    fernen    .^leere    fimlet.  luiig   solcher    Gegenstände     geben     im    zehnten    (iesaiig    die 

Dass    wir    fast    für    alle    Ziveige,     in     <te|che    sich    die  ^'orsrhrifteii    der    Kirke    in    Beziehung    auf  ilie    lon    Oilvs- 

Kenntniss   des    Alterthuius   s|)altet,    nützliche    Beiträge    aus  seus   den    Todlen    nberhaii|)t    und    dem    Teiresias    iiislieson- 

dpu  Anmerkungen    hprvorheben    könnten,   versteht  sich  von  ilere    zu    bringenden    Opfer.      Hier   erhebt   sich    die    Kragp; 

»plbst;    doch    ist    es    nicht    der  Zweck  dieser  Anzeige,    einen  Schrieb    die    Homerische    Zeit    den    Seelen     der    ^'erslorbe- 

vollständigpii     Auszug    zu     liefern.       Indessen     würden    wir  iipii    piiie    Kraft    der    Weissagung    zu?     und     gab    es    einen 

den    Charakter    und     den    wesentlichen    Inhalt    des    Buches  Cultus,     der   sich    an    diese    Eigenschaft   der    Veisforbenen, 

nur    nnvollknuinien    bezeichnet   haben,    wenn    wir    nicht  auf  an    Orakel    aller   Seelen,     anknüpfte?       Der     Schatten    «leg 

dasjenige   aiirmerksam    macliten ,    was    über    religiöse    Vor-  Teiresias    ist    es   allein,      dem     bei     Homer    die     Gabe    der 

»tellungen    und    Gebräuche    erörtert    ist.     Der    Verfasser    ist  Weissagung  zugeschrieben  wird,  und  zwar  nicht  als  Srbat- 

darin     elienso     unabhängig     von     Nägelsbach     (Homerische  ten,   sondern    es    bleibt   ihm    das   im    Toile,    was    er    im  Le- 

Tlienlogie),     als   ilipser   von    ihm,    da    beide    .Schriflen    fast  ben    vor     Anderen     voraus     hatte.       Hieraus     ist     also    nicht 

gleichzeitig   erschienen   sind.  auf  einen    mit    Orakel     verbundenen    Cult    der    Todten    im 

Wir    machen    in    dieser  Rücksicht  zunächst  aufmerksam  Allgemeinen     zu     srhliessen;      von     einer     ^'erbindiiiig     der 

auf  <lie    Unterscheidung    zwischen    den    verschiedenen  Gat-  Verstorbenen    mit    den    rbf honischen  iMächteii,    wie   sie    der 

tungen    von    Wahrsagern,    zu    welcher    der    \'erf.    auf   Ver-  ^'erehrung    der    Abgesrhiedeiien     als    IMane»    oder    hehrer 

anlassiing    des   vs.    ,^()'l.    vom    Kyklopen     genannten    ftavT/q  Dämonen    zu    Grunde    liegt,     kann    bei    Homer    noch    keine 

Telemos   geführt   wird.       Der    Unteischied     zwischen    iio.v-  Rede     sein,     ebenso    wenig    von     einem     Hi'roeiiiiillns     im 

TlQ    und    yoijOfioKoyo^ ,     wie    er   von    Lobeck     bJnlänglich  Sinne   der    späteren    Zeit,     da     der     BegritI    des    Heros    in 

bestimmt  sei,    bemerkt   er,     reiche   für    Homer    nicht    ganz  jenem   Sinne    bei    Homer    noch    gar   nicht   vorkommt;     aber 

ans.      Zunächst     trennt    er    von    den    Vorbedeutungen,    die  auch   die  Verehrung  züriiender  Schatten,    die   durch  .Spen- 

jeder   versteht,   indem   sie    mit   irgend  einem  Wunsche  oder  den    und    Opfer     zu     versölnien    waren,      findet    sich     nicht, 

Vorhaben    ziisatninentrefren  ,    und    darauf  bezogen    vtcrden,  und    so    fehlt    es     überhaupt     in    dem    iiiythisclien    und    reli- 

oder     ihrer    Natur     oder    allgemeineii     Vorstellungen     nach  giösen    Gesichtskreise    Homers    an    Allem,    was    mit    einem 

deutlich   sind,   die  Schirksalszeichen  ,   deren   sichere  Deu-  Todteucultus  zusaniuenhängeu  könnte,     rnd   ilennix  h  wird 


65 


* 


991  99? 

«lein  O.hs.ii-iis  Alli-s  aiilt'i'S'''"'"  >  ""■'  <'<'llzi"'l»t  ilcinellx-  licfrrtpii  Toxi.  IMaii  ist  liliirliaiipt  lioi  der  ßeliniHlluiif^ 
itacliiii.'ils  VlIi'Ä,  "  ■>•'  "  "■  "11  lli.'iuilidi  (liiirli  eins  (jaii/.r  «lii'SiT  Fra^i'  fniliiT  zu  »eiiif;  auf  «Icii  kern  (Irr  lliiiiip- 
.Allrrliiiiin  i'i  'l'r  I'i*'i''ii''  'l'"'  Toilfrinull»  mli-r  l>ci  Ci-  ri>clii'ii  Aii^irlit,  »tii-  er  sii'li  aus  iler  lanferpii  Lr(|U<'lle 
tatiiMKMi  "Uli  Siliittiii  uiiil  \ik»  Kiciiaiitfirn  lililicli  ÜiiiIpu.  ohne  üiMiiilKrliiiii^  S|)ati'r  ••iil»  icUi'ller  Aiisirhti>ii  or^ilif, 
ICiiii-  H  illkiiilirlif  ErlimluMj;  loii  .Scilru  <l<'s  Dichters  kann  eiiiKi'jjau^jpU ,  iinil  liat  Kirli  ilailiirvli  srlljsl  ilas  ßilil  ter- 
bri  (licsiT  UpbrriMiislilumunf;  «lurclious  iiiilit  auj;i>ii(iuiiiicii  iliistrrt,  ix'Ulips  iIimii  J)i(lilfr  in  jjrösäerer  klarlieit  vor- 
MiTilrii.  "Man  ki>iiiitr  iiiiii  auf  ilic  ^'i'rinutliumf  kcruiriieu,  frcscli»  eUt  Italien  inuss.  Dii-ss  Ist  i-s ,  »oraui  llr.  IN.  Iie- 
<la.>!>  ilirsrii  AIIpk  zu  clvii  lnter|ii>latiuunn  geliurte,  »riclie  Kondors  <lriu{;t.  Von  iliescni  (jii-sitlitspuiirt  aus  liat  man 
ilic  Ornliiker  iui  Intpri-ss«'  ilircr  ScImiIp  c'ngi-scliolipn  zuiiäclist  den  Falirinanii  Cliarmi  aus  der  Honierisrheu 
htlllcn ;  doch  koiim-n  ,  wie  schon  uhcii  hriiii'rkt  ist,  Bin-  Vnr.sIcHuii^  von  der  Unterwelt  /u  entfernen;  denn  die 
scliiclisei  der  Art,  tnii  solchem  (Jnifan^^  und  von  gam  Todteu  koiniiieii  iiliiie  einen  solchen,  und  ohne  dass  sie 
unhoinerischeni  Charakter,  iii  jener  /eit  jjar  nicht  mehr  durch  die  unter»  eltliclien  Strome  ;:ehemmt  «erden,  auf 
U)iij;lich  •Teiiesen  sein.  Es  hleilit  also  keine  anilere  Er-  die  Cilation  des  üdvsseiis  heraus  an  den  Eingang  der 
kläruii},'  iiliri»,  als  dass  dem  Dichter  ilie  kiindc  vuii  sol-  Unlerrtelt.  IMan  lindet  ferner  hier  keine  S|)ur  der  jie- 
cheii  (jelir.'liichen  irgend  »loher  zujrekoininen ,  die  er  nun  «ühnliclien  Ansicht,  »eiche  den  Aiifeiilhalt  der  Seli^jeii 
als  et«as  Llii;;eM  ohulirhes  und  seinen  Hörern  im  Allge-  und  der  Verdainniten  srliied  ,  sowie  liherhaupt  nichts  i-oii 
liieiueii  (fewiss  Liiliekaniites  in  seiner  Wuiiderjjesrhichte  eiiii'in  (ji'richle  über  die  Todten  ;  denn  selbst  i"Miniis,  ge- 
.iiibringt  ;  in  einer  Zeit,  «o  solche  Dinge  schon  ge»öhn-  hOrle  auch  jene  Stelle,  »eiche  ihn  unter  den  dem  Odjs- 
licli  »»areii,  brauchte  Homer  seinen  {leiden  nicht  erst  in  seus  forneführten  ErscIieiiMingen  erHähnt,  der  ursjjriing- 
die  Unteruelt  zu  s<-hickeli,  ila  die  Tollten  an  lieleii  liehen  Form  des  (ie<lichts  an,  ist  iiirht  als  eigentlicher 
Äitellen  auf  der  Erde  citirt,  und  Oraki  1  bei  iliiien  geholt  Toiitenricliler  geschildert,  sondern  erscheint  nur  in  einem 
»erden  konnten;  in  einer  sp-'itereii  Zeil  »iir<le  auch  ge-  Schalteiibilde  der  Thaiigkeit,  die  ilim  im  Leben  y.ukam, 
raile  eine  kirke  ilie  Macht,  (ieisler  zu  citireii  besessen,  und  die  Büsser  in  der  l'iiternelt  sind  in  mehrfacher 
haben.  IM.iii  konnte  annehmen,  dass  die  künde  von  ei-  Rücksicht,  » ie  schon  oben  lieriihrt  »iirde,  zu  iinllouie- 
nem  Orakel  des  Teiresias  den  Dichter  zu  dieser  Darsfel-  risch ,  als  dass  man  auf  sie  eine  Ansicht  sliit/en  könnte, 
lun^'  reranlasst  habe;  doch  konnte  er  auch,  » as  er  lon  ilie  —  um  hier  nicht  die  allgemeineren  liründe  zu  ver- 
oinem  andern  N ekyioinanteion  gehurt,  mit  dem  Kuhnie  folgen,  nach  welchen  dem  Verf.  eine  Bestrafung  nach 
jenes  Sehers  in  der  thebflischeu  Sage  combiniren.  So  ilem  Tutle  als  unvereinbar  mit  den  ältesten  religiösen 
erkhlrt  sich  nach  Hrn.  IM  's  Auseinandersetzung  die  ei-  Vorstellungen  erscheint  —  mit  dem  Humerischnn  Be- 
geiithiiinliche  liedeufiug  des  Teiresias  und  das  ihm  ilar-  griffe  der  Psychen,  als  blosser  il'dujKa  der  Lebenden,  sich 
gebrachte  Opfer;  »as  das  allgemeinere  Todtenopfer  betrifft,  nicht  ziisammenreiinen  lässt.  In  diesem  Begriffe  findet 
das  hier  dem  Odvsseiis  vorgeschrieben  wird,  so  nimmt  aber  Ur.  ^,  eine  Conseijiienz ,  welche  ihm  Mflgelsbarh 
der  ^'erf  ,  auch  ohne  den  .Abgeschiedenen  in  den  An-  nicht  einräumet,  ohne  jedoch  andere  Widerspruche  von 
sichten  iler  Homerischen  Zeit  einen  gewissen  Grad  von  Bedeutung  nachweisen  zu  können,  als  solche,  die  auf 
Göttlichkeit  zuzuschreiben,  die  Wiederholung  der  He-  jenen  Stellen  von  sehr  zweifelhafter,  unil  nicht  bloss  um 
staltungi>ehren  bei  den  (jrabern  zum  .Andenken  unil  zur  dieser  Widerspruche  willen  zw  eifeihaftei"  Echtheit  be- 
Labiin"  für  die  Tollten  als  einen  schon  damals  verbrei-  ruhen.  Ein  gewisser  Grad  um  Inconseqnenz  ist  freilich 
teten  ISrauch  an.  nicht  negzulängnen ;  ivenn  die  Psychen,  die  nichts  sind. 
Die  Feststellung  eines  llrtheils  über  diese  Verhalt-  als  wesenlose  Scheinbilder  <ler  Lebenden,  und  die  also 
nisse  ist  wichtig  für  die  Bestimmung  des  Wesens  der  keinen  wahrhaften  Körper  haben,  doch  Blut  trinken, 
Todten  nach  Homerischen  Begriffen;  ilenn  eben  aus  je-  »einen  und  sprechen  können,  so  erklarte  dieses  schon 
nen  Opfern  könnte  man  eine  realere  Existenz  derselben  V'öickcr,  dessen  Darlegung  der  Bedeutung  von  ipli^i^  und 
gchliessen,  als  ihnen  nach  den  sonstigen  Homerischen  tiöoj/.ov  unser  \'erf.  in  den  Grniidzügeii  beistimmt,  aus 
Schililerunuen  zuzukommen  scheint.  Noch  Nagelsbach  ijer  einmal  fixirten  Ansicht  des  Menschlichen,  in  welcher 
(Hom.  Theol.  S.  ,i4)S)  hat  auf  jene  Opfer  grösseres  Ge-  man  weiter  fortschritt,  als  die  Grundidee  eigentlich  ge- 
wicht gelegt,  als  ihnen  unser  >'erf.  einräumt,  indem  er  stattete;  dass  sie  durch  das  blanke  Schwert  des  Odys- 
ilarin  die  Todten  als  divi  manes  lindet;  doch  erkennt  seus  von  der  Grube  zurückgehalten  »erden,  lasst  sich 
auch  er  darin  nur  .Ahnungen  gleich  Samenkörnern,  deren  kaum  hiermit  in  gleiche  Kategorie  bringen  und  als  VVi- 
Aufgehen  einem  spateren  Zeilalter  vorbehalten  war.  Be-  dcrspriich  gegen  ihre  Nichtigkeit  darstellen.  Wenn  die 
«onders  kommt  nun  das  Wesen  der  Todten  bei  dem  elf-  I'sTche  des  Aias  dem  Oilysseus  noch  zürnt,  so  wollen 
ten  Gesang  in  Frage,  wo  sich  die  Echtheit  jener  schon  wir  auch  dabei  nicht  grübeln,  ob  ihr  ihrer  Natur  nach 
im  Altertluim  angezweifelten  Schilderung  zugleich  mit  ein  solcher  Grad  von  Bewusstsein  zukommen  könne,  oder 
der  Consequenz  der  Ansicht  des  Dichters  kaum  retten  ob  sie  etwa  erst  Blut  getrunken  haben  müsse,  um  dazu 
lasst.  NageUbach,  der  überhaupt  nicht  sehr  geneigt  ist,  zu  gelangen;  wir  wollen  darin  nur  den  Ausdruck  der 
der  Kritik,  die  sich  auf  innere  Gründe  stützt,  Gehör  Heftigkeit  einer  Empfiiiilnng  erkennen,  die  selbst  den  Toil 
zu  schenken,  statuirt  lieber  \Vidersprüche  auf  diesem  überdauert,  und  dem  Dichter  diese  Inconsequenz  lassen. 
Gebiete;  doch  miiss  wenigstens  in  den  Grundansichten  Aber  ganz  anderer  Art  ist  es,  und  bedeutend  modificirt 
dem  Dichter  Consequenz  vindicirt  »erden  ,  und  von  die-  oder  vielmehr  aufgehoben  wird  jener  Begriff  der  Wesen- 
gem  Gesirhtspuncte  ausgehend  ist  die  Kritik  mehr  im  und  Leiblosigkeit ,  wenn  Titjos  und  seine  Genossen  kör- 
Rerhte,  als  die   unbedingte  Anbangllchkeit   an   den   über-  pertichc     Qualen    erdulden ,    und    iu    Situationco    erschei- 


99:{ 


994 


npn,  lipi  «Iciipn  aus  «lern  blossen  Alil>il<l  i\es  L<*li<<ns  pini> 
Fortsptziinj  (lessp|l>pii  ^pwonlpn  ist,  %ioiiiit  sirll  «Ipiin 
die  ulei<'lirall8  nicht  a\s  lioniprUiIi  naclizuivpj.si'nilp  Aus- 
<rhnii'i<  kiiii>;  iler  Liitpriiplt  nach  iIpui  Mnslor  i|pr  Kr<lp 
mit  Friulitii.'inwiPii ,  Sepn,  Borgen  uiiil  ^Vulkp|lhinlnM'l 
verbindet.  üasa  lilnt  ilip  l)piliii};unj;  ist,  ilnrcb  »elehe 
die  Sclialtpii  y.nr  lieslniinnj;  <;pian(;en,  will  llr.  N.  nicht 
mit  \'iilck.er  bloss  durch  die  |ilivsi(>liigische  Ansicht  vom 
Blute,  als  dem  -Sitze  des  Lebens,  erklären,  sondern  lor- 
zugstteise  und  zimaclist  aus  den  liebräuchen  der  Tudlen- 
opfpr ,  »esshalb  denn  auch  Teircsias  davun  trinkt,  ohne 
jener  Belebung  des  Uewusstseins  zu  bedürfen  (S.  l'JO,  'JOH). 
Diese  (iebr,'lnche  selbst  aber  fiihrt  er  auch  nicht  sniiohl 
auf  jene  Kellpxion,  als  anf  die  ^'orstellung  »on  einer 
lebenden  Wirkuii};  des  ausjjejjossenen  Opferblntes  anf  die 
Seelen  zurück.  üass  mit  diesen  Vorstellungen  lon  >l>i''/,lj 
und  £id(i)/  ov ,  welche  nicht  von  einander  getrennt  wer- 
den, die  Stelle  über  die  \'ergo(ternng  des  Herakles  un- 
vereinbar sei,  ist  schfMi  oben  bemerkt  ttorden.  .Selbst 
nach  der  gemeinen  Ansicht  späterpr  Zeiten  ist  Unsterb- 
lichkeit der  Seele  nicht  trennbar  vnn  der  dps  Leibes,  und 
von  dem  ,  welcher  <lurcli  die  Apotheose  geradezu  zu  den 
(lüttern  entrückt  ist,  enth.'ilt  auch  <lie  Unterwelt  kein 
Jäidftlon ;  selbt  bei  den  dänionischen  Heroen  trennte  man 
nicht  ^'l'yi'l  um!  li()tj}hur.  lii'i  genauerer  Untersuchung 
wird  aber  nbi'rhan|it  nach  Hrn.  N.  jede  Ajiotlieose  bei 
Ilouier  sehr  zneifelbaft ,  inilem  alle  darauf  bezüglichen 
Stellen,  selbst  die  von  der  Versetzung  des  Menelaos  in's 
Klysion  (Od.  I V,  5(i2  iL),  Anfechtungen  erleiden.  Ueber 
die  ilintivickelung  der  Ansichten  von  der  Apotheose  wird 
bei  dieser  Gelegenheit  ausführlicher  gehandelt  (S.  340 
bis    .'i4N). 

Doch  wir  jTcben  es  auf,  alle  diese  Erörterungen  wei- 
ter zu  verfolgen,  und  glauben  schon  liinlMiiglich  gezeigt 
cu  haben,  wie  reichlich  der  Stoff  ist,  welchen  diese  An- 
merkungen liehandeln,  wie  viel  reichlicher  selbst,  als 
man  nach  dem  eigentlichen  Hauptzweck  des  Buches  vur- 
anssetzen  dürfte.  Dass  namentlich  auch  der  in  ilem  Ka- 
talog der  Heldenfrauen  dargebotene  mythische  Stoß  zu 
mancherlei  Erörterungen  und  Andentungen  über  frühere 
Dnd  spfitere  .Sagenbeiianiilung  und  Homer's  Verhältniss 
dazu  gegeben  habe,  braucht  kaum  bemerkt  zu  werden. 
Manches  Andere  musüten  wir  ganz  unberührt  lassen,  da 
die  Absicht  dieser  Anzeige  nur  war,  auf  ein  so  wich- 
tiges Werk  auch  diejenigen  aufmerksam  zu  machen, 
welche  Stuilien  anderer  Art  vielleicht  noch  nidit  /u  den 
dariu    aufgespeicherten    Schätzen    hatten    gelangen    lassen. 

[Julius  Cäsar. 

96.    De  iocis  aliquot  .Salliisiii 

scripsit     C.     Wagner     üarmstadinus. 

I. 

Quid  signißcent  veria,  quae  Belli  Jugurthini  cap. 
LSJi.111.  vulgo  ila  exliibentur :  „ceterum  in  ulrogue  magis 
iludia  partium,  quam  bona  aut  mala  sua  moderata  sunt.^^ 

Modum  in  scirpu  videtur  quaesivisse  Fridericus  Kritzius, 
V.  ü.,  qui  illum  locuni  in  paucis  diflicilem  iu<licarit.  In- 
lerpretatiuoes  adhuc   prolatas  eum  respuisse,   uoii  improbo; 


hoc  miror,  quinl  vir  alioijuin  valile  acutus,  «jiiaiiiloijnidi'm 
prioiibns  inlerpretibns  res  inscite  tract.^ta  parinn  ce^sil, 
iilrirco  verbi  formam,  (|ii.ie  illis  errumli  caus:i  liiit,  (ju.im- 
vis  loiige  plurimornin  codd.  aiictnritale  firinatani  al(|iie 
sanaui  ,  eam  vitiatain  diixit  et  emenilainl.im.  Keircta  igiliir 
vulgata  lectione  paucoriini  codil.  siripturain  miidera/janl 
in  textiim  recepit,  e  cuiiis  verbi  primaria  significatione  . 
qua  idem  est  n\i<ui  instituere  ac  regere  ,  alteram  speclandi 
derivari  »oluit.  Uno  facto,  Bubiectum  supplerit  pleies , 
quod  per  synesin  in  modernbant  inesse  dixit,  obiecti  par- 
tes verbis  bona  aut  mala  sua  tribuit  totiusque  loci  ron- 
stnirtionem  et  seutentiam  haue  esse  cunteiidit:  ,  celeruiit 
in  ulroque  (i.  e.  rcspectii  utriusqiie  virij  magis  stiidin 
partium,  quam  bona  aut  mala  sua  (i.  e.  con<liciiiiiem 
siiani  secunilain  aiil  adversam)  plebes  moderabunt  (i.  e. 
spictabant,  curabaiit ,  sive:  magis  iiitenti  eraiit  plebs  in 
Stildia  partium,  quam  in  bona  et  mala  sua,  sive:  magis 
qnaereluint,  quomodo  adversam  in  civitate  partein  affli- 
gerent,  quam  quomodo  sibi  ipsis  prospicerentj.  Sententia 
mihi  valde  arridet,  at  genuinnin  vucabulum  ex  iure  suu 
nptimu  pulsum  video  a  subditicio,  riii,  ut  nsurpatnni  lo- 
cuin  ulitinerc  possit ,  notio  speciose  affingitur,  quam  ei 
et  natura  iiegavit  neque  mos  loqueiitiiim,  qiiod  sciain,  iiu- 
quain  impertivil.  Atqui  eadem  sententia  proilif,  vulgata 
intarta  et  propria  verbi  moderari  significatione  retenta. 
^i'ain  moderari  deponens  esse  traiisitivum  iilernque  notare 
ac  modiim  alicui  rei  statuere,  aliquem  regere,  gubernare, 
etiam  ex  iis  Tullii  Iocis  poteris  videre,  qnos,  ut  contra- 
riuin  probaret  ,  attulit  Jaiiinannus.  Ita  enim  Cicero 
Acadd.  II,  37,  ini:  „Mens  omnia  iiioderatur,  movet , 
regiV."  et  de  Finn.  II,  25,  St:  „Mulli  Epicurei  fuerunt 
graves,  nee  voluptate,  sed  officio  consilia  vioderantes.^'' 
—  Sua  autem  proiiomen ,  pertiiiens  ad  utrumque  sub- 
iectiiiii ,  i.  e.  cum  ad  sludia,  tum  ad  bona  aut  mala  — 
quam  coniunctionem  ipsa  verborum  collocatio  comnieudat, 
siqiiidem  etiam  Cicero,  cum  pro  IVIiloiie  c.  34.  exclamas- 
set:  „0  spes  fallaces  et  cogitationes  inanes  iiieae!  pro- 
nomen  ad  utrainque  rem  referri  vnluit  —  sua,  inquam, 
pronumen  aeque  recte  se  habet  atqiie  idem  in  Ciceronis 
verbis  ad  Att.  IX,  12:  Illum  ulciscentur  mores  sui  ei  in 
^'irgilii  dicto  (  Eclogg.  II,  65. )  ^  Trahit  sua  quemque 
voluptas.  Largaiii  exemplurum  copiani,  qnae  hanc  ser- 
nionis  consuetudiiiem  ab  omni  dubitatione  defendaiit,  cum 
ex  qiiovis  lexico  depromere  facile  esset,  tarnen  res  non 
videtur  postiilare,  neque  ego  quidquam  in  hanc  rem  pro- 
tiilissem,  nisi  Kritzius  falsissim.ini  eornni  rationem  dixis- 
set,    qui    bona   aut  mala   sua   pro   siibiecto    habuerint. 

Qiiodsi  quae  posiii  rata  habueri«,  etiam  construrtionem 
ita  procedeiitein  non  improbabis:  in  ntroque  (^t.  e.  Metello 
repudiando  ,  IMario  fovendo  ac  promoveiido)  plebem  (qnoil 
vocabulum  Hiippleiidum  esse  demonstrabo)  magis  studia 
partium ,  quam  bona  aut  mala  sua  (i.  e.  conimoda  aut 
incommoila^  uioderata  sunt  (i.  e.  rexerunt).  De  notione 
verbi  moderari  cum  Fabri,  V.  D.,  consentio,  in  obiect« 
siipplendo  non  multum  dissentimus.  De  ceteris  brerior 
et  obscurior  est,  quam  ut  quid  sibi  relit  percipiam.  Ob- 
iectuin  intelligi  vult  homines,  vel  animos  hominum.  Meum 
praeferendnm  arbitrur.  Tantum  enim  abest  ,  ut  niinis 
proriil  distet,  quin  hie  possit  cogitari  (quod  tieri  poss» 
Ilerzo(;iu8   negat),   est  idem,   in   quo  cum  in  superiori,   tum 


995 


996 


in  .«(•(iiii-nl«'  iMiuiitiationp  «anio  roriiiii  vorfidir.  Pleies 
Piiilii  voli'iiti  .iiiiino  iiiiiitiiiiii  iIp  .•iiiiI)()Iiiis  »<cr-|)issc  ili- 
iiliir.   auiiil  pletiein  iiii|ipra(<>ri  in>lilli(.is  iinhli.ip  rsNc  rui-pit, 

pleliis    fainrnii    .Mario  (,' ris    liiiinrlilai   acldicli-ral;  jtleltem 

»tiiilia  uartiiiiii  iiiajfis,  <|iiaiii  roiiiitioila  aiit  iticoiniiiiKla  «iia 
n-fi-liaiit,  uleiein  seil  volgiiin  iiia^islradis  pxaj,'itabaii<,  pleies 
iliMiiiitii-.  i>lariiiiii  rrf(]ii>-iital>aiil.  (rctiTiiiii  illa  liiiiia  aiit  mala 
plclii  iinniiiinitia,  siv«  fiittiriiin  riiiii  |ilebis,  tum  rcipiililiian 
uiiinTsap  Mtatiiin  iiiaxiiiie  praeter  fiirdinani  ex  Ixxiis  aiit  iiiali.s 
iliiriiiii  artil'iis  pepemlisse  ,  ila  iit  plehs  ,  iiim  siinriiiii  lui- 
iiiiruiii  aii<  inalipnim  ratiimeiii  nun  lialieret,  eadrm  edani 
alienae  virtiitis  noii  li;iliere(,  iion  est,  in  i|iioil  prnclentmm 
aniimis  ailvcriani.  (incnlsi  praeterea  liorce  a  Sallnsdo 
1-.  I/\\n ',  .'S.  eniiniiadiin :  ,,2iam  ferine  Niiiiiidas  in 
otiiiiifiiis  proeliis  pedes  iiiugis,  quam  arina  tutnta  sunt''' 
riini  niistro  rontuleris ,  eunileui  suliiecd  ,  oblecti,  praedi- 
rati  oriliiieni ,  rnniiein  in  (erminatione  sonuiii,  i4eiii(|iie 
ileponen.i  traiisitii um  e\  pliiribiis  syiKinymis  ileleetuni  in- 
rpMies.  Kx  <in:i  siiiiililuihne  liatiil  sein  an  vnlgatae  nnva 
uiiaedani  ronini<Mi<la(io  arredat.  —  Restat,  ut  (jnam  seii- 
lentiam  ladne  explaiiaii,  eam  etiani  gernianiie  reddani. 
Onnil  llls  verliis  Hat:  „üeliri^ens  lies«  sicli  die  VnlKs- 
nien"e  bei  der  Eiitsclieidiinjj  fiir  einen  der  beiden  l'eld- 
lierrn  mehr  von  ihrem  (nicht  ili'ren)  polilisi  lien  Partei- 
oifer,  als  von  der  Riii  ksielit  auf  ilir  Wohl  oder  Wehe  leiten." 
Ceteri  omnes  (|n.intiini  srio  edilores  in  mluata  recjuie- 
runt;  at  quam  in  niedio  posnertint  explirationem,  ea  »ariis 
laliorat  «■rrorilins.  Primnm  enim  omnes,  praeter  Fabri, 
quem  nierum  ( onsentientem  rnin  °;audio  qu!<dam  animad- 
lerti,  terbo  moderari  i'im  intransitivi  snbstilueriint,  ex 
quo  idem  sit  qciod  legnare ,  vigere ,  tuilere ,  praepnnde- 
rari  vel  spectari'  Qnan«  notionem  Hnxisse,  aut  ex  ai-re, 
ut  nostri  ainnt,  lidentnr  arripuissp,  rnni  ne  unnm  ([uideni 
)oriim  in  rem  siiam  haberent  allerenilnm.  Qnoilsi  enini 
railiieni    terbi    in    vi  eins    ronstitneitda  teneanins  ,    rinn  idem 

pst  quod  moiliim  esse,    sed   i luin  adhibere,    nt  r.  XLV,   I. 

moderatus  diritnr,  qni  niodnm  sibi  imposnil,  siip  anreani 
di'ipxit  mediorritatein.  flem  tetiipernre  non  est  tempesli- 
«nin  pssp,  rem  s«o  tempore  faeere  ,  sed  instnm  tempns 
alirni  impertire,  i.  P.  rem  certis  et  lempiiris  et  artioiiis 
linibiis  et  termiliis  foerpere  ,  rf.  <:.  L\XX.V,  ').  —  l>e. 
inilp  lerba  l/onn  aut  mala  <\e  artibns  site  lirlntibns  aut 
»itiis,  dp  animi  in^eMiiqne  ilotibiis  acrpperniit.  Ilor  sub 
rerfis  qnibusdain  rondidonibos  lieere,  non  ignoro,  neqne 
erat  qnoil  hoc  usqnam  lieri  posse  infiliaretnr  kritzins, 
At  tum  .leniqne  posse  ronterulii,  qnnm  i't  praere.Innt,  c 
qnibns  haec  iprba  ppr  se  ambiirna  lueem  snam  arripiant, 
et  retproriim  verbornm  natura  pt  ronditio  sinant.  Rem 
ita  esse,  ipsi  illi  duo  Sailiistii  qiios  te>tps  prodncprp  so- 
lent,  loci  demonstrant,  qnorum  altern  (B.  J.  r.  LXXW, ,{.), 
qui  sie  habet:  „mniorum  glovia  posteris  quasi  lumen 
est,  neque  bona  enrum  iieque  }/ialu  in  occultn  patilur''^ 
ista  hnna  et  mala  voeabulo  gloria  pnixiine  antecedeute 
illusiraiitnr  neque  erat  qnoil  srriplor  quiilqnam  adiireret, 
altern  (e.  CVIII,  |.)  a<l  mulla  bona  srriplor  sibi  iugenii 
aflilenthim  esse  bene  intellexit,  ne  obsenriis  esset.  Ita 
pliain  Cicero  pro  ftlur.  c.  XXIX.  de  Citonis  virliitilms 
„Itaec  bona  ,  quae  videmus  divina  et  egi-egia,  ipsius  sci- 
tote  esse  propiia'"''  dicere  non  dnbitaiit,  quod  qnalia  illa 
bona    esseilt,     autea    explanaverat.       Uuare    otiam    tSniPsti, 


V.  (M. ,  quem  ail  Tullii  ele),'aiitiain  proxime  areeiisisse 
constat,  in  uratione  iln  dicto:  ,,Pectiis  est,  quod  disertuin 
lacit":  ,,.4/y«p,  iiiqiiit,  eliam  alia  quaednm  ah  humanae 
divinaeque  sapienliae  studio  bona  liabeo  ,  quibus  me  apero 
rommodum  collegam  fore'"''  lam  piiiiii  supra  assiiluitatein, 
lidein,  alias  virtuteü  sibi  lindirarat.  JNoKtruin  qiioqne 
locuin  anterpdiint  qiiaedaiii ,  ex  qiiibU«  art  verba  bona  nut 
mala  illa  virtutiiin  et  vitioriim  si(;iiifiratio  reilunilare  pos- 
sit,  at  np  reripiatiir ,  pronompii  sua  iitique  atqiip  cnixe 
iiiterdirit.  Teneainus  ijjitiir  necesse  est  eam  illoriiiii  rer- 
borum  notionem  ,  quae  in  sermoiip  et  latino  et  (fraeco 
rreqiieiitissima  eademqnp  proxima  est.  Quem  eniin  non 
statin!  subit  Cassiaiiiiin  illuil  :  „Cui  Äono?"  (Cir.  Rosr. 
Am.  c.  tt  et  M\.  iMil.  l.^.)  Nonne  in  Ins  Cireronis  lerbig 
(^laiiil.  r.  J  extr.):  ,,/iguntur  bona  mullorum  civium^* 
•Miiriim,  ut  aiiint,  siinilitudo  cum  nostro  luco  est!  Vix 
numerari  possuiit  eiusdem  apiid  Tulliiini  usus  exeinpla. 
Cf.  de  Finn.  V,  10,  2«-  Mur.  c.  3^.  Tusp.  1,  ft,  8-  II. 
Quid,  quod  ipsp  Salliistins  (Jiig.  e.  ?.'),  3-  Cat.  r.  3  7,  7.) 
bonum  publicum  rt  malum  publicum  pro  reipiiblirae  roin- 
liiodo  et  iiK-oiiiniodo  dixit  ?  Apud  (iraecos  idem  i'atilisse 
in  aperto  est.  Plato  enim  (Piilit.  X,  (i(  IS  K. )  hnnum 
dffiiiit  iif,  quod  senat  pt  salutpm  all'ert  (Tu  dl-  auiCov 
y.ai  vi(f£f.uL'V  tu  oiyaitov).  Pliira  piiisdpm  exeinpla 
supppditat  Astii  Lex.  Piaton.  Apud  Thiiryd.  (I,  1.17-) 
Themistnries  Persis  se  y.ay.a.  iie>'  Tlkfi'OTC,  n  oKv  d' 
in  llkeiijj  (lyoi^d  attulisse  profitetur,  et  xaza  OTltl>- 
f>€iv  apud  pundein  (VI,  3'.).)  est  tnalam  rem  sibi  quae- 
rere.  Item  .Simonis,  ut  Boprkliio  »idplur,  Axioclio  t« 
ayai^a  ruü  CfjV  padem  sunt,  quae  TU  tidea,  ijduvTo, 
et  Cicero  (Tusc.  I,  4"^.)  Eiiripidis  y.o.V.o.  in  latinuiii  rer- 
tit :   vitae  mala. 

(Jna  lila  lorula  interprelationpin  istorum  proflijjari 
supra  dixi.  At  nihil  istis  negotii  est  reinoverp  qiioil 
obstat  et  impedit.  Sine  ulla  i<;itur  haesitatioup  pronomen 
posspssivuiii  sua  —  qui  est  aller  isque  niaxlmus  error  — 
pro  deinonstrativo  eovum  iisurpattim  accipieiites  reteri  cito 
pelle  transcnnt,  Fabri  pt  Her/o^iiis  leviter  defeiidunt. 
Quorum  hie,  cum  haue  loi  o  sentenliain  siibierisset :  „Lebri- 
Ceiis  gab  in  der  Bpurlhelliin«;  Beidpr  mehr  dip  Vorlipbe 
(Ipr  Parteipti  (ciiius  stiidinm  ,  plebis.  an  iinperantium'?), 
als  eine  gleichmassije  Würdijiun);  ihrer  beiderseitifen 
Vorziit;p  odpr  Fehlpr  den  Aiis^chla  j" ,  pxplicationem  Siiam, 
per  se  ra«{ain  atqiie  ambi^iiam  ,  respectu  pronominis  Sun 
haccp  ,  quam  ad  c.  LM^  ailposnerat ,  nota  Hriiiaro  stiidet; 
,, Ausser  der  iirspri'injjlirhen  ,  reflexifen  Bedeiitun»  dient« 
saus  bistveileii  zur  Bezeichiiun>;  des  einer  ilritten  Person 
überhaupt  An{;ehiirij,'eii."  Hoc  parum  aceurate  esse  di- 
ctum, paiicis  nstendam.  Ipsum  illild  ausse)\  quod  pxpli- 
ratioiiis  initium  facit,  defiuitionein  turliat.  Quam  eiiini 
vim  et  quasi  proi'iiu'iam  pronomiiii  interiluin  «leferri  lult, 
ea  non  diveisa  est  a  si^inliraf ioiie  ,  quam  primani  esse 
dixer.it.  Nain  pronomen  suus  iiunquam  excpdit  ex  natura 
sua  reflexira  .  Ptsi  liberius  iisurpaf •im  pssp  lideatur.  Tum 
aildpiiiliim  fiiit ,  qu.iiido  «Ipinointratiri  partes  sustiiieat,  iino 
lero  sustiiiere  liileatur.  Liceiitiae  enim  absolutae  in  ora- 
tione  locus  non  est.  iMoneniliiin  er^o  fuit  ,  hac  scriptorej 
libertato  ilti,  qiiuiii  sal'a  perspiruitate  breviores  et  den- 
siores  esse  vpliut,  upque  hoc  vprborum  compendiuin  fieri 
posse,    nisi    nbi    aut    ex   aniuio    pius  ,      dp   quo    a^itiir,     lu- 


997 


998 


qiiaiiiur,  aiit  iibi  |iruiiuinpii  iiiiii  üubicctn  priiiurio  (JihmI 
(lii'Uiit  itd  ruharrc.it,  iit  sciiti-iitiu  .stadin  in  oiiiloi-  in<iir- 
rat  atcjiie  rx  ainbolnis  illis  pui-iie  iiiiiliii  fardiin  <'sr<e  ilixi'ris. 
Quorum  iMMitriiin  iiu^iio  loio  ri'prries.  JBit  taiiifit  lianc 
riui  ri'ilfxivaiii  si<«  iiitiinai'  ciiiii  altera  re  coiiiiiiictiuiiiä 
ex  oiiiiiiliiis ,  qiii  in  Laue  (|uap<>tiuii<'m  aililuci  poüüiint, 
Inris  farile  fXpriliiü ,  iii^ii  qiiiis  aiit  iiiriiria  ijuardaiii  aiit 
iiicreilibilis  iiiscilia  currupto!'  irililiclif,  Sic  >'.  v.  in  liiscc 
Ovulii  iir>  Caes.iri-  »erlii»  (.^Irt.  X\  ,  cS  I  i.J  ,,Ul  Jeus  av- 
cedal  cuelo  teniplitique  liicelur.  Tu  facics  ttutuxjue  »uus", 
ui'niioincn  ,  rtiii  (l«Mnon!«(rativi  vi<'o  fiin;^i  vidratur,  |)ru|jri.int 
viüi  duani  nun  rxtiit.  Suus  (^niui  4-(Mitrartiu^  (lictiirn  «'Sf  j)m)  : 
quem  siiuni  i'üse  luliiit,  i.  p.  ijncin  ailii|)ta>'i|.  I|i-ni  si 
Bauris  (Alet.  \'1II,  ()47)  „Iru/tcut  olus  foliis,  quud  suus 
coniux  cullegerat^^ ,  ijuis  i-sl  ijui  hoc  aptissliiir  fx  i5au- 
Clili»  antilKi  (lirtuni  v»äe  iili*nii|ne  i'alere  lUHi  intrllit^at  at- 
qile  haue  ivrhoruni  coiiforniationi-in :  quem  intiina  rari- 
tate  sibi  <  oniiiiii  Inin  ^t  ii-liat  (ihr  lirlipr  itlanii;  !  Pari 
ratioiii*  ISrne.sti  Ciiorouis  irrba  pro  Lig.  (c.  III. );  ,,Hiiec 
de  tue  dixi ,  ut  mihi  Tuiero,  cum  de  se  eiident  dicerem, 
ignosceief"  ila  pxpli<ai'it,  ul  media  Ins  vprliis  ciriiiuiscti- 
beri't :   cum   de  se  eadem   dicenlem   audiret. 

Oniiiiuni  SiTiptnrnin  in.ixiiiiv  iNcpotPiii  pronoiiiinis  ro~ 
ilrxiu  !■:■:><!  quasi  aiiialorrni  ,  lain  ISrc-iiii  ,  V.  D.  ad  .^iil- 
tiail.  1,  |.  aiinofaiit.  Allaiiien  iScpoti»  locus  inaxiiiii-  ini- 
tus  iioii  taiituin  iiahet  niiii,  qnaiilnin  ll<'r/.o<;ln.s  .Sallii.stio 
inucrre  studet,  ^  i'piiü  viiiili  ,  nlii  in  viia  Ciiiionis  c.  III. 
(qiii  fiiis  locus  iiiaxinie  adhur  oifpiiditj  hniic  incidisse 
tradit  in  eitndeui  invidium  ,  quam  piitrem  suum ,  ni>{;li- 
geuter  quidein  luciilns  i'st,  nou  aniliijjuc  ,  cum  qiiae  iiar- 
raiit,  uull»  cnori  loco  rcliclu,  uuinia  ad  uiiuui  Ciuiuufin 
rrfrraiitur. 

At  rniiii,  dixrrit  aliquis,  Hrrzo^io  liinit  ps.se  breii, 
cum  ad  (liiddiinaniii  et  l'abri  V\'.  DU,  prafcipti  rxeui- 
ploriiiiiquc  copiani  dcle^arrt.  \'i'riiin  iion  in  rem  suaui 
ad  iius  docfniiap  quasi  fuiilcs  iios  diiexit.  Qiiodsl  eiiiui 
lucos  illic  cuii;;estos  accuratius  cuiii  iiostro  cuninarat'eris, 
IIP  nuuui  quideni  iiiirnii'S,  qui  a  iiostru  noii  plurininiu 
tlifferal.  In  plerisque,  quus  Kabri  in  uipdio  pu»uit ,  plane 
nun  habrs ,  qiiod  in  locuni  posse.ssifi  substituas,  in  oiiini- 
Lu8  ad  quodaaui  locabuluni  sit  refiTenduin ,  priuiu  ail- 
■  ppclu  clucpt,  ncqup  in  ullu  qiiidqiiani  ainbij^uitatis  uri- 
tur.  Et  qiiap  ^cotus  prapteica  alliilit  pxi'iupla,  ra  >pI 
corrupte  exciisa  et  iani  diu  ab  iiitprprptibus  sunt  puicn- 
ilata  ,  I'pI  p  Plauto  et  Ti-ieiitio  sunt  deprointa,  qiios  iiiulla 
ex  llsu  spruionis  quolidiani  et  np;;li;;piiti<iris  recepisse, 
quap  reriiiii  .•.pri|)lori  rcpplpre  nun  iicuerit,  satis  coiislat. 
Quid?  qiiiid  illi  ipsi  ,  ad  qiios  proiurat  ller/o^iiis,  rr^^u- 
laiii  piiiü  uiulto  aiit;iistiuribiis  liiiibiis  lucliidiint ?  llai'ccp 
eniiii  Faliri  ad  Lif.  XXi,  2'.),  ■'i.  eadpinqup  fpip  ad  .Sali. 
iug.  c.  LIV.  noiat:  „Das  possessif.  suus  stoht  oft  in  I5r- 
liphunj;^  auf  eiiiPii  cas,  ubi.  ,  insbcsonilprp  im  fip^'pnsatz 
cu  alipiiiis:  doch  auch  ausserdem,  »o  die  Upzipliiiiig  auf 
den  Besitzer  sich  leicht  prt'ib*.''  Pariter  Kuddiinaniiiis 
illis  coinicurum  locis  pruiioiiipui  suum  rim  siiaiu  iniiuine 
«leposiiisse  docet.  JNihil  igitiir  subsiilii  ex  sociis,  quos 
arcessivit,  llerzoj>ius  sibi  cuinparaiit,  iipqiie  facile  quem- 
quani  potest  habere  asseiitienlein ,  nisi  qui  Nallustiuiii  us- 
citatioiiis  et  teiiierilalis  ciiarcual.  Rrliquuni  est,  n«  quid 
uuiittamus ,   ut ,   ipsis  Sullustii  locis,   qiiibus  praecepta  istu- 


riiin  iiituiiliir,  in  iiiiliciiiin  localis,  stafera  aurilicis  exa- 
niiiieiiiiis ,  iiiiin  quid  siiiptor  a  serinune ,  quem  ratio  et 
coiisuctudo  praescribaiit  ,  aliliorreat  islisqiii-  aiisaui  t.'iiii 
inira  coiniiiiiiiscendi  deiierit.  Atqui  c.  LIV.  noster  liaec. 
profert:  „(juae  negulifi  tiiullu  maifis,  r/uum  prnelium  male 
pugnulum  ab  suis,  regem  terrebanl.''^  Hoc  loco  ouinia 
faciuiit,  ut  quo  refera.«  prouoineii  et  i|iiid  sibi  teilt,  lucc 
clariiiN  sit.  Primiiin  eiiiiii  verba  male  pugnatum  ab  suis 
oppoiiuiitiir  negoliis  Melelli,  tum  suis  nemo  saiiiis  ad  «e- 
gutiu ,  quiiis  ad  regem  referet  ,  ad  qnud  locabuliim  etiaiu 
sua  ( ollocatlune  sese  appln  at.  Ilaque  et  uppositio  et  seiileiilia 
e(  ti'rboriim  ciilliicatio,  queiiiailiiioiiuui  lue  locus  accipiciidus 
Sil,  ainbi>ri  iioii  siiiuiit  ,  lotuinqiic  eiiiiiiciatuui  ex  aniino 
re^is  Iradiluiii  esse  facile  perspi<'ies  ,  si  iilem  his  lerliis 
ein  iimscribprp  libpbit :  haec  nei;otia  a  Melello  bene  (,'esta 
re;;em  nia(;is  lerreliaiil,  quam  qiiod  proelium  ab  Suis  male 
pucnatuiii  sciebat.  —  Prodeat  alius  testis.  C.  IX,  2- 
.Sallustius:  En  habes,  ait,  virum  dignum  le  atque  avo  suo." 
Mil  iioii  doceiniir;  sui>  enim  liiein  est  ac  :  quem  sibi 
fuisse  dielifabat.  —  ({uae  porro  c.  LI,  II.  le^imus :  ,,ne- 
que  cuiquam  mnrialium  iniuriae  suae  parvae  vide/ilur^*, 
haec  eodem  reileuiit,  ac  si  dixisset:  neque  quisqilam  m. 
iiiMirias  siias  pareas  habet,  sive  :  sibi  ipse  parvas  iniurias 
illatas  esse  dicit.  —  Tu  quoqiie,  testis,  operam  penlidisti, 
alii  locum  cedas.  Prodit  jjraiissimus  (Cat.  XXI  ,  4.), 
Calilinani  diceiis  admonuisse  alium  egestatis,  atium  cu- 
pidilulis  suae.  A'erba  sola  si  speclet,  peiies  ledureni 
arbitriuui  esse,  num  egeslalis  et  cupidilalis  suae  ad  ad- 
inonentem,  an  ad  admonitum  referrr  velit,  istis  facile  lar- 
gior  ,  seil  Catilinam,  cum  suuniui  aiiimus  accenilere  stu- 
deret,  suae  ipsius  cupiditatis  cummemurationc  alios  ad 
pericuia  siibeuiida  excitare  Hon  potuisse ,  nemo  noii  lide- 
bit.  In  verbis  deiiique,  qiiae  Cat.  c.  XXVIII,  1.  legun- 
tur,  „constituere  introire  ad  Ciceronem  ac  de  impruciso 
diiiiii  suae  iinpnrutum  cuti/odere''^ .  ipse  Kabri  lerba  dornt 
suae  imparutum  coiiinn;;eiida  causam  alTerre  coiihlelur, 
cur  C'iceroiiem  de  imprutiKU  confodi  posse  piitarinl.  13re- 
viter  ij^itur  Sallustius,  iiou  aiiibi{;ue  seiitentiam  expressit, 
quam  nesciu  quis  copiosius  ita  coiifunnasset :  ad  Ciceru- 
iieui,   qui    doini    suae    imparatus   putabatur,    etc. 

Uiiibus  auditis  ac  perpeiisis  testibusqiie,  quos  isti  pro- 
iluxerunt,  re  iiifecta  Jiiissis  scriploreui  iiPijli^entiae  teine- 
reve  laesae  latiiie  loquendi  consiietiidinis  absolramus. 
ISeque  causa  aliter  diriuii  potest.  Probata  enim  Herzogii 
seiitentia,  nuiine  omiie  inter  suus  et  eius  discriuieii  tol- 
litur  ? 

^imiruiii  si  Salliistio,  quamtis  plebis  iudicium  et  dii- 
ciini  iirtiites  sibi  oj)[iuiiantur  ,  quamiis  plebs  ob  suum 
Studium  aliurum  artes  parvi  pepeiidisse  dicatur,  plebeui 
suas  artes  parum  curasse  dicere  liciiit,  ecqtiis  iain  locus 
est,  quo  IIOII  aequo  iure  partes  reflexivi  et  ilemun.^trativi 
piissiiit  conimiilari  ?  Qiiodsi  tarn  lunge  pateret  licentia 
scriploruui  ,  nihil  prufcctu  esset  tani  vitiosuiu,  quin  pusset 
defeiiili. 

H. 

De  praelio ,   quod  lielli  Jugurthini  c.    C[.   describitur. 

({iium  de  loco,  quo  sin^ulae  pu<);nantiuni  partes  fue- 
rint  cuiistitutae  et  de  via,  qua  proeliuui  a  priiiiu  conjfressu, 
dunec   eladeui   Afri   acceperunt,    prucessent ,    adhuc  auibi- 


999  1000 

"mit    iiitrr|irp(fs    atquc    ii>    ilii  crsissiiii.is   ilisccilnnt   scnfoii-  iloxiiimos,      lior    est    apuil     milites    Ip^ionarins   in    ilpxtliina 

tiiis        iiiBcqiir    «iin     iiiiiierriine    Bi-Iliiiii   Jii;.'"'tl'i'i""'    «•'•i'li'  i'irto    inmleiifps ,    fiiissi-   traditiir  ;    Maiiliiis    in   siiiistro    la- 

ri-ni    n«M  salis  nerspii  HO  ante    dciiIos    posiipril  ,    nein  alii-iiiini  ti-rc    fuiiditnrcs  et  satidarios  ,   roliortiliiis   Lij;nruin   et   Ilo- 

risnni    mt  ,     e«    in    «liniicantiuin     loriis   acrnratiii»    iiKjnIrore  iiiaiiornni    ailniixtns    lialmit;     i(eiii    trilmnis,     qnns    prinio   et 

et    rpin,   (ino   online    (je*'"    *''»   enarrare.  exdrnio   acuiine   j)raefp(  i-rat ,    expeiliti    niaiii|inli,    (jni   par- 

Koin.iniirnin    aciein    siie     ngnicn    (jnadrainin     Sallustins  (es    rplitiini   agerent,     ilispeititi    fnerunt.      Quo    factnm    est, 

r^inlli-   snprrtoie    ita   ailiinilirai  i( ,    nt   vjx   (liil>io    Inrnni    e.sso  nt   a    (jnatniir    partilins    iiista    acies ,     salis    parata   atqne    in- 

iiutaipni.        Atfanien     iipcine     Kritzins,      neqiie     lIiTznt^iiis ,  Nlruota,    lio.srinni    iniprtnin    exspeetaret,     neque    JufrnrtLae 

\  V    1)1).      reife    i  idisse  i  ideiitiir  ,   quornin  alter  Sulla   duee  contingeret ,    nt    nsqnani    Rouianis    frnirft  al)   terjjo. 

siilos    ecniites    i)n;;nasse  ,     >rl    potins    in     dexlnnia    parte    rol-  Kx    liac    dispntatiniie  etiam  alicjuauluni  Ineis  alteri  rom- 

liiiatiis    fuisse        alter    triliunos    in    prima    et    postrenia   acie  aientafioiiis   parti    afFunilitnr,    ad    (juani    nunc  tiaiiseo. 

solis     expeditis     niaiiipulis     praeluijse     eenseat.         Neutrum  Prneliuni    eoniMiissnni    est    a  dextra    parti».     .Sulla,   quem 

iiriidentiae     et    sollertiac    Hl.irii    eonreniret,      quem    rontra,  ])riniuin    liostes    atfijjerant ,     ipse     «um    qiiiliusdaiu     ilueibns 

ni      liiistiiim     iuipetns     a     diversis     parliliu.s     cxspectandos  ,  tiirniatim    in    [Maiiros    inipetuni    feril.     Ceteri,    qni    iion    ])er- 

nndennde    prornrsareiit  ,     repelleret  ,     in     qnaluor    laterilius  tiiierent  ad  turnias  ,    pediles  <  iilelieet ,    in  Ineo  sno  maiienteä 

iiraiiler   arniatos    ad     pu<;nam    statariam   aptos   cum    leiiter  ali    iaeulis   eminiis    niissis   corpnra   tegel.anf.     Dum  a  dextra 

armatis       qni   eeleriter   et   pprsequerentur   et   se    recipcrent,  parte   eqnestre    proelium    rommiltitur,     Bnrelius   mm    pedi- 

iiermisrere   onortnit.      Qud  farto   quatunr  iustae    ex<literuut  tilms    exlreniani    Knmanornm   aciem     adiiritnr.       .Siniul    Ju- 

aries        ex     omni     niilitnm     ceiiere     rnuipiisitae.       Ouod     nt  gurtlia   cum    prinio    a;;mine    innllixit    et,    qiiod    pliirini.is  co- 

statuainns       ratio   suailet,    verlia   scriptoris    iiou    dis.<iiiadent.  pias   serum    haliebat   et    liosfilms    parein    lel    efiani   snperio- 

Kes    loniiitur    ipsa ,   afque  haud    scio,    an    etiam    maior   .scn-  rem    se    esse     animadiertit ,    simniac    linreliuiii    aggressum 

tentiae  iiieae  acreilat  aurtoritas ,   si  contnlerii   locnni  nostro  eo;jnoiit,     etiam     in    quarfa    parte    effirere    ciinatns    est,    ut 

simillimum.  pciljna    exariiesieret.     Clam    igitur    cum    panris   ab  equiti'ius 

iSamque     nou    aliter    agmen    quadratum    a    Metello    nin-  niiiü    ad    pedites   suos,    qui    proxime   staliaiit,     ronvertif    ibi- 

nitnm  fuisse,   ex    ipsis   Sallustii    verliis,    quae    c.    XLVI.    I.--  qne     quantuni      pntuit,      ut     liostes     exaudirent,     Romanos 

•'iintur      salis    apparet.      .Scriptor    ridelicet,     cum    qu.ie    per  !\1ario   ocriso    frnsira   pu^nare ,    latinc    vociferatus   est.     Qui 

se    palerent     expoiicre    nohiisset,      hoc.    tautnm     explicaiit,  liis   dictis    territi     et   ab   liostibus    leliementer    pressi    in    eo 

uuam    cante    IMetellus   quatunr   a<rminis   sui    latera,     dispi-r-  erant,    ut   terga    verterent.       At   .Sulla,     interim    pMifliijatis 

titis     in     nuumqiujdque     velitibus,     contra     Äumidas,     con-  ailfersariis  Bocchoque    in  fu<;am  coniecto  lalxfrantilius  Alaii- 

citatis     equis    et    assultantes    et    revehentes,      munierit    ad  liauis   in   tempore   siibsidio    veiiit,    acieque     restituta    ipsnni 

eüS(iue    propulsaniios    aplarit.       Atque    cum    mul(o    mainrem  Jugnrtliam    fortissime    resistentem  in  siimiiinm  addnril  peri- 

exercitns     Komaiii     partem     militilms     le;;ioiiariis ,     rsl  ,     si  cnliim.      Cum    praelerea    etiam    IMarins     fii;;atis    equitibns, 

anxilia    adnumeraieris,    gravi    armatura    countitisse,    ftoma-  quos    adversos     l.abuerat,     .'Maiilii    lopiis,     quas    pelli     iam 

iiorum    lectorum   nemo  ijfiioraret,    iioii  fuit,  cur  ailderet  Sal-  acceperat,    accurrisset,    Numidi»    prope    ad    nnum    omiiibu.« 

lustius,     quo    loco    legidiiarii    fuerint    constituti.       Imo,     si  occisis  Jngnrtlia    fujja    salutem    peliit.      Ita    proelium    finen» 

quid    a    veteri     cousuetudine     recesserit,      potiiis     ubi     nun  suum    lialuiit   in   sinistrn    latere    et   undique   i.e.    in    qnatuor 

fuerint,    vel    a    qua    parte    abfueriiit,   dicere  delielat.      Fieri  partilins    fusi    ac    fugati   sunt    barbari. 

eiiim    non   potuit,   ut,  acie   instituta,   Romanoruni   ö^Kiiui,  Reslat ,    ut  quae    pro    eerto    et    nou   dubio    pnsui  ,    iis 

qui    totius    a<Tminis   erant    firmameutnm    et   robur  ,     in    ullo  iidem  faciam.    Oniiiia   rata  habebuntiir ,   si   peditiis,  ad  quug 

latere       in    primis,    mediis    extremisque    non    esseiit   ciinsti-  Ju<;urtha   ciinrertit.     eins    ipsiiis   pedites   eosque    in    sinistru 

tiiti.       Idrirco     nihil     memiiiit,      iiisi     quo    velituni     [jonere  latere    ex   ailver..>o    Aiaiiliaiiis    coiisdtutos    fuisse    probaPero. 

et    nnmero    roliortes    fueiiiit   permixtae,    ut   Uiimani    Munii-  (Jiiod    fore ,    ut   succidat ,    coiilido.       Priinum     enim    Sulla« 

ilaiuni    eqiiilatum    nun   soliim    fortiter    excipere,    seil    etiam  le^alo    equites    IMaiims,    (riliiino    in    extrcmo  a«iniiie  curanti 

iiropellere,    consectari,    asseqiii  possent.       Ut  i^itnr  siimmus  pedites     Ulauros  ,     [Mario     a|iud     priimis     coiitendeiili    equites 

dux    rohortibiis    in    primo    a;;iiiiiie    constilutis  ,    prnpler    gra-  >umidas    orcnrrisse    satis    liqiiet,     ex    quo    pedililwis    Jugur- 

Ma   arina      sarcinas,    iinniiiinieiitaqne  parnin    agililius,    fun-  tliae    alinm    i  iiiaili'iiili     lociini     non     fuisse     reliclum    nisi    in 

ditoruni    et    sa^ittariorum     ileleclam     maiium     et    praeterea  sinistro    latere,    facile    intellijjitur.      Deiiide    Kiimaiios  atro- 

expeditas     aliquot     coliortes     addiderat  ,      easdem     quidein  citale     nuntii     a    .luKurtlia     callide     licti     tcrritos    parum     h 

ijraiiter    ariiialas,   seil    ut   velitum    lice    fuiif;erentur,   qiiovis  fiifia    abfuisse    Mariuiiique   suis,   qtios    pelli    iam   aicepisset, 

impeilimeiitoruni    "'euere    levatas,    ita    etiam    Iribnnns    legio-  anxiliu    acciirrisse ,     le^imiis.       I£rqiiae     alia     proeliaiitiiini 

num    nun    a    suis    niilitibus     distractos    solis     aiixiliarinriim  pars    haec  esse  potuit,    praeter  lAlanlianain  f    Hocchnm   enim, 

eqiiifiluis    et    velitilins     nrarfiiisse ,    seil     cohurtium    snarnin  t'iriim    dubiae     fidei    ae    fiirlitndiiiis ,    qni    jtiilla    ailientante 

narlem    pro    rei    neressitate    secum    habuisse  ,      i.eqiie     dem-  stalim    igiiave  aiersiis    esse    narralur,    nna    cum  iMauri?^,    non 

que    .Mariuin    Icatuni    nou    nisi    apud    equites    curasse,      seil  eociem    quo    Muinidae    pugiiae    ardiire    iiueiisi«,    taiita    virtn- 

eundeni    et    eqiiitatiis,    qui    in    llac    parte    niaximiis    numerus  tis     ilociimeiita     eiliilisse,     ut     paene     in     fugKin     coiiverterct 

erat,     et   crterarum   qiii    in    noiissimii    aj;iiiiiie    erant   i  opia-  Hniiianiis  ,   ab    omni    teri    hp.  cie    abhorret      Quin    etiam    fa- 

rum    du«  ein    fuisse,    linc  mihi    persiiasiim    est    atque  certuiii.  ciaiiiiis,   Jugurtliaiii    cum    |)aucis    ad    Kücclli    pedites   cnnier- 

Quao    si     recte     ilispiitata    sunt,      illa    quoque    Sallustii  tissc ;   sit   ita    factum,    quid    uiouieiili    afl'erre    potuere  pauci  ? 

verba,    qnibus   Mani  dispositio   describitur,    iix    in    disce-  Quae   causa,    ut   suis   et  equitibns    et   peditlbus    sine   doce 

pl.'ilioiicin    puterunt   rocari.    Sulla  euim  cum   eqnitatii   apud  relictis,   loii^o   circuitu  ad   iVlaurus   se   conferret ,   quos   ex- 


i<)ni 


iro2 


<criinni  «liironi,  (iiiiiii  »iitiin  regem  rpg!«qiie  filiiim  adoles- 
ceiitein  seijiii  iiialiiissp  (jiiis  crcdati  Miiiii  Jiigurflia  o|)i- 
nari  |K)tiiit ,  Boicliuiii  sibi  priiiias  iliiris  |)artP3  rsie  roii- 
rf  8!)urii:ii?  rpgi.s  liliiiiii  «idi  iiiorpin  vnae  tfptturuin  ?  Quis 
est,  ijiii  ill.i  siti<;iil.i  afliriiipt?  Tum  Jiii;iirllia  suos  suotoit- 
(arp  nipiit.  (jiKi  iiiiiiiiiip  alio.4  riiiiiprcliriiili  prartpr  IVii- 
iiiiil.14  iiv  |>iifii.  Al(]iii  in  pxfrpinn  nf^iiiiiip  ^llllli<las  nul- 
los  fiii-isp  ao'ppiiiiiK.  Posfrpino  li<i>t>-.s  utidiijue  fiisi  di- 
riin<iir,  (JikhI  lipri  nun  puttiit,  iiiüi  rtiam  siiiistrii  in 
latPTP  rrs  a<l  iii.iniis  a<qiip  ail  pugnam  venissct,  et  ibi  quo- 
qne   lioslps  («iii'iilisspnt. 

Quibiis     pxpositi«    rem    obsriiriorpin     illiistrasse     mihi 
rideor   legeiitibiisque  me   causam   probas:<e   beiie  spero. 


97-  Philosnphnrum  vpternni  pracsrrtim  qiii  ante  Platoncm 
flnruerunt  npcrum  rpliqniae.  Rpcpnsnit  pt  illustrarit 
Simon   Karsten.      Vuluinpii   alterum.      Enippilurleü. 

Autli  unter  dem  bpsondpreii  Titpl ; 
Empedurlis  A^ri<;pntiiii  Carminum  lleliquiae.  Do 
vita  ejus  et  sludiis  disseruif,  fraifniPnta  pxpliruit, 
p)iilnü<ipliiani  illustravit  iS'iV/jO»  Kursien,  Piiil.  thenr. 
niaj;.  lilt.  Doct.  Instituti  reg.  Nppriaiid.  Sudal. 
Gymn.  Amisfurt.  Rert.  Amsteludami.  Siimtibus  Jo- 
liaunis   IMiiller.      1S3S> 

Es  kann  iiirht  die  Aufgabe  djpger  Anzpi^c  sein,  anf 
diese  neue  Bparbcitunn;  des  Empednkles  von  Hrn.  Simon 
Kanten,  dessen  Verdienste  auf  diesem  Gebipte  der  Li- 
teratur anerkannt  sind,  erst  aufmerksam  zu  mailien,  da 
schon  mehrere  Jahre  seit  ilirem  Ersclipinpn  verflossen 
sind,  und  dieselbe  auch  in  anderen  deutschen  Zpitsclirif- 
(en  ausführlichere  Beurtheilun;;en  i;pfunilpn  Iiat;  sondern, 
indem  ich  dem  Wunsche  der  geehrten  Rcdaction  »ill- 
fahre  ,  werde  ich  versuchen  ,  einen  kleinen  Beitrag  zum 
richtigeren    Versifindniss   des    Dichtprs    niitzullipilcn. 

Ich  will  aber  den  ersten  Abschnitt  de  Empedoclis  vit/l 
et  sliidiis  (von  P.  1—7«)  übergehen,  der  sehr  sorgfal- 
tig und  umsichtig  ausgearbeitet  ist,  wenn  auch  3]anrhes 
tiefer  aufgcfasst  sein  konnte.  Dahin  rechne  ich  nament- 
lipli  das  magisch  •  mystische  Element  im  Empedokles,  >vas 
freilich  nicht  so  isulirt,  sondern  erst  in  Verbindung  mit 
andern  ähnliclipn  Erscheinungen  in  Griechenland,  und 
namentlich  in  Luterifalien,  seine  richtige  Würdigung  fin- 
det, bisher  aber  zu  wenig  beachtet  wor<len  ist.  Vielmehr 
wende  ich  mich  gleich  zu  dem  zweiten  Abschnitte,  wel- 
cher die  Ueberreste  des  Empedokles  selbst  npivst  kriti- 
gchpm  und  exegetischem  Commentar  enthalt.  Es  ist  nicht 
zu  verkennen,  dass  hier  bei  Hrn.  Karsten  ein  bedeuten- 
der Fortschritt  sich  zeigt  im  Vergleich  zu  dem  übrigens 
für  seine  Zeit  aclilungswerthen  Sammelwerke  von  Sturz: 
denn  Hr.  Karsten  hat  sich  nicht  begnügt,  das  kritische 
IMaterial  zu  vervollständigen  (gerade  in  dieser  Beziehung 
hatte  ihm  »ein  ehrpnwprlher  Vorganger  Sturz  nicht  viel 
zu  thun  übrig  gelassen),  sondern  aucli,  wie  er  mit  dem 
Fortschritte  der  philologischen  Kritik  rertraat  ist,  mit 
Umsicht   und   Geschick  sowohl   dic    Herstellung,    als   auch 

^nitschr.  f.  d    AUertliumsw. 


die  ErtSnferung  der  Uelpcrrisfe  des  Empedokles  wesent- 
lich gpfiirdirt.  Allein  die  Kritik  di-s  Empedokles  hat 
mit  ganz  eigenlhömliilipn  .Seh«  i<'ri;;ki'iti>n  zu  käinpfen, 
da  eine  gpnaue  und  verlranle  Itek  iiiiilscliaft  mit  der  Gel- 
stesrichtuiig  des  philosophischen  DmIiIpis  erforilert  wirtl, 
um  in  den  niclit  selten  bis  zur  Lnkenntlichkeit  entstell- 
ten Re.-ten  und  Triimmern  seiner  Poesie,  die  oft  Uiiltcu 
ans  dem  Zus.imnieiiliao-re  herausgerissen  sind  ,  den  rich- 
tigen Gedanken  zu  eiitde<'ken  und  auf  den  .Miltelpunct 
der  Lehre  zurückzufrihreu ,  zu  gleicher  Zeit  aber  auch 
so  viel,  als  möglich,  tlie  echte,  nrsprniigliclie  Form  her- 
zuslr'lli-n ,  die,  jeniphr  iler  Diililer  geiiölliigt  »ard,  für 
seine  in  vieler  Beziehung  neue  und  eigeiilliiimliclie  Be- 
(racli(iiiii;sM  eise  eine  iipiip  Sprache  zu  bildi-n,  desto  leich- 
ter willkürlichen  und  h.'isslichen  Eiitstellniigen  ausgesetzt 
war.  Dass  in  dieser  Bezieliung  am  h  nach  Hrn.  Karsten  « 
tüehti;:er  Arbeit  norlt  iManches  zu  thun  übrig  geblieben 
ist,  glaube  ich  in  meiner  freilich  nicht  lollstandii:  ge- 
druckten AMiandlung  De  Empedorlis  prooemio  (Berlin 
ISifl)  naclige»iesPn  zu  lialieii.  Ich  will  indessen  hier 
nicht  die  ganze  Sammliiiig  der  Fragmente  des  Empedo- 
kles zu  diesem  Ziiecke  durchgehen,  sondern  mich  dar- 
auf beschranken ,  eine  etwas  lan'.;ere,  zusainmeiiliängende 
Stelle  herauszuheben,  Vs.  t(i5—  ISt.  der  vorliegenden 
Sainmlung. 

yfvTao  iyo)  nakivogno;  iXsicroiiai  €<;  izogov  vuvtuv, 
■xov  TiQuiifJov  Y.aTtKt^u,  Xüyto  koyuv  inoxmvuiv 
y.tinuv. 
So   der    Anfang  jener   Stelle    bei    Hrn.    Karsten  ,    iler   f.TO- 
■J[£T£l''V)v   als    metrische    Freilipit   nach    iIpui   Vorgange  Nä- 
ke's    zum    Choerilns   p.    1  LS    zu    vertheidigen   sucht.     Allein 
Hr.    Karsten     geht    sowohl    hier,    als    auch    aiideruärts   in 
der    Annahme    dieser    Freiheit    zu     weit,     da     Einpedokle« 
sich    durchaus    auf  <lic    Licenzen,     welche     durch    die    alte 
epische  Diditersprache   allgemeine  Geltung  erlangt    halfen, 
beschrankte;    alle    die    Stellen    aber,    ho  jenes    IMass    über- 
schritten   wird,    sind    unbedenklich    für    verdorl zu    hal- 
ten,   lassen    sieh    auch     meist    mit   geringer    IMiilie    verbes- 
sern;   uiiil    hierher    gehurt   offenbar   dieses    keineswegs   alt- 
episclie     Wort     inuXUTEi'eiV ,     wo     die    Verlängerung    der 
Anfangssvlbe    als     durchaus    unzulässig    erscheint.        Auch 
beruht   überhaupt  f  7  o/frfrwi'   auf  schwacher   Autorität, 
da   die   Handschriften   des  Siniplicius    i^rixtTEvwv ,    i>7tO- 
XiTtl'üiV,    ito;^frf^fjy    darbieten;    letzteres    wird    schao 
aus    metrischen    Gründen    als    die    richtige    Lesart    zo    be- 
trachten sein:   allein   sobald  man  ito;^erf('wu  liest,   dürfte 
auch    die     Lesart    kuyv)  ,    die    freilich    alle    Handschriften 
zu    bestätigen    scheinen,    nirlit   das    Richtige   sein,    ich   lese 
vielmehr    köyor    ki'iyov    /to/f rf (wi;.      Aber   auch   Xf/*- 
vov ,   obwohl    von    Hrn.    Karsten    passend    erklart  (indem  er 
sagt:    „KuyoQ   i/.eh'u^   —    refertnr   ad    sequentia,     non  ad 
superiora,     iit   censebal    Peyronus")   scheint   verdorben,   Ha 
die  Beziehung   auf  das  Folgende  gar  zu  unklar  sein  würde; 
ich   habe   schon    läni;st    dafür    y.aivOV   verbessert,    »asals 
das    bedentsamste    Wort    passend    an    das    Ende    des   Satzes 
und     zugleich    an    den    Anfang    des    Verses    tritt;    irre   ich 
nicht,   so    ist   auch    schon  von  Buticus  dieselbe  Vermuthniig 
aufgi'stpllt    worden.       Der    Dichter    bezieht    sich    offenbar 
auf  seine  schon  früher  ausgesprochene  Ansicht  vom  Sphae- 
ros,    in    welchem,    nachdem    das   Ntiyoq    ganz  zurückge- 

66 


1003 


lOOi 


<lr;iiigt  int,  ilii-  Hi-rr.sili.ift  ilcr  0(1011;:^  licgiiiiit :  liier 
«ill  nun  iliT  DiilidT  zcijji-n,  dass  ilicsor  lii'bcr^aiis  »oii 
tli-r  lIiTfsi'hnri  ilf«  liasst-s  zur  lIiTrsrliaft  <ler  LirUi*  k<-iii 
ulfil^lii'lier  »ei,  iiuiiilorii  lii'liiiflir  rr.st  ikk  li  iiiitl  ii.irli  im 
^'(.•rKiiif  ilrr  Zi-it  uiiil  unter  virifaclirn  k,'ini|ifc-n  vollliraclit 
wrrili-,  unil  (l.iss  aus  ilirseiii  Strcitu  <liT  fc inclliclipii  Priii- 
t'j|jien  »lio  icrs(lil<>ilonar(ij;»(fii  S<;li<>|)fiin^'eii  iinil  (jeslalleii, 
»eiin  jjli'icli  mir  \»a  niouicnt.iniT  Dauer,  liervorgcliPii. 
Dirson  Pmcess   schildi-rt   iIit  Dicliti-r  in  folf;iMiil(>n  Versen: 

difi/i  ^  fv  de  f-iiojj  (Ihküriji  oi(jo(fd\tyyi  yivijjai, 
iv  iTJ  öl)  läös  itifTu  ai'vigjstai  tv  fjüiuv  thai, 
ov'A    ü(fa(j,    cikk'    iit£ki/.iiu.    oinuoidusv    ukkodev 

cihAO. 

ev  TV  öt]  rertheidigt  Hr.  Karsten  durch  vs.  (31:  Ovv 
ö'  epi]  iv  (JilXotiixi ,  allein  hier  »ürde  doch  iv  rrj 
^ar  zu  nnliojtimmt  und  z»eideuti<r  sein,  da  man  es  ebenso 
gnt  auf  divi^  oder  ai(j0Cf'rj.tjyi^  le/ic'lien  konnte;  auch 
»eichen  die  Uilschr  liedrutend  ab:  Iv  TTJ  ijdi,  iv  T7J  dl:, 
iv  T7jdt  ovv  Ö  C-V.  Das  Passendste  scheint:  ivii'  rj 8 IJ 
TaÖ£  TCatixa  OVVSO/iTnl ,  uodnrch  auch  der  Nachsatz 
klar  und  bestimmt  henorlritt.  Wenn  aber  Ilr.  Karsten 
im  fol{jenden  \'erse  ii)eki'/uvd  ai  s  Conjectur  für  die  ge- 
wöhnliche Lesart  üf^kliivd  schreibt,  »ie  is.  i'2\) ,  so  ist 
Hiess  gewiss  unrichtij^  und  dem  Gedanken  willerstrebend. 
Denn  i9ekt>fAvd  wiirde  so  viel,  als  iiL'y.vu  sein,  also 
ganz  und  gar  keinen  Gegensatz  zu  cKfaQ  bilden,  da  der 
Dichter  doch  eben  sagen  will,  niclit  auf  einmal,  sondern 
allmfihlich,  nach  und  nach  vereinige  sich  die  Rlaterie  zum 
Sphaeros,  und  gehe  in  eine  unterschiedslose  Kiiiheit  auf; 
die  richtige  Losart  bietet  der  Turiner  Cod.  dar,  t'^f- 
knua,  und  älinlich  zwei  üxforder  Handschr.  d£kiijj,at 
Die   fulgeiiden   Verse  sind  : 

T'jjv  öe   TS  LUoyuiitKDV  x^n    ii^vsa  fAViiia  dvrjrojv. 

nokka  d    diiixT    hoTijy.e  y.epaiotuvoioiv  ivakkd^, 

oao'    eri  IStixuq  'ifjv/.e  fxezÜQcnuv  ov   yd^   dfASn- 

(fiuji; 

not  näv  itsarnxiv  in'  iavara  Tiouara  y.vy.kov ^ 
a  r«  uev  r     evsftiuve   ^eAewv ,    xa  de   t    ett- 

Ich  selbst  habe  schon  früher  ausge$|irnclien ,  ilass  es  in 
der  Natur  der  didaktisclien  Poesie  selbst  begründet  sei  , 
dass  einzelne  Verse  in  derselben  oder  nur  wenig  verän- 
derter Fassung  wiederkehren,  und  mau  daher  an  solchen 
Wiederholungen  nicht  Aiistoss  nehmen  dürfe.  Iiidess  ist 
es  hiei  mehr,  als  befremdend,  dass  derselbe  V^ers  in  einem 
ganz  geringen  Zwischenräume  («s.  171  —  180.)  wieder- 
kehrt, ohne  dass  durch  den  Gedankengang  selbst  eine 
aolrlie  Wiederholung  motivirt  würde:  vielmehr  ist  dieser 
Vers  an  der  ersteren  Stelle  ebenso  überflüssig  und  stö- 
rend, als  an  iler  zweiten  passend.  Denn  der  Dii-hter 
niuss  zunächst  den  Streit  der  beiden  Principien,  die  ein 
jedes  für  sich  die  Alaterie  zu  bewältigen  suchen  ,  schil- 
dern, ehe  er  die  Gebilde  erwähnen  kann,  welche  dieser 
Kampf  hervorruft ,  darum  glaube  ich  mit  Recht  den  Vers 
an  der  ersten  Stelle  zu  streichen.  Ferner  halte  ich  es 
für  völlig  unzulässig,  einen  Vers  mit  der  enklitischen 
Partikel  ttoj  zu  beginnen,  die  Handschriften  bieten  keine 
erheblichen  Veränderungen  dar,  ausser  dass  einige  ro 
UÜv  lr«eui  ich  uijjchte   verbessern: 


-"!.'l"     ,        ,       _^^  or   yaQa^,tfj(fta,i  ^ 

e?  TU  Ttav  i^eonjxiv  in'  iox^'^u-  TtQf.utta  y.uy.kuv. 
ii  lu  Ttav  wird  verkürzt,  gerade  wie  bei  Pitidar  Ol- 
li, cS').  ig  öd  tun  UV  i(JUijiiiov  ■)(^UTii,£l-  Früher  wollte 
ich  lese«:  n  dv  i  ^en  t  r,y.e  tv  in  iveQiuTu  ciuf^tucc 
y.iy.kov ,  «nd  nav  ii;Kjll'jy.tlv  findet  sich  auch  bei  Bran- 
dis,  ich  weiss  nicht,  ob  aus  Handschriften  oder  aus  Con- 
jectur. Im  folgenden  Verse  müsste  mau  fiektuiV  mit  ra 
LUV  verbiiiileii,  und  iliess  als  Subject  betrachten,  wie 
dieses  auch  Hr.  Karsten  thut,  indem  er  übersetzt:  „Sed 
pars  ejus  membroruni  rcmannit,  pars  excessit",  und  diesi 
auf  das  JSsi/Ms  bezieht.  Aber  dem  idealen  Princip* 
schreibt  der  Dichter  keine  j^tiklj  zu,  sondern  damit  be- 
zeichnet   iämpedokles   den    Spiiärus ,    wie    vs.    (^(i: 

Aüido  £71  el  /.tiya  iVc/'/o;  ivi  uiK££(Taiv  idgicpi^ij, 
und  in  ähnlicher  Weise  vs.  70.  ebenfalls  von  der  Welt, 
dem   Spliäros  : 

■jtdvia  ydo  e^£'i.)]i  nfkeiil^ero  yvta  9£oio. 
tiiid    so    mochte     ich    auch    den   Vers    eines    unbekannten 
Dichters    bei   Plutarch   philos.    esse    priiic.   c.    'i.   für   £m- 
pedoklt'isch    halten: 

Ov  oidaiq  {i]v),  Ol)  drJQtg  dnaiatoi  iv  fukifooiv. 

Denn     so    lese     ich     statt    diai.(Tl/.iui.       Ich   mochte    daher 
ablheilen  : 

'Jkkd  Ta  /.liv  t'  £v£'jiiuv£,    fjekiviv    xd    öi  x'  i^i- 

ß{ß/jy£i. 
zum    Theil    nämlich    behauptete    sich   der    Hass    noch    im 
Spbäros,    zum    Theil    war    er    schon    herausgetreten    in' 
icr'/^o.xn    xlpLtaxa   y.vy.kov.     In   den   folgenden   Versen: 
'Oaoov  8'  aiev  i>n£y.nQO&£oi ,  xöauv  u/£v  in^£i 
tjjTiocpoiov   (t>iKÜiijxoi;  dfi£fi(fio(;  diulj()Oxoi  6(tjui/, 
ist  die   frühere   Lesart    duffucptoj^    in    demselben    Sinne, 
wie  oben  vs.  173.    wiederherzustellen.     Aeusserst  schwierig 
sind    die   letzten    Verse  : 

aiipa  d£  9vijx'  icfvovxo ,  xa  nroiv  fuddov  ddavax 

iivni , 

Lu)od   T£  XU    iToiv    dy.oiixa,    diakka^avTa   y.skev- 

9ovq. 

xu'jv  d£  T£  n/ayouBvvjv  X^'^'  i^^fsn  f^ivola  dvijTtov, 

navxoirjQ  töirjaiv  doijfjuxa,  Dariia  iäeodat. 
Dass  i,v)OU  von  Empedokles  in  der  Bedeutung  gemischt 
gebraucht  worrlen  sei,  wie  Theoplirast  bei  Atlicnäns  X, 
p-  -123  (vergl.  Eustath.  Iliail.  p.  746,  't7.)  und  Plutarch 
Sympos.  V,  4.  annehmen ,  halte  ich  für  ganz  unmöglich ; 
freilich,  wäre  die  Lesart  des  Simplicius,  ^ojija  x£  xa  n ptv 
dy.uijxu,  die  auch  die  ebengenannten  anführen,  richtig, 
so  könnte  man  Qu)od  kaum  in  einem  andern  Sinne  fas- 
sen. Allein  die  Stelle  scheint  von  altersher  verdorben 
gewesen  zu  sein,  darauf  führt  wenigstens  die  Stelle  de» 
Aristoteles  Poet.  c.  25:  xd  öl  (dliU^Tlj/^iaxa  TTouq 
ki^iv  uoiijvTa)  öiui(j£0£l,  oiov  '£u7i£Öoy.ki]i-  Ait^'a 
Ö£  Dvijx'  icpiovxo,  XU  71q\v  fid^uv  ddavax  fivui  , 
Zu}Qd  [£  ninv  y.i/gito.  liAtte  nun  Aristoteles  die 
Lesart  Theophrast's  und  der  Andern  vor  Augen  gehabt, 
Cutüd  XE  XU  TlQiv  äy.gi]xa,  so  wäre  iliess  zwar  anch 
ein  Fehler  gewesen,  aber  nicht  öiaioioei ,  sondern  eher 
ykuixrn.    Ich   vennuthe,   Aristoteles   fand   bei   Empedokles 


ino5  ino6 

Cotgä    r €■    ngiv     i  a    /.i/.(JljTO,    »as   allprdinfrs'  il6{p-  iJt  das   ürthcil   drs   Philo    liber    die   dr«i    |<hiI;iS0jj!ii9chen 

ppisiniiig   ist,   je    narhdpiii    man    intprpnnfriit  ;    ilcini    man  Dichfer  Xenophanes  .,    I'iinnenides   nnd   Empedukles   nicht 

kann    rrrkindpn:    Cu)()ä    if,  rrgh'   T«    y.t/.ftii  ru ,    und  rein  niiwirhlij;   auf  die  Anklage    namllrli   j).    74:    ,,K<in    ita   ta- 

irard  {icpiuvTo)  was  früher  vermischt   war,   aber  auch,  inen    Xenophanes    ant    Parnienidrs    an(    Empedncles    sii-o 

Cojoa     re    Tlglv,    rd    y.hy.or^ru,    und    das,     was    früher  alii,     qnirunqne    (heolojji     a    porsi    rapti    snnt   divini   riri, 

rein   Kur,    das    (cn   d.    h.   taiTU)    ward    gemischt.       Die  sed    putins   theonani   nafurae  jn«  nnde    silii    arinniniodanies, 

erxfp    Verliindnns   .stimmt   ganz    zu   der   geivtilinliohen  Vor-  et    ritam     onineni     aii     pietatem     laudeniqiie     Drorum    de<li> 

»tellongsH  eise     des    Eiiipedokles,     und     »olltc     man    Clooa  cantes ,     optinii    quideni   uri    «oniperti    sunt,     jioi'iae    tiiiirn 

fi l     lesen,     wie   Sinipliiins     ivirklich    an    einer    Stelle    hat,  non    feliccs:   quos   uportebat  divinitiis  spirituin    siirtiri ,    gra- 

»o    »are   alle   Zneidentigkeit    gehoben.       Die    ganze    Stelle  tiamque     de    roelo,     metrnm ,     caimeii,     ili^ituinqne     coe- 

flürtto   demnach   su    im   Zusammenliange    gelautet   haben:  le^tem   ac     difinum,     ut    poemata    rera    rdinquerrnt    relui 

J.'^,^.    ;..    '  ^     j  •      „„„-  f\^.'^. ,'-       '    „      ''  prototvpiini    liliri    perfectuni"    erwiedert    Philo    p     '[]:     ,,\i 

,<,.   _    /    ^„         .         '1  ,  i  -     i  ,'  1    '.  ;c    .,,    .-  '  qnare  Eimpe(  Oc  es ,  l'armenides,    Äemiplianes  ai'rnnlalornue 

.  ^...,  '/rX.,"     AT-'   „.    .  ;.     ,'    ,'       „  "   „         J'    u  istornm    rhurn!)    nun    sortid   sunt   spirjtutu    IfJnsaruin,   quum 

dl    ,  •        c»        '         rfi,i,'       ,  ,„   'i  .  '  theolo^iani     rxerruerunt  '       Ideo    .scjhri't,     o     vir     nptnne, 

y.    <j'     -'s«        'si    -,  '  -       ,'     .-  'L  I  'r  Quia    nun    deceljat   lioinineiii    Ueum    esse,     iiiiasi    oninia    in- 

•.       </  11  *      ;;Q'"i  '„•••!  1     a  tegre    in   se    rondentem,   sed  reniaiiere   lioniinem  partiripem 

'     ^  "  Ji-i  '  generis     liumani,     cui     error    et    «Icliquium    co^'iiata     sunt. 

_.    1 1   >     s>     V         n'    ''  '■  /  .'11    't  Op(ir(ebat     itanne    eos    ultimo    loro    in     leri     iiivrstigatione 

•'    _•     ■        7\7'.  -        '         „      /    „,'  .         i         ,  confentos   esse,   ad    il  ud    autem,   ad  quoil    uon  erant    ex  lia- 

oaa     ETI  lycixo^  egi'y.s  uerc.ooiuv    ov   yug  aiieu-  ,..'..  '        ^         .  „ 

*  ^,   ,'      ,  '     ^        I     .  tura     di'stinati,     ininime    satagere     perienirc.        Kit    uielius 

ff)  }■  (JJ  »  '*  • 

'    „.  <       ,•,-'  ■■''.,  '    '       „         .,.','i"'  "  quidem  iam  sibi,   tum  philosnpliiae  consuluissent,   si  omissa 

'1  1    <         '        '  .'.     .  •,  I  '    ;v'      ■    .Cr  poesi     <  ispufationes     ant     ( ha  ogiras     coiisrriptiones     secuti 

akku    TU    u£v   z     tveu/uvi,    iifktojv    za  dt    z     ete-  ',   .  '  ,  n.   .        n-      ..i       m        i 

■^  '     '  L)    j  l  Inissent,     quoil    umnino    niagnus    riato    eltecjl."       ilJan    be- 

.1  5 .        »        .  „;  V     '  "     '  .\        .      1  achte    ferner   p.   7'.l:   ,.Age    interim  ponanius    iiiter  nos    um 

ijöaov  0    anv  virexrcgoittot,  zutov  aihv  Enr.si  .         \  •.  .     .      i,    i 

I  rf,  1    '  ■  "     j  •'  ,         ,  rersum    ingenitum  ac  sempiternnm ,    jiixla    iMud  ,   qnod    sug. 

niiiocfo'üv  (Pikozrzuc   oiusiiWEVii    aupgazoQ  ooui].  .,  "        ,  ,  '  i   i        i      ,•  ^ 

T,     's«    Q     '   ■    •   'f  '     '  ^'        <         '   'q  q  '         •  ffTit  sensns   celeherrimoruni   pnilosopliantium  ,     sirut    ron- 

aiipa  OE  duijT    EcpuovTo,  to;  ugiv    uuijov  aoanaz  "^    .,      ,  „  .,         ,,,         ,'  ,        ,,  „,        ,  ,  . 

^  '  '  T  .scriuunt  rarmenides,    Jiiinppdocles ,    Zeiio,    Cleanllies ,  ahi- 

>.  /  N  1        /  V      -'    '.-  1      '  q"e    di^i    homines,   ac    ipjut   verns  quidani    proprieque  sacer 

Lüigu  TE,    Tigiv  za  xEy.ovzo,    ötukkatavza    y.ekEL-  ^      ,,       ,,     ,      ,        ■  ,^  ■  /   ,  '     '  .    '        , 

^'  ^  'fi  roetiis."        lingleicn     »jchtiger     ist     dagegen     eine     andere 

_       ^(  /  ,  .    .;,,     *'  >       n  -  Stelle    über   die    VVeltbildiiiig ,     die     rorzugsweise   an/    Kin- 

TUJV    OE    ZE    lUayOLlEVMV    VE/Z     titVEa   kliiOUt    UVVZUiV,  ,    ,,  .        •    ,^       ■    ,      ,        ■    ,\  r    a      i-  .i  i 

,         .J  .      '    r    ,  ,A,         „      _  'jc  '     n  '  pedoklcs    Ansicht   sich    bezielit,   aul   S.    (So,     wo    Alexander 

Ttavzoirii  löEjicnv  aoiwoza,  ifauua  tOEactai.  .        ir   ■  •  1       ■       *  ..        , 

''  ''  >  '■  ~  sagt:    ,,i1iXigamus   niniirnm   ante   signatnrum   a  te   rationes. 

Die    Fragmente    selbst,    obgleich    der    fleissige    Sturz    sei-  Quam    ob    rem    vaste    in    medio    uniiersnrnm    conilitam     ere- 

uen     Nachfolgern     <las    Meiste     vorweg    genommen     hatte,  xit   terrain,   supra  se  halientem  iiiaria,    et   conredens   terrae 

sind     doch    um    einige    Verse,    selbst    ans     bekannten    nnd  spatiuni    secundiim,   aerem   supra    aquas    eli'vaiis,    enin    snr- 

iiahe    liegenden    Quellen,    wie    z.    B.    Theophrast,    vermehrt  siim     delaMim    nsqiie    ad     aetliereni     extendit?      Qnod     vero 

worden.        Von    der     neuen     liearbeifnng     des     Simplicius,  a     nobis    fortasse    audire    vuUis,      praeslo     est     resjiniisuiii  , 

welche    Hr.     Lobet,     ein    Landsmann     von     Hrn.    Karsten,  necessitate    vidclice»   qiiadam    naturae    Irviora    a    gravioribus 

dem    wir    eine    gehaltvolle    Schrift    über    den  Komiker  Plato  sursum  pelli  contigit.      üccultis  anteni   cerfani  fariiint  fidem 

rerdanken,     herauszugeben     beabsichtigt,     ist     wohl    nicht  haec,    qiiae    sunt    manifesta.      Situlain    si   quis   aqua   pleiiani 

gerade     eine    Bereicherunir    unserer    Saminlungen  ,    siiher  sumens,     oleum    ei    superfundere    arenainque    velit,     areua 

«her   die    l'erbetserung   vieler   Uruchstürke    zu    erwarten.  inferius    abit,   oleum    autem    supra    perstat,    aqua    vero    me- 

Aber  auf  eine  Quelle   möchte  ich  aufmerksam  machen,  dinm   obtinet  spalinm.      Elenira   aqua   eo,     qnod    levior   ait 

welche    Hr.  Karsten    ebenso    wenig,    wie    «obl    die    meisten  terrana    niateria,    sursiim    acta    resilit;    quoniam    vero    gra- 

dentschen  Gelehrten    gekannt  zu    haben  scheint ,    ich  meine  tior   oleo    est,   snli  leviori  rogitur  snbsidere.      EoiJem  modo 

die    Philonische   Schrift   de  Providentia,    »velrlie   Jo.    liapt.  et     mundi    partes    affici    videntiir,      ut    dicit    Empedorles." 

Aiicher    ans    dem     Armenischen    in's    Lateinische    übersetzt  Jene    Verglei(  Innig ,     »enii    es   auch     iiiclit    die    Worte    des 

hat  (\'enedig  iS'22).      Ausser    manchen  Notizen    von  nnter-  Philo   selbst   deutlich    zeigten,    ist  sicher   aus    Enipedokles 

geordnetem    Werlhe,     die    eben     keinen    neuen    Aufschlnss  selbst   entlehnt,    der    überall    physische    und    metaphysische 

gewähren,    wie   p.    11:     „Empedocles    Agrigentinus    ignem,  Probleme  durch  ein  der  siiinliclieii   Well  entlehiifes  Gli'ich- 

aquam,  aerem,  terram  et  duu  principia,  amurem  et  odium",  niss    oder    Beispiel    anschaulich    zu    machen    sucht,     mau 

oder    p.     l'J  :     „Empedocles    mundiim    unum,     nee    tarnen  vergleiche    nur   vs     '2H'l   ff.    oder    vs.    30'2   ff.       Die    Aniveo- 

univcrsuin    illuin  ,   sed    minorem    istius  uniiersi    partein,    re-  düng    jenes    Gleichnisses    auf    die     Bildung     der    \Velt    ist 

iiquum     vero     vacuum    esse    materia"     (oder    vncuam    esse  offenbar   ebenfalls     ans     Kmpedokles    entnommen:     ,,Drsce- 

materiam)  ,    was    fast    wörtlich    übereinstimmt  mit  Plutar<'h.  dentibus    eiiini    ab   aethere    venlo    et    igiie    alque   volaiitibus, 

de   plac.   philos.    1,    5:     y.oouuv   fjtv    tva ,   ur   fifvrui    zu  tum     coelo     latissime     expanso     ac     desnper     circnindiirto , 

ndv   EcVUl    ZUV   y.üouov,    u'kk     dtiyov    tt    zur    naviuQ,  iRnis,   qui    panllo    inferior   coelo   manscrat,    ipse    qiioque    in 

radios   solis   adaiictus    est,     terra    <ero    concurrens   in    niiam 
spatium,   et   necessario   condriisata  appareiis,   in  medio  stat. 

06  * 


II! go^,   TU   de   /omov    agyr^v ,   oder    yvic  Eusebios  Praep. 
Evang.   XV,  3J.   hat    tu  öl  kui:iuv  ägyi)v   fliai  i'iljv. 


1007 


inos 


Pprro  rirra  mm  iiiiiliqno,  <jii<ini4in  niiiiis  Ic»  ior  frni,  rol- 
lilur  ali^tiuc  iliiiiotioiif  aotlier.  Qiiii'lis  aiilciii  ••xiiiile  ra- 
(lu  iliiliir  inT  Dfiiiii,  lioii  vcrti  prr  siilliicf as  iiuil(:i<  sii|)cr 
«r  iiiuirni  ixisilns,  qiiariiiii  circiiiiiriifatioiir'i  politoriliit 
ti;:iiraiii.  (iiiia  circa  cam  roarc(a(a  fint  s|)liapra  igiiis 
iniraliliH :  iii.i^iiac  ciiiiii  et  iiiiiltipliris  tlicoriap  (icl  s|ie- 
ciri,  fiiriiiac)  >iiii  lialict:  idoo  iiec  liiic  iicc  illiic  cailit 
!!<<«."  .All.s  .stiiiiiiit  mit  ilrr  k(i>iiii>j;""'<"  ''''*  Kinpe- 
iluklcs  vullki>iiimi-ii  iilirrpin  ,  zuerst  ilie  liililiiiif  de» 
lijiiiinris  iliirrh  Luft  iiiiil  Ffliir  (ilriiil  venlus  ist 
sicher  nur  uiiijriiaiior  Aiisilriick  für  aer)  gcraile  wie 
Pliilarcli.  Placii.  Philc.s  II,  II:  ßiimöoy.kii'i  oieutuviuv 
ttvai  xuv  uti)<iiui',  ii  aluu;  ai'/^iu nyiviüi  inu  nv- 
gui  y.oicTiif kofidtöii,  TU  nv^iudei;  y.ul  deoujdei  ev 
fy.axtüif)  lo'iv  r,iiio(fatü'iij>v  ntftityovxa.  Aus  iloin 
Feuer  tfestailct  sich  aber  auch  ilie  Sonne,  ignis  —  in 
railiiis  .«iilis  ailandus  est,  »ie  Dini;,  Laert.  ^'111,  77> 
berichtet.  In  der  IMiltc  «lagcjfen  ruht  ilie  Knie,  umge- 
ben   vnn    ileni    riitirenilen    Aetlier,    ganz    »ie    Aristoteles   <le 

Coelo  II,  13:  Ti)v  ynv  nui/Ttc  oout  Tuv  oi'oavuv  JEV- 
vujoiv  y  fTTi  XU  fitauv  ovvtKitciv  tpaoiv  uit  de  rievci 
CiTuvnt  Ti-v  aiciav,  y.aX  ksyuvaiv  ui  fitv  —  ujoneo 
'liuTiiduy.kiiq,  Ti)v  Tuü  üi'uavuu  (fouuv  xi'y.hp  iiegi- 
dkuvnav  y.ui  dazxov  (feouiihljf  n}'-'  t7;s  7;;?  cpooav 
y.oki'eii/,  xat>u-7Teo  tu  iv  xoh  y.vddoiz  iöwij  /..  r.  A., 
MO  als»  »ieiler  ilie  Ruhe  der  £rile,  nfilirenil  der  Him- 
mel oder  Aelher  sich  bewegt,  durcii  eine  ^'ergleif hung 
erläutert  »ird.  Die  Erklärung  dieses  Phänomens  bei 
Philo  scheint  freilich  riin  der  des  Aristoteles  abzuxeichen, 
allein  diese  Abiveichuiig  ist  auch  nur  scheinbar:  nach 
Aristoteles  begri'iiidete  Empedokles  die  feste  Stellung  der 
Erde  elien  durch  den  ungleich  rascheren  llmsrh»  ung  des 
Himmels,  bleibt  dagegen  der  Aether  stehen,  so  ist  zu 
eruarten,  ilass  auch  die  Erde  ihre  ruhende  Stellung  ver- 
liere, »ie  Aristoteles  ebendas.  II,  1.  sagt:  Aiül  xf)V  öl- 
vijoiv  i^äxTuiüi;  TiyxäfOiTCi  (fooüq  iiji  oiyeiac,  6u- 
7ti]c,  tTi  ooJCto9ai  xooovxuv  yuüvov,  yaÜuiieQ  I^l*- 
TTlöoyJSls  (fl]r,lv.  Also  ist  auch  der  Untergang  zu  er- 
H'arten,  mit  Recht  bemerkt  Hr.  Rarsten  auf  S.  4'J|: 
„Ex  Eni|iednclis  enim,  ut  ex  aliorum  upinioue,  mutus  ilie 
non  est  iieressarius  ar  sempiternus ,  verum  nihil  obstat, 
quominus  cesset  aliquando  eoque  reiisante  mundus  hie  rol- 
labatur,  quod  placitum  langit  alirubi  Aristoteles  direns: 
(IMetjphvs.  \'III,  .•^.)  ui'  cpufjtouv  /jij  Tiuxa  (ü  ui<(ja- 
vui)  oxfi,  ü  (fufioi'VTUi  ui  ■ni:(jl  (fL'OEo}<;.  quibus  ver- 
bis  Einpeducicm  praesertim  intelligi  ,  jam  retus  interpres 
animadierlit  "  (Alexantler  Scliol.  Arislotel.  p.  7,S4  a.)  Es 
kann  al.'<u  Empedokles,  ila  ja  doch  nach  seiner  Ansicht 
die  feste  Stellung  der  Erile  keine  «lauernde  war  ,  den 
Gedanken  ausgesprochen  haben:  Quietis  ratio  dalur  per 
deum.  Noch  interessanter  aber  ist  das  Folgende,  un- 
zweifelhaft aus  Empedokles  ebenfalls  entlehnt,  da  wir 
ihn  hier  gegen  seine  Vorgänger  polemisch  auftreten  se- 
hen; denn  wenn  es  weiter  heisst:  „non  vero  per  sphae- 
ras  niultas  super  se  inviceni  positas"  etc.,  so  ist  dies« 
offenbar  gegen  die  Theorie  des  Parmcnides  gerichtet, 
»elcher  die  Erde  sich  von  einer  Blenge  von  Kränzen 
oder  Kreisen  umgeben  vorstellte  ,  wodurch  sie  im  Gleich- 
gewicht erhalten  würde,  vergl.  Plut.  Plac.  Philos.  III,  15  : 
Rafi^EVidiji,    zJijjuoxQUOi    diu    tu  7iuvTaxüi>£i>  icov 


acfFuTvJaav  ftiietv  ni\  Tili  iou(if>(t7i  Ui ,  ot'y.  i:;foi"3«v 
aiiio.v,  dl'  ilv  öeroo  fiuM  ov  /}  iyii'oe  öiiptim  o.v' 
diu  Turru  iiiti/dv  mv  y.onduhtoihn ,  pi'j  y.imioitat 
dl.  Stob.  Ecl.  Plus.  p.  4H'.i-  n(i(tiiitjiäiji  arx{(fui>ai; 
ii'vui  moi:!  iri/.iyiui/ic;  inak/.i'/  Lori ,  -vijv  filf  ix 
Tui<  üuaiov ,  x(jt/  dl  t/.  TUÜ  ■^vy.viiu,  fity.xdi;  de  ük- 
kai  i.x  (fuiro^  y.al  ayuroti  fif:xa^v  xui'cviv  y.a'i  xu 
Tii(Jiii/ov  dt  Tidcraq  xiixuv;  dty.ijv  OTtQUuv  inufjxiiv, 
i(f''  ai  nv()uJäijq  axtcfuvi]'  y.uX  xni'  fiiaanänjn  :ia- 
ouiv  dfjaiiov  näkiv  nvgojdlj'  xdjv  de  avtiiuyutv  xijf 
fiEaatxuxijv  ändoaic  xoy.ta  7tüo);i  y.ivijoiu)^  y.al 
yeveaeoji;  r7ia(ji(nv ,  i'jiiTiva  xui  dulfiuva  y.al  y.vß)jo- 
l>i]v)]v  y.al  ykijuor/nv  iixovoiidCn ,  zli/.i^v  tb  y.al 
Avd.yyVjV.  Diese  Stelle  des  Stiibau«  ist  freilich  fast  uu- 
versländlich  ,  doch  glaube  ich  «lieselbe  durch  nicht  allzu 
grosse  Aenderung  herstellen  zu  küiineii,  wenn  man  näm- 
lich schreibt;  y.ul  TljV  axevoTacijV  (oder  aiei'lu- 
xdrijv)  nuouiv  ocpaigtuv  ndkiv  ni'uujdij ,  so  ist 
nach  der  \'orstellung  des  Parmenides  sowohl  die  äusserste, 
als  auch  die  innerste  ^d.  h.  der  Erde  nächste)  Sphäre 
oder  Stephane  aus  Feuer  gebildet:  in  der  IMitte  aber  fin- 
den sich  die  aus  Licht  und  Fiiisterniss  gebililelen  Kreise, 
unil  unter  diesen  int  wieder  der  n)iltel.ste  der  IMittelpunct 
oder  das  Centrum  der  ganzen  Schöpfung.  Damit  stimmen 
auch  die  ^'erse  des  Parmenides  sebst  i'iberein  vs.  127: 
.j4I  yv.Q  axiiviircpai  nkf,vxu  itvoui  dy.mrruiu , 
ai  d'  iiti  Trji  iry.rug,  jnfr«  de  (fkoyug  lexai  ataa. 
iv  de  /.lioif)  Tuvxoiv  /laif.nov,  tj  ndvTu  xrßtgvd' 
nuvTUi  yuQ  axvyfgui'o  Tuy.uv  xai  fil^tog  a'gx'jf 
7ri/.i7iui>o'  uQocvi  drj.v  fiiyi]v,  tu  t'  ei/aviLop  avdtg 
UQafv  üijkvilgtn'  *) 
Die  folgenden  Worte  des  Philo  sind  zu  nnverständlirb 
übersetzt,  als  dass  sich  etwas  Bestimmtes  darüber  sagen 
liesse,  doch  beziehen  sie  sich  tvnhl  gleichfalls  auf  die 
Ansicht  lies  Parmenides,  welche  Empeilokles  bekämpfte. 
Philo  fährt  weiter  fort:  ,,Deinde  ratiucinatus  de  mari 
ait :  Concreta  est  cxtremitas  orae ;  maxime  in  grandinit 
morem  resiliente  aqua  liuiosa:  quae  enim  in  terra  humi- 
ditas  passim  est,  in  demissis  depressisque  ejus  locis  amai 
frequenti  ventoruui  impulsu  impelli,  iluetu  uno  alterum 
sustinente  more  nexuum  quorundam  fortissimorum.  Ab- 
surdum auteni  est  dicere,  juxta  providentiam  esse  tantum 
niultitudinem  aquarum,  quae  uiinime  bibuntur.  Quando- 
quiilein  maria  sunt  non  pauca  inrlusa  intra  Ilcrculeas  co- 
lumnas:  inagnum  autem  niare  exlenditur  praeter  legem 
naturae  debitam.  Itaque  quae  ex  terra  defluit  humiditas, 
aqua  est  facta,  simililer  et  aer  vapor  exhalafus  ab  aqua 
terraque  ,  sicut  in  balneis  solet  esse,  ubi  aqua  extenuatur 
per  calorem,  secundum  necessariam  elementorum  ad  se 
inviceni  commutationem."  Hier  haben  wir  »ohi  durch- 
gehends,  sicher  aber   zu   Anfange   und    zu  Ende   die   Furt- 


IfKlO 


1010 


»rir.ans  <It  KinpfilDklfiscIien  l'orsft'IItinff  ron  dir  Welt- 
bililini;;,  iiiiil  z»ar  tliriltc  hirr  Fhilu  »olil  die  V'rrsp  lie» 
l£iii|>i-iloklrs  srIliMt  mit;  niaii  vcrt;lei(he  nur  mit  dem  Aii- 
fanj;e    rs.    '^(K): 

na»  man  irrijf  auf  ilie  ISililcni;  iIps  Salxps  [tpzit^ ;  die 
Vorstrlluii!;  <li-s  Kni|i<'(l<il>li's  »lar  lielnirlir,  »»ie  Hir  aus 
der  ilitrilf  der«  l'liilii  ilcufliill  erkennen,  nainenlliili  Henii 
wir  die  vi-ru  »iiiIIimi  Ansirliten  des  t£ni|)Pilukle8  i'ilier  die 
Bilduni;  des  lliinniels  und  des  IMondes  ilaniit  vergjleiilien, 
der  ausserste  Sonin  des  .^leeres,  der  «lern  Himmel  »der 
dein  Aellier  am  nflrlislen  ist,  sei  durch  die  (ietialt  des 
Feuers  zu  Ki\sl>iil  jjpMordeii,  erstarrt  wie  liagel,  rtlit 
der  Ansicht  viin  der  ISililuni;  des  IMeeres  vergleiche  man 
den  Ausdruck  des  Ifimpedokles  iduiÜTa  Tlji  y>;;  eivat 
\^d/.<iaonv ,  siehe  Hrn.  Karsten  auf  S.  4.'J8-  Die  >on  den 
Badern  entlehnte  ^'ercleicbiinj;  gehurt  sicher  dem  Em- 
peiiiikleü. 

Was  Alexamler  weiter  über  die  Umlaufszeiten  der 
Planeten  erwahut,  ist  sicher  nicht  aus  ICmpedukles  ge- 
schöpft, snnderii  Pliiln  hatte  gewiss  hier  die  zu  seiner 
Zeit  gültigen  liestiiiimungen  »or  Augen,  rergl.  Plut.  Plac. 
Philns.  II,  .'j'J'  Dagegen  das  Folgende  wiril  ausdrücklich 
dem  Knipedokles  beigelegt:  ,.Luiiac  rero  Ininen  noiine 
inepte  putatur  a  solc  juxta  Prntideiitiam  desninere  liirem, 
cum  potius  instar  specnli  rasu  in  se  incideiitein  furniam 
recipiat?  quemailinoiliim  Kinpeducles  (dixit):  lumen  lu- 
naris  globus  magiiuiii  largunujue,  niox  illico  retersus  est, 
nt  currens  coeliim  attingeret."  Auch  hier  also  wertlen 
wieder  die  eigenen  AVorte  des  fimpeilukles  angeführt, 
die,  obwohl  dunkel  und  fast  unverslfinillich  übersetzt, 
doch  mit  der  Ansicht  des  Philosophen  übereinstimmen, 
dass  der  Alond  nur  durch  die  sich  lirechendeu  Sonnen- 
strahlen erleuchtet  werde,  vergl.  Plutarrh.  de  fac.  in 
erbe  lunae  p.  y.H)  D  :  ciTi oXeiTiiTai  tu  jov  Efuntöo- 
xkeoi'i,  civay.küoit  tipI  toi'  i'fUuc  ngoi  xijv  oreXtjpi^v 
yivea^ai  ruv  tiruvdu  (pu)xiouuv  du'  ui'TiJi  und 
die  daselbst  angeführten  Verse  des  Dichters.  Zu  be- 
dauern ist  nur,  dass  uns  der  griechische  Text  jener 
Schrift  des  Philo  nicht  erlialten  ist,  alsdann  würde  der 
Gewinn  jener  Stellen  ungleich  grösser  sein;  namentlich 
die  Citate  aus  Dichtern  sind  in  der  lateinischen  üeber- 
gctzung  oft  kaum  wieder  zu  erkennen  *).  Ob  die  arme- 
nische L'ebersetzuog,  die  neben  der  lateinischen  steht, 
bessere  Aufschlüsse  gewährt,  vermag  ich  nicht  zu  be- 
artheilea. 


*)  .''o  z.  B.  d.is  scliöne  Hypoichem.i  des  Piiidir:  './xri;  'Ae- 
Xlnv,  xC  nolvdxom  x.  %,  k.  iJn^t  liier  mit  Jon  Werten  an: 
.,Badiuni  solis,  lyro,  inultnni  iiitueri"  elc,  so  djss  für  die 
Ktilik  dieses  schwicrii;cn  Gedichtes  daraus  nicht  di'r  min- 
deste (iewinii  zu  ziehen  ist.  Vcistandliclicr  sind  dagegen 
zwei    Stellen   des   Aescliyltis   auf  S.    50; 

Joveiii  ex  sceli'ratorum  grnere  cxiiiiit  et  ab  injuslis  lex 
und  aiil  S.    102: 

Diia  Ines  vaciiain  ini\illain  voracem   in  popiilob  circuni- 
ferens   adinipltt,    iiiortiiorum   corpnra    seprlieiitlo  , 
ungefähr   als   ob   Aesclij'lus  sescliiiehon    balle: 

^itvri   3i  Xaiffo:;  iv  no).it  xfi'jjv  yvt\0-ov 
Atifjuiy,  yi^onToiv  »ui  viiuv  nioijfiuair. 


Schliesslich  will  ich  noch  zu  Xennphanes  und  Par. 
meiiides  einige  \'orbe8sernngsi ersuche  mittheilen.  Xenn- 
phanes   Fr.    IV: 

^'tifi  ü'  iv  Tut'xift  re  ^itvciv  y.tvot'ncvuv  ui'btD, 

So  verbessert  Hr.  Karsten  die  durchaus  •'erdorbene  Les- 
art des  Siinplicius:  aiii  d  iv  Tuciiii  ftlvn  —  iitifO' 
^tothu  fiiv  Ulli  TTOtiTti  ■/..  T.  / .,  im  letzten  \'crs  un- 
zweifelhaft richtig,  allein  im  ersten  ist  ze  unpassend; 
ich  schreibe:  uni  i)'  tv  raLi(i)  li  i  v  e  (  oc  y.ivttt  lUt/av 
üi'dtv ,  und  es  sind  diese  Verse  nicht  sowohl  auf  die 
Gottheit  [iho^),  sondern  auf  das  Weltall  (ro  JV)  zu 
beziehen,  it as  freilich  nach  der  Ansicht  des  Xeiiophanrs 
auf  eins  hinaus  kommt,  vergl,  Arislotel.  de  Xeiioph.  Zeii. 
et  Gorg.  c.  :\:  Tu  dt  TOluvtuv  üu  ir,  öv  ti/1>  ihüv 
tivai  Ltyti,  uvif.  K/iieiaifat  uüri;  -/.(vr/TUv  elvai  — 
y.axu  navTCt  du  ohroji  tynt/  tuu  'hüv.  didiüv  xs 
y.ai  eua,  uuoiüv  re  y.ai  ocfa/uoeidij  uvza,  uiie 
ä:iHQiiv  ovxe  Tiens^aoi^itvuv ,  uine  tjoeueiv  ui'rs 
dy.ivijTuv  slvai. 

Xennphanes   Fr.   V: 
'JiXct  ßooxut  Soy.tuvai  &eoii  yevt'uoSae  .  . 
Tijv  (T(fSTtoijv  d'   IrrdrjTa  ix^'"  (fw^v  Tf  öeuag  rf. 
Den    zweiten     Vers    hat    Hr.   Preller    aus   Theudoret.   Gr. 
Äff.    Cur.    IM.    p.    49    riclitig    verbessert,     Tj^-f     acftiioiw 
t'    atodijOlv   t'X^'^  ^  '"'   «''■slen    ist  vielleicht  zu  schreiben : 
'.■/kka  /jQüTue  doy.iui'Oi  deoi'i  yevväcr^ai  üuuiu)^, 
nämlich  ßgurOK.  üfioiuiZ  konnte  um  so  leichter  ausfallen, 
da   in  dem   gleich  darauf  folgenden  Fragmente  bei  Clemens 
(Strom.   \'.   p.  (iOl)   zwei   Verse   ganz   ahulirh    mit   uuuiov 
unil    üiioia  schliessen,     der    unmittelbar   vorausgegangene 
aber  mit   üfjoitug   OLÖt   vüljfxa   endet. 
Parnienides   vs.  83: 

Oi'öe  öiaiQsvüv  icniv ,  STrie  näv  eorlv  üiiuiop- 
oi'Se  TC  TT]  (xdXXuv,  TU  y.sv  ei'pyut  fuiv  ovlixeot^at, 
oi'öt  Tt  x>:ip<^Tt(juv  nuv  de  nkiuv  ecrilv  iuvxui. 
Das  Adverbium  r^  ohne  ein  entsprechendes  xv  ist  kaum 
passend,  noch  viel  weniger  das  Adverbium  udkKui/,  da 
Parnienides  sagen  will,  das  All  sei  nic)it  nach  der  einen 
Seite  hin  grosser,  nach  der  andern  kleiner;  ich  lese 
oi'ÖE  xi  nrj  fxdkXuv,  vergl.  vs.   105: 

[.nofTÜdsv  iauixaks^  Tcdvxrj'  xu  ya.Q  ovxs  xi  uii^ov 
ovxE  Ti  ßaiuxeoov  ntktvai  xoetüv  iaxi  x^  i;  ry. 
Farmenides   vs.  90: 

Tiüvxuv   ö'    Iv  xuivxuj   TS    fiEvuv    ya9'    eiovtü    xs 

xtixai  • 
o'vTvii;  siinsdov  av9i  fjievsi,  y^axfot)  ydo  ävdyy.n 
TtalouTuc,  kv  deofioiaiv  txa^    xü  f^iiv  äucptg  ss^yei 
ohvsy.ev  ovy.  dxskei'xijxov  tu  euv  de/nii;  elvat. 
eaxi   yd^    ovx   euiöevei'  ;<?)  eov  yuo   dv  ■:tavxu<; 

ideixo. 
so  Simplirins,  oder  fjtii  ibv  S'  dv ,  f^rj  6v  ö'  dv ,  Hr. 
Karsten  fjij  euv  de  XS  TtaVTUi  idcno,  was  ebenso  un  • 
metrisch  ist,  als  die  gewühnliche  Lesa.'^t.  Ich  lese:  e  o  l> 
6'  dv  -jiai'xuq  iäetlU,  das  All  bedarf  Nichts,  wflre  es 
aber  bedürftig,  so  würde  es  Alles  begehren.  Aehnlirh 
Hr.  Preller  eov  yuQ  ai>  navxoq  iöeiTo,  was  wohl  eov 


1011 


lOI? 


'/ILO  TfUTik    iSerro    heissen    soll,     ansserdein    aber    er- 
;;aii«l  «liTsrIl»'   irrig  lizsl.eVTlJ'rov. 
l'ariiifiiidcs    is.    !0": 

Ofire  ya.(i  ovx  eoit  ean ,  t(>  x£f  navui  juv  Usad^ai- 

t/,-  Ö//01',  UV  r'  iuv  iani',  uiiiu;,  ei'ij  y.ev  iovtui 

■Tfj  mltXuf,  TTJ  6'  itortov,  enei  -ituv  eoTiv  aoi'kov. 

.So  sclireil)«    llr.    knrsfpii    s(a(t    ii:i(iJi   li't]   v.evov   iövroz, 

fin»    Veriniitfiuiif;,   die   ans   mdirerpn   Griindcn   unstattliaft 

ist;     es   ist    j,''»"^    eiiifarli    Üttoj^  Sil]   xsvov   övcoc,   lierzu- 

itelliMi        Doiin  Parineiiidcs   sa^t   ausser   drin  ICinen,   Seien- 

di'H    jilit    OS    «edrr   piii    IS'irlit   Srieiides    {ovy.    tov) ,     denn 

•las    »lirde    ilie    Einlirit    des     Si'iendpii     aiifliclen     {tu    XSV 

Tdvot  IUV  ixfoitai  II.;  üituv  wie  «'s.  83:  to  nev  eioyot 

HIV    Oi'inX''^0\^ai) ,     nmli    .iiicli    ein    Seieiidps  ,     denn    ilann 

»lirde    das     Eine     iiirllt     Alles     Seiende     enthalten,     wurde 

iiielir   oder    \teiii<;er,     liier     und    dnrt   leer    sein;    aber    ilas 

Eine   fasst   Alles:     inci    71  äv   ioxiv    äatkuv   wie   is.  8h. 

:iav  dt  Tiktov  eouv  iovrot;.     Vergl.  norli  vs.  {VI  und  IF., 

wo  ich   am  Schlüsse    lese:     oviS    yf.vloitat    oin'    oKKv- 

'  <y^ai  dvTjy.E  ^ixi) ,    ^aXaaaaa    7i£di]aiv.,äkX'  hx^i. 

st.  neSrjoiv ;  Tttdijaig  gleich  ntdtj,  wie  avttj  und  av- 

C'/;<j/S,  w«^;;   und   fiailljaii- 

Parineiiides   vs.    114: 

31<>ijcf<''i  yio  y.c'TtStvTO  dvu  yvaiiiTji  övouäCriv. 

Tuiv  niuv    UL'    yoiwv    icritv,    iv    u)    Tinrk.avrnivoi 

üwia  6'  ixpivavTO  difxag  y.al  a/jf/ar'  e^evro 
Xojo'ig  dx'  dkkijKujv  ttj  fjiv  (fkoyuc,  aldifiiov  rjrvg 
rTztov  6v,  fisy'  doaiüv,    iujvTiß  ndvtooe  tvjvxov. 
Tip  ö'  irtQu)  f.i>;   xMVTuv  uTaQ  y.dy.cho  yar   o.vxo 
dvTi'a  ,  vv/.Tdöu  ij  Ttvxii'di'  öiiiag  iijßoidtg  te. 
Im   ersten   Verse   erscheint   yvujfujq,  oiler   yi/uj/uaig  durch- 
aus   unpassend,     ich    lese    flO(j(fU.Q,   yuQ   y.aTSdEVTO    dl'O 
yvidfxijv  ÖvouÜQeiv,  yvuiuijv  y.acatl9Eo9ai ,    bestim- 
men,   festsetzen.       Im   dritten    Verse   ist   vielleicht   uvxia 
'     (>'   >:y.oivd.v    TS   ^ty/«;  zu  »erbessern.     Im  fnnffen  Verse 
findet  sich    auch    tjttiuv   i)   fisy'    oder   ijniuv   ioriv,    was 
«O     wenig     befriedigt,     als    Hrn.    Preller's    l71tO(f(JOV,     da 
itSyoL  durchaus  unpassend  ist;   vielleicht    ist  ipriuv    Sf^lfAlV, 
docttov   u.    s.    w.    zu    schreiben.       Am    Schluss    endlich    ist 
dviUl,    wiifiir  Siinpllcius   an    einer   anderen  Stelle    ravav- 
TIOL    bietet,     ganz     und    gar    verkehrt,     der   Sinn    erfordert 
arop  y.äv.stvo    y.ar'  aCio   (oder  y.a9'  iujvzu)  zioi- 
rov,  vi'xt'  dSaij,  -jivy.ivov  öiiiaQ  iußijidsi;  is,  und 
fvy.x'    ddun    bieten    auch    ilie    Iluiidschriften   dar.      Ulan 
vergl.  »s.  12Ö  :  näv  nkiuv  iadv  ü^ioü  cpüsoi  y.al  vvy.- 
Tog     dfpdvTOV    i'oujv    dßcpoxsfjuyv ,    STiei     oüösrsQo) 

fit  TU    f^ljdtV. 

Parmenides   vs.    I34: 
Eiatj  d'  al^EQiav  rs  cfvatv  t«  t'  sv  at'&E^i  ndvza 
ot'jfxUTa  yai  ya^agdg  svayiog  tjskioto 
kafiTtdöoq  sQy'  diöijka  xai  örniö^sv  i^sysvovTO 
wo  sicherlich   fpy'   doiöljka   zu   verbessern   ist. 


Cassel. 


Theodor  Bergk. 


98.    Mt'lolctn.ifa  in  ele»iacos  Graecos  scr.  Ahrem. 
Fasciculus   111. 

Theognii. 
Vs.  771. 
dkku    r«   ulv  /jiijo^ai,   tu  öt  dstxvinai,  uJJka  dh. 

TtOltIV 

zi  acpiv  XQi'iaijTai,,  fioövog  sntaTdftsi'og'; 
lo  nptimis  libris  AKO  est  ÖEiyvisiv,  unde  rorriga»  aut 
diiyvi'flEv  aut  verius  forsitan  Ösiy.vvv.  Infinitivi  enim 
in  l>0.t  brevi  syllaba  antecedente  (excepto  uiio  itvai)  non 
minus  alieni  sunt  a  Theogniilis  dialectu,  quam  ab  Hoineri 
cf.  libelluin  nus(runi  i'iber  die  Ciinj.  auf  fH  p.  !()•  At 
praeter  Iloniericas  fnrnias  9aiiSva.l,  9tfA.iV ,  9sival  etc. 
utitur  etiain  rariore  forma  breviore ,  ijuae  ad  Aenlicum 
usum  accedit  (vid.  de  dial.  Aeol.  g.  '.^t") ,  V).),  nt  zi9tii> 
2SÖ  j  avviliv  ötjö.  et  ^e  verissima  Lachmaiini  einenda- 
<latioue  pro  OVVlÖElv)  l!?37,  fortasse  etiam  vs.  7  1.  »id. 
supr. ,  ölöoi'V  132).  ex  Hermanni  emendatione  pro  öl- 
öüv  T  ,  liStaSovv  104,  quae  satis  defeniinnt  formani 
ÖEiyvvu.  In  pentanietru  [iermaiinns  sine*  idonea  causa 
Theognidi  futurum  Duricum  -/Q'/OSizai  obtrudit. 
Vs.  7<l',t. 

'AvdQü'miov  ö'  dipixzo-  snl  yßovl  yiyvsrai  oi'dsig' 
■■'  dkk'  iiji  kuji'uv ,  UV  fxri  Tlksuvsooi  fisKsi. 
Cod.  A  omittit  uv  et  pro  w;  habet  löoEi.  Suspicantor 
varia ,  Sclmeideuinns  aVA.'  o'jg  vei  txkkujv ,  Schiieiderun 
Aoii'uv  ojö  iivat ,  Hermannus  ulJ.u>Z  kiöi'ur ,  si  in: 
•:zks6vEO'7l  fJtkoi  „ausserdem  ist  es  besser,  wenn  sich 
nicht  die  meisten  um  ihn  bekümmern",  in  quibus  valdc 
displicet  sententiarnm  per  «ÄAcuC  conjnnctio,  qnum  altera 
aut  oppositionem  aut  conseculionem  contineat.  Fortasse 
scribendnm: 

dkk'  oi'oi]  kaJuv  f.uj  irksovso-ai  (xskiov, 
ubi    höuv    (ptgeo9ni    dictum    est,    ut   nksuv   (fSQSadat. 
Sed  meliore  sorte  uteris  ,  guo  paucioribus  curae  eris. 
Vs.  .SU5. 

ToQvov  y.al  azü9ui]i  xai  yviuuovoi;  avdga  dsuiQÖv 
svdvzEoop  X9']  *  ^'f  ■>  Kv(jvs ,  cfvkaaoiitivai, 

u)  Zivi  '/.El'  Ilv9u>vL  9 tut)  xoijOao  itijtia 
Ufiffijv  Oij/xr,i'rj  niuvog  Ei;  ddi'zuv. 
Schneidcri  commentis  jure  spretis  Herinannus  fitv  ad  se- 
queiis  uuCpijv  refert ;  posse  etiam  transponi  disticha.  Quae 
eo  minus  prubabis,  quia  fj.iv  et  (fvkaooifisvat  e  Tur- 
nebi  conjcctura  pro  Litv  et  (fvkaaau/ltvov  scripta  8Ui;i. 
Scribas: 

si'9vrS(jov  7p>;  Sfjsv,  Ki'fivs,  cpvkaataofisvuv , 
Homericum  hllSV  non  ideo  a  Theognide  abjndicabis,  qnia 
hoc  uno  locrt  legitur;  (flikdoota9cil  ÖiiCfijv  molfo  meliu«, 
quam  CfvkncrOElv  convenit  theoro  orarula  transferenti. 
Illud  enim  est  7neinoi-ia  servare ,  hoc  respicere ,  non  con- 
temnere  vid.  Passow,  Lex.  In  proximis  niagis  placeret 
ijv  Tiva,  et  nescio  an  poi-ta  antiquiore  forma  UTTiva 
usus  sit,  quae  fcminini  maxiine  vicem  sustinens  librarins 
facile  in  fraudem  indncere  poterat.  Eadem  corruptelaa 
causa  esse   videtur   apud   Ilomerum   Od.    o,   417: 

Tisivi]  d'  uvitOTS  öijfwi/  sasoxszat,  uvds  zig  dkkr} 

vovaog  sitl  azvyf^i)  Trskszca  östkuloi  ß^ozoiciv. 


AOl.i 


1014 


Qiiap  qiiiiin  iioii  iina  <le  causa  tlispliceaiit,  rix  tlubifo,  quin 
rpsrribi    oportea«    püLOOi    ÖTti;   x.   T.   /,. 

Vs.    SIL 
'Ei  nuKvdui-Tov  y.cy.uv  ijxo^uv  ,   iv^a  f^dfiora, 

Bekkrrus  lolläiiljjuv  grripsit  px  A;  rpliqiii  liliri  piae- 
Leut  Ttukv  üöotTiov  »ol  u(j^ljy.Tuu.  Coinparavjt  Houie- 
ricuni  äoijjuv  yuov  y.ui  nivifoc  lliail.  p,  ;V7.  tu,  74l, 
He  quo  jam  iiiter  aiifiquos  (frauiiiiaticos  acprrima  lis  ftiit. 
Equiilein  qiiuui  l)au(l  cuiictanter  a.o/JljXOV  yoov  prae- 
feraui ,  qmiuKjiif  ruoipiisitnni  rroktuoi]  tOi;  nnnqiiani  iioii 
»it  viultum  optutus ,  Tlieogiiiili  recliiere  auileu:  ui'  Tlufui- 
äyoEzov  ic,  y.ay.uv  i\y.o^iEv,  rf.  lies.  Sc  93- 

'v,.  S?ö. 

77ws,"  <5'  i^iv  T£xk)]Y.£v  v7i    avKi]TrjQOi  ütiSttv 

ttvuuc;  yijg  d'  Oi(iO<;  (paluejac  i^  dyoQijt;, 

'  tjis  roi(f6t  y.ufjnoiotv  iv  e/kanlvatg  (pofttopraq 

'  ''       ^avdijoiv  *  Vi  y.ufAaii  iioo(fv(jiuv(;  otecpävovg- 

äkk'  dys  öl),   Sxv9a ,   y.ei^is   xolhjv ,   ÜTionuve  de 

Xüi/J.OV  , 

niv9et  S'  erujdij  ^ui(iuv  dTtof.'ki'utvuv. 

Contra  Srhiieiileivinuni  iliiliifantins  ilisputanteoi  Herman- 
nus  i'untentlit  loruin  esse  sanissiinuui ,  quem  in  haue  ra- 
tioiieui  intcrpretatur  :  ,,es  ist  von  einem  Hlumen^arten  die 
Reite,  »ie  SlchÖIJ  ^a)puv  zeigt,  ron  ilem  sich  Uluuien- 
gärtner  nährten  (ilenu  liag  siiiil  die  (fOotuVTSg  oitcpa.- 
VOVC,),  indem  sie  die  Blumen  fiir  Gastniäliler  lieferten. 
Dieser  Blumenijarten  (jing  durcli  eine  in  der  Volksver- 
lamuiluuj;  beschlossene  Gränzveranderung  verloren."  Quae 
nequeo  satis  mirari  sive  singula  specto  ,  sive  universam 
«eutentiam.  —  Potins  si  coniparaveris  rs.  1I9'>,  nbi  poeta 
fvavi^eig  nyoovc;  .sibi  ereptos  queritur,  primuni  nou  du- 
bitabis,  quin  evtDdljg  y^viaog  dTlükKl^tSVix;  nou  diversus 
»lt.  Ex  eodeni  loco  collatis  vs.  34Ö  sqq-  apparet,  agrnra 
ab  adversariiä  ereptuui  esse  Theogtiiilt  trans  mare  pro- 
fecto.  Jani  po<-ta  exliorfatur  qnosdam  rommissantes,  at 
potius  lugeant  de  agrn  aniisso.  Qui  sint  illi,  Srvthae, 
quem  alloquitur,  nomen  prodere  videtur.  Nain  quoll 
Welckerus  Srytharum  raput  radendi  morem  (nnile  UJI'O- 
oyL'i^iLfSll)  significatum  arbitrari  videtur  ,  nou  satis  in- 
telligu.  Scj'thae  noiiien  servile  est,  unile  intelligis  Theo- 
gnidem  servos  suos  alloqui.  Verba  yi'ji;  d  OL'()0g  (pa.i- 
vsxctl  St  d'i'0(jijq  apertissiine  nihil  signifirare  pussunt, 
nisi  tevae  ßnes  e  foro  conspiciuntur,  i.  e,  agri  erepti , 
ot  satis  dui:ent  //rf  TO£(fil  sqq.,  quanquain  rorrnpta. 
Cnlliginius  iode  pugtani  servos'  in  foro  comissantes  eo 
■nagis  ad  lurtuui  rcvucare  ,  quod  inde  agri  erepti  iines 
pruspiri  posmnt.  In  mediu  disticho  corrupto  Schneidewinus 
iiuster  rei'tissime  vidit  y.c(.()'loii  propter  ea,  quae  virina 
sunt,  non  posse  nun  de  frugibus  intelligi.  Itaque  enieii- 
damus: 

ijxe  rgicpsi  xa^nolq  ^f.v  iv  eikanivun;  ■nagsövrag 
^avdfjoii/  TS  xöfjaig  noQcpvQSoui;  arscfdvovq. 
KaQTTOi  nuoeövTSc,  sunt  TiaQuxi&Sf^isvoi.    Usitatius  est 

TiaQCtvat   de  personis ,     qui    in    epnlis    adsunt   cf.    vs.    :j39. 
Saspicatus  eram  etiam  iv  sikanivaiai  TlQsrxovxaq. 
Vs.   861. 

Ol    fi£    cfiKoi   TiQodtöovoi    xai    ovx    edikoval    xt 

Sovvai 


daxQutv  <patvofASvuiv  dkk'  iyiu  avTouati] 
toTtsohi  T    ittuu  zrtl  öudoii]  (dOi;  toi/ut, 
i;uog  at.ixx()iiuvuiv  ifJuyyui  tyct^uiiivujv. 
Pro     librorum      lectione     d.vbütjtv     rertalim      resrripgerunt 
UOTQOJH ,      vereor    ne     fervidius     in    loco    vel    sie     obsruro, 
Srribe    i)döujl>   et  tenebrae   cvaneacent.       Facibus   ardenti- 
bus    nuptain   sponsi    iliimum  dedurcbaiit  (Iliail.  a,  4VI'2.   Hes. 
Sc.    'J73-)',    haec    vero    puella    sine    facibus    (^  avxofjäxii  ) 
vespere     exit    ad    quutidianas    nuptias,     niane   suain    doinuui 
redilura. 
Vs.  87;. 
'Hßujuiq,  (pike  i)vin:,  xd^'  "i'   xivtg  dkkot  soovxai 
dvdQsg,  iyuj  dt  H-avaji'  yaia  /jikait/'  iaoiiai. 

Libri  hanc  varietatem  lectioiiis  pro  i'>fjidfJlc  praebent:  A 
tjlJui'ul,  O  i';f^aoi,  K  )';^'w;;s  ,  15  D  E  H  L  IM  N  i^i^doii, 
y  />«<',",  dcinde  in  repetita  post  vs.  Iü7().  sententia  omiies 
TSOnSU  jlOl.  Quibus  roinparatis  apparet  legenduni  esse 
ijtia  flUt. 

Vs.  8SÖ. 
Liuijvi]  xo.l  Tikovxog  s^ui  zi6l.iv  ocfga  fjsx'  dkkuiv 
xuiudCui^u ,  xuy.ou  d'  oi'y.  tfjuuui  iiuKtuov. 
Pro  uSt'  dkkojv ,  quod  parum  aptum  videtur,  certissime 
emendandum  est  juir'  avAojv  cf.  vs.  lutiö.  Xojud^ovTa 
/iisx'  ai'KijTijoug,  Hesiod.  Sc.  2?S|.  Xto^dCovisg  vn' 
nvkov  quo  spectat  Hesjchii  glossa  vn'  aikov ,  utx' 
avkoii.  Coiistat  enim  in  talibus  promiscue  iiixd  et  irtö 
adhiberi. 

Vs.  955. 
zJsikoL<  SV  sodovxi    di'oj  xo.y.d-  -xvjv  xs  ya.q  aiixov 
y^TjosvOti  Ttukkuiv,   y.a'i  xd(>Lg  ovdsuia. 
Libri    'j(ijoujOSt  ,     quod     mutavit    Brunrkius;     farilius   ror- 
rexeris     ^i-(jujOT]    sensu    passivo.       Apud    Jo.    Uaniascenum 
in    Append.    Stob.    Flor.    ed.    Gaisl.    IV,  3,;.    legitur   /ijou}- 
Oig    yxsdicop,     quod     probavit     AVelckerus.       Et    plareret 
sane,    nisi  jam   particula    ydo   niolestissima   esset.      Nescio 
an  inde  elici  possit:  tojv  TS  Tto.uavxd  ^ijoiuoig  Tiokkujr, 
multorum,  (juas  nunc  haies ,  damnum. 
Vs.  9Ü9. 
scpd^rjv  ulvriouq,  ngiv  aoü  xaxd  ndvTa  öafivai 
i]i}sa.  i'vv  d'  tjdij  viTpg  u9'   'ixng  Öts^u). 
Rectissime   Geelius   intellexit  desiderari   scopulorum,  quo» 
Davis   vitet,   mentionem,    ut  e   cotifrario   legitur   viicg  TtS- 
TOT]    TT^oOiXVoaag  vs.    13til.       IVlinus    tarnen   probabiliter 
ronjecit   vrv   Ö'  «yij?.       Melius    conjiceres:     uvv    öl)   yrg 
vr^vg  «y'   txag  dit-/oj  rf.   vs.   85ü.       At  cod.    A,    in  quo 
est  ar,    vestigiuni  servasse   videtur  genuiiiac    lectionis   Ptjvg 
dx'  äxQag  öisxo)  cf.  Ilom.  Od.  I,  289.     De  n  in  dx^tag 
servatu    vid.    Schneide».    Exx.   Critt,   post   Eustath.  p.   41. 
Vs.    1013. 
./  fnaxa^  si'öal/ivjv  x£  xai  ukßiog,  oOTig  d:isiQuc 

adkujv  si'g  '-I'iöio)  dwfda  fiskau  xaxa/jjj 
'^Q'X  7  M^QOig  nxfj^gat  xai  Ljtsgßijvai  nto  dväyxij 
etSTaaai  xs  (pikoig  uluv  l;^oi'o-<  v6ov. 
Sive  inSQßfjvat   interpretaris    superare,  sive  peccare ,  et 
ipsa  rox   et   particula    llifj    iduneo    sensD    destitutae    sunt. 
Scribas: 

TiQiv  r'  £x9(t(üv  intj^ai  xal  v^soßli^v  nsp  dvdyx^. 


1015 


1016 


if.   Ilnin.  Ili.iil.  t,   l'-'^-      Ht'«"  llpriiiaiiiiiis   TToiv    T  ,   quoil 
lil.n    li.il'Ciif,   all   seqiioii»   TS  si)octare   «iilit. 
V«.    J(l}|. 


irlii  Ol'  y'  dTTptjy.Totaiv  ii'  aXyeoc  di'ituv  äe^ujv 
'eZ^f<->  H'i'"*  «/•'"''.  /^'/'^^  (fi'koii;  dvia 
ftfjd'  ixi^Qoii  ti'(fauive. 
I'l  torrii|)tam  vorem  t^^^'  •">>""<''>'■''"* j  *"'^  liariolati 
>ii..«,  Ilerni.-iiiinis  ■•lim  öxvei ,  iniiic  ä-^^f«  vcl  jjfwfo. 
Niil.is  |)rol>.il>iliiis  vi.leliir  i:/.;hl.  IMiilta  pnim  «rrlia  mo- 
iniii  si-nilii. 111(1.1,  lil.i  rinn  |irari>ositi<iiic  ty.  ciinjiniguiitiir, 
tiiroroiii  a(4iie  »rsaiiiam  iiidicaiit,  iiioilo  aililitis  (fptvo;, 
t-Jo«,  iuvTor,  inoil»  «iiiissi»,  iit  ixorijuai,  ty.nlnxeiv, 
fyioraa^a/,  i/.nkiiv  «iil.  Valck.  ail  Heroil.  III,  15ö. 
Igitiir  ttr,  ly.^et  rsset  ne  /uroie  afiiipiare ,  «iii  apiissimo 
o|<ponpre«iir  ^ti]d'  ä^duv,  neve  moerore  opprimaie. 

Vs.   1043. 
Ju'övnuv-  cfvXay.h  «SÄ  -nüksi'i  (fvkäy.eaoi  ^sh'joei 
dot'i(f(hji  eQUTJii  nai(jidog  i)f.teTeQi;q. 
Vax    iiova    doxVCfiriji    (ppjores    Iibri  ä   [f/]    OTl'(pskrig), 
vel   «priiiinatioiie   feininiiia    siispccfa ,     infolerabilis    est,     si 
spiisuiu   s|)Pctas.       Qiiis   eiiiui    iillam    iirbpin    vpI    terram    ap- 
|)p|lai<rit   iioii    saxosaiii  !    aut   «iiiomo.io    !>]egarae   vel  Mpga- 
riili    ea   appellatio    conreiiit,     ijuae,    «nuxl    qiiidpm   sriamiis, 
conlrariaiii    potius    merpntar.       Nee    feriimis   rumalafa    Tlo- 
keui  et  7iaTüiöo(;,  dorvcftXlji  ft  ipaii:^.     Siispicainur: 

si   quis    (lioslis)    saxnsam   patriam    ttoslram    concupiscet 
i.  e.   aggredietur. 
Vs.   1055- 
'Jkkä  köyov  uEv  rovxov  eäooiiev,  ctviaQ  e^iol  av 

aukei  y.ai  Movamv  [xvijaöfiSt^'  uucfiOTiQoi. 
avtai  yao  rdd'  iÖujy.av  ex^iv  yE-iuc)io^kva  bui^a 
aoi  y.at  e^oi  y.ai  ^hv  diJCfiTtigcxTioocv. 
IJUima  iiloiipo  sensu  careiit.  Poöta  eniiii  y.ujfiui^MV  /^iSt' 
aikiirijpo;  sibi  et  tibicini  {dfKfOTipoti)  IMusarnm 
Hona  esse  ilirit;  diKflTCeplv^TiovEi  inepte  aililunlur.  Nee 
yui  U>;t'  P  hy>t\s  manarit ,  quornm  ploriqiie  solum  litjv 
halient^  RO  VL'V,  CG  fv)v  y.ai,  optimus  A  ^dv  d'. 
Hinc   efficinius: 

aoi  y.ai  ifioi,  fiske^iev  d'  ducftTreor/.Ttoaiv. 
Munae  tibi  et  mihi  dona  sua  dederunt ,  et  effecerunt,  ut 
clari  »imus  inier  vicinos. 
Vs.   1095. 

OAiTiTEo  si)  vi^v  ukkov  tfiotys  fthoi'T«;  dvdyxt; 
Tor&'  ipdeiv.  rujv  f^ioi  ■jxpöode  x"9'^  lideao. 
Hennannus   liaec   ita  sribi  jiibet:  ^ 

ay.t-TiTio  dn  vvv  ukkov  {e^toi  ye  fttv  oiTiQ  avayxrj 
jui'i^'  ioÖtli')  TiuP  ^ot  KpuaäE  X^-i^'"  Jldtoo. 
Siehe  dich  nach  einem  andern  um  von  denen  ,  deren  Gunst 
du  mir  vorzeigst.  AiWersantur  quam  iiiaximc  antccc- 
dentia,  uiide  apparet ,  a  po(-(a  repelli  nijusdain  ainorem 
iiifito  obtrnsum.  Practerea  similis  scntentia  vs.  rJ37. 
(<■(.    i()S5.)    oi<    TOI  ävdyyij  Toüit^'  ipöeiv ,  uti  ooi  /ji) 

y.aTadvhUOV  TJ  ,  suadet  ut  toiio  ad  sequeiitia  refcramus. 
Qnare  legendum  »idetur  Toiit'  'ipöeiv,  TOO  f^tot  /..  r.  k. 
Mihi  nulla  necessitas  est    id  Jaciendi,    quod   priutquam 


fncerem ,  mihi  gralificalus  es  i.  e.  te  ainandi.  Genitivus 
Tdiv  ppiiilpt  a  liijuo'Jt  aut  a  yäop'',  de  Jf"'o/f  Ttihat^ul 
cf.    Hcrod.    IX,   (io.    107.     Aescli"    Proin.    784. 

Vs.   1105. 
JEt'i   ßdoavoy    ö'    ikdiüv    napaTptßof.il:v6i    ti     i:u- 

'klßi>n), 

Xptoiiq,  ä7rt(pt)og  iujv ,  y.akui;  d.iaoiv  iorj' 
Ex  lior  liit'o  et  vs.  4l7.  inira  niaiiai'it  »piiiio,  auruin  in 
lapide  (^viliii  ita  esse  in  exainen  rcicatiiin,  ut  juxta  et  nU'. 
ruiii  rl  pliiniliiiiii  allrila  siiit  ,  quaiiquaiii  ratio  evliiiit,  ni- 
hil poliiissp  eil  iiiiido  <'ut;nosci,  iiisi  auruin  nnn  esse  pluin- 
biiiii.  Putins  purum  auruin  in  basaiio  aut  roj^nnscebatur 
riilir«!  «olore  ml.  is.  4.00.  aut  lO.to)  ^(ji'0'/5  nupaxoi- 
ßuinvin/  llrroil.  VII,  10,  t.  Soleliat  auteiii  auruin  pluuibo 
tiMiipiTari.  Itaqiie  aiiri,  quod  exaniiiiabaiit ,  in  basano 
attriti  rolorem  coinparabaiit  rum  testi^iis  et  puri  auri  et 
ejus,  rui  plus  ininusie  pluiiibi  adiiiixtum  esset,  inliiiine 
vern  puri  pluiiiLi.  Quod  intellfxit  Weirkerus,  qui  et  in 
TliPO;^iii(lris  Iuris  et  apud  Aristophaiieui  Nub.  l)  1 2  ,  ubi 
auriini  |irptiosissiiniim  npponitiir  pluinbo  vilisiimo,  uuklfj' 
dov  iiilprprplatiir  aurum  adallerinum.  Quod  quum  fieri 
noii  piissit ,  Thpi>;;nidi  aut  iiielior  iiitrrpretatio  quaerenda 
est   aut    piiipndalio.       \'idpainiis    priinuin    is.   417: 

eU    [jdoavov   6'    ekdinv    napaTolßofiac    djOTe    uo- 

"  kt'ßduj 
Xprau^,  iiiieQTeplijq  d'  uituiv  heoji  köyo^. 
Qneritur  ibi  poi^ta ,  quod  nulluni  aiiiirum  flile  et  iiite{;ri- 
tate  sibi  pareiii  inicnire  possit.  Ij^itur  lior  dirit:  i;:  ba- 
sano  ijunsi  aurum  plumbo  ntleror  li.  e.  ul>i  cum  aliis 
coiiiparor ,  app.)ret  me  aiiro  siiniiem  esse,  illos  ne  auro 
quiilein  ailulteciiin  srd  pliiinlui.  At  llerinaiinus  praefert, 
quod  ruilirrs  .\  O  in  roprlila  piist  ts.  I|li4.  si-nleiitia 
praebeiit  71  uparp/ßoiuvög  Ti  fiu/lßduj  XOVOui,  l'nep- 
TEuilC  (i.fiuiv.  (Juod  quam  »oluerit  iioii  rprte  ,  jam  satig 
inde  apparere  iipinor,  quod  ig  ßo.Oavov  skittiv  et  -KU- 
ouTüißta'Jut  f^tokißöu}  iioii  sunt  sjnuuvma.  Alanavit 
ca  Icrtio  e  ivs.  110.).  ().,  qui  et  ipsi  vix  integri  sunt. 
Naiu  etiainsi  alias  lorutiiinis  TCauaTulßsodai  fiuKißöin 
explii'atioiies  probaieris,  tarnen  et  diirior  est  rerboruin 
coiistrurtio  nee  nietapliora  a  basano  dcsumpta,  quae  ubi- 
que  aptissinip  ad  aiiiiiiiiui  et  mores  ailliibetur,  sine  ab- 
sunlitate  qiiadam  piilrliritiidn ,  quam  oriilis  rernimus,  si- 
gnilirari  videtur.  (iuac  quuiii  ita  siiit,  restituendum  ruii- 
jiriiiius  : 

eii   ßdaavoi'  d'  ek!}i6v ,    Tiaparpißausvöc    ts   fjo- 

kißöu) 
Xpioug  ä-^s(f9og  t'  uiv  örfkug  ÜTTaaiv  earj 
h.  e.  in  basano  apparebit  te  juxta  plumbam  atteri  (i.  e. 
cum    pejoribus    miilto    roinparari)    et    ipsum    esse    aurum 
purum. 

V.S.  1115. 
Xpr.fiai'  tx<J)v  n(vii]v  fi  u'ntlStoaq  ukkaTU  t^nv  fioi 
ioTi,  TU  d'  spydaouat  i}eotoiv  f7isvi;dfiEvui. 
Seiitpiitla  iiippta  est,  qiioniaiii  poeta  l.EVl]i  nulla  habebat 
XgijLiaru  rf.  vs.  345.067.  etc.  Neqiie  aildirunt  ineliores 
Iibri,  qiiorum  .4  praebet  rf/^ffO/ ,  KO  TU  ^tVXOl.  Inde 
lejjas  td  fiiv  TOI  SOTI  TO.  d'  spyaaouni ,  quae  tibi 
sunt,    ea  acquiram.      De  oj  (^sv  —   6  dt  rid.  supr.  ad 


1017 


1018 


TB.  3')3.  Hoc,  si  quill  viiieo,  signifirat,  spcrare  se  fore, 
ut   bona  adviTsai'io   errpta  ipse  possiileat,   cf.   vg.   5hl?. 

V».    1121. 

'EuTclui^iai ,  ntvi>]i  Svfiotfiioijuv  uv  iieAidaivujv 
oi'd'  (ivÖQulv  i'jiji'^pajiv ,  ui  iic  Xiyovai  y.axw^. 
K  coilicp  A  receptiiin  pst  eitTTioiiai,  quod  Passovius  in 
Lexiro  iiiterpretatiir ,  sich  volltrinhen,  paruin  veniiste  iiec 
sigiiificatione,  ut  videtiir ,  aliiiiiiit-  cojjiiila.  \'ulgo  est  tl 
■KiO/iai ,  in  K  e)  Trloiitil  ,  imkIp  stispicor  iv  Jiiouai. 
Neque    eniiii    minus    fi'    ;nv£lV   rst   i-s.    öjj: 

■/^aiQui  d'  ev  nifujv  xai.  in'  avKt]TijQOi  daiöujv  , 
abi   non   rertc   post   Briinckiuin    (lu  scriptum   rst. 
Vs.    1173. 
(XI  udy.uo  ooTn;  cSif  f.iiv  txsi  (fosoiv  i}  noiv  xgeiO' 

i'^Qioq  aikofjhiji  XsvyaXiov  za  yöoov 
tau.  y.ay.uv  dt  ßuuTuioi  y.ugu<;,  xuiv  ovti  y.dy.iuv. 
nüara  ydo  ix  Toi'iMv.  hi>(jvt,  Tiiktt  y.ny.uTr^q. 
Herniannus  srrili   jubet   ;)   ■jtokv   xgtlaacjv ,  ileinde: 

(dgxixaxoii  de  ßgoruia-t  y.ogoi)  ziüv  ovzi  y.dy.tov. 
Quae  mutatio  qiiiim  aiidacior  vidratnr,  nrc  parentlirsis 
apta,  rectius  fursitan  scripscris  iiiterpuiictiono  post  y.ugov 
posita : 

et  ZI  xaxup  8t  ßgoToiai,    xogog  zujv  tnzt  xuxiov 
näoa  yd-Q  ex  toÜtov,  Kvuve  ,  nikei  zaxor;;?. 
JaDi   Cauirrarius   dedcrat   tx   TOtzuV. 
Vg.   l'20t. 
oiidi  fjoi  ijt.iiovoi  XLCpiuv    tkv.ovoiv  ngdcQov 
ziji  *  dkki]i  fivijorric,  i'ivtxa  pavtti.ujg. 
Herniannns    ant    cum     Weickero    aietfivjTOTlJc;    aiit    TlOf- 
kvf.tvt]OTi;i   ant    z))^   ys  Ttokvuvrjmiii    legi  posse   dicit; 
facillimuin    fcire     zij^  dflf]q   fJVliarij^,     si    rompertuni    La- 
beremns,      Tlieognideni     sponsan     ant      nxoris     navijjatione 
agros    perdiilisse   (I).      Liccbit     etiam    nobis    aliqnid    ha- 
riolari : 

r/;;  «f/  dvi]vv(rTi]i  tivexa  vai'ziXlijq. 

Poljpaldae  nomen,  quod  in  praeceilentibns  legitiir,  Cymi 
egge  patronyniicum  S<  lincidetriniis  nostcr  «ptinie  iniellrxit, 
At  quod  patris  noriuMi  [loXinräiq,  (a  ndaacrdui)  fuisse 
opiiiatur,  mrrito  displicet  Hernianno  ,  qui  ipse  prosbdia- 
cae  et  etynioiogicae  rafioiiis  parum  ruriosus  llokVJluidi]^ 
ducit  a  IJftXi'iTlatQ  (ndi';),  unde  IlokvTl  aiÖ.öiji  desren- 
dere  oportebat;  nee  llokvnui^  aptum  viri  nouion  esse 
»idetur.  Hand  dubie  pater  andiebat  IIoktTl noi;  a  üorico 
Tcaug  pro  nijOQ,  quod  est  aptissimum  nobilis  hominis 
nomen. 

Vs.  r.'4<). 

IIa/,  ai>  luv  ai'Tüjq  ijitioq,  inet  xqi9mi/  ixoQtadtjq, 
aii)i;  tili  otai^jioi'i  ijkiift';  ijuextgovc,, 
Hermannus,  rui  ai'TOJQ  optlnio  jure  uiirnm  videtur,  pru- 
ponit  at'ioi  a'id'  imiOi.  At  e  vs.  1267  sqq.  discimus, 
hordeo  satiatum  equuni  non  mcuiinisse  pnoris  douiini. 
Quare  gcribenduni  oü^  "^i  iHTlo^. 
Vs.   1309. 

öl'  de  zavza  (pvkä^at, 
fÄt}8e  OS  vtxi'jOT]  *  Jcatöa'iöf]  zaxo'r/;?. 

Zeitsclii-,  f  d.  AUei  lUuinsw. 


Post  aliorum  raria  ronamina  Hermannus  sngpirafur  nai- 
dog  i'ar  y.nxon;^.  At  continetur  liis  prarceplnin ,  quid 
puero  nunr  facieiidum ,  non  quid  in  posterum  caieudum 
sit.     Suspicaniur:  iraiö'   ai'dgti  xaxözrjq. 

Vs.   1311. 
Olx  ikai^tg  y.ktipa;,  oj  -ziai,  xai  yäg  at  öttufuou 

zovzok;,  oia:xtQ  viv  ägitfjiog  ijdi  (fikog 
tnkti' ,  e/.ii)i/  öe  fuDijxqq  dTif^n^iuv  (piküzijxa' 
ov  ulv  di]   zovTOtg  ijalfu  (pikot;  igörfgov, 
d.kk    eyuj  ix  ndvxuiv  o    iöuxovv  thlotolUu  tiuioov 
nicrzöv  y.ai  8i)  vüv  dkkov  ixi'Oi>u  cfi/oi'. 
In   primn   tergu    Ilerrnaniius   oljin    roiijerit  ö/olf-iuat,   quod 
rini    actitain    liabere    nrquit,     Seidlerns   melius   diofiai  OS. 
Certins    tainen     videtur     dtatxu)  ,     quod     Theognis     in    his 
iiacdtxoi'i  ftequfiitat    is.    r..'J't)    I3.)j.        Post    eam    vocein 
inciilas   et  scribas   zoi'Zuk;  d     otOTiig.     Nain    in   rs.  1313. 
iuiiv   —    (£l)MTl]xa   sunt   in   parenthesi,    post  quam   oratio 
per    zoi'TOig    utv    öij   coutinuatnr.      In   »s.    131  (i.    unicus 
liber    habet    t^uiada ,   nee    potest    Aeolira    forma  e'j[£lo9a, 
(lid.    de    dial.    Aeol.    {^.    ,'4,    3.)    apuil    Tbeoguidem    ferri. 
Lejias:    Lir,    öl]    vcv  ÜKkuv  t^oio^a  (fikov.      Similliina 
seiiteiitia    in    sequenti    di»tirho    recurrit. 

V  .   1329. 

Soi   ze   SiSövz'   ezL   xaköv ,   tfjoi  z'  ovx    aiaxgov 

iguivTt 
cirst:',  dkka  youiajv  kloaofxai  i'juezegviv. 
Bene  Hermannus  correxit  öiöoiv  tri.  In  pentametro 
niiror  nemini  ofFensioni  fuisse,  qno<l  poi-ta  in  tali  re  per 
parentes  precetnr.  Aperte  yuvwv  restituendum  est.  Nee 
niagis  TiLitcigujV  ferri  polest,  quod  (JUjv  esse  debebat, 
sife   poöta   yovtvjv  scripsit,  site   yuviuv.      Conjiciinus: 

dkka  yui'ujv  kiaoo^ai  ijde  jjfpwr. 
rf.    Honi.    lliad.    w ,    478.    de    Priaino    supplice:     ^^^aiv 
'Jxikkfjoc,  kdße  yoi'vaza  xai  xi'oe  %tigaQ,. 

V  134'.). 

oiizix)  iii)  dai'/ia^e,  Sifio)viSi^ ,  ohvexa  Y.dyuj 
i^euüvi^v  y.akoü  nuiduc,  tguizi  6a/.ieig. 
Codex  habet  E^tödfJliv,  quod  e  geqnente  öa/Atig  aperle 
natnm  et  vix  Graecum.  Herniaiiuns  male  teneri  jubet. 
Poeta  scripsit  i:^t(fdvi]V  cf.  rs.  |34l  :  nuiduq  iguj  dna' 
koxgoog,  Ui  jit  (fikoioiv  ndoi  ^idX  iy.ifaivti  —  ov 
yag  in'  aixtktuj  TiatSi  8ajie\q  itpavrjv. 

Vs.   1357. 
Alel  7iaiSo(flk7]aiv  inl  Cf/öi'  ai'xiyi^  vMrai 
dvauogov ,  dgyakiov  ftvijfja  (fiikoi;eviijg. 
Corrigas    uliquo     8cako(fOV,   »s.    1023.,     I'-tÖ    Ql'yov    UV- 

Xiva  di)nu>  öiakucfuv,  v.  848.  ^evyhjv  dvukocfov. 
Vs.   Ii71. 
fxvgia    b'    i^    avzov    xgi/xazai    xaxd,    fivQia   S' 

io9kä' 
dkk'  ev  zoi  zavTTj  xai  zic,  iveazi  X'^9'i' 
Agitur  de  amore  pneri.     Non  habet   rafry ,    quo  refera- 
tur;  corrigas   dkk'   6V  z^  kviurj. 


67 


1019 


1020 


90.  Syinbolac  crilicae  et  exegeticae  ad  Luciani 
Sainosaterisis 

Encomium    Demosllienis. 

§.  2(i. 
Kai  /l»}^'.  il^ov,  /;<'*/;  ye  o ot  xoiv  ei'ayye- 
kiuiv  X  «  P '  s  1  ><  «  '  ■^  "  ko  I  71  a  T  ui  V  i  n  w  v. 
Solano  ali(2iiiil  exiiilisse  li.lclur,  quiim  seqiieiitia  iiidirpiit 
pc(erc  aheruui,  ut  aljcr  ri>liq«iiin  |)O0iiia  sil.i  pcragat.  Non 
melius  Solaiii  «pliiioiie  Giiyetus  suppli't  «  X  o  t' er  o  ,«  a /. 
NiLil  est  eiiiiii  aliud  nisi  Ireiilixjiieiitia  ail  orationis  vi- 
gorem  aiigpiiduni  iiis(i(u(a  et  ipsins  orationis  sono  cxpri- 
meiida;   v.    IMatlliiae.    in    gr.   Gr.    §.    427. 

^v  d'  €  i  o  T  i  ay.  a  i  fxiv  fA6  Xaf^nr  paj(;  r  i)  y 
'Ouijgov  ysvit^kiov,  eotv.ao,  d'  enri uoeiv  av- 
Tu  S  xa  i  T  rv  ^t  n  it  o  a  i>  iro  rc.  Perfeciaiu  elor  i  uy.a<; 
hüc  vult:  epnlis  cxceptnin  tenes,  habes ;  nondiini  per- 
fecta et  ad  fiiieiii  perdurfa  erat  Uouieri  laudatio,  et  po- 
poscerat  aller  TU  L(ii:XU  ZUJV  inwv.  Notanda  insiiper, 
ob  lectionem  cod.  Gorl.  lloT.  iioi,  strnrdira  i)]v  yfvi- 
dktuv  Tiva  ioTiüv  i.  e.  ad  celebrandunt  diem  natalein 
epulis  ali(|iieni  exciperc.  Ita  fere  Isaens  hered.  Pyrrli. 
^.  SO.  TU  Onoiiocfügia  eoitäv  jux  yvvai/.ai;,  expli- 
canda  per  breviloijuentiain  qnanilaiii :  i^so/iocfouiu  ayeiv 
koTluivxa  T.  y. ,"  cf.  Sil(oeniaiin.  ad  Isaeuni  p.  2(i3. 
Eodeu)  modo  tu.  x^Q'^Ttjuta  iograCsiu ,  tu  si'ayyikia 
dveiv,  za  yavidkia  i^ieiv,  de   quibus  i.  Vigerum  p.  51- 

Lehmannus  y  q  a  j-i  fiai  io  V  dedit,  Jarobitz  yQUU- 
uareiov  ,  qnod  posterius  improbandnni  fidetur,  si  alulias 
Suidani  s.  f.,  qui  distinj,'iiit  ita,  nt  yoailfiaT  s  t  ov  do- 
ceat  desiguarc  librnni  s.  librlluni  jniluialem  rcl  publicum 
qnemqne,  yQUitfiaT l  ov  omneiii  scriptiiicirulaui ,  literas 
amalonas  all.;  «'.  Jacob.  ■  ail  Luciani  Toxar.  p.  (iö.  — 
In  seqq.  Lehmannus  ,  Gcsneri  conjecturani  na(tUTQSIpai 
pro  71  e  o  IT^jitpc'-s  ponentis  rejiciens,  lerbuni  Tieoiint- 
Tl£!V  explirat  evertere ,  tum  transformare,  immutnre. 
Verum  nihil  h.  1.  cogitandum  est  de  cvcrsione,  soliini  de 
immulatione,  quam,  transpositione  potissimnm  ellectam, 
veibum  i-JiuplTlilv  sij;iiificare  bene  moniierunt  \'igerus 
p.  657.  a-  et  Dorvill.  ad  Charit,  p.  b'ib-  —  1"  proxinie 
gubsequentibus  lerbis  male  Jacobitz  post  aÖExai  posuit 
romma,  qiium  sensus  ratio  saltein  colon  poscaf.  Godofr. 
Ilermaiuii  cnieiidatio ,  quam  conimunicat  idcm  Jacobitz, 
justo   audacior,   ue   neccssaria   quideni   est. 

§.    28. 

Lehmannus  et  Jacobitz  ex  Ge.sncri  cineiidalione  cum 
edd.  »ulgg.  leguiit:  t6  ^tiv  u  i/ v  ßlfikioi'  toHtu 
(eo  Ti  öe  jujv  ii-jioup)]  udrujv  x o  n o  n  oijy.ov 
ijl^iv  fiioof  Tode  doä^ta)  t6  ßißkiov  (ftjaev, 
X.  T.  k.  iNIale.  Cum  codd.  legendum  est:  tu  f^lüv  OVV 
ßißkiov    TO  l'TO    {tan      de     Tuiv    l'7tUflVlJl.lUT0)V 

To  Tioooijyov  ijfi'v  |U6(JOs)  to  St  ö(tüfj.a  roö 
ßlßkioi'  <fi;(riv  x.  T.  k.  Quae  verba ,  qnamiis  sensu 
carere  dicat  Keitzius,  ita  sunt  plana,  ut  nihil  fere  ex- 
planatione  indijjcat  praeter  w.  ro  de  öoüua  TOÜ  ß l- 
ßKiOV,   in   quibus  caie  cum  Gesuero   voc.    ÖQÜ-Ha   «or- 


tas  colloquium ;  veriendum  est:  nclio  i.  e.  ea  lihelli  pars, 
quae  potius  est  ac/i'o,  i\aam  narr atio.  Itaque  c  u  ö  o  ü  fi  a 
TOI)  ßißkiov  idem  valet  quod  to  ()  q  UfA  az  tXUV 
jie^JOi;  T  O  l>  ßißkiov.  Quae  sequunfur,  vero  drama 
sunt,  cui  rei  bene  jam  conrcnit  perfectum  iiE  iiip' i<  O  &  o.L 
(  i(a  pro  vulg.  fniiljvvothtt  Jacobitz  cum  Lehmanno ), 
Latine  omnem  locum  ita  exprimimns:  Ju7H  Veto  liiellus  iste 
[coiunicnlariorujii  eam  dien  jmrtem,  (juae  ad  rem  perlinet 
noslra»:)  aelinnein  igilur  comprehendens  libelli  pars  re- 
ferl  etc.  De  particulis  fiev  o  i'V ,  Jam  vero,  quibu» 
transitio  ab  una  ad  alleram  orationis  partem  indicatur, 
V.  Viger.  p.  54l;  coc.  de  orationi  parcntheticae  inser- 
vire,   in   vulp;us  iiotum. 

g.    29. 

In  verbis  ri  ydp  T(j>v  öOTuiv —  /l tj fiOo9 ei'tjv 
o  ('z«l  Jlf  o  i^r/  Gnyetus  subaudit  8ei,  Lehmannus  oipe- 
koQ,  all  L.  Bnsiuin  remitfeus  de  ellipss.  p.  3HÖ  sq.  ed. 
.Schaef.  Utrumque  superfliiiim  ,  ne  ilicam  perrersum. 
Genitiius  enim  persaepe  in  exclainationibus  poiiitur  ad 
aiiimi  vehementiorem  affectum  indicandum;  v.  Matthiae. 
gr.   Gr.   g.   371. 

§.    32. 

oi  d'  Avziy.oi  gi'jToge^  Jto.iötu,  n  ag  aßäk- 
ksiv  Zip  zovTov  [Jj ij /iO(Ti}e V ov c]  y.(j6zip,  xal 
Tuvii),  y.ui  ke^eviv  evovitfjla,  y.al  zaiq  ziüv 
Siavoiujv  11 SQ  ty^acfaiL,,  y.al  owe^^'-^-"'  ö.^o- 
dei^evjv,  y.ai  t tf}  avvay.ziy.if)  ye,  y.a\  y.QOV- 
CTTi'xa'}.  —  In  bis  vcrbis  ö  y.uozoQ  non  clamores  sig- 
nificat,  seA  vehementem  et  impetuosam  grandilnquentiam, 
quae  alias  ii  eyako  Cf  ojvl  a  dicitur,  oratoris  eximia  lirtus 
et  praecipua  t  il  q  deivoztjzog  pars.  Itaque  o  X  p  o  ro? 
non  tarn  in  roce  et  pronunciatione  habitat,  quam  in  composi- 
tionis  niagniticentia ;  vocis  ipsius  leliementiaui  6  Ij'/.O'i 
iiidicat.  Inde  j;  ey.y.()Ozoc,  oviitr^yi]  ea  est  verl/orum 
compositio ,  quae  praecipue  ex  difficili  atque  inerti  lite- 
rarum  junrtura  prunuiici.itionem  reiliUt  clainosain ,  cre- 
pantein  ,  dnriorem,  asperiorein;  i'.  Ernesti  lex.  technol. 
vett.  rhett.  graec.  p.  (IS  et  100.  —  Neque  u  zovoi 
h.  1.  de  vocis  temperamento  et  liannonia  (Arlstot.  Rhett. 
III.  1.)  intelligendus  est,  sed  de  ipsius  orationis  ex  com- 
positionc  oriunda  li,  robore ,  nerio,  nt  TTveviKif  (jMfj.lj 
et  ioxL'i;  V.  Ernest.  I.  1.  p.  354-  —  Ti]v  evQvdf.iiav 
explicat  üion\s.  Ilalicarn.  de  conipos.  c.  2-').  p.  384.  ed. 
Scliaefer.,  et  iiitclligit  Cicero,  qui  Bruti  cap.  fi.  ,,primus, 
iiiquit,  Isocrates  intellexit,  e(iam  in  soluta  oratioiie,  dum 
vcrsum  efl'iigiTcs ,  moduiii  tanien  et  numerum  qucndam 
oportere  senari."  linde  srquilur  bene  distingueiuiam  esse 
e  i'(JV  tf  II  o  i'  orationem  ab  iu^ii^iw)  et  efiutT(ji/l,  quae 
est  noniiisi  poetaruin  siie  eliiquentiac  poeticae;  v.  Ernest. 
1.  I.  V.  evijvtUiüi  et  in  lex.  technol.  lat.  v.  numerus.  — 
In  71  E()iyo  a(f  aeg  z  io  v  öiavotuiv  non  de  circum- 
ducta  oratioiie  cogitandum  est,  quae  fit  per  irKay/ao/wv, 
uequc  de  periodornm  ampliore  ornatii ;  cogitandum  est  de 
oratioiie  pressa,  defiuita,  coiicisa,  quae  senteiitiarum  {zujV 
diuiniii)v)  vim  non  verborum  tluitaiite  usu  infriiigat,  sed 
sainfari  et  dilucida  brcvitate  augeat  atque  audifori  com- 
nieiiilel.  —  'An.  ö  i>  1 1  ^1  q  ,  explicalio,  in  alte  oratoria 
probationem  indicat,  quae  est  »'cl  cTf^ro;,  iiiartificialis 
(Quintil.    V.     l.j    vel    ivTe^vu^,    artificialis,    ut    sunt    zd 


1021 


1022 


FVK^l'iiijiiftTa .  £7rfj[Eigriinra,  et  qnae  sensu  arrflori  <li- 
contur  d'ludelttic;  ».  Eriipst.  lex.  r!u-<t.  fprliiinl.  lat. 
p.  oOR.  V.  probntionps.  —  Tt/  0  vv  ('./.r  lyöv ,  pro  qno 
Floront.  male  a  vv  f.V.t  !  y.liv  exliibet  (<f.  Ulpian.  ail  l)e- 
niosfh.  Olyntli.  fin.)»  Scliiipideriis  iii  lex.  j;r.  s.  v.  argu-^ 
menlalionis  et  proialionis  cogenlem  et  concludeiitem  fir- 
mitatem  exjilicat,  in  quo  v»Tum  sensit.  Desreiullt  eniui 
a  verlio  ot'VCi.y£iv,  cogere,  niule  etiam  ii  ovvaya)-/ij 
(Icriiatur  ,  quac  est  ea  orationis  forma  vcl  id  arlifioiuui 
ilieeudi,  per  (jiioil  res  iu  tiita  eausa  ilispersae  rogunlur 
in  ununi,  quo  {(raiior  aut  acrior  aut  rriniiiiatior  oratio 
fiat  (Ernest.  lex.  teelin.  jjr.  p.  l'J  lat.  p.  |S;').  Cum  qua 
quiileni  orationis  aerimonia  bene  cohacrct  To  '/.  O  O  v- 
OTtxui',  qua  virtute  orafor  anilitoreui  rapit,  quorunque 
voluerit.  Unile  Arisloph.  Eqq.  1379.  oralorem  quemlam 
Xpoi'OTiyoi'  hoc  ipso  velienientiae  sensu  noniiiiat,  et  Srliol. 
ad  ComiciJ  >ubl>.  .i  1  7.  '/MOvniv  oratoris  explieat  rJ  Ocv- 
aoTcai^e/ii  tov  ä/.uvuvrn.  Ex  iis  autem,  quac  de 
ÖVvay.Tiy.ii)  monuimus,  Scliiveighaeuseri  npiiiio  refellitur, 
qui  ad  Poivb.  Vol.  :■).  p.  ,')(i3  pro  codi!.  lectJone  riß  OVV- 
ayitytf)  nostro  loeo  proposuit  x  i~)  a  i>  V  t  o /.  r  /  y.  (/J ,  coli. 
Aristoph.  Eqq.  1.378-  Ceterum  Lehmannus  pro  yi'  post 
tyVVHy.Tiy.ii}  malit  r4.  Peri-erse  ouinino.  Saepo  enim  ys 
ponitur  in  enuuicrandis  pluribus  rebus,  male  interiluin  ab 
interprefibiis  niufatuni  in  rf;  v.  Jacob,  ad  Toxar.  p.  87. 
Heindorf,  ad  Piaton.  Ilipp.  major,  p.  174.  coli.  Scliaefer. 
ad  Dionys.  de  compos.  p.  |()I.—  Quae  proxinic  sequun- 
lur  verba ,  a  Lelmianno  et  Jacobitzio  pcnersa  iiitorpunc- 
tione  turbata,  ita  componc  :  US  j  £v  o  o  P  u£  V  y  u  ü  v  ,  ÖtE 
■V  o  V  q  '  Ekk)]  vaQ  'A  '&  i'j  vaC  £  O  w  i^  yayu  it  £v  tu  5 
ikeyl^o  VT  £  i  .'A3  >]  vaiov  (;,  II  ü  &  o)  vi  y.al  to  ig 
Ili'^ujvoQ  £71  ayy  ikjiaa  i  TT  SJi  tax  £  vxoT  £<;,  eixa 
/di]uua9£V£iY.ui'cui(;  A 1]  uoo9  tv  ovq  ikey^oig 

TIS  piTT  £0  OVT  £  <;.  Coniunijeuda  enim  sunt  u£  T  £v  o  Ov- 
fi£v — 71  BQlTr  £  au  VT£<;  (ef.  IMatthiae.  <jr.  Gr.  §.555. 
p-  I08S'  cd.  alter.),  et  inter  haec  ipsa  inserenda  üxe  — 
'A9l^  V  O.iov<i,  quorum  causam  indicant  vv.  ni'3u)Vl  — 
11  £7ilOT  £  r  y.u-v  £  i-  —  Particulao  yuüv  (pro  qua  cod.  A 
ap.  Jacobitz  male  dat  yno)  —  tikka  inter  se  coliaerent. 
Est  enim:  poenituit  cerle  —  sed  omnino  nulluni  praebuit 
accessum  ejus  tiri  eluquentia.  Pessime  enim  lleitzius 
tractarit,  non  obloquentibus  Lehmanno  et  Jacobitz,  rerba 
graeca:  «A.A.  i}/tev  aTioiia/rog  1)  8vvaiiiQ,  avTix) 
TOV  koyov.  In  quibus  nt  dcfenderet  fere  omnium  codd. 
lectioncni  au'v  iö  (apud  Jacobitz  cod.  <t.  Ii.  liab,  etinov 
cum  ed.  ßasil.  .3.  et  4.),  ita  structuram  enncleavit: 
dkk'  1}  övvaiiti  TOI)  koyov,  ai'riij  (sc.  ioTi) 
äuQÖoiioi  i'jjiiv.  Tu  ita  conjuuge  :  iäj'  ijiiiv 
äiiQuoiTuc,  i]  öi'va/i/c.  nÜTiß  toü  kuyou  (';i') ,  et  coui- 
para  Caesar,  de  B.  G.  VII.  35:  erat  in  inagnis  Caesari 
difficultatibus  res,  nbi  v.  aunntat.  nostram  p.  'J83 ,  coli. 
Malthiae.  ^r.  Gr.  g.  3S9.  3.  p.  714  sq.  ed.  alter,  et 
Jacob,   all.    Luciaiii   Toxar.   p.   49  sq. 

§.     33. 

^iOVOC,    y£    TOI    T  div    £Tl  l    T  ^  5  'Ek  käöoq    Stl  flU' 

yvjyiüv  oii8af.toü  toii;  dnokoyiafAoig  i^yt- 
ypuTTTat  Tiöv  i'/iiäv  dvaKvjitciTU)  v.  KaiToi 
f^idkkov  )j  ßovkö  IUI  v  ij  yüan^iaT  £  V  ai  tqiijqi- 
xctiq  suavTov  Tien cOT£ vy.tvai-  v vv  6'  £-Ativv)v 


u  {  V  bxna  roc  oitoy  tyo  aii  t  ui  i^vrr  i  ov ,  i^vka^ 
nöctovgi  i)o£iifiaTCt,  yijv  o ö  ßoiotcia;,  ov  d' 
£v3a  Ti  nag'  fiiov  }.ati  ovt  £<;,  Ita  linnc  locam 
dedit  fjeliiiiannus ,  ubi  pliira  male  liahent.  Praepositio- 
iiem  £  ■n  i  ante  r /J  ?  'Ekkudo-^  firmaiit  codd.  A.  B.  F. 
G.  a.  apud  Jacobitz,  qui  ita  mm  Lehmanno  expressit,  Qt 
Ol  l'nl  TTiZ  /'jkkddoi;  81J  ituy  u)y  ui  iiitelli;,'aiitur  f^ui 
Griteciiie  prnesunt  oratores  et  populi  durtorcs  («.  Viger. 
de  idiolisui.  p.  til'-').  Reliqiii  codd.  ef  fiid.  viilm;.  ex- 
hibeiit  tin  o  Tljg'Ekk.  resppcta  ipsitis  l'liilippi,  qui  erat 
in  iMacedonia.  Ita  Xenopli.  .Anab.  V,  J.  ;;+.  kifiiyoii 
Ol  ä.ll  o  TV)V  fV  ^ftfft  ory.iujv,  nbi  nde  Kniger.,  adde 
ftlatthiae  pr.  Gr.  §.  59li.  a.  p  1  192  cd.  alter.  Possit 
insoper  praepoü.  « ,T  O  origineui  ilesijjfnare ,  iit  Ol  ÜTCO 
T  ij g  E/.k.  sint  graeci  sen  Kruecanici,  velut  ßovg  dito 
Ilisoir;  et  Latt.  pastor  ab  Ainphnjso  r=  Amphi-ysius ; 
V.  Matthiae.  g.  57','.  p.  Il?9  ed.  alt.  Xen.ipli.  Anab. 
I,  5.  10-  ßf'.Kavog  7/  djro  top  cfoiviy.oi.  Particulas 
y£Tf)i,  certe  qitidem,  wenigstejis  doch ,  doch  wenigstens, 
opfiirfe  illustrat  G.  Hermann,  ad  Vij;er.  p.  S'JS.  —  Vo- 
cabulum  dlt  okoyi  a  11  ö  g  ,  lioc  Uno  Luciani  loro  occur- 
rens,  ratioiiem  et  inilicem  expensarum  desiftnat,  deriva- 
i\xm  a\i  d.-:to\oyiC£cr3at ,  ratiom-m  reddere.  Unde,  quam 
ratione  reddenda  defensto  rei  in  periculis  forensibus  ni- 
latur ,  diiokoyiC£09ai  et  dnokoytaiid.;  interdum  sensa 
TOV  dit okoy £ to^at  et  Tjjg  du okoyiag  ponuntnr; 
qua  de  re  cgit  Dorvill.  ad  Charit,  p.  361-  597.  —  Pro 
yuauftaTEvöi  ToiroiTaig  Belinus  ,  ex  vestigiis 
cod.  Paris.  'J'.'öli  Tory.oi'raig,  ilcdif  youiiiiCTevai 
ij  y.ptTaig,  Jacobitz  ypaLtu.  y.ai  toi  tu  yn)  viOTatg, 
A  quorum  »irorum  audacia  qiium  abliorream ,  cxplico, 
nihil  iu  verbis  graecis  iminuti»ns,  TOLl^uixai  pro  cpirj- 
oiiTCtli;,  remigibiis,  i.  e.  houiinibu.-;  infiinae  sorti.s.  (Re- 
cordaro  unum  Horatii  litiosum  remigium.)  Ifaque  oi 
ypaf.maT£ig  toiii  q  itui  sunt  scribae  (homincs  hu- 
miles)  sordidi,  irnportuni,  fallaces.  Videtur  autem  im» 
priinis  Aeschinem  co^itasse,  de  quo  in  ejus  rilae  enar- 
ratione  graeca  Apollonius  p.  4  ed.  Breni.  haec  habet: 
d.vijo  ycv6u£vog  to  uev  ttocotov  vittyuutiuuTivas 
TCi.ig  dpyjti'g'  i]v  öh  ekoveiöiotov  tovto  to  £<jyov.  — 
Verba  corruptissima  y;JiJ  ov  ßoiuitiag,  ov  6  iv&a 
Tl  Gesjierus  ita  emendabat:  yr^v  og  JJuKUTUig,  6  Ö' 
£v3a  Tl  i.  e.  praedia  alius  in  Boeotia,  alins  hie  aüquid 
eorum  praeuiiorum  etc.  Boeotiaiii  enim  bis  iu  potrstate 
Pliilippi  fuisse  conslat ,  ut  inde  ligna,  reditiis,  vectigalia, 
pecora ,  praedia  darn  et  assignare  suis  illis  amicis  mer- 
cenariis  poKset.  Eodein  redil  ejiisdem  Gesneri  altera  con- 
jectura  ö  V /.  (i.  >'■  d  ky^  ßotuiiiag,  ö  ö'  £v9a  Tl  ka- 
ßdvT£g.  Quod  ad  sensum  loci  attiiiet ,  facio  cum  Ges- 
nero ,  quod  ad  cerbornm  medelaui,  ilisseutio.  Primum 
enim  sensus  magis  £v3dÖ£  reqiiirit,  saltem  commeiiilat, 
quam  ii'thl  ,  unde  pro  iv3a  tl  lego  £  11  3  d  d  C  ;  ileinde 
quum  de  pluribus,  non  de  duobus  demagogis  sermo  sit, 
minus  arridet  Gesneri  dg  —  d  d'.  Itaque  propono:  yiijv 
St  BoiujTing,  ei  t'  £v3nd£  kaßdvTtg  i.  e.  sive  in 
ßocofia,  sive  hie  in  niarcdonia,  quod  bene  graecum  esse 
cognosces  ex  annotat.  God.  Hermaiini  ad  Viger.  p.  834. 
iir.  515.  Acceilit  quod  particulae  o  V  et  ti  in  codd. 
saepc  confunduntur;  ».  Bast,  palaogr.  ad  calcem  Gregorii 
Corinth.   p.   7t)0.     —     Restat    ut    iu   ilictioue   in'   dpdt^g 

07  * 


1023 


1024 


nostro  loro  rllipsini  voc.  ööoo  prapfcranins  aKeri ,  qua 
Uc9iirru4  in<clli(;it  y  fj  a  ^  fiij  (^y  iiotatus  illo  ob  id  ipsuui 
a  Si'linrlipllii  ail  Laiiib.  üiisiuin  <Ie  rl|i|>ss.  p,  9l.  Tu 
viilr  C.  F.  Ilpriiiaiiiiuiii  ail  Lucian.  Uu(>m<>ilo  historiani 
roiiM'r.  0|)(irt.  p.  4-'  Partirulas  ii  e V  yf  ,  quariiiii  poste- 
riorriii  male  oiiiittit  F.  ap,  Jiicotutz,  illustrat  Cioil.  Hrnnan- 
nus  all  ^'itfcr.  p.  S'JV »  vorbniii  d-Koyoawtiv  Pfrizon. 
all  Ai-Uaii.  V.  II.  IV,  2ö-  ^t  C.  F.  lleruiaiiii.  ad  Lucian. 
I.   I.  p.    114. 

§.     36. 

0  vv  ioTTjai  d'  i  TT  i  a  V  i.ifia-)[^la  i;  y.at  owrä^eiq 
Ekkr  V  ixäi  sine  coinniale,  tjiioil  »ul),'jj.  ante  y.  ai.  Iia- 
bent,  scribrnda  sunt,  ut,  qiiud  sensus  ratio  postulat, 
'EKkijV  ex  li  i  ulroque  referalur,  et  ad  a  V  ^ilict  ■)^ia^  et 
ad  OWia^eii,  quoll  posterius  iiuinen  iniliget  explica- 
tione.  Quuin  ennn  alias  owTCttlli,  ut  docet  Harpo- 
rratio  s.  v  ,  Iciiiori  lorabulo  (fOQOVi;  signifuent ,  ab 
Athrnirnsinm  soriis  qiiolaiinis  peiiili  solitos,  lioc  nostro 
loco  primaria  locis  i  is  praetalct,  qua  rompluriuui  popu- 
loruiii  fuciliis  et  consriisus  sigiiilicatur,  ex  quo  auxilium 
penilrnilamm  pro  eoileui  coiisilio  peruniiruin  iiasritur. 
Itaque  qiiainus  nostro  quiiquc  loci  de  vpitigalibus  et  ope 
peruiiiaria  cogitare  liceat,  taineu  OL'Vtai;iC,  ,  fere  ut  OVLI- 
fAuxUty  gentium  graecarum  snciciatem  publicum  pro  pu- 
blica et  communi  libertate  inslitatam  indicat.  Cum  bac 
ratioiie  optinie  roiisi-iitiiiiit  ipsius  regia  alia  verba  rap.  37 
fine :  u^  zal  vcv  änu  lpij(fia^atujv  dvxayujviQuuEvoi 
l)f.iiv,  navTa'/or  ovit.l  tüiros/Ji ,  /.arakafi/jui/et,  nu- 
povi  ei'^laxit,  iSi'tvuf^ui'  avKkeyft ,  in/uijxEiq  orökov^ 
dnoTii(jTieiy  avvxuzTBL  övvujAeti;,  dviifitdicnaTat. 

%■     37. 

Vtq,    slxOVTOV    TU  V   elvi}  Q  UfTVO  V    OTtkuiVCCTTi- 

(prjvav  x.a)  vsvivxuiaTgo.roitiövjv  —  x  i'  QioVy 
oxvo),  (/ >J  nsoi  xr^qMaxadoviai;  dvxaxs- 
0  X  ij  n  i  II  Ol  xuv  koyov.  Ita  Leiiniannus,  consen- 
tlente  Jarobit/..  Sed  üxvv),  Uli  —  av  xaxtOxvOS  la- 
Lorant  propter  modum  rerbi,  cum  iin  post  rerba  timendi, 
in  quibus  est  oxi'H'i' ,  »ix  ita  rnnstrui  possit ;  vide  tauien 
Scliaefer.  ftlelctt.  tritt,  p.  llft.  ii.  Igitiir ,  quuin  lectio 
vulj.  omniuin  codil.  anrtoritate  nitatur,  öxi'U)  fil'i  roiii- 
mate  siiblato  arrtc  conjuncta  pro  adferbio  habenda  sunt, 
u*  iv  oid'  üct,  6i)kovuxl  etsimilia,  de  quibijsi  cf,  31at- 
thiae   gr.   Gr.   §.   ^24.   p.    l'id  I   ed.   alt.  vii;'i    !•.  . 

-,.  §•     38. 

."  ;;  yu.Q  et  mag'  ihn  ida  —  xexgiLxi'jxantv, 
äk).'  e^l  /utüQ  ys  xo.vri]<;  ijiiegaq  tov  Tiegl 
Tijc  ä(}j^i)i  xul  r  iS  H"' '/ '/' ^  v.iV(^i'Vov  t-neoxi]- 
OB  fxni.  (ipsnerns  correxit  Xai  yag  etc.,  Jacobs,  ad 
Antliolng.  p.  8li  VVV  ydg,  nihil  nofi  aitulit  Jacobitz. 
Kgi>  vero  senippr  mirnin  habui  regem  illuin  se  ziao' 
{ Kit iöa  ,  praeter  spem  ^  vicisse  ronfite^item.  Deliebat 
saltein  bomn  teinerarius  ess«  et  iiiruiisiiltus,  qui  bellum 
g'ereret  lacessens  neque  ipse  se  virtiirum  esse  roiifiilerct. 
IFnile  PO  dediiciir  ,  ut  loro  corrupt»  transpositione  inedcar 
proponpns:  fl  yuo  ii  >)  nag'  äfnldu  rtf.,  quorum 
»ensus  est:  qiiamvis  piiim  mm  prai-ter  sppm  vioimus  ,  ad 
quam   nos   praecipue    liustiiiui    ntia  et    erroreg    cum   fortu- 


oae  probatissimo  favore  erexerant,  tarnen  semel  Demo- 
stlieiies  —  in  pngna  Cliaeronensi  —  in  extremuin  no« 
dediixit  perirulum.  Ceternm  illud  etiam  h.  I.  monendum 
videtur,  editiones  omnes  regis  verba  inde  a  voce.  ul] 
yug  £t  eic.  incipcre,  quum  contra  ea  incipiant  post  Xc- 
yojv  in  »occ.  £ /' ^  oarof  dvi}gu>7loi  /;,t/«S  Xlvöii- 
vuv  xuxioxijaev! 

§.     40. 

cp  vo  f  [  uev  yctg  av  riß,  xaixar'  d  g  ^ug  7r  g  o- 
oen  EZ  uvir  s  IV  et  avxuiv  xujv  71  okix  ev  i^idx  (n  v 
Ixl  öh  fj.uKkov  \4  g  lox  o  X  ikt  t.  fidg  x  r  g  i.  Jn  his 
verbis,  male  ab  editoribus  interpunctis ,  Gii^etus  dativum 
'.■1  gier  TUT  sksi  udgx  V  Ql,  ut  antecedens  a<i  r  f/j,  con- 
juiigit  cum  verbo  n  g  o  OETl  £71  ÖV  i)  E  tv  ,  quod  falsum 
esse  jain  particularum  iiEV  —  ÖE  nexus  iirnbare  potuit. 
Itaque  tu  oppoue  Cf  V  O  £  l  flEV  et  tTl  ÖE  .JgifFXOXE- 
kEt  liiagxvgi,  dativos  causae,  quorum  integra  exempla 
pxbibet  Matthiae.  gr.  Gr.  §.  oll"?  b.  p.  7J,S  ed.  alter. 
Est  autem  AgicrTuxEkEl  j.idgxi'gi  idein  quod  'Agi- 
OT  Ol  Eko  VC,  ^lagxvgia.  Lehmannus  ,  qui  cum  Ges- 
nero  de  dativis  absolutis  cogitat  ,  prorsiis  a  vero  aberra- 
vit.  In  iis,  quae  arcte  gubsequuutur ,  üay.l](il<i,  ut  Ni- 
grin.  c.  '11.  äny.i^otc,  xijQ  ugExt^i,  est  stiidium  virtutia 
vel,  quod  minus  placet ,  artis ,  EyxgaxEia  continentiae 
constantia,  qua  illud  Studium  nninquam  remittitiir,  xa^o^ 
(sc.  (ptriEVjg  vel  ipvyj;^)  promtus  et  facilis  in  rebus  per- 
cipiciidis  animus  ,  y.ugxEüia ,  in  malis  perferendis  et  im- 
pedimentis   repellendis   firniitas   ac   lobur. 

A.  Baumstark. 


Personal-Chronik  und   Mise  eilen. 

Basel.  Philologische  Vorlesungen  im  Winter  1842 
—  1S43.  Fiat,  und  Xen.  Apologie  des  Sokrates;  Eurip. 
Hekabe;  Jnven.  auserl.  Satt.:  Hr.  Li  ml  er.  Aescb. 
Prometheus  Hr.  Viseber.  Seneca  Briefe,  Hr.  Ger- 
lacb.  Tacit.  Germania  Hr.  W  a  c  k  e  r  n  ag  e  I.  Tacit. 
Annalen  Hr.  Streuber.  —  Griechische  Grammatik  Hr. 
Streu  her.  Griechische  Interpretationsiibungen  Hr.  ^' i- 
scher.  Lateinische  Stil-  und  Iiiterpretatioiisübungen 
Hr.  Ger  lach.  —  Riiinisclie  Literatiirgeschirhle  Hr.  Ger> 
lach.  Romische  Geschichte  Hr.  ßrOmmel.  —  Deut- 
sche Grammatik;  Ucbungen  im  Stil  und  freien  Vortrag 
Hr.    Wackernagel.      Beginn    im    Koveniber. 

Berlin,  10.  August.  S  c  h  e  1 !  i  n  g  hat  heute  deu 
ersten  Theil  seiner  Vortrage  über  Philostiphie  der  iVlv- 
thologip  beenilet,  denen  die  grosse  Ziihürerzahl  in  gleich 
reger  Tlipilnahme  mit  stpigenilem  Interesse  gefolgt  ist. 
31it  einer  ergreifenden  Anrede,  in  »olcher  er  seinen 
Dank  für  die  bewiesene  Theilnahme  und  die  IIolTiiung 
auf  deren  Fortdauer  aussprach,  entliess  er  seine  Zu- 
hörer. 

Breslau.  Vorlesungen  über  classische  Philologie  im 
Sommer  1 842.  -Metrik  nach  Hermaiin's  Epitome,  Mon- 
tag, Donnerstag  und  Freifag,  Hr.  Professor  Dr.  Schnei- 
der, (ieschichte  der  griechischen  niiil  italienischen  Kunst 
vom   Beginn    der   Architektur    bei    ilen    Hellenen    bis    »um 


10?5  1026 

Zeitalter  Coiistanlin's  <l.  Gr.,  niontag,  Dipnstag,  Donnerstag  Curatoren  sind   im   Jahre   1839  «li»  Studien   auf  denselben 

und    Freitaj;    ton    10 —  II,     in    der    Universität    nnd     7Uin  regelmässig   fortgesetzt    worden.      Nrrlit    bloss    »ar    das  Bc 

Behuf  praktisrjier  UriDOMsfratinnen,  Sniinalieiid  von  tl — li,  tragen    der    Stndirenilen    im  Allgemeinen  tobenswerlh ,   sou- 

iin    Kdniglicbcn    Museum,    llr.    Profi'ssor  Dr.   Aniliiosch.  dern    auch    ihr   Eifer,     um    von   dem    akademischen    Unter- 

Furtsetüung   der   griechischen  Literaturgeschichte,    viermal  rieht   einen    guten    Gehrauch    zu    machen,     wird    sehr    ge- 

nüchentlich ,     Hr.    Dr.    Wagner.       Einleitung    in    Thuky-  rühmt.    —    Dazn    haben    aber   auch    die    eifrigen  BemiihUD- 

dldes    Leben     und    Charakter     um!     Erklärung    des     dritten  gen     der    Professoren     Viel     beigetragen  ,      indem    sie    sich 

Buches    in    lateinischer   Sprache,    dreimal    Hüchentlich    >oii  niclit    bloss   damit    zufrieden    stellten,    regelmässig    Collegia 

.'i  —  H,     Hr.     Professor     Dr.     Haase.       Platon's     Phädrus  ,  zu    halten    und    auf  denselben    respnndiren    zu    lassen,   sou- 

Dienstag,     Donnerstag    und     Freitag     von     (J  —  1,',     Herr  dern    auch     durch     besondere     unter     ihrer     Leitung    ange- 

Prof    Dr.    Rohovsky.     üjiitax   der    lateinischen    Sprache,  stellte    Dispntarcollegia    und    andere    lUebungcn,      wie    auch 

fünfmal     wöchentlich     von    4 —  0  ,     Hr.    Prof.    Dr.    Haase.  durch     ihre,     den     Stiidirenilen     zu     einer     zHerkmAssIgen 

Gesehiciite    der    rumischen   .Satire    und    Erklärung    der   5»a-  Einrichtung    um!    regelmassigen    Fortsetzung    ihrer   Studien 

tireii    des    Persius,    ziveimal    worlientlich ,     Hr.    Dr.    Wag-  ertheilten     Kaihschlage     kräftig     dazu     niitgcii  irkt     haben, 

ner.      Casar's   fünftes  Buih    vom    gallischeu  Kriege  ,    Mon-  dass    für    ihre  Schüler    die  Zeit,    welche   sie   auf  den  Huch- 

tag ,    Dienstag,    Donnerstag    und    Freitag    von    |  J —  |,    Hr.       schulen     verlebten,     die     ernünscbten     Früchte    trüge.    

Professor    Or.    Schneider.       Ciccro's     erstes    Buch    der  Die    Universität  zu    Leydeti    »ar    so    glücklirh,     dass    sie 

Arademica     in     lateinischer    Sprache,     Hr.     Professor     Dr.  von    den   sämmtliclien  Professoren    nidit   allein    keinen    ver- 

Elvenich.      Cicero's    Parailoxa,    Sonnabend    von  II —  12,  loren ,     sondern    dass    auch   selbst    bei    Memaiid    von    ihnen 

Hr.    Professor    Dr.    Rohovsky.      Uebungen     im    philulogi-  durch    etwaige    anhalfende    Krankheit    oder    Unpasslichkeit 

sehen    Seminar,     IMittwoch     und     Sonnabend     von    l|  — 1,  die    regelmässige  Ertheilung    des  Unterrichts    unterbrochen 

Hr.    Professor    Dr.    Schneider,     und    Montag    und    Don-  worilcn.  —    Seit  dem  Absterben  des  Professor»  S  u  r  i  ii  gar, 

nerstag     von     ')    —    |(),     Hr.     Professor     Dr.     Ainbrosch.  im   Jahre    lS>i;5  ,      war   ilie    eine    von    den    vier    Lehrstellen 

Philologische    Uebungen,    dreimal   wöchentlich,    Hr.    Prof.  für     die     Theologie    auf    der     Universität    zu    Leiden    noch 

Dr.    Haase.       Uebungen     im     lateinischen     Sprechen     und  immerhin   racant   geblieben,      was     in     den    ersten    Jahren, 

Schreiben,  zweimal  wöcheu'lich,  Hr.  Prof   Dr.  Ambroscli  zufolge     getroffener    Uebereinkiinft ,     keine     Schitierigkeit 

und   Hr.    Dr.  Wagner.    —    Im    verflossenen    akademischen  hatte;     jedoch    die    mehrere    Arbeit,     welche    dadurch    von 

Jahre   sind    hier    folgende    philologische    Di.ssertationeu    er-  den    drei    übrigen    Professoren    in     der    erwähnten    Facultät 

schienen :     1)   Symbolae    ad     genuioum    Pausaniae    Laconi-  übernommen    wurde,      wurde    später    immerhin    mehr    dru- 

corum    contexlum    restituendum,   scr.    Heinere.       'J)    üctavo  ckend ,     besonders    für   Einen    unter    ihnen,      welcher  jetzt 

historiae   Thucydideae   libro   extremam  nianuin    non   acces-  schon   ein   hohes  Alter   erreicht   hat.    —    Ulan   hat  also   zur 

«issp     demonstratur ,     scrips.    Jerzykowski.      .i)    Lucubratt.  Wiederbeselzung    der    besagten    vacanten    Stelle    übergehen 

Thucy<lidiarum    rapp.     duo.        Scr.    ad     professoris     P.     E.  müssen,    und    übertrug   sie    dem    Herrn    J.    F.    van    Oordt, 

Diunus     auspiranduni     Fr.    Haase.       4)    De    Thucyilidis    in-       dermalen     Professor      der     Theologie     zu     Grünin<'en.     

terpretatione    a    L.     ^'alla    latine    facta   disquis.    specitnen.  Ebenso     war     es     auch     nothwendig,    dass     dem     emeritir- 

Scr.    Golisch.     n)    De    Plauti    et  Terenti   prosodia   ijuaestio-  ten    Professor    van    Gelder    in   seinem    hohen    Alter,    zur 

nes.      Scr.   Brix.       (j)    De    Lucilii    vita     et     carminn.     Diss.  Erleichterung    seiner     Arbeit,     jemand     zur    Seite    gesetzt 

scr.    Petermann.       7)     De    Q.    Fabio    Pictore ,    antiijuissimo  wurde,    was   auch    geschehen    ist  durch    die  Ernennung   de» 

Rouianoruni   historic»,   part.   I.      Scr.   Haumgart.  Herrn   G.  J.    \' er  dam   zum    aiisserordcntlii  hen    Professor 

„           ,             .           i        rt         .       •        ^    ,.-   •  '"    ''^''  Facultät    der    mathematischen    und    phvsisihen  Wis- 

l»res<len,    August.      Um    etwaige  Co  Iisionen     zu    ver-  .     c,                    ■»•      ri    ■           .„..            it.        i'.       ,      ■    i  . 

.,                  1111         .1         ■   .     ■    n-        .     r  senschaften.    —     Die    Universität    zu    Llrec/it   ist   nicht  so 
meiden,    maclie    icli    liekaiint,    dass    ich    holten    dart,    meine 

Ausgabe   der  Geographika   des  Skymiios  Chios   werde   bald - 

erscheinen.                                                             B.   Fabriciua.  ,                    , 

Aus/iij  ans  iterSiaals-Cotirnnl  gibt  folgende  Abweichungen 

Göttingen,     M.     August.        Die     hiesige     Universität  und  Nachtrage  über  d.J    l,-)40.    Die  StinJireiidcii  in  Lcydeii 

feierte  heule  das  fünfzigjährige  üienstjubilänm  des  Hofrath  ''",'"■"  '''^''    ba.ii.ls.icblich  mit  dem   SUr<lium  der  oricnlali- 

..     1    rti       1,11     <i     I          /'      ti-     n            II         1  sehen  l.itcralur,   tK  i-  liotanik    nnd  Clieiiiic  bescliafli;(.     Die 

und    Uberbibliothekar    G.    l.    Beneke    durch     ein     gross-  t,:i  i     .i    i           i       j        i    .        i     j        i     .    i       <■          7    ■       ■ 

,,              ,                          III»                             1  Bililrolluk   in    Lcytien   liat  sicli   durch    Ankaufe   nnd   durch 

artiges    l'estmahl,     wozu    durch    Prorector    und    Senat    !  20  Grsclicnkc    von    kostbaren   Werken    bpreicbeit.      Die    An- 

Personen    eingeladen    waren.      Der     Jubilar    ist     I7h2    ge-  tertigiing    des   Katalogs  der  oncnlaliscben    Maniisciiple  ist 

boren;     wurde    i'i\)'J    zum    Bibliotliekssecrelär,     IfSO.i    zum  eifrig    lichiebi'ii    worden.       Das    dem    h'ublicnin    geöffnete 

Professor    und    bei    seinem   Jubiläum    zum  Guelfenritler    er-  archäologische   liabinct  ist  um   einen   Saal,   der  die  ctrns- 

nannt;    im    SU-    Jahre    ist    er    noch    immer    rüstig.    —     Man  '''''i'"i"'   S^'^chisdicn,   lOmisch.n  und  g.rn.ani^cben  Vasen 

,     ,                  /r  11        1          r       1              1                     .^1.1              .  cnlnall,     vi-1  gKissr  [  I     iiiid     durch     luclirpre    LMriuaiiiscbo , 

hat     es    ailflallend     gefunden,     dass     zu    .lem    iM.ihle    weder  römische  ihuI   a.-HMikaniscbe  Va^en    hereici.n'l    worden.— 

Studenten,    noch    auch    Privatdocenten    eingeladen    waren.  Am   .St     rieremlii  i-    1,S.H9  zahllen   sanimilirlic    rniversilatiii 

in  Holland  1410  Sludijende,   nandicli  I.cvi'eii  üM.'i,    l'liccbt 

Holland.       Die    Hochschulen    daselbst   *).       Nach    den  4J4    „„d    (Iriiningcn    2öl.      Ilicivon    slii,li.lcn    290  Tb.o- 

Berii  hten    der   den   säinmtlichen    Hochschulen    vorgesetzten  logic,  451    die   Riclile,  :^,5(i  Medicin     9'.!  IMalliemalik    und 

Physik    und   221    Pliilosopliie    nnd    scbünr   \Vi>seiiscbartcn. 

—     Das    Allienaoni    zu    Fianecker    halte    am    Sclllo^'ie    iIcs 

*)   Dieser  Ririclit   ist  uns   selbst  erst    zu   Ende    voiigcn  .Talires  Jahres    IH.SO    37   Zöglinge,    am    31.    Dcceniber    1840    .ibrr 

zugekoiunun.    Ein   in  der  Pr.  St.   Z    Nr.  271.   niilgcthciller  nur  2-^                                                             Ann),  der  Rcdact. 


in?7 


10?8 


fKlcklirli  gewtBrn,  lU  sie  einen  schweren  Verlust  erlit- 
ten «Inr.li  «leii  Toil  lies  Prof.  Pli.  fan  Ileusile,  wcl- 
ih.T,  am  17.  Jmii  17  78  geboren,  anf  einer  Reise  im 
An.tl.iiiile    von    einer   scliweren  kraiiiJieit    lieini^'esnclit,   am 

VS.    Juli    IS3',)     '»    (Svtit    jeslnrl ist.       See lisiinddreisaig 

J.ilire  ivar  er  .-ils  Profi-ssor  iler  Pliil()So|)liie  nnil  der  Li- 
teralnr  eine  S(ii(/e  iiikI  eine  ZiiTile  der  Horliscluile.  So- 
itolil  im  Ans-  als  im  liilande  liorillimt  durch  seine  Ge- 
lehrsamkeit und  gediegenen  .StlirifCen ,  ".ir  er  zuslcirh 
auch  allgemein  gelielit  von  seinen  Srhi'ilern  und  von  al- 
len, die  ihn  |)ersiinli(h  kannten.  —  In  ileni  Berichte  fiir 
das  J.ihr  I8i"i  ist  schon  gesagt,  dass  an  die  Stelle  des 
Hrn.  WolterUeck,  Professor  der  Wediriu,  der  das 
EmerKat  erhalten  hatte,  ernannt  war  der  (jetzt  schon 
verstorhene)  llr.  A.  C.  W.  Suerman;  jedoch  »ird  die- 
ses hier  nur  in  Erinnerung  geliraclit,  da  Letztgenannter 
erst  im  Jahre  ISo'»  dos  Profrssorat  angetreten  hat.  — 
In  Beziehung  anf  das  Personal  der  Professoren  an  der 
Universität  zu  Grüniiigen  ist  hier  zn  berichten,  dass  diese 
ausser  dem  Verluste,  zufolge  iler  Abreise  des  Hrn. 
Prof.  van  Oordt  nach  Leyilen  (wie  schon  oben  bemerkt 
ist),  auch  noch  den  Um  J.  ten  Brink  durch  den  Tod 
verloren  hat,  der  am  .3.  Oct.  1S39,  in  einem  Alter  von 
(iS  Jaliren,  nnil  nachdem  er  24  Jahre  als  Professor  ordin. 
in  der  Facnltrtl  der  Pliilosophie  und  Literatur  der  Hoch- 
schule vorgestanden,  gestorben  ist.  —  Weiter  verilienen 
hier  auch  noch,  hinsichtlich  jeder  Hochschule,  folgende 
Punctc  bemerkt  zu  «erden.  Aus  dem  zu  Leyden,  nach 
einem  König!.  Hecret  vom  13.  October  ISiti  Kr.  "vd, 
errichteten  akademischen  I' cind  ist  die  dortige  akademi- 
sche Bibliothek  mit  schätzbaren  Werken,  für  jeden  Zweig 
der  Wissenschaft,  bereichert  »vorden.  Besonders  hat  man 
dabei  auf  Astronomie  und  Numismatik  Rücksicht  genom- 
men, und  auch  im  Jahre  1S5()  den  Ankauf  einiger  kost- 
baren ausländischen  Acta  Socielutum  bis  auf  gegeiiitär- 
tio-e  Zeit  forlgesetzt.  In.  nnd  ausländische  Gelehrte  ha- 
ben es  auch  nii  ht  an  Geschenken  mangeln  lassen.  So 
hat  lue  Bibliothek  unter  anilern  eine  vollst.'liiilige  Hand- 
schrift der  geodaefischen  und  astronomischen  Arbeiten 
vom  Jahre  ISU2 — 18U  erhalten,  in  dem  gegenwärtigen 
Königreiche  der  Kiederlande  ,  unter  der  Leitung  des 
Heilanil  Barons  Krayenhof,  ausgeführt.  Da  die  aus- 
gezeichnete .Sammlung  orientalischer  Handschriften,  durch 
«las  Warner'sche  Legat  erhalten,  späterhin  noch  eine 
(olrhe  Ausdehnung  erreicht  hat,  dass  sie  zn  den  an- 
sehnlichsten der  Art  in  Europa  gerechnet  «erden  kann, 
nnd  eine  gründlii  he  und  anbaltcndo  Bcarlicitnng  erfor- 
dert, und  das  nicht  bloss  in  A'erbindung  mit  ilen  Fort- 
tpchritten,  welche  in  jenem  Zweige  der  \Visscnschaft  in 
andern  Lan<lern  gemacht  norden  sind,  sondern  auch  be- 
sonders im  Interesse  der  ausgedehnten  Verh.'illnisse  un- 
seres Lantles  mit  dem  Orient,  so  ist  es  geschehen,  dass 
im  Jahre  l,S39  dem  Hrn.  Professor  Weyers  noch  zuge- 
fügt bind  die  Herren  M.  lloo  gvl  iet  und  A.  M  eu  rsi  nge, 
jeder  mit  dem  Titel:  Adjtttor  inteipretis  Legati  War- 
neriani,  uml  mit  der  Bestimmung,  dass  jener  sich  beson- 
ders iler  tiiilciäclien  und  dieser  sich  der  persischen  Spra- 
che widmen  soll,  ohne  darum,  »o  möglich,  spfiter  die 
malaisclie  und  javanische  .Sprache  zu  vernachlässigen. 
Im    Allgeaieinea    ist    der   zunehmeuden   Blülhe   der   orien- 


talischen Literatur  rühmlichst  zn  gedenken.  In  Bezie- 
hung auf  verschiedene  Ziveige  jener  AVissensch.ift  wird 
das  Studium  derselben  mit  ungewöhnlichem  Fleisse  be- 
trieben ;  und  ,  ohnerachtet  der  verutinderten  Anzahl  der 
Theologie  Studirenden ,  vermehrt  sich  die  Anzahl  der- 
jenigen, welche  zu  Leyden  »ich  einer  gründlichen  Er- 
lernung der  orientalischen  Sprachen  befleissigen.  Das 
anatomisch  •  pathologische  Kabinet  ist  im  Jahre  1839  mit 
einigen  (iegenständen  vermehrt  worden,  hauptsächlich  in 
Beziehung  auf  die  Pathologie,  indem  besonders  von  Neuem 
ein  Theil  jener  .Sammlung  bekannt  gemacht  ist  durch  die 
Ausgabe  eines  zweiten  Thcils,  über  nationale  .Schädel, 
von  dem  Hrn.  Professor  Sandivort.  In  dem  akademi- 
schen Krankenhausc  sind  in  jenem  Jahre  2(i'i  Kranke 
verpflogt  iiorden.  Der  Eifer  iler  Studenten,  um  unter 
der  Aufsicht  und  Leitung  der  Professoren  den  Kranken 
ärztliche  Hülfe  zu  leisten,  und  sich  selbst  dadurch 
praktisch  für  ihren  künftigen  Beruf  heranzubilden,  ist 
sehr  zu  loben.  Das  physische  Kabinet  ist  imgleichen 
mit  einigen  schätzbaren  Instrumenten  vermehrt  worden, 
und  hat,  in  (lemässheit  eines  Königlichen  Decrets,  zur 
Aufbewahrung  und  zugleich  für  einen  wissenschaftlichen 
Gebrauch,  erhalten  die  kupferne  Melre  nnd  eine  der 
zwei  ku)fernen  Kilogramme ,  welche  zu  Paris  verfertigt 
und  von  da  mitgebracht  sind  durch  die  Commission, 
welche  besonders  dazu  ernannt  »var  ,  um  sowohl  von  der 
Metre ,  als  von  der  Kilogramme  drei  neue  Modelle  anzu- 
fertigen, welche  so  viel  möglich  mit  den,  in  dem  Staats- 
Arcliiv  in  jener  Hauptstadt  aulbewahrten,  Protiiti/pen  über- 
einkommen. Auch  der  hortiis  botanicus  ist  durch  Tausch 
und  anf  andere  Weise  bereichert  worden.  Der  Unter- 
richt in  der  Botanik  hat  dadurch  eine  grössere  Ausdeh- 
nung erhalten,  und,  nach  dem  Bericht  der  Curatoren, 
zeigen  die  Studenten  immerhin  grossere  Lust  für  diese 
Wissenschaft.  Die  übrigen  Sammlungen  und  Einrichtun- 
gen sind  nicht  allein  in  einem  guten  Zustande  erhalten, 
so  dass  sie  auf  die  Dauer  dem  Zwecke  ihrer  Bestimmung 
entsprechen  können,  sondern  einige  haben  auch,  durch 
Allkauf  und  («eschenke  ,  in  verschieilenem  Masse  Zu- 
wachs erlialton.  Insbesondere  ist  das  archäologische  Ka- 
binet ansehnlich  vermehrt  durch  milde,  von  vprschiedenen 
Seiten  her  eingeschickte  Geschenke;  selbst  haben  auch 
einige  Ausländer,  welche  bei  der  Besichtigung  jener 
Sammlung  besonders  für  sie  eingenommen  waren,  dazu 
das  Ihrige  beigetragen.  Das  Wichtigste,  was  das  Ka- 
biiiet  durch  eine  besondere  Königliche  Gunst  erhalten, 
besteht  in  einer  ansehnlichen  .Sammlung  antiker  Vasen, 
welche  früherhin  dem  Prinzen  von  Canino  gehorten;  eine 
Sammlung,  «odurch  eine  in  jener  Abtheilnng  der  Werke 
der  Kunst,  im  Wrhältniss  zu  dem  Reichthum  anderer 
IMonumenle  des  Alterthiims,  dermalen  noch  immerhin  be- 
stehende Lücke  ausgefüllt,  nnd  der  Werth  jenes  Kabi- 
nrts  bei  geübten  Kennern  und  auch  im  .Auslände  sehr 
gestiegen  ist.  Zu  Utrecht  waren  die  Locale  für  die 
akademische  Bibliothek  wegen  der  grossen  Anzahl  von 
Büchern,  iielche  sich  auch  im  Jahre  183^^1  noch  ver- 
mehrt hatte  ,  für  ilas  bestehende  Bedürfniss  nicht  mehr 
Iiiiireicbend  ,  so  dass  man  einen  grösseren  Raum  in  An- 
spruch nehmen  musste ;  jedoch  ist  jenem  Bedürfniss  in 
diesem  Jahre   iu  der  Art  abgeholfen,   dass   man  ein  Portal, 


1029 


lOiO 


trelclies   das  Lesezimmer   von   ilem  Saale   (rennt,   zu  einem 
Zimmer     mit    .ScIiraiiLen     in     der     nfinilirhcn     Form,     »ie 
«lic    iibrii;eii  ,    eiiigericlitet   hat.      Das   anatomische    Kaliinct 
hat   einen    reiilirn    Znnaolis   erhallen.       In   dem    nosoi  omio 
acadeinico  ,      »orin     auch     viele     Kranke    ans    dem    Sladt- 
Krankenliause     anfgenomnien      »aren,     sind     verschiedene 
schwere    Operationen,    und    fast   alle    mit   dem    liessfen    Er- 
folgte,   ans;;efti[irt    ivortlen.       Den    .Studenten,    u eiche    die 
klinische    Schule    lipsuchcn,    ist    eine    (ielegenheit   ^'egeben, 
um    in    der    Zuliereitunj;   der  Arzneimittel,    »eiche    in    dem 
Aosocomio     acaileniiro    vorgesciirielien     «erden,     sich     zu 
üben.      Zu    dem    Knde     ist    dort    auch     eine    Apotheke     er- 
richtet worden  in  Verbijjduoj;  mit  iler  chiruro;is(  h-klinischeu 
Schule.      Diese    Kinrirhlun<;   hat  alsbald  bei  mehreren  Stu- 
diosen    lebhafte    Theilnahme     t^efunilen ,     »eiche    dort   ab- 
wechselnd,   unter   (jehüri^'er    Aufsicht,    sich    eifrig   mit   der 
Zubereitunff   der    Aledicamentc    beschAfli''en.      Iliusichtlich 
des    löblichen  ISetra^eiis  der  Stuilenten  auf  der  Hochschule 
zu     Ulrevht ,     und    des    unter     ihnen     herrsclienilen     guten 
Geistes,    wird    von    den    Firn.    Curaturen    auch    noch    beson- 
ders   berichtet,    dass    es    dem    Kector     Alagnilicus     u.'ihrend 
dieses   Jaiires     kein     einzigesnial    vorgekommen    sei,     einen 
Studenten    ernstlich  zu   bestrafen;    »ie  auch,    ilass  die  durch 
die    älteren  Studenten    an    den    neu  angekommenen  verübten 
Weckereien,      wogegen    friiherhin     öfters    Klagen     erhoben 
waren,     wo    nicht    gänzlich    aufgehoben,     zum     wenigsten 
doch     sehr     eingeschränkt     sind,     ohne     die     Gränzen     des 
i    Schicklichen    zu    überschreiten.       Für     ijie    Kibliolhek    der 
Akademie    zu  Giiiningen   sind    in   diesem  Jahre    nur  wenige 
Bücher   angekauft    norden;    jedoch    hat    dieselbe   aus    dem 
akademischen    Fond    eine    bedeutende   Summe    erhalten   für 
das    Einbinden    der    liiicher,    womit    im    Jahre     IS.'JS    ein 
.Anfang    gemacht,     und     welche    rückständige     Arbeit     nun 
im  Jahre  IS^i'.)  beinahe    gänzlich    hat  beeniligt  werden  kön- 
nen.     Für   das    Kabinet,    behufs   der   ökonomischen    Instru- 
mente   und    Alodelle ,     ist    eine     Sammlung    von     mehr     als 
vierhundert,  meist  ausländischen  Holzarten,   angekauft  wor- 
den ,    indem    man    auch    die    Gelegenheit   gefunden  ,    um    zu 
liertin    einige    Gegenslänile    für    das    Naturalienkabrnet   an- 
zukaufen.     Auch    ist    die    Sammlung    der   Instrumente    für 
die    Gebnrtshülfe    vermehrt     worden     mit     einem     von    dem 
Hrn.    Hekker     vcrfeitigten    galvanischen    Appurute,    he- 
gociilers   dazu    eingeri«  htet ,    um   scheintoilt  -  geborene   Kin- 
der   zum    Leben    zurückzubringen.      !Mit    diesem    Apparate, 
wovon   je<lorh   die  Hrn.  Curatoren    bericiiten,    dass    ilerselbe 
noch    von     Niemand     näher     bcsrliriebei:    worden     ist,    hat 
man    schon     eine    Probe    genommen,     und     zttar     mit    dem 
glücklichsten    Erfolge,     der    ilesseii    Zvveckmässigkeit    hin- 
reichend   betviesen    hat.      IMit   Einscliluss    der   Zulagen    für 
einige    andere    akademische     Einriclituogen     ist     auch     aus 
dem     obgenannten    Fond  ,     behufs    des    Unterrichts    in     der 
Geburfshülfe ,    eine     von     dem     Hrn.     Ozanam    zu     Paris 
aufgefundene,    ganz    clastisi  he  fa«^o;/(e  angekauft.      Durch 
den    Ankauf  einiger    Häuser    und    Gärten     hat   der   Ilortus 
vergrössert    werden    können     für    die    .Anlage    eines    öliono- 
mischen    Gartens,      indem     mau     bis    ilahin     den    dafür    be- 
nöthigten    Grunil    hat   miethen    müssen  ,    dessen    Besitz   also 
immerhin    sehr     unsicher     iiar.        Audi    sind    die    erforder- 
lichen   Alassregeln    genonnen,    um    tlic  Loialc  für  die  Ana- 
tomie   zu    vergrössern,    da   dieselbe  wegen  I^langcl  an  Raum 


ihrem  Zwecke  nicht  mehr  entsprechen  konnten.  Imglei- 
chen ist  auch,  um  {\vn  gehörigen  Kaum  für  die  ölcono- 
misclien  Instrumente  und  Modelle  zu  linden  ,  in  dem  Ge- 
bäude, wo  dieselben  aufbewahrt  sind,  dafür  noch  ein 
besonderes  Lncal  eingerichtet  worden.  Auf  diese  Weise 
hat  man  das  Nothwendige  für  die  akademischen  Gebäude, 
welche  jedoch  immerhin  noch  viel  zu  wünschen  übrig 
lassen,  hcrbeigeschaü'l.  Das  Nusocoinium  academicum 
hat  sich  im  Jahre  1<Sil),  da  es,  wie  gewöhnlich,  ilurch 
eine  ansehnliche  Zulage  aus  der  Stadtcaxse  unterstützt 
wurde,  in  einem  erwünschten  Zustand  erhalten,  and 
wurde  in  jeder  Hinsicht  seinem  Zwecke  entsprechend 
gefunden.  —  Jn  dem  Personale  iler  Professoren  an  dem 
Athenäum  zu  Franeker  hat  in  diesem  Jahre  keine  ^'er- 
änderung  stattgefuiiden, 

Verzeichniss    der  auf  den  Hochschulen  bei   den  verschie- 
denen  Facultüten   eingeschriebenen  Studenten  am 
Ol.  Deceinber   1839. 


r  a'c  II  1 1  a  l  e  n. 


Leydrii 


Uln-clil 


druiiin- 
sei). 


Tol.il. 


1  hcülogie 

Jiirispniilcnz       .      .      .      . 

Mediciii 

M;illicni.ilil<    1111.1  ;Pinsik 

Spccuiat.   Philiisopliic    II. 

Litcr.iUii' 

Am    31.     Oec.     18.35     w.ir 
die     Zaiil     der     Stn.li 
reiuicn 


128 

1,S1 


.^9 


b.H 


682 


I.IS 

57 

?^r^ 

174 

49 

502 

r.!7 

58 

366 

9 

44  "! 

05 

S'i 

66") 

l4l 

*ä4 

■i'.') 

1,197 

510 

■ibS 

Paris.  Der  Lectionskatalog  auf  der  liiesiien  Uni- 
versität für  die  FaciiUc  des  Leitres  war  im  verQossenen 
Sommercursus  folgender:  Lilerafure  Grccque.  Lrs  lundis, 
a  trois  heures,  et  les  jeudis,  a  une  heure  et  demie. 
Til.  Boissonade ,  professeur.  HI.  Egger,  agrcge  de  la 
Faculte  ,  coiitiiiuera  l'explication  du  premier  livre  de 
Thucydide  (les  lundis,  a  trois  heures)  ,  et  traitera  d'Höro- 
dofe  et  de  ses  oiivraijes  (les  jeudis,  ä  une  heure  et  dc-irie): 
Ehujiience  latiiie.  Les  jeudis  et  samedis,  ä  onze  heures. 
IM.  te  Clerc,  professeur.  IM.  Chitrpentier,  agrege  de  la 
Fat  ul(e  ,  fera  l'histoire  de  l'eloijiiencc  latiiie  au  temps  de 
Cesar.  Poesie  latine.  Les  niardis  et  vendredis,  ä  dix 
heures  et  demie.  31.  Patin,  professeur,  continuera  l'his- 
toire de  la  comedie  latine  et  l'etude  du  the^tre  de 
Piaute.  Elo(]uence  franc^aise.  Les  vendredis,  ä  trois 
lieures,  et  les  samedis,  ä  neuf  heures.  IM.  l'illemain, 
professeur.  !M.  Gerusez,  agrege  de  la  Faculte,  conti- 
nuera  Ie  precis  de  Thistoire  de  la  litterature  en  France, 
depuis  les  preiniers  developpements  de  la  langue  fran^aisc 
jusqu'A  nos  joiirs.  Poesie  fran^.iise.  Les  niercredis,  ä 
niie  heure  et  demie,  et  les  jeudis,  ä  iieul  heures.  IM. 
Saint  -  Marc    C-irardin ,     professeur,    traitera    de    Pusage 

')   Von  diesen  sind  40  jur  Vorbeieitung  für  die  Medicin. 

")  Von  diesen    siiul   20  zur  Vorbereitung    für    die    Theologie 
und  39  für   die  Jiiriipiudcnz, 


1031 


10  t? 


Hm  p«»»ions  Han»  le  Hraine  «Ippnis  Corneille  jnsqn'i  no» 
jours.      M.    Herger,    agri-^c    ile    la    KaruKii.      Pliilosopliie. 

Lcs   iiinrcliü    et    veiulrcdis,   ä    iine    lieiire    et   ilriiiie 

M.  Itlul/j/ie  Garnier,  agrij^«  ile  la  FaciiKc,  «oiitiiiucra 
«ri-xpnsiT  la  pliilosdplii»  lies  griences  et  «les  lieaiix  arts. 
Ilistuire  ile  la  pliiloüopliie  aili'ieiiiic.  Les  liiiidis,  ;i  Iieiif 
heiires,  et  les  iiierireilis,  k  iiiiili.  ^M.  Cousin,  ptüfcsseiir. 
M.  Jules  Simon,  agfetje  lie  la  l-'aiiilte,  coiitiiiuera  l'liis- 
toire  ile  rErole  irAlexamlrie.  Uistoire  ile  la  pliilosopliie 
nuiileriie.  Les  nierireili«  et  jeiiflis,  a  trois  lieurrs  W. 
Royer- Coltard,  professeur.  M.  Dumiron  ,  professcur  ail- 
jomt ,  ruiitiniiera  llniitnire  ile  la  pliilosopliie  au  X\  II. 
siiile.  Uistoire  aiicieiine.  Les  liiiiilis,  ä  midi,  et  les 
jeiiilis,  A  miili  et  im  qiiart.  HL  Lacretelle ,  professcur. 
M.  KosseeuiP  Saint -Hilnire,  agrete  ''«'  'a  Faiiille,  ooii- 
(iiiuera  ile  traiter  ile  l'Orieiit  suiis  Alexandre,  et  des 
rapports  ile  la  civilisatioii  jjrecqiie  aiee  celle  de  1  Asie. 
Histoire  moderne.  Les  iiiardis  et  sanieilis,  a  trois  lieures. 
M.  Cuizot,  professeur.  I>1.  Lenormant ,  anrege  de  la 
Faciilli-,  exposera  l'liistoire  de  France  peiidant  le  XVIL 
sieile.  Geojjrapliie.  Le»  manlis  et  vciiilredis ,  ä  midi. 
M.  Guigniaut ,  professeur,  coiitiniiera  la  description  pli}- 
siqiie  et  historique  de  l'Asie  o.  ientale  et  de  1  Empire 
chiiiois.  Littcraturu  ctranirere.  Les  lundis  et  samedis, 
ä  uiie  heure  et  ileuiie.  M.  Fr<«;'ie/,  professeur.  M.  Ozanam, 
agrege  de  la  Fanilte,  traitera  de  la  lilterature  alleuiaiiile 
au  inoten  k%e  (les  samedis),  et  interpri^tera  le  iv^ic  des 
Aibeluiii;eii  (les  liiiidis).  I>1M.  les  Caiidiilals  ä  la  Lirence 
sont  preienus  qu'en  lerUi  de  l'art.  1<I.  du  Statut  du 
l(i.  fevrier  ISIO,  ils  .sont  teiius  de  suivie  trois  Cours, 
pour  lesquels  ils  preiidroni  qiialre  iiiscriptions ,  eu  no- 
tembre,  janvier,  arril  et  juillet,  jusqu'au  1.5.,  et  qu'ils 
doirent   se   pourvoir   de    certilicats    d'assiduite. 

Unter  dem  Titel:  Uistoire  de  la  rbiuiie  depuis  les 
temps  les  plus  reoules  jusqu  ä  iiotre  epoque,  par  le  Dr. 
Ferd.  lloefer.  Tome  \.  Paris,  i  s42.  ist  ein  Bueli  cr- 
gcliienen,  iioraiif  es  iiiclit  unpassend  sclieiiit  ,  diejenigen 
aufmerksam  zu  machen,  «elilie  die  Cultiir  des  Altcr- 
thums  auch  in  einem  freilich  dem  jje«  ühiilicben  Gesichts- 
kreise der  Pliilolojjie  ferner  liegenileu  Zvieijje  rerfulgeii. 
Grieclieiilaiid  und  Rom  sind  an  dem  Inhalt  dieses  Lan- 
des vorzuj;siveise  betlieiligt.  In  dem  ziveilen  Abschnitt 
des  ersten  Zeitraums  wird  die  Periode  von  (i40  v.  Chr. 
bis  zum  dritten  Jalirhunilert  n.  Clir.  behandelt,  und  zwar 
zuerst  in  einem  theoretischen  Theile,  der  die  Systeme 
der  griechischen  Philosophen  angibt,  «elclie  nach  de» 
Verf.  A'ermuthung  nicht  als  blosse  Pliantasiespiele ,  son- 
dern als  die  Rcsnltato  ihrer  Beiiliachtunn-  lieslimmter 
Thatsaclien,  deren  üeberlieferuiij;  sie  lerschinähten ,  an- 
zusehen siiiil  ;  sodann  in  einem  praktischen,  der  den  Grad 
der  liekanntschaft  der  Alten  mit  der  Natur  der  eiiizcliiBii 
Stoffe  und  den  Gebrauch  derselben  aus  den  Quellen  zu 
ermitteln  sucht.  Hier  ist  zunaclist  <lic  Rede  ron  den 
Met.illen  und  ihrer  ISeliaiidluiig,  von  der  Zusaiiiinriisetzung 
der  Miiii/en,  ferner  von  andern  mineraliscben  Substanzen: 
von  den  Farben  u.  s.  w.  fp.  i)9 —  17'(),  sodann  von  dem 
Stande  der  orgaiiisrhen  Chemie,  namentlich  zuletzt  von 
diD    Giften   (p.    1  "'.I  —  .'!()).      Der   dritte  Abschnitt   behan- 


delt die  Periode  vom  dritten  bis  neunten  JabrliDiidert  n. 
Chr.,  und  rnthfllt  die  eigenf lieben  Quellen  der  Alch^'inie. 
Wir  geben  zur  Uebersirht  des  Inhalts  die  Uebersrhriften 
der  nichtigsten  Para|;raphen  dieses  Abschnitts:  Consi- 
derations  gciii'-raleg,  Origine  du  iioin  de  cliimie.  Art 
sacre.  De  ceiix  qui  exercaient  l'art  sacre.  Pratiqun  et 
theorie  de  l'art  sacr6.  Initiation.  Peines  infli^'i-s  aux 
parjures.  flivsicres  des  nombres,  des  lettres ,  des  plan- 
te», des  animaiix,  des  planetes  etc.  Pierre  pliilusophale. 
Doctrines  mistiqiies  des  philusuphcs  neoplatoniciens  de 
l'ecole  d'Alexandrie.  Ulagie.  Cabale.  Hermes  Trism6- 
«iste.  Koins  de  ceux  qui  oiit  ciiltive  l'art  sarre.  Des 
substanres  inetalliqucs  qui  sont  consacrees  aux  sept  pla- 
netes. Lexiques  chimiques.  Zosimc.  Pclage.  Olympiodore. 
Deniocrite.  Synesius.  Marie  .  .  .  Cunnaissances  prelu- 
daiit  a  la  decourprte  de  la  pnndro  k  cauoii  et  du  feu 
jjrec  oH  jjrcgi'ois  etc.  —  S.  VT"»  ff.  wird  ein  Verzeich- 
niss  der  in  den  Handschrifleii  der  bibliothcque  ruyale 
zu  Paris  enthaltenen  alchymistischen  Schriften  in  grie- 
chisclier  Sprache  gegeben.  Zu  den  nichtigsten  gehören 
die  des  alexandrini»chen  Philosophen  Zosimos  von  Pa- 
iiopulis,  den  der  Verf.  gegen  das  Ende  des  dritten  oder 
den  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  setzt;  bisher  sind 
zivei  Fragmente  dieses  Schriftstellers  durch  den  Druck 
bekannt  genorden;  »ir  erhalten  jetzt  im  Anhang  am 
Kndo  des  Bandes  ein  Bruchstück  desselben,  das  als  Probe 
des  symbolisch  -  phantastischen  ,  in  maiiclien  Stücken  an 
die  Apokalypse  erinnernden  Stils  und  der  Sprache  jener 
ältesten  Alchyinisteii  interessant  genug  ist  ,  iicinilich  : 
^ojolnoi'  zut)  ifciov  Tietjl  doiTijC  y.ui  oin'Otoeujg 
vdnjujv  71  patcg ,  in  dem  Buch  selbst  auch  die  Ueber- 
setziing  einiger  anderen  Bruchstürke.  Der  Anhang  ent- 
halt ferner  ;  Oki'fiTiiodui^uv  (fikuoücfov  'AK£tavö(jSuj<; 
■KQUQ  [leiüaiov  zov  ßaoikia  'Agueviai,  m^i  Ti',z 
ieodg  Ti^'f?;?,  ToP  Xi9ov  TüHv  fftkoaatfojv  xai  e/'g  to 
•/.ut'  ivioyeiav  ZiDoiuov  xai  ooa  äiio  'Epiiov  y.o.l 
dno  cpi'konöcpdiv  fioav  eioijtieva.  —  "loiöog  ßaoiXia- 
a)]s  Ai'jVTiTov  v.ai  yvvar/.ug  Oat'gi^oq  niQt  tijj;  ieoaq 
cix^'/i  'J (J^^i  '■"''  i'iov  a.VTr,i  x(iv  iioov  ,  —  und  in 
lateinischer  Sprache  liber  igiiiuin  a  Marco  Graeco  de- 
scriptiis,  zum  erstenmal  vollständig  gedruckt,  höchst  wich- 
tig besonders  wegen  der  genauen  Beschreibung  des  Schiess- 
pulvers; der  Verfasser  setzt  diese  Schrift  etwa  in's  achte 
Jahrhundert.  ( '. 

Vorlaufig  soll  hiermit  auf  den  Thesaurus  poeticus  lin- 
guae  Latinae  orlcr  Dictioniiaire  prosodique  et  poctique  de 
la  langue  Latine,  coiitenaiit  tous  les  mnts  employes  par 
les  poefes  d'int  les  oeiivres  nous  sont  parveuues,  et  ceux 
qni  SP  Ironvent  ilaiis  les  fragnieiis  et  ilaiis  les  iiiscriptions. 
Par  L.  Quicherat.  Par.  chez  L.  Hacliette.  I  S4n.  Gr.  Oct. 
13J~^  S.  aiifinerksain  gemacht  »erden.  Es  finden  sich 
darin  Belege  aus  der  ganzen  poetischen  Literatur  der 
Riiiner  für  die  genau  angegelienen  prosodisrhen  Beschaf- 
fenheiten aller  Worter  ,  meist  mit  sorgfältiger  Citation 
der  Stellen.  Dass  übrigens  in  diesem  Buch  sehr  Vieles 
erspart  «erden  konnte,  leuchtet  bei  der  ersten  Betrach- 
tung ein.  Wir  hoffen  nächstens  darüber  ausführlicher 
beruhten    zu    können. 


Zeitschrift 


für   die 


Alterth  ums  Wissenschaft 


IVoveinber   1949. 


.  100.   Syinbolae  ad  Piiit.iiclii  Moralia  emendenda. 

Do   edacat.    puer.    c.    7-    !>■   4,   C.     Ni>V    8t    Ttq    y.ol 

xaraTTTvatie  tujv  TiuxiiJütv  ivluji/,  ohivei,  ngly  8o- 
y.ifÄÜant  roi'i  iieXkovxaq  diöärry.siv ,  8i'  ayi-otuv, 
£cr9'  üT£  v.aX  öl'  dntioiav,  äy!}QuJnoi<;  dbuy.i^ioi^ 
xat  nuQaai'jixoii  iy/ei^i^onoi  tovq  Tta/Sug.  Kai 
ovTiuj  xuvTu  ioTi  y.aTu'/ekuoTov,  sly.al  dt  o.Tret^iUiv 
CCVru  Tcoa.rrul'Ol.  Inferpres  lafinus  extrema  verba  siü 
recte  expressit :  siquidem  imprudentia  peccatur.  Seil 
faiuen  editures  particulas  fl  y.ui  intactas  reli(juerunt. 
Scribeiidum   erat,  opiiior  ,   £  i   y  £. 

C  7.  p.  4,  U.  naoüf^ioiov  iioioL>vT£i,  üionsQ  av 
£1  Tiq  TU)  oujfiaTi  xdiivmv ,  ruv  auv  eiiiaTtjiaj  dvvi]- 
&£Vvo.  av  Oüiaat  TTugakfyzuji/,  (pikoj  ■)[agiC,ofiEVoq  tov 
öl'  änsigiav  aTroKioovTU  dv  uutov  7[QU£koiTO.  Cum 
»f.  öi'vijSevra  üv  et  du  oKiaovTU  dv  sibi  opposila  sint, 
et  conilitionis  ratio  in  iitro(][ue  sit  eaileni ,  vix  dubium 
ridetur,  quin  anctor  libelli  scripserit:  Övii1]9 EVT a  dv 
—   d.-K  o kso  uvx a  dv. 

C.  9.  p.  f),  E.  To  Se  ö>;  irawaTraaiv  ditoöoy.L- 
fj.d^£/v  TUJV  koyujv  Tr,v  STOiuuTijTa,  -n  ■yidktv  av  xav- 
xi]V  ovy.  irc'  d.t'i^on;  day.iiv,  ov  (paujv  dv  lyujye.  Minus 
rei'te  haec,  verba  interpres  Latinus  vertit:  Interim  ego 
subitarn  oratinnem  neqtie  improLandam  proraus ,  neque 
rebus  non  dignis  adhibendam  aio.  Sentenda  est:  Subito 
autem  dicendi  facultatem  omnino  improbandam,  aut  in 
rebus  dignis  7ion  esse  adhibendam,  equidem  non  affir- 
maverim. 

C._  14.  p.  10,  B.  'A  xoivvv  Tiöv  eiorj/jivuiv  ol8£- 
voi;  rjxxüv  eaxiv,  dXka  y.al  fxüA.kov  £iiiTi^Ö£vxia,  zoiq 
VSOig,  y.al  öi;  k£y.T£OV.  Vitium  intolerandum  a  r.xxöv 
£0X1  y.al  ilt  l  xrjÖ£  vxt  u  facillime  corrigitiir  accentu  com- 
mutatü :  «...  i^xtov'  iaxlv.  Ad  senteutiam  confera- 
tur  siniilis  formula  c.  II.  p.  S,  D.  u  Tldviajv  toxi  y.v- 
Qiujxaxov  xvjv  £lQt]fj.ivujv,  OTltvöoj  ktyEiv.  In  sequen- 
tibus  verbis  ita  vulgatus:  ravxa  8£  toxi,  xuv  ßiov 
dv^iiffr/xov  doytiv,  x6  xijv  ykujxxav  y.axij(iiv,  x6 
Ti;(;  OQyf;;  vntQavu)  yiyv£ai}ai,  -vö  xüjv  x^i^üiv  y.fja- 
raiv.     Scrib.  x6  xov  ß.  dxg.  äax£iv- 

De  puetis  audiendis  c.  1.  p.  15,  B.  Iloiikinroöoi; 
xecpakfj  iv  ^itv  ya/.ov ,  tv  Öe  yal  iaritkuv,  Sic  etiam 
in  novissima  Dloralium  editinne  Parisiensi  versus  r'.;rruptus 
legitur,  quamquam  ex  dirersitate  lectionis  apud  Wytteub. 
et  ex  Diogcn.  Laert.   VII,  76.  facile  erat  intellectu  scrt- 

Zeilschr,  f.  d.  Altcrtliuinsw. 


bendum  esse:  Tlovkvnoö'oq  y.ttfakfj  tvi  (Uv  yay.öv ,  iv 
öt  yal  £09k6v,  quo  etiam  ducit,  qnod  seqnitur  in  Plu- 
tarchi  libello:  ovriu  öl]  y.al  Tlunjny.TJ  nokv  Jl£V  TU 
7)ÖL'  xai  x(iö(ftnov  viov  ipi'X'Ji  tveoxtv,  uvy.  ikur- 
TOV  öt  XU  TOQayxtyuv  xui  nu{iv.((unov. 

C.  1.  p.  15,  E.  FlöxtQov  ovv  xdiv  viujv ,  ujcntao 
Tuiv  'J^ay.ijaiojv,  yijoiß  Ttvi  to.  vrva  aTtyxxtp  y.axa- 
7ikdaouvx£i  dvayydZoiHtv  avxocs /f^o  'E'niy.bvQtiuv 
dydxiov  duatiivobi  ,  -jroiijXiyi^v  (f£vyEtv  yal  7iuuil;t- 
kavvEiv;  ij  fldkkov  (J(j9i,o  xivi  koyia/yjj  TtEoiotav- 
Ttq  yal  yaxaöiovxEq,  ti'jv  yoloiv ,  ujvuji  /.n)  iiaga- 
(fEQrjxai  xi/J  xtgnovTt  irgog  xu  ßkd.-niov ,  dnEvdv- 
vujfiEv  y.alnaoaipi'kdTxvjfiEv;  Corrigendum  est:  iiEoti- 
axdvxts  .  .  .  xqv  y.gioiv. 

C.  3.  p.  18,  D.  ov  ydo  itrxi  xavxv,  t6  xakov  yai 
yaku}^  XI  lUy.eToDat.  A  sententia  huius  loci  longe  aber- 
rarit  interpres  Latinus,  quippe  qui  verlia  adsrripta  sie 
vert.rit,  Ä'on  enim  idem  est,  esse  pulchrum  et  imilai-i 
pulchre-  Sententia  loci  est:  Non  enim  idem  est,  aliquid 
pulchri  et  pulchre  aliquid  imitari. 

C.  fi.  p.  24,  D.  Docet  Plutarchus,  multa  esse  voca- 
bula,  quae  saepe  a  poetis  alia  ri,  quam  vulgari  usorpen- 
tur  ,  all  quod  genus  virtutis  quoque  nomen  pertiueat. 
Cuius    rei    lianC  rafionem    reddit:    tltl    yug    Ol'    f^iuvoy 

ificfgovai  naoiiETUi  y.al  öiyuiovi  y.al  dya^ov^iv 
TTod^tai  y.al  kuyoi;  (seil.  ?}  dQExij),  dkkd  y.al  öoiag 
ETHEiy.'M';  y.al  öwa^tti  tiequioiei,  Jiuoa  xovxo  itoi- 
ovvxai  {Ol  TToirjTai)  y.al  xi)v  ttöo^iav  do£xi;v  y.al 
övvuitiv  övoiidCovTtc.  Merito  mlralur  VVyttenbachiuf, 
neminem  editoruiii  de  .erbis  obscuris  JlCQU  lovxo  iiOL- 
0VVTO.I  y..  X.  k.  quidquam  nionuisse;  sed  quamris  ipse 
multa  de  iis  disputet  ,  mihi  quidem  loci  obscuritatem 
paruni  vidrtur  ilhistrasse.  In  tanta  caligine  unum  certum 
dispexissc  mibi  videor,  ante  voc.  öivutitv  excidisse  arti- 
cnlnm  xr,V.  iNeque  enim  solum  Evöutia  a  poetis  »irtus 
appellatur,  sed  etiam  ÖvvantQ  s.  potentia;  cf.  supra  yal 
dc'^ai;  yal  övv  d^flinfotnoiti  {i)  d(j£xi]),  et  infra 
p.  24,  B.  dU:  dvxl  dö^iji;  >)  övva^iEujgr,  Evxvxiai 
■a  Tivoi  öfjoiov  TT)  dotxT]  ytXQijatku  xov  noiijxijv 
v^EiOitoj.  Pro  TTOlOVVXal  fortasse  scribenduni  est  v  TT O- 
voovvxai,  ut  sit  sententia:  quin  enim  virtus  gloriam 
fere  et  poteiUiam  conciliat ,  idcirco  poetae,  ut  licet  su- 
spicari,  et  iilorittm  et  potentiam  virtutem  uppellant.  De 
locutionc  nuod  xovxo  v.  VVjtteub.  ad  Apophth.  reg.  et 
duc.  p.   177,  D. 

68 


1035 


^ 


r 

c 


•T     '^ 


C.  14.  p.  36,  C. 

Td  öe  rov   OiaTTiSoi  tuvtI- 
ögnit  uTi  Zeii  T(ööe  npujcei'et  deuiv, 
oi<  ^)eiöo<,,  oi'öe  xoiinof,  ov  ^ujoov  yeXujv 
oioy.üiv  Tuö'  ijöv  itori'Oi  oi'x  inioxaTai- 
xi  8ia(feQ€i  rot,  Ilofj^v}  yuQ  i]Sovi]g  vaX  Xt'urjg  tÖQV- 
rai    TU    deiuv,    uti    Ilkuiujv    ekeye.      In    tertio    »ersu 
Tbespidis  scribenilum   est:    T<J    5'   l'jdl'  luorvo^    OVX  int- 
oratai:     Videsne   Jovein  principem    esse  Deerum,    quod 
mendacio,  faslu  risuque  stullo  careat,    voluptatis  aulem 
tolum  ignnrum  esse?  ^  , 

De  auiliemlo  c.  2.  p.  38,  C.  'EttsI  Ötc  ys  ttööT?; 
dxQodaeux;  dmigyöfttvoq  6  vsoi;  >fai  Xoyov jiijSevoi; 
yevo^iBvoi  ov  ^lovov  axagTioQ  vjv  okoi  xai  dßXaotijq 
ötai.tspei  -Kgu;  dgSTijv,  dkXd  y.a\  8iaOTQi<fono  irQoq 
Xaxiav  .  .  .  öljkov  kaxi.  Cum  vix  intelligi  possit,  qnae 
«it  iu  lioc  «■erborum  iiexu  vis  participii  djv,  locus  ita  re- 
fingeudus  esse  »idetur :  utl  ...  ov  fuövov  äxagmaq 
dv  .  .  .  diafiEvoi  TTüui  ÜQExijv,  dkka  xaX  öia- 
ax Q Ecpoixo  TiQOs  y.ay.lav. 

C.  li.  p.  43,  E.  0L'kuXTeuv  8h  xal  x6  nokkd  xae 
Tiokkdxii  ai'TOV  ngofjuKksiv.  Recte  me  nionuit  collega 
amicissinius,  Rup.  Jaegerus,  scribeiidum  esse  avTuv 
,,  cavendum  est,  ne  aut  multas  aut  fiequenfes  quaestio- 
nes  ipse  proponas.^^ 

C.  13.  p.  44,  B  Praecipit  Plutarchus,  in  laadationi- 
bus  rereculidiam  qaandain  et  mediorritatem  adhibendam 
esse;  naui  neque  excessum  in  eo  geliere,  neque  defectum 
esse  liberalem.  De  defectu  inter  alia  haec  tradit:  Flok- 
koi  ydg  siatv  oi  xaxujg  xai  nagd^  fiikoi;  xrivüc^a- 
yoQov  (fuivr,v  imoka^ßdvuvxaq.  'Exeivoq  f^ev^  yag 
ix' cptkoaocpiai;  'icfijOEv  aüxtp  negiyeyovei^ai  xo  ^tj- 
Siv  davudQstv  ovxoi  8e  x6  fjijdeva  inaiveiv,  fJijös 
xiuäv  £v  TW  y.axa(pgov£iv  xißifUvot,  xai  xo  oej-tvov 
vnEQOl\)'ia  öiutxovcnv.  Wyttenbachius  in  animadversio- 
aibus  (p  Vol.  I.  p.  382)  putat,  scntenliae  nexum  aliud 
quid  desidcrare,  quam  quod  extrema  rerba  suppeditent ; 
immerito,  si  qui<l  rideo.  Verborum  ovxoL  öl  x.  x.  k. 
haec  est  seiitentia:  hi  autem  cum  illud  non  mirari,  neque 
colere  con/emtu  declarandum  esse  opinentur,  idcirco  etiam 
austeritatem  ob  superbiam  sectantur. 

C.  18,  p.  47,  E.  näaav  ovv  dnujaäfisvoi  xriv  xo- 
aavxrjv  ßkaxeiav  xai  dka^oveiav,  TTQOi  ro  ua^stv 
xai  TiEQtkaßtiv  tr)  biavoia  to  X9^!^'F"^i  kEyüuEvov 
övTEi,'  vTio/.tii'tijiiEv  xoi'i;  xdiv  Evcpvuiv  öoxoi'vxuiv 
yekuixaq.  Srribendum  est:  TtQUC,  xuj  fxadsiti  .  .  . 
Övxeq  ».   Bernh.  Sj^nt.   p.   263- 

De  adulat.  et  amico  c.  14.  p.  58,  A.  TTOV  ydg  xa- 
xa(pvyujiitv  oi  yvunojq  Seu^evoi;  xii/i  de  ni  oxei- 

aOfxev;  Malim    Tl  lOX  £  V  O  M  fXEV. 

C.  16.  p.  59,  A.  Ei'i']9)]  roivvv  xai  ößäkrEga  xa 
Tov  Blujvoi'  Ei  xov  dygov  'ifuekksv  iyxcüfitdßujv 
evcpogov  Ttoieiv  xai  sixag-xav,  ovx  dv  ä.iiaQxdvEtv 
edoxti  xovxo  notiüv  jjäkkov ,  ^  axäiTTojv  xul  ngdy- 
uaxa  ixfJii''  ov  roivi<v  ot'9'  avSQUinoq  diOTtoq  ov 
t'tTj  ETiaivojv,  El  Tot;  kstaivovue.voic,  ujffsktf^oq  eart 
xai  Tiducpoooq.  Pro  nofitfogoq  vix  dubium  est,  quin 
sit  scribendum  71  o  öatfOQ  ü  <;,  ut  acute  vidit  collega 
meus   R.  Jaegerus. 


J036 

I 

C.  32.  p.  71 ,  D.  Jiid  Sei  crtpödga  (pvkdxxsaSai 
xai  TovTo  /LtExd  xojv  dkktuv ,  xo  f^i)  nageniÖELXVv- 
at)ai  f^iijdt  Sijfiayv)yEiv ,  dkk'  övrjoKfooux;  xai  dEga- 
nevTixiSi;  ■^{"i'J^ai  xij  nagg)]aia  ßoukouivovq.  „Le- 
nissiine  uratioiiem  constiluas  mutando  xu  in  xovq:  debent 
hoc,  quod  dixi,  cum  aliis  dictis  praeceptis,  cavere  Uli, 
qui  admonitioneni  utiliter  et  salutariter,  non  ad  osten- 
tationem  et  captandam  populärem  auram ,  aliis  adhibere 
Volunl.''*  ^ic  W^'ttenb.  iu  aniraadvv.  at,  si  quid  video, 
nihil  mutandam  est,  sed  cnniniate  post  deganEVXtXcüq 
pusito  locus  ita  vertendus:  Quare  hoc  praeter  alia  tna' 
gnopere  cavendum  est,  ne,  si  libertate  dicendi  uti  veli- 
mus,  ostenlandi  et  aurae  popularis  captandae  causa  uta- 
mur,  sed  utiliter  et  salutariter. 

De  profectibus  in  virt.  c.  4.  p.  77,  C.  Oxu)  S'  Egoj- 
xog  Sijyfia  natöixov  ngoa^,  fiergioq  dv  ani  cpavEii] 
xai  ngduq  iv  xcß  nagtivai  xai  ou/ucfikoaocpEt'v  oxav 
8'  dTToOTtaodfj  xai  x^9^^i  yEvExat ,  &Eui  cpksyöf^evov 
xai  ddijfiuvovvxa  Z.  r.  k.  Corrigendum  ex  exempl. 
Turneb.  9  £  cij  O ,  quod  item  habet  teste  Wytteiib,  una 
Paris.  16'24;  nani  in  hoc  verborum  nexu  nullus  omnino 
locos  est  imperatiro.  Ad  deojo  ex  priore  membro  par- 
ticula   av  cogitando   snpplenda   est. 

C.  9.  p.  80,  D.  'Eaxt  de  xai  kiyovxaq  Eavrujv 
kafißdvEiv  didireigav ,  ei  fiijxE ,  nokkuiv  nagd  ngoq- 
8oxutv  crwEk^öviojv ,  ino  ÖEtkiaq  dvudvvJuESa,  I.irj8' 
EV  ökiyoiq,  d^t'fiohiEV  dyojviCofJEvoc  (aijxe,  Ttgoq 
8>]iiov  i  Tigug  dg](>}v  Ei'nEiv  dEiJoav,  EvÖEta  xijqjiEgl 
Tijv  kt^iv  xaTaaxEvijC,  TTgotEfiEda  tov  xaigov.  Srrib. 
El  .  .  .  dva8v öfxEda  .  .  .  ddv^ov^Ev...  ngoii- 
f^iE^a. 

De  inimirornm  atilitate  c.  8.  p.  90,  D-  Ovxl  iinv 
Toi'xov  0(/jpöxEgov  xai  xdkkiov  ioxe  xö  koi8ogoi)v- 
Toq  EX^gov  xijv  ijov^^av  dyeiv ,  .  .  .  dkka  [XEli^tov 
fj  daxijotq.  Scribendum  videtur:  tov  k.  £.  XIJV  JJOV' 
XMV  ayElv ,  ut  sit  iu  infinitivo  epexegesis  demonstrativi 
TOVXOV.  Cf.  Meiiand.  ap.  Stob.  Flor.  XCVI,  5.  vers.  2. 
xoürov  ydg  kiyEiv  'ivExa  (aovov  vofui'^Ed'  ovxoq 
TOV  kaßEiv. 

De  amicornm  multitudine.  c.  2.  p.  93,  C.  Evavxiov 
8e  /.lExd  nokkviv  dkkv)v  oi'X  ijxtoxd  y  Et'g  (ptkiaq 
xxijoiv  i)  xijq  nokvcpiklaq  öge^ii,  löauEo  dxokdoxujv 
yvvuixuiv  XU)  Ttokkdxiq  xai  nokkotq  avfmkExEadai, 
XOJV  ng(j)TO)v  xgaxEiv  fjr;  övva/jEvoiq  duEkovfiEvujv 
xui  dTlogÖEovxüjv,  „Corrupta  haec  ita  raeliora  reililas, 
ujdTTEg  äxokaaxoi  yvvaiy.Eq  —  öiva/j.Evij:  vel,  aji;  in' 
dxokdaxiuv  yi'vaixuiv  —  diva/nEvi^q.  Certe  öi'vafjEVT] 
legendum  et  ad  ögEi^iq  refereiidum."  Wyttenb.  in  notis 
critiris.  Contra  in  animadversionibus  putat,  si  unum 
ÖVva^EVll  recipiatur,  reiiqua  mauere  posse.  Mihi  neque 
8vvauEVOiq  loco  murendum  videtur  ;  sie  enim  verba  co- 
haerent:  Evavxiov  —  eU  (ftkiaq  xxijoiv  )}  xijq  nokv- 
Cfiklaq  ogE^iq,  xdiv  Tiguixcov  xgaxEiv  f^r,  öivafiiroiq, 
seil,  xoiq  TCokv(fi)jag  ögEyo^Evori;.  Totuni  auteui  lo- 
cum  difGrilem  ita  interpretor:  Obstat  autein  ad  stabilem 
amicitiam  romparandam  vel  maxime  multorum  amirorum 
sectatio,  queuiadnioilum  impudicarum  mulierum  appetitug 
(^6gEl:iq)  verum  amorem  non  gignit,  propterea  quod  saepe 
et  cum   multis   rongrediuntur ,  si   quidrm   illi  ,    qui   mallos 


1037  1038 

amicos   siLi    conciliare    cupiunt,    primos  qaogque    retinnre  iy.Btvov  TtXsiov  ysvofjtvov  y.ljS£v9tjvai  fiiTaXkd£ai/za 

nequeiiDt,    quippe    qui  se   neglectos  videant    ideoque   dila-  Tuv  ßiov   loi'XO  yuo   llvai   xctTU    (fLOlv.      Aperte    bis 

baotur.  rerliis   Apnlloiiiag,    qui   filiiiin  defuiictum   drplurat,    appel- 

C.  6.  p.  95,  E.     dio^EQ    olv    6  BQlägevx;    exarov  ^atur -,    quaro    primum    scribendum    fst:    älk'  Uuio,    vtio- 

XSQoiv  eig  ■KSi>Tr,xovTa  (fOQoiv  yamsuaq  ovöhv  ijfiüiv  ri^uiv    uv    qati;    m,    deinde    intieTevyfitioi;,    quod 

7rk6oi>  £cxe  Tuiv  üno  övoiv  X^QOiv  fu'av  y^iliav  öioi-  »mni  sensu  carct,    Diu«aiidum  videlur    \n    dn  ot  st  evy-- 

y.ovvTU)v'    oviojg   iv  Tot'i   cpiKotq.   j(oij<Tiiiuv    y.ai    to  ^>ivo<;.     Cf.  Luc.  Alex.  c.  M.  X'J<]°j^oi  änoTtjevy^s- 

ksiTOf^yeiu    nokkoiq    ivscm.       Virorum    (iortoruin   COD.  VOl.     Aniou.Liher.   c.   S'}.  'J(jy.iu(f.wvTl   ö'  UTlOTvyXa- 

jecturas   de   hoc   loco   corrupto ,    quaruiji   nulla  probari  po-  VOfASVuj    TCQOi    TOV    yafiOV     Tlokv    X<^k£THuT£QO<;    ijV   Ö 

test,   ».   apud    Wyttenb.    in   not.   cpJt. ;    novissime   Jacobejus  t^ui^. 

tentarit  in  Socrale  p.  300.  ed.  IV.    o/'rw?  iv  toi?  t;;S  ^     C.    34.   p.    120.     O    ßioq   yo.Q ,    cfijniv  Ev^vnidr]!;, 

Ttokvfflkiaq    x?V°"^'°'i-       F»"^'''"s    e*    rectiiis ,    ni  ovoii'  ijff/ ,  TTovoi  iyuj   a.  ^  Hinc  fecit  Grotius  in   Exe. 

fallor,  ego  sie  locum  emendaferim:  oi'iojq  iv  Ttp  nok-  P-  433.   o  ßio^  ya()   urofx    ex£',  nuvoc  d'  i(jy(,>  nikei. 

koii  (fikOli   xa^l'^^o-'^    >««'   ^O  kenovgyeiv    nokkoig  Alias    emendationes    ignoro,    neqne    quidquam    novi    Mat- 

eveOTl.  thiaeus    altulit    Fragm.    Eurip.   IX,    p.   3'lO.      Ipse   sDspi- 

Con'sol.    ad    Apoll,    c.   4.    p.   102,   F.     Tt3p    ulv    y^g  "*"«    !""?.'     versum    Eur.pideum    ila     fortassis    legendum 

xakdli    keyofxhlv    iaxX»     h    vnodijy.ng    f.'^^ei    xai  "s.e :  o  ß,ajyap  aßo  op  ovof,    t^ei    no.oi  d    toio. 

~              '    '                                           ..'...'..   '     ^  Vtla   splendtaam    qmdem    spectetn   habet,    sed    tntus    est 


TOVTO 


labor. 


.    I^M   ,ev^i'X^(<a  ^ii^div  v)ö    eOToj  (xsya,  C.  34.  p.  120,  B.  ngoanswoiTr^ae  toC  dviirov  ßiov, 

o  a    ei;eTia,g7j  ueiC,ov ,  ^  XPf '^«' .  (fQoveiv.          ^^  yaSäneg  iy  tov  anmoolov.    Scrib.  ya^clnfg  h.  xoö 

Correxerunt  editores:    6   o'   i^STiagsi,     ego    maliin:    o  avfiTT.        Comparat    Wytteiibarbius    inter    alia    Aristotelis 

a     etejiaiQOl.  sententiam   apud    IMaxIm.   et   Anton,   p.   878.    ix   tol   ßioV 

C.  26.  p.   115,  A.    MefATjvöroq  ovv  eozl  t6  ouTtug  yguttorov    ioiiv   itekdeif,   uig    ix  ovjA-Koatov ,  ^jjrs 

iiTlokafußävetv     Tagd/tovov    i:l;itv    to    nivd-og.     'Ak^  di^JujvTa ,  fii]TE  nsdiovTa. 

ti  koyiCoiv^'    OTl    naiaerai  tivoQ   yivoiJtfOV ,    ■jrgoq-  De  sanitate    tuenda    praecc.   c.    1.  p.   122,   D.     xaiTOl 

avakoyiaaivT'  dv,   XQ^^^ov   öijXaöij   ti  noiijo-ai'Toq'  nksiovg  uv  i'örjg  exet  Beardq,  öitov  diwgixöv  ti  vi- 

TO    ^itv   7«p    yeyevijiiivov    aide    i^eui    öwarov    ioTt  fierat  TOig  ai'vioioiv.     Scrib.  uv    i'öoig.     Paullo  posi 

noietv   djevi]xov    ovxovv  to  pvv  nug    iknida   oi'U-  p.   122,  E.   falso   legitur :    djare   ov    nagdßuotv   ogutv 

ßeßijxoi;    xai    Tiagd    ti)v    ijiii£Teguv    dü^av    tÖEi^e  to  inixakeiv  öit  Toig  Tiigi   vyitiv(Jiv    dcakeyo^lvoig  cpi- 

eliobuq  nagt  nokkoi's  yiveadat  dt'  avivjv  tujv  igyuiv.  koaöcfioii,    dkk'  {/'   [uij  iiavTÜ-jiaaiv  dpeAuvTeg  o'tiuv 

Sic   hunc    lücum    obscurioreui   AVyttenbacbius    edidit,    sed  Tai    deiv    T0i>(i    ogoig    üjOTieg    tv    ^id     /wp«     xoivüjc 

ipsi    rerba   truncata    et   mutila,    neque  seqnentia   cum   ante*  e^CflkoxaksiV.      Scrib.    dkk    £/  fjfj    .    .    .    oiOVTat. 

cedentibus   recte   cobaerero   rjdentur.      Mihi   locus   nieliore  C.   7.   p.    125,   B.    "Eoti    öe    fAfya    xai   dav/jaoTOP , 

verborum     distinctione     sanandus     videtur  ;     scribo     enim:  dv     ÖOOP    T]     (pi'Oti;     öeoftevtj     StX^'^ui     TiDp     l'jdoptäv 

dkk'    ei  koyiQoivd'    ort   navoeiai,   tlpo^   yevo^ivov  TTgooisjutpot   Ttö  GojfiuTi,  (ud}kop    öt   dp   tu  nokka 

ngooo.vakoyioo.tvT'   dp.    ;|'po^otJ    öijkaöi).     Ti  irot/j-  Traga    tui;    ngd^ttg    uvtiö    diafiuxdfxsvoi    xaX    äpa- 

OapTog;  b.  e.     Al  si  reputarent,  luctum  aliquando  esse  ßukkdfjtpoi ,    xai   uoktg   ndvv  Tut?  dvdyxatc,  XpTjiua- 

desiturum  ,  illud  quoque  reputaretit,   qua  re  interveniente  TiCopTtg  .  .  .  dßkaßetg  v.nakkaTTuj^iev.     Pro  TigdEeig 

Sit  desiturus.     „Tempore  scilicet.'^     „Quum   quid  tempus  forlasse  scribendum   est  6g  i  t;£t  g,    quo   etiani   loctio  cod. 

effeceritl    nam  quod  factum   est,  ne  Dens  quidem  infec-  Voss.    Tuig    dvuyyaiatc,    ducere   ridetur,    quam   Wjtten- 

tum  reddere  polest.'^     Ad   hoc   interrogatum   deiiide   rerbis  bacbius   merito   in   aniniadvv.   tulgatae   praefprt. 

rcspoudetur:    oixovp    TO    K't'    7[.    £.    crv^ßsßi^xoi  ...  C.   2  J-   p-    13(i,  ö.    Ol  St  voiv  i/upTeg  i-y.iOTO.  /U£v 

'töei^E   (seil,    ö    xQ'^^^i)    ^ö  eiuj^oc,  n.  n.  y.     Ad  ex-  ijdopug  novoivTi  rw  auj^axi  TTgoocftgoratp,  ov  ydg 

treuia  verba  cf.  c.  29.  p.   116,  E.    Jtagd    Ti)v    dyvoiav  ökovTai    to    nagänav    ovös    f^ifAvvvTai    tvjv    toiov- 

TiSv  ei'ijj^ÖTuip  SP  Tili  ßiui  ovfißaipetp  xara  ttjp  r;Js  tiop,    ngog   Tiji   xaktß    Tijg   7igui;ivjg  tiJj;    Sidpoiav 

äpdyxijg  ij  nsTigiujjfviji;  fiotgup.  f;^«}»^«?,    xul    to   ;^«/tiot'    tiji;   ^lvx^]i    ij   cr^ovddi^ov 

C.  27.   p.  Il5,  C.    ngoi   de   8tj   tovtok;   Sia  ot6-  Taig  äkkati  i!:afjargorpTeg  eTti9ifjiatg.  W^ttenbachiug 

fXUTog  ep   Toig  dvdguiTiotq   ögag.     IVlalim:  8ta   OT.   ov  extrema   ferba  omnino   rorrupta    »ic    emendanda   esse   cen- 

Toig  d.  ogag,   coli.  p.   108,  D:   fjpijodijoofjai  öe  tiov  suit:  ti/j  X'^-'povTi  tj7s  4'i'X>]i  ^^  '^'Z'  OTiovöuCeiv  rag 

optojv   s/j(fupeoTdTojp   xai   -Jiäoi    did    ot 6 (.lUT og.  dkku<i  etufiavgorvTtg  intifi/^iiaq.      Locum    fere  (otum 

C.    53.   p.    119,   D.     dnoxgijoei    tu    et'gtjixeva    Ttgog  sanarit,   sed   displicet  emendatio   rerboruui   ij  cr^ovödi^op. 

TTjV     aTtotteotv    TOV     Uavxog    dpiugOTÜiov     7ltp9ovg  Ad   lucum   pcrsanandum    hanc    propono    coniecturam:    xai 

X.  T.  k.     Malim  TOV    TTupTtop    dviaooTdiov  71.  coli,  toj  /aipoiT/  lijg    Ipvxijg    i)   OTt  ov  Ö  dt^ovi  i  (animi 

c.  37.  p.   122,  E.    Tigög  re  ti}p  -vi)?  Ttagovorjg  kvnijg  laetitia   et  industria)    Tug   äkkag  e^afAavgovvTeg   i-ni- 

dnakkayljp  xai  TO  ij  tcÜptiop  dvtag  oraTOV  -itev-  9vf^ila<;. 

^ovi;  Tvavkap.  Coniugalia  praecepta.    c.  36.  p-   143,  B.    Tovg  viovg 

C.  34.  p.  119,  E.  '^kk'  'ioujg  vtiotvxmv  up  (paii^g,  öoxoiiot  fiukkop  dyanüp  al  (.tijiegeg,  uji;  diva/uivovg 

'Anokkujvie    (pikTUTS,   ^(föSg     ijv   entTSTevy/j.lvog   6  avxuic,  ßoijdeip,   oi  de  nuTegeg  rdg  dvyaxigag,    ui; 

veaviaxog  'Anokkiäpiog  ep  fioigatg,  xa\    ot  eöei  vn  ötouevag    uvtujv    ßoi^dovirruiv    i'oujg    de   xai  rtfi^ 


lo:{9 


1040 


Trpos  dlhikot'i  6  ircgoc  tu  itdXKov  oi'xeiov  tiö  erigijj, 
ßoi'Krrnt  fiuLkuv  na:raC.dntvuit  >5«'  äyaitiüv  cpa- 
peoii'  tivai.  Scribt'nilum  est,  roininafi-  post  irgpa}  f\e- 
\ato,  /"i ui'ks  cat.  Sfiiteiitia  est:  l'orlnssis  autem,  ut 
te  muluo  horiore  nf'Jiciant ,  alter  id,  ijuod  alteri  magis 
familiäre  est,  iitnnis  ampkcti  ac  dili'^ere  vult  videri. 

Scptrin  sai).  coiivi».  c.  '>.  p.  147,  tB.  'Akkd  yag  e/'g 
oiöiv  TTOoory.ovrai  eiißißkijy.tv  ijua;,  tcptj,  6  i;ivoi 
oiroal  koyoiK^  dfiSKijoaq,  keyeiv  te  y.ai  C.ij-pfiv,  ö. 
dpuoritl  f.T/  östTlfOP  .-iaßH^oi'aiv.  Omiiino  pra.fereiula 
est  altera  lectio  coilil.  13.  E.  Voss,  apiid  Wylt.  df^teXlj- 
0  an  rag. 

C.  3.  p.  149,  A.  Ehci,  ecfij,  ou  ddöiug,  m],  y.ci- 
&d^So  AiyüilTiui  tov^;  doTeouq  vipujuara  y.al  tu- 
Tteii'iüftaTa  laiißdvovrag  ev  Toig  tÖtvoc^, ^vvt;  öd- 
^inai,  yivtalha  ßtkTiovaq  ij  x^'(^ovui;  hat'vwv  kiyov- 
Oiv ,  ouTujg  i)  neol  as  6ia  tuv  runov  d/uuvoojoti;  y 
XaTTEivuiati    yii'ljicu.     Scribendum    riilclur:    ovtuj   d)j 

neQi  oe  z.  t.  k. 

C.  7.  p.  152,  C.  Oi'y.  dv  Soyjj  out  ftSTQtujTSQOv 
dgxovra  irouiv  .  .  .  ö  7t£li}uin,  v'jg  äueivov  ei'ij  to 
fiv  doi^iv  ij  t:u  doXEiV,    Scrib.    ov/.  dp    öox£e  •  •  • 

TtOlElV. 

C.  13.  p.   l.J6,  E. 

EiTteo  ydo  T   äkkot  ye  xaoijxoiiuoii'Tfi  'Axcidi 
öatrguv  nivtaoiv,   (tuv  öe  nkeiuv  ötTiai  ue'el 

'EnA  ras  tb  TtooTTÖast?  aihdi,  ecpji,  nvvddvofiai 
ksyeiv  Toi;  Tiakaioi;,  evSitvov ,  löq  "O/iijgog  i(pi], 
y.al  f^i£TQi]TOv  iy.doTov  Tcivuvzuq,  iira,  vjtrTceo  Aiaq, 
uegiöac  fiezuöidui^roi  au  rc/J  nUjcriov.  De  hoc  loco 
et  iniitilo  et  corniplo  v.  Wvtteiil).  in  not.  crif.  Lubriciim 
qiiidein  lidetur,  taiitas  teiiebras  disjicere  coiiari  ,  sed  iie- 
que  pudebit  in  iis  et  ipsum  obcaccatuni  vidcrj.  Equidem 
suspicor,  Plutarchiim  ita  ferc  scripsisse  :  inet  rag  ys 
TlgoTioaetq  avrd;,  efij  (ö  Mmjanftkoi;),  Ttw^dvoiiac 
ksyEiv  Toi  TCakaioii  eivai  ö i'  toou,  ÖacTgov,  uig 
"OfÄVfioq,  iffi'p  yct\  f^tETQijiov  hy.dacov  -jtivovToq  x.  t.  k. 
Cf.  verba  «jnae  secjniintiir:  '.Jga  uvv,  tcflj  (seil.  XiOGiag), 
xai  Tui'i  Diui.;  6  Zivi,  u'ioTieo  tui.;  ügiOTEvaiv  6 
'Ayaaenvuiv ,  lUTQrjXuv  E'iBt  (infuudobat)  tu  tiutÜv, 
ö  VE  TiQuvirivov  dkki'fkuci  iavtuj/jsvui  nag    uviui; 

C.  in.  p-  ni3,  A.  BleuvJjiAai  bs  y.al  naud  AEoßiutv 
dvdgujv  dy.ovaai  oujDjgluv  Tivu  y.ogrjq  v:io  ÖEktpivug 
iy.  iiakdTTt]i  yeviu^on  ,  kEyüuEvuv  rxxgtßcSg-  dkk'  6 
lliTTU/.ui  ETit-yivojay.ef  öly.aiuv  d'  eutI  nsgl  tuutuiv 
öltkidiv.  Wjtteiibachius  verba  turbata  ita  restituenda 
esso  putaiit:  yEvta'Jai  KEyuuEvtjv  dkk'  ü  IliiTay.uc, 
i:iEl  ywutoxEL  dy.gißujg,  dlyaiui  eOTi  it.  t.  Ö.  Eqni- 
dein  corrigere  malim:  ytivEai}af  dkk'  ü  11.  £71  El  yi- 
vuiaxEC  dygtßujs  tu  keyu^iEvuv,  di/.niuq  eoti 
TT.  T.  ö.  Lectio  öiy.aiuq  nitidir  aiictoritate  fod.  Harl.  1.  2. 
l'dullo  ante  scribendum  est  utuv  .  .  .  y.ay.u  v  gy  UJ  er  l 
TlEnl  Ti]v  aygav  pro  xwxuvQyuvai. 

De  saperstit.  c.  7.  p.  1(38,  A.  oizE  ydg  dv^gumuv 
oviE  Tvxi/V  uiicB  y.aiuuu  oi'i^'  avTuv,  dkka  irdv- 
Tuiv  TUV  3EUV  uiTiui ai  (ü  Ösiotöui^tiov) ,  y.dy.Ei- 
9£v  in'  avTov  i'jy.ttv  y.al  (figso^ai  ^evfxa  dai[x6vtov 


drijc,  (ptjai ,  y.al  (üq  uv  8vcrTVX>}i  ujv  dkku  ^EOfuiarit; 
T/i;  dvt)Q(jjTiu(;  i'Tiu  tujv  ^sujv  y.ukdCEoi)ai  xal  öixijv 
6i()uvui ,  xal  ndpra  jidoxEiv  JiguaijxuvTcji;  di'  av- 
Tuv  oiEiai.  Nooojp  TE  ü  düEOi;  iy.koyi^tvut  y.ul 
dpafii/xpi^axETai  nkijof^ovag  aÜTov  y.al  uipujoni;,  xal 

dTai;iaq  ilEgl  dianav xal  TiEgiTiEoutp  döutiai^ 

ngug  uxkuv  i)  öiußukats  Tcgui;  i'/yEfjuva,  tijv  ai- 
tLuv  i  i;  avTO  ö  y.al  t  u)  p  n  E  gl  avTUP  dvaaxo- 
n'Ei-  ^'erba  Xal  ndpra  ndoxEiP  TiguaijxuPTux;  6i' 
avcuv  oiEtai,  qiiae  seiitentiae  hnius  loci  contraria  esso 
manifestum  videtur,  quuni  superstitiosus  seinet  ipse  nun- 
quain  incuset,  sed  oinneni  inforliinii  sui  ciilpani  in  deo« 
conferat,  longas  Eichstadii  et  Wyttrnbachii  disputationes 
moicruiif,  quas  liic  repctere  et  rccensere  longuni  est; 
V.  Aniniadvi.  Wy'tt.  p.  lOlh.  Vol.  II.  p.  '.'95  ed.  Lips. 
IVIilii  certuni  videtur,  ipsa  vorba  supra  adscripta  nullam 
labein  traxisse ,  neque  iis  explicatione  contorta  vini  affe- 
rendam  esse,  scd  locuni  uiutilum  ad  tenipora  nostra  per- 
venisse.  Plena  interpunctione  distinguendnui  est  post  iv. 
öixiw    8l6uvaL;     quod    enim    sequitur     eniinciatum,     xal 

izdpxa  ndoiELP  ■Kgoai^xupTo}<;  dt'  uvtup  uieio.i,  aperto 
dirtnm  est  de  adso) ,  non  de  detatSalliuvi.  N'onnulla 
autein  in  libris  ante  vv.  y.al  Tldvra  naOXEtV  excidisse, 
etiani  ex  verbis  sequenfibus  lurulenter  apparet.  Ofl'endit 
enim  particula  t£  in  rv.  pucruip  t£  6  a.xftug,  in  iis  qiiae 
proxime  antecessernut  iani  aliqnid  de  dittv)  dictum  fuisse; 
quod  quum  generale  fuerit,  iain  scriptor  singula  per  par- 
tes  exsequitur. 

C.  9-  p.  169,  D.  'IldiOTa  öe  toii;  dp9gcjrtotg  Eog- 
Tal  xal  EikaTcipai  nguq  hgutg  xal  fjprioEig  xal  6g- 
yiaöf-iul  y.al  xatEvxal  &tüiv  y.al  TigoaxvpijoEtg.  'Ev- 
Tavda  Toipvv  oxuJiEi  tup  dd^Euv,  jEKtSpTa  fiEv  fta- 
vty.uv  xal  2ag8uiv/up  yikwra  toi'toic  TTotuv/nsvoig, 
xai  nov  ■KUgacf^EyyüiiEvuv  drgE/na  jigug  Tuig  avvtj- 
i^Etg,  UTt  TETVCfioprai  y.al  öatfioptüatp  ui  i^Eutg  ravTa 

dgäod-at  VUjM^UVTEg  X.  r.  k.  Vix  dubito,  quin  scri- 
bendum sit:  ui  i^Eoig  Tav-v'  Egacrvd  poiilCuvTEg  sive 
sgaoTa  sipat  pofii'^uprEg.  Cf.  c.  12.  p.  171,  B. 
Tavva  dldo)cT/v  epi'utg  k.Eystp ,  ojg  fttj  t'iput  dsovg  duet- 
vop  j;  Eipai ,  TOtavTa  fiip  ÖEXOuEvovg,  TOiovroig 
ÖE  xct-tg  oPTug,  ovTUi  de  vßgiardg,  ü'vtvj  8e  ^txgo- 
koyovg  y.al  fjtxguki'nuvg. 

C.  11.  p.  170,  E.  xal  ydg  Tuug  Tvgdvvovg  uGnd- 
Cui'Tai  (sc.  Ol  dpdguiTtot),  TTsgttZovoi,  xgvOuöi;  dpt- 
aTäöt,  dkkd  ^itcrovai  aiyfj ,  xdgxa  dvopTCg.  Corri- 
gendum  videtur:  xdgra  TiopTEg. 

C.  13.  p.  l7l,  C.  oux  uioTTEo  EfXTtEÖoxkijg  (fxjoi 
T(üv  Tc«  !^üia  ^vupruip  xadaTTTOfiEPog, 

fxugwijp  8    dkkdlguvTa  Traiijg  (pikov  viov  dtigag 

ocfdlgei,  ETrEuxofiSvoi  f^sya  pijniog- 
Malim:  dtlgag  acpdi;EP. 

Reg.  et  imper.  Apophth.  p.  175,  D.  Atovvatog  6 
■jigEaßi'TEgug,  xhjgui'UEvov  y.axd  ygdfijj,a  run-  dtj- 
fAi]yugoijvTujv ,  lüg  'ikayE  to  M,  ngug  tup  tmuPTa, 
Mujgukoyiig,  AiuvvoiE,  Movagxijouj  /uep  ovv ,  eitie' 
xal  di^iiryuuijoag,  Evih).;  ijgtHij  orgarijyug  vnu  tcüp 
^vgay.uvoiujp.  Ex  narratiuucula  fere  apparet  scriben- 
dum esse:  ^lu)  g  oku  yij  0  E  tg;  initlctur  onim  Diun^isius 
ob  urationem,  quam  in  illa  ipsa  conciuue  habiturus  erat. 


1011  10^2 

<4u  P.   tSl ,  K-    'Eiici   8e    Uüi-QOi  igu)r!;9ii^  t';t,'  av-  jwv  -TzKvDTtouvTa  rtxs  ai'ju.!ii'ji uq.     Siribrniliim  c»t 

Toü  f.(czu  d'i' f/a'//,!' ,  ncji;  aui  /(/ijcTOfna ,  Jjaarkr/.vis,  iv  it,ouoifi.  itiydl  r,-. 

fj&r*'" ' 'üi  t.  k.      Scrili.    3i(/7;    aot    ^gricrujuai,     ei  sie  P.  'JOI  ,   \.     Th'jv    dt   jSuuautii'mv    uiH'.j[un> .  livai 

'etiäih  ^.'l'Z'i,  B.  7rw;  yo)jot]Tai  avnä.  Soxoi'pcviu    ycii    7m}koi>s   iiiiy.i]/.6iv)v   arijuci^yoii, 

P.   18'i,  C.     '/iiiti   dt    TTore    -xniimivq    iv    TOTToii  v-natov    diiiiiiite    ^/.tniuiva   tÜ    dtritcjov    t»    c)'~;«o; 

OTTt'.viCoroi    jüiv    ilirröiiojv    r.vu'iv.aos    y.urc.Cev^at  ixi    tou    ■^ökettuv    ii'tfjiii;utiii>v    dl    iio'l.Loiv    i'jii  tr,v 

{'^^vrlyoi-'OC}.,  y.ai  rwu  arroariiriTwv  rivei  ikotduourv  oruateiuv ,  y.al   tuviu  diiyn'il  votv  i)  ai'y/J.ijroii,    utq 

ttfzov ,  äyi'oouvTiC  ort  nlrjnioii  souv.    Tri  /juy.rroia  iot-iiuv   iix  'IrcJidi  £0<>)4it-i;i.    Ac.i   yoß'/iiaia  knfjeiv 

'X'rv  arrvijV    d/aoreiAa;,      OnnntiTH,     irTiev,    tl    f.iij  ttui'  tiuifuuv  (iiy.  iKtattv,  ut.ka   xa^  itKwmy.ui  :ioi><i- 

(lay.ooretttjv  o.7( (focdviti;  )uiiduijr,ak-xii  i'ljttiq.     Si  lerlio  udovc,    dTriiuto.v  ,    utnv)     yooiKif    f/otoai.       Vnlia 

Vl/äyym.Of   •'••r.i  osl,   in-quc  srril)cii<liiiii  iivayy.tioi})],   crte  aiijioüui ,   ut  in  «Mlilidiiiliiis  iiiali-  ilistiiiifa  Ii'giinliir.    Il('i(iii8, 

iiitrrpri-talio  Latina  „casfrit  jiosueriit   necessitnte  iiif/enle'''  ut    «|iiiior,    sie    grrilx-iitiir :    y.ai    T  o  ii  n   dity.ojhtoiu  ij 

ifa   rorrijji'iKla   fst:    cnnt   .-tiiligonits   mitiles   Situs  coegissel  oi  yy./  lioq,   t/Jj  .   .  .  touiUfiji,  y.ai   -({ir^iiuia  A.   r..4. 

loco  reiun   necessariis   deslilalu  cnntru  pontre.  uv/.   ii.coav.                                                                                     n 

P.    iy,j,   1'".    '//iiijouru    dt    y.ai    yuoi/uv   {OiiuaxO'  p_    joj  ^   ß.    'lC:Tfi    dl     ri)v    JSoiiavüav    i'/.vjv    xiii 

y.kij<;),    OKUii;  li^v   Üt()or/.ijV    öiä/.ty.Tuf    y.uzu^tuHujv,  i^ouni^n'oaq   {^yt^iiov)    ro    deözioov ,    -toö;    rdiuv 

u'ti  fiuvktrat    y.al    iitj    de'    erioot'   Tionjoai   n)v  7/ous  rodyyov    inlu    re    Tri    fjOV/Tji   y.ai    rwv   rji<itud-j[un' 

«viuv  (snl.  ßuaikiu)  tvdiii;(v  «iiiiniiio    soriliomliiia  est:  ynTinri}    diarp'toä ,    y.al    AfTloifit'o.;  6   dr/iu^  iitooi- 

.^j»  r  £  (' s '  !'•              ,.         ,      ,     ,                 ,                 ,  (infsiv  ai'iöv  ini  zoü  /ji-iiazos,    Eiit,    tlievy..  r.  A. 

.    .-.  P.     iSy,   F.      Tuiv    dh    fikojziov    tui);    tioaot'ctgov  l\i,i,u„atiiiiiii   |).irii<i|.ic.riiiii' fÄ(/3^  ya\  i^uia/.(.dti-oa<;  mm 

aVTi/i   nooaCft^iOfiivuv,    J\'ij   zu)  ^lui,    ti:Te  (Xuoi/J.oi),  ,,,_    /.a-thOiv    O/df/oo«  uoii  murpiiirp,   (»eile  est  inttllrrtu. 

y.<)i.zty.zuvuv    zf.i<  .,    ti  j.ii}    uioyiCoiiuv.      Kuit,    »^'"»^r»  Uiia|)r<i|)t.r '  |.ii(<)    siriLi-iidiiin    c.se :    y.aztozi]    iv    dia- 

y.azixTUv,uii  zi'=za£.    Ct.  ji.  2iJ,  C.                     j-liiil  (po/ja,  ««II.   PUl.   .Al.-i.i-x.   |..  LM.',  A.  ü  y.al  zijväs  tijv 

^     P.    I9(),   U.   'Ev    de    päxr;^   diu    zi'ji  äo^iduq  axov-  ■ii,',kn,  iv   7i„fiiiui  zoi;  "EAf^iTOi  yazto[i;ot.     Kuseli. 

Ttaddi   {ßocoldai)    y.u.i^    xo    duon     joi'     zoai'[iurog  pliilns.    a|>.    Sdib.   Ti(.  l,  8i.    [>■   M,   b'2.    CJi-sii.    cpikovi 

elyvoa;;,  avTtp  zuvcio  tuv  :cukiit/ov  d.Tiy.zmsv.   Scr.  i^,  ■/./ ^  d  u  r  o  it;  y.  a  zaa  z  uvx  a  <;  dvvdfui'oq  dUffkhiv 

•E^eky.V  Oai;,   coli.    p.    'JlO,    C.  in'v.ms   iyyazakhTUiiit.       Probe   faiiifn     srio ,     lef;i(iuiaiii 

essp   loriitioiii-m   y.oAtioza.odut   ti;   äiaquoo  u ,    siruti   est 


^^,     P.   190,  K.     Iloui    de    '.Joyeloi'i    dr/.atörega    tujv  p^sp  lonitionrm  y.c.Di'ozaadui  ti;  äiacfuü. 

.Auy.tdaiitoviiDv    ktysiv    ntu\    ziji    diKftoßijzor/itvtT;  i„  pi„t.    r.   Cic.    c.   43.    teg    ötacfuudv    xuztozij   ttou; 

^cjgat;  duy.uivzuiv ,    anuoduevoi    tijv    /id/aigav ,   'O  avzüv.                     .;.'^';     -                                                    '^ 

Tavzi]i,    t(fij    {Aiaavdrjno),    y.gazu,v    t^lkcarra    ntgi  p_   ^^^  ^  y     p^^>.^^  Kuioao   .   .   .   7ltg/i7i  tot  ntipä- 

yrig  Ügojv  diakeytzat.  ScnU.  duxofVTag,  cull.    Aj-o-  ^^...    .^^^~    nuuuov    idv    uin'-^tii   duyvoiov  Tilij^oq, 

phtlu   Lac.   p.  -iV'».  C.  et  nt.   I^^.   r    'J2.                            ^  ^aTtytkaot   zo:,  krozo'jv  v»;   dyroucvzun;  op  tjiovot, 

P.    I9;j,  ü.    laauvo;  .  ._.  d,ox>kiov<;  ygovaoi'q  r>,>  .^^^.  ö,^)do„n'  o>uuldy,;ot  doiotiv  Utna  (fouigöv- 

Ena/avojvdn  nnifuvzoi  layuo'o;  iztvoutvo,  tu  f,tv  ^^.^  ^,j,  ^^,^~    '  ^J  yovuaza,  noonixazTtv  i:nviurv 

■Xovrnov    oiy.    ikafit,^  tov    dt    laaova    dtaaamvo,;,  f^,;^,j  nautyitv  vt.   z.  k.    'Ulalim  :   'Uo  q  ouvryt. 

doavnac    duifiaatitvoc    iraoa.    tivoc    tojii    noKizviv  ,       -.y  i^           ^           •,?,.-,      '      ,     ,    '      „         -,  ■  - 

Effodiov  ZK<;  ozauziai;,    tvtpaj.tv    t/^   IJtkoTrovi^ijnov.  "'"■>'          .r    •         ,„            :          ,          ,■■',             *. 

SrViueiHlnm     est:     SCC.     T.     azoaztiaz,     iiisi     forte    niiis  , .  ,               .       ','       .   ,            -         ■    .          .     >        .    ■•  /         ' 

alere   voliiis-ie.      Jdriii    iiliiiiii     tollciiduin    est    p.   201 ,   A.,  t""'/"^!        .     ,                 i,     C,              «.              ,                ,        - 

Uli   nunc   l.Kit..r:    fdiog   Mdotoi   ix   yhav;   ddo^ou  f    ^'/«    «""'«?.   ''"'I-    P'"*-  '•  C.c.   r.  43.   ^^o<   x^'v 

nooid^v   ei;   Tiohztlav   d,d    Vw.    ozüaznnv    y..   r.  k.  ■f>mt",<'>y  7itvzay.oo,u>v   fng,ado,v     a^  .lvzi.>^n,^  ly. 

B       i       _,„          „.,-„         c      I                          '■           r  I          I       -i  TIK    Ot'Oia;  y.azuyiV    nam  ae"re  iiiilii  prrsiiaileii,    (i//.iav 

Scrib.    axoazeitDV.      Contra    UTOaztHiv    faUo     lesfilur  /'    "'""5'-          a                      ,T       ,  ,       Iv               .   ■           i 

I,-       1         i>i    i       I  •              „        ^          '             r,,,>     1,.     •  esse    li.     I.    hereditatem  ,     r.    Uocckli.     ütrun,     Alhcn.    1. 

in   eililioiiibiis    I  lutarrlii    jiro    ozgaziav    p.   2l't,    r .    in  ^ 

liis   verliis:    Afoy.v/kiduq,    IligrJOL'   ZT;t/   oiaaztiuv   i-jil  P"  •^'■"                          _      ^                                     '         __ 

ir,;  luugndzidoi;  lyovzu;,  y..  r.  k.          "  P-  '^07,  F.    Tov  de   'Ji^ijvnrujv  dfj(iot'ti:i;!iagTi;- 

P.   ly.-S,    li.    A^iy.i'iaa;   (ilaiko;   J/fiikio;)    de    zuv  ^-^vai  ti  döSat^zo;,  tygail'tv   {u  :^eßa<yzu;)   du'   Ai- 

Tltoata    y.al     zu;    iniviy.iovz    7i o/ui'/itiuq'  iazidati;  7'^'/'^\    OitoUat  fih  kuv'Jdinv    aixuc;    ugyiC'Uitvo;- 

ikeye,  zi];  ui>zi];  iiiztiigla;  tlvai  nzudzttua  zpo/dtuoi-  <"'   7"?   «*'   *'"   ;^''7'''5'  d/ayriiidotiv.     Pnfo  siril.miluni 

regoi)   nolt/dui;  xui  ovutiÜoluv  ijdiozov    (fikuic  ttu-  <•«*"   dtayi  l  fi  üCtn  ,  i.on  .luod  p.irtirulam   dv  <iim  fn- 

Qaoytiv.    St'rib.    (foßtg'uji  azov,   coli.   «■.  Aemil.  Paul.  <"'"   i"">-luiii    .lainnem  ,    se.i   iiiind    hir   futiiro   nullus   lorii» 

,,    2,S.  ridetur,     Herta   enini    uratione   ilirriiiiuui    erat:    Ol'  yup  dv 

P.  199,  F.  ly.tniaivu  tov  i/totzepov  kiyovniv  tzeai  ^^  -^'V-  öityiifiaCoi: 

nevTijy.ovza  xai  ziacragdtv,   oti  itiitoot,  ftijdtv  nglu-  Apopliili.  Lacon.  p.  209,  E.   Mtyaßdxoo  St  rov  S7ii- 

adai,  ftvdtv  d-:rodoni}ai ,  ft>]dtv  ui/.odoiiijoai,  kizuaq  dgtduTOV  Tiaidu;  .  .   .   ■nuootkilovio;  (ti'zt/i  (  Ayrat- 

6s   dgyvguv     zgti;   y.ai    zgiuy.uvza  jidvaq  iv    ovaia  kdio)  oj;  donaooiiivut  y.ai  Cf/kijoovro;  dia   zo  0(fu- 

l^eydkT},   di'o    dt    ygi'olov    xazak/Ti  tiv,    y.ui    zauiu  dga  doy.tiv  dyaTi  uai^cLi,  ii;iykiviv  •  tu;  d'  inaioaro 

Kagytjddvui;  y.igiov  ovxa  yai  fidkaria  xiäv  azguTt]-  ey.iii-u;  ngooiuji',  tm^ijzijoev   avzov   6   'j4yij(iil.ao<i' 

Ztittchi:  /.'  d.  AUei  ÜLuiiiiw.  69 


1043 

Tui»'  ii  (flXtov  (fafifvoiVf  «5?  «i'to?  t'nj  atrioc,  ros- 
Oai  t6  Tor  xakuv  (fikijiiaTog  ekSth' ,  V.ui  in)  and 
Seikiai;  i-^Kv  txiii'Of  yuuvov  oi'y.  ökiyov  ti (jut  avTif) 
ytvöfifvoi  u  '.-/yroiknosi  yai  öiaaivmijoa^ ,  Oi'öiv , 
f(fi>,  <V/»'  -yKiiti/v  fyfii'ov  v/ia^  x.  t.  k.  Prlifa  est 
liarr  irarr.i<iiiiiruU  px  Plufari'lii  tili  Ag^ea.  c.  II.,  ubi 
radrin  rr»  lii»  viTliis  Irailitiir:  ^ii  y(tg  iintui,  Ol  awi]- 
9tii  tcfiionif,  oi'x  /''■Jtooiui,  dkktr.  T(jiaui  rv  (fnkijua 
Tov  y.akui'  z«i  (fuiiijxhii-  (Trei  y.ai  vrv  dv  hkitui  aoi 
7ieiai>t\i  ixrivoi  ivioi;  Cfikiuiarui-  dkk'  uTiuji  ai'di^ 

Ol'x  tniodlikianfl^.  Kx  liin  rrrlu's  iiiaiiia  in  apu- 
plillipgmntis  oratiu  ita  rrrfius,  quam  \VU(riitia<  liiiis  fi'cK, 
iiipplfliliir :  jwr  dt  (fikuiv  (faiiiixof,  iiii;  arrJi;  f/'/y 
ai'iioi,  Tutocti  TU  Tuf  y.akoö  (flkij/iu-  ijv  yu(j 
irti^Tj  (icl  fjovkijTui)  at'ruv  s  v  t  u  ^  (p/kij/iaioi 
ikdtt'r,  xai  ((i;  d  n  u  d  e  ikidarj,  ij^ttf  iy.tiyuv  Jjoo- 
vop  o  i'  V  ukiyov  y..   r.  k. 

P.  211«  D-  Tuv  Tiokkdv  jäq  \Iaiaq,  y.aTcar^stpd- 
f^ie9a,  y.ai  T(ui  ßaQßd(jv}<;  ikdoufieq  y..  x.  k.  Srrib. 
j; käaa  u  t c. 

P.  21  {,  F.  <Pfi"  ri;;  'Ekkddoi;,  lyr ,  ToaorTOVi; 
v<p  ai'Tdi;  ä-nokoikfyev,  ö'oo/C  doyti  Torg  ßuufjdoovc, 
viy.uv  unavrai.  Srrili.  Kfl],  r,  ,  siie  «...  diokujke- 
/.(l>,   roll.    Api)|ilifli.    ri-j;.  p     l91,    A. 

P.  222,  F.  oi'ötv  xarankuyeli  ttntv  Ov  ydg 
Tiao  tva  Tci  ^Trdora.  Srrib.  rä  Snd^Tai,  roll. 
Plut.    r.  Prli.p.    c.    2.* 

P.  224,  U.  Einofzoq  ^B  t/po.;,  zliu  ii  nokenovv- 
TUi  vuiv  ./oyiloi'i  no/j.ay./^  y.oarijaavreg  ovy.  dvrj- 
^tjxnTt;  Oid'  dvtko/uep ,  icfij  (hkiutiti'iji) ,  w«  uv 
yL'uvnora^  z<ii\  veoioiv  {■/^oiiiev.  S<rili.  oid'  dv  dve- 
/.ui/iep,  neque  tos  delevimus  ,  neijiie  delere  in  animo 
esl ,  ne  desint,  qui  iuvenes  nuslriis  exerceant. 

P.  2.'4,  l>-  Eüunijdd^  de  {Aeu)ii'-j(^i6iji),  ti  Sei 
/laktara  fiuvi}ui'iiv  iov<;  ikivdtQuui;  -izd-idaq ,  7\ivt', 
itfl^t  öo'  dp  ai'iui'i  vjtftkijo  e  I  ap  dvd^iai  ytvoiil- 
poi'^.     Scrib.   öa'  dv  at'TOv^  lüffikijOT]    di'dou^  y£ii. 

P.  22(i,  C.  To  T£  lovaovp  y.ai  duyvoovp  po/ticr/ua 
7Jy.t'puj(re,  ftuput  de  T(ß  oidijpio  irgoatTa^B  yoiloSai. 
Scrib.   o  id}j  ()  ip. 

P.  2'i(),  F.  Ih'^o/itpov  Si  ripoi;  ai'toü  (Ilavan- 
vioi),  nvii  updi'Piji^tiep  Toln;  Oua/.ai  pty.ijoai,  Ei 
TOV  ä(iiorop,  liyrt,  OToariiyop  /.axaoy.r,aainiv.  flJalim 
i  vp^jit  ti^tp,  <-iill.   p.  228,  E. 

P.  231,  K.  E^ayovTOi  d'  avrui'  (fltikvöciigov')  to 
xmadjiviiu  iui  M6ootjvijv,  i^oero  zig,  Ei  Toiq  ef.dfk- 
tpoii  fid/io9ai  uekktf  Ovy,  tcfi],  dtk'  ini  Tr,p  dy.kij- 
■otOTOv  tijc  %u'>oac,  ßaöiCfi.  Aiit  ßadtQu)  aut  ßudi- 
<C<:/^  8cribi<iicliiiii  est.  Posterius  propterca  iiia^^is  leri- 
«iiiiile  viilelur,  qiioil  goqueiig  apoplitbc{,'iiia  a  liltrra  y 
jiuuirruin    iiKlicaiitp   inripit. 

<P.  232,  i).  ^UfjiiriP  Tcofa-ßsDTaii;  itay.aokoyovQlP 
hpaaap  ui  In «.QTiäTut,  Tu  fitp  ngdira  entkekä' 
iluueq,  r«  dt  ioieua  ov  ovpijy.a/iti  did  tu  t  ä. 
Ttnu'iTU  in  iktkdo'Jai.  Pro  iw/ktkd^auti  srribo 
iisilciii  littcris  gerialis  seil  trangpusitis  :    e  ~l  I A  ckdo /ut  ii  a. 

P.  23.',  K.  'Enuivui<viui  xivoi  Tov:  dularovi;  fiu- 
^/f^Tui;.,   Aö.yutp    dy.uvoag  thtp ,    Ev    Tooiff..     Alaliin: 


1041 

em^tfToflvTO^  Tivog,  cum  aliquit  quaererel ,  ubi 
eiienl  opliuii  bellnlorea. 

P.  233,  A.  i(T](vu(ii<;  dpeCijTovv  toj'?  noiijaupra^, 
fnj  nokiKtl  Tvy'idpv)0(v ,  y..  r.  k.  Seribeniliim  lidrtur: 
filj  71.  Tvy)^ap0V0lV,  «f.  Graser»  spec.  Atlierg.  in  Plal. 
gerni.  p.  31   sqq. 

P.  234,  1).  Adyuip  in\  r//;  dn-ji/öoi  f^tviap  *;fw>» 
iniotjuop.,  y.ai  raiirv  ov  fitiCvj  jijg  dktj^ipiji,  u'j^ 
y.axaytkdiptis  xiPfg  tktyov  vnt^  toi"  kavddptip  xoöxo 
7ifnuiijy£i,  "Iva  filp  ovp ,  ti'nt,  qiapf(>og  u'j-  x.  t.  \. 
]ii  verbo  TllTlOlljy.tl  neque  plusquaiiiperfeituui,  neque  in- 
iliiafiiiis  plaiet;  srriptiiui  fiiisse  tiiletnr:  n  en  o  i  Ijyt  P  ai, 
et   gvilaba    vai    ob   sequens    IV«    exciilissp. 

P.  234,  F.  EiuuvTOi  di  rivog  Aüy.vtvi ,  uxi  iptv- 
5fr«/,  dntyoipnTO ,  'Ektiihgoi  ydg  ti/itc,-  oid'  ük' 
koi,  ni/xt  ^ii^j  r«  dkijthj  kiyovTi,  oijxoj^opxai.  Scrib. 
ktyuipxt.  rio 

P.  23,^,  B.  Mexä.  de  xijp  ''Aytdoi;  tjTxnv  öfiiigoV^ 
aiiovpTOi  'AvTinaTooii  n tviij/.una  naidag,  Eteo- 
y.kiji  ecpooli'vjp  täte,  Iluidtii  utp  ov  du'iaiiv,  Ypa 
fjij  dnaiäevroi  ytioiVTat ,  t;;?  nmffiov  dyviyij^  dxa- 
y.TijoupTti  y..  X.  k.  Pro  d.xa/.Tijaapxfg,  qnocum  geni- 
tirns  dyuiyiK  non  roineiiit,  aiit  u  n  ox ay.  T  ij  0 ap  X e^ 
{.ZZ  dnoiu^dutroi ,  tic  qno  v.  Lob.  ail  Plirvii.  p.  24-) 
aut  dl  tvy  T  ij  oapTt  i   restituendum   esse   existinio. 

P.  230,  ü.  'Exegoi;  (AuyviP)  pvy.xoi;  /jpijf.ia  nd- 
(Jiwp  y.ai  (favxaatuidi'ti  daiuuviov  t/,  inidfiajut  ry 
köyxij  diaüajiepoi;-  y.ai  ipun egtidwp  thif  Ilij  fJt 
(ftvytig,  diq  üno9aPOVfitP)j  ipv^lj;  Srribenilnui  7t 0/ 
l-ie  (pevyi/i;. 

P.  237,  D.  /7a/s  ^t  i^^ö  xiroq  xakaaSeii  ti  xip 
■jiax(ii  ii:r,yyiikip,  aioxQov  ijp  xtji  Traz^i  für}  npooev- 
xtivai  dyoi'Ouwa  ndkip  izifjug-  inloTtvop  ye(>  av- 
xoii;  iy.  xrg  iiaxplov  dyuiy^c,  fjijdev  aio%oop  ngoaxd^ai 
XOi(;  xty.POig.  Extrmia  «erba  sie  rprtil  iiiterpres  Latinus: 
ex  sua  enim  quisque  disciplina  persuasum  iibi  habebat, 
nihil  queniqiiam  pueris  inhujiestum  mitndnre.  Si  nihil 
»itii  inest  in  libris,  inioTtVOP  aito/'s  «lictum  lidelur 
pro  inioztvuv  zuiQ  naidtaoi ,  seil  nialim  puiPiMl^rf: 
iniavtvnv  ydg  avToig,  i.  e,  dkkijkoii;,  coli.  Xe.nppjj. 
<|p  rpp.  Lareil.  c.  6-  ijp  i>i  -vif  Tcaiq  -noxe  n/.ijydi  ka- 
ßvip  iin  dkkov  y.aziinrj  Tigöi  xov  Tiaziga,  aiaxQop 
toxi  fjij  ovx  dkkug  nk}jyuq  iußd.kkeiv  ztü  vui-  oizjut 
niazti'uvoiv  dkkr,Koiiii  /jijdlp  aia^gov  niJoaxdfxef.Y 
zDfi  nuialp. 

P.  237,  D.  Jnitium  eelofae  13.,  ubi  in  libris  Jegitgr 
zi)  de  egyop  li^i;  oizoStlaQ ,  dia  t«  xauza  ykiaiQuv 
ijv,  iV  idlCujvzai  fii]diTioze  yU'todai  n/  >:gtig  x.  z. /.. 

eilitorps  ina^iiopere  »exavit  ,  qnaniqiiam  niajjoa  eilogac 
par»  fcre  ad  terbuni  e  Plut.  lila  Lvnirjji  r.  17.  descripla 
^■st.  IVon  adeo,  opinnr ,  «lifficile  visnni  fuissel  ad  exl/i- 
candiim,  si  qulsqoani  C'o<;;itasset ,  lianr  erlo^^ani  male  a 
praeeedenti  in  libris  ilisiuiicldiii  esse.  Eins  irrba  extirii(« 
liaec  sunt:  yk/oxpop  yup  avzui'i  £(JTt  deillpop,  Oil  Oi^ 
dl'  airtup  diivpöuEvui  xi)v  ivdtiap  dvayy.uC,MPTui 
Tokiidp  y.ai  navotpye/p.  lani  bis  apte  inii^as:  Jode 
ipyup  zfji;  aizodtiac,-  (hie  est  finis  victus  parci)  ditJ 
de  xavxa  ykioxpop  ijp  (sril.  xo  öeilivop),  Tp'  k^'- 
■yiuvTai  X,  z.  X. 


im 

Lararn.  Apophth.  p.  241,  f".  uiaxuiv  rpa»9fi<;  ev 
noXt^i/i  y.iti  ßiiöiCe/v  ov  ^niiäfjit^oi; ,  isifjauodiari 
i/jöevef  aioxvfofut'ti)  d'  uvtii»  iv  yikoiuj,  >)  fuJTtjo, 
y,ui  T^ocrii)  ßikxiuv,  vi  liy.vov,  liire,  /ttiXKoi'  eil  i  15 
dvdfifia  ytyijSti'Ui  t)  atoxt'f£oitai  tJil  yikujxi  dvoijfip; 
'\V}it(<Miti,irliiii[i  in  aiiiinatltrrsii.  ait,  pr»  £v  yckuiin  trc- 
tiu8  rsür  e/il  tu)  yiKotui.  niihi  110  turn  qiiiilrni  locus 
eiprn;la!u^  viilrrodir  ;  piilo  piiiin  sctibeiiiluiii  esse  :  ai(j-£V- 
pouev(t>  d    ai'itfi  slt/ai  ytKoui), 

De  virtiit.  null.  I.  p.  2-13,  I''.  Trailit  Plnfarrliiis ,  al> 
llio  pritfii);)!!!,  ritiii  ail  italiain  ilrlati  act^rc  piirtuluis  tiuli- 
KCi'ti  rssriit ,  per  rri;iuiirin  ta|;atos  esse  (juaerenteg,  gi  qiii 
jpnii)  vias  itiaritiinas  uioiistrarrnt.  Oriiiile  ila  pergit:  xai^ 
Se  yvvaitiv  f/minTei  koyiOf.i6i,  aJ;  i'jiiouvv  'iÖ^voi<; 
iv  yfj  Tiäorj  TiKavT}  y.ui  pavTiXia  iv  xt  y.al  y.aXiö; 
•jtodzTovniv  dvi^üoinoi^  diiiii/iov  ioti,  v.ui  naxoida 
dti  (sie  VVylt.  rcrte  pro  di)  nuiiiv  avTovi,  dnuka- 
ßiiu  rv  unoko)kr/.aai  /.ti;  driiafjefov^-  ix  Airorrov 
OVfKpouvijaaaut  y.aTi(fkii:av  id  nkuia  x.  r.  k.  t'erba 
iv  y^  nuOTj  sqq.  VVvttrnliacliitis  lieiie  »ic  einenilant: 
w?  ijxiauvv  'idovoii;  iv  yi)  ndaiii  ■nka.vi]';  y.oX  vuuxi- 

I^Lnc,  ...  dfxfiitiiv  toxi,  nisi  qiioil  Tlcxorj,  qiiae  est  lei'tio 
optima,  sine  neiessilato  solliritarit  ;  seil  restant  rertia  cor- 
rupta  ti'  Tf  y.ui  y.afdjf  lloaTTuvaiv  ai'iVp.  ,  qiiae  loci 
aententiae  uuii  roiigruere  fi-rc  ajiparet.  WvUeiib.icIiio  in 
inrntrin  lenit  evTikd'ji  vel  uv  y.akui^  TIQ.  d. ,  liominiLus 
tenui  forlunn  ulentiLus ,  qnornni  iieutniin  proliabile  est. 
fii  euiriiilatio  fariliur  suiTicit,  cqiiiilcm  srriliani :  fii]  £v 
TS  xui  y.iikaj^  TIO.  d.  ;  at  si  forliore  reineilio  opus  est, 
leiitentia  tale  quid  requirrre  »iileliir:  TlKuviji  y.ai  vuti- 
•xikiac,  önjvsy.ofg  y.ay.ujq  nuäitovoiv  avi)(j.  djui- 
VIOV  iiTxi.  Praeterea  nintieu,  vctba  sequeiilia,  xa.i  7ia- 
Tgiiia  öli  71  Ulf IV  ai'xuvg  X.  t.  k.  «iiIko  pariiin  recte 
iiitelli);i.  Interpretaiitiir  eniiii:  patrianujue  eam  esse  fa^ 
ciendam  (seil.  a>l  quam  appiili-riint),  cum  amissa  recupe- 
rari  nun  possil.  At,  si  qniil  viilno ,  ait  Plutarrlms :  ei 
opus  esse  homines  infortaniilos  ipsos  siti  patrium  fu- 
cere ,   si  quidein   amissnm  recuperare  nequennt. 

Ibid.  II.  p.  24-*,  C.  Vijrfioniiivoiv  de  Tuvxa  Ttijv 
ukküjv ,  iiii  i^dvaoxui  i(pi]  %  diy.ntuv  livat  xacxu 
auvöuy.eiv  y.ai  xai;  yvvuiiiv  ci  dt  fjij  ,  ;^a(pf/i/  iav 
y.ai  fJi)  TTpooßtä^ea^ai.  loiiiov  xuv  koyov  diekdiiv- 
To;  {/;  Tag  yvi  aiy.a; ,  m'xai  y.n^'  airdg  owshifui'- 

aai  XUVxa  iipijrfirraVTU.  Sententia  reqiiirit,  llt  siiiba- 
tur:  xai'xa  iipnif.,  nl  panllo  post  legitiir  :  rd  8'  aiitd 
xai  xurg  naidac,  idia  (f'uoiv  iyy.kijoidaai'xai  iTtii\iij- 
CpioaoSat. 

Ibid.  XV.  p.  ,.',03,  B.  iy.t!  Se  dnoy.xtivavxtz  ai'xov 
{xor  ■xugo.vvui')  .  .  .  iy.aKuvy  lutu;  noklrui  inl  tijv 
ikevdfULav,  Uv  ui'^v  icpthjouv  ye  nohkol  Tug  yv- 
vaiy.ug'  tci^vg  yuu  tiidijuuov  iiira  yauilg  y.ai  öko- 
KvyfiOv ,  xuL  Titoiordodi  xoti;  ävi^oitg  avlÖuvv  xai 
■XaxtajECfOV.  *'erba  uc  ft)]v  icf^t-odv  yi  Tlukkoi  X.  X.  k. 
intcrprrs  Latiniis  ita  lerlit  ,  ut  loci  senti-ntia  ipsa  prae- 
i»erat:  neque  vero  multum  anteverte>-unt  mulieres  suiis  : 
procul    eiiiiii     dubio    lidetur,     quin     Pliitarrlius    si'rip>erit: 

oC  ftijv  icfdijodv  ye  nokii   xdg  yuvaixag. 

Ibid.  p.  253,  I).  Trji;  Ö£  vtwxigag  diouivfjg  ni'xin 
if.a^eivai   n^yytoa.   d'joi)av£iv   xa'i  xijg  Qujvijg  dvii- 


104^ 

\anßavof.tevr]iy  oiötv  dkko  nuirroxe,  liniv,  oidtv 
iwvnuai  0')t  ölouivrj.     JJcrib.   oiJSi  ükko -n.  i.  oi'ötv 

'•^      '•         ,  t  '  ''  '"     J«'-    '      ;■■'    •..'Uli         -.lA     li   mV' 

voviutui  0.0.  '  ,  . 

Ibid.  XVIII.  p.  2;')ä,  D.  ai'xovg  de  Sitkovxfg  öi/a, 
Toig  fitv  rot  xei/t]  xuTt/dfjuvro,  xoig  dt  xovg  dv- 
dgojlovg  dvfit.uv.     Alaliin:  xaxtkaßov- 

Ibid.  Will.  p.  2.jy ,  A.  Narratin  ile  niiilirre  Per- 
{f.iiiienea  ab  lii.s  lerbis  orililiir:  fc'n-il  dt  J\ll9giSdxtK 
iiiy/.avxu  ra/.azu/v  xui'g  dgiotuvq  fjtxantuipdnevof 
ti;  llioyauov  ut;  (fikovg  vßoioxixojg  idoxfi  xai  dt' 
OTXuir/.ujgnoiio(fi(jtai)ai.,  xai  ndvxig  nynvaxiovv, 
IlouijduQai;  .  .  .  dviditato  xuv  MiHuiddiiiv  ^  tixav 
tv  xui  ßijfiuTi  yi'iivaoio)  xgij^iaxiCrj ,  avvugTio.oug 
utativ  aftu  orv  avtu)  y.ucd  ii^g  (fduuyyog.  Wytien- 
barhius  ait,  rertiiis  futurum  fuinse:  iv  T(p  yt/LivaGiiij 
XQIJH-  ouvnon.  a'jotiv  Ulla  ai>v  avxi»  xui  ßijfjart 
Xaiu  xy,g  (f.  eandeinque  senteiitiain  eliam  iiiterpres  La- 
tiiius  expressit ,  lucuui  ita  Hertens:  in  se  recepit ,  vellt 
se  Milhridutem  ....  arreplum  cum  tribuniili  in  cnnvat- 
lern  prnecipiliire,  At  inirere  quid  cainae  fuerif  ,  cur  ille 
rereperit,  iion  soluin  niilliridalciii  ged  etiam  ipsum  trihu- 
iial  in  prarcep»  dare.  Arceilit  qund  statueiuluiii  esset, 
tribuiial  illuil  in  tania  rnllis  extreiiiitate  siluni  fuisse,  u) 
unus  ictus  sufticeret  ail  hiiininein  praeripitaiiiliiiii  inter- 
Acipiidiiuiqup ,  id  qiiod  niiillinn  a  rero  abliorrere  videtur. 
Quodsi  oniissa  VVvlIciibacliii  .sententia  sola  PIntarclii  »erb» 
sprctaniiis,  res  de  qua  agitiir  longe  aliani  speciein  habet.  Re- 
cepit eiiiiu  Porcilorax  IMitiiridati'in ,  quaniln  in  tribnnali 
ins  diceret,  arreptiim  aecum  praecipitem  deiicere;  se  ip- 
sum i(jitur  nmrti  oblafurus  erat,  ut  rvraniium  »ita  priva- 
ret.  lam  vero  cugitaiiduni  est,  tribuiial  in  colle  decliri 
siliim  fuisse,  quem  alta  »orago  exciperpt.  Seil  quid  gta- 
tuenduin  erit  de  verbiii  üxav  iv  xu>  ßijfjaxi  yfiivaaiiit 
XQTjuaxiQrj'i!  Possit  aliquis  suspirari  scriptum  fuisse  ip 
XU)  ßljiiaxi  Tiw  yii/ivaoiuv  ,  sed  talis  eiiinidatio  nullain 
probabilitatis  speciein  prae  sc  fert.  Loii|;e  reiisimilius 
est,  yvfivaoiv)  gliissam  esse  c  niargine  in  vrrba  scriptu- 
ris     receptam  ,     cum     apud     Plularclium     rerba     «rquaiitur: 

'^'^'XV  ^^  ^'^''  ^'i'i  "Iftgo-i  ixeiviji  oi'x  dvußdviug  tig 
TD  yvuvaoiuv  aüxuv.  Erat  i|;itur  in  g^ii^tiasiu  ,tr^^- 
buiial   tvraiiiii.  ms  >>1S'V 

Ibid.  XXVI.  p.  262,  C.  'EniQgv)acv  ovv  raüra 
mviaxautvoi<i  tixi  xuv  'Agtaxoöijuuv ,  u/v  r,ytiio  Ov- 
iiuxskrjg.    8cribeiiiluisi  est :   xavxa  x o  i  g  ocviaxauivovg. 

Quaest.  Rum.  IV.  p.  2B4,  D.  Oiyituv  dt  xgi'cpa 
XII}  ßuntkfi  ^(ijuviii)  XU  fjdvxtvua  rfudoavxoQ,  sy.ei- 
vuv  de  Kogviikiu)  xi~>  iigti,  nguaiuiui  xiiv  Kogvrj- 
ktov  TU)  'jdfvigijjvt  koi'tol^ai  iigo  xijg  dvaiag  «ti« 
xov  &i'iißgfu)i  •  vevouiodat  yaQ  olxvj  xovg  xakku- 
goi'vxug.  Axeivov  ^iv  ocv  äixekdövxa  kovaeadai, 
xov  öe  ^tgovtuv  cfi^aaavxa  9uoa.i  xij  ^tiü  xijv  ßovv 
X.  T.  k,  Scribeiidiim  est:  iy.tivov  uEV  Ol  v  dn tk^i'ivxa 
kuvaaoi^UI,  ne  sententia  verbo  fiiiito  raie.it  Qui 
eiiiiii  lejfiliir  in  libris  iiifinitirus  fiituri  /.uuoto'Ja.t ,  cum 
a   parfii'ipio   an t/^ovra   suspensuui    esse    apparet. 

In  (iiiaestiiiiie  Rniii.  XIX.  quaeritur ,  cur  Rnmaul  a 
ineiise  Jaiiuario  aniiiiiii  aiispicentur.  De  eins  rei  rausa 
Pliitarclius  primum  Tariiiriim  opiuiones  alTert ,  quibu«  re- 
ccnsitia    sie    deinde    dis^ulat    p.   2ÖS ,    D:      Odu   dx  ,     tjjf 


ihm 


ibm 


ei 


tuiktov'  ^o'''S()i'iiai    ri;    cf'i''T6i    iCQnni'y.opnav    (!i)yr,v       ^    Il.i.l.   LXf.  p.  27.S ,  F.      Jta  ri    rov    fteuv  iy.efvov, 

tka^'l  '^oö  e'roi'l  wc  Ttinii  i/w«;.     Ani^ukitt'  na'  ynfj  vi   iiuKiotu   iijv  'PvitifjV  aioCuv  n^onryti  y.ai  (fukuT- 

ovdii-  ioti  (froft,  Tti')V  iv  y.f/.K'p  neotcftouitUJi'jv  uii'  t£iv,'\  .' .  y.ai  Keysiv  untluijrai  yai  Cijtiiv  y.ai  ovo- 

inyiiTov   oi'tF  'TTpojiOr,   t>6A^)  'S-  alj.i;v    akkot    to/j  ituCsiv ;' .  .  .  lloTirwu,  vk  tojv 'Poj/iai'y.oiv  riisi;  iozo- 

yiioifor  K(uitito-(>vaiv  liofijv  ctoiOTa  df  Ol  tijv  iitra  (jij/.uaiv,    ey./.hjatiQ  ttoi  yai  ymjtttai  Htviv,  u};  po- 

fwo.Kii  ;ffnifp>i«^"  A.n///)'«^fii'rfi:i  onrviy.a  rui'  noonot  ^ilCovTti  y.<u    avvoi    itioi';    rn>ii.i   i/.yey.Ar,rj9at  nagd 

finbi^etv,    7^  e-jx<(vitiios:  6  i/Aics  intotühipti  y.ai  dva.-  xa'iv  n  oKfiuoiv  yal  fiiTiny.r^y.iva.i  7ioo<;  ai'roi'g,  icfo- 

xau,TT(i  Tx  t'^.iv  ^uoi  r.nnrr-    jiitral  yuo   avxoii  r(jtf  ßoi-vro  tii  avTO  naifttv  l'(f>    iriouju  ;   .S('ril>i>ii(liiiii   vi- 

71011   tivn  x«i  (fi'oei,    tuv    iim    rov  (fwtoi  ui!;m'oa  ilctur:  fo/ilCoire^  y.ai  at'iois  xt6ui'g  rivai  fxyiykfj- 

ynovov ,     unoiva    di:    rov    ror   o/.üzovi;  z.   r.  A.     In  oilui  n.   r.  tt.   yai    fit  rwyij'yival    7Ij>ü;    uinovi,    cum 

iiis    virha   yit'fTat  ydo   uÜtuK  rouitov  riva   y.ai    (fi'OSi  n'it   siMiIrnti» :   l/tium  sunt  /)ifiesli'f;iiie  i/uftednm ,  per  quit$ 

itiliiioiliiin    iil>«iiira    siiii»,     nriMliiin    a    «iris   «loclis   ad    liqiii-  j-nli  ii    se   quixjiie    rjuiisdiim    hniilium    (ieiiH    eVDciitus  fuissa 

iliiiii   nonlucta.      \V>lteiib.irlii(i    Iihiis    iiiaiiiiis  et   ifa  rcini-  et   <i(l  se  tninsmigrasse,    caveiiint ,   ne  idem   tibi  ab  alii» 

griMliiü  iiili-dir:  yivetai    yao   av^iq   tiiotiov  Jiva  i'j  (f,i>-  avcideret, 

fli^,     i.    c    nnscitur    enim    denuo    quodntnmodu    niiliirii.  lliiil.   LXVIII.    p.  VSO,  B.      ^hu    ti'    y.ri/a    ^vovaiv 

Oiiiiil    i'tli'    viilfHiM,     facilior    i-st    «ia ,     «jua   Jncii«   iliüiiilis  o't  Ativntuxol ;   —    yloiki  euy.ot   dt   Hpiv    ui  TOig  yiov- 

«xpriliaiiir ;    s<Tilio    immid:    yivtTal  yuu  a  i 'J I  i  T(juiiuv  n  ngyaktui;    yvfivoi    i'iiuihovrfq    iv    7t  tofl^aijtnoi    y.ai 

rii'O.  y.ul   TV  cptoii  sril.   dgyij,  iit  si( :  ut  enim  in  lern-  y.a^iy.voviibvoi   ny.i'cft  Ttnv  (nia.vTvjvT(i)V  —  lluciQOv 

pore,  sie  in  niiliirn  quntjite  ßt  iniliuiit  s.  renovalio.  oti  y.alU'.oiio.;    tan    r/s    iru/uujs    tu.  doojfitna;     yai 

Ibid.   X\l\'.   p.   „'()'•,  C.      zJid  Ti   Tos/'s   Titv   fiiji'Oi;  yda   juv    firiva    0tfiootuijiov    ynlMiiot,     y.ai  iri  Ata 

äoxai  y.ai  Trijothointti  iiovutv ,  oi>  tuvtu  diaotiiiia  tt^v  ijiitouv  i/.eivi]v   0ij:ioazijv  (AJpirir.    (JlefjouväTtjp), 

■Twv    r;iiegwv    iieruti'    katitidpovreq  ,■    .  .  .  ij  ndkKuv  yai    (fe/jod'on/    (iVlez.    (fe/J/Jondoiv)    tu    tujv    o/.vtwv 

oti  ratt;  -vijs  oiki)viji;  d/acfooai;  6{i('C,ovTt<;  tuv  %tio-  ijlfei  yadiy.vtiad<ti,    tov    ^ij/iur-oq    to  xatfaloitv  aij 

VOV,   iuiomv  6V   jgioi  yivunav-v  diaCfuoaii   tijv   otkll-  jiaivovTOi       Ad   vcrba    rornipU    „tu   tujv   oyVTuiv   ijds 

(»rf  y.ard  f^iKi'a  ratg  uiyiaratc;   UfiuiTl]  fnv  uit  y.ovit-  y.ad ly.v .'•'•    pinpiidatula    Wvtlpnbar.liiug    in  animadiv.  <lupli 

riTai   Oi'vodov  TKiivcraiiivi]  iroui   ijAiov  ötVTtoa  de,  com    coiiiertnram    propusiiit,     lel   tu   TÜiv   diiavTuivTviv 

OTUv  iy.(fvyoi<oa    rd.c,    ni'ydc;    tov    )jfiot>    y.aTaCfupiii  oy.i'rti  y.aHiyi'iiottai ,     irl    tu    akkoiv    ay.vTtl    ev  tjdei 

lloinTOV   liTl  i   draiiwu  ytvijTUl;   TQiTij   du    rij   -jittjl   T};v  {per  iiivuvi)   y.adi^vtiodut.      Facillur  nnrudandi  ratio  est, 

■:tki'oto<Tiv  ai'Tijc:!  ai'OcAiji.ov  y£voiiivijQ.  SiTi\t.  ■71  ()  utT7j  si  scnbas:   to   tivujv   o/.t'Tet  y.a^r/.v.  ,   i.  e.   verberar* 

iilv   .   .   .   de  vr  ^  p  a  de-  \-\,'.   'T  oi  T7J  de    tjj    neoi    T);!;  autem   s.   f'ebruitre  est  scutica  aliqitos  J'erire. 
nki'igvioiv  y..  t.  k.             '^'-   ""  l\nA.  L\.V\II1.   p.   VS.' ,   l).      Ja).   tL  tujv  oi'ujvujv 

Hill.  XXXVIII.  p.  27.'?,  ü.  /Jid  tL  Köi'vTOi;  Mi-  ö  y.o.Kot  utvuc  doioTfoui  aifTioc;  Iloiegou  oiy.  soti 
rskkoi; .  dg-/ifuti'i  yti'diiffoq  yai  Takka  öo-kujx,  (f(ju-  tovtu  dkijiteg,  dkkd  -KagayouriTat  lukkori;  i)  dta- 
i/iuoi  (Iva/ y.ai  ■jiokiTtyu<;  dfijg  ,  iyujkiif  o/cuvlCfotfai  kl^Tuc,;  tu  yag  dgtOTfgov  aiviargov  övoii.dCovOi , 
usTu  TUV  £s!iTikiov  fjjjva,  TUV  vüv  ^4i'yoi>(TTUv  ngoi;-  tu  öe  dcpefvai  oivege,  yai  a  va  keyuio-iv,  oto.v 
■tf'-ooeiöiiivov ;  ndrsgov  oti,  yad^dneg  ijiitgai;  dy.-  dcpsfvai  iragay.akuiai.  Tov  ovv  ecptiwa  Tr;v 
uaCoi'ari  ?;  dgXouiviK  -ngdTTOiisv  tu  TuiavTa,  y.ai  nuu^iv  olujvov ,  o/viOTboiov  ovra,  otviOTOuv  oi'y.  öo- 
iirvu;  ioTauevov  yai  ar^outvoii,  rdi;  öii  ditoykiroiK  iiwQ  inukuiitjd.vovniv  ot  •:iokkoi  y.ai  ovoiidCuvaiv, 
(ö;  d/oijtiaTtOiol'i;  Cfi'ku-TTUfUt)a-  TCugaTckijOiujq  tov  Pro  dcptivai  bis  srnbrinliiin  est  icfisival,  ut  tfcie 
uszd  iinvai  üy.Tv)  xgövov  ,  dja^reg  iojrigav  Tiva  tuv  paiill»  pii»t  srrlptuin  rst  züv  uvv  icfiLVTa  tijv  ngä^iv 
iviavtuv  y.ai  diikijv  di  uy.knuvio;  ijdij  yai  ffih'vov-  oiujvuv.  ^  ■,, 
cui;  vouiCltv;  Wvltenbarluiis  iipiiiatiir,  dil  aiit  »iinile  Ibid.  C.  p.  ^'i?,  F.  Atu  n  Tal^  JuyuvOTai'  tiSoiq 
«luid  post  rv.  cfidvuvTuq  vumCeiv  cx<idi»se,  quod  iiiilii  .  .  .  iogTdCut'Otv  o.'i  Te  öuikai  yai  oi  duukut  Tiav- 
»ecus  lidftiir.  Nim  enim  locjiiiliir  PlutarrliiLs  di-  opiiiiiiiic,  r£;,  ui  dt  yi'VUi/.ei  fiaktOTa  gvTTTeoHai  tOl,  yscpa- 
qiiam  qiiiiis  com-ipprc  qtioat,  sed  <lc  illa,  quam  iMetfllus  kui;  y.ai  y.ui}aigeiv  inttljdivuuoiv  i  H  ÖIU  r«:'  2£- 
ipse  liabuisü«  rreditiir.  Qilare  iiiibi  potiiis  vuiliQilV  cor-  gOVLOv'  TOv  ßuoikta  y.uta.  Tai'Tljv  TI]V  ijutgav  t^ 
ruptiiin  et  in  svuiiiCcv  iiiulaiidiiiM  iidetiir.  oi/f^iakiuTov  ytvtodut  &£ga7ian>'iduq,  ddeiuv  igyujv 
^  Ibid.  XLIIl.  p.  2/5,  C.  z//«  ri  di  ui  ■jrgcoßei'ov-  'ixuuoiv  ui  dsganuvTei;  Ücrib.  )';  did  tu  tov  Si- 
.Tf?  tii  'Puiiiiiv  önodtvuiv  ini  tuv  toZ  Kguvuv  vauv  guviov  .  .  .  ytitodai.  ^ 
(iaöiCovTtq  dnoyud(fovtu{  TTgui;  rot'5  t7idg/uvi  tov  Ibid.  CXI.  p.  290,  C.  Er/.ui  fiev  ovv  eari,  y.ai' 
Tuuiiuv;  ....  VW  dt  V7tu  7ikiji)ovi  t'jjv  dcfii/.vuv'  züv  itgia  tuv  ^liui  ojoTttg  iiilpvxov  y.ai  leguv  xai 
jilvujv  iigi'jßeujv  ixkikemrai  zu  Tr,g  daudviji,  [xtvii  äyakuu  y.aTUCfvi;iiiov  dvtiadui  tui;  dtotitvuiq  y.ai 
de  in  TU  Tuii  ilidgxoii  tov  tuiuiov  Jigotvzvyxd-  ixtrcvovoi ,  fii>divuc,  dfitigyovTUi  uijdt  txffußovvTOi. 
Dtlv  dld  r);j  dnoyouwni;.  Äemo  editoriim  sensiss«  vi-  Scribeinliiiii  riditlur;  djOTltg  i  fiip  V.X"V  Itoov  {quasi 
«letiir,  »»rba  nuuivivy/dvtiv  dld  Tr,i  U7Toygu(fi)i  seitsa  vivain  lemplam)  y.ai  dyakita  yaTarfv^iftov  aveioJai. 
carrre ,,[  qiiaiii(|iiam  loriis  ab  iitterprete  Latin»  rerte  sie  De  »oc.  dvlioi^ai  c(.  qiiaest.  Iloiii.  y.S.  Tlokka,  tOTlV 
»xpiiraf'ur:  id  tarnen  servalur,  ut  legnli  nccedant  prae-  dkoij  ntgl  Ti)v  nöktv  dvstutva  dtoii;,^  a  XakovOl 
jfeclot  aernrii,  qiii  enruin  nomina  in  tabula»  refe-  kuvy.ovi.  1',, 
runt  (s«r.  referant).  Vix  dubiiim  vidrtur,  quiii  sit  »tri-  Ib.  CXIII.  p.  291,  B.  Jld  zl  Toi;  itgsCöt  fov lOlq 
(tcudum:  izgotvtvyid.vtiv  öiu  Tai  dn oyga.cfdq.  («eil.  tov  Aiu<i)  d.gxnv  ov/.  icpetto  kaßeiv  ovös  ^fr- 


4049 

jj'/efwvixdv  inl  TijUjy  y.iu  7ra^af.tv^k,c  toü  fjij  <t(J%£iv 
i^ovoi;    UÖteqov  ,    iöi    htaxov    r^s    'Fkkdöos    f^t- 

ziji  ßuoikeiag,  f^i]  rv^üviai;  k^jtii  diieötiy.vvaav\ 
Lücum  nianciiin  VVytfeiibatliius  ita  sopplerit:  TCQOg  TU 
TiJs  [jaoikciui,  I]  i  Toii  /ui)  TLXÖDzai  legeii;  dne- 
ÖEiy-VVOav-  At  eiiini  iion  aiiiiuailvcrtit ,  se  ila  enun- 
ciatioiicai  effinxisse,  (juae  apuilusi  careret.  Nee  structura 
laburabit,  ot  dejiravalioiiis  origo  faoile  persiiicictur,  ei 
mecuin  correxeris:  lluiUJUV,  Wi  .  .  .  ,,  ävTi(J^OTiov 
ijv  Tu  riji  isQioavviji  d^iujfta  ji^og  tu  .fjyg  ßuoikiiag, 
Toi'i  ßaoikei ag  tu)  rvxövTa<;  ie^etQ  dnEÖeiY.vcoav; 
Seijiiuntiir  deiiide  verba:  ij  f)dkkuv  UTi  TtSv  fttv  ie^ujv 
wgiOfut'iai  lT(jdi;eii  ixoinov ,  jujv  de  ^rjf^tuoiujv  dto.- 
VLTOi'i  y.ai  dugiatoui,  oi'y.  ijv  övvatuv  tii  Iv  tiua 
xdiv    na/fjujv    ovf.i-jiEßoinwv    iy.ari^M    nageivai   lov 

aölöv  y..  T.  A.  Verba  xu)V  öt  dljj400iv)V  VVvttenbach. 
e  sulo  cuil.  Voss,  adiliilit;  in  crfcrjs  libris  rst  laruna , 
quam  IVIciiriacus  supplevit  additis  rerbis  juiv  (li  d(>xdiv- 
In  uovissinia  pditioiie  Paris,  legitiir  tujp  da  doxi'VTU)V\ 
quae  lectio  si  e  codd-,  ut  pquideni  siispirvr,  |>i-tita  est, 
tutiis  locus  sie  scnbcudus  erit:  zuiv  fxev  lt(ii:V}l> 
(äfitO^trUs  -Jifjul^Eti  ixdviujv,  Twv  dt  a  ()  j^  J  j^  r  t/j  v 
dTÜyTuvq. 

^j  Quaesl.  Graec.  XV.  j).  294,  E.  ivoxki]d£ii  öt  Tfj 
.nXfjJU  {Aoy.iJiJi)  diiTQLi\.'iv  r,^i(jug  ui'cuift  nksiovac, 
ef)  aig  yarafial^uji/  tu  x'JJiJ'ui'  iy.Tios  nuketi  0voy.tii 
y.ui  ^lavlhiuv  /.ui  Tue,  äkkui;,  oaaq  ul  y.kvi^irjci 
'O^tikai  ylux^üi  üwzujyjjcrav,  Srribinduni  f^i^lf t(j({\  5t a- 
z  (pxta  av- 

Ib.  XXXVI.  p.  299,  B.  ^la  Ti  Tov  ^lüvi'oov  ai 
tujv  'llktiiDv  yiivaiy.eq  vfivovocci  nugayakoüai  Boev) 
jtuöl  TTagayiveaDai  Tigui  avidq;  .  .  .  JJoTigov  üxt 
..,  •  •  V  fiäkkuv  CTi  TOI'  ßobi  ö  ßovg  dßkaßi'jo,  eoTi, 
XO  Ss  y.tgaOffüfJUV  Sn/ßkaßic;  Wjtfenbacbins  ait  in 
aniuiadiT. ,  veram  forfasse  lectiuiipni  esse:  zu  dt  y.'tga.c, 
diu  t6  ytgaoifüggv  iitißkaßEi,  roll.  Plut.  Symp.  VII, 2- 
p.  7üü.  Eijuidom  suspiror  srribrii<iuni  esse:  zu  dt  yipag 
atfödg  a  intßKaßi^. 

Ib.  LI.  p.  303,  A.  ziia  t/'  BakkaxQaSaq  tatizoi^ 
'^dgytiuii'  TTaide^iv  eogzTj  rive  Trai^uvzei  ditoya- 
koiJoiv;  H  uzi  Tovg  n(jujxuv(;  imu  'Ivdxov  y.aTayß'ti- 
%ac,  i'x  idjv  dyouiv  t/g  za  ntöla  dygdcn  dtazgu(pi)- 
vai  keyovaiv;  Bene  sensit  Wjttenbathins,  iz  zMv  dygvip 
ferri  non  posse ;  scd  quod  ipse  excogifaeit ,  pro  dyovjv 
ogdjv  siribenduni  esse,  a  srriptura  librorum  niniiuui 
dislat.      Siribendnni     est,     opinor:     cy,     zöjv     d/.gujv    tl^ 

td  nidiu.  Cf.  Plat.  L.ifg.  111.  p.  678,  C.  iy.  ydg 
Tojv  i'iipijkwiv  6/'^  TU  ntdiu  y.uiaßuiveif ,  oliiui, 
Ttdoi  (fußos  ivui'ko^  iyeyüvti.  Plut.  de  glor.  Ath. 
|>.  34t),  M.yazeßuivov  «sto.twv  uy.gtuv  ck  tijv 
J^uvTifiy.iiv. 

^^  Ib.  LH.  p.  3U3,  B.  Tig  ahia,  dt'  vv  Ukiiot  Toiß 
ßvüdui;  iTinuvi  ixzui  ügajv  diidyupTtg  ßtßd^ovoiv; 
H  üti  ndpziov  zuiv  ßaoikioiv  (fiktTiTiorarog  uiv  u 
Üifö^aui  yul  ^uktaiu  zu  Qujuv  dyu'iijaui  tui'to 
iuijgdaaTU  mokka  y.ui  dttiu  yazu  twv  'tTUKuv  üxeudi- 
TMV  iv  'Jlklöt;  Egregie  inteliexit  \Vj((enba»hins,  pro 
y.uTU    Tujv    iiruatv    djj£i'o^r^|[^j/,,  .<alq^  quj^ij  ^ilf^ltlftf««:': 

Zeitschr.   /.  d    /lltoltiiimsw. 


1050 

y.ffTO.  -fUiV  hTOIC  (notq  6:xfl\6yTUJV^  seA  ememlatlonis 
ratio  non  liabet  probabijrrn  corruplionis  urigiiieni.  Scribo 
igitnr  litteris  ono  repetitis:  y.o.id  zujv  'inTCUJV  opip 
6  y  t  LI  dvT  aj  V.  Seil  inullo  dirniilior  est  enieiiilatio  vo- 
cabuM  TU.^^  E  \/uÖai;  'innuti  in  initio  ((iiaestionis.  Qnoil 
Wytteubarliiö  in  mentem  renit  i(i.^  dviui^ii;.  t'riTluvq,, 
certo  non  minus  falsuin  est,  quam  quod  Wessrljngius  ail 
Herod.  IV,  3U.  exrogitavit  TUQ  iii}ucJOl>q  i'rcu  Ol  i.  For- 
tasse Vera  lectio  est:  zui;  üvoßaitdui  Ül^uv.;.  Äon 
audco  eniin  nornm  rocabulum  fnrmare ,  quod  ad  littera- 
rum  durtus  propiuü  accedat;  täte  quideio  mihi  iu  ii^eor 
tem  vejnit:    zui  iv  ovdö  a<;  i'7i7iov<;.  /.  ..Ii-c,?5 

Ib.  LVI.  p.  303,  D.  'Jttu  Tivoi;  Udvaifju  xo-npS 
iv  zfj  Idfup  vijaoi  yakeizai;  U  int  (ftvyoioai-^io- 
vvouv  ai  '.Jf^iuLüv;.;  iy-  zijc:  E(fi(o<-v>v  yoihci  tic,  ^u- 
>ii)v  diEnenav,  ö  de  Troiijnr/iiti »:  nkuin  xui  dtußug 
fjdxnv  avvijipE  y.ai  nokt^dz  a.izwv  dTny.itiiE  ^ntgl 
TOP  Z07TOV  zui'TOV.  ^'itiosuni  lorabulum  diErrtouv  im- 
nierito  viri  quidam  docti  mutaierunt  in  öieilEOOV ,  corri- 
giendnm   erat  i^i  t  ßljir  a  V.  -         \  \ 

.  De  fort.  Rom.  c.  4.  p.  317,  K,  Tir|;«^£  Tiiyt/fdi;}' 
i/i'v  zu  y.iv)}i.ta  ynl  t^gupi)  tu  cpodri'ua  yai  (liyu^ 
kavyov  t)  Ekni<;,  In  liac  deseriplione  Fortunae,  qualis 
ad  certamen  cum  Virtule  ineundum  arcedebat,  mihi  qui- 
dem  vix  dnliiiiin  videtur,  quin  scribeiiduni  sit:  f^E-fU-- 
kai'1(oC  i]  ekTtlq.  Potest  enim  Graece  dici:  y  f^XV 
fif/dka.i'Xdv  iöTiv,  sed  non  item:  tiJ^  Tixi]<i  ^OTi  fJt- 
yd.kavyov  t)  f/jTi?. 

Ib.  c.  5.  p.  318,  D.  yai  zu  Ti'jq  MENTH  yaiov- 
(x,Bvi^<;  ■ — ;  yvoJu)jg  dv  vofjlCutzo  —  ^/.aCgoi  Aliiiktoc 
(seil,  idgraazo).  Scrib.  »-idetur:  ivu'nnjz  dv  öpo/Aa- 
^otTO,  quam  Graece   f'vuj/Ji]!;  nedem  dixeri». 

Ib.  c.  7.  p.  319,  D.  Ti  di\  6  zui-cov  fiiv  viuc, 
TTgojzog  dt  dvuyogti'dfii  ^(ßa.OToi;  .  .  .  oix  avTuq 
tyni/iTTojv  TOP  diiyazgiäoi  V  i7i\  azgaztinv  rhto.TO 
zoiQ,  &foiQ,  dvdgia.v  fiEv  uvtii)  duTvai  t);i'  ^y.f:Tiui- 
poi,  Eiputap  di  Tijv  IloaTlr'itiv,  TvyiiV  öt  tr,p  ouTOV, 
yai^aJiEg  igy,"  fieydkv)  diif.ii<n'gyov  iir^yoat^«,-  havxif» 
zrv.  Ti'yijv.  Scriboiidum  lidciur:  tgyviv  fi  ty  u/iov 
.di/fiiovgyüv ,  cutn  si6i  Fortunam  quasi  magtiarum  rerum 
«pificem  adscriberet.  '.-J 

Ib.  c.  11.  p.  323,  F.  'U  di  fi'go/a  zujv  -^rgayficfr 
■rojv  yal  TO  gd9lov  rijQ  tl'i  Tooavzi^v  divnfJlP  y.W 
aiii]<Tiv  öpj-ivc,  oü  ytgaiv  dpdgv'tniDV.  oCdt  öguufi 
ngooywguvoav  ijyffioriav ,  ^ila.  dt  7i u/irnj  yol  rcpiii- 
iiazi  Ti'yijc  e7Hrnyi'voiiiv);c  in tdtly.vi'zai  to/c  duihrli 
koyiCoiiEVOlQ.  VVjttenbacliius  pulat  liaec  lerla  furtasse 
ita  rorrigenda  esse:  o  ii  d  i  yvvjfiUlQngoayujgoüaa 
i)y  t  fiov  ia  .  .  .  in  iza.yvv  o  fiivi]  iri  i  dtiy.vvx  ai, 
quao  roninrtura  mihi  quidem  iiequaquam  probaUir.  Ver- 
burum  turgidorum  srntentia  roiistal>it,  sisiripseris  71  g  0- 
yu)  g  o  V  oav,  vi  deinde  i  71  /t  ay  VP  o  fjip  }/v.  Ut  enim 
persaepo  in  codiribus  pecratum  e»t,  hoc  qnoque  loro  ar- 
cidit,  ut  lücabiiluui  posterum  rcgimen  proxiine  praecedentis 
»equerefur.  ^'piba  autfm  enicndata  ita  cxplicanila  sunt: 
Seciindnrum  rerum  affuenlia ,  et  rehemens  iinpeliis  ad 
tatitam  piileiiliam  rede  ratiociiiuntil,us  tw/ieriuui  imltnätl, 
quod  tion  liumirium  mnnibus  tiut  coiisiliis  pr  /eccril,  sed 
divino  c'imitiilu  et  Fortuiiae^vento  acceleratum  sit. 

ijfid.  ^c,   II.  p.  '6'2'i,   V.    zdi    di    nya^  ugtOiiotaiv 
■'"     "  70 


1051 


105? 


hl'  vf/.uc'}i>  nXiji^st  y.ni  XntfVfitov,  ä}}a  ßaaiXilaii 
ni)[ii(tiMrot:,  y.ni  t)rfiovkioiuvoi<;  fdviai  x«I  vi'jooiq 
Xrti  lyelfiui;  ?To()ni)()iitC,(>iievaiQ  ttfi  TvXtjdet  r;;^  fjje- 
fiopifts-  Corrigii:  TC p  n  n  o  Q iCo  fi  Fvn/c,  t.  tt.  t.  /;., 
i.  e.  insulia  et  oontinentibu»  mai^niludini  imperii  adiectis. 
•  Ibid.  p.  .'j'.;4,  B.  '()  ds  'PdiiiaiiDV  iieyuQ  (^aifuitv 
^tn'y.  i<fijftfgoQ  TTVFvaa^  oriil  yaigov  dy.uüaac,  ß^a- 
yvi>,  e/jc  ö  Mc.y. f ö oiv  oi'St  ■ji^ioaninq  /ujvov,  fü? 
o  Aay.uivv)v  ovSs  ivdXioi;,  w;  ö  '.4^rjvai(av  ovde 
(ji^'t  yivt^i^eh,  oJ?  «5  Ilsgovlv  oi'Si:  Tayv  navad- 
ftfvog,  w;  ö  KoXo(fo)i>lv)v  nhX'  äviodcv  x.  r.  X. 
Scrib.  UK  ö  Mny.eö  öl>  ujv,  ut  ex  «equenlibn»  satis 
snpprqiif    apparef. 

Ib.  r.  l'j,  p.  .3-4,  D.  TT  (S'  ovyi  y.at  rrspl  rai; 
fisyiorni  nviicpoodz  liin^utas  tijv  itöKiv  i)  Tvyrj;  In- 
fprpungpndiini   rst :    Ti  fie;   oi'](i   y.ni   y.   t,   Ä. 

De  Mlexntidri  Fort.  I.  r.  9.  p.  3'il,  C.  flojc  yap  ai;'roi^ 
fT/'  ro/,'  iSioii  dyäkkfT^at  Tottruaot,  y.ad'  exaarov 
fiepo^  edrni'^  ftviutovlvovTa  y.at  vr/ijg  x.  r.  /..  Ali- 
qiiiil  cxridisse  oitincs  edilorcs  «■ideriinf;  AVyftpnliachiiis 
»iispiradis  pst  aat  rolirfn  aut  dclefn  fjii  TO/g  Ii'j;pii(liim 
esse  Ity.nc;  pjo  in  <ani  vpliPinpn<i  orafiotie  srrihprp  nialim: 
TTuJi  yup  atrov  fui  xo/'j  löiai-  nifods  äyäkkeodai 
Toavunoi;  Sic  pt  supra  p.  327,  I).  oieff^s  orafioni  iii- 
tcriprtum  est,  ot  Ev  t.öyio  em^eiy.Tiy.iß. 
'  Ibid.  c.  IQ.  p.  '331  ,' E.  nvQuun'i  Ss  nji  W.Hfo 
TTpdjTov  evrvyörrt  iifoiovc  XQvaovc;  eSuxe.  Srrib. 
yovaovc;,  i.  p.  nummos  aureos. 

Ib.  r.   l>.   p.  .333,  A.    'AU^avi^oos   8e    0i\o^ivov 
TOv  xfji  TTnpaliai  iTJctg^ov  youip'.tvvoi,  üzi  Trat.;  ev 
'JuivM  ytyovsv,  oinq  uix  «A/.o;  djnav  y.at  tiSog,  v.al 
Tivvdavo/ievoi'  hia  rtSv  ygafifidrinv ,   et  nvaTrtti\\)ot, 
l.liy.ouj\    ävTtygal^icv    y..  t.  X.      Optafims    futiiri ,    qiipm 
aegre    h.    1.     fero ,     in    pditionp     Parisiensi    in    indiratiriim 
(ii'a7rif.(lp£l     mufatns     est  ,      quo     non     miiltnm     lurramnr. 
Scribendiim   ridp<ur  ant    a.vail'Sj-llpci.i   aut    d  v  nTlt  fi  ipTj  , 
qnoil  prapfpro,    spntentia  a   participio  prapsentis  susppnsa, 
Acrpdit,   qund    Plutarrlius,    paudpin    rpin    in    rita  Alpxandri 
r.'2'2-  tradpMS,  sicsrripsit:   TT  V  i' t^  av  O  fl  ev  o  i   ei  Tt  Q  h]- 
rat.      Corrigpndus   pst   ex   hoc  loro   .ilins  Plutarrhi    fiiede 
habitus,   de   Epicnri   Anrei.   r.   17.   p.    109',   C,   ubi  nunc 
vulpatur:  OiKÖievov  8h  ygalpavra-jreQ't  ntdöuiv  y.akdjv, 
et  TCQUirci.  uiy.gov  efieijcre  rf^q  eTr/iQonilq  äTrooTrjvai. 
Corrigendum   est:  ygalf^avra  .  .  .  ei  Tt  q>1]t  at ,  fity.QOV 
idiijoe  Tiy;  eTi/Tgorrijg  dTToarijöat, 
^     Ibiil.  II.  c.  2-  p     i35  ,  D.    ö  yd(i   Qgny.toq"A9v)<;, 
'j'  ueytaxoi  avxov  y.ai  -jteQiqiaveoTaTog   eiaviorjjxsv 
.  .  .  dvvarai  xaTegyacr9e\q    y.ni  -/g/juaTiaS^sls   ety.tov 
'Aks^dvÖQov  7iaKeicr9aL  xai  elvni.     Srrib.  rj  iieyirszoq 
avxov^.  .  ,  k^avearijy.ev.     Cf.  Plut.   qnapsft.  Rom  76. 
p.  2*^'-?i  B-  Ttagd.öeiyiia  ■jvoioriisvo^  rijv  oeXijvijv 
ot;  ff  a5>;/.o(i  Trgiörov  i:g-/STat  VEci 
TTgaatorza  yak)  vvouna  y.al  TtkrjgovfievT] 
loitav  ireg  ai'r/Ji;  si'ysveaiärij   (favrj, 
■xa/.iv  Siaögfi"  y.djj]   fiijfli'v  fg^erat. 
Hoc  quoque   loco   in   crtpris   libris   falso  scribitur   in   tprtio 
rermi    nöri):,    quod    ritium    nunc     in    editione    Parisiensi 
forrertum   est. 

Ibid.  c.  4.  p.  336,  K.    EiTtojusv  ovi' ,   ort  ftiygovq 
y)    Tv^f]    y.ff.i    TtegiÖseic   noiet    xai    raTCELv6(pgova<;' 


äkV  oü  Siy.ainv  oi'rs  y.axluv  eio,  dTVfl.av,  ovre  dv- 
finlav  y.ni  crodvroiv  ek  evri>yiav  r/vu  ridea^at.  In- 
tprpun^'endum  est:  Jl,iTCv)f^iev  UVV,  Oll  .  .  .  noitl  xat 
TCJi fivocpgovaii  'AX}'  ov  dixaiov  x.  r.  \. 

Ibid.  c.  5'  p.  337,  D.  'AgiSaiov  8e  rii  d.v  enolijrre 
fieyav,  ov  ovdtv  vijTi'iov  8/acfegovTa ,  uövnv  de 
oTiagynvo'toaz,  ry  Tiogffvga  ßhXenygog  Itci  rov  'A\i- 
^dvf^gov  'tgdvov  eihixev.  Scribendnni  »idetur:  vi  dv 
e'XnhjOt  fltyuv.  Uliqne  pnim  aliquis  Aridaeuni  ma^^num 
fprit,  IMelpaojer  illp,  qni  nientis  inopem  in  Alcxandri 
solio  rollnraiit,  sed  non  aliquid,  i.  e.  nuUa  rirtus  aut 
aninii    ant   ingpuii,   qilae    quidem   regem    deceret. 

Ibid.  c.  7.  p.  339,  O.  Kai  fiijv  xal  OiXiöro.^ 
6  Hagfjevlojvui;  rgonov  Tiva  Tuiv  y.axulv  ea'ie  ttjv 
dygaalav.  De  his  rerbis  ait  Wyftpnbachius  in  nntia 
crifiris  ,  ge  adlinr  assentiri  Reiskio  fiupplenti  aniav 
•vgoTzov  Tivd,  \l  farilior  videfnr  talis  emeridatio :  (P/- 
kvjrag  .  .  .  rgixföv  riva  twv  xaxajv  £(jX^  ''^^'^ 
dyganlav. 

Ibid.  c.  S.  p.  340,  B.  y.al  oirvi  rtq  dv  fiaXl.ov  av- 

TOV    TljV     'rl'JMV    eTlalVtl,    TOOOVTU)    fulkkov    avEei    T1]V 

'.igeTijv.     Srrib.  oat;)  riq  uv  f^idkkov  .  .  .  errat vy. 

Ibid.  c.  )3.  p.  344,  B.  Oi>  ydg  Ttag'  EvcfgdTjjv 
'.ike^avögov  ij  'VSdoTiijv  Tieaüi/xa  xeia^at  8eivuv  tjv , 
oiö'  dyevvlg  iv  yegai  Zlageiov  yevojtevov ,  xai  I'tt- 
Tioiq  xal  ^Icpeac  xai  xoniai  Ileguüjv  durvofjevujv 
vrrsg  rov  ßaotklujg,  d.Tio&aveiv.  Scribpudum  ridetur: 
ev  X^9'^'  /dageiip  yevöuevov;  manu  cum  Dario  con- 
serta. 

De  glor.  Athen,  c.  2.  p.  346,  A.  uiOneg  Evcpgdvojg 
TOV  &i;aea  tov  eavroij  Tui  Uaggaalov  Tiageßake , 
keyiov  tov  fuev  exeivov  gü8a  ßsßgcuxe'iai,  tov  8s 
eai'Toi!  ygia  ßoeiw  t(i)  yäg  dvri  ykucfvgv)^  ö  Hag- 
gaaiov  ytyga.UTai  xal  TteTiolrjTat  xai  Tt  Tigooeoixs' 
TOV  8e  Evcpguvogog  i'Sujv  Tiq,  tinev  ovx  dcfvuji  riQ 
X.  T.  k.  Varias  coniecturas  bominnm  dortornm  de  »r. 
y.ai  Tt  TTgocrioiy.e  vide  apud  Wjtt.  in  aniinadrv.  Mihi 
in  meutern  renit  fortasse  scribendum  esse:  Xai  'EgiOTl 
jcgoairoiy.e. 

Ibid.  c.  3-  p.  347,  B.  'O  ydg  Tcagd  ti)v  gayiav 
avTijC  Tijg  nükov  nugatd.TTwv  Tolq,  '.IdijväJovQ  /It]- 
fion^eviji,  xal  6  tov  xvßegvijrtjv  iTTioTregx'J'^'  Bga- 
o!8a<;  .  .  .  xal  oi  Tre^Of^iaxoi'VTei  fjtv  ex  !}akdocnjq 
Ao.y.eSaitioviot  ,  vaviiaxoi'VTec,  8e  dito  yijg  'A^i]- 
vaiof  xal  näkiv  6  ev  toi;  Stxektxoi'^  ex  rijg  yijg 
7ie^6(;  dfKfOTCgujv,  laoggönov  Ttjg  vav/jaxiag  xa- 
SecrTijy.ulat;  f  dkaoxov  dyujva  y.ai  avoTUOiv  ti];  duik- 
hjc,  y.ai  Toi<;  oi6/xaa/v  avrotg  taa  zij  Sd^rj  ■jregideoHq 
avvanovevwv ,  ttj  8ta.dtoei  xai  ry  diaivTTwoet  tojv 
yevouevüiv  ygarptxfjq  ivegysia:.  Ailscripsi  liaec  lerba, 
ut  e  Thuryd.  VII,  71.  iam  ab  aliis  (v.  AVyttPiibach.  ad 
h.  I.  et  (jopII.  ad  Thucyil.  i.  1.)  snppleta  et  emendata 
sunt;  sed  ailbuc  in  fine  aliqnid  ad  orationem  absolvpndam 
deest.  Wvttenbachio  eCfiETUl  «-el  simile  qniil  excidisse 
videtur;  quo  non  est  probabilius,  quod  Goeljerus  inienit: 
fiecTTa  TT]  diaSeaei  .  .  .  ygacptxijg  evegyeiag  eoTi. 
Veri  similius  vidctnr  srribenduin  esse:  yga(fiy.ijg  eicriV 
evegyelag,  h.  e.  DemosthenPS,  Brasida»,  Atbeeiienses  vic. 
rnrsnmqne  bello  .Sirnlo  tcrrestris  ufrorumquc  exercitus  . . . 
pic'.oriam  quasi  evidentiam  habent. 


1053 


1051 


Ibid.  c.  3.  347,  E.  Kai  ^iijv  oi  (royynucfovTEq 
e^dyyekoi  rtvi-i  sioi  rinv  Tipa^soiv  ci'cfvjvui  .... 
äutkti  dt  xai  tyy.iofiinCovTtti  iiviutovevnj^ivoi  xai 
dvayivuioy.ousvut  dia  tovq  '/.OTOQikuaavTui;'  ov  yuQ 
oi  l-uyat  noiovai  rai;  vrpd^eii; ,  y.n'i  ny.oiji:  di:iorvra.i. 

In  hi»  exlrcmis  rerbi»  Wvftfnliachio  aliquill  ad  iiitogri- 
taiem  orationis  deesse  ridptiir.  Imo  laburant  rorruptpla, 
geil  >a,  qnap  farilllme  sanari  possit.  Srribo  onini:  o6 
ydp  oi  koyot  iroiovoi  t«<;  n(jäi;iiQ  y.pX  d.y.ur.c  di;tor- 
crdat,  i.  <*.  non  ehttH  oraiiones  facinora  per  se  ipsae 
auditinne  digna  reddere  queunt. 

Ibid.  c.  4.  p.  347,  F.  yleyerni  Se  y.n'i  Msvavöuip 
TÖjv  avv^dvjv  Tii;  slneiv  Eyyvq  orv,  Mevuvöge ,  tu 
/diovv'Tia  1  y.ai  ov  ti)v  y.njico^iav  uv  ■^rniou^y.ai;;  tuv 
de  d.Tcoy.oivaa^at ,  Nij  tov^  t^fovi  lyotye  neTToujya 
ri]v  Xü)ur!)8iav  (py.ovoiiijrai  yap  tj  bidi^ernc,'  bei  b' 
avxrj  XU  oxoiy'<bta  Innoni,  Ijti  y.ni  avxo'i  tu  tiqu- 
yftaxa  xiov  \6yu}V  dvayy.aidxeoa  y.aX  y.vQnÖTEoa  vo- 
uiCovOlV-  Kxfrpma  lerba  Wjttcnbacliiiis  in  nofis  crifi- 
cis  sir  pmendare  conatiir:  dit  Ö'  avtfj  tu  arn/^ibln 
enaoai  sti  y.ai  avtbq  .  .  .  v ouiCutv.  Debebat 
aaltpm  »rribere:  y.ai  avTov  •  •  .  vofAiCovTU^  sod 
hör  qnoqne  parnni  prohabile  esset,  qiioil  plura  rerba  in 
cnilinim  srriptiira  nuitanda  ossent.  Mihi  ferisiinilins  ri- 
«letiir,  post  enaöUl  parliripinm  exridisse,  »eliit  bl])  OrVTU 
»el  oriialvovTu;  qnod  si  statnimns,  oinnia  optime  co- 
Laerent:  illum  atttem  respondi'sse  /entnt  .  .  .  indicantem, 
pnetii  et  ipsis  res  magis  necessarias  et  potiores,  quam 
orationem  videri. 

Ibid.  c.  4.  p.  34'^.  B.  'O  bis  i.ivdo^  e'ivat  ßoi'Ksxui 
/löyoq  ipevbij^  eoiy.ujc,  dhjdivdr  bto  yai  ttoXv  tvji> 
ipyutv  dcfioxijy.ev,  ei  XdyuC,  tiiv  epyoi',  y.ai  köyov 
de  /^ivdoq  tiy.ujv  xai  libwkuv  eirci.  Scribemlum  est: 
ei  köyoi  juv  epyov  y.ai  l.uyov  be  f^ndoq  iiv.ujv  y..  e. 
Kai  ante  köyov  a  librario  qiiodani  male  saii»  iiiciilcatiim 
ease   videtiir,   qui   loyof   xal  IMyov   praie   cuniunxerat. 

Ibid.  c.  7.  p.  350,  A.  Tavxa  xijv  Tiukiv  ijyeipev 
eiq  bö^av,  xuvxa  eiq  f.t£yedQq-  iv  TOvxoci  niubagog 
epeiatia  Ttji  '£kkuboi  ngooeine  xdg  Ai^i'^vai;,  oüy^ 
iixi  -vaii;  fJiQvviyr^ov  xpnyu)bi.aig  xal  OeoTiiboi  djp9ov 
TOi'i  Ekkr/vag,  dkk'  iin  tiqujtov,  eis  (fir/Oiv  uvxöi;, 
j^tTi'  'AQxenioiui  Tiaibei  'uddipuiutv  ißdkuiio  (paetvijv 
xpi]7iib'  i'/Vfi'iVfpta^";  -ini.TE  ^aka.füvi  3{,«t  Mvy.aK^ 
■xal  nka-vaiw'g  ,  dtonep  dbafxdvxnot  oiijQifiavxeq 
tiiv  ikEüdegiav  TijQ  'EkkdboQ,  Tcapidooav  xoii;  al- 
Xo/g  dv9poj7io/s-  Dp  »erUis  dbufia.vxiv()/.  on^(jit;av- 
T£?  W^ttenbacliius  in  aniniadiv.  haer  trailidil:  ,,Amyotiig 
vertit,  qiiasi  lejfeiet  d.ba/.ldvTn'ov ,  Cruserius  et  Xylan- 
iler,  quasi  dba/iuvxhoi^,  tanquam  ndammilinis  fuLri» 
tnuniverunt  Grueciae  libertatem :  iimle  lleiskiiis  siiscepit 
nescio  quid  conieefurae,  üjoiieu  ßdofaiv  ddufiai'xivo/g. 
Vuljjata  betie  habet:  sensus  est:  forte»,  duri  et  pntien- 
tes.^'  Non  putu  qnemquain  haue  expliiatiunem  pruba- 
tnrum  esse,  qui  rogitaierit,  iinius  littcrac  niutatioiie  verain 
Bcriptoris  maniini  regtitui  posse;  ecribo  eliiin:    üiOnlQ  dda- 

fiavrivTj  (seil,  y.gijuibe)  axi^Qii;avie<i  xijV  ikev^sgiav 
Tiji  'EKkdboi.  C.  Halm. 


10).  Do  M"«iris  Graecin,  »rripsit  Joa.  Franxiut,  J)ri  Vh. 
P.  E.  IM  L'niv.  litt.  Frider.  fiiiil.  —  liie»t  frapiiien- 
tiiin  ineditiini  ad  Cl,  l'tulemaei  llarmonicain  pertiiiens. 
Berol.   ex   libr.    Gilil.   Besscri    t,>i4ü.      23  ^f.  4. 

Zu  den  s<h»ieri{f«ten  nnd  iiorh  am  weiiijjsten  erforsih- 
fen  Tlieilen  der  Alterlhninswissensiliaft  gclifirt  die  Kunde 
ron  der  ßebaiidluii^  der  IMiisik  bei  lien  Alten.  .Sie  ist 
zwar  nächst  der  Orcheslik  die  einzi<jc  Kunst  der  Altein, 
von  <ler  aus  bejfreifüchen  (Tn'iilden  keine  Denkiii^ler  er- 
halten  sind  (denn  ilie  «enifen  erhaltenen  iMelodieeii  vet- 
ilienen  kaum  diesen  Naun-ii,  zumal  da  wir  noch  iieit 
entfernt  sind,  eine  nur  auuehmlt.'^re  l^ebertrajrun^  devseU 
ben  in  unsere  Koten  z»  besitzen,  .ibtreselieii  von  dun 
Zneifeln  an  ihrer  Aiithentirif.'lt,  die  vielleirlit  niclit  j-iii» 
niffejrründet  sind);  aber  sie  verdient  darum  nirht  weni- 
ger eine  gründliche  Hearbeifuiiu;  ivejjeii  der  nichti^^en 
Stelle,  die  sie  bei  den  Alten  als  üildun^suiitti-l  dir  die 
Jn^end.  einnahm,  und  «vpgen  ihres  innigen  Zusammen- 
han;es  mit  der  i>]etrik  der  grierhischen  Diihter,  nainent- 
lieh  der  der  Lyriker  nn<l  Sceniker.  Vieles  in  derselben 
wird  erst  durch  eine  genauere  Bekanntschaft  mit  der 
antiken  IMiisik  verständlich  werden,  sowie  umgekehrt  die 
genauere  üutersurhung  des  Metrums  der  fiir  den  Gesang 
bestimmten  Gedichte  Aufschlüsse  über  die  Meloprtie  geben 
kann.  Da  wir  voraussetzen  dürfen,  dass  bei  fielt  Alten, 
denen  der  Ilhythmus  die  ll.iuptsache ,  das  itiko^  aber 
das  Untergeordnete  >var  (jener  das  aöütv ,  dieses  das 
dijkv ,  Aristid.  Quiiict.  de  nius.  I,  p.  4  <,  12.),  der  auch 
in  den  Worten  erkennbare  Rhythmus  das  leitende  Ble- 
inent  blieb,  dem  sich  die  nmsikalischo  Compositinn  skla- 
visch anschloss.  Hierbei  ist  aber  das  Studium  dessen, 
was  uns  von  den  alten  Musikern  erhalten  ist,  nicht  zu 
vernachlüssigen  ;  leider  ist  iinless  für  diesen  Theil  der 
alten  Literatur  bis  jetzt  noch  sehr  schlecht  gesorgt,  da 
<lie  meisten  nur  in  der  einen  Ausgabe  von  .Meibniii  (Am- 
sterd.  Ifiö?.  '2  B.  4-)  voller  Fehler  und  Corriiptelen  vor- 
handen sind;  denn  wenn  auch  dem  Heraasgeber  das  Lob 
nicht  vorenthalten  werden  darf,  dass  er  im  £inzelnon 
für  Emenilation,  wie  für  Erklärung  der  7  Musiker  TrclT- 
liches  geleistet  hat,  so  ist  doch  noch  Vieles  von  neuen 
kritischen  Hülfsmitteln  zu  erwarten.  Um  so  mehr  Dank 
verdient  es,  dass  llr.  Professor  Frrtn.l!  in  Berlin  währeiiil 
seines  fünfjährigen  Aufenthalts  in  Rum  unil  ^leapel  iicbefi 
.seinen  Arbeiten  im  (iebiete  der  grierhischeti  Bjtigraphik 
auch  die  in  jenen  Stallten  vorhaiideiieii  llandschrifleii  der 
Musiker  theils  verglichen,  theils  wörtlich  abgeschrieben 
hat,  und  im  Corpus  nnmicorum  Graecnniin  heraus/ujjeben 
beabsichtigt,  welches  eine  vollständigere  und  correctere 
Sammlung,  als  die  Meibom'srhe  werden  wird,  nnd  zu 
dessen  Ankündigung  vorliegende  .Schrift  von  ihm  heraus- 
gegeben worilen  ist.  Der  gelehrte  Verfasser  spricht  zu- 
cist  S.  .'<  ff.  von  den  Schwierigkeiten,  welche  der  Ver- 
vollständigung unserer  Kunde  von  der  alten  Musik  ent- 
gegenstehen, nnd  findet  die  erste  und  bedeutendste  mit 
Reiht  in  der  Polemik  der  uns  erhaltenen  Schriftsteller 
gegen  die  Lehrsätze  anderer  musikalischer  SchiileH ,  z.B. 
der  Arisloxenidtier  gegen  die  Epigonier,  Damonier,  Eralu- 
kleer,  und  den  Lasosron  Hcrniinne,  sowie  gegen  die  späteren 
Secten,  ilio  Archistratische,   Agonischc,   Phili^kisrhe   nnd 


1055 


1056 


l[ermipi>i»ilio  ,  »nriiiglich  al.or  gcRen  «lie  Pythagoreer 
(ICiiLliiles,  i\ikomarliiis ,  üaiiilciitiiis  i».  :  A.  icr{;l.  Por- 
pliniiiis  /Hill  Pliilrm.  |>.  IS',)  Wallis.),  g^npii  diri-n  rein 
iiiatlii'iii'id.'«  Iii>  l*riii<i|)icii  sie  das  CVi-liör  als  Haiip(kii- 
tiTiiiiii  ft'ir  llt'iiilipit  der  I^^^rlall>^  und  der  Harmunieii 
III  Ansprinli  iit'liiiH'ii  \  Ins  Ptoleiiiiius  eine  Vprmilteluii); 
xnisi'licii  leidoii  stri-iti>iidKii  Parteien  versuchte.  Degreif- 
lifli  aüiT  ist  f  s ,  dass  iler  Streit  ober -diese  Priiici|iien , 
»elcho  für  ilio  praktische  3Iusik  durrhaiis  nicht  so  wich- 
tijf  uaron,  der  ausrnhrlichercii  Behandln«^  dieser  lelz- 
trrrn  i;fns8en  Eintraf;  tliat,  und  ilaruai  auch  die  späteren 
Coiiipilaturen  «leiiij;  praktisch  Uranc  lihares  vorfanden,  was 
•IC   über   die    alte    IMusik    hätten    nieldrn    küunen..  ^„,.,] 

Kill  zweiter  Lcliclstand ,  dessen  Hr.  Franz  S.  5  f- 
erdenkt,  timl  der  »«srntlich  die  Einsicht  in  die  IMusik 
iler  Alten  crucliwert,  lielriH't  die  l'eriliiderungoo ,  »eiche 
IM  den  i3i'deii>>in£<-n  der  iniisikalischen  Kuijst.iiisd/iicke 
t*tall<(eftiiideii  haben;  ein  Umstand,  der  iiauieiitlicli  ItJu- 
«iker  voui  Fach,  denen  die  Ausdriicke  in  ihrer  jetzigen 
Uedeulnii^  gelliilflf;  sind,  leicht  zu  Irrthiimern  verleitet. 
Hr.  Franz  führt  JJ.  t)  einige  Ueiüpiele  dieser  Vpranderunj 
der  Bedeutunffcn  an.  So  soll  hnnuonia  bei  den  Alten 
l>ednuten  eine  cerla  quaedam  CoMccutio  sonorum  secun- 
tlam  grtive  el  aculum  ilitque  id  quod  tiott  fei'e  inelodi  am 
viicaie  Sotemus.  Inde.'fi  dürfte  «ohl  «liese  Hedeutuii«; 
nicht  ganz  richtig  |;efasst  sein;  denn. nenn  auch  Plato 
(de  rcp.  lll,  cfi^lS.  D.)  das  uU.O^  aus  (ji'ititoi,  /.oyos 
ujhI  aoftovia  bestehen  l/lsst  (vcrgl.  Aristid.  Quinct.  1. 
^■■'iS)i  so  neont  er  doch  gleich  :tlarauf  (Hl.,  39^-  E.) 
4lie  iastische:  und  uiixulvdisiiie  Tonart  doftui/ia  (.'ihnlich 
Plularch  de  mus.  cap.  I.j.  p.  1  1  i().  C.  und  rep.  ger. 
p.  .Si>.  B.,  der  Platii's  liehauptunge«  anführt),  «velchen 
.>pra('ligeliraucli  Hr.  Fr.  allerdings  auch  anführt.  Neh- 
men »ir  hierzu  die  auch  sehr  gewöhnliche  iicdeiituiig 
des  Wortes  u.(>uoina,  in  welcher  es  identisch  mit  "/fi'Cx; 
liVagiidfCoi'  gebraucht  ivird  {Arislox.  Iiariiion.  I.  p  '2,  M. 
ib.  p.  'l.i.  Aristid.  Quinct.  ii,  p.  IS  med.  v^X  Plut-  niiis. 
1137.  E  ProcL  in  Timaeuni  Plat.  I,  III.  und  Meibom 
in  j4?'js/ox.:  p.  'Zli}  lind  ■  welche  beweist,  dass  es  auch 
TongeacUlechi ,  und  zwar  das  «on  den  Ajten  vor  Arisfox. 
Torzttgswnise  angewendete,  hezeiclmet,  sOi  ergibt  sich  dar- 
aus wohl  als  urspriiii^liclier  niid  gemeinsatiier  ISe^riiT  lon 
'j.OI/fJvict  i\eT  ,  dass  e»  eine  Reihe  von  Tonen  derselben 
Stininiuiig  bedeuterl,  «eiche  bei  der  Caniposiiion  eines 
I..ieiies  oder  einer  Strophe  angewendet  iierilen  können, 
Hii  dati'S  es  also  eher  das  bezeichnet,  was  wir  Scilla  nen- 
nen; denn  auch  .so  pas.st  sie  in  die  angeführte  Stelle 
Pl.itos  als  wesentliches  Element  des  /.luKU'ii  ebenso  scheint 
es  auch  Plut.  de  aiiiin.  procreat.  p.  1()'iH  A.  zu  fassen. 
Wenn  Hr.  Fr.  ginir.h  darauf  den  llinstand,  dass  die  rer- 
dchiedenen  Tonarten  (rooTl  u/)  so  verschiedenen  Charak- 
■iitT  lind .  SO  verschiedene  Wirktingen  nach  den  libcrein- 
fftiiMinenden  Urtheileii  der  Alten  gehabt  haben  sollen, 
unbi'>rreifli(  h  (Inilet,  so  finge  iiiaw  nur'  Vcrschleileiiheit 
jdersnlben  in  der  Hohe  oder  Tiefe  <ler  Stiiniiuing  aiiniiniiit, 
ti>'  Idsst  sich  z»ar  hn-rjjej/en  eiiKvenden,  daSs  auch  bei 
Jüiis  eine  f  oiiipn<iition  einen  ganz  anderen  Klang  und 
Obarakter  aniiiiiunt,  «venu  sie  ans  einer  Um  einen  Ton 
ibi'rfteren  oder  tieieren  Tonart  ge9|)ielt  »liril;  iiidess  kaliii 
Vhm  Tiugegeben    iterdeii,^tta&.   rr    hinzusetzt,    jene    >'er- 


srhiedenheit  der  Wirkung  habe  auch  aus  der  MelopOie, 
dem  Ilh^thinus,  aus  der  Begleitung  der  Instrumente  und 
aus  den  generibus  harnioniae  entstehen  können.  Igitur 
cerla  quaedam  ItaKf/itmia  J'uerit  necesse  eHt  projiria  unius- 
cuiusque  iiiodiirum  illorum.  Was  Hr.  Franz  hier  unter 
harinonia  versteht,  Ist  nicht  ganz  klar;  die  von  ihm  ai>- 
gegebene  Bedeutung  Melodie  würde  eine  Tautologie  mit 
dem  vorbergehendeii  jnelopaeia  verursachen;  also  meii^t 
er  vielleicht  die  verschieilenen  Tongeschlechter,  das  dia- 
tonische, chromatische,  enharninnische  und  ihre  Unter- 
arten. 

Als  eine  dritte  Schwierigkeit,  welche  die  uns  erhal- 
tenen Schriften  der  späteren  Hletriker  und  Musiker  dar- 
bieten, bezeichnet  Hr.  Fr.  die  \'orliebe  der  (irauimatiker 
für  einen  tudleu  Schemalisinus  ,  der  sich  mit  Selben  zah- 
len begnügte,  ohne  für  rhythmische  Schönheit  das  Ohr 
empfänglich  zu  eihalten,  und  den  alten  Streit  zwischen 
ilen  i^letrikern  und  IMusikern,  von  denen  die  ersteren  über  <lie 
praktische  I\]usik  der  Griechen  nur  dürftige  Kenntniss  be- 
sessen h;itfen ;  und  er  rühmt  mit  Recht  das  Hanptver- 
dienst  JiiivIch'S  uin  diese  Wissenschaft,  dass  er  diesen 
Streit  zu  vermitteln  aiigefingen  habe.  IS'ach  einigen  all- 
gemeinen Bemerkungen  über  die  griechische  IMusik  und 
ihr  A'erliAltniss  zu  den  andern  Künsten  spricht  Hr.  Fr. 
von  seinen  früheren  Studien  über  diesen  Gegenstand, 
welche  ihm  die  Ueberzeugung  gegeben  hätten,  dass  vor 
einer  neuen  Textesrecensioii  mit  Hülfe  besserer  Ilanil- 
schrifteii  aus  den  alteu  lUusikern  wenig  gewonnen  wer- 
den könne.  Er  verspricht  nun,  unter  den  sieben  von 
IMeiboui  herausgegebenen  alten  JYlusikern  noch  das  Frag- 
ment der  Rhythmik  von  Aristoxeniis  (bisher  nur  in  dein 
Appendix  zur  Morettischen  Ausgabe  der  declamatt.  Le- 
ptineae  des  Aristides ,  >'eii.  I7^'>,  vorliamlen,  iinil  im 
vorigen  Jahre  mit  di'utscher  Ueberselziing  und  Abhaiid- 
luiigeii  von  Feussrier  h'-raiisgegeben)  den  Dialog  des  l'lu- 
tarch  de  musica ,  den  T/teon  Sinvrnaeus  (Ausgabe  von 
liulUuldus  1044),  den  Ploleiiiüus  mit  dem  Conimentar 
des  Porjihyrius ,  sowie  des  Manuel  Bryennius  introductio 
liarmonica  (wnlche  3  .Schriftsteller  in  Wrt//tsii  opp.  math. 
Ox.  !()••'••  V.  111.  stehen)  und  endlich  des  M.  Psellu» 
Buch  de  innsica  herauszugeben,  von  welchem  bisher  nur 
einzelne  Fragmente  in  den  Anmerkungen  Morelli'S  zn 
Aristoxenos  Khvthmik  bekannt  gemacht  «vorden  waren. 
Hierzu  wird  eine  lateinische  Uebersetzung  und  die  Va- 
rianten, ausserdem  kurze  IVotizen  über  die  Lebensver- 
bällnisse  der  einzelnen  Schriftsteller  gegeben,  am  Schluss 
aber  einige  meist  noch  nnedirte  Fragmente  und  './dBOTlOTCt, 
sowie  die  hierhergeh(iri|;en  Schriften  des  Mnrtianus  Ca- 
pelitt und  des  lioethius  biinugefugt  werden.  Ausser- 
dem verspricht  Hr.  Fr.,  noch  eine  Zusammenstellung  iler 
Lehrsatze  der  Alten,  sowie  der  Resultate  seiner  eigenen 
Versuche  über  die  iVIiisik  der  Griechen  in  drei  Büchern 
ilem  Werke  beizufügen.  Als  Probe  dessen,  was  von  sei- 
nen handscliriftlirhen  llülfsiiiitteln  zu  erwarten  ist,  wird 
S.  'i  die  Einleitung  des  Ni/comachiis  p.  '?,  '■!()■  —  3;  23. 
!\leib.  gegeben  ,  in  welcher  mehrere  Corriiptelen  blosi 
durch  die  Handschriften  beseitigt  iverden,  wie  p.  2,  '2^- 
u  TTtrii  i(!)i-  iv  Tdii  i'.oiiouiy.ui'i  aroi^fioic,  öiaonj- 
ilcTOjv  Tf  y.ii.i  Ojflf/lio''  l'7rd(JXlt  Aoyo^'  statt  der  schon 
lon    Meibom   p,    4'j    mit    Recht    in   Zweifel    gezogene    Vul- 


1057 


105^ 


gafa  na(ja  xoii  ÜQfl-  v..  t.  }. ,  welche  zivpi  Siibstantife 
ohne  Artikrl  Ussl,  onrl  keiiipii  Sinn  gilif;  eleiicl.  /.  '27  (. 
ovy.  dy.i'iitivTii) ,  Tri  tov  kuyoi' ,  qQovriSt  Y.c.t  Öia.voiu 
statt  der  Vulgata  cfiuorlov  v.ai  ötavoia.  p.  3i  15-  7rA;j- 
gsi  ro  kejuiisvov  ovKiojiofrj)  statt  nki]ni]  t.  A.  oi'k- 
kayiaituji/ ,  was  IVIoiboni  hat,  der  auch  mit  Unrecht  <las 
Rleirh  ilaraiif  fi/l^enil«  x«/  ff  TcKeiÖfri  ßtßtioli,  in  der 
Lehersefziinff  (nicht  in  seinem  Texte,  mit  dem  der  Fran- 
ziAchi-  liluTeinstimmt)  zu  dem  Fi)lgeiiden  zieht. —  p.  3j  20. 

eyei^tf  nöitsv  no/rooimi  öäuuog  tuna  Ttapayokoii- 
\ir,0£U)i  statt  der  Viiljfata  ex.  ■kotP  TtoDja.  (jäov  w; 
X.  T.  Ä.  ;  ausserdem  fiijt  der  Codex  noch  p.  .'^  ,  lO.  zwi- 
aehen  ksyoitevi'jv  und  x«)  dfi>noy.oiih'ir)v  die  Partikel 
rf  hinzu,  welche  hei  IMciliom  fehlt,  best«(iirt  aber  im 
llebrigen  die  Lesart  Weiboni's  (fegen  <lie  Aenderunjf  Afc- 
yoflfv  y.fti  dtdaay.Ol'tv ,  welche  Hlcursius  ohne  allen 
Grund  vorschlug.  Auch  von  aus{;i-f(ilhen  Li'icken  };)bt 
Hr.  Fr.  einige  Proben,  wie  Gaudenl.  harniun.  introd. 
p.  14,  '-'l-  Weib,  iyarioat;  (sr.  ;i;ofi(5i;5)  i^nipc.!;  i'jiiio- 
kia  ßdo}],  v.oovoaQ  svo'Oytt  ainiCfuivovrrac  r«?  Jjop- 
<5«C'  iQI'll  itOlDV  dl'  :rull)n(i.g  V..  r.  A. ,  «o  !>]eibniM  mit 
L/angbain  nach  Y,OQ8äq  die  >iofhdiirf»iire  Erganznnj;'  TO 
dtO.  Tttvrs  einjfefiihrt  hat,  der  Cod.  Vat.  aber  die  Liicke 
nach  ovfiffiOVui'OCtc,  vollstämlig  so  ergänzt:  ntro^  OK- 
ki'jkan;  y.nrd  ii-v  did  ntVTi  avurfüjvlav  ■  ötTtkaaiuva 
^'  STTtibt)  rd  ßdojj  xa^i](pe,  Ötd  iraoolv  svfje  o-rti- 
(pvivoi'oaQ  T.  X-  t-  i^'  ^•'>  wodurch  zugleich  die  Aus- 
lassung dieser  ganzen  Stelle  aus  einer  nicht  selten  lor- 
konimenden  Nachlässigkeit  tier  Abschreiber  erklärlich 
wird,  indem  sie  bei  der  Wiederkehr  eines  langen  >Vor- 
tes  im  Satze  die  ganze  Stelle  bis  zu  demsellien  liber- 
Rehcn ,  wie  hier  zwischen  den  beiden  nfrucp('>voi>na.c,, 
Aehnlich  erklart  sich  eine  zueile  von  dem  Vaticanns 
ausgefüllte  Liicke  Gaud.  p.  21  i^'O.  Tlva  nvgakafiov- 
teq  e/g  äoy>}v  znv  ovOjijitaTOi  [iQocrkaußavofiivd) 
j[oo>fie^a  nal  ti^v  tuoiv  tov  navtoQ  cri'OTij/iai <>:] 
•KQug  TOVtov  äonoCuiitv;  wo  ebenfalls  iler  Abschreiber 
*on  dem  ersten  ovorljuurot;  gleich  auf  das  zweite  sah, 
nud  lon  demselben  an  forischrieb,  die  zwischen  beiden 
gelegenen  Worte  einschliesslich  des  zweiten  Gi'OTIj/iaTOg 
aber  ausliess.  Diese  Prolieu  kennen  wohl  genügen,  eine 
Vorstelinng  von  dem  zu  geben,  was  »Ir  von  der  glänzen 
Textcsrerensinn  des  Hrn.  Fr.  zu  erwarten  haben,  und 
Ref.  fühlt  sich  gedrungen  ,  seine  schon  mündlich  gegen 
den  gelehrten  und  thätigen  Herrn  Heransgeber  ausge- 
sprochene Bitte  um  baldige  Bekanntmachung  seiner  schSlz- 
baren  Collatinnen  und  seiner  schätzbareu  lilltersnchungen 
hiermit  ütFentlich    zu    wiederholen, 

Es  bleibt  noch  übrig,  über  ilie  Inedita,  welche  am 
Schlüsse  der  vorliegenden  Abhandlung  bekannt  gemacht 
werden,   knrz   zu   berichten. 

Zuerst  thcilt  Hr.  Fr.  S.  10  aus  dem  Cod.  Vat.  176, 
p.  100  eine  kurze  Stelle  über  ein  ('von  Hrn.  Fr.  nicht 
mitgetheiltes)  Diagramm  zur  Versinnlichung  der  harmo- 
nischen VprhJlltnisse  des  Weltsystems  mit,  h eiche  der 
Harmonik  des  Ptoleniflos  vorangeht,  und  gleich  darauf 
aus  demselben  Codex  einige  Worte ,  welche  nach  dem 
Ende  des  13.  Capitels  des  III.  Buches  hinzugefügt  sinil, 
oad  die  schon  von  JVallisius  aus  Oxforder  Handschriften 
(S.    149)  angeführte   Notiz   bestätigen,    dass    mit   dem    13- 

Zeitschr.  f.  d.   Alurlhumsw. 


Capitel  das  echte  Werk  ,  das  von  Plolcmflos  selbst  her- 
rührt, srhiiesst,  die  drei  letzten  Capitel  aber  (III,  14—16) 
von  Nikepliuros  Gregoras  zur  Vcriollstandigung  des  Gan- 
zen hinzugefügt  worden  seien  ,  indiMii  Ptoleiii,'los  wahr- 
scheinlich durch  den  Tod  an  der  \'ollendiiiig  des  Ganzea 
gehindert  worden  sei.  In  Bezug  auf  diese  drei  hinzu- 
gefügten Capitel  theilt  Hr.  Fr.  eine  « iclilije  .\l'liaii.lliiiig 
des  Calabrisrhen  IMiinches  Burlaam  (der  im  i4.  Jahrb. 
lebte,  niiil  Petrarra's  Lehrer  in  der  grierb.  Sprache  war, 
vergl.  Fahrte.  Bibl.  Gr.  111,  p.  4.1 1.  Pelinrc.  epi^t  fam. 
lib.  IX.  cp.  ilf).)  von  S.  12  2-'  "'•<<  "'l.he,  wie  der 
Heraiisgclier  bemerkt,  schon  von  Fabricius  (  a.  a.  O.) 
er«  ahnt  wird,  aber  lei<ler  auch  nicht  vollständig  ist.  Er 
"ibt  zuerst  die  drei  letzten  Capitel  des  i'tolein^os  mit 
der  Ucliorsrhrift:  Td  i'Trö  T/lüil'  77 OdOcil) ,'lTa  y.Crpd- 
knia  taig  roinl  Tfkei'vaiu/i  euiyüuqaii  cot'  toitov 
Tuiv  ä.nuovi/iöv  l/io/  fiio.ioi  (bei  Fritnx  p.  12—  l* 
zu  Anfang);  in  dem-ii  sich  keine  w  esentlichfii  Abwei- 
chungen von  ilem  Texte  des  Wallisiu«  linden,  au.sser 
rak  Tiij»  eii/iekeiroii  öiarfunai(;  statt  t.  dnu  e-  d. 
zu  Anfang  nnd  driOTug  ^al  rpaiitv  statt  biioTuoi^ni- 
wnilii'  in  iler  [Mitte  des  ersten  OapilelS;  aber  bedeutende 
Aenderuno-Hn  und  Verbe.sseiungen  der  Interpunctioo ;  hier- 
auf foK't:  'Jvaoyevi)  ti^  rd.  nTiiuO{ai}avzii.  roia  y.irpd- 
kaia  rn/q  Tekeviaio.iq  iniyoaffcüi  -rov  tuitov  xuiv 
Tuv  ÜTut  enaiov  douovty.wv  Engkunit  [t-yguil'ev]. 
Aus  derselben  geht  hervor,  dass  er  den  Nikephoros  nicht 
als  Verfasser  der  drei  Ca|iitcl  kennt,  sondern  verschie- 
denen Interpolatoren  dieselben  zuschreibt  (wie  schon  die 
erste  L'eberschrift  beweist),  und  zwar  das  ilritte  (l().) 
einem  alteren  Verlasset,  da  es  sich  schon  in  sehr  alten 
Han.lsrhnften  finde  (p.  14,  12-),  <l»9  H-  •"«'  •>  a*»" 
einem  Neueren,  da  beide  in  den  ältesten  ilanilsrlinfteo 
nicht  vorkommen  (p.  (4,  7(1.).  Ferner  nimmt  er  in  si-i- 
iier  Beweisführung  für  die  Üiierhlheit  der  drei  Capitel 
sowohl  ihre  lleberschriften  (welche  sich  auch  in  dem 
dem  ganzen  Werke  vorhergehenden  Inhaltsverzeichnisse 
fii.ilen),  als  den  Anfang  des  14-  Capitels:  7u  fjtv  oiv 
y.oti'ujq  i(faguoC6iieva  —  r«  y.ul*'  ixaaxov  ni^aviot^ 
äTTiT)]()}]divTU  d/d  Tujv  yivouiivujv  als  echt  an,  weiche 
letzteren  er  aber-  noch  zu  dem  Ende  des  13.  Capitels 
zieht.         ir'.lii-ii.^.ii'.l.' 

Als  Kriterien  für  Echtheit  der  in  Hede  stellenden 
drei  Capitel  stellt  Barlaain  nun  folgende  sechs  auf:  l)  Ver- 
meidung der  Wiederholung  des  früher  Gesajjten  ,  da  Pto- 
leniaos  ansdrü«  klich  in  dein  erwähnten  S<  l.lnssc  des  drei- 
zehnten Capitels  etwas  von  dem  \'orliergiiliPiideii  \  er. 
schiedenes  zu  geben  verspricht  (p.  14,  17.).  2)  Behand- 
lung des  Einzelnen  in  ilem  Folgenden,  da  er  ebenfalls 
in  jener  Stelle  bemerkt,  bisher  sei  von  dem  Allgcineiuen 
gesprochen  worden,  jetlt  »olle  auf  das  Kinzeine  einge- 
gangen werden  (p.  14,  21-)'  ■^)  »"•«''«»•'f.'  "■>•'  Begrün- 
dun'' der  zu  machenden  Vergleichungen  ans  ilen  früheren 
Beobachtungen  am  Ganzen  (p.  14,  31.);  4)  Angemessen- 
heit iler  \'ergleicbun^en,  und  Ziisainmenstelliiiig  homo- 
gener Dinge  (p.  15,  4.1;  f))  ^Valll  der  richtigen  Aus- 
drücke, und  (i)  l'ebereinstimmuug  des  Inhalts  der  Capitel 
mit  den  (echten)  Ueberschrilten  (p.  10,  S  f).  \  on  allen 
diesen  mit  Kecht  hervorgehobenen  Puncten  haben,  wie 
Barlaam   nun   einzeln   durchführt,    die   Verfasser  der  drei 

71 


1059 


lOfiO 


lp<iitrii  r.i|iitcl  kfiniMi  gcli'irig  lio>il)nrli(ci ,  scxidorii  1)  in 
(Irin  14.  Ciiliiti-I  ist  il;is  it  ii'ilcrllult ,  »:is  l'lolciiiiliis  s(  lioii 
im  *>•  uixl  iO.  niis-^i'fiilirt  tiiiil  al>i:Püi'hl(>stit<ii  liiit  (|>.  15, 
li  {.).  iiulpin  sii-  nur  stiM  iIit  S^  nipliniiip  Diapason  elf» 
HronlanilianoniiMios,  ^tatt  «liT  Uia|)entc'  ilip  llvpate  niesuii, 
stal»  «Irr  üia<i"ssarun  «lio  'Ncto  dii-zeuj^inenon  sclztoii, 
nelclirs  nocil  ilazu  eine  sehr  selir  uiigpsrliick^e  Verlaii- 
sclinn;,'-  ist  (fprsl.  p.  17,  <l.);  a"«'''  "'»«  im.?.  (15.)  Ca- 
pili-l  vorkommt  (iilic-r  dio  Z.ililpiiiiTliältiiisse  iler  Sympho- 
nien) ist  >(iin  l'tolcni.'ios  schon  im  7-  und  <S.  Capitel  des 
ersten  biiths  der  Harmonik  gesagt;  sowie  die  Analogien 
dersellien  mit  ileii  fc^iiilhciliini^eii  des  Zndiariis  schon  im 
0.  Capitel  des  drillen  liiiches  aligehaiidelt  werden;  in  dem 
■J.  (l.l)  Cajiitel  sind  vielmehr  /.»ei  .Sjmphonieii,  «eUhe 
friiher  vorkoniiiieii  ,  litierjjaiigeii  (p.  Ih ,  )4  f.);  '2)  findet 
»irh  nicht,  wie  Ptolemäos  versprochen,  Specielles  helian- 
delt,  denn  die  Stelle  n  n/i  luiv  doaOTiy.uiv  oxi]fiaTiafjijiv 
f:ehürt  la  dem  Allgemeinen  (p.  Hi,  'J4.);  auch  sind  3)  die 
Beliaiiptiingen  und  die  aii;;eslelllen  Vergleichungen  nicht 
durch  die  friiheren  lieohaclitiinjjen  bpj;riiiidot ,  »le  diess 
versprochen  ivorden  war,  vielmehr  sind  die  anjjestellteii 
^  eri;leicliiiiigeii  und  die  few.'ililten  Zahlen  rein  logische 
^'oraussetzniigen  (p.  Ki,  .il)-);  4)  sind  auch  die  ^'erglei- 
«huugen  gegen  die  Gewolinheit  des  Ptolemäos  (vgl.  III,  y.) 
iinbcHiescn  (p.  1(1,  .'ih  f.)  und  unpassend,  da  Heterogenes 
mit  einander  verglichen  worden  ist,  nämlich  aslronomi- 
«rhe  Alisfändo  {öiaOTÜoeiC,)  die  nur  mit  musikalischen 
Intervallen  (öiaaTijuazaJ  verglichen  werden  küiinen,  mit 
den  Tiineii  seihst  (p.  17,  11  f.);  überdiess  ist  auch  den 
mit  einander  verglichenen  Gegenständen  durchaus  Michts 
gemeinsam,  denn  die  iliamefrale  Opposition  ist  die  bedeu- 
tendste und  kräftigste  Sielliiiig  zweier  Planeten  gegen  einan- 
der, der  mit  ihr  verglichene  Proslambaiiomeiuis  aber,  als  der 
tiefste  Ton,  der  unbedenteiidste  und  schwächste  im  ganzen 
musikalischen  Sisteme  (p.  17,  II  f-);  ferner  ist  in  iler  diame- 
tral eiilgegeiigpsetzten  Stellung  das  Wrh.'iltniss  1  :  2  (näm- 
lich des  Halbkreises  zum  ganzen  umfang),  in  dem  Pros- 
iainbanomenos  aber,  wie  in  jedem  einzeln  für  sich  be- 
trachteten Tone,  kein  mathematisches  \'erhältiiiss  ent- 
iiatten  u.  s.  w.  (p.  17,  'i'i  f.);  ausserdem  ist  aber  auch 
darum  die  ^'ergleichung  zu  tadeln,  weil  zwischen  den 
einzelnen  Tönen  nuht  dieselben  malheiiiatischeii  Verhält- 
nisse Btatlfinden  ,  »eiche  zwischen  den  entsprechenden 
Stellungen  im  Zodiacus,  mit  denen  jene  Tone  verglichen 
werden,  obwalten  (p.  18,  l  f.);  so  ist  das  \'erliä!tniss 
der  Nete  hyperbolaeon  zum  Prnslaiiibauomenos  wie  |  :  4, 
das  des  Gesechstsrheins  zur  Opposition  aber  wie  1:3, 
das  ^'«rhällniss  der  Ncte  diezeugmenon  zu  dem  Proslam- 
tianouienos  wie  1:3,  das  des  entsprcchnnden  Geviert- 
seheios  wie  I  :  Ij  ;  endlich  das  Verhältniss  der  iVele  hy- 
perbolaeon zur.  Netc  diezeugmenon  wie  3^4,  zur  IJ^pate 
meson  wie  »J  :  Ki  (KLiyog  dnU.aaimii(iUO(;) ,  ilagegcu 
das  Verhältniss  des  Ueserhslscheins  zum  Geviertschoin 
wie  2  :  3  und  zum  (iedrittschcin  wie  |  :  .'.  Endlich  ist 
aber  die  Vergleichuiig  desshalb  fehlerhaft,  weil  die  bei- 
den mittelsten,  um  einen  Ton  von  einander  abstehenden 
festen  Tüne  (die  [Niese  und  Paramesos)  als  identisch  an» 
genommen  werilen  (p.  I,S,  14.).  ö)  Auch  die  Ausdrücke, 
welche  in  den  beiden  ersten  Capitclu  vorkommen,  sind 
theils   unrichtig,    theiU    dem  Sprachgebrauche,  des   Ptole- 


uiflos  zuwider  (p.  (8,  -'2.);  so  Tol>  xk)cun'  rijC,  fiorCl- 
y.r,.;  (Tt'o  ii^'fiui  Os  zu  Anfange  des  ersten  (14.)  Capilels, 
da  in  der  Ueberschrift  nur  von  den  uiiwaiidelbaien  Tii- 
nen  {(f^foyyui  torwT.'s,  welche  in  den  verschiedenen 
Tongeschlerhtern  ilieselbe  Spannung  behalten)  nicht  von 
dem  ganzen  Systeme  von  28  Tönen  die  Rede  ist,  auch 
iior'Tiy.ik ,  was  Ptolemäos  nur  von  Ausübung  der  Kunst 
braucht,  staii  d(i/Wl/iy.);i  unrichtig  angewendet  ist  (p.  18, 
23.);  ferner  ardotg  tujv  aQidutjTiy.ojv  ÖKtonjftdTujp, 
da  nur  von  einer  oiuoi^  xti)v  öliOTafiUvujv ,  nicht  T. 
dl(iOTlUii/.TU)V  geredet  werden  kann,  üoiituijny.n  aber 
hier  nicht  passt,  weil  nicht  von  Zahlen  (doittf^ljrd),  son- 
dern von  Gestirnen  die  Rede  ist  (p.  18,  3(1.);  ebenso  ist 
ungeschickt  ausgedrückt  öifsv  ;j  do/lj  Tiüv  £iui]fievujl> 
dic.oidosujv ,  ritoi  in  li)  totto)  votiiai  ij  azdaiq  TOt~> 
iikiov  (p.  18,  37-),  weil  entweder  zu  dfj'/^i]  hinzugesetzt 
werden  müsste  :  Ka^'  {jv  y.alxai  ü  ipioi;  ioTUiisvoi;  uAei 
zu  Tcinip:  t^  UV  t'j  do)frj  luiv  £tpij/j£vujv  öiuOTaasujv ; 
auch  der  Ausdruck  TUV  ölTlkd-OlOV  koyov ,  zuv  ztö  dta 
:ianu)v  öiiucfiujvu)  dvakoyov  in  der  IHitte  des  15. 
Capitels  wird  getadelt  (p.  19,  4.).  Denn  dval.uyoq  »erde 
in  iler  Sprache  der  Mathematiker  nicht  von  numerischen 
Verhältnissen,  sondern  nur  von  den  Gränzen  derselben 
(den  Zahlen  selbst,  oder,  wie  hier,  von  den  Tiineii)  ge- 
sa;;t.  Auch  in  Bezug  auf  das  letzte  Kriterium  (i)  <iie 
Uebereinstimmung  des  in  den  Capiteln  Gesagten  mit  ih- 
ren üebcrschriften  wird  die  Ungenauigkeit  der  Interpola- 
toren  nachgewiesen  (p.  19,  17  f.);  denn  statt  der  in  der 
Ueberschrift  erwähnten  kleinsten  Zahlen  der  numerischen 
Verhältnisse  {TCodjzvi  dpii^uoi ,  was  nicht  bloss  Prim- 
zahlen bedeutet)  sind  36U ,  ISO,  120,  90  und  60  von 
dem  liiterpolator  gewählt,  während  für  diese  Verhältnisse 
viel  kleinere  Zahlen,  wie  12,  6,  4,  3,  2  geni'igcu  wür- 
den, für  sämmtliche  S  feststehende  Töne  aber,  wenn 
man  die  Länge  der  Saiten  im  Auge  hat,  die  Zahlen  35 
(Prosl.),  32,  27,  24,  18,  Ui ,  12  und  9,  wenn  man 
dagegen  die  Töne  nach  ihrem  Charakter  (eidui;  p.  19,  39, 
vgl.  oben  p.  17  ,  21  ,  wo  der  Proslambanonienos  als  der 
ßaQurazuq  oder  ikdxitrzog  y.at  dai^eveorazog  genannt 
wurde)  misst,  die  Zahlen  8  (Prosl.),  9,  12,  Ki,  18, 
24,  32. 

Nun  sind  aber  nicht  nur  viel  zu  grosse  Zahlen  ge- 
braucht, sondern  auch  nicht  die  den  Töneu  entsprechen- 
den mit  diesen  verglichen  (p.  20,  4.).  Sodann  sind  auch 
nicht,  wie  die  Ueberschrift  sagt,  die  iiolhw endig  zu- 
kommenden Zahlen  für  die  Töne  gewählt,  soiideru 
ganz  überflüssige,  die  ebenso  gut  wegbleiben  könnten 
(p.  20,  8  f). 

Ferner  spricht  die  ueberschrift  des  ersten  Capitels 
von  der  Vergleichung  der  eozujzeg  cp96yyoi  mit  den 
Ttoujzaiq  a(pal(jai^,  d.  h.  nicht  mit  den  Gestirnen  selbst, 
sondern  mit  den  Kreisen  oder  kugelförmigen  Schaaleii, 
in  denen  sie  sich  bewegen  (p.  20,  31.).  Dabei  tadelt 
Barla.im  (p.  21,  6  f.)  noch  <len  Verfaiser  des  ersten  (14.) 
Capitels,  dass  er  die  Abstände  nach  der  Peripherie  messe 
(p.  21,  6f.),  weil  zwei  Puncte  in  verschiedenen  Kreisen 
liegen  und  sehr  ungleiche  Stücke  der  Peripherien  ciu- 
schliesscu  könnten,  je  nachdem  ihnen  das  Centrum  des 
Kreises  näher  oder  ferner  liege;  vielmehr  könne  stets 
nur   der   Abstand    in    gerader  Linie   gemessen   werden   und 


lOßl 


106'} 


iu  Berücksichtijjung  kuinmeD  (tliess  erläutert  er  .in  einer 
p.  2'i  iui(j;e(liciU<Mi  Fij;nr);  inile<js  gilt  er  snlbst  zn,  das» 
die  A^<t^()llümcn  von  einem  (uneij^eutlirh  si)  (jenanntcii) 
Abstände  in  lier  Periplierie  reden,  indem  sie  nur  das 
Verhältnis»  eines  Stiukes  zur  ganzen  Peripherie  (cof 
Tr,i  fitTaii'  rreQKfeoeiai  ntjt.iy.orijTd)  angeben  fp.  2', 
38  f.)'  Ebenso  eiithiilt  das  zweite  (l.>)  Capifel  niclits 
von  lien  in  seiner  Uelersehrift  genannten  xivt^OSOl  rüiv 
Ttiju'iTUiV  ev  rt/i  y.uOji'fJ  ufpailtuiv  uml  deren  arithmeti- 
eclien  Verhältnissen  (p.  '2>,  4.)-  ^^^  dritte  (Ui.)  Ca- 
uitel  kann  aber  silioii  darum  nirlit  ton  Ptoleiiiaos  her- 
rühren ,  weil  es  ilen  Planeten  iMars  iler  Neto  synemme- 
lion  analog  setzt,  welcher  letztere  Ton  nicht  zu  den  un- 
wandelbaren Tlinen  de»  T£'k£i(tv  OVOTtJ/^iaru^  von  Ptole- 
liiäos  gezählt  wird,  der  überhaupt  das  ganze  Tetrachord 
Snyeinnienon ,  zu  »elcheui  diese  Nete  gehurt,  übergeht 
(p.  V^,  bOi  auch  uiusste  schon  im  14.  Capitel  IMars  ei- 
nem der  förwrf?  cpifdyyoi ,  zu  denen  die  Kete  Synem- 
inenon  nicht  gehört,  analog  gesetzt  »erden,  also  wider- 
spräche diess  letzte  Capitel  <lem,  was  im  l4.  nach  sei- 
ner Ueberschrift  zu  er»varten  wäre  (p.  22,  t3-)-  Auch 
«lieses  dritte  Capitel  passt  nicht  zu  seiner  Ueberschrift, 
<la  es  den  .Mercur  und  den  ihm  entsprechenilcn  Ton  aus- 
lässt,  während  die  Uebersthrift  die  Planeten  und  die  un- 
wandelbaren Töne  im  Allgemeinen  nennt  (p.  22 1  Ib-)- 
Knillich  passt  es  auch  nicht  zu  dem  Vorhergehenden,  ila 
in  seinen  Anfangsworten  ui.ZKi  öi  OIEIO)  eine  Bezie- 
hung auf  dasselbe  liegt,  welche  in  dem  t4.  und  15.  Ca- 
pitel   vergebens    gesucht    wird    (p.   22,    19   f-)- 

JJachdem  nun  iiarlaam  die  Hauptpuncte  seiner  Be- 
weisführung in  der  Kürze  wiederholt  hat  (p.  22,  2Ü — 32-), 
pibt  er  seine  Ansicht,  dass  Ptol.,  4ler  in  den  früheren 
Capiteln  ilie  astronomischen  Abstänrle  mit  den  musika- 
lischen Intervallen  verglichen  (111,  9  f.),  in  diesen  drei 
letzten  Parallelen  zwischen  den  Tönen  und  Sphären  selbst 
habe  ziehen  wollen,  und  fährt  p.  22,  37.  so  fort:  TQlujv 
de  TOVTwv  7iS(il  Tavia  ovtmv,    oyy.iav  re  y.al  xtvij- 

0£u)v  xai  dvvaucojv ,  sv  fav  im  lÖ  ßoi'kerai  naoa- 
ßorvai   T)jv   y.axd    rovg    uyyoi'^    naoaßoXijv ,    iv    de 

■np  i£  Triv  xazd  ra^  xivt^acii,  in  Ö£  roj  i^  ii]v  ^axa 
rui  dvfd^iSli  •  LiyofiEV  xuivvv.  Hier  endigt  das  Frag- 
ment., und  lässt  uns  in  Ungewissheit ,  welche  Planeten 
den  einzelnen  Tönen  eutsprocheu  haben  sollen,  da  die 
Kestimmungen  des  16-  Capitels  unhaltbar  sind,  ilenn  die 
Auslassung  des  .^Icrcur  erregte  schon  bei  Wallisius  Be- 
fleoken ,   vgl.    dessen    Commentar    zu    III,    1(3.    .S.    (52- 

Der  Text  des  Barlaam ,  der  mit  Ausnahme  weniger 
und  minder  bedeutender  Aenderungen  ilem  Codex  folgt, 
i£t  ziemlich  correct;  nur  p.  17,  (i.  dürfte  wohl  nach  yai 
vKtiatov  {(TOTJjTog  Trapa  -rä;  af^ka<;  oiaaeig  xai 
Ovuq^ujviai  noch  hx^iv  einzuschieben  sein,  da  diess  aus 
deu  folgenden  Worten  y.ai  eviQyijTlxuiTatovi  Eivai  — 
xovq  0](^tniUTi(r/nuijg  nicht  supplirt  werden  kann;  ausser- 
dem ist  p.  2t  ,  36.  statt  xar«  rrjv  ainvjv  (fduyyujv 
dvvafi.iv  besser  x.  r.  Tuiv  Cf9.  SvvafjiV  zu  lesen  (viel- 
leicht nur  Druckfehler).  Der  Druck  ist  correct;  ausser 
:tkavuiui]vu)v  p.  16,  27-  ixovxai  für  e^ovxai  p.  19,  8, 
^Quiuavoi  für  ■/pujfUV0(;  p.  22,  31-  hat  lief,  keinen 
störenden    Druckfehler    bemerkt,     was    bei    deui^    kleinen 


und   engen    Druck   als  Beweis   grosser  Sorgfalt   in   ilfr.Ji^)», 

Vision    angesehen    werilcn    darf.  ,       in[; 

Jena.  //.    Wtiimenbarn- 


f 


102.  M.  Attii  Plauti  Pscudolus,  Rudens,  Trucnlentu». 
Academiarum  et  schnlarum  in  iisnm  denuo  reccn- 
suit  et  explicavit  Frid.  Ihm:  Bothe.  Lipsiae,  in 
libraria  llinrichsiana.  ftlDCCCXL.  Xll  und  170 
Seiten    gr.   8. 

Seit  der  Herr  Professor  Hitschl  eine  CoUatiun  der 
wichtigsten  Hanilschriften  des  Plautus ,  die  sich  in  deut- 
schen und  italienischen  Bibliotheken  finden  ,  angestellt 
und  in  seinem  Sclireibcn  an  G.  Hermann  in  dieser  Zeit- 
schrift Jahrg.  1837,  Nr.  ',)!  —  '13.  auf  die  grosse  Wich- 
tigkeit des  im  >'atican  befindlichen  und  von  Ang.  Mai 
höchst  nachlässig  verglichenen  I>liiil.  Paliinpsestes  für  die 
Textconstituirung  des  Planlns  aufmerksam  gcuiacht  hat, 
sollte  wohl  in  Jedem  die  ücberzeugung  geweckt  sein, 
dass  vor  dem  Erscheinen  der  Ritsclil'schen  Ausgabe  jed« 
kritische  Bearbeitung  des  Plautus  ein  höchst  misslicltes 
und  undankbares  Unternehmen  sei;  denn  die  bisherige 
Vorgleichung  der  Handschriften  ermangelte  doch  noch 
der  nöthigen  Vollständigkeit  und  Genauigkeit,  und  danu 
waren  bisher  aucli  nur  Handschriften  veri;licheii,  die  mit 
Ausnahme  der  Palatini,  selbst  sehr  corrniiipirt,  nur  wenig 
in  Berücksichtigung  kommen  durften.  Zu  <|ieser  unvoll- 
ständigen und  ungenauen  Variantenangabe  der  bisher  vcr» 
glichenen,  meist  wcrthloscn  Handschriften,  die  dazu  bei 
schwierigen  Stellen  fast  ganz  im  Stiche  lassen  ,  komuit 
die  Unsicherheit  über  die  prosodischen  und  mctrischeo 
Grundsätze,  die  im  Plautus  zu  befolgen  sind,  und  die 
Schwierigkeit,  an  jeder  Stelle  das  von  Plautus  gewählte 
Metrum  aufzufinden;  denn  da  jene  Grundsätze  sich  erst 
gewinnen  lassen,  und  diese  Schwierigkeit  erst  überwun- 
den werden  kann,  wenn  man  einen  urkundlich  möglichst 
beglaubigten  Text  vor  sich  hat,  dieser  sich  aber  bei  der 
bisherigen  Lage  der  Dinge  nicht  herstellen  liess,  so  müt- 
seu  alle  Versuche  der  Art  mehr  oder  minder  halt-  und 
bodenlos  sein,  und  können  nur  dazu  dienen,  jene  Ueber- 
zeugung  mehr  und  mehr  zu  befestigen.  Diese  Ueber- 
zeugUDg  scheint  denn  auch  so  ziemlich  eine  allgfoieine 
zu  sein,  denn  so  reges  Leben  auch  iu  allen  Theilen  der 
Philologie  in  den  letzten  Jahren  geherrscht  hat,  so  ist 
doch  seit  1834,  »o  Limlemann  den  Amphitrno  heraus- 
gab, weder  eine  Gesammt-,  noch  ein«  .Speci«lausgabe 
des  Plautus  in  Deutschland  erschienen.  ]Nur  die  Herren 
Weise  und  Bothe  sind  zu  ilieser  Ucberzeug.uu^f  iiiclit  ge- 
langt, ersterer  nicht,  weil  er  durch  seiu  Uiibegränztes 
Vertrauen  auf  sein  ingenium  aller  besseren  EM'sicht  un- 
zugänglich ist,  letzterer  nicht,  weil  er  —  den  Hrn.  Prof. 
Kilscbl  nicht  eininil  dem  Namen  nach  zu  kennen,  und 
auch  gar  Nichts  von  seinen  Plautinischen  Studien  gehört 
zu  haben  scheint.  Rec.  würde  diese  doch  wirklich  etwa» 
zu  naive  Unbekanntschafl  für  ein  absichtliches  Ignoriren 
halten,  wenn  ihn  nicht  die  anzuzeigende  Schrift  hinläng- 
lich belehrt  hätte,  dass  überhaupt  Alles,  was  in  den 
letzten    10 —  lö  Jahren   nicht   bloss  für   den  Plautus,  son- 


106-i 


1064 


(lern    im     'anron   fi.'l.ipte    der   Plillnlogin    Kclhan    iirt,    filr 
lim.    IJ.    «Ulf   trir.i    [ilaiic    iiirojjiiita   sei. 

Wenn  »irli  fiir  jetzt  nun  aiuli  in  krifiüclier  ßoxieliUMir 
Yiii  den  l'laulns  »eni;;  leisten  l/isst,  so  (Wl'net  sioli  doeli 
ein  um  s«  weiteres  Feld  fiir  seine  Erklflrnnj;.  .llag  Uian 
die  Sprache  oder  die  AnH'assnnjr  und  Wiirdigunj;  der 
riautinisehen  Kouiik  zum  OUjeete  seiner  üntersnchun- 
{.'en  luaehen,  überall  findet  sieh  des  noch  zu  Krforsclien- 
den  sn  liel,  »ie  wohl  fast  iti  keinem  anderen  römischen 
Schriftsteller;  denn  noch  immer  nicht  ist  deui  Plaulus 
der  Fiat«  in  der  römischen  Litcratiirgesciiichte  angewie- 
sen, auf  den  er  mit  dem  lollsten  Ueclite  Ansprüche  nia- 
rhen  darf.  Zu  zeijfcn  ist  noch,  welchen  Kinllnss  Plaut, 
auf  die  Bilduntr  iler  römischen  Sprache  (jehalit  habe,  wie 
Bie  durih  ihn  aus  ileii  starren,  nn-telenken  Fi'ignnyen,  in 
denen  sie  sich  unter  den  llündcn  des  Linus  Andronirus, 
Ennius  nnil  l\a»iii8  gemessenen  Schrittes  fortbewegte,  zu 
rascher  Beweglichkeit  und  Flüssigkeit  herangezogen  wurde, 
kurz,  «ie  erst  Plautus  dem  Lustspiele  seinen  leichten 
Convcrsatiunstnii  srhnf,  sowie  Ennius  dem  Epos  und  der 
Tragödie  Ausdruck  und  Schwung  gefunden  hatte.  Auf 
der  andern  Seite  aber  ist  man  immer  noch  zu  sehr  ge- 
itiihiit,  in  Plautns  nur  den  L'ebersetzer  irriechi.silier  Ori- 
ginale zn  sehen  und  es  hilchsten.s  lobend  anzuerkenneni 
dass  er  Alliferatinn  und  Paronomasie  mit  Glück  ange- 
wandt und  es  geschickt  cerstaliden  habe,  statt  griechischer 
Sitten  und  Gebräuche  römische  cinzulnhren,  und  dadurch 
seinen  Zuhörern  verständlich  und  interessant  zu  werden. 
Und  doch  würdJ»  mdn  eine  sehr  rerkehrfe  Vorstellung 
fön  den  tLomöili^ii  eines  fllenander,  Diphilos,  Philcmon  etc. 
erhalten  ,  wenn  man  sie  sie  h  allein  aus  den  Lustspielen 
des  Plautus  eonstmiren  wollte.  Schon  eine  flüchtige 
Vergleichuiig  iliit  dem  Teretjz,  der  doch  auch  den  iMe- 
nander  und  Pliilemon  übersetzte  und  sich  seiner  Treue 
im  üebetsetzen  rühmt,  führt  gar  bald  dahin,  da"s  sich 
Plautus  bedeutende  Freiheiten  erlaubt  haben  müsse.  Zeigt 
sich  bei  den  (iriechen,  besonders  beim  Menander,  ein 
i;ipüllich  einfacher  Plan  ,  unverrücktes  Festhalten  des 
Zit^Us,  scharfe  Charakteristik,  ruhi<)-es  Fortschreiten  des 
Dialogs ,  'so  ist  dagegen  im  Plautus  die  Intrigu«  öfters 
techt  »"erHickelt',  ein  Anschlug  durchkreuzt  den  andern, 
die  Wahrseheinliclikeit  wird  öfters  »erletit,  manche  Cha- 
fAktere  sind  nicht  scharf  gezeichnet,  fallen  auch  wohl 
bisweilen  ganz  aus  ihrer  Rolle,  der  Dialog  wird  sprung- 
weise fortgeführt  —  Alles  Zeichen,  dass  es  dem  Plaut, 
nicht  <larnin  zu  thun  war,  ein  in  sich  abgeschlossenes 
üittengvmälde  Und  lolleniletes  Kunstwerk,  zu  dessen  AVür 
digung  die  Römer  seiner  Zeit  vielleicht  noch  nicht 
befähigt  waren,  ta  liefern,  sondern  dass  ihm  ein  anderes 
Ziel  vorschwebte,  zu  tiem  ihn  seine  unerschöpfliche 
Quelle  ron  Witz  and  Laune,  die  er  selbst  dann  uicht 
hemmen  mag,  wenn  auch  darunter  das  Ganzo  leiden 
sollte,  unwiderstehlich  hintrieb.  DiiMie»  Ziel  aber  war 
kein  anderes,  als  «tele  Spannung  der  Larhmuskeln;  Mit- 
tel zur  Fr^eirhnng  dieses  Ziels  sind  ihm  Scherze  und 
Witze  über  Fehler  Und  ^'erkehrtheiteu  der  Menschen, 
Wortspiele,  Worlverdrehungen ,  historische  und  politische 
Anspielungen,  so  weit  er  sie  sich  nur  irgend  erlauben 
durfte,  Parodien  von  Uichterstellen ,  knrz  Alles,  was  nur 
irgend    6^t    Lurhlu^it    erregen    kaun.       Doch    fiaden    sieb 


diese  Eigenschaften  keineswegs  alle  auf  gleiche  Weise 
in  allen  Stücken  des  Plantns,  vielmehr  zeigt  sich  in  man- 
chen ein  strengeres  Festhalten  an  dem  Ursprünglichen  Plan, 
eine  schärfere  Charakteristik,  weniger  Abschweife,  aber 
auch  matterer  ^Vitz,  dem  überhaupt  engere  Grenzen  ge- 
zogen sinil,  sn  dass  sich  unwillkürlich  die  Frage  auf- 
drängt, ob  denn  auch  diese  Stücke  alle  dem  Plaut,  an- 
gehören, und  wenn,  ob  sie  einer  früheren  oder  späteren 
Periode  des  Dichters  zuzuschreiben  seien  ,  und  wie  man 
danaeh  von  der  Ausbildung  der  Plautinischeu  Kritik  zn 
nrtheilen    habe.    *) 

Um  all  diese  Dinge,  die  ein  Herausgeber  des  PI. 
doch  sorgfältig  untersucht  haben  sollte,  scheint  Hr.  li. 
sich  nicht  im  Geringsten  gekümmert  zn  haben.  Eine 
Einleitung  zu  jedem  Stücke,  worin  mit  Aufzählung  und 
Erörterung  der  historisihen  Anspielungen  untersucht  v>ürde, 
in  welchem  Jahre  das  Stück  aufgelühitt  sei,  worin  man 
die  Frage  behandelt  fände,  aus  welchem  griechischeo 
Originale  PI.  sein  Lustspiel  übersetzt,  wie  er  beim  IJeber- 
setzen  verfahren,  ob  sich  eine  Cnntamination  nachweisen, 
oder  sich  zeigen  lasse,  welche  Partien  PI.  seinem  Ori- 
ginale hinzugefügt  oder  doch  bedeutend  umgeändert  ha- 
ben müsse  —  eine  solche  Einleitung  sucht  man  verge- 
bens, obgleich  sich  darüber  bei  den  ;j  von  Hrn.  B.  aus- 
gewählten Stücken,  besonders  Jiinsichtlich  der  zuletzt 
erwähnten  Puncte,  manches  Interessante  hätte  beibringen 
lassen.  Denn  während  der  Pseudolus  und  Trucnlentus 
otrenbar  zu  den  Stücken  gehören,  in  denen  der  Dichter 
mit  grosser  Freiheit  und  echt  Shakspearescher  Laune 
seineu  Stoff  behandelt,  und  sich  weniger  an  sein  Original 
bindet,  gehört  der  Rudens  der  oben  bezeichneteo  zwei- 
ten Classe  der  Plautinischen  Stücke  an.  Um  so  mehr 
oiuss  es  auffallen,  wenn  Hr.  0.  zum  Schlnss  geiner  Vor- 
rede p.  VIII  sich  über  seine  ,i  gewählten  Stücke  so  verneh- 
men lässt:  Quarum  quideni  fabiilarnm  una  (Rudentein  dicu) 
jamdiKliim  Reizii  opera  iectitata  fuit  in  scholis  acadeuiiis- 
que,  Pseudolo  antem  et  Truculento  Plautus  ipse  niaxime 
gaiidcbat,  ul  Cicero  auctor  est;  neque  scite  depingendis 
moribus  diversorum  hoininnm,  miroque  erentu  reruin, 
lum   sale  et  facetiis,   non   cedunt   Rufleuli. 

Doch  lassen  wir  das,  worauf  Hr.  U.  einzugehen  nicht 
für  gut  befunden  hat,  und  wenden  uns  zu  dem,  was  er 
hat  leisten  wollen.  Darüber  spricht  er  sich  praef.  p.  III. 
So  aus:  id  inprimis  stuilni,  ut  verba  pni'tac  ad  hdem  an- 
fiquorum  codiciim  restifnerem,  quam  deserere  conhclentins 
roepit  Lambinns,  dux  fere  gregis  recentiornm  editorum. 
(Wer  diese  recentiores  editores  seien,  erfährt  man  aus 
einer  Anmerkung  z'i  praef  p.  V,  wo  zu  den  Textworten: 
Camerarius,  Lainblnits,  et  eorum  vestigia  legentes  usque 
ad  noslram  memnriam  editores  als  letzter  Herausgeber 
Ernesti  genannt  wird,  dessen  Ausgabe  ] /ÖM  erschienen; 
doch  hat  Hr.  B.  zum  Rudens  auch  noch  die  Ausg.  von 
Reiz  l7iSÜ  gekannt  und  benutzt,  aber  die  iveue  Bearbei- 
tung dieser  Ausg.  von  Schneider  1823  scheint  ihui  eben- 
so wenig  bekannt  gewesen  zu  sein,  als  die  des  Trucu- 
Ii<iitus   von    Haller    KSL'4). .    Ferner   p.  I'III:   Praeterea    res 

*)  Diese  Puncte,  die  tch  hier  nur  kurz  berühren  konnte,  denke 
ich  nächstens  -vveiter  ausznführeD  und  hinlänglich  zii  be- 
gründen. •    ll!>31Ö!K 


I0G5 


1066 


omniü  ^pnrri>i  antiqii^s,  quariim  fit  mentio  apuci  hucic 
iiostrulu,  paiili)  cuiiosius  explaiiavi,  quam  iii  prioriliis  iiiei» 
r(litioiiihu9,  cum  illu«!  iiiprimi«  a[,'eri'iii,  nt  geiiuina  poütae 
rerba  resti<uercn(ur.  Aus  iler  Verj;lculiunjT  dieser  briileii 
Stellen  t^eht  ileiitlirli  herror,  ilass  llr.  B.  die  Kritik  auch 
in  dieser  Srliulausgalie  aU  Hauptsache,  die  Erkläruu^ 
mehr  a.U  Beinrrk  betrarlitet  habi^,  und  so  stellt  sich  denn 
auch  «Tirklirh  das  ^'erhältniss  der  Aninerkung;en ,  der 
{(rössere  Theil  licsrhaftigt  sich  mit  /urechtsetzung  des 
Textes,  dcir  bei  weitem  geringere  mit  der  Erklärung. 
(Jeberliaiipt  aber  schliesst  sich  diese  Ausgabe  hinsichtlirh 
der  HeiMit/ung  der  codd.,  des  kritischen  Verfahrens  und 
der  metrisch  -  prosodisrhen  (iriin<lsatze  so  genau  an  die 
frühereu  Aufgaben  des  Hrn.  Verf.  an,  dass  sie  alle  Vor- 
züge unil  alle  IM/ingel  mit  ilinen  theilt;  zu  jenen  rechnet 
Rer.  die  Bevorzugung  der  Palatini  *),  im  Allgemeinen 
richtigen  Tact  für  Auffassung  komischer  Darstellung, 
Scharfblirk  in  Auffindung  rer<ler|iter  .Stellen  und  eine 
grosse  Fertigkeit  und  Leichtigkeit  in  Haiidhatiung  der 
Conjerturnlkritik ;  zu  letzteren  ungendue  und  iiniollstan- 
dige  Angabe  der  handschriftlichen  Lesarten,  zu  geringe 
Berucksirhtiguiift  der  alten  (jraniinatiUer,  starres  Fcst- 
lialtea  an  den  ilim  iMngst  .ils  unstatthaft  narhgr»  iesenen 
Asvnarteten,  Fliiihtigkeit  beim  Arbeiten  um!  besonders 
fibereiltes  Hingeben  an  augenblickliche  Einfalle  und  eine 
fast  zur  Wuth  ausgeartete  Eniendirlust.  So  gern  und 
uuumvvuuden  es  nun  auch  Rec.  zui^esteht,  dass  Hr.  B. 
mit  den  zuerst  genannten  Eigenschaften  riel  für  den  Plaut, 
getbau ,  dass  er  manche  Stelle  hOrhst  glücklich  und 
geistreich  verbessert,  dass  er  um  richtige  Personeuablhei- 
lung  und  rechte  Placirung  vprirrter  Verse  sich  grosso 
Verdienste  erworben  und  besonders  durch  seine  mehr- 
maligen Ausgaben  des  Plautus  das  in  Deutschland  fast 
Hchon  erstorbene  Interesse  für  diesen  Dichter  neu  ge- 
weckt und  rege  erhalten  habe:  so  darf  er  es  auf  der 
undern  Seite  doch  auch  nicht  verschweigen  ,  dass  Hr.  B. 
mit  seiuem  Verfaliren  den  Ansprüchen,  ilie  man  jetzt  mit 
Recht  an  einen  Herausgebpr  stellt,  nicht  mehr  genüge. 
Unverantwortlich  i-st  es  auch  von  Hrn.  B.  ,  dass  er,  der 
doch  die  Lesarten  des  IVIail.  Pal.,  so  weit  sie  durch  Aug. 
Qlai  bekannt  gemacht  sind,  in  den  Anmerkungen  erwähnt, 
bisweilen  ihnen  auch  einen  Platz  im  Texte  eingrrfinmt 
hat,  die  Lesarten  dieses  Codex  ganz  unerwähnt  Ifisst, 
die  Hr.  Ritschi  in  dem  zu  Anfang  dieser  Anzeigte  ange- 
führten Schreiben  initgetheilt  hat,  wie  Pseud.  1,  'J ,  cScS. 
tu  facis  eifecta ,  quae  loquor.  1,  3i  H'J :  supplicat  (für 
replacet,  was  Hr.  B.  hat).  I,  .5,  7:  «ubolebat.  II,  '2,  4'l: 
argentum  (für  numum).  II,  4,  M;  scitus  (für  graphicus). 
ib,  19:  die,  utrum  Spemne  an  Salutem  te  salutem,  Pseu- 
dole ,  sowie  dass  die  beitlen  Verse  II,  4,  .'i  —  4.  in  die- 
«er  Handschrift  fehlen.  Was  soll  man  aber  riazii  sagen, 
dass   Hr.   B.   Trucul,   I,   5t   33.   über   die   Lesart   des  Mail. 


')  Wenn  IIi-.  B.  von  der  alteren  dieser  beiden  Han.lscIirifK'n 
praef  p.  IV  saqt:  quo  libio  f[ui(l  f.icliini  sit  po<t  ili^si- 
pationpiu  iljlus  bihliuUiecic  notisainiani,  nescitiir,  so  dilickt 
er  sich  etwas  ungenau  aus;  tur  ncscitur  balle  er  sa^rn 
miissen  equidein  ncscio  ,  denn  sonst  scitur  in  P'ol^o  einer 
Mittheilung  Hrn.  Ritsciil's  (Hall.  Lit.  Ztj,'.  18.^4  Nr.  144. 
p.  540),  d.iss  sie   in   Rom   in   der   Valicana   sei. 

Ztitschi:  f.  d.  Alievlhumsw. 


Pal.  berichtet;  I»  über  mendn^e  ;  Pr.  cum  luis.si's  a  üb., 
Mühreiid  :Mai  angibt:  Pr.  .-um  tuis  es  auda  liberis,  Rilschl 
aber  I.  I,  p.  743  benieikt  hatte,  i>Iai  habe  falsch  ge- 
lesen, es  stehe  in  der  Handschrift:  priuiumdam  cum 
tu   es? 

Was    nun     die    Textesamlernngen    des    Hrn.    ^'erfassers 
näher    betrifft,   »o   sind  die    meisten    ans    nietrischrn    firüu- 
den    vorgenommen,    ja     Hr.    B.     hat     oft,     «enn     der    *'it8 
ihm   niiht   gefiel,  stillschweigeud   geändert,   »le   er   selbst 
gesteht,    zu    Pseud.    I,    1  ,    31  :    Seinel    annotabo  ,    ne    idetn 
mihi   toties   dicenduni  sit,    ubi   caussae   mutaliouuni    nnllae 
afferuntnr    in  sequentibus,   nee  aua  sponle  apjiarel  illarum 
ratio,    imineros   versuum    laborare.       Da    nun    aber    die  me- 
trischen   (irundsätze     des    Hrn.    B.    sich     noch     keineswegs 
einer    allgemeinen     nilhgniig    erfreuen,     so     w  irden    auch 
wohl    die    aus    diesem    Grunde    lorgeiioiiiinenen     Aenderun- 
gen    grhuerlich    auf    Beistiuiinung    reibiien    dürfen.       Das 
Verfahren   des    Hrii.  Herausgebers    bei   diesen  Aenderniigeu 
ist    librigens    ein 'sehr   einfaches,     fast    möchte     ich     es    ein 
fabriUni.'issigPs    nennen:     zur    Vermeidung   des    Hiatus    wird 
ilas    sogenannte    d     paragogicum     angehängt,    zur    Abhülfe 
anderer    Uebelstände     »eist    die     Paläogr.iphie     den     Weg. 
So    heisst   es    zu    Psmdol.    I,    I,    4:    i    und  o  werden  häufig 
in    den    codd.    rerwerliselt;    II,    '.>,    S.    und    V,    (,    IS.    wiril 
dasselbe    von    p    und    u    bemerkt,    Rud.    prol    77.    vo"  c  und 
q,    b    und    u;  I,   4,   Ö.     »on    n    und    r,    6     und    C    (S);    II, 
3,    ,-)4.    von    d    und    r;   IV,    2,   25.    und    Trucul.    II,     1,    29. 
von    e    und    in;    V,   2,    6<i.     und    V,   3,    JS.     von    d    und    n ; 
Trucul.   I,    1,   41.    von   a,    d    und    I,    nnil    a    und    i;    H', 
1.   3.     von    b    und    I;    1^',    1,     i.     von     e    unil    i,    a     und    u; 
IV,    '.'.    I().    von    g    und    p ;     oder    es    heisst,    ein    Wort  sei 
wegen   des   gleich-    oder   ähnlich    lautenden    Ausgangs    des 
vorhergegangenen     ausgefallen    oder     zugesetzt,    s.    Pseud. 
I,     1,    ÖS.    3,    13)    etc.;   oder    es   sollen    Wörter    vertauscht 
sein,    »ie    non  ,    num    und    nunc;    tam,    jam    und    tum;   eo , 
ego    und    ergo;    enim  ,    eum    und    hein    etc.  etc.     So    oft  sich 
nun     auch     solche     ^Vrsehen     und     A'ertanscliungen     iliirch 
die    Schuld    der    Abschreiber     in    den    Handschriften    fiiiilen 
möien  ,     bo    wird     man    doch    unlustig,    wenn     man     sieht, 
ilass    der    Text    eines     uns    lieb    gewordenen    Schriftstellers 
auf  die    willkürlichste    Weise    von    einem    Herausgeber,   oft 
ohne    irgend    einen    andern    Grund,   als    weil  der   >'ers  sonst 
nicht    nach    seinen    prosodischeii    und    nietri.scheii    Grund. 
Sätzen    regelrecht    wäre,    verunstaltet    wird,    zumal    da  man- 
che   dieser    Aenderungen    der   Art  sind  ,    dass    dadurch    et- 
was   in   den    Text    gebracht    wird,     was   eulweder    den    Ge^ 
setzen    der   Sprache    oder    dem    Sinne    und  Ziisamnienliange 
schnurstracks     zuwider     ist,     wovon    im    Folgenden     einige 
Proben     beigebracht    »erden    sollen.        Was     aber    jenes   <1 
paragogicum   anlangt,   von   dem    Hr.    B.    einen  sehr   ausge- 
dehnten  Gebranch    gemacht    (so,    um    nur   Einiges    anzu- 
führen,    Pseud.    III.     .',    lOU:    habitod.     tO^;    Callidorul. 
IV,    I,  ;■):   mihid.    |2.   und   .37-   egod)    und    darin,    wie    in 
eo    manchem    Andern,   an    lim.  Weise    einen   treuen    Nach- 
ahmer  gefunden    hat,   so   sagt    allerdings  Quinclil.  I,  7,  12; 
Latiiiis    »eteribns  d  plnriniis    in    «erliis    iilliiiia    adjecta.    und 
Charis.     p.    I;4    ed.    Lind.:     antiqiiis    mos     erat     d     litteraiu 
oninibns    paene    locibns    voeali    littera  terminatis  adjungere, 
ut     Plautus:     quo    ted    hoc     noctis    dicaoi    proficisci     fora» } 
und    narb    diesen   Zeugnisseii  ,miil   Jpg   Beispielen,    welche 

72 


1067  1068 

«ich    von    iliT    Krül'liriiiiiiij;    ilirsofi   d    auf  al(cn    Delikinalrii  (Inrziig^eben     und     tvcidr     auszubilden,      er     darf    veraltete 
xei|;eii,    int    auch    .S>  liiiricler ,     ifilcnieiitarl.     Kd.    t.    p.    2hl  Aiiadriicke    und  Formen    nur   i;ebraurhen,    um   Irlcberlirlien 
der    Anüirlit,    dass    Plautii!«    in    vielen    Stellen,     »o    ge^en-  Eindrurk     /.a    maelien,     ?,.    B.     uenn    er    einen    Ureis    aus 
nflrti;;   Hiatus  ntatlznlinden   iirbeine,    zu    Vermeidung;   des-  dein   vorigen   saecnio   einfiilirt,   oder   einen   Landmann,   der 
si'llien    gar    nolil    das   pnragng.    d    geliranrbt    haben    kOnne,  lange    in    seiner  ICinsanikeit    gelebt  bat,    in  die  Stadt  bringt, 
fügt  jedoch    biiixn,    dass    sieh     diess    mit   Sit^lierheit   einst-  Diese    doch  so    nüthige    Vorsicht    hat    llr.    ß.     ganz    ansser 
Meilen    nur   von    den   Pronominalformen    nie,    med,   te,   ted.  Acht   gelassen    und    archais(i>^cbe    Ausdn'irke    in    den    Text 
und    »olil    auch    von   se ,   seil    liehaopten   lasse,       Anilallend  gesetzt,   die    zu   Plautns   Zeiten    gar    nicht    mehr    existirten, 
bleibt   es   dabei   jedoch,    dass   dieses   d    in    den    alten  Denk-  oder    doch    schon    sehr    selten     »aren.        Einige    Ueisjiiele 
malen    suh    stets    nur     an     bestimmte     Wörter     angeliHngt  n)i)p;en   diess    zeigen:    Psend.    IV,   (i ,   7.    schreibt   Hr.    B. : 
tin<lot,    und    zwar   an    den    alil.    sing,    und    an    die    ans   dem-  abs   te    indu   est  stipnlatus,    uas,     usurpata    tmesi  ,    für    in- 
selben    hervorgegangenen   adv.,    wie    extra,   extrad    und    fa-  dustipulatus   stehen   soll,    auch    Rud.    prol.    7.    setzt  er   aus 
cillume ,   facillnmed.      \'erschieden    von    diesem    d    ist,     wie  Conjectur    indu    in     ilen    Text,    ohne    zu    berücksichtigen, 
Freund    im   Lex.   richtig    bemerkt,    das    aus    dem   Demon-  was   Lindem,   ad    Ampli.   prol.    l'J.O.    bemerkt   hatte:    Ante, 
strativ-de    (in   quamile)    entstanden«    d,    welches    an    den  quam  fuerit  demonstratum ,  quod  demonstraii  nequit,  Plauti 
vocalisch    auslautenden    acc.    sing,    des    Personalpronomen  tempore    indu    etiam    in    usu   fuisse,    ab    hac   forma  plane 
lind    an    die   im  Zentrum    ursprünglich    vocalisch  auslauten-  abstinebimus,     welchem     Urtheile     Hand    Tursell.    T.     III. 
den    Pronomina    id,    quid,    qnod    etc.    (wohin  auch  der  plur.  p.  37;}    beitritt.  —    Psend.  IV,  (i,   38.   soll    niolas  gen.  sing, 
cad    im   S.    C.   de    Barch.    gelWirt)    angeh-'lngt    wurde.       Die  sein,    und    doch   ist   es   mehr,    als   zweifelhaft,    dass    Plaut, 
obige    Angabe    der   Grammatiker    über    den    Gebrauch    ilie-  diese    Genitivenduiig    noch    sollte   gebraucht   haben,    ila   sie 
ses    d    lasst   sich    mit    der    Anhäii^inig    dieses    d    an   so    be-  sich    selbst   im    Lucret.    nicht   mehr    findet,     und    Priscian. , 
stimmte    Wörter,    wie    ich    glaube,    passend    dahin    vereini-  der    VI,    1,   G.    ed.    Krehl.    ihrer   gedenkt,    auch     nur    Bei- 
gen,    dass     die    Grammatiker    nicht    auf    den     Unterschied  spiele    aus    der  Odyss.    des    Lir.,   aus   dem    b.  Pnii.  des  När. 
dieses   doppelten    d    achteten,   soiidoni    da   sie    fanilen,   dass  uml    aus    den   aiinal.    <les    Eon.  anführt.  —    Pseud.  I,  J,  (oW 
ein   d    nicht  nur  an  den  abl.  sing,,   sondern  anch    an   praep.,  schreibt    Hr.   B.    aus    Conjectur    hemonem   statt    hominem. 
au  den  accus,   der    pron.   pers. ,   ja    auch   an   ailv.   gehängt  Allerdings  sagt   Festus   ed.   Lind.   p.  7.');   Hemona   buinana 
sei,    zu    dem    Glauben     kamen,     es     sei     vormals    an  jedes  et    hemonem    hominem    dicebant.       Als    Beleg    dazu     führt 
beliebiffe,    vocalisch    auslautende     \Vort    gehangt     worden.  Dac.    p     447   (bei    Lind.)    einen  Vers    des    Ennius   an:    Yo\- 
Hieran^   ergibt  sich,   das»   die  Hrn.  Botho   und  Weise  sehr  turig    in    silvis    miserum    mandebat    hemonem.      Der   Vers 
unbedacht    handelten,     wenn     sie    di'r    Angabe    der   Gram-  steht   annal.    II,  SM.  ed.  Spang. ,    wird    aber   auch  von  Prise, 
inatiker    blind    folgten,    und  dem  Plautns  Formen   obtrudir-  VI,   3,    15.    beigebracht,    wo    es   heisst;    Vetnstissimi    tarnen 
ten ,   die    nicht   nur    zu   seinen    Zeiten,     sondern    auch   frü-  etiam    homo,   ÄOOTOnis  declinaverunt.     Ennius:    ^'oltnris  etc. 
her    und   später    ganz    unerhört    waren,     l'laiitus    gebrauchte  Und    .Serv.    ad    Aen.    VI,   5M.'i.,     der    ebenfalls   diesen    Vers 
diess     d,     »io     ich     zuversichtlich     behaupten     zu     können  anführt,     gibt    auch    nicht    hemonem,    sondern     homonem. 
glaube,     nur     in    den    l'ormcn    med    und    ted,     und     hing   es  Cliaris.    endlich    gibt    ihn  nach  Lind.  p.  85  so  an:    Vulturus 
nicht   mehr   dem   abl.   sing,   an  ,    wenn    es    sich    hier  auch  in    spineto    supinum    mandebat    hominem.       Enillich  findet 
im   S.   C   de   Bacch.   noch   oft   findet.       Nicht    genug   Vor-  sich    die    Form    homones    noch    im    Nflv.    b.    Pun.    I,     1. 
sieht    nämlich     kann    bei     der    Einführnng    archaistischer  (Spang.);    Qui    terrai   Latiai   taserunt    homones,    doch    ist 
Formen     und    Ausdrücke    im     Plautus     empfohlen     werden,  homones    hier    nur    Conjertur    aus    dem    handschriftlichen 
und    was    davon    in    alten    Denkmalen,    im    Ennius,    Nävius,  nmnnnes,   s.    Herm.    EI.    d.    metr.    p.  6'J^I.    Düntzcr   d.  vers. 
ja   selbst    im    Lncrez    vorkommt,    berechtigt    noch    nicht   zu  Saturn,    p.  50  schreibt    homines.     Hieraus   ergibt  sich  nun, 
der   Annahme,    es   müsse   ilas  auch    im    Plautus    statthaben  dass    ursprünglich     beide    Formen    hemo    und    homo ,    onis 
können.     Denn    wenn    der    Römer,    der   ja  bekanntlich  starr  neben    einander   bestanden,    wie    denn    e    in    manchen  Wör- 
Und    unerschütterlich    am    Alten    und    Herkömmlichen    fest-  tern    in    o    überging,   s.  Schneider  Elementarl.  Bd.  I.  p.   12. 
hielt,    in   seinen    öffentlichen  Urkunden  und   publici.stischen  Aber    dass  Plautus    noch    diese  Form  gebraucht  habe,    lassst 
Bekanntmacbungen    sich    genau    in     .Ausdruck,     Wendung  sich   durchaus   nicht   nachweisen,    ist   auch   überhaupt  ganz 
Und    Form    an    das  ^Ite    Herkommen    hielt,    uml    darum    in  unwahr.scheinlirh  ,     da     zu     seiner    Zeit     und     anch     schon 
einer  Sprache    redete,    die  von  der  gewöhnlichen  Umgangs-  früher   die    Form     homines   üblich     war.       Ja,     diese   Form 
Sprache    gewiss  noch  mehr  verschieilen  war,   als  vor  einigen  scheint   sich    schon    bei    den    ältesten    Schriftstellern    zu  fin- 
Jahrzehetiden     unser    Kanzleistil     von    der   .S(lirift<prache ;  den,    wenigstens   führt    Festus   s.    v.    topper   eine    Stelle  ans 
»enn     der    epische     und     tragische     Dichter     vorzugsweise  der   Odrss.   des    Livius   an,     worin    es    heisst:    topper    facit 
nach   veralteten    Ausdrücken    und    Formen    gfiff,   um   theils  homines    utrins    fuerint,    was    Düntzer    I.   I.    p.    4.»    in    ut 
anch    durch    den    Ausdruck     und    die    Formen    seinen   Zu-  prius  fneriiit  ändert.     In  einer  andern  Stelle  aus  der  Oiljss., 
hörer    in    entfernte,   abgelegene  Zeiten    zu  versetzen,    theils  die    Festus    ebendas,    gibt,    steht   humanuni,     was    von    den 
niii   seiner  Rede  Feierlichkeit    und   Würde  zu  geben ;    ivonn  Herausgebern     erst    in    hemonem    oder    homonem    geändert 
ilesshalb  selbst   noch    Virg.   so   viel    von  archaistischer  Fär-  ist,    s.   Herm.   El.    il.    oietr.    p     iV23,    doch    unnöthig,    da 
bung   der    Rede    beibehielt,    als    möglich    war,   ohne   seiner  humannm    (se.    genus)    für     homines    steht.       Auch    Näviu« 
Zeit   unverstanillich    oder    lächerlich    zu  werden:    so  gestal-  hat   öfters    die    Form    homines,    wie    b.    Pnii.   II:     silvicolae 
tet   »ich    diess  Alle«    beim  komischen  Dichter  anders,    seine  homines  bellique  inertes,  ivas  Ularrob.  VI,  5,  uml  ei  renit  in 
Aufgabe   ist  c»,   die  Umgangssprache   seiner  Zeit   rein  wie-  meiiteui /ionnn«»i  fortunas,  was  Prise.  ^'I,  I,  65  und:  inhospi- 


10'^9 


1070 


fales  »ictrice»  absorbei  untla  Laiinm  lejfioncs  hominuM,  wai 
Calporn.  beibringt.  S|)ang.  hat  freilirh  an  allen  iliesen 
Stellen  liomones  jfesrhrielien,  ilorh  iniiiier  oliiii-  lianil- 
tcliriftlirlie  Voranbismin^'.  Auch  in  den  Tra(;Ililien  und 
Komüclien  des  N.'lvjns  kommt  nur  <lic  Form  honiines  vor, 
io  Danae ,  fr.  tl.  (»vninasf.  fr.  2-  Lyciirjf.  fr.  ".  (cd. 
Bothe,  fra^m.  tra^.  et  com.).  Ennins  endlirli  hat  aurh 
tlie  übliche  Form  Alexand.  fr.  '.>.  —  Zweifelhafter  ist  es 
mit  der  Form  fjunmde ,  die  Hr.  B.  Pseud.  1,  3,  ti7.  Rini. 
II,  4,  35.  fi,  10.  1\'.  :,  17-  Tri.r.  I,  'J,  J.  .0,  J.i.  II,  ^,  ,373. 
gesclirielien  hat.  Diese  Form  (indet  sich  allerdiii(;s  nach 
dem  Zeugnisse  des  Fest.  p.  'J2I.  pd.  Lind,  in  der  älteren 
Latinitat  und  selbst  noch  bei  Liieret.  I,  (i41.  III,  /94- 
nnil  V,  138,  und  soll  nach  der  Anj^abe  des  Charis.  p.  IS') 
(die  Stelle  habe  ich  in  der  Lind.  Ausgabe  nicht  finden 
können)  auch  im  Plautus  vorgekommen  sein;  doch  in  den 
erhaltenen  Stücken  scheint  sie  erst  durch  Hrn.  ß.  ein- 
geführt zu  sein,  »o  in  den  poet.  scen.  an  folg.  Stellen: 
Asin.  y.  4t(i.  Capt.  9.?1.  Epid.  (H.  Mcnaechm.  ö"7.  Dlerc. 
70«.  Mit.  glor.  353.  SOC.  Poen.  4ö(i.  filiO.  1149.  Pseud. 
231.  Rud.  3(i<.  39'.  Stich.  4l7.  !>(i^.  6(i.i.  Trucol. 
34H.  59'2.  Analog  diesem  qiiamde  versuchte  Hr.  Bothe 
frülier  auch  die  Form  tamde  einzuführen,  Amph.  833- 
(III,  4,  ?. ),  doch  hat  er  selbst  in  den  poet.  scen. 
diese  Aendening  zurückgenommen.  Auch  i§t  die  Form 
ianide  keineswegs  gesichert  ,  denn  das  Zeugniss  des 
Fest,  kann  hier  nichts  gelten,  da  dieser  von  einer  Form 
tarne  spricht,  die  erst  von  Lips.  epist.  quaestt.  III,  'JO- 
■in  tamde  rerändert  ward,  und  da  die  hierher  gehörigen 
Worte  des  Fest,  ursprünglich  nur  als  Glosse  neben  dem 
Texte  standen,  s.  Lind.  p.  733.  iVlit  welchem  Rechte 
aber  Hr.  H.  znm  Ruil.  IV,  7,  17.  sagen  konnte:  quatitde 
pro  quam  dixerunt  retcres,  iit  simulde  pro  simul ,  und 
was  ihn  berechtigte,  Pseud.  1,3,  7S.  sininlde  (in  den 
poet.  scen.  auch  noch  IVlerc.  778.)  und  I,  3,  07.  post- 
quamde  zu  schreiben,  weiss  ich  niclit,  da  die  alten  Gram- 
niatiker,  meines  Wissens,  dieser  Formen  nirgend  ge- 
denken. —  Mit  grösserer  Bestimmtheit  lasst  sich  wohl 
laugnen,  dass  Plautus  tarn  für  tamen  gebraucht  habe,  was 
Hr.  B.  in  dieser  Bedeutung  im  Plautus  eingeführt  hat, 
Rud.  IV,  Ö  >  1»  sowie  schon  früher  in  den  poet.  scen. 
ffllil.  glor.  1344.  Meii.  170;  denn  wenn  auch  Fest.  p.  lö-D 
und  '..'73  diesen  Gebrauch  der  alteren  Latiiiitat  vindicirt, 
so  berechtigen  doch  die  Schriftsteller,  die  er  zu  diesem 
Beliufe  anführt,  ^aiius,  Ennius  und  Titiniiius,  noch 
nicht  zii  der  Annahme,  Plautus  habe  aurh  so  gespro- 
cieii.  Freilich  lebte  Titinnins  sogar  spater,  als  Plautus, 
zwischen  diesem  und  Terenz  ,  wie  Nenkirch  de  fab.  tog. 
p.  ^9  —  tOÜ  wahrschcinlii  h  gemacht  hat,  dodi  geht  aus 
den  auf  uns  gekommenen  Fragmenten  hervor,  ilass  er  in 
Aeiiier  Darstellung  keineswegs  zu  der  Richtigkeit,  Fein- 
heit und  Leichtigkeit  gekominmen  sei,  wodurch  Plautus 
80  glänzte.  Wenn  aber  Hr.  Weise  zu  IMen.  II,  3,  41. 
berichtet,  Festiis  führe  ausdrücklich  diese  Stelle  als  Be- 
leg für  tam  in  der  Bedeutung  von  tarnen  an,  so  hat  er 
eich  einen  kleinen  Irrthuni  zu  Schulden  kommen  lassen; 
in  der  Ausg.  des  Fest,  von  Lind,  steht  diese  Behauptung 
allerdings,  doch  nicht  als  Behauptung  des  Festus  selbst, 
«ondern  als  die  des  Dacier,  s.  p.  733.  Dagegen  sclieint 
tam  in  der  Formel  tam  gratia  est,  die  sich  Pseud.  11,4)  '22 • 


Men.  II,  3,41.  und  Stich,  III,  2,  18.  findet,  handschrift- 
lich sicher  zn  stehen,  doch  ist  auch  hier  tam  nicht  in 
der  Bedeutung  von  tarnen  ta  nehmen,  wie  es  die  Hrn. 
B,  und  Weise  fassen,  sondern  diese  Formel  ist  durch 
eine  sie  begleitende  Häiidebewegung  zu  erklären,  wo- 
durch angezeigt  uuide,  wie  sehr  Jemand  für  etwas  danke. 
—  Als  völlig  unplaiilinisch  ist  ferner  zu  verwerfen  poti 
für  potiri ,  was  Hr.  B.  Rud.  IV,  3,  29.  statt  des  hand- 
srhriftl.  polilts  schreibt.  Nachdem  Priscian.  X,  2,  U'. 
bemerkt  hat,  dass  sich  bei  den  Formen  von  potiri  ein 
Schwanken  zwischen  iler  dritten  und  vierten  Conjugation 
bemerklich  mache,  sagt  er  ausdrücklich  :  Infinitum  tamen 
secuiidum  qiiartam  semper  invenitur,  eine  Behauptung, 
die  auch  .Serv.  ad  Aen  Jll  ,  .'»(i.  bestätigt.  Wenn  nun 
aber  Noiiius  p.  47.^,  2>.  ed.  .llerc.  ein  Beispiel  vom  iiifin. 
poti  aus  der  lliona  iles  Pacuvius  anführt,  so  zeigt  <las 
weiter  Nichts,  als  dass  Paciirius,  von  dem  Cic.  Brut.  74. 
sagt:  Caecilium  et  Pacuvium  male  locutos  vidcnius,  ein- 
mal eine  sonst  ganz  ungewöhnliche  F'orm  gebraucht  habe, 
uiiil  dass  dem  Priscian  und  Servius  diess  Beispiel  ent- 
gangen sei,  beweist  aber  durchaus  nicht,  dass  auch  Plau- 
tus so  geredet  habe.  —  Als  unplautinisch  verwerfe  ich 
auch  die  Imperativform  progredimino ,  die  Hr.  B.  Pseud. 
III,  2)  7(t.  in  den  Text  setzt.  Es  stützt  sich  diese  Im- 
perativform auf  die  kahle  Bemerkung  des  Paulus  Diaco- 
nus:  famino,  dicilo,  auf  eine  Stelle  aus  Cato  d.  r.  rust: 
141,  2.  und  3  Stellen  ans  Gesetzesformeln  (s.  bei  Ramsh, 
p.  l43)  g) »  in  denen  die  Schreibart  jeiloch  noch  nicht 
sicher  steht.  In  allen  diesen  Beispielen  kommt  diese 
Form  auf  mino  nur  als  dritte  Person  vor,  wie  Struvo 
über  die  latcin.  Decl.  und  Conjug.  p.  143  bemerkt;  wollte 
man  also  die  Form  selbst  auch  weiter  nicht  bezweifeln, 
so  müsste  man  doch  immer  noch  Bedenken  tragen,  sie 
auch  als  zweite  Person  onznerkennen  ,  oder  sie,  wo  die 
Lesarten  sciiwanken,  wie  in  der  angeführten  .Stelle  des 
t'seud.,  gar  in  den  Text  auf/nnehmen.  Dieses  Bedenken 
kennt  aber  Ifr.  B.  nicht,  auch  nicht  Hr.  Weise,  der 
Epid.  V,  2,  29.  nrbitrnmino  in  den  Text  setzt,  und  dazu 
die  ungenaue  Angabe  gibt:  prisce ,  ut  quod  in  librii  le- 
gatur,  als  ob  es  wirklich  in  allen  codd.  stände!  —  Die 
Perfectform  fuvi,  die  Hr.  B.  ölter  bringt,  z.  B.  Rud.  I, 
3,   32,    V,   ,3,    3  >.    iiiid    auch    Lindem,    billigt   ad    Capt.    II, 

2,  12,  nnd  conslituveram ,  was  Hr.  B.  Pseud.  I,  .i,  13t). 
setzt,  wie  Lindem.  Amphitr.  IV,  3,  18.  consliluvi  schreibt 
und  Epid.  III,  2,  27.  und  Hosfell.  I,  2,  2.  verlangt, 
will  Rec.  sich  nach  dem,  was  Striive  p.  1()7 — 08  dar- 
über bemerkt,  gerne  in  Plautus  gefallen  lassen,  teenn 
ni'imlich  das  Metrum  durchaus  die  Annahme  dieser  For- 
men nölhig  macht,  worüber  gegenwärtig  wohl  nur  der 
Hr.  Prof.  Rifsrhl  entscheiden  kann;  aber  für  nnlateinisch 
niuss   er   die     Form    habivi    halten,     die    Hr.    B.    Pseud.   I, 

3,  Ul.  IV,  7,  129.  Rud.  I,  2,  Ul.  schreibt,  ebenso  wie 
cnnsliliveram,  was  llr.  Weise  Pseud.  1,5,  130.  bringt, 
und  iriSlitilHy  was  ilersclbe  Bacch.  IV,  9,  7.  gibt.  Vos.<. 
Ari.st.  de  analog.  III,  'J'2-  sagt:  Obsoletum  est  habivi  seu 
hubui'i ,  ab  lial>eo.  Saiie  in  illo  PI.  Asin.  III,  ,■(.  (32): 
,,Equiilem  hercle  nnlluin  perdidi  ,  qnia  iiuiiquam  ullum 
habiii",  Cdincrarins,  ne  clandicet  versus,  habivi  Ifgilj 
ut  posivi.  Lainbiiius  habuvi  praefert,  Etiam  Plauti  est 
eadem    Asin.    IV,    [.  (b2):     quat    puras    habuverit.      Die 


1071 

Formen  hiiSiai  and   habuvi  »intl  also  etat  »on  Camerarias 

und  Lninl)inii4  ilur  Aiialoj^io  nach  (rciiilrlot,  nnil  .sti'itzrn 
«irh  auf  ki-iii  Z<-ii;,'niü.s  <Mii(<s  (iraiiiinndkiTN,  iNnii  kam 
von  |)r>iii)  .illfriliiiis  ein  pf.  ^osiDi  vor,  »in  \'arro  X  7,3'. 
boriililet,  iiikI  .iiicli  cm  UiMüpiiil  ilinoii  aus  ilrr  V'iiliiluria 
«Im  Pl^utns  >  liriliriiigt ;  aher  iiarli  der  Analo^'ir  ilicdrs  pu~ 
sivi  kann  iiirlit  iialiivi  j^rbililot  »prilcii,  ivril  lialiPü  ein 
vrrlinni  purum  ist,  (loiio  nirht.  Auch  die  Form  haliuti 
eiittiehrt  «Ilrr  Bp|;rün(lnng,  (Icnii  ilie  Pcrfrctf iiilun^  uti 
»ar  nur  in  Gi-hrauch  von  Verhia  auf  uo,  ist  i»enigst«n3 
nur  bei  ili<-spn  nacliweisbar,  s.  Sfnire  I,  I,  L'ebrigens 
habpn  die  Hrn.  B.  (in  dpn  p(>i>(.  xcen.)  >in<l  Weise  an 
don  beiden  auH  der  Aulul,  aii;;erülxrten  Stelle  die  richtit;» 
Form    liabui    beibehalten. 

üiepelbp  Lpiclitfertijfkeit  ,  mit  der  llr,  B.  bei  der 
Aufnaiinip  »liitoletnr  Fiirineu  und  Auüdti'icke  verfahren^ 
itp||;t  er  auch  bei  der  Constituiruni;  des  Textes.  Ue|iet> 
all,  wo  dieser  sich  seinen  uietrisclien  Anordnungen  und 
prosndisrhen  Gesetzen  nicht  fügen  will,  wo  er  etwas 
liiiilct,  was  mit  seinen  Ansichten  lon  der  (ir.miniatik  oder 
dem  Sprachgebrauch  niciit  libereinstimnit,  ja  überhaupt, 
HO  etwas  ilmi  nicht  gleich  klar  ist,  oder  wo  etwas  ihm 
unpassend  und  ungehörig  scheint,  da  wird  augenblicklich 
der  Text  geändert,  so  dass  es  in  der  That  den  Anschein 
hat,  als  betrachte  llr.  B.  den  Plauiusttxt  nur  als  eiue 
palaestra  ingenii.  Dabei  will  es  nun  Rcc.  keineswegs 
in  Abrede  stellen, dass  Hr.  B.aiiih  in  dieser  Ausgabe  jiiaiiche 
Stelle  reeht  hübsch  zurechtgelegt,  einige  rielleicht  wirklich 
emendirt  habe,  aber  wenn  man  mit  der  Ueberzeugung,  die 
man  ans  seinen  früheren  Bearbeitungen  sattsam  gewonnen 
hat,  und  auch  hier  wieder  gleich  auf  tien  ersten  >Seiten  bestä- 
tigt findet,  dass  Hr.  B.  durchaus  nur  augenblicklichen  Ein., 
gpbuiigcn  nachgehe ,  ohne  eine  Stelle  sorgfaltig  und  mit 
genauer  Erwägung  aller  in  Betracht  zu  ziehenden  fllo- 
meiite  geprüft  zu  haben,  an  solche  Stellen  kommt,  so 
sträubt  sich  doch  auch  bei  ihnen  das  Gefühl  gegen  die 
Annahme,  in  Hrn.  B.'s  Conjecturen  die  lirsp.tingliche 
Hand  des  Plautus  zu  finden,  und  mau  sehnt  sich  immer 
Boch  nach  der  vollständigen  Alillheilung  des  kritischen 
Apparates,  um  zu  sehen,  ob  durch  ihn  sich  rielleicht 
doch  nicht  etwas  Anderog  ergebe,  als  was  durch  Hrn, 
H.'s  ingeniuoi  gefunden  ist.  Um  nur  einige  solcher  Stel- 
len anzuführen,  au  denen  man  für  jetzt  wenigstens  an 
Hrn.  B.'s  Conjecturen  festhalten  kann,  nennt  Rec.  Pseud. 
J,  ?,  7,'.,  HO  Hr.  B.  für  nimis  suin  stullus,  nimium  in- 
dnctug  yut  schreibt:  nimium  stultus,  nimium  ind.  fui  ; 
H,  1.}.,  wo  geschrieben  wird:  (jnin  revocas,  Pseudo/e? 
quin  properas,  priusquam  abeat?  Vgl.  I,  3,  4^.  ü().  löl. 
Rud.  1,1,  ','+.  '2,  8)  etc.  Eine  grössere  Anzahl  Stellen, 
mit  deren  Aenderung  er  sich  nicht  einverstanden  erklären 
kann,  beizubringen,  hält  Rec.  für  seine  Pflicht,  umsein 
im  Olligeil  ausgesprochenes  hartes  (Jrtheil  auch  als  ein 
gerechtes  nachzuweisen;  er  wählt  dazu  einig»  Stellen 
aus  dem  Pseud.  uiiil  Ruil.,  und  sehliesst  den  Truculentiis 
gänzlich  ans,  weil  das  .Stück  bekanntlich  das  rerdurbenste 
im  gaiizeu  Plautus  ist,  und  sich  hier  gerade  am  wenig- 
sten durch  Conjecturalkntik  mit  Sicherheit  feststellen  lässt. 

Pseuil.  {,  I ,  .{ —  J:  Duuruin  labori  ego  honiinum  par- 
sisseiit  liibens ,  'Mei  te  rogandi  et  tui  respondendi  mihi. 
Hierzu  bemerkt  Hr.  U.  :    Excusant  hellcnismum,   cum   haec 


1072 

iia  legantnr  apud  Gellium,  sed  vix  dnbito,  qain  ponen- 
duin  sit  Meo  le  rog.  et  tuo  r.  mihi  ,  vid.  Gronov.  Vul- 
gata  vel  nuxncpuji'in  arf;uuntaT  ,  et  constat,  i  et  o  litte- 
ras  commutatas  interdum  esse  a  librariis.  Allerdings 
dachten  <lie  früheren  Herausgeber  hier  unbegreiflicher 
Weise  an  einen  hellenismus ,  indem  sie  lahori  niei  für 
labori  meo  nahmen.  Ja  ,  selbst  Reisig  Vorles.  über  die 
lateiii.  Sprach«,  p.  657  sagt:  ,,Das  .Angehören  überhaupt, 
den  Besitz  muss  man  durch  das  pron.  poss.  ausdrücken; 
doch  Plautus  und  Einzelne  seines  Zeitalters  versuchten, 
hier  das  Griechische  nachzuahmen,  und  sagten  pater  mei 
statt  meus  ;  dergleichen  einzelne  Beispiele  s.  bei  Gellius 
W.  ,  (j."  Gellius  berichtet  I.  I.  übpr  eiue  Unterredung 
mit  dem  Grammatiker  Apullinaris  .Sulpicius,  dieser  führt 
unsere  Stelle  an,  und  sagt  dann:  ßlei  Plautus  hoc  in  loco 
nun  ab  eo  dixit,  quod  est  meus,  sed  ab  eo,  quod  est  ego. 
Itaque  si  dicere  velis  patrem  mei  pro  patrem  meum,  quo 
Graeci  modo  tud  no.T£{ia  fJiiv  dicuiit,  inusitatn  quidem, 
seil  recte  profecto  eaque  ratione  dices,  qua  Plautus  dixit 
laiori  mei,  pro  labori  meo.  Die  andern  Beispiele,  die 
Apollinaris  weiter  anführt,  und  unter  denen  nur  noch 
eine*  aus  dem  Plautus  ist,  sind  verschiedener  Art.  Es 
liegt  auf  der  Hand,  dass  der  alte  Grammatiker  den  Wald 
vor  Bäumen  nicht  sah,  denn  klar  genug  ist  es,  dass  mei 
und  tui  nicht  mit  labori  zu  verbinden,  sondern  Apposi- 
tion zu  duorum  hominum  im  vorigen  Verse  sind.  Aber 
dass  frühere  Herausgeber  des  Plautus,  ja  selbst  noch 
Hr.  B.  ,  nachdem  er  den  Plautus  schon  viermal  bparbei- 
iet,  noch  in  seiner  fünften  Ausgabe  dieses  Stückes  unsere 
Stelle  nicht  mit  eigenen  .Augen,  soudern  durch  <lie  Brille 
des  alten  Apollinaris  beschauten,  dass  neuere  Gramma- 
tiker, ohne  ilen  Plautus  selbst  anzusehen,  dem  Apollinaris 
blindlings  nachsprachen,  seine  Worte  noch  verdrehten, 
und  dem  Plautus  die  Verbindung  pater  mei  zuschoben, 
ist  in  der  That  stark;  erklärlich  aber  wird  es  aus  sol- 
chem Verfahren,  wie  nian  sich  allmählich  daran  hat  ge- 
wöhnen können,  dem  arnien  Plautus  Spracliwidrigkeiteu 
aller  Art    zuzutrauen  Die    nächste  Bemerkung    des  Hrn. 

B.  bringt  uns  wieder  einen  Aenderuiigsvorschlag.  Zu 
den  Worten  vs.  14:  Licet  me  id  scire  ,  quid  sit,  bemerkt 
Hr.  B.  ganz  kurz:  Suspicnr,  Plaiitum  scripsisse  :  licelne  ? 
Warum?  Will  Pseud.  nicht  fragen:  Kann  ich  nicht  er- 
fahren, was  dich  quält,  ich,  der  ich  früher  um  alle 
deine  Gedanken  wnsste?  —  In  derselben  Srene  vs.  '5K. 
schreibt  Hr.  B. :  Ps,  Tace,  dum  tabellas  perlego,  ergo. 
Ca.  Quin  legis?  IV]it  ergo  beginnt  sonst  Calidorus  seine 
Frage,  dagegen  bemerkt  aber  Hr.  B. :  non  memini  roe 
lej^re  apud  auctores  Ergo  quin.  Darin  mag  er  Recht 
h^^en ,  sowie  auch  wohl  Jeiler  zugeben  wird,  dass  ergo 
quin  nicht  für  quin  ergo  gesetzt  werden  könne;  aber  hier 
sind  beide  Partikeln  ja  gar  nicht  mit  einander  zu  ver- 
binden, Calid.  ist  ungeduldig  und  ärgerlich,  dass  Pseud. 
noch  immer  nicht  anfängt  zu  lesen.  Als  ilieser  nun 
gesagt  hat:  Tace,  dum  tabellas  perlego,  so  sagt  Cal. 
Ergo  —  sc.  jam  lege,  und  als  Pseud.  doch  noch  nicht 
anfängt,  zu  lesen,  fügt  er  ungeduldig  hinzu:  quin  legis? 
I,  !,  inj:  Spero,  alirunde  hodie  me  bona  operad 
liac  mea  Tibi  inventurum  esse  auxilium  argentariiim.  So 
schreibt  Hr.  ß.,  in  den  Handschriften  steht,  wie  er  be- 
merkt: bona  opera  aut  hac  mea,  was  oiTeubar  besser  ist, 


1073 


1074 


aU  Hrn.  ß.'s  bona  operad  hac  inra ,  ilpiin  »oratif  soll 
das  hac  niea  bona  gelieii?  lilrilt  man  bei  ilrr  Viilgaia, 
so  hat  mnn  eiiipii  passpntien  Gri^pnsafz,  ileiiii  bei  <|pn 
Worten  aut  hac  inea  kann  man  dann  nnr  an  eine  mala 
opera  denken.  —  Ii  li  1U8:  Quo  parto  quantas  soleam 
turbelas  dare.  In  den  rodd.  stellt  hinter  pacto  noch  et, 
»as  Hr.  li.  schon  in  den  puet.  scen.  mit  der  Bemerkung 
festlichen  hatte:  Vix  recte  libri  :  et.  Den  Grund  vcr- 
ma;;  ich  nicht  einzusehen.  Vielmelir  uird  die  Rede  des 
Psend.  durch  Hinzufii^inf  des  et  rulinirediger.  Auch 
nird  et  i;eschi'it/t  durch  die  Anführung  dieser  Stelle  ron 
Ser».  ad  Acn.  IV,  301.  —  I,  1,  118  —  20:  Si  neminem 
alium  potero,  tuom  tangani  patrem.  Calid.  üi  te  mihi 
omnes  servent!  Verum,  si  potes  Pictatis  causa  rel  etiaui 
niatrcm  (|(ioque.  Die  beiden  letz(cn  ^'crse  hat  Hr.  B. 
umbestellt,  was  sollen  aber  dann  die  Worte;  verum,  si 
Jjotes  hci.sscn?  Wahrscheinlich:  atei'\  wenn  du  das  nur 
kannst;  also  si  potes  soll  so  viel  sein,  als  nioilo  possis! 
Rost,  öpusc.  Plaut,  p.  233  — '2:j4  erklart  die  Stelle  im 
Ganzen  richti»,  nur  fasst  er  die  Worte:  pietatis  causa 
schief,  wenn  er  saj;t:  lilius  matrcm  suani  piefafis  causa 
decipiend.im  esse  non  aliler  potest  ilircre,  quam  per  jo- 
f um  ,  ab  aiiinio  maxinia  reruni  snarnni  cura  in  praeseiiti 
sollicito  alienissiniuni.  Unde  apparet,  non  posse  pielalis 
causa  dictum  esse  pro  pietatiH  gralia;  sed  ifa  videri  po- 
gituiii,  ut  causa  non  eflicienteni  aliqiiam  rationem  ant 
iincm  rei  propnsitum  significet,  verum  i<l  indicet,  quo  non 
prohibeatur ,  quo  minus  aliqnid  fiaf,  und  <larnach  über- 
setzt: ,,diich  wenn  du  kannst,  Ich  halt's  fi'ir  keine  Siinile, 
prelle  die  IMutter  auch."  Pseud.  hat  dem  CaliJ.  die 
Versicherung  gegeben,  er  «erde  ihm  das  Geld  schaffen; 
darüber  soll  dieser  nicht  in  eine  frohe  Stimmung  kom- 
men, nicht  scherzen  kUnnen?  Gleich  seine  nächsten 
Worte;  orulum  ntrum,  an  in  aurcm?  sind  ja  auch  ganz 
in  scherzhafleui  Tone  gesprochen.  So  also  auch  unsere. 
Als  Pseud.  gesjgt  hat,  wenn  er  keinen  Andern  prellen 
kOnne ,  so  werde  er  sich  an  seinen  Vater  machen,  will 
Calid,,  um  zu  zeigen,  dass  er  beide  Eltern  gleich  sehr 
liebe,  Pseurl.  solle  auch  die  Mutter  prellen.  — ;  1,  2,  31. 
schreibt  Hr.  B.  nach  einer  Cunjectur  von  Acidalius:  Vorsa, 
sparsa  ,  tersa ,  sttata,  l^ütaqne,  cocta ,  oninia  uti  sint. 
Für  sparsa,  tersa  steht  in  den  meisten  codd.  praesterga. 
Offenbar  hat  Plautus  weder  sparsa,  noch  ciicta  geschrie- 
ben: jenes  nicht,  weil  es  nur  Erklärung  des  vorsa  ist, 
wie  denn  auch  Serv.  ad  Aen.  I,  478.  bei  iler  Anführung 
dieser  Stelle  vorsa  durch  sparsa  erkl.'irt;  dieses  nrcht, 
weil  ilas  Kochen  nicht  Sache  der  Sklaven  im  Hause, 
sondern  des  erst  vom  forum  zu  holenden  Koches  »»^r. 
Roc.  schlägt  vor:  Vorsa,  <ersa,' strata,  lautaque  unctnque 
6ntnia  ut  sient.  —  I,  2,  42:  nunc  ego  scibo  atqne  ho- 
die  experiar,  Quae  capiti,  qua«  ventri  operain  Avi,  quae- 
que  rei,  quae  somno  sludeat.  So  Hr.  B.  ,  die  codd,: 
qiiaeque  suaerei,  und  suae  darf  hier  gar  nicht  fehlen, 
denn  ßallio  z.'lhlt  die  Het;(ren  auf,  die  nicht  seinen 
Vortheil  im  Auge  haben  ,  sondern  ihrer  üeqiieinluh- 
keit  leben.  Läse  man  nun  ^uaeque  rei  studeat,  so 
würde  das  ßezi>ichnnng  einer  Hetäre  sein,  mit  der  Bal- 
lio  zufrieden  sein  müsste.  —  I,  3,  101:  at  minuniis  me 
extis  placari  volo.  So  schreibt  Hr.  B.,  ohne  zu  berück- 
sichtigen, was  Rost  opusc.  p.  239—  42  über  diese  Stelle 
^cilsclir.  f.  d.   Jltcrtliumiw. 


gesagt  hat.  Dem  Rec.  scheint  Rost  gründlich  nachge- 
wiesen zu  liaben,  dass  es  heissen  müsse:  agninis  me 
Pxtis.  —  I,  3,  103:  Ergo  ulrimqiie  tibi  nunc  delectum 
para:  Ex  illis  exqnire  iniiltis  unnm,  qui  certus  siet.  Fdr 
ntriinqiie  schreibt  Hr.  B.  ex  coiijectnra :  utcunr/ue,  ohne 
den  Sprachgebrauch  des  Plautus  zu  berücksichtigen;  ilenn 
wo  Plautus  nfcunque  braucht,  ila  lasst  er  einen  icirrelä- 
tiven  Satz  mit  ita  ,  wie  Barch.  IV,  3,  2H.,  odek-  mit  exili, 
wie  Epid.  I,  1,  47.  Poen.  III,  5,  9-,  folgen.  Inwiefern 
ntrinique  inepto  sei,  wie  Hr.  B.  meint,  sehe  ich  hitht 
ein;  die  Worte  heissen:  Also  mache  jetzt  unter  ihnto 
auf  beillon  .Seiten  eine  Auswahl,  d.  h.  zwischen  deil  zu- 
verlässigen und  den  nnzuvprl;i.«sigen  Freunden.  Der  ko- 
mische Anstrich,  den  diese  Worte  haben,  würde  ilu^ch 
ulruniqne  ganz  verloren  gehen.  —  I,  ö,  ÖS  —  f)  I  :  Sc. 
niin'  doinino  scrvos  tu  surcenses'?  PL  NaHi  tibi,!Miriim 
iil  videtnr?  Sc.  Hercle  (]üi,  nt  tü  Jiraedicas,  Caveiidnm 
est  mi  abs  te  iratj,  Uaudque  alio  tu  modo  IMe  verberare, 
atqiie  egil  t<?  siileo  ,  cö^itas.  Zu  dem  ersten  dieser  Verse 
bemerkt  Hr.  B:  Hercle  —  tjui  cavendunl.  Haec  qiinque 
f.iniiliariter  dicta  sunt  per  anar(iliitli<in  prb  hoc:  Hercle 
qui  cavere  debeo.  Solche  Anaknlutlie  lassen  siih  im  PI. 
nicht  annehmen;  es  ist  zu  scbreilien:  Hercle  cui  —  ca- 
veiidnm est  abs  te  ir.  etc.,  mi  ist  als  Glosse  zu  streichen. 
Hrn.  B.'s  Conjectiir  haudque  für  atqiie  v.  ö9.  gibt  aller- 
dings einen  passenden  Sinn,  doch  Iw'ltte  Hr.  15.  auch  nach- 
weisen müssen,  dass  sich  handqiie  zur  Verbindung  von 
S.'ltzen  finde,  was  H.-ind  Tursell.  IM,  p.  36  mit  gutem 
Grunde  geleugnet  hat.  Hr.  Weise  weiss  leicht  über  die 
Seil»  ierigkeiten  ilieser  Stelle  hinw.egzukomnien ,  er  sagt: 
^'idetur  qui  prb  quoninm  dictum.  Alio  modo  est  vicissim! 
In  welchem  Sinne  die  Worte  atqne  alio  tu  modo  —  co- 
gitas  iu  nelimen  seien,  geht  aus  v.  ß.j.  hervor,  wo  Simo 
sagt:  Irafus  sit  ;  ego,  ne  quid  noceat ,  cavero,  i>lso  heis- 
sen die  fr.iglirhen  AVorte:  Du  gehst  danfit  um,  mich  auf 
andere  Weise  zu  züchtigen,  als  ich  dich  zu  züchtigen 
pflege,  d.  h.  du  gehst  damit  um,  mich  zu  übei  listen.  — 
1,  h,  82.  Pcccatan'  ea  sunt?  So  Hr.  B.,  die  codd.  geben 
perrata  mea  sunt;  animum  etc.,  uml  das  uiuss  beibehal- 
ten wi'rden,  weil  es  allein  zum  P\>lgenden  passt.  Richtig 
erklärt  Hr.  Weise:  ego  ipse  pro  nie  dlcere  possuin.  Ego 
commisi  mea  peccata ,  non  tu.  Nach  dieser  Zurechtnei- 
siing  des  Calliplio  wendet  sich  dann  Psend.  an  den  Simo. 
Läse  man  mit  Hrn.  IJ.:  peccatan'  ea  snnt?,  so  wäre  diese 
Frage  schon  an  den  Simo  gerichtet,  was  wegen  der  fol- 
genden >Vorte  unpassend  ist.  Rost  hat  den  Sinn  der 
.Stelle  ganz  verkannt,  wenn  er  übersetzt:  „Halt  ein!  ich 
kenne  mich  am  bessten.  Calliplio.  Gefehlt  ist  allerdings 
von  mir;  doch  höre  jetzt'  etc.  D.is  wäre  ganz  gegen 
den  Charakter  des  ket-ken ,  trotzige«  Pseii'if.  —  11,  I,  21. 
hätte  für  ignorahilis  wohl  ignohilis  gesclirieben  werden 
müssen,  ila  Festiis  p.  (84  gerade  diese  Stelle  iiAd  nuten 
IV,    2,   y.    für    iiobilis    in    der  liedeutiiiig  von  nntils  anführt. 

111^   ^,    28    -   29:    Teritur    sin.ipi    scelerattim  ;    illis,    qui 

ternnt,  PriiisqiianV  teruerunt,  ornli  ut  ixstillent,  farit. 
Dazu  Jtr.  B.:  Älss.:  siniipia  cetera  cum;  ei\i\.  male:  sina- 
pis  sceleruta  cum,  und  zu  v.  'J'J:  teruerunt.  Prisi'ian. 
(iuX<'tyiJ>^-  ^'ulgo:  trivh-unt.  Hat  Hr.  B.  wirkliih  den 
Prise,  nacligeleseii'?  Ich  glaub'e  schwerlich,  denn  sonst 
würde    er'  wohl    im    Texte    anders     geschrieben,     in    dCn 

73 


1075 


1076 


Anmprkiiii^on  RirliJigfrros  anjegolieii  liabpn.  Prisri&n. 
»Sit  Xl  ,  3,  12  :  '•'"'  gimimi  >  liuc  siriapi  ,  iiiagi» 
prrrjjniia  sunt:  ijuniiiiis  (juidaiii  haec  siiiapis  ilixe- 
ruiit,  iit  Plautiis  in  Psnuliilo  :  Tcrifiir  siiiapis  srelrraia 
cum  illis;  <jiii  ti-runt,  priuscjuaui  triipriiit,  iitnli  ut  ex- 
.tlillciit  facll.  Mag  Prisr.  iliv  Stellen  aus  ilrn  Alten  auch 
ungenau  tfonu;;  aiili'iliren  ,  so  ist  ilini  ilocli  in  tiein  zu 
trauen,  »as  er  zum  Hele^  einer  {;rauimatisrlien  INDtiz 
beibringt.  Also  liHtte  Ilr.  li.  aus  dem  Prise,  entnehmen 
«ollen,  (lass  Plaiitus  liier  sinapig  als  feiiiin.  {;ebrauclit 
habe ,  Dioehto  das  Cebrij^e  nun  auch  von  Prise,  falsch 
oder  iin<;enau  anj^efriiirt  sein.  Freiluii  kann  zum  Scliutz 
von  sinapi  Cliaris.  angi'führt  «erden  ,  bei  dem  es  p.  34 
ed.  Lind.  Iieis!<t:  Gninini  et  siVirtyy«  üraera  sunt,  et  Plau- 
tus  dixit:  Teiitur  siniipi;  allein  selbst  wenn  Charis.  un- 
sere Stelle  im  Auge  geliabt  hfltte,  »as  ilorli  imch  nicht 
als  ausgemarhie  .Sache  anzusehen  ist,  müclitc  ich  hier 
das  übereinstimmende  Zeuj;niss  des  Prise,  und  des  Scrv,, 
dessen  AVorte  sogleich  beigebracht  «erden  sollen,  höher 
stellen,  als  ilie  Auctorität  des  einen  Charis.  AVenn  Hr. 
Weise  lermuthet ,  für  scelerata  sei  lielleicht  scelera  als 
abgelvi'irzte  I'"orm  von  ersferem  zu  schreiben  ,  da  die  Pall. 
celerd  gaben,  so  hatte  er  seine  Veruiutliuiig  zur  Ge»iss- 
heit  erheben  können,  «enn  er  bei  griimlliilieren  Vor- 
studien gefuiiilen  hatte,  dass  Serv.  ad  Aen.  i.V ,  4y(i. 
unsere  Stelle  anfiihre,  und  sage:  Dcriiaiit  (sc.  fuueron) 
veteres  secutus,  ut /■««?/•««»  pro  y««es/a  diccret,  ut  honio 
gcelerus  sicnti  scelestus  >el  scelerosus  rlicebatur.  PI.  in 
Pseuiliilo:  Feritur  (I.  tcritur)  siiiapin  scelera.  In  eadeui 
(IV,  ä,  3.) :  Nunc  jube  venire  Pseudoliim  scelerum  caput, 
i.  e.  sceleslum.  Aber,  um  auf  Ilrn.  13.  zuri'ickzukomnien, 
wie  erhall  denn  <lie  Form  terueiunt  Bestätigung  durcii 
den  Prise?  In  der  Ausgabe  von  Putsch  steht  tiiverunt, 
in  der  von  Krelil  triverint  im  Texte.  Fast  glaube  ich, 
Hr.  B.  habe  seine  IVotiz  aus  Voss,  de  anal.  III,  30,  der 
im  Prise,  allerdings  aus  der  ed.  Veiiet.  1.,  teruerunt  le- 
sen «ill;  docii  scheint  mir  das  selir  uiuvahrsclieiiilicli, 
da  Prise,  sonst  ge«iss,  ho  von  der  Conjugation  des  terere 
die  Rede  ist,  auch  terui  als  Perfect  angeführt  haben 
MÜrde,  er  nennt  aber  an  beulen  hierher  gehörigen  Stel- 
len (X,  7,  41.  und  8t  43-)  nur  trivi.  Die  Form  terui 
kennen  «ir  nur  aus  der  Angabe  des  Velius  Longus  p.  1^234  P. 
und  des  Charisius,  p.  l47  ed.  Lind.,  endlich  aus  dem 
compos.  allerui  bei  Tibull.  1,4,  48.  Uebrigens  hatte 
die  (Jebereinstimmung  der  codd.  und  die  ßerücksicbtigiing 
des  Sinnes  Hrn.  B.  sagen  müssen  ,  dass  cum  nicht  zu 
streichen  sei,  und  dass  das  Seniicolon  nicht  hinter  illis, 
sondern  hinter  tcrunt  stehen  müsse  ,  «ie  Hr.  Weise  rich- 
tig intcrpuiigirt  hat.  Der  Scherz,  der  in  iliesen  Worten 
liegt,  verschwindet  ganz  bei  der  Interpuiution  des  Um. 
B.  _  IV,  1,  4.t  — 50.  S.  llliccine  est?  Ps.  lllic.  S.  IMala 
nierxest,  Pseudole  :  illuc,  sis,  vide :  Noiiprorsus,  verum 
ex  traiisvcrso  cedit,  quasi  Cancer  solet.  Dazu  Hr.  B.  : 
Vulgo:  lilic  est.  .S.  Mala  iiierx  est,  Ps.  Illuc  etc.,  sed 
contiiient  vcrba  illuc  —  solet  causam  ,  cur  leno  mala 
merx  csso  videatur  Simmiae  :  ijuare  haec  omnia  sub  per- 
sona ejus  let^eiida  sunt.  Was  «are  das  aber  für  ein  Grund: 
Weil  der  Kuppler  nicht  geradeaus  ,  sondern  schräge  geht, 
wie  ein  Krebs,  ist  er  eine  mala  iiierx'  Vielmehr  gehö- 
ren die   Wurte :     Illuc,    sis,    vide    etc.    oiTenbar    dem   Ps. 


an,  «ie  eine  nähere  Belrachtiing  der  Rolle,  die  Ps,  hier 
ileiii  Sinimia  gegenüber  spielt,  ergibt.  Ps.  hat  t-iiien  Ge- 
nossen gefiinileii,  der  ihn  an  'Schlauheit  und  Leberiniith 
noch  übertrifft,  und  ihn  diese  (jeberlegeiiheit  ileutlich  füh- 
len lasst.  Dadurch  kommt  Ps.  in  Verlegenheit,  er  lobt 
ihn,  »ill  .Spasse  machen,  aber  Siinmia  behandelt  ihn 
stets  mit  Verachtung,  und  verweist  ihn  zum  Sch»eigen. 
Endlich  verheist  ihm  Ps.  grosse  Belobnuiigen ,  «venu  er 
seine  Sache  gut  mache;  und  entlockt  endlich  dadurch 
dem  Simmia  ein  freundliches  Gesicht.  Nun  wird  der 
geschlagene  und  gedemülhigte  Ps.  wieder  etwas  crmu- 
tbi;;t,  und  macht  Spasse,  um  dem  Simmia  eine  bessere 
nieinung  von  sich  beizubringen;  so  v.  47-  und  so  auch 
liier.  —  IV,  2,  21:  Quod  est  ei  honiini  iiomen?  Hr.  B.: 
Libri  soloece:  guid.  Auch  Rucl.  lY ,  4,  ll(j.  und  ll'J. 
ändert  Hr.  B.  in  ilcrselbeii  \'erbiiidung  das  handschrift- 
liche quid  in  qnod.  Dass  indess  Plautus  öfters  sage<^utJ 
nonten ,  hatte  Hr.  B.  lernen  sollen  von  Lindemann  Capt. 
V,  '2,  6.  Ainph.  I,  1,  199.  —  IV,  2,  53.  Ba.  Atqui 
isle  Harpax  quidein.  Die  codd.  geben  ipse,  was  Hr.  B. 
ohne  Grund  geändert  hat,  ileiin  diesse  Worte  gehören 
nicht  dem  ßa.,  dem  sie  Hr.  13.  gegeben,  sondern  dem 
Simmia,  und  «erden  von  ihm  bei  Seite  gesprochen,  ivie 
Hr.  Weise  richtig  bemerkt  hat.  —  IV,  4,  3-  missfälU 
Hrn.  B.  das  handschriflliche  dentatum:  dentalum  cur  di- 
lat  militem,  causa  noii  apparet.  Dentati  sunt  omnes  lio- 
iniiies  juvenfa ,  nee  placent  senes  edentnii.  Ineptum  igi- 
tur  est  hoc  epilhetou,  suspicorque,  PI.  ilixisse  peltafum , 
qui  D  et  P  litteras  perniutatas  nonnunqiiam  esse  sciain 
in  codd.  Rec.  scheint  dentatum  ganz  passend  zu  sein. 
Da  die  Thiere  ihre  Zahne  zum  .ingrilF  brauchen,  so  tvird 
ilentes  in  übertragener  Bedeutung  von  Angriffs« erkzeugen 
gesagt,  wie  von  dem  Landmann  in  Trucul.  V,  52:  quui 
sunt  dentes  ferrei,  womit  er  seine  Ilacke  meint.  Den- 
tatus  kann  also  ein  Mensch  genannt  werden,  der  mit  An- 
grilFsHerkzeugeii  versehen  ist.  Ausserdem  aber  kann  es 
auch  von  dem  verstanden  werden,  iler  seine  Zähne  zum 
Beissen  braucht,  der  Aehnliclikeit  mit  einem  bissigen 
Hunde  hat.  Solchen  Doppelsinn  liebt  aber  bekanntlich 
Plautus.  —  IV,  7,  104  —  ö:  Ba.  Meo  tu  epistolam  de- 
disti  servo?  qnoi  servo?  Ha.  Syro.  Ba.  Num  conlidit  sj« 
cophaiita  hie?  Nequam  meditatur  male.  So  ändert  Hr.  B. 
diese  .Stelle,  die  Viilgata  ist:  Non  contidit;  s^cophaiita 
hie  nequam  est:  iiiagis  med.  in.  Was  soll  mau  aber  zu 
der  Anmerkung  sagen,  die  Hr.  B.  hier  gibt,  oder  viel- 
mehr aus  den  poct.  scen.  wiederholt:  Num,  nonne  (wozu 
in  den  poet.  scen.  hinzugefügt  war  :  quod  est  rem  affir- 
iiian(is);  nequam  malum,  fraudem;  male  dolose.  Nugis  ad- 
scripseriiit,  postqua:ii  zu  nequam  male  inlellectuiii  ad  siipe- 
riora  redilissent  —  ?  Also  lernen  wir  aus  dieser  Anm.:  l)  (lass 
num  gleich  ist  mit  nonne,  2)  dass  nequam  ein  subst.  ist; 
beides  Belehrungen,  für  die  wir  jedoch  Hrn.  B.  keinen 
Dank  schuldig  zu  sein  glauben.  Die  Vulg.  ist  beizube- 
halten ,  nur  dass  nugis  als  Glosse  zu  streichen  ist.  Auf 
die  Frage  <les  Balliu:  quoi  servo?  muss  sich  Harpax  erst 
etwas  besinnen,  da  ihm  der  Name  des  Sklaven  nicht 
gleich  gegenwärtig  ist;  als  er  ihn  gefunden,  spricht  er 
ihn  do(  h  noch  etwas  unsicher  aus,  weil  er  seiner  Sache 
noch  nicht  ganz  gewiss  ist.  Das  bestärkt  aber  den  Bal- 
lig  in  seiner  Meinung,  Harpax  sei  vom   Ps.   abgeschickt, 


1077 


1078 


ihn    za    prellen,    triumphirenil    ruft    er    Halier    aus:     fion 
confiilit;   SNC.  Iiic  n.    est   etc.,    seine  Freuile    ist  um  so  griis- 
•er,    ila    er   im    Vorhor{tplipnilcn    schon    besorgt   govorilen 
»ar,   er    uiiiriite    es   mit  (lern  e«  Jiten  Ilarpax  zu  tliun  liabeu. 
Hr.   Weise     behalt    «lio    \'ulga(a    bei,    und     erkh'irt  sie   su  : 
Kun(]uani    Syro   tantum    confnlit,     ut   ilaret   ejiistolaui  ,     »as 
Rcc.    nicht    versteht.    —    IV,    S,   7.     Hatte    llr.    D.    jjeles.ii 
und   berücksichtigt,    was   Becker   d.   com.   Rom     fab.   p.  64 
—  65    über    diesen    Vers   sagt,     so    würde    er    uiiht    Doluiil, 
gondern    doluiii    geschiieben    haben.     —     V,    'J ,    3(J  —  31. 
Orna    hunc    hominem    Atijue    me    conseijiiere    huc,   sis.     Si. 
Ego    ita   ornem   tel    Ps.    Ornabis,   sein.      Dazu    Ilr.    üotlic: 
Orna,  ornem,   urnabii   i.   e.    honora   eit.    eo    se     honorari 
ruit   a  Simone,    ut  is  secuni  intrueat  potatum.    Libri,  nienda 
liaud     insolita:     Onera    etc.       Uie     liandscliriftliclie    Lesart 
ist  beizubehalten  und  onerare  dai'on  zu  verstehen,  dass  Simo 
ihm  ilas  Geld  geben   soll.     Daran,  dass   oriiare  für  honnrare 
stehe,   ist  natürlich  auch  nicht  im  l^nfrerntesten  zu  denken, 
liuil.    prol.     V.     10.     hat    l!r.    U.     freilich    Recht    daran 
gethan,    dass    er    das   veraltete    alinta     nicht    aufgenommen 
hat,   aber   das    alia,    was   er    und    llr.    Weise   dafür   setzen, 
inüchte    erst   der    spätesten    Latiiiit^t    angehören,    s.    Hand 
Turs.  i,  p.  219.    Hier  ist  atio  zu   lesen,   nas  auch  im  cod. 
Beroaldi   stehen   soll.    —    Zu   den  beiden  folgenden  Versen: 
Qui   fartad    hoininnm,    mores,   pietatem  et  fidein  Noscainus, 
Qt   uueim]ue   adjuvent   opnlentia    gibt   Hr.    li.    folgende    Be- 
merkunt;:     \'ulgo:     ut    qii.    adjuvet    Opulentia ,     qnac    et 
affectate   dirta   sunt,    et   parum  cohaerent  cum  snperioribus ; 
quare   dedi   adjuvent  Ofiulentiä,    ut   stellae    perspicere  <li- 
rantur    hominnui   facta,    mores,   p.,    f.,    qiiomodo    illis   pro- 
sint    ad     opcs    acijuirendas.       Zu     welchem   Ziierke  sollen 
die    Sterne     das    lernen?      Heisst     es     nicht    im    Folgenden 
ausdrücklich,    dass    nicht    die    Menschen    sich    ihr   Glück 
selbst  rcrschaireii    durch    ihre   Thateii   etr.  ,   sundern    dass 
Jupiter   diess   ihnen    nach    Verdienst   zutheile'?    Die    Sterne 
aber   haben   den   Auftrag,    dem   Jupiter    die   Menschen   an- 
zuzeigen,  die    belohnt   zu    werden   verdienen.    Was  Hr.  U. 
gegen   die    Vulgata  sagt,    gilt  nur   dann,    wenn   man   opu- 
lentia  gross   schreibt,    und    als    nomin.    nimmt,    aber   es   ist 
abl.    und    adjuvet   ist   auf  Jupiter   zu    beziehen.  —  1,2-  14. 
Si   sapiam:    hunc,   quo    nie  niactat,    concinnem  lutuin.     Die- 
ser \'ers  stellt  sonst  hinter  v.  7-,    von  >vo  ihn  Hr.  B.  hierher 
versetzt  und  das  handschriftl.  hoc,  qnod  ine  m.  in  hunc,  quo 
niem.  geändert   hat.    Umstellung    und  Aendcrung  sind    ganz 
absurd;    auch    würde    man    ilen    Vers    ohne   Hrn.   B.'s   Er- 
klärung schwerlich  verstelieu,   weil  man  die  Abgeschmackt- 
heit,   die    Hr.  B.   hier   dem  Plautus   aufbürdet,    nicht  leicht 
fliäÜi.       Alan     liOre     nur    Hrn.    B.  :     hoc    mnssitat    servus, 
aversus   a   sene  :    Si   sapiain  ,    hunc   Daemonem    rcddam   lu- 
tuin  (i.   e.    interllciani) ,    quo     lutu    confodiendu    atque    ag- 
gerendo    me    maclat    sivc    excruciat.       Rcc.     würde     rufen: 
Risuui   teneatis   amici,    wenn    die    Abgeschmackllieit   nicht 
der   Art   wäre,    dass    man    nicht    einmal    über    sie   lachen 
kann.  — t-  I,   2,   24 — 2ü.    wäre    wohl   anders   geschrieben 
and    erklärt    wurden,     wenn    Hr.   B.    gelesen    hätte,     was 
G.  Hermann    über   diese   Stelle   in   dieser  Zeitschrift   liS3Ö. 
Mr.  7.   p.   58  —  59   gesagt  hat.  —  1,   2,   72:   Quiquc  Her- 
culis  socieunus   esse   diccris.    Sociennus   ist   eine  Cuiijectur 
des    Hrn.   U.    für    socius,    für    Herculis    steht    in    einigen 
cudd.   bereute ,  in  andern  liercle.      Luter  diesem  Herculin 


sociennus  soll  nach  Hrn.  B.  Jolaiis  verstanden  Herden, 
cujus  cultus  diu  vigiiit  in  Sicilia  ,  Hercule  au(  tore  (Diod. 
Sic.  4,  24.).  Dagegen  ist  zu  bemerken,  dass  die  Kr- 
wähnung  des  Jolaiis  hier  unpassend  sein  würde:  1)  »eil, 
wenn  noch  ein  Gott  erwähnt  werden  sollte,  ein  !\leergott 
hätte  genannt  werden  müssen;  2)  weil  das  Stück  in  Cv- 
reiie ,  nicht  in  Sicilien  spielt,  was  Hr.  B.  vergessen  zu 
haben  scheint.  AVic  zu  schreiben  sei,  hätte  Hr.  li.  er- 
fahren können  von  Lindem,  ad  Capt.  prol.  1  I.  Sociennus 
ist  hier  ebenso  wenig  zu  dulden,  als  Amphitr.  1,  |,  233» 
wo  es  von  Cainerarius  vorgeschlagen  war,  iinil  von  Hrn.  B. 
und  Düderlein,  S^n.  IV,  p.  2ÜÖ  gebilligt  wird.  Worte, 
die  des  Scherzes  liegen  gebildet  sind,  »  ie  diess  sociennus 
von  PI.  Aulul.  IV,  4,  32.,  dürfen  nicht  wiederholt  »er- 
den. —  1,  3,  30:  Algor,  error,  pavor,  me  .somiio  absti- 
nent. Die  Freude  ,  die  Ilr.  B.  praef.  p.  V  darüber  äus- 
sert, dass  ihm  endlich  die  Heilung  dieser  Stelle  gelungen 
sei,  kann  Rec.  nicht  tlieileii.  Im  Gegeiitheil  kommt  es 
ihm  sehr  uiniahrscbeiiihch  ,  um  nicht  nieder  absurd  zu 
sagen,  vor,  ilass  Jemand,  der  Scliiilbruch  gelitten,  und 
sich  nur  mit  IVlnhe  uiiil  Jiotli  gerettet  hat,  soiiio  er  ans 
Land  gestiegen  ,  klagen  sollte  ,  dass  er  vor  Frost  und 
Angst  nicht  —  schlafen  könne.  Wie  viel  besser  doch, 
was  Reiz  gibt:  ineinbra  ini  omiiia  tenent!  —  I)  4,  3. 
Dein  vitae  haud  parco.  Hr.  B.:  Vulgo:  Nunc  dein ,  quod 
sapit  soloecismum.  Nee  ine  movet  illud  Quae  nunc  deind» 
mora  est?  apiid  '^'irg.  Aen.  XII,  889.,  sed  liepravatum 
arbitror  et  legeiidum:  Quaenam  deinde  mora  est?  .Aller- 
dings ist  an  unserer  Stelle  nunc  dein  unpassend,  auch 
fehlt  nunc  in  den  Handschriften ,  aber  an  sich  enthält 
die  Verbindung  der  Partikeln  iiniic  dein  nichts,  quod 
sapiat  soloecismum.  Auch  wird  Hr.  B.  seine  Kmendatiun 
der  Stelle  des  Virg.  wohl  zurücknehmen,  wenn  er  liest, 
was  Hand  Turs.  II,  p.  247  darüber  beibringt.  —  1,  4,  34- 
Pa.  Quid  mies?  Am.  Amabo,  fanuin  riilen'  hoc?  So  Hr.  B., 
die  Vulgata  ist:  Pa.  Quid?  Am.  Video',  amabo,  fanum? 
videsne  hoc?  WasHr^B.  gibt,  ist  zu  verwerfen:  1)  weil 
Palästra  noch  nicht  fragen  kann:  quid  vides  ? ,  da  Ampe- 
lisca  nur  erst  gesagt  hatte:  Sed  quid  hoo,  obsecro,  est? 
2)  weil  amabo  hier  nicht  zu  Anfang  der  Rede  stehen 
kann;  denn  da  steht  es  nur:  a)  bei  dringenden,  freund- 
schaftlichen   Vorstellungen,   so  Asin.  III ,   3,    117.   Cistell. 

1,  1,  20.    Cas.   IV,   4,    12.    Pers.   III,    1,   8.    Poenul.   I, 

2,  IfSS.  ,  b)  bei  dringenden  freundschaftlichen  AulTorde- 
riingen  und  Bitten,  so  Cistell.  III,  12.  31eii.  III,  3»  17- 
V,  2,  9b.  fllcrc.  III,  \,  Ö.  Mostell.  II,  1,  3S.  Ter. 
Eun.  V,  3,  6.J  «)  bei  heftiger  Erregung,  wie  beim 
Schreck  und  freudiger  Ueberraschung  ,  so  Curcul.  I,  2, 
18.  ftlerc.  III,  t,  41.  Poen.  V,  4,  101.  Trucul.  I,  5,  13- 
IV,  2,  7-  Ter.  Ileaut.  II,  4,  24.  —  überhaupt,  wo  Je- 
mand in  heftiger  Gemülhsbewegung  ist.  An  allen  übri- 
gen Stellen  —  und  davon  sind  im  PI.  76,  im  Ter.  9  — 
steht  amabo  in  der  IMifte  der  Rede.  Hier  konnte  es  nicht 
zu  Anfange  stehen,  weil  die  Redende  den  ersten  über- 
raschenden Eindruck  schon  hinler  sich  hat,  im  vorigen 
Verse  dagegen  hätte  Ampelisra  für  sed  quid  hoc?  sagen 
ki'inneii:  Amabo,  quid  hoc?  —  II,  1,  9.  möchte  plagu- 
sias,  nicht  placusias,  zu  schreiben  sein  nach  Döderleio 
Syn.  Bd.  6.  p.  272.  —  II,  6,  45.  Nae,  thermopolium 
quidem  nulluni  iustruit.    So  Hr.  ß.  statt  ne  th,  q.  ullum, 


1079  1080 

was  kpiiioii  pnsspiiilun  Sinn  gibt.  Hr.  B.  hat  woM  il.is  Flr.  B.  (jogen  die  rodd.  {geändert:  elio,  ne  auilivisti  statt 
Riihtis''  L-cfiiiidcii  ,  aber  »ariim  iiiiiiint  er  nulluni  niciK  ehon'  and.  Ebenso  »cnif  kann  Rec.  das  ne  liiiligen  , 
in  i-i"<Mier  HimI.miIuiic;  ,  sondern  erklärt  es  diircli  nnllins  «as  Hr.  B.  gleicli  wieder  unten  v.  11.  aus  Conjcctur 
pretii,  ni:ilum?  Der  fulgende  Vers  zci;;t  durch  den  (iejfen-  sctzi:  Vide,  «e  us|)i.itn  cnnsequitur  prope  nos  statt  nuin 
Satz  {fri"-i(luni)  ileutliili,  "ic  tllerniopolinin  nulluni  hier  (jnisplain.  —  IV,  3,  ,{1:  Hnuc  qui  repi  renatu  nieo.  In 
xu  iieliuien  sei.  So  fesrlirieben  und  jjefasst,  «ird  auch  den  rodd.  steht  in  venatu  uieo.  Warum  hat  Hr.  B.  das 
Hr.    AVeise    uohl    nicht   l.'lu;;er   an    der  Echtheit  dieses    und       in    gestrichen? 

des  fiil"eiiilen  Verses  riveifeln.  —  H,  (i,  67.  Vae  con-  Doch  fcnujf  der  Fragen  und  der  Ausstellungen  an 
gociaro.  l'tie  schreibt  Hr.  B.  für  vel,  was  beizubehalten  Hrn.  B.'s  kritischen  Leistungen.  Wenden  «ir  uns  jetzt 
war  da  es  ganz  passend  ist,  und  steifrernde  Bedeutung  zu  dem,  »as  der  Hr.  Verfasser  zum  Verstandnisse  seines 
hat.  Vae  steht  bei  Plautus  nur  in  Verbindung  mit  einem  Schriftstellers  gethan  hat.  Soll  Ree.  sein  Urlheil  kurz 
Casus,  und  zwar  gewöhnlicli  mit  dem  dat.,  an  ej'ner  Stelle  zusammenfassen,  so  kann  er  es  nicht  anders,  als  so  stel- 
(Asin.  H,  4,  7.5.)  auch  mit  dem  accus.;  mit  dem  nomin.  len:  Hr.  B.  erkl.'lrt  oft  Dinge,  die  keiner  Erklärung  be- 
aber  nicht,  denn  ."Mil.  glor.  H,  3,  .'Ü-  'st  vae  langst  ge-  iliitften,  und  lässt  da}j;pgen  das  unerklärt,  was  hätte  er- 
strichen  s.  Lindem,  ed.  mnj.  Ans  demselben  (irnnile  kl;irt  iverden  müssen;  er  ist  in  den  Sacherklfirungen  meist 
ist  auch  ilas  vae  zu  lernerfeii,  »as  Lambin.  schreiben  unselbständig  iinil  g.'lnzlicli  unbekannt  mit  den  neurreii 
»rollte  lUostell.  I,  1,  37.  I"  <'<""  fragm.  aus  unbekann-  Forschungen;  er  hat  sehr  flüchtig  gearbeitet  Und  daher 
teil  Komiidien  Nr.  57.  ist  con  Hrn.  B.  und  Weise  falsch  manche  Stellen  gar  nicht  oder  ganz  falsch  aufgefasst. 
intcrpuii"irt  tvorden,  es  muss  geschrieben  werden:  qui  in  Diess  Urtlieil  will  Rec.  begründen,  indem  er  lon  den 
dies  lac  misero  mihi!  Perdito  regliscit  etc.  —  HI,  3,  24.  einzelnen  Theilen  der  Erklärung  besonders  spricht.  Was 
schreibt  Hr.  B.  ex  conjectura:  ut  miserae  in  nientem  est  nun  zuerst  die  grammatische  Interpretation  anlangt,  für 
mihi  mortis.  Rec.  erlaubt  sich,  Hrn.  B.  bescheidentlich  ilic  im  Plautus  noch  so  fiel  zu  thun  ist,  theils  um  ihn 
zu  fr.i"en  «o  er  in  iirentem  esse  mit  dem  gen.  verbiin-  vor  der  Annahme  zU  schützen,  als  weiche  seine  Sprache 
den  >'cfnnilen  habe?  —  III,  £,  18.  Jube  illos  urbe  ire  vielfältig  in  der  Structur  von  der  der  gebildeten  Latini- 
obviam  ad  portiiin  mihi,  Qiios  mecum  dnxi.  ^  Hr.  15.:  t<it  ab,  theils  um  manche  schtvierige  und  noch  streitige 
uil/e  in  urbe,  ibi  relictos.  Vid.  I,  2-  Vnigo:  in  urbein.  Piincte  der  Grammatik,  zu  deren  Besprechung  gerade 
Diese  Anmerkung  gibt  wieder  einen  recht  schlaf;enileii  Plautus  recht  oft  aiiH'iirdert,  auf's  Reine  zu  bringen,  so 
Beweis  von  Hrn.  B.'s  höchst  mangelhafter  Kenntiiiss  der  kann  Rec.  sich  liier  kurz  fassen,  da  aus  den  im  <'or. 
firammatik  un:l  von  der  unverzeihlichen  Flüchtigkeit,  mit  heigehenden  beigebrachten  Proben  schon  hinlänglich  klar 
der  er  den  Schriftsteller,  den  er  gerade  Iicrausgeben  und  sein  wird,  dass  Hr.  B.  der  iMaiiii  nicht  ist,  der  sich  hier 
eineniliren  »ill,  gelesen  hat.  Wie  kann  denn  in  aller  mit  Glück  und  Erfolg  versuchen  könnte;  seine  gramma- 
Welt  urbe  euiit  jemals  heissen:  die  in  der  Stadt  gehen  ?!  tischen  Erklar'ingeii  scbinecken  alle  imcli  nach  dem  vori. 
Oder  soll  man  illos  urbe  verbinden?  L'nd  wie  kaiiii  sich  gen  Jahrhundert,  und  Rec.  ist  weit  entfernt,  es  Hrn.  B. 
Hr.  B.  für  die  Behauptung,  dass  die  Begleiter  des  Pleu-  zum  >'orwurf  zu  machen,  dass  er  nicht  mehr  auf  gram- 
sidippus  in  <lcr  Stadt  zurückgeblieben  seien,  auf  I,  2.  mafische  Erl,'iuterungen  eingegangen  sei,  ist  im  Gegen- 
berufen? Wo  steht  da  nur  eine  Sjlbe  davon?  Im  Gegen-  theil  der  festen  llcberzeuguiig ,  Hr.  ß.  würde  weit  mehr 
theil  als  Plcus.  an's  flieer  gehen  »ill,  da  sagt  er  I  ,  2,  für  seinen  Rnf  gesorgt  und  zur  Empfehlung  seiner  Aus- 
68-  zu  seinen  Begleitern:  Seqnimini.  Also  waren  seine  gäbe  beigetragen  haben,  wenn  er  ^ich  der  grammatischen 
Begleiter  noch  am  Ufer,  da  er  sie  nicht  mit  zurück  zum  Bemerkungen  gänzlich  enthalten  hätte.  Oder  was  seil 
Altar  der  Venus  gebracht  hatte,  und  von  dort  ans  sollten  man  zu  Anmerkungen  sagen,  wie  die  zu  Rud.  IV,  4,  lf3! 
sie  zur  Stadt,  also  in  nrbem,  knmnien.  Das  Alles  h.'ltte  ,,l)icendum,  in  eo  ensiculo  litterarum  quid  est";  Reiz: 
Hr.  B.  wenn  er  es  nicht  selbst  finden  konnte,  von  Hrn.  quid  sit.  Sed  indic.  usarpavit  PI.  more  Graecorum.  vide 
Weise  lernen  sollen,  der  auch  die  Interpunction  gaiiis  Parei  maiitiss.  lex.  Plaut.,  ubi  agit  de  eiiallage  iiiodi  ,  v. 
passend  so  ändert:  Jube  illos  in  urbem  ire  obviam ,  ad  Est  pro  Sit.;  oder  wie  die  zu  Pseud.  II,  ',  34 —  A^: 
iiortum   mihi    Quos    mecum   duxi,    huiic   qui    ad    cariiuficem  dum   tu   strenuas,     res    erat    snlota,    wo   Hr.    B.     bemerkt: 

traderent.   IV,  3,   j.    Ne    vides    referre   nie.      Hr.    B. ;  erat,    i.   e.   esset.       Cic.   d.   ofl.   I,    <),  4^    Aequius    antrin 

iVe  vides  i.  e.  ^'idesne.  Vulgo:  A'o«  vides  ,  quae  est  in-  erat,  id  voluntate  fieri.  ubi  Heusinger:  Nos  diceremus 
terpretatio  minus  liiiilTpO^.  Dagegen  bemerkt  Recens  esset,  veteres  vero  inilicativum  malebant?  —  Als  Krklä- 
eiijinal  dass  auch  Prise,  der  diese  Stelle  zweimal  an-  riiiig  zu  strenuas  wird  gegeben:  streiiuum  facis,  magni- 
föhrt,  VI,  Iß,  87.  und  VII,  H,  üb.  beidemal  non  hat,  fice  fe  effers,  Während  du  SO  gross  thust,  so  viel  U'e- 
rbenso  wie  Noiiius  p.  1  .'jS ,  27.  ed.  IMerc,  dann,  dass  ne  senSmachst.  Statt  dieser  Lebersotznng  häte  gezeigt  n  erden 
vides  für  videsne  unlateinisch  ist.  Als  Fragpartikel  müssen:  i)  dass  strenuas,  von  dem  hier  streiiuare  i;e- 
k.iiin  ne  nur  vorangestellt  werden,  wenn  zugleich  der  bildet  ist,  auch  von  dem  gesagt  »erile,  der  sich  stämmig 
BexrifF  der' Befürchtung  ilarin  liegt,  so  Aulul.  proi.  39:  macht,  der  hartnackig  bei  seinem  Vorhaben  bleibt,  zn 
Credo  aurnm  in-fpicerc  vult,  ne  subreptum  siet,  und  Capt.  welcher  Bedeutung  sich  3Iostell.  III,  1,  5 S.  als  Beleg 
1  2,  iS-  Dagegen  ist  Pseud.  I,  2,72.  ölit  Hrn.  Weise  anführen  liess  (Hr.  AVeise  erklärt  im  lex'.  Plant,  streuuare 
liinter  Indoctns  ein  Pnnct  zu  setzen  und  dann  zu  schrei-  durch  morari!),  2)  dass  strenuare  hier  in  intransitiver  Be- 
llen: iVne  illi  andeant  etc.  Ter.  Andr.  IV,  .'S,  4,5,  aber,  deutung  stehe,  wie  denn  im  PI.  viele  Verba,  die  ur- 
»o  die  Lesarten  sehr  schwanken,  ist  wohl  Bentley's  Con-  sprünglich  Transitiva  sind,  in  intransitiier  Bedeutung  ste- 
jectui"  atifzunehmcii  ,     nud    Stich.    22.0.    (H ,     1,  Ül-)    hat  hen  ,   s.   Uaase   z.   Reisig  p.    2'M    sq.    fllehr   kann   man  mit 


1081 


1082 


dem    zufrieilpn   sein,    was    llr.   B.    im    Felde    der    Sacher- 
Llärun^   gegeben    hat.       liier    aber    war    aiicli    gerade   von 
den    früheren    HcraUägebern   am  meisten  vorgearbeitet,    und 
Hr.    b.    begnügt  sich    meist,    die  Anmerkticigen    eines  Gro- 
nov ,   Lambin,   Longolius,   Lipsius,  Taiibmann,   Turnebus, 
Douza    etc.     unverkürzt    oder     im    Auszuge     mitzutheilen. 
Zu  tadeln   ist   dabei   nur,   das»   Hr.   |{.   da,    »o   von   neue- 
ren   Gelehrten     über    dieselben    Gegenstände    Untersurhuu- 
gen  angestellt  sind,  diese    nirgends   benutzt  hat.    So  hatte, 
um    nur   Einiges     zu     er»;ihuen,     Pseuil.     I,    .> ,    \'.i  —    14. 
über   die    peristroniata    und     tapetia     berürksirhtigt    werden 
müssen,    »as   lierker   il.   com.    Rom.   fab.   p.  .'i  |  — ö2   dar- 
über gibt,   aurh   hatte     zur  Erklärung    von   Truiul.   1,2, 
,37 — 50.   dieselbe   Schrift  p.   73    benutzt    werden    müssen. 
Rud.   111,   4,    Iß.   und    Trucul.   IV,    I  ,   ,S. ,     wo    vom   Bal- 
loDspiel   die   Rede   ist,   war  Becker's  Gallus,   Bd.  1.  p.  'JtiS 
—  77    zu     lergleichen.        Ueberhaiipt    aber    sind     Becker's 
Gallus   und   Charikles,    zwei    Hauptwerke    für    die   Erklä- 
rung des    Plautus,    nie   auch    nur    mit   einer  Sylbe  erwähnt. 
AVerden   von   Plautus   historische  oder    mythologische    Per- 
sonen ,   oder   Städte,    Inseln   etc.    genannt,   so   gibt   Hr.  B. 
in    der    Regel     lange,     aber    meist     ganz     überllüssige    An- 
merkungen,   so     z.    B.    Pseud.    I,    ,5,     118.,     wo    über     die 
Thaten  des  Königs  Agathokles   gesprochen,  jedoch  nur  das 
AUerbekannteste,    was   schon  jeder  Seciindaner  weiss,    bei- 
gebracht    wird.       Für     wen     ist    auch    liie    Anmerkung    zu 
Trucul.   I,    1,   74:   Lemno,   insul.i   clarissima  maris  .4egaei, 
quam  Athenarum   ditioni  subjecit  Aliltiades.    Herud.  ß,  140. 
Terent.   Phorm.   4,   3,   7.0^     Aehnlicher   Art  sinil    die   An- 
merkungen  zu    Pseud.   I,    1,   57.    und    II,  4,  l'l.   —   lieber 
den   Stratonicus  ,   über   den   dio    Note   zu    Rud.   IV,  2,   31' 
handelt,    hätte     verwiesen    werilen     können    auf  das ,    was 
Moser   ad   Cic.    d.   nat.  Dcor.   III,    19.   gibt.    AVas  zu  Rud. 
I,    1,   4.     über    die    Alcmena     des   Eurip.     berichtet    wird, 
ist   richtig   und   passend,   nur   hatte    noch    ilie    ^'ermuthung 
AVelcker's,    Gr.    Trag.    Bd.    2.    p.    6'H    hinzugefügt    werden 
können,    dass   der    von    Plautus    erwähnte    Sturm    im    Prolog 
berichtet  sein    mochte.        Uebrigens     hätte    bei     dieser    Ge- 
legenheit  untersucht   werden    müssen,    woher   Plautus   dio 
Bekanntschaft   mit  deui   Stücke    des    Griechen    bei    seinen 
Zuhörern    voraussetzen    durfte;   denn    wenn    er    diesen    Vers 
auch    aus    dem  Diphilos    übersetzte,   so  wurde  er  die  Stelle 
doch   sicherlich    umgeänilerl    haben  ,    w  enn    er   sonst   besor- 
gen  musste  ,    seinen   Zuhörern    unverständlich    zu    werden. 
Gab    es   also    schon     zu    Plautus   Zeiten    eine    Uebersefzung 
dieses   Eurip.   Stückes?   Bei   IMar.    A'jctorin.   I  ,   4.   p.   24,j(i 
heisst    es:     Ju.xta    autrm    non    ponebant    cm:    deiude    nee 
.4/c»ieKa;«  dicebant,   nee  Tecmesaui,   seA  Alcumenatn ;   inde 
Alcumaeon   et   Alcumena  tragocdiac  ;   donec  Julius  Caesar, 
qui   Aopisrus    et    Strabo ,    qui    et   Sesquiculns    dictns    est, 
primus   de    Tecmesa   scripsit  tragoediam   suam    et    in   scena 
pronuiitinri    jussit.        Aus    dieser    Stelle     scheint     mir    aber 
keineswegs  iiervtirzugehen,    «as  VVelcker,  Gr.  Trag.  Bd.  3. 
p.    1335    aiigeiioninien     hat,     Julius     habe    eine     Alcumena 
geschrieben  ;   vielmehr    ziehe    ich   aus    den    AVoiteu    des   PI. 
in    A'erbindnng     mit     ilieser     Notiz    der     Gramniatik>>r    <leu 
Schluss,    dass   schon  zu  den  Zeiten  des  Plautus  einp  lieber« 
Setzung   der    Alcmena    des    Enr.    vorhanden    uar,     uiso    ent- 
weder von  Ennlus  oiler  von  Biflvius.  —  Anstatt   zu  Pseud.  I, 
2v  60:   meque    nt  pxacdiceni  Lenone     ex    Ballione    regem 
Zeitschi.  I     (I.    .Itierthumsu . 


lasonem   das   AUerbekannteste    vom   Pheräer  Jason     beizn- 
bringen  ,    hätte   Hr.   lt.   angeben    sollen,    inwiefern    dieser 
lason    hier    genannt    werden    konnte,     wo     doch    ein    Mann 
zu   nennen    war,   der   durch   seinen    Ueberfluss   an  Gctraide 
Schätze   erworben   hatte.       Das    wird    nun   aber    Hr.    B.   so 
wenig,    als    Hr.    Weise,   der   auch    an    den    Pheräer   denkt, 
angeben     können;     Rec.     zweifelt    ilalier     durchaus     nicht, 
<la8s    Passeratius   das    Rechte    gesehen    habe,     wenn    er   Ja- 
sionem    lesen    wollte.       Jasion    oder    Jasius,    der    Gemahl 
der   Ceres    und    Vater   des    Plotus,    konnte     hier    ganz    pas- 
send   erxähnt    werden,     war    auch    den    Römern     ans    alten 
V'olkssagen   hinlänglich   bekannt,   da   er  ja   der  Bruder  des 
Dardanus   sein   sollte,    und  ursprünglich    in  Italien  gewohnt 
hatte.      Seriius  spricht  öfters    über   ihn  ,     die   Hauptstellen 
sind    ad    Aen.    111  ,    |()7.     und    A'll,    'JÜ7.       Liest    man   Ja- 
sionem,    so    erhält    man    auch   Alliteration    mit    Ballione, 
die    Plautus    bekanntlich   so   oft    erstrebt.    —    Dass    llr.    B. 
für   das  A'erständniss   des  Plautus  durch  manche  erklärende 
Bemerkungen    recht   gut    gesorgt    habe,    ist    schon    vorhin 
rühmend     anerkannt,     sowie    auf    der    andern     Seite     auch 
schon    manche    Erklärungen   des   Hrn.   A'erf.    erwähnt   sind, 
die    Rec.    nicht   gut    heissen    konnte.    A'on    Stellen   der  letz- 
teren  Art   will   Rec.    hier    nur    noch    einige    schwierigere 
besprechen:    Pseud.    I,   ,5,    105  —  6:    Ps.   Servitum   tibi  nie 
abducito,   iii    fecero.      Si.    Bene    atque    amice    dicis:    nam 
nunc  jam    mens.       Dazu    Hr.    B. :    Hene   —   dicis    formula 
honeste     aliquid     negantinni    sivc     recusantium.       Viele    no3 
ann.   ad   Cure.  5,  2,  12.   ed.    I:   Ironice   Simo   servura  suum 
esse   ait  Pseudolum,    qnamvis   proprio  filii:    qunniam    is  ipse 
in   patris   potestate   est.      Recens.    gesteht,    dass   ihm   diese 
vermeinte   Ironie   nicht    wenig    schaal    und    ganz    unplauti- 
nisch   scheint.      Es  sei    Rec.   vergönnt,   auch    Hrn.    Weise'« 
Erklärung    herzusetzen,    weil    er   doch  Einiges    richtig   ge- 
fasst   hat.     Er  sagt:  Qnaeritur,   ad   quem   dicat   (vs.    l(1.j.)i 
\'idetur   sane   ad   Calliphonem,   propter   v.    abducito.     At  si 
hoc,    et   sequens   versus    erit   Calliphuni    tribuendus,    quem 
ouincs   Simoni   tribuunt.      Atque   A  eneta    meust ,    ut    Both. 
qui   SIC   habet  personas  :    Ca.   Hene   atque   amice  dicis.    Si. 
Nam  nunc  jam  meust.     Non  probo.    Ego   integrum  potius 
Calliphoni    tribuo  ,    ut    posteriurum    sensus    sit:    nam    tum 
quasi  jam    mens   es,    quia  numquam  poteris  periicere,   qund 
dicis.       Allerdings    kommt    es    vor    Allem    darauf    an,    «a 
wissen,    zu    wem    Pseud.    die    Worte    vs.    U)5.    sage.      Hr. 
AVeise   hat   Recht,    wenn   er   meint,    dem   Callipho,    doch 
nicht    wegen     des     abducito.       Das    beweist     Nichts  ,     denn 
das    hätte    Pseuil.     auch     zum   Simo     sagen    können,     indem 
er   in    komischem   Eifer    sich    stellt,     als    ob     er    «.'anz    ver- 
gesse,   dass    er   schon    Sklave    sei.      Vielmehr    geht  aus  detnf 
Zusammenhange    hervor,    dass   Pseud.    diese    Worte    nur  ä^ 
den   Callipho   richten  könne.     Beide  Greise  zweifeln  daranj 
dass    Pseud.    sein    A'ersprechen    erfüllen    werde  ;   als  Pseud. 
fortfährt,    zu    versichern,    er    werde   seinen    Plan    ausfiiliren, 
sagt   Simo:     si     non    abstiileris?     »oraiif   Psend.     eruieilert: 
\  irgis   caedito.     Callipho,    der    eine    Zeit    lang   gesell«  legen 
hat,    bricht    endlich    in    die    .Aeiisserung   aus:    Edepol    mor- 
talem    graphicuni ,    si    servaiit    fidem  !    und    äussert    damit 
doch    auch    noch    Ziti'ifel    an    der    .^löglirlikeit   der    Ausfüh- 
rung.       ^Vie     nun    Pseud.     dem    Simo    die    stärksten     Ver- 
sicherungen  gab,    es   werde   ihm    sein   Plan   gelingen,    als 
Siiiiü  Zoeifel  daran  äusserte,  so  kann   er  auch  den  Zwei- 

74 


1083 


10S4 


fcl  ilo«  Calli|ili<>  iiiclit  erfragen,  iiikI  uiiis.'»  ihn  zunlrk- 
MeiiRi,  sulijiil  Callijilio  iliii  oiisspriclil.  Also  ist  v.  lUj. 
au  ilcii  ('allipliu  gpriclitet.  Wie  Ulm  alxT  liicrails  folgen 
sull,  iln--'  »■  ll'l)'  <'«""  Calliplio  gegi'lii'ii  »iTileii  miiüse, 
seJic  iili  iiicUj  ein;  im  (ji-gciithi-il  i-rlaiilit  ilicss  ilic  For- 
nu'l  lii'ne  -  iliris  gar  iiiclit,  deren  IiciliMi<un[{  llr.  Weise 
nicht  j;ckaiiiit  zu  liabi-n  Kcliciiit.  \'iplni(;hr  gchCiron  die 
AVurte  di-ni  Siino  ,  nliir  niciit  in  dem  vun  llrn.  U.  ange. 
noniMiourn  Sinne,  Kondcrn  Siniu  erkennt  in  drr  vorher- 
t^ehendrn  Aensscrnnj;  des  Psciid.  eini'n  Einjfrill  in  seine 
Uerhtc;,  ilcnn  ttic<  kann  Pscud.  sa^en ,  Calüpho  sollr  ihn 
aU'  ^klaien  /u  sirh  neliinrn ,  da  er  srhon  .Sklave  des 
Sinio  isti  Also  nährt  sich  i>imu  in  diesen  Wurtcn  seine 
Refhtq,,  iin<l  sprirht  ilas  Lene-dicis,  aber  nicht  das  nam 
uniir.  jau)  nirns,  ironisch.  V,  U,  M.  Vortc  ergo  hunierum. 
Dazu  llr.  H.:  A'erso  linmrro  introire  jubpt  ^iinionciii,  qnum 
Bnilio  ri'ilil  a  foro  sn]i|)li(a((juo  serio  eallido.  \Ves&halb  Simo 
rerso  ImniiTO  oinlrcfcn  soll,  ist  schwer  zu  begreifen. 
üeberliau|it  sind  iliese  \Vorte  gar  nicht  vom  Eintreten 
in'»  Haus  zn  i erstehen,  sondern  vom  Geben  des  (ieldes. 
Pseud.  will  die  '>ii  l^Jincn  haben,  die  Simo  ihm  vcrspro- 
rhcn.  Da  er  aber  in  seiner  Trni  kenheit  sich  nicht  frei 
beivegen  kann,  so  verlangt  er  übermiithig,  Simo  solle 
ihm  selbst  den  (jeUUack  unithnn.  Das  (leld  trug  man 
nämlich  in  einem  Beutel  (crumena),  iler  mit  einer  Sclinur 
versehen  um  den  Ilals  so  geworfen  wurde,  dass  der  Geld- 
beutel hinten  auf  dein  Ri'icken  herabliing,  wie  aus  einer 
Vergleichniig  folgender  Stellen  hervorgeht:  Asin.  III,  3, 
t}~  :  Ilic,  pune,  hie  istani  tolloca  crumenam  in  collo  plane. 
Pers.  IV,  U,  !' :  llunc  in  Collum,  nisi  piget,  impone. 
Pseud.  1,  2i  37:  I»  puere,  prae  :  r l  umenam  iic  quisijuani 
pertundat,  cantio  est.  Trnciil.,  HI  ,1,7:  honio  cruine- 
oaiii  sibi  de  colln  detraliit,  iniiias  viginfi  mihi  dat.  V,  ()4: 
peru.t  ad  haue  collo  in  crumena  obligata  defern.  An  un- 
serer Stelle  ist  zu  verle  ergo  hiinieruin  also  mihi  zu  er- 
gänzen. i£iiio  liübsrhß  Verbesserung  Hrn.  U.'s  aber  ist 
es,  ilass  er  hinter  Hein  hinzufügt:  ßallio;  denn  Uallio 
kommt  eben  zurück  vom  forum,  und  als  Pseud.  ihn  un- 
erivartet  erblickt,  ruft  er:  liein ,  Ballio!  —  Rud.  IV,  S, 
7  —  9:  Quid?  matri  ejus  (gratulabor)?  Tr.  Censeo.  PI. 
Quid  ergo  censes?  Tr.  QuoJ  rogas ,  Censeo.  PI.  Die 
ergo,  quanti  censes?  Tr.  Egone  1  Censeo.  PI.  At  sume 
qnidein:  ne  eensionem  semper  facias.  Tr.  Censeo.  Diese 
allerdings  schwierige  Stell«  haben  weder  llr.  B. ,  noch 
Hr.  Weise,  nach  der  Ansicht  lies  Rec.,  verstanden.  Hr. 
B.  macht  viel«  Aenderungsvorschläge,  für  quid  ergo  cen- 
&e&1  will  er  lesen:  quidf  servo  rcnses  ?  und  im  Folgen- 
den so  schreiben:  Fr.  Quid  rogas?  Censeo.  PI.  Dir, 
quanti  censes  ea?  Fr.  i.gone  ?  Omne  censeo.  Dazu  gibt 
Hr.  B.  nun  diese  Erklärung:  Gaudin  exsultans  adolescens 
etiam  servo  Gripo  viilt  gratulari,  qui  viduluni  invenerit. 
Cui  Trachalio  assentiens:  Quid  rogas?  Censeo.  Per  jo- 
riim  lero  Pleus,  quaerit ,  quanti  Trach.  censeat  ea ,  de 
quibus  illiiin  iuterrogavit ,  quasi  agatur  de  argeiito  cen- 
sendo  ,  cum  aera  exjmiuantur,  an  digna  sint,  quae  acci- 
piantur  atque  subscribantur  (Rer.  gesteht,  darin  weder 
e)l|en  Scherz  zu  finden,  noch  zu  begreifen,  wer  nach 
dem  Vorhergehenden  novh  i|ie  Frajje:  qiianlk  censes  caf 
verstellen  könne).  Et  senus:  Omne  censeo  inquit,  i.  e, 
U^ec   uiniiia    esse     rense» ,    quae    facias,    practerea    nihil: 


nam  id  sali»  erit.  (Das  verstehe  wer  kann!)  Cui  re.opon- 
sinui  congruunt  ista,  quae  seqiiuntur :  At  sume — facias, 
quae  sie  interpretatur  Gronuvius  :  Cum  (uties  dixisset 
servus  Censeo:  Sume  landein,  inquit  herus;  suminam  fac. 
Satis  censuisti  vcl  dixpunxisti  ratioiiem.  Ilr.  Weise  hat 
einen  merkwürdigen  Einfall,  er  meint,  Pleus.  reiche 
dein  Tracli.  ein  Geldstück  zum  Geschenk,  und  frage  ihn 
mit  den  Worten:  Die  ergo,  quanti  censes?  wie  viel  er 
haben  wolle.  Wenn  darauf  Trach.  antworte:  Egone^ 
Censeo,  so  heisse  das:  Ich  soll  sagen,  wie  viel  du  mir 
geben  sollst,  oder  ob  das  genug  sei,  was  du  mir  zeigst? 
Ich  halte  es  für  genug.  Darauf  sage  Plens. :  So  nioiin 
es  denn,  damit  du  nicht  bloss  immer  taxirest.  Das  heisst 
in  den  Schriftsteller  hinein,  nicht  ans  ihm  heraus  inter- 
pretiren.  Rec.  fasst  ilie  Stelle  so:  Trachalio  sieht,  dass 
mit  seinem  verliebten  Herrn  Nichts  anzufangen  und  kein 
vernünftiges  Wort  zu  sprechen  ist.  Desshalb  sagt  er  zu 
.\llem,  was  Pleusiilippiis  vorbringt,  Censeo,  ebenso,  wie 
er  vorhin  IV,  (i.  dem  Däinones  immer  mit  Licet  geant- 
wortet hatte.  Pleus.,  der  Anfangs  diess  fortwährende 
Censeo  unbeachtet  gelassen  hat,  wird  endlich  darauf  auf- 
merksam, lind  fragt  nun:  Quid  ergo  censes?  Er  glaubt 
also,  Tracli.  violle  eine  flleinung  ausfülii  Heller  vortragen, 
sei  daran  aber  durch  seine  raschen  Fragen  rerhiiulert; 
mit  den  Worten:  quid  ergo  censes?  fordert  er  ihn  daher 
auf,  sich  auszusprechen.  Trach.  aber  gibt  ihm  in  sei- 
ner Antwort:  Quoll  rogas,  censeo  Erkl.'lrno^  über  sein 
Censeo:  Ich  sage  zu  Allem,  was  du  fra^rst,  censeo;  den 
Grund  gibt  er  nicht  an,  lasst  ihn  aber  durch  sein  gleich- 
gültiges Wesen  und  seine  wegwerfenden  AVorte  errathen. 
Pleus.,  der  ihn  nun  versteht,  scherzt,  da  er  in  heiterer 
Laune  ist,  und  sagt;  quanti  censes?  Trach.  wird  durch 
diese  Frage  überrascht,  und  weiss  erst  nicht,  was  er  ab- 
schätzen soll,  und  fragt  daher  verwundert:  Egone?  doch 
bald  merkt  er  den  Scherz  des  Pleus.,  und  setzt  dann  in 
seinem  vorigen  Tone  hinzu:  Censeo.  Pleus,  aber  fährt 
scherzend  fort:  At  sume  qiiidem,  ne  souipor  censioncm 
facias,  d.  h.  wenn  du  es  nicht  genau  taxiren  kannst,  so 
gib  wenigstens  nur  eine  runde  Summe  an,  dass  du  doch 
nicht  immer  beim  Taxiren  bleibst.  In  der  Frage  quanti 
censes?  und  den  folgenden  Worten:  at  sume  qiiidem  etc. 
ist  also  weiter  Nichts,  als  ein  recht  artiges  Wortspiel  za 
suchen. 

Einige  dunkle  und  schwierige  Stellen,  die  wohl  einer 
Erklärung  bedurft  hätten,  hat  Hr.  B.  unerklärt  gelassen, 
so  z.  B.  Pseud.  I,  3»  72  —  73.  j  wo  Rücksicht  zu  neh- 
men war  auf  Rost,  opusc.  p.  231  >  —  .39,  ferner  I,  5,  143., 
wo  von  der  vagulatio  ,  auf  die  angespielt  wird,  das  Nü- 
thige  hatte  gesagt  werden  müssen;  IV,  7,  (iö — ti7.  s. 
Weise;  Rud,  1,2,  (V.'.  über  die  sacra  propter  viain,  cf. 
Fest.  p.  202;  III,  4,  73.  (Was  heissen  die  Worte:  nam 
proniisimus  carnullci  talentiim  magnum?);  V,  2,  7  —  't. 
s.  Täubin,  etc.  Schliesslich  muss  Rec.  noch  der  Stellen 
gedenken,  an  denen  ihn  die  Personeiiabtheiluiig  des  Hrn. 
A'erf.  nicht  befriedigt  hat.  Pseud.  I,  .3,  l.')2:  Negoti 
nunc  sum  plenus:  panio  post  inagis.  Die  drei  letzten 
Worte,  die  sonst  dem  Pseud.  gegeben  werden,  tlieilt  Hr. 
B.  hier,  wie  auch  früher  in  den  poet.  sc.*ii.,  dem  Ballio 
zu.  Gehölten  sie  diesein  ,  so  wäre  zu  ergänzen:  otii 
habebu   oder   tecum    loquar    (wie   es   rs.    149.    hiess:     Ego, 


10S5  tns6 

operae  si   sit,   plus  tecum    loqiiar)  ,  dber  in   beiden   Fällen  rotarit,  nullas   venit.     PI.    Ailmodam.    Sc.   Nailum   est   pe- 

miisüfc    es    ilanii    plus    lieissen.       Lflsst     man     i\agKgea     die  riruliiin,   te    ire    liiiic    impraiisuni  doiiiiiDi.      Das    gibt   aller- 

Wurte  dem  Pseiid.,   so   enthalten  sie    eine    OroliiuiK   (paulo  diii^'s    keinen    p.issenileu    Sinn.      Ilr.  U.  schreibt   ad    niodum 

pnsi   iiiat;is   negoti   plonus   eris),'die«c   dem    wep(;chenden  nulluni,   und   gilit    auch    diese   Worte  ilem  Sceparnio.      Jn 

Ballio   nachniurmelte.   —   11,4,  19 — l.'(l:  Co.    Üic,'  ntrum  jenem  stiniuie   ich   bei,     in    letzterem    nicht.      Die    Worte 

.Spemno  an  Saluteui  te  salutem,   Pseuilole?    Ps.   Inm  utrum-  ad   modum   nullum    (jehüren    dem    Pleusidippus,     der   vom 

que.       Ca.     lltrumque    salve.      Scd    quid    actum    est?       Ps.  kupplEr    zum    Fnihstiick     geladen    Har,     s.    prol.    (il  —  ti2, 

Quid   times?      Hr.    ß.    gibt    die    Worte:     sed     quill    actum  und  jetzt   in   seinem  Eifer    und  Acrger    gar   nicht    bemerkt, 

est?    drin    Pseud.,     quid    tinies?    dem    Callidorns,    und    be-  dass   8ceparnio    ihn    verspottet.    —     III,   4,    59:     Lorariua. 

merkt:    Unaerit    Ps.,   quid    actum  sit   de  addncendo  homino  Nulluni    habcnius    i^ncui ;      Ccis    victitamus    aridis.        Noch 

strenuo   et    amico;     et  quacrit    quideni     vul(u    sullicito,     si  kein    Herausgeber     hat,     so     viel     mir    bekannt,     gesehen, 

forte    talcm    nun    repercrit    Cal.       Igitiir    adolescens     cum  <lass   diese  >Vor(e    nicht   von   einem    der  Lorarii    gesprochen 

uihil   timere  juliet :   ailduxisse    enim   se  Charinum.       Nichts  sein    kennen,    und    doch    liegt   es   sehr    nahe,    dass   sie    dem 

kann    verfeblter   sein.      Was   sollte   jetzt    noch    dem    Pseud.  Labrax    gehüren    müssen.       Meine   tiri'inde    dafür   siml    fol- 

darau     liegen,     ob    Callid.     einen    Freund    gefunilen     habe,  gende:       1)    die   lorarii    spielen     in     dieser   Sceno    nur   eine 

«ie   er   ihn    zu    Anfang    des   Stucks   verlangte,     da   er  sei-  so    untergeordnete    Rolle,     dass    sie    am    Dialoge    keinen 

neu    früheren    Plan     ganz    aufgegeben    hat.      Die    alte    Per-  Theil    uehinen     küiiuen;     2)   vs.   .Ott.    hatte    Labrax    gesagt: 

sonenabtheilung     ist    bcizubelialtrn.       Dem    Callid.    genügt  ^'ulcauuiii  addiicam :    is  Venerls  advorsarius ,    und    war   dar- 

die    einfache    Angabe    des    Pseud.,   er   sei    als   die  Salus    zu  auf  zur  Thür    gegangen,    und    hatte    gepocht.       .Schon    hier- 

begrüssen,    nicht,    er    will    wissen,    was    geschehen  sei ,    um  aus    geht   hervor,    ilass    angegeben  wenlen    musste,    in    wcl- 

ihn   aus  seiner   Notli    zu    retten.       Doch    Pseud.    ist    noch  eher   Absicht   er    geklopft   habe.      Das   wird   aber   in    unse- 

nicht    anffjelcgt    zu    einem    ruhigen    Berichte;      in    seiner  rem    Verse    ausgesprochen;     S)    die    näclisten     \Vür(e    des 

Freude    will    er   erst    noch    scherzen,    und    beruhigt    daher  Daemones,    die   als    Antwort   auf  das  ^'orhergehnnde   anzu- 

<leu    Callid.    mit  den    Worten:     quid    tinies?      Callid.   dage-  sehen    sind,   sind    bestimmt   an    den    Labrax   gerichtet,    wie 

gen    will   den  Pseud.    zum   Berichte    zwingen,    und    sagt  da-  aus   dem    in    rapite    tuo   deutlich   hervorgeht.      Spräche    ein 

her,     er   habei    das     Verlangte    gethan     und     einen    Freund  Lorarius    den    vorhergehenden    Vers,   so    würde   diese    Ant- 

gebrarht.   —   IV,   4,   VI —  10:   Occasionem    reperisti ,     ver-  «ort   des  Düinones    ganz    unpassend   sein.      Eins    ist   anstüs- 

bero  ,    übi  perconteris  me,    insidiis    hnstilibiis?      Diese  bei-  sig,    der   plnr.    habemus    und  vicdlamus ,    der    nicht   ebenso 

den    Verse    gibt    Hr.    B.    dem    Pseud.  ,      während    sie     offen-  erklärt    werden    darf,      wie    in     den    Worten    des    Däinones 

bar   dem    Simmia   gehüren.      Im     Munde    des     Pseud.    küii-  oben    vs.    3:    istnc    vulueramos;    denn  Däinones   sprach  jene 

nen  sie   nichts  Anderes   enthalten,  als   den   in   der   vorigen  Worte    als    .Anführer    seiner    lorarii.       Hier   soll   vielmehr 

Scene     ausgesprochenen     Argwohn     des     Pseud.  ,      Simmia  der   plur.    komischen  Anstrich    geben    und    den    Besitzer  des 

müchte    ihm    einen    schlechten   Streich    spielen.      Diese  Be-  Hauses    eher    veranlassen,     die    Tliüre    zu    öffnen,      weil    er 

sorgiiiss    ist    aber    durch     das    Erscheinen    des   Simmia   mit  glauben     soll,     es     begehre    eine     ganze     Menge     von     ihm 

der    Phneniciiim    beseitigt.       Im    Munde    des   Siniiiiia   dage-  Feuer.    —  IV,   {j,    t(i  —  l7.    Tr.    Hercules   istiim    infeliret 

gen     enthalten     diese     Worte    einen    sehr    passenden     \'or-  cum   sua   licentia :    Ita    meas   replevit  auris.      Quidquid  me- 

wurf,   den   Simmia   dem   Pseud.   macht,    dass   er   hier,    «or  morabain:   „licet."      Diese   beiilen  Verse  miissteii   dem  DJi- 

der    Tliüre   des   Kupplers,      zu    ihnen    heranträte,      woraus  mones,     nicht    dem    Trachalio    gegeben    »erden,      »ie   Ilr. 

der    Knp|>ler,     wenn   er    sie    bemerke,     Argwohn    schöpfen  Weise    richtig    gesehen     hat.       Dam.    bleibt   auf  der   Buhne 

und    ihren    ganzen    Plan    vereiteln    könne,     wie    Hr.    Weise  zurück,    während    Trach.    geht.    —    V,   3,    fyti:    Daem.    Res 

diess    bündig   auseinandergesetzt   hat.    —    IV,    7,    l)'>  —  70:  soluta   est,     Gripe:     ego    habeu.       Gr.    Hercle,    at   ego    me 

Si.       Kxploratorein      hunr     faciamus     ludos     siippositicium  uiavolo.       Herde    gibt    Hr.    li.    noch    dem    Däinones,     wah- 

Adeo,    donicum    ip'iüs  sese  Indos   ficri   senserit.      Den  zwei-  renil    es   offenbar   dem    (iripus    gehört,     der  ja    gleich   dar- 

ten    Vers  tbeilt   Hr.    B.   noch   dem   Simo    zu,     während   er  auf  "ieder  sagt:   Peru   hercle   und  Nunquani   hercle.      Das 

in  den   codd.   dem   Ballio   gegeben   wird,     was   Hr.   B.   mit  Herde  steht  voran,   um   die  grosse  Aufgeregtheit   des  Gri- 

einem   schlichten    Male   abfertigte.      Docli   scheint   die    Ab-  P"S   zu    bezeichnen    und    die   Aufmerksamkeit   der  Zuhörer 

theilung   der    codd.    den    Vorzug   zu    verdienen.      Als  Ballio  auf  diess    Wort,     das    bald    so   oft   wiederholt    werden   soll, 

gefragt:   Quid    nunc    mi    es    auctor,    Sinio?    und    dieser    den  hinzulenken. 

Ratli    gegeben  hat,   den  vermeinten  explorator  aufzuziehen,  Neustrelitz.                                                           Th.    Ladetci". 

so   stimmt   Ballio   augenblicklich    bei  ,    hoch    erfreut,    einen  

Rath    zu    bekommen,    der    ihm    wie    aus    der   Seele    gesiiro-        ,„,,      ,,  ■    i.    t    u •        ,      ^    , 

„!.„„    ;=*            IV    -7     ^~          1  oiv      n-      IV     ..           .1             i  lOJ.   tiermanni  Ac/ielltnstt   uliilos.    Iic.   de   Solonis    egibus 

dien    ist.    —   IV,   7,    ,S;.  uuil  *)l».     Uie    Worte:    quul    inerec  a       r                                                   b        " 

machaera?     und     Nempe  ,     qnod     femina    summa    sustinent  ^1""'    "fa'"r<'S    atticos    dissertatio     iu    certaminc   lile- 

gibt   Hr.  B.    dem  Sinio,    weil   aus   der    Antwort   des  Harpax  rario   rivium    univers.    Monaceiis.    ab   amplissimo    phi- 

hervorgehe,     dass  Siino   ihn   auch   aufgezogen   habe.      Un-  Josophorum     ordine    praemio  a   rege    praescripto    or- 

iiüthig;    Sinio   hat  das  schon   früher   gethan,    vs.   sl,   und  „g^^,   Beroliui  MDCCCXLII  sumptibus  EL  H.  Scliroc- 

zielit  sich   nachher   zurück,   weil   er   es   für  seiner   uiiwür-  .             , . ,            ■.      «       , 

dig   hält,    den    Harpax   so   aufzuziehen.       Auch    v.   81.    ist  "'    '•^'*      '     '^^ 

ebenso   sehr    gegen    den    dummen    Witt   des    Ballio,    als   ge-  Vorliegende    Schrift  über   die   Snlonischen  Gesetze    bei 

gen   den  Harpax  gerichtet.   —    l,   2,   bj — 5() :    Hie,   qui  den   attischen   Rednern    ist  durch   die   »ou   der  jiliilosuphi- 


1087 


1088 


»rhfii  raciiUal  ilrr  IMünrhncr  Uniiorsifat  fflr  ila<  Jahr 
|i^4()-_41  jjrsfobpnc  Picisfrnjfn  hcrwirgcriifcii ,  und  war 
unter  ilcr  Zalil  ilor  •jokrlliifeii.  Da  nun  die  Bearbeiter 
sulrlit-r  Preisfragen  iincli  im  Vcrb.inilo  der  Uiiirersifaf  sein 
inü.s^ien  ,  a<>  «erden  die  [)liilo9o|)liiäfhen  Preisaufgaben 
lueisleii«  lon  solchen  SJudirenden  l)carbeitct,  die  das  erste 
oder  «»Veite  Jahr  auf  der  Uimersitat  sind;  «ornarh  die 
Farultat  nur  die  Absieht  haben  kann  ,  selbständiges  Stu- 
dium zu  erregen,  und  wenn  sie  einer  philologisclien  Ar- 
beit eines  Sliidironden ,  «elrher  vor  einem,  höchstens 
zwei  Jahren  das  GYninasiuiu  verhissen  hat,  den  Preis  zu- 
erkennt, so  ihut  sie  diess  nicht,  als  wenn  die  Arbeit 
vullkiininicn  und  der  Wissenschaft  erspriesslich  wäre,  da 
diess  auch  nicht  zu  verlangen  ist,  sondern  sie  gewährt 
nur  dem  Fleisse  seine  Anerkennung,  und  fordert  dadurch 
auf,  nistig  in  <ieui  so  begonnenen  Studium  fortzuschrei- 
ten, um  dereinst  w  issenschaftlich-ti'ichtig  zu  werden.  So 
»lar  bei  jener  aus  einem  so  schwierigen  und  umfangsrei- 
cheu  Theile  tier  Alterlliiimswissenschaft,  dem  attischen 
Rechte,  genumnieneu  Preisaufgabe  oß'enbar  die  Absicht 
der  FacultAt,  nur  in  das  Studium  der  attischen  Redner 
einzuführen  ;  wenn  als»  Hr.  Srhelling  in  dem  Zeiträume 
einiger  Slonate  nach  der  ersten  lioberarbeitang  des  Stof- 
fes dieselbe  der  üeil'cntliclikrit  übergibt,  so  muss  er  doch 
wohl  überzeugt  sein,  ilamit  etwas  geleistet  zu  haben, 
was  bei  dem  jetzigen  Standpuncte  der  Philologie  und  in 
einem  (iegenstande ,  dessen  Studium  viele  ausgezeichnete 
Gelehite  ihr  ganzes  Leben  wirlmeten.  Neues  und  Lesens- 
werthes  genug  darbiete.  Ob  nun  diess  bei  Hrn.  Seh.  s 
Schritt  der  Fall  ist,  erlauben  wir  uns  zu  untersuchen, 
und  wenn  wir  dabei .  aucli  in  Betreff  des  Umfangs  der 
Kenntnisse  iui  AHerthnme  dem  Buche,  als  einer  Jugenil- 
arbeit,  alle  Nachsicht  angedeihen  lassen,  nii'issen  wir  doch 
in  Bezug  auf  Form  und  fleissige  Ausführung  des  Einzel- 
nen mit  Strenge  verfalireii ,  indem  nur  durch  einen  hier- 
aus flicsscnden  Ersatz  eine  Jugendarbeit  trotz  alier  Män- 
gel  immer    noch    erträglich    werilcn    kann. 

Hr.  Seh.  hat  seine  Arbeit  iFi's  Lateinische  übersetzt, 
wobei  aber  eine  bedeutemle  Anzahl  Fehler  wider  die  la- 
teinische Grammatik,  selbst  Declinations-  und  Conjuga- 
tionsfehler,  mituutergelaufen  ist.  Schon  der  Titel  des 
Buches  ist  ein  Fehler  wider  die  lateinische  Sprache,  in- 
dem er,  tienn  er  ja  einen  Sinn  hat,  nach  dem  Sprach- 
gebraiiche  keinen  anderen  haben  kann,  als:  ,,Schclliiig'8 
Uisserlatiou  über  Solon's  (lesctze,  gehalten  bei  den  atti- 
schen Kednern."  Um  also  nicht  weiter  von  dem  Plural 
loca  statt  loci,  der  unzähligemal  vorkommt ,  und  von  dem 
Imperfpct  venicbat  statt  venibat  (in  der  Roilensart  nomine 
venire  pag.  'J,S)  zu  sagen  ,  wollen  wir  nur  Dinge  anfüh- 
ren, wie:  supersedere  posse  putavi  (p.  78),  at  forte  ob 
id  ipsum  (p.  19),  niirabitnr  forte  quis  (p.  Ol))  sensuui 
forte  salis  expresseris  (p.  7^) ,  Petitus  et  Gansins  id  a 
Soinne  fectum  esse  cetiset  (p.  1)4),  sive  ei  a  patre  relicta 
Sit  hercditas  7iecne  (p.  'JS),  orator  postquani  allegasset, 
pergit  (p.  i^'J) ,  illas  injurias  privato  judicio  quis  pcrseqni 
potcril  (().  ,S4i,  (junm  oratores  7nox  totani  aliquam  legem, 
fliox  ejus  tantnni  |iarli(  iil.is  allegare  soleant  (p.  .'i.'i),  7nox 
Draroni,  7iiox  Solmii  l<x  tnbuitur  (p.  77),  caeilis  causa 
exsul  (p.  0/)i  ''<>"  drfiierunt,  qni  a  lingliae  graecae  et 
juris  Atheuieiisium   srientia   instrutti   etc.'>  (|i^  2') ,  scquitar. 


Draconem  aboluissc  Areopagnui  (p.  19),  «eqnitur,  fuisse 
cnllegiuui  (ibid.),  de  nomine  Arcopagi,  de  loco ,  ubi  erat 
oxstructu»,  de  loco,  quo  consederint  Areopagitae  tonfe- 
ratur  tp.  20),  ut  recte  dcliberari  possit ,  ccrtis  diebus 
SenatorcR  ronveoire  debebant  (p.  ^3),  execrabatur  praeco 
cum,  qui  male  populo  consa/uertV  (p.  2ö),  quuniam  .  .  .  . 
non  cOTistat  et  Petitus  ....  tractaverit  (p.  .JU)  lege«, 
quae  quut  et  quaics  sinf,  pnpulus  nondum  cognitum  ha- 
beret  (p.  47)?  novam  ferre  legem  loco  abrogatae  (p.  Ö3), 
fidem  tribuere,  quam  nulli  scriptnri  ;-ecugar£  licet  (p.  9), 
quum  taviBTi  etiam  (als  treuliche  Uebersetzung  des  Ucut- 
schen  „da  ja  doch  auch"),  wozu  noch  eine  ungeheuere 
Menge  von  Germanismen  gefügt  werden  könnte,  wie: 
locus  prokaus  est  („die  Beweisstelle  ist")  (p.  31),  caeiles  et 
cognata  criniina  (p.  19)  >  nee  ex  ullo  verbo  «livinandum 
est  („und  ist  auch  aus  keinem  Worte  zu  erratheu") 
(p.  74),  quum  Meierus  praesumsisset  („da  Meier  präsu- 
mirte")  (p.  83),  locus,  in  quo  clausula  illa  exhibetur 
(,,die  Stelle,  in  der  jene  Clausel  enthalten  ist")  (p.  55)j 
principium  du  maribus  ante  femiiias  ad  hereditatem  vo- 
«andis  (,,das  Princip  über  den  Vorzug  der  männlichen 
Erben  vor  den  weiblichen")  (p.  l'J2),  iu  archivis  descri- 
ptas  Solonis  leges  (,,die  in  den  .Archiven  abgeschriebenen 
Solunischen  Gesetze")  (p.  (Vi),  quocum  consentit  Plu- 
tarchi  aucturitas  („womit  Plutarch's  Auctorität  liberein- 
stimmt")  (p.  18),  de  legum  abrogandarum  ratione,  quam 
Jussit  Solon  (p.  ÖU).  Doch  wenilen  wir  uns  von  diesen 
hässlichen  Auswüchsen  hinweg,  »eiche  nur  zu  sehr  be- 
weisen, dass  heute  noch  ebenso  gut,  als  zu  Horatius  Zei- 
ten gar  Manchen  limae  labor  et  mora  ullcndit,  und  dass 
das  nunum  pren>atur  iu  aonum  leider  auch  bei  uns  allzu 
oft  übertreten    wird. 

Doch  vielleicht  enthält  das  Buch  seinem  Inhalte  nach 
viel  !Neues  und  Gutes,  und  könnte  daher  immer  noch 
eine  angenehme  Gabe  sein,  wie  diess  wenigstens  Hr. 
Seh.  in  der  Vorrede  ganz  zuversichtlich  ausspricht:  ,,at 
libellum,  qui  omnium  legum  Solonis,  quae  apud_orato- 
res  attitos  nobis  servatae  sunt,  conspoctum  paucis  atque 
concisis  verbis  praebeat,  plerisque  non  plane  injucundum 
fore  persuadere  mihi  possim"  und  „non  plane  defututos, 
qui  hanc  meam  operam  gratam  habeant  atque  acceptam." 
Diess  nun  wollen  wir  untersuchen,  und  dabei  zuerst  die 
Anlage  des  ganzen  Buches,  dann  die  Ausführung  des 
Einzelnen   betrachten. 

Die  Anlage  ist  höchst  rerviorren  und  planlos,  indem 
bei  iler  Aufzählung  der  Gesetze  zwar  von  der  Einthei- 
lung  in  ölTentlirhcs  und  Privatrecht  ausgegangen  wird, 
die  einzelnen  Gesetze  aber  in  diesen  zwei  Hanpthteilen 
so  willkürlich  und  unlogisch  aneinandergereiht  sind,  dass 
wir  uns  dabei  stets  an  S.  Petitus  flüchtige  Arbeit  erin- 
nerten, in  welcher  in  ähnlicher  Weise  Alles  untereinan- 
dergewürfelt ist.  Die  Capitelüberschriften  bei  Hrn.  Seh. 
sind  iler  Reihe  nach  folgenile:  l)  de  senatu  Areopagitico, 
2)  de  senatu  quailringentorum,  3)  de  concione  populi, 
4)  de  archontibus  et  caeteris  magistratibus,  6)  de  judi- 
riis,  6)  de  oraturibus,  was  von  den  Gesetzen  über  die 
Volksversammlung  gar  nicht  gelrennt  werden  kann,  da 
nur  die  ilaselbst  Auftretenden  bei  Solon  Reilner  heissen 
können,  indem  es  eine  eigene  Classe,  die  vom  Reden- 
schreiben  lobte,    wie   später,  damals   noch   nicht  gab;  dann 


inS9  i^'Of^ 

folgt  7)    de    Ipsilms,    was   von    ileni  ,Alisrliiii(t    lil.er    die    gc  Dem.    .1.1   M;irar(.  ^.  54.  Gpl.'Cc-Mti.Mt  iPiiiip;  potfi-lH-i.  li.iKo  ; 

sotijfelipnil«  GiMi.ilt    iiiclit   zil    Ireiirieii    ist,    chinri  S)  ile    ser-  imkI    so    »oKl.'n     »ir    in  joiloin     (•iijzclni-M    t'a|iilol    f.-lilcnilo 

vis   et    perr^rriiiis,     »elclier     Titrl     « idirsiiini;,'     ist,     indem  (iisi'(/p    iiacliivcisdi    kfiiiiieii    iiii»    doii    .S(rll<'ii,     weldie   je- 

Skl.iriMi    und  l'Voiiidp,   als  z«ci   »n    und    für   siih    und  iliirdi  ili-su.al    als  rrajfmeiife   diT   si.lr>iii«.  Iwii  (iiset/.p    liättiM.    I.e- 

ilirc    llrili(e    s;in/.licli    lers.liicdfiic    Tlieili«     der    atlisilien  nutzt   »ordeii    niiissen  ,    ohne    ilie    (irJnizen    der    Preisfrage 

Ben'ilkeriiiijf,    nicht   si>    in  Kinem    kfiniien    .ilijjeli.inilelt  «er-  zu    i'iliersi  hreilrn, 

den;      «ie     d.inn     <!)     «Ic     ijfiMiiiiiniiisis     j;i'S]iii><  hi-n     »terden  Kiii    fi-rni-rer    liinsfanri     ist,     d  iss    Ilr.    .Seh.     den     Leser 

kann,    ohne    vorhersehende  Eni»  irkrim.j;    des  .Sfrafre.htes,  so    oft    Miit    Cilal.n    ..l.f.r(i.^( ,    .-titt    ein    (iesetz    o.ler    einen 

i.>it   gar    nieht    einzusehen;    dann     fol^t     1(1)     de     nnlilia    et  gan/.en    Al>s<liiii(<    dis   atliscIuMi    Kerhfes    /n    erkl.'iren,     da 

litnrsiis,     was   so    heterogen    ist,     als   scrvi    und    peregrini,  docli     gefordert     Har,      es     st. Ile     die     sai  hliehe     Krkl.lriing 

und    hierauf  gleich    11)    de    homiridiis  ,     l'J)    de    fnrtis    pn-  sell.st    pei;elien    »erilen,    nicht    l.loss    citirt,    «o  sie    zu    hn- 

l)lice    persequendis,    13)   de    injuriis    vi    ijj.'jlis,    14)   de   stii-  ileii ,     da     man    ja     hierrii     nur     llernuinn's    llan.ll.iicli     der 

pris    et    lenocinio,     <lann     15)    de    liheris    legitimis,     nnthis,  griechischen     Staatsalterthiimer     zu     liesil/en     l.raucht,      in 

adoptivis,    wovon    die   adoptivi    gar    iiidit    hierher    gehören,  welchem    nach  jedem    Paragraplie     die   Literatur    fast    vnll- 

Bonilern      nach      attischem      Begriffe      ii.'s     Erlirecht,      dann  strtnilig   angegeben    ist.       Am  li    wechselt    Hr.    .Seh.    mit    der 

Iti)    llc    spoiisaliljiis,    dotilms    et   cnnnuliiis,    17)    de    heredi-  IJeiieniiung     heim     Oitiren  ,     indem     z.     li.     Böckh'.s    Sta.its- 

■tatibns    et   testamentis,    ilann    in    zufälliger  Aufeinanderfolge  hanshalt    der    Atli<>ner    l.ahl    unter    diesem   deutschen  Titel  , 

18)     de    mortnis,     |9)    de    ronviciis,    •/())    de    furtis    private  hald    als    Oecoii.    piihl.    citirt    wird,    je     naclidcin    «las    Citat 

perseqnendis,     '21)   de    nsuris  ,     '22)     de     relnis     repetuiulis,       aus    einer    lieiilsi  lieii     oder    lat isclien    .Schrift     nlier     alli- 

und     als     Anhang    fragi/ienta    legiim    Snioiienrum ,    (jiiaium  sches    liecht   entiiouiincn    ist. 

gensus    cognosci    noii    polest.    —    '^laii    sieht    hieraus  gleich.  In    der    Eiiileiriiiig    ul.er    die    iMilglichkeit,    ilie    echt   so- 
wie  sehr    es    Mm.    ScIi.    auch    nur    an    olicr(l,'iclilicli.r    jiiri-  Ionischen    (Jeselze     ;nisziis<  lieiden ,     spricht    llr.    Seil,     auch 

-discher    Bildung    fehlt,     die     doch    wenit'slens    zur    Heraus-  (p.    S)     ül'er     die    Stelle     hei     Andoc.     ile    myst.    g.    ^'.^    sqq., 

gnbe    eines    \Verkes    üher    irgend    einen  Ziieig    der  Hechts-  wo    iler    iledner    loii    dem    (Jesct/e  spricht,    dass,    wer  nach 

geschichte   Jeder    unenthehrlich    linden    wird;     und    so     l.e-  Anfliisuiig    iler    \olksherrschaft    ein    Amt    hekleide,     unge- 

ginnt   auch    in    Folge     dessen    llr.    S.  h.     im    Capite!    de    ju-  rflcht    getC.dtet    werden  dürfe,    iUrss  e\nei\  loKnivo;  vuitu^ 

diciis     pldtilirh:     liceat     mihi     in     lioc     capite     de    jiidiciis  nennt,    uiiil    dann   schliesst:     yai  fiOl    dvci'/i'wih    T(iv    l'O- 

expedire   etiam    iluas   leges    Solonis,   (jiiae    ad    litiiim    geren-  fiov  tov  iX  T  ij  <;  aTn'klji;;    der  d.aiiii  f.^lgen.le  ^0}fOS 

darum    ratioiieui     pertinent     et    quiilem    atl     excepfiones  ,    —  aher     fangt    mit     den    Worten     ädotS     Tlj     (jOUfTJ    Y.al     Xlß 

aber     mit    jenem     liceat     mihi     ist     diese     Uniirdiaing     noch  «^'i''',"     ""  '      '""'     '"'*     ^^"'-     ''''"    F"""     »''""■*      Psepllismas. 

ht    gerechtfertigt,    und    Hr.    -Seh.    hätte     gerade    hei    sol-  Hr.    Seh.    nun    sagt:    Statuendum  igilur,    „NOMO^^-  esse 


nie 


cheii    .Stellen    fühlen    sollen,     »ie    sehr    auch    in    dieser    Be-  titnlnm    legis    vere    Soloiieae  ,     cujus     verha     hoc     loro     n<in 

Ziehung  seine   Schrift   noch    einer    öfteren    Ueherarheitung  aUe^-anttir     (soll      wenigstens     allegenlnr     heissen  )  ,      post 

bedürfe.  „IS O M i )^^'-   aiitein    excidissc    vocahnia   qiiaedam  ,    quihiis 

Wenn    nun   Jeder   schon    gleicli     in   dieser   Capitelüher-  oralor  jiisserit   srriham    decretum    quoijue    recit.ire   —  uva- 

sieht     eine    rtlenge     soloiiischer      Kinrichtniigen     vermissen  yviij'Jt    di   Y.at    ro    lpr,vpLafia,   aut  simile    quid,    item    cx- 

wnrde,    so    glaiil.te    sich    Hr.    Sih.    ofl'enhar    den     Rücken  cidisse   tituluin    derreti  —    liujcfinua    —    qiiae  verlia  lihra- 

gedeckt     T.a     lial.en     durch    die    Bemerkung,     es    sei iiir  rius   aliquis    sciolus    ideuique    indoctiis    ejecisse    videtur,    ut 

die    hei    ilen    attischen   Reilnern    vorkonimenden  solonisclien  verha    scilicet    legis,    qiiae    de.iiileral.;.t ,    hoc    modo   allegnta 

Gexette    und    ihre    Fragmente     in     <ler    Preisaiifgal.e     gefor-  llalieret.      Nun    aler    hatte    der    Redner  im   V  orhergi'hi-ndeii 

dert    gewesen;    da   aher    ausdrücklich     eine    ZiKammenstel-  hinter    Falle     erz.'lhlt,     <lie     nach     den    unter    ilem     Archon 

lung    der    snloiiischen    Gesetze     und     ihrer    Fragmente     niit  Fiukleides     erneuerten     snlonisc|i»u      (besetzen     straf»  lirdig 

sachlicher    und    >prachliclier    Erklärung    verlangt    war.    Und  waren,   die    Verlirec  her   aher   desswegen,    »eil   sie  vordem 

zur    solonisclien     (Jesetzgehuiig     »olil     auch     hesonders' die  Archontat     des    Eiikleides    das     ^'ergehen     hegangen  ,     doch 

«olonische   Staatsverfassung    zu    rechnen    ist,    so    hatte   sirll  wohl     nicht    ungestraft    sein    dürften;    so    auch    Epicliares, 

Hr.    Seh.    nicht    liliiss    damit   hegnügeii    sollen,    die  in  jeder  der    unter   den   ,i()   Tvranneu     im     llatho    der    Fünfhundert 

Ausgabe    di-r    Redner    diir.h     ilie    Helierschrift     A'OA/OS  »ar;     darum    nun    führt   er    das   oben    «fenaniite    Gesetz    an, 

oder   A'OßlOJ   kenntlichen  Stellen    zu    sainineln,    sondern  welches    er    ein    solonisclies    nennt,     was     auch    durch    Plut. 

die  unzähligen,    mitten   im  Texte  vnrknminendin  Andenlon-  Sol.    et    Poplic.    c.    2.    h<'Siatigt    wiril.       Bei    der  Erneuerung 

gen    (i.    B.    Erzählungen     ».on    gesetzli<lieii     oder    nicht    ge-  nun     der    solonisc  heii    (i.setzgehung    unter    Eukleides     ver- 

setzlichen    Handlungen    und     unendlich     vielfältig    Aiuleres)  steht    es   sich    von    selbst,    dass    gerade    die.-es    zumeist  Iier. 

doch    auch    als    Fragmente    von    (iesvlzeli    ansehen    und    als  vorgehobeu    »urde,    und    so    erzahlt   auch  Ljc.    adv.  Leoer. 

nfithigB    Sacherklarung    die    .Stellen    aas    anderen    Schrift-  §.    125    »q.    fierd     ynp     rot'i     TOia/.uvTU     ui     nureoe; 

stellern,    z.    B.    I'lutarchos,    heibiingen   müssen ;    und    da    es  i'fioiv    ....     S  Ipl]  rfi  <J  av  T  O     Y.oA    oJiKiOai  ,    edv   Ti; 

wirklich   ein    günstiger   Zufall    «■«Ute,    dass    nieht    ein    ein-  rroaVvidi   snidncai   )?    Ii'jv    rroktlt    JTOodldp    ijidvj^i;- 

ziges   (Vesetz,    von   dem   wir  anders   woher    t.  issen,   daSs  es  liuv   zaTßÄtijy   TUV  ah^nvuftevov  Y.adaouv  eivai  6.710- 

eolonisch     war,     ganz     ohne    Andeutung    bei    den     Rednern  y.ninavra    .    .    .    .    TaPia,     ui    äl^Sgeq ,   £  y  QU  )pai>    f/'s" 

blieb,   so    müssen    wir    uns    um    so    mehr    mindern,    so    viel  T  ij  f    OTtjkljv    y.(tl   raiTijv    eOTtjanv    £tg    TV    fjOl'I.EVTl}- 

AViclitiges   bei    Hrn.    Seh.    übergangen    zu    sehen,    wie  z.  B.  (>I0V  V-  T.  }..;  —  hier    ist   also  deutlich  gesagt,   ilass  <liirrh 

gleich  den   Census,     iionibcr    zu    sprechen   die   Stelle   bei  ein    iplj(fiaita  die   Eraeiierung   dieses   Gesetzes    besonders 
Zeitschr.  f.  d.  Jlterthumsw.  ""^ 


1091 


1042 


Lesrlilossrn  »iirili-,  ilnss  es  auch  riiiPD  pigpiirn  all);piiieiii 
«iclitliari'ii  I'liil«  crliifll  an  «Irr  OTij/.lj  im  /jonkivci'uiuv, 
UihI  rs  kiiiiii  «Iko  ili'r  llrdnrr  rrrlit  mihi  ziiiii  yuafiua- 
Ttl'i  s.igfii:  li«*»  mir  ilnü  solouisilii-  Gcsptz  TUV  EV  T7J 
atvhlj  i'Ouuv  ror  ,  iiiitl  ji'iK-r  «lami  iliesrs  (ipsi-tz  in  iliT 
diiicli  rin  i/'/  (fKTiKt  PrniMicrton  Kciriii  iliitl  Ansdoliiiiinj; 
Turirsrn  ;  »oninrli  ilor  Idciis  liri  An<l(iki<li's  nicht  so  pror- 
sni«  al>.surilu.s  nii'lir  ist,  nt  moiiilaiM  lue  snlirs.sc  <iTtu  cer- 
tiiis  sit.  L'rlirijjons  .sucht  ninn  ilüs  (if.scl2  scldst,  (las 
oliVnliar  ilio  lc;;ali-  ICin»i'(/nn^'  der  sulunlschen  Urniiikra- 
lie  enth.'ill  ,  in  Hrn.  Jicli.s  ilnclio  vcrgplions.  —  Lfelier 
den  Arfoi).!^'  »lird  (|>.  17  «'j']-)  nach  einif^pii  Wollen  über 
die  Ephcleii,  t;li-ich  als  einzigen  hei  den  Rednern  ror- 
koininrndrs  (iesetz  i'iber  den  Arropag  das  über  die  Ge- 
richt»liarkeit  bei  Tödlunjjcii  ans  Dem.  in  Aristnrr.  §.  22. 
anf^rriihrt  ;  jedoch  liiiileii  sieh  liei  den  Rednern  noch 
viele  Stellen  über  l'llicliten  und  Rechte  des  Areopages, 
freilich  ohne  die  L'ebersrhrift  lYOil/O^',  mitten  im 
Texte,  so  Hird  z.  B.  bei  And.  d.  mvst.  g.  .S4.  die  Pllicht 
des  Areopa^'s  ernfihnt,  iiber  Aufrechthaltnn^  der  Gesetze 
zn  Machen,  bei  Isiicr.  Areop.  JJ.  37  sq.  «erden  die  Areo- 
pagiten  als  Sittenrichter  an);e;;i  ben  ,  bei  Dem.  in  Neaer. 
§.  tSU.  kommt  dieser  Gerichtshof  als  Erhalter  der  roli- 
giJiseu  Gelir/inche  vor,  bei  Ueni.  in  Aristocr.  §.  h7.  wird 
jenes  über  den  itlord  noch  einmal  ror^ebiacht,  um  nicht 
zu  rrdrn  ton  dem  Arjriim.  tu  Dein,  in  Androt.  (p.  ä30 
Bekk.),  »n  es  heisst,  da.ss  der  Areopag;  nur  in  den  äus- 
»ersten  INollir.'lllen  in  die  Staalst  erHalliiOjJ  eingreife,  »as 
Alles  sich  zum  Tlieilo  aus  Plutarch ,  zum  Theile  aus  in- 
neren Gründen  als  suloni.sclie  Einrichtuii;;  nacliMeiseii 
liessp,  so  dass  doch  ein  erlrät^liches  Bild  des  solotiischen 
Are<>paj;s  auf  iliise  Art  auch  bloss  ans  den  attischen  Red- 
nern sich  liälte  darstellen  lassen.  Ganz  ungenau  heisst 
es  p.  22,  verba  legis  fülier  die  ^H^CfiOLiUTa  ÜTlQoßov- 
Xeucc.)  aptissime  ex  loro  Ulpiaiii  scholiastae  intellijji  posse, 
denn  wir  lernen  aus  (Jlpian,  wie  {revtühiilich ,  hier  nicht 
mehr,  als  wir  schon  aus  der  Rede  gegen  Aiidrotion  selbst 
wissen,  dass  nämlich  eben  Jeder  Antrag  an  das  Volk  durch 
die  fjut'/jj  gehen  mnsste,  —  Im  (Kapitel  über  die  Volks- 
rersammlung  fp.  2+  *<|'l')  '*'  nicht  angegeben,  wer  die- 
selbe eigentlich  constilnirte ,  und  die  Bemerkung  Plu- 
tarch's  (.Sol.  c.  LS.),  dass  roii  Solon  auch  die  Itij cii;  zur 
Abstimmung  in  derselben  zugelassen  h  iirdeii ,  halte  sehr 
leicht  zur  .SacherkUruiig  einer  Stelle  bei  Dem.  (d.  f.  leg. 
^.  O'.t.)  beigebracht  werden  koniieu,  wo  es  heisst,  dass 
die  Athener  jedHedeii  günstig  aurnelimen  ,  der  seine  IMci- 
nuiig  rorbriiige.  Ferner  fehlen  die  soloiiischen  Bestiiii- 
uiungen  darüber,  wer  das  Stimmrecht  verliere,  ganz; 
«liege  wären  aber  in  folgenden  Stellen  bei  den  Rednern, 
in  einigen  mit  aiisdrückli)  her  Kennuiig  <les  Solon,  zu 
finden  gewesen:  Aesch.  in  Tim.  §.  27  —  32.,  ibid.  4h., 
ibid.  164-,  Dem.  in  Andrut.  §.  3ü. ,  ibiil.  24.,  Dem.  in 
Aristog.  I.  §.  3(1.,  Diu.  in  Aristog.  §.  l(i  sq.  Uaiin 
fehlt  dun  haus  die  Angabe  der  Dinge,  die  nach  Solon 
in  den  Wirkungskreis  der  Vulkstersammlung  gehörten, 
wozu  als  Anhaltspunrt  bei  den  Rednern  «lie  Stelle  bei 
Dem.  in  Aeaer.  ^.  S8.  holte  benutzt  werden  können; 
ebenso  wenig  hören  wir  Etwas  über  die  71  ooeö(JUt ,  wel- 
che doch  olTenbar  eine  solonischn  Einrichtung  sind,  da 
in  dem   Uach  allen   Zeugnissen    guloiiistUen   Gesetze    n£Qi 


svy.ua ttiai  Ttiiv  ^i^rooutv  ilie  TIfXttSnoi  erwähnt  wer- 
den; Veranlassung  zur  Auseinandersetzung  darüber  hätte 
geben  sollen:  Dem.  in  Timocr.  g.  21.,  Aesch.  in  Ctes. 
g.  3.,  Dem.  in  Timocr.  §,  3.3*.,  ibid.  51).  und  1.57., 
Dem.  III  Androt.  g.  ü.,  ibid.  U.,  Aesch.  d.  f.  leg.  g.  65. 
Gleich  also  als  erstes  solonisches  Ge.'.elz  über  ilie  Volks- 
rersaiiimliing  wird  roii  Hrn.  Seh.  das  über  ilie  Lustra- 
tioneii  vorgebracht,  wobei  wir  «lurch  ein  ,,vide  primiim 
Aeschiiieiii  in  Timarch."  auf  eine  Stelle  verwiesen  wer- 
den, ohne  dass  zu  diesem  primiim  ein  secundum  oiler 
noch  weniger  ein  tertium  folgte.  Zu  der  Stelle  des  Aeschi- 
nes  über  die  Absfimiiuiiig  hätte  noch  die  in  g.  4.  iler- 
sclhen  Rede  erwähnt  werden  sollen.  lu  der  Anmerkung 
(p.  27)  zu  Aesch.  in  Tim.  g.  2.  heisst  es:  exhibent  om- 
nes  Codices  praeter  unum  Helmstadiensem  TIJl/  fiuvKIJV 
TOi'^  7l!:Vcay.u<yiovc„  quod  a  Scaligero  ita  coi  rectum  est, 
ut  legeret  TliJV  71  evTa/.OOlcm^ ,  quem  seriitus  est  Bek- 
kerns,  —  «loch  steht  in  der  Bekker'schen  Ausgabe  ganz 
deutlich  -vip'  iiovr)]v  xovz  71  ti'Tay.oo'iOi'i,  auch  wäre 
es  gewiss  Bekker  nie  eingefallen,  eine  so  unnütze  Con- 
jectur  in  ilen  Text  anf/iineliHien.  —  In  dem  Abschnitte 
über  die  Archoiiten  und  übrigen  Beamten  (p.  29)  hätten, 
was  die  Archonten  selbst  betrifft  ,  zur  sachlichen  Brkla- 
riing  folgender  Stellen  bei  den  Rednern  :  Dem.  ad  Pant. 
g.  33-,  Isoer.  d  aiiiid.  §.  237.,  und  besomlers  Dem. 
ad  Lacr.  g,  4S.  alle  nötliigen  Stellen  aus  ainleren  Schrift- 
stellern beigebracht  werden  können,  um  doch  im  Allge- 
meinen nur  anzugeben,  wie  es  Solon  mit  den  .Archonten 
gehallen  wissen  wollte.  ^'oii  den  übrigen  Beamten  er- 
fahren wir  bei  Hrn.  Seh.  über  die  Epheten  und  ihre  4 
Gericht.'.höfe  (Dem.  in  Aristocr.)  gar  Michts,  obwohl  hier 
der  Ort  aewesen  wäre,  über  sie  zu  sprechen,  und  nicht, 
wie  Hr.  Seh.  im  Capitel  über  den  Areopag  (p.  1>)  sagt: 
hie  ergo  nunc  de  ephetis  direndi  locus;  Nichts  auch  ist 
zu  finden  über  die  Eilfmanner,  die  Strategen,  die  Trier- 
archeii  ,  Vierzigiiiänner  und  Schiedsrichter,  oder  wollte 
Hr.  Seh  durch  sein  Stillschweigen  darüber  schon  zu  er- 
kennen geben,  ilass  er  alle  diese  Remter  nicht  für  solo- 
nische  Eiiiriclitung  halte?  Und  doch  hätte  er,  wenn  er 
diess  auch  bei  ileii  Vierziginäniiern  sicher  glaubte,  we- 
nigstens bei  <ien  anilern  angeben  sollen,  warum  sie  von 
nun  an  nicht  mehr  für  soloiiisrh  zu  halten  seien,  da  Hrn. 
Seh.  bekannt  sein  miisste,  ilass  die  tvöexa  in  einem 
solonisrhen  Gesetze  über  den  Diebstahl  (Dem.  in  Timocr. 
g.  11.3.)  vorkommen,  was  zu  untersuchen  und  «lag  von 
l''r.  W.  Ullrich  (vier  platonische  Gespräche  ,  deutsch  mit 
Anmerkungen  und  einem  Anhange  über  die  Eilfmanner 
zu  Athen)  Vorgebrachte  zu  besprechen,  sich  Gelegenheit 
genug  geboten  hätte  bei  Erklärung  ton  Dem.  in  Timocr. 
g.  13'..,  ibid.  Ili.i.,  Dem.  ad  Lacr.  g.  47.,  Isoer.  d.  an- 
tid.  g.  237.  Ebenso  kommen  ilie  Strategen  in  den  so- 
loiiischen Gesetzen  über  Trierarchie  und  Vermögensiim- 
tausch  vor  bei  üemosth.  ad  Lacr.  g.  49.  "'"1  a'l  Phaen. 
g.  5.,  ferner  die  diainjiai  werden  mit  klaren  Wor- 
ten bei  Deuioslh.  in  Androt.  g.  27.  dem  Solon  zuge- 
schrieben, und  kommen  ausserileni  vor  bei  Dem.  ad  Call. 
g.  30.,  ad  Aphob.  §.  58.,  in  i*'"'.  §•  «7.,  ad  Phorra. 
g.  21.,  in  Timoth.  g.  H».,  in  Mid.  g.  94.,  welche  letz- 
tere Stelle  ein  Gesetz  enthält,  das  die  Vcrgleichung  mit 
Dem.    pro    Phurni.    §.    2b.    als    solouisch    zeigt.      Die    so 


1093 


1094 


wirhHjjp  Soy.iiianla.  ilor  Beani<pn  wird,  narhilpiii  ein 
kleines  IJruclistiick  lilicr  die  IJiileiiteii  |i.  2J  <la  »ar,  lilos» 
geli-|;eiih(Mtlri'ii  bei  den  flrclioiiteii  in  einer  Aninerkuii;; 
damit  abjfeferfijft ,  dass  die  ilanpt-ifelle  liirriilx-r  (Aesch. 
in  Clesi|>li.  §.  l(i  si|q)  a'»  kein  iolonisclies  Gesetz  ent- 
haltend, lie/.cirlinet  »iril.  Ne  (jilis  (s.ifft  llr.  S<  li.)  exein- 
liliim  Petiti  secntns  legem  ali  Aeschine  in  Ctesipliontea 
ritatam  ,  qnae  oniiies  niagistratus  et  opernni  piililicorniii 
niinistros,  qnilius  dox/uiiala  et  ft'3l'l/rj  su\>euui\Ao  eraiit, 
arrnrate  desi;;nat,  Soliini«  esse  existiniet  et  in  liac  niea 
rollectinne  disiileret,  enr  ea  niili)  8i>lonea  non  visa  sit, 
paui'is  expoiiain.  J.iin  etsi  plerornMujiie  nia^^istratiinin  do- 
ytiiuouii'  et  (rt^i  vnv  a  Solone  esse  institiitaiu  non  ne|;o, 
Itanc  tnnieu  ledern  liis  lerbis  runceptai»  illi  non  possuin 
triliuere  etc.  Das  lieisst  also:  Ich  halte  das  Gesetz  bei 
Aesiliini's ,  dass  alle  der  dov.iuaaria  unterworfen  sind, 
Dioht  fiir  solonisrh  ,  glaube  aber  dorh ,  dass  Sulon  eine 
du'/.muniu  Aller  wollte,  und  wieder,  dass  das  Gesetz 
bei  Aescliines  mit  diesen  Worten  nicht  von  Molon  ist; 
aber  letzteres  wird  ja  auch  Niemand  sagen,  und  Aeschi- 
nes  will  das  Gesetz  gar  nicht  aL<luKit,ei  anführen, 
auch  kann  es  sein,  dass  es  später  stets  Zuspitze  bekam; 
aber  nur  hatte  Hr.  Seh.  nicht  sagen  sollen,  er  lasse  es, 
als  nicht  solonisrh,  aus,  und  dann  doch  '1  Seiten  darnach 
das  Capitel  über  die  Redner  mit  den  Worten  anfangen: 
Ut  in  quoque  cive  ad  inuiins  publicum  promoiendo  maxi- 
-inain  jussit  habere  Solou  vitae  niorumque  rationem  eam- 
qne  ob  causam  iiistituit  do'/.tunoiav  etc.  Auch  hatte 
sich  bei  allen  einzelnen  Stellen  und  Aomlern  die  Doki- 
masie  aus  den  Rednern  nachweisen  lassen,  und  zwar 
erstens  im  Aligemi'inen  ans  Aesch.  in  Ctes.  ^.  '2!l.,  Lvs. 
in  Erandr.  ^.  ().,  üin.  in  Aris'oi».  §.  17.,  Dem  in  Ari- 
stog.  i.  ^.  tu-,  dann  einzeln  über  die  liuleuten  aus  Aesch. 
in  Tim.  §.  III.,  über  die  Areopagiten  aus  Aesrh.  in 
Ctes.  §.  'M.  ,  über  die  Archonten  aus  Üeui,  ad  Eubiil, 
§.  ül)  —  70.,  J-_\s.  pro  inval.  §.  13.,  ibid.  V2  sq.,  über 
die  Strategen  aus  Lts.  in  Agnr.  ^.  tU. ,  in  Aicib.  II. 
§.  ti.  üie  £i'3iii/ui  und  Koyot  nach  dem  Amte  sind  bei 
-Hrn.  Seh.  gar  nicht  berührt  ,  und  kommen  doch  an  un- 
zähligen   Stellen    ror    (Aesch.    in    Ctes.    g.    14-,    ibid.    §.   |.S 

—  ■>\.  und  §.  .'(•).,  Aiiiioc.  d.  mjst.  g.  7S. ,  Dem.  d.  f. 
lej;.  §.  H'i.,  ad  Polycl.  g.  .-)().,  in  'ximocr.  g.  I.OO.); 
und  diese  wird  doch  Niemand,  am  allerwenigsten  durch 
blosses  Stillschweigen  darüber,  dem  Solon  absprechen 
künnen.  iNachdem  nun  alle  diese  Dinge  in  Hrn.  Seh. 's 
Buche  nicht  mit  einem  Worte  berührt  sind,  erstaunen  wir 
«loch  nicht  wenig  ,  ein  solonisrhes  Gesetz  über  ilie  Clio- 
regie  zu  finilen,  —  ein  solunischcs  über  die  Choregie? 
ja  wahrhaftig,  denn  Ilr.  Srh.  scheint  wirklich  von  der 
Choregie  ein  Gesetz  «erstanden  zu  haben  ,  das  in  \'er- 
hiudung  mit  andern  \'orschriften  für  die  ISildnngsanstallen 
der   Jugend    bloss  sagt,   dass   der  Reigenfübrer   der  Knaben 

—  ü  XOOijyus  Kiiv  /do'ov  TUiv  lyy.vxKiojv  ivlr  ual- 
do)V  —  über  4U  Jahre  alt  sein  müsse.  —  1»  dem  Ab- 
schnitte über  die  Ileliasten  soll  wahrscheinlich  (p.  34  sq.j 
eine  ron  jenen  Stellen  sein,  »on  »eichen  llr.  Seh.  in  der 
Vorrede  sagt:  altera  ex  |>arte  Itaud  minorem  opi-ram  ini- 
pendi  ,  at,  quan  praeproperis  aut  inanibuH  conjerturig  ten- 
fata  »iderem,  ab  his  dcfenderem.  Nämlich  in  dem  He- 
liasteueide   kouiineu  die    Worte    vor:    oidi    du}UC'.    di'^o- 


fiai  Tiji  ijKicifTSujs;  tvtxa,  uii'  aürog  ^yv/ ,  oi>r'  ctkKoi 
£Uo\,  OVT  uf.kui  t/dococ  t^iiur,  ou  xe/vtj,  oi've  fttjyav^ 
Oiideuia.  Hier  sagt  nun  Hr.  Seh.  A"u///i  tie  causa  Rcis- 
kiiis  et  iVl.itthiacus  verba  :  „ocr'  uijo^  iya),  uii  u.t.ku^ 
iilOt,  OVT  ÜkXot  lidöxao,  i-fioi'-^,  quae  tauien  in  opti- 
inis  et  pliiribiis  codicibus  leguntiir  niutasse  ridputur,  hie 
ui'c'  akktij  f/fJOTO»,  ille  a/.k}^  legend»  etc.  Nun  aber 
müchte  Ref.  erstens  liihaiipteii  ,  dass  denn  doch  iManner, 
wie  Reiske  unil  iMatthia,  nicht  so  ganz  ohne  Ursache, 
vielleicht  um  des  blossen  Spasses  w  illen,  llltnas  in  einer  Stelle 
geaiideft  hatten,  zweitens  aber  st  es  gar  nicht  wahr, 
dass  optinii  et  gilures  Codices  die  Stelle  so  haben,  wie 
sie  Hr.  Seh.  gab,  indem  der  erste  Blick  in  die  liekker'- 
sche  Ausgabe  zeigt,  dass  ilie  guten  Hanilscliriften  ukkrjl 
statt  akkoi  haben,  und  also  der  Satz  so,  wie  ihn  schon 
IJekker  gab,  zu  lesen  ist:  oi'T  aVTOi;iyu),  oi'z'  cikkog 
£uu/,  Ol'iv  (ikklj  eidoToq  EttOV  1  d.h.  ,,irh  werde  keine 
13esti'cliuiig  annehmen,  weder  ich  selbst  uiiuiittelbar,  noch 
mittelbar  durch  einen  .Anderen,  noch  durch  eine  Andere", 
wobei  gleich  in  die  Augen  fallt,  wie  schlau  das  Gesetz 
jeden  Ausweg  rersperrt  hat,  was  gerade  hier  mehr,  als 
anderswo  ntilhij;  war.  Am  Ende  des  Hcliasteneides,  nach- 
dem Alles  in  der  ersten  Person  gesprochen  «ar,  kommen 
im  letzten  Satze  die  Worte:  tTruiivi'^l  Alu.  IluOHldvj 
AijfirjTQa  xai  enapäoi^ui  e^mksiav  eavzio  y.aX  oi/.i^t 
TTJ  iavTov ,  ei  ti  rovtujv  nuuaßulvoi ,  suoüy.olvxi 
öt  Jtokka  dyadd  dvui.  Dann  spriciit  der  Redner 
weiter  mit  der  bekannten  Ueliergangsforniel :  Bvravd  UV/. 
£vl,  aj  üvöpfg  Siy.aacat  X.  r.  k.:  hier  steht  nnn  bei 
Hrn.  Seh.  im  Texte  die  ganz  sinnlose  Lesart  eTlöftvvui 
(ilie  auch  mir  im  einzigen  liekker'schen  Cod.  }^  mit  yp 
vorkommt),  und  die  Worte  von  ynl  t:i apdoitai  an  soU 
Deniosthenes  ex  sua  meiite  gesagt,  nicht  aber  der  Schrei- 
ber vorgelesen  haben.  Es  ist  kaum  initglich,  mehr  Un- 
überlegtes in  so  wenigen  Zeilen  zu  schreiben  ,  zumal  da 
es  ja  Nichts  gebraucht  hatte,  als  die  Bekker'sche  Aus- 
gabe oder  auch  den  Schafer'schen  Apparatns  criticus  auf- 
zuschlagen, nin  die  ganz  ausgezeichnete,  höchst  einfache 
Conjpctur  üekker's  zu  hiiden,  nanilich  £71  UUlUn'dt  statt 
£7TU/il'Vfia/ ,  wodurch  dann  ganz  natürlich  und  einfach 
die  Worte  von  £71  nnvvvcLl  an  AVortc  jenes  Gesetzes  sind, 
in  welchem  iler  Heliasteneid  vorkommt,  wahrend  ebenso 
natürlich  die  Schwurformel  direct  im  (»esetze  steht,  und 
gleich  mit  dieser  das  Vorlesen  jenes  (iesetzes  begonnen 
wird.  —  Im  Capitel  ile  oraloribiis  begnügt  sich  Hr.  Seh. 
mit  der  einzigen  Hauptstelle  bei  Aesch.  in  Timarch. 
§.  27 — 32.,  obwohl  ilas  Gesetz  in  vielen  anderen  Stel- 
len vurkouimt ,  so  in  der  nämlichen  Rede  g.  4l'i.  und 
§.  154.,  Dem.  in  Androt.  g.  '24.,  in  Arislog.*  I.  §.  ,iO., 
Diu,  in  Arislog.  g.  l(i  sq.  und  besomlers  Dem.  in  Androt. 
g.  .jO. ,  wo  ansdrücklirh  Solon  als  Urheber  genannt  wiril. 
Hiernach  wird  bei  Hrn.  Seil,  ilas  corrnpte  Gesetz  über 
die  Bestrafung  zügelloser  Redner  (bei  Aesch.  in  Tiiu. 
g.  So.)  behandelt.  Das  Gesetz  heisst  nach  <ien  Hand- 
schriften: Tujv  öijvopiijv  iäv  rig  ktyrj  iv  jjovkrj  ij  iv 
dljinp  TTEpi  TOV  £/(T(pepou6VOV  (.O]  Jfuipii  (eine  Hand- 
schrift ^ujpet,  zwei  andere  ■j^utort)  t]  (fehlt  in  dreien, 
in  einer  ij)  nepi  ixaOrov ,  tj  dii  TTfpi  lov  ai'rov  nji; 
ai'TiJi  (eine  Handschrift  Toi?  avToic}  ort  ij  koiöoptj- 
lai,  j;  xaxuj;  dyopevrj  rivd  ij  vnoxpovr]  i]  'i'^rji*axi- 


1095 

Covrwv  tnry.ioTtoi  iicratv  Uyr;  7ifgi  tov  fir.  hl 
roi'  S>:iictta'i  v  :iuoa/.t/.ivijrai  f,  tk/.i]  tov  t:Lir,xun]v 
üqnuerr.i  rf.i  exxf.i/oiaq  r.  t/}?  ßui>ki]<;  y.ofJlivKuioav 
ut  u'uotSuoe  iieX9'  Tievti']y.ovTH  d()uxfid)v  y.ai>:  (fiinf 
ll.ii.rs.liriftfii  '</  /.u»\  riiie  f/;,  «■"»e  ti$')  ey.noiuv 
(tdr/riia  i'iiyodcffn'  toi;  TToüy.ruoai  y..  r.  A.  iUsr 
»irfl'llr.  Seil.  "<l"'  ^V<>rtl•  i;  JlCoi  (nl'iili  i""  Anrinci') 
ans,  1111(1  liest  al.so;  fti)  /(DOii  r/.ämot,  was  uLrr  Ihn^sC 
,, nullt  al>i;osi)iiclorl  von  Jcilrni",  unil  nidit:  „nii  li«  al.(;e- 
üuii.lerl  iilirr  J.'ilrs'  ,  incli'ui  «las  utoi  wiii  TUV  HHfi(JO- 
filvol'  niilit  gnl  licriiliiTjr<>/iis''n  »<'rili'n  kann,  honiU-in 
entxrdor  mit  «ekkrr  «lu-  ilrci  WoK.-  i]  -TKol  iy.aorov 
als  <«lossi>  zu  l.eicu-hnrn  sinil  oilt-r  i  iclleii  lit  an(  li  Ipi'üsit 
hliiüs  ilas  i)  liinaus/iiMCifen,  «orin  l.c-sonilcrs  ilie  Ciir- 
ru|)l.'l  ».ti  stocken  »clicint,  wie  an.li  ilas  S(li»anki'ii  der 
HanilMliriJlfn  in  «l<-n  l.-1/l.-n  Bn<lislal)rn  il.s  ;ifw^/s,>""' 
in  )•  solbsl  7,*igt.  IMit  tieni  na(lif<ilj,"'nilfn  ori  I]  koi- 
duplirut  X.  r.  }..  «eiss  »ich  Hi.  Scli.  s.  Iincll  zn  hilfi-n, 
iuilrm  er  uri  in  ti  JIZ,  n"'l  alle-  na«  lifoltjcnilon  C«M,jnn«- 
tiie  koiöonvTai,  dyoutirj,  imuy.oor?],  kiyi;,  nuua- 
y.if.tilTai,  tk/.r  in  «li«-  Imliradn'  j;i-«allsani  ümlcrl  (ili'iiri 
«lass  Coline»,  und  noili  dazn  optinii  pluriniiiine  den  In- 
dirati»  liahen,  ist  nicht  «ahr),  »li»olil  l'fi  alle?!  PidIji- 
liitivgesctzen  immer  klv  gi-braii«  lil  ist,  al.[;''S'lien  duM.ii, 
üasi  CS  ein  jfroler  Feliler  {r>-j{en  die  Sprailie  ist,  ein 
GvieU  so  zu  verfassen:  io.V  Tt:;  ktyij  .  .  .  .  ,  il  JtC  f.ol- 
dootuat  /..  T.  h  ReisUe  vermnthete  dlfkuVUTl  statt 
in:],  «ovon  l3.-kker  sa^'t  :  ReisLins  et  fnrtasse  codex/, 
doch  passt  dljUil'un  nicht  gut,  »eil  die  nachfolgiT.di'n 
l'crLreclien,  «las  Sc!iii.iihen  u.  s.  w.  ni«  iit  eine  blosse 
Erklürnn^'  «les  ersteren  sind,  anch  kommt  ölftuvurt  in 
keinem  Gesetze  sonst  vor,  und  «las  (Jaiize  von  u  uvioi, 
an  mit  Reiske  als  \Vorle  des  Ke.lners  parenllirtisch  zu 
fassen  (iias  nicht,  »ie  Hr.  Seil,  meint,  »o  viel  ist  ,  als 
uncinis  iiulniliTo),  «eht  nicht  an;  «las  Kiiifaclistc  scheint 
XU  sein,  Moss  hll  statt  Vit  ZU  lesen.  In  dem  Folgenden 
iiimmt  Hr.  Seh.  statt  dvip.taiUK;  Urnnck's  Conjectur  uvt- 
aTi;y.o')i  iu  den  Text,  inilem  er  sagt,  dt>l;xioTUJ<;  sei 
fin  UTTai:  keyöitevvv ,  «as  es  nicht  ist.  Was  «lie  \>  orte 
y.i(Jinhv)Cja.v  oi  ilfjued^ui  fiixi^i  nivir./.uvTa  d(jax- 
uujp  yait'  i/.aatov  übi/.i]ita  i:iiy(jd(ftiv  ruii  nud- 
y.TO(jOl  bctnllt,  so  sagt  Hr.  Seh.  in  seijiientibus  libroruin 
lectioncDi  ,,lJlr](ol  V  doaXl'UiV  itit'  r/.uaiuv"- ,  qnae 
temere  a  Jurino,  cui  «luomie  assciilitnr  Reiskins,  mutata 
est,  ut  leReretJ|l/f7Ct  n'  d(^uxuwi'  n'i  t/.aOTUV  döL- 
V.riin,  retinui.  Hier  ist  erstens  ganz  falsch,  «lass  jenes 
lectio  cn«liriiiu  sei,  sondern  eines  einzigen  Bckker'schen, 
da  die  anderou  alle  y.al)'  oder  ti  y.a^'  oder  tii  haben; 
zweitens  aber  ist  das  (iesetz,  »ie  Hr.  Seh.  es  herstellt, 
gar  nicht  mehr  srriechisch,  denn  es  heisst  «laiiii:  „Wenn 
ein  Redner  .  .  .  .  ,  so  yv^lil'iTlUOuV  (Imperativ)  Ol 
TlQüCdooi  iieyo'i  TllVTr.y.uvra  duaytiuiv  (so  seien  «lie 
Vorsit/er  Herrn  oiler  befugt  bis  zu  5U  Drachmen,  iiber 
ihr  Verui<)geii  «ider  über  »as?)  tid-'  iy.aOTOv  ddiY.ljilU 
iiTiyodcf  t/u  (Infinitiv)  ro/^  nody.zoffOl-  (dann  sollen  sie 
je4les  Verbre«  heil  ilen  Gelileiiitreibern  aufschreibi'ii  ,  «lass 
sie  das  Verbrechen  eincassiren,  oder  was')  tuv  dt  UklO- 
VOi  uiio;  ij  Clifiiai,  ....  eiiCft^iixujoav  (Imperativ) 
Z.  T.  /..  Natürlich  kann  «las  Gesetz  nichts  AiuliTes  sagen, 
als  tiass  die    >'orsitzcr   für   jede  Lcbcrtretung   des  Gesetzes 


1096 

.')()  Drachmen  als  Geldstrafe  anfschreilieii  Konnten,  «obei 
von  eiiiziliicn  W  urteil  ,  die  mit  .')((  Dr.ichineii  gebiisst 
»erden  ini'issten,  i  erniiiifliger  W'imsp  k«'iiie  Keile  sein 
kann.  —  Im  ("apitel  de  legibus  führt  Hr.  .Seh.  einige 
Kuloiiische  (»eselze  auf,  iiiul  »«hreitet  dann  (|).  47  ^MH.) 
zur  l'.i  kUruiig,  Hobei  er  ganz  falsch  zu  Werke  gi'ht, 
inileiii  er  in  «lein  Gesetze  bei  Dem.  in  Tiiiiocr.  Jj.  20« 
bis  '.'f.  über  die  tn  r/llomttlnu  VUUWV  zwei  l'/lllc  an- 
nehnien  zu  müssen  glanbt:  vel  ,  si  pnpiilus  in  prima  He- 
caloiiibaeoiiis  iiiensis  concimie  iiotani  li'fjeiii  expiistnlasset, 
vel,  si  (jiiis  siia  sponte  snii(|iie  coiisilio  legein  logaret;  zur 
liekr;if(ii,'iiiig  «lieser  Ansieht  »inl  bes«inilers  der  'S}.  23- 
vorgebraiht,  inileni  «la  von  voiiDl'i,  oi'^  iiv  Ttitrj  uml 
v«in  1111'  yv-iviiv  VOfAUV  «lie  Rpile  sei  ,  aber  «lie  Stelle 
lieisst  nirlits  Anderes,  als  dass  eben  vor  jener  Volksver- 
saminlling,  «o  die  illl/tlfjOTOVla  VÖuviV  sollte  vorge- 
nuniinen  »erden,  jeiler  Athener  («la  es  Je«leni  freistand, 
na<  li  iler  zweiten  iniXituuTOiia  OTU)  fll]  duAOuOiv  Ol 
y.ttiiti'ii/  voiiui^''  ein  Gesetz  für  da»  missfallende  in  Vor- 
schlag zu  bringen)  die  Gesetze,  »iilcr  «iie  er  etwas  zu 
erinnern  habe,  statt  «leren  er  also  neue  wollte,  aufschreibe 
(«laniit  «las  V«ilk  beihnfij;  djc  Zahl  «ler  in  lierathung 
koinmeiiden  Gesetze  schätze),  auf  eine  Tafel  schreibe, 
und  dann  für  ilie  ganze  Dauer  der  iTirXtlOOTOvia  aus- 
gestellt lasse.  In  «len  Worten  djv  d'  inr/ttouTOViav  tho.i 
xv)V  vaiKDV  y.ni  TOI  <  v('if_ioiQ  TuiiQ  y.Elfjivuiq  lirttte  H.  Seh. 
nicht  Tay lor's  Cunjecfiir  dnir/tioutoviuv  aufnehmen  sol- 
len, da  im  (iesetze  nichts  -Vnderes  gesagt  werden  »ollte, 
als  dass  eben  «liese  iTCiytlrjujovia.  nach  «len  für  alle 
iTtiyrioOTUVUtl  bestehen<len  (iesetzen  sollte  i  orgeiiommen 
werden,  wo/.ii  noch  kommt,  «lass  gerade  hier  alle  Hand- 
schrifli-n  einstimmig  km/tioittoinu  haben,  währen«!  sie 
gleich  bei  den  nächsten  zwisihen  tU  IJ.  nnil  (i  ."lo;;^.  s«  h  w  an- 
ken.  In  «ler  hierher  geliüngen  Stelle  bei  Aescli.  in  Ctes. 
'§-  38  S(j.  will  Hr.  Seh.  in  «len  letzten  \Vorteii  vor  roc? 
ntv  ein  loizuii^  einsrhiebcii ;  «loch  es  ist  nölliig,  die 
ganze  Stelle  herzustellen:  dX'ki/.  diaij^ijdljv  Tlfjoaxt- 
xav.xai  Toii  &iaj.iodixai^  y.ai^  t/.aoxov  tviaozuv 
dio(j^oiv  iv  TU)  öp,ii(j}  Tuig  vöf40i<g,  dyoi/jiäi  ittxd- 
aavxai;  y.ai  OY.tipu^iivovi.,  ki  Tic,  dvnyiygoftrat  v6fiu(; 
.ivavriog  exi(J(/)  voik/j  i)  dy.foo^  ii^  xuii  yipioig,  i] 
ti  Tiov  eiat  vuuoi  n/.tiui':;  suoi;  di^aytyottufiirui  ■Jitgi 
iy.oloriji  7J (jdttiug.  y.uv  ti  xuioi cor  eiuioyojoiv,  dva- 
yiyuafförai  iv  adiiotv  iy.T/ittvac  y.tKti'ii  7iQi)0&ev 
xutv  inojin'fiajp ,  tuvi;  dt  iiQvxdvtK;  iioitiv  iyy.hj- 
oiav  Lntyov.i^^iavxtQ,  votiodixac,^  juv  d'  sniaxdxnv 
TUiv  7iQoid(tajv  ötayti()oioviav  ötdövai  Tiß  öijuid, 
y.ai  TouQ  (UV  dvui^tivTuiv  foftvjv  ,  TOVi  de  y.aTn- 
XtLTCeiv,  oTCiuq  dv  th  ?;  pÖ^oi;  yue  jto;  nkti'ovg  ntoi 
iv.d.axri  nouttuiQ.  Hier  nun  sagt  Hr.  Seh.,  «lie  letzten 
AVorte  xoi<g  iitv  dvatniiv  tojv  vöitwv.,  xoi'i  df  y.axa- 
Ktilltiv  müssen  auf  die  ]Nomotheteii  gehen,  weil  immer, 
wenn  über  Eine  Sache  '>  (»esetze  dagewisen  wären,  die 
Aomolheten  «lie  Entscheidung  gelialil  h.'ilten  ,  welches 
Gesetz  anfzniiebeu  sei  ,  was  folgen  soll  aus  Dein,  in  Ti- 
ni«icr.  J}.  o3.  ,  »vo  es  aber  nur  hcisst:  xO)V  dt.  vuuujv 
Tiuv  Htttiiviov  fAr;  ttfirai  kvoat  f^iidiia  6aV' jir;  iv 
Vüiioüixaic,  unil  aus  Aescli.  in  Ctes.  §.  4U.,  wo  es  aber 
auch  nur  heisst :  ei  xoivKV  .  .  .  ijaav  ovo  xsif^itvoi 
voiiot  Tieijl  xtüv  .  .  .  .,  oi/.ia/,  tüjv  fuev  öfo-jito^fitö»' 


1097 


1098 


i^CVQOVlujv  y  rdiv  öt  nQVTuvsinv  anoöuvzuiv  roii 
vofJ.o&iTaii,  dvTjo)]i'  au  ö  treQOQ  küv  lüf^iiav;  — 
nicht  also  :  <lie  Aoinotlieten  allein  heben  das  eine  Ge- 
setz auf,  aondrrii  die  ganze  Cuniini8.sion ,  nnd  in  jener 
Stelle  bezieht  sich  das  TOCs  U>:^  cvaiutiv  hinauf  auf 
das  Tl()UOiico.y.cal  TO/i  itsaf^oihraii ,  was  ilie  einzel- 
nen Z«isrhens;t(zp  von  den  1,Qüiäi£i(;  und  i:nia<ur}jC 
nicht  hindern  ;  und  noch  dazu  ,  wenn  ein  ruiJTOl'i  ein- 
gesetzt irürdc ,  ginge  diess  der  Sprache  nach  am  aller- 
wenijjsten  auf  voiluiftrui;,  sondern  noch  eher  auf  :i gv- 
raVf/s  oder  f7iiOiUTt]ii  oder  dijfiu^.  —  Im  Abi^chnitte 
de  servis  et  pere^rinis  (p.  5t>)  ist  über  die  Sklaven  bloss 
das  Gesetz  angegeben,  dass  sie  nicht  yi'fivui^£iTi}u/,  noch 
timaku/Cfliiu ,  noch  Ttuidui  i-udv  dürfen,  ausgelassen 
ist  das  bei  Dem.  ad  Pant.  §.  51.  vnrkoinnieuilo  Ge- 
setz, das  sich  leicht  als  solonisch  erweisen  lässt ,  ebenso 
fehlt  das  Gesetz  lon  der  ii;aigtrjli  l/,;  fkev'JtüiUP  bei 
Dem.  in  Tlieocr.  ^.  2.  (und  Aesch.  in  Tim.  ^.  62,  Di-m. 
in  Neaer.  {J.  40,  Lys.  in  Panel,  g.  ',).),  welches,  wenn 
auch  kein  fius.serer  tietteis  dafür  da  isl ,  sicher  aus  in- 
neren Gründen  für  solonisch  zu  nehmen  ist.  —  Im  Ca- 
pitel  de  if^noiuiniosis  wird  die  Ilatiptstelle  bei  Aiidoc.  ile 
niyst.  §.  73 — 7H ,  »o  die  Arten  der  ÜTlfitU  auseinan- 
dergesetzt sind,  gar  nicht  erklärt,  sonilem  nur  citirt, 
nnd  jenes  Gesetz  bei  Dein,  in  Tiniocr.  g.  105.  ist  ganz 
missterstanden.  Der  Redner  will  nämlich  ilort  zeigen, 
dass  schon  in  den  solonischeu  Gesetzen  Gefängnissstrafen 
gewesen  seien,  und  sagt  daher:  kijuvio>v  yu()  tujv 
vofjiiov,  ovq  i9)~y.E  ^uktuv,  .  ...,.  idii  rig  äkiij  xko- 
TTiJi  y.al  fii]  TifAijdy  ^uvoltov  ,  TrpooT/fAÜv  avrift 
SeafAov,  y.ai  iuv  iii  dkovc,  tj]?  ■/.av.oiaeux;  xiüv  yoviiov 
ii'i  Tr,v  äyoQav  sutjdkky,  deöio^at,  v.dv  doToaTeiw; 
y<S  ötfkij  xuu  jt  Tiöv  aviujv  roiq  tTTtTuioig  Tcoifj, 
yui  tuvTOV  öfStadai  y..  x.  k.,  d.  h  also  offenbar:  in's 
Gefangniss  kommen  I)  die  Diebe,  2)  die  vernrlheilten 
AI.  h.  mit  d.cilLUa  belegten)  Beleidiger  der  Aellern,  «enn 
sie  als  (CTliiOl  sich  auf  dem  Markte  blicken  bissen,  .'ij die 
•  eiurtheilten  Deserteure,  wenn  sie  Dinge  tliun,  die  ein 
UTlflOC.  nicht  tliun  ilarf ;  also  die  letzteren  beiden  dürfen 
nicht  für  das  Verbrechen  eingesperrt  werden,  wie  die 
Diebe,  sondern  nur,  nenn  sie  Dinge  thun,  die  ihnen 
wegen  der  Atiniie  »erboten  waren;  nun  wird  auch  das 
Gesetz  selbst  vorgelesen  ,  in  welchem  ys  nach  dem  Satze 
über  die  Diebe  heisst:  iixv.  öe  Tt^  duiax^rj  tdiv  yu- 
vBuiv  y.uy.ujanui  i)kujy.('j(;  ?;  dorrjarsiu.;  //  (fehlt  im 
Cod.  F)  ;ipuitcnjftEvov  I^UQUeioijiitviov  in  Codd.  2',  V,  SJ) 
uvT(jj  Twv  vuitujv  fioyio^ai  ttoiuiv  uttoi  io]  Xi")  i 
dijoäiTcoi'  uLHov  Ol  tvdey.a  z.  t.  A.,  »vas  nun  Hr.  Seh. 
so  erklärt:  ,,Si  quis  aJJuclUS  fuerit,  male  habitorum 
parentnm  ant  rccnsafae  militiae  daninalus,  ant  si  ei  um- 
nino  leges  indictae  (dciinnciatae)  fueriiit ,  (jiiilius  se  (a 
locis  sacris  et  pnblicis)  contimre  jussus  erat''''  etc.  Ist 
man   endlich    aus    diesem    lateinischen   Labyrinthe    auf  das 

deutsche    Original     geko len ,     welches     geheisseii    haben 

muss:  „Wenn  Jemand  abgeführt  wurde  wegen  i>Iisshand- 
lung  der  Aeltern  oder  Verweigerung  des  Kriegsilienstes 
verurtheiU,  oder  «enn  ihm  (wem?^  überhaupt  Gesetze  an- 
gekündigt sind,  narh  «elilien  er  sich  (lon  heiüjren  und 
öffentlichen  Orten)  entliallen  musste,  so",  —  dann  sieht 
man,  dasg  erstens  jenes  carm  nach  TXQUElni^tttiiuiV  für 
Zeltsclir.  f.  d.  jüiti itiiiimw 


r/17  stehen  müsse  (was  aber  mit  dem  Parlicip  TiQOoiuiv 
geschehen  soll,  ist  ganz  unbegreiflich),  zweitens  der  Sinn 
herauskäme,  als  kOnne  Jeder,  der  seine  Aeltern  miss- 
handelte, oder  das  Heer  Verliese,  ilesswegen,  weil  er  diess 
that ,  eingesperrt  »erden,  während,  wie  Demosthenes 
selbst  sagt,  und  andere  Stellen  zeigen,  es  nur  der  Fall 
war,  wenn  sie  dahin  gingen,  wohin  sie  als  i/.Tinoi  nicht 
durften.  Sehr  mit  Unrecht  also  vernirlt  Ilr.  Seh.  tleig- 
ke's  Urtheil,  der  das  );  vor  !l(jO£HJljnivi)V  ansiiarf,  das 
noch  dazu  in  dem  guten  Cod.  August,  feiilt.  .Schuieriger 
ist  es  mit  dem  :i (JOilQipiivujv  alitp  lujv  vofiuiv  il'p- 
yißäul,  denn  mit  Hrn.  Seh.  die  Worte  in  dem  Sinne 
zu  erklären:  „wenn  ihm  die  Gesetze  angekündigt  sind, 
dass  er  sich  enthalte",  ist  wider  die  .Sprache,  da  nicht 
griechisch  ist  6  l/u/tug  ClpyEa^ai  ,,das  Gesetz,  dass  man 
ausgeschlossen  werde."  Da  nun  auch  nicht  passen  will 
Tioüi/onftEiov  (ti'iTu)  xüJv  vuuu)v  liqytoUai I  weil  niclit 
gut  von  ilen  dltjiOl  gesagt  werden  kann,  dass  sie  lu/v 
i'Uitujv  iluyoviui ,  so  ist  wohl  entweder  des  Salmasius 
Conjectur  növ  i'Ofiiiivji/  statt  tojv  vufiVJV  aufzunehmen, 
Oller  vielleicht  zu  lesen:  nooE/or/itiur  avzui  wv  m^ioc, 
et'pyioi^at,  d.  h.  da  ihm  durch  die  7lQOQ{fljaLi  (cf.  Dem. 
ad  ftlarart.  §.  ;)].)  angekündigt  ist,  wovon  ausgeschlossen 
zu  »erden  Gesetz  ist,  wobei  dann  auch  7lQi>£l(JrjftSl'U)V 
gelesen  werden  könnte.  —  Ganz  unvollständig  ist  das 
Capitel  ilc  militia  et  liturgiia,  denn  es  fehlt  unter  andern 
auch  die  Untersuchung,  ob  nicht  ct^a  ilie  Uestiminuiig 
des  Jahres  ,  in  dem  die  attischen  Jünglinge  Kriegsdienste 
thalcn ,  vom  Solon  herstamme,  wozu  Lys.  in  AIcib.  II. 
§.  5-  Gelegenheit  gegeben  hätte;  ferner  fehlt  die  ganz 
sicher  solonische  Kinrichtung  von  der  doxi/Auala  der 
Ritter  bei  Dem.  ad  Phacn.  §.  24-,  Lvs.  in  Alcib.  I.  §.  «., 
ib.  II.  §.  14.  Dann  über  die  Ehrlosigkeit  der  Feigen  ist  die 
einzige  Stelle  bei  Aesch.  in  Ctes.  §.  17,'j  sq.  angeführt,  wozu 
noch  Lys.  in  Alcib.  I.  §.  5  ^l-  ■,  Dem.  de  Rliod.  lib. 
^.  !-i2.  (eine  Rede  ,  in  der  man  freilich  dem  Titel  nach 
kein  Gesetz  vernintliet),  Dem.  in  Meaer.  ^.  2~.,  Lys.  in 
Phil.  §.  2li.  hatte  beigebracht  »erden  können;  gar  nicht 
erwälint  ist  der  schon  bei  Pliitarch  streitige  Punrt  ,  ob 
<!as  Gesetz,  dass  die  im  Kriege  ^'erstümineltcn  auf  Staats- 
kosten ernährt  werden  sollten,  vom  Solon  oder  Peixistra- 
tos  sei,  da  doch  die  Saclierklärnng  der  Stelle  bei  Aesch. 
in  Ctes.  ^.  l.:)4.  Veranlassung  genug  gegeben  hätte,  ilar- 
nber  zu  sprechen.  Ueber  ilen  Zusammenhang  der  Litur^ 
gien  ,  und  ob  nicht  auch,  wenn  die  i'.i/j idoot^  eine  so« 
Ionische  Einrichtung  ist,  wie  Dem.  ad  Phaen.  g.  I.  zeigt, 
wenigstens  ilie  Trierarchie  solonisch  sein  miiss,  ist  ebenso 
wenig  untersuiht,  als  die  sich  darauf  beziehenden  Stel- 
len bemerkt  sind.  —  Im  Capitel  XI.  de  boniiciiliis  wird 
das    Gesetz   aus   Dem.    in  Aristocr.    g.  2'^.    angelührt:    lOi^ 

ö  dvÖQuq.uvovg  itiivui  duoy.xn'veiv  iv  r?;  i^fiEÖan^ 
yai  äirdyiiv,  to;  iv  rr/J  d.iuvi  dyooeiti,  ki-i.iaivEoDai 
ÖE  m,  f.ii](^e  dTioivuv  r,  datkuvv  ücftikeiv ,  i'iaov  av 
yaxajikuilii]-  EiirptgEtv  de  xoig  aoxovxa:,  ujv  iy.a- 
arag  öi/.coxai  litriv  xi/i  ßouKoiavii)'  xr,v  6'  ifkiuiav 
biayiyvway.liv.  Hier  »il!  Hr.  Seh.  in  den  letzten  AVor- 
ten  vor  xovi,  (loyovTmi  ein  f/j  einsetzen,  da  der^Dati- 
vns  cmnmoili  in  talibus  juris  formiili.s  niinquain  iisurpetur; 
aber  abgesehen  davon,  dass  thcff.oEtV  Xlfi  in  der  Ue- 
ileutung   ,  für   einen   eine   Klage  anhängig   machen"    öfters 

7G 


1099 


1100 


rorkommt,  g'iht  Hrn.  Srli.'s  Conjortnr  gar  keinen  Sinn, 
wrnii  man  »«'Itst  «Ins  ii:rival  r.»  ilom  ri/i  fjOi'koinixi) 
hcrniitrrziplipn  kliiiiile,  indem  die  Aiisdri'lrkc  f/sCptoftV 
nnd  li^'<'/fl>'  immer  mir  vom  Vorsiande  des  Gprirlifo»  gp- 
liranrlit  »iprdi'n,  der  eine  Klage  zar  Kn<s(l)eidting  rnr' 
bringt.  -  Boi  dem  liesp(Ee  (in  ilem  nllnilirlien  Cap.  XI.) 
fllier  dio  Verfdlgiing  iles  rtlilrderü  bei  Dem.  ail  MacarJ. 
8;  57  *<!• »  Welches  mit  den  Werfen  anfangt:  -n^jueiTTSiv 
riß  xrelvapTt  ev  dyooa  ivrvi  dvEipi(iTi]tv<;  y.ai  dve^ 
ll'tor,  aviönuy.siv  ös  v.ni  dvdptuiv  iruiDai  V.ai  yaf.t- 
figoi^  y.al  di'ti{.'ioi'i  xcu  nivtif^JOfi;  y.id  dvcil'/ador^ 
y.tti  (fpärui)(i.;,  brauchen  wir  nur  Hrn.  Mrh.'s  Conjertur 
anziifiiliren  ,  tiomit  .«clinn  das  Urlheil  über  die  Behand- 
lung der  ganzen  Stelle  gefällt  ist.  Hr.  Srh.  nämlich 
liest:  rtoosiTieh'  rtjj  yrtivtivTi  iv  dyooä  ty.ru^  dic- 
iluütj^'TOi;'  y.ai  ovuluoic:  ol-iStv'y/.iiv  it  v.at  dvelptu'jv 
Tciiön;,  xai  yaiißgorq  [xai  dvfiptor^  y.ai  nevdfooi'g 
y.ai  dv£lj.uaöui'i] ;  das  iy.vuq  dveil'/örijTO^  erklart  Hr. 
Seh.  in  allem  Erliste  mit  „ii  propinqiiorum,  qui  sunt  |irn- 
piores,  qn.im  sobrini", —  also  iy.TOi  soll  hei.ssen  ,, inner- 
halb excinsivc",  —  das  rf  nach  cri'v^lOiy.eiv  ist  Unsinn, 
und  liber  die  in  Klammern  gesetzten  Worte  erklärt  sich 
Hr.  Seil,  folgrnderniassen :  rreilo,  dnplires  lecfiones  Im- 
jus  loci  cxstitisse,  et  alteram  earum  margini  adscriptan> 
in  textum  altera  nnn  exstincta  a  librario  receptani  fuisse 
(hübscher  .Satzbau);  und  hierbei  ist  das  Bemerkens«  er- 
iheste,  dass  Hr.  Seh.  auf  diese  seine  Conjcrtur,  beson- 
ders aber  auf  das  ey.Tvg,  sich  noch  recht  viel  zu  Gute 
tbut,  denn  er  «eist  uns  schon  in  der  Einleitunj;;  darauf 
hin  mit  den  Worten:  praecipuam  diligentiam  adhibui  in 
restiluenda  Vera  lectione,  qua  in  re  quomodo  versatus 
gim ,  videbnnt,  qui  capifa  X.I,  XIV,  XVI,  X\'II,  XXIf, 
attentius  perlegere  nou  dodignaturi  sunt  (soll  vielleicht 
hcissen  sint).  Die  Stelle  selbst  hat  ausserordentlic ho 
Seh«  ierigkeifen  ,  besonders  ,  da  dieses  Gesetz,  wie  viele, 
j;craile  in  den  bessten  Handsrhriften  fehlt,  und  in  den 
anderen  ganz  verdorben  ist;  «las  y.cu  dvSil'ior  nach  aVf ■ 
l^/OT/TO,'  künnte  »vohl  bleiben,  da  in  mehreren  Gesetzen, 
besonders  im  Erlirechte,  eine  solche  an  Pleonasmus  jrän- 
zpnde  Ausfülirlichkeit  vorkomntt;  doch  das  Folgen«le  scheint 
bisher  noch  von  Schäfer  am  bessten  liergeslellt  zu  sein 
mit  Hinausiverfung  des  yai  dvcipiujv  TTaiöac,,  das  ofien- 
bar  Glosse  von  ävfiliKCÖov^  ist;  unil  ilurch  sein  Herein- 
kommen in  <len  Text  die  Verwirrung  in  der  Stellung 
dtr  Vibrigeii  Wörter  veranlasst  haben  mag;  Schäfer  will 
nämliih:  ovvßicijy.fiv  Sn  y.ai  dvi'i^uoi:;  y.cd  dviiptuöo!'^ 
y.ai  yiiii/joof^  y.ai  '/i  iv^sooi  c  y.al  Cfortroüag.  —  Bei 
ilen  Gesetzen  über  den  IMord  fehlt  ilie  Angabe  der  fünf 
Gerichtshöfe,  und  mehrere  sehr  schwieri^o  Stellen  sind 
gar  nicht  berührt,  wie  z.  B.  Dem.  in  Aristocr.  (§.  72. 
und  besonders  §.  51.  —  Pag-  8(i  war  in  der  Stelle  aus 
Dem.  in  iVlid.  JJ.  47.  über  das  ei  St  fiij  gar  Kichts  zu 
sagen,  ilenn  das  ist  eine  allbekannte  Sache,  dass  nach 
jedem  hypothetischen  Satze  «las  {l  6b  fir^  ilie  Hvpothesis 
aufbebt,  sie  mag  affirmativ  oilcr  negativ  sein,  unil  diess 
zu  sehen,  war  Alarkland's  Bemerkung  anzuführen  «irk- 
lirh  überflüssig.  —  P^g-  ■"''^  wird  über  das  Gesetz  bei 
Atsch.  in  Tim.  §.  16.  gesprochen,  welches  heisst:  edi; 
r/;  '.i?ip'a"j}v  ikti'^couv  7raidu  ififiiirr].  ypurpsa^m 
0  y.iQio^  Tov  Tratdos  ngo^  TOvg  dEauotHraq,  riurjua 


i-7itypal(idi4(vot;.  cn  uv  to  öixaori'jpiov  yaraip/jcfta-^ij, 
rrcpadothk  roic,  'ivSey.u  iii^vdru)  o.vdi'jjKiiuv  edv 
de  kIq  dQyvoiov  y.ara>pijc(i<r!}7j  diroTionToj  iv  tvdey.a 
rfitijctri  l^ii  tu  rr,v  Öly.ijv  y.  r.  A.  Hier  will  Hr.  Sc)i,  st.  in 
dv  TO  8txanTr,piov  xarctijiiicfiadij  lesen:  ii>  av  tu  öiya- 
OTl'jnluV  ^diiUTOV  ll'ljCfioijTai  (eine  Handschrift  hat 
y.aTa(jJi;(fi<Tljtn/),  unil  er  erklärt  «'s  «o  l  „rui  vero  su- 
premi  snpplicii  poenain  judices  irrogaveriitt",  wobei  jedorh 
gleich  in  die  Augen  fällt,  ilass  das  rü  dp,  so  erklärt,  gar 
keinen  Sinn  gibt,  nachdem  idv  Ti^  vorausging,  und  der  f/j 
dr  dieselbe  Person  sein  muss,  als  der  ri?,  —  sondern  ollen- 
bar  ist  Ja  hier  (i.v  die  Conjunction,  nicht  das  Adverbium, 
und  iler  Sinn  der  Stelle  ist:  ,,wenn  er  zum  Tode  verur- 
theilt  ist,  so  sterbe  er  an  demselben  Tage;  wenn  zu 
einer  Geldstrafe,  so  u.  s.  w.",  aber  «lie  ^Vorte  sind  ver- 
dorben und  zwar  so,  dass  mau  wohl  in  unzählige  IMög- 
lichkeiten  sich  verlieren  kann,  es  aber  sehr  schwer  hal- 
ten dürfte,  mit  Gewissheit  zu  sagen,  »iis  ursprünglich 
im  Gesetze  gestanden.  —  Pag.  90  wird  im  Cap.  XIV 
die  Stelle  ans  Ljs.  d.  caed.  Erat.  §.  3'.  behandelt;  da- 
selbst wird  nach  der  Erzählung,  wie  Eratosthenes  bei  der 
Frau  des  .Sprechenden  ertappt  und  gefüdtet  wurde ,  das 
solonische  Gesetz  anj^cgcben,  tovtov  uij  v-aTayiyvu'iOy.Slv 
(fovov,  6i  dv  in i  ddiiuQTi  TTJ  iai'Tuö  itutxov  kaßojv 
Tavrijv  rifV  Tttiojpiav  TVotrcri^Tat  ,  dann  heisst  es:  xai 
oi'to)  acpudpa  ö  vuuo9tTtji  iTri^  tuii  yaueTaig  yv- 
vai^i  dixn/a  raina  ijyi-oaTO  i'tvai,  diOTe  y.ai  inl 
Taii  naK\ay.ai>i  Tuiq  ekd-vrovo:;  d^iatg  t)}i>  avTr^v 
Sty.ijv  iiist)ljy.£ ,  dann  nach  einigen  Worten  hierüber  ver- 
laligt  der  Sprechende,  dass  auch  dieses  Gesetz  vorgelesen 
werde;  nach  dem  NO  MOS ,  der  selbst  fehlt,  heisst  es 
nun:  dy.ov£TS ,  vj  avSpsg,  oti  y.sXevei,  idv  r/?  «r» 
dgonov  ikei'd^ifjov  ?y  naiba  aio'ivvq  ßia,  ömkiju 
Ti)v  Ijkdfjijv  ocfeikstv ,  idv  St  ywaiya,  icp  ctiantQ 
dnuy.TStrtiv  iteo-Tiv,  iv  To/q  avtutc  ivfj^ecrd^ut,  wor- 
auf gleich  die  Worte  folgen:  oifTojg  roi'i;  fjlC-CofiSvoVi; 
ikuTrovog  uj/dai;  diiovg  i)yilaaTO  fivai,  i)  rovQ 
'lei^ovTox'  xujv  fitv  ydg  davaTOv  yuTtyvoj,  Toig  Ss 
öf-rki^jv  tTioiijoe  T)']V  ßkaßi;v ,  ijyui'/itvog  y.  r.  k.;  hier 
setzt  Hr.  Seh.  in  den  Worten  e(p'  aiajicp  d^oyTtlvEiv 
i^tOTlv  vor  dem  drroyTSi'vlIV  ein  oi'x  ein  (anch  nimmt 
er  die  von  Einem  cod.  geboten«»  Lesart  yvvaiyag  auf), 
und  erklärt  es  so:  wenn  einer  eine  Frau  schände,  wegen 
welcher,  iveiin  sie  mit  Gewalt  geschändet  werde,  den 
iioixu<;  zu  födten  nickt  erlaubt  ist  ,  so  sei  er  derselben 
Strafe  verfallen,  als  dio  anilern,  nämlich  der  ölTrki^ 
ßhc.ßr.  Hiergegen  ist  erstens  einzuwenden,  dass  das 
euv  ÖS  yi'Vctiy.u  einen  offenbaren  Gegensatz  ansdrückt, 
und  es  iinmiiglich  heissen  kann:  ,,Heiin  Einer  einen  Kna- 
ben schändet,  so  verfällt  er  in  die  dnrtS]  ßXdßi^,  wenn 
nier  eine  Frau,  so  verfällt  er  anch  in  die  dinkfj  ßkaßr^j 
zweitens  aber  kommt  ein  Gesetz  vor,  «las  unbedingt  sagt, 
iluss  man  bei  der  Frau  den  fiufj^^og  tüdten  darf  (Dem.  in 
Aristocr.  g.  5i.):  sdv  Tig  d^oy.TElvT]  iv  d3kotg  dy.utv 
1]  iv  oön)  ya!}i;kujv  ij  iv  Jtuki/Ji/)  dyvojjaag  );  iiii 
SdiinoTi  i]  £711  [iijTQi  ij  irr'  dStkcfr]  i]  ini  SvyarQt 
i)  irri  nakkay^,  i'jv  dv  i-Jt  iktidlgai;  naimv  i^V^ 
TDi'rcDv  evsy.n  ui)  (fEvyeiv  y.Tiivuvra ,  —  es  ist  also 
offenbar  «lieses  Gesetz ,  das  bei  Lysias  vorgelesen  wird  , 
und  es  ist  zu  lesen:  idv  dt  yvvalya    y.ai  iff'  o.KTTrep 


1101 


1102 


dnoxreivsiv  i^sariv^  in  «lem  Sinne:  „Hüret,  ilass,  wer 
«inen  Knaben  mit  tieivalt  schändet,  dieser  nur  in  die 
dinXfj  ßkäßt]  verfallt,  ilass  aber  ganz  gleich  ist  ({>  ro/? 
aVTOii  evt^£<r9ai),  ob  einer  eine  Ehegattin  oiler  eine 
andere  ton  denen  schändet,  die  iai  Gesetze  als  solche 
erwähnt  sind,  kcp  uiOTlfo  ('moHteivsiv  i^eoTlv;  daher 
nun  erklärt  sich  auch  der  Phiral  aiOJlso  nach  dem  Sin- 
gular yvvaiy.a,  und  diess  ja  wollte  gerade  der  Redner 
rorloseo  lassen,  dass  bei  Frauen  und  bei  Kebsfrauen  das 
Verbrechen  gesetzlich  gleichgestellt  sei.  Die  Unterscliei- 
dung  aber  von  ßut  und  nicht  ßui  scheint  nur  insufern 
gemacht  worden  zu  sein,  als  man  eigentliche  ßia  bei 
Knaben  anuahni ,  und  das  ömKriv  ßXdßljv  ist  so  zu  er- 
klären,  dass,  da  die  Todesstrafe  nicht  beanfragt  werden 
konnte,  eine  Klage  ßkaßr^  gefülirt  wurde,  und  dabei 
der  Verurtheilte  das  diippelte  des  geschätzten  Schadens 
bezahlen  ninsste.  —  Pag.  '>3  «"erlogt  Hr.  Seh.  durch 
eine  Conjectur  zu  Dem,  in  Neaer.  §.  07.  {vofiov  TCttfje- 
j[ofjevoi,  öi  oi'x  eü  £Tii  TUL'taii;  f.ioijijv  Kaßsiv, 
OTiöaai  dv  en  e^yaanj^loii  v.ddujvTut  y.a\  iv  dyo^a 
Ttwkdioc  11  d7to7li(faaftivtui)  die  lupanaria  auf  das 
Forum,  indem  er  die  Worte  so  versetzt:  önöactt  dv 
eit'  t^yaOTijoiov  v.d^mvvaL  sv  dyooa  rj  nuikviaiv 
o.itO':tf.Cfaoi^ikVU}i.  —  Die  sehr  schwierige  Stelle  bei  Dem. 
in  Steph.  II.  §.  18-  wird  in  Cap.  XVI.  behandelt;  das 
Gesetz  dort  hcisst:  vv  dv  tyyviqorj  ini  dixaioii;  du- 
ftaoTu  eivai  y  7iair,o  ?,  dSeKcpoi;  öfioTidTujo  ij  TtÜTC' 
noi  6  7Cp6<;  Trar^io?,  ex  Tavxi]q  elvai  naiöag  yvij- 
ötot'C  eup  de  uijdelc  v  toutcuv,  edv  uev  enixXtipoc 
Tiq,  fjf  Tov  xiQiov  ej^eiv,  eav  de  fu)  fj ,  oxu)  av  eni- 
TQhipTj,  Tovxui)  Xl'piov  elvalj  diess  liiessc  offenbar: 
,,die  Verlobung,  die  der  Vater,  Bruder  oder  Grossrater 
vollzogen  hat,  sei  gültig,  wenn  aber  weder  Vater,  noch 
Bruder,  noch  Grossvater  mehr  übrig  wären,  so  seien  zwei 
Fälle  miiglich,  dass  nämlich  die  Jungfrau  eine  enixki^Qoq 
wäre  oder  nicht";  diess  aber  hat  keinen  Sinn,  denn  eine 
ijlixkijpog  ist  eben  die,  welche  keinen  Vater,  Bruder 
oder  Grossrater  mehr  hat;  nimmt  man  die  Worte  eav 
fi£l)  eiTr/.KljpOi  Tig  rj  ganz  genau,  so  heisseu  sie  nicht 
„wenn  sie  eine  Erbtocbtcr  ist",  sondern  ,,wenn  eine  Erb- 
tnchter  da  ist*';  aber  auch  diess  gibt  keinen  Sinn.  Dass 
aber  so,  wie  die  Worte  in  den  Handschriften  sind,  eine 
ICintbeilung  gemacht  wird  durch  das  eav  juev  ....  eav 
i)e  /^tn ,  ist  gewiss,  and  diess  hat  Hr.  Seh.  bei  seiner 
Conjectur  übersehen,  indem  er  statt  edv  de  fil)  fj  lesen 
will:  eav  de  inj  «/y ,  was  er  erklärt:  si  hornm  nemo 
«upersit,  si  qiiae  ii;itur  orba  sit,  ü  Xioiu^  eam  habeat, 
sin  non  habeat,  is  cui  eam  tradat,  dominus  bonorum 
esto ;  hier  soll  vielleicht  das  uev  in  eav  fiev  mit  igitur 
übersetzt  sein ,  aber  gerade  hierin  liegt  der  Fehler.  Das 
Gesetz  geht  offenbar  auf  die  Verheirathung  und  ^'er- 
lobung  der  Tochter,  und  mnss  dem  Sinne  nach  so  lieis- 
«en :  ,, Verlobungen ,  die  der  Vater,  Bruder  oder  Gross- 
vater veranstaltet,  sind  gültig;  lebt  von  diesen  keiner 
mehr,  so  ist  durch  den  Anspruch  auf  die  Erbschaft  auch 
der  Anspruch  auf  die  Hand  <ler  Erbtorhter  begründet,  so 
dass  ü  xt'pio^,  der  yi'i'ei  eyyirnTO^ ,  sie  dann  ohne 
weitere  feierliche  Verlobung  zur  Frau  nimmt,  oder  an 
«inen  Anderen  aushcirathet."  Dass  aber  die  Tochter, 
wenn    weder  Vater,    noch   Bruder,    noch   Grossvater   lebt. 


eine  STtiyXrjooq  ist,  ist  ja  eben  damit  schon  gesagt,  und 
so  konnten  die  Worte  edv  fxev  eiixkrpu^  '^'i  V  'f'cht 
nur^eine  Glosse  zu  dem  iu.v  de  filjdeii  7]  tüi'tcuv  sein 
(als  was  sie  schon  die  Sprache,  das  TIC  nämlich,  ver- 
dächtig zu  machen  scheint),  indem  sie  aus  den  folgenden 
Worten  des  Redners  genommen  wäre;  so  dass  vielleicht 
das  Gesetz  eigentlich  könnte  gelautet  haben:  Ijv  av  £iy» 
yvijorj  i'rrl  dixurniQ  öuftagTa  eivai  i;  TiuTijg  n  döek-^ 
(fo^  öuonaTOjQ  )';  jidTmw;  ü  Tlpui  TCargoi,  ex  raJ- 
Tiiq  etvai  Tvaiäag  yvi^aiorq-  eav  de  n>jde\;  rjTOvtiuv^ 
tuv  xvQiov  'e;feiv,  eav  de  fi)] ,  örn)  av  e-nirpeip?},  rovo 
TOV  xvQiov  eivai,  d.  h.  die  Verlobung  ist  von  den  Ge* 
nannten  gültig,  lebt  von  diesen  keiner  mehr,  so  hat  der 
}{('p/o;  die  Tochter  unmittelbar  (t^f/) ,  oder  (^euv  de  fiij) 
er  heirathct  sie  ans,  an  wen  er  will.  —  Um  zu  zeigen, 
wie  Hr.  Seh.  das  Erbrecht  behandelte,  wovon  er  sagt, 
es  sei  darüber  tanta  opiniunum  diflerentia,  ut  novo  exa> 
mini  subjicere  necesse  sit,  —  brauchen  wir  nur  die  Er» 
klärung  einer  einzigen  Zeile  bei  Dem.  ad  iMacart.  §.  .öfi 
anzuführen;  dort  werden  nämlich  ilie  Erben  ab  intestato 
aufgeführt,  und  das  Gesetz  fängt  mit  den  Worten  an: 
ocTTiq  fxri  dia9efxevoi  dnoi}dv7j ,  eav  fiev  naidac,  xa- 
Takelurj  ^ifkeiag,  ahv  xaviijoiv ,  eav  di  fij}  xoiaäe 
xi'ploi'q  eivai  xu'jv  ^gijudxojv ,  d.  h.  nun  doch:  ,, stirbt 
Jemand  ohne  Testament,  so  sollen  folgende  (die  eben 
dann  aufgeführt  werden)  Erben  des  Vermfigens  sein,  und 
zwar,  wenn  Tochter  da  sind  ,  sollen  sie  die  Erbschaft 
sammt  den  Töchtern,  also  die  Erbschaft  und  die  Töchter 
dazu  haben ,  d.  h.  sie  sollen  die  Erbschaft  haben  und 
auch  die  Töchter,  entweder  zum  Heirathen,  oder  zum  Aus- 
statten." Hr.  Seh.  aber  gibt  als  Erklärung  dieser  Worfr 
Folgendes:  quodsi  ad  filias  defuncti  dereniebat  hcreditas, 
animadrertendum  est,  alterum  dimidium  filias  habuisse. 
alterum  proximos  heredes.  Dass  nun  Hr.  Seh,  das  Prio» 
cip  des  attischen  Erbrechtes,  nach  welchem  die  Töchter 
als  Theil  des  y.kijpog  betrachtet  wurden  (Dem.  ad  Eubul. 
1^.  4l-)i  1"''  welches  in  jeder  Rede  über  Erbklagen  auf 
jeder  Seite  vorkommt,  gar  nicht  weiss,  ist  hieraus  rollig 
klar.  —  Ebenso  missverstanden  sind  in  dem  nämlichen 
Gesetze  die  Worte:  y.oaxetv  de  xoii  äppevag  y.at  rot'S 
ex  Tüjv  dppivujv,  eav  ex  tujv  avxujv  ujoi  xal  edv 
yevei  dnujiepui,  indem,  anstatt  die  wenigen  schlechteren 
Handschriften  bei  Isfios  an  der  Stelle,  die  das  nämliche 
Gesetz  enthält  (d.  Apoll,  her.  g,  20.),  nach  den  meh- 
reren guten  bei  Deinosthenes  zu  verbessern,  umgekehrt 
das  ex  xovxviv  aus  den  schlechten  des  Isäos  statt  des 
ex  Tiov  aVXUjv  der  guten  «les  Deniosthenes  aufgenom- 
men und  <lann  ganz  wider  die  Sprache  erklärt  iiird: 
ex  numero  hornm ,  sc.  qiios  nominarimus.  —  Im  Capitel 
de  mnrtnis  et  fiiiieralibus  frhit  die  Untersuchung,  ob  die 
Einrichtung  in  üetreil  der  Leichenreden  im  Kriege  wirk- 
lich von  Solon  sei,  wie  der  Scholiast  zu  Thuryd.  II,  .'H. 
sagt,  wozu  die  Stellen  bei  Dem.  or.  funebr.  §.  2-,  id. 
ad  Lept.  §.  141.,  de  ror.  §.  2!S7.  Gelegenheit  gegeben 
hätten.  —  Pag.  133.  wird  in  dem  Gesetze  bei  Dem.  in 
Timocr.  §.  H)ö>  sehr  mit  Unrecht  des  Heraldiis  Conjec- 
tur dinkaoiav  statt  dexairkaOiav  gegen  Plafner  und 
Schümann  in  Schutz  genommen.  —  Im  vorletzten  Capitel 
(X\1I.)  behandelt  Hr.  Seh.  das  Fragment  bei  Lys.  in 
Thcomu.  g.  17.  oixijog  xal  ßkdßi^c,  jriv  duvkijp  emui 


iio:i 


1104 


6a-fU.flV,  iinil  glaubt  es  ilurch  Coiijccüir  so  hergestellt 
tu  haben,  ut  iiilenor  seiisus  erailal,  er  liest  nämlich: 
xni  otxijOi  /^A«,ö';;,-  rijn  c'inTki]'  (sc.  üuii'av)  tivai 
Öffckfiv  (mit  ilcr  ErkUlrung:  ctiain  tietriinenUim  servis 
illninni  iliil>li  poena  viuilican  ileliere);  jedoch  aliffesehen 
cUruii,  ilass  «liess  nicht  (,'riecliisch  ist,  iniiss  llr.  Seh. 
nach  lies  üuratiiis  Ansspriich  „verum  opere  in  longo  fas 
est  obrenere  somnum"  schon  »»ieiler  icrgesscn  haben,  ilass 
er  p.  S')  in  «ler  Erivlaning  iles  Gesetzes  bei  Lvs.  «1.  caed. 
Erat.  §.  ,5?.  die  AVorto  öiTTKiiv  lijv  (jkafii^v  aa(  ein  die- 
sem (jesette  rorhergehendes  bezogen  hatte,  „in  qua  lege 
Simplex  inulta  defiiiita  erat ,  quam  legem  equidem  cum 
ReisLio   de   vi   servis   illala   egisse   existimarerim. 

In  der  zweiten  II.'tlffc  des  Luches  auch  die  ünvoll- 
»tandigUeit  ebenso  nachzuweisen,  wie  «ir  es  in  der  ersten 
vou  Capitel  zu  Capitel  tliatcn  ,  hielten  wir  für  überflüs- 
»ig,  sowie  auch  hier  noch  ein  allgemeines  ürtbeil  über 
das  Ganze  auszusprechen  ,  da  das  bisher  Gesagte  hinrei- 
chen wird,  die  Ueschallenheit  dssselben  von  selbst  za 
■eigen.  C.  Prantl, 

104.  Prolegoineiia  xiir  Chronologie  tier  Horazischen 

Gedichte. 

Von    W.  S.   Teuffei  in  Tübingen. 

1)    Stellung    und    Bedeutung    der    chronologischen 
Untersuchungen- 

Dass  in  der  neuesten  Zeit  die  Verhandlungen  über 
die  Abfassungszeit  der  Horazischen  Gedichte  nieder  auf- 
genommen worden  sind,  und  einer  regen  Theilnahme  sich 
EU  erfreuen  gehabt  liabcn ,  ist  nicht  so  ganz  zufällig  und 
bedeutungslos,  als  es  vielleicht  auf  den  ersten  Anblick 
■cheioen  könnte;  vielmehr  haben  wir  dieses  im  Zusam- 
menhange mit  andern  Erscheinungen  zu  betraditen,  wenn 
wir  seine  ganze  Bedeutung  würdigen  wollen.  Halten  wir 
es  zusammen  mit  der  Fluth  von  iVlenioiren  und  liriefwech- 
seln ,  womit  uns  die  neueste  Zeit  beschenkt  hat,  mit 
dem  Interesse,  womit  Untersuchungen,  wie  die  über  den 
IVJacpherson'schen  üssian  aufgenommen  werden,  mit  der 
allenthalben  auftauchenden  Sucht,  die  grossen  IMfinner 
der  Vergangenheit  durch  Denkmale  zu  verherrlichen, 
und  mit  so  manchem  anderen  mehr  oiler  minder  ßedeu- 
tenilen  ,  so  »erden  wir  nicht  verkennen  können,  dass 
auch  die  Alanner,  welche  au  den  genannten  Verhand- 
lungen in  irgend  einer  Weise  Antheil  genommen  haben, 
bewusst  Oller  iinbewusst  dem  Geiste  ihrer  Zeit  gefolgt 
sind,  welchem  es  sichtlich  darum  zu  thnii  ist,  die  Rechte 
und  die  Bedeutung  der  einzelnen  Persünlichkeit  immer 
mehr  herriirzuheben ,  zur  Anerkennung  zu  bringen  und 
ihr  ihren  Antheil  an  dem  Ganzen  der  Geschichte  aus- 
zuscheiden and  ihre  Stelle  darin  anzuweisen  Hiermit 
hängt  ein  zweites  Moment  zusammen.  MIrht  nur  als 
Person  überhaupt  iuteressirt  die  Person  des  Huraz ,  son- 
dern speriell  als  die  Person  des  Verfassers  der  auf  niis 
gekommenen  Gedichte;  denn  es  ist  eine  gleichfalls  der 
Keuzeit  eigenthüniliche  Einsicht  ,  dass,  wie  Herder  es 
ausdrückt,  das  Leiien  eines  Autors  der  be.sste  Commentar 
zu  seinen  Schriften  sei,  dass  die  Gedichte  organisch  ans 
dem   Dichter   Lcraosgowarbsen    seien,    und    sein    innerstes 


Herzblut  ausmachen,  daher  auch  ohne'  Uekanntschaft 
mit  der  Individualitat  desselben  nicht  vollständig  zu  ver- 
stehen seien.  Freilich  war  auf  dem  .Standpuncte  des 
Alterthums  diese  Einsicht  eine  numüglicho;  nach  seiner 
Ansicht  war  der  Redende  nicht  iler  einzelne  Mensch,  und 
konnte  es  auch  gar  nicht  sein,  sondern  der  Gott  war  es, 
■ler  ans  ihm  redete,  und  gegen  dessen  Eingebungen  kein 
Strauben  half.  Aber  Horaz  lobte  in  einer  Zeit  und 
unter  einem  Volke,  in  welchem  jene  poetische  Anschauung 
nie  recht  ^Vur2cl  schlagen  konnte;  all  sein  Dichten  ist 
ein  seines  Zweckes  sich  wohl  bewusstes;  wie  sein  gan- 
zer Charakter  und  seine  Weltanschauung  nüchtern  ist, 
so  auch  seine  ganze  Poesie;  die  Blumen  der  Ljrik  kom- 
men in  diesem  Boden  nur  kümmerlich  fort,  und  sein 
eigentliches  Feld  ,  wo  er  zu  Hause  ist,  und  mit  Leich- 
tigkeit sich  bewegt,  ist  die  Satire  und  die  diilaktische 
Epistel.  Da  nun  in  dieser  Beziehung  Horaz  eine  Aus- 
nahme macht  von  den  übrigen  Schriftstellern  des  Alter- 
thums, so  ist  es  auch  gerechtfertigt,  dass  sein  Leben 
und  seine  Person  zum  Gegenstande  genauerer  Erörterun- 
gen gemacht  wird,  und  wenn  auch  hierbei  der  bei  allen 
antiken  Schriftstellern  wiederkehrende  und  eben  in  der 
berührten  Eigenthümlichkeit  der  antiken  Anschauungs- 
weise gegründete  Uebelstand  eintritt,  dass  der  alten  Nach- 
richten darüber  so  wenige  sind  ,  so  haben  wir  doch  bei 
Horaz  dafür  einen  Ersatz  in  dem  Umstände  ,  dass  seine 
Schriften  selbst  uns  über  jene  Puncte  genügenden  Auf- 
scliluss  geben.  Er  hat  nicht  karg  zurückgehalten  mit  den 
Empfindungen  seines  Herzens,  ilen  Einfallen  und  Gedan- 
ken seines  Geistes  5  was  ihm  immer  ums  Herz  war,  was 
ihn  irgendwie  bewegte,  —  er  sprach  es  aus,  selbst  dass 
er  nun  gerade  zum  Dichten  gar  nicht  aufgelegt  sei,  musste 
in  einem  Gedichte  niedergelegt  sein.  Sehen  wir  aber  in 
dieser  Beziehung  die  Gedichte  des  Horaz  an,  so  kann 
uns  die  bedeutende  Versrhiodeiiheit  rier  darin  ausgespro- 
cheneu Grundsatze  und  Ansichten  nicht  lange  verborgen 
bleiben,  eine  Divergenz,  ilie  oft  so  gross  ist,  dass  wir 
Mühe  haben,  an  die  Identität  des  beidemal  Redenden 
zu  glauben,  aber  diese  Schwierigkeit  löst  sich  einfach 
durch  Unterscheidung  der  Zeiten.  Natürlich  hat  auch 
er  dem  allgemeinen  Charakter  der  Menschen  sich  nicht 
entzogen,  wel<he  alle  nicht  von  Anfang  dasselbe  sind, 
was  später,  sondern  dieses  erst  »»erden,  indem  der  ur- 
sprünglich in  ihnen  liegende  Grunil  erst  im  Laufe  des 
Lebens  theils  durch  Freiheit,  theils  in  Folge  der  Eiii- 
»virknng  der  äusseren  Umstände  entivickelt  und  modiiirirt 
wird.  Hier  nun  tritt  ein  Unterschied  unter  ilen  Menschen 
hervor.  Die  einen  erreirlien  einmal  einen  Puncf  der 
Charakterentw  ickelung,  der  als  ein  nach  aussen  genü- 
geuiler  und  nach  innen  vollendeter  Ausilruck  ihrer  ur- 
eigenen  Persönlichkeit  gelten  kann,  von  welchem  an» 
daher  kein  wesentlicher  Fortschritt  in  die  Tiefe,  sondern 
nur  einer  in  die  Breite  gemacht  »vird,  der  ilarin  besteht, 
dass  dieser  Charakter  immer  vielfältiger  nml  vielseitiger 
evolviit  wird.  Solcher  Sonntagskinder  Leben  zu  be- 
schreiben, ist  eine  einfache  Sache;  das  Ziel  der  Eut- 
wickelnng  liegt  am  Tage,  und  damit  auch  der  Weg  dazu. 
Grosser  alier  ist  die  Zahl  derjenigen,  welche  ihr  Leben 
lanj;  zu  keinem  tollkominenen  Ausdrucke  ihrer  Persön- 
lichkeit  gelangen.      Zwar    wird    auch    bei    ihnen    die    Man- 


1105  1106 

nichfaltigkpit    der    ZusfJinde    unil    Thafieltpiten    auf    eine       »-icl   boharrlirliem  FIcisse   zu   verdanken  hatte,   wie  schnell 

in     Griiiido    liegende     Kinlieit    sich     zurückfuhren     lassen;  odt-r    wie   langsam    er    zum    Besseren    fortsfhrift,     nnil    wel- 

aber    diese    Einheit     tritt     nie    als    für   sich    abgeschlossen  ches    die   S(  hwierijfkeitin     und    Fehler    waren,     welche    er 

auf,    sondern    es    taucht    bald    diese,    bald  jene   Erschei-  beseitijcen    nud    iibeni  inilen    zu    niiisson    fjlaulite  ,    nnd   so 

nungsweise   derselben,   nie   aber  die   volle,   ganze,    fertige  vieles   Andere.       Ist   hiermit  die   Stellung    der   chronologi- 

Gestalt     hervor.        Unbefriedigt    von     sich   selbst,     drangen  sehen    Untersuchungen    als    üasis   und    Ansgringspunct   aller 

solche    Menschen    in    ewigem    Kampfe    vorw/lrts,     liber   sich  sonstigen    wichtigen    Erörterungen    über    llorai    begründet, 

selbst   hinaus,    um   sich  zu  finden  und  sich  so  anzuschauen,  so    liegt   in    dieser    ihrer    Wichtigkeit    eine    weitere    Recht- 

wie    sie   an    sich    sind.        Aber    zu    dieser     Anschauung   ge-  fertigung    der    vielen    Bearbeitiiugen    dieses    Punrtes,    und 

langen   sie    cnf.veder     nie   oder    erst,    ivann    es    zu    »pät    ist,  somit   auch    der   folgenden    Auseinandersetzungen, 
sei    es    nun,    <lass     ihr   Rinfjen     nach    derselben    nicht    den 

rechten  Weg  einschlug,  oder  dass  ihr  Wesen  selbst,  der  3)  Die  nolheendigen  allgemeinen  Vorfragen. 
Kern  ihrer  Perslinlichkeit  dieser  neckischen,  in  buntem  Nur  der  Umstand,  dass  überhaupt  noch  keine  Schrift 
Wechsel  der  Erscheinungen  sich  gefallende,  nicht  zu  er-  existirt,  welche  die  llorazische  Chronologie  in  ihrem 
fassende,  sondern  ilen  greifenilen  Händen  immer  wieder  <ranzen  Umfange  erschöpfend  behantlelto  (denn  dass  auch 
entschlüpfende  ist.  Wenn  die  Ersteren  als  IM.lnner  der  Franke's  Fasti  horatiani  iliescr  Aufgabe  nicht  genügen, 
That,  als  energisch  Wirkende  zu  bezeichnen  sind,  so  glaube  ich  beweisen  zu  kiinucn),  macht  es  erklArlirh, 
werden  uir  in  den  Letzteren  Solche  zu  erkennen  haben,  dass  gewisse  Vorfragen,  ilie,  wenn  sie  nicht  gleich  am 
welche  willig  verzichten  auf  ilen  Ruhm  des  Hellten,  und  Ivugange  ihre  vollständige  FJrleiligung  gefunilen  haben, 
einem  beschaulichen,  receptiven  und  sich  jjeniessenden  je.len  Augenblick  in  ilie  Quere  kommen,  und  die  Unter- 
Leben  sich  zuwenden;  kurz:  Künstler  werden  wir  ganz  suchungen  in  ihrem  bessten  Zuge  unterbrechen  können, 
besonders  zu  dieser  Classe  zu  rechnen  haben.  Dass  hier-  1,)^  jetzt  noch  nie  eigens  herausgehoben  und  beantwortet 
her  auch  Horaz  gehört,  bedarf  nur  einfacher  Versiehe-  worden  sind.  Das  Erste  zu  leisten  und  ilas  Zweite  we- 
rang.  Ist  er  nun  wirklich  unter  diejenigen  zu  rechnen,  nigstens  anzubahnen  soll  im  Folgenden  versucht  werden, 
die   in   <leni   ewigen   Streben    nach   dem    Höchsten   es   doch  [)ie   genannten   Fragen   sind   aber   diese  : 

nie    vollständig   erreichen,  aber   darum    doch  dieses  Streben  .      ^     ,.  ,         ,       .,  i 

.   ,  .         r     ,  1      •        1  I      ■  I    •    1       1         k-    I  a)    halten  wir  alle  Gedichte  des   Horazr 

nicht  aufgeben,     weil   sie   eben   dann   zugleicu    den   noch-  ■' 

sten   Genuss   finden,    den   Genuss   ihrer    selbst:    so    ergibt  Die  Frage,    ob    alle   Gedichte,    welche   Horaz   jemals 

sich   schon   hieraus   die   Unmöglichkeit,    sein    AVesen    fest-  verfertigt   hat,    auf  uns   gekommen  seien,    ist    keineswegs 

zubanncn   an   Einem  Punct   und   da   ihn   zu   zergliedern,  —  eine  so   müssige,   als  es  vielleicht  Anfangs  scheinen  könnte. 

es   führte   zu   Nichts,   und    würdet  Ihr    auch    keine   Faser  Denn   nicht  nur   für   die  Geschichte  der  Bildung  des  Horaz 

unbetrachtet    lassen;     denn   Ihr    hättet    nur   eine   Erschei-  zum   Dichter   ist   es   Ton   Interesse,    zu   wissen,    »b   wir   in 

Dungsform    seines    Wesens   vor    Euch,     nicht   dieses   selbst,  den     auf    uns     gekommenen     Gedichten      eine     vollständige 

(las   Ihr  so    nie    erfassen    könnet,    sondern    Ihr    müsst    es  Documentensammlung  über  seine  Dichtcrlaufbahn  besitzen, 

auffassen   als    ein    ewig    flüssiges,     einem   Strome     gleiches,  sondern    auch    auf    die    Untersuchun j;    über    liie   Zeit    der 

von    welchem    Ihr    zwar    Vieles   herausschöpfeii    und    unter-  Abfassung    der   einzelnen    Gedichte    übt  jene  Frage    bedeu« 

suchen    könnet,    ohne    dass   Ihr   aber   von    dem    Ganzen   ein  tenden    Einfluss.       Wüssten    wir    nämlich   mit  Bestimmtheit, 

Bild    vor    Euch    hättet,    sondern     während    Ihr    prüfet    und  dass   sich    in    den    erhalteneu    Ge  lichten    keine    Lücke    fin- 

untcrsuchef,   treiben    immer    neue   ^Vellen    dahin    unil   spol-  i\et,   sondern    dieselben    die    gehobenen    und  erregten  Stim- 

ten    Eures    Bemühens.        Also    in    einem    ewiijen  ,     aber   auf  mungeii    des    Horaz    alle    und    ohne   Unterbrechung    uns    vor 

Gesetzen     beruhenden,    aus    dem    tiefsten    Grunde    seines  die    Augen   führen,    so   liessen   sich    solche    Gedichte,    die 

Wesens   abzuleitenden    Wechsel    und  AVaiidel    der  Erschei-  keine    historischen     Andeutungen     enthalten,     durch     Ver- 

nungen    ist    Horazens    Charakter    aufzufassen;     diese     Er-  setzen     in    den    Zusammenhang   der    sonstigen    (Jemütliszu- 

scheinnngon     selbst    aber    liegen     in    seinen    Geilichteii     zu  stände   des    Horaz   fast   alle    datiren  ,    und    »ir    hätten  nber- 

Tage.    Ulan    fragt  sich:    welche    von   seinen  Gedichten  ent-  hanpt   einen    festen  Boden   für    die  Untersuchungen    unil  ein 

sprechen   welchen   seiner  Entwicklungsstufen!   und  so  zeigt  genau     abgegränztes    Gebiet.       Dem    ist    aber    nicht    so. 

sich,    dass   Untersuchungen    über    die    Abfassungszeit    der  Weichert   (de    Vario   S.    -10.   poett.   latt.   rell.   S.   3U0)   und 

einzelnen    Gedichte    ilie  Voraussetzung   sind    von    allen    Be-  Kirchner   (quaest.    hör.   §.  (j.    p.  52)    betrachten    es   als  sich 

Stimmungen    seines   Charakters.       Hinwiederum    sind    die-  ganz    von    selbst   verstehend,     gleichsam   als    Postulat,    dass 

selben    die   conditio   sine    qua    nou    bei    allen   Aussagen  über  Horaz  jedes    Gedicht,     das   er  jemals    ausgearbeitet   halte, 

Horaz,    als  Dichter.     Nicht    nur    lässt   sich    diese  Erwägung  in    die   Sammlungen    aufgenoinnien    habe,    und     dass    diese 

von    der     Betrachtung    seines    Charakters    ohne    Nachtheil  vollständig    auf    uns    gekommen    seien.       Aber    C.    Passow 

nicht    trennen,    sondern     auch     in    der     Natur     der    Sache  (die     Briefe     des     Hör      not.     147.     'J''-     ISI-)'     <«rotefend 

selbst    liegt   es,    dass    nicht   alle   seine  Werke    den  gleichen  (Ersch.    und    Gr.    II,    10,   4.V.)  ,    b.),    Fürstenau    (de   carm. 

Grad    von    V»l|en«luiig   an   sich   tragen.       Ist    nun    von    den  al.    h.  ehr.   S.  7)    und    Franke    (I.  1.  S.  24,    not.  3-    S.  Ml  f.) 

einzelnen    Gedichten    die    Zeit   ihrer    .Abfassung    bestimmt,  sind    diesen,   allen  Gesetzen    der   natürlichen    Entwickelung 

so   übersehen    wir    damit    auch    den    ganzen    Gang    seiner  zuwiderlaufenden   Ansicht    mit   Hecht   in   den    Weg   getro- 

künstlerischen  Vervollkommnung,    wir    können    durch  Ver-  ten.      Von    seinen    griechischen    Geilichteii    (Sat.  I,   lU,  .'tl.) 

gleichun;    der     früheren    Arbeiten     mit    den    späteren    uns  niuss  doch  jedenf.ills  zugegeben  werden,  dass  sie  verloren  ge- 

davon   überzeugen,    wie   viel   er  natürlicher  Begabung,    wie  gangen  sind,   oder  vielmehr   von    ihm  selbst   nicht   des  .4uf- 
ZiUschr.  f  d.  /Illevlhiimsw.  '^ 


1107  nos 

br».ilirciis   jjewiirdigt   >iiir<len,   iinil   in  Boircfl  friilij-rcr   rr>-  dor   Sinn    jpiier    Fra;jc    nur    ilieser:    ob    wir    rprschicdone 

liiisclipr    (ipiliililo     inaclit    «'S     iler     vorsUlmli-fp    Cliaiaktcr  llciUctioiicn    ilir    (j<'ilic,lite    nii/unpiiiiipii    Italien,    ol)    iiir   zu 

»pinor   Poosio    liberlialint    iinil     iiisliesoniliTp    ilie    Gewandt-  der    lirliaiiptiin);    l)crp(  litijjt    seien,     dass    Ilora/    den    Text 

hrit     in     Ilnndlialmn;;     deN    nietninis     nnd     Periodenbaiies,  seiner    zuerst    einzeln    herausjfegebenen    Gedichte    iiaililier, 

»eiche   die   ,'ilti'ütcn    unter   den    auf    uns    (gekommenen    Gc-  aJH    er   sie    gesammelt    heraust;ab ,     überarbeitet    und    dabei 

dichten    terratlien,    mehr,   als    w;.hrscheinlich  ,    dass    diesen  z.    U.    Anspielunjjen    verwischt  oder    mit   andern    vertauscht 

Geiiichte    von    niinilerer ,     namentlich    formeller,    Vollkom-  habe?    (Ich    setze   also    voraus,   dass  Iloraz   seine    Gedichte 

meiilieit   vorausjjejjan-'eii    waren,    die    er    vielleicht    Andern  alle   selbst    edirte,    und     sie    nicht    erst   nach    seinem    Tod* 

inillheilte ,    vielleicht     gar     in's     rublicnni    gab,    jcilenfalls  von    seinen    Freuixlen    herausgelesen    und    zusammengestellt 

aber   solche,   die  er  bloss  zum  Zwecke  der  eigenen  Hebung  worden    seien,     wie    nach    dem    Vorgang    von    Sanadon    und 

angefertigt    hatte,     welche    er    aber    alle    (zurückzog   und)  Dac;er    neuerlich     Hofnian  -  Pecrikamp    behauptet    hat;    — 

vernichtete.      Ja   sogar    von    seiner   s|i,'lleren    Zeit    halte    ich  was    ich    um   so    fnglicher   thun    konnte,    als  jene  Hypothese 

es   für   durchaus  wahrscheinlich,   ilass  er  manches  Gedicht,  bei    ihrem    erneuerten    Kintritte    in    die  AVeit    gleich    in  der 

«las     er    verfasst    und    einzeln     Andern     mitgelheilt    hatte.  Wiege    erstickt    worden     ist.)      Fürstenau    (I.    I.   S.    7)    hat 

bei    der   Sammlung,    weil    es    nicht   gefallen    oder    unange-  sich    nicht  gescheut,    diese   Frage    zu     bejahen,    sicherlich 

nehm    an<>-estossen     hatte,    oder    seineu     damaligen     Anfor-  aber   ohne    die   Consequcnzen    davon    zu    überlegen.    Gebeo 

derungen    nicht  mehr  entsprach,    und    iloch   auch    kein  cha-  wir    nämlich    zu,    dass    Iloraz    bei    der    encilichen    Heraus- 

rakterislischer    Ausdruck    einer    früheren     Entwickelungs-  galie    der    Gedichte    die    Anspielungen     und     die    Farbe    der 

stnfe    war,     ausschloss.       Wenigstens    sehe    ich    nicht   ein,  früher    herausgegebenen    verändert   und    sie    der    damaligen 

warum    Horaz    es    hieiin    anders    gemacht   haben    sollte,   als  Zeit   angepasst    habe,   so    ist   die    Folge,   dass   alle    chrono- 

die    Dichter    aller   Zeiten     es     natürlicher    Weise     gemacht  logischen    Untersuchungen    ihren    Halt  verlieren,    und    rcr- 

haben;  ja    von    Od.    I,    10.     glaube     ich    beweisen    zu    kün-  geblich    sind.      Auch   müsste,    falls  es  mit  dieser  Hypothese 

nen  ,    dass     es   sich    auf  keines   drr    vorhandenen    Gedichte  seine    Richtigkeit   hatte,    ein     höchst     aullallendes   Zusam- 

bczieht,    nnd     so    bliebe    hier    nur    noch    der    weitere    .Aus-  mendrängen    der    historischen    Anspielungen     auf  ganz    wc- 

weg    übrig,   das   Gedicht   für    eine    blosse   Sfilubnng    zu    er-  nige   Zeitpuncte    zu    bemerken    sein,    und    die  Geiiichte   alle 

klären    —    welchen   betreten    mag,    wer   dazu    Lust   hat.  —  gleichen    poetischen    Werth    und    gleiches  Colorit   haben  — 

Aber,   wird   man   fragen,   warum   hat   denn  Horaz   so   man-  »ovon   bis   jetzt  aber   nur   das  Gegentheil   bemerkt   worden 

che    unbedeutende    (wie    III,    '22.),    so    manche    obsrüne  ist.      Ich  stimme   ilaher   mit  Palilamus   (in   dieser  Zeitschr. 

(wie   Epod.    S.    12.)     oder    politisch     unkluge    nicht   gleich-  1S4(),   J>.    1121)    in    dem    Resultate     überein,    dass    solche 

falls   ausgeschlossen?      Um     mit  dem    Letzten   anzufang);n ,  Ueberarbeitungen    nicht    anzunehmen   seien,    ohne    jedoch 

so    braucht    sich    Horaz    seiner    früheren    politischen     An-  dessen   Beweisen    (manche    Kühnheiten   des  Versbaues,    die 

sichten    so    wenig   zu    schämen,    als   seiner   späteren;    beide  bei    einer   zweiten   Bearbeitung    verbessert    worden    wären; 

Maren    die    Frucht   der   jedesmaligen  Verhältnisse    und  ihm  Stellen,    wie    Sat.   1,2,    25.)    grosses    Gewicht   beizulegen 

durch   sie   so    zu   sagen  aufgedrungen;   sodann  die  obscünen  (namentlich   dem  letzteren  nicht,    da  es  ja  möglicher  Weise 

afhmen   so    viel    Gesuiielheit    und    Kraft  (obwohl  beides  eine  in    der     ersten    Bearbeitung     gar   Maecenas    tunicis    u.    s.   f. 

falsche    Richtung    bekommen     hatte),    dass    sie     wohl     der  hätte    heissen    können). 
Aufbewahrung    würdig    waren,    und    waren    gewiss   bald    so 

verbreitet,    dass    Horaz,    wenn    er   auch    gewollt   hätte,    sie  0    '^'^'"^^  ''''"  Ordnuns  der  Gedi.lue. 

nicht    hätte    nnterilrücken    können;     endlich     für     unbedeu-  Jis    fragt  sich:     haben    wir   die    Gedichte    des    Horaz    in 

leiul    halten    wir    Vieles    wohl    nur    desswegcn,    weil    wir    in  derjenigen    Ordnung,     in    der    er   sie    selbst   herausgegeben 

das   Einzelne    nicht    hineinsehen,    und  nicht  wissen ,    wozu?  bat?      Und     wenn     dieses   der   Fall    sein    sollte   —     welches 

und    warum?   So    «ar    die    römische  Literatur  an  sangbaren,  Princip    leitet    ihn    bei    ihrer    Anoriliiung?    Die    erste   Frage 

melo(liö>en    Hunnen   schwerlich    so   reich,    dass    nicht  jeder  mit    Peerlkamp    zu    verneinen,     haben     wir    keinen    Grund; 

Zuwachs    hatte     willkommen     sein     müssen,      und     Aiiileres  für    ihre    Bejahung   aber   den  der  starken  Beglaiibigniig  der 

könnt»    zu   anderen   Zeiten    vorzüglich    geeignet    sein,     ob-  gegenwärtigen    Ordnung   durch    die    üebereinstimmung   der 

wohl    es   für    nns ,    die    wir   den   absoluten   Werth    in's  Auge  Handschriften     (s.    Cahn     (juapst.     hör.    tiias,     S.    3).      Hat 

fassen,    ion    wenig   Interesse    ist.     —     Aus   diesen    Gründen  aber    nun    Horaz     bei     der     Anordnung    im    Einzelnen    sich 

glaube     ich    die    obige    Frage    entschiedener    und     in    wei-  durch     einen     bestimmten    Gedanken     leiten    lassen;       »  on 

terein    Lnifaiige,   als   irgend    einer    der  angeführten  Gelehr-  einem    so    i  ersländigen ,    über   sich   selbst  und  seine  Zwecke 

ten   verneinen    zu    müssen.  sich    so    klaren    Schriftsteller,    wie    Hnraz    ist,    ist    »oh!    zu 

glauben,    dass    er   auch    hierauf  seine  Aufmerksamkeit  aus- 

b)    Ueber   die    Annahme    i'on    Veherarbcilungcn    dir    Gedichte  „eiM^^t   |,abe ;     indessen    will     freilich    ein    solcher    Grund 

dfs    llinaz.  nicht    viel    besagen:    die    Aufzeiguiig    einer    wirklich  iliirch- 

Wenn    wir    die    Frage    anfwerfcn:    ob    wir   die  Gedichte  geführten    Ordnung    wäre    die    einzig     vollstämlige    Antwort 

des    Horaz    alle    in    der    Gestalt   besitzen,    in    welcher    Hör.  auf  jene    Frage.       Dieser    Versuch    i.-t   auch    schon    .i.-lfach 

Bie     ursprünglich     herausgegeben    hat?    so    kann     es    damit  gemai  ht    worden.       Der     grösste   Gewinn     für    die     chrono- 

nicht   darauf  abgesehen    sein,     zu     untersuchen,    ob    unser  logischen    Untersuchungen    wäre    es    natürlich,     wenn    sich 

Text  der    von    Moraz   selbst    gegebene   sei,   da   diese  Frage  zeigen    liessc,     dass    Horaz    seine   Gedichte    entweder    rein 

i.icbt   nur    sehr    wenig     hierher     gehören    würde,    sondern  nach    ihrem    Alter    angeordnet,     oder     mit    diesem     Pnnrip 

ancli    "ar    nicht    beantwortet    werden    könnte.      Vielmehr  ist  ein    anderes   so   combinirt   habe,   dass    beide  sich  noch  jetzt 


1109 


1110 


aeheiilen ,  und  ila»  chronologische  von  «Ipui  anilern  abge- 
schält sich  aiiftvpisrn  iicssr.  Denn  in  diesen)  Falle  hat- 
ten »<ir  leiciile  iMi'ilio  mit  ilcnjciiigcii  Gedichten,  die  nicht 
ganz  deutlich  auf  irgend  ein  bestimmtes  Jahr  führen. 
Allein  so  glücklicli  sind  tvir  nicht  daran.  Die  Kiicksicht 
auf  die  Alifassungszeit ,  als  die  einzige  waltende,  zu  be- 
haupten, ist  bis  jetzt  nocli  Niemand  eingefallen,  da  der 
Augenschein  zu  entschieden  dagegen  ist,  und  auch  Peerl- 
kamp  konnte  es  nur  von  der  ursprünglichen,  durch  Horaz 
selbst  gemachten,  aber  gar  nicht  auf  uns  gekonwneneu 
Anordnung  behaupten.  Nur  bei  den  .Satiren  ist  in  neue- 
ster Zeit  der  Versuch  gemacht  »orden,  das  Vorhanilen- 
sein  einer  clirunologischen  Anordnung  zu  beweisen  ;  in 
Bezug  auf  das  zweite  Buch  unternahm  dieses  schon  G.  F. 
Grotefenil  ,  Franke  aber  suchte  neuerilings  denselben 
Grundsatz  auch  auf  das  erste  Buch  auszudehnen,  üie  Un- 
baltbarkeit  des  einen,  trie  des  anderen  Versuches  im  Ein- 
zelnen durchzuführen,  bellalte  ich  mir  für  eine  spätere 
Gelegenheit  vor.  Von  einer  Combination  der  Rücksicht 
auf  das  Alter  der  Gedichte  mit  einer  anderen,  etwa  der 
auf  den  Inhalt,  hat  bis  jetzt  noch  Nichts  verlautet,  vtohl 
aber  ist  die  letztere  einseitig  und  im  Gegensätze  gegen 
die  erste  von  Kirchner  (quaest.  hör.  p.  40)  geltend  ge- 
macht worilen.  Seine  Ansicht  ist,  dass  lloraz  vielmehr 
absichtlich,  um  bei  seinen  lieserii  nicht  Ueberdruss  zu 
erregen,  <lie  gleichzeitigen  Gedichte  von  einander  ent- 
fernt habe,  und  nur  darauf  ausgegangen  .sei,  eine  mög- 
lichst grosse  Abwechselung  im  Inhalte  herbeizuführen. 
In  Bezug  auf  das  Letztere  bemerkt  aber  Cahn  (I.  1.)  mit 
Recht,  dass  dasselbe  auch  durch  eine  chronologische 
Anordnung  zu  erreichen  gewesen  sei  ,  da  Horaz  nicht 
leicht  dasselbe  Thema  iu  verschiedenen  Variationen  zu 
gleicher  Zeit  behandelt  haben  »erde;  und  in  Beziehung 
auf  das  Erstero  macht  er  ebenso  richtig  geltend,  dass 
die  Spuren,  ivelche  auf  eine  bestimmte  Zeit  führen,  so 
versteckt  und  unLedentenil  seien  ,  dass  sie  iNiemiinden 
haben  unangenehm  sein  können.  Nur  war  hier  hinzu- 
zufügen, dass  ja  so  viele  Gedichte  überhaupt  gar  keine 
solche  Spuren  enthalten  ,  und  wenn  auch  der  scharfsich- 
tigere römische  Leser  ans  <lem  Colorit  und  anderen  für 
uns  kaum  mehr  entileckbaren  Zeichen  im  Allgemeinen 
auf  ein  früheres  oder  spateres  Alter  schliessen  oiler  ilie- 
ses  und  jenes  auf  für  uns  unbedeutende  kleine  Schick- 
sale des  Dichters  beziehen  konnte,  so  konnte  das  ihm 
nur  Freude  machen,  Somit  haben  wir  keinen  Grund,  mit 
K.  einen  absichtlichen  i\Iangel  an  einer  Ordnung  anzu- 
nehmen ,  und  hiermit  auf  alle  weiteren  Untersuchungen 
über  eine  aulznlindende  Ordnung  zu  verzichten;  vielmehr 
können  wir  guten  Alnthes  zu  Cabn's  eigener  Theorie 
weiter  gehen,  die  durch  Scharfsinn  überrascht,  wenn  sie 
auch  manchmal  in  Spielereien  verfallen  sein  «iürftc.  Sta- 
tuirt  man  eine  Ordnung,  so  kann  sich  diese  auf  zweierlei 
ausilehnen,  1)  auf  die  ganzen  Bücher,  '^)  auf  die  ein- 
zelnen Gedichte.  In  ersterer  Beziehung  wäre  also  nach- 
zuweisen, warum  gorailc  diese  Gedichte  iu  dieses  und 
nicht  ein  anderes  Buch  aufgenommen  seien,  unil  warum 
gerade  dieses  Buch  gerade  diesen  Platz  unter  den  meh- 
reren Büchern  einnehme;  in  Bezug  auf's  zweite  aber: 
warum  dieses  (ledicht  gerade  in  «jicse  Stelle  ties  Buches 
eingerückt  seil     Nach     beiden   Iliclitungrn    erstreckt   sich 


Cahn's  Theorie.  Das  Erste  anlangend  ,  behauptet  er  von 
den  drei  ersten  Bänden  der  Oden  (die  hier  allein  in  Be- 
tracht kommen  können,  da  die  übrigen  Bücher  alle  sich 
von  einander  durch  die  Verschiedenheit  der  Zeit  ihrer 
Abfassung  und  Herausgabe  absondern^,  Horaz  habe  die- 
jenigen seiner  (iedichte  ,  in  welchen  er  ganz  unabhängig 
von  den  Griechen  zu  Werke  gegangen  sei,  von  den  an- 
deren getrennt  und  in  ein  besonderes  Buch  zusammen- 
gerückt. Weil  er  aber  gefunden  habe  ,  dass  das  nume- 
rische Verhältniss  beider  Arten  ein  gar  zu  ungleiches 
wäre,  so  habe  er  die  nachgeahmten  mit  Rücksicht  auf 
Abwechselung  und  Symmetrie  in  zwei  Theile  auseinan- 
ilergelegt  und  in  die  glitte  zwischen  iliese  zwei  hinein 
das  selbständige  Buch  gefügt.  Hier  liegt  aber  auf  der 
Hand,  wie  unsicher  diese  Theorie  ist,  da  bei  der  Dürftig- 
keit der  Quellen  niemals  mit  Bestimmtheit  wird  aiiifegeben 
werden  können,  ob  dieses  oder  jenes  Gedicht  nachgeahmt 
sei  oder  Original.  -Sodann  ist  es  doch  mehr,  als  unwahr- 
scheinlich, dass  Horaz,  wenn  wirklich  ilas  numerische 
Verhältniss  <ler  nachgeahmten  zu  den  originalen  Gedicll- 
ten  dieses  gewesen  wäre,  so  pomphaft  von  sich,  als  römi- 
schem Lyriker,  geredet,  und  noch  mehr,  <lass  er  diesen 
Unterschied  so  auil'allend  hervorgehoben  hätte.  Endlich 
ist  nicht  abzusehen,  warum  Horaz  die  vielen  Oden  de.i 
ersten  und  zweiten  Buches  ,  in  dentn  auch  Cahn's  Ge- 
währsmann ,  IMitscherlich  ,  keine  griechische  Nachah- 
mung entdeckt  (2o  im  ersten,  48  im  ilritten  Buche)  nicht 
dem  zweiten  Buche  einverleibt,  unil  dann  vielmehr  dieses 
in  zwei  Hälften  zerlegt  habe.  —  Den  zweiten  Puuct  be- 
trefi'end  macht  Cahn  (S.  4  f.)  die  Bemerkung,  dass  die 
an  iMäcenas  gerichteten  Gedichte  sämmtlich  entweder  am 
Anfange  oder  am  Schlüsse  oder  in  der  IVIitte  (natürlich 
im  engsten  Sinne)  eines  Buches  stehen,  und  zwar  so  in 
der  Mitte  ,  dass  ,,quorum  uterque  inedins  libri  locus  dici 
poterat,  posteriorem  Horafius  praetulit"  (p.  II,  not.).  Der 
Grund  dieser  Erscheinung  entging  Hrn.  <". ;  oirenbar  ist 
es  dieser,  dass  ilann  diese  Stelle  wieder  als  Anfang  —  ilcr 
zweiten  Hälfte  —  zu  betrachten  ist.  Z.  B.  das  erste 
Buch  der  Oden  enthält  3S  Gedichte;  die  Hälfte  davon 
ist  19<  also  fängt  '20  die  zweite  Hälfte  an,  und  I,  20. 
ist  auch  wirklich  (wie  I,  1.)  an  iMäcenas  gerichtet.  Die 
Consequenzen  dieser  Entdeckung  hat  Cahn  iiohl  einge- 
sehen und  auch  gezogen  (.S.  .'));  nur  geht  er  wohl  zu 
weit,  wenn  er  schon  daraus,  dass  in  den  Epoden  die  an 
iMäcenas  gerichteten  dieselbe  Stellung  haben,  folgern  zu 
können  glaubt,  dass  auch  diese  von  Horaz  selbst  heraus- 
gegeben worden  seien;  ileiin  setzen  wir  einen  Augenblick 
ilen  Fall  ,  ein  Freund  des  Horaz  h.ibe  sie  nach  dessen 
Tolle  einzeln  unter  seinen  Papieren  zerstreut  gefunilen  , 
zusammengestellt  und  herausgegeben:  konnte  nicht  die- 
sem jene  Gewi  hiiheit  lies  Horaz  bekannt  sein  und  daher 
zur  Richlsclinnr  auch  für  seine  Anordnung  dienen?  So- 
dann in  Betreir  der  einzelnen  Bücher  weist  Cahn  zunächst 
wieder  in  Od.  I — III.  ein  Diirclieinanderw  irken  zweier 
Rücksichten  nach,  der  auf  das  IMetrnm  und  iler  auf  den 
Inhalt,  jedoch  mit  Ueberwicgen  der  ersteren.  Ich  kann 
mich  hier  nicht  auf  das  Einzelne  einlassen,  sondern  ver- 
weise auf  die  Abliandliing  selbst,  nur  das  Eine  »ill  ich 
bemerken,  dass  man  mir  Unrecht  daran  zu  tlinn  scheint, 
dass   man   alle    zufälligen    Rücksichten  ,     wie    ilio    auf    den 


IUI  Uli 

Kaum      wrlolie    in    iIt    orsti'n    Alsrhrift    ili>s    Uoraz    viel  gPDoiiiinPii   liab«,   welrlie   er   e;praile   fcr<ig   liaUc,    sondern 
Gotiirlit    lialien    konii<c,     iiml    ein    li.'liili;;ps   Stören    ilor    be-  <las    eine  und    andere  bereits  fortij;c  aus   diesem  oder  jenem 
»clilossenen     Anordnung    durrli    andere     Riicksichtcn     (»ic  (iruiide  zuriirkle)rt,.,    und    viellcieht  sj]rtler   iicrausgab,    und 
«.    li     Od.    I      11.     »"     «•iele     Aehnliclikeit    des     Gedankens  dass    er   anch    nicht    unmittelbar,     nachdem     er     eine    ent- 
mil    I,    ('•    hat,   als   dass   nicht   trnl/.  iler  hierdurch  benirk-  sprechende     Anzahl     beisamnieu     hatte,      zur     iIeraU6);abe 
ten    Stdriini;    der    Ton    Cahn    S,    (i    aufgezeijjteo    Ordnung  schritt.       Von    Bedeutung    für    die    chronologischen    Unter- 
die    Kinsrliiebnn"-    lon    I,    10.    Beifall    finden    niusste),    ganz  suchungen     kann     diese    Frage     nur    insofern   sein,    als    sie 
ans   dem  .Spiele    l.'lsst,    und    immer    nur  nach  einem  einzigen  sieb    (nicht  auf  fiir    immer    zurückgelegte    und     nie    in    dio 
streu"-   dnrchgefnlirten  Principe    forscht,    was    in   alleEuig-  Sammlung   aufgenommene,     sondern    nur)    auf    soiciie    Ge- 
keit     ier"cbli<h    sein    tiird.        Micht     bloss    zwei,    sondern  dichte    bezieht,    die    in  der    erhaltenen  tSanjmInng    zu   lesen 
viele    Ri'icksichteu     haben    durcheiiiandergewirkt ,    was    wir  sind.      Von   sidchen    wird    nun    gesagt,    dass   ihr    Aufgenom- 
freilich    jetzt    nicht    inelir     im    Einzelnen    nachweisen    küu-  mensein    in    das   IJuch  ,      in     welchem    sie    stehen  ,      keinen 
nen      und    dariiiii   auf  genauere  Untersnchnngeii    verzichten  .Schluss   auf   ihre  .4bfassuugszeit    begründe,    dans   also   z.  B. 
■missen,     wofern     wir    nicht   Lust    haben,    die   Zeit    durch  daraus,     dass     ein     Gedicht     im     vierten     Buche    der    Oden 
Tändeleien    zu   verilerben.       Da    dieses    meine     eigentliche  stehe,     nicht    nnthwendig    folge,     dass    es    später    verfasst 
lleberzeu^uii"     über    diesen    Piinct   ist,     so     führe     ich    die  sei,    als   dio    in   den    (vorher    herausgegebenen)   drei    ersten 
Acusneriin-'en    Calin's    über    die    Anordnung     der     übrigen  Büchern    stehenden.      üiess     ist    aber     unbegründet.      Ent- 
Schrifteii     nur     noch     ganz    kurz    an.       In    Od.    IV.    waltet  weder    war   die  Auslassung   eine    zufällige    (die  Folge  einer 
fast     einzi"    dio    llücksicht    auf    den    Wechsel    der    Metra  Vergessliclikeit ,     eines    üebersehens) ,     oder   eine    absicht- 
(S.    14   f.).      Heber    die    Epoden    ist   (S.    1.5)    nur   im    Allge-  liehe.      Da    mit    iler    Annahme    des   Erstem   alle    und  jede 
meinen    gesagt,    dass   die    eigentlichen  Epoden  voranstehen,  Berechnung    eludirt    werden     könnte,     so     wird     man   sich 
dieienii'en    Gedichte   aber,    quibiis    nomeii    epodorum  magis  auf  das   Zweite    beschränken    müssen,    und    hier   sind    zwei 
externae    formae   quam    metri    rati-me    habita    trlbutum   est,  mögliche     Fälle     zu     unterscheiilen.       Ein     Gedicht    konnte 
nachfolgen,    und    am  Schlüsse    ein  Gedicht   hinzugefügt  sei,  zurückgelegt   werden    —    entweder     weil   es   persönlich    be- 
tlas  überall   keine  Epode   heissen   könne.       AVas  aber  unter  Iciiligend,   oder   weil   es   politisch   anstössig   war,   entweder 
jener    externa    forma     zu     verstehen    sei,    ist    nicht     ange-  nachdem    es    bereits  einzeln   ausgegeben  gewesen   war,   oder 
geben.       Auf   das    über    die    Satiren    von    Cahn    Gesagte,  nicht.      Betrachten    wir    den    letzten    Fall    zuerst,    und   ia 
werde   ich   zurückkommen.    In   BctrefT  der   Anordnung  der  welches   Licht    durch    die   Annahme    desselben   Uoraz   ge- 
Briefe  sieht  auch   er  sich    genöthigt,    auf   die   Auffindung  stellt   wurde.      Er   hasst,   er   verachtet  einen   Menschen  — 
eines   durchgreifenden   Princips    zu   verzichten   (S.    16   f.),  und   wie   lässt    er    dieses    aus?     Er    setzt    sich    an    seinen 
glaubt  dieses  aber   <laraus   erklären   zu   müssen,  dass  diese  Pult,   und   schreibt  ein   Gedicht  nieder,   vernichtend,  nie- 
Briefe     fast    alle     per    occasionem     geschrieben     seien.     —  derschmetternd,   die  Blossen  des  Menschen  aufdeckend    und 
Ziehen    wir   aber    nun    das    Resultat  von    allem    Bisherigen,  mit  der   schärfsten  Lauge    zerfressend.      Hat   eres    gethan, 
so    ist   es   dieses,    dass    die    Anordnung    der    Gedichte    den  so    rerschliesst   er    es    sorgfaltig   wieder    —    damit   es    doch 
chronologischen    Untersuchungen     nicht     nur    keine    Unter-  ja    Niemand    findet    und    liest,     und    geht   triumphirend   auf 
Stützung   gewährt,   sondern   diese   vielmehr,    wenn    sie  auf  die   Strassen,     die   Augen   strahlend    vom  Bcwusstsein   sci- 
jenen    Punrt  sich   einlassen,    in    ein    unabsehbares    Gewirro  nes   Siegs!      Oder    er    hat     ein    Gedicht    in    die    Welt   ge- 
geralhen.      Dass    auch    die    Satiren    diessfalls    keine    Aus-  setzt,     in    welchem   Sympathie    mit    der    Person   oder  gar 
nähme    machen,    wird   später   gezeigt    werden.  iler    Sache    eines    Feindes    des    August   durchblickt,     oder 

August    nur    kühl    gelobt    ist     —     tlugs    wird    das    K.iud   der 

d)  Ahß^sung  und  Heraussähe  der  Gecliihte.  Sünde     in    den     entferntesten     Winkel    geworfen     _    denn 

Die    Unterscheidung   zwischen    der   Zeit   der    Abfassung  wenn    August    davon     hörte    —    —    er   könnte    in    der   Er- 

eiiies  Gedichtes    und    der  seiner  Herausgabe    ist  schon  man-  bitterung   —    —    im    gerechten     üiiwillen    —    —     im     ver- 

rhem    Gelehrten    in    chronologischen    Nothen   als    rettender  dienten    Zorn           —    mich    —    nicht    ganz    freunillich    an- 

Eiigel   erschienen.      Besonders  ist   dieses  der  Fall    bei  Van-  blicken    —    — !      Später   aber    (etwa   da    August    in    fernen 

derbourg,     iler    anch    (les    Ödes    u.   s.    w.    Bd.    I.    S.    3 IV))  Landen    weilt)    erhebt    er    kühn     und    trotzig    sein    Haupt, 

ganz   naiv    erzählt,     wie    er,     gedrängt    von    den    sich   (bei  wirft   das    Gedicht    hinaus     in    die    Welt,     und    sagt:    seht, 

seiner     Voraussetzung     einer     abgesonderten     Elution     des  so    habe    ich    schon    vor    Jahren     zu     denken    gewagt!!  — - 

3.    Buchs    der  Oden)    widersprechenden  Datis    Nichts   mehr  Hatte   er   aber   das  Gedicht  schon    vorher    einzeln   ausgege- 

vor   sich    gesehen    habe,      als     entweder    jener    Unterschei-  bcii    gehabt,    und    waren    ilavoii   schon    Abschriften   verbrei- 

duiig  sich    in    die    Arme    zu    werfen,     oder    alle     Versuche,  tet,   so    nutzte    es    nichts,     wenn    er   ein    iiijuriösrs   Gedicht 

die    Zeitfolge    der    Gedichte    zu    bestimmen,    geradezu    auf-  auch    in    iler    Sammlung    nicht    noch    einmal    zu   lesen    gab, 

zugeben;    natürlich    wählte    er   das  Erste.      Es    könnte    nun  sondern    er    erschien     nur    als     Feigling.       Dass    aber    eiu 

iliirch    Aiifzeigung    der     Nichtigkeit    jener     Voraussetzung,  bereits     ausgegebenes     Geilicht     in     politischer     Beziehung 

die    allein    zu    dieser     Unterscheidung    führte,     auch    diese  nicht   orthodox   sei,     konnte    für    ihn    auch    bei    veränderter 

aufgelöst    werden;    ila   sie    aber   anch    sonst   schon    gemacht  politischer  Ansicht    nur  ein  Grund    sein,    anch   in  die  ganze 

worden    ist,     so    verdient    sie    eine    genauere    Berücksichti-  Sammlung    es   aufzunehmen.      Denn  fand    man  hei  der  Ver- 

gung.      Es    »ird  also    behauptet,   ilass  Horaz  bei  der  jedes-  gleicliung   der    früheren    politischen  Gedichte    mit  den    spS- 

maligcn    Heransgabe    seiner     Gedichte     nicht     immer     alle  tereii,   ilass    diese    gegenüber   von    August    inniger   seien,  so 

diejenigen   Gedichte    in    die    zu    cdirendc   Sammlung   auf-  lag   für   den  Leser,   iler  Horaz   kannte,   der  Gedanke  nahe. 


1113 


1114 


daes  An^^nst  ein  mililcr,  lielienswürdiger  Fürst  sei,  wenn 
er  auch  V'eriiac'liUsäi);ung  nicht  übel  iiphiiir,  gondern 
nur  um  so  giiti);pr  Hprile.  oiii-r  «venu  man  Hin,  je  ge- 
uauer  man  ihn  kennen  lerne ,  desto  mehr  liebf^etvinne. 
Und  in  Betreff  der  Gedichte  über  und  an  bestrafte  „Hoch- 
verratber"  mnsste  August  einsehen,  dass  ihre  erneuerte 
Bekanntmachung  seiner  üache  keinen  Schaden,  Hohl  aber 
den  Nutzen  bringen  konnte,  dass  mit  dem  Andenken  an 
sie  aucli  die  Erinnerung  an  ihre  Bestrafung  aufgefrischt 
würde.  Somit  hatte  Horaz  keine  Gründe  zu  einem  Verfah- 
ren, »ie  es  ihm  Vanderbourg  beilegt,  »olil  aber  zum  Gegen- 
theile  davon.  Alit  der  Einsicht  in  die  Nichtigkeit  jener 
H)'pothese  haben  ivir  aber  so  viel  gewonnen,  da.ss  nir 
ohne  weiteres  Bedenken  die  zusammen  herausgegebenen 
Gedirlile  als  eine  solche  Sammlung  ansehen  dürfen,  »el- 
rhe  alle  ton  Horaz  für  auf beoahrungswiirdig  erkannten 
Erzeugnisse  dieser  Galtung  aus  der  mit  der  Herausgabe 
nun  abgeschlossenen  Periode  enthält,  unil  somit  das  Recht 
haben,  die  in  den  einzelnen  Gedichten  sich  vorfindenden 
Anspielungen  zu  benützen  zu  Bestimmung  iler  Aiifangs- 
uncl  Eudpuncte  der  Periode  unil  —  wofern  nicht  Anderes 
hindernd  in  den  Weg  tritt  —  in  Folge  dessen  die  auf 
kein  Datum  führenden  Gedichte  zwischen  beiden  Pniic- 
ten  einzuonlnen.  —  Uass  wir  aber,  indem  wir  uns  gegen 
die  obige  Unterscheidung  von  Herausgabe  und  Abfassung 
bestritten  ,  damit  nicht  auch  jede  andere  in  der  Art  ver- 
norfen  haben,  ilass  wir  das  Concidiren  beider  behaupte- 
ten, wird  keiner  besonderen  V'ersiclieruiig  bedürfen.  Wir 
erkennen  in  dieser  Beziehung  d^s  von  Kirchner  quaest. 
Hör.   p.  (i.   g.    12 — 14.   Ausgeführte  als   richtig  an. 

e)    Die  Kriterien  über  die  Aifassungszeit  der  Gedichte 
und  ilire  Gränze 

Die  Eutsclieidungsgründe  über  die  Frage ,  wann  ein 
Gedicht  verfasst  norden  sei,  sind:  1)  psychologische, 
2)  ästhetische,  .i)  historische.  Von  den  beiden  ersten 
Arten  hat  Franke  keinen  Gebrauch  gemacht,  und  aller- 
dings, wenn  es  einem  darum  zu  thun  ist,  nur  oljertiv 
gewisse,  unzweifelhafte  Resultate  zu  bekommen  (wiewohl 
auch  Franke  hieran  sich  nicht  immer  hat  genügen  las- 
sen), wird  man,  bei  der  unsichern  BescIialTeiilieit  der 
beiden  ersten  Arten,  auf  die  dritte  sich  beschränken  müs- 
sen. Eine  kurze  Erörterung  der  Eigentliümlichkeit  die- 
ser 3  Arten  wird  dieses  klar  machen.  Es  kann  wohl 
kaani  einem  Zweifel  unterliegen  ,  dass  es  möglich  sei, 
durch  hingebendes  Versenken  in  den  Geist  und  Charakter 
des  Horaz  es  so  weit  zu  bringen ,  dass  man  jedem  Ge- 
dichte im  Allgemeinen  seine  Stelle  in  der  ganzen  Reihe 
anzuweisen  vermag  (wenn  auch  nicht  so  weit,  dass  man 
ron  jedem  einzelnen  Gedichte  den  Monat,  ja  den  Tag 
seiner  Gebnrt  angeben  kann ,  was  zu  können  —  nach 
Jahn  in  seiner  praef.  zu  seiner  Ausg.  p.  III  — •  Spohn 
sich  verniass,  wiewohl  die  Proben  von  Zeitbestimmungen, 
die  von  ihm  bekannt  wurden,  durchaus  nicht  alle  so  ganz 
unwidersprechlich  sind).  Allein  um  es  zu  diesem  der 
eigenen  Persönlichkeit  sich  entäussernden,  liehenden,  uij- 
stischen  Selbstidentificiren  seiner  mit  dem  Dichter  zu  brin- 
gen, wäre  nicht  nur  inni^^e  Liebe  zu  diesem  und  Frische 
un<l  Empfänglichkeit  des  Geistes  und  Gemütlies  erforder- 
lich ,  sondern  auch   ein   Grad  von   Cougenialitat,    wie   ihn 

Zeitsc/ir.  f.  d.  ylUertliUii.sw 


bis  jetzt  nur  Wieland  besessen  hat.  (S.  Bötfiger's  literar. 
Zustände  I,  V.'iH.  143-)  Also  ein  zweiter  Horaz  müsste 
man  sein,  um  jenes  zu  können  —  und  würde  ilann  noch 
überdiess  schwerlich  Glauben  finden,  da  die  Gelehrten 
immer  und  immer  wieder  auf  Beweise,  auf  historische 
Nachweisungen  dringen  würden,  welche  beizubringen 
einem  solchen  schwer  fallen  müsste.  Auch  ist  nicht  za 
übersehen,  dass  ein  solches  Verfahren  selbst  wiederum 
chronologische  Untersuchungen  voraussetzen  würde.  Denn 
eine  solche  Anschauung  des  Charakters  des  Horaz  lässt 
sich  nur  dadurch  gewianen,  dass  man  diejenigen  Gedichte, 
über  deren  Abfassungszeit  sich  etwas  Sicheres  aussagen 
läüst,  in  die  gehörige  Orilnung  brächte,  und  so  die  allge- 
meinen Umrisse  des  Enttvickelungsganges  des  Horaz  sich 
vergegenwärtigte,  und  erst  aus  dieser  Einsicht  heraus  wäre 
eine  Ergänzung  der  Lücken  in  den  auf  uns  gekommenen 
Documenten  jener  Entwickeliing  eine  Einreilinng  der  nicht- 
datirtcn  Gedichte  in  ihre  Stelle  in  derselben  möglich. 
Noch  weit  unsicherer  aber,  als  dieses  geniale  Verfahren 
ist  die  gewöhnliche  Argumentation:  Dieses  Gedicht  ist 
erotischen  Inhaltes,  zeugt  von  Frische  des  Geistes,  hat 
in  der  Form  manche  Härten ,  Unebeiilieiten ,  verräth  we- 
nig Selbständigkeit  —  gehört  mithin  unter  seine  frühe- 
sten. Aber  erotische  Gedichte  finden  sich  auch  aus  den 
spätesten  Zeiten  des  Horaz  und  aus  der  Vollkommenheit 
oder  Unvollkommenheit  lässt  sich  —  wenn  anders  diese 
nicht  eine  rein  formelle  ist,  die  Folge  mangelnder  Ue- 
bung  —  Nichts  auf  ihre  Abfassungszeit  schliessen.  Denn 
die  Entwickelang  eines  Künstlergeisfes  ist  nicht  dieses 
regelrechte  Fortlaufen  nach  der  Schnur,  sondern  ein 
Hüpfen,  ein  Zurückschwingen,  auf  die  Seiten  rennen. 
Alles  geht  sprungweise,  und  diese  Sprünge  sind  bezeich- 
net durcli  hervorstechende  Gedichte,  zwischen  welchen 
in  der  IVIilte  dann  wieder  mittelmassigere  liegen,  durch 
welche  der  Dichter  scheinbar  wieder  auf  eine  frühere 
Stufe  zurücksinkt.  Bei  dieser  BeschafTenheit  der  ästhe- 
tischen und  psvrhologisrhen  Kriterien  muss  es  allerdings 
rathsamer  erscheinen,  von  ihnen  so  wenig,  als  möglich 
Gebrauch  zu  machen,  etwa  nur  beiläufig  und  zur  Be- 
stätigung des  auf  historischem  Wege  wenigstens  sehr  wahr- 
scheinlich Gemachten.  Am  meisten  aber  wird  man  sich 
vor  ilein  so  häufigen  Fehler  hüten  müssen,  aus  der  Aehn- 
lichkeit  des  Inhaltes  oder  der  Stimmung  eines  Gedichtes 
mit  einem  andern  auf  die  Gleichzeitigkeit  beider  zu 
schliessen  ,  da  aus  diesem  Umstände  das  Gegentheil  hier- 
von sich  mit  weit  mehr  Recht  folgern  liesse  ,  indem  Nichts 
unwahrscheinlicher  sein  kann  ,  als  dass  ein  Dichter  ein 
Thema  so  lange  und  so  oft  bearbeite,  bis  er  dessen  müde 
ist,  —  Was  aber  nun  die  historischen  Kriterien  betrifft, 
so  theilen  sich  diese  wieder  in  historische  im  engern  und 
im  weitern  Sinne.  Zu  den  erstem  gehören  solche  Fälle, 
wo  sich  in  einem  Gedichte  Beziehungen  auf  ein  Ereig- 
niss,  das  der  Geschichte  angehört,  vorfinden,  auf  einen 
Sieg,  einen  Krieg,  eine  von  Geschirhtschreibern  berich- 
tete Abwesenheit,  Krankheit,  Unternehmung  des  August 
u.  dgl.  Mehreres.  Hier  entsteht  nun  die  Frage:  sind 
solche  Beziehungen  in  allen  den  verschiedenen  Gattungen 
der  Poesie  und  in  allen  auf  gleiche  Weise  anzunehmen? 
Deutlicher  (denn  die  Satiren  und  Episteln  können  in  die- 
ser Beziehung  gar    nicht    in    Frage    kommen,     bei    ihnen 

78 


1115 


Ulf) 


verstellt  sich  die  Antwort  ton  selbst)  :  AVic  ist  es  mit 
<ler<'lei('lipn  In  tlon  lyrlsclien  Geilirliten  zu  haltend  üdss 
uiif  iliese  gar  keine  Ri'it'ksiclit  zu  nehmen  sei,  wird  »olil 
nlitit  >i  idorlegt  zu  «erden  biauclien  ;  nur  in  Beziehung 
auf  den  Unifanj;  <lcr  Benutznnjj  solcher  Stellen  kann  eine 
Fiajje  entstellen.  Ilieriiher  lasst  sich  so  »icl  mit  Be- 
sliiiimtlieit  angeben.  Da  der  Dichter  die  in  einem  Er- 
eignisse liegende  Idee  reiner  darstellt,  als  sie  in  diesem 
gelbst  ausgeprägt  ist,  das  störende  Zufällige,  das  sich  der 
Idee  anhängt,  wenn  sie  in  die  Erscheinung  tritt,  ron 
ihr  abütreift,  das  zu  einem  lollkoinmenen  Ausdrucke  der 
Idee  Fehlende  ergänzt,  so  wird  immerhin  das  Factum, 
wie  es  bei  deui  Dichter  herrnrtritt,  dilTeriren  ron  der 
Gestalt,  die  es  in  der  Wirklichkeit  hatte.  Diese  Diffe- 
renz kann  aber  nicht  so  gross  sein,  dass  ans  dem  erste- 
reii  das  zweite  nicht  Iieraus  erkannt  wurde;  sonst  war 
entweder  das  (iedicht  für  eine  poetische  Behandlung  un- 
geeignet, oder  <ler  Dichter  ein  Stümper.  Vielmehr  miiss 
sich  nach  Abzug  der  jedesmal  nothwendigen  Zuthat  con 
Seiten  des  Dichters,  der  Ausschmürkung,  Vergrüsserung 
u.  s.  f.  das  ursprüngliche  Factum  herausstellen.  Unter 
dieser  Bedingung  also  ,  der  Lovschäluug  der  poefischen 
Zuthat  (welche  dadurch  bewirkt  werden  kann,  ilass  man 
deu  Wea,  welchen  der  Dichter  von  vornen  nach  hinten, 
von  der  Idee  zur  Erscheinung,  dem  Ereignisse,  gemacht 
hat,  nun  von  hinten  nach  vornen  zurücklegt)  können 
auch  die  in  den  lyrischen  Gedichten  vorkommenden  hi- 
storischen Anspielungen  für  die  Chronologie  benutzt  wer- 
den; und  es  bedarf  hier  keiner  besonderen  Unterweisung, 
da  in  jedem  gebildeten  Blensrhen  so  viel  natürliches  Dich- 
tertalent liegt,  dass  er  von  selbst,  gleichsam  iostinctmäs- 
sij  ,  den  Punct  herausfindet,  wo  der  Dichter,  das  Ge- 
biet der  gemeinen  Wirklichkeit  verlassend  ,  einer  höhe- 
ren Region  sich  zugewendet  hat.  —  Zu  der  zweiten  Art 
der  historischen  Anspielungen  rechne  ich  solche  Stellen, 
in  denen  zwar  an  ein  Ereigniss  angeknüpft  ist,  aber  an 
ein  solches,  das  wegen  seiner  Kleinheit,  ünbeileutendheit 
keine  historische  Beglaubigung  hat.  Dahin  gehören  also 
ganz  besonders  Aussagen  über  persönliche  ßegegnisse, 
wie  Lebensgefahr  und  besonders  die  amores.  Offenbar 
gehört  Beides  in  dieselbe  Classe ;  so  gut,  als  in  diese  oder 
jene  erotische  Situation,  konnte  Horaz  auch  in  den  Fall 
sich  bineinphantasiren ,  dass  er  durch  einen  Baum  in 
Lebensgefahr  gerathe,  und  eine  «lieser  gedachten  Situation 
eatsprechende  Stimmung  in  sich  hervorbringen  nud  diese 
in  einem  Gedichte  objectiviren.  Dass  wir  aber  keinen 
Grund  haben,  dergleichen  für  blosse  Projectionen  der 
Einbildungskraft  des  Dichters  anzusehen  und  daher  an 
der  Möglichkeit  chronologischer  Argumentationen  aus  sol- 
chen Stellen  zu  verzweifeln,  glaube  ich  zur  Genüge  dar- 
gethan  zu  haben  in  meiner  Abhandlung  de  Ilnratii  aino- 
ribus  in  Jahn's  Jahrbb.  Suppl.  Bd.  VI,  S.  ,i25  —  374, 
auf  welche  ich  in  dieser  Beziehung  verweise.  Nur  auf  die 
Frage  will  ich  noch  kurz  Rücksicht  nehmen:  ob  nicht 
chronologische  Argumentationen  bei  manchen  Gedichten 
dadurch  unmöglich  werden  ,  dass  dieselben  nachweisbare 
Nachahmungen  seien?  Bei  Anspielungen  auf  Ereignisse 
in  der  damaligen  Rümerwelt  fällt  an  sich  schon  jeder 
derartige  Zweifel  weg,  indem  jedenfalls  ilio  Stellen,  in 
uelcheu   run  dergleichen  die  Rede   ist,   original  sein   müs- 


sen ;  in  Beziehung  auf  alle  andere  aber  genüge  die  kurze 
Bemerkung,  dass  Nachahmen  nicht  Uebersetzen  ist,  dasrs 
jenes  in  dem  Uel'ertragen  fremiler  Empfindungen  und  Ge- 
danken in  die  eigenen  Verhältnisse  und  das  elgeiit*  Ge> 
müth  besteht,  und  dass  schon  die  Wahl  von  diesem  oder 
jenem  Geilichto  zur  Nachahmung  ähnliche  Erlebnisse  nnd 
eine  ähnliche  Stimmung  bei  dem  Nachahmenden  voraus- 
setzt. —  Enillich  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  aus- 
drücklichen Zeitbestimmungen,  wie  Od.  IV,  1,  (i. ,  un- 
bedingter Glauben  beizumessen  ist,  dieselben  mögen  sich 
finilen,  wo  sie  wollen.  Nur  wird  man  sich  zu  hüten  ha- 
ben, in  solche  Stellen  mehr  hineinzulegen,  als  ilarin 
liegt,  was  besonders  auch  bei  der  angeführten  Stelle  gilt, 
in   welcher  das  circa   wohl   zu   beherzigen   ist. 

Schliesslich  ist  noch  die  Frage  zu  beantworten,  wie 
es  mit  solchen  Gedichten  zu  halten  sei,  in  welchen  sich 
gar  keine  Andeutungen,  welche  auf  eine  bestimmte  Zeit 
der  Abfassung  führen  könnffii ,  vorfinden}  Natürlich  ist 
es  desto  besser,  je  mehr  Gedichte  sich  auf  einen  be- 
stimmten Zeitpunrt  zurückführen  lassen.  Indessen  wurde 
man  es  übel  mit  Iliiraz  nnd  mit  der  Poesie  überhaupt 
meinen,  wenn  man  es  beklagenswerlh  fände,  dass  in  den 
Horazischen  Gedichten  <lie  chronologischen  Andeutungen 
nicht  reichlicher  ausgestreut  seien,  da  dieselben  hierdurch 
au  poetischem  Werthe  nicht  eben  gerade  durchaus  ge- 
winnen würden.  So  viel  als  hinreicht,  uns  ein  Bild  von 
Horazens  Charakter  und  seiner  künstlerischen  Entwicke- 
lung  zu  gehen  ,  ist  schon  angedeutet  in  den  auf  nns  ge- 
kommenen Gedichten,  und  mehr  brauchen  wir  auch  gar 
nicht;  denn  eine  Gedichtsammlung  ist  keine  Chronik. 
Dass  aber,  wenn  Nachrichten  über  die  Abfassungszeit 
aller  Gedichte  auf  uns  gekommen  wären,  manches  Ge- 
dicht in  ein  helleres  und  vorthi-ilhafteres  Licht  gerückt 
würde,  kann  der  Fall  sein,  wieitohl  nicht  in  einem  sol- 
chen Grade,  dass  wir  ohne  diesellien  Horaz  nicht  ver- 
stehen und  würdigen  könnten.  Wir  können  uns  daher 
wohl  damit  begnügen,  von  einer  grossen  Anzahl  Gedich- 
ten nur  im  Allgemeinen  ilie  .Anfangs-  nnd  Endpuncle 
anzugeben,  zwischen  welche  sie  hineinfallen,  von  an- 
dern nur  die  Periode,  der  sie  angehören,  von  andern 
gar  Nichts.  Wären  Bestimmungen  hierüber  wirklich  un- 
entbehrlich, so   hätten   wir  sie  auch. 


105-  Bulletlno  dell'  instituto  di  rorrispondenza  archeo- 
logica  per  l'nnno  1840-  Zweite  Hälfte  Lnglio  — 
Decembrc.     S.    113—102.     8. 

Anknüpfend  an  den  im  Maihefte  1841  dieser  Zeitschrift 
abgebrochenen  Bericht  ♦)   beeilt  sich  der   Unterzeichnete, 


*)  Leider  ist  dieser  durch  sehr  viele  Druckfehler  entstellt, 
um  deren  Verbesserung  Referent  angelegentlichst  bittet. 
S.  528,  Z.  ."57  lies  sie  statt  sich.  Z.  49  I.  Bathumsnae. 
S.  529,  Z.  7.  I.  hintersten  st.  hintertassenen.  Z.  12  I. 
Umranal.  Z.  13  1.  Puluphnae.  Z.  21  1.  Clan  st.  Clau 
und  ebenso  Z.  22  Clantunia.  Z.  27  lies  Jtathumsnci. 
Z.  28  1.  Tuliäsa.  Z.  29  1.  "'ir  dieser  Pfr.  4.  erzeugt. 
S.  530,  Z.  31  lies  Canina  stall  Camina.  Z.  33.  lies 
similagineus.  S.  531,  Z.  10  I.  Grabstelen  st.  Grabstellen. 
Z.  iO  I.  J-Jl  St.  LH.     Z.  51  1.  Parthenon    st.  Panlhenon. 


1117 


1118 


den  wesentlichen  Inhalt  der  so  eben  in  seine  Hände  ge- 
lanjften  Forfsetzung  der  interessanten  3Iitthci!un<;en,  wel- 
che das  archaiilogische  Institut  zu  Rom  in  obigen  ülät- 
terii  der  gelehrten  Welt  macht,  zur  kcnntiiiss  des  deut- 
schen pl.ilologisrhen  Publicnnis  zu  bringen.  Die  ersten 
Ausgrabungen  freilich,  von  welchen  das  Juliheft  Kunde 
gibt,  die  von  der  Herzogin  von  Scrnioiicta  auf  dem  Ge- 
biete von  S.  3Iarinella  oder  der  alten  Station  Punicum, 
III  der  Nahe  von  Pyrgi  im  südlichen  Ktrnrien  reraustaltet 
worden  sind,  haben  nichts  Bedeutendes  zu  Tage  gefor- 
dert, ausser  etwa  einen  Mosaikfnssboden  ccn  schwarzen 
und  weissen  Steinen,  welcher  Orpheus  mit  der  Lyra  auf 
einem  Felsen  sitzend,  ron  kleinen  und  grossen  Thicren 
umgeben,  darstellt;  desto  interessanter  ist  die  sehr  de- 
taillirte  Beschreibung,  welche  wir  durch  Hrn.  Professor 
Feuerbach  loii  einem  zwischen  Perugia  und  Assissi  ent- 
<leckten  etruskischeu  Grabgewölbe  griisster  Dinicusion  er- 
halten. Dasselbe  ist  in  <len  lebendigen  Felsen  gehauen , 
aber  nach  einem  grossartigen  und  durchaus  harmonischen 
Plane  angelegt,  so  dass  es  ganz  den  Eindruck  einer  in 
Form  eines  lateinischen  Kreuzes  gebauten  Kirche  mit 
Seitencapellen  macht ;  die  'Wäude  sind  mit  SSculpturen  ge- 
schmückt, von  welchen  wir  namentlich  eine  Aegis  mit 
dem  i\Iedusenhaupte  über  dem  Eingange  der  llauptcelle 
und  zwei  Schlangen  auf  beiden  Seiten  der  letzteren  her- 
vorheben, die,  wie  Candelaberarme  aus  der  Wand  heraus- 
gearbeitet, im  geöffneten  iMuiide  Lampen  zu  tragen  bestimmt 
gewesen  zu  sein  scheinen;  am  Architrav  des  genannten 
Einganges  endlich  hing  an  einem  Eisendrathe  ein  ge- 
flügelter männlicher  Genius,  der  einen  runden  GegenstamI, 
wie  ein  Granatapfel,  in  iler  Hand  hielt.  In  der  Haupt- 
celle  standen  sieben  Sarkophage,  deren  Inschriften  das 
Ganze  als  Grabstatte  der  gens  Velinina,  d.h.  l  oluvutia,  be- 
zeichnen ;  insbesondere  beiindet  sich  ilarunter  eine  Lilin- 
i^uis ,  welche  Hr.  F.  mit  Recht  als  die  vollständigste  be- 
zeichnet,   welche    man    bis   jetzt   kenne: 

P.    VOLVMMVS.   A.    F.    VIOLENS. 
CAFATIA.    NATVS. 

und  daneben  etruskisch :  Pup.  Veiimna.  Au.  Caphaliae; 
ausserdem  trägt  auch  der  Eingangspfosten  eine  Inschrift, 
auf  welcher  gleichfalls  ein  ^Irnlh.  Velimnas  zu  erkennen 
ist.  Uuter  den  neuentdeckten  volcentischen  Vasen,  von 
welchen  derselbe  Gelehrte  hierauf  S.  IL'3  ff.  eine  kurze 
Uebersicht  gibt  ,  gedenken  wir  nur  einer  ganz  eigen- 
thümlichen  Darstellung,  welche  vier  nackte  Männer  im 
lebhaften  Kampfe  mit  einem  Wespenschwarm  darstellt, 
und  von  dem  Verf.  auf  die  bekannte  Aristophanische 
Komödie  bezogen  wird  —  ob  niit  Recht,  wagen  wir  um 
so  weniger  zu  entscheiden,  als  der  Stil  der  Vase  (schwarz 
auf  roth)  ihr  leicht  einen  älteren  Ursprung  anweisen 
dürfte;  wichtiger  scheint  uns  die  allgemeine  Beobachtung 
desselben,  dass  auf  den  Vasen  älteren  Stils  die  Augen 
der  Frauen  sich  von  den  männlichen  ausser  der  bereits 
von  Micali  beobachteten  länglicheren  Form  häufig  auch 
durch   rothgemalte   Pupillen   unterscheiden   (S.   125).      Das 

S.  532.  Z.  19  1.  Avittdne  st.  Adriadne.  Z.  29.  I.  ist  sf. 
sind.  Z.  34  I.  mehren  Denkmalen  und  streiche  Z.  39 
beziehend.     Z.  43  1.  auf  dem  Kasten  u.  s.  w. 


Augustheft  beginnt  mit  den  in  Deutschland  auch  unmit- 
telbar bekannt  gewonlenrn  3]itthciluugen  über  O.  UIül- 
ler's  letzte  Augenblicke  ;  liaiiu  folgt  die  Fortsetzung  der 
Ausgrabungen  der  Herzogin  von  Sermoneta  und  eine 
kurze  Aotiz  über  athenische  Entdeckungen,  die  uns  gleich- 
falls schon  durch  das  Kunstblatt  IS4l.  ^ir.  |.  zugekom- 
men ist.  Sehr  willkummeii  war  uns  dagegen  der  Bericht 
des  Hrn.  Dr.  Braun  über  das  neurrdings  vor  der  Porta 
latina  entdeckte  Columbarium  und  die  Proben  aus  den 
dort  gefundenen  tSÜ  Inschriften,  welche  mit  den  von 
Orelli  Sjll.  T.  11,  p.  ;i(lti  gegebenen  verglichen  werden 
können  ,  und  recht  deutlich  zeigen  ,  wie  diese  ursprüng- 
lich wohl  nur  zur  Grabstätte  grösserer  familiae  angeleg- 
ten Gebäude  spater  ähnlich  den  insulis  für  die  Leben- 
digen, zu  einer  Art  von  Gesammtwohnungen  für  die  Tod- 
ten  wurden,  wo  die  einzelnen  Urnenplatze  Gegenstände 
förmlichen  Verkehrs  durch  Kauf,  Schenkung  u.  8.  w. 
sind;  ausserdem  können  wir  uns  pbenso  wenig,  ^Is  Hr. 
Braun,  enthalten,  die  folgende,  höchst  singulare  Inschrift 
vollständig   abdrucken   zu   lassen: 

CAESARIS.  LVSOR. 

BIVTVS.     .*RGVTVS. 

IMITATOR. 

Tl.    CAESARIS.    AVGVSTI.    «VI. 

PIll.MVM.     IJiVENIT.     CAVS. 

IDICOS.    inlTABI. 

Von  den  folgenden  kürzeren  Aufsätzen  lenken  wir  die 
.Aufmerksamkeit  besonders  auf  einen  Brief  des  Hrn.  Fin- 
lay ,  welcher  (S.  14»')  zuerst  von  einem  auf  ,\egina  ge- 
fundenen Scarabäns  mitgriech.  Insilirift  (ADE  ONTI/Jyi 
EMI)  Kunde  gibt,  uiiil  hiernächst  das  Fragment  einer 
Steinschrift  mittheilt  ,  auf  welcher  ein  Pantakles  als 
1oijobibö.fyy.ah.üQ  vorkommt,  obgleich  wir  die  Beziehung 
dieser  auf  den  bei  .Aristoph.  Ran.  v.  1U37.  erwähnten 
Mann  jenes  ^iamens  sehr  übereilt  finden;  noch  unerheb- 
licher ist  jedenfalls  die  .Auslegung,  welche  Hr.  Vermiglioli 
S.  I4U  der  etruskischeu  Inschrift  auf  einer  Beinschiene 
tulas ,  aus  dem  lateinischen  tutnre  gibt;  und  auch  der 
folgenden  Anzeige  von  Gerhard's  Trinkschalen  (Berl.  1840) 
gedenken  wir  nur  um  der  INote  des  Hrn.  Braun  willen, 
worin  er  die  Deutung,  welche  Hr.  Gerhard  eiiirin  jener 
Schaleilbilder  auf  die  Ausübung  polychromer  Sculptur  ge- 
geben hat,  durch  eine  ähnliche  Darstellung  auf  einer 
Vase  des  Gregorianischen  Alifseunis  bestätigt.  Der  Rap- 
porto  chiusino  desselben  Gelehrten,  weh  her  die  Doppel- 
nummer des  September  und  October  eröffnet,  überrascht 
durch  den  Reiclithuni  an  Kunstgegenständen  aller  Art, 
welchen  das  Gebiet  eines  einzigen  Ortes  binnen  kurzer 
Zeit  zu  Tage  gefördert  hat,  ohne  jedoch  in  ein  näheres 
Detail  einzugehen,  namentlich  über  die  neuentdeckte 
INekropolis,  welche  er  selbst  das  Wichtigste  nennt,  was 
im  verwichcnen  Jahre  in  ganz  Etrurien  gefunden  worden 
sei;  nur  einige  Inschriften  ihellt  er  mit,  in  welchen  sich 
vorzugsweise  der  bei  Müller  noch  unbekannte  >ianio  der 
Familie  Cumere  wiederholt.  Eine  ausführlicbe  Anzeige 
der  Voyage  en  Saidaigne  des  Grafen  de  la  Al.irmora 
(Paris  und  Turin  I84u)  tlurch  Hrn.  Abekeii,  welche  den 
Rest  der  Muinmer  füllt,  künnru  wir  trotz  des  mannich- 
fach     belehn  ndeu  Inhalts  gleichfalls    nicht  wiederum  ex- 


1119 


1130 


rerpirrn ,  nnil  wpniten  uns  Jesslialb  sofort  zu  item  No- 
Teaibrr,  iler  iiirhrerp  intcrpssaiitn  Ifiiiizellii-itpii  ilarbielet. 
Den  Anfall^  macht  riiie  Narliriilit  i'ilier  die  RcKt«  eines 
bei  Grotta  fprrsta  gcfiiMdeniMi  Ti'in])p|rliiMin ,  »elilies  <li<> 
Inschrift  als  ein  von  <I<mi  Tusculanerii  ilcni  Divus  Severus 
gewiilnictcs  llrili^'lhiini  kfnnnn  lehrt;  <lann  fol^t,  freilich 
aus  zweiter  IIaii>i,  eine  ISutiz  über  ein  bei  Corfuna  ent- 
decktes grosses  eiruskisches  Bronce;;el;iss  fon  leicher  Ver- 
sierun^  und  räthselliafter  Uestinuniiii|;  ,  und  an  diese 
schliensen  sich  mit  angemessener  Abivechselunj;  zwei  Fund- 
berirhte  von  classischem  liüden  ausserhalb  Italiens  in 
enlgegenjesetztester  Richtung:  der  eine  über  die  Ausgra- 
bung der  (iriindmauerii  des  RUinercastells  auf  dem  Hei- 
denberjje  bei  Wiesbaden  ,  iler  andere  epigraphi^rheii  In- 
halts aus  ilein  Peiraeus,  woraus,  »rie  Hr.  Professor  Ross 
richtig  bemerkt,  wenigstens  so  riel  hervorgeht,  dass  jene 
Hafenstadt  trotz  ihrer  Verwüstung  dur<'h  Sulla  auch  in 
den  späteren  Jahrhunderten  fortwährend  bevölkert  war. 
Das  Stoffreichste  übrigens  sind  die  selbst^indigeii  Aufsätze 
des  schou  in  unserem  vorigen  Berichte  rühmlich  erwähn- 
ten Hrn.  Cavedoni  ,  der  erste  über  einen  IVlüiiztvpus  der 
gens  Veturia ,  der  zweite  über  die  Hirschkuh  mit  dem 
Halsbande  auf  den  Münzen  von  Kauliinia,  der  dritte  über 
einen  vor  einigen  Jahren  zu  Faleroiie,  ileni  alten  Faleria 
in  Picenuin ,  unter  den  Ruinen  des  Theaters  gefuii<leiien 
colossalen  Torso,  welcher  mit  den  athletischen  Formen 
eines  nackten  männlichen  Körpers  das  Attribut  einer  von 
der  linken  Schulter  herunterhängenden  Aegis  verbindet. 
Was  freilich  den  Striegel  mit  dem  Oelgefässe  auf  einem 
Qiiadrans  von  Ti.  Veturius  liarrus  betrifft,  so  dünkt  es 
uns  etwas  tveit  hergeholt,  denselbeH  auf  die  Thermen 
seiner  Vaterstadt  Ascnlum  zu  beziehen,  und  noch  gewag- 
ter,  einen  ähnlichen  Typus  altitalischer  Erzmünzen,  ilen 
Andere  für  die  saturnische  Hippe  halten,  gleichfalls 
als  Striegel  zu  deuten,  und  mit  <lem  Reichthume  Cam- 
paniens  an  heissen  Quellen  in  Verbindung  zu  setzen,  zu- 
mal da  slrigilis  et  nmjiulla  zunächst  nur  für  Kunstbäder 
{bnlnea)  cliarakteristis<h  gewesen  zu  sein  scheinen,  vergl. 
Pers.  V,  12(i.  und  Uürenz  ad  Cic.  Fin.  IV,  \>.;  weit 
mehr  spricht  uns  noch  immer  die  Ansicht  von  Capranesi 
an,  da<s  jene  iVlünze  sich  gerade  auf  die  balnea ,  quibus 
quadranle  lavabanlur  (Hör.  Sat.  I.  3.  137)  beziehe.  Üeber- 
haupt  dürfte  jener  picentische  Ursprung  an  sich  noch  sehr 
zweifelhaft  sein  ,  da  ilie  gens  Veturid  in  Rom  uralt  war, 
und  der  T.  Belucius  Barrus  Asculanus  bei  Cic.  Brut. 
c.  4h.  noch  keinen  Rückschluss  gestattet,  wesshalb  wir 
uns  auch  mit  der  Ueutung  der  anderen  veturischen 
IMünze,  welche  das  vertragknüpfende  Schweinopfer  dar- 
st«  11t,  auf  ein  »on  Asculuin,  als  Hauptstadt  der  Piceuter, 
mit  Rom  geschlossenes  Bundniss  nicht  einverstanden  er- 
klären künnen.  Dagegen  hat  Hr.  C.  in  dem  zweiten 
Aufsatze  nicht  nur  das  Halsband  der  kaulunischea  Hirsch- 
kuh durch  Vergleichung  mit  Plin.  H.  Nr.  VIII.  50.  und 
Paus.  VIII.  10.  4.  gelehrt  erläutert,  sondern  auch  jener 
Vorstellung  selbst  durch  Bezieliung  auf  die  aus  ilen  käm- 
pfen des  Herakles  bekannte  kerynitische  (Apollud.  II. 
6-  3-)  einen  Anhaltspunct  gegeben,  der  um  so  entspre- 
chender ist,  als  Kaulonia  einerseits  achäische  Colonie 
war,  andererseits  aber  in  seinem  gewühnlichen  Münztypus 
deutlich  auf  Apollonische  Religion   and  ihre   kathartischen 


Gebränche  hinwiess,  mit  welchen  auch  der  Cultas  und 
die  Sagen  von  Kerynea  in  engem  Zusammenhang  gestan- 
den zu  haben  scheinen  (Paus.  VII.  '2i.);  uiid  elipiiso 
scharfsinnit;  ist  die  Erklärung  des  erwähnten  Tiirsii,  als 
einer  Statue  des  Uomitian  ,  von  welchem  wir  aus  iMartial 
VII.  1.  und  XIV.  179.  wissen,  dass  er  ilas  Attribut  der 
Minerva  usnrpirt  hatte.  Von  höchstem  Interesse  ist  end- 
lich auch  der  December,  welcher  den  an  VVinckelmann's 
tieburtstagp  in  der  Sitzung  des  Instituts  vorgetragenen 
Jahresliericht  des  Hrn.  Professor  Gerhard  über  die  Fort- 
si'hritte  und  Schicksale  der  Arcliäolngie  im  letzten  Jahre, 
nebst  einem  übersichtlichen  Kataloge  den  ruvesischen 
Vasen  des  neapolitanischen  IMuseuins  enthält;  da  inzwi- 
schen die  letzteren  Prachtstücke  grössteiitheil«  schmi  ein- 
zeln beschrieben  oder  piiblicirt  sind,  erslerer  Vorfrag 
aber  sich  wohl  zu  einer  llebersetzung,  nicht  aber  zu 
einem  Auszuge  eignet,  so  wollen  wir  hier  unseren  Be- 
richt mit  dem  Wunsche  beschliessen,  dass  jene  herrliche 
Anstalt  ihr  Wirken  zum  Segen  der  Wissenschaft  noch 
lange  fortsetzen  und  die  schweren  Verluste,  diu  letztere 
in  der  jüngsten  Zeit  erlitten  ,  durch  neue  frische  Kräfte 
zu   ersetzen   furtfahren    möge. 

Marburg  1841.  K.   Fr.  Hermann. 


106.  lieber  die  Jahreszeit,  in  welcher  die  pythischei» 
Spiele  gefeiert  wurden. 

Das  Jahr,  in  welchem  die  Pythien  gefeiert  wurden, 
das  dritte  einer  jeden  Olympiade,  steht  historisch  fest, 
über  die  Jahreszeit  dagegen  sind  die  Chruncdugen  noch 
immer  getheilter  Ansicht;  indess  schwankt  man  jetzt  mit 
Recht  nur  zwischen  Frühjahr  nnd  Herbst,  da  wir  aus 
der  Rede  des  Aeschines  contr.  Ctes.  §.  264.  («Jt/fpciii' 
ßtv  ökiyciiv  fiekkei  tu  Hudia  ylyvtaitai  y.ai  zu  avv- 
iÖQiov  TU  Tuiv  '£kkijv(jjv  ai'kkey£a9at')  wissen,  dass 
die  Versammlung  der  Amphiktyonen  und  die  Feier  der 
Pythien  in  dieselbe  Zeit  fielen.  Die  Abgeordneten  der 
aniphiktyonischen  Staateu  versammelten  sich  aber  jährlich 
zweimal;  im  Herbst  zu  Anthela  in  der  Nähe  der  Ther- 
mopylen ,  im  Frühjahr  zu  Delphi.  Für  <liese  Zeitbe- 
stimmung haben  wir  das  bestimmte  Zeugniss  des  Strabo 
(IX,  3,  7')»  "'^ä  Scholiasten  ad  Demosth.  de  pace  p.  99 
Beck.,  und  die  Zeitangaben  in  den  Beschlüssen  der  Am- 
phiktyonen Boeckh.  Corp.  Inscr  \r.  i  ö8H  u.  1694.  und 
Demosth.  pro  Cor.  p.  '2  78  R-  Ich  trage  kein  Bedenken, 
auch  die  Beschlüsse  beim  Demosthenes  unter  den  Zeng- 
iiissen  zu  nennen,  ungeachtet  der  nicht  unerheblichen 
Zweifel  gegen  ihre  Echtheit.  Gegen  den  zweiten  we- 
nigstens spricht  ein  doppelter  historischer  Grund;  denn 
1)  wurde  er  gar  nicht  iap/VTJi  /7<'A.aiat;,  sondern  in  der  dar- 
auf folgenden  Versammlung  zu  Anthela  gefasst  (rf.  Aeschin. 
contr.  Ctes.  §.  12^.),  2)  war  Kottyphos ,  wie  wir  aus 
derselben  Stelle  des  Aeschines  ersehen,  aus  Pharsalos, 
die  Arkader  aber  gehörten  gar  nicht  zu  den  Amphiktyo- 
nen. Allein  die  Beschlüsse  stammen  ohne  Zweifel  schon 
aus   früher  Zeit   *) ,  so   dass   dem  Cumpilator   die  Zeit  der 

')  Was  man  aucli   über  die  Dociimcnle  in  der  orat.  pro  Cor. 
nuJ  einiger  andern  Reden  statuiien  mag,  so  scbeinea  sie 


\\}l  112"? 

VersaiiimJiiiiKPii,  »»eiche  tliirrh  die  «fanze  Zeit  des  Gric-  ille  Zeit  verriirkt  »tar,  «tiut  iiichls  zur  Sache)  «urdealso 
thendiuiiis  besfandei.  hal.en,  und  sich  auf  der  einen  Seite  /i'  Ilükuii,  d.  h.  in  dem  kleinen  Orte  Anthela  daselbst,  ge- 
in's  Dunkel  der  mTthisrhen  Zeit  verlieren,  auf  der  an-  halten,  »»ie  die  des  Fnilillngs  in  Deliihi.  Das»  Leides 
deren  Seite  mit  dem  llnterganee  der  griechischen  Reli-  Rej;el  »var,  ISsst  sich  bei  den  religiösen  Versammlungen 
gion  verschwinden,  aus  eij;ener  Erfahrung  bekannt  sein  ohne  iveiteres  er»varten ;  und  »ie  ilie  Zeit  ron  den  Vor- 
mussten.  —  Die  Behauptung,  dass  die  llerbstrcrsammlung  fahren  bestimmt  «ar,  so  »»ird  es  auch  der  Ort  für  jede 
7.U  Viithela  oder  Ir  Ih'Kai;  aebalten  sei,  die  des  Früh-  Versammlung  gewesen  sein.  Es  lasst  sich  aber  rnrli  an- 
jaiirs  in  Oelphi,  ist  meines  Wissens  noch  nicht  mit  Be-  derneitig  erhärten.  Der  Sclioliast  zu  Euri|)ides  Orest. 
.stiii.mlheit  ausges|)roclien  »lorden,  wenigstens  ist  ihre  is.  10^14.  erzflblt,  dass  Akrisins,  llcrrsclier  in  Argos, 
Wahrheit  nicht  allgemein  anerkannt;  denn  Blirkh  »er-  nach  dem  Beispiele  der  zu  Thermop»la  geslifteten  ^'er- 
muthet,  dass  die  Lex  der  Auipliiktyonen ,  welche  Corp.  Sammlungen  ahnliche  in  Delphi  errichtet  und  den  Am- 
Inscript.  Nr.  \{\H<.  in  Ihren  Tniminern  abgedruckt  ist,  phiktyonen  die  Sorge  über  den  delphischen  Tempel  über- 
zu  Delphi  abgefasst  sei,  obgleich  sie  der  Herbstversamm-  tragen  habe.  Es  ist  kein  Grund  vorhanden,  diese  Nach- 
jung angehört;  ich  darf  sie  daher  nicht  unbegründet  las-  ridit  in  Zweifel  zu  ziehen.  Strabo  datirt  vom  Akrisios, 
»en.  Die  Versammlung,  in  welcher  Acschines  die  Am-  »»elcher  sich  überhaupt  grosse  ^'erdieiiste  um  den  Bund 
phissfler  anklagte,  dass  sie  das  dem  Gotte  geweihete  Ge-  erwarb,  die  historische  Zeit  des  Buniles;  dem  Sclioliast 
biet  von  Krissa  angebaut  halten,  indem  er  auf  das  Ge-  konnte  also  eine  bestimmte  Nachricht  »orliegen.  Dann 
biet  hinwies,  »»elches  vom  ^Versammlungsorte  übersehen  tragt  die  Nachricht  das  Gepräge  innerer  Wahrheit.  Alle 
»»erden     konnte     (Aescli.     contr.    Ctes.     §.    118.)»     "^a""    '">  ainphiktviinisclien    Völker    hatten    ihre   ältesten    Wohnsitze 

Frühjahr.        Durch     Beschluss     der     Am'phiktvonen     »»nrde  um    Pyla    herum,    und   so    ki te    dieses    der    religiöse  .Mit- 

die    nächste  Versammlung    gegen    das  Herkommen    auf  eine  telpiinct    derselben    in     vorhistorischer    Zeit    »erilen;      und 

frühere    Zeit     festgesetzt,      um     darin     »»eitere     Massregeln  sobald    Ort    und    Zeit     durch    das    Herkommen     einmal    ge- 

gegen    die    widerspenstigen  Ampliissäer    zu    fassen.       Demo-  heiligt  waren,    beachtete  man  fortwiihrend  beides  ,  obgleich 

«thenes  setzte    aber    einen    Volksheschluss   durch,   dass   die  der    frühere    Grund    »eggefallen    und    Anlhela    durch    reli- 

Atheuienser   diese  Versammlung    nicht  beschicken    wollten.  giüse    Culte    nicht    vorjugsweise    ausgezeichnet    »ar.      Das 

Darüber     erzahlt     .Aesdiines     in     seiner     Rede    gegen     den  grosse    Ansehen    aber,    »elches   der   delphische    Gott,    sein 

Ktesiphon    g.    ('2(1.    Folgendes:     „roi'     öi    Ifooinn-fiova"'  Orakel    und    sein    Cullus    über    ganz    Griechenland    erlang- 

(fljol     (Demosthenes     in     seinem     Volksheschluss)     „TOJV  ten ,    der    Glaube ,    dass    hier   der  IMiltelpunct   der  Erde   »ei, 

'JSlivalujV     xut     TOrg    nvluyofjovc;    rovq    di\    irvlayo-  waren    hinreichende    Beweggrün.le,     um    auch    dieses    zum 

(jud'waq,   mOUELeodat    ei;    Ill'kag    y.al    ei;    Jelcpov;    if  religiösen    31iltelpuncte  ,      zum    Ort    der    Amphiktvonenver- 

TUi;    Terayuevoig   ^rjo'voi;   inu   tiüv    Trooyövujv" ,    ei-  sammlun;:en    zu    machen,    obgleich    man    Zeit    und    Ort  der 

Tr()erTÜj;   ys    nß   Övü}iaTt,     akXd    tuj     egyuj    uiaxgwi;-  ursprünglichen     ^'ersanimlungen     nicht    anzutasten     wagte. 

y.coh'si  yug   ei;  TOV  Ovkloyov    TOV  'ev   llvlcu;  a-irav-  So    hielten  sich    die  lletbstversainmlnngen  zu   Antheld,    und 

räv,     6;     £^    dvdyy.l];    itgo    toi<    y.a^/jy.ovroc    eitelXs  zu    Delphi    wurden    neue,      im    Frühjahr    zu    feiernde,     er- 

;)'00l'0t)    yi'yifrj^«/,    womit  man    das  gleich  darauf  §'.   rjS.  richtet.       Für    das     höhere     Alter     der     Versainmiungen    zu 

Gesagte     vergleiche.      Diese     Herbstversammlung   *)     (dass  Pvia    zen^'t   ausserdem     die     Benennung    RvKaia    für    beide 

^'ersainnilungen. 

Da    nun     die     Feier    der    Pytliien    mit    einer    dieser   Zu- 

jedenlalls  im   Allgemeinen  ans  sehr    guten   Quellen    geflos-  sauimenküiifte    nach   der   oben    angeführten   Stelle   des    Ac- 

sen   zu   sein,    und   die   P'orscluing   dart   sie   als  giillige  Zeug- — 

nissc    benutzen,  so    lange    sicli    nicht    gegründete    Zweilel  ^\^^  a„  ^     dass,    wenn   die   Atbenienscr  bei   der  A  ci-5.iinni- 

gegen  die  Wahrheit  des  Inhalts  erheben.  l,in„  d^i-  .'Vni)>hiktyoner.  verlnlen  gewesen    waren,    ihnen 

")   Winiewski    Comment.   p.  'HO  sqq.    verwirrt    die    Begeben-  die  obere    Leilnng   winde   iiberlragen   woideii   sein,    welche 

heilen,   welche   den  Ausbruch    dieses  heiligen  Kricges^gegen  nun,   da   sie  sich,   durch   die   Ranke  des  Demosllienrs   ver- 

die  Lokrer  herbeirührtin,    und  dem  Philipp   eine   neue   Ge-  leilel  ,   von   der   Sache   lern   geballen    hatten,    dem    Philipp 

legcnbeit    zum     Einlall     in    Griechenland     hercilelen  ,     da-  zugefallen  sei.      Damit  .stimmt   auch   iler   liiief  des   Philipp 

durch,    dass    er    eine   ausserordentliche   Vcrsainnilnng    an-  beim  Dem.  pro  Cor.    p.   280  R.  (5-  157)  liberein,   worin  der 

niinint,    welche  einen   Mon.H   nach   der  Frühlingsversamin-  König,   als  Antwort  auT  die  l  cberlragung   des  UheTbefchls, 

long   stattgefunden   habe,    unil  dann   in   der  gewöhnlichen  die   verbiind.  ten   Pelüponnesci  auf   itcn    Bürdroiiiion   nach 

nächsten    Hcrbstversammlung    dein    Philipp    "den    Ob.rbe-  Phokis    beruft    zum    Kriege    gegen    die    Ampliis.siier.      Mag 

fehl  zuerkennen  lasst.      Schon    ans    der    hier    angcfnhrlen  man    nun    annehmen,    dass    dieser    Briet    im    Anfang    des 

Stelle   folgt    unzweifelhaft,     dass    keine   Versammlung    ein-  Bordromion   geschrieben   sei,   odei-  im    Hletageil  nion ,    waj 

geschoben,    sondern    die   iibliclic    Herbstvcrsammhing    nur  wohl    wahrsclieinlicher    ist    —im    Briele     lieisst    es:     tou 

durcii    besonderen    Beschluss   vorgerückt  sei.     In  eben   die-  /«oiwioc  /(»jin;  .  .  .  Bnrßooifiioiroq ,    —    so  kann   die    \  er- 

ser  Versammlung   aber,    wciclie  diiich   den  Volksbcscbhiss  sammlon-   der  Anipbiklj  oncn,    in  welcher  dem  Philipp  dir 

des   Demosthenes    von    den    Allienicnscrii    nicht    beschickt  Oberbclehl    iiberlragen    wurde,    sp.ilostens    in    der    ersten 

wurde,     nuiss  ebenso   un/.weifclhaft    der   Ohcrbcfebl    gegen  llalftc  des  Mct.ig.ilnion   statlgeli.n.len    haben,    kann    also 

die   Ampliissäer   dem    Philipp   übertragen  worden  sein,    das  nur   die   zu   nngewidinbcber  Z«it  gehaltene  sein.    <la  sie  f.ist 

fordert    die   Darslelliiiig    beider    Redner  ,    vor   Allem    ab.r  in   den   Herbst   hatte   fallen    müssen.       Diess    sind    die  fcst- 

Aeschin.  c.  Ctes.   §.    129.,   wo  der  Redner  sagt,    die  Grit-  stehenden   Data,   in  welciie  mau  <lie  in  der    Faibong   ah- 

ter  bitten  den   Atheniensern    t»>    ^jy^/ioyluv  tr,!;  tinfßilu^,  weichenden   Darstellungen    bei   Demosthenes    und   Aescbi- 

d.   h.  den   Oberbefehl  gesen  die    Ampliissäer    hesliinmt   sc-  nes    einfügen    mnss        Das    ist    auch   gar  niclil   schwierig, 

habt,    durch    die    Veirathcici    des   Demosthenes    aber  'sei  würde  mich   aber  hier    zu   weit  von    meinem  Gegenstände 

er    an    den   Philipp   verloren  gegangen.      Acschines  deutet  abführen. 


Zeitschi:  f.  d.  /Ilteithumsw. 


79 


1123  1154 

irliinrs   in   <Iii>sollic  Zeit    fiol  ,    ao    miisHpn    sie    im   Ifcrlist  TVoXliiOl'   /isv  fi)jdh'  tri   älpacrdai  jiljfiSTlüOl'Q-   7100^ 

oilcT    im    Fnilijalir    jjrfi-irrt    sein.      Für    lioide    Aiisicliirii  dt    >  Ijv   tloi'jvyv  fia)\kov    Tljv   yvviiiip'    ii-j(()i>.      Der   fol- 

lialirii   sich    >•>   iieiiiri'r  Zi-it   1)(mIcii<cihIi'  Stiniineii    erholirii.  jjpiwin   AViiifer    niirilp    «iciler    mit    L'iiterliaii(llun|;<'n    i'iber 

Cliiildii    iii    spiiieii    Fus(i«    llelli-iiiri.s    iiiiil     auch    Kriigor    in  dm    Frieden    ausgofiillt ,    wie  Tlinkyd.  c.  17.    mit    liestimni- 

»PMHT    diMitsilirn    Ausf.ibe    dicüps    Werkes,     wie    icli    ans  (on    Worten   sagt:    x«i    TUU-   y^tiuuiva    ToTiiov   7jlOav  i§ 

den     Anfiihrnii-rcn     orsclie  ,     liaben    üicli     für     den     Ilerlist  }.t'r/ui\.      Dieser   Frieden    wurde    dann    anih    den    25.  Kla- 

entscliieilen;    IJiiikli   Cnrii.    Ii.srript.   ad    Nr.    U)88.    Vol.    I.  plieliolion    Ol.    SC),   3.    (d.     i.    den    IL».    April    4l>  I )    anf  ,50 

p.    Sl4    s(]i|.    liat     (.'rosseir    Scharfsinn     aiifjjeboleii ,     nm    die  Jalire    ali<jesclihissen    (Thiir.    V,    1^).    rf.    2(J    inil.). 
rnllilingsfeier    iiarli/n«  eisen.      Krause    in   seinen    kiir/lich  Nun    beginnt   Thukydides,     nachdem     er   am    Ende    de« 

ersrhienenen     llelleiiicis    Till.    'J-    „lieber    die    pythischen  4.    Dudies   das    nennte    Kiiegsjahr,    das   Jahr   des   einjäliri- 

Spiele"   stellt    die    He»  eisstellen    zusammen,    und    entschei-  gen    Waflenstillstandes ,    beendigt   hat,     ilie    Krz.'lhlung   lies 

det   sich    ilann    ohne    »eitere    Prüfnng   für  IJfickh's  Ansicht.  neuen    Ivriegsausbriiclies ,     also    des    zehnten     Kriegsjahre» 

Derselben     folgt     >Vinie>iski     in    seinen     Commentaren     zu  (Ol.    SU»    "'/i)     '"'    Anfange    des    5.    Buches    mit    folgenden 

Demoslhenes   Kcde    um    den    Kranz,    unterwirft  jedorli  die  Worten:      'J'oij    ö'    tTriyiyvo/itVOV   Si()Ol'C    (Ol.    W,   V.) 

Ilaiiptstellen    einer   eigenen    Prüfung.     Brückner    in   seinem  al  fih'   iviaitcrtot    OTlOfdai  ö/ekckwio  fJ.t'X'i''-    Ufdiiov. 

AVerke   ,,Ki)iiig    Philip    und    die  hellenischen  .Staaten"    gibt  ]\climen    «ir    nun    zuerst  an,    dass    die    Pythien    im    Früh- 

iiiir     ziieifeliid    der    Ansicht    Clintoii's    und     Krüf;er's    den  Jahr    gefeiert   seien,    was    Böckh    durch    <liese  .Stelle    bewie- 

^'orzug.      So    ist  als    sicherer    Thalbestand    anzuerkennen,  sen    glaubt;     so    würde    Thukydides    1)    behaupten,   dass    in 

dass    sich    ein    festes   llesiiltat     über    <lie    Sireitfrage     noch  dem    nun    beginnenden    .Sommer   *)   der    einjährige  AVaffen- 

iiichl    gebildet    hat.       Bei    der    Prüfung    aller    hierher     ge-  stillstand    bis   zu   den    Pylhien,    «las    ist   bis   zum  folgenden 

hörigen    Slellen    hat   sich    mir    ein    unziveifelhafles  Resultat  Frühjdlir,    aulgelüst   gewesen   sei,     also     ein     ganzes    Jahr 

ergeben,    und   so    liü/fc   ich,   der  \*'issen,>.chaft    einen  Dienst  innerhalb     <les   Zeilraums    eines    lialben   Jahres.      2)    wenn 

zu    erweisen,    wenn    ich    meine    Untersuchung    einem    gros-  der    einjährige     Waflenstillsland     aufgelöst,     d.    li.     unter- 

geren    Publicum    vorlege.  brocken    war    bis    zu  einem  bestimmten  Zeilpuncte,    so  muss 

t.  er  nach  Ablauf  desselben  wieder  in  Kraft  getreten  sein, 
Bockh  an  der  angeführten  Stelle  legt  mit  Recht  einer  sonst  würde  die  Auflösung  nicht  eine  begränzte,  sondern 
Stelle  beim  Thukydides  (V,  I.)  ein  entscheidendes  Ge-  eine  beständige  sein.  Wenn  wir  daher  mit  Böckh  die 
wicht  bei.  —  Alhenienser  und  Lakedilmonier  hatten,  er-  Pylhien  in  das  Frühjahr  Ol.  S'j,  3.  setzen,  so  würde 
schöpft  und  des  Krieges  müde,  einen  Wairenstilisland  auf  Thukydides  den  fünfzigjährigen  Frieden,  welcher  den 
ein  Jahr  geschlossen,  den  1-4.  Ela|ihebolion  Ol.  89,  1.  25.  Elaphebolion  geschlossen  wurde,  als  Fortsetzung  des 
das  ist  am  24.  März  42S  a.  Chr.  Diese  Zeit  des  AVaf-  einjährigen  AValFenstillstaniles  betrachtet  haben;  das  ist 
fenstillstaiides  sollte  zu  Unlerhandluiigen  eines  allgeinei-  aber  niiiiiöglich.  —  AVrsuchen  wir  nun  ilie  Erklärung 
neu  F'riedens  veriiandt  werden.  Thuc.  IV,  US.  Man  igl.  der  Stelle  unier  <ler  anderen  Annahme,  dass  die  Pythien 
V,  15.  !£cpak£VTU>v  dt  ai'TÜiv  {riöv'Ai^l]Vui(Jjv)  enl  riß  im  Herbst  gefeiert  seien,  so  sagt  Thukydides  ganz  ein- 
^nXlti),  ■Jtaoa.](OtTua  oi  jlay.töaifxoviui,  yvovrig  vvv  fach:  im  folgenden  Sommer  war  der  einjährige  Waffen- 
uaUMV  dv  klidt^uuivuvi,TloiuvvTai  TijV  kviuvaiov  ty.e-  stillstand  aufgelöst  bis  zu  den  Pythien;  d.  h.  bis  zu  den 
ytioiav ,  £l>  T)  tdsi  i^VVlüVTaC,  '/.al  T[tgi  tov  yiJOVOV  Pylhien  dauerte  der  eigentliche  Krieg;  und  geht  dann, 
ßovXcvtattat,  Dieser  kam  iniless  nach  Ablauf  des  Waf-  nachdem  er  nur  mit  wenigen  Worten  die  Vertreibung  der 
fenslillslaiides  noch  nicht  zu  Stande,  sondern  mit  Anfang  Uelier  durch  die  Alhenienser  wälirenil  des  WaHenstill- 
des  Sommers  (im  Sinne  lies  Thnkyilides)  Ol.  80,  2-  hracli  Standes  erHähiit  hat,  zur  Erzählung  der  Kriegsbegeben- 
der Kriei'  wieder  aus,  bis  in  der  Schlacht  bei  Amphi-  heilen  über,  welche,  »ie  wir  gesehen  haben,  nur  we- 
polis  jü  lOTuivTOq  Tur  litipoi'Q  beiile  Anführer,  Kleon  nige  Tage  sich  über  den  Anfang  des  Winters  hinaus- 
iind  Brasillas  fielen  (cf.  Thuc.  V,  12.^-  Hiermit  schliesst  zogen.  Die  darauf  sofort  sich  gellend  machende  Nei- 
iniless  Th'ikvdides  den  wiederausgebrochenen  Krieg  nicht  gnng  zum  Frieden  und  die  llnterhandliingen  über  den- 
ab  sondern  im  13.  Capitel  erwähnt  er  noch,  dass  ein  selben  im  Laufe  des  folgenden  AViiilers  bilden  dann  die 
an  den  Brasilias  aligesaniiles  Hülfscorps  von  900  schwer-  Forlsetziing  des  einjährigen  Wairenslillstaiiiles,  den  die 
bewalliielen  Spartanern  gleich  mit  dem  Anbruch  des  fol-  kriegführenilen  Parteien  ohne  weitere  Erneuerung  still- 
genilen  Winters  von  Heraklea  in  Trachis  bis  Pierion  in  schweigend  »>ieiler  in  Kraft  treten  liessen.  Hieraus  er- 
Thessalicn  vorgerückt  sei,  von  den  Thessaliern  aber  zu-  gibt  sich  mit  schlagcniler  Evidenz,  dass  nur  die  letztere 
rückgewiesen  und  von  dem  TreU'eii  bei  Aniphipolis  in  Annahnie,  die  Herbstfeier  der  Pylhien,  sich  mit  den 
Kenntniss  gesetzt,  zurückgekehrt  sei.  Die  Eiilfernuiig  AVorten  de»  Thukydides  in  Einklang  bringen  lässt,  und 
der  beiden  ()r(e  liaiin  nach  Olfr.  Müller's  Cliarte  vom  z«ar  iniiss  sie  bald  ti.irh  dem  Winleräquinoctinm  slallgc- 
nUrillichen    Grieclienland    nicht   viel    über    4(10  Stadien    be-  funden    haben,    zugleich    mit   der   Einsicllung    aller    Feinil- 


tragen  haben,  und  so  genügten  fünf  bis  sechs  Tage  reich- 
lich (ür  die  Expedition  dieser  Spartaner  in  das  thessa-  *)  Das  isl  die  Redentnng  von  toÜ  iniyiyrofii'vov  i9f\jou?  nach 
Jisrhe  Gebiet.  Dass  aber  Thukydides  diesen  Zug  noch  dem  festen  S|ii3cbu'eLir.iiiclH-  des  lliukjiliibs.  Halte  er 
Kriege   rechnete,    geht   aus    dem    Anfang   des    14.  Ca-  "«'■"   "»l'^'":    ^"^  ''"  Sommer  nnfioK  ,    d.   li.   im   AnLinge 

des  Soniniers,    so    niiissle  es  neisscn  tou    ö^poi/q  iTnytyvD- 


ziim  Ivriege  rerniieie  ,  geni  aus  nein  Aiiiang  ues  i^r.  kj<i- 
pitels  hervor:  iuvifjl]  Tt  £vüv<;  fitTU  Xl)v  SV  'A/UCpi- 
nÜKSl   UC-XI'^    ^'^'    ^'j"   P<'ii(fi'>t'    'er    war    der  Anführer 


fiiiov   oder  iniyiyroiUrnv  roü  tff'ooc?.      Hier   mir  .ils  liileye 
die    Heis|ii.le   des  2.' liiiclies  Cjpp.  ,^.J.  .S3  47.  6:.  69.  71.  9.!. 
der  ytl6  Spartaner)   äva^ujor^ntv   i/.    (^tOOHi.ia^  ,   v'ioTt  Bockli  übersetzt  auch  richtig  aesUte  senuentc. 


l!23 


1126 


»cliskeiien.  Wenn  wir  dcdcrikcn,  diss  ilic  zur  Zeit  der 
P>tliien  ciiitretfiule  ty.f/^enna  iiiittvirkernle  ür.sa«  lie  zur 
■c'hiiflleii  Einstflliiiig  der  Feiiidsclifjkeitcn  »ein  niDchte , 
w<'lilic  (lunn  iii(  lit  HJcdi-r  t'rii<Iiii't  nurd<>n,  so  ist  dpr 
Ausdruck  de»  Tliukvdides  um  so  prägnanter  und  bedeu- 
tender. 

liciekli  wendet  nun  zivar  fjejren  die  Folferiinj  der 
Ilerlstfeier  ein  ,  dass  es  niclit  auf  die  Dauer  des  Kriejjes 
l>ei  iler  Zeitliestininiunj;  iler  Pwliien  ankomme,  ilenn  die 
M'orte  ai  iviai'OHJl  onovdcii  dn/t/uiru  bedeuteten 
niclit:  es  war  Krieg,  Sittn\frti  es  waren  keine  OTtovöai, 
und  diese  «aren  erst  im  l'ri'ilijalir  Ol.  fS  I ,  ',^•  erneuert 
worden;  dalier  nii'issten  die  P\tliien  um  die  Zeit  jene» 
l'^riedens^rbliisses  auf  50  Jahre  gefallen  sein.  Indess  man 
sieht  nicht  recht  ein,  tiie  diese  Erkläruii};  ans  den  Wor- 
ten des  Tliukjdides  (;eHonnen  wird;  denn  dieser  spricht 
nicht  von  einer  Unterbrechung  der  OTxopdai  ganz  im 
Allgcuieinen  ,  sondern  der  liestinimten  ivluvOlOl  OUOV- 
6ai'  Um  Uückh's  IMciniing  üu  rechtfertigen,  miisste  die 
Steile  etwa  lauten:  zov  d  in  lytyvo^tivov  tltOUVQ  ui 
fttv  ifiaioiui  criiovdai  du/  ikiWTO  v.ui  ovv.  r,auv 
Onovdai  lli'j[OI  IloditjjV.  Wie  sich  aber  diese  Ansicht 
epraclilich  nicht  rechtfertigen  lässt,  so  Ifisst  sich  auch 
ein  historischer  IJeweis  dagegen  führen.  Ihr  zu  Folge 
ist  ii<'imli(  h  die  Feier  der  Pvthien  in  ilen  ersten  Kriili- 
iingsmonat  zu  setzen.  Wir  viisseu  aber  aus  Plut.  (iuaest. 
Gr.  S) ,  dass  bei  den  Dclphern  der  erste  Frülilingsnionat 
Bysios  hiess.  Die  anipliikt^'onische  Inschrift  bei  Uoeckh. 
Corp.  Iiiscr.  Nr.  Hi'^S.  Z.  4ö  setzt  dagegen  (He  p>thischen 
Spiele  in  den  ßukatius  ;  dieser  kann  also  nicht  iler  erste 
Früliliiigsuioiiat  genesen  sein.  Bitckh  sucht  diesem  Ar- 
gument dadurch  aiiszii»  eichen ,  dass  er  den  Bvsios  zum 
letzten  AVinierinonat  macht;  ilas  gestaltet  aber  die  frag- 
liche Stelle  nicht.  Pliilaich.  I.  c.  berichtet,  dass  man 
«len    Monatsnamen    Hysios    geHühnlich    von    (fiiTtg  ableitete 

(ö    de   Bvoioi;   /lijf ,    oi,   fitv    oi   nokkul    pofiiCofot, 

(f)L'OlÖ(;  iaiiv)  und  setzt  dann  hinzu  euQO^  ya.Q  uoXSt, 
xat  TU  TTokkd  (fVErat  riji/r/.aL'ia  xai  diaßkaarrdvei. 
Ks  scheint  mir  ausser  Zweifel,  dass  die  Worte  ec.oo^ 
aQj(Sl  dein  iMonate  seine  feste  Stelle  im  Jahre  anweisen 
sollen,  lilierhaiipt  nichts  Anderes  bedeuten  künneii.  Dass 
in  Griechenland  schon  im  letzten  Winterinoiiat  die  Srhaf- 
fungskraft  der  Mafur  erwacht  war,  ändert  die  Sache 
nicht;  sie  hörte  ilcsshalb  im  ersten  Fri'ihlingsmonat  nicht 
auf.    — 

2. 
Jiaclisf  Thuk  vdides  ist  Aeschines  der  gewichtigste  Zeuge 
f(ir  die  Uerbslfeier  der  Pvlhien.  Die  Stelle,  aus  welcher 
wir  ersehen,  dass  die  Reden  de  Corona  wenige  Tage  vor 
den  Pvthien  gehalten  wurden,  ist  schon  oben  angeführt 
worden;  alle  Zeitbestimmungen,  welche  sich  aus  den 
Reden  für  die  Zeit  des  l'rocesses  ergeben  ,  leiden  also 
eine  unmittelbare  Anwendung  auf  die  Zeit  der  Spiele. 
Wir  haben  hii  r  als  sichern  Ausgangspunct ,  dass  iler  Pro- 
cess  um  den  Kranz  Ol.  11'.',  3-  unter  dem  Archon  Ari 
sfoplion  kurz  vor  den  Pvthien  stattfand.  Bei  Aeschin. 
contr.  Ctes.  g.  132.  lesen  wir  nun:  otJX  w  M'^f  Tojv 
Ileoaujv  ßaoikevg,  6  T(jv''A9v}  diooi'^ag,  6  rov'EX- 
krjaTtovTov  i^ei'i^as;,  6  yrjv  y.ai  vöuio  xovc,  "Ekki^vag 
ahujv,    ö   Tokftuj»  iv  laic  iTTiOTokatg  yQc!.<f£ii' ,    ort 


SsijTtuTiK  eoTtv  ärravTOv  uv9qij>thdv  dcp'  i]kioi>  dviuv- 
Tog  fii:/!^'  di'untvui',  vvv  Ol' Ttfoe  Tui>  y.votuq  InouiV 
eii'ai  dui.yvjviCtTdi,  «A/.'  i]f))j  :iiijl  lij^  toi  ovjiiutu^ 
oiDTVoiOi ;  Hieraus  folgert  Clinton  mit  Recht,  dass  der 
Tod  des  Dareiiis  in  Athen  noch  nicht  bekannt  gewesen 
sei,  als  Aescliine»  diese  Worte  sprach;  Dareios  wurde 
aber  von  Uessos  getfidfet  im  ersten  Monat  des  attischen 
Jahres  Ol.  I  !'.>,  8.,  «las  ist  im  Juli  .'H30  a.  Ch.  (cf.  Arrian. 
exp.  AI.  3,  2'.'.  TovTO  TO  Ttkoi  /lagtiii)  iyivero ,  irre 
\luXuvTog  yldijvOAUii  'AoiOTOCpilivrui,  tii.voc'Ey.a.Tuu- 
tjo.iwvoi;.)  Nehmen  wir  nun  an,  ilass  die  Rede  erst  im 
ersten  Frühlingsmonat  oder  kurz  vorher  gehalten  sei,  so 
würden  etwa  acht  fllonate  verflossen  sein,  ohne  dass  die 
Narliiiclit  von  dem  Tode  nach  Athen  gelangt  sei;  eine 
Annahme,  die  ganz  unmöglich  ist  bei  der  beständigen 
Verbindung,  welche  die  Griechen  mit  ilem  Perserkonig 
unterhielten,  und  bei  der  regen  Theiliiahnie,  welche  gana 
Griechenland  nothwendig  für  die  Begebenheiten  in  Asien, 
für  einen  Kampf  haben  niussten,  in  welchem  so  viele 
Griechen  mitfnchten,  und  den  Alexander  selbst  als  einen 
Kani[)f  der  gesammten  Nation  darzustellen  bemüht  war. 
Das  stellt  auch  Hi'ickh  am  angeführten  Orte  nicht  in 
Abrede,  nimmt  aber,  durch  »eine  Auffassung  der  Stelle 
des  Thukvdides  einmal  für  die  Frühlingsfeier  entschie- 
den, an,  dass  der  Redner  in  der  leidenschaftlichen  Auf- 
regung der  Rede  so  habe  sprechen  küniien  ,  obgleich 
die  Nachricht  vom  Tode  des  Dareios  allgemein  bekannt 
gewesen  sei;  ja,  er  glaubt  die  Kraft  der  Stelle  dadurch 
vermehrt.  Ich  habe  dieselbe  oben  vollständig  ausgeschrie- 
ben ,  um  dein  Leser  sofort  ein  Urtheil  über  diese  Mei- 
nung möglich  zu  machen,  bezweifeln  aber,  dass  nidii 
eine  Kraft  der  Rede  darin  finden  wird,  wenn  es  von 
einem  Todten  heisst,  dass  er  um  sein  Dasein  kämpfe. 
Davon  kann  sich  auch  Winiewski  ('omment.  p.  2ä7  «qq. 
nicht  überzeugen,  und  will  desshalb  lieber  die  chronolo- 
gische Glaubwürdigkeit  des  Arrian  in  Z»eifcl  stellen, 
die  jedoch  sehr  bewährt  ist,  oder  bei  Aeschines  für  ÜKK 
i]8i}  itsgi  Tijg  Tov  oujf.iarog  OMxijgiuc,  „äkk'  ovöe 
etc."  lesen;  eine  Conjectur ,  welche,  abgesehen  von  der 
kritischen  Willkür,  einen  ganz  seltsamen  Gedanken  her- 
vorbringt,   und    das   Ebeiimass   der    Rede    zerstört. 

Bockh  hat  aus  einer  anderen  Stelle  iles  Aeschines 
(contr.  Ctes.  §.  165.)  nachzuweisen  gesucht,  dass  die 
Rode  erst  nach  dem  Winter  Ol.  ll'J,  o-  gehalten  sein 
könne.  Dort  heisst  es:  d  d'  'yikl:i;av8oug  e^aj  T/;? 
cioxTov  y.ai  rrjc  o//.oi'ft£v)j<;  okiyov  ösiv  naoi^y  ^led- 
tiorijxet.  Die  Worte  itvi  Tij(;  aoytuLi,  sagt  Böckh, 
müssen  auf  die  Expedition  nach  Baktrien  und  Sogdiaua 
bezogen  werden,  welche  erst  nach  dem  Tode  des  Dareios 
im  Winter  unternommen  wurde.  Ich  könnte  mich  hier 
mit  der  Bemerkung  begnügen,  dass  der  ganz  unbestimmte 
Ausilrurk  gegen  das  bestimmte  Zeiigniss  nichts  beweisen 
könne;  muss  aber  einräumen  ,  dass  rfiesc  I/o;7e  allerding» 
ihre  angemessenste  Erklärung  linden,  wenn  sie  in  Bezug 
auf  diese  Expedition  gesagt  wären.  Alexaniler  drang 
nämlich  schon  tief  im  VVinfer,  vermuthlich  im  Dccembrr, 
bis  an  ilen  Kaukasus  vor,  grünilete  dort  eine  Sladt  Ale- 
xandria, und  verweilte  hier  einige  Zeit,  bis  die  Jahreszeit 
den  Uebcrgang  über  das  Gebirge  möglich  machte.  (Mau 
vergleiche   hierüber    die   gründlichen    Untersuchungen   Mü- 


1127  1128                            ,       " 

tirir*  mm  Cur«iiis  p.  618— f)'20.  637.  6  58-  üW).  Wiir.l."  »fil  an  .lirsoin  Tagp  ilrr  Gott  einen  niusisclipn  Wp((N<rpit 
III  die  Ufirlvl»'.''  Ansiclit  forilert,  die  Rpilc  in  ilcr  zwei-  iilter  die  ßrsipj^iiiig  dos  P)(lion  gefeiert  habe  (Ürlinl.  Pind. 
teil  ll.tlltc  de«  let/.teii  Winfeniionafs  (;i'lialtoii  ,  so  konnte  Argum.  P>(li.).  Mrlimen  wir  uiiii  an,  dass  der  Uiikatioa 
liiiials  der  L'elii'r'»aii;j  über  den  Kaniv.isns  zu  Athen  frei-  dein  attischen  Pyanepsiiin  auf  den  Tag  entsprach,  »as 
11  h  noch  nicht  bekannt  sein  ,  »olil  aber,  dass  Alexander  freilich  nicht  emiescn  ist,  so  ui'irde  der  siebente  Buka- 
bis dahin  vor"edriinj;eii.  Der  Kaukasus  aber  (jalt  den  tios  der  achte  Tag  nach  dein  Ilerbstfiquiiioctiuni  sein. 
Griechen  uelcho  erst  durch  Alexaiiiler's  Züge  eine  ge-  üiess  stimmt  nun  sehr  genau  mit  den  Worten  des  Thn- 
nauere  Kenntiiiss  von  Asien  erlangten,  für  das  Kndc  der  kj'ilides.  Urarlien  iiAinlich  die  spartaiiischpii  (lülfstrnppen 
Welt  nach  Norden  hin;  und  so  Ȋre  in  Bezug  darauf  den  22-  September  lon  Ilpraklea  in  Trachis  auf,  so 
der  Ausdruck  des  Aeschines  sehr  passend,  wenn  auch  konnten  sie  schon  den  23-  Abends  in  Pierion  eiiitreflen, 
immer  eine  selir  starke  Hyperbel.  Aber  Bückh  hat  hier-  denn  nach  K.  O.  iVlüller's  Charte  betragt  die  Entfernung 
bei  ganz  unbeachtet  gelassen,  dass  Aeschines  gar  nicht  =/,  eines  Breitengrades,  also  -lOU  Stadien;  200  Stadien 
ron  der  GrKcnwart  siiricht,  sondern  ron  joner  Zeit,  wo  aber  werden  für  einen  gewöhnlichen  Tagemarsch  geroch- 
dip  Pelonmiiipsier  den  Kampf  gegen  i'Makoilonien  mit  Glück  not.  Wenn  sie  daher  den  25.  ihren  Rückweg  antraten, 
bcoiineii  halleii,  IMcalopolis  bela-^ert  war,  und  Anfipater  so  icriiesseii  sie  mit  dem  26-  den  Boden  von  Thessalien, 
sich  noch  rüstete  auf  seinen  Ileeres/ng  nach  Grieclien-  d.  !.  um  5.  Biikatios,  und  zwei  Tage  darauf  wäre  die 
land.  Zur  Zeit  aber,  wo  Aeschines  redete,  war  iler  Feier  der  P>thien  eingetreten.  Wollen  wir  noch  in  An- 
Kaiiipf  schon  entschieden,  und  die  .Spartaner  gerade  im  schlag  bringen,  dass  der  Weg  nicht  in  geradester  Linie 
Begriir  Gesandte  lum  Alexander  zu  schicken,  um  von  zurückgelegt  werden  konnte,  wie  man  die  Entfernung 
ihm  selbst  ihr  Schicksal  bestimmt  «u  sehen  (cf.  Acschiii.  zwischen  zwei  Puiicten  auf  der  Charte  inisst;  so  würden 
contr.  Ctes.  8.  13.3.).  Es  war  also  nicht  der  Kampf  al-  wir  auf  den  Tag  kommen,  welcher  dem  Beginn  der  Spiele 
lein  schon  beendigt,  sondern  dus  (}UVt6()l0V  der  Grie-  vorausging.  Aus  dieser  Berechnung  gewinnen  wir  zu- 
eilen zu  Coriiith,  welchem  vom  Alexander  die  oberste  gleich  ein  bestimmteres  Argument  für  den  siebenten  Mo- 
Leitun"  der  griechischen  Angelegenheiten  übertragen  war,  natstag,  da  der  erste  ausgeschlossen  wird, 
hatte  den  Spartanern  schon  den  Eiitschoiil  gegeben,  dass  Wenden  wir  uiiä'  nun  zum  Aeschines  zurück,  und  ver- 
über ihr  Sckicksal  Alexander  selbst  entscheiden  müsse.  suchen  wir,  wie  das  aus  dem  Thukvilides  gefundene  Re- 
Es  ist  daher  geradezu  unmöglich,  dass  die  fraglichen  sultat  damit  stimmt.  Wenn  die  Pvlhieii  den  siebenten 
Worte  in  Bezug  auf  eine  Begebenheit  gesagt  seien,  von  Pyanepsion  gefeiert  »vurden,  so  mnss  die  Rede  in  der 
der  auch  bei  Biickh's  Annahme  so  eben  erst  die  Kunde  zweiten  Hälfte  des  Boedromion  gehalten  sein;  und  setzen 
nach  Griechenland  gekommen  sein  konnte.  So  bleibt  wir  ebenso  in  die  zweite  Hälfte  des  Hakatunibäon  den 
denn  das  Zeugiiiss,  dass,  als  Aeschines  redete,  die  Nach-  Toil  des  Uaroios,  so  liegen  zwischen  beiden  Ereignissen 
rieht  vom  Toile  des  üareios  in  Athen  noch  nicht  bekannt  zwei  fllonate  ;  und  das  ist  auch  wohl  das  Aeussorste,  was 
»cworden  war  un"eschHächt  stehen.  Zum  L'eberfluss  wir  für  die  Ueberbringung  der  Nachricht  vom  Todesorfo 
findet  sich  beim  Aeschines  noch  eine  zweite  Stelle,  wel-  des  Dareios  nach  Athen  annehmen  dürfen.  Wie  uns  also 
che  dasselbe  bezeugt,  bis  jetzt  aber  noch  nicht  beachtet  Thukvdides  hindert,  die  Zeit  früher  anzusetzen,  so  ge- 
worden ist.  8.  23'J.  unserer  Rede  heisst  es  vom  Perser-  stattet  uns  Aeschines  nicht,  die  Zeit  weiter  hinanszu- 
klinige,     nachdem    Zeugnisse   seines    Uebermuthes   angege-  rücken. 

ben  sind:  ovio:.  iih'Tvi  6  ciTu^  iyy.aTCJ.iicf^ei;  ino  ^'          .                .  . 

■vuiv   vvvi   naouVTUJV   ainf)  y.lvdi>vu)V ,   oiy.   anoi'VTU)V  Der   Friede   des  Philokrates   zwischen  Philipp   und   den 

'yi^ivalojv,     avTUi;    iy.ojv    y.UTl^if^i^'S    r(jiay.uata    xa-  Atheniensern,    welcher   die  Phokier  des  Schutzes  der  Athe- 

}avia    TW   öruio   et«-.  nienser   beraubte,    und   so    dem    Könige    den    Weg    l>ahnte 

Hat  sich    nun    die   Frühlingsfeier   der   Pythien   als   un-  zur   Beendigung   des    heiligen   Kriegs    gegen     die    Phokier, 

vereinbar   mit  den  bestimmtesten  Zeugnissen  erwiesen,   und  wurde     geschlossen    den     12.     Elaphebolion     Ol.     108,    2. 

sind    wir  abermals   zur  Annahme   der  Herbstfeier  genothigt,  (34ö   a.    Chr.). 

so   wird    es  passend   sein,    zu  versuchen,    wie    weit  sich  aus  Die     darauf    erwählte     zweite     Gesandlschaft    an     den 

don    bis   jetzt  behandeilen  Thatsaclien  die  Zeit   der  Pythien  Philipp,    ihn   auf  den    Frieden    zu    beeidigen,    kehrte    nach 

mit   Sicherheit   beslimnieii    lasst.       Firinnern    wir    uns   denn  dreimonatlicher    Abwesenheit   nach    Athen    zurück    den    13. 

zunächst   an   das   aus    dem    Thukydiiles    gewonnene    Resnl-  Skirropliorion.      Den    Iti.   dess.  fll.   statteten   die  Ciesandten 

tat      dem    zu    Folge   die    Feier   der    Pythien    Ol.   .S!^),   3-    «"i"  dem    Volke   Bericht   ab;    —     Philipp    aber    war    schon    bei 

iiige   Tage     über     das    Hi'rbst.'lqiiiiioctium    hinausfiel.      Nun  den    Thermopylen    mit   seinem    Heere. 

bej^innt   aber   der   erste   Herlistmoiiat   des   attischen   Jahres,  Sogleiih    wurde    die   dritte    Gesandtschaft  der  Athener 

der    Pyanepsion   Ol.   SM,   3.   mit   dem    22.    September.      Da  an     den     Philipp     beschlossen.       Demcislhenes    verweigerte 

wir  aber   aus   der    schon    oben   erwahnfon    luschrifl   (Corp.  die    Tlieilnahine ,    Aeschines   s<-liülzle   Krankheit   vor,    und 

Inscr.    Nr.    I6^''^.)    wissen,     dass   die   Pythien    im    Bukatios  an   seiner   Statt   wurde   sein    Bruder   gewählt, 

der  Delpher   gefeiert   wurden,   so    ist   dieser   dem   attischen  Philipp     sriiliesst    mit    ilem   Phaläkos,    dem     Anführer 

Pvsnepslon    gleichzusetzen.       Börkh    hat    nun    mit     Rocht  des   phokischen   Söldnerheeres,    einen    Vertrag.       Phalakus 

darauf  aufmerksam   gemacht,     dass,    da    dein    Apollo    der  erhalt   freien    Abzug,    iinil    die   Phokier    sind     ohne     Heer 

erste   und    siebente    Tag    eines    jeden    Hlonats    heilig    sind,  dem    Könige    preisgegeben:     den   23-   Skirropliorion.       Die 

»ahrscbeinlich   ilas  Hiuplfest    dieses  Golles   auf  einen    die-  Nachricht    von    diesem    Vertrage    brachte    Derkvlus  4  Tage 


«er   Tage  liel  ;   er   entscheidet  sich   aber  für  iien  siebe7iten,      spater   nach   Athen,  den   27.  ejd. 


ui. 


irj9 


ii;o 


'  ■     Auf  (lirso    N.i<liri<lit     reist«    Afsrliiin"»    ilcii    fii-n.iiidtpn 
nach    zum    Pliili|i|i. 

Diese  rliroiKiliii^iscIieii  liesfiiiiiiiiiii^cn  (tilit  Deniostheiie» 
in  seiner  Keile  de  f.  legaf.  |i.  3)^'i  drei  Jalire  inch  der 
ziveiten  <>fs.iiidtsrlinrt  i  rf.  die  Hv|Hi(liesis  '2  der  Heile) 
l'ilier  Kreijfnls>e,  nelrlie  fe»i«s  leliendij;  in  der  Kriniie- 
riin;;  der  AilienieiiSiT  rci'llel'frii.  l'id  nie  üiiiil  (im  so 
*»ei!i{Ji»r  zu  (»ez«  eifelii  ,  da  Denwi-illienes  daraus  den  IJe- 
M'eis  für  den  ^^erralli  des  Aeschines  an  den  Itefreundeten 
Pliokiern  und  seine  Hesterliini';  dur<li  Fliili|i|)  lierleifct 
(|).  178  !•  c.);  Aescllinr.«  al>er  in  seiner  (iecenrede  ilire 
Riclitiifkeit  niclif  an;;rcift,  sundern  nur  die  l''iil{;eriiiit,'en 
ilaraus  zu  cntkräfleii  surlit  (man  tprgl.  darülier  H'inipMsk. 
Cominent,  p.  H)7  "ijq.).  \'erjli-irlieii  » ir  nun  damit,  ttag 
Demosthene«  (de  f.  legat.  p.  379,  3H0)  ül.er  die  Wir- 
kung lierirhtet,  «eiche  die  Kachrirlit  des  Derkvln«  über 
«leii  l!iiter|;an^  <ler  Phnkier  in  Allieii  lieriorl>rachte.  — 
Das  Volk  eiii|ifand  nicht  nur  das  i^rösste  .llilleideii  mit 
dem  Schicksal  seiner  allen  IJundesgciiossen,  siinilerii  »urdc 
iu  die  grdsste  iicstür/.un^  lerselif.  31an  l>escliliiss,  Kiii- 
tler  und  Weiher  rniii  Lande  iu  ilie  Stadt  zu  hriii^eii^  die 
Schutzmittel  in  den  Stand  zu  setzen  ,  die  iMauern  des 
Piravus  herzustellen  und  die  Herakleen  in  der  Stadt  zu 
feiern.  Wüliri-nd  so  die  höch>te  Bestiirzung-  iu  der  Stadt 
Lerrschle  ,  begab  sich  Aeschines,  »eiler  vnin  Rath,  iKich 
vom  Volke  pexahlt,  als  (lesanilter  zum  Urheber  des  l'ii- 
heiles  ,  uncingedenk  der  Krankheit,  »eiche  er  früher 
rorgescliützt  ,  und  dass  ein  Anderer  in  seine  Stelle  als 
GesaniKer  getreten  »ar  —  ein  Verbrechen,  »elcheiii  das 
Gesetz  den  Tod  zuerkennt;  —  ihn  schreckte  nicht  die 
Schmach,  dass  ihm  zu  Theben  für  seinen  \'errath  öffent- 
lich Geld  zuerkannt  norden  war,  nacli  Theben  und  zum 
Heer  der  Thcbaner  zu  gehen.  Dann  fährt  Demosthenes 
p.  380  fort:  Kai  toioi'tov  tov  iiQuyfiaTO;  övToq, 
tri  TToXK'/)  deivoTtgd  iartv  ä  sy.etoe  eX^iuv  öteiiQd- 
^aro'  ÜTCavTiiiv  yuQ  i'jnajv  rovriuvi  'Aal  Tviv  uXAojv 
A^vvaiüjv  ohtui  öeiva  ^aX  oyerkta  r.yomiEvuiv  xouc 
TakaiTTuioovi;  ■jiaaxn»  fPioxeag,  oaxe  f^iijis  tovq  tv. 
T';s  ßoL'kJjg  i>EU)gOL'i  (xrire  Tovq  ^eonoi^iraq  tiq  rä 
Iliidia  Trefxljjai,  dkX  d^oornvai  zfji  nargiov  deu)- 
plai;,  ouToi  e/'g  xaTCtv'iy.ia  ruiv  Ttgayf-iäxuiv  xai  tov 
noXe/JOi',  ä  &ijij«.ioi  y.ai  0i}aKUOi  'iSvov,  eloTtuTO 
ik9u>v  xul  anovdiiiv  f^tsreixs  xai  et'X<Jjv,  ä(;  ini  toi<; 
TcSv  arvijfjaxojv  tujv  VfxEieQuiv  xeiXEOi  yai  j^wp«  xai 
onkoti  ccTiokiokocr/v  ei'xsTO  exsivoq,  y.al  ovvtarKfa- 
vovTO    y.al    oweiiatoJviCe    0iki7iTH/j  xai   (pikoTiiolaq 

■ngolTtlvEV.  —  Zum  Beweise  dieser  Aussagen  werden 
dann  die  Docuinente  porgolegt,  und  die  Zeugen  verhört. 
In  den  letzten  Tagen  des  Skirrophuriun  *)  oder  des 
attischen  Jahres  Ol.  lO"",  2,  also  terliess  Aeschines  Allien, 
ging  zum  Heer  der  Tliebaiier  und  zum  PJiilipp,  und 
feierte  mit  ihm  die  Prthien  und  «las  Siegesfest  über  die 
Fbukier.       Wie    ist    es    nun    möglich,    dass    zwischen   der 

*)  Aeschines  seihst  (de  fal«.  le{;al.  §.  139  )  zeiist  für  seine 
unmillelbare  Abreise:  „Stä  i^r  oiji'  üvuvd(ilu.v ,  s.ij;t  er, 
>.al  Hua  (p&oroi'  ^oxfviiyoiyrifjuv  ix  iCiv  uyijüjv  *AOr,vufoi , 
TtQiaßivonot;  tuou  zvv  xnUr.v  iiör,  ngioßttav  i-nl  tö  xod'oy 
Xiuv  AfirfixxvovMv ,  itf  jjr  lo/./i«;  «e  kivitv  w?  Ol/  yftfloio- 
v^»ilf  tixni'ri"-"  ■■■-^        .Hljiii     if'jJ^L'Jjlllvir.Lr    •• 

Zjitschr.  f.  d.  Altcrthumsw. 


Abreise  des  Aeschines  und  der  Feier  iler  Pvthien  neun 
rolle  .Monate  lagen  1  —  Inil  nenn  noch  iler  g' riii^ste 
Zweifi'l  nbriji;  bleilien  sollte,  so  iniiss  auch  der  schwin- 
den, »oiin  wir  aus  Aeschines  (ieg<  nrede  erfahren,  das» 
die  dritte  Gesandtsriiaft ,  zu  welcher  er  erwflhlt  worden, 
die  er  aber,  wie  er  sagt,  nicht  gleich  habe  antreten  kön- 
nen, zU[;leicli  eine  aiii|ihiktyoiii»i  he  war,  bestimmt,  in 
der  Wrsainiiilung  der  Aiiiiihiktvonen  das  .Schicksal  der 
Phokier  zu  iniblern.  Diess  koniite  aber  nur  die  llerbst- 
versaminluii);  der  Ain|ihiktyoniMi  sein,  auf  «elcher  Philipp 
das  [Irtheil  über  die  Plmkier  sprerhen,  sk  h  in  den  Hund 
aiifnehiiien  und  die  lieitiiiig  der  Pythien  ülierlragen  liess. 
.*ii  diese  Versammlung  schloss  eich  die  Feier  derPuhieii, 
«o  Aeschines  mit  dem  Könige  das  Siegesfest  feierte.  Ich 
lasse  die  genauere  Ueweisfiilirung  im  Kinzelnen  hier  iiai  li- 
fo Igen. 

De  fals.  legat.  §.  94  beginnt  Aeschines  seine  Ver- 
ilieidigung  der  dritten  Gesandtschaft:  ' Emxt'inrjoac  A 
aiizbiv  Uli  y.al  Ti)v  ini  loiq  'Af.Kfiy.TvovuiTtüiot'jE'dv 
etottonänevoQ  JiagfTigEoßeixTa  y.ai  ipijifiofiu  zu  inv 
dueyvvjg,  to  öe  imloEdl]!;.  „Ich  aber",  fahrt  er  fort, 
„zum  Gesandten  zu  den  Anipliiktynneii  gewühlt,  und 
krank  mit  grossem  Kifer  lon  der  Gesandtschaft  beiiili- 
tend  ,  lehnte  die  Gesandtschaft  nicht  ab,  sondern  ver- 
sprach, sie  zu  nberneliiiien  ,  «enil  ich  ilazu  im  Stande 
»are;  als  aber  die  IMitgesandten  abreisten,  sandte  ich 
meinen  Bruder  und  den  Arzt  zum  Rath ,  meine  Krank- 
heit anzuzeigen.  A!s  aber  die  Gesandten  zurückkehrten, 
sobald  sie  «las  t;eschick  der  Phokier  erfahren  hatten, 
war  ich  bei  der  dam.ils  berufenen  ^'olksversainiiilung  zu- 
gegen; und  da  das  Volk  datiei  verharrte,  dass  die  an- 
fangs geMälillen  Gesandten  dennoch  abreisen  sollten, 
glaubte  ich  nun  Folge  leisten  zu  müssen."  —  >V'eini  Ae- 
schines hier  die  Nachricht  von  den  rückkehr enden  <ie- 
sandten  überbringen  lasst ,  Deiiiosthenes  aber  ilen  Uer- 
kvlos  nennt,  so  liegt  darin  kein  Widerspruch,  denn 
Derkylos  war  unter  den  Gesandten  (cf.  Aeschin.  de  f. 
legat.  8.  140.).  —  Aber  Deniostheiies  erwähnt  der  Ani- 
phiktyonen  mit  keiner  Sylbe  da,  wo  er  von  dieser  (Ge- 
sandtschaft spricht.  Ferner  kann  die  ^'ersaniinlnng ,  zu 
welcher  Aeschines  liier  ertiahlt  sein  will,  nur  die  sein, 
in  »elcher  Philipp  unter  die  Ainphiktvonen  aufgenommen 
wurde;  und  man  nimmt  geii  öhnlich  an,  dass  damals  .Athen 
dort  nnvertreten  war,  »eil  Gesanilte  Philipp's  und  der 
Thessalier     iu    Athen    selbst   die    Bestätigung    nachsuchten. 

Bei    Gelegenheit   ilieser    Gesandtschaft    »ar    es,    wo  De- 

mosthenes  seine  Rede  de  pace  hielt.  —  Dürfen  wir  also 
glauben,  dass  Aeschines  an  obiger  Stelle  die  Wahrheit 
sagt?  Unbedingt.  Aeschines  wohnte  jener  \>rsamuilung 
bei,  denn  er  rühmt  sich  nicht  nur  (de  f.  legat.  g.  142.), 
den  harten  Antrag  der  Oetaer,  die  IManuer  von  Phokis 
vom  Felsen  herabzustürzen,  gehindert  und  so  sie  geret- 
tet zu  haben  (u  fih  yu'J  0ü/-Ur/.ui  ÖTVjJUl'DUC,  iiTlu- 
onovSos  dcftiro,  setzt  er  hinzu,  ui  dt  diairioe  dno- 
^i'ijoxEiv  etiskkov,  Ofvayogei'uvToi  d'  ifxuv  Sttotii- 
thicrav),  sondern  es  waren  auch  Abgesandte  der  Phokier 
heim  Processe  iu  Athen  zugegen,  dieses  zu  bezeugen. 
Es  ist  also  unzweifelhaft,  dass  Aeschines  jener  Herbst- 
versanimliing  beiwohnte,  T^V  TgiTijV  nutaßeiav  ini  101^ 
'A^(fiy.TVOVai  Tl^ea-tieiXOV,  wie   er   selbst  I.   c.   sagt.     Es 

ÖÜ 


II U  1132 

ist   il.ilirr   nniiiiipliiin'n,   <li»<  '""i  »  irlidifii  DrsrlilriHscii  «lor  rnfi'ii    »»ar,    iiatun    rr  »i-liini  Wi'ij   «liirrli    dii-    Tliprmopvien 

Aii>iilitk(\  iHii'ii      ilie    Jir.-I.'ctijjiin;;     "Iit     .Sl^uili-ii      iiai  litnljjt'ii  iiml    iIh«    ilim    l>i-rri-iiii<li'ti-    IMmUls,     iiinl     mlilii^     ilaiiii    »ein 

niii>.-.!i-,     "■•IUI     ilif     AI>j;<'or(liii'ti'ii     imliiT     ila/.ii     uii  lit    au-        L.ijjcr    hi'i    Kur ;i    ;ii(f.       Ilicr    rrlilK'l.  ti*    rr    i-iiip    Siiriiidi- 

lonsiil    Miitili'ii    «iircii.  *J     li<"i    diT    Vit;iiiIhssiiiij;   «Ic.i    liei-  fiIl.stl•^lljs^< ,    tind    rrfiilir    zii;;lrirh  ,     il.iss    l'is^niiler     zur     See 

lijIPii    Krii'ji'S    •ii-<trii    die    Inki  is(  lii-ii  .Ain|ilii,-iS,'i('r ,    als  diese  (;es<lllif;eii    ki'I.      L'iii    alier    den   ^lulli    seiner  Truppen  iiiclit 

sich    jeMiilIuel    den    Ainpliilvt\  »neu    uiderse(/t    li;it(eii,     lie-  zu    seil«  il(  Iieii  ,     (jnli    rr    vor,     l'i-»iiiler    li.ilie    (.'esie-;!,     uuil 

sililun»     der    IJiiud,     d;ins    <lie    (ieü.indtcMi ,    mit     IJesc  lilii^sen  lir;wli(e    den  («litlirii    ein  l),ink(ipfer    für    «heseu  Sieg,     L)ar- 

ilirer   Sl.iiid'U    ler.selie»,     sicli     ?;il     eJiier    fe.st(;esel/:feu    Zeit  auf  führte    er   sein  Heer    in  dir  .S<lila<lit.     Kr  erfoilit  eiiiPn 

rers.iMimeln    sollten.    —    Dass  üeiniistliciws    liei    der    oliijfen  scliwereu    Siej; ,     »ard     alier    »fll.st    selnver    vertiuiidet.      So 

(ies.iinitx  hufl  der  .Aiiipliikl\< n  nirlit  er«,'lliiit,    niaj;   darin       liess    er    sich     naih     Delphi    trajj 7'/,r     vi/iw    OiTojq 

piiie    ICiLUiruiii,'     finden,    tUtsx    Philipp    damals    alle    Wailit  jj((iajodfiti/oi: ,   fahrt    Pliitarch    fort,    £1^  zJlkffOlK;  dnC' 

in    lliiinleir    halte,    und    nur    hi'i    ilim    fai  ti-i  h    ir(;eiid    etiias  Y.ojtioSlj ,     flv^iuili    U'fOiitviDV ,     Z(/i     TljV     Tt    Tloiinijv 

«•rlai:-;!    » erden  kimnte.     Auf  eine  liesliuFiiitere  Verniulhnujj  eriCltXft     TüJ     i^Stf)    y.ai     Tl)v     i)ey.lici]V    oin:ii}l'S    Tt/il"    ix 

fuhren  jpiloih  die  Ucirlp  des  Aesrhineszr^/  (/^y  Y'fJ,"«  ro  uiV  r)],"    '.'inic.Q     iitcft'fjwv     Iv.aiDV      TalMirtDV     '/CVOIlh)W. 

ti'ty  fiC,  l  <t    'e  i  71  (ijetjlX  i-tr.  Yii\.  ui).    Der  Redner  herich-  Dassejlie     lCreii;tiiss     erz.'lhlt     Xennpli.     Flell.     IV,     ,j ,     '21. 

tete    dieser    Stelle    /iifolse    lilier  seine  zweite  (iesandtsehafl,  kürzer,     ohne     iler    l'vlhieii     daliei     /,u     geileiikeii.    —     Die 

naehdeui     er     si  liiin     rur    Ainpl>ikt)nuir    aU    (iesandter    •;''-  Suiineiifiiisleriiiss     »ar    den     l4.     Antust      i'l-t-    a.    Chr.    Ol. 

«Ahlt    iiar;    iiai  h    dem  ISeriehle   alier  liesrhiossen  die  Athe-  illi,   3-       l'lutarch   seilt   also   die    Feier    der    P'tlhicn  iu  ilen 

iiieiiser    eine    Gesandtsehaft    an    den     Philipp.        Die    ganze  llerlist,    denn     die     Frühlinssfeier    nürde    mehr,     als    ein 

Darstellung;    des    Aesehiiles,   so   nft   er    von    dieser  Gesandt-  hallies   Jahr   ztvisihcn    der   8i'hla*'lit    und     der    Ankunft   des 

si  liafi   spricht,    fuhrt   darauf  hin,    dass    man    in    die    zweite  A^^esilaos    iu    Delphi    fordern.     Einen  Irrfhum    des  Plutarcli 

(ic-aiidf><  liafl     die     zu     den     Ampliiktvonen    (ip>i<'ililten    mit  anzunehmen,    ist    um    so    »eni;;er    erl.iulit,    ila    auch  zu  sei- 

pii.srliloss     (iiiau    »erj;!.     hesniiders    de    fals.    li'jjat.    §.    1 40-  i"'r     Zeit     die     P\llueii     ohne     Zweifel     zu     dersellien     Zeit 

71011'   eile    ilOfiv    y.ut   iiTKfavov    y.ni    diio/.vht  av   y.ai  gefeiert   «iirilen,    »ie   die   Ziisaminenkünfle    iler   Aiiiphik- 

Tt/l'C;  .1  IKflxTl'Ovnc,  71  (J ku (j i / i}.    Deinosthenes  fas«le  heide  tvoiien     unverändert     iin      Herbst     in\ii     Frühjahr     geli.ilten 

als    eine,     und     liess     nur    das    zweite    ilnjff /OIKC    vorlesen;  wurden.       Auch     wenn    Apesilaos     längere     Zeit     in     Dilphi 

ilas    erste    alier,    welches    die    Wahl    zu    ilen    Amphikfyunen  veriveilte,     wie     sich    ans    Diodnr    XU',    84.    folgern     Ijisst, 

rnthiell,    liess    er    unerHAhnt.  gu  wird   dadurch  das  Argument  durchaus  nicht   gesrhwäcllt* 

Es   sei    mir    gestaltet,    das    Resultat    noch    einmal    kurz  ,                                                     ,:<-.'i» 
roii    einer    andern  Seife  zusamnienziifasseii.     Philipp  srhluss 

den   Vertrag    mit    dem    Phalakos    den  23.    Ski.rophotion    —  Unter  den  sowohl  für  die  Fiühlings-,  als  für  die  Herbstfeier 

bekanntlich    der    letzte    iMonat    des    attischen    Jahres  —  ab,  l-P'Hltzlen  Ar-uuienten  befindet  sich  Xen.  Hell.  VI,  4,  29,  30. 

niid    die    phok, sehen  Städte    übergaben    sich    ihm    freiwillig.  Xenophon  erzählt  daselbst :  lason  von  PherS  befahl  den   üiui 

Darin    slimnien    Demostbenes    und  Aeschines    überein    (mau  l'nterth.'inigen    Staaten    f^niüs^TOJV  tlf^lMV  Opferlhiere    zu 

vergl.  die  Stellen  bei  W.niewsk.  Cominent.  p.  I  |  4).    Leber-  >n«s<<->l,    TiaoijyySlKS^  du  xai,    heisst    es    weiter,    w^    aiQU- 

einstimmend    erzählt    Diod.  XVI,    Wr):   „die    Pl.okier    über-  "t'öO.WifO/?    ^'^,1""    ^'^C'    •^"    Ihdui    -/oövov ^eezTa- 

gal.e.i  sich,   in   ihren   llnllnuiigen  gelauscht,  .lern   Philipp,  ^"'i  ■^agaoy.eyaCecrdaf  öievoeho  yao,   uji  tcpaaav, 

>a<hdem    aber    der   König    unerwartet    den    heiligen    Krieg  !<«'    T'-f    navijyiQiv   Tifj   detp   Xrti    TOli   ayv'ivai    ai'Tog 

ol S.hl.i.bt    beendigt     hatte,     herieth     er     sich     mit     den  ÖUtxii>iVUI.     —     Clinton    fol-ert    daraus     mit    Recht,     dass 

Thebanern    unil    Thess:.lern.       Er     beschloss    nun,    an    der  I^son     einen    Kriegszug     für    den     Winter     bereitet    hätte, 

Versammlung   der    Ampliiktvonen    Theil    zu    nehmen,    und  «'<"•■    '"'  Ffilijahr    zu  beendigen  gewesen,    wenn  die   Pythien 

dieser    die  Entscheidung  des  Ganzen  zu  überlassen."    Diese  ''"    l'>''l'j»l"-    gefeiert    wonlen    wären,     bei    der    Herbstfeicr 

Versammlung   der    Amphiktvoneu    ist   die,    zu    welcher    Ae-  aber    sei     die    E.'cpedition     in    den    Sommer    gefallen;    denn 

schii.es    noch    am    Knde    des   Skirrophorion    abreiste;    nnd  «■'"     K-""'«-?'««?  i    ''"'<••'     »•■Ichen     lason    sich    die     Leitung 

die    P>lhien,    welche    er    mit   dem    Philipp   feierte,    folgten  ''«■'■    P.V«liien    erkämpfen    wollte,    miisste    dem    Feste    natiir- 

dieser    t'ersamiiilun»'.  '"''    '■'""«U'>|!P''Pn-       VüT    die    Herbst-    oder   Frnhlingsfcier 

A  aber     folgt    daraus    Nidits,    denn    wenn     einmal    die    Früh- 

Plularcli.    Agesil     17—  IQ.    erzählt:    Als  Agesilaos   von  li-'S^ffier    feststand,    und    lason    wollte   sich   mit  gewafTneter 

den    Spartanern     aus    Asien    gegen    die     Büoter    zurückgc-  ""■»'*    ''"    I^'i«'"'?   <!?«    Vest^s   bemächtigen,   so    konnte  er 

<lie  Jahreszeit   nicht  ändern,    und  die  Onmüglichkeit,    einen 

.ij*i)l  Icl'  heiiutzc  diese  Gele!.'enlieit    zu    der    Benicikiing,     dass  Kriegszujj   im    letzten   Wintermonat    zu  unternehmen,   liegt 

hiernach  entschieden    ist,  dass  die   Kede  des  Deninsllicncs  nicht   vor.     Dass   die   Zeit   des  Sommers    für  den  Kriegszuf 

de  pace  nicht  vor,  sondern  nncA  <len  Pylliicn,   wie  nach  bequemer   ist,    entscheidet  also     Nichts.    —     lason    wurde 

der  Versamminng  der  A.iipluklyonen   oehallen  sein   muss;  p^mordet,     ehe     er    sein    Unternehmen     ausführen    konnte 

denn    Acscliines    w»r    m    Alhcn,     als    die    (jesandten    des  ^.          „'        aiW 

Kiiiiii;»   uikI   der  Thessaler  jene  Bestätigung   forderten,    wie  ^Diod.    AV,    bO.j. 

DeniostU.  de   f.ils.  le;^at     p    .S76  hcweL^t.      VernMilblich  war  O. 

Aescbincs    mit    ihnen    nach    Alben    zuriickgekehit.       Der  Aristides    Oraf.     Elens.     Tom.     I.    p.     258     sqq.    redet 

Unwille  der   Atlienienser .   als  er  es   wayte,    iiir  die   Bestä-  ,                  ,                       i          .     .,■            -n     ^           i         r-«    •      i            i- 

..                      ,                 II                           ■•■  1-  I  davon,    dass    von    den    lieilisen   1' esten    der   Grieclien    die 

tigiing  zu    reden,    wurde   dann   um   so   naturncbcr  gewesen  »-,,             .                                                            i              ■              i     •                     i, 

sein.'  Fhthe  Geschichte  Makedoniens  I.   p.  210  setzt  die-  Eleusinien    allem  unverletzt  gebliebcft  seien,    übrigens  auch 

sesEreigniss  unrichtig  vor  die  Abreise  des  Aeschiues.  die    bedeatendsten    nicht.       Dabei    erwäliut    er:     Hv^ivJV 


1133 


1134 


övTOtv  i'j  hitfiiiFlu  y.a.Ti '  icff^ij.  Vi  \t  ivis.«pii  min  ans 
A<>!i<i|ili.  Ili'll.  V,  J,  i\\  t\nüs  ilic  IClIiiipo  UtijDix  (ß>  ro<; 
toiii  PlUiliiila»  fiiijfpiioiiiincn  «iinlc  Ol.  09,  3.  (rf.  Dioil. 
XV,  20.).  Das«  itkuui  lipiiii  Xriio|>li()ii  hier  im  ••ijtiMil- 
lirhen  Siiiiii»  zu  iiplimcn  sei,  iiiiliTlii'jjt  kpiiirni  ^Mfifi'l. 
IViir  um  <lie  Lrore  ilpr  Strassen  zw  i-rkl.lron,  »Im  Ate  Sp.ir- 
talipr  in  ilii-  Biir^  rinzo^oii ,  fiilirt  der  llistorikT  an,  ilass 
rs  im  .S(tuinior  iinil  um  iÜp  .Hit(a;^szpit  •^psrliflicn  sei, 
i'crmiltlilii  ll  ilar.iiir  liiiiilcnti'nil ,  ilass  ilip  SunniMiliilzr  liip 
3iciisclien  in  ilin  lläd^ern  ziirii(  k^rlialti'U  hatir.  Wir 
minien  (iarna(  li  also  die  Zeit  der  Pvtliien  in  ilen  heis.sen 
.Summer  zu  setzen  lialvi'n.  Das  » iilerspr ielit  alier  <leni 
Keünitat,  welriie»  iiir  ans  der  Stelle  des  Tlinkvdides  , 
der  Zeit  der  .\m|iliikt_vonenrers3iiinilnng  und  der  iX.ieh- 
rirht  (gewonnen  Italien,  dass  der  linkatios  der  jfesptzlielic 
IMoiiat  ftir  die  Feier  der  ,S|iiele  »ar ;  denn  Tliukvdides 
f^estattet  dureliaus  iiieht,  den  linkatios  früher,  als  *\e\\ 
«1ti«!rlieu  PvHnepsion  zn  setzen.  Kiii  Scliriflsteller  von 
»n  {geringer  (jlanliu  i'irdit^keit ,  wie  .^rislnles,  kann  dalier 
iiielit  gejjcn  den  sor^f;illi[;steii  llis(<iriker  und  sichere  Do- 
rnmente  zei[jen.  Anch  s<  heinf  mir  die  Quelle  des  Irr- 
thnms  nicht  fern  zu  liegen.  Die  Spartaner  »nrden,  als 
die  Thcliancr  zu  };rösserer  IMai  ht  jjelarijjlen  ,  mit  einer 
hedentenden  Geldstrafe  ron  den  Aiii|iliiklv<>nen  belegt; 
diesen  aber  stand  nur  in  Sachen  iler  Religion  ein  Rich- 
irramt  zu.    *)   —   Der   Sophist   bezog   nun   auf   Verletzung 


*)  Ich  trage  kein  Bedenken,  diese  Behnuplnng  nnlieschränkt 
auszusprechen.  Eine  anltnerksanie  Priifiing  .illes  dessen, 
was  Tittin.nnn  ,,Ucljer  den  Bund  der  Ampliiklynnen"  ge- 
sainnielt  und  i;es!it;t  hat,  nni  eine  polihsclie  Gewalt  des 
Bundes  nachzuweisen,  b.il  mich  Obetzenfil,  tiass  Sainte 
Croix  niil  Kiclil  diese  Lingnct.  Der  ünnd  war  nur  der 
reliijiösi'  MiUelpunct  brieclienl.mds.  Unter  *.len  Beispie- 
len ,  welche  Titlniann  liir  eine  pnhlisclie  Gew.ilt  des  Bun- 
des anfiHirt  ,  ist  der  Process  geyen  die  Oolnper  wegen 
Seeraub  noch  das  hedeulcndsle.  Die  nllnenreine  Analo- 
gie fordert  aber,  dass  wir  im  Geiste  der  Giieclien  auch 
da  einen  rdigiüsen  Gesichlspnnct  voraussetzen,  wo  et 
uns  weniger  zn  Tage  liegt.  Dnhci  laugne  ich  nicht,  dass 
sich  in  den  allesten  mythischen  Zeiten,  wo  die  Schei- 
dung zwischen  Religinn  und  Politik  n.ntiirlich  minder  scharf 
gezogen  war,  an  den  religiösen  Millelpnnct  auch  leicht 
andere  Fragen  von  allginieinem  fnicressc  ankniiplen  konn- 
ten. Wenn  Til(m:inn  die  tlriinde,  «eiche  Samte  Croi\ 
für  seine  Ansicht  aiifgeslellt  hat,  vollständig  gegeben  hat, 
wie  er  zu  tluin  verspricht  ,  so  finden  sie  sich  bii  ihm 
keineswegs  erscbiiiifend ,  ja  nicht  einmal  die  bedeutend- 
sten. Zu  den  entscheidendsten  rechne  ich:  I)  der  Bund 
überdauerte  alle  politische  Umgestaltungen  b>s  zum  Un- 
tergänge des  griechischen  Glaubens;  denn  die  Aulhebung, 
welche  Sirabd  erwähnt,  kann  nur  temporar  gewesen  sein 
und  von  kurzer  Dauer  2]  Die  Vertretung  n.Tch  Volks- 
stammen  mit  Gleichheit  der  Stimmen  ,  ohne  .nlle  P.iick- 
aicht  auf  die  politische  Macht  und  Bedeutung  der  Stiimme. 
3)  Die  Kriege  der  Ampliiktynnen  sind  heilige  Kriege.  4) 
So  oft  die  gl  iechiscnen  Angcligenheiten  einen  wirklich 
politischen  Bund  verlinglen  und  herbeiführleii  ,  bestnnd 
er  ganz  unabhängig  vom  Runde  der  Amphiktvonen.  We- 
der Philipp,  noch  Alexander  gaben  dem  lel/leren  eine 
andere,  als  religiöse  Gewatt,  wie  sehr  eine  solche  auch 
namentlich  das  Interesse  des  Ersteren  gefördert  h:itte,  da 
er  durch  Ttioss.Tlien  iiher  den  Bund  gibot.  —  Wenn  Dio- 
dor's  Nachricht  wahr  ist,  dass  Alexnnder  sich  erst  von 
den  Aniphiktyonen,  dann  Ton  dem  Syncdrion  zu  Korinth 


«ler  Pvtliien,  was  rermnihlirh  in  den  »■erlefzteii  Tlies- 
mopliorien  seinen  (icund  hat.  Diese  iiitidrii  iiänilirh, 
«ie  »vir  aus  Xenopboii  ersiben,  in  Theben  zur  Zeit  ge- 
feiert,   als    die    Wegnahme    der    llurg    slallfand. 

Hiermit  hi'llten  »ir  alle  diejenigen  .Stellen  einer  Prü- 
fung unterzogen,  »eiche  von  Uöekli  benutzt  sind,  um 
die  Friililing'<feier  der  P\thieii  narliziin  eisen ,  und  »elrhe 
überhaupt  in  dieser  Streitfrage  vernandt  viorden  sinil. 
Die  Stelle  Pliiloslr.  vit.  Soplioi  I.  II,  ,.'7,  ;).  p.  ()!(,  Oiear. 
habe  ich  absielilliih  nbergange».  Sie  be«e;»t  weder  für, 
liorli  gegen  das  .j.  Jahr  der  Olwnpiade  etwa»,  noeh  im 
geringsten    für    die    genauere    Zeitbestiiiiinuiig. 

lilicken  wir  nun  zurück  auf  dii-  geHonnenen  Resul- 
tate, so  haben  »ir  in  vier  Beispielen  den  unzweifelhaften 
Beweis,  dass  die  Pvtliien  im  Herbst  gefeiert  wurden, 
dagegen  aber  nicht  ein  einziges  Zeugniss;  denn  das  des 
Aristides  dürfen  »ir  ohne  weiteres  zurückweisen.  Kn 
würde  auch  immer  noch  eher  für  den  Herbst,  als  für 
das  Frühjahr  stimmen.  Wir  dürfen  aisu  iiiibedeiiklirli 
die  Herbstfei«r  als  hislorisrh  beglaubigt  und  feststebenil 
betrachten.  Wir  haben  ferner  durch  C'ombinafioii  gefun- 
den, dass  der  Bukatios  der  Delpher  dem  attischen  Pva- 
nepsion  gleichzustellen  sei;  dass  unter  den  beiden  ilem 
Apollo  geheiligten  31oiiats(ageu  der  ersle  diirrb  Tbnkvdi» 
des  ausgeschlossen  »ird,  wenn  wir  die  beiilen  IMonato 
bis  auf  den  Tag  gleicbslellen  »ollen,  dass  also  der  st0' 
bente,  welchen  schon  liöikli  aus  mythologischen  Gründen 
vorgezogen  hat,  allein  übrig  bleibt;  und  haben  ausserilem 
iiarligewiesen ,  dass  die  Frühliiigsversanimlung  der  Ani- 
phvktionen  zn  Delphi,  die  llerbsttersainmlung  zu  Pvlä 
gehalten    wurile. 

Diese  Resnllate  tragen  zur  Begründung  einer  l'ermn- 
tliuiig  bei  ,  welche  sich  mir  bei  der  Prüfling  des  Inhalts 
der  lex  der  Ainpliiktvoneu  aufdrang,  die  Böckfi  Corp. 
Inscr.  Nr.  ICiS.S.  hat  abdrucken  lassen.  Findet  sie  den 
Beifall  der  sachkundigen  Richter,  so  bestätigt  sie  anch 
ilirerseils  das  anderweitig  gewonnene  Resultat,  und  be- 
stimmt die  Frühlingsversaniuiliing  der  .\iiiphik(ynnen  zn 
Delphi  auf  den  IMunvchion.  ich  setze  die  Stelle  her, 
wie  sie  Bückli  gibt,  dessen  Ergänzungen  in  Kiainiiiern 
beigefügt  sind.  Zur  rechten  Seite  ist  die  Schrift  von  der 
3Iarmorplatle  abgeschabt,  es  fehlen  jedesmal  mehrere 
Worte! 

d  IlvStdg.    ertavTia    ä    hpo/iijvln    u    Uidtuq   loa 
■jrdvTeoai  ix  rä^  [oaT^iai?  .... 
45  Iltidia  ö'  dyovTUiv  roC  Boii/.utIov  ui]vdi  xoü  iv 
zlekcfoi^.  zovq  de  n[rdaiocoi? z/ 

tXcpot  TOiJ  Bvaiov  imtjvui;.   ai  dt  xa  fii^  He[j4}.TuniTi 
dnoTtiadvTU>[f 

nOTTOV    d6(JV,    Xul    TU    Tcdvia  ÖlÖUVTUJV  xoii  jdi}.- 
(fot^  etc. 

Zn  Zeile  4-t  bemerkt  Böckh:  annua  Pvlhias  memuratur, 
mihi    nova.       £Is    ist    aber  jedenfalls   sehr   auffallend,     dass 

zum  FcIJherrn  der  Griechen  gegen  die  Perser  erwählen 
iiess  —  und  ich  sehe  keinen  Grund  zum  Zweifel  —  so 
wollte  er  durch  die  erstere  Ernennung  dem  Kriege  und 
seiner  eigenen  Leitung  che  religiöse  Weihe  ertheilen  las- 
sen ;  die  politisch  bedeutende  Wahl  geschah  dann  zu 
Korinth. 


II  ij 


II. 5G 


Pin»  j»t.rli.I.»  P,(l.i««.,  ».-Llir  nllon  f.'riocI.M.  ,  o.Irr  vu-l- 
)i,.-hr  nll.ii  .i,..|.inkt.v.)nis.l..-i.  .St.iatoii  eriiii-iiiSÄiii  «nr,  uns 
En„,l,.l,  iiMl..-k;..M,t  SMii  M.IKr.  I.ll  verii.iirlir  il.il.or,  d.iM 
,|io  Oi.r.r  uii.l  rrli(,'.i..si-ii  IIaiMlliiiit.'rii,  »elrli.-  Ttvlaiai; 
;aunr,i  j.'llirli.li  »ii  U.'li.lii  »cn  di-ii  Ili.Tonineii.oiiPii  .lor 
*ll"l|lllll^^^•>"'•"  n-rrulitft  »Union,  mit  ilipsiin  iNaiiien  \«- 
oiihii-t'  «<-rfl.>n;  «Inm  «liese  .-ill.in  ".irni  ausser  .Ion 
Mlii.li  allrii  Gri.<li<-n  gonipiii  iiii.l  «iij;lpirh  iliT  Sorpi. 
;Vr  Ami>liiUl\«ii<-"  iil>pr^'clpii.  Dann  «>ir.leii  wir  amh 
i'.c  Zritl.estiininiiKt  f"r  «li«'»«'  Friililiiissfei.r  in  <ler  I.i- 
•  lirifl  b.-slininif  li.il.pn.  Ü<?iin  wie  <lpn  Bpslimnunigm 
■jl.rr  .lip  Sf"*"''"  Puhirn  sirll  «Ii«-  "l'Pr  ille  jalirlirlie 
Puliias  .uiri-ilien,  s«  »firile  .sich  (jpr  Zi'ithps(iniiniing  «Irr 
trutrren  .li"  'l'T  zwtilen  ansrlilies.^pn,  und  jpfztere  in  den 
B>M...H  i,-:>rtzt  »pin.  So  liipss  al.pr  bpi  dpn  D.-Ipliprn 
der  rrslp  rrülilinjjsinc.nat,  »*ie  dip  ol.pn  anKpfiilirte  Stelle 
dps  l'liilarrli  narliMcisl.  Eine  Upliprsiilit  iIps  Inhalts  der 
Triininipr  .üpsps  »iditiffen  KpscIiIhssps,  «ip  i.h  ilin  etwas 
abweirliPiid  %i>M  Bii.kli  auffasse,  wird  i\if  Verniulliung 
»Msrhauli.lier  machen;  «uj;leirh  holle  ifb,  dadurch  eineo 
kleinen    Beitrag    zur    Krklämnj;    der    Inschrift    zu    geben. 

t)  Uie  TorgpH(hrieli.'npn  Kiilesfiirmeln :  a)  fiir  dii-je- 
nitjen,  wpIcIip  rirhterli.  he  Knisch»  nlungen  gaben,  unil  das 
Cield  rerwalletpn;  b)  liir  die,  weiche  die  IVechnnngs- 
böclier  führten  (l(t)  und  iIpu  nipriininpmonen  und  Herol- 
den .len  Ki.l  abnahmen;  c)  dcrselbp  Eid  soll  den  Hie- 
rnninenioiien  un.l  Heriililen  unil  denen,  »eiche  die  Opfer- 
thiere  prüften,  abgeniininien  »er.Irn. 
Zeile    1  —  15. 

2)  Aufsicht  über  das  von  den  Ampliiktvonen  dem  dcl- 
ihisclipn  fiotte  gewelhete  Krissa  ,  die  Vurschriften,  wo- 
nach die  llieroninpinonpu  Ptc.  dabei  verfahren  sollen,  und 
die   Strafen   für   die    llebertreter. 

Zeile    16  —  26. 

3)  Die  Geldlpistungen  für  die  ainphiktvonische  pompa. 
Au-srüstu»};  und  Opfer  —  und  die  Erballung  de»  Tem- 
pels und  der  Plätze,  welche  für  die  pvthischen  Spiele 
dienten;    wie    Bestiuiinnngen    über   die    Beamteten. 

Zeile   '27  -  4.3. 

4)  Bestimmung   über   die   jährlichen  pjtUischen  Feste. 

'.eile   44. 

5)  Zeitbestimmung   der   grossen  Pythien  und    der  jälir- 
ichen.   —    Auf  die  letzteren    sind    dann    auch    die   Geld- 


gtrafeii  zu  beziehen,  Hel.he  ili.'j-nigen  zahlen  »nllten, 
die  ihre  Al>t'eiir.liielpii  nicht  srlii.kfen;  ein  Uinstand,  der 
ganz  lortreHiich  auf  die  Al>gpiirdiieten  der  Amphiktvi.nen 
passt.  Ich  ȟi.Ip  ilai.n  Zeile  45  nicht  ll[v^<i/rjT((,i,  snn- 
derii  ll[i  f  (työfJOUC  her.stelleu  un.l  .len  tie.lankeii  etwa 
so  er,;aiizeii:  .lie  Pvlagiiren  «Ipt  AiiiphiktNoiien  aber  sol- 
len die  D.'lplier  beriifpii  (s.  bei  sich  aufnehmen)  im  Mo- 
nat liysios;  (./  i^e  y.tc  fiij  Ti i^nujVTi  etc. 

(i)  Von  ileii  Bestimmungen  über  die  heilige  iy.fj(€lpla 
ist  ili.'ses  >Vort  allein  am  Eude  der  Iu.<rhrift  übrig  ge- 
blieben. 


Gottingen. 


Adolf  Kiene. 


Personal-Chronik  und  Miscellen. 

Nachträgliches  zur  Salix  über  Dio  Chryaostom.  p.  272,  B. 

Die  roii  (Jiiterzeiclinetem  cor  Kurzem  in  ilicser  Zeit- 
»clirift  gegebene  Reclitferti;;ung  der  \'ulgata  hei  Dio  C  hry- 
soslomoi  a.  a.  ü.  (s.  diesen  Jalirg.  S.  517  u.  folg.)  igt 
in  der  Thal  nicht  überflüssig;  ilenn  die  U?igersche  Ejt&n- 
diiiig  einer  Bierlaufe,  welche  betrügerische  Antiquare 
des  Altertliiims  mit  neuen  IMannscripten,  um  sie  alt  schei- 
nen zu  luaihen,  vorgenunimen  haben  sollen,  hat  auch 
den  Beifall  von  Hrn.  Geel  erlangt,  der  sie  letzthin  (s, 
S.  4(l()  nnt.J  als  ein  praecliirum  inventum  allen  Ernstes 
begrüsst.  Den  Unterzeichneten  täuschte  übrigens  das 
Gedächtniss  nicht,  »enn  er  die  vou  ihm  zur  Rechtferti- 
gung von  Dio  Chry».  beigebrachte  Stelle  iles  Arnieniera 
David  schiin  aiiiierswo  zu  einem  anderweitigen  Zvtecke 
benutzt  gesellen  zu  haben  glaubte;  denn  es  ist  diess  von 
Preller  geschehen,  iler  in  der  Reccnsiou  von  Timaus 
Locius  ed.  Gel.ler  (Hall.  Lit.  Zeit.  Erganzuiigsbl.  Febr. 
lt>4U.  S.  >)4)  die  Stelle  als  Datum  benutzte,  um  die 
Perin.le  zu  bestimmen,  in  »el.hur  in  der  philosophischen 
Literatur  der  Griechen  .ler  Betrug  mit  dem  Uiiterschlebea 
neuerer  Fabrikate  unter  dem  Kaineu  alter  Aurtoritateu 
beg.innen  haben  müclite.  Den  'lofjdriji  des  David  fassl 
Preller  gewiss  richtig  als  Juias  auf,  lasst  übrigens  das 
vnn  uns  eiDendirte  sinnlose  -tti^^üju  auf  sich  beruhen, 
indem    er    es    mit    einem    Fragezeichen    abfertigt. 

A.  Jahn. 


Anzeige. 

Die  Lcske'sche  Vcrlagshan(liun;2;  l>at  zwar  liie  Zeit.schiift  für  Alterlhumswissenschaft  und  die  Gjra- 
nasialv^eitiin»  bisher  rait  grosser  L  neigennüfzigkeit,  ja  selbst  nicht  unbedeutenden  Opfern  aufrecht  gehalten. 
Der  Erlrao-  beider  Institute  stand  jedoch  mit  den  Kosten  7-u  sehr  im  Missverhfiltniss,  als  dass  die  Ver- 
lao-shandiuno-  dieselben  ohne  beträchtlichen  Schaden  langer  Corlsetxen  könnte.  Sie  sieht  sich  dadurch 
o-enöthio-t,  die  -enannten  Zeitschriften  völlig  aufzuheben.  Indem  wir  diess  zur  öfTentlichen  Kennlniss 
brino-en,  scheiden  wir  von  den  vielen  ehrenwerthen  und  ausgezeichneten  Männern,  welche  ihre  Hiilfe 
Aur  Erreichung  eines  gemein.saraen,  würdigen  Zieles  geleistet  haben,  mit  den  aufrichtigen  Gefühlen  des 


Dankes  und  der  Hochachlung. 

U    1'       _.'ll 

.lllJI  ?  I 


Dr.  Fuhr. 


Dr.  Zimniennann. 


Zeitschrift 


für    die 


Alterthumswissenscha 


li  a  f  t . 


Ueccmlicr    tS49. 


Anzeige. 


I.! 


Die  Leske'sche  Vcila^shanillun;2:  liat  zwar  die  Zeilschrift  für  Alterthumswissensciiaft  und  die  Gyin- 
nasialzeiliin^-  bisher  inil  grosser  l'rieigeniiiil/igi<eit ,  Ja  selbst  nicht  unbedeutenden  Opfern  aufrecht  gehallen. 
Der  Ertrag  beider  Institute  stand  jedoch  mit  den  Kosten  zu  sehr  im  Älissvcihaltniss,  als  dass  die  V  er- 
lagshandhmg  dieselben  ohne  beträchtlichen  Schaden  langer  forlselzen  könnte.  Sit  sieht  sich  dadurch 
gcnölhigt,  die  genannton  Ze'ischrifien  völlig  aufzuheben.  Indem  wir  diess  zur  ölTenllichen  Kennlniss 
bringen,  scheiden  wir  von  den  vielen  ehrenwerlhen  und  ausgezeichneten  Männern,  welche  ihre  Hiilfe 
zur  Erreichung  eines  gemeinsamen,  würdigen  Zieles  geleistet  haben,   mit  den  aufrichtigen  Gelühlcn  des 


Dankes  und  der  Hochachtung. 


Dr.  Fuhr. 


Dr.  Zimmermann. 


107.    Kritische   Studien   zu    Dio   Chrysostoraos. 

Auf  Jacobs  reiche  Aelirprilospii  lies'»  Hr.  Dr.  Knippriiis 
in  einer  \Viirillj;ung  iler  WcrUc  des  Hrn.  I'rofi-ssnr  (ipcl 
weitere  l{eiträ;,'p  zur  Verbesseriinj  iler  Reilen  lies  Dio 
ClirjSDStomos  in  dieser  Zeitschrift  (Jjijirjf.  1S4l.  Nr.  41  fl') 
folgen,  (ieijen  lersclliedeno  seiner  Vorsclilage  nnd  gegen 
■ein  Verfahren  lilierh.mpt  erhnli  darauf  der  Unterz,  in 
der  IC|)i.^t()la  Critira  gelegentlich  Beilenken  ;  die  Ki<  htig- 
keit  dieser  bedenken  hat  Hr.  Dr.  £ni|ierius  in  einer  sq.- 
eben  erschienenen  Kercnsinn  der  Kpistnla  (Jal.rg  1S4.?. 
S.  22"  fl' )  in  Alirede  zu  stellen  und  ilahei  dii-  Bemer- 
kungen lies  Unter«.,  so  weit  es  anging,  zu  « iilerlejjpn 
gesucht.  .So  gern  nun  der  (Jiiterz.  ,  der  im  Begriff  sieht, 
soHuhl  jene  iSlellen,  »eiche  er  in  dem  genannten  Schnft- 
clien  nur  zu  einem  einseitigen  Zwecke  berührt  h.ilte, 
ausführlicher  zu  lieh,indeln,  als  eine  neue  Folge  ton  Ver- 
besserungsvorsrhlägeii  zu  anilern  ^(teilen  zu  ijebeii,  der 
ßliihe  ülierhohen  iiflre,  auf  jene  Apologie  und  jene  Wi- 
derlegungen Rücksicht  zu  nehmen,  so  kann  er  iliess  ilocli 
schon  der  historischen  \  olUiändigkeit  »egen  nicht  thuii, 
und  sieht  sich  sogar  genlithigt,  in  grosserer  Ausführliih- 
keit  darauf  einzugehen.  Da  es  näinlicli  auf  der  einen 
Seite  bei  iler  Hrograinninatiir  der  Kpist.  Crit.  aiizuneh- 
inen  ist,  dass  sie  der  gelehrten  Welt  mehr  durch  die 
Recensiou  lies  Hrn.  Ur.  i5ui|ierius,  «lie  siih  fniliih  nur 
auf  die  Stellen,  die  lon  Diu  liandeln,  also  etwa  auf  den 
dritten  Tlieil  dersellieii  erstreckt,  als  durch  sich  seihst 
bekannt  vtinl,  auf  der  andern  Snte  aber  Hr.  Dr.  Einperius 
den   Inhalt    derselben    durdi    eine    ungeiiolinliclie   Flücli- 

Zeiticlir.  f.   d.   Aller Üiunnw. 


tigkeit  (so  will  der  Unterz.  annehmen)  durcliaus  theib 
geschiiiält-rt ,  tlieils  entstellt  hat,  so  inuss  der  Unten. 
bei  Darlegung  seiner  \' erbesseriiiigsv.oisihirtge  mit  darauf 
beilaiht  sein,  si<  h  sein  Eigendiuni  zu  sichern  und  es  in 
gebührender  Weise  zu  vertreten.  Ausserdem  ist  es  Pflicht, 
die  von  Hrn.  Dr.  Kniperms  dargebotene,  ziilSiiglichere 
Basis  zur  KrgJliizung  der  in  der  Epistola  gegebenen  Kr- 
(irterungeii  zu  lienutzen  und,  inilem  nur  loii  tCiiiein  -Sclirift- 
sti-ller  gehandelt  und  dabei  ilie  Art  und  \\eise,  in  wel- 
cher llr.  Dr.  Kiiiperiiis  ,,das  Ursprüngliche"  in  den  Reden 
de»  Dio  herzustellen  versucht,  beleuchtet  wird,  mit  gan- 
zem Vermögen  dafür  zu  sorgen,  dass  der  \V  illkür  Schran- 
ken geset/t  werden,  mit  welcher  die  Coiijecturalkritik 
zuweilen  selbst  von  ftl/lnnern  von  soll  heil  Eigenschaften, 
wie  sie  Kpist.  Crit.  p.  II  an  Hrn.  Dr.  Einperius  erkannt 
sind  ,    geübt    w  ird. 

Orat.  XXXVI.  p.  7S,  7.  Reisk.  üörduiv  ooi  öoy.er, 
uj  KaKKioToaia,  dfieivo)v  nuii^riji ''0)irpo;  r;  0ojy.L>- 
h'diji;;  xal  ög  yskäoaq  icfij'  «A-A."  oidiinioTu.ftai 
lyojys  Toü  STtoov  noiijTuv  TU  övofia,  oiiidt  de jnjde 
Toi'Tvtv  fiiiStva-  ToiTO»  6)  oxiduv  n  ovöt  aKkoq 
ovöek  ayvod.  f^iovuv  yuQ  'Ofii-Qov  fivi]iiovevovciv 
in  iioiijiai  ai'Tuiv  iv  TOii  Tiuiijiiaot  -xai  ukhu>q  fiiv 
fhöi^acTi.  keyeiv,  ciei  de  ütcÖtuv  /lelkutoi^  /iiijfeodat, 
Tranay.elerovTat  toi<;  avruiv,  (hniifp  tu  Tiuraiov 
iv  Aa/ebuiiiüvt  ektytio.  siol  de  -navTei  uvtui  rt- 
f/'Äol  v.al  oi'x  ijyoivTai  devatuv  elvae  ällov  tivu 
Jlon;ri)v  ytriadat.  Hr.  Dr.  Emp.  schreibt  für  «/./o? 
ßac'ßapoi,  nnd  erklart  sich  S.  224  daniber  folgender- 
massen:   Es   redet  hier  ein  junp-'r  Borysthenit ,    der,   wie 

81 


1139  :        >      p      i      l  ^^" 


* 


•ein«    ^litliiirf er ,    als    ein    jfrosucr    Lieltliabpr    ile»    Homer  ßarli.ir    lieileiiten  ,    iiiiil    Doliree    in    iloii    Ailrers.    zu  Isocrat. 

•'e»(  hililerl    Hinl.       Die    (iorystlii-niten     er sclifineii     als     ein  p.    l.V    LUnnle    allenfalls   iliese  Krkl.'lriin(J    iinterstiitzen.     So 

mit    iler    i'iliiitieii    rivilitiirfen     Welt     iieni)^     »erkelirender ,  liiiden    wir   ilie    liarliaren    auch    oliiie    (jewaltslreicli ;    aber 

«bif'fissener   Zi»eij;    des    lielleniHi  lien    VulUes.      Sie    liabeii  seilen    »ir    zu,    h  a»    »ir   an    ilinen    haben.     Als   der  Unterz. 

nur     von    den    benarlibarlen ,     barbarisehen     Völkern,     mit  zuerst   von    Davis    zu    [Maxim.    T)  r.    XXIII.    5.    p.   44'.)   er- 

deiien    Hie  Mandel    tieilien,    iift   aneli  lirie;;   fuhren,    genaue  fuhr,    dass    auih    den    Indern    llouier'»    (iedichte     bekannt 

Kunde.      Datier    ist    es    ge»«i»8   »aih;;eiiiil8s  ,   dass    derjiinjje  gewesen   seien,     konnte    er    es    freilich    nicht    alinen ,     dass 

ISiirvslhenit ,    nachdem    er    niii    seiner  iMitbürner    Liebe  znin  daraus    einmal   Jemand     beweisen     »ürde,    dass    auch    deo 

iliimer    geredet    hat,    auf    die    iMeinnii;;    iler     benachbarten  (>anriimateii    und  (jeteii    lluiiier    hoIiI    bekannt  gewesen  sei. 

Darbaren    inm  Hiiiiier    liliergehl.  —    Alles  An;,'i'fiihr(e    »ei-  llnil    Saurmnateu   sollen    den    iloiner    nicht    liloss    gekannt, 

»et    auf    ein    mlirs     Volk    hin  ,    das    durch     Kriejjsjjesflnge  sie   sulleii    Srlilaihfges/lnge    (liber    diese  Entileckniijj  würde 

sich    /nni   Kani|if<-    be(;eis(ert,    bei    »i  elcliem  nur  blinde  sich  sicli      unter     Andern     Peiizonins     freuen)     und     nicht     bloss 

mit    Uu:>ik    befaüsen.       Dass    aber    liomer    jenen    liarbarcn  Srlila(hl|<e«äii|;e,   sondern   auch    eigene  sangreiche  Dichter 

im    INorden    des    schwarzen    i>leeres     nicht    unbekannt     gc-  geliabt    haben!      Welches     Unrecht    (hut     ihnen    also    Ovid 

blieben    war,    kann    Memandem   aulTallen,    da  selbst   Inder  an,    der    ihnen    Sinn    für    Poesie    abspricht  Trist.  Jlf,  10,  h. 

den    liomer    kannten    (conf.    p.    277,   38-    Reisk.).     Da    nun  und    es   bei   seiner    Keiintniss    der    getischeii    und    sauroma- 

aber    der    Hcdeiide    nur    von     den     benaclibarten    Barbaren  tischen    Sprai  he    Pont.    III,   2,    40.    verabsäumte,   als  Dich- 

eine   genauere    kenntniss    haben    kann,   so    bleibt  die  Wahl  ter    bei    ilinen    anf/utreten.        Unten,    glaubt,    Hrn.    Dr.    E. 

ziiisihcn     Skvllieii,     (ieteii     und     Sarniateii     und     ilem    alle  schwebten    hier    einige    dunkele    Erinnerungen    an    die  Kal- 

zugleirli    umfassenden    fjaoflaoo^,    welches  Unterz.  vorzog,  miicken    und     ihr   aus    HIO    Gesängen     bestehendes    Ilclden- 

weil    (li)iloiiiatische    Griiiiile    für     keinen    der    drei    Vfilker-  gediilit    cor.      Sehen    wir    nun    zum    Ueberduss,    wie    es    bei 

iiameii     besiinilers    sprachen.''       Alan     betrachte    ilie    Logik  dem     Vorschlage     des     Hrn.     Ür.    K.     mit     der    Grammatik 

des    Hrn.    ür.    Emperins.         Weil     also     Dio     ileii    Uorvslhe-  steht.       Ware    wirklich    von    den    Sauioinaten    die  Heile    ge- 

nileii     Kallistralos    fragt,     ob     er    Homer    oder     PliokWides  wesen,    so    knnnle    Dio,    abgesehen    davon,     dass     er    diese 

fi'ir    einen    besseren    Dichter    halte,     und    die    ISorystheuiteii  ungeluirige  Anseinaiulerset/.ung    nicht   so    ruhig    wurde  hin- 

nur    von     den    benachbarten    barbarischen    V'iilkern    genaue  genomineii    haben,     nicht    so    fortfahren,     wie     er    es   tliat: 

Kunde    haben,     diesen    Uarbarcu    aber     wnlil    Homer    nicht  tÖi;     öfi    (tiuJY.vKidlJV     VfUSig    fuiv    Ol'x     iniOTUOi>e ,     üJi 

nnbekaiint     gewesen     ist:    so     ist   es    sarbgem.'lss,     dass   der  Ksye/^,    sondern     er    inussle   sagen:    viJEii;    fitv    —    TOV 

junge  liorvsthenit    die  Meinung   der  benachbarten  Barbaren  (J)  uj  X  fklö  n  V,    als  Gegensatz  zu  ilen  Barbaren.    Er  durfte 

loin    Homer   auseinandersetzt.      Dio,     der     es    nur    mit    ileii  auch    in    den    Worten    fi'oi    de    ■Trd.vT  6^  UV  i  ul  Tiff/oi    il'm 

Borvstlieiiiten     und    mit    ihrer   ausgezeichneten    Liebe    zum  nicht    voranfgehen    lassen;    endlich    miisste  er  ot'd     lli;  TüjV 

Homer    —    denn    lieioahe    alle    können    die    Ilias    auswendig  ~l  aoOlxDt'l't  UV    fjdofjUoojl'     durchaus    s.igen,      wenn     der 

liersageu    —    zu    tliun     hat,     erhalt    mithin    folgende     Aiit-  Leser     nicht    au    alle    Barbareu     überhaupt     dciikm    sollte, 

wort:    ^eiii  ,    den  Pliok\lides    kenne    ich    nicht   einmal  dem  Doch     einstweilen     genug     von    Hrn.    E.  s    Coiijectnr.      Der 

Namen    nach,    und    ebeiisi»    wenig   meine  Landsleute.     Denn  Unten,    hatte    für    oi'de   akkui;  oi'()i    dkadg    hergestellt, 

wir   lialten    nur   den    Homer   für    einen    üichtiT.     Den    aber  ohne    etwas    Weiteres,     als    Beweisstellen    für    die   sprüch- 

kcnnen   sogar    fast   alle  Barbaren.     Denn    allein    den  Homer  »Örtliche    Geltung    ilieser    Worte     hinzuzufügen.        Hiiren 

erwähnen    ihre    Dichter    in    ihren   Gesängen,    die   sie    wohl  wir     nun    den     Hrn.    Dr.    E.    S.    225-      „Diplomatisch     be- 

auch     sonst    vortragen,     besonders    aber     dann,     wenn     die  trachtet,    ist   diese    Emeuilatiou    vortrefllich  ,     und    doch    ist 

Ihrigen    zum    Streite    ausziehen,    und    sie    den    Hlulh    der»  sie    so    gewiss   verfehlt,     wie     irgend    etwas    in     der    Kritik 

selben     anfenerii     wollen.       Alle    diese     Dichter    sind     aber  gewiss    genannt    werden    kann."     Denn    „der   Sinn    beneist, 

blind,    und    halten     es    nicht     fiir   uWiglich ,     dass   ein    nicht  d.iss   die    Emendatioii    nicht    richtig   sein    kann.       Denn   die 

blinder   Mann    ein    Dichter   sei."       Ist    das    eine    passende,  folgenden     Worte     ui    nulljcai    uurutv    müssen    sich    auf 

ja    nur    eine    schickliche     Antwort?    schicklich     für    einen  ut'd'   dkaug    ovdtlt;    bezielien.     Der  Verfasser  wird  sagen; 

allgemein    geehrten    jungen    Redner    und    Philosophen    der  aus    oi'dtig    ist   nüvTUJV    >■»    erg.'inzen.     Gut.     Also   sammt- 

liiirystheniten ,     der    das    zu    zeigen     hat,    und     gern    zeigt,  liehe    D  chter     gedenken     nur    des    Homer,    und    ermuntern 

»a»   Dio   v.   34.    andeutet    tt'duj^    oiv    ui<Tt>v    (f/KÜfjljoUv  die    Ihrigen    ilurch    Gedichte,    worin   sie  Homer    erwähnen, 

ii.ru    Tinjl    ZOLTUI'    Sl'ih'i    £ni'l'i}av6iit]V,     nämlich     wie  zum    Kampfe;    alle     diese    Dichter    aber    sind     blind,    und 

eifrige   Verehrer  des    Homer  »eine  iMitbürger   sind?    Kalli'  glauben,    dass    nur    Blinde    Dichter   sein    kütinen.     Und  nun 

Stratos    soll     ein    weitläufliger    Schiie'it/er     sein     und     nach  noch     die     Wiederholung     Ol     no/ljcai     ai>riuv     in     Dio» 

flüchtiger  ErM.'iiSniing   seiner    Landsleute    die    Barbaren,   als  Antwort,    was    sich     gewiss    auf  eine    ganz    bestimmte    Art 

Pfleger    der    Homerischen    Gesang^  verherrlichen!   er   soll  von    Poeten    bezieht.      Der    Hr.    Verfasser    wird   selbst    ein- 

das    anszeicliiiende    Lob,     welches    den    Bor^stheniten     zu-  sehen,    dass   diess    ein    Gewebe    von    Sinnlosigkeit   ist,    .ib- 

kuinmt ,    lUilnrcK    abwoisen  ,     dass    er    sagt:      den     Homer  gesehen    davon,    dass    die    Formel    oXuug    OL'ötii  hier,    wo 

kennt    ja    last    jeder    Baibar?      Doch     die    Barbaren    zuge-  von    Blindheit    in    ganz    anderer    Beziehung    geredet    wird, 

geben,   die    Hr.    K.    hier    e'iimal    haben    will,    was   hinderte  höchst    unangemessen    sein    würde."      Der  Unterz.    ist   voll- 

ihii     denn,     t'J.koi    beizubrlmlten    (das    folgende     avxüjv  kommen    mit    Hrn.     Dr.     B.    darüber     einverstanden,    dass 

wenigstens    wftre   nicht  im    Wege,     wie    sich    unten    zeigen  diess   ein    Gewebe    von    Sinnlosigkeit    ist;   aber  woher  rührt 

wirilj?     Denn   da    Kaliistratos  die    Borrsthenilen   sicherlich  es    anders,    als    dass    Hr.    Dr.    E.     für    den    Unterz.    geant- 

als  Oiecheu  ansah,    so    vünje    akko-i    in  seinem   Muude  »ortet   und   auf  dessen  Rechnung   mit   eben   so  grosser  Zu- 


1141 

vorkoinmenlieit,  als  ^raiiiniatischer  Uinsich(ifi;keit  eine 
L^Lersrtziin^  KPgelien  hat,  die  freilirh  seiner  Alisirlit  sebr 
gelegen  kam?  Aller(liii(,'S  Uatle  der  Untere.  Iiciin  iSiedcr- 
8<  hreiben  folgeiuler  Worte,  mit  denen  er  die  Stelle  ab- 
tliut:  „facta  uiiiiis  lilteriilae  runrpr.siune  et  seiiteiitian 
perspiniitateiii  et  pristiiiiiiii  diceiidi  jjeiius  Oiiini  sie  videor 
posije  reddere"  sirli  ilesseii  iiiebt  reruiiitliet ,  dass  ein 
(•elelirter  die  Stelle  anders,  als  «u  übersetzen  kOnnte: 
Hfiltst  du,  IvaJIistralns ,  den  Homer  oder  den  Pliokvlides 
für  einen  besseren  Dicbteri  nnd  Kallistratos  antitorleto 
Ificliclnd:  Aber  irli  kenne  ja  nirlit  einmal  den  Namen  des 
andern  Dichters,  nnd  t;lanbe,  ebenso  »enij;  kennt  ihn 
i'iner  von  meinen  Landslenten.  Denn  »ir  halten  nur 
den  Homer  für  einen  Dichter,  und  den  kennt  bei  uns 
so|;ar,  so  zu  sajjen,  jeder  IJIinde.  Den  eben  nur  den 
Domer  em^llinen  unsere  Dichter  in  ihren  (lesän^'en,  nnd 
xtvar  tragen  sie  diese  Ges<hj^e  besonders  «lann  lor,  t»enn 
r^  /um  Kampf«  geht,  und  sie  die  Streiter  ermufhi(;en 
•tollen,  {gerade  wie  man  eioüt  in  Lakedämnn  die  Lieder 
des  Tyrtäos  vorlas.  Es  uiaiijjelt  aber  diesen  Dichtern 
wirklich  ilas  Augenlicht,  unil  sie  halten  es  auch  für  un- 
.in(>j;licli ,  dass  überhaupt  ein  Anderer,  als  ein  iilinder, 
ein  Dichter  sein  könne  (oder  kürzer:  den  Homer  kennen 
bei  uns  sogar  die  Blinden;  denn  unsere  Dichter,  die  ihn 
in  ihren  Liedern  erivfihnen,  sind  wirklich  alle  blind)." 
„Wie  anders  also  verhält  sich  hier  Alles",  wenn  man 
nkt/.Oi;      schreibt.  Man      erhellt     dadurrh      nicht     allein 

eine  sehr  passende,  sundern  die  allein  richtit^e  AntMort. 
Denn  nur  von  den  Borystbeniten  durfte  und  konnte  Kal- 
listratos reden,  die  .4iitMort  aber,  die  er  in  Beziehiiii); 
«nf  sie  zu  j^eben  hatte,  war  in  allen  ihren  Theilen  von 
Dio  vorbereitet  durch  die  Aiijjabcn,  dass  fast  alle  Borv- 
gtheniten  sich  eifrig  mit  dem  Homer  beschäflijjten ,  und 
zwar  so  eifrijf,  dass  sie  von  einem  Andern,  als  Uomei', 
gar  JNichts  hören  »nllteii  {n'/^ifiuv  ÖS  y.ai  navit^  Ol 
ßoovodeviiui  negi  toi/  ctoiijtI/V  eOTtuuöä'/.aaiv  — 
lüöis  oi'de  d.y.oiitv  intg  Ofdeuoi  äkkov  iHkoi<o/v  i) 
'O/Jrjooii  S.  7t)f  3').  32.),  dass  dieser  Eifer  aber  seinen 
Grund  in  ihrer  kriegerischen  (iesinnung  habe,  wosshalb 
Achilleus  ihr  Held  sei,  und  beinahe  alle  die  Dias  (nicht 
Odyssee)  ausMendi|;  hersagen  könnten  (ö/a  X^v  Tifju^ 
Tüv  'AxtkXta  ai'voiav  —  xi^v  ye  'Ikidöu  ökiyov  -irdi- 
Tt^  t'oaniv  (/Tto  axöiiaxo:;  7,S,  3".  4Cl-),  vorbereitet 
ferner,  um  vom  Namen  Kallistratos  selbst  i\ichts  zu  sagen, 
durch  die  Erwähnung,  da>s  Kallistratos  sich  in  den  Krie- 
gen gegen  die  Sauromaten  ausgezeichnet  77.  27,  aber 
nicht  bloss  ein  ausgezeichneter  Krieger,  sondern  auch 
ein  guter  Redner  uiiil  Philosoph  und  besonderer  Lieb- 
haber des  Homer  gewesen  sei  (iXeyexo  öi  y.al  xu  7l(jug 
TOP  nokt^uv  ccid(jiiuc  ilvai  v.al  nokkoin;  Sui<^ofj.a- 
xuiv  xoix;  f.i£i>  dvrjgijxii'ai,  xohi  5i  a'ff^iiakv'txovq  eU 
ktjcftvai'  kartovddy.Ei  di  y.al  nsqi\  koyovg  xui  cfika- 
aocfiav  11,  ly.  et'dülg  oi'V  ai'xoi'  cpiköiuijoov  uvxa  31). 
Ergibt  sich  nun  hieraus,  dass  Kallistratos  in  jener  Stelle 
{fiuvav  yap  Ofnjoou  v..  x.  A.)  nur  von  der  Liebe  sei- 
ner Mitbürger  zu  Homer  und  von  den  Kriegsliedern  ihrer 
eigenen  Dichter  sprechen  konnte,  so  erhalt  diese  l^lei- 
nuiig  ihre  weitere  Bestätigung  noch  dadurch,  dass  Djo  iu 
seiner  Rede  mit  diesen  Worten  fortfflhrt :  xav  (H  0  w- 
xvkldijv  vfteig  (asv  oix  iniOTuoite,  uji  kiyeti;,  auf 


114? 

deren   Bedeutung    schon    oben    hingewiesen    wurde.       Und 
fühlt,    um    Anderes    zu    übergehen,    Hr.    Dr.    E.    nicht,    »on 
welcher   schlagenden    Wirkung     es    ist,     dass    Kallistratos, 
um    zu    beweisen,    das«    eigentlich    alle    Borvstlieniten   ohne 
Ansnahme    mit  dem  Homer    wiiM    vertraut   sind,    sich  eines 
SprücliHoris,    welches    von    Homer    an    ilalirt,    auih    in    der 
Homerischen    Form    bedient,    uinl     d/udi,    nicht    viCfküi 
gebraucht?    Und    die    Erklärung   des  Sprüchwurts:    den  Hu* 
nier    kennt    bei    uns   f^st  jeiler    Blinde;   denn    unsere    Dich- 
ter,   welche   ihn    immer  im  IMiinde  haben,   entbehren  wirk- 
lich   des    Aiigetiliclits",    ist  sie    nicht   eben   so    treli'eud ,    als 
wenn    bei    Poivbins    und    Liviiis   an    den    vom  l'iiterz.  in  der 
Ejiist.  p.  III    zuerst    angeführten  Stellen  Philipp  dein  Phae- 
iieas  sagt:     „Ja,     das   sieht    auch    ein    Blinder    ein"     (denn 
Phai'iieas    konnte    wirklich  nicht  gut  sehen)?    Ist  dann  wohl 
auch    die    Stellung     ei'ot    dt   Tidvceq    oixoi  .Xf(fkoi    zu- 
fällig?   (iciiiig   von   dem,    was   soiiiienklar   ist,       Wio  aber 
war    es   möglich,    dass    Hr.    E.    das   Sonnenklare    nicht   er- 
kannte?  Hr.  Dr.  E.   sah   nicht   ein,   dass   uvxdjv  —  denn 
so   ist   zu   schreiben   —    nicht  zu    noiljxal,  sondern   tu  ii> 
XOi'i  TToni/itaoi.   gehöre:   ,,denn    den    Homer   allein    erwäh- 
nen   die   Dichter    (d.    h.    unsere    Dichter;    weil    der    junge 
Borvstheiiit  andere  Dichter,   als  dio  seiner  Vaterstailt,  nicht 
kannte)    in     ihren    OVsängen";     denn    des    Gegensatzes     zu 
Homer   wegen    war    ein    uüxihV    iinuingänglich   nothwendig, 
sowie    es    auch     gleich     nachher     wieder     heisst    nuuuy.t- 
ktvuvxai    xoii;    uüidjv,    uinneg    xd    Tv  g  t  alo  v    sv 
Aa/.tbainovi  iKtyexo.      Solche    Erwähnung    des   Homer 
findet  sich    etwa    bei    Nonnns    XIII.    p.  3ö4,  4.    und   XXV, 
p.    6)H,    18.       Bekannt    ist    übrigens,    dass    diese    Stellung 
der    Prunumina    sich    nicht    bloss    bei    Dichtern,    sundern 
auch    sonst,     wie    bei    Plato     und    den     Philosophen     über- 
haupt   findet;     es    sei    jetzt    nur    Plat.    Polit.    I.    p.   ,330.    C. 
Htixov   £v    xuj   ßU:)  angemerkt.     Wie    weit   aber  ihe  >'er- 
tauscliung   von    kuvxuv    (lie    Venet.    gibt    an    der    zweiten 
Stelle    tavTioi),   at'XOV   und    ai'coc    gebt,    kann   man  au« 
den    Stellen    bei    Boissouade    xu    Planud.    Met.    p.    112    und 
Walz     zu    Tlieon    p.    1  ;,S.     Kayser     zu    Philostr.    Vit.    Snph. 
p.    I!)()   sehen.     Hr.   Dr.  E.    schreibt   aber    nicht    bloss  ßdü- 
(iagui   oüdSii  (mit    welcher    diplomatischen    Probabilitat , 
«erden   wir    weiter   unten   sehen),    sondern    auch    fv   xuig 
]iun'jf.iursiv  a  xai  (für  notr.uuai  y.ai)  uUmj^  fitp  iiiu- 
i*aai  ktyitv,  dei  dt  ünurav  fiekkovat  (für    uit.kutoi) 
fur/saiiai  71  aga/.ekii'üji'Tai  (für  nctnu/.fknovxai)  xoi(; 
C'L'CWV,    und    will    wissen,    dass    der    Unlerz.    diesen    Aen- 
derungen    seine   Zustimmung  schenkt.      Worauf  sich    diese 
Conjectiir    des     Hrn.    Dr.    E.    gründet,     kann     der     Unterz, 
nicht  ausfindig    maclien;   er    erkb'irt   vielmehr  hiermit,    dass 
er   iliese  Aenderiingen    für  dnnliaus  verwerfliih  hält.     Was 
zuerst     das    anlangt,     dass     Hr.    E.    dieselben    S.    ,j()4.    für 
„geringfügig"   erklärt,   so    ist    dagegen    Folgendes   zu    erin- 
nern,     Stände    TlOllji.ia0IV    in    den    Büchern    (die     Hinzii- 
füguiig   des    i>    übergeht   Hr.    E.    ganz;    ist    es  ja    doch    nur 
Ejii    Buchstabe!     freilich    gerade    ein    Buchstabe    lon    niiht 
geringer    kritischer    Bedenlsauikeit ) ,   no    wiese    iluch    allen- 
falls   Etwas     darauf    hin,     dass    auf    :i  tinjiianiv    einst    ein 
mit  einem  Vocal  anfjiigeudes  Wort  folgte,    während  auf  der 
andern  Seite,  wenn  Tl  üll^  liaOl  i    sich  vorfände,    daraus  nicht 
luriorgehen  würde,  dass  ein  Wort,  wie  des  Hrn.  E.  '/,  aus- 
gefalleu    wäre.       Nun    aber    steht    in    den    Haudsrbriften 


1143  1144 

TTOn'imOf,    ii'iil    ilorh     lasst    sirli    ohne    AniiBliinn  jrnrs    v  Torgelcspii    wurden."     Drr  llnfprz.  fiij;t   mir  Lyrnrg.  p.  212 

<lie    .'>Il)|;l>i'lil(<'i(    j'-iirK     Aiitilallrü     |ialj|ii);rn|iliisrli     «c  lilccll-  liiii/n  ,     weil    iViM>kp  ,     il<T    an    rill    ^'orlrscn    nicht   ilailitr  , 

(rriliii);.'!    iiifli*    iiarliwcisen.       üriii    l'iitfrz.    liiiMct   »ich    nur  »ilirrilpii     iioIKi-:    üjOTzeg     xoii     Tlütaiuo    iv    A.    iikt- 

tlir.irr    «in«    \^ i'(,    dar:    weil    v   niiil    y.ai    «dir    lifliilig   mit  ytioii'      Ui'bil|;eiiii   ijlaiilit   er,    dass   aus    fitkKiuot    Keiner 

einander    ver»  eclmelt   sind    (die  Codires  des  Paiiüania»,    de«  »ird     beueisi'ii     t<  ollen,      dass    jene     Uirilirr     trotz     ihrer 

fllaxiiiiU!)  T>rius   beiieiseii   diess,    um    niiht  aiiilere    zu  nen-  Ulindheit     Veit    >Velier'9    hätten    nein     mil.ssen,     iioeh    dasi 

uen),    «o    ist    es    niilit    iiiinalirüi  lieinlirh ,    dass    das    Aiij;e  man     in    KiiiUsIcht    auf    den    aciit«elinj;iliri<,'en    Ivallistralos 

des    Alisihreiliors    loiii    v   de«    Wortes    ■nuiljtiuni    /iiiii    v.t't  auf    uti  kinutr    ilriii;,'eii     wird.       Kallistralos   sjirii  lit    gaii» 

alirrte,    und    so    «oitolil    das    v   von    TloilJfiuOt   seihst,   als  all;;em)-iti     loii    einem     liislitiile,     »elilies    ^ller     war,     als 

•las    ii   liber     dem    .Sihreilirn    »oii    y.ai    rerj;esseii    hat.      Ks  seine    tiebiirt,    und    läiii;er    tifihrte,   als  sein    Leben. 
■  iiid    diess    lirle    Worin    um    ein    |iaar   Bnrhütabrn,    aber    in  Auf    Kallisiratos     Worte     erttiedert    Uin     S.    79,     10. 

eben    dem    (jrade,     als    sie    fiir    die    Sa«  lie     niiiiiitz    sind,  lorru   fiH' ,     i(fl.v    unoKtkavy.UOtv    ui  Tlonjrai   ai'Tuiv 

iiotliMenilij;    fiir    Hrn.    Dr.    K. ,    «ler    da    versichert:     ,,da«i  «tto    (Jiiljui)t<    u'jaTrfo    an  o    ocftiakfilai.      llr.    Dr.    E. , 

ihm   dipliimatisrhe  KrHitj;un(;en    nichts   weniger,   als    fremd  der    fiiiif   Aenderun<;en    in    einem    Satze   vorgenommen,    der 

sind."       Der    Uiiterz.    hat    Hrn.    Dr.  1£.    nach    bessteui    Ver-  nur    Kiin'r    bedurfte,     bemerkt     über     iliese    Wort«    Michts, 

Ditigen    noter   die    Arme    gp);Tilleii ,     und    setzt    also    ,,iiach  und    doch    kann    uLTÜiv    nicht     richtig    sein.      Denn    wenu 

Besrli»  ii'li<i{;iing   lies   di|ilomatis<  hen    Gewissens^'    folgende  };leirh    llr.    K.    S.    'J'2'i    meint:    dass    die    AViederholung    Ol 

Worte    her:    ii)    Toig   71  uiVifiuOlv ,    u    y.ai    ukkw^    iitv  7ron;rai  o/'rt/Jl' In  Dio's  Antwort  sich  jjewiss  auf  eine    ganz 

tlwiiaOt    kiyiH',     citi     dt    —    weiter    kommt    er    zunächst  besliiniiite     -irt    voll     Poeten    bezieht,    so     ist    diess     (il'TUJP 

Dicht.      Zu    den    ßarbareii,    welche    auf   Hrn.    K.'s    Veraii-  selbst    dann,     nenn    wir    Hrn.    E.    die    liarbaren    mit   vollen 

staltung  hier  Platz  genomiiipii  haben,  scheinen  diese  >Vorte  Händen    zugeben    und    oben    ui  nuiVTCU    O-vriov    für    av- 

Bllerdings   gut    zu    nassen;    denn    Griechen,    soweit   sie    der  ivjv   stehen    lassen    wollten,    nichtssagend    und    iiniiüfz,    da 

Unter«,    kennt,    konnten    nur   so   sprechen;    a    ätkuti  jUV  iiarh    den    Worten    f/öi    du    Tlavieg   X.    z.  k.    entweder  da» 

fi'ojttaac  kiyttv ,    uii   dt    üruv   oiler    u    iimi^aoi   klyeiv  einfache     ui    nonjTdi    ausreichen    oder    ein      ui'lOt    oder 

äkkoj^  TS  y.ui  ürav  oder  u  y.ai  ufkwQ  liwi^aai  kiytiv  i/.eivui   eintreten   miisste.      SScIion    Reiske  ,    der   unter  den 

Y.ai  br,    y.ai  dci  oder   u   xai   äkkuj^  tiuidaoe  ktysiv  y.ai  ersten    uriut';    die    Griechen    verstand,    sagte:     redundat 

ijTav   und    noch   anders,   nur   nicht  so,   wie  Hr.  t£.  spricht,  illud    uviuiv,  aut   kiniujiitci  vel   rv(fkvjTTUVTSi  »el  tale 

Ü    y.ai    ükkuj<;    für.      Hr.    Dr.    K.    schützt    wohl     hiermit  quid    est    snfiiciendnm  ;     AVvttenbach    in    der    Upist.    Crit. 

ftillschweigend    Deniosth.   de   Cor.    p,    "200.    OTl    y.ai    at'-  p.    '20   liess    es    wohl    ans   dem.sillien  Grunde  ganzaus.    Der 

TUii   Liiv^   Er   schreibt   ferner:    uti   de   önoiav  inkkovoi  Unterz.  ZHeifelt  nicht ,  dass  Dio  so  geschrieben  hat :    TOl'TO 

uäxeoi^at  Ttaoaxikn'ujviai  to/?  avivjv.     Da  er  rots  jt<if  dnokiKaiyaaiv    oi   7ionjra/    üvTU)i,    uno    Of^ii]- 

aviujv   nicht   von    den    Gedicliteii    verstehen    kann   ^    denn  (juv    d/OTiep    UTI  o    vCf&ak/jlai.     Die    ,  i  is  ailverbii  tif  rw? 

wer    fände   diess   auch    nur    erträglich:     sie    erwäliiien    den  in    citafionihus ,     ijiiae     hie    cernitnr"     ist    von    Wyttenbach 

Homer   allein    in    iliren    (iedicbteii ,    welc/ie  sie   soiiolil    hei  zu    Plutarcli.     p.    (löO     und    (i'l'.^    berührt,     zu    Plat.    Pliaed. 

andern  Gelegeiiheilen    vortragen,   als   auch  jedesmal    dann,  p.    I.*)!)   s(j.    »eltlJliiftig    eriirlert.    Dio    bezieht   sich    ii.tiiilich 

wann   sie   diejenigen,    die    in    den   Ranipf  ziehen,   eriniillii-  auf  die    bekannten    Worte    Plalon's   im    Phaedros    uiui'  UTt 

gen    durch    ilire   Gesanjfe    (wo    dann    auch    ftti.kot'0/  falsch  dkkuv    oCfi^akfjlUs    dnoktKaVitaj;,   die  fast  jeder  Sophist 

oder  sinnlos  sein  würde,  weil  die  blinden  Sänger  doch  nicht  sich    zu    INiitze    gemacht    hat,    wie    diess  Wvtlenbach   in  der 

ru   andern  [iiml    barbarischen]   \'filkern  heriiingezogeii   sein  Epist.    Crit.     p.    '20    und     zu    Pliitaich.    p.    4-17    zeigt.      Dio 

werden),   so    verbinilet    er    wahrscheinlich    T u ig  ai' [ uiv  mit  8ell>st     hat     sie     Or.     XLVIIl.     p.    '244,     ■>.     noch     einmal: 

UStJ.ui'Ol.        Abgesehen    davon,     dass     iliess    eine     falsche  lj()axiid    tig    i'TlUtpla,    iji   xa^dufo    oCft^a/./iilag    'la()U 

Stellung   der    AVorle    ist,     bedeutet     loi^    aiiu'jv   nur    ihre  xujv    iyyt'g    dnekaioaiiev.      Für   (jVTiog    sagt   er  an    aii- 

Leiite,    ihre    .Sklaven,    und    die    schreibt    llr.    E.    den    ,,lln-  derii     Stellen     T(f)     Ol'Tl  ,     wie     Or.     XI.    p.     .i49  i    4Ö.     IV. 

glücklichen,    Uliiiden"    doch    wohl    nicht    zu.      Oiler    meint  p.     Ili6,     17.     den     Gebrauch     von     dl  okui'i/v     bespricht 

Hr.    E.,     «eil    einijfe    Gelehrte    geglaubt     haben,     dass    Ui'  Davis    zu    Clem.   Iloinil.    VI.    '22-    p.    (')S4.  ß.  Gall.  YJlvTfO*;, 

yori   ö  'AuTCiiloiug    {wofür    (Jnterz.     ohne    den    Fliit.Trch  um    diess  gelegentlich  mit  zu  besprechen,    hat  ürat.  LXX. 

nachzuschlagen  \4uitfttoisui  nAet  'A()tiutoidx>j<;  in  \ot-  p.  ;i75 »   34.    Tov    fiev    dy.okovi^iii'VTa  —  äei    voiiiLiiv 

Hi'hlag    bringt),     Pigres,    ein     Bürger    von    Artemisia    sei,  t/J?    (flkoooffia    TlQOOeXüVTa    TUV    VOUV    Jacobs    Addit. 

Toig   UVXOJV   von    den    Landsleuten,    Mitbürgern    der  lilin-  Animadvv.     in    Athen,    p.    147     nach    dem    Dafürhalten     de* 

den    verstehen     zu      kiinnen  ?      Jedenfalls     knniile    es    ohne  L'nterz.    ebenso    richtig    (coiif.    Or.    X\ill.    p.  47.S,   13.   n/i 

Citate    hier    nicht   abgehen,    wenn    gleii  h    Hr.    Dr.  E. ,    wie  uint    C(  ikuirorpou    ifjyur),     als    leicht    hcrgeslellt;     denn 

der  Unterz.    eben    sieht,    .S.  2.'5    ohne    alles  IJcdenken    ,,die  (^;c    wechselt   mit    oirv>C,   sowohl   sonst,    als    im    Dio,    etwa 

Ihrigen"    übersetzt.       Für     jetzt    und    wohl    für    iiiimer    gel-  Or.    XI.    p.    348,    3.    WQ    jiaKitayov     a/'xf'IJ'^lj^'    ''"'•    '"S- 

ten    die    Worte    Dio's    für    rein    und    nnverf.'llsi  lit.     Der    Un-  (li'iiOs;    und     wie    oft    (htux;   diiicli     uvruii    verderbt   ist, 

terz.    setzt   für    Hrn.    |)r.    E.    die    Ueberset/.iing     her:     denn  zeigt     die    iMünchener    Handschrift    des    Tlieoilor.     IMetorh. 

den     Homer     allein     erii.'ihnen     uii.iere     Dichter     in     ihren  ■/..    Ii.    412-     und     in    Stellen     bis     zum     IVeuen    Testamente 

Liedern,     und     z»ar     recitiren     diese     Dicliter     »ohi     auch  hinauf   Hrinsterhnys    zu    Arisfoph.    Plut.    SOli.    p.    '11 2.    und 

bei   andern    (»elegenheiten ,    wenn    es  jedoch     zum    Streitte  Jacobs   zu  Ivallistrat.  Stat.  VI.   p.   7U2-    conf.    Dio    Or.    VII. 

geht,     erinnlliigen    sie  jedesmal    gerade    su    mit    ihren    Ge-  p.    272,    16.    OlTU)^.     Geel    6vTO)i.      Hiermit   ist    zugleich 

(lichten,    wie    die    Gedichte    des    Tyrtfios     in    Lakedänion  die   für  dio  in   Ilede  stehende   Stelle   Vürgcschtagene    Aen- 


1145  It-'iG 

deriin^    (fererli(fiT*ij(t ;   ilnnii    itv   mit    lilifrfp^ctiriplipnpm    r  IV.    E.    si-lhst     S.    230    '•riiiM'it,     ilass    «-nn    Strpliainrs     im 

ist    aVTUZ,     (tVTtJ>V     (XVaU     711    Tlicon    \I1.     p.    .'50)     '""1  'VUes     .'inr    Sd'ür    am    Alex.    .\|iliroil.    ,iii;;i-iiiitLi    ist,     iiiiil 

OV    mit   übprsclirielpdipiii    r    OVtOZ,     OlTOtZ   (Hast.    Cdiniii.  1>«"1    l'a>si>>v    sli-lit    rs    rlnnhilU.       I)(i(  Ii     llr.    Dr.    E.    iiiiiiDit 

Palacour,    |>.    tS.'cS.  y'i.S)    miil    «üb    Vert.THScIiiiii;;   iliosrr    lii-i-  j:i   spHinI    .111,     il.iss   ilrr    UiiIit/..    Iikt    an    Piir|iiirfarluT    niiil 

Aen    Ndten    ist    (jewis»   sehr    icrzrililicli    (s.  (icirlil/,    zur  ()r.  I'ur|iiii  kli-iil     so    7i  (io(fi/)(i.    Or.Tt.    IV.    p,    lli(),  "'•    Ifii»   4.) 

XVIII.    |).    (i.    iiot.    Kl.)     tiiiil     aiiili'r<>    ItiMsiili-lc  ,     aiirll    lies  grilHilit     hat  ,       iirjil     srliii-lit     •:ri)iiCri  uifol'     allein      » ejfen 

Di">    si>lli*t,     bei     Kavspr     zu     Pliiiiisfr.    \  jt.    Sopli.    j).    'JXfi,  ,,iiiifpr(;p')r(liii'tpr    Krifprini" ,     d.    Ii.    ans   [)al;i";;ra|iliisrlien 

iIjzu    Diodor.    X.\.    p.   434,    4)-),     zumal    ila     ui    ixoHlTul  (iriiiuliMi     zmuck,     »pNIm-     »  ir     mtcii    IipIimh  IiIpii    uprilpn, 

(tVliTjU    ixjpr    nt'TUiV    kurz    H)rlipri;<lit.        W  >-t    jpiIdiIi    ilio  Wie    nhvr    viislilil    llr.    K     die    Mrlii'!      iN^uli    iliin    S.    '2'2^ 

Uiiiforiiilins    i|pr    EiiiIiiiijimi    w;    uiiil    idv    in  lictraclit   ziclit,  ist    iler    /ii<:iinirii-iiliaii|;    fiil-jccnlpr  :     ,.ll;iiulip     briii>^rn     ilie 

»ird    aiuli    daran     dpiikpii,    dass    ■nituTiDV     und     7ru.iT0)C,  J;r()s^(l•ll    Oplir,    nin    ein    [uir|iiiMi('-<    KJLmikli'iii    mm  Staate 

äkhojv    unil    d/'.Xi/}^,    nklJihi'iD     und    «Ar''wC     "'"1    andere  zu    lerilienen ,    das    man    iloc  li    inii    ein     j;eriiigi>.s    tielil    kan- 

LostAndig  uechseln.     Znletzt  lirinj^t  der  [Intprz.  noch  nach-  feii    k. Ihe    Ausleser     des    l)i»     daihteu    liei    den    liar* 

tr.'li;lirli    Terfnllian,     de    Pall.    II.    p.    5-     ,,<Iii(iil     clailsis    vel  laren    »nhl    an    flie    IMiOnikiir.        Doch     da    Diu     von    seiner 

in    tntutn    llnineriiis    ocnlis    litiiiet^*    und    weniger    die    Stel-  Zeit    redet,    ho    ^euiss    die  l*li(iitikier    ni(  lit    mehr    flas  !Mu» 

len    hei    .Salniasiiis    p,    l,j4   si|.  ,    als    die    hei    Erasnius  Adag,  iinpol    der  l'nrpnt jjen.'lnder    haften,    erseheint   der  Ausilriirk 

VIII.    9j.    p.    'i  I  1    zur    \  er(;Ieirhun;;.  den     Verhältnissen     nnanijeniessen.        Unferz.     sihloj;    dess- 

ürat.  LX^'I.  p.  34s,  !^>.  Tldou  til'V  Toip  ßo.()ßa-  lialh  ßdrfiiDv  vor."  .M.in  erfahrt  von  Hrn.  Dr.  E.  in 
pO)V  uyuoaoeis  dvoiv  livolv  1)  roidiv  y.aKViV  UOO-  lersrhiedenen  Disrrplineo  der  l'hilolnjjie  .Nenes.  Em 
CfigdV.  Hr.  Dr.  E.  rorriiiirte  TluMU  utv  lliiv  ßuCffOlV;  |)iirpnriMs  Ehrenkleid  vom  Staate  verdienen?  i\ein,  da» 
«ler  ünterz.  Epist.  C'rit.  p.  III  dauejjen:  a<l  uieuioriac  fidem  heiliirfte  der  IJele^e.  Entneder  irrt  llr.  Dr.  E.  «ehr 
aptilis  ac  ron^riientins  est  reponi  T  tu  V  TC  o  (J  (f  L' O  t  UJ  V.  griMicIlii  h,  oder  er  hat  ein  »  iehti^es  Supplement  fiirWarlu- 
Weil  er  eiiipn  einseitideii  Ziierk  >eif(ilj;te,  hej;nrigtp  pr  iiinlh,  AV'esterm.inn  iinil  »ohi  \lle,  die  liher  die  zu  Athen 
sich,  Stellen  ans  Ilcrnil.,  Poll.,  Pliitarch.  niid  IJiUkh's  <;ehrÄiichliciicn  Ehrenliezeigiinijen  (dv)Oiai)  i;ehaii<lelt, 
Staatsli.  in  Parenthese  liinznziirrii^en.  Die  Ahsicht,  in  anslindijj  {jeniaeht.  Da  er  sich  aher  iler  \Viclitit;keit  der 
welcher  diess  ges<  liehen,  zu  diirclisrhanen,  ist  Hrn.  Dr.  E.  Entde<  kiiii};  nicht  hemisst  f;e\torden  ist,  ist  die  Annaliiiic 
S.  212Ö  nicht  geliüijjen.  Sie  ist  folgende:  Der  lliiterz.  erlandt,  dass  llr.  Dr.  E.  von  einem  Elirenk  leide,  »elilies 
wollte  zu  verstehen  gelien ,  dass  nach  dieser  Eniendation  man  sich  mm  Sta.ite  verdiente,  ans  seiner  sonstigen  Lee- 
sich Einer  (mit  Riicksielit  auf  C'asanh.  zu  Athen.  V,  liire  so  weni^^  El«as  «eiss,  als  der  l!|iterz.  Den  Siejl^rn 
p.  370,  35-)  versucht  (reliihll  hat,  Böckh's  Zweifel:  ,,oU  in  einem  äyiDV  '/Olj/iari rij;  nil>s!en  iiniiierhin  nelien  Drei- 
Uiiter  71  OOCfl'fJU  hei  Pliitarcli  Menn  die  Stelle  des  Dio  fiisseii  lind  Schaaleii  am  li  Kleider  zum  Ijohiie  hestiniint 
ist  ihm  eiil(;an;;eii)  ein  Geivand  oder  ein  ge»  isses  i\Iass  lies  (jewesen  sein;  was  jrehnren  «yt/Jft'i;  hierher,  «o  es  lipisst: 
FarbestolFes  hezcicliiiet  sei"  iladiirrh  zu  hejjriinilpii ,  dass  dljuuoia  d  ii  itiKo/^  71  of}.o'jv  Tiäiv  io.}-dvTU)V  ajvioi^ 
im  gPHühiilicheii  Sprarhjjehranch  7l(ioq4'0(t'i  den  Pur-  Ja,  selbst  in  dem  Falle,  ilass  Hr.  Dr.  K.  ein  purpurnes 
purschnetkeiifisrher  bedeiite.  Wozu  li/ltfe  sonst  iler  (Jn-  Slaatsehrenkleid  nachweisen  konnte,  iiiiil  naclijfpw  ipsen 
lerzeichoete  ausdrücklich  aus  Herodot  die  Worte  tcfl]  hStte  ,  würde  diese  EiklMriin;r  nnstalfiiart  lind  f.ilsch  sein, 
t'^r'  i>.vluo>V  C'.n  tvtiy^tic,  (i.lll/.iuttat  n'^  AlfiltlV  nml  weil  dieses  Ehrenkleid  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  noch 
aus  Polliix  ih'.l\O.CTOl'ljyi)i,  warum  lilierliaupt  j,'era(le  bloss  hoher  ;;est.iiiileo  und  thenercr  gevtesen  sein  würile,  alü 
Herodot  Ulli!  Polliix  und  nicht  andere  .Sc  hrifl-tellcr  bis  die  taiiilt.  Dio  sajft  aber:  die  71 00(f  t"JU  kostet  beim 
zu  loci  hin  Ulf  angeführt?  Doch  d.ivoii  schon  uber^eiiii<; ;  Färber  drei  Minen,  ÖlJUUaia  aber  (das  Ailverliiiim  hat 
(Irnn  das  .^lissverstandiiiss  war  iles»halli  leicht  inO^lich,  Hr.  Dr.  E.  nicht  recht  ili's  Ango  gefasst)  sehr  viele 
weil  durch  Dittojjraphie  an  dieser  Seile  der  Epist.  aller-  Talente,  llnil  ilie  jaivla  ,  die  man  auf  dem  .^larkte 
«linjs  Etwas  aiisnefalleu  ist,  wie  Hr.  Dr.  E.  schon  dar-  (llemsterh.  zu  Liician.  Ni^rin.  p.  2()t  •  Vol.  I.  ^'alckeii. 
aus  ersehen  '»ird,  dass  bei  ,.fj(/.fifjao(i>v ,  JjOüIjÜoiov''^  zu  Act.  Apost.  WH.  ^.)  fiir  wenige  DrachiiiPii  kauft, 
eben  die  Stelle  fehlt,  aus  welcher  der  Unlerz.  das  ßoo-  kostet  bei  der  Volksiersammlun!;  oft  das  ganze  ^'erni(i;;en." 
ßooU)V  genommen,  lind  worauf  er  seine  Eiiieiidatinn  ganz  Die  TCttviu,  wie  der  ocirpaiOi,  wird  dem  tiepytTr^ 
besonders  mit  gegnimlet  hat.  Sie  wird  unten  nacli;;e-  zum  Tlieil  ,  niiil  ihren  kostbaren  Preis  er».'ihiit  in  der- 
tragen    iienlen.       Auf  llöckh's  ftleiiiung    aber    (welche  frei-  selben    Weise    Dio    noch    einmal    Grat.    L.\.\V.    p.   40*^.    6. 

licti    sich    aus    Plutarch     seihst   sei widerlegen    1,'isst ,     da  (toI'    7{<i.liru;    l'.Sta    y.a'}lOTi;y.{v) ;    ilie    71  orjrfn'on   gelifirt 

dort    oHeiiliar    der    TTuor^lou    die    i^roiii^     entspricht)    ging  dem  Choregen,    und   wird    allerilin(;s  nur  durch   Ailfuendung 

der    Unter/,    desshalb    einen    Aiigenlilick    ein,    weil    er    sich  vieler    Talente    ernorben.      Der    tlioreg    hat    vor    Allein  die 

nicht    vorstellte,    dass    irgeiiil    Jemand    den    .Sinn  der   Worte  heilige    Kleidung    für    sich    und    den  Chor    zu    gehen;    iliese*Sui:ian.  , 

Diu'»   falsch    deuten    konnte.     Wer   das  t'erfaliren    der  Pur-  hgu   ia'Jlji  (Demosth.  lAIid.  p.  .'im)  aher  ist  die  «Aoro'/i^  ^y"^*^' 

purschiieckeniiscilpr    kennt,     weiss    auch    von    vorn    herein,  oder   Tlog<(Vijiz   (um    das    von    Heralil    Uemerktc    in    Etwas 

ilass  TTogcpL'oeuq   einen   Purpurfarber    bedeuten    wird,   aber  zu     erweitern     Philostrat.     ^'it.    .Apnllon.    IV.     '21-    p.    1 . ")!-). 

nur   dann,    wann    vom    iMeerpurpur,    »anii    von    einem    üf.i-  Jacobs    zu    Pliilosirat.     p.    '299.   300),    <lie    auch,     wie    die 

TlOfJfpVQOV    Zeuge     die    Ilede     ist;     das     Niithige     hierüber  XpwXOro's     J^oldenes     Kleid     heisst    (lliihnken.    zu    ^'ellej. 

hat,      wenn     den     Unterz.     sein     (ieiUclitiiiss     nicht     trügt,  II.    K'J.    p.    l.'ili).      Aun    ist   (z.  15.    durch    lio<  kh    Slaitsli.    I. 

Schneider    in   seiner    Abhandlung    hinter    den  Anmerkungen       p     490   fl  )    bekannt,     wie     niaiiner,     die     der     (Saia     y.a\ 

xa   Llloa's   Aachrichten   aus   Amerika;    ausserdem   hat  llr.      (flkoililiu    UuvrjyvQllAlj     y.ai    üyogaioi    iiachtrachteten 

Zeiticiti:  f    d.  Allerlhumsw.  82 


ll<7  IAH 

(und    roll   solilirii    sprirlit    Dio    liior)  ,    vor    allen    «lic    Cho-  wissrn  ,    wrlrlip    niirli8f.^l>piiri>riiii>n    «larin     gebraucht   «tor- 
rrgip    iil>erii.'iliiiiiMi     (Plii(iir«'li.    Nie.    III.    H'.    |>.   3t')5.   3ö7)  dm,   so    uar    rs   iiiilit   ohne  linlriitiiiit;,    eine   andere  Stelle 
und    SM  li    es    tjro.s.ie    .Sniiiineii    kiisleii    lie.-iiieii,     Ulli   so    recht  deüseliieii  St  linrislrller.s   anziifiiliien,    in    der  dussellie  Wort 
ihrer    Eid-Ikeil,     im    Piir|mrl>leide     oUVntlxli     zu    prangen,  eine    Corriiplel    erlilten.       IViiii    ist   al>er    bekannt,     ilass    bei 
zu    ^eiiü^'en    iinil    beim    Volke    sii  li    in    Ansehen     i»    setzen.  ^Viederholiing    von  liiirliHtiilien    die  Schreiber    den    oder  die 
Billijjer    liat    ein     ähnliches     ^'er;;lu■i^.'en     der     ()u^()y.07l  og  liuilisUbeii    nur    einmal   schrieben,   und    ilie   VViederhoInnj; 
und    lir/.OiHflkÖtltioi    i\en    Theophrast.  Char.  X  s  I.  |).  25,  durch    ein    /eichen    andeuteten.     Also    /:iäooi;.      üiess    steht 
der    den     Prtl.ineii     assistirt,     um     im    Ornate,     lieii    Kranz  dem     tlKkug    schon     iiAher,     und     dass    IjCLußuooi;    aiider- 
auf   dem     llauiile,     sich    zuletzt     Hohl     auch     noch    »einer  witrts    anders    corriimpirt    ist,    »je    der  Ilr.  Verf.  bchaii|itet, 
Frau  zu  |iruiiuciren.    Zur  Veruleichun;;  mit  üio  S.  347,  30»  könnte     Uiitcrz.     ohne    Gefahr    ihm     einraiimeu."       Ferner 
wo    es    heisst,    ilass   ein   solcher    dui;u/.ünOi;    zuletzt  Tie^il-  ,,Ui)terz.    schlug    ßacftwv     vor    und    stutzt    sich    hier   auf 
£p](6Tai   ■:Ten'lOV   y.ut    Cfni'kuv   jfjtlitDVlUV    t^^^'^ ■>    '*'•■•''*  <lie   Srhreibiing   /^cXQiai/.     Wir    fragen  aber  <len  Hrn.  Verf., 
sich    also   von   selbst    Aiitiplianes    bei    Athen.  111.  p.    10:J.  V.  ob     die     unterjreorilneten    Kriterien     der     Lesart    ßa(fiu)V 
youryu^   .'>'    aiot^hl^    'Jiiuiut    y.a'l    )(Oliail  naoao/ujl'  oder    noorfvoioiv    gnnsliger    sind."       Der    Uliterz,     iileibt 
itf)    X'^9'/'     üu/ui    ffOUli,    »eiche    Stelle    üobree     in    den  ilie    Antitort    nicht   scbnlilig,    uienohl    sie    Ilr.    K.    im   l'or- 
Adiers.    p.     X    sehr    gut    für     Isokrates    Areopajj;.    p.    160  aus    wissen    konnte,    «eiiii     er    einmal    nur    Eine    Seite    iler 
(l4S   Cor.)    beniif/l    h.it,     und     au    Licht     ge«iiint    die    von  Epist.    Crit.     etwas    »eiliger     fli'ii  htig    gelesen     halte,     und 
Salmasius    zu    Tertiillian.    de    Pall.    p.  3'J9    folgenderniassen  bemerkt,    «ie    folgt.       J)    Ilr.     E.     i'erwecli.selt    in   seltsamer 
rerbesserte   Stelle    der  Apologie    des  Apulejus:    Quid    eiiiui?  Weise,    »as    nicht   terHerhselt   tienleii    ilarf,    und  verkehrt 
si    churagium    llivuielirum   possiderem,    iiiiui    ex    eo    argu-  das,    »as   der    Uiiterz.   ^ijes.igt    hat.     Dieser    halte  p    XX\I 
meiitarere     etinm     Uli     ine     (onsuetisüe     tragoeili    symiate,  gezeijjt,    nicht   dass   ßü'jßuoog  <lurch    andere    Wörter    tif- 
histrionis    rrocola,    miini    rentuncuiol    Ebenso  gedenkt  eiid-  ters    lerdorben    sei,    sondern    dass    andere     Wörter    durch 
lirh   Dio   p.    .i.'iO,    41.    auch    einer    andern   Ktliui'(jyiu   Y.at  ßa.oßaoos    »"ii     ihrer    Stelle    verdrangt     norden    sind.      So 
(fllOTIf-iifi.:    der    haclaOl^;     er     lobt    sich     aber    durchaus  findet  sich  /j«(j/jaü/(/JTa;  statt /^«^(^(tcy/WT«!,',  |t/6to/>'a((Oi' 
nur   den    lt'oTa}.r,(;     TS    y.(ti    icrvCfoi    (liier    S.    348,    12.  statt  idaoa.Voor,    statt    y.aijfidvuv ,    statt   —L'tfjuxuv,  so 
ri'cfOV     (5it«///s),     der     nicht     danai  li     ja^fl,      ein     Tl  l(Ji-  ferner    (um     Hrn.    E.     noch     »»eitere     Beispiele     zu     geben) 
ßklTTTOi    und     (fttvtoög     ZU     »erden     L\XV1I1     p.    423,  ßd^ßooiy.TJ    fiir    Ador/JJ   .Siebeiis.    Pausaii.    Vol.   IV.  p.   7,5 
'JÖ   »qq.      Schliesslich    bemerkt    der    Unterz.     somoIiI    seiner  und     ßaoßlioujv      fiir      .-loii.ßoiV     Wesseling.     Dioil.     XV. 
eigenen     -Jidoffi  oll.;     »»egeii,    als    »egeu    der    Unbekannt-  p.    5,  [M,     Das    gilt   aber    Ilrii,  Ur.  E.    gleich,    und    daraus, 
Schaft   des    Hrn.    Dr.    E.     (er    spricht    ja    von    einem     lang-  dass    ßaoßduujv    sich     in     die    .Stelle    des     ßacftojv     (um 
dauernden    iMoiiopole    der    Phönikier)    mit   der  griechischen  ihm    diese    fiir  jetzt    zu    lassen)  eingeschlichen  hat,    bettelst 
Purpiirlisclietei    und    Purpurfarberei    (Ktesias    bei    liochart.  er    frischweg,    dass    ßü()ß('-00^    selbst    durch    (TfXoQ   »'<■'■'• 
Ilieru«.    II.    p.    7)0,     IL).),    dass,    der    etwas    entlegeneren  dunkelt    »vordeii     ist.      2)    Zugegeben    das,     was    nicht   zu- 
stellen   zu    geschweigen,    »vo    die    grossen  Purpnrsclineckcn  gegeben    tierden    kann:    dass   ßuußauiii;    verschiedene   und 
sich     fanden,     die     kleine    Schnecke     besonders     an    Attikas  arge    C'orropt- len    eililten    habe,    so    hat  diese    Verderbuiig 
und    Euliöas    Kiisleii    gefischt    wurde,     und     ilieser    letzteren  für     die     .Schriften     des     Dio     wenigstens     keinen     palaogra- 
uiiter    Anderi'ii    nicht    bloss    Athenans    III.    p.   8S,   (i. ,    sun-  phischen    (iiiinil;    denn    an    den    unendlich    vielen    Stellen, 
dern    auch    Dio   selbst    zu    Anfang    der    VII    Or.  S.  2'.'0,   19.  »vo    Dio    ein     ßcioßuooi    iiötliig     hat,    steht   es   auch    rein 
vergl.    S.    241,    !!•    gedenkt;     ebeiKO    fand    sie    sich    im    ar-  uiiil    unverfälscht,     und     im    Besoiiderii   steht    auf  derselben 
golischen     und     korinthischen     [Meerbusen    (Wesseling.     zu  Seite,    wo    Ilr.    E.    aus    (Ihko^   ßd.oßo.uug   macht,     wenige 
Diudor.    X'II.     p.    214,   94.     Boihart.    I.    I.)     und     au    der  Zeilen    vorher    iti    ftiooii  TO/i;   ßaoßduui^,    kurz    vorher 
Küste    Lakoniens   Sleurs.    iMisr.  Lacon.  II.   II.    p.    18',    der  ßaoßaoi/.oii,     und     abermals      tiÖv     ßo(jß('.ov)V     Sviou^. 
die   riassische   Stelle   des   Clem.    Alexandr.  Paedag.    II.   10.  Ausserdem    hat    Hr.    E.    »volil    nicht    darüber    nai  hgeilacbt , 
p.    204,    C.    vergessen     hat,     eine    Stelle,     »vo    die    fjaCfli^  »oraiis    man,    »veiin    auch    niclit   auf  den    ,,Urcodex",    doch 
(s.    auch    Di»    L.\XVII.    p.    4l3,    40.     VII.    p.    2li  I  ,    17.)  auf    altere     Codices     zurückschliessen     kann;     einstiteilen 
und    die    71  OUCfUUtVT:«.!    ebenso     freundschafllirh     uiiil    ver-  »ird    er   so    viel    zugeben,     dass     gerade    Dio's    Reileii    wohl 
traglich    neben    einander   stehen,   als   die   ßuifii^    des  Hrn.  nicht    mit    ganz    besonderen    griei  hischeii    Schrift/ügen   aiif- 
Dr.    E.    mit    den   noijwuuii^   «les  Unterz.    hier    in  hefligeiu  gezeichnet    worden    sind.      3)    Dr.    E.     scheint     zu     wissen. 
Streite     liegen,      wenn     es     überhaupt     ein     .Streit     genannt  dass     die    Haiidschriiteu     gewisser     Se hriflsteller     ölj^iuyai' 
werden    kann.      Der     geehrte    Leser     wird    es    gewiss    ent-  für    SlUiayojyo    ,    tluyiicr^ui    für    ioyäoaoi^Ui ,     etaTTS 
schuldigen,    da   »ich    hinter   den  anseinandergehenden  ftlei-  für    iiaoaiiE  ,    pe<fug    für   Qiffavoi,    OY.Ukuv    für    OXO- 
,  uungen    über   die    beiden   Stellen    des    Dio    eine  Priiicipien-  irskov,   SkluGl   für    skty](Ujcri    u.   a.    geben;     »venu     er    da» 
frage    versteckt,    wenn    der  Unter«,  jetzt   die  Worte    wieder  weiss,     weiss   er   auch,     dass   diess    nicht   ilaher    gekommen 
Furfülirt,    mit    denen  Ilr.  E.   seiue    ßüfjßaoui  und   ßacpsii;  ist,    dass    „die    Schreiber     bei     Wiederholung    von    üurh- 
glaubt   gerechtfertigt    zu    haben.      Er   sagt   S.    2.'.')  f • :    ,,Um  sfaben    den    oder    die    Uuchstaben     nur    einmal   schrieben, 
die    allerdings    liiplnnialisch    nicht     leichte    Aenderung     zu  uiiil     die     Wiederholung    durch     ein    Zeichen   andeuteten." 
entschuldigen,     hatte    Unterz.     eine    andere    Stelle    des    Dio  Oder    meint    ilr.    Dr.    E.    im    Gegensatz    zu     IMart.    Bo^dan. 
angeführt,    »»o    ßti.itßdotov    in    einer  Corruptel    sich  findet.  p.     !()!(.     Bernard.    zu     Theophan.     Noiin.     I.     p.    h() ,    dags 
Denn    da     wir     den    Coilex,     aus     tvelchem     unsere    Hand-  iidouatircj ,    »as    bei    Siiiieon   Setlii    p.    129    für     idpooo- 
«chrifteu  des  Diu   geUussen,   nicht  keoueu,  ahio  auch  nicht  aara  steht,    nicht    den    eben    aiigcfübrteu    Beispielen   ao 


1149 


1150 


Air  Seite  gestellt  werilen  «larf?  —  Jene  Aiiiinhme  für  <lie 
{.'rlerhisc'lieii  Diblin^^raplien  ist  reine  AViJlUiir,  ist  etita 
ii.iclitraj;lit'li  zur  Stützung;  «leg  ßdgfiaoni  aus  der  rer- 
incintlirhen  Prul>al>ilität  <lrr  anilern  KinrniUtinn  /jUCfimv 
licratis  ^einai'lit  unil  liurrli  ein  liekannte.s  Slratej^eui  iler 
ScIitiAclie  zur  ßrliaiipluii-r  erhiilien.  Hr.  K.  Iirweise  die 
Ui4  h(i|;keit  seiner  lieliaiiplun^,  der  der  [Inferz.  I>i.s  dahin 
JH(le  Anerkennung  versajjt:  dljXovoT  Ev  r«  ya  y.ryu)V 
T/'c  cpctifuuat  l/ilfi,  wenn  aucli  nur  tii  diro  TiijV  71  oK- 
f(OV,  beweise  sie  insbesondere  für  sein  fi''ofiaoOi.  Der 
l'nterz.  hat  einmal  (freilich  nur  ein  halbes  Jahr)  unun- 
terbrnrhen  in  jjrifchisrhen  iMaiMisrri|><en  (und  z»ar  nicht 
auf  dem  Kililiutheksziniuier  ,  siindcru  in  aller  häuslichen 
li>'<jueniliclikeit    und     iMusse)   p;elesen  ;     nie    hat    er     z.   B 

71  (U'iTioTai  für  TliTiSouT'OTUt  (und  das  »are  nnrli  im- 
mer etiias  Anderes,  aU  ßaüo^  U\r  ßd.oijaooi')  ,  sondern 
immer  7rf7l6oar(JjTaC ,  nie  es  im  Kttniol.  sorli.  sieht, 
frcfunden,  nie  hat  er  weder  damals,  noch  nachher  in 
den  kritischen  Ansgalien  der  griechischen  Schriftsteller 
fidpßagoi;  anders,  als  ßagfiauui;  oder  ftäütinuai,  juip- 
fAagoi,  wie  es  bei  Bast.  Tab.  I.  nr.  (i.  und  in  der  bess- 
ten  Handschrift  des  Philo.stratos  Vit.  Soph.  p.  4,S,  cS.  zu 
sehen  ist,  geschrieben  •;efundeu.  Zum  Uebertluss  führt 
er  an,  dass  der  Flor,  bei  Aescli.  Aifani.  ,S!)'.?.  für  ßag- 
ßitpou  ßapfiaSou ,  so  jedoch,  dass  über  dem  B  et»  p 
steht,  hat,  und,  um  Hrn.  E.  durch  \'orfi'ihr un^  seiner 
Linie    gef^tllig    zu    sein,    dass    der    lAlosq.    des    Galen.    Vor. 

Hippocr.  p.  446  für  Bdßooviov  lidouivluv ,  und  der 
Dorf,  liaßaguiv  <;ibt.  Was  in  der  üncial-  und  iMinus- 
kelschrift  in  der  IVe^rl  durch  eine  solche  Linie,  wie  sie 
Hr.  K.  hier  in  Vorschlaj;  bringt,  bezeichnet  wird,  weiss 
man  inn  Fischer,  Corav,  Bast.  Jidgii:;  sellist,  um  dies» 
Hrn.  E).  nicht  zu  verheimlichen,  fiiidet  sich  zweimal  bei 
I'hilostratos  in  ßagßti.oo.  rerf/ilschl  (».  Kayser.  Vit.  Soph. 
p.  'ZU  1  !JSU.),  ein  deullicher  Beweis,  wie  man  geraile 
zu  einer  Zeit,  wo  Compenilien  jjallen,  es  sich  nicht  ver- 
«Iriessen  lirss,  atveimal  und  hintereinander  ilie  Svibe  ßao 
zu  schreiben;  Kuy.r/.loq  bei  üiodor.  IV.  p.  :;()(),  ,S(i. 
und  Anderes  bei  Biiissnnad.  zu  Plan.  <^]et.  p.  (ilt  will 
der  Unterz.  jjar  nicht  erwähnen.  4)  Zuijei^eben  das  Un- 
glaubliche:    ßapui   stürzt   durch    das   akku^  schon    in  das 

Nichts  zurück.  Aus  ßago^  ist  ilurcli  Corruption  äfju; 
entst.inden!  *)  Das  ist  ebenso  »laublich  ,  als  ilass  bei 
Stephan.  Byr..  p.  S8,  '.^O-  aus  Faktuin^v  7ig(ij[OV  ge- 
worden   ist.      Man   braucht   ja    auch    hier   nur   aus  g   k   tu 

*)  Es  scheint  nicht  unzweckmassij;,  Hrn  Dr.  K.  in  der  Kürze 
die  Wörter  vorzululircn ,  mit  welclien  «AAoi;  sich  üllers 
versvecliselt  fmdct.  Es  sind  i  Iwa  foljiciidi' :  ü>.>.i'i)Mr,  uiiliiq, 
vSfXqiot;  j  )MOt;  f  eknq  f  «Atui',  ktiAwi;,  c^ttoii^y  «Ao^-ot; ,  (;A;j, 
XctXoq ,  KciAAoi;,  .ZJAAr^i'fi;,  7i«A((*,  noAAot ,  uutn^,  lu'Otf  eti'- 
&Qiimoi.  Mag  nun  auch  iiniiiriliin  iwicli  der  iMassrcgcl 
des  Hrn.  E.  eine  Vcrwamlhini,'  des  Kalzenkraiiles  [fiunor) 
in  Marmor  (fiuQfw.QOi')  leiclil  zu  l)ewcrkstellii;eu  sein,  so 
wird  e*  ducU  seine  grossen  ScUwierigkcilen  liaheii,  ßii^- 
ßu^oq  in  die  Gcsellschifl  der  oben  angcliilKtcn  W  rnlcr 
zu  bringen,  seibat  wenn  mau  annalvme,  da>s  vulhicht 
über  tt  noch  ciue  besondere  Linie  geslomlen  habe,  näm- 
lich uZZau,  also  «cons; ,  n«po;  aber  («  ist  ja  nicht  selten 
mit  ß  verwechselt !}  ;;;  (icioo;. 


machen,  wie  diess  so  oft  niithig  ist,  »tili,  wie  dort 
noch  ein  /.  hinziigetrelen  ist,  su  hier  noch  ein  f  in  das 
Wort,  lind  lässt  <Ufiir  das  g  rurn  fallen,  formt  dann  die 
Eniluiig  ou  in  lil>  um  (was  ist  der  Corriiptel  mehr  unter- 
worfen, als  die  Kndiinj;en?)  und  begabt,  das  (iaiize  wür- 
dig zu  beschliesseu ,  das  Wort  mit  einer  neuen  Anfangs- 
svibe  y«,  wie  üfkcii  mit  einem  ß;  so  ist  i\fr  kleine 
Proress  zu  Kode,  mit  dem  man  zwei  unschuldige  Sylben 
so  sicher  zu  (iriiiide  gerichtet  hat,  wie  hier  «A«(>J, 
Zuletzt  tritt  man  ilaiiii  noch  hin,  und  spricht  (S.  2'.'H) 
»oll  Selbslj^efühl  :  Der  t£ntderker  von  ßdüßaoO^  ,,ist  so 
ausführlich  gewesen,  um  zu  beweisen,  dass  ihm  diplo- 
matische Fvrwäguirgen  nichts  weniger,  als  fremd  sind, 
zugleich  aber,  dass  er  gegen  alle  Uebergrifle  der  Diploina- 
tik  ernstlich  sich  zu  verwahren  gesonnen  ist."  Bei  solchem 
Ernste  hat  der  wohl  auch  (irnnd  ernst  zu  werden,  der 
es  reillich  mit  iler  Wahiheit  und  der  ^Vissenschafl  meint. 
Mit  den  Uebergi  ill'en  der  Dijdomatik  bezeichnet  Hr.  IC. 
aber  das  Unterfangen  des  Unterz.,  aus  äkkog  dkao^  und 
ans  ßagßagoiv  7log(fi'gfu}V  zu  machen,  '^kadq  bedarf 
keiner  weiteren  Rechtfertigung,  wenn  man  nnr  an  ili« 
Wrtauschung  des  A.IAO^  mit  AAylOii  denkt  (Bast, 
und  Schaf,  zu  G'regor.  Cor.  p.  (  H  5)  ;  für  die  andere  Acn- 
derung  war  in  der  Epist.  Crit.  p.  lll  bloss  bemerkt: 
ßagßdgoiv,  ßngßügiov ,  nogrfvgSoii'.  fllehr  zu  geben, 
halt  der  Unterz,  auch  jetzt  noch  für  iinnolhig,  und  zeigt 
blofs  an,  dass  ßugßuuoc,  von  du  Soul  zu  Lucian.  Prnm. 
1.  p.  '2iyi  bezeugt  ist.  Nun  est  ist  die  Sache  spruchreif; 
jiidiceni    i fi-rrfigd t (001. 

Orat.  XI.  p.  3(i4,  'J5.  o'vTVi  dr,  y.ar  ZtfOiiijdij  Cfsv- 
yovra  si;  "./gyoi'i  intidij  lov  .livtiav  tTiviftTO  atoku» 
Stativ  Tigoq  OATUv  ure  tf'ui'jvi^i;  xai  (fikiai;  avzolq 
yevoiievtj^  diijih'jial  ts  ßoijittuc^  ivxc'v  ditjyt^ad/tt- 
rov  r«;  TS  \-lyniihiiruv(>i  xai  ru^  aörov  ot'ii(pogd(;- 
Tov  du  dvakaßiiv  aÖTuv  a^ovra  öfJyag  t/uvg  xai 
[ligoi;  Tt  Tiagcduri/nt  rrjq  argartug  eTiiidij  Tidoav 
io-/S  TIJV  jfoigav.  Hier  gibt  es  wieder  Kovitaten,  dieses- 
mat  auf  dem  (jebiete  der  illvthologie.  ,,üie  Erklarer  ile» 
Diu  nämlich  (.S.  'J,'7;  will  sagen  Hr.  Dr.  E.  in  Ueber- 
einstiminiing  mit  tieel)  halten  für  Oigaiiä.^  Irafdo..;  oder 
'Ji>7Ci<ylui  (  diess  Hr.  E.  allein)  vorgeschlagen."  Der 
Uirtera.  legte  Ejiist.  p.  III  sc],  nicht  bloss  sein  paläogra- 
phisrhes  Bedenken  dar,  sondern  bewies  auch  aus  dem 
Znsaminenhange ,  dass  OrguTlüc,  nicht  anzulasten  »ei; 
dabei  deutele  er  die  Versehen,  deren  sich  Hr.  Dr.  E. 
bei  jener  Aenderung  schuldig  gemacht,  mit  kurzen  ^Vor- 
ten  an.  Weit  es  aber  eben  nur  kurze  Aiifleullingen  sind 
(iheilweis  hat  sie  Hr.  E.  S.  'i'il  selbst  wieder  niitge- 
theill),  glaubt  sich  Hr.  B.  darüber  hinwegsetzen  zu  kön- 
nen, oder  vielmehr  er  fordert  den  Uiilerz.  zur  weillaufli- 
geren  Auseiiiaiiderselzliiig  auf.  Der  Unterz.  gibt  sie, 
wenn  sie  denn  Hr.  E.  einmal  diircli.tiis  verlangt,  sieht 
jedoch  von  den  Unklarheiten  und  Widersprüchen  (vergl. 
Z.  H.  'M\.  4.').),  die  sich  in  der  Rede  des  Hrn.  E.  finilen, 
für's  Erste  ab,  und  halt  sich  nur  an  das,  was  der  Sache 
und  Dio  ziilraglich  ist.  t)  Wenn  Hr.  E.  äussert;  ,,e» 
sei  gewiss  kein  kritisches  .'Vlajeslals\  erbrechen ,  dass  er 
die  Corriiptel  eines  Eigennamens,  der  nicht  jedem  Srlirei- 
ber  geläufig  sein  mochle  ,  voraussetze",  so  bemerkt  der 
Uuleiz,,    dass,     wenn   Hr.   ß.    'Iiakiag    »»    enischividigei» 


1151  1152 

zu   kiiiiiK-n   plniilit,    'Iinkiu   liiim   votlior   xitpiiiial   in   «Irr-  «oll,   KIniiKoii  Aon.  ii.  «I.  Ppiiaf.   |).  42'H  sq.)   iirnnen  niirtle. 

»rllicii  H<-"l>'   ^t'•lll.    '"kI    •■"'    'l'"""    «■iii>'"    Molle   si>i;ar    fiir    ei-  OiIit    uill    lir.    lä.    li<-liaii|ifi-ii ,     ilass    «i-iiii    ii  li   satt«» :     Tla- 

i.fii  iiPMlirii  Kijji'iuiaiinMi  iiiifi-r^i-üi'liiilipii   ist;  nioiiit  Ilc.  K.  (jad!du)iii  aoi.   ftiooq   -vi    rij;  Junuytdc,    inü    naoav 

«lii-r    hct  l"  in~,    »"    erkldit  iliiii    ilci   Unterz.,    ilans    er  eine  t./til    TljV    JWUO.V ,     Tiuoa    l)    jlfwoa     nullt     <la«     Laiiil    be- 

WrdiTbinijt     des    '/u:ivy'(t     in     Ox()ttllU     fiir     nn;;laiil>|jt  li  zi'iriiiif ,      viiii     n<-lrh<-in     viirli«r     ein     Tlli'il     tTii/ihnt     is<, 

iulrr  nninoKli'li  li<ilt    (l.lliy»n<\    CTPA).      Oilrr    ila>  lite  <!.    11.    iiitllt    lap^jiicn    Ix-icii  linr ,    soiulern    Italien?       Hr.  K. 

lUitiUi-    aiiilors,     ils    er    fiir    nro/uid:    so^iar    ßgiiiiai  hcailitc   aii<  li  ,   ilass   T/ys   'J(i-^iyU/.i  Kosagt    i.«(.      4)   Ks  ist 

niriclilu"  ?      Urts    l'rlliiil    liasl's    iil^pr    llciskf    ist    bi-kaiuit,  j.'c;;<'ii    allt-    UflicrlicfcrNnjj ,     «l.iss    Acncai    Iviiciii;    vcm    ^anz 

tinil    mau    «eis»,    »hIht    es    liisiinilrrs    [ifkoinnii  ii ,     ilass    er  Iljlii-n     (;<'«pspu     ist;      i's     ist     fi-rner,     nni     »um     L)io    selbst 

Lei    aller   seiner  Iviibnlieit  mi  »ii'le    trelilulie  Kniendatiiiiicn  p.    '.Mi-i    sij.    aliziiselien  ,    an    »ich    Miiijlaiiblirh  ,    ilass    er,    iler 

L'PMiai'lit.      Hr.  E.    inussle,    »enn    er   etwas  Aelinlii  lies,    wie  si'Ui»t   eben    erst    mit  seinem    oiuKo^   in    Italien   angelangt 

lanvuieii,    hier    haben    iinlltc,     fiir    OroUTiai   JlltOOOTlu/X  war,   s<i    oliiie  Weiteres    einem    zieniliih   hiilfloseii    linii    vnil 

xliieibeii;     ilas     «lirile    ans     mehreren    (iriinden    (Thebaii.  keiner  lleeresmarlit  lln(er^tiitztell  AnsHanilerer  (p.  ;iti4, 3 1 .) 

Paracl.     p.     1'^^)     ilmll     eiiii;;e     AVahrseheinlicIikeit     gehallt  einen    so    betr^iclitlirben  Lanilesslrirh    so    srhenkeii    konnte, 

Laben.        2)     Hr.     IC.     I.'lsst     sieh     über    JaJl  lyit'i     so     ans:  ilas«    Dinnieiles     wirkliih     «iiirih     il.is    blosse    Wort    des    Ac- 

Lnlerz.  djebte  aneh  au  '  litniyiui  ,    weil  gerade  a[)nlisehe  neas    sii  h    behanptete;    Aeneas    halte  lapvgien    liürhstcns    in 

Stallte    Uhil    LiiralitJilen    Kriiinernngen    an  Uioniiiles    aiiflie-  dir    %V  eise    der   Pilpsle    verseheiiken    kiiiiiien;    dagegen    aber 

»alirten.        Hier    »ar     der     Cani|ins    Uinmedis    am    Anlidns;  prolesUrt    Hr.  E.       Diess    aber    zugestanden,    so    ist    es    »ie- 

Cannsiiiiii    iinil    andere    ISirtilte   nannten    ihn    iliren    (jriinder,  denim    g'gen    alle    L'eberlieferuiig ,    ilass    Dioinedes    in    den 

und    lieisst    lall  Vy.n    liii  ht  Apiilien?"       («anz  wahr;    ilaran  Besitz    lon   Apnlien    ilurrh    .Silieiikniig ,    nicht    dnrih  Erobe- 

eheii    daihte    der    t'uterz.  ,    als    er    die  Epist.  C'rit,    schrieb;  rnng    (und    seine  Beziehung    ziiin  Daiinns  infpp.  Oiid.   Fast, 

das    Feld    des    üioinodes  ,    Caniifinm    und    besonders    Argv-  IV,   7(i.)    gekiiminen    sei.      5)     Wenn    Alles,     was    Hr.    E. 

rippa   und    die    l'erlhiiliiier    auf  Primetua    —    alles    das    ge-  aiinimint,    fiir    richtig  befunden  iiftre:    wie    reiinvn    sich  mit 

Liirt    nach    Apnlien,      und     Apnlien    heisst    lapvgien    —    bei  jenen    Aiiiiahineii    die     Worte     ^iuill%)lj    öeijOijVai    ß  O  tj  • 

»ein?    Bei    Dichlern,    und    bei    lateinischen    Uichtern;    I  i*  1 1  u  ^    TV/i/v    und   TUl'  dt  d  V  uK  a  ß  C  t  v    ai' CUV  t](OVTU 

»enn    auch    mehr,   als   ein    grieriiischer  Dichter    und  ilisto-  (jklyui    vaö^'i       Weiss    Hr.    E.    so    ginz    und    gar    nicht, 

riker     (Beriiha:dv     zu     Oioms.     Perieg.    37V(.     p.    (ilt^)   sij-)i  woion    die    Rede    ist?       Aeneas,   sagt    Dio,     ist    Lltrd    (Ttü- 

»enn  Poh  bios   auch    zeliiiniale    unter  lapvgien  Apnlien  ler-  Xtil<     Vai     öivuilSWi    Ttokll^i;     und     TrÄif^ots'     fiSyicrzov 

»tamien    lu'ille :   so    ist  durch    die  .^l\lhe    als  i\  ledeilassiiiigs-  nach    Italien    gekommen,    lind    liat   sich    einen    Sitz    erobert 

ort   des  Diomcdes    auf  das  Bestimmteste  Apnlien    oder  viel-  p.    3(il»   4ä.     3(i3  ,   4t);      Aiiteiinr     hat    fiiru     OTuKou   y.ai- 

inehr    zJaiina    geboten.       So     gewiss     es     ist,      was    Biickh  TIOKIM].;    OTgaTluC,    das    Ileiieterlaiid    in    Besitz    genommen 

sa"t   (ziiin  Pindar  p.  4ö4) :    ,,iiiter    dillicllliinos  mvthologiae  3(iJ,    \).    27;   ferner    hat  Helenos   kaßujv    furq   y.ul   OTQU- 

locos    est    hie    de    Uioinedis   apud    llalos   cultii",     so   s.cher  T/^i»  3(i4)  »3.  sie  h    in  Epeiros    festgesetzt,    iinil    nun    soll    in 

steht    die    eben  ansgesproiheiie  Behauptung:    ilass  wer,    wie  der    nnmitfelbar    darauf   folgenden    Steile,     wo    von    üiome- 

Dio        vom   Uioinedes    in     Italien     spricht,      auch    Daunien  des    die    Rede    ist,    OTgaTla    falsch   sein,     das    Wort,     was 

uennt-    sie    ergibt   sich,    ohne    dass    der    Lliilerz.    Hütlii;;  hat,  ewig    w  ieilerkehrt  ,    was    Di«    zu    seinen,  Zwecke    so    nüthig 

auf    weitere     diorograpliische     und     genealogische     Eriirle-  hatte,    weil    das  Ausgehen    so  vieler    und    so    grosser    OTUa- 

ruii"en    auszugehen,    aus  Strabo    \  i.    p.  2S3    nod    den  -Siel-  TluX    das    kräftige    Bestehen    iles    Troj.iiiischeii    Reiches    bc- 

leii    hei    Heyne    ad    Aen.     XI.    Exe.    I.    p.  (i'J'ls'l-    ""«l    ^  er-  weiset,    was    die    einzige    Art    iiiiil    AVeise    angibt,    wie  uian 

heyk.    zu    Antonin.    Liber.    \\.\l.    p.   133,    wozu    nur    eine  im    fremden    Lande    sich    einen    Sitz    erringen    konnte?     Hr. 

immer    übersehi'iie     .Stelle    des    Sidilus    Flaccus    p.    3    kom-  E.    sellist   sagt    S.    '227:      ,,lininiiglich    \>t    es    freilich    nicht, 

inen    mag.        Ein    Dio,     von    dem    der    Dnterz.    eine    bessere  dass   Dio    orgnTlüg   geschrieben    hat."      Ein    in    Wahrheit 

Aleinuiii',   als  Hr.  E.  hat,    konnte  nicht    einmal  ß/iaoaTlla  ausserordentliches    Ziigestanilniss ;     aber    siehe    —    da    ist 

sagen    (Antonin.    Liber   XXW'll.),     obschon     ß/eooania  schon    der    hinkende    Bote.      ,,Mur,    heisst   es  weiter ,   muss 

für    diese  Al\the  immer    etwas  Anderes  wäre,    als  Juiuyia.  man    dann    annehmen,     dass    er    sich    ohne    Änlh     vifii    iler 

Wollte    Hr.    E.    null    seinen    Rückzug     von    Cannsiuin    mit-  Ueberlieferung    lossagte,    wo    er   sich    doch    auf  die    Lcher- 

telst   Justin.    XII,    2,   7-    "i'd     des    Fuldas     und     des    noch  lieferiing    stützen    konnte.'      Und     »as    ist    die    Leherliefe- 

inaiigelhafteren  .••chol.  Bess.  Ilom.  Iliad.  \',  412.  p.  1()1,21.  rung?      Dass    Diomedes   sich    mit   einem    Heere   sein  Reich 

(vgl.    aller    Oidvni.    42.)     nach     IJruniliisiuiii     und    lapvgien  eroberte.      Die    Freude,    die    der    Lnterz.    empfand,    als   er 

Le»erkstelligen ,     su   tritt    ihm    hier    die    griechische    Sage  Hr.    E.    sich   einmal    auf  die    Ueberliefernng    liernfen    sähe, 

(Strab.    a.    a.     O.)  ,      »elcher     sogar     Lucaii     nicht     umhin  zerrann    nur    zu    bald;   denn    unter    Ueberliefernng   versteht 

konnte    beizutreten,    abermals    in    den    \Veg,    und    vindicirt  Hr.    E.    nichts    Anderes,     als    seinen     Wahn,     dass    Acueas 

Stadt    und    Land    den    Rretensern.       3)     ZuKegeben ,     dass  dem    Diomedes    lajiygicii    geschenkt    habe.       Das   darf  frei- 

Dio   das  Land,    w  o  Diomedes  sich  niedergelassen ,    lapygieii  lieh    nicht   verwundern;    Hr.  Dr.  Einperius  steht  au<  h  sonst 

genannt    Labe,    so    hat   er   es    hier    nicht    gethan  ,     weil    er  über    der    Ueberlieferung    und    über    Dio.       um     nicht     ein- 

gonst   mit    sich     im    Widerspruch    wäre,   [niid    den    Aeneas  zugestehen,   dass  sein  'ya7tfja«  gänzlich  verfehlt  ist,    muss 

einmal    Künig    von   Italien,     das   anileremal    König    von    la-  Dio    eine    doppelte  Sünde    begangen    haben:    er  muss  sagen, 

pvgien    (ilafiir    halte     ja    Hr.    E.    die     verderbte    Lesart    in  dass    Aeneas    ganz     Italien     beherrscht,     und    dass    er    dem 

Arislot.   Mir.    Ausc.    L.V.VX.    p.   157    anlühren    küniien  und  Diomedes    Apnlien    geschenkt  habe.       ,,Dass     diess     gegen 

ilie   Saee  f     dass   Aeneas    zueist   iii  lapjgieii   gelandet  sein  die   Sage    ist,   weiss   ich   sehr   wohl,   sagt  Hr.   E.   S.   227; 


1 1 53 


1154 


es  passt  alipr  zu  Diu'd  Bpneisfübrnn^,  anil  daran  müssen 
wir  uns  halten,  nicht  an  ilas,  «as  »vir  sonst  ctna  von 
diesen  Dingen  wissen."  Man  sollte  iloili  billij;  den  iSrhrift- 
iteller  kennen,  mit  dem  man  sich  befasst;  man  sollte, 
«venu  man  sich  nicht  die  iViiihe  ^ibt,  zu  wissen,  iloch 
wenigstens  voraussetzen,  ilass  er  in  den  Sachen  ,  in  denen 
er  schreilit,  wohl  unterrichtet  ist.  ,,[n  ilieser  sopliisti- 
Ichen  Rede  sucht  l)io  zu  beu eisen,  dass  Troja  von  den 
Griechen  nicht  zerstört  sei,  viehnehi  die  Troer  den  Sieg 
ilavoiijjetrafjen."  üntl  er  hat  es  7.U  beweisen  (jesucht  in 
einer  Hede,  die  in  allen  ihren  Theilen  geschrieben  ist 
mit  dem  vollen  Feuer  der  Phantasie,  der  feinen  Umsicht 
des  jfnindlulisten  Kenners  iler  Slylhen,  der  umfassenden 
Klarheit  und  heitern  Wurde  der  Combination."  Ilr.  E> 
«pricht  ihm  zwar  vielen  Ürharfsinn  im  Einzelnen  nicht 
ab,  aber  er  bürdet  ihm  ,,[Jebertreibunj;en  und  Abwei- 
chungen von  der  lieberliefernng  auf,  die  er  sich  um 
■eines  Zweckes  willen  erlaubt"  S.  ,227.  Kann  denn  aber 
»on  einem  Beweise  die  Rede  sein,  wenn  l)io  der  Sage, 
aus  welcher  heraus  er  seine  ßehaoptnng  begruiiden  will, 
geradezu  Hohn  S|iricht,  und  ebenso  plumpe,  als  unnütze 
Unwahrheiten  häuft?  Denn  solche  Unttahrheilen  sind  es, 
wenn  Üio,  um  darzuie-jen  ,  ilass  Aeneas  und  Dionieiles 
in  freuiiilsrhaftlK'hem  V'ernelinien  gestanden,  den  Aeneas 
ganz  Italien  beherrschen  und  den  Oiomedes  mit  Apulien 
kescheiiketi  l>isst,  da  ihm  ,  ohne  der  Trailition  irgendwie 
zu  nahe  zu  treten  ,  folgendes  .Auskunftsniitlel  zu  Gebute 
(tand  ,  was  er  auch  wirklich  mit  dem  vielerw^bnten  aTOU- 
Xtd.  ergriifeii  hat.  Als  allgemeine  .Sage  ist  bekannt,  ilass 
der  Trojanerfürst  Aeneas  sich  in  Latinni  niedergelassen; 
ebenso  ist  bekannt,  dass  der  (irieclienfürst  üioniedes  sich 
zu  derselben  Zeit  oiler  kurz  nacblier  feste  -Sitze  in  Apu- 
lien erkämpfte;  ausHenlem  steht  nur  fest,  dass  Uiomeiles 
mit  Aeneas  in  Italien  nicht  gekämpft  hat.  Paiisan  I, 
11  ,  t).  p.  47.  zJionijfitl  n'tv  ycio  y.ui  'AQyiivjv  Toii 
alv  autii)  üvöeiiiav  ert  y(nio3ai  'jiooi;  Aheiav  fj- 
'jSxai  fldyi]v.  Wie  nun  Virgij  diesen  Umstand  mit  gros- 
•em  Geschicke  dazu  benutzt  hat,  den  den  Griechen 
»tammverivaiiilten  Turnus  um  Hülfe  gegen  Aeneas  beim 
Diomeiles  aiisiicben  zu  lassen  ,  der  den  Latinern  aber 
dieselbe  absclil.'lgt ,  und  unbedingt  zum  Frieden  mit  Ae- 
neas raih  (Heyn,  zu  Aen.  VIII,  t).  Kxc.  ^|[.  ad  ^'11. 
p.  161-  Exe.  I.  ad  XI.  p.  ()<)),  dazu  Varr.  Fragm.  p.  .^51. 
,,Diomedeui  cruta  ,Anchi>ae  ossa  (ilio  reddidisse"),  ebenso 
fingirt  Dio  in  einer  seiner  «vürdigeu  Weis«»,  dass  Dionie- 
des  auf  die  iNaihricIit,  Aeneas  habe  sich  in  Italien  nie- 
dergelassen, mit  seinen  wenigen  Scliifieu  nach  Laliuui 
geeilt  sei  (denn  ilic  Sage  lasst  ilen  Diumedes,  ehe  er 
nach  Unteritalien  gelangt,  sogar  in  den  liesperischen 
Meeren  umberirren,  Iternhardy  zu  Dioins.  Perieg.  4S.t. 
S.  ti5 1  ;  darüber  wird  wohl  Julius  .Antonius  in  seinen 
zwölf  Büchern  ^lancberlei  gehabt  haben)  und  den  Aeneas 
um  Unterstützung  zur  Erobening  eines  festen  Sitzes  ge- 
beten, und  niiht  i'ifol;;los  gebeten  habe.  Oder  ineiiit  Ilr. 
E. ,  dass,  wenn  üiciineili-s  den  Aeneas  um  Hülfe  bittet, 
aud  dieser  ihm  den  enlbehrlicheii  Tlieil  seines  Meeres 
äberlässt,  diess  noch  kein  hinl/lngliclier  Beweis  dafür  sei, 
dass  Cf/Xia  y.nl  e/'tl'jvij  zwischen  Aeneas  und  Uinmedes 
bestanden?  Diesen  iiiclit  nur  in  jeder  Bezii^linng  genü- 
genden,    sondern    alKiti     richtigen    Gedanken    aber    erhält 

Zeitschr.   J.   il.    Aluuhuiiiiw 


man,  sobald  man  mit  dem  linterz.  die  handschriftlichs 
Lesart  aroaTK'i  nicht  antastet,  und  zwei  unbedeutende 
Aenderungen  billigt:  Uiiu)  dl)  y.ui  zJiUftljölj  (ftvyopra 
i^'Aoyui'i,  eTitidr;  tuv  Aivsiov  irivifero  cnökov, 
ikdiiv  TTQoi  avTov  ÜT£  tior,vijq  xal  (piXiag  avioi^ 
yevoiieviji;  dei^^i^uai  re  ßoijiUluq  rvy^tiv  diiiyijaäus- 
vov  TCLC,  xe  'Ayaiiüfivovoc,  y.ue  xaq  tavtov  avuipoQOLi' 
xuv  de  uvakußfiv  ai'xov  e^ovra  ukiyac  vuCc,  y.al 
/leooi  xt  nugaöuivai  xijg  ax^/axidg,  iiiei  ijdij  naaav 
ioj£  XIJV  ^l'ioav,  Die  letzte  Aenderung  I:71U  i'^dlj  für 
£7l£ldr,,  die  theils  ilurch  das  vorhergeheiiile  ei,  theilg 
durch  die  Epist.  p.  iV  lieigebrarhten  Stellen  (dazu  Har« 
porrat.  p.  l/'j,  lU-  «  di;  /.ai.  Bl.  i'jdn  y.ui.  Dindorf. 
Stepli.  Thes.  p.  104.S  A.  lO.")!)  C.)  sich  rechtfertigt,  hall 
auch  Hr.  E.  für  ,,iii  jedem  Falle  beaditenswerth" ;  der 
ersten  xuv  AivEiov  otuKov  für  tuv  AivEiuv  axukui 
erklärt  er  ebenfalls  nur  belpflicbten  zu  können,  ,,da  er 
auf  dasselbe  verfallen  war."  Freilich  ein  sonderbarer 
Grund!  Aber  noch  eine  dritte  Aenderung,  unil  zwar  auf 
S.  3I3'.',  'Jl.  \lvii]vu}0  öh  'EvcTujv  i/.ooiVjOE  y.ui  xij^ 
cIolotij.;  yij(;  Tieoi  xuv  'Ad(jiav  •  AivtiaQ  de  ndoi^g 
'JruKius  efjuoileicrs  xal  not.iv  ij'iy.inev  xijV  /ityioxi;v 
Tlaoinv  hat  der  Unterz.  für  noth»  endig  erachtet.  AI» 
der  Unterz.  dem  Hrn.  E.  bemcrkliih  gemacht,  dass  .Ae- 
neas nicht  ganz  Italien  beherrscht  habe,  ruft  Ilr,  E.  S.  '>'2.^ 
ans:  ,,llat  der  \'erf,  vergessen,  was  er  auf  ilieser  selben 
Seite  citirt  hat:  Aiveiai;  de  ndaiji'lxakiu^  eßaoikevoEV* 
F'ürwahr  sehr  unbefangen.  Jeder  Andere,  der  des  Unterz. 
Anseinaniiersetzung  über  den  Sinn  der  ganzen  Stelle  und 
Darlegung  seiner  Ansicht  von  Dio's  niy  ihiilogischeii  Kennt- 
nissen vulIslAiidig  gelesen,  der  p.  111  sq.  bea(lilet,  dass 
an  einer  ansiirüik  lieh  angegebenen  Stelle  über  die  \^er- 
derbnngen  lies  Namens  Itu/aU  gehandelt  werden  soll, 
der  zuletzt  bei  iler  Uebersetznng  der  in  Rede  siehenilea 
Stelle  die  Worte  gefunden  hätte:  Aeneas  tolo  jain  Latio 
armis  perdomito,  würde  gewusst  haben,  dass  der  Unterz. 
das  'Iruklui,  was  S.  3131»  4,i.  ebenso  richtig  ist,  als 
S.  .'{fi4,  1'.,  'Jvxi]vooa.  Et'Q'jJTri^i;  indo^ui,  nicht 
bloss  für  verderbt  erklärt,  gondern  auch  emeiiilirt  hatte. 
Der  Unterz.  wird  an  einer  andern  Stelle  zeigen,  dass 
\'er(lerbiingen ,  wie  JraKiug  für  CaKt-iaC .,  und  Biichsta- 
benversetziingen,  wie  To'Ki  wnA  jiaxi,  nicht  eben  zu  dea 
paiäographisclien  Seltenheiten  gehüren.  (An  AvtfiiVlUV 
uiytuKuv  Alj(iuiyivu}V  Dionys.  Anti(j,  Rom.  I,  4ä. 
57.    .^9  si|.    mag    Unterz.    nicht   denken.) 

Orat.  IV.  p.  \^\,  4j.  y.ai  OLIV)  dl]  Si'xcc  naiÖsiai; 
e/.äkui'v  Ol  TiQuxioov  xov<;  xr,g  dyadni  ncudtia^  6T11- 
Tuy/dvovra;  y.ui  xoix;  xdi  ipvya^  dvdgsioi'q.  Hr. 
E.  schlug  für  di/a  naideiai  Aioi  naida>;  vor.  Der 
Unterz.  verwarf  diess  aus  paiäographisclien  Gründen,  und 
schrieb  Epist.  Crit.  p.  V  diya  naididi;  Aiui  Tiui- 
dai  (so  ist  zu  lesen;  auch  hat  es  Hr.  E.  S.  'wJ'Jö  so) 
1)  weil,  wie  »veilläiiftig  gezeigt  ist,  au»  iraidei,  wohl 
Ttaidlia; ,  aber  nicht  umgekehrt  ans  11  uidlluc,  -Jicxidag 
gemaclit  werden  ilarf,  und  weil,  wenn  man  diya  Tloldiag 
beibehält,  der  Ausfall  des  nollnvendigen  Alui  II nida<i 
sich  leicht  rrkldit.  '2)  Weil  an  dieser  Stelle,  wo  Dio 
von  der  llaidtia  spricht,  das  bekannte  Wnrl>piel  mit 
Tic/diu  und  71  aid tut  nahe  lag  (und  iliess  hat  l)tO  wirk- 
lich   wenige    Zeilen    vorher    gemacht,     S.    ijl,    :j.).      3) 

83 


1155 


115G 


Weil  mir  erst  dniin,  «oiiii  üio  sagf:  ,,unil  so  iiannf« 
man  in  allem  Enis/e  solrlie  Kiinijjn  Sulliiu  lies  Zrlis'', 
drr  ,Sililns-i  (I<t  Dcdiirtjoii  ilor  ist,  «Ion  der  Aiif^nj;  ver- 
kiiifff;  diMin  OS  lioisst  Z.  21:  Tldurig  ui'COl.  ^loi  Trat- 
öti  fiai  re  y.tii  kijuvrai.  In  l)  hat  sirli  llr.  E. 
an  woni)5  Iiinoin^ofiniilcn ,  als  in  das  lilior  t^noljuuoi; 
Gesajrte ;  '.>)  und  >)  lorscIiHoijjt  er,  und  orkliirt :  ,,der 
Sinn  vordanwnt  jeiioii  Zusatz  ,  ina^f  er  iliplnmaliscli  nnrh 
to  niilie  liogon,  »as  »tir  tC''"  *"gobon.  Also  Sjiass  lioi 
Seite,  der  nidit  liiorlier  t;rli(irt."  Das  inoint  olion  der 
Uiitorz.  aiirli  ,  und  verjjloiclit  narlifräjflicli  PIntaroli.  de 
aiid.  poct.  IV.  |).  7(j.  iitj  dl^ULdvuvi  T(/j  tvo/ijttj  — 
oikkd  TOi'i  /ifTii  7ln;/''i/«s  kiynitlvoii,  »as  Wvitonliarli 
p.  '2\'l  iil)orsptzt,  qnao  jioeta  nun  seriu  et  ij)se  probans 
ac   »era  jnilioans    profort. 

Orat.  X.VXil.  p.  (ijn,  2.?.  fjoi'ov  6'  eitl  TU)  Ttkei 
(piww  .^i'nvTU  TOP  Ad/.ouv  üodv  an (}ei soTC(jov  aal 
Kotöopeiaitai  'Jdoiifvii  rifoi  tujv  imiojv  tidv  ßt'iiij- 
A.Of.  Hirr  liess  Gool  (und  iliin  stimmt  ilr.  K.  l>oi)  ooäv 
und  y.al  aus.  „Es  ina>;  allcrdinj^s  ,  lasst  sirli  llr.  Dr.  E. 
jetzt  vernelimon  (S.  2-'^),  niolit  selir  »valirscheinlirli  soin, 
dass  (igdt/  eine  DiKo^raphic  von  yioyjjuv  ist,  olinulil 
in  der  unisrhriolienon  liiiuiirisclion  Stelle  «voilor  Niclits 
entlialtoii  ist.  Diu  unisrliroilit  n^nilirh  in  diesen  \Viirfcn 
Iliad.  XXIII,  4^^:  to-'  6'  «/ö/oui;  ivsvKmtv'Oii.ruq 
raXi'C  Aio.;,.  Alloin  da  in  I  otdiioeiodai  inuner  ot«as 
Uiianst'iiidigps  li<';;t,  so  ist  os  »alirsclioinliili ,  dass  Dio 
liier  nocli  ein  anderes  ^'orliiiin  f  eliranclite ,  mit  dem  or 
ärtofn sarSonv  lorliand;  etna  fjoav  oder  etwas  Aelin- 
lirhes.  Ds|;o(,'eii  niirde  sirli  ii'ilit  viel  ointvenden  lassen.'*' 
Miclit  iiielir,  als  Alles  l.'lsst  sich  dagegen  eiiKieiiden  ,  uder 
ist  vielmehr  sciinn  vom  üiiferz.  eingewendet  worden,  nur 
dass  es  Hr.  E  wieder  verschneigt.  In  der  Epist.  p.  V  sq. 
ist  freilieh  nicht  mit  t\er  Breite,  »vel«  he  jetzt  niitiiig  ist, 
gezeigt,  dass  in  jener  Stell«  des  Homer  Aias  nicht  bloss 
schmähet,  vs.  47  i,  sondern  als  er  nach  der  Zurechtnei- 
gung,  die  ihm  idoineneiis  zukommen  Ifisst ,  sich  hastig 
erhebt  (vom  Diomedes  heisst  es  CFirj  ö  OoSuQ,  bei  Aias 
liiOVl'TO  6  (tl'ciy.a),  um  mit  harten  Worle»  zu  vergel- 
ten, Achilleus  ihm  gebietet,  sich  niederzusetzen  und  in 
der  Rnlie,  wie  die  andern  Argeier,  vs.  448,  den  VVett- 
lauf  iler  Rosse  zu  schauen,  vs,  487-  4')5.  Es  ist  ferner 
gezeigt,  dass  Dio  das  Aufspringen  und  das  ScIiiiiAlien  in's 
Auge  fasst ,  wenn  er  spricht:  ivtavda  ■jtetioiiv/.S  toii; 
&eaza^  y.a9  r;ai'/luv  ^i^vtooi'vxas  uinneo  v.ai  tioo^- 
Tjy.e'  jjovov  S  ini  nfj  re/^ei  cfijoiv  Ainwa  tuv  Aü- 
XQuv  dvoouäv  oirrocreovigoi/  y.a'i  kotdopciothn  Jdo- 
fzCvet  Ttfoi  Tuiv  i'XTCov.  '.Ivogmi.v  hat  nämlich  ilcr 
Unterz.  für  orjclv  herj^estellt  und  iladnrch  erreicht,  dass 
sowohl  der  Inhalt  iler  Homerischen  Stelle  vullkomnion 
wiedergegeben  ist,  als  auch  dem  unmittelbar  vorherge- 
Leuden  [{Hoigovvxaii)  wOrcep  v.a'i  ■KQor,f[y.e,  das  {^dvoQ- 
fMdv)  drigSTiOrepov  entspricht;  oder  halt  Hr.  E.  TTOO^- 
vy.El  und  TCpElSl  nicht  fiir  Svoonyma  ?  Das  leicht  Be- 
l^reifliche  hat  wolil  auch  Hr.  E.  begrilTen  ;  nur  anerken- 
nen kann  er  nicht,  dass  es  so  sei.  ,, Zugegeben  ,  sagt 
er,  dass  Dm  in  dem  Aufstehen  i'iberliaiipt  uiler  in  der 
Art  des  Aufstehens  etwas  rnanslilndiires  gesehen  habe; 
flennoch  glaiilit  liec.  nicht,  dass  in  dieser  einfach  pro- 
laischeii   Rede   das   (gespreizte,     rurnehui    zierliche   uvoo- 


iinv  an  der  Stelle  sei."  Der  Unterz.  hatte  dem  dvop- 
ildv  zwei  .Stellen  eines  (i  lossators ,  der  (iriurjOll  durch 
avooiia.  erklärt,  beigegeben.  Das  hat  Hr.  E.  ,  »ie  ge- 
»lihiilich,  iibersrlien,  oder  er  steht  in  dem  Wahne,  das« 
(ilossatoren  ihre  l'^r kl.'iriingeii  in  gespreizten  Ausdrücken 
geben.  So  »ill  denn  der  l'nterz.  noih  ein  L'ebriges  thiin 
und  wenigstens  die  Dreizahl  voll  mncheii  und  Hrn.  E. 
sagen,  dass  Hesvrhiiis  d.vdooini  V ,  »as  ihm,  wenn  nicht 
aus  Prosaikern,  so  doch  »enigsteiis  aus  Homer  bekannt 
sein  wird,  durch  dvuiounotv  erklart,  llr.  Dr.  E.  ver- 
langt »ulil  d.va.i}oijtiv  (»as  palaographisch  ebenso  nahe 
liegt,  als  iJutv  fern),  d.vull  llf)t~i.v  für  ogüv  zu  schrei- 
ben \  Weil  ferner  Hr.  E.  gegen  die  Hinznfügiing  des 
dvc.  zu  uoiidv  etwas  niisstraiiisch  zu  sein  scheint,  oder 
aber  die  |iiilaographisi  he  Rechtfertigung  desselben  nicht 
gef.isst  hat  (wie  sinil  folgende  Worte  des  Hrn.  E.  zu 
versleben:  ,,Der  Verf.  veifallt  zuerst  auf  ooiidv ,  »eil 
ihm  diess  aber  etwas  seltsam  vorkommen  mochte,  be- 
schwichtigt er  sein  diplomatisches  (lewissen,  und  schreibt 
a.vooiiii.v^''^.) ,  so  »ill  der  Unterz.  die  weite  Aiisilelinung 
der  Corruptel ,  welcher  die  mit  Präpositionen  zusammen- 
gesetzten Verba  unterworfen  gewesen  sind,  »enigstcns  in 
ISezieliung  auf  avd  ilurch  folc-ende  >achträ;'e  zu  Rast's 
Bemerkung  [liKf  und  dveit.c)  anileuten.  Wälireil  Tliucye. 
1,  i.{.  Pljl'ltav  dvfkuiv  der  Clarend.  iliircli  falsche  Wie- 
derbolnng  der  Endsilbe  von  'Pi;vSIUV  £tV)V  gibt,  steht 
bei  Dio  Or.  XVIII.  p.  477,  2.T.  TU  yivujay.iiv  für  dia- 
yivii)Oy.l:iv  (so  Reiske  ;  gebilligt  von  Görlitz  p.  (i.  not.  10.), 
Diodor.  IV.  p.  J(Vj,  3'l-  für  Tiji  dvayufpjs  in»  Coisl. 
und  Mut.  ayoiyr]/;,  p.  261,  87-  jiyuiiTujv  ikoftiviov 
TUV  ngu;  Tuvq  d^avdiovq  Tcüke/iov.  Diud.  dviko^e- 
vuiv.  p.  257,  97-  Aüriie  ai'y^evEt;  ave](ovTeg  für  h^uv- 

Tf;  zu  schreiben  sein,  »ie  es  in  den  Excerpt.  de  Virt. 
et  Vit.  XXXII.  p.  .VSy,  4.5.  ftev  dvagndoac.  für  f^iv 
d.g7iuocti;  heissen  uiuss,  ila  man  dona.Qtiv  nuktii  nicht 
kennt.  Pausan.  IX,  )0,  ,5.  'An  okkojua  sigu')v.  Mosq. 
dviiL'Otov.  Bei  Philostratos  und  Lucian  für  imiOS  und 
okukuCoiv  andere  Bücher  richtig  drentlOl  unil  dvoko- 
ki'CuiV  s.  Boissonaile  zu  Philostrat.  Epist.  27.  p.  9(i.  Ju- 
lian. Orat.  p.  40.  A.  sKy.iiv  ty.iKevEv.  roil.  ditylkfVSV. 
Schaefer.  av  iy.f-kev£l> ;  loann.  Chrysost.  de  Sacerd.  I.  2. 
p.  3-  Loml.  ai'TOV  dotipui-  Savil.  und  mehrere  Mes. 
d.va.dgi liiai ,  bei  ileni  sich  überhaupt  dieses  Sch»anken 
häufig  findet,  vgl.  noch  II,  4.  p.  1.3.  dyayiiv  und  ma- 
vayuytiv.  1.  p.  19.  ÖEi^auivuiv  und  dvddttaiitvujv. 
V,  (i.  p.  .09.  dmki^eti^  und  tnave.'  dttf.  Aen.  Gaz.  p.  i3- 
"jtoui  ijöuvc'-i  icf'Crr.  Boissonad.  aus  vier  IMss.  p.  2'3ö' 
drtcpdvi}.  Bei  Psellos  endlich  fimlet  sich  de  Op.  Daein. 
p.  .3  statt  tat' et  V  uyyekkii  im  zweiten  Paris,  dvnyytkkst, 
und  ebenso  ist  p.  23  US  deoilirjrtlV  —  £/i  TU  ßl'Cctt-- 
Tiov  dyuyeiv  das  dvayaytiv  aufzunehmen,  was  C.  bie- 
tet, und  Boissonade  p.  244  nicht  verscliiiiälieii  durfte. 
Endlich  niuss  auch  ohne  handschriftliche  Bestätigung  in 
der  Kpist.  III.  ad  Ducam  p.  173.  oi^lv  ä^uoov  oußcf 
gug  yiyova  y.a\  ionav.a  rijv  öfforv  gelesen  »erden 
dv  ioTl  ay.a.  Hatte  etwa  Henisterhnvs  (zu  Luc.  II.  p.  457. 
Bip.)  oder  Dobiee(zu  Arist.  Acliarn.  lüü"^)  die  Stelle  gekannt, 
würde  sie  längst  emenil irt  sein  ;  denn  rf.?  U(f  ür\  dyttv,  was 
Triller  Obss.  Crit.  III,  12.  p.  2U2.  gelesen  haben  »ill, 
uud  duccre  vultuui  >'ic.  Heins,  Ovid.  Epist.  Her.  XXI,  1Ü5. 


l!57  1158 

reicht  hierfür  nicht  aus.      L'm  auf  Dio   zurückznkoinmpn;  a^gpsdipn     ^/f.ltnv^O''^     hcisst,      terderlit     worden     »ei, 

fo    rerhehlt    nun    aber    der  L'iiterz.    nicht,   class    uuniiltelLar  sclilujj   tler  l'iiterz.   ausserilein    vor,    für  lluuit)!   mit    leirh- 

nach   der  VerüUViitlichuiifj;  Aft  Vi\)\st.  A\e  dl  vri^at  (f<QOV-  1er   Aenileruiig   z»   lesen:     II  fi  i  an  i  ö  7j.       Ilr.   Dr.   K.    be- 

Tiöec,  für  Ao/.QOv    6(idv    d.n{)ini(JTCoov   ihm   luv  Ao-  merkt   nun   S.   '2>\'    ,, Allein   e«    ist   «loch    «ohi   sachneniäs- 

y.puv   öpydv    d'JVQillioxSouv    xai  koiduotio9ul   zuge-  ser ,   dass  der  Kriedeiisrerfrajf  mit   dem  Kliiiije  und  Haupte 

führt   haben,     was    einen    guten    Gep;ensatz    zu    y.ai^'    l)ov-  der   Familie,    nicht    mit   einem   seiner    8(ihiie    alif^esrhlussen 

Viav  {i>f.u)Oiiv)    gil't,    und  in  der  iiedentuiiir   von    „leiden-  »urde;     auch     ist    es    ja     nicht    uahrsclieinlir h ,     das»    Dio 

schofdicli  auf^'eregt  sein"  unter  Andi-rn  bei  Tliurv'il.  ^'Ill, '2.  hioss    um    iler    Al>»ecliseluns     «illen    den    Hek(or    Ilutaui- 

«icli    fin<let   (der   J»ch<iliast   p.    ,')S().    I3ip.    (ioylCta^ai),    vjjl.  dljc   j^eiiannt    haben   sollte."      Dieser    EinHand    ist   im  Vor- 

aurll    doyü    notUliU^^,     vinolentus    Jacobs,    zu     Pliilostrat.  ans  durch  edv.v  /.elin  tStellen  aus  derselbe  Reile  lies  Uio  und 

Imagg.   p.    iW-    „Saepissime   7    vel    revera  a  librariis   omis-  ilurcli    Darlegunj;   des  Gedaiikeuzusammenlianges  p.   ^'I  S(j. 

8Um   vcl    a    li't^entibus    non    animadversum ,      dum    aliis   cum  beseitiget. 


literis    compendiose    coaluerit"    D'Orvill.    riiaril.   p.   300;  Orat.   XLI.   p.    IS'),   'J9.    OX^Suv   "/ao   ot'TOQ   ü   rrvfj- 


p.  3'i.'>  und  mehr  bei  Jacobs  zu  Aeliaii.  p.  (i07  und  Walz.  Der  llnterz.  begründete  zuerst  die  ^'ertauscliung  de«  6 
Älenand.  r/fpi  i^/di/yi-  p.  170.  Auch  sind  ooyav  und  mit  y.iii  und  des  Ol  iitjUV/.oi  mit  Ot'Ufju)  OC ,  wieg  aber 
Öuitci  ,  » ie  doyi'  und  öoiiK ,  oft  lenvecliselt  Stephan.  zu^jlcich  nach,  dass  die  Aenderung  Ol  ußukfJV  unnöthig 
zu  Erotian.  Voc.  ilippocr.  p.  1'7 1 ,  li.iniberj;er  zu  Aesih.  sei,  da  ni  iit^oXos  von  !\IeiiMhpn  gesagt  »erde,  und  da- 
Choeph.  435-  S.  (iS.  und  besonders  Ruhnken  zu  Tim.  niit  ist  Hr.  12.  jet*t  einverstanden  S.  'i'jy.  Ausserdem 
Lex.  Plat.  p.  194.  Unil  »enu  man  »veiter  bedenkt,  dass  aber  bemerkte  der  Uiiferz.  :  1)  dass,  « enn  ävto  ftvovg 
ein  Gleiches  bei  toav  und  (/(^«j.' Valikenar.  Diatr.  p.  .'4-  c.  stellen  bleibt,  der  Rede  des  Dio  es  an  der  gehörigen 
Boissunad  Aen.  Gaz.  p.  '2  {.')  (cid.  liast  Tab.  VI.  nr.  l!.),  Cunciiinitrit  gebriclit,  uniL  er  sogar  ans  dem  Uilde  fällt; 
kQydaaO^ui  und  ooyioacr9ai  Kustach.  zu  Krotian.  p.  'id'J  'j)  dass,  davon  ganz  abgesehen,  sifOVg,  selbst  in  seiner 
u.  A.  stalthiidet ,  so  dürfte  es  selbst  paläojjraphisch  nahe  vveitesteii  Reilentuiip;,  nie  es  sich  bei  den  Rednern  fiii- 
genug  hegen,  iodv  bei  Lucinn.  Sign'n-  3''^-  p-  60,  »o  i]vt,  genommen,  für  diese  Stelle  nngeiinjxend  ist,  da  der 
Hemsterliiivs  vergebens  nach  einer  Kiiiendation  sudite,  Gpilankeii>rnsamnieiihang  nicht  einen  lioino  beneioliis,  son- 
iind  Leiinep.  zu  l'halar.  lipist.  III.  p.  4'J  h.  (Jlazpdv  bot,  dem  einen  beneficns,  keinen  tiiotg,  sondern  einen  üya- 
in  0()yüp  zu  veriiaiiileln.  In  diesem  Sinne  hat  Dio  i^og  (oder  nach  Dobree  /ji  f^TtOTO:; ,  uoiOTog) ,  tt'egyt~ 
XXXV'I.  p.  S5,  4').  Toi'ods  üoin  niiviaq  v^jyo'n'Taq  jt^i  verlange  (vgl.  nur  Z.  27.  crvi'fpyog.  30.  vicffk/fjoj- 
71  o(tg  iy.tiiDv  Tov  Löyov ,  isL  Rulink.  a.a.O.  und  die  racoc);  3)  dass  cÄvr^o  eivor:  grammatisch  falsch  sei 
Stellen  des  l'liitarch  bei  iäahr  zu  Philop.  9.  p.  AS-  Und  iiud  es  heissen  müsse  :  ü  {l'vorc  äviu-  Hr.  K.  ISsst 
es  kliiinte  Einer  das  iuiiv  selbst  als  (ilosse  zu  ögydv  J)  und  '.')  wieder  unbeachtet,  und  entgegnet  nur  auf  3) 
betrachten.  Endlich  Hürde  bei  Lycurg  c.  Lcocr.  §.  4U-  (Diu  steht  nach,  »n  es  sich  um  die  Krage  handelt,  ob 
(p.  IHh  Reisk.)  yvvuhug  —  dvnt'iVig  aVTUiv  xai  T»;?  Hr.  Dr.  E.  eininal  gegen  die  Regeln  der  Syntax  fehlen 
noltujg  ü(jvjlilvai,  »enn  einmal  emendirt  »erden  soll,  kann)  S.  V'iU  fgl-:  ,,iMeint  der  Hr.  Verf.  »irklich,  dass 
U(JftU)nivai  (vgl.  -Sihnl.  Plat.  Legg.  11.  p.  ()7'J  C.  uoiiuv  das  hinneisende  Demonstrativ  sich  nicht  auch  auf  unbe- 
ij  eiidlltiv)  viel  »ahrscheiiilicher  sein,  als  uloi(jVif.tE-  stimmte  SubstantivbegrilTe  beziehen  könne?  So  gewis» 
tac,  udi^juuJiai,  (fiuuiiivu..;  uml  als  otooxfujftlvac,  richtig  ist  dvi;o  ft'v'uvi;  tiHp^uujuTuq  ai/ifjokög  iariv, 
»as  zuletzt  Winckelmann  in  dieser  Zeitschrift  S.  2^9  SO  gewiss  ist  auch  richtig:  OlTUQ  Ol/i/io/.oc  trCftfio- 
vorgeschlagen  hat.  Der  L'nterz.  gesteht  jedoch ,  dass  Stel-  rajog  tOTlv  uvi^n  Slvot'Q  und  in  einem  andern  Zn- 
ien,  »ie  Xenoph.  Cjr.  Discipl.  IV.  5,  22.  oiTVj  yno  sammenhange  selbst  uijog  6  Oluljokug.  Hier  »ürde 
öoüjftivovi;  f/xoc  nttiova  TXfjoainTitv  u>v  ■/(frConiV,  n  ei'iovg  d.vi]o  zwar  nicht  grainmatisch  falsch  sein;  aber 
bei  ihm  die  Vermulhung  gar  nicht  aufkommen  la.^sen,  jedenfalls  ist  das  abstracte  6  ei'vorg  dvf'p  weniger  an- 
dass  diess  o.vui^lojg  itgujliSiixg  der  Verbesserung  bedürfe.  gemessen,  da  Dio  auch  iii  dem  Vorhergehenden  der  Con- 
Orat.  XI.  p.  3.^)1.  II.  £1  ilUii  Ti/j  Ildotdl  y.dfivovil  creta  sich  bedient  hat."  Die  reiche  .Saat,  die  hier  zo 
üinKKuizilCLV  itVTul'Q  y.o.i  n  (juq  (flkui.v  7lC)tit:avTl-i  allerlei  Efoiterniifieii  ausgestreut  i.-t,  erkennend,  begnügt 
CLTrek^ih'.  Der  üiiterz.  schrieb  aus  mehreren  Gründen  sich  der  llnterz.  damit,  Hrn.  E.  dara>if  aufmerksam  zu 
(  p.  VI)  TlQOi  (fikiav  71  oodi;at' I  S  g  (»ie  npudynu  inadien  ,  ilass  er  ja  nicht  viroi  ai  ii  ioLog ,  sondern 
Or.  IV.  p.  I(i8,  34.  LXX.  p.  37(i,  2t>.  XU.  p.  37.'),  35.  oiTUi  y.ui  oi'fij'jukus  uml  mit  Recht  lieset.  Will  nun 
steht)  dn  tkx^onv  ^  und  Ilr.  E.  stiniint  ilim  hierin  mibe-  Ilr.  E.  be»eiseii,  dass,  »enn  ich  sage:  „Dieser  (iifim- 
diiigt  hei;  wnll  t}oiev  vermiithete  schon  Casaubonus.  lieh  der  nniniltelbar  zuvor  genannte  cfiKoQ  ei'Tvyuiv)  ist 
Weil  aber  Uo/dud),  wie  Geel  und  Ilr  E.  für  Rryoli^l  sogar  nicht  nur  die  glücklichste,  sondern  auch  ilie 
lesen,  sich  paläogr:iphisch  durchaus  nicht  begründen  hisst,  wolilthatigste  und  nützlichste  ^'orbedeutiing  für  Jeden, 
and  es  überhaupt  nicht  glaublich  ist,  dass  dieser  Name,  tiem  er  begegnet,  er  der  »ulil»olleiiile  Alaun"  ich  bloss 
»elcher  fast  auf  jeder  .Seite  dieser  Rede  vorkomint,  ver-  übersetzen  kann,  nicht  muss  ü  iivuvg  ovijfj?  War- 
derbt  uud    iu  Uauidl,  wofür  es  snustj  etwa  vou  Ü.  3üU,  2'''  "™   ^^t   er    das  Citat    (Stallbauin.   Plat.   Lach.   p.    183  C.) 


1159  1160 

nicht  li(>lirrzi;;<?  Oilrr  glniiUt  Ilr.  E.  wirklirli  ,  das«  (ersetzt,  (la!>.<<  der  Sinn,  den  gownlil  Hr.  Gnel,  als  drr 
aAniiiillicIiPH  IUI!  dein  cpihu^  vorlipr  l'r{|ili<'ir(p  in  diiii  Verf.  in  diesen  \Viirten  suchen,  der  richtige  ist,  halt 
Killen  f/'^oc;  aufgehe,  und  der  Sinn  f<i|;reiMler  sei :  lieiin  Uiiterz.  GeeTs  Enieiiilatiüii  /  (  (/'of^o/s ,  obivohl  diess  Wort 
ein  Milrlier  Freund  ist  die  (^liiiklithste  V<irlii'deii(iiii{;  für  sich  nicht  in  den  Lexici»  liiidet,  für  viel  »ahrschein- 
Jeileii,  so  dass  er  ein  »ahrer  (ill/J  ei'VOlK  ist?  Lni  all»  licher,  als  des  Vetf.  c  i<  Kl  Ip  0(fu  vcr  I.  Das  f^ehiitt 
die.se  LIeheUlfliiile  zu  hpseili(;rii ,  schrieb  der  Liiterz,  mit  nicht  in  eine  priisaisrhe  Heile:  und  da^is  l)io  hier  ein 
Beitiehaltiiiij;  des  von  Hrn.  fc}.  au.sgeincrzten  '/.a.i  foljfen-  Hi<literfra[;nieiit  aii[,'ezOj;eii  haben  .-iollte,  niacheii  die  üin- 
deniiassen:  xii,  dt  avi£()y<)'; ,  ri's  de  OvujJoiKu^  dltSi-  ffebiiii;fcn  dieser  Worte  sehr  wahrscheinlich. "  Ks  ist 
yutv  zoti  ■jl^QrCovatv  Ij  Cpikui  eiitv/iov;  oy^tdov  ju.o  ein  Zuiall,  dass  hier  die  Ne(;atioii  aus;;efalleii  ist;  denn 
OVTO^  Xal  öt'jH/S'üÄOJ  OV  fJOVUV  {VCpiJilOTatU^  dkku  Hr.  K.  »ollte  schreiben:  ,,,selir  unwahrscheinlich";  aber 
Xai  oJwekliiujtaKx;  y.ai  itiu)  ui>  UviiyTj,  ÜoIOtO^  man  könnte  versucht  sein,  diesen  ZuI.iII  als  lieispicl  dafür  an- 
aiojvöi-  Oer  spriichwürtliche  Gebraurli  des  aoiocui  zuführen,  wie  die  Wahrheit  zu  unterdrücken  selbst  einem 
oluivoz  ist  l£i)ist.  p.  IX  naclij;e>v lesen  ;  ebenso  die  Ver-  eifrigen  lieinüheii  nicht  so  leicht  geliinjt.  Die  Umgebun- 
biiiduiig  ton  oi'/(ijoXoi  und  uiwvug  (waruni  oiwvu^  hier  gen  dieser  Worte  —  dazu  gehört  doch  wohl  das  unniit- 
nii  der  zweiten  Stelle  steht,  ist  von  sellist  einleuchtend).  telliar  l<"olj;eii[le ,  und  uikui;,  i'Tiu  O'/.OTOvi;  (denn  der 
|)a  Hr.  fcj.  sowohl  dieses,  als  das  unter  |.  und  '.'.  I5e-  Genitiv  w^re  richtig  )  aukuviitvoli  sieht  doch  wohl 
merkte  igiiorirl;  ferner  das  y.(ti  .,  welches  er  einmal  ge-  etwas  nach  einem  iaiiibisrhen  Senarius  aus,  und  zwar 
atrichen  hat,  nicht  wieder  anerkennen  kann,  ist  es  na-  mehr,  als  das  einem  Uichter  sicherlich  nicht  entlehnte 
türlich,  aber  ohne  alle  Bedeutung,  wenn  er  .S.  'Sl\)  i-  Wort  des  .Sextiis  Einpir.  adv.  IMathem.  VIII.  5-  p.  Öl9. 
Folgendes  gegen  die  Verbesserung  des  Unterz.  vorbringt:  ühcwi  iv  (jaifei  cry^eöuv  ar/.ort))  tij^  tif^iji^siui;  duo- 
„Der  Gedanke  gewinnt  hier  loulirlich  nicht  durch  die  X£y.ouuu£Utji,  oiler  weist  Hr.  Dr.  E.  vielleicht  ai'fo'^  — 
Zusainmciistelluiig  von  zwei  gleif  hartigen  BegriU'eii,  wie  aL'koi'fieDO/^  ohne  Unist.'lnile  und  ohne  zu  bedenken, 
OViißuKOi,  und  oluivoi'*  nnd  „der  Verf.  reitet  das  y.a\  welchem  Dichter  diess  Fragment  gehören  würde,  in  die 
UTcj  ,  welches  aus  dem  vorhergehenden  ö  so  leicht  ent-  Prosa?  Doch  liiir  handelt  es  sich  gar  nicht  um  ein  Dich- 
gtcheii  ko/inle,  wie  er  selbst  zugibt.  Und  der  Gewinn  terfragment;  es  handelt  sich  um  einen  (epikureischen) 
ist  hier  noch  ein  sehr  problematischer,  Denn  warum  Cult,  zu  dessen  Bezeichnung  Dio  seine  Aiisnrücke  vom 
«oll  das  (JTOJ  Ctv  ivTl'XV  'IT  2"  dem  zweiten  Tlieile  (killte  des  Dionysos  oder  di-r  kybele  ollViibar  entlehnt 
Üotazu^  oiuivui  gezogen  werilen,  da  es  mit  gleichem  hat;  denn  wohin  weist  die  Verbnduiij;  von  Cymbeln  und 
Rechte  auch  zu  dem  ersten  gehört?"  Indem  der  Unterz.  Flöten  anders,  als  auf  einen  fanatischen  Cult  (s.  Epist. 
Hrn.  E.  noch  versichert,  dass  er  gerade  bei  dieser  Stelle  p.  X.  und  dazu  Maneth.  V.  .'i.J'J.  Öf^lUV  üulliooi-;  zS 
»ehr  weit  entfernt  ist  ,,die  Unwahrsrheinliclikeit  seiner  y.al  (tuKoiq  und  Virgil.  Aen.  XI.  7.i7.)?  Mag  mit  Hrn. 
Aenderung  zu  fühlen",  *)  fügt  er  zu  dem  über  die  Vertäu-  E.  SripOffu/^  oder  mit  dem  Unterz.  et'ta  (lnjrfiovai  ge- 
ichung  von  iuvui'i  und  uimvoi^  Beigebrachten  hinzu,  schrieben  werden,  so  wird  beides  der  geivöhnlichen  Prosa 
dass  mit  Etyuiol.  ftlagn.  Olvovq  für  OIOVUVQ,  (s.  Riilen-  nicht  angehören,  und  das  Letztere  vor  dem  Ersten  dies» 
kanip.  Spec.  Obss.  et  Emendd.  in  Ktyni.  M.  p.  X.WIII)  voraus  haben,  dass  shiui;  oder  £Va,v  eine  voxpropria  für 
Dnd  bei  Diodor  IV.  p.  JTS,  3.  für  Oluiiov  in  andern  den  bacchischen  Cult  ist,  und  als  solche  von  den  Pro- 
Büchern Ai(i)VUi:,  Eoiiuin,  ¥iij)vüv  steht.  Unil  in  ße-  saikern  gar  nicht  abgewiesen  werden  konnte,  wie  denn 
Ziehung  auf  die  andere  Aenderung  des  dvi]ij  in  uototo:.,  z.  B.  Pliiloslratos  in  den  von  Hrn.  E.  wohl  übersehenen 
d.  i.  dolor  mit  überschriebenem  o,  für  welche  die  Ver-  .Stellen  tfluu  IjUivStv,  inno/.lijiuv  und  thiuv  dodjxa 
wechselung  von  dvr,(j  uiiil  dg/O,  nnd  überhaupt  dlesn  gesagt  hat,  iiiiil  das  etia  ipuCfUl'VTU  (et'uv  IpoCfiuL'VTO) 
Umstellung  der  Biuhstabeii  nachgewiesen  ist,  mag  noch  dr'iii  lai^  ß<ix](ati  ivhlduviLl  TUV  iviov  Hiiner.  Orat. 
erwähnt  sein,  dass  in  dem  u  uui'lji,  welches  BoissonaJe  XIII.  7.  p.  .Ö'Jli.  fjudv  Tut'  CL'lUV  III.  (i.  p.  43^-  und 
Psell.  p.  2l'iS  nicht  zu  deuten  wiisste,  wohl  nichts  An-  ci'ii7ca.l>ujv  iuy.j(uti  Eurip.  Palaiiieil.  fragiii.  \'II.  p.  249. 
dcres  enthalten  ist,  als  der  Name  ilessen  ,  der  ilen  Brief  Fiorill.  in  Herod.  \ttic.  p.  ;')  iti.  Dobs.  iiin\  ■luga:ikr;'ySi 
geschrieben  und  das  Exemplar  des  Pachymeres  geschickt,  d  ducp/  qojitouk;  fiekuÖui'Ol  Kpijxi  gn^ui/j  ]Si>(J.iJV 
uäuilich  ö  \-/ 1/ d  g  e  a  g.  Wie  sehr  übrigens  sprüchwört-  eräv  Kuui  /javTeci  Luciaii.  Tr»goilopod.  3^.  entspricht, 
liehe  Redeweisen  der  Verderbniss  auch  bei  Dio  ausge-  Aussenlem  ist  der  Gebrauch  von  >llu<fui  (ilazii  l>iodor. 
setzt  gewesen  sind,  zeigt  unter  andern  die  Corniplel  IV.  -^09,  St.)  und  eiuu  iiinstfliMlIicIi  iiachgeu  ieseii  Epist. 
^s""  d(j  i/.lo'Jut  y.Uikitlv  für  d(p  tOCiuZ,  xujkveiv.  p.  X.  £tiu  IpocfDiaiv  aber  zu  schreiben,  erheischte 
Orat.  XII.  p.  30,  16.  yuvuiyeUtv  rui  UVXl  deov  dx"»*»  sehr  .lie  Znsaminen.stelinng  der  yi'iißnlM  und 
■agovt^u'jOl  yai  deoanevov<n  y.VußaKoti'  xio)v  ,]  i}io.  au/.oi,  und  die  Rücksicht  auf  die  Conciimität  der  Glie- 
(fotg  y.ai  aukuiq  v^o  oy.öioc,  uvkovaevoK;.      „Voraus-  •''"'•  {ytjuJdf.ui;  t'iia  ipotfuC'Oiv  und  at'l  uü   l>:ti,  o/.o- 

I lug     V.LKui'ufvOti;,    als    es     palaographisch     nahe    lag,     ila 

•)  KU  Brispiel  dafür,  was  lür  ein   seltsames  Ding  es  um  eine  ^'    >'l    ^Örfu/;   der   cod.    Hleerm.     »;     cH\lO(foti   gibt.      Für 

Coniecliir    ist,     niai;    liier    erwähnt    sein,     d.iss    einer    der  beide    Aendernngen    beschränkt   sich    der    Unterz.   jetzt   auf 

tli.ili:;'leii    und   verdienli  ~lcvi    Mitirlieiler    ilicser  Zcilsciirilt  den  einen  I*sellos.     )']  u  oiler  f/ß,  fß,  tili  stehen  neben  ein- 

aul    dein    k.il. sehen   HVi.le    (.lein    der  Unlerz.    iiierlici    ans  ander  in    der  Schrift  de  Oper.  Dacm.  p.  2.  Unis.  p.  102  *) , 

weiter   Kerne  seinen    Kreunilesi^riiss    seiidel)    ^eroile    die   in ^_ . ^ 

Reile    slebiMile   Kincmlalinn   ,.fnr  die   nnliediyl   besste   und  -j    Hieibii    m-i   ein    liü^sliclicr   Irrll in  'rin-b.in.    I':iud.   II. 

«icliei.li-     von    albn    in    der    Kpist    Grit,    gegebenen"    er-  (j     p.   •>\^  erwähnt       Der   Correclor  hat  lübcli    gehört   und 

klart  lul.  jj^'    fiir  ^1/   yeschrieücn. 


Ilßl  11G2 

und   ilas   a  «•on   tt'IU    hat    sich    an    ^föcpoi:;   elionso   anfp-  ist,    vprgl.    Clrm.    Alex.    Ailinoii.    p.     14.   D.    Tl'inavov 

sriildsspii ,   «ie   p.    18    \.  G.    dKka.   l^nirpot'.      15.   ü.   dKKa  1:1  t/.till  oüvza    y.aX    y.t  iiß>i.kov   i'lljxovvra   um)    Hflicul. 

ipocfoii.      C.    rirlidir   dkk    cilpöcfois   Itat  ;    ferner    variirt  II.   70.    f/'(/n'>;C    Tii  rtX'>>'-   ''■•>J''t;e"    »iir<lo    hierfür  Ipö'foi 

XstroroyOpöt     mit     kftrorgyoi.;  ,     keftUt'ijyurt^Tag     mit  nuf  das    Bestiinmleste    ahge»  iesen,    il.i    diess    den    (/.(fdjfOig 

Ke.lTOl'uyov;  p.    12.    lioissonade    p.     '21' ,    damnvdJVTOjv  ziikniiimt,    lleitistcrh.    z<>    liiiriaii.  \  iil.  II.    p.  'J'JS  f.    Faliric. 

und    t)uni6iü)V   p.   2-*.   24-'»  ■^hritueXorq   und    Tl'hjiiiif-  zu    Sext.    Enipir.    p.   3h4.    Plat.   Thi-aet.    p.   2U  5.    B.    ui'TS 

i^ornpi   p.    24,    250.    not.    21.      üajjejjen    hat   Hr.  (Jeel  fiir  (fu)vri   Ol  et    Ipdcfo^.    Proverh.  Vatir.  I.  ,00.  p.  ,'Q'.  Schott. 

^    ll.i()(f<H(;    niler    );    älpUCf(l/q    Srlliü(fii/g    tCe.set/t,    und  ihn«  ler;;!.     ■jt:ukl>(fU)Vi)C,     Cleni.      Alex.     Adinon.     p.    4.    C.,     » o- 

stimint   üüissiinade,    »ie  jef/.t    der    L'nler«.    sieht,    im  Thes.  ff^fn   seihst    <lie    Stelle    des    l'hiitins,     »o    es    vom    Apostel 

Stppli.    p.    2.V29   uiihedingt    hei;    fi'ifiii'ffß;    üio ,     sagt    er,  Petrus   lieisst:    Ol'   yuo    ijj^ui   Tiiu   y.ui   TEXVIJV  öl]liuxv)V 

ex    certa,    ut    videtur,    fieelii    restitntinne.      Elienso    Hr.   E.,  oiöt    kf^ldiujv    y.TVnOV    y.ai    IpcUfOV     (iVUflücujv     Epist. 

«ler   S.    2i()    einfach    hemerkt:     ,,l;('<i'i'i(fi)K    ist    richtig'    jre-  1  ,■■)(;.    (nach    dem    Paris.    Cod.),   ilie    einzi;'e   Stelle,    »riclio 

bildet",    und    statt    tinii    fi)l[;endes    in    jeder  Be/iehnn;;  wnn-  dem    Unter«,    in    dieser    BeziehinijC    hekannt     ist,     nicht    an- 

Herhare    Ar^junieiit    zn    hrin;;en  ,    ,,niid    Unlerz.    seihst    ist  es  gefiilirt     werden     kann).        Anrli     entlehnte     man     ilann    den 

bejtegnet,     dass    er   Pliitarch.     PericI.    15.     das    \Vort    (ivk-  Ansdruck    von    der  Flöte    und    andern    nicht    zu  den  IpOCfij- 

yklTUi    für    duSykijTOi    eniendirte,     ohne     dass    jenes    in  ilito^g   (jehilrenilen    Instrumenten,    und    sigte    ioßpoa    Op- 

irgenil     einem    iler     ihm     zn};;in(;lichen    Lexica    stand,    und  pian.   Cyne;;.    III.    257.     und     ny.fkaduv    Tltmavov   2^>^., 

gerade   rfi'ese  \'ermutliung  ist  durch  eine  spater    verjtlicheno  was   sonst   der    Flöte,    der    öt'oiyi;,    TüTTli;    lieijelegt    winl 

Hdschr.    hest.'lti(;t  worden",    hesser  {fethan    h<'ttte,    auszumit-  Lennep.    Aniiiiadvv.    ad   Coluth.  I.  5-  p.  23.    Dorvill.  Charit. 

lein,     was    der     Ihiterz.     ihm     «ohi     mit    ilein     Citate     aus  p.    515.    Nonn.    XIII.    155.    p-    360,    10-    Kovoi'jTvlV  —  ü/? 

Schöne    de  Eurip.  Baccli.    anseileute«  halte.     Die  xr///j«Ärt  iif)  oq    aükojv,      Oic,    ßio;   evytkäÖMV   tKftojv   y.rino^. 

gehören     zu     den     Instrumenten,     die     hei     Athen.      XIV.  Ehenso    findet   sich,     um    CvCfitoyyui     zu    lil. ergehen ,     f('- 

p.  b3li.    C.    Ipöffoti   /iiuvur   Tlaoanyfva.n nyd    (\i,\.   Dio-  yoürdl  uiaiv   dvcvdl^ovira    ;fO()(i«/;  hei  Claudian.  Epijcr. 

ilor.    IV.    p.    'ibS),   8'1.)    trenatint,     und     als    Geg;ensatze     zu  XVI.    I,    und    hanlig    el'yuOTug  im  Sinne  von  frao/ftll'/O?, 

den    fy/oofia    und    iV^y/U    aufj;pstrllt    »erden.        Und    ehen  wofiir    die    Sophisten    sorjjten,    uher    deren    G'hraucli    Bois- 

aus    diesem    Grunde    konnten    sich    die    Griei  hen    nicht  ver-  soiiad.    zu    Philostrat     Her.    p.    ■■(77    nnil    Osann.    zu    Apiilej. 

sucht  liihlen,    für  yi/^i, Sa kd   oder    Tfimnva   ein    ft'll'UCpoi  de    Orthocr.    p,    X  j.     Wenn    nuTi    eiidliih  L.  Dinilorf  meint, 

auszuprai^en ,    so     wenig,    als    es    ein    Si'ßfjoiio^    (Simoniil.  dass    hei    Epliraem.    Syr.    \  ol.    III.    p.    44.    C.    /.uyoi'^    fv- 

Anthül.    Pal.    VI.    217.)   oder    ti'ßoii/iog  (üiof-  hei  Athen.  Ipuurc    aiviihy/.av    der    Uehersetzer    (bene    sonantes)    (u- 

a.    a.    O.    A.  )    oder    Svy.TVTCO<;     (  Nonn.     SvyrurcilDV     hat  ipöcforg   vor    Augen    gehabt,   so    irrt    er  jeilenf^lls,    da  zur 

Quintus,     vergl.     £l''TTa.rayoQ  )    oder    EÜöovKoq  (Apollon.  Bezeichnung   von    veiba   sonora,    sed    rcrum    pondere    ilesti- 

Rhod.    II.    105"^.     Orph.     Hvmn.     XIII.    5.)    oder    ii'iikd-  tnta    das    eiiif;iclie    iporfi/g    und     Ipocptiv     verwendet    wird 

Tuyng   (Schneider.    Oppian.    Hai.    II.    U)4.    p.    39(i.    Epigr.  (>'alckeiiar.    zu    Eiirip.    Phoen.    397.    p.    l44_8q.),    im  Sinne 

bei    Toll.     Lncian.    Vol.    VIII.    p.    4(0)     gibt.       Die    Starke  von     ei'y.ooTOi    mler    ifKOfiövioq    aber     ei'lpoqo;     schon 

des     dumpfen      und      feinen     Tones      bezeichnen     sie     durch  nach     ilem     oben     Bemerkten     nicht     gesetzt     werden    kann. 

lpOCpi]Tiy.6~ ,    ßaoi'i,    «tc?,    ßitpt'tjouiiac,   ßaaröuil  o;.  Wenn    man    bedenkt,     wie    oft     wegen     ihrer     Aehnlichkeit 

ßaiiL/.TV-nuq,   ßagr<;   lliöcfo;,    u^i'dov^O(;  u.  s.  w.    Epist.  iVo     und     Cf    (ilafiir     reicht    Bast.     Episf.    Crit.    p.    I8li    und 

Grit.    p.    X.    vergl.    Fiorill.    in    Herod.  Attic.   p.  5Sti.    lltya-  Cnmin.    PaUeogr.    73".    7li4.    aus)     und     Cf    und    Ip    sowohl 

XÖyXovOs    (TUkTT/y^   Clein.    Alex.    Adm.    p.    7,'.  B.    ßoviii-  sonst,   als    in   dem  ^Vorte  (l>u(fiK  selbst  (s.  Soul  zu  Lucian. 

XOIS    ipurfOV    flvy.lJllUTl    UUOIOV    Aristotel.    Probl.  25  i    2.  Indic.    Voc.    2.    p.    29S.     Boissonad.     Planud,     i>Iet.    p.    ()4:) 

Darauf   hatte    ,, die  Erklarer    des  Dio''    schon  Reiske's  Bei-  vertauscht   sind,     so    dürfte    es    schon    hierdurch    nicht    uii- 

a|)iel    aufmerksam    machen    sollen,   der    erlpocfu;    im  Sinne  wahrscheinlich   sein,    dass     £  u  ii  o  u  u  U  q  f.oyuvg   zu    lesea 

des   schonen    oder  starken  Tones  versihmahte,  und  dem  Dio  ist,    ein    AVort,    welches    dem    ünterz.    aus   der  Lectüre  der 

vielmehr    ionpörfUC'    zudachte.       Em    Weg     bleibt     übrig;  spateren  P'osaiker  sogleich  einfiel ;   die  Ani;aben    in   Stepb. 

ob   sich     tt'ipucfu-    dadurch     rechtfertigen    lasse,    dass    die  Thes.    p.    2274    zeigen    wenigstens    den    häufigen    Gebrauch 

Kynibeln    auch     den     Tact     zum     Tanze     gegeben     haben,  der    Diibter.     AVohin    also    auch    der    llnterz.  blicken  mag: 

El'Oii'Jiiov    i;Xi>v    tiva    dl  orektitJ    toI';    (irj-/<irinii)i: ,  «"n    allen    Seiten     kommt    ihm   die   Gewissheit,    d.iss    die 

um    mit    Athenaus   a.    a.    O.    E.    zu    reden.     Für  die«en  Fall  Bildung    eines    fliiiOCfOs;   nicht  statthaft  oder  gar  unrichtig 

aber   schrieb    mau    den    Kvmheln    (und  Pauken)  einen  p/oq  ist.      Kehren    wir   daher   einstweilen    zu   dem    von  Sinn  und 

XU   (wie    an     verschiedenen    Stellen    den    iMeereswogen    ein  Sprachgebranch      beglaubigten     £17«      ^'OlfUioiv     zurück. 

?pO(/:«?  und  ein /J;fü;  zugeschriehem  wird  DioOr.  LWVIII  Kviißako/c    ilOtv    ei'/<x   IpoCfOVOt    (eia    solches    r/?   liebt 

p.  425,  44.    I.  p.  65,  .').    norauoii    ipoiforvTa;  Plat.  Dio  z.  B    IV.  p.   177,  24.    OTtcpavovq   Tivd<;   eujkov;) 

Pol.  III.  p.  396.  D.,   dagegen    fpuivdi  Dio  XII.  p.  4()^t,  S.)  V.ai   avkoi'i  VTlo  crxdroi;   avkOlfievoi;  verehri  man  eine 

vergl.    Philostrat.    Imagg.    II.    12.    p.  72.    IMalrh.  hei   Barth.  Göltinn,   deren    Cult   ein  Beweis  von  Tpfqp»;  und  «Vf/afV/^ 

zu  Stat.  Achill.  II.  154.    Tunpani  vox  bei  Ouzel.  zu  Ulinuc.  i'ßu/i    ist.       Tolffi;    —    nun    Justin.    XXX.     I,   9.    nennt 

Octav.    p.    198.     Gron.,    und    nannte    sie     rp-svra    Epigr.  diese   Instrumente    , instrumenta    luxuriae",    und     was    die 

Incert.    174,    käka    y.riißnla,   wie    Erycius   Cizyc.  Epigr.  dreiiüvl]    i'ßoi;  anlangt,    die   oft   auf  die   stupra   zu    deu- 

II.,    alvBlv   h   Xfftßdkoti   si'lfl'ili   Gret,'(>r.  Xyss.  Vol.  I.  ten    ist    (Davis,    zu    Maxim.    Tyr.    II.   4-    p-    2>i.     Charit.    V. 

p.   289.   A.y  wogegen   bei   Nemesüiri.  Ed.    III.   51.    ,,voca-  6.   p.    117,  7.   Clem.    Alex.    Adm.   p.    40-  C    und   p.  25.  A. 

lia  rymbala"  nach   Handschriften    „ryinbia"   zu  schreiben  iiiizuiv  yvvuty.tiujv  TU^avTS^  rov  zltovvoov  (.lOüiutv 


ZeiCichr.  f.  d.  Jltei  thuiiisw. 


84 


IIG3  1114 

'(fooov  iii'nyni;  y.ni  Ti:i  i ijoiwi;  (re/ja^(ivT£i  noyryov.  Dio  S<)>tvii-rii.'krit  «Icr  torliprgi'Iioiidi-n  Worte:  xai 
>>  )lli<iil>ai  li.  I'liil.  «le  J.  A.  ^'.  !>•  /)li)i  »•"  lii'isscil  «Ijcscl-  fiiuv  id()iOt'.ii!  iiit  öuiiiova  nmijüc.v  ::ut  ukt'Tluv 
brn  ,,|>r>ir';;'i'i'*  iirma"  im  C'arin.  I'riii|i.  XW'I.  ,i.  ,,("mii-  T(tvifi;v  iiva  ij  üalh  ui<tv  7l.o}j.r,v  ■.:n.i  uvtiuivijv  Ißijlv 
Lala  «Hin  iriitilis,  |iriii  i;;iiii.s  arina  ,  l'ii.i|)ii  l'oiiit  ((ium-  ijddii^v  firuvuiiäCdV  iti  yi'vur/.iiav  T(i)  ovil  K^to.v  n  uii- 
r.lia)";  <lic  Di^mici  iiiin-ii  iIcs  Ijnios  frriiiT  lialioii  iiiclit  riuviOt  siiclilc  IVcisl.)»  «Iiircl»  fdl^oiiilcii  Vorsclilaj;  zu  lie- 
blos« Kinlii'iniHor  fiir  nuovcit  (.'cli.iltrii  (ij^l.  nur  Lolirck.  licn  :  dal  iiova  71  ui^ij^uv ,  im  viJ  i^v  y.ai  ülwil  ov  i(JV(f}jV 
Agl.KMili.  I'.  III^!).  IJiiissiMiail.  zu  S\iili|).  |)  liSt)i  \)\a  ~Tli't'..  Vi»  als»  ilas  '/.(U  iii"  li(  aiizut.isli'ii  ,  iialuii  11.  seine 
selb>l  «rist  darauf  iiiu  ,  mi'iiu  er  Or.  IV.  |i.  I7i,  .Sh.  Zulluclit  zur  i>uj)|)liruil},'  i-iiies  Woitcs,  «as  uarli  71UUIJ- 
roll  rf^oiiji  OQ'jia,  >oii  iiitliof  /luviu  \7..\,  (1.,  vom  quv  ausK<'falli'n  »ci ;  HOgejtcii  nacli  Kiihler's  IJeispicl  (jro- 
vyetiujv  'jTuviwiii  yj(A  iicn  uuivi>i  (>.  KKi,  3-.  siirirlif;  v}]üäv ,  d/akvTOu  x(jvcfi)'jv  leru)  GccI  ilas  iiiilircjupms 
O/.orv::,  Ulli  Stllivar/  iiinl  Wi'riKiloif  zu  i'ibi-rjji'hcn,  sliul  y.(U  ausslicss  ,  uiiil  so  sclirieli:  TlW'ijpav ,  ükvilUV  TUV- 
«lie  »Oll  Li|.-iu>  Kliid.  1.  II.  |).  7U  bi-s|ir<i<  In  neu  iiortis  (f  i'jV  Tiva.  Iliiii  tritt  llr.  IC.  iliilipdcMiklirli  bei,  da  doch 
iironiores  uiiibrai-  des  Stalins  (»riiii  mau  iiiebf  au  den  iiiebt  bloss  das  xal  ^  suoderu  aU(h  ilie  Stellung  lies  rlvcL 
il.iuui  deiiLt  [riularili.  LMiir;;.  Id.],  da  die  baUiliisi  hen  sein  IMi-straiieu  hatte  rej;«  uiarlien  snlleii.  Das  r/^  in 
Orgien  in  obsi  um  slaKfiinleu) ;  und  von  einer  «('/.oiY/il'/;  TPf(f(u  Ttiu  ij  (judvidav  ■jiukki'jV  y.ai  äve/fiivijv  ist 
stellt  eine  ar(ij;c  (jesrbii  lilc  bei  Aeliaii,  Epist.  Ulist.  |).  41').  iillciibar  aus  dem  I'la'oniselieii  Sjirai  hjfebraui  lie  geiiom- 
Cuj.  >\  as  Dio  zu  sa;;eu  halte,  hat  er  mit  dieser  Er-  ineu  (vjrl  Or.  IV.  p.  1/7,  29.  y  V  i^  a  ly.  uj  V  (Üa/O^'''?  WP 
ii.'llinuijjj  der  bakeliisibiii  Instriiuiente  ebeiisi»  deiitlieh  ,  y.al  ay.oküOTitJV ,  tnidviUMV  TllüiU  ktyOlUUUjr)  und 
als  deieiii  gesagt;  und  dass  die  vom  Unter«,  gegebene  /y,  wie  der  Uebprfjan^'  loiii  Pro»,  iiidefiii.  zu  den  Adject. 
Erkl.'lruiij;  riehlit;  ist,  und  in  jener  Erwiilinung  Kielils  nokkliv  und  ävnuKvrv  zeigt,  ist  vel  polius,  so  dass  die 
surhl  und  finiU't,  h as  Diu  iinbekaiinf  ist.  srheint  sattsam  ganze  Stelle  so  zu  sehreibeu  sein  dürfte:  xai  fxiav  idov- 
aus    einer    von  Hrn.  E;    «ohi    ganz    überselipiipii  Stelle   her-  00 


TJii£vüi  fiainova  novijouv  y.ai  dk/Ttjo  to  v  ,  TQVffijv 
uvu  y]  fjutfi'fiiav  ttoA/.»;)'  y.ai  dv£tutv}p>  itiuiv  ijöuvijv 
■■jTOi'OiidCoVTlS ,     viell«:eht,     dass    auili     Einer     T(JV(fl]V 


vorzugehen,    vi o    es  von  eiiieiu  solelipu  L\Ieiisehcn,   der  gprii  jn 

ein    i'rAi'    iiikoi    singt,    heisst:    yi'Vaiy.it,   nvaio^vvToi  tTic 

V.ui     ayol.naiUI  ,     ITTlih'flicU     Tlvtg     ktyolltvul     fiEZU  (Tbeodor.    Ihrlae.    ji.    (iT.     noissnn.id.    Anerd.    lil.     Julian. 

nokkoi-  ya/idruii   y.l'fißdktDV   re  xui  aül  dtv  qtooucrai  Caes.  p.  31,   -'!.    Ileus.)    —  'ilduviji'  vorzieht.      'Aknij- 

uati'üiili'UV   nt'juv   on  uvdij  nQu'ttu)rj(i.v  Or.  l\ .  p.  177,  iJiuv   »ird    nie   d.y.uuitijoiuv,     oojti^uIO';,     das    heisst    so 

34.,    von    «eliher    Sdlle    «eiter    nnten    ein    N.'llieres.      Hr.  gesihrieben ,     dass    nur     die     bpidpu     liiiclistabeii     t()    über 

Ur.    E.    jedoch    srheint    von    allen    diesen    Dingen   Nu  bts  zu  ileu  vorhergehenden  Voral  gesetzt  «erden  (Bast,  zu  tjregor. 

ahnen,    denn    er    «.'ibiit,    dass   des    Unferz.    Euiendation    im  Cor.    p.    L'ÜU    "nd    Coiiuii.    Pal.    p.    79.',    zu    dessen    Ueispie- 

Gegensatz    ZU     seiner     Ansirht    stehe,    naih     uelrlier     ,,in  leii    der  ünterz.    die    von  Ptliigk  in  dieser  Zeitschrift    lb41. 

den    Wortpu    vviitj(üOli     T/oiv     dipuCfdIs     pi"    versteektpr  p.    \)))    sq.    aiifgp/.eigle    X'er«  eehseluiig  von  Ä('/7  ?;,    kvJlOlK; 

Sinn     liegt,     der     in     anst/liid  igpr     CJesellschaft     sirh     nicht  und     kl'inmüi     und     Charitoii     III.     S.     p.    7Ö>     1  j.     hinzu- 

iinuiiniunden     aussprechen    lipss."       Oder    hat    Hr.    |)r.    E.  fügt,    »o    für    -^atJlOxov   auch    VVernsdorf  zu    liiiner.  Orat. 

am     bakchisi  lii'ii    Cult«-     noch    nicht    genug,    und    sieht   er,  VI,  7.    p.  508.    yia^lOT]':(JtuV    hergestellt   hat);    für   r(j  aber 

der    ^^■ürcle    des    Schriflstellers ,     mit    dem     er     es     zu    thuii  jr    zu    lesen,    ist    den   Abschreibern    nur    zu    h/liilig    bpgpgnet 

hat,    ganz    uneingedeiik ,     in     den     y.VftßdkoiQ    noch    etwas  (Hast.    Ciimm.    p.    73 '  )•       ^^ '"     *"''"■     *'*■''     ^^""    i'-ku^otoi 

IJpsonderes  ,     zu     dessen    Auffindung    etna     die    M'orle     des  zur    Zusaminenslellung     mit    iroilj^ui    eignet,     kann    man 

Pignorins    zu    Petrnn.     p.    33   sq.    (lalib.     einer    sotadischen  schon     aus    Etviuül.    i\lagn.    p.    65,   34.    sehen:     akITljOlOl 

Phantasie    vprliplfen    künnt.  ii?    Früher   passteii    ihm    zusei-  sy.akovvTO     ui    filUOjiilTi     OVV^l^fievoi     —     «710     Ol'V 

Zwpckp   dip   dif.i(i(f'(t   yi'ij/jaka,   und   er   «iesGeprs  iy.dvvtv    TOi-q,    liuvijuuiii    o.kirijfjiuvt;    tyukovv.      .-1kl- 


nein 


£l'ibo(f>a    als     nngpbr.'iuchlich     piitscliipilpn     ab;     nun     dpr  Ti'jfjtoi   fxiiuojv  selbst    findet    sich     ')n   dipsem    von    Ruhn- 

l.'ntprz.    das    für    ilrii    E.'s    AiilFassung    sicherlich     geeigne-  keii    zu    Tim.    p.    24    nicht    aiigenierkteu     Sinne     besonders 

tere  f/7a    vorgeschlagen,    billigt  er  iiil'of^o/,  ohne  tiründo  haohg    bei    Kirclienschriflstellern ,      über     deren     Gebrauch 

seiner    Sinnesilnderung    anzugeben.     H«t(p    pr    dipUCfa  bpi-  in  .Stepli.  Tlies.    mir  Uürfliges    sich   findet.       Zu  Theodoret. 

behalten,     viürde    sich     »,"     dadiirih     erkl.'lrpii,     dass     Tiuiv  \'ol.    1.    p.    Ki','.     Hai.    gibt    der     Hiilerz.     iveingsfens    noch 

vorhergeht,    und    ans    V    siill    oft   ein    Ij    lieraiisgebililet    hat.  Enagr.    Ilist.    Ecrles.     III,     41.     u'j    dklTIJoiS     y.al     Tiuka- 

Schliesslich    priOlint   dpr  Lnterz.    zur  (ieschichte    der   Kri-  un/.h  I^UUIOV,    welche   Verbindung  auch  Heliod.  X.  p.  525 

tik    dieser     Stelle,     dass     Wytteiibaih,     dessen     Ansicht     er  hat,      und     Clem.     Alexandr.    Aduioii.    p.    28  A.     daif^oixtq 

nicht   ernälint  findet,   fnlgende    Wrbcsseruiig   zu   Plutarrli.  de    (J}.ii^(jl.ovi    y.ai    dkli1]Qiov<i   —   y.ai  kl>ji£ujvaQ  und 

de  Aud.   Poet.  p.    15.   I).   Aniinadw.  p.    1 7()  vorgenommen  C  dainovai  dkiTi]plovi  i/ofJOÜeTOvrzeq,  atlisiv.    ücbri- 

liat:    xvußdkoiq    Tioiv     i]    ijiuffoti    y.ui    UL'koi\    avkoi'-  gens   hat   W^ttenbach   a.   a.   O.   ebenfalls   duuiova   novTj- 

fitSVOt   (vel   xnkvi'/jtvo/) ,   die   aber   uegpii  der  Ziisammpn-  (J(iv,    äkVTlov  Tgucprjv   Tlva    gpschripben.      Einp  mit   die- 

«telluii;  des  ijjucfut   mit   y.vfjßaka  und  al'kui,   uml  wegen  ser  ganz   übereinstiiiinipnde   Stpllc   finilet  sich  noch  Or.  IV. 

de»    y/jkaiticvoi,    welche«   dem    Apollinischen    Ciilte  aiige-  p.    173,   7(i.      d    TU.    Tl]^     riSoDl'i   dvaffuii'üjv   ofjyiu  xai, 

hört,     währeiiil    der     Dionysische    vielmehr    ein    dÜ.OlOt-  Tijv    v^föl'    TUirrv   Hui'lia^vjv  y.ai   7l(J0itiiwv    o.TC](VWi 

Uivoi  verlangt    (so    s.igt    man   z.   B.    oii'ii}   dl.koiuvo3a.t)  yvvaty.eiav   dliu.v.     Ebemlaselbst  ist  Kili,  3~'.   ähnlich,  wie 

( i/TTO    Oxoiog    hat    er    ganz    ausgelassen)    nicht  genügen  hier    TTOVijQUi    x<ii    d.klzi;utoi ,     nov}jiJUii    Ijjtnujv    y.ai 

kann.  lAaivo^Si/oi  verbunden. 


1IG5  llfiß 

Orat.    XI.    p.    31)6,    2'J.    y.dX   ri   öti    Tdvdoujnrja   ).e-       liarmi   soll;    Hr.    E.    lirtlt    frclliili     aiiili    siluit    ila»    blosse 
yStV,    ÜnoV    TUV   uiv    OvijUVUV    ■yiei^hwOl   —    vig    t/.TIIIj-        Aus^iucclidi    oiner    .lli-iiiniitr    für    ciiipn    Ermis    ilnr    Kirli- 
^f.VTO.     VTIU     tOV     KouvOV    TW    hoiiVUV    Öa    i-TI  O    TUI!       <i^L<'it    iliTüellirn.       Ulli    min    Dill    loii  jniriii   .S|ie<(akcl    (er 
/diöi'  TOV  yuo   ■jTpoirov   xctraka/jovro:;,   ujonto   ti(n-      scliri'it.t  j;i   itta),    «riclips    Ilr.    E.    nrrt;!,    zu    l-cfieieii, 
&EV ,  öiTUTlov  T(i  /lil  ne/OiHjvai  in.     Ilr.  Ur.  K.  srhrieb:       1111(1    Hrn.    B.    ilarziilegcii ,    ilas.i    der    l'ntcrz.     inocipstu«    ge- 
TOÜ  yuu  7lnci)T0li  xacakaijOVTOC,   aja.'iepii  ifeav,   ÜIO-       iiescn,    uml    (>riiiiil    gvliaU,    llni.    Ur.    E.'.s    \'iirsililaj;    mit 
TIOV    TO    iil)    n(lO\^nvai   tri.      „Nimmt    man    an,    lasst   er       foljjrnilcii     Worti'ii     ali/iili'liiii'ii :     revereiitinsimun     (jniüijue 
»ich    (lariiliiT   .S.    'JH(l   il'.    rpriirliini-n  ,     (la>s    etwa   d.i»    a    in  sili'nlio,    iiiox    olillilonf    (ransiiiilliM,   );ilit    er  nur  l''iil;;i'fiiles 
dic.v   irgendwie  aiisi,'pfallcii ,     so    nar    ps  fnsl    iiii>priiipiil-       zu    lip<|piikpii:    1)    \\pr    llrii,    l)c.    E.    zii;;ilit,    ila,«s    IJio   jjp- 
lirli  ,     (ia.-s    Pill     iiaplilipri^pr     .Sphrpilipr     odpr    piii    iiarlilip«-  süjjt    liat:     wpiiii    Einor     piiie     .'Mpiluinjr     aiis«i'.s|irii<  lipu ,     sii 
sprnilpr    Lpspt   die    .Svllien    iliOiTtu    II    !}lv  —  u'jcrl  iu   ti(o-       ist   ps    uiijtpliörij; ,    ilir    ihpIiI    lipiziipllu  litPii ,    ilpr    miiss   zii- 
i>£V    Pfs.'luztp.       lliPr    lial    ttUii    der  Unterz.    dip  Diplnniadk       jfplipii,     dass     sich    Di»   seihst    piiipii    arOTlOi    iiPiiiit,     «eil 
auf  «einer    .Seite.'      Ja,   die  Dipliiinatik,    wie  sie  »irli  pIipii  er   jpiip    AViirte    plieii    in    lipzieliiin^    darauf  s.ij;!,     ilas.s   er 
bei    Herrn  Dr.  Eiiiperiiis   finilet,    der    (ibrijjens    dieser  ^'or-  das  («eijenlbeil    von    dem   annimmt,    und    zu  beueisen  sui  lit, 
trefllicbcn    nielit   einmal     Irpu    blpibt;     iiiaii    verj;l.    S.    2'M-       »as   Homer,     der    nooroQ    y.uiaßu/.ujv   für    den    trojani- 
Z.    1^1)    V.    11.       ,,SpIipii     wir    nun    dpn    Sinn,      fiilirt    pi-   fort.  selipn     krjpc,    filierlipfert    hat.      Hr.    E.    selbst    wird    nicht 
Wie    PS    iingehiirig    ist,     Jeiiiaiidpii    von    seinpiii    Platzp    im  bpliaiiptpii,    dass    Di«    mit  so    vielem    Scharfsinn    eine    Hede 
Schaiis|)ip|p,    dpii    er    einmal  eiiij;eiiomiiien    oiler    belp;;»  hat,  abi;pfa-st    Jiat,    um    am  Emip    derspllieii  .Anspi  üclie  auf  jenes 
zu    vprdraii;;p|i  ,      so    i;ilt    es     (eben    bei     dem    grcisspn    Hall-  Prädicat     erliebpii     zu     können.      2)    ^o"    dem,     dpr    Etwas 
feil)    fiir    iinupliiiri;;,    piiipf    Alpiiiuncr    odi-!'    Urli^iii|ilun^,    ilie  aiislitlnct,    ()ui    |iriniiis    aliijuod    «oinmenliim    in    vnlt;Uiii  ini- 
Jpniand    piiiinal    aus(;ps|)rorbpii  ,     nicIit    lieizn|ifliclitpii    [was  inillit    Keisk.,    kann    niaii     nirlit    s.i^'Pii     oiowroi,"    >.(ltnfja- 
liesspii    si(  Il    liierans    fiir    A  inn'inluii^jpii     für    den    vorlipjjen-  Lvjv    ih  ai' ,    er    belej;!     keinen    Platz,    um     ein     i>cliaiis|)jel 
den  Fall    uiailiPii!!.       \Ver  iiirlil    bpi|ifliclilet ,    venlrijngt  [!]  anzusehen,     was    vnti    Anderen    lipiriihrt,     sondern     er     ver- 
ja    fiir     sein     'l'heil   -den,      der    die     l!eliau|itiiii^     unter     die  anstaltet    silbsf    ein    S(  liau<|iiel  ;    i^t    iiii  ht  Ziisibatier  ,    soii- 
Leute    ^ebraelil  ,    von    seinem   Platze    [!J.       Ist    diess    nniter-  dprn    vielmehr    liiihnpiiiliclitpr.        Dabpi    sei    bemerkt,     dass 
8um     ralsuiii    et   a    Dioiiis    proposito     alienum,     quam    quod  lleiske    übersptzt:     (lui    pjus    (lommpiiti)    veluli   fuiidamenta 
maxime"    [und   so  nennt    er    den    l'iiterz.    zuletzt    einen    im-  jacil;   das    niusste    aber    xUTaljuKuiv    oder    vielniehr   y.aXU- 
mudestiis    —    weil    er    die    Irrtliiimer    der    Ansicht   des  Hrn.  fjaKuilivoQ,     heisseii  ;     er     h.'llte     lieber     au     den     .S;iemaiiii 
E.    aiii;ecleutet,      nicht    w  eilliiiifl  i  jf    auseiiiaiHler(.'esetzt    hat],  denken    sollen,     der    den    Samen     y.«.TO.äuA.}.fl    s.    W>lteiib. 
,,Docli    der    \pif.  ,    lipi-i*t    ps    »piler,    bringt  Ben  eise.       Zu-  zu     Julian.     II.     p.    4()    sq.       3)     Doch     der     Vergleich     soll 
erst   sollen    daijejfen    die    vorlier«;elipiiden    Worte    luv  ^/l-  passend    und    riphlif,    soll    auch     bpi    dpn    Allen    •;ebräui  ii- 
Qiirv    }-i'r/i)V    uildCTTol'l  0C£    ytVOUtVOV    sprechen.        (Ein  licli    jfewesen    sein.      Siii(;ula    verba    et    ipsa    viliosa    sunt    et 
(jcdachlnis-(<-hler    des    Dio  ,    wie    es    scheint,    für   Uiravu-  sibi     repu);iiaii(ia     Episl.    Crit.     p.    XIV.       Es     ist    bekannt, 
T1]V    s.     Thuc.     1.     ,'().).        Warum?     versieht    der     Unlerz.  dass    die     (irlecheu     bei     Vergleiclieu    sich      einer    (grossen 
nicht.       Hier    ist    n  eni»steiis    nach    der    gemeinen    Ansicht,  Kurze    befleissigt    haben;    dass     es    aber    erlaubt    (jeucsen, 
Ilerodot   der    iiqujtoC,    y.at aXaßuji-,   iler  >ou  einem  koyoi;  <lpn    fiedanken,    welclken    Hr.  E.    hier    (ludet,    zu  folgenden 
nixavo.inii   redete;   der    äiunui;    Tliukydides."     Der  Un-  Worten    eiuschruinpfen  zu  lassen  :    ,,wenn  dpr  Erste  gleich- 
terz.    deutete,     wie     sich     nuten    ergeben    wird,     mit  jenem  sani    einen    Platz    belegt    hat,    ist    es    uii^ehüri;^,    in  Zukunft 
Citate    kurz    an,    dasS    Hr.    E.    auch    nicht    im  Entrerntesten  nicht    zu    ;;laubpii",    war    erst    zu    beweisen.     Ks    durfte    we- 
in   ilen    .Sinn    der    ;;aiizen    Stelle    ein>;edruu{(en    sei.      ,,Al>pr  nigstens,    und    das    nicht    bloss   nach    dem  Spracligebrauche 
<las   zweite    Arcmnint.      Das   jii     'nElo3r,vai  hil  passt  nicIit  Dio's  hejssen  ;    CUL<  yo.o   n^jnjzuv  y.uiuLußuvTd';   uiom^ 
zu    dem   ■jifjtniitu    y.tirc.kaßäi'  [f>Q.      AHerdin>;s,     wenn    es  Utuv     luv    Loyov  ;     aber    dann     witrde     y.nTuk<(iii'j".v(lv 
nothwenili^   iieissm    miisste  :    nicht    mehr    glauben.      Allein  nicht   mehr    riihtig   sein.     Da    ferner  Hr.  £    nur    das  Recht 
je    nachilem     man    das     cti    innerhalb    oder   ausserhalb    des  der     Priorität    gelten     lässt,     so     konnte    es    nicht    heissea 
Bereiches    der    ^ie-jatinn    stellt,    bedeutet    es   auch:     noch,  npciro;   xuTa/.ußiuV,  sondern    :iuuTeoOi;   oder  vielmehr 
fernerhin    nicht    ({laiibpn,     im    Uiiälauben     verharren,     und  71  ooxaTaXafjOiu     Snav,     «eiche    Worte     der    Lnterz.    au» 
dagegen    ist    die    ^Vortstillun^'    nicht."       Abgesehen    davon,  LIplan    nachgewiesen    hat,    wovon     freilich    Hr.    K.     wieder 
dass    Hr.    E.    dies»    Argument    lerstümnielt    hat,    ist   er    mit  schweigt.      Lud    wer   soll    i)    UuiDtUi^    sein?    Hr.    E.     nennt 
sich    im     Unklaren     oder    im    \Viderspruch  :     einmal     über-  den    Herodot;    von    dem    Ko'/Oi;   UmnurrS    ist  ja   aber  gar 
Setzt   er     ,,weiiii    Einer    einmal    eine    i\1einung    /lu'rst   aus-  nicht    mehr   die    Hede,    sondern    nach    der    Erwähnung    ites 
gesprochen    hat,    ist    es    ungehörig,     dieser    Meinung     nicht  Harmiidios    und  Aristogciton    ist  l)io    von    den  Tlivil iiujTCtlC', 
beizupflichten",     nnil     kurz    daraul    ,,wenn     Einer    einmal  auf    IVanos    und    kroiios    iibergegangpii.     iMaii  er >« artet  alst> 
eine    IMeinung   ausgpspiochen     liat,     ist    es     ungehörig,     im  vielmehr   das    enklitische     jor     in    diesem    Salze,    und     das 
Unglauben-  zu    vprliarren."     Ist   das  einerlei?    Beide  Lieber-  um    so    mehr,     als    l)io    nach    Hrn.    E.'s    .Meinung     mit   die- 
^etzungen    können    bei    Hrn.   E.    nicht    befremden;   aber   sie  gen    Worten   seine   £rÖrterung   schliesst;    ausserdem    würde 
sind     ohne     Sinn;     denn    die     erste    setzt     einen     .Auetori-  auch    yuo    nicht    passend    sein,    weil    ja    eben    das   Kesullat 
fätsglanben    voraus,    wie    ihn    etiva    Hr.    Dr.    Emperius  sich  gegeben    sein    soll.      Das    ETI   übergeht    der    Uiiterz. ,   unii 
für   seine    Person    wünscht,     und     bei    der    ziieiten     uiüsste  bleibt    bei    t/;   stehen,      ilr.    E.    verivirlt   nämlich  jetzt    ttt 
es   heissen,    nicht    Aussprechen,   sondern    Begründen,     Er-  und    schreibt   dafür    Ji,    ,.Im   coil.   Meerm. ,   sa;;t  er  S.  231. 
weisen   der   Meinung,   tveun   man   nicht   im    Unglauben  ver-  steht    taci    für    £[i.      Doch   hält    der    ünterz.    anih    dies.s 


iir.7  iifi'S 

tlcr  \V..rtsl.-lliin!:  ««•fn  i"" ''♦  fOr  «'■>"  Wnlirp,  sondi-rn  man  ihnen  safft,  Ipirliffflanlip  auf;  so  i.  B.  spricht  man 
DiMici  ili  ll"i'-r  'lif  Ihindsihriftoii  roll  riiiaiiiliT  ah-  von  einem  2'x/o/r/;;  kö/oi;  in  S|)ar(a,  linil  lien  liat  es 
«eieh«-«,  ist  <■•<  eii"'''  lw<oiMi<>niii  Ivrilik  (.'.-in.'l^ts  ,  ilarin  ilo(  h  narh  il.r  ausilriii  kli(li.'n  Wrslchernnjr  des  Thiikv- 
1  (.■orruptrl  III  siulirii."  Ui'f  UotiT/,.  inll  um  lit  «ei-  ilides  nullt  ^^ec'l'i'"  ,  "'i'l  clieiiso  ehren  ilie  A(hen,'lor  den 
Irr  Illiter.'.iiiUeii,  oh  eort  hilnli^ier  .Schreil.f.hlrr  fiir  'Iti  llarinodios  und  Ari.s(oi;eiton,  als  Hefreier  lies  \'a(ei  laiides 
Oller  ff/  fiir  i<TII  ist,  und  ob  l)esonnrner  i»t  rt  in  tri  und  \'ernli  hier  der  Tyrannen.  Doili  «as  fiilire  ich  llei- 
(Unat.  üroj»<»r.  Corinth.  |>.  5l),  als  tri  iu  Tl  zu  ver«n-  spiele  aus  der  \'olkert;esrliirlile  au }  Konuiit  dasseihe  dorh 
«lern:  hier'kann  TC  desshalh  nirht  richtig  sein,  weil  nieht  aiiih  iu  der  (i()l«erj;es<hich<e  vor,  ürcav  Tov^ /i''V  Ol'- 
mm  Festhallen  irgend  eines  (ilauheus  die  Rede  ist,  son-  (javuv  niii>OV(Tl  —  Cuq  ixTfiljt^evTa  V7CU  tov  Kfjüvov, 
«lern  «ou  der  Annahm«  der  .'Meinunor  des  Trpwro;  y.axa-  tov  Knuvov  Sh  vnu  Top  Jc(Ji;TUv  yug^  Tl^uhov 
nirJoJv;  »«■'l  "i«''  tou  ^oMtur  y.ccra/aßovToq  v'jottso  y.oTaKaß<'ivTu<;  montg  ei'vj9ei>,  äronov  tu  f^iij  nei- 
ihc'.v  dtonov  ro  m)  ■Jlcm'JljVd.t  n\c\\t  r/  verlangt  "  ird,  o^rixa  'Irr.  Doch  ich  «ill  nun  auch  <las  nicht  verheh- 
sonderu  urTi)  TOrro,  chen  das,  was  der  Erste  behaiip-  leii,  führt  Du«  unmiltell.ar  darauf  fort,  «as  sich  für  Homer 
tet  hat.  Denn  Hr.  E.  seilst  « ird  nicht  «ollen,  dass  gasen  l;isst:  fjOllMiiai  pi  y.di'OfiijUUV  oititkoyi'jaun^ai 
man  dein  tt  (l  £lo:>  i)l'(U  Tl)  eine  heschrünkenile  kraft  v'j^  Ol'/,  di'd^lov  öiioKoyiiv  aVTOj  (/'fi'ciouf  J'iy.  Erst- 
beile^'t.  Kitnnte  nun  liherhaiipt  Einer  dahin  konimeii  ,  lieh  sind  seine  Unwahrheiten  viel  ui.hedeutender,  als  die, 
«ler  Vermuthunjj  Raum  zu  «ehen,  dass  es  Hrn.  E.  zu-  »eiche  man  lilier  die  Götter  in  Umlauf  gesetzt  hat ;  zwei- 
weilen mehr  um  eine  Conjectur  ,  als  um  den  Schriftsiel-  tens  war  es  für  die  damaligen  Hellenen  von  grossem 
1er    zu    Ihuii    sei,     so     dürfte    allerdings    diese     Stelle     vor  >iitzen;    denn    sie    erwarteten    einen  Krieg    mit    Asien,    und 

andern    zur    Bestätigung   dieser   Wrinnlliiing    geeijriiet  sei ussteii    ofl'enhar  dadurch  Miith  hekoinmen,    dass  sie  sahen, 

Der    \orsclila"-   des    Hrn.  E.    nfiinlicli    widerspricht   auf  das  wie    Asien     bereits    früher    von     ihnen    bezwungen    worden 

■»'ollkoinmenst'e    dem    ganzen    Znsammenhange.      Dieser    ist  sei    n.    s.    w. "         Diess     ist     der     Zusammenhang     und     die 

aber    folgender:    nachdem  Dio    in    seiner   Rede    gezeigt  hat,  Uebersetziing    der    ganzen    Stelle.       Wenn    also    der  Unterz. 

dass    nicht    die    AchJier,     soii.lern    die    Troer    den    Sieg    da-  in    der    Epist.    Grit.    p.    XIV   sagte:    est     eniin     id    (Emperii 

von    getragen,     llion    nicht     zerstört,     sondern     noch    lange  commenliim)    Universum    falsiiiii    et  a  Dionis    proposito    alie- 

von     den   "den     Hellenen     befreundeten     Nachkommen     des  num    quam    ijnod  maxime,    i  el  (|Uod  p.  3(35,   l.ö.  hoc  legitur : 

Hektor    beherrscht  worden  sei,    beantwortet  er  zum  Schliiss  juv     ^y-loUl]v    lu/oi'   —  firi^Ct  ■Auoze    ySl'ö/Jtvui'    OJQ 

«lerselben    zwei    Fragen,    von    denen    er    mit    Recht  annahm,  cproi    Ouixididl.C: ,    so    wollte     er    Hrn.    E.    in    einfachster 

dass   sie    ein  Jeder   aufwerfen    würde,    nämlich    l)  mit  «el-  Weise    bedeuten,    dass   noth«  endiger  \yeise  in  den  Worten 

chem  Rechte    konnte  Dio    es    unternehmen,    eine  allgeiiieiii  onou    TUl>    Ol<Qavuv  —  Ttiiodfvat    tri  ein  gleicher  oder 

.rei^laiibte    Thatsache     niclit    bloss     zu    bestreiten,     sondern  ähnlicher   Sinn   liegen    müsse,    wie    in    den    voranfgehenden 

tl   t*  '  ...  1  I   .,\      •     1 II    ■  _■   i_-.     V '^..^    "i  ,: .-      '^ f\.,, ,  ..     .,     ...        lA  — 


auch    das    (Jegenthcil    davon    aiizi Innen,    und    'i)  » le  kam  Beispielen     I^l(jiTljs    f^^X^i,    'Au^iüÖlOs    u.   s.    w.       Dass 

Homer   dazu,    eine    solche  Unwahrheit    unter   die  .Alenschen  Oio   den    !Sy.lQir}](;   loXoZ   statt    des  IllxaväTIJi  memoriae 

zu    bringen?    denn     ein    ii>£VÖoi     ist    seine    Erzrthinng    loin  vitio     genannt   hat,     ist   schon     von    IMeursius    ftlisc.    Lacon. 

(rojanischen    Kriege,     wie    Dio    eben    erwiesen    haben    will.  11.    '.>.    p.    1(H).      Wasse     zum    Thucyd.    p.    3 1  (i    und    Hudson 

Auf    die    erste     dieser    Fragen     gibt    er    folgende,     mit    den  p.    317    und    Andern    geäussert;    übrigens    ein    sehr  verzeih- 

gtreitigen    Worten    TOV     yo.O    ■IT(JuJtuV    /..    T.    X.    abschlies-  licher    Irrthum    vgl.    Wesseling    zu    Diodor.    XV.  p.   L'6,    l'i. 

sende    Aiitnort:      Das    Volk     übt    bei    Sagen    keine    Kritik,  .'Mnller  Dor.  II.  p.  'i42,  wobei  der  Unterz.  nur  bemerkt,  ilass 

gondern    pQanzt  sie    bona    fide    fort.      Wer    meinen     Worten  Scliol.    Aristoph.    Lys.    4:>4.    ebenso,    wie    von    iMüller    Dor. 

nicht    glaubt,     spricht     Di«,     der     wisse,     dass    man,     was  II.    p.  233.  not.  2.    früher   schon   von  A  aickenar.    zn  Hcrod. 

Sa^'en    an-eht,     gar     nicht   im   Stande     ist,     Wahrheit    und  IX.    .')3.    verbessert   worden    ist.      Offenbar    nach    Thukydi- 

Llnwahrheit    zu  unterscheiden.     Denn  dadurch,    das»  leicht-  des     behauptet    ausser    Dio    auch    Hesvrhios    in    einer    von 

ghiubigc    und    einf;iltige    JMenschen    lange    Zeit   Etwa«  glau-  Müller   II.     S.   50.     not.   (3.     übersehenen    Stelle     v.    Ilna- 

ben,     und     dadurch,     dass     die    Unwahrheit  schon    iu    alter  vdrtjq-    6    ünavcinji   läjoi    uiirooitdldCiTm  OVY.  vjv 

Zeit'  gesagt    wurde,    dadurch    ist    noch    Nichts    fest    und   un-  rO/,'    ähjit fian;.        Um     auf    den    Uraiios    und    Kronos    zu- 

antastbar.     Gibt   es    doch    gar   viele   Sachen,    die   nicht   ein-  rückzukommen,    so    ist    es     ein    Leichtes     zu    sehen,    dass 

mal    in   die    Vorzeit   zurückgehen,   sondern   einer  jüngeren  Dio    in    eben    der    Weise,     wie    er   die    Existenz   des   Äo/tf? 

Zeit   an^ehüren,     über    welche    gerailezu     entgegengesetzte  77/Tar«'r/C    auf    Grund     iler    Auctorität     des    Thukydide» 

Ansichten    bestehen.      Nimmt   man    z.  B.    die  Perserkriege,  längnete,    er    in    den   Worten  juv  Jag  irgiozuv  den  Grund 

80     soll    die     Schlacht     bei     Salamis    spater,     als     die     bei  angegeben    h.it,    wesshalb  jene   Sage    vom  Kronos  und  üra- 

Platae»      nach    Andern    wieder    das  Treffen    hei  Plataea  die  nos   eine    Unwahrheit  sein   niuss.       Und    dass    er   in   dieser 

letzte    Action    gewesen   sein;    und   darüber    nuiss     man   sich  Sage    ein    IpfvdoQ    gefunden,    diess    zeigen,    wenn    es   sonst 

doch    um    »o    mehr    wundern,   als   die    Geschichte    der  Per-  noch    der   Bestätigung    bedürfte,    die    sogleich    darauf    fol- 

serkriege    sogleich,    nachdem   sie    geführt  waren,    geschrie-  gendeii    AVorte  Tuh'  il)ffOftu.TWV  Tlloi  XOiq  ihoi's  \>-  366, 

hen    worden    ist.      Aber    das    geht   so    zu:    Die  Menge  kennt  2^1,    die    sich     nur   auf  das    eben    angeführte   Beispiel   aus 

den    genauen    Tliatbestand    niclit,     sondern    hürt    bloss    das  der    Gottergeschichte    beziehen.      Der  Unterz.    gewann   nun 

Gerücht,   und    zwar    begnügen   sich    mit   dem  Wissen,    wel-  durch    eine     leichte    Emcndation    für   die    Stelle    folgenden, 

ches    ihnen    blosses   Hörensagen    zubringt,    die  Zeitgenossen  wie    ihm   scheint,     nicht    nur    sehr    guten,    sondern    allein 

Bellst;     die     nun,     welche     mehrere     Generationen     später  passenden    Sinn:    Sogar   in   der    Güttergeschiclite   finde    ich 

leben,'    wissen   rein    gar  Kichts,   und    nehmen    Alles,     was  die   Bestätigung   meiner  Behauptung,    üeuu  Uranos  soll  — 


1169  H70 

so   erzählt   die   Sage    —    vom   Kronos,    und    Kroiios   uictIiT  und    Unglauben   anlangt,   vnn    ifcliliein   hier  die   Rede    ist, 

Tom    /eus     entmannt     sein;     dies«    Beispiel     spricht     doch  so    ist   er   eben    der    Grund,    dass  n     »oii    den   Abschreibern 

deutlich    genu<r    für    mich  ;    ileiln    wenn    das   Erste    ivirklich  in    f^ii)   (ixlii^eoüai)   verwandelt    wurde,    was  sie  kurz    ror- 

der    Fall    ({'>*<■»«■"    ist   (»•«    «'"S    in    der    Reffel    der    Fall    zu  her   H.    3H.'),    40-    ÜOTli  dt   fiij   ;T£u'>fro!<    TOVTOIQ   gelesen 

iein    pflegt,    dass    das    in    der   Zeit    Frühere    «las    Wahre    ist  hatten.      Und    läge    es    auch    nicht   so    auf  tier    Hand,     wo- 

—    Hr.    E.     denke     nur    z.    B.    daran,    dass    man    besonders  durch   die  Abschreiber   rerfiihrt    norden  sind ,    »lirde  Jeder 

auf    die    Auctoritat    des    Saxo    (irainniaticus    hin    ilen    Teil  die    Verderlmiig   des   f«     in   fii]    leirlit   und  glanlilali  linden, 

hat   streichen    wollen    — ),    wenn    also    Uranos    rom   Kronos  der,    wie    AVaU    weiss,    dass   das    Z^lilti-ichen    i)    nieiir,   als 

eiitnianiif    ist,   so    ist   es    ii  idersinciig ,    das    Zweite    zu    glau-  einmal     zur    Prrtposition     diu    gemacht    worden    ist.       Auch 

ben,    n.'iiiilich    <lass   Zeus   den  kronos    entmannt    hat."    Uml  ist    der    Unterz.    bei    seiner    Annahme    sicherlich     nicht    so 

diese    Ansicht    lon    der   Kronossage     hat   üio    nicht   allem;  kühn,    als    Valckenaer ,    welcher    yci.l    u  ToicUi   d  f^    in  /.al 

auch    Lactanlius    an    den   Kpist.    Grit.    p.   XV    angeführten  yu'j     i'j    d  c  V  r  e  o  O  i    umanilert    in    üiatr.    p.   2Ml).   a.      Ja 

Stellen    bestreitet   sie   aus    mehreren    Gründen,    z.    B.    weil,  Beziehung   auf   die    oben    gegebene  üebersefzung    der    gau- 

wenn    Kronos     den    Uranos     entmannt    hätte,    Jupiter    nicht  zeii    Stelle    bemerkt   der    Unterz.    noch,   dass  er  S.  ;i(j.ö,  44. 

batte    geboren    werden    können;    weil    Kronos,    si    quid    di-  To   ya(j   UIOtcusoO^uI   TlUKvv    ■)(^uuvuv    iillU    dvBoviniOP 

vinitafis    liabnisset,    nicht   seinen  Vater,   sondern   sich    h/ttte  l'jiiiHtitv     oröiv    ioTtV     ioilujuv     diese     Aendrrung     für 

entmannen  M>iissen,    um  Jupiter    nicht   erzeugen  zu  können;  nothwendig     hält:     n/j    'jU.o    UI<jttv(<j'Aai    (s.    Walz,     zu 

seine   Worte   (Salurnus  fuit  impins  in    patrem,    cujus  dicitur  Alexand.    -ixeiji    a^lju.    p.  4.':..'-    IJoissonad.    zu  Planud.    ."Met. 

absciilisse  genitalia),ijin)d  forsitaii  icre  accidciit,  lassen  selbst  p.    j()().    {i-'().    'gl.    Heindorf  ^1    Plat.    Gorg.    p.     116),    "  el- 

eine  Verglriclumg  mit  denen  Üio's  cijoi €0  Inuihl'  r.u.   Die  che   schon    in    der  Bedeutung    des  AVortes   irr/^vooi   rathlich 

roni  Unterz.  lorgesrhlagene  Verbesserung  nun  bestellt  darin,  ist;     ausserdem     dürfle     vielleicht     auch     Slaiicbcr     geneigt 

dass   er   anniniuit,    <lass    in    den  \Voiteu    ruuydo    llowcou  sein,    besunilers    wegen    des   Sprachgebrauches    des    Thukv- 

y.arakafiüvTUi  (über   die   Bedeutung   und    den   Gebrauch  ili<les   (I.    37.   y.ai   lat'TCt  uioteiuinsi  i/iya  i'Utv  Tluo- 

ron  y.aTukuiii^'dveiv  ist  das   Noihige   Epist.    p.   XV   Lei-  etfoSat.      III.    12.    u    le   loii  oJ.Koi<;  udkiota   hvotu 

gebracht),  üinneo  s'fviSüv,    uro-rov   tu  ni}  niicrth'jvai  niariv  ßeßaiot  >}/iiv  rovcu  6  (fößui  ixi<()uv  Tiuuerj[£- 

itt     ursprünglich     nicht     filj  ,      sonilern     fi      geschrieben  V.    '2(i.    to/'s    «To    yoijaitcjv    Tt   ioxi'oiaauhuli    iiuvov 

gewesen    sei.      (/    odr     u     bezeichnet    dhl'lloov,     »clclies  öh   ToZru    i-yfijo)^   tOfißdi/     un<l     der   Stellen     bei    Diiker 

Wort  ,      wie    Epist.    Crit.     pag.     XV.     vergleiche     Tliel.an.  im    Index    v.    t'r/voo:)   l'o/rou:    in    i'/luo:;   zu    verwandeln, 

Farad,    p.    433    nachgewiesen    ist,    nicht     bloss    uov ,     son-  was     sehr     häufig     und     auf    sehr     erklarliihe     Weise     von 

dem    auch    einfach    u    geschrieben     worden     ist.       Auf  dicss  iojiutüi    (dessen    sich    aber    Uio    sonst    haulig    beilient)  ver- 

ri)     SevtSqov     weisen    aber     die     Worte     to    Uquicuv  drängt    worden    ist,     z.    B.    bei    Thucjil.     s.    Wasse    p.    o  i'J. 

und    ht,   und    das    tu    bei    nilO^nuui    und    <lie   ganze  Siel-  Vol.    II.    und    VII.   41.    p.   4  Ki.  Vol.  IV.  und  bei  üio  selbst 

lang    iler    einzelnen    Wörter     im    ^at/.e    selb.t   deutlich    ge-  Or.    \'II.    p.    VJ4,    13-       Uebrigens   hat    mit   diesen    \V()iten 

liiig    hin.     N'ur    Uiikunile    und  iMangel   an    palaogriiphisrlien  die    Stelle     des     Dionysios     ll.ilicarn.    Judic.     de     Tbucvd. 

Ki-nnlnissen     kann    der    Grund    sein,     dass    diess   einfiK  Ise  p.    1 38    einige    Aehnlichkeit :    j^ititui    TIvIl,    hvi'/OUV    dno 

Verfahren    von    Hrn.    E.    S.    LM  i     durch     folgende     Darsfel-  cov  nohkuv  n  tll  iryTiViikvot  %'n>vul  /.CÜ  iHaTUl/Ad  t  Ivi^ 

liing   entstellt    ist:    die    IMassregeln    des  Verf.    sind  folgende.  ntüfniiTitni    Tlukt'     TU    ijUi^lUV    ixt'V    Tül'i    !/("//    öo/.uiJ- 

Er    hält    tri    für    richtig,     /()}     iteini^ljvat    für    verdorben.  r,<tl  ,     wo    Heyne    Comm.    de     Apullod.    Bibl.    p.    9'J2.    und 

Er    erinnert,    dass   ß   iinrl    n    zuweilen    (Hr.    E.    scheint   die  Sturz   de    Hellanic.    II.    p.    3H    richtig    d-nu    für    i<7lu   TUV 

Gestalt    der    beiden    Buchstaben    noch    nicht    zu     kennen)    in  TluKLUV    -/üöliuf     gesetzt    haben.       Die    Aenderung    GeeTs 

den    Handschriften    vertauscht   sin.l.     So    gelangt   er    zu    ßt'j.  TU    ipüvdij    i]keyxi>l]    ist     weder    dem    Znsanimenhangej 

Das   V    bleibt   irgendwo    [wahrscheinlich   da,    wo    das  u  des  noch    dem     na(JU     und     der     Stellung     der     AVorte     lluou 

Wortes     dtav    bei    Hrn.    E.     geblieben     ist;     glücklicher  Tuis    -noüreouv    angemessen;    auch     Hr.    E.   S.   3,57    vcr- 

Weise   jedoch    braucht    man     UD>    das    ij   gar    nicht    besor-t  schmäht    die    Variante    r,kt'//i^i;  als  Si  hreibfebler.     Ebenso 

zu    sein];    ß    aber    ist    -=    öevTftOOV ,     und    somit     emendnt  wenig    kann     der     Unterz.     der     iMeinnng     Ucel  s  ,      welche 

er    dann    dcUTCUV    TO    SsiTCoov   :itloih;va.l   hl.      Also    es  Hr.    E.    ibeilt,    beipflichten,    d„ss   S.    3liti,  27.  ^in  ilen  Wor- 

wird    das     unsichere    erl    gerettet     [das    Verdienst    ist   frei-  ten :   TlQUiCUv  fttv   yu^    uv  -nuKf  Lkui-iu)   Tu  Ipei'OnuTa 

lieh     nicht     gross;     deun     in     ist     nur    durch    Hrn.    E.    ge-  ioTt     tluV    Trtoi    TUi><;    xltovi    das     oö   streicht.       Or    ist 

fabrdcl];   ans    iii]    wird    öei'rlijoii,    obwohl   ;/;'  Tltirr^rirui,  ganz  richtig;  man  hat  nur  nach  !hui^  ein  Frage/eiclieii  zu 

da    hier    vom    Glauben     und    Unglauben    die    Rede    ist,    un-  setzen,   uiiil  erliält  den  auch  von  Hrn.  G'eel  verlangten  Sinn, 

verdächtig     erscheint;     endlich     wird     (uOTlio     tor/.ev     aus  .         Ganz    übergangen    liisber    sind    ilie    Wurte    S.    3(31) »    20. 

COO'IS()   li'wi^iv  ohne   Gewinn    für   den  Gedanken."    üiese  ÜTOV  tou   iih   (Jioi'.vun  n  fu}  in<r,i  y.at  Tu)  f^tujrii  l.iytiv 

letzte    Angabe    ist    falsch;    denn    der    Unterz.     hat    e'iujSev  W?   ixTul^iUvTU    tTio    TOÜ   Kcjcvui'.      Wie    (ieel ,     meint 

nicht     angetastet,     sondern     bei     der     Begründung     seiner  Hr.    K.   S.    o.'^i7,    «lass   die    Worte   -Jisldoiai   y.ui    Tokul'Jai 

Emendation    p.    XV    übersetzt:    si    enini    prius    vere    accidit,  keyglV   nur    dann    einen    passenden   Sinn   geben,   wenn    eine 

quemadmodiim    solet     (id,    ijuod     prius    est,     esse    verius);  Umstellung   vorgenommen,    und    lO/.fiujOl   KeyeiV  y.ai -kSi- 

das     iijauiü     iuixev    steht    nur     in     einem    mit   ,,nisi    forte  Uoi'Ot    gesclirielien     wird.       Der    Unterz.    geht    hier    nicht 

malit   aliqiiis"    eingeleiteten    Nebensätze,     und    ist    der    (ie-  auf  eine    Erörterung    ein,     wann    und    wie    mit    Recht    Um- 

danke    eines    Bekannten,    ilen     der    Linierz.     wenigstens     zu  Stellungen     vorgenommen     werden    können,    sonilcrii    macht 

erwähnen    sich    veranlasst    lantl.       Und    was    den    tjlauben  einlach  darauf    aufmirksam,    wie    schon    nach    Lactantius 

Zeiuchv.  f.  d.  Aluithuiinw.  ^^ 


1171  1172 


und  nnrli  <loin,  was  Dio  zur  Ilocli<for<ij,Min(j  Hompr's  l'^i- 
l.rlii|:<:  <ln«s  <T  sidi  «lorli  koiiip  Uii«  alirliciliMi  in  lii-zie- 
Iniiij:    auf    ili"'   (miII-t    rrUiilit    luiil    »ii-   in    iliror   Alaji-stät 


Orat.  XII.  p.  30'),  3'.).    oy.iayonffla  fiaka  dauert' 
xai  dnarijm  iliJoi  üibiv,  ;(;()(/j/(ö:rwf  fui;Ei  y.ai  y(>aji- 

iiiclit     li<-raliL'i-Sfia     IkiI.c    (iitkI.     ro/.fidJOl),     PC     fast    Uli-  i.iliiiUe   iW  linnc  p.Uiis   siii   Codi   virjlin    .ihsculissc  -    .•/>/ 

riififi-    lafl    zu    si'iii    sclipiiit,    <la*»    IniMer    liier   i  oigeiiiics  r,     c    r-      i  ,  .       .    i       fi   .  t   i  i    • 

'^"'"'         ,  <        ^\  ■  '  ,1  <  1       ~„,    ,1,  i  y><>'    <^'<"''l   '<'   spicclioii,    trüKt   der  linier/..   Sclicii,    li.it  es 

»laml:    tov   lUV    (h'QUVOV   nSi.U.tot   V.ai   xoKnwot   i^ e-  ^^^^^^    „^^    ^.^^^^   ^,|l^.^       „,^^   _,^_.  ,,^^,_,^.^     ._,    der  Tpisl. 

yeiV   tö;  ey.TU>;thfTa   i.rii   tot    huut'OV.      AkJilV    und  q,.j,       „,    „.r|c|„.r    pr    .Irs    Hin.    Hr.  Eii.p    nn.l   llrn.    Prof. 

Uffystv  sinil    aurl»   sonst    rprupclisolt,   z.B.    in   den   Stellen  Gi'cl's  Vorsclilaiip  niclit  .«o«  nlil  als  Cnnirctnii-n  zum  Texte 

bei   Valrkenar    zu   Eiirip.    Plioen.  20  7-   p-  7-'.   I>ei   Lucian.     .  des  Dio  —  denn  da   ist  JuKlr.t  jiiler  Vrrsncli  zur  Erklärung 

Vol     III     p.   ^3.     und    l'Pi    t)io    .selbst   Orat.    VII.    p.    264,  nnd    VcrI.ossernng  dankenswerlli,   -  denn  als  Coniecturen 

"■    ',      „    •   1  1     Yi  ort!      .11^        r"«..!    l.!!««  iilirrli.mpt     heliandcll     li.it,     im    gereclilrn     hifcr    für    die 

30.    nnd   narli    Re.ske   anrh    XI.    p.   3bS,    25.      (.eel   hatte  ^^^^^^    ^i__    ^.^^    ^^^^^^        ^.^  ^^l__l,    .^^   ^._^^  ^^,^_,  ^^_,._^„^^ 

noch    immer   besser    jjetlian  ,^    tuKuojOIV    ektyxtn'    iteovt;  ^j,^^    I,  ,(    ,n„f„p|i;,rt  eine  /n  sein,    sril.leni   man   des  Hrn. 

(sksyyen>,   ö/ckty^Hl'   >'ft"'s    '*'   besonders    aus    Kirchen-  I'rof.  <iepl    F.pislola    znr  Vergleicliiiii!;    hat       Der  Untcrz. 

»chriftstellern   bekannt)    zu    verbessern,   als   die  AVorte  um-  wird  is  dem   lim.  Prof.  G.  Crossen  Dank   wissen,  wenn  er, 

11  if.s  der   Aelleie   und   viel   EifalMcnere  ,   den    Anlangcr  belehrt, 

«ustellen.      )  j^l^    ^^^.^,  .    |,p|,.|,|.[  ^.,i,    jj^^   ,j„j    \c.„e„^   [.„„c   1,1, mm   natura 

~ acutioreS;    nsu   exereilali.    \'arielale   proinplissinii  ,    pauca 

*)  Nacbtrasliclips       Hr.    Pro(.  Geel  hemerkl    in   der   soclien   in  expplo   precorr|ne:   iit   bona   voluiilale   Ins,   qiiae   non   alie- 

dieser  Zcilsclirifl  erscliieueucn  Kpi^tola  ad  Eiiiperiuni  gegen  niim    milii    visiim    est    ronsrriliere ,    inlentionem    scrilienlis 

des  Unler?..  Erklarun.;   S.  406 '•   vclleni    apiiora   comparasset,  ipsi   accommodenl ,    libentibiis  animis   nie.   si    possinI,  sub- 

iiuam    iiuae    siiui    apiiil    Lactantiuiu    I.    1'.^ ,  2     et   13,   1:  levent  firinuuii|uc  faciant ,    si    qnod    poslliac  opcrae  nieae 

nun   enini   conCwni.int  .     in  quo   etiain   nunc  'hacreo  ,    exti-  experinientuiii   edam,    veniani    erroiiluis   liuni.iiiis  ,    veniarn 

tisse   traditioueni   de   Salurno   casiralo   ab  Jove.       Apertnm  flent  adolescenliae   meae    nee   iridignius    p.iliantiir,   si   rjuij 

est   post  tÖi'  Knoror  (S>  t'rro  toi"   /liöq  excidisse    ixßXvi&ivtu  lenlc   et   lasliiliose  disputavi  ,     —    si    quae    cliam   imporlii- 

vel  siiiiile   verbuiii."     Seltsam:   Die    Hedeulung  der   Stellen  nitas    acriler    et    criminose    loqnendi     nie    incessit"   Tlieb. 

des  Kactanlius   verkennt    Mr.    Piol     (iecl  ,   und   eine  Saclie,  Parad.   p     Vll).     —     Aber    er    sullle    doch    z.    B.    ans    dem 

die  der   Unter/.,  gl.iiiblc  als   bekanni  voransselzen   zu   kün-  .Slillscliwcigen   über  eine   Stelle,   die  der  ünterz.   gar   nicht 

nen      bringt   ihn   in   Verlegenlieil.    Abo  um   Hrn.    Professor  beriilirt    hat,    und    über    welche    er    ausserdem    eine    ganz 

Geel  von   seinem   Zweifel    /u    befreien   (und  /ugleicli  Bode's  andere   Ansicht    hat.    nicht    abnehmen    wollen,     dass    der 

Worte  [S'oll.   Ciill.   in    Mylliogr.   p.   .iö   sq.    zu    beiicbtigen)  Unleiz.   Einem   eine   Cnniecinr    zu    niiss;öniien    im   Stande 

foK'ende   Citate.     ..IS'ota   t.ibula   de  gciiitalilnis   Urano   sive  ist  (saltem    hoc,   sagt   Hr.   G.   S    404,    parce    lanrlasset   [ist 

('ocio  per  Satuinum   (iliiim   et   Saturno   vicissim  per  Jovem  wohl    als    laudare    debuit    zu    verstehen]  ,     qnod    in    Inco 

abscissis  ,   de  qua   videiulus  Cotelerius  ad   Homil    V.  CInm.  plane   inexplirnlnli  liicem  suxtuli"ius    non    sine   ApnUiiie 

cap.    l.^    Tom,    1.    Pctr.    Apost     p.   659"   sagt  I<'abrieius   zu  ili^inanles    /liaßnv  it   pro  A((,t?niras)  i   er  sollle  daraus,    daSs 

Sexl.   Emiiir.    Pyrrh.    Hvpnt   III     24.   p.    180.     Hazii   Tiinäus  der   Uiilcr/,    sclueilit:  sensus   hiimani   diiiguntur,   qui   (i.e. 

beim   Scbol.   Apnllon.    Rhorl.    IV.  9S:<.    p.   ;i09  sq      Tliiatoti  liomines)    und    j.dedocenlur    legere     nnmen    ylox^nv ,    sed 

(5*  q}rul  r.ul  i^i'  Soi:jtirt\<'  h.ii  ((>•  KfQxiiQif)  xfyQvip&ui. ,  7]   n  vcrbum   ipttv"  (i.    P.   verhum   nQuv  legere   docenlui),    nicht 

A'poroj    I«    Toü    üünurov    uläolu  u-ndt/tir   rj  ö   Ztiic  xu   xov  schliessen   S.   412.    ,,pcrliMliatioiie    animi    factum   esse,    ut 

Kuorav.     Porphyr,  ^le    Anir.   Nyiiipli.    p    (15.    0    r.td  nuayti  oralio   paiillo   lululculior   fluat"  ;    geben   dazu   Constuiclio- 

n   lioorat;  r.ul  äi/f^tU  /xx^fifutu,    (üc;    f)    Oiiodvoi.      Plnnnut.  neu   züik   iiuviow  eine    berecbligung  ?    Huihei    dachte    der 

de    Nat.    Dcor.    Vll.    p.    l48.    ö    Jinnmi;    iuTOünTai    oiu'j/w;  Unter/..   ^vc^lJ^^iellS   Etwas,    h.it   aber   Hr.    Prof.   Geel   Etwas 

inl  xöi  atyvvnO-iu  xti  y'i  y.iirwvici  rnv  OLiouvcir /xiipnv'  tov-  gedacht,    als    er  ,,  fictiim   esse,     ut   flual"    stall   ,, filieret" 

•roi'  ä^  Toe  J/a  Ixinidr  xal  niwaui  ii;;  vßQfOK  ,    wie   Gale,  schrieb?   Hr.  Prof  G.   follle   weiter  die  Angabe  des  ünterz-, 

auf  Porpliyriüs  sicli   stützend,    veihessert.      Da/u   lüe  Stel-  dass  er  für  die    Verbesserung    von    Orat.    X.VI     p.   503,  20. 

leu  des  Tzelzes  zu  Lycoplir.  (762  §  69    to  äü^nuvov,  peO^  von   Hrn.   Dr.   Emperius   Nichts  bemerkt  gefunden,    indem 

ou    o    Ztüc   tÖv    Kooi'oc   tif't/fio')    "nd    Albricus    de    Deor.  dieses    keine    Conjectiir,    wie    Hr.   Prof  G.   gegeben,    und 

Imagg     1.,    welche   von   Mnncker  zu   folgenden  Worten  des  iie     suspieionc     qiiidem    atligerit,     womit    denn    etwa    die 

Fub'entius   I.   2      p    3.?  angeführt  sind:     ,,Saliirnus,    cujus  Ribliogriplieii     ihre    Mss.    gelärbt     haben    könnten,    nicht 

viriiia  abscissa   Venerem   genuere."      S.  35  sieht:    ,,Satur-  folgenderinassen  umdeuten  S.  406.    ,,optinie   restituit  ^üi^o*. 

nus    eliam    casiratus    dicitur."      Die   Worte    des   Mbricus:  sed    ridiciil«    tibi    iiiiliique    succenset    nos    illud    ne  suspi- 

,,Sj|urnus   habebal    filios  Jovem,    Nepluniim   et   Pbitonem  cione   quidem    aili^isse."      Coiiali    suiiius:    sine    successu : 

(et  Juiioiicm);   qiiorum  virili.i  ahscissa  projiciebat'     haben  quid    ficiemu;  ?" ;    ausserdiiii    ist    doch    auch    altigit  ,    wie 

M'iucker    Bedenken    errcsl:      ,,quod    viriiia     abscissa    illis  in    der   Epi,lola   sieht,    nii  ht   atligenmt.     Hierbei    halte  der 

addit,   saot  er  S.   .301,    miror  iiiide   hiiiserit.    Qnod   si   ab-  Uiiteiz.   VeranlasMiiig  ,    gesvisse    lexikaliiche   Bemerkungen 

scissa   illis  viriba    luere,   iiude   Nepluuo  ergo   numerosa  illa  zu   machen,     und    durch    einige  Cilalc  ,    z     B.   die   Beden- 

suboles?"      Er  sah    nicht,   dass   hier  ein   oder   zwei   Worte  tiingen   von   npinin,    coniminisci,   teineritas   in  das  gehörige 

ausgefallen  sind   und  —  ob  Jacobs   oder  ein  Anrieier  schon  Licht    zu    setzen;     imlessen    er    meint,    dass  Hr.    Prof.  G. 

einen  Vorschlag   ^'eniacht,   weiss   Ünterz.   zur   Zeit  nicht —  sich    das   wohl   leicht  selbst   berichtigen   werde,    und   kehrt 

etwa    ,,qnorum   hh/is  (priuius?)  viriiia  abscissa  piojiciebat''  zu    Dio    zurück.      Was    von    Hin     Prof   Geel    bemerkt    ist, 
zu   schreiben   ist,   wie   es   beim   Mylhogr.   I,    10.!.   p    33,20-                  'findet   Alles    schon    in    den    oben    gegebenen   Erklainngen 

ähnlich   lieisst :     ,,Saturnus   liabuit  ex    Rhea    [res   lilios  Jo-  —  Hr.    Prof.  (i.   hat  die  Epist    Grit,   ziemlich    in    dersellien 

.  vcni  ,    ^entunuln,    Plulonem,     quorum   unHS  Jit/nley  patri  Weise    gelesen,     wie    Hr     Dr.    Emperius    —    soweit     seine 

naiiiralia    resecavit  "       Dasselbe    ist    ausf.ilirlicher    erzählt  volhländli^e   Erledigun;;,   dass   nur  folgende  Angaben   noch 

105.  p.   34,    24.   ,. Jupiter  adiiltiis,  quuiu   S.itiirnui  quod.im  niilhig    sind.      Orat.    .\l!     p.    384.     l5.    Hr.    G.     widerlegt 

ilie     (nicht     lielier    t/iioliJie  ?    ai»w/wj    Tliurniil.   1     d.)    ad  cbeiifills     die    Vermulbiing    des    lim     E     'ylyQiti;,    und   be- 

iisuin   corporis  (i.  e.   ad    Veueris    usuiu   Ovi.l.    Reiiied.    Am  iialt  ynqilu(;   bei.      Die   von   Hm     G.    mitgellieilte    Variante 

Si7.    veigl.    Phurniil.   1.  d)   e\irol  ,    illalo   eullro  amputavit  de<  Cud     C.  yotml  stall  yana; ,    die    dem    Unlerz.   bis  jetzt 

niliiralia   ejus   —  et    niox  Jupiter    patreni   regno  expulit."  unbekannt  gewesen,    da    -le    Hr.    Dr.   E     nicht    erwahnens- 

Endlicli  Mylliogr.   III.   t,  7.   p.   155,   15    ,, Ilabunt  quoqnu  werlli  bciundcn  hat,  gereicht  dem  Unterr.  zu  einer  grossen 


1I7S 

uiji  uQv}  (j-ithov  To  ä/.QißsarUTOV  neoikafxßavovo?}. 
ka^^ser    zu    Philostr.    Vit.    Soph.  p.   366    nahm  hier  eine 


1174 

Lücke  an,  anil  crgänzie  oy.ia.y(ia<f'ia  /iC'ka  üadf.vsi  in 
y.ai  Qu)ycjucpia    d'jtanfkTJ ,    was    sowohl    seine    palä<igra- 


Gcnngtliiiiing.  Er  t;latil)t  in  ilir  iiaiiilicli  die  unzweifelhafte 
Bcslatigiiug  seiner  crsti  n  Virniullninj;  yOQr,yluq  seljrn 
7.U  können.  ^(uQfl ,  ;f«f«?,  ''•'*  '*'  jf"'«"'«? .  ;?"("//''«?  i  ^° 
wurile  früher  bei  Aristidos  P.  I.  p.  2,iO  yoiiir'ioiifv  für 
rooryriaiiiv  sii-lcsen  ;  so  wcchsoln  in  ilcn  llamlicliriltcn 
XOQfla  uiul  /nQiiyCu  öfters  l>i-i  Plato  s.  Ast.  Lex.  Plat. 
p.  547.  azQKXiü,  azquzilu  nnJ  nttJUTr^yta  l'i'i  Tluoiloret. 
Graec.  AIHctt.  Cur.  Vlll.  p.  9l0  Dnln.  Ailvers  ail  Isncr. 
p.  XVI,  liaiu  .'>ch\vrl)d.  zu  Ünosaiiil.  VII.  p.  40.  nnd 
Schwci^liausir  zu  Appian.  Sjr.  p.  547.  mit  ciiiandf  r  ,  die 
Bcdentuni;  des  Wortes  ist  ans  dem  viidseitigcn  f iclnaiiclie 
der  Sophisten  (versl  Barth,  zu  Acn.  Gaz.  p.  195  Wcrns- 
dorf.  Himer.  Oral.  Vlll.  p.  55.^  sq.  Jacohs  Philoslrat. 
luiasg.  II.  23.  p.  53t)  und  dem  laliini.schen  chora^iuin 
(vergl  ausser  den  F.rklaiern  des  Apulejus  Munctor  zu 
Fulgent.  III.  6.  p  114)  hinreichend  bekannt.  Aehnlich 
sagt  Lycurj.  p.  161.  tkI?  Tii'.ouny.fvulq  t(«?  toJ  Xoyov  7i«ya- 
fuyüv.  Was  den  in  der  Kpisl.  Kemachlrn  Vorschlag  an- 
langt, so  ladiltes  llr  Prof.  G.  in  seiner  Weise  S.  4it, 
dass  der  t'nteiz.  XATA2  fiir  yor^Tilm;  gesciuiehen  h.il. 
,.Serione  fVcil. ,  sagt  Hr.  G.  zoielzt  ,  ati  lusit  ,  fpiuin  po- 
lare videhalur,  hoc  geniis  compcndioruu)  oncialiiiiii  vel 
in  lapidibus  r.irissinuini  ac  non  nisi  in  propriis  nninini- 
bus  nsurpatum,  apud  libraiios  in  usu  iuisse?"  Den  T.idel 
hat  Hr.  G.  allerdings  wohlfeil;  er  hat  ohne  Weiteres  dem 
Unterz.  Etwas  untergeschoben  ,  was  diesem  nicht  in  den 
Sinn  gekommen  ist.  Hi-.  Prof  G.  winl  ja  holfentlich  vor 
S.  .XIX,  wo  von  yoijtjfo?  gesprochen  wird,  S.  V  gelesen 
haben,  wo  gezeigt  ist,  dass  Würtcrj  wie  nuiStlw;  {äfano- 
TiCaq ,  SovXilutf)  so  geschrieben  worden  sind,  dass  das  S 
über  (  gesetzt  wn-de,  und  n«;  dmn  g^nz  ausfiel;  er 
h.itte  also  wissen  miissen,  dass  wenn  der  Unleiz.  wirklich 
in  XATA-  eine  cocnpenliose  Sehreihoug  des  Wortes 
yoJjifC«?  halte  aufstellen  wollen,  er  auch  das  A-  ausge- 
lassen haben  würde.  Ist  das  deutlieh  oder  meint  Hr.  Prof. 
G. ,  dass  der  Unicrz  so  lluchtig  schreibt,  als  er  liest?  — 
Die  zweite  Stelle,  welche  Hr.  Prof.  G  bespricht,  ist 
Oral.  XXXI 1.  p  69-^,  22.  Er  billigt  des  Unterz.  öp/iü» 
in  soweit,  als  er  mit  Auslassung  des  )-«*  vor  XmiinaHO&ui 
jetzt  schreibt  Aiurnc  tov  ytor.Qnv  !>Qi(iiv  u^QCiimiuot'  Xoi- 
doono&at  j  was  den  Homerischen  Worten  wfjfvin  —  /ow- 
fiifoq  xiilfTTolaiv  ci/iifipua&ui  l-nüantv  ganz  entspreche.  Das 
Urtheil  iibcr  diesen  Vorschlag  hat  Hr.  Prof.  G.  Hrn.  Dr. 
Emperins  überwiesen  ,,si  wo»'  urfiunnv  peperi  ■ —  tacitus 
abjicies. "  Zugegeben,  dass  x«i  hier  fälschlich  einge- 
schüheo  ist,  so  tbut  wenigstens  die  von  Hrn.  Prof.  G. 
angeführte  Stelle  Tf'/ißt  xnJ  ßKvuvani  nicht  das  Mindeste 
zur  Sache;  die  Entsleliung  des  y.ul  wäre  ans  dem  End- 
buchstaben des  vorhergellenden  Wortes  UTrQiniariQov  (s. 
Schuinrt  zu  Pausan.  Vol.  I.  p.  h.)  zu  erklaren.  Möge 
denn  Hr.  Prof.  G. ,  der  zu  meinen  scheint,  als  sei  an 
allen  Stellen,  wo  sich  xal  eingeschoben  findet,  ein  und 
derselbe  Grund  zur  Einscliiebung  vorhanden  gewesen,  als 
Seilenstiick  zu  seiner  Stelle  die  des  Psellos  Cornm.  in 
Cantic.  p.  ,^06  vom  l'nterz.  annclinirn:  tuiixc  ynuv  wi; 
yvvutv.l  y.ui  TToonofnl^l  -i  ;*}  vüutp'l,  wo  yul  (auch  nach  einerii 
letzt  verübcliinen  Pariser  Coilex)  zu  streichen  ist.  Das 
Dritte,  was  Hr  Prof.  G  S.  402  anmerkt,  ist  diess:  ,,quod 
vero  11.  XXI II.  4S8.  "Sl^fUTO  —  xotauiroq  cum  Dinnaeis 
uvoQfutp  anQf^f'mioov  compoiiit,  eriat,  vi  (."piuro  ihi  alind 
esse  putat  praeter  ,,surre\it'%  ut  in  '//wc  ä'  ix  Xtyjiiiv  — 
wovvro  i  nisi  forte  boc  ita  accipi.itur  ,  ul  Honierii.s  Deun 
noji  satiä  pudice  c  leclo  surrexisse  naiict  "  Solches  Hr. 
Geel  Was  aber  steht  in  der  Epist.  p.  VI?  Ausser  an- 
dern sind  da  die  Woite  woiuro  S'  uutIxu  ATiiq  mit  attj 
ä'  io&oq  'iSoufviuq  verglichen.  Da^s,  die  Grösse  der 
Willkürlichkeit    nicht  i.-alier  zu    beicucliten  ,    Hr.   Prof.  G. 


avrlxu  anslasst,  darf  freilich  nicht  befremden,  da  er 
in  seiner  Eile  auch  ilic  Liebesgöllin  Diuiic  mit  seinem 
Dio  verwechselt;  er  schreibt  ja  Dionacis.  —  Orat.  .\l. 
p.  364,  33.  versucht  Hr.  Prof.  G.  S.  403  'lanvytctt;  (was 
er  übrigens  seihst  verschnt.'iht)  da<lurch  xu  schützen,  dass 
er  den  Unterz,  auf  Virgil.  .\en.  XI.  246  nnd  llejne's  Not. 
und  Exe.  verweist.  Das  hat  nur  d.inri  einen  Sinn,  wenn 
CS  ausser  der  von  Virgil  am  aiigelülnlen  Orte  erwähnten 
Sage  noch  eine  andere  gegeben,  die  dem  Unterz.,  als  er 
Epist.  Grit,  p  IV.  ,.dc  Diomedis  sede"  sich  .äusserte, 
allein  bekannt  gewesen  wäre.  Es  gibt  aber  nun  bloss 
diese  eine  ,  und  dass  der  Unterz.  jenen  Vers  des  Virgil 
nicht  bloss  gekannt,  sondern  auch  gründlicher  eiwogen, 
als  Hr.  G-  (der  nicht  einmal  bedacht,  was  fictor  conde- 
iat  in  xlcm  Verse,  den  er  citirt,  sagen  will,  und  dass 
der  Garganus  im  daunischen  Apulien  lie^t,  vcrgl.  Plin. 
Nat.  Hist.  III.  11.  ,, Promontorium  ,  quod  üxQuv  'lanvylur 
vocant,  quo  longissiiiie  in  niaria  excurrit  llalia.  —  lirun- 
disio  coiilerniinus  Pcdiculoruni  agei'.  —  ante  lapyx  a 
Daedali  filio ,  a  quo  lapygia.  Hinc  Apulia  Dauniorum 
cognoniiiie  a  duce  Diomedis  sncero.  —  Arpi  —  celt  )  , 
gellt  wohl  aus  dem  für  Hrn.  Dr.  Emperins  oben  Bemerk- 
ten sattsam  hervor,  wo  der  Unterz.  nicht  bloss  der  Stelle 
des  Virgil,  sonilern  auch  des  iberischen  Tyde  (Bernhard, 
a.  a.  O.)  Erwähnung  gethan.  Wenn  Hr.  Prof.  G.  ausser- 
dem hinzufügt:  ,,miniine  Dio  historiciim  egit ,  Sfd  juve- 
niliter  ludit",  so  dürfte  es  nicht  unangemessen  sein,  zu 
erwähnen,  was  Hr.  G.  nicht  zu  wissen  scheint,  dass 
Hellanikos  zu  denen  gehört  ,  welclie  die  Zerstörung 
Trojas  durch  die  Griechen  laiignen  v.  Sturz.  Conim.  de 
Hellanico  p.  18.  und  fr.  l43.  p.  lG9.  Endlieh  können 
die  fieispielc,  welche  dein  Unterz.  S.  405  als  Beweis  da- 
für geboten  werden,  dass  'ixuXlaq  recht  wohl  in  axfjariüq 
hatte  verderbt  werden  können,  in  keiner  Weise  genügen. 
Wenn  sich  mouio-ntSov  für  KuniTvt),iov j  yiaxiöuiftnvlnvt; 
fiir  noXifdnvs  tindet ,  so  geht  dainus  nur  diess  hervor, 
dass  'irukCaq  diiicli  yjj;  (wenn  naudich  Dio  nicht  ruvc;  xut 
aTQUTiüv ,  sondern  bloss  yijr  geschrieben)  halli'  verdrani;t 
werden  können.  Der  Unterz.  dient  Ilrn  Prof.  G.  mit 
ebenso  vielen  Beispielen:  Tiohq  für  'Pw«i;  Kayser.  Philostr. 
Vit.  Soph.  p.  17Ö  sq.  für  niiUc:  ist  bei  Diod.  XVI.  p.  88, 
42.  t\'s  sinnlose  Jli'iäia  in  den  Text  gekommen,  rtjaoq 
für  Nutoq  bei  Aristides  Markb.nd.  Enrip.  Suppl.  737. 
p.  146;  dazu,  um  Andere  zu  übergehen.  Seyll'crt.  de 
Ipliig.  Aul.  p.  16.  Auch  konnte  Hr.  Prof.  G.  daran  den- 
ken ,  wie  es  gekommen  ,  dass  z.  B.  bei  Diodor  und  Po- 
lyaen  da  Tliebaner  erwähnt  sind,  wo  von  den  Lakedä- 
nioniern  ilie  Rede  ist,  und  Arislomenes  ein  Lakcdamonier 
heisst;  endlich  war  zu  bedenken,  in  wie  weit  hierbei 
noch  die  Aehnlichkeit  der  Sehriftzüge  in  Betracht  kommt, 
wenn  z.  B.  argcntonriv  Ihr  JTtkutiuuji'  sieht  —  Orat.  Xll. 
p.  .395,  39.  Hr.  Prof  G.  verwirft  S.  406  tvaOiytjq.  Wess- 
halb?  weil  er  es  anders  bezieht,  als  der  Unterz.  es  be- 
zo:;en  wissen  will.  Wer  ausserdem  die  vom  (nterz.  aus 
ilem  Kritias  iles  Plato  S.  XVI  aiigefübrie  Stelle  für  gbich- 
bedeiilend  mit  ilcii  Wirten  des  Dio  h.ilt,  verstellt  notli- 
weiidi:;erweise  eine  von  beiden  Steilen  nicht  Dio  lobt 
die  Slalerei  o;^f()or  xö  itxitißiaiinov  niijOufißianvoav  xgo>- 
fiaxiav  filiti.  xttl  yimfiu)jq  oqm ,  PI  itn  sagt,  i\:f^s  7;  lür  yga- 
fpüar  lidoßi.nrroific  nfpJ  IK  i>na  yiyro/i/rrj  «OKif^i;  t.td  unu- 
TnAo?  ist,  weil  wir  MeUNchen  i«  &(lu  nicht  kennen,  wenn 
ibige^en  xa  nv.9()ii'ß:in'u  nui/iuja  darse.-telll  werden  ,  dann 
oj/m;  eiiaOuro/iKot  %o  nii  iju  >.nnn  fi  (>•  nv  Siü  ii;>'  tili  SOr- 
otj-.oi'  xuiKi'Oi;!»!'  /«kinoi  a^iir««  ytyiofif&u.  —  Orat.  XXI. 
p  j05,  20  llr.'Piol.  G.  billist  S.  406  lZ»or,  und  be- 
n.crkt  ausserdem,  dass  wohl  mit  Casaobnniis  xii  yi  ynüniH 
und   füi     z«i?«'i'i*5    das  Präsens    oder    lür  ngooiiiuiyiJji'^ioijK 


1175  IITG 

iiliisrlirii    »ii  In»  iiTii;l.i-it.'ii    li.it,     als    niirli  ,      «ii-    iicel    ge-  Sytpciea    uiip.isseiul     ist.        Hr.     E.    riiipf^ilil     il(-»sliall>     statt 

fi''t   li  II  ,     «i';!'-"  •!'•'■   (»Ici'listi'lliiiij;    <!<■«   (icuiis   iiiicl   <Iit  noiti'vet   ai^hidii,     oder    ikxIi    besser   (i.ruüy.ni.      Beiilrg 

___^ H  K's    ilcr     Uiiti-rz.    oliiio    Wciti-res    ab,     und    srlilii;;   sellist 

tiOi^evei    vor,      iiidpiii     er    sich    weitlrtiiftij;    üln-r    diese 

der  AoiiJtiis  tii  sciuciboii  sei.     Ku»k'vt(i;  liätte  Hr.  Prof.  ,\rt   der  Verdcrliiinjf   rerlireitete ,    «vrlrher   aiirh    die   Reden 

(.     lK.>sor  !,■...    nicht   v,.rgeschlu^cn ,     oder    mc.nt  er ,    dass       jy-^^,^   ^„    ,,,^,,^^    3,^    ^ ^    ^^^^^^   ai.sfjesHfzt    getvesei,   sind; 

iliiss   von  o^wc  y/inna  verlangt  wird.' —  Ural,  .\  I.  p.  dSI,  „.     :    i   4                 i-        ir            ^        •       7»        t' 1 1            .>  ,,1      .>. 

,,       llr.  G.  s..q.   S:40b.   „Kt  l.oc  lüitasse  p.ol.alule!   ,].iüd  ''',   «•■',    J''*^*     '""^    ,'''"     Variante     n.    Or.    MI.    p.   2^<),   Ü- 

pro  //«Ol*»,   qnod    ejo    corn.ptnin  esse    ostemlorain ,    iioii  fKOirJlta    und   (/.otfieia   en.alint.        üagefren    äussert  sich 

A/ni«((w'  ut  conjocerani,   sed  J/fjuc/ildij  rcstiliieiMliini  putat  !!r.    Ei.,     der    i'ilirigens    seinem     iixof/ji    iiiclit    inelir    das 

Quill'  verriiii   sit   (da/.u   versloiclil   tiei' UuIliz,    P.ulinkeii    zu  Wort     reilet,     so:     „Jeder    »ird       sa;;t    er    S.    J.iV  ,     da    ilas 

üvid.    Kpist.     He,-.     .MX.     169.    p.    109,    weil    llr     ''.'"f.  G  jjegentli.'il     .01,     «o,Vin-     erfi.r  derlicli     1.«.      /.inScIist    an 

sein   riolniim   doch   iilolit   ant^iLt ,   und   aul   die  Mii^liclikeil  •    .1 ,     .  .     1       1                   1  '                                  11          t;    . 

y  .'    ■    ,,         ,,            ■    1,  I-        .    .\     ,1  ;    1        1,^.1,    „.  rlTiJiuii^    di-nkeii,    und    so    wur    es   uiuli    dem    Untere,    ge- 

eiiies  dnlt.il  Vorsclil.iss   nicht  liinw<M^t),  alii  di|iKlic.il)iint  '                                ,1                                r              ■     1           . 

Dasjo-on   verwirft    er    ^m,^    g,Mur    rr.-ori&.rf?  ;     d.iin    :,,,n,       S-^'ü ^l'""'    "     «ab    diess    uied.-r    auf,      »eil    ilun    .lie 

unii"«!'  ^nndynv  linde   Suit   lieniliciis  et    lil.iiidis   ieg.iruini  Vcrl'iiuliiiif;     der    Begriffe     misstiel.        ijinle    sind    lulilliclie 

hin,     iinH   sl.itt  rtQadiurtfq  halte    Diu    gewiss    nfjnuyuyoi'TK;  .Ausdrucke;    allein  ilieseihe   Na<li.iliiiiiiiii;sf,'iliij;keit  /ujleicb 

^eschrielu-n;    iioii   <|ii.ic  ro  ,     sagt   er,     <]uid   (^,eüiL;ii    l'ado'-  «U    eine    AJaelit    und    eine    Täu.«elinnj:    tu    liezeielinen  ,      l>e- 

iiicrr.^   et   Mimiciani   aliive   Graeciili    scripserint ,    sed    iinul  1    :  1;    ,      ;       r  ■                /^    f   1  1     f-,      1          1                                          i 

"                .                                    ...                      '          <i      ti      /     -  leidiat    ein    leineres     (leliilil     Inr    das    Aii!;eniesseiie  ,      11  eil 

Dio  ,   qiii   certe  tisurus  erat  aoristo   nnottyityovin;.        rlr    tj.  ,  ■              1  ■.•    1           1                                  11                                ■     1    t 

Ira.il    .ilso   dem    Tnlerz.  zu,    da,s   er  d.  n    Aorisl   nQoa'^uvifq  ""   L,'=*«    ""<'  ■'"hv.aclie    gepaart    zu  denk.n  j;.Hoi.nt    Miid." 

l'iir   Dio   durch   die  Angalie   eiiiplohlen   und   erwiesen,   il.iss  Um    ganz    kurz  zu   >iin:    der  Unterz.  hat    lii«  jetzt  (je[;laiilif, 

Pachvineres   nnd   Miniician   sich   ile.ssellieii    bedienen.     Und  nnd    glaubt    iiocli  ,    das.»  di-r    Ilaler,    der    e  in  t.'iii-i  heii.l  Jilin- 

was  »teilt    in   der  Ejiist.    VI!.?    ,,istiid   rreülmifc;  Mliu   coe-  li,.l,,.s  Bild  aesrhaffeii,    eine  .ilaclit  ,    nielil  List  und  SeluvÄ- 

..it   ut   mntar.m   eo   yerbo.    quod    (rrr|iuntins  cum   illn  cuii.  ^.^^    „ff,.„bart.     Aber   llr.   E.    bringt    ein  Z»eit.>:    „die  A11.S- 

tr<iveisiam   de  loco    habere   niiillis  e.Miiiplis  conle.stalns  est  ...            ,    ,               .    ,■                    ,    ;      ,           1               ,.         -    ■ 

Wilzins   ,n   Ceo.s.   P.icliym.  Fr.,«.  I\.  p.  57:^   et   Miiiiician  <li-ueke    .alidus    und    fnrtis    .sind    teclini.seli    zur  ,;ezeiehnun;; 

rtfoi  (ti'xuo.   P    609,    das   beissl    di.ch   wolil    nichts  An.bres,  eine»    best iiuinlen    Ciilonls;    hier    abii     i.st    1011    der    iMalerei 

als   diss    Walz   !;<''ei?t    bat,   dass  Tinnit%uvTn;  in   den    Hand  überhaupt    die     Bede."       Das     «lirde     Hr.    K.     iiohl    nicht 

srbrirten    liaiili;;    mit  ^jujdiif?  verwechselt    15t.       l)b   diese  gesagt    haben,     nenn    er    dein    ./'ffi/cU;;    nicht    eine    andere 

Form   des   Aoristes  sich    sonst    noch    bei    Dio    findet  ,    bat  B,,,,j^hui,g     gegeben     hätte  ,      als     -s     in     der     Epist.     Grit. 

dei     Unterz.    noch    mclit    untersucht;      ist    es    die    einziLje  11           .  >         ^i  .                     .1.1                i-i 

Stelle    nun,     so   hat   Dio  eine    Aehnliebkeit    mit  Thnkv.li-  I'-    ^^  ^    il-srhehen     ist.       .'\lit    jenen     Ausdrucken     valldus, 

des    lind    Pausanias,    welche    sonst    if/ayäiv ,    einmal    (Jj«?  fortis ,     elllluyoi    u.    a.     (Epist.    a.    a.    ü  )     lasst    sich    libri- 

^es.igl   haben,    jener   11.   "9     Lobeck..    Phiyn.   p.  287,   73b.,  g;eiis    auch    lergleiclieu     Aristotel.     ;le     Colnr.    p.    .'iö4,    89. 

dieser  IX.  40,   4     (Siebelis    Annott.  p.    142)    iV*   h  fvrni.uv  Solineiil.     äoihvlorioov     öi     TOr     nikavuc:   yerof.ieruv, 

-roK  rnif  ^^orr/wQovi   viidimmn     Der   Sinn   des  „qo^  ^Muv  „,,^,    ,|,.^  Gebrauch    des  ävdui'ÖC    und    ,al>ll^ni,    «  ie  z.  B. 

:ioo[  "fie  ist  tpist.p.  VII     mit  folgenden  Worten   dar-;elej;t:  .    ^         ,                    ,                -i:        /  .   ,^     ■     .i       '  '     •    u 

si^  forte    carpendo    Trojanos    parvis     quolidic    damnis    -  ^'n"    «'''>£"''/    JfJiOiiuIojr  iMi:ii   (stal     aO.hvK    UPittlVI-, 

Hectorem    acie    qiiidciii    illom    invictnm    —    ac    tum    rebus  »'*■     »ich     ähnlich     aaitlViOt     flir     Ji^ijVr^Ol     findet)     sich 

nipnlem    laetissiinis    paiillilini     ad    eaiii    possent  propellere  Holil    huren    liesse.       Doch   schiebt    »liess    iler    Unterz.  jetzt 

farililatem,    11t   inito   aiiuciti  le  loeden- (vijl.  Dio  p.  .S64,  27.  |,pj    Seite,     und    erklärt    Jich     in     iiiirzeui     l'iber    die    ganze 

fi^.ijiTi;  zat  ifi/.iV?  ai'-ToT?  ytro^ifV.;?)    tiitiim    sibi   in    patriam  SieWe     so:      Schreibt     man     ny.iayuUcrUi     uTlUTnlr     TtOOi; 

redituin   piaeslaret.    So  ist  es  z    B.  der  antricliligste  \V  unscli  -,         „              ,                  ,-              ,        '  ^      ^    '      ,t            '     •'    ,    t    , 

,les    Uiileiv  .    dass    Hr.   Prof.   G.    einige    Aehnli,  likeit    n„t  oil'n-  J(oajuo.Taju    fiiti,    y.u,    yoaiin,;^    000,    oyjdov   zu 

Alexander  haben   möchte,   von  dem   es  CJ"st.   IX.  4,  4.  5  )  ay^iptOTaiOV   ixlQiKaii'ijavUi'Orj ,   so   missfallt  schon    die 

heissl:    ,,misit  ,    qiii   cum    Atheniensibiis,    rpios    passiis  in-  Länge    de.s    aus    lauter     und     von    einander    abhängigen    Ua- 

lestipsimos  fiierat,    pacem   ainicitiaiviqiie    jimgerent.  "      Zu-  iivcii    bestehenden    Satzes;     ein    Tli'UOiTl    niiJihl    ist    doch 

letzt  erklart    Hr.   G.  :   ,, nihil   deceino;    sed   delelo  ,,ul  leli-  pj,,^.,    4,„|pres;,    h  eiiig..l.'iis    nuisste",     und    das    nicht    bloss 

iiiia    int.icta     nianerc     maliiii  :     noiijar«?     pro     aecnratiore  ..,    1     ,      ,      ri    1     _  :    1  .     1       <-                   1        „         .     ' 

I                     ,             1111-^.                          '-           <i  zur    bessern  Uebersirlit   des  lianzeu  ,    bei  ymuuar oji,    «as 

7ro«St<«f>'oc    certe    haud    absurduis  est,   quam    rrmuiuvzti.  ,              -    ,                                   .-,,',■ 

I>'a,    will    .ler   Unteiz.    nicht    weillauftig    widerlegen,    und  ''<•"    'l-»»    a^iUtjKuv    erklärenden    Salztheil    einleitet,     eine 

bemerkt    bloss,    dass    iftXluv   jj^iijuirn    ini>.»Hi'    zwar    ein  Partikel    stehen;     ausserdem     nahm     Reiske    mit    Hecht   au 

ganz   scbniier   Sebliiss   eines  Hexameters,    aber   kein  Sclibiss  ay.(Jlfj£OTUTtiv    Anstoss,      was    dem     ygo/llirjg   Üot/)   allein 

iiir  die  Rede   des   Dio   ist;    dnich   .las    Participium  Iritt  die  j.fsser    zukuiiimt,     als    der    Verbindung    ;foW//arwV    fJt.:;i/ 

d;:'m::te;r!mr-'^'r>^xvr>^^^  .«/ r,«,.^^. öo,.  s.eM.  ,...,„....,. ui^ßu^fo,, 

S.  407.  c0.aiq.    -    So  viel  hat  Hr.    Prof.   G    liher   Dio  ;e-  »"''ler   her,    »as   erst   durch  lleiske  verdrängt   ist   (freilich 

geben,      S.  405  steht   aber    noch    eine  Conjectiir:     ,,Coi\- 

jecliirain    prnponain,     cui    ipsiini   L.    pl  uistiriiin    esse  eon- 

fido.      Dio  cnini   /-jiiäri,   inqnit,   %nr  Alvilar  irtiiOno  o\6hi>  denkt   mit   keinem   Worte   des    Hm     Piof.  G. ;  ebensowenig 

ilO-ilr  ffnöc  «Ulli)':  pro   qiiibus    L'.   corngi   vult    loe  Ainhu  '»t    derselben     an    der    andern    Stelle    S.    357    Erwabnniig 

nioi.nv.      Id    aiiteiii    ipsiini    ego    jam     restitnerain.      It.iqoe  gesclielnn.    Der   Unterz.    bat  aber  nirgends   Hrn.    Prot.  G.'s 

roniicio  ü.   libriiiu   nienm    non    novisse.      Salisne    koyir.uK; ,  Buch    citirt,   sondern   wo  er  dessen   Eiklarnngen   iindVer- 

Kinperi?"    Diese  Conieiliir,   die   l'iir  den   Unterz,   ganz   uii-  besseruiigen   anliihit  ,   es   mit   den    Worten   des    Hrn.    Dr.  E. 

nöthig   ist,    wird    Hm     Dr.   Eniperiiis    sicherlich    nitht    an-  getlian.    Salisne  ;.o;'i>-oJ??   Wes-Iialb   dej    Unterz.  Hrn.  Prot, 

genehm    sein.       Hr.    Prof.   G.    hat  nämlich   conjicirt,    dass  G  's  Biuh    nicht  selbst   angefuhrl    hat,   ist  einlach  zu  s.igen ; 

Hr.   Dr.   Eniperiiis  sein    Buch    nicht  kenne    oder  nicht  gc-  niit  aiili  iclitigcm  Bedauern   ge-leht   er.   dass  er  jenes  Werk 

nau    L'eleseii    habe.       Zu     des    Unterz.    Vorschlag    nämlich  noch   nicht   besitzt;   der  (7rund   steht    in   der  ersten    Hallte 

bemerkt   Hr.    Dr.   Eniperiiis    S.   227.     ,,diss    er    der   Aende-  des   achten    Veisis  des   Liedes:    ii&)ti/iinii  yi'io  r.ui.ov  iTii 

riing   beipilicliti  .    it,\    er  auf  dassiliie   verfallen'   ,   und  gc-  mjauu/oiat  ntolitnu- 


1177  1178 

-fragt   llr.    K.   S.   SW:   „Was  soll   man   al>or   mit   dorn    Da-  für   yc^o«?   yonTtlui^    uilor    ainli    «yt>orfi«;    (v<-r),'l.    i)io 

ti>M«    yrj<})nÜTü)V    ttli:il   atif.iiij;«'!! ,    wenn    nii  lit    aiidi    li.ir-  XWH.    (>.   (p.'i-,    ','.').     (iyi-iomini    yxü    aTl(icv)ai)     nirge- 

aiil    «lii'ss    Vcrliiiiii    lic/0|;en    «ir:l!"),      iinil     lässt    man    «lin  ^>l■lllilJ;■|•ll.        \Vii>    alii>r    iliis.-    Acinlrriiii;;    ji-n-clitfiTli^f    ist, 

AVorte    y.ni   '<Tfi.rt//Jj   —   nio/f.diifjni  oioi';    von    tvoUe-  ilas    leisihneijjt    Hr.    E.    K''"'.  ,     oder    i  n-liiii-lir    er    Liruierkt 

lilK    al>lirnv_'Pii  ,    erlifill    man   soixilil    piii«    roiicimie    lilieili--  mir,     ilass    es    ileiii    Sinne    ii.n  |i    niilit    iln|ia.sNeiiil    sei,      die 

rnng   lies    Salzes,    als    ilen    iiin    «Icr  .Stell«    i  erl:iiij;teii    Silin.  ilipliiinotisclie    RerlitfiT li^jun-;    iler    \ValiiM'lieinlM'likeit   er- 

Dio    »pritlit   ron    lier   Malerei    nnil    den    iiliri|;eii    itluijTl/.ai  Miaii^^ele.      Dies»    Iie<lilferli;;njit;    ist    jediieli    tC-»"'-    Nelien- 

'xi'/^vni,    null    »ie   sie     wirken.       Er   «n;;t    inin ,    die    a/ja~  sarlie  ,    iiiiil    nur     ans    einem     liesundern ,    ans   der   Ti-i.denz 

fQa(fn'.     ist     jLidka     f/'O.tfi'/;^     y."'     (simxiIiI)     dnavif/.ij  di-r     Kjiist.     t'nt.     IimiIiI      itIvI/ii  liilu-n      (inimle     versiirht. 

71  OUf    Vib/V    '^OU)UO.TU)V    ll'i:it     y.al    yicr.iliirj^    ''{","    0/£-  Denn    ,,der    iikmIus    |iri)eedeiiili  ,    durch   welrlien    der   l'nterz, 

6di'    TU    (ty.oif^naTaTOv    Tlfo/}.aiifj<r.fi)iioij<;,    mnl     «las  zu  yoiirnl«.;  Keimet",   ist  liilniclir  ful^ender.      Weil  ineh- 

«tiniint    vdllkiiiiiinen    mit    den    E|)i»t.    Crlt.    p,    \.\'l    ans   an-  rere    Si  lirifl»teller ,      zu    denen     auch    üii)    Keliüit,     ö.Tli/.rn 

dern     Scliriflstellern     antfefnlirten     Stellen,      wie    z.    lt.    mit  im    Sinne    kmi    iji)ovij    geliraurlieii  ,    sei    es    «olil    (.'lanlilicL, 

«Jen    Worten    des    Pvtlia^'orSi-rs    Tlie.i(res :    dtt    U)V    TU    71 U-  dass    von    einem    (iramiiialiker    (und    »ie    er,    liat    au(  li  Ca- 

•\^o;  oii'ii  naofucfal-iifo'Juc  in    in   (tQeTci  utoilfo  y.at  siulnums  jjedaelit)    yo-ud    als    («Iossb    zu    dnan^    an   den 

"tav    Oy.tav     Xui    TUV     yoannav     illi    TI]:;     yOUCpdi,     tu  Rand     mler      ülicr     die     Linie     j^esetzt     »nnlHn     sei;      diess 

yao  bfiipvjfov  y.al  tu  dTrarakuv  y.ni  tu  iisumijiievoi/  Xttita  liilie  d.itiii  yuijceia    von    seinem   Pi,ii/,e  verdrsufft, 

xav    dXddeiav    OVV     TO,     ^Ovarutart     tdiv     ■j^uwildrutv  ueldii's    sehr    jern  ,      «ie   .S.    XI  .V.    narhjjew  iesen    ist,     nml 

lld/.ICTTU    yivSTai    Sia    TOVlutv,     vgl.    Diu.    ()r.    /Will.  I)esi>nders    aucli    im    Diu,      mit     dndri]     lerlinn.len     wird." 

p.    484,    31.    TOldds    /oojuara    y.lll    TOtuods    tu^    yqau-  Diese    .Meinuin.'silusseniiij     »ellloss     mit     den    Worten:      ,,et 

uai.      Die    d:TiiTnklj    noui    OÜJIV    yoiDiincoiv  iiiie^   ent-  mihi    quidem    loiiim    Ins   si^'iiasse    salis    est:      nun    eiiim    di>- 

»t)rirht     (Jeiiaii    dem     TO     lliyiKX     Tviv     OoyouCfioV     (oder  reo,     »eil     adiiiiiiieii     iloi'tnros;      alii     jain    ileiernant    eoiifir- 

you)linTu>l/    y.odo/i;)  ,     «elrlies    dvhofiyi-huv    lleisst,    »o-  meii((|iie    sna    aintoritat» ,      quid    seripserit     Dio,     iliiiu    eg" 

von    Triller    a.  a.  O.    nml   liarker  in   Wolfs  Anal.  1.    p.  390.  coimnoustrassi»  viilear,   quid  srriliere  i-iini  potnerit,  tum    vero 

Orat.  XII.  p.  38-1,  15.  UfOi  dl]  !tiii)li  —  doi:a  y.ul  debuent."  D.imals  j;l.iiili(e  der  llnti'rz.  ,  diss  »enijfsteiig 
illifUlU  yOll^r,  TOV  i;l'UTiaiiTUi  d.vi^UUtnivOl'  ytVUVi;  —  ller  Wej;,  den  er  mit  allen  ErlvISr-rn  des  Dil)  ein;;es<hla- 
<i.vayy.aia  y.ai  eiKpvru^  ev  nuvTl  np  Kuyiy.ip  ytyvu-  gen  halle,  die  AVahiheit  zu  fniilen,  dir  richdjje  sei; 
^ivi]  y.aia  (fvaiv,  dvev  dviJXUV  d/daaX(tA.UV  y.ti.i  IIV-  ehenso  hatte  er  vorher  folgenden  fiedanken  gehallt:  ^a- 
arayioyoi'  yutg'i^  dTräriK  y.ni  yaodq.  Gegen  das  nn-  p/i^  ist  mit  pfojtiü" ,  Jfwoiot',  o.yu^ioru^  mit  d/iu'JiOTO^ 
gll'ieUluhe  y^coai  lief  man  allgemein  ,, Sturm";  was  Wim-  IiSuKs;  ver«  eihselt ;  so  hätte  man  ywgiic^,  nml  konnte  iliess 
der,  wenn  der  Unterz. ,  der  naeh  der  Versicherniij;  des  fiir  die  ^'erderlniiig  von  yuiottui  halten  (etwa  naili  IJast. 
Hrn.  Dr.  E.  S.  2i\  sieh  iiielil  sei,  wie  llr.  E.  in  die  Comili.  Palaeogr.  p.  'J2ä);  diess  yo} ii r l li^  oder  yixjtiag 
Eigenthiinilirhkeit  des  Sehriftslellers  ,  an  welchem  die  wäre  ilaiiii  yjoijyla^.  Diese  Veruiiillinng  liess  jedoch 
Kritik  gehandhabt  wird,  versenken  kann,  unter  der  Füll-  der  lliilerz.  ihrer  Weillaiiflig  keit  nml  des  Kpisl.  Crit. 
riiiig  eines  solchen  Feld  -Herrn  initiier!  Es  ergin;j  liei  p.  V  liemerkteii  wegen  fillen.  Wie  nnii  ,  «enn  sich  der 
dem  Sturme  Einem  schliiniuer  ,  als  d' m  Andern;  es  soll  Argwohn  eiiiiT  \'erdeiliiiiig  ton  yugu^  alm  e-di'te  ,  und 
auch  .Mancher  ,.mit  Mutigem  Kii|ife''  lieiiiigej;ogen  sein;  auf  (i.Tia.fn;,  (iele?  Der  L'nterz,  will  diess  ,  alier  nur 
aber  jedeiif.ills  fuhr  llr.  E.  am  ülielsten  dabei.  N.iclideni  versuchsweise,  einmal  aiisfiihren.  Diu  kann  an  dieser 
ausser  fllmell.  Reiske  mit  dem  von  ihm  selbst  bez>ieifel-  .Stelle,  wo  er  von  der  lleberzeiigiing  aller  Völker  und 
'  ten  TaouyfjC.  einen  Versuch  gi'maclit,  br.iclile  Hr.  E.  iMenscIien  spricht,  nicht  wohl  den  ^'ersuch  desjnigen, 
(f&UOci<^  in  Vor.scliIa;^.  Er  hberant  *»  ortete  jedoch  später  welcher  in  der  .Seele  des  mich  iii<  lit  an  tjott  gl.iiibemleii 
die  (fSogC,  wie  billig,  ihrem  Selbst,  als  er  («eel's  fllenschen  diirili  Belehrung  oiler  diirrli  irgend  ein  ande- 
Emendation  yootiaZ  wiilerlegte.  N,>(  h  der  kurzen  Pause,  res  Mittel  diesen  (ilanbeii  wecken,  also  ihm  zur  Wahr- 
di«  darauf  eintrat,  und  in  der  er  vielleiiht  den  Stepbanns  lieit  verhelfen  will,  als  einen  Trug  be/.eii  hiieii  ;  diess 
von  Hvzaiiz  zu  lesen  veranlasst  war,  schien  „die  Esca-  konnte  nur  der  tlinn,  der  anders,  als  Diu  denkt,  und  dio 
lade"  miiglicb,  und  er  trat  mit  einem  —  '.lyga\  hervor,  Existenz  der  (jiitter  verneinen  will.  Ferner  sind  selbst 
«Hill  an  \-1yga  liä't  er  wirklich  jetzt  noch  fest,  wie  man  in  dem  Falle,  dass  aTcdcij  hier  wirklich  die  Beinuhun<; 
ans  S.  232  sehen  kann.  In  Agra  nämlich,  sagt  llr.  B.,  des  ötduOy.uKus  bezeichnen  konnte,  die  \\'oite  yuial^ 
wurden  die  kleinen  IMysterieii  der  Demeter  gefeiert,  und  duarij^  y.al  {raguyr,^)  nur  eine  ziemlich  brdeutuiicg- 
dnaxii^  entspricht  nun  dem  dldunyd/.or  ,  "Ayuai  dem  lose  Wiederholung  von  tiido.iyy.akü^  und  fiL'Otayuiyu^, 
fjvarrayioyui.  Ja,  in  .Agra  wurden  die  IM^sterien,  die  keine  verilenllicliende  Er«  eiteruiij;  oder  neue,  w  eseiit- 
kleineu  Mysterien  der  Di'ineter  gefeiert,  und  schon  dess-  liehe  Angabe  für  die  L'eberzengun»;  tum  Dasein  der  Göt- 
lialb  ist  dieser  Vorschlag  unzulässig.  Der  Unterz.  bietet  ter  und  die  Art  nml  Weise  ihrer  Eiilstelinng.  Wie  ganz 
einstweilen  Hrn.  E. ,  um  ihm  zu  seinem  Zwecke  zn  ver-  anders  stellt  sich  Alles,  sowie  ^auu^  beibehalten  wird, 
helfen  und  die  gewiinsihte  üeziehuiig  auf  iivOTdyuiyui'  ,iDer  Glaube  an  die  (iiitter ,  sagt  Dio,  ist  allgemein;  ihn 
möglich  zu  machen,  KaTOtiai  an,  zu  dem  ein  ungleich  hat  das  ganze  Meiisi  liengeschlecht ,  liarbareii  so  gut,  wie 
kürzerer  nml  sii  lirerer  AVeg  führt,  als  i\et  nach  "./'/o«  Ileüeiieii  ,  er  ist  noth«  endig  nml  einge|illanzt  ,  er  eizeiigt 
ist.  Zum  Ueberüii.ss  küniite  noch  bemerkt  werden,  dass  sich  von  selbst  {y.actl  (fl'ail),  ohne  dass  man  belehrt  mler 
XC()IV  nnd  kli.TOIV  auch  sonst  mit  einander  vertauscht  eingeweiliet  wird,  aber  er  entsteht  nicht  ohne  innere  Be- 
find.     Was   nun  den  Unterz.  anlangt ,   so   hatte   er  p.  XIX  frivdigung   uud   Fieude   und   Liebe   zu    den  Gutteru   wr^'cu 

Ztilschr.  f.  ä.  Aluilhuiinw.  86 


1179 


1180 


drr   1Vr«.in(l(srIi.ift  mit    «Uiisi-llii-n    (()id   Ti}v   Ovyyevsiav 
Xl)v    :iuöi   tit'rul'^,   »kI.    >V_vl(.'iiliai  h.  zu  Julian.  I.    |>.  4'l) 

null    iliT   riflen  ^iirkoiii issc,   die    fiir  ili«  Walirlioit  spre- 

rlirii  (y.(tt  noKAil  ftaoit'ij/(i  r«/ ;y,'»o/~,-)."  Dtifcli  ilic 
>Vorli»  „«ler  (>l,'iiil>p  an  clip  (iliiier  ist  «olilllnieiiil"  l)e- 
kniiiiiipii  iiiclit  liloss  alle  Sat/j;li''<l''''  ""i"  '"H«"»  (iewirlit, 
nein,  iliivscr  /iiü>if<c  ist  an  tiicli  u'<>s<Milli<  li ,  nie  ili-iiii  aticli 
Dil)  !i|)aiiT  ilas  \'i'rlirtltiiiss  des  HlenmliPii  zu  fiolt,  wio 
das  der  Kiinler  ziiiii  Vater,  den  sie  lielieii  miisseii ,  dar- 
((ellt  :  a-/iduii  utv  fii/Qt  TOl'iflS  öiiUtüji;  TJ^öflOl  toiq 
ävt>()iij:Tuii  TU  ■Tregi  fuv  ncju'ixuv  v.ai  aihti/aTOV  yo- 
vi(u<i  —  x«I  TU  nioi  Tojv  iiviirviv  xai  dvi>^U)ntVV)V 
yovtujv  yat  yao  öi)  ij  Ttovi  i/.tli'ovg  thuuia  y.ui  üe- 
panfia  loi'i  i/.yuvut<;  novi-rtj  (ttv  dnu  Tiji  (fiatox; 
y.ai  Tri  n'eoytoini  ddidaxro;  vTlfpu^f'  (i''"''*  ''"'* 
«les  Niiiiierii«  lirlier  vTläo^fl?  Pliitarrli.  PyrrU.  l4.  «o- 
ynv  tnii(j^ti  u7to  zifkiyitvii^;;  divdfieujq.  üaehr.  zu 
Plillop.  \0-  |).  39.  v(;l.  Di«  IV.  p.  tü7!,  10.  oijiiti'a  dnu 
Tri  (ftOfvji;  unil  Jarnlis.  Aiiiniadiv.  ad  Atlien.  p.  32'.') 
t6  yei'DiJo-nv  y.a\  jotffov  y.at  oxtoyov  -voü  yevvij^tv- 
To;  ei'itii  o.vitcfii  Ol  tnui  y.a'i  dvTiiHoanei'ovius,  ünv>i 
dv  rj  dvi/atov.  Diesen,  » ie  i's  llnterz.  di'inkt,  iiirlit 
iiiipassendeii  Sinn  gewiniit  die  Slelie  dnrrh  fiilgpiide  un- 
bedeutende Aenderung:  yiyvoy.iv}]  y.aju  (fioiv,  uvtv 
i)ui;Tou  diduaxdf  ov  xci  iivaTaywyuv ,  ov  XU)oii 
äydn  fjg  y.ai  x^'Q^i  &id  tc  tiji/  ovyyiiiiav  tijv  nou^ 
ai'iori  y.nl  T.oikd.  fiaoiigia  zdktji^u? q.  Das  ov  ist 
eiitMeder  mit  L'elierseluin^  des  filier  y  stellenden  v  falsrh- 
licli  dem  III  OTcyujy  liin/ii-jefri;;! ,  oder  »enu  f/l'Ocay'U- 
yov  rnllsl.'indi-;  ausjjesilii  ielieii  »ar,  Hei;en  seiner  Gleirli- 
heit  mit  der  Knds^llie  «les  Wortes  niisgefalleii.  \Vürin 
die  VeriliTliiiiij;  des  dyanr^  in  uuuvili  ihren  Grund 
bat,  »ird  der  lliilerz.  anderMarts  zu  zeigen  (jelegenlieit 
h.ilieii  ;  einst»  eile»  lienierkt  er  bliiss  ,  dass  selbst  in  den 
Art.  Conr.  Trull.  für  T))v  TOl>  deoi)  Xal  TOV  TlkijOtOV 
d-KO.Trv  Hase  erst  dydni]V  herstellen  musste  im  Thes. 
Steuh.  p.  '.^0')  sq.  I.  und  ilie  Vertausehun);  beider  AVür- 
ter  (irAfo  Ol.ss.  in  C.iluth.  et  Mus.  p.  243  S<  liaf.  nicht 
anliekaniit  "etvesen  ist.  Auf  dieselbe  Weise  könnte  man 
eine  andere  Stelle  des  Di"  ürat.  VII.  p.  249,  43.  her- 
zustellen sieh  versucht  fiililen.  Es  heisst  dort:  y.dyuj 
nuooifiiiva  oi'y.  dijr^vjg  iiih'uot'f^iivui  ü[ia  tojv  nkov- 
triujv  önotd  lo-vt  lo.  TS  u/ha  xal  tu  ittoi  tov(;  ya- 
uoi'i'  it()Ofii>ij(JTQiojv  Te  mue  xal  s^tTÜaiojv  ovoivjv 
TB  y.ai  yivoui  iiQUi/.üjv  re  xul  idfuiv  xai  imoaxc- 
aeojv  xul  diiaTviv  ö/uokoyiujv  ze  y.ai  avyyoacpujv  xai 
Tt) ivTuiuv  -TTokkdxii;  iv  avTuii;  ro/g  yd/,ioii  Xoiöo- 
oiujv  xai  duf'/ßnuiv.  Reiüke  sagt:  diraTutv  noii  nio- 
»ere.  Impiisturae  nierae  sunt  pleraqiie,  ijuilius  in  matri- 
uiuiiia  coeunles  inesrantiir  et  irrelluiidir  ;  —  merratura 
haec  iixoria  fraiidis  lialut  miiltnm."  \V?iie  das  auch  «  irk- 
lich der  Fall,  so  »ar  doch  iliess  («eiler  in  iSeziehun^ 
auf  den  Znsainnienhang  der  Rede,  noch  in  Uezieliiin^ 
auf  die  Stelliini;  im  Salze)  nicht  «ler  Ort,  es  su  ohne 
Weiteres  aiisziisprerheii.  Diu  n  ird  uyaUuiv  blanditiae 
geschrieben  haben,  was  sich  so»ohl  «lern  vTlOOXt'^fUiV 
);ut  anschliesst ,  als  ein  treltli«  lies  Ge;;piibild  zu  «len  spä- 
teren Koidooiui  'xai  d7ri-/'ftiai  gibt  Aber,  wird  mau 
frajjeii,  hat  Di»  die  Form  dyäri  i^  gebraiiclit'?  Sie  ist 
allerdings   im  Sieph,  Thes.   als  eine  rviu   biblische  bezeich- 


net; PIntarrh  sat:t  dydniJOli  und  l>ei  iliui  steht  dyaiTTJ- 
Ol\  und  X"-"d  Coriolaii.  37.  p.  lOli  nahe  bei  einander, 
iMeiiander  hat  dyal  ijoiioq ,  «sl.  (jrafe  a.  a.  O.  ,  und  nur 
(irainmatiker  srheinen  uyri.T/;  gebraiii'ht  zu  liaben;  Hein- 
slerhiivs  zu  Thoui.  p.  127.  rgl.  Ansloph.  PInt.  p.  477 
und  Ivoen  zu  Grejjor.  Cor.  p.  5U  hallen  d.yanrj  wie 
dv^h]  u.  a.  f(ir  alfer,  als  ayf/'»  iy<r/ 5.  Wie  dem  auch  sein 
mag,  der  llnterz.  halt  fiir  seine  Person  bis  jetzt  «leii  Ge- 
brauch iler  Form  c/yuTCr  fiir  ein  niiubersteigliches  Uin- 
«lerniss.  Kr  »lirilc  in  dem  Falle  lieber  ayaiCIJOig  ein- 
fuhren, denkt  aber  durch  diesen  neuen  Versuch  nur  «liegs 
gewisser  gemacht  zu  haben,  dass  die  Curruptel  in  ;(a(>ä$ 
zu   suchen   sei. 

Der  (Jnlerz.  fügt  noch  ein  Wort  über  die  rorhergc- 
hende  Zeile  tu  ixavii  TU)  koyiy.i/j  yiyvOfABVIj  hinzu. 
Wie  liier  S.  384,  13.,  heisst  es  spater  in  einer  Stelle 
ilesselben  Inhalts  S.  3i)2,  9. :  OX^d<>V  Tl  XUivry  Tt  XUl 
öijiioniciv  Toii  koyixoiJ  yfitoi'i,  '""'  »eder  «lie  Uebrigeu, 
noch  Hr.  E.  S.  347  lialirn  daran  Anstoss  genommen.  Es 
durfte  jeilocli  nnter  Anleiliing  der  Lesart  lies  einen  Paris. 
TKtVTt  TU)  koyimiif)  lielleicht  koyiOTlXif)  vorzuziehen 
»ein,  vergl.  Schafer  zu  15os.  Ellip".  p.  2.')7  "od  S<  hol. 
Apollnn.  Illiod.  p.  J  <(i.  So  heisst  es  bei  Plalo  in  «ler 
Pol.  iiielirmals:  <)rkttv  Ti;)  ye  koyiOTl/jJi  Ast.  Lexic. 
Vol.  II.  p.  2.')i.  Da^'egeii  braucht  ri/>  nicht  in  das  en- 
klitische   TV)   >'er»aiidelt    zu    werden. 

Orat.  \XI.  p.  5Ui »  '~''l.  wird  eine  Betrügerei  der 
Biiclihaniller  erwähnt,  welche  schlechten,  eben  geschrie- 
benen IManuscrijileii ,  um  sie  tlieuer  zu  «erkaufen,  durch 
Färbung  «las  Ansehen  «011  allen  zu  geben  wissen  :  zti- 
divThi  it'i  oicov   0110)0.   To  ye  ;((jw/(a   o/ioiu  yivijxai 

roii  ndkuioii.  Jacobs  erklärte  oiiov  fiir  ver«lachtig; 
Geel  verbessert  Olüdv ;  der  L'nterz.  Epist.  p.  XXVII 
Cl>i)ov ,    was    Hr.    E.   sclir   plausibel    nennt*).      Er   schiebt 


*)  Nachtrag.  Der  Versuch  des  Hrn.  Dr.  A.  Jahn  (s.  diese 
Zeitsclin  t  S.  5l7  f.)  oiini'  zu  sciiülzcn,  ist  dankenswerlh, 
aber  fruclitlos.  Hr.  l)r.  J:ilin  sclicint  die  Sirllc  «les  Dio 
nicht  reclif  im  ZosanuiicniKini^e  bcirachtet  zu  haben.  Sie 
lautet  (p.  272.  B.  Cas.iu|).  ciliil  Hr.  J.  ;  «o  silil  es  eine 
Aii^i;nbc  des  Casaulioniis?)  foljiendermasscn :  011  i.ol  ßißXio* 
JTüt).(tt)  lidntlc;  tu  voj^iüa  -iwt'  (ItßliMV  o-70t/()'«tn//#i'«  lue  itfiet" 
yoi'  ylyoitftfu'rtt  y.ui  tv  XQtCtlooi  ßvii^.iins;  oiSt  (sollte  SO 
viellciclit  zu  scliiciltcn  sein  ?)  t«  quuXi'nuin  jZv  ruv  xa- 
&triit;  ttt;  oltov,  iiriüit;  To  yf  ^noifia  o/wiu  j'f'i'»;i(a  1015  :ra- 
kfuoii;  y.ui  Tii>nodiuif>ött^oi'ieci  äjiod^öortai  wq  tiuXuui,  Das 
Sciliilion  D.ind's  zu  Aiulot.  Calei;.  laiilet  V(dlsliindig : 
vo&fiioviut  yt((t  ßißkiu  Tiiriuyoi^'  ij  yu.(j  öi  iiiyvbifioovvTiv 
fiuO-r^totv  la  niy.iui  otiyyi>'-ifi/i(cTU  xn»;-  oh.tfnii;  diäuoxitXotz 
ui'tnt&/vrbjv ,  uii;  tu  JJu&ityn^nv  ytil  ^ojy^iuzou^  iiiyQuipo.^ 
yfi'a  fJtßXtu ,  /fti  oi'TK  — wxjjtizou?  t]  IJu&uynfiov  ulXu  J^w 
xgtniyojv  itul  JIu&ttynuty.an<,  ■^  diu  rftXottfUuv  ßuoiXixijy, 
'Joßii  tovq  yi'iQ  ton  .^Ußiiuiv  ßuoii./oiq  (ilciii  L'nlerz  (allen 
hifilici  lies  l'liuius  Worte  ein:  „Juha  studioruiii  clarilate 
niirahilinr  eti.ini,  quam  rcf^no")  ovruyoviot;  tu  llv&uyofjov 
xul  Uio/iiXulov  iH  'Aiiiatm^Xovq  tnh  xunriXi/uq  x''^"'  '"' 
Tl'^oviu  at'yyuitfrfiuja  XuitßüvoviUi  ir^ÖQOvv  xul  i'nrjnov  Sta 
nuiju&f'nioiq  riuii'  nvitimr,  'iiu  ojrniir  drjSn'  Trjy  ix  %uv  XQO- 
vov  i'.^inrnoxULV  rj  öt'  v.tiuivv/Uut;  ai'yyftuffi'iftv  ?j  ovyyQUftfiu~ 
awj'  »i  V7tn/iiri/iuiuy.  Zuerst  lial  nun  Hr.  Dr  J.  selir  Un- 
recbi  (Idrun  ^clli.in  ,  die  Worte  tV«  nyoitv  ix  luv  j(QQvov 
(yooini;  notat  (liiilnrnitaleni  aiupüore  si^nilicalione"  Kay- 
scr.  Pliilustr.  Vil.  Snpli.  p.  272}  nur  auf  il.is  arnny,  nicht 
auf  das  xiäfiovv  zu  beziclien.     Fiel   ihm  beim  INauien  tles 


1181  1182 

jriloch   ilpm   Untrrz.    ilie    Srlireibiing   Cl'Oov   zu.       Dieser      ilie   Anfiiliraii;   pin«r   Stelle   des   Coliimella   wieder   filr   eir. 
ArceDifrhIer  kommt  aler    auf  Rechnung    des    Ilrn,  C,   der       „nnnüfzea    Ci<at"     gehalten     halien    mag.      Denn   so    allge- 


mein    lerlireitet   die    Si  hrelliiing   mit    ileni  Acutus  auch  ist, 

Pythagoras  nicht  ein,   >l.iss  die    conimenlaiii  pliilos.  P^lliag.  sie    ist   fehlerhaft,    und  Dindorf  im  Dindcir    hat    z>iar    nicht 

des    Nun.a    sich    hoii;it,*aclilccli    duJurch     erh.nllen     li;il)in  I.  p.  4|,  ^J. ,  al.er  doch  IV.  p.  24-,  99.  und   V.  p    .{.',0,  «7. 

sollen,   dass  sie  mit  C.dernol  eingerieben  Rewcs.n?  Schon  ^^oQ   gegeben.      Der    Umerz.    hält    hier    eine    Bemerkunf 

hieraus   leuchtet   der   srosse   Uiiterscliied   ein,    \v(  Icliei   iwi-  f  >,."   .  i    i  u  i  t  ■    i  r- 

1  1        D      kt        11  i„.    ri  II..    j„     r\,.,i  I  uher    Citate,      welche    sicli     ans    dem     l>i.«lier   (jp«a(;(eu    er. 

sehen    den   Biichhanillern    iles   l)io    unil    denen   des   IJavid  '  *< 

Btaltlindct.      Die  des  David   hrinsen   mit  cinen.njal  Schul'-  pi'-t,      zu    machen     fiir    nötliig.       K«    muss    im    >ameii    der 

ten  des   Pjthafjoias    (und    des  Arisloleles)    zum   Vorschein  \Vissenscliaf( ,     der    Ilrn.    E.    noch     manchen     hedentenden 

fo&iuoyiK;;  sie  nehmen   nainlieh  tk  iv/iniu    ovyyiiu/iyuia,  Dienst   leisten    wird,   die    recht   dringende  Bitte    ansgespro- 

und    Silben    sie   mit   Cedcinol    ein    -    damit    sie  ducl.   für  ^^p,,  „prden,    dass  Hr.  E.  künftighin  seine  VerhesM-rnngs- 

alle   Bücher  gelten   können,    ob>clion    sie    noch    gar   nicht  ,  ,  ii       .■  i  ■•     i  •    i*  r  i  i  •    i. 

,„..';  ..  ...  I  ,  vorschlage    allseitig     zu     liegriiiideii    nicht   verlelileii,     »ich 

■von   den    uuclierniollen   zernagt  sind,   ausüCcdeni   at)cr  sor-  "  ■    i  i        i      r  •  i     i 

gen  sie  durch  ein  o^7t<«ov    dafür,    dass    sie    die    «ewohn-  «herhanpt     nicht    gleich    für    eine    Auctoriiat    halten,     son- 

lichen   Zeichen   alter   linclicr  an  sich   Irajen,  Stockflecken  ilern   sich    dadiirrli  ,     dass    er    sich,     »ie     etwa     IMarklanil 

oder  Aclinlicbes.     Die   Biiclihaiuller  des   Dio  <la^ci;cn   ver-  nnd     \V  vttenliach ,     nicht    als    solche    aiisieliet,     zu     einer 

kaufen   neue   KAcniplaie  für  alte,    weil  die    alten   desshalb  „ahren  '  Ancloritat    machen     mC.ge.       Geht    die    Conjectur 

mehr   gesucht   nnd   theuerer   bezahlt   weiden,    weil    sie   so-  .•     ,  ,1  ■     .  ■  „.,    •         ,,       „    ■  .     1  ,.    c  . 

,  ,   ."^  ,         ,.  .    I     I  i>,   .     ■   I  11  selbst    —     und     das    «ird    verliÄllnissmassig    immer    liAiihg 

wohl   besser,    als  aiil    vorzuglicliercm    Material   gescliricben  ,         ,.    n         ■  11      1        i      1     r         1  • 

sinds     ihnen    also    kommt    es   mehr    auf  das   Aeussoie   an,  "'■'    * ''"   »«'"    —    verloren,     bleibt    doch    für   den,     der   sie 

wahrend    es    sich    beim   Scliol.    des    Arist.    um  den   Inhalt  gemacht,    und    für    <len  Leser  ein  sicherer  fievtinn    in  sarh> 

handelt;    sie   begniigen  »icli  daher    damit,    dass  sie  ihren  liclier    oder    graminnlisclier  Reziehnng ,    nicht  selten    irgend 

Büchern  ein   vergelbles   ,\ii>sclien    geben ,     und    ausserdem  f\„g   Observation    übrig.      Damit    ist    von  Ilrn.  E.    noch  gar 

einige   kleine   aiisserliclie    Bescbndipiinsen  voineliinen.     Wo  „•    i.»   .,.,i„..„j       .1,..,    „.    ,     11     r.:,    .i»„    t'„i  :   <     1    .       ;     1    .„ 

,  ,    r       ,        ,.  .,  .    1     I     i7  ■       1       1       f.  11      :>  nicht   verlangt,    «lass   er    z.    1>.    lur   das   uebiet   der    niedern 

bleibt   also  ilie   gciuhmle  Aehnliclikeit   der   beiden  Stellen  r  „    .,.,       .    ,      ,  1  .        r^i    •  •  i.m       1 

Zwar  sagt  Hr.  J.   „was  bei 'Dio  ^u»ü,;a  »?  oZioe,  das  i,t  '^••'«'''    «'<■''  ''<■"  ausgesuchten  Fleiss  eines  Elmsley  aneigne, 

noch   viel   deutlicher    gesagt  beim   Armenier  David    oijnftv  Diese   Citatenscheu     gibt  sich    hei    Firn.    B.    auch    nach    ei- 

diu   naQ<t&/aKo^  rtuiv  tiviiüii' ,    und   wie   diese   Worte   uns   an  iier    andern    Seite    hin    zu    erkennen;      er    fragt     und    unter- 

dcr  liilegrilat  derjenigen   des  Dio  xu&nxn;  lU  oUov  nicht  s„clit    hei    den    einfach    hingestellten   Citaten    eines    Andern 

zweifeln   lassen,     so    dien!     hinwieder  >k   oUnv   dazu       u-is  ^j^,,        ^^    ^|^    jy^^^^  ,,^,,  ^    ^,,p^    ^^   ^j^    frühere    Hemer- 

•«■egeti    des    sinnlosen    riuiv    niuinuiy   bei    Riandis   des    Koni-  ,  1  .•  1  n   .„     1  1        ■>    1  . 

1,       1  1      11       ...       11,       I,   .        .,    „    ,    ,!.„  klingen    berichtigen,   01  er   vervo    standigen,  oder  Uekannteg 

Orechens    zu    uberlicbcn";    aber    lietiacliteii    wir    nur    die  "  h       i  h      t 

Worte   genauer.      ^Ito;   bezeicbnct    das   Genus,    neoo«   die  historisch     summiren  ,      um     künftig     « eitlaufligere     Cilate 

Species;    nun    aber    soll    olto;  nicht  bloss  oiio?,    sundern  entbehrlich    zu    maclien ,    oder   oh    in  ilinen    ein   Wink,    eine 

rioi  nvqo(;  behüten;   kann    Dio  so  undeutlich  gespriichen  äiiuoiu    oder    XvOli;    enthalten   sei    u.    s.    w.,     sondern    er 

haben?     Kerner    ist    x«,9».«.   »V?  t.    (was  auch   sonst  vom  ^j,,    (),-,r|„igp„     ..luires,   als     über    einen     unnützen    Citaten- 

Eintauclien     in     den    rurbeslon    ges.i^'t    ist    Stiiiicid.    hcl.  ,  t.  i       i-  i-  •    i^      •  1      .■         ..         .■ 

nu  j-i      0-.  ^  I.  /.,     «   /  ;...•  .,  kiam,   hin,    als  diene    dieser   nicht  einer   bestimmten   Ab- 

Phys.    p.    3.-)3,    87.)     nicht     nuuuxlOia&tU    it ;     wenigstens  .    ,  ,  •  .1 

hatte   llr.   Dr.  J.    THQiU&tnOui  ^'uheii^tn   müssen;    dann  sieht,     sondern     einer    blossen    Oslentation.        Der    Unterz. 

sagt  Dio    ansdrücklich ,    dass    das    xuOiliut   ih    oUov  eine  »ill    nicht    weiter    auseinandersetzen,     wie    wohl   auch    iler 

Färbung  (^qÜi/iu)  zum   Zwecke  habe,   wer  aber  oi'.^fi  sagt,  Gründlichsle  lliul,  nicht  aufzuhören,  gegen  sich  misstraiiisch 

sieht    doch     wohl    darauf,    dass    Ktwaj    d.ncli    Kanlniss    zu  ^„    ^^i^    „„,|    ^j,,    ^Vj^^p,,^     j,,     .Jessen     Besitze     er     ist    oder 

Grunde    gebt,      nicht     dass    es    durch     die     raulmss     eine  .         1       li      1     •  1  ?        /•    1  1     •. 

c,     1      ,    1  .  II  Uli         L'  11  ZU    sein    glaubt,    bei    vorkommender  lielegenlieit  von  neiiem 

rarbe   bekommt;     unii   wurde   man   endlich   in   dem    ratle,  r  1 

dass  man  die  Stellen  des  Dio  und  des  David  .luich-  '»  prüfen  und  zu  bestfliigen;  er  hebt  jetzt  nur  diess  her- 
aus für  gleichbedeutend  nehmen  niüsste  ,  noch  Beden-  vor:  dass  durch  überlegte  Cilate  (andere  kennt  der  ünterz. 
ken  tragen,  gerade  unigekihrt  ,  als  Herr  Dr.  Jahn  zu  nicht;  eigene  Citate  pflegen  auch  meistens  überlegt  zu 
verfahren?  würde  man  nicht  das  T,(,nnSHi,f,!>,(i,nv  des  Dio  g^j,,^  Zeit  für  anderweitige,  vortheilhaftere  «emnhnngeu 
alsdas  o,«.r  Jm  ^«e.,ö/««c  W  nvi,mv  verstehen  und  „„^^  „ ;,,,  (,,„  Unter/.,  überall  ein  Freund  der 
rgoi/iu  aut  das  xidiinu)'  bezieben?  Lud  nun  noch  eine  ?,  .  \  .  ,  1  ,..■,•.  ,  • 
Hauptsache:  warum'  hat  Hr  Dr  J.  die  Worte  des  David  Kürze,  soweit  es  irgend  erlaubt  ist,  der  bei  Andern  das- 
nicht  lieher  übersetzt,  statt  sie  bloss  zu  vergleichen?  Wie  selbe  redliche  und  keine  Beschwerde  scheuende  Streheu 
•teilt  er  sich  denn  das  Verfaluen  jener  ,,bel  1  ügirischen  nach  Wahrheit  voraussetzt,  von  welchem  er  beseelt  ist, 
Antiquare"   vor?  Dio's  einfaches  oJio;  lühil  bloss  auf  nijo/  bat  jetzt    »eitliluftig    sein    mü.ssen ,    und     hat    nicht    einmal 

oder  sonstige  cr.inaria  ;  so  verschieden  diese  sinil  (man  i-  11  r  .  i-  11.  11,  l^*  ..-i  -  i  w-.  i  ..  .« 
,  r>7  I  ..I  ,,  .  ,,  ■  11  die  Helriedigiing  ,  durch  lim.  E,.  nber  den  .Maiidpiiiict 
sehe  nur  Philo  in  .Malbem.  \  ett.  p.  hb  ■•(I-  Groponic.  11.  ,  „  .  ,,".  ",  .  <•  1  .  .  ,  1 
27.),  sie  sind  nur  darauf  berechnet  ,:nr,-t[ov  rf.,',^<J.<;.»<e  •''■''  '^P'*«-  ^"^-  '""^"-'  gefördert  zu  sein);  ebenso  wer- 
tiv  7ii/t>oe  Phil.  I.  d.  p.  88;  ai'jö?  üoij^io,-  aber  kann  den  \nderen  bei  der  Würdigung  der  gemachten  »  or- 
nicht  wohl  ein  oijTtmov  sein,  noch  vii  1  weiii);er  ein  lasch  schUge  fruchtlose  Bemühungen  oder  Einweiiilnngeu  er- 
wirkendes oijiii^oi',  wie  es  jene  liucbbandler  ndtliig  hat-  spart.  Möge  das  Letztere  ein  Beispiel  erbiitern,  welches 
ten.  Ibiem  Zwecke  wäre  es  doch  sicheihcli  enlsprechcn-  ^,j^^^^  Blattern  entnommen  wird,  und  das  um  so  mehr, 
der  gewesen,    wenn   sie   das   liuch    z.    B.  eine   Zeit   l.iiig  nur                                       ,1    .    ,       c.      ,,  ,.,\    •            1    1           i,'„ii  e   ■>    • 

■  ,        I  ,        r-,  ,        1.1     ..  \\t  I         1  a  s    Hr.    E.    selbst   (s.   S.    23.i)    m    solchen    tal  eii    auf  Bei- 

an   einen   leiiclilin    Ort   gelegt  hatten.      Was    aber  die   nu-  ^  ".^»>V 

p«<>f(jii;  i'f'iui'  Ttvijuii'  anlangt,    so    wäre    erst    zu     beweisen,  ^ 

dass   neues   Koin,     also   solches,     welches    noch    nichl   ge-  und   die   veischicdenen    or^nriy.ü  ,    die     hier    ileiikl..ir   sind, 

schwitzt   hat,    neben   oder,    weil   d.is   wohl    ganz   iiuglanb-  unerwaliul  lässt  ,    um   Ilrn     Dr.  Jahn's   Urlbeile   nicht   vor- 

lich   ist,    auch   in    ein    Buch   hinein   gelegt,    eine    parbung  zusreilen,   äussert  er   bloss   noch,   dass   z.  B.   Satmaiiiii  an 

oder   Fäulniss   der    Blatter   hervorziibniigen    im    St.inde   i*t.  ni/doo")'  U'ft   in   tiv(iHv  verderbt   Beniard.   zu  1  lieoph    Nonii. 

Indem  der  Unlerz.    nviwiv    für   David    ebenso    eiilschieden  ll."p.    \16)    selbst    vielleicht    keinen    A)l?tos»    gcoommeu 

lurückweistf    al'    «r  ^&ov  für  Dio  in  Anspruch    nimuit ,  haben  witiUc.  ^ 


1183  1184 

•pivie   rcnirrir*.      Dor   Uiilerz.  'lia((o   lioi    Pnusnn.  V.  5,  5.  i!«"»    \V<ir(pn    Svvniill     Jgoijicvot    eine    dio    Andern    vor 

im    Siiiiif    ili'n   li-tzti'ii,     (IUI    üriiipii   .Sclinf(sti-lliT    so     liodi  den  B,irl),irrii    aii.-iücicliiifijilt-,   adji'ttiiisf he    oder  ailvvrbialo 

»■i-rdii-iili'ii  II''i''>"''^"'bfrs   fi'ir   üvd(iui  iitfUaiou  ,    »as   die-  Besliiiuniiiij;    lioijji-girlicii   sein. 

»«•r    in   tiii^uu-;   i-^/j(OJQl<^l'     (.'•'äiicli'rt ,     icptoziov    ror;;e-  Klu-iidasi-llist   |i.    410,    -'U-    ujOTS    Ol>y.    IjV    aVTtö   dnu- 

«rlil.i^-i-ii  ,      aller     eben     desslialb     kein     Cilat     lliui!U;;efii;;t.  pi«     (faitgujv    ÖvU^dxuiV    V.oX     l'jöiUJV,     irc    di    ktiujv 

DaKrgeii    Ut    nnn     in    dieser   Zei(srlirift    l^4l.    p.      ()4    lie-  y,ai    xito.jioiv    V.uX    uvulao,    atXuc,    i^uviov   diacfoüa^ 

uierkl :     itftoiioi'     »ar    uns     all<T(lin;;s    niclit    einijefjlleu  ;  tu    rc    Tui^  rt^otg  xui  TO/'g  ÖKXVOljiiamv.    Duss  (f((rtini}i/ 

»u    leiilit    niid     ansilieinenil    |i.i»sdi<l    alier    diese    Aeiideriiiiff  verilorbeil    sei  ,     zeigt    dluCf  110(1^     unil     der    (ie^eiisal/.    von 

i^t  ,    so    »lirile    lief,    doch    Anstand    (jenoniinen    lialieii  ,    dii-  KeiiDV     und     Toa/£iiiV.        KeisLc     it  iiS'ite     iiiilils     besseres 

Ci'lben    einen    Plal/.    eiiiznraiinien ;     ilenn     abffesehen    daion,  nir/us<lilaj;en  ,    als    (foßiüujv.       Es    <lnrf(e     iiohl    unzviei- 

ilass   üich    Pail'-anias    dieS'-r    ISezeichiiiin;;    nie    bedient,      i«t  felh.ift    sein,    dass    (ri(i.vl:0(J)V    seinen    L'rsjirnnj;     einem    Ab- 

e»    lief,    aueh    ziieifelhafi,   ob    man    liberbaiipt    einen    iMen-  schreilier    verdankt,    der    das  Wort    iiieht  zu  deuten  « usste, 

»eilen   «j  i.o    iweoTiui   eines  Flusses  nennen  Löniie".      l'm  was    ursj)riiii;;li<h    hier    stand:     (fallt)  V    äuofUtTdiV    y.ai 

das    /u    nliergelien,    was    i'iber   icfhcTTIoi;  an  sieh   sfhnii  ans  ijf)tiuv.      Es    ist   bekannt,   dass    die  Ansdrürk»    fiir  die  ver- 

üraiiuiiatikern     und     Andern     beif;ebraelit     werden    könnle,  sriiieilenen     Farben     zur     BezeirliiiuiiS     der     verscliiedeneii 

•o     ist     hierbei     übersehen,     dass    bei    Apolloiiuis    1,    117.  Tone  gebianelit  sinil,    nnil  mehrere  Verba,    »ie  die  .Stämuio 

itl-yrrOlv    i(fioT/Ui    AoioUüio  steht,  nnd  dass  diese  Worte  (fniuj  ,    dciij  ■,    (f'6yyüj,    67  w,    "ie   Ac/tinf/,   snivolil   das    iu 

Pausanias   selbst    II,     12,    fl.    anfiihrt.        llelier     diesen    sei-  das    Ansre  ,    als    in    das    Gehör  Falleiule    bezeichnen.     CfUtOC, 

.tenern    (iebranih    v;;!.    noch    Apollon.    IV,    518.    dvduuOll/  (fu«riis    AVvttenbaih.    iru    Euiiap.    p.    l'iii  sq.)    ist   daher    der 

'£yYe.'.tlaaiv    iutOCluq    und    III,     1  l(i.     Demnslh.    liilliMi.  iluinjiTe    Tun,     nnd     hat    mit    lUKctq    zum    ersten    Gejjensatz 

Lei   Stephan.   Bvz.   p.   Ö7,    1^.    vanoaru   d'  'Auia/.iutotv  Ktvy.üi,     .Sext.    Empir.   adv.    Mathein.    \l.   41.   p.  3(i-t')   "" 

iwioiiui     ut'yiaXoifTli'    und     gmiz    ahnlieh     Oppian.    Ilal.  ßoiJi'i;    und     uit'i;     besprochen     wird,     (faiuv     Tlva    V.ai 

III,  55.    ekkoTisi;    i'jiüverraiv    ifftanot    tyyuife    yc.nji-  ittkaivav    xai    ksvy.ijv    (fionr^v    dnu    ruiv    noog    tijv 

Doch    zurück    zu  Diu.       Indem  der  Unterz.  eine  neue  Fi>l[;e  üuaOlV    a/a^l^TUIV    y.iy.Kljy.afiev ,    wo    Fabricins    der    „vox 

tun     ^'erbesserunjfsvorschl.'lgen     (!'''*  i      eriiähnt     er     zuerst  serena  ,    atra"   «1er    Lateiner    gedenkt,     aber    die    fusca    ge- 

»wei     \'eriiinlhiinf;eii,      die     llr.    E.    paiiz     übersehen     hat,  rade     anslässl ,     die     von     Olearins     zu     Philostrat.     p.     205 

»eil   sie    c-beii    mehr    in    der    Form     von    Citateu     ge[;eben  berührt,    von    Davis    zu    Cic.    de    Nat.    Deor.    II.    5f3.     Bur- 

uareii.  iiiann     zu     Sueton,     Ner.     20.     erläutert    ist.        Der   Unterz. 

Orat.   XXXI.    p.   589,     36.     oi    6t    ye     71  aosOKÖrSg  fiijrt    hinzu,     dass    auih     ^ol'!}us     so     gebraucht    wird;    so 

ai'TOig   Mayadüvi  i,    ui    de   yt   (so   Reiske    fiir   ol  ö     ei  »teht   i:ortta  kaksiu  in  einem  Epigramme,    worüber  I5lom- 

üer  \'r\tet.)  yiay.eduiftöilut  y.ai  ölci.  TOi'rwv  du  TOiilda.  field    Gloss.    Aesch.    Ajjam.     II  M.    p.    278.       Dio    konnte 

Diess   die   Lesart    iiaih    Hrn.    E.    p.    3(iü   (Keiske:    y.al  ÖIU  somit,    im  (legensatze  zu   dem  Hellen,  Freundliclitönenden, 

ti   TUlZon),     der     uiit     Hecht     eine     von     Geel     vorgenom-  Wörter,    wie    dovTtu';,    ßolifjüi;,    ftü^Hl'ütlv ,     von    ileneu 

uiene    Umstelliiiij;   der  ^ätze    nicht   billigt,   aber   durch    ilie  er     eben     gesprochen,     nicIit     besser    tharakterisireii ,     aU 

Aenderunt;    y.u\     vi)    zlia     JUITMV    das    Wahre    nicht    her-  vienn     er     sie     (fnia     üHO/iara    nannte.        Und     um     jedeu 

gestellt     zu     haben    srlieilit.       Vielmehr    hat    hier    »nh!    ur-  Zvn'ifel    zu    beseiti(;eu,    -jerade    wie    Dio    schreibt,    (faidjv 

sprnn(;lich  ,     uie    Epist.    Crit.    p.    IV     angetjelien,     das     be-  üvoudciiiv    y.al    ij^fWl',   SIL    ÖS    ki'iViV    y.u\    11  U/i  U)V  y.ai 

kannte   y.ai    dl)    gestanden  ;    die   Jiatzfiirm    selbst    Ol    diye  ficotag   äkkac,   tjfÖvtUJH   dlucpoüai,    sihreibt    Cicero    de 

7lU(JtOtojrti;    ß/uyidui.'t<; ,    y.ul    dr,    tuvcujV   ist,    »ie    bei  ISat.     Deor.     II.     ö'"^:      ,,vocis     genera     periniilfa:     ranorum 

Attikerii     nicht   selten,     so    bei    den    Sojiliislen    selir    häiilig  (nicht   candidiim ;    ranorum    verhält    sich    zu    riiscniii,     «vi« 

und     liier    von    besonderer     Wirkung.       \'erj;l.    z.    U.    Fiat.  iji^u    zu    (fiaiuf),    fuscuni;    leve ,    asperuni"    uikI    Quintilian 

Gorg.    p.    474.    E.     TU    ye    xaiu    xui'i    vuuuug     y.al    m  XI.    3,    1).    „qnalitas    (>ocls)    niagis    varia   est:     nain    est    et 

iTlinidtl'/iaTa,    oi>  dljnOU  ivzui  XOtWoiV  iori  xa  y.aka,  Candida    et    fusca  —  et    levis    et   aspera  —  et    dura    et  Uexi- 

und    Philostr.    Iniajfg.    I.    Üb    1]   fdv   Ölj   hod    vaP^,    ßa'x-  bilis."      Dass    es    falsch     ist,     wenn     man     bei    Cicero    mit 

ytvtl    £v    uiXT)    C     /li(JvL'0Oii.      Bentl.    Epist.    ad   Graev.  ^^'alcker  ,     Heiiidorf    und    Hottinger  Cic.   Ecl     p.  fil   lene 

Lei   Jacobs    Praef    p.    LIL  und    bei    Quintilian    mit    Hloser    p.    4Öfi    lenis    lesen    wollte, 

ürat.    XII.    p.    404,    '29.     avußoi'kov     SvvduSl    JP^j-  ergibt  sich    schon    ans    Dio;    und    mag   auch  lientley  Ilorat. 

jlivut.        Hr.    E.     bedenkt    sich,      ob     er     der     Einendation  Epist.    ad    Pis.  2(i.    nicht    obiie  Recht    belianpten,    dass  auch 

Geel's     Ot'ußÖKOV     nicht     die     Rei-kische     OVilfjUpkif)     xij  lenis    dem    asper    gegenübersteht,     in     soll  lii-n    Fallen,     WIB 

dvi'ailll    vor/ielien    soll  S.  :J50.     Diese    letztere    ist  sprach-  der    vorliegende    ist,    kann    dem    asper   nur  levis,    dem  durus 

lidi   durch    einige  üeisjiiide    liegründet  Epist.  Crit.  p.  VIII,  nur    Ücxibilis,    lenis    entgegenstehen,    vgl.  Se^fl'ert  Palaestr, 

und    der    Artikel,     den    Ueikke    hinziigelügt,     scheint    nach  Cic.    p.    3"^. 

der    in    der    Epist.    angefiihrteu   Stelle    des    Philo    und    nadi  El laselbst  Z.  35.  TOÜto  dyiri]XUV  y.ai  ^iLvOii  ujOTS 

Dio  Orat.  LXW.  p.  4(l(i,  20.   oi'iißoi'ki;)  x^i]oüusvoi  Ti}i'  nuoav  iv  avxiß  xov  i^toü  tfkka.deiv    cfiaiu  y.ai 

PUflij)     auch     fehlen     zu     küniien.      Doch    hält  der    Unterz.  övvauiv.      Reiske   verinnthote,    dass    nach    öl'VUitlv   adv- 

(lie    Schreibiiiig     o  u  fl  ß  okuv,     « ie     er    schon    damals   an-  vaxov   anvgefallen    sei;     (leel     schreibt    y.axn    dlpafltv, 

gedeiilit,     für     unbedingt     richtig,     schnn     desshalb  ,     weil  w.is    llr.    E.    S.    .)5(»     niit    Recht    „als    den    Nachdruck    des 

die     Worte     oi'iißui'f  lo    öl'vdidi     yiitöiilvoi    ebenso    gut  Gedankens   sch«achend"    verwirft.     Jede  Aeiiderung  dieser 

»on    den    Uarbaren,    die    die    (■iitter    unter  Thiergestalt  dar-  >Vorte     ist     iiiiniilhig  ,     so     « ie    man     u)Ore     in     dem    Sinne 

ctclleu ,    gesagt    werden    Löuucu:    iu   jedem    Falle    müsste  uiuimt,    »clclieu   Ast   iu   ful^coder    Uebersetzung   der   Pia- 


1185 


11S6 


tonischen  Worie  Prntns-  P-  314.  B.  ijfiSii  viol  uJoTi 
rocropTO  Ttfjdyiia  öieksai^aL  ilarlegt:  nos  juvenes  sniiins 
ad  tantam  rem  juilicanilam  h.  e.  juniores  saoius,  quam 
ut  taniam  rem  judicare  possimus.  S.  W^Henbach.  zu 
Julian.  II.   p.  65- 

Die  darauf  folgenden  Worte  TOii  <5f  nioirjTaic  71  oX- 
Xdg  Tivai  fuocxfa;  y.ai  nuvtodaita.^-  sJindij  nefjiha- 
ßetv  rrj  nuiljOEl  öaSlOv  hat  Casanbonus  nach  dem  Ur- 
(heile  Aller  durch  diese  Euiendation  hergestellt:  ^oAÄa«; 
r^j^ai;  uocx^ai;  xai  iiavToöuna  eii^n.  Aber  ho  bleibt 
S'it  (f^£ldi:)'i  und  woher  diese  Endung  TIUVZOÖU71  a^l 
Der  englische  Kritiker  wollte  wenigstens  naviuöuTl  a.  Oh 
sidli ,  eben  weil  er  einsah,  dass  das  einfache,  klare 
napTOÖaTlci  s'idii  nicht  zu  navta^anai  in  tibi]  hatte 
werden  können.  Es  hat  hier  wohl  urspriini^lich  ETI  und 
II öl]  gestanden;  beide  Wörter  wurden  auf  die  leichteste 
Art  EU  STieidij  (s.  Tlieban.  Paradox,  p.  437  sq.) ,  und 
nun  blieb  allerdings  Nichts  übrig,  als  TlaVTOÖaJlo.i;  mit 
j.iOQ(fäi;  zu  rerbiiwlen,  nnil  nukkdi^  Tiva^  jio^i'fwi  '/Mi 
TravTuSanä^  zu  schreiben.  Dass  Dio  aber  mit  Recht 
Ttokkdg  ztvaq  jxooffu.^  y.ai  TluvioSailu  ivi  ti'dij  sagen 
konnte,  geht  aus  dem  hervor,  was  VVyttenbach  zu  Plat. 
Phaed.  p.  274  f.  über  den  Unterschied  und  die  \'erbin- 
dung  ron  /Liopcpij  und  £töoi  erörtert  hat,  tergl.  Dio  IV. 
p.  167,  22.  fiai  in  selbst,  um  y.al  in  ttoo^  tov-zui^ 
und  y.ul  TlQoq  ici  TOVTOig  zu  übergehen,  ist  bei  So- 
phisten und  noch  Späteren  häufig;  bei  Dio  steht  es  z.  B. 
IV.  p.  173,  7.  LXX.  p.  374,  10.  rw  y.vfi/yirTj  TTijog- 
vxovca  yai  riß  äoruoföf-ii/j  yai  ixi  xoii  akXoiig  ünaai, 
Jacobs  zu  Athen,  p.  \)'2-  Strab.  V.  p.  2-'0.  13ei  Maximus 
Turius  XXXV.  1.  p.  \Q\  dürfte  statt  y.at  in  d'  av 
o  i^ev  jaijuanonji  Jfptiöoi'  «p«  xat  tn  y  zu  schrei- 
ben sein,  wie  bei  Aristid.  I.  p.  18.  7ll]yaq  y.al  Itura- 
fjovi  —  y.al  in  ys  vauaxu  und  sonst.  Ausserdem  vgl. 
Plat.  Parm.  p.  129.  E.  tijv  ditoolav  iv  avroti  loig 
si'deai  TiavzoduTujg  Ttkty.ofxivip. 

Dio  fahrt  fort:  yivijostQ  rs  y.ai  t'jai'X'a?  ngoon- 
9svTag  avTOfg  bnuiq  äv  iy.aaroTE  TvoiTiciv  ijyujvrai  y.ai 
e(}ya  xai  koyovg  itai  nfjoaert,  oifiat,  t6  r/J«  djlaiijq 
y.al  TU  TUl'  yoninv.  Die  letzten  Worte  sind  ohne  .Sinn; 
,,quid  sit,  qiiod  poetae  suae  pciesi  adjungant,  haiid  intel- 
ligo"  sagt  lieiskc.  Hr.  B.  machte  dadurch  einen  \'er- 
such  zur  Erklärung,  dass  er  S.  3.')')  f-  dOayi]C,  für 
dtldxrjz  vermuthete.  „Daner  und  Wechsel  bilden  einen 
Gegensatz;  beide  aber  können  nur  durch  die  redenden, 
nicht  die  zeichnenden  Ivüiiste  ausgeilriickt  werden."  Diese 
üeberset/.ung  wäre  erst  lexikalisch  zu  begründen;  ausser- 
dem ist  ihr  s(Miohl  die  .Stellung  der  Worte  (es  heisst 
dkkuyij  y.c.i  '/üuitii,  nicht  yoitvui  y.ai  df.f.aytj)  ent- 
gegen, als  das  irijooin ,  weil  die  vorliergenannten  toyct 
xai  I  oyol  (liHsen  tVelatlnnen  schon  unterliei^en,  und  ebenso 
von  y.ivr;0£iz  x«'  t'^rrv/iai  das  ul.t.ityr,  y.ai  /oüvog  ein 
viel  zu  inikräftiger ,  in  unbegräiiztem  Räume  Itedeiitungs- 
los  hallender  ^fachklang  wäre.  .4ber  es  ,, verdammt  diese 
Aenderung"  schon  das  alf^iai.  „In  ejusuiodi  coiistructioiie 
oiliat  est  nimirum"  sagt  Uiiterz.  mit  WTttenbirh  zu 
Julian.  II.  p.  3()  ,  und  daraus  schon  erhellt,  dii.ss  Crjy« 
yai  koyot  die  OTIOUÖIJ  der  fiötter  bezeichnet,  dagegen 
im   Folgenden   ihre   iTaiöiu    gesucht   iierden   nius«.       Wer 

Zfitscfii     f    il    .-liu  1  üinriisw. 


nun    dazu    noch    diess    in's    Ango    fasst,    däss    es    XO   VIt^ 
arrdn^i    y.ai    t>)    tou    jfpoi'oc ,    nicht    ij  dndnj  y.ai  6 
Xnovo;  heisst,    findet    sogleich,    dass    diese    TiuiSca   die 
dcrnoöiGta    (und    der  Tanz)    sind    (Or.   IV.  p.    |73,  6.); 
denn   wem   ist  die   /Itog  dnärr]    unbekannt?     Und   wer 
weiss   nicht,   dass   des   Gottes    Auge    besonders  beim  Tanze 
die   .Schönheit   der  sterblichen  Frauen  erschaute,   nnd  dass 
den   Euduros  triyre  jooio  y.akij  Ih))  riiijf.rj,   (l)i'kavTOi 
^rydcro-     tt;c    <^*'    ynarvt;     .4oyn(fdvrrs     Hodaat' 
öcf^taf /iot(T/v  /diijv  fASra  iiekitoiisyrja/v  Ev  ■/Qirß'-Ioje- 
fi/doi;    II.    XVI.     180,    Worte,    weiche    Dio    selbst   VlI. 
p.    273,   8.    angeführt?    Denn   für    tu   tuV    ;f(jOKyli    ist   TO 
T  O  i~     yooov    zu   schreiben,    was   kaum    für   eine    Aende- 
rung gelten   kann,   da   y^droq  und  /opo?  iu  ihren  Schrift- 
zügen   wenig   verschicilen    sind,    s.    ßast.    Tab.    VII.    13- 
Für    die    Verwechselung    beider   Worte    sei   zu   der  Stelle 
des    Libanius    bei    Bast.    Comm.    p.   849    wenigstens   noch 
hinzugefügt   Philostr.   Vit.   Soph.  p.   23,   24.    Tov  Sv   lill- 
gaxiij)     XQOVDV    vnt.TQayfp8rj<JEv,    wo    mehrere    Bücher 
(ICavs.   p.   234)   Xooov  haben,   nnd   Schol.    Apollon.   Rbod. 
III.    l-'l-^.  ^ocpoykr^q    iv  'Pi^oTOf^ioi;  naoeiodyic  tov 
yoüi'üv   kiyovra,    A.   i.   XOQOv,    wie  Schäfer    auch   ver- 
bessert.      Indem    nun    der    Unterz.     der    Stelle     Dio's    auf 
einem     bisher    unversuchten    Wege    Licht    gebracht,    wird 
es  vielleicht  nicht  fehlen  ,    dass    ein   Anderer    ('.nurrj    im 
Sinne    von   Zeitvertreib  ,     Vergnügen    verstehen    oder   .statt 
dltdrtjg    vndTijg    (Musik     nnd     Tanz)     schreiben     will. 
Allein    gegen   diese   Deutung   von    dTVotzil  spricht   die  .Stel- 
lung  des   Wortes   und    der   Umstand,    dass     er   ohne   Syno- 
nvmnm  steht;    und   vTcdTij  passt   wohl   für   Arrhian  (siehe 
Theban.   Parad.  p.   30^)»   nicht  aber   für   Dio. 

Ebendaselbst  S.  41 1,  3.  TO  de  yE  l'j^iSTfQOv  tr-i; 
rixvijc;  iniTrovov  yai  ß(jaöi>  fiok/g  yai  okiyov  Tigo- 
ßatvuv  d.TE  oiuai  UETOojSei  y.ai  arEoeä  y.auvov  vkrj. 
Reiske  änderte  f^iokig  yai  Zar'  ökiyov  TTQoßairor.  Es 
ist  wohl  fLiukig  ywv'  okiyov  zu  schreiben,  vix  „sensim 
sensinique",  wie  Jacobs  zu  Achill.  Tat.  p.  tj()  ^  Xnr 
okiytiv  übersetzt,  vergl.  Theb.  Parad.  p.  \Tf).  und  ilaza 
Jacobs  Lectt.  Stob.  p.  1  .'.3.  Schäfer  zu  Long.  p.  359. 
Ebenso  z.  B.  Cic.  p.  Sext.  XXXVI.  vix  sero  et  rarii, 
«o  falsch  so  abgetheilt  wird:  vix,  sero  et  raro.  Dass 
davon  inj}  ig  y.ai  J^aAt-Tlwi;  Themist.  Or.  X.  p.  133.  B. 
Olpe  yai  uökig  Himer  Or.  XIV.  H.  p.  ril4.  /tiikig  yai 
ßoa'^iojc,,  dul'doojc  s.  Boissonade  zu  Eunap.  p.  594  f. 
verschieden  ist,  bedarf  nur  der  Andeutung,  nicht  der 
Auseinandersetzung.  Weiter  vermuthet  Reiske  lyyuiivov 
orier  ovyydiivov.  Mit  kleiner  Aenderang  (Theban.  Pa- 
radox, p.  43^)  ist  zu  lesen  TlETQWÖTj  y.al  OTEQedv 
y.duvov  i>kijv,  y.iiiivElv  i'kpv  exercerc  materiein  ist  wie 
ydnvEiv  ki'oav,  i.öyoug  Wernsdorf.  zu  Himer.  Ecl.  XI. 
p.  iJ.'i,  und  wie  vrjooi'  iy.J^iovTO  schon  bei  Homer  Od. 
IX.  130-  und  Apollon.  Rhod.  bei  SIepli.  Byz.  v.  jjujnov 
p.  114,  2fi.  ;  verscliieileii  davon  ist  yduvflv  ßfjliovg 
Theorrit.  XXVI.  .T.  dvi^oay.ag  Quint.  Sniyrn.  l.X.  Iti4, 
was  der  Unterz.  desshalb  erwähnt,  weil  der  .Artikel 
y.ajivElv  im  Tlies.  Steph.  wenig  genügend  behamlelt  ist. 
Da  Dio  die  i'i/ ;y  7rirpW(^»;s  auf  der  vorhergehcnilcii  Seite 
41(1,  3.  irukl'V  eyuvoa  yanaxov  nennt,  wofür  z.  B. 
Laurentius  Lydns  de  IMenss.  1.9.  p-  34  kürzer  Tiokiyd- 
uacoc,   i'i.lj,   fällt  dem   Unterz.   hierbei   ein 

87 


tlS7 


Dift.  IV.  f.  177,  3'?-  oi  Se  (jerd  tioKXov  y.afxctTOv 
duKviv  le  xai  aihiöi'  (fiooiirat  iiatvt'nisun-  aCror 


Of»t. 

mufjVLf^oiv  Tt  xai  avh't'i'  (fiiQuraai  fi 

OTfol'ö^  TrpotrtWÖ«»',  Reisk.0  versieht  die  Worte  fttlu 
m^kKoO  y.aftwrov  so:  Irrpitlatimie  f.itit;aii(e;  das  ist  aber 
«chon  «rj(eii  des  folgenden  onocdfi  unstatthaft;  ebenso 
sind  die  Genitive  y.vf.i^i.'it.ujv  ze  X"'  ai'tiuv,  ma«  man 
sie  als  lon  mru  «ie  /.aiiüvüV  alihdngii;  (in  »elehem 
Falle  freilich  liie  Wieilerbolung  der  Präposition  uöthig 
sein  dürfte),  oder  als  sell>s(an<lig  betracliten ,  gegen  den 
Sprachgebrauch,  der  vielniehr  /Vi  o  «erlangt ,  »enn  gleich 
ftsr'  atLuv  yEhiloim  z.  U.  bei  Eurip.  üacch.  3(iO.  ÄJark- 
land.  zu  Iph.  Aul.  Klijtj-  und  den  (Grammatikern  bei 
Larcher.  zu  Ilerod-  I.  IT.,  71(^06  u.viov  Archiloch. 
fr,  XXV'l,  sich  finden.  \\\v  Seh"  itrigkeifen  sehwänilen, 
»onii  man  mit  dejfi  Liiterz.  statt  xo.iidjov  (der  y.af^a- 
lQs,,6i[y,ciuuiOi  ließ  Kuripides  Bacrh,  Ö7.  gehurt  nicht 
hierher;  auch  nicht  I)io  iV.  p.  173,  4.).)  /leru  icoLiS^i 
y.ct.vaxiji  y.Ofißlikmv  le  y.ai  c.vkiuv  schreiben  «ollte. 
Für  y.c/ia'/  —  denn  nur  diese  Binlistabcn  »aren  ursprüng- 
Ijch  ausgeschrieben  —  glaubten  die  Abschreiber,  die  nur 
zu  häutig  T  und  ^  ver»  ecliselten  (Bast.  Conim.  Palaeogr. 
p.  73>--  Theb.  Paradox,  p.  4;')'),  da»  bekanntere  yatiUT 
EU  sehen,  und  bildeten  daraos  Tld/j.Qv  y.vfxa.TOV.  Zu 
dieser  ,,iacuria  circa  extrenias  syllabas''  liat  Bqissonade 
iu  seinen  rersrhiedenen  \Verken  eine  reiche  Anzahl  von 
Beispielen  geliefert  (der  L'iiterz.  führt  nur  an  öy.övov 
statt  d/.uvi  ^  bei  Thcoph.  Xonn.  9-  p-  49,  Tlluvov  statt 
TireQvrji  '2bb.  p.  276.  Bernard.  zu  lOö.  p-  3'J!J) ,  und 
dass  der  Unterz.  j;  für  fi.  };esetzt,  »ird  Jeder  in  der  Ord- 
nung finden,  der  Bast.  Coniui.  p.  7'2.')  flg.  unil  auf  Tab.  V,  3. 
das  Wort  uUnvÖi  gelesen  hat.  Kuvap]  vom  Klange 
des  Erzes  hat  Homer  lliad.  X^'I,  tlö-,  aus  dem  es  Dio 
Or.  XII.  p.  4lU,  Ij.  erwähnt,  rava^oi  aikuiv  Pindar 
Pj-th.   X,   60. 

Die  folgende  Schilderung  des  Diu  ü  d'  dvaßodrv) 
6£iiepoi!  •  —  Xevxus  ideii>  —  ai^piaq  y.al  TTovviv 
d-Tcsiuos,  d.TTOxXil'Uiv  tup  roayijkou  ist  zu  vergleichen 
mit  brat.  LXII.  p.  6'2'i^  4.Ö.  ('>i.i'ifüov  (ptteyyiJ/nvoi 
svvoviuiv  10V  fi£V  jQayiThov  anuxKLVvjii ,  vno  oe 
d^/yiui  yai  oyidq  L6t>y.uQ  (vgl.  Philostiat.  Imagp.  11.33, 
p.  .S58.  f.eiy.aii  uvom  i  iiitu^  ev  '«/,•  oy.iaiq.  Dio  LXIX. 
p.  3'3,  4.  8oyiaiij(iqijfi(vui  fit  y.ai  ÜTraföi),  «as  an 
Eiiripiiles  Bacch.  43U.  erinnert:  'kevy.i]v  dt  j(ootdn  i^ 
7iaoarjyii];v  ex^'i  —  '''^"  ayiiic ,  »as  J.icobs  zu  Phi- 
lostratus  I,  4-  P-  '2  MO-  übersehen.  Die  Worte  des  Plii- 
lostralus  selbst,  welche  Jacobs  mit  unserer  .Stelle  schü- 
tzen zu  kiinnen  glaubte;  y(jd(f>ii  ueiudv.tov  oi>  kfr/.ov 
oid  iy.  Tijvqfs,  d/k'  tLipix^v  y.al  TTui.wavQaq  nvkov, 
während  flleineke  Euphor.  p.  |4.  av  kcty.uv  iy  TQVCfiji 
oder  Ol'  Itiy.ov  uidl  XtJVfffJQ.  lesen  wollte,  sind  ohne 
Zweifel   so    zu   verbessern:     iitiony.iuv     0L>    ASVXUD    Old 

evT(jv(ffi,    dkk'   eripi'xor    yai   nutaloTQuc,    nviov. 

Ceber  die  beständige  Verwechselung  von  iy.  und  iv  ge- 
nügt c»,  auf  ßoissnnade  in  Anecil.  V.  p.  434  und  Jacobs 
Ind.   Aelian.   p.   Iil2   sq.    zu   verweisen. 

.Auf  iler  vorhergehenden  Seite  lieisst  es  (S.  I7(%  46.): 
aÄÄ."  ü  fiiv  doiftm'ji  rf  xal  d.Tokuuc  ivt^a  nguoHe- 
utvoq  Tr,v  loiavitjv  uiaxi'''>;i'  öuol  oysi  ovfitvoi  dv- 
dotiov  nodyuuio^  äJlTÖtava:.  Geel  schlagt  scharf- 
«inuig,    wie   Hr.    E.    S.   354    nrtheilt,    für    lvi}u   Ti^uQ^i- 


um 

fisvo^:  norva  TlQOtfievOC,  vor.  Der  Unterz.  ist  ent- 
gegengesetzter Meinung,  und  kann  diese  Aenderung  in 
keiner   Beziehung   gut   heissen.       Eifiuial    ist    «s   uirht    gut 

ujüglich,  dass  aus  ndvia  ngoifxs.vui  ivda  ngoG^Sfis- 
l/u^i  wird  ;  dann  ist  es  gegen  den  Zusammenhang,  da 
gerade  der  doi^evijc;  y.al  drokiiioc  nicht  ein  ndvta 
ngointvo^  ist,  sondern  der  Iro-itoi;  y.al  argtlru;,  (Ve- 
net.  ÜTOinoi;,  vielleicht  ist  droVTO^  zu  lesen;  siehe 
Tlieban.  Paradox,  p.  4) ,  »ie  es  denn  kurz  vorher  heisst, 
dass  der  UTokfJOt;  nicht  recht  an  die  ijdovat  wolle,  die 
Xgi^iKtTVJV  nokkai^  eyrlofOlv  erkauft  «erden  p.  175,  40. 
In  tvi^a  liegt  allerdings  der  Fehler.  AVenn  man  £V 
sibreibt  und  über  V  ein  9  setzt,  so  hat  man  tv9a  ge- 
schrieben, was  aber  ebenso  gut  ivdev  sein  kanu.  Bast. 
Append.  Epist  Crit.  p.  11  sq.  Conun.  Palaeogr.  p.  yo"  ; 
Svüev  selbst  aber  hält  der  Unterz.  für  die  Verderbung 
von  ivdo^l-v.  So  steht  z.  B.  bei  Psell.  de  Oper.  Daem. 
p.  'JS  fvti'/iliv,  im  C.  iu9ev,  und  bei  Pbilostratns  Vit. 
Apollon.  Tyan.  III,  .'{4.  p.  l'.'S  ist  für  olhl' ^  » as  vou 
Ifitii'  kanin  zn  unterncheiilen  ist  (Boissonad.  Plan.  Met. 
p.  37),  schon  von  Olearius  tiöoi^(i>  hergestellt.  Dio 
sagt  also  diess;  der  ätokuo^  hat  die  a/ox^'^n  innerlich 
ivdoiffv  (vi;!.  Rcifz.  zu  Lucian.  de  Dea  Sjr.  3l.  Vol.  IX. 
p.  39J.  Plutarch.  de  Virt.  et  Vit.  p.  313.  yay.ia  ovvot- 
y.oloa  TOi;  oiikuyx^OK;  und  besonders  Joano.  Chrvsos*. 
ad  Psalm.  IV.  p.  Ö3(').  aaifiavus  di'vafiiv  —  tvji<  'ii;u>- 
,7ii-  cfioj-teviov  TU  ivdo^iv  ßkaaxdvuvxa  i'Oor,iiaTa 
iitiCovwi  kt'iialierai)  ti goo9tfi£vog,  und  dass  diesi 
der  Fall  ist,  gesteht  er  selbst  dailurch  etn,  dass  er  nichts 
I^lannhaftes  nnterninimt,  sondern  Andern  Alles  im  politi- 
schen Leben  überlässt,  wogegen  sein  Gegentbeil  (o  9gn- 
aiiTCgOi.)  das  menschliche  und  göttliche  Recht  (Z.  4.5.) 
liborlritt,  unil  Tiokkac,  ißgtti  TS  y.ai  a/axi'i'ai;  sich  öf- 
lenllich  zn  .Schulden  kommen  lässt.  Denn  dass  diess  die 
Bedeutung  von  LTloutivac,  ist,  wird  schon  aus  der  aiicli 
aus  Dio  von  Ilemsterhnj'S  zu  Lucian.  Necjoni.  p.  337. 
\'ol.  III.  aufgezeigten  Phrase  nävra  tTloiiivElv  erkannt. 
Zn  ouukuyslv  tiiv  aioxi'vrv  lässt  sich  vergleichen  Plat. 
Pol.  VI.  p.  ,5()'.^.  A.  airjxLv3iviL(;  uiiukayi^aujai  und 
aloxvvii  üjiukoyuviiivij  bei  Thucvd.  II,  39.  und  Julian. 
Orat.  1.  p.  2-  B  Diese  Erklärung  scheint  dem  Unterz 
für  diese  Stelle  nolh»  endig  zu  sein.  Reiske  verniuthete 
ii'  (favigi//  Tt  (juOihiifrOii  (»ielli-icbt  vermutliet  Einer 
darnach  ivdoHtv  n  goi}i//ei.'Oq,  «le  auch  Reiske  hätte 
schreiben  sollen;  itgozidEnD oi  für  exponere  merces  ist 
bekannt)  unil  stützte  sich  dabei  wohl  auf  die  A^erwerhse- 
lung  der  Liiiclistaben  iV  und  y.  Diese  bringt  der  Unterz., 
wie  er  meint,  richtiger  für  eine  andere  Stelle  des  Dio 
zur    Anuendniig, 

Orat.  LV.  p.  287,  38-  itoifioi  dt  tjv  iußa'i.'jjv  et'i, 
x:i)v  tUthaiiuv  y.ai  dnu  lov  äojiaiuq  f^iaytodai.  Mit 
Recht  tritt  Hr.  E.  p.  370  der  Ansicht  Geel's  desshalb 
nicht  bei,  ,,weil  jede  Eniendation  ilieser  arg  corruinpir- 
ten  Worte,  welche  den  Dio  nicht  mit  dem  Homer  in 
Einklang  bringt,  oli'enbar  sfhr  unsicher  sein  uiuss'',  und 
schlägt  selbst  zu  lesen  vor:  trotfiog  dt  ijV  iftßaKuiv 
lU  it)v  X".(>aya  dnu  zuü  ug/iaroi  jnaxendai.  ,,Bei 
den  spätem  Srribeiiten  ist  /«tiOs  Lager;  Dio  gibt  also 
richtig  die  zwei  (jründe  an,  wesslialb  des  Asios  Beneh- 
men   unvernünftig    war:     einmal     konnte    ihm    der    AVageu 


nm 

nicht  behülflich  sein,  um  über  die  Mauer  zu  kommen; 
dann  aber  war  ihm  iler  Wagi-ii  im  Lager  ohne  IVutzen." 
So  «irher  es  ist,  ilass  Hr.  E.  (leu  .Sinn  ticr  Stelle  nicht 
verfehlt  hat,  so  sicher  ist  es,  ilass  ilie  Worte  des  Dio 
Ton  ihm  nicht  hergestellt  sind.  Abgesehen  davon,  ilass 
nicht  bewiesen  ist,  dass  ](^ä()ai;  ,,bei  den  spätem  Scri- 
benten  oft  lon  einem  Lager  ohne  ängstliche  Rücksidit 
auf  die  Art  der  Befestigung  gebraucht  »erde"  («as  auch 
schtverlirh  bewiesen  werden  kann,  vgl.  Casaub.  zu  Polyb. 
p.  178.  ed.  Argent.),  zeugt  es  fon  »enig  Besonnenheit, 
&a.knoaav  in  ■j(^o.oay.a  umzuformen  und  <las  y.ai  zu  strei- 
rhe«  ,  «lessen  Entstehung  nur  aus  einer  fehlerhaften  Wie- 
derholung eben  des  v  (ties  Kiidbuchstabens  lon  Ha/ UO- 
o•«^'),  welches  Hr.  E.  durch  seine  Emendation  'laoav.a 
versclnnii(len  macht,  erklärt  werden  kann,  wenn  es  ein- 
mal für  ein  Ein.schiebsel  erachtet  werden  soll.  Is.ai  ist 
ilurchaus  beizubehalten,  oiler  vielmehr  nach  der  Ansicht 
des  Unterz.  in  xav  zu  verwandeln  ,,paratns  erat  rel 
(allen,  etiani)  de  curru  dimicare",  vgl.  Ast.  zu  Plat.  Legg. 
i,  II.  p-  (j.).  „/)«/•  me  licet'^  Bernliardy  zu  Eustath.  zu 
Dionvs.  Perieg.  S-'3.  p.  '>47.  (Dobr.  zu  Aristoph.  Plnt. 
946.  „saltein"  Boissonad.  zu  Philostr.  Epist.  'J,S.  p.  97. 
aucli  gleich  dXXä  Beruh,  a.  a.  O.) ,  eine  Verderbung, 
die  sich  sowohl  bei  andern  Schriftstellern  sehr  häufig  fin- 
det (Jacobs,  zu  Achill.  Tat.  p.  444.  Lennep.  Phalar. 
Epist.  ,S|.  p.  2V3-  a.  9li.  p.  l.Hi7.  a.  Schäfer,  zu  Dionjs. 
de  Comp.  >'erb.  p.  ]  i'>  und  Gregor.  Corinth.  p.  til,  wo- 
zu der  tlnterz.  fügt  Theodor.  Rletocli.  VIII.  p.  (i3  XCCV 
ti.  Aug.  y.ai  6/'.  Psell.  de  Oper.  Daein.  p.  3 1  •  ZfiV  Tiv' 
iiXktjv.  C.  D.  p.  '.'64.  y.nl  tijv  und  xäv  rulg  ipv/oi'Q 
A.  y.ai  Talg  ipvxuig  nach  Boissonade  p.  'J33),  als  auch 
liesnnders  bei  Uio,  wie  man  aus  den  .Stellen  bei  Jacobs 
zu  Athen,  p.  !(>  u.  p.  UiO  ersehen  kann.  0 ,1.^1. d  FT seW^it 
ist  in  (li.ljl.irr,  in  f^fc/ct'/y«  zu  verwandeln  ;  (pai.ay^ 
ist  Lager,  wie  bei  Xenoph.  de  Re  Eijuestri  VIII,  12. 
i]v  de  HUTE  y.ai  aToacoTTtdov  dvtiy.atUjuevoi'  dvdt:i- 
Uiiwioii-  aKkijkoii  y.ai  öiuiy.uioi  fttv  lUXi"  ^'/i  ^'^' 
keuiag  (fuKayyug  luig  oiviiovg  und  den  andern  Stellen 
bei  Sturz.  Lex.  Xenoph.  IV.  p.  42Ü.  Da  die  \'erwech- 
aelung  der  beiden  Buchstaben  ö  und  0  bis  jetzt  von 
den  Gelehrten  wenig  beachtet  ist,  bemerkt  der  Unterz, 
El4  der  Allgabe  Schäfer's  Ind.  Gregor.  Corinth.  p.  989. 
Aristid.  Panatli.  I.  p.  W'i.  TlogffiiiQUiv  für  -Jiuuifr^ajv. 
Theocril.  fr^gm.  Berenic  4.  ö  you  3'  hotoiaioi  o.k- 
ku)v;  richtig  Tonp  (fiaouiraxog.  Stephan,  ßyz.  p.  185, '2. 
Relid.  }ty.vih'a  für  ^y.Hfia  (>gl.  Theb.in.  Paradox,  p.  i;{) 
Und  Mythograph.  II,  1  i  9.  p.  1 1  ,j ,  '.'■.'.  „e(|num  —  alii 
Scitiuin  (scithiuin,  Scinthiuni,  sitium  Mss.  bei  Bode  S.  Mli) 
alii  Chironem  (schironeiu,  sironem ,  senonem)  —  dicunt 
füisse  nouiinaliiin,  wo  Scyphium  und  Scironilem  zu  schrei- 
ben ist,  wie  bei  Lnclant  ,  zu  Slat.  Tlieb.  IV,  4'J.  p.  '  (i4  B. 
(Srvphos).  Diese  in  den  Theban.  Parailox.  p.  41.3  nicht 
gegebene  Einen. lation  iiiaclieii  der  Scholia.'it  des  Pindar 
und  Tzetzes  zu  Lvkophnin,  deren  .Stellen  Bochait.  Clian. 
H,  13.  p.  S.'S  B.'C.  UM.I  Triller  Obss.  Critt.  I,  V.  p.  .0 
behandeln,  unzweifelhaft.  Doch  kehren  wir  zu  der  .Stelle 
des  Dio  zurück;  denn  auch  ilie  vorhergehenden  Worte 
bedürfen  der  Herstellung.  Sie  lauten:  ü  dt  i/lo  rutv 
i'nnojv  enaiontiii^oi  ttj  y.dt.kei  /.al  rur  di(f(ji)i'  u'ig 
lOTS  fjav  l'nifj   TU    Tti/og  il  cioag.      Keiske   achricb:     ü 


U90 

§i  i'Tio  Tujv  hinoiv  iiraifjofAtvoc,  y.ai  tuj  yaktei  tov 
ölcfQOV,  vergass  aber,  dasg  die  metaphorische  Bedeutung 
des  £7laiQt(Tt^al  kein  i'tiv  verträgt;  Geel  will  ö  Öe  rp 
/'aj(t'i  zuiv  i'TlTHijii  —  vjtTO  utv  iJiIq  tu  Tft/u:  ika- 
OEW.  So  einfach  und  sicher  die  nach  den  Spuren  der 
Handschriften  vorgenommene  Aenderung  des  cjj  xuit  in 
iiiiiu  und  ifüvu;  in  EtäaElv  ist  (der  Unterz.  meiut, 
dass  die  Abschreiber  für  i2ET0  gelesen  HC  T(),  d.  i. 
ous  rci  ,  wo  man  dann  in  ro  die  Note  für  [11110  oder 
tÜiE  zu  sehen  glaubte  Jacobs  zu  Achill.  Tat.  p.  7t2)> 
so  gekünstelt  und  bedenklich  niuss  die  Umgestaltung  des 
i'llu  III  t;)  liT^ii  einem  Jeden  erscheinen  Indessen  ge- 
bülut  hier  Geel  wenigstens  das  Lob  einer  Vorsicht  und 
Ueberlegung,  welche  Hrn.  E.,  wie  an  andern  Stellen,  so 
hier,  abgeht.  Denn  dieser  sagt  S.  370  in  Beziehung 
auf  Geel's  Vorschlag:  ,,nocli  leichter  kann  man  ändern: 
u  dt  TLÖv  i'riTiiui'  iriatoöfuEvug,  Tip  y.äkkti  yai  tuv 
Öicfpuv.'^  Leichter?  Ja,  Hr.  E.  macht  es  sich  zieuilich 
leicht  bei  Handhabung  der  Kritik;  ilas  unbequeme  Wort, 
woraus  Geel  mühsam  in^ti  gebildet,  wird  bei  .Seite  ge- 
schoben, und,  wie  so  oft  erfährt  man,  wie  Hr.  E.  schreibt, 
nicht  aber,  wie  Dio  geschrieben  hat.  Es  ist  nicht  schwer 
zu  sehen,  dass  hier  die  häufige  Formel  ircu  T/ ,  über 
welche  <las  Nothige  schon  Casaubonus  zu  Strabo  II.  p.  78 
und  Sueton.  Vit.  Caes.  4!.  gibt,  verborgen  ist.  Das  Wort 
Tig  ist  überhaupt  häufig  ausgefallen,  besonders  aber  dann, 
wenn  der  Artikel,  der  ebenfalls  durch  ein  in  der  Linie 
stehendes  r  bezeichnet  wird  (Bast.  Comni.  p.  S4ö),  auf 
dafiselbe  folgte,  z.  B.  steht  bei  Demosthenes  z«iV'  izci- 
otijv  oytöuf  t1]v  rjfxe^av  für  ax^öov  ti  tijv  ijfjsoup, 
vergl.  Dobr.  zu  p.  3üti,  11.  und  p.  310,  8.  Advers.  p.  19. 
Boissonad.  zu  Psell.  p.  22C).  '.'46,  woraus  es  schon  allein 
wahrscheinlich  ist,  dass  bei  Dio  VII,  p.  2L'8 ,  11.  für 
u/yijnara  TS  iilf-Hjld  oi'/.ljl^iaia  ztva  (so  eine  Pariser 
Handschrift)  herzustellen  ist,  worüber  Boissonade  ausser 
zu  Psell.  noch  zu  Planiid  Met.  p.  '.'()  )  zu  vergleichen  ist. 
Die  Formel  vTlö  TI  selbst  ist  aus  Unkennlniss  >on  den 
Absrlireibern  oft  verdunkelt  worden,  am  seltsamsten  bei 
Xenophon  Cjr.  Discipl.  IV.  t,  13.,  »o  für  i-rcü  rl  i((9u- 
vtt  Andere  üjiEqi^Ufti  ^  uiarg.  Guelph.  aber  innutl^i 
hat.  Was  endlich  das  ry  y.uKktl  anlangt,  so  dürfte  hier 
weniger  anzunehmen  sein  ,  dass  TTJ  Lesefehler  für  tip  sei 
(weil  man  ToiJ  häufig  für  r/;?,  nicht  aber  umgekehrt 
T/Jc  für  Tuu  findet,  z.  B.  Lvd.  de  Oslent.  10.  p.  'J52.  D. 
Cascol.  TUV  yiuuui,  Schill.  Aesch_\l.  Proin.  <)').'i.  p.  122. 
TOV  Ev(JVUUfll]V  Toii  TÜcfÖUl'i;  Aicidaill.  Ulix.  p.  ().'). 
Schaefer.  zu  Schill.  A|ii  Hon.  Khoil.  p.  2)1),  als  die  Vet- 
nintliung  erlaubt,  und  räthlich  sein,  dass  Dio  r^  Z«/- 
kuvij  geschrieben  hat.  Die  ganze  Stelle  dürfte  also  fol- 
genilermassen  gelautet  haben  :  ü  dt  i  71  0  T  l  iv/i'  1:1  :i  oji' 
f7i ('iijöittvog  Tjj  xakkovfj  y.ai  rut~  dicfoov  i/iETo  fjEf 
I7ll()  TU  Ttijfoi  fkdof/v ,  iTUtiKi;  dt  r,v  iußakujv  iic, 
ir,v    (fätnyyii    /.uv   d~i u    rot"   //(j/aotu;   fid/ea^ai- 

Die  Stellung  der  Worte  tujV  17171  rjiV  xui  TOr  8'(fQnv 
ist  in  gan?  geeigneter  Weise  darauf  berechnet,  das  her- 
>or/uhelieii,  was  Krieger  am  wenigsten  nberiiinthig  machen 
soll.  —  Die  Willkür,  mit  welcher  Hr.  K.  an  dieser 
Stelle  y.o.i  ausmerzt,  erinnert  den  Unterz.  an  eine  andere 
Stelle  des  Diu,  wo  Hr.  E.  y.ai  und  dazu  TvjV  ohne  Wei- 
teres  in   den   Text   hineinzubringen    versucht. 


1191 


1195 


rrto 


Draf.  V.  p,   188,  .■)•    j'ili'i^ov  Aißiy.uv  r/KTtovEiv  xne 
.. .„l   rn  roiarra    y.aracolßetv    ti)v   7it{ti  kö'^ovi  (ft- 
ko^iofinv  UVV.  nxvxii  fiev,  ov  yd(t  ov  xuiv  tiqu^  Ci)kov 
Tili;  tiitty.toTaTOii  nv^poJTrujv  nn/orevuvitor.    Eine 
»ehr   sclnvipri};p  S<p1Ip.     Ri-isk«   fliiilerfe   ov   JUQ   ev  (oiler 
kari)  Tiiiv  71  (jo;  C>:kov   roi\  iiiieiy.i^Ci  xt^v  dv^Quimov 
äniorei'ia!}ai i   das   zweite   Ol'  sei    iianilicil   aus   tv    [liel- 
mehr   fi'   xt  z.   1).    IV  Tt    xo)v  ^uijiTLfuDv  Orat.   XXXII. 
p.    (ili'i,     it).]    oder    iox't  oder  aus  i)i>Xti)  entstanden.     Diess 
hielt     Geel    mit     Recht    für     zu     gewagt     und     anstatthaft, 
konnte    aber     sellist    Nichts    aiisfindijj    machen,     nnd    ver- 
tröstet   auf     bessere     Handsclirifteii.       Was     nun     Hr.     E.? 
IMan   kann,   lasst  er  sich   S.    354   vernehmen,   ohne  grosse 
.'ienderungeu    einen    sehr    passenden    Sinn    herstellen:     ou 
yciQ    IUP    xiof  Tipö;  Cijkuf,   y.al  xoti  enieixco-caToii 
(i<(  v'^ofs)   xtSv  dv^(ju)7iujv  dnioxoi'vxujv.^'-    Der  Unterz. 
Hill    nicht     iveitliluftin    in     der     Widerlegung    dieser    Ver- 
niuthuiigen    sein.       Wer    billigt  yd(}   oiv ,    auch   wenn   er 
an   Reisig   Conim.   Crit.   zu   Soph.   Oed.   Col.    I  I<)5.  p-   i4Ö 
denkt?   wer  sieht  nicht,  dass  die  Erklärung  von  xoig  l-Tl/Sl- 
xeoxäxuis    xujv    dvdQuJiiujv   gegen    den   Sprachgebrauch 
ist,   der,   wie   Reiske    wohl   wusste,   die   Worte   nur   in  dem 
Sinne    von    xoii    iirte/yjac    xtüv    (pikcov   PIntarch.   ile  S. 
N.  V.  22.  p-  2(i+,    xoi'g  iTntixeoxdxoii  xwv    nukixdiv 
u.    a.     bei    Koen     zu    Gregor.    Corinth.     p.    .520.    zu    fassen 
erlaubt?     Und   nun   der   Gedanke:    Ol)    ydg   i^t]kuix6p  (so 
will    der    Unter/.,    einstweilen    das    xujv  TTodi    i^r;kov,    von 
dem   Hr.  E.    nicht   geglaubt   zu   haben  scheint,   dass   es  der 
Begründung   bedarf,    umändern)    ist    er   nicht   im   höchsten 
Grade   müssig    nach     ot'y.   tvxvxti'i    hätte   Dio   nicht  das- 
selbe   viel    kürzer    gesagt    und     zugleich    eine    vollkommene 
Concinnitat  der   beiden  Satzglieder    erreicht,   wenn   er   ge- 
schrieben:   ovy.    ivxi>%t(;   fitv    xoic,    tTiieixeoraroi';  d.v- 
^gujTTüjv    dTTioxovvxujv,     dkk'    ouui^    ovx    d(ff.xitu\' 
ökiyviQia    xi];   Tregi   tu    xoiavxa    ddoLeo/iai'i     Denn 
dass  dv9üuj-7Tu)l/   richtig   wäre,   kann   man   schon   aus  dem 
Protagoras    Plato's    wissen.      Keiner   aber,   der    in    den    Ge- 
danken   des   Dio    ein/.ugehen    versucht,    und    der   eine   sel- 
tenere   sprüchw6rtliche    Redeweise    kennt,     wird     hier   auf 
bessere  Handschriften    warten  otler  gar  solche  Aenderungen 
viirnelimen.       Die     Worte     sind     lauter     und     unverfälscht; 
man    müsste    denn    behaupten,    dass    «enn    der  Unterz.    statt 
Ol'i    vi    liest,    diess    mit   Nichten    eine    unbedeutende    Aen- 
deruug    sei.      Dio  sagt:     iivthiv    Atfjuy.uv    i/nui^eiv    — 
das   ist   offenbar   nur    Etwas    für    leichtsinuige    Thoren ,    da 
man    selbst    den    ansprechendsten    Fabeln    keinen    Glauben 
schenkt."    Der  Unterz.   liest  nämlich,    indem  er  ein  Frage- 
zeichen hinter  «,7/örot'^r';i^  setzt :   oi'  ya.o   ujxmvnoDi 
^ijkoi',  Toi'i  i:i  itr/.ioxdxoii  dvituu)7iu)V  änia  coiviiav  ; 
Ov    ydiJ    ist  bekanntlich  noiiiie  ;    wro<  sind  leichtgl.'lubige, 
leicht   zu    berückende,     einfältige     Hlenschen  ,     welche    Be- 
deutung der  Unterz.  aus  folgenden  Stellen  erweist:   ioioQti 
Sl  yal    .-Jutaioxi/.iji  iinii]ii)v  avitoujTiinv  flvai  ujcuv 
XfiTU    nävTu,    dio     xue    üvxooxorficvoi    üklaytrat. 
u9ev  Ol  öaov  vno  xuv  xvxdvxoi  i^caraTuifAivoi  mxot 
kkiyovxo.   n(ioo(fiu£oxtQov   d'    dv   wxoi    xakoii/xo  ui 
iy.  ftönrz  dy.oi];  dTzSfiieoyij)!;   yn\   dvs^sxdoxuji    d.^a- 
rrv  n doxüvxe:,.  Eustath.  zu  Hom.  Od.  XI.  3' 6.  p.  V}S1, 
59.  69ti'  y.al  f.doovi  xoti  evij9c/i  (pauiv  —  yai  v'jxoi 
dt   oi  ciixoi  drrd  Ö'jvlov  ii(ui]kov  y.tti  evti;u7TaxiJTor 


—  Sic  xai  ■>;  y.iouipSla  axumxovrra  xovq  '.iSijvaiovi, 
uj  fidvoi  oirot  XUJV  Ekkijvuiv  i(fij,  f  oiöofiovoa  i-y.ei- 
vovQ,  to;  ^(lov  duaxuiusvuvii  oiq  äyot'ovoiv  der», 
zu  V.  51.  p.'l52'>,  57.  vergl.  Athen.  IX.  p.  3'J1.  A. 
rot';  jfat'i'üi'i  y.ai  xevodd^ovi  dixovq  iy.dkuvv.  Aeliua 
Dionjsins  bei  Eustath.  zur  H.  V.  387.  p.  .561 ,  7.  u)X0Q,' 
öoxei  dt  xa)  ivij^ei  tivai  y.aX  evs^undiijxov  Etym. 
IVlagn.  p.  82H,  24.;  schon  .Tunius  Adag.  II.  4.  Adag. 
Otus  und  Othns  spricht  datnn.  Schliesslich  sei  noch  er- 
wähnt, <las8  die  Ven.  T»;;  i-jiii/ytoxdxoci;  dvSQidnun' 
ünncrci'uvxujv  gibt.  Wer  ti;?  nicht  für  einen  durch 
schlechte  Aussprache  entstandenen  Fehler  hält  (Bast.  Comm. 
p.  ^3(1),  kommt  vielleicht  auf  die  Vermuthung  ,  es  habe 
hier  etwas  Aehnliches,  als  das  nachfolgende  (ikiyvigia 
xij;;  Tre{>i  xd  zoiaixa  udoktoyia.Q  gestanden  ,  wo  dann 
aTToarazoivxutv  ziemlich  nahe  liegen  würde.  Doch 
hält  Unterz.  ebenso  jede  andere  ,  wenn  auch  noch  so 
leicht  in  iliesem  Satze  zu  bewerkstelligende  Aenderung 
für  uniiöthig.  jldoktoxlci  wird  von  denen  gesagt,  qni 
libera  lingua  et  ingenio  de  qnibus  libet  rebus  comnien- 
tantur "  Wernsdorf.  zu  Hinier.  Orat.  XIV.  p.  647  f. 
Wie  hier  nun  ein  Nomen  appellativum,  so  ist  ein  proprium 
verdunkelt   worden    in 

Orat.   XI.    p.  3(i5 ,   39.    i'OxeQov    de    xuJv    ' Ax^-^div 
Tovz    tynenoi'xai    vtto    Atugiivjv ,  ctTiogovvxac    öiroi 
xfjäictovxai  dl     dadtvsiav   £t(;  xi]v  'Aoiav   ik^siv  w; 
naoot.  (fikovi  xe  xai  ivcrTtöidovo,  xovi;  dno   Uoiafiov 
xt    xal    'ExTOQOi   kaßovxa;,     ol/.ijaai     yaxa    (fikiav 
7ia(jS''XfQ    xai    dkka    ov   aj.iix(jd   x<J>Q^a.      Geel   verbes- 
sert für   kußovxui;  Ataßov  xe,   und   Hr.  Emperius  nennt 
S.   357    «liese    Conjectur    ganz    sicher,    mit  dem   Zusätze: 
,,er   selbst    »ei    auf   dieselbe    Conjectur    verfallen."      Dass 
sie   aber   nicht   richtig   sein   kann  ,    ergibt  sich   erstens   ans 
dei    Stellung    der    Worte    Aeoßov     xe    oly.ijaai    y.axa 
(ftkiuv    TtciQtvxeq    (was    Hr.    E.    aus    nagEvxei    macht, 
weiss  der  Unterz.  nicht)  xai  dkka  o  ('  a  fl  tXQ  a  X^*9  '  ^'■< 
selbst     das     le    dürfte    gerade     hier,     wo     es    heim    Objecte 
steht,   anstüssig   sein;    ferner    geht   der    Begriff,   auf  den  es 
hier     haiiptsäclilich    ankommt:     dass    nämlich    <lie     Achäer 
auf    ihre     Bitte     um    Beihülfe     sofort     neue    Wohnsitze    be- 
kommen   hätten    (Kaßdvrai) ,    verloren;    endlich    inuss   die 
Zulässigkeit     der    Erwähnung     von    Lesbos     überhaupt     erst 
dargetlian    werden;    muss    gezeigt  werden,    dass  die    Lesbier 
zu    Priainos    und    dessen    Familie    noch    in    aiulcrn    Verhält- 
nissen   gestanilen    haben,   als    wir    diess    etwa    von    Tantalos 
wissen;     oder     meint    Hr.    E. ,    dass    Dio    auf    die     sich    im 
Homer    findende     Notiz     hin,     dass    die     Griechen     Lesbos 
verwüstet   (Strali.    XIII.    p.    .tS4),   seine  Ansicht  aufgestellt 
habe?    Ein    Dio   pflegt  auf  besfimmteren    Angaben     zu    fus- 
sen:    aiich    ist   es    an    sich    nicht     glanlilich,    dass   Dio   sich 
im    Elfer   seiner    Beweisführung     zu    der     kühnen    Behaup- 
tung   habe    fortreissen    lassen  ,    dass   die    ganze    Colonie    der 
Nachkoninien    des    Orestes     (denn    von    w-eUher     kann    sonst 
die  Reile   sein?)   nicht  durch  Enilieriing  (Foai'V  —  napa- 
rj/.evdOjitvDV  atietvov  necjc.nuoai  xo  iikeuv   xtj^  orou- 
xiuh    e/i;  Ai'aßov    xai    xaxaa/eiv    aixi-v    Sfrab.  XIII. 
p.    .>S2),     sondern    durch    einen   Sclienkungsact    von    Seiten 
des   truischen    Künigsliauses    in    den    Besitz    von  Lesbos   ge- 
koniinen    sei.       Dass    er    diess     nicht     gethan     hat,    erhellt 
auf   das    Bestimmteste   aus   dem    mit  jenem    Pseudo- Lesbos 


1193 


1194 


rerbunilenen  aKka  ov  afir/.ou  'jlWQia;  ileiiii  nach  Los- 
l)OS  halte  er  unfehlbar  Tciie<loso  der  flijsien,  d.  h.  das 
iiachherige  Acolis  nennen  müssen;  ^uiola  dagegen  zeigt, 
da»s  Diu  rorher  nur  eine  Stadt  eruähnt  hatte,  deren 
Kamen  aber  in  der  Folge  ton  den  Abschreihern  um  so 
eher  venlnnkclt  wurde,  als  diese  hier  den  Begriff,  dass 
den  Griechen  das  Land  abgetreten  worden  sei,  also 
TtUfjifTi.;  (Pausan.  II.  4,  7.  p  221.  'JlfJov  \l(fU(jditT] 
■jiUQtvioi  -ty.ijü-^oqivdov)  ausser  kaßuvzug  diesem 
Satze  nothwendig  erachteten  und  erwarteten.  Auch  hät- 
ten sie  schwerlich  den  Namen  des  bekannten  Lesbos  an- 
getastet, falls  sie  ihn  vorgefunden  hätten  (Unter«,  erin- 
nert nur  daran,  dass  Lesbos  anderwärts  statt  Lektos, 
liemnos  genannt  ist).  Von  einem  riciitigeren  Tacte  also 
wurden  Casaubonus  und  Reiske  auf  den  Gedanken  ge- 
führt, die  Currnptel  in  dem  an  sich  syntaktisch  unrich- 
tigen Tia^iifve^  zu  suchen  und  Ildoov  te  oder  üdgiOV 
TS  zu  lermuthen.  Auf  Hduioi'  war  der  Unterz.  schon 
geführt,  ehe  er  aus  der  Dialr.  p.  4()'')  —  denn  Reiske 
erwähnt  es  gar  nicht  —  seine  üebereinstimmung  mit  Ca- 
saubonus ersehen  hatte,  und  dass  IlüfJtov  richtig  sei, 
glaubt  er  mit  Folgendem  beweisen  zu  können.  Die  Sage 
erzählt,  dass  Parjoii  zum  Gründer  den  Parios,  den  Sohn 
des  lasiun,  gehabt  habe  (s.  Aluncker.  zu  Hvgin.  Poet. 
Astr.  II.  4.  p.  31)7);  aber  die  Parianer  waren,  wie  so 
riele  Andere,  um  den  Ruhm  ihrer  Stadt  zu  sehr  besorgt, 
als  dass  sie  nicht  die  Gelegenheit,  welche  ihnen  der 
Aanie  des  (z.  B.  auch  nach  Nero's  Troica  kriegslüch- 
tigen)  Sohnes  des  Priamos  bot,  hätten  wahrnelimen,  und 
den  Paris  oder  Alexander  in  ihre  Geschichte  verweben 
sollen.  Und  in  der  Tbat  findet  der  Unterz.  bei  Athena- 
goras  in  einer  Stelle,  die  sich  mit  der  des  Dio  ergänzt 
(so  dass  man  an  keinen  andern  Alexander  zu  denken 
hat,  wie  bei  Servius  zur  Aen.  X.  G5'J-  »■■(!  D'Orrille  zu 
Charit,  p.  6'J6),  in  der  Legat,  p.  26.  B. ,  dass  noch  zu 
der  Zeit  des  Athenagoras  sich  auf  dem  Alarkte  von  Pariou 
das  Grab  und  die  Bildsäule  {in  tJli  t/Jj  dyujjug  V.ai 
ö  xd(fOi  y.ae  l)  iiy.ujv)  des  Alexander  brlunden,  und 
ihm  zu  Ehren  öffentliche  Opfer  und  Feste  (wohl  wie 
einem  zweiten  y.xiaiV/if  was  Rechenberg  S.  242  f.  nicht 
beifiel)  begangen  worden  sind  {  diuiOTi^^ii^  uyovxai 
di'oiai  xac  SOQ-vai).  Diesem  Versuche,  Parion  mit  Paris 
zusammenzubringen  und  ihn  dem  alten  Parias  als  zweiten 
Gründer  beizugesellen,  wenn  dieser  nicht  ganz  vergessen 
wurde,  wurde  selbst  von  der  Seite  derer  gewissermassen 
Vorschub  geleistet,  die  da  meinten,  dass  Parion  zur  Zeit 
des  Kampfes  gegen  Priamos  noch  nicht  existirt  habe 
Strab.  p.  590.  ihv  Aaf.i(paxtjvi;p  xai  Trji  ilnoiaii^i 
T/va-  ovnu)  ydo  iqaap  av-vat  ai  nökeii  v.uTa  tu 
l^^uiixd.  Wie  also  nach  der  Zeit,  in  welcher  nach 
Homer  Troia  gefallen  sein  soll  ,  nach  Andern  llektor  in 
Troia  selbst  herrschte,  so  mochte  eine  andere  Linie  des 
troianischen  Königshauses,  die  Familie  des  Paris  oder 
auch  nur  Paris  allein  in  Parion  gebieten.  Kurz,  Parion 
konnte  schon  von  seinem  Kamen  aus  von  Dio  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  als  eine  Stadt  bezeichnet  werden,  die 
in  der  nächsten  Beziehung  zu  den  Priamiden  stand;  dafür 
zeugt  auch  Tzetzes ,  der  Parion  zu  Ehren  des  Paris  von 
Priamos  gründen  lässt.  Autehom.  59.  ß'lj  UgiaftoiO 
dvav.ioi;  'ßy.^exo    /Jtv  rov   nalöa   nap'  dy^oiq  uiot 

Zeuschr.  f.  d.  Alurlhumsw. 


Tohifsadui  yJeiuaTO  d'  v.v  Ildgiov  ti/utj  üdotdoi  eo 
Tiaiöö^,  und  V.'  75.  77.    Die  Stadt  '.it.t^uvdoEia  (Ste- 
phan.  Bjz.   p.   45,  29.   oder   Bod.   a  Stapel  zu  Theophrast. 
Hist.    Plant.    III.   p.    253.    und    Drakenborch    zu    Sil.   Ital. 
^11.   437.)    haben    nämlich  Andere    UdiJ/or   genannt,   z.  B. 
Joannes   von   Antiochien    8.    Viiiding.    zu   Dict.   Cret.   I.   7> 
p.   42.    Maiiass.   bei   Dresem.    zu    Joseph.   Iscau.    III.    156. 
p.    66-     Sonst   heisst  der   Ort,    wo  Paris    ausjfrsetzt    worden 
sein  soll,    IMandra,    Wesseliiig.    zu  llierucl.  Sviiecil.   p.  (i()4. 
Auf   iler    andern   Seite    aber    bestand,    wie   gleich    gezeigt 
werden   soll,   die    Gewisslieit,   dass   ans   Europa   rerlriebene 
Griechen     in     Parion    gewolint.         Die    Vereiuigung    dieser 
beiden  Angaben    scheint   sich    von    selbst  darzubieten.     Jene 
Griechen,    die     in    Parion    sich     fanden,     waren     aus   dem 
nintterlande    vertriebene    Arliäer;    die    durch    ihre    Anzahl 
nicht    beträchtliclie    Scliaar    —    »vie    hatte    sie    sich  Sitze 
durch    Waffengewalt   von    einem    mächtigen    Volke    erobern 
können?    sie    iiiuss   vielmehr   als    hülfeflehende    zu  den    be- 
freundeten   Priamiden     gekommen    sein     und    ivillige    Auf- 
nahme   bei    ihnen    gefunden    haben.       Denn    dass    Griechen 
Parion    inne   gehabt,   bezeugt  Stephanos   Byz.    v.    roa/y.oc 
p.   95,    5.    fi'ol    di    xal  loaiei;    (Perns.   u.   a.    richtiger 
r^aiysi;)  AiuLtiov  oi  xo   Ildoiov  oi'y.oi'vxsi.    Stepha- 
nus   dachte   hierbei,    wie    vielleicht  auch    Konstantin.    Por- 
phyrog.  de   Them.   I.   zu  Ende  [^£X9''  I^vCiy.ov    y.at  tov 
noxaixov    Foaviy.ov    7idi>Tsq    Fgaty-oi    6vof^iÜL.ovrai) 
an   ilen    Gras  (über  die   verschiedenen   Sagen   vgl.   Siebeiis 
zu    Pausan.   III.   2,    !•    p-    5    f.)     ""d   der    Name    FQUiyol  ^ 
den    die    Hellenen    früher    geführt     haben    sollen    (Palmer. 
Graec.    Antii].    I.    2.    p.    3  sij. ;    dazu    heisst   Tliessalos   Sohn 
des    Graekos   Svncell.    p.    12(i.    C.)    mag   sich    besonder»   in 
jener    Gegend     erhalten     haben.       Bei     Dio     ist    jedoch     an 
keine    Aenderung    zu    denken;   er   nennt  die  Aeoler  .^chäer 
ebenso,    wie    bei  Piiidar  'Sem,  XI.  ,S5.    Acliäer  von  Amvkiä 
Aeoler  heissen  (s.   Herm.  Gr.  Staatsalt.  S.  n.  10.  p.  2h.  rtlüll. 
Dor.  1.  S.   ()ö.    Orchom.  S.  39^,    und  wie  es  ein  achäisches 
Geschlecht    der   Peulhiliden    gab  (Müll.    Orchom.  S.    477). 
AVenn  aber  Casaubonus  mit  Recht  zu  bemerken  scheint,  dass 
Dio     zum    Zwecke     seiner     Beweisführung    die    Beziehung 
auf    eine    der   Zerstörung   Troias    nicht    zu    fern   liegende 
Zeit    nölhig    hat,    und    iGxtQUV    also    nicht    aul    die   viel 
spätere    (aliquot  post    res   Troianas  saeculis    scribnntur   ro- 
loniae   deductae   Caeaub.   p.   4(i5 ;     13()  Jahre    später   nach 
Vit.    Hom.    38;    Andere    anders    Müller.    Orchom.    S.    476) 
Gründung    der    äolischen    Colonie    gedeutet    werden    daif, 
so   ist  einmal    zu   erinnern,   dass   nach   den   neueren  Unter- 
suchungen   die    achaische   Colonie    nach    Lesbos   U5.    "arh 
Troia   fallt,    und   die    zweite   unter  Gras   erst   in  das  zweite 
Jahrhundert    nach    Troia   gehört;  sonst   könnte    man  an  die 
(phthiotisrhen)    Achäer    denken,     die    den     in     vorherakli- 
discher   Zeit   in  Thessalien   ihre  Sitze    wechselnden  Dorern 
gewichen,    oder   an    die  Aeoler,    welche    von  den  von  Hera- 
kliden      belierrscliten     Thessalern     kurz     nach     dem     Falle 
Troias  theils    unterjocht,   theils  ganz   aus   dem   nachher  so 
genaniiten     Thessalien     verdrangt     wurden.        Der     Unterz. 
halt   es  jedoch    für   angemessener,     in    der   Stelle    des    Dio 
einen    neuen   Beweis    dafür    zu    sehen,    dass    die    Colonie 
der  Aeoler   nicht   in   einem   fortlaufenden   Zuge   geschehen 
ist,    sondern   dass  je   nachdem   die    Derer   gewaltiger   »vur- 
den,    sich    einzelne    Haufen     arbäischer    und    ihnen    rcr- 

88 


1195 


119G 


H-aniltpr  Viilkrrsrliaftpii  von  dem  IHulterstockc  aligcliist 
li;il>oir'  >liill<>r.  Orclioni.  S.  477.  Einer  dieser  Haufen, 
und  zwar  der,  iteleher  am  frühesten  Griechenland  ver- 
las:<en,  faiiil  Aufnahme  in  Pariiin  und  der  llnigegend; 
in  diesem  Sinne  sind  Dio's  >V«>rte  T(dv  '-/^ailüv  TUl's 
exrifodind';  ur/.r,oni  Ilcoiöii  re  y.al  akkc.  or  cnaxou 
yujpifi  zu  fassen,  tv.'ihrend  Hr.  K.  tov^  eXTreoDvrn^ 
Tuh'  .1 ';[(tt<i)V  >on  den  s;imnitli<  hen  jjeiliichleten  Arhc'icrn 
Oi\Q(  *'on  der  ersten  von  deu  Aeolern  nach  IjesUos  ge- 
führten ("olonic  verslanden  liat ,  zu  welcher  Annalime 
eine  s|)rachlicho  Molhwendiskeit  nicht  vorhanden  ist.  Die 
Stelle  dürfte  mithin  su  zu  schreiben  sein:  vOT£gov  Ss 
TUJv  Axuiiuv  TOL's  ixiTeodvcaq  (also  nicht  etwa  VOVQ 
Tlo'jjroi'  tyntrUßVin^ ,  so  leicht  diese  Aenderung  wäre, 
wie  andernarts  gezeigt  »erden  wird,  noch  auch  Ttva.C,) 
i'Tlo  /JiüQiEuiV  äiiooovvTai^  unoi  ToccTzvjvraL  Si' 
da^tvEiav  ii'^  tijv  '.4oiuv  eX9eiv  ujg  jcaQa  cplkov^  r« 
xni  evOTi (jvöovg  Tovg  dno  Ugianov  ts  y.ae  ' £xtoqo<; 
xal  ka/jourag  oiy.ijoai  xard  cfiki'av  Iläoidv  re  xai 
ajXa  UV  our/.od  y^iuoia.  fleiske  wollte  "Ey.rooog,  ituf) 
iiiV  ka{jUVTag;  aber  es  genügt  ein  einfaches  y.cJ  nach 
ßy.TOOOg,  dessen  Ausfall  sieh  leicht  erklärt  durch  Tlie- 
ban.  Paradox,  p.  35.5  f.  Von:  Heroon  des  Alexander 
kommt  der  Unterz.  auf  die  Tempel,  welche  Dio  er- 
wähnt  in 

Orat.  II.  p.  83,  37.  oiids  oi'y.ijaiv  d^toig  y.are- 
ax£väa&ai  tov  ßaoikea  y.sxooinijiii'vijv  y^ovaiß  -xal 
ikecpavTt  y.al  tjkexiQfp  roii  Ttokuriuo/g;  oodaftuig, 
icTrei',  u'i  na.TSQ,  nokv  öt-  iiäkkov  oxi'korg  re  y.a.l 
oTrkoig  TTokeftnov  (uöoojv  y.ai  va  ye  Isqu  roioi'con; 
XOrJfWtg  ikaay.f;Oi}ui.  Reiske  erklärte,  man  müsse  entweder 
ciydKksaßai  oder  xoriLisia^ai  schreiben  oder  ikaa/.eattai 
nitida,  splendida  reddi  übersetzen,  in  Welcher  Bedeutung 
es  bei  Pindar  vorkomme.  Geel  gibt  äcry.Sio9ai,  und  in 
der  That,  setzt  Hr.  B.  S.  353  hinzu,  scheint  ikdaxeo'Jcu 
ein  in  dieser  Verbindung  allzu  dichterischer  Ausdruck. 
Der  Unterz.  zweifelt  nicht  daran,  dass  Ikaoy.Sö^ai ,  was 
sich  aus  Dissen  zu  OIvmp.  VII.  'K  p.  'SO.  nicht  rechtfer- 
tigen ISsst ,  verdorben  ist,  obschon  die  Gelehrten  im  Thes. 
Steph.  p.  öSo-  15.  noch  mit  Rciskc  meinen  „templa  pro 
diis  noniiiiantur  a  Dione,  ikO.Oyeot^al  iil  est  nitida,  splen- 
dida reddi."  Aber  auch  dny.tiar&ai  kann  er  nicht  für 
richtig  halten  ;  das  Wort  ist  zu  bekannt  —  man  sehe 
nur  die  Stellen  bei  Wesseling  zu  Herod.  II.  13').  p.  'JfiB. 
Reitz.  zu  Ijucian.  de  üea  .Syr.  31.  p.  393.  Vol.  IX. 
Koen  und  Sch.'lfer  zu  Gregor.  Corinth.  p.  53(i  f.  31üller 
Tzetz.  in  Lvcophr.  Vol.  I.  p.  I5Ü  — ,  als  dass  es  von 
deu  Al'sclireibi-rn  hätte  entstellt  »erden  können.  Die 
erhaltenen  Buchstaben  (vergl.  Dolir.  Adv.  ad  Demosth. 
p.  3.  Epi^tt.  Crit.  p.  tX.  und  Theban.  Parad.  p.  448. 
Bast.  Comm.  p.  744)  führen  vielmehr  auf  dykat  C,E  O  9  til. 
'-■tyKcuCnn^ai  {äykuiLerai,  y.akkunriQaiai,  y.a.i  dykaov 
TO  y.dJ.ov  Erotian.  Exp.  Voc.  Hippocr.  p.  UJI')  ist  ein 
bei  deu  Spateren  ziemlich  gesuchtes  Wort;  z.  B.  Etwas 
mit  Gemälden,  mit  Kränzen  schmücken,  ist  bei  Philo- 
stratos  und  Aellan  (de  Nat.  Anim.  V^ill.  O'S.)  d.yk'tiCElV 
arscpt'.voi;,  yoajpaig.  Von  dem  dykai'öua  iler  Tempel 
(Ulomfielil.  Gloss.  Aesrh.  Agam.  I'i83.  p.  290.  vergleiche 
Fiorill.  zu  Heriid.  Attic.  p.  (üO.)  führt  der  Unterz.  die 
Rede   über   zu   ilen   Pseudo  -  Uöftern   iu 


Orat.  XXXII.  p.  (i()6 ,  5.  ßaatkeig  9eol  ini  auiTi]- 
Qia  y.oivfj  yeyovoreg,  xijdcf^tdvcq  övrujg  xai  ■jTQucrrd- 
Tut  yoijaroi  y.ai  dixa/oi.  Geel  schreibt  ßaotkeig  9€ioi 
Ol ;  Hr.  E.  setzt  3fi0  nur  ilazu  :  ,, gewiss  ist  ittoi  verdor- 
ben." Der  Unterz.,  welcher  einsah,  dass  we<ler  an  das 
bekannte  lö/og  iv  XOlvip  Ocakeig,  noch  an  das  Home- 
rische ijr'  EOTi  8iy.i]  9eui}v  ßacriki'^ov ,  ^'Akköv  x'  k^- 
9«.lojjai  ßourujv  akkuv  y.e  cpikoiii  zu  denken  sei,  meint, 
dass  mit  einer  palaographisch  ganz  unbedeutenden  Aen- 
derung  zu  schreiben  sei:  ijao/keig  SrSOi.  Plato  sagt 
dkij9ivdg  ßaotkevg  Pol.  p.  '269.  B.  und  eben<lasp|bst 
u  T(f)  övri  rvoavvog ,  Dio  fnol,  wie  Orat.  LXXV. 
p.  4U9,  18.  Ö  TOI'  Aiog  er  sog  viog.  Was  Reisko  hin- 
zugesetzt wissen  wollte  sioiv  Ol  fii:V  ßcOlkntg ,  das  ver- 
langt jetzt  wohl  Keiner  mehr,  s.  Schafer.  zu  Bos.  Ellips. 
329.  Heindorf,  zu  Plat.  Theaet.  p.  181.  D.  g.  91.  p.  395 
unil  Protag.  g.  (iO.  p.  333.  Bernhardy  Eratosth.  p.  13Ö« 
Bald    ilarauf  heisst   es   in    derselben    Rede 

XXXII.  p.  671,  3().  äva.yoiyai  öe  y.ai  dvay.Qiöütg 
xal  Trkijd-ovg  vnegßoki]  ■xai  uiviujv  xai  vemv  Tiavrj- 
yvQEWQ  y.ai  ktutvog  xai  dyogdg  ecttiv  syxujf^iiov,  ov 
noKElog.  Das  Wort  dvaxgiffEig  hat  von  jeher  den 
Erklärern  viel  Noth  gemacht.  Casaubonns  wusste 
jNirhts  vorzuschlagen;  Reiske  wollte  ävayujyai  ÖE  xai 
y.araycjyai  y.a.i  emrjxukj-ta.ra.  y.al  dvay.QioEig  oder 
ohne  andere  Aenderunj;  dvaioEöEtg  ,,importatio  mercium 
et  oncruin  in  naves."  Geel  und  Hr.  E.  verfielen  auf  «i'o:- 
y.QOVöElQ ,  gaben  es  aber  wieder  auf,  weil  diess  Wort 
zwar  ein  seemännisches  sei,  aber  nicht  das  bedeute,  was 
der  Sinn  hier  erfordert:  „das  Landen."  Geel  suchte 
dann  <lie  Vnigaia  durch  folgende  Erklärung  zu  schützen: 
,,sit  igitur  {dvayujyil)  locus,  quo  naves  in  portns  inte- 
riorem  partem  altius  ävd.yovTa.l ;  dvaXQluig  autem ,  nbi 
navium  onera  deposita  a  mercatoribus  explorantur,  o.va.- 
Xgivovrai.^^,  die  aber  Hr.  E.  S.  ofil  mit  Recht  zurück- 
gewiesen hat.  Er  selbst  glaubt  nun,  dass  für  y.ai  ava- 
XoioEtg:  y.ai  xardg<JEig  zu  schreiben  sei.  Ein  solcher 
Vorschlag  bedarf  in  der  That  keiner  VV'iderlegung;  es 
springt  in  die  Auj^en,  dass  diess  vollendete  Willkür  ist, 
und  den  Text  nicht  verbessern,  sondern  verfälschen  heisst. 
Das  Wahre  scheint  dem  Unterz,  nahe  genug  zu  liegen. 
Es  ist  dvagüvfTSlc.  zn  lesen  ,  eiu  an  sich  seltenes  und 
hier  in  noch  seltenerer  Bedeutung  gebrauchtes  AVort. 
AvctQUVElV  (nach  ilem  Homerischen  vfjO.  LUV  Ol  ye  f^iE- 
kaivav  ETC  l'jTl'E!gnio  Sgvooav  II.  T.  484.)  ist  dasselbe, 
was  im  gewohnlichen  Sprachgebrauche  dvsk/.l'Oai  njV 
vavv  Pollux.  1.  9.  p.  29,  4-  VII.  :J3.  p.  371,  19.  Seb. 
Ilemsterh.  zu  Lucian.  Contempl.  23.  p.  408.  Vol.  III. 
Schrader  zu  ftlusaeus  298.  p.  98.  Sturz.  Lex.  Xenoph.  I. 
p.  2^1.  önil  dva.Olld.v  Bergler  zu  Alciphr.  I.  |.  p.  II. 
D'Orvill.  zu  Charit,  p.  3(il;  der  Unterz.  beruft  sich  für 
die  Richtigkeit  des  Wortes  und  seiner  Erklärung  auf 
JVlaximus  Turins  Diss.  XIX.  4.  p.  3fi4.  edEaOUJ  VEiSv 
igixTEig  EX  ihtkd-vTijg  ävv)  xai  kido}v  dyuiyag  vtieq- 
(pvuiv  xa-vd  iiEyEdog,  TiavrodaTrotg  skr/itoig  xai  dva- 
OToocfai^  6gyä.vu)v,  v)v  txaaxov  Troot;  ro  TtkijOiov 
rr/v  ^LOj^nji'  {grj.iijv  Mark!.)  vEtftaiAti'i]V  etecjov  £^ 
ETEoov  öia.^Eyoiievov  rijv  d.yu)yijVi  xivel  ro  nav ; 
das  hier  sich  findende  Wort  E(Jl'o£ig  ist  so  wenig  von 
Passow     aiifi;e/eichnet ,     als     diakxiOig,    was   beim   Scho- 


1197  1198 

liaston  des  Thncyd.  VII.  '25.  p.  562  Bip.  iiml  bei  Saiilas  lieinerkt  Marklanil  :  Vain  liaec  non  esse  Graera.  Sensns 
r.  uh'il'uv  stell*.  Was  i'iber  toVOl^  uim\  diduöratQ  etwsi  non  alins  csso  pnfesf ,  quam  quem  cxpresRit  tnlerprcs: 
im  Thcs.  Stepli,  bemerkt  sein  mag,  ist  ileni  Unterz.  un-  ,,<liii  liret  infnlices  jmüceiitnr  ab  aliis,  spontc  hoc  et  non 
bekannt,  ila  ibni  bloss  «■ereinzeUe  Hefte  desselben  zur  ijjn.iri  faciiint",  scd  iyaj  kaiiih'.vo}  roiTO  pro  „cjjo 
Eiijsielif  zu  Gi'hole  stehen.  Die  Stelle  des  IMaxiuins  hat  ijjnoro  hoc"  auribus  graecis,  opinor,  i(fno<um  est.  Scri- 
der  üiiterz.  ansfiihtlich  fjej;eben,  weil  aus  ihr  der  Uiiter-  psisse  pntuit  Ol'/.  UV  t.ai^uxrl  TO/oriT^i  >el  toi-tO  de 
geliie<l  des  blossen  Landens  und  des  (h'sKy.fClv  ersieht-  (i.rzoi'C,  Ol'/.  O.v  fo.doi;  sed  sine  coiliiilins  inanes  snnt 
lieh  ist,  ein  Unterschied,  an  den  Peerlkamp  zu  Horaz  ornnes  in  hune.  loeum  conjeetiuae."  AVeil  aber  die  von 
I-  4,  2.  p.  28.  nicht  geilacht,  als  er  im  Verse  „trahunfqne  IVlarklaod  gebilligte  üebersetzniip:  (die  aluo  keineswegs 
giccas  maehinae  carinas"  siccas  als  ein  langniduni  epitheton  lont  Herausgeber  der  Pariser  Ausgabe  herrührt,  wie  Hr. 
tadelte ;  sicca  navis  ist  die  raii?  d/«t/^(';^W(i^r  Poll.  p.  3715  E.  angibt)  gegen  den  Zusammeiilian"^  ist,  einendirt  Hr.  E. 
18,  quae  subdncta  ail  aerem  et  ventum  sicca  facta  fnerat"  S.  'J'JH  folgenderinassen  :  of/T'''i)('l  CV  TIZ  ToTt  <^.  OV^ 
Hemsterh.  a.  a.  O.  üio  bezeichnet  mithin  eine  solche  y.dv  Xdth:j(Jl.  In  dieser  Einendation  sollen  und  xi  ollen 
Localitftt,  »ie  die  ist,  deren  IMinucins  im  Octapius  III,  wir  auch,  als  hatten  "ir  noch  gar  keine  Erfahrungen 
p-  2ß  f.  gedenkt:  ,,cuhi  ad  icl  loci  lontum  est,  ubi  snb-  gemacht,  nie  in  einem  .Spiegel  sehen:  ,,welchrii  Weg 
«luctae  naiicnlae  substratis  rohorihus  a  terrena  labe  su-  Hr.  E.  überall  einschlagt,  um  zu  evidenten  Enieiidatio- 
»pensae  quiescebant."  Bedenkt  man  nun  ausserdem,  dass  nen  zu  gelanfren."  Wegen  der  vom  Unterz.  in  Hcziehung 
Dio  jedenfalls  ein  Compositum  mit  y.a.Tci  gegehen  haben  auf  Dio  an  der  Kritik  des  Hrn.  E.  gemachten  Ansstel- 
würde ,  wenn  er  das  .Auslaufen  und  das  Anlanden  hätte  lungen,  nicht  ans  freiem  Antriebe  bemerkt  Hr.  E.  zn 
bezeichnen  wollen,  dass  es  aber  zu  dem  von  ihm  eut-  seiner  Emcndation  Folgendes :  die  Veränderung  (des  TofrÖ 
worfenen  Bilde  einer  äusserst  belebten  See-  und  Han-  ös  0l<  in  roi'  dioic)  ist  nicht  eben  gross,  aber  es  wäre 
delsstadt  ungleich  besser  passt ,  auf  die  Menge  der  an-  nicht  i'ibel ,  wenn  man  sie  diplomatisch  nocl>  mehr  be- 
langenden und  der  bereits  auf  da«  Land  gezogenen  Schiffe  griindeu  könnte.  AVas  zuerst  das  Ausfallen  des  5  betrifft, 
hinzuweisen,  als  zugleich  der  abgehenden  Eriiähnung  zu  so  sehen  sich  S  und  A  in  der  Uncialsrhnft  ziemlich 
thun:  so  durfte  man  wohl  geneigt  sein,  dvciyviyai  in  ähnlich.  Es  konnte  also  ein  .Schreiber  leiclit  das  eine 
einem  ganz  anderen  Siune  zu  nehmen,  als  es  bisher  mit  wegen  lies  anderen  übersehen.  loVTO  nnd  1  of'  sind  oft 
Ausnahme  von  Geel  geschehen  ist.  Freilich  ist  OFcyw/;;  ver»  echselt ;  —  die  Ver»  echselung  des  TOf  mit  TOVTO 
in  der  Regel  ö  TUiv  VEuiv  S/.-JTkovg  Suid.  Bos.  Exercitt.  mag  unter  hun<lertmalcii  einmal  lorkonimen."  Hier  liegt 
Phil,  in  N.  F.  p.  87.  Wesseling.  zu  Hierocl.  Sjnecd.  ein  schon  oben  gerügter,  ans  Flüchtigkeit  entstanilener , 
p.  729;  dass  ärdySCV  jedoch  auch  vom  Einlaufen  und  Irrthum  zu  Grunde.  Wer  da  »eiss,  »ie  toito  gesclirie- 
Binbringen  der  Schiffe  gesagt  werden  kann,  lasst  sich  von  ben  wird,  versteht  es  leicht,  warum  TOV  so  oft  da  steht, 
dvd  nnd  dem  sonstigen  Gebrauche  des  dväyeiv  und  von  wo  rovzo  stehen  sollte,  z.  B.  in' den  Stellen  bei  Walz, 
«ler  Sache  selbst  schon  abnehmen;  und  dass  es  wirklich  Alexand.  TlCQl  OJV^l,  p.  430;  bei  Dio  '■  p-  fiCJi  30-  hat 
gesagt  worden  ist,  weist  der  Unterz.  aus  (Hesvrhios  nach  Paris.  C.  ToiJ,  wahrend  die  übrigen  Bücher  roiro  geben; 
dvayioyv'  ö  ex  rfj;  'El.Kdöo.;  et'g  xijv  Tnoiav  dno-  ebenso  ist  to  oft  für  rorro  geschrieben  D'Orvill.  Charit. 
TC/oVQ  y.o.i  ö  iy.  pavordt^iioi'  i-Kt  Xi]v  Ef^Kuda  und  p.  .5'Hi  u.  a. -,  das  Wesen  der  Verwechselung  v<m  roi' 
aus)  Demosthenes  bei  .Stephan.  Bvz.  v.  '//p«(0!  p.  134,  4.  und  rovTO  ist  also  Hrn.  E.  unbekannt;  sonst  würde  er 
titilUvry  öi  y.ai  OV  ßl'tfoq  iOTt  &a\d.Gai^Q,'  'Evi}a  re  gesehen  haben,  dass  er  vielmehr  diess  zn  beweisen  hatte, 
vf/UQ  dvijyov  üioftevoi  fjxErrac  Eivai  .ivrocfvoic  ÖQiioio.  dass    auch     ioTto    für    tov    fälschlich   gesagt   «orden   ist. 

Und    hiermit   gcinnt   der  Unterz.  selbst  seinem  kritischen  Doch     diess    Bedenken     «ird     bei     Hrn.    E.     kein    tiiewicht 

Kreuzer    in   Beziehung    auf  Uio    für   jetzt    die   dvuyuiyi]  haben;    er  sagt  ja  sogleich  selbst:    ,,aber    nicht    desshalb 

y.ai    dvdnovaig.        Er    kann    jedoch     nicht    umhin,     mit  («eil  die  Verancictung   leicht   ist),    sondern   weil   der  Zn- 

einigcn    Worten    bei    dam    Schriftsteller   zu  verweilen ,    dem  samnienhang   es   «erlangt,     ist   die   Emendafion   plausibel." 

er    eine,    wie    ihm    scheint,    richtige    Hirklarung   der   Stelle  Der   Zusammenhang    ist    nun     nach    Hrn.    E.    dieser:     ,,Es 

des   Dio    zu    verdanken    hat,    bei     i\Iaxinius   Tyrius.       Um  ist   die    Bede   von    den    falschen    Wegen,    welche   die    Hlen- 

nHmlich    einigen  Ersatz   dafür   zu    bieten,   dass  er  diesesmal  scheu    einschlagen,     um     zur   Glückseligkeit    zu    gelangen; 

für 'Dio    (litrch    neue    (Erklärungen     und)    Verbcssernngeu  die     zuletzt    (ienannlen     sind     ciiejenigeii  ,     welche     durch 

hiebt    gesorgt     hat,    und    um    im    Voraus,     ehe    er    an    dio  ^'erbrechen  dem  (ilücke  narlitrarhten;  x/k')('J'('J'V/c  ()c)Ot  5 

Sache   geht,    seiner   Auctorität  eine   neue  Stütze   unterzu-  yc./   ocpat.Sfjaq   Ol   TloAkui  lovxEZ  in    ai'T(i)Vrwv  y'>r- 

schieben,   gibt   Hr.  Dr.  E.   als  TodötD'xov   TrXcvysi  eine  iiviijv   y.cu    iiiiv    fiuo(i&ov)V.^''      Wer,  als   Hr.   E. ,    kann 

Einendation    einer   Stelle   des    Alaximus   Tyrius,   nnd    nennt  diess    für   richtig   oder  nur   (ür  irgencinie  erträglich  haltenl 

sie    beifallswürdig,    evident,    spricht    mit    grossem   Selbst-  Die    meisten  Menschen    oder   das   gewdhnlii  he  Volk  —  der 

gefallen  von    einem    Treffer,     den   er    gehabt,     nnd    lächelt  grCisste   Theil   der  menschlichen   Gesellschaft   — ^'  sind   also 

dabei   (S.    vv>3   f.)     auf    die    palaographische     Minutienkra-  »rbrecher,    nnd    solche,    die     noch    etwas   Grosseres   nnd 

mcrei   (der  Ausdruck    wird    wohl    nach  Hrn.  E. 's  Sinn  sein)  Schlimmeres,   als    Ehelirnch    und    Baub   versrbuldenl    Der 

herab.      Die   Stelle   des   Maximus    ist   folgende:  Unterz.    liaite    nicht    geglaubt,     da.ss    er    es    einmal    nöthip 

Maxim.   Tyr.    Diss.    XXXV.    3.    p.    413.     Xtvdvvojösiq  haben    würde,    den  Unterschied  von  rro/.ÄO(  und  0/ rro/ Aot 

döol'i   X(d    oqiC.Xlodi;    01    nokKoi   luVrSi;  tlt    aVIOjV  TVJV  auch    nur    zu    bcnihren  ;     Hr.    E.    «ird     es    diesesmal    selbst 

y.QtJjAVUjv   ydi    Tujv  (jaoä9rjii)V    Oi'i;   oi/zsloat   uv   t/;-  nicht   für    ein    iiiiiicithiges   Citat   halten,     Henn     er    ihn    auf 

"VUVTO    dt    OVX    dv    kddviCt.      Leber   die   letzten   Worte  Ileitz   zu   Lucian.    Alex.   (j.   p.   394.    ^'ol.  V.   und  VVjttenU 


1199 


1200 


zu  Plutnrch.  <Ip  Reci.  Stuil.  Rat.  p.  43-  F.  Aniniadv»'. 
p.  37  7  »iTweisl.  Solilieii  Gcilaiiki-ii  kann  iVIaximiis  iiir.ht 
aU8£6:ii>rnclii-ii  hnbcii  ,  null  hat  iliii  auch  nicht  atis^cspro- 
cbeii.  üicss  zu  «■rivciseii ,  brniicht  «li-r  Uiitcrz.  bloss  ilio 
ganio  Stell«»  herzusetzen:  sa  f.nu  xuvq  tJaoil-eig  xai 
rol'i  öi'füoTn^-  r«  öij^oiiy.a  oi'X  ö(>«S;  t^ls"  7r«S 
ävtjo  :ravra-j(ol>ev  STii  ravta  ^st;  6  j^iev  y;;?  änrü- 
fxsvo^.,  ö  dt  -Ji6()i  itc/karrav  TcoayiiaTevufisvo^,  6  de 
Tte^l  -Kokeuovq  da/okoii/jsvog,  6  dt  Tcegi  koyocc,  oxo- 
Kijv  äycov ,  6  de  yä^iov  Kaußüvun' ,  ü  de  Tiaida^ 
XQtcpMV,  6  dt  krjareinov,  ö  de  vßgiCuiv,  6  de  diugo- 
öoy.ajv ,  ö  de  fioixii'cjv ,  6  de  /Jioitucfo^üjv;  yuvdv- 
vuidsiq  ödoi'i;  xai  ocpakegcti;  oi  -Trukkul  lövie';  en' 
eiVT(Jji>  Tiov  y.Qljuviuv  xai  tujv  ßa.oa9oujv  oi'i  oi- 
Ureioat  dv  rig'  toPto  de  ovx  av  kaduioi.  xai  ouzoi 
fxei>  arioL'daoTixoi  Tivei,  roig  ßi.oig-  to  de  doyov  xai 
dki'ov  TOvTo  iihjSoc:,  aga  xa\  toSto  ■jiQOi'jxa.zo  tijv 
Tov  dyai^oü  ik-ntdai  oiidaftiug  fta  zila.  Jeder,  aus- 
ser Hrn.  E.,  wird  schon  aus  der  syntaktischen  Gestalt  des 
Satzes  y.ivdvi/ojäeiQ  ödovQ  (welche  Worte  sich  nicht 
bloss  auf  die  krjOteuovTai; ,  sondern  auch  auf  die  Krie- 
ger und  Schiller  beziehen)  —  ßaf>a&gujD  ersehen,  dass 
Alaxinius  mit  diesen  Worten  das  Resultat  aus  den  vorher 
ougeffihrten  IJeispiden ,  keineswegs  aber  ein  neues  Bei- 
Bpiel  gibt,  dass  er  also  im  Wesentlichen  denselben  Ge- 
danken ausspricht,  den  Hr.  E.  bei  Dio  I.  p.  66,  19. 
gelesen  haben  wird:  ij  de  ereoa  (näoilich  die  äy.QU  Tv- 
tfuivoz)  ix^t  icfudov  azevriv  t£  xai  ay.oKidv  xai  ßiaiov 
ttis  Tovii  TikeloTovq  ■jieLQioidvovc,  aün]^  oi'xea-^at  xaru 
T(öv  XQijfjivüiv  xai  rov  gecfiatoc;  üte  oif^ai  ■naga 
Siy.nv  iuvxai.  Beiläufig  bemerkt  der  Unterz.  ,  dass  bei 
Dio  wegen  des  vorhergehenden  Gegensatzes  aacfakiji 
x«i  nkateia  und  d/.ivdi'vu)i  y.al  dTiralaxux;  vergl. 
0(pakegoi  lieg  iMaximus  vielleicht  für  ßiaiuv  ußißaiov 
zu  lesen  sein  mochte;  ülier  die  Verivechselung  des  ßiaiOC, 
und  ßeßaio:.  fügt  er  zu  den  im  Thes.  Sieph.  p.  20(i-  D. 
aDgefi'ihrten  .Stellen  lioissonad.  Anecd.  V.  p.  136  "''d  zu 
Aen.  Saz.  p.  '2\'i\  über  die  flinzufngung  lies  a  ist  das 
Nüthige  oben  erwähnt,  vergl.  Diudnr.  IV.  p.  313,  2U- 
Btavxa-  Palmer.  Aßuvia^  ausserdem  erinnert  sich  der 
Uuterz.  f'f'eßatoi  mit  oLioi^ljgoc  verbunden  gelesen  zu 
haben  ,  kann  ai>er  die  Stellen  jetzt  nicht  angeben.  Doch 
earitck  zu  I>laxinius.  Lassen  wir  das  ganz  unberück- 
sichtigt, dass  Hr.  E.  den  Sinn  "der  Stelle  nicht  gefasst 
hat,  und  sehen  wir,  zu  welcher  Verbesserung  Hr.  E. 
gelangt.  „Ute  letzten  Worte  «j;  }..d9uj(Tl,  sagt  er,  führ- 
ten den  Unterz.  alsbald  2ur  Uebcrzeugung,  dass  der  Verf. 
folgendes  habe  sagen  wollen:  Sie  sind  zu  bedauern,  selbst 
wenn  sie  der  Entdeckung  entgehen."  Diess  fordert  xäv 
kaifojOI ;  also  wurden  die  Worte  falsch  abgetlieilt;  der 
Sitz  der  Corruptel  aber  niuss  in  dem  Reste  tovto  de  ov 
■ein;  und  da  y.av  an  das  Vorhergehende  sich  anschliesst, 
so  wird  auch  ilie  starke  Interpunction  vor  TOVTO  entfernt 
werden  müssen.  Nun  fragt  man  aber,  wesshalb  sind 
denn  jene  Menschen  zu  l)edauern,  auch  wenn  ihr  ^'er- 
brechen nicht  an  den  Tag  kommt?  Die  Antwort  ist:  weil 
sie  in  bestÄiiiüncr  Furclit  sch>velien.  Daher  erscheint 
d«ni  Unterzeichneten  folgende  Emendation  evident:  oixrel- 
put  UV  Tli  Tur  'Hvt',-,  y./a>  t.äihuni.  Hr.  Emp.  lässt 
also   Maximus   dicss   sagen:   Ein  grosser  (oder  vielmehr  der 


grüsstc)  Theil  der  iVIenschen  gelangt  zur  Glückseligkeit  oder 
trachtet  dem  Glücke  iiacli  ilurch  Verbrechen  ,  wegen 
welcher  sie  in  beständiger  l'"nrclit  schweben."  Hr.  E. 
wird  selbst  einsehen,  „dass  diess  ein  Gewebe  von  Sinn- 
losigkeit ist."  Hr.  E.  hat  sich  wohl  ausserdem  nicht  die 
Frage  aufgeworfen  und  beantwortet,  wie  es  bei  einem 
Verbrecher  von  Profession  mit  der  Furcht  sieht.  Und 
einen  Verbrecher  bemitleiden,  weil  ihm  sein  Gewissen 
keine  Kühe  lässt  —  nein  ,  davon  kann  die  Rede  nicht 
sein;  das  ist  erhört,  «lass  Einer,  dessen  Tod  vom  Volke 
mit  langem  und  gerechtem  Rufe  verlangt  wurde,  für  eben 
dieses  \'olk  von  der  Stunde  an,  in  welcher  über  ihn  die 
Todesstrafe  erkannt  ist,  ein  Gegenstand  des  fllitleidens 
wird;  und  es  wurde  diese  Uinstiinmung  doch  erst  kürzlich 
ölTeiitlich  scharf  gerügt.  Ware  dem  Unterz.  die  Frage 
vorgelegt  worden:  wesshalb  sind  denn  jene  Alenscheii  zu 
bedauern  ,  auch  wenn  ihr  Verbrechen  nicht  an  den  Tag 
kommt?  er  wnrd  z.  B.  geantwortet  haben:  weil  sie  eben 
das  Unglück  für  Glückseligkeit  halten;  weil  die  Erfül- 
lung ihres  Strebens  nicht  Glück  ,  sondern  gerade  das 
Gegentheil  davon  ist,  da  es  auf  keiner  der  Bedingungen 
des  wahren  Glückes  beruhet;  man  kann  Einen  um  den 
Genuss  ,  um  das  Besitzthum ,  welches  er  sich  durch  eine 
verbrecherische  That  verschallt  hat,  mag  er  auch  immer- 
hin vor  der  Welt  seiner  Schlechtigkeit  nicht  überführt, 
und  er  nicht  bestraft  werden,  nur  bedauern,  während  er 
selbst  wähnen  mag,  von  <len  Menschen  beneidet  und  glück- 
lich gepriesen  zu  werden;  also  etwa  oiy.Teigui  av  T«s» 
Tov  axoTtov  xav  zv^ujai.  Doch  es  mag  jetzt  diess  Alles 
ungesagt  sein;  jene  Verbesserung  stürzt  durch  sich  selbst. 
OixTtiQai  dv  zti  tou  deoug  y.av  kddtuai  „man  wird 
sie  bedauern  der  Furcht  wegen,  auch  wenn  sie  verbor- 
gen bleiben."  Wegen  welcher  Furcht?  EVlaximus  bat 
vorher  von  Furcht  in  irgend  einer  Beziehung  auch  nicht 
die  geringste  Andeutuug  gegeben ,  und  er  soll  nun  das 
einfache,  kahle  tov  deoi'i  verstanden  wissen  wollen  von 
der  Furcht,  die  keinen  Ucbelthäter  je  verlasst?  Hr.  E. 
übersetzt  selbst:  „sie  sind  zu  bedauern,  weil  sie  in  be- 
ständiger Furcht  schweben" ;  hat  er  denn  nicht  einge- 
sehen ,  dass  der  Schriftsteller  diess  hätte  sagen  müssen  T 
Aber  es  gibt  bei  ihm  kein  ,, beständig"  (oder  meint  Hr, 
Dr.  E.,  dass  wegen  des  de  das  dei  ausgefallen  sei,  wie 
etwa  bei  Dio  Orat.  LXXV.  p.  406,  7.  statt  drcevdvveiv 
dei  aus  einem  Paris.  Codex  direvdvvElv  del  Sei  «U 
schreiben  ist  Boissonad.  zu  Philostr.  Epist.  4ö-  p.  130?), 
keinen  so  unumgänglich  nothweodigen  Zusatz,  wie  dieser 
ist:  „wegen  der  Furcht,  welche  jene  haben,  oder  viel- 
mehr wegen  der  Furcht,  welche  jene  haben  müssen." 
Hr.  E.  wird  wissen,  wann  das  einfache  6  TCaTljQ  durch 
„ihr  Vater"  übersetzt  werden  kann;  dann  wird  er  sich 
auch  sagen  ,  dass  er  hier  wenigstens  hätte  emendiren 
müssen:  ovi;  oiXTeigac  dv  Ti?  rov  deov^,  de'  ov  laat, 
y.av  kd&(0(Tt.  Plato  bat  das,  was  Hr.  E.  in  die  Worte 
des  3Iaximu9  hineinlegt,  so  ausgedrückt  Pol.  IX.  p.  579  £. 
(fößov  ye/AUjv  did  navroi;  rov  ßlov,  wobei  nicht  zu 
übersehen,  dass  er  sich  des  Wortes  (pößoi;,  sowie  Ae- 
schylos  iu  der  nachher  zu  besprechenden  Stelle,  bedient. 
Es  gibt  auch  einen  Vers  des  Epicharmos:  evi^a  deoi,  g> 
tvTavüa  xai  a/Su)i,  um  And»res  zu  übergehen,  was  W 
Prodikos  gut  heisseu  würde.    Mit  einem  Worte  :  die  Emen- 


1201  1202 

dation    des   Hrn.    E.    ist   im    Ganzen    nnil    Im  Kinzelnen    be-       eine    /iini    Aeeclivlos.      Sie     ist    mit     uenigen     Worten     ab- 

Iraclitet    evident   falsrii.      Der    Unferz.    gplaM^te    olslialil    zu       getliaii. 

folgender   Ansieht:   Der  Solöeismus   In   den  Worten    xoinu  Aeschyl.    Afiam.     \12-     oräCft  Ö'   iv  &' ^    vTtViJ}  -kqo 

<5t'   ot'y.   li-V   kcAhr/Ol    nml  srlion  der    blosse  Conjniirdi-    )m.- 

&'jjOr   und    der    Begriff    des    oi'/.Ttioilv   —    Mensehen    em- 


v.vtjbici.z.  I  iivrninifUDv  Tvovoq-  xut  Trag'  ä  \  /.ovraq 
l/ite  nairfooviiv.  „Hier  mnss  etwas  f.ilsrh  sein,  beginnt 
Hr.    E. ,    da   ilie    Partikel    Tfc    an  jnier   Stelle    iiiilit    zu    er- 


pfinden    bei    dem    Unglück     eines     Andern     IVIllleid,      beim 

Gliirke    IMitfrenile     oiler    Neid     —     zeigt,     dass     y.dv     zu  klaren    ist"    (Blomfield    hat   sie    erklarli.  h    gefiinilen  ;    aber 

verbinden    und    eine    Art   Oxymoron,     wie    etwa    jenes    et'-  Hr.    E.    hat   seiner  Eniendation    zu  Liebe    da»  Koninja  nach 

datuovdiv    ^VOll'ySl,      zu     snrlien     sei.        Alles    diess    und  novo-;,      »as     Blomfield     gibt,      in    ein    Colon    i  er»  .inilnlt). 

die    bekannte    Constrnrtion     des    i)i/[Fiofiv    («.    IMarkland.  ,, Abgesehen  lon  dieser  granim.itisolien  Scliivleri^kel«,    (alirt 

zu    IMaxim.    Tyr.    XVII,   2.   p.    Mi-      Elmsley     zu     Eurip.  er    fort,    erregt   der   Sinn    ein  Bedenken.       Warum    soll    die 

Med.    1202.    p.'  2(11)     weiset    anf    das     Deutli.  hste     darauf  Erinnerung   der   Leiilen    gerade    im    Traume    vor    die   Seel6 

hin,   dass    in    den   Buchstaben   top    öf   OV   der  Artikel  tuv  treten?      Wer     den     Kummer    aus    Erfahrung    kennt,     der 

und    ein    sich     auf  ov    endigendes    Snbstantivum     enthalten  weiss,   dass    er   des    Schlafes    Feind    ist,    ilass    er    in    sehlaf- 

sein    müsse.      Wenn     nun     der     llnterz.     statt     TO  }  fOj  losen    Nachten    die    Seele    am    meisten   quält    [das    Uichfifje 

schreibt    TO  VY  ÜOA,   so    wiril    diess   sch»prllch  Einer  hieran    ist  wenigstens  schief  ausgedruckt].      Liiterz.    glaubt 

für    eine    grosse  Aenderiiog,   sondern    nur    für   die    einfache  daher,    dass  Aeschylos  «i'i»'    VTIIOV    geschrieben   habe    niit 

Berichtigung    zweier    häufig    falsch     gelesener    Buclistaben  einer   ähnlichen    Wendung,    wie    vs.  14.    (fOi^oi  yo.o    uvD 

achten;     toFto   hat   z.    B.   Bast,    Gregor.   Corinth.    p.   bll.  iTCrov   71  a n na vrf.Tti.'-'-       Hr.    E.    hat    wieder    den    Zusam- 

iin   Lex.  SG.    in    tÖ    inio  verbessern   müssen,  und  der  Aus-  menhang  iler  Stelle   nicht  gefasst:   ilas   avi}'   r.ivoc   selbst 

Spruch    D'Orvilles    zu    Charit,    p.    3(iO:    „faciliiis    f)   ablt    in  ist   so    prosaisch,     dass    auch    der   nüchternste    Abschreiber 

X,   quam    contra"    beilarf  gar   sehr    der    Beschränkung,    vgl.  es   nicht   verdorben  haben  würde.      Der  Unterz.  beschränkt 

nur   Triller.    Obss.    IV,   7.   p.    336   sq.     Wyttenbach.    Epist.  sich    darauf,    Hrn.    E.    die    Ansicht    eines  Gelehrten    mitzu- 

Crit.   p.    .59    und    was    Dio    angeht    Relske    zu  Orat.  XVJII.  thellen,     dessen    Namen    hier    Nichts    zur   Sache   thut,     so 

p.    473.    not.    2.       Wer    aber     wird     nun     Bedenken   tragen  hellen    Klang   er   hat.       Diese     Ansicht,     mit     welcher   der 

(wenn    anders    er     es     nicht    ebenso    gut,      wie    <ler    Unterz.,  Unterz.    vüllig   einverstanden    ist,     ist   In    folgenilen    \Vorten 

schon    vor   der    paläographlschen    Eiitwickelnng    eingesehen  enthalten:    ,,l)er    Dichter    meint:    dass  das  Be»  iissiseln  iler 

hat,     TOi'TO    dt    rjv  ,      TO  i  Yll  O^tE  ()  i    (in   die    Ver-  Schuld    den    IVIenschen    auch    im    Schlafe   peinige;     tropfeu- 

derbung    eines   Wortes    zu    halten,      welches    an    sich    nicht  weise    tritt   an's    Herz    im    Schlafe    die    Schuld.       Damit   ist 

gelten,     aber    den    Abschreibern    doch    nicht   eben    geläufig  verbunden    das    y.oX    Tiao'    ä/.uvTaQ    und    zwar   so,     dass 

war,   nämlich    für   die    Verderbung   von   tuv    inroi'kov?  dieses   a/.ovxac,   dem   iv  vnvti)   entspricht,   und  Nichts  we- 

„Sowohl     weil    der   Zusammenhang   es    verlangt,     als   auch  niger,  als  Etwas  wie  ,, beim  Wailien",   als  dem  tj;  i'    ittvvj 

wegen     der     diplomatischen     Probabilität     hält    Unterz.    die  entsprechend,    verlangt    wird."     Diess  Letzte  reicht  für  den 

Emendation    (eben     Hrn.     Dr.    E.'s    Coiijectur     gegenüber)  Zweck    des    Unterz.  jetzt   aus,    und    er    erklärt   ilie    ^  ulgata 

für    plausibel."       Tu    v^roikov    ist   wie    tu    d'ttyilvt'iv,    tu  nicht   bloss    für    richtiger,     sondern    auch    für    viel   schöner. 

vyiElvuv    in    andern  Stellen    des  IMaxliniis  Tyrios   (s.  Mark-  Zur   thellweisen    \'erglelcliniig    eignet   sich    eine    Stelle    des 

land    zu    Diss.    IIJ,    3.    p.    32)    und    sonst    (Walz,    zu    Mcol.  Dio    Orat.    ^'1.    p.     Ml,   34.,    von    welcher    Wyttenbach    zu 

Progymn.  p.  320  fgl.)    gesagt;    das  Wort  hinreichend  durch  Plufarrh,    p.    1(1(1    F.      Animadvv.    p.    (i.S.S.       Mit    SelbsHer- 

Wyttenbach    zu     Plutarch.     de     Rect.     Auil.     Hat.    p.    44   A.  trauen    schllesst    Hr.   E. :      „Hier    gibt    die     Bnchstabenver- 

Animadw.    p.    37S    unil     Praer.     Sanit.     Tuend,     p.    !37    C.  tanschung    des    Hrn.    Veif.    keine    Ausbeute    [vielleicht    die, 

p.   8l)7   bekannt.       Die   l'ßgii^uVTeq ,    krjoret'uucei;  ,    Sui-  dass   Hrn.    E.'s   Coiijectur    falsch    ist],      t   und   a,    ui>   und 

()OÖuxoivTS<;,  fiui-isi'UDrei,  sagt   IVJaximus,    wandeln  auf  in   gleichen   sich    wenig.      Erwägt   man   aber,   dass,   war   « 

gefahrvollen    Wegen,    und    sind,    auch    wenn    sie    ungestraft  einmal    von    £   vcrdrängl  ,      die     Abtrennung   lies   i^   und    ilie 

bleiben    (um    diese    Worte    ganz,     wie    Hr.    E. ,     zu    verstc-  Vcrwaiidlnng   des   <ienili>s     in    den   Dativ    eine    fast     notli- 

hen)    und    den    Preis    ihrer    Schlechtigkeit    geniessen,    ohne  «endige    Folge    war,    so    wird    man   trotz    aller    Diplomatik 

dass   sie    vor   der    Welt    als    schlechte     .^lenschen    dastehen,  jene    Einend.ition    billigen."       So    etwas    kann    in    iler    Tliat 

vuoojdtli    ävitgo}71l)!     y.al     ITIUIAOI     Plutarch.    de    And.  nur    Hr.    K      hinter    einander    schreiben;     denn    was   sollen 

Font.    3.     p.    (iU,     ihre    'lOVIjoUi     ist    OiOTIlo     Tl    vöoi'iin  solche  Worte:    „«  und  £   gleichen  sich  wonig;    erw.'igt   man 

imovlov     V.(V      yuy.cnJ^c:     Gregor.      Naziaiiz.      Orat.     IV.  aber,     dass,     war     (r.     einmal     von     f:     verilrangt    ii.    s.    w."  ? 

p.    124    B.       Die    Idee,    die    dieser    Sprechweise    zu  Grunde  Kennt    Hr.    K.    mit   einem    Alale    die    Bedeutung    des    W  iirt- 

liegt,    ist   eine    Platonische    und    von    denen    beleuchtet,    die  eben    „wenn"    nicht?      tilaubt  Hr.  E. ,    dass  man    ihm  oliiie 

Heindorf    zum    Gorg.     p.    ,524    E.     p.    2.)(l    anführt,      iiozii  Weiteres     anf    seine     Anforderniij;     glaubt?       Der     Unterz. 

ausser    Spanheim     and     Hensinger   zu    Julian,    (/'aes.    p.    5,j.  hält    es    nach    so    vielen,     durchaus    vollständigen     fes    ist 

h(y  sq.     Bos    zur    Epist.    ad    Ephes.    V,    2t).    p.    1^7   sq.    und  Mehls    übergangen     von    dem,      «as    Hr.    Dr.    B.    in    Bezie- 

Elsner    zu    I.    ad    Tinioth.    IV,    ,'.    p.    •;  )S.     Wyttenbach    zu  hnog   auf    die    obigen    Stellen    des     Dio    geäussert)     Nach- 

Eunap.    p.    KiO    und    Boissonade    Anecd.    III.    p.    |  !  ,5    koin-  »eisiin{;en    »eder    für    nülliig,     noch    hat    er    Lust,   auf  das 

men.      Ausserdem     verlangt    iler   Sprachgebrauch    «ohl    für  Ralsonneinent   lies    Hrn.    E.    S.    221    fgl.    einzugehen,     und 

yafjvm   kuiifjdvwv-   yäiauv  t.o.iifjavoiisvoi.  bemerkt    bloss,   dass    wenn    Hr.   E.   erklärt:   dass   kein   ver- 

Zu    gleichem    Zwecke,     wl«    die   ,, evidente    Emendation  stänillger     (Mensch    ein     IMittel,     die     Wahrheit    zu     limlen 

des    iMaximus"     gibt    Herr     Dr.    Emperius    S.    224    noch  (er    meint    die    Diplomatik),     verschmähen    «ird,     dessen 
/Ceilichr.    I    il.    .liLLiihuimw  °'J 


1203 


1204 


uian  ohne  «fhr  groMe  Mühe  hahbaft  wenteii  könne",  er 
eben  ilurch  ilie  le(/.trn  Worte  ziemlich  dircrt  (sonst  ihut 
er  e»  iiaufii^  g'""?  imiifect)  <las  liekenntniss  abloj^t,  (lass 
er  ron  iler  Palaographic  noch  sehr  unvollLoniniene  IJe- 
grill'c  hat,  und  zu  der  Annahme  berechtigt,  dass  er  kiinf- 
lig  recht  ,,>er8tandi(;"  »erfahren  und  llei>isig  zu  Boisso- 
nade  und  Walz  [lUiterz.  thut  es  unaufgefonlert]  in  die 
Schule  geht,  uui  durcli  sie  dann  zu  weiteren  Forschun- 
gen geleitet  lind  gekräftigt  zu  werden.  Dann  und  wenn 
zugleich  11  r.  E.  sich  für  eine  Auctorität  zu  halten  und 
seine  Kritik  der  Liebe  zu  entbehren  aufhört  ,  »h-il 
er  iler  Wissenschaft  vollkommener  das  sein,  was  er  ihr 
sein  kann.  Denn  Liebe  (sie  mag  sich  immerhin  einer 
scharfen  Sprache  bedienen),  Liebe  —  so  haben  uns 
eben  jetzt  gewichtige  Stimmen  zugerufen  —  soll  und 
muss  das  GrniMl|irinci|)  aller  Kritik  sein,  weil  Nichts  so 
scharfsichtig  macht,  als  diese.  Dass  diess  Ilr.  E.  aber 
«reder  in  Beziehung  auf  Uio,  noch  auf  die  (für  Hrn.  E. 
allerdings  meist  zu  kurz  gefassten)  Bemerkungen  des 
Unterz.  gewesen  ist,  ilaron  meint  Unterz.  im  Obigen  zur 
Genüge  Beweise  gegeben  zu  haben.  Sollte  derselbe  in 
den  behandelten  Stellen,  wenn  nicht  selbst  das  Richtige 
gesehen,  doch  <lurch  allseitige  Darlegung  seiner  An- 
sichten zur  Auffindung  des  Wahren  sichere  llülfsuiittcl 
an  die  Hand  gegeben  haben,  soll  es  ihn  freuen;  diess 
aber  glaubt  er  mit  Zuversicht  annehmen  zu  kiinnen,  dass 
die  wunile  Stelle,  das  i'uot'kuv  der  Conjecturalkritik, 
wie  sie  jetzt  nicht  selten  geübt  wird,  immer  mehr  er- 
kannt und  schärfer  in's  Auge  gefasst  und  seinen  redlichen 
Bemühungen  Kcnntnissnahine  und  somit  eine  gewisse  An- 
erkennung weder  jetzt,  noch  künftig  tersagt  werden  wird. 
Er  mag  wohl  mit  Recht  auf  folgende  Worte  des  zum 
Schutze  und  Wohle  der  alten  Classiker  erlassenen  Sena- 
tnsconsultes  aufmerksam  machen:  „Correctores  hoc  difli- 
cillinio  (vgl.  Epist.  Grit.  p.  II)  rei  litterariae  tempore 
atibiles  nocessariosquc  esse.  Si  quis  e  libri»  bonis  fidis- 
que  (vel  ex  eorum  restigiis)  correxerit ,  laudi  scmper  esse; 
si  quis  e  conjecturis  noxae.  Nisi  eae  clarae ,  liquidae, 
ccrtac  sint.  —  Si  quis  (correcfor)  auibiguae  raletuilini» 
erit,  enm  ad  tempus  relegari  in  Atlantidem  insulam,  ubi 
memuraiitur  somiiia  non  videri."  Auf  dieses  Consult  darf 
der  Unterz.  sich  beziehen,  wenn  gleich  er  selbst  einmal 
(als  er  die  Thebana  Paradoxa  schrieb)  gegen  einen  an- 
ilern  Paragraphen  desselben  gefehlt  hat:  senatui  placere, 
nti  lex  annaria  (anf  welche  Hr.  E.  viel  zu  geben  scheint) 
servetur  :  neu  quis  minor  XXV  annis  correcturain  petere, 
gerere  possit ;  jetzt  hat  er  das  Alter.  Diess  sei  in  der 
Kürze  in  Bezielinng  darauf  i>eiiiprkt,  dass  Andeutungen 
über  des  Unterz.  Aller  gefallen  sinil.  Er  hat  nun  ein- 
mal nicht  umhin  gekonnt,  im  didaktischen  Tone  zu  spre- 
chen, uml  wird  es  sich,  um  es  mit  Einem  W^)rle  zu  sa- 
gen, zum  Verdienste  anrechnen,  wenn  er  darauf  ein- 
wirkte, dass  Hr.  Dr.  Emperius  bei  si-iner  Ausgabe  des 
Dio  ,  auf  »eiche  mit  Vielen  auch  der  Unterz.  hollt ,  etwa 
Kavser's  Arbeiten  zum  Philostratos  sich  zum  Vorbild  neh- 
men   wollte. 

Als   Ergänzung    zu    Epist.   Crit.    p.  XL  und  ,\X1L  müge 
noch   Folgendes   dienen.      Eurin.    tjacch.    3/9   ■"■'l. 
Jy.oiiiav  jTOT/   Tuu  Kiiiijov 


Iva  ^eXil(f(Jovt(;  ve^ov- 

nä(fov  y,  üv  iy.aTooTOiioi 
fja(>ßa()oi>  Tiuru/uoi'  ^uut 
Y.affuiCuiaiv  dvofifiQui. 
Hr.  E. ,  der  sich  nicht  berufen  gefühlt  hat,  über  den 
Inhalt  der  Epistula  zu  iirtheilen  ,  «velcher  sich  nicht  auf 
Dio  bezieht,  hat  es  doch  ^>.  23 i  nicht  unterlassen,  die 
vom  Unterz.  ron  S.  XXVII  an  zu  obiger  Stelle  des  Eu- 
ripides  gegebenen  Erläuterungen  und  Verbesserungen  (oben- 
hin und  unvollständig)  anzuführen,  und  ohne  selbst  eine 
Ansicht  zu  haben,  folgende  Worte  niederzuschreiben: 
„Der  Verf.  sagt  bloss  ty.ucuaiouui  lasse  sich  leicht  und 
evident  emendiren,  doch  bedürfe  die  Sache  einer  weit- 
läiiftigen  Auseinandersetzung,  wozu  es  ihm  jetzt  an  Zeit 
gebreche.  Unterz.  glaubt,  dass  wenn  dem  Hrn.  Verf. 
das  Wahre  bekannt  war,  ein  paar  Worte  genügt  hätten; 
denn  nicht  die  Wahrheit,  sondern  die  Lüge  bedarf  der 
Umschweife.  Da  Hr.  Dr.  U.  nicht  Zeit  und  Platz  finden 
konnte,  seine  Ansicht  über  alle  Schwierigkeiten  der  Stelle 
mitzutheilen  ,  so  wäre  es  ziveckmässiger  gewesen  ,  dieses 
Bruchstück  noch  zurückzuhalten.  Denn  in  dieser  Unter- 
suchung hängt  Alles  genau  zusammen,  und  ist  nicht  Alles 
erklärt,  so  ist  Nichts  erklärt.  Recens.  vermuthet  aber, 
dass  der  Hr.  \'erf.  nicht  auf  dem  rechten  AVege  ist." 
Hr.  Dr.  E.  hat  auch  hier  viel  zu  rasch  geschrieben,  als 
dass  er  wissen  sollte,  was  er  geschrieben  hat.  Dess- 
lialb  sind  die  Worte  noch  einmal  hergesetzt;  vielleicht 
dass  ihm  bei  der  neuen  Lesung  klar  wird,  was  er  eigent- 
lich gesagt  hat.  Offenbar  haben  ,, hierbei  Temperament, 
Erziehung  und  Umgebungen"  mitgesprochen.  Der  Unterz. 
hat  es  auch  jetzt  nur  mit  dem  Gelehrten  Emp.  zu  thun; 
ein  Jeder  wird  es  erklärlich  finden,  wenn  der  Unterz. 
es  verschmäht,  hieraus  mit  dem  Aleuschen  Bekanntschaft 
zu  machen.  Dem  Gelehrten  aber  erülTnet  er,  dass  seine 
Conjcctur  ebenso  unnütz,  als  falsch  ist;  unnütz  und  falsch, 
weil  aus  dem  Proömium  und  dem  Schlüsse  der  Epist. 
Crit.,  wo  ilie  speciellsten  Angaben  stehen,  der  Gang, 
welcher  der  Epistola  »orgezeichnet  war,  ersichtlich  ist, 
und  daraus  mit  leichter  fllühc  entiioinineu  werden  kann, 
tvie  das:  hie  repente  praeter  speni  jubeor  finein  facere 
zu  verstehen  sei.  Hr.  E.  freilich  übersetzt,  wie  TO  deo^ 
durch  ,, immerwährende  Furcht,  ilie  ich  habe",  so  jubeor 
(fineiii  facere)  durch  ,,es  gebricht  mir  an  Zeit  und  Raum" 
mit  der  kleinen  Ellipse  von  leniporis  mei  ac  loci  angu- 
stiis.  Der  jubens  war  in  diesem  Falle  iler  typotheta, 
von  ilesseit  jVoth  und  Weigerung,  auch  nur  noch  einen 
halben  Bogen  der  bereits  in  seinen  Händen  befindlichen 
Epistola  zu  driu'ken,  vtenn  das  Programm  auch  noch  die 
Schiiliiaclirichten  umfassen  sollte,  der  Unterz.  eine  lange 
Geschichte  erzählen  würde,  wenn  er  nicht  dadurch  in 
den  Verdacht  kommen  könnte,  als  setze  er  bei  Hrn.  E. 
ein  grösseres  Interesse  für  ilie  Geschichte  des  Druckes 
der  Epistola,  als  für  den  Inhalt  ilerselben  voraus.  Uebri- 
gens  ist  es  sehr  bezeichnend  für  Hin.  E.,  ilass  er  es  für 
möglich  hält,  ila.«s  Einer  einer  Cuiijectur  wegen  grossartig 
lugt.  Welches  Gewicht  legt  wohl  Hr.  E.  auf  eine  Con- 
jectur,  auf  —  eine  —  Coiijectur!  Jidayavuv  öt  V.al 
ni/.uov  y.al  y.a/.uijOe'  uidtv  riiiv  ijiujv  oröe  TMtsi- 
j'Ui:      Nach   solchen   Erfahrungen,    wie    der   Unterz.   jetzt 


IW5 


1206 


^einaclii  hat,  sieht  er  erst  recht  ein,  wie  »ohl  er  daran 
^ethan  hat,  seine  Emenilation  nicht  in  der  ron  Hrn.  E. 
»orge»chla(;eneii  Weise  zu  gehen.  Hr.  K.  »ersichert  zwar 
„wenn  dem  Lnlerz.  das  Wahre  beUaiint  gewesen  wäre, 
hätten  ein  paar  Worte  geni'igt",  alier  der  Uiiterz.  ist  nach 
den  obigen  Darlegungen  berechtigt,  diess  wenigstens  für 
die  Person  des  Hrn.  Dr.  E.  durchaus  in  Abrede  zu  stellen. 
Die  Enienilation ,  ron  der  Epist.  p.  XXXIII  gesagt  war 
„emenilatio  qiiamvis  sit  facilis  et  perspicua,  lonj^iorem 
tarnen  orationem  et  ijuendam  rerborum  ambitum  dcsiderat, 
und  welche  nun  seit  längerer  Zeit  nicht  ganz  unbekannt 
ist,  besteht  darin,  dass  fiir  au  iyaTOOTU/JOl  geschrie- 
ben wir<l  d/.a  iiarucTT  OH  o  l.  Weiss  Hr.  E.  ohne  Wei- 
teres, warum  diess  eine  leichte  Emendatiun  ist?  weiss 
Hr.  E.  ,  warum  sie  nothnendig  ist?  weiss  Hr.  E.,  warum 
sie  für  richtig  gelten  kann  ,  obschou  d'/.UllUlOuxOfAO^ 
in  keinem  Lexikon  steht?  weiss  Hr.  E. ,  wie  sich  d'/.OL- 
fiaiUOTOllOC  und  üvoiitjQDt  zu  einander  verhalten  ?  weiss 
Hr.  E.  (in  Engel's  Cyprus  steht  es  noch  nicht),  dass  der 
Fluss  eigentlich  heutzutage  noch  dy.auaroaTOUOi;  ge- 
nannt wird?  weiss  Hr.  E.  ,  dass  hierbei  ein  Fragment 
eines  griechischen  Lyrikers  und  noch  andere  Stellen  zur 
Besprechung   kommen? 

Indem  der  Unterz.  bemerkt,  dass  die  angeregten 
Puncte  in  einer  iiber  einen  römischen  Dichter  bei  erster 
Mussezeit  zu  veröffentlichenden  Schrift  ihre  Erledigung  fin- 
den werden,  erwähnt  er  noch,  dass  au  einer  späteren 
Stelle  der  Epist.  gezeigt  »ar,  dass  bei  Euripides  v.  3^)1 
'Ev.Bl  XägtiEZ,  iy.et  de  [169  oi  zu  lesen  sei.  lu 
derselben  Weise  war  auch  die  Stelle  des  Horaz,  welche 
ron  S.  XI  an  weitläuftig  behandelt  und  gegen  Bentley 
geschlitzt   ist,   verbessert. 

Horat.   Carni.   I.    lö,  7- 

Non  Dindjuiene,   non   adjtis   quatit 
Mentem   sacerdotum   incola  Pythius, 
Non    Liber   aeque,    non    acuta 
Sic   geminant  Corjbantes  aera, 
Tristes   ut   irae. 

Es  ist  nämlich  :  tristes  ut  Irae  zu  schreiben.  Für 
irae ,  worauf  schon  das  folgende  „deterret"  (quas  neque 
Noricus  deterret  ensis)  hinweist,  genügt  es,  zu  vergleichen 
Stat.  Theb.  II.  287.  ,,Luctus  et  Irae  Et  Dolor  et  tota 
pressit  Disrordia  dextra."  IV.  (i6l.  „sunt  iliic  Ira  Furor- 
que  Et  ftletns."  VH.  4S.  ,,priinis  salit  Impetus  amens 
E  foribiis  coecuinquc  Nefas  Iraeque  rubentes  Exsnngues- 
que  IVIelus'',  und  Plutarch.  Ainator.  XV'III.  p.  4().  liotbtc,. 
Dadurcli  scheint  der  letzte  Zweifel  an  der  Richtigkeit 
der  in  der  Epist.  p.  XII  gegebenen  Erklärung,  das*  tri- 
stes Prädirat  ,  und  in  der  ebenilascibst  erläuterten  Be- 
deutung zu  fassen  sei,  hinwcgznsrh»  inilen.  „Trisiis  au- 
tem  non  is  dicitur,  qui  iniser  est  et  luctu  perditus,  sed 
hoino  acerrimis  doloris  stiuiulis  penitus  exacerbatus" ;  wie 
z.  B.  die  iiiiniine  plena  sacerdos  tristissiiiia  vates  heisst 
Curipp.  in  Epist.  a.  ik.  O.  und  dazu  noch  Catiill.  Epithal. 
Pel.  et  Tliet.  126- ,  wo  die  ardeiiti  rorde  furens  tristis 
genannt  »ird.  Zu  den  Stellen  über  die  Kor^banten  gibt 
der  Unterz.  nachträglich  Arrhian.  bei  Eustatli.  zn  Dionys. 
Perieg.  MJ  (.  p.  2.')ti,  lU-  i{alv(jvxii.i  ifj  Pen  y.ci  "^ooi 
KogvßavTUiv  -/.axiyovxa.t.    Claudian.   iu  Eutrop.  I.  'J7S. 


,,Raura  Cleonaeos  ad  tjmpana  disre  furnres",  auch  Theo- 
dor. Metoch.  LIII.  p.  3U4.  y.uovliavTiujvTU!;''Joti,  und 
Lucia».  Tragodopo.  3fi.  nuonnki'^yti  d'  d/^rfi  (funroon; 
KtXaÖuvai  Ktji]T\  övdiKj)  ISo^ov  tvuv  Kogitjaviei; 
diess  um  so  mehr,  als  nach  der  obigen  Eiriendation 
Nichts  mehr  nOlhigt,  tristes  in  activem  Sinne  zu  nehuiem 
Ausserdem  mügen  diese  Verse  den  bereits  bekannten  Stel- 
len, wo  sich  aeque  —  us  findet,  beigezählt  werden, 
wenn  gleich  dem  ut  zunächst  ein  sie  voranfgeht.  Mit 
der  folgenden  Strophe,  zu  deren  Erklärung  Wernsdurf 
zn  Himer.  Orat.  XXI.  p.  745  beiträgt,  geht  der  Dich- 
ter auf  die  irae  (hominuiii)  über,  und  «s  hindert  Nichts 
V.  17.  ,,Irae  Thycsten  stravere"  als  irae,  wie  bei  Sener. 
de  Ira  I.  2.  ,,aspice  nobilissimarum  civitatuni  fundamenta 
vix  notabilia:  has  ira  dejecit.  —  Aspice  tot  ineinoriae 
proditos  ducrs,  mali  exeinpla  fati:  alium  ira  in  cubili  suo 
coufudit,  alium  inier  Sacra  mensae  ira  percussit"  zu  ver- 
stehen ,  wie  aus  Stellen  altiT  und  neuer  Dichter  bei  liois- 
sonade  zu  Plan.  Met.  p.  3ÜÜ  und  zu  Psell.  p.  292  her- 
vorgeht. 

Friedland.  Robert   Unner. 


108.  a.  Reisen  auf  den  griechischen  Inseln  des  ägäischen 
Meeres.  Von  Dr.  Ludwig  Rosa.  Erster  Band  , 
enthaltend  Svros,  Tenos  ,  Delos ,  Rhenäa,  Naxos, 
Paros ,  los,  Thera,  Therasia,  Anaphe,  Kjthno.s  , 
Keos ,  Seriphos,  Siphnos,  Pholegandros,  Sikinos 
und  .Amorgos.  Mit  zwei  Kupfern.  Stuttgart  und 
Tübingen.  Druck  und  Verlag  der  J.  G.  Cotta'- 
schen  Buchhandlung.  1840.  XII  und  20S  S.  8 
b.  Reisen  und  Reiserouten  durch  Griechenland.  Von 
Dr.  Ludwig  Ross.  Erster  Tlieil:  Reisen  im  Fe- 
loponnes.  Mit  zwei  Karten  und  mehreren  Holz- 
schnitten und  Inschriften.  Berl.  bei  G.Keiuier.  Iö41. 
XXIV   und    IUI    S.    8. 

Die  berühmtesten  Reisemlen  unseres  Jahrhunderts, 
denen  wir  unsere  Bekanntschaft  mit  Griechenland  ver- 
danken, wie  Dodwell,  W.  Gell,  Leake  u.  A.,  haben 
die  Inseln  des  ägäischsn  Meeres  unberücksichtigt  gelassen: 
Brönilsted  hat  nur  von  der  Insel  Kens,  Fr.  Thii'rsch  von 
Paros  eine  iVlonograpliie  ^egi'licii:  die  ,Moiiiigrai>liien  ein- 
geborner  Aegäopelagiten  ,  >on  Della  Rocca  liVier  .Syrns, 
von  !\Iarkaky  Zallony  über  Tenos  sinil  in  Deiitschlanil 
wenig  bekannt  gewuiden:  so  ist  es  ein  fast  nnlierülirter 
Bilden,  auf  den  wir  in  der  unter  ».  •■ .  giMiaiiuleii  Rei- 
sebeschreibiing  geführt  werden.  Duselbe  biMet  ilie  zwan- 
zigste Lieferung  der  Reisen-  und  Liinderbesclireibungen 
der  älteren  und  neuesten  Zeit,  «eiche  im  ("olta'scheii 
Verlag  von  Dr.  Ed.  Wiileiinann  lind  Herin.  Ilanlf  lier- 
an«gegebeii  »erden,  und  gibt  schon  dadurch  zu  erkennen, 
dass  sie  nicht  bloss  für  Allerthnnisforsrher ,  sondern  für 
gebildete  Leser  aller  Stände  besliinint  sei:  daher  »unle 
auch  die  Briefform,  worin  einzelne  Tlieile  bereits  in  Lin- 
terlialtungsblättern  (Morgenblutt  nnd  Ausland)  eis«  liienen 
sind,    beibehalten,    gelehrte    und  vollständige   \'erarbeitnng 


l')07  .                              120S 

«los  StofTp»  nl>pr  fi'ir  eine  Roilip  von  rtlonograpliipn ,  « ie  gianil«,  in  «olclietn  Toiirnrfort  (im  J.  1700)  sie  gesehen, 
«in  ilor  Verf.  Iioroitii  ill>er  An-tplie  niid  Sikimis  gegeben  iiiclit  weit  vom  Ufer.  Oic  Breite  des  Rückens,  i'ilier  die 
hat  lurlx'li.iKen.  Si-hultern  jremessen ,  lelr.'lgt  ',','-'((  IMoter.  Dieser  von  den 
ti<'licii  »ir  mit  unserem  Berirliie  von  dem  Mitfclpuncte  Naxiern  dem  Apollon  geweihte  Coloss  wurde  sclion  im 
der  Kvkhiden  nn«,  so  bietet  uns  die  heilige  Delos  ein  Altcrthum  nmgestiir/t ,  als  ein  von  denselben  Naxiern  da- 
trauri^es  ISild  von  der  Vergänglichkeit  menschlicher  Herr-  neben  errichteter  eherner  Palmbauni  vom  Winde  eingc- 
lirhkrit  dar.  Die  stanze  Insel  ist  ein  grosses  Triiininer-  rissen  wurde,  und  dio  Statue  mit  f.u  Hoden  riss.  Inder 
ineer.  Die  zahlreichen  und  ausgedehnten  llninen  sind  Mitte  der  Insel  erhebt  sich  «ler  weltberühmte  Kvnthos. 
durch  die  seit  länger,  als  einem  Jahrtausend  geübte  Un-  Der  Berg  besteht  aus  Granit,  und  an  seinem  Fusse  sieht 
sitte  der  BcMohner  der  benachbarten  Inseln,  namentlich  man  noch  jetzt  die  Brüche,  «o  die  zahlreichen  Granit- 
von  iVUkonos,  Svros  und  Tenos,  hier  ihr  Baumaterial  zu  säulen,  welche  man  auf  der  Insel  findet,  geschnitten  w  ur- 
liolen  und  zu  ihren  Bauten  den  nütliigen  Kalk  zu  bc-  den.  .Seine  Höhe  betriigt  nicht  über  vier-  bis  fünfbun- 
reiten,  gewaltsam  zerstört.  .Schon  vor  Jahrhunderten  sind  <lert  Fuss,  so  dass  er  gegen  die  mächtigen  Berge  iler 
«anze  Schill'sladunfjen  von  J>Iarnior  und  Säulen  nach  \'e-  umherliegenden  Inseln  sehr  kleinlich  dasteht.  Seine  Ab- 
nedig  nnil  !vonstantiii(>|iel  gebracht  worden.  Nicht  einmal  hänge  sind  ganz  mit  herunteri^estürzten  IVlarmorquaifern 
ein  Palnibaiim  ist  stehen  geblieben,  um  an  <lie  Geburts-  übersfiet.  Auf  dem  Gipfel  finden  sich  Fundamente  und 
stalte  des  FernhiulreUers  Apollon  und  der  jagdfroheu  Ucberrcsle  eines  grossen  Geb.'iuiies  ionischer  Ordnung: 
Artemis  zu  erinnern.  Das  Flüsschen  Inopos,  dessen  man  findet  noch  Capitalc,  Gesimse  und  andere  Baustücke. 
Steigen  und  Fallen  mit  dem  des  Nils  verglichen  oder  gar  Der  Unterbau  ist  aus  Granit.  Zwei  Treppen  führten  vor 
in  Verbindung  gebradit  wird,  glaubt  Hr.  Ross  in  dem  Alters  auf  den  Berg,  die  eine  von  der  Nord-,  die  andere 
Bette  eines  Giessbaches  zu  erkennen,  der  vom  Kynlhos  von  der  Westseite.  Von  der  letzteren  vorzüglich  finden 
her  gegen  das  Theater  ausläuft,  und  dessen  jetzt  völlig  sich  noch  viele  Stufen  am  Platze.  Auf  der  Westseite  ist 
trockene  Ufer  zum  Tlieil  mit  ;Uarmorquaderii  eingefasst  noch  das  aus  Abbildungen  bekannte  Steingewölbc ,  wahr- 
sind. Noch  völlig  kenntlich  ist  der  mit  einer  niedrigen  scheinlich  nur  eine  .Art  Eingaiigsthor  zu  dem  heiligen 
IMnuer    eingcfasste    runde    See    in    der  Nordhalfte    der  Insel,  Peribolos    des    Berges    Ivynthos. 

nordöstlich     über     dem     Tempel    des     Apollo    gelegen,     an  Rheneia  itilet  Rhenaea   ist    weit   grösser    als   Delos,    da- 

desscn     Ufer     eine     der    verschiedenen     Sagen    den     Apollo  her    es   auch    heutzutage  Gross- Delos   genannt    wird.      Anf 

geboren    werden    liees.      Geht   man    von    diesem  runden  See  der  Delos    gegenüberliegenden  .Südliälfte    der  In^el    lag   die 

quer    über    die  Insel  an    die  Ostknste,    Bl\konos  gegenüber,  Gräberstadt,    welche  einen  ähnlichen  Trümmerhaufen    dar- 

so   trifft    man   die  Reste    eines   ausgeilehnten  Gebäudes,   das  bietet,    wie    die  Stadt   der  Lebenden   auf  Delos.      Die  Grä- 

auf  einer   SSulensteliung    Rundbogen    von    blauem    Marmor  ber    waren    hiei  ,     wie    die    Wohnhäuser   auf  der    Nachbar- 

trug,  jeder  aus   Einem  Stück.    Von  den  Säulen  steht  keine  iiisel,   meistens   aus   Bruchsteinen    von  Schiefer   und  Granit 

mehr    aufrecht.      Unter   den  Trümmern    liegen    auch    grosse  gebaut,    halb  unter  und  halb    über  der  Erde.      Eine   solche 

Sitzsfufeii   aus    blauem   Marmor;    wahrscheinlich    gehörten  Grabkammer   wird   <lurch   einen   tiang   in    zwei  Hälften  ge- 

sie    zu    einem    Stailium,    welches  Hr.  R.    auf  der  Nordseite  theilt ,   an    welchen    zu    beiden    Seiten    ilie    Gräber,    in    Gc- 

dieser    Ruine,    fast    unmittelbar    an    dieselbe    stossend,    cnf-  stalt    von    vier    bis   sechs    und  mehreren    langen  und    schma- 

derkte.      Nur     die     rechte     (westliche)   Seite    desselben    ist  len    Cellen,     anstossen.       Alle    Sarkophagdeckel   sind    nach 

an     die    Anhöhe    gelehnt;     die     östliche    oder    linke    .Seife  dem    Muster    eines    Daches    gearbcilet  ,      und    haben    in    der 

■war    ohne    Sitze,     und     hat     nur    in    der    Mitte     eine    künsf-  Mitte    de«    Rückens    einen    viereckigten    Aufsatz,    vielleicht 

liehe    Tribüne    von     4.i   Schritt   Länge,     welche    drei    oder  zum    Aufsetzen    einer    Büste.       Eine    auf    Rhenaea,     sowie 

vier    Sitzreihen     gehabt    haben     kann.        Es     war    also     ein  auf  den  übrigen  südlichen  Inseln ,   auf  Paros,    Thera,    Tho- 

OTcidiov    /.(li/.    ixktvou,    wie    sich    Pausauiag    II,   29 1   8.  rasia   und  Aiiaphe   gewiihnliche  Form    von  Grabdenkmälern 

ausdrückt.      Ohne   Zweifel    war   diese   ganze  Ruinengruppe  sind    Altare   mit   Stierköpfeii    und    Bliinien-    und    Fruchtge- 

eiii    Gymnasium:     darauf     ileutet    auch    ein    hier    liegendes  hängen,     deren    scpuh'raler   Gebrauch    durch    die   Iiischrif- 

Piedestal    mit    Inschrift,     welches    die    Statue    des    Königs  fen ,     wo    ne    noch    lesbar  sind,     ausser    allen    Zweifel    ge- 

Jlithridates  des  Gro.sseii   ( /s/'/f  rt'rcjp  ,  ^i'rc/);«;)  getragen,  setzt    ist.      Uebrigens    ist     es    eine     zwar     weit    verbreitele. 

die    ihm    von    dem  G viniiasiarchen  Dionjsios  errichtet    wor-  aber    irrige    Annahme,    dass    Rhenaea    bloss  Nekropole    ge- 

den    war    (C.    I.    Gr.    II.    iir.    'Xll'-  a.).     Die  Hauptgebäude  wesen   sei;      denn     dass    sie    auch    «on    Lebenden    bewohnt 

der    Insel    lagen    säinmtlich    zwischen    dem    genannten    ruii-  war,    beweisen    nicht   bloss   die  Verzeichnisse    der    Buiides- 

deii  See    und    dem    Hafen.      Hier   sind    die    Trümnierliüiifen  genossenlnbute  ,    sondern   auch    die  Sitte,    dass   die   Frauen 

vom    Tempel    des    Apollon    und    von    der   Stoa   Philipp's   des  von  Delos    herüberkuinmen    mussten  ,    um    ihre  Niederkunft 

Dritten   von    Makedonien.      Die    Stiercapiläle ,    welche    zu-  abzuwarten    (Thuc.    I,    y.    IM,    101.     Diod    XII,    hS.). 

erst   von    den    Enjjlänilern    in    den    uneilited    Antiquities    he-  Nftxns    besteht  fast   zur  Hälfte    aus  einem    weissen  Mar- 

kannt    treinacht    wurden,     sind     jetzt    so    sehr   verstümmelt,  inor,    der,    wenn    auch    nicht    so  berühmt,   als  der   parische, 

dass     man     IMülie     bat,     die     Spuren    ehemaliger    Sciilptnr  dennoch    mit    demselben    fast  von    gleuhem  Korn    und    glei- 

daran    zu    erk<-mieii.     Von    der    grossen    Apollonslafue,    wel-  eher    (iüte    ist.       Noch    liegt   in    einem  Marmorbruche    eine 

che  nach  VVhelers    und  Spoiis  ziemlich   einstimmigem,    aber  colossale  ,    aber    ganz    im  Rohen   entiiorfene  Statue    in   der- 

gicher    irrigem     Berichte     wenige   Jahre    vor    ihrem    Besuch  jeni;;en    Bihlui.g    und  Stellung,    i'n    welcher    man    ilen  Apol- 

auf   Delos    noch    unversehrt   aufrecht 'gestanden  haben    soll,  Ion    Patroos   oder    Pvlhios    erkennt;   der    linke  Fuss    ist  ein 

liegen   die   Brurhsti'icke   noch    ungefähr    in   demselben   Zu-  wenig   vnrschreitend  ,     wie    auch     bei    dm    rrümmern   des 


!209  1210 

naxistlii-n   ("ii!ns»os   .mf   i)eli)s,     ilip    Armp    liefen   bis    zum  Viilranisrlien    l'rspi'iiigs    i^t  <li«   Iii^el    Theia.      In   vor- 

l£l|pnb(>trcMi    an    ilrn    iScitni    .in,     vom    ElliMilKi^cn     an    aber  liistorisilier   Zeit,   als    4lie    i;ru»se  kfite    lon  ^'nlcanen,    ilie 

«inil     sie     balb    ^i'bobeii    iiml    fibiT    die    liru.^t    vorgestreckt,  si<  b    ilnrch    ilas     süillirtie    Kiir(i|)a    uikI     ilnrcli     das    mittel- 

wie    bei     dem    Philexisi  lien     Aiiollon     des    Kanarbos.        Die  läniliselic    IMeer    zicbt,    niid    tnn    der  3Ielus    iinil  Thera   nur 

Höhe,  der,    ganzen     Fifjnr     von     den     Fnsssoblen     bis    zum  ein    ])aar   ausgebrannte    Feuerüfen    sind,    iinrh    i\i'Ai\%    »ar, 

Scheitel    betrügt   |Ü.,tjl)  IMetcr   oiler  et«a  34  englisrlie  Fuss.  etbnb   sich    in    der  !\liUe    iles    «eiten  Dassins  ,    »elches  jetzt 

Gan»:    in    <ler  >rtlie   steht   an    einer    glatten  Wand    des  IMar-  die  Insel  Thera   und  Tlierasia   trennt,    ein    Krater   aus  dein 

niorbiigels    in     drei   Zoll     holien ,   srhfiiicn     Uurhstaben    die  Weeresgrunil ,    und    fing    seine    Uftllenai  bcit    an.      Er    warf 

In'iihrifl:      iiou:,   j^U)ijiuL'   iSoqv    y/TTokXujlO';,      was    ver-  eine   Schicht    Asche    und    Lara    nach    der   andern    aus,     die 

nintbliili    dazu    beigetragen    hat,    den    Namen    des    Colosses  sich    regelmässig   über    einander    lagerten,     und    bildete   so 

bis    auf  den    heutigen    Tag   unter   den    Laiidleuten    der  Um-  eine    grosse,     kreisrunde    Insel,      »eiche,     von    ihrer    Peri- 

gi'gend    lebend    zu    erhalten.        Was    die    ursj)riingli(  lie    Bc-  plierio     her    sanft    aus     den     Wellen     aufstcifjend ,      in     der 

slimmnng    des    Colosses    geiieseii   sei,      lasst   sich    nicht   er-  ftlitte     in     einen    spitzij^en ,      wenigstens   VOOD    Fuss    hüben 

rathen  ,   sehr   plausibel    ist   aber    die    Vermutliung   von  Ilrn.  Pik    endigt.      Seine    letzte  Anstrengung    war  die  Aus.schlcu« 

R. ,    dass    er    ursprünglich    zu    ilein    oben    genannten    Weih-  derung    eines     ungeheuren     Aschen-     unil    Biuissfeinregens, 

geschcnk    der  Maxier    nach  Delos    bestiinnit    gewe.sen  ,    aber  der   sich    als   eine    weisse,    zwanzig    bis  vierzig;  Fuss    mäch- 

wogen    mehrerer    ziemlich   tiefer   Risse,    welche    quer    über  tige   Schicht    über   die    ganze    Oberll.'lche    des    Eilandes    la- 

ilas    Gesicht    und    über    die    Brust    laufen,     aufgegeben    und  gerte.      Hiermit  war  sein  Werk  vollbracht;   das  neue  Land 

statt  seiner    ein    anderer    gesünderer    IMarniorblock    gewählt  war    zum    Anbau     durch    Alenschenhaiid     vorbereitet.       Der 

worden   sei.       Diese     Erklärung     empfiehlt    sich     besonders  Krater  stürzte    ein,    begrub   die    ganze  .llitte    der  Insel    mit 

dadurch,     weil     die     blasse     beider    Statuen    ziemlich    nahe  sich    in    seinem    Sturze,      und     liess     nur    üstlirh    die     halb- 

nbereinstiiiiincu.  mondförinige    Thera,     westlich    ilie    kleinere    Tlierasia   unil 

Die     Ilauptstailt     Dagoiyua    auf    Faros    ist    roll    alter  südlich     zwischen     beiden     das     kleine     Eiland     Arpronisi. 

Krurhstücke    aller    Art   aus    dem    trHlTlichen    IMaterinI  ,    wo-  Zwischen    ihnen    wogte    fortan     das    .'Meer     in     einem    meh» 

mit     die     ^iatllr     diese     Insel     so     verschwenderisch     begabt  rere  .Stunden    breiten,    loii  Nord    uac  h    Süiiiiest    gericbteten 

hat.      Unter    den    zahlreichen    kleinen    Basreliefs,      welche  Canal ,      in     nelchem     das    1,'iiigste    Senkblei    keinen    Buden 

in    die    Häuser    eingemauert    sind,      belinden    sich    jedoch  findet.       In    der    Mitte   dieses    Bassins    bildeten    sich    in    der 

iJiehrere,    die    neben    geläufiger   tecbiiisdier  Ausführung   so  gesrhirhtlicbeji    und    zum    Theil    in    der  jüngsten   Zeit    drei 

ungesrhickt   und    disprnportionirf     in     der    Zeichnung   sind,  neue    Eilande,      worüber    «lie    Nachrichten    lies    Altrrlhums 

dass   auf    altisclien    Alonnnieiiten     kaum    etwas     Aehnliche«  und     der     neuesten     Zeit     in     drei     Beilagen     zusaminengc- 

vorkuiiiineii    düifte.      Eine  Inschrift  in  einer  Capctic    (üoo^  stellt  siiiil. 

Xu)(jLOV    ieguv    AuukkviVOC,   ^ifkioc)     weist  ,  ein    Heilig-  Die     Ruinen     <ler    alten    Stadt    Oea     liegen    auf    einem 

thum    des    delischen     Apollnn     nach.       Eine     Viertelstunde  schroll'en,    durch    einen  Istlimos    (31cssa  -  ^  uiiö ,    d.  h.  Z«i- 

südwestlicli    von    der    Stadt   hat    ein    Tempel    des    Asklepins  si  henberg)    mit   der  Insel    veibundenf  ii  ^'orgebirge ,    dessen 

und    der    Hvgieia    gestanden;     hart   an     einer    kleinen    Fels-  Rücken     mit     TriiiiimiTlianfin     bedeckt     ist.       Es     befinden 

wand,      unter    »elcher    eine    Quelle    hervurkomint ,     die    in  sich    darunter    einige  Reste    von  polvgcmist  hein  »aiier»  erk, 

einem   antiken    Bassin     aufgefangen    wird.        Vielleicht    war  und    an    einem    dieser    JMauirstücke    zeijjt   sich    der   srhroflo 

es    eine    Heihjiiellc  ,    oder    galt    wenigstens    ihr    AVasser   für  Ueberganu;    von    poljgonischer     zu     völlig     recht»  iiiklii  hter 

besonders   gut    und    der  Gesundheit   zuträglich.      Die  Tein-  Conslruction    in    einer    Weise,    »eiche    gar    keinem  Zweifel 

pel     und     Heiligthünier     des    Asklepios    umschlossen    häufig  Raum    Usst,    dass    derselbe    Baumeister   hier   in    einem    und 

eine  Quelle    oder  doch    ein   künstlich  herbeigeleileles  llies-  deniselljen  Monuininl  beiile  Constrii«  lionsarlen    gleichzeitig 

sendes    Wasser.      So    war    es    in    dem  Heiligtiiniiie    am  Auf-  aintandle.        An     mehreren    Stellen    sind     noch     keiiiillicho 

gange    zur    Burg   von    Athen    (Paus.    I,    21,    /".),    so    in    den  Ruinen    antiker    M'olinlwaiscr  ,    welche    meistens    klein    und 

Tempeln     von    Fpidauros    (Paus.    V,    H,   5.)     und     PelKiie  über    Cisteriien    erbaut    »aieii,    die    man    mit    langen,    durch 

(Paus.    ^'11,    27,    4),     und    so     verlangt    es    Vitruv.    (l,    •>■).  gewölbte    Bogen    geslütztin    Sliinbalken     überdeckte.       Die 

Dieser    Tempel    auf  Faros     ist   so    von    Gl  unil    aus    zerstört,  rtlauerii    »areri,     »o   sie    nicht    unmittelbar   durch    eine    be- 

dass    nicht   einmal    das    Paviment   erhalten    zu    sein    scheint.  liauene  Fcls»aiiil    gebildet  »urileii,   aus  Bruchsteinen    niitt- 

Auf  einem    Quader   der    Anten,      welche    man     vor    einigen  lerer    Grösse     in     Kalkmörtel    aiifgcmauert  ,     und    auf  der 

Jahren    ans    dem.  Schutt    hervorgezogen    hat,    belindeii   sich  innern, Seite   mit   einem  sehr   daiierbaften,   sorgf^iltig   glatt 

Inschriften,      »elclie     über    die     Bedeutung    des     Gebäudes  (.csi  lililTenen     und     geHöhiilich    bemalleii    Stuck     bekleidet. 

Aufschlüsse    geben.       Beispiele    dieser   sclion    1011    Pohbios  Hinter    der  Stailluianer ,    von    der    noch    einige   Reste   sichl- 

ertvflhnlen    Sitte,     Inschriften     auf  den    Anten,  der    Tempel  bar    sind,      sieht    man    auf    dem    lebenden    Felsen    versrhie- 

eiiizugraben  ,      fand    Hr.    R.    bis   jetzt    nur     auf  den    Inseln.  deiie    Inschriften    in     den    Si  In  iftzügeii    der    vi  rschieilensten 

Unser    Reisender    besuchte    auch    die    Brüche    des    IMarmor-  Zeitalter    von    den    finbcslen    J.ilii  huiiilerten    an    initSihrift 

berges   Aiarpessa,     ans    »eichen    man    den   feinstin    fllarmor  von    der  Reihten    zur  Luken    bis    in    die    Kaiserzeiten    lier- 

|ZU    Büsten    und     Statuen     ge»aiin.        Die    Schadile     sind    so  ab.       Es    siiiil   bloss  Eigeiiiamen  ,    «oion    oft  einer    und  der- 

lief  und    dunkel,   dass    die  Angabe    des  Plinins  und  anderer  selbe  mit  dem  lauilulieii  Palron^mikou    nrd  in  den  Silirift- 

Alteu,   welche    den  Namen    dieser   bessten  3larmorait    I  L'X-  zügen    einer    und  deiselben  E|.n<  he    unz.'ililigcmale    wieder- 

n'ri;;,    Xvinn'i;   davon    ableiten,     davs    e;-    bei    Lampenlicht  holt    ist.      Da    liier  keine  Gräber    tuihaiidrn   sind,   so    kann 

gebrochen   wurde,  seine   Best.'ilignng    erli.'ltl.  mau    nicht   an  Grabgchrifteu   ilruken,   sonilrrn   nur  au   eine 

Zeiischr.  f.  cl.   /Iheithtiirsw  90 


1211 


1?12 


mdssign  Tdndi-lfi,  oiler  an  Liplilialirr ,  »vcIi'Iip  ilic  \a- 
tnrn  ilircr  ♦inlielifcii  hi'r  zu  vi>reKij;pii  kpiiii'ilit  »lareii  — 
eine  -Sitte,  ilir  aus  Aristii|iliaiie8  ^'psp.  VIT.  «ml  Luciaii 
llclilrpii^psiir.  4,  ■-'.  Iiekaiiiit  isf.  Die  Nokrnpolp  iiin  ()pa 
Ja-j  auf  ileiii  IMpssa  -  A'uuö ,  « »  llr.  II.  AiiSj;raliunt;pii  an- 
stplltP,  liaii|)ls,'nlilirli  um  piiii;;p  riMi  jpiiPii  jjriisspu  Ain- 
pliorpii  XU  piilili'i'keu  ,  »pIcIip  uiaii  in  (iripclipiilaiiil  l)is- 
Lpr  aus»rlilip.>.sluli  auf  Tlicra  (jpfiiiulpip  liat  ,  und  in  «lp- 
rpu  gpuiallpii  OrnaiMpntpn  mit  s|)/irli<lipii  Tliipr(i;;urpn 
asvptiüclip  Aiikl.1n^;p  iiiclit  zu  »prkpuiipu  sinil.  üio  Vpr- 
biniluiig  «lpr  Inspl  mit  Kvrpiip,  «las  au  «|pr  Riistp  Lilivpns 
nnil  vor  «Ipu  TIidtp»  Apf;_\|)teiis  v<in  TliprJlprii  }jp»riiiulpt 
ward,  knuntp  nicht  oIiup  Iliirkwirkung  auf  das  iMuttpr- 
land  und  spiiip  Kunst  IiIimIhmi.  In  dpr  obprstPU  Sriiiclit 
»Ipr  ISiuisstpins,  in  pinpr  Tipfp  lou  tiur  pinpui  l)is  drpi 
SrliuliPM,  find  man  niplir,  als  hundprt  Auiphorpn,  zum 
Tlipil  mit  drpi  und  vipr  llpnkpln,  rou  [jpiripinpm  Thou 
unil  iiiu  dprspll)Pii  Form,  vvio  mau  sich  ihrpr  iiucli  in 
Gripchrnland  zum  \Va<sprhnlpn  lipdicnt;  ihrp  Hölip  «ar 
von  1'/.  l'is  -  Fuss.  .Sie  la-fpn  auf  der  Seite  und  locker 
in  das  Hinissteingeuülbe  eingp«charrt ,  die  ^lündiinj;  durch 
eine  daior  [jplpliiitp,  in  pinigpi-  ivpiii[;pii  Fällpn  mit  lllör- 
tel  angpk|pl)tP  iliiniie  Stpinplattp  i  er  s«  hlo«sen.  In  den- 
8ellien  fanijpn  sich  Knnclipn  ,  zum  Tlipil  halb  rprkohlt 
und  noch  sch«»arz  von  der  Flamme  des  ScheiterhaufeiiM. 
Unter  dpu  jfanz  erhalteneu  (iefassen  ist  eines  dadurch 
merk»  iirdijf,  dass  ein  grosser  Sprung,  den  ps  auf  iler 
einen  .Seite  hat,  vermittelst  dünner  Bleifaden  und  durcli- 
geliohtter  Llichcr  zu  beidpii  Spitpn  dpr  Spalte  sorgf.'iltig 
genaht  ist.  Unter  dieser  Schicht  von  Grabern  der  ärme- 
ren Classe ,  oder  vielmelir,  «vas  nach  andern  Aiialojfipu 
wahrsclipinlicher  ist,  aus  den  letzten  Jahrhunderten  des 
Alterthums,  fanden  sicli  in  einer  Tiefe  von  drei  bis  vier 
Fuss  ans  Cimsstpinen  gebaute  und  mit  grosseren  Stein- 
platten bedeckte  (»rabstatten  der  geiiohnlichen  Art  für 
eine  bis  zwei  Leichen,  und  in  ihnen  vorzüj;lich  gläserne 
Thranenflaschchen  und  Glasbecher,  auch  kleine  Gefässe, 
zum  Theil  mit  liülischpn  gepressten  Ornamenten  und  Fi- 
gürchen  aus  gebrannter  Erde.  Hieraus  erhpllt,  dass  aurh 
auf  Thpra,  »ip  an  andprii  Orfpn,  die  Sitte  dpi  Verbrpnupns 
und  dps  Bpgrabpns  ilpr  Lpichcn  gleichzeitig  nebpn  pin- 
aniler  in  Uebung  »var.  Unter  der  genannten  zweiten 
Schicht  von  Grabern  finden  sich  in  noch  grösserer  Tiefe 
kleine,  unter  dem  lockern  Bimssteingewölbe  ausgehöhlte 
gewölbte  Kämmcrclien  ,  derpn  Eingang  mit  einer  Stein- 
mauer v.TSchlossen  und  dann  wipiler  verschüttet  ist,  und 
in  iliesen  pflegen  die  bereit.f  erHalinten  grossen  bemalten 
Amphoren    zu    zweien    oder    mehreren    zu    stplipn. 

Der  zwpite  von  Ptolcmaos  gpiiannfp  Hauptort  der  In- 
sel Thera,  Eleusis ,  lag  nach  Hrn.  R.'s  Vermuthung  auf 
dem  Vorgebirgp  Exoinjtis  (i.  p.  )';  ttw  fil'TI]  ,  dip  ausspre 
Nase).  Spine  RiiiiiPii  mögen  erst  in  den  dunkeln  Jabr- 
Lunderten  des  iMittelalters  durch  eines  der  hier  so  häu- 
figen Erdbebpn  in'»  ftleer  versenkt  worden  sein,  »o  man 
unter  dem  Wasser  uoch  bedeutendp  Manprrpstc  sipht, 
und  von  der  Höhe  des  Vorgebirges  liprabblickcnd  bpi 
ruhigem  Wetter  die  GcHtalt  ile.s  Hafendammes  noch  deut- 
lich erkennen  kann;  über  der  Erde  hat  sich  noch  eine 
Anzahl  sehr  scliöner  Felsengraler  erhalten.  In  dieser 
Gegend    wurde  vor   ciuigen  Jahren  eine   interessante  Statue 


des  Apollon  Pvthios  im  strengen  alten  Stil  gefundpn, 
«eiche  Hr.  11.  für  das  ^luseiiui  zu  Athen  ankaufte.  Das 
Gesicht  hat  das  eigenthi'imliche  Lächeln  der  alteren  do- 
risch-aginelisrheii  Bildwprkp,  das  Haupthaar  lipgt  um 
dip  .Stiriip  hprum  in  kleinen  regplmassigen  Locken  flach 
am  Kopfe  an,  um  welchen  eine  schmale  Binde  geschlun- 
gen ist,  und  ffiUt  im  Nacken  in  dichten  Zöpfpu  bis  auf 
die    Schultprn    herunter. 

Anaplie  hat  seinen  alten  Namen  noch  hcutzut.ige  un- 
vprändprt  bpwahrt,  «pnn  sie  gleich  auf  den  meisten  neuern 
Karten  duich  das  IMediuin  italienischer  Wortvrrdrehung 
Nainfi  oder  ISamfio  genannt  wird.  Der  bedeutenilste  Puiut 
der  Insel  ist  das  Kloster  der  Panagia  ,  auf  dpm  altpii 
Peribolos  des  Heiligtliums  des  Apollon  Aegletes  gelegen, 
Erhalten  ist  von  diesen  ansehnlichen  Teinpelanlagen ,  wo 
ausser  .Apollon  auch  Aphroilitp  ,  .Asklepins,  /eus  Klcsios 
und  viplleicht  auch  anderp  Goftlipifen  Ileiligtlinmer  unil 
.Altare  hatten,  nur  die  Celle  des  Tempels  des  Apollon 
mit  dem  rathselhaften  und  unerklärten  Manien  des  Asteal- 
tas.  Diese  Celle  ,  aus  weissen  IVIarmnr(|iiadprn  prbaut, 
dipnt  jetzt  als  Refectorium  der  Mönche.  Eine  Stunde 
von  diesem  Kloster  lag  ilic  alte  .Stadt  auf  der  Spitze  pi- 
nps  Berges  fast  in  der  fliitte  der  Insel.  Von  der  heili- 
gen Strasse  ,  auf  welcher  sich  die  Festzüge  aus  der  Stadt 
nach  dem  Heiliglhnme  bewegten,  sieht  man  noch  an  vie- 
len Stellen  Uebcrrpsfe  des  Pflastprs  und  Wagengpleisc, 
welche  in  den  Felsen  eingpschnittpii  sind.  Zu  bpiden 
Seiten  finden  sich,  wie  an  der  heiligen  Strasse  zwischen 
Athen  und  Eleusis,  haufigp  Gräber.  Die  grösste  Anzahl 
von  Gräbern  aber  findet  sich  rings  um  ilie  alte  Stadt. 
Dio  grossem  und  reichern  derselben,  namentlich  die  des 
herrschenden  Adelsgeschleclites  der  Aegiden,  sind  in  Form 
kleiner  Zellen  oder  Kammern  au  die  Terrassen  des  Ber- 
ges angelehnt  oder  in  dieselben  liineingebaut ,  mit  Lager- 
stalten für  drei,  vier  oder  mehrere  Leichen.  Die  gerin- 
gern Gräber  aber  sind,  nach  der  gpwühnlichen  Art  der 
Anlage,  nur  in  die  Erde  gegrabene,  mit  Bruchstücken 
ausgesetzte  und  mit  Steinplatten  überdeckte  Theken.  Auf 
den  Grabern  der  Aegiilen ,  in  denen  ein  Eingeborner, 
Chalaris,  sehr  reiche  Ausbeute  gefunden  hat,  waren  ge- 
wöhnlich auch  die  Statuen  der  Verstorbenen  in  ganzer 
oder  halbpr  Figur  errichtet  gewesen,  und  liegpn  zum 
Thpil  noch  am  Platze.  Sie  haben  einen  sehr  geringen 
Kunstwprth.  Da  bei  allen  der  Kopf  aus  einem  besonile- 
ren  Stück  Marmor  eingesetzt  war,  so  scheint  es,  das» 
die  Bildhauer  jener  Zeit,  um  der  grossen  Nachfrage  nach 
solchen  Grabstatuen  schnell  und  möglichst  wohlfeil  ent- 
sprechen zu  können,  die  roh  und  nachlässig  gearbeiteten 
Leiber  beiderlei  Geschlechts  in  ihren  Werkstätten  vor- 
rathig  hatten,  so  dass  sie  vorkonimendpn  Falls,  wpnn 
Jemand  gpstorbpn  war,  nur  dpn  Portraitkopf  zu  modelli- 
ren    und    anzufertigen    brauchten. 

Der  interessanteste  Abschnitt  des  ganzen  Boches  be- 
schäftigt sich  mit  der  Untersuchung  über  das  Grab  Ho- 
mer's  auf  der  Insel  los.  Nach  der  Tradition  des  Alter- 
thums starb  Homer  auf  dieser  Insel  an  einer  Krankheit, 
die  ihn  auf  der  Fahrt  von  Samos  nach  Athen  befallen 
hatte,  und  er  wurde  von  spinen  SchilTsgcnosspu  und  ei- 
nigen Männern  aus  los,  die  ihn  hier  kennen  gelernt 
Latten,   an   die   Küste   bestattet.      Lange   uarhher,   als   der 


1213 


1214 


Ruhm    «ii-!.    Diiliti-rs    srhoi!     dii'    ilam.iüjjp     Welt    (•rfiilKf  , 
»etzteu  «lic    li'tcii    auf  sein  Gral)    ille  liiürlirift : 

Ep^üde  Tr,v  hoi)ii  y.scpakfiv  v.axa  yaia  xa/uncrfi, 
.lifSoviv  r.uv'jwv  y.ooiD/COuu ,  'Jtiov  Our^uov. 
Nun  stollti-  der  h<illariilis(li<'  Graf  Pasrli  laii  Kripiicn, 
welclicr  im  Jahre  1771  im  Dienste  der  russischen  Kai- 
serin Kalharina  nach  den  damals  unter  ilireiii  Srepter 
stehenden  arhtzelin  Inseln  lies  Ji^^Aisrhen  [Meeres  al>;;e- 
gcliickt  worilen  «ar,  auf  Ins  Fnrs<'hiinj;eii  nach  dem  Grab» 
Homer'«  au,  »oriiber  er  in  seiner  «enijf  {{ekaniiteii  „Brere 
descrizione  dell'  Archipelaj;!)"  Bericht  erstattete.  Das 
Ergeliiiiss  derselben  ist  rii  ivnrxeni  F«li;endes.  Vor  der 
Thür  der  Kirche  der  II.  Katharina  fand  er  eine  als  iSitz- 
bank  dienende  IVIarm(>r|ilatte  mit  einer  4s  Zeilen  laii;;eii 
Inschrift,  welche  i:arh  der  IJeberlieferunjJ  von  dem  Grabe 
llomer's  herjjelracht  worden  ist.  Die  Absclirift  ist  aber 
in  dem  Grade  felilerhaft,  dass  uiau  an  eine  Lesunj;  der- 
selben nicht  denken  kann,  sondern  nur  so  viel  daraus 
ersieht,  dass  sie  im  heroischen  ^'ersinass  abgefasst  war, 
und  dass  der  Name  llnmeis  darin  vorkam.  Hr.  Ross 
fand  den  .Stein  noch  an  derselbi;;en  Stelle,  allein  iJiirch 
das  über  sechzijf  Jahre  fortgesetzte  Verfallren,  das  jfrube, 
von  tier  Sonne  an  den  tlacheii  .Meeresküsten  bereitete  und 
mit  vielen  Erdtheilcheii  {gemischte  8alz  daran!  zu  zer- 
reiben ,  ist  die  Inschrift  bis  auf  »eni>;e  Buchstaben  j;anz 
unleserlich  jjeworden :  diese  wenigen  Buchstaben  aber 
stimmen  mit  Pasch's  Copie  auch  in  lliiisiclit  ihrer  ürt- 
licheii  Stellung  i'iberein.  Durch  diese  Biitileckung  er- 
Diuthigt,  forschte  Gr.  Pasch  weiter,  und  fand  in  der  Mitte 
«ler  Insel  ein  Gebäude,  'er  tov  0vXov  genannt,  auf  des- 
sen IVIauer  ein  Stein  mit  dem  oben  angeführten  Epigramm 
war,  aber,  wenn  anders  die  Copie  hierin  genau  ist,  in 
Schriftzügen  der  spateren  (römischen)  Zeit,  mit  durch- 
gängiger quadrater  Form  des  Sigma.  Diesen  Stein  liess 
er  aus  den  IMauern  herausiieiimen ,  und  eignete  ihn  sich 
zu.  Der  Ort,  von  dem  diese  beiden  Inscliriften  walir- 
scheinlicherweise  weggeschleppt  worden  waren,  war  bei 
dem  sogenannten  Fischthurm  oder  Phardpvrgos,  an  der 
kleinen  Bucht  Plakotos,  auf  der  Nordseite  der  Insel. 
Hier  fanden  sich  nach  langen,  fruchtlosen  ^iachgrabungen 
drei  grosse  Gräber  neben  einander,  die  zusammen  eiiiea 
Aaum  von  zehn  geometrischen  Schritten  im  Quadrat  ein- 
nehmen. In  den  beiden  ersten  fanden  sich,  wie  gewöhn- 
lich, kleine  Vasen,  Gefässe,  Lampen  und  Figürchen  aus 
Thoii  und  Marmor,  einige  nicht  näher  bezeichnete  Bron- 
zemünzen und  ein  paar  geschnittene  Steine.  Ausserdem 
fand  sich  in  dem  ersten  eine  Stele  mit  zwei  Figuren  in 
Relief   und    der  Inschrift: 

TSy.vuj  f^ivsiaq  la^iv, 
im  zweiten  ein  sonst  unverzierter  .llarmor  mit  ähnlicher 
Inschrift.  Die  Gestalt  der  Buchstaben,  namentlich  die 
beiden  Formen  des  Sigma  C  nnil  J2 ,  weisen  auf  das  erste 
oder  selbst  zweite  Jahrhundert  nach  Christo  hin.  Das 
dritte  Grab  war  mit  einer  sechs  Palmen  langen,  vier 
Palmen  breiten  und  ^/^  Palme  dicken  Steinplatte  bedeckt, 
auf  welcher  Gr.  Pasch  die  Ruchstaben  Bi^O  gelesen 
haben  nill,  welche  er  gar  naiv  erklärt:  fi'^oc,  Ssiov 
OliljQov  i.  e.  tesoro    (die  neugriechische  Bedeutung  von 


'•!i')')  del  divino  Oinero.  Während  des  ersten  Anflieben« 
des  Deckels  glaubte  er  auch  in  dem  (iiabe  eine  sitzend« 
Gestalt  gesehen  zu  haben;  aber  unglncklichern  eise  war 
der  Deckel  zu  schwer,  oder  die  Arbeiter  benahmen  sich 
ungeschickt:  er  fiel  in  das  Grab,  und  ilarüber  zerfiel  die 
vermeinte  sitzende  Figur  In  Staub.  Den  übrigen  Inhalt 
lies  Grabes  bildeten  einige  kleine  (refässe  aus  Thoii,  zMel 
andere  Gefässe,  worunter  eins  eine  niörseräliiiliche  Taste 
aus  .Marmor,  ein  marmornes  Kiipfcbeii,  /»ei  Bronze - 
Rlünzeii  von  los,  auf  einer  von  welchen  die  Legende 
(J!]I1]P()!S,  ein  geschnittener  Stein  mit  einem  Kopfe, 
der  den  ilomersköpfen  der  genannten  Medaillen  ,  und 
selbst  dein  marmornen  Köpfchen  zu  ähneln  schien,  und 
emllich  eine  Dolchklinge  oiler  Pfeilspitze  aus  einer  un- 
beiiaiiiiten  Materie.  Auf  zwei  Dritlheilen  der  Tiefe  des 
Grabs  war  eine  Marmorplalte  in  horizontaler  Lage  an- 
gebracht, wie  eine  .Sitzbank.  .Auf  dieser  IMarmorhank 
II  ar  die  in  einem  alterthnmlirheu  Alphabet  geschriebene, 
fast    unverständliche    Inschrift: 

ßOlAOLEnOlEI 

l'AJzJOEsMYPISJION 

nJT.l  YTEOLBAKU 

Hinter  der  dritten  Zeile  glaubte  Gr.  Pasch  einen  Vogel, 
einer  Taube  ähnlich,  zu  sehen;  wahrscheinlich  ist  diess 
aber  nach  Hrn.  R.'s  ^'ermuthuog  das  auf  Inschriften  rö- 
mischer Zelt  zur  Ausfüllung  eines  leeren  Raumes  oder 
zum  Abschluss  des  Ganzen  gebräuchliche  Zeichen  eines 
herzförmigen  Blattes  mit  einem  gekrümmten  Stiel.  Au 
der    Nordseite    derselben  Bank  war  das  genannte  Epigramm 

ENOAJE  TIN  JßPAiSKE^AAlN  u.  s.  w.  ange- 

bracht,  und  zwar  mit  regelmässigem  jT  statt  H  naA  O 
statt    S2.      Auf  der    unteren    Seite   stand: 

BOYAOE  EnOlEI  MEAITAION 
OMlPONnOII  TON  KPIOEOIYION 

Auf  der   Rückseite   stand: 

OMIPOE  MENTOPOI  B.  UYAAION 
nPOlSAUlAON  AlAAEKAAE  XAIPE 

Hr.  R.  machte  sich  nun  ein  Geschäft  daraus,  die  Spu- 
ren der  Anwesenheit  und  der  antiquarischen  Unterneh- 
mungen des  Gr.  Pasch  zu  verfolgen.  Die  Primaten  be- 
wahrten eine  unbestimmte  mündliche  Ueberlieferung,  dasf 
vor  etwa  sechzig  Jahren  ein  Franke  bei  Plakotös  das  Grabmal 
Homer's  geöflnet  habe.  Hr.  R.  machte  sich  daher  auf 
nach  diesem  Orte.  Der  Plakotös  (6  TVkuy.ujzo^^  ist  ein 
spitziger  Hügel  am  Abhänge  des  grossen  Berges,  etwa 
zwanzig  Minuten  über  dem  Meere,  mit  einer  Capelle 
und  eiiiij;en  Baiiernhntten :  er  hat  seinen  Namen  von  der 
platten-  oder  schichtenförniigen  Bildung  des  Schiefer- 
und Marmorgesteins.  Hier  wohnt  ein  Bauer,  welcher 
versicherte,  von  seinem  ^'ater,  welcher  vor  bereits  zwan- 
zig Jahren  fast  aclitzigjährig  gestorben  war,  oft  gehOrt 
zu  haben,  dass  in  seiner  Jugend,  also  etwa  jetzt  vor  (i6 
Jahren,  ein  Fremder  in  Begleitung  des  alten  Herrn  Spi- 
ridakis  Valettas  (des  damaligen  ersten  Syndikus)  hierher 
gekommen  sei,  und  Nachgrabungen  angestellt  habe,  in 
Folge  deren  er  einen  gro.ssen  Marmor  mit  vielen  Buch- 
staben   lind    mit   Vögeln   darauf  gefunden  habe,    von    wel- 


1215  1216 

rlioiii  man  iI.iimdIs  lirl  Aiiflii'lx-ns  (jeiiiaclit  haUo.  Soiiach  Graf  Pascli ,  iler  sich  auf  seine  Rii<(Ioc1inii;  lies  vvaliren 
<iiiil  äIIc- .'lussiTi-u  AiiijaliiMi  III  iliT  Kr/.;ililtiii(;  l'ascli  8,  Zeit-  Uralunals  lioiiier's  nicht  »veiiit;  zu  tt"t  lliat,  von  dieser 
»erhflllnisse,  PtTsiinen  iiml  Oertliclilirilen  lietnUi-iiil,  viTi-  Idee  stcls  hegleitet  »iirile,  und  dalier  einen  irgenilHU 
liriit;  lilicriliess  sind  sie  liurch  iiidit  »enijjer,  als  vier  anders  gefundenen  Sarkophag-,  auf  dein  das  Lehen  ArhiH's 
«rhrifllu'he  Zeugnisse,  fon  sechs,  gleicliieitigen  Aiigen/.eu-  on  relief  angebrarlit  war,  für  ilas  Grabmal  Ilonier'.s  er- 
geii  (ilen  drei  .Syiidici.^  der  Insel,  dein  a|)iist()li.«clien  Vicar,  klar(e.  Sollen  «ir  aber  den  Grafen,  den  wir  oben  als 
dein  fran»üsisi  heil  Consiil  und  dem  katholischen  Krz-  iiifellectuell  unfähig  bezeichnet  haben,  einen  aiitiqiiari- 
bischofe  run  l^iaxos)  bekriifligt,  auch  gaben  l,aniii  drei  sehen  Betrug  zu  is|iielcii ,  auch  morali.sch  von  diesem  Ver- 
.'\Ionate  spater,  ein  volles  Jahr  vor  der  ISekaniitniachuiig  ilarhte  freisprechen,  so  sind  wir  auch  dazu,  nach  dein 
des  Reisenden  selbst,  liie  europäischen  Zeitungen  davon  Stand  iler  .Acten,  ermächtigt,  und  uir  haben  nach  einem 
>acliriilit,  dif  (iazette  de  France  am  ;>.  ,  Kebruar  und  andern  Weg  zu  forschen,  auf  «elclicm  der  genannte  Sar- 
1,).  April  uikI  die  Ijiuidoner  Hiatler  im  iMarz.l.J^.  \^  Jlli-  kophaü;  zum  Grabmal  llomer's  gestempelt  »ordi-n  ist. 
rend  so  die  Aulinci  ksamkeit  de»  ,Pnbli(  ums  erregt  «lar,  Wie  leiclit  ist  es  möglich,  dass  dem  Hrn.  lon  .Strogoiioiv, 
L.iin  Pasch. .im  April  1 77^  mit  dem  grösseren  Tlieil  sei-  der  im  Allgemeinen  von  Pasrh's  wichtiger  Entdeckung 
ner  antiqiiari-cben  Sciultzc  auf  der  Frej;alte  Naxia  in  hatte  sprechen  hören,  von  irgend  einem  schlauen  Zvtischen- 
Livnrno  an,  und  lieys  hier  ein  \  erzeichniss  derselben  liändler  »eissgemacht  n  urde ,  der  aus  derselben  ^ammlung 
anfertigen  und  von  dem  englischen  Consiil  Sir  John  Dick  stammende,  mit  Achilleischen  Scenen  geschmückte  Sar- 
bestatigeii ,  in  »elchem  auch  die  llonjeros  -  Inschriften  kophag  sei  das  welthernhmtc  Grabmal  des  Sängers  der 
mit  aufgeführt  sind,  der  Stein  selbst  aber  freilich  als  Ilias ,  und  dass  dieser  sofort  unter  diesem  mit  Gold  aiif- 
,,anf  >axos  zurückgeblieben"  bezeieliiiet  wird.  In  Livorno  gewogenen  Titel  unter  den  Knnstschatzen  lies  edelii  Hau- 
arbeitete  er  dann  seine  Heiselie.^chre.ibnng  aus,  welche  ses  gezeigt  wurde.  Wir  glauben  somit,  bei  vorliegender 
daselbst  im  Jahre  t77>i  im  Driirk  erschien.  ,  üntersiichung  das  genannte  Monument  ganz  bei  Seite  las- 
llr.  R.  behauptet  mit  Recht,  dass  in  den  erwähnten  sen  zu  dürfen,  und  bloss  die  Ansicht  von  Hrn.  Ross  näher 
äussern  That.-achen  nichts  \  erdachliges  sei  ,  als  das  prüfen  zu  müssen.  Bestimmt  spricht  er  nun  zwar  seine 
scheinbar  auJl'jllende  Zurückbleiben  >in  wichtigsten  Slei-  3]cinung  nicht  aus,  aber  er  scheint  nicht  abgeneigt  an- 
nes  auf  Naxos.  Doch  hört  diess  auf  verdachtig  zu  sein  zunehmen,  dass  das  ursprüngliche  Grab  Homer's  wirklich 
dadurch,  dass  auf  >axos ,  Pholegaiidros  und  andern  Inseln  bier  gewesen  sei,  aber  durch  irgend  einen  alterthums- 
auch  noch  anilere,  zuerst  vom  Grafen  Pascli  entdeckte  süchtigen  Hemdes  Atticns  ans  dem  ersten  oder  zweiten 
lind  herausgegebene  Inschriften  zurückgeblieben  sind  ,  Jahrhundert  unserer  Aera  in  Inschriften  und  Ausstattung 
die  spater  von  andern  Reisenden  wieder  gefunden  und  eine  Anffris(huiig  erhalten  habe,  worauf  sowohl  ilie  Züge 
vermeintlicli  zum  erstenmal  publicirt  wurden.  Der  Ge-  der  Inschriften,  als  die  spateren  lironzemünzen  von  los 
danke  au  Erdichtung  der  Inschriften  von  .Seiten  P.isch's  mit  dem  Homerskopf  ,  und  iler  Umschrift  seines  Namens 
erscheint  als  ganz  niiznlässig,  sobahl  man  sich  durch  hinweisen.  Wir  nehmen  einigen  Anstand,  so  weit  zu 
Lesung  einiger  Ulaiter  seines  I?iiclies,  und  namentlich  gellen.  Zwar  wenn  man  an  einen  persönlichen  Homer 
seiner  Erklärungsversuche  verschiedener  Inschriften  eine  glaubt,  zu  welch  grob  sinnlicher  Ansicht  wir  uns  mit 
Idee  von  seinen  höchst  mangelhaften  antiquarischen  uud  Hrn.  R.  ganz  offen  bekennen,  so  miiss  dieser,  wenn  er 
epigraphischen  Kenntnissen  gemacht  liat.  Nun  fragt  sich  nicht  lebemlig  in  den  Himmel  gefahren  ,  oder  von  den 
aber,  was  ist  von  der  ganzen  .Sache  zu  haltenl  Hr.  Prof.  Wogen  verschlungen  worden  ist,  doch  irgendwo  begraben 
Franz  theilt  in  den  Herl.  Jahrbüchern  I.S4i.  [).  l4i>.  worden  »ein,  und  so  wäre  es  gar  nicht  unmöglich,  dass 
jNachrichtcn  aus  St.  Petersburg  über  die  Sammlung  <les  die  Ueberlieferniig ,  welcbo  sein  (irab  nach  los  setzt, 
Gr.  Pasch  mit.  In  dem  .Strogonow 'sehen  Garten  zu  St.  wahr  wäre:  aber  über  die  blosse  jllöglichkeit  hinaus  kom- 
Petersburg  steht  ein  Sarkophag,  welcher  von  Pasch  für  men  wir  mit  dem  Grabe  nicht;  hingegen  ist  es  sehr 
das  Grabmal  Ilomei's  ausgegeben  worden  sein  soll.  Die  wahrscheinlich,  dass  die  leten  mit  derselben  pia  frans, 
Kunde  hiervon  rief  die  Schrift  hervor:  das  vermeinte  womit  man  auf  Kreta  das  Grab  Jiipiter's  zeigte,  irgeiui 
(irabinal  des  Uomer,  nach  einer  .Skizze  lies  Hrn.  Leche-  einen  Ort  als  Homer's  lirabstelle  bezeichneten,  und  ilass 
valier,  gezeichnet  von  J.  Dom.  Fiorillo,  erläutert  von  dieses  Grab  im  ersten, oder  zweiten  Jahrhundert  unserer 
Heyne  1794.  b.  Schon  damals  ergab  sich,  tlass  der  Sar-  Zeitreclinung  neu  ausstafürt  und  mit  der  nach  der  An- 
kophag  nichts  auf  Homer  Bezügliches  habe.  In  neuerer  gäbe  des  Siiidas  erst  au»  spaterer  Zeit  berstanimendeii 
Zeit  wurde  das  Monument  einer  neuen  Prüfung  unter-  Inschrift  ivt}(tde  riiv  itüljv  '/.SffllkljU  u.  s.  w.  geschmückt 
würfen  in  iler  Schrift  des  Dr.  iWiiralt:  ,, Achilles  und  wurden  sei.  Dürien  wir  auch  nur  so  viel  für  wahr  hal- 
seiiie  Dcnkinäler  ausser  Südrussland  ,  zur  Erklärung  des  teil,  so  bleibt  die  Entdeckung  dieses  Kenotapliiuns  immer- 
vermeinten Grabmals  Hooier's   im  Strogonow'scheii  Garten.  hin    höchst    merkwürdig. 

Petersb.    und    Leipz.     g.    72   S."       Der   Sarkophag     ist    mit  Wir    schliessen     hiermit    unseren    Bericht    über   diesen 

Reliefs   geschmückt,     welclie   sich    auf  das    Leben    Acliill's  ersten    Theil   der   Inselreise,    um     noch   einigen    Rauni    für 

beziehen,    und    enthalt    keine  .Spur    von    Insrhriften.     Allein  die   an    neuen    Entdeckungen    nicht   minder    reichen  Reisen 

eben    daraus    gelit   mit    Evidenz    hervor,    dass   dieses  Dlonu-  in    dem    Peloponnes    übrig    zu    behalten.       Wir    «erden    uns 

nieiit   zu    der    vorliegenden    Frage    in    gar   keiner  Beziehung  übrigens    hierbei    kürzer   fassen,   als    bei    dem  vorhergehen- 

etelit.      Denn     von     einem    .Sarkophag     und    von    Reliefs    ist  den    Werke,    nicht    nur    weil   sich    unsere    Anzeige    bereits 

ja    in    dem    ganzen    Bericht    über    die    Ausgrabung    gar   nie  derjenigen    Ausdehnung   nähert,     welche     wir    hei   Journalr 

die   Rede.      Es    lasst    sich    aber    gar    wohl   erklären,    wie  artikelu   nicht  gerne   überschritten   sehen,    souderu   haupt- 


1217  1218 

sachlich    ans    liem   Grunde,    weil    diese    Reiseroufon    sich  Emllich    tani    die  Sache    imler   Tibcrius  ,    im   J.    2ö    nach 

durchgängig   an    die  ron  dem  Generalslali  der  französischen  Chr.    Geb.    abermals     ftir    dem    Kaiser     /.ur    Kntscheidnng , 

Expedition    entworfene  Karte  ton  Morea   anschliessen,    und  der   nunmehr,    im  Widerspruch   mit  seinem  >'ater,    das  llei- 

darnni  in    ihrem  Detail    nur   von   den  «enigen  Glinklichen,  lijjtlin/n   der  Artemis    und    ilen  üentheliates   ager  den   Mes- 

deneu    diese     Karte    z«     Gebote    steht,     rerfolgt     werden  senicrn    znsprarh.      Hiermit  endigen   die   Nachrichten  über 

können.  die   Schicksale   dieser   Gegend   im   Alferthiim:    allein    ihre 

Gleich  der   erste  Abschnitt  der  Schrift  enthalt  interes-  Granzen    sind    auch    noch    in    neuester   Zeit  schwankend, 

«ante   Entdeckungen   zur   Gränzbestimmung  des  ager  Den-  und   erst   iui  Jahr    lS3ö    liatte    die    grieclnsclie   flcgierung 

thcliates.     Es    ist   diess   ein    unfruchtbares    und  unwegsames  den     Plan,    «•icr     unter    dem    Namen     der    ü/.(Olvu     '/uj(jia 

Bergland,   das  sich  westwärts  von  dem  hohen  ftlittelriicken  zusammcngefasste  Dörfer    »on  dem  Verwaltungsbezirke  pod 

des   Taygetos   über   dem   Thal   von  Sparta   bis  an  die  grosse  Sparta   zu   trennen    und    zu   dem    von    ftlesseincn   zu   schla- 

messenische    Ebene    in    einer   Breite    von   4  —  6    VVegsfun-  gen.        Bei    dieser    Gelegenheit     brachte    der     Eparch    von 

den   erstreckt,   und   zwischen    Kalamata   (dem  alten  Pherä)  Ralamata    in   Erfahrung,    dass   bis   vor   Kurzem   auf  einem 

und     den     Ruinen    der    alten    Thuria    in    schön    geformten,  der    Gipfel   der    Wasserscheide    des    Taygetos    östlich     über 

<errasscnahnlichen  Abhangen   gegen  die  niessenische  Ebene  Sitzoia     eine    grosso    IMarniorstele    mit    einer   Inschrift   ge- 

abfallt.      Die   Gränzen   zwischen   Lakanika   und   Messenien  standen,   dass   aber   einige   Bauern,    auf  die   Versicherung 

scheinen   auf  dieser  Seite   von  jeher,  seit  der  ersten  Thei-  eines    Halbliteraten     unter    ihnen:     „die    Bekanntwerdung 

lung   des   Landes   unter  die   Herakliilen,    nur    schwankend  dieser   Inschrift   könne   für   die  Regierung   ein  Grund  mehr 

gezogen    gewesen    zu   sein.      Die   Lakedauionier,    als    unbe-  zu    der    von     ihnen    damals     wenigstens     nicht    gewüuschten 

strittene    Herren    des    grösseren    Theils     der    ausgedehnten  Trennung   von    der    Eparchie    Sparta  abgeben",    den   Stein 

Bergkette  des  Taygetos,    mochten  auch  diese  Vorberge,   als  nicht   ohne    i\lühe    in    eine   steile   Schlucht   an    der  Ostseite 

ihr   natürliches  Eigenthum,  in  Anspruch  nehmen;   die  IVIes-  des   Berges   hinabgewalzt   hatten.     Der   Eparch   fand   wirk- 

fenier   aber    konnten     es    nicht   gleichgültig    ansehen,    dass  lieh    bei     weiterer   INaciiforschung    den    ein     wenig    beschä- 

die   gefährlichen  Nachbarn   im  Besitz   dieser   an  sich  wenig  digten   Marmor,    auf  tiem   in   grossen   Zügen    die  Inschrift 

werthvollen    Berge     waren,     von     denen    sie    jeden    Augen-  stand:    Ouui  ylu/.idtduuri   n(joi    il/eaai^n^U.       Fortge- 

blick   in   ihre   geseguete   Ebene    (Mity.a^la    Strab.    VIII.)  setzte    Erkundigungen     liessen    ihn    noch     einen     zweiten 

hiiiabsfcigeii    konnten.    An    der  Granzo    lag   das  Heiligthum  ähnlichen     Graiizstein     weiter    nördlich    auf    dem     Rücken 

der  Artemis  Limnatis:    und    von  hier    ging  die  Veranlassung  der    Wasserscheide   am   Berge    !>lalevüs    entdecken,    der  den 

zum     ersten     messeiiischen     Kriege     aus.       Damals    scheint  einwohnenden  Bauern  unter  dem  Namen  youuufvl)  TltToa 

der    Ort    als     messeiiisih     betrachtet    worden    zu    sein,    ob-  bekannt    war.       Das     Cult  -  Illinisterium ,     an     welches    der 

gleich    die    LakedSmonier    die    erste  Gründung    des  Heilig-  Eparch    hierüber    berichtete,    verfügte,   dass    die    Gemeinde 

thuuis   für    ihre    Vorfahren    in    Anspruch    nahmen.       Durch  Sitzova    anzuhalten     sei,     den     hinabgestürzten    GrSiizstein 

die     messeuischen    Kriege     kam     mit     ilem     gegenwärtigen  auf  ihre    Kosten    wieder   an    seine    frühere    Stelle    zu    brin- 

Mpssenieu    auch    das   dentheliatische    Gebiet    und    das    Hei-  gen;    allein    diese    Verfügung    ist,    wegen    der  Schwierigkeit 

ligthum    der    Artemis    Limnatis    wieder    unter    die   Botmas-  des   Transports,    bis  jetzt    unausgefülirt   geblieben.      Wahr- 

sigkeit   der   Lakedämonier.      Sie    scheinen    selbst    noch    im  scheinlich    wurden    diese    Granzsteine    in   Folge    des   Spru- 

Besitz    dieses   Landstriches   gelassen    worden    zu    sein,     als  ches    von    Tiberius    gesetzt;     ileiin    gewiss    werden   die    La- 

Epaminondas    nach    dem    Siege    bei    Lcuktra   (Ol.    102,    2.)  kedamoiiier,    nach     der    von     Augnstus    erhaltenen,     ihnen 

die    Stadt    aiessene    erbaute,     und     die     Reste    der    fluch-  günsligen,    Entscheidung,     nicht     unterlassen     haben,    alle 

tigen  niessenier    in    ihr    altes  Vaterland  zurückführte.     Erst  etwaigen    früheren  Granzsteine,    die   den    ager  Denlheliatcs 

als    fast   ein    iMenschenalter   später    Philipp,    der    Sohn    des  ihren  Gegnern  zuwiesen,  zu  vernichten  oder  anderswie  auf 

Amyntas,    nach    der   Schlacht    bei    Charonea   (Ol.    HO,   3.)  die    Seite    zu   schaffen. 

in    den   Peloponncs   ein.lraiig,    Lakonika   verheerte,    niiil  die  Werfen    wir    noch    einen    flüchtigen  Blick  nach  Argolis, 

Lakedämonier    auf   den   Antrieb    ihrer    feindlichen    Nach-  so    ist    hier    das    häufige    Vorkommen    von   PTramideii   für 

barn   schwer   deiiiüthigte,   sprach    er    im    Osten    des  Landes  ilie    Urgeschichte    Griechenlands    von    grosser    Wichtigkeit, 

den     Argeiern    Kjnuria,      im     Norilen    den     Tegeaten     und  Nahe     bei     den    Ruinen     von     Kenchrea    liegt    auf    einem 

IVIegaliipoliten    einige     ihnen    eulrisseue    Districte,    und    im  Hügel   am    Fiisse    des    Chaon    eine  sehenswerthe  Pyramide : 

Westen    ilen  illessenieru    das    dentheliatische  Gebiet   wieder  wahrscheinlich     eins     iler     (irabmaler     {:t  okvdvdoia)    der 

zu.      Doch    hörten    die    Lakedämonier     nie   auf,     ihre    An-  Argeier,     welche     in     einem   sieghaften    Kampfe    gegen    die 

Sprüche    darauf  geltend    zu    machen;    dalier   denn,    wie   wir  Lakedämonier    bei    Hvsia    (Ol.    27,    4.)     gefallen     waren, 

aus    der    Rede     der     messeuischen    Gesandten    vor   Tibcrius  Pausanias   (2,   24,   S.)     sagt    zwar    nicht,     dass    diese    Po- 

(bci    Tacit.    Ann.    4,    43.)     sehen,     erst    Antigonos,     dann  Ivandria   oder   eins   derselben  pvrainidenfcirmig  waren,   aber 

iVIuinmius,     hierauf  die    Alilesier,    denen     von    beiden    Par-  er    beschreibt   ein  anderes  (Vralmial ,   auch  ein  Polvandrion, 

teieii    das   Schiedsrichteramt    übertragen    worden    war,    und  am     Wege     von     Argos    nach     Tirvns,     welcbes    die    Form 

endlich    der    Frator    von    Achaja  ,    Atidius   Geminus,    über  einer   Pyrami.lo   hatte,   und   mit    argolischen   Schilden   gc- 

diesen     Granzstreit    Recht     zu    sprechen     hatten,      welche  schmückt   war   (2,   2Ö,    ti.).    Die  Pvrauiiile    ruht   auf  einem 

sämintlich    fürftlessenien     entschieden.       So    erscheint   das  niedrigen  Sockel  aus  grossen  Quadern.    Ihre  fllaucrn  habeu 

Verhaltniss    bis   zu    den    Zeiten    des  Antonius   und   Aiiguslus  an    der    Grnnililächc   N  — '.)   Fnss    Dicke,    und    wahrend  die 

geblieben    zu    sein,    wo    das    streitige    Gel.iet    endlich    .luf  inneren    Wanilllachen    bis    zu    einer    Höhe    von   9— tOFuss 

ein   halbes  Jahrbundcrt   wied.  r  an  die  Lakedämonier  kam.  senkrecht  emporste igen,    ucigeu    sich    die    aussercu   pjra- 


Zeinc/ir.  f  J.  AUeilliuinsw. 


91 


12 19 

midonartig  »uriiok,  bis  sio  mit  der  senkrirlifd»  Linie 
bi:<  auf  piiiPii  oilpr  zwei  Srtiuli  ziisainineiitn-llcii.  Am 
obcrrii  llamle  ilrr  iiiiii-rrn  «eiikrciliten  VV.'ltiilp  sielit  uiaii 
uucli  iierecki|;p  LiWlier  zur  Aufiialiuie  clor  lialki-u,  wel- 
rhc  ilie  ILkIii*  DriLf  der  iiincriMi  Kaiiiinrrii  ^etrai;en, 
Aas  diMi  kli'iiicii  Uiiiii-iiüiiiurii  uikI  «Irr  (jpriiijren  Tiefe 
dieser  Liiclier  i.'lsst  sirli  aliiieliuien ,  dass  es  Stninbalkeii 
waren,  da  ilolzbalkeii  eine  grlisserc  Auflage  rerlaugt 
haben  tvürden.  Ausser  dieser  und  der  von  Pausanias  er- 
Hähnten  Pyramide  findet  sirli  noch  eine  dritte  am  Wege 
»on  Nauplia  nach  Epidauros  in  <ler  Thalebene  nördlich 
hinter  Li<;iirio  oder  dem  alten  Lessa.  INur  der  Sorkel 
und  der  erste  Anfang  iler  geneigten  Seitenfljichen  üind 
oorh  in  der  Höhe  lon  einigen  Fuüs  erbalten.  Dazu  kommt 
als  riertes  Beis|)iel  der  Name  Pyramia  [ik  llioii-Mu), 
den  ein  Tliril  der  Kiiste  südlicli  lon  der  Lerna  führte, 
in  der  (lejijend ,  wo  Danaos  zuerst  gelandet  sein  sollte. 
•Solche  IMonumente  scheinen  uns  fiir  einen  Zusammenhang 
Griechenlands  und  Aegyptens  zu  sprechen:  wir  haben  be- 
reits im  J.  IS.ll  in  <lem  l .  Artikel,  den  «ir  in  d.  Ztschr.  über 
JVlüller's  Kunst- Archäologie  geschrieben  haben,  auf  die 
argitijiche  Pyramide  aufmerksam  gemacht,  pon  der  uns  Hr. 
V.  Stakelberf;  mündliche  Miltheilung  gemacht  hatte:  es  war 
aber  natürlich  nicht  zu  erwarten,  «lass  eine  so  obscure 
Stimme  eines  Anfängers  gegenüber  »oii  einem  fertigen 
System  Beachtung  gefunden  hätte:  allein  wir  wären  be- 
gierig, zu  vernehmen,  was  O.  Müller  beim  Anblicke 
dieser  Pyramiden  geurtbeilt  hat:  der  Alann  stand  auf  einer 
Höhe  der  Wissenschaft,  wo  Zurücknahme  einer  jugend- 
lich  aufgefassten   irrigen    Ansicht  nur   Ehre   bringt. 

Chr.    Walz. 


101-  Conimentatio  de  .4ristnphanis  Avibus.  Scripsit  etc. 
Georgias  Martinas  Thomas,  Onoldinus,  phil.  ür. 
A.  A.  L.  iM.  Soc.  Graec.  Latin,  hebraeophilol.  Lips. 
sodalis.    Monachi    1S4(.   in    Commission   bei   Franz. 

Der  V^erfasser  dieser  Habilitationsschrift,  der  sich 
schon  durch  eine  Abhandlung  über  mehrere  Stellen  der 
Tristia  des  Ovid  in  den  von  Hrn.  Professor  M.  Haupt  zu 
Leipzig  18jy  herausgegebenen  Obscrvationibus  criticis 
der  von  ihm  geleiteten  lateinischen  Gesellschaft  vortheil- 
haft  bekannt  gemacht  hat,  gibt  zuvörderst  eine  gedrängte 
lebendige  Schilderung  der  kurzen  Blüthe  des  athenischen 
Staates  und  des  Wesens  der  Komödie  und  Tragödie;  so- 
dann spricht  er  über  die  Ansichten  ,  die  Süvern  und  die 
Herren  Rutscher  und  Droysen  von  den  Vögeln  lies  Ari- 
stophanes  gefasst  haben.  Mit  Recht  erklärt  er  sich,  ob- 
gleich die  Richtigkeit  einzelner  Bemerkungen  anerken- 
nend, gegen  alle  drei  ßeurtheiler,  und  zwar,  wie  na- 
türlich, am  ausführlichsten  gegen  Süverns  gesuchte, 
erkünstelte,  mit  kleinlicher  Aengstlichkeit  überall  Bezie- 
hungen aufspürende  Deutung,  gegen  die  er  gegründete 
EinwendiingiMi  macht;  sodann  spricht  er  kürzer  ülier  Hrn. 
Rötscher's  hyperphilosophische  und  Hrn.  üroysen's  ober- 
flächliche Ansicht.  Er  seihst  fasst  nach  gegebener  Dar- 
stellung des  Inhalts  den  Zweck  des  Stückes  in  folgenden 
Worten  zusammen:  deridet  hac  splendida  itiiagine  /iri- 
ttophanea  debilitatem  pariler  ac  levitalem  Alheniensium, 


1?30 

qua  polueril  evenire,  ut  lo(/uacissitno  cuique  homini  fa- 
cillinte  gerere/il  mnrem  nee  diu  haesitantes  vel  perver- 
sisniinis  eius  obedirent  consiliis  alque  immemores  iuris 
huinani  et  antii/uae  religioids  ipsuin  illuin  venerareiilur 
augerenique  velati  regem  ac  principem.  Unstieitig  igt 
diese  Ansicht  weit  natürlicher  und  gesunder,  als  die  ob- 
genaniitcn.  Eine  weitere  Ausführung  derselben  möchte 
man  freilich  wünschen:  aber  da  eine  solche  fast  einen 
durchgängig  über  das  Stück  sich  verbreitenden  Commen- 
tar  erfordern  würde,  so  liegt  es  am  Tage,  dass  das  sich 
nicht  für  die  Bestimmung  dieser  Schrift  geeignet  hätte. 
Dagegen  hat  Hr.  Th.  kritische  Bemerkungen  über  einige 
Stellen  sowohl  der  Vögel,  als  der  Thesmophoriaznseii 
angehängt,  jedoch  meistens  ohne  die  Grünile  ausführlich 
zu  entwickeln.  Dieser  Theil  seiner  Abhandlung  scheint 
nicht  mit  der  Ruhe  niiil  Vorsicht  geschrieben  zu  sein, 
die  man  wünschen  möchte,  und  die  meisten  \'orschläge 
zu  Veränderungen  der  Lesart  sind  rascher  gemacht,  als 
es  bei  genauerer  Prüfung  gescheheu  sein  würde.  Die 
behandelten  Stellen  sind  folgende.  In  den  Vögeln  Vs.  15U- 
will   er  lesen: 

EU.  ci  oL>  Tov  'Hksiov  yttTTpsov  oe'y.i^eTov 
ik^öfif;  E  Y.  6c{  öij;  vi;  Tovg  deovi,  üq  oöx  löujii 
ßdskvTTOfiai  TOV  ylsTigsov  dno  MeKav^iov. 
Die  Vulgata  ist  ÖTllj,  wofür  der  Rav.  und  Ven.  Ott 
haben.  Was  Bothe  richtig  herstellte,  öo'  oi'x  iöiuv , 
verwirft  er,  ohne  jedoch  einen  Grund  anzugeben.  Aber 
wie  uq  passen  solle,  ist  nicht  wohl  einzusehen,  und  öri 
öl]  hätte  mit  Beispielen  bestätigt  werden  müssen.  Die 
Lesart  jener  beiden  Handschriften  scheint  auf  ekdÖvTS^ 
zu    führen. 

Auch   Vs.  180.   wird   man   sich   nicht   überzeugen,   dass 
zu   sclireiben   sei  : 

EH.    Ttokoi ;    xiva    tqÖtiov;    Tl.    (üoTiepsl    ttöKk; 

TÖnog. 
Die  Lesart    der  Bücher,    diOUtQ    eiltoi    xiq    TOTTog,    ist 
wohl  durch   (üaiieQ  av  etiioi  tii;  rÖTlOi  zu  corrigiren. 

Vs.   32M  f.    geben    die  Bücher    mit    unrichtiger   Vers- 
abtheilung : 

o?  yao   (fikoq  i]v  öf^idtQOtpu  &'  t'j[^ii> 

iviutTO  TTtöia  TiaQ'  ijfitu. 
Hier  will  Hr.  Th.  Jtaoijkli;  statt  nag'  l^fliv  schreiben, 
welches  Wort  in  Bacbmann's  Anecd.  I.  p.  333  nach  ^ra- 
Qrjßo:^  ausgefallen  zu  sein  scheine.  Diess  letztere  ist 
möglich:  doch  könnte  es  auch  umgekehrt  vor  T[t'.Q1]ßog 
ausgefallen,  und  dieses  die  Erklärung  sein,  dafern  nicht 
gar  etiva  das  in  einer  Glosse  des  Hesychios  und  in  der 
Bibliothek  des  Photins  p.  47.  a.  33-  erwähnte,  TiaQljßov 
genannte,  indische  Holz  gemeint  war.  Bei  dem  Aristo- 
phaues  würde  Tiaoijkli;  hier  keinen  passenden  Sinn  geben, 
obgleich  Hr.  Th.  nicht  mit  Unrecht  an  der  Tautologie 
Anstoss  nahm.  Diese  lässt  sich  aber  leicht  beseitigen, 
wenn   man   TVSdl',   äUEQ  ti^iv  schreibt, 

Vs.  374.    könnte    zwar,    wie   Hr.   Th.    vorschlägt,    ge- 
schrieben   werden  : 

Tiiui;  Ö'  UV  o'iö'  Tjfiäi;  rt  xotjorov  j;  8tdui;Eiav  TTore, 

i]    (fQuOEtuv,    6vT£i    i^iigüi   Totac    nuziiotg    loig 

ifj.oig. 


1221 


1222 


Die  Vuljjata  ist:  Tiu)C,  ö'  av  o'iy'  l]itac.  rt  -/or.rlluov 
älSdtSldv  7lOT£,  alicr  dir  Cixl.  Kaf.  uml  Flor.  I.  fügen 
r  nach  yor-auiov  hinzu.  (jiö'  ist  von  Pur.snii.  Allein, 
da  diese  Wrsc  die  Antwort  auf  das  unmittelbar  »orlier- 
geliende  y.al  i^/do.i;ui/iiq  Tl  dec'/  ry.ui'Oiv  vuäg  7'J'/' 
Oiuov  enthalten,  ist  es  riel  »ahrsrheinlicher ,  dass  auch 
in  der  Antwort  ^((ttjotuov  wiederholt  wurde.  Wenn  da- 
her jenes  );  richtig  ist,  so  fragt  es  sich,  ob  iler  Dichter 
nicht  TTuii  ö'  dv  o'i  ä'  üv  %orjoni  i'^fiä,,  oder  niijg  d 
dv   vudg   ygi;Olfi     o't'öe   7,    oder,     was     vorzuziehen   sein 

möchte,  Ttüji;  8'  dv  oi'de  /^ijoif^ov  y   dv  i)  öiöä^eidv 
TIOTS,  gesclirieben   habe, 

Vs.   435.   ist   vvv  eine   unnöthige   Coiijectur : 
äye  dij  oii  xai  au  xi)v  navunkiav  vvv  Tiäkiv 
rauTijv  ka[jOvie  X(j£/jdouTot/  TV^rj  'yu^ij 
ei'g   Toi>  In'vuv  eiacu. 
Id   der   Vulgata   fehlt  diese   Partikel.      Da    aber  der   Rav. 
Ven.    lind    J'lor.    das    von    Porsoii    ans   Coiijectur     gefundene 
UtV    bestätigen,   so    ist   dieses    beizubehalten. 

Vs.  439.  hat  sich  Hr.  Th.  mit  andern  Kritikern  täu- 
schen lassen,  luviu  y.Otvuv  toiai  fiir  verdorben  zu 
haltco,  wofür  er  tol'TU  /.uivol'TUI  veriiiuthet.  Nicht 
Lier ,  sondern  in  dem  antistrophischen  Verse  ö4<S.  liegt 
der  Fehler.  Dort  ist  aus  des  Kuripides  Alkestis  y.dfxav- 
XOV  oiy-ElEVCJU)  zu  schreiben.  S.  auch  Hesychios.  üeber- 
haupt  sind  die  iVIetra  hier  verkannt  worden,  und  vermuth- 
lich  schrieb   der   Dichter: 

raXa.  yag  xvxoii  dv 

j^Qi^ordv  e^eiTCiuv  6  tl  fxoi  Tta^OQaq  jj 

övvafxiv  xiva  fxei^oj 

TtaQakeiTtOfxsvijv   im'    Efiäi;   (pfjevöi;  ä^vvßvov    oh 

de    TOpd  '    £V- 

^sq.  kiy   etq  Y.oivov  au  ydg  ijv  tetvxrji  jAOt 
dya9uv  .roolaag,    tovto  xoivov  tarai. 

Eben  diess  muss  von  der  Coiijectur  däukoug  ÖQXOV^ 
Vs.  633.  gesagt  «erden,  wo  die  Bücher  adü/.ovg  öaiov^ 
haben.  Denn  es  ist  kaum  zu  begreifen,  wie  die  Kritiker 
übersehen   konnten,   was   vor   Augen   liegt: 

i7ravx>jaa<;  öe  xotat  aoig  koyotq 

iit)]n£iKi]aa  y.ai  xaraJ/uooa  , 

fjVTteo  ov  naQ    £jA.e  i^eitEvoQ  üuöcpgovag  köyov^ 

6iy.aioi,  döokoi;,  aa/o;  swi  deoig  ä]i;, 

i/wi  (fQovojv  :;vvipdd ,  jii)  nokvv  x^dvov 

iteui'i  in  axfjTiTQa  rdfud  rglipeiv. 
Versehen    hat  sich   Hr.   Th.   Vs.  826 ,    wo    er    XQVUU 
gegen   das   Versmass   in   crxijfi-U   verwandeln    wollte. 

Auch  wird  ihm  schwerlich  Jemand  beitreten,  wenn 
er  in  den   Worten   Vs.  840. 

Kexdvijv  dvevsyxe,  xardTTea  dnb  t;;s  xkii-iaxoq. 
das  y.ciTa.Tied  in  yaTa^sC,'  umändert.  Statt  y.azdwtiJC 
zu  setzen,  was  eigentlich  stehen  sollte,  ist,  um  das  eilige 
Herabtragen  zu  bezeichnen,  y.aidneae  gesetzt  worden. 
Den  ll'IG.  Vers,  dem  zwei  Fasse  fehlen,  will  Hr. 
Th.  nicht  mit  Reisig  durch  Ginschiebung  von  r^i;  Tiav- 
TCiXli  t  sondern   so   ergänzen: 

(xSgei  Ö£  Tiüi  v.v/.Kv)  ötaaxoTTulv  y.akuiq. 
Aber   nicht   nur   weicht    diess    von   dem   ilurrh  die   Bücher 
gegebenen    ddQSi    de  Tfdg  ■x.vyXui  o/.OTluiv  zu   weit  ab. 


sondern  ist  auch  matt.  Da  diese  Worte  nicht  von  dem 
Chore  gesprochen  werden  können,  so  wird  ttian  sie  dein 
Peisthetaros  beilegen  müssen.  Dadurch  ergibt  sich  die 
Wahrscheinlichkeit,  dass  der  Anfang  des  Verses  verloren 
gegangen   ist,   z.    U.   a/yÜTt ,   oiy . 

Gut  ist  der  Gedanke,  dass  Ys.  1221.  aus  dem  Rav. 
ne  statt  dt  aufzunehmen,  und  die  AVorte  ddty.tii;  fje 
y.ui   VLV    der   Iris    beizulegen    seien. 

Vs.  156Ü.  ist  der  ^'orschlag  y.u/.ajkuv  duvoü  xiv  zu 
schreiben  statt  xa/^lfkov  d.fuvov  xiv  unuüthig,  da  der 
Sinn    der    \  ulgata    derselbe    ist. 

In  den  Thesinophoriazusou ,  wo  Vs.  16  ff.  die  Bücher 
geben  : 

V)  f^dv  ßktTieiv  X(."}  '^Q'J'x'  iiitjxuvi'joaxo 

U^fi^ukf.lUV    d.Vri/ltltOV    IpdoV    T(JOX<ß' 

u'/.oijv  dt  xodviji  o'ica  öeexeTuijvuio, 
verniisst    Hr.   Th.    den   Gegensatz    zu    ■JiQUJia  ^    und    ver- 
muthct  daher: 

d/.oTjv  öe  x^'^^TI  ''^ftxa  diererQijvaxo. 
Aber  das   würde   eine  sehr    befremdliche   Redensart    sein  , 
nnd    zu    TlQUjxu   bedarf  es  weit  weniger  eines  Gegensatzes, 
als   zu   (;]    i^tlv    ßkklieiv   Xa^'i'       Daher    ist    wohl  vielmehr 
zu   schreiben: 

dy.OTJ  8h  xodvr.v  Lora  dieTiroi'jvaxo. 
Vs.   SO.   glaubt  er   die   Schwierigkeit  der   Worte 

enei  tqUii  oti  Geo/xocfo^tiiuv  1)  /ueatj 
dadurch  zu  beseitigen,  dass  er  XQtßl]  schreibt;  aber  damit 
würde  Nichts  gewonnen  werden,  indem  weder  XQlßt]  eioeu 
Aufschub,  ein  Hinderniss  bedeutet,  noch  auch,  weou 
dieses  Wort  so  genommen  werden  könnte ,  rj  ueO}]  rich- 
tig sein  würde  ,  sondern  die  gesamuiten  Thesmophorien- 
tage    ganannt    werden    müssteo. 

Vs.  217.  meint  Hr.  Th.,  den  Sinn  habe  Hr.  Fritzsche 
richtig  erklärt,  was  ihm  jedoch  gewiss  Niemand  zogebeu 
wird;   noch   weniger  aber,   was   er  selbst  forschlägt: 

;;  ^tr;  8i86vai  001  yavQov  locfeköv  Ttoxs, 
womit  der   Dichter  vielleicht  auf  das    erste  Fragment  an* 
dem   Philoktet  des  Euripides  angespielt  habe: 

ovSiv  yaf)  oixui  yavQOv  lüg  dvijQ  ecfv. 
Diess   ist  ganz   uumüglich. 

Ebenso  wenig  kann  Vs.  ,366.  T/y;  CpujQUq  OVVEX  «Tri 
ßkdßrj   gebilligt    werden. 

Endlich    Va.  56U.  schreibt  Hr.   Th. 

ov8'   lüg   nskexec   tuv   dvd(ta    xtg   yvvi)   y.axEanö- 

8tJ0£V. 
Wenn  der  Verf.  bei  diesen  Stellen  zu  rasch  verfuhr,  so 
ist  vielleicht,  da  er  sonst  seine  Geschicklichkeit  gezeigt 
hat ,  rtlangel  an  Zeit  die  Ursache  ,  dass  er  vor  gehöriger 
Prüfung  zu  der  verführerischen  Walle  der  Conjectural- 
kritik  griff.  Uebrigens  ist  die  Schrift  im  Ganzen  gut 
geschrieben:  doch  hätten  p.  2  inducere  auras ,  p.  15  da» 
spanische  Armada,  p.  37  se  appropinquanl ,  p.  46  si'n- 
gularitas ,  p.  .').!  ein  unrichtig  gebrauchtes  quin  vermie- 
den werden  kiinnen.  Lacomania  statt  Lnconomania  p.  t8 
■st  ein   Druckfehler.  Gottfried  Hermann' 


1223 


1224 


110.  Ora«oro9  Affici.  Fasric.  IV.  Demosthenia  oratinnes 
I  _\XI,  rerojinoicriiiit  ,  admifatioiios  i-rilicas  ail- 
iliclpriiiit  /.  G.  Hailerus  et  //.  Sauppiiis.  Turici 
1S41.  )^- 
Bs  »ag<c  mir  einmal  ein  Lii-l>Iiabpr  und  Forsriier  <les 
Blidelallers:  „unsere  Ausgaben  stehen  fester,  als  euere 
philologischen,  in  welchen  ein  beständiges  Schwanken 
zu  liemerken  ist",  und  man  muss  gestehen,  dieser  Vor- 
wurf >iar  nicht  ungegriiiulet  ;  denn  «ir  haben  keineswegs 
immer,  uns  genau  und  streng  geiiiig;  an  die  Urkunden 
haltend,  den  Text  gegeben.  Die  ^o(hwelMligkeit  aber, 
von  einer  willkiirliclien  Kritik  abzulassen  und  der  hand- 
scbrifllichen  /u  folgen,  bat  man  jetzt  erkannt.  Diess 
Verdienst  gebührt  prossentlicils  Um.  Bekicer ,  und  wenn 
ilieser  Kritiker  und  Kenner  der  griechischen  Sprache 
auch  nicht  gleich  ron  Anfang  an  die  Aufgabe  vollkommen 
gelöst,  und  namentlich  noch  darin  gefehlt  hat,  dass  er, 
abgesehen  vou  einer  oft  bemerkbaren  Flüchtigkeit  in  der 
Ver^leichung  ,  nicht  imuier  den  bessten  Codex  zu  Grunde 
Icte  ,  so  hat  er  uns  doch  immer  eine  neue  Bahn  für 
eine  genauere  und  strengere  Kritik  gebrochen.  So  na- 
mentlich   bei    der   Herausgal>e    des    De sthenes.       Er    hat 

hier  auch  das  \'erdieiist,  ilie  Vortredliilikeit  des  Par.  S 
aufgefunilen  und  nach  ihm  viele  hundert  Stellen  berichtigt 
zu  haben;  sein  Fehler  war  nur,  dass  er  dieser  Hand- 
schrift nicht  überall  und  conseciuent  genug  folgte,  ein 
FehliT,  welchen  Dindorf  nach  ihm  bei  weitem  besser 
r.a  vermei<len  gewusst  hat.  üass  man  dieser  Handschrift 
aber  allein  folgen  müsse,  so  lange  das  irgend  müglith 
ist,  hat  zuerst  und  wiederholt  Fanhhünel ,  sowie  Andere 
nach  ihm,  mit  unwiderleglichen  Beweisen  dargetlian,  und 
zuletzt  Hr.  Herrn.  Sauppe  in  der  E[)ist.  Crit.  behauptet. 
Als  ich  diese  las,  freute  iih  mich  iler  Uebereinstimmnng; 
denn  nach  demselben  Grundsatz  hatte  ich  den  Text  be- 
arbeitet, »el(hen  Hr.  Didul  in  Paris  stereotypirt,  aber 
noch  nicht  ausgegeben  hat.  Ich  dachte  daher,  dass  un- 
ser Text  so  ziemlich  gleich  ausfallen  wurde.  So  eben 
erhalte  ich  nun  ilie  ersten  21  Reden  der  Züricher  Aus- 
gabe, und  finde  doch  noch  weit  grossere  Verschiedenheit, 
als  mir  lieb  ist.  Diess  kommt  grossentheils  daher,  dass 
die  Herren  Uailer  und  Sauppe  mit  ilem  Ausstreichen  von 
Wörtern  weniger  ängstlich  sind,  als  ich;  sie  streichen, 
wenn  !S  das  Wort  ursprünglich  nicht  hat,  wenn  es  auch 
nachher  vielleicht  von  demselben  Schreiber  zugesetzt  wor- 
den ist.  Mein  Grundsatz  ist  es  dagegen,  kein  Wort  auf 
die  einzige  Autorität  von  2  hin  zu  streichen,  weil  es 
niöjlirherweise  von  Uemosthenes  herrührend,  durch  einen 
Zufall  oder  eine  Nachlässigkeit  darin  fehlen  konnte,  und 
das  einmal  ans  dem  Tixte  geschwundene  Wort  nicht  so 
leicht  wieder  in  sein  Recht  eingesetzt  wird.  Icli  gebe 
zu,  dass  viele  »on  1  ausgelassene  Wörter  Iiitcrpolati</n 
sein  können;  wo  mir  aber  sonst  der  Wassslab  dafür  feblle, 
schien  es  uiir  zu  gewagt,  selbst  dem  bessten  Codex  zu 
folgen.  Hier  muss  ich  aber  gleich  bemerken  ,  dass  ich 
viele  Stellen  streichen  konnte,  welche  der  bisherigen 
Vergleichung  zufolge  nach  dem  oben  angegebenen  (irinid- 
satze  erhalten  werden  müssten,  weil  mich  meine  Ver- 
gleicbungen  von  den  florentinern  und  rümischen  Hand- 
schriften lind  der  Limlenlirogischeii  mit  Sicherheit  ver- 
fahren Hessen.     Auch  der  Wiener  LXX  hat  mir  sehr  gute 


Dienste  geleistet,  und  wenn  die  Hrn.  Herausgober  einer- 
seits den  Werth  iliescr  Handschrift  gänzlich  verkannten, 
inilem  sie,  nur  nach  den  Varianten  in  meiner  Ausgabe 
der  Oratio  de  Halonneso  urtheilend,  dieselbe  für  eine 
blosse  Abschrift  von  .i"  erklärten,  so  wussten  sie  anderer- 
seits von  meinen  übrigen  Handschriften  jNichts,  wie  aus 
den  Worten  der  Vorrede:  „Codicum  J.  Th.  Voemeiii 
mcntionem  nun  fecimus;  laborem  «nim  molestissimum,  ne 
minimum  quideni  profuturum ,  defugimus"  deutlich  her- 
vorgeht. 

Auch  andere  Rücksichten,  auf  Sprachfurmen,  Ortho- 
graphie, interpuliction,  Apostroph  und  Hiatus  begründeten 
Verschieilenheilen  zwischen  nnsern  Texten  ,  indem  auch 
hier  die  Hrn.  Herausgeber  lediglich  dem  Codex  .5"  folg- 
ten, ich  ihn  hingegen  in  einzelnen  Siellen  verliess,  um 
ihn  mit  sich  selbst  in  Ucberelnstimmung  zu  bringen,  weil 
ich  nicht  glauben  konnte,  dass  Deniosthenes  in  wenigeu 
Zeilen  z.  B.  geschrieben  habe:  i'i ßovkoVTO  —  sßov- 
kero  —   ijßovksro  —  ijßoi'kovTo  —  ijßovXero,  wie  S 

de  pace  g.  21  sqq.  gibt,  und  nach  ihm  Uekker  und  Din- 
dorf. In  dergleichen  hänge  von  Hanilschrifteu  ab,  wer 
da  will;  ich  schreibe  überall  ijßoi'K  •  •  .,  weil  S  so 
meistens  hat.  und  so  haben  hier  auch  Andere,  wie  vor 
uns  Heck,  ijßoL'Keio  corrigirt,  warum  aber  nicht  überall 
gleichmässig?  Vgl.  z.  B.  Phil.  III,  g.  1,  Symmor.  §.  14, 
und  hie  und  ila.  Aus  dem  angeführten  Grunde,  zum 
Theil  auch  von  Grammatikern  und  Inschriften  unterstützt, 
schrieb   ich   daher    überall:   ijdvvuTO  —  ijfukXe  —  ijdeXe 

—  ijßoi'ksTo  —  dpijkujae  —  dvi]kvjy.£vai  —  ijcpiei  — 
y.u9r,ro  —  dniuku/ksiTe  —  ünojkojkixci  —  evnuQti 
£VTQ£-Ktoiai  ivxv%y]v.e  —  evstarrjxei  —  dcstarijxet  — 
sauv,  nicht  Elaav  in  der  dritten  Person  Plusquamp.  — 
y.£y.k£cj.uiJoq  y.ty.Qoufieioq  —  n^oHr^aite  —  thjo^- 
datro  —  TZQOEtada  —  tiqoeivto  —  iviyy.oi  —  nkev- 
ooiifiai  —  äoTiojg  —  TQtr,ouo^og  —  Tfjii'jpuiv  — 
yiklojv  dgaj(f.afjv  —  X^kiöuvtuiv  —  ävoiv  —  (.iiy.^jo^  — 
ei'l^vva  und  evi^vvai  —  aiaxQoycoöia  —  dvöfitiu  — 
dvavS^Eia  —  dSpdoq  und  difguiCco  —  ''Ako<;  —  ' Akei^ 

—  'Aksii;  (krcus.)  —  0ujyJac,  nicht  (DorAEti;  im  Accus., 
ausgenommen  de  fals.  leg.  g.  148,  wo  es  vielleicht  No- 
minativ ist  —  zJijfiijT^a  —  "TQtpijv  —  iiQaoi  —  oa- 
ifi<f.i£lv  —  ddujoi  —  A^iji'ijai  —  eyyovoi  (Nachkom- 
men) —  dei  —  TlQOadE  und  EfijTgoa!i£  vor  einem  Con- 
sonanten  —  rdkka  —  E/'g  —  'JirEQC/öljg  —  KoKAv- 
TEl'i;  y..  T.  k.  Dagegen  müssen  wir  den  Handschriften 
gemäss  folgende  verschiedene  Formcu  bei  Demosthenes 
statuiren  :  EvEY.a  ,  äi'ExEv  ,  ivsx' ,  shexa ,  —  ßek- 
xiuj,  und  x^igova,  ska-TTU) ,  —  icpEO'njxurei;,  xade- 
OTijy.ÖTEt;  ,  oupEüTioTEi ,  und  ilurchweg  EtfEardvac, 
ecficTTaftei'  y..  r.  k.  —  sduoav  und  7ia(jEduj/.£  (aber 
in  der  unechten  Rede  de  Syntaxi  durchweg  £dujx{x)  — 
oi'fiac  und  oi'of^iai  —  dy.ovoai,  dy.oi'OEUv  —  rok/uij- 
oai  —   CfijOEiEV  X.  T.  k.  —  Cfavr,ouixai  und  (favuvfj.ui 

—  ÖEDtvvvai  und  d£r/.vv£iv  y.  t.  A.  —  dp  und  £di> , 
und  zweimal  ijv  — •  Evzavda  und  Evraudi,  uiclit  £v- 
rav^ot  —  nKEiujp,  TikEiovoi  y..  r.  X.,  7ik£ioi'i,  TikEiat 
und  7lk£iOVa,  aber  itkiov ,  nur  nicht  in  der  Formel 
nk£iv  i]  jiroia. 

In   der  Vermeidung   des   Hiatus   und   in  der  Anwendung 
des  Apostrophs  sind  die  Hrn.   Herausgeber  lediglich   dem 


'1225  1226 

Bokkpr'schen   Texte  (olsenil,    iiK oiispqiipnt.     Es    hat  hier  III,   ^    20:    xat  Torr'  ^itai\.    Die  Hrn.  IIera>isj.   be- 

JBeiiseler     (De     Hia(ii)    trefflich     lori^earlioilet ,     daiiü     ich  hallni    raiit',    wrlrhf»    offeiiliar    uiia    iIimii    Vorlirrgiheiiileii 

, weiter    Mirlits    zn    sa\ifn    halte,    als    dass    irh    mir    da   dem-  ivieilerhnlt    ist,    l>ei,   ohne    elvias    zu    »einer    Kerhlferti^iinj; 

aellien    nicht    zu    fnl^eii    wat;te,    »o   ilieser    Gelehrte,    liloss  zu  sa-jeii.     —     §.   2-:     Ttguotod  ].       Da»    Futuril  i»    passte 

um    den    lli.itii»    zu    vernieiilrn,    geringem    llauilschrirten  zwar   iiesser,   aluo   Tigoai'oi^  ,    die   Sch»ierii;keit    ist    aber 

folgte,    «liier    Conjcctiiren    aufnahm.  ,|j,.    Kü^jon     von     Ul     bei    DeiiKisthenes.        Kl.ensü    schreibe 

El    fr.i^t   sich    mm,     wie    ilie    Hrn.    Iler.iiisfelier     ihrem       irh    Mnl.'  g.    41.     IVfOr   ,     ilocli     (;e»fehe     ich,     «<■;; ler 

Grundsatz    (reu    geblieben   sind.       V Oii   so  bcsiMineiipii  Man-  A  ii(iirit.'lt    »on    .i"    noch    zu    seh»  aiiUeii  ,     ob    nicht    vielleicht 

'hehl    und    siilcheu     Forschet-«    (lei*     i^riechiSrlie'u     Sprache  Dernnsthene»   die    Fiitura    TcoorrfOT     uml    eiitOl'    alkCirzte, 

lAsSt   sich    mit    (le«  ii<slieit    entarten,    dass    iiti   All)rempinen,  wenn    er'aiicf)    sonst   i>ie    at    elidirle. 

wo   sie    in   schwierigen    Fallen    dem    C'oilex    ^   folgten,    sie  ÖlyntlT.    ff.    §.  ^S«    •'!'<('■"'•    T('    Trpny/iar'   UVrOF).    So 
die     Les.irt     aus     Sprache'    und     S:iche     beiteisen     klitinen;  haben    s!'»;ir''^"et'r.,     allein    die    Lesart    der    andern    Tland- 
wo    »ie    ihn    lliiifre^ren    «erliesseil,     sie     seine    Lesart    zu    er-  srhriften     ff('r(/5'wird     durch     die    üliritfens     gleiche    Stelle 
kUren     für     iiiiinöalich     oder     doch     f,ir     nnitaliisclieinlich  g.    x.     bestätigt:      (tltKluTKi)     Ta    TJ oiiyiiUTa.     —     ^.    l4: 
lliellen.     Im   Kiiizeliien    finden    sich    aber    bei  einer  so   gros-  y,     ,ilir/.n}oir/r    dl'vailiq    —    SV    luv    ■JTUOoi^ljytj;.    fitntl 
seil    Arbeit    ihiiner   Stellen,    welche    sich    zu    einer  weiteren  iori   Ttq'oi''    ii/yoü]}  "Die  Variante    tv    iilv    n Oo(ri>i'y.v 
Erörleriing    eignen.        Solcher     wollen     wir    nun    hier    eilte  i/fo'c ,' wie '  .T, 'F,    >;,    Aug.    3    (?),    uiid    meine    C'hisiannh, 
Anzahl    •oriiehmen,    wobei    ich    bemerken    miiss,   dass,    w'o  Paj.'l,    y^  'Vict.,  |iabeii  (in  Vind.  |   ist  rj  cioo.^i.'xjri;' von  z»ei- 
ich     von    meiner     fniheren    Ausgabe     einzelner    Reden    Ali-  (er  llanil'  auf  llallirteiiV;  ,    ist    nicht    er»ahiit,    liiid    die  \  iil- 
weiche;    diese    „E    recensirtne     Iiiim.     IJekkeri",    wie     auf  gAla    beibehalten.    '    Es     gibt    aber     <lie    Lesart    der '  bessten 
Hein    Titel    derselben    steht,    gegelien    wurde,    weil    ich    da-  Uanilsi  hriflen    den    bessteii  Sinn :    die    makedonis«  he   iM.,cllt 
mals    nur   einen    (liirftigen    kritischen    Apparat   hatte.  ist    z>iar,     als   Zugabe,     eine    iiiclit    geringe    Iliilfe":     was 
Olynth,    r.    §.    1:    IJiA'Koiv   nv,   lo   üiJÖge;.]    „av  om.  t>r«t.    adv.   epist.    Pliil.    g.   S.    so    gewendet    ist:     iv    iih 
I,  cod.    (iorl.,*  Luciani   Jupp.  Trag.   c.  I5,"Hekk.   Anecd.  71  oooß >//.>] i   fiiunt   (j(JTii]v   i;)'«   Tina   y.ai    XV']"i>'-  ,  ^'c'- 
■p.   l-'7r  20,  sed   cf.    Prooe.n.   p.    I42(),   21."      !Mit   Kerlit  IMid.   g.    1 S4 !    iofi^   —   fisydhj   toii  adixoi'Otv  aia^i 
jiaben    die    Hrn.  Herausgeber    dl^   stehen    gelassen,    welches  l'^'^'i    ''■"''   TlKeoi'ikla    )•    Tbiv  i'/lfrfooji'   t uürrviv  nhnö' 
•' "                                      (,J  T/;s.      S.    Henseler    de    llialii    p.   ö3.     —     g.    1>:    (fitnxt- 
Vor  der  Abbreviatur  av  sehr   leicht  ausfallen   konnte,    und  iiiav   tÜvÖoo;   dil-nepf^kijTui].    I,   Aug.  2,   F,    Vind.  l 
in    Bekk.    Anecd.    aufzunehmen  '  ist ,     wie    die     dort    anfge.  lasseh    xdvduö;   aus,    Urb.    hat   dvfypoi.       Die    Hrn.    Her- 
stellte   Regel    zeigt,     wozu    diese   Stelle    aus    Demosthenes  ansgeber   streichen    es,    was    ich    nicht    wagte,     Weil    ausser 
als    Beleg   aifeführt    wird.  F,     der    nachlässig   ist,    jene   Ilaiidschriflen    zu    Einer   Fa- 
.,i.  Ibid.    §.    2.    vneQ    0OJri:(jlaq   aVTioi'].     Es    ist  «i;twi^  milie    gehören  ,    und    die  A.isl.issnng  von  <ä'(/(;,- ,      znischen 
<tm    scLreihen:    „ihr    m.isst  s'elbst  euch  der  Angelegenheiten  «"/.  "l"    »"«   'Nachlässigkeit    gekommen    »ein    kann.  —   g.    HJ. 
jener   annehmen,     wenu    ihr   ander»    an    ihre    Heilung   den-  "uhay.ai   yui    lu/oixur^].     2-    mita,    Vind.  4  (in  \  ii,d.    l 
Leu    wollt."      S.    »Vestermann   de    Olynth.    Ord.   p.    2.3    und  <lurchgestrir|ien),    Urb.    lassen    yal    weg,    vielleicht    richtig, 
Funkh;iuel    ad    h.l.    —    H.id.    71  U'>uoyiLUiOUot>al ,   (invj;  'I'"''    i^'   es    bedenklich  ,    es    zu    streichen,     weil    es     we^en 
—    f:!ui^:)r,atlt].    Dass   auch    der  "Conjiinctiv  Aor isti    stehen  J^«C    ausgef.llen    sein  kann.     Angeführt  hatte  diese  Variajite 
konnte',     habe     ich    ans    Fiat.    (jJorg.    §.   HO.     7l„uunyH>u-  "-rden    sollen.    —    §•  2U-    y.nltl    haben  .i\  Aug..  |    n.  s.  w. 
Oti:<JV    o,TW,-    in)    ÖV)    ö'ixijv    llljdt  t/*>t^;  gezeigt,"  und  über  s'^"    •I'''"  Vulg-ita    ii  yai.     Jene  Variante  der  bessteo   Hand- 
•len     Conj.     Aor.     [.'Art.     et     Aled.     sehe     man      Bernhard.  «cliriften    ist    nicht  angeführt  ,    noch   weniger  anfsennmmen. 
Srnt.    p.    402    IF. ,    w  esshalb    ich  früher  lon  der  Lesart  aller  '>'•■■    •*•'""    '•''■**»  «'"    '"■   ..A<i<h  wenu  iliese  Be»cisc  Jemand 
«lämals  verglichenen  Handschriflen  /i'(y/;>V/;CT;^f£  abzugehen,  '"'■f    "nbedeotend    hält,     so    sind     sie     doch    bedeutend."     — 
-und    die,    wenn    auch   sehr    leichte,    Coiijectur   fidljüljotie  ^"'    OlOXiaoai    ciliren     StuLuos    und     The„n     nicht    noth- 
aufznoehinen     nicht    wagte.      Ol.gleich    es    dazu    kaum    der  »endig    ans    unserer    Stelle,    sondern    aus    Oiat.    adv.    Ep. 
Autorität  einer  Handschrift  bedaif,    ist  es  doch  beruhigend,  P-    '•>•'':   ''*''•'''    '''"-fe  ^"it  ht ,   allen    Handschriften    de»    De- 
lie    IM    meinen    Pal.    „'.    bestätigt    zu   sehen.      Vgl.  Demosth.  «'«'»tlienes    zuwider,     tui;    statt     zivji    ans   Slobäos   aufge- 
lle   Uhod.    Iib.    g.    2S.    t'berson.   g,    13.    —   Ibid.    g.    3.    —  »"""nen    werden,    w,elches    auch   alle    gute   Symmnr.  g.  3(3. 
r(>t</'?;    tl\    ist'niclit    mehr    bloss'e    Conjectur    von    H.Wolf,  ''alieii ,     wo    es    die    Heransgeber   stehen    lassen.       Auch     ist 

»ondern    nun    bestätigt   durch    meinen    Cod.    Vict.,     »elcher       <"»   »""s*   «""'i    Funkhänel    Q.iaest.   De stb.    p.  .'i.')  sqq.    ver- 

TOilpl/re    gibt,    und  durch  den  Scholiasten,    welcher  rot'e/'y  theidigt.       Dass    gleichviolil    darauf  tcu,  folgt ,    spricht  nicht 

Jiat.    —    lind.    g.    1:   i-iltiaiuv     ii/AK     Ti]v     t/.'/o«;  ]\ipl'-  «lagegen;     denn     Z/W^     oben     heisst     ,, so     lange"     und     tw« 

leicht  ist  liier  und  OlMith.M.  g.  U). /^//ia/Ol'daiRichtige.  unten   „bis".     —     g.    30.     y.iU    tu    f^ui'/.U'todai    /.aixo 

Dindoff.    praefat.    p.  "X.       Ver'gl.    (pil.ayjjv   ßifiaiui'   Ari-  Äfyi/l^,    von    den    Hrn.    Heransgebern    nicht   er»ahnt,    habe 

»torr.    §.     i,    Timocr.     g.    37.    dunjfiui    ßlfiaiot    Lepliu.  '<■''    '"'J  -^   aufgenommen   statt   der  ^ulfita   xc.l    ro   i.i-ynr 

g.  71.    ot'ft(fUüdi    ,di'iJaiuv;.     Epist.    p.    14^0,  7.    —  ><«'   ^6  ßoL'iwio'Jai    (>ar.   oiii/doi/.irsalfut).      El.enso 

g.    lU:   v.lljpiiljiuuojy]   so   I,  F  statt   des   gewöhnlichen  »''■•'«   C"'-   §•   9i:    Ov^,fiuvkoi^   y.ai  QljlOQa,    Pac.   g.  3. 

i':il]Qyiliivu}V.       Zur     BesL'itigung    dieses     (jebr«nchs     inn  aht-t   -/.ul   Uyiiv^y.cd   aifttiovlsveiv-       ^      . 

v:il-pirtiti-  llogiCiiu  hätte  aigeführt  werden  kOnueii  Xeu.  g.   3)  :   tu)   «   «»]•      leh  schrieb  fuj  av»     S.   Dimloif. 

Auab.   III,   5,   k    Aristopli.   Plut.   v.   IJÖÜ.                      .v     .;  Fraef.  p.   III,   liuttmann.  ad   fllidiau.   g.    12,    14.      Vergl. 

Ztltichr.  f.  d.  Jltcrc/iuriisw.  92 


I?27 


171H 


Aiiilrodon.  §.  fS.  Coii<r«  Boro*.  Nom.  §.  3.'i.  hat  Din- 
•liirf    au«   1    ai>    nlv    rorrigirt    in    av    »Utt    ilrr   \'ulga<a 

O   lilv   dv.  .     .      ,      / 

'  Olrn  h.  in.  Lilian.  Ar|riim.  fv  ädefi;  Tj]  ist  Bfkk»r's 
irharrviiiiiigr  Coiijn  liir  ann  <lrs  Bavar.  i'i/u  deijrrrj.  Oio 
Y'ul){ala  ist  II  a  du/\^^.  E«  niiics  alier  lirisüPii  iV«  öu- 
rr^'r,  ilriiii  Sil  h.il  Urb.,  und  ilieit«  giht  iIpu  giitrii  Siun: 
„ilaniit    iiWt);lirh   »ei." 

§.  lU:  vuiioi)tfn<;  naiHaaril  i»*  Bekkpr's  f  onjcrUir 
((alt  lies  kaiiiiscliriniichrn  yaihoiUTt.  So  slrbt  x.  U. 
Tiinorr.  §.  V7.  im  Uerrt-t:  rori;  rrQvtavBig  —  xadioai 
VOfio^ffini.  Alli'iii  Phil.  I.  §.  ,<().  heisst  rs:  rfjtijQcig- 
XOl'i   y.adioTaiiH'   liml    Aplinlnhe»  afirr.  —  §.    \'J.    lOl- 

Tot>  fiövot'  71  efjiyiyieoi^ai  ^itÄ/.wrroc,    7/«.'^f/ij.     Da» 

gpnöhiilidie  luv  Kir  TlaDtif  lasst  S  »Pe,  eine  »pifpne 
An^l-iHüiiiit;  ilpü  ^rtikolü  »nr  piiiPiii  Infinitiv  (lpr  KrklArnii^. 
lili  »i'irtlp  lialipr  nach  ilpr  S^lbe  TOi  mii  so  oiphr  Bp- 
ilpiikpu  tragen,  iIpiii  S  allein  zu  folgpii  ,  hpiiii  (lipspr 
Artikel  niclit  aurli  in  nipiiiem  Ilelul.  fpM(e.  Vergl.  flbpr 
ilie.ie  n'pifU'Sung  <lp(  Artikels  Phil.  II.  §.  .'^,  iiarh  I, 
Hiiil  Plat.  fonnv.  p.  \'.i2  l>.  —  §•  !.!•  f'"lilt  Ifoiv  in  S, 
ohne  prnfihnt  xu  wcrilpn,  viplleicht  mit  Rprht,  da  rs 
anrb  im  Pul.  1.  fehlt.  —  §.  '27:  7Tau('.7lk)iolo)Z ;  Oli 
Ta  litv  o.f./.a  a/w;»  (/jj.  Oie  Nrn.  Hprausjjpber  streirlipn 
olf  (ilie  gpriiij^pren  Ilanilsrliiiitpn  haben  y.(tl).  i£s  ist 
aber  iler  Uativiis  riiinniixli  ,  niiil  bezieht  sich  zwar  nicht 
auf  il.is  n;ii'h.st  nirbergehemie  noayiiuju,  »omlern  anf 
das  piilferiiter«  inu  jujv  yuijOTu'n'  iiijn  vPv.  Arist.  Ran. 
».  1  14  >•  (lU).').):  f'/iii  0/10:10')  nfjde.  Der  Sinn  ist:  „-ler 
Dpaia|;ngpn  »egpii  will  ich  ila»  Andere  «erstliHeigen, 
aber  tvuhin  sie  den  Staat  gebrarht  haben,    uniss  irh  sagen." 

K.    ;j!.    ist   das    iruiiisrhe     dvbonotuiuv     gnt    anfge- 

nnmiupn ,  aber  ßbpr  das  in  den  Nntpn  angegebene  Zei- 
rheii  ll'  ist  niigends  Rerhensrhafl  pegeben.  Siill  p»  viel- 
leicht den  Cod.  des  Obsiip.  bedeuten?—  §.  3'i.  "st  tinoVTl 
und  TWV  niTl  iilir/.Örv)V  entgegeugestelll,  nicht  fi)ti  und 
and  rtl'T«,  daher  nirlit  tiioi  zu  schreiben  ist.  S.  Ben- 
»eler  1.  I.  p.  ö4.  Ich  libersrhlage  die  librigen  Fliilip- 
pischen  Reden,  »eil  die  Receiision  zu  lange  »erden  Mi'irdp, 
wenn  ich  alle  Stellen,  »orin  ich  abBeicheuder  iMeinung 
sein  inussfe,  besprechen  »ntite,  und  nehme  ans  d«u  übri- 
gen  Volksreden   die   über   <lie   Sifminorien. 

In  ilie.spr  Rede  stimmen  niiscre  beiden  Allsgaben  meisl 
fiberein,  und  hauptsächlich  uur  iu  fiilgenden  Siellen  wei- 
eben    wir   von    einander   ab: 

§.  I  1  pxtipi».  diirvovfttda  öl  ytäyi(ivor\.  So  hat 
zwar  S,  aber  iJas  »orhergehenile  TtaoaOy.eiaCwuEilec 
Htv  fordert  dfnvu)(il^a,  und  »o  habe  irh  aus  Dioiij- 
(ios  aufgenommen.  —  §.  '12:  7rk)JQlijaii  ds  xai  oacpijq 

o^ev  tarai  y.m  p«5/«].  Die  Lesart  Si  de  et  y.ai  au' 
(fi)i  u9ev  (»ofiir  in  einem  Lind,  ds  TIC,  17  y.cti  oacpt)^ 
oilif)  lasst  sich  prklareD,  unr  luuss  man  mit  Fniikhäiirl 
in  dieser  Zeitschrift  1,S4f,  Nr.  flti,  p.  'M'tf)  schreiben: 
f)'  r,  xo.l  oa(fr,<;  oi^tv  taxai,  »ach  Fnnkhaiiel  i.  <i.  /} 
xai  ancflji  inrai  y.al  u^tv  ioiai.  Wir  scheint  uihv 
Ton  oaCfl'x  abhangig:  „die  Bemannung  aber,  welche  »ü- 
Mohl  deutlich,  »ober  sip  zu  nehme»,  als  auch  leicht  sein 
wird,  will  ich  hmiach  anftihron."  In  demselben  Para- 
graph  i»<  Aebr  richtig  ra^iagiav  statt  x^irj^aqxov  anf- 


Kennnimen.  0i]iit  rol(;  otpaT}jyoi>^  Stfv  SiavtinOl 
idnoii;  dey.a  tuiv  vniniiwn,  oy.fipujdyofi;  uttu)^  u'x; 
iyyiirnt'  nf.h;hu>v  vajd  roiiiyovi'  utat  vevjooixoi , 
en Eiöav  öt  lOi'To  71  o//joinot ,  Si'o  aviJiiooiaq  y.al  loid- 
■xoiira  TonjfJiii  juviwv  iy.dato)  iiQoavtifiai  rdiv  rJ» 
TTuiv,  lit  iTtiyJ  ijoviaai  rni;  (pi'Kd^,  lov  ÖH  ra^iap- 
luv  ky.aoxov  y.aÜi'  evaniuv  i/eui(jiov,  JV  ojiri  aifX' 
fjoplui  dl  o,  T(jn,ufi^  rpidvMVia,  (fi'l.i)  /na.  Es  kommen 
ja  wenigstens  30  Trierarchen  auf  eine  Schill'»» erfte , 
Tpir.pupj^OD  »are  also  nuilenkbar.  Dagegen  passl  es  sehr 
gnt,  dass  die  10  vsviplii  durch  das  Loiis  unter  die  10 
PIivIph  und  TaxiarcliPii  vprthpilt  werden.  Lubenreiflicher- 
vteise  ist  aber  gleich  dar.iuf  71  u aal  stehen  geblipbpn: 
U7TUJC,  Uli  —  f/(5);rt  —  Tonjpapxot  Tireq  xai  rpiijpfi^ 
Tiuaat  xai  rpiäy.ovja  iiii>  i)  yj/zy,  bii/.a  ö'  ij  rpiTTVi 
iy.o.OTi]  Toiijüftg  f/y  ptr.  Nicht  wie  viele  tialecren 
einpin  Stanimr  zukoniinpn,  innsstp  der  Stamm  noch  er- 
faliren  (es  niüsste  sonst  auch  statt  TplljpauXol  ri'ff? 
heissen  Tpiriüuu^ot  Jloaul),  »oiidern  welche,  wie  sie 
heissert,  in  welchem  Shtnde  $ie  seien-  E»  moss  demnach 
aus  y,  SJ ,  yo.  F,  Vindd.  ,'i ,  4,  ^'at.  b  noiui  rorrigirt 
»erden,  Tadeln  iiiuss  ich  anch ,  da«.«  ^.  T2.  extrem. 
ya3'  ty.aniuv  —  yi/i;  ida,  »eiche.  Worte  in  ^,  viel- 
leicht durch  die  vielen  'i/.acriDV  und  (Tl'kr,  veranlasst, 
fehlen,  ausgestrichen  sind.  Ich  halte  sie  für  iiolbwendig, 
—  §.  27:  daa  ydo  dv  vTv  noplonii  dv  rj\  ist  nn- 
streitig  das  zweite  o.v  zu  streichen;  da  S  eie.  o.v  naih 
yao  haben.  —  §.  ',>i):  dniy.uni'/tt^  Toiijotaiv y  o)v  iy.a- 
TOV  TraufayofU^'  i^/nig].  i'  hat  öiaxooiu/i;,  dessglei- 
rfapii,  wahrscheinlich  aus  iler  Appendix  Francofurlana  der 
Rand  meiner  Aid.  (dessen  Varianten  (.amerariu»  beige- 
schrieben  haben  soll)  statt  der  Vulgata  -roiay.ooiai^ , 
welche  Zahl  die  historisch  richtige  ist;  denn  die  (le- 
saumitilolte  der  Griechen  gegen  die  Perser  war  über  300 
Schiffe  stark  (vid.  interprr.  ad  h.  I.).  Die  Vulgata  war 
also  hier  beizubehalten,  zumal  da  auch  sonst  im  2  und 
aiiilern  ipiay.üoiui  mit  bta/.uoiui  (H  II  II  mit  II  H)  ver- 
wechselt »ird;  vgl.  de  Svnt.  §.23.  mit  Ari»t«cr.  §.  UI9, 
und  die  Parallelslelle  §.  23^.  hat  T(jluy.ua!wu ,  »o  r» 
die  Hrn.  Ileraiisgebpr  sehr  uncoiisequeiit  aus  Anhänglich- 
keit an  }i  bpibehatten  haben.  Aber  auch  in  dem  t/.UTOV 
steckt  ein  Fehler,  wesshalb  Biickh  Staatxh.  I.  p.  V7t> 
sagt:  ,,»ie  es  zugegangen  spin  mag,  dass  in  i|pr  Rede 
von  den  S\uimorien  nur  100  athenische  (Trireinen)  ge- 
nannt »erden,  ist  mir  ein  R.'ithsel;  ja  man  könnte  sogar 
auf  Verdarbt  gegen  die  Echtheit  der  Rede  geführt  werden, 
wenn  nicht  so  Vieles  für  sie  sprAclie  "  Wesseling  will  dafür 
diay.O0i(i(i  lesen,  »asBekker's  Beifall  zu  haben  »chpiut, 
weil  Dpuiustli.  Cor.  I.  I.  :  npUTtoov  lytv  tirtp  Ttöv  Ekkl}' 
vi'jv  exilvwv  dyouiaaiieviof  ipnjptuiv y  TQiaxa<riv)V 
oraujv  Tuiv  ■7ra(Twv ,  Tai  diavoaiaz  t)  uoLii;  nape- 
a/eio  hat.  Hier  setzt  der  Reduer  die  runile  Zahl  aller 
atheuisrhen  Schiffe  200  statt  lirr  1  80  Trireinen  (».  Herod. 
K,  44.),  in  Zahlen  geschrieben  PI]  ,  di»  letzte  Zahl 
(U'}  ist  aber  in  vorliegender  Stelle  vor  üapSOlüf^ti^n 
ausgef.il|pn.  —  §.  32:  £1  de  f4lj  ys  Toiv  VTTauxdvxoiv\^ 
So  Bekker  ohne  Angabe  einer  Variante,  »ielleieht  aus 
Versehen;  ich  fnl^e  Aug.  1,  «,  Weimar.,  rorr.  Vat.  b: 
Bt  öe  [uijf  riüv  y'  üitapxdi'XUJV.  Vgl.  üiudorf.  Piaet 
p.  V. 


1229 


1230 


Coron.      Nnr   rini^e  S<p|teii   an»   «lie»ef  längeren  Reile : 

^.  •J,'):  ri?  t]v  i  0ikrt7iui  re  r-qv  it(i}jvijp  avvuyctvi- 
CöittVO^\  80  grhrirli  irli  au«  S  etr.  Warum  die  Hrn. 
Hrrausgrber  ilie  Viilgaja  (fiiklnTicp  TTai'Ta  oi'VayiDVl- 
Coitivo^  liabeii  «teliPii  lassen,  neiss  ich  nirht.  Ktna 
»eil  »orliergrht  iniidl)  rolvi'V  inun-nuTU  Tr,p  i/prji/)jv 
r  Jiukls?  Allein  tier  Sinn  ist:  ,,Aus  ilein,  was  narh  ileoi 
VriiMlenNKclilusd  erfolgte,  «i'ht  ihr,  »er  <leh  Frieden  für 
ileii  Pliili|>|i<>s  hetrirli,  und  »er  den  Nutzen  der  Stadt 
lui'lite.''  Aus  den  Folgen  des  Friedens  »  nrde  den  Aesctii* 
nes    und    des    Deniosllieni-s    (jesinnung    klar. 

§.  30:  €^6v  ijiifotijv  dsy.a ,  fudkkov  de  jqiüiv  t] 
TfrrrtCiW'].  Die  Lesart  if,  k,  «,  rt,  Pal.  2,  V'ind.  1. 
üfjolüx;  de  gil>t  drn  guten  Sinn:  ,,Da  ilie  Gesandten  in 
Kl  Tagen  oder  eben»o  gut  in  3  oder  4  hatten  hinkoni- 
nieii  LlMinen."  Vergl.  f.  leg.  §.  i)():  oi'  yuo  rai'ir'  dvx' 
ixfifojv  ysyitvei' ,  dkka  Tuvia  [iiv  ijf  dt>  öuoicuq 
rjiilv,  sy.tiva  b\  Tot'TUti;  dv  TTgoOljv ,  es  waren  nns 
diese    Vorlheile   ebenso  gut   geworden. 

§.  '.i'Z'.  eiii(^ij  yuo  (Ojioai  tijv  BlQljrijvy  So  »ürde 
DciiKistheiies  eine  Uiirirhtigkeii  sagen;  denn  Phili|>|>iis 
iialini  die  tkrakischen  Plät/e  niiht,  iiarhdem  er  den  Frie- 
lii-ii  liesrhnoren ,  was  erst  später  in  Plierä  gesriiah  ,  K>in- 
dern  gleich  nach  den  ersten  Verhandlungen  zu  Pell»,  »« 
er  Frieden  zu  schliessen  zugestfinden  hatte,  üiio/  (lyi^os 
Lalien  J^'  ele.,  und  <liess  ninsste  unliedenklich  anri^eiioni- 
inrn  »irden.  Die  firn.  ilerausgehrr  hateu  iltese  Variante 
nicht    erwähnt. 

§.  37.  llecrel:  (Tvyy.'ti'jiov  ey.yXr;oiai  ino  OTQajTj- 
idjv ,  Y.ai  TiQi'Tdvtviv  y.ai  ßoikiji;  yvujur^l.  Diese  In- 
1er|)(mrti»ii  ist  un<nlassig  ;  denn  xai  TifJlloviuiv  »are 
üliertliissig  und  schon  iu  V.ai  fjUvAr,^  enthalten.  Ich 
theilte  SU  ab:  xai  avyy.kijTov  i/.y.) i^oiai  i'iio  OToarij- 
yuiv  X(xi  noiirdveiov ,  xai  fjuukiji;  yvüjitrj.  -  §.  91. 
Derret.  B^zant.  a.  E.  :  TW?  nte(favu>^,  ojc  iocKfd- 
\UiTai\.  So  Reiske  als  Conjectur.  Ich  lese  mit  guten 
Handschriften:  xv)  ortcfdiu]  ,  iij  <TlwtOTe(fd.vu)cai,  »a» 
auch  iu  J?  TUJ  axecfdvoi  ,  uooi  aztcfdiujiiat  »n  Grunde 
liegt.  —  §.  98:  öri  ÖJ  S:  äv  O.  Daraus  niaclite  ich: 
äv  ü,  —  §.  ys:  Ol  ytuy.iöai/jontovg  — ,  ineidi)  &ij- 
ßaiot  dvsKtiv  eireiiiQoov y  duy.mki'oaTt],  Nach  die- 
ser Interpunrtion  ist  ylay.eda/iiavioV(;  OI>ject  ron  die- 
xajkl'Oaie,  was  keinen  Silin  gibt.  S.  Funkhänel  Quaest. 
Deinosth.  p.  43.  I«!«  theilte  daher  so  ab  i  Ol,  Auv.t- 
Saiiiovioi'i  —  eJteiöij  iJijßnint  —  ditkeiv  /TTf jjfi'jiOfi', 
öisy.uikvaare  »eil.  dvehtif  oder  to  ^r;  di'lkliv. 

Diese  Beispiele  ans  den  ersten  tÜO  Paragraphen  der 
Rede  de  Goruna  »erden  um  su  eher  genügen,  da  ich 
Vieles  über  die  krilik  der  Drknndpii  in  der  Schrift  vou 
deren  Elchtbeit  liehaiiilelt  habe.  Diese  Schrift  kannten 
aber  die  Hrn.  Ileransgelier  noch  nicht,  und  erkUirleu 
sich  daher  für  Dropsen,  »elcher  <lie  Urkunden  in  der 
Rede  pro  Corona  als  unecht  ver»aff^  sie  gehen  ii»i'li 
weiter,  und  schliesseit  nicht  nur  die  IJrkniideii  dieser 
Rede,  sondern  auch  alle  in  der  iMiiliaiia  vorkoniineiuleu 
in  Eckklaininern  ein,  weil  sie  A'.  Hefindnn'a.  ^'erthei- 
diguiij;  des  Difltetengesetzes  nicht  beipUicIilen  können; 
eine  Folgerung,  die  nicht  richtig  ist,  ila  inuiierliiii  eint 
Urkunde     uuecllt    »ciu    küuate  ,    ohne    da«»    de9s»egrn   alle 


folsrh   »ein   müssten.    Dlit  dem  Diatrtengesetx   aber  rerhall 
es    sich    fol^endrrinaMSen  ; 

Deinnstlienes  hatte  mit  Meidins  einen  früheren  Proeeg« 
»or  dem  .Schiedsrichter  Stralon.  DieBer  hatte  den  fllei« 
dins  in  cnntumariaiii  ternrllirilt,  und  iMeidias  ihn  im  !Monat 
Thargelion,  wo  die  .Schiedsrichter  (r»r  dem  Senat)  er- 
scheinen muosten  ,  wenn  sie  etna  Jemand  (durch  läisaii- 
gelie)  anklagen  »ollte,  für  ehrlos  erkUren  lassen.  Um 
diess  zu  beweisen,  litsst  Deinosdiciies  ein  Gesetz  rnr- 
lesen,  welches  nach  den  bessteu  llandschrifteu,  denen  ich 
folge,    so    lautet    §.    94: 

Pidiioi.  'Edv  8i  T/vtg  neol  ovfilio) aivip  iblviv 
Tlpoi;  dkkfjkovg  äiicfiaßijiwnt  y.ut  (iuikujvTfii  Siai' 
TPTtjv  hklotiui  ütrti  oi'V  y  ittotu)  <ii'tou  uiüticr'Jii.i 
ov  dv  ßm'KiiiVTai.  /iiuttijTijV  tktoihtt  iueiöuv  ßov- 
kviVTCii  y.axa  y.oivüv  ^  ^iivtxiuouv  iv  xoig  rno  xov- 
TOi>  diayvujof^eioi  y.ui  fdy/.ixi  y.axa(ff()exajO((v  ÜTto 
xoi'Tov  iff'  txe{)Ov  diy.uaii';oiop  jai'xd  eyy.ktjuaxa, 
dkk'  taxuj  TO  ygidivra  imo  roti  öiatxi^xov  y.vgia. 

Vorerst  ilie  Wortkritik  betreffend  ,  so  hat  vurliegenile 
Ausgabe:  üv  dv  ßui'kojvxaf  enndo.v  d  'itanvxui  y..  x.  k. 
Keiske  narh  Conjectur  und  alle  folgeiiilen  Herausgeber: 
öv  dv  ßui'koiixut  dnaxi^xijf  i7i(ii)dv  d'  tl.mvxui 
y..  X.  k.  Diese  streichen  als»  ikioi^ai,  Hr.  Saupp« 
streicht  auch  diaiTijXtjv  (htoiial,  meinend,  es  sei  an» 
dem  vorherirehenden  ßoi'k'iivxc.l  diaixi  xiji'  t/.to^tKi  ent- 
slanden ,  und  alle  rerwandeln  das  letzlere  ßuiku)vcat 
in  d'  tkwvxui.  Meier  schlagt  cor,  auch  noch  iliese* 
ßuikujvxai  111  streichen ,  und  zii  ETtiiddv  au»  dem  JAf- 
OÜul  den  Conjniictie  'tku)VXCil  itu  ergänzen,  Kin  kühner 
^'«rschlag.  Ich  gab,  was  alle  Handschriflen  haben  (A',  r 
lassen  ,  wie  mich  auf  meine  Bitte  Hr.  Dübner  lersicherte, 
auch  diese  Urkunde  aus),  und  ohne  mit  Hiidtw.ilcker 
(Diaiet,  p.  178),  »eichen  schon  Biiftiuaiin  widerlegt  hat, 
zu  veraltetem  Stile  meine  ZnQiicIit  zu  nehmen,  cerAn- 
derte  ich  nur  die  Interpunctinn  der  Aus<;aheii,  »oilnrch 
Alles  klar  ist.  Das  Gesetz  enthielt  nainlich  zwei  liestim- 
uiiingen:  l)  wenn  die  Parteien  eine  Streitigkeit  über  Pri- 
ratcontract  »or  einen  beliebigen  Schiedsrichter  bringen 
wollen,  so  können  sie  wählen,  wen  sie  »ollen;  ',')  wenn 
sie  einen  Schiedsrichter  »Ahlen  »ollen,  so  ftmlet  »ou 
dessen  Ausspruch  keine  »eitere  Beriifnng  ct.itt.  Das» 
&(aixnxr,v  i-Ltoitui  vor  tnfiddv  steht,  geschieht  wegen 
des  Gegensatzes  gegen  die  (iffi'iitlich  erlonsteii  Schieds- 
richter. Dass  aber  beide  Bestimmungen  durch  iV  ,  wel- 
che»   Ital.    hat,    »eibunden    »erden,    ist    nicht    noth«  endig. 

„In  diesem  Gesetze  nnii ,  sagt  man  (so  Spnlding  und 
Hudtwalrker) ,  »ei  von  Privatscliiedsri»  literii  die  Rede, 
und  Siraton  gehiire  zu  den  iiUi  iillichen  ,  folglich  passe  da* 
Gesetz  nicht  zum  Text,  folglich  sei  es  nn.cht,  oder  doch 
aiN  luireehlen  Orte  eiiigesettt."  Ferner,  »iift  man  ein, 
,, hafte  von  (ifleiillirhen  Schieilsriclilern  Appellation  «latt- 
gcfimden;  d.»  niiii  Strofoii  ein  i'iUVnllii  her  Scliiedsrichler 
ge»esen,  und  das  Gesetz  einen  ('Hiiipromiss  vorschriebi', 
so  1»  i il c rspr.'i c h e  auch  iIm-ss  dem  Texte."  Hier  lltugiiel 
nun  Ilernianii  (Ind.  Lect.  .^larb.  I.S.i^bj  mit  Recht,  Aas» 
Stratou  zu  den  tiHentlic'ien  Schiedsrichtern  gj-hürt  habe, 
und  mit  nicht»  kdiineii  es  rflic  Gegoer  beweise»-,  als  lia- 
niit^     das»    er    zur    Kechensrhaft     gezogen    «efileu    kocmte. 


1231  .  i3;i? 

All,-Mi    vx.    -t.lil,     il««»   •li's»    "«"■    '"•'    <'•""    l'fi''i'tli<-li<'n    il<T  all"    Ilaiids«  lirift^n    TT  e  Q  e    Tu>V   y.axä   Italien,     »o    li!n    irh 

l-'all    ».II?      Im     («'i"<'ii(liiil  ,     <la     ilin     iili'.Milliilirii     kiMiim  iliiipii    K<-Ii>l;;e,      zumal    ila     ich    finile,     ilas.s,     uciiii    Uemo- 

lj-,j   a|,l,j,(,.||       nii'    (lif    PriiaJscIiii'ilsrirlilcr ,     sii     kiiimti'ii  slliciii-s    •■iiirii  (irilaiikfii  » ieilrrhiill  ,   er    iiiiiiipr    «-(wan    ver- 

^lur   «lii'»'*    »i'tf'Mi  l£iili'.sii-rl.-Uiiiii{    nucfklast  »Piileu.       I>,i-  aiiclf  r( ,    iiiiil    iliese    Lesart    piiien    Sitiii    gilit :    Ge.sp|;e    wp)(en 

bi-r   ist   ilii-    liarlr    SU»ir   <lcT    liifa zu    ■•rkl.'iriMi ,     »miiit  «Irr   in    Ansehung    «lea     Fi-stf»    Krt- vrliiile ii.     —     g.    IJ.     iv 

StiMlnii    iMlfj-t     MUiili'.       Ddss    ilirscr    alcr     Prii als<liii-<ls-  yc^t    oii)i:V    101 IV  —  Ol;    di/.aloi].    Icli    srliripli  mit  Scliil- 

rulilrr    B.ir,     ^i-lit    aus    dein    .Slaiiimc,     wclilii'iii    it    aiij,'e-  for   ad    Grojior.    p.    ;i('i    f.    i  u    yu.o    oi'd'   iv. 
Iiiiili-,     li.Txirj     •Irilii    rr    >.ar    »«•ili-r    aus    ilciii    il.'S    Di-iim-  y'„,--    ^fj,,,^    t^U)].       >'iir    ^  1,'issf    nach    c'lXoiC    i!.-u 

»iIk'iio»    ^Pull(ll<llll<.),     ikkIi    aus    «Irin    ilr»    IMfidias     ( Krc.  Ii-  Artiki-1    TO/\-    up|f.      Sonst   «iiid    die    Hrn.  ll<T;iiisj;«-bpr    ge- 

«lirisj,     »a»    liftllf    »ein    miisscii,     weiiii    er    ilir    (inVullidier  „all    in    der  Ann  endiinj;  des    Artikel«.    —    g.  '.>J.    Zeujfniss: 

S.hieilsrirliter    (jf«''»''»    "•''".   ""»'lern    er    «ar    als    IMiale-  tri  eoj(u;,  i'/uJi].  Die  oliiieliiu  niniiillii^'e  IntrrpniKtion  liin- 

raer   an«   der   Aeaiitis.      Demostlieiios   alier   ritirt   diess  (Je-  ,|,f,~,„„.|,    ,„,.lir,  das  Wahre  zu  finden.     Mir  gefallt  .Meier's 

setz    lilns»    i"    der    Al.siilil,      um    zu    zeigen,      dass    IMeidias  Cnnjeitnr    vniujyut    tyvilK    —  Viir  JJ.  J.l.   8nll  eiiiijje.o  feh- 

ihiii     die     «Olli     S.liiedsr.eliter    erkannte     Geldstrafe     liSite  leii^daion    hat  mi<  li  linltinann    nii  li'l   tiberzeugt.  —    §.  'i7. 

ans/ahlen    iniisseu  ,     »as    his    jetzt    nicht    ge,.  hehen    x.'ire,  q.ii 'jui'iuc     you     oiiitti].       2,"    hat    au    olfiui ,     »as    ich 

iiii'hl    in    der    Alsieht,     »ie     man    lieliaiii>(el    hat,      um     zu  aufnahm:     „»enii    einer    etwa   angeklagt    ».ird',      eine    V, 
betieiseii,    ilass  .Sil  aton  mit  Unrei  ht  zur  I  hf.imie  i  erurtheilt  ....-- 


Ullll   felioige    nie   »m  iit- ■  (;'^'>>-".ic..   .  o.<.ji.=|."^"  .      ^-   -r-     v^-.,.«  „,»s    p.    iifs^^.      TOC^     y.l'(J!Ol%     Olty.OUl  OaVO     IUI    XllTdUtl- 

■nttiuoi    —   lUTÜi.    Ijvu>p~iy/.E   y.at   it  e  Ol  ijyytf  y.tl]-     lih  ^„^^    „„    ,|pr    Infinitiv    nnmiftell.ar    von    dlixu.    ahhängt.  — 

hahe   aus    /7  etc.    nauljyytLYSV   anfgeuoiiimen,    lU^^ln-ses  g_    .(,|_    „iroi  de  Ti  71  UKilOlu    Ol    vijfioi].      I   etc.  haben: 

aurh    sonst    mit    iioiKtiv    verlmiideii ,    Tltul    und    TiUfJU.t.»  :i  uil'jOuvaiv  ;  ,, was  werden    diese  Gesetze    tliun  ,    wann   sie 

leicht    verwechselt,    und    n  tfjn'r,yt)xyiv   hier    nur    gezmin-  angenommen  sein  werden  { "     Ks  folgt:   iiüoiv  iTltaXVOVli- 

gen  erklart  wird.  —    §.  S.    G'setz:    /7«fd»'j;].      Ich  ziehe  rat   iOfruUu.    —     §.    M-      o    -/ooiy/oi    ißoi^exo    —    V.al 

t  uj  V    nuvfiioiV   vor,     nie    Palmeriiis ,     nicht    erst    Duliree  1  o    laiTUli    Tuig    ijiieoiUs,     0>i    uty.    iutatv    Ol   VUf^ioi^. 

statt    de»     li.Tndsrhriftlicleii    iv     flafdloil    vorgeschlagen,  Su    gehen    nach     S    mit     Bekker     die     lim.     Herausgeber, 

lind    die    bisherigen    Herausgeber   aufgemniimen    haben,    da  ohne    Erwahming    von    Varianten.       Allein     «o     sagte     De- 

Deinostheiies    gleich     dar.iuf     za     liävdia     sagt.        Meine  inosiheiies    y.ai   TU   für   y.ui    lOtilO?      Schäfer  zieht    daher 

Aid.    "ilit:     T'/j:     naftuov.   —     §.     lO-    Gesetz:     xui   tTIt  die    Lesart   des    IJodl.    TOiaucuK;    vor,    »eiche    auch    meine 

^ll  vuio)   )■    nu/iTln    y.ai  Ol    rpuyipdol  yui  oi  yo>un)ßoi].  Aldina,    jedoch    un(er|iiinctirt ,     hat,     und    worauf  die    vor 

Ich    habe    ;'    ausgestrichen,    weil    diesen  Artikel    alle  Hand-  Üuttmann      aiilgeiinniniene     -xailOl      xaVjatQ,     TUig     führt, 

srhriflen     weglassen,      ausser    vielleicht     i2     (K    hat     diese  wilihes    letztere    auch    ü    von    zw  eiter  Hand    hat    (was  aber 

Lrkunde     nicht,     wie     mir    Hr.    Uüliner    in    Paris    gefallig-ot  ßekker    nicht    aninerkf).        .Allein    halle    Deinoslhenes    dann 

iiachgesehe»    hat).      Freilich    geht  vorher    ornv    l)   UOfi:il}  nicht   y.ui    TUi^     joiai'nuiC,    r,iinjai^    Resagt?      Sprachge- 

n    ziö   zJloi'tiOi'}   iv    Uei^aiii,   und    es    folgt   yal   oi   T(ja-  mässer    ist   daher   die    auch    dem    Sinn    inelir    enlsprechende 

yrijdui   y.ai   oi  y.ujini)doi.      Allein  daraus   folgt   noch  nicht  Conjeclur    Reiske's  ,    welche    Uullmann    auf^enonuiieii    hat: 

mit    Sicherheit,    ilass   auch    )}    Uouni)    vor   oder    nach    ini  Xai  tuit'  at'tai'i;  raiq.     lih  ^laahte  ya/ioiruVTO.iaiaii 

ylrv(iui)  gesetzt     werden     müsse;     denn     der     Festzug    an  so    abllieileii    und    aecenluiren    zu    müssen:    zat    ToDc     av- 

deii  DiooNsien    im  Piraeus    war    fest   (also    /}    lloiiTlIj  —   Cf  Tai^    Tat.;,     was   dem    Sinn     nach    dasselbe    ist,     aber   den 

Ihioalti)      nicht   alier  an    den  LeiiSen  ,   obwohl    zu    diesem  Zügen    der  Handsehriflen    naher    kommt,    in    denen    ro  und 

Feste    immer    Tragödien     und     Koiiioilien    gehürlen  ,     daher  loC,  ja    überhaupt    o    und    oL'    leicht   verwechselt   wird.  — 

Ol    zoffi'jdol    y.Ui    Ol    y.toiiiiX^oi.       Die  Schwierigkeit  ver-  In     demsellieu     Paragraphen     hat     IJekker     nicht     bemerkt, 

mehrt   sich    durch  das   vorhergehende    yc/,    welches  in  den  dass    11    övoflU    auf    dem    Rand     hat.       Diesen     wichtigen 

Handsehriflen    von    );    fast  nicht    zu   unterscheiden  ist.      Au«  Codex  hat   mir    Hr.    Hejse    nochmals    und    ganz    verglichen, 

iliesen  Gründen    habe  ich    mich  am  sichersten  an  die  Hand-  —    §.    35.    «   Tli   —    tox'    ivu^Oi,    ö    TOlUVXOg   nozeoo. 

Schriften    gehalten;      denn    was    frühere    Ausgaben    des    De-  fil)    d(.j)    —    Öi/.IJV  ,    i]   ftil^aj  Öoilj    dixaloj^;]    „imnio    av 

nioslhenes    halieii ,    kann    kein  Bestiininuiigsgriinil  sein,    den  Öoil] ,   monuit   Spaldingius",     wiederholen    nach    Buttmann 

Artikel    beizubehalten.    —    Ibid.    fit)    ttiivai'].      Die    bess-  und     ßekker    die     Hrn.    Heransgeber.        Ich     glaube^  aber, 

teil    Ullll    die    ineislcn    Handschriflrii    Ilaben     fn']Zt,     meine  Deniosthenes     würde    schwerlich    diesen    Hiatus  jwa'tw    av 

Aid.    iit'il    mit    PHiicten    bezeichnet.       Diess    habe    ich    auf-  zulassen,    und    man    inüsste  daher    eher   jieiQov      ctv   corri- 

geiioiiiinen,    iinil    so   sclirieb  auch    schon  Hiitlmaiin  ans  Con-  g'ren ,     was    zugleich    palaograpliisch    erklärte,     warum   aV 

'jectur.      ur    haben     nur    ^'iiiil.    h.    und    ^'en.       tgl.    Schal-  ausgefallen    wäre.      Allein    diess    ist   nicht   nöthig;    da   De- 

fer.   Appar.   Demoslli.   I.   p.   34U.    —    §■    ll-    itf-i';)   yaza  inosthenes   öv   nicht   zusetzt,    so    will   er   öoii]   auch   nicht 

TiOV  TCSpi    Zl)v    ioozi-V   är^iyuvvTWi].      So    steht   aller-  als  Bedingung,    sondern    bloss   als    gedacht    verstanden    wis- 

din^s  auch   S-i'JÖ.     Allein  da  §.  11.  die  bcssten   und  fast  6cn;   „soll  ein  solcher  keine  Strafe  leiden,    oder  mag  er 


1233 


iiil 


immrrliiii  jjrögscre  leiileu?"  Urber  ilirsrii  Gpbraiich  n-r- 
wrisi»  icli  der  Kiirzp  wegen  auf  lleriiiaiiii  iIa  parlir.  civ 
p.  I.)4,  li.Tiiliarily  Syiit.  p.  4(l(i  ,  Stallb.  all  Plat.  Rcp. 
^'iil.  p.  54')  mit.  Fuiikhäiiel  (tiiacüt.  p.  \l  erklärte 
die  Stelli*  ricliti:.',  übersetzt  aber:  „»oll  ilicser  nirlit  ge- 
xtraft  »verili'ii  ,  oder  möckle  er  giiissere  Slrafe  leiden. " 
Diene  Lrliersetziiiig  verstellt  iiMii  >uiii  modus  potentialig, 
unil    inürlite    üv   notfatvi-iidig    inaclieii. 

^.  40.  xavxa  Xiy.rea-  näv  yap  roi'i;«^r/o>].  Für 
die  *'^ulg.  }try.T£ou  ist  riclitif  aus  }i  der  Plural  aufge- 
nommen; eine  zweite  Variante  viiii  ^  aber,  ndiTCC  statt 
7ldi' ,  ist  iiiclit  beriirl<»i<hti{it.  UävTU  loivavtiov 
Iteisat  in  Jeder  Hinsicht  das  Gegeiitheil ,  »ie  Xcii.  Aiiab. 
t,  U  iiiit.  TtaVTU  y.ocizioro^ ,  itoraii  imrli  iViiMiiaiid  Aii- 
(Idss  geiioiiimcn  ;  ebeusii  TluVtlX  OUWU'  und  dergl.  Vgl. 
AbreKi'.li.  ad  Aesilivl.  III.  p.  l.'^l.  Das  liäuligere  tiuv 
luvvavxlov  heisst  ganz   das   Gegenlheil. 

§.  41.  OVX  ivetTrar  ai'r'/j].  Es  sclieint  des  Hiatus 
wegen  Ol'y.  tl/tOr'  (tlTi/J,  was  iiirht  bmiierkt  ist,  mrzu- 
ziejieii,  aus  iiieioem  iMalat.,  ferner  aus  Aug.  t,  k,  r.  ^'gl. 
Uenseler  p.  Kl'l.  Fuiikh.  Quaest.  p.  3l-  —  Ibid.  «/./.' 
d  fitv  ät>  r<s  äffvui  luv  kuyiaftov  (f9äoai  itci'/i^^ 
■Koa^ai,  y.o.v  vßoKJriy.uj^  toitu  TrorrOTj ,  dt'  öoyijv 
"l'  tili  Cffjoai  71  enoir/y.eva/].  Hier  baben  .^  und  Galen, 
welrlier  diese  Stelle  vol.  Y.  p.  501  eil.  Lips.  ritirt,  ä.klj/. 
IIIJV  UV.  üalier  ist  zu  srbreiben:  ciLtU  LH/l> ,  CLV  TIC,. 
Siebe  Diiidorf.  in  Schaef.  App.  ad  li.  I.  Dass  sieb  TOl'TO 
in  iler  ersten,  wie  in  der  zi*eiten  Lesart  auf  a  zu  be- 
ziehen scheint,  ist  kein  Anstoss,  da  es  auf  den  ganzen 
Salz  gellt.  Mit  Unrerht  haben  es  daher  üinilorf  und 
i'Meier  verworfen.  Ks  fehlt  übrigens  in  dem  von  mir  wie- 
der vergliilieiieu  Lind.,  was  Taylor  übersehen  oder  nicht 
wertli  erarbtet  hat,  bemerkt  zu  werden.  Bei  (i'alen,  der 
es  aurh  nicht  bat,  ist  das  Ende  des  Citals  verwirrt.  — 
§.  44.  Tl]v  £i;ot'KlTV  löiar].  So  hat  zwar  ^  und  andere 
statt  -Tijv  ei;ui'ktji;  tdluv.  Allem  bei  der  iSeigung  der 
Abschreiber,  auch  des  S,  gleii  lie  Casusendniigen  auf 
einander  folgen  zu  lassen,  z.  B.  g.  8-':  i'-Jt'  ai'Tujl  y.oi- 
puuevo),  2'  etc.,  g.  16(>  y.svtjv  (statt  y.nivi)v)  l7lTtlxljl> 
Tivu  statt  hiliy.ijq  ziva  E,  und  so  oft,  inuss  eine  »o 
nngeMohiilirhe  Formel  nachgewiesen  werden,  ehe  ich 
sie  in  de»  Text  aufzunehmen  wage.  Aniloc.  IVlvst  JJ.  73. 
Ol  /iv  äoyi'Otov  6(feikuvtii  xiß  öijfioolip ,  önöaol 
eiJ^tnu';  uicftihjv  rtoi^avtii;  doxit-i,  ij  itoi'kuQ  ij  ypa- 
(fu^  Ij  tTr/fjOKu^  (öcp.Kou  X.  r.  Ä. ,  wozu  Hesych.  €^oi'- 
Ä«i;  •  i/.ßokdq,  reicht  nicht  hin.  Ich  glaube  ,  dass  schon 
der  Artikel  in  unserer  Stelle  bedenklich  machen  sollte.  — 
§.  47.  i'irfo/ty].  Da»  parallele  TlOlljOI]  zeigt,  dass  die 
Variante  rfjolorj  aufzunehmen  ist,  welche  auch  am  Ende 
des  Gesetzes  steht.  Vgl.  Aeschin.  Tim.  §.  15,  wo  der 
Text  V(jOlCr]  —  TlOl^,  das  Gesetz  i'fiuiorj  liat.  —  Ibiil. 
y.axayvv)].  So  hat  Lambinus  auf  den  Hand  gesetzt, 
statt  des  handschriftlichen  y.uTuyvojxl.  Aus  niacart. 
p.  1074.  §.  71.  und  andern  Stelleu  (s.  ftleier  ad  h.  1.) 
erhellt,  dass  Wolfs  Conjectur  /aiiryvtDO^fj ,  die  auch 
in  Paris.  Tbiersch.  übergegangen  ist,  vorzuziehen  sei, 
«•ine  Lesart,  welche  sich  auch  in  pnlAngraphischer  Hin- 
sicht besser  empfiehlt,  als  /.acuyviji. —  g.  4'l  »yr^iy  lasst 
alle.n    ^    '*^g. 

Zdlsi/ir.  f.   d.   Alitrlliuimw. 


§.  h\  txir.  yviarav  äyvifii].  Aus  Harpukntlinn  und 
dem  identischen  y.vKTÜv  jjujnoiiri  im  Urakcl  «tIicIU, 
dass  xvioiiv  uyi'irxq  von  dyt'ietc  (  Altar  de»  Ajiollo 
aytUi'i)  accentuirt  werden  muss.  Dagegen  siebt  im  Ora- 
kel „y.UT  (lytiui  — 'A-xÜKKu)vi  dyiiti —  y.nr'  dyiioi;," 
richtig  ,,an(  den  .Strassen",  wofür  im  Orakel  ».nai tat. 
§.  (i().  auch  x<d  r«,'  ayvidi  y.viof-u  siebt.  —  §.  52« 
tuijitiuju  /Jooiiio)  ydo/v].  Für  diesen  vielfach  angefucU- 
tenen  Ausdruck  schlagt  Hr.  Saiippe  vor:  ujouiav  —  ^d- 
oiv,  verweisend  auf  Aristoph.  IVubb.  v.  311):  HuOfxia 
yctoii,  was  nichts  beweisst,  und  auf  Thesmoph.  v.  <IS'»*, 
wo  ich  nichls  hierher  Gehöriges  finden  kann.  Ich  glaube, 
die  conslante  Lesart  der  Haiiils(  hrifteu  kann  man  verste- 
hen von  der  .Anuiuth  (ilern  aiiiniitbigen  Tanz)  der  si  ho- 
nen Jünglinge,  uj(juiv)V  als  inasciil.  geiioiiimen.  —  Ibiil. 
y.aia,  f«].  Da  so  viele  Handschriften  tu  weglassen,  und 
c.  iMacart.  I.  I.  y.ajJa  sticht,  so  glaube  i<h  mit  IJiitt- 
mann  so  schreibt  ii  zu  müssen.  —  Ibid.  ^{oig  (ßt.i'il- 
niuii  -naiTtani  y.ai  rxiLfroi^  l'di'ai  detidq  y.ai  doiois- 
QUi;  dvi<Tj(ui>[f^,  y.ai  fivaaiSuiQtii].  Hr.  Sauppe  will 
nuaaiai  xni  statt  Ttdoui^  f'diag  lesen.  iVIarart.  heisst 
es:  ittnii  'Onifiiiioii  xui'0}.vu:iiu/q  nö.inEooi  y.ut 
Tidaaig  öetiug  y.ai  duioisou^  dvicr-j^uvta:,  iivaaidtn- 
utiv  y.axTu  7t(tru(öa  (scr.  Träroin).  Diess  führte  mich 
ilarauf,  in  niiaerer  Stelle  zu  schreiben  Tili.OuKTl  ifeai^, 
und  mit  Boor  p.  l.'j,')  Komma  und  y.ul  nach  di/t(Tj(oviSi 
zu  streichen.  —  §.  53.  r(/J  ^it  Tu)  iv  Tuiidoio  r()£ii 
ßoL'(i\.  Diese  Conjectur  Spalding's  eiil/emt  sich  zu  »ehr 
von  den  Handschriflen,  deren  betste  und  meiste  so  ha- 
ben: jip  zJit  ni)VuüU}TOii  ßui'i  oder  Tv~iv  uu(i>  T(J£iii 
ßovQ,  andere  nach  audern  Abtheilungen.  Ich  theilte  die 
Buihstaben  so  ab:  rt/J  idli  Tufidout  rosii  ßovg.  — 
Es  haben  ß  marg.  und  inarg,  Less.  Tofiagoi.  —  Hcsjch. 
Tiiäo/o^-  /itvc,  äv  ^ujdo>t/T^.  Daher  als  Glossem  die 
altere  Vulgata:  t'ij  ^U)du)vaiu).  'gl.  Claudiaii.  bell. 
Get.v.  18.  (  Var.  Tninuri  und  Tmarii)  Jovis.  Orph.  Argonaut. 
V.  L'()S.  Tu^cuiaq  i/.t.ve  (fl^yu^.  In  den  Handschriflen 
ist  ii  und  |L>  fast  nicht  zu  unterscheiden,  und  die  Aen- 
ilerung  TU  für  tcu  wird  man  keine  gewaltsame  iieniien 
können.  —  Ibid.  ivvku  y.ctl  TUVtuvc,  diu  Tajffiul'  — 
y.tii  dkka  isoltu  hat  noch  Niemand  genügend  erklären 
ktinnen.  Btickh  im  Ind.  lect.  ßerul.  lS.3Ua.  p  8  schlug 
vor:  xal  duua,  h(jtia,.  Aber  dabei  blieb  y.ui  loi'iuvi; 
diu  TCl.]^eu)V  unerklärt,  und  ßutlmann's  Conjectur  iisy.a 
TOVZOV  ,  xovC,  de  drzdyetv  einpfiehlf  sich  nicht  durch 
Leichtigkeit.  Da  setzt  statt  XUI  ukka  ieoeia  Hr.  Sauppe 
yakkuofiv ,  und  Alles  passt.  Es  thut  mir  leid,  diese 
Conjectur,  die  auch  durch  Alarart.  g.  lili.  bestätigt  wird, 
nicht  früher  gekaiiut  zu  h.iben.  —  Im  letzten  Orakel 
steht  vor  ^]ii  besser  ein  Komma,  als  ein  Punct,  damit 
gleich    die  Constructiun    von  itvaat   abhangig  erscheine,    — 

§.  05.  ÜQ  (seil,  ij^e^ai)  ovvSQX'^t^^^^  *^'  ^ov  dyuiva 
xard  rdz  fiavTiiag  rafraq,  vTieg  avxuiv  iorttpavid- 
fildo].  Es  ist  zwar  richtig  iTitp  avxujv  (seil,  xuiv 
Seiijl/)  aiifgenomnien ,  aber  die  Interpunctiun  i.st,  wie 
August  Bntliiianii  erinnert  bat,  nicht  richtig.  Denn  es 
kamen  die  Alhenienser  nicht  zu  den  Wettkampfen  der 
Chore  nach  diesen  Orakelsprüchen  zusauiiiien,  sondern 
Cbüre  und  Choragen  waren  diesem  Orakel  zufolge  be- 
kränzt.    Es  aiuss  also  interpungirt  werden;   ayuho,  XUtu 

93 


1235 


n;i6 


ras  unvreiai  ravrat;  ini^o  x.  r.  /.  —  ^.  56.  euv  Sh 
ZaiViiTi^o,'/«/  y.tAfi'Orj],  Es  »inl  ilii>  Coiijrcliir  »on  Eui- 
prriiiii  y.ax>itoi>ai  y.uiKvorj  (?)  aDj^cfiilirt.  lili  j>csti'he, 
(JaKS  mir  ili<>  e\i\/\^  i  i'r>Uiiillirlin  lOrklAriiiii;  .S|)aliliii|;fi : 
„.sit'll  (unter  ihr  ZiiM'liaiii'r)  .srl^i-ii"' ,  iiiiil  ilir.«»<  su  ripl, 
»U  ,,<<>■■  ■'•'■'  liüliiic  alilri'frii"  zu  •;r.<jii('ht  i«t.  Irli  iiiliclite 
ilalirr  y.(t.!tuoitai  y.ti.siOT]  lesen:  „»enii  iler  Clioiage 
ciuein  Cliiiri'iiteii  liefirlilt  lieriiiiferzii.ste Jt;eii^' ,  und  ilazu 
J(aiiii  üicli  jeder  ili-iikeii  „i"'i  «ler  JJiiliiie."  —  ^.  !)T .  OVO' 
—  (favtuu)^  ui'  duiatli\.  ^  allein  Ifiagt  oi'  wef.  Es 
isl  d.ilier  liedeiiklirh ,  e.s  /n  streichen,  wie  die  Hrn.  Her- 
atifj^elier  thiiii.  ^cl.  Klotz  ijuaest.  crit.  p.  95.  —  §.  5'.). 
Die  llerausjjel.er  si  lireilieii  hier  (flKovi/AiitJ ,  ^  f<ilj;eiid, 
J{.  ()().  qu/  itvtr/.i^auviiijv,  und  Jj.  ()().  qikuvuy.Ut  u.  ilgl. 
Uiens  sriieiiit  eine  zu  jrnisse  Aiill.'lii^^lii'hkeit  an  einen 
Codex.  —  g.  (i9.  fiavkic,  —  (flAon/tia].  So  ^.  Allein 
(fl/MlIft'n  lunlert  muvia  ,  oder  (flAoriiiluv  (denn  aiiib 
Her  Aniisalii'  »»ird  tun  jjiilen  ilandsclirirten  tfel)o(eii)  fiir- 
«Icrt  liixviav.  —  fj.  (1.  In  dieneni  srliii'ieri);eii ,  ton  gros- 
sen Kridkerii  lersinlilen  l'ara>;r.i|ilien  will  irli  glrii  h  in 
Kluninierii  kurz  niideiilen,  »as  i^  zur  Erkljirnng  der 
Stelle  und  Vertlieiilij;iiii-j  der  gilten  llandsi  lirifteii  fiir 
iiJilliii;  halte:  ioaoiv  iliavits  —  Ecihvov  lov  uuKai- 
OavTOL  HUT  iy.tivov  (Snlijert) ,  loii  vidvloy.uv ,  y(U 
{angttr ,  Ton.  den  Uro.  Jier^ii.si;eliern  gestri«  lien ,  von  üo- 
bereii/.  ül^serri',  p.  \2  teitheidi;;! )  ^vitfihdv  tov  71  uy- 
xoat/aoriji/  (Ol.jert)  —  Torvui'  (Sopliiios)  in  Ediai)  — , 
OTi  V  ii'7irü>v  r/julCniv  vhro,  dnvuuntvuv  («eil  der 
SrhUjjer,  Ti)dtMlila;;er  Enihvims  «jUiibte,  dass  er  — 
Sopliiliis  —  freiele).  Die  Hrn.  I|eraii'';;el>er  slreirlieu  ö 
TVntuiV ,  »elehes  in  allen  llanilsrhriflen  und  Australien 
steht,  »eil  mau  es  bisher  auf  .Sophilo.s  liezu«;,  »elilier 
dem  Gegner  ihat^flililicli  zu  freveln  geschienen,  und  nitht 
auf  den    Tuill.srhl,'i(;er    Enllivnos. 

Diess  ({'''"'ir''»  '""  ■''■"  L'ii'ersrhied  unserer  Au^^alien 
211  zeigen.  beule  Arlieiten  «erden  zur  lieriirderiint;  der 
Waliilieit  (lieiieii.  Dass  lih  hier  alier  keine  ausführ- 
lirheii  Erörteriiiij^eii  <;ali,  snnderii  für  den  Kuiiilii;en  meine 
Gniiide  kurz  andeutete,  geschah  nicht  aus  Mangel  an 
St  oll". 

Trankfurt  a.    M,  Jh.    Vümel. 


111.  lieber  die  tyrrhenisohen  Pelasger  in  Etrurien  und 
öler  die  Verlireituiij;  des  italischen  i\lrin«s)stcii)S  von 
Elriirien  aus.  Z«ei  .4lilian(lliiiigeii  roii  Dr.  Richard 
Lepsius.    Leipzig  bei  Georg  Wigand.    1842.    VI  und 

8U  4J.    8.  y 

J.ll;. 

Durch  die  erste  der  rurlipgeiiden  beiden  Alihandlungen 
erfüllt  Hr.  Prof.  Lepsius  das  unlängst  in  dem  Texte  zu 
den  «IUI  ihm  herausiegelienen  umlirischen  und  nscischeu 
Inschriften  S.  1  <S  gejrebeiie  Versprechen,  seine  Ansichten 
über  die  Matioiialiiat  und  Gesiliiclite  der  I  >  rrheiiischen 
Pelasger  Etnirieiis  in  einer  eigenen  Schrift  darzulegen, 
und  llec.  sah  dieser  D.irleguiig  mit  um  so  griisserer 
Spaiiniiiijr  entgegen  ,  je  mehr  ihm  einerseits  die  seit  Nie- 
buhr  iiml  iMiiller  von  den  deutschen  Gelehrten  ziemlich 
allgeineiii  angenommene  Ansicht   über  jene  T^rrhener  uud 


ihre  ftllsrhang  mit  einem  aiiilern,  von  ilen  i'ibrigen  Ita- 
likeru,  und  naiiieiitlicli  auch  von  den  (Jinbreni  iraiiz  ver- 
schiedenen ,  uisprnn^flich  uiilil  im  iSorden  Italiens  riii- 
heimisclien  \  ulke  »ahrsclieiiilich  vorkani,  andererseits  aber 
die  beiiälirt»  (jelehisainkeit  iiiiil  der  Scliaif<inii  des  Hrn. 
L.  mit  Hecht  neue  Aul  Ulfiriingeii  iiber  diesen  ebenso 
dunkeln,  als  interessanten  (ieneiistand  ervtaiten  liessen. 
So  gern  nun  aber  Iler.  anerkennt,  dass  jene  Eigenschaf» 
teil  des  Hrn.  L.  sich  auch  in  der  vorliegenden  Schrift 
vielfach  be»^hren,  so  niiiss  er  dennnrh  bekennen,  dass 
er  in  der  Hauptsache  durch  sie  nicht  benogen  »orden 
sei  ,  seiue  frühere  ;>Jeiiiiing  aiifzugelien  ,  vielmehr  auch 
jetzt  noch  dafür  halte  ,  dass  i\.  und  ;M.  im  Wesentlichen 
Recht  liFilien,  Indem  er  es  nun  niilrriiiinnit,  die  (iründe 
dieses  LlrlheiU  aus<'inaiider«usel>ien ,  scheint  es  ihm  aal 
z»ecknWlssigsten ,  zunächst  die  Hau  >ts,'il/.e  des  Hrn.  L. 
kurz  zu  referifen  und  darauf  seine  (iegeiibeinerkungen 
folgen    zu    lassen. 

Dass    in    Italien    vor    Alters    ein  Zneig    der    »eilrerbrei- 
telen    pelasgischeii    Nation    unter    dem    ISamen    der    Tvrrhe- 
iier    ge»i>hiit    habe,    erkennt   Hr.    L.    als    unzueifelliaft   an: 
liaclt     Etrurieii,     meint     er,     iseien     sie     lun    nordufirts    her 
über    die    .Apenninen    gelangt,    nicht,    nie    .Müller  annimint, 
von    Lvdien     ausgezogen     und     ziier.-t     an     ileii     Ivüsten     des 
unteren    Aleeres    angesiedelt.        Für    jene   Aleiiiiiiig     stiuiine 
tlieils     die    natürliche    Kiclitimg     der   eiiropäisi  lien    Volker- 
züge,    die     von    SO.    nach    S\V.     voriirangen  ,     Iheils    auch 
die    Nachrichten,    die    IJionvsios    vor<!Üglii  h    aus  llellaiiikos 
miltheile,     nach     vtelcheii    die   l'el.isgrr    von   Tliessalien  aus 
zuerst   an    die    iMünduiij^    des    Padus    gelangt  sein,    von  hier 
aus    das    Gebirjje    überstiegen,    C'ortoiia    eingeiioinmen    unil 
dann,   sich    iveiter    verbreitend,    ganz  Etrurien  erfüllt  haben 
sollen.      Auih    zeigten    noch    manche    Spuren,    dass    in    der 
Tliat    Cortona     die     älteste    {Metropole    Elruriens     gewesen 
sei.       Es     Teil  he    aber     diese    IS  iederlassiing     an     oder    über 
die    troischeii    Zeiten    hiiiaiil.     Der    Name    Tyrrhener,    iden- 
tisch   mit   dem    umbrisilien   Tiirske,    dem  rüniischen  Tusriis 
(statt   Tursiciis  ,    Turscus)    und     Etriisciis,     sei    schwerlich 
mit    .Alü.'ler    von    dem    Ivilischen  Orte  Tvrrha,   sondern,    mit 
den    Alten,    von    CLpon^    oljer    ciuiTli    abzuleiten.     —     Dass 
aber    das    spätere     etruskische     t'olk     aus    einer    Mischung 
dieser   alten  Tvrrhener    mit   einem    aus   den  Alpengegenden 
her    rorgedruiijjeiicn    \'ulke    ganz     verschiedenen    Stammes, 
den    von    ^leliiilir     und    Alüller    sogenannten    liasena,     eiit- 
st.inden    sei,    verwiilt    Hr.    L. ,    als    gänzlich     unbegründet. 
Denn    erstens     habe     das    gesaininte    .Allerlhnm    über     eiiiea 
solchen    Zug    fremder     Eroberer     aus    dein     uhereii    Italieu 
nach    .Südetrurieii    nicht    die    geringste    iNacliricIil    erhalten, 
sondern    die    ganze     Ansicht     beruhe     lediglich     auf    einer 
Er/;ihliing    des   Dionjsios,     »elcher    jedoch    die    KiiiMaiide- 
ruiig    nicht    der    Itasener,    sondern    der    l'elasger,    nicht  aus 
den  Alpengegenden,  sondern  aus  Nordgriecheiiland  erzähle. 
Man    habe   freilich    gemeint,    es   seien    hier    loni    Dionvsios 
nur     die    Namen     veruechselt,    ,,und     wenn    man     Rasener 
statt    Pelasger    in    seinen    Bericht   sel/e,    so    sei  Alles    rich- 
tig."      (Diess    sind    des    Verf.    eigene    Worte    .S.    17.)     Diess 
ergebe   sich,    habe    man    gedacht,    schon    daraus,     dass    er 
von     einem    den    Tvrrhenern    ganz    fremden     Volke     rede, 
welches    eingewandert    sei,     während     doch    die     Pelasger 
uud  T^rrheuer  eiu  uud  dasselbe   V'ulk   waren.     Allein  da 


1237 


1338 


il<>r  Irrthiim  i\rs  Dlniiysios,  »oriiarli  pr  TvrrtiPiii>r  uixl 
PelastTPr  als  iprs<  lii^'iUMir  Vülkor  lipzcirliiif ,  sicli  loll- 
Loiiiuieii  ilaraiis  rrkl/in-,  da».«  i>r  illirili  ilie  TaLsrli)^  Lesart 
filier  llcrmlolisrliHii  Slelle  (|,  Ö7.)  vei  leitet  >ei,  zu  glaii- 
lieii  ,  <lie  pelas^ix  lieii  Ciirtoiiciiser  in  Kiriiiieii  li<llteii  eine 
Yoii  den  iimM  uliiietideii  Tvrrlieiierii  ^^iiz  %'ei  srliieili'iie 
.S|)rarlie  ^'''''''l'''  >  ■•^o  Ijediirfe  es  nur  dir  Krkeiiiiliiiss  loii 
der  Falsi  liiieit  jener  Lesart  ,  iiiii  daiiiil  ilie  .Sc  liliis<fiil{;e 
des  Uiiinvsios  iiiiiziislosseii ,  und  damit  /.iit;lei<  li  Alles, 
waa  sirli  in  Mielmlir'»  und  AJiilli'r's  Ansitliteti  darauf 
»tütio,  aliKUH  eisen ;  iinil  die  ganze  friiliere  Kxi>tenz  der 
ilaseiier  lileilie  falielliart.  —  üudaiiii  tvenn  iNietmlir  seine 
Ansieht  aiiili  auf  Hie  von  den  Alien  lieneugte  \'er»nnilt- 
seliaft  des  Al|jeiiiiilke$  der  U.'ifer  mit  den  Tuslierii  .stiit/.e, 
»o  »verile  dorli  diese  ^rr»  anillseliart  nirjjends  aus  einer 
VVaiiileriiiig  um  Rfllien  in  dii-  <>lr iiskiselien  Länder,  siiii- 
dcrn  umgekehrt  aus  einer  Waiiileriinj;  iiiii  Ktriiskern 
na<  h    K.'ilieii    erklärt.  Wäre     ferner     »irkliili    eine    su 

radicale  L'm»  audliin>f ,  nie  man  annimmt,  dnrih  l<Iin- 
wanderiing  eines  fremden  \olUes  zu  den  'J'vrrlienern  er- 
fiilt,'t,  9u  sei  es  ),'anz  undeiikliar,  dass  sich  liei  den  Ktriis- 
kern, deren  Annaleii  und  il^r  iiitieriMi{;eii  oliiie  Uiiterhro- 
rhun;;  liis  zu  ihrer  lUriiiiduns'  in  die  |)elas);is<'lien  Zeilen 
)linaufgin{;en  ,  keine  Kaehriilit  liirrtnn  erhalten  lallen 
«ollte.  tjs  sei  ferner  iiiidenkliar,  dass  diese  anj^eliliehen 
iüiiiHanderer ,  H<il>rend  sie  in  allen  lilingen  lJiii<;en  ,  lu 
£iiirirhliin£eii,  Kunst  und  Wisseiisi  li.ift  sich  dein  lie.sie;;- 
teii  t^rriienisrhen  \ dlke  aiisrhinsseii  und  assimilirteii,  und 
ihre  eigene  ^iatl»llallt;it  auffallen,  nur  die  Sjirache,  ileu 
iirs|iruiiglii  heu  Traget  alli'r  i;ei,itlf;eii  Iiild>iii(;,  die  sie 
vurianilen  ,  im  lit  ai>t,'eiiiimmi'U  ,  die  Ireinileii  (ii-danken  in 
ihre  haiharischeii  Laute  iilioisetzt  hritten.  —  Auch  seihst 
ilsr  Aame  Raseiia,  oliiie  »elciien,  nie  ilr,  L.  meint, 
jeiiß  wuiiderliare  ll_v|)nllieise  gewiss  nie  aiifjjeslelU  »urdeii 
wäre,  sei  nichts  »eiliger,  als  siclier:  es  sei  vielmehr 
wahrscheinlich,  dass  an  der  li^inen  Stelle,  tti>  er  vur- 
küinmt,  hei  Uioiivs.  1,  .j(l,  fiir  'Pd.Otiii.  *)  —  T<'.O0tua 
XU  lespu  sei,  ein  Maine,  der  mit  Ilonijvui  «ilfenliar  zii- 
tainmenh/iiijfe,  iiinl  mit  den  Heitern  iNuhts  zu  tliiiii  lialic. 
—  Was  eiiilluli  ilie  Sprache  lietriU't,  sii  sei  die  alle  tjr- 
rhenische  freilich  ohne  Zweifel  |ielas;;ls('li  ,  iiiilliin  dem 
Grietliischen  vi-rwandt  jfeuesen,  H<i;jet;eii  die  sn^ltere  etriiS'- 
kische  Spraclie  al|eriliii<;s  in  ihrem  Laiitsvsteiii  und  in 
(Jeu  vrrstüuiuielteu  Flexiiuieii.  sehr  «nts»Uiedeii  den  Cha- 
rakter piuer  i^Lschsprache  an  sich  zu  .tragen  scliejiie; 
allein  diess  sei  am  h  oliiie  ilie  Annahme  einer  llasenisi  lieu 
Bjiiiii  anilernii);  sehr  erkl.'irlii  li  und  natiirlirh.  DJaii  niiisse 
sich  nur  eriiiiierii  ,  nie  die  Pelas^rr  fast  in  allen  Theilen 
Italiens,  die  sie  besetzten,  snitulil  am  Po,  »uhiii  sie 
nach  llellanikos  zuerst  {;elan^teii,  als  am  A|ieiiniii  und 
jenseits  desselhen  l  inhrer  lorfaiideii  ,  von  denen  auch 
später  noch  in  den  elruskischen  L>'luilern  uiiier keuiilinr 
*icie  Spuren  und  l!elierr«ste  testandeii  ,  und  mit  df«iou 
jene  Kintranderer  vielfach  gemischt  wurdeib  S>>  sei  denn 
auch  die  etruskisrlie  .Sprache  aus  .Mischung  der  pelas- 
gischen  oiit  der  umbrischen  lierMir^e>;an;:eii :  die  volU 
■taniligereii  Flexionen,  der  jjriissere  Ueiilitliiim  au  V'o- 
caleD  ,   die  regeluiässigere  Bildung  des  Pelasj^ischen,  »uvun 

•     *)  Richtiger  wird  woU  'päoiru  liutont-  wcriWii  mÜ3scik<  •.'.Mi- 


nna nnrh  die  Altesien  «ler  etruskisrlten  Jiisrhriften  Zei»g- 
■ii<s  gehen,  seien  unter  deui  t^infliiss  des  Litihrisrhen 
allm/thlii  h  verkoiniiien  ,  und  f>»  Ijise  sich  diess  Rjlllisel 
der  freiiidartijfen  etruskisrhen  Sprache  auf  die  iiatiirlichstc 
Art.  Diese  tCntarliing  sei  itainentlicli  von  dem  Zeitpiincte 
an  ein^^etreten  ,  »o  <lie  |ieUsj;ische  Aristokratie  allmäh- 
lich immer  mehr  t,'et;en  ihre  umhrischeii  Uiiterlhaiien 
verlor,  besonders  seit  dem  fiinften  Jahrhundert  n«r("lir.; 
wir  linden  ausilriicklicli  einen  Lntersi  liieil  der  Stailtspra- 
rlie  und  der  Laiidsprache  in  Ktrurieu  bezeugt,  aus  dem 
J.  HUI:  jene  sei  für  mehr  pelas;;i»ch,  diese  für  ninbriscU 
zu  halten.  Die  Vernaniltschaft  aber  des  Kti  unkische» 
niiil  des  Hiiilirischen  zpi(,'e  sich  im  Lautsvslem  ,  in  ein- 
zelnen Wortbililunjjen  und  ill  einer  nicht  ganz  uiibelrfii  ht- 
luiieii  Anzahl  ;iliiiiicher  und  tl/eilxeise  ^anz  t^lrichef 
Worter,  Zum  Ueschliiss  »erden  noch  zwei  kurze  lilr 
schuften,  als  Proben  der  älteren,  noch  pclasj;isclieii  oder 
dem  Pelas^'isclieii  näher  stehenden  etriiskisclieii  Sprache 
beij;ebra<  ht ,  »eiche  noch  merkliche  Aiiiiährrun^  an  da( 
(jriechische  ,  sovinhl  in  Uuchstaben  ,  als  in  der  Wortbil- 
dung; zei;:en,  und  sich  ill  eben  dem  Masse  von  lieiii  spa- 
teren Elruskisclii'ii  entfernen,  ja  noch  einen  ßurhstaben, 
O,    hal>eii,    der    diesem    ((aiiz   fremd    ist. 

Unser  Wider,spriif  h  (;''!?•'"  Hrn.  L.  wird  nicht  ^'Cjjen 
seine  .Ansicht  über  die  allen  tvrrheiiischen  Pelasger,  sou- 
•lerii  leiliglich  j^egeii  seine  Abläiignilii;;  eines  nicht  nur 
von  iliesen,  sondern  auch  von  den  Umbrern  verschiedenen 
Kleiiionles  in  dem  späteren  elruskischen  \'(ilke,  wie  jNie- 
buiir  und  Müller  ein  sulclies  in  den  Rasenern  erkannt 
haben,  gerii  htit  sein.  Mag  man  jene  tyrrhenisclieu  l'e- 
last;er  mit  llellanikos  von  Thessalien  aus  an  den  Pailu«, 
und  von  dort  über  den  Apennin,  mag  man  sie  mit  .Müllur 
von  den  Ivdischen  Küsten  aus  an  die  mitlelitalischen  Ufer 
des  unteren  .Meeres  gelangen,  oder  mag  mau  sie  nr.sprüng- 
lieh  auf  keinem  dieser  beiden  Wege  cinwaiiilern,  sou- 
deni  vor  alter  Erinnerung  in  l'ilivii  angesiedelt  sein  las- 
sen, und  ihre  Verwandtschaft  mit  den  Pelasgern  Cirie- 
ciieiilands  unil  des  ägäischen  KJeeres  aus  uraltem  Zusam- 
nieiibange  Lines  grossen  Vülkerslamnies ,  der  sicli  nach 
beiden  Riihtungen  hin  verbreitete,  erklären,  wobei  übri- 
gens die  iMoglichkeit  bestellt,  dass  auch  spälechiii  noch 
Wanderungen  pelasgischer  Schaareii  aus  Osten  nach  W  e» 
s(en  und  aus  Westen  nach  üslen  zu  stanimveruamlleu 
Völkern  stattgefunden  haben  *y.  für  uuseri'ii  gegenwär- 
tigen Zweck  ist  diese  Frage  von  untergeordneter  lieileu- 
luiig,  und  wir  begnügen  uns  mit  der  von  allen  .leiten 
eingestandenen  und  leslstelieiideii  Thatsacbe  ,  dass  Tvr- 
rlieiier,  Stamnivenvandte  der  Pelasger  Ciriechenlaiids  , 
schon    in    sehr    früher   Zeit    in   Italien     gefdiiden     »erden. 


*)  So  li.ll  sich  Ilr.  L.  ohne  Zweilcl  die  S.iclic  ;ed.iclit,  da  er 
S  Ül  von  den  Pclas:;irn  in  Norditjlien  als  Tliei!  eine 
einii-'cu  iiiicbtl^en  BevOlkciniij;  oder  Völkcrkelle  ledet, 
welche  >\eileF  vom  Peloponnes,  noch  von  Klnu-ien  .tus 
d.iliin  yewuulert,  sandeln  selbst  mit  der  .ill;;rmeiiieii  Vid- 
kerl.e«ei;oii^  vor  den  Kelten  ans  dem  Norden  nnd  Uttco 
hin  ib^e»lie);cn  sei,  S.  10  aber  eine  Kiedirl.issimg  von 
Pebis;;rrn  aus  Griechenland  am  Po  und  in  l^truiien  an- 
crkiniit  ,  die  au  oiler  iiber  ilie  troischeiv  Zeilen  binaus- 
rcicbe,  und  niil  dem  Mutterlande,  Griechenland,  in  Ver- 
bindung {jeblicbeu   sei. 


n.io 


12  iO 


ü«*!t  iiiiti  ilii's«"  il.ilisilif  iiTyrrliriipr  mit  i-iiifin  aiiilrren  Volke 
Uciiiihilit ,  iinil  aus  ilirser  lAlisdiuii;;  ilic  ^|)^lt<■r<•ll  KlrutkiT 
itrri«r^'i-;,'ai>{^rii  üi-icii,  tl.irin  slitiiiiit  ilr.  L.  mit  iMi-lmlir 
tiiiil    I>lrillrr    lilii'ifiii ;    «r    l.'liijjnci   jUmt,    iUss    «lifses    ainlrre 

\'u\k    aus   «Ipii    A|]ii'ii(;oj; Ifii    lief    ■■rolirriiil    »i>r(j<>(Iriiii);eii 

sei,  iiiiil  »ill  in  iliiii  ""'"  «l'P  Uinl>riT  rrkeiiiipii.  Fass«*!! 
wir  ziicrul  «lii-jeiufen  Gninilr,  «liircli  <lii'  er  ilcr  *ntgf ^eii- 
jjcsi'tüti-ii  Aiisiclit  ilire  .Suilzeii  xa  entnii'hpii  meint,  etwas 
si  li.IrfiT  ins  Au[;<*.  Was  (,'aiize  AltcTlImni  ,  saj;!  er, 
fcilineigo  (iber  snlchrs  l'^ciiiiiss,  uiiil  «Iip  Stelle  des  üio- 
li>sii»s,  auf  die  uiaii  sich  licnife,  »ci  llieils  auf  eine  uii- 
ZiiUssi<;c  Weise  ucnj;edeulet ,  theils  entlialte  sie  auch  so 
lein.'ii  lieHcis.  >Vir  sind  daher  f;eiiöthi;>;t ,  die  Aussa;;« 
lies  Diuiivsiiis  in  ihrem  gaur-eit  Ziisauimenhaiijje  zu  Le- 
trachteii,  um  nachher  zu  zeigen,  nie  es  um  die  Beliaup- 
tuii>;en  unseres  Verf.  liber  die  Fiilg'eruiiijeii  seiner  (iej;- 
Uer  BHS  dieser  Stelle  eiifentlich  stehe.  üionjsios  Bericht 
ist  folgender,  I,  17:  Pelasger  aus  Thessalien,  von  Kurc- 
len ,  Leiefjerii  und  amli-rn  unter  Ueukalina  vertrieben, 
jrelaiij;li-n  (c.  l.s.)  an  die  iMüiiilihij;  des  Padus ,  wo  ein 
Theil  loii  ihnen  sich  ansiedelte,  und  die  Stadt  5>|)ina  er- 
liaiite ;  Andere  (c.  19.)  z»j.'eii  tiefer  ins  Land  hinein  und 
über  das  Gebirjje  in  das  unibrisrhr  (iebiet,  bemSc hti^jten 
»ich  hier  Anfaiifts  einiger  (je(;enden,  «ichen  aber  bald 
Vor  den  zahlreich  gegen  sie  lereinigteii  Eiligebornen  zu- 
rück, und  zogen  Heiter  zu  ilen  Aborigiiiern,  »o  sie  Auf- 
liahine  fanilen  (c.  L'O-).  "nd  mit  den  Aborigiiiern  gemein- 
echaltlich  gegen  Hie  Sikeler  Lämpfteii.  Kin  grosser  Theil 
«Oll  ihnen  aber  drang,  »eil  das  Land  für  All«  nicht  gross 
genug  war,  durch  Abiiriginer  verstärkt,  wieder  in  das 
uuibrische  Gebiet  ,  und  bemächtigte  sich  der  Stadt  Cor- 
tona,  ilie  ihnen  seitdem  als  VVaften|ilatz  und  Stiitzpunct 
fiir  ihre  weiteren  kamjife  mit  den  Umbrern  diente.  Auch 
«lip  SiUeler  vertrieben  sie  aus  ihren  Sitzen:  und  zu  den 
Städten,  ilie  sie  theils  eroberten,  theils  neu  anlegten, 
gehören  Caere  oder  Agylla,  Pisa  *) ,  Satuniia,  AUiuin 
tind  mehrere  andere,  »eiche  ihnen  in  <ler  Folge  von  den 
Tvrrheiiern  abirenoininen  »urileii.  —  Dieser  glücklichen 
Ausbreitung  der  Felasger  folgten  aber  bald  (c.  2J')  Zei- 
ten des  Unglücks  und  ^'erfalls,  so  dass  sie  meist  wieder 
zerstreut  »iirden,  Viele  nach  Griechenland  oder  in  Uar- 
Larisrhe  Länder  fliichteten,  und  nur  wenige  in  Italien 
zurückbliebeo.  Als  Gewährsmann  fiir  diesen  Theil  seiner 
Erzählung  nennt  üionvsios  ( c.  23  extr. )  den  IVlvrsilos 
aus  Lesbos,  dem  er  fast  würtlirli  gefolgt  sei,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  dass  er  den  Namen  Pelasger  anstatt 
des  von  l^lyrsilos  gebrauchten  Namens  Tyrrhener  gesetzt 
Labe.  Denselben  Kamen  Tyrrhener,  sagt  er  c.  25,  legen 
ausser  Alyrsilos  auch  Andere  diesen  Pelasgern  bei,  aus 
keinem  andern  Grunile,  als  weil  das  Land,  welches  sie 
in  Italien  inne  gehabt,  und  aus  welchem  sie  jetzt  wie- 
der iliehen  mussten,  Tyrrhenien  heisst.  Diess  hat  Veran- 
lassung gegeben,  dass  man  sie  mit  den  Tyrrhenera  ver- 
mischte   (vergl.    c.    29    in.).       In    der    That    aber    (c.    2rt.) 


*)  Pisa  g;iit  ohne  Zwcilcl  Manchen  auch  als  eine  pelasi^isciie 
Stittiin.;;  aber  in  dieser  lU-ilirt  lut  es  Diunvsios  i;e\viss 
nicht  genannt.  Vir;;!.  Kaeinpf.  Uinbiic.  p.  26.  Gölllin};. 
tieach.  <i.  Küin.  Staiitsveit.  S.  8  vernmthct,  dass  Pjrgi 
datur  zu  lesen  sei. 


sind  die  eigentlichen  Tyrrhener  ein  von  den  Pelasgetn 
ganz  verschiedenes  Volk ,  von  Einigen  /.war  ebenfalls  für 
eilige  »alliiert  in  Italien,  von  Andern  aber  für  eingeboren 
geliilleii  ,  »elclier  lelzferen  IVIeinung  auch  er  selbst,  als 
der  »ahrscheiiilii'hereii,  beiplliclitet ,  »eil  dan  tvrrhe- 
iiische  Volk  sehr  alt,  und  seine  Sprache  mit  keiner 
andern  bekannten  verwandt  sei.  Sich  selbst  aber  nenue 
diess    Volk    nieht    Tyrrhener  ,    sondern    Rasena. 

.^laii  sieht,  wie  sorgfaltig  Dionysios  bemiiht  ist,  je- 
dem (\]issver»t<'iiidniss,  das  aus  seiner  von  der  gewöhn- 
lichen ab»  eichenden  Terminologie  entspringen  küniite , 
zuiorzukoinmeii ,  iiinl  wie  er  ausdrücklich  warnt,  die  von 
ihm  als  Tyrrhener  bezeichneten  eiligebornen  Rasener  und 
die  von  Andern  mit  jenem  Namen  be/eirhiieten  Pelasger 
nicht  zu  ver»  echseln.  Dass  aber  diese  seine  Tyrrhener, 
d.  h.  die  Rasener,  ein  von  den  Pelasgern  ganz  verschie- 
denes Volk  gewesen  seien,  dies»  erhelle,  sagt  er  c.  29« 
theils  aus  vielen  andern  Gründen,  theils  namentlirli  aus 
der  Verschiedenheit  der  Sprachen.  Denn  Herodot  be- 
zeuge, dass  die  zu  den  Pelasgern  gehörigen  Krutuniateu 
(d.  h.  die  Cortoneiiser)  mit  den  Uiiih ohiienilen  (d.  h. 
eben  mit  den  Tyrrlienerii  des  l)ioiiysi<is)  nicht  dieselbe 
Sprache  redeten;  »oraus  denn  hervorgehe,  dass  die  Pe- 
lasger nicht  Tyrrhener  seien.  —  Nun  behauptet  aber  Hr. 
L. ,  man  habe  deiiiioih  eine  Verwechselung  der  Pelasger 
mit  den  Rasena  bei  Uionysios  angenommen,  und  was  er 
von  jenen  erzähle,  als  von  diesen  geltend  betrachtet,  und 
hierdurch  ilie  Ansicht  von  einer  Einwanderung  der  Ra- 
sena aus  ilem  Norden  zu  begründen  gesucht.  Wie  aber 
Jemand  die  Annahme  einer  solchen  Vertvechselung  bei 
der  so  genauen  iiiiil  sorgfältigen  Relation  des  Uionysioa 
habe  glaublich  fuiilen  künneii,  dürfte  schwer  zu  begrei- 
fen sein;  ebenso  aber  auch,  wie,  wenn  man  sich  ent- 
schlösse, sie  glaublich  zu  finden,  Jem.tnd  vermittelst  der- 
selben in  der  Stelle  des  Dionysios  eine  Begründung  der 
Annahme  einer  Einwanderung  der  Rasener  aus  den  AI« 
pengegenilen  habe  finden  können  ,  falls  er  nicht  etwa  auch 
eine  Ver» echseliing  der  Alpengegenden  mit  Thessalien 
anzunehmen  sich  entschlösse.  In  der  That  aber  kat 
Niemand,  am  allerwenigsten  Niebuhr  und  Müller,  jene 
Ansicht  auf  solche  Art  zu  begründen  unternoininen ,  und 
wenn  Ilr.  L.  ihnen  diess  zuschreibt,  so  thut  er  ihneu 
grosses  Unrecht.  Was  sie  aus  Dionysios  entnommen  ha- 
ben, ist  vielmehr  nur  diess,  dass  das  Volk  der  Rasener, 
oder  die  von  ihm  sogenannten  Tyrrhener,  von  dem  Volke 
der  Pelasger,  welches  Andere  Tyrrhener  nannten,  und 
auch  wir  so  nennen,  radical  verschieden  gewesen  sei; 
und  diess  eben  ist  es  ja  auch,  was  Dionysios  so  deutlich 
und  ausdrücklich,  als  möglich  behauptet.  Für  diese  Be- 
hauptung, sagt  er,  habe  er  viele  Gründe:  Einen  dersel- 
ben bespricht  er  ausführlicher,  die  ^'ersehiedenheit  der 
Sprache  ,  und  beruft  sich  dieserhalb  auf  das  Zeugniss  des 
Herodot  über  die  pelasgischeo  Cortooenser,  deren  Sprache 
von  der  der  Umwohnenden,  d.  h.  derer,  die  sich  selbst 
Rusena  nannten,  und  die  Dionysios  Tyrrhener  nennt,  ganz 
verschieden  gewesen  sei.  Dass  dieses  Argument  nicht 
stichhaltig,  dass  vielmehr  Dionysios  durch  eine  falsche 
Lesart  bei  Herodot  getäuscht  wor<leu  sei,  gebeu  wir  Uru. 
L.  gerne  zu;  wenn  er  aber  damit  zugleich  der  ganzen 
Ansicht  über  die   Verschiedenheit  der  Rasener  oder  Tyr- 


rheiier   il.-s    l)ioiivsi„s   von    <1.m,    l»..las-..rn    il.r<-    Sditzr    Piif  vo„     fli-rarUa    .s      'J'JO.    -.'20.    nennt    Tvrrl.eurr,     l'.-lasger 

jr-geii    J.i    haben    ineinf,   so    hat    er    iil...r.s.hpn  ,    .lass    üion.  nn.l    Hn.brer    neben    einander;     ilo.h     lege     irh    auf    diese 

ll.*scs    Aijjnnien«  keines»et;s    als   das    einzige,   sundern    nur  Slelle    kein    Gewicht,    ebenso    wenif,    wie    auf  solche^     wo 

als    eins    von     vielen    ai.ffiihrt,     die     er    ftir    seine     Ansicht  bloss    Tyrrhener     un<l     PelasRer     neben     einander     genannt 

habe.        Und     dass     »veni-^tens    >liiller    auch    seine    Ansicht  »erden,    »ie    /,.    H.    Strabo    V.    ■_>.    p.    356   von    Agvlla   sagt, 

keineswegs    auf    jene   Stelle    von    den    Corfonensern    stötze,  es   sei    von     Pelasgern     aus     Thessalien    gestiftet,      nachher 

ceht  ja   schon    <laraus     her.or,     dass    er    an»drücklich    den  von  Tj  rrhenern    erobert    und  Caere    genai.i.t    »nrden;    denn 

Irrthuin    des    üionvsios    hiusiclitlich    der    Lesart    bei    Hero-  hier   könnte  man   sagen,    unter  Tvrrheiiern    sei  das  spatere, 

dot    anerkennt,    Ktr.    Th.  I.    i>.  Vtj  ff.  ;    aber    auch  Niebuhr,  nach    Hrn.     L.    aus     Pelasgern     und     Unibrern     entstmdene 

obgleich     er'(l.    S.    37    der     zweiten     Aufl.)     geneigt    ist,  IVlischvoIk  ,      unter     Pelasgern    dagegen      die      noch    unver- 

Kotnujvta.xai   gelten    zu    lassen,     ist    doch    so     weit    ent-  mischten    echten    und     eigentlichen    Tyrrhener    zu    denken, 

ferut,    hiervon    eine  Hauptstutze   für   seine    Ansicht   zu  ent-  Jene   obigen    .Stellen     dagegen    zeigen    wenigstens    so    iiel, 

nehmen,    dass    er    Th.    !.   S.    117    ausdrücklich    sagt:    „mag  dass    man    Umbrer,    Pelasger    und    ein    von    beiden  verschie- 

man    imuierhin    läugnen  ,     dass   Herodot   Cortona    für    nicht  denes,    bal.l  Tvrrliei.er.    bald  Lvler  genanntes  Volk  gleich- 

etruskisch    erkläre,    oder   annehmen,    dass   er    irre,     wenn  zeitig    neben    cinan.ler,    und    zu  einer  solchen  Zeit  bestehen 

er     es     thut:     Caere,     fJravisrae  ,     Alsium,      Saturnia     be-  liess,    wo    von   j.-ner    Mischung    der    Umbrer    und    Pela-^ger, 

Sassen    die    Etrusker   als    Eroberer,    nachdem   sie    d.is   Volk  au^     der     die    spateren    Ktnisker ,     die     man     freilich     auch 

vertrieben    hatten,      welches    in    Italien    Sicnler,      in    Athen  Tyrrhener    nannte,    hervorgegangen    sein  sollen,    noch  nicht 

Felasger  und  Tyrrhener  genannt  »ard."      Wenn  nun  gleich  die    Ride    sein    kann:    und    wenn    das    zweite    der  genannten 

N.    in    dieser    Identifu.rung    der    Siculer    mit    den    tvrrhe-  drei    Volker,   die    Pelasger,    nun    eben  dasjenige  sind,    dem 

nischen    Pelasgern    irren    mag,     so    ist    doch    klar,     dass    er  wir  heut/ntage   den  Namen  Tyrrhener,  als  den  ihm  eigent- 

ebensoHohl    andere    Gründe    fiir   seine    Behauptung    von  der  lieh    gebiihrenden    geben,   so    ist    klar,   dass    die    von  Strabo 

Verschiedenheit    der    Rasener    und    Pelasger,      ausser    dem  mit   diesem    Namen    belegten,     von    Plinius    Lvder    genann- 

»on    üionysios   angegebenen,    zu    haben    meint,    als    üiony-  ten ,   eben    keine    andere,    aW   die    auch  vom  DionysiosTyr- 

sios    für     eben.lieselbc     mit    Bestimmtheit    von     ihm    ausge-  rhener,     von    sich     selbst    Rasena     genannten   sind ,    die    er 

«prorbcne    Ansicht    noch    andere    Gründe,     und    zwar    viele,  ebenfalls    als     ein    von    den     beiijen    anderen     verschiedenes 

zu    haben    versichert.        Wir    können    freilich    diese    Gründe  Volk     darstellt,    deren    Abstammung    aus     L>dien    er    aber 

nicht    prüfen,     da    er    sie    nicht    angibt;      aber    eine    so    ent-  laugnet,    und    sie    vielmehr    für    eingeboren  halt.      Das  \  or- 

sihieden    hingestellte  liehauptung,   als    die  seinige,    verdient  handensein    eines   solchen    ^'olkes    scheint    also    hinlänglich 

doch    jedenfalls     Beachtung,      und     darf    nicht     lei<  htsinnig  beze.igl,    und  w  er  es  Llugnen  will,    muss  gew  ichtige  Gründe 

ohne    triftige    Gegengrüiide    verwotfen    »erden.       Wie    aber  hierfür    beibringen. 

Dionysios   als  drei   von  einancfer    verschiedene,    gleichzeitig  Aber,    sagt    Hr.    L.  ,    wenn    wirklich    eine    radicale  Um- 

init   einander    in    Italien     wohnende     Völker     Rasener     (die  Wandlung   der   fniheien     (tyrrhenischen   oder   pelasgischen) 

von     ihm    selbst    sogenannten    Tjrrhener),      Pelasger    (die  Bewohner    Etruriens   durch    ein   fremdes  Volk  erfolgt  «Are, 

von     Andern     und    von     uns     sogenannten     Tyrrhener)     und  so    ».'ire    es    ganz    unbegreiflich,     dass    sich     von    dem    Ein- 

Umbrer    nennt,   so   tbun  dasselbe    auch  andere   alte  Schrift-  dringen    dieses     Volkes     gar     keine     Erinnerungen     in     den 

steller,    wenn    gleich    zum  Theil    mit    anderer  Terminologie  Ai.nalen    der     Etrusker     erhalten     haben     sollten.        VVoher 

und    andern    Ansichten     über    die    Herkunft     des    einen    von  » issen     »ir     denn     aber,    dass    die    Annalen    der     Etrusker 

ihnen.      Viele    nämlich    sahen    das    von    Dionysios    mit   dem  Nichts    darüber    enthielten?    Et«a    »eil   sich    keine   ilrwah"- 

Namen  Tyrrhener,    von    sieh   selbst  Rasena    benannte    Volk  nung   der   Sache    bei    den    uns    erhaltenen  griechischen    und 

als    eingewandert   aus    Lydien    an,    in    Folge    eines  IMissver-  römischen   Schriftstellern    liiidet?      Als    ob     sich    überhaupt 

Btandnisses,     welches   schon    Dionysios    mit    unverächtlichen  über   die   alte    etruskische    Geschichte    etwas    Anderes,     al« 

Gründen    bekämpft,     und    welches    Niebuhr    S.    1 1  l    richtig  einzelne,      zufallige,     gelegentlich      beigebrachte     Notizen 

daraus    erklart,    dass,   da    einmal  irrthümlich    auf  das  Volk  fände.       Bei     der     Beschaffenheit     unseres     Wissens     selbst 

der    R.isena,   seit   es    in    Etrurien    sass ,    der    Name    der    vor  auch    über    die    früheste    romische    Geschichte,   und  bei  der 

ihnen    hier    wohnenden  Tyrrhener  übertragen    norden,    nun  Beschaffenheit   der   Quellen,    ans    denen    wir   das    Wenige, 

auch   die    Abstammung    ans     Lvdien    auf  «lasselbe    übertra-  was    wir    über    Etrurien    wissen,    zusammenlesen,    ist   es    tu 

gen    ward,    welche    ursprünglir'h    nnr    von    den    eigentlichen  der  That    befremdend,    einen  solchen  «iruiid  von  der   N  icht- 

iind    eehten,      d.    h.    von    den     pelasgischen    Tyrrhei.ern    be-  erwähnung     eines     Ereignisses     lorgebracbt     zu     sehen.    — 

hauptet    norden    war.       In     .liesem     Irrthum     befangen     sagt  Aber     es    soll     ferner     undenkbar    sein,     dass   jenes    fremde 

z.    B.    Plinius,   oder   wem  erfolgte,    III,. V    p.    t4!    Gron.  :  Volk,    während    es   alles    Uebrige    von    den  Tyrrhenern    an- 

ümbros    inde    [ex    EtruriaJ    exegerc  antiquitns  Pelnsgi,   hos  nahm,    gera.le   seine  barbarische  Sprache  festgeh.Mten  habe. 

Lydi,    «o    Lyili    offenbar    keine   andern,   al,    die    Tvrihener  Zunächst    dürfle     sich    jedoch     fr  igen    lassen,     woher    wir 

des    Dionysios,    d.  h.   die  Rasener  sind.       Die    gleiche  Ter-       d i    die    Gewissheit    haben,    dass    Einrichtungen,    kuiist, 

minologie'   mit    Dionysios,     obgleirli     eine    andere     Ansicht  Wissenschaft,     Religion     der   Etrusker    durchaus    nur    tyr- 

über   die    Herkunft,'    hat   Strabo,     wenn    er    V,    i.    p.    ^J(i  rhenisch,    nicht    raseiiisrh    gewesen   seien.      Ist   etwa,     was 

Tauch.    Ravenna    eine    Stiftung    der    Thessaler,     d.    h.    der  wir    von    den  Slaatseinrichtungen  der  Etrusker  w  i.ssen,  oder 

aus    Thessalien     eingewanderten    Pelasger    nennt,     und    er-  zu    »issen    glauben,     so    entschieden    griechisrhen    Cliarak- 

zahlt,     wie    diese,     um    sich    der    Tvrrliener    zu    erwehren,  ters,    dass    dergleichen    nicht    von    einem  barbarischen,    son- 

Umbrer   zu    sich    aufgenommen     haben.       Auch    'Vlarcianus  dern   nur   von   einem   den  (kriechen   verwandten  Volke  her- 

94 

Ztmctir,  /   d.  Aliei  lliuimw. 


1?«  1?U 

rülirrn    koniitel      Wrispii    •li''    ofriiskischi-n    GiW^rrnamon ,  <I;i.ss   olinp    «lipsoii  N-iinon  ilie  llypollipsc   von  dpr  iiOnllii  hon 

Hif    Tina      kiilirn,    IVortKi,    Tnran,    Si'tlilan»    unil  üliiilii  hf  IlrrLiiiift    «Ins     l'olkcs    aus     lläti<-ii     gewiss     nii-     anf|;>'.slcl]t 

auf  nrlasuiscli"'"    l'rsiirinij;    liin  ?     In    «liT    j^lvllinlogii-    frei-  sein     »i'irdH,      nii'isscn    »ir    auf    «las    EntschiiMlpmlsle     |H0- 

lit'li      i>ii'    SM-    uns    in    (Ic-n    IJililiicrk iniT   S|).'llfr<'n    Zi-i»,  li'ntiii-n.     Mi-lmlir   unil    iMiillor    liatn-n    uiilil    ein   Krclit,    zu 

«nf  (ie'en»l.'linli"n    ili'n    LiiMis,     in     «Ifli    (ir.'llicrn     ilrr    llci-  fnnlern,     «lasH     man     ihren     ll^|)(lllleI>etl     keine     so    Meirlilen 
»heu     eisilioin«  ,     ist   ^las    Tileisle     (jrie<lii.s(  li ;     al)er    daraus  (irnnde     nnlrrs<liielie ,     zumal     Menn    sie     sellint    die    « irk- 
kann   Uli!   .Si<lie(lirit   lUulits   Anderes    nrfiil;;er<   »er<len,    als  Julien    (iriinde    so    denlliili    auseinandergesetzt    li.iben,    »»ie 
dass   die    Elriisker    entH^ilcr    gar    keine    eijjene  !M vthnlojjie  es    ^iel)ullr    S.    114    (fetlian    liat.      Dahei    ist   zu    bemerken^ 
haben      oder    dass  sie    dieselbe  zu  liildlielien  Darstellungen  dass    ^iebulir    in    der   dritten    Ausgabe    seines    Werkes    flA- 
«•enie   geeignet   fanden.    Un<l    «enn    die    Kunst   selbst    grie-  tien    nicht,    nie    in    der    ziiiiten,    die    ur'.jiriinf^liche ,    son- 
rhisclien   Cliarakler    zeigt,    so    darf  man  ilaraus  dorli  nielit  dem    nur    eine   ursprünglirhe    (leiniath     <le»    Idikes    nennt, 
seliliessen,    dass   aurh   das  ^'olk  selbst,    bei  dem  die  Werke  also    andeutet,    dass    er    si<h   dasselbe    vor    seiner    Einwan- 
«lieser    Kunst     ein     fiegenstanil     des     Luxus     waren,      eine  derung    in    die   siiiilichereii    Gegenden    keineswegs    auf   Kd- 
jrrieehiselie     Katioiialil.'it     gehabt     liaben     müsse.        Es     ist  tien    beschrankt    geilaeht    habe.       Wo    es     »eiter    genohnt, 
aber   oU'eiibar    eine    ganz    « illknrlirhe    Wiranssetziing ,   dass  und    von    »iilier    es   anfiliiglieh    gekommen    sein    möne  ,    las- 
y.u     der   Zeit      als    die    Raseiier    sieh    mit    den    Tvrrhenerii  gen    wir    mit    ihm    gerne    <lahingeslellt   sein,    »eil    sieii    dar- 
»ersehmolzen ,    die    ersteren    das   rohere,     die    letzteren    das  über    doch    Aiiclits    ermitteln    lassen    wird.       Andere    mö)i;en 
Gebildetere     ^'olk     gewesen    seien.       Es     kann    sieii    ebenso  sich    an     Manolationen     ergötzen,      und     Aesar     mit    Äsen, 
gut    umgekehrt   verhalten    haben,    oder    es    konnten    ebenso  Tina    mit   Olhin,    oder    Lailh    mit    Lord    verfjleichen.     Wie 
£ut   beide   auf  ziemlicli  gleicher  Culturstufe  stehen,   so  dass  weit    in  Italien    hinein    die    friiheren  Wohnsitze    dieses  Vol- 
(lie    Raseiier    nicht   mehr   empfingen,   als   sie    gaben.    AVonn  kes   vor   seiner    Aermischuiig    mit    <len  Tvrrheuern    sich    er- 
nun     sie     in     der    nolitischen    Verfassung     ilie    Beherriicher  sireckt     Ilaben,      ist     ebenfalls     nnuioglich     zu     bestimmen; 
der   Tvrrhener    wurden,    so    war    es    natürlich,     dass    auch  aber    nicht    uiiitahrscheinlii  h     dürfte     es   sein,    dass    es   bi* 
ihre   Sprache    das    Uebcrgewicht   erlangte,    da   das    Einzige,  an    den    Padiis     hin     geiiohnt    liabe  ,     und     hier    zuerst    mit 
was    die   Surache    iler    Unterworfenen    dagegen    halte    scliü-  den    von  Süden    Jier  einwandernden  T^rrhenern    zusammen- 
tien     können,    liüliere     liildung    und     eine    in    der   Sprache  gestossen    sei.     Denn    die    .Anlage   der   tuskischen    .Städte  im 
niedergeießte    Literatur,    nicht    vorhanden    war.  Paduslaiide     von    ilen    Bewohnern     des    südliclien    Etrurieng 
Wir    haben    bisher    unbedenklich    den    Manien    der    Ra-  zu    bezweifeln,    und    vielmehr   diese    von  jenen  herzuleiten, 
sener     gebrauclit,     weil    uns    kein     triftiger    (irund     da     zu  wie    Aiebuhr    tliut,    sehe    ich,    den    einstimmigen    Angaben 
sein   srlieint     diesen    Namen    hei    Dioiivsios   für    corrninpirt  der  Alten    gegenüber,    keinen    liinreirhenden  Grund.     Hier 
zu    halten.      Dass    das    Wort    Rasena    wenigstens    der  etrus-  also    zuerst    ninss    ilie    IMischung    der    Raseiier    und    Tvrrhe- 
kischen    Sprache    nicht    fremd    sei,     zeigt    die    periisinische  ner     vor    sich    gegangen,      und     das     Ulischvolk     entstanden 
Inschrift       wo     einmal    rasne,     zweimal     rasnes    vorkommt;  .sein,     welches    dann    später    über    den    .Apennin    ging,     die 
und    wenn    gleich    allerdings    hier   die    I5e<lentung    nicht    er-  frühere    tyrrhenische    oiler    tyrrhenigch  -  umbrische    Uerül- 
kennbar    ist       so     wiire     es    doch    ein    wunderlicher    Zufall,  kernng    überwältigte,    und    ihr    ein    ähnliches    fremdes,    ra- 
wenn    ein    Schreibfeliler    bei  Dionysins   gerade    ein  so    recht  senisches    (iepräge    aufdrüikte,     wie  es   selbst   sie    im   Nor- 
etruskisches     Wort     henorgebracht    hatte,     und     es   dürfte  den    aiigenomuien    hatte.       In     wie    frühe   Zeit   diese    Wan- 
vicl    eher   anzunehmen    sein,     dass    Rasena    bei    ihm    gerade  derung    über    den    Apenninus    fiel,    die    für    einen  Theil  des 
das   Rechte    sei.   *)        Gegen    <lie    Aeusseruiig   aber   Ji.    23,  ^'olkes    in     der    That    eine     Rückwanderung    in    da»    Land 

seiner    ^'orfahren    war  ,     würde     mau    vergeblich    zu    ermit- 
teln   versuchen;    wahrsclieinlich    aber    ist   es,    dass,   als    um 
*)  Hr.   I..    vermulhet,    der   wahre    Name    bei    Tar^ena,     was  ^j^    jjeit   der    ersten  Tarquinierherrschalt   zu  Rom  die  Gal- 
allprdin"s       wenn    nur    ircend    ein    triftiger    Grund    s<'gen  ,.         ...           ,.        ,.             ,      '            ■          ■    i  .    i  i             ■      -ri      i     i 

aiitrimi^b,     «cn..    .....       r,                            ".                 ,      .P    ,  lier    über    (  le    Alpen    drangen*),    nicht    bloss    ein    Iheil   de» 

Rasena     vorgebr.ichl    werden    konnte,     nicht    iins.i,inblicb  ,        ,        ,          .,    ,\                  n     i                .         .      ■        .          ..       i 

sein  wiiidc.     Docb   isl   zu   beacliten ,   d.iss    in   den   Eusnbi-  etruskischen    Volkes    am    Fadus    nordwärts    in    das    rätische 

nisclicn  T.nfcln    vorkommt,    /o(e  Taninale ,    Info  Taisi-  Land,    sondern     ebenso    ein   anilerer   Theil    südwärts   nach 

nate  ,  Turske ,  Nahavke  ,  Jabuike  nomne  ,  und   .ilinlichcs  Etrurien    gesprengt  sei,    und    dass   diese     letzte    und    wahr- 

öltcis,    aUo  Turskc    (oder    .lucb  Tiiske) ,    wns   llr    L.   mit  st.|,pi„|ich    auch    gewaltsamste    Einwandeiung    der   padani- 

M'iller    für    die     uinbrisclic    und    lalinisclie   P\iriii    des  tyr-  ,           ,,          .                    ,            •   n-    i           i                            f        i..-,<(,»_ 

Hl  liier    IUI    ....     ....I..I.  ..                      I         .„       ■      .  sehen    Etrusker     zu    den    südlichen    hier     grosse    li.rscliiitte- 

rheiiisclien  Ndimns  anerkennt,  neben  laisinale,  was  nun  ,  .,  ,  ,  ,  .■  •  u 
doch  auch  wieder  nur  eine  an.lere  Form  IV.r  Tyirbencr  ruugen  und  Kämpfe  veranlasst  habe,  deren  Spuren  sich 
sein  soll.  Solllen  denn  wohl  tlie  Uinbrer  bei'ie  Koriuen  noch  in  dem,  was  wir  aus  der  römischen  Geschichte  die- 
so  neben  einander  giliraucbt  b:ibi'n?  —  Was  Hr.  L.  über  gpr  Zeiten  zu  enträthseln  vermögen,  etwanig  dürfleu  er- 
den Zusaniii.enliang    des    Namens    I'yrrhener    niif    Tiiyns,  kennen    lasseu. 


Tyrissa,    Tansco ,    Tyrrha ,     und   über    die   Ableitung   des 
Niinens     von    tvAöii; ,     TW()Oi;    s"g' .     S.     13,     scheint 


uns 


nicht     zu    yeiweiien.       Auch    Tarrlia,    nach    St.pli.    Byz.  ,               »      i      .•     d    •          j       u  c             „  P,»,.      Pv»; 

S..,il  in   Lydien,   dürfte  hierher  geiioren,   sowie  T.nacma  nvQyo,      Auch  die   Ruinen   des  Hafens  von  C.ere      Pyrg 

(lenccin.);     denn     dass    die    Tynhene,     einst    auch    im  ^«'Ken    keine   Spuren   eigentliebcr  Tluirnie       S.   Can.na   in 

Vol,,ki.~cben   berrschlcn,    bezeugt   C.ito    bei   Serv.   ..d    Aen.  den    Annah   deh     inst.  .di  conisp.   arch.   \II.   p.  41. 
XI      567     —    Müllei    1     S.   251     erklart    sich  gegen   du-   Ab-             *)   Nicbuhr's    Zweilel     gegen    diese    frühe    Einwanderung    der 

ieit'ung   von  xi'/oiic;  .   weil  die    Ruinen   der  Städte   Etiuriens  Gallier  sind  theils  von    Amlern,    theils   besonders    von   M. 

in  dcr'^R.gel    keine  Tliürine  zeigten     Aber  das  Woit  konnte  Duncker  in   seiner  tiell'liclieu   .'Jctiiil'l  Origiues   Germanicae 

auch    vicileht   bloss  hochgelesjeue  Burgen    bedeuten,    wie  (Hai.   1839)  p.  4  und  9  if.  hinreichend  wideilegt   worden- 


ms  1246 

Docli    OS    Ist    liiiT    iilvlit    ilpr    Ort,     iinspro    roiijt- rtiirrii  tcni     (Irr    perusinisc  lirii     Iiisclirift    ihrer     zehn     nach,     <lip 

über    diesen    Gojreiistanil    i(irziitraj;eii :     wir    kehren    daher  \Viirterii    der  Eiitjubinischeii  Tafeln    |;leich  nder  ii  eni<;8teiia 

7.U    Hrn.    L.'s    Aliliandiuni;   zun'irk,     um     noch    den  letzten,  ahiiliih    sind.      Ol»    aber   diese    ei^'enlhiimlirlie    Gestalt    der 

die   Sprarhe    der  Etrnsker  betreffenden  Abschnitt  derselben  etniskiselien   -Sprache,   die    iiii»   anf  ihren    Denkmalen    eiit- 

ra    besprechen,       üass    in    ilieser   ein    pelasj^isches    Klenient  gegentritt,    und    »urnach  sie  so  \'ielen  als  durchaus  freoid- 

vorhandcn  ,    und    das»    in    früherer   Zeit   ilas    Pelasf^ische    in  artijj    und    mit   keiner   aiiilern    bekannten  Sprache  verwandt 

Sudetnirieii     vorherrschend     genesen    sei,     darin    stiininen  ersiliieneii    ist,    sich     bloss   aus    eine^  Zersilzuiig    des    l'e- 

«ir     iiatiirlich     mit    dem     \'erf.     überein,    sowie     wir     auch  lasj^ischen    durch    das    Uinbrisilie    erklären    las>e  ,     »  ie    Hr. 

seine    Warnunt;     vor     dem    Glauben     an     allzugrosse    lieber-  L     will,    scheint    uns    doch  noch  sehr  zu  eifelhafl.     So  lange 

einstimuiuiig      des     Pelasgischen      mit     dem      tiriechischen  es    mit    unserer    Kenntniss    dieser    Sprache ich    so    steht, 

nicht  anders,  als  sehr  verständig  linden  kiMiiieii.  *)  Auch  dass  »ir  vom  Lmbrischen  herzlich  wenig,  vom  Klriiski- 
das  geben  wir  niibedeiiklich  zu,  dass,  da  ein  Uiiterscliierl  si  heii  aber  so  gut,  als  i^ar  nichts  wissen  und  verstehen, 
der  Stadtsprache  und  der  Lamlsprache  in  Etriirien  bezeugt  iiici.lite  jedes  Drtheil  über  ihr  Verh.'iltniss  zu  einander 
wird,  die  letztere  ein  vielleicht  nur  »lenij^  alterirtes  Uiiibrisch  voreilig  sein,  und  das  unsers  Verf.  höchstens  auf  das  PrS- 
gewesen  sei,  da  Umbrer  vor  den  Pelasgcrn  Etriirien  inne  dicat  einer  IVlftglichkeit  Anspruch  machen  küniien  ,  der 
gehabt  haben,  und  gewiss  it'cbts  weniger,  als  ganzliih  sich  eine  andere  Hlüglichkeit  mit  ebenso  grossem  Rechte 
Tertrieben  waren.  Für  übereilt  aber  müssen  wir  die  Fol-  gegeiiüher  stellen  lasst.  L'nil  da  nun  die  Meinung  von 
gerung  erklären,  die  Hr.  L.  .S.  ,S  {  aus  Liviiis  IX,  3<i-  «l'in  \'nrhan<leiisein  eines  ^'olkes  lier  Rasener  und  seiner 
ableitet,  dass  ilie  Ciireten  und  die  uuibrischeii  Camerter  IMisi  Innig  mit  ileu  Peiasgern  von  Hrn.  L.  in  Wahrheit 
eine  und  dieselbe  Sprache  geredet  hätten.  **)  Die  Riiiner  nur  bestritten,  die  Gründe  aber,  auf  deneu  sie  beruht, 
sollen,  nach  Hrn.  L.'s  Erklärung,  cäretisrhe  kundschaf-  nicht  entkräftet  worden  sind,  so  wird  sich  auch  die  Mei- 
ler gebraucht  haben,  um  mit  den  umbrischcn  Camertern  nung  lon  der  Mischung  der  .Sprache  iler  Rasener  mit  der 
in  »erhandeln.  Livius  redet  aber  von  einem  zu  Care  tyri  l.enischen  nicht  abweisen  lassen,  und  es  dürfte  sich 
erzogeneu  Rümer  uml  einem  mit  ihm  erzogenen  Skia-  als  Eiidurtheil  über  diese  Abhandlung  lies  Hrn.  L.  diess 
»en,  die  daher  beide  des  Tuskisrhcn  kundig  waren;  ergeben,  dass  sie  ihre  Absicht,  neues  Licht  über  das 
und  er  saj^t  nicht,  dass  man  diese  desswegen  gewählt  ^'oik  der  £trusker  zu  verbreiten,  keineswegs  erreicht 
habe  ,       »eil      sie      durch      ihre     Kenntniss      der     .Sprache  habe. 

Tor  Andern  geschickt  gewesen  seien,  mit  den  Umbrern  Die  zweite  Abhandlung,  über  die  Verbreitung  de« 
in  verhandeln,  somlerii  mau  wählte  sie  ohne  Ztveifel  au»  italischen  Münzsystems  von  Etrurieo  aus,  ist  eine  Ueur- 
dem  Grunde,  weil  es  ihnen  dailurch  leichter  werden  theilung  des  Werkes:  L'aes  grave  dcl  niuseo  kircheriauu 
musste,  uneutileckt  durch  das  etruskisihe  Land  zu  den  ecc.  von  Gins,  i^larchi  und  P.  Tessieri,  Roma  1S3!).  4., 
Umbrern  zu  gelangen.  Auch  möchte  die  Sprache,  die  aus  welcher  wir  uns  begnügen ,  nur  dasjenige  auszuheben, 
sie  zu  Cäre  gelernt,  doch  wohl  sicher  <lie  Stadtsprache ,  was  für  die  etruskische  Geschichte  von  Redeutung  zu 
«lie  ja  nach  Hrn.  L.  nicht  nmbrisch  war,  gewesen  sein;  sein  scheint.  Unter  den  in  jenem  Werke  abgebildeten 
eo  dass  man  nicht  recht  einsieht,  »ie  sie  diirrh  deren  und  beschriebenen  Münzen  belindet  sich  nämlich  eine 
Kenntniss  besonders  geeignet  zu  Verhanilliingen  mit  deu  beträchtliche  Anzahl  etruskisclier ,  und  Hr.  L.  macht  e« 
Umbrern  hätten  sein  können.  —  Dass  nun  auch  iimbri-  sehr  Hahrscheinlich  ,  «Ijss  diese  unter  allen  italischen  die 
»che  Elemente  in  das  Etruskische,  sowie  umgekehrt  etrus-  ältesten,  die  Etrusker  also  das  erste  ^'olk  in  Italien  seien, 
kische  in  das  ümbrische  übergegangen  seren  ,  kann  man  welches  geuiüuzt  habe.  Die  Typen  der  etruskischen  Müu- 
liacli  den  geschichtlichen  Verbaltiiissen  zwischen  beiilen  zen  sind  die  einfachsten  von  allen:  As,  Semis,  Triens, 
Völkern  nicht  anders,  als  natüilich  finden,  und  wenn  Quadrans,  Sextans ,  Lncia  haben  auf  der  ^'orderseite  alle 
]\lüller  in  seinem  Willerspruch  gegen  die  Italiener,  wel-  ein  und  dasselbe  Zeichen,  das  Rad;  nur  die  von  Vola- 
«•he  Umbrisch  und  Elriiskisch  für  beinahe  identisch  au-  terrae  und  einer  andern  nicht  sicher  zu  ermitteliiilen  Stadt 
•ehen,  die  Behauptung  hinwarf,  es  gebe  auch  nicht  einmal  machen  davon  eine  Ausnahme,  und  zeigen  statt  des  Ra- 
cine geringe  Anzahl  von  Wörtern,  die  zugleich  auf  den  des  andere  Zeichen.  Ebenso  bieten  die  Rückseiten  der 
Kugubinischen  Tafeln  und  auf  echt  etruskischen  Denk-  IMünzen  überall  nur  Einen,  den  Assen,  Seiuissen,  Trien- 
Iiialen  vorkommen,  so  ging  er  offenbar  zu  weit,  und  Hr.  ten  u.  s.  w.  gemeinschaftlichen  Typus  dar,  der  jedoch 
lt.    »eist   unter    den    wenig  über  hundert  betragenden  VVör-  bei    den    verschiedenen    Städten     verschieden    ist.       Cortona 


aber   )iat   das  Rad    sowohl   auf  der  Vorderseite,   als  auf  der 

'J  Und  sehr  zcilgeni.iss      setzen    wir    Iiinzii  ,    indem    wir  iin's  Rückseite    seiner  (Miiiizen,    mithin    die    einfachste    Rezeich- 

an    die    Deiituns    erinnern,    die    Herr   Direcldr    (".folelend  nnng    von    allen.       Auch     die     Aiideiitiing    des    Werlhes    der 

in   dieser   Zelt.clirift    1840    S    I2h8  von    der  Insclnilt   cinn  mu,„,en,    oder    der    in    ihnen    enthaltenen   Asiheile    (Unzen), 

in   Cervctri   gefiimli  neu    Vase  ceszilien    bat.      Die    Inschrift  .    ,         j.    ,           ,        i         i          ii                        r      i                i      i.      ^i  . 

.,„••,.                              ,    '                    ,...,.  ist    aul   den  etriiskisclien  illiinzen    eiiilacner  Qiiil    altertlilim- 
ist:    Ml   ni   Helhu   nia  mi   n:alnu   maram   iisini    tftipuicnai 

ethe  erat  sie  rsic)epana  mineihunasta^-  helefu  [Ah-  h.h{\M\-  li«''",   a'«   anderswo.      Denn    während    auf  andern    nur   die 

lungcn   der  Wolle  siml    Ireilicli  unsicher):    n  ich  Hrn.  Grot  geringeren    Asiheile,    vom   .Semis   abwärts,    durch    eine    der 

heisst  das:    Eyöt    rty.r^Oitnv  u/ioifi7iTov    iv   (ifiiXX->\fiuat  Tloq-  Anzahl  jener    Theile    entsprechende    Anzahl    von    globulis 

^^     ahvov  huigfuK;  i'nfttu  üi,vi,l»fi<,v  iioiH  lYXrjfu.  (also    4.    .3.    2.    1  •) ,     iler     Semis    selbst    aber    durch    einen 

)   Die  Stille  des    Livius   isl   fiiilicli   .ancb   .*cbon    von   Andern  -u    n  1                         1    .  j    4        ■.  1      1     1                <         1          4        11 

'    •         ,     ..   I        ,,•                  •    ,          I.            j    ,,.     ,.    ,           _u  Halbkreis   angedeutet    wird,    liaben    unter  den  etriiskisclien 

111    ahnliclier    >\i'ise    geinissnraiicnt ,     und    Micali    1.    p.    78  *      .                  . 

findet    in    ihr    einen    denlbcl.cn    Reweis    Ton  der  Identität  alunzen    nur   einige    wenige,     und     zwar,      wie    es   scheint, 

des  Etruskisclien  und  Unibrischen.  die  jüngsten   deu   Halbkreis;    die   übrigen  alle   deuten   den 


1247 


1J48 


Seinis  «liirrli  .<<'<lis  (jIoImiÜ  an,  j.i  <lie  IMüiizeii  loii  Cor- 
loiia  ilrrtikoii  uiuli  •If"  As  iiirlit  iliircli  «la»  Z.'irliPii  (Irr 
Kiiilii-it,  somlcrii  iliircli  xnitH  glol.iili  .ms.  Hr.  L.  fiinlrt 
birnn  "'>lil  mit  lli-i-li«  die  aUcrtln'iiiilirlisIc  Uezeicliiiuiigs- 
■rl,  imleiii  rs  i»  <lcr  Natur  der  Sai^lif  licjje,  «lass  als 
Eiiiiieit  aiif.'liiijliili  die  kli-iii»»e  gangbare  •riisse  aiiK<- 
sehrn  ward,  und  es  nicht  ileiikbar  sei,  dass  jemals  ein 
As  hbralis,  ein  Pfniid  Kupfer,  die  kleinste  Kinlieit  tje- 
•  eaen  sei.  Stlirift  findet  sieli  auf  ilen  Miiii/.en  dieser 
Art,  mit  je  einem  orler  zwei  durrligelienden  Typen,  durrh- 
aiis  niciit.  Das  Tlieilunj;sprin(ip  ist  das  üuodeeimalsjsteui, 
die  aiis;;eniiiiiztcn  Tlwili-  siiul  "/,,,,  "/u»  Vn»  /u'  '/ u» 
also  lauter  in  |J  anf^jelicnile  Zahler,  niemals  aher  »/j.^. 
Dem  <«e>»i<-lile  narh  siiul  die  etruskisehen  .Miiiizen  leich- 
ter, als  die  lilirijren,  «oraus  aber  nicht  mit  den  italieni- 
»ohea  Herausgebern  zu  schliessen,  dass  sie  jiinser  seien, 
sunilern  mir,  dass  die  Etruskcr  überhaupt  Iciiliterrs  Ge- 
wicht   ijeliabt    haben. 

Aus  allen  (iriinden  stellt  sich  als  höchst  »ahrschein- 
licli  heraus,  dass,  «ie  die  etruskischen  Münzen  unter 
allen  italischen,  so  unter  den  etruskischen  wieilerum  die 
von  Cortoiia  die  ältesten  seien:  ui:d  iiiiiTUit  man  dazu, 
dass  die  i>]ii[izen  mehrerer  .Städte  ,  »iePrrusia,  Aretium, 
ClusiuMi,  das  Rad  mit  Oortona  gemeiiiscliaftlich  haben, 
so  k.iiiimt  man  leicht  auf  die  Ansicht,  <las9  diese  von 
Cortona  abhängijr  genesen  seien.  Nun  ist  es  aber  gerade 
auch  Cortoiia  ,  «elches  nach  {lellanikos  die  von  der  .^liiii- 
dung  d^sPados  her  eiimandernden  Pelasger  zuerst  be- 
setzten, und  von  ivo  ans  sie  das  übrige  Etrurien  einiiah- 
m«fi;  <kind  als  Metropole  Etruriens  erscheint  Korjthos, 
»eiche«  erweislich  und  anerkannt  Cortona  ist,  auch  sonst 
»ielf/lltig.  —  Ob  inilessen  die  Angabe  des  Hell.jiiikos  »irk- 
lich  auf  geschichtlicher  l'eberliefernng  oder,  nie  Jlüller 
II.  S.  ^70  und  Andere  meinen,  nur  auf  griechischer  Com- 
binatioii  beiiihe,  ist  aiich  nach  demjenigen,  «as  Hr.  L. 
zu  (iiinsteii  der  rrsteren  .Ansicht  gellend  inarlit,  doch 
noch  nicht  mit  Sicherheit  zu  enlscheiiien.  Denn  ans  Al- 
lein folgt  als  gewiss  nur  soviel,  dass  Cortona  eine  Haupt- 
stadt Ktruriens  gewesien  und  den  Griechen  zu  Hellaiiikos 
Zelt  vor  allen  beileutend  erschienen  sei.  Dagegen  schei- 
nen diejenigen  .Sagen  ,  welche  Tarquinii  zur  ältesten  und 
eigentlichen  Metropole  Etruriens  machen,  weit  mehr  den 
Charakter  echter  einlieiniischer  Tradition  an  »ich  zu  tra- 
gen ,  wahrend  es  sich  unseres  Erachten»  aus  keinem  ein- 
zigen Anzeichen  mit  Sicherheit  enfnehiiien  Iflsst ,  das  die 
Sagen  von  Cortona  wirklich  einheimische  gewesen  seien. 
Dass  Cortona  auch  neben  Tarquinii  als  Vorort  erscheint 
(S.  ,"■)),  kann  doch  nicht  beweisen  sollen,  dass  es  älter, 
als  dieses  sei.  Ohne  Zweifel  aber  war  vorragende  iVlacht 
und  Ansehen  unter  den  Zwülfstadten  öfterem  Wechsel  un- 
terworfen, »vie  auch  schon  der  Ausdruck  des  Livins  IX, 
.iT,  I J :  Pernsia,  Cortona,  Aretium,  quae  ferme  capita 
Etruriae  eil  lempestate  eraiit,  andeutet;  und  wenn  auch 
gesetzlich  im  Uunde  alle  gleich  waren,  so  konnte  es  doi  h 
nicht  fehlen,  dass  factisch  sich  bisweilen  cinzeine  an  die 
Spitze  der  übrigen  stellten.  Zur  Zeit  der  Tarquiinschen 
Herrschaft  über  Rom  scheint  Tarquinii  an  der  Spitze  iles 
jjanzen  Btruriens  gestanden  zu  haben;  darauf  erhob  sich 
rii«<iiin)  rn  flhiil"-hem  Vorrange.  1  olsinii  heisst  caput 
Etruiiae   bei    Valer.   .Max,    1\,    1.    wie   bei    Liv.   A,  37j  4. 


und  die  Volslnienscr  oi  dp/atOTaroi  tuiv  Tv^ejnvajv 
bei  Zonaras  VIII,  7-  Auch  Vetuloniuin  mag  einst  vor- 
ragende Bedeutung  gehabt  haben,  da  nach  Silius  Ital. 
\'lll,  4.S.'').  von  hier  aus  die  Insignien  des  Königthums 
nach  Rom  gekniuinen  sein  sollen.  Sn  liesse  sich  denu 
sehr  wohl  denken,  dass  die  Einführung  des  gemünzten 
Geldes  bei  den  Gtruskern  in  eine  Zeit  gefallen,  wo  ge» 
rade  Cortiona  an  der  Spitze  stand  ;  dass  hier  zuerst  ge- 
münzt, und  das  hier  angenommene  Gepräge  anderswo 
uarhs^ealimt  worden  sei:  und  so  angesehen  würile  dieser 
Linstanil  nichts  dazu  beitragen  ktjniien  ,  die  Angabe  lies 
Ilellanikus    über   allen    Zweifel    zu    erheben. 

Schümann. 


112.  Zur  Hartung'schcn'Ilecension  meiner  Atisgabe 
der  Ipliig.  Aiiiid. 

Hr.  G^mnasialdirectnr  Härtung  hat  im  diessjährigen 
Augusthefte  dieser  Zeitschrift  ineine  Ausgabe  der  Iphig., 
welche  bekanntlich  durch  die  seinige  hervorgerufen  wurde, 
einer  Recension  unter%vorfeii.  Obgleich  ich  sonst  zu  et- 
waigen Entgegnungen  andere  Wege  einzuschlagen  pflege, 
muss  ich  hier  von  meiner  Gewohnheit  abgehen,  nicht 
sniiohl  desshalb  ,  weil  die  fragliche  Recension  in  einem 
unter  Gebildeten  sonst  nicht  gebranehlicheo  Tone  ge- 
schrieben ist  —  ilenn  er  » iril  von  selbst  jeden  Leser  mit 
Indignation  erfüllen  -  soiulern  weil  <lieselbe  in  allen  ih- 
ren Ucgründungen,  eine  ausgenommen,  unwahr  und  treu- 
los ist.  Das  aufzudecken  ,  muss  ich  selbst  schon  im  In- 
teresse dieser  Zeitschrift  unternehmen,  deren  langjähriger 
Mitarbeiter    ic!i    bin. 

Die  einzigen  Regrüuduiigen  der  mir  Schuld  gegebe- 
nen ,, Verstösse  gegen  Graniinatik,  Wortbedeutung,  Metrik 
und  gesunden  Menschenverstand"  finden  sich  p.  <S.'5 — .S2Ö. 
Gehen  wir  dieselben  der  Reihe  nach  durch  Ich  werde 
die  eigenen  Worte  des  Hm  Rec.  jedesmal  liersetzea  und 
daran    meine    Uemerkuiigen    knüpfen. 

,,Zu  vs.  .5.  fiiiilet  der  Verf.  „unbegreiflich",  wie  An- 
dere an  scharfsichtig  auf  den  Augen  zur  Wache  sein 
denken  kuiinten.  Deiiu  was  yijoixi  cuvfiuv  in  u(fiUiK- 
ILioi^  öi;v  7ia(>£CFTiv.  ilas  Alter  liegt  mir  schwer  auf  den 
Augen,  bedeute,  sei  ja  so  klar!  Also  7ia(jt0XlV  preinit 
und  otc  (der  Gegensatz  von  fiaQL')  graviter!  d.  h.  der 
Verf.  übeisetzt  iiiensa  rotunda  est,  die  Bank  ist  viereckig, 
und  findet  es  unbegreifliclk ,  wie  Andere  an  Tisch  und 
rund    denken    konnten. 

Ich  liabe  in  meinem  Commentar  t)  die  vom  Rec. 
adoptirte  Bothe'srhe  Weise  gar  nicht  ausdrücklich  erwähnt, 
'2)  hier,  wie  überall,  nur  den  Sinn,  keine  wirkliche  Ueber- 
setzung  gegeben,  3)  uiit  keinem  Worte  gesagt,  Tlaot- 
acii'  solle  premit  sein.  lldQ^Ollv  bleibt,  »as  es  ist. 
.Sagt  ein  alter  Diener,  von  seinem  Herrn  des  Nachts  ge- 
rufen: hier  bin  ich  schon,  denn  mein  Alter  ist  schlaflos, 
weilt  scharf  auf  meinen  Augen  ,  so  soll  der  griech.  Zii- 
scbaiier  gefunden  werden,  der  das  nidit  in  dein  Sinne  hätte 
veistehen  können,  welchen  «ir  angegeben,  4)  hat  Rec. 
verschwiegen,  dass  auch  G.  Hermann  oi:i<  nu(t£OTlv  wie 
ich  gefasst,  von  dem  ich  nur  in  der  Constroctiun  ab- 
weiche. 


1249  1350 

„Vs.  23.  srhreiU  er   ;^w  yf^Jrf/iOK  '//.cxr,  nrifl  moint,  ."Mrlnc   "Worie   siiM  :   fi'iuüliiili«  h   leilFuiri  oi'Sev  i/uai 

die««  solle    l.pdeiiteii    kOniicn;     und    der    Klirtfi/.    ist   süss."  pf^riissi-.    sii     .«     »irkiiili,    sni     es    fijjiirlicli.       Hier    pasitt 

Irl.    Iiat.p    in  einrr    L'tngorpn  «..(p  a.,s;:>f,il.r. ,    «esslialb  »<■«•■"    <''•"    f-'l^'-n-ie"    (;.',U.,k..ns   <!«    t.i,  l.t.      Wir    .rrl.in- 

lliosP    .„„    Her..,.     g...s(rirl.e..o..     Worte     .,„(l,»<..„li^r    ,p,r..,  '' "i<    •'<•'"    AuMlr.irk    .1.-.,    .S,.„.:     „Ua     gal.s«    .1»    kr...on 

aber   .•„.Mlr.-.,kl„h    l.emerkt ,     .!.>   a,.fj;,.,M .,r..o    K..,r.,.la-  A..lass    z»ar    /um    Ta.l.l ,    .lo.  I.    «las    (..s.  I.irk   e<c."    ....l.-nt 

1i.».    r.il.r..    i,i.l.t   .....    mir,   s<..,.I.Tn    .<„.    l..„U„s    l..-r.     Irl.  "i^    z.i    "l  <Ui-    ),0,'/«   ^..,.,.l,rr..    z<«f>.-  o.ler  ^iM«'"?.     Auf 

weiss   »irkli.l.    ..i.l.<,     «.,s    K"tfo«'    •li«'»'-    V,.rl,i.,.l...,e   k-'-  '''"*'"    '*"   '"*   "''^"^    ""'   "■'••'<''^'><'-    ^-fJ»«'"".    » ""    A".lr. 

fr...l     Ke.na<l.l     HP..Irn     k.in.,te.       V„„     .Irr     L.-l.orHot«u.,(f  «'^      •'^'<-''-    »^Ö-     "     ^"»    «■■"«'"•"'e    '"»"     01"^   «1«    R". 

frpilirl. ,    «pI<-Iip    iIpt    Kit.    mir    at.fdiirde«  ,    l.al.p    irli    iii<lit  Ai.gabp.  -   .     *      o  .^.  . 

Svll.e.      O.p  ßp.Hork....,;  .Ips  S.I.oI.  z...  PJ.neniss.  54j.  ,     '''»'»•   ■■^(''.'-   »«>1   Z";^**'    ""   Of,/n;v  ^'o  r,,.I     „  ,p  ,„5i^ 


rnK" 


S,Ii,it/  .-.Ler   mKornila   ist   ,«,>    ..icl.t   u..l.pka...,t.  «"   ■'^*7"/''  «""'•      l)'«--*"»'«!   «'"■»"   "   ''^  "ulprs,...,  au.h 

,,>,.,',.,  ,  .  .  /H    lipitpispii,      was     freiiirb     nur     inittpist     la.)ler    grober 

,,»  s.   .i').    Iip.lp.ifpt    ilini    cfno^    avaniTUvvuvcu  cinp  ,,  ,      ,     '  ^  .        i         ,    n 

_     '     I       ■  .  11  7       /  ^  priiPcl.SpliitiL'p..    UT.tpri.uinii.pn    «prilpn    kiiniite." 

Farkp     srliii((p(..    .iikI    srli»  Pt.kp.i."  ,,.  ,       ^-     j        .  ti   i  .  .     <       i   i    „„«- 

ICiiip   tip.  lis   SpiIp.i   l«ii<fp    U.ifprsurliiiiij;   mit  siilrli  p.ner 

Das   ist    eine    iipiie  ü..«alirli..il,    .!p....    .«ei..  Comn.pnt.ir  j,r..l.p..    ,Srli.i.^liiiii(;   al.c...rpr<lt,'p.i  ,    »ür.lp    si.li   ausser    Hrn. 

redet    1)    nur    lon    ha  ilir  T?.  ()  o  Q.    (faoi   dixm.,    2)   lipisst  n^rKLitf    «...hl    i\ipman.l    priai.l.oni 

PS   .lort:    „es   iliirfte    avcm.   als.«   «olil    ...n   .lpm    ScIiüKpI..  ^  y^     .^  „^_    P„.P„,lirf    er    dvljf}    yuQ    y.aiaxgoi  uiöei- 

nn.l    S<Ii»p.ikpn    <|pr    Fa.kpl     jrpsajrt    sein,     «lurrli     ..  pI.Iip  ^cj^^^    qi}i,\     »el.lips    l.p.lputp.i    s..ll :     pi.i    F.lirenmann    hat 

man    .MpspM.p  ,.u  l.cllprpin  Kran.le  ai.lfor.lpri."      Nadirlirl.l  ^^^^j^     ^^^    ^i,,^,^     s.l.Sn.lli.  I.pi.    liiuder   A.hln.ig.      So    viel 

dvunfT.    I.leil't   stpts   r..lfa1(pn,    ausbreiten  :   «las    Lii  l.t   pi-  (i,,„a|(    ,1,,,,     ,r   ,\er   Sj.rael.e    un.l     <|pin    Jschriftstpllpr   an, 

ner   Farke!   a.isznbreifen ,  dazu    bedient  man   eich   des  an-  ,,,,,   j.;,,^,,   ünsin»   zu    Wege    zu    bringPN." 
gpgpbeneii   fllittpls.  Allprilii.gs    klingt    das    unsin.iig,     «Are    es    nur    nirli* 

„V».  128.   soll    ToSs   y.at   deivov  so    viel   spin,   als    y.al  eine    L.ige  ,    .lass    ich     .las    enie.iilitt    liAlte.       1)    Jlab«    ich 

Todf   ötivov.       Die    Regel,    spricht   er,     dass    y.ai   spi.iem  überh.tunt    gar    keine   Ki.ieiidation    gemacht,    die    ich   sonst, 

Worte    roraiisgpl.pn    niiisse,     ist     f.ilsrh!     rar   fcl    est   i.otre  tiip    alle    a.iilprpii,    in    iIpi.    Tpxt   gespizt    haben    w.ir.le,   nur 

plaisir."  einen    Vorschlag.      '2)   Dieser    l.ii.tft    aber    dvija    yiio   y.ui- 

nieiii  Conimpntar  lautet:  die  Regel, /«/■  in  der  Bedeutung  (t/QUV   aid.    CfiXei,    3)    cerheimlicht    der    Rpc.  ,     «lass    der 

,,auil."  HPrde  lipi.ijpnigPiiWorlp  V(iraiigpse(z(, dessen  ücri.ir-  ganze    ^'ers   laute:     Oj^     äde/.quv    OVT .     dlljO     ya(J     y.ai- 

iiebu.ig  PS  bezHPcke,    ist  falsch  ;   man  ka.i.i    dem  Schaiispip-  aXfiOV   aidtioitut    Cfl'hl.i,    also    dass    ddi/(fui,    » as     ich 

1er     mehr    überlassen.       röds    y.u.'l    und    y.ai  tuÖe    kö.i..en  zu    s.ippliren    r-rlange,     unniillelbar    vorlipigeht,    4)     »ar 

dasselbe    ausdrü.ken,      wenn    .ler    Schauspieler    nur   richtig  der    l'.isim.    z.i    beneisen,     der    in   den    AVorft-i.     lipgt:     ich 

«leclamirt.       S.   unten    vs.   715."       Der     Her.     ist    also     un-  »ill     «lieh     nicht    schiiiÄlipn,     « ip    <lu,    so.idern    nicht   vrr- 

wahr,     indp.n     er    nipine    Begriindung     vprheimlicht ,     «lie  gessen  ,    dass   du    mpin    Bruder    bist;     denn    ein   dvi^o    weiss 

t)    auf    den     Schauspieler    rec.rrirt,    2)    auf  is.    715.    ler-  auch     gegen     den    schlechten   Bruder   eine    uidiu^    zu    be« 

veist  ,    HO    ich    a.xlprp    Beispiele    dieser    ^achsetzil..g    gebe,  Mahren. 

und    .lie    Kraft    .ler    Partikel     in    solclien    Fallen    zu    er»  ei-  \ »■   44(i.    ist   lon    mir   allerdings    eine    Sünde    gegen  die 

•en    str.'be.  IVosnilie    beca.ige.. ,    h  eiche    der    Rec.    .nit    Recht    tadelt. 

„Vs.  314.  srhriph  Pr  für  (nuo:,    uvx   «   Tor^e  nr-  "'»'''•   •^ä'•   ''l'«-^«'-*'«   "  ^«'   7"?  ."'   «^">A"£    „denn 

9oc   kurzupg    or.ioc   oi'X,     ö    TOri^e   etc.,    u<.d    findet    es  auch    sie    richtetp    mich    zu    (irun.le",    .|p..n,    sagt   er,   das 

picht    für    n.i.hig,    fibpr    diese    Slplli.ng     der    Apgation    ein  Z"'    ^-^'"'^    '"    ''''"'    ""    ^  "''"    '"-K""«!-'    Pronomen.' 
■Wort    zu    veilieren."  ^'erheimlicht    ist,    .lass    ich    hi.izugefiigt,    auch     zu    ;/.- 

,.  ,,  ■    ,j      i  ■    1  ,•  .•  .i  doi'Oa    k.ii.ne     y.al     gezogen     «erden.        Ist     es     übrigens 

,, Kurzweg"    gewiss    nicnt,    .Ip.i.i    ich    modrire  .  ipse  Ab-  ..  .,  »■  .  >  »r     i       .         i 

,,     .V  » ,  c      ,     .  ....  .      i>        I        .  Hrn.    H.    et«as    ^eues,    dass   Y.ui    zu    einem   \  erbo    brachv- 

(hei  ung.       Aber     Irei  icti,     dai-  ife     ic  i ,      nach     liernbar«  y  ,       .      ,  ,    ^  .  •        i-       v      r.      i         P    ..i  1  .1 

'       ^       *"    ,,,,       ,^.  '.,  ,,,,,       '  ,    ,,  ,     ■'  logisch     gesetzt     »erde,     ivo     «ir    die    Kraft    der    Partikel 

Svi.i.    p.    4ll.     U.ssen    zu    I>pm..    »III,    ,JOf    nacli  ISeispie  en,  .         ■      ti  i     i  i  •         .  »■..■,.    I»„ 

■      i.^  .1  t--       i        .       L-  .,  >         -1  .  c.    .  Ulli"     durch     Heriorlipbung    der     in    dem     »  prbo    lipgenden 

V  le    E/ur.    Her.    5//.     Aescb.    KrHui.    S  )  I.     i.upr    «lese    atel-  „  .     ,  ■  .  ,.  .    ■    i  .  <    ,„ 

...  "  Person    «ipilergeben    köiiiipu ,   so   vergleiche   prdip  HPitprc 

lung  scnweigpn    zu    können.  .   ,  ,  .       •    .  .■  n  i        «i:i, 

»  ■•  ,  A.isfüliru.ig   dieser    Ansicht    in    unserer    Recens.    der    \>  iti- 

„Vs.  345.    ertheilt    er    dem    /,7;JÄ.9oi;  Prasensbedeulung  srl.crscheu    illeilea    in    .ler  iNeue.i  Jenaer    Lileralurzeitung  ; 

dnreh    Verweihselnng    mit    einer     ii  olilbekaunfpu    Ers.  I.pi-  ^j^^^    j,,    ,|^,„    l.'.,ii,.^    „„^    „je    hier,   .lie    im    >'prbo    liegende 

nung,    die     man     in    meiner    Grammatik    g.    ,S58.    er» ahnt  Yeiaen    einen     altributivpn    Zusatz     hat,    dipss    noch    eher 

fi'"'''*-"  möglich,    kann    er   ilort   ebenfalls   lesen. 

Ich    »ürde   den  Paragr.    nicht    aufschlagpn,   selbst   »enn  \^,    4')7.     emendirt    er    ii    y.at    UeiOV^a,    »eiche« 

die    Gramm,    hier    zu    linden    »are,    .lenn    sie    hat    bis  jetzt  heissen    soll:      »enn    mir     auch    das    ReHignireu     Srlimcn 

Leine    Autorität.       Dass     ich     der    ge»  lih.jlichen    Annahme  verursacht." 

folge,   und    meine    Annahme  mit    Beispiplen   sattsam    belegt  >iclit    eine   S^lbc    habe     ich    von    dieser    Hebersetzung. 

habe,  davon   sagt    Hr.    Rer.    »ieder    kein    Wort.  Ks    ist   das    »ie.ler   von  Hrn.  II.    eine    reine  Fiction.    .'Meine 

„Vf.  347.   soll   ot'dev    i]oihi,    eine   Redensart,    deren  Worte    lauten:    »ir     haben    ti    y.ai    7tiuovi.hi,    TOV    etc. 

Bedeutung   so    sicher    und    gleichbleiben.!,    »ie    <lie    von    yi;  geschrieben,      wodurch     der     Sinn    offenbar     gcHinnt;     das 

und    oi'Qavuc,   i.t,   heissen   „da   gabst  du  tu  keinem  Tadel  IMitleid    mit   dpm   Brudpr   stpht   hoch  über  aller  Kigenliebe. 

Anlas»."  Wenn   er   iu   der   Rellexion   auch   das   aus   dct  Resignation 


Zeilschy.  f.  d.  Alterlhumsw 


95 


!?5I  1?53 

(•mm  fispiiilp    Li-i'it   rnv<'i{^(,    so    ist    ilns   riii   die   Rrde   irr-  Anrdrrkiiiig'  ilrrnpilirn    iipnln   ich   siria   ilankliar    gpjn;    da- 

■rli<iii>Tiiilrr    /iisalz.  fd^"    "iril    mir    Mriiiaiiil  ,    »pllist   der    Rec.    iiii'lit,    vprar» 

,,\'».   :')'>'.   meint   «T    TOOCf(t\    nl  Trnn'^ei'ousvnt   niiisse  k**"  >    »•■""    i< 'i   snlilii'ii   .S(lum|)frpden   fiir  die  Zukunft  nur 

fllioriirtzf    »frdcii,    die    mK-liriide    Erziplmiij^.     Um    difser  eine    stille    Veracliluii|;    entgegensetze. 

Lebers-laiiii;,'   aus<n»  eii  hen ,    iiiniiiit    er    T(jO(ful    für    die  Hanau.                                                        C.   G.  Firnhaber. 
Weiisriien,    mpIcIip    erjio^'pn    «erdrn.'^ 

l)a<   kliiict,    aU    hatte    irli     TüOCfoi    ni   irnifi.    durch 
erzi''liPiide    Kr/|p||iiit|;    u'ipi|pr;;p|)p|i    nullen,     n.'ihrenrl     ii-li 

dipsp  Heber, ei^iii, s  aus.ini.lJuh  .eriverfe,    und    .lesslialb  HS.    Naciitrao:  ZU  dcm  Aiifsatzc  dcs  Hm.  Profcssor 

für    roo(f(u    eine    andere  Krklarnn>r    snelie.      Noch   »eit  ür.  Osatin  iii  (licser  Zeilschrlft  1841   .\r.  77.  S.  635  fl. 

mehr    tlnie    irh     das,     „un.     eine     naluili.here     Veil.lnd.intf  ij|,^,,.   ,],,„    (icOgrailllfll    IMlill'as    lirid    SelllC   Zeit, 
der   SMte    unter    einander    zn    ünclien."       Das    verlieinilielit 

der    llee.    Alle«.      Irh    Herde    (ilipr    die  Stelle    hei   (ielegen-  So    un{;ern    irh    auf  der    einen    Seite    einem    Gelehrten, 

heit   der   mir    iilierlra;;ecien    Kec.    der   rainliriil[;er    Ans(;al>e  den    i<  li    taeüeh    inniger    lielien    nnd  lioehacliten  lerne,    und 

«ler   Ijili.    weiter    reden;    da   soll    essichanch  heransstellpii,  dessen    Schriften    irh    so    unendlich     Vieles    veriliinke,    — 

oti    ich    „iliesen     Cliiir    rniniren     und    den     Dichter     lauter  in    iliesen    Worten     entgegentrete,    so    rerlangt     iliess   doch 

Plattheiten   sagen    lasse."  anf  der    andern    Seite    die    bi>lier    noch    nicht   nankend    £;c- 

,,Vs.   f)\i\].    hi'h.'lit   er   den    Vorativ    u>    TJc.nlC,    nnd    lasst  niaihtc    Uelierzengnng    toin    (jejri'nlheil    der   fraglichen  Be- 

Oiye    einen    (iegensatz     zu    einem     l'runumen    bilden ,    das  liaMjjliinir,    und    zugleich    gil«t    mir   die  ihiinanltat   und  Lei- 

»ich    iiieiler    irgendMO    versteckt    hat."  deiischaflsl<)sl;;kpit ,     wie    auch    Unpartelliclikeit    dieses   all- 

Anch    hier    nieder    nichts,    als    Unwahrheit.       Ich    halie  gemein    geaihleten    (ielehrten    die    sichere    Geuälir,    dass 

1)    W     llaui::    geradezn     für     Mninln.     aiisgegelien ,    'J)     he-  er     in    diesen    Worten     nicht    das     Erzengniss     iler     Rccht- 

rechtlgt    zu    dein    liJiiiiisiheii  Zusätze    nicht  eine  S»  llie  niei-  haherei     «der     des     Widersjiriichsgeistes     erkennen     »erdo. 

nes    roinnienlars.    Ich    sa{;e  lielniehr:    ,,»enn  es  unn  lieisst  :  Zu   jenem    Aufsätze,    der    t'ieles    enthalt,     "  as     immer    gut 

Sie    k.tinen,    iio    du,    o    Paris    etc.,    so  ist  die  Meriiir liehung  nnd    »ahr    Ideiben    xiril,    ist    vor    Allem    auf  S.    (3.iS    letzte 

des    ar   durch  yf   hier,    »o  durch  das  IJeisjiiel  lies  Pari»  das  Zeile    und    S.    (i39,    Zeile    (i,     neb-t    S.   ()4() ,    Zeile   ß  statt 

Gegeiifheil    des    Vorijjen    gegeben    «erden   soll,    ganz    rieh-  ,^Aitemidi>ri)S   bei  Markianns''''   dnrch»egnnr:    ,,.^larkianos 

tig.       Der    iNooiin.     fli'ptg     »nrde    selbst     nach    iler     Her-  in    iler     Vorrede     zur    Epitoine    des    Meni[)|)os"    zu     lesen, 

nianii  sehen    Regel    zu    Hei.    1421.    gerechtfertigt   sein."  denn     diesem    letzteren     und    dieser    Vorrede    gehüren    di« 

„Vs.    ö  '2.     übersetzt    er    die     ftlaehtigeii ,    die     Glück-  Cilate    Os.inn's    an.     Es    kann    diess    kaum    nur  ein  Schreili- 

spendpiiden    an    die    l'nglücklichen    siiiil    die    Giitter.      Den  versehen   sein,    da    nir    und    gewiss  Andere    auch    die  Liebe 

Widersinn    dieser    M  cirte    und     die    Plattheit     der    .Sentiiiz  ,  des     Hrn.     Professor     Osann     für     die    sogenannten     kleinen 

HPiiii    »ir    von    den    Worten    absehen,     «ollen     «  ir    ihm    zu  Geographen    hinreichend     kennen,     und     bei     eigener    Lec- 

(inte    hallen:    aber    die    Regel    vom    (lebraiich    des   Artikels  türe    <ler    besagten    Schrift    des   iMarklaiios,    besonders    nach 

beim     PrSiliiat    hatte    er     wissen    sollen,     um     vor    solcher  der    treinichen     Miller'scheii    Ausgabe     (Paris     1S39),      wo 

Verwechselung    gesu  bert    zu    sein."  zwar   auch    noch    der    f.ilsche  Titel   ans  Hiidsiiii  beibehalten 

Ich    saje     im     ('omni,    ausdrücklich,     man     habe     sich  ist,    —    es    rein    uiimögllcji    war,    dass    ihm    diess  verborgen 

durch    den    Artikel     vor    yutiaOuv:^    Und    o/.ßotf.     zu    der  bleiben    konnte,    gesetzt   auch,   die    Mofrmaiiii'sche    Schrift: 

falschen    Aiiifüssi;ng    vprieiten     lassen.       Dass    Hr.    H.    «ich  Die    Iberer    etc.     «.'Ire    ihm    nicht     zn    (iesicht    gekommen. 

in    die    Sprache   der    Tragiker     nicht     finden     könne,     reigt  Denn    das    ist   der  HoUrmanii'schen  .Schrift    immer    zu  lassen, 

er   auch    hier    durch    seine    Rüge  dass    sie    in    neuester   Zelt    zuerst   und  ansfiilirlii  her  anf  den 

Das     sind     die     Uespiele,     n.it     welchen    Hr.    Hart,    das  Jahrhunderte    hindurch    fast    allgemeinen  Irrtlinm   aufmerk- 

ini    Eingänge    aiigefiibrle    s<  bmalieiide  l'rl  heil    rechlferligen  sain    machte,    dass    diese    Vorrede    lies   iVlarkianos    nicht    zur 

will.      Icli    uibe    solch     einer    Handlungsweise    kein    Prädi-  Markianlsihen  Epitoino    des  Arteuiidorischen,   sundern  Hle- 

cat;   ein    Jeder    wird    es   supplireii.  iiijipischen    Werkes    geh'Jre. 

Aller  der  Rec.  geht  noch  »veiter:    er  wagt  es  sogar,  mei-  ^Vplln    nun    zweiten«     früher     und     bisher    die     Ansicht 

neu   Char.ikter    anzugreifen.       Ist   solch    ein    Kuiistjrrlff  bei  galt,   dass    Phileas    vor    Dikaarchos    gelebt    habe,    und    die- 

Kritikeii    liberall    ein    gehässig    Ding,     hier     wird     er     nach  ses   sowohl,   als   auch,   dass    der    gefeierte  L'kert  mit  dieser 

solchen    Beweisen    der   eigenen  DeiiLweise  lächerlich,    voll-  Annahine    zufrieden    «ar,     vom    Hrn.    Prof.    Dr.    Osann    ein 

kommen    aber    zur   Ironie,    «eiiii    man    die  Hasls    ver;;leicht,  Irrthum    genannt    »vird,    und    eine    filsrhe    Ansicht,    was    er 

über    welcher    er    diesen    Angrilf  construirt,    und    wenn  mau  eben    als    siilclie     in    dorn     fraglichen    Aufsätze    zu    bewahr- 

danebeii    die    Worte   stellt,     welche     er     praef.    XV.    seiner  heiten    sucht,    wo    er    zu    dem    Resultate  gekommen  zusein 

Iphig.     über     (iotifr.    Hermann     geschrieben.       Ich    will  je-  behaujitet,    Phileas    gehöre    einer    viel    früheren  Zeit  an, — 

doch    (lein    Beispiele    dieses    grossen     Kleisters   'folgen,    der  so    haben    mich    die    von     ihm     gegebenen    Beweise,     die    er 

jenen    .Sclimaliiiiigen     nur    erw  ledert:    nou    nilrabor,   si    alii  zum    grösseren    Theil   selbst   als    höchst  schwach  und  ZH'ei- 

aliter  senti/iiit,    (jiiando    ve!    glorioso   eillta    Iphig.    in    Aul.  felbaft    anerkennt,     in    der     Ueberzeugung    nicht    scliwan- 

crilicn   pnldice    iiiter  jiidicet  coiisidere  concessum  est.     Wer  keiid    gemacht,    dass,    wie    man    eben    auch    früher    glaubte, 

mich    kennt,    weiss    es,   dass    ich    mich    nicht   für    unfehlbar  Phileas    vor    Dikaarchos    gelebt    habe,    und    zwar  spätestens- 

halte  ;   mein   Coniinentar    wird,    wie  jede    menschliche    Ar-  im  .Anfange   der  Regierung  des  Pliilippos   von    Alakedonien, 

beit,    von  Irrthümern  nicht  irei  sein.     Für  jede  redliche  des  Vaters  Aiexandros  des  Grossen,     Dass  des  AJacrobiu» 


1253  1254 

„veias  scripfor",   dass  fernir  itio   sowohl    roni   Markianos,  Skylax  für   Hellas   gil>t,   nur   vpriiiohrt  (aas  Rilrksicht   iler 

als  Ai'ieiiii.s    gi-gehpiii"»   Scliriff.stplIcrKTZpirliiiis.se  ilurcliaus  Srimle,    für    ilie    ilas   SrIinftcliPii    lipstiiiinit    »ar)    mit    Ho- 

Ä'iflit3    zur  Bpstimtiuing   <|pr   Zeit   bpitragpii,   iiiiil   in  Wahr-  niprisclipn     Rpiniiiisreiizpn  ,     —     »inl     klar     und     ilpiitlich 

hpit   beitragen    kitiinen,   wirii    man  bei  speripller  Beailitiing  Pliileas    prHalint,     von    ilem     wir    aber    aus    iMarkiauos   er- 

leitlit  selipn,    aiirli    gibt    liiprauf   llr.    Prnfessiir    Dr.    Osann  fahren,   dass    pr   pin  Atlipiiäpr  ivar.     Bp.sfiminpii  alier  weder 

nirht    viel.       IMan     fiiiiipt    ein    solches     ans     vprschipdeopn  die    aiidcrwpitigpn     Frajjnipnte  ,    noch     die    .Anarjraphe    de» 

Zeiten    zusaninieiige»  ürfeltes    Antorenvpr/.eicjiniss   auch   bei  Pspudo- Dikaarchos ,     noch     i^arkianos     die     Zeit,      wann 

Skyninos     dem    Chicr,     und     von    mchrpren    der    in    allen  Phileas   lebte,    so   gehl   diese   iloch   klar   ans   der   im    Peri- 

diespn    Vcrzpichnisspn    gpuannten    IMäiuiprn     ist    uns   zudem  pIns    des    Skjlax     (Psemio  -  Skylax)     geschilderten    geogra« 

die   Zeit,    wann   sie    Ipbtpn,    durchaus    unbekannt.      In    Be-  phischcn    Lage    von    Hellas,     die     dem    >Verke    des    Pliilea» 

treff    lips    ,,vptus    scriplor"     eriiinpre     ich     abpr     nur    noch  pntniiinmpn    ist,    hervor.     In    meinpr    Abhandlung    ober  den 

einmal    an    Kicbiihr's    sehr     wahre    Wortp    in    der    Abhand-  Periplus   des    .Skviax    habe     ich    den    Gegensiaiiil    nochmals 

hing    liber   Skjlax:   —   und   sie   dürfen   uiiil  können  IVichts  and   ausführlicher   besprochen.  B.   Fabricius. 

beweisen,    auch    steht,     was   gar     nicht   zu    übersehen    ist, 

unmittelbar     vorher    des     Ephoros     Marne,    den     wir    recht  

wohl     einen     Zeitgenossen     des     Phileas     nennen     kiinnen. 

Ausser   diesen    Antorenverieirlinissen    bedient   sich  nun  Hr.  P  e  TS  O  0  3  1  —  C  ll  T  O  11  i  k    U  11  tl    IMisCelletl. 

Prof.  Dr.  üsann    für   seine  Behauptung,   als  beweisend,    der 

höchst  wenigen  Fragmente  des  Fhileas,  die  wir,  merk-  Bonn.  Im  verflossenen  .Sommersemester  belicf  sirl) 
würdig  genug,  nur  bei  iMacrobius,  Stephanus  Byzantinus  die  Zahl  der  Stndireiideii  auf  ,09'i,  wozu  noch  2ti  ?:uin 
und  den  (iramniatikern  und  Lexigrapheii  finden.  .Allein  Hören  der  Vorlesungen  Berechtigte  liinziikommen.  Pro- 
wie  hierin,  und  in  der  kurzen,  von  ihm  als  archai>lisch  fessor  Hasse  ist  bei  der  evangelisch  -  theologischen  Fa- 
(sit  venia  verbo)  angenoniinenen  Weise  in  Wirklichkeit  ruität  piiigelreten  ,  und  im  nächsten  Semester  »erileii  die 
ein  Beweis  fiir  das  hohe  Alter  des  Phileas  liege,  haben  nenbernfoiien  Professoren  Kling  und  Asciibach  ihre 
wir  bpi  allem  guten  Willen  nicht  herausfinden  können,  Vorlpsungeii  erölTnen,  von  denen  der  Letztere,  ein  Ka- 
inilpiii  dann  noch  manchpr  aiidpre  sehr  spat  lebende  tholik,  römische  Kaisert;escliirhte ,  (Jeschichte  des  Mit- 
Schriflsteiler ,  von  dem  wir  amlersitoher  Nichts  wissen,  telalters  und  öirentlich  (jesrliiclite  der  deii*"chen  Matio» 
auch  hoch  ins  Alteithuin,  der  Zeit  nach,  hinanfziirücken  nalherzogthümer  lesen  wiril.  Sonstige  Befürdcriingen  haben 
wAre.  Zudem  wissen  wir  ja  durchaus  nirht,  und  lässt  nicht  stattgerniiden!  Zum  Antritte  der  ordentlichen  Pro- 
sicli  jetzt  nimmer  lUrlhun  ,  dass  diese  Worte,  diese  we-  fpssiir  schrieb  Prof.  Lassen  eine  Abhandlung:  de  Ta- 
nigeii  Fragmente  ebenso  kurz,  so  abgebrochen,  wie  wir  proLiine  'imula  ('^4  S.),  in  weliher  er  mit  erschöpfender 
sip  jetzt  hilipii,  vom  Phileas  seitist  herrülirpn ,  und  ob  (jründlichkeit  und  ^ro.ssem  Scharfsinne  über  die  Namen 
sie  nicht  vielmehr  von  denen,  die  sie  anführen,  eine  der  berühmten  Insel  hanilelt,  und  in  einem  eigenen  Ex- 
Abkürzung erlitten  haben.  AVir  waren  daher  in  der  curse  die  Stelle  des  Pliniiis  IN.  H.  VI,  24.  beleuchtet, 
alten,  in  iler  früheren  Uiige«  is.slieit ,  wenn  sich  nicht  Nicht  iieniger  nimmt  ilie  bei  gleicher  Veranlassung  er- 
andersMohrr  eine  Hülfe  zeigte,  die  uns  zu  sicheren  Re-  schieneiie  Abhanillnng  von  Prof.  A  r  g  e  I  a  n  il  e  r  :  (]e  ßd* 
sultaten  zu  führen  scheint.  fllöge  es  Andern  gelingen,  urnnometriae  Unijeri  (2j  S.)  vielfaches  Interesse  in  An- 
iliess  noch  weiter  darznfhiin  :  ich  will  es  hier  nur  kurz  spruch.  Zum  3.  August  schrieb  Professur  Ritschi: 
zur  allgemeinen  Begutachtung  vorlegpn.  Meletematum  Pluutinoruui  specimen  onnmalologum  (31  S.), 
Alle  die,  welche  sich  je  mit  der  Leetüre  der  kleinen  welche  Abhandlung  den  'Beneis  zu  liefern  sucht,  dass 
griechischen  Geographen,  sei  es  länger  oder  kürzer,  be-  iler  Komiker  Plautus  den  Namen  T.  Macciiis  Plaiitiis  je. 
gehaftigt  haben,  werden  die  augcnscheiiilichn ,  nie  abzu-  Iiabt  habe,  wie  er  im  Ambrosian.  Paiiinpsest  gen^niiit  tviril, 
längneiille  Aelmlichkeit  des  ia  <les  sugenaniiteii  ^iiif  bei  welcher  Gelegenheit  noch  interessante  Erörterungen 
ypacptj  ri;^  Eff  ('.doi;  des  Pseudo-  Dikaarchos  (•e^ebenen  über  den  Proliig  des  iMercalor  und  andere  .Stellen  ge- 
mit  der  in  dem  Peri|)lus  des  .Skvivx  oder  Pseudo-Skvlax  geben  werden.  Das  über  die  Verse  des  Atfius  bei  (ipll. 
enthaltenen  Bpschreibung  von  Hellas  kennen  gelernt  haben.  Hl,  10.  Gesagte,  über  wplche  Stelle  neuerdings  auch 
und  selbst  die  von  dem  neuesten  Herausgeber  der  Dika-  Hertz  gesprochen,  dürfte  sich  nicht  als  hallbar  erwei- 
archisihen  Fragmente  verzeichneten  Ab«  eicliuiigen  kön-  spn.  Dem  Lectionscatalogp  ist  piiip  tiedachtiiissredp  von 
uen  dipss  nicht  widerlegen.  Der  Tlipil  nun  des  .Skvlaxi-  Prof.  Rjtsrhl  auf  den  liöchstseligen  König  vorgedrnckt, 
sehen  Periplus,  welcher  das  eigentliche  Hellas  bespricht,  die  acht  Seiten  füllt.  In  drr  pliilosophischen  Farultat 
uud  aus  einem  .Si  hriftsteljer  ausgezogen  ist,  welclipr  zu  promovirteii  die  Herreu  Erker  z  und  Thisijoen,  inn 
Anfang  der  Regierung  des  Pliilippiis  von  Ulakedonien  denen  der  Erstere  de  Duride  Samio  inprimis  de  eins  in 
schrieb,  gehört,  wie  eine  Altika  betreffende  Notiz  bp-  rebus  trndendis  ßde  {',VJ  S.) ,  der  Anilrre  fAn^rtiVrt  (.V^  S.) 
zeugt,  einem  Atheiiaer.  Es  werden  in  dirsem  Tlieilo  schrieb.  Vom  \  erpine  lou  Alterthiimsfrpunden  im  Rhein- 
des  Periplus  eben  die  Nordgranzen  für  Hell.'is  angegelien,  lande  wird  im  Laufe  des  .lalires  iio«  h  ein  z\»eites  lieft 
welche  auch  ilie  Epitome  des  Dikaarchos  anerkennt,  allein  ausgegeben  werden.  Wir  erlauben  uns,  die  .Statuten  iles 
weder  hier  bei  Dikaarchos,  noch  beim  Skviax,  der  über-  l'ereins  bei  dieser  («elegenlipit  niitzutheilen.  Erster 
haupt  keine  Quelle  anführt,  wird  der  genannt,  der  diese  Abschnitt.  Von  ilerti  Vereine,  seinen  Zxeiken  iiiiil 
Granzbestiminung  gab:  nur  in  der  Anagraphe  des  l'seudo-  IMit^liedern.  ^.  1.  Untpr  dem  Nanipu  ,,A'prpiii  von  .Al- 
Dikaarchos,    die  eben  das  Gleiche  mit   dem  Periplus  des  terthum»fruundeu    im    Rheiulanifc"    bildet   sich    eine    Ge- 


1255  1256 

srlUrlinft,   Iirsiinimt  för  di*   Krlialtiinp ,   Bckaniitmarliiinit  Ton   HIoniiniFn<on   anii^P8<a<i(-(  «ein    «pnlcn.      §     ffi.     Die 

UihI     Krkl.lriiiif.'     niitikcr     MiiiiiiniPiiJo     allrr     Art     in     ileni  Jalirliiiilirr   iiiiifHi«si'ei    Allr»,    was   sirli    auf  AltiTlIiiiiricr    im 

Striiin-rl'i«"!«"   '''""    lUii-ins    litiil    M'iniT   M  cluMinilssp    von    «li'ii  !Slr(>n){;<-l>ip<p    ilrs  Klii'iiics    und    si'inür  >i'liiMifliissp  l.pzii-lil: 

Alprn    l'i'*   ""    '''"'    i^lpT    Siirgp    zu    tragen,    ein    li-liliafd'rp»  eine    anliquariscli«'   Zi'iliin^  ,     AlrJianilloii);<'ri ,    IVei  cnsinnoii 

Inlrrrsse    ilafiir    zn    lerlircid'ii    niicl,     i«)     rii'l    MiCi^licIi  ,     ilie  iinil    fiiie    Clirnnik     ili'«    \  froiiiti,      JJ.    i;.     Lelicr     ilie    Anf- 

niuniiniciitp    ans    ilirpr    ^  crcinicliinj     in    (Wli-iilli«  lip    Sainin-  rialiiiip     <lpr    piii;,-rsaiiii(pn    lirj(rü(;<'    entstlipidpt    <|pr     ^  <ir- 

iiiMtrpM    r.»    »prspt/Pii.      S.    2.    t)<"    ^'prpin   sipllt  eirli    iintpr  ftand.      Z  n  s.'l  t  <  1 1  <!  )i  p    li  ps  t  i  ni  ni  u  n  g.      §.    LS.    W'p   J»(a- 

<lpn    Silintt    <lpr    IIdIipii    Staatsliphlirilpn.        JJ.    ;}■     Er    Udpt  tntpu    kfinnpn     von     «Ipr    <ipiipralipr»ani»ilnnj{    durili    Stim- 

snin    Bpilrittp    Alle,     iÜp   ciili    in    ilpu     linlrtH'pndpn    (je;;pii-  nipnniplirlipit    iler    Anopspndpn     ali(;pani|prt     «prdpii.      IJe- 

<1pn    für    Altortliiinipr    intprpssirpn ,    so»  ip    auch    an    aiidprii  sclilosspn    in   ilcr    Gpncralverganiinlung    zu    Bonn   ani  1.  Oc- 

Or(pn    i.prdipntP  nk'Innpr    pin  ,    und    liiptpf    dpii  ril>ii{.'pn  Vpr-  tolipr    ly41. 

«>inen     der    Art     in     der     .S<liMriz,     IJcntscIiLmd  ,     lliillanci  tüjij-.  iiiinnf 

»•iiirii     iiri     n    .  7  i-w  ,1       (  r.ipsspn.      Zur  Fripr  dos  l.iidnigslagrs    (1.  J.   lud   Ilr.    Prot. 

15pl;;ipn     <ind     3ndpr»;ir(s     n.     «PSPUSPitiKPr     Uipnsllpisli.ng  ,,  sa  i,  n   dnrol.   pin   Prosramn,   .in ,     atlnotaionuin     Crilicarum  in 

ilie     Hand.       §.     4.     Kr     l.p.(.-lit     I.     a)    aus    ordontliilipii  ,  Qui,it,li,,„i  inst.   orat.  1.   X.   pari.   II. 

l)    ans   ausspr'.rdpiitli.liPii    IMifttlipdorn;    II.    aus  Klirpnmil-  ,  ■       r      r^       »     i    .  i  i        .o.<        . 

„      ,        ,,        t-,  „11  I    .         ,i„i.„  Du  s  sei  M  o  r  r.      Pns   Her bs  programin    vom  Jalire  18*1  enl- 

«'Ijpdprn  S.      1.     Zu      h.lirpnniili;iipdprn      v«er(|pn     solrlip  ,.   ,.      ■  i   i    .      .ir        ii  j       ti         rv       .  i    /^  ii 

Ciiputi».        vj.     .;.     •.■  h  ,  ,.        •  niPl'   P<np  sclflirle   Arili;rndlung  des  Hrn.  Dr.  AI.  Capcllraann 

liorlt-p.stpJIte    INlanner    fc'PH.'il.lt,     »pI<I.<-    dpm    <  rrpinp    zur  ^,^  Sctpionibus   1'2  S.  4. 
Ziprdp,    sovvip    zum    »irksanipn    Siliufzp    CPrpicIlPn.      g.    (j. 

Or,|pn<lip|.<-   n],t,.|,pdpr,     »Pnn   siP    d.P    Verl.andluncpn    <U'S  S  o  n  d  p  r  s  h  a  u  sp  n.     In  Pinor  Gratulationsscljrift    ""  Herrn 

"  ,  n     t.  I  GrIieiMiPiatli    Kaiilllipre    zu  S.    bispriclit    Hr.    l'rol.    Gerber 

Vcfpins    zu    prlialtpu    wiiiis,  lipn,    vprjiflulitpn    suli  zu  einem  ^^^^^  qj    |    jy     g     ,7     °  ' 

jalirl.  HpitratTP  c.in  ilrpi  Tlilii. ;  IpistPi'  sie  auf  jpne  Verzicht, 
auf  eiiipii    iJllirl.    Kpürag   von    aiidprdiall.  Thiii.      Ausspror-  Triest.     Schon    im  Jahre   1820  ist    hipr  durch  den  Rrgie- 

I        1     I        ii  „    1      j  ,1    .     >i  .1  .1.«       ....l.l...     <liir.'li    daii-  ruHSsralh  Dr.  R  OS  c  I  t  i  zniii  Andenken    Winclebiiann's  pin    Mau- 

ilpnt  K    iP    lUit"  ipdor    «pfdeii    ^oU  lip  ,     »pIiIip     <lur<  II    «lau-  -  ,.   .  ,  .      ,  ^    1     ■    t  ■     .        11 

'"      '  '  .  ,   ,1      ■       ,  I         rn       1       1  solpiini    pTiirhlet    und    niil    den    in    und    bei    Tuest    gclundenen 

kpns..prthp  Gesrhpnlcp  und  .MiKhp.lunsJPn  ihre    nieilnal.inp  j,,,„i,^|„,„    |„sc|,Hfu.n   und    Dildvverken    umgpben   worden.      Diese 

an    den    ZivpfUpii    d.-s    Wreins    helliMli j.'pii.       §.     /.      »  or^P-  Saninibiug    beiiul/.l  man    jelfl   als  (iriindlage  zu   einem   Museuni, 

«chlacen    »erdpu    allp    IM  i(j;Iip<lpr    diirrh    die  Spcretarp ,    er-  welches    den   Namen    des    eisten    aller    Archäologen    tragen  soll, 

naniit    durch    den    *'or.s*aiid.      Zvveitpr    Ahsclinitt.     Von  Ur.    Kandier    hat    in   dieser  Absicht    zu    einem   Vereine   aulsc- 

dpm     Vorstände     de«     Vereins.        g.     8.       Der     jedesuialige  forde,!  ;    der    Evlolg    w.j,    so  gioss       dass    bereils    die   Kosleu   für 

1  .       .,        .  ■     1    ■        !  „1     II  ■  .„,  die    Eiiirichliin"    des    Museums    und    die     Aussjrabungen    gedeckt 

A'nrsfaiu     dj-s  \  ereiiis    wird    in    der    |A  irlieb    an    piup«!    mr-         .  \i       ■  111         ■    1        1     r.-  j         \ii„  ,1.;: 

<  nrsiaiiii    in->   <<-iiiii.-7    "•     .  j  sind.      Der   Verein   winl   sich   damit    lieschalligen  ,    die    Allerlliu- 

tipr    fes(;.'esetz(en    Orte    zu     lialtenden    (ieneralvcrsainuilunff  ^^^^^  Triesis  zu   erforschen,    zu   sammeln,   zu   erhallen   und    durch 

«ler   ordpHllieheji    I\l)t;;lipder     durch    Sliuiinpiunehrheit    auf  Ahbiblung   und   F.rlaiilpriiug    zum   Genieingule    zu    machen.      Die 

«>in    Jahr    teMiihlt.       'S.    W.    Der    .Sit«    iIps    Vorstaiidps    ist    in  unler   K.mdhr's   Leilung    begonnenen    Ausgrabungen   haben,   wie 

Bonn        kann     iedoeh     durch     senieiiisamen     Bpschluss    «Irr  man   glaubt,    schon    Rpsultaie    gel.eferl,    die    nicht    nur   für  die 

„  '  ,  ."   ,  ,       .  I  if      ,n       t^    ^    V^,-  Ge<cliiclile  der  .illen   Tergeste,     sondern    des    ganzen   riiuiischPH 

Cpupralversamuiluntr    verlegt     werden.       «5.    IQ.      ""    » «r-  ,j^..^,^^.^    ^,^_^     Wichtigkril'    sind.       Die    EröfTniing    des     Museum» 

•tand    besteht:     I.    aus   einpin    PrJi.sidputpii  ,     II.    aus    pinpm  ^^._,  ^^^^  g    j^_^j    ^^^^  (Todestag   Winckelmann's)  stallfinden, 
rrstpn     redigirenden    Secrelilr,     der     bei    Verliinderung   des  ,.,■,■    1  .  c   1 

P,       ,,.  ,.      I      i     r  1        III      ^..^     o.nnni  Utvecit.     So  elipn  erschien   hier    bei   Lemiuk   und  Sohn: 

rami  eiilen     als     \  icpprasiiput     Innert,     III.     ans     einem  „      ,,  ...        ■     ^    ,      ■,  .  r.      .   1  .    t     «     <- 

rdxioeiii.  II      Ji»     •  '■    J    "  *■       '  .1  Studia    crilica    in  C.   Lucilium    poetain.       Contulit   J.  A.  C,  van 

«weiten    redigirenilen    8ecretar  ,     IV.    aus    PiiiPin    Arclilvar,  |^  ,,  „  j  d  e 

V.   aus   einem    Rp<  linuiiirslührpr    und    Cassirer.     §.  11.    Der  ,»,,.,.,  ^^■     ^     ,.       .  •,,-    1  e        .       j 

,,  ,  .         ,.  „,.  111     ,„,i.4;o-«  Nachträgliches.     Die  fliielle    des  von  VVoll    unter  den 

VorstaiiH    ernennt    ausuflrtiire  ^el■rl■tare ,    welrlip   liprprlitigt  ■     ,         u  .  ."^  1     , 

"  ,  ■       .     ■  1  j  Homerischen  fragmenlen   ?m;ehilirlen : 

«ind,    den  Silzuiigen  des  \  orstanijps  bpiziiwoliiipn,    nament-  '    =,,,       ■.        i    ■ 

lieh    inLeyden,    ^vlnwpt:en,    Ltrecht,  Wesel  oder  Xanten,  ,,       ■.     ,-,  ,.         „■     ,  1  a    j  -i. 

Jim         ..,    ,  ,    .  ,       j  *.      1  .     ,    ,.        ,1         T   •    ,  welche    ich    bisher    nicht    aullindcn  ,    auch    von    Anderen    nicht 

Neuss,  Aachen, r»lnCoblenz,>euwied, .Saarbrücken,  irier,  ^,|^^,,^^.^   konnte,     habe    leh    jelzt   bei    Locian.    de  imag.   20.  pe- 

Mainz,    niaiinheiin,    Sjieyer,    Worms,  Mras^hurff,    freiburif,  f„„(|pn  _   „o   aber  die   Worte   nicht   beslimml    dem    Homer  bei. 

Tübingen,     Coustauz,     Haspl  ,    Ziirich     und    andern    Oripii.  o,!,.;;!  ^    obgleich   iiutpr   Homerischen    Versen   gen.inut   wei-den.   — 

S.    1'.    Der    ^'orsland     hat    für    die    lutprpsspn     des    Vprpins  Unler    den    ungewissen    Fragmenten     im    zweiten    Theile    meiner 

i      i        II     f       ._    ...  .,,.r„„..  .1...I  u..,.  «oiiier  t.eerhflfls-  ,,epi4elien   Friigmentc"  habe   ich    bereits  fraüiii.    X     und   XLI.   als 

im    weitesten  l'niJanL'P    zu  sorgen  nun  von  seiner  i«es(  iirfiis-  "   1  f  ,       ,     <■      x/»\>iii     •  .  .  1  1 

.        ,,  ,  Toi  I     r,     I       I     .„„  ungehörig  nachuewiesen.      Auch   fr.   XWVII.   ist   zu  tilgen  nach 

führung    der    (.eneralversammlung  Rpchenschafi  abzulegen.  ^^^^^     ^      ^^       ,^__^,     j^^_^.^_     ^^  ^^^^^^    ^^        ^ ^^   ^.^^_^   _^^^^_ 

§.    13.    Der    \nrstaiid     halt     wenigstpus    alle     zwpi    Monate  ^^jss^,,    Kr.igmenlen  ,    auf  deren    Unsicherheit    ich    selbst  liiiige- 

•  inp     Sitzung.       Zur    Fassung     piiips     lieschlusses    müssen  wiesen   h.ibe,    werden    vielleicht  Andere    noch   einzelne,    sicher 

wenigstens    drei    fliitgliedpr    zugegen    sein.      ^.    14.      Dem  aber    nur    wenige,     nachweisen    können,     womit    sie    mir  einen 

Vorstände    liogt    insbesondere    «lie    Besorgunrr'   der    Druck-  Dienst  erweisen  wiirden,       Unter    den    epischen    Dichlern    hatte 

,      ,  ,         ,v     ■  ^^  .1         1        ii         v    „     i„„    n,.,„L  auch   der  Vollstanihgkeit  wegen   noch   Aristoteles  nach   Diog.  V, 

Schriften   nh.       D  r  .  tf  er    A  h.c  1.  n  .  t  (.        >  on    den    Druck-  57.  genannt    werden    können.      Sonstige    Kaehliage    etwa    hherl 

echriflen    des    Vereins.      §.    15.   Die    DrurksrhriKen   sollen  ,^1,^,,^,  epischer  Dicliter  von  Seiten   Anderer  wünsche  ich,   da- 

unter     dem     Titel     ,, Jalirbürher    des     ^'ereins     von     Alter-  „,\i  jjj  Ver/eichniss  derselben    <Uc  höchstmögliche  Vollständig- 

(bum.sfreuiiden     im    Kheinlande"    jährlich    aus    einem   oder  keil  erlangen  möge. 


s 


wci   Ileftpo   Uesteiipn,   die   mit   einer  Anzalil  Abbildungen  Bonn,   18.  October  1842.  ^-  Düntzer. 


G  y  ni  n  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  t  u  n  g. 


Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaft. 


«V  a  ift  11  a  r    1 S  4  3. 


1)   Vorschlag  und  Plan  einer  äussern  und  inuern  Verfoll- 
stäriiligung;   <I<t   (jramuialicalischen  flIc<lioile   die  rlas- 
sischeu   Sprachen    zu    lehren.      (^AIs    Ulanuscript    ge- 
druckt.)    Am  Ende  unterzeichnet:   F.  R.      107  S.  8- 
„Das    ist  ilie    waliie    Concintriiuiig   der  Millel   iiii'l 
Kräfte,    welclie  aus  scluiiiljaier  Einseitigkeit  die 
vielseitigsten  Erfolsc  gciiicrt." 

(Worte  lies   Verfassers  S.   55  ) 

Ueber  diese  mit  eben  so  liel  »issenschaftlicher  Ein- 
sicht als  »varnier  und  achter  Begeisterung  für  die  Sache 
abgcfasste  Schrift  ein  öffentliches  ürlheil  abzugeben, 
dürfte  der  genannte  Zusatz  3Ianchcm  als  ein  unzartes 
nnd  vorlautes  13e>;iMnen  erscheinen  lassen.  Um  die  nach- 
folgenden Zeilen  zu  rechtfertigen,  kann  ich  auch  in  der 
That  nur  die  Theilnahme,  welche  der  Gegenstand  mir 
vor  allem  jetzt  abgenüthigt  hat,  so  wie  die  Art  und  Be- 
schall'enheit  meines  ürtheils  anführen,  das  zivar  im  Ein- 
zelnen von  dem  \'erf.  abneicht,  im  Ganzen  aber  und  in 
dem,  was  wesentlich  bei  der  neuen  Lehrweise  ist,  nur 
beistimmend  von  mir  abgegeben  werden  kann.  Die  Sache 
wäre  freilich  eine  andere,  wenn  ich  schon  jetzt  über 
Seite  zu  stossen  und  ganz  zu  verHcrfen  unternähme,  was 
der  Verf.  nur  erst  in  den  nüfhigsten  Umrissen  darzule- 
gen für  gut  befunden  hat.  In  einem  solchen  Falle  ist 
das  Verdammen  verboten,  das  Slitirren,  denke  ich,  ge- 
stattet. Den  Verf.  kann  ich  nicht  errathen  *).  Erwogen 
habe  ich  den  Gegenstand  nach  Kräften  und  uiit'  einem 
rüstigen  und  einsichtsvollen  Collegen  in  der  Wirklichkeit 
so  weit  wenigstens  zu  erproben  gesucht,  dass  sich  ein 
Schluss  machen  liess  auf  das,  was  sich  noch  fernerhin 
ans  der  in  Vorschlag  gebrachten  Methode  ergeben  möchte. 
Darzulegen,  wie  nahe  oder  wie  fern  der  lief,  den  An- 
sichten des  Verf.  schon  früher  in  der  unmittelbaren  Praxis 
seines  Schullebens   gestamlen   hat,   wäre   unnütz. 

Die  Methode  selbst  empfiehlt  sich  zunächst  dadurch, 
dass  sie,  was  bis  jetzt  in  unserm  Gymnasialunterrichto 
bestanden  hat,  ruhig  fortbestehen  lässt,  nichts,  ohne  vol- 
len Ersatz  zu  bieten,  beschränken,  nichts  einreissen  nnd 
umstürzen,  sondern  nur  so  viel  Raum  gewinnen  will, 
dass  sie  wirksam  sein  nnd  in  das  Uebrige  ,  was  die  Thä- 
tigkeit  unserer  Schüler    in- Bewegung  setzt,    mitciutreti'u 

*)  Ich    erinnere    niicli,     hier    und«  da    einen    Dr.   Kuthurd   iu 
Breslau  als  Verfasser  ansegeben  gefunden  zu  liabcn. 

M.  F. 


kann.  Sie  will  aber  in  ihrem  -Sichbethätigen  nicht  so- 
Huhl  den  bereits  bestehenden  Theilen  des  Unterrichts 
eineil  neuen  hinzufügen,  als  vielmehr  unter  oiehreren  der 
schon  vorhandenen,  aber  im  Ganzen  locker  und  lose  ne- 
ben einander  stehenden  die  nüthige  Beziehung,  Verbin- 
dung, Vereinigung  bewerkstelligen,  ja  wo  möglich  za 
einem  den  ganzen  Unterricht  durchdringenden  Bildungs- 
mittel  erhoben  werden.  Die  Gegenstände,  auf  welche 
sie  sich  bezieht,  sind,  wie  der  Titel  zeigt,  die  griechi- 
sche nnd  lateinische  Sprache.  Von  den  Kräften  des  Gei- 
stes erheischt  sie  zuvörderst  die  Thätigkeit  derjenigen, 
die,  wie  sie  am  leichtc^ten  sich  ausbilden  lässt,  es  auch 
am  ersten  gestattet,  die  verschiedenen  Fähigkeiten  und 
Anlagen  in  den  je  einzelnen  Classen  zu  einer  und  der- 
selben Leistung  anfzufilrdern  ,  nämüdl  die  Thätigkeit  des 
Gedächtnisses ,  und  besteht  zunüdist  in  nichts  anderem, 
als  iu  der  schlichten  Aufgabe  des  Ausicendiglernetis  von 
Stellen  griechischer  und  römisclier  Schriftsteller,  die  dem 
jedesmaligen  Standpuncte  des  Schülers  gemäss  und  deren 
vorläufiges  Verstäiiduiss  ihm  durch  den  Lehrer  erschlos- 
sen  worden   ist.  > 

Es  ist  aber,  damit  jede  Art  des  Unfugs  unterbleibe, 
den  frühere  Lehr» eisen  mit  dem  Gedächtnisse  getrieben 
haben,  von  vornherein  auf  nichts  so  sehr  zu  achten,  als 
dass  das  Einlernen  iiiclit  gedankenlos  und  mechanisch, 
sondern  mit  recht  sicherem  Beuusstsein  und  mit  möglichst 
klarer  Erkenntniss  der  Gründe  vor  sich  gehe.  Dass  diese 
Erkenntniss  gleich  bei  dem  je  ersten  Wiederholen  und 
Hersagen  der  aufgegebeneu  Stellen  sich  rollständig  ollen- 
barc,  ist  nicht  zu  fordern  von  dem  Schüler,  der  dahin 
nur  allmählich  uud  durch  recht  häufige  Wiederholungen 
des  einmal  Aufgenommenen  gelangen  kann.  Auch  dann 
natürlich,  «aiin  in  Zwischenräumen  der  Lehrer  mit  dem 
Aufgeben  und  Einüben  neuer  Stücke  glaubt  einhalten  zu 
müssen  ,  sind  jene  Pansen  mit  nichts  besser  als  mit  dem 
abermaligen  Durdigehen  längerer  Abschnitte  des  bisher 
Erlernten  aus<!ufülleii.  Denn  nichts,  was  einmal  ein 
Eigenthnm  der  Schüler  geworden  ist,  soll  wieder  ver- 
schwinden uud  unwirksam  werden,  sondern  von  Classe 
zn  Classe  und  während  der  ganzen  Schulzeit,  ja  selbst 
über  dieselbe  hinaus,  festhaften  und  sitzen  bleiben.  Ein 
Lernen  soll  stattlindeu,  das  nicht  das  Vergessen ,  sondern 
das  Behalten  zum  Ziele  hat  und  ein  Weg  betreten  wer- 
den, bei  dem  es  nich*  möglich,  dass  das  im  ersten  Halb- 
jahre'dvm   Gedächtnisse    Uebrilicferte     im   zweiten    Theilo 

1 


3 


4 


eines  Schu)jakre.H ,  iintl  rK  icit  ilifs.t  uiif  iinseni  Gymiia!<i«n 
»o   lifliili"   tiiid   l><>i  SU  virleii   Gr^piisfäiiilcii   ilcr  Fall,  roll- 
ül.'liidi),'   iiiiil    fi'if  iininiT    «ifilrr  liiiiHojj    ist.      VVip  viol  oder 
»io    iti'iiijj   ;ils<>   der  Kiiizi>liio   dem  ticd.'Ulidiiss   der  Jtifjciid 
<;laiil>t    zuiiiiitlifii    zu   diiil'cu,    so    liloihi   für   den,    der    ein- 
mal  auf  die   Sache    ein Jej;aiigen    ist,     niilits    weiter   i'ibrijf, 
als   dass   er    die   i>eriistii<ke    diirrli   stets   erneuerte  Besprc- 
rhiin^  wie  der  lS(>ra<'lio   und   dem  Aeiissern  ,  so   anrli   dem 
Innern    und    den    8aelieu    nach    als    ein    (ganzes    und   Zu- 
<inuinienl>ünj;endes  immer    tiefer  in  das  jfesammte   geistijfo 
Wesen    der  Scluilcr   einzusenken  suche.      Bei   dem    ein   für 
allemal  Erlernten    uird    es    im    Ganzen   keinen  Unterschied 
machen,    ob,     nach    Vorschlägen,    die    der    Verf.    den   Ge- 
Censfand   zn  beleben   ganz  passend   gethan   hat,  <ler  Schä- 
ler  ein   griechisches    oder    römisches  .Stiick    zuerst  in   der 
fremden  Sprache    und    dann    in    der    üeberscfzung,     oder 
(was  das  Schwerere   ist)    gleich  in   der    aus  dem  Stegreif 
za   gebenden   Uebertragung    und    darauf    im   Original  zuirt 
Vortrag  bringt,  ob  bei   ilerselben  Stelle   diess  Einer  oder 
Mehrere  thun ;     nur  das    ht  erste    unil   letzte   Bedingung, 
das9  jedes    nur    zungengelaufige  Ilerplappern   verpönt  und 
uichts  rerabsäumt  werde,     die    verschiedonen   Pensa    dem 
Schüler   zu   einem  stets  höheren  und   freieren  Eigenlhiimo 
J!U   machen.       Es    leuchte!    ciu,     das»   der  Lehrer    um  so 
eher  diesen  Zweck  erreichen   muss,     wenn  die  Lernstoire 
in  gebundener  und    ungeliunilener  Rede    mit  der  Leclüre 
and   Grammatik  (Etymologie,    Sj-ntax,   Prosodik,   Rhyth- 
mik)   in    einem    niedern,     mit    beiden   und   mit  den   StvI- 
flbiingen  in  einem   hohem   Cursus   in  die   mannichfaltigste 
nnd    reichste    Beziehung    gesetzt    werden,     wie    denn    der 
Verf.  als  fllittelpunct  seiner  ganzen  Ansicht  stets   im  Auge 
will   behalten   wissen,  dass  jede   neu  hinzutretende  Kennt- 
niss   und   Betrachtung    immer   zunächst,     soweit   nur   mög- 
lich,  an  jene   Pensa  sich  anknüpfe,     und   bei  einer   Wie- 
deraufnahme,   sei   es  der   Pensa  oder  sei   es  der  damit   in 
Verbindung  gebrachten  Gegenstände  (auch  aller   im  Gym- 
nasialunterrichte  vorkommenden    Realien) ,  jeder   Zeit   das 
eine  durch  das  andere  klarer  und  sicherer  werde.      Wenn 
die  ausgewählten  Stoffe   für  die   mancherlei  Schwierigkei- 
ten,    die  sich  bei   der   Leclüre    dem   .Anfänger    in    abwei- 
chenden   Construcfionen    und     kunstreichen    Satzfügungen 
darbieten  ,     gleiche    oder    ähnliche   Fälle    zu  jeder   belie- 
bigen  Anwendung    in   Bcreilschaft  halten:     so    werden  sie 
eben   so    und    noch    mehr    den    grammalischen    Unterricht 
fördern   und    beleben,   indem   sie   das  Vcrsfändniss   der  Re- 
geln   anbahnen,     beschleunigen,     fester     bewahren    helfen 
und    was  sonst   nur   Theorie    und   Sat«    bleibt,     zur    wahr- 
haften   Praxis   heraustreten    lassen.      Ein   Jeder    wird    recht 
bald   linden,     dass     hier    Einiges    wie    nebenher   noch   mit- 
genommen   wird.      Z.  B.  die  Accenticlire  des  Griechischen, 
nichi    selten    noch    eine    Qnal    der    obcrn    Classen.      Der 
Erweis    für    diesen   Punct    lässt    sich    sehr    leicht    an  den 
ersten   vier   Seiten   eines   Xenophontischeu   Buches   führen. 
Ist    hier    alles    Grammatische     zu     bewusster    Einsicht   ge- 
bracht,  so    werden  am  wenigsten  die  .4ccente    fehlen,    wäh- 
rend   wieder    gerade   sie    es   sinil ,     die,     gehörig    beachtet, 
gleich   von   vorn   alles   Mechanische   aussrhiiessen. 

Wie  erwähnt,  tritt  aber  der  Lernstofl  auch  mit  den 
Slijläbungen  (den  lateinischen,  versteht  sich)  in  Verbin- 
dung,    einem    üuterrichtszneige  ,     dessen   Bedeutung  sich 


erst  gau«   zeigen   würde,     wenn  er   mit  einem  IVIale  ,    wie 
es   so   oft   und    dringend    in    unsern    Tagen    gewünscitt   wur- 
den   ist,     ans    den    Lecfioiisplanen    der   Gymnasien    getilgt 
würde,     der   aber    allerdings     von    da   an,     »*o   das   Latein 
nicht   mehr    das    fast    einzige    Organ    der    mündlichen    und 
schrifilichen  rtliltheilung    in   gelehrten  Dingen  sein    konnte, 
und    vor    der    Fülle    anderer    Lehrgegenstämle   seiner    Aus- 
di'hnung    nach    zurücktreten    inusste,     das    Ach   und    AVcli 
der   Schulmänner    ist,     inilem    ilas    endlich   Erzielte    nicitt 
in  das   rechte   Verhältniss    zu   Zeit    und    Muhe,     die   ver- 
langt  werden,   treten    will.      Bei    den    gewöhnlichen   Exer- 
citien   kommt,    wie   die  Erfahrung  auch  nur  weniger  Jahre 
zeigt,     trotz   aller    Vorschläge    und    gebotenen    Hülfsmittel 
nicht  viel  heraus  und   die  sogenannten  freien  Arbeiten  sind 
Jahre     lang    bei    der    Mehrzahl  ,     d.    h.    den   fllittelköpfen, 
nichts   weniger   als   frei,    sondern    innerlich    wie   äiisserlich 
so   unfrei   und   gebunden,     so    zerrissen    und   zerstückt  als 
nur    denkbar.       Dass    zu    dem    in    der    Classe    Gelesenem 
noch   eine   reiche   Privatlectüre   kommen   soll  ,     wird   nicht 
viel    mehr   helfen,     als    die     Uebuiigen     im   .Sprechen,     im 
Disputiren   über   einzelne  Stellen   oder  gegebene  Themata, 
auch   wenn    ihnen    ein    weiterer    Umfang,     als  es  angeht, 
gestattet   werden   könnte.      Es   fthlt  hier  offenbar   an  einem 
festern   Unterbau,     auf  dem    sich    das    Ucbrige    aufrichten 
lässt.      Ich   finde   einen   solchen,     bis   man    etwas   Besseres 
bietet,    vor   allem    in   einer  iMelhode ,    wie   die   zur  Sprache 
gebrachte,     in   deren    Wesen   es    liegt,    <lass   der   Lernenile 
nicht    erst    geraume   Zeit    ausserhalb    des   fremden   Idioms 
verweile,   sondern   ohne  weiteres    in  dasselbe  eindringe  und 
zum   unmittelbaren,      innig    lebendigen     Verkehr    mit    ilun 
hingeführt   werde.       Die   Aufgabe   ist,     dem  Schüler   ohne 
Umwege    zum    SprttcJi'^efähl    zu     verhelfen.       An    Jacutot 
und    ähnliche    Männer    ist    hierbei    insofern    nicht   zu    den- 
ken,    als   jene   Uebungen    im   Laufe    der    Schulzeit    zwar 
sehr   bald    beginnen,   aber   doch   (siehe  unten^    nicht  früher 
stattfinden,    bevor    eine    bestimmte    grammatische  Kenntnis« 
gewonnen   ist.      VVährend   nun   auch  die  Leetüre   wie  ehe- 
dem   weiter    geht   und    überhaupt    unsere    Lehrweise   nicht 
Dothwendig   damit   anfängt,   dass   von   den    frühern,    beson- 
ders  zu   Nutz   und   Frommen   der  jungen  Lateiner  herbei- 
geschafften    Ilülfsmitteln    keines    mehr    in     ihren    Händen 
geduldet   werde,     so   besteht    ganz     die  alte   Ordnung   und 
der    systematische   Unterricht,     welchen    sie    bietet,     fort 
und    es   handelt    bich    neben     ihr    nur    noch    um   das    EröfT- 
nen  einer  Quelle,   ans  der  früher  und  in  reicherem  Maasse 
als   sonst   die  Erkenntniss   dessen   herlliesse,    was  uns  treibt 
und    was   es   allein    lohnt,   fremde  Sprachen    zu    lernen,    die 
Erkenntniss    des    Sprachgeistes,       Er    ist    es,     der    durch 
eine   rationelle,     von    unsern   Uebungen    eben   nie    zu   tren- 
nende,   Grammatik   zum  Bewusstsein   gebracht  und   wahr- 
haft   lebendig    geworden  ,     den   Schüler    bei    der    Verwen- 
dung  iler   Sprache   zur  Darstellung   der   eigenen  Gedanken 
si<hercr  leiten   wird,    als  die   bisher  für  nüthig  erachtete 
Masse   von  aus    einer    in    die    andere    Sprache    führenden 
Wörterbüchern  und  übrigen  Erleichterungen,  wie  sie  durch 
Antibarbari,  Synonymiken,  Anleitungen  zum  Styl  u.  s.  w.  *) 
dargereicht   werden. 

*)    Mit   Recht   lieincrkt    der    Verf.,     d.iss    in    tlciarligin   meist 
le\icaliscli    eingericbti.tcn   Werken    die  Gilindliclikeit  der 


Ich  »tili  Pill  Beispiel  jj"'l)P"'  '*J'"  '^'''"  ''"'  «'riftP  otler  g<>»i  ciiestoii  kicIi  (im  ziifrieilensten  erklären  iiird.  Aber 
«weite  Cl.isse  (l)cs.spr  fiir  diese  Ciassi')  anjfi'iKimmr'iios  lialb-  bl<i.s»e  Urborsetziiiifteii  j;<""i'Kei>  bei  unserer  iMetliode  auf 
jalirifps  Pciisnm  in  2  «iiihenfliclien  Stunden  bilden  liic  die  Lange  überhaupt  nicht  mehr.  „Es  folj;t  die  freie 
23  Capitel  des  Cireronischeu  Cut«  fllajor.  Man  lese  sie  Wiederffabe  des  Sinnes,  die  Verj;lci<liiing  und  Bfspre- 
in  der  geiKihnlii  lien  VVt  ise  ,  bei  welcher  die  einzelnen  <  liunj,'  des  Inhalts  jilinlichcr  Stellen ,  auf  ilcr  huhern  Stufe 
Thcile  des  Buches  vor-  und  nachiibersetz*,  .der  Classe  die  Entwickelung  des  Gedankenganges  ganzer  Abschnitte, 
gemäss  erläutert,  iu  passenilen  Ziv  isrhenräunien  abermals  Disputationen  i'iber  Inhalt  und  Form  derselben,  erst  in 
in  Uebersetzuiig  und  Erklärung  durchgegangen  werden.  deutsriier,  endlich  in  lateinischer  Sprache"  (S.  Ö4.)»  al- 
Man  rersuche  aber  die  Lecttire,  oder  denke  sich  nur  les  Uebungen ,  die  natürlich  dann  am  leichtesten  uod 
einmal  dieselbe  auch  lorgenonimen  in  der  Art,  dass  bei  erfolgreichsten  vor  sich  gehen  werden,  wenn  iler  Schfl- 
ctwa  nur  18  in  gleich  viel  Stunden  eines  Halbjahres  vol-  ler,  um  diess  nochmals  zu  sagen,  die  Lernstoffe  voll- 
lendeten  Capitcin  zwei  Drittel  davon  nach  der  herkomm-  kommen  bewältigt,  aber  auch  in  selbsteigener  Thätigkeii 
liehen  Weise  behandelt,  ein  Drittel  dagegen  in  der  an-  mit  allen  übrigen  Lectionen  zu  verbinden  sich  gewöhnt 
gedeuteten  iMelhode  zu  eineui  Theile  des  geistigen  Wesens  hat.  („Endlich  versucht  sich  der  Schüler  zuweilen,  an 
der  Schüler  gemacht  «erde,  und  untersuche  dann  unbe-  einem  Capitel  den  Inhalt  und  Zusammenharig,  die  sprach- 
fangen ,  von  welcher  Behandinngsweise  für  St^l  und  An-  liehen  und  sachlichen  ^'crhältnisse  und  eine  möglichst 
eignung  des  Geistes  der  Sprache  das  Meiste  zu  hoffen  sei.  entsprechende  Uebersetzuiig  der  Hauptbegriffe  so  vereinigt 
Diess  innere  un.l  seelisclie  Wesen  der  Sprache,  für  aulzufassen,  als  ob  er  eben  als  Coaimentator  desselben 
das  natürliili  durch  ein  ein-  oder  zweimaliges  Lesen  eines  auftreten  sollte."  S.  (i'J.  frro  er  nicht,  fügt  der  Verf. 
Stückes  nur  wenig  zu  erlangen  ist,  bemühen  sich  nun  so  hin/u,  so  werde  eine  Zeit  kommen,  wo  man  verlangen 
manche  unserer  Lehrer,  und  gerade  die  eifrigsten  und  werde,  dass  Atr  Lehrer  auch  für  die  gewöhnliche  Leetüre 
wackersten  sind  es,  gleich  bei  dem  ersten  Durchgehen  nicht  anders  als  so  ausgerüstet  die  Classe  betrete;  uud 
einer  griechischen  oder  römischen  Stelle  durch  eine  acht  er  selbst  werde  bei  dieser  Anforderung  niclit  am  schlech- 
dentsche,      in   nichts   an    das    fremde   Original    erinnernde  testen   fahren.      Siehe   hiervon    unten.) 

Uebersctzuiie;,  so  dass,  wie  sie  sagen,  beiden  Sprachen  Scheint  nun  die  Methode  diese  und  ahnliche  Ergeb- 
ihr  Recht  widerfahre,  hervortreten  und  dem  Schüler,  nisse  heibeiführeo  zu  können  —  und  was  durch  sie  zu 
meinen  sie,  alsbald  «um  Betvussfsein  kuminen  zu  lassen.  ermöglichen  sein  wird  uud  was  nicht,  soll  und  muss  ja 
Leider  wissen  wir  alle,  wie  sehr,  um  Leistungen  solcher  von  den  Erfahrungen ,  die  jeder  Einzelne  darüber  machen 
Art  zu  erzielen,  die  armen  Quartaner  und  Tertianer  zu  wird,  der  sie  einer  Probe  werth  lialt,  abhängig  sein  — 
drehen  und  hin  unil  her  zu  stossen  sind.  Was  man  mit  so  kann  es  nicht  fehlen,  dass  sie  die  Fähigkeit  des  Pro- 
Ruhe zu  erwarten  hat,  will  man  mit  Einem  Schlage  lier-  dncirens  und  der  Coniposilioii  in  jeder  Sprache,  wenn 
vorrufen,  während  es  so  recht  im  Sinn  und  Geist  der  auch  keineswegs  in  früher  noch  nicht  gekannter  Weise 
besprochenen  i\iethode  liegt,  dass  jedwedes  nur  allniah-  steigern,  dorli  eher,  als  es  gewöhnlich  der  Fall  ist,  er- 
lich  sich  gestalte,  dass  nichts  übereilt  uud  mit  Gewalt  wecke  und  in"s  Leben  rufe.  Immer  gilt  es  hier  neben 
erzwungen  werde.  Je  öfter  ein  Lernsfürk  unter  ge-  der  Form  auch  die  Sache  und  die  Lernenden  sollen  nicht 
»chickter  Führung  zur  Wiederholung  gebracht  worden,  bloss  zum  Wemoriren  ,  sondern  noch  zu  jeder  andern 
je   mehr    wird   auch    die    von    dem   Schüler    allein    zu    ge-  Thatigkeit  des   Geistes   geführt  werden. 

bende    Uebersetzuiig    befriedigen.       Der  Genius   der   einen  Ueber    ileii    Lehrgang     im    Besonderen    und    die   jeder 

»ic  der  andern  Sprache   stellt  sich  von  sellist   heraus   und  Classe   znzutheilenden  Arbeiten  hat  sich  der  Verf.   in   fol- 

leitet   auf  <lie   rechten    Pfade,    wobei  es   sich  versteht,    dass  gender   Weise    ausgesprochen.       Er   nimmt   Gymnasien   von 

der   Lehrer   gleich     anfangs     das    Uebertrageu    gehörig    zu  I)  Classcn  an.      Die  letzte  derselben  wird   von  der  Methode, 

regeln  suchen   und  nicht  mit  dem    je    steifsten   und   wort-  welche   die   übrigen   verwirklichen   sollen,    noch   gar   nicht 

berührt.      Weben    der   ersten    grammatischen   Grundlage  lui 

Einsicht  dem  leicbteren  und  bequemeren  Gebrauche  nach-  Lateinischen  findet  in  dieser  nur  ein  Lernen  von  sorg- 
gesetzt sei  und  auf  dem  Wege  des  LcrnstoU'is  wenigstens  faltig  ausgewählten  Vocabeln  in  etymologischer  Ordnung 
das  ciiei.cht  «erde,  ctass  die  Einzclnbeitcn  iedesni.il  in  sUH.  Schon  an  iliesen  Orten  aber  muss  Alles  vielmehr 
Ihrem  Zusaminenbanse  zuv  Erscbeinuni;  kommen  und  dem  „„in.iij,!,  ^y  schriftlich  behandelt  werden.  In  Quinta 
■  (leaachtriss  iinnnttelliarrn  Slofl  ,  die  Analogiecn  aulzu-  >  r^  i  i  i  •  j  /^  i  i  t 
r  1  .1  IT  1  1  .1  ii  ■„  I  „1.  und  Quarta,  as  «lein  niedern  Lursus ,  ist  dann  lur  eine 
finden,  zululircn.     ,,UeliciliaLi|]t  diirlte,  je  mehr  man  sich  ^            '                       #.  ^.i«.   "                   '      , 

gewöbnen   wird,   die  Texte  selbst  als  unuiitlelbaie  Spiacli-  reiche     ßeispielsammlung     behufs     der     Grammatik,      mit 

quelle   auch   in  den   Scliulen    zu    belraclilcn,     das   Bcdiirl'-  strenger   Beachtung    dfs    Uebergangs    lora    Leichteren    zum 

niss  der  gcgenwattif;  täglich  sich  mehr  anbauleiideii  Lehr-  Schwereren,    vom    Kinfacheren    zum   Zusammengesetzteren 

bülfsmitlel    und    woitreiclien    Scliulcommcnlare    eine    be-  ^j„   ,|p„   f,.^f^„    Wochen    werden    nur   eine   oder   zwei   Zei- 

tr.acblliche    Modific.ition    erleiden.  "       S.    *4.      Der    Verf.  ,             r          i        .    w                     <                    ^v            i    ,    v     f    r  _ 

,^        .                           1111               II.              II.-  len    ailfcepebeii  I     »loige    zu    tragen.        y\  enn    der    Verl.    lur 

^wünscht  unter    einem  schicklich    gewählten  und   richligrn  e   »           /.         ,         „          i        i  .•              ,        ,„            ,      ■ 

Texte   wenige,   aber  sorgfallig  erlesene  kritische  und  exe-  «uarta   noch  ausserdem  Berücksichtigung  der  Flnaseoloiiie 

getische  Fingerzeige,   auch  kritische,  nämlich,   weil,  wciui  und    Terminulngie,   «üe    der   Schüler  jedenfalls   sicherer    lu 

der  Schiilei-  am   Lcrn<toir,     iibcr    den   er  ganz  yollstaiulig  ganzen   Sätzen   der    respectiven    Stylübuiig    als    in   abgeris- 

gcbiete   und  der  ihm    mit  Recht    die    erste  freiere   Pieguug  seneii   Redensarten    kennen   lerne,   verlangt,    so   scheint  er 

der  Flügel  gestatt«,  Kritik   und  ein  Urtbeilen  nach  Grün-  ,,^,,   Standpunct   dieser  Classe    höher   zu    nehmen,   als  die.ss 

den  geübt  habe,     er  zu    einem    gleichen   Vcrl;i!.ren   auch  ,        ,,:,,■,.■                 ^,              ■              .   .     ^       ■      ,-  c, 

bei    der   eigentlichen    Lccthrc   sieb    allmählich    den    Weg  durchschnittlich  beiunsern  Gv.nnasien  gestattet  sein  durfte, 

bahnen  we'rde.  I^'  diess  so,   so   ist   von   <leni  Veif. ,   lier  eine  Auswahl  und 

1* 


« 


Ziisammeiisd'lliiiik'  <<iu  Ein2e)rilii'it(>ii  mir  iiocli  in  der 
vierten  Classp  «ill  stat<fiii(lcn  laäsrn,  al>ziiH'ei<hcii  unil 
das  GciMiiiito  für  <loii  Jiiihern,  mit  Tertia  bc(riiiiipn<lrii 
Cursuti  —  unil  in  drin  vorllcjfenden  Falle  für  diesen  un- 
sfrcitij;  passeniler  und  erspriessliclier  —  aufzusparen. 
Verjl.  librifeils  S.  IUI.  —  Die  Wiederholung  der  ein- 
zelnen Stücke  j;leirli  am  folgenden  Ta};c  liMlt  der  Verf. 
für  jfanz  ncitlntendig.  ,, Jedes  neue  Peii»^iini  wird  etwa 
<lrei  Tage  lang  til<jliih  ,  dann  eini)fenial  in  je  zwei  Ta- 
gen,  liarauf  liallmoclientlicli ,  » (iclientllrli  und  zweiwo- 
rhentlich,  endlich  vielleiiht  nur  monatlich  zur  regelmäs- 
sigen Wiederholung  fehracht.''  Wahrend  sich  im  An- 
fange der  Lelirer  selbst  iler  Beaufsichtigung  dieser  Wie- 
derholung unterziehen  und  derselben  täglich  eine  Vlertel- 
stuntlc  »erde  widmen  müssen,  so  könne  er  späterhin  die 
Sarhe  getrost  den  Derurionen  überlassen,  da  er  ja  stünd- 
lich Gelegenheit  habe,  zu  sehen,  wo  es  fehle.  Eine 
Tabelle,  welche  diese  abgestuften  AViedcrholungen  erleich- 
tern und  die  Sache  gleich  anfangs  im  Allgemeinen  regeln 
soll,  für  den  Februar  !S-)Oi  für  29  Tage  mit  12  Pensis, 
so  dass  am  2'J.  Februar  7  Pensa  überhört  werden,  von 
dem  Verf.  S.  35  in  Vorschlag  gebracht,  theile  ich  hier 
in  um  so  geringem!  Bedenken  tiiit,  da  er  selbst  zu  wie- 
derholten IMaleii  sich  dahin  erklärt  hat,  dass  es  nicht  die 
Blasse  des  Behandelten,  sondern  vor  allem  die  Art  und 
"Weise  der  Behandlung  sei,  wodurch  die  Ergehnisse  der 
Methode  bedingt  würden.  Also  könnte  für  Quinta  und 
Quarta,  indem  A,  B,  C,  D  u.  s.  w.  die  einzelnen  Auf- 
gaben jenes  31ouats  bezeichnen  ,  diese  üebersicht  aufge- 
stellt  werden. 

A.  3-  Montag 

4-   Dienstag        A. 

B.  5.  Mittwoch       A. 

In-   Donnerstag  A.   B. 

C.  7.   Freitag  B. 

8-  Sonnabend  A.  B.  C 

D,  10.  Montag  A.  B.  C. 

11.   Dienstag  A.  C.  D. 

B.  12.  Mittwoch  B.  D. 

13.  Donnerstag  C.   D.   E. 

F.  14.  Freitag  A.   B.  C. 
15.   Sonnabend  C.  D.   E.  F. 

G.  17.   Montag  C.   D.   E.  F. 
18.   Dienstag  A.   B.   F.    G. 

H.  19.  Mittwoch      D.  E.  G. 

20.   Donnerstag  C.   F.   G.   H. 
I.   2!.   Freitag  A.   B.   E.   H. 

22.   Sonnabend    D.   F.   G.        .  I. 
K.  24.  Montag         C.  G.  IL  £. 

25.  Dienstag        B.   E.  F.  I.  K. 
L.  2(i.  Mittwoch      D.  G.  H.  R. 

27-   Donnerstag  C.  I.  K.  L. 
M.  28-  Freitag  E.   F.  H.   L. 

29.  .Sonnabend    A.   D.   G.  I.  K.  L.   fli.  ») 

*J  ,,Die  Vertlieiliing  in  drei  (mindestens  zwei)  Lectioncn 
bezweckt  den  l'nifang  eines  Pensums  so  zu  evm.lssigcn, 
dass  es  vuni  (jedäc.'ilnissc  siosscnllicils  schon  in  der  Scijide 
umfasst  werden  könne;  wozu  kommt,  dass,  da  die  Schü- 
ler erfabrungsgemass  dieser  Lection  mit  vorzüglichem  la- 


Uui  die  Uebungen  in  diesem  Umfange  zu  vollbringen, 
glaubt  der  Verf.  auszureichen,  wenn  er  für  sie  wöchent- 
lich ohngefähr  drei  halbe  Stunden  beansprucht  (,,zwei 
Stunden  Lection  für  die  lorgängige  ücbersetzung  und  das 
Abfragen  und  ebenso  fiele  für  die  Arbeit  ausser  der 
Sclinle  dürften  sich  im  Durchschnitt  als  genügend  er- 
weisen", heisst  es  anderswo),  die  er  den  (Jebersetzungen 
aus  dem  Deutschen  und  den  schriftlichen  (Jebersetzungen 
überhaupt,  dann  auch,  Uesonilers  je  nieilriger  die  Classe, 
der  Leetüre  will  entzogen  sehen,  welche  letztere  ohne 
allen  wahren  Verlust  in  Quinta  die  Hälfte  oder  ein  Drit- 
tel, in  Quarta  ein  Drittel  oder  ein  \'iertel  ihrer  Zeit 
an  die  durch  Verbindung  mit  den  Gedäehtnlssübungen 
Praxis  gewordene  Grammatik  .und  das  31emuriren  selbst, 
dem  ja  ebenfalls  eine  üebersetzung  lorausgehe,  abtreten 
könne.  Mau  wird  nach  seiner  Ansicht  am  bessten  zum 
Ziele  kommen,  wenn  man  durch  ganz  Quinta  und  Quarta 
die  den  Gedächtnissübungen  zuzuwendende  Zeit  allmäh- 
lich vermindert,  das  eigentliche  Uebersetzen  aber  und  die 
damit  zusammenhängende  Vorbereitung  in  demselben  Ver- 
hältnisse steigert.  Die  Leetüre  muss  ausserdem  je  höher 
in  der  Reihenfolge  der  Classen  aufwärts,  um  so  mehr 
zu  ihrem  vollen  Rechte  kommen.  Wo  sie  auch  in  dem 
höheren  Cursus  (Tertia,  Secunda,  Prima)  in  etwas  vor 
der  Behandlung  der  Lernstoffe  zurückzutreten  hat,  da 
wird  eben  für  sie  wieder  Vielfaches  gewonnen  werden, 
indem  im  Lateinischen  für  Tertia  einzelne  grössere  Ab- 
schnitte, für  Secunda  ganze  und  vollständige  Schriften 
als  Uebuugsstoffe  eintreten.  Ist  die  Leitung  der  Sache 
nur  in  den  unteren  Classen  in  die  rechten  Hände  gelegt 
und  die  Lust  der  Schüler  für  dieselbe  recht  nachhaltig 
erregt  worden,  so  wird  sie  später  viel  weniger  Zeit,  als 
anfänglich  verlangen;  „und  noch  weniger  kann  die  dann 
lind  wann  erforderliche  Fürsorge,  dass  das  in  den  tie- 
feren Classen  Erlernte  im  Gedächtuiss  frisch  bleibe,  in 
sonderlichen  ßetraiht  kommen."  —  In  Tertia  und  Se- 
cunda wird  man  sich  hinsichtlich  des  Stofles  in  lateini- 
scher Prosa  allein  an  Cicero  nnd  vorzugsweise  an  dessen 
abhandelnde  Schriften  zu  wenden  haben,  die  zwar  durch 
den  sachlichen  Gehalt  den  flüchtigen  Schüler  oft  wejiiger 
fesseln  werden,  als  Stellen  eines  Geschichtschreibets  oder 
Dichters,  sie  aler,  wie  der  Verf.  ganz  wahr  bemerkt, 
hei  einem  näheren  Eingehen ,  wodurch  die  Denkkraft  an- 
geregt lind  geschärft  und  die  sorgfältige  Wahl  des  ange- 
messensten Ausdruckes  erkannt  wird,  einen  desto  reiche- 
ren Lohn  bringen  müssen.  Ta  Prima  will  der  Verf.  in 
Prosa  nichts  Meues  mehr  memorirt  haben,  um  dem  Lesen 
und  Schreiben  freien  Raum  zu  geben  und  den  Schüler 
die  Früchte  seiner  Arbeit  recht  vollständig  geniessen  zn 
lassen.  (Das  in  den  untern  Classen  Erlernte  liefere  bei 
der  fortgesetzten  Wiederholung  hinreichenden  Stoff  zur 
Gedächtnissübung  und  zur  innerlichen  Verarbeitung,  wel- 
che letztere  durch  neue  Pensa  nur  geschwächt  werden 
w  ürde.) 

Als  metrischer  Sioff  dient  in  Tertia  eine  Episode  aus 
Virgil,  zugleich  als  Anhalt  für  den  prosodisclien  Unter- 
richt;  in  Secunda  im   ersten  Jahre  Virgil,  im   zweiten   die 

tcresse  folgen  ,    durch  die  öftere    und  doch  nicht  tägliclic 
Wiederkehr  diesem  Eifer  Nahrung  gegeben  wird."    S.  34. 


y 


10 


Horazi.irheii  Oilrn,  als  (iniiiilla^'K  fi'ir  Piosoilie  und  Me- 
trik; in  Priuia  Horazpii»  Oden  und  rino  der  l.itigeren 
Episteln,   für  IMitrik   und   Poetik.     S.   ()1. 

Für  das  Grieehisrlie  filt  Tertia  als  niederer  Cursns 
lind  die  attistlie  Proüa  des  Xenoplion  und  Plafo  als  Lern- 
stnü'.  üen  ans  diesen  zweikmässi^  aussen .'llillen  Stücken 
schlieasen  sich  dann  in  Secnnda  grössere  Abs«  Imitte  aus 
cl)en  denselben  oder  nur  ans  einem  von  ihnen  nnd  ans 
Homer,  in  Prima  aus  Sopliorlrs  an.  —  Die  Lernstürke 
«ies  höheren  (.'ursus  will  der  Xeif,  in  denisellien  Verhalt- 
niss  seltener  anfgej;;eben  «issen»  als  sie  von  Tertia  an  nach 
Inifanpr  und  Seh«  ierigkeit  alliiiählicli  zii'^en<inimen  haben, 
und  beschliesst,  nicht  um  *ine  ganz  feste  nnd  unabän- 
derliche ßestimmunj!; ,  sondern  nur  um  eine  Veranschau- 
lirhnng  seiner  Ansicht  zu  geben  und  jlas  Verhültniss  der 
Hebungen  in  den  einzelnen  Classeu  einigermaassen  zu 
fixiren  ,  seine  Darlegungen  mit  folgender  ohngefüliren 
Uebersicht  der  Pensa  der   besonderen   Classeu. 

VI.    1    Jahr.      Vorbereitende    lateinische   Classc,   nament- 
lich  für   grammatische    Elemente    und  Vocabellernen.  • 
V.   1  Jahr,      lö    Seiten   (deutlichen   Druckes    in  kl.   S-) 

einzelne  lateinische  prosaische   iSatze. 
IV.    1   Jahr.      '2.')    Seiten   des-jgleiclien. 

(im   G'riechisciien   lorbereitenile   Ciasso   wie  VI.) 
III.   (2   Jahre)    1.    Jahr.      20  S.   Cicero.      10  S.   Virgil. 
8  S.   einzelne    Siltze    attischer   Prosa.      2.  J.     20   S. 
Cic.      10  S.   Virg.      12  S.    einzelne    Sätze    attischer 
Prosa. 
II.   (2  Jahre)    1.  J.      20    S.    Cic.     20  -S.   Hias.      10  S. 
Xenophon.      2-   J.       15   S.   Cic.     10  S.    Unrat.     Ij   S. 
Piato. 
1.   lU  Jahre)    1.  J.     40    S.   Ilorat.     3')   S.    Sophocles, 
so   dass   das   zueile  Jahr   ganz   der   Wiederholung  und  der 
freiwilligen   Thätigkeit  zufällt. 

Indem  nun  aber  an  ein  »irkliches  Gedeihen  der  gan- 
zeu  Methode  nur  dann  geilacht  «erden  kann,  «enn  Alles 
und  Jedes,  was  dem  Schüler  als  Pensum  hingestellt  wird, 
auch  der  Lehrer  selbst  sich  aneignet  und  tief  und  fest 
sich  einstuilirt:  so  sehe  ich  die  mancherlei  Bedenken  nnd 
Einwürfe  gegen  die  neuen  Vorschläge  gerade  von  Seiten 
derer,  durch  ilie  jede  Lehr»  eise  steht  und  fallt,  ron 
Seiten  der  Lehrer,  siili  erheben.  Auch  damit  «ird  der 
Verf.  nicht  bei  Allen  «lurclidringen ,  dass  es  der  Geist 
der  IMethode  sei,  der  lebendig  mache,  und  dass  er  es 
ausdrücklich  in  das  Ermessen  des  Einzelnen  stellt,  die 
Zahl  der  Pcnsa  sogar  auf  die  Hälfte  der  von  ihm  ange- 
nommenen herabzusetzen  ,  obwohl  er  sich ,  und  das  mit 
Äecht,  gegen  ein  fortwährendes  Verringern  ilerselben  der 
Erfolge  wegen,  welche  von  den  in  einem  bestimmten 
umfange  vorzunehmenden  Ucbungen  abhängig  sind,  er- 
klären  niuss. 

Also  der  Lehrer  soll,  höre  ich  ausrufen,  das  Alles 
eben  go  lernen  ,  wie  der  Schüler  ,  soll,  schon  jetzt  unter 
der  Arbeit  fast  erliegend,  in  gewissen  Stunden  Buch  und 
}left  und  Gedenkzettel  hei  Seite  legen  und  frei  und  ledig 
aller  Stützen  das  nie  Erhörte  beginnen?  Allerdings!  Es 
ist  diess  einmal  die  conditio,  sine  i\na  non,  Ist  aber 
wirklich  das  Unglück  so   gross,  als  Viele  auf  den  erstcu 


lilick  meinen  (werden?  lih  denkn,  nicht.  Die  gestei- 
gerte Mühe  wird  bei  rechter  Uebuiig  der  Methode  nach 
einiger  Zeit  kaum  noch  in  Betracht  kommen,  der  eigne 
Vorlheil  und  Segen  aber  rcclit  bald  auch  dem  spröde- 
sten und  zu  Hebungen  der  Art  unbereitw  illigsten  meiner 
Collegen  sich  mit  Gewalt  kund  geben.  Wenn  der  ^'er- 
fasser  zum  Beispiel  von  seinen  (Jebungen  im  Lateini- 
schen für  höhere  und  feinere  Grammatik  und  Stjlistik, 
für  Periodisirung  und  Satzverbindung,  für  richtige  Ein- 
sicht in  die  grammatischen,  rhetorischen,  poetischen  Fi- 
guren, auch  —  tvas  ihm  nur  durch  seine  Methode  er- 
reichbar scheint  —  in  die  Tropen  und  .Metaphern,  sowie 
in  den  oft  so  wenig  beachteten  Uiiterscliied,  <ler  zwischen 
dem  poetischen  und  prosaischen  Gebrauch  stattfindet,  den 
reichsten  Gewinn  hoH'cn  zu  dürfen  meint;  so  wird  andern 
Gewinn,  den  der  Schüler  hier  haben  soll,  sicherlich  ancli 
der  Lehrer,  und  wäre  er  vollständig  gernstet  nnd  in  den 
reifsten  Jahren  in  seine  Wirksamkeit  eingetreten,  einen 
fortwährenden  vielfachen  Antheil  nehmen  können.  Es 
wäre  sehr  überflüssig,  erst  noch  des  weiteren  darzulegen, 
wie  wir  die  Alten  einmal  nicht  auslernen  und  wie  über- 
haupt, so  besonders  in  alle  dem,  was  die  Kunstseite  ihrer 
schriftlichen  Denkmäler  ausmacht  ,  nie  vollständig  mit 
ihnen  fertig  werden.  Es  liegt  ja  im  AVescn  eines  jeden 
wahren  Kunstwerkes  und  nun  vollends  der  grössten  und 
vollendetsten,  wie  sie  uns  das  .\lterthum  in  seinen  Schrift- 
werken hinterlassen  hat,  dass  sie  ilem  redlichen  Betrach- 
ter und  Forscher  stets  neue  Tiefen  der  Wahrheit  nnd 
Schönheit  hervortreten,  den  Einklang  der  Iileen  und  For- 
men in  immer  reinerem  Lichte  wahrnehmen  lassen.  AVann 
liesse  sich  hier  zu  viel  thun"?  Wir  haben  lier  Kunst  und 
dem  Wesen  des  Schönen  in  den  schriftlichen  Werken 
der  Griechen  unil  Römer  mit  derselben  Unabhängigkeit 
der  Betrachtung  nachzugehen,  die  wir  in  andern  Kreisen 
den  Bild-  und  Bauwerken,  wie  den  Erzeugnissen  der 
3Ialerknnst  sich  zuwenden  sehen.  Alan  denke  sich  nun 
aber  den  Schulmann,  der  so  oft  nach  gar  verschiedenen 
Seiten  in  Anspruch  genommen  und  nicht  selten  genölhigt 
wird  ,  auch  solchen  Gegenständen  sich  Jahre  lang  hin- 
zugeben, welche  hei  aller  Bedeutung,  die  sie  an  sieh 
nnd  für  die  Schule  haben,  doch  mit  Nichts  weniger,  als 
mit  der  angedeuteten  Seite  «Ies  Alterthuins  in  Verbindung 
setzen.  Untte  in  Fällen  solcher  Art  der  Gymnasiallehrer 
wirklich  auf  Nichts  weiter,  als  auf  .Arbeit  und  I\Iühe  bei 
einer  Methode  zu  rechnen,  die  ihn  allwöchentlich  zu 
dem  Bessten  unil  Reinsten  und  A'ollkoinmensten  der  alten 
Zeit,  wenn  auch  zunächst  in  beschränkterem  Umfange, 
zurückführt  uml  die  es  schon  ilnrch  die  stete  AVieder- 
holung  des  einmal  Aufgenommenen  bedingt,  dass  mit 
immer  höherem  Bewusstsein  die  inneren  Gründe  für  jedes 
Verhältniss  der  Sprache  entwickelt  und  somit  Alles,  was 
in  derselben  bis  dahin  nur  Gefühl  und  Ahnung  gewesen, 
auch  in  Woit  und  .Vusdruck  ,  in  eine  selbst  dem  Schüler 
verständliche  Bezeichnung  gefasst  werde?  Hier  vor  Allem 
wird  noch  so  mancher  der  Lehrenden  sich  als  Lernenden 
fühlen  unil  einsehen  müssen,  dass  Sprachen,  wie  die 
griechische  lind  lateinische,  sich  nicht  in  die  engen  Grän- 
zen  und  die  starren  Bestimmungen  einer  Schnigramniatik 
einschliesscn  lassen  ,  und  man  von  diesem  wie  jenem 
Idiom  sehr  wcuig  milsprochon   kann,   sobald    sie  nicht  iu 


II  12 

iliffiii     licd-ii    LeIiiMi    K^'f«*»'    "oriltMi    eiiiil.    *)       Ja,    iiiaii  loi ,   ilcii   anuiiiiiiit,   ilas^   nächst   «loiii   erliliheten  Leben   de» 

«<«rf  rcriu    itnlil   dniirliiiion ,    ilass    uiinen-    Ciruiniiiatikeii    in  Unferrichtcs   der   Schüler   Fon   Stuf«   zu   Sfufe   nicht   allein 

dein.iellM-n   Ciraile,    in    »elcheni    ihre    Lehren    in    frisclier  au  Uuifanjf,  sondern  auch  an  Tiefe  der  Erkenntniss  wachse  : 

Lebendigkeit    an    den     Lern.stofl'en    eingeiibt     werden    und  so   kann    das    diesem    selber    nicht   verbortjen    bleiben    und 

die   .S|if;iclilehrp    iniincr   mehr   ans   der  Sprarhe  heriorgcht,  wird    den    Eifer   für   die  Ucbunfjen   kräflig    beieben    helfen, 

an     >\ahrhfit     und     Braiii  hbarkeit     allmählich     /.niiehnien  Sobald    dieser    Eifer    über   das    einfache   Einlernen    und 

werden.       Wie     n.'iuilirh    die    Itennt^nn^    der    Pensa    nach  'Wiederholen   der  Sätze    hinaus<;ehen    und    von  dem  Schüler 

linsereni    ^'erf.    nicht    bloss   eine  .Stütze   iles   grammatischen  je   nach    dem  IVlaass   seiner  liiliiunj;  und  Kraft  das  Gelernte 

Unterrichts,   sondern   auch    eine   AVeiterführuii};   uixl    unter  mit   den    übrigen    (leijenst.'iiiden  .     besonders    aber    mit   ilen 

IJniständen   ein    Correclio   desselben    sein   solle,     bitte     ich  giammalisclien  Lectioneii    durch  eigenes  sclbstthati^es  Ver- 

liei    ihm    selbst   S.    71)  —  S I    nachzulesen    und   stelle    es   Je-  {jleicheii    und    Combiiiireii    jn    Verbindung    gesetzt    wenlen 

dem   anlieim,    «ie    weit   er   dem  Verf.  iu  Hinsicht  der  zwei  soll:    .so    spricht    unser    >'erf.    den    recht   eifrigen   Wunsch 

Hauptübelst/iiide,    die    er    in    den    ge»(iliiilicl)eii     gramma-  aus,   dass   der   Schüler   dieser   höheren   Bethrttigung  seine» 

tischen    Lehrbüchern     findet,     ,,dass     nüinlich     durch     die  geistigen    Vermögens    nur    und   allein    durch   Selbstbcstim- 

Menge   der    Ausnahmen    und   Seltenheiten    die    Hauptsache  mung    sich    hingeben.    Zwang     und    Nothigung    in    keiner 

verdunkelt   werde,     zuneilen    aber   sogar    Regel    und    Aus-  Weise   stattha\>en  ,    vielmehr   eine    nnbegränzte    Nachsieht, 

nähme    geradezu    in   ein    umgekehrtes    Verhsltniss   treten",  besonders  im  nnteren  Lehrcursus,   des  Lehrers  erste  Pflicht 

beistimmen    will   oder    nicht.       Auch    hier   soll    .Alles    nicht  sein    möge,    weil   für   das,    was    heute   nicht  geleistet  werde, 

a   priori    hartnäckig   behauptet,   sondern   einer   einsichtigen  dem    Knaben    doch     im     nächsten     Jahre    und    auch     dann 

und    unbefangenen    Erprobung   überlassen    werden.  noch    zu   rechter   Zeit   der  Trieb    entstehen   könne.     „Fort- 

Der    Hauptgewinn,     den     die    IMethode    bringen    dürfte,  gesetzter   Tadel   aber,     wie    er    hier    unvermeidlich    wäre, 

ist   ausserdem    noch    in     ganz    andern    Puocten    zu   soeben.  ""''^''«'   ''""   "'•^ht   nur   die    Thätigkeit,     von    der    liier    die 

Zunächst    wird    das   ganze    Verh.'lltniss   des    Lehrers   zu  .len  ^^'^^    i-^*'   -erhasst   machen,     sondern    auch   für   sein    übri- 

Schülern    heiterer,    frischer,     unmittelbarer   werden.      Die  S«"»   Sehulleben    das    moralische    Selbstgefühl    abstumpfen" 

Kraft   des    ganz    freien    Wortes    und    der   auf  nichts   Sicht-  <*'•   ■*()).      Wie    wir   hier   die   Gesinnung   und   pädagogische 

bares   gestützten    Rede    hat  sich    noch  jeder  Zeit    liahn  ge-  E"iS'<ht    des    Verf.    ^a    ehren    und    anzuerkennen    habeu, 

macht,   hat  Sinn    und   (.'eist   ergrilfen    und  Gleichgültigkeit  »°   "*   '''"'    S»"''    beizustimmen    in   dem,      was    er    für    das 

oder    starre«    Widerstreben     einer     fröhlichen    Theilnahme  •'"'''■''    <^'<'   Lernstücke    in    Anspruch    genommene    Gedächt- 

nnd    TbJitigkeit    weichen    lassen.    Was   die   der  Behandlung  "'^*    wieder   als   Erleichterung   anräth,    wie,    dass  die  grie- 

der  LernstolTe    gewidmeten  Stunden  dem  Schüler  zuführen,  'hischen  Formen    im  Lateinischen   erst  in   der   untern  grie- 

das   wird,    da   die    während    derselben    zu    erweckende    Lc-  chischen    Classe   vorzubringen   seien,    dass   nicht   mehr   ein 

bendigkeit   hauptsächlich   vom   Lehrer   ausgeht,   auch  mehr  q'ialvolles     Auswendiglernen     grammatischer     Definitionen 

denn    andersHo   als   eine   Gabe    erscheinen,    die   der  Lehrer  "'"'   syntaktischer    Regeln   stattlinde    (diese   sollen  ja    ebea 

darreicht.       Und    mit    Recht.       Von     keinem     Buche    oder  ''"f*^'»   '■'"    rechte   Bewegung   in   der   Methode    ihr  Abstrac- 

Hefte,   das    ihm   vorläge,    niedergehalten    wird    er   den   Uli-  *<"*   "'"'    '^odtes    verlieren    und  selbständig   reproducirt  wer- 

terricht   recht   eigentlich    zu    freier    und    heiterer   Wechsel-  «'<■")>     ''a«*    insbesondere   die   auf  manchen    Gymnasien    bis 

rede    gestalten,     aller    geistigen    Bewegung    der    Schüler,  zum  Unglaublichen  getriebene  Schreiberei,  vielmehr  Schmie- 

«owie    ihres   Vertrauens    und    ihrer   Hingebung    an    ihn    be-  '"<^'''^'    in  schriftlichem  Dediniren  und  Conjugiren,   in  Bxer- 

äonders    hier   sich   bemächtigen    können.        Aber    mit    dem  citien  ,    üebersetzungen  ,    Commentaren   oder    Analysen,    in 

Vertrauen   und   der  Zmersicht   zum  Lehrer    wird    auch    das  ''«■"    ■'••«•hfen    Gränzen    sich     einschliessen    lerne.        Wirkt 

Vertrauen   des   Schülers    zu    der    eigenen    Kraft    in   stetem  »"sere   Methode    mit   darauf   hin,     .so    hat   sie    auch   hierin 

Wachsen  sein.      Es   macht  dieser  die  ersten  Versuche   zu  «""rt'vährend   ihre   beste   Stütze   und   Empfehlung   und    wird 

freier   (erst   deutscher,   dann   auch    lateinischer)    Rede,    er  '""''   «'»   heilsam    einwirken,      wo    sie     vielfach    beschränkt 

■sieht  sich    gedrängt   zur   möglich.st   bewussten   Einsicht   der  "'"'    ahgeändert   worden    ist. 

Dinge   durchzudringen,    und     was   er    begrillen    immer   ge-  Indem   aber   so   nach    jeder    Seite    hin     der    mündlrche 

nügender   in    Worten   auszusprechen.    Indem    iler    Verf.   als  Verkphr  hervor-    und  Alles,    was    der  akroamatisclien  Me- 

den   allgemeine«  Vortheil,  der  am  höchsten  anzuschlagen  *''<'<'''    anhaftet,     zurücktritt:     so  kann    dem   Lehrer  auch 

nur  die  eine  Wahl,  Alles  selbst  mitzulernen,  übrig  blei- 
'  ben  und  keiner  iler  so  häufig  bei  den  Gedächtnissübun- 
*)  Der  'Verf.  glaubt  auch  von  der  Zukunft  nichts  sicherer  gen  der  untern  Classen  eingeschlagenen  Wege  etwas  von 
als  dicss  bolTen  zu  dürfen,  dass  der  Lehrer  seine  Ge-  sich  ab  auf  die  Schüler  zu  wälzen,  ollen  erhalten  werden. 
dachtnissarbcit  nicht  auf  die  unumgänglichen  Foi.lei-un-  ji|p,.  „.^^^  pj,,  ^^^  f^„|p,.  Yleck  unserer  Schulen  zu  he- 
gen der  Schule  beschränken,  soudein  Überdieseiben  hin-  ...  ,  •  .1  i  ■  n  d  ■  .i  4  j  1 
„  ■■  ,  I  ,,,  ,  ,  •  1  1.  1  .  rulireii  und  es  ist  bei  al  er  Begeisterung,  mit  der  sicl» 
ausluliren  werde.  Wenn  es  aber  sebr  cinlencliteiiil  ist,  ...  ~  ,  i_  •  u  j 
dass  .leni  Schüler  in  demselben  Maasse,  in  welchem  sich  "'e  "<•'"<'!;<'  ^eit  dem  ünternchtswesen  theoretisch  und 
hier  die  Arbeit  des  Leiners  entfaltet,  die  eigene  Miilie  praktisch  zuwendet  und  bei  all  den  grossen  und  namhaf- 
veiringert  wird  (S.  84..  5.),  so  liegt  es  in  dem  gcsamniten  teil  Opfern,  die  ihm  gebracht  werden,  nicht  oft  genug 
Plan    der  Methode,    dass    der  Lehrer    der  obern  Classen,  Harauf  hinzuweisen,     wie   viel   noch   jeden   Tag   durch    un- 

wofero  er  niclit  die  In  den   untern  getriebenen  Ucbungen  r^i.  „.         1        r  1    i„     •              i        u     *     1  _..-  r  »1......  .,„...,«l>..l 

■  .  ,,11                    L-            ■        .       ■       .       /^.  Jänige  Oller  tahrlässige  nnd  arbeitsclieue  Ijelirer  verscliul- 

vereitflii   will,  den  ganzen  bis  zu  einer  bestimmten  (blasse  ,    .            ,        ,                .^,                  »r     r        ■.        •          r    1 

erlernlca  und   behandelten    StolT  in  seiner  Gewalt  haben  '''^*   »erdeo   kann.      Ob  unser  Verf.   mit  seiner  Lehrweise 

müsse.  auch  hier  «o  manchem  Uehelstande,   wenigstens  theiliveise. 


i:^ 


14 


tn  liefjcsiirii  liofTr'ii  liarf?  AVoiiii  er  eiiiorseit*  eriiincrf, 
dass  selbst  ilcr  für  die  Verarbeitung  «les  StolTcs  »pnif;cr 
tüclitijj«  Lehrer,  subaM  er  Diir  auf's  IVIonioiren  in  der 
aiij^pf^rbdicn  Weise  jjehürifj  halte,  am  wenigsten  zu  scha- 
den verniiige  *),  so  "ird  auf  der  andern  Seite  roii  znei 
an  Kenntnissen  und  Lehreifer  lersrhiedcn  (|ii,'ililirirteu 
Lehrern  iler  scbuÄcliere  durch  das  von  dem  andern  an- 
geregte Streben  der  l>essern  iSthiiler  einen  Ansloss  zu 
höherer  Anstrenjjung  empfangen  können.  „Allerdings", 
fahrt  hier  iler  W-rf.  fort,  „besteht  diese  gegenseitige  An- 
regung auch  neben  der  gegenwartigen  Lelinieise  und  in 
andern  Gegenslamlen  des  ollentliehen  Unterrielits  ;  nirgends 
aber  kann  sie  sich  dem  Grade  nach  so  entschieden  lieraus- 
»tellen  ,  als  iio  durch  den  lorslärkten  mündlichen  A'erkehr 
das  Interesse  und  der  Wetteifer  einen  kraftigen  Sporn 
erhalt  ,  «vu  alles  Wissen  und  Können  sich  um  einen  Piinct 
laniinclt,  wo  durch  die  steten  Wiederholungen  und  Be- 
ziehungen <lie  Ansprüche  an  das  Verstandniss  und  die 
Benutzung  so  gesteigert  und  die  Vergleichungen  so  sicher 
und  81)  dauernd  sind  ,  dass  die  Unterschiede  sowohl  zwi- 
schen den  Lehrern  als  zwischen  ilen  Schülern  um  lieles 
vollständiger  und  schärfer  hervortreten,  als  es  bei  der 
lersplitterten  und  rornbereileuden  Lecturc  und  den  eine 
durchgehend©  und  unmittelbare  \'ergleichung  gar  nicht 
einmal  zulassenden  schriftlichen  Arbeiten  überhaupt  mög- 
lich ist."     S.  (i.i.  (). 

Ich  schllesse  hier  meine  Relation,  die  nur  die  Haupt- 
sarhe  zusammensreiffu  und  eine  vorlaulfge  Uekanntschaft 
und  Befreundung  mit  den  Ansichten  des  \'erls.  bewirken 
wollte.  A'ieles,  was  in  der  Schrift  selbst  ausgeführt  und 
begründet  ist,  war  nur  von  fern  zu  bezeichnen  oder  ganz 
zu  übergehen.  Vm  so  mehr  aber  sehe  iih  mich  zu  der 
Auffordecnng  an  den  Verf.  getrieben,  seine  jMclhode  mit 
allen  Er«  eilerungen  und  Ausführungen,  die  ihm  der  Ge- 
genstand bereits  jetzt  zu  gestatten  scheint,  dem  grösseren 
Public<um   recht   bald    zu    übergeben. 

Nur  noch  auf  einen  Punct,  an  ilen  mich  die  obige 
Schrift  zu  wiederhulteu  Malen  erinnert  hat,  will  ich 
hindeuten. 

Es  erhellt  von  selbst,  wie  iteit  sich  imser  Verf.  hin- 
sichtlich einer  völligen  Neugestaltung  des  Unterrichtes 
in  <leii  classischen  Sprachen,  sowie  im  Besondern  einer 
Abstellung  alles  Lateinschreibens  und  Sprechens  auf  Schu- 
len und  Universitäten  von  gewissen  Ansichten  nnd  For- 
derungen der  letzteren  Zeit  entfernen  ninss,  um  so  wei- 
ter es  muss,  eine  je  grössere  und  höhere  Wirksamkeit 
er  seiner  auf  die  Form  eben  so  wie  auf  den  Inhalt  und 
die  Sachen  gerichteten  Methode  in  ihrem  Fortsdiritt  un- 
ter geschickter  Hand  eröÜiiet  sehen  will.  Bekannt  ist 
das  Neumann'sche  Werk,  für  das  keiner  mit  beredterem 
Ejifer  und  stärkerem  Verlangen,  die  .Sache  zu  einer  end- 
lichen ,  ganz  vollständigen  Erledigung  zu  bringen,  in  die 
Schranken  trat,  als  Koppen  (Hall.  Jahrb.  l^'^^iO)-  Dem 
Abscheu,  welcher  ihn  vor  dem  gewöhnlichen  philologi- 
schen Thun   unil   Treiben    auf   unsern    Gymnasien    erfüllt, 


*)  Kineiu  andern,  der  ihm  foIi;t  und  der  znr  }^cislii,'Cii  Er- 
weckun;;  der  Scbiiler  besser  geeignet  ist  ,  wird  ilurcb  un- 
lere Ij'ebungen  auf  Jer  Stelle  ein  Mittel  mehr  gegeben, 
das  Versäumte  nacbzubolen      S.  41. 


halt  nur  <la9  Entsetzen  die  Wage,  ilas  ihu  bei  den)  Ge- 
dankeu  an  den  Realismus  packt,  in  <len  man  auf  der 
andern  Seite  unsere  Jugend  stürzen  wolle.  Es  kann  aber 
nach    Koppen   die   Philologie,    wie   sie    bis    heute    betrieben  ^^ 

worden,  nberliaU|)t  nicht  langer  fortleben.  Aus  dem  j^r 
(•rabe  ,  in  das  sie  jetzt  hin.-ibsteigt ,  kann  sie  nur  noch 
einmal  wieder  frisch  und  kraftig  und  neues  Lebcn.s  erfüllt 
sich  erliel>en  als  —  Grammatik.  „Sie  sei  wissenschaft- 
liche Erkenntniss  der  .Sprac  he,  [,inguistik,  diess  und  nichts 
weiter;  --  denn  sie  werde  und  müsse  an  iler  Sprachfor- 
schung neueren  Stvis  zu  Grunde  geben."  Zu  einer  voll- 
kommenen Trennung  des  Sprarbliclien  und  Sachlichen 
müssen  sieh  jetzt  nach  seiner  iMeinung  zwei  mit  einander 
in  gar  keiner  Verbindung  stehende  Heerlager  bilden. 
Nur  «las  eine  noch  ist  ilie  Ileimath  der  Philologen  oder 
richtiger  — ■  <lenn  es  gibt  keine  Philologen  mehr  —  der 
Grammatiker,  der  Lina;nistiker.  Nur  mit  dem  Acussern 
noch,  mit  der  Form  und  .Schale  haben  sich  <liese  zu  be- 
schäftigen, die  .Sache,  die  Gedanken,  den  Gehalt  eben 
als  pnri  pnti  Lingiiistici  und  somit  als  Leute,  ilie  sich 
nicht  mehr  einbilden,  dass  ihnen  alle  humaniora  von  Gott 
und  Rechts  wegen  angehören,  sondern  die  nun  Jedem 
das  Seine  gönnen,  ganz  bei  Seite  liegen  zu  lassen.  Da- 
durch gewinnen,  behauptet  er,  beide  Theile.  „Der 
Sprachutilerricht  ■,  nunmelir  streng  in  sich  abgeschlossen, 
wird  nothwendig,  sobald  er  über  <lic  Elemente  hinaus 
ist,  nackter,  formeller,  strenger,  logischer"  [ja,  ja!  ein 
solcher  ist  es,  nach  dem  unsere  Quartaner  und  Tertianer 
lechzen]  ;  ,,die  Grammatik  ersiheint  als  plastisch  heraus- 
getretene Logik ,  als  Physiologie  des  Denkens.  Damit 
hört  die  Mikrologie,  der  Redensarlenunfug ,  die  svntaxis 
ornaia  von  selbst  auf.  Die  Erlernung  der  Sprachen  ver- 
einfacht sich  durch  Vergleichung  ,  bei  welcher  die  (Mutter- 
sprache, für  die  man  bisher  noch  keine  Methode  ile» 
Unterrichts  gefunden,  die  Grundlage  bildet."  [Eben  dies» 
Letztere  hatte  Hr.  Koppen  sorgsamer  erwägen  sollen,  da 
','0  und-  wieder  20  neue  flielhoden  des  Unterrichts  in  der 
flluttersprache  gerade  von  denen  nicht  versucht  worden 
sind,  die  in  der  Behandlung  der  Sprache  Alles  so  xillig 
verkehrt  machen,  die,  wie  er  aiisilrücklich  sagt,  Jahr- 
hunderte lang  die  tiefere  grainiuati-iche  Kenntniss  der 
lateinischen  und  zugleich  der  amlern  Sprachen  verhindert 
haben.]  „Daneben  tritt  natürlich  ergänzend  und  berei- 
chernd die  Leetüre  der  Classiker.  Dem  Linguisten  bleibt 
aber  nur  die  eine  Hälfte  der  Auslegung,  die  gramma- 
tische." Für  seinen  Zweck,  im  Ganzen  iiml  Grossen  das 
sprachliche    Vcrständni.HS    der    betreffenden    Literaturen    zu  ' 

eröffnen,  gewinne  er  um  so  mehr  Zeit,  als  vor  Allem 
vom  schriftlichem  und  mündliihen  Gebranch  des  Lateins 
nicht  mehr  die  Rede  sei.  Aber  auch  das  eigentliche, 
sachliche  Studium  der  Alten  werde  eiiidriiiglicher,  inhal- 
tiger, geistvoller  werileii,  nachdem  der  pbilolorrische  Bann 
von  ihnen  genommen  «ei.  Es  »erde  dann  keinen  mehr 
geben,  der  sie  alle  über  Einen  Leisten  schlage,  sunilern 
jeder  fortan  bei  seinem  Fache  bleiben.  Der  Ae.sthetiker 
erkläre  den  Dichter,  wie  schon  jetzt  rier  Archäolog  die 
plastischen  Kunstwerke,  der  Historiker  den  IJerodot  un<l 
Thukvtliiles  und  Tacitus,  der  Philosoph  den  Plato  und 
Aristoteles,  wie  ja  diess  ebenfalls  auf  den  Universitäten 
wenigsten»  «ch<»n   begonnen   habe."  —    Hierauf  ist  einfach 


15  16 

i)icli<s  w^Krr  z\i  (■ii<i;-P}!-nen ,  al«  «los«  docli  iiMSPre  neuen  ilnick  unendlich  scliirksaincr  sein,  als  die  lafeinische.  *) 
Acsdii'tiloT  rocht  bald,  /..  li.  für  Piiidar  und  Acschylus,  üuss  sie  dirss  <lurchans  nicht  ist  und  nicht  sein  kann, 
«n  die  Stelle  von  Hückli  und  ().  Miiller  treten,  dann  ist  natürlich  f^anz  unabh;inffig  von  den  Eigenschaften  und 
auch,  H/lre  in  der  alle  lassischen  Literatur  Alles  in  Ord-  Vürzii;;en,  die  ihr  sonst,  wo  ivir  sie  in  ihreui  heimath- 
nunj,  sich  zu  einer  Erkl.'trniijf  der  {frossen  so  schivieri-  liehen  Hoden  und  als  ür;;an  eines  rein  griechischen  Le- 
gen deutschen  Puesieen  ,  des  AVoifram'schen  Parciral,  der  bens  finden,  fiir  die  llede  des  Umgangs,  w-ic  für  die 
iSeilichte  Wallhcr's  herablassen  und  den  philologischen  wissenschaftliche  Darstellung  beizulegen  sind.  —  Herr 
iiann  hinivegnehnien  uiOchten  ,  unter  dem  die  (iriechen  Koppen  sagt,  dass  es  erst  seit  <liesem  iVlenschenalter,  erst 
und  Riiiner  von  Münnern  wie  die  genannten  ebenso  wie  seit  Iliiinboldt ,  Bopp  niid  (Jriinin  eine  Wissenschaft  der 
ilie  deutschen  Schriftiverkc  von  den  Hrüderu  Grimm  ge-  (iraminatik  gebe.  Wohl!  die  Nachnelt  kann  i^l.'iiineru 
lialten  «erden,  dergestalt,  daSs  aui  h  kein  Wort  mehr  solches  Preises,  meinen  wir  Alle,  nur  dadurch  ihren 
«eiler  für  noch  gegen  in  einer  Sache  von  dem  hiirhsten  Dank  beneisen,  dass  sie,  was  Jene  begonnen  und  be- 
Belang für  unser  gesaniintes  geistiges  Leben  zu  "echsclu  gründet  haben,  mit  recht  treuem  und  innigem  Fleisae 
wäre!  weiter  zu  führen  strebt.  Was  soll  es  aber  lieissen,  wenn 
Wie  es  aber  auch  mit  alle  dein  in  Znkuiift  sein  mag,  ebenderselbe  ausserdem  sagt,  dass  er  manchen  Gelehrten 
dAS  Gvmnasinm  ist  noch  iiiclit  die  Universität  und  einzig  unserer  Tage,  d.  h.  manchen  Sprachforscher  im  oeuereo 
von  einem  Stanilpunct  her,  der  ganz  ausserhalb  der  Schule  Stil,  kenne,  der  von  lateinischer  Grammatik  inelir  als 
und  fern  ron  jeder  thatsitclilichen  Erfahrung  genommen  Muret,  Ernesti  ,  Eichstädt  zusammengenomuieu  verstehen 
ist,  konnten  die  obigen  Dinge  behauptet  werden.  Es  zeigt  und  doch  kaum  so  gut  radebrechen  könne,  als  ein  an- 
diese  AViederbesprecliniig  der  Kenmaiin'schen  Ideen  und  gehender  sodalis  semiiiarii  philologici  und  wenn  er  eX 
VorschiHge  recht  aiillVillig,  wie  Willkür  nnd  Eigen»  ille  officio  schreiben  müsse,  mehr  als  abscheulich  srhreibel 
einen  Gegenstand  verkehren  und  neben  mancherlei  un-  Ganz  natürlich,  <la  zum  Lateinschreibeu  ausser  der  Kcant- 
läugbar  ^Vahren; ,  richtig  nnil  fein  Bemerktem  noch  eiu  niss  der  Sprachbildungsgesetze  und  sei  sie  die  wissen- 
vielfach  wirres  Gereile  und  ein  höclist  selt-iaitiPä  Verkeil-  schaftlichstc  noch  diess  und  das  gehört,  das  auch  nicht  im 
nen  lon  Dingen,  die  auf  der  llaml  liegen,  Platz  üijilen  Miisch  und  Fluge  nur  so  mit  hinzuraffen  ist.  Zu  den 
kann.  So  ist  auch  hier  nieder  der  niehtssagenile  Grund  Behauptungen,  die  sonst  noch  ebenso  unnütz  als  unwahr 
zu  hören,  dass,  Hcnii  d.-js  Latein  zum  schriftlichen  nnd  sind,  gcliört  denn  auch  diese,  dass  je  mehr  sich  ein 
mündlichen  Insiiruck  verwendet  werde,  dem  Griechisrheu  Schüler  im  Lateinischen  und  zwar  vornehmlich  im  Latein- 
eine gleiche  Berechtigung  zustehe.  ,,  Warum  lehrt  man  Sprechen  und  Schreiben  auszeichne,  er  um  so  dürftiger 
nicht  auf  ilen  Gymnasien  ore  rotnndo  griechisch  reden?  mit  Anlagen  ausgestattet  und  um  so  weniger  zu  allem 
Warum  schreiben  nie  keine  griechischen  Progr.Tinme  und  üebrigcn  zu  gebrauchen  sei.  Das  sind  Dinge,  über  die 
Dissertationen?"  —  Wir  thun  diess  desslialb  nicht,  weil  allein  eine  ruhige  aus  wirklicher  Anschauung  der  Dingo 
hierzu  weder  die  geschichtliche  Gestaltung  der  Welt,  geschöpfte  Erfahrung  zu  entscheiden  hat.  Sie  ist  es,  die 
uoch  das  innere  Wesen  der  Sprache  Veranlassung  geben  sich  durch  die  Keckheit  aprioristischer  Behauptungen  auch 
konnten.  Es  kann  ja  keinem  entgehen,  dass  hier  die  des  genialsten  Kopfes  so  wenig  wird  irren  lassen,  als 
griechische  Sprache  gleich  der  deutschen  in  dem  eiit-  durch  eine  an  Witz,  Ueberraschuug  und  Kuallwirkung 
schiedensten  Gegensätze  zu  der  lateinischen  und  fran-  noch  so  reiche  Bcredtsanikeit.  IV. 
Kösisclipii   stellt.      Oder   sinil    diese    letztern   aus    einem    au- 

dcrn    Grunde    zu    so   allgemeinen    Organen    der  Mittheilung  »,    ,.         ,,  ,,  ,...<,  ,  ,.  ,. 

r.       ,.      ,1,-  ,     r^        ■      r        i-      r«    ■■.  i  i     <  .  1  r.^  sollte  wohl  noch  nauh?er,  als  es  sescliieht,  an  unsern 

für   die    Wissenschaft    w,e   für   die    Politik    und    < gesel-  Schnlen   bedacht  weraen  ,    dass  wir,    abgesehen  von  dem 

Iigen    terkehr    geworden,    als    w.  il   sie,    zwar   noch    man-  Unterricht  des   Hebräischen   und  des  auf   einigen   Schulen 

cherlei    Ireiheit   lier    Gedankeiibewegung   gestattend,   doch  gelehrten   Fiiglischcn ,     auf  der    einen  Seite  zwei   Urspra- 

iii    einem   scharfliegranzten  Gebrauch    unil    einer   so    festbe-  •^'"n  ^"'i  giüsster   iieweglichkeit  und  Viclgcstaltigkcit  und 

fctim.i.len.  ^orm    des     Vusdrnckrs    gehalten    sind  ,    dass    hier  belahigt  .luch  jeder  poetischen   Gattun-   und  dem   hühern 

,        1^-        I  ■■    1^     t    1-    I-  I         .•      ,-  ■     ■  1  phiiosopliiscben   Denken  die  Form  zu   ijcbcn,   und  wieder 

der    liiiiizelne     iiicfit     belipl)ig     iinil     subiectiv     scIiaUen    und  e    i  .  c   •■  i  i  i  •     i  c 

.  •    ir     1     1  ^""  '''^''  amieru  seile  zwei  anflere  sehr  veischieilcne  Spra- 

der    lndjvi,lnalitat   so    vielfach   Baum    geben    darf,   als   diess  eben    haben,     die     von    beschrankterem    lieicbthum    und 

im    Deutschen    der    Fall    ist   und    als   diess    noch   alle    Tage,  Umfang,    von  ^jcringerer  ZeugiingS"  und  Gestaltungskr.ift, 

wenn   es    in  Anspru<h    genommen  nürde,   durch  das  Grund-  aber  auf    die  Anscb.mung    des    Coucrefcn    geL'riindet   sind 

wcseo   der   griechischen    Sprache    gestattet    wäre.       Gerade  "'"'    '"'^'"'    '^'■'""    ''S'"''    «''«"5    'Klarheit    uml    Helligkeit, 


desshalb  aber,    weil    die    letztere  nur  zu  deutlich  erkennen 


Bündigkeit  iiiul  Scharfe  alles   Bcgriiriiclieu  erheischen.     Es 
ist  die  Aufgabe    des    Lehrers ,     die    von    hier    aus    iniscrn 


j  ,  .  I  ....  .  laL    Uli;     /iuij;.iu<r       IIC3       LiiJiiiiria  ,        uic       vuii      tiiiri      uiio       kiiolii, 

Idsst,     wie    sehr    sie    in    ihrem   Sichaiischn.iegen     an    jede  Schülern  zukommende    vielseitige   Anregung    nnd    Bildung 

Eigenthümlichkeit   und    Besonderheit    im  iMihleo    uiiil  Den-  durch  einen  Unlerrichtsgang  zu  fordern,   der  jene  Idiome 

keu   alle  Beschräiikiiiig    und    strengere  Norm  von  sich  wies:  'n  das  rechte  Verhalliiiss  zu  einander    zu    setzen   und   tlie 

so   kann   sie    zu    Nichts    weniger    geeiu-net  sein,    als    in    der  Kinflüssc  und   Wirkungen    jedes    einzelnen  zu  einer  schö- 

Weise   des    Lafeiniseben    und   Französischen    ein    Allen    ge-  nen   Gesammtwiiknng  zu  vereinigen  sucht.      Das    ist  aber 

„    ■  1    1  ■      •   li        1         111-         ^.    .       ■  „  wieder    nur    möglich,     wenn   von    einem    und    demselbea 

meinsames   und     misichfs    der    Klarheit,    Sicherheit,    Be-  Lahier  neben    der  Form   auch  die  Sache  behandelt  wird, 
stimmtlieit   der    Darstellung   durchweg   gemässes  Mitel   der 

wisspiiscliaflli(li<ii  oder  sonstigen  Verständigung  abzugeben.  

Und   iiiiii  soll  sie   sogar   nach   Hrn.  Koppen  sowohl  für  die 
Coiifersatiua ,    als    deu    strengen    wisscnsrhaftlirhcn    .4i;s- 


17 


18 


i>)  IVlethuile  poiir  ^(uilier  la  Iaii§fUe  Latine,  par  J.  L. 
Burnouf,  membre  <le  riiislitiil;  lecteur  et  profeg- 
seiir  rojal  au  colloge  de  France;  inspecteur- geiieral 
honoraire  iles  ctuiles.  Paris.  Iinpriinerie  et  librai- 
rie  cla69i(jues  de  J.  Delalaia  et  Coup.  1841> 
Dass  Hr.  J.  L.  Burnouf,  dem  die  philologische  Lite- 
ratar  iu  Frankreich  schon  so  vieles  Treft'lichc  verdankt, 
8.  diese  Zeitschr.  1<S36.  p-  549  11'.,  ganz  besonders  ge- 
eignet war,  eine  ebenso  gri'indliclie  als  praktisch- brauch- 
bare Grammatik  zu  verfassen,  hat  er  durch  seine  IMöthodo 
pour  etudier  la  langue  Grecnue ,  die  seit  langer  Zeit  dem 
Unterricht  im  Griechischen  zu  Grunde  gelegt  wird,  hin- 
reichend beurkundet;  und  es  Ifisst  sich  nicht  zweifeln, 
dass  auch  dieses  neue  Werk  in  gleichem  IVlaasse  anre- 
gend und  wolilthätig  wirken,  und  zu  einem  gründlichen 
und  naturgemassen  f>iuilium  der  lateinischen  Sprache  bei- 
tragen werde.  Ilr.  D.  spricht  sich  über  die  Anlage  und 
den  Zweck  desselben  in  der  V^orrcde  mit  ebenso  grosser 
Bescheidenheit  und  Anerkennung  iler  Leistungen  deut- 
scher Gelehrten  als  Einsicht  und  praktischem  Tacte  aus. 
In  jener  Beziehung  hcisst  es  p.  V :  Je  ne  reprendrais  pas 
la  plume  k  mon  <lge ,  si  je  ne  croyais  avoir  quelques 
verites  ntiles  k  enseigner,  quelques  prejnges  k  detruire. 
Tollt  n'ä  pas  dte  dit  en  France  sur  la  langue  latine. 
Nous  sommes  meme ,  il  faut  en  convenir,  restes  ä  cet 
£gard  fort  en  arriiire  de  l'Allemagne.  Je  n'ai  riidige 
cette  Methode,  qu'apres  une  longue  et  sßrieuse  etude  de 
ioutes  les  grammaires  publiees  dans  ce  pajs.  Dass  dieses 
Studium  nicht  ohne  Einfluss  und  Erfolg  gewesen  sei, 
davon  zeigen  sich  überall  deutliche  Spuren.  Hr.  B.  be- 
absichtigte eine  durchaus  praktische  Grammatik  zu  lie- 
fern, in  der  nichts  enthalten  sein  sollte,  was  die  Fas- 
sungskraft der  Jugend  überstiege ;  aber  ebenso  sehr  war 
er  bemuht,  nicht  bloss  mechanische  Regeln  aufzustellen. 
Le  temps,  sag:'  er  p.  VI,  n'est  plus  oü  Ton  n'accordait 
au  jeune  Age  qu'uno  memoire  tonte  passive.  II  n'est  pas 
aujourd'hui  un  maitre  eclaire  qui  ne  sache  que  rei,ifant 
raisonne,  et  qu'il  raisonne  avec  une  justesse,  qui  sur- 
prend  quelquefois  les  homnies  faits ,  tant  qu'on  n'a  pas 
laisse  pi^netrer  d'idees  fausses  dans  son  esprit.  C'est  k 
Dous,  qui  enscignons,  de  cultiver  une  faculte  si  precieuse, 
et  l'elude  des  langues  nous  en  fuurnit  le  moyen  le  pIns 
direct  et  le  plus  infaillible.  Obgleich  der  Verf.  vorzüg- 
lich der  Syntax  diese  bildende  Kraft  zugesteht,  so  fügt 
er  doch  mit  Recht  hinzu,  dass  sie  auch  der  Formen- 
lehre nicht  fremd  sei  ,  wenn  diese  nur  richtig  behandelt 
werde,  und  stellt  als  den  Gesichtspnncf ,  den  er  bei  sei- 
ner Methode  befolge,  dar,  riininn  de  rorganismo  et  de 
la  logique.  En  consequcnce,  dans  la  premiere  partie,  en 
traitant  des  diffcrentes  especcs  de  mofs  ,  j'en  analyse  les 
formes,  mais  senlement  autant  qu'il  le  fant  pour  en  mon- 
trer  les  rappor(s  mutnels  et  pour  aider  la  memoire  —  la 
memoire  ne  retient  sürement  que  ce  dont  l'esprit  s'est 
rcndu  compte;  ensuite  un  enfaiit  auquel  vous  expliquez 
la  raison  des  choses  ,  vous  en  sait  gre ,  et  vous  recom- 
pense  de  votre  peine  par  une  attention  plus  soutenue. 
11  est  flattc  de  la  confiance  quo  vous  avez  dans  fön  jugc- 
ment;  Pemulation  le  gagne ,  sa  penetration  s'cveille,  et 
vous  le  verrez  quelquefois  compicter  une  theorie  dont 
Ofmnasialzeitung.  * 


vous  ne  lui  aurez  indique  que  les  preiniers  elements. 
Aach  diesen  Grunds'ifzen  hat  Hr.  B.  eine  eben  so  gründ- 
liche als  einfache  Darstellung  der  Formen  gegeben,  und 
dieselben,  wie  es  der  jetzige  Standpiinct  der  ^Vissenschaft, 
oder  das  Bedürfniss  des  Lernendru  forderte,  aus  höheren 
Gesetzen  entwickelt.  Auch  in  der  Syntax  sind  die  all- 
gemeinen Regeln  der  Satzbildung  aiifgestclK :  aber  in  der 
Behandlung  der  einzelnen  Erscheinungen  wird  weniger 
die  Zurückfühning  derselben  auf  diese  Gr»e(/e  erstrebt, 
als  es  in  der  Formenlehre  geschiebt.  Es  herrscht  hitr 
das  praktische  Element  vor,  und  oft  wird  nur  angege- 
ben, wie  eine  latein.  Ausdrucksweisc  französisch  oder 
diese  latein.  gestaltet  werden  kann.  Aus  jenem  prak- 
tischen Gcsichtspunct  hat  auch  Hr.  B.  beide  Theile,  die 
Etymologie  und  Syntax,  je  in  zwei  Curse,  in  denen  wie- 
der mehrere  Bücher  unterschieden  werden,  gethcilt,  und 
in  der  ersten  mit  sorgfaltiger  Auswahl  nur  das  Regel- 
mässige oder  ^ofhtvendige  aiifgenominen.  Die  Ausdeh- 
nung, die  der  Verf.  den  beiden  Theiien  gibt,  ist  ver- 
schieden, denn  in  der  Etymologie  wird  i^lanches  behan- 
delt, was  nicht  in  die  classischc  Periode  gehört,  wah- 
rend die  Syntax  sich  auf  diese,  bis  zum  Tode  des  Au- 
gustus  ,  beschränkt.  Hr.  B.  rechtfertigt  dieses  Verfahren 
in  der  Vorrede,  allein  es  lasst  sich  doch  niclit  läugnen, 
dass  so  dem  Schüler  die  Gelegenheit  genommen  wird,  zu 
erkennen,  wie  sich  die  Sprache  fort;;ebililet  und  anders 
gestaltet  habe;  und  v>enii  es  auch  richtig  wäre,  dass  die 
Syntax,  wie  Hr.  B.  p.  X  geltend  zu  machen  sucht,  be- 
sonders zum  Lateiiisclireibcn  anleiten  soll  ,  so  muss  sie 
doch  auch  die  verschiedenen  Gestaltungen  der  Sprache 
nachweisen,  und  gerade  ilie  Kennfniss,  dass  etwas  nicht 
classisch  sei,  wird  mehr  dazu  beitragen,  den  Schüler  za 
warnen,  als  die  Unkeuntniss.  Auf  die  Richtigkeit  der 
Regeln  und  die  Entfernutig  des  Unsicheren  und  Schwan- 
kenden   ist    überall    grosse   Sorgfalt   verwendet. 

Der  erste  CiirsHS  der  Formenlehre  enthalt  nach  eini- 
gen Bemerkungen  über  das  Alphabet,  ilie  Quantität  und 
die  Würterdassen  die  allgemeinen  (iesetze  der  Flexion, 
und  eine  Uebersicht  der  nicht  llectirten  Redetheile;  in 
dem  z"  eiten  (Supplement)  sind  die  Abueicbungen,  beson- 
ders die  Dcciin.  der  griech.  Wörter,  Abuiuraiitia  ,  Hetero- 
clita  u.  8.  w.  mit  Einsicht  von  dem  !Nothwen(ligen  ge- 
schieden und  behandelt.  Was  zunächst  die  ^'ollständig- 
keit  betrill't,  so  vermisst  man  ungern  (wenigstens  im 
Supplement)  eine  Uebersicht  der  Lautlehre;  dieser  .^lan- 
gel  nöfhigt  Hrn.  B.  an  mehreren  Stellen,  zerstreut,  s. 
g.  12.  li.  M,  :i.  p.  57.  (ij.  102.  t4S.  152  u.  g.  w., 
lue  zusammen  gehörenden  Erscheinungen  zu  berühren. 
Koch  auffallender  ist,  ilass  von  einer  AVorlbildungslehre 
sich  keine  Spur  iinilct.  Hr.  ß.  scheint  in  diesem  Puncto 
Billrnth  ,  auf  den  anniebreren  Stellen  Rücksicht  geiiora- 
men  ist,  gefolgt  zu  sein.  Aber  nur  durch  die  Ausfüh- 
rung dieses  Theils  der  Grammatik  hätte  er  vollständig 
darthun  können,  was  er  p.  VI  sehr  Ireflond  sagt:  lea 
mots  dont  so  cnuipose  une  langue  ne  sout  pas  <les  signes 
purement  conventioneis,  inventes  separcinent  et  indepcn- 
dants  l'un  de  l'autre.  Ils  (grment  un  ensemble  harmn- 
nique  ,  dont  cbaque  partie  se  dcreloppc  suivaut  des  loia 
fondees  sur  les  habituiles  ile  notro  esprit  et  sur  la  natura 
de«   organes  ,     lois  en    vertu    desquelles    une    seule   rarine 


19 


?() 


iirniliiit   Ulli'   (imlr    de  ili'rivt's   i-fr.,,    iias  Alle»  sich   aiif<lic 
Ijrhrp   von   (Irr    W Urdiililiiii);    Ui>zi<-Iit,     und    cJpren     Niith- 
iipnilii;lvci(    III   «las    klarslr  Liilit  si-tzt.      Fi-rnor  ist   es  aiif- 
tallriiii,     «lass   der    Arci-nt    iiir^piids    crH.'iliiit    ist,     vt.'ihrond 
ilie    kiirzp    lirhaiiilliiMU'   'Icr   Uuaiidtaislclire    durch    dip  (ie- 
n3iii;,'k.rit,     mit    «clchfr     lilicrall     die     Uuaiitif/it    der    Uil- 
dun(;ssvllii'ii    lu'zcichtift    ist,    orsctzt    «ird.      Heber   das    von 
Hrn.    U.    iiejjelieiie     und     die     Art    der    Aiisfiihrung    mögen 
einige     Ueinerkiiii;;eii    jjeniijjen.       ^.    I.    »ird    die   Eiiithei- 
luiig  der   Laute    in   starke  ,   schwache   und  iliissi>;e  mit  der 
nach  den   Organen   verliiiiiden,     wodurch    mehrere    Incon- 
venien/.en    entstellen,    indem  f'  nud    v   als   harter   und  wei- 
cher   Lippenlaut    gelten    sollen,     aber   doch    remarque    l2 
gesagt   ist:    /"  et  v  sont  des  aspirations  de  p  et  b ,     und 
wieder   in   der  Tabelle   nur  h  als  aspirirt  anerkannt,   auch 
8   und  j  nicht  als   Spiranten    bezeichnet   sind.       Unrichtig 
ist   ^.    '>.   une   vovelle    brcve ,   suivie   de   denx  consonnes   on 
d'iine  lettre   double   devient   longue  par  position,     da    die- 
le»  von   der  Sylbe   gilt.      Die   Redetheile   werden   vor  den 
betrellenden   Abschnitten   meist   richtig   erklärt,    nur   wenn 
es   §.   S4-   lieisst  :     la    prcposition    est    un    mot  invariable, 
qui    Unit  deux   idees   et   eii   uiar«|ue   le   rapport,    so   scheint 
das   letzte   Merkmal   nicht   bestimmt,    da   die    Art   lier   Be- 
grilTe    nicht    genannt    ist,     deren    Vcibiiiduiig    die    Pr.'ipos. 
heivirkf;     das    Vorhergehende    konnte    wie    jij.    105.    fehlen. 
Die     richtige    Eiiitheilung    in    Begriffs-    und    Beziehungs- 
worte   wird    mehrmals    am    ijchluss    einzelner    Abschnitte, 
s-   §•   3''   S.':t.    106,    mit   lleclit    berührt    und   das   Vorher- 
gehende  auf  dieselbe    zurückgeführt. 

In  der  Declination  und  Ooiijiigation  gelit  Hr.  B.  von 
dem  Staninio  (radical)  ans,  hält  aber  a,  i,  u  in  der  1. 
3.  4.  Declinat. ,  so  wie  a,  e,  i  in  der  1.  2.  4-  Conj.  für 
einen  Zuwachs  zum  Radical,  was  jedoch  erst  §.  56'  mit 
Bestimmtheit  ausgesprochen  ist.  Ob  durch  diese  Ansicht, 
iu  welcher  der  Verf.  gleichfalls  Billroth  gefolgt  ist,  be- 
sondere Klarheit  entstehe,  uiöclite  sich  wohl  bezweifeln 
lassen,  da  vielmehr  <lie  Wurzel,  und  die  durch  den  Zu- 
satz jener  Laute,  wie  durch  andere  Suffixe  entstandenen 
VVortstämme  zu  scheiden  sein  dürften.  Auch  sieht  man 
nicht,  warum  ungeachtet  dieser  Ansicht  doch  in  den 
Declinationen  und  Conjugationen  jene  Vocale  zu  den  En- 
dungen gezogen  sind.  Ein  anderer  Uebelstand  ist,  dass 
die  Lehre  vom  Genus  nur  unvollständig  ist,  denn  es 
werden  zwar  §,  4-  die  allgemeinen  Regeln,  bei  den 
übrigen  Declinationen  auch  die  nothwendigen  Bemerkun- 
gen gegeben,  aber  bei  der  dritten,  die  doch  allein  Schwie- 
rigkeiten darbietet,  nur  eini(i;e  allgemeine  Gesetze,  s. 
§.  9.  und  Ji),  aufgestellt,  die  jedoch  viele  Ausnahmen 
erleiden,  deren  Angabe  vermisst  wird.  Auch  am  Ende 
der  Formenlehre,  ^.  182,  wo  an  einem  an  sich  schon 
niipai^senden  Orte  die  allgemeinen  Regeln  ausführlicher 
dargelegt  sind,  wird  diese  Lücke  nicht  ergänzt.,  obgleich 
es  dem  Verf.,  da  er  überall  die  Stämme  scheidet,  leicht 
gewesen  «are,  nach  diesen  passendere  Gesetze  aufzustel- 
len, al<  die  gewöhnlichen  sind:  denn  die  V^erwirrung, 
die  in  diesen  herrscht,  scheint  ihn  besonders  abgehalten 
xa  haben  ,  seine  nach  Eiiifa<||iheit  strebende  Methode  mit 
dieser  ungeordneten  Masse  zu  belasten.  Uebrigens  ist 
die  Klarheit  und  Genauigkeit  in  der  Darstellung  der 
Declin.  anzuerkennen.     In  der  dritten  nur  behandelt  Hr. 


U.    zuerst   <lie    Stämme    oliiie    s,     ilniiii    die,    wo    dieses   an- 
gefügt   ist;     wir    würden    die    umgekehrte    Ordnung   vorzie- 
hen,    weil    die    letzteren     die    einfacheren    und    regelmSssi- 
gereii    sind,    und    an    vielen    s    wegen    gewisser   Lautgesetze 
aufgegeben     ist,      s.    Härtung     über     die    Casus    p.    \2{\  ff., 
I5<>|)p.   vergl.   Gramm,   p.    Kid  ff.      Caput,    was   g.    I|.   be- 
handelt  ist,    gehört  zu   lac  ,    cor   §.    Iti;     liuter,    uter   ^g. 
JJ.    1(1,    I.)    konnten    wie    imber   u.   a.    §.    17.   rem.   '.\.   er- 
wähnt  werden.      Nicht   zn   erweisen   dürfte  sein,   dass   alle 
AV  orter   auf  n/,   ar  apocopirte    und    substantivisch   genoni- 
nieiie    Neutra   seien,   s.    Freund    Wörterbuch  d.  lat.  Spr.    I. 
Vorrede    p.    XXXVII   ff.    g.    i.j.     war    as     (mit    Unrecht 
§.    V2b-   angeführt,    als   des   gen.   plur.   ermangelnd^    nicht 
zu    übersehen    und    zu    bemerken,     dass   es   im    gen.   plur. 
um   und   ium   habe,    so   wie,     dass    wenn    der    Wortstamm 
auf  zwei    gleiche   Consonanten    ausgeht   (os,   as ,   far),    der 
eine   abgeworfen   wird.      Die   Bemerkungen    über   den  Abi. 
auf  i   oder   e   sind   zu   sehr   zerstreut,     theils   bei   den   ein- 
zelnen  Paradigmen,     theils   g.   2Ö-    26.    110.       Auch    hier 
hätte   die   Beachtung   der   Wortstämme   allgemeine   Grund- 
sätze,    die    Hr.    B.    hier    und    da    andeutet,     aber    nicht 
verfolgt,    an   die   Hand    geben   können.       In   den   Zusätzen 
wird   §.    100.   mit    Recht    die    Endung    abus    beschränkt; 
aber    es   hätte    auf    die    Analogie    mit   der   dritten    Declinat. 
hingewiesen    werden   sollen.      ^.  107.    fehlt  die  Nominativ- 
endung  der    griech.    Wörter    auf  TTj^,     s.   Madvig   zu    Cic. 
Fin.    p.   306.    §.    los     wird     mit   Unrecht   die   gewöhnliche 
Regel   über  den  Vocativ  auf  i  wiederholt,  s.  Jahn's  Jahrb. 
183'.    1.   Bd.   p.   45.      g.    (09.   fehlt  der   Nominativ   Alho, 
s.   Lir.   44,    11,    und   der  Accus.   Athon ;    unsicher   ist   der 

Genit.  Atho  ,  welcher  angeführt  wird.  Audi  der  Ueber- 
gang  von  Cos  in  die  zweite  Declin.,  so  wie  die  Plural- 
endung  oe ,  z.  B.  canephoroe,  rosmoe,  konnte  erwähnt 
werden.  Die  Formen  von  Perseus  sind  nicht  volJständig 
angegeben.  ^.  1  10.  vermisst  man  die  Angabc  der  Geni- 
tivbihlung  der   Wörter  auf  x   und   es  (statt   its).      g.    lll-  w 

konnte   bemerkt   werden,     dass    auch    Prosaiker    den   gen.  1, 

part.   auf  um   bilden,   s.   Tac.   Ann.   4,    12.      Nach   dcmsel-  W 

ben  g.  könnte  es  scheinen,  als  ob  nach  August  die  Ac- 
cusativendung  is  nicht  mehr  wäre  gebraucht  worden. 
g.  113.  müssfe  die  Regel  über  den  Accus,  der  griech. 
Wörter  auf  is  genauer  sein.  Didonem,  s.  g.  11.5,  fin- 
det sich   nicht  erst  bei  Tacitas,  gondern  schon  bei  Ennius. 

Auch  war  die  Nominativendung  es  statt  es  zu  erwähnen, 
s.  d.  Erkl.  zu  Virg.  Ecl.  5,  59.  g.  119.  wird  mit  Recht 
der  Genitiv  auf  us  bei  Neutris  auf  u  anerkannt.  Wenn 
§.  120.  die  fünfte  Declin.  auf  die  erste  zurückgeführt 
wird,  so  durfte  nicht  unbeachtet  bleiben,  dass  sie  meh- 
rere Formen  aus  der  dritten  aufgenommen  hat,  und  eher 
als  eine  Mischung  beider  zu  betrachten  ist.  Die  wahre 
Bedeutung  der  Form  domi  u.  a.  wird  erst  g.  .366.  ange- 
geben ,  die  passende  Stelle  für  diese  Bemerkung  wäre 
g.  120,  rem.  1.  gewesen.  Das  Verzeichniss  der  unregel- 
mässigen Nomui.  g.  112'  ist  nicht  vollständig,  auch  wird 
nicht  angezeigt,  wie  die  Unregelmässigkeit  entsteht.  Was 
g.  123.  über  den  Plural  der  Abstracta  bemerkt  ist,  kann 
nicht  genügen.  üeberhaupt  vermisst  man  auch  in  der 
Syntax  die  Angabe  der  Abweichungen  des  Latein,  im 
Gebrauch    des    Numerus.      Dass  sul  auch  im  Singul.  die 


•?! 

übertragene  Bedeutung  habe  ,  zeigt  Ellendt  >u  Cic.  Brnt, 
34,  l'J8.  nnd  <le  Oiat.  •> ,  .'5,  97-  §■  l'iö.  hätte  statt 
scobs,  scrois  als  die  geivöhnliche  Form  scoÄi«  und  scro- 
iis  angegeben  »verden  sollen.  Ob  g.  13U-  «or  mlubris 
und  silvestris  im  noni.  sing-,  mit  Recht  gewarnt  werde, 
ist  zu  bezweifeln,  da  sich  die  Autoritäten  für  die  Form 
ris  und  er  wenigstens  gleich  stehen.  g.  13i.  werden 
unter  der  Ueberschrift :  adjectifs  mixtes  als  einer  Endung 
alcs ,  arlifcx,  vigil ,  index,  princeps  u.  8.  w.,  als  zweier 
Elldung  rector  rectrix,  liberator,  regnator ,  nltor ,  »ictor 
angeführt.  Es  scheint  dieses  besonders  wegen  der  bei 
einigen  schwankenden  Ablativendung  geschehen  zu  sein  ; 
allein  dieses  kann  kein  Grund  sein,  da  auch  bei  ande- 
ren Siibst.  dieses  Schwanken  sfattfiniiet,  und  die  Verbin- 
dung der  meisten  dieser  Wörter  mit  Subst.  mehr  als  eine 
Bjntaetische  zu  betrachten  ist,  indem  sie  eine  IMittelstufo 
zwischen  dem  Attribut  und  der  Ajiposition  bilden,  üass 
aber  hier  der  passende  Platz  nicht  sei  für  diese  VVörtcr, 
geht  schon  daraus  hervor,  dass  auch  andere  Substantiva 
in  solchen  Verbindungen  rorkoininen ,  wo  ein  solches 
Schwanken  der  Ablativendung  nicht  statthaben  kann,  wie 
tiro,  und  die  nomina  mobilia  wie  dominus -a,  «lomiiias 
securcs  Prop.  3,  7,  "23,  rex  regiiia,  regina  pecuiiia  Hör. 
Ep.  1,  6,  37-  u.  a.  —  Dass  erst  g.  13li.  und  nicht  schon 
im  ersten  Curse  die  gradus  comp,  von  boiiiis,  malus  etc. 
angegeben  sind,  lässt  sich  wohl  ebenso  wenig  billigen, 
als  dass  erst  hier  g.  14ü.  eine  Tabelle  der  Zahlwörter 
eich  findet.  Nicht  richtig  wird  g.  137.  ditior  als  die 
gewöhnliche,  divitior  als  eine  oft  gebrauchte  Form  be- 
zeichnet, da  für  die  Prosa  wenigstens  die  letztere  die 
gebräuchlichere  ist.  Passenil  stellt  Hr.  ß.  §.  138.  in 
einer  Note  die  verschiedenen  Superlativendungen  zusam- 
men, doch  bleibt  für  issimus  immer  noch  eine  andere 
Ansieht  möglich  ,  als  dass  es  für  eine  Verwandlung  von 
timus  mit  einem  Bindelaut  angesehen  wird  ,  s.  Grimm 
deutsche   Gr.   3-   ti54.    Pott   etvin.   Forschungen   2,   254. 

Weniger  befriedigt  ilie  Uehandlniig  der  Pronomina. 
Sic  erscheinen  hier  als  adjectifs  demoiistratifs  ,  adj.  de- 
terminatifs ,  adj.  eonjonctif  ou  relalif,  adj.  interroggtif, 
€Omposes  de  (juis  et  de  qui ,  pronoms  personnels ,  adjectifs 
pronominaux  possessivs.  Alan  würde  glauben,  die  ersten 
Classen  sollten  von  den  Pronomen  ausgeschlossen  werden, 
wenn  nicht  Hr.  B.  selbst  g.  'i'.l.  bemerkte:  ils  (les  adj. 
demonstratifs)  peuvent  accoinpagner  nn  snbstantif,  et  alors 
ils  sont  veritablement  adjectifs.  Ils  peuvent  tcnir  lieu 
d'uu  substautif  dejil  connii,  et  ence  sens  on  les  appelle 
aussi  pronoms  demonstratifs.  Es  ist  auffallend,  dass  Hr. 
B.  nicht  diese  letzte  Bezeichnung  festgehalten ,  nicht  alle 
Pronomina  ausser  den  Personalen  als  verschiedene  Gestal- 
tungen und  Entwickelungen  des  Personalpron.  der  dritten 
Person  dargestellt;  und  durch  jene  Behandlung  nnd  An- 
ordnung das  Einfache  und  Ursprüngliche  zurückgedrängt, 
durch  die  Benennung  das  sowohl  in  Abstammung  als 
Bildung  und  Bedeutung  der  Proiioni. ,  s.  Bopp  vergl. 
Gramm,  p.  105.  Pott  ctym.  Forsch.  2',  35(i,  Eigenthüin- 
liche  nnd  sie  von  den  übrigen  Wortarten  Souilcrnde  ver- 
dunkelt habe,  üebrigciis  sieht  nia.i  nicht  fin,  wie  das- 
selbe Wort  als  Substantiv  oder  Adjectiv  gebrauiht  ver- 
Dchieden  benannt  werden  könne,  und  warum  Hr.  B.  nicht 
die  bei  deu  Persuoalpron.    gemachte  Eintheiluug  in  Sub- 


22 

stantiv-   nnd   Adjectirpron.   aneh    anf   die    übrigen   fiberge- 
tragen und   hier  den  neueren  französischen  Grammatikern 
gefolgt    ist    (obgleich    was     in    der    Grammairo    nationale 
2.  partic   p.    177.   bemerkt   wird,     sehr    oberflächlich    ist), 
da  Hr.   B.  selbst  g.   37.   zugesteht,    dass   eine   allgemeine 
Bezeichnung  passend  sei  (determinatifs  universels).      Alleia 
er   will  auch   hier   Verschiedenes   (die    Numeralia)    zusam- 
menfassen  und   Gleiches   (die   pron.   person.)   trennen.      Im 
Einzelnen  ist  nicht  zu  billigen,  dass  Hr.  B.  g.  2<).   Aicce, 
g.   145.  hiccine  schreibt,  b.  Madvig  zu  C.  de  Fin.   p.  1b- 
Zumpt  C.    Verr.   p.   877.       §.   3Ü.   wird   iste   als   gleichbe- 
ileutend    mit   ille   angegeben,     dieses    jedoch    g.    27(i-    wie- 
der aufgehoben;    nach   g.    145,   2.   niüsste    istuc ,   welches 
im   ersten   Cnrsus    nicht  erwähnt  ist,    als    Archaismus   be- 
trachtet  werden,     obgleich   es   bei    Cicero    selbst  rorhorr- 
scliend    ist.       Zu    den    demonstratifs    werden   g.    30-   a"«'« 
IS,   idem,   ipse  gezählt,   obgleich  man  nicht  erkennt,   worin 
die   demonstrative   Kraft   liegen   solle;    denn   dass   t«   durch 
celui  übersetzt   werden   kann,   gibt   diesem  nicht  jene    Be- 
deutung  und    Hr.   B.   sagt  g.   2  mS.   selbst:    ce   demonstratif 
est   celui,    qui   repond   Ic   plus   direclemeut  au  frao^ais   il, 
eile,   le    la   et  qui    par   conscquent  sert   Ic    plns   souvent   de 
pronom   de   la  troisieme    personne,     wiewohl   der  hier   an- 
geführte  Satz:     servus   mens    aufugit,    is    est    in  tua   pro- 
viiicia  nicht  geeignet  ist,    dieses  zu  beweisen,    da   is  jeden- 
falls   bei     weitem    naclidrü<klirher    ist   als  il.      iVlit   Recht 
ist    mit    Berücksichtigung     der    rein    logisdien    Bedeutung 
dieses   Pron.    is   ein    deternjinatives    genannt    worden;    die, 
«eiche    Hr.    B.    mit   diesem    Namen    bezeichnet,     sind    zum 
Theil    unbestimmte    Zahlwörter.        Unter    denselben     wiril 
auch    iiter    angeführt,     allein    g.   Hl-    rem.    1.    «ieiler    zn 
den    coiijonctifs    gezogpn.      An    einigen   Stellen,    wo    es   er- 
scheint,  ohne   Fragpron.   zu   sein,    ist  es  pron.  indehnitum, 
s.   Schmidt   de   pron.   gr.   et   lat.   p.   öS.       g.   32.    wird    auf 
die    Unregelmässigkeit    der    Endung    in    qune   hingewiesen, 
bei    haec    ist    nichts    bemerkt.       Ueberhaupt     b.'itte    wenig- 
stens   in     dem    siipplcnieiit     auf    die    in    vielen    Pron.   statt- 
findende    Vermischung    der     ersten     und     zweiten     und    der 
dritten    üeclination,    s.   Schmidt   p.    33,     und    auf  die   ver- 
schiedcnen   Wortstämme,   die  denselben   zu  Grunde  liegen, 
s.   Bopp   p.   520  ff-,    aufmerksam    gemacht    werden   sollen. 
g.   3i.   wird    das    Interrog.    qui    zu    sehr   in  Schatten   ge- 
stellt,    wenn    es    heisst:     on     emploie    quelqucfois    qui  all 
numinatif  masc.   au   lieu  de   quis ;    richtiger   wird   g.   284. 
die   Sache   dargestellt.      Das     iiidefinitiim    quis    wird    voll- 
ständiger  in   der  Syntax   g.  '.»il.   behandelt  als   g.  34,   wo 
es    nur    heisst:    apres    la   coiijoiiction    st   et   quelques   autres 
mots    (nach    g.    2')!.    sind    es    nisi  ,   ne ,   cum,   qui)   on  se 
sert   du   simple   et   l'on   dit:   si   quis  etc.,    wonach  anzuneh- 
men   wäre,     dass    ohne    vorhergehende    Conjunction    oder 
Relativ   quis   gar   nicht  vorkäme,    s.    C.    Div.    1,   3-'.    Tus. 
5,   5.   u.   a.      Die   Form   aliqui    und   qui   wird   erst   in   der 
Svntax   erwähnt,    aber   weiler   in   dieser   noch    in   der   For- 
menlehre  der    Unterschied    von   aliquis   und   quis   genügend 
entwickelt;     über    quispiani,    quidam ,    quisquam    fast  gar 
nichts    g.   34.    bemerkt;     in    der    Svntax    sind    sie    über- 
gangen.      Die    Bemerkungen    über    nostri    und   vestri   sinil 
zu   zerstreut,  s.   g.   35.    I4b.   '2't4.   409. 

niit    Einsicht    und    Gründlichkeit    ist   die   Bildung  des 
Verbum    behandelt.       Wir    erwähnen    Einiges,     »«>    man 

2* 


lA 


n 


.KntiosB  iiriiincii   kanii.       Hri   ilcr   Ucgrifl'sbrstiiiimiiiig  geht 
dpr  'Wrf.   >»ii  rssc   Diif    oiiicni   Altribiitiv    aus,    unil   führt 
nlln  \  t'rli.iironiifii  ntil'  ilrii  Stamm  und  das  eingeschlossene 
esse  ziiri'icU.      Aber   das  cinlarhc  Vcrbuni   ist  doch  immer 
da«   urspr(°in(;licho ,   iinil   C8  hatte  vicimclir  bemerkt  werden 
sollen,   nie   esse  allmählich   zur  blcssen   copula  aus  einem 
Uegrillsterbum,  s.   g.   240,  gcHordon  sei,  oder   bei  jener 
Zerlegung  angegeben   «erden  müssen,  dass  nur   ein  ener- 
gisches  Attribut  mit    esse   rerbundon   dem  einfachen    Ver- 
bum   fast  enfsprcciie ,    s.    W .   v.   Humboldt    über    die   Ver- 
schiedenheit lies   menschlichen   Sprachbaues  p.   252.      Uio 
Tempora   »erden   in    die    der   Dauer    und   ^'ollendung  ge- 
trennt,  «as  allerdings  für  die  schwache  Conjugation  etwas 
für  sich  liat,     aber    in    der  starken  treten  die  Haupttem- 
pora curro ,    cucurri,    curram    als  einfache,    den    übrigen 
als   znsammengcsetEten  Formen    cnrrebam,    cucurre-ram, 
cuciirre  -  ro  auf  das  Entschiedenste   gegenüber;  auch  wird 
durch  jene  Eiutbeiluiig  die  Deziehung  der  Zeitformen   auf 
den   Redenden,     von    dessen    Gegenwart    alle    Zeitbestim- 
mung ausgeht  ,   nicht  beachtet.      Die   Modi  werden  in  per- 
sönliche und  nnperscinliche  getheilt,   aber  keine  allgemeine 
Uefinition   vom    iModus    gegeben.      §.   46-   findet   Hr.    13.    in 
der  Endung  der   ^'erba    l'idee   de   veibe  etre,    avec  toutes 
les   modilications  de  personnes,  de   nombres,  de  temps,  de 
modes  et  de   voie  ;     allein   es  ist  hierbei   übersehen,    dass 
in    den    zusammengesetzten    Zeitformen    esse    selbst  liegt, 
in  den   einfachen   die  Copula  nicht  durch  die  Endung  aus- 
gedruckt,   sondern   durch   die   enge   Verbindung  derselben 
mit  dem   Stamme   ersetzt  ist.      §.   47,  5.    wird  futurus  sim 
geradezu  für    das    fut.   conj.   erklärt  und   dieses  §.   56,  9. 
395.   wiederholt.     In   den   Paradigmen  sind  die   Vocale  i, 
e,    i  überall  zu  der  Endung  gezogen,   was  wenigstens  zur 
Erkenntniss    der    Eigenthümlichkeit    dieser    Verba    nicht 
beiträgt.      §.   55.    wird    capio    als  un  melange   de  la  troi- 
sieme  et  de  la  quatricme   conj.  dargestellt;   allein  es  fehlt 
das  7,  und   es  scheint  in   iliesen  Verben  der  kurze  Vocal, 
der  sonst   in  den  starken  Verben   nur  vor  Consonanten   er- 
scheint (mag  er  nun   Bindevocal  oder  Thcil   des  Stammes 
»ein,  s.   Bopp   Vocalismns  p.   200),     auch    vor  vocalischen 
findungen  sich   erhalten  zu  haben,   capio  also  den  Gegen- 
satz  zu  fer-t,   vul-t  zu   bilden.      §.57.   werden   Perfecta 
wie   legi   von   verti,    niinui    nicht    genug  geschieden;     erst 
§•    167.    wird   die   Verschiedenheit  genauer  erörtert;  aber 
volles  Licht  erhalten   diese  Formen  nur ,   wenn  darauf  hin- 
gewiesen  wird,     dass   jene  Länge    Ersatz    der    verlorenen 
Reduplication    ist,    s.  Jahn's  Jahrbücher    Snpplem.   1831. 
p.    17   IF.    Grimm  ileutsche   Gramm.   I,    1056.     Pott  etjm. 
Forsch.    I,  22  ff".     Benary    röui.    Lautlehre    p.    45.      Mi* 
Recht   wird   ^.    167.   und    171.    darauf   hingewiesen,    dass 
das  Perf.  mit  si  nur   an    langen  Stämmen  eintrete ;    aber 
auch    bei    denen,    die   blosses  j  ansetzen,     wie  verti  etc., 
war   dieses  zu   beachten,     und   die,   wo   dieses  nicht  statt- 
findet,    wie   die   Stämme    der    dritten  Conj   auf  u,     durch 
den   Ausfall   eines  v  oder  u  zu  erklären,   wie  Hr.  B.  selbst 
^.    148.  andeutet,  s.  Benary  p.  42.      Dagegen   konnte   an- 
gegeben   werden,     ilass  ui   in   der    starken   Conj.    vorzugs- 
weise an   licjnidis   und   bei   kurzem   Stamme   eintrete.      Die 
Ansicht  ]^.    1 73 ,   ilass   das  Perf.   in   der   dritten  auch  äfl, 
eut  etc.   habe,    ist   nicht  zu   billigen,    da  hier  a,   e,  i,  o 
nie  in  pa-sco,  decerno  (decro)  u,  s.  vr.  ebenso  zum  Stamme 


gehört,     wie    In    llc  -  ii  ,    wo   Hr.   B.   richtig  de- vi   trennt, 
uml^urch    den   Einlluss   von   v   gedehnt   ist.       g.   58.    wird 
min-ütum  abgetheilt,   obgleich  der  Verf.  sell)st  anerkennt, 
ilass   «,   V   zum   Stamme   gehöre.      Heber   das.Supin    in  «um 
heisst    CS  g.   59:     les    verbes    de    la    deuxi6me    et    de    la 
troisii\me  conj.   qui   ont  le  parfait  en  i  seul ,     prccede    de 
d,   t,  /,  r,  et  reux  qui   l'ont  en  si  precede  d'une   vo\ello 
ou   de  /,  n,  r,  s,  fönt  le  supin   en   sum  ,  dcsinencc,  (jiii 
n'est   qu'une   transformatiou   de   lu?n.      So  richtig  das  letzte 
ist,  so    wenig  passend   kann   die  Zurückführung   des  Supi- 
num  auf  den    Perfecistamm  .»ein,    da  hier  oft  der   Grund 
jener   Umwandlung  nicht  deutlich   wird.       Auch    könnten, 
wenn   der  V^erbalstamm  zu  Grunde   gelegt  wurde,  die  ein- 
zelnen  Classen  der  Verba,    wo  sum   eintritt,  leichter  ge- 
schieden  werden.      IVlit  Recht  ist  in  den   Paradigmen  iliö 
Imperativform  minor  entfernt,     wofür    mino    hätte    aufge- 
nommen werden    können,     eben  so   wird   i^.  66.  amamini 
richtig  als    ursprüngliches  Particip    dargestellt,    doch   ge- 
hörte  diese  Bemerkung  wohl  in  das  Supplement.     §.  67,  2. 
wie   anch   J^.   396,     wiewohl    hier    mit    einiger  Beschrän- 
kung,    »viril    amatus    sum    und   a.  /ui  etc.    für  gleichbe- 
deutend  erklärt,    was  so   wenig  der   Fall   sein   kann,     als 
sum   gleich   ist  fui.      §.  68,  2.  sollte  für  die  Uebersetzung 
lies  französ.   la   vertu    est   aimce    bemerkt    sein,     dass    est 
aimce  Präsensbedeutung  angenommen  hat,  s.  Grimm  4,  20. 
Die   unregelmässigen   Verba    sind    sehr  passend   behandelt, 
und    mit    Deutlichkeit    fast   immer    die    Unregelmässigkeit 
nachgewiesen.      Nur  §.  77,   1.    ist    das    Abweichende    im 
Inf.    fieri    nicht    angegeben.      ^.  78.    fehlt    inquii  Catull. 
10,  26.      Die    Impers.    poenitet  etc.    bedurften    kaum    so 
grosser    Ausführlichkeit,  da   ihre  Construction  erst  in   der 
Syntax  erläutert  werden  kann.      In  dem  Supplement  p.  134 
— 158.   werden  theils   unregelmässige  Formen,    theils  die 
Bildung  des  Perf.   und   Supinum  behandelt,      g.  148.  wird 
pluvi  als  von   Plaut,  gebraucht    erwähnt,     und    nicht    be- 
merkt, dass  es  bei  Liv.  fast  herrschende  Form  ist.     §.  149. 
ist  zvtar  faxim  als  Präsens  angegeben,    dass  aber  amasio 
auch  Futurum  sei,   vixet  eher  durch    syncope    entstanden, 
faxet  und  ähnliches   zweifelhaft  sei ,   wird    nicht    bemerkt, 
8.  Aladvig  de  formarum   quarund.   verb.  lat.   natura  et  nsn 
pars  I.    p.   12.   9.     Benary    I.    1.   p.    273.      Dass    oreretur 
nicht,   wie   ^.    156.   bemerkt  wird,  archaistisch  sei,  zeigt 
der  Gebrauch   dieser  Form   bei  Liv.  und  Tacitus.      §.  163. 
ist  das  Perfect  sidi  zu  sehr  beschränkt,  s.  Haase  zu  Rei- 
sig's  Vorlesungen  p.  259.   A.  299.     Mit  Recht  wird  §.  170- 
behauptet,     dass    nicht    alle    Verba    mit  einem   Perf.  didi 
von  do  stammen;     dass    aber    bibo    schon    im  Präsens  die 
Reduplication    habe,     ist    libersehen.      Nicht    deutlich   ist 
§.   171.   rem.  3:  •  „le  parfait  de    traho    et    celui  de  veho 
sont    traxi    vexi ,     l'aspiration   h  ne  pouvant   se    prononcer 
devant  s,     sans    que    l'on    entende   un  c."      Vielmehr    bat 
sich    h    als    gelinder    Guttural    ebenso    verhärtet,     wie    es 
bei  g,  b   in   gleichem    Falle    geschieht.      §.    176.  werden 
die   Deponentia,     aber    nicht    vollständig    angeführt.      Die 
Bemerkungen   über  die  Beileutung  dieser  Form   sind   rich- 
tig, aber  auf  die  Entstehung    der    Form    selbst  ist  keine 
Rücksicht  genommen. 

In  dem  Abschnitte  von  den  Präpositionen  werden  rich- 
tig die  eigentlichen  von  den  adverbiellen  geschieden.  Die 
proQominalen    Adrerbia   des    Orts     werden    passend    nach 


36 


3G 


d«ii  Casus,  au«  iloiirii  sie  <Mi(staii<|pii  siiii!  ,  lieliaiiticlt, 
mit  gleichem  Ilrrhle  koniitn  dieses  bei  «Ich  Zpi<r»ilicrbien 
^earlichen,  iiiid  dass  seihst  die  Ailverlia  auf  e  und  im 
nur  Casusforineii  seien,  ist  jetzt  kaum  ziK^felliaft,  sielio 
Düiitzcr  laf.  Wortbildung  j).  152-  Bcn.iry  j).  :;()  ff.  In 
der  Behandlung  der  FragpartiLeln  vermisst  man  die  Schei- 
dung iu  solche,  die  nnf  Gedanken  oder  auf  ßegrilTe  sich 
beziehen.  /Vucli  bei  der  Lehre  von  den  Frags.'itzon  §.  46(1. 
ist  darauf  keine  Rücksicht  genommen.  Am  Endo  des 
ersten  Cursus  ivird  noch  von  der  Verbindung  der  Prilposs. 
mit  Verben  ges|)rochen.  Die  Behandlung  des  (iegen- 
atandes  ist  kurz  und  ztvecknii'issig ,  aber  die  Stelle  nicht 
die  richtige.  Beil.'iuHg  werden  hier  auch  die  Verände- 
rungen, die  «  und  "e  erleiden,  ertv.'ihnt;  die  Ausnah- 
men jedoch,  wie  detrecto  und  dotraclo  ,  s.  Ellendt  C 
de  ür.  o.  §.  114.  D,  crit. ,  defatigo  und  dffctigo  Schnei- 
der zu  Caes.  b.  G.  3,  J9,  '.i.  dispartiri  und  dispertiri 
ürak.  Liv.  38,  3(),  S.  Forbigcr  zu  Lucret.  1 ,  3l)tj.  n.  a. 
irerdon  nicht  bemerkt.  Die  folgende  Behandlung  der 
untrennbaren  Partikeln  verdiente  ebenfalls  eine  andere 
Stelle.  Ob  stlS  mit  Recht  unter  diesen  erwähnt  werde, 
Jasst  sich  wohl  bezweifeln;  dagegen  fehlt  pot  in  pulliceor, 
porrigo,  welches  auch  Haaso  anerkennt,  s.  Reisig's  Vorles. 
Aiim.  oOo.  Dass  nmi  nur  mit  Verben  und  Ailjectiven 
lieh  verbinde,  wird  wenigstens  durch  ambivium,  ambi- 
lustrinm  s.  Serv.   zu    Virg.    Aen.   1,   L',S3.   ziveifclhaft. 

In  dem  ersten  Cursus  der  Syntax  (syntaxe  generale) 
will  llr.  B.  les  rt>gles  les  plus  simples,  Celles  qui  sont 
cnmuiunes  au  latin,  au  fran(;ais  et  a  prcsque  toutes  les 
laiigues,  d.  h.  eine  Analyse  des  Satzes  und  die  Verbin- 
dung von  Sätzen  durch  einige  coordinirende  und  subor- 
dinirende  Partikeln  darstellen.  Das  hier  Gegebene  scheint 
uns,  was  namentlich  die  casus  obliijui  betrill't,  selbst  für 
die  erste  Bildungsstufe  etwas  dürftig,  während  auf  der 
anderen  Seite  DIanches  aufgenommen  ist,  was  man  nicht 
erwartet,  weil  entweder  das  Frauzösische  vom  Lateini- 
schen abweicht,  oder  die  Gegenstänile  selbst  schon  schwie- 
riger sind.  Dass  Ilr.  B.  auch  hier  mit  durch  esse  ge- 
bildeten Sätzen  anfängt,  und  erst  später  §.  194.  solche 
folgen  lässt,  wo  das  Verbum  Prädicat  ist,  können  wir 
nicht  billigen,  besonders,  da  er  zwischen  beiden  Lehren 
von  dem  statt  eines  Subst.  gebrauchten  Adjectiv  redet. 
£s  ist  klar,  dass  sich  dieser  Gebrauch  nur  begreifen 
lasst,  wenn  schon  von  der  unmittelbaren  Verbindung  des 
Adjeclivs  mit  dem  Subst.,  die  erst  §.  196.  folgt,  und 
nicht  bestimmt  genug  behandelt  ist  —  denn  durch  den 
hier  gebrauchten  Ausdruck:  sujet  lugique  wird  die  Sache 
nicht  klar  —  die  Rede  gewesen  ist.  Warum  neben  esse 
nicht  auch  appellari  etc.  erwähnt,  sondern  in  die  sjut. 
particuliere  verwiesen  sind,  lässt  sich,  da  auch  hier 
Uebereinstinimung  der  Sprachen  stattfindet,  nicht  wohl 
einsehen.  Dagegen  würde  das  Fehlen  von  esse,  wovon 
§.  193-  die  Rede  ist,  eher  dem  zweiten  Tlieile  ange- 
hören. §.  2U5.  wird  der  Unterschied  von  bei-  und  unter- 
geordneten Sätzen  nicht  deutlich;  was  der  Verf.  sagt, 
kann  oft  von  beiden  gelten,  es  fehlt  das  Merkmal,  dass 
der  untergeordnete  Satz  nur  die  Umschreibung  eines 
Satzlheils  t\ea  übergeordneten  sei.  Hr.  B.  deutet  dieses 
selbst  §.  214.  in  einer  Anm.  au,  ohne  jedoch  diese  Be- 
merkung «veiter  zu  verfolgeu  und    anznwendcu.     Die  co- 


pulativen  Partikeln  werden  §.  'MS.  weniger  desshalb  bi-- 
handelt,  um  zu  zeigen,  wie  durch  dieselben  ilie  Geilaii- 
kcn  verbunden  werden,  als  um  die  ('ongrucn/,  des  Prädicat» 
bei  mehreren  Siibjecten  anzuknüpfen.  Wissenschaftlich 
lässt  sich  diese  Trennung  von  dem  einfachen  Subjecto 
wohl  entschuldigcu-J  für  die  Praxis  scheint  sie  unzweck- 
mässig. Auch  ist  der  Gegenstand  im  zweiten  Theilo 
S.  239.  an  der  richtigen  Stelle  behandelt.  Ob  in  diesem 
allgemeinen  Theile,  s.  g.  20S,  IV,  der  Fall  Berück- 
sichtigung lerdiente,  wo  Thier-  und  Sachnatnen  verbun- 
den sind,  besonders  ila  kein  riassisches  Beispiel  vorliegt, 
ist  zu  bezweifeln,  a.  Fuisting  syntaxis  «onveuientiae  der 
lat.  Spr.  p.  2J.  Der  Verf.  erkennt  rem.  1.  mit  Recht 
an,  dass  das  Präd.  im  Singular  stehe,  lorsque  plusieurs 
sujefs  sont  coneidrres  comme  formant  en  quelque  »orte 
uno  mcme  iilce  ;  dass  es  sich  aber  in  anderen  Fällen  an 
das  nächste  Subject  anschliessen  könne;  mit  Unrecht  aber 
fügt  er  hinzu  :  ces  exemples  ne  doiveut  etre  iinites  qu 
avec  beaucoup  de  discernement  et  il  sera  toujours  plus 
siir  do  suivre  les  rrgles  ordinaires:  denn  wenn  durch 
zwei  Subjecte  nur  ein  Begriff  gegeben  wird,  so  darf  der 
Plural  nicht  stehen,  und  der  Anschluss  an  das  nächste 
Subject  ist  so  gebräuchlich  und  richtig,  ilass  er  nicht 
veriläclitigt  werden  ilurfte.  Von  dem  wiederholten  et  ist 
weder  hier,  noch  sonst  wo  die  Rede,  nee -nee  ist  von 
den  copulativen  Partikeln  unpassend  durch  die  disjuurfi- 
ven  getrennt.  Auch  diese  sind  mehr  weg-nn  der  Congruen« 
des  Prädicats  behandelt.  Allerdings  schliesst  sich  bei 
nec-ncc  das  Präd.  gewohnlich  an  das  letzte  Subject  an; 
indess  können  auch  Fälle  eintreten,  wo  es  auf  beide 
bezogen  werden  muss,  wie  C.  Fin.  .3,  21,  70:  ncc  ami- 
citia  nee  instititia  esse  oninino  poternnt.  Die  übrigen 
roordinirenden  Cunjunctionen  sind  ihrer  Bedeutung  narh 
zweckmässig  behandelt;  nur  wenn  atqui  durch  or  erklärt 
wird,  scheint  dieses  zu  eng,  und  mit  Unrecht  nur  für 
das  Franzos.  die  Auslassung  der  Causalpartikel  car  be- 
merkt, da  diese  bekanntlich  im  Lat.  nicht  weniger  häu- 
fig ist.  —  Von  den  subordinirenden  Conjunctioncu  «er- 
den hier  die  conditionalen ,  einige  dem  fraiizös,  quc  ent- 
sprechende lat.  Wendungen  und  das  pron.  relat.  durch- 
gegangen. Dass  die  Bedingungssätze  überhaupt  hierher 
gezogen,  und  selbst  an  die  Spitze  gestellt  sind,  kann 
•licht  für  praktisch  gehalten  werilen,  da  diese  Sätze  ge- 
rade die  schwierigsten,  auch  von  Abweichungen  des  Lat. 
vom  Franz.,  die  doch  Hr.  B.  liier  vermeiden  will,  nicht 
frei  sind,  Dass  nicht  immer,  wie  Hr.  B.  g.  214,  4. 
verlangt,  wenn  im  Hauptsatz  das  Futurum  steht,  dieses 
auch  bei^si  sich  finilet ,  beweisen  Stellen  wie  C  Phil.  7,  '7- 
si  bellum  omitliuius,  pace  nunquam  frucmur.  Rep.  t,  34. 
deliget  populus,  si  modo  saivus  esse  vult;  besonders  bei 
si  quaeris,  si  vis  s.  C.  Rep.  1,  37.  Brut.  9ö.  u.  a.  Man- 
ches hätte  sollen  im  zweiten  Theile  nachgetragen  werilen, 
z.  B.  über  ilcn  Unterschied  von  si  non  und  nisi  ;  über 
den  Gebrauch  der  Tempora  besonders  des  fut.  exact.  in 
beiden  Sätzen,  des  imperf.  conj.,  wenn  es  scheinbar  für 
das  Plusquauiperf.  stellt;  über  die  uiodi,  die  in  beiden 
Sätzen  neben  einander  vorkommen  u.  a. ,  da,  was  hier 
angegeben  ist,  nicht  für  alle  Stufen  des  Unterrichts  aus- 
reicht. —  Was  über  <lie  dem  franz.  (jue  entsprechenden 
Constructionen    gesagt    wird,    erstreckt   sich    auf  den  acc. 


27 


?8 


r.  iiif.,<li'n  iiif.  H.  ii<.  l'iipracii-icli  ist  es,  ilas.s  nrst  (iber  den  acc. 
r.   inf.,  ilniiii   iilicr  den   iiif.   gOHprocIicii ,    und    von    dipsoin 
«ioder  ronsfriicliiMion   «io    volo   cssn   linniis    fjofreiint   und 
S.   'J4'J-   ln'liaiuli-K  sind.    Den   acr.   c.  inf.   nennt  der  Verf. 
iiropositicn    iiiliiiitiie ,     nnter    der    man    gicli,    da    der    inf. 
keine   .s.ttxliililciKle  Kraft   liaf,   niclits    Klares   denken  kann. 
Pass  sclmn     liier   ^.    21(1.     lilier    den    inf    fnt.     nach   polli- 
»eri,   sperare   (;espr«)(lien    «erde,   sollte    man    niilit   erivar- 
ten ;    »eni'stens   «ii'irltc   dann    nicht   iiheri;ano;en   sein,     dass 
oiirli    «las   praes.    inf.   oft   mit    Hecht  sicli    linde.     Klie  nocli 
rnn    ut   die    Uede   gewesen    ist,    «erden   schon   ^.  2-  {•    die 
Fülle   angegeben,   wo  dieses   dem  franz.  Infinitiv  entspricht. 
Uio   Regel:  cctto  ronstructiun  s'appli(juc  aux  phrases  ijui 
cxprinient   (in  but,   uno  intention,    im  desir,   iin   conseil,    un 
ordre   nmfasst  nicht  alle   Falle  ,    und    schon    das    eine  der 
angefiilirten    Beispiele,    sol     efficit,     ut    omni»    floreant   ist 
nnter    derselben   nicht    begridVii.       lieber    die    Aniiendung 
von    ut   statt   que   sind    die    Regeln    nicht    bestimmt   genug, 
aus   den    einzelnen   IJeispielen    kann   der   Schüler   den    Um- 
fang  des  (ielirauchs  nicht  mit  Sicherheit  abnehmen.    Wenn 
der  \  erf    hier   s<hou   die  \'erl)a   erwähnt,   die    verschiedene 
Coiistriictionea    erlauben;    so    konnte    er   auch    «ohi    man- 
ches   Anilere,    ivas    sich    zerstrejt    über    ut    und    die   vei- 
«andten    Partikeln   findet,    «odurch   so  die  üebersicht   dem 
Schüler  sehr  erschwert   «ird,     hier   zusammenstellen.      So 
ist    von    tit    noch     einmal    ilie    Rede    i^.    502   ff.,     aber   die 
Interscheidung  des   consecutiven    und   finalen  ut  sucht  man 
vergebens;    §.    ÖO.i.     heisst    es    selbst    les   anteceilents   na- 
tureU    de    ut    sont    il/t,    tum    etc.,    als    ob    sie    in   jedem 
Falle    eintreten    koiiuten.       Heber  ne    wird  g.   4.j8.   unter 
den    INegationen     gesprochen.       Auch     die     über   dieses   ge- 
gebene  Regel   ist    unvollständig:    w«    equivaut    ä    ut    tinn  , 
et  s'emploie  partout  oVi  Ton  niettrait  ut  s'il  n'y  avait  pas  de 
negation,    aus  der  nicht  erhellt,    wo    ut  non   gesagt  wer- 
den   mnss.       Quo    ist    g.   5ü4,    quominus    §.    462;    quod, 
tvelclies   dem    acf.  c.  inf.    und    qiie   eben   so    nahe   steht,   als 
ttl ,   ist  ^.   4'l|.   unter   den   Caiisalpartikelii ;    n07i   quo   und 
tio?t    quod  p.   342    unter   den    (»allicisinen     behanilelt.      Uii- 
nuiglii  li   kann    eine   solche   Zerstreuung    des   Zusaiiiinonge- 
hörcnden    praktisch     genannt     werden.       Ausführlich     wird 
S.    22')  —  2 -)(j   über    das    relativiim    gesprochen.      Wir   be- 
merken  nur,   dass    Ilr.    B.    die    Attraction    in  quam   qui3i|uo 
norit    arteni ,    in    hac    se   exerceat  aus    der   \Viederholuug 
des   Beziehungswortes   hinter   dem   Relativ  ableitet.     Indess 
Bchcint    der    Zweck    beider    Constructionen     ein     ziemlich 
verschiedener    zu    sein,     da     in    jener    Deutlichkeif    oder 
Nachdruck,  s.  Ellcndt   zu   Cic.   de   Or.    I,  38,    174.    Peter 
Exrurs.   IV.    zu   Cic.   Brut.,     in   dieser    nur   eine    innigere 
Verschmelzung    zweier    Sstze    erstrebt    wird,     s.    Krüger 
über    die     Attract.   g.   86  if.     Hand   Lehrb.    des    lat.   Stils 
p.   3'^3.      Die    übrigen   Fälle   der   Attraction    und   der   Ver- 
schräiikunp;    der   Sätze     werden    nicht    berührt,     nur   über 
qua  es  prudentia   und   dergl.   findet  sich  §.  483.   eine  Be- 
merkung,     lieber   den    modus   in    Relativsätzen    ist  §.  234. 
Einiges    beigebracht,   .4nderes   hier   und  da  zerstreut,  siehe 
'?•  2"''  (•    S-   ■^''•^  ""• »    "■^^    •"'    einer  Stelle   vereinigt   für 
den  Schüler  leichler  aufzufassen   »v.'ire.       Ob   Constructio- 
nen   wie   amiciis   tiius    seit    quae     nesciam    mit    Recht    den 
iudirerteii    Frags.'llzen    ^.    472'    beigezählt     werden,   mag 
da    sich    bei    liabeo  ,     invenio     und     dergleichen    sowohl 


quid  als  quod  findet,  dahingestellt  bleiben.  Sicher 
aber  ist  ,  dass  quisquis  und  quicuiiqiie  nicht  bei  den 
übrigen  Pronomen,  gondern  bei  dem  Relativ,  zn  behan- 
deln war.  Nicht  zu  billigen  scheint  es,  dass  in  dem 
ersten  Cursus  INichts  über  ilen  Alodus,  IVichts  über  die 
Tempora  sich  findet,  besonders,  da  auch  sonst  über  diese 
Gegenstänile  nur  wenige  Beinerkungen  mitgetlieilt  werden. 
In  der  svnt.  partic.  wird  nur  über  das  praes.  historicum 
und  die  coiijiig.  periphrast  kurz  gesprochen;  über  den 
(iebrauch  des  Perfecta ,  der  doch  gewiss  auch  bei  der 
IJcbertragung  in  das  Französische  -Schwierigkeit  hat;  über 
das  futur.  exact. ;  das  einfache  Futurum,  dessen  Ucbrauch 
für  den  Conjiinctiv  §.  31)9  rem.  als  etwas  im  Französ. 
zu  Betrachtendes  erwähnt  wird,  findet  sich  nirgends  eine 
Belehrung.  Ebenso  werden  keine  allgemeinen  (jesetze  für 
die  Tciiipusfolge  gegeben  ,  sondern  diese  nur  hier  und  da 
beiläufig   erwähnt. 

Die  syntaxe  particiilit^re  soll  nach  §.  1,SS>  le  recucil 
des  observatioiis  et  des  regles  qui  s'aj)pliquent  plus  spe- 
cialenieiit  k  la  langue  latiiie ,  nach  1S5.  23".  le  develop- 
penient  <les  principes  dejA  conniis,  et  les  exceptions  ap- 
parentcs  ou  reelles  dont  ils  sont  susceptibles,  enthalten. 
Die  hier  gegebenen  Regeln  bieten  theils  Nachträge  zu 
anderen  schon  früher  gegebenen  dar,  theils  beziehen  sie 
sich  auf  Giegenstäixle,  die  im  ersten  Theile  nicht  berührt 
sind.  Zuerst  werden  einige  Zusätze  zu  der  Lehre  von 
der  Congruenz  gemacht.  §  2  '7,  wo  von  dem  Prädicat 
bei  Collectiven  die  Rede  ist,  fehlt  eine  Bemerkung  über 
den  Sprachgebrauch  bei  Cicero,  sowie  über  quisque, 
nierque  und  dergl.  Ferner  vermisst  man  Bestimmungen 
über  das  Prädicat  bei  der  Verbindung  von  Gegenständen 
durch  cum,  über  den  Numerus  der  ropnla  und  über 
Genus  und  Numerus  des  Prädicats,  wenn  Subj.  und  Präd. 
Substantiva  sind.  §.  2.3'J.  wird  von  Sätzen  gesprochen 
wie:  Rouianis  cunctti  maria  terraeque  patebant,  und  in 
der  Aiim.  ist  hinzugefügt  :  il  est  iinportant  de  remarquer 
que  ces  adjectifs  ne  sont  pas  attribut.  .S'ils  etaient  attri- 
but,  ou  meine  s'ils  formaient  apposition ,  ils  suivraient 
les  regles  ttablies  1^.  20S ,  III.  Allein  diese  negative 
Besfimmunj  solcher  Verbindungen  kann  nicht  genügen; 
in  Rücksicht  auf  die  Behauptung'  selbst  ist  schon  oben 
gesprochen  worden,  s.  Fuisting  svntax.  conv.  g.  9  ff. 
Manches,  was  sich  auf  genus  und  numerus  bezieht,  wird 
au  anderen  Stellen  erwähnt,  wäre  aber  besser  hier  zu- 
sammengestellt, z.  B.  über  das  genus  des  .Superlativ  bei 
einem  Genitiv  §.  20Ö ,  über  die  llebereinstimmung  von 
hie,  is  etc.  mit  dem  Subst.  g.  282  u.  a.  §.  244.  wird 
zwar  über  die  Substantiva,  die  sich  als  Appns.  an  das 
Prädicat  anschliessen ,  gesprodien,  al)er  nicht  von  den 
Adjectiven  ,  s.  Lübker  grammatische  Studien  1.  Heft 
p.  42  11".  Fuisting  in  den  Verhandlungen  der  zweiten 
Versammlung  deutscher  Philologen  p.  JU3  ff.  Ausführ- 
lich wird  g.  24(i  —  27t.  über  den  Couiparativ  und  Super- 
lativ gehandelt,  wo  auch  vom  Ablativ  bei  dem  Comp,  dio 
Rede  ist,  ehe  die  Bedeutung  dieses  Casus  entwickelt  ist; 
während  non  raagis,  non  minus  übergangen  wird.  Von 
den  Zahlwörtern  wird  nur  miltc  erwähnt  und  die  Stelle 
C.  fllil.  '20,  .';3.  no<h  so  angeführt:  mille  hominuni  vcr- 
sabatur,  obgleich  jetzt  veisaliantur  hergestellt  ist,  s.  C. 
Rcp.   0,  'Jö.     Nep.    14,  8,  3-      Einiges    ist    schon   in  der 


V9 


30 


Fiirmriil<')iro    lioriilirt    »ordon.     \Vritl.'liifi;;iT   und    im  (lan- 
zeii   nullt   uiizHeckniassi'f   ist  ^.  '^7;') — in  {.   <lor  Geliraiicli 
der   Pr<Miuiniii,')    <largpj(cllt.       Nur    findcii    die  .s<'li<iii   oben 
bemerkten    Aiisla<i.suii{;en    siait,    nnd    an   manrlien   Stellen 
wird     iienijfer     iler    lat.    Ausdriuk    erl/iiilert  ,    als    ein    ent- 
sijreclieiider    fiir    einen    {fejjebenen     franzüsisrlien    gesnilit , 
»•    ^.    '-'Sl.    28(i.    -'SU.    yi'5.      In   der    Lelire    lom    Heflexn- 
pronomcn    wird    das   Substantiv-    nnd    Ailjritiviironomrn    {je- 
trennt    behandelt,   ob(;leicli    sich    bei    simis>   alle    die  Regeln 
wiederholen    müssen  ,    ilie    liUcr   sui    ge;;el)en   sind.       IJeber 
sui   sibi    etc.    Iieisst    es    i^.    29(1  ,     es    stehe     für    das    franz. 
il,   eil«   etr.  ,   ausser    no   dieses   sich   auf    ilas   Snbjert   des- 
selben   Satzes    beziehe:     lorsque,     dans     une    proposition 
.suburdonncc    coinpletive,    ils    repr('seiitent    le    siijet    de   la 
propnsition    prinripale.        Dieselbe     Regel     wiederholt    sich 
§.   2i•^i.   i'iber  stius.    Aber   es   «ird    weder   hier,   noch  sonst 
wo    gezeigt,    was    eine   propos.    complotive   sei,    und    in    der 
Anin.    wird   sogleich   hinzugefügt:   le   prononi   sui,   siöi,   se, 
peut   encoro   s'emplover    dans   eertaincs    propositions    siibor- 
donnecS    ijui    ne   sont  pas   comph'-tives ,    pourvu    ([ii"!!   y   re- 
presente   sans   eijuiioqnc    le    sujet   de    la   proposition    prinri- 
pale  s.    Jj.    300.;     wodurch     ein    weit    grosserer     Kreis    für 
das   Pron.   erülinet   w  ird ,    als    sich    nach    jener   Regel    er- 
warten   liess.       Und    allerilings    niusg     wohl    ein    höheres 
Priiirip   für   die    verschiedenen  F.'ille    gesucht  werden.     Das 
])ron.    reflexiv,    kann    aber    dann    immer    eintreten  ,     wenn 
die    Person    oder    personificirte    Saclie,    sie     niag    gramma- 
tisch   Snbjcct   oder  Objcct   sein,    dargestellt    wird    als  selbst 
etwas    auf  sich    beziehend  dorch    eine    ,'iussere    oder    innere 
Tlt^atigkeit   des    Fienkens,    W'ollens   oder  Wünschens.     Dass 
.sich    siins     auch    auf    c.iss.    obliijui    beziehen     könne,     wird 
;>5.    2  19.   bemerkt,    nicht  aber,    dass    dieses   auch   bei   sui, 
sibi,    se    statüinden    könne,    s.   C.   Farn.    10,    3-     Furiuin 
per  so   vidi   libenter.    Fin.   ,'),    lli.   u.   a.      Die  Falle,    wo  is 
stellt,   wahrend   sui   erwartet   wird,   welche   bei   Cäsar   und 
Cornel   besonders  oft  sich   finden  ,    werden    nicht    berührt. 
Nach   §.  ,.".)7.   und    jO','.   soll    ipse   nur   dazu   dienen,   Zwei- 
deutigkeit   zu  vermeiden;    aber  ilass  es  besonders  in  Gegen- 
sätzen   gebraucht   wird,    ist  nicht  bemerkt ;   obgleich  gerade 
in     dem    augeführten    Beispiele    Sali.   Jug.    46-     ffui    ipsi    li- 
berisijue   vitam   peterent,    ipse    diese   Bedeutung  hat,    und 
eine   Zweideutigkeit   nicht   slattlindet. 

In  dem  folgenden  Abschnitte  handelt  der  Verf.  von 
dem  objeetiven  Satzverhaltnisse,  und  zwar  zunächst  ^.  305 
—  3(i4.  über  die  cass.  olill.  in  ihrer  nicht  auf  Zeit  und 
Raum  sich  beziehenden  Bedeutung;  §.  36.'> — 377.  über 
die  Bezeiclinnng  von  Raum  und  Zeit;  ^.377 — 389.  von 
einigen  in  der  Construction  abweichenden  Verben  ;  dann 
bis  §.  424.  über  das  Verbuni ,  besonders  über  einige 
Tempora,  das  Gernnd.,  Snpinum,  Particip. ;  §.  425  — 4.')2- 
von  den  Präpositionen.  Es  möchte  sich  wohl  bezweifeln 
lassen,  ob  diese  Anordnung,  da  sie  das  Zusanimenge- 
gehöronde,  besonders  die  Präposs.  von  den  cass.  obll. 
trennt,  zweckmassig  genannt  werden  könne.  Wenn  Hr.  B. 
an  die  Folge  iler  Redrtheile  :  Substantirum ,  Verbuni, 
Präpos.,  Conjuncliou  gedacht  hat,  so  kann  diese  weniger 
noch  in  der  Syntax,  als  in  der  Etymologie  auf  die  An- 
ordnung (leg  Stoffes  Einfluss  haben.  Dass  in  der  Lehre 
von  den  cass.  obll.  die  localen  und  teinporellen  Vorhalt- 
nisse von  den  übrigen  Bedeutungen  der  Casus  geschieden 


sind  ,   mag  allerdings    ^lanches   für  sich    haben  ,    bexcioders 
wenn    den    Casus    nur    causale   Bedeutung    gegeben     wird: 
allein    dieses    thut    Hr.   B.    wenigstens    in     Rücksicht    auf 
A\>\.   nnd    Arcus,    s.   §.   323.   und   353.    mit    Recht    nicht, 
gibt  aber   dadurch,   dass   er    die    als   ursprünglich    erkannte 
Bedeutung    dii'ser   Casus     erst   später    behandelt,    auf,   aus 
dieser    die    übrigen    naturgema-s   abzuleiten,    und    sieht  sich 
ausserdem   genötliigt,    der    Lehre    von    den    Praposs.    vorzu- 
greifen,    und     doch    manches    Verhaltniss,     welches    in    die 
Lehre    von    iler    localen    Bedeutung    gehörte,    früher    zu    er- 
wähnen,  s.    lij.    323-       Die     Darstellung    des    Einzelnen     ist 
im    (lanzen     einfach     und     zweckmässig,    nur     ist   zuweilen 
woniger  auf  den   Begriff  der   regierenden   Worte,    als    auf 
ihre   Form,    ob    sie    verba  transitiva   oder    iiitransitita   etc. 
bind,    Rücksicht   genommen,   da   doch    jener   allein    die  An- 
wendung  des   einen   oder   anderen    Casus    herbeiführt  ;    und 
in   der    Lehre    vom    (lenitiv    und    zum    Tlieil    auch    vom    Vc- 
cusativ    hat    die    Ansicht    von     iler   (irnndbedentung   dieser 
Formen     manche    künstliche     Erklärung    iiötbig     gemacht. 
Jenem     nämlich     gibt    Hr.    B.   durchaus     attributive    ße<leu- 
tung,     er   sagt   Jj.    .JOj.    le     genitif    sert   ä   determiner    et   ;'i 
rompli'-tcr   le   sens   du    iioni    substanlif  anqiiel  il  se  rapporte, 
und    die    meisten   der   folgenden    Regeln    haben    keinen    an- 
deren   Zweck,     als    nach'.uweisen ,    dass   der   Genit. ,    auch 
wenn    er    von    einem  Verbum    oder  Adjertivum  regiert  wird, 
doch    immer    zu    einem  Substantivum    gehöre.     Obwohl  sich 
nun    nicht    läiignen    lasst,    ilass    im    Lateinischen    der  (leni- 
tiv    vorzüglich   attributiv    ist,   so    zeigt  doch  das  Griechische 
uiiil    Deutsche,    dass    dieses    nicht    die    ein/.ige,     vielleicht 
niciit    einmal    ilie    iirspri'ingliche   Bedeutung    ist;    ilass    sie 
auch    im    Lat.    nicht   die    einzige   sei,     beweisen    die    vielen 
Verba    und    Adjectiva,    mit  denen    er    verbunden    wird,     die 
Künstlichkeit    des    Verfahrens,     durch     welches    auch     io 
diesen    Fallen     eine    attributive    Bestimmung     im     Genitiv 
nachgewiesen   werden   soll,   endlich   dass,   wenn   auch   die- 
ses  gelingen   sollte,   doch   dadurch   nur   der   Gebrauch    und 
ein  äusseres  Verhaltniss,  nicht  die  ursprüngliche  Aiischnuung 
und    die     Grundbedeutung     des     Casus     entwickelt     würde. 
Dieses     wird     auch    durch     das    Verfahren    des    l'erfassers 
bestätigt.       Anfangs    schwankt    er    noch  ,    ob    der    Genitiv 
die    Ergänzung   eines   Siib.st.    sei;    es    heisst   §.   3''6:     l'idee 
de    possession,    de    piopriete,    d'appartenance     est    souveni 
exprimee   en   latin    par    le    verbe    esse  avec   un   genitif  qni 
sert   d'atfribut   a    la    proposition.     Ce   ras   est  regi  par  l'idi^e 
eile -meine    d'appartenai'.ce ,     ou   par    le   mot  res  sous-en- 
tendu.      Ist   hier  das   Erste   möglich,     und    man   sieht    kei- 
nen   Grund,    warum    diese  Erklärung    unpassend  sein  sollte, 
so    ist  die   Ergänzung   von   res  ,    welches    überdiess    Nichts 
dazu    beitragt,    das    Wesen    des    Genitivs    zu    erläutern,    un- 
iiöthig.      Betrachtet    man    ferner   den    (ienitiv     mit    Hrn.    B. 
als    Theil    des    Prädicats,    so     ersiheint    auch    so    eine    Er- 
gänzung   nicht    gefordert    zu    werden.       Denn    der    Genitiv 
steht  dann   auf  gleicher   Stufe   mit  dem   Adjcctiv,   dem   er 
ja   ohnehin  so   nahe   verwandt   ist,    nnd    so    wenig    man   in 
donius   est  alta    eine  Ergänzung   von   res  notliwendig  findet, 
so   wenig  scheint  sie  der  Genitiv  zu  fordern.   Nach  §.  307. 
soll   cuiusvis  hominis  est  errare  supplirt  werden:  proprium, 
wodurch   der  Forderung   ein  Substantiv    zu  erganzen,    nicht 
Genüge   geleistet   und   durch   proprium   eigentlich    nur   das 
im    Genit.    liegende    ^'erhältniss    wiederholt    wird;    auch 


31 


3? 


zpigt  ila(  rprglirlionn:  il  est  de,  Anas  ilipsca  niihf  iiJkth!^ 
iüt.  üei  esse,  utiire,  conslare  u.  s.  »v.  soll  gleirhfall« 
immer  res  ocIit  lioiii«  gptlaclit  werden  ,  «as  schon  lici 
»iare  x.  15.  imlla  jirsfls  liiiniaiMi  f;cneri  {resf  re?)  pliiris 
stei\t  sclnviorii;,  lu'i  eniere,  vendero  etc.  kaum  nioglicli 
ist.  AiuitTÄ  miiss  Hr.  li.  Ix-i  iler  Consiriicfioii  iler  Ad- 
jecdta  »i'rlalireii.  Hier  «ird  jedes  Adj.  in  ein  Snlist. 
mit  habend  aiifiielösl,  und  lon  jenem  der  CJenitii  aliliän- 
gijT  jcmarlit.  Allein,  um  von  der  >oii  dem  cinlatlien 
Adj.  viTsdiiedenen  Ansehanmijfsneise  zn  seliweiffen,  cnf- 
strht  so  dio  Frage,  narnm  von  der  grossen  Menfo  der 
Adjerlire,  die  naeli  dieser  Aiid'assung  alle  den  Genitiv 
Laben  könnten  ,  so  «enige  mit  deniscll)en  eo\istrnirt  wer- 
den; nnr  <lic  Mach»  eisiing  <les  lirsondcren  Cirniicles,  der 
bei  diesen  diMi  tienitiv  lierhcifülirt,  kann  liier  geniigen. 
In  gleicher  Weise  werden  mcmini  etc.  aufgelöst  in:  me- 
ninriani  haben,  woilnrcli  wiederum  nicht  die  Tlifiligkeit 
selbst  angezeigt,  und  die  Frage  entstehen  würde,  warniii 
so  viele  andere  \'erba,  dio  eine  gleiche  Zerlegung  zu- 
lassen (utor,  frnur  cfc.)  nicht  mit  dem  (j'enitiv  verbnndeu 
wcrilen.  Poenitei  etc.  werden  schon  §.  SO.  aufgelöst  in 
le  regret  ni'alllige,  la  honte  me  ioiiche  n.  s.  w.  Die 
gerichtlichen  ^  erba  sollen  wie  reuni  facere  consfruirt 
«ein:  damiiare  und  absolvere  declarer  coupahle,  innocent 
bedeuten.  Nur  in  einem  Falle  ist  sich  Ilr.  B.  nicht  treu 
geblieiien.  Zuletzt  spricht  er  nämlich  vom  genitif  avec 
les  iiiots  partitifs  und  liier  lirisst  es  §.  310:  c'est  encore 
par  cette  raison  que  le  genitif  se  Joint  ä  tous  les  mots 
qni  cxpriment  unc  ijuantite,  que  ce  soient  des  adterbes 
coninie  satis  etc.  niid  er  findet  die  Zuri'ickführung  auf 
ein  Subst.  nicht  nüthig;  ebenso  wenig  g.  320-  bei  den 
Orts-   und   Zeitadverbien. 

Sowie  der  Genitiv  von  einem  Subst.,  so  mnss  jeder 
Accnsaliv  von  einem  Verbnm  abhängen.  Nachdem  daher 
dieser  Casus  nach  Transitiven,  Intransitiven  und  Passiren 
erläutert  ist,  heisst  es  ^.  3'Vj?.  über  os  nnmerosque  deo 
similis  {■zz  siniilia  habcns),  l'arcusatif  est  r6gi  par  l'idee 
»le  possessio«  coniprise  dans  tnut  adiectif,  et  reprcseiite 
par  la  desinence.  Ebenso  wiril  §.  371.  der  acc.  bei  altus, 
loiigus  erklärt.  So  wenig  nun  jedes  Adjectiv  einen  Be- 
sitz bezeichnet,  man  denke  an  aureus,  lignens  etc.,  und 
diese  Beziehung  gerade  in  der  Kndung  liegen  kann;  so 
wenig  scheint  bei  ilcr  Erklärung  von  altus  durch  ayant 
en  hautcur  und  dergl.  die  wahre  Bedeutung  des  Adjcctivs 
festgehalten  oder  die  des  Acrnsativs  genug  entwickelt. 
Den  doppelten  Accus,  bei  doceo  u.  a.  erklärt  der  ^'erf. 
8.  35Ö-  dadurch,  da<s  er  z.  B.  grammaticam  -  doceo  als 
einen  Begriff  darstellt,  von  dem  nun  pueros  abhänge;  da 
dieses  aber  bei  jedem  transitiven  Verbnm  stattfinden  kann, 
ohne  dass  ein  zweiler  Accus,  folgt,  so  möchte  doceo 
mehr  als  Factitivum  der  in  di-sco  liegenden  Wurzel  und 
daraus  die  zwei  Accus,  zu  erklären  sein:  einen  lernen 
lassen  etwas;  anininm  advertere  aliqnid  lässt  sich  kaum 
damit  vergleichen,  da  hier  der  zweite  Accus,  eine  andere 
Bedeutung  und  Ursache  hat.  g.  358.  fheilt  Hr.  ß.  die 
Verba  ein  in  solche^  die  eine  Ergänzung  oder  eine  blosse 
Bestimmung  bedürfen,  eine  Eintheilung,  die  billig  am 
Anfang  der  Rectionsli-hre  hätte  stehen  sollen,  da  sie  das 
Priiicip  derselben  enthält.  Die  zweite  Classe  erklärt  Hr. 
B.  als  ccux  qui  reiiferment  en  eax-memes    leur  cuuiple- 


inent  direet,  um  daraus  Cnnstnictinneii  zu  erklären,  wie 
niiruin  somniavi  somninm.  Le  coinplement  diroc.t,  sagt 
er,  cnmpris  daus  ces  verbes  peut  etre  exprinie  separe- 
nient,  lorsqu'on  veut  le  qualilier  ou  le  dutcrminer  d'une 
niaiiiere  qiielcoiiqiie.  Aber  wenn  die  absoluten  Intransi- 
tiva,  die  an  sich  eine  nicht  na<li  aussen  gerichtete  Thä- 
tigkeit  bezeichnen,  so  erklärt  werden,  dass  currere  be- 
ileiite  faire  uno  course;  somniare  faire  un  songe  etc.;  so 
sieht  man  nicht  ein,  wie  nun  noch  einmal  cursum,  soin- 
niuni  könne  hinzugefügt  werden.  Es  war  vielmehr  dar- 
auf hinzuweisen,  wie  eine  ursprünglich  im  Subject  be- 
schränkte Tliätigkeit  sich  nach  aussen  richten,  nament- 
lich neben  derselben  die  Wirkung,  die  sie  hervorbringt, 
denn  so  möchten  die  erwähnten  Fälle  zu  fassen  sein, 
genannt  werden  könne.  Uebrigens  war  zu  erwähnen,  in 
welchen  Fällen  auch  das  blosse  Subst.  neben  dem  Ver- 
bnm gebraucht  werden,  wie  Servituten!  serviro,  nuxam 
iioccre  Liv.  I),  !(),  facere  faciiins  Catiill.  110,4;  statt  des 
Adj.  auch  ein  Genitiv  eintreten  könne  ,  wie  ire  iter  uiiius 
diei  Liv.  21,  27.  '-'.  u,  a.  Wenn  es  §.  359.  heisst:  de 
meine  qu'on  peut  dire  dolere  acrem  dolorem,  on  dit  aussi 
par  analogie,  casum,  sortem ,  vicein  alicuius  dolere,  so 
scheinen  verschiedene  Dinge  vermischt  zu  werden,  da  im 
ersten  Falle  das,  worin  das  dolere  bestellt,  in  diesem 
das,  worauf  es  gerichtet  ist,  angegeben  ist.  Auch  Sta- 
dium currere  u.  a.  schtinen  mit  Unrecht  hierher  gezogen 
zu  sein. 

Dass  die  Bemerknngen  über  das  Verbnm  etwas  frag- 
mentarisch sind,  wurde  schon  oben  bemerkt.  In  den 
Fällen,  wo  im  Latein,  der  Indicaliv  steht,  während  das 
Französ.  einen  anderen  Modus  hat,  wird  nicht  auf  den 
Unterschied  von  possnm  und  poteram  und  den  Grund  die- 
ses Gebrauchs  aufmerksam  gemacht.  Auch  konnte  quis- 
quis  und  quicuiiquo  erwähnt  werden.  §.  399.  handelt 
vom  Conjuuctiv  in  unabhängigen  Sätzen,  und  Hr.  B.  er- 
kennt diesen  mit  Recht  an,  ohne  Ellipsen  zu  statuiren  ; 
dass  er  aber  in  allen  diesen  Fällen  einen  Zweifel  ent- 
halte, lässt  sich  wohl  ebenso  wenig  behaupten,  als  es  zu 
billigen  ist,  dass  der  Conj.  wie  in  der  franz.  Grammatik 
mit  dem  Imperativ  vermischt  wird.  Für  die  natürliche 
Stelle  des  Conj.  erklärt  Hr.  B.  den  Nebensatz,  aber  g.  43, 
wo  dieses  aufgestellt  wird,  ist  nur  von  einem  geringen 
Theil  der  Nebensätze,  denen  nämlich,  die  von  Willens- 
thätigkeiten  abhängen,  die  Rede,  die  übrigen  Fälle  wer- 
den nicht  berücksichtigt.  Eben  so  erkennt  der  Verf.  oft 
den  Grund  des  Conjunctivs  darin,  dass  er  von  einem  Ne- 
bensatze abhänge,  in  dem  schon  der  Conjunctiv  statthabe, 
s.  g.  484.  487,  3.  491.  493.  4')ß.  u.  s.  w.,  ohne  sich 
bestimmter  über  dieses  Verhältniss  zn  erklären.  Ucber- 
haupt  hat  Ilr.  B.  g.  399-  nur  den  ersten  Theil  der  g.  43« 
gegebenen  Regel:  Tindicatif  est  donc  le  mode  des  faits 
reels  ou  snpposcs  tels ,  et  des  propositions  priucipales.  Le 
subjonctif  est  le  modo  des  faits  incertains  et  des  propo- 
sitions subordonnees  beschränkt  und  erläutert;  eine  ge- 
nauere Begränznng  des  zweiten  vermisst  man,  wie  die 
Angabe,  wie  zwei  verschiedene  Principe,  das  der  Rea- 
lität und  Ungewissheit  (dio  beide  näher  zu  bestimmen 
waren,  um  das  Wesen  des  Modus  zu  erläutern)  und  das 
der  Abhängigkeit  und  Unabhängigkeit  der  Sätze  bei  dem 
Gebrauch  des  Indicatir    und    Conjunctiv  zusammenwirken 


33 


34 


«.finoen.  —  Der  Infinii.  historicus,  dessen  Gebiet  durch 
die  Worte  §.  40'2.  souvent,  dans  iiiie  narralion  vive  et 
rapide  ,  oii  empluie  le  prcseiit  de  i'iniinitif  etc.  nicht  ge- 
nug bestimmt  wird,  soll  durch  ein  zu  sopplirendrs  Ver- 
buDi  regiert  werden.  —  Nicht  genau  ist,  was  §.  407« 
über  mcmini  gesagt  ist:  niais  s'il  est  question  d'un  fait, 
que  n'ait  pu  roir  relui,  qui  s'eu  souvient  —  le  parfait 
de  l'infinitif  est  necessaire,  da  zuweilen  auch  das,  was 
der  Redende  selbst  gcthan  hat,  im  Prät.  des  Inf.  steht, 
8.  C.  S.  Ros.  42,  1J2.  cf.  p.  Doj.  M,  38-  Att.  Iti,  (i,  4. 
in  Pis.  36)  87.  u.  a.  Ebenso  ist  es  nicht  genau,  wenn 
§.  408,  nachdem  Beispiele  des  Particips  nach  ridere, 
audire  angegeben  sind,  hinzugefügt  wird:  mais  si  voir 
ne  signifie  pas  autre  chose  que  »avoir  —  on  se  servira 
de  l'infinitif,  als  ob  nicht  oft  genug  auch  bei  der  sinn- 
lichen Bedeutung  von  ridere  dieser  «tatthabe,  s.  Ter.  Ad. 
3t  3,  7.  Syrum  video  iro  cf.  Hec.  'i,  2,  17.  4,  3,  16. 
Bentl.  ad  Andr.  2,  2,  31.  Lucr.  1,  703.  3,  52 j.  llor. 
Sat.  1,  8,  35.  C.  Vcrr.  4,  8,  18-  u.  a.  w.  Im  Folgen- 
den ist  mit  Unrecht  das  Supinuni  «lurch  das  Participium 
vom  Gerundium  getrennt.  Die  Behandlung  des  Partirips 
ist  besonders  darauf  gerichtet,  anzugeben,  wie  das  lia- 
teinisrhe  im  Französischen,  und  das  Frau2üsiscbo  im  La- 
teinischen   wieder   zu   geben    ist. 

In  der  Lehre  von  den  Präpositionen  ist  mit  Auswahl 
das  Nothwendige  zusammengestellt;  dagegen  ist  es  wohl 
kaum  zu  billigen,  dass  in  der  ßebandlung  der  Negatio- 
nen, die,  welche  bloss  «las  Prädicat  oder  einen  anderen 
Satztheil  berühren ,  mit  denen,  »eiche  zugleich  die  Func- 
tion von  Conjunctioiien  übernommen  haben,  verbunden 
werden,  da  diese  erst  in  der  Lehre  von  dem  untergeord- 
neten Satze  vcrstfindlich  werden  künuen ,  und,  wie  schon 
bemerkt  wurde,  die  Trennung  <lciselben  von  ut  die  Ueber- 
sichtlicbkeit  erschwert.  Die  Behandlung  von  quin  I.'lsst 
Einiges  zu  wünschen  übrig,  da  weder  angegeben  ist,  wo 
auch  der  Infinitiv  stehen  kann,  noch  non  quin  crwäbnt, 
noch  die  verschiedenen  Bedeutungen  von  non  ilubitare 
geschieden  sind.  Es  folgt  die  Lehre  von  den  FragsStzen, 
in  welchen  die  directen  und  inilirccten  verbunden  wer- 
den. Ob  7ium  statt  utrutn  in  den  letzteren  bei  folgendem 
an  sich  finde,  ist  wenigstens  zweifelhaft,  s.  Madvigii  de 
loris  quibnsdam  gram.  lat.  admonitioues  et  obserratiunes 
p.   18. 

Obgleich  Hr.  B.  die  Sjlfze  in  coordinirte  und  subor- 
dinirto  tlieilt,  so  liat  doch  dieses  auf  die  Darafellung  des 
zusaniniengesefzten  Satzes  keinen  Einfluss,  da  hier  nur 
die  Conjuiictioneu  behaudvlt  vi  erden.  L'iiter  den  coordi- 
nirenden  u  erden  noch  non  soluin  —  sed  eliaui  nachge- 
tragen; non  modo  — seil  ist  übergangen.  Nicht  mit  Recht 
scheint  cum -tum,  tain-quani,  ut-ita  hierlier  gezogen, 
die  schon  ilnrch  iliro  Form  sich  als  siiliordinireiide  ilar- 
stelleu.  Lnter  den  unterordnenden  int  von  quasi,  perinde 
ac  si  ,  etianisi  ,  ctsi;  qiianivi»  ,  licet,  quainquani;  cum,  ut 
(obgleiclij  ;  dum,  duinmodo  ,  modo  ;  qiiod  ,  quia  ,  quuniam  ; 
dum,  donec,  <juoad;  anlequam,  priusqiiam;  pnstquam ; 
cum,  ut  die  Heile.  Kiiieii  ürniid  dieser  Anordnung  zu 
entdecken,  möchte  srliwer  sein.  Die  Heliandlung  im 
Kinzelnen  ist  z»  eckniSssi^  uriil  einfach.  Bisweilen  könnte 
eine  Bestimmung  scJiärfer  oiler  eine  Eigenthümliclikcit 
noch   bemerkt  sein.      So     'rpriiigt    nicht,      wenn    der    Verf. 


g.  486.  Rem.  sagt:  etianisi  est  plus  sourent  constroii 
avec  le  subjonctif  qu'avec  l'indicatif.  La  raisou  en  est, 
qu'il  marquo  le  doute  et  la  supposition  avec  plus  de  force 
qu'etsi  et  tametsi ,  da  leicht  der  in  efiam  liegende  Grund 
angedeutet  werden  konnte.  Ferner  §.  487.  Rem.  I. 
quamquam  n'est  souvcnt  qu'une  simple  trausition  que  Ton 
traduit  par  tontefois ,  mais,  du  reste,  wo  gleichfalls  die 
Erklärung  fehlt.  Wenn  cum  und  ut  in  der  Bedeutung 
obgleich  so  aus  dem  übrigen  Gebrauch  dieser  Conjunc- 
tionen  herausgerissen  wird  ,  wie  es  §.  4S<?.  geschieht, 
kann  der  Schüler  niclit  einsehen,  wie  sie  zu  dieser  Be- 
deutung gekommen  sind.  Dasselbe  gilt  von  dum  in  dem 
Sinne  von  pourvu  que-  In  Rücksicht  auf  das  temporale 
dum  ist  die  häufige  ^'^erbindung  mit  dem  Präsens  nicht 
berührt.  Bei  donec  in  der  Bedeutung  so  lange  6ii  wird 
§.  4y4.  rem.  1.  bemerkt,  dass  auch  das  Perf.  ind.  sich 
finde;  als  ob  dieses  nicht  auch  bei  dum  statthatte;  und 
mit  beiden  auch  das  Praes.  ind.  verbunden  würde,  s. 
Hand  Tursell.  II,  p.  29().  320  ff.  §.  495.  ist  nicht  ge- 
nug bestimmt,  welche  tempora  und  modi  nach  anlequam 
und  priusquam  eintreten,  und  mit  Unrecht  behauptet, 
dass  das  luiperf.  indic.  nie  sich  bei  denselben  finde, 
g.  Fabri  zu  Liv.  24,  30,  1.  4.  ib.  48,  1.  Ueber  post- 
quam  lieisst  es:  les  conjoncfions  postquam  ubi,  ut  — 
prennent  Tindicatif,  et  se  joignent  surtout  aux  temps  de 
l'action  accomplie;  doch  wird  das  Imperf.  eingeräumt; 
aber  das  Präsens  übergangen,  so  wie,  dass  auch  ausser 
der  orat.  obl.  der  Conjunctiv  eintreten  könne,  s.  C.  Man.  4. 
Cluenf.  64.  V'err.  4,  66,  14!)  (Klotz).  In  Rücksicht  auf 
cum,  wo  das  Causale  dem  Temporalen  vorangestellt  ist, 
sind  <lie  verschiedenen  Bedeutungen  nicht  genug  geson- 
dert, namentlich  cum  mit  dem  Indicat.  in  Sätzen  wie 
gratnlor  tibi,  cum  voles  übergangen,  g.  Stürenburg  zu 
Cic.  p.  Arrh.  p.  9;l.  Äladvig  C.  de  Fin.  p.  25.  716-  Her- 
zog zu  Sali.  Jug.  102,  5.  §.  508.  wird  von  der  oratio 
obliqua  gehandelt;  die  Ilaupfregel :  dans  le  style  indirect 
le  vcrbe,  qui  exprime  ce  qu'un  autre  a  dit,  se  met  ä 
l'infinitif  avec  l'accns. ;  et  tous  les  verbes  subordonnes  ä 
celui  •  \k  ee  mettent  au  subjonctif  ist  nicht  passend  aus- 
gedrückt, da  ja  der  Redende  auch  die  untergeordneten 
Satze  spricht;  und  die  Hauptsätze,  die  einen  AVillen  aus- 
drücken, gleiclifalls  im  Cunjnncliv  stehen.  S.  340 — 346 
wird  eine  bedeutende  Zahl  von  Gnllicisuien  angeführt  und 
gelehrt,    wie   sie   im    Latein,    zu    übersetzen   sintl. 

Noch  glaubt  Ref.  zwei  Dinge  erwähnen  zu  müssen, 
die  dem  praktischen  Zwecke  des  Werks  niclit  angemessen 
zu  sein  scheinen.  1)  Hat  Hr.  B.  nur  wenige  Beispiele 
zu  den  einzelnen  Regeln  hinzugefügt  und  überdiess  diese 
alle  übersetzt.  Dadurch  wird  dem  Schüler  die  Gelegen- 
heit entzogen,  die  Anwendung  der  Regel  unter  verschie- 
denen Verhältnissen  kennen  zu  lernen,  und  sie  sich  fester 
einzuprägen,  und  die  beigegebene  Uebersetzung  wird  eher 
dazu  dienen,  ilie  Aufmerksamkeit  zu  schȊcheii,  als  sie 
rege  zu  halten.  2)  Hat  der  \'eif.  zuweilen  nur  einen 
kleinen  Theil  der  Wörter  aufgezählt,  auf  die  sich  eine 
Regel  bezieht,  s.  §.  241.  327.  33S.  u.  a.  ,  so  dass  der 
S<-hüler  über  die  nicht  erwähnten  in  Ungewissheit  bleibt, 
und   leicht  in   Irrthümer  gerathen  kann. 

Eisenach.  '^.    Weiisenborn' 


t'iiiiruistalzet'uiii 


:\o  36 

3)  Prolic    einer    nriicn    l.'i'li(>rsc(ziiiig    des  Horaz    nclist  gnsdiä    dort    eine    VVoliiiiiiij;    !(''£'''"'•'»    ''"'''  ''"i   ja   ""s   et 

einer   lii<);;raiiliisilieii    -Skizze    des    üiditeis,    loii   /.  aHera    libcrali(a(e   lornplefaii».      üocli  statt  nutzlosen  Grii- 

S.  Stradlmann,    Curedor  der   Schule.      Flensburg  ^'Y'^''   na.I.juKeho«,    hatte   man   besser   gelhan ,    genauer 


183U. 


nf  die    Art    nnil    Weise    zu    »i  htcii  ,     nie   der    Dichter   sei- 
nes   Sabinerlandjfutes    ({edenkt.      Geivohnlirli ,    und  so  anrit 


Diese  Sehrift,  h  eiche  zn<jleicli  Eiulanungsselirift  der  }lr.  Str.,  stellt  man  die  -Sache  so  dar,  als  habe  Iloraz 
Flcn-Ipurf^er  (»drlirtensclinle  ist,  enih.'llt  1)  eine  Leber-  abtvechsclnd  auf  diesem  (inte  oder  in  Tibur,  auch  in 
«ctzuiij;  des  zweiten  IJuclies  iler  llorakischen  üdon .  von  I'r/inrste  und  Tarent  pelebt,  als  «;ireu  diess  die  reizend- 
«ehlier  lief,  mit  Zuversicht  behau|)teii  zu  können  glaubt,  sten  Puncte  seines  schünen  A'aterlandes  fiir  ilin  gewesen, 
dieselbe  .si-i  nicht  bloss  treu,  sondern  strebe  auch  mit  Allerdings  seilt  er  einmal  (C  3,  4,  21  —  4.)  die  genann- 
Glück  darnach,  die  Pllichten,  «elclio  der  Uebersetzcr  ten  Orte  zusammen:  ,,Vester  in  arduos  Toller  Sabiiins, 
gesen  ilie  Hlutlersjirai  he  hat,  zu  erfüllen  und  ernrangele  seil  mihi  frigiduui  Praeneste  seu  Tibur  supinuni  seu  liqui- 
keinesweges  der  Innigkeit  und  des  poetischen  Schwunges.  dae  placuere  Baiae."  Aber  abgesehen  daKiii ,  dass  auch 
Ob  die  poetische  Biccnz  ,  weh  he  Hr.  Str.  in  dem  Vor-  hier  Sabinum  kein  so  lobendes  Prädicat  als  Praeneste 
»orte  zu  vcrtheiilig»n  sucht,  nach  welcher  er  z.  B.  An-  und  Gaiae,  selbst  nicht  wie  Tibur,  erhalt,  so  stellt  au 
tium  u.  a.    z»i'is>lbig  gebraucht,   allgemeinen  Beifall  haben       allen  übrigen  Orten,    wo  dasselbp  erwähnt  wird,   der  Dich- 

«erde,  l.'l>st  Bit.  dahingestellt ;  ihm  gefallt  auili  im  Deut-  ter  es  mehr  als  einen  Gegenstand  kleinen  aber  reellen 
«rhen  ein  Lilje  für  Lilie  nicht.  Ausserdem  gibt  Hr.  Str.  Ertrages,  denn  naturschöiiheitlichen  («enusses  dar.  Also 
V)    eine    biographische   Skizze    des   Dichters   auf  24  Seiten.       C.   3,    I,   47:    „cur   valle  perniutem   Sabinil   divitias   ope- 

Selien   wir    mit    Vergnügen    in    Hrn.    Str.    einen    denkenden  ?osioies^''    und   au  allen  anderen  Stellen   nennt  er  es   tenuis, 

und  gewanilten  IJebersetzer ,  so  linden  wir  ihn  hier  als  parms  ,  pauper,  rontemptus,  pauciis.  Diess  sind  die  ste- 
cinen  grün<llich  strebenden,  bescheidenen  Gelehrten.    Doch       heiideu   epilheta.      IMan   sieht,    er   betrachtete   dasselbe   als 

wissenschaftlichen   Werth   künne.i    wir   dieser  Skizze   nicht  Mittel   zu     leben    und     so     konnte   es   auch    leicht   der    Fall 

zngestebeii:     es    ist   kein   dunkler    Puiirt,     der    erleuchtet,  sein,     dass   er   einen     Theil    des    Ertrages    zu    Beschallung 

keine     Frage,     die    erledigt    w.'lre.       Drei    Dinge   sind    es,  einer  Wohnung   in   Tibur   verwandte.      Diess   scheint   er    in 

auf  deren     Bihandlung    von    seiner    Seite     Hr.    Str.   selbst,  spätem   Jahren   gethan   zu    haben;   denn  Tibur    wird  ansser 

doch    mit   iler   grcissten    Bescheidenheit,     W^erth    zu    legen  C    1,7,    10.    2,    6,   .').    nur   in    dem   4.    B.   der   Carm.    und 

scheint:    die  Erklärung  iler  bekannten  Stelle  Epp.  2,  2,  51.  den    Briefen   als   Wohnort   eruälint ,    in  jenen   Stellen,    die 

niiil    znei    Excurse :     Das    Landhaus    des    Horaz     und    die  früher   geschrieben   sinil  ,     als    Wohnort    gewünscht.       Als 

Quelle  liandusia.      In  Erklärung   der   ersten  Stelle   gelangt  Horaz   die    ti.  Satirc  des  2-  B.   schrieb,    hatte   er  so    wenig 

Hr.    Str.    zu    demselben     Besultate    als   Kirchner,     was    tr  als   bei  Publira' on    der   ersten  Odenbücher   eine  Wohnung 

selbst    bemerkt.       Dass    ilieselbe    die    einzig    richtige    sei,  in    Tibur,    mit   einem    Worte,    er  halte   sie  7lichl   vor 'TM. 

unterliegt  keinem   Zweifel,     und    wir    können     uns     daher  Denn    Wieland's   iMeinung,   dass   zu   dem  Sabinergiite    eine 

begni'igen,     noch   anf    Franke   Fasti    Horat.   S.    17   ff.    hin-  kleine  ftJeierei   bei  Tibur   gehört  habe,    oder  Zumpt's  üm- 

zuw eisen,     welcher    der    Ivirchnerschen    Erklärung    noch  kehriing,     dass   zu    Tibur    das   eigentliche    Herrenhaus   ge- 

ein     neues     nicht     unn  esentliches    3Ionient     durch     nähere  wesen    sei,     fällt    durch    die    obige    Bemerkung    schon   zu 

Heranziehung  der  v.  '2{\  IX.  erzählten  Geschichte   von   einem  nichte,     indem    Iloraz    in   diesem    Falle    ge^iiss   Tiburs   als 

Soldaten    lies  Lucnllus   hinzufügt.      Was   i]as  Landlirius  des  eines   Geschenkes    von   fllaecen    dankbar   gedacht   habe,    da 

Honiz    betriflt,     so    entscheidet    sich   Hr.    Str.   dafür,     der  er   doch   Sabinum    so    oft    erwähnt.       Endlieh     die    Quelle 

Dichter    spreche    offenbar    von    zwei   verschiedenen    Land-  Bandusia,   kann  Ref.   nicht   verhehlen,   dass    ihm   die   nian- 

sitzen ,   im   Sabinergebirge    und    in    Tibur,   doch   im   letzte-  niclifaltigeii  Hypothesen  über  dieselbe   doch    gar  zu    leichl- 

ren    habe   er   einft   Wohnung     gemiethet    g.  habt    in    einem  fertig    vorkommen.       Ich     begreife    eigentlirh     nicht,     wie 

grösseren    Hause.       Dass   das   sabiniscise    Landgut   mit   dem  mau    einen    Einfall   des    sonst   treulichen    Kirchner's  ,     w  ie 

srcessns   Tiburtiniis   nicht   identisch   sei,    ist   klar;    zu    der  der,   ilass   Horaz   auf  der  Rückreise   von  Brundusium   diese 

folgenden   Hypothese    ist   Hr.    Str.    durch    „die    ehrwürdige  Quelle   seiner    Heimath    besucht    habe,   für   irgend    gewirli- 

Tradition"    veranlasst,      welche     Trümmern    eines    grossen  tig   nehmen    kann:   denn   schon   die    Worte:   fies   tu   quoque 

und    prächtigen   Hauses    den    Namen   des    Ilorazischen    bei-  nobilium  funtiuni,  beweisen,  dass  dieses  Gedicht  lange  nacli 

lege.        Fea ,      dem    wir    hier    wohl     Autorität    zugestehen  717   geschrieben    ist,     gewiss    nicht    viel    vor    730.      Denn 

mögen,     gibt   auf    dieselbe     mit   Recht   nichts.       \Vie   der-  eher    kam   Iloraz    gewiss    nicht    zu    einem   solchen   Selbst- 

gleiihen   Trailitionen     durch    Gelehrte     in's   Volk    kommen  bew  usstseiii.      Weiter   aber   lässt    sich   über    diess   Gedicht 

können,    zeigt   unser    nachbarliches   Rügen;     ich   erinnere  platterdings  nichts  bestimmen  und  wundern    inuss    man   sich 

ferner   au    Hispellum,     welches    Tradition     und    Steine    zu  billig   über   die   maasslosen  Hypothesen,   welche   man    über 

I'r<ipetz  Geburlsort   machten.      Und   ist   es   wohl   glaublich,  seine  Entstehung  aufgestellt   hat,   maasslos  dcsswegen,   iveil 

woiin    man    lioraz    Individualität    irgend   kennt,     dass    der  sie   lediglich   in    der   subjecfiven   Imagination   ihren    Grund 

Dichter  je   eine  solche   Popularität,     wie    hierzu   erfordert  haben.       Ist   es   z.    B.   nicht    weit   iratürlirher ,      wenn    man 

wird,     erlangt    oder    nur    gewünscht    habe?       Von    einem  denn    einmal  hariolari  \iill,   anzunehmen,    Horaz   sei  durch 

Karl    d.    Gr.   ist    diess    möglich,     nicht    von    Horaz.      Dass  irgend    eine    zufällige    Begebenheit,    wie    etwa   den   Besuch 

IJnraz    in    Tibur    gern     und    öfter    geweilt    habe,     ist    ans  eines    Veniisinischen   Jugendfreundes,    oder    durch    eigene 

si'inen    eig.-'iien    Worten    klar;     wie    er    da    gewohnt    habe,  Erinnerung   an   ilen  Tag   gemahnt  worden,    »o    mau  in   sei- 

i>t   »eiter   nicht  auszuniittoln.       Vrelleiclit  hatte   ihm   Au-  uer   l'aterstadt  jener  Quelle  Bandusia  ein  Opfer   zu   brin- 


■M  38 

gen   pflejjlc    iinil    liabe   üo   dis  Gi>ilirlitclicti    iiieilcrgpschrie-  cplsfoiariun    qiKxjuc    ei    ofriciurn    obliilit    [iit  lioc   ad    .Mac- 

üen ,   als   ilass'iiiaii   zu  jener  llv[io(licso   loii  Rirdiiier  seine  rcnatein   scripto   sijjiiificat :   Ante  ipne  sufficiebam   scribetf 

Zulliirht   nimmt  oder    gar    dein   armen   Dirliter   ztimiithet,  dis   epistolis   amicorum ;   nunc  occupatisaimus  et  inßnnus, 

CT   habe   die   (jaelle    Digeiida    senliinentalerivcisn    in   Bau-  Jloratiain   nnsliitm   le    ciijiio   nitilucerc.       l  unicl   igitur  ab 

dusia   uniijofaiiff!      Dass    al)or    das    (jediclit    einen    reab'n  inlit  p/irtisilica    mensii    ad    luinc    legiain,    et  nun   in   epi- 

(iruiid    lialie,     zeijfcn     die     ^V(lr(o     «ras     «lonaberis     liaedo,  slolis   scribendis   i'«ivjij7  ')].     Ar.    ne   recinanti    qiiidem  ant 

»eiche   schlecht  zu  Orelli's  Behanptunj  passen  ,    ilas  Ganze  snccensuit   <|iiic(juani    aut   aniicitiam    suam    intjcrcre    desiit. 

sei    ein    (puviaaiui    noiliity.ov.        Was    cndlicli    Ilr.    Str.  Ex(ant   epislolac  ,    ex   ([nibus    ar^'nmuiiti    j;ra(ia   pauca   sub- 

cu    Gunsten    der   Variante    lilandusia   bemerkt,     ist   nicht  jeci  :   Same  tibi  aliquid  iuris   iipud  me ,    tnnijuiim   si  con- 

»on   Bedeutung,   namentlich   der   Wrjjleich   mit  der  IJman-  ficlor    ntiln  /uerin ,     recte    eniin    et   nnn    lentere  feceris ; 

derunf   >on    Personennamen    uie   Gratidia   in  Canidia  nicht  ijuoniam   id  usus   mihi  tecum  esse  volui,   si  per  valetudi- 

^liicklich   zu   nennen.      Wollte  man   doch  erst,   statt  Dingo  nein   tunm  fteri  possil.      Kt  rursus:     Tui    qualem    habeam 

Missen   zu    »ollen,    die   «ir   nicht   nissen   können,   die   po-  viemoriam  ^    poteris    ex  Septimio    quoque    nostro    audire. 

sitiicn   Zeugnisse   über   Horaz   Leben   einer  strcnf;ern  Frii-  AVi/«   incidil,   ul   illo   coram  ßeret   u   ine   tui  menlio.     Ae- 

liiiig   untertverfen  ,    lorziiglich   die   dem    Sueton    beigelegte  que   si  tu   superbus  ainicitiam  jiostram,  sprevisti,   ideo  no» 

vita.       Dass  dieselbe    wenigstens    an    einer  Stelle    interpolirt  quoque  a.l>  i^  v  ^  £  Q  I,  (p  UV  O  P  tltV.     Praeterea    saepe  inter 

sei,   steht  seit  Lessing  fest;   doch   ist  sie   es   an    mehreren  alios  jocos   putissiinuni    penem    et  lininunciunem   lepidissi- 

.Stellen.      Ref.     will    dieselbe    der    grösseren    Anschaulich-  muiu   appellat    unacjue  et  altera  liberalitate  donaiit.    Scripta 

keit    wegen    hierher    setzen,     indem    er    diejenigen    Sätze,  (juidem     eins     ns(jiio    adeo    probavit     mansuraijue    perpctuo 

»eiche   olTenbar  auf  richtig  oder   falsch   gcde\iteten   Anga-  opiiiatus   est,    ut    non    modo   Seculare    carnien    componen- 

bcn   des   Dichters  selbst   berulieu,   mit  ()   bezeichnet,   er-  dum    iniunxerit   '),    sed    et   ^'indelicam    victoriam    Tiberii 

friescn   falsche   Angaben   mit   [].  Drusiijnc   prirignnrum:    euuique   coegerit  propter   lioc,    tri- 

(Q.   Iloratius  Flaccus  ,    Venusinus,   patre    ut   ipse   [qui-  l>us   carmiiium   übris   ex   longo   interfallo   quartum   addere: 

dem]   ')   tradit,    libertino    et  exaiictiduuni  coactore    [ut  vero  P"**   Sermones   quoque    lectos    nullam    sui    mentionem   ha- 

rreditnm   est,    salsauientario ,    cum    illi   quidam   exprobras-  bifam   ita  sit  qucslus:    Irasci  me  tibi  scito  ,   quod  non   in 

set   in   altercatione:     quutiens   C2;o    vidi    patrem   tuum   bra-  plerisque  eiusmodi    scriptis    mecum   potissimum    loquaris. 

rliio    se    emuugentem  ?J    hello    Phllippensi ,     excitus   a    !Si.  ^"   vereris  ") ,     ne    tipud   posterns    tibi    infame  sit,    quod 

Uruto    iniperatore,   tribuiius  mititum  ineruit;   victisquc   par-  videiiris    familiaris     nobia    esse?      cxpressitque     cclogam , 

tibus,     renia    impetrata,     scriptum  quaestoriuni   roniparaiit :  cuius    initium    est: 
ac    primo   3Iaecenati,     mox    Augnsto    [jn   gratiani]    insinua- 


tuä,    non  mediocrem  in  amborum  amicitia   locum  tenuit.)  ')  sieht  in   die   diplomatischen  Quellen,     aus    denen   es   ge- 

IVlaecenas   quantopero    eum   dilcxit,  satis    demunstratur  isto  nommen   ist.     Endlich  ist  iudiciis ,     was    nur   eine  Hand- 

enigrammate  :  scrüt  zu   haben  scheint,  vullig  tinverstancllich  ;   die  Ellip 


se 


V    ^         •           •!                •        II        j-  tcnipni-iiu$  ,   die  Buniiann  imd  Wolf  aniielimcu,   sehr  hart 

Äi   te    viscer.bus    meiä,    Horati,  und  unsewübnlich.      Andere   Bircher  haben  E .quiliis  ,  was 

Plus    lam    diligo,    tu    tuum   sodalcm  offenbar  eine   Inlerpol.itlon  vom   Ende  der  vita  ist.     Elo- 

Ninnio    lideas   strigosiurem.  gio  ist  in   ungcwijlinliclicr  Bedeuliing    gebraucht    und  das 

SI    „    1,                             .         •       r-     r    ■    1     i    1-        I  >           i                          elo^iiirn  selbst  s-ir  sonderbar,   ma"  man  es  fih   ein  blosses 

ed    multo    magis,    extremis     liudiciisl    lali    ail  Augusfum                   ,  ■  ',         ■   ,           .      r                 •  i  i-   i     r       ,  i  i                i 

.."  „,        .                 \               J                    ,  "                                Liebeszeiclicn  oiler  lui-  i  inc  wirkliche  Emplelilung  anselien. 

elogio:    Horatli   l'larci,    ut   mci,    esto    mcmor.  ')  Augustus              4)  Das   Anerbieten  einer    Steile    als    Cnbinets,ecrctar    ist    die 


erste   iinverd;iclitigc    und    wirklich    neue ,     d.   h.  nicht  aus 
^,   r>-  -1  1    ■  ^  ■  ■•  den  Werken  iles   Dichters  selbst  "cschöpfte  Notiz.      Desto 

1)   Diess  quidem  scheint  zu  Gunsten  des  sput.r  interpolitlen  verdacbti-er  ist  der  lol^rnde  Biief  des  Au.-ustus.     Infirnius 


ut  vero  ciimescIiobLU  zu  sein! 


war   Augustus   immer,     occnpatissimiis    seit  712  eheiirills  ; 

2)  So   weit  ist  nichts  in  der  vita  entballon,     was   man   nicht  warum   nun    Horaz,    wenn  er  diese  .'Stelle  annabin,    nicht 

aus    dem     Dichter    beim    erstcninajc    herauslesen    könnte.  mehr  zu   Maeccn   kommen  sollte^  sieht  man  ebenso  wenig. 

Wie  ungeschickt,    ja   falsch  sind   die  Worte:  eicitus  a  M.  ji^  „as   die  parasitica   mcnsa    im  Gegensalz    zu  der  regia, 

Bruto ,     als  wenn    dieser    ihn    persönlich  zur  Tbciinahme  ein   Wort,    das    August   gewiss    nie,    auch  gegen  die  Ver- 

am   Kriege  bewogen!      ücber  die  Fabel,   als  sei  er  scriba  trautesten   geliraiichte,     bedeuten    soll.      Diese    Absurdität 

gewesen,   s.  jetzt  auch   Franke  Easti    H.   S.  .S2.  n.     In  gra-  bemerkte    schon    Riitgcrs,     wir  wollen    nur  noch  hinzufii- 

tiam   scheint  zu  fehlen  in   den    Haiulscliriften.  «ei\ ,    dass  iiivabit    Lesart    der  Handschr.  zu  sein  scbciiil; 

3.1   Auch   dieser   ganze  Passus   ist  höchst  vcrdaclili!;.      Erstlich  Milsrlirrliclj    bat    ohne    alle    Anmetlung    af/iiivabit  ,     was 

variiren     die     Lesarten    gar    sehr.       Dilexit    sclieinrn    alle  alliTiliii;;s  die    Lalinitat   erfordert.       Melircres    briiisl    '  icl- 

Handscliriften   zu  haben,     was  durchaw.s    nicht  siictonisch  hiciit    dor    tnil'liclie  Wcichcrt  bei  in   seiner  nucli>trns  zu 

ist,   daher  Bauni^'arcen-Crusius   ,,iubentc   linguac   lege"   di-  oiwailenden     S.iiniiiluiig     der      Aiigiisteisclien     l'ra^mente. 

lexcrit  in   den  Text  setzte,    ohne  zu   bedenken,    ob  denn  Walirsclieiiilich  ist  d:.s  Claiue  eine  ungeschickte  Paraphrase 

diese    li'V    hier    gerade    ihre     Anwendung     linde.       Ecrner  des   fulseiidcn   achten:   convictor 

klingen  die  Worte;  satis  etc.  gar  zu   scliolasliscli  im  Tone  5)  Warum  wnndivn   wir  un»  mehr  über  die  Kalte  dieses,  so 

der   Interpolationen  des   Donat'is   Vita    Virgilii.       Das   Epi-  wie   andenr   alinlicluT  Gedichte.,  als   bei  neueren   ProdiiC- 

granim  selbst,     man  mag  nun  lesen  und  intcrpietiren   wie  tionen    gleicher    Art?     Wenn    Jciuand  aus   M.  von   Si  licn- 

luan  will,   ist  höchst  matt  und  der  Würde,   welche  Maecen  kendorf,   Körner,    Arndt  die  Begeisterung  des  Jahres  I.il3 

immer  behauptet  zu  haben  scheint,   sein-  wenig  angcmes-  erkannt,     wird    der    ohne    anderweitige  üeweise    slanben. 

sen.     Uebrigcns  lassl  sieh  ober  dassilbe  ,   wenn   man   nirhl  dass  Epiinenides  Erwachen  von   Götbe  sri  ? 
wie  Lion  Maecenat.  p.  30  tr.   den  Wust  der  Kurmaun'scheu             6)   Drrgleiclieu    ersann    kein    Graminaliker ,     wohl    »bcr    djs 

firrago  abschreiben  will,   wenig  sagen,  ohne  nähere  Ein-  Gegenthiil. 


3 


• 


39 


40 


Cum  iot  susi\neas  et  fnnta  npj^otia  soliis, 
Ren   Kala.i  arniis  (iiU-ris  ,   innribiis  oriipg, 
Lrgilxis   enioiiilfs :  in   |)iililira   coiiiiiioiJa   perceoi , 
Si   longo  serniüiic   inor<T   ttia   (cin|>ora,   Caesar. 

(Iilcm  Ilorafius  habitii  corpurig  lireiis  fnit  atque  ubpsas : 
qiialis  a  ae  ipso  et  in  Satiris  (Irscribifur  et  ab  Augusto 
bac  epistola:  Pertulit  ad  ine  Dionijsius  libellum  tiiuiii, 
quem  ego ,  ut  accusem  te,  qunntuluscumque  est,  boni 
consulo.  l'ereri  autcm  inihi  videris,  ne  maiores  libelli 
tut  sint  quam  ipse  es.  Sed  si  tibi  statura  deest,  cor- 
pusculum  non  deesl.  Itaque  licebit  in  sextariolo  acribus: 
quum  circuitus  voluminis  tui  sit  üyy.ujdsoTaTog, 
sicut  est  ventriculi  tui.  Ad  res  Venereas  intemperantinr 
traditur)  ').  [Nani  specnlato  cubiculo  scorta  dicitur  ha- 
buisse  disposita,  ut  (juocuiKjnc  rrspcxisset  ibi  ei  iinago 
coitus  rcferreiur],  (Vixit  plurimum  in  sercssu  rurig  sui 
Sabini  aat  Tiburtini:  doinus(|ue  ciu;s  ostenditur  circa  Ti- 
burni  luculum  ^)).  Venerunt  in  uianus  nieas  et  elcgi 
sub  eius  titnio  et  epistola  prosa  orafione,  quasi  roinnien- 
dantis  se  Alaecenafi.  Scd  utraque  falsa  putu.  Nani  elegi 
vulgares  epistola  obsrura;  (juo  vitio  inininie  lenebatur. 
Natus  est  VI  Idiis  Deceinbris  ,  L.  Cotta  et  L.  Tori[iiafo 
Coss.  Decessit  V.  Kai.  Decembr.  C.  Marcio  Censorino 
ci  C.  Asiuio  Gallo  Cuss.  post  nonuni  et  quinquagesimuui  °) 
annum,  berede  Augnsto  palam  nuncupato ,   quum  urgente 

7)  An  den  Worten:  idein  I/nraliiis  stii'ssrn  seilen  Anilcre 
mit  Recht  an.  Der  angelillclic  Brief  des  Au^u-Iru  ist  in 
den  H.indscbriflcii  äusserst  comiinpirt,  so  weit  die  spär- 
lichen und  unzureichenden  Angaben  bei  Wolf  z(i!;en. 
Der  Witz  sen)st  ist  nicht  bloss  schaal  und  malt,  son^lcrn 
auch  gezwungen  und  dunkel.  Wie  abgeschmackt,  dass 
der  Dicliler  selbst  (i'uclitet,  seine  Bücher  sricn  grosser 
als  er  seihst!  August  lieble  spiessbiirgrrlichen  Spass,  doch 
schwerlich  solchen.  Die  lelzten  Wolle:  Ad  res  etc.  sind 
auch  nicht  von  Sueton  .  sondern  von  Voilunfern  des  Pa- 
stor Lange.  Was  gehörte  dazu,  solchen  Ruf  zu  erwerhen, 
wenn  er  nicht  wie  hier  aus  verkehrter  Interpretation  der 
Gedichte  entstand! 

8)  Der  erste  Theil  dieses  Satzes  enthält  nichts  Neues  ;  der 
zweite  ist  höchst  vcrdäcirlig  wegen  des  douius  Albuneae 
rcsonantis  (Carni.  1,7,  12.),  wo  ebenfalls  des  Tihwni 
lucus  gedacht  ist,  welcher  hier  nach  der  öfter  bemerkten 
Sitte  späterer  Grammatiker  in  einen  luculus  zusainnien- 
schrumpft.  Auch  circa  f.  prope  kann  auffallen  ,  obwohl 
Sueton  allerdings  etwas  nachlässig  in  dem  Gebrauche  von 
circa  ist.     S.   Hand  Tursell    2.  S.  59. 

9)  Ob  der  Fehler  59  für  57  Verdacht  zu  einer  Interpolation 
geben  könne,  mag  dahingestellt  bleiben.  Doch  scheint 
mehr  dagegen  als  dafür  iii  spreclien.  —  Die  übrigen  3 
vitae  des  H. ,  von  welchen  zwei  hei  Milscherlich  stehen, 
die  dritte  von  Kirchner  in  der  Quaest.  Horat.  cdirt  ist, 
enthalten  nichts  von  Bedeutung,  man  wüsste  denn  der- 
gleichen Noiizen  wie  in  der  letztgenannten  ,,Ovid  sei 
familiarissinnis  des  H.  gewesen  und  durch  ihn  der  Poesie 
zugewandt  worden",  für  irgend  hedenlend  ansehen.  Dieselbe 
ist  aus  dem  Ovidischen  Verse  entstanden  :  l".t  Icnuit  nostras 
numerosus  Horalius  aures.  Aelinlich  heisst  es  in  dersel- 
ben :  Carminuin  suorum  elimalor  fnit  71:arsus  illc  poeta 
et  Tibulliis.  Kirchner  vorniulliet  mit  lieeht  leisus,  wie 
Tihull  seit  Qiiinlilian's  Vorgange  so  olt  gennnnt  wird. 
Wäre  es  der  Mühe  werth  ,  über  diese  aus  den  Briefen  an 
Tihull  entnommene  Stelle  mehr  zu  conjecturiren  ,  könnte 
man  auch  lesen  :  Carminiim  suorum  eiimator  fuit  Tarpa 
ille  (nämlich  der  Maecins  Tarpa  cf.  Hör.  Sat.  I,  10,  38.) 
et  poeta  Tibullus. 


ri  valeiudinis  non  sulTiccret  ad  obsignanilas  (estamenti 
tabulas.  IJumatus  et  couditug  est  extremis  Esquiliis  iuxta 
IVJaecenati«  tuniuluin. 

Im  Wesentlichen  bleibt  also  von  der  dem  Sueton  bei- 
gelegten vita  Nichts  übrig,  als  was  auch  den  Mittelpunkt 
bildet,  die  Cnrrespondenz  des  August.  Sueton  hatte  oline 
Ztveifel  wenigstens  einen  Theil  des  kaiserliehen  Archivs 
durchsucht  und  entweder  in  einer  Schrift  über  die  Dich- 
ter (s.  Isidor.  Origg.  g,  7.)  oder  in  unverarbeiteten  Col- 
lectaneen  vielfache  Notizen  über  rümischo  Dichter  hia- 
fcrlassen.  Diese  sehen  wir  am  reinsten  iu  der  vita  Te- 
rentii,  schon  verfälschter  in  der  des  Iloraz,  am  unreinsten 
in  jener  crux  interpretum,  der  vita  Juvenalis.  Hat  man 
aber  vor  dem  Namen  des  Sueton  eine  heilige  Sehen  , 
welcher  aus  eben  dem  Grunde  oder  vielmehr  derselben 
Sitte  dieser  vitae  beigelegt  ward  als  der  pulex  deui 
Ovid  ,  die  Catalecten  dem  Virgil  u.  g.  w. ,  so  sehe  man 
die  vitae  des  Plinius  und  Luranus  genauer  an  und  frage 
sich,  ob  dieselben  in  dieser  Gestalt,  wie  wir  sie  jetzt 
besitzen,  von  Sueton  herrühren  oder  von  ihm  zur  Publi- 
cation   bestimmt  seiu   kiinnen  ? 

Greifswald.  Paldamua. 


4)  Lateinisches  Lesebuch  für  die  untersten  Classen  der 
Gvmnasien.  Von  Dr.  Friedrich  Ellendt ,  Direetor 
des  Königlichen  Gymnasiums  in  Eislebeu.  Siebente 
verbesserte  Auflage.  Königsberg,  Gebrüder  Born- 
träger.      1840.      VIII   und   -JbÖ   S.    S. 

Das  vorstehende  Lesebuch  des  berühmten  Verfassers 
ist  nach  einem  so  verständigen  Plane ,  und  mit  so  acht 
pädagogischem  Takte  veranstaltet  worden,  dass  es  unter 
der  grossen  Zahl  ähnlicher  Bücher  eine  ganz  vorzügliche 
Stelle  behauptet,  und  daher  auch  nach  Verdienst  eine 
sehr  weife  Verbreitung  gefunden  lial.  Denn  «er  dasselbe 
jemals  beim  Unterrichten  gebraucht  hat,  der  wird  von 
der  Zweckmässigkeit  der  darin  befolgten  Methode,  die 
aus  den  früheren  Ausgaben  hinlänglich  bekannt  ist,  aus 
eigener  Erfahrung  überzeugt  worden  sein.  Die  vorlie- 
gende siebente  Auflage  hat  keine  wesentliche  Verände- 
rung erfahren,  nur  dass  Hr.  E.  die  Paragraphen  seiner 
Schulgrammatik  überall  beigefügt  hat:  ein  Zusatz,  der 
Vielen  erwünscht  sein  wird.  Indem  jetzt  Ref.  einige 
Wiinsche  hinzufügt,  die  sich  ihm  bei  früherem  Gebrauche 
dieses  Lesebuchs  aufgedrängt  haben,  beginnt  er  mit  dem 
Vorwurfe,  der  iu  IWager's  Pädag.  Revue  l(S4l.  Februar 
diesem  Buche  wegen  verwerflicher  Lafinifät  gemacht  wor- 
den ist.  Ist  auch  jener  Ausspruch  in  seiner  Allgemein- 
heit sehr  ungerecht,  und  läs.st  derselbe  ausserdem  ganz 
ausser  Acht,  dass  bei  Anfängern  vom  color  Latinus  noch 
gar  nicht  die  Rede  sein  könne,  so  ist  doch  nicht  zu 
läugnen ,  dass  hier  und  da  einige  vereinzelte  Ausdrücke 
oder  Construetionen  sich  linden,  die  man  mit  bessern  ans 
der  uiustergnitigen  Prosa  vertauscht  sehen  möchte.  Fer- 
ner würde  Ref.  im  zweiten  Cursus  statt  einiger  Briefe 
des  Plin.,  die  für  die  Jugend  kein  grosses  Interesse  gewähren, 
lieber  ein  paar  leichte  Erzählungen  aus  Cie.  aufgenommen 
haben,  aus  Plin.  dagegen  am  Ende  des  Buches  jenen  anzie- 
henden Brief,  in  welchem  er  den  Tod  seines  Oheim.i 
geschildert  hat.    Zum  Schluss  noch  einige  Kleinigkeiten. 


41 


42 


In  WOrierrerzeichnisse  ist  manchmal  (Irr  rleuisr.he  Aas- 
drack  nicht  ganz  passenil  gewählt,  z.  B.  S.  184  zu  dem 
Satze:  illi  nulla  inora  interposita  corpora  tradiderunt  wird 
angegeben:  mora,  das  Aufhallen.  Interponere  dazwischen- 
legen. Besser  doch:  f'erzug  und  daznischense/sen.  Eben- 
daselbst: Ratio  dücet,  esse  deiim.  Dazu  ratio,  die  Ueber- 
legung  statt  Vernunft.  Sodann  sind,  thoilweise  aus  frü- 
heren Ausgaben,  manche  Druckfehler  stehen  geblieben,  >vio 
S.  15  ^ianius  Curius  st.  Manlius.  S.  21  fehlt  hinter  „stolz" 
das  Zeichen  3),  das  in  die  folg.  Z.  versetzt  ist.  S.  54  Hügel  3) 
tumultus  statt  tumulus.  S.  HO.  Z.  3.  quidem  statt  qui- 
dam.  S.  W'l  faeisst  ein  Satz:  et  cum  deus  animo  et 
ratione  dicinius  nihil  houiinibus  dedcrit,  ejus  consilio 
optime  virimus.  Hier  sind  die  iu  den  früheren  Ausgaben 
nach  consilio  stehenden  Worte:  optime  satisfaciemus,  si 
sapientissime  meiite  utimur  et  wohl  bloss  durch  ein  Ver- 
sehen des  Setzers,  welches  optime  veranlasst  hat,  aus- 
gefallen. 

Wir  wünschen  diesem  Buche,  das  seinen  Nutzen  für 
die  studircnde  Jugend  schon  vielfach  bewährt  hat,  noch 
eine  lange   gesegnete   Wirksamkeit. 


5)  Uobungsaufgabcn  zum  L'ebersetzen  aus  dem  Deut- 
schen in's  Lateinische ,  für  die  allerersten  Anfänger 
zur  Einübung  der  Formenlehre  und  der  richtigen 
Anwendung  der  Casus  auf  die  einfachen  Fragen, 
bearbeitet  von  A.  L.  Back,  Archidiakonus  zu  Ei- 
senbcrg,  früher  Coiirector,  dann  Rector  am  Lyceum 
daselbst.  Zweite,  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 
Eisenberg,  Schüno'sche  Buchhandlung.  1840.  VIII 
und  83  S.     (6   «r.) 

Das  Büchlein  kann  allen  denen  ,  welche  die  Elemente 
der  lateinischen  Sprache  auf  die  alte  und  früherhin  all- 
gemein übliche  Weise  lehren,  und  dazu  eine  nach  der 
gewöhnlichen  Stufenfolge  veranstaltete  IVIaterialiensamm- 
luDg  wünschen,  als  brauchbar  empfohlen  werden.  Es  zer- 
fällt in  folgende  Hauptabschnitte:  I.  Adjectivum  und  Sub- 
stantivum  zum  Decliniren  durch  alle  Casus  und  Numeri. 
Die  Beispiele  sind  nach  den  einzelnen  Declinationen  ge- 
ordnet, denen  die  Comparation  der  Adjectira  ,  die  Zahl- 
wörter, Pronumina,  und  vermischte  Beispiele  zur  Wie- 
derholung des  Ganzen  angeschlossen  werden.  II.  Das 
Substantivum  durch  das  Verbum  sum  mit  einem  oder 
mehreren  Adjectivis  verbunden.  III.  Substantivum  und 
Verbum  finitum.  Das  Ganze  ist  nach  den  vier  Conjuga- 
tiünen  gelheilt,  wobei  Activnm,  Passivum,  Deponens  und 
vermischte  Beispiele  die  besondere  Reihenfolge  bilden. 
Nach  einem  specicllcn  Abschnitte,  welcher  etwas  steif 
überschrieben  ist:  ,,Participia  bald  verbunden  mit,  bald 
getrennt  von  dem  Substantivum"  folgt  IV'.  der  Infinitivus 
(zugleich  mit  Anwendung  einiger  unregelniässigen  Verba). 
V.  Anwendung  der  Casus  auf  die  gewöhnlichen  einfachen 
Fragen,  hinter  welchem  Abschnitte  Beispiele  über  die 
„Setzung  der  Casus  bei  Präpositionen'^  den  Schluss  ma- 
chen. Jeder  der  genannten  Abtheiluiigen  sind  einige  la- 
teinische Beispiele  mit  deutscher  Uebersetzung  und  ilie 
betreflenden  Paragraphen  der  beiden  Bröder'schen  Gram- 
matiken ,  sowie  der  Zumpt'srhen  Grammatik  vorgesetzt 
worden.     Im  Einzeloen    sind    die   Beispiele  im   Allgemei- 


nen zwecLttiässig  gewählt,  nur  dass  in  der  Angabu  der 
lateinischen  Wörter  IManches  zu  bessern  ist.  Z.  B.  S.  U'.i  : 
opes  von  opa ,  opis,  wo  der  Zusatz  zu  tilgen  oder  nä- 
her zu  bestimmen  ist,  damit  nicht  der  kleine  Schüler 
den  ungebräuchlichen  Nominativ  ops  sich  einprägt.  Für 
„sehr  berühmt"  ist  fast  überall  (vcrgl.  S.  4*^1)  celeberri- 
mus  gebraucht  statt  clarissimus.  Im  Ganzen  ist  das  Büch- 
lein correct  gedruckt,  and  ausser  den  paar  angezeigten 
Druckfehlern  sind  nur  noch  wenige  zu  bemerken  ,  wie 
S.  48  cupiditatis  statt  cupiditas.  Was  nun  aber  die  oben 
bezeichnete  Anordnung  des  Ganzen  betrifit,  so  wird  man 
freilich  Veranlassung  finden,  in  mehrfacher  Beziehung 
mit  dem  V'erfasser  zu  rechten,  besonders  wenn  man  die 
Richtigkeit  der  Grundsätze  erwägt,  welche  der  treäliche 
Otto  Schulz:  üeber  den  Elementarunterricht  im  Latei- 
nisclien  etc.  Berlin  1841.  mit  gewohnter  Einsicht  ent- 
wickelt hat.  Doch  wie  vielfach  diess  auch  geschehen 
mag,  als  DIaterialiensammlung  ist  das  Büchlein  zu  brau- 
chen ;  und  wahr  wird  immerfnrt  bleiben,  was  der  be- 
scheidene Verfasser  S.  VII  <ler  Vorrede  bemerkt,  womit 
wir  diese  Anzeige  bescbliessen :  ,,I)er  Knabe  muss  aus- 
wendig lernen  und  sein  Gedächtniss  üben,  muss  zuvor 
einen  festen  Grund  legen,  ehe  er  sein  Gebäude  nach 
und  nach  aufrichten  kann  ;  sonst  wird  seine  Kenntnis» 
unsicher  und  seicht,  und  sein  Gebäude  ist  jedem  Sturme 
preisgegeben." 


Gymnasial  -  Chronik   und   Miscellen. 

Rinteln.  Für  die  Schüler  des  hiesigen  Gymnasiums, 
welches  an  Hrn.  Prof.  Dr.  Brauns  einen  ansgezeichneteo 
Director  hat,  sind  vor  Kurzem  neue  Gesetze  im  Druck 
erschienen,  nachdem  sie  vom  Kurfürstlichen  IVIinisterium 
des  Innern,  unter  welchem  unsere  Gviiiiiasien  unmittel- 
bar stehen,  unter  dem  l'J.  Jan.  1841  die  Genehmigung 
erhalten  hatten.  Da  dieselben  sich  durch  sich  selbst 
empfehlen  und,  mutatis  mutandis,  auch  in  Schulen  an- 
derer Art  Anwendung  finden  können;  so  theilen  wir  sie 
hier  nachstehend  mit: 

/.    Allgemeine  Beatimmungen, 

§.  1.  Wer  in  das  Gymnasium  aufgenommen  zu  wer- 
den wünscht,  hat  sich  spätestens  acht  Tage  vor  Ostern 
oder  Michaelis,  mit  einem  Geburtsscheine  und  dem  Zeug- 
nisse seiner  bisherigen  Lehrer  über  Fleiss,  Kenntnisse 
und  Betragen  versehen,  bei  dem  Director  der  Anstalt  zu 
melden.  Innerhalb  eines  Semesters,  und  wenn  ein  Knabe 
das  neunte  Lebensjahr  noch  nicht  zurückgelegt  hat,  findet 
in  der   Regel   keine   Aufnahme   statt. 

^.  2.  Die  zur  Aufnahme  Angemeldeten  werden  am 
ersten  Montage  nach  den  Oster-  oder  Herbs'ferien  in 
Gegenwart  sämmtlicher  Lehrer  nach  Anordnung  des  Direc- 
tors   geprüft. 

^.  3.  Zur  Aufnahme  in  die  Quinta  wird  erfordert, 
dass  ein  Knabe  geläufig  deutsch  und  lateinisch  lesen  und 
schreiben,  ein  deutsches  Dictat  ohne  bedeutende  ortho- 
graphische Felller  niederschreiben,  deutsch  und  lateinisch 
decliniren  und  conjugiren,  auch  leichte  Sätze  aus  dem 
Lateinischen  in's  Deutsche  und  umgekehrt  übersetzen , 
uud   mit  ganzen  Zahlen  fertig  rechnen  könne. 


4i 


44 


S.  4.  Joilcr  Aufiffnommerip,  i]«sseii  AeHerii  oiler  >'^or- 
niüiiilrr  aiisH''irt«  »oliiicii ,  liat  iliirrh  srlirifllirho  Erklä- 
ruii"'  ieiirr  eiiirii  8li-lli'(Tlrr(er  «Icrsolbeii  iiaclizii»  eisen, 
iliT  ilic  liäiisliih«  Aiif'iii'lit  libnr  iliii  ftihren  sull.  Er  ilarf 
nicht  oliiii'  ausdriicklltlio  Oiciichiiiij;uiig  des  Dirprfors 
«eiiio  U'uliiiiiiii;  hAIiIcii  und  niusa'  nie  sofort  verändern, 
nrnn   derselbe   es   fiir   gut   findet. 

(J.  f).  Xoa  einzelnen  Untcrriclitsgegenstanden  findet 
keine  Dispensation  statt,  aiisgenoinnien  vom  llelir.'iischen 
fiir  die  nicht  Theologie  Stiidirenden,  un<l  bei  enveislichcr 
Unfähigkeit  eines  Schülers  vom  Zeichnen,  Singen  und 
Turnen.  An  dem  Religionsunterrirlit  müssen  s/iiiinitliche 
Schüler   der   |)rotestantischen   Confessionen   Tlieil    nelimeu. 

S.  G.  Die  re>,rlin;is<igen  Ferien  sind:  2  AVocIien  zu 
Ostern  nach  der  oUVnllicIien  Prüfung,  '2  oder  .{Wochen 
im  Juli,  '2  Wochen  nach  dem  Ilerbstexamcn ,  14  oder  8 
Tage    lu    ^Veihnachten.   *) 

^.  7.  Wer  vor  vollendetem  Cursns  das  Gymnasium 
>a  verlassen  gedenkt,  hat  eine  schriftliche  Willenserklä- 
rung seiner  Acltern  oder  ileren  Stellvertreter  bei  dem 
Director  einzureichen  und  crh/llt,  nachdem  er  seinen 
Verpflichtungen  in  und  ausser  der  Schule  nachgekommen 
ist  und  allen  Lehrern  seinen  AI/gang  persönlich  angezeigt 
hat,  auf  Verlangen   ein   Zcugniss. 

§.  6.  Wer  sich  der  IMaturit!l<sprüfung  unterwerfen 
Hill,  muss  der  Regel  nach  2  Jahre  in  Prima  gPHeseii 
gpin  und  ein  Vierteljahr  vor  Ostern  oiler  IVIicliaelis  ein 
schriftliches  Gesuch  desshalb  mit  einer  kurzen  Erzählung 
seines   Lebenslaufs   bei   dem   Director  einreichen  **). 

S.  9.  Die  IMaturit;i(»])rüfung  wird  in  der  durch  höhere 
Forschrift  bestimmten  AWise  gehalten  und  einem  Jeden, 
welcher  sich  derselben  unterzogen  hat,  ein  Zeugniss  über 
seine  Leistungen  ausgefertigt.  Ist  ein  Schüler  bei  der 
Rlaturitätdprüfung  unreif  für  die  üniversifatsstudien  be- 
funden worden,  so  wird  diess  ausdrücklich  in  dem  Zeug- 
niss bemerkt. 

§.  10.  Wer  in  einer  Classc  3  Jahre  gesessen  bat, 
ohne  in  eine  höhere  Classe  versetzt  werden  zu  können, 
hat,  wenn  er  nicht  durch  Krankheit  oder  sonstige,  nicht 
aus  ihm  hefvorgchenilc  Hindernisse  in  seinen  Fortschrit- 
ten verzögert  worden   ist,  das  Gymnasium   zu   verlassen. 

§.  11.  .Sollte  ein  Schüler  das  Gymmnasium  verlas- 
sen, um  sich  einer  vorausgesclieneu  oder  schon  erkann- 
ten Schulstrafe  zn  entziehen ,  oder  ohne  dem  Lehrer- 
roilegium  die  gebührende  Anzeige  davon  gemacht  und 
alle  seine  sonstigen  Verbindlichkeiten  erfüllt  zu  haben,  so 
wird  diess  in  dem  Schulprogrammc  gerügt  und  im  erstercn 
Falle  der  Schüler  als  ausgewiesen   betrachtet   werden. 

§.  12.  Bei  der  Aufnahme  hat  jeder  Schüler  l  Rthlr. 
12  pGr.  an  die  Gymnasialcasse  und  8  gGr.  an  die  Schü- 
lerbibliothek  und  8  gGr.  bei  dem  Pedell  zu  entrichten. 

")  Dauern    nüiiilicb    die    Soninicrfcrien    3    Woclien,    so   sind 
die   VVcilniaclilslerien  auf  8  Tage  beschrankt. 

Anmerk.  d.  Eins. 
•")  Wie  zweckmässig  es  sei,  dass  hierbei  auf  Ki'irze  und  ein- 
fädle Ol)  ji-ctivität  gesellen  werde,  kann  in  einer  Zeit  niclit 
genug  .luerkiiniit  «erden,  wo  die  Iriibicife  Ju-end  so 
gern  iilier  Diu^e  aluiitlieili  ,  die  sie  kaum  mehr  als  dem 
Namen  nach  kennt.  Daher  billigen  wir  auch  keineswegs 
die  hier  und  da  iiMicIien  ausfiiluliclien  cuiiicula  vitae 
adoLescentiom  in:bcrbii>m. 


§.  13.  Das  viertelj.'ihrig  zu  entrichtende  Schulgeld 
betragt     für  Prima   3   lltlilr.  ; 

für  Secunda  2    Rthlr    12   gGr.; 
für   Tertia   2    Rthlr.  ; 
für   Quarta    |    Thlr.    12   gGr.; 
für   (iuinta    1    Thlr.    12    gGr.; 
ferne»   für   diu   erste   Realclasse  3   Thlr.; 

für  die  zweite  Realclasse  2  Thlr.  12  gGr. 
Die  Eincassiruiig  des  Schulgeldes,  tvelclics  eingepackt, 
versiegelt  und  mit  detn  volistciiidigen  Namen  des  Uezah- 
lenden  und  seiner  Classe  versehen  sein  muss,  lindet  regel- 
mässig 'in  der  IMitte  des  zweiten  3Ionats  des  laufenden 
"^'ierfeljalirs  statt.  Wer  das  Gyninasium  vor  Ablauf  eines 
l'ierteljahrs  vcrlässt,  hat  das  Schulgeld  pro  rata  zn  ent- 
rirhten. 

^.  14.  Gesuche  um  Erlass  des  Schulgeldes  sind,  mit 
Gründen  belegt,  bei  der  Verwaltuugscommission  des  Gyni- 
nasiuiiis  einzureichen.  Der  Erlass  erstreckt  sich  jedes- 
mal  nur  auf  ein    Vierteljahr. 

g.  15.  Ausser  dem  Schulgelde  hat  jeder  Schüler 
vierteljährlich  4  »'»•".,  welche  dem  Schulgehle  beizufügen 
sind,  für  Reinigung  der  Schulzimmer,  Anschaffung  von 
Tinte  11.  8.  »V.,  und  jährlich  4  gGr.  ,  welcher  Betrag  im 
Anfang  jedes  Jahres  und  von  neu  Eintretenden  für  daa 
laufende  Jahr  ganz  zu  bezahlen  ist,  an  die  Schülerbibtio- 
thek  zu  entrichten.  Yoa  einem  mit  Carcer  bestraften 
Schüler  erhält  der  Pedell  6   gGr. 

§.  16-  Die  Schüler  dürfen  zu  keinerlei  Zweck  ohne 
Vorwissen  des  Directors  Geldsammlungea  unter  sich  ver- 
anstalten. 

II.    Besondere  Bettimmungen. 
A.   Vom   Verhalten  der  Schüler  in  der  Schule. 
§.   17.      Gegen    die    Lehrer    sollen    die  Schüler,    wie 
Kinder   gegen   ihre   Aeltern  ,    jederzeit  ehrerbietig,   unbe- 
dingt gehorsam   und   wahrhaftig  sein. 

§.  18.  Unter  einander  sollen  die  Schüler  verträglich 
sein  und  sich  freundlieh  begegnen.  Bei  gleicJi  wohl  ein- 
tretenden   Uneinigkeiten    ist   jede   Selbsthüifc   verboten. 

§.  19.  Die  Schüler  haben  sich,  mit  den  erforder- 
lichen Büchern,  Schreibmaterialien  u.  s.  w.  versehen, 
pünktlich  im  Gymnasium  einzufinden,  sich  sofort  in  ihr 
Classenzimmer  auf  den  ihnen  bestimmten  Platz  zu  be- 
geben und  dort  ruhig  die  Ankunft  des  Lehrers  abzuwar- 
ten. Wenn  <lerselbe  in  die  Classe  eintritt  oder  nadi  be- 
endigter Stunde  dieselbe  rerlässt,  so  sollen  sie  ihm  durch 
Aufstehen  ihre  Achtung  bezeigen.  [Darf  diess  nicht  auch 
verbeten   werden?     ftl.   F.] 

§.  20.  Unnüthige  Ding«  mitzubringen,  oder  Bücher, 
Schreibzeug  u.  s.  w.  nach  beendigtem  Unterricht  in  der 
Schule  liegen   zu   lassen,  ist   untersagt. 

§.21.  Während  der  Lchrstunden  muss  der  Schüler 
mit  steter  und  voller  Aufmerksamkeit  dem  Unterricht 
folgen,  sich  aller  Nebenbeschäftigungen,  sowie  des  Zu- 
flüstcrns  und  jeder  anderen  Art  von  Störung  enthalten 
und  die  an  ihn  gerichteten  Fragen  stehend  beantworten. 
Hat  er  etwas  anzuzeigen  oder  zu  fragen,  so  soll  er  durch 
Aufstehen  oder  Aufheben  der  Hand  ein  Zeichen  geben 
und   erwarten,   bis   der  Lehrer  sich  zu   ihm    wendet. 

g.  22.  Jedem  Schüler  wird  Reinlichkeit  zur  P/Iicht 
gemacht,    nicht   nur    in    seinen    Kleidern    und    Dürhero, 


45 


46 


sondern  aiicli  liinsirlitlirli  ilcr  LehrziniiiuT,  Ti§i-Iip,  Bänke 
u.  s.  w.  Für  jeilrn  an  ilrii  IMoliilicn  oder  IinuioLilicn  lies 
Gjmnasinnis  vorursarliten  Scliaden  liaftrt  ilcr  Tliätcr, 
odpr,  wenn  dieser  nicht  zu  ermitteln  ist,  die  lietrcd'ende 
Classc. 

§.  23.  Der  Primus  jeder  Classe  ist  verpflichtet,  wäh- 
rend der  AliM  i'senheit  der  Lehrer  für  die  Anfrcilitlialtung 
der  Ruhe  und  Ordnung  zu  sorgen,  seine  IMitschüler  im 
Falle  ungeziemenden  Betragens  zu  «amen,  und  wofern 
diess  niclit  hilft,  oder  das  Vergelien  von  grösserer  Wich- 
tigkeit ist,  Anzeige  davon  zu  machen.  Auch  hat  er  das 
Classenbacli  zu  verwahren,  die  nöthigen  Bemerkungen  in 
dassellie  einzutragen,  das  Diipllcat  anzufertigen  und  die 
Aufsicht  ülicr  das  Invenfarinni  der  Classe  zu  fiihren.  In 
der  Ausübung  ilieses  Ehrenamtes  wird  er  Pilichtlreue  und 
Wahrheit  und  gegen  seine  flJilschülcr  Unparteilichkeit  und 
Bescheidenheit    beweisen. 

^.  24.  Jeder  Schüler  hat  den  Erinnerungen  des  Pri- 
mus zu  folgen  und  darf  an  demselben  wegen  gemachter 
Anzeige    auf  keine    Weise    Rache    üben. 

!§.  2j.  Ebenso  ist  jeder  Schüler  verbunden,  den  Auf- 
forderungen des  Pedellen  zur  Ruhe  nnd  Ordnung  ohne 
Widerrede    Folge    zu    leisten. 

§.  'Jli.  Ausser  der  Freiviertelstunde  um  10  Uhr  darf 
kein  Schüler,  weder  zwischen  den  Stunden,  noch  wah- 
rend derselben  ,  ohne  ICrlaubniss  des  Lehrers  die  Classe 
verlassen. 

§.  27.  Wird  ein  Schüler  durch  Krankheit  verhin- 
dert, <lie  Schule  zu  besuchen,  so  muss  diess  t'or /^«/V/ng; 
der  Lehrstniulen  durch  Einsendung  eines  von  den  Aeltern 
oder  deren  Stellvertreter  unterzeichneten  Entschnldigungs- 
scheins  angezeigt  werden;  die  verspätete  Einsendung  eines 
solchen  Entschuldigungsscheins  bedarf  einer  besonderen 
Rechtfertigung.  Dauert  die  Krankheit  langer,  als  einen 
Tag,  so  hat  der  Schüler  bei  seiner  Rückkehr  in  die 
Schule  gleichfalls  durch  einen  Schein  von  seinen  Aeltern 
oder  deren  Stellvertreter  nachzuweisen,  dass  er  bis  da- 
hin am  Schulbesuch  durch  Krankheit  verhindert  gewe- 
sen  sei, 

§.  28.  Auswärtige  Schüler  haben  bei  längeren  oder 
häufiger  wiederkehrenden  Krankheiten  auf  Verlangen  des 
Directors   und  Ordinarius   einen  Arzt   zu   Ratlie  zu  ziehen. 

§.  29.  Wer  die  Lehr.-tunden  wegen  Krankheit  ver- 
säumt hat,  darf  an  demselben  Tage  ohne  besondere  Er- 
laubniss   des  Ordinarius   nicht  ausgehen. 

^.  30.  Wenn  ein  anderer  G'rnnd  als  Krankheit  für 
längere  oder  kürzere  Zeit  eine  ^'ersäumniss  der  Schule 
iiülliig  macht,  so  ist  hierzu  die  schriftliche  Erlaubniss 
des  Ordinarius  sowie  des  Directors  erforderlich.  Die- 
selbe kann  aber  in  der  Regel  nur  dann  ertheilt  werden, 
wenn  der  Schüler  die  Kotli»  emligkeit  der  Schutversänm- 
ni:.ä  durch  eine  schriftliche  Willenserklärung  seiner  Ael- 
tern  oder  deren   Stellvertreter   nachzuweisen   vermag. 

//.    Vom    Verhallen    der  Schüler    ausser  der  Schule. 

§.  31.  Der  Schüler  soll  gewissenliaflen  Fleiss  auf 
die  Vorbereitung  und  Wiederholung  seiner  Lectionen , 
genaue  Sorgfalt  auf  die  Ausarbeitung  schriftlicher  Auf- 
gaben, und  die  ihm  übrige  Zeit,  soweit  er  sie  nicht  zur 
Krholung  bedarf,  auf  Privatarbeiteu   verwenden,   zu  deren 


zweckmässiger  Einrichtung  er  sich  den  Rath  seines  Or- 
dinarius zu  erbitten  hat.  Das  gemeinsame  Anfertigen  der 
Schularbeiten  oder  iler  Gebrauch  schädlicher  Hülfe  bei 
(lenselben,  sei  es  durch  Personen  oder  Bücher,  ist  ver- 
boten. 

§.  3'}.  Zur  Unterhaltung  und  Belehrung  kann  jeder 
.Schüler  Büclier  aus  der  Schülerbibliothek  unter  der  Be- 
dingung erhalten,  dass  er  sie  spätestens  nach  14  Tagen 
zurückliefert  nnd  etwaigen  Schaden  daran  ersetzt.  Die 
Benutzung  einer  Leihbibliothek,  auch  durch  fremde  Ver- 
mittelung,    ist   untersagt. 

§.  33.  An  dem  (jfFentlichen  Gottesdienste  fleissigen 
Atillieil  zu  nehmen,  ist  jeder  Schüler  vcrp(li(  htet.  Von 
der  genipinsamen  Abenilmahlsfeier,  welche  jährlnh  gegen 
Knde  des  Somnicrsemesters  stattfindet  ,  darf  sii  h  keiner 
ohne    hinreichende    Gründe    aussi  hliessen. 

§.  34.  Auf  der  Strasse  haben  sich  die  Schüler  jedes 
geflissentlichen  Geräusches  und  alles  dessen,  was  Auf- 
sehen macht,  zu  enthalten.  Auch  ist  ihnen  das  Herum- 
streifen auf  den  Strassen  nach  eingetretener  Dunkelheit 
verboten. 

^.  30.  Durch  aoffallende  oder  gar  unanständige 
Tracht  und  jedes  von  den  bürgerlichen  Gesetzen  nicht 
gestaltete    Abiteichen    macht  sich    der   Schüler  strafbar. 

g.  30.  Das  Tragen  von  Tabakspfeifen  und  das  Rau- 
chen auf  den  Strassen,  sowie  an  andern  oli'entliehen  Or- 
ten ist  gänzlich  untersagt.  Das  Rauchen  zu  Dause  wird 
nur  den  Schülern  der  beiden  obereu  Classen  gestattet, 
wenn  sie  die  Genehmigung  der  Aeltern  und  des  Arztes 
nachiveiscn   können. 

§.  37.  Die  Tlieilnahme  der  Schüler  an  besonderen 
Vergnügungen,  als  Bällen  und  ofTentlichen  Tänzen,  Schau- 
spielen a.  s.  w.  darf  nur  mit  Erlaubniss  des  Directors 
stattfinden.  Selbst  mitzuwirken  bei  einer  theatralischen 
Vorstellung,  auch  »renn  dieselbe  in  geschlossener  Gesell- 
schaft stattfindet,  ist  jedem  Schüler  gänzlich  verboten, 
ebenso  das  Ausreiten  oder  Ausfahren  zum  Vergnügen  und 
die    Theiliiahme    an   sogenannten    Abschiedsschmäusen. 

§.  38.  Das  Besuchen  von  Wirthshäusern  und  Con- 
ditofeien  ist  den  Scliülerii  untersagt,  es  müsste  denn  in 
Begleitung  der  Aeltern  oder  deren  Stellvertreter  geschehen. 

^.  39.  Zusammenkünfte  in  Privathänsern  zu  wissen- 
schaftlichen Zwecken  oder  anständiger  Erholung  setzen 
«lie  Genehmigung  der  Aeltern  oiler  Lehrer  voraus.  Zu- 
sammenkünfte anderer  Art,  namentlich  solche,  die  in 
1  rinkgelage   ausarten    konnten,   sind    gänzlich    verboten. 

§.  40.  Wenn  ein  Schüler  Tanz  -  oder  Reitunterricht 
nehmen  will,  so  hat  er  dazu  die  Erlaubniäs  des  Ordina- 
rius und  Directors  einzuholen.  Schiess-  und  FecLlübun- 
gen   sind    nicht   gestattet. 

^.  41.  Das  Baden  und  Schlittschuhlaufen  ist  den 
auswärtigen  Schülern  nur  dann  gestattet,  wenn  sie  schrift- 
lich die  Erlaubniss  der  Aeltern  oder  deren  Stellvertreter 
beibringen,  unil  auch  dann  immer  nur  für  ileu  laufenden 
Sommer  oder   VI  inter. 

§.  42.  Ohne  besondere  Erlaubniss  des  Ordinarius 
darf  kein  auswärtiger  Schüler  irgend  Jemand  bei  si<h 
beherbergeu  oder  die  Nacht  io  einem  fremden  Hause  zu- 
bringen. 


47 


48 


K.  43.  JkIct  ausnariige  Schüler  hat  über  die  Art, 
»io  er  (lio  FeriiMi  zuzubringen  denkt,  dem  Ordinarius 
Aiixeiffe  zu  niaihou.  Auch  an  den  schulfreien  Tagen 
audor  den  Ferien  darf  er  ohne  Zustimmung  des  Ordina- 
rius nicht  i'iber  Nacht  aus  der  Stadt  abiiesrnd  sein.  Nach 
der  Rückkehr  tun  jeder  grösseren  oder  kleineren  Reise 
liat   er   sich    bei    dem    Ordinarius   zu    melden. 

C.      Discipliiiarische   Bestimtnungen. 

K.  4-1.  Jeder  Schi'iler  erhfilt  am  Entie  des  Semesters 
ein  Bclirifliirhes  Zeugniss,  welches  er  seinen  Aeltcrn  oder 
deren  Stelliertretern  zur  Unterschrift  vorlegen  und  mit 
derselben  versehen  dem  Ordinarius  zurückbringen  mnss. 
Ausser  dem  genannten  Termin  werden  nur  auf  besoiuleres 
Verlangen   Zeugnisse    ausgestellt. 

K.  4;').  Die  Strafen,  mit  welchen  gesetzwidrig  han- 
delnde Schüler  belegt  werden,  steigern  sich  von  der  ein- 
fachen Zurechtweisung  nüthigenfalls  bis  zur  öirentlichen 
Ausweisung.  Im  Falle  grober  Unsittlirhkeit  kann  bei 
den  Schülern  der  3  unteren  Classcn  nach  befinden  auch 
körperliche  Züclitigung   eintreten. 

S.  4().  Jeder  Schüler  wird  auf  diese  Gesetze  ver- 
pflichtet und  hat  das  ihm  eingehändigte  £xemplar  der- 
selben sorgfällig   zu   bewahren. 

Dresden.  Den  9-  October  !S4|  feierte  der  hoch- 
verdiente Rector  unserer  Kreuzschule,  Dr.  Christian 
Ernst  August  Grübel,  Ritter  des  Königl.  Sachs.  Ci- 
vilvcrdienstorilens,  das  25jabrige  Rectorjubilaum.  Gebo- 
ren 1  /S]  zu  Flcinniingen  in  Thüringen,  wirkte  er  1S07 — 1) 
als  Collaborator  in  Pforfa,  bis  1811  als  Conrertor  am 
Lvccum  zu  Annaberg  und  dann  in  derselben  Stellung  in 
Görlitz.  i.S14  ward  er  zum  Conrertorate  an  hiesige  Ivreuz- 
scliule  berufen  und  nbrrnalim  nach  Pauller's  Tode  1816 
das  Reclorat.  Dlit  seltener  Geschicklichkeit  und  Energie 
wusste  er  die  vielen  Missbräuche,  welche  in  der  sehr 
verfallenen  S<liule  herrschten,  zu  beseitigen  und  brachte 
CS  besonders  durch  conseqnente  Handhabung  einer  stren- 
gen Disciplin  ,  so  wie  duich  frische  Lehrthätigkeit  und 
in  jeiler  Hczichung  forderliche  Directorialunisirht  bald  ila- 
hiii  ,  ilasa  seine  Schule  als  eines  der  blühendsten  Gym- 
nasien des  Landes  überall  anerkannt  wurde.  —  Den  <)• 
Ort.  früh  —  denn  am  10,,  dem  Tage  seiner  Einführung, 
konnte  ilas  Fest  nicht  gefeiert  werilen  —  begrüssten  ihn 
im  festlich  geschmückten  Schulauditorio  von  s/inimtlicheii 
anwesenden  Collegen  unil  .Sdiülern  in  Gegeiiivart  der 
stadtischen  Behiirde  zuerst  die  Cliorschüler  mit  einer  von 
Collaborator  Falbauer  gedichteten  und  von  IMnsikdirector 
Otto  coniponirlen  Cantate.  Maclideni  hierauf  der  Con- 
rector  Dr.  Wagner  den  Glückwunsch  der  Collegen  in 
einer  lateinischen  Ode  ausgesprochen  ,  welche  nebst  Dr. 
Sillig's  kritischer  Abhandlung  über  einigi-  Stellen  des 
dialogus  d.  oratoribus  und  den  Dedicationen  von  3  künf- 
tig erscheinenden  Werken  den  Collegen  Dr.  tii.  Hiiltcher, 
Dr.  KDcIiIv  und  Dr.  Grässe  als  Festprogramm  ausgege- 
ben Hurde,  trugen  mehrere  Primaner  griechische,  latei- 
nische nnil  deiifsi  he  Gedichte  tor,  wobei  sehr  sinnreich 
ausgewählte  Geschenke  der  Schüler  überreicht  wurden. 
Den   mittag   brachte    der   Jubilar    mit  seiner   Familie    uinl 


seinen  Collegen  hei  einem  Festmahle  unter  heitern  Scher- 
zen,  Toast-  und  Liederklang  zu.  Abends  aber  hielten 
die  obern  Schüler  ihrem  würdigen  Lehrer  zu  Ehren  ei- 
nen glänzenden  Fackelzug.  Auch  viele  ehemalige  Schü- 
ler GrObel's  hatten  ihn  mit  Gedichten  und  Geschenken 
beglückwünscht.  —  Uebrigens  erhielt  der  Jubilar  von  der 
philos.  Facultät  der  Universität  Leipzig  honoris  causa  da» 
Doctordiplom  und  ward  zum  Alltglied  der  Grossb.  Sachs, 
lateinischen   Gesollschaft  in  Jena  ernannt. 

Ansbach  in  Alittelfranken  Bajerns.  Wiederherstellung 
des  A/umneums  und  Erüllnung  desselben  am  21.  Ort.  1841. 
Das  im  Jahre  1737  durch  den  Markgrafen  Wilhelm  Fried- 
rich dahier  errichtete  Gymnasium  illustre  war  mit  einem 
Alumneum  verbunden,  das  unter  preussischer  Regierung 
trotz  seiner  vielfach  wahrgenommenen  Fehler  und  Mängel 
gleichwohl  fortbestand  und  erst,  als  Ansbach  an  die  Krone 
Baierns  überging,  in  ziemlich  rascher  Weise  im  J.  1S07 
aufgelöst  wurde,  wovon  eine  Folge  war,  dass  die  für  die 
Erhaltung  des  Alumneums  bisher  verwendeten  Gelder  an 
würdige  und  bedürftige  Schüler  der  Anstalt  unter  dem 
Titel  Stipendien  in  jährlichen  Raten  zu  7.j  H-»  lO'J  ü. , 
ja  145  fl.  vertheilt  wurden,  was  eine  Summe  von  circa 
.0S4()  fl.  ausmachte.  Die  auswärtigen  ,  die  Anstalt  be- 
suchenden Schüler  mussfen  von  da  an  bei  Familien  in  iler 
Stadt  Unterkunft  suchen,  und  da  an  solchen,  denen  man 
in  jeder  Beziehung  junge  Leute  mit  vollem  Vertrauen 
übergeben  konnte,  allezeit  Mangel  war,  so  stellte  sich 
schon  sehr  bald  nach  Aufhebung  des  Alumnats  das  Be- 
dürfoiss  einer  wohl  eingerichteten  Anstalt  zur  Unterbringung 
auswärtiger  Gymnasiasten  sehr  dringend  wieder  heraus. 
Die  Königl.  Staatsregierung,  von  den  Schulreferenteu  darauf 
aufmerksam  gemacht,  legte  auch  den  Plan  zur  Wieder- 
errichtung der  Alumnate  Sr.  Maj.  vor,  allein,  obgleich 
.Allerhöchst  derselbe  seine  Zustimmung  ertheilte ,  so  ver- 
gingen ilorh  eine  lange  Reihe  von  Jahren,  bis  es  wirklich 
zur  Ausführung  kam.  S.  Maj.  König  Ludtiig  befahl  endlich 
mit  Beginn  dieses  Jahres  nach  Beseitigung  aller  bisher  vor- 
gebrachten llinderni^ise  die  alsbaldige  Wiederherstellung 
bis  zum  Beginn  des  Studienjahres  !,S4!  — 32.  I"  Folge 
ilessen  mussten  die  Professoren  der  Anstalt  ihre  bisher  in 
dem  Gymnasiuinsgebäude  innehalienden  Wohnungen  gegen 
Miethsentschädigung  verlassen,  und  diese  Räumlichkeiten 
wurden  zu  Sclil.if-,  Arbeits-  und  nnil  Spcisesiilen,  sowie  zu  Woli- 
nungcn  des  Rectors  und  der  Inspcctoien  einjjciichlet ,  menhiirt 
und  den  Bedürfnissen  der  Gegenwart  entsprecliond  so  licrgestcllt, 
dass  die  Zöglinge  sich  nur  beliaglicli  djrin  riihlen  können.  Je 
1'^  — lü  junge  Leute  sclilafcn  mit  einem  Inspectur  in  einem  Saal, 
und  elienso  viele  arbeiten  aocli  znsanimen.  S.  Maj.  bat  vorerst 
die  Anzahl  der  Aufzuncbniendcn  mit  40  bestimmt,  von  denen 
1.5  ganz,  5  zu  2  Diiltlicil  und  4  zu  1  Dritibcil  frei,  die  andern 
Kdstganger  zu  150  fl.  jalulicli  sind..  Heute  fand  die  feierliche 
Eröiriinng  durch  den  K.  Ilegietungsralh  Freilienn  v.  d.  Heydte 
statt.  Nach  einer  Ouvertüre  erfolgte  die  Rede  der  K  Commissärs, 
an  uciclie  sicli  die  des  Rectors  anscbloss,  worauf  ein  Clioral 
folgte  und  dann  die  Vcilesnng  der  Hausordnung  etc.  Das 
Ganje  scbloss  ein  Mcinnerchor.  Fiir  ilen  Augenblick  sind  30 
Alumnen  eingetreten,  welclie  den  4  oberen  Cl.isscn  angehören. 
Rector  des  Alnrnneiims  Ist  ilcr  (iyninasialrector  Dr.  Eis  p  er  g  er ; 
Inspectoren  sind  der  l.eliramtscandiilat  H  a  r  l  w  i  cli  ans  Baireutb 
und  der  Pfarramtscandidat  Wiesinger  aus  Nürnberg. 


Gymnasial-Zeitung. 

Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschalt. 


Februar    1S49. 


t)i  Bibliotheca  Graeca.  Xeiiophontis  Operum  Vol.  II. 
3Ieinurabilia  Soiratis.  Reccnsnit  et  cominentariis 
instruxit  Dr.  R.  Kuhner. 

Auch   anter  Hern  Titel : 

Xenophontis  de  Socrate  Conimentarii.  Recognorit  et 
explanavit  Raphael  Kuhner,  ph.  Dr.  cfc.  Gothae, 
MÜCCCXLI.  Sumptibns  Fridericae  Hennings.  (Lon- 
diui  apud  Black  et  Armstrong.)     IV  a.  519  S.     ü. 

Zweiter  Artikel. 

Nachdam  Unterzeicbnetem  nun  auch  lib.  III.  und  IV. 
dieser  bereits  im  Augustheft  von  1841  angezeigten  Aus- 
gabe rou  Xenophon's  Apoiunenioneutnata  nebst  der  prae- 
fatio ,  einigen  fjxcurscn  und  den  Indices  zugekommen  sind, 
liegt  es  ihm  ob,  obige  Reccusiou  in  Bezug  anf  den  jetzt 
vorliegenden  zweiten  Theil,  »renn  auch  nur  mit  Weni- 
gem ,   zu  ergänzen. 

In   der   kurzen  praofatio   spricht  sich   Hr.   K.   über   die 
Einriclitung  seiner  Ausgabe  aus,     die    wir    schon   kennen 
gelernt  haben.      Er   beiiauert,    dass   es   ihm   nicht  möglich 
gewesen,    selbst  Codices   zu   vergleichen;     docli  versichert 
er,    den   kritischen   Apparat,    wie   ihn   Bornemann  liefere, 
gewissenhaft  geprüft^  und   bei   der   Gestaltung  des  Textes, 
dessen   Grundlage   der   Bornemann'sche   sei,     durchaus    zu 
Ratlie   gezogen   und   selbständig    benutzt   zu   haben.       AVir 
erfahren   ferner,   dass   Hr.   K.,   von   den   Herrn    Redacteu- 
rea   der  Uibl.   Gr.    dazu   aufgefordert,   die  Bearbeitung  der 
Aponin.    bereits    im  Jahre    IS.'JÖ    begonnen   habe ,    dass  sie 
aber  jetzt  erst  darum   erscheine,    weil   er  sich  vorher  eine 
genaue   Kenntniss   des   Xenophouteischen   Sprachgebrauchs 
verschaffen    zu   müssen   geglaubt  habe.      AVie   selir  Letzte- 
res dem    llrn.   Herausg.   gelungen   ist,   ist  bereits   aus  dem 
in    der    früheren    Anzeige    IMitgethcilten    klar    geworden, 
und   diess   musste   seinem   Strelien ,   so   oft  als   möglich   das 
am  meisten  und  am  besstcn  Beglaubigte  wiederherzustellen, 
oder,     wenn   es   von   andern    verdächtigt   war,    zu    verthei- 
«ligen,     einen    um    so    glücklicheren  Erfolg    sichern,     als 
gerade  Xenophon   in   der   Syntax   (mehr   noch  ,    als   in   der 
Etymologie)   so   seiir    viel    Eigenthümliches   hat,     »as    zum 
grossen   Theile    in   der   Einfachheit  seiner   Auffassung   und 
in   der  KunstlosigUcit   und  Leichtigkeit  seiner  Darstellung, 
«iie   nicht  selten   an    Nachlässigkeit   gränzt,     seinen   Grund 
hat.     Dass    man    hierin    nicht    zu    »eit    gehe,     und    dem 
Oymnasialzeiiun^. 


Auctor  nicht  znmuthe,  was  seiner  irgendwie  unwürdig  ist, 
dazu  gehört  freilich,  ausser  der  speciellen  Vertrautheit 
mit  dem  usus  des  Schriftstellers,  nothwendig  ein  richtiger 
Tact  im  Allgemeinen  für  Grammatisches,  und  ein  feine« 
Sprachgefühl.  Beides  hat  Hr.  K.  sehr  deutlich  bewährt. 
Auch  im  III.  und  IV.  Buche  hat  er  an  sehr  vielen  Stel- 
len die  alte  gut  verbürgte ,  und  erst  von  den  Neueren 
mit  unrecht  verdrängte  Lesart  zurückgerufen,  oft  anch 
hat  er  Angezweifeltes  durch  richtige  grammatische  oder 
sachliche  Erklärung  gegen  jeden  Acnderungsversuch  sicher 
gestellt.  Indem  Ref.,  um  diese  Aussage  zu  belegen, 
auch  hier  auf  einige  Stellen  aufmerksam  macht,  die  ihm 
der  Erwähnung  besonders  werth  scheinen ,  wird  sich  zu- 
gleich Gelegenheit  finden,  hier  und  da  das  Eine  oder 
das  Andere  ergänzend  oder   berichtigend  hinzuzufügen : 

III,  3,  6.  iv  oioiffireo  ol  izoXefxiot  yiyvovrai]  yi- 
yvovTCCl  ist  apparent  (adveniunt).  Daher  Sauppe  zu  Hip- 
parch.  I,  5.  nicht  mdhEfloi  hätte  verlangen  sollen.  Für 
ylyvEodui  in  dieser  Bedeutung  hatten  ein  paar  Stellen 
angeführt  werden  sollen  ,  an  denen  es  ebenso  wie  hi»r 
mit  tP  verbunden  wird:  Cyr.  VIII,  5,  28. 'Og  ö'  onr^wv 
jyfvfro  ev  ßlridoiq.  Anab.  IV,  3,  29-  og  dv  llQVJTOC, 
gv  Tuj  neQav  yevr]Tai. 

III,  4,  II.  TiaQu'iq  erklärt  sich  sehr  leicht  durch 
ein  zu  supplircndes  Ktkuv.  TCaoitji,  was  Bornem.  und 
Sauppe  aus  Voss.  I.  und  Paris.  G.  entnommen  haben,  ist 
gewiss  nur  eine  Emendation. 

Ebendas.  ovi  ijxtora  de  rovrvjv]  Dass  xovviav  nicht 
von  dizaQdny.Evoi,  sondern  von  fj/.lOTa  abhängt,  bemerkt 
Hr.  K.  richtig,  sowie  auch  Sauppe.  Doch  ist  die  Inter- 
pretation: et,  qnod  harum  rerum,  quas  commemoravi, 
longe  maximum  ac  gravissimum  est,  si  imparatus  sit,  nicht 
genau,  da  doch  ovx  i'jMOva  eng  zu  cpf/M^iTat  gehört. 
Besser  erklärt  sich  toi'ivjv  so:  et  accuratiorem  etiam, 
quam  his  rebus,  curam  adhibebit,  ne  pruelium  commit- 
tat   imparatus. 

III,  5,  23.  y.cu  säv  IL  TotovTov  aio9ij  aeavrav 
in)  Slöcira].  Hr.  K.  erklärt  ju)  sehr  richtig,  und  auch 
OUVTüi',  indem  er  sagt,  es  stehe  für  y.ai  iäv  Tl  ro/uv- 
Tuv  aio9rj  iti)  eldoj;,  wofür  aber  jene  Siructur  mit  0£- 
avTOI^  angewendet  sei  wegen  des  Gegensatzes  mit  TOl'i 
kniOtaMtVOVC.  Die  Stelle,  die  Sauppe  anführt,  um 
darzulhun,  //);  tlöÖTa  sei  soviel  als  tanquam  si  nihil 
scias,  Soph,  O.  C.  1157,  gehört  allerdings  nicht  hierher. 

4 


51 


52 


III,  6j  !•  xci't  r«  uvra  TcgoamroßäXoi  (4V]  So  ha- 
ben die  nis.s.  und  edd.  oder  führen  weni^^stens  darauf  hin. 
Bis  jetzt  haben  die  Herausgeber  alle  Stephan'»  xa  oix£ia 
mxion'Xoßakoi  av  beibehalten;  und  doch  ist  rn  uvto. 
(das  was  man  wirklich  hat,  im  Gegensatz  zu  dem,  was 
man  iiooli  nicht  hat,  sondern  erst  gewinnen  will)  hier  gani 
am  Ort. 

III,  9,  13.  tov  Ss  äTToXTelvovra]  Diess  hat  Hr.  K. 
mit  Recht  zurückgeführt.  Nach  Ernesti  und  Born,  haben 
die  neueren  edd.  ciuoXTSiyaPTa ,  was  sich  nur  bei  Stob, 
und   in  Paris.  H.  findet. 

III,  10,  9.  TO  eiQijiia  reo  xa  ^ihv\  Die  Vulg.  ist 
ohne  Zweifel  das  Richtige.  Hr.  K.  hätte  nur  bemerken 
flolleo,  dajij  ^_er  zweite  Theil  des  Satzes  r«/\"  bt.  %£QOl 
Ul]  y.v}}uetv  jni]odai  die  Structur  t(,'J  xa  [xev  im  er- 
ateren  hervorgerufen  hat.  Denn  »venn  der  zweite  Theil 
nicht  folgte,  war  es  allerdings  einfacher  und  natürlicher 
zu  sagen:  xo  £i'(iijf4a  x6  XU  fiev.  Doch  konnte  nicht 
gesagt  werden  :  xaXuv  ys  xo  Ei<Qi]j.ia  —  tu  Taig  %£QOl 
ftl'  xiuXi'Civ  XQi^a^ai.  Hier  war  der  Datif  nothwenilig, 
und  der  Gleichheit  halber  ist  er  auch  in's  erste  Glied 
gekommen. 

III,  14,  1.  rjo-/^vvjvxo  XU  ts  fxi]  V.otvuiv£tv\  Diese 
Conjectur  von  Herbst  ist  sicher  das  Ursprüngliche;  jeden- 
falls hat  sie  vor  der  Bornemann'schen  TJcrjf^L'POlJTU  xe  fuj 
TU  in  diplomatischer  wie  in  grammatischer  Hinsicht  den 
Vorzng.  Sauppe  hat  sich  offenbar  verschen,  als  er  hier- 
mit I,  2,  10.  verglich,  auch  weist  Hr.  K.  überzeugend 
nach,  wie  verschieden  von  unserer  Stelle  Eur.  Iph.  A. 
452.   ist. 

IV",  2,  3.  TraQaay.evdaaoda/]  Diess  hat  Hr.  K.  wieder- 
hergestellt. Es  ist  unbegreiflich,  wie  die  neueren  edd. 
nach  Schneider  alle  TTaoa(ry.£i>dL,£ai^ai  annehmen  konn- 
ten ,  was  gar  nicht  geeignet  ist,  die  vulg.  zu  verdrängen, 
und  nur  in  Paris.  C.  marg.  Leunclav,  und  Steph.  seine 
Auctorität  hat. 

IV,  2,  6.  hat  Hr.  K.  mit  Herbst  und  Born.  neiQviv 
Tai  ohne  /.ir;  und  dann  y.ai  ov  y.ad-'  eai'rüiji;.  Diese 
Lesart  der  andern  /<;^i  7tc/()co^xai  — ,  y.al  y.a3  eavxoi'^ 
vorzuziehen,  rieth  vor  Allem  y.ui ,  mit  dem,  wie  auch 
Finckh  zugesteht,  sonst  gar  nichts  anzufangen  ist,  dann 
aber  der  Umstand,  dass  nicht  bloss  ilie  Sorgfalt,  die  in 
dem  Zuraflipziehen  Anderer  besteht,  sondern  nothwendig 
auch  ilie  selbstthätige  Bemühung  erwähnt  werden  musste. 
WcDii  man  sich  aber  an  tlas  7t£iqu>vtci.I  stösst ,  weil  nicht 
von  einem  blossen  Versuchen,  sondern  von  einer  eifrigen 
Beschäftigung  die  Rede  sein  müsse,  so  verkennt  man  die 
Bedeutung  von  :x£lQao9at.  Dieses  Verbum  nämlich  dient 
nicht  selten  zu  nichts  weiter,  als  zur  Umschreibung,  und 
man  kann  sagen,  der  Ausdruck  TzeiQuivxai.  vjg  övi'e- 
Xic^cara  noteiv  ist  fast  nur  in  seiner  äusseren  Einklei- 
ilung  von  w;  OLn'CXicFTaTa,  TVoiuvaif  verschieden,  nicht 
aber  seiner  Bedeutung  nach.  IVIan  vergl.  meine  Anmerk. 
zu  Oecon.  XI,  8.  Sturz.  Lex.  Xen.  v.  ÜQ^eodai, 
p.   42öa. 

IV,  'J,  12.  Mq  ovv  —  ov  öüva^tut]  Diess  wird  sehr 
richtig  aus  A.  B.  C.  G.  H.  K.  L.  Stob,  für  düvviiiai 
cutlehnt.  Es  konnte  vorglichen  werden  Oecon.  XIX,  I. 
niiig  av  —  xo  jiiv  d[icfl  xov  cruuQov  eTtiOxai^iijv ,  t« 
fis  a,(Acpi  X71V  (pvxeiav  ovy.  eniaxa[.iai;  Hr.  K.  erwähnt 


nicht,  dass  in  der  Stelle  eine  lei^p  Anakoluthie  liegt, 
die  sich  deutlich  ungefähr  so  wiedergeben  lässt :  du  meinst 
also  nicht  (uv;),  sagte  Euth. ,  ich  kann  nicht  {ov)  — ? 

IV,  2,  17.  hat  Hr.  K.  ans  Paris.  A.  C.  E.  H.  Aid. 
Steph.  T«i;  d&vfxiaq  xov  (}Toaxev/.iaTog.  Seit  Zeune 
schrieb  man  mit  Paris.  D.  und  Stob,  xrj^  d9vfXiag  xov<; 
OTQaTtvjxa^.,  was  offenbar  nur  die  Aenderung  eines  Ab- 
schreibers ist.  Für  jenes  konnte  angeführt  werden:  Anab. 
II,  5,  1.  Uavoai  xag  imoip/ai,  oder  noch  besser:  Cy- 
neg.  VI,  10.  x}]v  öqji^v  xuiv  y.vvujv  naveTta. 

IV,  2,  19.  JV«  naoaXinoj^iSv]  ist  in  B.  C.  D.  E. 
G.  Stob.  Aid.  Junt.  Alle  neueren  edd.  geben  ohne  Au- 
torität und  Grund  Tia^aksinutf^iev. 

IV,  2,  23.  d7roxQiv£09ai\  habe.a  di?  m**,  Vw  Hrn. 
K.  las  man  dnoy.Qivacrdac. 

IV,  2,  26.  wird  xai  vor  xovg  dXkovq  sehr  gut  au» 
dem  Gebrauche  des  doppelten  xai  in  Vergleichungssätzeii 
erklärt. 

IV,  2,  28.  erklärt  Hr.  K.  xai  itQoTaxaadai  xs  und 
dann  xal  aus  einer  Anakoluthie,  die  dem  Xen.  ganz  be- 
sonders zuzutrauen  ist. 

IV,  2,  31.  wird  mit  Recht  xai  hinter  eiTEtxa,  wa» 
Born,  aus  Paris.  D.  H.  eingeschaltet  hat,  gestrichen; 
ebenso  xi  vor  fxäiJ^ov,  welches  von  Brod.  herrührt,  und 
nur  an  der  Lesart  xi  fxakkov  bei  Stob,  in  Paris.  A.  und 
Trine,   einigen   Halt   hatte. 

IV,  3,  13.  Sehr  gut  und  deutlich  ist  der  hier  ge- 
führte Nachweis  des  Zusammenhangs ,  den  die  bisherigen 
Herausgeber  nicht  recht  erfasst  hatten.  Nur  hätte  noch 
hervorgehoben  weiden  sollen,  dass  in  den  vorhergehen- 
den Worten  d?s  Euthyil.,  die  eben  zu  dieser  Auseinan- 
dersetzung des  Sokr.  die  Veranlassung  geben :  !Soi  de, 
ifrj,  Ui  ^ujXQ.  X.  X.  X.  ein  leiser  Zweifel  liegt,  wie 
es  komme,  ilass  Sokr.  allein  von  den  Göttern  so  bevor- 
zugt werde,  dass  sie  ihm  auch  ohne  Anfrage  vorher  an- 
deuten, was  er  thun  solle,  und  was  nicht.  Daher  auch 
Sokr.  Rede  mit  öxt  öe  ys  anfängt;  denn  die  Partikeln 
de  yf.  bezeichnen  ja  eben  ein  Corrigiren  und  Ergänzen 
des  Vorhergesagten.  Sokr.  berichtigt  nämlich  die  Aeus- 
serung  des  Euthyd.  dahin  ,  dass  er  nicht  allein  so  bevor- 
zugt sei,  dass  sich  die  Götter  vielmellr  einem  Jeden  mit- 
theilen, wenn  er  nur  nicht  etwa  darauf  warte,  dass  ihm 
der   Gott   in  leibhaftiger   Gestalt  erscheine   u.   s.   w. 

IV,  6,  9.  XU  ÖS  xaXöi'  ixoifxev  dv  -reut:;  dXXio<i 
tiTiEtv,  rj  si  'iuTtv,  övofiolCiti;  y.aXdf  rj  aiZfxa,  ri 
OXSÜoc,  X.  T.  X.  gibt  gar  keinen  Sinn.  Daher  Hr.  K. 
mit  Recht  Ernesti's  Conjectur:  tj  haiiv ,  6  övOiiaQsi 
billigt.  Diess  ist  gewiss  das  Ursprüngliche;  denn  >;  und 
£1  werden  nicht  bloss  beständig  mit  einander  verwechselt, 
sondern  jedes  von  beiden  wird  auch  neben  dem  Anderen 
bald  weggelassen,  bald  hineingetragen.  S.  meine  An- 
merk.  zu   Oecon.  III,    13. 

IV,  7,  9.  xov  yuQ  ovxui  TVQoaSxovxoi  —  £avxov} 
Ganz  zu  billigen  ist  es,  dass  Hr.  K.  nicht  mit  den  neu- 
nten edd.  aus  Voss.  I.  xop  —  nauotiovia  aufgenommen 
hat.  iavxov  ist  darum  (pleonastisch)  beigefügt,  weil 
fxäXXov  Stayiyv.  so  weit  hinten  steht;  es  bezieht  sich 
zurück  auf  das  Suliject  des  Infin.  evQCiv-  Zu  verglei- 
chen war  der  Gebrauch,  nach  dem  beim  Comparativ  aus- 
ser dem  Genitir  (der  Deutlichkeit  wegen  ,     und    nameiiitr. 


53 


54 


lic&,  wo  ei,  so  wie  hier,  die  Worlslellbhg  »eranläfsst) 
noch  ein  n  fo'g*-   S.  zum  Oecon.  II,  S.  Matlh.  g.  45ü.  not.  „>. 

IV,  y,  1.  d.ni\enti\  Diess  steht  in  den  uiss.  Alle 
neneren  edd.  haben  nach  Schneider  duekme. 

Das  bisher  Gesagte  dient  dazu,  das  früher  ausgespro- 
chene ürtheil  noch  »veiter  zu  bestätigen,  uöd  den  Werth 
der  Ausgabe  noch  mehr  an's  Licht  zu  stellen,  liii  Fol- 
genden sollen  nun  noch  einige  Stellen  besprochen  Her- 
den, an  denen  Ref.  die  Kritik  oder  di«  Erklärnng  des 
Hrn.  K.  mehr  oder  weniger  niissbilligen  uiusg ,  oder  die 
in  irgend  einer  anderen  Beziehung  Anlass  zu  einer  Aus- 
stellung  geben. 

111,  1,3-  heisst  es  in  den  V.  L. :  ■tovTo]  Sic  ed. 
Par,  libri  Brodaci ,  Vat.  tres ,  et  A.  B.  C.  E.  G.  — 
Vulgo  TUi'TOV.  Man  könnte  moineii,  Hr.  K,  habe  tOvto 
xaerst  aufgenommen ,  während  es  doch  alle  neueren  edd. 
fon  Wels  an  haben.  Solche  unbestimmte  Angaben  finden 
sich  sehr  oft,  z.  B.  gleich  darauf  bei  STtli-Ukö/uevoi;  und 
§.  5.  bei  Xv^ay^  ooi  u.  a. 

III,  1,  11.  ÖTloi  xae  önu)^^  ist  wohl  falsch  erklart, 
da  071UI  nicht:  ,,(]Uo  consilio"  sein  kann.  Wenn  Sauppe's 
Erklärung  nicht  richtig  ist,  so  ist  ÜTITJ,  das  auch  am 
aieisten   beglaubigt   ist,   doch   das   Ursprüngliche. 

III,  3,  2.  ßtkriuv  äv  noajou'i-  nciQudovvat]  Hr. 
K.  bezieht  av  nur  zu  Tia^ußoilvat.  Besser  wird  es  zu 
Tioiijtjag  Tlaoadovvai ,  insofern  Beides  einen  Begriff 
ausmacht,  bezogen.  Auch  lässt  sich  der  Satz  schwerlich 
so  auilüsen:  oül,  ort,  el  to  iTTTTlxav  ßikriov  Tiotij- 
oeiai,  rfi  Troksi  nuQaöoltjq  äv,  vielmehr  so:  ßikriov 
av  Tioifjoai  y.ai  {joiovrov  ov)  nagaöoSvai,  oder: 
iittiöuv  ßikxiov  nuiiiarjc,  (toi.ovtov  üv)  av  nuga- 
Sovvat.  , 

III,  3,  14.  xai  TovTip  disvEy/.oiev]  Ref.  sieht 
nicht  ein,  warum  der  blosse  Datir  nicht  genügen  soll. 
SV  TOVTio  8lSV£'/y.oiev  unterscheidet  sich  beinahe  un- 
merklich von  xoviui,  und  warum  Süll  es  hier  nicht  heis- 
seu  können:  „damit  sich  die  Athener  auch  dadurch  ror 
den  übrigen  Griecheh  auszeichnen?"  Zu  routiu  (näm- 
lich iTVTir/jp)  stehen  die  folgenden  Dative  im  Appusitions- 
fcrhältuiss. 

III,  4,  5.  ,0V  ya(j  —  öxvetc  ksyeiv ;  wo  ov  yuQ 
nonne  igitur?  sein  soll,  deutet  yuo  den  Grund  an,  war- 
um sich  das  Verhalten  des  Glauco  von  dem  Tujv  cioy.ij- 
rtSv  uvra  zof/rrt/j  toiq  iStvjxai  ffoßsia^ai  in  nichts 
unterscheide;  es  heisst:  nonne  cnim  dubitas  dicere?  was 
ohne  l'Vagc  wäre:  dubiias  enim  dicere,  du  stehst  ja  an 
zu  reden.  —  Dasselbe  gilt  von  IV,  5,  It,  wo  rt  yuQ 
öiacpinst  — ;  erklärt  wird:  quid  igitur  differt?  Viel- 
mehr ist  die  riclitigc  Erklärung  diese:  (ganz  recht)  denn 
wodurch  unterscheidet  sich  eiu.  unmässiger  Mensch  von 
dem  unrcrniinftigsten  Tliiere?  d.  i.:  denn  er  unterschei- 
det sich  in  nichts.  —  Ganz  ebenso  ist  es  IV,  S,  4.  oü 
yag  öoy.uj,  wo  Hr.  K.  wiederum  ein  nonne  igitur  sta- 
tuirt.  —  Warum  also  fiir  ydo  iu  der  Frage  eine  beson- 
dere Bedeutung  erliiidi'H  ,  da  es  sich  in  der  herrschenden 
causaleii  überall  so  leicht  erklären  lässt,  da  ja  auch  alle 
diese  Fragen  nur  der  äusseren  Form  nach  Fragen  sind, 
ihr  innerer  Gehalt  aber  affirniirend  ist?  Aber  Hr.  K. 
niOimt  yug  auch  ausser  der  Frage  als  conclusire  Par- 
tikel.    Zu   IV,  '.',  (\.  sagt  er:   Verte :  Nun  das  ist  Ja  wun- 


derbar. rÜQ  h.  1.  habet  vim  conclasivam.  Conelusionem 
facit  Socr^  ex  iis«  quae  Euthyd.  fecerat.  Der  Zusammen- 
hang der  Stelle  ist  ganz  einfach  dieser:  Sokr.  hat  auch 
in  dem  oben  in  Rede  stehenden  Falle  (den  Xen.  von 
^.  6.  an  im  Sinne  hat),  so  wie  froher  (was  in  d6in 
Vorhergclienden  erzählt  ist)  geäussert,  dass  es  ihm  Oä- 
begreiflich  sei,  wie  sich  die  Athenischen  Jünglinge  rüh- 
men könnten ,  ohne  fremde  Anleitung  gelernt  «n  haben, 
vor  dem  Volke  zn  reden,  ein  Rulim ,  der  dort  bei  der 
Erlernung  anderer  Künste,  wie  z.  B.  der  Ileilkunst  nicht 
statthabe;  denn  mau  müsse  verwundert  fragen,  warnm 
die,  welche  die  Leyer  spielen  und  Aehnliches  lernen  woll- 
ten, sich  der  Anleitung  Kunstverständiger  bedienten,  dies* 
Jünglinge  ,  die  sich  die  um  so  vieles  schwierigere  Rede- 
kunst aneignen  wollten,  aber  nicht.  —  Noch  einfachei* 
verhält  es  sich  III,  4,  1-  niit  ov  ydo.  Hier  erklärt  sieb 
yao  lediglich  aus  einer  Gebährde  des  Nicomachus,  die 
bereits  verrioth,  dass  er  nicht  zum  Feldherrn  gewählt, 
und  nicht  mit  der  geschehenen  Wahl  zufrieden  sei.  — 
üebrigcns  sei  hier  bemerkt,  dass  Ref.  später  eingesehen, 
dass  in  der  Anm.  des  Herausg.  zu  I,  6,  2.  über  yovv 
die  Worte:  „Particnla  yovv,  ex  argnmentativo  ye  ei 
restricti>o  ovv  composita"  nicht  ans  Verschen  geschrie- 
ben sind,  denn  auch  III,  3,  '2.  wird  der  Part,  ovv  re- 
strictive   Bedeutung  zugesprochen. 

III,  5,  3.  n(iOT(ib7zovTai  -rf]  Hier  bemerkt  Hr.  K. : 
alieno  loco  positum  est:  cuius  gcneris  exempla  non  ad- 
modum  rara  sunt,  ubi  enunciationis  praedicatum  aniece- 
dit,  uti  h.  1.  Infra  IV,  2,  40.  i^ljySivo  ära  ivöfllCsv 
ei'öivac  dstv  y.ai  i^uijöevetv,  pro:  a  ev6/.ii^£v  aldevui 
ze  8.  y.ai  en.  Da  Ref.  in  der  früheren  Anzeige  xn 
I,  7,  3,  wo  Hr.  K.  UTl  y.vßegvav  T£  xaraaTa^iig  ge- 
schrieben hat,  bemerkte:  Tt  könne  nicht  einem  Snbjecte, 
das  zwei  durch  TS  —  y.ai  verbundenen  Satzgliedern  ge- 
meinschaftlich angehöre,  beigefugt  werden,  während  iti 
unserem  Falle  hier  wenigstens  <lrm  verbum,  von  dem 
zwei  Satzglieder  gemeinschaftlich  abhängen  ,  ein  solches 
TS  beigegeben  wird,  so  soll  nur  darauf  aufmerksam  ge- 
macht werden,  dass  nQOTQSTlOVTat  hier  ein  Prädicat 
ist,  das  zum  zweiten  Satzgliede  noch  einmal  snpplirt 
werden  muss.  Vollständig  würde  der  Satz  so  heissen  : 
:')  TTokkoi  STraioöf^isvoi  TiQOTQSnovTai  TS  ägcTiJi  i:Tt- 
fiskiiadai  yaX  TCQOxQsirovrai  ükxqioi  ysvio&ui..  So 
verhält  es  sich  auch  mit  IV,  2?  40;  denn  die  Worte 
dort  stehen  anstatt:  stl]ySciO  d  TS  ■Svöj.tiCsv  Si'öivac 
ösev ,  y.cu  u  ivofii(^sv  snnijösvsiv  8stv. 

III,  6)  7.  heisst  es  in  der  Anm.:  Tavva  refertnr  ad 
totam  praecedentem  seutciitiam:  ÜTC  y.ai  tovtojv  rag 
TtsgiZTai;  dcpatgeiv  öiavorj-  Das  muss  doch  wohl  heis- 
sen: refcrtur  ad  tovtv)V  ruc,  TTSgiiraq  d(fatQtiv ,  denn 
nur  auf  diese    Worte   bezieht  sich   ruvra, 

111,  7,  5.  yai  rri  ys  ötfidtcji]  Die  Erklärung  die- 
ser Stelle  hat  den  Herausgebern  unbegrciflidicr  Weise 
viele  Mühe  gemacht.  Dass  y.ai  adversative  Kraft  hat, 
wie  schon  Sauppe  amleutct  (er  sagt:  Sententia  loci  est: 
sunt  quidem  concioncs  ,  in  quib^s  publice  diceiiduin  est, 
sed  quae  ex  insipienfissimis  et  imberiilibus  huminibus 
constcnt) ,  hebt  Hr.  K.  mit  Recht  hervor.  Seine  Erklä- 
rung aller:  Et  tarnen  docebo ,  te  trcum  pngnare:  nam 
inter  prudentissimos   et   polentissiinos  homines  verba  faccrt 

4* 


55 


56 


Dem  rcrcri»,  JTi<cr  siuliissimos  ef  maxime  imbccillos  ve- 
rcris  emiögi  dennoch  iiirht.  Sokr.  sagt  nicht  sowohl, 
«lass  (ilaiico  mit  sich  selbst  im  AVidersprucli  stehe,  als 
Tielniehr  ,  ilass  er  die  geistige  Uoschaffcnheit  der  grossen 
Menge  nicht  richtig  bciirtheile.  Der  grüsste  Nachdruck 
lieft  in  den  AVorten :  iv  toiq  äffQOVtdiäron;  TS  xai 
tzOiVfifora'rotc,  und  die  Erklärung  der  ganzen  Stelle 
ist  folgende:  (Abgesehen  davon,  wie  weit  dein  Satz,  dass 
es  dem  IMcnscIicn  angeboren  und  natürlich  sei ,  vor  der 
grossen  Hlcnge  schüchterner  zu  sein,  als  vor  einer  klei- 
neren Gesellschaft,  richtig  ist)  will  ich  dich  jetzt  uber- 
icugen  ,  dass  du,  der  du  doch  vor  so  gebildeten  und 
eiiitlussreichen  Münnern  unbefangen  bist,  dich  scheust, 
vor  Leuten  zu  reden,  die  durchaus  unverständig  und 
ohnmächtig  sind  (dio  es  also  gar  nicht  werth  sind,  dass 
du  dich  vor  ihnen  scheust).  Diese  Ueberzeugung  (dass 
Dämlich  die  '^Volksversammlung  wirklich  aus  solchen  Ele- 
menten bestehe)  dem  Glauco  beizubringen,  dazu  dient 
das  Folgende. 

III,  8,  1.  -nETTEiaf^evoi  fidkiara  TcgätTSiv  ra  Si- 
OVTO]  Zu  7TQO.TTSIV  ist  kein  8eiv  zu  suppliren.  Es 
heisEt:  die  sich  bewusst  sind,  das   Rechte   zu   thun. 

III,  S,  10.  Zur  Erklärung  von  ßi'ro?  musste  vor 
Allem  auf  Oecon.  III ,  ö-  avTii)  y.ol  tv>  o'mi)  verwiesen 
wenlen. 

III,  9,  4.  Die  Lesart  dXkd  tov  rd  fjsv  v.al.a  te 
y.at  dyadd  '^lyvvioy.ovTa  -/^ijoSai  avzoit;,  y.al  tov 
rd  aiiy/gd  Eiöora  eül^aßeladai,  ao(f6v  tb  y.aX  auj- 
(foova  iytjlVEV,  die  am  meisten  beglaubigt  ist,  ist  ge- 
wiss auch  die  richtigste;  nur  ist  es  nicht  rathsani ,  mit 
Hrn.  K.  zu  ygr;oi}('l  noch  einmal  yr/viüayoi/Ta  und  zu 
iv'hcii'jeia&ai  noch  einmal  iidüia  zu  suppliren.  Die 
Infinitive  i^fjo^Ul  und  Hvloßeio^ai  erklären  sich  am 
einfachsten,  wenn  man  sie,  wie  man  sich  genühnlich 
ansdri'ickt,  von  einem  ausgelassenen  löore  abhängen  lässt. 
Auch  ist  ein  Vergleich  mit  II,  3,  l4.  )";  vy.vEtc,  —  UQ^at, 
[.ITJ  at'oXQog  CfUVTJi  nicht  passend. 

III,  9,  5.  In  den  V.  L.  sagt  Hr.  K.:  „Quanquam 
non  nego,  quam  maxime  ofFendere  »erbum  TTQarTSlv  (post 
dvvaaiJai ,  quum  h.  1.  de  deligendis  honestis,  et  postc« 
demum  de  faciendis  honestis  agalur)."  Hieraus  ersieht 
man  nicht,  wie  er  die  Worte:  ovre  TOiq  (.ti]  ETTlOTa- 
ur.vovc.  öl'vaodai  ■jT(jUT'i:iiv  versteht,  da  er  sie  auch 
in  dem  Nachweis  des  Zusammenhanges  in  der  Anmerk. 
übergeht;  ob  er  für  TTpÜTTElV  etwa  nQOe'KEOdai  erwar- 
tet? Doch  zeigt  das  gleich  Folgende:  diJvd  y.cd  EUV 
lyyEiooiatp,  dnagidvEiv ,  dass  ■jrQaxxElv  nicht  zu  ent- 
behren ist.  IJebrigens  dürfen  Wiederholungen,  wie  diese 
hier,  bei  Xen.  gar  nicht  auffallen;  den  SokratiscLen 
Gesprächen  sind   sie   etwas  Eigenthümliches. 

IH,  10,  lÜ.  iTTl8Eiy.vvu)v\  Schneider  wollte  ältod., 
was  wohl  vorzuziehen  ist;  denn  die  Bedeutung  :  ita  osten- 
dero  ,  ut  alter  rem,  quae  ostenditur,  accuratc  inquirat  et 
cxaminet,  liegt  nicht  in  E71/8.,  ebenso  wenig  als  die  des 
simpliciter  ostendero  in  dnoö.,  wie  es  schon  dio  Zu- 
sammensetzung mit  ETil  dort  und  «tto  hier  vcrrätli.  Auch 
beweisen  die  Beispiele,  die  zu  II,  I,  21-  beigebracht 
werden,  nicht  was  sie  beweisen  sollen.  Hell.  VII,  1,  12. 
d-h/ufiotTÜTOvi  aiJTotq  diiEÖely.vve  jsymjgia  TiaQE^ö- 
f^evoi  'S*  "'  drtoS.  die  Bedeutung;  nachtctisen  nicht  zu 


rerkennen.  Dagegen  scheint  es  gezwangen,  Apomn.  III, 
11,  1.  olq  Eyeivijv  hiiÖEUvikiv  iaivi^q  oaa  xaXuj. 
k'^oi  in  ETTlS.  mehr  zu  suclien ,  als  ein  blosses  zeigen, 
da  doch  hier  von  einem  Auseinandersetzen  und  Erklären 
nicht  gut  die  Rede  sein   kann. 

III,  13,  1.  Toinö  OE  XvTCEi^  Hr.  K.  erwähnt  hier 
die  Erklärungsversuche  der  Herausgeber,  die  alle  unzu- 
reichend sind;  doch  gibt  er  selbst  keine  Erklärung.  Die 
einzig  richtige  ist  diese:  Es  wird  fortgefahren  mit  ozi 
ÖS  —  TiaQlEvv/^Eq,  TOVTO  as  },l'7rsi,  aU  wenn  der  Satz 
nicht  mit  FeKoiov  —  rö  —  jW))  av  ogyi^EOi^ai  ange- 
fangen wäre,  sondern  mit  rEKoiov ,  ort  —  oi<x  o.v  6q- 
yii^oto.  Dass  ein  zweites  Glied  einer  Satzverbindung, 
ohne  Rücksicht  auf  die  Construction  des  crsteren  ,  selb- 
ständig nachfolgt,  ist  nichts  Ungewöhnliches.  Nach  die- 
ser sehr  weit  greifenden  Beobachtung  lässt  sich  vielleicht 
auch  Oecon.  I,  16.  nach  vorhergegangenem  tL  (paivETUt, 
onürav  OQUif^iEv,  das  so  aufiallcnde  ala&avöuEda  de 
rechtfertigen. 

III,  14,  1.  Hier  wird  mit  Eni  xb  Sei^tivov  —  TToXv 
(fEQOlEV  die  Phrase  fiioi}6v  (fEQElv  verglichen.  Allein 
an  dieser  Stelle  ist  ifEQElv  nichts  anderes  als:  afferre, 
und  gleich  darauf  CfSQOUEvvjv  :  sibi  afferre;  in  der  Re- 
densart ^iiaduv  tpEQElv  ist  aber  (fiQElvi  aufcrre,  wie 
z.  B.  Oecon.  I,  (>.  cpiQOl  —  fi/Gitov  (wo  meine  Anm. 
nachzusehen  ist).  Passend  vergleicht  Sauppe  Hell,  IV. 
öj  4.  Tvjv  TTJ  f^dpa  (pEQovruiv  rd  onia. 

IV,  2,  7.  TTEgi  TaT'va  TrgayiiazEvofXEvaiv]  Ref.  wun- 
dert sich,  dass  auch  Hr.  K.  nicht  für  raura  geschrieben 
hat:  TUlira,  wie  es  doch  offenbar  heissen  muss.  Zu- 
erst stehen  sich  entgegen  tcivtu  und  iy.Eivojv ,  dann 
kommt  ein  Satz  allgemeinen  Inhaltes:  ,,Je  geringer  bei 
einer  grosseren  Anzahl  solcher,  die  sich  mit  einem  und 
demselben  beschäftigen,  die  Zahl  derer  ist,  die  etwa» 
Tüihtiges  darin  leisten";  und  hierauf  folgt  die  Anwen- 
dung dieses  allgemeinen  Satzes  auf  den  vorliegenden  Fall, 
wo  sich  nun  wiederum  gegenüberstehen:  TavTO.  und 
iy.Eivuiv. 

IV,  5,  10.  TigaTCOViai  «i'r«]  Die  Anm.  erklärt 
ai'va  durch  tu  fiad^Elv  ti  y.akuv  y..  t.  Ä.;  es  ist  aber 
zu  erklären   nur  durch:  y.akov   ti  y.ai  uyaitov  y.  t.  k. 

Es  sind  der  Ausgabe  noch  drei  Excurse  beigegeben. 
Der  erste  handelt:  (le  formis  yiyvouai  et  yivofiai,  yiy- 
vujO/.V)  et  yivtöay.u).  Die  Formen  ohne  y  erklärt  Hr. 
K.  (mit  Bezug  auf  Eusfath.  zur  lliad.  468.)  für  dio  ur- 
sprünglichen, Homer  und  Herodut  haben  sie  vorzugsweise. 
Bei  den  Attikern  ist  nun  zwar  die  vollere  Form  die  vor- 
herrschende, die  andere  aber  keinesweges  ganz  verdrängt 
worden.  Letztere  muss  daher,  wo  die  Codices  es  anra- 
then,  beibehalten  werden.  Diess  gilt  insbesondere  vom 
Xenophon ,  bei  dem  es  in  allen  Büchern  Stellen  gibt, 
wo  entweder  alle,  oder  die  bessten  Handschriften  in  der 
Form  ohne  y  übereinstimmen.  Bei  den  Rednern,  und 
den  noch  späteren  Auctorcn  verlor  sich  die  Form  mit  dem 
y  nach  und  nach  ganz  und  gar.  —  Diess  ist  eine  kurze 
Inhaltsanzeige  des  Excurses.  —  Aus  dem  Oecon.  konn- 
ten noch  ein  paar  Stellen  angeführt  werden ,  wo  sich 
yivEcrdat  ohne  Variante  findet:  I,  20.  yivovTUl,  und 
VII,  42.  yivofilvi]^  gleich  darauf  yivrj.  —  Paris.  C.  D. 
haben   überall    yivEoDai    und  yn'uioy.Elp ,    meistens  auch 


57 


58 


Giielferb. ,  seltnicr  Paris.  A.  aiul  am  spltensten  Lips., 
der  fi'cilicli  unter  allen  die  kessle  Auctorität  hat.  Da  be- 
kannter Weise  die  Alten  in  solchen  orthographischen 
Rücksichten  Consequcnz  niclit  kannten,  so  darf  man  sich 
nicht  wundern,  auch  bei  einem  und  demselben  Auctor 
in  dergleichen  Schreibarten  eine  solche  üngleichniässig- 
keit  zu  finden,  und,  wie  sehr  auch  die  Abschreiber  ihre 
eigene  Schreibweise  hineingetragen  haben  mügeu,  so 
bleibt  doch  nichts  i'ibrig,  als  die  Handschriften  hierin  als 
Morm   und   Führerinnen  gelten   zu   lassen. 

Im  zweiten  Excurs  wird:  de  forma  secundae  personae 
praesentis  et  fnturi  niedii  et  passivi :  ei  et  rj  gesprochen. 
hei  alten  attischen  Sciiriftstellern  sind  benahrf:  uhl, 
ßot'kcc,  oipei.  Ausserdem  findet  sich  die  Endung  fMiei 
den  Tragikern  fast  gar  nicht,  und  lon  ihnen  ist  sie  wahr- 
scheiulich  gar  nicht  gebraucht  worden;  fast  durchgängig 
hat  sie  aber  Aristophanes ,  weil  diese  Form  in  der  Volks- 
sprache die  gangbare  gewesen  zu  sein  scheint;  wenig  fin- 
det sie  sich  bei  Thukvdides,  häufig  bei  Piaton.  Bei 
Xenophon  ist  sie  wenigstens  nirgends  ohne  Variante,  und 
nirgends  ganz  gesichert,  daher  sie  ihm  Hr.  K.  ganz  ab- 
spricht. Späterhin  rcrlor  sie  sich  ganz,  und  die  Endung 
^  blieb  allein   üblich. 

Im  dritten  Excnrs  wird  die  Frage  :  de  duplici  scri- 
ptnra  vocabuli  OVKOYN.  oüxorv  et  ov'/.ow  ausführ- 
lich erörtert.  Hr.  K.  geht  von  den  Zeugnissen  der  grie- 
chischen Grammatiker  aus,  fülirt  dann  ilie  Ansichten  der 
Neueren  [Hoogevcn's  (hier  durfte  Derarius  nicht  vergessen 
werden),  llermann's,  Rost's  und  Hartung's]  an,  bespricht 
darauf  die  Gewähr,  die  die  Codices  geben,  und  fügt  end- 
lich bei,  was  er  meine.  Das  Resultat  seiner  Untersuchung 
ist:  I.  ovyf.oi'V  ist  1)  nonne  ergo!  oder  nonne  igifur? 
2)  ergo  (scilicet,  nenipe,  doch  wohl),  3)  non  ergo  (in 
welcher  Bedeutung  es  auch  oi'z  ovv  geschrieben  wird). 
II.  ovy.ovv  ist  wichts  weiter,  als:  non  sane,  non  pro- 
fecto,  nequaquani.  —  Ref.  hat  im  Januarhefte  der  Zeit- 
schrift für  Alterthumsw.  1841  seine  Ansicht  über  diese 
Partikeln  ausführlich  dargelegt.  Da  er  in  allen  Hanpt- 
puncten  gegenwärtig  noch  derselben  Ueberzeugung  ist,  ao 
genügt  es  zu  der  genannten  Abhandlung  nur  ergänzend 
und  erläuternd  Folgendes  hinzuzufügen :  Die  griechischen 
Grammatiker  erwähnen  ebenso  wenig  von  ui'/.Oiv,  als 
von  ohy.oiv-,  dass  es  in  der  Frage  vorkomme.  Daraus 
folgt  aber  an  sich  weder  für  das  Eine,  noch  für  das  An- 
dere, dass  es  von  der  Frage  auszuschliesscn  sei;  um  so 
weniger  als  jene  im  Allgemeinen  die  Natur  und  die  Be- 
deutung der  beiden  Partikeln  keineswegs  erschöpfend  er- 
örtern. Es  kann  daher  nur  die  Frage  sein,  ob  das,  was 
die  Grammatiker  überliefern,  die  Annahme,  dass  ovy.ovv 
oder  OL'y.ovv  in  der  Frage  gebraucht  worden  sei,  unmög- 
lich oder  unräthlich  mache.  Phrjniclius  sagt  ganz  deut- 
lich und  entscliicilen :  oiy.ovv  sei  entweder  so  viel  als 
ftdXti ,  "'"'  werile  als  Verneinungspartikel  gebraucht 
(Photius  und  Suidas  stellen  es  r^  uvdumii^,  Ammonius 
und  Phavorinns  nennen  es  ÜTiotpaTlXuv),  oder  es  sei 
gleich  ovy.-ovv  (da  ovv.ovv  f/'  eaof/;,  anstatt  oi'<y.  iä- 
aetg  Oi'V  [le  gesagt  »erde).  Auch  Ammonius  erklärt  es 
durch  ov/^iovv.  Apollonius  sagt  nun  zwar:  OTl  iiev  (ui- 
y.oiv)   £2^1  xi]v   ov   67i6cfiaoii>  iyy.eii^ihijv  /.ai  y.axu 


TU  Sijkoi'/^icvov,  7raoa:ikijQOjuaiey.oj  y.ixoi^xai  xv>  om  ; 
doch  heisst  diess  nicht,  dass  UL'V  in  oiy.ovv  ohne  alle 
Bedeutung,  sondern  nur,  dass  es  ein  unwesentlicherer 
Bestandtheil  des  Wortes  sei  [während  dagegen  von  ovy.ovv 
ganz  entschieden  gesagt  wird  :  oii/.  f/^il  T1]V  ov  uTfdcpa- 
Oiv  (tv  öi]XovuiV(ii)l.  Auch  wird  in  dem  Folgenden: 
aTieipaxiq  yuQ  zii^Ejai  avn  ti^i;  od  arTO(paoeoji  nur 
gesagt,  dass  ovy.ovv  sehr  oft,  nicht  aber,  dass  ca  immer 
anstatt  eines  blossen  ov  gebraucht  werde.  In  demselben 
Sinne  ist  in  den  Worten:  imeQ  ovv  nacie/.y.ixai  o  ovv 
ovvdsofios  fiSTU  zi'ji  ov  drtucfdoeiui  n aQaKujiflavo ia.;^- 
voc,  ov  dcoiTOjg  tov  tovov  /i£TCiTi^>j<ri,  das  Tla()lky.B- 
TCil  zu  nehmen.  Uebrigens  liegt  hier  in  uv  dcovTUj^  (d.  h. 
tinnöthigerweise ,  ila  die  Umstellung  des  Accentes  in  an- 
dern ähnlichen  Fallen  nicht  geschieht),  Nichts  weiter, 
als  ein  subjectives  Urtheil  ,  das  Apollonius  der  gramma- 
tischen Thatsache  gegenüber  stellt;  dasselbe  gilt  von  den 
AVorten  ^ijreov  ovv,  oj^  nuQaKoyoi  ai  toiuvtui  Ttgo- 
Cfoijui,  auch  beziehen  sich  diese  vorzugsweise  auf  den 
eben  erwähnten  Gebrauch  einiger  Grammatiker  uijOVV 
für  inj  ovv  zu  schreiben.  Ebenso  ist  es  Nichts  weiter, 
als  ein  subjectiver  Versuch,  das  AnfTallende  dieser  gram- 
matischen Thatsache  zu  erklären,  wenn  Apollonius  zwi- 
schen einem  perispomenirten  und  zwischen  einem  para- 
plcroinatischen ,  uxytonirtcn  und  zugleich  enklitischen 
ovv  unterscheidet,  ein  Unterschied,  der  um  so  aufiallen- 
der  ist,  weil  man  von  einem  enklitischen  oiv  (ausser 
etwa  in  i;yovv)  sonst  keine  Spur  findet,  da  es  selbst  in 
in  offili;  ovv  und  dergleichen,  wo  es  doch  besonders 
enklitischer  Natur  zu  sein  scheint,  seinen  Circumflex 
behält.  Es  scheint  demnach  unzweifelhaft,  dass  Apollo- 
nius ebenso  gut  wie  Phrvnichus  und  Ammonius  ovy.ovv 
in  der  Bedeutung  non  ergo  gekannt  hat,  dass  er  aber 
von  diesem  Worte  nur  das  bespricht,  was  an  ihm  auf- 
fallend ist,  nämlich  die  abgeschwächte  Bedeutung  von 
oiv  und  die  Rürkziehung  des  Accentes;  ebenso  verhält 
es  sich  mit  Photius,  Suidas  und  Phavorinus,  wenn  die 
ersten  Beiden  es  durcli  ovöaiiol:;  erklären,  der  Letzte 
es  dnorpaziy.öv  nennt.  Es  bleibt  also  das  Resultat: 
ovy.ovv  ist  1)  non  ergo,  non  igitur,  '„>)  wenn  uvv  darin 
TlXlJQUJLiariy.öv  ist,  d.  h.  wenn  es  nur  ein  enges  und 
kräftiges  Anschlicssen  an  das  Vorhergehende  bezeichnet 
(daher  dieses  ovy.ovv  auch  nicht  überall  steht  wo  oi', 
sondern  nur  in  Antworten),  tvelches  man  allerdings  durch : 
iicquaquam,  non  sane,  non  profcclo  wiedergeben  kann.  — 
Und  was  hindert  nun,  dass  dieses  ovy.ovv  in  diesen  zwei 
Bedeutungen  auch  in  <ler  Frage  vorkomme?  In  der  Frage 
ist  es  daher  1)  nonne  ergol  nonne  igitnr?  2)  nur  ein 
verstärktes,  d.  h.  sich  an  das  vorhergehende  kräftig,  oft 
adversativ  anschliessendes  nonne?  Uebrigens  lag  es  Hrn. 
K.  nahe,  ovy.ovv  wenigstens  als  ein  verstärktes  nonne? 
gelten  zu  lassen,  da  er  ovv  in  ovy.ovv  als  dasselbe  auf- 
fasst,  wie  in  ÖOTI^  ovv  (wovon  aber  Apollonius,  der 
doch  für  sein  enklitisches  ovv  eine  Analogie  suchte,  Nichts 
geunsst  zu  haben  scheint),  und  sich  ein  solches:  ,, nicht, 
irgend«  ie",  oder  , ,11011  ccrte"  sehr  leicht  in  der  Frage 
denken  lässt.  —  Für  die  Bedeutung  nonne  ergo?  gibt 
Phrynichug  selbst  Beispiele.  Denn  es  ist  wohl  kaum 
zweifelhaft,  dass  jenes  ovy.ovv  iuor/g  zu  nehmen  ist, 
wie  Soph.  O,  R.  670.    ovy.ovv  fi'  cüotiq  — ;   (worüber 


59 


60 


1.  die  anfpfiihrte  Abhandlung  S.  IH)  und  ebenso  ,  was 
er  nu8  Arisfoplianes  anführt:  oiy.ovv  fi  idaecg  dvaj4£- 
Torcraadul  läSe  (eine  Stelle,  die  sich  nirgends  bei 
Aristophanes  [ancfi  ich  konnte  sie  in  den  Wolken,  wo 
ich  nie  zunächst  suchte,  nicht  finden.  AI.  F.],  auch  in 
den   Fragmenten   nicht  finden   Hess). 

Ueber  oCy.ow    stimmen    die  Grammatiker    samintlich 
dberein:  es  sei  eine  syllogistische  oder  epilogistische  Con- 
junrtion,   und   Apollonius  sagt  ganz    entschieden:    OTE  8e 
TU   oi'i>   ix^^   ^■'^'   ^^   Srjkoi'f4ev(p ,    oüx   ex^i   Tr,v   ov 
(XTföwaOlV  (was  soll   hier   ein   zweites    ej^f  / ,    das  Hr.  K. 
aus    Bekker    abschreibt?    es    ist    vielmehr    zum    Nachsatz 
Ol'/    ixil    Tr,V    Ol'   dnoCfCiOtv   noch  einmal    zu   snppliren 
irdljXovilCV(jj),    d-    h.    doch    wohl    nichts    Anderes,    als: 
in   ovy.oiv    ist    ov    ohne    alle   Bedeutung.      Hiermit  steht 
nun    zunächst    im    directen    Widerspruch  ,     wenn    Hr.   K. 
ovy.ovv  =:   non    ergo    setzt.       Und    wer    wird    auch  wohl 
glanben   können  ,   dass   ein  und   dasselbe   Wort  in   ein   und 
derselben   Form   zugleich:    non    ergo,    und    zugleich    ergo 
bedeutet   habe?  Betrachten   wir  aber   dann    die    Annahmt: 
Ol'AOl'V  sei   nonne   igitur,  so   fragt   es   sich,   ob   sich   wohl 
die    Grammatiker    begnügt    hätten ,    oi'XOVV    so    kurzweg 
oildtouO';    Oi'kKoyiarixöi    zu    nennen,     wenn    sie    aus- 
drücken  wollten,    ovy.ovv    sei    syllogistische    Conjunctiou 
in    der    negativen    Frage.      Apollonius    hatte   gewiss   nicht 
gesagt,    or   in    oi'y.ovv  sei   rein    überflüssig,    wenn    er   es 
für   nenne   ergo?   nahm,   am   allerwenigsten  aber,    wenn  er 
es  für   ein   bloss    verstärktes    nonne?    nahm    (eine    Bedeu- 
tung, die   Hr.  K.   freilich   ganz   übergeht).     Hr.  K.   meint 
oi'y.ovv  ;;  ügSTi)  doy.ijzia  iotiv  sei  so  viel  als:  ij  ä()ETi) 
Oll'   doy.iTria   ioiiv;    nur    sei    diese   Frage   minus   gravis 
als   die   erstere.      Wie   ist   es  aber  ,    wenn   ovyovv  yekatq 
i'jdtaioi  £!<;  EX^QOvg.   ye'Lüv  (Soph.  Ai.  79.)   Nichts  wei- 
ter  heiogen    kann,   als   nonne  (mit  adversativer  Kraft,  siehe 
die    Abhandlung   S.    111    zu   Ende)    iniuiicis    irridcre   risus 
est    duicissimus?      Dafür    lässt    sich    gewiss    nicht    sagen: 
yÜAiii    ovv    ijö/ijTOi    i/5    ex^^QOi'.:    jekap.       In    diesem 
und   111   allen  ähnlichen  Fällen   anzunehmen   uv  sei  in  ov- 
-/.OIV   ohne   alle    Bedeutung,   ist   ebenso   unstatthaft,   als  die 
etwaige   Behauptung:   in   üi'z   £(>£'?,'    nonne   dices?   Spinne 
my   ebenso   gut   auch  weggelassen    werden.    Die  Negation 
setzt   der  Grieche   nicht   nur   ebenso   gut,   wie  der  Lateiner 
und   der   Deutsche   mit   Nachdruck   in   die   Frage,   um   an- 
zudeuten,   dass   er   Grund   habe   zu   glauben,    seine   Frage 
werde    bejaht    «erden,     sondern    ihm    sind    ov    und    lüj   so- 
gar  zugleich   Fragpartikcln,    die   man   ebenso    wenig   nach 
Belieben    weglassen    kann,    als   aoa,    Ij    u.   s.    «.    oder   als 
noone   und   num   im   Lateinischen.    Und   hieraus  folgt  dann 
Ijaoz   von  selbst,  dass   es   ein   wesentlicher  Unterschied  ist, 
ob   eine  Frage   mit   ovy.ovv  (auch  wenn  es  =:  nonne  ergo'? 
ist\  beginnt,   oder  bloss  mit  ovv  (hinter  dem  ersten  Worte), 
tiebrigens    würde    der   Grieche   nicht   leicht  so  fragen:    1) 
äorii    olv   dnyma   iari;  weil   ovv   keine  Fragparfikel 
ist,   und    wenigstens   in  solchen   Fällen   ein   Wort,   das   die 
Frage    andeutet,    schwerlich    fehlen    darf.    —     Darum   ist 
also    oiy    in    oiy.nvv,    nonne    ergo?    keineswegs    ein   un- 
wesentlicher  Bestandtheil ,   vielmehr   hat  es   in  dem  Worte 
den   Hauptnachdruck,  da   es  allein   die  Frage   andeutet. — 
Nach   alle   dem   scheint  es   wohl  nicht  zu  bezweifeln,   dass 
oi'y.Oil   nicht   nonne   ergo?   oder   oonne    igjtnr?    ist,    son- 


dern nur  ergo,    oder    igitur;    and    mehr   sagen    aoch  die 
Grammatiker   nicht  von   ihm. 

Hr.  K.  stützt  sich  bei  seiner  Behauptung,  nonne  igi- 
tur? sei  ovy.ovv,  und  nicht  ovyovv,  besonders  auch  auf 
die  Auctorität  der  Handschriften.  Kr  führt  nicht  wonig 
Stellen  aus  den  Apomn.  au,  an  welchen  die  mss.  einstimmig 
ovy.ovv  geben.  Allein  bei  genauerer  Prüfung  dieser 
Stellen  ergibt  sich,  dass  die  Nolhwendigkeit  für  die  Be- 
deutung   nonne    igitur?     nur    für    folgende    übrig    bleibt: 

I,  2,  4.  zweimal,  und  in  §.  0.,  wo  jedoch  die  ältesten 
edd.  (die  doch  auch  handschriftlichen  Werth  haben)  ovx 
ovv  haben,  und  also  die  Lesart  nicht  ganz  sicher  ist; 
auch  §.  ti.  und  7.  ;  und  an  allen  diesen  Stellen  wäre  also 
ovy.ovv  zu  schreiben.  Dasselbe  gilt  von  II,  2,  10.  und 
auch  von  §.  l'J. ,  wo  aber  wiederum  die  edd.  vett.  theils 
ovy  ovv,  tlieils  ovy  ovv  haben.  Aber  I,  2,  37-  ist 
ovxovv  Nichts  weiter  ,  als  igitur  mit  einer  sehr  detrt- 
licheu  Ironie.  Auch  I,  i,  5.  scheint  es  nicht  unange- 
messener, ovy.ovv  so  zu  deuten:  „Nun,  scheint  dir 
denn  — ?"  so  dass  doxee  nachdrücklich  zu  betonen  ist; 
ein  etwaiger  Zweifel  wird  dann  erst  mit  Bestimmtheit  zu- 
rückgewiesen durch:  oouujiv  JE  filjv — xi  UV  jj/iiv  OCfE- 
koi  r,v;  II,  1,  2.  ist  ovxovv:  Vm  also  zu  beginnen.  — 
S.  die  Abhandlung  S.  117  und  II 8.  II,  2,  1.  ist  es: 
Also  —  ?  Ebenso  folgert  §.  3-  Socr.  zweimal  im  Sinne 
lies  Lamprocles   durch   ovy.ovv.     Also  — ?    kann   es  aueh 

II,  t),  2-  sein;  aber  ohne  Frage  als  igitur  ist  es  au  neh- 
men II,  7,4.  —  So  lässt  sich  ovxovv  an  sehr  vielen 
Stellen,  wo  es  ein  nonne  igitur?  zu  sein  scheint,  al« 
ergo  mit  oder  ohne  Frage  auffassen.  Gleichwohl  aber 
bleibt  es  ganz  richtig,  was  Hr.  K.  bemerkt:  dass  in  «ler 
Vulgata  Xenophon's  ovy.ovv,  auch  wo  es  nonne  ergo*  sein 
muss,  fast  durchgängig  perispomenirt  ist.  Bei  einer  zu 
diesem  Behufe ,  freilich  etwas  rasch,  vorgenommenen 
Durchsicht  des  Schneider  -  Bornemann- Sanppe'schen  Tex- 
tes hat  Ref.  nur  drei  Stellen  im  ganzen  Xenophon  ge- 
funden, an  denen  ovy.ovv  als  negative  Fragpartikel  steht, 
und  zwar  oLno  dass  eine  Variante  angegeben  ist:  Hellen. 
VII,  3,  8,  Apolog.  21,  Oecon.  II,  11.  —  Ausserdem 
findet  sich  Cyrop.  IV,  3,  18.  ovyovv  in  3Icd.  u.  Chis. ; 
Anab.  V,  7,  y.  in  Vatic.  H. ,  wo  K.  and  L.  ovx 
ovv  haben,  J.  aber  ovy.ovv.  Ebendas.  VI,  5,  21.  hat 
K.  und  L.  ovy.  ovv,  VIII,  ß,  14.  gibt  L.  ovx  ovVy 
VII,  (i,  iG-  ist  ovy.ovv  in  H.  VII,  6,  '21.  haben  ausser 
J.  und  K.,  welche  ovy.ovv  geben,  alle  übrigen  mss. 
ovxovv.  Ist  es  aber  wohl  glaublich,  dass  in  sämmtliched 
Handschriften  sämnillicher  Bücher  Xenophon's  ovy.ovv  m 
nicht  öfter  vorkomme,  als  au  den  angeführten  Stellen,  ■ 
und   namentlich,    dass  es  sich   in   den   codd.   der   .4pomn. , 

wo   dieses    Wort    fast    auf  jeiler  Seite    mchremal  zu   Ilpsen 
ist,    nicht   ein    eineigesnial   finde?      In    den    Handschriften 
werden   Worte    beständig    mit    einander    verwechselt,    die         jj 
sich    bei    weitem   nicht   so   ähnlich   sind,    als    oi'xovv    und         ^ 
OVXüiv.      Bedenkt   man   nun    noch,   dass  die   Bedeutungen 
der    beiden     Partikeln    so    manichfaltig    in    einander   über- 
greifen,     nnd    dass   also   eine    fortwährende    Verwechselung        . 
gar    nicht    ausbleiben    konnte,    so    ist    es    keinem    Zweifel      •! 
unterworfen,    dass    die    bisherigen   Collatoren    der    Xeno- 
phonteischen    Handschriften  auf  die   Schreibung  der   frag- 
lichen   Partikeln   tu   gut,    wie    gar    keine   Rücksicht    nah- 


61 


62 


in^n,  i)a  sie  «mit  derartigrn  Variante  au  sehr  selieu  Er- 
wähnung tliun.  Gaii  hat  es  in  <leiii  Variaiitenver/cicbniis 
4ßr  so  zahireicheu  und  zum  Theil  so  uiclitigeu  Pariser 
Codices  gar  nicht  der  3)uhe  worth  gefunden,  dio  Accente 
mit  abzuschreiben.  Sturz  führt  in  iler  Sammlung  der 
Lesarten  de»  sehr  wiclUigen  Leipziger  Codex  über  oi'xovu 
nicht  eine  einaigo  V^ariante  an;  ebensu  wenig  Hr.  Sauppe, 
tveder  in  den  Opusculis  minoribus,  noch  in  lien  Uoter- 
seichnctem  übersandten  Nachträgen  zum  Oeconomicus. — 
Kiu  Berufen  auf  die  Auctoritctt  der  Jlandschriften  Xenn- 
phon's  ist  also  unter  solchen  Umständen  ,  und  beror  die- 
selben mit  speciellerer  Rücksicht  auf  die  rorliegrndo 
frage  rerglichen  sein  werden,  ohne  allen  Belang.  Dass 
iu  den  Handschriften  anderer  Auctoren  oi'itoiiv  und  oi- 
XOVV  vielfach  verwechselt  sind,  bezeugen  z.  B.  Stallbaum 
2U.  Plat.  Phaedr,  p,  2b'6  C.  nud  £llendt  im  Lex.  Soph., 
«ler  auch  s.  r.  ovxovv  für  Letzteres  als  nonne  ergo?  ge- 
i)U(;  Beispiele  anfährt.  Sollte  sich  aber  in  den  codici- 
bas  meistens  ovy.oi'V  geschrieben  finden ,  so  wäre  diess 
sehr  erklärlich,  da  den  Abschreibern  ovy.uvv ,  als  das 
sich  aus  der  ZnsammeDsetzun^  des  Wortes  zunächst  Er- 
gebende, näher  lag  als  uü'/.ovv.  Uebrigens  ist  es  sehr 
wahrscheinlicii ,  dass  sich  dje  neueren  Herausgeber  vor 
Hermann,  wenn  sie  fast  überall  ai'üovv  gaben,  ohne  <liü 
Codices  um  Rath  zu  fragen,  an  die  Stephanischc  Vulgata 
hietten.  Stephanus  aber  wurde  zu  der  Consequenz ,  mit 
der  er  oi'y.ovi/  schreibt ,  durch  die  editiones  veteres  ver- 
anlasst, die  fast  durchgängig  das  getrennte  UVX  utiv  lie- 
fern. Dass  jedoch  auch  dieser  ovy.ovv  in  der  Bedeu- 
tung nonne  igitnr?  gekannt  hat,  geht  aus  einer  Note  des- 
selbeu  in  der  ersten  Ausgabe  zu  Xen.  Symp.  VI,  ~. 
deutlich  hervor,  wo  er  sagt:  ,,legeudum  puto  OD/.ui'V"', 
was  hier   nur   negativ   fragende   Partikel  sein   kann. 

Nach  diesen  Betrachtungen  kommen  wir  also  zu  dem 
Re«altat  :  die  Auctorität  der  Handschriften  in  dieser  Frage 
ist  für  jetzt  wenigstens  zu  wenig  sicher  gestellt;  das  Zeug- 
nis* der  Grammatiker  und  ein  unbefangenes  Erwägen  der 
Sprachgesetzo  machen  es  rathsam ,  anzunehmen:  ovxovv 
ist:  non  ergo,  non  igitnr,  uequa<{uain,  und  in  der  Frage: 
nonne  ergo  ?  nonne  igitur?  oder:  nonne  vero^  nonne  porro? 
u,  a. ,  oi'XOVV  ist:  ergo  oder  igitnr  in  nnd  ausser  der 
Frage. 

Die   beiden  Lidices,   latinus   nnd   graecus,   sind  zweck- 
mässig,  und  soweit  Ref.   gelegentlich   prüfte,    vollständig. 
Zuletzt   mag  noch   dio   Berichtigung  einiger  Irrthümer 
Platz   finden. 

IH,  3,  3.  heisst  es  in  den  Var.  Lect. :  rov  iarrov 
'inTCOl'Y  Sic  Steph.  2.  Stob.  Vatic.  I.  Flor.  B.  C.  E. 
iQyov  pro  i'ZTlOU  habent.  Bei  Bornemann  liest  man  aber: 
innov]  Ita  cum  Steph.  sec.  Stobaeo  Vatic.  I.  Flor.B.C.E. 
Ernestiana;  reliquae  dant  hoyov  cum  Paris.  B.  C.  D.  £. 
(i.  H.  tQyov  A. 

III,  (j,  2.  wird  wegen  SrceiTCt  (das  anstatt  LTt£lia 
(5t  steht)  auf  die  adnot.  veriiiesen;  aber  hier  ist  davon 
Nichts  zu  finden.  Ebenso  ist  es  IV,  2,  37,  wo  in  der 
Note  wahrscheinlich  hat  bemerkt  werden  sollen,  dass  H. 
öov.si  dv  aoL  öi/f-i.  dvv.  ilvUL  eiötvai  hat. 

ni,  6,  ().  Zu  rdi  je  öandvai  ziji;  Tiuktut^  heisst 
es  in  der  Note:  V,  ad  11,  1,  19.   tu  fiiv  Toiatca  ü^ka 


Tujv  TTOvujv.  Aber  die  Bemerkung,  die  zd  diesen  Wor- 
ten gemacht  war,  ist  wahrscheinlich  spater  gestrichen 
worden;  nnd  auf  diese  Weise  erklären  sich  wohl  auch 
dio   zwei   vorher   genannten   Irrthümer. 

III,  11,  14.  In  den  Var.  Lect.  steht  Zojq  ovv  uv'] 
V.  adn.  Aber  diess  ttwi^  ovv  dv,  wozu  die  adn.  gehört, 
ist   nicht   im  §.    14,   sondern    ]5. 

III,  14,  I.  zu  (fSfjotsv  wird  [tirr&uv  (ftQttv  ver- 
glichen, und  Bornem.  ad  Auab.  IV,  3,  20.  citirt.  Doch 
nicht  hier,  sondern  I,  4,  2l.  findet  sich  diese  Redens- 
art, wo  aber  auch  keine  Note  von  Bornom.  über  (fioElV 
zu  lesen  ist.  Nach  dem,  was  Hr.  K.  über  ov/.ovv  und 
oi'XOVV  bestimmt,  können  es  nur  Druckfehler  sein,  wenn 
IV,  2,  31.  oi'xovv  — ,•  steht,  ebenso  dreimal  IV,  4,  IJ. 
Auch  ha*  III,  5,  8,  wo  ov/.oDv  —  ävrexio9ai  tov- 
TOJV  gedruckt  ist,  jedenfalls  geschrieben  werden  sollen: 
ovxovv  —  üvTt^iot^at  TOVTüjv; 

III,  5,  8.  konnte  in  den  Var.  Lect.  wohl  Bornem. 's 
Conjectur  uiv  oc  aKKot  ia/ov  und  Orelli's  oi  '.lufai 
(anstatt   Ol  akXoi)   erwähnt   werden. 

III,  fi,  lü.  durfte  wohl  hinzugefügt  werden,  dass 
aviitiui'ksiiaei^  aus  Voss.  I,  Ernesti,  Zeane  und  Schnei- 
der entnommen   haben. 

Ref.  wiederholt  schliesslich  sein  früher  ausgesproche- 
nes Urtheil ,  dass  Hr.  K.  Xenophon's  Apomnemoneumata 
durch  diese  Bearbeitung  in  Kritik  und  Erklärung  sehr 
bedeutend  gefordert  hat,  nnd  dass  er  der  festen  üeber- 
zeugung  ist,  diess  Buch  sei  für  den  Gelehrten,  der  sich 
mit  Xcnophon  beschäftigt,  ebenso  werthvoll  ,  als  es  für 
den  Schüler,  dem  es  um  eine  in  jeder  Hinsicht  gründ- 
liche Leetüre  zu  thun  ist,  in  hohem  Grade  nützlich  und 
zweckmässig  sein   wird. 


Schleusingen. 


Dr.   Ludwig  Breitenbach. 


7.'  Beitrag'  zu  den  Aufsätzen  liber  die  Stellung  der 
(.'ymnasiaiiehrer  in  der  lireussisehen  Provinz  Saclusen. 
Gyuinasialz.  1840.   Nr.  32.  40  —  41.  und  52.  in  Be- 
ziehung auf  Pensionisanstalten. 

Dass  die  Aeltcrn  i  on  Gott  selbst  als  erste  und  un- 
mittelbare Erzieher  ihrer  Kinder  bestellt  sind,  ist  eine 
Wahrheit,  welche  zu  bestreiten  ebenso  thüncht  und  ver- 
messen sein  würde,  als  es  einseitig  und  unwahr  ist,  wenn 
man  behauptet  hat,  dass  „Niemand  auf  Gottes  Erdboden 
Kinder  erziehen  könne  oder  zum  Erzieher  geboren  sei, 
als  die  Aeltern."  *)  Nicht  einmal  lon  Kindern  im  eng- 
sten Sinne  des  Wortes ,  nicht  einmal  von  dem  ersten 
,, einweihenden  und  wichtigsten  Jalirzehend  des  Lebens, 
diesem  Erstgeburtthore  aller  Gefühle",  *♦)  hat  diese  Be- 
hauptung volle  AVahrheit,  obgleich  in  dieser  Zeit  die 
pflegende  Hand  und  das  liebende  Herz  der  Aeltern  bei 
weitem  am  meisten  vermis-^t  und  am  schwersten  ersetzt 
\iird.  Denn  wenn  auch  Jean  Paul  in  seiner  Levana, 
welche    neben    Bibel    und    Gesangbuch    von    Aeltcru    und 


*)  Jnseph  SlIiihuI  iu  srnien    ,, Erfahrungen    und   Ansichun 

über  Erzieliuui^ ,  Innitule  und  Schulen."     S,    Ifj. 
')  han  Paul  Lcyana  (Stuttg.  1814).     U.   I.  S.  4. 


63 


64 


Eriichcrn  gplMPn   und  bewahrt    zu    «erden  verdient,    wo 
er   von   Mritlern  siiriclit,     «clclio    der  Zukunft    die   ersten 
füuf  Jahre  drr  KiiultT  crziclicn,  mit  Hecht  ausruft :   „Wer 
kann    eine   Mu((er    ersetzen'?",  *)    um    dio   Grösse   dieses 
Verlustes  uml   die   Schwierigkeit  eines  Ersatzes   hervorzu- 
Lcben:  so   kannte   er   und  kennt  gewiss  ein   jeder  Krwach- 
geno    aus    eigener  Erfalirung    so    manches    herzerhebende 
Keispicl,    wo    „der     unendliche    Fadagogiarch ,     welcher 
Sonne    um  Sonne    and  Kind    um  Vater    ziehen    lässt  und 
also   Kindes   und   Vaters   Vater  zugleich  ist",   wenn  er  in 
Keiner  AVeisheit  einen  so  schweren  Verlust  verliängt  hatte, 
in  seiner  Güte   und  Liebe  auch  dafür  sorgte,   da»»  selbst 
dem   rerwaistcn  S.'luglinge  durch  ein  anderes  treues  Herz, 
welches  sich   liebend  seiner  annahm,    ein    solcher  Ersatz 
und   eine  solche   Erziehung  geschenkt  wurde,    dass  selbst 
hier    die    Behauptung,     ,,  Niemand    auf   Gottes    Erdboden 
künne  Kinder   erziehen   oiler  sei    zum  Erzieher    geboren, 
als   die   Aeltern",    eine   himmelschreiende   Ungerechtigkeit 
sein    würde.      Allen    Schein    von    Wahrheit    aber    verliert 
jene  Behauptung,   wenn  das  Kind   znm  Knaben  und  Jüng- 
linge   herangewachsen     ist.      ,,Der    Instinct    verliert  seine 
Wirksamkeit,  die  ISotliwendigkeit  sorgsamer  Pflege  nimmt 
mit    den    zunehmenden    Jaliren     des    Kindes    ab    und    die 
Selbstliebe    findet    in    der    sich    immer    melir    auf  eigen- 
thiimliche   Weise    entfaltenden    Katur    des    Knaben    keine 
^Nahrung  mehr.      Es    bleibt    nur    das  Vernünftige    in    der 
Liebe  als  das  ihn  Erziehende  übrig,   und   das   ist  es,   was 
sich    der    Lehrer    sogar  leichter,     als    Vater   und   Mutter 
Tcrschail'en    kann.      Denn    diese    müssen    sich    erst    durch 
Reflexion   auf  den  Standpunkt  erheben,  den  jener  seinen 
Zöglingen   gegenüber  von  selbst  einnimmt,    und    von    dem 
mit  Bestimmtheit  erkannt   wird,  dass  die  wahre  Liebe  nur 
auf  das  Göttliche,    was    in  dem   Knaben    liegt,    gerichtet 
nnri    eben    desshalb    auf    das    Innigste    mit    dem    heissen 
Streben,   dasselbe   in   mögliclister  Schönheit   darzustellen, 
verbunden  sei."  —   Dieiie   Worte  sind    aus  einer  Abhand- 
lung H.  A.  fiiemeyer's   entlehnt,   welche,  vielleicht  wegen 
ihres    schlichten    und    bescheidenen    Titels  **) ,     weniger 
bekannt    zu    sein    scheint,     als    es    die    Wichtigkeit    und 
Vortrefflichkeit    ihres  Inhaltes    verdient,     in   welchem   die 
bedeutendsten     Vorwürfe,      welche     gegen     Erziehuiigsan- 
«taltcn   überhaupt  erhoben    worden    sind,     so  trefflich  zu- 
rVickgewieseu    und    die    nianichfaltigen   Vorzüge    der  letz- 
teren   so    klar    hervorgehoben   werden,    dass   die  dort   be- 
rührten  ['unkte   einer   neuen  Erörterung  in  der  That  nicht 
bedürfen.     Der  Hr.  Verf.   geht  nämlich  zuerst  auf  die  Un- 
tersuchung ein,  ob  das   Kind   wirklich    nnr   in  seiner   Fa- 
milie   zur    Liebe    gebildet     vi  erden    könne,     aus    welcher 
Behauptung  von   den   Gegnern  die    meisten    Vorwürfe    ge- 
gen  Erziehungsanstalten   hergeleitet  werden***),  oder  ob 
es  möglich  sei,  eine  solche  Bildung  auch  in   andern  Ver- 
hältnissen  zu  erreichen  ;  und  weist  nach,  dass  die  Bildung 

*)  Ebendas.   B.   11.  S.  ^i.^. 

**)  l^olUtiinclii^cr  Bericht  über  das  Kiiuigl.  Pädagogium  zu 
Halle.  Halle  lö36.  Die  angelülulcn  Worte  sind  beson- 
ders Qi-aeii  J.  Schmid  (a  a  O.)  .  liehicrg  (Prüfung  ili-r 
F.rzicliun;;.skiiii.sl.  Lcip/.ii;  1792)  nnd  /Irndt  (Ki.igmenti; 
der  Mcnscficnbildung.  Alloiia  180.i)  inriclitet 
*'*)  Besoiulecs  vun  Arndt,  welcher  bplun|ilet,  Ai%!i  ans  den 
ErziebiingSinit.ilteii  niic  Egoisten  bei  vorgingen. 


der  Kinder   zur  Lieb«    zuvörderst   durch   negativet    Ein- 
wirken   (indem   man    nur    vorhütet,    „dass  sich  die   .41Icd 
angeborne  Kraft  der  Liebe   im  Anfang   ihrer  Entwickelung 
allzu   bestimmt  auf  das   eigene  Ich   richte   n.  s.   w")    auf 
Erziehungsanstalten  sogar   in    einem   höheren   Grade,     auf 
positive?»    Wege   aber  (durch  Gelegenheit  zum  Abschlies- 
sen   von  Freundschaften  ,  den  Religionsunterricht  n.  s.  w.) 
wenigstens  ebenso   irut  als  im  älterlichen  Hanse   befördert 
werden   könne;     der   Vorwurf  aber,    dass    in    Erziehungs- 
anstalten einem  Jeden  die   Nähe  der   Liebe    fehle,     treffe 
nur  einen   Theil   von  Erziehungsanstalten  (nämlich  solche, 
„auf  denen   das  CoUeginm    der    Lehrer    verfassungsmässig 
in   behaglicher  Abgeschiedenheit    lon    ilen    Schülern    lebt 
und    in   denen   die  Zöglinge  selbst  die   Träger  des  Geistes 
sind,    der  das  Ganze    beherrscht"),  passe   aber   nicht  auf 
Institute  ,    wo  die  Zöglinge   in   kleinere  Abtheilungen   ge- 
bracht und   immer  je  6   bis  9  einem  einzelnen  Lehrer  zur 
speciellen   Aufsieht  übergeben    sind.       Nachdem   der  Herr 
Verf.    hierauf   andere    Vorwürfe,     welche    besonders    von 
Weis/tun  *)    allen    Erziehungsanstalten    gemacht    worden 
.«lind,   gründlich   widerlegt  hat,  hebt  er  unter  andern  Vor- 
zügen dieser   Anstalten    vor    allen    übrigen    Verhältnissen, 
unter  denen  junge   Leute  öffentliche  Schuleu   zu   besuchen 
pflegen,    mit  Recht   besonder»  den   hervor,    dass  jene   In- 
stitute  ihre  Zöglinge   fortwährend    in  Zustände    versetzen, 
die  ihre   .4nalooieen   im   bürgerlichen   nnd   geselligen   Le- 
ben finden    und    eben    desshalb    besonders   geschickt  sind, 
einen  Jeden   zu   der  Reife    und   Festigkeit  des  Charakter» 
heranzubilden,    die   ihm   allein   eine   würdige   Stellung  für 
die  Zukunft  sichert,   und  spricht   zuletzt  seine  auf  solche 
Betrachtungen  gegründete   Ueberzeugung    aus,     „dass    für 
die   Ausbildung  de.s  Knaben   nichts   vortheilhafter  sei,    als 
das  Leben  auf   einer    Erziehungsanstalt,     in   der  sich  die 
Lehrer  wirklich  die  Bildung  des  Herzens  zu  einem  ebenso 
angelegentlichen   Geschäfte  tnachen    und   machen  können, 
als  die  Bildung  des  Geistes  durch  Unteri-icht.^^ 

Dieser  letzte  Zusatz    nun    scheint    uns  von  so  grosser 
^Vich(igkeit   und   Bcdeolung  zu  sein,     dass    es    sich   wohl 
der  Mühe   lohnt,     ihn    etwas    näher    in's   Auge   zu  fassen, 
da  er  die  alleinige  nnd   nothwendige  Bedingung  ausspricht, 
unter   welcher  Erziehungsanstalten  in  der  Wirklichkeit  das 
leisten   werden,     was  sie   dem  Principe  nach   leisten  kön- 
nen.     Die   Lehrer   in   einer  Erzieluingsanstalt   müssen  sich 
also    die    Bildung     des    Herzens    der     ihnen    anvertrauten 
Zöglinge    zu     einem    eben    so    angelegentlichen     Geschäfte 
machen   nnd   machen  können,  als   die  Bildung  des  Geistes 
durch    Unterriclit,      wenn     das    Leben     auf    einem    solchen 
Institute   für   die   Ausbildung    des     Knaben   jene   Vfcrtheile 
bringen  soll,     die   es   bringen  kann.       Um    sich    aber  der 
Herzensbildung  jedes  Einzelnen  seiner  Zöglinge  in  dieser 
AVeise  anzunehmen,  dazu   kann  der  Lehrer   und  Erzieher 
weder   dnrch    Instructionen    und    Iiispeclioneu    von    Seiten 
der  Vorgesetzten  bestimmt  werden,   noch  reicht  dazu  seilest 
eine  treue   und   gewissenhafte  Erfüllung  der  täglichen  Be- 
rufsgeschäfte  hin:    nur   der   freie  aus  Liebe    zur  Mensch- 
heit  und    zu     seinen   Zöglingen    und    ans   Lust    und    Liebe 
zu    seinem    Berufe     hervorgegangene    Herzensdrang    kann 
und   wird    ihn   dazu   bestimmen  und  befähigen.      Eines  also 


,,Ueber  <lie  Scbulpfuito.'     Berim  1786. 


65  66 

■ist   dem   Lefirer   iiml    Erzieher    auf    giüsscrcii   Peiisloiisan-  Surfen   überiuhinou   Hi'ril;    thüriclit  unti   uumäiinlich   irSre 

stnltcn   vor   Allem   Motli  :    ein   volles,   j;aiiz   von   einer  Em-  es  daher,    Heiiii  ersieh  irgciidnie  darüber  Icklajjcii  «viilltr, 

pliiidiinj;,     von     Liehe     zur    .lleiisohiieit     iiiitl     zur    Jiifciid  dass    man    Schweres     und     IMfilievolles    von     ihm     verlaiigl. 

lolles    Herz.       Wer    alier     «nlltc    vorkiMiiifii  ,      dass    dieser  Aber   jjerecht    und    hillif    ist    es   aiirh,     dass    er   dafiir   eine 

iiafi'irliihe ,     freie   Herzensdraiig   diirr  h     die    ihisspren    Vrr-  von    I\ahrnii^'>soi  [Jen    freie,     aiis(,'iriilit;c    iiud    der    La(;e   an- 

hilltnisse  ,    in    ivelihe  ilcr  Lehrer    n,id  ICrzieher  durch  seine  derer    gebihicdr    Stiinde    verh.'iltiii-sniässifji'    .'lii»serc   Stel- 

Stel!iin(j   vernetzt    wird,    cntwed'r  fr is{h  erhalten  und  mehr  lang     in    der    biirjferlichen    Grsillschaft    eiiinehme.      Jndcr 

lind    iiu'hr    sjeiKihcn    oder     lau    gemacht    und    iiohl    gar   er-  lJnl>efang;enc    nnd   Jiachversfandijje,     uelchcr   »eine    LJu|iar- 

Hlickt   tverden   kann  1  teilichkeit   nicht  ivie    ,,der   Schulmann    des    preiiss.   Sarh- 

Was  nun  die  jlnssere  Stellung  der  Lehrer  an  hüheren  sens"  durch  eine  ,,nirlit  frlfinzende  Uesolduug''  darzuthnn 
Unterrichtsaiisfalten  überhaupt  betrifft,  gn  ist  dieser  Gc-  braucht,  »ird  daher  xu^ebeu  ,  dass  es  ein  Missrerhältniss 
^eitstand  in  der  neuesten  Zeit  auch  in  diesen  Ulattern  ist,  nelches  an  manchen  üffentlicheu  Anstalteti  äusserer 
wiederholt  zur  Sprache  gekommen.  AVlr  setzen  die  liier-  Uinsf/inde  halber  vielleicht  noch  nicht  hat  beseitiget  «er- 
her  gehörigen  Artikel  der  fiymiinsialzeituiig  d.  J.  184, )•  den  können,  welches  zu  beseitigen  aber  nicht  nur  im 
IVr.  '\'.  40  —  41-  und  52.  als  bekaiuil  voran*  nnd  können  Inlcnss"'  der  betheili^'ten  Personen,  sondern  der  Sache 
nur  anerkennend  und  ilankend  aus  innerster  Leberzeu-  sellisl  liegt,  und  welches  —  wie  mau  ivenigstens  zur 
gong  Allem  beistimmen,  was  von  den  Herrn  Verfassern  Ehre  unserer  Zeit  wolil  glauben  sollte  —  in  einer  fiyra- 
der  Artikel  'X>.  40  —  41.  angeführt  worden  ist,  um  ileu  nasi.ilzeitiing  ohne  allen  Siheiii  vorlauten  Tadels  oder 
Hrn.  Philalethcs  (im  ').  Jahrg.  '.'T.  15.  '_'.  Hft.  der  Neuen  wohl  gar  unpatrintischer ,  demagogischer  Gesinnung  gelc- 
Jahrh.  f.  Ph.  u.  P;id.)  gegen  den  „Schulmann  des  preuss.  gentlich  berücksichfiget  und  besprochen  »erden  kann,  — 
Sachsens"  (im  10.  Jahrg.  28.  IJ.  '•?•  Hft.  das.),  welcher  sich  dass  es  ein  i>Iissverhältniss  ist,  sagen  wir,  y/tun  bei 
in  seinem  letzten  Aufsatze  (Gymnasialzeit.  IN'r.  5'.'.)  son-  einem  Gehalte  von  liüchsleris  3!I0  Rlldr.,  welcher  in 
dcrbar  genug:  ,, unparteiisch  .  weil  nic/il  glänzend  besol-  grösseren  Städten  kaum  zur  Bestf^tung  der  allernoth- 
{\ct^'^  nennt,  in  Schutz  zu  nehmen,  und  um  gegen  einen  wendigsten  Lebensbedürfnisse  ausreicht,  von  maiicheu 
Artikel  in  dem  Conversationslexicon  der  Gegenwart  ('.?.  lid.  Lehrern  nnd  Erziehern  verlangt  wird,  dass  sie  täglich 
12.  Hft.) ,  in  welchem  die  äussere  Stellung  der  Lehrer  '^  —  4  öfl'entliche  Lnterrichtsstundcn  erlheilen,  wöchent- 
in  Prenssen  nach  Gehalt,  Titel,  Beförderung  u.  s.  w.  lieh  2  —  3  Correcturen  von  20  —  30  schrifllic  hen  ,\rbei- 
als  Itiichst  glänzend  geschildert  wird,  sowie  gegen  jenen  teii  absolviren  ,  in  ihren  Privatstudien  nicht  zurücLblei- 
,, Schulmann  des  preuss.  Sachsens",  welcher  Aehnliches  beii  und  bei  der  Be,iiifsichfigung  von  3U — 40  Zöglingen, 
behauptet,  nachzuweisen,  dass  die  äusseren  Verhältnisse  welche  ihrer  sperielleii  Fürsorge  anvertraut  sinil,  die 
der  Gvinnasiallehrer  selbst  in  Prenssen  ,  weit  davon  ent-  nülhige  Sp.mnkraft  des  Geistes  und  Frische  und  Freudig- 
fernt  so  höchst  glänzend  zu  sein,  wie  sie  jener  Artikel  keit  des  Herzens  bewahren  sollen,  um  sich  die  Herzens.- 
darsiellt,  im  Allgemeinen  nicht  einmal  der  Art  sind,  luldung  jedes  Einzelnen  zu  einem  eben  so  angelegent- 
dass  dieser  Stand  des  Kümmerlichen,  womit  er  Fon  jeher  liehen  Geschäfte  machen  zu  können,  als  die  Bildung  des 
behaftet  gewesen,  rnthnben  worden  wäre.  ,,AVie  aber  Geistes  durch  Unterricht.  fliuss  sich  bei  einem  so  un- 
«are  es  möglich,  dass  insbesondere  der  Erzieher  die  verhältiiissmässig  geringen  Einkommen  der  Lehrer  und 
zum  Erziehen  nothwendige  gute  Laune,  die  Lust  »ich  Erzieher  nicht  gegen  jeden  höheren  Polizei-,  Stcuer- 
mit  Vergnügen  mitzntheilen  ,  behalten  könnte,  wenn  bei  oder  Postbeamten,  geschweige  denn  gegen  Juristen  und 
ihm  alle  Augenblicke  Nahrungssorgeu  die  Schulsorgen  .^lediciner  zurückgesetzt  tühlen!  Kommt  nun  noch  dazu, 
rerdrängen  1 "  Welcher  billige  und  wohlgesinnte  preiis-  was  leider  in  unserer  Zeit  nur  allzu  häulig  der  Kall  ist. 
«ische  .Schulmann  wird  verkennen,  dass  seit  der  Zeit,  ilass  er  in  einer  so  beschränkten  Lage  jahrelang  ohne 
»o  dieser  Ausspruch  gethan  wurde  *) ,  besonders  in  un-  Aussicht  auf  Befördcrnng  verharren  miiss,  oder  dass  er 
«erin  proussiichen  Vaterlande  Vieles  und  Gro.sses  wie  für  bei  sich  <Iarbietender  Gelegenheit  selbst  die  billigsten 
die  Verbesserung  des  Schulwesens  überhaupt,  so  auch  Hoffnungen  auf  eine  bessere  Lage  durch  Bevorzugung 
insbesondere  für  die  Verbesserung  der  äusseren  Lage  der  jüngerer  durch  die  zufällige  Gunst  einflussreicher  Be- 
[iehrer  an  höheren  Lehrans'alteu  geschehen  ist!  Aber  kannt<chafl  empfohlener  Männer  vereitelt  sieht,  so  gc- 
w elcher  mit  den  \  erhältnisscn  nicht  ganz  unbekannte  hört  Wahrlich  nicht  wenig  Resignation  und  moralische 
AVahrheitsfreund  muss  dagegen  nicht  zugeben,  dass  noch  Kraft  dazu,  die  zum  Erziehen  so  nothwendige  gute  L^uiio 
Vieles  zu  thun  übrig  bleibt,  um  dem  Lehrer-  und  Er-  nnd  die  Lust  und  Liebe  zu  seinem  Berufe  nicht  ganz 
ziehersfandc  eine  seinem  schweren  und  erhabenen  Berufe  zu  verlieren,  und  man  darf  sich  nicht  wundern,  wenn 
angenieisene  und  würdige  äussere  Stellung  zu  geben,  da-  (ileirhgültigkeit  und  Kälte,  Unznfrieilonheit  nnd  IVIisf- 
mit  wenigstens  in  dieser  Beziehung  der  alte  Spruch :  „dii  niuth  ,  Reizbarkeit  uiiil  Verstimmung  selbst  in  den  harm- 
oderunt  quem  pacdagogum  fecerunt"  seine  traurige  Wahr-  losesten  und  von  Natur  gutmüthigsten  Seelen  allmählich 
lieit  verliere!  —  Ein  Jeder,  welcher  «ich  bei  der  Wahl  sich  einnistet  und  ihneu  selbst  alle  Lust  und  Freude, 
«eines  Berufes  für  den  Lehrer-  und  Erzieherstand  ent-  den  Zöglingen  aber  die  schönsten  Früchte  des  Erziehungs- 
scheidet,  muss  wissen,  dass  er  selbst  im  günstigsten  Falle  geschäftes  verleidet.  Unter  solchen  Verhältnissen  aber 
mit  seinem  Amte  schwere  und  manichfaltige  Mühen  und  dürften  selbst  Anstalten ,  auf  denen  kleinere  Abtheilungen 
von     Zöglingen     einem     einzelnen     Lehrer     zur     speciellen 

')  In  der  .angeführten    Schrift    rrtUhunS  über  Schulpfv:  te .  Aufsicht  übergeben  sind    und  welche  sonst  allerdings  durch 

Bcihn  1786.  p.  77.  das    äusserllch    nahe    Zusamoieiilchen    der    Erzieher    und 

G;rrinasiaheitung.  " 


07 


68 


Zü"Iiiigt*  ein  nnlirrcs  und  imiigno»  grjjcnseitiges  VcrhaH- 
iii«s  mrlir  als  amli-ro  Iiisli(ii(e  bi'};riii.-li(,'oii ,  von  «lein  Vor- 
»iirfr',  OS  frlili'  .-iiicli  liier  iliv  rcclili-  iiiiil  «aliro  "Sähe 
ilrr  Liebe,  niilit  gan»  frri  zu  sprecln-n  sein.  —  Auiih 
in  auiliTtT  llinsiclit  iniiss  gcrailc  auf  solchen  Anstalten 
ain  meisten  eine  .'lusserlieh  zn  liest  lir.'inkt«  Lage  ilen  Er- 
»icliei  daran  liimlern  ,  ilas  ^'erli.'lltuiss  zn  seinen  Ziiglin- 
;:en  dem  liiiberen  Ziverkc  der  Krziehnng  gemäss  in  rier 
rechten  Weise  herzustellen.  Denn  znn.'irlist  wird  Jeder- 
mann zugeben  ,  dasg  bei  einem  foitii.'ilirendeu  und  un- 
uiitltllaren  Zusammenleben  des  Erziehers  mit  einer  grüs- 
«eren  Anzahl  von  Ziiglingcu  den  letzteren  sicli  vielfache 
(ielegenheit  darbieten  muss,  den  Erzieher  in  allen  Lagen 
und  Verh.'lltnissen  des  allt.'lgliclien  Lebens  zn  belausrhen 
und  zu  beiibaehten,  dass  es  aber  dem  auf  grösseren  Er- 
zielinngsanstalten  so  ununigcinglich  niitliigen  äusseren  An- 
sehen des  Lehrers  leicht  scbr  gef/ihrlich  «erden  kann, 
wenn  es  den  Züglingcn  gelingt,  eine  scbivarhe  Seite  in 
seinem  Privatleben  ausliinlig  zu  machen.  !Nun  kann  man 
freilich  von  dem  Erzieher  verlangen,  dass  er  solche 
Schnächeii  von  sich  fern  halte  und  einen  richtigen  Tact 
auch  in  seinen  Privatvcrhaltniusen  zeigen  müsse,  wodurch 
er  dann  nicht  nur  sein  Anseht  n  aufrecht  erlialten,  son- 
dern auch  seinen  Zöglingen  menschlich  näher  treten  und 
ihneu  auch  in  äusseren  Lebensreihalfnissen  als  Muster 
dienen  kiinne.  Und  sicherlich  witre  «Hess  als  ein  nn- 
schälzbarer  Ge«inn  der  Erziehung  zu  erachten!  Aber 
es  bedarf  «abrlicli  keiner  weiteren  Anselnaiidersetzung, 
well  he  olinedem  nur  höchst  unerfreulich  sein  würde,  um 
einzusehen,  wie  narhtheilig  hier  die  zn  beschrankte  äus- 
sere Lage  des  Erziehers  in  so  vielfachen  Beziehungen 
einwirken  müsse.  —  Und  so  bleibt  es  gewiss  eine  billige 
und  «eseutliclie  Forderung,  welche  Freitag  (a.  a.  O. 
S.70)  an  alle  üfl'entlichen  Erziehungsansfalten  macht,  „dass 
sie  den  Erzieher  in  Umstände  versetzen  müssen,  die  ihn 
immer  geneigter,  immer  eifriger  machen  ,  seine  geprüften 
Talente  dem  iCwscke  der  Erziehung  gem.'lss  anzuwcn<Ien", 
da  sonst  den  Gegnern,  trotz  aller  vortrrdlichcn  Wider- 
legung ihrer  Principien,  in  der  Wirklu  hkeit  immer 
neuer  Stuü  zu  nicht  ganz  unbegründeten  einklagen  nnd 
A'orwürfcn  gegeben  wird.  AVenn  übrigens  auf  wohlge- 
ordneten Erziehungsanstalten  selbst  unter  Unist.'inden,  wel- 
che keineswegs  jener  Forderung  Freitag's  entsprechen, 
von  gewissenhaften  Erziehern  und  Lehrern  immer  noch 
mit  grossem  Erfolge  viel  Gutes  und  Herrliches  für  die 
Geistes-  u;id  Herzensbildung  der  ihnen  anvertrauten  Ju- 
gend gewirkt  nnd  geleistet  wird,  so  sieht  man  daraus 
allerdings,  wie  viel  Kräftigendes  und  Erhebendes  das 
Erzieher-  und  Lehrcranit  in  sich  gelbst  für  den  entliält, 
welcher  es  mit  Lust  und  Liebe  ergriil'en  und  geübt  hat  ; 
aber  es  klingt  ivahrlicb  wie  die  ärgste  l'erliiihuiing,  wenn 
jener  „Schulmann  des  preuss.  Sachsens"  seine  nicbt  etwa 
wie  er  „nicht  glihizeiid'^ ,  sondern  dürftig  besoldeten 
Collcgen  aus  vermeintem  Patriotismus  darauf  hinzuweisen 
sieh  berufen  fühlt,  dass  sie  in  „der  geistigen  Anregung 
und  Genugthnung,  welche  ilir  Amt  gewähre",  hinlang- 
liihe  Entjcliädigiing  für  das  Slipsverliallniss  ihrer  be- 
schrankten äusseren  Lage  suihcn  und  linden  müssten. 
Aus  vollster  Uebcrzeugung  stimmen  wir  liier  dem  zwar 
persönlich   von  uns  nicht  gckauntcu,     aber    wegen    seiner 


chrenworthen  Gesinnung  aufrichtig  hochgeschätzten  Herrn 
C'ollegen  bei,  dessen  letzter  hierher  gehöriger  Aufsatz 
in  der  Gvninasialzeitung  von  1841.  Kr.  1<J.  uns  so  eben 
zu  Gesichte  kommt,  dass  „eine  Regierung,  welche  mit 
allgemein  dankbar  anerkanntem  AVillcn  auch  auf  <liesem 
Felde  Alles  getliau  bat^  was  sie  nur  irgend  thuii  gekonnt, 
darum  solrhi'r  voreiligen  Klopffechter  iiiclit  bedarf,  die 
sich  zum  Schutze  ibrer  Verwaltung  gegen  einige  l'Vagen 
aufwerfen,  die  ein  Freund  der  Wahrheit  in  einer  Zeit- 
schrift nicht  als  Tadel  oder  Rüge,  sondern  theils  zu  sei- 
ner Hclehrung,  theils  im  Interesse  einer  Sache  einrückt, 
welche  einer  oireiillichen  Besprechung  wohl  werlh  ist, 
und  sie  sicher   nicht  zu  scheuen   braucht." 

VhilnlellLes  lll. 


8.   Die  Gymnasien  der  Provinz  Preussen. 

(Forlsctz.  von   t84l.   Nr.   t8.) 

13)  Das  Künigl.  Gymnasium  zu  Thorn  steht  seit  dem 
1.  Januar  1825  unter  dem  Witpatrunate  des  dortigen  ftla- 
gistrats;  von  dem  Königl.  Provinzialschulcollegiuin  wird 
ein  in  Thorn  wohnender  Coininissarius  ernannt,  welcher 
die  landesherrlichen  Patronatsrechte  als  Epliorus  des  Gym- 
nasiums wahrnimmt,  und  in  l'ereinigung  mit  dem  Ma- 
gistrate ein  Gesammtpatronat  verwaltet;  übrigens  behält 
das  Gymnasium  nach  wie  vor  die  Eigensdiaft  eines  Königl. 
Gymnasiums, 

Nach  dem  Ausscheiden  des  V)irector  Dr.  ßroiiin  (st. 
1839),  «les  Prof.  Schirmer  und  nach  dem  Tode  des  Prof. 
Dr.  Keferstein  und  Lehrers  Garbe  sind  die  jetzigen  or- 
dentlichen Lehrer:  der  Director  nnd  Prof.  Lauber,  die 
Oberlehrer  Dr.  Wernicke  ,  Dr.  Paul  und  Dr.  Külinast, 
und  die  Gymnasiallehrer:  Dr.  llehner,  Dr.  IJrohin  und 
Dr.  Hirsch. 

An  wissenscliaftlichen  Abhandlungen  haben  wir  hier 
erhalten:  1825'  Brohm:  Horazen's  Brief  an  ilic  Pisoncu 
übersetzt.  1S2H.  Schirmer:  De  tribnniciae  potestatis  ori- 
gine  eiusi^oe  ad  XU  tabularuin  leges  prcgrcssu.  1827- 
Keferstein:  üeber  den  belebenden  Geist,  welclior  die 
Kirchenrcformatiou  vorbereitete  und  sich  aus  ihr  ent- 
wickelte. 1828.  Lauber:  Do  evolvendarum  functionuni 
principiis  ac  formulis.  1829.  Wernicke:  De  elocutiono 
Tariti.  1830.  Brohin:  Eine  lateinische  Schulrcdo.  1831. 
Keferstein:  De  antiquissimarum  civitatum  origine.  183?- 
Lauber:  Ueber  den  Einduss  des  naturwissenschaftlichen 
Unterrichts  auf  rein  menschliche  Bildung.  1833.  Wer- 
nicke :  Lineamenta  artis  latine  scribcndi  exeuiplis  illusirata. 
1834.  Paul:  Ad  Piatonis  dialogum,  (|ui  Ladies  inscriptns 
est,  commentationis  spetinien.  I83'i'  Brohui  (Solin  de» 
Dircctors):  De  iure  virgiuum  l'estalium.  i^^..(i.  Hehncr: 
!)b  variis  Tlieocriteorum  idyllioruin  generibus.  181/. 
Garbe:  Grundriss  der  Zoologie  in  Tabellen.  1838.  Lau- 
ber: Einige  Bemerkungen  über  die  jetzigen  Anforderun- 
gen an  die  Gymnüsien.  1839-  AVernickc:  Sisenniana  s. 
L.  Cornelii  Sisennae,  rerum  Rumanorum  scriptoris,  vita 
et  c^nac  supcrsniit  operum   fragmenta. 

In  den  letzten  l(j  Semestern  wurde  diese  Anstalt  im 
Ganzi-n  von  2()72,  durchschnittlich  also  von  J  (j7  Schülern 
besutbt;  die  höchste  Zahl  der  Schule."  betrug  I79  im 
Wintersemester  1835 — 3G ;  gegenwärtig  wird  die  Anstalt 


69 


70 


roii  1.53  Sciliilcrn  Lusiicht.  Zur  Uiiiicrsifat  siml  in  dein 
gcnaniiliMi  Zritrauni  Hl>  Jün-jünue  cndassm  Honlcn.  Ilior 
gelanj;t  unter  21  J>rIiiilHrn  Einer  nach  Prima;  die  Pri- 
maner sinil  der  siclieiizelinte  Tlicil  der  •ranzen  l'Veqnenz, 
lind  unter  8  bis  (j  Alii;elieiidcn  tjerind*'t  sieh  liiner  fijr 
die    üniicrsitalsstiidien.      Diese    Anstalt   hat  keine    Sexta. 

14)  Diis  hiinigl.  katholische  Gymnasium  zu  Ciiliii  be- 
steht seit  dein  Wintersemester  tiSj7  —  oS.  Die  Lelirer 
desselben  sind:  der  Dirertor  Riihter;  die  Oberlehrer: 
Loczinski,  Dr.  Funk,  küliiiliürn  ,  Seemann;  die  Lehrer 
txriinme,   Eichliolz   und   der  Zeiihneiilehrer   Weiss. 

Es  begann  mit  (lü  Seluilern  und  «iirdc  im  .Sominer- 
semester  iSi'J  'oii  201)  S<hiilerii  besiuht,  von  denen  in 
I.  10,  in  II.  27,  in  III.  4S,  in  IV.  4(),  in  V.  :i\)  und 
in  VI.  ebenfalls  3!)  Scliüler  sieh  befanden.  Das  erste 
Proj;ramm  zu  rtliehaeli  I.S^)  enthielt  als  uissensihafiliche 
Abhanilhiiiff  Tom  DIrector  liichler:  Grundsätze,  nacli  wel- 
chen ein  Lclirliiich  der  christlichen  Keli};ion  frtr  die  obe- 
ren   C'lassen    der    Gymnasien    auszuarbeiten    ist. 

15)  Die  Lehrer  lies  PiOf^ijmnaiiiums  zu  Hassel  sind: 
Dircctor  Dr.  Dilki,  Oberlehrer  Krajnicki,  Ott»  und  Kul- 
berg  ,   Lehrer   Ouediiau. 

Ifi)  Die  Lehrer  des  Progymnasiums  zu  Deulschcrnna 
sind:  Direttor  MalkoHsky,  die  Lehrer  JMartini ,  Olader, 
£uchholz,   Zanke. 


Gymnasial  -  Chronik   und   Mi.scellen. 

Herzogthum  Gotha.  Die  durch  Dr.  Seebode's 
Weggang  nach  Wiesbaden  erledigte  Stelle  eines  Directors 
am  Gjinnasinm  illustre,  welche  seither  der  vierte  Ordi- 
narprofessor  Dr.  Rost  provisorisch  verwaltet  hat ,  ist  nun- 
mehr demselben  deGiiitiv  übertragnen  und  dadurch  dieser 
ausgezeichnete  Gelehrte  und  Lehrer  unserer  Gelehrten- 
schule und  unserm  Vaterlandc  erhalten  worden.  Zugleich 
erhielt  der  zweite*)  Ordinarprnfessor  Dr.  Schulze  „in 
Anerkennung  seiner  vieljahrigen  und  nützlichen  Dienst- 
leistung" vom  Serenissimus  den  Charakter  als  Hofrath. 
reriier  wurde  der  Candidat  der  Philologie  Dr.  Berger, 
der  vor  einigen  Jahren  eine  Proisschrift  „de  legibus  agra- 
riis ,  (|uao  indo  a  Sp.  Cassio  usi[ue  ad  Kulluin  rivitntein 
Roii.anaui  contnrbarunt"  gewann,  als  Hiilfslehrcr  und 
zwar  hauptsächlich  als  Lehrer  der  latein.  und  griech. 
.Sprache  fi'ir  Untertertia  angestellt.  Die  seither  mit  ilem 
Gymnasium  verbundenen  Bürgerschulen  Quarta,  (iuinta, 
Sexta  cic.  sind  nunmehr  von  demselben  getrennt  und  un- 
ter die  Leitung  eines  besonderen  Rectors  **)  gestellt 
worden,  so  dass  das  Gymnasium  für  jetzt  aus  den  Clas- 
seii  Sciecta,  Prima,  Secunda,  Tertia  und  Subtertia  be- 
steht. In  den  untern  Classen  ist  ein  einjähriger  Cursus 
im  Lehrpiano  eingeführt  worden,  womit  eine  einjährige 
Versetzung,  die  früherhin  halbjährig  war,  verbunden  ist. 
Auch  hat  man  den  Versuch  gemacht,  die  beiiien  alten 
Sprachen   in   einer    parallelen   Grammatik    neben   einander 

*)  Erster  Orilinar|irof.  ist  der  Ilolrath  und  I\lltrr  Dr.  Kiies, 
der  vor  zwi'i  J. ihren,  wie  wir  bericlitct  liahcn  ,  sein  Innf- 
ligjähriges  Jubiläum  feierte. 
^*)  Dciii  Vcnietitncn  nncli  ist  der  Pf;iiTcr  ^'on  !jnn;^pnhain 
Dr  Motilz  Schulze  zum  lieclor  crwälilt  ,  Irilt  ober  sein 
Arnt  erst  Ostein  .in. 


zu  lehren  und  man  hat  von  diesem  Versuche  bereits  ei- 
nen günstigen  Erfolg  tvahi^gennninien.  Das  Gymnasium 
zählt  jetzt  IrS}  .Schüler,  unter  denen  sich  mehre  Aus- 
länder, und  zwar  aus  verschiedenen  deutschen  Ländern, 
auch  aus  Frankreich,  uiiil  selbst  ein  Prinz  mmi  SoIids- 
ROdelheim  befinden.  Abiturienten  waren  Ostern  5  ""d 
IMichaelis  '1.  Obgleich  Ref.  unseres  in  der  schönsten 
Bliltlie  bclindlichen  Gyiniiasinms  illnütris  schon  einigemal 
in  diesen  Blättern  rühmend  erwähnt  hat  ,  so  konnte  doch 
ein  Gleiches  noch  nicht  von  der  zweiten  Gelehrtenschulc 
unseres  Ilerzo^thuins  geschehen,  weil  ihm  die  IVachrich- 
ten  über  dieselbe  gänzlich  mangelten.  Nämlich  auch  zu 
Ohrdrnir,  einer  in  iler  Obergrafscliaft  Gleichen  liegenden, 
den  Fürsten  uiirl  Grafen  von  lloheiilohc  geliürigen,  unter 
Sachsen  -  Gothaischer  Hoheit  steheiuier  ,  lon  Gotha  drei 
Stunden  enlfernteii  .Stadt  (circa  SdO  II.),  berindet  sich 
gleichfalls  ein  w ollieingerichtetes  Lyceiim,  zu  uelcheui 
die  (irafen  1011  Gleichen  (wie  es  in  einem  weiter  unten 
zu  erHähiienilen  Graliilationsgcdichte  des  Directors  heisst: 
—  —  schola  (ilricheiisis ,  quae  jam  tria  vidit  —  Sae- 
cnla,  nunc  iterum  auspiciis  melioribus  aucta)  bald  nach 
der  Reformation  den  Grund  legten  and  an  welfhera  frü- 
lierhin  der  berühmte  Eichhorn  eine  Zeitlang  Director 
war.  Schon  seit  fast  einem  halben  Jalirliiiiidert  steht 
diess  Lyceum  unter  der  Leitung  des  ersten  Lelirers  nnd 
Directors,  des  Kirchen-  und  Schulraihs  Friedrich 
K  r  ü  ge  1  st  e  i  11 ,  eines  höchst  achtiingsw  nrdigen  Gelehrten, 
der,  obgleich  er  nur  im  Stillen  für  seine  Sihule  wirkt, 
durch  seine  verschiedenen  Gelegcnheitsschriften  bewiesen 
hat,  dass  er  ein  aestimator  elegantiaruin ,  qoas  Latium 
Ilellasque  tulii,  intelligentissimus  ist.  In  seinem  letzten 
Programme,  als  Einladunj;  zum  diessjährigen  Examen 
lind  ad  recitationes  discipulorum  audicndas  gibt  er  Obser- 
ratioues  (jiiaedam  in  Pseuilo -Orphei  .Argonautica,  von  wel- 
clier  Schrift  nur  zu  bedauern  ist,  dass  sie,  wie  so  man- 
che andere  Gelegenheitsschrift ,  nicht  in  den  Buchhandel 
kommt  und  daher  dem  eigentlichen  Gelehrten  vom  Fa.'-hr 
verloren  geht.  Das  Lyceum  besteht  aus  fünf  Classen. 
Prima  bis  Quinta,  und  ist  zugleich  seit  einigen  Jahren 
mit  einer  Realschule  couibinirt,  so  dass  der  Unterricht 
des  Lyceuuis  iu  den  übrigen  soEenaniiteii  Schulwissen- 
schaften mit  dem  der  Realschnle  bis  zur  dritten  Classe 
zusammenfällt.  Auch  ertheilt  jetzt  ein  besonderer  Zeich- 
nenlehrcr  der  zweiten  und  dritten  Classe  des  Lyceums 
und  der  Realschule  Unterricht  im  freien  llandzcichnen. 
Beide  verbundenen  Srhiileii  werden  grossenfheils  von  Schü- 
lern aus  der  Obergrafschaft  Gleichen  lre(|ueutirf.  Im 
vorigen  Jahre  zählte  die  Anstalt  Gd  Schüler.  Ephoriv« 
ist  der  der  philologischen  AVclt  rühmlich  bekannte  Con- 
sisturialrath  und  Superintendent  Bach,  früher  Director 
des  Gymnasiums  zu  Scha/hausen-  .Ausser  dem  Director 
K.  rügolstein  sind  noch  l^Iitlehrcr:  Conrertor  K.r  li  ge  I - 
stein,  Subrector  Rudioff,  Collaboralor  Kcrst,  Real- 
lelirer  Rasch  und  Zeichnenlehrer  Brandenberg.  — 
Illüge  diese  Anstalt  immerfort  blühen  und  auch  der  wür- 
dige Greis,  unter  dessen  Aaspicien  sie  eine  so  I.inge 
Reihe  von  Jahren  gestanden  liat,  sich  der  Früchte  seiner 
stillen  Wirksamkeit  noch  lange  erfreuen!  —  Endlich  hat 
Ref.  aiirh  noch  in  diesen  Blättern  Bericht  zu  erstatten 
von   der    Jubelfeier    des    Protephorns    und   ersten    Lehrer» 


7t 


72 


onsrrcf   fivinna».    illn«<r.       Am    14.   0(  (ol)or   «aron   rs   gr- 
rnilo    ?,')    J.ilii'-,     <l>''s    iiiisrr    allcj.Miiciii    n-rclirtcT    Coiisi«to- 
iirtl«lirr<(<>r    und    (..•iiiT.ilsiiix-r  infpiiilcnt    Dr.  15  r  e  ts<t  li  iiei - 
«leroi'iin'  lioili»i<liligrii  AiMiitor   .Tui^ftroteii  li,i«c.       Kaum 
war    vom    <)liprIi<if|iriMligfr     iiiiil     ObercoiiBisJor iairaili     \)r. 
Jnrnl>i   «Ion    ({pistliilieii    E|)horoii    «Irr    Ta-j    ilpr  Juliolf.'iir 
iii.   Stillen   aiit;i'<li-utrl    wonlcii ,     .ils    «icli     -Vlies    beeiferlo, 
«iciii    liinliverdienteii     Juliilar    spim-     Hiililiguiig   <larziil>riii- 
«eii.       Oliiif     (liss    (liT    lii.(  lionliMip    Manu     rfn.TS    wiissfe, 
wurde    ihm    sclioii    hui    .Alii'iid    zuvor    loii    der  hiosigeii    s<"lir 
xalilreirlien    Liederl.Tfel    eine  .Serenade    ((elir.Tf lil.      Am  f<il- 
•(endeii    Morien    erhielt    der    Jiiliilnr    einen    [>J(irj;eiieesaiig 
\on    den    Seiiiinar.ilic.'iti'ii    und    Seminaristen    unter   der  Lei- 
tung   ihres    .^In.-iiklvlirer.'.  ,     des    Seiiiinarlelirer«     IMiehel. 
.Sodann    erseliieneii     l)e|)iilatiniien    vom     IMinislerium ,     von 
•ien   Landescollei^cen,   mm  Stadtratlie  ,    lun  den  Stadt-  und 
Ijaiidgeistlirhen,   >oiii  Gvinnaeinni  illiistr.,  vom  (iMunasiuui 
ICrneütinuMi,    »om   Lyreum   zu   (Hir<lrii(r,    rom   Land.s«hul- 
lelirerseinin.ir,   von   den  Candidaten    der  Theologie   und  des 
PredijTtauites,  von  den  Staill-  und  Landschullehrern  u.  s.  »•., 
um    ihre    (iratulationrn     abzn.stattcii.        Der     Geheiinerath 
und    iMinütcr   Fri'iherr  von   Stein,     der    im    Kamen   iles 
Herzogs    und    dis    IMinisteriums    Gliiok    «ünschle,     iiber- 
brarlite   —    als    ein    /eiilien     der    llochseh^tzung    uuil    des 
Wolilivollens    unseres    Landesherrn    —    das   Comtliurkreuz 
des  Saeli.scn- Eriiestinischeu  Uausordens,    dessen  Ritter  der 
Jubilar   srlion   getiesen   ist.      An    der  Spitze  der  Deputation 
lies    (lymiiasiunis   stand    der  Jubilar   Dr.    liries,   der  nach 
einer    gediegenen    .Anrede   ein    Festgedicht   in    lat.    .Sprache 
und    ZHsr    eine    Ode     im     altrlassisclien     Versniaasse,     von 
aiiserem    l.it.    Sfviisleii  Dr.  Wüstemann    geiiiclitet,    über- 
reichte   und   als   Zugabe    eine    besondere    Schrift   vom    Hof- 
rathe    und    Prof.    Dr.    Schulze:      ,, Heber    die     Benutzung 
der   Geschichte"   *") ,  dessgleichen  libergab  Consistoriairath 
Hacli   als    Deputirter   des     Lyceums    von    Ohrdrufl"  ein    la- 
teinisches  Festgedicht  vom  Kirchen-   und  Schulrathsilirec- 
tor    K  rüge  I  stein,     utid    der    Director    des    Gymnasium 
Erncstinum   eine    Abhandlung:   „Disquisitiones   de  polygo- 
nis  solulis  et  polvcdris  simplicibiis" :   ferner  die  Deputation 
der    Stadt-    und    Laodgeistlichkeit    zwei    Programme**), 
ein     deutsches     vom     .Superintendurailjunrtus     und     Pfarrer 
Huchgesang   zu    Uellcben   und   ein   lateinisches  vom  Su- 
perintendenten   und    Oberpfarrer,   Dr.    der    Theol.   Jacobi 
aus    .Stadt  ^Valtersllall8en  ,    und    als  Angebinde  einen    »erth- 
vollen    Poial    in     Form    eines   Kelchs     mit    der    Aufschrift: 
,,r.   Th.   lir. ,     Protephoro    suo ,     acerrimo    veritatis    pro- 
pugiiaton  ac  viudiri,  alteri  Germaniae  praeceptori,   die  .  .  . 
sacrum   esse   voluerunt    muneris   iu    terra   Gothana  rousor- 

•)  Uel.cr  den   Inhalt    dieser    gediegenen  Sclitift  wird  Ref  in 

diesen  Blattern  Eciicbt  crslaltcn. 
*")  Das  deutsche j  welches  interessante  Notizen  „über  den 
kircliliclien  Zustand  in  Gotha  zur  Zeit  der  Reformation 
und  die  Vi'iaoilerungen ,  welche  durch  dieselbe  hcrbei- 
Kcfiilirl  wurden",  enthalt,  soll  in  der  Allg.  Schulzeituiig 
besprochen  werden  ;  das  lateinische  handelt  de  Jubilacis, 
und  zwar  1)  de  voce  7^^''  ;  2)  de  privilcgiis  anni  jubi- 
laei  ,  3)  warum,  die  Paiistc  d.  Jubclj.  eingelülirl  haben  ; 
4)  wie  ilicse  sonstigen  solemnia  reniissionis  jetzt  in  solem- 
nia  lactitiae  verwandelt  seien.  Uas  Ganze  ist  in  .ichl- 
classischein  Latein  geschrieben. 


tos";    noclidem    xiivor   der   Siiperint.   Dr.   Jacobi    eine   l.i- 
teiiiisi  he    Anrede   an   den  Jubilar  gehalten   hatte,  die   der- 
selbe   in    gleiilier  .Sprache  gewandt   erwiederte.      Die  Sladt- 
uiid  Ijaiidscliiillehrer,   an  ileren  .Spitze  der  Conrect.  Iii  e  d  o 
lon    Waltersliaiisen   als    Sprecher   stand,     überreichten    ein 
(iedicht   und    einen   si  hOn  gearbeiteten  grossen   vierarmigeu 
Candelaber   von  .Silber   uiit   der   Aufschrift:   „Dem  eifrigen 
\'erbreiter    des    Lichts    und    dorn    itiuthigen    Vertheidigcr 
der   Wahrlieit."       Sinnig   »ar   auch   das   Festgeschenk   der 
Candidaten    —    ein     silbernes    Dintenfass     in     Form     einef 
Altars    mit   einem    Deckel,    der    eine   aufgeschlagene    Uibel 
vorstellt    und   Joh.   ! 7,  3.  enthält,    dazu  ei:ie  goldene  Feder 
mit   der    Aufschrift   Sir.    4,   3i.    —      Unter    den    vielfachen 
Festgaben    verdient    noch    ertiahnt    zu    »erden:     eine    kost- 
bare  Tischuhr    von     Ihrer    Hoheit    der    veriiittueten    Frau 
Herzogin   von    Gotha-Altenburg,    deren  Beiilitiater    der  Ju- 
bilar   ist;    zwei    herrliche  Ansichten  Genfs    von    der    dasigcn 
Geistlichkeit;     zwei   silberne   Leuchter    von   der  C'oburger 
Geistlichkeit;     eine    ^'otivtafel    der    hiesigeu     Engelhard- 
Reyher'schen    Huchdruckerei ,    welche   iu   geschmackvoller 
und   höchst    künstlicher    Ranilverzierung  die   Titel   lon    19 
der   vorzüglichsten    Schriften    Dr.   R  r  e  t  sr  h  n  e  i  d  er 's  aus 
der   Menge    seiner    literarischen   Werke    darstellt.    —     Da 
der  Jubilar   mit  seiner  Familie  von  der   vcrwittweten  Frau 
Herzogin    Hoheit,     dessgleichen    aber   auch    von    den    Pro- 
fessoren  der   Gymnasien,   ferner  vpu   den  .Stadt-  und  Land- 
geistlichen,    und   auch   noch    vom   Stadtrathe   ISamens   der 
Stadt  Gotha   zu   einem    Diner  eingeladen   worden   war,   so 
viiril«   durch   Vermittelung  des  Stadtralhes,   der   den  Jubi- 
lar  mit  seiner   ganzen   Familie   bettirthete,   im    Gastliaine 
zur  Erholung  ein   grosses    G.a(imahl    veranstaltet,     woran 
die    \'erehrer    Dr.   Dr. 's    aas    allen    Standen    so    zahlreich 
Theil    nahmen  ,     dass   nicht    einmal   Raum   genug   da   war, 
und   die   Stadt  -   und   Landschullehrer   nebst   noch  anderen 
Festgenosseu   ein  Freiideumahl   im  Gasthofe   zur   .Stadt  Co- 
burg  veranstalteten.      Heiter  und  vergnügt  war  der  Jubilar, 
heiter   und   vergnügt  die   grosse,   ansehnliche  Gesell.<chaft. 
Es   wurde    deutsch    und    lateinisch    toastirt.      Das   Gedie- 
genste  unter  dem  Gediegenen,   das  gesprochen  wurde,    wa- 
ren unstreitig  die  beiden  Toaste  des  Superint.  Dr.  Jacobi, 
ein  lateinischer  über  die,  duc,  fac,  /er  und  ein  deutscher 
über  die  Tugend  der  Eintracht,     hm  testgesang  nach  der  Mel   : 
,  Sind  wir  veicint   zur  guten  Stumle"  ,  voiu    Plarrer  Schwcrdt 
gcdichtL-t,    wurde  unter   Begleitung  des  gut  besetzten   Orchesters 
abgesungen,    sowie    selbst    ein    vom    Prof.    Millenct  •)    vorge- 
tragener theatialischcr  Schwank    das    Festmahl    wiirztc    und    die 
Heiterkeit  der  Anwesenden  erhöhte.      Das  Ganze    beschloss    ein 
von  den  Schülern  beider  Gymnasien    mit  obrigkeitlicher  Bewil- 
ligung veranstalteter  brillanter  P'ackclzug,    der    die    ganze  Stadt 
in  trcudige   Bewegung   setzte.   —   Möge  der  hochgelcierte  Jubilar 
noch  lange  unter  uns  im  Segen  leben  und  wirken.     Darum  stin/- 
nien  wir  von   Herzen  ein    in  die  Schlussworte  der  Wüstemann'- 
schcn  Festude: 

,,Qui  Clara  nostris  lumina  nicntibus 
Pracpandis  ^  alirum  luox  vidcas  ju!.ar  •*) 
Lucis  relotuiu  ,   sisquc  sospes 

Grande  decus  columenque  nostruin!" 

*)   Lehrer  der  franz.   Sprache  am  Gyrnn.  illusl.  ,   bekannt  als 

geistreicher    Schiit'tsleller    unter    dem    Namen   M    Tenelli  j 

auch    Hof-   und  Tliiaterdichter. 

**)  Der  Jubilar  litt    seither    .Mangel  am    Augenlichte  und  war 

etwas  kränklich,  befindet  sicli  aber  jetzt  wieder  gani  wohl. 


*9 


Gymnasial-Zeitung. 

Beiblatt 

zur  Zeitsclirift  für  die  Alterthumswissenschaft. 


Jflärz    1§43. 


9-   ßrisj)ielsammliiii<;    zu    Buttmaiiir«    uiitl    Ilost's    grie- 
i'hiüclien    Graininatikeii.        II.    sMifaktiscIier    Tlieil, 
ein  Uebuiigsbucli    fi'ir   die  uiittlemi  Griiiii.isialilassen. 
Güttiii^eii     bei     Vaiideiihorck    und    Kupreilif.      184U* 
X   u.  438   J».      (Verjrl.   Gyiiiiiasialz.    |S4l.   Kr.   30.) 
Ein   iipuos    Werk    zur    Befürderunjj    der    ^ripiliischeu 
Sprache    liefert   uns    der    für   diese    Spraclie    und    die   Lite- 
ratur ilerselben  uneriuCidlicIi  tbfitige  und  uui  dieselbe  hucli- 
vprdiente    Verfasser.      Denn   als   solchen    nii'issen    wir   doch 
Hrn.   Dir,    Rust   nennen,    da   er,    wenn    ihm    j;leich    (nach 
der    Vorrede   p.  IV.)    nicht   ilie  Anschauung  und  Saninilung 
lies    Materials   zukuinuit,   doch    die    \'erarbeifung   und  Fas- 
sung   desselben    übernonunen    (Vorrede    p.     V)    und    nach 
»einen    Grundsätzen   ausgeführt   hat.      Veranlasst  ward    der 
Hr.    Verf.    zu    einer    solchen    Sammlung;    durch    die    eben 
so    hüuti^e,     als    gerechte   Klaffe,     dass    in   den    gramniati- 
»chen  Leiirbiiclieru    eine  genügende  Anzahl  passender  üei- 
«piele    fast   liberal!    »erniisst   werde.      Gilt   doch  diess  selbst 
von   ilen    meisten    lateinischen    Grammatiken,     namentlich 
der    neueren   Zeit:     so    viel    Alaterial    auch     darüber   schon 
gesammelt    vorliegt,    und   so   vielfach   diess  Feld   schon    lie- 
arbeitot    ist.      Sicherlich    hat    ihre    lange    Geltung   die   la- 
teinische    Grammatik    von    lirüder    nur    dem    (Jnistaud    zu 
verdanken,     dass    sie    hinsichts    der    gelieferten    Beispiele 
noch   vou   keiner  späteren   erreicht,     wenn   auch   vielfältig 
benutzt   ist.       Um    so    weniger    kann    man    diess    von    den 
Lehrbüchern   der   griechischen   Sprache   erwarten,    da   die 
griechische     Grammatik    erst    seit     vcrliältnissmässig    sehr 
kurzer   Zeit   Gegenstand    wissenschaftlicher  Bearbeitungen 
geworden   ist.       Und    so    besteht    auch    einer    der    wesent- 
lichsten {Mängel  der  Grammatik  Buttmann's,   des  verdienst- 
vollen  Gründers   dieser    Wissenschaft,   darin,    dass   er   nur 
sehr    wenige,    nie    ausreichende    Beispiele   gibt.       Was   die 
Älenge   der   Beispiele   betrifft,     so   hat  das  Meiste   Kühner 
in  seinen   Grammatiken    geleistet;     doch    hinsichtlich   der 
Brauchbarkeit  niüchte   gerade   von  diesen   gelten,   was   iler 
Hr.   Verf.    in    seiner    Vorrede   p.   IV   als   Merkmal    der   ia 
den  Lehrbüchern   gesammelten   Beispiele  sagt:   „Geiviihn- 
Hch  sind   nur  diejenigen   Worte   der  Satze   berücksichtigt, 
in   welchen  die   Anwendung  der   eben   vorliegenden   Hegel 
(ich  zeigt"  ,  so  dass  also  solche   Beispiele   nicht  zugleich 
einen  für  sich  selbständigen  Gedanken  —  ein  abgeächlos- 
seoes    Ganze    ausmachen.       Den    vom    Hrn.    Verf.    seiner 
Grammatik  der   griechischen  Sprache  hinzugefügten  Bei- 
Sjrmnatialzeitung 


spielen  muss  zum  Theil  derselbe  Vorwurf  gemacht  «Ver- 
den, doch  nicht  in  demselben  Grade;  mehr  noch  konnte 
man  hervorheben,  dass  die  Beispiele  nicht  in  gehöriger 
Menge  gegeben  sind,  Diess  räumt  ja  auch  der  Ilr,  Verf, 
in  der  Vorrede  selbst  ein  (p.  III),  da  man  diicli  das  vou 
ihm  im  Allgemeinen  Geäusserte  auch  auf  sein  Lehrbuch 
anwenden  darf,  das  übrigens  als  eines  der  klarsten,  bün- 
tliüsten  und  somit  brauchbarsten  anerkannt  ist.  Ausser- 
dem  aber  gibt  uns  auch  diese  Beispielsammlung  eincu 
Beleg  dafür.  Wie  sehr  wir  dem  Hrn.  Verf.  für  eine 
solche  Arbeit  dankbar  sein  müssen,  wird  ein  jeiler  leicht 
zugestehen,  iler  theils  das  Bedürfiiiss  einer  Sammlung 
zHPckmässiger  Beispiele  zu  jeder  Regel  empfunden  hat, 
theils  mit  dem  Rrf.  die  Wahrheit  der  Behauptung  des 
Hrn.  Verf.  (Vorrede  p.  IV)  anerkennt:  ,,Eiiie  hinlängliche 
Anzahl  von  passenden  Beispielen  zu  jeder  grammatischen 
Regel  aus  den  mustergültigen  Schriftstellern  zusamineu 
zu  suchen,  die  einen  in  sich  abgeschlossenen  Sinn  geben, 
welclier  zugleich  etwas  Wissenswürdiges  enthält,  ist  iu 
der  Tliat  keine  leichte  Aufgabe."  ietit  würde  sich  nun 
fragen,  wie  die  Ausführung  den  darüber  vom  Hrn.  Verf. 
ausgesprochenen  Grundsätzen,  die  gewiss  ein  Jeder  billi- 
gen wird,  entsprechen.  Ehe  wir  jedoch  uns  näher  auf 
die  Beantwortung  dieser  Frage  einlassen,  wollen  wir  uns 
erlauben,  über  die  Zweckmässigkeit  einer  selisländigeii 
Sammlung  solcher  Beispiele  zu  urtheilen.  Sie  iiiuss  ei- 
nem Lehrer  sehr  willkommou  sein,  dessen  Zeit  durch 
die  Berufsgescliäfte  so  beschränkt  ist,  dass  er  an  einer 
eigenen  Anlegung  derselben  verhindert  wird.  Wie  aber 
verhält  es  sich  mit  den  Schülern  i  Zuerst  tritt  uns  hier 
ein  äusserer  Umstand  entgegen,  der  volle  Berücksichti- 
gung verdient:  wie  soll  man  den  Schülern,  ileneii  es  oft 
schwer  »iril,  die  nothwcndigsten  Bücher  anzusrhaflpii, 
zumuthen,  für  jede  oder  wenigstens  für  je  zwei  Classen 
ein  neues  Hülfsbuch  zur  Grammatik  anzuschaffen,  das 
diese  im  Preise  noch  übersteigt?  Es  ist  diess  eine  der 
Wissenschaft  ferne,  äussere  Rücksicht ,  aber  die  Schule 
hat  auch  äussere  Rücksichten,  die  nicht  übersehen  wer- 
ilen  dürfen.  Was  aber  die  Sache  selbst  betrifft,  so  kann 
Ref.,  auch  abgesehen  von  dieser  änssereu  Rücküicht, 
dennoch  für  Schüler  eine  solche  ßeispielsammlang  neben 
der  Grammatik  nicht  gutheissen:  zu  jeder  in  der  Gram- 
matik aufgestellton  und  erklärten  Regel  gehören  einige 
gute  Beispiele,  wie  sie  deren  der  Hr.  Verf.  iu  dieser 
Sammlung    iu    grosser    Anzahl    bietet.      Dass   aber  durch 

7 


/.") 


76 


.Ili-Kfllirn,     »iMin    ilirr    Z  ilil     nii  Iit    iil)crin,'ls$i(;  vorcrimsiTt  iIIht   ilcn    Artikel,    «i-il    or   geracio    hioranf  lifi  sfinf  r  Lec- 

Hinl      ila»   i5iiHaiiim.'ii;;rli(irn,'i'    7,11    »iMt   ;;o1r<'iiiit ,    ticicl   so-  «iin-    oiii     licNiiiiilprps    Aiijfeiimei  k    gorirhtot    hat.       Zurrst 

Ulli   niip  .siihi-re    Aiiffassiinj:    •TMliivort,    i'iii  klarer  Uelier-  »iir;|p    rr   (;l.'ii-,li     in    der    AiKirdiiiin);    von    ilcm    Hrn.   Verf. 

Iiliik    jiplifniiiit    Hi-rile,    kann  llrl.    nicht    rtolil    «ngcstchen.  aluvpirhiMi    uiiil    ziiai     1)    iloii    fniheren    Gcliranch    des   Ar- 

Driiii    rinnial  nioihd-  ili«  Vcrwcisiiiic   auf  ein  amlcres  Buch  tikels   als   Proiinmcn     lipi    llninpr   rtv.    nirht    allein    voran- 

nrbrn   «lor   (■'rainniatik  ilienolbrn  Uihelstamle   halien,    Henii  »teilen,     »onilern    auch    ausführlicher,     als    es    »nm    Hrn. 

es   aniler«    solche    »irklich    sind;     sodann    aber    wird     für  Verf.     geschehen,     nachweisen,     erläutern     lind     mit     ilen 

den  Schüler  diese  Tr luujf  des  ZusainmengehCirijren  durch  n<Hhi(;en    lieisjjielcu    l.elej^eu  ,    weil  die  Lectiire  des  Homer 

lieisniele    keiiiesHe(;s  «Nireiiil   sein,     da    er    für    sich    doch  für    den    .Sciniler    eine    ebenso   frühe    als   wichtige    ist;    '2) 

die    llegelii    nur   als    neben    eiiuiider   dastehend    betraclitet,  den  (icbranch    des  Artikels    in   der   spateren  Zeit,   nainent- 

den     inneren    Zussminenhang    deiselben    aber    erst    durch  lieh    bei    den    Altikern,    darstellen,    »obei    wohl   derjenige 

den    Unterricht    des   Lehrers   erkeniit    und    aiiffassf.     -     Ks  <iebraii<  li  des  Artikels,    in   dem   er   zwar  schon   als  Artikel 

inuss  eich   also    lief,    dahin    aussprechen,     dass     «u    jeder  deutlich    heriortritt,    ileiinoch    mit   dem    Pronomen   sowohl 

Regel    in   der    (iraimiialik   selbst    die  niilhise  Aiizalil  Kuler,  tienieinschaflliches    hat,   als  sich   auch   nach    unserer  Auf- 

d.  h.    sowohl   Ireireiider,   als   am  h  iiWiglichst    in  suli  als  ein  fassimcsweise    noch    damit  vertauschen  liesse ,   den  passend- 

tiaiizes      abgeschlossener      Beispiele      hiiizUKefü^t      «erde,  sten    lieber^aiif;    bilden    mochte;     und    endlich     X)    erst   von 

aussenlem   aber   die    Leetüre   d.as   üebrige    ergänze.  der   Stellung    des    Arlikes    reden.       Es    erscheint    nflmlich 

Wie    verdieiisilirh    deiinnch    an    und    für  sich    eine   sol-  dem    Ref.    leicht   möglich,     d.iss    dei     Anfänger,     der   ilaü 

che   Sammlung   von    Ueispielen    ist,    haben    »ir    oben   schon  'Weseii    des    Artikels    noch    nirht    erkannt    hat,     auch    den 

ausgesprochen:   ebenso    miiss  Ref.   es  rühmend  anerkennen,  uesenlliclien    Unterschied     in    der    verschiedenen   .Stellung 

wie    die     in    dieser    Sammlung    enthaltenen     Beispiele   den  <lesselb lOch   nirht   erfansen    werde.      Der   Hr.   Verf.  hat 

von    ihm    in    der     \'orrede    aufjieslelllen    (Jriinilsät«en   ent-  nun    nach    jener  allgemeinen    Angabe    über   das    Wesen  des 

»precben.      Die    Beispiele    sind,     wie   die   <iarüber    in   deu  Artikels     I     Andeutung    seines     Ursprungs    sotjleich    von 

>iilen    gegebenen    Nüchweise    bezeugen,     nur    aus    iler   mu-  der    Stellung     des    Artikels    gesprochen     und    diese     durch 

stir.Miltigeii    attischen  Prosa,   aus  Thiikjdides,   Xeiioplion,  eine   Deinerkniig   in   iler  Heispielsammlnng  p.  t4.  l').    noch 

Piaton    und    den    llediiern    entnommen;     Homer,    Herodot  bestimmter     und    ausführlicher    erläutert.      Streng  genoin- 

uiid    die    attischen    Dichter    sind    nie    ohne    ausreichenden  inen    sollte    man    freilich     diese    Auseinandersetzung,     die 

<iruii<l     als    Genalirsmaiiiier     benntüt ;      aus     den     späteren  Ref.    ebenso    klar    und    bestimmt    als    erschöpfend     nennen 

Schriftstellern  der  attischen  Prosa  (Pülvbios,   Dioilor,   Plu-  muss  ,     nirht   eine    Lehre    über   die    Stellung   des   Artikel«, 

tarcli    und    Aelian)  »ehr    wenige  Beispiele    entlehnt.      Diess  sondern   des  Adjerfives   und    der   dasselbe   vertretenden  Be- 

Letztere    wird    man     el  enfalls    billigen,     da    die    durchaus  Stimmungen    nennen.      Recht  deutlich   zeigt  sich    diess    bei 

ninslereülli''en    Schriftsteller    der   Beispiele   genug   darbie-  dem   dritten    Puncte;     denn    für    den    Artikel    ixt    es   ganz 

len;  sonst   würde  man   auch  keinen  Anstoss  nehmen,    wenn  gleichgültig,   ob   z.    B.    in    der   p.    15.   aus   Thukyd.   I,   97. 

man   aus    Poivbios   u.   s.    w.    passende     Beispiele    angeführt  angeführten    Stelle    zu    rüiv   t;i>/^lfjdxoiV  noch  aviOvöfAOV 

f/j, ,,!,._  '  hinzugefügt  ist    oder    nicht ;    aber  für  aVTOiOiiviv   ist  e« 

Die    Beispiele   sind    nun   für   gcwiihnlich   ganz    wjirtlicli  von     einem     wesentlichen     Unterschiede,     ob     es    zwischen 

aus    den    Originalen    entuoniuien  ;   selten  ist  vom  Hrn.   Verf.  Artikel    und    Substantiv,    oder    beiden  entweder  iiaiL-  oder 

des    Verständnisses    und    der    Abrundung    wegen    ans    dem  »orgestellt   wird.      Diesen    Unterschied    hat    der    Hr.    Verf. 

Zusamnieiihange    eine    kleine  Ergänzung   hinzugefügt;   fer-  au<  h    ganz   richtig  angegeben,   auch    ebenso  richtig   liinzu- 

iier    sind     natürlich    solche    Zwischensätze,     die    für    deu  gefugt,    dass    es   mit   den    Adj.   fiEOüi;,    hc^aroi,    «XpO?, 

Totalsiiin,     wie    für    den     grammatischen     Zusainnienhang  ÖAus    u.   a.    gleiche     Bewainllniss    liabe  ;     dennoch    hat    er 

entbeliilicli    waren,    ausgeschieden.       Ausserdem   sind    An-  diese  .Idjeit.,    wie   es    in   der  Grammatik    geschehen,    auch 

nierkungeii    hinzugefügt   unter   dem   Texte,     die    entweder  hier    wieder     besonders    behandelt,     während     doch    diese 

Machweise    der   grammatischen    Regelu    in   Buttmann's    und  Adject. ,     wie     alle    übrigen,     ebenso    gut    als    Attributiva 

des    Hrn.    Verfs.    Grammatik,     oder    Erklärungen   von    »e-  wie  als    Pradisativa    gebraucht    werden,     und    das    Abwei- 

niger    bekannten   oder    seltener   gebrauchten    VVürtern    und  chende   von    unserer    Sprache    nur    darin    liegt,     dass    der 

aiK  h  n-anzen  Phrasen  enthalten.      Diese  Aiiinerkungen  sind  Grieche    mehrere   adverbielle    Bestimmungen    des   Orts  unil 

in   der    Art   und    Ausdehnung,   wie   sie  gegeben   sind,   ganz  <ler   Zeit  durch  Adjectiva   ausdrückt.  —    Es   mag   vielleicht 

Irefllicli  ,     sollte   man    auch     liier   und     da   eine    Erklärung  diese   Bemerkung    über    die    Einfügung    einer    Anmerkung 

als    nicht   durchaus   niithig   ausgelassen,    oder   dagegen   ein  unwichtig  erscheinen:    doch    ist  sie   es  wenigstens  hinsieht« 

anderes    Wort   oder   eine    andere    Redensart    erläutert   ge-  des    praktischen    Zweckes    nicht;     denn    dieser     erfordert, 

wünscht    haben:    es   kommt  hierbei   sehr    viel   auf  das   sub-  dass     man     die     Regeln     möglichst    vereinfache    und     ihrer 

jective    Urtbeil     uiiil     die    subjertive     Erfahrung   an.      Ein-  nicht  so   viele   neben    einander   hinstelle,     damit   nicht   die 

zelnes    in   dieser    Beziehung   durchgehen    und    censiren    zu  ganze    Sprache   dem   Schüler   als   eine   Masse  von    Ausiiah- 

Hollen,   würde  demnach  weder   zweckmässig,   noch  erfolg-  men    und    Abweichungen    erscheine.   —    Eben  so  siml  p.   |i) 

reich    sein.  und   'JO  <ler    Beispielsammliing    die    Fälle    vollständig    an- 

Wir   nehmen    uns    daher    einen    Abschnitt   zur   genaue-  gegeben,      in    denen     das     Prädicat    den    Artikel    erhalten 

rcn    Durchsicht    heraus,     um    zugleicli    die    Regeln    der  kann,  aber   in   einer   Art,  dass  der  .Schüler  daraus  schlies- 

Gramniatik     zu     berücksichtigen,     zu    deren     Erläuterung  sen   muss,     es   sei    etwas   sehr   Gewöhnliches,    den    Artikel 

diese   Beispiele   dienen   sollen.      Ref.    wählt    den    Abschnitt  bei   dem    Prädicate    zu    findeu,     während     doch,     wie    der 


/  / 


7« 


Hr.  Verf.  .-iiirli  fli'irh  liiiit<*rli>'r  aii(;ilit  ,  «las  PraHir.il  ilni 
Artikel  nicht  h.ilxMi  <lar( ,  .,elieii  «eil  es  einen  lingrilF 
ausilri'iekt,  <ler  ander« eiti>;  noih  nicht  naher  bezeichnet 
ist  lind  nicht  näher  bezeic!inet  »erden  soll",  d.  h.  da« 
Allgemeine,  der  allgemeine  befrilP,  uiiler  dem  das  Süli- 
ject  als  das  Uesoiidere  {(efasst  »erden  soll.  Auch  (febeu 
die  roii  dem  Hrn.  Verf.  an^efiilirten  fteinpiele  <leii  deut- 
lichsten liele«;  dafür,  dass  der  Artikel  heim  Fradirate 
äusserst  selten  ist  und  streng  genommen  nur  dann  g;esetct 
wird,  wenn,  »ie  unter  I\'r.  c.  vom  Hrn.  Verf.  bemerkt 
lind  sclion  in  seiner  Grammatik  §.  9^-  A.  h.  mit  passen- 
den Beispielen  belegt  ist,  der  im  Prädicat  enthaltene 
BefcrilT  als  solclier  olijectivirt  »erden  »oll,  z.  H.  Xenoph. 
Tyrop  IM,  3,  4.  „(i.i(V/.at  oi'vr,'-^  luv  ei  to'tvi-i  ,  tuv 
l'.if^iju  luv  dyaitov.'"''  Es  »erden  dailiirch  solche  Be- 
griffe j;leii  hsam  zii  Eigennamen  ,  nnd  dann  eben  findet 
auch  Ulf.  den  Grund,  dass  sich  dieser  Gilirancli  des 
Artikels  lieiin  PrAilicat  auf  die  Verlia  des  Neniieiis  etr. 
iM'Schr.'inkt  hat.  Denn  ausserdem  sind  Ref.  noch  keine 
Fülle  iiirgekommen  ,  die  nicht  eine  aiiffemessenere  Erklä- 
riinjj  darboten  ,  wie  auch  die  1011  dem  Urii  ^'erf  aiige- 
fi'ihrten  Beispiele  eine  solche  nach  lies  Ref.  Ansicht  zn- 
lassi'ii  ,  so  iianieiitlich  Nr.  I.H.  —  In  i\r.  M.  und  l.'i. 
iiWichten  »ich  aber  tI]V  TTeviai  und  TO  viy}]Tr,uluv  leicht 
als  Appos.  fassen  lassen.  —  Nr.  Ifi.  ist  nicht  zu  erkla- 
ren: ,,H'ir  haben  zur  Schaff'iierin  diejenige  erwählt,  »ei- 
che etc.",  sondern:  ,,l)ie  (aus  <lem  Zusammenhange  schon 
bekannte)  SchafTnerin  er»ablteii,  beslimmten  »ir,  indem 
etc."  —  Nr.  )  7.  ist  ein  Beispiel  einer  »irklicben  Aus- 
nahme. Ueber  Nr.  Is.  wagt  Ref.  nicht  zu  eiitsclieiileii, 
ila  er  augenblicklich  nie  Stelle  nicht  im  Zusaininenhaiige 
narhieseu  kann;  doch  würde  auch  diese  Stelle  nach  der 
vom  Hrn.  Verf.  selbst  in  der  Anmerkung  gegebenen  Er- 
klärung  nicht   zu   jener    Ausnahme    gehören. 

Den  Gebrauch  des  Artikels  bei  Gattungsbegriffen  be- 
»tiinmt  der  Hr.  ^'erf.  als  einen  dreifachen:  ,,nanilich 
der  Artikel  »ird  zu  Gattungsbegriffen  j;esetzt  a)  wenn 
die  Gattung  als  ein  in  sich  geschlossenes  Ganze  oder  im 
Gegensalze  gegen  ein  anderes  nachdrücklich  hervorgeho- 
ben »erden  soll;  b)  wenn  nicht  irgendein  einzelner  Ge- 
genstand aus  der  Gattung  bezeirlinet  »erileii  soll,  son- 
dern jeder  zu  derselben  f;eli(irige;  c)  »eiiii  der  Begriff 
des  Wortes  unter  einer  gewissen  Beschrankung,  nament- 
lich als  nur  geuissen  Zeit-  und  Localverhältnissen  ange- 
messen zu  fassen  ist."  So  sehr  Ref.  uiit  der  Fassung 
der  beiden  ersten  Gebrauchsweisen  einverstanden  ist,  so 
scheint  ihm  doch  Nr.  c.  gar  nicht  hierher  zu  gehören, 
sondern  vielmehr  unter  A,  a,  weil  nämlich  der  Artikel 
Hl  diesen  Fallen  ;;ebrauclit  »ird,  um  den  Begriff"  unter 
gewissen  Besrhraiikun;en,  z.  B.  von  Zeit  und  Ort  u.  dgl. 
f.»  fassen;  diese  Beschränkungen  und  Bestiininungen  aber 
müssen  ent»eder  allgemein  bekannt  sein  oder  aus  dem 
Zusammenhange  erkannt  werileu ;  es  hat  also  der  Artikel 
in  dieser  Gebrauchsweise  noch  etwas  Pronominales.  So 
ist  das  vom  Hrn.  Verf.  p.  28.  Nr.  H.  angeführte  Beispiel 
ans  Demnsth.  pro  cor.  p.  261  ,  indem  t()  fdüoq  der  be- 
stioimte,  allgemein  bekannte  Theil  der  Stimmen  ist,  die 
6  TlUoavofiiov  yoaCfiv  aTn(feou)i>  haben  niusste  (näm- 
lich der  fünfte),  wenn  er  nicht  die  (ebenfall«  gesetzlich 
bestimmten  und  bekanatep)  TCEVTaxooi'ag  öfta^l^iai  zah- 


len »iillte.  Ebenso  gebraucht  Pint.  Ag.  cap.  I.  ij  Vilftl.rj 
von  der  aus  der  Sage  bekannten  Wolke  desixiun,  su»ie 
cap.  j.  Till'  floay.OVTUs  von  der  aus  einer  Fabel  be- 
kannten .Schlange.  Und  gleiche  oder  ähnliche  Erklärun- 
gen ergeben  sich  auf  natürliche  \Veise  in  allen  solchen 
Beispielen,  deren  si<li  leicht  eine  grosse  Menge  anfülireu 
lies».-,  z.  B.  .\eiioph.  Aiiab.  IV,  4,  I:  „f/i  Of'.rofürrj, 
il.  i,  dem  in  jener  (iegeml  Hohnenden  oder  herrschenden 
Satrapen."  Iliid.  3-  lylto'i  lUV  noTUfAOv,  d.  i.  der 
vorher   erHähnte    TtyiJlj^.''''      Ibid.   4.    „Ot'^fiC  äkKoc  ßa- 

otkea  ini\  Tov  'innov  dvfßaf./.ev"   (<las  Pferd  ist  noch 

nicht  erMälint,  der  Artikel  erklärt  sich  aber  leicht  durch 
die  Beziehung  auf  /jaor/K/.)  Ibid.  iS.  13.  l4.  ,,/aiu 
ruc  y.uiiiai   --   ttl   ijci n;dii('."   etc. 

In  dem  Folgenden,  was  der  Hr.  Verf.  über  lliiixu- 
füguiig  des  Artikels  zum  Ailj.  Partie,  etc.  gesagt  hat, 
iniiss  Ref.  derselben  Ansicht  sein;  nur  mochte  er  «ohi 
vorschlagen,  iliess  Alles  von  §.  'JS.  B.  a.  (Ii)  bis  4  (An- 
inerk.  '1.)  unter  die  eine  Regel  zusamnieiizufasseii ,  dass 
jeder  Redetheii ,  der  zu  einem  Suist.  erliuben  wird,  den 
Artikel  erhallen  muss ,  zu  der  dann  die  Begründung  für 
die  einzelnen  Redelheile  die  Unterabtheilungeii  bilden 
würden.  Diese  Begründung  ist  vom  Hrn.  \'erf.  auch  über 
das  Adj.,  Particip.  und  den  Infinitiv  ganz  klar  nnd  rich- 
t'S  gegeben.  Nur  in  Hinsii  ht  des  weiter  in  den  Noten 
S  etc.  Beiiierkten  »ürde  Ref.  »ieder  eine  andere  Eil - 
theiliing  ȟiisclien;  denn  so  richtig  die  Annierk.  5.  g*"- 
inacliti'ii  Untersiliicde  von  TtoAKoi  und  ui  Ttu/JMi  sind, 
so  scheinen  si'  doch  dem  Ref.  unter  die  Regel  zu  ge- 
hören, dass  die  Gattnngsbegrifle  mit  dem  Artikel  lerse- 
lien  sind,  sobald  sie  et»as  all^^emein  oder  aus  dem  Zu- 
sainmenhange  Bekanntes  bezeichnen;  denn  diess  passt  auf 
UI  Uf./Jii ,  jenes  auf  Ol  7lokkul  Und  Ol  dkl'yui  ,  »obei 
dann  freilich  die  Bemerkung  vorausgeschickt  werden  muss, 
itass ,  was  von  den  Subst.  mit  dem  Artikel,  auch  von 
den  zum  Subst.  erhobenen  Redelheilen  gelle.  —  Ebenso 
ȟrde  nach  iles  Ref.  Ansicht  Anmerk.  7.  (4)  nicht  hier- 
her gehören ;  denn  in  dem  Artikel  liegt  nichts  Abwei- 
chendes; nur  ilarin,  dass  das  durch  den  .Artikel  zum 
Subst.  erhobene  Adj.  gleichsam  als  Appos.  zu  einem  gan- 
zen Satze  gesetzt  ist,  »ofür  man  einen  Relativsatz  er- 
»arten   sollte. 

Ebenso  ȟrde  Ref.  kein  Bedenken  tragen,  unter  die- 
selbe Bestimmung  auch  das  unter  Anmerk.  S.  (.'1)  Ge- 
sagte zu  ziehen.  Es  ist  nämlich  der  adrerbielle  Begriff 
(durch  das  Neutrum  des  Adj.  ausgedrückt)  durch  den 
Artikel  zu  einem  substantiellen  erhoben,  der  ileii  »-aiizen 
durch  das  betreffende  Wort  angedeuteten  Zeitraum  uin- 
fasst.  Und  so  findet  sich  kein  Uniersrhied  z»isclien  die- 
ser und  der  p.  4.')?.  Nr.  4.  von  dem  Verf.  in  der  Gramm, 
bemerkten  Ausdriicksweise :  To  7rp(V  etc.  Auch  ist  iler 
Unlerschieil  zMischen  T(ß  o.oy^uiuv  und  äp^aiw.:  ganz 
derselbe  als  zwischen  TO  iTfjiv  und  Ugiv,  ein  Unter- 
schied, ilen  der  Hr.  Verf.  so»ohl  in  der  Gramm,  ein- 
leuchtend bestimmt,  als  auch  in  dieser  Beispielsammlung 
iliirch    mehrere    pa.ssende   Beispiele    erläutert    hat. 

Dagegen  ist  es,  wie  auch  vom  Hrn.  Verf.  geschehen, 
als  eine  wirkliche  .Ausnahme  zn  betrachten,  wenn  das 
Neutrum  im  Plural  ohne  Artikel  gebraucht  »ird,  ohne 
dass   man   eine  Bcziehang  auf  ein  Sahst. ,  sei  es  aus   dem 

7* 


80 


Alt'rmoinpn,  sei  rs  aus  ilniii  ZiisaiiimcnhanjTc ,  niachrn 
kann.  Iniless  Hcrtleii  solcliiT  l''.'lllo  sich  thcils  nicht  viele 
üiiili-n,  tlifils  li-i(lit  riiio  bcsoiiilt-rc  Erklärung  zulassen, 
ilie  (Ipii  Artikel  ilurcliaus  nicht  gestatten,  so  ilass  dieser 
«ichranch  allrrilings  anzumerken  ist,  doch  sicherlieli  nie- 
mals so  gpfasst ,  als  ob  das  Neutr.  plur.  des  Adject.  ohne 
Artikel  ohne  Weiteres  sulistantivi.sch  gehraucht  werden 
konnte.  Stellen  nun,  »ic  Xenopli.  An.  )(I,  4,  19.  und 
IV,  (i,  17.  sind  schon  nicht  hierher  zu  ziehen;  denn 
mag  man  auch  hinzudenken,  was  man  »olle,  auch  etwas 
ganz  Allgemeines,  ctna  im  Ueutschon  es,  so  ist  ßaoifici 
und  lifjUTU  in  der  ersten  und  ßazä  in  der  zweiten  im- 
mer nur  pradicatir  aufzufassen  und  dar/  also  nicht  ein- 
mal den  Artikel  hahen.  Ein  Anderes  aber  ist  es  mit 
iStellen,  wie  Xen.  Anab.  III,  2,  10:  y.uv  iv  öetuoii; 
cuot.  Der  Hr.  Verf.  sagt  in  der  Anmerk.:  ,,8cil.  7jpa- 
yftuOll>^^ ,  zum  Verstandniss  des  Sinnes  janz  genügend, 
aber  nicht  zur  Erklärung  des  grammalischeii  Verhüllnis- 
ses.  Ref.  erklart  sich  die  Auslassung  folgendermaassen, 
ohne  jedoch  nicht  gern  eine  bessere  Erklärung  anzuneh- 
men ,  wenn  sie  ihm  geboten  wird:  „Würde  der  Artikel 
hinzugefügt,  so  wurde  der  Begriff,  der  in  deii'ä  liegt, 
zu  einem  Superlativen  gest>.igcrt,  wie  das  etwas  nicht 
Seltenes  ist;  wenn  also  ev  dewoig  iival  heisst  in  pe- 
riculu  esse,  vürde  iv  Toic  Ssivoii  tlvai  in  summo  pe- 
riculo  esse  bedeuten.  Diesen  letzteren  Begriff  will  aber 
der  Schriftsteller  nicht  ausdrücken  und  lasst  desshalb  den 
Artikel  aus ,  indem  das  Substantielle  in  diesem  Neutr. 
plur.  durch  den  so  häufigen  Gebrauch  mit  dem  Artikel 
auch  deutlich  ist,  selbst  wenn  dieser  einmal  ausgelassen 
wird.  Auf  ähnliche  Weise  scheint  mir  auch  die  Stelle 
aus  Demad.  p.  17'J:  „öi/.aia  ktyeiv'''-  erklart  »erden  zu 
müssen,  indem  T«  öiy.aia  entweder  das,  was  für  den 
besonderen  Fall  und  die  besonderen  Umstände  das  An- 
gemessene ist,  oder  ganz  allgemein  den  Begriff  des  Ge- 
rechten oder  Angemessenen  bezeichnen  würde.  Dess- 
gleirhen  deivu  Tiudciv  unil  Aehnliches;  dem  Griechen  ist 
jrewiss  nicht  eingefallen,  sich  zu  diesem  öetid  das  Subst. 
■jtu'Jti  oder  7l(ja.'/uuiu  zu  erganzen,  so  wenig  als  bei 
di/.ata  —   ^ijf.u'.Ta. 

Dieselbe  eigenthümliche  Kraft  des  Artikels,  welche 
wir  schon  oben  in  dem  Unterschiede  von  zu  'n:Qiv  und 
Tlüiii  angegeben  haben,  finden  wir  auch  wieder  iu  der 
Verbindung  eines  Adverbiums  mit  einem  Substantiv,  in 
welcher  das  Adverb,  die  Stelle  eines  Adj.  vertritt.  Eine 
Vertretung  iWimlicli  kann  mau  es  wohl  nennen,  doch  wird 
natürlich  ^rieuiand  meinen,  das  Adverb,  si-i  nun  zu  einem 
Adject.  umgewandelt.  Es  wird  vielmehr  durch  den  Ar- 
tikel das  Adverb,  mit  dem  Subst.  zu  einem  Totalbegrijf 
verbunden,  in  welchem  eigentlich  der  durch  das  Adverb, 
ausgedrückte  Begriff  nicht  mehr  als  eine  blosse  Eigen- 
schaft aufzufassen    ist. 

P.  37  der  Beispielsammlung,  Nr.  XXV.  kommen  Zu- 
oammcnstellungen  vor,  wie  drr,u  (ilJTO)^,  d.  lÖiüiTlji;  cet. 
Sun  ist  zwar  in  der  Ueberschrift  auf  „eine  Bemerkung" 
za  §.  98,  5,  b.  «.  verwiesen,  die  Ref.  nicht  nachleseu 
kann,  da  er  nur  die  vierte  Ausg.  der  Grnmmat.  zur  Hand 
hat,  iu  welcher  jene  Bemerkung  noch  nicht  enthalten 
ist.  Welches  Inhaltes  aber  auch  diese  Bemerkung  sei, 
so   ist  iloch  Ref.   nicht  klar   geworden,  wesshalb  jeue  Bei- 


spiele hierher  gezogen  sind.  Auch  Buttm.  (§.  123.  An- 
merk. 2.)  hat  diese  Verbindung  nicht  unier  der  Lehre 
vom  Artikel.  Es  ist  eine  Art  der  Apposition,  über  wel- 
che Mehlhorn  im  Programme  des  Glogauer  Gymnasiums 
183'l>  mit  der  ihm  eigenthümllchen  Gründlichkeit  gehan- 
delt hat.  —  Ref.  fügt  noch  ein  Beispiel  mit  yvvij  hinzu, 
damit  nicht,  wie  aus  Buttm.  und  des  Verf.  Beispielen 
entnommen  werden  zu  müssen  scheint,  avi]0  für  das- 
jenige Wort  gehalten  werde,  welches  so  hinzugesetzt 
werde:  Plat.  Alcibiad.  I,  p.  121.  D.  ,,T(ji(psiai  6  -naii 
6  Tuii  ßaatkitüi  ov^  i'^tu  yvva/xu^  Toocfov  öklyou 
ott/ßs,  dXK  i'^'  tvi'oi'X<JJv,  Ol  dv  öoy.iöoiv  tcüp  tceoi 
ßaaikia    liptOTOC  (Ivai. 

F.  41.  Nr.  XXVIII.  enthalten  Beispiele  über  den 
Gebrauch  von  oi  dfi(fi  Tiva  etc.,  den  Hr.  Verf.  in  §.  'JS. 
Anmerk.  10.  seiner  Gramm,  im  Allgemeinen  als  eine 
nachdrückliche  Umschreibung  des  einfachen  Subjects  nennt, 
obwohl  er  bei  den  einzelnen  Beispielen  etwas  verschie- 
dene Erklärungen  gibt.  Auch  möchte  sich  wohl  immer 
noch  ein  Mebenbegrilf  nachweisen  lassen:  es  ist  noch 
irgeiul  etwas,  das  mit  dem  Substant.  zusammenhängt  und 
durch  den  Artikel  mit  demselben  als  ein  Begriff  gefasst 
werden  soll. 

Ebendaher  erscheint  aber  auch  die  Beifügung  des 
Artikels  iu  den  Redensarten  TO  in'  ifioi,  to  xat}'  eav- 
Tuv  ixaOTog  etc.  dem  Ref.  als  ganz  dieselbe;  die  Ver- 
schiedenheit liegt  nicht  in  dem  Artikel,  sondern  iu  dem, 
wozu   er   gesetzt   ist. 

Unter  Nr.  XXX.  (Gramm,  g.  98,  5  h.  ö.)  scheint  dem 
Ref.  Verschiedenartiges  vereinigt  zu  sein:  das  erste  Bei- 
spiel nämlich  gehiirt  nicht  hierher;  denn  der  Artikel  fehlt: 
man  muss  entweder  ti  erganzen  oder  es  für  das  Adverbium 
nehmen,  dessen  Begriff  es  jedenfalls  ausdrückt.  Bei  deu 
übrigen  Beispielen  aber  müssen  wir  zwar  bei  der  Ueber- 
setzuug  Ih's  Deutsche  irgend  ein  Hauptwort  hinzusetzen; 
diess  aber  als  wirklich  ausgelassen  hinzuzudenken,  wie  in 
dem  zweiten  Beispiele  ÖEO^,  ist  nicht  richtig  nach  grie- 
chischer Auffassung:  es  würde  TO  Tojv  TTuiöojv  gesagt 
sein,  auch  wenn  kein  Subst.  gener.  neutr.  im  Grie- 
chischen vorhanden  wäre,  das  Furcht  bedeutete.  Das- 
selbe gilt  von  TL»  TOÜ  Oeiiicrru/.ksoin;,  wozu  man  nicht 
Qij/ia,  Tt^uyua  oder  ein  anderes  bestimmtes  Subst.  gen. 
neutr.  hinzuzudenken  nüfhig  hat.  Dagegen  ist  die  Er- 
klärung des  Hrn.  Verf.  durchaus  deutlich  und  angemes- 
sen. —  Anders  als  mit  den  Beispielen  2-  u"''  3-  verhalt 
es  sich  mit  denen  unter  4.  und  b ,  in  denen  Adjectiva 
enthalten  sind,  deren  Geschlecht  sich  sogar  nach  den 
wirklich  zu  ergänzenden  bestimmten  Substantiven  richtet. 
Ebenso  verhält  es  »ich  mit  Nr.  7,  »veil  yvuifü]  VLV.a  ilie 
geHohnliche  Redensart  ist,  so  dass  also,  wenn  i)  eiilj 
viv.ii  oder  V]  vtxvjoa  gesagt  wird,  yvul/Jlj  sich  sogleich 
als  natürliche  Ergänzung  darbietet.  Zu  Nr.  Q.  „T?jg  ei- 
^la^Utviji^^  hat  der  Hr.  Verf.  kein  bestimmtes  Substant. 
genannt:  man  mag  alaa  oder  ^loifja.  nehmen  oder  auch 
yvwfiij,  seil,  ^töi;  denn  so  wird  sie  dargestellt  Iliad. 
0,1  sqq.  —  freilich  nicht  im  Kopfe  des  Zeus,  son- 
dern neben  demselben.  —  Nr.  9.  aber,  worin  i'oai  Pra- 
dicat  zu  dem  aus  allgemeiner  Gebrauchsweise  zu  ergän- 
zenden ipljcpoi  ist,  gehurt  gar  nicht  zu  dem  Gebrauche 
des    Artikels,    der    bekanntlich    bei  dem   Prädicate  ausser 


81 


82 


den  wenigen  oben  angeführten  Fällen  nicht  stehen  darf. 
Veranlasst  ist  die  Anfügung  dieses  Beispiels  offenbar 
dnrch  die  Aebniichkeit  mit  der  in  Nr.  4  —  7.  zu  ma- 
chcnden   Ergänzung. 

Wie  nun  schon  in  den  unter  ö  angeführten  Beispielen 
zum  Theil ,  so  niuss  Ref.  mit  den  unter  e,  ^,  1]  ange- 
gebenen in  doppelter  Hinsicht  anderer  Meinung  sein.  Erst- 
lich nämlich  sind  nach  des  Ref.  Ansicht  iliese  verschie- 
denen Linterabtheilungcn  unter  eine  Rubrik  zusammenzu- 
fassen ,  da  durchaus  kein  anderer  Grund  zu  einer  Ein- 
theilung  und  Sonderung  als  die  verschiedene  Bedeutung 
der  zu  ergänzenden  Substantira,  da  ist:  in  allen  diesen 
Fällen  mussten  auch  die  Griechen  zu  dem  Adjectiv  nicht 
bloss  zur  Erklärung  ein  Subst.  ÜKu  y.uivov  hinzudenken, 
sondern  ein  ganz  bestimmtes  ergänzen,  mochte  ihnen 
diess  auch  durch  den  häuflgon  äebrauch  nicht  in  jedem 
einzelnen  Falle  deutlich  zum  Betvusstsein  kommen,  nie 
dem  Deutschen  in  Ausdrücken:  „zur  Rechten,  zur  Lin- 
ken" eic.  „am  sechsten  des  zehnten  Monats"  etc.  Lassen 
wir  indess  auch  diese  Eiiitheilung  als  etwas  für  die  gram- 
matische Eigenthünilichkeit  dieser  Gebrauchsweise  Un- 
wesentliches stehen,  so  ergibt  sich  doch  zweitens  aus  der 
näheren  Betrachtung  dieser  Fälle  sehr  leicht,  dass  es 
hierbei  auf  den  Artikel  gar  nicht  ankommt;  denn  sonst 
könnten  nicht  Beispiele  mit  dem  Artikel  und  ohne  den- 
selben zu  gleichem  Zwecke  neben  einander  gestellt  sein. 
Allen  diesen  Fällen  liegt  <lie  lebhafte  Anschauung  der 
Griechen  zum  Grunde,  der  es  genügte,  den  besonderen 
in  dem  Attributiv  enthaltenen  Begrill  anzugeben  und  die 
daher  den  allgemeinen,  als  ilen  leicht  zu  ergänzenden 
ausliess.  Sollte  also  diese  Erscheinung  überhaupt  unter 
der  Lehre  vom  Artikel  angeführt  «erilen  ,  so  hatte  die- 
selbe ernähnt  werden  müssen  bei  der  Regel,  ilass  das 
zum  Snlst.  erhobene  oder  die  Stelle  desselben  vertre- 
tende Adjectiv  mit  ilem  Artikel  versehen  werden  muss. 
Dann  hätte  aber  auch  die  Erklärung,  warum  dennoch  in 
einigen  dieser  Fälle  (vergl.  p.  43-  XXXL  Nr.  1.  2-  3-) 
der  Artikel   ausgelassen   wird,  hinzugefügt  werden  müssen. 

Unter  >'r.  (i.  des  §.  98.  in  der  Graminat.,  erläutert 
in  der  Belspielsanimlung  XXXIV.  p.  46,  führt  der  Hr. 
Verf.  diejenigen  Fälle  auf,  in  denen  der  Artikel  ausge- 
lassen wird,  auch  wo  von  bestimmten  Gegenständen  die 
Rode  ist.  Ref.  findet  diesen  Gebrauch  durch  die  ange- 
führten Fälle  erschöpft,  würde  «her  im  Allgemeinen  die 
Scheidung  vorschlagen:  I)  in  solche  Substaiitiva,  deren 
bestimmte  Beziehung  sich  durch  ihre  Natur  schon  er- 
gibt, wie  Nom.  propr.  und  von  appellat.  i/foi,  (tv&ooj- 
Ttui;  i'it,  il.  h.  solche,  die  Götter  sind,  ein  solcher,  der 
Älensch  ist.  Dahin  würden  auch  die  Benenniingen  von 
Tugenden,  Lastern,  Fertigkeiten  etc.  (vgl.  Graniiii.  (i.  c.) 
gehören.  '2)  in  solche,  die  durch  den  gewöhnlichen  und 
liäufigcn  Gebrauch  schon  ihre  Bcstiniintlieit  erhalten  hat- 
ten und  desshalb  dos  eigentlich  nöthigen  Artikels  nicht 
mehr  bediirlteii,  wofür  wir  im  Deutschen  ebenfalls  Aua- 
logieen  haben ,  wie  Vater,  Mutter  etc.  statt  der  oder  vieiu 
Vater  etc. 

Zuletzt  spricht  der  Hr.  Verf.  von  dem  Gebrauche  des 
Artikels  bei  Homer,  sowie  von  dem  daran  sich  schliessendea 
pronominalen  Gebrauche  desselben  bei  Herodoi  und  bei 
den  .Attikern,    »o    viel    sich   davon    in   einzelnen   Erschei- 


nungen erhalten  hat.  Dass  Ref.  mit  dieser  Betrachtung 
die  ganze  Behandlung  des  Artikels  beginnen  würde,  hat 
derselbe  schon  oben  geäussert.  Hiermit  schliesst  Ref. 
seine  Bemerkungen ,  die  dem  Hrn.  Verf.  nur  einen  Be- 
weis von  der  Genauigkeit  geben  mögen,  mit  welcher  er 
die   Beispielsammlung  durchgesehen    hat. 

Gotlschick. 


10.  Caji  Julii  Caesaris  Commentarii  ile  belle  Gallien. 
Mit  Anmerkungen  von  Dr.  J.  C.  Held,  Rector  und 
Professor  am  Rönigl.  Bayer.  Gymnasium  zu  Bayreuth- 
Dritte  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Snlzbacll, 
in  der  J.  E.  von  Seidelscheii  Buchhandlung.  IS39. 
XII  und  420  S.   8. 

Bei  aller  Anerkennung,  welche  den  durch  Hrn.  Prof. 
Held  besorgten  Ausgaben  der  Werke  Cssars  in  der  ersten 
und  zweiten  Auflage,  als  einem  zum  genaueren  Verstäml- 
nisse  der  Sprache  dieses  Schriftstellers  vortrelllicheii  und 
unentbehrlichen  Hülfsmittel  stels  zu  Theil  gewor<len  ,  ist 
doch  vielfältig  die  Bemerkung  ausgesprochen  worden,  ilass 
die  Ausgaben  des  Hrn.  Held  für  Schüler,  mit  welchen 
Cäsars  Commentarien  auf  Gymnasien  gelesen  »erden,  nicht 
sehr  geeignet  seien,  indem  ein  nicht  unbedeutender  Theil 
der  gegebenen  .4ninerknngen  Betrachtungen  und  Ent- 
wickelungen  des  Cäsarianischen  Sprachgebrauchs  enthalte, 
welche  den  Schülern  dieser  Stufe  grösstentlieiis  noch  un- 
verständlich seien;  auch  die  Kritik  des  Textes  sei  mehr 
als  zulässig  berücksichtigt.  Und  in  der  Tliat,  es  lässt 
sich  nicht  verkennen,  dass  jene  Ausstellungen  nicht  alles 
Grundes  entbehrten.  Geitiss  waren  besonders  für  die 
Anfänger  in  der  Lcctüre  des  Cäsar  nicht  genug  solche 
Anmerkungen  gegeben,  welche  dem  Fassungsvermögen 
und  den  Kenntnissen  jener  angemessen  waren  und  ihnen 
den  wünschenswerthen  Nutzen  gewähren  konnten  ;  da- 
gegen fan<len  sich  zu  viele  solcher  Bemerkungen,  welche, 
so  vortrefflich  sie  auch  an  und  für  sich  sein  mochten  , 
doch  ihren  Zweck  nichterfüllten,  «eil  sie  mehr  lirtheils- 
kraft  und  Kenntnisse  voraussetzten,  als  man  bei  Sciiülern 
jener  Lehrstiife  voraussetzen  darf.  Diesem  31aiigel  nun 
hat  Hr.  Prof.  Held  in  «ler  anzuzeigenden  ilriltcn  Auflage 
der  Bücher  vom  gallisclien  Kriege,  wie  es  ileiii  Ref.  we- 
nigstens scheint,  auf  vullkouunen  genügende  Weise  ab- 
zuhelfen gesucht.  In  dieser  nämlich,  wolilic,  obgleich 
sie  S  Seiten  weniger  enthält,  als  die  «weite,  dennoch 
wegen  des  viel  compresseren  Druckes  und  der  grösseren 
Druckseiten  sehr  beträchtlich  vermehrt  ist  (man  vergl. 
ausser  den  kleinereu  Zusätzen  zu  I,  .3 J,  4;  I,  40,  4: 
IV,  34,   4:    IV,    36,    2.   die    bedeutenderen    zu    I,   42,  Ö; 

I,  53,  l;  II,  17,  2;  VII,  3(i,  3;  VII,  ,so,  2-  u.v.  a.^ 

sind  keineswegs  solche  Noten  hinzugekoniineii ,  welche 
kenntiiissreichere  Leser  voraussetzen,  sondern  snlchc  . 
durch  welche  Anfängern  das  Verständiiiss  des  Schrift- 
stellers erleichtert  wird,  sei  es  nun  durch  sorgfältige 
Entwickeluii'T  des  Zusammenhanges  an  schwierigen  Stellen, 
oder  durch  Erklärung  von  Sa<'hen,  Structuren  nnil  Wor- 
ten, oder  durch  Verweisung  auf  die  üblichen  Grainina- 
tiken,  nicht  alh-in  die  Zuuipt'sche  ,  sondern  auch  nicht 
selten    die    von   ü.   Schulz   uiiil   Feidbausch,    vergl.   zu   i. 


83 


m 


•H\  ö;  I,  31,  6;  I,  35,  -';  I,  43,  4;  I,  4'),  2;  I, 
Ji'  y,  II,  ^,  -';  •«,  12.    •;  ",   i4,  v;  n,  2i,  l; 

V  ''^  !•  t'll  ,  2,  I  "•  ".  ».  Audi  <l«s  Vfrilieiit  wohl 
al«  eine  V.Tli<s»friintJ  ilm  Um  lip<  irnäliiit  z»  »er<leii, 
«laKS  an  virl.-n  Stillrii,  »<i  in  cli'ii  friilienii  Au«t;al.<"ii  nur 
auf  eine  ErLlarunt;  in  ili-u  li.iilKTn  <l<-  l.rllo  rinli  vrr- 
Hie«rn  »ar,  iliese  j<'«zt  ganz  tiiler  ihrem  llan|itiiihAlte 
nai  h   al.jje.lrn.  kt    i»t.      Man    rer|;l.    iinf.-r   an.l.-rn    1,  _'9,   2  ; 

1,  ^'.1,  ä;  ihi<l.  4(1,  ■-!;  4'i,   Ki:  51,  1;  53,  4;  M,  7,  2; 

ilinl.  1''  3;  -0,  I.  Der  Text  ist  fast  ganz  unverändprt 
K.-bliel.in;  i'mr  III,  7,  1.  is«  statt  de»  einfachen  Acrn- 
«ali.s  lllvricnm,  in  ll!^ri^nm  gesrhriehen  «..rden,  »ohi 
„,it  InreVht,  da  auch  llr.  Prof.  Schneider  in  seiner  vor- 
trefl'li«  heil  Ausgabe  den  blossen  Arinsativ  beibelialten  hat 
(.f.  die  kritische  iNi.le  (..  225  s-J.) ;  VI,  42,  1.  ist  die 
ohne  Ziveifel  richtigere  Lesart  ^udicant  statt  des  fniheren 
iwdico.it  anfgenoninien;  VII,  y, ,  |.  ist  discisa  nite  in 
discussa  geändert  «orden.  Die  übrigen  .c.m  Ref.  be- 
merkten Aenderinigen  sind  unuesentlich  und  bestehen 
unr  iti  iler  Weglassung  tler  Einschliessun^szeichen  I,  14,  l; 
VII  i;j  1:  Nil,  H^,  1-  —  Von  der  Erkläruugs«eise 
der  zweiten  Ausgabe  ist  der  Verf.  abgewichen  II,  33,  1, 
HO  aut  denitjue  nicht  wie  früher  durch  „oder  »enig- 
»trii»",  suiidern  durch  „oder  überhaupf  übersetzt  ist, 
mit  ^■er«»eisu.ig  auf  Liv.  VIII,  'i(i,  ti;  ferner  VII,  Jö,  1. 
bei  den  Worten  silentio  noctis  conali.  Von  den  Aiiiiier- 
kongen  der  zweiten  Auflage  ist  im  Ganzen  nur  seiir  ivenig 
»u»g"elassen    worden;    Ref.    hat   es    nur  an  folgenden  Stellen 

bemerkt:  I,  31,  t;  H,  29,  3;  IV,  15,  I;  VII,  11,  1. 
und  54,  3-  l>ass  der  Hr.  Verf.  die  kritischen  ^oten 
iu  diesVr  neuen  Auflage  nicht  vermehrt  hat,  scheint  !«•- 
sonders  henorgehobeu  werden  zu  müssen,  und  wird  ge- 
wiss ...n  allen  «Iciien  ,  welche  ihre  Schüler  diese  Ausgabe 
de»  gallischen  Krieges  benutzen  lassen,  jrebilligl  werden. 
Kbeiiso  recht  aber  hat  wenigstens  nach  des  Kef.  Da- 
fürhalten Hrn.  Prof.  Held  auch  darin  gehandelt,  dass  er 
.on  jenen  Noten  und  denen,  welche  feinere  Bemerkun- 
gen über  den  (Gebrauch  mancher  .Structuren  und  Worte 
enthalten,  fast  gar  keine  fortgelassen  hat,  nicht  allein 
desshalb,  weil,  wie  es  in  der  »orrede  zur  ersten  Auflage 
heisst.  sie  in  irgend  einer  Hinsicht  lehrreich  sind,  und 
zur  Krweckuiig  und  Scharfung  des  Machdenkeu»  dienen, 
sondern  auch,  '«eil  es  gewiss  kein  j\achtheil  an  einer 
Schulausgabe  eines  Classikers  ist,  «enn  sich  dann  Man- 
ches findet,  was  den  Schülern  bei  wiederholter,  sorgfäl- 
tigerer Leetüre  neu  ist  und  sie  zu  ninfassendereii  und 
genaueren    Untersuchungen   einzelner    fipgenst.'inde   anregt, 

I    worauf    der    Lehrer,     der    ja    doch    die    Leclüre    der 

Schriften  Cäsars  in  Tertia  nicht  für  volikomnieri  abge- 
sclilo.ssen  ansehen  darf,  auch  zur  KrUnlerung  von  Stellen 
in  Werken  anderer  Schriftsteller  oder  um  ahnliche  Sprach- 
ersrheinungen    seinen    Schülern     zu     erklaren,     rerweiseu 

kann. 

Schon  ans  dieser  kurzen  Auseinandersetzung  ergibt 
sirh,  dass  das  Buch  nicht  nur  bedeutend  rermehrt,  son- 
dern auch  wesentlich  lerbessert  vrorden  ist,  und  es  ist 
gewiss  zu  erwarten,  dass,  da  es  schon  früher  auf  vielen 
Anstalten  benutzt  wurde,  es  in  seiner  jetzigen,  zweck- 
massigeren  (iestalt  in  noch  weit  mehrere  eingeführt  wer- 
den   und   auch   «einerseits   daiu   beitragen  wird,  Iheils  da» 


Verständnis«  der   Schriften  Cflsafs,  theil«   eine   grüiiilliche 

Keniitniss   der   lateinischen  Sprache  überhaupt  zu   fordern. 

(jreifswald,  Ur.    /.    Thorn». 

1  t.  C.  Sallusti  Crispi  Catilina  et  Jngurtha.  Recugnovit 
Jo.  Guilielmu»  Schaef'er.  Bremae,  sumptibus  A.  l). 
(ieisleri.      1840-     IV   und    114  S.    8- 

Die  früheren, 'für  den  Schulgebrauch  besorgten  Textes- 
abdrficke  der  Sallustiaiiiacheii  Munographieen ,  schliessen 
sich  mehr  oder  weniger  der  aus  einer  falschen  Vorstel- 
lung über  die  Schreib-  und  Darstellungsweise  dieses 
Schriftstellers  hervorgegangenen  Corte'schen  Textesrecen- 
sion  au,  sind  somit  für  unsere  Zeit  unbrauchbar  uiul  kltii- 
iien  in  der  Hand  eine»  hülfiosen  Schülers  sogar  nachthei- 
lig  «erden.  Diesem  Uebelstando  hat  Hr.  Schäfer,  zu- 
nächst gewiss  im  Interesse  seiner  Schüler,  ilurch  oben 
angezeigte  Ausgabe  al>zuhelfeii  versucht,  indem  er  eine 
editio  verheisst,  qnae  et  verborum  confextum  ad  optimo- 
riiui  librurum  fidein  rastigatiim  exhiberet  et  parvo  pretiw 
esset  parabilis.  Zu  diesem  Ende  liat  er  die  Leistun- 
gen seiner  Vorgänger,  namentlich  die  von  Kritz,  Herzog 
und  Orelli  zu  Käthe  gezogen:  vornehmlich  schliesst  er 
eich  an  Orelli  an,  von  dem  er  nur  an  wenigen  Stellen 
(durchweg  indessen  in  der  Schreibung  einzelner  Worter, 
welche  bei  Orelli  gar  zu  antik  aussehen)  abgewichen  ist. 
Auch  dem  Kamen  des  Schriftstellers  ist  wieder  die  rich- 
tige Form  zu  Theil  genorden.  Cf.  Kritz.  pracf.  Catil. 
p.    XXI    sq. 

Den  bei  der  Beurtheilung  anzulegenden  Maasstab  fin- 
den wir  in  der  Vorrede  angedeutet;  es  ist  derselbe,  den 
man  bei  allen  andern  Schulausgaben  gellend  zu  machen 
hat.  Man  erwartet  einen  handschriftlich  sicher  gestellten, 
lesbaren,  fehlerfreien  Text.  Was  die  beiden  ersten  Puncte 
betrifft,  so  ist  das  ürthcil  über  die  Arbeit  Orelli's  ab- 
zuwarten, wesshalb  hier  nur  diejenigen  Stellen  zur  Sprache 
kommen  können,  in  denen  Hr.  Schäfer,  von  seinem  (Ve- 
währsinanne  abweichend,  nach  eigener  An-  und  Einsicht 
verfahren  ist.  Wir  legen  den  Text  des  Jiigurlha  zum 
Grunde. 

C.  12,  5.  hat  Hr.  Seh.  mit  Recht  die  von  Or.  ge- 
tilgte Präposition  in  wieder  in  den  Text  aufgenommen, 
da  sie  nicht  nur  durch  1  I  I\Iss.,  <oiidern  auch  ron  Donat. 
ad  Ter.  Phurm.  11,  I  ,  H,'.  und  Serv.  ad  Virg.  Aen.  1, 
413.  iu  Schutz  genommen  wird,  cf.  Kritz.  —  C  14.  II. 
Für  non  quil  bei  Or.  linde  ich  keine  handschriftliche 
Auetoritat.  Hr.  Sehn,  hat  die  ^'ulg.  beibehalten.  —  C.  IH,  S- 
geben  die  bessten  IVlss.  fania ,  fiele,  was  nach  Walchs 
(Kuiendd.  Live.  p.  53)  richtiger  Erklärung  ohne  Bedenken 
in  den  Text  zu  setzen  ist,  wie  auch  Kritz  gethaii  hat. 
Weder  Orelli's  Lesart  faniae  fide.  noch  die  Schäfer'sche 
famae  ,  lidei  sind  zulässig.  —  C.  '.^4,  'i-  und  3-  siiiil  die 
von  Or.  ohne  Grund  als  verdächtig  oder  überflüssig  ein- 
geschlossenen '>  Wörter  wieder  von  ihren  Klainmerii  be- 
freit. —  C.  31  ,  19.  pervenirent  ffir  pervenerint  ist  wohl 
nur  ein  Druckfehler.  —  C.  .H,  9-  ^Vie  Hr.  Seh.  das 
von  den  meisten  Mss.  dargebotene  ex  inopia  erklaren  will, 
iit  mir  nicht  klar.  Meiner  Ansicht  nach  passt  es  nicht 
in  den  Zusammenliang'  und  es  wäre  besser  gewesen,  wenn 
er    mit  Curt«,    Gerlach,    Kritx,    Orelli    das    gewöhDliche 


85 


86 


ex  ro[)ia  hätto  sieUen  lasspri.  —  C.  öS,  4-  8<li»vaiikpii 
(ii«  iMss.  Die  friilierpn  Hrraiisjfelicr  lialirn  clanioreiii 
linstilpin  un<l  li.iltrn  tiiniiilluoi  für  ein  (i'losspin.  Hrrrn 
.Scli.'ü  Lpsart,  riaiiinrcni  rpluti  liimiiltiiiii  liugtllriii,  ilpiii 
coii.  |{(>iij;ars.  iiikI  Flur.  3-  eii(|p|inl,  i!<t  ;;ar  iiiciit  übrl. 
Vergl.  Li'p.  30,  (',  V.  unil  dazu  böitiih.  Critt.  Liw.  pri- 
iiiitt.  p.  7(1.  —  C.  (i(i,  1.  folgt  Ifr.  Sdi.  mit  Krifz  der 
rirlitijjpii  Schreibart  alia  qiiae.  Or,  scLIiPSSt  ilas  bei  an- 
ilpni  an  alia  aiii;p|iäiij;te  (jue  in  Klainiiiarn.  S.  kritz  zu 
Cat.  Ir,  I.  —  C.  7.),  1.  pnlsrbridpt  sirli  die  AJplirzahl 
der  Codd,  für  Bribclialtun);  dpr  prapp.  in  »or  oppiilum  ; 
aurli  llr.  Srii.  tiättp  «ip  iiirlit  til);pn  sollen.  Kurz  dar- 
auf slpht  y«e/'in(  ,  wag  Or.  eiiigPNclilos.spii  liat.  Man  |pge 
mit  Kri(z  f'oient.  —  C.  79,  '■■'■  hafte  Hr.  Seh.  dpn  abla». 
plera(jue  Africa  nicht  rerdrfinj^pn  sollen.  S.  kritz  z,  d. 
St.  —  C.  rt4'  ist  arrerspre  mit  Kritz  j;pniigeiid  gerechtfer- 
tigt. —  C.  ^5,  3<l.  "ar  pgomet  pluritmis  mit  Kritz  und 
Or.  Iieiziiliplialtpii  und  iiidit  nach  (ipriacli'g  Vorganjje 
ego  meis  plurumis  zu  lesen.  Kurz  darauf  ist  für  arcte 
zu  lesen  arte.  —  C.  93,  4.  hat  Hr.  Seh.  die  Conjectur 
Orelli's,  perrepsit,  in  den  Text  recipirt.  Die  IMehrzahl 
der  iMs.i.  geben  ginulos  perscripsil;  das  Gerathenstp  bleibt 
mit  einigen  Codd.  perceiiit  zu  Ipsen,  »ie  auch  Kritz 
ihuf.  —  C.  94 ,  4-  steht  für  ijui  ascpnsuri  erant  nicht 
üIipI  Carrio's  Conjpctur  (jui  pscpnsuri  erant.  S.  Wolf, 
ad  Supt.  Caps.  c.  til.  Dasselbe  leriiiuthet  Baitpr  bei  Or. 
—  C.  M7,  5-  ist  mit  Rpcht  das  lon  Or.  eingpklamniprte 
iiurique  aus  dem  Texte  gpwiespn,  da  ps  pine  Infprpola- 
tiun  ans  c.  S/-  i"'-  Ini  Anfange  dps  Cap.  lUO.  hat  allein 
Kritz  das  Richtigp  gegeben,  was  namentlich  seine  Stelle 
in  einer  Scliulaiisgalie  halte  tiniieii  »ollen.  —  C.  lOö,  'J. 
ist  iere  nicht  zu  lerdadiligen,  »ogegen  C.  tOS,  '2.  der 
Au.sfall  einiger  Wörter  hatte  angezeigt  »erden  sollen. 
Wir  brschlie.isen  hiermit  den  ersten  Abschnitt  unserer 
Anzeige  und  glauben  genugsam  dargethan  zu  haben,  dass 
Hr.  Seh.  die  ihm  zu  Gebole  steheii<leii  Vorarbeiten,  na- 
mentlich die  IrpfllicIiP  Au^gabp  von  Kritz,  nicht,  wie  man 
erwarten   sollte,   ausgebpiitet   habe. 

Koch  pinijp  Worte  nlipr  dip  Corrpctheif  des  Druckes, 
als  über  ein  Haupterfordeniiss  einer  brauchbaren  .Schul- 
ausgabe. Der  >ou  Hrn.  Seh.  in  der  praef.  über  das 
Fehlen  »oii  4  Wörtern  Jug.  c.  3^-  hei  Orelli  aiisgp- 
sprnchene  TadpI  hat  sich  iiiprkHÜrdig  f^eriiiltt ,  und  das 
Sündeiirpgi.st' r  ist  in  ilipsem  Piiiictp  für  piiip  so  kipine 
Schrift  übermässig  gross  ge»otden.  Alle  Arten  uiul  Spiel- 
arten von  \'ergt<issen  haben  in  den  114  Capiteln  des  Ju- 
gurtha  einen  Platz  jrpfiindpn.  C.  2-  £■■•  lies  miiltap  für 
uiiilta,  c.  IC  ist  vor  honuravistj,  gloria  ausgpfdilen;  in 
den  selben  Capitel  fehlen  nach  imbecillum  zieei  gitnze 
Sätze.  —  C.  1.'.  fehlt  nach  disfribueiidain  »ieder  ein 
Salz.  Gegen  Ende  des  C  14-  steht  iniuria  für  ininriae. 
In  iler  Glitte  des  38-  Cap.  fehlt  eo  vor  niiMiero.  C  4(1, 
med.  ist  der  ancli  bei  Or.  sich  findende  Fehler  parabat 
für  parabaiit  stehen  geblieben.  Cap.  42i  ''"•  lies  aut  pro 
für  ut  paro,  C.  44,  init.  fehlt  et  vor  exspectatione,  C.  öl, 
fin.  ist  delectis  zu  lesen  für  delictis;  C.  .';>,  init.  ist  <or 
fuisset  virtute  ausgefallen,  C.  Tili,  fin.  steht  inermo$  , 
C.  77.  nova  res  für  novas  res,  C.  79.  magna  für  magno, 
C.  92,  fin.  unea  für  vineae,  C.  lOl-  steht,  wie  scliou 
bei   Orelli ,   ibi   für   ubi  ,    C.    1U2.    >u   Her  Rede   des   Sulla 


fehlt  nach  amiroruin ,  neijue  iinbis  nnd  gleich  darauf 
steht  at  für  atcjue;  C.  lUö-  fehlen  nach  patpiilibus  fünf 
Würter  und   piiillich   C.  1US,   init,  steht  iM^vuri   für  Alauro. 

Die  »ohlHollende  Gesinnung  gegen  die  Jugend,  »ei- 
che sich  oilenbar  durch  Veraiistaltnng  derartiger  Ausgaben 
kund  gibt,  ist  anzuerkennen,  uiiil  es  la.^st  sich  nicht  in 
Abrede  stellen,  dass  iler  Hr.  Herausgeber  den  am  Schlüsse 
der  \'orrede  ausgesprochenen  Wunsch  realisirt  gesehen 
haben  »ürde,  »enn  er  seine  Vorgänger  besser  nnd  "e- 
» issenliafter  benutzt  und  namentlich  mehr  Sorgfalt  und 
Genauigkeit  auf  die  Correclnr  der  Druckbogen  verweii- 
<let  hatte.  Ich  für  iiipiiipii  Theil  »ürde  die  Schüler  vom 
Ankauf  dirspr  Ausgabp,  auch  wenn  gip  nocli  »ohlfi'itpr 
»are,    zurückhalten. 

Zf''«-  Friedrich   Hesiler. 


\i.    Aiinotationum    in  Tifi    Livii    lib.  XXI.   spiciineii  idi- 
dit   G.   Lorentz. 
In    dem    zu    iMichaelis    183S    ausgegebenen     Programme 
des   Kdiiigl.    Frieilr.-Wilh.-Gvinnasium»   zu  Cöln    befindet 
»ich    nis     »i.s«eiischaftlirlie     Abhandlung     oben     angezeigte 
Probe    Livianischer    liemerkuugen  ,    deren    Verfasser     Herr 
Collaborator    Lorentz    ist.     üeber  Veraiilassnng    nii<l  Zweck 
dieser    Annotationes   lassen    »ir    den    Hrn.    l'erfa«^er   selbst 
reden:     ,,Qni   (intpp.),    etsi     rem    siiam    tarn    feliciter    ad- 
ministravprunt,     ut    nihil     ultra   dpsiilprari    posse    vidpafur, 
multa   taniPn    reliijueruot  ,     quae    acciiratiori     indigeant    in- 
terpretatione.      Pliires    ejnsinodi     locos,    (jnorum     seiitentia 
adhuc    non   satis   est    explorata ,     Ikpc    aniiotafioiiiini    speri- 
mine   diligentiiis   excutere   sum   conatus.     Atijiie    in    ea   uiii- 
dein    re   admiiiistraiida    non   fain    elaboravi ,    ul    nova    ouae- 
dam    iiiauilita(|ue    in    medium    pniferrem,   (juani  ut   tironuni, 
(|noruiu   causa    niaxinie    coiiscriptiis    est   hii>    libelliis ,    com- 
niodis    inservirem.'-      Ref.     beabsichtigt    keine    eigentliche 
Hecensiou,    sondern    begnügt  sich,    das   Schriftchen    anzu- 
zeigen,    weil     es     nicht    uninteressant    sein    dürfte,     et»as 
Näheres    darüber    zu    erfahren.       Was    zunächst    das    kri- 
tische  IMoniPiit   betrifft,    »elches   natürlich    schon   der    An- 
lage  nach    in    den    Hintergrund    treten    miisste,    so    hat  sich 
der    Hr.    Verf     au     die    früheren    Uearbeiter     angeschlossen 
und     nur    an    einer    Stelle     (c.    43,     4.)     eine     seil. ständige 
Virbesseruiig   vorgebracht,    ilie   aber,    trotz    der    im    \(>r- 
Mortc    gegebenen    Versicherung,    ilennoi  li    unter   die   Zahl 
der    inaiiilita    gerechnet    »erden    niiiss,       Hauptsaciie    bleibt 
die    Interpretation;     Hauptgegenstand    also    dieser   Zeilen, 
nachzuneisen,    in    »iefi-rn    die  Leistungen  des  Hrn.  Lorenf» 
das  Verstaiidniss  der  liesproclienen  Stellen  gefördert   haben. 
Die    Verdienste    des    Hrn.     Lorentz     »erden     sich     nun     am 
deutlichsten    darlhun     lassen,     wenn     »ir     die     beh.in. leiten 
Stellen    anführen.      Cap.    fi ,   f).   empfiehlt    Hr.    Lor.    Krpvs- 
sig's    Intcrpiinction    uiiil    gibt   für    das    Versiainlniss    gerade 
so   viel,   als    noth«  endig    ist,    um    die    Qui>lle    siiiier    Lei- 
stung   in   der   schon    von    Düker    gegebenen    Erklärung    /a 
finden.      Die    Erörterung    zu   c.    1(),    1.    verdankt   ihre    Knt- 
sfehung   dein    Philipp    Riibenius.      Zu    der    r.    14,   .^,    gege- 
benen   Interpretation   finih't  sich    die   nächste    VecMilassniig 
III    der  Heusiiiger's(  h''n    reberselziing;   auch  viird  Niemand 
bei   c.    I "',   9,   die    Krkläinng   Heiisinger's    verkenueii,    so- 
wie  iirh  c.   24,   Ö.   der    Einfluss   der   llebcrsetznug  dessel- 


87 


88 


bell  (iclilirti-ii  iiiclit  aM.lugiieii  l.'isst.  Cap.  27,  8-  stimmt 
Ur.  Lori'iit/.  mit  Sigoiiiiis  iinil  (iroiiov  übvreiii.  Iii  (l«r 
Erkl.'lriins  '<"'  p^rvi-rsi»  rupilus  im  c.  33,  4-  schlii-.-st 
Hill  «liT  lli-.  Verf.  an  Ddtlorlcin  Sviion.  I.  p.  (iU  an  und 
IM  iirr  Anll'assung  von  c.  4(i,  10-  griisstentlieils  an  Gronov. 
Die  Hpliaiulliiiij,'  «ler  libri-ron  Stellen,  mit  Ausnahme  rnn 
r.  hO,  U),  tlieiliirise  aurli  voll  r.  33,  4,  <li)riimontirt 
rine  sehr  {grosse  Uei.strsicrtianiltsrliart  mit  Falri,  dessen 
für  den  Srlinl/.werl..  Iioolint  iiirlitijje  Ausgabe  }lr.  Lorentz 
iiuch  nicht  gekannt  /u  haben  scheint.  Auch  ist  dem 
Hrn.  Verf.  entgangen,  dass  die  von  ihm  zu  c.  S,  5.  ge- 
gebene Parallcistelle,  sich  »clioii  in  Krevssig's  Melett. 
rritt.  spec.  II.  p.  10  (IMi.seiiae  lfi37)  rorfiiulet.  Referent 
maasst  sich  kein  Urthcil  über  angezeigtes  Schriftchen 
weiter  an  ,  erlaubt  sich  aber  schliesslich  zu  erinnern  au 
Horat.   Epp.   11,   1.   zu  Ende. 

Zeitz.  Friedrich  Beasler. 


13.    Eleuieiitarbuch  der  lateinischen  Sprache  ron  ür.  Her- 
mann Schmidt,   Dir.   und   Prof.   iles   Gymnasiums   zu 
Friedlaiid.      1.   Th.    Beispiele    zum    üebcrsetzeu   aus 
dem   Latein,   in's   Deutsche.      2.   Th.    Beispiele    zum 
Ucbersetzen    aus    dem    Deutschen    in's    Lateinische. 
Friedland,   Bornewitz.      1841.      U  B.   und   7   B.    8. 
(Fartiepreia    10   ggf-    und   ti   ggr.). 
Der  als   Schulmann    in   seinem  AVirkungskreise  und  als 
Gelehrter   ancli   ausserhalb   desselben   rühnilicbst   bekannte 
Hr.  Verf.,    der  früher   schon  ein    griechisches  Lesebuch    in 
iler   Art  des  allgemein  bekannten  lon  Jacobs  herausgegeben 
hat,   hat   hier    nun  zunächst   für  die    untersten  Classcn   sei- 
ner    Anstalt    ein    lateinisches    Lesebuch    in    ähnlicher    Art 
/usaiiimeiigestellt.        Wenn    »nii    audi   die   Anzahl    solcher 
l..esebürher    nicht    gering    ist,    so    zeichnet    »ich   das   vor- 
liegende  doch   durch  sorgfältige  Auswahl  der   Sätze    ihrem 
Inhalte   nach    und    durch   strenge   Beobachtung   der  Stufen- 
folge   vor    den    meisten    seines    Gleichen    aus.      Das   ganze 
Elementarbucli     zerfallt    in    zwei    Haiiptlheile ,     ein    latein. 
Lesebuch     und    ein     deutsches    Exercitienbuch    und    jeder 
dieser  Theile    enthalt   eine  doppelte,   ganz  getrennte  Reihe 
von    Beispielen,    um    abHechscIn    zu    können.       In   dem    er- 
sten  Theile   bilden    Vrrübiiiigen   den    Anfang,    »eiche  Sub- 
stantive   und    Ailjective    der     beiden     ersten    Decliiiationen , 
und    kleine   Satze    der   drei    ersten    Decl.    und    zwei    ersten 
Coiijugationen   enthalten;    natürlich  mit    Vermeidung   alles 
Unregelinässigen  :   dann    folgen    kleine  Satze   zur  Einübung 
der   regelmässigen   Formenlehre    (Declinatioii  -  Genus    und 
Comparation    der  Adjective,   Pronomina,    die   Coujugatioucn 
nach    der    Reihe,     jede    in    Activ     und     Passiv     getheilt) ; 
hierauf    iu     derselben    Ordnung    Satze    zur   Einübung    der 
unregelmassigen  Formenlehre.      Durch  diese  Eiutheilung 
zerfallt  ilas  Ganze   in   zvtei   verschiedene  Cursus,  die  etwa 
für  Sexta   und  Quinta   eines  Gymnasiums  ausreichen.    Die- 
sem Lesebuche   ist  endlich   ein  sehr  sorgfältig  gearbeitetei 
kleines   Lexicon    für    beide   Cursus   und     beide   Reihen   zu- 
sammen   angehängt.       In    <lem     deutschen   Excrcitienbnche 
folgen   die   kleinen  Satze   iu   derselben  Reihenfolge  in  ein- 
zelnen Absätzen,   und   sehr  zweckmässig  sind  die  Vocabeln 
immer  aus   den    entsprechendeo   lateinischen    Abschaitten 


gewählt;   einzelne   Vocabeln   aber,  die   in  den  lateinixrhrn 
Abscliiiitten    nicht   vorkommen,    stehen   in  Parenthese    zwi- 
«cheii  dem    deutschen   Texte,    so    dass    ein   Vocabularium 
zu   diesem   Theile   nicht   nüthig  war.      Freilich   wird   hier- 
durch  die   Anwendung  dieses   Excrcitienbuches,   ohne   das 
Lesebuch    gebraucht    zu    haben,    aufgehoben,     was    gleich- 
wohl  nicht    in    der    Absiebt    des    Verf.    gelegen   zu    habeu 
scheint,    da    beide   Theile    einzeln   zu   verkaufen   sind.      In 
Betreff"  des   Inhaltes   der  Sätze   ist   besonders   darauf  gese- 
hen ,     dass   dersellie    nicht   über   die   Verstaiidessphäre   der 
Knaben    hinausgeht,     und    am    Eiiile    der    einzelnen    Ab- 
schnitte   bildet    oft    ein    passender    Versus    memorialis  den 
Schlnss.       Ausserdem   empfiehlt  das   Bucli    uucli   die    wirk- 
lich   uiusterhafte   Ausstattung   durch    weisses   Papier,   gros- 
sen  Druck    und    dabei    ein    massiger   Preiss.    —     Verdient 
also  das  Buch   in   manichfacher  Beziehung  zur  Einführung 
empfohlen   zu   werden,    wo,    wie   auf    ilen    meisten   Gym- 
nasien,   derartige  Lesebücher   im  Gebrauch   sind,   so   kann 
Ref.   doch    nicht   umhin,     einige   Bemerkungen    gegen   den 
Gebrauch   solcher    .Sat/.sauimlungen    als    Lesebücher     hin- 
zuzufügen.      Es    ist   nicht    zu    verwuoilern,    dass   die   Ein- 
fünnigkeit    solcher    kleinen    Sätze    die    Knaben    ermüdet, 
wenn  sie   ein   ganzes  Jahr    hiudurcli    und    wohl   noch   län- 
ger solche   zu   lesen   haben.       Ein    so    entschiedener   Geg- 
ner aller    Hamilton-    und    Tafcl'schen   Methoden    nun  Ref. 
ist,    wenn    es   gilt,    eine   Sprache    grammatisch,    gründlich 
oder  vielmehr,     wie  im   Lateinischen,    an   einer  Sprache 
die   Grammatik   überhaupt   zu    lernen,     so    glaubt  derselbe 
doch,     man    könne    aus   diesen   IMethoilen   die    gute   Lehre 
entnehmen  ,    dass   man    möglichst   bald   zum    Lesen    zusam- 
menhangender  .Stücke    übergehen    müsse,     um   lebendigere 
Theilnahme   und   Lust   zu    erwecken.       Diess    ist   aber   ge- 
wiss  so   am   sclinellsten     zu    errcicfien    ohne    Beeinträchti- 
gung  grammatischer   Gründlichkeit    und    Anschaulichkeit, 
wenn    man    die   Knaben    erst    die    drei    Decliiiationen   (die 
dritte   mit  gegebenem   Genitiv   und   Genus),     esse   und   die 
erste   Coiijugation    lernen    lässt,     uiid    so    lange    sie    damit 
beschäftigt   sind,     alle   Leseübungen   ganz   uiiterlasst,      in- 
dem  man    die  Einübung   nur  durch  mündliches  und  schrift- 
liches   Bilden    kleiner  Sätze    betreibt.       Sobald    man    aber 
diese    Partieen    hinter   sich   hat,     lassen    sich    kleine    Ge- 
spräclie   und  Erzählungen  bilden,   deren  zusammenhängen- 
der Inhalt   nicht   ermüdend    ist;   dann    fange  mau   an    fleis- 
sig   zu    lesen    und    das    Gelesene    auswendig   lernen    zu   las- 
sen.      Wird    man    auch    hierbei     manchmal     nicht    umhin 
können,     etwas    zu     anticipiren,      wie    den     Geliraiich   der 
Pronomina,   Zahlwörter,    Präpositionen,   so  hat  diess  nicht 
viel    zu   sagen    und    es    lässt    sich    ein    solches    Anticipiren 
bei   den   kleinsten   Sätzen    nicht   vermeiden;     wie   z.   B.    die 
Motion   der   Ailjcctiva,     einzelne  Formen    von    esse   immer 
schon    eher   gebrauefit,    als   gelernt   werden   müssen;    denn 
wie  soll  man    sonst    einen    Satz     bilden?     Besonders   aber 
halt  Ref.   die  jetzt  fast  ganz   vernachlässigte  Gesprächform, 
welche   doch   am  meisten   Auswahl   und   Auswege  zur  V^er- 
meidung   alles    noch    nicht    Gelernten    darbietet    und    den 
kindlichen   Geist  am    meisten  anspricht,    für  passend,  die 
erste  Stufe   der  Leseübungen   zu   bilden;     schon    desshalb, 
damit    die    Knaben    sich    zeitig    an     den    Gebrauch    aller 
Personen  des   Verbums  gewöhnen   und    nicht    fast  nur  die 
dritte  Person  in  Uebung  haben. 


89 


90 


Mochte  aläo  ein  so  sorgfältiger  nnil  tüchtiger  Schiil- 
inaiiii,  als  )I<t  geelirtc  Verf.  iles  rurliegeiiilan  Elcoieiitar- 
buches,  sirli  bewogen  linden,  zu  einem  Versuclie  ein 
■olches  Lesebuch  aiisziiarl>ei(en  ,  wozu  freilich  nicht  we- 
niger GescIiirL  und  Aliilisamkeit  gehurt,  al<  zu  mancher 
grundgelehrten   Alonograpliie. 

Stralsund.  *        Johanne»  v.  Gruber^ 


14'  Cornelius  Nepo»  de  rita  excellentium  Imperatoram 
et  Phaedri  fabulae  selectac.  Mit  Anmerkungen. 
Zum  Gebrauche  von  Gymnasien.  Von  Dr.  /.  R. 
Kiine,  Oberlehrer  am  Gymnasium  zu  Münster  und 
Mitglied  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde  Westplialens.  Münster  1841.  Druck  und 
Verlag  »on    Hast   und    Riese.      VIII   n.   127  S.    8. 

Obgleicli  es  lieutKutage  ausgemacht  ist ,  dass  der  Ver- 
lasser der  vitae  excellentium  imperatorum  nicht,  um  noch 
oinnial  Wolfs  Worte  zu  gebrauchen,  jener  Cornelius 
>iepns  ist,  ror  dem  Catull  ein  so  tiefes  Compliment  macht, 
•ondern  bloss  Vetter  Probus,  so  hat  es  doch  Hr.  Dr. 
K.üne  bei  der  Herausgabe  dieser  ritae  für  gut  befunden, 
den  alten  Adoptirnamen  beizubehalten,  ohne  dafür  jedoch 
•eine  Gründe  anzugeben  ,  oder  einer  anderweitigen  .An- 
sicht nur  mit  einem  Worte  zu  gedenken,  was  um  so 
mehr  befremdet,  als  er  selbst  p.  IV  sagt:  ,,7nit  solcher 
IVilikür  und  Gesetzlosigkeit  sollte  ein  Schriftsteller  aus 
der  classischeti  Zeit  (der  nach  p.  VI  ,,icegen  Reinheit 
und  Adel  des  .lusdrucks  so  iewutidemstrurdig  dasteht^^) 
j;eschrie/ien  haben  f  Das  ist  unglaublich,  oder  unser 
.\epos  ist  nicht  Nepos."  Der  Zweck  aber  der  Aus- 
gabe, oder,  wie  es  p.  VII  heisst,  die  hohe  Aufgabe, 
war,  nach  p.  \'II  der  schön  aber  dunkel  geschriebenen 
^'orrede  den  Schriftsteller  mit  Anmerkungen  zu  versehen, 
,,die  das  eigene  Urtheil  der  Schü/er  nicht  beschränken, 
tondern  anregen  und  leiten,  und  nur  da  Fertiges  zu  ge- 
ben ,  wo  dem  Schüler  die  gewonnene  Kenntniss  nicht  aus- 
küß. " 

AVas  nun  zuerst  die  Kritik  des  Textes  betrifft.,  so 
bedauert  der  Heraucg.  p.  III ,  dass  bei  der  Wahl  der 
Lesarten  noch  so  wenig  auf  den  anfänglichen  Unterricht 
im  Latein  Bedacht  genommen  j's/"  und  erklärt  es  p.  V 
,,nicht  allein  für  erlaubt,  sondern  für  unabiD eitliche 
Pflicht,  den  sogen.  INepos  so  «inzurichten ,  wie 
er  hohen  Abtichten  genügt.  Bei  der  Wahl  oder 
Einrichtung  der  Form  ist  daher,  nach  p.  VI,  alles 
erlaubt,  was  in  den  Grunzen  guter  Latinilät  bleibt  und 
die  Zwecke  des  Unterrichts  fördert,  in  Bezug  auf  den 
(iedaiiken  aber  sind  bloss  dunkle  Stellen,  —  wo  Unsinn 
oder  l  erderbliches  steht  (für  die  Moralität  des  Schülers?), 
nach  dem  Beispiel  unserer  Vorfahren  unbedenklich  zu 
<inder/i:  —  denn  die  Ausgabe  ist  für  Kinder  (auf  dem 
Titel  steht  y«r  Gymnasien ,  und  gewöhnlich  untersclieiilet 
man  zwischen  einem  Kinde  und  einem  Gymnasiasten). 
J^iassen  wir  aber  diese  Kritik  unberücksichtigt,  die  sich 
übrigens  in   den   Noten   bloss  auf  3  Stellen   erstreckt. 

Der    Erklärung    des    Nepos  sind   auf  den    100  Seiten, 
die    er    umfasst,    230  Noten  gewidmet,     so    dasa    durch- 

G'mnaiialzeiluns. 


schnittlich  auf  die  Seile  3,  gegen  K»jde  mitunter  1  oder 
'2  kommen.  l'ra  über  diese  Noten  das  genaueste  Urtheil 
fallen  zu  können,  hat  Recensent  sich  veranlasst  gefunden, 
dieselbe  nadi  genauer  Prüfung,  folgt  er  seiner  Ueber- 
zeugung,  unter  folgenden  Rulirjkeu  aufzuzählen:  es  sind 
Tun   ihnen 

]t4   nntinvendig  oiler   dmh    erträglich, 

1,S3   nutzlos   für   den    Schüler   (und    Lehrec), 

12  unrerstandlicb  ausgedrückt  oder   verwirrend, 

13  falsch , 

S  disputabel. 
Zu  den  nnthwendigen  zJlIilt  Rec.  solche,  wie  p.  4,  21: 
„heinerodromi  ist  griechisch  und  heisst  Tageläufer''' ,  weil 
einmal  alle  griech.  Wörter  lateiniscli  gedruckt  sind  und 
vielleicht  nicht  jeder  Neposleser  Griechisch  versteht;  sol- 
che, wie  p.  9,  l'J.  Interim  ab  eodem ,  gradu  ilepulsui 
est:  ,,der  Strich  steht  dazwisdien  ,  damit  man  eodem 
nicht  auf  gradu  beziehe";  p.  (18,  5-  et  ir:  etiain  ;  zu 
den  erträglichen  solche,  wie  p.  3U,  .'»4.  capfam  deletissent: 
„für  cepissent  et  dclevissent  ' ;  p.  (lö  ,  l*.').  ,, summa  inosi 
hier  der  Singular  sein,  obgleich  deren  [der  ist  Druckfehler) 
viele  waren,  welche  sich  der  Alleinherrschaft  bemächtigen 
konnten,  niid  ähnliche.  Nutzlose  nennt  Rec.  alle  die 
sprachiergleiclienden  Bemerkungen  als  da  sind:  p.  19,  131- 
,,oll'ensuui  fortuna  heisst:  einen  durch  Zufall  oder  zufäl- 
lig Angetrollenen"  *) ;  p.  32,  28-  ,,snb  iinpcrio  ist  ganz 
gleich  ilein  deutschen:  unter  der  Herrschaff  und  ähn- 
liche p.  16,  15.  p.  22,  28.  p.  3Ü,  7.  p.  34,  12.  p.  35,  26- 
p.  31,  I.  p.  36,  16.  p.  44,  4.  p.  47,  2S.  p.  51,  29. 
p,  57,  6.  p.  57.  31.  p.  62,  14.  p.  64,  14.  p.  68,  27. 
p.  72,  19.  p.  72,  21.  p.  84,  19.  p.  ^«8,  1.  p.  93»  27. 
p.  95,  3.  p.  11)0,  6  u.  7.  Ingkichen  solche  wie  p.  76,  22. 
,,reslituerent",  nämlich  Dii;  p.  41,  22.  „dirigere  navem 
vergleiche  mit  cursiim  ilirexit"  S.  2.  Z.  26;  p.  42,  14- 
,,Laconicain,  nicht  Laconicen,  weil  Nepus  sagt  musicam, 
Atticam.  Wol";  p.  43  >  3-  »pc»  —  posse  recnperari : 
„warum  hat  spes  nicht  das  Gerundium  auf  di?"  ibid. 
26.  ,,Ist  poferit  und  ilas  folgende  fiierit  den  gewöhnlichen 
Regeln  über  die  Folge  der  Zeiten  gemäss?"  Durch  lol- 
clie  Bemerkungen  wird  das  Nachdenken  lies  Schüler» 
nicht  „geleilet'' ,  sondern  ihm  verleidet.  Zu  den  verwir- 
renden oder  unverständlich  ausgedrückten  Bemerkungen 
zählt  Rec.  :  p.  18,  29.  testarum  suiTragiis,  (|uod  ostracis- 
mon  vocant:  „ijuod  bezieht  sich  niclit  auf  suflragiis  und 
nicht  auf  testarum  (warum  nicht?),  sondern  auf  den  gan- 
zen Satz:  testarum  suiTragiis  etc."  Trotz  dieser  Bemer- 
kung werden  von  10  Anfängern  9  das  (|Uod  durch  weil 
übersetzen  ;  p.  28,  26.  „illud  sine  dubio  (Thras.  I.  init.) 
nämlich  virtutem  sine  fortuna  ponderandam  esse"  gesteht 
Rec.  selbst  nicht  zu  verstehen  **).  Die  übrigen  10  die- 
ser Art  sind:  p.  7,  24.  p.  19,  31.  p.  20,  19.  p.  30,6. 
p.  53,  31.  p.  69,  1.  p.  73,  23.  p.  88,  28.  p.  23,  18. 
nebst  26,  31,  wozu  sich  noch  das  kritische  „iniquam 
für   unquam"   p.  Ö9,   22.   zählen   lässt  **♦).       Die    |3  fal- 

')  Diese  Erklärung  ist  sogar  falsch.  M.  F. 

")  Hr.   Köm-    bat   liier    ralsclilicli    illud    auf's  Vorliergcbcnde 
bf/,ü2cn  ,   wäbicnd  es,   wie  so  oft,   auf  das  Folgende  ;;chl.- 

M.  F 
•*•)   Audi  icli   baltc  «liesc    Conjeclur    für    ganz  unnötbig^    der 
Sinn   der  Stelle   kaiiir    dieser    sein:     ilie     Athener    nuisstcn 

7 


91 


92 


teilen  >'ofpii  mm»  flcr-  »(immtlirli  ai)(;i>bpn  ,  nin  «iclit 
siiiii.i.issi^eiil  zu  rrsi-liciiicii.  Sie  hliul :  |).  4,  ('••  „Atlic- 
nifiiscM  stellt  sehr  iiii;,'i'Hc>1iiiII(Ii  z»isilicii  tiimiiltu  und 
proniiiiiiio."  Die  Fitlli'  aber,  ivo  .'llinliclie  Stelliiiis  statt- 
linilot,  sind  iinralilii; ;  ['•  10,  'Jti-  (Tlicni.  Vll.)  prac- 
dixit  ut  IIP  prius:  „»rirdi-ii  wir  aiisgedriukt  haUi-ii  mit 
ut  noii  oder  mit  iie  ohne  ut."  Zufällig  erklärt  gerade 
dirie  Stelle  üillrotli  lat.  Gramm,  g.  3JÖ.  A.  3;  !>•  21),  3t. 
(Lv9.  in.)  „in  domo  durfte  iiieht  heisscn  domi."  Aber 
mau  sehe  »illroth  g.  I.j3.  A.  I.  Derselbe  lehrt  §.  154, 
«■ergl.  mit  §.  (i'J,  4,  l.,  dass  iu  egressns  navi  navi  iler  Ab- 
lativ sei  *)',  während  es  hier  p.  Jj,  2.  fiir  den  Dativ  aus- 
gegeben wird;  p.  SV,  10.  (Pelop.  II.)  heisst  es:  ijueinque 
«tehe  für  (luemriimiiue  exproxiino,  nämlich  tempore**); 
Ticlinehr  ist  der  ollenbare  -Sinn:  Athenas  se  contulerant  — 
ut,  queinijiie  ex  proximo  {loco)  locuiu  fors  obtulisset, 
eo  patriam  recuperare  niterentur ;  p.  Ü5 ,  34.  wird  i\ete- 
rior  =z  inferior;  p.  70,2-  und  91,  ö.  plus  als  fiir  magis 
gesellt  betrachtet;  eben  lo  soll  p.  4,  8.  p.  18,  28-  und 
]).  fi3,  3.  suus  fiir  eins,  p.  97,  12.  und  p.  49,  19.  se 
fiir  illo,  ei  für  sibi  stehen,  obgleich  diess  auf  derselben 
.Seite  p.  49,  8.  eine  Abweichung  heisst.  Die  ,S  disjiu- 
iabeln  Bemerkungen  endlich  sind  p.  92,  17.  (Att.  VIII.), 
»o  Rec.  bezweifelt,  ob  iu  „globus  consensionis"  globus 
für  factio  oder  roninnctio  «tehe;  p.  80,  29.  (Haon.  II.) 
ob  proGciscens  durchaus  hei.sscn  müsse :  „als  er  reinen 
wollte";  p.  .53,  33.  (Epam.  VI.)  ob  in  „multa  invectus" 
inulta  mit  sehr  übersetzt  werden  müsse  und  p.  42 ,  2- 
p.  33,  14.   p.  23,  29.    p.  17,  27.    p.  8,  2. 

Da  nun  aber,  nach  dem  Anfange  der  Vorrede,  „höchst 
zweckmässig  der  neue  Schulplan  (wessenl)  die  Le- 
sung des  Phadrus  neben  dem  Nepos  in  der  Quarta  vor- 
schreibt", so  sind  dieser  Ausgabe  de«  Nepos  noch  4S 
fabulae  selectae  dieses  Dichters  angehängt.  Rec.  hat 
die  Bemerkungen,  »eiche  hier  zu  >r.  XXV  —  XXXIV 
dieser  Aaswahl  gegeben  sind,  mit  den  Aumerkungeu  ver- 


fiir  ibrcn  Staat  ein  Anleihen  machen  ;  Atticns  scboss  ih- 
nen vor  und  nahm  nun  zwar  keine  Zinsen  (nc  aes  alie- 
nuni  multiplicandis  usirris  crcscerel) ,  sali  ahei-  auf  die 
piincllicbe  Abtiagiins  des  Capitals  (neqne  longius  quam 
dictum  esset  eos  deberc  passiis  sit,  vergl.  neqne  indul- 
gendo  inveterascere  eoiuni  ucs  alier.um  paliebatur).  Doch 
gestehe  ich  g^-in,  dass  die  Reclilfcrtisung  und  Erklärung  der 
Vulgata,  die,  wie  icli  etcn  zufallig  sehe,  J.  Holtzmann 
in  dieser  Zeitschrift  18^6.  Nr.  lOS  gegeben  bat,  nielir  alles 
Einzelne  in  der  Stelle  btriicksicbtigt  hat,  aber  eben  für 
Cornelius  vielleicht  zu  sinnreich  ist.  M.  F. 

*)  Der  Grund,  warum  Hr.  K.  navi  für  den  Dativ  nimmt, 
beruht  zwar  auf  einer  Hypolliese;  scheint  jedoch  dem 
Hrn.  Ref.  nicht  einmal  vorgeschwebt  zu  haben.      M.  F. 

")  Hier  bat  Hrn.  K.'s  Erklärung  doch  manches  für  sich,  und 
es  sind  wohl  noch  bedeutendere  (ielehrte  darauf  gekoin. 
men  ,  quemque  für  quemcumque  zu  lassen  oder  auch  wohl 
qucracuniqiic  zu  schreihen.  —  Mir  ist  die  Stelle  jetzt  ganz 
klar:  ,, Diese  hatten  sich  so  zieiulich  alle  nach  Alben 
begeben,  nicht  um  der  Müsse  nachzugehen  ,  sondern  uuj, 
wie  und  ho  der  Zufall  zunacliät  eine  Gelegenheit  gäbe, 
diese  zu  benutzen  und  mit  Macht  zu  versuchen  ^  ilire 
Vaterstadt  /u  retten."  Also  ul  ist  wie,  sobald  als,  ijuetn- 
que  —  cl  quem,  ex  proximo  zeitlich  zu  nehmen,  locus 
ist  Gelegenheit ,  Veranlassung ,  und  eo  sieht  nicht  tiir 
ex  CO,  sondern  ist  Abi.  modi  (temporis).  M.  F. 


glichen ,  »eiche  sich  zu  denselben  Fabeln  in  folgendem 
Buche  beliiulcii:  Phaedri  Aug.  Liberti  Fabularum  Aeso- 
piariim  Libri  V.  Oder  Pliaedri  des  Kaysers  Aiigusti  Frev- 
gelassenen  5.  Bücher  Esopischer  Fabeln  IMit  teutscheii 
Noten  also  erkläret  (,)  das«  I)dir  härtere  Couslructione» 
leichte  geiiiachet  (,)  J)  die  rechte  Bedeutung  der  Latei- 
nisrheii  Wörter  gründlich  gewiesen;  3)  die  Idiotismi  von 
bevden  Sprachen  ileutlich  gezeiget;  und  4)  die  Antiqui- 
täten hinlänglich  erkläret  werden;  Nebst  einem  zvvev- 
fachen  vollständigem  Lateiniscli  und  Teutscheii  Register. 
Halle  im  Magdeburg.  A.  rtlDCCXV.  Zu  finden  in  der 
Rengerischen  Buchhandl.  Bei  dieser  Vergleichung  hat 
Rec.  zvi  seinem  Jammer  gesehen ,  wie  wenig  die  deutsche 
Juf^endbildung  (denn  auch  jener  Phädrus  ist  nach  praef. 
p.  II  und  III  für  die  Jugend  herausgegeben)  seit  12b 
Jahren  vorwärts  gerückt  ist;  denn  von  den  3K  *on  Hrn. 
Dr.  Köne  zu  iliesen  iU  Fabehi  gegebenen  Anmerkungen 
behandeln  21  Sachen,  die  vor  126  Jahren  dort  eben  so 
gründlich,  zum  Theil  gründlicher,  behandelt  worden  sind 
(vergl.  XXV.  7.  mit  Phaedr.  p.  61,  6.  XXVI.  1.  mit 
p.  9;),  \.  —  not.  3.  mit  p.  92.  3.  —   vers.  9.  mit  p.  93,  12. 

—  XXVII.   1—2  mit  p.   121,   1.  —   V.  3.  mit  p.   121,  2. 

—  V.   12.  mit  p.    122,  6.  —  XXVIII.  4.  mit  p.   131,2. 

—  V.  7.  mit  p.  131,  5.  —  V.  10.  mit  p.  131,  n.  7.  — 
XXIX,  6.  mit  p.  163,  n.  4.  —  XXX.  v.  2-  mit  p.  4, 
n.    1.   —   V.   Ij.   mit  p.   5,   n.  6.  —  ».   10.   mit  p.    5,   n.   1 1. 

—  XXXI,  5.  mit  p.  12.  n.  5.  —  XXXII,  2.  mitp.  26, 
n.   7.  —   ».  7.   mit  p.   27.   n.   8.   —  ».   10.   mit  p.  27,  13. 

—  XXXIII,  5.  mit  p.  73,  n.  5.  —  V.  10.  mit  p.  74, 
n.  6.  —  XXXIV,  11.  mit  p.  107,  n.  9.),  und  lä  Sa- 
chen ,  die  damals  eben  so  wenig  einer  Erklärung  bedurft 
haben  mögen,  als  sie  derselben  jetzt  bedurft  hätten  und 
unter  denen  die  Annahme  einer  Metonymie  wie  tua  ca- 
lamitas"  das  Unglück  des  Vogels  für  der  unglücklich» 
Vogel^''   p.    HS.   V.    16.  schwerlich   richtig  ist. 

P.    122,    10.    hätte    mit    anderen    Herausgebern    inter- 
pnpgirt   werden  sollen: 

Nunc  conde   ferrum   et  linguam   pariter   futilem. 
Ut  possis   alios   ignorantes   fallere, 
ego,  qui  sum  expertus   quantis   fugias   viribus, 
scio  quam   virtuti  non   sit  credendum   tuae. 

P.  111.  fab.  XIX,  2.  (Phaedr.  I.  21,  2.)  hätte  der  als 
IMetrikcr  rühmlichst  bekannte  Herausgeber  nicht  den 
Vers   geben  sollen: 

Ignavis   locus   est  in   casa   gravi. 

Druckfehler    sind    ausser    den    iu    den  Berichtiguugen 

angegebenen    noch    folgende:     p.    10.    Note    17.    dem  statt 

gleich.  —  p.  27.    Note  25.    ist    citirt    S.   19.  Z.  .3.   statt 

Z.   23.    —    p.  58.   Note   24.   conf/c/atus    statt    conflictatus. 

—  p.  63.  Zeile  14.  Icoto  statt  tecfo.  —  p.  75-  Note  9. 
quibusdam  statt  quibus.  —  p.  110.  v.  8.  gullae  statt  gu- 
lae.   —  p.    124.   Zeile   4.   Komma   statt  Punctum. 


Lei 


pzig. 


H.  Frilzsche. 


93  94 

15.    L'elior   die  NutL«eiiilij;Leit  eiiior  Absfelliiiig  des  La-  aber    ja     nicht    «ler    i\leiiiiiii|;    sein,     «lass     «eine    pa|iicrne 

tein-Sihreihciis    uiiil    Re.lons   auf  Schulen    und  Uni-  Reactionsfa.  Lei    auch    nur   die    j^eringstH    ümgcsfallunj;    er- 

.,   ^  ,     ,  t  1        I-   I         /-.    1  L       j  regcu    werde.      Die   Subacllicii    lassen   sich    nicht   in    ürcs- 

icrtitalcn,  nun  des  ausschliesslichen  trebrauches  der  ",      ,  ,    ... 

surlicinke    unischallen. 

Muttersprache     für    alle     wissenschaftlichen    Gegen-  Vt.rf„ljj.M    uir   die   inh,>l(M  h»ere   Vorrede    »eiter.     An 

stände.       Von    /.    II'.    Neuntaiin ,    Bürgermeister    lU  einer     aus     dem     Zusaninionliange     gerissenen     Stelle     der 

Lübben   u.  s.   w.     Berlin    1839.     In   Commissiuu   bei  Kant'scheii    Sdiriften ,    belehrt    uns    Hr.    jN'pucnann  ,     d.T,<is 

Bechthold    und    Ilartje,      X   und   80    S.  *'«^''    "'.'''    "i.scns»  lirdigen    Uii.ge     in    unserer   Zeit    häufen, 

dass  sich  Kcichthiiuier  in  solchem  Ueberllussc  darbieten. 
Die  fiir  das  allgemeine  [nteresse  so  ziemlich  bedeu-  ,1^55  ^j^^  „,„  ^1^  einzunehmen,  manchen  unnützen  Phin- 
tungslose  Erscheinung,  dass  es  in  Lübben  eine  höhere  ,|g^  wieder  wegwerfen  müssen.  Er  ist  nun  der  Ansicht, 
»ürgerscLule  gibt,  deren  fernere  Existenz  wohl  gegrün-  ,13,^  .i^^  Verhältniss  des  Aufwandes  von  Zeit  und  Kräften 
ilete  Besorgnisse  erregen  mag,  hat  dem  Herrn  Bürger-  j-jj^  j^,  Studium  der  alten  Sprachen  zu  den  übrigen  Wis- 
.ueister  Neumaun,  als  Chef  des  Patronates,  Veranlassung  senschaften ,  ein  unpassendes  sei,  und  wirft  diejenigen 
-egeben,  seine  überraschenden  Entdeckungen  auf  dem  Hebungen  in.  Gebrauche  der  alten  Sprachen,  welche  nicht« 
Gebiete  des  Jugendunterrichtes  in  oben  angezeigter  Bro-  ,„  ^^^^^^  .ertrantereu  Bekann(»chaft  mit  denselben  bei- 
schüre zu  «eroJTentlichen.  Obgleich  der  Hr.  Verf.  schein-  (ragen  sans  fa<;on  in  .lie  Plunderkammer;  da  hat  er  gar 
bar  zu  der  gemässigten  Partei  gehört,  indem  er  nicht  „j,.|,j  „|„.|  ,13^3,,  g^(|,a„.  I„  diese  Verwahrungsanstalt 
auf  gänzliche  Abstellung  des  Studiums  der  alten  Sprachen  ^n^g  Unnützen  und  Unbrauchb.iren  wandern  denn  nun  die 
dringt;  so  liefern  die  in  der  Vorrede  ausgesprochenen  Hebungen  im  mündlichen  und  schriftlichen  Gebrauche 
Ansichten  über  den  Unterricht  auf  den  Gymnasien  doch  ,|^r  lateinischen  Sprache,  als  ein  für  die  jetzige' Zeit 
wieder  den  deutlichsten  Beweis,  dass  man  von  dem  Stand-  „j^|j,  ,„pj,r  ^u  rechtfertigendes  Institut  aus  den  Zeiten 
puncte  de»  [Materialismus  und  Realismus  niemals  im  Stande  ,1^^  Reformation,  der  Wiege  der  sogenannten  lateinischen 
sein  itird,  die  Leistungen  und  die  Wirksamkeit  für  die  Schulen,  welche  in  unsere  Gvmnasien  und  Lyceen  über- 
allgemeine Bildung,  deren  Quelle  die  höheren  Anstalten  gegangen  sind.  Der  Hr.  Verf.  muss  der  Ansicht  sein, 
sind,  beurfheilen  und  würdigen  zu  können.  Man  be-  ,135g  sj,.|j  ,|jp  Gymnasien  unserer  Tage  noch  auf  dem 
trachtet  ein  Gemälde  oder  eine  schöne  Landschaft  durch  Standpuncte  ihrer  Entstehung  befinden  und  nur  in  sofern 
eine  angelaufene  Brille.  Hr.  INeumann  verlangt  eine  gj,,^  andere  Stellung  eingenommen  haben,  als  sie  von 
Umgestaltung  des  gesammten  Gelehrten-  und  Unterrichts-  ,|p,„  Ephorate  der  Kirche  unabhängig,  in  die  Zahl  der 
Wesens  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  es  demselben  Staatsaiistjiten  getreten  sind.  Diesen  alterthüiiilichen  An- 
.in  innerer  Einheit  und  Stätigkeit  und  an  einem  Zusam-  gta'lten  nun  wendet  der  Staat  seine  Sorgfalt  zu,  räumt 
menhange  mit  dem  bürgerlichen,  sowie  mit  dem  eige(it-  il,,,,.,, ,  ohne  Rücksicht  auf  ihre  Leistungen  für  das  bür- 
lichen  wissenschaftlichen  Leben  fehlt.  Die  schrod'en  Ge-  jr,.r|i,he  Leben,  bedeutenden  Einflnss  ein  und  gesteht 
gensätie  zwischen  Schule  und  Leben  sollen  aufhören  und  i|,„en  Vortbeile  zu,  welche  den  jungen  Real-  und  hühe- 
•lio  Lehrer  angewiesen  werden,  die  künftige  Wirksam-  ,p„  Bürgerschulen  noch  nicht  gewährt  sind.  Diese  Prä- 
keit  der  Zöglinge  im  bürgeilichen  Leben,  als  den  Haupt-  rogatiren  will  der  Hr.  Verf.  den  höheren  Bürgerscholen 
gesichtspunrt,  vom  ersten  Beginnen  des  Unterrichts  an,  erschreiben  und  hat  desshalb  seine  Stimme  aus  dem  Bür- 
unrerruckt  im  Auge  zu  behalten.  *)  Was  den  gerügten  gnthume  heraus  erhoben  und  versucht  sie  geltend  au 
IMangel  au  Einheit  unil  Statigkeit  im  wissenschaftlichen  „lachen.  Damit  nun  die  Lfibbener  Realschule  nicht  ganz 
Leben,  also  in  den  Wissenschaften  selber  anlangt,  so  entschülert  werde,  »erlangt  er  für  die  erste  Classe  aller 
enthalten  wir  uns  jeglicher  Erörterung,  erlauben  uns  aber  Anstalten  dieselben  Zugeständnisse,  welche  der  zweiten 
zu  bemerken,  da.ss  über  solche  Puncte  ein  Urtheil  nur  Gvmnasialclasse  gemacht  sind.  Nichts  ist  leichter,  als 
solchen  Wännern  zugestanden  »erden  darf,  welclie  vom  ptwas  prätendiren.  Die  Gewährung  fällt  der  Behörde 
philosophischen  Standpuncte,  unbefangen,  nur  von  wah-  anheim  und  es  dürfte  si<h  vorher  um  die  Frage  handeln, 
rem  Interesse  getragen,  das  ganze  Getriebe  aiifznfassen  „b  die  Real-  oder  höheren  Bürgerschulen  für  ihren  Zweck 
und  zu  verstehen  befähigt  sind.  Die  Zusammenhang»-  j,,  ^\gf  Dauer  das  leisten  werden,  was  die  Gymnasien  für 
kisigkeit  der  Schule  mit  dem  Leben  und  <lic  Gegensätze  ,!,.„  ihrigen  schon  geleistet  haben  und  nicht  aufhören 
lieider  sind  unverkennbar  und  sollen  es  auch  «ein.  Denn  »erden,  zu  leisten.  Darüber  iässt  «ich  indessen  vor  der 
•las  Gymnasium  hat  mit  der  zukünftigen  praktischen  Wirk-  Hand  nichts  Entscheidendes  beibringen;  man  muss  das 
samkeit  seiner  Zöglinge  gar  Nichts  zu  schallen  und  pra-  J£„de  des  Gährungsprocesses  abwarten.  Das  Hin-  und 
parirt  nicht  ex  professo  Pastoren,  Minister,  Aerzte  u.  s.  w.  Jl^rreden  über  die  Vorzüglichkeit  irgend  einer  Anstalt 
Der  alleinige  Zweck  ist  allgemeine  Ausbildung  des  Geistes  i,(  bis  jetzt  nur  Werbesystem  unil  man  Iässt  es  darauf 
zum  Behuf  einer  besonderen  Bildung,  die  Gymnasien  sind  .,„komnien  ,  wer  das  letzte  Wort  behalten  wird.  Gjm- 
ilie  Propädeutik  zum  gelehrten  Staatsdienste.  Erscheint  „asien  und  Realschulen  können,  wie  andere  Iieterogene 
Hrn.  INeumann  dieses  Bildungsprincip  ein  unzulängliclies,  Dinge,  neben  einander  bestehen,  sobald  sie  nur  ihren 
xo  mag  er  immerhin  bei  seinen  Utilitatsansichten  verharren,  Zweck    im    Auge    behalten    und    das    zu    erreichen    suchen, 

'- was    man    von    ihnen    verlangt.      Erstere    sind    die   Träger 

•)  Der    IrefVIichc    A-    /,Hm«,v««,m    hat    in    seinen    EpigoiH-n  ,,,.^    ^Visscnschaft   im    Staate,   letztere   sollen   die  Hebel  der 

ein   sclir  anziehendes  L.npitcl  :     ,,die    slroitemlen    )  adaqo-  .     ,  .  •       •   u  iir-  1     r^         •  -     ■         ■    n 

=^en'-,    «a.,  wir  Ue.rn   Neumunn    zur  Behcizisnn?   biern.it  I-I"strie  sein  ;  und  sowie  sich  V\  ..senschaft  und  industrieller 

uiienipfebleu.  M.  F.  Handliingsgeist   zu   einander   lerhalteo,    so    verhalten    sich 


95  96 

«iirli  G\iniiasirii  iiiiil  Rralsiliiilpii.  Dip  in  Bfrii«:  auf  Heil  Geis<ps  und  LoI)piis  ilires  VoIUps  aiismarlii.  Dipiir^ 
liilrTrlülio  \'ortlioili'  Hill  Hrn.  Nciiiiiami  verlangte  («leiih-  hvimthi'liscli -proplietisiliB  ProjfnostiLoii  «lürfti)  erst  daiiii 
«Iclliiii"'  «Irr  (ivinnasleii  iiiiil  Hcalscliiileii  i«t  Sache  diT  in  Erfiilluiij;-  fi-lien,  »ciin  von  Seilen  dri>  Staate»  der  Hr. 
Staiit^ierHaltiiii;;  niid  es  niiissrn  doch  triftige  Gri'ind«  zur  Bi'irgcrnieiitcr  Liibben  zum  Cultnsininiater  erlitibeu  Bein 
ein«t»eili"en  >'ori'ntlialfuiiu  «lioser  sogonaiiiiten  Prüroga-  wiril;  doch  stehe  ich  nicht  dafür,  dass  es  ihm  gerade  s» 
(iven  «orhandeii  sein.  Ref.  weiss  Falle,  dass  Schüler,  ergeht,  uie  jenem  Baumeister,  der  es  lersuchte  ein  Hau» 
nelche  1'/,  Jalir  die  erste  Classe  einer  höheren  Bürger-  von  oben  herab  tu  bauen.  Eine  recht  baldige  Qnicsciliing 
scliulc  liesuchten  und  sich  die  allgemeine  Zufriedenheit  »ürde  der  Lohn  sein  für  die  bei  Iliiiwegrüumung  der 
der  Lehrer  erwiirben  hatten,  in  die  Tertia  eines  Gym-  Grundpfeiler  germanischer  Bildung  erlittenen  Strapazen, 
nasiums  anfg<-ii<imnieii  »urden,  wo  sie  sich  zwar  durch  Uie  von  den  Vertlicidigern  des  Lateingebratiches  an- 
uianchen  Gedachtnisskram  vor  den  Gymnasiasten  auszeich-  geführten  beiden  Hauptgründe  sind  in  neuerer  Zeit  vlel- 
neteu,  aber  in  Rücksicht  auf  (iesamnitausbildung  der  Gei-  fach  »fiderlegt  worden,  meint  <ler  Hr.  Verf.,  uml  über 
»teskräfte  unbedingt  zurückstanilen.  Nun'ist  man  zwar  ihre  Gehaltlosigkeit  waltet  kein  Zweifel  mehr  ob.  Der 
nicht  berechtigt,  von  diesem  oder  jenem  vorliegenden  erste  dieser  (jründe,  ilass  nämlich  das  Lateinschreiben 
Falle  eine  allgemein  gültige  Norm  zu  abstrahiren;  in-  und  Lateinreden  die  Kenntniss  der  latrin.  Sprache  be- 
dessen  sind  die  Falle  einmal  rorhanilen  »od  bleiben  zur  fördere  und  uns  mit  den  Eigenthümlichkeiteii  derselben 
fjeneinten  Berücksichtigung.  Klappern  gehört  nun  ein-  vertrauter  mache,  ist  ausserdem  noch  aus  einem  doppel- 
mal zum  Hand«erke;  und  Hessen  sieh  die  Gymnasien  das  ten  Grunde  verdächtig.  Erstens,  heisst  es,  sind  die  Uebun- 
Klappern  ebenso  angelegen  sein,  man  könnte  vor  lauter  gen  eingeführt  worden,  um  sich  zu  dem  einmal  festste- 
Gvmnasial-  und  Rcalklapperei  sein  eigenes  Wort  nicht  henden  Gebrauche  die  erforderliche  Fertigkeit  zu  er- 
rerstehen.  werben;    zweitens    beweist  die   griechische   Sprache,    das» 

Die  eigentliche  Abhandlung,  oder,  wenn  mau  will,  schriftlicher  und  mündlicher  Gebrauch  <lie  Vertrautheit 
Predigt,  der  eine  lange  Einleitung  vorausgeschickt  ist,  bc-  mit  dem  Geiste  und  den  Elgenthünilichkeiten  nicht  be- 
ginnt S.  13.  Jeder  Deutsche  miiss  sich  betroöen  fühlen,  fördere.  Beide  Verdachtgründe  fallen  in  Nichts  zusam- 
»eiin  er  von  Hrn.  Neumann  erfahrt,  welches  Unheil  der  nien ;  woher  weiss  denn  Hr.  N'eumann,  i\ass  die  Gründer 
Gebrauch  der  lateinischen  Sprache  über  das  ganze  Land  der  latein.  Schulen  nur  den  Zweck  der  Fertigkeit  im 
verbreitet  hat,  sich  aber  auch  wundern,  wie  nicht  schon  Gebrauche  der  Sprache  im  Auge  hatten?  Und  gesetzt, 
früher  Leute  auf  die  Idee  gekommen  sind,  diesen  All-  es  wäre  dem  also,  zeugt  es  nicht  von  gränzenloser  Ver- 
verderber  mit  Stumpf  und  Stiel  auszurotten.  Der  Herr  blenduug  und  Unkunde,  weun  man  einen  vor  3011  Jahren 
Verf.  ergeht  sich  nun  so  recht  gesprächig  in  den  ffühe-  gültigen  Beweggrund  auf  unsere  Zeit  übertragt?  Tem- 
ren  Jahrhun<lerten  und  denkt  vor  lauter  Geschäftigkeit  pora  uiutantnr,  nos  et  mutamur  in  illis.  *)  Die  Ansicht, 
gar  nicht  daran,  dass  gerade  das  Studium  der  römischen  dass  schriftliche  und  mündliche  Uebungeu  die  Kenntniss 
Schriftwerke  auf  Wissenschaft  und  Kunst  überhaupt  und  der  Sprache  selber,  sowie  ihres  Geistes,  nicht  befördern 
namentlich  in  deutschen  Landen  mächtig  und  fiirdernd  und  erhöhen,  nimmt  uns  Wunder,  gerade  bei  Hrn.  Neu- 
eingewirkt hat.  Es  würde  zu  weit  führen  ,•  wollten  wir  mann,  einem  Freunde  iler  Praxis.  „Denn  wer  eine 
uns  auf  eine  Darlegung  der  wohlthätigen  Einwirkungen  fremde  Sprache  nicht  schreiben  und  sprechen  kann", 
einlassen,  sowie  es  auch  nicht  der  Ort  ist,  die  vorge-  sagt  ein  Director  einer  Rcalanstalt,  ,,kann  sie  nicht,  ver- 
brachten Anschuldigungen,  die  grösstentheils  in  dem  Geiste  steht  sie  nicht  einmal  genügend,  weiss  von  ihrem  Geiste 
der  früheren  Zeiten  beruhen,  zu  widerlegen.  Der  Inhalt  Nichts,  und  kann  diesen  in  iler  Literatur  wehenden  Geist 
der  ersten  35  Seiten  ist  zu  breit  getreten,  und  es  lässt  der  fremden  Sprache  nicht  auf  sich  wirken  lassen  und 
»ich  nicht  errathen ,  welche  Classe  von  Lesern  dabei  be-  wird  durch  ihn  nicht  gebildet.'-  Der  Lesende  ist  reccp- 
rücksichtigt  worden  ist.  Vieles,  namentlich  die  uord-  tiv,  der  Schreibende  und  Sprecheniie  prnductiv,  repro- 
amerikanische  Episode,  sucht  man  gar  nicht  in  einem  ilucirend.  Der  vom  Niclitgebrauch  der  schriftlichen  und 
solchen  Aufsatze;  indessen  es  bestätigt  sich  die  alte  Er-  mündlichen  Uebungen  in  der  griechischen  Sprache  entlehnte 
fahrnng,  dass  sich  auch  das  Wiilerstrebendste  am  Ende  Grund  liefert  keinen  Beweis.  Das  Unpassende  desselben 
zu  einem  erwünschten,  wenn  gleich  nur  Scheinbeweise,  liegt  in  den  Schwierigkeiten  gleich  von  vorn  herein,  das 
bei  den  Haaren  herbeiziehen  lässt,  um  Leichtgläubigen  Passende  der  latein.  Sprache  darin,  dass  wir  der  Zeit 
Sand   in   die    Augen   zu   streuen.  nach    den    Römern     näher    stehen.       Wir   sind    keineswegs 

Mit  S.    .35    gelangen    wir   zu   unserer  Zeit,   in    welcher,  tiefer  in  die  Eigenfhüuilichkeiten  der  griechischen  Sprache 

nach    des    Hrn.    Verf.    Ansicht,     eine    feindselige    Macht  eingedrungen,   als   in   die   der  lateinischen.    Hr.   Neumann 

über  dem  Jngemlnnterrichte   waltet,   und   das   edlere  Selbst  ist  nur   irre   geleitet  durch  Messkataluge   uud  spricht  nicht 

der  Jünglinge    ertödtet.       Denn   seine   Grundlage    ist  todte  aus   eigener  Ueberzeugung. 

Philologie,    die    das  Streben    des    Jünglings    niederilrückt  Hr.    Neuniann    hat   es   nun   sogar    unternommen,    zu    be- 

und   erstickt.      Es   bedarf    nur   eines    ^Vegfalles   des   münd-  weisen,    dass  die  genannten  Uebungen  hinderlich  und  nach- 

lichen   un<l  schriftlichen   Gebrauches  der   latein.   Sprache,  theilig  auf  die   Kenntniss  der   Sprache    und    ihres   Geiste» 

wozu    es   geniss   noch   kommen    wird,  sobald    der   Staat  T.a 

der   Ueberzeugung   gelangt,   dass   das  Lateinschreiben   und  «^  Nicht:     tempora   mutanti/r  et  nos  mtil.imnr    in  illis,    wie 

Reden    ein    Hauplbiiiilerniss    des     Gedeihens    der    wissen-  in  il.n   Hall     Jalirb.    Hr.    Dr.    Koppen    will.      Bei    solchen 

schaftlichen    Bildung    überhaupt,      und     insbesondere    der  prosodisclirn  Kelilern  pllegle  einer  meiner  Lehrer  zu  sagen  ; 

Kenntniss   des  achten   Geigte»  der   latein.  Sprache,    sowie  Nos  I'oloni  non  curannis  quanlitaiem  sj llaliarum. 


97 


98 


riiinirken.  Das  ist  H'ohl  nur  ein  Spass  oder  eine  List. 
L)ie  für  diese  Behaupiuii°^  an^efiilirteii  Grumte,  dass  maa 
i'ilier  den  Vürstelluiijjskreis  der  Alten  hinausgehen  uiiisse, 
und  in  ^Nachahmung  derselben  nur  Luroilkomnienes  zu 
leisten  rerniü^c ,  lassen  sich  auf  alle  Sprarlien,  die  nicht 
Aluttersprarlien  sind,  anwenden,  und  an>  ICiido  auch  auf 
diesen  und  jenen  Haiidhabcr  der  Muttersprache.  Herr- 
liche Gründe  für  denkfaule  und  arbeitsscheue  IMenschen ! 
Freilich  wohl  wird  e«  Keinem  beikommen,  He^'el's  Werke 
in's  Lateinische  zu  übertragen.  Jede  Sprache  hat  ihre 
Atmosphäre.  Est  (juadani  prodire  tenus,  si  non  datur 
ultra.  Und  weil  wir  also  keine  Cicerones  werden  kön-< 
neu,  sollen  die  Uebungen  im  Schreiben  und  Sprechen 
ganz  und  gar  unterbleiben.  Sie  werilen  ja  nicht  rorge- 
Dummen,  um  ein  wirklich  classisches  Latein  spreriien  und 
schreiben  zu  lernen;  sie  sind  nur  iMitte!  zur  Erlernung 
der  Sprache,  Mittel  zur  Ausbildung  des  Geistes,  und 
Förderer  der  Muttersprache  selber. 

Wem  dagegen  das  Lateinreden  und  Schreiben  selbst 
Zweck  ist,  der  wird  bemüht  sein,  das  möglichst  Erreich- 
bare zu  leisten.  Hr.  Neumann  ist  ja  auch  kein  Lessing 
oder  Fichte.  Wenn  der  Hr.  Verf.  meint,  das»  das  Latein 
der  Neueren  ungefähr  so  aussieht,  wie  eine  deutsche 
Rede,  die  ans  der  Sprache  des  Nibelungenliedes,  0(- 
fried  s,  Esclieiiliach's,  Luthers,  Logau's  zusammengesetzt 
ist,  so  dürfte  das  wiihl  ein  schlagender  Beweis  sein,  dass 
so  recht  eigentlich  ein  Unberufener  sich  angemaasst  hat, 
den  Stab  über  das  Latein  brechen  zu  wollen.  Ref.  miss- 
gönnt  übrigens  dem  Hrn.  Verf.  seine  Freude  nicht,  hört 
ihn  vielmehr  schon,  wie  er,  sitzend  auf  einem  Stosse  von 
Exemplaren  seiner  auf  einen  Scheintodten  gehaltenen  Lei- 
ehenpredigt,  wenn  es  sonst  gellt,  mutatis  niufandis,  ausruft 
eaaerai  ijficig  ,  or  o.v  tcot'  öKuikij  'Ikiog  i(jh 
y.ai  Ilniauüi  y.al  }o.ui  eruiiie/Joj  Ugiaf^ioio. 
Und  so  sehr  fern  kann  der  Untergang  nun  nicht  mehr 
sein. 

Der  zweite  Grund  ,  den  die  Verlheidiger  des  Latein- 
tlinmes  anführen,  dass  nämlich  die  Volker  in  der  latei- 
nischen eine  allgemeine  Sprache  besässen ,  welche  das 
3Iittel  einer  Gesaniiiitrerbiii<luiig  unter  <len  Gelehrten  aller 
Nationen  sei,  uiiil  dass  die  IFrbung  derselben  mithin  nicht 
untergehen  dürfe,  wenn  jene  ^'erbiiiduiig  sich  nicht  auf- 
lösen solle,  darf  nicht  als  ein  blosser  Lütkenbüsser  oder 
als  Bemäntelung  einer  Erbsünde  betrachtet  werden.  Hrn. 
IVeumann,  der  doch  sonst  über  viele  Dinge  Rechenschaft 
und  Auskunft  gibt,  würde  es  gewiss  nicht  schwer  fallen, 
uns  darzuthun,  wie  es  um  die  Wissenschaft  gestanden  haben 
wurde,  und  noch  stehen  würde,  wäre  die  latein.  Sprache 
nicht  die  Sprache  der  Gelehrten  aller  cirilisirten  Volker 
gewesen.  Die  Anfänge  der  Wissenschaften  in  Deutseh- 
land treten  uns  im  römischen  Genande  entgegen,  weil 
die  deutsche  Sprache  noch  unfähig  war,  sie  aufzunehmen. 
So  wurde  die  lateinische  das  Band  unter  den  Gelehrten 
und  ist  es  überhaupt  geblieben,  bis  sich  die  deutsche  an 
den  alten  Sprachen  den  Grad  von  Vollkommenheit  errun- 
gen hatte ,  dass  ihre  Form  genügte.  Und  was  nun  den 
Gebrauch  der  latein.  Sprache  für  wissenschaftliche  Gegen- 
stände in  unseren  Tagen  anbetrifft,  so  sieht  der  Hr.  Verf. 
die  Mücke  für  einen  Eleplianten  an.  Denn  die  Discipli- 
nen,  deren  Gehalt  und  Umfang  den  SprachstofT  des  Altcr- 


thunis  überbieten,  giesst  man  nicht  mehr  in  die  antike 
Form.  VVenn  der  Hr.  Verf.  »ahnt,  dass  Nichts  die  Ober- 
flärhliclikeit  und  Seichtigkcit  mehr  befördere,  als  die 
lateinische  Sprache,  dass  die  lateinisch  geschriebenen 
Abhandlungen  ein«  Fadigkeit  und  Leerheit  an  den  Tag 
legten  ,  die  nicht  selten  aus  Naive  gränze,  so  liegt  doch 
darin  nicht  etwa  ein  Vorwurf  für  die  Sprache,  oder  eine 
\  craulassung ,  sie  abzuschaffen.  Verstände  ich  doch  ein 
Bischen  von  der  Zauberei!  Da  würde  ich  mir  ex  inferi* 
ilen  Cicero  heraufbeschwören  unil  durch  ihn  den  grössten 
Theil  von  Hrn.  Nenmaiin'g  Schrift  in's  Lateinische  über- 
setzen lassen,  bloss  um  zu  zeigen,  dass  Oberßüchlichkeil, 
Seichtigkeit ,  Fälligkeit ,  naive  Leer/teil  nur  Sclii|gjchen 
des  Schreibers  sind.  Der  Hr.  ^'erf.  hat  sich  hi^^Bber- 
wältigen  lassen  durch  seine  Kenotniss  älterer  und  neuerer 
Leistungen.  Und  es  darf  uns  somit  gar  nicht  auilällig 
erscheinen,  wenn  in  Bezug  auf  das  Lateinschreiben  gar 
wundersame  Dinge  zu  Tage  gefördert  werden  und  über- 
haupt dargethan  wird,  dass  man  das  Latein  weder  als 
Denk-,  noch  Sprech-,  noch  Schreibsprache  gebrauchen 
kann.  *)  Wenn  p.  64-  f;eläii';net  wird,  dass  das  Schrei- 
ben überhaupt  den  guten  Ausdruck  befördere,  dass  die 
Uebungen  die  Bahn  zum  logischen  Denken  bereiteten, 
so  beweisen  diese  sinnlosen  Behauptungen  abermals,  ilass 
dem  Hrn.  Verf.  auch  die  leiseste  Alinung  von  dem  Bil- 
dungsstolfe,  der  in  jeder  Sprache  liegt,  abgehe.  Wenn 
es  p.  t)7  gar  lieisst,  ilass  der  nuindliche  und  schriftliche 
Gebrauch  der  latein.  Spraclie  der  gründlichen  Keuiitniss 
und  noch  mehr  der  Ausbildung  der  Muttersprache  Ein- 
trag thue,  und  sie  verarmen  lasse,  so  wird  es  der  Herr 
Verf.  gewiss  nicht  so  übel  aufnehmen,  wenn  man  ihoi 
auch  die  Kenntniss  der  deutschen  Sprache  und  ihrer  Aus- 
bildung abspricht.  Denn  nur  durch  die  alten  Sprachen 
ist  die  deutsche  ilas  geworden,  was  sie  ist  und  sie  wird 
nur  durch  die  beiden  alten  Spracheu  grammatisch  und 
stylistisch  erlernt.  Zum  Schlüsse  liefert  der  Ilr.  ^'erf. 
noch  höchst  interessante  Bemerkungen,  nämlich  dass  die 
latein.  Sprache  Urheberin  <les  Mangels  an  öffentlicher 
Beredtsanikeit  sei,  und  dringt  auf  Abstellung  derselben 
bei  den  Prüfungen,  weil  dadurch  Seichtigkeit  und  über- 
ilarhlichkeit  verdeckt  werde.  Auch  wird  erzählt,  dass 
dieselbe  gleichgültig  mache  gegen  die  Mutlersprache  , 
gegen  alles  Vaterländische  und  Vulksthümliche ,  dass  sie 
den  Muth  schiväche,  der  uns  gegen  fremde  Angriffe 
schützen  soll,  wo  denn  als  warnendes  Beispiel  die  nn- 
glürklicheu  Folgen  der  Galloinanie  aufgestellt  werden. 
Wer  nun  noch  lateinisch  schreibt  oder  spriiht,  muss  als 
Vaterlaiidsverräther  Hcnigstens  geviertheilt  werden.  Den 
Srhiussstein  bildet  die  Forderung,  dass  die  Wissenschaf- 
ten auch  dem  ^'olke  zugänglich  gemacht  werden  sollen. 
Benc   speremus. 

Ref.  kann  die  Freude  nicht  verhelilen,  die  er  em- 
pfand, als  er  sich  durch  diesen  Versuch  schriftstelleri- 
scher Unsterblichkeit  ohne  Fieberaiifälle  durchgeschlagen 
hatte.  Dafür  nimmt  er  auch  freundlichen  Abschied  von 
dem   Hrn.   Verfasser,  mit  der  dringenden   Bitte,   bei  Aus- 


*)  Die  beiden  Ausdrücke:  5p/ct7ispinche  ,  Schieih^pr^cUr 
sind  analog  der  i^enAspraclie  des  Herrn  I^euuiann  jjc- 
bildct. 


99 


lon 


liilliiii«  il*r  Miis.<iPstunilcii  bcsiandig  eingedenk  zu  sein  iles 
SoiihoLleischeii   Aiisuprurhs: 

.  .  .  tv  ycio    riß  fiai^fiv 
epeartv  t^i'Kä/^cca  tujv  7io/oi>/.tevinv. 
Zeiiz.  Friedrich  Bossler. 


Gymnasial  -  Chronik  und   Misceilen. 

Aus  Obersclllcsi  e  n  und  der  Grafschaft  Glatz 
im  Niivcmlier  t,S4l.  Inilem  «ir  auf  unseren  vorjalirigcn 
Artikel  in  dieser  Zei<srlirift  vom  1.  Fehruar  184U-  ^r.  Ö- 
S.  :j^^U.  verweisen,  »vollen  «ir  hier  nur  ilasjenige  er- 
wähn^^  was  seit  dieser  Zeit  eine  A'oränderunj;  erlahren 
hat.  Auch  in  diesem  Jahre  hat  von  den  oberschlesischeu 
Gymnasien  die  stärkste  Freijuenz  da»  Gymnasium  in  Neisse, 
das  vom  10.  Juni  tS41  314  ISchiiier  zahlte.  >'on  diesen 
hatten  sieh  tS  Primaner  zu  <ler  vorscliriftsmassigcn  Abi- 
tnrientenpriifunjr  gemeldet,  und  wurden  17  derselben  7Um 
Ueberyaiiiie  auf  die  Universität  fiir  reif  erachtet.  —  Die 
Lchrerbiiiliothek  ist  in  diesem  Jahre  um  12  Werke  in 
t)7  Banden,  die  Schiilerbibliothek  um  43  Werke  in  86 
Danden  vermehrt  worden.  Die  Eiiinalime  der  Gymnasial- 
armenkrankenkasse pro  1840  betrug  l46  llthlr.  1  sgr. 
,-,  pf. ;  die  Ausgabe  145  Rthlr.  7  sgr.  4  pf. ,  so  dass 
'Ji  sgr.  1  pf.  Bestand  blieben.  Hie  Gymnasialroiivictorien- 
anstalt,  welche  unter  der  Leilnii;,'-  de»  Dircctor  Scholz 
und  des  Reli'jionslehrers  und  Regen»  des  Comictoriums 
Schneeweiss  steht,  zählt  jetzt  10  Fundatislen  ,  S  Pciv 
sionAre  und  12  Commensalen  ,  zusauimen  30  Zöglinge.  — 
Dem  diessjahrigen  Programm  ist  eine  Abhandlung  des 
Oberlehrer  Rrönier  vorangeschickt:  De  arliculi  vi  <it- 
ijue  usu  apud  Hesiodum.  Der  Verfasser  merkt  an,  wie 
iler  Artikel  ebenso  wie  bei  Homer  auch  bei  Hesiod  ur- 
sprünglich demonstrative  Kraft  habe,  wie  er  abet  auch 
schon  sehr  häufig  zu  der  späteren  attischen  Bedeutung 
abgeschwächt  sei.  Für  beide  Falle  werden  die  sich  bei 
Hesiod  vorfindenden  Beispiele  angeführt  und  kurz  erläu- 
tert. Um  einen  Begriff  von  der  Art  und  Weise  des  Ver- 
fahrens zu  geben,  wollen  wir  von  dem  zweiten  Falle, 
den  der  Verf.  zuerst  ablianrlelt,  einen  kurzen  Auszug 
mittheilen  mit  Uebergehung  der  beigefügten  Erklärungen. 
]Sur  selten  steht  der  Artikel  unmittelbar  vor  seinem  Sub- 
stantivum :  Opp.  ^ÖS.  T(p  öuifjtp.  Theog.  492.  Toio  avay.- 
ro?  Sehr  häufig  ist  die  Partikel  dt  dazwischen  gescho- 
ben'; Theog.  84.  Scut.  242.  272.  286.  Opp.  220-  440- 
(i03.  69-S.  —  2^7  uuil  280,  endlich  Opp.  40».  ubi  j) 
i)b  a'jou  est  tempus ,  quo  opportunissime  ultiris,  quod 
nemo  "facile  sine  damno  neglignt.  —  Ferner  ist  zwischen 
den  Artikel  und  das  Substantivum  ein  Adjectivnni  einge- 
schoben Opp.  193.  .^66.  469.  Aehnlich  sind  die  Fälle, 
wo  die  Stelle  des  Adjectivuins  eine  Präposition  mit  ihrem 
Casns  vertritt:  Scut.  237.  248.  und  dahin  gehurt  wohl 
auch  230.  xai  6h  fjer'  o.ixöv,  obwohlhicr /(tr'  UVTOV 
vieloiehr  vom  Verbum  abzuhängen  scheint.  2Ö8.  aber  ?• 
ulv  v(fi;a<rü)v  'Jipoito:,  oini  Tiekei  /jeyähj  ist  der 
Artikel  mit  dem  Adjectivum  zu  einem  Begriffe  vereint, 
zu  dem  das  Nomen  proprium  als  Apposition  beigesetzt 
jjt.  —  Oefter  wird  der  Artikel  mit  Adjcctivcn  oder  Par- 
ticipien   verbunden    Opp.   217.   280.    Theog.   32.   38.    142- 


Opp.  690.  —  Oft  folgt  auch  auf  ein  vorausgegangenes 
Siibstantivnm  der  Artikel  mit  einem  Adjectivum:  Opp. 
703.  .341.  Hierher  gchürt  auch  der  Gebrauch  von  ii 
ukXug  Scut.  260.  Opp.  8. '3.  und  6  iirEfiog  Opp.  17. 
So  wird  der  Artikel  auch  zu  Zahlwörtern  gesetzt,  wenn 
ton  einer  Gesamintzahl  eine  bestimiiite  Anzahl  ausgeschie- 
den wird:  Theog.  278-  792.  —  Einmal  wird  der  .Artikel 
zum  Infinitiv  gesetzt  Opp.  314.  TO  iuyuQtO\}ai.  —  Sehr 
häufig  wird  der  Artikel  zu  Adverbien  der  Zeit  und  iler 
Zahl  gesetzt ,  wo  er  indessen  auch  zuweilen  fehlt.  So 
haben  den  Artikel  nagog  und  TCC/QOlx^e,  und  ra  uSvaQe 
Opp.  394,  so  7CQUJT0V  und  TtQiora,  besonder»  bei  Auf- 
zählungen wie  Opp.  596.  —  Der  Artikel  steht  bei  ZahU 
wiirterii,  wenn  von  Tagen  die  Rede  ist,  um  einen  be- 
stimmten Tag  zu  bezeichnen  :  Opp.  776.  782.  794.  785. 
—  Mit  einem  Partiripium  verbunden  steht  der  Artikel 
Opp.  342.  353.  Theog.  973.  Opp.  266.  —  Einmal  steht 
der  Artikel  nach  ai'rui  mit  einem  Substantivum  Opp. 
350.  avxiJt  Tip  fxerouj  ,  aber  ö  aihög  findet  sich  bei 
Hesiod  noch  nicht.  —  In  ähnlicher  Weise  werden  auch 
die  andern  Stellen  durchgenommen,  in  denen  der  Artikel 
ilemnnstrativc  Bedeutung  hat.  Wir  erlauben  uns  nur  die 
Bemerkung,  dass  es  wohl  zweckmässiger  gewesen  wäre, 
den  historischen  ^Veg  einzuschlagen,  nachzuweisen,  wie 
die  ursprüngliche  Bedeutung  des  Artikels  ilie  demonstra- 
tive gewesen,  wie  aber  allmählich  diese  Bedeutung  bis 
zu  der  des  späteren  Artikels  abgeschwächt  worden  sei. 
Ausserdem  wäre  eine  Vergleichung  mit  Homer  nicht  nur 
sehr  nützlich,  sondern  sogar  iiothweiulig  gewesen,  zumal 
der  Verf.  für  Schülfer  schreibt,  die  an  die  Leetüre  des 
Homer  gehen  wollen.  —  Zunächst  folgt  das  Gymnasium 
in  Gleiwitz,  das  am  Schlüsse  des  Schuljahres  (Aug.  I84l) 
307  Schüler  zählte.  Von  den  23  Primanern,  <lie  sich 
am  Schlüsse  des  vorigen  Schuljahres  zur  Abiturienten- 
prüfung gemeldet  hatten,  sind  20  für  reif  zum  Ueber- 
gange  auf  die  Universität  befunilen  worden;  diessmal  ge- 
denken 28  Primaner  und  1  Extraueus  sich  der  Prüfung 
zu  unterziehen.  —  Dem  mit  jedem  Jahre  dringender  wer- 
flenden  Bedürfnisse  einer  Erweiterung  der  sehr  beengten 
Schullocalien  wird  nun  bald  durch  den  Bau  eines  neuen 
Schulhauses  abgeholfen,  und  es  alsdann  möglich  werden, 
2  Parallelclassen  für  diejenigen  Schüler  der  mittleren 
Classen  einzurichten,  die  sich  nicht  den  höheren  Studien 
widmen  wollen.  —  Das  Programm  enthält  eine  wissen- 
schaftliche Abhandlung  des  Gymnasiallehrers  Spill  er: 
De  temporibus  Convivii  Plalonici  commentatio.  Der  Verf. 
unterscheidet  3  verschieilene  Zeiten,  die  Zeit,  wo  das 
Gespräch  gehalten,  wo  es  erzählt  und  wo  es  niederge- 
schrieben worden,  und  sucht  nachzuweisen,  dass  der  erste 
Sieg  des  Agatho  ,  denn  dieser  gab  ilas  Gastmahl,  Ol. 
XC.  4,  die  crstere  Erzählung  des  ApoUodor  Ol.  XCIV. 
zu  Ende,  und  die  schriftliche  Abfa»sung  Ol.  XCVIII.  4. 
falle.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  dieses  Resultat  einer 
genaueren  Prüfung  zu  unterwerfen,  und  wir  bemerken 
nur,    dass    über   das   Ravenuer  Scbolion    zu    den    Thesmo- 

phoriazusen  v.  30.  eTisidi)  Ol'  Ttdkat  ijg^aro  oi8d.ay.siv 
(Agatho),  rtÄÄd  TQiolv  TIQU  tovtuv  eitotv,  wo  TQiaiv 
in  i^  verwandelt  wird,  so  wie  über  die  Zeit  der  Auf- 
führung der  Thesmophoriazusen,  Ol.  XCII.  2.  angesetzt, 
zu   rasch  abgeurtheilt  ist.      Die  Angaben  der  Schnliasteu 


101 


102 


xiiiil  keineswegs  so  Htiilersprecheiid  unil  unzurerlässig',  nur 
miisi  man  sie  genauer  prüfen  und  verstehtn.  Es  sclicint, 
<lass  sicli  llr.  Sp.  hat  tun  Fritzüc'Iie  irre  leiten  lausen,  <lcr 
über  diesen  Gegenstand  mit  seltener  Akrisie  jjeliandelt 
hat,  tvienolil  er  freilich  lon  Drovsen  in  der  Einleitung 
XU   dem   Stücke    hierin    nnch    bei    ueiteni   übertruHen    uird. 

—  Der  Frequenz  nach  folgt  in  bedeutendem  Abstände 
das  Gymnasium  in  Oppeln,  das  Ende  September  JS'.I  Schü- 
ler zählte.  Zur  Abiturientenprüfung  hatten  sich  t  I  Pri- 
uianer  genield>t,  die  säniuitlich  dir  reif  erklärt  nurdeu. 
IiH  Lehrerpersonal  stehen  einige  Veränderungen  beior, 
da  der  zeitherige  würdige  Director  A.  Piohatzek  sei- 
nes vorgerückten  Alters  und  seiner  schwächlichen  Gesund- 
heit wegen  am  Schlüsse  des  Schuljahres  nach  L'Mjahriger 
Wirksamkeit  als   Director   der    Anstalt    (rorher    von     1S15 

—  1818   war   er   Director    an   dem    eben    gestifteten   Gym- 
nasium   in   Konitz)   ausgeschieden    ist.       Zu    seinem    Nach- 
folger  ist    designirt    der    erste    Oberlehrer    Dr.    Stiiiner, 
und    die    fehlende  Lehrerstelle    wird  durch    den  Oberlehrer 
Peschko   aus   Ratibor   ausgefüllt   werden.       Deuui.-ich    be- 
stände  das   Lehrerpersonal   aus   dem    Director  Dr.  Stinner, 
dem    Oberlehrer    Dr.    Oclimann,    den    Lehrern    l''iebag  und 
Dr.    Wafrnei  ,   dem    Oberlehrer    Peschke ,    dem    Religions- 
lehrer  Huss ,     den    Lehrern    Habler    und    Dr.    Enger,    dem 
Collaborator    Wenzel    und     dem    Musikilirector    C.    J.     A. 
HoHinaiin    als     Gesanglehrer.        Die     ilurch     den     Tod     des 
Lieutenant   Koch    erledigte   Schreib-    und    Zeichneiilehrer- 
stelle    ist   noch   nicht  besetzt.      Den  Religionsunterricht  für 
die   erangel.   Schüler   erthcilt  der   Pastor   Hirsch.    —    Das 
Programm    enthält    eine    wissenschaftliche    Abhandlung   des 
Oberlehrers  Dr.  St  inner:   Die  Heilquelle  Aponus^  beson- 
ders in   den  früheren  Jalirhunderten.     Diese  gelehrte  und 
interessante     Abhandlung     über     die      Heilquelle     Aponns, 
die    bis   heute   noch  immer  berühmten  Bagni  d'Abano,    ent- 
hält unter   Anderem    auch    eine   metrische   Verdeutschung 
von    Clauilian's    Idylle    Apunns.    —     Das    Gymnasium    in 
Leobschütz    zählte    Anfang    October    1^41     I8'2    Schüler, 
von   denen   sich    15   Primaner  der  Abiturientenprüfung   un- 
tersogen ,   und    9   derselben    für   reif  erklärt   wurden.      Das 
Capital    der    Gymnasienkrankenrasse    wurde    um    40    Rthlr. 
vermehrt,     so    ilass    jetzt   die   Tntalsuinme   desselben    I'J'JO 
Rthlr.    beträgt.      Die  Lehrerbibliofhek    hat  sich    in    diesem 
.lahre    um    15  Werke    in  4li  i3äiiileii ,   die  Schülerbibliothek 
um    Iiy    Werke  in  \[:Y-)  Bänden    vermehrt.  —    Eine  wissen- 
schaftliche   Abhandlung   enthält    das   Programm    nicht,     da 
der   Oberlehrer  H  u  nt   durch  Krankheit   verhindert  wurde, 
die    versprochene  Abhandlung    zu    vollenden.  —    Das  Gym- 
nasium   in     Glatz    zählte    am    Ende    des   Schuljahres    165 
Schüler,    welche    von  den   II  Lehrern  der  Anstalt  wöchent- 
lich  'Jt'2    Stunden   Unterricht   erhielten.       Aus   den    beiden 
mittleren    Classen     besuchten   S   Schüler    die     Parallelreal- 
rlassc,     die     vorzüglich    für    solche   Schüler    bestimmt  ist, 
die    keine   akademischen    Studien    beabsichtigen,    und   statt 
der    griechischen  Sprache  und  eines    Theils   des  Lateins  10 
Stunden    in    den    neueren   Sprachen    und   den    Realien    un- 
terrichtet    werden.     —      Das    Gymnasium    hat     in    diesem 
Jahre   aus  dem  Nachlasse  des  verstorbenen  Prof.  Scholz  eiu 
Legat  von  150  Rthlr.  erhalten,  von  dessen  Interessen  jährlich 
2   Reden .   von   einem   Primaner    und    Secundaner    zu    spre- 
then,   gestiftet   werden,    womit  zugleich  auch  die   Zinsen 


des  liiltiirr'sclien  Legats  von  100  Rthlr.  zu  einer  fran- 
zösischen Rede  verbunden  werden.  Ausserdem  hat  iler 
verstorbene  Gyninasialilirector  End  e  r  in  Glogau  dem  mit 
dem  Gymnasium  verbundenen  Convict  durch  besonderes 
Codicill  20011  Kthlr.  vermacht.  —  Dem  Prograiiiin  gehei. 
voran:  Aiinutationes  ad  locos  nonnullos  Legiiui  Platoni- 
rarum  scripsit  Dr.  Schramm.  —  Das  Ratiborer  Gviniia- 
siuiii    hält   die    Prüfungen    zu    Ostern   ab. 

Kurhessen.  Der  bisherige  Prof.  Dr.  Firnhaber 
zu  Cassel,  Lehrer  der  Kinder  der  Gräfin  Srhanmburg 
erster  Elie ,  Collaborator  am  Gymnasium  zu  \'erden  im 
Königreich  Hannover,  ist  als  ordentlicher  Lehrer  mit 
einem  (iehalt  von  700  Rthlr.  am  (lyninasium  zu  Hanau 
angestellt  worden.  An  seine  Stelle  trat  der  seit  Kurzem 
vom  Ilülfslehrer  zum  ordentlichen  Lehrer  beförderte  Dr. 
Pider  it  vom  Gymnasium  zu  IMarburg,  nachdem  ihm 
-Lrlaub  aus  dem  Staatsdienste  erlheilt  worden  war.  Da- 
gegen ward  der  Gymnasiallehrer  Pfarrer  Fenner  vom 
Gymnasium  zu  Hanau  an  das  zu  Marburg  versetzt, 
und  der  Schulamfspracticant  Lotz  am  Gymnasium  zu 
Hanau  zum  Ilülfslehrer  ernannt.  Das  Collegiiim  des 
Gymnasiums  zu  Hanau  besteht  demnach  gegenwärtig,  <la 
auch  der  seit  längerer  Zeit  erkrankte  Dr.  Klolter  im  Herbst 
vorigen  Jahres  gestorben  ist,  aus  folgenden  Lehrern: 
Dire.-lor  Prof.  Dr.  Schuppius,  Prof.  Bürsch,  Dr.  Soldan, 
Dr.   Feussner,    Dr.    Münscher,     Dr.    Firnhaber,  Hülfsleb- 

rer    Hör d     Lotz.       Practicant    Jung.       Uebrigens     ist 

sicherem    Vernehmen     nach     der    Director    Schuppius     um 
seine  Pensionirung   eingekonimen. 

Coesfeld.       Das     Gymnasium     hatte     im    Schuljahre 
1840  —  41    103   Schüler   und   zwar    in   I.    16,    in   II.   Ij 
in   in.   a.    IS,    in   III.   b.    U,    in   IV.    14,    in   V.   15,    in 
VI.    14;    im   Laufe    des  Jahres  traten    12    aus;    4   wurden 
mit    dem    Zeugnisse    der    Reife     entlassen  ,     von     denen    l 
Theologie     und     Philologie,     1     Jurisprudenz     und    1    bloss 
Theologie    Studiren    wollte.      )8<4    wollten    von    11    Abi- 
turienten   6    Theologie,    4   Rechtswissenschaft,     1    Hledicin 
studiren;    tS35   von    13   Abiturienten   8   Theologie,  3   3]e- 
dicin,    1    Rechtswissenschaft     und    1    Philologie;    1836    von 
12   fünf  Theologie,    3   Mc.licin,     2    Philologie,     1.    Juris- 
pruiN^nz    und     I     wollte    sich     dem    Militärstande     widmen; 
18:i7    waren    7    Abiturienten,     die  sich    alle   für   Theologie 
bestimmten;    183'^   U    Abiturienten   5    für  Theologie,   3   für 
Jurisprudenz,    1    für   Forstwissenschaft;    l,S3'.t   'J  Abiturien- 
ten  7    Theologie,    1    Medicin,    I    Philologie;    1S4'J   4  Abi- 
turienten  3    Theologie,     1    Jurisprudenz.    —     Das   im   ver- 
flossenen  Schuljahre   ausgegebene    Prograuim    enthält  eine 
Abhandlung     von     dem      Oberlehrer     Tripel  :       Scriptores 
Graecos,    Germanicns,    Latinos   a    relativa  (juae  dicitur  ver- 
boruin    cunstructiune   sacpe,    nequc    injuria   seniper,  disees- 
sissc    probatur,    23   S.     4.,     worin     neben     dem    Seulwchd. 
auch    das    Mittelhochd.  ,    Millelsüc/is.    unil    Althochd.    be- 
rücksichtigt  ist.      Im    gegenwärtigen  Heibstsemester  haben 
wir    K'N   Schüler   und    zwar    18   auf  I.,   21    auf  iL,   ,S   auf 
m.   a.,    13   auf  HI.   b.,    17  auf  IV.,    I,s    auf  V.   und    13 
auf   VI.      Ausser   den     uns    nahen    Gymnasien    zu    Münster. 
Rerklinghausen     und     den     in     unserer    Nahe    befinillicheu 
Progyiniiasien    zu    \reden,    Dcrsten,    Rheine  sind  liier  auch 
in   den    grösseren   Städten,    j.   B.    Dülmen,    Borken,    Bo- 


103 


104 


rholil  etc.  lateinische  Schulen.  —  So  cten  ist  im  Verlage 
<ier  Riesejchoii  Buchliaiiiilung  hierüpllist  erschienen:  „Der 
«leuUche  S|>rachiintcrriclit.  Nach  seiner  Wichtigkeit  unti 
Bpileiifung  fi'ir  Realschulen  und  (ivinnasicn  (,)  sowie  nach 
seiner  Stufenfolge  iinil  IMethoile  tiargestellt  von  H.  We- 
ileHPr  und  B.  Iliij)pe,  Gyinnasiallehrern.  Mit  einem  Vor- 
worte «oui  Directnr  und  Professor  B.  Söckeland  VII  und 
37  S.  8.  Die  Vorrede  enthalt  Erfahrungen  über  den 
Nutzen  der  analytischen  Alethode  des  deutschen  Sprach- 
unterrichts; die  folgende  Abhandlung  des  Herrn  We- 
tlewer  behauptet  gegen  die  Schrift:  „Erfahrungen  und 
'Wünsche  unsere  Realschule  betreffend '^ ,  vom  Director 
D.  W.  Landfermann  zu  Duisburg  (jetzt  Schulrath  zu 
Coblenz),  worin  das  Latein  als  Alittclpunct  auch  für  Real- 
•chulen  dargestellt  wird,  dass  diesen  Itiittelpunct  des  gan- 
zen Unterrichts  für  die  genannten  Schulen  die  deutsche 
Sprache  abgeben  müsse,  und  beschreibt  die  Methode  und 
Stufenfolge  dieses  Unterrichts;  die  zweite  Abhandlung  ist 
überschrieben:  Andeutungen  und  Wünsche  in  Betreff  des 
deutschen  Unterrichts  in  den  oberen  Classen  der  Gym- 
nasien und  Realschulen.  Indem  wir  uns  aus  nahe  lie- 
genden Gründen  auf  diese  Angaben  beschränken  ,  fügen 
wir  nur  noch  hinzu,  dass  Ilr.  O,  L.  Ilüppe  in  dieser 
zuletzt  stehenden  Abhandlung  nach  entnorfeneni  Plan  für 
Unterricht  und  Leetüre  im  Deutschen  statt  der  philoso- 
phischen Propädeutik  Beschäftigung  mit  dem  Mittelhoch- 
deutschen  wünscht. 

Bern.  Herr  Richard,  bekannt  durch  eine  Samm- 
luuj;  seiner  französischen  Gedichte,  ist  seiner  Stelle  als 
Lehrer  der  französischen  Sprache  und  Literatur  am  höhe- 
ren Gvmnasium  entsetzt  worden,  weil  ertrotz  der  sieben- 
jährigen Nachsicht  und  aller  Erinnerungen  ungeachtet  sich 
nicht  der  Ordnung  des  Gymnasiums  fügen  und  keine  dem 
Bcdürfniss  die»er  Anstalt  entsprechende  Methode  anneh- 
men wollte  oder  konnte.  Seine  Stelle  ist  durch  Herrn 
.Steck,  früher  Lehrer  am  Konigl.  Preuss.  Gymnasium  in 
Lissa,   besetzt  worden. 

Dresden,  im  October  1841.  Am  H.  r.  M.  erfolgte 
die  Uebergabe  der  bisher  Voigmann'schen  Lehr-  und  Er- 
ziehungsanstalt in  hiesiger  Neustadt  an  den  desshalb  von 
den  betreffen  Behörden  zuvor  besonders  geprüften  Direc- 
tor Friedrich  Krause,  einen  Mann,  der  nicht  bloss 
ilurch  wissenschaftliche  Bililung  und  Charakter,  sondern 
auch  durch  Reisen  in  England ,  Frankreich  und  Italien 
vorzüglich  geeignet  zu  sein  scheint,  eine  Anstalt  zu  lei- 
ten, welche  laut  des  ausgegebenen  Programms  (Zweck 
und  Einrichtung  der  in  Neustadt-Dresden  gelegenen,  bis- 
her Voigmann'schen  Lehr-  und  Erziehungsanstalt,  von 
Friedr.  Krause.  Leipzig  und  Dresden,  Arnold,  gratis) 
ihre  Zöglinge  in  den  bildungsfähigsten  Lebensjahren  zum 
Eintritt  in  alle  höheren  realistischen  ßililungsansfalten , 
als  Milltärscliulen  und  Akadeuiieen,  polytechnische  und 
llandelsscliulen,  Realgymnasien  etc.  vorbilden  will.  Lehr- 
gegenstände in  den  drei  Classen  sind:  Religion,  deutsche, 
französische,  englische,  lateinische  und  griechische  Spra- 
che, Geschuhte,  Geographie,  31athematik  ,  Naturge- 
schichte,   Kalligraphie.     Zeichnen,    Gesang,    Gymnastik 


und  Tanz;  hierzu  «ollen  noch  später  in  einer  Sciecte 
Italienisch  ,  Physik  und  Chemie  kommen.  —  [Der  Pen- 
sionspreis für  die  Ganzpensionärc  beträgt  jährt.  2.'J0  Rtilir. 
mit  vierteljähriger  Pränumeration,  für  die  Halbpensionäre 
in  der  dritten  Classe  ^(i  Rthlr.,  in  der  zweiten  4'S  Rthlr., 
in  der  ersten  (iO  Rthlr.  —  Bleiben  letztere  ilrn  ganzen 
Tag  über  in  der  Anstalt  und  erhalten  sie  von  derselben 
ausser  der  Leitung  und  Aufsicht  in  den  Arbeits-  und 
Freistunden  ein  zweites  Frühstück ,  Mittagessen  und  Veg- 
perbrod  ,  so  haben  sie  dafür  noch  72  Rthlr.  besonders 
zu  entrichten.] 

Westphalen.  Die  zuverlässige  Nachricht ,  dass  der 
Director  des  Gymnasiums  zu  Recklinghausen,  Dr.  Stievc, 
in  gleicher  Eigenschaft  an  das  Gymnasium  zu  Münster 
versetzt  werden  wird  ,  hat  unter  den  weltlichen  Lehrern 
der  katholischen  Gymnasien  in  der  Provinz  Westphalen, 
so  wie  unter  den  vielen,  nun  viele  Jahre  auf  Anstellung 
wartenden  Candidaten  des  höheren  Lehrfachs  die  freu- 
digste Stimmung  hervorgerufen.  Die  Regierung  hat  durch 
die  Wahl  des  Mannes  zu  dem  hohen  Posten  den  Beweis 
gegeben,  nicht  allein  dass  sie  selbst  geräuschlose  Ver- 
dienste zu  würdigen  und  eminenten  Persönlichkeiten  ihren 
Platz  zu  geben  weiss,  sondern  auch,  dass  sie  die  ernst- 
liche Absicht  hegt,  den  weltlichen  Lehrstand  in  West- 
phalen ,  dem  längst  schon  bevorzugten  in  den  Rheinlan- 
^en,   wie  es   räthlich  und   gerecht  ist,   gleichzustellen. 

Weimar,  den  31.  Oct.  1841.  Zur  heutigen  Feier 
des  Wilhelinstags  hat  der  seit  Ostern  <lleses  Jahres  in 
die  Stelle  des  freiwillig  ausgeschiedenen  Professor  Dr. 
Panse  als  Fachlehrer  für  Geschichte  und  deutsche  Spra- 
che eingetretene  Dr.  Gustav  Zeiss  durch  ein  Programm 
eingeladen,  welches  eine  interessante  Abhandlung  de  lege 
Thoria  agraria  enthält  und  sich  besonders  über  eine  Stelle 
des  Appian  (de  hello  civ.  1,  27-)  verbreitet,  in  deren  Er- 
klärung der  Verfasser  sowohl  von  Rudorff  (das  Acker- 
gesetz des  Spurius  Thortus,  wiederhergestellt  und  er- 
läutert von  Dr.  A.  A.  F.  Rudorff,  Berlin  18W)  als  auch 
von  fiöttling  (Geschichte  der  röm.  Staatsverfassung, 
Halle   184U)  abweichen   zu  müsseo   glaubte. 

Parchim.  Der  bisherige  Oberlehrer  an  der  KOnigl.  Real- 
schule zu  Berlin,  Dr.  J.  Heussl,  ist  als  Obcrbbrcr  an  d.Ts 
hiesige  Grossli.  Friedrich -FrJnz- Gymnasium  bi  rufen   worden 

Scblcusin^en.  Die  Sclrnlert.ihl  des  hiesigen  Gjmna- 
siums  Ist  auf  70  scsllegcn.  Seit  Micli.iells  ist  die  hinger  als 
ilrei  Jahren  erleihgt  gewesene  Cantorstellc  in  der  Person  Hei 
Hrn.  Hess  wiedei-  i)esetzt  worden.  Er  leitet  den  Gesang  unii 
unlernciitet  In  Quinta  im  Deutschen,  der  Geschichte,  Geo- 
graphie und  Naturgeschichte. 

Berlin.  Die  bisherigen  Collaboratoren  an  dem  hiesigen 
Friedlich  -  VVcrderschen -Gymnasliini .  Herren  Dr.  /unipt  und 
Dr.   Köpke,  haben  den  Titel  ,, Oberlehrer"  erhalten. 

Wittenberg.  Am  31.  Dec.  1841  starb  an  einer  Untei- 
lelbsentziindiiug  in  einem  Alter  von  33  Jahren  der  Adjunct  und 
Olierlehrer  arn  Gymnasium  Gustav  Erdiuann  Weidlich 
aus  Freiburg  in  Thüringen. 

Berichtigung.  In  der  Abhandlung:  Beiträge  zur  Be- 
richtigung von  Zumpi'i  Grammatik,  vor.  J.<hig  Nr.  47.  S.  392, 
ist  anstatt  ad  =i  de  huc  zu  lesen:  adde  huc- 


Gymiiasial-Zeitun 


Iteiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaft. 


April    184«. 


16.    Die  kiirhessischen  Gymnasialprograrame 
von  Ostern  1841. 

Die  (liessjahrigeii  kurliessisrhen  GTinnasialprngramme 
tbeilen  sich  nach  Inhalt  und  Form  in  Ewei  Farfieen,  von 
ilenen  die  grössere,  in  lateinischer  Spraclie  geschrieben, 
7-ein  wissensc/iaftliche  Untersuchungen  enthält,  i  e  klei- 
nere dagegen  pädagogische  Fragen ,  «reiche  zu  de.  Gjra- 
nasialunterricht  in  unmittelliarer  Beziehung  stehen  ,  in 
der  Muttersprache  abhandelt.  Auf  jener  Seite  stehen 
diessmal  liie  Programme  der  Gymnasien  zu  Kassel,  Fildtt, 
Hanau  und  Marburg,  auf  dieser  die  der  Gymnasien  zu 
Hersfeld  und   Rinteln.  *■ 

I.  Dem  sechsten  Jahresbericht»  über  das  Kurf.  G  m- 
nasium   zu  Kassel  geht  voran:  • 

Theodori  Bergkii  Commentatio  de  Chrytippi  libris 
■JISQC  CtTT  OCpUT  IXUJV,  eine  Abhandlung,  in  der  Hr. 
Bergk  das  weiter  ausführt,  was  er  in  der  Recension  der 
von  Schncideuin  edirlen  Fragmente  etc.,  Zeilschr.  für' 
Alterth.   1840.   Nr.^71,   nur  angedeutet  hatte. 

Bekanntlich  hatte  Letronne  aus  einem  Papyrua  des 
Künigl.  Museums  zu  Paris  im  Journal  des  Savans  1838 
Fase.  V.  und  VI,  und.  nach  ihm  Schneidewin  Fragmente  ' 
griechischer  Dichter  herausgegeben.  In  demselben  Jahre 
vereinte  Letronne  die  erwähnten  Bruchstücke  mit  noch 
anderen  und  edirte  jlieselben  unter  dem  gemeinschaft- 
lichen Titel:  Fragments  inedits  d'anciens  poi-tes  grecs, 
tires  d'un  Papyrus  appaitenant  au  3Iusce  Royal  ,  avec  la 
copie  entiere  de  ce  papyrus,  suivis  du  texie  et  do  la  tra- 
duction  de  deux  autre«  papyrus,  appartenant  au  meme 
Musee,  publies  de  nouveau,  avec  des  additions  par  M. 
Letronne.  Paris,  typographie  de  Firmin  Didot  Freres 
1838.  Eins  <lieser  Fragn)ente  nun,  das,  wie  auch  schon 
Letronne  richtig  bemerkt  hat,  der  stoischen  Dialektik 
anzugehören  scheint,  erhalten  wir  hier  mit  möglichst 
vollständiger  Restituirung  des  mehrfach  corumpirten  Tex- 
tes von  Neuem  eilirt.  Zu  dem  Ende  hat  Hr.  Bergk  von 
S.  4 — 15  zuerst  das  Fragment,  welches,  wie  wir  weiter 
unten  sehen  werden,  in  24  Capitel  zerfallt,  mit  kriti- 
schen Noten  in  einer  neuen  Textesreccnsion  abdrucken 
lassen.  Wir  schreiben  der  Anschaulichkeit  wegen  das 
Cap.  7.  instar  omnium  (ilenn  eins  gleicht  dem  andern 
mit  wenigen  Ausnahmen   vollkommen)   hier  ab: 

El  dktj!}ei  iativ  oneQ  ov  |  rw  ke^deu]  äv  ') 
Olv.  iaziv  I  uoxi^  TtävT'  dpi}(i  |  eodcnuovit- 

G)-mnasialzeitun§. 


äviiy-enai  \  ä^lco/ua  y.aracpuriy.ov  \  nß- 

Ovv.  ioTiv  ucTTii;  I  TtdvT'  ävr}o  eL'daif.iov£i.  | 
iVßi-  Oi'y.  ')  dvTiy.enui  d^i  \  ujfia  y.axatfaxiAov  xiji-  \ 

OvY.  ioxiv  ooTiq  nävx'  I  dvijQ^  eiöai/jovet. 
Nal-  ovx  ')  dh]9£i  iariv  u-jthq^  uvtvj  /.£  |  X^iit}  äv 

Oi'y  'ioTtv  uoTii  jiüvt'  dvr.o  eiDuniuvet.  \ 
C.  7.  1)  Versus  est  Euripidis  in  Stheni-boca  Fr.  I.  2)  C. 
ov.  3)  C.  oi:.  Also  erst  kommt  die  Frage  mit  der  be- 
treflVnden  negativen  Stelle  eines  alten  Schriftstellers; 
hierauf  der  abstracte  Satz;  dass  dieser  (nachmals  ange- 
führten) Stelle,  insofern  sie  anders  wirklich  negativ  sei, 
eine'  positiv»  entgegenstehen  müsse.  Steht  aber  «liesem 
(zum  drittenmal  citirten)  negativen  Ausspruch  in  concreto 
kein  positiver  entgegen,  s()  ist  auch  die  (zum  viertenmal 
genannte)  Sentenz  nicht  richtig.  —  Auf  den  Text  folgt 
dann  S.  U)  fl".  die  nähere  Beschreibung  des  Codex.  Der 
Umstand,  dass  auf  der  von  Letronne  nicht  eilirten  Kehr- 
seite des  Papyrus,  welcher  das  angeführte  Fragment  ent- 
hält, Quittungen  und  Träume  verzeichnet  sind,  berech- 
tigt uns,  denselben  mit  ziemlicher  Geivissbeit  den  Pa- 
pyrusrollen des  grossen  Serapeums  bei  Memphis  beizu- 
oesellen,  da  gerade  Quittungen  und  Träume  nebst  Brie- 
fen den  Inhalt  iler  anderweitigen  noch  erhaltenen  Hand- 
schriften -les  SerapIstPiiipels  bilden;  wie  denn  oft  die 
verschiedenartigsten  Gegenstände  auf  einem  unil  demsel- 
ben Papyrus  verzeichnet  sind.  Diese  Träume  und  Qui:- 
tuifo-en  sind  von  einem  Tempeldiener  am  Serapeum  (ii; 
YUTOXV  "jv ,  woraus  Letronne  einen  y.d.TOyoz,  ou  inspire 
du  temple  de  Siirapis  gemacht  hat),  und  wie  sich  au» 
der  Analogie  anderer  Papyrusrollen  ergibt,  um  das  '22. 
Regiorungsjahr  des  Ptolemäus  Philometor,  also  IfiO  v. 
Chr.  geschrieben.  Das  ^'erhältniss  aber,  in  welchem 
diese  Opisthographie  zu  dem  philosophischen  Fragmente 
selbst  steht,  ist,  wie  auch  Uergk  schon  a.  a.  O.  iin 
Vorbeigehen  bemerkt  hatic,  unstreitig  so  zu  denken, 
dass  jener  Aeg^ptc^  sei  es  aus  Mangel  an  frischem  Papy- 
rus oder  aus  Sparsamkeit  das  vorgefundene  .llanuscript, 
dessen  Werth  dem  Ünkuniligcn  sehr  unbedeutend  erschei- 
nen mochte,  ohne  Zögern  zu  seinem  Gebrauch  verwandte, 
zumal  das  schon  etwas  ältliche  Aussehen  des  Codex,  der 
vielleicht  schon  um.  2U0  v.  Chr.  oder  wenigstens  nicht 
lanse  nach  dieser  Zet7  geschrieben  sein  mochte,  den  des 
Matiirials  bedürftigen  Tempeldiener  jeder  Bedcnklichkei« 
überhob. 

Was  nun    vorerst    die    äussere  Beschaffenheit  des  von 

8 


107 


lOS 


Lotroiiiii-  rprilffoiillifliten  Papyrus  liotiifl't,  so  ist  ilie  Höhe 
.Irr  Roll«  <lie  tirufilinliilic,  «las  Maas  <>iiier  .Spaiiiir  iiirlit 
iiluT.»ilirfil«'inl,  »rthroiKl  iÜp  piiizeliicii  an  i-iiiandi"-  jjp- 
l>-iiiit.Mi  SStrdffii  uiisrfalir  5  riiiRtT  breit  sinil.  Das  !Ma- 
misi-ript,  »if  es  jetzt  vorliegt,  besteht  aber  aus  1')  Co- 
liiiiiiieii  (aekl('^i;).  Die  erste  «lerselbeii  ist  rerstriiDmelt, 
ilorh  sind  niilit  iinr  die  fehlenden  üiuhstaben  ron  Bergk 
nach  Letronne  so  wiederhergestellt,  dass  an  der  Rirlitig- 
keit  derselben  nicht  -,'ezweifelt  werden  kann,  iondern 
auch  ein  nicht  zu  entbelirender  Theil  der  vorhergehen- 
den Colunine,  die  vielleicht  mit  mehreren  andern  von 
dem  diensleifrijicn  Aegyptcr  abgeschnitten  wurde  ,  ist  von 
Bergk  durch  Conjectur  ersetzt  worden  *).  Auf  gleiche 
Weise  hat  Hr.  Bergk  die  zwischen  der  neunten  und 
zehnten  Columne  von  dem  unachtsamen  Abschreiber  aus- 
jrelasseiie  Seite,  dem  dialektischen  Raisonnement  des 
Philosophen  Schritt  fiir  Schritt  folgend,  nachgebildet; 
und  da  die  auf  die  bezeichnete  Art  wieder  neu  geschaf- 
fene Erörterung,  welche  gerade  den  Raum  Einer  Co- 
lumne ausfiillt,  sich  mit  innerer  Nothwendigkeit  so- 
wohl an  ilas  ^'orhergehenilo ,  wie  an  das  Nachfolgende 
anschliesst,  so  scheint  darin  e'amal  der  Beweis  zu  liegen, 
dass  wirklich  nicht  mfhr  Stoff  als  für  den  Raum  Einer 
Cohimne  ausgefallen  sei,  und  sodann  auch,  dass  der 
Codex ,  aus  welchem  der  Papyrus  abgeschrieben  ist,  un- 
•'efahr  dieselbe  äussere  Gestalt  habsn  musste ,  wie  dieser; 
widrigenfalls  entweder  —  wenn  die  Seiten  des  Codex 
"rüsser  —  die  in  letzterem  übersehene  Pagina  nicht  Eine, 
sondern  mehr  Coluuinen  des  Papyrus  ausfüllen  musste, 
Oller  wenn  die  Seiten  des  Coilex  kleiner  gewesen  wä- 
ren        das   durch   Conjectur    mit   innerer   Nothwendigkeit 

Gesetzte  niclit  gerade  Eine  Seite  des  Papyrus,  sondern 
tceni"er  Raum  einnehmen  würde.  Am  schlimmsten  sieht 
es  übrigens  mit  der  letzten  ,  der  fünfzehnten  ,  beziehungs- 
weise siebenzehnten  Spalte  aus,  wo  zwar  am  Papyrus 
nichts  zu  fehlen  scheint,  aber  die  Buchstaben  selbst  ver- 
tilgt sind,  was  man  um  so  mehr  bedauern  niuss,  je  un- 
möglicher gerade  hier  die  Wiederherstellung  des  Tex- 
tes  ist. 

Die  Zahl  der  Zeilen  auf  den  einzelnen  Columnen  ist 
gegen  die  Gewohnheit  der  sonstigen  Papyrusrollen  nicht 
immer  gleich;  die  fünf  ersten  enthalten  27,  die  sechs 
folgenden  '28,  die  zwölfte  wieder  27,  <lie  übrigen  aber 
28  Zeilen.  Die  Zahl  der  Buchslaben  auf  den  einzelnen 
Zeilen  schwankt  noch  mehr;  das  Maximum  sind  20  —  22, 
das  Minimum  13  — 10,  letzteres  gewohnlich  da,  wo  die 
Partikel  y.ai  vorkommt,  die  allemal  durch  einen  Zwi- 
schenraum von  den  darauf  folgenden  Worten  getrennt  ist. 
Die  Buchstaben  selbst  sind  im  Allgemeinen  wohlgcbildet 
und  bieten  nichts  von  der  gewöhnlichen  Sehreibart  Ab- 
weichendes dar.  Die  Schrift  ist  bis  auf  das  oben  er- 
wähnte y.at  zusammeuhängenil  und  ohne  Interpunctions- 
Treichen.  —  Dass  aber  der  Abschreiber  der  griechischen 
Sprache  ganz  unkundig  gewesen  und  sein  Original  nur 
mechanisch,  nicht  einmal  immer  genan ,  nachgemalt  oder 


höchstens  ans  dem  ägyptischen  Vulgargriechisrh  das  Sei- 
iiige  liiniugfthan  habe,  gellt  aus  vielen  Spuren  deutlich 
hervor.  Monströse  Wörter  wie  aoCpouv  für  auCfiuv, 
7iQoiöoisoa/.i  für  ngootduioar ,  Övofxnt  xa  voijunTa 
für  öüo  fiot  TU  vm'ftaT(c ,  Oi'ßvr/.og  für  oi'y.  "J/ivy.Os, 
oder  das  vielleicht  im  ägyptischen  ^'olksdialekt  übliche  ov 
als  IN'eutrnm  des  Relativpronomens  sind  dafür  schlagepii 
genug.  Ein  recht  eclataiUer  Beweis  liegt  ferner  in  Fol- 
gendem. Auffallend  ist  es,  dass  der  Abschreiber  in  deu 
eigenen  Worten  des  Philosophen  fast  durchgängig  vor 
Vocalen  uuil  dem  Spiritus  asper  oi'  schreibt,  z.  15.  ov 
dkijl^ig,  OL'  dvTiy.nnai ,  ov  dneqi'jvuTo ,  oi>  uitlus 
u.  dgl. ;  in  den  citirten  Dichterstellen  dagegen  die  andere 
Form  oi'x  anwendet.  Wie  wir  aber  in  dieser  Verschie- 
denheit nicht  etwa  eine  tiefere  Absicht  zu  suchen  haben, 
geht  daraus  deutlich  genug  hervor,  dass  der  unwissende 
Schreiber  da,  wo  die  negativ  ausgesprochene  Sentenz  in 
positiver  Form  auftrat,  deu  Buchstaben  x,  als  gehöre  er 
nicht  zur  Negation,  sondern  zum  folgenden  Verbum,  die- 
sem vorgesetzt  hat,  und  also  y.oida^  für  oiöa ,  Y.sBudprj- 
oaq  für  e^ai}Ql]Oac, ,  y.ijc  für  775  u.  s.  w.  schreibt. 
Offenbar  hat  demnach  der  Abschreiber,  der  nur  die  eine 
Form  der  Negation,  01',  zu  kennen  scheint ,  in  negativen 
Verbindungen  nicht  abgetheilt:  ovy.  Otdu  ,  sondern  Ol' 
Xolöa  u.  s.  w.  ,  welche  letztere  Form  er  dann  auch  in 
den  gleich  darauf  folgenden  affirmativen  Sätzen  als  die 
vermeintlich  richtige  beibehielt  *).  Nach  solchen  Proben 
spricht  Hr.  Bergk  mit  Recht  dem  Manuscripte  die  Aut- 
torität  ab,  welche  demselben  seinem  Alter  nach  wohl 
gebührt  hätte.  So  bleibt  es  gewiss  unentschieden,  ob 
die  Form  TloijTljg  col.  6.  v.  12.  nicht  vielmehr  dem 
ägyptischen  Abschreiber,  als  dem  Auctor  selbst  angehöre, 
zumal  die  Aegvpter  gerade,  wie  aus  den  von  (' orshall 
edirten  Papyrus  hervorgeht,  zwischen  tTtoirjCav  und  illor,- 
navio  u.  dergl.  Formen  schwankten.  Noch  weniger  ist 
das  aus  der  Vulgärsprache  in  den  ^'ers  eines  alten  Tra- 
gikers übergetragene  ouHnv  für  ovötv  zu  billigen.  Fer- 
ner ilarf  uns  das  col.  11.  viermal  geschriebene  fjr/jijv  — 
eine  Verunstiltung  statt  /~it/.oujv  —  ilurcli  die  Aehnlich- 
keit  mit  dem  dorischen  ur/./.üüi  nicht  etwa  veranlassen, 
den  ^'ers  Ol<y.  u^luj  fif^ojv  OS,  jntyu/.a  ö'  ui'x  £]("i, 
wie  Letronne  und  Schneidewin  gethan  haben,  dem  Epi- 
charni  oder  einem  sonstigen  ilorischen  Dichter  zuzuschrei- 
ben —  Statt  der  unerhörten  Form  rjljv  in  einem  epi- 
schen Vers  col.  12.  stellt  Hr.  Bergk  das  richtige  j^ev 
wieder  he>,  gleichwie  im  Anakreontischcn  Vers  col.  13- 
die  ursprüngliche  Form  dijPze  statt  davTf,  ,  und  im  sap- 
phischen  col.  8-  die  ächtäolische  do/.iuio^l  für  Soxi- 
u.OlfJ.1    recipirt   ist.    — 

Fragen  wir  nun  weiter  nach  der  innern  Beschaffenheit 
des  Fragments  selbst,  so  begegnen  uns  zuerst  regelmässig 
wiederkehrende   technische    Ausdrücke,     wie    u^tujua^ 


*j  Dasä  ii.Tmlich  dio  lUnJschrifl  niclit  vollständig  sei,  lässt 
sich  aus  der  geringen  Anzahl  der  Columnen  schliessen, 
die  doch  von  der  sonstigen  Menge  v.  30  —  70  und  mehr 
zu  sehr  abweicht. 


*)  Hr.  Rergk  verimithet,  dnss  im  Original  in  solchen  .ilTir- 
niativen  Stellen  irrtlüimlicli  aus  den  voilicrgdicnden  ne- 
gativen ,  die  bis  auf  die  Negation  eben  mit  jenen  iiber- 
cinstiiiiinen,  die  Negation  beibehalten,  vom  Coriector 
aber  durch  darüber  gesetzte  Puncte  als  unrichtig  bezeich- 
net worden  ÖtKOIJA;  ou  habe  nun  der  Abschreiber 
zwar  richtig  getilgt,  x  aber  stehen  lassen. 


109 


110 


ilie  Bfli.mptmij;,  der  Salz,  der  entweder  «^i>ma/«t)  {y.a- 
T  a(faT  f/.üv)  oder  negntiv  {üti  ocpuT  f/.ov)  ist,  so 
dass  iler  eine  zu  dem  andern  in  einem  cootradirtorischea 
Geg-ensatze   steht   {d  V  T  i-xeiT  ai). 

Das   riHiciseste   Beispiel   der  Dialektik   des  Philosopben 
selbst   finden   wir  C.   4  : 

Ei  ÖTtSifi^vaTÖ  zi<;'    Ovx.  ijv  etc. 

'.■IvTiy.EiTu.i  d^i'ujtta  y.arawaTiy.ov  nji'    Ovx  r,v  elc. 

IVai.     Ol'X    ävTixEcrai    di^iuj^u    y.arn<faTixuv    riß. 

Oüx  i]V  etc. 
ISai.     Oiix  aTlEcprjvaTÜ  Tii'     Oüx  i]v  etc. 

Wo  Negation  ist,  da  steht,  dieser  nothwendi^  auch  AfTir« 
mation  entgegen  (oi'x  }]V  —  i]v);  wenn  nicht,  so  ist 
auch  die  Negation  nicht,  beide  bedingen  sich,  wie  zwei 
entgegengesetzte  Grössen  mit  mathematischer  Nothwen- 
digkeit  dergestalt,  dass  der  ncgatipc  Ausdruck  ohne  einen 
gegenüberstehenden  alFirmatiren  gar  nicht  gedacht  wer- 
den kann.  Diesen  abstract- logischen  Satz  hat  nun  der 
Verf.  des  philosophischen  Bruchsti'icks  an  24  negativen 
Beispielen  aus  älteren  griechischen  Dichtern  (dalier  die 
Eintheilung  Hrn.  Uergk's  in  24  Capitel)  zum  Ueberdrnss 
erläutert.  Desshalb  an  der  Spitze  eines  solchen  Beispiels 
die  stets  wiederkehrende  Frage  enttceder  ganz  einfach 
Dnil  allgemein,  wie  c.  4.  St  ditSCpijvitTÖ  tk;  ,  c.  11.  ei 
ovTtog  dizECfr,vaTu  Tig,  c.  12  und  22.  si  owuji  dno- 
(paiVOlT'  ctv  Tl^  ■  und  etwas  bestimmter  c.  9-  £1  Tiulrj- 
Tr;i  Tiq  o'vtu)  diiecfr,vaxo ,  c.  24.  si  TcoiijTijq  tiq  oi'- 
TC05  dnEcpatvExo ,  c.  19.  ei  ovrcog  dnECfalvEtö  rti 
Tujv  ■JionjTüjv  —  oder  specieller  c.  18.  Ei  i^v q nrl- 
ö I]  i  ovroji;  änECf'UivETU  ,    c.  6.  Et  'Av öq  Ofj.a-)[i^  Ev- 

QlTlidoV  TlQOC'E^fJlOVlJV  TOVTOV  ÜTTSiftivaTO  TUV  l(l6- 
TtOV,    C.   lO-    Et    KvxXui^>    Ö    TOV    TtfXoBsOV  TZQüiTIvä 

ovTUiq  d-jtE(fr;vaTO ,  c.  13-  eI  Sa7T(puj  ovTMi  dns- 
(frjvaxo  •  und  ein  wenig  larilrt  c.  23-  El  Euncpu)  oi- 
Tcijg  dnotpaivu^EVT] ^  c.  20-  Et  'Ay afME^xvuiv  ovxüjc, 
diTECfao/.Ev ,  c.  21.  El  AXxf^iäv  6  -noirjTr,!;  oiTiog 
aTTECpaivETO  •  —  oder  es  wird  gleich  das  richtig  (a'kn- 
duji;)  und  unrichtig  (ipEUÖto^)  mit  in  die  Frage  aufgf;- 
nommen ,  wie  c.  2.  El  xui  IpEvöciji;  V.ai  dktji^vjq  ovtuj 
Kejoi  TIC,  äv ,  c.  7.  El  a'kij^Ei  eotiv,  Öueq  ovzüj  ^ej^- 
Beiij  äv ,  c.  1.  El  xai  ipEvSoi;  xai  dkij^E^  eotiv,  ötteq 
skEyEn  ö  TTonjTtji;,  c.  3.  ei  dkrj&uji  rtg  tojv  ttoiijtiijv 
ovTCug  äitEcpaivETO,  c.  ,5.  ei  dkii^viq  ovrojq  äiCECfa- 
crxEv  Ev()i7iidi]i,  c.  8-  El  dkrjdsq,,  6  tkEjEv  Ei'^mi- 
dij<;,  c.  Kj.  Et  dki^dEg  eutiv,  ötteq  ourujq  ikE^^'!  '''^' 
EvQiniSov ,  c.  17.  eI  äkij9uj^  Evgntiörjq  EkEyEv.  — 
Nor  c.  14.  si  dvTiXEizai  diilaj/ja  xarucpaifxdf  tm  • 
and  c.  15.  E/'  ovx  Eialv  dficpißokoi  dtolksxTOt ,  ovx 
EvQiiTiöij<;  ovrojc  dTtocpaivö/uEvoi;  •  —  Den  dialekti- 
schen Gang  innerhalb  eines  jeden  Beispiels  haben  wir 
oben  schon  angedeutet;  ganz  eigenthümlich  ist  die  Form 
c.  10: 

El  Kvxko}^)  ovTüj^  d7tE<ftjvaro'   Ovroi  tov  y'  vtceq- 
afXJiEXovva   OvQavov  eiaavaßtjoEi' 

'AvTixEiraL   kvl  xaracpaTtxuj   d^iuifiaTi   ovo    difo- 
(fUTixa  d^iui^ara' 

ISai'    ovx   dvTiXEiTai    svl   xaTacpaTiy-(fi    ä^iuifiari 
ovo  ÜTtocpaTixa.  d^tuijj.ara, 

Nai'   ovx  ovTiug  d.nE(faiiiETÖ  jig  etc. 


Hr.  Bergk  spricht  die  Vcrmathnng  ans,  dass  hier  da» 
sogenannte  diiojfia  VII E^a'iioffO.i IXOV  gemeint  sein  künne, 
»eil   man   nicht   nur   sagen   konnte: 

OvToi  TOV  y'  i'HTEQa/^nexovTa 

OCquvov  Eiaavaßijasif 
sondern   auch 

Ol'toi  TOV  y'  vTiEQauTiEXOvTa 

OvQavov  ovx  Eiaavußi-oti. 
Zuweilen  wird  jedoch  durch  Voranstellung  der  Aillrma- 
tion  und  andere  Anordnungen,  die  Hr.  Bergk  S.  27  —  29 
weitläufig  auseinandersetzt,  in  den  allzu  einförmigen  dia- 
lektischen Gang  wenigstens  einige  Abwechselung  gebracht. 
Von  S.  29  —  31  folgt  nun  erstens  der  Beweis,  dass 
das  erhaltene  Brnchsti'ick  nothwendi;;er  Weise  einem 
stoischen  PAiVoso^Äen  zuzuschreiben  sei ,  indem  nicht  nur 
die  einzelnen  technischen  Ausdrücke,  wie  di;iuifia  ano- 
(f'UTiXuv,  dem  das  xUTCKfaTiy.ov  entgegensteht  (ävtl 
XEiTCil),  sondern  die  ganze  Dialektik  selbst  jener  Schule 
angehört,  so  dass  über  diesen  Punkt  auch  nicht  der  ge- 
ringste Zweifel  obwalten  kann.  Aber  Hr.  Bergk  geht 
zweitens  weiter  zu  der  Frage  über  :  welcher  der  bekann- 
ten stoischen  Philosophen  der  Verfasser  sein  müsse.  Dass 
es  keiner  der  späteren  sein  könne,  geht  schon  aus  der 
Zeit  der  Handschrift,  welche  nirht  lange  nach  dem  J.  200 
V.  Chr.  abgefasst  ist,  deutlich  henor.  Wir  haben  dem- 
nach gleich  nuter  den  ersten  Fiihrern  der  Stoa  zu  su- 
chen. Zeno  ,  der  Stiffer,  kann  iler  1'erfasser  schon  dess- 
halb nicht  sein,  weil  seine  schriftstellerische  Thätigkeit 
überhaupt  eben  nicht  bedeutend  war,  noch  die  ron  Dio- 
genes Laertius  erwähnten  paar  Schriften  hierher  gerech- 
net werden  können;  ebenso  wenig  Aristo  ron  Chios,  der 
sich  »on  der  Dialektik  ganz  abivandte.  Aber  auch  Kle- 
anthes  und  Sphäros  sind  als  Dialektiker  nicht  so  berühmt 
als  Chrysipp ,  so  dass  wir  also  schon  ron  »orn  herein 
geneigt  «ein  müssen,  gerade  diesem  unser  Fragment  zu- 
zuschreiben, wenn  nicht  ausserdem  diese  Vermuthnng 
durch  die  entschiedensten  Gründe  zur  Gewissheit  erhoben 
»nrde.      Es   sind    aber   folgende: 

1)  L'nser  Fragment  zeichnet  sich  durch  eine  über- 
mässige Zahl  »on  Beispieleu  und  Belegstellen  dergestalt 
aus,  dass  nach  Abzug  derselben  ron  eigentlich  philoso- 
phischem Raisonnement  fast  nichts  übrig  bleibt.  Gerade 
diess  nnu  wird  dem  Chrysippos  zum  Vorwurf  gemacht  : 
Diog.  Lacrt.  VII,  180.  E7lKi']dvve  ÖE  avTU  (rd  0117- 
yodiiiuiTa)  uokkäxiq  vtieq  tov  avTov  ddyiiUTog  Ea^t- 
XEtüVJV  xu\  -jvdv  t6  vTio-jTEadv  yoacfcov  xai  öioQdoi- 

f^tEVOi     nktOVUy.ti     TTkElOT?]      TE      tujv     jHUQTVfJtUJV 

■jiaua&EOfEi  ■/oc^l^it'<ii^  "'"'  Apollodor's  Aensserung 
daselbst:  Et  ydQTii  dcfEkot  Xovoinnov  ßißKiujv  oaa 
dlJMTQia  nagUTEdEnai,  XEvoq  ö  X''^f^^']i  va-xaki- 
kEiii^Exai. 

2)  Unter  den  24  angeführten  Dirhterstellen  ist  bei 
weitem  die  fllehrzahl  aus  Euripides ,  c.  5.  aus  Iphig. 
Aul.  28,  f.  B.  aus  Andrem.  204,  c.  lö.  aus  Helen.  12t)l, 
0.  l.S.  aus  Suppl.  207,  c.  7.  ans  .Stheneboea  Fr.  1,  c.  16. 
aus  Dictys  Fr.  XV,  c.  17-  ans  Phoenix  Fr.  X.  und  dio 
beiden  Senare  c.  8.  Rechnen  wir  dazu  noch  c.  1  :  ovx 
Cid'  OTTuyi  u.  s.  w.  —  Verse,  ilie  nach  Hrn.  Bergk» 
l'ermuthuog  gleichfalls  aus  Euripides  und  ziiar  aus  dessen 

s* 


111 


112 


■■fuf;e  gciiominon  siiul,  ferner  ilio  r.  4  5  c.  11.  und  10. 
auf-'i-fiiiirliMi  SiMiaro ,  »olr.lic  Ilr.  Borgk  obi-iifalls  iIpiii 
Kcii.iiiiilrii  Ditliter  zmicist,  so  (.'oliiiit  ilic  Hüt/'te  der 
IJeispitlv  des  l'kiiosiiplien  «lein  F.uripides  an,  «<'ilirpinl 
ili«"  iibri:;i'ii  meist  .ms  den  (roilirlilcn  ilcr  Ljriker,  Alk~ 
tniin ,  Siippho,  Ibi/kos,  Timothens  lon  rtlilct  uiiil  /lita- 
kreon  siml.  Zwei  \'erso  c.  '>.  iiiiil  r.  'J4.  lialt  llr.  I$er|;k 
fiir  Pindars  Eigondiuin ;  loii  ilcii  bi'iilen  Iicroisoheii  Hexa- 
metern ist  der  eine  c.  20.  atis  Homer,  der  andere  r.  3- 
nach  Hrn.  Bergk's  Conjoctnr  aus  Chürilos  von  Samos; 
aber  das  dem  Thespis  nach  Chrysipp's  auch  sonst  liekaiiu- 
ter  Unkritik  ziijfegclirieliene  Fragment  c.  Vi.  gehört  viel- 
mehr dem  Heraklides  I'onlicus  an ,  welcher  nach  Diojf. 
Laert.  V,  \)2.  Tra^üdiecn  unter  Thespis  Namen  gedich- 
tet haben  »oll.  —  Diese  vorherrschende  Nei-fung  zu  Ku- 
ripides,  als  dem  bessten  Gowährsnianne,  »ird  »icder  als 
charakteristische  Eigeuthiimlichkeit  i^hrysipp^s  angeführt. 
Soll  er  doch  bcin.iliu  die  ganze  euripideische  Medea  in 
einer  seiner  Schriften  nach  und  nach  zu  Belegstellen  ver- 
wandt haben,  wie  aus  Diog.  Laert.  VII,  18U,  einer  sehr 
interessanten   Stelle,   hervorgeht:    TlXeiCTTTj   TS   TViV   fxao- 

Tvoiujv  naoadeoEi  youhinvoz'  uiars  y.ul,  ineidii  -jioTe 
V    >  y  '••      ,  .    .-  .  ^'    rp  • 

tv  Ttvi  züiv  oi'yy^a/iuuTOii'  rtaQ    oKiyov  tijvIlv- 

gtniSov    Mijö  Eiav   uki]v  TtaQezi&ero,    y.al  rti 

fusxa.  xii'oa^  f'/^  [^X'^^-]  ^o  ßißkiov  TC(juq,  rov  nv- 

i^uuivov    xi   uQu   h-j[»L,    ty;»    ÄovoItittou    MijÖEtav. 

Und   dass   überhaupt   Euripides   Chrysipp's  Lieblingsdicliter 
gewesen   sei  ,      beweisen    niclit    nur   die    bei   Diogenes   von 
Lacrte  unil   Andern    erhaltenen    Aussprilche    des   Philoso- 
phen,  welche  säniintlich   Euripideischen  Versen  angepasst 
sind,     souilern  auch   die    sonstigen   ^Nachrichten   der  alten 
Schriftsteller,   die    Hr.    Bergk   S.  34.    in   der  Note   anführt. 
3)    ^'ergleichen    wir   weiter    vom   Aonjsern   mehr   nach 
dem   Innern  fortschreitend    den  stylistischen  Ausdruck  un- 
seres   Ulanuscripts    mit     Chrysippischer    Darstellung,     so 
finden  wir  anch   hier  die   grösste  Uebereinstinitnung.      Je- 
nes trägt   ganz  das    Gepräge    des    sterilen    und    trockenen 
Raisonnements   an   sich,   durch   welches   <lie  Stoiker   liber- 
hanpt   und   Chrjsipp    besonders    sich  auszeichnen.      Vide- 
mns  ,  sagt  Cic.  de  orat.  I,    tl?    eisdem  ilc   rebus  jejune, 
quosdam   et  exiliter,    ut   enm,-    (juem   acufissinmm   ferunt, 
CJirysippum  ,   disputasse  ,   neque   ob   eam  rem   philosophiae 
non   satisfecisse ,    <|Uod    non   habuerit  Itanc   dicendi   ex   arte 
aliena  facnltatem.      Der   blosse  Dialektiker  kümmerte  sich 
nm  den  Ausdruck  nicht,   TzkEovdaai;  Se  Tois  noayiiaai, 
Trjv  kr^iv   oü  xaTiijo3uic!£    (Diog.    Laert.   VI[,    180.), 
was  er  auch  selbst  einzugestehen  sich  nicht  scheut  (Galen, 
de   Hippocr.   et    Plat.    decr.   p.   272   ed.   Bas.).      Ja,    Dio- 
njsius   von   Ilalikaruass,     der   strenge    Rhetor,     bezeichnet 
Chrjsipp's   Stjl   als    das    Aeusserste    in    dieser   Beziehung: 
de    compos.    verb.    p.  68    «d.    Schaefer :     y.al  Ol  Ttjv  (ft- 
l.o<ro(fUf.v  i-xayyEKkö fiEvoi   y.aX    rai    öiakey.Tiy.ug  ix- 
(ptQovTei  TEX^^i  oinutq  elaiv   äd-Kioi  tieoI  z>]v  ovv- 
beaiv  Tujv  övoiiaTu)!',    ü/ors   aideiodai   y.aX  keyeii' • 
äitoxQi]    äs    rey.itijolijj   ^(iijoaai^ai    tu»    käyto    Xov- 
crin-KOV    Tov    }lt uiiy.o v'    -rie^atTe^oj    yu()    ovx    uv 
UQoßair^v    ToiTuu    yao    ovdh    äiiEivov    ouötti    za^ 
8iakEy.Tiy.ai;  zEX'"^i  rixoLßuifrev ,  ovze  lEiQOvt  äq- 
fiovia   ovvr ax^ ivT ac,    e ^livsyy.s  Äoyovg   zujv 
öpo  naro  i  xai  dusT^i  d^iu>i)svvujv.  — 


Dass  4)  die  inchnischen  Ausdrücke  in  unserem  Frag- 
ment mit  Chrysipp's  philosophischer  Sprache  überein- 
kümnien ,  könnte  ohne  die  übrigen  Gründe  von  keinem 
Gewicht  sein,  da  dieselben  niclit  sowohl  Sache  des  lüin- 
zelncii,  als  vielmehr  der  stoischen  Sccte  überhaupt  sind. 
Doch  passt  Dionjsius  besondere  Charakteristik  Chrysipp's 
(de  compos.  verb.  p.  72)  auf  unser  Bruchstück  so  sehr, 
dass  man  aus  diesem  bis  iii's  ISinzelne  die  Belege  für 
jene   finden    kann. 

Das  Gleiche  gilt  5)  endlich  von  der  ganzen  Dialek- 
tik selbst,  deren  hier  vorliegende  Form  mit  der  ander- 
wärta,  besonders  aus  Cicero  ile  fafo  c.  10,  c.  |(j,  Acad. 
II,   30.   u.   s.    w. ,   bekannten    Chrysipp's   ganz   gleich    ist. 

Nach  dieser  Beweisführung,  dass  der  Stoiker  l'hry- 
sipp  der  Verfasser  sei,  bleibt  noch  die  letzte  und  höchste 
Frage  über:  von  welcher  Schrift  dieses  Philosophen  <lie 
gefundene  Handschrift  ein  Fragment  sei ;  und  da  die 
ganze  Breite,  mit  welcher  die  negativen  Aussprüche  hier 
behandelt  werden,  die  Annahme  unmöglich  zulässt,  dass 
etwa  dieser  Gegenstand  beiläufig  in  einer  ein  anderes 
Thema  behandelnden  Schrift  besprochen  sei ,  so  ist  nichts 
wahrscheinlicher,  als  dass  wir  in  der  besagten  Handschrift 
ein  Bruchstück  des  von  Diog.  Laert,  VII,  190.  angeführ- 
ten Chrysippischen  Werkes:  TZE^i  dn  ocpuz  ly.  ujv  (nicht 
d.TlO(puV[/y(JJV ,  wie  Hr.  B.  selbst  auf  diesen  seinen  Irr- 
thuni  in  der  Zeitschr.  f.  Alterthumsw.  Nr.  71.  aufmerk- 
sam macht)  Tlpuc  A  Q  la  x  ay  i'x)  av  z  Q  i  a  besitzen.  — 
Hiermit  schliessen  wir  den  Bericht  über  Hrn.  Bergk's 
Abhandlung,  deren  weitere  Beurfheilung,  namentlich  was 
die  kritische  Constituirung  des  Textes  belrifit,  einem 
andern   Orte    überlaüsen    bleiben    mag.    — 

Die  Schulnachrichten  erolTnet  der  Dircctor  mit  der 
freudigen  \  erkündigung,  dass  bereits  seit  dem  1.  Sept. 
1,S40  »las  Fundament  eines  neuen  Gymnasialgebäudes  ge- 
legt sei,  das  dem  Plane  nach  1,.'2  F.  lang  und  62  F. 
breit  ,  im  Soultrruin  auf  der  Sominerseite  2  Stuben, 
1  Kammer  und  Küche  für  den  Gymnasialiliener  und  2 
Carcer,  auf  iler  AViiiterseife  mehrere  Holz-  und  Kohlen- 
ställe, im  Rez  de  Chaussee  auf  beideu  Seiten  des  da» 
Gebäude  der  Länge  nach  schneidenden,  hellbeleiichteten 
Corridors  8  Lehrzimmer  nebst  einem  Cabinet  für  die 
gengraphischen  und  tiaturhistorischen  Sammlungen ,  in 
der  Glitte  des  Gebäudes  nach  der  Strasse  zu  einen  Prü- 
fungasanl,  Sing-,  Zeichensaal  und  liiiliothek ,  auf  der 
alldem  Seite  aber  noch  '2-  Lehrzimmer ,  ein  Zimmer  für 
den  physikalischen  Apparat  und  ein  Conferenzzimmer 
umfassen    wird. 

Was  nun  I.  die  Lehrverfassung  und  zwar  A.  das 
Lehrercollegium  betrifft,  so  sind  zu  den  im  voiigen  Jali- 
resbericht  angeführten  9  ordentlichen  Lehrern  2  neue 
hinzugetreten,  Dr.  Theodor  Jiergk  (geb.  den  24.  Mai  1812 
zu  Leipzig),  vom  Königlich  Joachiinsthalischen  Gymna- 
sium zu  Berlin  au  das  Kassel'sclie  berufen  und  durcli 
Höchstes  Rescript  vom  8.  April  1840  als  ordentlicher 
Ijehrer  an  demselben  mit  einem  Gehalte  von  700  Reichs- 
thalern  gnäiligst  bestellt;  und  Pfarrer  Ph.  Knöpf el  (geb. 
am  28.  September  180ti  zu  Rinteln),  vorhiniger  Lehrer  , 
an  der  höheren  Gewerbschule  zu  Kassel  ,  die  beiile  ihr 
Amt  am  27.  April  1840  antraten.  Zu  diesen  It  ordent- 
lichen  Lehrern   einschliesslich  des  Directors  kam  seit  dem 


113 


111 


4.  Nor.  1S40  der  G.vmnasiallii'ilfslehrpr  Dr.  //«^/eZ«/ (gel). 
iIpii  4.  Juli  1-814  zu  IMclsiingeii),  «ciclier  »iurili  II.  R. 
vom  'i'2.  Ort.  ron  Fiilil,i  nach  Kassel  versetzt  «urdc, 
nai'hilrni  iJer  seit  <leiii  '2ii.  Od.  183)  von  dem  Gymnasium 
zu  Fulda  iiaeli  Kassel  coiniuittirte  Gvmnasialhüirslelirer 
P.  Gies  am  29.  Ortol)er  t.S40  i"  seine  fniliere  .Stellung- 
zurüekffoliehrt  war.  Ausserdeui  uurde  die  Zalil  der  am 
Gymnasium  tlifiti^en  Leliramtsrandidaten  durrh  den  Hin- 
zutritt des  Hrn.  L.  11'.  Cassetmn/in  (jjeb.  am  ,S.  ()<-(ol>er 
1815  zu  Rinteln)  seif  dem  ■>:).  I\lai  (anstatt  <li-s  mit  Kr- 
tlieilung'  von  Ldirstumlen  beauftragten  l'andidaten  IVilcIce, 
der  im  Anfang  des  Somnierseinesters  das  (ivmnasiurn  ver- 
lies«,  um  sicli  noch  ander» eit  als  Philolug  auszubilden), 
des  Hrn.  W.  Klingender  (geb.  den  lä.  üccember  1817 
zu  Kassel)  seit  dem  '20-  Ort.  und  des  Hrn.  Kulsc/t  (geb. 
den  1(1.  >ov.  1817  zu  31-»rburg)  seit  dem  18.  Jan.  d,  J. 
vermehrt. 

B.  Für  die  f.e/irver/ussung  1)  im  Allgemeinen  ist  zu 
bemerken,  dass  die  Quinta  in  zwei  r.'iiinilic-h  gesindcrte 
Abtlieilungen  getrennt  wurde,  von  Hel(-her  üntenjniiita 
nebst  der  Sexta  ilir  Loral  in  dem  Lyeeum  Fridericianum 
erhielten.  Um  jedoi-h  ilen  Naehtheilen  vorzubeugen,  wel- 
che in  Folge  ilieser  Trennung  aus  dem  Ordiiiariatswei-h- 
sel  entstehen  diirilen ,  ist  die  scliuii  andenräits  bewährte 
Einrirbtung  getroffen  worden,  dass  iler  Hauptlehrer  von 
llntcrtjuinta  mit  seinen  Schülern  nach  Obcrcjuinta  auf- 
rückt, während  der  Ilauptlehrer  von  Obenjuinta  nach 
vollendetem   Cnrsus   einen    neuen   in   Untercjuinta   beginnt. 

Einem  anderen  Bedürfnisse  hiiisiclitlich  lier  Lehr- 
mittel wurde  dadurch  abgeholfen,  ilass  in  Prima  ilas  vor- 
trellliche  Lelirbujli  der  Ileiiginn  von  L,  A.  Felri  (Han- 
nover 1839)  5  in  Tertia,  um  auch  in  die  arithmetischen 
Ucbungen  der  oberen  Classcn  mehr  Einheit  zu  bringen, 
<lic  bereits  in  Prima  und  Secunda  benutzte  Sammlung 
von  Beispielen  nnd  Aufgaben  aus  der  allgemeinen  Arith- 
metik und  Algebra  von  E.  Hein,  in  Uuterijuarta  £.  W, 
Greie's  Leitfaden  für  den  Vorbereitungsuntorricht  in  der 
Geometrie ,  in  Quinta  C.  Sallmann's  Charte  von  Kur- 
hessen,  nnd  in  sämmtlichen  Classen,  mit  Ausiialiine  von 
Prima,  der  stiifenmässig  abgefasste,  die  Selbsttliätigkeit 
der  Schüler  aiiregemle  und  fördernde  Leitfaden  August 
Liiben's  für  den  Unterricht  in  der  Naturgeschichte  (|  —  3- 
Cursus)  eingeführt  wurde.  —  Endlich  ist  auch  die  Be- 
stimmung getroffen  worden,  dass  diejenigen  Schüler ,  wel- 
che zur  Confiruiation  durch  die  Geistlichen  daliier  vorbe- 
reitet werden,  von  dem  Religionsunterricht  im  Gymna- 
sium, jedoch  nur  mit  ^Vissen  und  Willen  ihrer  Aeltcrn, 
dispensirt  «erden  können.  Den  nun  folgenden  Abdruck 
zweier  Beschlüsse  Kurf.  Alinisteriuras  des  Innern  ,  die 
Malurilälsprii/'ungen  betrellend,  lom  31.  März  und  S.  Blai 
184U,  zwei  wichtige  Actenstückc  für  die  Geschichte  der 
Kurhessischen  Gymnasien,  behält  sich  Referent  bei  einer 
anileren  Gelegenheit  in  dieser  Zeitschrift  zu  veröffent- 
lichen vor,  da  dieselben  ohnehin  nur  als  Ergänzungen 
und  beziehungsweise  Verbesserungen  der  fllaturitälsinstruc- 
tion  vom  30.  April  1838,  auf  die  wir  uns  begreiflicher 
Weise  hier  nicht  einlassen,  verstanden  und  gewürdigt 
werden   können. 

2)  Die  uhsolvirten  Lehrpema  im  Einzelnen  anxugeben, 
würde    zu    weit    führen,     namentlich    da    das    didaktische 


Princip  unverändert  geblieben  ist.  .So  wurde  wieder  in 
Prima,  deren  Ordinariat  Dr.  Bergk  anstatt  des  Uireilors 
üliernommcn  hat,  der  Leetüre  von  Plat.  Crilo  u.  Apo- 
logie (3 —  U»)  eine  Einleitung  über  griechische  Pliilo- 
sophen  vor  Plato  vorausgeschickt,  zu  ilen  .Stücken  in 
li.ck'is  Aiithologia  Graeca  S.  I  —  52  eine  literarische 
Uebersicht  der  griechischen  Elegiker  gegeben,  zu  An- 
stophnnis  Nubes  v.  J  _  lOÜö.  eine  kurze  Geschichti-  der 
griechischen  Komödie,  zu  Demosdienes  de  Corona  g.  1 
—  14  J.  Bemerkungen  über  die  griechischen  Redner,  so- 
wie zu  Cicero  <lc  tirat.  I.  1  —37.  ein  Ueberblick  der 
Geschichte  der  Rhetorik,  Bcredtsamkrit  und  Pliilosophie 
bei  den  Röuierii  vorausgeschickt.  Ebenso  wurde  zu  l'lauti 
.'Dilles  Glor.  Art.  I  —  IV.  4.  ilie  römische  Komödie  in 
ihrer  geschichtlichen  Eiitwickehiug  und  zu  Unrat.  Od.  \. 
die  römischen  Lyriker  in  nbersiclitliclier  Weise  ilem  Schü- 
ler vorgeführt  n.  s.  w.  Ausserdem  werden  von  den  Pri- 
manern auch  lateinische  Commeiitare  und  zu  den  alten 
Dichtern    metrische    Uebersetzungeri   ausgearbeitet. 

Ausser  den  eigentlichen  Lehrstunden  ist  übrigens  für 
die  Prima  und  .Secunda  noch  ilie  Zeit,  während  welcher 
ilie  künftigen  Theologen  in  der  hebräischen  Sprache  un- 
terrichtet werden,  zu  einer  regelmässigen  l'rivatlectäre 
ausgesetzt,  an  der  sammtliche  Schüler  jener  Classen,  wel- 
che nicht  Hebräisch  lernen,  unter  Aufsicht  und  Leitung 
eines   L<>lirers   Theil    nehmen. 

II.  Aus  der  Chronik  di-s  Gymnasium«  ist  schon  oben 
unter    .1   das    Wichtigste   angeführt    worden. 

I!l.  Statistische  Ueiersicht :  Im  Anfang  des  vollen- 
deten Schuljahres  belief  sich  die  Zahl  der  Schüler  auf 
287,  35  in  Prima,  32  in  Secunda,  26  in  Obertertia, 
32  in  Untertertia,  39  in  Oberquarta,  40  in  Unlerijuarta, 
26  in  Obenjuinta,  37  in  ünterquinta  und  20  in  Sexta; 
am  Schlüsse  des  Sommersemesters  auf  248,  29  in  i'rima, 
29  in  Secunda,  22  in  Ober-,  29  in  Untertertia,  .!4  in 
Ober-,  32  in  Unterquarta  ,  22  in  Ober-,  34  in  Unter- 
quinta und  17  in  Se.xla.  Im  Laufe  des  JVintersemesters 
zählte  das  Gymnasium  2S>)  Schüler,  und  am  Schlüsse  des 
Schuljahres  besrägt  die  Anzahl  derselbeu  2()|.  —  Auf- 
genommen wurden  zu  Ostern  25,  zu  l^Iichaclis  aber  und 
nachher  .S(i  Schüler.  —  Ulit  Maluritiitszeugnisstn  wur- 
df-n  zu  Michaelis  1840  nur  j,  Ostern  1841  aber  9  ent- 
lassen. Ausserdem  verlor  das  Gymnasium  im  Laufe  des 
Schuljahres  noch  49  Schüler,  unter  denen  2  Primaner 
ausgewiesen,  3  andere  Schüler  aber  der  Anstalt  durch 
den    Tod    entrissen   wurden. 

Zum  Schluss  berichtet  der  Director  noch  über  die 
becleutenile  Bereicliernng  der  Bibliotheken  und  Apparate, 
sowie  über  ein  schätzbares  Geschenk,  wodurch  der  Gruiiil 
zu   einer  Sammlung  antiker  Münzen   gelegt   worden   ist. 

II.  Examinis  aclusqiie  declaniatorii  soleninis  in  gv- 
mnasio  Fuhlensi  etc.  publice  celebranda  indirit  pro  direc- 
tore  üavides  U'agnerus.  Praemissac  sunt  Friderici  Fran- 
kii  Quaestiones  Aeschineae ,  zu  denen  von  S.  12 —  17 
noch  ein  selbständiger  Anhang:  de  participiorum  cum 
snbstantivis  iis  qu-e  articulo  inslructa  sunt  conjunctione 
angefügt   ist. 

Die  genannten  Quaestiones  Aesrhineae  sind  eigentlich 
als  specinien  einer  neuen  Textcsrecrnsion  der  Aeschinei- 
•clien  Rede  de  Jalta   legalione  zu  betrachten,  in    »elrliem 


115 


116 


«ler  Verf.  nach  ilenscllion  GninilsflUcii ,  die  ihn  bei  «Irr 
Tiiii»rclioa  prIoKot  lialien,  »Ion  ln-ssoroii  codd.,  nfimlicli 
den  ab-Miiii  lU-kkeri  ,  dem  Lockeraiius  (r)  iiiid  HaniK-ii- 
e'is  (<))  folpt  <'"d  iliro  Lesarten  siegreich,  uainentlich  gegrii 
Bekker,   »erlic  h«. 

So  verllieidigt  Franke  gleich  iui  Anfang  §.  2.  i'io 
Lesart  der  hcssten  Codices  xaTnyofjOi;  gegen  das  von 
liekker  recipirte  l)  xarijyopla  ,  §.  [i.  ß  e  ß  o  ükt;T  ai 
fiir  ßorkerat,  §.  4.  den  Aor.  iießcilere  statt  des 
linperf.  S^ißdkkere  —  bei  welcher  Gelegenheit  der  Un- 
tersciiird  beider  Tdinpora  an  concreten  Beispielen  erörtert 
«ird,  «ie  z.  IJ.  Aesch.  L  110.  vergl.  mit  L  80,  IH. 
ist.  O.  6  OT.  OT  SV  rfj  tV  lukaf.itll  (denn  so  ist  nach 
F.  zu  lesen)  vai'iiaxin  T.  n.  ivr/.drs,  IH.  I(i3,  »o  F. 
die  richtige  Lesart  dnaQaa-KPlnüV  wiederherstellt 
u.  s.  w.  Vergleichen  wir  übrigens  diese  unsere  Aeschi- 
iicisrhe  Stelle  g.  4-  mit  der  Deniosthenischen ,  nicht  wie 
Wolf  und  Brenn  mit  XI X.  'J7S  Sil.  J).  410  R,  sondern 
vielmehr  mit  p.  401  sq.  §.  ID'Jsqtl. ,  so  ergibt  sich,  dass 
Schiifei's  bei  Demosth.  vorgeschlagene  Verbesserung  skev- 
xttuior  oder  £/..€l'tteul<iV  durchaus  uniiüthig  ist,  wie  denn 
eben  dieser  Krki.'lrer  des  OeiMOStli.  durch  genauere  Be- 
zugnahme auf  Aeschines  sich  manchen  Irrthum  hatte  er- 
sparen können.  —  Weiter  «ird  §.  .5.  das  allerdings  sel- 
tenere iksytu}  gegen  £!;£kty!;aj,  wie  Bremi,^  Bekker, 
Dindorf  lesen,  in  Schutz  genommen,  und  §.  ().  CiV — ö  W- 
^ijosoi^ui  gegen  den  Infinit,  praes.  Oto^fö^a^  verthci- 
digt.  Zu  dem  Ende  folgt  von  S.  fi  —  1  1  ein  ziemlich 
ausfuhrlicher  Exrurs  über  a  v  mit  dem  Infinit.  Futuri. 
Der  ^"crf.  geht  von  Hermann's  allgemeinem  Kanon  aus: 
HO  in  oratione  recta  UV  zum  Indicat.  und  Optat.  gesetzt 
wird,  ila  kommt  diese  Partikel  in  oratione  oblicjua  auch 
dem  Infinit,  zu,  wo  aber  Indic.  nnil  Opt.  av  nicht  zu- 
lassen, da  muss  auch  der  Infinit,  ohne  dv  stehen.  Dem- 
nach  folgt: 

1)  Die  Untersuchung,  ob  av  mit  dem  Indicat.  und 
Optat.   Fut.  verbunden   werde,   deren   Resultat   ist, 

a)  dass  civ,  abgesehen  vom  epischen  oder  poetischen 
Sprachgebrauch  im  AUgenieinen,  bei  den  bessten  Schrift- 
stellern der  class.  Prosa  zu  dem  Indicat.  Fut.  dann  trete, 
„quum  aliquid  ipsum  per  ae  futurum  esse  nobia  cerlum 
est,  incertum  autem,  num  eo  modo  futurum  sit,  quo 
putamus.^''  So  behält  einerseits  der  Indic.  Fut.  als  o6- 
jectiver  Ausdruck  eines  in  der  Zukunft  eintretenden  Fac- 
tunis  seine  eigenthümliche  Bedeutung,  andererseits  aber 
auch  UV  sein  gutes  Recht,  indem  es  zwar  nicht  das  zu- 
künftige Dass,  wohl  aber  da»  zukünftige  IVie  als  un- 
entschieden oder  »MÄ/ec/j'r  bezeichnet :  .1/yuTlTioi'q  ds  — 
oi,';^  dpcj,  heisst  es  bei  Xenoph.  Anab.  II.  5;  13,  iroici 
övvauei  cofiitd-Xi;»  Xfjijoui^itvui  /.tukkov  av  y.uku- 
aeaS^s  r;;?  vdv  nvv  ifioc  ot'Oijg,  d.  h.  Ihr  joerrfe*  ilie 
Aegyptier  züchtigen,  das  ist  gewiss,  aber  tcie  Ihr  in  dem 
zukünftig  sicher  eintretenden  Act  einen  besseren  Bundes- 
genossen finden  könntet,  als  mich,  sehe  ich  nicht  ein; 
Dinarch.  in  Demosth.  p.  104.  §.  109-  Ttokv  yäg  äv 
dr/.uiÜTeoov  ekei]Oece  ti)v  ^^jquv,  d.  h.  Ihr  werdet 
niitleid  mit  dem  Lande  haben,  xai  Tovco  TTukv  av  8l- 
y.aiÖTtgov  tl'l],  y  etc.;  und  ebenso  Aeschin.  III.  155. 
rl  o-OT*  UV  i^si  i)  Ti  (p^iy^srai,  d.  h.  ri  ttot'  av 
ti'ij  u  i^ei. 


Dasi  aber  av  mit  dem  Indic.  Fut.  auch  dann  verbun- 
den werden  könne,  wenn  das  Prädicat  an  sich ,  nicht  die 
Art,  wie  dasselbe  in's  Leben  treten  wird,  als  abhängig 
und  unentschieden  dargestellt  werde,  längnet  Franke  we- 
nigstens für  <lie  mustergültige  Prosa,  da  in  den  wenigen 
Beispielen,  »velche  man  hierfür  anzuführen  pflegt,  die 
Lesarten   zwischen   dem   Indicat.   und   Optat.   schwanken. 

b)  Was  nun  weiter  den  Optat.  Fut.  mit  av  anbe- 
langt, so  nöthigt  uns  der  nicht  abzuweisende  Gebrauch 
desselben  in  oratione  obliqua  (vergl.  die  beiden  Beispiele 
aus  Isaeus  I.  3'2.  und  Lys.  I.  22.),  wenn  auch  der  blosse 
Optat.  das  Gewöhnlichere  ist  (S.  H),  tloch  zu  der  An- 
nahme ,  dass  auch  in  oratione  recta  der  Opt.  Fut.  mit 
a  V  verbunden  werden  könne.  Selten  ist  dieser  Gebrauch 
allerdings  und  zwar  aus  dem  Grunde,  aus  welchem  Her- 
uiann  denselben  überhaupt  in  Abrede  stellt,  weil  nämlich 
der  Opt.  Praes.  sowohl,  als  der  Opt.  Aor.  mit  av  schon 
auf  die  Zukuntt  bezogen  werilen.  Inzwischen  haben  diese 
beiden  Opt.  doch  ihre  Beziehung  auf  die  Zukunft  nicht 
an  und  für  sich  als  in  ihrem  Begriffe  liegend,  sondern 
nur  insofern  das,  dessen  Existenz  nur  gedacht  wird,  wäh- 
rend es  weder  in  der  Vergangenheit,  noch  in  der  Gegen- 
wart wirklich  ist,  vor  der  Seele  des  Sprechenden  als 
Zukünftiges  dasteht.  Will  aber  der  Grieche  das  Futur, 
als  solches  bestimmt  hervorheben,  so  kann  er  auch  den 
Optat.  dieses  Temporig  mit  av  dazu  wählen,  wie  wir 
denn  auch  bei  Lycurg.  in  Leocrat.  §.  15.  mit  Ueberein- 
stimmung  aller  Codices  finden:  sv  yag  iOtE,  üj  .A9t]- 
vaiot,  (in  d^ekeiv  Öö^oir'  äv,  si  tijv  TtaQ  vfxiov 
ovroq  diacfvyot  TtfXUigiav,  womit  der  Redner  sagen 
wollte,  ,,si  Leocrates  absolutus  esset,  futurum  esse,  ut 
Athenienses  negligere  viderentur  i.  e.  negligentiae  nutam 
haberent."  Der  Opt.  des  Aor.,  den  Bekker  und  Her- 
mann vorziehen,  würde  nur  den  momentanen  Erfolg  von 
Leokrates  Freisprechung,  nicht  die  noch  nach  derselben 
fortdauernde  Wirkung  bezeichnen,  welche  im  Fut.  liegt. 
Demnach  scheinen  sich  die  Optat.  Praes.,  Aor.  und  Fut. 
gerade  so  zu  unterscheiden,  wie  die  Infinitive  dieser  Tem- 
porum, z.  B.  voul^oi  dv  putet  i.  e.  versetur  in  opinione, 
voiiicrai  dv  putaverit  i.  e.  ceperit  opinionem ,  vOfAtoilj 
dp   futurum  sit ,    ut  in   opinione   versetur." 

So  gering  aber  die  Zahl  der  Beispiele  für  diesen  Opt. 
Fat.  mit  av  in  oratione  recta  allerdings  ist:  so  häufig 
ist  nun   wirklich: 

2)  der  Infinit.  Fut.  mit  äv  sowohl,  wozu  die  Belege 
S.  lU  angeführt  werden,  als  auch  das  Particip.  Fut.  mit 
äv  (S.    il). 

Daher  ist  nicht  nur  die  bezeichnete  Lesart  §.  6.  av 
—  aojdijosodat,  sondern  auch  III.  1(59.  ul/uai  -voivl't) 
UTlavTag  äv  ö ^lokoyija eiv  rifia^  die  richtige. 

Nach  diesem  Excurs  kehrt  Franke  zu  der  Aeschinei- 
schen  Stelle  §.  6.  zurück  und  hält  in  derselben  noch 
die  Lesart  ö  öl}  dnoyvovg  gegen  das  Bekkcr'sche  u  ys 
duoyvnvQ,  fest  „nam  si  is  qui  se  ipse  condemnat  sons  est, 
iam   is   i|ui   ipse   so   absolvit   insons   est." 

Weiter  wird  g.  7:  Iltgl  bl  rri<;  dkkrji  xaTijyooiaq 
ösouai  i>itif)v,  uj  uvdgsi  '-i9)jvoioi,  £uv  xi  ^agckei- 
no)  yal  fxfj  (AVijad'ui,  £71£qu)vuv  u£  u.  s.  w.  das  Bes- 
sere  tdv    XI    TTagakiTU)     wiederhergestellt,    sowie   §.   8. 

rsxeibno-^e  d'  av  vfiiv  tixö;  n  ngdyua  Tzdo^i^iv  du^ui. 


tl7 


IIS 


Rekker  schrrild  aas  Einem  Codex  edv  ohne  Grnnil ,  da 
sich  Aesc-hinrs,  »o  weit  wir  au»  den  Haiidschriftfin  ur- 
theilcii  könnrn ,  beider  Formen  zugleicli  liediente.  End- 
lich wird  §.  y.  in  den  Worten  ty.ßsiikir/J.vai  (>(:  y.ul 
T)';(,  «c>^j;$  AioaußLeTrrijv  das  von  Hckkor  verworfene 
y.ui   wieder   aufgenommen. 

Hiermit  l)e»chlie<ist  Hr.  F.  fi'ir  diesimal  seine  »erechte 
Polemik  gegen  Bekker's  Textesrecension  und  lasät  den 
schon  oben  erwähnten  Anhang  Hier  die  Verbiiulung  von 
Participien  und  mit  dem  Artikel  versehener  Sa/jstantiva 
folgen,    und    zwar   von   S.    1'2 — 1.5,  insofern: 

l)  die  Stellung  der  Participia  sich  ganz  nach  der 
der  Adjectiva   richtet,      üaliin   gehören   aUo: 

a)  die  prüdicativen ,  entweder  dem  Substantiv  (Pro- 
nomen) ohne  Artikel  nachfolgend  oder  vor  den  Artikel 
gestellt,  z.  B.  Demosth.  X^'HI,  72.  T[  BfJ  l  £  l  (jy  (to  fxui 
fxev  iyui  Tcegi  xovtojv  tinuiv,  Tre^ieloyaoTci  d'  v 
nokl^  ij  TtSiadetaa  e^ioi,  d.  h.  curiosius  feci  eo,  quod 
dixi ,  wahrend  ö  eiTiuiv  durch  ego  ,  qni  dixi  zu  über- 
setzen Wilre.  Durch  diese  prüdicativen  Participia  nämlich 
,,alic[uid  ita  praedicatur  <le  aliqua  re,  ut  id  non  possit  ab 
eo  actu  aut  statu,  qui  verbo  indicatus  est,  sejunctum  et 
»eparatuni  cogitari."  So  erhalt  in  obigem  Beispiel  das 
Perf.  7t£^l£/^yaauui  durch  das  sich  eng  anschliessende 
Particip.  seinen  concreten  Inhalt ,  das  ■nEgiiigyaOx^ai 
offenbarte  sich  eben  in  dem  ei-:zeiv  „ui  jam  pateat  ora- 
torem  dicendo,  non  alia  re  curiosius  fecisse.^''  Gleich- 
wohl könnte  auch  hier  ö  £/ila)V  (wie  das  folgende  ij 
TlStO&flOa)  gesetzt  werden  ,  indem  trotz  der  Selbständig- 
keit,  mit  welcher  in  diesem  Falle  das  Partie,  auftritt, 
sich  aus  dem  Zusammenhange  ergibt,  dass  jenes  Tt£Q(£ioy. 
in  nichts  Anilerem,  als  dem  £l7r£ii>  bestand.  Enthält 
aber  das  Particip  einen  dem  Prädicate  ganz  heterogenen 
Begriff,  wie  z.  B.  Tt£gi£iQya(TTUt  d  i]  Trokeg  ij  Tigoj- 
Tcvovoa  ZüJV  ' Ek'kr;vv)V ,  so  wird  der  Artikel  nicht  ent- 
behrt werden  können.  —  Wie  übrigens  ilergleichen  prä- 
dicatire  Participien  nach  dem  Zusammenhang  im  Deut- 
schea    verschieden    übersetzt    werden    müssen,   leuchtet   ein. 

b)  Die  attributiven  Participia  stehen  wie  die  Adject. 
entweder  zwischen  dem  Artikel  nnd  dem  .Substiv. ,  z.  B. 
ö  atQ£^£ii  OTfjairiyoi  oder  mit  wiederholtem  Artikel 
dem  letzterem  nach,  z.  B.  6  argaiijyoi  6  «/p«&£i;. 
Stellen,  welche  diesem  allgemeinen  Gesetz  zu  widerstrei- 
ten scheinen,  gehören  theils,  wie  Soph.  .4j.  57U.  ö  kv- 
fiSuiv  ifxo^  oder  Eurip.  Hipp,  ti'^l.  ö  y£vvr,xa)g'  £U0^ 
[vergl.  über  die  Freiheit  der  Stellongen  in  diesen  Fällen 
Firnhaber  zu  Eurip.  Iphig.  Aulid.  S.  flO  f.]  nnr  der 
Sprache  der  Tragiker  an,  theils  sind  dieselben,  wie  Arist. 
Vesp.  12it.';5.  entweder  zu  verbessern  oder  richtig  zu 
erklären,  abgesehen  von  Ausilrücken,  wie  o  Z£v<;  Oki'fx- 
TVlOi,  TOI'  ZllDi  ^ojTiJgoc  und  dergl.,  in  denen  beide 
Bectandtheile  zu  Einem  Begriffe  verschmolzen  sind.  — 
Freier  ist  jedoch  der  Sprachgebrauch,  wenn  dem  Snbst. 
oder  substantivischen  Adject.  oder  Particip.  ein  näher  be- 
stimmender Ausdruck  in  der  Form  eines  von  einer  Prä- 
position regierten  Casus  nachgestellt  wird,  z.  B.  Xen. 
Hell.  IV.  8.  '20.  Ol  £K7c£iTT0j-/.dT£<;  'Poöiun>  vtvu  tov 
dTJfj.oii.  —  Hat  aber  ilas  mit  dem  Artikel  verbundene 
Sabstantivum  zwei  Attribute,  von  ilenen  das  eine  das 
Geoereile ,  das  andere  das  Speciello  bezeichnet,    so    darf 


bei  dem  generellen  Attribut  der  Artikel  nicht  wiederholt 
werden,    z.     B.    Xenopli.     Hell.    IV.     :j.     tÖ.    TUJV    iv     Tl] 

'Aoia  noKBwv  'EAki]vif^o)v ,  Plat.  Rep,  VH.  p.  .^ivi  C. 
Tritoc:  TU  fv  t'daat  i^£ti>.  rfavT/couara ,  d.  h.  in  Be- 
trelf  der  Gottesersclieiiiungeii  im  ^Vasser.  Franke  sucht 
den  Grund  davon  darin  ,  dass  das  generelle  .Attribut  in 
diesem  Falle  mit  dem  Subst.  sich  zu  Einem  unzertreiin- 
liclien    Begriffe   verbinde. 

2)  Die  Stellunü,  der  Participia  hat  aber  auch  ihr 
Eigenthümliches.  Wenn  nämlich  das  mit  einem  Snbst. 
verbundene  Particip.  ilurch  eine  nähere  Bestimiiiuiig  (Fr. 
nennt  <lie«elbe  addefinitivum)  erweitert  wird,  so  sind  4 
An<irdiiuiigen   möglich: 

a)  Das  addefinitivum  steht  vor  dem   Particip: 

6  n  g  ui  T  UV  0  ujxi/.u  v  n  6 1.£  fxov  uiu£\Uii  axga- 
Tljyöi  oder 

ö  axgaxijyo^  6  iTQuq  xov  0  lo  y.iy.  uv  tt.  aig£9£it;. 
Sind  der  Addefinitiva  zwei,  so  steht  das  zweite  entweder 
7iach  dem  Subst.,  wie  Aeschin.  III.  25.  dirt  dt  tijd 
■jigug  Ei'ßuvkov  yevoii£vijv  niaxiv  orlcr  nach  dem  Par- 
ticip., wie  Demosth.  IV.  4.  r/J;  vi}v  vn'aQxo^'Oi/^  avTiJi 

ÖVVU^l£tüQ,. 

b)  Das  addefinitivum  steht  zwischen  dem  Particip. 
und  dem  Subst.: 

ö  ccigfdfli;  -Tigus  xov  0ujy.iy.ov  Txokf^tov  axoaxrjyoc. 

c)  Das  addefinitivum  steht  nach  dem  Subtt.i 

6  «/»f^fi?  oxgaxijyoi  ttoo^  xov  nökfuov,  die  bei 
Demosth.   üblichste   Form. 

d)  Das  addefinitivum  sieht  zwischen  dem  Artikel  und 
Substantiv : 

6  Tlgui  TOV  Ti6k£jxov  axQaxijyo^  atgsdfli;,  nament- 
lich, wie  gesagt,  wenn  2  Addefinitiva  vorbanden  sind, — 
eine  Stellung,  die  nach  Franke  insofern  gewiss  eine 
oratorische  genannt  werden  kann,  weil  sie  vor  den  an- 
dern der  Periode  einen  rliythmischeren  Fall  gibt,  keines- 
wegs aber  den  Rednern  vorzugsweise  zukommt.  Sind  2 
oder  mehrere  Adilefiiiitiva  zugefügt,  so  stehen  dieselben 
entweder  alle  zwischen  dem  Artikel  und  dem  Subst.,  wie 
Demosth.  XVIII.  V)8.  Tr;v  x6z£  &ijßalo/i  öolfj^v  y.ai 
ö(jl:;av  lizdgyovouv ,  oder  sie  werden  getrennt,  so  dass 
das     zweite    vor    oder     hinter    das    Particip.     gestellt    »ird, 

wie  Demosth.  XVIII.  35,  0/  naua  xoi'xor  koyui  Tu'xe 

glj9£VT£i. 

Das  ^Vichtigste  aus  dem  Jahresbericht  möchte  Folgen- 
des sein:  erstens  die  seit  dem  :j.  3Iai  1840  begoiinenen  gi/m- 
7iastischen  Uebungen  auf  einem  eigens  zu  diesem  ZHorke 
angekauften  Turnplatze.  Sodann  aus  der  (  hronik  vor 
Allem  der  am  17.  Januar  1S41  um  12'/»  'Uhr  erfolgte 
Tod  des  Direcfors  Dr.  Nicolaus  Bach,  die  am  1^1.,  20. 
und  'J\.  Januar  in  der  G vmnasialkirche  jedesmal  vor 
dem  Beginne  des  Unterrichts  durch  den  Religionslehrer 
Schell  gehaltenen  Exequien  für  den  ^'erblichenen,  und 
das  feierliche  Lcichenbegängniss  am  20.  Jan.  um  3  l'hr 
Nachmittags,  wobei  dem  letzten  ^Villen  des  ^'ollendeten 
gemäss  gleichfalls  der  genannte  Religionslehrer  .Schell 
fungirte.  Am  Rhnbanustas,e,  den  4.  Februar,  «urdovon 
Dingelstedt  das  Andenken  des  Verstorbenen  ilurch  eine 
Rede   über    die   Verdienste    desselben    um   die   Scliiile   ge- 


119 

ioicrt,  iiiiil  vuii  Schell  ein«  lateinische  Odo  in  niemoriain 
iiie  ilcfiiiir<i  icrdicilt.  —  Die  Lcitiiiijf  der  Direriorialge- 
iich.'irii>  »iirdo  durch  lici^chliisii  Kiirf.  Ministeriums  des 
Jimorn  »oni  23.  Januar  1S41  dem  Professor  Wagner  und 
ür.   FratiLc  üliertrafen. 

Weili-rhiii  «nrde  durch  hiii  liste  Dcschlüsse  rom  0.  fllai 
der  Gvninasialjiraiticant  J.  Hartmann  mit  der  Versehunf 
der  Stelle  des  Lehrers  der  Mathaniatik  und  Physik  am 
(ivninasiuni  zu  IMarburjf  beauftragt,  und  die  Zulastun); 
«les  Dr.  phil.  Dealina  zu  Älarburg  als  Practicant  bei  dem 
Gvuin.'itium  genehmigt.  Durch  höchste  Entschliessuiig 
loni  27.  Mai  ivurdo  dem  ausserordentlichen  Pfarrer  Heuss- 
ner  zu  iMeUnngen  eine  Lehrerstelle  am  hiesigen  Gym- 
nasium, Vorzugs«  eise  fiir  den  eiumgelisclieii  lieligionsiin- 
terricht  übertragen;  durrli  höchstes  Rcscript  vom  22.  Oct. 
der  Gymn.-isialliülislehrer  Dr.  llupfeld  an  das  Gymnasium 
zu  Kassel  verset/t,  dagegen  durch  iMinisterialbeschluss 
voui  27.  i^ei.  die  einstiteilige  Beauftragung  des  Gj(mna- 
siallii'illslelirers   Gies   zurückgenommen. 

Die  Schülerzahl  betrug  im  Laufe  des  Schuljahres 
überhaupt  174,  und  zwar  21  in  Prima,  23  in  Seciinda, 
32  in  Tertia,  3Ü  in  Quarta,  29  in  Quinta  und  39  in 
Sexta,  >on  denen  jedoch  allmählich  Uj  theils  zu  anderen 
Berufsarten,  theils  auf  andere  Anstalten  übergingen;  2 
Schüler   verlor   das   Gjmnasinm   durch   den   Tod. 

Tilit  dem  Zcngniss  der  Reife  zu  den  akademischen 
Studien  wurden  am  Schlüsse  des  Schuljahres  ( —  die  3Ia- 
turit.'ltsprüfungen  finden  auf  dem  Fnldaer  Gjmnasinm  nur 
jährlich  statt  — )  sieben  Primaner  entlassen,  2  um  in 
der  kathol. -thcol.  Lehranstalt  zu  Fulda  Theologie,  2  um 
.Jurisprudenz,  1  um  Medicin,  1  um  Philologie  und  Theo- 
logie, 1  endlich  um  Reclits  -  und  Staatsivisseiischaft  auf 
der   Landesuniversität   zu   studiren. 

in.  Die  Einladuiigsschrift  zu  den  Prnfungsfeierlich- 
keiten  im  Kurf.  Gymnasium  zu  Hanau  enthält  eine  Ab- 
handlung des  Gymnasiallehrers  F.  Münscher:  De  rebus 
Plataeensium.      Adjecta   est  tabula  agri   Plataeensis. 

Den  Inhalt  dieses  schatzbaren  Opusculi,  das  102  Sei- 
ten 4.  nmfasst ,  bis  in's  Einzelne  zu  verfolgen,  würde 
uns  hier  zu  weit  führen;  und  wir  können  diess  um  so 
eher  unterlassen,  da  dasselbe  zugleich  als  Inauguraldis- 
sertation erschienen  ist  und  sich  somit  unserem  Berichte 
gewissermaassen  entzogen  hat.  Es  genüge  desshalb,  das 
argumentum  zur  Uebersicht  herzusetzen: 
Cajiut    I.    Dcscriptio   agri    Plataeensis. 

JJ.    1.    De   agri    magnitudiiie    et   natura. 

^.   2.    De   oppiili   situ    at(|ue   conditiune. 

§.  3-  De  iis,  cjuae  extra  oppidum  sifa  memoratn 
digna  sunt, 

§.   4.   De   incolis  agri. 
Caput    II.      Ilistoria    Plataeensium    ante     migrationem 
Oocotornm  a  Thucydide   narratam. 

§.    |.   Res   Plataeensium   mythicae. 

5j.  2.  Summa  eorum,  cjuae  a  scriptoribus  Graecornm 
vcteribus  de  priscis  Boeotorum  sedibus  memuriae  prodita 
sunt. 

§.  .3.   Dubitationcs   Od.   IMuelleri. 

§.   4.   Controversiae   epicrisis. 

§.  5.  Antiijuissiina  ISopotoruni  historia  ad  scriptoriim 
reteruui   et  WucUeri  sentcntias  comnosita. 


t 


120 


^.  6.  Histqfia  Plataeensium  ante  alteram  Boeotorum 
migrationem. 

Caput  III.    Platacenses   fuederi  Boeotico  adscripti. 

C^.    I,   Plataeae   a   Boeotis   conditae. 

l!^.   2.   De   rolouiis  Plataeensium. 

g.  3.  D«  forma  reipublicae  Plataeensium  foederi 
Boeotiro  adscripturum. 

§.  4.  De  sacris  Plataeensium  foederi  Boeotico  ad- 
scriptorum. 

Caput  IV.  Plataeenses  et  pro  sua  et  pro  commnni 
Graecornm  libertate  pngnantes,  sive  his(oria  rerum  ab 
anno  a.  Chr.  519.  usijue  ad  annum  479.  a  Plataeensibus 
gestarum. 

§.   1.   Plataeenses  cum  Atheniensibus  foedere  jancti. 

^.   2.   Plataeenses  ex  snciis  amici  Athenicnsium  facti. 

C^.  3.  Platacenses  ob  magna  in  Athenienscs  omnes- 
quc   Graecos   merita  summis  praemiis  ornati. 

Caput  V.  De  varia  Plataeensium  fortuna,  quae  civi- 
tatem  gratia  npud  Graecos  florentem  in  odium  et  perni- 
ciem  dedit,  sive  historia  rerum  ab  anno  479'  usque  ad 
427.  a  Plataeensibus   gestarum. 

§.  1.  Civitas  Attica  utriim  ante  deditas  Lacedae- 
moniis  Plataeas  ad  Plataeenses  pertinuerit  nee  ne ,  dis- 
qairitur. 

§.  2.  Res  ab  anno  479.  uscjue  ad  annum  427>  a 
Plataeensibus  gestae. 

Caput  VI.  Platacenses  bis  exsulantes,  sive  historia 
rerum  ab  anno  427.  usque  ad  324.  a  Plataeensibus  ge- 
starum. 

§.   1.  Prius  Plataeensium  cxsilium. 

§.   2.   Restituta  Plataeensium  civitas. 

§.   3.   Alterum   Plataeensium   exsilium. 

Die  Lehi'Verfassung  hat  keine  wesentlichen  Verände- 
rungen erlitten;  nur  die  Metrik  tritt  nicht  mehr,  wie 
vordem  ,  als  selbständige  Disciplin  auf,  sondern  schliesst 
sich  der  Leetüre  der  griechischen  Dichter  in  Prima  an. 
In  dem  zweijährigen  Cursus  dieser  Ciasse  ist  übrigens, 
was  die  lateinische  Sprache  und  zwar  die  Prosaiker  be- 
trifft, die  Leetüre  auf  Tacifus  Aiuialen  und  Agricola 
einerseits  und  Cicero's  Briefe  ad  Farn,  beschränkt  ge- 
wesen. Das  Hebräische  hat  während  des  ganzen  Schul- 
jahres cessirt. 

Aus  dem  Lehrerpersonal,  scheint  es,  ist  der  noch 
immer  kranke  Gymnasiallehrer  Dr.  Möller  für  den  Augen- 
blick wenigstens  ausgeschieden.  Da  sich  derselbe  näm- 
lich „wegen  der  sehr  langsamen  Fortschritte  in  seiner 
Besserung,  die  jedoch  nach  ärztlichem  Gutachten  noch 
immer  der  IloÖnung  zu  seiner  Wiedergenesung  Raum 
gaben,  ausser  Stande  sah,  am  Unterricht  Theil  zu  neh- 
men, so  hat  Kurf.  I\Iinisterium  des  Innern  in  gnädiger 
Berücksichtigung  dieser  Umstände  dem  Patienten  die  ihm 
zu  seiner  Wiederherstellung  nütliige  Ruhe  gewährt.  ' 
Wahrscheinlich  ist  es  auch  diese  längere  Krankheit  des 
genannten  Lehrers,  welche  den  Uebelstand  zur  Folge 
gehabt  hat,  dass  der  Candidat  Jung,  Ordinarius  von 
Sex(a,  zugleich  stellvertretend  das  Ordinariat  von  Quarta 
versehen   musste. 

Aus  den  statistischen  Sotizen:  Nachdem  zu  Ostern 
184U  zioei  Primaner  mit  ZcuL'nissen    der  Reife    zur   Uui- 


121 


122 


Teriitai  und  im  Laufe  des  rerflossenen  Scliuljalircs  (1840 
bis  1S41)  sieben  Sclii'iler  zii  anderen  Bestiimniinjen  ab- 
gegangen ,  dagegen  zu  Ostern  sechs  und  im  Ilcrbsle  sic- 
benzehu  neue  Schüler  eingetreten  »raren,  «ar  der  Uestand 
der  einzelnen  Classeu  folgender:  die  Prima  besuclitcn  im 
Sommer  7,  im  Winter  12;  die  Secunda  im  Sommer  18, 
im  Winter  18;  die  Tertia  im  Sommer  IG,  im  Winter  t'2; 
die  Quarta  im  Sommer  11,  im  Winter  13,  die  Quinta 
im  Sommer  14,  im  Winter  11,  die  Sexta  endlich  im 
Sommer  8,  im  Winter  16  Schüler.  —  Der  Prüfung  für 
die  akademische  Reife  haben  sich  am  Schiasse  des  Win- 
terhalbjahres vier  Primaner  unterzogen. 
Den  wissenschaftlichen  Inhalt: 
IV.  des  Marburger  Programme»  endlich  bildet  ein 
Index  Phaedriafius  von  dem  Gymnasiallehrer  Dr.  Coli- 
mann  ,  63  S.  4- »  deren  jede  in  '2  Columnen  gespalten 
ist;  —  nach  des  Verfassers  eigener  Versicherung  nur 
eine  Vorarbeit  zu  einer  kritischen  üntersucliung  über 
das  sog.  ().  Buch  der  Pliädrianisclien  Fabeln.  Leider 
aber  ist  der  Mangel  an  Typen  daran  Schuld  gewesen, 
dass  nur  die  ersten  Seiten  die  erste  Anlage  jener  zu  er- 
wartenden  Kritik   erkennen   lassen. 

Chronik  des  Gymnasiums :    Dem  Hülfslchrcr  Dr.  Steg- 
mann  wurde   unter   dem  6.  Mai  1840  die    vom   ihm   früher 
erbetene   lOntlassung  aus   (km   Staatsdienste   getvährt.       £r 
hat   seit   Juni    1838    als   stellpcrtretemler   Lehrer,    seit   Ja- 
nuar   1839  als   Ilülfslehrer    an    dem    Gymnasium   gewirkt, 
und    zwar    nach    dem    Zeugnisse    des    üirectors    mit    dem 
bessien  Erfolge,    so   dass   sein   Abgang   am   22-   Mai    1840 
als   ein   grosser   Verlust    für    die    Anstalt    um    so   mehr   zu 
betrachten   ist,  als   die   Lehrerstelle   der   Mathematik   bin- 
nen  ivenigen  Jahren   einem   vierfachen   AVechsel  des  Per- 
sonals  unterlegen   hat  *).    —     Durch    höchste    Entschlies- 
snng   vom   fi.    !Mai    1840    i»ur<le    ilor    Gymnasialamtspracti- 
cant  Julius   Hartmann  ,    damals   in   Fulda,     mit  der    >'er- 
sehuiig     der    Stelle     eines     Lehrers     der     Mathematik     und 
Physik   an   dem   Gymnasium    beauftragt.      Derselbe,     wel- 
cher   bereits    im    Jahre     |835    sieben    Monate    lang   eben 
diese   Stelle   stellvertretend   versehen    hatte,    übernahm   die 
ihm   aufgetragenen   Functionen   am   2.   Juli    1840.   —    Der 
Candidat    des    Gymnasiallchramts    Dr.   Heinrich    Wilhelm 
Georg  Alexander  Friedrich  Hasselbach  (geb.  zu  Richels- 
dorf  am   22-   Oct.    1813),    welcher  seit  Juni   1838   an   dem 
Gymnasium  souohl   zum    Behufe    seiner   praktischen   Aus- 
bildung,    als   anshülflich   und   stellvertretend   thätig  geive- 
»en    war,     wurde    durch    höchstes    Rescript    vom   2(t.   Juli 
1840   zum   Ilülfslehrer   gnädigst   bestellt.    —    Durch    liöch- 
«tes    Rescript    vom  30.   Juli    1840   wurde    der    ordentliche 
Lehrer    an     dem     Gymnasium     zu    Rinteln    Dr.    Heinrich 
August  Schick  an   das  Gymnasium   nach  Marburg   versetzt 
und   trat  sein  Amt  mit   dem  Anfange   des  Wintersemesters, 
am    19.   October    1840,    an.    —     L)cr    ordentliche    Lehrer 
Georg    Philipp    Israel     erkrankte     in    den    ersten    Tagen 
des   März    lö40   und   blieb    während    iles   ganzen   Sommer- 
•emesters   ausser  Stand ,   seine  Stelle   zu    versehen.      Gegen 
Ende  des  Sommers  begab  er  sich  in  seine  Ileimath  /  ecker' 


*)  Gegenwärtig  ist  Hr.  Dr.  Siegmann  I.clircr  der  Maihema- 
tik  und  Physik  an  der  Realschule  zu  Marburg  und  Piivat- 
doccnt  für  die  genannten  Fächer  an  der  Universität  daselbst. 


G/mnasiatzeiturt". 


hagen  und  starb  daselbst  am  30.  Septemb.  1840-  —  Der 
Gesanglehrer,  Cantor  JMcolaus  Heck,  feierte  am  28-  Fe- 
bruar 1841  sein  fünfzigjähriges  Dienstjubiläum  als  Leh- 
ret an  der  städtischen  knabenscliule  zu  Marburg,  bei 
welcher  Gelegenheit  er  von  der  dasigen  philosophischen 
Facultät  zum  Doctor  der  Musik  crcirt  wurde.  —  Den 
Gesangunterricht  an  dem  Gymnasium  ,  beziehungsweise 
an  dem  vormaligen  akademischen  Pädagogium,  hat  er 
seit  dem  Jahre  1826  besorgt.  Am  SihluBse  iles  Winter- 
semesters 1840  "urde  er  in  üebereinslimmuiig  mit  seinen 
Wünschen  vom  Kurf.  Ministerium  des  Innern  unter  An- 
erkennung seiner  langjährigen  nützlichen  Dienste,  ledig- 
lich seines  vorgerückten  Alters  wegen,  seiner  Functionen 
als   Gesanglehrer   an   dem   Gymnasium   enthoben. 

Statistische  Uebersicht :  Am  Schlüsse  des  Schuljahrs 
beträgt  die  Zahl  der  Schüler  des  Gymnasiums  F/b,  '«" 
denen  31  der  Prima,  31  der  Secunda,  40  der  Tertia, 
31  der  Quarta,  18  <ler  Quinta  und  25  der  Sexta  ange- 
hören. —  Am  Ende  des  Sommersemesters  1840  und  des 
AVinterscmesters  18'"/»,  "urden  jedesmal  8  Primaner  mit 
Zeugnissen  der  Reife  entlassen.  Ausserdem  verliesseu 
im  Laufe  des  Schuljahres  l'l  Schüler  das  Gymnasium  ; 
2  »»eiche  den  t'ursus  lollendet  hatteu,  aber  nicht  für 
reif  erklärt  werden  konnten,  um  sich  auf  der  Universität 
zu  ihrer  Ausbililung  inimatricnliren  zu  lassen,  2  um  auf 
andere  Gymnasien  zu  gehen  ,  die  übrigen  um  sich  Be- 
rufsarten zu  »vidmcii,  zu  »lelchen  tt  isscnschaftlicbe  Stu- 
dien nicht  erforderlich  sind,  1  Schüler  «urde  der  An- 
stalt  durch   den    Tod   entrissen. 

ücbrigens  sind  auch  für  dieses  Gymnasium  die  Turn- 
übungen in  Aussicht  gestellt,  nnd  zu  der  Aufstellung  von 
Geräthschaftcn  für  körperliche  (Jebungen  die  erforder- 
lichen  Vorbereitungen   bereits   vollendet. 

Die  beiden  Programme,  welche,  »vie  gesagt,  eine 
mehr  praktische  Tendenz  haben,  sind  die  der  Gymnasien 
zu   Ilersfeld  und    Rinteln. 

\.  Dem  Jahresbericht  des  Kurf.  Gymnasiums  zu  Hera- 
feld nämlich  geht  eine  Abhandlung  des  Dircctors  Dr. 
Wilhelm  Münscher:  über  den  schriftlichen  und  miind- 
lithen  Gebrauch  der  allen  classischen  Sprachen,  beson- 
ders der  lateinischen,  in  den  Gymnasien  voran  (S.  1 — 31). 
Der  Z»»eck  lies  Verf.  ist,  die  üebungeu  im  Schreiben 
und  Sprechen  der  alten  Sprachen  und  des  Lateinischen 
insbesondere  zu  verlheidigen,  „nicht  so»vohl  nm  die  Geg- 
ner dieser  Uebnngen  zur  Erkenntniss  zu  bringen  ,  son- 
dern um  dem  lliibef^ingcncn  die  Gründe  lies  in  der  Schule 
bestehenden    \  erfahrens    darzulegen." 

In  der  neueren  Zeit  hat  sich  vornehmlich  F.  W. 
h'lumpp  in  seinem  Werke  über  die  gelehrten  Schulen 
nach  den  Grundsätzen  des  wahren  Humanismus  und  den 
Anforderungen  iler  Zeit,  Stuttgart  1829,  gegen  die  Fort- 
setzung der  Uebungen  im  Schreiben  und  Sprechen  des 
Lateinischen  bis  zu  den  höchsten  Stulen  des  Gymnasial- 
unterrichls  entschieden  erklärt;  sodann  hat  F.  E.  Benecke 
in  seiner  Erziehungs  -  und  Unterrichtslehre  2.  AUtheil. 
S.  2  il  ff.  si*h  »vcnigstens  dahin  ausgesprochen,  dass  man 
nur  zur  elemcntarischen  Erlernung  der  lateinischen  Spra- 
che die  Schüler  in  lateinischen  Compositionen  fleissig 
üben,  auf  den  höhern  Stufen  iles  Unterrichts  aber  die 
üebungeu    im    Scbreibeu    immer    mehr    beschranken    nnil 

9 


t2i 


124 


•rpiiigstriK  rilnTnll  dir  Anlpidiii^  zum  rri>ipii  Lateiii- 
«rliriMbiMi  milerl.i'iSPii  nulle.  Kiiillicli  liat  /.  (F.  Nett- 
maiiH  III  i-iiitT  oigiMicii,  li<>rliii  |,S  {'.)  fisrliieiieiipii,  Schrift 
die  >'ulli»iMiiligk.>Mt  (|pr  Abstriliiii;;  lies  Lateiiischreibeos 
uiiil  llrJoii.'*  auf  Scliulrii  uiiil  üiiiverijitiUeii  zu  boirciseu 
gemii  li(. 

Den  ersten  oft  geliürfeii,  rrpilich  abt-r  sehr  iinvcrstan- 
<]ij;rn  Biiiwurf,  dass  das  Lateinische  seine  Geltung  nicht 
6I0SS  in  dem  Staat  und  der  Kirche ,  sondern  auch  als 
Gelehrtensprache  ganz  verloren  habe,  ueist  der  Verf. 
ruin  S(aiiJ|iiini't  d<>r  Siiiulc  al»  Niciils  sa;;eii(l  zuri'ick. 
„UcMiii  Hi'iiii  sii'li  zfiiiiMi  solUf  ,  dass  diese  Uebiiiijjen  ein 
aichtigei  und  durch  nichls  Anderes  ersetzbares  Element 
ebensowohl  für  die  Aasbildung  des  Geistes  überhaupt, 
als  für  die  Einweihung  in  die  Sprachgesetze  und  für 
das  Verstiindniss  der  Schriftsteller  insbesondere  enUial- 
ton ,  KU  ivi'irileii  diese  Uebuiigcn  immer  noch  in  ihrem 
vollen  Umfange  und  in  aller  8(rrni>e  beizubelialten  sein, 
nioj^en  auch  diejenigen  Schüler,  «eiche  dereinst  als  Sclirift- 
slcller  auftreten  «erden  ,  bloss  der  deutschen  Sprache 
sich  bedienen,  oder  zum  VorstMudiiiss  der  » isseuschaft- 
lichnu  Werke  nur  der  Mutter.^prache  oder  der  übrigen 
neueren   Sprachen    bedürfen."     (S.    7  —  9.) 

Ausführlich  wird  sodann  dio  Behauptung  derer  wider- 
legt, die  zH-ar  der  lateinischen  Sprache  als  solcher  ihre 
Berechtigung  für  die  Schule  nicht  entziehen  wollen,  aber 
die  Uebungen  im  eigenen  Gebrauch  derselben  weder  für 
rfi'e  Kenntnis»  der  lateinischen  Sprachgesetze,  noch  für 
das  l'erständniss  der  Schriflstellr  förderlich  hallen 
(S.  9  — 1^7).  Dabei  kommt  denn  unter  anderen  auch  das 
Verhaltniss  der  schriftlichen  Uebungen  in  der  griechi- 
schen Sprache  zu  denen  in  der  lateinischen  nod  die 
fers  'lieilenen  Stufen  der  lateinischen  Scripta  nach  den 
üblichsten  üebungsbüchern  in  Betracht.  Die  Frage,  ob 
die  Nachbildung  der  poetischen  Form  in  der  lateinischen 
Sprache  als  allgemeiner  ünterrichtsgegenstand  iu  den  G^im- 
nasien  festzuhalten  oder  einzuführen  sei,  cerncint  der 
Verf.,  ohne  jedoch  desshalb  rein  prosodische  Uebungen 
Biiszuschliessen.  —  Freie  üobungen  im  Lateinsprechen 
können  nur  dann  in  angemessener  Weise  stattfinden,  wenn 
die  Uebungen  im  Schreiben  schon  lange  vorausgegangen 
sind,  also  erst  auf  der  obersten  Stufe  des  Gymnasialun- 
terrichfg ,  wenn{;leicli  sich  an  den  vorliegenden  Stoff 
eng  anschliessende  Uebungen  in  allen  Classen  anzustel- 
len sind,  jedoch  mehr  zur  Wiederholung  des  schon  Durch- 
gegangenen, als  um  neue  Gedanken  der  Seele  zuerst  vor- 
zuführen. Am  Schluss  dieses  zweiten  Theils  macht  der 
Verf.  noch  einige  Vorschläge  hinsichtlich  des  Lateinisch- 
»prechena  bei  den  Prüfungen,  die  auf  der  Universität 
Oller  vor  andern  geistlichen  und  weltlichen  Behörden  ge- 
halten »erden.  So  wenig  nämlich  dio  AbschalFung  die- 
ses Gebrnuchs  zu  empfehlen  ist  —  insofern  der  Zweck 
desselben  kein  anderer  sein  kann,  ,,als  denen,  welche 
«ich  einem  wissenschaftlichen  Berufe  widmen,  die  fort- 
währende Beschäftigung  mit  den  classischen  Studien  zur 
Pflicht  zu  machen  und  sich  in  der  K.ürze  zu  überzeu- 
gen, oh  und  in  wie  weit  sie  dieser  Pllicht  genügt  ha- 
ben" —  so  genügt  es  doch  nach  des  Verf.  Ansicht  schon 
vollkommen,  nur  einen  Theil  des  Examens,  namentlich 
denjenigeu,    welcher  sich  auf  Uistorisches  and  auf  Aus- 


legung der  alten  Quellen  bezieht,  in  lateinischer  Sprache 
abzuhalten.  Aber  dann  ist  freilich  auch  nothwendig,  dio 
ehemals  so  häufigen  Disputir-  und  Redeübungen  auf  den 
Universitäten  wiederherzustellen,  oder  —  was  noch  wich- 
tiger ist  —  für  alle  Hauptfächer  der  akademischen  Stu- 
dien mit  dem  freien  Vortrag  der  Wissenschaften  von  Sei- 
ten des  Lehrers  noch  eigene  Uebungen  der  Studirenden 
in  besonderen  Stunden  zu  verbinden ,  an  denen  Theil  za 
nehmen  von  jedem  künftigen  Diener  des  Staats  nnd  der 
Kirche  unerlässlich  gefordert  wird,  und  in  welchen  auch 
zum  Theil  nach  Maassgabe  des  zu  ilen  Uebungen  zu 
wählenden  Stoffs  der  schriftliche  und  mündliche  Gebrauch 
der  lateinischen  Sprache  in  Anwendung  komme.  —  ,,Ueber- 
haupt  sollten  Universitätslehrer,  wenn  die  Leistungen  ih- 
rer Zuhörer  den  Fortschritten,  welche  die  Wissenschaft 
gemacht  hat,  nicht  entsprechen,  oder  vielmehr  die  Theil- 
nahme  an  gewissen  Fächern,  namentlich  an  den  allge- 
meinen Wissenschaften  abgenommen  hat,  nicht  bloss  über 
die  Slängel  der  Gjmnasialstudien  Klage  erheben  (der- 
gleichen jetzt  mehr,  als  sonst  laut  werden),  sondern  auch 
in  Betracht  ziehen,  ob  die  akademischen  Studien  nicht 
allzuiveit  in  die  Breite  statt  in  die  Tiefe  gehen,  und  ob 
nicht  in  allen  Fächern  weit  häufigere  Uebungen  als  eine 
nothwendigc  Eigänzung  zum  Anhören  der  Kathedervor- 
träge hinzukommen  müssten  ,  wenn  aus  den  höchsten 
Studienanstnlten  Männer  hervorgehen  sollten  ,  dio  mit 
innerer  Liebe  zur  Wissenschaft  beseelt,  auch  die  rechte 
Weise,  sie  zu  betreiben,  sich  angeeignet  haben  und  das 
Erlernte  mit  freier  Selbstthätigkeit  im  Leben  anzuwen- 
den  wissen." 

Ein  dritter  Haupteinwurf,  den  man  besonders  gegen 
den  schriftlichen  Gebrauch  der  lateinischen  Sprache  macht, 
lässt  sich  "darauf  zurückbringen,  dass  man  behauptet,  die- 
sef  Gebrauch  der  lateinischen  Sprache  thue  dem  Denken 
und  dem  mit  dt-r  Deiiktliätigkeit  eng  verbundenen  Ge- 
brauch der  Muttersprache  Eintrag  —  eine  Behauptung, 
die  sowohl  in  der  Erfahrung ,  dass  unsere  grössten  deut- 
schen Schriftsteller  in  Schulen  unterrichtet  wurden,  in 
welchen  die  lateinische  Sprache  selbst  vor  der  Mutter- 
sprache den  entschiedensten  Vorzug  hatte  (S.  28),  als 
auch  darin  ihre  Widerlegung  findet  ,  dass  gerade  im  Ge- 
gentheil  die  lateinische  Sprache  ihrem  innersten  Wesen 
nach  vorzüglich  dazu  geeignet  ist,  den  Sinn  für  Deut- 
lichkeit, Kraft,  Fülle  und  Wohlklang  der  Darstellung 
zu   wecken   und   zu  stärken   (S.   29  —  31). 

,, Unbekümmert  also  um  den  Vorwurf,  einen  Verrath 
an  der  flluttersprache  zu  begehen,  können  die  Gelehrtcn- 
schulen  ihre  auf  stete  Belebung  der  alten  classischen 
Sprachen  und  der  in  denselben  verfaisten  Geisteswerke 
in  den  Seelen  der  Jugend  gerichtete  Thätigkeit  eifrig 
fortsetzen,  ja,  sie  können  sich  rühmen,  dass  durch  die 
lebendige  Betreibung  der  classischen  Studien  der  vater- 
ländische Sinn  mehr,  als  durch  blossen  Unterricht  in 
vaterländischen  Zuständen  und  Verhältnissen  geweckt  und 
unterhalten  wird,  und  dass  durch  keine  Art  von  Lehr- 
anstalten mehr  oiler  nur  ebenso,  wie  durch  diejenigen, 
in  welchen  die  classischen  Studien  vorherrschen  und  der 
Lernthätigkeit  lorzujisweisc  ihr  inneres  Leben  geben,  das 
Gedeihen    der    deutschen    Sprache     und    Literatur ,     de» 


125 


126 


ihenern  KIpinoili  and  fegtesten  geineinsamcn  Bandes  der 
deutschen    Nation,   gefordert   wird." 

Aus  dem  Jahresbericht:  Eigentbünilich  ist  dem  Hers- 
felder Gymnasium,  was  den  Sprachunterricht  betrifft,  die 
reichliche  Leetüre  classischer  Schriftfiteller,  besonders  iu 
den  obern  Classen.  So  wurden  in  Prima  »rilirend  des 
Schuljahrs  1840  —  41  Homer's  Ilias  I  —  IV,  Sopho'klea 
Oedipu»  Coloneus  Vs.  75ö — 1755  (mit  cursorischer  Re- 
petition  und  üebersicLt  des  Ganzen) ,  Theokrit's  Idyllen 
mit  Auswahl  und  Xenopho?i's  Cyropüdie  B.  I.  1 — 7.  in 
3  wöchentlichen  Lehrstunden  gelesen;  im  Lateiniichen : 
Cieero's  oratt.  in  Vcrrem  I  et  II  und  de  oratore  I,  Sal- 
lusi's  Bellum  Jugurthinum,  Terenzen's  Andria  nnd  Ileau- 
<untimorumenos,  Horaxen's  Satiren  B.  I.  1.  2.  3 —  10. 
nnd  Oden  I.  35.  37.  II.  1  —  3.  6.  7.  9.  10.  12.  13-  in 
7  wöchentlichen  Lehrstunden.  Ebenso  in  Secunda  Xe- 
nophon's  Anabaiia  B.  I  —  V.  Cap.  1.  10.  und  Homer's 
Odyssee  B.  XIX — XXIII.  in  4  wöchentl.  Lehrstunden  ; 
Cieero's  Reden  pro  Archia,  pro  3Iarcello,  pro  lege  i>Ia- 
nilia  in  2  wöchentl.  Lehrstunden  u.  s.  w.  Ausserilem 
ist  dabei  stehende  Norm,  dass  die  Schüler  einer  jeden 
Classe  von  einem  griechischen  nnd  einem  lateinischen 
Schriftsteller,  welche  gerade  gelesen  worden,  eine  schrift- 
liche  üebersetziing  liefern    müssen. 

Aufgefallen  ist  uns  noch  in  Betreff  des  deutschen 
Sprachunterrichts  iu  Secunda  die  Erklärung  der  Frilh- 
jo/ssage  von  E.  Tegner,  mit  Zugrundelegung  der  Ueber- 
■etzung  Ton  Alohnike  und  mit  vergleichender  Berücksich- 
tigung  der   Ucbersetzungen   von   Mayerhofi   und  Ilartmann. 

Mehr  oder  weniger  Abweichendes  bietet  endlich  der 
Unterricht  in  der  Religionslehre  dar : 

In  Prima  ■■  Erklärung  des  N.  T.  in  der  Ursprache  *)  ; 
Dach  einer  Einleitung  iu  die  paulinischen  Briefe,  der 
ganze  Brief  an  die  Römer;  ferner  Einleitung  in  die  Glau- 
benslehre, besonders  Apologetik  ile»  Christenthunis.  In 
Secunda:  gleichfalls  Erklärung  des  N.  T.  in  der  Ur- 
fprat'he.  Der  Brief  an  die  Pliil'pper;  dann  das  Evange- 
lium des  Wallhiius  bis  Cap.  17.  In  Tertia:  Pflichlen- 
Ichre  nach  Rosenmiiller.  In  Quarta:  ,,Im  Sommer: 
4.  Theil  des  Cursiis  :  Lehre  der  Apostel;  Erklärung  des 
Briefes  des  Apostels  Paulus  an  die  Philipper,  des  Jacobs- 
nnd  des  I.  Johannesbriefes ,  mit  schriftlicher  Darstellung 
der  Erklärung.  Im  Winter:  I.  Theil  des  Cursus:  Bib- 
lische Geschichte  des  Alten  Testaments  von  Anfang  bis 
auf  David  ,  nach  Hiilmer,  grossentheils  mit  schriftlicher 
Darstellung  der  entwickelten  Lehren.  "  Nach  diesem 
Mördich  entlehnten  Artikel  scheint  es,  als  ob  der  Cursus 
für  den  Religionsunterricht  in  Quarta  zweijährig  sei,  in- 
dem noch  für  den  2.  und  3.  Theil  des  Cursus  jedesmal 
1  Semester  verwandt  werden  mi'isste.  Und  doch  ist  der 
Cursus  in  Quarta  überhaupt  nur  einjährig  —  eine  In- 
oonvenienz,  die,  uns  unerklärlich,  vielleicht  in  ganz  spe- 
ciellen  Verhaltnissen  ihren  Grund  haben  mag.  In  Quinta: 
Biblische  Geschichte  des  A.  und  N.  T.,  narh  Ilnbner, 
zum  Theil  mit  schriftlicher  Darstellung  der  entwickelten 

*)  Vergl.  hierüber  den  Aufsatz  (von  Dr.  A.  Vilmar,  Gjmna- 
«ialiiircctor  in  Marburg):  Ueber  den  evangelisciien  Reli- 
gionsuntciriclil  in  Gymnasien  in  der  Ev.  Kirclienzeitiing, 
Janiiarlieft  1841  —  eine  so  gediegene  Arbeil,  dax  deren 
bctonderer  Abdruck  »ehr  zu  wünschen  ist. 


Lehren.  Die  hier  (in  Quarta  und  Qninta)  erwAbnte 
schriftliche  Darstellung  wird  ülirigcns  nicht  etua  vom 
Lehrer  ertheilt,  sondern  ist  nur  eine  auf  diesem  Gebiet 
durchaus  verwerfliche  und  verderbliche  Stvlübung  der 
Schüler,  die  den  heiligen  Inhalt  mit  rhetorischen  Flos- 
keln zu  schmücken  suchen  und  so  die  empfangene  Wahr- 
heit auf  dem   Papiere   glücklich   wieder   los   »enlen. 

Aus  der  Chronik  des  Gymnasiums;  Durch  höchstes 
Rescript  vom  22.  April  liS40  wurde  die  Zulassung  iles 
Candidateu  der  Theologie  und  Philologie  Dr.  Ch.  Jiüth 
als  Practicani  genehmigt.  Durch  höchstes  Rescript  vom 
20.  Juli  1840  wurde  der  Gjmnasialpracticant  W.  Gies 
zum  Hülfslehrer  unter  Bewilligung  eines  Gehaltes  von 
3U0  Rthlr.  jährlich,  welche  er  bisher  als  Remuneration 
für  seine  Lehrerthätigkeit  bezogen  hatte,  gnädigst  ernannt. 
—  fllit  <lem  Anfang  des  Wintersemesters  wurde  die  Ein- 
richtung getroffen,  dass  Knaben,  welche  in  das  10.  Le- 
bensjahr eingetreten  sind,  auch  ohne  Vorkenntnisse  in 
der  lateinischen  Sprache  in  die  Quinta  (d.  b.  die  unter- 
ste Classe)  des  Gymnasiums  aufgenommen  werden  kön- 
nen. Desshalb  war  es  nöthig  ,  die  Quinta  im  Lateini> 
sehen  wenigstens  in  znei  Cötus  zu  trennen,  so  dass  die 
zwei  Ablheilungen  anfangs  vier,  nachher  acht  besondere 
Lehrstiinden  bei  verschicdeneu  Lehrern  zu  gleicher  Zeit 
erhielten. 

Statistische  Uebersicht :  Am  Schluss  des  Winterhalb- 
jahres IS^'/so  betrug  die  Zahl  der  Schüler  in  allen  Clas- 
sen 127.  Von  diesen  wurden  zu  Ostern  8  mit  Zeugnis- 
sen der  Reife  zur  Universität  entlassen,  und  ausserdem 
schieilen  noch  0  andere  ans  der  Anstalt.  Im  Anfang  des 
SoNimersemesters  wurden  \2  neue  Schüler  aufgenommen; 
es  betrug  also  die  Gesammtxahl  122  und  zwar  24  in  I., 
29  in  IL,  31  in  III.,  2(1  in  IV.,  12  in  V.  Im  Laafe 
des  Sommersemesters  gingen  2,  am  Ende  desselben  7, 
letztere  mit  Zeugnissen  der  Reife  versehen  und  4  aoi 
anderweitigen  Rücksichten  ab.  Im  Anfange  des  Winter- 
semesters traten  16  neue  Schüler  ein,  die  Gesammtzahl 
war  deuinarh  =r  125.  Im  Laufe  des  Wintersemester» 
verliessen  3  das  Gymnasium;  am  Schlüsse  des  Schuljah- 
res sind  daher  !22  Schüler,  24  in  I.,  2()  in  IL,  Si  in 
III.,  2()  in  IV.  und  14  in  V.,  32  einheimische  und  90 
auswärtige. 

Es  bleibt  uns  endlich  noch  <las  Programm : 
VI.  des  Gyinn.isiums  zu  Rinteln  übrig.  Es  euthält 
dasselbe  I)  eine  Abhandlung  von  Dr.  C.  Wdsmann:  über 
Abfassung  von  Schutausgaben  oder  bestimmter  über  das 
Thema:  wie  sind  die  Schriften  der  Alten  für  die  Schule 
zu  bearbeiten  (S.  1 — 24),  nach  des  Verfassers  eigener 
Versicherung  mehr  Ansichten,  als  eine  systematisch  -  er- 
schöpfende Behandlung  der  Sache;  und  insofern  eigent- 
lich eine  Darlegung  der  Grundsätze,  nach  denen  Herr 
Dr.  Weismaiin  in  seinem  mit  Herrn  Dr.  G.  F.  Ersell 
neuerdings  herausgegebenen  Lucianischcn  Delectus  *)  ver- 
fahren  ist. 

.Ms  höchsten  Grundsatz,  iler  unwandelbar  und  unbe- 
dingt  festzuhalten   sei,   wenn   anders   unter  sonst  günstigen 

*)  Aiisgcvvalillc  Dialoge  l.iician's,  für  den  Gebrauch  einer 
Tertia  crklirf  von  Dr.  G.  F.  Eysscil  und  Dr.  C.  \V«u- 
uiann.     (Lasstl   1541. 


127 


138 


^'t'rh.'lUiil.'im-ii  ••'1"'  K"*''  Siliiilaiis{falie  zu  S(aiiiIo  knmmen 
millc  ,  sd-llt  <1<T  Verf.  au  ilic  S|)itzo  der  Uiitersiichuii!; : 
eine  Schulnusgaie  mu$s  s^enau  für  Schuler  und  nur  f  ür 
Schüler  berechnet  sein;  iiorh  niolir:  sie  viuss  für  eine 
balimmte  Slu/e  der  G i/mnasialbUdung  berechnet  sein  — 
ein  (irmiilsa(/. ,  zu  tirsseii  haulijjfr  Nirlidiearlitiing  na- 
iiidillirli  liiiclili/liiillorlsrlip  Speciilation,  <lie  gern  einen 
rrchl  vii-1  iiinrasM-iidpn  Titel  will,  oder  lon  Seiten  des 
Heraiisjehers  .'Man;;el  an  lli'.si|;natioii  und  übermassiger 
Pliilologeiieifer  beitragen.  E^i  ist  ein  wahrer  Verderb, 
sagt  der  \'erf.  treffend,  nicht  bloss  für  Sehuleditionon, 
■ondera  i'iberliaupt  fiir  den  ganzen  Uiiterrirlit  iu  Gymna- 
sien, dass  die,  welclie  sieh  damit  befassen,  sich  oft  ue- 
niger  als  Erzieher  und  Bildner  der  Jugend,  denn  als  Trä- 
ger und  patentirte  \'crHalter  der  classischcn  Welt  be- 
tracliten,  und  dass  sie  dcnigeuWiss  ihre  Lehrmethode  so 
einrichten,  als  sollten  eitel  Philologen  ans  den  Gymnasien 
heriorf;ehen.  —  Weg  Tieimchr  mit  Allem,  was  nur  für 
einen  Philologen  ex  jirofesso  Werth  haben  kann,  «eg 
mit  jenen  metrischen,  paläograpliisch-kritischen  Quälereien, 
mit  jenen  gelehrten  Notizen  über  llandschriftenclassen 
und  eilitioiies  priiicipes,  »vejj  i-iit  jener  Polemik  gegen 
abdeichende  Ansichten,  die  vielleicht  längst  beseitigt  sind, 
mit  jenem  Prunk  bibliographischer  Gelehrsamkeit,  kurz, 
weg  mit  Allem,  woran  weder,  sei  es  nun  unmittelbar 
oder  mittelbar,  der  Verstand  der  Ziiglinfje  erstarken, 
noch  ihr  Gemüth  sich  erheben,  noch  eine  höhere  VVelt- 
ausicht  heranreifen  kann.  Uebcrlianpt  aber  dürfen,  wie 
keinerlei  geistige  Nahrung,  so  auch  die  Bemerkungen 
und  Erklärungen  in  einem  Schulbuch  nicht  über  das  Be- 
darf niss  und  die  Fassungskraft  der  Schüler  hinausgehen. 
objileich  uian  allerdings  die  Kräfte  derselben  in  möglichst 
hohem   Giaile   in    Anspruch   nehmen   niiiss. 

Auf  iliescs  Fundament  gestützt,  folgen  nun  einxelne 
Vorschriften,  die  sich  der  Verf.,  wie  er  sagt,  zu  selbst- 
eigenem   Gebrauch    gebildet   hat   (S.    8   ff.): 

1)  Vor  .Allem  wird  eine  Schulausgabc  für  einen  müg- 
liehst  correcfen  und  richtigen  aus  den  bessfen  Editionen 
abgedruckten  Text  zu  sorgen  haben.  AVill  der  Heraus- 
seber auf  die  Constituirun<j  des  Textes  eigene  Beurthei- 
lang  verwenden,  so  gelten  im  Al|n;emeinen  dieselben 
Grundsätze,  nach  denen  überhaupt  Kritik  zu  üben  ist; 
doch  wird  die  Strenge  derselben  in  manchen  Fällen  zu 
ermässigen  sein.  So  können  z.  1$.  desperate  Stellen,  wo 
die  Handschriften  gar  nicht  helfen  wollen,  füglich  und 
ohne  Weiteres  durch  Conjectur  emendirt  werden.  Voll- 
kommene Freiheit  zu  ändern,  wegzulassen  und  zuzusetzen 
aber  ist  nach  des  Verf.  Ansicht  dem  Herausgeber,  wenn 
er  für  untere  Classen  arbeitet,  dann  zu  gestatten,  wenn 
sein  Autor  sich  gegen  Anstand  und  Sittlichkeit  vergeht 
(damit  rechtfertigt  der  Verf.  zugleich  die  Auslassungen, 
die  er  in  der  obenbezeichneten  Auswahl  ans  Lucian  im 
Gallus  hat  vornehmen  müssen).  Anders  ist  es  in  Uezio- 
linng  auf  die  oberen  Classen  und  besonders  die  Prima. 
„Sollte  es  da  nicht  vielmehr  vorzuziehen  sein,  dass  man 
solche  Flecken  der  alten  Schriftsteller  (das  sind  sie  für 
unser  Gefühl  wenigstens)  den  schon  gereifteren  Schüler 
Dnverbüllt  erblicken  lasse,  da,  wo  jede  etwaige  sinnliche 
Regung  durch  ilen  gleichmüthigen  Ernst,  die  ruhige  ün- 
kefangcoheit  dci  Lehrerg    zurückgedrängt    und  abgekühlt 


worden  kann,  alf  dass  man  nachmalf,  wenn  die  Zuchi 
der  Schule  aufhört,  da.i  bisher  Verhüllte  mit  verdoppelter 
IVIacht  auf  sein  Gemülh  einwirken  lässt?  Oas  versteht 
sich  von  gelbst,  dass  der  Lehrer  mit  Vorsicht  zu  Werke 
gehen  muss,  dass  er  genau  berücksichtigen  muss ,  wie 
weit  die  sittliche  Kraft  seiner  Schüler  schon  zur  Reife 
gediehen  ist,  dass  er,  wo  es  nöthig  ist,  durch  eigene 
nach  unserem  Anstandsgefühl  gemilderte  Uebersetzung 
über  die  anstössigen  Stellen  hinausführe,  und  dass  er 
ausdrücklich  die  Schüler  auf  ilie  Naivität  der  Alten  im 
Vergleich  zu  unserer  vielleicht  in  mancher  Hinsicht  über- 
verfeinerten   Decenz   bclelire." 

2)  Der  oben  ausgesprochene  Grundsatz  werde  streng 
beobachtet  liinsichtlich  der  Zugaben,  die  ausser  dem  Text 
bald  einzeln,  bald  zusammen  sulchen  Ausgaben  zugefügt 
werden:  Lebensbeschreibungen  und  Charakteristiken  der 
Schriftsteller,  Inhaltsanzeigen,  Anmerkungen  und  Jndices 
—  denn  gegen  eigentliche  Wörterbücher  erklärt  sich  der 
^'erf.  hauptsächlich,  weil  dem  Gebrauche  derselben  Ge- 
dankenlosigkeit und  Schlaffheit  auf  dem  Fusse  folgt,  ganz 
bestimmt  (S.    12).      Also: 

a)  Die  Lebensbeschreibung  des  Schriftstellers  sei  in 
Ausgaben  für  die  unteren  Classen  natürlich  sehr  kurz 
und  beziehe  sich  nur  auf  seine  äusseren  Verhältnisse  und 
Schicksale,  höchstens,  dass  die  .\ngabe  seiner  bedeutend- 
sten Werke  noch  hinzukommen  könnte.  In  Ausgaben  für 
de  oberen  Classen  alier  wird  man  ausführlicher  bei  der 
Schilderung  des  moralischen  ,  politischen  und  tvissen- 
schaftlicheu  oder  poetischen  Charakters  des  Schriftstellers 
und  seiner  Zeit  verweilen  und  damit  eine  kurze  Geschichte 
des  Literaturzvveiges  bei  Griechen  und  Römern,  wecliem 
der  betreffende  Schriftsteller  oder  das  einzelne  Werk  an- 
gehört, was  gerade  gelesen  werden  soll,  und  endlich, 
wenn  es  sich  um  einen  Dichter  handelt,  einiges  flje- 
trischc,  soweit  es   für  Schüler   passt ,   verbinden   müssen. 

b^  Die  Inhaltsanseigen  sollen  nur  <lie  Hauptgedanken 
der  betreffenden  Schrift  in  gedrängter  aber  klarer  Kürze 
übersichtlich  zusammenfassen.  Bei  kleineren  Stücken 
übrigens  sind  diese  ArfcHmenta  eher  schädlich,  als  nütz- 
lich und  zwar  aus  demselben  Grunde,  aus  welchem  bei 
grösseren  Stücken  gar  zu  sehr  iu's  Einzelne  gehende  In- 
haltsanzeigen zu  verwerfen  sind.  Den  argumentis  noch 
ästhetische  Bemerkungen  oder  gar  eine  ausführliche  Cha- 
rakteristik und  Kritik  beizufügen,  hält  der  Verfasser  für 
nicht  rathsam.  „Was  in  dieser  Hinsicht  nöthig  sein  möchte, 
kann  der  Lehrer  viel  besser  bei  einzelnen  Stellen  und 
namentlich  am  Schlüsse  des  Ganzen  mündlich  mitfheilen, 
wenn  man  es  nicht  vorzieht,  lieber  das  Kunstwerk  durch 
seine  eigene  Schönheit  und  ohne  Einhülfe  auf  die  Ge- 
müther der  Schüler  wirken  zn  Kassen  und  nur  dafür  zu 
sorgen,  dass  das  Einzelne  und  das  Ganze,  wie  man  es 
bei  einem  Gemälde  verlangt,  seine  richtige  Stelle  und 
angemessene  Beleuchtung  erhalten  und  so  mit  voller  Ge- 
walt seinen  Einfluss  üben  könne"  ( S.  14).  Auslühr- 
licher  ist 

c)  die  Erörterung  hinsichtlich  der  Noten  einer  Schul- 
ausgabe (S.  14 — 23;,  und  stellt  als  sichere  Norm  über 
das  Aufzunehmende  und  Wegzulassende  den  Grundsalz 
auf:  es  darf  Nichts  übergangen  werden,  was  dem  Schüler 
zum    gründlichen    Verständuiss    des    Schriftsteller«    nöthig 


139 


130 


ist,  aber  auch  Nichts  zugefügt  werden,  was,  wenn  es 
anch  sonst  noch  so  tvahr  und  nützlich,  doch  für  das 
gründliche  Verstündniss  des  Schriftstellers  dem  Schiller 
nach  seinem  Standpunct  entbehrlich  ist.  Die  praktische 
Autvendung  dieses  Grundsatzes  unterliegt  freilich,  der 
Verf.  gesteht  e»,  wegen  des  relatiren  ütandpuncts  de» 
tijmnasiiiins  überhaupt  und  der  betreffenden  Ciassen  ins- 
besondere sehr  grossen  Schwierigkeiten.  Am  leichtesten 
noch  wird  die  Erreichung  <les  Ziels  nach  des  Verf.  An- 
sicht möglich  sein,  wenn  ein  Gymnasiallehrer,  der  pon 
irgend  einem  Schriftsteller  eine  Schulausgabe  anfertigen 
will,  noch  cor  dem  Beginn  der  Arbeit  denselben  einmal 
oder  lieber  mehrmals  mit  den  Schülern  der  betreffenden 
Cla^e  liest  und  es  sich  genau  merkt,  wo  und  wie  sich 
das  Uedürfniss  nach  Hülfe  zeigt,  untl  sodann,  wenn  er 
»ein  Mauuscript  fertig  hat,  die  Fassung  alles  Einzelnen 
bei  nochmaliger  Leetüre  desselben  Schriftstellers  mit  sei- 
nen Schülern  durchprüft  und  nach  Befinden  bessert  nnil 
ändert.      Was  aber   nun   näher: 

«)  den  Stoff"  der  Solen  betrifft,  so  n>uss  sich  tlie 
Marhhülfc,  welche  die  Anmerkungen  dem  Schüler  leisten 
sollen,  natürlich  auf  Alles  erstrecken,  wo  sich  das  Be- 
dürfniss  nach  jener  fühlbar  macht,  ohne  dass  der  Schüler 
selbst  ihm  abhelfen  oder  in  seiner  Grammatik,  dem  Lexi- 
kon und  dem  Geschichtscumpendium  mit  leichter  Mühe 
(las  Nöthige  finden  könnte.  Die  Anmerkungen  werden 
also  casu  quo  schwierige  Wort  formen  erklären,  syntak- 
tische Regeln  aufstellen,  lexikalische,  sy/ionymische  IVort- 
bestimmungen  geben  müssen  ,  ferner  Auskunft  ertheilen 
über  historische,  mythologische,  geographische  Namen  oder 
Ansj)ieliingen ,  endlich  die  Gedanken  im  Einzelnen  uud 
in  ihrem  Zusammenhang  klar  darlegen,  —  Alles  und 
namentlicli  das  Letztere  mit  lier  grössten  Sparsamkeit. 
Oft  jjenügen  schon  blosse  Citate,  z.  B.  eines  Paragraphen 
der  Grammatik;  nur  müssen  die  Grammatiker  ihrerseits 
bei  der  äusseren  Gestaltung  ihrer  Lehrbücher  billiger 
Weise  darauf  ftücksicht  nehmen,  dass  Verweisungen  auf 
dieselben  bei  mündlicher  oder  gedruckter  Erklärung  mög- 
lichst leicht  und  bequem  corgennmmen  werden  können, 
und  also  namentlich  ihr  Augenmerk  auf  eine  einfache 
Zergliederung  des  StolTes,  eine  Susserlich  möglichst  ge- 
ringe und  leicht  reducirbaro  Umgestaltung  bei  einer  et- 
waigen neuen  Anllage  und  eine  kurze  und  präcise  von 
allem  erläntertidem  Beiwerk  und  rou  den  Beispielen,  so 
weit  es  thunlirh  ist,  räumlich  geschiedene  Fassung  der 
einzelnen  Regeln   richten. 

Rücksichllich  ß)  der  j4rt ,  wie  die  einzelnen  Noten 
abgefasst  werden  müssen  ,  erklärt  sich  der  Verf.  vorerst 
gegen  jedes  üebermaass  der  erotematischen  Form.  Der 
Werth  der  variae  lectiones  ist  nur  ein  bedingter,  und 
die  Angabo  derselben  nur  dann  gerechtfertigt,  wo  diese 
dazu  dienen  kann,  das  Nachdenken  des  Schülers  über 
die  recipiito  Lesart  anzuregen  und  auf  den  richtigen  Weg 
zu  leiten.  Ebenso  sind  Parallelstellen  in  einer  Schulaus- 
gabe nur  dann  zulässig,  wenn  sie  dem  Schüler  zum  Ver- 
ständniss  der  gerade  vorliegemlen  Stelle  dienen  können. 
Sind  sie  blosse  Bekräftigungen  dessen,  was  in  der  vor- 
liegenden Stelle  selbst  schon  ersichtlich  ist,  so  nehmen 
sie  einen  rein  philologischen  Charakter  an  und  gehen 
demnach   über  die  Sphäre  des  Schülers  hinaus.  —  Weiter; 


die  Noten  sind  hinter  dem  Texte  abzudrucken  und  zitar 
so,  dass  sie  auch  besonders  gebunden  werden  und  <<in 
den  Büchern,  die  in  die  Schule  mitgebracht  werden  dür- 
fen, entschieilen  ausgeschlossen  sein  müssen.  —  Die  Fr^ge, 
ob  die  Noten  oder  der  ganze  Commentar  überhaupt  deutsch 
oder  lateinisch  abzufassen  seien,  entscheidet  der  Verf. 
dahin,  dass  die  Anwendung  der  lateinischen  Sprache  nur 
da  zulässig  sei,  wo  das  Vcrständniss  derselben  bei  dem 
Schüler  ,  wenn  er  seine  Gedanken  zusammenhält,  durch- 
aus keinen  Seh»  ierigkeiten  unterliegt,  also  für  die  un- 
teren Ciassen  gar  nicht,  für  die  oberen  nur  bedingt. 
Dass  endlich  die  Erklärungen  in  einer  Schulansgabe  in 
sprachlicher  und  logischer  Ilinsicijt  möglichst  fleckcnfrei 
zu    halten   sind,   versteht   sich   von   selbst. 

Nicht  ohne  wesentlichen  Nutzen  sind  : 
d)  die  Indices ,  deren  drei  nöthig  sind,  ein  besou- 
derer  Realindex,  ein  grammatischer  und  ein  lexikalischer. 
Zum  Schluss  empfiehlt  der  Verf.  für  eine  Schulausgabe 
noch  einen  deutlichen,  scharfen,  verliäKnissniässig  weit- 
läufigen und  einigerinaassen  eleganten  Druck  und  reines, 
für  das  Auge  woliltbiiendes  Papier,  letzteres  gewiss  nicht 
ohne  heimliche  Ironie  auf  «las  vorliegende  Programm  selbst, 
welches  sich  wieder,  wie  vordem,  durch  möglichst  schlech- 
tes  Material   auszeichnet. 

Die  Schulnachrichten  beginnen  mit  einer  Darlegung 
des  allgemeinen  Lehrplans  des  Gymnasiums  in  Rinteln 
und  der  zwei  neuen  Realclassen  insbesondere.  Diese  sind 
nämlich  seit  Michaelis  1840  in  der  Art  mit  dem  Gym- 
nasium vereinigt,  dass  sie  einen  integriren<len  Bestand- 
theil  desselben  bilden,  indem  sie  mit  der  Tertia  und 
Quarta  der  Hauptanstalt  parallel  laufen,  und  die  Gym- 
nasiahjuinta  zuglei^ii  als  Vnrbereitunu,sclusse  für  die  zweite 
Realclasse   dienen   kann,   nach   diesem  Schema: 

Prima 

Secunda 
Gymnasial -Tertia,   Real -Tertia  (erste  Realclasse) 
Gymnasial  -  Quarta,   Real  -  Quarta  (zweite  Realclasse) 

Quinta. 
Weil  aber  anch  in  den  Realclassen  die  formelle  Bildung 
Hauptziel  des  Unterrichts  sein  soll,  so  konnten  die  Schü- 
ler derselben  ohne  zu  befürcbtentlen  Nachtheil  mit  denen 
der  jiarallelliegenden  G\  muasialdassen  in  den  meisten 
Stunden  combinirt  werden.  So  genossen  die  Schüler  der 
ersten  Realclasse  mit  der  Tertia  des  Gymnasiums  glei- 
chen Unterricht,  nahmen  jedoch  ebenso  wenig  an  den 
griechischen  Stunden,  als  an  denjenigen  lateinischen  Theil, 
in  welchen  Cäsar  gelesen  oder  Grammatik  und  Scripta 
vorgenommen  wurden.  Dagegen  waren  besondere  Stun- 
den ausgesetzt  1)  für  die  deutsche  Sprache  und  nament- 
lich Geschäftsstil  mit  wöchentlich  w  iederkehren.len  Auf- 
sätzen 1  St.;  2)  für  i'ic  Jratizüsische  Sprache,  besonders 
praktisch-mündliches  und  schriftliches  Uebersetzeu,  Sprech- 
übungen und  dergl.  1  St.;  4)  für  die  englische  Sprache 
3  St.;  4)  für  angewendetes  Rechnen  '2  St.;  ö)  für  AVi- 
turlehre  2  St.;  (>)  für  Naturgeschichte  1  St.  und  7)  für 
Zeichnen  noch  2  fii.  Dessgleichen  waren  die  Schüler 
der  zweiten  Realclasse  mit  denen  der  Gymnasialijuarta 
in  allen  Stunden  combinirt ,  die  griechischen,  sowie  auch 
die  der  lateinischen  Formenlehre  und  der  Erklärung  de« 


131 


132 


Phädru»  gowidoioten  atisgcnoinmen.  Besonderen  ün(er- 
riflit  erliiflten  »ie  1)  in  ilcr  deutschen  Siirache,  dein 
Gp>rh<'lf<sülil,  noch  1  St.;  2)  >"  «Irr  englischfn  SpracliP 
'S  Sl. ;  3}  '">  Rechnen  '2  St.  und  4)  in  der  Naturgeschichte 
1  S«. 

An»  der  übersichtlichen  Darstellung  de»  von  Ostern 
(34,0  —  daliin  ls4l  erllieilten  Unterrichts  lieben  »vir 
auch  hier  die  Religionslehre  hervor;  in  Prima:  Clirist- 
liclio  Glaubens-  nnd  Pflichtenlehre.  l)io  Beweisstellen 
aus  dem  N.  T.  »unlcn  im  Grundtext  gelesen ;  in  iS'e- 
cunda :  das  Evangelium  und  die  Apostelgeschichte  des 
Lucas  im  Grundtext  niit  vorangescliickter  Einleitung;  in 
Tertia:  Glaubenslehre  nach  HoIzapfeTs  Lehrbuch;  in 
Quarta:  Pflichtenlehre  nach  Holzapfel;  in  Quinta:  Bibli- 
sche Geschichte  nach  Kalcher.  —  Ausserdeinr  während  des 
Winters  wieder  philosophische  Propädeutik  in  Prima; 
endlich  die  heltriiische  Sprache  in  der  schon  im  vorjah- 
rigen Bericht  erwähnten  ungewöhnlichen  Ansdehiiuiig, 
nämlich  in  Secunda:  Grammatik  nach  Gesenius,  in  Vei- 
bindung  mit  üobungen  im  Lesen,  ^nalysiren  und  lieber- 
setzen  ans  dem  Lesebnehe  vnn  Gesenins,  in  Prima:  Er- 
klärung von  '2  ChroM.  c.  1 — 9,  Koheleth  r.  1  nnd  J  , 
Psalm    4-'  —  ()ü. 

Die  Chronik  des  Gymnasiums  betrilTt  besonders  Verän- 
derungen im  Lehrerpersonal.  Durch  höchsten  Beschlns» 
vom  ,s.  April  1841)  wurde  Dr.  C.  Hinkel ,  welcher  seit 
der  Mitte  Novembers  ISiS  seiner  praktischen  Ansbildniig 
wegen  an  der  Anstalt  Unterricht  ertheilt  hatte,  beauf- 
tragt, die  Stelle  des  Lehrers  für  den  Sprachunterricht 
an  der  höheren  Gewerbschule  zu  Cassei  gegen  eine  jähr- 
liche Vergütung  von  400  Reichsthalern  zu  versehen.  Duich 
höchsten  Beschluss  vom  2ö'  April  wnrde  dafür  der  Can- 
didat  des  Gymnasiallehraints  Dr,  E.  Most  (gfb.  17.  Febr. 
1818  z<>  Hersfeld)  als  Practicant  dem  dasigen  Gymnasium 
zugewiesen  und  demselben,  namentlich  in  Rücksiebt  <les 
von  ihm  zu  übernehmenden  Unterrichts  in  der  englischen 
Sprache  (welche  nicht  nur  in  den  Realclassen ,  sondern 
auch  in  Prima  und  Secunda  Lehrgegenstaiid  ist)  eine 
monatliche,  später  um  die  Hälfte  erhöhte,  Vergütung 
Ton  S'/a  Rthlr.  ausgesetzt.  Derselbe  begann  seine  Amts- 
thätigkeit  mit  dem  7.  Mai.  —  Auf  Antrag  des  Directors 
worden  durch  hohen  IMinisterialbeschluss  vom  12'  Mai 
der  ordentliche  Gymnasiallehrer  Dr.  Kuhlrausch  und  der 
Zeichnenlehrer  Storck  mit  der  Leitung  des  Turnunter- 
richts für  das  laufende  Sommerseinester  gegen  eine  an- 
gemessene Vergütung  beauftragt.  —  Durch  höchstes  Rc- 
8cri|)t  vom  30.  Juli  wnrde  der  dritte  Ilauptlehrer  Dr.  Schick 
an  das  Gymnasium  in  Marburg  versetzt,  woselbst  er  je- 
doch erst  mit  dem  Anfange  des  VVintcrgemesters  sein  Amt 
anzutreten  hatte.  —  Durch  höchstes  Rescript,  gleichfall* 
vom  '.iQ.  Juli,  wurde  der  Lehrer  am  vormaligen  Lyceum 
in  Cassei,  Dr.  Georg  Lobe  (geb.  den  18.  Februar  1793 
■  u  Weimar),  als  ordentlicher  Lehrer  mit  einem  Gehalt 
»on  .')l  lO  Rthirn.  dem  Gymnasium  beigegeben.  —  Durch 
höchstes  Rescript  vom  1.  October  wurde  der  bisherige 
Cooreclor  an  der  Bürgerschule  in  Hofgeismar,  Pfarrer 
W.  Maurer  (geb.  Ih09  zu  Vacha  an  der  Werra,  \'erf. 
des  ersten  und  zweiten  Worts  über  Lehrfieiheit  in  der 
proteifantisrhen   Kirche)   zum  Hülfslehrer   mit   einem  jähr- 


licheu  Gehalt  von  40l)  Rthirn.  gnädigst  ernannt  und  be- 
gann «eine  Amt.sthätigkcit  am  9-  November.  —  Der  Ictate 
Tag  im  Jaliro  wurde  nach  einem,  wenn  wir  nicht  irren, 
vom  vormaligem  Gymnasialdirccfor  Consistorialr.  Dr.  Wisf 
eingefülirtcn  Ritus,  auch  dieismni  durch  einen  .Schulac.t, 
der  Nachmittags  um  4  Uhr  seinen  Anfang  nahm  und  dem 
ein  zahlreiches  Publicum  beiwohnte,  im  •rossen  Hörsäle 
des   GYmnasiums   mit   Reden    und    Gesängen   gefeiert. 

Statistische  TJebersicht :  Nach  den  eben  angegebenen 
Veränderungen  hat  nun  das  Lehrerpersonal  folgenden  Be- 
stand :  1)  Ordentliche  Hauptlehrer :  Prof,  Dr.  C  E.  Brauns, 
Director,  Dr.  L.  Bodo,  Dr.  G.  Lobe,  Dr.  und  M.  G. 
H.  A.  Fuldner,  Dr.  P.  Jos.  Schmitz,  Dr.  H.  Kohlrausch, 
Dr.  G.  F.  Eysell,  Dr.  E.  J.  Weisntann.  2)  Hülfslehrer: 
Pfarrer  W.  Maurer.  3)  Practicant:  Dr.  E.  Most,  Or- 
dinarius von  Quinta.  4)  ^ausserordentliche  Lehrer:  G.  H. 
Storck,  Zeichnen-  nnd  Schreiblehrer  und  A.  V.  Volkmar, 
Gesanglehrer.  —  Die  Anzahl  der  Schüler  betrug  im  An- 
fang des  Sommersemesters  83,  ''on  denen  9  der  L,  12 
der  II.,  21  der  III.,  25  der  IV.,  16  der  V.  Classe  an- 
gehörten; im  Anfang  des  Winfersemeiters  82,  und  zwar 
10  in  I.,  10  in  IL,  15  in  III.,  15  in  IV.  und  18  in  V., 
7  in  der  ersten  nnd  7  in  der  zweiten  Realclasse.  Am 
Schlüsse  de»  Schuljahres  belief  sich  die  Gcsammtzahl  der 
Schüler  auf  8l.  Aufgenommen  wurden  zu  Ostern  9, 
uämlich  1  in  die  Tertia,  2  in  die  Quarta,  G  ia  die  Quinta; 
zn  Michaelis  7,  nämlich  1  in  die  Secunda,  1  in  die 
Quarta,  4  in  die  Quinta,  1  in  die  zweite  Realclasse; 
zu  Weihnachten  1  in  die  Tertia.  Aus  den  3  untersten 
Gymnasialclasscn  gingen  zn  Michaelis  13  Schüler  iu  die 
neu  errichteten  Realclassen  über.  —  Mit  Zengnissen  der 
Reife  wurden  zu  Michaelis  1840  2  Primaner  entlassen; 
im  Wintersemester  hatten  sich  keine  Schüler  zur  Maturi- 
tätsprüfung  gemeldet. 

Wir  sohliesseu  unseren  Bericht  mit  folgender  ttatiiti- 
schen  Ueberiicht: 

A.    Bestand   des  Lehrerpersonals   an    den    einzelnen 
Gymnasien  am  Schlüsse  des  Schuljahrs. 


Gymnasien. 

Ordentliche 
Hauptlehter 
einscbiessl. 
d.  Directors. 

Hülfs- 
lehrer. 

Beauftrag- 
te   Lehrer 
u.    Pracli- 
canten. 

Ausseror- 
dentliche 
Lehrer. 

Kassel    .... 
Fulda      .... 
Hanau    .... 
Hersfeld      .     .     . 
Marburg           .     . 
Rinteln  .... 

It 

7  (resp.  6) 

7  (resp.  6) 

6 

7 

8 

1 

1 
1 
2 
1 

4 

.S 
2 
3 

1 
1 

4 
3 
2 
3 
1 
2 

Summa     . 

46  (resp    44) 

7 

14 

15 

Unter  dieser  Zahl  ist  ein  ordentlicher  Hauptlchrer 
am  Gymnasium  zn  Fulda  mit  dem  Anfang  des  Sommer- 
semesters auf  sein  Nachsuchen  in  den  Ruhestand  verseilt, 
einem  anderen  am  Gymnasium  zu  Hanau  eine  einstweilige 
Befreiung  vom  Staatsdienste  vergönnt  worden,  so  das.«  die 
ilermalige  Zahl  der  ordentlichen  Ilauptlehrer  von  der  im 
Normaletat  angegebenen,  nämlich  48,  um  3  resp.  4  differirt. 


133 


134 


B.  Anzahl  der  Schü 

ler 

in 

den 

ein 

meinen 

Gymnasif.n. 

Gymnasien. 

1. 

11 

111. 

IV. 

V. 

VI 

Ge- 

saoinit- 

z.ihl. 

lienierkungen. 

\. 

B. 

.\ 

B 

\ 

It 

Kassel  .      . 

.S.3 

.ij 

27 

2S 

.i'i 

4b 

32 

.!4 

23 

283 

Im    Laufe    des 

1 

1 

Wiiitersemcst. 

Fulda    .     . 

21 

23 

32 

30 

29 

.i9 

147 

Am  Schlnsse  d. 
Schuljahrs. 

Hanau  .     . 

10 

18 

14 

12 

13 

12 

SO 

Durchschnitts- 
-lahl. 

Marburg    . 

31 

31 

40 

3  t 

18 

^5 

170 

Am  Schlüsse  il. 
Schuljahrs. 

Hersfeld    . 

24 

■ir 

32 

26 

14 

122 

Am  Schlüsse  d. 
Schuljahrs. 

« 

G 

R. 

(', 

n 

Rinteln      . 

10 

10 

>5 

/ 

l,") 

/ 

18 

82 

Am   Anfang    d. 

Wiulcrsemesf. 

C.  Anzahl  und  Studium  der  von  den  einzelnen  Gymnasien 

mit    Zeugnissen    der    Reife    zur    Universität  entlassenen 

Schuler. 


\ui    Ende 

Am   Eni-Ie 

S  l  u  d 

i  u  in. 

Gymnasien. 

des   Som- 
merseme- 

des   Win- 
terseme- 

sters. 

sters. 

S.  S. 

W   S. 

Ka>sel  .     . 

5 

8 

4  Jurisprud. 
1  Theologie. 

D 

.1   Philologie  u. 

Theologie. 
l  Theologie  u. 

Mathfm. 

1   Tlieologie. 

1   Medicin. 

2  Jurisprud. 

8" 

Fulda    .     - 

Findet 

kein    Mn- 

turitäts- 

examen 

statt. 

7 
4      < 

2  Tlieolog.  aul 
d.   bischofl. 
Priestersemi- 
nar zu  Fulda. 

t   Philologie  u. 
Theologie. 

2  Jurisprud. 

1  Ficclits-  und 
Staatswiss. 

l   Medicin. 

7 

Hanau  .     . 

2 

2   Jurisprud. 

Fehlen  die  An- 

gaben. 

Marburg    . 

8 

8 

l  Tii(  olog.  auf 
d.  bischüfl. 
Piicstersemi- 

2  Tlieologie. 

3  Jurisprud. 
^  Medicin. 

n.ir  zu  Fulda. 

8 

2  Thcolcgie. 

i  Jurisprud. 

^ 

2  Medicin. 

Hersfeld     . 

7 

Keiner 

4  Theologie. 

1  Jurispnid.  n 
Camcrali.a. 

2  Medicin. 

7 

Rinteln 

2 

Keiner 

2  Philologie. 

Gymnasial  -  Clironik    und   Uli.sce  1 1  c  n. 

Uerlin.  .4ni  28-  September  p.  J.  fand  die  jährliche 
Cfientliche  Prürnn<;  der  Ziitflinge  des  königl,  französisrheu 
Gviniiasium.«  s<atf.  Das  Programme  d'intiladun  enthalt: 
t)  eine  mathematische  ALhandliing  des  Dr.  Fülsing: 
memoire  sur  Ja  sub.stitntion  dune  variable  imag;iiiairft 
dans  (ine  integrale  definie.  |>)  Uie  Chronik  des  (ivmna- 
siums  während  des  Jahres  1840  —  4!.  Diesi»  letztere 
berichtet  den  Tod  zweier  3Iitglieder  des  Conseii  arade- 
miqne,  nämlich  des  eheinali);en  Directors  der  .4nstalt, 
Joh.  Mich.  Palmie  (Prediger  an  der  Werder'srhen 
Kirche  und  Congis(orialratli) ,  und  des  Predigers  Coro. 
Reuscher.  Der  Dr.  George,  welcher  'J  Jahre  hin- 
«lurch  das  für  zwei  Candidatcn  des  Srhulamts  bei  der 
Anstalt  errichtete  Stipendium  genossen,  hatte  der  Stiftung 
gemäss  eine  Unterstützung  (von  4U0  IKliIrn.)  zu  einem 
einjährigen  Aufenthalte  in  Paris  von  Seiten  des  vorge- 
setzten Aliiiisteriums  erhalten  und  ist  zu  niichaelJs  zu- 
rückgekehrt; an  seiner  Stelle  war  inzwischen  der  Schul- 
amtscandidat  Herr  Schäfer  bestätigt  worden.  In  der 
Absicht,  die  ehemals  gebrauchten,  aber  veralteten  fran- 
zösischen Handbücher  durch  neuere  und  zweckgeuiässere 
zu  ersetzen,  haben  sich  die  ordentlichen  Lehrer  Dr.  31  u  I- 
lach  und  Dr.  AVeiland  der  Aufgabe  unterzogen,  jener 
eine  lateinische,  dieser  eine  griechische  Grammatik  in 
französischer  Sprache  zu  redigiren;  beide  Lehrbücher 
haben  die  Billigung  der  Behörden  empfangen  niiil  sind 
in  die  unteren  und  mittleren  Classen  der  Anstalt  einge- 
führt norden.  Das  Geburtsfest  des  Königs  wurde  wegen 
der  am  lö-  October  stattfindenden  Huldigung  den  Tag 
vorher  durch  eine  Anrede  des  Directors  Foiirnier  und 
durch  eine  lateinische  Rede  des  Studenten  der  Theologie, 
\y.  Nocl,  gefeiert,  welche  den  Gegenstand  cur  variarnm 
artiiini  iiicunabula  a  (iraecornin  religione  repetenda  sint 
behandelte.  Gegen  den  Verkauf  der  Schulbücher  von 
Seiten  der  Gymnasiasten  und  gegen  den  Ankauf  derselben 
von  Seiten  der  Antiquare  sind  strenge  Verorilnnngen  er- 
gangen. Am  erfreulichsten  ist  die  Vorfügung  vom  -J.  Aug., 
wodurch  die  bisher  befolgten  Grundsätze  bei  der  Abitu- 
ricntenpriifuug  bedeutend  gemildert  werden.  Um  nämlich 
dem  störenden  Eiiiflnsse  zu  begegnen ,  welchen  die  ver- 
kehrte Ansicht  der  Schüler,  dass  den  Anforderungen  der 
Prüfung  derjenige  am  sichersten  genüge,  welcher  das 
letzte  Jahr  in  Prima  zur  AViederhoInng  anwendet  und  dac 
früher  Erlernte  ileni  Gedächtiii.ss  einprägt,  auf  die  wis- 
senschaftliche Ausbildung  der  Schüler  zu  äussern  droht, 
soll  von  jetzt  an  bei  den  Abiturienteiiprüfungen  folgende.'« 
Verfahren  beobachtet  werden:  I)  I\Iit  den  schriftlichen 
Prüfungsarbeiten  der  Abiturienten  und  dem  über  die 
schriftliche  Prüfung  geführten  Protocolle  sind  dem  königl. 
Cumniisiarius  säniiiitliche  in  Priiii.i  von  den  Abiturienten 
angefertigten  schriftlichen  Arbeiten  und  die  Censuren, 
die  sie  bei  der  Versetzung  aus  Secnnda  und  als  Primaner 
erhalten  haben,  vorzulegen.  2)  Denjenigen  Abiturienten, 
welche  nach  dem  durch  Censnrcu  und  Classenleistungen 
belegten  Zengiiisse  ilirer  Lehrer  iiiii  den  nöthigen  Vor- 
keniitniasen  in  Prima  eingetreten  sind  und  während  ihres 
Aufenthaltes  in  derselben  in  allen  Lehrgegensfänden  einen 
legclmässigen   Fleiss    bethätigt    haben,    kann    der    königl. 


135 


136 


CuniiniMsariiis,  wmn  ihre  srLrIflliehoii  PriSfiingsarbeilen 
gcmlgciiil  aiistfcfilleii  siml,  auf  ilcii  eiiis(iiiiiiii{;oii  Antrag 
der  iil)ri"Pii  Uitslieilor  iler  Priifiiiigscouiinissioii  (lio  iiii'iiiil- 
liclip  Prrtfiiiig  in  <li>n  Fadiorn  erlaücii  ,  in  »vclclion  sjp 
»alircnil  iliros  AiifpntliaKrs  in  Prima  »tels  lollslandig  be- 
friodif.'«  habpii.  —  ISidi  «lern  Ic</.(imi  Programm  des  Col- 
l,\ge  lelrug  die  SihiiliTzahl  124,  nach  dem  dicssj.'ilirigi-n 
13U,  »voron  10  in  Prima,  IS  i"  Sccuiida ,  24  in  Terfia, 
21  in  Quarta,  32  in  Quinta  und  25  i"  Soxta.  Zur  üni- 
rersitttt  sind  im  Laufe  des  Schuljahres  7  Zöglinge  mit 
dem   Zeugnisse   der   Reife   abgegangen.  S— t.    *- 

Dresden,  im  September  lS4f.  Ende  ror.  Hlonafi 
ist  mit  einer  ALIiandlung  von  Fricdr.  Willi.  Wagner 
(de  Graecae  poesis  indole  et  prae«tantia)  der  Jaliresbc- 
richt  über  das  Vitzthum -Blochmann'sche  Gymnasial -Er- 
zieliungsliaus  ausgegeben  norden.  Die  Anzahl  iler  Zög- 
linge betrug  103  in  4  Gymnasial-,  3  Real-  und  2  Pro- 
gvmnasialclasseo;  dem  Vitzthum'schcn  Geschlechtsgymn. 
gehörten  14  an,  der  Bloihinann'schen  Anstalt  5'j  als  Ganz-, 
34  als  Halbpcnsionärc  ,  also  zusammen  8')-  Unter  denen, 
die  sich  dem  ( —  hier  freilicli  nicht  ganz  sächsisch  stren- 
gen — )  Abiturieulcnexamen  unterzogen,  findet  sich  auch 
Heinrich  IV.,  Prinz  von  Reuss.  Der  Erbgrossherzog  von 
31ecklenl)urg-Schwerin  ,  Friedrich  Franz,  war  im  vori- 
gen Herbste  auf  die  Universität  Bonn  übergegangen;  zu 
Anfang  des  Jahres  aber  sclilos«  sich  der  zweite  Prinz 
des  Grosslierzogs  von  3Iecklcnburg-Sfrclitz  an  die  An- 
stalt an,  um  durch  Lehrer  derselben  seine  wissenschaft- 
liche Vorbildung  zur  Universität  zu  erlangen.  Ein  Ver- 
gleich aller  bisher  von  dieser  Anstalt  seit  ihrer  Begrün- 
dung (im  Jahre  1824)  ausgegebenen  Programme  ergibt, 
dass  sie  bereits  im  Ganzen  über  H2  (sage  hundert  und 
zwölf!)  und  somit  durchschnittlich  jedes  Jahr  7  neue 
Hauptlehrer  gehabt  hat. 

Herford.  Das  hiesige  Gymnasium  hat  im  Laufe 
des  vorigen  Jahres  eine  Veränderung  in  seinem  Lehrer- 
personal  erfahren,  indem  der  Conr.  Dr.  A.  L.  Francke 
an  das  Gymnasium  zu  Torgsu  versetzt  und  an  seine  Ütello 
von  dorther  der  Dr.  J.  H.  Knoche  berufen  »vorden  ist 
und  seit  dem  1.  Decembcr  v.  J.  hier  fnngirt.  Ausser- 
dem ist  dem  Gymnasiallehrer  Dahlhoff  auf  sein  An- 
suchen ein  Urlaub  von  zivei  Alonaten  seit  dem  1.  Januar 
d.  J.  bewilligt  worden,  wc-il  eine  seit  längerer  Zeit  an- 
dauernde Kränklichkeit  diess  nothwendig  machte.  Dadurch 
sind  freilich  die  Geschäfte  der  übrigen,  ohnediess  schüii 
mehr  als  in  den  meisten  andern  Gymnasien  in  Anspruch 
genoninicnen  Lehrer  vermehrt  worden.  —  Erfreulich  für 
das  Gymnasium  war  ilio  im  August  v.  J.  eingegangene 
Kachnchi,  dass  S.  Majestät  der  König  sich  lewogpu  ge- 
funden habe,  demselben  auf  Ansuchen  hiesiger  Stadt  den 
Genuss  eines  Theils  der  durch  den  Tod  des  bisherigen 
Nutzniessers ,  des  Zuchlhauspred.  Bissmeyer  disponibel 
gewordenen  Einkünfte  des  ehemaligen  Fraterhauscs  aller- 
guädigst  zu  verleihen,  wodurch  der  Einnahme  des  Gym« 
nasiums  ein  jährlicher  Zuschuss  von  ungefähr  2(S0  Thir. 
lu  Theil  werden  wird.  Ueber  die  Verwendung  ist  bis 
jetzi  noch  keine  Entsclieidung  gelroiTen;   iudess  hofft  man, 


damit  die  Befriedigung  des  allernöthigsten  ßedürfuisses, 
einer  Vermehrung  der  Lchrerkräfte,  zu  erreichen.  — 
Die  Fre(]ueiiz  der  Schule  hat  sich  nicht  unbedeutend  ge- 
hoben, indem  die  früher  gewöhnliche  Zahl  von  80  —  90 
Schülern  im  vorigen  Sommer  bis  auf  119  gestiegen  war 
uiiil  diesen   Winter  116  ausmacht. 

Schulpforta.  Das  Lehrercollegium  der  hiesigen 
Landesschulc  bestand  im  Herbst  1.S41  aus  folgenden  Mit- 
gliedern: 1)  Rector  und  Profes.  Dr.  Iheol.  Kirchner, 
2)  Prof.  und  geist.  Insp.  Niese,  3)  Prof.  Dr.  Wolff, 
4)  Prof.  Jacobi  I.,  f^)  Prof.  Koberslein,  (j)  Prof. 
Dr.  Jacob,  7)  Prof.  Dr.  Steinhart,  8j  Prof.  Dr.  Ja- 
cobi IL,  •!)  Prof.  Fickert,  10)  Adjunct  Dr.  Keil, 
11)  Adjunct  Dr.  Dietrich,  Ausserdem  ein  Cantor  und 
Miisikdirector ,  ein  Tanzlehrer,  ein  Zeichenlehrer,  ein 
Schreiblehrer   und   Kirchner. 

Wetzlar  im  April.  Prof.  Dr.  Axt,  Director  des 
hiesigen  Gymnasiums,  ist  in  gleicher  Eigenschaft  nach 
Kreuznach   berufen   worden. 

Nachtrag  zu  Doeringi  Opuscula. 
Indem  ich  dem  Hrn.  Conrettor  Kähner  zu  Hannover 
für  die  vielfachen  Belehrungen,  welche  ich  aus  seiner 
gründlichen  Recens.  von  Doeringi  Opusculis  in  !Nr.  41- 
und  4?>  dieser  Zeitung  von  1841  geschöpft  habe,  sowie 
Hrn.  Director  Gerber  zu  Sondershausen  für  die  Bekaniil- 
machung  des  vortrefliichcn  Gedichtes  in  ders.  Nummer, 
welches  Döring  als  Danksagung  an  Herzog  Ernst  II.  von 
Gotha  gerichtet  hat,  meinen  verbindlichsten  Dank  ab- 
statte, benutze  ich  mit  ^'ergnügen  diese  Gelegenheit,  auf 
ein  paar  Disticha  von  Döring  hinzuweisen,  auf  welche 
mich  Hr.  Prof  Sillig  in  Dresden  aufmerksam  gemacht 
hat,  und  welche  in  den  Opusculis  fehlen.  Sie  sind  auf 
der  Bastey  am  23.  Juli  1824  auf  einer  Wanderung,  wel- 
che Döring  mit  seinem  Freund  liüttiger  ond  dessen  Sohn, 
ileni  Prof.  der  Geschichte  in  Erlangen,  in  die  sächsische 
Schweiz  unternommen  hatte  ,  geschrieben  und  in  das 
Fremdenbuch  auf  der  Bastey  eingetragen,  auch  späterhin 
in  der  Abendzeitung  1824.  Nr.  185.  abgedruckt  worden. 
Wir   wiederholen   dasselbe   hier: 

.S"«Ä  Jove  pluvio  23-  Jnl.   1824. 
Qui    noiidum   vidit  terrae   haec   miracula   et  arces, 

Hunc  jubeo,   ut   videat,   praerlpitare   moras; 
Nam  quicunque    videt,   quod   percutit   nndique  pectus, 
Sn   putat  hie   magU|^templa  subisse   Dei. 
Die   deutsche   Uebcrsetjiung,   welche    in   der   Abendzeitung 
beigefügt  ist,   und    wie   wir   vermntheu,   Döriiig's   Freund, 
Böttiger  znm  Verfasser  hat ,  lautet  so : 

Wer  noch  nie  des  Hochlands  Wnnder  nnd  Felsen  be- 
schaute, 
Dieser  beflügle  den   Schritt,    um    sie  noch  heute  zu 

schau'n. 
Und  durchdringt  nun  die  Brust  des  Schauenden  Staunen 

und  Ehrfurcht, 
Denk'   er:   die   Gottheit  erbaut  selbst  »ich   hier  Dom 

nnd   Altar. 
Gotha.  Ed.   Wüstemann- 


G  y  111  II  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  t  u  n  g. 

Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Altertliumswissenschalt. 


Mai    fl  Ä  -S  '^. 


17.  Icbor  den  lateinüchen  Reim  und  dessen  Gebrauch 

in  neulaleinischer  Poesie,   mit  Ueziehnn^  auf 

C  Poggel's  verwerfende  Ansichl. 

1.  Der  Reim  ist  in  unserer  Zeit  uiehr,  als  jemals, 
hinsichtlicli  seines  Ursprunges,  seiner  VerLreitunj  nn«l 
zwerkinässijjen  Anivenilung  in  der  Poesie,  ein  Gegcnsfanil 
gelehrter  ForscLunn;  und  äsfhetisrher  ISetrachtun^  gewe- 
sen. Zu  (lieser  sreliürt  Caspar  Poggel's  vor  vier  Jahren 
erschienene  Schrift:  Grundlage  einer  Theorie  des  Rei- 
mes und  der  Gleichklünge,  mit  besonderer  Rilclcsicht  auf 
Güdie  (31iinster,  ISSßj,  «las  Wichtigste  von  Allem,  was 
wir  über  Wirkung  und  zneckmüssigen  Gelrauch  des  Rei- 
mes gelesen.  Um  so  mehr  mussten  «ir  hedaucru ,  dass 
der  gelehrte  und  geistreiche  Aesthctiker  sich,  hei  An- 
wendung und  Begründung  seiner  Ansicht  und  Lehre, 
selbst  in  Betreff  des  Reimes,  su  sehr'  auf  die  deutsche 
Poesie  beschränkte,  dass  man  vermuthen  möchte,  er  habe 
den  Unterschied  zwischen  dem  Reime  der  Deutschen  und 
dem  anderer,  besonders  der  französischen  Sprache,  ent- 
weder nicht  beachtet,  wenigstens  die  Wichtigkeit  dieses 
Unterschiedes,  hinsichtlich  seiner  Theorie,  nicht  einge- 
üehen ,  oder  er  habe  nicht  sowohl  die  AVirkung,  Zweck- 
iniissigkeit  und  Schönheit  des  Reimes  in  der  Poesie  über- 
haupt, als  in  der  deutschen,  beirachtcu  und  durch  Bei- 
spiele beleuchten  wollea.  Der  Titel  seiner  Schrift  wider- 
spricht jedoch  offenbar  einer  solchen  Vermuthung;  denn 
selbst  die  Worte  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Gölhe 
Leschranken  das  am  Reime  ilieses  Dichters  Gerühmte 
nicht  auf  die  deutsche  Sprache.  Auf  jeden  Fall  aber 
dürfen  wir  nicht  glauben,  Poggel  habe  das,  seiner  An- 
sicht nach,  zur  Schönheit  des  Rejmes  Wesentlichste  aus- 
schliesslich in  dem  deutschen  gefuuden  und  sich  daher 
berechtigt  gesehen,  in  andern  nur  einen  unbedeutenden 
Grad  jener  Schönheit  anzuerkennen  ,  was  ihm,  besonders 
in  Beziehung  auf  die  französische  Poesie,  die  ja  des  Rei- 
mes nicht  entbehren  kann,  zu  mancher  Behauptung  füb- 
reo  dürfte,  der,  wenn  auch  vielleicht  einige  deutsche,  doch 
gewiss  kein  französischer  Aesthetiker   beipflichten   würde. 

2.  Wäre  jedoch  ein  30  grosser  Vorzug  des  deutschen 
Reimes  wirklich  in  Poggel's  Deberzeugung  gewesen,  «o 
nöthigte  ihn  freilich  schon  diese,  sich  gegen  den  Reim 
in  lateinischer  Poesie  zu  erklären'),     da  die  lateinische 

1)  Pngpel's  Ansicht,  den  lateinischen  Reim  betnlTend,  kannte 
ich  noch  nicht,     als    ich   meine   poemata  latina    ^Lcodii 

Gymnasialzeitung. 


Sprache,  hinsichtlich  des  Reimes,  andern,  die  ihn  an- 
genommen, und  namentlich  der  französischen,  ahnlicher, 
als  der  deutschen  ist,  «le  wir  dieses  in  der  Folge  durch 
eine  zu  unserni  Zwecke  hinreichende  Vergleichung  zei- 
gen »erilen.  Poggel  ist  übrigens  nur  einer  der  fielen, 
die  sich  mit  dem  Reime  in  lateinischen  Versen  nicht  be- 
freunden konnten,  oder  ilin  gar  als  eine  poetische  Wiss- 
gestalt verschrieen,  wozu  meine,  obgleich  von  äusserst 
wenigen  gelesene  ,  dissertatio  versäum  homoeoteleiilorum 
sive  cojisonantiae  in  poesi  neotntina  usum  commendana 
(Lendii  ,  {«'28),  sowie  meine  gereimten  Uebersetzungen 
deutscher  Gedichte  wohl  einige  üritüicr  melir  veranlasst 
haben  mögen;  deren  .llissliilligung  ,  auf  triftige  Gründe 
«restützt,  wäre  sie  sonst  nodi  so  herbe,  mir  nur  höchst 
erwünscht  sein  würde.  Eine  solche  aber  ist  leider  bis- 
her entweder  gar  nicht,  oder  wenigstens  nicht  mir  bekannt 
geworden;  nud  wie  <lurfte  ich  sie  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit hoffen  ,  da  selbst  wohlwollende  ßeurtheiler 
meiner  Leistungen  im  Fache  <ler  lateinischen  Poesie  ihre 
3Iissbillignng,  den  Reim  betreffend,  so  ausgesprochen, 
dass  ich  daraus  schliessen  niussfc,  sie  kannten  entweder 
nichts  von  dem,  was  ich  in  iler  oben  erwähnten  Schrift 
zur  Beleuchtung  und  Rechtfertigung  meiner  Ueberzen- 
guug  vorgebracht,   oder   wollten  sich  nun  einmal,  gleich- 


1837)  herausgab ;  sonst  hätte  ich  sie  in  diesem  Werke 
vor  andern  bciücksiclitigt.  Seine  Abliandlung  enthalt 
theils  Ideen,  die  vielleiclit  in  jcd.r  Hiusiclit  neu  zu  nen- 
nen sind,  theils  eine  Entwickoluns  und  Begriindting  des 
oft  Wiederholten,  die  auch  diesem  einen  Anschein  der 
Neuheit  geben:  dadurch  miissle  Poggel's  merkwürdige 
Theorie  aslhctisclien  Kunstrichtern,  auch  schon  zum  Hin- 
weisen auf  ihn,  willkommen  sein,  und  gewann  sehr  bald 
ein  nicht  geringes  Ansehen.  Um  so  weniger  nun  durlte 
mich  wundern  j  dass  (im  Bciblattc  zur  Zeitschrift  fär 
AltevlhtimswissenscUafl ,  1S40 ,  G.  April)  der  Vertasser 
einer  wuhlwollenden,  sehr  interessanten,  jedoch  Einzel- 
nes, wenige  Puncto  ausgenommen,  mehr  anzeigenden  als 
bcu'rtheilen.lcn  Recension  meines  Werkes  aut  Pog^cl'? 
Schrift,  als  auf  die  erste  F.igriin.lung  und  Beleuchtung 
des  Wesens  des  wahren  Reimes  ,  und  zugleich  als  auf 
eine,  hinsichtlich  des  Reimes  in  latciuischer  Sprache, 
entscheid.nJe  Autorität  verweiset.  Für  mich  war  übri- 
gens dieser  Umstand  eine  Ursache  mehr,  die  gegen- 
wärtige Vertheidigiing  der  lateinischen  Reimpoesie,  der 
ich  schon  vor  vielen  Jahren  eine  Abhandlung  gewidmet, 
vorzüglich  auf  die  Widerlegung  der  Poggcrscbcn  Ansicht 
zu  gründen. 

10 


1  i' 


14(1 


rirl,    Haruni  .    i»   kfii"'    WiiliTleguii»  (lorsellicii   piiilassen. 

So   uft'«"!!   «'O   'I '    ''""    '■■'•»••'",    ••'•r    iiifiii«'   Sclirift    iiiclit 

Iriiiif,  rillen  falschen  Begriff  von  (lein,  « as  irli,  den  Reim 
111    laleinisehen    Versen    eiii|)felilenil ,     pi|;entlirli     will,    und 

■  eraiila.ssen    ihn     »ugleirli,     nie r     Aiisiclit     t{a"*     andere 

(■runde,  als  die  von  mir  iielli.-st  nii«ge<licilten,  »elrlie 
»enigttens  das  Kesult.it  einer  eriiMteii  Betraclitun;;  sind, 
uiilerzusrhiebeii.  kein  Wunder  deiiinarh,  wenn  irgend 
einer  sirli  einbilden  »«illte,  ii  li  »liusilie  den  Reim  iilliie 
Eiliselirankung  in  die  neulateiiiisclie  Poesie  eingefülirt , 
oder  gar  nocli  ilaiu  die  alten  Rlijllinien  aus  derselben 
rerbannt  lU  »elien,  und  rallie  eben  dessnegeii  Gyuinasial- 
lelirern  mit  ihren  Srliülern  Vernuehe  in  lateinisrhen  Reiiu- 
versen  aniustellen  ');  «alirend  ich  selbst  den  Reim  fast 
nur  dem  Uebeisetzer  aus  neueren  Sprachen,  und  2»ar 
in  solchen  Gedichten  euipfalil,  deren  lateinische  Ueber- 
tragiiiij.',  wie  z.  ü.  die  des  Liedes  von  der  Glocke,  ohii« 
neibeh.iltnng  der  rli'^tliiiiisrlien  Form  und  des  Reimes 
unmöglich  geliiifrpn  küniite.  Freilich  dient  eben  diese 
Empfehlung  doch  auch  zum  Beweise,  das«  ich  den  Reim 
auch  im  lateinischen  Originale  nicht  für  durchaus  und 
ohne  Unterschied  rerwerflich  lialte.  Wie  sehr  indessen 
ich  selbst  die  allen  Formen  der  lateinischen  Poesie  ror- 
liehe,  erhellt  daraus,  dass  ich  mich  noch  in  keinem 
meiner  eigeuen  lateinischen  Gedichte  des  Reimes  be- 
diente. 

3.  Sowie  ich  nun,  hinsichtlich  des  hier  Angfdeuteteo, 
wenig  Ursache  habe,  mit  dem  Verfahren  wohlwollender 
Beurtheiler  zufrieden  zu  sein,  so  kann  ich  ebenso  wenig 
ihrer  Ansicht  in  Verwerfung  des  Reimes  beistimmen. 
Diese  beschränkt  sich  nämlich  im  Wesentlichen  auf  die 
Behauptung,  die  lateinische  Sprache,  sowie  ilie  griechi- 
sche, widerstrebe  dem  Reime;  wobei  zum  Beweise  man- 
cherlei angeführt  wird,  dessen  Wichtigkeit  oder  Rich- 
tigkeit hier  zu  untersuchen,  wir  um  so  weniger  für  noth- 
wendig  halten,  da  die  Hauptpuncte  in  unserer  Abhandlung 
gehörig  berücksichlipt  wurden,  worauf  wir  also  den  Leser 
verweisen  dürfen.  Den  Beweis  für  die  Unverträglichkeit 
des   Reimes  mit  lateinischen   Versen   wird,  dünkt  uns,  am 


2)  So  ina;;  es  di'nn  auch  j-i'sclichen  sein,  dass,  wie  ich  in 
(liT  erwähnten  Riccnsioii  iiii'ioiT  pnemata  talina  's.  die 
vorbei  [;i>heiide  Aiirii)  i;.  lesen  ,  Peeilkamp  mich,  des  la- 
teinischen Reimes  halber,  mit  Bilterkeil  tadelt  und  fast 
l.ichcil.ch  oiaclit  .  oder  doch  machen  will.  Denn  dass 
dieser  Philol  ig  ,  nachdem  er  meinen  Zweck  ,  und  mit 
vvelch.r  F.inschrankunK  ich  den  Reim  empfehle,  erlogen, 
in  meiner  Ansicht  iiocli  zu  lachen  geruiulen .  wir.l  mir 
heinahe  so  schwer  7,u  «lauhen ,  als  dass  er  Musik  und 
Rlijthmns  in  Versen  fiir  lacherlich  erklart  habe.  Viel- 
leicht könnte  mir  dennoch  so  etwas  begreiflicher  werden, 
nenn  ich  die  ästhetischen  Griinrie  schon  kannte,  warum 
Peerlkainp  in  Horazi  iis  Gedichten  ,  wie  man  versicliert, 
ein  Fi'inUel  der  Verse,  und  miltinler  ganze  Oden,  als  dem 
Dichter  nnleiResi  hohenes  Machwerk,  veiwiift.  Ich  war 
langst  begierig  jene  (.riinde,  und  hin  es  nnn  auch,  seine 
Ansicht,  den  lateinischen  Reim  hetreireoH  ,  in  Peerlkamp's 
eigenen  Worten  zu  betrachten  ;  wo  ich  wahrscheinlich 
mclit  mehr  Lächerliches  enllecken  werde,  als  in  seinem 
Werke  über  die  lateinischen  Dichter  der  Mederlande, 
dessen  erste  Ausgabe  ich,  nicht  ohne  Anerkennung  des 
grossen  Verdienstes,  wie  dieses  die  Erwähnung  desselben 
in  meinem  oben  genannten  Wetke  beweiset  ,  geleico  habe. 


Gjiide  doch  immer  vorzüglich  darin  zu  suchen  sein,  das» 
sowohl  die  frühere  ,  alii  die  classisrhe  Poesie  der  Römer 
den  Reim  nicht  allein  nie  angenommen,  sondern  ihn 
vielmehr,  «o  er  sich  ungesuiht  darbot,  mehr  oder  »eniger 
sorgfilltig  vermieden  hat.  Auch  über  diesen  Punrt  haben 
wir  uns  weitiMiiftig  genug  erklärt,  und  die  Ursache  jenes 
Vernieideiis  nicht  soivoiil  in  einer  dem  Reime  widerstre- 
ben len  Eigenthüuilichkeit  der  lateinischen  Sprache,  aU 
iu  dem  einmal  aus  der  griechi.icheii  Poesie  angenomme- 
nen quantitireiideii  Rhythmus  gefunden,  in  nelcheui  iler 
Reim  allerdings  nur  widrig  wirken  konnte,  und  auch  jetzt 
noch  so  wirken  würde;  wieHolil  unsere  Abweichung  von 
der  wahren  Aussprache  des  Latein.s,  besonders  hinsicht- 
lich des  Accenles,  die  Aufnahme  des  Reimes  in  die  Ver.ie 
der  Alten  eher  begünstigen,  als  das  Widrige  jener  Wir- 
kung noch  vermehren  möchte.  Auf  keinen  Fall  aber 
kann  die  Vermeidung  des  Reimes  die  Unverträglichkeit 
dieser  musikalischen  Begleitung  des  Rhvthinus  mit  der 
lateinischen  Sprache  selbst  entscheidend  beweisen,  ja, 
wie  wir  schon  anderswo  sagten,  sie  beweist  jene  eben-o 
wenig,  als  die  Unverträglichkeit  des  alten  Hexameters 
mit  der  deutschen  Spraclie  dadurch  bewiesen  ist,  da>s 
dieser  quantitirende  \'ers,  unbedeutende  und  niissliiiigene 
Versuche  ausgenommen,  erst  kurz  vor  un.<erer  Zeit  in 
jener  gehräurhlicli  und  allmählich  wie  einheimisch  ge- 
worden. 

4>  Weiter  |;ehen  wir  nicht  in  dieser  Audeutang,  den 
Widerstreit  zwischen  Reim  und  lateinischer  Sprache  be- 
treffend, um  sofort  zu  dem  zu  gelangen,  was  wir,  hin- 
sichtlich des  Reimes  in  neulateinischer  Poesie,  als  das 
Wichtigste ,  ja  das  einzig  Wesentliche  ansehen.  Wäre 
nämlich  jener  Widerstreit,  in  Beziehung  auf  die  noch 
lebende  und  blühende  Sprache  der  Rumer,  welches  wir 
keineswegs  annehmen,  unwiderleglich  dargelhan,  so  müss- 
teu  wir  uns  dennoch,  zur  Beantwortung  der  Frage,  ob 
der  Reim  in  accentuirten  Versen  <lem  jetzigen  Kenner 
des  classischen  Lateins  gefallen,  oder  durchaus  nur  miss- 
fallen  könne,  vor  Allem  auf  die  Erfahrung  berufen;  wo- 
bei wir  übrigens,  obgleich  auch  dieses,  rücksichtlich  der 
Erfahrung  des  Neulateiners,  kein  entscheidender  Grund 
ist,  bemerken,  dass  accentuirte  Verse  der  alten  lateini- 
schen Poesie  nie  ganz  fremd  geworden,  nnil  daher  kei- 
neswegs als  eine  erst  im  Mittelalter  anfangenile  Abwei- 
chung von  den  quantitirenden ,  reimlosen  Rhythmen  za 
betrachten  sind;  und  wir  dürfen  mit  nicht  minderer  Zu- 
versicht hinzusetzen,  dass  selbst  der  Reim  in  lateinischen 
Versen,  wenn  gleich  erst  im  Mittelalter  vorherrschend, 
doch  schon  weit  früher,  aber  freilich  nur  in  Versen 
gebraucht  wurde,  deren  Rhjthmus  entweder  accentuirend, 
oder  doch  dem  accentuirten  sehr  ahnlich  war.  Hätte 
Poggol  diese  Tbatsache,  zu  der  Fabricii  poetarutn  ve- 
terum  eccless.  opera  den  Beweis  liefern,  nicht  übersehen, 
so  wäre  es  ihm  wohl  nie  eingefallen,  zo  sagen:  ,,dass  die 
Mönche  des  Mittelalters  dennoch  die  lateinischen  Kir- 
chenlieder reimten ,  zeagt  nur  von  ihrem  unreifen  Ge- 
schmacko  und  der  allgemeinen  Sucht  alles  mit  gothischen 
Schnörkeleien  zu  verzieren."  Die  Mönche  fanden  den 
Reim,  der  allerdings  unter  ihnen  zo  abgeschmackten  Er- 
zeugnissen vorzüglich  beitrug,  in  den  Versen  gelehrter 
Kirchouvclter  des  fünften,   stlbat   achon  des  vierten  Jahr- 


n\ 


1.2 


hiiiiilrii>,  il.i-,  mit  iliT  I  l.isslsrlii-ii  P4i«8ip  iiii'ht  wenii'er, 
als  (jrnfaiii"  üicIitT  ilirt-s  Zcitalti-rs ,  'irtraiit,  «las  wirk- 
licli  UiniTtragliclif  ili's  Rriiiii's  mit  iler  lalriiiiüclipn  Spra- 
rhe  ;;<-rtiss  lii'sner,  als  wir  IMeiierrii,  Ix-iirllwilfn  iiiiisütpii ; 
iinil  H'ir  xiciil  um  so  vii-i  mi-lir  /ii  ili-r  t  prmuthiiii;;:  l)e- 
r<-i'li(i^t,  jene  iMäiiiier  ivi'irdrii  sich  ileii  Ri'im  auch  in 
Kin  lieiiiinlcni  «iihl  nicht  prlanht  hahrii,  Mi>nn  sio  in 
ihm  siMist  nur  eine  barbarische  Zierde,  iiiler  eine  |;relle, 
entstellcnile  Verletziino;  der  besseren  Latinit^t  anerkannt 
hätten.  Ja,  »vir  fiiiilen  es  mehr,  als  waln'Krheinlirh,  das» 
der  Keim  nicht  zuemt  in  Kirchenliedern  jener  Zeit  i^e- 
braiicht,  sondern  vielmehr  aus  der  t'olkspnrsie  in  diese 
aufgenominen  «vnrde,  und  auch  ilann  nicht  auf  kirch- 
lichen (»ebrauch  lieschrMiikt  (jeblieben  sei.  Für  zu  fi"- 
Ha;,'t  oder  gar  fi'ir  einen  iieHeis  jfrober  IIiih  issenheit  » Ird 
schwerlich  Jemand  diese  Aeusseruiit;  halten,  der  bedenkt, 
wie  »eiiij;  »ir  von  der  ^'olkipoesie  der  Hiinier ,  selbst 
ndhrend  iler  Bliithe  ihrer  Literatur,  »i«seii,  ja,  dass 
man,  bei  der  seltenen  i£r»ahiiung  und  den  unbedeuten- 
<1en  Fragmenten,  wenn  nicht  andere  (irnnde  dieses  durch- 
aus unglaublich  machten,  beinahe  vermiilhen  mörhte,  ilie 
alten  Römer  liAtten,  zu  jeder  Zeit,  wenig  mehr  als  nichts 
von  Volkspoesie  gewusst.  Die  Frage,  ob  gereimte  Volks- 
geilichte  aus  der  Zeit  der  ersten  christlichen  auf  uns 
gekommenen  Lieder  von  den  Alteo  selbst  nirgends  er- 
wähnt worden,  kUiineii  wir  hier  niciit  entscheidend  beant- 
worten, dürfen  jedoch  behaupten  ,•  dass  ein  gfln/liches 
Stillschweigen  von  einer  solchen  Volkspoesie  die  Nicht- 
existenz  derselben  nicht  unwiderleglich  beweisen  würde. 
5.  Allein,  wie  gesagt,  für  den  Xeulateiner  mnss  vor 
Allem  die  Erfahrung  entscheiden;  und  so  wenden  wir 
uns  jetzt  an  Ohr,  Sinn  und  (iefühl  derjenigen  Kenner 
Her  classischen  Latinität,  die  sich  ents^hliessen  können, 
gereimten  lateinischen  Gedichten  ans  der  späten  Kaiser- 
zeit, aus  dem  Mittelalter  oder  auch  nur  deif  n  ans  der 
neueren  Zeit  einige  Aufineiksamkeit  zu  widmen,  ohne 
(iabei  zu  vergessen,  dass  es  ungereimt  sei,  in  dergleichen 
Geilichten,  statt  lies  Vergnügens,  welches  sie  geben  kön- 
nen, das  der  classischen  reimlosen,  oder  neben  jenem 
auch  dieses  zu  fordern:  solche  Kenner  fragen  wir,  ob 
ihnen  lateinische  Reime  in  accentuirten,  und  sonst  nicht 
schlechten  Gedichten,  ein  widrit;es  Gefühl,  unil  nicht 
vielmehr  in  der  lateinischen  einen  ebenso  grossen  Genuss, 
als  in  anderen  Sprachen,  gewähren?  Uie  bejahende  Ant- 
wort wäre,  wenigstens  für  uns,  eine  hinreichende  Recht- 
fertigung unserer  Kmpfehlnng  und  Verlheidigung  des  Rei- 
mes in  lateinischen  Versen;  gleichviel,  ob  man  sonst  noch 
etwas  Antikes  '*)   io  ihnen  wahrnehmen  möchte,  oder  nicht. 

3)  Dieses  vermisst  nainenllicb  Fric'leiiiann  \^\ii  Jnteititng  zui- 
KetintH.  und  ^'f-rfertii^.  lat.  l^tTse)  ^  und  cmpfinilet  .im 
lateiiiiscbi'n  Kenne  einen  unüberwindlichen  hetiitschmack  ,• 
wcichfs  iiiicli  vcranlua^te ,  die  Aii^icJit  diesem,  ancli  um 
du;  iieiilatcini^tcbe  Poesie  liucbvefdicnlen  SciiiifUteller» 
in  der  Vonode  /ii  meiner  Sfiinmliiii;:  [carniinum  latino- 
runi  pars  nm'a  ,  Leodii  l8l^0J  besonders  zu  berücksichti- 
gen. Ich  erfreue  nitcb  immer  noch  di'$  Vorlheilos  ,  die 
Scbönheit  l.ilciniscber  Reinigedichte  zu  fjeniessen ,  ohne 
dabei  diircli  die  Emp!in<luii^ ,  die  sie  einem  Rnnius.  Ci- 
cero oder  Vir^ilius  erregen  möcblen,  oder  auch  nur  durcli 
die  Schönheit  der  antiken  Poesie  der  Kölner,  die  ich 
darum  nicht    minder   fühle    und    bewundere,     gestört    zn 


In  der  'l'hat  sehen  wir  keinen  zul.'lssij,'en  Gruiid,  »arnm 
man  das  an  sich  Schöne  in  lateinisclier  Sprache  minder, 
als  anderswo,  anerkennen,  geniessen  und  für  nachahmun|rs- 
werlh  halten  müsste,  zumal  da  der  Reim  im  Gedichte 
des  ^eiilaieiners  sich  ohne  grosse  Schw  ierigkeit  mit  dem 
rein  classischen  Ausdrucke  seines  (iedaiikrns  rereinigen  *) 
lässt,  und  andererseits  seinem  Gefühle  für  die  höliere 
Scbönheit  <ler  antiken  Rhythmen,  die  wir  selbst,  inniger 
lleberzeugiiiig  gemäss,  zu^'ebeo,  so  gar  nicht  schadet,  dass 
ihm  vielmehr  durch  Vergleichuiig  der  beiden  Formen  die 
;;rö»sere  Vortreil'lichkeit  iler  antiken  nur  iioeli  fühlbarer 
tiiiil  einleuchtender  werden  könnte.  So  wenig  wir  übri- 
gens in  frühen  Jahren,  noch  weit  mehr  ilem  nalürlirhen 
tiefühle  folgend,  die  Wirkung  de«  Reimes  in  manchen 
schönen  lateinischen  Liedern  verkannten,  so  wenig  durf- 
ten wir  uns,  bei  späterer  Uetrachfuiig  derselben,  über 
jene  Wirkung  wundern;  da  wir  in  der  lateinischen  Sprache 
selbst  durchaus  nichts  Wesentliches  entdeckten,  warum 
diese  sich  in  accentuirten  Versen  mehr,  als  die  von  ihr 
nbstanimendeii  ,  oder  selbst  die  deutsche,  gegen  den  poe- 
tischen Gebrauch  des  Reimes  sträuben  sollte.  In  ilieser 
Hinsicht  nun  fügen  wir  noch  Kiiiij^es  hinzu,  dessen  l£r- 
>vägung,  dünkt  uns,  den  sinnigen,  vorurtheilsfreien  Ken- 
ner der  lateinischen  Poesie,  die  Wirkung  des  Reiuies 
anlangend,  zu  einem  mit  der  ICrfahrung,  worauf  wir  ans 
heriefen,    übereinstimmenden    Resultate    führen    müsse. 

H.    Oas    Vergnügen   an    reimenden    Wörtern     l.^t,    abge- 
sehen   von     dem    eigentlich    dichterischen    Gebrauche    des 


weiden.  Antik  soll  Ircilicli  immer  des  ^ieul.-ileiners  Rede 
in  He'leiilunij  einzelner  \\'örter ,  .sowie  in  S.it/eu  und  in 
Veibinfliin^  derselben,  sein;  aber  eine  .indere  Fraje  ist 
Hilf!  bleibt  es,  ob  dieses  Antike  mit  einer  neuen  noeli- 
sclien  l'\>i'ui.  (>'>  es  mit  der  musikaliscbcn  Wirkung  des 
Keimes  im  accentnireiiilen  Rb^lliiuus  nutlinendig  und 
schon  aus  .lern  liiimde  unverträglich  sein  müsse,  «eil 
die  Tillen  classischen  Dichter  jene  Veibincliins  in  (|ii.inti- 
liiendeii  Versen  (.(udcie  kennen  wir  von  ihnen  nicht), 
in  welchen  sie  auch  uns  missfallt,  vermieden  haben' 
Soll  die  classische  Litinil.'it  /.um  Ausdrucke  des  (lelühls 
der  neueren  Völker,  nicht  bloss  in  der  rebeieinstimmiing 
Hill  ileiit  der  Alten,  suinlern  in  seinem  t;.iii/en  ruiljnpc, 
fiMi^lioli  Iileiben  ,  so  niiissen  wir,  und  vor/ii;;licii  ii.  poe- 
tischer Diirslelbing  .  einem  iihertriehenen  .  einseitigen  Ri- 
^'orismus,  in  HetretF  ilcH  antiken  Anstriches  und  ('>eschm.-i- 
ckcs,  eitrgei;rn  .Trbeilen,  der.  unserer  rehi-r/eugnng  nach, 
auch  in  der  piusji>chen  D.irstelliing  wedir  übeihaupl, 
nach  in  der  gegenwartij;  wieiler  tierischenden  Sucht  des 
Ciceroiii.inismus  erfreuliche  Früchte  hervorbringen  wird. 
4l  Auf  diese  Vrreiniuung  be/,icht  sich  eine  \eiisseriing  Her- 
der'«, über  die  ich  mich  schnii  in  meiner  'schritt  über 
den  ("lehi  luch  des  l.iteiniscben  R.uuies  (S  74)  erklärte. 
Ihm  wüple  Hr.  I'rofesser  Jjcnb  gewiss  heipfliclilen  ,  der 
in  seiner  vvolilwnllcndi'u  Becensinn  iiu-iner  pne/na/a  talina, 
diesellie  Veieiiiis;uiig  ;;iad.ius  für  uniiiü;;licii  halt,  und 
znuleicli  in  der  Deheiset/nng  des  Schillei '>chen  ßeileilie- 
des  an  der  L.itinitat  Einiges  gerügt,  w;is  er,  wie  ich  ver- 
iniilhe,  nur  zu  schnell  gefjsst  h.ille  Kinen  auffallenden 
Beweis  der  F.illcrtijkeit  sah  ich  auch  d.irin.  djss  er  glaubte, 
meine  eben  erwähnte  Schiifl  waie  in  .Icm  Werke,  das 
er  recensirte,  mit  cnthalien.  Mir  selbst  missfiel  übrigens 
an  jener  Tel  erset/ung,  sowie  an  iler  des  Golhe'schen 
der  Fiiclicr  Vieles;  und  ich  benulze  um  so  lieber  diese 
Gelegenheit,  beide,  wie  ich  liofTc ,  bedeutend  vei  bessert, 
dem  Urlheil  der  Kenner  auPs  Neoe  zu   unterwerfen. 

10* 


143 


144 


Krinirs.    «o»  In  <lio   flIiisiU,   »o/.ii   jciipr    Einklanj,    spiner 
Wiikinij,'   nach,     gi'hilr»,     ein     in   «Irr    miphsc lilitlicii    ]\'a(nr 
frjrMiiilf«»'S   '^'erjjiiiifon ;    »icuulii    x"    li,liili(j<'r  Aiiivcndiini; 
lies     Kcinirs    noch     «las     Iriclitcre     liclialten     «los    OVsagfeii 
nnil  niaiirlii-s  AniliTe    niitHirLl,    »iiriilicT  »ir  uns  liier  iiielit 
Heiler    erkl.lren.       \Vir    ilürfeii    «Inlier    »rlion    au»     iliesem 
(>run<lf    nicht     »enniithen,    jenes    Verjjni'igen    nWirhie    ilen 
Vülkeru   iler    alten    Welt,     naineiitliili    ilen    Uricrhen    nnil 
Römern,   frenxl   Eeliliel)en   sein;    wenn   auch    ihre  Sprachen 
selbst  ilas  Geftenfheil  nicht  nnu  ulerleglich  lieHiesen.    Dasg 
aber   'lennoch    die    i,'ripchis<he    nnil    römische   Poesie    lien 
Reim    vermeiden,    ist   schon   früher,    und    zugleich    bemerkt 
Hor<len,     « ie    dieser   linistand    keinen    entscheidenden,    ja 
niclit    einmal    einen    nothweiidii;    zu     beachtenden    Grund 
t'iir   die    Verwerfung    des   Reimes    in    neiilateinischen    Ver- 
sen   darbiete;     da    wir,     in     Beziehung    auf     musikalische 
IVirkiint;     desselben  ,     schon     ilnrcli     den     accentuirenden 
Rhvfbinus   der   neueren    Poesie,    zn    dem    Reime    in    einem 
andern    Verhaltnisse,    als   die    (iricchen    und   Romer,    ste- 
hen,   und    zudem    niclit  einmal    zu   der  Behauptung  berech- 
tigt  sind,   dass   ilinen    der   Reim    im  accentuirenden  Verse, 
der    ihrer    classischen    Poesie    fremd    geblieben,    nothwen- 
dig,    als   mit   ihrer    Spracbe   unvertriiglich  ,    hätte   missfa?- 
leii     müssen.       Sehr    nichtig    dagegen    «üre ,      wenn,      in 
Beziehung   auf  den   Ton  ,   auf   die    Bedeutung   der   reimen- 
den  Svibe    in    ihrem    M'orte ,    und    besonders   in   Beziehung 
auf  den    Acceiit   des    Wortes,    der   Reim   sich   zu  der  latei- 
nischen   Sprache,    in    wesentlichen    Puncten,    anders,    als 
zu   den    lebenden   Sprachen,     i erhielte,     in    denen   er   ent- 
weder ohne    Ausnahme    gebraucht,   oder   doch    in  gewissen 
Dichtarten    Torgezogen    wird.       Dass    nun    der   lateinische 
Reim  durchaus    niclit    in   einem    solchen    Verhaltnisse    zur 
classischen    Latinitfit  stehe,    das   ist   eben   der   Pnnct,    liher 
den   wir   uns  jetzt,   in    einer    Vergleichung   mit   dem   deut- 
schen  und   franzüsischen   Reime,    zur   Rechtfertigung    nn- 
serer   Ansicht,    noch   zu   erklären   haben;    wobei    wir   nns 
jedoch   auf  das    Wesentlichste    beschränken    müssen. 

7.    Den   Ton    des  Reimes    und   seine  musikalische  Wir- 
kung,    einen     Hauptpunct     in     unserer     Vergleichung    des 
lateinischen   mit   dem  Reime   anderer  Sprachen,   betrachten 
wir   S.    1?.    u.    f.    In    Betreff  des   Accentes   aber   bemerken 
wir,    dass  der   weibliche    Reim   denselben   immer   auf  der 
ersten   der    zwei    reimenden   Svlben    hat,    worin  demnach 
der  lateinische   mit  dem  deutschen  und  französischen  über- 
einstimmt.    Zum  Beispiele  vergleiche  man   vendre,  rendre, 
liiimuine ,  sttine ,  mit  ßare,  Stare,  flebat,  nebat,  radunt, 
tradunt,    und   mit  gehe,    siehe,    sagen,    klagen,    lobten, 
lobten,  lüstern,  ßästern;    wobei  übrigens  nicht  zu   über- 
gehen  ist,    dass    im    lateinischen    Reime    in    den    meisten 
Fallen    die    zweite    Sjlbe    durch    den    Accent    der    ersten 
nicht    so    stark    niedergedrückt    wird  ,    als    im    deutschen 
und   französischen   Reime,   welches   rorzüglich   eintritt,   wo 
die  erste  Svlbc,    wie    in  rogant,    tonant ,    snitus,    bonus, 
kurz    ist,    und    sich    eben    desswegen    durch    den    Accent 
weniger  erheben   darf,  als  die   »on   Natur  oder   nur  durch 
Position  lange   Sjlbe.    Im   männlichen   Reime  ist  das  ein- 
sylbige   Wort  hier  offenbar   nicht    zu    berücksichtigen;    in 
ßetreß     des    mehrsilbigen     aber    unterscheiden     wir    rom 
Hauptaccent    einen     untergeordneten,     schwächeren,    den 
wir  Aebenaccent  nennen   wollen.    Im  mehrsjibigen  Worte 


nun    hat   die   reimende  Svibc    im   Dentachen  entweder   den 
Hauptaccent     oder     den    Nebenaccent    ihres    Wortes,     die 
lateinische    dagegen     kann    nur    durch    einen    iSebenaccent 
gehoben    werden,    weil    im    lateinischen    Worte   der  Haupt- 
accent,   wenigstens    fast  ohne   Ausnahme,   nie  auf  die  li^nd- 
sylbe   fällt.      Zu    vergleichendem  Beispiele    nehme   man  für 
den  Hauptaccent  erzeugt,  gebeugt,   Gnadenbitd,  Schlacht- 
geßld,   bergeschwer,   liebeUer,   für   den   Nebenaccent  )t'M72- 
derbar,   Einsamkeit ,  tugendhaft ,  fürchterlich.     Mit  die- 
sen  vergleiche   man,    hinsichtlich    des   Nebenaccentcs ,   die 
Wörter  ferlilis ,    lepidus ,    viceranf,    levitas ,    lemjiorum, 
armiger.      Um    übrigens  hier   missverstehendem  Tadel   vor- 
zubeugen,  setzen   wir    hinzu,   dass    wir  bei  dem  Ausdrucke 
Nebetiaccent   unbeachtet   lassen,     ob    dieser    schon    gerade 
in   demselben   Sinne   gebräuchlich  sei,      und     ob    gramma- 
tische   Autorität    erlaube,      im     lateinischen     Worte     einen 
zweiten    Accent    anzunehmen.       Gleichviel,     wie    es    sich 
damit   veriialte,     die    Aehnlichkeit  der   durch    die    gegebe- 
nen    Beispiele     bezeichneten     lateinischen     und     deutschen 
Reime,     in    Hinsicht    der   Tonstärke   der   Kiidsylbe,     wird 
darum   nicht   miiiiier    einleuchtend    erscheinen;     und    man 
wird    balil    wahrnehmen,     dass    der    Unterschied    zwischen 
dem   lateinisrhen    \uu\   deutschen  Reime   nur   da   bedeutend 
werde,    wo  die  Kndsvibe  des  deutschen,    wie   freilich   mei- 
stentheils,    entweder  den   Hauptaccent   des    Wortes,     oder 
einen   der   Häuptarcente,    wie    in    wunderschiin ,    hat;    das» 
jedoch     auch     hier     hei     ^'ergleichung     mit    Reimen     wie 
armiger    —     lucifer    derselbe    Unterschied    beinahe    ver- 
schwinde. 

,S.  Vergleichen  wir  ferner  den  französischen  männ- 
lichen Reim,  so  zeigt  sich  auch  hier,  in  Betrell  des  an- 
gedeuteten Accentverhältnisses,  in  sehr  häufig  vorkom- 
menden Reimen,  wie  Union  —  nation ,  sentiment  —  ra- 
rement,  graviti  —  vinaliie,  animal  —  cordial  die  Ueber- 
cinstimmung  mit  dem,  was  wir,  den  lateinischen  und 
deutschen  Reim  vergleichcnil  ,  wahrnahmen  ;  in  andern, 
nicht  seltener  vorkommenden  Reimen  dagegen,  wie  con(;u 
—  perdu ,  trompi  —  tourni,  grandeur  —  danseur ,  mal- 
veillant  —  rendant,  regner  —  renverter,  ist  ilas  Accent- 
verhältniss  insofern  wesentlich  verschieden,  als  hier  der 
Ton  der  Endsvlbe  die  Stärke  des  vorhergehenden  gar 
nicht  oder  doch  nicht  bedeutend  übersteigt.  Im  lateini- 
schen Reime  kann  dieses  und  zwar  desswegen  nicht  ein- 
treten, weil  hier  die  der  reimenden  vorhergehende  Sjibe, 
wie  in  veritas,  immer  kurz  und  accentlos  ist,  und  eben 
dadurch  von  der  reimenden,  wenn  diese  nicht  ebenfall» 
kurz  ist,  mehr  oder  weniger  übertönt  wird.  Die  kurze 
Endsvlbe  eignet  sich  übrigens,  da  sie  kaum  einen  schwa- 
chen Nehenaccont  zulässt,  zum  Reime  so  wenig,  das» 
sie  nur  in  Fällen,  wo  sie,  nicht  gar  zu  schwach  tonend, 
minder  anstössig  ist,  im  Ganzen  also  selten,  gebraucht 
werden  sollte,  wiewohl  es  oft  schwer  geinmuss,  die  sich 
häufig   d.irbietende   Veranlassung  zu  vermeiden. 

t).  Wir  unterschieden  im  Reime,  als  in  der  Verglei- 
chung des  lateinischen  mit  andern  Reimen  zu  betrach- 
tende Puncte,  Ton,  Accent  und  Bedeutung  oder  Wich- 
tigkeit der  reimenden  Sylbe  in  ihrem  AVorte.  Diese  Be- 
deutung gäbe  allerdings,  wie  die  zwei  andern  Puncte, 
Stoff  zu  einer  weitläuftigen  Erörterung;  wir  müssen  nns 
jedoch  auch  hier  mit   dem    zu  ungerera  Zwecke  Wesent- 


145 


146 


lichsten  be^nfifcn.  Im  inelirsj'lbigeii  Worte  unterscheidet 
man  von  <ien  ilurch  Flexion  ,  Ableitung  und  Ziisainnien- 
setziing  liinzu-{rkonimcnen  Svllien  iliejonif^e,  die  man, 
wie  lieb  in  lieben  und  lieblich,  VVnrzcl-  oder  Stamm- 
svlbe,  und,  da  sie  gleiclifaüs  den  Kern  des  \Vortes  bil- 
det, daher  auch  den  bedeutendsten  oder  »ithtij^sten  Tbeil 
desselben  zu  nennen  pflegt.  In  Hinsieht  auf  diese  ^Vich- 
tij^keit  hat  nun  vor  ilem  französischen,  und  lateinisclien 
der  deutsche  Reim  den  in  der  Foljje  näher  zu  erklären- 
den Vorzuj;,  dass  in  ihm  die  reimende  Sylbe  weit  häu- 
figer, als  in  jenen,  zugleich  ilie  Stamnisylbe  des  Worte» 
ist,  wobei  wir  aber  im  weiblichen  Keime  nur  die  erste 
berücksicliligen,  da  die  zweite  schon  nicht  zum  Stamme 
(fehiirt,  und  dazu  ilem  Tone  nach  der  ersten  untergeord- 
net erscheint.  Als  Beispiel  der  Aehnlichkeit  der  Reime, 
das  hier  Angedeutete  betreil'end  ,  vergleitiie  man,  im 
weiblichen  Reime,  mit  Liebe  —  Triebe  den  lateinischen 
fraude  —  laude,  im  männlichen  Reime,  mit  Rosenmund 
—  Hiillensclilund ,  Musenc/ior  —  Himmehthor ,  in  ein- 
sylbigen  Wörtern,  Ktous  —  pons,  sors  —  mors;  im 
inehrsvibigen  Worte  aber  kann  die  völlige  Gleichheit  nur 
ia  sehr  wenigen  Zusammensetzungen ,  wie  sonipes,  ittter- 
rex ,  angenommen  werden  ;  andere,  w'te  armii^er,  lucifer, 
vesticeps  ,  particeps  ,  fönisex ,  multiplex,  kommen  ihr 
wenigstens  nahe,  die  wir  schon,  liinsiclitlich  des  Accen- 
tes,  mit  der  reimenden  S^lbe  des  inämilichen  Reimes, 
tvenn  sie  den  Hauptaccent  hat,  verglichen.  Als  Beispiel 
der  Verschiedenheit  aber,  den  Reim  auf  der  Stammsilbe 
betreffend,  vergleiche  man  im  weiblichen  Reime  mit 
Slujide,  Munde,  reiten,  gleiten,  die  lateinischen  rubi- 
cundus,  gemebundus ,  veritute,  superale,  vturorum,  ae- 
ternorutn ,  im  männlichen  Reime  mit  Klinigssiihn ,  Hel- 
denlolin  ,  die  lateinischen  vulnerum,  gentium,  superos, 
f'ulgidos  und  denen  ähnliche  Znsammensetzungen,  die 
wir  eben,  als  der  Gleichheit  nahe  kommende,  bezeich- 
neten. 

10.     Wir    schliessen    hiermit    die    Vergleichnng    des 
deutschen   und  französischen   mit  dem  lateinischen  Reime, 
deren  Zweck  war,     zu    zeigen,    dass,     und    >vie  sich  der 
lateinische  in  dem,   worauf  die  vorzügliche   Wirkung  des 
Reimes   beruhet,   im   Tone   nämlich   und  Accente,   zu   der 
lateinischen    Sprache    so,     wie    der    deutsche    Reim    zur 
deutschen,     der    französische    zur    franzüsisi  hen    Sprache 
verhalte;    die  italienische   und   englische    zogen    wir,    um 
uns  kürzer    zu    fassen,     nicht    mit    in    die    Vergleichnng, 
dürfen  aber  versichern  ,  dass  sie  ein   nicht  wesentlich  ver- 
schiedenes Resultat  gewahren,     wovon    sich   übrigens  der 
Kenner    dieser    Sprachen    durch  Anwendung  unserer  Er- 
klärnng  und  Zusammenstellung    auf   den    Reim  «lerselben 
leicht    überzeugen    könnte.      Nimmt    man    nun    die,     wie 
uns  ilünkt,    unwiderleglich    erwiesene  Aehnlichkeit  jenes 
Verhältnisses,     welches     in    der     Untersuchung    über    die 
Zulässigkeit  des  Reimes  der  wesentlichste,    ja  der  allein 
wesentliche  Punct  ist,     an,    so   wird  man  schwerlich  ge- 
ueigt  sein,    ausser  diesem   Verhältnisse  einen  genügendeu 
Grund   zu  suchen,     warum    der  Reim    dennoch  aucii  von 
dem    Neulateiner    für    unverträglich    mit    der    classiscben 
Latinität    und  so  für    etwas     Widrigklingendes,     was  nur 
geschmacklosen  Alönchen  gefallen  könnto,  zu  halten  sei. 
Die    Aehnlichkeit    im    Ganzen    anzuerkeunen    genüthigt. 


sieht  man  freilich  auch  im  Einzelnen,  wie  besonders  in 
dem  Accentverhältnis.'ie  des  männlichen  französischen  Rei- 
mes ,  einige  Verschiedenheit,  welche  gehörig  zu  unter- 
suchen, wir  keineswegs  versäumt  haben.  Den  lateinischen 
Reim  aber  betreil'end,  scheint  uns  das  Wichtigste  in  je- 
ner Verschiedenheit,  dass  im  deutschen  ilie  reimende 
Silbe  weit  häufiger  die  Stanimsylbe  ist,  wehhe»  die 
treifenile  Wirkung  des  einklingeiiden  Tones  allerdings 
begünstiget,  und  in  dieser  Rücksicht  können  wir  nur 
mit  PoggeTs  feinem  Gcfülilc  unsere  üel>erzeuguiig  »er- 
einigen. Wenn  aber  derselbe  Kunstrichter  in  diesem 
l'^ortheilc  der  deutschen  Sprache,  wie  uns  l)es<uider.< 
seine  Bemerkung  zu  den  Reimen  des  dies  irne  zu  be- 
weisen scheint,  den  vorzüglichsten  Grund  zur  Verwer- 
fung des  Reiuies  in  lateinischen  V  ersen  findet,  so  braucht 
es,  bei  hinreichender  Kunntnisg  des  (legenstaudes ,  ebeu 
keines  grossen  Scharfsinnes  ,  um  die  Schwäche  oder  viel- 
mehr die  Nichtigkeit  eines  solchen  Beweises  einleuchtend 
zu  machen.  In  der  That  scheint  Poggel  hier  gar  Viele» 
nicht  erwogen  zu  haben;  uns  genügt  indessen,  seiner  Be- 
hauptung  Folgendes   entgcgenziistelleo. 

11.  Zu  den  Ursachen,  wodurch  der  Reim  in  die  ge- 
bundene Rede  aufgeiinmmen,  und  selbst  in  Spraciirii, 
wo  man  ihn  längst  nicht  mehr  für  der  dichterischen  Dar- 
stellung ohne  Ausnahme  unentbehrlich  hält,  dennoch  bei- 
behalten wurde,  rechnen  wir,  mit  üebergebuug  des  min- 
der Wichtigen,  ilie  Begränzung  des  Verses  durch  den 
Gleichklang,  die  musikalische  Wirkung  dieses  Gleich- 
klanges und  in  dieser  die  Einstimmung  desselben  mit 
dem  dargestellten  Gedanken.  Der  Reim,  als  Begrän- 
zung der  rhythmischen  ISntwickclung  des  Verses  und  der 
ihn  ausfüllenden  Zeit,  inusste  natürlich  in  einzelnen  Spra- 
chen um  so  willkommener  sein,  je  weniger  diese,  be- 
sonders in  Hinsicht  auf  Accent  und  Quantität ,  einen 
regelmässigen,  leicht  zu  fassenden  und  zugleich  gefälli- 
gen Gang  des  rhythmischen  Ganzen,  <!es  Verses,  begün- 
stigten ').  Ob  und  inwiefern  nun  hierin  die  Ursache 
liege,  warum  die  neuern  Völker  den  von  den  alten  Grie- 
chen und  Römern  vermiedenen  (leim  so  gern  und  so  all- 
gemein in  ihre  Poesie  aufnahmen,  ob  und  inwiclcrii  des 
Heidin  Sinn  und  Gcinüth ,  wovon  uns  Poggel  auf  eine 
sehr  anziehende  Weise  zu  überzeugen  sucht,  eben  so 
geeignet  zum  Niclitreimen ,  .-.Is  des  Christen  Sinn  und 
Gemüth  zum  Reimen  gcMcsen  seien,  das  Alles  »tollen 
wir  hier  nicht  ergriimlen.  Die  blosse  Andeutnng  der 
Hauptpuncte  in  diesem  Gegenstände  würde  uns  zu  weit 
führen,  und  die  Lösung  der  Frage  ist  im  Grunde  zu 
unserem  Zwecke  so  wenig  nothwendig,  dass  wir  Poggel's 
Ansicht,  den  Hang  der  neuern  Nationen   zum  Reime   be- 


i)  Der  i^enölinlichc  l.itcinische  Picliner  des  Mittelalters  lanJ 
el)cn  In  dein  nciino  den  vor/ii^lrclislcii  Ersatz  lür  dit 
rliythniisclic  nnd  uuisikalisclie  Scliünlicit  des  tUssiscIicii 
V.rses;  ciiiil  man  darf  s:i^'en ,  dass  ilcr  Reim  iiicbr  .i's 
illi-s  Andere  zns.iminens;enoiiinun  ,  seinfn  Vers  und  sciu 
diclitciisobes  Verdienst  aiismachfc.  Höchst  on^'crccbt 
aber  mnl  ein  Ueweis  von  ^rcdicr  Unwi-isciibeit  w^ire  fs. 
ein  Gleiches  vnn  den  roiiiioiicteii  Gcsaii'^eii  der  Kirclie.!- 
vater  des  viiiten  und  ninlien  Jahrhunderts  zu  behaupten, 
die  aiicli  noc!i  im  spiiloren  Mittelalter  würdige  Nacb^ih- 
mer  taiideu 


147 


148 


Irrflriiil ,  oliiic  Kiiisclirfliikinif  annoliinen ,  und  darum  im- 
■  iirr    «mli    riin-ii  ••iil9<ln-i  Iciiilrii   lii'wi-i.s    lerlaniffii    iliiifti'n, 

nariiiii    cirr   ileii  Ver»    Uv^rlliif. |i-    lleiin,   nU   solclier ,    im 

arrriitiiirti'ii  IVrsp ,  in  ilc-i  laloiiiisclif  n  Sprach«'  fiir  11115, 
thr  «ir  JA  Hrilrr  Urictlii'ii  iiorli  Körner,  iiiirli  lilirrliaiijtt 
llriilcn  siiiil  ,  i-iiipii  aiiilrrii  ICiiiilriK'k,  als  in  aiiiliTii  .Spra- 
«lii-ii,    muclirii    uiiil    in    ilicsen   gefallen,    in  jener    liin^'ejten 

nur    Hiilrit    Llin;;ei I    wirken    könne. 

IJ.  Die  iiuisikaliMrlie  Wirknnj;  des  lleimes  alier  an- 
langend, ist  /u  bemerken,  das»  »ir  eine  ilii|i|ielte  Wir- 
knng  ilri>  Tones  iiiilertielieiden  ,  und  liier  zuerst  den  Ton 
au  sich,  nligeselieii  ton  seiner  lieziehunj;  auf  den  iie- 
«Innken  lietrarhteii.  Wer  mit  den  riassisrhen  Diolitern 
der  Kiinier  ,  die  liierin  den  griechischen  keineswegs  nach- 
(tehen ,  einiget  mausen  vertraut  ist,  dein  liraurheu  wir 
nicht  III  versichern,  dass  sie,  freilich  nicht  im  eigent- 
lichen Henne,  den  sie  ja  vermieden,  sondern  ilberhaiipt, 
und  lorziiglich  in  dem  liAiiligen  Parallelismus  der  Coii- 
structiun  iui  Hexameter  und  Pentameter  eine  solche  Wir- 
kung hervorzubringen  suchten,  die  in  der  That  sehr  viel 
zur  Schiinheit  ihrer  Verse,  liesoiiders  aber  in  ihren  Ele- 
(rieru  beitragt.  Vergleichen  wir  nun  auch  hier,  im  ar- 
centuirteo  Verse,  den  lateinijchen  Reim  mit  dem  ande- 
rer Sprachen,  so  hat  der  deutsche  allerdings  einen  Vor- 
theil  dann,  dass,  wie  schon  bemerkt  wurde,  die  reiiiiende 
SvUie  weit  häufiger  die  Stainm«_vlbe  des  Wortes  ist,  wo- 
durch sie,  vermöge  ihrer  Stelle  im  Verse,  zu  dein  hier 
angedeuteten  musikalischen  Theil«  dfsselben  kräftiger 
mitwirken   kann  '^),      Allein  dieser   Vurtbeil   wird   dadurch 


6)  Po^jiel  ,  (lei  im  Worte  die  sinnliche  Bedeutung,  die  im 
Tciiic  lie^l,  von  (Itm  licgrilte  drssellien  i;eliorlg  iiiilii- 
scbeidcl  ,  siilit,  S.  lii  seiiur  Sclirilt,  in  der  grösseren 
iiiiisik;ili9clien  Wiikung  uml  111  dem  seltenem  Vorkoin- 
iiieii  der  reiuK  nileii  Sl^niinllieile  im  griechisciirn  und  b- 
teiiii»chen,  als  im  dpulsclioii  Verse,  rinc  Hjii|)turs  iclie, 
,,wesslMll>  es  den  lateiiiisclieii  oder  griccliisclun  Diclitirn 
iiiiinals  eiiilailcn  kuiiuli' ,  Reime  zu  innclicii",  und  ,,di'r 
Ri-im  bei  ihnen  mir  leeren  KlinsKlang  halle  bewirken 
können."  Mit  <lie»er  liehaiiptniig  des  Ae^lhelikcrs  ver- 
binden wir,  d.iss  dcrsellie,  S.  l'JO ,  rlie  kraltigsli-  und 
vortrciriicli~le  lnlisik.lli^che  Wirknng  des  dculschen  Rei- 
nies  in  dem  Unislande  findet ^  dass,  indem  Person-,  Zeit-, 
Vlodus-  und  Gencisvei  hallnisse  im  Deutschen  ,inf  nielirere 
Hiillswörtchen  veilheilt  werden,  der  Klan;;  des  Haupt- 
wortes, welch'-s  im  Lateinischen  und  Griechischen  (ene 
Verhaltnisse  durch  seine  ent^prechcnile  Fum»  austlrückl, 
,,scin  musikalisches  Müii.ent  uniicschntaleit  und  abgesnn- 
dert  behalt,  um  es  rein  aulN  Ifetiihl  einwiiken  zu  lassi'n." 
In  F.iiistiminuni;  mit  diesen  Worten,  saul  Pogscl  eben- 
dascllisl:  ,,je  weniger  die  Anschauung  und  der  Verstand 
bei  den  WorllänKen  zu  lassen  haben,  desto  mclir  können 
eben  diese  Klange  ihre  musikalische  Wirkung  gegen  ila» 
Gefiihl  äussern.'" 

Obgleich  wir  hier  in  der  letzten  Aussage  unsere  eigene 
rehirzengiing  am  rkaniit  sehen  ,  so  können  wir  dennoch, 
hinsichtlich  des  Vorhergehenden,  PoggeTs  Ansicht  nur 
mit  Einschränkung  theilen.  Den  Vurtbeil  dei  reimenden 
Slaunisjibe  hat  Cr  nirgend  so  scharf  ausgesprochen,  uud 
wir  >elzen,  nach  unserer  Einsicht,  hinzu,  nirgend  so 
sehr  übertrieben ,  als  in  der  oben  milgetheilten  Stelle. 
V\'ii  begnügen  uns  jedoch,  diesen  Punct  lietieirend ,  mit 
dem  w-as  wir  im  Texte  darüber  sagen.  In  Hinsicht  des 
Vorlheils  aber,  den  das  deutsche  Wort,  weil  es  nur  sich 
selbst,  ohne  Person-,  Zeit-,  Modus-  und  Genusverhalt- 


wenigstcns  aufgewogen,  dass  die  lateinische  Sprache,  un- 
serer Ueberzeugnng  geniftss ,  im  Ganzen  genuinmeu  zur 
iiiusikalischen  Wirkung  iles  Tones  weit  geeigneter,  als 
die  deutsche,  ist.  Wir  untersclieiilen  aber  in  dieser  Wir- 
kung die  Einstimmung  des  Tones  mit  dem  Gedanken, 
wodurch  eben  der  Keim  zu  einem  Äusserst  wichtigen 
Theile  in  <ler  Schönheit  des  Verses  gehört,  und  müssen 
nun  auch  in  dieser  Hinsicht  das  Verhältniss  des  latei- 
nischen Reimes  besonders  zu  ilem  deutschen,  der  hier 
einen    Vorzug   vor  jenem   hat,   erwägen. 

13'  Die  höchste  Schönheit  des  dichterischen  Aus- 
drucks besteht  vorzüglich  in  zwei  Dingen,  in  der  eben 
erwähnten  Einstimmung  des  Tones  und  in  der  noch  nicht 
erwähnten  Einstimmung  des  Rhjthmus  mit  dem  Gedan- 
ken, mit  einzelnen  Worten  und  Sätzen;  daher  auch  die 
grössten   Dichter  sich  durch  jenes  Einstimmen  von   mittel- 


nisse.  ausdrücke,  und  eben  darum  den  Vcrsland  und  die 
Auscliauiing  weniger  beschaltige  ,  zur  Verslarkuuj  der 
musikalisclii  II  W  iikung  haben  soll,  sind  wir  der  Meinung, 
dass  Po;jgel  iicli  auch  diesen  Vortheil ,  den  man  nicht  ganz 
leugnen  kann,  viel  grösser,  als  er  wirklich  ist,  gedacht 
liabc.  Stoir  wiiic  aucli  hier  genug  zu  einer  vielseitigen 
Betrachtung;  wir  müssen  aber  knr/  sein,  und  beschran- 
ken uns  auf  diese  sehr  einfache  benierkiing:  das  deut- 
sche Wort  innss  namlich  ,  wie  es  da  sieht,  Irci  von  allen 
(was  übrigens  seltener  eintreten  wird)j  oder  doch  weniger 
beschwert  mit  jenen  angeilenteten  Verhältnissen,  dennoch 
eben  so  gut,  als  das  griechische  oder  lateinische  Wort, 
verstanden,  das  lieisst .  in  seiner  lieziehung  zu  seinem 
Satze  gelasst  und  begriiren  werdiu  ;  wenn  sein  Einklang 
nicht  ein  rem  musikalischer,  ohne  bestimmte  Pedeulung, 
und  so,  wenigstens  gar  oft,  ein  leerer  KlingLlang  ,  was 
Poggel  dem  lateinischen  Renne  vor«iifij  sein  scdl.  ^un 
aber  vermögen  wir  nicht  einzusehen  ,  waium  z.  R.  — 
Beispiele  sind  hier,  um  zur  l'eberzeii.iing  zu  gelangen, 
fast  nnenibehrbcli  —  warum  in  Schillri  s  Strophe:  sie 
brachte  Blumen  mit  etc.,  iiiii  ilie  Wörter  Fiüfhlf ,  Son- 
nenlichte, Flur,  Natur,  in  ihrer  Be/.ieliiing  auf  ihren 
Satz  zu  lassen  ,  das  heisst  .  um  ilie^c  Wolter  zu  verste- 
hen,  der  Verstand  weniger  beschäftigt  sein  miisse  ,  .ils 
bei  den  lateinischen  Wörtern  Jtitres ,  calori-s  ,  mollinr, 
felicior   in    folgender   Uebcrsetzuiig   jener  Sirophc: 

Ferebat   fruclus   atque   flores, 

Qiios   plaga   nutrit   mollior, 

\lins  solis  quos   calores, 

Natura   ipius   lelicior. 

Diese  Strophe  hol  sich  ziieisl  ungesucht  ilar;  lausend 
andere  mögen  passender  zur  Vergleichung  sein,  die  wir 
auf  Eine  brscliranken ,  überzeugt,  dass  w'ir  bei  tausend 
andern  wiederholen  müssten:  wir  vermögen  den  grossen 
Unterschied  ,  den  Poggel  für  einen  so  wichtigen  Vorzug 
des  deutsclicn  Reimwortes  halt,  nicht  einzusehen,  und 
wünschen  eine  genügende  Lösung  der  allerdings  sehr  ver- 
wickelten Frage.  Eine  solche  hat  wenigstens  Poggel  kei- 
neswegs gegeben  ;  da  sein  ganzer  Beweis  in  der  Bemer- 
kung (S.  IJl)  liegt,  dass  die  Flexion  des  Nomens  zum 
Theile  durch  Präpositionen ,  die  des  Verbums  durch 
Hülfszeitwörter  ersetzt  werde;  dass  dadurch  sich  An- 
schauung und  BegrilT  mehr  gesammelt  auf  jene  Hülfs- 
zeitwörter werfe,  und  so  der  Eindruck  des  Verbums  und 
Nometis,  als  der  Wörter,  welche  die  sinnliche  Haupt- 
bedeutung haben  ,  frei  von  zu  vieler  Anschauung  bleibe. 
Wir  müssen  gestehen ,  dass  wir  hier  mehr  eine  blosse 
Aussage ,  als  einen  Beweis  der  Richtigkeit  derselben  ,  ge- 
funden. 


149 


150 


nidsaigpn  uiiter«chei<lru  ''),  wieKohl  es  nur  selten  gelingen 
kann ,  hier  Ton  und  Rhytlimun  zur  hüihsteii  Wirkun); 
zu  vereinigen.  Es  wäre  übrigens  gar  nicht  ilberflässig, 
in  unserer  Vertlieiiligung  lies  lateinisrlien  Reinirerses, 
lief,  wie  überhaupt  Reiinverse  ,  nas  srlion  ilie  ältesten 
Verfasser  rnii  Kiriheiilieilern  fühlten,  accentnirt  sein  soll, 
«lenselben  aurh  in  Hinsicht  auf  den  Rhytliinns  mit  an- 
dern, besonilers  mit  dem  deutschen  Reimverse  zu  ver- 
gleichen; »ir  beschränken  uns  jedoch  in  dem  Folgenden 
auf  die  Einstimmung  des  Tones  mit  Wort  und  Gedanken. 
Wir  geben  zu,  dass  zur  VortrefTlichkeit  dieses  Einklan- 
ges der  Ton  des  Reimes  im  Ganzen  vorzüglich,  am  kräf- 
tigsten aber  in  der  Mtammsvtbe  und  zwar  aus  der  Ur- 
sache beitragen  könne,  «eil  die  reimende  Stammsilbe, 
»as  »ir  schon  oben  berührten,  auch  abgesehen  von  der 
Bedeutung  des  Wortes  und  von  dem  Gedanken,  zur  mu- 
sikalischen Schönheit  des  Verses  überhaupt  vor  andern 
Reimen  mitwirkt.  Insofern  demnach  die  angedeutete 
Harmonie  des  Tones  mit  Wort  und  Gedanken  durch  den 
Reim  auf  der  Stammsilbe  leichter  erreicht,  oder  die 
Wirkung  grösser  und  schöner  wird,  hat  der  deutsche 
Reim,  wie  schon  gesagt,  vor  dein  lateinischen  einen  nicht 
zu  bezweifelnden,  und  wir  dürfen  hinzusetzen,  seinen 
wichtigsten  Vortheil;  denn  der  schon  angedeutete,  die 
musikalische  Wirkung  abgesehen  vom  Gedanken  betref- 
fend, ist  unstreitig  geringer;  und  ganz  unbedeutend  wird 
sich  der  Vortheil  da  zeigen,  wo  die  musikalische  Wir- 
kung sich  auf  den  blossen  Einklang  der  entsprechenden 
Reime  beschränkt,  die  in  diesem  Falle  weniger  durch 
den   Ton,  als  den   Rhythmus   begränzend ,   wirken. 


?)  M;in  nlu^»  jedcich,  liinsiclitlich  i'.er  /ulass  gkiit  des  Reimes, 
auf  die  hier  ;i!ii:e(lt'ulete  Vnrlictniclikrit  kein  üllzugros-es 
Gericht  lejif II  ;  und  wahrer  ünsinn  wai-e  wenn  iiiaii  «Irs 
Voillifils  ue^en  .  ticr.  liier  ein«-  uHer  nichrfir  Spr.-chrn 
vor  ein»*r  andern  lialUMi .  iti  diesf-  tirn  Rrin» .  als  zur 
poetisclu'ii  D.ii^tcllnng  untauglicli,  verwiricii  wollt.-  Ehe 
mau  eint'  solcltc  Verwerfiiiic  aiis-jurclteii  diirlie,  miisste 
man  das  VerliäUniss  iler  Spiaclic  zum  Rrinic  nocli  in 
iiiJticher  ,  uuM  besondiMS  in  üezieliuu!;  auf  ileii  iccenlui- 
rcmleii  Hliyllitnuä  untersuchen,  mnl  d.il)ei  elieu  so  we. 
u'tii  uiibracliti't  lassen,  dass  di  r  Reim  s«'II>st  in  klanglosem 
Sprachen  und  mehr  auf  seine  Rlijlliuius  und  Zeit  be  ■ 
gran/enile  Wi  kung  beschrankt  .  <lennnrlt  heih-  liallpii 
wurde;  indem  man  auch  hier,  wie  sehr  und  weseiit- 
licli  er  zur  poelisrlien  llarstelliins  l)eitr:tge .  nicht  ver- 
kennen konnte.  Seihst  Po^gel  hat  übrigens  diese  Wir- 
kung nicht  unhiriilirt  gelassen,  ohne  jeHoch  ,  wie  uns 
dünkt,  die  Wichtigkeit  deiscibin  geli(>rig  zu  wiirdiien. 
Verkennen  wir  diese  Wichtigkeit,  sn  werden  wir  i'alcl 
gar  zu  geneii:t  sein  ,  nur  <len  ,  nach  f  nL's-'el's  Theorie, 
wahren,  das  Wesen  des  Reimes  .nisthiickende-n  ,  KiiiklanL? 
7.U  dulden,  und  niüssleii  dann  folgerecht  am  F-mle  selbst 
in  Gntlie's  gereimten  Gediclilen  .  die  doch  Poi:grl .  den 
musikalischen  Einklang  iles  Reimes  mit  Wort  und  Ge- 
danken betrefl'cn'l ,  iiber  alle  andere  zu  erliel'en  scheint, 
den  weit  gr*)sseren  Tiieil  lür  mis^liin^ene  Producte  erklä- 
ren. Wie  weit  und  wohin  uns  ai)er  «liese  Erklärung, 
Zweckm.Tssigkeit  und  Schönheit  des  Reimes  anlangend, 
fiihren  wi'irtle,  überlassen  wir  der  feineren  Krwagiing  drs 
geistreichen  Kunstrichtes ,  dem  wir  auch  liier  hi'weiseii 
wollten,  dass  wir  seine  SLlinft  auch  im  Ein/eine  >  auf- 
merksam gelesen,  ehe  wir  uii^  erliiibt  haben,  dem  P|i!i!i- 
Cum  eine  von  der  seinen  abweichende  Ansicht  zu  über- 
geben. 


1 4.     Die     reimende    Stamm.-nlbe     kann     demnach     zur 
höchsten  Schönheit  des  Verses  wesentlich  beitragen;   allein 
da    der     Ton     derselben     die     Absiclit    des     Dichters     hier 
doch    meist     nur    zufällig     und     überhaupt     selten     begün- 
stigt,    so    folgt    schon     daraus,      dass     dieser     von     jenem 
Vortheil«   auch     nur   selten    den    trefTenden    (lebraiich   ma- 
chen    könne,     und     daher     den    Einklang     weit     öfter     in 
dem   Tone     der    Sylben    überhaupt,     als    in    dem    der    rei- 
menden  Stanimsvlbe    linden    müsse.     Gerade    hier  wird  nun 
die    lateinische   Sprache,     wie    wir   schon    berührten,    aber 
auch    jetzt    nicht    durch     eine    ausführliche     Vergleichung 
beweisen     wolien  ,      einen     bedeutenden     Vortlieil     vor    der 
ileiitschen     zeigen.        Wer     das    Verhältiii.ss    der    Vncale    zi| 
den    CiiiiHonanten    in    beiden  .*iprachen    einer  mehr  als  ober- 
flächlichen   ^'ergleichuiig    iiiiterwirft    und    zugleich    erwägt, 
mit    welcher    Leichtigkeit  der    L.tteiner   die   der    beabsich- 
tigten   Wirkung  entsprechenden    Töne   auch    an   die   .Stelle 
des    Reimes     bringt,    der    wird,    wir    dürfen     es     glauben, 
nicht   lange  an    der    Richtigkeit    unserer  ISehauptiiiig    zwei- 
feln,  und    zugleich    einsehen,    wie    leicht   es    dem    gewand- 
ten   Kenner    der   Sprache  sei,    das,    hinsichtlich     des    auf 
Flexions-    oder    Ableitungs.svlben    fallenden    Reimes,     Aii- 
stössige    zu    vermeiden.       Ware     übrigens    der    \'orziig    des 
Reimes  auf  der   Stamms«  Ibe    wirklich   so   gross,    aU     Pog- 
gel   .sich    ihn   dachte,   so    folgte    natürlich    daraus,   dass  der 
Reim   auf  den   andern  -Svlben    verhälfnissinässig   missfallen, 
und    mau   daher,    um    eluas,    in    he/iehiing   auf  den  Reim, 
dem    strengen    Kritiker   Genügendes   hervorznbrini;eii  ,    fast 
nur    mit   Stammsvlben     reimen     dürfte,     welches     für    den 
deutsehen   Dichter    freilich     eben     keine   schwere    Aufgabe 
wäre  ,   da   theils   durch    die    .^Jeiige    ein.iylbiger  Wörter  und 
der  Zusammensetzungen,    wo   die    Eiidivibe,    wie  in  Roten- 
Strauch,    einen    llauptaicent   hat,    theils   dnrch    die  Eigeo- 
thümlichkeit   des   deutschen    Wortes,   dass  der  Hauplaccent 
durchgängig   nur  auf  Stammsvlben  fallt,    die  Sprache  sellbst 
die   reimende  Stammsilbe   so  häufig  darbietet,  dass   andere 
Reime,    wenn   auch   gar   nicht  vermieden,     dennoch   selten 
werden.       Um    sich     davon    zu    überzeugen ,     braucht    man 
nur  Reime,   in   denen,   wie   in  heilsam,  wunderbar,   Einig- 
keil, Königin,   Bewunderung,    und    in   einer   ."Menjje   sonst 
gebräuchlicher    Wörter,    die     Endsvibe    den    Kebenaccent 
bat,   der    Anzahl   nach,   mit   andern    zu   vergleichen.      Man 
wird    finden,   dass  jene    Reime   oft   in    Gedichten    von   hun- 
dert   und    mehr   Versen    nicht   ein    einzigesinal ,     und    so    im 
Ganzen   genommen   sehr   selten    vorkumnien. 

15-  Wir  müssen  demnach  den  Vortheil  des  deutschen 
Dichters,  hinsichtlich  des  Reimes  auf  der  Staniinsylbe, 
eingestehen,  und  haben  keineswegs  die  Absicht,  ihn  nicht 
in  seiner  ganzen  Wichtigkeit  zu  zeigen;  allein  wäie  er 
aurh  wichtiger,  als  wir  zugeben  können,  wäre  er  grösser, 
als  Poggel  selbst  ihn  machen  wollte,  so  dürfte  man  den- 
noch weder  schon  allein,  noch  auch  vorzüglich  dieses 
Vortheiles  wegen,  den  lateinischen  Reim  unbedingt  als 
widrig  und  geschmacklos  verwerfen;  man  oiüsste  denn, 
wenn  auch  nur  stillschweigend,  den  englischen  ,  und  ge- 
wiss nicht  minder  den  französischen  und  den  italienischen 
ebenfalls  für  widrig  und  geschmacklos  erklären,  nozu 
doch  Poggel  wahrlich  weit  entfernt  war,  Jemand  veran- 
lassen zu  wollen.  Hätte  der  scharfsinnige  Ae»thetiLer 
von   Allem,   was  wir  zur  Vertheidigung  lateinischer  Renn- 


161 


152 


>fi>».  111  iUescr  und  in  ilei  oben  erivälintrn  Schrift  rer- 
ciiiifiMi,  auch  nur  di«  »uUtzt  aiijjcileutrte  Folffe  seines 
Aussiiriuhcs  rnistlich  orwci;,'cn ,  so  wäre  er  wohrschcin- 
lieh  111  «•iiifiii  tiefer  lic(;rüiiile(en  uml  auch  «iilil  ilem 
Jaleiiii.ichrn  Keiim-  i;iiiistij,'ercn  ilpsultatc  (felangt.  Wir 
«liirfiMi  es  iiiflit  vcrhi-hlrn,  ilass  wir  {fpradc  in  «liesem 
PuiiclP  Poggel's  (iriiiiillichkcit ,  sohio  sein  feines  Gefühl 
für  nuüiikaliscUe  Srliiinlieit  iles  Verses,  ilie  er  an  einigen 
tieihchteii   von   Güthc  «reffend   gezeigt,   vermissen. 

l(j.  So  konnten  wir  denn  auch  in  den  von  ihm  aus 
dem  (lies  irac ,  zur  Hechtfcrliguiig  seiner  Aussage,  mit- 
^etheilten  '*'ersrn  die  widrij;»  oder  doch  matte  Wirkung 
«Ics  Heime»  so  »eiiifj  mit  dem  Kritiker  fiililen,  dass  wir 
»ielniehr  jenes  Gedicht,  worin  jedoch  auch  uns  die  Stro- 
phe qtti  Maiiam  nisolvisti  etc.  ")  minder  gefällt,  zum 
Beneise  für  unsere  entgegengesetzte  Ansicht,  die  gewal- 
tig angreifende  ,   wunderbar  tonende   Strophe; 

Tuba,   mirum  spargcns  sonum 

Per  sepnlchra   regionnm, 

Coget  oinues  ante  thronum, 
aber  da  anführen  würden ,  wo  es  darauf  ankäme ,  die 
vortrcH'lichste,  höchste  Wirkung  des  mit  Wort  nnd  Ge- 
danken einstimmenden  Klanges  in  lateinischen  Reimfersen 
an  einem  Beispiele  anschaulich  zu  machen.  Dass  aber 
Poggel  die  Wahl  seiner  Beispiele  auf  das  so  allgemein 
bekannte  dies  irae  beschrankte,  ist  eine  Veranlassung 
mehr  zu  unserer  Vermuthung,  der  sonst  b^  gelehrte,  als 
geistreiche  Beurlheiler  möchte,  als  er  seine  Theorie  de» 
Reimes  und  der  Gleichklänge  herausgab,  sich  noch 
wenig  mit  gereimter  lateinischer  Poesie  des  Mittelalters 
und  neuerer  Zeit  befasst,  wenigstens  es  in  diesem,  von 
den  Kennern  der  classischen  Literatur  der  Griechen 
und  Römer  gewöhnlich  nicht  geachteten,  Zweige  noch 
zu  keiner  vertrauten  Kenntnies  gebracht  haben.  Wurde 
diese  l'ermuthuog  zur  Gewissheit,  so  bliebe  uns  Poggel's 
Schrift,  die  bis  Jetzt  wohl  wenige  mit  so  grosser  Auf- 
merksamkeit, als  wir,  gelesen,  dennoch  ein  schätzbarer 
Versuch  in  einem  wichtigen  und  gewiss  nicht  leicht  zn 
behandelnden  Gegenstande.  Wir  fanden  in  literarischen 
Blättern  eine  rühmende  Anerkennung  seines  Verdienstes, 
and    wünschen,    gegenwärtige    Widerlegung    seiner,    den 


S)  Kind's  Ucbcrsctzung  dieser  Strophe  lautet  : 
Oei-  Marien   könnt  vcrzoili<>n. 
Und  sein  Olir  dem  Schneller  leihen, 
Lasst  aucli  mein  Voitrau'n  gedeihen. 
Dass  diese  Verse    das    Original    nicht    erieiclien ,     würden 
wir  selbst    gegen  Poppcl   behaupten,     geben    ihm    jedoch 
den  Vorzug  der  deutschen   Reime  auf  der  Staniiusj  Ihe  zu. 
In  der  Uehersetjung  der  Strophe  confutatis  niaiedictis  etc. 
niissfallt   uns    der    helle  lUang  des  Reimes ,     wodurch   die 
Verse 

Wenn  die  Flammen ,  hciss  entglommen  , 
Die  Verdammten  bingcnomnien, 
nur  noch  schlechter  werden.  Glücklicher  ist  Kind  im 
Reime  der  Stroplie  tula  mirum  spars^ens  sonum  etc.,  wo 
Ircilich  auch  dem  elendesten  Ueberselzer  einleuchten 
mbsste,  dass,  ohne  den  Wundetklang  in  etwas  nachzu- 
ahmen, alle  Miihe  vergeblich  sein  wtirde.  Wie  gross  ist 
dennoch  auch  liier  im  Ganzen,  im  Klange  i'iberhaupt, 
und  selbst  im  Renne  der  Unterschied! 


Reim  in  lateinischen  Gedichten  betrefTendeo,  Ansicht 
möge  dem  geschmackvollen  Kunstrichter  einiger  Beach- 
tung nicht  ganz  nnwertli  scheinen,  übrigens  überzeugt, 
dass  er  iu  unserer  Frcimütliigkeit  ^Nichts  übel  deuten  werde. 
]7.  In  der  öfters  erwähnten  Abhandlung  über  den 
Gebraucli  des  lateiiiisclipii  Reimes  erklärten  wir  uns, 
theils  in  historischer,  theil.s  in  Hinsiclit  des  Rhythmus 
und  der  Versarten,  in  welchen  der  Keim  zu  empfehlen 
sei,  theils  auch  hinsichtlich  des  Technischen  nnd  der 
künstlichen  Bildung  des  Reimes,  mehr  oder  weniger  aus- 
führlich über  Manches,  was  wir  in  dem  gegenwärtigen 
Aufsatz  nur  andeuteten  oder  gänzlich  unberührt  liesseu , 
des.seii  Hauptzweck  ist,  die  lateinische  Reimpoesie  gegen 
das  Ansehen  eines  sie  ästhetisch  verwerfenden  Kritiker» 
zu  schützen.  Dagegen  mnssfen  wir,  eben  diesem  Zwecke 
gemäss,  hier  Einiges  näher  betrachten,  was  wir  in  jener 
Abhandlung  gar  nicht  oder  nur  andeutend  beachteten, 
und  insbesondere,  hinsichtlich  der  musikalischen  Wir- 
kung, den  lateinischen  Reim  mit  andern,  vorzüglich  mit 
dem  deutschen  vergleichen;  daher  diese  Abhandlang  eini- 
gerniassen  als  eine  ICrgänzung  der  lateinischen  anzusehen 
ist.  Wir  begreifen  übrigens  wohl,  dass  nach  Allem,  was 
wir  zur  Empfehlung  und  Vertheidigung  des  lateinischen 
Reimes  sagten,  doch  nur  die  Erfahrung,  auf  die  wir  uns 
daher  beriefen,  unserer  Ansicht  dauernden  Beifall  ver- 
leihen könnte,  dass  folglich  unsere  Bemühung  nnr  inso- 
fern nicht  vergeblich  sein  ivürde,  als  wir  Kenner  der 
Latinität  dadurch  veranlassen  möchten,  sich  mit  der  rei- 
menden lateinischen  Poesie  hinreichend  bekannt  zu  machen, 
um  ein  eigenes  Urtheil  über  den  dichterischen  WertiL 
derselben  fällen  zu  dürfen.  Gelänge  es  uns  hierin  bei 
einigen  unter  den  Philologen,  welche  das  Studium  der 
Alten  nicht  unfähig  gemacht,  das  Schöne  in  jeder  Ge- 
stalt za  fühlen  und  zu  schätzen,  so  würden  sie,  deucht 
uns,  die  vorzüglichsten  Reimgedichte  genauer  betrach- 
tend ,  sich  bald  mit  dem  Reime  befreunden.  Sehr  viel 
Vortrefl'liches  würden  sie  freilich  in  einem  durch  den 
Inhalt  eng  beschränkten  und  nun  schon  läng.st  beinaht 
verlassenen  Fache  der  Poesie  nicht  finden,  aber  doch  genug, 
um  die  ihm  gewidmete  Zeit  keineswegs  gereuen  zu  lassen. 
Manches  Schöne  nahm  ich,  den  dichterischen  Werth  bei  den 
meisten  Stücken  vorzüglich  beachtend,  in  die  meiner  latei- 
nischen Abhandlung  beigefügte  Sammlung  auf,  tro  ich 
auch  in  Anmerkungen  einige  auszeichnete.  In  dieser 
Hinsicht  gehört  zu  dem  Vorzüglichen  aus  lateinischen 
Reimgedichten  Mehreres  aus  der  Zeit  der  Kirchenväter, 
wiewolil  weniger  des  Reimes  wegen,  der,  im  Ganzen 
genommen,  in  ihren  Gelängen  noch  auf  wahllose  ßegrän- 
zung  des  Verses ,  ohne  Beabsichtigung  künstlicher  Wir- 
kung, beschränkt  bleibt.  Merkwürdig  ist  jedoch  schon 
des  h.  Augustinus  yid  perennis  vitae  fontem,  und  noch 
weit  mehr,  bei  ebenfalls  trochäischcm  Accentrhjthmus, 
desselben  Antidotum  contra  peccatum,  quid,  tyranne., 
quid  minaris.  Aas  dem  späteren  Mittelalter  und  der 
neueren  Zeit  sind  vor  andern  ausgezeichnet  das  Stabat 
mater,  das  Die»  irae  und  das  nicht  so  allgemein  bekannte 
Cur  mundus  militat;  die  Naenia  moniulium  et  Heloisae, 
Requiescat  a  labore  etc.;  Tandem  audite  me;  Lauda, 
Sion,  salvatorem;  Quando  parvum  cerno  deum;  Crus 
ave  ienedicta;    /(Ititudo,   quid  hie  jaces;    Pone  luctumy 


153  154 

Magdalena:     «eiliger   schön,    olj;loicli    noch   sehr  «chb,  in   reiiiiPiiilcii    Verden   iiai  hscl.ililcl ,    suiulcru   es   snnar   Sic- 
hler   genannt    zu     »erden,     scheinen     mir     0    imperatrix  wagt  l»abe,     ilen    Reim     in    ähnlichen    Versuchen   zo.   ein 
coelitum;    0  geits   Leutu   coelitum,   nn.l  liele  andere  Hjin-  pfchlcn  »).      Wahr   bleil.t  freilich,     «iass    ich    ilessenungc- 
iieii    (liier   Lieder    ans   der    iii  ueren   Zeit.  achtet  in   den   allen    Rhythmen    eine    hiiliere  Schönheit   er- 

IS.  Wenn  ich  die  hier  ausgezeichneten  Gesänge  auch  kenne,  und  sie  auch  iin  ueit  sriN'ern  'Jheile  meiner 
in  poetischer,  und  nainendich  in  Hinsicht  auf  die  >Vir-  Ucbersctzung.-n ,  in  eigenen  (icdichleii  aber  ohne  Au»- 
kniig  des  Reimes,  merk»  iirdiir  ,  und  einige  in  ihrer  Art  nähme  gebraucht  liabe,  Classische  3hinner,  dachte  ich, 
mrlreiriich  nenne,  so  folge  ich  nur  meinem  eigenen  Ge-  durften  mich  schon  dc«s»  egen  minder  strenge  tadeln,  be- 
fühle und  ürtheil,  ohne  zu  berücksichtigen,  »as  Kunst-  sonders,  wenn  sie  dazu  noch  gestehen  nnissten,  dass  mein 
richler  früherer  und  unserer  Zeit  darüber  ausgesprochen  gereimtes  Latein  so  rein  als  das  reimlose,  und  beides 
haben.       Von    Anerkennung    ihres    Werthes    erhalten   wir  <loch   nicht   gar   zu   unrein  sei.      Sie   hätten    dann   in   mei- 

h   immer   neue,    erfreuliche   Beweise.      Manche    Philo-  nen  Nachbildungen  der  Schiller'schen  Gedichte:  (/le  G/ocie, 


HOC 


Jogen   und   sonstige    Kritiker   »erden    freilich   darum    beim  CansnndrH,     eins    Siegesfest,     Ritler     Toggeniuig,     und 

Lobe  solcher  Dichtungen    nicht    minder    zum   Achselzucken  vieler   anderen,     sowie     in     der     Nachbildung    des    Güthe'- 

geneigt    sein     und     ihnen     höchstens     ein     historisches    In-  sehen  Liedes  der  Küiiig  in  Tliule,    des  Uürger"scheu  Scliica- 

tcresse   lassen.      Es    ist    ja    auch   grundgelehrten   Männern  nenlied,   des  lliiltv'schen  Freuden   auf  den   Weg  gestreut, 

nicht   immer    gegeben,   sich    im  Gebiete   der  Literatur    und  "'"'    «le«    Uhland'scheu    Suchtreise ,      die    Widerlegung   der 

Kunst   zu    einer    unbefanjreneii ,     vi.rurtheilsfreien    Ansicht  vermeintlichen    rnmöglichkeit    in     classischeni   Lateine    zu 

zu   erheben.      Mancher  Philologe  miichtc  wohl  schon    dess-  reimen.      Dieser    Umstand    mochte    wohl    nicht   wenig   dazu 

wegen    ron   dergleichen   Dichtuncen     nichts    huren    «ollen,  beitragen,  sie  endlich  mit  dem  Reime  selbst  auszusühueu  '). 

weil  bekanntlich   viele    von  Jesuiten  verfasst  wurden.      An-  tusit. 

dere  ,     wenn   auch   ilen   Reim   duldend,    künnen   sich   den-  _^— ^— — — ^— ^— ^^— — — ^^— ^— ^— — — ^— ^^^-.— ■ 

iinch  ,   der    unreinen  LatiniMt  halber,    nicht   mit   ihnen    be-  Q^  Daher  dann    auch  Mauritius  ScytTeri,    in  der  Voiride  zu 

freunden,    wobei   man,   sonderbar   genug,      auf    ilie    schon  seinen  NaclibilJungcn    einiger  Gedichte   von  Sciiiller  und 

in     der    Anmerkung    4)     berührte     Behauptung    gerathen,  Gmji^e^.^n.icli  zum  <;«x  as«-»,iWiomool6/cu(,j  gci«^c,il.um 

nur    Kirchen-    oder   Monchslatein    vertrage    sich     mit    dem  lO)  uVbngc"ns"dürften    sächsische    Philologen    wohl    auch    in 

Reime,      während     in     einigen     Reimgedichten    selbst   aus  meiner    poetischen    Spraclic    Kathuiicitat    «illorn;     wenn 

dem    Mittelalter    nur    wenig,    in    manchen  aus   neuerer  Zeit  '     dieses  HHi*n,'    wie    der    wuhiuiiljeiidc  und  gelehrte   llcor- 

abcr   nichts  Unclassisches    vorkömmt.      Der  seliüno   Gesang  •          theiier  iiuiner  poemata  luüna  tu  wissen  scheint,    in  niti- 

Tandem     audite    me     verdient    auch     der    Latinität    wegen  ner  Prosa  «hklich  begegnet  ist  ,   woran  ich  jeducli  zwci- 

,             14               1                     I^•         1                          II-  feie,     und    ein     Missverst  indniss  vcrniulne.       In   der  Tliat 

eine    besondere    Auszeicliiiuni;.       Uie    oben    ijenannten   ue-  ,        ,                 c    ■         i      ui     i       j                  i    •     i^i    i   , 

.     ,      „          ,.    .             ,    ,     ,            ,            r           I                  1  scheint  es   nur  last  unglinbhch ,   dass  irgend  ein  Pliilolosc, 

dichte    sind    alle  religiösen  Inhalts;   oh   profane    lateinische  „„,1  „^,^1,  „,^1,,      dass  ein  sachsischer  Hermann  sich   jenes 

Reimgedichte    aus    dem     rtlittelaller    auf    uns     gekommen,  Au^drutlcs,    hinsichllicli   meines  Lateins^    l>cdicnl  haben 

die    man,    in    ästhetischer   Hinsicht,   mit  jenen    vergleichen  sollte,  eines   Ausdruckes,   der  lieilicli  ,   wiewohl,   insulern 

dürfe,  berücksichtigen  wir  nicht.      Ans  neuerer  Zeit  könnte  er  prolestanti:cbe  Lalmilat  ül.er   katliolische  cihübc,   ab- 

,  .        ,'        •      I                I     n        •      1-    I                                1            \    i  jieschniacivi   und   lächerlich,     dennoch,     in   Bc/ieluuiK   auf 

man    hier  Komisches    und    Possierliches    trenug   und,    liebst  T      ■         i        i       i,      j     l-    .u    ii           .      i         ■>-">;"u..„ 

1         ^i  V                              ■  lateinisch   scnreibende   Katholiken   nherhaiipt,    einen   ver- 

anderm,   aus  der  Burschenpoesie    das   }hhi   est  proposilum  „ünftig.  n  Sinn   haben,     aut  meine   Prosa  aber,     oder  aiit 

erwähnen,   aber    nicht  leicht  etwas  finden ,    ilas  ,    den  Reim  meine    poetische    Darstellung    nur    von    classischer    Sinn- 

hetrelFend  ,      eine     besondere     Aufmerksamkeit     verdiente.  losigkeit  angewandt  werden   könnte.     Gar  ergötzlich  ühri- 

Zu   ernstem,    moralischem   Inhalte    gehört   Mich.    AVeber's  gens  wäre  es  mir,     wenn    ein    sächsischer  Philologe  auch 

lateinisches  Gesangbuch  (Halle,  \H2h).      Lateinische  Kir-  ""V»"   I'";'   .l>''  sechs  meiner  lateinischen   Sat.e  die  Ka 

,        ,.     ,               ,         ^    ,         ,                ,             '      .    ,                    •    1     •    1  tholicitat  darlhuii   wollte;   nur  niusslc   er  den  lieweis  nicht 

chenlieder    anlangend,      begnügt    man    sich,     so    uel     ich  j^    ^l_,i„^,,    Wörtern    der    Knchenvaler.     wie    anaelicus , 

weiss,      schon     lange    mit    Auswahl   aus    dem    Vorhandenen.  redemptur ,    saUator,     die    ich    andern   vorgezogen   hahe. 

Viele   sind,    zum  gottesdienstlichen    Gebrauche   oder    auch  suchen.     Zum   Danke  dalür  üliernahmc  ich  es  gern,    ihm 

nur    ihres    dichterischen    Werthes    «egen,    in    neuere  Spra-  in    seinem    oder    in    siincr  Landsleule  Laicin  ilie  Sa.\oni- 

chen   übersetzt    worden.  citat ,    wo  möglich  ,   nachzuweisen 

,r\      ip-          t            1        1            1  •   1^    1-      1   ,        •     1      ij  Den    Anstrich    aber    der    jetzt    lateinisch  scbreihendcn 

19.    Hiiiien  Zuwachs  aber  erhielt   die    lateinisrhe  Kenn-  „                        i      ,  .    i      j             „„i    j„     v:      ■   i 

.                                                                                                ,             ,  I'ranzoscn   anlangen'l,    den.    nach  der  Vcisiclierur.s  nui- 

poesie    besonders    in    neuester  Zeit,    wenigstens  in  Dent.sch-  „es   hociunachlenden  Keccnsenlen ,     man    in    Sachsen  an 

land  ,   durch   die    lateinische  Nachbildung  vorzüglicher  Ge-  meiner  Prosa  tadeln  würde,    hatte    icli,    der  Wichtigkeit 

dichte   aus   neuern   Sprachen.      Denn,    wenn  auch  die    niei-  des  Gegenstandes  wegen,    grosse  Lust,    zu  beweisen  und 

sten    Ucbersetzer,   unter   denen    B.    G.   Fischer    vor   andern  eiuleuchl.nd  zu  machen  ,     was    w^ohl    eine    nicht    kuizere 

II    <     I                      I          i>     1     1     Ii             I        V    _„  Untcrsiicliiing,   als  der  l.ileinischc  Reim,   eilordcrn  iiiiichtc, 

lu    nennen,    selbst   da,     wo    ohne   Beihehaltun;'   der   l'orin  ,               i     i   ,         i                         i     ,         j     r        i       ii 

.    ,                    ,     .        ,                                                   '  und   was   ich   daher    hier   nur    andeuten    darl  ,    obwohl   es 

des  Originals    an    Lein  Gelingen    zu    denken  «ar,    dennoch,  wirklich    mit    jenen,    bcme    in    einiger    Beziehung    steht: 

obsehon   ineistens    wohl    nur   ans   Ehrfurcht   vor   der  Classi-  da  man    ja    beliauptdi    könnte,    iler    Heim    vertrage    sich 

citat,   nicht   reimen    wollten,   so    wagten    es  doch  ,   zugleich  allenlalls  mit  der  kaiholcschen  ,     keineswegs  aber  mit  der 

mit   mir,    Füglistallcr,     Heine,    Niethammer   und    Andere  sächsischen  oder  reinclassischen  l.alimtat.      Ich   behauple 

mehr;     so   sehr    wir   auch    Ursache    h.itten ,     herben   Tadel  demnach       zwar    ohne    Pewcis       jedoch    alle    Philolooen 

,    „  ,      i    ,                         ^            „,.   ,               ,      1.   1               1     •  zum  Heile  der  neulateinisehrn   l.ileratnr    um    den    Beweis 

and    Belächeln    zu   erwarten.      Mich  vornehmlieh  mnss  bei-  ^^^  Ge..enlheils  hitlend,  ich   heh.^nplc,    dass,    wenn  wir 

des    um   so   ge»  isser  treffen,    da    ich   nicht  allein    mehrere  jij  Richtigkeit  in    der    r.edeulnng    des    einzelnen    Woites 

von   Schillers    herrlichsten    Gedichten    und    noch    Andere»  und  die  Kichtigkeit  im  Einzelnen  und  in  der  Vcrhindunp 

G)  mnanalzeilunij.  'I 


155 


15G 


mchrrirr  Siitzc  oilrr  Perioden  aiisnclinien,  kein  Aiulricli, 
kl  in  culor  tali"iis  walirziineliiiu  ii  sei,  den  man  liir  iiiciit 
cl^issi'cli  rikl.urn  düili';  daj.s  iiaiulicii  .illerdiiigs,  iiebuti 
der  .inj;cil('iiteli'ii  Biclili;;krit ,  sich  eiii  yewissci  Nalional- 
iiislricli,  7..  H.  ein  Iraii/.ösisclur  von  einem  deutschen, 
hei  ni.inchen  L.ilinistcn  nnleischcidin  Irissc;  d.iss  aber 
dieier  Anstiich  in  der  Kiai;e,  ob  der  Deutsche  oder  der 
^"r^ln^osl'  besser  Lotrin  sclireibe,  durchaus  nichts  cnl- 
»chyide ;  dass  man  im  rie^enlheile ,  jener  Eigenthiimlich- 
k.'it  uniieaclilel ,  detitlieli  ,  lelih.ifl,  anmulhig.  erhaben, 
mit  einem  Worte,  schon,  und  schon,  wie  die  Alten, 
seiirciben  könne  ,  und  alles  ilieses  aus  dem  Grunde,  weil 
die  Alten  selbst  ,  von  welchen  wir  die  classische  Rrchtig- 
keit  lernen  nnissen  ,  keinen  andern  gerneinsclialllichen 
Anstrich,  als  den,  welchen  iliesc  Kichti^keit  gibt ,  haiien, 
und  daher  .uisserhalb  tierselhcn  kein  cntor  littinus  7U 
finden  ist  ,  nach  «lern  nian  einzelne  alte  Schrit'lsteller, 
hinsichtlich  der  classisclien  Latinilat  ,  betirtheilen  müsse; 
dass  wir  tolglieh  ,  auch  bei  Vcri^leichuni;  de-  Alten  mit 
den  Neuem,  keinen  solchen  classisclicn  Anstrich  anwen- 
den können,  un.l  hier  die  Aelinlichkeit  mit  Cicero,  Cä- 
sar. Liviiis,  Tacilus,  j'>berhaii|it  mit  eitieui  der  \'orziijj- 
lichen  Muster  des  lateinischen  Sl}'ls,  allerdings  mit  vol- 
lem Rechte  riilmien  ,  aber  ileniioch  den  Mangel  an  die- 
ser Aelinlichkeit  nicht  als  einen  Beweis  von  unclassischer 
Latinitat  aiduhren  diirten;  wiewohl  es  sich  von  selbst 
versteht,  dass  der  mit  der  Sprache  der  Allen  vertraute 
Lateiner,  wenn  er  sonst  nach  einer  schonen  Darstellung 
sfrehrt,  immer  mehr  oder  «enij'er  Aehnlichkelt  mit  jenen 
Mustern  /.ei;;en   «erde. 

Es   ist  demnach,    unserer  Ansicht  gemäss^  eine  zweck- 
widrige Anmassung,     die   ^iciltclassicitat  des   Neulateiners 
durcl;  seine  Germanicital,   Gallicität,   Hispanicität  u.  s.  w. 
beweisen   zu  wollen;     wenn   man   unter  diesem   Ausdrucke 
etwas  anders    als   eigentliche    Germanismen  ,     Gallicismcn 
u.  s.  w.,   etwas  anders  als  sündigen  gegen   classische  Rich- 
tigkeit   im    Gebrauche    des    einzelnen    Wortes ,     oder    im 
Satze    uud     in     Verbindnng    der    Satze    versteht.       Solche 
Neologismen  entstellen  die  Sprache  des  Neulateiners,   und 
nur  sie,     nicht  aber    der  unabhängig  von  ihnen  bloss  in 
der  Einbildung    begründete,     geben    ihr    eine    der    classi- 
schen  fremde   Farbe,      Nach   diesen   aPso   urlheile  der   Kri- 
tiker,    ob    der    Neuere    als    nnclassisch    Tadel    verdiene, 
hüte  sich  aber  dabei,     was    leider    die    meisten    nicht  für 
nöthig  halten,    vor  zu  grossem  Vertrauen  auf  sein  Wissen, 
damit  er  weder  Neologismen  sehe,    wo  keine  sind,    noch 
einen   für  den   andern,   z    B    Germanismen  für  Gallicismcn 
au-gebe  ;    noch  den  Schriftstellern   einer  Nation  Neologis- 
men  beilege,     zu  denen    sie    ihre  Sprache  nicht  verleiten 
konnte,   wovon   Hand  [Lehrb.   des   lat.  Styh  ^  S.    153)  ein 
auffallendes    Beispiel     zeiget  ,     indem    er    contendere    für 
meinen  zum  Gallicisiniis  macht,    während    die   Franzosen 
von   contendere  nur  contcndant  und  diess  in  anderer  Be- 
deutung  brauchen  ,     und    contendere  übrigens  von  Fran- 
zosen  wie   von   andern   1. atinisten  lur  behaupten,    und   frei- 
lich auch,    insofern   behaupten  und  meinen  synonym  sind, 
für  meinen  gebraucht  wird.      Auch  existere    für  esse  soll 
Gallicismiis    sein;      aber    Franzosen,     die    nicht    gar    zu 
schlechte   Lateiner  sind  ,    werden  es  wohl  nicht  häufiger, 
als  Deutsche,     für  esse,     oder    doch    nur  in  Fällen  dafür 
brjuchen  ,   wo  man  in  den  Alten  existere  ,  ohne  den  Sinn 
wesentlich    zu    ändern  ,     durch    esse    ersetzen    kann.      In 
Stümpern  wimmell  es  natürlich  in  Frankreich,  wie  über- 
all,   vim   Neologisnien.      Viel    schlimmer,     als    dem    sonst 
trefflichen    Hand    in   Anführung    einer    sehr    geringen  An- 
zahl,    gellt    es    vielen   andern    Philologen   in   ihren   l.ingen 
Verzeichnissen     von    Neologismen  ,     Barbarisnien    ii.    s.    w. 
Wer  von  diesen   etwas    mehr    als    den    Titel    kennt,     den 
ilürfle  es  wahrlich  nicht  wundern,    wenn  ein   Sachse  ihm 
Germanismen,     ein     anderer    Gallicisnien    nachweisen    zu 
können    glaubte.      Meinen  ist  freilich   nicht  Beweisen.     In 
meinen  Schriften  habe    ich    selbst  Einiges  als  unclassiscb 


IH.     (lynifinsiiiin  iiiid   lltalsclitilc  in  iliifi    V  fi  hiii- 
diitip;  y.ii  >V(irins  ' ). 

Eine   Rede,   goliaiten   in   Worms  am   20.    April    1842 

\'i)ii 
Dr.   Am/  Düthey  , 
Grossberzogl.   Hessischem  Obersliidienrath ,   Ritler  des  Vcrdienit- 
ordens  Philipps  des  Grossiniithigen.    Director  des  Gym- 
nasiums zu  Darmstadt  etc. 

Es  liej;t  ZHar  in  dem  Wesen  niensrhlirher  Gemütlis- 
stinimanir,  dass,  wo  eine  neue  Schöpfun;;  lerbessrrfer 
Einsicht  uiiil  TiifSti^keit  siclitbar  hervortritt  und  keilent- 
saiiiP  Folffen  für  die  Zukniift  lerheisst,  aneh  die  Hiifl- 
nniijfrn  und  Wünsche  der  Tlieilneliiiienden  vurzngsneise 
auf  die  Zukunft  gericlitet  sind.  Aber  indem  ich  liüherein 
Auflrag  zufolge,  um  die  von  der  .Mailt  Worms  beaiitra^lr 
Uiii^estaltiin^  und  Eriveitermig  Ihres  Gvnina.sinms  /ii  voll- 
ziehen, an  dieser  Stelle  und  vor  dieser  hochverehrten 
Vprsaniinlnnjj  auftrete,  fühle  ich  mich  ^leirliwnlil  nicht 
minder  von  der  Eriiinrriint;  an  eine  {{rosse  Vergaiigenlipit 
(lurclidrun|;en.  Die  Stadt  Worms,  für  deren  Interessen 
Ich  heilte  einen  Beitrag,  wenn  auch  nicht  der  Tliat, 
doch  der  Gesinnun;^  iiixl  lies  Willens  zu  leisten,  die  Klirp 
habe,  ist  jedem  Gebilileten  lieb  und  thener ;  denn  in 
den  tC^niiithliehen  Träumen  früher  Jujjend  sowohl,  wii» 
bei  den  » issenschaftllchen  Forschiinpeii  späterer  Jahn- 
sieht  er  sie  pranj^en  in  zahlreichen  Gemälden  der  weit- 
geschichtlichen  Halle  durch  zwei  Jahrtausende  hiniliirch. 
Die  Weltherrschaft  iler  ewijfea  Roma  im  Kampfe  jjegeii 
die  t^erniaiiisrhen  ürbeHiihner  des  Landes,  der  Wonne- 
gan  lind  Rosenf;arten  aHileiitscher  Poesie ,  die  Palatlen 
und  Wusterwirlhschaffeii  des  grossen  Karl,  die  geflügel- 
ten DoniierHorte  des  heil,  ßernharil  von  Clairraux ,  die 
Morgenröthe  der  modernen  Cultiir  nnd  die  kirchliche 
Reformation,  die  wechselnden  Geschicke  des  linken  Rhelii- 
ufers  und  der  zu  patriotischer  Einigung  mahnend«  Van- 
dalismns  barbarischer  Mordbrenner  sind  eben  so  viele* 
Denksteine,  welche,  in  den  Bau  der  Zeiten  gefügt,  den 
Namen    Worms  verewigen. 

.Aber  nicht  bloss  der  Schauplatz  grosser  und  erschüt- 
ternder Ereignisse  liegt  hier  vor  nnsern  Augen,  sondern 
auch  eine  Wiege  jener  städtisch  -  bürgerlichen  Cultur, 
deren  zeitgemässe  Förderung  uns  als  ein  heimisches  Erbe 
schon  aus  den  Zeiten  der  Hansa  and  lies  rheinisrheo 
Stadtrbnndes  überkommen  ist.  Mitten  unter  den  Zerrüt- 
tungen, welche  durch  Hierarchie,  Feudalismus  tmd  Faust- 
recht  über  das  Menschengeschlecht  kamen,  ^jft-hteten 
sich  die  Tugenden  stiller  Häuslichkeit  in  di«^lauern 
aufblühender  Städte,    die   in   ihrem   Schoosse  «tfircli  Han- 


verworfen und  verbessert ,  wozu  noch  tanquam  primo 
intuitu  (Cicero  sagt  primo  quasi  adspectu)  discernere, 
und  wohl  fluch  versibus  vertendis  decem  annos  consecrare, 
und  prnfundiore  linguarum  studio,  vielleicht  auch  non- 
nihil  (für  paulo)  auctior ,  und  anderes  gehören  mag; 
denn  wer  darf  hoffen  in  der  todten  Sprache  ,  in  Betreff 
der  Correctheit,  mehr,  als  die  grösslen  Schriftsteller  in 
lebenden,  mehr  als  Göthe  iu  der  deutschen,  zu  leisten? 
1)  Wir  glauben  recht  sehr  im  Interesse  des  Publicum^  zu 
handeln,  wenn  wir  diese  Rede,  die  auch  besonders  ge- 
druckt ist,   hier  mittheilen.  Anm.  d.  Redact. 


157 


158 


t\f\  iiiiil  (icMeilie  \l  olilstanil  meii);ten  anil  in  einer  Wrlt, 
die  nur  Herren  uiiil  I'i.nei'htc  kannte,  ein  AstI  biir^^er- 
lit'lier  Freiheit  <-riil)'iii'l('n.  In  ilen  rheinischen  Städten 
zuerst  nfichst  ilen  iiiniliarilisilien  erhöh  sich  lier  früheren 
Jahrhiiiiderten  rrenid  j;pt)ordeiie  Biir^er.<s(and ,  welcher  al« 
Han[itiirli<"lier  aller  ni'it^llchrn  Tliätigkeit  die  Reime  «ler 
ln'iMi^'<-ii  Ciiltiir  /iiMicist  ^«'pHn^t  nitd  zur  Anslwjdiin;^  vi>- 
braclir  hat,  und  lilierall  ,  tvu  dieser  .Stand  /niii  lieitusüt- 
»eiii  niiil  Si'llisfgefiihl  seines  Wesens  gelangte,  bildrte 
sich  mitten  aus  dem  Chaos  rnn  Meuterei,  /erstüriin^, 
Y'er»  Hstnnj;  und  Uiiterdriickunjf  heraus  eine  neue  hiirter- 
lichr  ürilniiiig  der  üiiijfe,  auf  die  Gliederung  {.'ewerb- 
licher  C«r|iorati(iiien  unter  der  LeituiijJ  städtischer  Obrig- 
keiten, auf  sichere  Rechte  Und  n  iihiern  orbeiie  Priiilp|rien 
tfestülzt ;  und  nie  einst  im  Alti'rthuni  die  feinere  üildnii^ 
als  ein  Vorrecht  der  Weilstfiilte  mit  dem  Hainen  der  Ur- 
banität bezeichnet  »ur<le,  sn  führen  Namen  und  Wesen 
unserer  heutigen  Ch  ilisatiiiii  an  tausend  leitentlen  Fäden 
auf  das  germanische  liür;;ertlliim  zurück.  Felille  es  je- 
nem Stäiltewesen  auch  nicht  an  gewaltsamen  und  rer»  ir- 
renden Ue»eguiigen,  so  waren  diese  doch  i<in  Standes- 
interesse und  Standesehre  nn  höheren  Tendenzen  gi-ho- 
beii ,  und  so  wurde  aus  Geist  und  Leben  des  llürgerthnms 
die  neuere  Zeit  mit  <ien  Hanpteleinenten  des  modernen 
Staats-  nnd  Viilkerlebens  geboren,  während  in  den  ost- 
lichen Heimatlihlndern  der  menschlichen  Ciiltur  bei  schein- 
bar ruhigerem  und  geregeltem  Gange  der  Dinge  nur  die 
Ver»esuii}j    einer   innniienliaftcn    Leiche   sich   erhielt. 

Welch    wichtige  I  ehrenvolle  Rolle  die  Stadt  Worms 

schon  damals  als  ein  ILiiiptsitz  des  neu  gegrünileten  IJür- 
gerthunis  gespielt  hat,  wie  sie  dadurch  zu  tiiosse,  Alachl^ 
Reich'hiim  und  Ehre  gelangte,  wie  ihr  Werth  anerkannt 
wurde  ron  Kaisern  und  Königen,  die  sie  zum  Lieblings- 
sitz ihres  Anfenthalles  und  zum  Versammlungsort  ihrer 
Feslgeprange  erwählten,  diess  Alles  ist  zwar  Miemand 
unter  uns  unbekannt  ^j,  doch  darf  ich  daran  erinnern  als 
eine  glückliche  Vorbedeutung  für  das,  was  zu  besclialfen 
ans  heute  obliegt.  Vergleichen  wir  nämlich  die  Bestre- 
bungen jener  Zeit  mit  denen  iler  Gegenwart,  so  zeigt 
sich,  dass  beide  auf  ein  nnd  dasselbe  Ziel  gerichtet  sind, 
die  iCrhebung  des  Bürgerfhnms.  A!er  es  fehlte  dazu 
jener  Zeit  ein  Element,  dessen  Möglichkeit  erst  durch 
die  Fortschritte  ron  Jahrhunderten  rerwirkliiht  werden 
konnte  ,  dessen  Wiihtigkeit  erst  in  der  Gegenwart  er- 
kannt   wird,    das    Element    des    bildenden    L'nterrichls   und 

2)  Bekanntlich  hat  die  SLidt  Worms  in  einem  ihrer  Gym- 
ns^allclnei ,  Hrn.  Dr.  Lange,  ihren  Gcscliiclitschreiher 
gfWnden  ,  der  sich  auch  um  die  Anordiiuns  nnrl  Nutzung 
tWft-  stiidtisclien  Archivs  l'iir  wisscnsch.iftliche  Zwecke  ver- 
dJKit  gemacht  hat.  Das  glänzendste  Zeiijniss  der  Ge- 
sinnnnj^slreiie  hat  den  Worniscr  Bürgern  Kaiser  Hein- 
rich iV.  ausgestellt,  nnd  sie  vor  allen  andern  Bürgern  des 
Bcichs  als  die  \viir<!igsten  erhöht  in  einer  Urkunde,  wel- 
che liühnier  {fle^esla  S.  93)  unter  dein  18-  Janmr  1074 
ansetzt  ,  und  welche  bei  Schannat  hist.  episc.  fVorniat  , 
toni.  I.  •p^o'  ^42  abgedruckt  ist.  Vcrgl.  laiden's  leutsche 
Geschichte  B.  9.  S.  208  und  423.  Auch  die  älteste  mir 
bekannte  Schulordnung  Deutschlands  gehört  der  Stadt 
Worms,  sie  ist  vom  Jahr  1260  und  findet  sich  hei  Schan- 
nat tnni.  II.  p.  128  Nr.  l47.  Die  Zerstörung  von  \\'ornis 
im  Jahr  1689  ist  iu  ergreifender  Weise  dargestellt  von 
Lange  S.  53  IT. 


der  H'issrntchaftlii  heil  Erkennlniss.  Längst  sind  die  Wis- 
senschaften nicht  mehr  das  ausschliessliche  Eigenthuni 
einer  gesonderten  Kaste,  sondern  zum  Gemeingut  aller 
Stände  geworden,  nnd  wie  wenig  sie  auch  jemals  von 
iliren  iu  der  Tiefe  de»  Alterthiims  «erborgeneii  Wurzeln 
losgerissen  werden  können,  so  haben  sie  ilnch  auf  «er- 
schiedenen  Boden  reriid.inzt  und  zu  ver>chiedeneii  Be- 
dürfnissen benutzt,  eine  Vielseitigkeit  des  Gcrlfalts  und 
der  Bestimmung  erlangt,  von  welcher  die  ^'orzeit  noch 
keine  .Ahnung  hatte.  Lisbesnnd.re  ist  es  die  Natur  io 
ihrem  gesammten  limfang,  der  Erwerb  nnd  die  Benutzung 
der  natürlichen  (inter  und  die  Regnlirung  aller  darauf 
gegründeten  Thätigkeiten  des  Ackerbaus  und  der  Ge- 
werbe, des  llanilels  und  \  erkehrs ,  was  nicht  bloss  die 
praktische  und  inechatiische  Thätigkeit  der  heutigen  !>leu- 
schenwelt  in  .Anspruch  niinuit,  sondern  auch  in  Systeme 
des  Wissens  georiliiet  ein  wesentlicher  Bestandlheil  der 
iiiodernen  (ieislesbildiiiig  geHorden  ist,  und  eben  desshalb 
eine  sell.slänilige  Berdi  ksichtiguiig  in  dem  dazu  führen- 
den önenllichen  Uiiterrii  hie  erfoidert.  Wie  dieses  Be- 
dürfnis sich  allmählii'h  g.'bildet.  welche  Versuche  man 
zu  seiner  Befriedigung  gemacht,  «elcher  Zustand  der 
Dinge  sich  daraus  entwickelt  hat,  ilarübcr  zu  reden,  ist 
jetzt  um  so  weniger  lonnüthen,  da  dieser  Gegenstand 
schon  seit  vier  Jahren  die  Aufmerksamkeit  und  Thätig- 
keit derer  beschäftigt  hat.  welchen  zunächst  und  haupt- 
sächlich die  Fürsorge  für  die  Wohlfahrt  ilieser  Stadt  und 
ihrer  stäiltisrhen  Institute  obliegt,  und  da  es  ihrer  Eiii- 
gii^t  nicht  entgangen  ist,  welilie  Beziehungen  sich  dar- 
aus für  die  wünschensweithe  Gestaltung  der  ersieu  und 
wichtigsten    Schule    dieser   .Stadt   ergeben. 

Das  (iyinnasium,  dem  heute  die  Theilnahine  der  ver- 
ehrten Anwesenden  gilt,  hat  zwar  schon  seit  Jahrhun- 
derten in  anerkannt  ruhmwnrdiger  Wirksamkeit  bestan- 
den; aber  in  Folge  der  politischen  (Jmwälznngen.  welche 
die  ersten  Decennieii  unseres  Jahrhunderts  erfüllten  und 
unter  einem  zwar  mit  Geist  und  Geniüth  würdig  streben- 
den, aber  leider  des  .Augenlichts  hiranbten  Dirertor,  war 
es  zu  einiger  Verkümmerung  herabgesunken,  und  erst  in 
beruhigter  Zeit  und  in  einem  neuen  Staatsverbande  wurde 
es  einer  geregelten  nnd  treu  fürsorgenden  >'erwaltung 
möglich,  auf  die  Heilung  der  überhand  genommenen  Ge- 
brechen Bedacht  zu  nehmen.  Zu  den  reichen  Segnun- 
gen, die  eine  bessere  Zeit  seitdem  gespeiidit  hat,  und 
deren  dankbare  Anerkennung  erst  lor  kurzem  bei  der 
2.')jährigen  Jubelfeier  der  hessischen  Staalsregiernng  in 
allgemeiner  Begeisterung  auf  dem  linken  Rheiimfer  sich 
so  herrlich  bewährte,  gehört  auch  die  erneuerte  Pflege 
geistiger  Fllaiizungen  auf  ilein  Gebiete  dei  Kirche  und 
der  Schule.  Das  Gymnasium  in  Worin»,  unter  der  Lei- 
tung zweier  Directoren,  deren  »erdieosle  in  den  weite- 
sten Kreisen  mit  hoher  Achtung  anerkannt  werden  ,  und 
unter  der  Beihülfe  frischer  und  rüstiger  Lehrerkräfle 
wurde  schnell  aus  seinem  ^'erfall  einpirgehoben,  iiiiil  trat 
seinen  Schwesteranslalteii  würdig  zur  Seite.  Bedarf  es 
noch  eines  Beweises  für  die  Trefllichkeit  »einer  von  den 
bisherigen  Lehrern  erzielten  Leistungen,  so  finden  »ir 
ihn  mit  unverkennbarer  Evidenz  .ausgesprochen  in  den 
Verhandlungen,  welche  über  seine  jetzige  Lmgestaltnug 
geführt   worden  sind.       Weit    entfernt    vou    jenem   revolu- 

11* 


159 


160 


tiniijirpii  \'rrliPsseriiii(;scif(T ,  ircirher  allrs  Hosianilcno 
iiiiii-liirzrii ,  nilrr  ein  alti-s  ,  liölipre  liililiiii;  l)rztvr('k.oiiiles 
lirstidit   als    iiiiiii'ilz   uiiil    lerHrrfliili    geworilcii,     der   iVliss- 

ijiiiisl    ipr.'liiiU'rlcr     <>rli;il(niss«     iiiiil     Gcsi iii;;eii    jirei«- 

;rl>pii  iiK'xhtc,  hat  ilip  huiiinchtliare  stfliltiüclio  ISeliörile 
roll  Wiirins  sicli  ilaliiii  aiis;,'('s|ir<iflii-ii ,  ilass  sie  (las  Gjni- 
iiasiiini  in  spiiiciii  lnslicriijiMi  Wi-spii  und  Wirken  als  ein 
nüt/lirlirs  niiil  « ertliinllfs  Institut,  als  eine  Zierde  <ler 
Stadt  und  Unisjetfeiid  lictraclitp ,  sie  hat  einstimmig  und 
bestimmt  fiir  lieiliclialtniig  von  Umfaiii:  -*) ,  Tendenz  und 
Zneck  des  Gvinnasiuiiis,  ja  für  VerioUkonimnuntj  des- 
sellien  in  dem  Sinn  und  Geiste  seines  bisherigen  Bestan- 
des sich  entsrhieilen;  sie  hat  die  Versicherunj;  beigefügt, 
tiass  es  ihr  nie  in  den  Sinn  gekommen  sei  ,  auf  das  Gym- 
nasium zu  verzichten,  oder  den  Besitz  desselben  in  irgend 
einer  Weise  preiszugeben.  Wie  geiviilitig  und  achtbar 
nun  auch  die  ron  aiicicrn  Seiten  geltend  gemachten  Gründe 
für  ^'ernandluiig  dos  Gviiinasinms  in  eine  mit  lateinischen 
Aelieiiciassen  vcrbuiidriie  llealsrhule  sein,  wie  rerschie- 
den  man  iibcriiaupt  über  Beilürfniss  und  Beriirzugung  des 
Einen  vor  dem  Andern  denken  mOge:  Eins  wird  unter 
allen  Uiiiständen  im»  iderleglich  und  unangetastet  bleiben, 
die  ehren» erllie  Gesinnung  und  »ahre  Pietät,  welche 
die  städtische  Behörde  ihrem  Gymnasium  bewiesen  hat, 
und  bedenkt  man,  dass  die  verehrlichen  Iiiitglieder  der- 
selben grosspiitheils  selbst  dem  industrielleu  und  Handels^ 
Stande  angehüreii,  und  gerade  jetzt  mit  gebührender  Wür- 
digung die  dringend  iiotiMveiidig  gewordene  Befriedigung 
des  realistischen  ünterriclitsbedürfiiisses  beabsichtigen,  so 
muss  jene  Erklärung  bei  Allen,  welche  die  Bildung  durch 
Wissenschaft  in  Ehren  halten,  ein  freudiges  Gefühl  des 
Beifalls  erwecken,  und  auch  über  die  Gränzcn  unseres 
Staates  liinaus  »ird  sie  die  Geltung  einer  gewichtigen 
und  vielen  theoretischen  Demonstrationen  Viberlegenen 
Anctnrität  ge»  innen.  Aber  ohne  Beeinträchtigung  von 
System  und  Tendenz  des  Gyiiinasiunis  hielt  es  die  städ- 
tische Behörde  zugleich  für  zulässig  und  ausführbar,  die- 
jenigen knaben  und  Jünglinge,  welche  nicht  hüheren 
wissenschaftlichen  Studien,  sondern  dem  Handels-  und 
Gewerbstandc  bestimmt  sind,  niclit  nur  von  gewissen  Ge- 
genständen des  gelelirten  Unterrichts  zu  dispensiren,  son- 
dern auch  statt  derselben  ihnen  einen  umfassenderen  Uu- 
terricht  in  den  Naturwissenschaften,  dem  Zeichnen  und 
den  neueren  Sprachen  zu  gewähren,  und  zwar  in  der 
Art,  dass  theils  der  allgemeine  französische  und  natur- 
wissenschaftliche Unterricht  erweitert,  theils  besondere 
Lehrcurso  für  englische  Sprache,  Physik,  Chemie,  Bo- 
tanik, Technologie,  descriptive  und  praktische  Geome- 
trie, kaufmännisches  Rechnen,  Buchhalten  unil  Modelli- 
ren eingerichtet  wurden.  Niemand  zffeifelt,  dass  auch 
hierin   die  städtische   Behörde   das  Richtige   erkannt  habe, 


3)  Ein  besonders  hoher  Wcrlh  wurde  auf  die  Beibehaltung 
des  sogenannten  lixeinlionsiecUlcs  nelegt ,  welches  den 
vollständigen  Ausbau  des  (jymnasiums  nach  oben  und 
dessen  Gleichstellung  mit  .illen  übrigen  Landesgyninasien 
bedingt.  Anderweitige  Beziehungen  werden  mich  ent- 
schuldigen, wenn  ich  dabei  bemerke,  dass  die  Erthei- 
lung  jenes  Rechtes  an  die  (iyninasien  zu  Bensheim  ,  Bü- 
dingen und  Worms  auf  einen  dessl'allsigen  von  mir  aus- 
gegangenen Antrag  im  Jahr  tS32  erfolgt  ist 


wie  denn  auch  längst  iler  Director  des  Gymnasiums,  die 
localcn  Verhältnisse  würdigend,  darauf  manche  IVIodifica- 
tionen  des  allgemeinen  Stndienplanes  begründet,  manche 
Lehrthäfigkeiten  ron  allgemeinen  Ab.stractionen  auf  das 
Ortliche  Beilürfniss  zurückgeführt  hatte.  Schon  durch 
ihre  Lage  am  Rhein  ''),  dieser  grossen  Pulsader  in  dem 
organischen  Leben  des  westlichen  Europa,  ist  die  Stadt 
Worms  auf  Gewerbe  und  Handel  als  Hanptthätigkeiten 
verwiesen,  in  denen  der  Bürger  snine  Existenz  gesiclicrt 
iindet,  und  »enn  eben  desshalb  die  liier  betriebenen  Ge- 
werbe in  Ausbildung  und  Leistung  den  Hohepunct  errei- 
chen müssen,  den  der  allgemeine  Fortschritt  der  Zeit 
nöthig  macht,  so  kann  dabei  eine  Lehranstalt  nicht  iin- 
betheiligt  bleiben,  welche  unter  t(  0  Schülern  nur  5  «<■ 
zählen  pllegt,  die  zu  hüheren  wissenschaftlichen  Studien 
bestimmt  sind. 

So  wird  denn  in  Zukunft  das  Gymnasium  in  Worms 
nicht  sowohl  durch  Aenilernng,  als  vielmehr  Erweiterung 
seines  bisherigen  Systems,  nicht  sowohl  durch  Einführung 
einer  neuen  divergenten  Richtung,  als  vielmehr  durch 
Zusanimeiifassiing  zweier  schon  bisher  vorhanden  gewese- 
nen parallelen  Richtungen  das  Ziel  seines  Strebens  und 
Wirkens  zu  erreichen  suchen.  Zwar  wollen  wir  uns  nicht 
verhehlen,  dass  die  Losung  dieser  Aufgabe  ihre  eigen- 
thümlichen  Schwierigkeiten  darbietet,  aber  das  ist  nun 
einmal  die  Natur  aller  menschlichen  Bestrebungen,  ilass 
nur  durch  Uebcrwindung  von  Schwierigkeiten  das  Grosse 
im  Leben  erreicht  werden  mag.  Lassen  wir  uns  nur 
nicht  irren  durch  die  selbstgefälligen  Machtspiüche  einer 
vorschnellen  pädagogischen  Theorie  und  Kritik,  welche 
unter  Aufstellung  willkürlicher  Principien  und  Berufung 
auf  triviale  Halbwahrheiten  ')  zum  voraus  über  die  Ver- 
bindung von  gymnasialen  und  realistischen  Tendenzen  den 
Stab  gebrochen  hat.  Wir  wollen  nicht  Andern  unsere 
Ansichten  aufdrängen,  aber  uns  auch  nicht  von  Anderer 
Ansicht  abhängig  machen;  wir  wollen  nicht  in  der  neuen 
Einrichtung  des  Wormser  Gymnasiums  ein  Musterbild 
für  die  allgemeine  Nachahmung  aufstellen,  aber  wir  wol- 
len uns  auch  des  Rechtes  nicht  begeben,  die  Angelegen- 
heiten desselben  nach  eigener  Einsicht  zu  ordnen;  keine 
äussere  Auctorität,  keine  conceutrirte  Selbstgenügsamkeit 
widerstrebender  Ansicht  soll  uns  nöthigen  ,  mit  unserem 
Gewissen  und  unserer  Ueberzeugung  zu  capituliren.  Wie 
wichtig  auch  die  speculative  Thätigkeit  sein  möge,  wel- 
che in  der  Aufstellung  von  Theorien  und  Principien  und 
in  der  Handhabung  philosophireuder  Kritik  ihre  geniale 
Natur   bethätigt  ''),    wir    können    darum    nirht  der  Phan- 


4)  Es  ist  zu  hoffen,  dass  die  Stadt  Worms  bald  durch  eine 
stehende  Scliiiri)iiicke  auch  in  Verbindung  mit  einer  Ei- 
senbahn kommen  werde,  \velche  das  Bhein-  und  Wescr- 
gebict  von  der  Schweiz  bis  an  die  Nordsee  durchzie- 
hen wird. 

5)  Z.  B.  Non  multa,  sed  mullum.  Aber  die  mulla  des  Gan- 
zen hindern  nicht,  den  Einzelnen  auf  das  für  ihn  geeig- 
nete multuni  zu  beschränken :  Und  wo  ist  denn  die 
Gränzschcide  zwischen  multa  und  niullum?  Wäre  nur 
erst  die  alte  Streitfrage  entschieden ,  ob  Drei  viel  oder 
wenig  sei! 

6)  Die  Hegel'sche  Philosophie  hat  der  Elementarschule  dir 
Anschauung,  der  Realschule  die  Vorstellung,  dem  Gym- 


161 


162 


tasie  der  Mode  und  den  Anforderungen  der  Cutene  hul- 
digen, sondern  wir  werden  ohne  läütige  Verwirrung,  ohne 
presshafte  Sublimation  nur  jenen  dauernden  Ruhm  suchen, 
welcher  liurch  Verfolgung  des  praktisch  Nothn endigen, 
Zweckmässigen  und  Aiisfi'ilirbareii  erlangt  wird.  In  allen 
Bildungen  menschlicher  Thfltigkeit  hat  die  Praxis  früher 
bestanden,  als  die  Theorie  und  Kritik;  sie  hat  ihre 
grössten  Schöpfungen  in's  Dasein  gerufen,  bevor  man  über 
Princip,  liegrilT  und  Plan  sich  völlig  verst<iiidigt  hatte, 
Homer  ist  aufgetreten,  bevor  eine  Professur  der  Aesthc- 
tik  und  Poesie  begründet  war,  zu  den  Zeiten  des  So- 
phokles lag  die  Theaterkritik  noch  in  ihrer  Kindheit, 
Phidias  konnte  noch  keine  Akademie  der  bildenden  Künste 
benutzen,  die  ägyptischen  Pyramiden  und  der  Kölner 
Uom  sind  gebaut  worden  ,  ohne  dass  man  eine  wissen- 
sciiaftlichc  Theorie  der  Mechanik  dabei  zum  Grunde 
legte.  Bis  auf  den  heutigen  Tag  ist  es  der  Kritik,  die- 
ser bellua  mullorum  cnpitum,  nicht  gelungen,  für  die  zu 
beurthcilenden  pätiagogisclien  Fragen  sichere  und  allge- 
mein anwendbare  Kormen  ausfindig  zu  machen  ;  vielmehr 
ist  bekannt,  wie  schwer  es  sei,  auf  ihrem  Gebiete  in 
dem  Labyrinthe  moderner  Theorien  den  Faden  der  Ariadne 
festzuhalten.  Eine  Schule  ohne  Rücksicht  auf  örtliche, 
zeitliche  und  persönliche  Zustände  bloss  nach  reinen 
Principien  construirt,  ist  eine  Schlacht,  die  nach  den 
Paragraphen  eines  taktischen  Lehrbuchs  gewonnen  ,  ein 
£pos,  was  nach  den  Regeln  der  Kritik  erzeugt  werden 
soll.  Sie  bat  ein  bloss  logisches ,  auf  Begrürscntwicke- 
lung  ')  gegründetes,  nicht  von  Gesinnung  und  Thatigkeit 
durchdrungenes  Dasein,  und  indem  sie  jeden  Augenblick 
mit  dem  obersten  Grundsatz  sich  verwirren  und  martern 
rauss,  entbehrt  sie  der  AVirkung  und  Folge,  welche 
allein  aus  praktischer  Klugheit  fliesst.  £ben  desshalb 
aber  haben  wir  es  für  wahre  Weisheit  erachtet,  unter 
möglichster  Verraeidang  der  Principienfragen  ^)    und  der 


nasiiim  den  Bcgrüf,  der  Universilät  den  Cüinple:^  des 
Ansicb  und  Anundtürsich  zugewiesen.  Dass  ich  dicis 
liier  nicht  ausdiiicklich  beaclilet,  iiucii  weniger  aul  die 
transcenilcntalc  Unterscheidung'  von  llieoretjschen  und 
praktischen  Standen  ßueksiclit  ijcnoinnieii  habe  ,  welciie 
scliun  in  verscliiedencn  Schulen  streng  gcsomlert  von  ein- 
ander bestehen  sollen,  mag  Sciielliii:;  leciitrerti^en ,  wel- 
cher CS  tiir  uninüglicli  erklärt ^  iiiit  ilcui  rem  Katioualen 
au  die   Wirklichkeit  heranzukoiiiinen. 

7)  Nichts  ist  verdeibliclier,  als  Eingrifle,  die  auf  blosse  Be- 
griffe gestützt  sind.  Der  wahre  Bcgriir  jeder  Schule  liegt 
nicht  in  der  iibcl  begranzten  und  scliwaukenden  Wort- 
bedeutung des  sie  be/eiclineiu)eu  ^auieiis,  suiuleru  iii 
dem,  was  man  aus  itir  luaclit,  wie  überliaupt  die  Voll- 
koiiinienhcit  der  nienscliliclien  Dinge  nicht  in  ihrem  Be- 
griff,  sondern  in   ihrer  Wirklichkeit  hegt. 

Ö^  Es  gibt  auf  dem  Gebiete  des  üffeiitlichen  Unterrichts  eine 
grosse  Menge  sogenannter  Prineiiiieiilragen  ,  z.  B.  sollen 
die  Schulen  nach  Confcssionen  geschieJcn  sein,  oder 
nicht?  sollen  die  Lehislellen  an  Gyniiiasieii  mit  Theo- 
logen, oder  Philologen  besetzt  «erden?  sollen  gewisse 
Lehrer  ausschliesslich,  oder  Ihcilweise  dem  Gjmnasiiiin 
angehören?  sollen  gewisse  Lehrfächer  eiucin  einzigen 
Lehrer  übertragen,  oder  unter  mehrere  Lehrer  verlheiU 
werden  ?  soll  der  Religionsunterricht  in  Gymnasien  von 
Geistlichen,  oder  von  Classcnlehrrrn  erthcilt  werden? 
sollen  Schulmänner,  oder  Tecliniker  das  Directoriiini 
Tun  Gewerbschulen  führen?  sollen  Geistliche,  oder  Welt- 


sich daran  schliessenden  Consequenzen  mit  natürlichem 
Verstand  und  wuhlnullendeni  Eifer  d.is  Naheliegende  zu 
ergreifen.  Wir  siiiil  bei  der  neuen  Gestaltung  des  Gym- 
nasiums nicht  von  schwankenden  Theorien  ausgegangen  , 
sondern  von  dem  ubjectiven  Thatliestande  des  Bedürfnis- 
ses, von  üeberzeugungen,  welche  aus  der  Erfahrung  iiinl 
Natur  der  Sache  und  aus  Rücksichten  auf  d/)s  (iemein- 
wolil  geschöpft  sind,  und  bei  deren  Aiiweiidniig  wir  zwar 
nicht  auf  dictatorische  Infallibilitat,  wohl  aber  auf  ge- 
wissenhafte und  geprüfte  Einsicht,  auf  dienstliche  Um- 
sicht und  Treue,  endlich  auf  einstimmige  Ueberzeugung 
aller  zunächst  betheiligten  Individuen  und  lieliörden  uns 
berufen  dürfen.  Dass  die  Verbindung  vnn  Gymnasium 
und  Realschule  zu  Worms  notliHeiidig  sei,  wird  schon 
um  desswillen  ohne  Widerspruch  anerkannt,  weil  ihr  ge- 
sondertes Bestehen  sich  als  unmöglich  erweist,  nnil  folg- 
lich das  Princip  der  Snnderung  nur  mit  dem  ''erlöst  iles 
Gymnasiums,  oder  mit  der  Enthehrung  der  Realschule 
durchgeführt  «erden  könnte.  Die  entschiedensten  An- 
hänger dieses  Princips  werden  gestehen,  dass  es  in  \Vornis 
nicht  anwendbar  sei,  und  das  Princip  selbst  gleicht  ilem- 
nach  jenen  Regeln,  die  in  der  Theorie  ganz  gut  bhiii 
mögen,   in  der   Praxis  aber  oft   INichts  taugen. 

Freilieh  ist  der  blosse  Zwang  äusserer  Xnthwrndig- 
keit  nicht  hinreichend,  um  eine  freie  und  lebensvolle 
Regung  geistiger  Kräfte  zu  erzengen,  und  es  könnte 
desshalb  einige  Besorgniss  hiiisichllich  der  Lösung  des 
vorliegenden  Problems  auftauchen,  ^iur  um  diese  Besorg- 
niss zu  beschwichtigen  und  die  Iloifnuiigen  des  heutigen 
Tages  desto  tiefer  zu  begründen,  nicht  um  eine  allge- 
mein nolhwendige  Theorie  aufzustellen,  sei  es  mir  nT- 
gönnt,  mit  einigen  Worten  auf  die  mannirhfaltigen  Vor- 
theile  aufmerksam  zu  machen,  welche  aus  der  Verbin- 
dung der  gymnasialen  und  realistischen  Schulbildung 
entspringen  können  und,  wie  wir  nicht  zweifeln,  in  Worms 
wirklich    entspringen    werden. 

Zunächst  ist  es  ein  allgemein  bekannter  iiiid  längst 
gewürdigter  Erfahrungssatz,  ilass  alle  Wissenschaften  und 
Künste  von  einem  gemeinsamen  Bande  der  Verwandtschaft 
und  des  inneren  Zusammenhanges  umschlungen  werden, 
nnd  es  ist  überall  eitel  Täusrhnng,  dass  die  Dinge  so 
hart  und  schrolT  abgetrennt  seien  ,  wie  wir  sie  uns  oft 
im  Begrifl'e  denken.  Erziehung  und  Unterricht,  welche 
dem  Alenschen  eine  zweite  Natur  anbilden  und  sein  gei- 
stiges Princip  verdoppeln  und  beleben  sollen,  müssen  eben 
desshalb  einen  möglichst  freien  Spielraum  haben,  uo<l 
die  infellectuellen  Fähigkeiten  dürfen  nicht  auf  einen 
allzu  engen  Kreis  beschränkt  werden.  Wo  es  gilt,  Men- 
schen zu  humaiiisiren  ,  uiuss  jedes  Feld  ofl'en,  jede  Ma- 
terie zu  Gebote  stehen.  Der  Mensch  muss  in  seiner 
Jugend  dazu  befähigt  »Verden,  sich  Allem  anzunähern. 
Alles   zu   ergreifen,    was    in    seiner  Sphäre    liegt,    und  je 


liehe  als  Direcforen  katholischer  Gymnasien  tiingiren  ? 
sollen  Universitat>lelirer  durch  das  Institut  der  l'rival- 
docenlcn  berange/ogcn  ,  oder  aus  dem  BeamtenstanHe 
gewählt  werden  ?  u.  s.  \r.  Hatte  ich  ein  Princip  auizu- 
stellen,  so  würde  es  unniassgeblich  darin  bestehen,  je- 
des aus  solchen  Alternativen  entwickelte  Princip  zu  ver- 
werfen und  iiherall  nur  das  zn  thnn  ,  was  unter  den  gc- 
ijebenen  Umstanden  als  sacligcmäss  erscheint. 


If.i. 


\Gi 


nAli^r   diMM    «»■.aiiiiiifiit:«-'-»«^'    wii«!,   )<•    "i'"I>f    eme  Lelir- 

trl,  all«-  k(i|if<-  tu  pritrcii,  alli>  Fa'li'ii  iiioii»«  lili«  liir  (ialii-ii, 
.Ai-i-'ung«-!!  uiul  Kr.'ir(r  in  «Irr  fiir  die  imliiidiicllc  IViatur 
uiiil  Ur-tiniiiiuiij:  (.'rngiicloii  Weisi"  xiisaiiiilicii  tu  »piiiiieii, 
um  so  iiiplir  wird  man  die  lliiUiiiing  lie({Pii  diirfrii,  tiirli- 
tig»  und  j;an«c  llli-iischi-ii  /.u  liildi-n,  ilie  mit  der  Gc- 
•animlhejt  ilires  Wesens  in  den  Organismus  der  Gesell- 
»rliaft  em/.U'jrpifen  verni(i!,'eii.  Insliesnndere  liilden  Sprarli- 
und  Saclikeni.lnisse  ,  linjjiiili-  und  leale  Uildung  fiir  jede 
Leliranslalt,  für  jedes  Individuum  eine  Z.i  eieinigkei«,  auf 
«leien  üurclidriiigiinj;  das  Wesen  aller  ((eistigen  Bildung 
beruht.  Da»  Eine  terglittern,  das  Andere  »erdainmen , 
ist  rill  in  Anlitlieseii  verixirrener  lliisiiiii.  Ueides  »on 
einander  trennen,  lieisst  die  Ndtiir  dir  .Studien  und  die 
Äatur  des  ftlensriieii  sellisl  lerkeiiiieii.  Humanismus  und 
Realismus  innren  im  Uegrifl  als  lojjisrlie  Uisjuiiffioneu 
gellen,  im  Lebe»  sind  sie  iiii  lit  als  gesonderte  Grund- 
farben, sondern  nur  als  lerscliieden  sihattirte  .'Mischungen 
%orhanden.  Die  padagogisihe  Chemie  mag  an  ihrer  Schei- 
dung exneriinentireii ,  um  ihre  Grundstoil'e  desto  genauer 
SU  erforschen,  aber  zu  geistiger  Kahrung  und  Stärkung 
•iiid  die  chemisch  geschiedenen  StoHe  so  wenig  geeignet, 
wie  die  des  Weines  nun  Wohlgeschmack.  AVirklich  hat 
mau  auch  nur  selten  llnmaiiisiiius  und  Ilealismus  nach 
ihrem  inneren  Wesen  für  iiiiiereiiibar  gehallon,  meist 
waren  es  nur  äussere  von  der  Menge  der  Lehrer  und 
Scbi'iler  oder  loii  der  1'ielheit  und  verscliiedenartigen 
Behandlung  der  Lehrgegenstaiide  entlehnte  Riicksiclilen, 
M eiche  ihre  \"ereinigung  in  einer  und  derselben  Lehran- 
»talt  bedenklich  machten.  Das  Gjuiuasium  iu  Worms 
wird  an  keinein  der  sonst  befürchteten  üebelstande  lei- 
den, die  Kiiirichlungeii  sind  so  getroffen,  ilass  Raum 
genug  riirhanileii  ist  fiir  eine  bedeutend  lergrösserte  Schi'i- 
ler/ahl,  ilas<  die  Schüler  nicht  mit  Lehrobjecten  über- 
häuft und  durch  all/.ugrosse  Anstrengung  geistig  und 
körperlich  lierubgediückt ,  dass  endlich  die  allen  Schü- 
lern gemeinsamen  Gegenstände,  so  weit  sie  in  huma- 
nistischer und  realistischer  Ijeziehung  eine  verschiedene 
Behandlung  erfordern,  in  (larallelen  Abtheiliingeii  gelehrt 
u erden.  So  »erden  beide  Systeme  eine  Einheit  bilden, 
in  Hclcher  das  sollst  Getrennte  in  gedeihlicher  Wechsel- 
wirkung steht,  eine  Kraft  die  andere  xa  stützen,  zu  er- 
gänzen, zu  verstärken  »eriiiag.  Alle  Lehrer,  Einrich- 
tungen, Mittel  und  Apparate  des  Unterrichts  werden  bei 
vinfachem  Auf»ande  doppelten  Gebrauch  und  Nutzen  ge- 
währen küiinen.  Der  Studirende  wird  Gelegenheit  er- 
halten, die  Katiirw  issenschdften  in  einer  Weise  kennen 
zu  lernen,  wie  sie  theils  als  wesentlicher  Bestaudtheil 
"eistiger  Bildung  überhaupt,  theils  als  Vorübung  für  stu- 
dirende Staats-  und  Finanzinanuer ,  Aerzte  und  Cauiera- 
li»ten  in  unseren  Verhältnissen  nicht  längeT  entbehrt  wer- 
den können.  '')  Hoher  stehende  Zöglinge  der  Industrie 
werden    dagegen     nicht    jeneii     Elementen     der    gelehrten 


9}  Aosfiilirliclier  habe  ich  diesen  GcfenslanJ  behandelt  in 
Dieiner  Aldiandhing  über  einen  zeilgemässen  Fortschritt 
in  der  liiiberen  Bildung,  Darinst.idt  bei  Jongbaos  1840, 
welche  auch  in  dem  socbsten  Bande  von  Friedeinann'« 
Paranescu  und  in  Liebig's  Annal.  der  Chemie  Bd.  37. 
S    221   abgedruckt  ist. 


Bildung  entfremdet  iverden,  ohne  welrhe  der  mündliche 
utiil  srbrillliche  Verkehr  in  bürgerlichen  Geschälten,  wie 
bei  den  Functionen  eines  städtisi'hen  Beamten  oder  De- 
putirten  nicht  würdig  bestellen  kann;  und  es  wird,  wat 
noch  ungleich  wichtiger  ist,  die  gymnasiale  Beimischung 
bei  den  besseren  Talenten  und  regeren  Geistern  dieser 
Classe  nicht  die  Richtung  auf  ilas  bloss  unmittelbar  An- 
wendbare überwiegend  werden  lassen,  sondern  in  ihnen 
den  wissenschaftlichen  Geist  und  das  ideale  .Streben  le- 
bendig erhalten.  Zugleich  wiril  die  den  Gunnasieii  so 
narhtheilign  Isolirung  verschwinden,  welche  die  gelehr- 
ten Schulen  von  den  in  Volks-  und  Realschulen  gemach- 
ten methodischen  Forlschrilten  onberiihrt  lässt ,  und  sie 
geneigt  macht  ,  ihre  Energie  nicht  in  den  Erfolgen  iles 
Unterrichts,  sondern  in  Uerabdrückung  ihrer  Schüler  zu 
suchen  und  einen  grossen  Theil  derselben  für  inissge- 
scliaffene  Ausgeburten  der  Erschlaffung  und  Unfähigkeit 
zu  erklären.  '")  Da  endlich  bei  Söhnen  des  höheren 
Bürgerstandee ,  der  Civil-  und  Militär- .Staatsdiener  selten 
schon  iii  früher  Jugend  der  künftige  Beruf  zum  voraus 
bestimmt  ist,  so  wird  eine  geinisclite  Lehranstalt  am  we- 
nigsten den  Vorwurf  auf  sich  laden,  für  jeden  ausser 
ihrer  Sphäre  liegenden  Beruf  unbrauchbar  gemacht  zu 
haben.  Sie  wird  am  besten  dazu  geeignet  sein,  die  ver- 
schiedenartigen Fähigkeiten  und  Neigungen  zu  entwickeln 
und  ilie  mit  dieser  Entwickelung  cinlrelenden  Eiitschlies- 
sungeii  zu  fönlern,  das  verilerbliche  Hin-  und  Herschwan- 
ken  zwischen  heterogenen  Lehranstalten  zu  verhindern 
und  überall  eine  solche  Vermitlelung  zu  gewähren,  dass 
bei  geänderter  Eiitschliessnng  nicht  mit  dem  Verlust  kost- 
barer Lebensjahre  alles  Frühere  als  unbrauchbar  abge- 
worfen, nicht  eine  ganz  neue  Lehriveise  von  vorn  ange- 
fangen zu  werden  braucht.  Nicht  minder  wenlen  die 
Gvuinasirii  erkennen,  dass  die  ihnen  anvertrauten  Zög- 
linge der  höheren  Stände  dereinst  mei.<t  weder  als  Phi- 
lulogen  und  Golehite  glänzen,  noch  ausser  und  über  dem 
Volke  stehen,  sondern  als  die  ersten  iMänncr  des  \olkes 
auch  dessen  Bildung  besitzen,  seine  industriellen  Interes- 
sen zu  fördern  ,  geneigt  und  befähigt  sein  snlleii.  Alle 
diese  Vortheile  werden  wir  erreichen,  nicht  indem  wir 
entgegengesetzte  Elemente  in  erzwungener  Walilverwandt- 
schaft  zusaminenkoppeln,  sondern  indem  wir  schroffe  Ab- 
theiluiigen  mildern,  die  Trennung  iles  innerlich  Zusain- 
iiieiigebörigeii  verhüten  und  den  in  dieser  Verbindung  etwa 
noch  vorhandenen  .Antagonismus  durch  das  Parallelogramm 
der  Kräfte  in  der  Richtung  der  Diagonale  zum  rechten 
Ziele  leiten.  Aber  während  ich  der  Anstalt  diese  Aus- 
sichten für  die  Folge  eröffne,  dürfte  ich  mir  selbst  vor- 
werfen, einen  wesentlichen  Vorzug  und  Gewinn  über- 
sehen zu  haben,  der  nicht  lon  der  Zukunft  gehofft  wird, 
sondern  schon  in  der  Gegenwart  gewährt  ist,  und  dessen 
Herrlichkeit  durch  die  Bezeigungeii  dieser  Tage,  wie 
durch  den  Anblick  dieser  hochachtbaren  Versammlung 
mir  ganz  besonders  sichtbar  entgegentritt.  Wahrhaft  glück- 
lich  ist  das  Gjuinasiam  in  Worms   zu  preisen  darum,  dass. 


10)  Be-scliwenlen  der  Art  sind  in  einem  Erlass  des  Kunigl. 
Preussisclien  Untcrricbtsoiinistcriiiins  geführt  worden,  den 
das  Marzheft  der  Leipziger  allgemeinen  Zeitung  veröffenl- 
licht  hat. 


1fi5 


lfi(i 


inilpin  PS  allp  loralp  Bodiirfiilg^e  und  IiitprpsspN  iIps  Uii- 
<prr'cht§  bpfripilijjt ,  ps  aurh  ilic  Tlipiliiuiiuie  uuil  Vur- 
tipbp  allpr  Stäiiile  niiil  ßplifirdpii  ^piviiiiit,  und  es  isi  ihm 
(ladurrh  eine  Gunst  dpr  Popularität  bp.tcliipdpu ,  derpii 
in  ungcrpn  Taj;pii  nur  noch  gpltpu  piue  i;p|phrte  Srhulp 
sich  prfrput,  und  dpren  i^pdpihlirlip  Riiiktvirkun);  auf 
(leist  und  LpLpii  dpr  Anstalt,  als  dprpn  schönstp  Ziprdp, 
unsprp  frpudije  Bpwüiidprunf  rprdient  ").  —  (Hipr  folgte 
die  l'orstpllunf  dpr  Hprrpii  Dr.  Fuhr,  Dr.  Künizel, 
Pf  äff ,  Obenheimer  und  Dr.  Schüdler.  In  Bezug;  auf  |ptz- 
tiTpn,  dpr,  wie  die  i'ibrit;pn  iipuen  Lelirpr,  von  llprru 
Oiiprstudipnralli  Dilthey  auf  eine  sehr  .luüzpiclineude  Wpise 
4IPU1  upupu  krpisp  anempfohlen  wurde,  fuhr  der  ReJnpr 
fort:)  —  —  !•>  wiril  ganz  vorzüglich  cpeijjnet  spin,  in 
diesem  Sinnp  und  Gpiste  die  Chemie  in  Worms  heimisch 
zu  machen  und  ein  fiir  .Stadt  und  [hngej^end  wichtiges 
Centralinstilut  zu  begründen,  an  welches,  wie  man  hofft, 
Hclion  in  der  Knr/.p  unter  seiner  Mitwirkung  eine  neue 
Loralseclion  des  Gewerbvereins  sich  anscliliessen  wird.  ") 
So  möge  denn  die  Chemie  in  Worms  die  Fabel  von  dem 
verborgenen  Schatze  verwirklichen,  den  zu  suchen,  die 
Söhne  des  verstorbenen  Gärtners  ihren  Weinber«f  nin- 
gruben ,  wo  sie  ilen  wahren  Schatz  in  dem  verbesserten 
und  vermehrten  Ertrag  ihrer  Rpbpn  fanden.  Die  Chemie 
verheisst,  Gold  zu  machen,  nicht  als  ob  sie  dieses  kost- 
barste unter  ihren  , j ')  Elementen,  wie  vormals,  in  alchi- 
mistischen Srhinelztiegeln  uti  producireii  versuchte  ,  son- 
ilern  sofern  sie  ilic  Geister  und  IL'inde  ,  es  zu  gewinnen, 
befähigt   und  in  Thatigkeit   versetzt,   den  Ertrag  von  Grund 

11)  Dasselbe  Glück  ist  auch  der  unter  der  belebenden  Gunst 
Sr.   Eiiauclit  des  Grafen  von    Eihacb  -  Fiirstenau    herrlich 
bliihenden     Rcalscbiile    zu    MicIieUtadl    br>chicdcn  ,     wie 
ich,  zu   ibrenj   neulieben   Redeact  eingeladen,  wahr/.uneh- 
men   Gelesenlieit   halte.      Wer  da  weiss,    wie   diese  Anstalt 
nicht  bloss   von    den   ziiin   Gewerlie   libergelienilen   Biirger- 
kindern,     sondern   auch   von   den   zu   höheren   Studien   he- 
stimiuleii   Söhnen    der    dortipen   Sta  ilsdlciier    nnil    der  cr- 
liuchfen  Stindcslierrschaft  besucht  wird,  wer  die  Voilräj;e 
ihrer   Schiller  in   deutscher,   französischer  niid  l.ileinischer 
Sprache  mit  anhörte  imd   in  dem   Oireclor,   meinem  che- 
Dialigen  Schüler  und  jetzigen  Freunde,    einen  von   classi- 
scheiii  Sinn   tind  Geiste   bis   auf  den   tiefsten  Grund  durch- 
wehten  ausge/.eichneten    Mathematiker    und    Physiker   ge- 
wahrte,    dem   war    freilich  nianiiiclifaltigcr  Stull   geboten, 
um   liber   die   Trennnng    humanislisdier    und    realistischer 
Bildung    nachzudenken        Nur    hatte    er    zuvor    dreifaches 
Erz   um  die    Brust    legen    müssen  ,     um    seine    piincipielle 
Meditation  vor  der  allgemeinen  ErgrilTenlicit  zu  schüt/.en, 
die  sich  der  Versammlung  bemächtigte,  als  die  zum  Ab- 
schied   gespr^icheni-n    Worte    des    Dankes    von    gewalisam 
hervorbrechenden    Tliranen    der    Wehmuth    unterbrochen 
wurden.      Ob  ein  solcher  Beweis  für  die  Trefflichkeit  einer 
gemischten   Lehranstalt,   mit  verstummender  Beredsamkeit 
aus   der  Tiefe  der  Herzen  geführt,   jemals   von   den   begcilf- 
lichen  Deductionen  des  Verstandes  widerlegt  werden  wird  ? 
12)  Will  man  freilich  dem   Professor  Trautvettcr  glauben,  so 
wäre    Worms    schon    ein    mythischer    l'rsitz    der    Chemie 
gewesen.      Er    hat  Etzel    als  den  Kalk,     Günther    als    die 
Kohle,   Siegiried   als  die  Salzsäure  .   Brunhild   als   die  Luft- 
säure,  die   Ermordung  Siegfried's   als   das  Verdampfen   iler 
Salzsäure  gedeutet.  —   Dermalen  ist  eine  neugebaute  che- 
mische Küche  vollendet,  an   welche  ein  besonderes  Lehr- 
zimmer und    ein  Zimmer   für  Aufstellung   des  chemischen 
Apparats  anstossen. 


und  Uoden  und  .Vrbeit  erhöht  und  spihst  aus  Giften  noch 
inildp  Heilmittel  bereitet.  Iiidein  ich  nun  wünsche,  dass 
der  Stadt  Worms  durch  ilie  Eiiifnhrniig  der  Chemie  ein 
reiclier  .Segen  zu  Theil  werden  möge,  darf  ich  mir  aber 
auch  als  Pfldagog  ein  mahneiidrs  Wort  erlaulien.  Er- 
fahrungen und  Kenntnisse,  die  erst  Früchte  m^iniilicher 
Jahre  sein  können,  lassen  sich  nicht  .Sihulknaben  ein- 
pfropfen, und  keine  .Schule  vermag  ihre  Sihülrr  fix  und 
fertig  zu  jedem  Betripb  und  (iewerbe  hinzustellen.  iVle- 
chanik,  Chemie,  De8rri|rtivgeometrie  und  Ähnliche  Lelir- 
gegeiistände ,  wenn  sie  anders  über  die  populäre  >atur- 
uiid  Fonnenlchrp  dpr  Volksschule  sich  prhiben  und  wis- 
sensi'hafllich  erfas«(t  werden  sollen,  erfordern  eine  gewis?*e 
Vorbildung  und  Keife  des  Verstandes,  die  im  Knaben- 
alter noch  nicht  uirhanden  ist.  Sie  sind,  zumal  in  Mas- 
sen gehäuft,  keine  llnterrichtsgegenslitmle  für  zwölf-  ninl 
dreizehnjährige  Knaben,  und  alle  Versuche,  sie  dazu  zu 
niaclien  ,  haben  immer  nur  einen  schAdlichen  Erfolg  ge- 
habt. ' ')  Sie  pllegen,  vor  der  Zeit  betrieben,  nicht  blo.« 
die  (iriindlage  der  allgemeinen  Elementarbildung  und  den 
der  kirchlichen  Conlirmalinn  voran.s^ehenden  Keligioiis- 
nnterrirht  zu  beeiiitrflchtigen ,  sondern  auch  durch  über- 
triebene Spannung  des  geistigen  Verinögens  und  durch 
vernichteten  Reiz  der  Neuheit  .Sinn  und  Eifer  für  den 
rechten  .Moment  abzustumpfen.  Es  ist  anerkaiitit,  dass 
das  Verlassen  der  .Schule  gerade  im  14.  Lebensjahre  am 
ungünstigsten  wirkt,  und  man  hat  durch  .Abend-  uiiii 
Sonntags.ichulen  »ielfrtltig  nachzulielfen  gesucht.  Das  einzig 
sichere  Alittel,  um  jungen  Leulen  die  für  gewisse  Ge- 
werbe erforilerliclien  w  issen.schuftlichen  Kenntnisse  zu  ge- 
währen, ist,  dass  man  sie  vor  dem  It^.  oder  |  ~,  Lebens- 
jahre der  Schule  nicht  entziehe.  Nur  wo  dieses  geschieht, 
können  die  Schüler  für  einen  fruchtbaren  Betrieb  dpr 
Chemie  herangebildet  werden,  welcher  wegen  der  dazu 
erforderlichen  Sulitilitftt  des  Verstandes  selbst  nach  dem 
Ausspruch  ciiips  berühmten  Chemikers  ")  lor  dem  16. 
Leben.sjahrp  unmöglich  ist;  nur  in  diesem  Falle  kann  die 
Realschule  .Alles  leisten,  was  sie  verhcisst,  und  durch 
ihie  Leistungen  den  lloirnungen  entspreihen,  deren  Er- 
füllung man  mit  bedeutenden  Kosten  zu  erkaufen  gedachte. 
IMöchten  in  diesem  Puiicte  die  Einsichten  und  Gewohn- 
lieiten  iler  .Aellern  der  neiigegrünilelen  Schule  nicht  hin- 
dernd in  den  Weg  treten!  Die  Stadt  Worms,  von  der 
richtigen  Lieberzeugun;;  au.'igehend  ,  das«  .gute  Lehrer  eine 


13)  Man  vergleiche,  wie  ein  einsichtsvoller  Realist  sicli  dar- 
über äussert,  in  Mas,e>'s  pädagogischer  Revue,  1841. 
S.  20. 

14)  Milschevtich  in  der  Vorrede  zu  seinem  Lrlirluiche  der 
Chemie  sagt  darüber:  Das  Studium  der  Chemie  erlurdert. 
da  der  Studirende  aus  Versuchen  die  Wissenschaft  selbst 
bilden  muss,  eine  geistige  .Anstrengung,  deren  das  jün- 
gere Alter  nicht  fähig  ist.  Die  Zeit  vor  dem  lli.  Jahre 
wird  besser,  selbst  wenn  sich  Jemand  ausschliesslich  der 
Chemie  oder  anderen  Studien,  für  welche  die  Cliemie 
eine  unentbehrliche  Hülfswissenscliafl  ist,  widmen  will, 
auf  das  Studium  der  Sprachen  ndei  der  Mjthenialik  ver- 
wandt. Das  Studium  der  Chemie  wird  vor  tlicser  Zeit 
leicht  zur  Spielerei,  und  sewöhnlicb  ist  in  Dem.  wel- 
cher sich  zu  früh  nur  spielend  mit  der  Chemie  beschal- 
tigt  hat,  spater  das  Interesse  für  die  Wissenschaft  er- 
storben. 


IGT 


168 


L-iiK-  Scliiil*  Mi«fli''ii,  hat  mit  lipsonilrrciii  NarlnlriK-k  er- 
prolti-  LcliriT  lerl.iiipt,  die  iliie  F.'IiIkt  {^ri'iiullicli  ler- 
»trliPii  ii'k'  '"'*  Krfols  Iflireii.  SoUliP  Lehrer  sind  ihr 
gi-H.'ihrt:  iMiiyrii  ihnen  nlier  nun  auch  Scliiiler  '/ii  Theil 
»liTilon.  die  his  zu  einem  ^ri'indlichen  Wrständniss  aus- 
daueni  niid  den  Erfi>l^'  an  sich  zur  Rntviickelun;;  und 
■Wahrnehmung  knmnien  lassen!  (ie»  i»s  »erden  die  alleren 
Lehrer,  deren  keiner  hei  ilieser  Gelegenheit  ohne  aus- 
serordentliche lielohnunp;  für  seine  bislierigen  Leistungen 
gelilielieii  ist,  um  8«  liereidi  illiger  den  neu  einiretendeii 
mit  freundscliaftliili  eollegialem  Sinne  entgegenkommen, 
geniss  wird  es  die  eifrigste  Sorge  der  neuen  Lehrer  sein, 
die  zu  ihrer  Gunst  getroffene  Wahl  zu  rerhtfcttigeii,  ge- 
wiss «erden  alle  Lelirer  erkennen,  dass  ihre  eigene  Ehre 
von  dem  Erfolj;  der  iieiirn  Kinrirhtnng  liedin^t  tvird,  und 
sie  «erden  zur  Erzieliing  dieses  Erfolgs  niii  so  eifriger 
yiisammenH  irkeii ,  da  ilineii  das  GliK'k  hesrliieden  ist, 
unter  einem  Director  zu  stellen,  der  den  Interessen  der 
A'olks-,  Real-  und  Gelehrteiiliilduiig  gleich  befreundet 
ist,  und  der  schon  bisher  die  IMannichfalfigkeit  des  ge- 
sammten  SchiilHesens  in  Worms  zu  einer  in  seltener 
A'oUendung  abgeschlossenen  Kinheit  zu  fuhren  vermochte, 
liiter  solchen  Anspirien  «i  d  nie  cojicoidia  discois,  auf 
■leren  Gesetz  alle  Bildungen  der  Katur  und  IMenschen- 
»elt  beruhen,  auch  in  der  A'erbinilung  von  Humanismus 
und  lleaÜsmiis  nicht  mehr  ein  nnergn'inilliches  31\s(erium 
bleiben,  sondern  sich  in  der  Vermeidung  eines  hin  und 
wieder  srhtvankenden ,  unzulänglichen,  parteiischen  Stre- 
bens   offenbaren    "). 

Schon  vor  1,^0  Jahren  hat  Leibnitz  geäussert,  ein 
eigenes  Schicksal  veihindere  die  Blenschen,  dass  sie  die 
Schätze  der  Natur  nicht  sorgfältiger  aufspürten  und  gros- 
seren Nutzen  daraus  zogen.  Er  war  der  iVleinung,  ilass 
sie  fast  unglaubliche  Dinge  zu  Stanile  bringen  konnten, 
wenn  sie  mehr  Fieiss  darauf  verwendeten.  Hin  ihre  Augen 
aber  sei  eine  Binde  gezogen  ,  und  man  müsse  die  Zeit 
erwarten,  da  Alles  reif  sein  werde.  Wenn  nicht  alle 
Anzeichen  iler  Gegemvart  Iriigen,  wenn  wir  wahrnehinen, 
wie  viele  .Anstalten  jetzt  nicht  bloss  für  Enterb  und 
Nutzung  der  natürlichen  Guter  ,  sondern  zugleich  auch 
für  Wohlstand,  Ruhe,  Ordnung  und  Recht  begründet,  wie 
viele  Erfindungen  gemacht  «erden,  durch  welche  Leben 
und  Verkehr  der  IMenschen  eine  gänzliche  Umgestaltung 
erfährt  ,  so  luuss  es  uns  wahrscheinlich  «erden,  dass  wir 
wirklich  die  3lorgenr6lhc  eines  neuen  Tages  sehen.  Was 
erfindsame  und  tleissige  Geister  der  Vorwelt  Nülzllches 
i ersucht  und  begonnen  haben,  das  wird  von  der  Gegen- 
wart weit  übertroffen,  nelche  sich  neue  Orgaue  schafft, 
die'  Werkzeuge   und   .Mittel,  zum  Gebrauche    menschlicher 

15)  Die  Aiisj^leichuiiC  obwnltendor  Diircreiiyrn  ,  die  dtif  dein 
Geliiete  der  Kiiclie  vor  300  J.ihrcn  in  Worms  lcii!i>i-  niiss- 
pliickle  ,  i<t  liier  auf  dem  Geliictn  der  Srlinle  vollsttindig 
gelungen  und  w'ird  sich,  wie  wir  zuverlässig  lioflVn.  in 
Zukunft  noch  miisterlialter  bewahren.  Frelljcli  aher  bat 
d.izu  auch  einn  Vcrbinrlung  lics  recblcii  und  linken  Pilicin- 
ulers  mitgewirkt,  wclclie  riiclil  bloss  durch  nanipfsciiiire, 
F.i>enbalinen  nnr!  ScliiiTbriickcn  in  steigender  A'ollkommeii- 
lieit  vfrmitlelt  wird  ,  sondern  auch  in  Einigung  von  Staat 
und  Stadt,  in  Eintracht  der  behörden  und  in  Harmonie 
palriotisclior  Gesinnungen  der  Bewohner  ricn  alten  Wonne- 
gau  vcrbtrrllclit. 


Krältc  vermehrt,  und  die  ganze  Ansieht  der  üiuge  ver- 
ändert.  3Ian  erkennt  zugleich,  dass  es  keinen  andern 
Reirhthuui  gibt,  als  dcMi ,  der  aus  der  Arbeit  des  Men- 
schen entspringt,  und  die  mühsame  Arbeit  des  Laiid- 
maiines  und  des  lianilwerkers,  welcher  die  Geschenke 
des  Schüpfers  vervielfältigt,  und  seinen  ßrüdern  Nahrung 
gibt,  soll  nicht  geringer  gehalten  »erden,  als  Verdienst 
und  Wunder  der  Gelehrsamkeit.  Aber  wo  zugleich  der 
\Verfh  der  Handarbeit  sinkt,  »eil  Maschinen  ilie  Kiir- 
perkrafle  des  JMenschen  ersetzen,  da  muss  der  Mensch 
sich  höher  stellen,  als  die  Maschine,  da  »erden  Miig- 
lichkeit  und  Erfolg  seiner  Arbeit  in  höherem  Grade,  als 
vuniials,  von  Erziehung  und  LJebung,  von  Kenntniss,  Fieiss 
und  Gesinnung  bedingt,  und  das  Erbe  der  Zeit  wird  nur 
denen  gehören,  die  ihre  Eigenthnmlicllkeit  ausbilden  und 
das  ZHeckmüssige  sich  anzubilden  streben.  Das  hat  der 
Generbstand  erkannt,  und  die  von  ihm  gebildeten  Ver- 
eine, von  dem  Bestreben  geleitet,  nützliche  Kenntnisse 
zu  verbreiten,  haben  ein«  vor  andern  Ständen  ruhmwür- 
dige und  durch  den  Gemeingeist  geschlossener  Corpora- 
tioiien  mächtige  unil  erfolgreiche  Theilnahme  für  Erzie- 
hung und  Unterricht,  für  Schule  und  Bildung  bewährt, 
sie  sind  dadurch  Anstalteii  für  Cultur  unil  Humanität  ge- 
worden, in  denen  Wissenschaft,  Betriebsamkeit  und  Ord- 
nung als  die  Tugenden  gelehrt  »erden  ,  auf  welche  der 
Stadler  seinen  Wchlsfand  gründen  ,  und  mit  denen  er 
diesen  Wohlstanil  zum  Mittel  und  Genuss  seines  Glückes 
machen  soll.  Das  Verhältniss  von  Schule  und  Leben  , 
wie  es  auch  sonst  in  Opposition  stehen  möge,  ist  wenig- 
stens in  dieser  Hinsicht  inniger  geworden  und  von  fri- 
scher Wi  chselw  irkuiig  ilurchdrungen.  Indem  die  Schule 
genöthigt  wird,  den  Anforderungen  des  Lebens  mehr  zu 
entsprechen,  wird  das  Leben  mehr  durch  die  Schule  ge- 
bildet, und  diese  gewinnt  dailiircli  eine  höhere  Haltung 
und  Stellung,  von  ihr  zumeist  wird  die  Gestaltung  der 
Zukunft  erwartet.  Es  gilt  die  Wahrheit  von  Herder'» 
AVurt :  ,,der  ganze  Werlh  eines  Menschen,  seine  bürger- 
liihe  Nutzbarkeit  ,  seine  menschliche  und  bürgerliche 
Glückseligkeit  besteht  «larin,  dass  er  von  Jugend  auf  den 
Kreis  seiner  VVelt,  seiner  (ieschafte  und  Beziehungen, 
die  Mittel  und  Zwecke  derselben  genau  und  auf's  reinste 
keimen  lerne,  dass  er  über  sie  im  eigensten  Sinne  ge- 
sunde Begriffe,  herzliche,  frühliche  Neigungen  gewinne, 
und  sich  in  ihnen  ungestört,  unverrückt,  ohne  ein  unter- 
gelegtes fremdes  und  falsches  Ideal  übe.  Wem  dieses 
Glück  nicht  zu  Theil  ward,  dessen  Denkart  wird  ver- 
schiaubt,  sein  Herz  bleibt  kalt  für  die  Gegenstände,  die 
ihn  umgeben.  '  Die  Schule,  indem  sie  dieser  .Anforde- 
rung entspricht,  wird  dem  Bürgerstande  eine  das  her- 
kömmliche fllaass  überschreitende  Masse  von  leibliclien 
und  geistigen  Kräften,  eine  allgemeinere  Regsamkeil  und 
damit  auch  das  Gefühl  eines  gesteigerten  VVerthes  und 
einen  grösseren  Einfluss  auf  die  öffentlichen  Angelegen- 
heiten verleihen.  Hoffen  »ir,  dass  sie,  auf  einer  reli- 
giösen und  sittlichen  Basis  ruhend  und  auf  die  ange- 
stammte Biederkeit  und  Treue  des  germanischen  Charak- 
ters gestützt,  hierin  zugleich  die  sichersten  .Mittel  fiuden 
werden,  die  unsern  Nachbarn  drohenden  Gefahren  com- 
munistischer  Associationen  fern  zu  ballen,  und  dass  überall 
ohne  das  durch  das  Herkommen    von   Jahrhunderten  Be- 


ir.9 


170 


stitigif  als  rrrlit-  iiiiil  lirilpiituiigslns  umzuurrfcn  ,  iiht 
iiiitpr  Ueziehuiii;  auf  Oriliiiint;  und  (ipsotz,  unter  Aner- 
k(^niiun(^  von  IWiheren  Rcrliten  und  Pflirlitm,  Mittel  und 
We^e  zu  weiteren  Furtschritten  und  Eiitwickelungen  be- 
schaffen  «erden. 

Kur  um  die  Wichtit^keit  der  Schule  und  des  für  sie 
heute  von  uns  Geleisteten  ausrhaulirh  zu  niarhen ,  habe 
ich  mir  erlaubt,  Ihre  Aufmerksamkeit,  V.  A.,  vielleicht 
itchun  zu  lanjfe  durch  diese  Andeutungen  in  Anspruch 
zu  nehmen.  Aber  je  mehr  diese  Wichtigkeit  erkannt 
wird  ,  um  so  lebhafter  wird  in  uns  auch  das  Gefühl  der 
Achtung  und  des  Dankes  gegen  die  Männer  werden, 
welche  als  Urheber  und  Beförderer  zu  diesem  Werke 
mitgewirkt  haben.  Achtung  und  £hre  vor  Allem  der 
Stadt  Worms,  welche  durch  ihren  hochachtbaren  Ge- 
lueinderath  und  ihren  thätigen  und  hochverehrten  Herrn 
Bürgermeister  Kenz  diese  Sache  für  eine  der  wichtigsten 
Angelegenheiten  der  hiesigen  Gemeinde  erklärt  hat,  von 
<ler  das  Glück  und  Gedeihen  künftiger  Generationen  ab- 
hänge, weil  dadurch  Intelligenz  geweckt,  Gewerbe,  Han- 
del und  Kunst  in's  Leben  gerufen  werden ,  welche  aus 
eigenem  Antrieb  so  grosse  Geldopfer  für  Besoldung  der 
neuen  Lehrer,  für  Gestaltung  der  baulichen  Einrichtun- 
gen und  Anschaffung  der  erforderlichen  Lehrmittel  ge- 
bracht hat.  Uosern  Dank  ferner  dem  jetzt  in  eine  an- 
dere Sphäre  versetzten  Herrn  Kreisrath  Stüdel,  welcher 
aus  reinem  Interesse  für  diese  jeden  Gebildeten  nahe  an- 
gehende Sache  io  Gemeinschaft  mit  dem  Director  des 
Gymnasiums  sich  bedeutenden  nud  werthvollen  Arbeiten 
unterzogen  hat  ''').  Unsern  Dank  auch  dem  Landtags- 
dcputirten  der  Stadt  Worms,  dem  Herrn  Valckenberg, 
welcher  auf  das  gemeinsame  Interesse  von  Stadt  uud  Staat 
hindeutend,  einen  dem  Gymnasium  wichtigen  Antrag  beim 
Landtage  gestellt  hat.  Auch  der  Verdienste  der  Studien- 
behürde  darf  ich  gedenken ,  weil  ich  selbst  dabei  am 
wenigsten  betheiligt  gewesen  bin.  Sie  hat,  allem  Cen- 
tralisiren  entsagend,  die  Wünsche  der  Stallt  Worms  am 
sichersten  zu  erfüllen  und  den  Zweck  am  einfachsten  zu 
erreichen  geglaubt,  indem  sie  nicht  nach  einem  auf  in- 
dividuellen Ansichten  beruhenden  Systeme  unmittelbar 
selbst  urganisirte ,  sondern  die  in  Worms  gewünschten 
und  von  hier  aus  proponirien  Organisationen  nach  dem 
Ergebniss  sorgfaltiger  und  alle  Einzelnheiten  umfassenden 
Prüfung  bebandelte.  In  der  (Jeberzeugung,  dass  der  an 
sich  vollkommenste  Entwurf  oft  unter  gegebenen  Umstän- 
den der  schlechteste  sei,  hat  sie,  nachdem  man  sich  über 
die  Gruodzüge  verständigt,  die  Details  den  Localbeliör- 
iieo  überlassen,  uud  künftige  Verbesserungen  vorbehaltend, 
io  einigen  Puncteo  ihre  eigne  abweichende  Ansicht  xn- 
rückgestellt    *').      Mit    welcher    Beeiferung    unsere    hohe 

16)  An  seine  Stelle  war  seit  wenigen  Tagen  Herr  Kreisrath 
und  Kammerbcrr ,  Regiernngsrath  ,  Freiherr  von  Datwigh 
getreten,  dessen  ehrende  Anwesenheit  die  Fesifeier  de« 
Gymnasiums  verschönert,  dessen  einsichtsvolle  Würdigung 
und  freundliche  Theilnahme  mich,  wie  alle  Bethciligte,  zu 
dem  lebhaftesten  Dante  verpflichtet  hat. 

17)  Das  in  Süddeutschland  vorherrschende  einjährige  Classen- 
system  hat  seine  anerkannten  Vorzüije,  welche  jedoch 
nur  bei  frequenten  Classen  von  erheblicher  Wichtigkeit 
■iind     während  es  bei  geringer  Sciiülerzahl  und  beschrank- 

Gymnasialzeitung. 


Staatsregiernng  sich  der  Sache  angenommen  ,  mit  welcher 
Einsicht  sie  in  hi'ichster  Iiistaii)!  darüber  entschieden  hat, 
diess  rühmend  anzuerkennen,  maliut  ilas  Allen  gleich- 
massig  erwünschte  llesultat  so  eindringlich,  dass  es  mei- 
ner Worte  dazu  nicht  weiter  bedarf.  Als  ein  glückliche! 
Ereigniss  betrachte  ich  es,  dass  ich  in  meinem  heutigen 
Vortrage  nur  der  Dolmetscher  dessen  bin ,  was  die  hohe 
Staatsregierung  selbst  hierüber  durch  ihren  C'oinmissär, 
Herrn  Geh.  Staatsrath  von  Linde,  in  der  zweiten  Stäiide- 
kammer,  zum  unter» elklichen  Rulime  der  Stadt  VVoru«, 
ausgesprochen  hat   "). 


ten  Mitteln  die  überwiegenden  Uebelstande  mit  sich  führt, 
dass  CS  entweder  die  Besoldungen  ilcr  Lehrer  in  demsel- 
ben Masse  vermindert,  wie  es  deren  Zahl  vermehrt,  oder 
dass  es  die  Unterrichtszeit  nach  unten  und  oben  veikürzt, 
und  den  dadurch  entstellenden  Ausfall  in  dem  Unlerrichts- 
bedürfniss  unbefriedigt  lässt,  oder  dass  es  zu  repctirten 
Classencurscn  nüthigt,  welche  anders,  als  nicthoHische 
Straf-  und  Ersatzmittel  angewendet,  verderblich  wirken, 
oder  dass  es  manche  aus  allen  diesen  Folgen  gemischte 
Uebelstande  erzeugt.  Diesen  gegenüber  empfiehlt  sich 
das  zweijährige  Classensyslcm ,  iiamenllich  für  obere  und 
minder  frequente  Classen,  und  die  Trefflichkeit  der  dar- 
auf basirlen  prcussisclicn  Gymnasien  ist  der  Prüfstein  und 
Beweis  seiner  Zweckmassigkeit.  Docli  es  ist  nicht  dieses 
Orts,  hierüber  ausführlicher  zu  handeln.  Sin  bemerkt 
sollte  werden,  dass  man  für  das  Gymnasium  in  Worms 
weder  das  eine  noch  das  andere  i^yslem  aiisschlicsslicli 
adoptirt,  sondern  eine  Anwenduug  von  beiden  angeord- 
net hat,  welche  wohl  erst  im  Verfolg  weiterer  Entwicke- 
lungen  uud  Erfahrungen  die  den  Umständen  angemessene 
Furra  erhalten  wird,  ohne  an  ein  unabänderliches  Schema 
oder  einen  für  immer  festgesetzten  Unirersallypus  gebun- 
den zu  sein. 

18)  Das  Protocoll  der  zweiten  Ständekammer  enthält  Folgen- 
des:  Herr  Geh.  Slaalsratb  von  Linde:  ,,ln  dieser  Hin- 
sicht bin  ich  es  namentlich  der  Stadt  Worms  schuldig, 
öffentlich  zu  erklären,  dass  kein  Ort  im  Lande  mit  sol- 
cher Bereitwilligkeit  seine  Mittel  für  die  öffentlichen  Bil- 
dungsanstalten der  Staatsregierung  zur  Disposition  gestellt 
bat,  als  gerade  die  Stadt  Worms.  Als  man  im  Jahre 
1830  eine  Reorganisation  des  dortigen  Gymnasiums  be- 
schloss,  bot  die  Stadt  Worms  bereitwillig  die  nuthwen- 
digen ,  zu  diesem  Ziele  führenden  Geldmittel  an,  ja  bat 
selbst,  im  Interesse  der  Anstalt,  ohne  Rücksicht  auf  et- 
was Anderes,  als  das  wirkliche  Bedürfniss  über  die  stad- 
tischen Mittel  zu  disponiren,  und  als  die  Stantsregierung 
hiernach  verfahren  und  angemessene  Besoldungen  bewil- 
ligt hatte,  erklärte  abermals  der  damalige  Sladtvorstand, 
den  verbesserten  Zustand  des  Gymnasiums  anerkennend 
und  würdigend,  und  durch  das  achtungswertlic  Slrebm 
geleitet,  die  mühevollen  Anstrengiinccn  der  Lehrer  durch 
sorgenfreie  E.Nistenz  zu  lohnen,  man  habe  nur  sparsamen 
Gebrauch  von  den  städtischen  Mitteln  gemacht  ,  und 
wünsche  nun  ,  den  verdienten  Lehrern  eine  Aufbesserung 
zukommen  zu  lassen  So  erkannte  diese  Stadt  und  ihr 
würdiger  Vorstand ,  der  verstorbene  Bürgcimeisler  l'al- 
ckenberg ,  auf  eine  schöne  \\'eise,  worin  eigentlich  die 
Zierde  eines  städtischen  Wesens  besiehe,  und  in  welchei 
Art  gesäet  werden  müsse,  uro  einstens  «icher  zu  «indten 
In  diesem  nachahmungswürdigen  Geiste  ist  die  Stadt  fort- 
gefahren, und  während  in  neuester  Zeit  eine  namhafte 
Stadt  eine  zeitgemässc  Eihehung  ihres  Gymnasiums  durch 
Nichtrcichung  der  absolut  nothwendigcn  Mittel  .iblehnic. 
war  es  abermals  die  Stadt  Worms,  die  bald  zu  der 
Ueberzeugung  kam,  ilass  et  nölhig  sei,  selbst  ihrem  schon 
Tfrbcssertcn  Gyninasium    eine    mehr  realislische  Tendenz 

12 


171 


172 


Sil  iii(i!;i-  ilrnii  ilio  .iltc  Reirlisafadt  VVoniis  in  ihrem 
iipu'-pfoiiii<fii  (•viniiasiiiiii  ein  iniidcriics  Kli-iiiod  besitzen, 
«elclii-s  «Vedaiiken  ,  Tli.'i(i;'keit ,  Krlindiin^',  Lnst  unil 
Liebe  anf  dein  Felde  niKzlicIier  I5es<li;iflijrnngen  befördert, 
und  den  grossen  \'erdicns(en  der  liessiselien  Staalsregie- 
riint;  um  den  iillentlirlien  l'nterricht  einen  nenen  Zusatz 
bin/.nfii't.  iMüje  der  alli,'ii(i|;e  Gott  nnser  heu(ie[es  Uu- 
ternehnien  zum  Vorllieil  ilcr  Stadt  und  zum  WoIiIp  des 
Staates  leiten  und  seinen,  niiige  unter  Gottes  Schutz  der 
Geist  der  edleren  Bililun^^  auf  dieser  Anstalt  ruhen,  und 
in  Alleoi  leben  uuil  «eben,  was  von  ihr  ausgeht,  auf 
dass,  wie  wir  jetzt  alle  unsere  Gefühle  in  das  eine  und 
innigste  der  »rehrung  und  des  Dankes  gegen  unsern 
Grossherzog  zusammenfassen,  im  Genuss  erfreulicher  Fol- 
gen auch  eine  spatere  Narhivclt  noch  mit  gleichen  Em- 
pfindungen auf  die  segensreiche  Regierung  Ludwigs  II. 
zurückblicke. 


Gymnasial  -  C^hronik   und   Miscellen. 

Berlin.     Friedrichs  -  Werder' sches  Gynuiasium.     Za 
dem   diessjahrigen    iiirentlichcn    I&xamcn    zu    Ostern   ladet 
der   Hr.    Director    und    Prof.    Bunuel  1    mit    einem    Pro- 
gramme  ein,  aus  dessen   Inhalte    «vir   folgende  statistische 
Nachrichten   entnehmen.      Das  Gymnasium  »urde  im  Som- 
mer   1841  von  370,   im  Winter  icj41^42   von  369  Schü- 
lern in  acht  besondeien  Classen,   von  denen  einige   (Quarta 
und    Quinta)    in   einigen   Objecten    in    zwei    Cötus    getrennt 
waren,   besucht.      Im   vorigen   Schuljahr   wurden  17  Schü- 
ler  mit  dem  Zeugniss   der  Reife    zur   Universität   entlassen. 
Das   Lehrerpersonal    bestand   ausser    dem    Director   aus    l'i 
ordentlichen,     2   technischen    und    (i    Hülfslelircrn.       Die 
durch   den    im    Jahre    1840   erfolgten    Tod    des    Prof.    unil 
Prorectors  Jäkel     erledigte   Stelle     war    durch    Ascensioii 
der  übrigen   Lehrer    und    die    Anstellung    des    Schnlarats- 
caudidaten   Hrn.   Beeskow   als   letzten   ordentlichen  Leh- 
rers  des    Gymnasii     wieder    besetzt.       Zu   Michaelis    IS4l 
schied  aus    dem   Lehrerrollegio    Hr.    Prof.   Schellbach, 
Lehrer   der  Mathematik  und  Physik,   indem   er   einen  Ruf 
an   das  hiesige   Friedrich- Wilhelms- Gymnasium  annahm. 
Seine   Stelle   wird  jetzt  durch   Hrn.  Dr.  Michaelis   wie- 
der  besetzt  werden.   —    Den   beiden   Collaboratoreii,   Hrn. 
Dr.  Zuiupt   und   Dr.   Köpke   war    von    dem   Ministerium 
als   Anerkennung  ihrer    bisherigen   Leistungen   das  Pradi- 
cat   „Oberlehrer"    ertbeilt    worden.       Diesen    Schulnach- 
richten  voran  steht  eine  in  lateinischer  Sprache  geschrie- 
bene  Abhandlung    des    Hrn.    Oberlehrers   Dr.   Köpke  de 
hjpomnematis  Graecis.      Nach   einer  Erklärung   des  Wor- 
tes  VTTotivriuaxa  (als  Bemerkungen   und   Aufzeichnungen 
znr  Unterstützung  des  Gedächtnisses:  „Gedenknixse^^)  und 

zu  geben,  und  mit  der  grösstcn  Bereitwilligkeit  hat  sie 
2000  fl  jährlich  bloss  zu  Besoldungen  dem  Gymnasium 
zugesetzt.  Bei  solcher  Bercilwilligbeit  und  solchem  Ver- 
trauen der  betheiligten  Stadtvorstände  ist  es  ein  wahres 
Vergnügen,  die  Hebung  der  Bildungsanstaltcn  zu  bewir- 
ken; Scliulbehörde  und  Lcliicr  aibeiten  gern  mit  doppel- 
ter Anstrengung  auf  solch  lohnendem  Boden."  —  Abge- 
ordneter Valchenber^  spricht  ülier  vorstehendes  Gesagte 
seinen  Dank  im  Namen  der  StaJt  Worms  aus  ctc- 


der  Art  ihrer  Entstehung,  aus  der  hergeleitet  wird,  dass 
man  in  denselben  eine  kunstvolle  Darstellung  nicht  er- 
warten kOiine,  uiiterscliei.!et  der  Hr.  Verf.  zwei  Arten 
dieser  rTOuiiljiiaTU,  nämlich:  I.  kurze  .Anf/eielinniis 
des  Erlebten  und  Getluneii  für  Andere  (aber  nicht  eigent- 
liche Tagebücher,  snndi  rn  in  nuce  das  wirklich  Erlebte, 
ohne  pragmatische  Darstellung),  II.  Bemerkungen  und 
Auszüge,  veranlasst  durch  andere  Schriften.  \'(in  dieser 
letzten  Gattung  handelt  der  Hr.  Verf.  ausführlicher  und 
unterscheidet  weiter  A.  solche,  die  Erklärungen  und  B. 
solche,  die  Auszüge  enthalten.  Zu  den  erstem  werden 
besonders  die  grammatischen  Erklärer  des  Homer,  der 
Komiker  und  der  Redner  gerechnet  und  von  denselben 
naher  betrachtet:  Hipparchos  aus  Nikaa,  Capito,  Arte- 
midoros  (zum  Arislophanes ) ,  Herodikos  (Schüler  des 
Kratcs),  Kallistratus  aus  Athen),  an  welche  einige  Er- 
klarer philosophischer  und  medicinischer  .Schriften  ange- 
schlossen werden.  —  Von  den  Epitomatoren  werden  fer- 
ner angeführt  und  beleuchtet  VTtoiiVljfiUTa  iutOQf/.a 
(Theophrastos  aus  Eresos  ,  Aristoxenos  aus  Tarent,  Hie- 
roiiymos  aus  Rhodos,  Zenodotos,  Euphorien  aus  Chal- 
kidike,  Istros  aus  .Alexandria,  Karystios  aus  Pergamon, 
Strabo  und  die  Painphila)  ,  xay.Tiy.d  (Aeneas  Tacticus, 
Polyhios,  Arrianus  und  Aelianus  Tacticns),  ifearo/xa 
(Nestor),  öl'f^TlOTiy.ä  (Persaeos  aus  Kition),  (fvaiv.a 
(Philo  aus  Bybios),  endlich  verschiedenen  Inhalts  (Hege- 
sander, dessen  Fragmente  im  zweiten  Theil  der  Abhand- 
lung p.  \\) — 38  ausführlicher  betrachtet  werden.  Die 
Vervollständigung  dieser  Darstellung  der  inuuvriftaTa 
verspricht  der  Hr.  Verf.  zum  Schlüsse  an  einem  andern 
Orte.  —  Realgrjmnasium.  Die  Einladungsschrift  des  Hrn. 
Dir.  Dr.  August  zu  dem  diessjahrigen  olTentlicheii  Exa- 
men auf  dieser  Anstalt  eröffnet  ein  Bruchstück  aas  einer 
Abhandlung  des  Hrn.  Oberlehrers  Dr.  Holzapfel:  Ueber 
die  Kirche  des  Abbe  Chatel,  die  in  ihrem  ganzen  Um- 
fange wegen  mangelnder  Fonds  nicht  abgedruckt  werden 
konnte.  Der  Theil  derselben,  welcher  in  diesem  Pro- 
gramm enthalten  ist,  handelt  von  der  Gründung  dieser 
Kirche,  den  Schriften  Chatel's,  der  Lehre,  dem  Cultiis 
und  den  Festen  seiner  Kirche.  —  Nach  den  Schulnach- 
richten des  Hrn.  Directors  waren  zu  Anfang  des  Sommer- 
semesters  3fi8,  zu  Anfang  des  Wintersemesters  379  Schü- 
ler auf  der  Anstalt,  welche  in  9  Classen  unterrichtet 
iviirden.  Aus  dem  Lehrercollegium  war  durch  Pensioni- 
rung  ausgeschieden  der  Conrector  und  Prof.  Härtung, 
dessen  Stelle  durch  .Ascension  der  übrigen  Lehrer  und 
Anstellung  des  Schulamtscandidaten  Dr.  Kuhn  als  letz- 
ten ordentlichen  Lehrers  wieder  besetzt  wurde,  .ausser- 
dem tritt  jetzt  aus  der 'Prof.  Dr.  Seebeck,  Lehrer  der 
Chemie,  Physik  und  Technologie,  nm  einem  Rufe  als 
Director  nach  Dresden  zu  folgen.  Zur  Universität  mit 
dem  Zeugniss  der  Reife  wurden  im  vorigen  Schuljahr 
11  Schüler  catlassen.  —  Joachimsthal  sches  Gymnasium. 
Die  Einladung.sscbrift  zur  öffentlichen  Prüfung  der  Zög- 
linge, welche  am  30.  September  vorigen  Jahres  statt- 
fand, enthalt  eine  wohlgelungene  Abhandlung  des  Prof. 
Jacobs  de  mcnsuris  Herodoti  (Pars  prior).  Der  Verf. 
nimmt  dabei  ganz  besonders  Rücksicht  auf  Böckh's  me- 
trologische Untersuchungen  und  auf  Tomard's  Systeme 
nietriquc    des    anciens    Egyptiens.      In    dem    vorliegenden 


IT.J 


174 


Abschnitt    bcscbäftigen    ihn    aus9chlies<ilich    die    Ilrrodo- 
tisrhen   LiingenmaAsse ,     welche   er   einzeln   forfiihrt,     in- 
dem   er    ron    dem   kleinsten,     dem    ÖU/.Tl'Ko%,     bej^inneiid 
zo   den   grüsaereii ,    der  -KakaKTTr; ,    der  (X7rtt}aii); ,    dem 
7ioi'5,    der  TTVyurj    und    dem  Ttvyiov ,     und   endlich   dem 
7lijj(Vi;,     der    Reihe    nach    vorschreitet.       Auf  das   zuletzt 
g'eoanntc   Maass   coucentrirt  sich   »crdicntenveise   die   Auf- 
merksamkeit.       Herodot    gibt    iiur    dreimal    der    Elle    ein 
bestimmtes    Gpitlieton,     indem    er   eine   klinigliche  Babylo- 
nische,  eine   millelmiissige  und   eine   der  Samischen  glei- 
che Aegijptische    auffuhrt.       Dessenungeachtet    nimmt   der 
Verf.   an,      dass    bei    Herodot     nur    zwei    Ellen    zu    unter- 
scheiden  seien,     nämlich    die   kiinigliclie   und   die  gemeine 
oder   mittelmüssige,     indem    er    mit    liockh    die   Samisch- 
Aegyptische    der  königlichen  Babylonischen  ,    und   die   mit- 
tehnässige   der   gemeinen  (griechischen    gleich  setzt.      Uie- 
»en   Vorbestimmungen   gemäss,     die    freilich    zu    den    bis- 
herigen Resultaten  der  .Metrohigie  nichts  ivcsentlich  Neues 
hinzufügen,     rcdurirt    nun     der     Wrf.     die     rerschiedenen 
einzelneu    Angaben    Herodot's   auf   die    eine    oder    ilie   an- 
dere   dieser    beiden   Ellen  ,     wobei    er   Böckh's  Berechnung 
derselben    zu    234   .   Höö    und    zu    ','04  •   "''.)    Par.   Linien 
als   ausgewacht   zu  Grunde    legt.  —    Im  Lehrpersonalc   des 
Crymuasiuius   haben   keine    wesentlichen  Aenderungen  statt- 
gefunden ;      nach    dem   Abgang  des   Cand.   probandus   Um. 
Gerhardt   zu   Ostern    v.   J.    traten    die   ^chulanitscandiiia- 
ten    Rehdanz     und    Dr.    Dubislaw     ihr    pädagogisches 
Probejahr    an.      Die    Scbülerzahl    betrug  30j  ,     worunter 
i.2'1   Alumnen   und    Pensionäre    des    Alumnats;     in    Prima 
«assen  47,    in   Obersecunda  37,    in   Untersecunda  42,    in 
Obertertia    40,     in    Untertertia    50,     in    Quarta    47,     in 
Quinta   33.      Zar    Universität    gingen    mit    dem    Zeugniss 
der   Reife    1.5   Zöglinge   ab.  —    Am    I.  October  1840   ward 
das   Geburtsfest  ites   Königs   ilurcli    eine    Rede   des   Profes- 
sors   Jacobs    gefeiert,      weiche    das    Thema    behandelte: 
Wahrhaftigkeit,     wissenschaftliche     Bililnug     und     wahre 
Gottesfurcht  sind  die  Stützen   und   Zeichen   unserer  .Staats- 
wohlfahrt.   —    Friedrich-  IV ilhelms-Gtjmnitsiam.    Der  Jah- 
resbericht   von    fllrchaelis     1840    bis    dahin     IS4l    enthalt 
1)  Guileluii  Boetticheri  de  iinguae  Latinae  Ronianarumque 
litterarum  studio   ad    augendam  illustrandamijue    in  juvenili 
institutiune     Christiatiam   fidem    ac    doctrinam   aptissimo, 
cummentatio   Augusti  Spillekii  manibus  pie   colendis  Sacra 
(50  S.).      2)  Schulnachrichten    vom    Prof.   Siebenhaar. 
Am   3.   aiai    I84l    starb   A.   G.   Spilleke,   Prof.   und  Di- 
rector  des   Friedrich  -  Wilhelms- Gymnasiums  ,   der   Real- 
nud    der    Elisabethschule.      Geboren    zu    Halberstadt  den 
2.   Mai   1778  hatte    er    seine  Schulbildung    auf  dem   dor- 
tigen  Domgymnasium   empfangen,     und    179rt   die   Univer- 
sität Halle   bezogen,    woselbst  er  Theologie   und   Philolo- 
gie  studierte.      Im  J.    179>^  wurde   er   Erzieher   im   Hanse 
des  Oberconsistorialraths   Gedike   zu    Berlin   und   zugleich 
Mitglied   des  pädagogischen  Seminars,   in   welcher  Eigen- 
schaft er  seine  öffentliche   Unterrichtsthätigheit  am   Gym- 
nasium zum   grauen  Kloster   begann.      Ostern  1800  wurde 
er  Collaborator   am  Friedrich  -  AVerdpr'schen   Gymnasium, 
1803   ebendaselbst  .Subrector,     1804   zugleich    Fri'ihpredi- 
ger  an   der  Friedrich- Werder'schen   und  Dorotheenstädti- 
scheii   Kirche.      Im  J.   1rS2i   wurde    er  zum  Dircctur  der 
drei  genariuteu  vereinigten  Anstalten  berufen.     Am  Tage 


nach  der  Bestattung,  »eiche  am  12-  Mai  stattfand,  hielt 
ihm  Prof.  Ulilemaiiii  im  Gymnasium  die  Gedächtniss- 
rede.  Durch  Verfügung  des  Schnicollegiums  wurde  Hie 
interimistische  Leitung  der  Elisabethschnle  dem  Ober- 
lehrer niüller,  der  Realschule  dem  Prof.  Ka  I  i  seh  und 
des  Gymnasiums  dem  Prof.  Sieben  haar  übertragen. 
Das  Interimisticum  wahrt  noch  fort;  indessen  ist  iler  Di- 
rector  des  Gymnasiums  zu  Göttingen  und  Professor  an 
der  dortigen  Universität  Dr.  Ranke  zum  Director  der 
iirei  Anstalten  ernannt  worden,  welche  dergestalt  verei- 
nigt bleiben  werden.  —  Am  It).  Oct.  1840  hielt  zur 
Feier  der  Huldigung  und  des  Geburtstages  Seiner  Maje- 
stät des  Königs  der  Oberlehrer  Drogan  die  Festrede 
in  lateinischer  Sprache.  —  Den  Oberlehrern  Walter 
und  Brescmer  ward  das  Präilicat  Professor  beigelegt; 
der  Schulamtscandiilat  Seyffert  verliess  die  Anstalt  zu 
Ostern  v.  J.,  um  sein  Probejahr  am  Kölnischen  Real- 
gymnasium und  am  Berlinischen  Gymnasium  zum  grauen 
Kloster  zu  beenden.  Die  Zahl  der  Zöglinge  der  drei 
vereinigten  Anstalten  betrog  im  Sommersemester  v.  J. 
1405,  nämlich  'S12  iiii  Gwniiasium,  053  in  der  Real- 
schule, 3^0  in  der  Elisabethscbule ,  vertheilt  in  33  Clas- 
sen  und  Abtheilungeii.  Im  Gymnasium  waren:  in  Ober- 
prima 24,  in  Unterprima  30,  in  Obersecuuda  33,  in 
Uuterseruuda  40,  in  Obertertia  41,  in  Untertertia  45 
in  Quarta  63,  in  Quinta  51,  in  Sexta  47.  Zur  Univer- 
sität gingen  mit  dem  Zeugniss  der  Reife  zu  Ostern  (0 
zu  Michaelis  1S41  aber  l(i  Zöglinge  ab.  —  Mit  Geneh- 
migung des  fliinisteriums  fiel  in  demselben  Jahre  die  öf- 
fentliche  Prüfung  am   Gymnasium  aus. 

Cassel.  Aus  dem  siebenten  Jahresbericht  über  das 
Gymnasium  dahier,  zu  Ostern  1842,  entnehmen  wir  Fol- 
gendes: Das  Lehrercolleginm  besteht  aus  folgenden  Leh- 
rern: a)  den  ordentlichen  Lehrern  Dr.  C.  Fr.  Weber 
Director,  Dr.  Fr.  A.  A.  Theobald,  Dr.  C.  W.  Grebe^ 
Pfarrer  G.  W.  Matthias,  Dr.  J.  C.  Flügel,  Dr.  H.' 
Riess,  Dr.  Th.  Bergk,  Pfarrer  Ph.  Knöpfel,  F.  A. 
Do.nmerich,  C.  Sc  h  immclpfeng,  Dr.  H.  A.  Mül- 
ler; b)  dem  Hülfslehrer  Dr.  \V.  Hupfeld  und  c)  den 
ausserordentlichen  Lehrern  Geyer  für  Kalligraphie  und 
Rechnen,  Wicgand  für  Gesang,  Appel  für  Zeichnen 
und  Schwaab  für  Matlieuiatik  und  Geographie  und  "Tnin. 
Uebungen.  Lehramtscandidateu  sind  L.  W.  E.  Cassel- 
Juann  und  Dr.  Chr.  Roth  (Inauguraldissertation  de 
Myronida  et  Tolmida  Atheniensium  ducibus.  Marburgi 
1841.  33  S.  8.).  Die  Gesammfzahl  der  Schüler  betrug 
zu  Anfang  des  verflosseneu  Schuljahres  277,  am  Schlüsse 
desselben  233. 

Duisburg.  Der  bisherige  Oberlehrer  am  Gymnasium 
zu  Kreuznach,  Dr.  Knebel,  ist  zum  Director  des  Gym- 
uasinms  und   der  Realschule  dahier  ernannt  worden. 

Frankfurt  a.  M.  Am  hiesigen  Gymnasium  unter- 
richten gegenwärtig,  wie  wir  aus  dem  Ilerbstjirogramm 
des  Jahres  184t  (enthält  den  Anfang  einer  Abhandlang 
des  Hrn.  Dir.  Vömel,  „die  Aechtheit  der  Urkunden  in 
des  Demosthenes  Reile  vom  Kr.iiize,  vertheidi-'t  "ceu 
Herrn  Professor  Droyscn")  ersehen,  folgende  Lehrer: 
1)  der  Rector  und  Consistorialrath  Dr.  Vömel,  2)  Prof. 
Dr.  SchwcHck,    3)  Prof.   Dr.  Rödiger,    4)  Prof.  Dr. 


175 


176 


Sli-in^ass,  ö)  Prof.  Ilerlii.g,  6)  Prof.  Dr.  Miniipr, 
7)  Prof  Dr.  R»<l»r.  «)  Prof.  Hess,  U)  Prof.  W.-I»«- 
inann  1(1)  Prof.  G  ii<»  r  in  a  iin,  II)  Prof.  S  <  li  o  1 1 ,  12) 
Pf.rrer  Kr.'l.ner,  13)  H"r  Ho«.-  (Enffl.).  H)  Herr 
Rrges   (Zfirlineii),    15)    Herr    Lauten    (S.liroiben). 

HanilinriJ.  Die  Lehrer  des  Jolianiienms  «laliier  wn- 
r.n  Ml  Ostern  1841:  Dirertor  ür.  Tl.eol.  kraft,  Or.li- 
...rius  ron  Prima,  Prof.  Dr.  Theol.  .llüller,  Or.l.nanu« 
von  Se.unda,  Prof.  Calml.erjr,  Lct.  Tlieol.,  Ordinarius 
von  Tertia,  Prof.  Dr.  UM  rieh,  Ordinarius  von  «Juarta, 
Prof.  Dr.  Hinrichs,  Ordinarius  ron  Uninta,  Prof.  H  n- 
brndev,  Lehrer  der  Mathematik,  Collalorator  Dr. 
.Meyer",  Collaborator  Dr.  Laurent,  Collaborator  Dr. 
Fisrher,  Lertor  der  franz.  Sprache  Tassart,  Lertor 
der  frani.  Sprache  G  all  eis,  Lertor  der  engl.  Sprarhe 
«lo.er,  Zeirhnenlehrer  Hardorff,  Schreil.lehrer  El- 
len, Rechnenlehrer  Mrillcr,  Gesanglehrer  R  1  a  ppro  t  h. 
Ua«  Osterprograinm  1841  enthält  ausser  Schulnarhrich- 
«en  des  üirector  eine  Abhandlunt;  von  Prof.  G.  H.  üu- 
lienilev  iiber  die  Ableitung  des  Taylor'schen  Theorems 
4US  deii  Priiicipien  des  Infinilesimalcalculs.  —  Zum  föiif- 
nndzwanzigjalirijfeii  Jubiläum  des  Senators  Hrn.  Chr.  N. 
Pehmiiller  lud  Hr.  Prof.  E.  F.  Wurm  im  Warnendes 
akadem.  Gymnasiums  ein  durch  eine  Abliandlung  „Von 
der  Neutralität  des  deutsehen  Soehandels  in  Kriegszeiten. 
.'i8  S.    4. 

Hanau.  Am  17.  April  überreichten  die  Schüler  de» 
hiesigen  Gymnasiums  ihrem  auf  sein  Ansuchen  in  Ruhe- 
stand versetzten  Director  Dr.  S  ch  u  pp  i  us  einen  silbernen 
Pokal  mit  der  Inschrift:  Dignuin  laude  virum  musa  vetat 
mori.  Georgio  Philippo  Schuppio ,  gymn.  Hanov.  dir. 
hoc  grati  animi  ac  venerationis  inonunientum  esse  volunt 
discipuli.  Schon  früher  hatten  sie  ihm  eine  Nachtmusik 
gebracht  und  die  Lehrer  eine  Votivtafel  in  lateinischer 
Sprache  überreicht.  Die  früheren  Schüler  und  Frennde 
hatten  schon  am  30.  März  ihm  bei  einem  zu  seiner  Ehre 
veranstalteten  Festmahle  den  Tribut  ihrer  Hochachtung 
und  Dankbarkeit  dargebracht,  sowie  eine  Abbildung  des 
.reliebten  Lehrers  besorgen  lassen,  deren  Aehnlichkeit 
sein   Andenken   lange   lebendig  erhalten   wird. 

Schlesien.  Die  19  Gymnasien  dieser  Provinz  nebst 
der  Ritterakademie  in  Liegnitz  und  dem  Progymnasium 
in  Sagan  waren  bei  der  ara  10.  December  1840  vorge- 
nommenen Zahlung  von  442.5,  am  10-  Juni  1S41  von 
44S2  und  am  10-  December  1841  von  4569  Schülern 
besucht.  Auf  Michaelis  1840  waren  HO  zur  Univer- 
sität und  465  zu  andern  Besiimmungen  abgegangen, 
dagegen  662  zugetreten;  zu  Ostern  1841  waren  zur  Uni- 
versität 95,  zu  anderweitiger  Bestimmung  393  überge- 
gangen, und  545  neu  hinzugetreten;  auf  Michaelis  1841 
waren  zur  Universität  135  und  470  z«  andern  Bestim- 
maogen  entlaisen  worden,  dagegen  6v)2  neu  hinzugekom- 
men, so  dass  die  Frequenz  gegen  das  Sommersemester 
1841  um  87  und  gegen  das  Wintersemester  1840  —  41 
um  144  gestiegen  ist.  Am  letzten  Zahlungstermine  wur- 
den 515  Zöglinge  in  I,  686  in  II,  748  in  III,  898  m 
IV,  927  '0  V  und  682  in   VI  anterrichtei.      Die   grösste 


Frequen»  haben:  das  kathol.  Gymnasium  in  Breslau  mit 
.')22,  <las  Magdalenäuin  daselbst  mit  499  (davon  gehören 
113  der  VII.  oder  den  2  Eleinrntarclassrn),  das  kathol. 
Gymnasium  in  Gleiwit/  mit  32()  und  das  zu  Neigse  mit 
320  Schülern;  die  geringste  Schülerzahl  h?'  ii :  das  evang. 
Friedrichs- Gymnasium  in  Breslau  mit  I40,  ilie  evangel. 
Gyiiinasieii  zu  Hir.schbcrg  mit  I  14,  Lauben  mit  1  13,  die 
Ritterakademie  mit  ilV,  das  kathol.  ProgYiniiasium  in  Sa- 
gan mit  1(10  und  das  evangel.  Gymiiasinui  ZH  Görlitz  (in 
seinen  4  oberen  Classen)  mit  ()3  Schülern,  Den  Unterricht 
erllieilten,  einschliesslich  der  Directoren  und  Rectoren , 
1  73  ordentliche  Lehrer,  24  wissenschaftliche  und  38  tech- 
nische Hülfslehier,  2U  Ortsgeistliche  als  ausserordentliche 
Religionslehrer  und  20  Schulamtscandidateu,  welche  grUss- 
teiilheils   ihr   Probejahr   abhalten. 

.Schleswig-Holstein.  Das  Programm  der  Schule 
zu  Husum,  wodurch  der  Rertor  Dr.  Bendixen  zu  der 
am  29.  und  30.  .März  anzustellenden  Prüfung  einlud, 
enthalt  vom  Conrectnr  Dr.  Schutt  eine  Dissertation:  de 
Proinethei  Aeschylei  natura.  12  S.  4.  (besonders  gegen 
Klausen  in  den  Theologum.  gerichtet).  Das  Lehrerper- 
sonal besteht  ausser  dem  Rector  und  Conrector  in  dem 
Subrector  Lo  hs  e  und  dem  Collaborator  C.  H.  A.  Wo  I  ff, 
wozu  in  dem  verflossenen  Schuljahr  noch  die  freiwillige 
Unterstützung  des  Schulamtscaiididaten  Dr.  Kl  ander  kam. 
Am  Schlüsse  des  Jahres  betrug  die  Schülerzahl  .■)4.  — 
Dem  Programm  der  Schule  zu  Glückstadt,  womit  der 
Rector  Jürgen  Friedrich  Hörn  zur  Schulfeierlirhkeit 
am  1.  October  einladet,  geht  eine  Abhandlung  vom  Con- 
rector A.  C.  Lncht  voran:  „Ueber  das  Schifft  der  Odyn- 
see"  35  S.  4-  (nebst  einer  erläuternden  Talel  von  Ab- 
bildungen). Am  20-  April  verlor  die  Anstalt' den  seit 
1821  mit  grosser  Treue  an  ihr  wirkenden  Collaborator 
Amberg,  an  dessen  Stelle  als  Hülfslehrer  der  Dr.  Grauer 
trat,  der  seitdem  bereits  von  Sr.  Köni|;l.  Majestät  zu 
seinem  definitiven  Nachfolger  ernannt  ist.  Schülerzahl 
am  Schlüsse  des  Jahres  60,  von  denen  Keiner  abging, 
während  14  neue  Schüler  bereits  angemeldet  waren, 
w esshalb  der  Rector  den  Wunsch  ausspricht,  dass  auch 
an  der  Glückstädter  Schule,  wie  andersno,  ein  fünfler 
Lehrer  angestellt  werden   möge. 

Speier.  Am  hiesigen  Gymnasium  noterrichteten  im 
Sommer  1S41  folgende  Lehrer:  Rector  Georg  Jäger, 
zugleich  Lycealrector ,  Lehrer:  Professor  Friedr.  M. 
Schwerd,  Lehrer  der  Mathematik,  Prof.  Augast  Mil- 
stcr,  Lehrer  der  IV.,  obern,  Classe,  Prof.  Carl  Felix 
Halm,  Lehrer  der  III.  Cl. ,  hier  an  der  I.  Cl.  verwen- 
det, Prof.  Rupert  Jäger,  Lehrer  der  III.  Cl.,  Prof. 
Joseph  Fischer,  Lehrer  der  II.  Cl. ,  Prof.  Dr.  He  in- 
rich  Pachta,  zugleich  Lycealprof. ,  Lehrer  der  prot. 
Religionsl. ,  Prof.  und  Domcapitular  Peter  Busch, 
Lehrer  der  kathol.  Religionsl,,  Gottfr.  Rosenba  Der, 
Lehrer  der  hehr.  Spr.  an  der  obern,  Ferdinand  Ost- 
helder,  Lehrer  der  hebr.  Sprache  an  der  untern  Ab- 
theilung des  Gymnasiums,  Joseph  Dezes,  Lehrer  der 
franz.  Sprache,  Joseph  Kellerhoven,  Lehrer  der 
ZeichnaDgakuDst,    Benedict  Wiss,  Lehrer  der  Musik- 


Gymnasial-Zeitung. 

Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaft. 


Juni   1^4 13. 


jiy.   Griinilriss    der   IVlctrlk    antiker   und   inoilerner  Spra- 
cliBn   roll   Dr.    Eduard  Klüger.       £niden    |b3S,    bei 
Fr.    Rakebrand.      1,J,S   S.     S. 
Der   Verfasser    der    vorliegenden    Schrift    gibt  in   der- 
aelben   eine   knrze  (Jebersiclit   der    [frierliischen    und    rüini- 
«chen ,   der   deutschen,    en<;lis«'hen    und    franziisischen   Me- 
trik, die,  «io  er   hofft,  „insofern  manchem  Lehrer  will- 
kommen sein  werde,  als  dadurch  des  Schillers  Sinn   für 
organische  einheitliche  Anschauung  auch   i?i  dieser  Rich- 
tung geweckt  und  er  zu    der   Uederzeugung  geleilet   wer- 
den könne,     es   liege    hinler    den    tausend    Ersclieinungen 
nur   Ein  Geist  verborgen  ,   und  die  schöne  Form  sei  kein 
äusserlich  umgehängtes  enlLehrliches  Geirand.^'     Zur  Er- 
läutprun«^    dur    alltfenieinen    Begrill'e    gellt    ron    S.    1  —  17 
eine   allgemeine   JMetrik    loraus,     hierauf  folgt   die    Hletrik 
der    antiken     Sprachen  ,      vorzugsweise     der     griecliischen, 
S.    19  —  50,     im    zweiten    Abschnitte    die   der   deutschen, 
S.  öt — -8'S,    im   dritten    die    der    englischen,   S.  89 — 101, 
im    vierten    die    der   französischen    Sprache,   S.   102 — 115, 
woran  sich   iiorli    Beispiele   zur   Hebung  der  Diagnose  und 
des   Vortrags,   S.    1  l(i — 138,   aiischliessen.      So   viele  An- 
erkennung  es    nun    auch    verdient,     dass    Hr.    Kri'igcr   die 
nur    iveiiig    bearbeitete    Slctrik     der    ..eueren    Sprachen   für 
den    Schulunterricht    behandelt,    und    so    sehr    es    auch    ge- 
billigt werden   kann,     dass    er     eine    für   den    Schüler   auf 
Gvinnasieu     noch    weniger     entbehrliche    IMctrik   der   alten 
classischen  Sprachen,    mit  der   er  ganz    richtig   den  Anfang 
macht,     damit   verbunden    hat,     so    fragt    es   sich    doch  auf 
der   andern   Seite   sehr,     ob    bei   der    grossen    Verscliieden- 
lieit   der   antiken    und    modernen   Sprachen,    als   StuiFe    der 
Klivthmisiruiig     (lu    (JuduiCditcluv   bei    Aristoxenos)    be- 
trichtet,  der  Zweck  des  V^erfassers  erreicht  werden  könne, 
«i.Mi    er   in   der   \'orrede   ausgesprochen ,     den    Schüler    da- 
durch zur  Anerkennung    der    hö/iern ,     durch   alle  gleich- 
viüssig  wallenden  geistigen  Einheit  zu  bringen.      Kameiit- 
licli    erregt     dm     Wahl     und     Anordnung    iler    tiegeiistande 
in    dem    ersten    Tlieile,    iler   allgemeinen    IMetrik,    bei    ilem 
üurclilesen    h.'lufige    Beilenken,     ob   sie    wirklich    geeignet 
»ei,     der    IMetrik   jeder    einzeinen    Sprache  als   Einleitung 
zu    dienen,     und    ob    sie     »irklich    nur    das     Allgemeine, 
Einheitliche,   was   von   allen   Sprachen   gilt,   enthält,  oder 
nicht   vielmehr   durch   die    lliicksicht,   die    sie   auf  die    Ei- 
geuthümliclikeiten   der   antiken,     wie    der    modernen   Spra- 
chen,    nimmt,     maiiclio    Unklarheit    und    Verwirrung     der 
Begriffe   bei  dem    ItnUuiiiligeu    henorbringen   könnte. 

G)  imunialzeituiiiz. 


Gleich  im  ersten  Paragraphen  lieisst  es:  „Die  Metrik 
lehrt  die  Regeln  des  Versbaues  (im  letzten  g.  der  aU- 
gemeinen  IMetrik,  S.  Ki,  wird  diess  näher  bestimmt,  sie 
lehre  das  Gleicbgewicht  der  Betonung  und  des  Masses, 
wozu  bei  den  neueren  Spracben  noch  das  des  Klanp» 
komme).,  Verse  bestehen  aus  Worten,  Worte  aus  Syl- 
ben.  "Tievor  wir  also  den  gegliederten  Versbau  kennen 
lernen,  ist  es  7wthig,  die  Gesetze  des  Tones  und  der 
Messung  zu  begreifen.'-'  Durch  diese  genetische  Herlei- 
ttiiig  des  Verses  aus  seinen  ausserliclien  Elementen  (die 
eigeutliclien  sind  ja  doch  die  gleichartigen  Versfüäse, 
welche,  wie  erst  S.  {,  bemerkt  wird,  ans  Hebung  und 
Senkung,     al.er   auch     ans    Längen    und    Kürzen    bestehen) 

Mir«!    man    auf    den    To id     zwar    auf    den    Wortaccent 

geführt,  der  für  die  antike  Jlctrik  iiiiwesentlich  ist,  ja 
oft  in  Streit  mit  dem  Rlivlhinns  des  'l'erses  kommt,  wäh- 
rend er  fieiiicli  für  die  uioileriien  Sprachen  die  Haupt- 
sache ist,  und  Quantität  und  Stellung  im  ^'erse  lediiigt. 
Somit  stellt  also  der  Verf.  etiias  voraus,  » as  nicht  der 
antiken  und  nioilernen  Metrik,  als  solcher,  gemeinsam  ist, 
sondern  worin  sie  gerade  von  einander  divergireii,  wäh- 
rend er  die  Grundlage  des  \'erses,  den  auch  ohne  Worte 
bestehenden  RliMliiiins  (in  der  3Iusik  und  im  Tanze), 
erst  nach  dem  ^.  ?.  und  3-  (die  von  den  verschiedenen 
Arten  der  IJcionnng  [des  Worlacreiits]  und  lon  den  Ge- 
setzen der  Beloiiiiiig  einzelner  Wiirler  in  den  verschie- 
denen Sprachen  liandelii  )  erwähnt,  und,  sowie  die  ihm 
wesentliche  Verscliiedenheit  der  Quantität,  erst  als  Acci- 
dens  zu  dem  Unterschiede  derselben  Betonung  hinzufügt. 
Diess  Alles  passt  treulich  auf  die  metrische  Eigen- 
thümlichkeit  der  neuern  Spracben,  keineswegs  aber  auf 
die  der  antiken,  vielmehr  erschwert  es  nur  die  Einsicht 
in  das  Wesen  und  die  Schönheit  des  antiken  Verhaues; 
durfte  also  nicht  an  die  Spit/.c  der  allgeineiucu  .Metrik 
.restellt  werden.  Der  Verf.  macht  zwar  S.  U)  auf  dea 
oft  stattfindenden  Widerstreit  des  Versions  und  des  Wort- 
accents  in  griechischen  und  romisclipu  >'erseii  aufmerk- 
sam, aber  "der  Unterschied,  der  zwischen  den  antiken 
und  modernen  Sprachen  stattlindct,  indem  bei  jenen  die 
Svlbenlänge,  bei  diesen  der  Wortaccent  vor»  iegt ,  mnsste 
gieirh  nach  der  Erkl.'irung  des  Rhythmus  folgen.  Wie 
schwer  es  dem  Deutschen  wird,  sich  lon  dem  Vorur- 
■  heile  der  Bestimmung  der  (Inantilät  durch  den  Wort- 
accent anch  bei  dem  Lcsei»  der  Alten  frei/umachcn,  hat 
Rrf.   selbst  an  einem   seiner  Schüler   zu   erfahren  Gelcgen- 

13 


179 


i.sn 


Jip|(  trdialii,  •l'T  1  fii''  <''•'>  Niililainisiaml  miil  ilns  Ijrlicn 
in  (li'ii  liiirlislrii  Cirki'lii  iTzii^'fii,  >or/iiK,s>i  eise  in  le- 
ren Siir.K  lii-ii  niilenirlid't  iidiilen  uar.  Derscllie  ^ciiaiin 
Ifirlit  eine  ICiiisirlit  in  die  (iivefzc  der  jriWilinlii  Iisfen 
aii<ikrii  Ver.sinas.se  ,  nnil  las  mit  Lei('lili(;k.t'it  ilenlsctie 
Hexameter  ilein  Ver.sliau  gi'Mi.'iss,  wie  in  (i()(lies  Her- 
mann und  Dorollica  ;  al>er  liei  der  Scansion  lateinischer 
Hexaniefer,  »io  des  ^'irjcil  und  Orid,  dünkte  es  ihm 
unnatiirlicli  und  s|iraclnt  iilrij; ,  »  enn  .Sraininsj  Ilien  eich  in 
der  Thesis  und  kurz  j;elirauclit  faiiilen  ,  Enilsyllicn  ilagc- 
gen  lanj;  sein  und  in  der  Arsis  stehen  sdlllen  ,  »ic  ia 
den    Wörtern    alieo ,    hodie ,   erat   und    Jilinlichen. 

Als    »esentlich    uml    der  iMctrik  jeder  Sprarhe    gemein- 
sam   hatte    daher,      nie    schon     lieuierkf  ,      eine    Erklärung 
des    Rhythmus   coraiijeslellt    u  erden     niiisseii,     der    in   iler 
gesetzniässigen     Wiederkehr     eines     -Jenissen,     dem     Olirc 
»■ohl^'ef«llij;en ,     l'erhaitnisses     anfeinanderfnlojeniler    Zelt- 
theile    beruht,    ausser   dieser  quantitativen  Seite  al)er   aucli 
eine   durch   dieselhe     hedln^^te    qualitative    Verschiedenheit 
der    Betonung   mit    sicli    luingt    (»ergl.    Gejipert    ülicr    das 
Verhältniss    iler    Heruiann'schen    Theorie    der    Metrik    zur 
CeLcrIieferung,  S.  'J'J).      Hierin  liegt  elii'ii  der  Untersthieil 
der    rlivthmischen     Betonung    antiker     Wörter     lou     ihrer 
Accentuatiün ;   denn   Ti^Sl  ,   ine/,   amans    können  nur  iam- 
Lischen  ,     rrtl'ro,     3t'ni    nur   trocliäisclien    Rlivthmus   ha- 
beu ,      obgleich    der    Wortaccent    in    beiden    Fallen    demsel- 
ben ividerstreitet ,  aber  von  dem  Quantitatsverhältniss  über- 
boten   wird.      In    Bezug    auf    (juantitatire    Verhältnisse    be- 
steht  das  Substrat   des  (Ihythmus   aus  Langen   und  Kürzen, 
in   Bezug   auf  qualitative    zeigen   sich  Arsis    und  Thesis   als 
Bestandtjieile    f\es    kleinsten    rhythmischen   Ganzen   (dies* 
der  s.  g.   TVOvg  Qvdfjf/.Oi  bei   Arisloxenos).      Die  Metrik 
hat    sich    nun    mit    dem    auf    die    Sprache    angewendeten 
Rhythmus    und    den    Gesetzen     desselben     zu    beschäftigen, 
oauicntlich    insoweit  durcli   die  Beschaffenheit  der  Sprache, 
als     des     vom     Illiytlinius     zu     liberHältigenden     Ulatcrials, 
Modificationen     dieser     Gesetze     und     Abiveiclinngen     von 
denselben     möglich     oder     nothivenilig     gemacht     uerden. 
Unter   Metrum    hat   man    ein    rhythmisches   Ganze    voji   he- 
ilimmter  Lii/ige,    welchem  Worte  untergelegt    »erden  kön- 
nen,  zu    verstehen;   denn    dass   dem    Begriffe    Metrum   eine 
bestimmt   abgemessene  Länge   wesentlich   .sei,    liegt  schon 
im   Namen.      Um   so    weniger   ist  zu    billigen,    was  Hr.  Kr. 
S.  3  sagt:    „Für  einige  Arten    von   Tönen    hat    man  be- 
sondere Namen   erfunden:    so  nennt    man    den    RInjthmus 
in    der    Musik    Tuet,     im    Verse    Metrum,     Ver.smass.'^ 
(Vgl.  Aristot.  Poet.  .5,  U.  ra  yao   iiirftu  ijti   iiduicr.  lujv 
Ql&KUiV   iOTt   (favtoov.   —     Quinctil.  Inst.   IX.,   4,   .')4. 
rhythmi ,    ut  dixi,    ncque    finem  habent  certuin,    uec    iillam 
in  contextu   varietatem,     sed    qua   coeperunt  snblalione   et 
positione  ad   fiiiem    usque    decurrnut.     —     Mar.    Victorin. 
de    mctr.    rat.    1,    10,    .{.    p.    'J4S4   P.     [')3    Gaisf.]      Differt 
autein   rhythmus   a   metro    —   quod    metruin    ccrto    numero 
«jllabarnm   vcl  pedum   finitum   sit,    Rhythmus  autem   iiun- 
quam    n\imero    circumscribatur.)      Ausserdem    licsse    sich 
auch   tadeln  ,   dass   der  Verf.   nur   von  schweren    und    leich- 
ten Tönen  beim  Rhythmus  spricht,    während    derselbe  docfi 
auch    in    den    nur   ilem    Auge    wahrnehmbaren  Bewegungen 
stattfindet,    uuil  nur  die  Zeitausfiillung  in  Betracht  kommt; 
iiidess   ist   d.is   Gehör   ilerjcnige   Sinn,   durch    welchen    wir 


\nrzu.;sweise  Anfeinanderfolge  der  Zeittheile   und    nament- 
lich   Unterschiede    der     lulensltäl     anff.is^en    können.       ü.i- 
gegeii    verdient    es  .Anerkennung ,    dass    der  \'erf.    bei    mau- 
ihi'ii     ganz     gleichinässi;;!'!)     Reihen     von     Tönen     gleicher 
Zelldauer     und     Intensitilt  ,      H  ie     bei     dem     Ivl.ippern     der 
IMiihle,    dem  Picken  der  Uhr,   annniinnit,   dass  das  nien.sih- 
lulie    Ohr,    je    länger   es  höit,    desto    bestinimt.re    l  nler- 
schiede     macht,      und     die     Abwechselung    starkerei     und 
schwächerer   Töne   sich    hinznduhtet    (also    einen     Rhyth- 
mus  mit   .\rsis    und    Thesis    in    diese    gleichmassigen   Be- 
iie;;iingen     hineintragt).       Erst    nach     dem     Abschnitt     >on 
dem    Rhythmus,    als   dessen    Wesen    nur   die    regelmässigen 
Abueihseluiigen    sclivverer   und    leichter  Töne    in    bestimm- 
ter   Wiederkehr   bezeichnet    werden,    geht  Hr.  Kr.    zu    der 
^'crschiedenlieit   der   Zeitdauer   liber,     welchi-    nur    in    Bo- 
zilg    auf   Länge,      Kürze    und    Mittelzeitigkeit   der   SUlieu, 
von    der   die    Prosodik    zu    liaiuleln    habe,     stattfinden     und 
in     Betracht    kommen    soll;     auch    hier     waltet    also    jene 
materielle    Anschauung,     für    welche    der    Vers     und    sein 
Rhythmus    nur    durch     die     Worte     besteht,      i»elc!ie    der 
Dichter    zu    einem  Ganzen    verbunden    hat,   und    nach    wel- 
cher  die   Zeildauer   nur   durch   die    Länge    und    Kürze    der 
einzelnen   Sylben    bestimmt    wird,  statt   das»   einige    Rück- 
sicht    auf     die     Analogie     iu     der     Musik     zeigt,      wie    der 
Rliythinus   einas    vor    der     poetischc^n    oder    musikalischen 
Compusition    Bestehendes    ist,      dem    sich     die    Worte    oder 
Töne    anschmiegen   sollen.      W^ähreml     nun    in    der    !Miisik 
völlige  Freiheit  gegeben    ist,   die    Töne   so  lang   oder    kui» 
dauern    zu    lassen,     als  der    Rhythmus   erfordert,     ist    der 
Dichter    genöthigt,   die  Worte  so   zu    wählen    und    zu    stel- 
len,   dass    ihre  natürlich"  Sylbenlänge   mit  der  vom  Rhyth- 
mus  erforderten    übereinstimmt;    wo   dicss   allzu   schwierig 
sein    würde,     gestattet    sich     der    Dichter   gewisse    Abwei- 
chungen   von    der   Prosodic   (z.    B.    wenn    er   ein    Wort,   das 
einen    Kretikus    bildet,      in     den    daktylischen    Hexameter 
bringen    will),    die   aber   freilich    "ieder   im    Einzelnen   nii 
bestimmte    Normen    gebunden   sind.      Ein    neuer,    aus   der- 
selben    unrichtigen     Anschauung    hervorgehender    Irrthinn 
(iiidet  sich    S.    :>   (§.   7.),     wo   von     dem    Unterschiede   der 
Sprache    der    Natur,      der    Prosa,     und     der     Sprache   der 
Dichtung,     des    f  erses ,    gebandelt    und    von    der    letzteren 
zwar   ganz    richtig    bemerkt    wird,      sie    stelle     Worte    und 
Reden    zusammen,    wie    es   der  Wohlklang  und    die  Schön- 
heit  fordere    u.   s.    w. ;     aber    wenn    der    ^'erf.    hierauf  vom 
Rhythmus   der   Prosa  sagt:  „die  begeisterte   Rede,   weichte 
sich  dem   poetischen    Ausdrucke    nüliert ,    [kann    in    Höhe 
und   Tiefe  des    Tons  wohlklingend  abwechseln  i   und  dieKS 
ist  es,    was  man   in    Cicero's   Reden   rhythmisch   nennt"'; 
so    könnte    ein    Unkundiger     leicht   hieraus   schliessen,     ein 
solcher   Rhythmus     könne     iiar     durch    das    Sprechen    dei« 
Redners   ausgedrückt    werden,   sei    aber   für   den    Lesenden 
nicht    ualirnelimbar,    weil    nur    Höhe    und    Tiefe   der   Töne 
in    Betracht   kämen;     wählend    doch     leicht   ans   den    alten 
Rlictorikern  zu  ersehen    ist,   dass   der  Rhythmus   der  Rede 
besonders   auf    der    Abwechselung    der    langen    und    kurzen 
Sy Iben    beruht,    daher  sie    auf  die    rhetorische    und    mora- 
lische   Wirkung    der    einzelnen    Wortfüsse   tiefer   eingehen 
(vgl.  Aristot.  Rhet.  III,  S.    Cic.  or.  c.  (i4.    Quinctil.  I.\,  4.). 
Von    dem     Verse    heisst    es    nun   S.    .'i    (§.    H.):     er  sei 
eine   rhythmisch    geordiiete    und    für    sich    abgeschlossene 


181 


182 


Reihe  roii  Wor(eii ;  er  niiisse  (S.  ti)  mit  einem  jeschlos- 
■enen  ^Vurte  eiiiligru,  uiiil  sein  kleiiistpr  Theil ,  iler 
Vers/uss,  sei  eine  Ilebnng  mit  einer  Senkung ;  ilas  Wort 
Reihe  (ordo  me(ricus)  werilo  auch  von  jeiler  Verbindung 
(flrirliartiger  Füsse  gebraucht,  unfersclieiile  sich  aber  darin 
vfiMi  Verse,  dass  sie  niclit  für  sicli  abgeschlossen  sei; 
ond  eine  Verbindung  mehrerer  solcher  Reihen,  die  nie 
zum  Verse  abgeschlossen  erscheinen  ,  heisse  Si/slem. 
Gegen  iliese  Bestimmungen  lasst  sich  nichts  ein»  enden; 
doch  leiden  die  letzten  vorzugsweise  nur  auf  die  alten 
Üprachen  Anwendung,  Dagegen  erregen  im  folgenden 
§.  9'  {S.  7)  die  Erklärungen  der  Irrationalität  Anstoss. 
„S'icfit  immer",  heisst  es,  ,, werden  die  Metra  so  streng 
gemessen  (ilass  nänilich  die  Kürze  eine  Alora  eiitheilt,  di« 
Länge  zwei).  Die  strenge  Messung  heisst  rational,  Qt]- 
tUi,  die  freie  irrational,  t'Koyoi.  Ist  d'e  Länge  nach 
tlrenger  Messung  I  ,  so  rechnet  man  für  die  irrationale 
Länge  l'/j'"  Allerdings  heisst  die  Zeit,  welche  sich 
nicht  dnrch  die  Einheit  der  IVIora  messen  Ifisst,  aus  eben 
diesem  Grunde  irrational;  aber  diese  Zeit  kann  ebriiso- 
nnlil  in  der  Arsis  stehen,  wie  bei  den  irrationalen  Dak- 
tylen und  Anapäslen,  als  statt  einer  harzen  Svlüe  in  der 
l'liesis,  wie  bei  dem  irrationalen  Trorliflus  oder  lambiis 
(Arisloxen.  rhvthniic.  fr.  p.  30'-!  Morell,),  und  das  VVe- 
«•'iitlirhe  ist  eben  dabei,  duss  die  Svibe,  welcher  I11.4- 
tiunalität  zukommt,  niclit  in  zwei  kurze  Syllien  aufgriösl 
»enlen  kann,  eben  »eil  sie  niclit  die  Länge  von  zwei 
tüIIpii  :Morcii  hat.  Noch  weniger  kann  Ref.  sich  mit 
der  gleich  darauf  folgenden  Behauptung  einverstanden 
erklären,  dass  in  neueren  .Sprachen  so  genaue  Messung 
nicht  stattünde.  Unserm  Gefühle  sei  es  fremd  ,  in  dem 
V  erse 

Priam's  Feste   war  gesunken 
jede    betonte   S^'lbe   als    die   doppelte   der    unbetonten   anzu- 

sehen,  und  desslialb  sei  jener  Vers  nicht  —  v  —  v,  son- 
dern V  V  V  V  zu  messen,  und  ebenso  die  Daktjlen  der 
allen  Sprachen  als  Trilirachen  mit  dem  Ictus  auf  der  er- 
«teii  Sylbe.  (Jnseriii  Gefühle  ist  es  gerade  zuwider,  in 
jeneiii  Vers  die  Vor-  und  j\a<  hsjllien  ebenso  lang  aus- 
zusprechen, als  die  gi'dehnten  oder  geschärften  Slainm- 
svlbeii ,  und  iler  Verf.  h.-it  sich  vielleicht  durch  die  Po- 
sition in  der  zweiten  S^lbo  des  Wortes  Priam's  verleiten 
lassen,  beiden  Sjlben  jedes  Fusses  gleiche  Länge  zuzu- 
theilen.  Aber  diese  irrige  Ansicht  kehrt  auch  S.  8 
(%■  lO.)  wieder,  wo  von  dem  Unteischiede  steigeiiiler 
un<!  fallender  Rhythmen  und  von  den  zu  den  verschie- 
deneu Dil  litiiii^sarten  gebraucliten  Rhythmengattungeii 
gesprochen  wird;  zu  den  eplsihen  Dichtungen  sollen  näm- 
lich vorzugsweise  gerade  IUi\(liiiieii  angewenilct  werden, 
also    Daktylen     bei     den    Griechen     und    Römern,     lauiben 

lind  Trochäen  ilagegen  (c  c  unil  v  v)  bei  den  deutschen 
nud  französischen  Dichtern;  zu  den  lyrischen  dagegen 
ungerade  Conipositionen  .  also  lamben  und  Trochäen  bei 
<leu  Alten,  Daktylen  und  Anapästen  bei  den  Deutschen  und 
Kiigläniiern ,  weil  sie  bei  diesen  ans  '.i  Kürzen  bestehen, 
also   der   ungeraden    Rli_ylhmen:;altuiig   aiigehliren   sidleu. 

Richtig    ist    die    L'iitcrsclieidung   zwischen    Versjüssen, 
die   ans  Hebung   und  Senkung,   bisweilen  auch    noch   einer 


Nebenhebnng  bestehen,  und  Worlfiimen ,  bei  welchen 
vom  Rhjihmns  abstrahirt  wird,  und  nur  die  Länge  und 
Kürze  der  Selben  in  Betracht  kommt;  zu  jeneu  rechnet 
der  Verf.  S.  9  f-  lamius ,  Trochäus,  Dakti/lus,  Ana- 
püstus,  Crelicus ,  Bacchius ,  Choriambus,  lonicus  a  mi- 
nori ;  zu  diesen  alle  übrigen  zwei-,  drei-  und  viersylbi- 
gen  Füsse. 

Nicht  klar  scheint  sich  der  Verl.  über  die  .^bwjei- 
cliuiig  von  der  strengeren  Messung,  welche  er  die  freiere 
fllessung,  irrational  oder  u/.O'/o^,  nennt,  zu  sein;  ilass 
hierbei  eine  Verwirrung  der  BegriU'c  aus  iler  Rhythiiiik 
(uKoyu^  ,  irrationalis) ,  der  flietrik  '^döto.(fiiuui,  iiidilfe- 
rens)  und  der  Prosodik  {xo/vöi,  anceps)  obwalte,  wurde 
gchon  üben  bemerkt,  und  zeigt  sich  auch  S.  I(J  (§.  \'i-), 
wo  gesagt  wird,  die  freiere  Dlessung  finde  auch  im  stren- 
geren  Rhythmus   statt: 

t)  am  Ende  des  Verses  mache  man  einen  willkür- 
lichen Rnhi'punrt  1011  Ungewisser  Zeit,  welcher  der  übri- 
gen rationalen  Zeitmessung  hinzugesetzt  werde,  diess  sei 
der   Halt;         ,■    _ 

U)  wie  in  der  I\Iusik  eine  Zeit,  welche  nicht  gesun- 
gen werde,  aber  doch  zum  Tacte  gehöre,  und  gezählt 
werden  müsse.  Pause  genannt  werde,  so  gebe  es  auch 
in  der  3Jitrik  eine  Pause,  d.h.  eine  verscliw  iegeiie  Zeit, 
welilic  /Olli  Metriiin  mitgi'zäblt  werde.  Was  den  ersten 
Puiict  anlangt,  so  kniin  die  Zeit  zwisrlien  dem  Ende  ei- 
nes Verses  '/.o.xu  oriyuv  und  dem  Anfange  lies  folgen- 
den für  die  Metrik  gar  nicht  in  Betracht  kommen,  höch- 
stens wenn  der  Vers  einen  katalcklisclieii  Ausgang  hat, 
könnte  ilie  für  das  akataicktische  :Melrnin  fehieiiile  Zeit, 
hinzugefügt,  einen  IMassstab  für  die  Pause  geben,  aber 
lliess  ist  schon  in  Nr.  .1.  entlialteii.  Wichtiger  wäre  es 
gewesen,  weiin  Hr.  Kr.  bemerkt  hätte,  dass  die  letzte 
Sylbe  des  ^'erses,  weil  sie  ilurch  keine  darauffolgende 
besliiiiuit  wird,  metrisch  indiUVreiit  sei,  il.  h.  lang  oder 
kurz  sein  könne.  Die  l'erwerfuiig  der  Ausdrücke  bracliy- 
catali'ctus  und  liy  percalulectiis,  weil  sie  sich  auf  poetische 
Verbiniliiiig  und  Katalexe  znrürkfülireii  lassen,  ist  an  sich 
nicht  zu  tadeln;  nur  hätte  aus  der  Verbindung  der  kür- 
zeren Ver^füsse  zu  Dipodieen  die  Eiilstchiing  dieser  Aus- 
drücke nai  hgew  ieseii  werden  köiiiieii.  —  Die  \  erniischniig 
iamblscher  und  choriambischer  \'erse  wird  (§.  |3)  pas- 
send als  eine  Milderung  des  lebhaft  springenilen  Tuns 
des  Choriambus  aus  der  Verwandtschaft  der  RhUlimeii 
erklärt;  nur  hätte  sie  nicht  im  Allgemeinen  iiuuy./.uOt^ 
genannt  werden  sollen,  da  diese  Benennung  von  den  \l' 
ten  nur  ilen  auf  ähnliche  ^Veise  modificirten  lonicis  a 
ininori  beigelegt  wird,  denn  bei  diesen  fi.idet  wirklich 
eine  verschiedene  Lmstellung  der  Längen  niid  Kürzen  iu 
zwei   auf  einander   folgenden   Svzygicen  statt 

IV I     V    V 

UV  —  i'   1    —  f (im  s.    g.    Galliambus) 

während  bei  den  Choriamben  die  Versetzung  der  Längen 
lind  Kürzen  innerhalb  der  (i ranzen  Einer  S\/.\gie  statt- 
(iiidet.  Weniger  eiiiterstanilen  kann  sich  Ref  mit  dem 
llicrhcrzielien  der  Ilnuicrisciien  Licenz,  i.liir^i'  zu  An- 
lange des  Jlexainelers  zu  gebraurlieii  ,  erklären,  znmal 
da  Hr.  Kr.  hier  ebenfalls  eine  Umbreihung  aniiimnit. 
Auch    die   S.    l'J    und   S.    L'2    behauptete    Aullosbarkeit    des 

13* 


183 


1,S4 


Dak<vlas  in  Aem  Iloxampler  ilrs  Anjjustcisclien  Zoit.iHer«, 
X  h.'  artete,  ist  niii  so  bcdcnUlicIipr ,  da  <lip  sonst  so 
itron"-<'n  rfiiiiisilicii  Diclitor  .ins  diosiT  Zeit  ki>  Ii/Hilii;  sol- 
che U'iirtrr  ainn-iuli-ii ,  «clflip  sirh  für  das  daktviisrhe 
Vrrsuiass  tiii  lit  oi^ncii,  wenn  man  nicht  zwei  kurze  .Svl- 
ben ,  deren  letzte  dnrcli  i  vor  einem  Voeale  ist,  so  zn- 
(auinieiizielit ,  dass  i  zum  Cnnsonaiiten  wird,  und  Position 
bewirkt;  ilass  sio  diess  aber  statthaft  fanden,  beweisen 
die   Verse 

llorat.  Od.  I,  34,  13.   Mutare  et  insignia  altenuat  deus. 
Ibid.    III,    4,    4!.     Vos     Icne    consilium    et    datis   et 

dato. 
Vir§.  Georg.  IV,  242.     Stellio  et  lucifugis  ronjfesta  en- 

bilia   blattis. 
.4en.  I,  73.   IV,    126.     Connubio   iungam   — 

Ibid.   VII,  253'     Quantum  in  cnnnubio  natae   tha- 

lamoque    nioratur, 

wo  connubio  dreisilbig  zu  lesen  ist,  da  es  an  andern 
Stellen  (Aen.  III,  3l'i.  IV,  3 1  (l.  .^35.  VII,  f>^.  u.  a.) 
die  zweite  Svlbe  laug'  hat,  daher  auch  ronnnbiis  (.4en. 
III,  13(1.  VÜ,  91').  333.  XII,  Sil.)  von  Wunderlich  mit 
Recht  mit  Einem  langen  i  g-  schrieben  ist.  In  allen  oben 
angeführten  Stellen  uiuss  das  i  auf  die  erwähnte  Weise 
als  Consonatit  gelesen  werden,  wenn  nicht  statt  des  Dak- 
tylus ein  Krctikus  oder  Paiimbacchins  stehen,  oder,  wie 
in  den  Versen  aus  Iloratius,  das  alkäische  IMetrnui  ganz 
gestört  werden  soll;  nml  darum  ist  es  wohl  auch  ange- 
messener, auf  gleiche  Weise  die  scheinbaren  AnapJisten 
und  Proceleusuiatici  in  dem  epischen  Hexameter  zu  be- 
seitigen,  wie 

Hör,  Sat.  I,  8)   !•     Ut  Nasidieni    juvit    le    coeiia  beati 
(vgl.   V.   76.    Nasidienns   ad    hacc). 
Vir".  Georg.   I,  48-'.     Fluviorum   rex   Eriilanus. 

Aen.  II,  442-  Haerent  parietibns  scalae  (ange- 
führt von  niarius  Victor,  p.  2474  P- 
Sh    Gaisf.). 

Aeu.  V,  663.    VIII,  ,599,    XI,  667.  aiiete. 

Ibid.  IX,   674.   nbietibus. 

Ibid.    XI,   890.    Ariitat   in    portas. 
Noch   weniger  Bedenken   können  die  Verse   des  Ennius 
(p.    135.    l.')9.   ed.   Hessel) 

capitibu'  nntantis  pinus  rectosque  cupressus. 
melanuruin  turdnni,  inerularnque,  umbramtiuc  niarinam 
erregen,  da  ßnnias  in  einer  Zeit  dichtete,  in  welcher 
Zusamnienziehung  zweier  Kürzen  in  eine  L«nge  leicht 
gestattet  wurde,  zumal  da  die  Consonanleii  ,  ziiischeu 
denen  Vocale  auszustossen  sind,  sich  so  leicht  verbinden 
lassen  in  cap'tibus,  nieriiurum;  auch  könnte  in  dem  letz- 
teren Wort  durch  eine  Verlängerung  der  ersten  Svibe 
(durch  Veriloppelung  des  H)  und  Verkürzung  des  u  iler 
scheinbare  Anapäst  in  einen  Daktylus  verwandelt  »erden. 
Am  wenigsten  aber  dürlen  hierher  Beispiele  au«  criechi- 
gclien  Hexametern  gezogen  werden,  wie  der  Verf.  S.  22 
ans   Homer  anführt   (Iliad.    I,    ö-)  : 

ßooii]^  y.ul  /iicfi'ooi  TU)  TS   QoiJ/.it^sv  uijzov 
(mehr  Beisp.   s.  b.   Hermann  de  nietris  poett.  p.  5  7.    Eiern. 
d.   m.   p.   346.    Kpit.   d.   n>.   §.  324.);  da  eine   Beseitigung 
der   beiden    Kürzen    in    der    Arsis   hier,    sowie   in   ilen   an- 
dern  .Stellen,    durch   Contraction   leicht    ist,    während   die 


Beibehaltung  dieser  aufgelösten  Arsis  nicht  bloss  den  ru- 
higen Gang  des  epischen  \'ersniasses  widrig  stört,  son- 
dern auch  mit  der  Ansicht  einiger  alten  IMctriker  (bei 
Dionvs.  de  compos.  verb.  17.  p.  lOS  Rsk.)  im  Wider- 
s|)riich  steht,  welche  dem  Daktylus  de»  heroischen  \'er- 
ses  irrationale  (al.so  unaullösliare)  Arsis  zuschrieben,  wo- 
durch er  einen  flüchtigen  ,  dem  der  logaödischen  ;ihn- 
lichen,  Charakter  erliMlt.  lleberdiess  ist  es  auch  noch 
nicht  ausser  Zweifel,  ob  sellist  die  Arsis  iler  schweren 
Daktylen   Auflösung   in   zwei    kurze   Sylben   gestattete. 

Noch  mehr  Ausstellung  ,  als  an  der  Annahme  von  Auf- 
lösnngen  der  Arsis  lassen  sich  aber  an  derselben  Stelle 
(S.    1'.;)  gegen  die   Worte   machen:    .,Um6rechungeti  ,  wi« 

i7[f/di;  bei  Homer sind  äusserst  seilen,  doch  nicht 

wegzulüugnen.''''  Hiernach  ",'irenalso  solche  laniben  aus 
Versetzung  der  Länge  und  Kürze  (ivährend  der  Daktviu« 
doch  aus  einer  Länge  und  zwei  Kürzen  besteht)  entstan- 
den, und  da  eine  Kürze  neben  der  Länge  nicht  Arsis 
sein  kann,  sondern  das  quantitative  Ilebergewicht  auch 
die  Arsis  auf  sich  zieht  {Gejipert  a.  a.  O.  S.  2-')i  n:üsst8 
an  einer  solchen  Stelle  des  Verses  auch  ümkehrung  des 
Rhythmus  anzunehmen  sein,  was  einer  Zerstörung  des 
daktylischen  Rhythmus  gleichkommt.  Viel  angemessener 
ist  es  doch,  an  allen  diesen  Stelleu  eine  l'erlänj^ernng 
der  Kürzen,  <lie  wir  bei  Homer  nhnediess  nidit  entbeh- 
ren können  (über  das  Einzelne  vergl.  Hermann  ad  Orph. 
p.  697  f.  710.  Gerhard  lectt.  Apollonian.  p.  113  f. 
Spitzner  de  v.  her.  1.  II.),  anzunehmen,  und  so  den 
lambus  in  einen  Spondeus  zu  verwandeln.  Bei  dieser 
Gelegenheit  kann  Ref.  nicht  umhin.  Einiges  über  die 
von  Herrn  Dr.  Geppert  (über  das  \'erliältniss  u.  s.  w. 
S.  38.  39)  aufgestellte  nnd  neuerdings  (in  seiner  gehalt- 
vollen Schrift:  Leber  den  Ursprung  der  Homerischen 
Gesänge.  Leipz.  1840.  2.  B.  .'s.  II.  S.  t  —  39)  weiter 
ausgeführte  Ansicht  über  den  Grundcharakter  des  Home- 
rischen Verses  zu  sagen.  Als  solchen  betrachtet  er  nich< 
den  reinen  '/,  Tact,  den  man  bisher  fälschlich  «lafür 
angesehen  4iabe ,  sondern  die  Drriheit,  »eiche  ebenso- 
wohl ein  Daktylus  ,  als  ein  Tribracbys  ,  und  in  4ler  Zn- 
sarnmenziehung  ein  Spondeus,  wie  ein  Trochäus,  sein  könne. 
,,  Es  ist  der  Grund-  und  Vrlypus  aller  rhyllnnischen 
Verhältnisse ,  jener  zweideutige  Anfang ,  aus  dem  sich 
die  J'erhältnisse  des  Gleichen  u?td  Ungleichen ,  wie  wir 
sie  bei  /trchilochus  ßndett ,  erst  entwickelt  haben-'^  Doch 
bemerkt  Hr.  Dr.  G.  in  iler  neuesten  Schrift  (B.  II.  S,  7), 
der  Vers  habe  nur  so  lange  seine  freie  Gestalt  behalten, 
als  er  Gegenstand  mundlicher  L'eberlieferong  war;  später 
habe  man  auch  von  ihm  eine  grössere  Bestimmtheit  ver- 
langt. Wenn  nun  aber  auch  zugegeben  werden  niuss, 
<lass  die  Versuche  der  alexanilriuisthen  Grammatiker  und 
die  coiisequenter  ilnrcli<;efiilir(eii  prosiidischeii  Bestimmun- 
gen der  neueren  Wefriker  noch  nicht  zu  gänzlicher  Be- 
seitigung der  sich  ilarbieteiiden  Schit  ierigkeiten  geführt 
haben,  so  kann  doch  hieraus  noch  nicht  ein  Bevteis  für 
die  llnentschiedenheit  des  quantitativen  Verhältnisses  im 
Rhythmus  des  ältesten  epischen  Verses  entlehnt  werden  ; 
namentlich  ist  der  Umstand,  dass  in  den  von  Hrn.  G. 
angeführten  zulässigen  Versfüssen  (allerdings  den  einzi- 
gen  aus  der  Dreiheit   mit  sinkendem  Rhythmus   herzulei- 


185 


186 


(enden)  iler  laaibas  sich  nicht  finilei,  geeignet,  Bedenk- 
lirlikt'iti'n  zu  rrrp^cii,  ila  sich  so  rielu  I.iinl>en  statt  der 
Daktylen  im  Homerischen  Verse  finden  (aucli  führt  Hr. 
Geppert  a.  a.  O.  B.  II.  ^.  (i  tlie  F.'ille  an  ,  in  «telchen  der 
lambus  vorkommt).  Auch  spricht  Hr.  (i.  (ebeml.  S.  7) 
zu  rasch  i'ilier  Widersprüche  und  Inconsec[Uenzeii  in  der 
Annahme   <ies   Digamma   ab. 

Da  nun  bei  dem  lauibus  eine  VcrUngferon;;  der  ersten 
Sylbe  nnum^anglich  nüthi^  ist,  um  ihn  für  den  daktyli- 
achen  Ilhrthinus  );eeii;net  zu  machen,  so  muss  eine  sol- 
che auch  in  anderen  Fälleu,  z.  B.  no  statt  des  Daktylus  eiu 
Trochäus  zu  stehen  scheint,  statthaft  sein,  denn  die  zweite 
Hälfte  des  ^'ersfusses ,  in  tielcher  sehr  oft  eine  lange 
Sylbe  oder  sogar  zwei  kurze  stehen,  muss  wenigstens  an 
Lange  der  ersten  gleichkommen  ,  ja  eigentlich  ,  nenn  die 
Arsis  irrational  ist,  sie  übertreifen.  Die  gleiche  Rhyth- 
luen^attung  ist  die  einfachste,  und  wurde  \rohl  auch  in 
der  Musik  der  ältesten  Zeit  streng  gehalten;  dass  sich 
die  Sprache  weniger  leicht  anschmiegte,  bei  der  ver- 
schiedcnen  Quantität  der  einzelnen  Selben,  und  dieser 
darum  auch  manche  Gewalt  angethan  \ver<len  mnsste,  ist 
wohl  nicht  zu  lerwuinleru.  JVothwendig  aber  war  die 
erste  Sylbe  des  Daktylus  länger,  als  jede  «ler  beiden 
folgenden;  war  sie  aber  nicht  länger,  als  eine  ilerselben, 
so  bewirkte  die  Betonung  in  der  Arsis,  dass  längere  Zeit 
«um  Aussprechen  ilerselben  erfordert  wurde.  Darum  ist 
es  auch  wohl  viel  angemessener,  bei  Homer  statt  der 
Unregelmässigkeit  und  Liigleicbmässigkeit  des  ursprüng- 
lichen rhythiiiischeii  Verhältnisses  lieber  eine  grosse  pro- 
fodische  Freiheit  in  der  >'erlängeiuiig  kurzer  und  Ver- 
kürzung langer  Svlbeu  des  i\Ietrnms  wegen  anzunehmen. 
Dafür  sprechen  auch  die  oinüelnen  Beobacbtnngen  der 
epischen  Quantität  bei  den  Dichtern  der  späteren  Jahr- 
hunderte und  selbst  bei  den  Altikern  (es  genüge  hier  an 
die  Länge  der  ersten  Sylbe  von  ('!.'' a/;«Tüs  und  die  häu- 
fige Verkürzung  des  Diphthongs  in  o/Os,  yijoaiui  u.  a. 
RU    erinnern,   vgl.  fisc/zer  App.   zu    Weller.   gr.   gr.  p. 'Jfil. 

Herr  Krüger  sprirlit  S.  12  f.  (§.  14.)  von  den  ver- 
schiedenen Arten  der  \'ersierbiiidiiiig  (coinpiisitio ,  CTt'- 
atllKJ-,  welcher  letztere  Ausdruck  zu  iMissdeutiiiigen  Au- 
lass  geben  kann),  nämlich  der  stichischeii ,  disticliischen, 
strophischen  (mit  ihren  Unterarten,  der  monostropliischen 
und  antistriipbischeii ,  bes-^er:  epoiiisrhen)  und  dithyram- 
bischen Coii.positioii,  wobei  er  einige  nicht  iiiipasseiide 
Verijleichunsen  mit  deutschen  Verstattungen  macht;  hier- 
auf S.  iH  ($■  I').)  'on  der  Verbindung  gleicher  und  ver- 
schiedenartiger KIntbiiieii  711  einem  A'crse  (was  wohl  pas- 
aender  vor  den  vorhergelieiiilen  Paragraphen  hätte  gestellt 
werden  können),  worin  er  vier  llauptarleil  unterscheidet, 
je  nachdem  ^'leicbartige  oder  ungleichartige  Kliythinen 
(d.  h.  steigende  niiil  fallende)  vnn  gleichem  oder  unglei- 
chem Geivichte,  il.  h.  rliytliiniscbein  Gesclilechte)  mit 
einander  verliniuleii  werden.  Zu  den  gleichartigen  lihyth- 
men  von  ungleichem  Gewirlit  iverden  die  logaoedi  (soll 
heissen  logiuieiliei)  und  aeolici  gerechnet,  deren  letztere 
den  Logaitden  ähnlieh  sein  sollen,  nur  dass  Trochäen 
vorangehen  (I);  zu  den  ungleichartigen  Rliytlimeii  von  glei- 
chem Gewichte  der  Antispast,  zu  den  ungleicliartigeii  Kliylh- 
men  von  uiigleichcni  (iewichie  der  dochinischo  Vers.  Hier- 
an fügt  der  Verf.  S.   1  4  f .  (§•  ^Ü-)  einige  ßemorkungeu  über 


«chUnen  Vortrag  des  Verses,  Verscasur  und  Ahsrhnitt  (kein 
ganz  bezeichnender  Name  für  Diacresis);  sodann  S.  Jti. 
(S-  1  "• )  über  den  häufigen  Widerstreit  zwischen  Vers- 
accent  und  Worlaccent  in  den  Versen  der  Griechen  und 
Rüiiier,  wo  am  .Schlüsse  ilie  Behauptung,  dass  die  Ueber- 
einstiinninng  am  Kiide  des  Verses  bei  den  Alten  (beson- 
ders Römern)  häufig  sei,  grosser  Ginschiänknng,  nament- 
lich für  den  riiinischen  .Seiiar,  be<larf.  Der  letzte  Para- 
graph der  allgemeinen  Metrik  (S.  Ki,  1")  handelt  noch 
von  dem  den  neueren  .Sprachen  eigeiithümlichen  Gleich- 
gewichte (eiu  nicht  ganz  passend  gewählter  Ausdruck) 
des  Klanges,  als  dessen  linteraiten  ^Alliteration ,  .Juso- 
nanz    nml    Reim   aiif^efübrt    werden. 

Ref.  bat  absichtlich  diesen  ersten  Abschnitt  des  Buches 
ausführlicher  behandelt,  um  seine  oben  ausgesprochene 
Ansicht  zu  begründen,  das»  in  demselben  Vieles  sich 
finde,  was  für  eine  Einleitung  in  ilie  IMetrik  der  antiken 
sowohl,  als  modernen  Sprachen,  nicht  geeignet  ist,  währenil 
das  Wesentliche,  was  beiden  zukommt,  und  «ler  speci- 
iische  Unterschied  nicht  in:iner  genügend  hervorgehoben  ist. 

Hieran  schliessi  der  \\.t!t.  von  S.  18  an  die  .Metrik 
der  einzelnen  Sprachen,  lind  zwar  zuerst  die  der  antiken, 
»orzugswei^o  der  griechischen;  passend  wird  hier  die 
Quantität  §.  18.  zuerst  abgehandelt,  und  die  Hanptregelii 
über  Länge  und  Kürze  der  Vocale  znsamuiengestellt ; 
nicht  als  allgemein  gültig  durften  aber  die  Regeln  auf- 
gestellt werden  (S.  18):  ,,Dttrch  Position  kurz  ist  ein 
J'ocal ,  der  i'or  einem  andern  I  oral  steht"';  da  rliess  nur 
auf  die  lateinische  Sprache  Anwcntlung  leidet;  und  (S.  19): 
„Die  Zusammenstellung  von  muta  vor  liqiiida  hat  die 
Wirkung  nicht,  den  kurzen  vorausgehenden  l'ocal  su 
verliinger7i^^,  da  diess  nur,  mit  höchst  seltenen  Ausnah- 
men, vor  einer  teniiis  und  einer  der  liqiiidae  Ä.  n,  v 
immer  stattfiiiilet  (s.  die  Regel  bei  Datces.  misc.  crit. 
p.  197.  p.  .'i.')4  eil.  Kidd),  wälifeiid  die  kurzen  Vocalo 
vor  allen  übrigen  Verbindungen  iler  niulae  und  liquidae 
bei  ilen  griechischen  Epikern  (namentlich  bei  den  ältesten, 
vergl.  Hermann  ad  Orphica  p.  7,i.i  f.)  in  der  Regel  lang, 
bei  den  Tragikern  bald  lang,  bald  kurz,  bei  den  Ko- 
mikern regelmässig  kurz  gebraucht  werdiin.  Wollte  iinu 
auch  Hr.  Krüger  diese  Regel  nicht  in  dieser  Ansdebiinng 
au;^eben,  da  er  sich  überhaupt  nur  auf  ilas  .All>,'eiiieinste 
beschränkte,  so  durfte  er  doch  gerade  das  Srhuankeii 
der  Quantität  solcher  Sylben  nicht  übergehen;  wenigstens 
hätte  erwähnt  werden  können,  dass  das  lieilürfniss  eines 
Aletrums,  welches,  wie  z.  B.  das  daktylische,  ein  Zii- 
sainmeiitreiTen  von  mehr,  als  zwei,  kurzen  .Svibeii,  oder 
eine  kurze  .Sylbo  zwischen  zwei  langen  nicht  gestattet, 
Einfluss  auf  die  (jnaiitilät  haben  mnsste;  denn  auch  bei 
Aristophunes  findet  sicli  in  daktyl.  A'eismassen  Beobach- 
tung der  Länge  vor  muta  cum  liijuida,  Ran.  814.  Nub. 
278.  284.  3UI.  Lysistr.  273.  vergl.  dagegen  >iub.  271. 
ff';'    iJy.iavoi'  ■yraTitot;  äy/id/  ni;. 

Ueber  die  Quantität  der  römischen  Dichter  bemerkt 
der  Verf.  sehr  richtig,  dass  bei  den  ältesten  siih  nicht, 
wie  bei  den  Dichtern  des  Augusteischen  Zeitalters,  Beob- 
achtung der  Position,  sondern  nur  des  Accentes  finde; 
zu  verwundern  ist  es  daher  nur,  dass  Terenz  schon  den 
letzteren  zugezahlt  wird,  der,  wie  alle  spateren,  nur 
griechische   Quantität    kenne. 


IS" 


ISS 


S.  l'l  »priilil  iler  \frf.  (C^;.  '20.)  von  tlrai  Arrent, 
der  IUI  tjri'-il'i'"'"""  iii«  lit  iiniiiiT  den  bei)eu(saiiis<(Mi  Tlu'il 
«les  Wortes  trelle,  iiiiil  iinr  einer  iler  ilrei  leisten  S\lljeii 
eines  Wnrle»  zuLoiiimen  ktiniic ;  wozu  nocli  aiiilerc  Be- 
Dierkuiij;en  über  den  AVidersprueli  zwischen  Wort-  und 
Verslun  in  der  (;riecliisilieii  .Sprache  und  liber  die  Schivie-, 
Ti<'k.eit  iler  \'ereinij;iliijj  des  Wort-,  Vers-  und  Redetons 
in  criisseren ,  liesonders  lyrischen ,  Versgcliänden  jfefi'igt 
werden,  »eiche  «olil  hegriindet  sind,  und  die  in  dem  all- 
gemeinen Theile  de»  Buches  ein/.eln  zerstreute  Ueiiier- 
kun^en  iiniiJilhij;  machen.  Von  den  einzelnen  Versgat- 
tunt;en  »erden  die  reinen  unvermisclifen  Rhythmen,  und 
unter  diesen  die  daktylischen  voran  gestellt,  denen  (J».  21- 
«5.  ■,'!.)  der  Cliarakter  der  Ruhe  und  Festigkeit  zuge- 
schrieben wird,  ohne  einen  Unterschied  zwischen  den 
•chwereii  Daktylen  der  dorischen  \'crse,  und  den  flüch- 
tigen der  Logaüden  und  des  epischen  Hexameters  mit 
irrationaler  Arsis  zu  aiarheu.  Scliwerlicli  kann  man  aber 
dem  ^'erf.  beistimmen,  wenn  er  behauptet,  es  werde  nie 
ein  Vers  akataliktisrh  gefunden,  sondern  immer  nur  ca- 
talectici  in  disvllabnm  oder  In  syllabam;  denn  gerade 
der  ^'ers  aus  Sopliohles  (Pliiloct.  (S27-),  den  er,  wie  das 
beigegehcne  Sclieina  zeigt,  für  einen  tetram.  catal.  in 
di!>y|l.    ansieht, 

i'xv    (Jövva^  dddrjg,  vnve  S'  elkyniov 

ist   akatalektisch ,    wie   die    Antistrophe   (c.   843.)    beweist 

«ÄA«,  T£y.vov ,  TUÖE  ftiv  dsoi  oipara/ 
und  dieser  Vers  findet  sich  so  häufig  in  den  Chorgesan- 
gen  der  Tragiker  (z.  B.  Sojill.  El.  124.  125.  130  —  33; 
ant.  I4l».  141.  14(3  —  4'i;  cbend.  162.  Kiö— 70;  ant. 
,,s2.  186  —  90.  Oed.  Col.  24).  243  —  46.  24s.  2öO. 
,')4(1.  ant.  547;  6"'6.  a"t.  6*>'>  u.  n.  und  bei  den  Lyrikern 
i/ttcman,  siehe  Hermann  Kpit.  d.  m.  §.  2'.I6;  Alcueus , 
Snvpho)  und  gestattete  sogar  die  letzte  Svibe  als  aiiceps, 
»ie  io  dem  erwähnten  Verse  des  Philoctet,  bei  Sappho 
fr.  21.  Schneide w.  (74.  A'eue) 

v'jg  dvauoi  ^ac    tipoj  dovalv  e/iTreauJv, 
bei  Archilochus  (Hepliaest.  p.   SS   Gaisf.) 

y.ai  [ii.oodi   ö^tujv  duonaiTidXoiig-   uJoo,  r,v  c'y' 

1]ßili  > 
und  ebenso  finden  sich  längere  und  kürzere  akatalektiscbe 
Verse,  besonders  bei  den  ;iolisclieu  üichtcrn  mit  der 
Ba^iis,  dass  es  befremden  iiiuss,  wie  Hr.  Krüger  die 
Kxistenz  solcher  Verse  läugnen  kann.  Von  dein  Hexa- 
meter spricht  der  >'erf.  S.  ..'2—24  (%.  23-),  und  was 
er  über  Abwechselung  der  U.iktylen  und  Spondeen  (mit 
Ausnahme  der  schon  besprochenen  angeblichen  Auflösung 
der  Arsis),  über  Cäsuren  und  üiaresen,  über  Tonmalerei 
bei  Virgil  (d.  h.  die  Nachahmung  einer  gewissen  Bewegung 
in  der  Natur  durch  den  rli^thniischen  Gang  des  ^'erse» 
und  den  Klang  des  Verses)  sagt,  ist  richtig  und  angc- 
inesseii,  ebenso  was  §.  24.  über  den  Pentameter  elegia- 
t  US  bemerkt  wird.  -^  Von  den  trochäischen  Versen, 
nelcliu  meist  in  Dipc.ilieen  getheilt  werden  sollen,  von. 
ilencu  die  erste  den  llauptton  hat,  »eil  das  Verhältniss 
von  Arsis  nml  Tliesis  ijn  (iiossen  » lederkrlire  (ilaiin 
müsste  aber  .iiicb  in  der  iamlnsiheii  Drpodie  der  zwea.- 
laiubus    den    ilaupitou    haben,    «as    der   Verf.    nicht    an- 


iiiniint)     erii.'ihiit    der     Verf.    nur    den     (thyphallicus ,     den 
.ikal  ilfklisrlieii     Dimetir     und     Trimeter     und    JJ.    ,>'i.     den 
.sticliisih   NO    häufig  geliraiirhten  kalairktischen  Tetrameter, 
von    •lein   auch    Bcispielo    aus  Kuripides     und    Aristoplianes 
angeführt    werden     niussteu,     weil    diese    sich    mehr    Auf- 
lösungen  selbst  im  siebenten  Fusse  (vgl.  Porson.  ad  Hecub. 
praef.    p.    XLIK   f.    —    Eurip.    Phoen.    6lü')    erlaubten, 
als    Aescliylos    und    Sophokles,     von    denen    Herr     Krüger 
Veisn   anführt;     endlich    erwähnt    Herr    Krüger   noch   den 
nur     von      den      Römern     angew  endeten     ortunarins ;      nur 
hätten     genauer    die     von     den     Röiiierii    statt    der     reinen 
Trochäen   angewendeten  Versfüsse    bezeichnet   werden  kön- 
ueii.       üass    Hr.    Kr.     nicht    mehr    trochäisclie    Versmaasse 
angeführt    hat,     obgleich    die     Lyriker    und    Tragiker    in 
ilcii    Churgesäiigen  noch    andere  einzeln  angewendet  haben, 
ist   nur   zu    loben;     ebenso    führt    er    von    den    iambischen 
Versmassen,    die   er  als  Trochäen   mit   Anakruse   betrach- 
tet wissen    will,    die   Tripodic,    die    katalektische   Tetra- 
podic   und   den    Dimeter   nur  kurz   in   §.  29.  an  ,   weitläu- 
figer spricht  er    von    dem  akatalektischen    Trimeter,   ohne 
indess    die   grössere   Freiheit  der    späteren    attischen   Tra-. 
gödio   in    iler   Auflösung   der  Längen    iui  Vergleich    zu    der 
Strenge    des   Aesclivlos    und    noch    mehr    der  lambograoheu 
zu  erwähnen;  die  Bemerkung,  dass  bei  ihnen  irrationale  (?) 
oder   flüchtige    Daktylen    in   sede    inipari    im    Anfange    häu- 
figer  seien,   als   am    t^nde,    kann    zu   iUissverständniss  Ver- 
anlassung    geben,     da     hier     wieder     eine     Verwechselung 
von   Irrationalität  und    Ancipität  stattfindet.      Hierauf  folgt 
der   V,    Saturnius,   als   heptupodia   cafalcctica  mit  der  Cäsur 
nach   dem   siebenten  Halbtakt  angesehen,    während  er  doch 
zu   den    reinen   gleichartigen  Rhythmen    nicht   gezählt  wer- 
den  sollte,   sondern   als  ein  asyna.'tetisclier,   ans  einer  iam- 
bischen   und     einer    truchäischen    Reihe    bestehender   Vers 
zu    betrachten    ist.    Hieran   schliesst  sich    (S.  .il)   der   aka- 
talektiscbe   Tetranietcr ,    der    nur    bei    den    Römern   ange- 
wendet   wurde,    aber     wohl    nicht   bloss    zu   Schilderungen 
höchster    Lächerlichkeit,   »ie    Hr.    Kr.    behauptet,    und  der 
katali'ktische,    dessen  sich  nur  die  Komiker  bedient  haben; 
aber    zu    hart    ist    das    (j'rtheil,    welches    über   Plautus    ge- 
fällt  wird:     bei    ihm   seien    Hiatus   und    Syllaba  anceps    bei 
der   grossen    Diaeresis,    Vorherrschen    des    Worttons,    Auf- 
lösungen  unil  jede   erdenkliche  Freiheit  so   regellos  ange- 
wandt,  da-s   seine    Verse   oft    kaum  zu  lesen  seien;    welche 
Schivierigkeit    durch     die    Verderbniss    i\er    Handschriften 
noch   vergrössert   werde.      Diess  Letztere   ist  allertlings  zu- 
zugestehen ;     indess    ist   Plautns ,     wenn    auch   sehr   frei    in 
der    Anwendung  dreisylliiger    1'ersfüsse    statt    der    lamben, 
doch    nicht  so    ganz     aller    Fessel     bar;    so     beobachtet    er 
in   der   Regel    ilie    Cäsur,     vernachlässigt    nicht    leicht  den 
W'ortaceent  mit  dem  Versicfus  in  Einklang  zu  bringen,  ver- 
meidet im    vierten  Fusse   (besonders   des   trorhäischeu  Sep- 
teiiars)    den    Daktylus,     und     wenn    man    sich    erst    einige 
Uebniig    im    Lesen    erworben,    so    dass    man    au   der   Ver- 
naclilässigung    der    Position     keinen    Anstoss    nimmt,    hält 
es   nicht   schwer,   seine  Verse    zu   scandiren;   nur   verstäiul- 
lich   sie   Torziitragen.    bietet    wegen   der    häufigen  Elisionen 
einige  Schwierigkeiten;  doch    erinnert  sich   Referent,   von 
G.    ]lermn/in ,    der    keine   Sylbe     elidirte,    einen    schonen 
Voltrag  Flautiuischer    Verse   ohne  \'crletzuiig   des    IJliylli- 
mischeii   gehört    zu   habeu.      Gerade    die   iambischen  ^cp- 


JS9  190 

((•nare   in   der  SUll<*,   ans  vplrlicr  Hr.  Kr.  rinip;^  aiifiihri,  Hatte   Ref.   Iii^lipr  Manrlirs   im  Rinzi'liirn  aiisznstp||<>ii, 

sind    j;riissti<iitiieiU    ziemlich     Iriiht    zu    li'.spii  ,     iiiiil     lii-le  tlipilx    uril    ea    zn    IMisritprstanilni.i.s    Aiilass    ;,'rl)Pti    kiiniitr. 

Aarli    nliiie    alle    Aariüsiiii;irii.            Von    licii    Anapftstcii    he-  thrils    uril   i'S   auf   Liikpiiiitni.ss   iicUr   .-iiif    piiifin    V'crsdidi 

merkt   Hr.   Kr.   .S.    ,'f > ,    ilir«    Aiillösiiiit,'   in   4  kurze  Svll>en  Uerulile,    so    darf    er    docli    die    Leisdiiif    des     Verf.   aiirli 

lei    mindestens   liei    den    Trap:iknrn   .selten  :    um    so   sonder-  fiir   diesen    Theil    des    i;aii/.en    üiielies    nicht     als   eine    r«r- 

l>arcr   ist   es    alicr,    rla.««    ans  Aeschylos    (Eilin.    78ti.)  fehlte    liezeiihnen  ,    vielmehr    rerdient   der    \vt(.  Loli,   das» 

[ilu   öiva}    Tisäov   hl/ai'fJtvo^  *"'"   «"f  '''"'■    «iemlirh    letslflndlirhc    Weise   auf  die    Schiin- 

.Is   Monom,   anapaest.   anpefilhrt    «ird,     «rieher    Vers   für  '"",'*   '''"'*   '»»<'^'">'/'"«l'--«""    "'"1  auf  den  .'islhetis,  hen  Cl.a-. 

nichts    Anderes,   als   für   einen  Do.hm.ns    mit  vorhergehen-  "'''*''■  <'"   ••■rs.-hied,.nen    \  ers.irten    anfn.erksam    gem.ieht. 

dem    lambns    gehalten     «erde«    kann;     elenso    ist    Aesc/i.  1?''."^'    ^"'    f'^   Anerkennung     und    die    Forderung    der 

.Sent.    ad    Theb.    '.)3().   (030.    niomf.    ,101.    U-e/l.)  '*''''"''.  '""    ""'"  SJ-nuger    Wnht.gkeit   ist.      Um   so  j;ri>s- 

,                   ,                        ,,  seres   Lob   verdient   aber   die    Art,    wie   der   Verf.   die   iMe- 

.Tt/<4»w    nSfAil'Uj    'lofuday.QVV  la^dv,  <rik    der    neueren    Sprachen     bebandelt    hat;     da    dieselbe 

welchi'n   Vers  Hr.  Kr.  auch  anführt,  mit  Blomfiehl,  Haapt  jedoch  dem  Zwecke  dieser  Zeitschrift   weniger   nahe    liegt, 

nnd     VV.     Uindorf    das     erste     nsill^iui     zu     streichen     and  so   sei    es   nur    »ergönnt,    mit   wenigen    AVorten    der   .'Metrik 

la/.yav   zu    lesen,   so    dass  der  ^'ers  ein  Paroemiacns  wird.  der    deutschen   .Sprache    zu    gedenken.      Der    Verf.    beginnt 

Ungenau    ist  auch    S.   .j4,     dass    der    versus    Aristnphaneuai  wiederum    mit   dem    Prosodi»chen ,    spricht    im    §.    '»l.    von 

auch    V.    laconirus   heisse:     ilenn    was    bei    diesem  letzteren  den    Gesetzen     der   üehnung    und    Scliarfung    der    ^'oiale, 

als     wesentlich    in    Betracht     kommt,    und    auch    von     dem  §.   ■}'!•    von    dem   Wortaccent   (rolltonig,     lialbtonig,    nnbc- 

^'erfasser   angeführt    wird,     der   spondeische    Ausgat)g,     ist  tonte    Svlben),    g.    r)'.h    von     den     Quantit.ltsregeln    (lang, 

bei   jenem    nicht    gestattet,     wie    der    \erf.   selbst    angibt.  kurz    und    mittelzeitig,    alle    liedingt   durch    Acceut  sowohl. 

Kurz   nur  verweilt  Hr.  Kr.    (S.  35  Vi.   §.  M)  —  3',).)    bei  dem  als  durch    Dehnung    und    Schürfung);   g.    .iö.    von   den   em- 

fast  nur   in    lyrischen    Partieen    gebrauchten    Kretikus  oder  zcinen    Füssen,    wobei    U)it   Recht    bemerkt    wird,   dass   die 

Paeon,   der  als  tetrani.   acatal.    am    häufigsten    angewendet  ältesten    deutschen     Dichter    nur    die    Hebungen    zahlten, 

wird    (nur  irrt  der  Verf.,    wenn    er  sagt,   die   Römer    liAtten  •''"    Senkungen   aber   oft   wegliessen ,    was    sich    auch     w  e- 

diesen    A'ers  fast    ganz   rein    gehalten,    vergl.    z.   B.    Plaut.  nigstens   im    Anfange    der    Verse    bei    Neueren     findet:     als 

Aniphitr.    i,     I,    t)4   if. )     dem    Choriambus,     dem    lonicus  Versbestandtheiio    werden    nur    Troch.'ius ,     Dakt\lus,    lani- 

(namlich    a   miiiori,    da   iler   andere    S.    9   nur   als  ^Vortfus9  bus,    und    Anapäst,   gegen    deren    Bezeichnung 

uiit    aufireführt    wird);     auirallend    ist,     dass    von    dem    let/-  VV,    VVV,     Vi'       f  V  V 

teren    keine    ^'erse    mit  der    bei    den  Griechen   so   beliebten  ■                   c-    i    •.,           ■            1  ,.            ■          ■            ... 

,    ^.       ,,       .,   ,,          ,  ,              1        ^.1      ■       I                     I    •  schon   zur  Hiinleifnng   bemerkt   wurde,    dass    sie    nicht    /ii 

und    S.    \ .'}   mit    Unrecht   nur    den    Choriamben    zugesclirie-  ,  ■.,.               •        ,                               ,                   ,              .    ■        ,           .. 

,               .11                     1     i            1                I                L.1     1        »r     <•  billigen   sei;    denn    wenn   auch    zugegeben     wird,    dass   die 

bellen    Anaklasis    erwaliiit    werden;    soi'ann    geht   der    Verf.  1.1       .  ,                   .^       .    -    ,              ■    1- 

,        ...       I                  1    ni-     I              j         Ol     .1              ..I  deutsche    Liänge     nicht    gleich    zwei    Kurzen     ist,    sondern 

zu   der    »  erbiiiduni;     lind    Illisrhiing    der    Khrthnien    ober,  ,                             ■       ,•        ■                 <•,     . 

,       ,                     •   I.    ^      ^         ,         ■■  ,■      ,             1    "       •             ■      ,  uass   sie    eine    irrationale,    iinauliiisLare  sein  iiiuss,    so  über- 

als  «leren  zwei  Hauiitarten   to^auainche  uiul   nnlt.in/istiscne  .    <r.     ■       1      1           1           «^        ,.■.   .    i-      1              -    1.            •.    , 

,,             .    '              .■                r     r                     I  trillt  sie    (loch    auch    an    l^iiantitat    die    kurze    »vibe,    selbst 

in    einem    alljjeiiieineren    ^inne    aiil;;elasst     werden:     zu    cr- 


ütercn    rechnet  der    ^'erf.   suirhn    Verse,     welche    aus    ver- 


weiin  sie   nur  durch  Betonung  lani;  geworden   ist.     ^"011  tro- 

...  ,  ,        ,        ,  1  ■    1        ■  >       ,  .  chaischen    Versmassen   führt  Hr.  Kr.    .S.  ,')S  f.    zwei-,    drei-, 

«i'hieilenen ,    aber   entweder    bloss   aus  sinkenden  oder  bloss  1    f..    rc-  11         1     ^   1   1^       1         -■. 

,        t,       r  1  1  •       .■        1    I       •     I  vier-    und    lunUnssige    und    den     katalektischen    ietraiiieter 

aus  steinenden   »  ersliissen    bestellen,    wie   <lie  slvkonisclien  1  .     .       1  ^   \        1        r'  <  ^       ^     • 

,,  \  ,        ,  ,  II  ■  ,  3n ,     den    er   trotz    der  stehenden    Casur   nicht   mit   iler  ab- 

Versp,   der   saMphisrlie ,    der   alkäische    11.    a.;    zu    letzteren  1      1    j      1     ..    1    1  ..•     1  1     1    j   1    1  >■     1  t>  , 

,.,,,.,''  ,  II        ■  I  .  wechselnd   akatalektischeii    und    katalektischen    Xetranuilie 

die    Verbindung    steigender     uiiil    siiikeniler,    deren    Arsen  ' 

j,usammensto.ssen  ,    wie    die    Dncbmien    n.   a. ,     »eiche    aber  ^'''^"'    '  •'«''■    "^''    K'"'""t«-". 

den    modernen    Sprachen    fremd   sind.    Hieran   scliliesst   der  ^'"j''   '^K    '"    ''"■'"'"    "'"'    '^*^"'' 

Verf.    die    Verbindnni^en    von    Versen    zu    grosseren  Ganzen  verwechselt   wissen    will;    loii    iamliischcn  ,   die    meist   kata- 

(S.   41)   11'.    45.    4.5   I),    nämlich  ilie  rfi.s/iVÄ/scAe  Cdiiiposition,  lektisch   sind   fweiblidie    lOnilung    haben),     die    zwei-     iinil 

wozu    er   ausser    dem     elegisihcn    Distichon    einige    Hora-  dreifüssigen ,    die    vier-    und    füiiffüssigeii ,     die    im    Drama 

zische    Versniasse    anführt,    die   moiiostiophische  ,    zu    wel-  oft   angewendeten    fünf-    und    katalektischen   seclisfüssijeii , 

eher    ilie   sappliische,    alkäische    und    asklepiadeisclie   Siro-  endlich    den    den   Grieihen    nacligeahinten   Seiiar    (der    mit 

phe   angeführt    und    besihrieben    werden,     und   endlich   die  Recht    von     dem    Alexandriner    unterschieden     wird)     nnd 

atittstrop/iische,    zu    welcher   (S.   44)    ein  Beispiel    aus  Pin'  den  katalekti.schüu  Tetrameter;  von  ilaktviischen  die  zwei-, 

dar    und    (S.    4(i  ,   47)    eins    aus    Sophokles    gegeben    und  drei-    und    vierfüssigen ,    meist    katalektisch  ,     und   ilen    von 

erlanicrt    wird.      Hierauf  gibt   der    \'erf.    (S.    4/    f.)    einige  den  Griechen    entlehnten    Hexameter    und    Pentameter;   von 

Winke    und    Ratliscblage     für    die    Diasnose,     und     zuletzt  .Anapasten    die    drei-     und     vicrfüssigen ,    und    du-    fünffüs- 

(S.   4VI,    jtl)   einige,    wietvolil  sehr  dürftige ,    geschicbtliclie  sigen  : 

Äotizeu     über    die    Eiilwickelung     und    den    Gebiaiich     bei  i^j,    „  jn   „„„1,    erzählen    ein  .Mährcheu    gar  schnurrig, 

den  Griechen    und  Römern;   von    jenen  werden  nur  ICiiiker,  ,!•   1      ,  ,        r.    ■      i  .11,.  ■  m 

,       ,  ,  ,, ,       ,  ,        ,         /,  \i    I  I  endlich   deu   von   den  Griechen  entlehnten   und   lon   rlaten 

laDibograiihcn  ,    ttileciker,    dvriker    (besser    iiJeliker,    zum  .     ^         ,        ,    1    ■     ,         n,  ^  ,     ■        ,^ 

,.  ^        11  1         1       1   ■  i  I        I      \         1    Hl  gereimten   katalektischen    letrameter   und   den   JWimeter. 

Unterschiede     von    den    beiden    vorhergehenden)    und    Ira-  " 

giker    im     Allgemeinen     erwähnt,     von    diesen   aber   einige  Hierauf  spricht  der   ^'erf.    (S.   71)    von    iler  Alliteration 

der    bedeutendsten    Dichter    namentlich    genannt,    und    ihre  der    älteste«    deutschen    Poesie     und    «on     den    Arten,    den 

Bedeutung   für   die   Jletrik   nachgewiesen.  Gesetzen    und    den  Stellungen    des    Reims,    S.    T4   f.    von 


191 


19^ 


<l«r  Aliürhmif!  (lor  RliTtlimrn,  wobei  antispasiisclie  Rlnili- 
inrii  aiiK'M'srlilossrii  nrnleii  ,  il.i  lliisire  Sprache  jetzt  ilas 
Zu^.^lllllll•ll.slo^sell  /.iveiiT  Ilibiiiijji'ii  nicht  aiirrkciiiit,  S.  7;) 
atii  Kiiclc  Kill  griissi-roii  ('(>in|)(i!(itioiipn  und  S.  7(i  f.  «on 
«Ich  >t(>hi<iuliMi  FurmiMi  der  Ottava ,  des  üonctts  und  der 
lo(iai)clisi'h  -  aii,i[i;istisihen    ^'erse,   z.    B. 

Ua  drüben  auf  jenem  lier<;e, 
wfiltii«  M'otil  passender  io  dem  Capitel  <on  dnr  Alisrhuii^; 
der  llhNthnion  erwAhnt  iverden  konnten;  ansfi'ihrlirher 
spricht  dann  der  \'erf.  von  den  altepischen  Versen  der 
Diittelliochdenlschen  Dichter  und  des  Nibelungenliedes, 
woran  sich  S.  ,S4  noch  einige  Bemerkungen  über  Diagnose 
nnbekuniiler    ^'erse    und    geschichtliche  ISotizen    schliessen. 

In  ähnlicher  Weise  wird  nun  n()<'h  die  IMctrik  der 
en^lisclien  Sprache  ,  in  «elcher  Trorliaen,  lamben,  Dak- 
tylen und  Anapfisten  vorkommen,  doch  letttere  seltener 
und  nur  in  aufgeregter  Lvrik  ,  und  die  der  franzüsischen 
Sprache,  in  iveldier  stets  Hebungen  und  Senkungen  ab- 
wechseln, also  nur  lanjben  und  Trochäen  sich  finden, 
der  Beim  dagegen,,  die  Stellung  der  Reimt?  und  Alxierh- 
Hclaiig  längerer  und  kürzerer  Verse  die  Ilauptitaihe  sind, 
.abgehandelt;  den  Srhiiiss  bilden  passend  genfihlte  Les- 
iibuiigeii.  »eiche  auch  dem  Lelirer  Gelegenheit  geben, 
manches  Einzrliie  hinzuzufügen,  »as  bei  der  svsteinatischeii 
Behandlung  kurz  oder  gar  nicht  crtvMhnt  war;  auch  fügt 
der  \'erf.  selbst  einige  Anmerkungen  hinzu,  welche  die 
Annendung  des  Gelehrten  erleichtern.  —  In  der  Ilaiiil 
eines  kundigen  Lehrers  wird  das  Buch  mit  jVutzeu  ge- 
braucht «erilen;  mO<;e  der  Verf.  bald  Gelegenheit  liabeii, 
bei  einer  neuen  Auflage  die  oben  gerügten  Versehen  zu 
bei  ichtigen. 

Jena.  H.    IVeissenborn- 


:.'().  Anlhulugia  G/aeca.  Poesis  Graecorum  elegiacac , 
melicae,  biicolicae,  epigranimaticae  Fragnieiita  se- 
lecta  cum  Hesiodi  Operibus  et  Diebus,  taniquam 
didartici  generis  exempln ,  in  usiim  adolescentium 
accuuiodata  a  Jo.  Fr.  Guil.  Uurchurd,  super,  in 
gvmn.  3Iiudens,  ord.  praccept.  et  prof.  reg.  (jetzt 
Director  zu  Bürkcbnrg).  Berolini,  Schultz.  1839. 
VI»   und   aj4   S.   y. 

Dass  es  nützlidi  und  zweckuirissig  sei  ,  den  Schülern 
der  ersten  Classe  der  Gyiniiasien  ausser  der  stchendrii 
I^iectnre  des  iloiner  und  der  Tragiker  auch  von  aiiiiern 
Früchten  der  griechischen  l'oe»ie  einen  Vorschmack  zu 
geben,  darüber  haben  bereits  stimuifühige  Schuliiiäiiner , 
«ie  WcicIiPit,  iVIehlliorn,  Geisl ,' Bach  u.  A.  hinläuglich 
eiilseliieden.  Dieser  Ansicht  verilankt  auch  die  gegen- 
«tiirlige  .Sammlung  des  schon  durt  li  andere  nützliche 
.Si  liiilliuiher  icrdienteu  Hrn.  Burdiard  ihre  Enlsleliuiig. 
AVas  den  Wcith  dieser  Anthologie  bclrilft,  so  zeichnet 
diesellie  sich  besonders  in  einer  dreifachen  Beziehuog 
\iirllH'illi.]|t  ans  ^Vir  incinen  zuerst  die  giüikliclie  Aus- 
»ahl  des  .Stolfcs.  Wenn  man  auch  hier  und  da  statt 
des  aufgenoinmeiien  Abschnitts  liiien  undern  aiisgett/tlilt 
wünschte,  so  zeigt  doch  die  .-Vnurdnuiig  des  Ganzen  den 
praktiichrn    Schulmann,     der    uiit    den    Ucdürfoissen    der 


Jugend  aus  Erfalirung  bekannt  ist.  Ein  zweiter  Vorzug 
bestellt  in  den  sachlichen  und  besonders  in  den  sprach- 
lichen Bemerkungen,  »eiche  mit  lobenswerfher  Prflcisioii 
und  ohne  gelehrten  Prunk  das  jedesmal  Aölhigo  erläu- 
tern ,  »obei  in  Beziehung  auf  grammatische  Verhältnisse 
bis»  eilen  auch  eine  dem  \'erf.  eigenthnmlirho  Ansicht 
zum  A'orschciii  kommt.  Kine  dritte  Empfehlung  gibt  die 
Feststellung  des  Textes,  wozu  nicht  bloss  die  besstcn 
Ausgaben  der  einzelnen  Dichter,  sondern  selli.st  nioiio- 
graphieen  und  »erfhvolle  Recensionen  mi't  selbständigem 
l'rtheil  benutzt  wurden  sind.  Dabei  kann  man  eg  nur 
billigen,  dass  die  rein  kritischen  Noten,  »ozu  auch  einige 
Versuche  des  Verfassers  im  Emendiren  verzweifelter  Stelleu 
gehören,  mit  kleinerer  Schrift  unter  die  exegetischen 
Aninerkungeii  gesetzt  worden  sind,  da  diese  Kritik  für 
Schüler  weder  berechnet,  noch  auch  geeignet  erscheint. 
Zweckmässig  finden  wir  auch  die  Einleitung  über  da» 
Weseu  und  die  Entwicklung  der  griechischeu  Dichtkunst 
S.  3- — l'J;  sowie  die  kurzen  Notizen  über  das  Leben 
und  diu  Schriften  der  einzelnen  Dichter  und  Dichterinnen, 
welche  den  aus  denselben  ausgewählten  Abschnitten  jedes- 
mal vorangehen.  Ohne  uns  mit  der  blossen  .Aufzählung 
der  einzelnen  Stücke  zu  beschäftigen,  glauben  wir  weit 
mehr  im  Interesse  der  Leser  dieser  Blätter  und  des  Hrn. 
Burchard  selbst  zu  handeln  ,  wenn  wir  jetzt  eine  Anzahl 
derjenigen  Stellen  erwähnen,  in  denen  wir  der  Ansicht 
des  Verfassers  nicht  beistimmen  können,  oder  in  denen 
man  auf  eine  üngenauigkeit  oder  auf  ein  Versehen  stüsst. 
Wir   folgen    der   Ordnung    des   Buches. 

Den  Anfang  machen  Hesiod's  Werke  und  Tage.  Hier 
heisst  es  in  der  Einleitung  nach  Gottling:  ,,Hesiodus  — 
Orchüinennin  sese  provectior  jani  annis  rontulisse  — ■  vi- 
detnr."  Diese  Ansicht  ist  doch  durch  Fr,  Jacobs  (zu 
Theogou.  yi.),  Hermann,  IVIützell  (Hall.  Literaturzeitnng 
1833-  ^r-  202.)  so  entschieden  widerlegt  worden,  dass 
sie  nicht  mehr  zurückkehren  sollte.  A'ergl.  auch  Nitzsch 
zu  Odvss.  8,  171.  und  jetzt  im  3.  B.  S.  L'()2.  —  Zu  V.  0. 
wird  bemerkt:  „jigiaovxu,  quae  valida  sunt";  diese  ab- 
stracte  .Allgemeinheit  Ȋre  gegen  die  epische  Rede  und 
gegen  den  Zusammenhang  der  Stelle.  Denn  dass  iJu/uoVTU 
Singular  ist,  zeigt  schon  uulCrjl.üi  ,  (/.dift.iiv,  OXOA/Ül', 
d'/i;ruoa.  —  V.  j^i.  winl  erklärt:  „uiV^loi  vuiiov .  ut 
solent  poetac  pro  kv  uiüvoi.'-'-  Diess  können  Anfänger 
leicht  inissverstelieii.  Besser  ist  in  solchen  Fällen  ein 
Citat  der  Grammatik.  Uebrigens  ist  auch  die  angeführte 
Parallelsfellc  aus  Hoin.  Jiiad.  II,  3(.iti.  unpassend,  weil 
daselbst  rCfj o (j l .riT l  cry.07lsA.yj,  als  der  besondere  Begriff, 
eine  epexegetisclie  Erläuterung  des  d'/.TTJ  icf)'  ilbl'Kv  «"iit- 
hält.  ^'ergl.  ?itigehiric/i  z.  d.  St.  —  V.  V^.'  ist  nach 
dutivrii  wegen  des  folgenden  i'jre  wohl  besser  ein  Rouima 
zu  setzen.  —  Vs.  ^?  i .  fasst  Hr.  B.  iSoji^  für  öod.  in- 
lueliir,  uc  als  relntivuin,  und  erkl.'irt  die  Stelle:  ,,qui 
nihil  agit  {toyoio  XunC.V)v)  et  nihil  habet,  intuetur  di- 
viteiii ,  streiiniim  et  operi  inteiituni."  Diese  Erklärniij 
scheint  mit  dein  Zusaininenliange  der  Stelle  nicht  rech« 
vereinbar  zu  sein,'  sowie  auch  dabei  dem  nach  oitidil 
stehenden  iibv  die  richtige  Beziehung  fehlt.  Der  Dichter 
sagt  :  iJie  ältere  Eris  treilil  auch  eitlen  Ungescliickteu 
zur  Arbeit  an  (^.  20')'  Diesen  Satz  »ill  er  erläutern, 
wozu  für  den   ric  tQyo/o  yaTiCvji  em  blosses  „iniiictu!'- 


19.'. 


194 


mipaüSPiid    prscliicnp  ,    «<>il    darin    der    Bi-ifrifl    dos   \Vc<<- 
*ifprs   «Milin'der   ikkIi    »;nr   iiirlit,    oder   doch    si'lir    iindriit- 
Jirli    dithalloii    «äro.      üa^Cjjcn    ist    Alles   in   der  Ordnung, 
»enn    ni.tii    narh    der    t;p» JiSiiijirhen    Erklflrnnj;    i)^   in   ile- 
nionstrafiicr    nedeiitun;;    versteht:     Denn    ein    Diirftif;er, 
Kenn  er  auf  einen  Andern  sieht,  der  reich  isl,  eilt  seiist, 
zu  pfliigen  und   zu   pßnnzen ,    und   sein  Hauswesen    gut 
zu  iestelten-      Daran  selilirsst  sich   ganz  «infaeli  das  Fol- 
jjende   an,    wo   man    y.otttl   am    hrssten    mit   Mitzsrh   (An- 
nierk.    zur  Od^ss.   3.   B.    S.   'i'lO}    erklärt:     ist    im    Eifer 
gegen   etc.    —    V.  31.  steht    xa.Tay.rtui    im  Texte,    ohne 
dass   etitas   bemerkt   ist.    — ■    V^.   4j.   liest    man:     mihjuj- 
TVuiOf,    datiro    praeter   omnem    Graerorum    consuetudinem 
a>!iirp.i<()."      Diess   ist   dem    Kef.    nn>'prgt;)iidlirh.     Was   soll 
denn   dieser,     in    allen   Sprachen    so   <;e»öhMliche   Dativus 
Anll'allen<les   haben?    —     V.   f)i<,:  „etil-,   h.   e.    oCfiTtoov.^'' 
Genauer  uar  hier    narh  A|>nllonius  zu  erklären:    hov   ty.n- 
OTuc  y.ay.ov  du<f.    —    Zu   V.  ,S4.    wird    in    der    Kürze 
über    den    Gebrauch    von     sie    bei    Personen     gesprochen, 
^'or   den   beiden  Homerischen  Stellen   konnte  Theogon.  71. 
augefiilirt   iverden.      L'elierhaupt   liess   sich    die   ganze  Note 
(nach    Sintenis    excnrs.   IV.   zu   P|nt.    FericI.    und    Spitzn. 
excurs.   XXXV.    zur   Ilias)    noch     et«as    bestimmter    aus- 
drücken.   —    V.   41.    "ar   für   pdacplv    UTgo  wolil  auch  ilie 
dritte  Stelle  des  Hesiod  hinzuzufügen,   nämlich  Scut.  Ilerc. 
I.'i.,    «as   jetzt   auch    Kiinke  in   der   Ausgabe   Ji.  o.jli-    ""ter 
ilon    \  f  rgleichungspunclen    mit   anführt.    —    V.    13.>    [Dtj. 
nach   Giittling,     Hclche    ^'erszahl    wir    in    Klammern    bei- 
fügen   Hollen]     „seriores    vcrbo    iitebantur"   etr.    statt  solo 
»erb».  —  V.  13ti.   ['37.]    würden   wir  statt  J   dtu/i;  selbst 
in     einer    Schulausgabe    nach    Spitzn.    E)xc.    II.     lieber    ij 
>fi((/.;  schreiben.      Vergl.   aucii   Nügelsbach   zu   II.  H,  73. 
und    Ranke  zu  Scut.   8j.    —   V.    lij.   [134.]    dürfte    löl- 
i)oi    zu   schreiben   sein,    nach    Alirens:   lieber  die   Conjug. 
auf   in    im    Honi.    üial.   S.    l(i    in    der   zweiten  Anmerkung, 
unil   S.  2,).    —    V.    173.    [174.]   heisst  die  Note:    „nijy.bVL 
innen    ujcpsiXov ,    ntinam    ne    etiam    .   ■   .    interessem." 
Was   Süll    iliess   etiam?     Soll    es    mit    in   uijy.CTl   enthalten 
sein?     Kfwas  dunkel  spricht  über  diess  nry.ttt  auch  Ranke 
in  seiner  tiefsinnigen  Schrift:    Hesiodeische  Studien   S.  j-S. 
Es    entspricht    hier     uir/.itl    etwa   unserem    nicht    weiter, 
nicht  fernerhin.    Vgl.  Diiderlein:   Vocabnl.  Homer,  etyma. 
ICrIaugen     1835.    S.    I(),     welche    Bemerkung    Nitzsch     zn 
Odyss.     XI,     176.    nud    XII,    '2J,'.    übersehen     zu    haben 
scheint.   —   Zu    V.    1()U.    wünschte  Ri-f.    das    anlDillige   La- 
tein  dubinm    nullum ,    und     ganz    unten    siileream    aetatem 
statt    ferreaui,     der     Schüler    wegen,     entfernt    zu    sehen. 
Uebrigens  sind    die    für   den   Dativ   uvdoiOl    OXoklOi^   bei 
l  UcTivjv  [l'.)4.]  aus  Sophokles   angeführten  Parallelen  nicht 
ganz   passenil.       Man   vgl.    Wunilcr   zu   der   letztern   Stelle. 
—    V.   210.   211.   wird   bemerkt:  ,,Fabulac   exeniplum  au- 
tii[uissimnm"  etc.      Wir  würden  noch  „apud  Graccos"  ein- 
setzen,    weil   die    Fabeln    im    alten   Testamente     (Richter 
'),  8  ff.    2   König.  J4,  9.)   ohne   Zweifel   älteren   Ursprungs 
»ind.  —    V.  21J.   fehlt   vor    VIH,    \:y.).   das   Zeichen    II.  — 
^  ■    243.    ist   nach    ci/.Tovotv    im    Texte    die    Interpuncliou 
ausgefallen;    und    V.    24").   ist   nach   di/.ljOi    das  Komma   zu 
tilgen.    —     V.   263.    [204.]    wild   bemerkt:     „Lui   pertinet 
ad   Xa9so9s ,    cum   lexica   /:7ri7luyyi'   tan(|uam   ailverbium 
propoDere  soleant,  quod   uullurn   est."     Diess  dürfte  doch 

('^■nuunialzeilittf^ 


noch   zu   rasch   behauptet  sein.      Andere,   wie  Meineke  zu 
Theorrit.    17,    t04.    sind    iler    entgegengesetzten    Ansicht. 
Weit    bcsomienor    als    Hr.    B.  spricht    Spitzner  zu   Iliad. 
X,  i)((.    —   V.   277.    [27.S.]   hat  Hr.   B.  die  jetzt  gewöhn- 
liche  Lesart:     'ioi^Eiv   dkhjkoi'q,    «.Tfi  uv  öiy.i]  Eoxiv 
iv  avTUiq-    beibehalten.      Hr.   Prof.   Schneidewin    (Conj. 
Critt.   p.  iS4)    will    i'^'    zurückgeführt  wissen.      Ref.  ver- 
mulhet,     dass    das    Ursprüngliche    gewesen    sein   mochte: 
iVri   II£t'   atJTüii   [Wass.   zu   Thncyd.  III,  ö>).   l>e'    Poppo 
p.   71Ö-   wollte    die   Lesart   des  Clemens   ganz    unverändert 
lassen],    nnd    ilass  daraus   erst  die   ^'arianten  i:i'  und   iv 
mit   eailv   entstanden    seien.     —     V.   32(i.   steht   ciji;ei   im 
Texte,   wahrscheinlich  als   Druckfehler.  —   V.  34(i.   wird 
gelesen:   „Tlfiiji;,  pietii  haud  parvi."     Angemessener  dünkt 
dem    Ref.   die  Bemerkung   von  Nitzsrh   zu  Odyss.  XI,  338- 
—  V.  3(i2.   bedurfte  uiiivna  hitiöv  der  Erklärung.      Ein 
Recensent    in    der   Hall.    Literaturz.    1S37.    Kr.   07.    [nach 
Hernianu    zu   Oed.   Col.    14()0.   ist  es    Hr.   Ber^k]     will  es 
in  atVova  klj^uv  corrigiren.  —  V.  3S7  :  ,, Iliad.  VII,  40." 
statt  40l.    —     V.  4((ä.   ist  das    Citat  ans  Theogon.  Vl73- 
besser  zu  übergehen,    weil  dort  der  Sinn  Hermann  s  Emen- 
dation   .laoiv   zu  verlangen  scheint,     fllatthia  §.  441 ,  2  c. 
bietet    andere    Beispiele  ,      wo     die    Lesart    sicher    igt.   — 
V.  4l9:  Tf.iijt}eioa   atdijaw  i'kij.     Die   Erkliirung:     „U- 
g2tuin   si  caedatur^^   kann   den   Schüler   leicht   zu   dem  Irr- 
tlium   verleiten  ,    dass   der   Aorist    hier   die   Bedeutung   de» 
Präsens   habe.       Darum   ist   genauer   zu   sagen:    lignum    eo 
tempore   caesum.  —    V.  421-    [-^22.]    hat  Hr.  B.,   weil   ihm 
Hermann's    Verbesserung   eine  Härte   der  Rede   zu    enthal- 
ten scliieii,     nach    eigener  Ansicht    mit  Beibehaltung  der 
Vulgata   interpungirt :    Trjwo;    UfJ     i'KoTOi^ttii'  ^e/jvijfxl:- 
VO^'    u'joiuv    i(jyov.      Diess    hült    Ref.  desshalb  für  un- 
richtig,     weil    sich    dieses    Asyndeton    nicht   recbtfertigea 
lässt.       Der    Sprachgebrauch    verlangte    dann    wohl    nach 
uioiav   ein   /)t  Tider  yap.  —    V.  42'l.   fehlt  im  Texte  nach 
:f//i«S    '''»s   Komma;     dagegen    scheint     V.   432.    das   vor 
-rrovrjOaLUvoi   in   den   nenerii    Ausgaben   stehende  Komma 
»etilgt    werden    zu    müssen,     weil    sich    das   Particip.   eng 
an   das   Hanptverbnm    anschliesst.       Heber    die    .Abbildung 
des    äoUTUDV    nijXTOv ,     die    übrigens    für  Schüler   sehr 
zweckmässig   ist,     hat   Ref.    zweierlei    zu    bemerken.      Er- 
stens   ist    auf    derselben    die   Pflugschar    in   der    Richtung 
von   oben    nach   unten   gerundet   ilargeslellt.       Diess    wider- 
streitet  der    Natur    der   Sache.       Denn    bei    einer    solchen 
Gestaltung   der  Pflugschar    würde  ilcr  Pflügende  nicht  fort- 
gekommen  sein  ,    weil   das   Eisen   viel    zu   tief  in   den  Eril- 
boden     eingeschnitten    hätte.       IMan    miiss    sich    wohl    die 
Pflugschar    in     horizontaler   Richtung    an   dem   Scharbaum 
angefügt   denken,     wie     Martin     und     J'oss    es    auch   beim 
römischen    Pflui^e   angenommen    haben.      Zweitens   gewäh- 
ren   in    der    Erklärung    des    Hrn.   B.   <lie   Worte:     „boves 
loro   subjngio   ad   ipsuni   temonem  adstricti'-    und  ,,aratrum 
cervicibus   ad   temonem   alligatis    boves  trahebant"    keineo 
ganz    richtigen    Begrifl'.        Da    nämlich    der     Hesiodeische 
Pflug  der  erste    Anfang    eines  ücltwingpßuges    ist,     bloss 
irirkeiide  Bestaniltheilc  h.it,   des  vollständigen   collare   noch 
g;iiizlich     entbehrt.     Um!     dafür     bloss     einen    Jochriemen 
enthält:   so  wird  ein  eigcniZi'c/ies  Anbinden  des  Stiernacken» 
an    die   Deichsel   noch   nicht    gedacht   werden   d.'irfen.      Es 
isl  daher  auch    auf  der    Abbildung    des    lln.  B.  irrthüm- 

14 


195 


196 


lieber  Weise,     wie    Ref.    meint,     das    Jorh    in    einer   zo 
kfiu.i(lirlirii,    erst   der  spatern   Zeit   eij;entliiin)liclieii,    Run- 
dun»   •'P/pirlinet    »torden,       ftlan    iiiuss    vielmehr    dasii-lbe 
mehr   laiigli<li    rund    denken.      Denn    ho    ein    Iilosser  Jiich- 
rieuien    vorhanden    war,     kann    das    Joch     nur    vnrn    unter 
die   H(irner   der    Stiere    gelegt    worden    sein,     worauf  zur 
Befestigung'  des    Joches    der   Riemen    wahrscheinlich   hin- 
ten  heruuigezo|,'en    und    sodann    au    den    Hörnern    befestigt 
wurde.       Eine    solche    Vorstellung    scheint  theils  aus   deD 
Worten  des  Dichters:    ßouiv  hi^ovov  fKy.öwoti'  (lind- 
(ii/j  (V.   4tiH.),     theils    aus    der   Natur  der  Sache   hervor- 
aageheu.       Es     ist    diese    Vorstellung    auch     mit    V.    .'isl. 
inl    tl"/«   f^oi'Oi    Tithjaiv    »ercinhar.       Dagegen    erweist 
sich    V.   SIÖ.   auch     wegen    des    hinzugefügten    aü^tvi  als 
ein   Zusatz  aus  späterer  Zeit.  —   V.  4i7.   wird  flermann's 
Emeiidation:     tu    SoyaCeal*nl    aQtOTOV  erklart:     „h.   e. 
TOVTU  juQ  t6  ijßi]S.  ftergov  äo.  epydi^eat^ai.     Dann 
mijsste  aber  doch   wohl   T(>   ö'   iQydCeo^cU   ägiozov   ge- 
schrieben  sein;     TU  steht    aber  ofl'enbar    in   relativer  Be- 
deutung.      In    der    unten    beigefügten    Note    ist    tu)     vor 
eoyaCiO^at  ausgefallen.    —    V.  4hJ.   [4ti3.]   gil>t   Hr.   B. 
folgende  Note:    „yoiHflCouOCV ,   intransitiva  significatione, 
quae   praeter  hunc    locum   prorsus   aliena   et  fuisse   ab    hoc 
»erbe    videtur    et   esse   debebat."      Zur  Widerlegung  dieser 
zo   starken    Behauptung    kOnneu    die    Worte    von     Nitzsch 
(zu   Od.    Vlil,   201. )  dienen:    „y.oi'CflQeiv ,  sich   erleich- 
tert   fühlen ,     brauchen    Sophocl.   Philoct.   7-'5.   [vielmehr 
73^.]    und   die   Aerzte  von   Kranken."     Vgl.  Lobeck.   zum 
Ajax.  p.   196  extr.  —    V.  475-   Zu  aipev/-ievov  verniisst 
der    Leser,     an    Buttmann's    ausführl.    Sprach!.    §.    11 4. 
unter   ai'poj  denkend,    eine  Bemerkung.—-    V.  506.   ist 
das   bekannte   Gesetz,     nach    welchem    ft!p«    TIÖvtuj    zu 
i^lTTVtuaaC.    und    zu    cjoive   gehört,    für   Schüler   etwas    zu 
unbeitimuit   ausgedruckt.       Deutlicher    und    bestimmter   ist 
die    Ausdrucksweise    bei    Ivrüger    zu     Dionys.    Historiogr. 
p.    ll'J.    —     V.   öt4.    nach    ipXn^Ol   fe'''t   <""    K-oinma.    — 
V.   525-    hätte    Hr.    B.    OL'öi    ut   unbedenklich   in  ilcn  Text 
setcen     unil     in    der    Note    hinzufügen    sollen,     dass   dann 
bsi/.vv    von     OIE    abhangt,     weil     sonst    der    Schüler    das 
„aptius"   nicht  leicht  verstehen  «tird.      Ebenso  nolhwendig 
ist   V.    631.   die    VerbcKserung    ui ,     und    die    von     Voss    in 
den    Ritndgl.    p.    7'.)    bestimmt    angemerkte     Emendatioa 
ßpOTOi.      Denn    was   Hr.   B.    bemerkt:    „bestiis    .    .    .    cum 
sene    incurvo   aliqnam     esse    similitndinem    non   prorsus   iii- 
epte   dictum   videtur"     wird    Niemand    leicht    zugeben,     da 
man   vierfässige  Thiere    schwerlich    mit   einem   am    Stabe 
sich   forthelfenden    Greise    vergleichen    k.-iiin.    —     V.    HMj. 
enthalt   vielleicht    zum    Srliluss    noch    einen    Wunsch:     das 
Jahr  aber   mag   auf  dar   Erde   gesegnet   sein.     —     V.    Hj!). 
im    Citafe    ist     ,,Iliad.   V."    Druckfehler    statt    XV.    — 
V.  679.    [t">S(».]    hat    llr.    B.    den  Optativ    (fCf.veuj  aus   eige- 
ner  Conjectur    in     den    Coiij.     (pnvuirj    venvaüdelt    und     i» 
den  Text   gesetzt.      Diess  scheint    unniithig    zu    sein,     da 
hier  derselbe    Fall   st.ittSndet,   den    Hr.  B.    zu    V.   I3l.   er- 
laatert   hat.  —    V.  Hx3.   sollte   Her.nianirs,     in   der   kriti- 
schen    Note     ernahnte,      Emendation     im     Texte     stehen. 
Denn    wenn    Hrn.    B.'s    EriauterBug    der    Vulgata   äpna/.- 
TOs    durch    „ci7o    occupandus'^     richtig    sein    sollte,    so 
müsste    es    doch     im    Griechischen     cipTiayTiOi     heissen. 
Ein  auffalliges    Latein    bat    hier    die    neue  ,  Pariser    Aus- 


gabe*), welche  übersetzt:  arreptum  — ^^maluin.  —  V.  713: 
(TH  8ii  fti'j  ■((  vödV  yjirf Aiy XI ''^"i  fiöos-  Die  zur  Er- 
klärung gebrauchten  Woite :  ,,aiiimus  tuns  ne  mendacii 
manifestum  teneat  vnltiim"  sind  zu  gesucht,  und  darum 
für  den  Schüler  etwas  zu  dunkel.  —  V.  734-  l"44.J 
Die  Bemerkung:  Agitur  anfem  liis  vcrsibus  de  mera  su- 
perstitione  et  falli  videntiir,  <|ui  de  reconditiore  sensu 
cogitant"  ist  für  den  Schüler  nicht  recht  verständlich, 
weil  er  die  Beziehung  nicht  kennt,  durch  welche  diese 
Bemerkung  veranlasst  ist.  Nützlicher  »«re  an  dieser 
Stelle  eine  kurze  Erläuterung  von  oivoyölj  und  xpijri-p. 
Vgl.  Becker  Charikles  I.  B.  p.  4H3.  —  V.  7,;t).  [/.iO.): 
,,f7r'  dy.tvijTOiai;  lapidea  niaxime  intellige  vel  nionu- 
menta,  vel  arae,  rel  alia,  quae  moveri  suo  loco  nequeunl^'' 
Das  letzte  Wort  veranlasst  sehr  leicht  eine  unrichtige 
Vorstellung.  Es  sollte  dafür  heissen:  nefas  est.  Daher 
ist  auch  zu  Theogn.  143.  diess  Beispiel  mit  einem  an- 
dern zu  vertauschen.  —  V.  7yi,  im  Citate  aus  Herrn. 
Opusc.  „p.  '.'51"  statt  p.   2Ö!. 

Wir  kommen  zum  zweiten  Haupttheile  des  Buches, 
zu  den  ausgewählten  Bruckstncken  der  elegischen  Poesie. 
Kallinos  V.  lö.  in  den  Worten:  TTokKii.y.t  dijlucijra 
[leg.  dijiori)Tn]  (pvyujv  y.m  dui'-jiov  v.y.ovTiiiv  tpx^' 
tat  hat  wohl  olysxai  geschrieben,  im  Sinne  des  denf- 
schen:  es  entflieht  etc.  —  V.  19.  ist  nach  itui-oy.ui^ru^ 
statt  Ivolon  besser  Komma  zu  setzen.  —  Es  folgt  Archi- 
lochos.  Da  der  Verf.  bei  jedem  Abschnitte  die  vorzüg- 
lichste Literatur  mit  einsichtsvoller  .Auswahl  angeführt 
hat,  so  vermissen  wir  hier:  N.  Bach  de  Ingubri  Grae- 
corum  elegia.  Spec.  I.  Breslau  Ib>35.  Ini  (j.  Fragni. 
[Liebel.  63.)  steht  uä^a  accenluirt,  aber  doch  hat  Hr. 
B.  bei  Hes.  Opp.  590.  ItäCa  geschrieben.  Unter  dem 
Texte  steht  zur  Vergleichung  das  Skolion  des  H^brias 
abgedruckt  mit  Hinweisung  auf  Herrn.  El.  doctr.  metr. 
und  IVlehlhorn  Antholog.  Hier  scheint  dem  ^Vrf.  unbe- 
kannt geblieben  zu  sein  die  ausführliche  Erklärung  des- 
selben von  Graefenhan:  Hybriae  Creteiisis  Scolion.  3Iü)il- 
hausen  1833.  —  Bei  Tyrtaeos  I,  1.  gibt  inl  rioofid- 
XotOl  TlSCFOVJa  keinen  hier  passenden  .Sinn.  Es  war 
■las  schon  von  Franke  zu  Callin.  p.  181  vorgeschlagene 
evi  aufzunehmen.  Ferner  glaubt  Ref.  ilie  Lesarten  ziji/ 
8  avToP  (V.  3.)  f/  ä'  urTv);  ovt'  äiidow;  dk.  y..  r.  /.. 
(V.  lt.)  und  tri  ^frjöil'  (V.  ',»5.)  vorziehen  zu  müssen. 
V.    16.    wird    gelesen:    fUjät    (fiyi;i    aiaxpus    äpXf^B 

*)  Ucberb.iiipt  trägt  diese  sonst  sehr  zweckmässige  Aiisgnbe 
im  Hesioj  einzelne  Spuren  von  Fliicliligkcit  an  sich. 
So  liest  man  darin,  um  gelei^ciiUicIi  Eini^^es  anznliiliren  ; 
TVieo^on.  67  :  xXitovattL  celebrant.  270;  x(t),Xt:ja()i'iOuq,  Jor* 
mnsas.  45.3:  'PiItj  ä'  vnoöfiri&ilau.  732:  toi;  nur.  itiiav 
iaxlj  his  non  exeundum  est  Seilt.  ^^0:  Kvy.vt  ninov, 
Cjcne  igiiave.  364;  cSin  ä^  /"V"  »«?""?  ÜQa^u,  inagnuni- 
que  cljpetim  perloravi.  O/ip.  240:  niiXiq  xuxov  «rdjiö; 
un7}vpu t  nrbs  malo  viro  detrimentimi  —  cepit.  2S8 :  iy~ 
yv&t,  procul.  H'20:  -/o.  S'  ov/  iinTiicKTu'  &f6aS-  x.  t.  X, 
opes  aiitcm  non  rapitndae.  474.  isl  ^o&Xov  y-^i'  niclit 
übersetzt.  5 18:  t^o/uXov  ,  inciirvuin.  522:  ii'n  O.uhii, 
pinglti  oleo.  552:  ürfiir ,  deiceiidil.  5S4;  &(\itOi;  xauu- 
Tw(5*o;  woi; ,  acstatis  lainrioso  tempore.  .Ausserdem  w.ir 
CS  dem  Kef.  etwas  Auftalllgcs  ,  d.iss  A/iilzeU's  jriiiidliche 
Forschungen,  besonders  für  die  Theogniiie .  fast  gar  nicht 
benutzt  worden  s-iud. 


19S 


«rrf  qd-jOI',  was  lir>IIiMitli<li  lilo««  Driic  Lfrlilrr  ist.  — 
il,  17.  steht  „M.  VI,  II  "  statt  V,  i|.  mul  Hl,  21. 
„fr.  II,  I,")."  statt  1,  l.j.  —  Mimiiermos  1,  4:  „Soloii 
fr.  XI,  .3."  statt  ^'IIl,  3.  —  Zu  VI,  3.  Iiätte  ilie  Con- 
stnictioii  von  tTi  fi ,  «ja  der  Verf.  f7r/;r  nirlit  erttHlint  hat, 
eine  Bemerknng  rprdient,  wäre  es  auch  iipr  eine  Hin- 
»■eisuHff  auf  Hes.  Opp.  ()79.  —  üolon  I,  13.  findet  man 
diy.i-i  im  Texte  statt  des  riclitij^rren  zlly.rQ.  V.  18.  »} 
st.itt  (; ;  und  V.  2H.  nach  iti'fjal  ist  die  Interpiinrtion 
ausjcfallfii.  —  Bei  VIII  ,  'J9.  £t  dt;  rptyinotv  bedurfte 
H/  mit  drm  Conjnnctif  einer  Bemerkung.  Andere  haben 
bekanntlich  auch  hier  )jv  geschrieben.  V.  37.  wird  bei 
Hrn.  B.  j^ojOTig  —  iTiiaittj  gelesen,  statt  des  hier  noth- 
wendigen  Ttieo^TJ.  V.  47.  im  Texte  ,,h>/avTOv"  statt 
tviavxuv.  —  Theogtiis  (wobei  Orelli's  Au.sgabe  noch 
nicht  hat  benutzt  werden  können)  V.  17.  steht  falsche 
Interpiiiidion.  —  V.  131.  hat  Hr.  B.  geirrt,  wenn  er 
über  die  Coiistruction  von  aviicrotlv  bemerkt:  ,,Homerus 
illi  verbo  adjunxit  .  .  .  accusativum  etiam  Od.  III,  245." 
Denn  hier  hängt  der  Arrusat.  nicht  von  dvdi^ctcrdai  ab, 
sondern  er  <lient  znr  Bezeichnnng  der  Zeitdauer. —  V.252: 
„II.  IX"  statt  X,  dagegen  V.  293:  „II.  X"  statt  IX.  — 
V.  3{)3.  [651.  ed.  VVeIck.]  Bei  Erklärung  des  bekann- 
ten .Sprfichwortes  ßoi-;  inl  yXujTiiji  scheint  Hr.  B.  nicht 
»erglichen  zu  haben  die  Erläuterung  von  Lobeck  AgI.  I, 
p.  3()'  Gesammelt  findet  ni.in  jetzt  die  niithlgen  Data 
auch  im  Corpus  Paroem.  Graec.  von  Lettisch  und  Schneide- 
win  zu  Zenub.  II,  70.  S.  51  f.  —  V.  384.  ist  y.  t  u  d  o)  v 
■Hiiy.a  in  die  Form  y.epdivjv  zu  verwandeln.  —  V.  450. 
[940.  ed,  VVeIck.  2Öfi.  ed.  Bekk,  nnd  Orelli]  hat  auch 
Hr.  15.  im  Texte:  rroijyua  öt'  Tfonvöjarov ,  tov  t/; 
egdto  Tl'Xiiv,  nach  der  jetzt  bei  Tbeocrit.  II,  149. 
[l')4.  i->'t  Druckfehler]  eiiiij;efnhrlen  Lesart.  Nicht  un- 
wahrscheinlich. Uebrigeiis  findet  sich  IVleineke's  Conjoc- 
tdr  liijipco,  die  auch  Orelli  als  solche  erwähnt,  .schon 
im    Texte    bei    Bekker    e4l.    i.    INI.'). 

Der  dritte  Hanpttheil  dieser  Anthologie  enthält  aus- 
erwähite  ^ili'icke  der  Melischeii  Poesie^  welche-  nacli  den 
einzelnen  Dichtern  und  Dichterinnen  in  zehn  Abschnitte 
zerfallen.  r^lehrere  später  ers<  liieiieiie  Hiilfsniittol ,  wie 
Schneidewin's  Saiiuniiing ,  Hermann'S  Recension  dersel- 
ben, /ihrenS  z<i  Alkaeiis  und  Sapplio  u.  A.  hat  der  Verf. 
hier,  nnd  theilweise  im  Vorhergehenden,  iioch  nicht  be- 
nutzen können.  Ohne  Zweifel  hat  auch  Hr.  B.  ,  durch 
jene  For.»(liiiiigeii  reraiila.sst,  jetzt  in  mehreren  Puiicten 
seine  Ansicht  geändert.  Wir  bemerken  daher  nur  einige 
Kleinigkeilen.  Bei  Welker'S  Fragnirntensainnilung  «les 
Alkinaii  stellt:  ,,Gutting.  181.!)"  statt  (iissae.  Im  zweiten 
Fragm.  de»  Alkaeos  [fr.  10.]  hätte  Hr.  B.  den  ersten 
Vers  nicht  ganz  weglassen,  sondern  wenigstens  unter  den 
Text  setzen  siijlen.  Jetzt  scheint  das  dawSirv  durch 
.Ahrens  hinlänglich  gerechtfertigt  zu  sein.  —  V.  (i.  liest 
man:  ,^Cudijf.-fn>  videtnr  esse  pro  did.i^t^h(n> ,  pellucidum 
....  (juaniijuam  vetustornm  illnrum  adjectirnrum  ,  qiiibus 
praefixa  est  svllaba  t«,  longo  alia  vis  esse  solet"  etc. 
Das  hier  aiigefiihrle  i.adri(>i,  fiir  diudif.iii  genoininen, 
hat  mit  der  ^'orsetzungssvlbe  Ca.  nichts  gemein.  Denn 
dieses  C,«  ist  eine  Aiebenfnrni  von  dyu,  welches  dem 
Ailverbinm  ayav  un<l  den  Zusammensetzungen  ayay.kttj^, 
ayijvüjp  Q.  8.  w.  zu  Grunde  liegt,  wie  Härtung  griecb. 


Partik.  1.  I'h.  S.  3jO  11'.  gezeigt  hat.  ^'on  der  Einthci- 
luiig  der  Gedichte  der  Siipjihi>  sagt  Hr.  B. :  „Di^tribuia 
a  recentioribus  crant  —  in  sepicin  librns."  Dies«  ist  für 
Schüler  unverständlich;  denn  wer  die  Sache  noch  nicht 
kennt,  kann  nicht  errathen ,  wen  man  anter  den  recen- 
tioriius  zu  verstehen  habe.  Im  ersten  Gedichte  V.  5- 
hat  Hr.  B.  die  Lesart:  Alld  Tv/'ö'  t/.i^' ,  at  TTOTCt 
Z.  T.  4.  ganz  wie  bei  Neue  beibehalten  und  erklärt: 
„■nJkKag  .  .  tamquam  praedicativo  sensu  (als  eine  viele, 
d.  h.  hüußge)  /'reijuentis,  crebro  vocantis.  l'raeicil  Ilom. 
Od.  II,  l.'>I."  Mit  dieser  ISrklärnng  wird  sirli  nicht 
leicht  Jemand  befreunden.  Denn  die  angeführte  Parallel- 
stelle ist  unähnlich,  und  kann  für  den  gegenwärtigen  Fall 
nichts  beweisen,  weil  bei  Homer  von  den  Adlern  da» 
Neutrum  steht:  itratdo'Jijv  -Kitou  n  uL\d,  bei  diesem 
Neutrum  aber  der  Leser  bereits  so  an  den  Adierbialbe- 
grilf  gewiihnt  ist,  dass  er  an  den  Adjectn  begrill  gar  nicht 
mehr  zu  denken  pflegt.  Ganz  anders  dagegen  verhält  es 
sich  mit  der  Form  ~l(il\a^,  welche  den  Griechen  gewiss 
ebenso  geklungen  liätte ,  als  uns  Deutschen  das  ileulsche  : 
„meine  .Stimme  hörend  als  eine  viele  oder  häufige.'''' 
Und  gesetzt  auch,  es  Hesse  sich  nülj.ui  im  Sinne  von 
Tiofkc.  auffassen,  so  gäbe  es  hier  einen  Begrifl',  der 
schon  in  dem  ai  TVOTtl  y.dxi:ou)Ta  enthalten  wäre.  Treff- 
lich für  den  Sinn  ist  das  von  Hrn  Bergk  vorgeschlagene 
nijt  fl,  was  an  Stellen  erinnert,  wie  die  von  Hrn.  Bergk 
scliuii  er«  ahnte  bei  Aesch.  Euin.  2'^4 :  ekSoi ,  y.Kvtl  de 
yai  Tlgoavidsv  wv  ittog.  —  II,  7.  wird  fioaxiuic, 
durch  statim  erklärt,  welche  Bedeutung  der  Rechtferti- 
gung bednrfle.  Warum  nicht  ganz  einfach  brevi ,  als- 
bald? —  V.  13.  liest  man  noch  ilie  Vnlgata.  Die  Noth- 
wendigkeit  der  Emenilatinn :  ä  di  11'  iduaji  yciyveerai. 
weh  he  Hr.  B.  nicht  einmal  angefiilirt  hat,  war  srhon 
nachj:ewiesin  worden.  —  Bei  Simiinides  hat  Hr.  B.  Uro. 
Bergk's  Recension  (in  der  Zeilsdlr.  f.  Alterthnnisw.  l,s:3H. 
S.  11  ff.)  ültersehen,  bei  deren  Beachtung  auch  das  End- 
nrdieil,  worin  Hr.  B.  den  Simonides  mit  Alknian  in 
Vergleichnng  stellt,  sich  etwa»  anders  gestaltet  haben 
wurde.  Bei  VII.  [Schneid,  (id.]  war  Meineke's  Emen- 
datioii,  »eiche  in  dieser  Zeitschrift  l,S3'.  S.  34'|  ange- 
führt   wird,     zu    beachten.    —     Zu    Hnkchylides   II,  5.    ist 

„Od.    VI,    (,9l."    Dm nk fehler    statt     Od.  "iV,    (,'»1    sq.   

Anitcrenntea  VI,  12:  „Hoin.  II."  etc.  slalt  Od.  und  danh 
„cvpleo"  st.  civpeo.  —  VII,  7.  steht  ein  Druckfehler 
im  Texte,  und  unten  am  Rande  inniti  statt  niulla.  — 
IX,  22:  neraaitai  ouij  rc  yai  yax'  dygovi.  Die 
zu  diesen  Worten  gegebene  Bemerkung  über  den  Ge- 
brauch, nach  welchem  ilie  zum  zweiten  Nomen  gesetzte 
Präposition  zugleich  mit  zum  ersten  gehiirt,  milchte  eini- 
ger Bericlitigiing  bedürfen  durch  das,  was  jetzt  Nitzscb 
Odyss.    XII,    27.    aiisfülirliclier    entwickelt    hat. 

Der  vierte  Haiipttlieil  des  Bu<  lies  iinifasst  ausgewählte 
Gedichte  der  drei  griechischen  Huhotiker.  Vom  Tbeokrit 
sind  in  folgender  Reihe  aufgeiioinmeii  worden  die  IdTllen; 
s.  'I.  (1.  I.  10.  7.  14.  1,0.  Ge-en  die  hier  befolgte  Er- 
klärung oder  Sdireiliart  einiger  Stellen  hat  Ref  schon  bei 
anderen  Gelegenheiten  Ein»  üi  fe  ge:iiaclit ,  zu  <leren  Prü- 
fung  er   Hrn.    B.    hiermit  freundlichst   anffordern    will. 

Gleich  zu  AofaDgc  hat  Hr.  B,  zum  Nutzen  der  Schü- 
ler  aus   Uuttniann's  Schnlgraoinialik    diejenigen   Paragra. 

14  * 


199 

phen  erwalin<,  in  ilenen  sirli  iiher  «Irii  doiisclie/i  Dialekt 
Bemerkuiigeii  fiiiilen.  Es  wäio  zweckdienlich  j;«»esen, 
wtiin  Hr.  ii-  sowohl  ondtrwflrts,  aU  auch  besoiiiiprs  an 
Jiosor  Melle,  znj;lei(Ii  «lio  »veit  verbreitete  Grammatik 
Ton  Rosl  beriicksichlict  hfttte,  <la  in  dieser  der  Ahsclinitt 
l'eöer  Dialekte  das  ^^>tllige  mit  praktischer  Uebersicht- 
lichkeit  vereinigt  enthalt.  Audi  Härtung  in  der  griech. 
Schulurammatik  S.  JU  —  'J\i  hat  das  Allgemeinste  Fom 
dorischen  Dialekte  der  liukoliker  zusammengestellt.  Zu 
Her  von  Hrn.  B.  angeführten  Literatur  kommen  jetzt  noch 
hinzu  die  scharfsinnigen  und  lehrreichen  Bemerkungen 
von  H.  L.  Ahrens:  Emendatlones  Theocriteae.  Gottin- 
gae  184t.  ^Vir  «enilen  uns  zu  eiuzeluen  Stellen,  und 
versuchen  noch  einige  Verbcsserungen  gelegentlich  vor- 
zuschlagen. 

Idylle  I,  [Vlir.  bei  Theokrit]  V.  15-  hat  man  das 
vor  ü  rrc.Tijo  stehende  >*>'  nach  den  Handschriften  wahr- 
scheinlich zu  tilgen,  da  die  Verlängerung  der  ultima  in 
Xolerrdi  theils  durch  die  Arsis,  theils  durch  den  fol- 
genden aspirirten  Vocal  dieselbe  Entschuldigung  zu  ha- 
ben scheint,  wie  Id.  X,  30.  y.uTlOOV.  —  V.  42-  haben 
di«   Ausgaben  die   Lesart: 

iiavia  iag,  izuvin  de  vo[xal,  navza  6e  yal.ay.ioi 
ov^aia  TiXijd oL<atv, 
aber  es  bieten  hier  staU  nt.i\9oV(ilv  die  meisten  und 
bessten  Mss.  7C}]8vjaiv.  Sollte  diese  Variante  nicht  etwa 
die  urspri'iogliche  Lesart  enthalten,  und  der  Ausdruck 
von  der  hüpfenden  Bewegung  der  mit  flJilch  gefüllten 
Euter  beim  Gehen  lies  Viehs  sich  erklären  lassen?  — 
V.  t)6.  hat  man  statt  ncuöi  aus  drei  Handschriften  natOl 
zu  schreiben  ,  da  iraiöl  erst  aus  Correclur  entstanden  zu 
sein  scheint.  —  V.  73.  sowie  anderwärts  steht  bei  Hrn. 
B.  mich  die  Form  i'jfiei  im  Texte,  statt  des  jetzt  allge- 
mein als  richtig  erkannten  Infinitivs  Ij^itv.  —  V.  b7. 
heisst  die  Vulgata: 

(i>q  fjtv  6  Tzcui  i^o-Q']   >^"''    dvä'kaxo   y.al   rrA«- 
rd'/Tj<rsv  A'iy.naai, 
allein  die  Handschriften   führen   auf  die   Lesart:   u;ä}.TO 
y.ai  in/MTÜyijaiv. 

IdWle  II,  [IX]  10-  wird  gewöhnlich,  wie  auch  bei 
Ur.  B.,   gelesen: 

räi  fiot  (Itv äaai 
k'iip  youaijoi'  rpwyo/öa?  dnu  oy.oiriäi  kxivo.^iv. 
Statt  anüsao,  haben  sechs  Ms«,  all'  uy.Qaz,^  was  auch 
der  Scholiast  gelesen  hat,  welcher  bemerkt:  „/)  di  wv- 
ra^li;,  dno  dy.oaq,  oy.OTtia:^.'-'-  Wahrscheinlich  hat  man 
dn'  dyoui  als  das  Ursprüngliche  aufzuuehnien ,  und  das 
zweite  duo  zu  ixivaiev  zu  ziehen.  „  «TTf  f  öii/'^f." 
•Schol.  —  V.  44.  ist  statt  oi'io}  wohl  zweimal  nach  Hand- 
schriften oviüii;  zu  lesen.  —  V.  20.  Bei  der  Bemerkung 
über  den  GeS)raHch  von  ItlfluivoVTOi  hätte  Hr.  B.  auf 
seine   iNote    zu   Hcs.   Opp.   73-1.   verweisen    können. 

Idvile  III,  [VI]  1.  ist  statt  yui  JäcfVli  aus  fünf 
Handschriften,  worunter  auchK.,  vielleicht  Ju)  JuffVK; 
als  das  Krhte  anzuerkennen.  Dadurch  würden  wir  zu 
der  von  Meineke  Id.  XIII,  n.  gegebenen  Note  ein  neues 
Beispiel  gewinnen.  Oft  wird  der  Artikel  auf  diese  Weise 
auch   bei  Pausanias  gebraucht,     wie  der  ehrwürdige  Sie- 


200 

fielis  zu  Paus.  I,  27,  7-  und  in  dieser  Zeitschrift  1S4(. 
S.  ,')12.  gezeigt  hat.  —  V.  )3.  verlangt  der  Dialekt 
(poc'Ceo  und  y.i'dfiaioiv.  Aehnliche  Fornienbildung  auch 
an    anderen   .Stellen. 

Idylle  IV  [I].  Hr.  B.  spricht  über  die  Vertheilung 
der  Strophen  in  den  bukolischen  Gedichten,  und  erwähnt 
von  der  vorliegenden  Idylle:  „stropharuni  qnandam  in- 
aequalitatem"  u.  s.  w.  Hier  hätte  aber  Hr.  B.  Her- 
mjnn's  Anordnung  von  diesem  Gedichte  (in  iler  Zeitschr. 
f.  d.  Altertliunisw.  IS37.  Ar.  ,'7.)  nicht  uneritähnt  la§- 
sen  sollen,  wiewohl  es  dem  Ref.  noch  zweckmässiger  ge- 
schienen hätte,  wenn  dieselbe,  wie  es  Bach  in  seiner 
Anthologie  schon  gethan  hat ,  gleich  in  dem  Texte  be- 
folgt worden  wäre,  lieber  einzelne  Stellen  erlauben  wir 
uns  folgende  Bemerkungen.  V.  12.  liest  man  noch  r  ri  f)  e 
Za>'''s"S-  Schon  Meineke  in  der  Note  zieht  T£iÖ£  vor, 
iinil  jetzt  ist  dasselbe  von  Ahrens  als  das  Richtige  erwie- 
.sen  worden.  —  V.  13.  ist  at  t£  jUQiy.ai  aus  Meineke'a 
Ausgabe  unverändert  aufgenommen;  allein  schon  IMeineke's 
Bemerkung:  „dedi  a  pro  ai  praeeunte  Reiskio"  etc.  be- 
weist, dass  ai  T£  nur  aus  Versehen  in  iMeinekc's  Texte 
steht  Diess  scheint  auch  Hr.  Ahrens  nicht  beachtet  za 
haben.  Uebrigens  haben  sclion  die  Scholiasten  (C  TC  ge- 
lesen, da  sie  „oTCüv  ai  uv(jiy.ai  und  önov  at  fwo- 
alvai"  erklären.  —  V.  ib.  Was  auch  Hr.  B.  über  den 
Aberglauben  der  alten  Griechen  von  der  Mittagsruhe  der 
Götter  bemerkt,  das  findet  man  noch  bei  den  jetzigen 
Griechen.  Vergl.  Bybilakis  „Neugriechisches  Leben  ver- 
glichen mit  dem  Altgriechischen."  Berlin  l.'54ü.  S.  20.  — 
V.  3U.  hat  jetzt  auch  Hr.  Sauppe  in  seiner  vortreilliciien 
Epist.  Grit,  ad  Godofr.  Herrn,  p.  10«  behandelt.  Der- 
selbe nimmt  an  der  jetzt  gew(ihnlichen  Erklärung  der 
AVorte :  y.iooog,  i)ay(ti:rryj  y.iy.ovmtvug  Anslos,s,  und  be- 
merkt über  diese  Stelle:  „cum  y.fy.ovtiifvoc  nihil  aliud 
signilicare   possit,   quam   conspersus ,   oilitus,   niiice   vcram 

cxplicationem    eam    existimo hederitm    litam  auri- 

piginento  fuisse ,  ut  y.toooi  Xi'<J0uxaQ7lui;  ex-pri- 
7neretur.^^  Da  nun  das  y.ar'  (Wtuv  keine  Beziehung 
mehr  hätte ,  so  vermuthet  er  /«t'  aVTuiv  „i.  e.  ruJi' 
JElLoJV  ,  ita  ut  his  «juae  seqnnntur  verbis  priora  accura- 
tius  explicentur:  und  über  sie  hin  schlingt  sich  prangend 
mit  gelblicher  Frucht  die  Ranke.''''  Ref.  erlaubt  sich, 
dagegen  folgende  bescheidene  Zweifel  zu  erregen.  Zu 
der  Aenderung  liegt  in  den  Mss.  keine  Spur  vor.  Die 
gewöhnliche  Erklärung  „  hedera  iielichryso  distincta" 
Oller  intertexta  verwischt  nur  die  poetische  Farbe,  aber 
man  kann  wohl  die  Blume  Helichrysos,  da  doch  die 
Farbe  gemeint  ist,  immerhin  beibehalten,  wie  auch  wir 
Deutschen  mit  derselben  Metapher  sagen  :  Epheu  mit  der 
güldenen  Blume  Helichrysos  bestreut.  .Sollte  ferner  bei 
«ler  Satzverbindung  von  u  b  v  und  ö  6  der  zweite  Salz  als 
eine  genauere  Erklärung  des  ersteren  sich  auffassen  las- 
sen, oder  sollte  nicht  vielmehr  bei  dieser  Auffassung  der 
Stelle  der  zweite  Salz  als  eine  blosse  Tautologie  erschei- 
nen '  Müsste  man  endlich  für  das  Deutsche  über  sie  hin 
nicht  etwa  den  .Accusativ  erwarten?  Dem  Ref.  will  die 
Vulgatü  noch  als  richtig  dünken.  —  V.  3;.'-  schreibt  Hr. 
B.  ,,tI  d£ujv  daiäuAua,  pronomine  primo  loco  collocato. 
Hoc  sibi  pnetae  sumunt."  Diess  ist  unzureichend,  und 
kann   von   Schülern   leicht   missverstanden    werden.       Denn 


201 


202 


(lieils  siiiil  auili  ;^ll^^  l'rosdikent  I3rls|)iclc  sclioii  iiailijje- 
tiiescii  nonien,  »lu  von  Jacol)^  xii  Acliill,  Tat.  \II,  3< 
S.  H^^'i ,  tliciU  »ar  mit  ein  paar  H'ortrti  als  Gruiiil  ilie- 
scr  Wortsti-Ilung  ilie  liitcrpiiiictitinsHeit^e  ili-r  Allen  zu 
•■ritaliuen.  —  V.  öl-  ^"  «liesT  viejbesjjrorlicneii  ülcUe 
urlilärt  Herr  Nitrens  Eiiu-iiilatt.  Tlieoir.  p.  4.  <l.is  erci 
i;rguiGl  y.(i9iC£/i'  als  s|)rtirli»ortlirlio  Redensart:  „auf's 
Trockene  brinj;eii  ,  (juae  inetapliorn  ab  iis  «liiita,  (jiil  ex 
uuilis  male  fidis  bona  sua  in  ti-rraui  senaruat,  »ninino 
gigiiißrat  aliijuid  in  lulo  collociiie.''^  Diese  Erkl^iruii^ 
ist  schon  von  Gieverus  (Kleine  Beitrage  elr.  Brenicii 
ISld.  p.  \.\  f.)  inrgebraclit  iinil  bereits  von  J.  A.  Jarobs 
praef.  p.  CC.  in  der  Note  beliaiidelt  «orden.  Dieselbe 
scheint  auch  schon  in  den  ücholieu  zu  V.  48-  augedenlct 
zn  sein:  „eil i  TOi'i  Xivoii,  ä:iu  uiru(fO(jo'.<;  xutv  dvv- 
öüu)v  TUTiviv.''^  Ref.  hat  liber  diese  Stelle  in  Ja/in's 
Jahrbb.  XXIX,  t.  gesprochen.  —  V.  71.  haben  statt 
cJ^l'OUiTO  fünf  Codd.,  und  unter  diesen  der  coil.  K, 
cjöunatvo  1  eine  Lesart,  welche  JMeiuekc  an  dieser 
.Stelle  verscliniüht ,  dagegen  Bio  I,  18.  mit  -jeringerer 
Auctorität  in  den  Text  {fenoniLuen.  —  V.  'JG-  Statt  ku- 
ÖQiO.  hat  Hr.  B.  Heruiann's  Verbesseruiiff  ädtu  f^iev 
ysKuoiaa.  in  den  Text  geset/.t.  Diese  Emendation ,  die 
schon  Gcel  in  seiner  Ausgabe  18^'U  aufgenommen,  hat 
auch  Lennep  gemacht.  Ein  Scholiast  sagt :  „ro  A-JEIA 
y.o.l  AAlA  nui}jity.(j)i;  Ai'y^r«/."  Soll  diess  vielleicht 
aöcic  y.(U  üdsu  hcissen?  Derselbe  Scholiast  erklärt 
dann:  „CfuvEOuii  filv  yikojoa.  ,  l.uv'Jo.vttv  dt  ßaou- 
roiisvrr  ejl't  Tili  Jdipviöt^'' ,  »orans  wenigstens  hervor- 
zugehen scheint,  dass  derselbe  nii:ht  l.ai^uia  gelesen 
habe.  lieber  die  Form  uöiia  j'ibrigens  vgl.  die  Aucto- 
rit<iten ,  welche  Ranke  zn  Hes.  Scut.  Herc.  ,'■14^.  u^tia 
yiiC-tiinav  S.  lU  <  angeführt  bat.  —  V.  1()6  II'.  Bei  Hrn. 
B.  werden  die  Worte  des  Dichters,  wie  bei  Meineke,  ge- 
lesen, nur  dass  der  107.  Vers  mit  Recht  gleich  ans  dem 
Texte  weggelassen  ist.  Zu  kühn  nach  der  Ansicht  des 
Ref.  verfährt  in  der  Euiendation  iliescr  Stelle  Hr.  Ahrens, 
welcher  a.  a.  O.  V.  lOli  —  108.  gestrichen  und  das  llebrige 
also   gelesen    wissen    will: 

Ov  i^iekixui  luv  KvTiotv   o   ßujyuAoi-   'hqtib  nox' 

"Jdav , 
djoeto^  -/ujdujvii  Ulli  y.aku  j.iuLa  vof^tevei, 

mit  der  Erklärung:  „Odisti  me.,  Daplinis  inquit,  al  non 
r.uro  le  tuumijue  odiunt  ;  abi  ad  Anchisem  et  Adonidem  , 
iimasios  tuos,  qui  tnagis  iuitm  irain  timebunt  et  amorc 
xuo  de  injuria  n  me  illata  te  consolabunlui:^''  Ref.  wagt, 
gegen  diese  \'erbesserung  ,  sowie  gegen  die  einzelnen  Ar- 
gumente, warum  die  \'ulgata  verdorben  sein  soll,  seine 
Bedenken  zu  äussern.  Erstens  würde  durch  diese  Emen- 
(tation  die  von  tiermann  entileckte,  sich  so  leicht  er- 
gebende Strophenvertheilung  von  neuem  vernichtet  wer- 
den. Zweitens  hält  Ref.  das  tgJlS  -kot  Jöai' ,  wenn  es 
auf  .inrhises  sich  beziehen  soll,  für  etwas  zu  dunkel 
gesagt,  als  dass  es  vom  Dichter  allein  geschrieben  sein 
küunte.  Drittens  scheint  die  anSallende  ^Vortstellung  des 
«weiten  Verses  in  dem  von  Hrn.  Ahrens  angegebenen 
Sinne:  „abi  ad  Jdnm  (ubi  est  Anchises)  et  (eo)  ubi  Ado- 
nis  per  montes  pulcliras  oves  p(tscit''^,  mit  der  Einfach- 
heit der  bukolischen  Poesie  nicht  vereinbar  za  sein.   Vier- 


tens entllicli  ist  nach  der  IMeinung  iles  Ref  der  ganze 
Zus'finntenbang  der  Stelle  4ler  von  Hrn.  \.  gcgebt-nen 
Erl.'iuterung  entgegen,  so  dass  die  Erklärung:  ,,<|ni  niagis 
tuam  irani  timebunt  et  anioic  Süo  de  injuria  a  me.  illata 
te  consolabuntur"  als  ein  Ireuidartiger  (je<laiike  erscheint. 
Diess  führt  zur  Betrachtung  der  vorzüglichsten  Satze, 
durch  welche  die  \'nlgata  verworfen  wird.  Zu  Anfange 
lieisst  es:  ,,Daphniilrm  .ViMhisae  et  Adonidi  sc  cnniparare 
.  .  .  ila,  iit  Daplinis  se  dical  perirc  oilio  \'enrris,  i|uae 
.Aiicbiseiii  et  .\doni(leiii  et  ip.-iis  biibulcns  vel  paslores 
tnrpi  aiiiore  ainplexa  sit."'  Diess  gäbe  sclion  an  und  für 
sich  lii'iiien  passenden  liegensatz.  Ann  aber  p>chciiit  dies.s 
auch  nidit  in  den  Worten  des  Dichters  zu  liegen.  Der 
Aiiiialtspnnct  für  den  Zusammenhang  der  Stelle  licet  viel- 
mehr, »vie  dem  Ref.  dünkt,  in  V.  Jü'i-  »"d  lO.'lc  Glauiat 
du ,  dusn  es  mit  mir  ganz  vorbei  ist  ?  Glaubst  du  ,  über 
mich  schon  triuinp/iiren  zu  könnend  AV/« .'  üitphnis  wird 
selbst  noch  im  Hades  dem  Eros  zur  Qual  sein.  Darum 
wirft  er  der  Venus  ?nit  bitterem  S/tolle  ihre  Liebeshan- 
del vor,  und  heisst  sie  zu  Anchises  und  Adoiiis  gehen, 
wohl  nicht,  damit  er  sich  mit  diesen,  die  auch  Hirten 
waren,  auf  irgend  eine  Weise  ier(;leiclie,  oder  weil  diese 
den  Zorn  der  \'enus  mehr  fürchten,  und  mit  ihrer  Lieb« 
dieselbe  über  das  erlittene  Lnrerht  trösten  werden,  son- 
dern weil  Daplinis  selbst  Jetzt  lieber  sterben,  als  lieben 
will,  und  fort  und  fort  y.ay.uv  tooexui  ukyoi 
£(JOJX/.  Auf  diesen  bitteren  .Spott  nun  bezieht  sich 
die  Aposiopesis,  die  Benennung  ü  fjOy.oXoi:  und  auch 
das  Verbuui  htyexai,  gleichsam  als  wenn  es  noch  unbe- 
kannt wäre,  was  doch  Jedermann  weiss;  wie  auch  wir 
unser  sollen  gebrauchen.  Hr.  Ahrens  bemerkt  weiter: 
,,Jacobsius  rectissime  intellexit  vjds  non  esse  illic  vel 
ibi.'"  Diess  hat  wohl  auch  schon  der  Scholiast  mit  sei- 
ner Erklärung  Tt,i'ii,  i.y.ci  und  WÖ£ ,  tvzuiüa  ge- 
wollt. Die  Erklärung  des  Scholiasten  w.xA  dann  von  Hrn. 
Ahrens  als  gekünstelt  und  falsch  bezeichnet  wegen  der 
Stelle  ,,ld.  V,  4.5,  ubi  (juuin  (jiiercus  et  c>perus  in  ejus- 
deiii  loci  amoenitate  describenda  conjungantur ,  non  pn- 
terant  liic  longe  diverse  consilio  componi."  Diess  scheint 
dem  Ref.  sehr  richtig  bemerkt  zu  sein;  nur  erlaubt  er 
sich,  zu  fragen:  Kann  man  nicht  rijVii  und  w()£  auf  dea 
Ida  beziehen  und  an  eine  durch  das  aufgeregte  Gemüth 
des  Daplinis  hervorgerufene  1  ergegenwiirtigung  denken? 
in  dem  Sinne:  gehe  nur  zum  Ida,  da  kannst  du  dir  zu 
deinem  Liebesabenteuer  dort  die  Eichen  oder  liier  das 
Cvperugras  «vählen.  Weiterhin  V.  IDÖ.  verwandelt  Hr. 
Ahrens  das  STtti  in  UTlti*)  und  nennt  nun  ,,Toupii  emeu- 
dationcm  (ii^f/o;  pro  ojQUiiK  vocis  collocatione  et  arti- 
culi  absentia  neccssariam."  Nach  der  vom  Ref.  befolgten 
Gedankenverbindung  ist  djoaiui  {„[(JVCfioOi;,  uy.tidCuiV. 
iyy.w7lT£l  de  cirijn'^  Scholl.)  und  ircci  nicht  zu  verän- 
dern :  reif  zum  Liebesgenusse  ist  auch  Adonis,  da  er  u.  s.  ». 
Ferner  wird  von  Hrn.  A.  erwähnt:  ,,.4ctedit  quoil  of  pro 
dorico  ii  non  est  Theocriti  in  cariiiinibus  inagisDoricis  ubi- 

que  adverbiis  Incativis  in  ur  abstinentis."  Ist  diess  hin- 
länglich   erwiesen,     so     waro    das    Einfachste,     ov    ohne 

*)   Auf  alinliclie  Weise  verwandelt  Hr.  Abrciis  Tlieocr.  XI,  16.' 
das  vor  oi'  stehende  to  in  jf.      Wie    sieht    es    dann    aber 
'mit  dem   üigamma  Ton  oi? 


203 


304 


Wciirrrs  nii<  fi  »"  »ertauschen.  Die«»  »äro  die  einzige 
Ver;iii<l<-ruiit'  in  il<T  . Stell.- ,  da»  l'ebrige  aber  erkennt  Ref. 
fnr   ji't/.t    norli    als    nnterdorbe»   an. 

I.l>lli>  y.  \\\  •■•  -'•  '"  «'•■"  ^Vorten  üy^iov  äys/v 
u(>i>oi'  ''»''''(<  ''atl<-  Hr.  K.  fiir  den  Srliiilcr  ll.-sind.  üpp. 
44'J.  iüe/'aii  aikay.'  i-iaivul  lerjjleuhen  kJiniieu.  — 
V.  4.  biilen  statt  TUs  fas*  •'»"<'  I*Jss.  (<C,  was  man  liess- 
balb  wobl  auf/nneliiMon  hat.  —  V.  iL  konnte  auf.  Tvrt. 
II,  17.  veriviesen  »lerden.  —  V.  IS.  billigt  llr.  II.  in 
der  >ote  noch  die  (j<Mn>linlnliP  Krkl/Irniij,' :  „lixnsta  ari- 
stas  arrodenil»  sterilem  niessi-in  (iitnrani  tinodainniodo  prae- 
Jicit."  Allein  dagegen  erbebt  sieb  ein  doppeltes  Beden- 
ken. Erstens  niüsste  dann  «obl  wieilernin  zu  der  alten 
Lesart  ;foü>';>rrt/  «  yaknfiuia  zuniikgekehrt  werden, 
fjund  iiuvris  riliquid  poitenderet ,  ut  enset  per  articu- 
iunt    uh    (tliis    iidvT  in  iv    discernendo.      Zweitens    kann 

man   ^^uiCeoUctl    »ohi    nullt  i X9'"i^  sondern  riilitiger 

nur  fon  /uuia  «der  ^Qtia  ableiten;  es  liiMsst  also  rolo- 
rare  (in  einer  IJedeiitun;; ,  wie  es  z.  15.  bei  Cic.  Or.  2. 
14.  sieht:  rnni  in  si)le  anibnieni  natura  fit,  nt  rolorer). 
Deninarh  ist  ilic  Richtigkeit  von  llerniann's  Erirtnteruiig 
kaum  XU  bezweifeln.  Dieselbe  ist  auch  ge>i  isserniasseii , 
wie  es  scheint,  schon  in  den  Scholien  angedeutet :  „Tivii 
(faaiv  it'xdoai  ri;J'  tiojußi'y.ij^i'  if]  dy.oidi  Tairrj,  diu 
y.ui  [?]  TU  Ttjv  dyfjida  fJtKaivav  itvai  ai'>Tt)v, 
y.ai  r  i>  V  yüovv  .i"l'(J«f"  und  gleich  darauf  werden 
•erblinden:  r,  ecntv  io%vi]  xai  AsJlri;  y.ai  iiekai  va.'^ 
—  V.  20.  liess  sich  Theogn.  S 1.  .ergleichen.  —  V.  JA- 
scheint  man  in  den  Scholien  stall  dipeaSh  richtiger 
aÜira^S  lesen  zu  imisscn.  —  V.  29.  hat  die  ^'ulgala 
kt'"'urral.  Allein  die  [Mehrzahl  iler  fllss.  bietet  das  Ac- 
«ivuiii  klyovTl  ,  was  desshalb  wohl  nicht  zu  rerschinaheu 
isJ.  _  V.  .54.  bemerkt  Hr.  B  :  „Age ,  lentes  .  lUjiie." 
Aber  der  llrfiiptbegriÜ',  dass  dailiirch  der  Geiz  bezeichnet 
•  erde,    hatte    nicht    wegbleiben   sollen.       üiesc    ErkUrun 


Die  Worte  in  ileni  Scholion:  „oi':<ir/  Se  y.exPtjrai  tij 
/i'^tr',  wo  bekanntlich  Viele  mit  Warten  oi'X  iv  schrei- 
ben wollen,  kann  man  auch  so  erklären,  dass  der  Schu- 
liast  Id.  XX,  14.  statt  trCnuoDC,  etwas  Anderes  gelesen 
habe.    —    V.    25.    liest  man   allgemein: 

ui';  fSV  7lo<r\   vtoovfjevoio 
nuffu  kidug  TTTalataa  nux'  d.Q[jvKidi(jaiv  deiöei. 

Hier  hat  man  aber  aus  den  meisten  und  bessten  IVlss. 
(.!(,•  roi  aufiunchineii.  Es  ist  dieselbe  Constrnclion,  i-on 
der  Ref.  schon  in  dieser  Zeitschrift  lS4l,  ■'».  2t)7  ge- 
sprochen hat,  wo  er  Id.  II,  ,S2.  W?  fiol  au«  den  Hand- 
schriften als  das  Ursprüngliche  verniiitliet  hat.  Wie  näm- 
lich an  jener  Stelle  bstkuiui  alsdann  >on  i^i'f^toi;  abhängig 
wird,  so  hangt  an  unserer  Stelle  Tioai  riGOOfxevoiO  mit 
no-r'  dotivkidsooiv  zusammen.  Zu  den  bereits  ange- 
fühlten Stellen  vergl.  noch  Hom.  Od.  X,  4S4.  i^l'fld<; 
öi  fioi  inrovrai  ijd)j ,  ijd'  ÜK/^vjv  ijaQutv.  Ibid. 
XI,  75:  onfici  ze  fiui  x^^'^i  ■  ■  •  •  avSoug  öi'on'jvoio. 
Ref.  hat  a.  a.  O.  nicht  ganz  deutlich  gesprochen.  Man 
muss  nämlich  zwei  Classen  von  Stellen,  die  in  der  Regel 
zusauimengestellt  werden,  genau  ron  einander  unterschei- 
den. Erstens,  wo  die  sogenannten  genitiii  absoluti  ste- 
hen, und  zweitens,  wo  der  Genitiv  gesetzt  ist  als  ab- 
hängig von  einem  in  der  Nähe  befindlichen  Substantirnm. 
Zur  letzteren  Classe  gehören  die  beiilen  jetzt  angeführten 
Homerischen  Stellen,  sowie  ilie  beiden  Stellen  des  Theo- 
knt,  nach  der  vom  Ref.  vorgeschlagenen  Verbesserung. 
Das  w5  übrigens,  das  man  quantopere  erklärt,  scheint 
ganz   einfach   da   zu   bedeaten.    —    V.   3^).   40.    Statt   OVTC^ 

—  oüts  hat   man  aus   zwei   Handschriften   vielleicht  ovöi 

—  Ol<de  lu  lesen,  insofern  die  eigentliche  partitio  hier 
weniger  passend  erscheint.  Ganz  ähnliche  Beispiele  gibt 
Franke  <le  partic.  negant.  Zu  ^ly.tkiduv  führt  Meineke 
den  Scholiasten  zum  Piudar  an;  man  kann  auch  den  Schol. 
zu   V.   21.    unseres  Gedichtes    hinzufügen:    £toi    de    xai 


liegt    brreils  in  ilen  Schollen  vor:   „(faxuv  elpeiv  iiuu        zu    V.   21.    unseres   Gedichtes    hinzufügen:    hiOl    de    xai 

vTiuroiuf.  'Eöti  yuo  ein itv  TU  y.oio :,■'■'■  —  V.  57.  Sollte     TtaT(>v}vvfiiy.d.   oirujg  aTruQakktlxTOjg  keyöfjsi'u   xai 

man    nicht   ans   cod.    K.    die   dorische    Form    klfjauüi'   auf-       f^j    tojV    Vliuv ,   (JJi  xai   £7ii   TUjv   TTaieQUJV."  —  V.    74- 


man    nicht   ans   cod. 
zunehineii    haben? 

Idylle  VI.  [VII.]  V.  1.  sg  Tuv'.iksvja.  Ueber  die- 
sen liiiss  kann  man  auch  da*  hei  Poppo  zum  Thucyil. 
(Proleg.  Vol.  II.  p.  554.  iNot.  12.)  Anseinanaergesel/te 
in  Rücksicht  nehmen.  —  V.  5.  zur  Erklärung  des  tl  Tl 
■jxE^  ia^kuv  X.  T.  k.  wird  in  den  Scholien  gelesen:  f/ 
tl    dyaifov   (ivreg   x.  r.  k.      Da»   mu»»    »«hl    dyadol 

heissen.    V.    ü-     Da   '''O    VVorte    öc    SX    Ttudoc,   UVVOS 

y.oavar  kaum  etwas  Anderes  i>eileuten  können,  als:  ,, wel- 
cher die  (inelle  aus  Seinem  Fusse  schuf",  so  dünkt  dein 
Ref.  die  wahrscheinlichste  Erklärung  der  Stelle  jeUt  die 
/ii  »ein,  dass  der  Dichter  bei  j(rJ.A/.a)i>og  mit  einer  das 
Tudle  belelienden  Schilderujig  gleich  an  die  Bildsiiiile  ge- 
tischt habe,  ««11  welcher  die  Schollen  berichten.  —  V.  9. 
erlantert   Hr.   H. :    „yaTt^oKfhi,    in  moiliim  arcus."     Diess 

sei t     zu     gesucht     und    geknnstelt   zu     sein.        IMaii    kann 

auch  auf  diese  Stelle  beziehin,  was  Heriuaiin  Opusc.  \'l, 
2.  p  t>0  sajjt:  „bekanntlich  bezeichnet  XUld  in  der  Zu- 
saiiimeiisctiiiiig  ancli  üier  und  über,  gänzlich,  folglich 
,av(>e(fii]g  gänzlich  bedeckt."  Demnach  wäre  an  un- 
serer Stelle  der  einfache  Sinn:  arbore»,  viridibus  foliis 
«X  oiiini  parte  ita  coniatac,  ut  siiit  plene  tectae-  —  ^  .  19. 


Sollte  sich  duCftTloveilo  nicht  etwa  als  das  Wahre  er- 
iveisen  lassen  und  in  prägnanter  Structur :  wie  er  um  den 
Berg  eilend  sich  abmühte,  sich  auffassen  lassen?  —  V.  7Ö. 
konnte  Hr.  B.  den  Schüler  an  Ibjkos  I,  (1.  erinnern.  — 
V.  86.  hat  auch  der  Scholiast  zu  V.  So-  £71  ilioi,  nur 
mit  der  falschen  Erklärung  ini  TTJ  CoTj  TT]  eUTJ,  was 
vielleicht  zu  der  Aenderuiig  en'  eiiev  die  erste  Veran- 
lassung gab.  AVas  Hr.  B.  zu  nostra  aetate  liiiii'ufiigt:  in 
viea  vicinia ,  diess  letztere  kann  nnr  in  der  handschrift- 
lichen Lesart  e:i'  ifioi  euthallen  sein.  —  V.  ts7.  über- 
setzt Hr.  B.  das  Imperf.  £v6fi£vuv  ohne  av  mit  paviS' 
sem.  Richtiger  ist  wohl,  pascerem  zu  sagen.  —  V,  8t>. 
ist  nach  der  flleinung  des  Ref.  die  Lesart  xareysxkiao 
vorzuziehen.  Schol.:  „/nrixt/rjo."  —  V.  90.  fehlt  über 
(/«t'  der  Acceut,  da  die  Cunstruction  ist:  f^era  toutov 
dk  alitii  xai  syui  x.  i.  k.  —  V.  KW.  bezeugen  auch 
die  Scholien  die  Lesart  'Ofiükoj.  —  V.  12;3-  heisst  e» 
beim  Scholiasten:  filide  Tuvg  Uuöag  ....  xaraTlo- 
vuiuev,  ini  t>]v  i^i'^n^crtv  avroiv  [arrdiii,  quorum? 
fort.  leg.  auTuo  i.  e,  Philini.J.  —  V.  125.  ist  statt  Siri 
aus  drei  Handschriften  vielleicht  «Trf/  zn  lesen  ,  und  diess 
zu   erklären   nach  der  >'ote   >oii  Wunder  z»  Snph,  IMiiloct. 


205 


206 


(lU-  —  ^-  i2^.  saj;t  Ilr.  15.:  „in  ijiiilms  tivai  .ilicssp  jio- 
terat."  Dirss  kaiici  <li-ii  iiii^riilitcii  Siliiili-r  xiiiii  Jrrtliiim 
»prieilt'ii.  Siiliernr  irrfalirt  mau,  "<'iiii  iii.Tn  dein  Schü- 
Ifi    ilirseii    lick»Mnti-n   S|)ra(li;;f Iriiiirli     rliircli    ut  esset   et- 

kl.'irt,    und  ilin  anfnirrk^a ia<llt,    <la>.s  ilip  andere  .Njirerh- 

ueise  erst  diir<  li  das  Strelien  nach  Kürze  reraiil.isst  sei. 
—  ^'.  147.  konnte  olien  Areliilorli.  fra;;.  III,  1^'.  lergli- 
fhen  »erden.  —  V.  I,ö4.  lässt  sieh  rieili'iilit  die  von 
aeelis  liandseliririen  gebotene  Form  duxijuv  u  OO.lt  be- 
)rriin<len,  sn  da.ss  dann  die  Alileilnnj;  loii  xoi-i'ii  und  din 
Erkläriint;  des  Srliol.  „BJrijyäoatf:^'  nielit  «enverfli«  li  er- 
sehierte.  -  V.  |5,j.  h^tte  Ilr.  B.  zur  V«rj;leifliun»  auf 
düN    lieliliclie    E|)i);r.    IJ ,    4.    verweisen    kUnnen. 

Jdvlle  \'I1.  [XIV.].  In  der  Auflas.'iun},'  des  ftanzen  ist 
Hl.  15.  der  Ansicht  derer  gefolgt,  »elrhc  meinen  ,  dass 
Aeachines  zum  Thijunichns  komme.  Oaher  erklärt  er 
V.  !.  „Verla  sunt  intrantis  ad  Tliyonicliuui"  und  W  2. 
,ytyi  ^(JOIIO.;,  quam  loiiguni  fn'st  tenipns  deninin  olilij;it 
mihi,  ut  te  videain",  vertvanilelt  dann  das  iiaeh  dem  zwei- 
ten ;j;()t/V/(<^  stehenile  Fragezeiclien  in  Kouima,  und  schreibt 
also:  ■(ütJiKJ<;,  TL  de  toi  tu  jjefjjfia;  mit  der  Erklfl- 
run|;:  ,,Sane  Inngiini  pns  temptis  taudeui  venisti;  sed  quid 
habes?  quae  te  rura  angit?^'  Zu  dieser  Auflassiingsueise 
iat  Hr.  15.  »ahrscheinlicb  durch  Hrn.  Paschlce,  der  unter 
dem  Texte  angeführt  ist,  und  der  allerdings  Manches  in 
diesem  Gedirhte  reclit  gut  erl/iutert,  veranlasst  »orden. 
Ref.  aber  muss  in  vorliegendem  Pnucte  entschieden  vvi- 
ilersprechen.  Betrachten  »ir  die  von  Herrn  Paschke 
ji.  1  ■_'  f.  angeführten  Beweise.  Ks  sind,  so  viel  Ref.  sielit, 
zivei.  Eir.4lens  »ird  gesagt:  ,,esse  verisimilius ,  cum  qui 
dolore   ex    infeliii    amore  percepto  graviter  crucietur,   ainici 

quaercre    colloqninm,     quo    diu    caruerit    cf.    V^.    44 I6>j 

quam    ejus    exspectare   adventnm    nihil   sn.«picantis."    Allein 
es   handelt  sich   hier   nicht    um    Wahrscheinlichkeit ,    son- 
dern  um   das,   was  sich   als   nothwendig  herausstellt.      So- 
dann   ist   exspectarc   adveutum  amici    7tihil  susnicantis  auf 
uusere    Stelle     gar    nicht    aiinendbar.       Denn    der    üichter 
fiugirt   eben  ,    dass    Aeschines   einen  Boten  zum  Thyonichos 
mit  der   Andeutung   gesandt  habe,   er   »olle   dem   Freunde 
ntivas  mit  kummervollem  Herzen  erzjihlen,    wodurch  Thyo- 
nichos schon  erwai  tu?igsvoll  kommt.    Zweitens  sagt  Hr.  P; 
„Huc  arcedit,  quod    intrantes  salutem  dicere  soient  priores, 
quam    qui     al>    aliis    conreniuntur."       Auch    dieser    Grund 
beweist    Nichts.      Denn   auch    wir,    wenn    wir   als    erwartet 
und    ersehnt   zu    einem    Freunde     kommen,    werden     öfters 
gleich    beim    Eintritte,    ehe    wir    noch    gegrüsst   haben,    mit 
dein   Ausrufe   empfangen:   Am«,   kommst  du   denn   endlich, 
sei  vielmals  willkommen.      ^Vas   nun   aber  iiolliKendig   be- 
weist,  dass   Thyonichos   zum   Aeschines   komme,    das  sind 
drei   Gründe,    die    weder   Hr.   Paschke,    nocli   Hr.   B.    wi- 
derlegt  haben.       Erstens   das  schon    von   Hermann    geltend 
gemachte    tou    cii'd^ja     Qimivixov,     was    ganz     unserem 
Deutschen    entspricht:     Da    ist    er   Ja,    der    Mann    etc. 
Wenn    Hr.    Paschke    dagegen    einwendet:     „id    non    tanti 
puto   faciendum    esse  ,    nt,   quae   supra    .    .    .   disputata   sunt, 
rejiciam"    etc.,   so   ist  diess    bloss  subjectiver  Glaube,    aber 
keio  »i.ssenschafllicher  Gegengrund;  denn  Hermann's  Nora 
zu  Soph.   El.  4Ö-    wird    doch   Niemand    an    unserer   Stelle 
anwenden   wollen.      Zweitens  sagt  der   Dichter  ti   de   TOI 
i  o  f^iXijfia,  was  Hr.  B.  ungenau  erklärt.    Drittens  heisst 


PS  \.  11.  xi  r  o  y.o.tvov ;  was  «cl'on  Wiislemann  »ehr 
richtig  erläutert  lint.  Zu  dieser  ganzen  Erklärung  un- 
serer .Stelle  passt  trell'lii  h  o'j;  /ouvio;,  das  nun  gar  kei- 
ner langen  L'nj.-c  hreibiiiiA  bedarf.  Vergl.  Idyll.  XV,  1. 
Soph.  Pluloit.  l44li  Das  Fragezeichen  iia<  h  yiiöviOs 
in  iler  Antwoit  d'S  Thyonichos  ist  natürlich  beizubehal- 
ten. —  V.  8.  d  -j^aouanc.  steht  ironisch.  —  V.  .\^. 
dvilfiVOKOn  ist  ein  aus  iAJeiiieke's  Ausgabe  beibehalte- 
ner Fehler.  Ilr.  B.  hat  Meineke's  Nute  zu  ftlosch.  \\ , 
IJH.  ül>eisehen.  —  \.  37  f.  will  Hr.  Ahrens  Emend. 
Tlieocr.    p.    15   also    verbessert    wissen: 

äkKov  loiaa 
{^ai.ns  (f'Ckov ,  T  ij  v'  w  t  en  f)üy.ova  uaduoli>vT  i. 
Das   TSa  statt    TU    du   scheint   richtig   zn   sein  ,     da    ad    in 
drei  Handschriften    nicht   gelesen  wird.     Gegen  das  üelirige 
aber    hegt   Ref.    einen    dreifachen   Zweifel.       Erstens    liegt 
von   dem   a:i  ai;   f/onuiior :    iiaf)U(J€OVTI    nicht    die   ge- 
ringste   handschriftliche   .Spur    vor,    da    doch     in   den    Mss. 
des   Theokrit    sonst    häufig    genug    ganz   seltsame    F'ormen 
zum    Vorschein    kommen.        Zweitens    dünkt    dem    Ref.    bei 
dieser    Conjectur     der    Gedanke     für     den    Zusanimeiilianf; 
dieser   Stelle    zu    l.ing   zu    sein.     Denn    der   Jähzorni^Te    und 
Eifersüchtige    spricht    in     kurzen    .Sätzen.       Drittens    weiss 
sich   Ref.    die    AVortstellnng   von   (;j    nicht   genügend   zu    er- 
klären.      Daher    hält   Ref.     die    Vulgata   für    unverdorben, 
und    glaubt  die    in   dieser   Zeitschrift    1841,   S.  240   vorge- 
tragene  Erklärung   noch   nicht   aufgeben    zu    inüsaen.      Das 
Ttjvu)    ist    mit   Nachdruck    vorangestellt:   Er  ist's,   dem  etc. 
wie     Nägelsbach    y.n     Iliad.     1,    1f<0.     anf    ähnliche     ITeise 
0('9ev  erklärt.     —    V.   45.    sind    dem    Ref.    die    Worte   des 
Hrn.  B. :   ,,revera    igitur  dnobiis  iiiensibns  sexaginta  diernm 
duo   tantum   dies   ilesunt"    nicht   recht   verständlich.      Denn 
wenn    man    'JU,   8,   9,    10,    II.    und   2.    zusammennimmt,   so 
fehlt   doch    nichts    mehr;    öt'o    fic7l'6c    sc.    e/otv.      Ref.    ist 
fast   überzeugt,    ilass    er   die    Worte    iles    Hrn.    B.     missver- 
steht.    —    V.   4(i.     L'eber    Aas   nach    thrakischer   Sitte    ge- 
schorene    Haupthaar    hat     Reiske,    den     Hr.    B.    anführt, 
schwerlich    das    Rechte    getroffen.       Man    vergl.    Niike    zu 
Choer.   p.    141.    —    V.   f>H.    Die    Bemerkung:    „uintf     qui- 
dcm   saepe    abundat^'    kann     leicht    zum   Irrthum    verleiten. 
Es   drückt   diess    oaTS  die   Sache   stärker    ans. 

Idylle  VIII.  [XV.J  4.  nach  ünujiiijv  ist  die  .starke 
Interpunction  in  Komma  zu  verwandeln,  da  iov)3iv  mit 
noKKüj  /Jtl>  w^Lv),  u.  d.  rtiVp.  zusammengehürt :  ich, 
bin  auch  kaum  gerettet  worden  aus  dieser  Menge  etc.  — 
V.  8.  erklärt  Hr.  ß. :  ,,0'  lOxara  ydq ,  huc  Alexan- 
driam  vel  in  Aegvplum."  Diese  Erklärung  scheint  aus- 
ser dem,  was  schon  Wüstemann  richtig  bemerkt  hat, 
auch  durch  die  beigefügten  ^V'ortc ;  iiTiuJi  itr  ytiTOVB^ 
vjiiCi  dkt  UKUIQ,  widerlegt  zu  werden;  desshalb  ist  die 
andere  Erklärung:  reniotissimam  plateam  vel  urbis  virnui: 
Der  Querkopf  ist  hierher  an's  Ende  der  Welt  gezogen 
(wie  auch  die  Franzosen  sagen  :  >ous  demeurez  au  6out 
du  monde)  vorzuziehen.  Ferner  sagt  Hr.  B. :  „fka/ie, 
emit;  cf.  v.  2U."  Beide  Stellen  dürften  der  Natur  der 
Sache  nach  doch  wohl  zu  trennen  sein.  Die  Abschabsei 
von  alten  Tornistern  hat  er  allerdings  gekauft,  aber  ilia 
Wohnung  scheint  er  nur  gemitthet  zu  haben,  d.t  er  nicht 
zu   den   Reichen   gehörte.  —    V.  33>   steht   dds  elatt  lüde. 


207 


208 


V.   7,'-   *'i''l'   "'■■   'Ifirrnn    aus    iloti   Ilanilschriften   (fv- 

/.aiiol'fini  ■  •  ■  <'/^0s  (Jv'p'Os"  Ikt.  Dirss  hat  auch 
schon  Ri-f-  in  J.ihii's  Jalirl>iiil...rii  lor^fcschlaifen.  — »  V.  84- 
bat  es  il<'»  Aiisilifiii  ,  als  ».'Ire  >i-^tt  in'  d^yvoiio  .  .  . 
y.KuTitUJ  aus  nnin  llaii<ls<liriftiMi  ((.ufv  q  i-  a^  aufzuiiehinoii. 
E»  ist  «laiin  ronstnutio  TTQui  vu  voovutvov ,  ilcr  Dicli- 
tiT  hat  an  yMivi]  gedacht.  Vergl.  ItJatthia  g.  4;)(')  ,  '2. 
Hermann  in  Vig.  p.  7tJ  eil-  IV.  Dieselbe  Coiistruction 
liat  Herr  Ahre.ns  aus  ileu  Mss.  v.  119.  hergestellt,  «o 
auch   ilie   Srliolieii   erklären:    „xkiOQai    O/.ljvai    '/.oi    Xot- 

/.ifjai /.aTCijo/ihiiifDOf  yeyovaotv.^^  —  V.  >14. 

Zur  ErkLlrung  iler  3hhi ro'ififi  hat  Hr.  B.  die  «on  lUnret. 
Var.  Leit.  II,  '20.  angcfiihrteii  Worte  des  Pori)hyrius 
beigebracht.  IMau  kann  dazu  jetzt  auch  vergleichen  die 
Veriiiiilliuiig   ron    Lübeck   Act.   soc.    (iraec.  Vol.  II.  p.  3ÜJ. 

V.    11-'.    hatte    die    Verletzung    des    üigamma    in    den 

Worten  ',lni(j  lief  Ol  eine  Heiiierknng  verdient.  Hr.  Sauppe 
Epist.  Crit.  p.  109  bringt  die  epischen  Partikeln  f^tev  rc 
hinein,  indem  er  verniudiet,  dass  der  Dichter  geschrie- 
ben habe:  71  uQ  nev  3'  diuia  v.tnal  /..  t.  l..  —  V.  124. 
hat  der  Dichter,  die  Sache  verallgemeinernd,  vielleicht 
den  Plur.  (U£T()i  .  ■  .  (fiooVTt^,  der  aus  zwei  sehr 
"Uten  Handschriften  angemerkt  wird,  geschrieben.  Dabei 
liesse  sich  sehr  »oh!  denken,  dass  bloss  Ein  Adler  den 
liantinedes  getragen  habe,  ilie  i'ihrigen  aber  für  ilen  ge- 
genMSrtifi;en  Zweck  zum  Schmucke  und  zur  Zierde  als 
DegliMlung  hinzugefügt  seien.  —  V.  1  ü.  ist  wohl  ans 
Handschriften   vi'V  jiuv    zu    lesen. 

Es  folgen  noch  einige  Gedichte  des  Bion  und  Mosclios, 
über  die  wir  bei  anderer  Gelegenheit  sprechen  werden. 
Es  würde  zweckmässig  sein,  wenn  Hr.  B.  bei  einer  neuen 
Auflage  seines  Buches  noch  einzelne  Gedichte  der  Bu- 
koliker  hinzufügen  wollte,  die  niclit  gerade  zu  der  streng 
bukolischen  Gattung  gehören,  die  aber  durch  ihren  In- 
halt fiir  jugendliclie  Geiniitlier  sehr  viel  Anziehendes  haben, 
z.  B.  von  Theokrit  den  Ivjklops,  H\las,  die  Dioskuren, 
den    Herakliskos,   und   von    iMoscIios   ilie    Europa. 

Wir   kommen    zum   fünften    Hanpttheile  des  Buches,   in 
welchem    EpigruMtiiaium   Graecorum  ex    Anlhologia    De- 
lectus    enthaUeii    ist.      Es    sind    der   Zahl    nach    ll2,    die 
mit  Umsicht   gewählt    uiiil    geordiiet,     und    ebenso   zweck- 
mässig,   als   die    vorhergehenden    Abschnitte    des   Buches, 
erläutert  sind.      Wir   bemerken   nur    einige   Kleinigkeiten. 
Epigr.    XIX,    f).    konnte    auch    Theogu.    321.     angeführt 
werden.   —  XXXIV,   1.    steht   „Hom.   Iliad.   IX,  207." 
statt  Iliad.  XIII.   —   XL,  7-  v.nv  X^ovl  nEitxi]V}<;.     Zu 
den    i'iber   diesen   Gebrauch     der   Präposition    SV    angeführ- 
ten  Beispielen    koniile    aus    dieser    Anthologie    Hes.    Opp. 
.599.    tyi4.     hinzugefügt     werden.    —     Bei    Epigr.    XLIII. 
lind    XLIV.    sind    die    Zahlen    verdruckt.    —    LIII.    wird 
•las   schiine    Epigramm   des   Simonides:    tu    ^eiv    ayytlkov 
/..    T.   Ä.   gelesen.      Wenn   aber   die    Riotc:   ,,qnod   his  ipsis 
verbi«   legitur   apuH    Herod.    VII,   228."    richtig    sein   soll, 
HO   war  siatt  des   aiifgenoiiiinciien   äyytlXov,   was  bekannt- 
lich   Diodor   und  Lvkurg  haben,   dyyskKeiv  za  schreihcn. 
Ferner   „Tusc.    Dis'p.   I,    14."    ist  Druckfehler  statt   1,  42. 
-   LV,  4.     Das    djißKi'vavTeq  'Josa    z.    r.  Ä.    mochte 
Ref.  erklären:    naclideui    sie    die  Schwerdter    stumpf  ge- 
macht  hatten,    d.    h.   nachdem   sie   bis   zum   Tode   mit   der 
jjnisslen  Anstrengung  gekämpft  halten.     -     LXIV»  4.   fiHc 


.   .   .   .  Tlö.Q   f)Ql'i   xexXtlieiiOl).      Von   diesen   Worten  gibt 
Hr.   B.    die    Möglichkeit    einer    doppelten    Erklärung    zu: 
,,sedentein    te  sub   (juercn"   oder   cum   jam    qiiiescas    mor- 
tuus.      Ref.   meint,  dass  Jeder,  der  diiss   Epigramm  ohne 
Commentar  liest,    nur    an    die    erstere   Erklärung  denken 
werde.       Anders    ist    die    Verbindung    Epigr.    T.i,    2.    — 
LXVI,  2.   </('   crt);  hjv,    Y.dv   dävs    yijQakioq;    die  Er- 
klärung des  Hrn.  B.:    „y.üv    Odi/e  h.  e.   xal   av  eitava 
rtiamsi   inortnus   esset.    Si    malis   statuere   Z(<J'  dictum  esse 
pro   y.c.i   tftV"   etc.     ist    im    ersten   Theile   dem    I\ef.    nicht 
recht   versiandlich.       Denn    entweder   hat   man    den   Soloc- 
cisnitis     mit    Schäfer    zu    den    von     Jrirois    Delect.     Epigr. 
^'111,    li;.   beigebrachten   .Stellen   anzuerkennen,   oder  mit 
Planndes  zc/  Odus   zu  schreiben.       Eine    dritte  Mliglich- 
keit,  das  bloss«  yal   durch   etiamsi  zu   erklären,   wie  Hr. 
ß.  anzunehmen  scheint,   weiss  Ref.  nicht  zu  rechtfertigen. 
—    LXVIII,  4.   Zu   Otiv  ftdpov  (richtiger  wohl   mit  Ja- 
colis   Delect.   Ep.   VIII  .   57.  für  adl>   aujfxU    zu    nehmen) 
konnte   man  bei   Hrn.   B.'s   Auffassung:     „pro   vty.QUi;  po- 
situin   esse    snspiceris"    vergleichen    Thcocr.  2.3,  55:     Ol' 
yXai'Oe   vtov   (fdvur. —   LXX,  3.  spricht  Hr.  B.   über 
die  Verbindung  der    Sätze   durch   oi'Tla)  .  .'.  .  yai  ■,     non- 
diim  ....  cum,     auf    eilte    für    Schüler    wohl   nicht  ganz 
deutliche   Weise.       Bestimmter,     wie   Ref.   meint,     ist   für 
diese    Sprechweise    <lie    Erläuterungsform    von    Slallliaum 
zu    Plat.   Symp.   p.    220   C.    cap.   3(i.    —     XCVII,    1.    war 
nach  sonst    beobachteten    Gewohnheit    unten    zu    er- 

wähne ,  dass  das  im  Texte  stehende  OljTEg  dy.avd djV 
statt  der  Vnigata  d.TldvTVjv  Correctur  von  Jos.  Scaliger 
sei.  Das  Citat  über  die  Teichinen  soll  wohl  heissen  : 
Lang«,  Verm.  Sehr.  p.  234.  —  CVII,  1,  im  Texte  doin 
ist  Druckfehler  statt  unij. 

Doch  wir  wollen  hier  abbrechen  ,  ungeachtet  noch 
Manches  zur  Besprechung  Veranlassung  gäbe,  da  bei 
einem  aus  so  mannichfachen  Stoffen  bestehenden  Buche 
Verschiedenheit  der  Ansichten  unvermeidlich  ist.  Indes.* 
mit  der  Anlage  des  Ganzen  ist  Ref.  vollkommen  einver- 
standen ,  seine  Bemerkungen  betreffen  nur  Einzelheiten, 
die  dem  Werthe  des  Ganzen  keinen  Eintrag  thun.  Möge 
Hr.  B.  in  diesen  Bemerkungen  nur  den  Beweis  einer 
aufrichtigen  Hochachtung  erblicken,  und  zugleich  das 
Bestreben  nicht  verkennen,  zur  Verbesserung  dieser  An- 
thologie, von  deren  Zweckmässigkeit  sich  Ref.  schnu  aus 
eigenem  Gebrauche  beim  Unterrichten  überzeugt  hat,  ein 
kleines   Scherflein    beizutragen. 

Mühlhausen.  Ameis. 


Gymnasial  -  Chronik   und   Miscellen. 

Aachen.  Dem  hiesigen  Gymnasium  ist  durch  die 
Munificenz  Sr.  Majestät  des  Königs  ein  jährlicher  Zu- 
schnss  von  700  Thaiern  bewilligt  worden.  Dagegen  hat 
sich  die  liiesige  städtische  Verwaltung  verpflichtet,  ihre 
bisherigen  bcileiiteiulen  Beiträge  zur  Gymnasialcasse  nicht 
zu  vermindern  ,  auf  ihren  ausdrücklichen  Wunsch  aber 
eine  Art  Patroiiat  über  das  Gvinnasium  in  der  Art  erhal- 
ten, dass  in  Zukunft  bei  eintretenden  Vacanzen  iler  Ver- 
waltnugsratli  der  Gyniii.isialfonds  in  A  orbindung  mit  deio. 
Siadtrathe  geeignete    Vorsclil.'lge    zu    iiiachiMi ,     sowie   bei 


?no  210 

etwaigen  Ueliorsriu'isspii  «lii-  \'<t«  imuIiiiij;  ilcr  ilispniiilirln  ii.-iliin  zur  FFprsfelliine  »einer  (•(•»iliiillipit  eine  Rri.fp  narli 
(inldcr  vorziiiioliiiiPii  ha».  Der  liislicri;;«  Olierlelirpr  von  «Ifiii  .m'iilliclipn  Fraiikrei«  li  iiiiil  Italien,  Kin  «velrher  er 
Urshacli,  »elrli.T  In  ilen  lotzlrn  Jalirpn  nur  nncli  mit  gegen  Knilc  lies  Juni  l  s4 1  /iirüekkclirte.  \Vallienil  ille- 
«•inigen  (tellgionsstunilen  tliJitig  «ar,  ist  ans  ilem  Lelirer-  ser  Abwesenlielt  waren  »eine  I^elirstnmlen  nnler  <lie  Col- 
rollegiuni  ans^eseliieileii  nnil  als  Canonieus  in  iLis  hiesige  iefjen  lertliellf,  ille  Dirpc•t()rialg^sc•ll.'lfle  alier  lialte  iler 
Diiinstift  eingetreten.  —  Oie  liAinlselien  Angrilfe  auf  ila»  erste  Olierlelirer ,  llr.  Professor  Vos«,  »alirzuneliinen. 
hiesige  (■vmnasiiini  in  der  kathol,  Kirrhenzeitiing,  ircl-  iMit  vullkninnien  hergestellter  Gesundheit  und  erfrlsilitem 
ehe  eincMi  Theiie  der  Leser  der  G_vninasialr.eltun<;  nicht  Geiste  trat  llr.  II  o  f  fin  eist  e  r  wieder  in  sein  Amt  ein, 
nnliekannt  geliliebeti  sein  dürften,  ri'iliren  fon  einem  hier  aber  nur  wenige  !Monale  sollte  die  Aii«falf  seines  erueu- 
ivolil  bekannten  und  gewürdigten  Anonymus  her,  der  len  Wirkens  sieh  erfreuen.  Denn  schon  inr  ili-in  Beginne 
eine  rerdiente  Zurechtweisung  in  der  Aachener  Zeitung  <les  \Vlri(erliall>jahres  folgte  derselbe  einem  Hufe  als  l>i- 
gefunden  hat.  U'ie  richtig  solche  Insinuationen  von  dem  re<tor  iles  k(inij;l.  Frieilricli  -  Wilhelms  -  G\  imia-lnni  zu 
einsichtsvollen  Theiie  der  hiesigen  Bürgerschaft  aufge-  Ciilii,  unil  von  Neuem  enlln-hrte  das  hiesige  (ivmnasium 
fasst  »erden,  zeigt  die  steigende  Frequenz  des  Gvmna-  sechs  iMonate  seines  Vorstehers.  Als  Hr.  Iloffmeister 
siums,  dessen  7  Classeii  nahe  an  3UU  Schüler  zählen.  vor  etwa  acht  Jahren  das  Directoriurn  übernahm,  zählte 
L'm  den  Geist,  ans  dem  dergleichen  Invpctiven  hervor-  die  Anstalt  ^egeii  (.'0  Schüler,  bei  seinem  Abgange  nach 
gehen,  zu  charakterisiren ,  genügt  es,  eine  Stelle  aus  Colli  gegen  1  7().  Diese  gesteigerte  Freijupiiz  zu  einer 
einem  späteren  Artikel  in  derselben  kathol.  Kirchenzeit.,  Zeit,  »o  ilie  meisten  (ivmnasieii  eine  Abiialime  der  Schil- 
der zur  Beschönigung,  resp.  Zurücknahme  des  ersten  lerzahl  empfunden  haben,  mfichte  besonders  dem  Lin- 
Artikels  geschrieben  ist,  hervorzuheben.  In  INr.  1.  des  stände  zuzii-chreibeii  sein,  ilass  Hr.  Hoffmeister  die 
Jahrganges  184'.?,  ?».  l(i  lesen  wir,  wie  folgt:  „Die  Sprach-  hiesige  Vorbereituiigsschule  bedeutend  /.ii  heben  und  zu 
Übungen  gestatten  dieses  (dass  nämlich  alle  llnterrirhls-  erweitern  wns^le,  indem  er  einen  anerkannt  tüchtigen 
fäclier  von  der  Religion  mehr  d^irchwürzt  und  durchdriin-  Lehrer,  Hrn.  Ii  r  u  c  hhaus,  veranlasste,  die-  Leitung  iler- 
gen  werden)  nicht  weniger,  als  die  Weltgeschichte  und  selben  zu  übernehinen.  Die  Vorbereituiigsschule,  die 
Naturbeschreibung  etc.  Habeii  wir  z.  B.  nicht  viele  la-  ihrem  oiriciellen  Anschlüsse  an  das  Gymnasium  entgegen- 
teiuiscbfl  echt  -  christliche  Hymnen,  die  in  Bezug  auf  siebt,  zählt  jetut  für  sich  (ili  Schüler  in  zwei  Abtheilon- 
classischc  Lalinität  den  Hurazischen  Poesieen  g.  .i,  hste-  gen.  —  Als  Nachfolger  des  Hrn.  Dirertor  Hoffmeister 
heu,  und  in  Bezug  auf  poetische  Schönheit  und  j,iieren  trat  auf  Ostern  il.  J.  Hr.  Professor  Dr.  iMuritz  Axt 
Gehalt  dieselben  libertrelleii  ?  Bleiben  diese  den  ^hrist-  ein,  bisher  Director  des  Königl.  Gymnasiums  zu  Wetzlar. 
Hellen  Gymnasien  so  frennl?  Dasselbe  gilt  von  einer  Derselbe  hielt  am  4.  April  in  der  hiesigen  Aula  eine 
Menge  christlicher  .'Meisterstücke  aller  Art  in  Prosa."  gehaltvolle  Antrittsrede,  in  »elcher  er  das  \'erlialtniss 
Zum  Beweise,  dass  häufig  ein  und  dasselbe  Lehrfach  in  der  Wissenschaft  zum  Christenthum  entwickelte,  und  da« 
den  verschiedenen  Classen  iler  Gyiiiiiasien  auf  ganz  ver-  Gymnasium  als  Pflanzstätte  christlicher  Wissenschaft  be- 
schiedene  Weise  behandelt  werde ,  dient  folgender  Passus:  zeichnete.  Zum  Anhören  dieser  Rede  hatte  er  eingcla- 
„Kine  andere  Aussprache  (!!)  auf  Sexta,  eine  andere  auf  den  durch  ein  lateinisch  geschriebenes  Programm:  Com- 
Qiiiuta.  ein  anderer  Lehrgang  auf  Quarta,  ein  anderer  mentationum  philologicarum  particula  altera.  iMit  der 
auf  Tertia  u.  s.  w. ,  was  kann,  was  niuss  daraus  für  so  Ankunft  des  Hrn.  Director  Axt  fiel  der  Abgang  des  Hrn. 
unreife  Knaben  entstehen]"  Ob  der  Mann  competent  Dr.  Knebel  zusammen,  bisherigen  vierten  Oberlehrers 
ist    zum    Urtheile?      Ex    ungue    leonem.  lies    Creiiziiacher  Gymnasiums    und  Ordinarius   der  Quarta, 

„       , .  _^  „,  ,  1  r»-  r.  «ler    zum    Director    des    Gyinnasiuins    und    <ler    Realschule 

Iserliii.      Ostern     Ib+i.      Ausser   dem    Director   Bon-  n    ■  i  i    r-    i     .         '  i  t    •        i-      ■  r     i.     ^ 

11,       I     5  zu  Duisburg   befördert   worden.      .Seme   hiesigen  Lehrstun- 
nel 1     unterrichten     gegenwartiü   am    l'riedrichs-  Werder-  ,  .  .         i-     r"    ii  ^i      u  i  i 

r  1  I        .     1  V     fi      r  'len    miissten    unter    die  Collegen    vertheilt    werden,    da    von 

scheu    Gvmnasium     fo  geni  e     Lehrer:       \)     Professor    und  ^'      i.r  i  i        ■    i<  i      .   t 

'  •' „     ,  ^„.       ,    ,  A  „  seinem    Nachfolger   noch    nichts   verlautet. 

Prorcctor  Salu  m  o  n  ,    U)  Oberlehrer  u.  Conreclor  B  a  uer, 

3)  Prof.  und  Subrector  Kanzler,  4)  Oberlehrer  Dr.  Dresden.  >'aeh  den  im  Programm  der  hiesigen 
Jungk,  5)  Prof.  Dr.  Zimmermann,  fi)  CoUaborator  Kreiizschiile  zu  Ostern  1,S4J  vom  Reclor  und  Ritter  Dr. 
Weise,  7)  Oberlehrer  Gnttschick,  8)  Oberlehrer  Gröbel  verölTentlichteii  Srhnlnachrichteu  hatten  zu  Mi- 
Srhinidt,  (!)  Oberlehrer  Dr.  Zunipt,  10)  Oberlehrer  chaelis  l3,  zu  Ostern  J2  Primaner  (von  letzfern  18  mit 
Dr.  Köpke,  11)  CoUaborator  Beeskow,  12)  Schreib-  der  ersten  Sittencensur  und  7  mit  dir  I.  in  ihrer  wissen- 
iehrer  und  akademischer  Künstler  Schütze,  H)  Zei-  schafilichen  Ausbildung)  die  Schule  verlassen  und  die 
rüenlehrer  Busch.  —  Als  HülMehrer  14)  Dr.  Rieh-  Universität  bezogen.  Die  Zahl  sämmtlicher  Schüler  be- 
ter.  —  Als  Mitglieder  des  Koiiigl.  Seminars  für  gelehrte  trug  {04  in  10  Abtheilungen.  Die  wissenschaftliche  Ab- 
Schulen 15)  Schäfer,  l(i)  Driegen.  —  17)  Beugt  im  handlung  enthält  das  erste  Capitel  der  Kiiileitung  in  die 
zweiten  Semester.  —  Die  Schulamlscandidateu  18)  Böhm,  DUTerenlial-  und  Integralrechnung  des  zeitherigeii  Malhe- 
19)  Bloch.-  Als  Lehrer  für  den  .stiftungsmässigen  pro-  maticiis  Snell,  dessen  Stelle  durch  den  Dr.  Balzer 
pädeutischen  Unterricht  20)   Prof.   Dr.   Rudorff.  besetzt    worden    ist. 

Creuznach,    den   15.  .4pril.      Das  hiesige  Gymnasium  Kisenach.       Im    »März   starb   der   seit   mehreren  Jah- 

hat   seit   einigen   Jahren    mancherlei    Wechsel   und    Verän-  ren    pensionirte    Coli,    (hiartus     und     Lehrer     der    französ. 

1    rung    erfahren.       Im    Spätherbsle     1840     erkrankte    der  Sprache    am   Carl  -  Friedrichs- Gymnas.  ,   Johann   Hein- 

Jirector   desselben,    Hr.    Dr.   Hoffmeister,    und   unter-  rieh    May,  als  Schriftsteller  durch  seine   verdienstlichen 

Gytnnaiialzeitun'j,.  1^ 


211 


212 


Srliriftcn  nhcr  lafirlandisolip  Gpojraphie  niiil  Gosrliirlilc 
lirknniit  {  *■  B.  \';i(iTlainlskini(l<<  ,  lli-jrPiiteiijjesrliKhle , 
<ir.sc  liirlilp  iler  lirili;;cii  Kliinlicfli  ii.  A.).  Früher  rctli- 
girtv   rr   ein    (rniixiisisrln'S   Juiiriial. 

Frankfurt  am  IMaiii.  Der  Kinlailung  zu  den  Pri'i- 
fiiiigen  ili-r  (ivniiiiisialsrliriler  Ostern  1842  jfelit  «oran 
riiif    AlilKiiiilliiii;;    ileg    llni,    rrdfettsur    Dr.    Schwenck: 

.ü6er  des  Sophokles  ,4nlii;one.^' 

Fr  ii'il  lan  il.  Das  iMiiliaplisprojranim  des  hiesigen 
(ivniiiasiunis  enthalt  eine  rpiütula  critica  ad  Leopüldum 
kraliiiiTiini  vom  Conrector  Dr.  Unger,  33  S.  4.,  in 
welehrr  iler  V^-rf.  in  seiner  bekannten  jjelehrten  Weise 
mehrere  Stellen  der  Reden  des  Dio  Chr\süstoinus  kri- 
liscli    behandelt. 

(ii'istrotv.  Das  Os(crpro»ramm  v.  J.  des  hiesij;en 
(ivmiiasitiiiis  enthalt  eine  Alihaiidliing  des  Prurertor  Dr. 
Raspe:  de  aetato  Oedipi  Colunei.  48  S.  S-  Das  Gym- 
nasium   z.'ihlte   53   Schi'iler. 

II  ad  e  rsl  e  ben.  Zu  der  Srhnipriifung  der  dortigen 
Gclehrtensrlinle  am  15.  und  l(i.  IMarz  IS32  und  zur  An- 
h(irun|>;  der  Abschiedsreden  einiger  Zöglinge  am  '22.  d.  M. 
lud  iler  Rector  C.  A.  Braun  eiser  durch  ein  Programm 
(19  S.  4.)  ein,  dem  eine  Abhandlung  des  Subrertors 
Dr.  C.  IM  icheisen:  Gramniatica  omnium  disciplinarum 
fundamenlum  et  praesidinni  (r>  S.)  vorgesetzt  ist.  Ver- 
änderungen im  Lehrerpersoiial  waren  nicht  vorgegangen; 
die  .Schiilerzahl  betrug  zu  .\nfange  des  Schuljahrs  43, 
nämlich  I.  8,  n.  (i,  III.  -'0,  IV.  t) .  zu  Ende  desselben 
.39,  nan.lirh  I.  9,  II.  V,  III.  13,  IV.  8.  Drei  Schüler 
gingen   zur   Univcisität   über. 

Hai  b  erstad  t.  Das  diessjalirige  Osterprogramm  ist 
von  Hrn.  Dr.  H  e  r  Iz  b  e  r  g,  und  handelt  de  poetarum  ele- 
giaciirnni  apud  Romanos  ingenio  et  arte.  Die  beiden 
Lehrer  H.  Schmidt  unil  W.  Bormann  erhielten  r.  J. 
das  l'radicat  Oberlelirer.  fllit  Genehmigung  des  Königl. 
IVIinisteriunis  »nrde  zu  den  7  Classen  des  Gymnasiums 
noch  eine  Vorbereitungsciasse  hinzugefügt.  Am  3.  Fe- 
bruar trat  der  Cand.  philol.  J.  H.  Bode  sein  Probejahr 
hier  an. 

Aus  Kurhessen.      Seit  der  Reorganisation  des  Kur- 
liessischeii  Gvninasialwesens  »ar  der  Fall  noch  nicht  vorge- 
kommen ,     dass    über    ein   Gymnasium   eine    besondere   In- 
spection    verhängt    »orden    v/Hre.       Eine    solche    hat    am 
Schlüsse    des   vorigon   Jahres   das  Hanauer  Gymnasium    be- 
troffen.     In    der     Witte    Decembers     ivurde     dem   Director 
desselben  an  einem  Abende  die  Anzeige  gemacht,  dass  eine 
Conimi-ision    Seitens    des    Kurfürstlichen    31inisteriums   des 
Innern    ernannt   und    bereits   eingetroffen  sei,    die   am   fol- 
genden Morgen  das  Werk  der  Inspicirung  beginnen    werde. 
Zusammengesetzt      »ar      dieselbe     aus     dem     Regiemngs- 
director     Lotz    in     Hanau,     dem    G}mnasialdirectur    Dr. 
Weber  aus  Cassel   und    <lem   Gymnasialdirector  Dr.  Vil- 
niar    aus    Marburg.      üeber    die     uähern     Motive    dieser 
Inspection,    und   wesshalb   dieselbe    gerade    das    Hanauer 
Gymnasium   zuerst  betroffen,     ist    man   im  Publicum   bis- 
lang  im    Unklaren    geblieben.      Indess    es    musste,    sollte 
eine  derartige  Einrichtung    in's  Lekeu  treten,  ja  mit  ei- 


nem der  sechs  Gymnasien  begonnen  werden:  Hanau  liegt 
am  südlichsten,  IMaii  tvollte  es  nur  hier  und  da  unpas- 
send finden,  dass  zu  <lcr  Commission  ein  Mann  gewählt 
sei,  der  mich  ein  Schüler  des  Hanauer  Gymnasialdirec- 
tors  gewesen,  noch  mehr,  dass  Jener  den  Auftrag  nicht 
aus  Rücksichten  der  Pietät  hatte  ablehnen  können.  lu- 
ilegs  mag  diess  Alles  durch  besondere  Umstände  begrün- 
det sein,  welche  nur,  wie  gesagt,  dem  Publicum  bislang 
unbekannt  geblieben.  Die  beiden  ältesten  Directoreu 
waren  die  Inspicienten ,  und  Münscher  in  Hersfeld 
konnte  noch  weniger  genommen  werden,  da  derselbe  frü- 
her als  Lehrer  am  Hanauer  Gymnasium  gewirkt;  Dronke 
in  Fulda  war  aber  eben  erst  in's  Land  berufen,  Ueber 
die  Resultate  der  sorgfältig  angestellten  Prüfung  verlautet 
ebenso  wenig  etwas  Gewisses,  Es  heisst  nur,  das  Ha- 
nauer Gymnasium  habe  die  Prüfung  sehr  rühmlich  be- 
standen, was  bei  den  Persönlichkeiten,  die  an  der  An- 
stalt wirken,  wohl  nicht  anders  zu  erwarten  war.  Ob 
die  Veränilerungen  im  Lehrerpersouale  des  Hanauer  Gym- 
nasiums irgendwie  mit  den  gewonnenen  Resultaten  zu- 
samnienhäiigen ,  ist  schwer  zu  behaupten,  wenn  es  auch 
auffallen  will,  dass  die  zwei  vom  Hanauer  Gymnasium 
versetzten  Lehrer  gerade  den  Gymnasien  zugetbeilt  wor- 
den sind,  ilereii  Directoreu  jener  Iiispectionscommission 
angehörten.  Der  Professor  Dr.  Börsch  nämlich  ist  an 
das  Casseler,  der  G.  L.  Pfarrer  Fenner  an  dag  Mar- 
burger Gvmnasium  versetzt.  Dagegen  ist  es  gewiss,  dass 
der  bisherige  Director  des  Hanauer  Gymnasiums,  Prof. 
Dr.  Srhuppius,  in  den  Tagen  jener  Inspection  bei 
Kurfürstl.  Ministerium  nni  Pensinniruiig  eingekommen  ist, 
wie  es  heisst,  wegen  Kränklichkeit.  Es  ist  ihm  dieselbe 
im  März  d,  J.  bewilligt  worden.  Das  Hanauer  Gymna- 
sium hat  den  Abgang  des  Mannes,  der  26  Jahre  Direc- 
tor der  Anstalt  gewesen,  und  nur  noch  wenige  Jahre  bis 
zu  seinem  Dienstjubiläum  halte,  tief  beklagt;  denn  er 
erfreute  sich  sowohl  der  innigsten  Anhänglichkeit  seiner 
Schüler,  wie  der  hochaehtungsiollsten  Liebe  und  Vereh- 
rung seiner  Amtsgenossen.  Erstere  sprach  sich  gleich 
anfangs  in  dem  schmerzlichen  Lebewohl  aus,  welches  „dem 
treuen  väterlichen  Freunde ,  dem  geliebten  Lehrer"  die 
Gymnasiasten  bei  einer  Nachtmusik  brachten,  sowie  spä- 
ter in  der  Ueberreichung  eines  silbernen  Ehrenpokals, 
der  die  Inschrift  trägt:  Dignum  lauile  virnm  Mnsa  vetat 
mori.  Georgin  Pliilippo  Schnppio ,  gyninasii  Hanoviensig 
directori  hoc  grati  animi  ac  venerationis  munumentum 
esse  volunt  discipuli;  —  letztere  in  der  dem  verehrten 
Manne  am  Tage  seines  Ausscheidens  in  feierlichem  Auf- 
zuge sämmllirher  Lelirer  überreichten  Votivtafel,  welche 
am  bessten  die  Verdienste  des  Ausscheidenilen  in  folgen- 
den Worten  schildert:  U,  B.  F,  F,  F.  Q,  S.  Virum  ex- 
celleutissimum,  amplissimum,  doctissimum,  Georgium  Phi- 
lippum  Schuppium,  philosnphiae  doctorem ,  professorem, 
gyninasii  directorem,  societatis  latinae  Jenensis  sodalein 
etc.  etc.,  qui,  postquam  Rintelii  et  Hersfcldiae  viginti 
annos  publico  magistri  mnnerc  eximia  cum  laude  functus 
est,  ad  gymnasii  Hanoviensis  res  consilio  sno  jnoderan- 
das  arcessitus  suscepiae  huic  provineiae  viginti  sex  annos 
ita  praefuit,  ut  non  minus  praeclara  institutione ,  quam 
singulari  benevolentia ,  discipuiorum ,  qui  enm  sicut  alte- 
rum  parentem  observabaiit  semp er  ac  diligebant,  gratiam, 


213 


214 


cariiatcin,  veneraiioiieni  consecntns  sii,  ut,  qua  esi  insicni 
liunianitate,  propeiisa  in  alios  toluiitafe  vt  stiidiu,  culle- 
garum  anioios  sibi  non  conianctissiinns  iiinilo  rsse  rolue- 
rit,  verum  etiam  r.ommoiiein  enrum  ronrunliam  confirnia- 
rit  ail  luili,  cui  (eniperaiulo  rrat  praefprtus,  et  inroluini- 
<atem  retinenilam  et  prusperitateni  au^eiiilam ,  ut  pro  sua 
«lorenili  arte  niliriitjue  sui  partes  siisfineiiili  iisn  et  fariil- 
iate  illis  in  exsetjueniln  niunere  verj  ainiri  instar  optinius 
SPinper  ilux  et  anrtur  fuerit ,  ut ,  quae  est  summa  ejus 
moileratio  ,  coniitas,  animi  canilor,  pliiriuium  apuil  iimiies, 
quitius  rognitus  est,  cives  niaj^na  auclnritate  raluerit  ac 
siimaium  euruui  sibi  aniorem  rniiriliarerlt.  —  Qiiae  uniiiia 
maxime  illiistrantur  praeripuis  ipsius  in  eani,  riiiiis  saluti 
et  srriptis  et  rerbis  consulebat  optime,  srliolaui  nieritis.  — 
Nunc  rojjanti  ilata  publici  uiricii  immunitate,  e  sun  ipso- 
runi  nuniero  discedentem  rolle{;ae  gyuinasii  Ilaudviensis, 
tot  tantarunique  illariim  virtutum  t;rata  recordatione  lom- 
nioti ,  sunimn  consensu  ad  id  con^pirant,  ut  tanquani  ami- 
cum  et  parentem  omni  qua  decet  pletate  ac  ilesiderio 
prosequantur  oiaiorrmqiie  in  modum  petant  ab  ipso  et 
cnntrndant,  ut ,  quo  aninio  quam  plurimos  ad  gratiam 
obstrinxerit  iisque  diuturnam  sui  memnriam  prndiderit, 
eodem,  dum  honesto  otia  per  Serenissinium  Principeni 
roncesso  ufatur  ac  perfruatur,  fere  paternam  cum  ipsis 
coniunctam  necessitudincni  sancte  colat  et  conservet  sclio- 
laeque  snae  inrolumitati  ,  dignitati,  laudi  quam  maxime 
cupere  pergat.  D.  d.  Hannoriae  idib.  Olart.  a.  MDCCCXLII. 
Auch  die  rrühern  Schüler  des  allgemein  geliebten  Leh- 
rers, sowie  seine  zahlreichen  Freunde  aus  der  Stadt  und 
Umgegend  wollten  nicht  zurückMeiben ,  ihm  den  Tribut 
der  Hochachtung  und  Liebe  darzubringen,  den  sie  sonst 
wohl  bis  zu  dem  in  vier  Jahren  in  Aussicht  stehenden 
Jubiläuui  rerspart  haben  würden.  Sie  vereinigten  sich 
am  30.  März  zu  einem  solennen  Festmahle  im  Fuchs - 
sehen  Saale,  der  dazu  eigens  auf  das  Geschmackvollste 
Herprirt  war.  AU  der  in  feierlicher  Deputation  von  sei- 
ner Wohnung  abgeholte  Greis  in  ilie  Versammlung  trat, 
wurde  er  von  dem  Pfarrer  Hlerz  mit  einer  Reile  bewill- 
kommnet, welcher  bei  üeberreicliung  eines  Gedichtes 
und  eines  Lorbeerkranzes  Pfarrer  Calaminus  einige 
Worte  beifügte.  Tief  gerührt  sprach  der  alte  Lehrer 
seinen  zahlreichen  Schülern  und  Freunden  den  Dank  für 
gu  grosse  Aufmerksamkeit  aus,  und  nahm  dann  auf  dem 
Ghrensessel  zwischen  dem  Regierungs-  und  Obergerichls- 
director  Platz.  Bis  zum  spaten  Abende  blieb  er  in  der 
heitern  Gesellschaft,  in  welcher  Toaste  der  ansprechend- 
sten Art  ausgebracht,  keiner  aber  mit  solchem  Enthu- 
siasmus begleitet  wurde,  als  der,  welchen  der  würdige 
Metropolitan  IVIerz  aus  Bruchköbel  in  kraftiger  Rede 
dem  alten  Freunde  entgegenbrachte.  Es  verlautet,  dass 
auf  die  Bitten  seiner  alten  Schüler  der  geliebte  Lehrer 
jetzt  einem  Maler  sitzt.  So  wird  sein  Bildniss,  das  aus 
den  Herzen  derer,  die  ihn  kennen,  nie  verschwinden 
wird ,  auch  noch  den  spatesten  Aarhkommen  die  Liebe 
künden,  mit  welcher  einen  treuen  väterlichen  Lehrer 
die   dankbaren   Schüler  umschlungen. 

IVleldorf.  Zur  Schulprüfung  am  21.  März  1842  lud 
der  Rector  der  Gelebrtenschule,  Dr.  II.  Dohrn,  mit 
einer  Abhandlung:  über  den  Unterricht  in  der  dcuisclien 
Sprache  auf  Gelehrteuschulen,    (20)   16  S.    4.    ein.      Es 


ist  ein  ^'orlrag,  den  der  Verf.  zu  Wismar  in  der  Ver- 
sammlung nordilrnfsclirr  Schnimanner  nm  '.iO.  Sept.  1841 
gehalten  hat.  Im  Lehrerpcrsonal  kam  keine  ^'eranderung 
vor;  die  Sclinlerzahl  betrug  44,  nanilich  I.  11,  II.  lU, 
III.  l'J,  IV.  II.  Michaelis  v.  J.  gingen  2  Schüler  zur 
Universität,  dipssinal  keiner.  Es  Hirkten  an  der  Schule 
der  Rector  Dr.  Dohrn,  Conrector  Dr.  Kolster,  Sub- 
rector    Decker,   Collaborator    Dr.    Dreis. 

M  (inster.  Am  4.  April  wurde  der  bisherige  Gvm- 
nasialdirector  zu  Recklingbausen ,  Hr.  Dr.  Stieve,  als 
Directnr  iles  hiesigen  Kiiiiigl.  Gunnasinms  feierlich  in 
sein  Amt  eiiigofiihrt.  Narhilcm  ein  solennes  Hochamt  in 
der  Gvmnasialkirche  gehalten  war,  versammelten  sich  zu 
diesem  wichtigen  und  bedeutsamen  Schiilacte  lim  10  Uhr 
IMorgens  die  Schüler  aller  Classen  und  das  gesauimfe 
Lehrerpersonal  auf  der  Aula.  Gleich  darauf  beg^ibeu 
sich  eben  dahin  der  Köiiigl.  C'omniissarius  Hr.  Cousistu- 
rialrath  Wagner  mit  ilem  nenernannten  Direrlor ,  und, 
an  der  Spitze  der  Hr.  OberprWsiileiit  v.  Vincke  Exe, 
lue  Vorstände  der  verschiedenen  Collegien  und  nehiirdcn, 
welche  zu  dieser  Festlichkeit  eingeladen  w.iren,  und  sich 
auf  dem  Senatssaale  versammelt  hatten,  der  Regierung, 
des  Provincial  -  Scliiilcolleginms,  des  Consistoriuins  und 
des  Domcapitels ,  Rector  und  Dekane  der  Akademie  und 
die  Vorsteher  der  städtischen  Olvrigkeit.  Die  äusserlich 
»war  einfache,  aber  innerlich  um  so  mehr  erhehenile 
Feier  begann  damit,  dass  der  köiiigl.  Commissariiis  in 
einer  ebenso  wissenscliaftticfi  gehiiltenen,  wie  ilas  Gemüth 
ergreifenden  Rede  die  Wichtigkeit  des  Tages  entwickelte. 
Ausgehend  von  der  Aensserung  des  Arrhimedes  öu^  uot 
7lOl<  aroj,  hob  er  die  für  einen  Jeden  bestellende  Aoth- 
wendigkcit  hervor,  sich  eine  seinen  Kräften  entsprechende 
Stellung  und  Wirksamkeit  im  Leben  zu  schallen,  wozu 
vorzüglich  Selbstkenntniss  unerlassliche  Bedingung  sei; 
zollte  in  dieser  Beziehung  dem  abgehenden  Director,  mit 
ehrenvoller  Hervorhebung  der  Verdienste  desselben,  ent- 
schiedene Anerkennung,  und  sprach  die  zuversichtliche 
Erwartung  aus,  der  neiiernannte  Director,  welchen  er  ans 
der  so  viele  Jahre  lang  ununterbrochenen  ^  erbindung 
und  Beobachtung  genau  kenne,  werde  sich  eben  so  eine 
ileii  Verhaltnissen  völlig  angemessene  und  erfolgreiche 
Wirksamkeit  zu  tfcwiiinen  vermiigen,  wofür  er  vertrauen 
dürfe,  in  dem  so  tüclitigen  und  zu  einem  Ziele  sich 
vereinigenden  Lehrercollegium  eine  kräftige  Stütze  zu 
finden.  Tief  war  der  Eindruck  von  der  Bedeutsamkeit 
des  Augenblicks,  als  nun  der  Küiiigl.  Commissarius  dem- 
selben die  Küuigl.  Bestallungsiirkunde  überreichte,  und 
durch  einen  Handschlag  den  für  sein  früheres  Directurat 
geleisteten  Amtseid  erneuerte.  Er  scliloss  dann  mit  einer 
herzlichen  und  eindringlichen  Ermahnung  an  die  Schü- 
ler, ihrerseits  den  liebevollen  und  wohlgemeinten  Absich- 
ten des  Directors  durch  unausgesetzten  Fleiss  und  reli- 
giös-sittliches Betragen  mit  dem  ernstesten  Bestreben  ent- 
gegenzukommen. Alsdann  bestieg  der  neue  Director  die 
Rednerbüline,  bezeichnete  zuerst  die  unverkennbaren 
Schwierigkeiten,  welche  in  seinem  jetzigen  Amte  ihm 
entgegenstanden,  und  hob  dagegen  diejenigen  Momente 
hervor,  welche  ihm  zur  Ueber«  inilung  derselben  und  zu 
gedeihlicher  Thatigkeit  iMntli  einflössen  könnten:  nämlich 
dass    3Iüastcr    seine    Vaterstadt,     er    ein    Zögling    diese« 


?I5 


216 


biirj^schaft  jjf(;elipii,  «Uss  «las  (i^  niiia:^iiini  zu  Wiiiisfcr 
»piiieii  altiMi  xirüi'igliclicti  Uiif  am  li  in  Zukunft  lethäti- 
gcL    Her<li!   *). 

"")   Dip   Kincnnung  des   Hrn.   Dircciors   Dr.  Stieve    nmss   inso- 
fern als  cm  wiclitigts  Ereigiiiss    gelten  ,     als  dadurch   das 
Mnnslerschc   Gymn^isiuin  ,     welcl.cs    unler    den    dctilsclien 
B  Idun^'sanstalten    eine    der    rrequentesten  ist ,     unter  die 
oliersle    Leilun;^    eines    weltliclion     Lehrers    gestellt    wird. 
Schon    einmal    unterrichteten    an    diesem   Gymnasium  ge- 
raume Zeit  fast  ausschliesslich   Lelirer  weltlichen   Standes, 
namlich   in   und   nach  den  Zeiten  des  berühmten  Miinslcr- 
schen    Doiuherrn    Rudolf   von    Lange    (von   149?  —  lä88). 
Damals  überniigelte  dasselbe  alle  almliciie   Anstalten,   und 
trug  zum  Siege  des  Hurn  inismus  eiitsclwidend   bei.     Denn 
es  war,  um  die  Worte   Hrerens  (G.  d.  St.  d.  k.  L.  Bd.  2. 
S.  150)  7.U  gibrauchen.   ., recht  eigentlich  die  Pflan?,schule" 
■      für    die    deutschen    Gymnasiallehrer.      Welcher    Anerken- 
nung es  sich  damals  erfreute,   dafür  m.->g  es  genügen,   auf 
zwei    gewichtige     gleichzeitige    Zeugnisse    aulmerksam    zu 
machen,    einmal    des  berühmten   Pommers  ,    Johann  Hu- 
genhagen,    welcher  an  den   Münsterschen  Conrector  Mur- 
mellius  schrieb;     ,,ich    pflege    allen    meinen    Schülern    ?u 
rathen ,    dass  sie,    wenn  sie  es  in  der  Gelehrsamkeit  wei- 
ter bringen  wollen,   dich   besuchen   und   hören'*   und  dann 
des    gleich    berühmten    Rudolf    Agricola  ,     der    in    einem 
Schreiben    an    Rudolf  von    Lange    zu    diesem    und    seiner 
Lehranstalt  d-is    feste  Vertrauen    ausspricht,     dass  sie  die 
Zeiten   heibeiführen  werden ,   ,,\vo  wir  dem  stolzen   Italien 
»einen    alten  ,     fast    ausschliesslich     für    sich    erworbenen 
Ruhm  entreissen,   und   uns  Ton  der  Schande  befreien,   dort 
Barbaren,     Unwissende,    Unberedte    und    was   sonst  noch 
UngeschlifTcnes  existirt ,   gescholten  zu  werden,    und  dass 
unser  Deutschland  einst  so  gelehrt  und  gebildet  sein  werde, 
dassLalium  selbst  nicht  lateinischer  sein  kann."    Mit  dem 
Jahre   15S8,  wo  des  Gymnasium    in  die  H.inde  der  Jesui- 
ten kam,     wurden    Inders    die  bisherigen  Lehrer  .iiif  eine 
höchst    uiidankbaie    Weise    verdrangt,     und    wenn    auch 
schon   in   der    Zeit    des  berühmten  Ministers  von  Fürsten- 
berg,    nacli    der    Sacularisation  des  Ordens,     wieder  ein- 
zelne Weltliche  angestellt  wurden  .   so  war  doch  bekann- 
ter Massen  die    feste    und    nacblia.Uigc    ßegriJnduDg    eines 


R  e  ek  1  i  II  i;li  a  II  sen.  .Am  19.  fVlr'lrz  feierfe  ilas  Gym- 
nasiuiM  eiiirn  fiilViitlichrn  .Silnilut  niif  der  Aula,  »uruii 
Einsender  dieHes  Zeii|;e  war,  «Irr  auf  alle  Aii«pseinle  ei- 
nen tiefen  und  ergreifenden  Eindruck  machte,  und  Allen 
uiiversesslicli  hicilicii  « ird.  E.<  war  der  feierliehe  Ab- 
srliied  des  Lelirrrc<>lle>;iiini$i  und  der  .Schiller  ciin  ihrem 
Direetor  Dr.  Stieve,  der  nun  naeli  iieunjäliriifer  Wirk- 
samkeit an  dieser  Anstalt  in  gleicher  Ei^eiisdiaft  an  das 
(lyniuasiuin  in  iMünster  lieriifen  ist.  Von  einer  aus  drei 
Priin.anern  liestelienden  Depntatiun  da/.u  eingeladen  nnti 
von  dem  Lehrcreulle>;iuin  eingeführt,  erschien  ilerselbe 
vor  den  versaniinelten  .Schülern,  uiiil  Hiirde  von  diesen 
mit  lautem  Lebehoch  enipfaiigeii.  Darauf  rirlitetc  der 
Hr.  Oberlehrer  Caspers  im  Namen  lies  Coilejfiums  eine 
mit  auffirlitiger  Eiiipllnilun;;  (jesproehene  Anrede  an  ihn, 
worin  er  kurz  und  wahr  aii.-iilrüekte ,  was  die  Anstalt 
überhaupt  uiiil  insbesondere  die  Lehrer  in.  dem  Abgehen- 
dei)  verltiren,  und  ihm,  narhdeni  er  für  das  immerfort 
in  und  ausser  dein  Amte  bewiesene  Zutrauen  und  Wohl- 
wollen iiini;;st  tfedaukt,  ein  herzliches  LebeHohl  sagte. 
Der  San;;erelior  der  .Schüler  leitete  nun  mit  einem  pas- 
senden Gesaiijfe  die  foIj;eude  Hede  eines  Oberprimaner» 
ein,  iler  im  Namen  der  sümmtlichcii  Schüler  in  einer 
anspreclieiiden  Reile  mit  echter  Pietät  ilie  Il)iiipfiiidiin<;en 
ausdrückte,  die  der  Abschied  ihres  wa'irhaft  geehrten 
Direetors  in  ihnen  hervorrief,  und  Alles,  nas  er  in 
treuem  Lehrerbunde  in  und  ausser  der  .Schule  für  sie 
gethan,  dankbar  anerkennend  ,  die  letzten  Abscliiedsnorte 
sprach.  Was  er  dankeiul  gesprochen,  viiederholte  der 
Saiigerehor  in  einem  ei;jeiis  dazu  angefertigten  Liede  in 
einer  Weise,  die  alle  Anwesenden  zur  \Veliiiiuth  stiniiiite. 
Dann  trat  der  Direetor  selbst  auf,  und  erlvl.'irlp,  sielitbar 
ergriffen,  ilass  er,  wenn  seine  Remühuufjen  für  die  An- 
stalt nicht  ohne  guten  Erfolg  geblieben,  dieses  zun.'ichst 
dem  Segen  Gottes  uiiil  darnach  der  freuen  iVlitnirkung 
des  Lehrerrollegiums  zuschreibe,  sich  selbst  nur  den 
redlichen  Willen  beilegend.  Sein  darauf  ausgesprochene» 
Lebewdlil  an  Lehrer  und  Schüler  wird  bei  Allen  in  le- 
beniligem  Anilenken  bleiben,  weil  es  als  .Ausdrink  de» 
Herzens  sich  ilem  Herzen  tief  einprfigte.  Zum  Srhinsse 
wurde  ein  Chorlied  gesungen,  welches  narii  seinem  In- 
halte und  seiner  IMelodie  völlig  geeignet  »ar,  den  Ein- 
druck zu  machen,  dass  der  Jüngling,  wie  der  I\Iann,  bei 
den  Wechseln  des  Lebens,  wenn  sie  auch  <las  Herz  tief 
betrüben,  gefasst  bleiben  muss  im  Hinblick  auf  AV  ahrheit 
und  Tugeixl.  Kach  Beendigung  des  Gesanges  (raten  die 
Lehnr,  wie  auch  die  anwesenden  Mitglieder  des  Cnra- 
torluins  und  .'Magistrats,  zu  dein  Direetor,  mn\  wlederhul- 
ten  iiim,  unter  herzlirheui  Händedruck,  einzeln  ihren 
Abschiedsgruss   und   ihre  Glückwünsche    für  die  Zukunft- 


besonderen  Gymnasiallehrcrstandes  erst  der  neuen  Orga- 
nisation des  pieussischen  Schulwesens  vorbehalten  — 
Mfige  denn  diese  wichtige  Bildungsanstalt,  woran  so  viele 
tüchtige,  auch  literarisch  bekannte  Lehrer  wirken  ,  in 
obiger  Ernennung  machtigen  Impuls  zu  immer  freudigernj 
Gedeihen  und,  wie  in  den  Zeiten  Rudolfs  von  Lange, 
so  auch  jetzt  in  gründlicheui  Betreiben  der  classischcn 
Studien  eine  siclierc  Gewahr  gegen  materialistische  Ver- 
flüchtigung und  geisteskranke  Nebelweisheit  finden! 


G  y  m  n  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  1 11 11 

Beiblatt 

*     zur  Zeitschrift  für  die  Altertliumswissenscljalt. 


«luli   \H^'S, 


21.    Die  Methode  des  historischen  Unterrichts 
auf  Gymnasien. 

Auf  griehrten  Schulen  kann  schwerlich  ein  Lehrzweig 
frtr  Hiclifijfer  gelten,  als  ilie  allgemeine  Geschichte;  da- 
mit sie  jeiloch  diese  Geltung  erlange,  bedarf  es  durch- 
aus richtiger  Einsicht  in  den  Plan  uud  gesunden  Tactes 
l)ei  <ler  yVusführuiig.  Je  ungeheurer  das  zu  betretende 
Feld  sich  por  den  Augen  der  Lelirer  und  Schüler  aus- 
breitet, desto  zahlreichere  Alodificationen  sind  in  der  Be- 
handlung möglich,  desto  ungebundener  ist  das  Spiel  der 
Willkür.  IiM  Begriffe,  einige  Ansichten  i'iber  die  Sache 
zur  Begutachtung  vurzulegen,  gehe  ich  nicht  ohne  Beden- 
ken daran,  da  ich  sehr  gut  einsehe,  wie  leicht  sich  uns 
eine  Methode  einschmeichelt,  wenn  wir  sie  innerhalb  un- 
serer eigenen  pädagogischen  Erfahrung  nicht  ohne  Er- 
folg finden.  Um  so  mehr  »erde  ich  mich  der  kürzesten 
Auseinandersetzung  befleissigen,  damit  mein  Vortrag  ne- 
ben allenfallsiger  Unhaltbarkcit  nicht  noch  durch  lange 
Uehnung   ern>üde, 

Güthe  erkUrt  irgenilivo,  das  Besste,  was  wir  aus  der 
Geschichte  gewönnen,  sei  der  Enthusiasmus.  Erwägen 
wir  die  wunderbare  Besonnenheit  und  Buhe,  mit  welcher 
das  Auge  dieses  göttlichen  Sehers  auf  den  Dingen  ver- 
weilte, so  ist  eine  solche  Aeusseruiig  doppelt  unbedenk- 
lich, ja,  sie  ladet  zu  innigster  Beherziguiig  ein.  Wir 
geben  Alle  zu,  dass  in  vernünftig  geleiteter  Begeisterung 
der  Neri'  alles  edlen  Aufschwunges  liegt.  Innerhalb  der 
Schule  sollten  demnach  diejenigen,  (reichen  der  Lehr- 
beruf zufiel,  sich  aller  schönen  Mittel  bemächtigen,  um 
ihre  Zöglinge  dem  schönsten  Ziele  entgegen  zu  führen. 
Es  gibt  aber  für  die  Erweckung  der  höheren  Menschen- 
iiatur  mehrere  Wege,  welche  unmittelbarer,  als  andere, 
(wenn  auch  keineswegs  ausschliesslich)  empor  gehen. 
Zunächst  erscheinen  als  solche  Religion  und  Kunst ,  ins- 
besondere Poesie,  lieber  letztere,  inwieweit  sie  als  Bil- 
dungsmittel zu  gebrauchen  sei,  versuchte  ich  mich  vor 
einiger  Zeit  in  unsern  Blättern.  Es  mag  sich  also  hier 
eine  ähnliche  Betrachtung  über  die  Geschichte  ansrhlies- 
son  ,  die  keineswegs  als  von  jenen  beiden  Lehrgegenstän- 
den abgesondert,  sondern  als  im  Grunde  ilasselbe  be- 
zweckend anzusehen  ist.  Uer  Enthusiasmus  (um  den 
Ausgangspunct  wieder  aufzunehmen),  welcher  aus  der 
historischen  Lehre  resultirt,  concentrirt  sich  doch  zuletzt 
auf  religiös -poetisches  Scwiisstsein,  und  das  ist  und  bleibt 
i7\  m<iasialzeitun§. 


doch  die  zweite,  himmlische  Welt,  welche  in  die  ir- 
dische verklärend  hineinragt.  In  der  geschichtlichen  Be- 
wegung die  reine,  fromme,  dichterische  iMciiscIieniiatur 
zu  erkennen  und  zu  fühlen  —  wo  gibt  es  eine  trefflichere 
Aufgabe,  als  diese?  Damit  das  Gefühl  nicht  einseitig 
gehoben,  oder  gar  zur  Trunkenheit  erhitzt  werde, 
fordern  wir  bei  der  Ueberlieferuiig  des  geschichtlichen 
Stoffes  natürlicli  eine  solide  positive  Grundlage  und  eine 
energische  Veniuiiftbetrachtuiig.  Dass  ein  Lehrer  der 
Geschichte  mit  Wärme,  Kraft,  plastischer  Klarheit,  Far- 
benfülle und  schlajiender  Wirksamkeit  darstellen  solle, 
unterliegt  keinem  Zweifel;  und  es  wären  theoretische 
Demonstrationen  darüber  so  fruchtlos,  als  wenn  man  <lem 
Dichter  die  Aothwendigkeit  des  dirinus  flatus  deducireu 
wollte.  Es  kann  also  hier  nur  die  Frage  aufgeworfen 
werden:  Welche  Seiten  des  geschichtlichen  Wissens  sind 
in  Gymnasien  zu  lehren,  welche  vorzugsweise,  und  in 
welcher   Stufenfolge    Alles? 

Ich  fasse  bei  der  Antwort  auf  diese  Fragen  Gymna- 
sien in's  Auge,  auf  welchen  6  —  8  Jahre  für  das  histo- 
rische Fach  bestimmt  sind,  ohne  dass  mir  die  Zahl  der 
Classen  einen  wesentlichen  Einfluss  gerade  auf  diese  Dis- 
ciplin  auszuüben  scheint.  Ich  denke  mir  tvenigstens  zwei 
wöchentliche  Lehrstunden,  für  die  letzten  zwei  Jahre 
aber  wenigstens  drei  als  das  unentbehrliche  Quantum. 
An  manchen  Gymnasien  pflegt  man  nun  die  universale 
Geschichte  in  die  oberen  Classen  zu  verweisen  und  io 
den  unteren  nacli  einander  ilie  biblische,  orientalische 
und  griechische,  römische,  deutsche  Geschichte  durchzu- 
nehmen. Dieses  ^'erfahren  scheint  mir  mit  nianiiichfachen 
Missstanden  verbunden  zu  sein.  Alle  synchronistische 
Anschauung  geht  dadurch  ganz  verloren.  Auch  greifen 
die  Geschichten  der  Völker  so  vielfach  in  einander,  das» 
man  theils  der  Deutlichkeit  wegen  zu  Abschweifungen, 
theils  zu  Wiederholungen  genöthigt  ist.  So  z.  B.  trägt 
man  in  der  römischen  Geschichte  aucli  die  deutsche  bis 
zum  Sturze  des  «eströuiisrhcn  Reiches  mit  »or,  und  muss 
in  der  deutschen  doch  diesen  Passus  recapitnliren.  An 
sich  wäre  gegen  eine  solche  Wiederholung  nichts  einzu- 
wenden; aber  da  jedesmal  ein  Volk  als  primär,  das  an- 
dere als  secundär  betrachtet  wird,  so  erreicht  man  die 
Gleichmässigkeit  eines  Gesammtbildes  bei  allem  Zeitauf- 
wand nicht.  Endlich  sind  4lie  Geschichten  <ler  einzelnen 
Völker  in  der  fllasse  des  Materials  zu  nngleich.  So 
verlangt   z.  B.  die  Geschichte  Deutschlands  gewiss  doppelt 

IC 


?I9 


2?0 


so«ifl  Zeit,  aU  ilic  aUi'lc  «iriciitiilisrlir  iiiiil  Kfiocliisrhc 
mmaiiiiiirn  ({nioiiimi'n ,  iiml  man  »inl  für  «Tsti-rr  «loch 
nirlit  ini-lir  Zfit  lil.riji  lialicii ,  als  fiir  li't/.ti-ff.  An*  «lle- 
spii  iiiiil  amiorii  Griiiiden  hin  ii'h  mit  <li-iii  grscliililcrfcii 
0'aiii:>'  niclit  i-inKTütandrn  ,  <i!)»<ilil  irli  iiiicli  gpriip  eines 
Heiseren  lielohren  lasse.  Im  Grirensalze  iliizii  wiril  ail- 
ilnrnflrts  von  unten  bis  olieri  ilie  WeltKescIiicIite  als  etwas 
Uanies  geleliit,  nnil  nur  e(»a  in  der  untersten  Classe 
der  Dnterricht  auf  biblisclie  Gesrliiclite  Itesclirankt ,  »as 
gaui  an  seinem  Platze  ist.  \Vir  behalten  dann  wohl  im 
DurclisrIinitt  serlis  Jahre  übrig,  und  ich  finde  es  am 
angemessensten,  diese  in  drei  zweijährige  Curse  zu  schei- 
den, »as  auch  z.  B.  Kohlrausch  in  seinem  chroniilogi- 
licben    Abriss   desiderirt. 

Kiir  den  ersten  Cursus  bedinge  ich  erstlich  eine 
Uebersicht  über  <lie  .•»llerwicbtigsten  Namen,  Zahlen  nnd 
Beirebenlieifen  ,  nach  chronologischer  Folge,  ohne  durch- 
greifende Ordnung  nach  Völkern  und  Staaten,  nbtvohl 
es  naili  HinstSnden  gut  sein  wird,  dann  und  wann  eine 
Iflnn-ere  Strecke  in  Ifiinem  Staate  zu  durch»andern.  In 
dieses  Schema  verflicht  sich  <lann  die  genauTp  Scliilde- 
rung  ausgezeichneter  Persönlichkeiten  und  Krcignisse, 
mit  begonderer  Rücksicht  auf  das  IJiograi>hische  ,  anzie- 
hende Details,  ja  charakteristische  Anekdoten.  Dabei 
bedarf  es  aber  überall  geographischer  Excurse,  die  man 
am  besäten  ila  macht,  »o  das  ßednrfniss  am  lebhaftesten 
gefühlt  wird.  Ein  Schulatlas  der  allen  und  neuen  Welt 
darf  nie  fehlen.  Also  encjUlopadische  Reiwitnisse  von 
(iengrapliie  nnd  Geschichte  in  genauester  \'erbimlung, 
zugleich  Gemälde  wichtiger,  vorzüglich  plastisch  aufzu- 
fassender Einzelnheifen  ,  fallen  in  das  IJereich  dieser 
Classe.  Aus  der  Culfurgeschichte  wähle  niaii  besonders 
tief  eingreifende  Erfin<lungen  ,  z.  B.  Bii<li<lriirkerkunst, 
Schiesspulver,  wobei  man  sich  auch  auf  das  Teclinisclie 
einlassen  mag.  Endlich  sind  Heldensagen  der  Griechen, 
Römer,  Srandinarier ,  Deutschen  etc.  hier  gewiss  eine 
dem    Alter   angemessene,    herzstärkende    Zugabe. 

Der  zweite  Cursus  dient  als  Alilldglied  einerseits  zur 
VervollstandiguniT  und  Wiederaiiffrischung  des  früheren, 
andererseits  als  Vorbereitung  auf  den  höheren.  Die  all- 
gemeine Uebersicht  dehnt  sich  nun  schon  viel  weiter  aus, 
bei  den  ivirhtigsten  Staaten  ist  ein  ununterbrochenes  chro- 
nologische« Band  wesentliih  (w\p  es  z.  B.  in  der  deut- 
schen Geschithte  durch  die  Aiifz.'ililung  sÄinmtliclier  Kö- 
nige und  Kaiser  mit  Angabc  der  Regierungszeit  vermittelt 
werde),  dagegen  von  den  mehr  sccuiid^iren  hebe  man  auch 
hier  nur  einzelne  Data  liervor.  Die  ilclaillirtc  Darstel- 
lung von  Einzelheiten  tritt  schon  einigermassen  zurück  : 
viele  Züge  bedürfen  nur  einer  Andeutung,  damit  <lie 
Erinnerung  an  das  früher  umständlich  Erzählte  aufunche. 
In  der  Geographie  ist  eine  plaomässisere  Ordnung  wün- 
schcnswcrth.  Man  schicke,  da  wo  die  Länderkunde  an- 
fängt, oder  bedeutende  Umgestaltungen  derselben  sich  ab- 
schliessen,  das  Geographische  zusammengestellt  voraus, 
und  lasse  von  Zeit  zu  Zeit  Karten  zeichnen  ,  auch  svii- 
cbrnnistische  Tabellen  entwerfen,  die  auf  der  vorigi-n 
Stufe  si  hwerlirh  mit  dem  gehörigen  Geschick  ausgeführt 
werden.  Kun  macht  auch  die  Culturgesrhichte  grössere 
Prätensioncn.  Au»  der  Staatsverfassung  ziehe  man  lirr- 
Tur ,     was   nicht  zu  abstract   ist,    übergehe   die    Religions- 


iind  Alvtlicngcsi  hiclile  uii  ht  mit  Stillsilnvelgen  («v.is  durrh 
IJildcffülle  anzieht,  spricht  il>Mi  gröbsten  Raum  an,  wie 
z.  B.  die  Ausbreitung  des  rhrisli'iithums ,  die  srandina- 
visrhe  GJitterlehre),  betrai  hte  .Sitt I  Li-beu  der  Völ- 
ker, handle  von  einze'neii  liti-r.'irischen  Eri-cheinungen, 
besonder^  der  Poesie,  gelie  die  Mittel  zur  Anschauung 
»eiiigstens  dieser  und  jener  Kuiistdeukmäler  ,  und  ernecke 
an  ihnen  die  Ahnung  wichtiger  Eporlien.  Am  bessteii 
wird  ilie  Cultnrgeschichte  nicht  au's  Ende  der  Perioden 
aufgespart,  sondern  an  schicklichen  Riiliepuncten  der  po- 
litischen Bewegung  eingeschaltet.  Sehr  empfehlenswerth 
ist  überdiess  im  zweiten  Curs  das  Vorlesen  von  poetischen 
Darstellungen  geschichtlicher  Höhepuiicte  durrh  I<ehrer 
oder  Schüler,  wozu  sich  z.  B.  Waguer's  poetische  Ge- 
schichte der  Deutschen  und  Kröger's  Ehrentempel  treff- 
lich benutzen  lässt.  Eine  poetische  Weltgeschichte  bleibt 
freilich    noch   dringendes    Bedürfniss. 

Ist  das  Erwähnte  geleistet,  so  wird  der  Schüler  ohne 
j.'lhen  Uehergang  in  «len  dritten  Cursus  eingeführt.  Hin 
liier  die  Geschichte  nochmals  in  gro^sartigerein  Umfange 
und  vrschlosseiiercm  Zusamuieiihange  zu  hören,  um  hier 
gaoz  besonders  die  universale  Ausbildung  zu  eiiipfangen, 
welche  ohne  die  Geschichte  gar  nicht  zu  erreichen  scheint. 
Wie  wesentlich  hier  die  cuiiseqnenteste  Sorgfalt  lies  Leh- 
rers sei,  mag  schon  daraus  erhellen,  dass  von  guten 
historischen  Kenntnissen  des  gereifteren  Zöglings  nicht 
nur  ein  grosser  Theil  der  sogenannten  allgeineiupii  Bil- 
itiing,  sontlern  auch  das  Geschick  abhängt,  die  positiien 
Studien  ilcr  Akademie  mit  dem  rechten  Geiste  anzufas- 
sen. Es  liesse  sich  leicht  der  wichtigen  Frage  eine  ganze 
Abhandlung  widmen.  Doch  besibräiike  ich  mich  vor- 
läufig auf  folgendes  Schema  dessen ,  was  der  obersten 
Stufe    zukommt: 

1  )  Geographische  Uiisis  mit  Vergleirhiing  alter,  mitt- 
lerer und  neuer  Zustände.  Die  Geographie  des  ftlittcl- 
alters  ist  hier  »»eit  mehr  zu  beachten,  als  diess  früher 
statthaft  war.  2)  Politische  Geschichte  mit  der  steten 
Intention,  ein  Totalbild  zu  geben,  doch  in  der  Regel  mit 
der  Ordnung  nach  Staaten  innerhalb  der  allgeii. einen  Pe- 
rioden. Am  Ende  jeder  Periode  ein  Resumc  iles  Gan- 
zen und  während  des  Verweilens  beim  einzelnen  Staate 
doch  Beziehungen  auf  andere,  wo  diess  thunlich  ist. 
Kur  bedarf  es  in  der  Betrachtung  der  einzelnen  Staaten 
eines  solchen  Zusammenhanges,  dass  von  jedem  ein  um- 
fassendes Bild  gegeben  wird,  obscliou  nicht  jeder  Regeii- 
tennanie  u.  dgl.  genannt  werden  muss.  Damit  das  Ein- 
zelne sich  nicht  isolir«  ,  ist  eine  Recapitulatinii  mit  Hülfe 
s\  nchronistischer  Tabellen  besonders  förderlich.  Uebri- 
gens  sei  die  Geschichte  in  diesem  Cursus  am  wenigsten 
ein  Aggregat  von  Histönhen.  Das  Plastische  darf  zwar 
keineswegs  verschwinden,  es  dient  aber  dem  Ganzen,  und 
unterliegt  einer  durchgreifenden  Verhältnissmässigkeit. 
o)  Meben  den  geschichtlichen  Ereignissen  und  Thaten 
sind  die  Verfassungeri  gründlicher  und  vielseitiger  zu 
entwickeln,  als  zuvor;  denn  eine  tüchtige  Grundlage  bierin 
sollte  keinem  Stuilirenden  fehlen.  Ein  Ignorant  im  hi- 
storischen Verlauf  der  ersten  öirentlichen  Interessen  wird 
sich  in  dem  ilermaligen  Wcltiiesen  so  »cnig  zurecht  fin- 
den, als  ein  Träumer  in  einem  verzaiilierteii  Wald.  4)  So 
gut  der  Staat,  ebenso  guf  hat  die  Kirche  ihr  Recht,  be- 


331 


oo ) 


«prorhen  zu  »prdrii.      'Wir    iiberhaupt   von  alten  iliiil  iiriirii 
Keli|;ioiirii  jrdpr   Gpl>ililete    »isseii   sollte,     so     nainoiitlirh 
■Icr   Sichiilrr,     welrher    ein    (lyniiiasiuin    verUsst.      Gehört 
auch   die   christliche  Lehre  selbst   einer    hesoiMlern  Lectiun 
an,    so   »i'isstc   ich  nicht,     »o  die   Schicksale   der   Kirche 
füglicher    erörtert    würden,     als    in    X'erbindunj;    mit    der 
Weltgeschichte.      Und     wer   verstünde   vor    Allem   das   Mit- 
telalter,    wenn    er     i'iber    die     Kirche    iui    Dunkel    tappte? 
T))    Alles   bisher   Geforderte    ist    zwar    in    den    mir    bekann- 
ten populären  Lehr-  und  Handbüchern  der  Weltgescliivhte, 
2.    U.     in    dem    Beckerischen     Werke    beachtet.       Dagegen 
fallt   nur  allzn   sehr    die    Flüchtigkeit    auf,     mit    welcher 
man   häufig   über   die  Geschichte  der  Wissenschaft,   Poesie 
und    Kunst    wegsieht.      So    lange    wir    keine    eigenen   Lehr- 
stunden   für    die    allgemeine    Geschichte    der   Kunst   über- 
haupt  oder  dej"  Poesie  für   sich    festsetzen,   sind    diess  ganz 
vorzüglich    wichtige    Gegenstände    der    historischen    Lehre. 
Ich    bin    weit   entfernt,     einem    Schüler    abstracte   philoso- 
phische  Systeme    mit    allen     ihren     ^Vrzweigungin    zuzu- 
muthen,    aber   eine   fasslich«,    von    Kunstausdrücken    niöi;- 
lichst    freie    Skizze    von    deu     Ansi<hten    des     Pythagoias", 
Platon,    Aristoteles,    iler   Scholastiker,    Kant's,  Scbelling's 
u.   s.    w.    ist   gewiss     vom     bessten     Erfolg    und     keineswegs 
zu    hoch    gegrilfen.        .Auch   die     hervorragendsten     Gelehr- 
ten,    welche    im   positiven    ^Vissen    glänzen,     dürfen    nicht 
fehlen.       Und     nun    vor    Allem     nicht    Kunst    und     Porsie. 
£s   kostet    nicht   so    gewaltig   viel  Zeit,    von  den  Bansfvien, 
von    Perioden   der    bildenden    Kunst,     von     groxsen    Thaten 
iler    IVInsik    zu    reiten,      und    für     »en     wäre    solches    ohne 
Frucht?      Ueber    die    Poesie    beziehe     ich    mich   auf  einen 
früheren    Aufsatz.       Man     hat     wohl    das     meiste    Gewicht 
auf  die  griechische  ,    römische,    deutsche,    englische  ,  fran- 
zösische,    spanische    unil     italienische    zu    legen,     und    so 
sehr   auch    eine   Berücksichtigung    z.  B.   des   Indischen    und 
Persischen    erfordert   wird,     so    wäre    schon    ungemein    viel 
gewonnen,     wenn     man     sich    <lie    Mühe    nähme,     auf  die 
jenseitigen    Literaturen    einzugehen.       Hört   man    doch    im- 
mer  wieder    das   alte  Jammerlied    erschallen,   tiass   in    dem 
Stand,    welcher   sich   Bildung   beimisst,   die    Poesie   so    we- 
nig  oder  so   einseitig   geschätzt   würde.       Wer    ist   berufen 
dazu,     diese    Klage    zum   Schweigen    zu    bringen,     als   die 
Lehrer   eben    ilieses   Standes?      ]\ur    engbrüstige    Pedanten 
möchten   <lie    Vielseitigkeit    verdächtigen,     weil    es    ihnen 
In    ihrer   eigenen   Gnge   unheimlich   dabei    zu    Muthe    wird. 
Einen    Hans    Dampf    in    allen    Gassen    wollen    wir   ans   ilem 
Zögling   nicht    machen,      wir    sind     verpflichtet,      ihn    stets 
auf    einen    Mittelpunct     zurückzuführen      und      den     Ernst 
des   Lebens    in    ihm    zu   erwecken.       Wir     haben     ihm    ein- 
zuprägen ,      dass    sich     die     menschliche    Kraft    auf  Einem 
Pnncte   sammeln   muss,   um  nicht  zu  erlahmen.      Aber  man 
begreife   doch    nur    den    Unterschied    zwischen    einem   Le- 
bensberuf und   einer  Ausbildung,    für  welche  letztere  keine 
Zeit   so   ausgesucht    ist,   als   die   auf  dem  Gymnasium.     Und 
sollte   denn    wirklich    die     Energie    abgeschwächt    werden, 
wenn    sich     der    Geist    mit    edlen    ßlüfhen    und    Früchten 
nährt?       Doch    diess     Alles     versteht    sich    so    von     selbst, 
dass   man   Eulen   nach   Athen   trägt,     wenn    man  sich   ilar- 
über   ergeht.       Es    kann    aber    nur    die   Absicht  sein,      für 
jene   Popsien   anzuregen    und    31ässiges    zu    geben.      Auch 
vtirke    der    Lehrer,     welcher    darüber    vorträgt,     auf   die 


Lei  türe  der  .Schüler  ein,  empfehle  ihnen  das  Besäte, 
unterrede  sicli  vertraulich  mit  ihnen  über  Sachen  de» 
Geschmackes.  3Iit  der  deutschen  Literatur  ist  es  nicht 
abgemacht.  Die  Wellliteratur  tritt  zu  gebieterisch  ia 
den  Vordergrund,  als  dass  man  «las  ausländische  Neuer« 
ignoriren  dürfte.  Wer  von  Geliert,  Gleini,  ütz  erfährt, 
bedarf  derselbe  nicht  ebensosehr,  ja  weit  mehr  Shak- 
speare's,  Dante's,  Calderon's?  ti)  Was  noch  sonst  der 
Culturgeschichte  anheimfällt,  » in  Ernnduiigen  ,  Zeitsitten 
n.  dgl.  ist  ebenfalls  nothwendig  inhärirendcr  Bcstandtheil 
des  Ganzen,  lässt  sich  aber  schneller  erläutern,  7)  Wie 
auf  der  dritten  und  auf  der  zweiten  .Stufe,  unterbreche 
man  bisweilen  auch  hier  den  Vortrag  durch  dichterische 
Gemälde    von    Geschichten. 

Diesen  unmassgeblichen  Plan  betrachte  man  als  das, 
was  er  ist,  einen  vorläufigen,  flüchtigen  Wurf.  Mützlich 
ist  es  in  allen  Classen,  »enn  der  Lehrer  der  deutschen 
Sprache  öfter  Themata  aus  dem  geschichtlichen  Kreise 
aufgibt.  Solche  Stolle  geniessen  den  grossen  Vorzug 
concreter    ]\atur    und    interessanten    Lebens. 

Indem  ich  meine  .Skizze  beendige,  spreche  ich  schliess- 
lich den  Wunsch  aus,  dass  erfahrene  .Schulmänner  ihre 
An.'iichten  über  die  Sache  nicht  vnrentbalfrii  möchten. 
Jede  Belehrung  nerde  ich  mit  Dank  aiiiiehinen  ,  wenn 
sie  ebenso  wenij;  von  Parleigeist  ausgeht,  als  ich  von 
einem   solchen  zu    ineiiiein  Versuche    bestimmt   wurden  bin. 

Dr.   F.   Zimmermann. 


22.    Das  erweiterte  Gyinnasiiun  -mi  Worms. 

Es  ist  in  Pfr.  10  und  H,  ts4l  dieser  Blätter,  sowie 
auch  im  vorj/lhrigen  Ilerbstpiogramme,  S.  d — 13,  vom 
Diri'ctor  Dr.  Wiegand  ausführlich  berichtet  worden,  wie 
das  kaum  aus  einer  französischen  .Sfcuiidärscbule  herge- 
stellte Gymnasium  zu  Worms  eine  längere,  öfters  bedenk- 
liche, aber  glücklich  beeiiiligte  Krisis  bestand.  In  Folge 
der  Zeit-  und  Ortsverhältiii-se  standen  sich  nämliih  lange 
verschiedene  Ansichten  daselbst  gegenüber,  wovon  die 
einen  eiifschieden  für  die  Umformung  zu  einer  Realschule 
sich  aussprachen,  die  anderen  aber  für  die  Erhaltung 
der  Anstalt  in  der  neuerding.s  gewonnenen  Ausilehnnng 
und  Berechtigung  (Exonilionsrecht ).  In  den  oben  er- 
wähnten öfl'eiitlichen  Beri«  hien  wurden  wir  benachrichtigt, 
dass  diese  divergenten  Ansichten  sich  endlich  aus-  und 
dahin    verixiicheii : 

I.  Die  stüdtischen  liehörden  erklären  ein'/iiitliig,  dast 
sie  keineswegs  gesonnen  sind,  das  hiesige  Gymna- 
sium in  ein  l'rogymnasium  oder  grir  zu  einer  Real- 
schale umformen  zu  lassen ,  vielmehr  dessen  Fort- 
bestand mit  dem  durch  höchste  Verordnung  vom 
1.  Oct.  18i'<;  wieder  verliehenen  F.remtiomrecht 
lebhaft  iriinschen  und  nöthig  erachten  ,- 
II.  dass  dabei  aber ,  unbeschadet  des  der  Anitalt  fort- 
trährend  zu  Urunde  liegenden  Gymnasialprincips 
und  Ziceckes,  künftig  für  den  Unterricht  in  den 
Saturirissenschafte/i,  den  neueren  Sprachen,  im 
praktischen  Rechnen,  technischen  Zeichen  und  Ge- 
schüftsslyl  in  ausgedehnterer  IVeise  Fürsorge  ge« 
troffen  werde : 

16* 


224 


IM.  »ie  lipaiWragPii  «lagofcii  ilio  balilijje  ßi>scUiin|;  «Irr 
i'ar.intrii  iiiiil  iincli  zu  rreireiiildi  {»(rlleii  uiit  liich- 
tinen  Pliilologpii  iiiiil  .Scliiiliiiäiineni,  uiitl  ilie  Stailt- 
lorsf/inilp  lir»illij;pii  aus  dein  Stailtärar  ilesslialb  zu 
ilem  Krtr.i<;p  ilrr  (iviniiasiaironds  oineii  Zusrhuss 
«■im  'J'KIO  11.,  iiiiil  uciter  einen  rorläufigen  Credit 
>i>n  12(1')  fl.  f'ir  die  drsshalb  nötliig  werdenden  Er- 
»eitpriiii);rn  und  Vermehrung  der  Scliullocale  iu) 
Gvniiiasjal^i'IWiude  ; 

IV.  damit  »iirdo  der  iiist.'indige  Wnnsrli  an  allerliüchsie 
Staatsrej^ieruni;  ausgedruckt,  dass  es  derselben  im 
Interesse  der  liiesigen  Lehrer  sowohl,  wie  der  An- 
stalt selbst,  ;;efallen  mÖ!;e,  auch  die  Pensionirun^ 
der  kiinfti;;  dienstunffilii);  werdenden  Lehrer  auf 
den   all£enieinen    Pensinnsfonds   zu    iibernehmen  '). 

In  dem  gedarhten  Pro);raninie  berichtete  der  Direc- 
tor  Wienand  weiter,  dass  diese  Anträt;c  fon  den  höch- 
sten Ueborden  bereits  (('^"'''"»'S'  und  die  projectirten 
Bauten,  wozu  er  unter  gewissen  Bediiigunj^en  einen  Theil 
Aciner  bisherigen  Anitswohnniij;  ab)ietretrn,  begonnen,  die 
nöthit^en  Y'orarbeiten ,  wie  Lehrplane  etc.,  der  höheren 
Genehmigung  bereits  unterstellt  seien,  und  sprach  die 
M'ahrscheinüchkpit  aus,  dass  im  Herbst  1841  der  neue 
Cursus,  der  ebenso  fiir  ilie  Wissenschaft,  wie  für  die 
Brauchbarkeit  im  Leben,  berechneten  Anstalt  eröffnet  wer- 
den   würde. 

Indessen  der  Wichtigkeit  der  Sache  wegen  verscho- 
ben sich  die  höheren  Resolutioneu,  sowie  die  Erneiinun- 
geu  der  zur  Ausführung  des  ganzen  Planes  nüthigen  Leh- 
rer: auch  die  baulichen  Veränderungen  und  sonstigen 
Apparate  für  <lie  neuen  Schulsale  konnten,  zum  Theil  in 
Folge  der  ungünstigen  Herhs»itterungen,  nicht  zur  ge- 
wünschten Zeit  inllendet  werden.  Es  inusste  demnach 
das  neue  Schuljahr  in  bisheriger  Weise  (am  IH.  Nor.) 
wieiler  begonnen  und  auch  fcis  zu  Ostern  fortgeführt  wer- 
den. Ob»ohl  nAinlich  im  December  die  höhere  Geneh- 
migung zur  Umformung  der  Anstalt  aus  den  bisherigen 
viev  Hauptclasscn  in  sechs  (ton  oben  an  gezahlt)  ,  ferner 
zur  Errichtung  zwei  realistischer  Parallciclassen  neben 
Quinta  und  Quarta,  sowie  auch  die  Ernennung  einiger 
neuen  Lehrer  und  die  Resiinimung  der  Stundenzahl  für 
die  Lehrer  überhaupt  erfolgt  war,  so  konnte  doch  auf 
eine  jedem  Schulmann  von  selbst  begreifliche  Weise  die 
Umformung  um  so  weniger  mitten  in  dem  Semester  ge- 
schehen, als  nicht  nur  noch  riele  Schulutensilien  fehlten, 
sondern  auch  noch  mehrere  Endresolutionen  über  Zahl 
und  Qualität  der  noch  übrigen  zu  ernennen<len  Lehrer  etc. 
zu  erwarten  waren,  zudem  auch  eine  halbe  oder  pro- 
risorische  Einrichtung  auf  das  erwartungsrolle  Puülicum 
einen   für  die  Zukunft  der  Anstalt   nachtheiligen  Eindruck 

1}  Von  dem  gegenwärtigen  LandlagsJcpiitirtcn ,  Hrn.  ff. 
Valchenherg,  wurde  diese  Bitte  in  einem  Antrag  an  die 
zweite  Kammer  am  15  Febr.  d.  J.  wiederholt,  nach  Bei- 
l.ige  Nr.  92  zum  22.  Protokoll  des  Inhaltes:  Hoclidieselbc 
■wolle  dem  bescheidenen  Wunsche  der  Stadt  Worms  ge- 
neigte Riicksiclit  schenken  ,  sofort  die  Grossh.  Staatsregie- 
rung zu  ersuclien  und  ermächtigen  ,  den  Lehrern  am 
Gymn.isium  zu  Worms  fiir  die  Folge  Pensionen  zuzu- 
sichern und  in  eintretenden  Fällen  auf  die  allg.  Staats- 
(icnsionsfonds  anzuweisen. 


gemacht  haben  würde.  Nachdem  jene  Endresolutinneu 
unter  dem  ',\\.  Alärz  d.  J.  erfolgt  waren,  so  wurde  der 
neue  Cursus  unter  dem  L'O-  April  im  neuen  Prüfuugslo- 
cale  des  Gvmnasialgebaudes  dadurch  feierlich  eröffnet, 
dass  die  neu  ernannten  Lehrer  Hr.  Dr.  Fuhr ^  Hr.  Dr. 
Kanzel.,  Hr.  Olienheimer  (als  technischer  Zeichenlehrer), 
Hr.  Pfaff,  Hr.  Dr.  Schödler,  Hr.  Seipp  (der  seit  1835 
an  der  .-Viisfalt  Access  genommen  und  seit  1.S37  eine  nr- 
dentlichc  Lelirerstelle  i-icarirt  hatte),  von  dem  drsshalb 
eigens  committirten  Grussherzogl.  Oberstudienrath  etc.  Dr. 
Dilthey  zu  Darmstadt  in  Gegenwart  der  .Schüler  und 
Lehrer,  sowie  unter  Beiwohnung  anderer  Kotabilitaten 
der  Stadt  iu  einem  ausführlichen  Vortrage  vorgestellt 
wurden  (vgl.  G\mnasialz.  d.  J.  Heft  Mai).  Zwei  Schü- 
ler der  obersten  Classc ,  der  eine  in  deutscher  (über  die 
rechte  Auffassung  Epikur's  und  seiner  Naturphilosophie), 
der  andere  in  lateinischer  Spradie  (über  den  Vorzug  der 
öffentlichen  Bilduiigsanstalten)  begrüssten  im  ^iamen  ihrer 
31itschüler  die  neu  eintretenden  Lehrer.  Der  Director 
Wiegaud  sprach  die  Begrüssung  im  Namen  des  bisherigen 
Lehrerrnllegs  ans,  und  verbreitete  sich  in  diesem  Vortrage 
über  die  Wichtigkeit  der  Aufgabe  des  Gymnasiums  io 
seiner  neuen  Gestaltung,  sowie  über  die  Bedingungen, 
Diiter  welchen  er  jene  zu  lösen  glaube.  Nachdem  wir 
noch  bemerkt,  dass  am  21.  April  vom  Director  die  nü- 
thigen Instructionen  gegeben  und  die  sonstigen  Vorberei- 
tungen gemacht  und  am  'l'i.  der  Lehrcursus  nach  dem 
neuen  Plane  ^)  vollständig  begonnen  und  bisher  mit  mög- 
lichster Ordnung  fortgesetzt  worden  ist,  möge  hier  der 
Vortrag  des  Directors  Wiegand  unter  Weglassung  des 
ganz  localeu  Eingangs  in  (/er  Hoffnung  folgen,  dass  der- 
selbe, obgleich  meist  von  rein  örtlicher  Tendenz,  deu 
Schulfreunden,  gewissermasseii  als  Forsetzung  der  voriges 
Jahr  über  das  hiesige  Gymnasium  gegebenen  Berichte, 
nicht   ganz  unwillkommen   sein   werde. 

Ueier    die    Aufgabe    des    erweiterten    Gymnasiurns    zu 

Worms  und  die  hauptsächlichsten  Bedingungen 

ihrer  Lösung. 

Der  Weiseste  der  Weisen  des  Alterthuuis  soll  den- 
jenigen geflucht  haben,  welche  zuerst  die  Tugend  und 
ihre  Nützlichkeit  getrennt  hätten  ■').  Ist  aber  nach  eben 
diesem    Weisen    das    echte    Wissen    die    Grundbedingung 

2)  Von  dem  Director,  den  8  ordentlichen  und  4  ausseror- 
dentlichen oder  Iliillslebrern  werden  wöchentlich  195 
Lelirslunden  ertheilt  in  l.Tt. ,  griech.  ,  helir.,  engl.,  fr.nnz.^ 
itülien.  Spraclie,  in  Religion,  Geschichte,  Geographie, 
Matlieniatik  ,  Naturkunde,  im  Scliünschreiben  ,  Gescliäfts- 
styl  ,  prakt.  Rechnen,  technischen  und  Freihandzciclinen. 
Das  Alaxiuiuni  der  Lclirstundcn  für  die  Lehrer  ist  21 ,  lüi 
die  Schüler  im  Allgemeinen  26  —  28,  für  die  realist  Pa- 
rallciclassen 32  —  Das  Gymnasium  zahlte  (am  Anfange 
des  Scliuljahres  Nov.  1S4I)  104  Schüler;  die«e  llieilten 
sich  hinsichtlich  der  Conlession  in  17  Israel.,  29  Kath. 
und  58  Protest.;  hinsiclillich  ilires  künftigen  Berufs  wa- 
ren 21  noch  unentschieden,  45  erklärten  sich  für  ein 
bürgerliches  Geschäft  und  38  für  das  akad.  Studium. 

3)  Cic.  off.  3,  3.  Accepimus  Socratem  exsecrari  solitum  eos. 
qui  primum  haec  natura  cohaerentia,  utililatem  et  ho- 
nestatem  opinione  distraxisscnt. 


225 


226 


alliT  Tiifpnd,  so  durfte  »ohl  eiiip  rlieiisn  grussn  Scliiiltl 
auf  Demjenigen  liegen,  ilcr  zuerst  <lie  Wissensrhaft  von 
ihrer  Nützlichkeit,  Gründlichkeit  ton  Brauchbarkeit, 
Tüchtigkeit  von  Vielseitigkeit  gesondert  hat.  üie  tra- 
gische Eiittvirkelung  unserer  ganzen  neuen  Geschichte, 
die  fieberhaften  Bewegungen  unserer  Zeit  und  nainentlicli 
das  Wanken  und  Schtvaiiken  der  Statte,  der  Schule,  von 
welclier  das  Heil  für  alle  unsere  Gebrechen  mit  Hecht 
erwartet  »erden  sollte,  sind  sie  nicht  alle  Folgen  jenes 
unheilvollen  Z.ivirs|)altes?  —  Werden  die  Kämpfe  unse- 
rer Zeit  iler  Uiirchgang  zu  einem  Schonern  Dasein  sein, 
wie  Viele  hoireii,  oder  der  Anfang  und  die  Beschleuni- 
gung einer  abermaligen  Barbarei  ")  sein?  —  Ich  für 
meinen  Theil  zähle  mich  zu  denen,  welche  nicht  an 
unserer  Ze:t  ganz  verzneifeln,  wieivohl  ich  nicht  in  Ab- 
rede stellen  will,  dass  der  Verlauf  dieser  Krisis  sehr 
voll  den  ärztlichen  Händen  abhängen  wird  ,  denen  die 
Aufsicht  darüber  anvertraut  wurde.  Dem  etwas  anfmerk- 
saiiien  Beobachter  jener  fieberhaften  Bewegungen  der  Zeit 
kann  es  wohl  nicht  leicht  entgeiieii ,  dass  'sie  grossen- 
theils  als  Bestreben  eines  Ueberganges  erscheinen  ans 
dem  Zustande  der  Gewohnheit  zu  dem  der  Selbstbewusst- 
hoit,  also  überhaupt  in  dem  Bestreben  einer  vernünftigen 
Regeneration  und  insbesondere  in  Absicht  auf  die  Schule 
im  Bestreben  einer  Art  von  Selbstheiluiig  jenes  Spaltes 
zwischen  Gründlichkeit  und  Brauchbarkeit,  zwischen 
Tüchtigkeit  und  Vielseitigkeit,  zwischen  Wissenschaft 
und  Nützlichkeit  ihren  Grund  haben.  Der  Wissenschaft 
und  ihrem  Nutzen  die  natürliche  Vereinigung  zu  geben, 
ist,  wenn  wir  es  kurz  ausdrücken  dürfVii,  auch  der  Haupt- 
zweck des  neuen  Lehrciirsus,  den  wir  mit  diesem  feier- 
lichen   Augenblicke   eriiffnen. 

Aber,  hiiro  ich  fragen,  ist  die  wahre  Wissenschaft 
nicht  zugleich  auch  Nutzen?  — -  Hat  der  Sonnenschein 
erst  noch  nüthig,  seinen  Vortheil  nachzuweisen  1  —  Wird 
nicht  dem,  der  zuerst  das  Reich  Gottes  sacht,  das 
Uebrige    beigegeben? 

Allerilings  wahr,  und  auch  ich  theile  diese  Ansicht; 
aber   die   ganze   Geschichte   unseres  Volkes    von   dem   Au- 

4)  Niebuhr  soll  voll  Besorgniss  vor  jener  Barbarei  gestorben 
sein.  Es  wurde  diess  vifllach  für  eine  gelehrte  Grille 
gehalten;  aber  Niebuhr  war  kein  Phantast,  und  kannte 
auch  das  Leben.  Mäuncr  von  kaltem  Vcrstainle,  und 
die  mit  dem  Leben  noch  vertrauter  waren,  haben  bisher 
das  Geständniss  abgelegt ,  dass  sie  dcisclbcn  Besorgniss 
sich  dennoch  nicht  erwehren  können.  Ich  will  hier  kei- 
nen Europiier  anrühren,  indi'in  diesen  leicht  der  Verdacht 
der  Unzufriedenheit  etc.  treuen  konnte.  Man  bore,  was 
ein  Amerikaner ^  Channini^ ,  über  Europa  (Magaz.  f.  die 
Literat  d.  Ausl.  1840,  Nr.  71)  liierüber  sagt:  ,,Man  sollte 
last  lieber  wünschen,  dass  bcst.indige  Orkane  alle  ScIiifTe 
vom  Ocean  veisclieuchten  ,  und  die  beiden  Hemispliarcn 
auf  ewig  von  einander  trennten  ,  als  dass  unsere  arbei- 
tende Classe  zu  einem  europäischen  Piibel  würde.  Der 
Himmel  bewahre  uns  vor  den  anlicipirten  Vortheilen  ei- 
ner näheren  Verbindung  mit  Europa,  wenn  damit  die 
Herabwürdigung  verknüpft  ist,  die,  wie  wir  sehen  und 
lesen,  unter  den  übermassig  angestrengten  Arbeitern  sei- 
ner Fabriken,  unter  den  unwissenden  und  llalbtbieri^chen 
Landleuten  stattfindet.  Man  sollte  Alles  aufbieten ,  um 
uns  von  den  socialen  Ucbeln  zu  bewahren,  weiche  die 
alte  Welt  verunstalten,  und  um  hier  eine  intelligente, 
verständige,  sich  selbst  achtende  Bevölkerung  zu  schaflen." 


genlilirke,  da  unsere  Vorälteni  sich  der  Barbarei  ihrer 
Urwälder  zu  entwinden  suchten,  bis  auf  diesen  Tag,  icli 
sage  unsere  ganze  Geschichte  beweist,  dass  die  Wissen- 
schaft und  der  von  ihr  erwartete  Nutzen  nicht  immer 
Haiiil  in  Hand  gingen  ,  dass  somit  ihre  Vermählung 
^Schwierigkeiten  haben  inuss.  ')  Und  in  der  That ,  auch 
in  iler  ganzen  Geschichte  des  Rlenschengeschlechles  glänzt 
mir  ein  ^'olk,  und  auch  dieses  nur  eine  kurze  Zeit,  bei 
Heleheni  die  uneigennützige  Liebe  zum  AVisseii  so  mäch- 
tig und  glücklich  war,  dass  der  Nutzen  von  selbst  ihm 
folgte,  wie  dein  Snnnensclieiu  das  Gedeihen  unserer  Ge- 
wächse. '•)  —  Die  Schwierigkeit  jener  Veriiiählung  muss 
aber  jetzt  in  der  Wirklichkeit  bei  uns  iiui  so  grösser 
sein ,  Je  ernsthafter  unsere  Zeit  sie  in's  Auge  iasst,  und 
je  ungeduldiger  das  Leben  auf  ihre  allerdings  so  lange 
Zeit  versäumt«»  und  verzögerte  Vollendung  dringt.  Und 
dass  die  Schwierigkeit  jener  .Aufgabe  bis  jetzt  noch  fast 
unüberw  iiidbar  scheint,  beweist  die  Thatsache,  dass  un- 
sere Zeit  sich  dieselbe  gleichsam  zu  theilen  sucht,  indem 
sie  einerseits  besondere  Unterrichlsanstalten  für  Vielsei- 
tigkeit und  Nützlichkeit,  andererseits  ebenfalls  besondere 
für  Gründlichkeit  und  l'üchtigkeit  zu  errichten  bestrebt 
ist.  Wir  wollen  solche  Anskuiiftsmittel  an  sich  nicht 
missbilligeu,    wu  es  thunlich   oder   gar   iiothwenilig   ^j    er- 

5)  Es  lagen  in  dem  Germanenibiime  ursprünglich  viele  sclioni' 
Cultiirfaliigkeitcn,  aber  olPenbar  daneben  auch  vitlHang 
zur  Barbarei,  woher  zu  erklären,  warum  die  Sonne  der 
Ciiltur  noch  niemals  leclit  ilcn  .Mittag  unl  das  Stadium 
der  durchdringenden  Wirksamkeit  errciclien  konnte.  Die- 
sen Hang  bat  weder  d.is  Clii  istciithum  ganz  absorbirl, 
iiucli  ilio  Studien  des  classischen  Allertlniiiis ,  noch  Pe- 
stalozzi's  Volksschulen,  tlieils  eben  wegen  jenes  ange- 
erhtcn  Hanges  zur  Uncultur,  der  sich  von  Zeit  zu  Zeit 
immer  wieder  herausgewciidet  hat,  llioils  »eil  das  jedes- 
malige Streben  der  Cultivirung  nur  partictilar  war,  um 
CS  mit  dem  mildesten  Ausdruck  zu  nennen.  Die  s.  g. 
Realinstitute  konnten  viel  zur  allseitigen  Verbreitung  der 
ächten,  d.  h.  an  sich  heilbringenden  Cultur  (Suchet  zu- 
erst das  Riicli  Gottes  etc.),  beitragen,  wenn  sie  das  Chri- 
stenlhwn  als  leitendes  Princip  nicht  vernnchlassi^eii , 
wenn  sie  den  Geist  der  classischen  Studien  nicht  fci - 
achten^  wenn  sie  den  volhstliümlichen  Sinn  und  dir 
Methoden  Pestalozzi's  nicht  unbenutzt  lassen. 

ö)  Horat.  Epist.  ad  Pis.  v.  ,S2,S.  sagt  von  den  Griechen  : 
Graiis  Ingenium  ,   Tiraiis  dedit  orc    rotiindo 
Musa  loqiii,   praeter /ait^eni  (liier  deutsch  nicht:   Ruhm) 

nullius   avaris. 

Und  von  den  grob  realistischen  r>ün)crn  : 
Romani  pucii  lungis  rationiluis  asseni 
Discunt  in  partes  centuni  diducere. 

Und  Ep.  II,   l  ,   tOS: 

Roniae  dulce  diu  fuit  et  solenne  recbisa 
Manc  domo  vigilare,   clienli   promere  iura, 
Cautos  nominibus  rcclis  expcndere  niimmos, 
Maiores  audire  ,   minori  dicere  ,   per  (juae 
Cresccre  res  posset,  niinui  d.iiiinusa  libidr.. 

7)  Die  Trennung  wird,  wie  mir  es  scheint,  desswegen  von 
der  Zeit  für  nolhwendig  gehallen,  weil  sie  die  hiihere 
Einheit^  in  welcher,  wie  jeder  Dualismus,  so  auch  diesei 
sich  ausgleichen  sollte,  entweder  verloren  oder  noch 
nicht  gewonnen  hat:  verloren  im  Christenihume  .  noch 
nicht  gewonnen  in  einer  Philosophie,  die.  »ie  die  Pla- 
tonische, in   das  erhabene  Gebiet  des   acht  Belis.'ioseii  cul- 


oor 


•r-'s 


«•liciiii<<ii  Holllc.  In  unserer  StaiU  wurde  es  nun  einmal 
iiarli  liinj;«-»  '""'  *<'ruf'''ll'J,'<'"  IJ»'ra(liiiii{;<>ii  nicht  für  inii|C- 
luli  nicht  fcir  »  iiii^chcns»  crlh  •;»•  h;illi'ii ,  iiml  ii.ich  iiii-i- 
nriii  Krmcssi-ii  ist  dieses  loii  unserer  weisen  .Staa<srey;ie- 
runc  saiiclii.iiirte  KesiiK.it  dieser  IJerathiiiij;  wenij;sleiis 
fiir  unsere  ()i>i  ll  ic  hLeit  ein  vielfaches  tiliick:  ein  Glück 
für  diese  alle  ehr»  lirilijje  Stadt,  die  von  allen  {lerrlieh- 
keitrii  ihrer  riiliinwillen  Wirzeit,  'iin  allen  ihren  vor- 
inaligcii  UildniiKsiiuellen,  unter  tien  Jjtiirnu-ii  der  Zeiten 
nur  ilieses  (»>niiiasinm  erhalten  hat,  und  dadurch  sieh 
nirht  nur  vor  allen  ,'iliiiliilien  Schwesterstadten  auszeich- 
net, sDiMlern  auch  in  diesem  (leretteten  Heili;;tliiiine  die 
^io;;liclikeil  zu  einer  der  Verj;anjreiiheit  h  ür.ligeren  Zn- 
Uiiiift  tragt,  daferii  iralire ,  f^riinilliclie  Bildniis,'  «las  Fun- 
ilanieiit  allei  iirhteii  nnil  dauernden  (iriisse  ist;  ferner  ein 
(llütk  unserer  liisdlntioneii,  nach  ileneii  der  Biirj^er  nicht 
Ulli  ilie  Aiit;eleg''nlieiteii  seiner  (jenieiiide,  siimlerii  anrli 
die  des  fjan/en  Vaterlandes  init/.uheruthen  und  im  iilieiit- 
lieheil  Geiichtsrathe  iilnr  die  ivicliti;;steii  Fragen  zu  eiit- 
scheiilen  heriifen  ist,  und  liacii  denen  (iriindli<lil.eit  der 
Kinsicht  und  die  dadurcll  l'ediiii;te  sittliche  ^Vlirde  der 
allcenieiii  anerkannteste  Vdelshrief  sind.  —  Wie  kliniile 
eine  solche,  nur  auf  geistige  und  moralische  Fundamente 
i;ehaute  Freiheit  nnil  (5orechti};Uii;;  besser  erhalten  wer- 
den, als  wenn  der  küiirii;,'e  liürger,  "ie  Heainte,  ans  der- 
sellien  "eistigen  niid  tnoralischen  Quelle  trinken!  ')  — 
lud  sollte  die  also  Lew  irkte  ICrhaltung  und  Einrichtuii!; 
unserer  Anstalt  iiiclit  endlich  drittens  auch  ein  Gliicl; 
für  das  "anze  \aterlanil  sein,  wenn  es  wahr  ist,  dass 
:lagieni"'c  Land  am  j;liickliclisten  ist,  wo  die  von  Natur 
Intelligentesten  und  Bessten,  ohne  Lfiitersrhied  der  Ge- 
hnrt,  Gelegenheit  bähen,  zur  Verwaltung  der  Staatsflmter 
zu    gelangen  t 


minirt.     Das    ist    der    grosse  Unterrcliicd  .ler  allen  fgrie- 
chischenj    Pliilosopliie    und    der    modernen    (deutschen;  ; 
jene  erhöh    sich    ans    dem    (ionischen)    Mateiidli>nius    auf 
ei"ciien   Fi'issen   zu  einer  moralischen   Hcilslehic  in   Plalo, 
die  der  chrisilichen    nahe     Ivoniiiit;     diese    hat    in    ihrem 
neuesten   Cidniiiialionspiincl     uns    die    ohne   unser  Znthnu 
gewoidenc   Heilsleliie,    die  einzige  den   Willen   licilicei.de 
und  die  menschliche  Gescilschal't  ziisainmenliollcnde  Kiiifl 
_  wenigstens  nach  ihrer  Ucberzengung  —  dcstruirt.     Cf. 
Straus,   Feuerbach  etc 
rt)  Ein  absoluler  Humanist  hat   den    ernstlichen  Volksfreuii- 
dcn  ,     welche    die    Gyninaüfu    auf    blosse    Vorbe leitungs- 
schii'len    liir    die     L'ii'n'cisitat    und    den    licamtensl.ind   be- 
schrankt  und    (Vir  (bs  Volk   unabhängige  ahnliche   höhere 
Bildnnqsanslallen     in     den     Realschulen    ernchlet    wissen 
wollten  ,   zu  bedenken  gegeben  ,   dass  sie   auf  diese  Weise 
das     Gegenlbeil    ihrer     Absicht    erreichen    wurden,     statt 
uanilich    das    Volk    zu    dem   Kern    der  Gesellschall  heran 
zu  erziehen  ,     würden    sie    es  zum  förmlichen  Helolismus 
herabziehen.    —    Der    Mann    wird ,     wie   es    mir   scheint, 
Recht  oder  Unrecht  haben,   je  nachdem  die   Rcibchiden 
ihre   Kichtnng   nehmen   »erden;     Recht,  wenn   sie  sich  zu 
blossen   industriellen     Dressuranslallen    der  Noihdurt't  und 
der    unerndirlen     Pliitokratie    hergeben,     f//uccA<  .    wenn 
sie.  wozu  jetzt  viele  achtbare  Stimmen  in  ihrem  eigenen 
Schonssc  hinweisen,   das  imhistrielle  Moment  nur  als  Folge 
eines  höheren  Princips  erstreben.      In  letzterem  Falle  sind 
sie  aber,     beiläufig    gesagt,     wenn  nicht  eins,    doch    die 
bessten  Nachbarn  vernünftig  geleiteter  Gymnasien. 


Aber  je  <!lürklichere  Früchte  wir  von  «lor  neuen  Ein- 
richtung unserer  Lehranstalt  hofl'en,  um  so  Weniger  kön- 
nen und  dürfen  wir  ilie  Schwierigkeiten  vergessen,  unter 
denen  jene  zu  erzielen  sind.  —  Die  Srli»  ierigkeit  un- 
serer Aufgabe,  hrinerkten  wir  vorhin,  übersteige  noch 
die  KrAfte  unserer  Zeit;  ich  würde  daher  unbesonnen 
handeln,  die  uieinijren  derselben  gewachsen  zu  halten, 
wenn  ich  nicht  fest  und  sicher  auf  ganz  besonders  mit- 
wirkende Krilfte  und  vereinte  günstige  Bedingungen  rech- 
nete. Ich  rechne  n<imlich  ausser  dem  amtlichen  Funda- 
uiental  -  Priiiri|)ieii  )  ganz  beshnders  auch  auf  den  Bei- 
stand der  Stadt  und  ihrer  hochachtbaren  Vorstände,  ich 
rechne  ferner  auf  die  Unterstützung  der  Adlern  unserer 
.Srhiiljugeiid,  ganz  besonders  aber  auf  die  ernstlichste  .Mit- 
%virkuiig  meiner  geehrten  Collegen,  sowolil  üerer,  welche 
bisher  mit  mir  gewirkt  haben,  als  auch  Derjenigen, 
welche  ich  nach  diesem  ihrem  feierlichen  Eintritte  als 
künftige  niitarbeiter  benrüsse,  —  Es  wird  mir  daher 
nicht  nur  erlaubt,  sondern  auch  eine  odenbarc  Pflicht 
für  mich  sein  ,  diese  feierliihe  Gelegenheit  nicht  vorüber 
gehen  zu  lassen,  um  mit  Wahrheit  und  Olfenheit  in  ei- 
nigen Worten  ilen  .Antheil  zu  besprechen,  iler  hei  der 
Losung  unserer  schweren  Auf^'abe  den  Kräften,  auf  deren 
Mit»  irkiing    ich    rechne,   aiiheim    fällt. 

Was  ich  zunächst  von  der  Einwohnerschaft  Wer  Stadt 
überhaupt  verlange?  —  Es  konnte  hier  Mancherlei  auf- 
gezählt werden  ,  ich  verlange  aber  zunäclist  nur  dauern- 
«les   Intiresse ,   Geduld  und    Vertrauen. 

Unsere  Zeit  ist  Allerdings  bewuiulernswerth  im  Um- 
formen des  Alten,  im  sclinellen  Aufbauen  des  Neuen,  im 
Streben  nach  Erhndungen  aller  Art;  aber  »as  nicht  zu 
verwundern  ist,  das  ist  die  ihr  eigene  Ilastigkeit,  mit 
der  sie  oft  das  Nenhingestelltc  auch  befestigt  und  vollen- 
det wähnt,  es  seinem  Schicksale  überlässt,  und  mit  ihrem 
Interesse  zu  etwas  Anderem  eilt,  woher  es  dann  kommt, 
dass  das  Alte  vom  Neuen  nicht  ersetzt  wird,  und  dass 
das  Neue  nicht  allein  hei  den  hart;iäckigen  Freunden 
des  Alten  nicht  ohne  Grund  in  eine  Art  von  Verruf  ge- 
bracht wird.  Wie  diese  Flüchtigkeit  des  [nteresseg  dem 
Gedeilien  jeder  Anstalt  schädlich  ist,  so  ist  sie  es  na- 
nientiieh  auch  dem  der  Schule.  Wohl  nothig  hat  sie 
von  Zeit  zu  Zeit,  wie  alles  Irdische,  eine  ueuc  Form, 
aber  die  Neuheit  der  F^urin  ist  nicht  immer  eine  wahre 
Reform,  eine  Verbesserung.  1'erbessert  kann  sie  nur 
wahrhaft  werden  einerseits  im  Innern  durch  unablässig; 
und  treu  fortgesetzte  Pflege  des  Begonnenen  und  anderer- 
seits durch  dauerndes  Interesse  von  Aussen.  Der  besste 
Schulmann  mn<s  endlich  gleichgültig  werden,  wenn  sein 
redliches     Wollen    und     Bemühen    nicht    bemerkt,     wenn 


9)  Darunter  geborten  ii.  a.  :  l)  Plan  und  Ausführung  nach 
<li>n  unter  dt:iii  6.  J.muar  und  3.  Febr.  I84l  prolokolla- 
risch  nieilergeleglen  Conventionen  zwischen  den  örtlichen 
nehürcleii;  2)  bei  Anstellung  des  neuen  Lelirpersonals 
Berücksichtigung  nicht  nur  er/jrnhcer  Tiichlr^Ueil  im  Ali- 
genuinen, s.onJern  auch  der  desiibrirlen  eiozi  Inen  Facul- 
taten  ;  A)  ii.it  Ausnahme  einiger  besliiiimten  Fächer  keine 
Priviligining  binsicbllicb  Zahl  und  G.ittnng  der  l.ehrstun- 
den  ;  4)  allgeineiiie  Verpflichtung  zu  Vicariatiutu  in  nö- 
Ihigcn  F.illcu  etc. 


329 


TM) 


sriiir  $nr|;falt  nicht  prkniint,  Hriiii  sciiipr  uiivprilrosse- 
iicii  Lriiituii^  nicht  jfrilaiikt  t>  iril ,  mit  riiiPtn  Wort:  »riin 
er,  wi«  sriiie  btcliiiie,  ile^  liitcrcssr.s  von  Aussen  rr- 
niangelt. 

Mit  ilprselbeii  Srhiielli;;krit,  oiit  wrlrhpr  iniüpre  Zeit 
L»ut,  |)llaiizt,  tiich  lipHP<;t,  wüiisrht  sip  aurh  <iip  FnichtP 
ihrps  Wirkpiis  zu  üruiltrn.  iMag  dipss  Hpgehn-ii  .in  ilipsc 
uilpr  jpiip  Kiiiru  lituii^  gpstplll  ttprilpii  Iviiiiiipii  iiiiii  ini'is- 
»rii ,  alipr  tlip  Schule  warn  ilire  Zeit  lialipii.  Jp  etiler 
liekaiiiitlii  li  <lip  Pflanze,  (iento  niplir  ZpJt  luaurht  ^•ie  zu 
ihrer  liliillie.  Darum  nix  h  eiiiiii;il:  auili  fiTiierhiii 
Interesse  1  Geduld,  <lpii  Thau  iiiul  Soiinpiiücliein  für  uiispr 
Pflanzen,  erditten  wir  zuii.'irlist  vum  Piililicuni  iilierhaupt. 
lind  Vertraueil?  Kann  ilas  gefordert  Herden?  —  Wohl 
»eiüg  ich,  dass  diess,  »ie  überhaupt,  .so  auch  lon  der 
Schule  lerdieiit  «erde»  muss.  Aber  selbst  dieses  Ver- 
dienen ist  nicht  leicht  ii>u;;lich  ,  »enn  da«  Publicum  der 
Schule  iiK'ht,  so  zu  sa^eii,  einen  \'urschuss  in  dieser 
Hinsii'llt  beH'ilIi^t.  Lind  liieses  \^irschusses  sind  »ir  nolil 
nicht    uiiu'iirdit;,      »etiii     » ir    auf    die    Schüler     liiii<l<-iiten 

dürfen,    die    unser  (ivmiiasiiini    iiucli    unter  I i;;eiiilcii  nnil 

crschxerenden  Verhältnissen  sukiiIiI  der  LniiersHat,  als 
auch  dem  bürgerlichen  Leben  geliefert  hat;  wenn  vt  ir 
ferner  auf  die  Uefurui  und  Einrirhtun*;  der  hiesigen 
Stadtschulen  hindeuten  dürfen,  <ieren  KeorganisatKin , 
gleichs.im  als  der  erste  Act  der  nach  einem  in  einander 
greifenden  Plane  projectirten  allgemeinen  Reform  def 
hiesigen  .Schulen,  bereits  schon  eine  Reihe  von  Jahren, 
tilme  äussere»  Impuls,  begonnen  und  gepflegt  »urde  (seit 
-VJai  l^il);,  SU  dass  sie  nunmehr  unlir  .MitMirkung  einer 
Aiiüalil  trelllicher  Lehrer  niclit  nur  als  eine  geachtpte 
Pllan/.stütte  allgenieiner  Bürgerbililung,  sondern  auch  als 
die  /.» eckmässigste  \  orsciiule  «lirser  liiiheren  Uilduiigs- 
anstalt   dastehen. 

\Velclies  ist  aber  nun  der  noilin  rndige  Beitrag  zur 
Fjüsung  unserer  Aufgabe  von  Seiti-n  der  Aeltern?  —  Ich 
will  hier  nicht  die  Urdnung  und  die  re<'htc  Zeit  des 
Schulbesuchs  erwähnen,  »eiche  die  strengsten  Schulge- 
setze niclit  erz» Ingen  werden,  nenn  die  Aeltern  ihren 
Sühnen  Vprsänninisse  nicht  nur  leicht  beivilligeii,  snn- 
ilern  sie  auch  Verguüj^ens  halber  dazu  leraiilassen;  ich 
»  ill  hier  niclit  reden  von  dem  Anstand,  der  Sittsanikeit, 
der  Bescheidenheit,  überhaupt  der  Zucht  in  der  I<'urcht 
des  Herrn,  die  dem  Knaben  und  Jüngliiii;  keine  Schule 
angewöhnen  kann,  »enn  er  sie  nicht  zu  Hause  übt  und 
üben  muss,  —  ich  »ill  hier  nur  Eines  nennen,  »as  aber 
alles  Lebrige  in  sich  eiiiscliliesst  :  n^uilich  Achtung  vor 
der  Schule  und  ihren  Zwecken.  Was  macht  iiianclien 
Schüler  so  unfolgsam,  so  gleichgültig  bei  allein  Tadel, 
so  trotzig  bei  den  wohlmeinendsten  ^'erweisen,  so  trfige 
und  stumpf  für  jeden  Lehrgegenstand  ?  —  ü  ,  es  ist  lei- 
der nicht  selten  ganz  oder  doch  ^rfisstentheils  die  Kälte, 
in  welcher  Aeltern  und  Lehrer  zu  einander  stehen ;  es 
ist  die  unvorsichtige  oder  gar  geringschätzende  Aeusse- 
rung,  welche  im  Aelternhauso  vor  den  Ivindem  gegen 
die  Lehrer  und  die  Forderungen  iler  Schule  geschieht; 
es  ist  der  Stolz  und  die  unwürdige  Behandlung,  die 
Lehrer  und  Schule  erfahren,  überhaupt  mit  einem  Worte: 
der  IVIangel  an  Achtung  und  Schätzung  alles  wahrhaft 
geistigen   HUebeas   und   der   geistigen   tiuter  ,   welchen  die 


ihrer  Katar  nach  «lern  Physischen  und  Materiellen  oline- 
liin  geneigte  Jugend  selbst  dann  sich  merkt,  »enn  er 
auch    gerade    nicht   in    ff  orten   sich    äussprt. 

Um  den  Knaben  und  Jüngling  geschickt  zu  allen 
A^erhaltnissen  zu  machen,  gibt  es  nur  ein  sicheres  Mittel, 
nämlich  durch  den  Unterricht  zunächst  an  dem  rein 
Menschlichen  «ie  geistig  zD  wecken  und  über  die  sinn- 
liche Welt,  welcher  sie  einst,  »ei  es  in  was  immer  für 
einem  Amte  oder  Geschäfte,  gebieten  sollen,  zu  erheben. 
Aber  wecken  kann  die  .Schule  den  (jeist  des  Knaben  nur 
dadurch,  dass  sie  ihn  von  ileni  iS'ieileren,  viozn  Sinnlich- 
keit und  Weltgeist  ihn  herabziehen,  auf  gehörige  Weise 
akwendet,  ihn  zum  Vernünftigen,  Güttlicticn  leitet,  unil 
hier  das  niügliclist  höchste  Ziel  steckt,  damit  er  unter 
der  möglichen  Mannichfaltigkeit  irdischer  Hemmnisse  das 
Höhere  desto  sicherer  erreiche.  —  Wie  soll  aber  dies» 
möglich  sein,  wenn  dem  Knaben  schon  beim  ersten  Ein- 
tritt in  ilie  Schule  sein  künftiger  Berufskreis  ganz  spe- 
ciell  vom  .4elternhause  vorgezeichiict  und  alle  darauf  nicht 
direct  sich  beziehenden  Lehrgegenstäiide  als  unnütz  no- 
tirt  »erden,  kurz:  wenn  die  Zwecke  und  Absichten  «ler 
Schule  nicht  geachtet  »erden!  .Muss  da  nicht  alle  Spann- 
kraft des  Geistes  geläbnit,  aller  Sinn  für's  Hohe  und 
Heilige  profanirt,  muss  nicht  das  niedrig  gesteckte  Ziel 
eben  dcsshalb  unerreicht  bleiben!  Kann  irgend  eine  Schule, 
welchen  Namen  und  welche  Bestimmung  sie  auch  habe, 
kann  irgend  eine  Reform  derselben  da  abhelfen  und  aus- 
reichen ! 

Darum  Heil  der  Schule,  wo  Lehrer  und  Aeltern  zum 
geuieinschaftlichen  Ziele  sich  ernstlich  und  freundlich 
verbinden,  und  durch  gegenseitige  Achtung  sich  unter- 
stützen ! 

Ich  wende  mich  endlich  zn  ihnen  ,  meine  verehrten 
3]itlehrer,  deren  Thiiii  und  Lassen  fnr  die  Lösuii<r  un- 
serer Aufgabe  oilcnbar  von  der  grossten  Bedeutung  sein 
wird. 

Bisherige  Amtsbrüder!    Vm    dem  Masse  und  der  Würde 
eines   Gymnasiums   zu    entsprechen,     miisste     ich     bis    jetzt 
oft  Ihre   ganze  Kraft   verlangen.    Niclit   nur    war  es  nüthig, 
dass   die    wöchentliche    Lehrstunden/ahl    fast    bis    zum    vor- 
schriftsinässigen    .'Maximum  (','♦)  ausgedehnt    »urile:   es  war 
auch    nöthig ,    durch    Eifer    und    .Anstrengung,    durch    Um- 
sicht   und    Anslelligkeit  das    zu    ersetzen,    was   der    Anstalt 
an    Reichlichkeit   <ler  Mittel   abging.     IMancherlei  kritische 
und    ersehn  ereiide  Verhältnisse  waren  nicht  nur  eine  Probe 
unseres   Lehrer-,   sondern   auch    unseres   Me/tschenwerthex. 
—    Durch    die    Fürsorge    unserer  Behörden   haben    »ir  eine 
Anzahl   rüstiger    Mitarbeiter  erhalten;  sie  sind  mit  frischer 
wohlmeinender     Kraftlhätigkeit     bereit  ,     sich     künftig     in 
unsere    Aufgabe    zu    theilen  ,     iinspre   äussere,     <|uantitatirp 
Pflichterfüllung    etwas    zn    erleichtern.       Aber    Sie,    die    Sie 
nach    langjähriger    Erfahrung   die    Bedüifnisse     und    Eigeii- 
thüinlichkeiten     unseres     Wirkungskreises     truhl     kennen, 
Sie  theilen    mit   mir   gi'wiss   auch    die    Leberzeugnng  ,   dass 
unsere    Aufgabe    trotzdem    auch    forl.in     keine    leichte    ist. 
dass    wir   von   der   früher    nölhigen   Sor;;falt  ,     L'insicht    uiiil 
Anstelligkeit   nicht  nur  nicht  ablassen  dürfen,   somlern  dass 
wir   sie    vielmehr    inö<;lichst    vermehren    und    in  jeder  Leh- 
rertugend   unseren    neuen   Mitlehrern    amtsbrüderlicb     >or- 
leuchten   müssen. 


231 


232 


>lit  ilii-crii  \  orsSlzon  lipgrrnscn  wir  Sie,  unsere  neuen 
MitnrLeilri  :  Lii"!»"  i"  unserer  IJcriifs|iniilil,  wie  zu  llnieii, 
L'elieii  »ir  /IUI"  Pfaiiile  unseres  neuen  IJundeK.  (ielien 
.Sir  ila"-e;;rn  uns  «las  Pf;>nil  des  \'er(rauen8,  auf  ilass  «ir 
v(ir  Allem  «las  AlIrrnotliwen(lij;s(e  t»r  Lösuiiij  unserer 
Aufpralle  liahen  ,  n.'linlick  Eintracht,  würdige  Einirarlit. 
Dem;,  Verrlirteste,  was  »urilcn  einer  Mcliulo  alle  lli-fnr- 
uien  unil  Uinj^estaltuiigen  helfen  ,  was  wilrdcn  die  kennt- 
iiissreirhsten  und  jfeleliitesten  Lehrer  ihr  ni'itzen,  wenn 
>eiil,  üiinkel,  ul)le  Eifersui  lit  und  ilerjjlei«  lien  sie  trennte, 
uenn  Einer  «len  Anderen  hinderte  oder  stiirte,  wenn  sie 
ihre  eigene  und  Anilerer  Aiielorilat  absirlulich  verletzten, 
Lnrz:  nenn  zerstörende  Leidenschaften  täclich,  oli>;leich 
nnlieiner'kt ,  dem  Organismus  der  Anstalt  zur  jfnten  Mah- 
iiin;,'  sihJidlicIie  S.'lfte  znfiilirten!  —  könnte  irgend  eine 
Cm;estalluii;r,  könnte  ilie  >rrösste  Zweckmassigkeit  der 
.'lUSM-ren  Form  eine  Anstalt  vor  solcher  Zerstörung  retten? 
—  Durch  würdige  Eintracht,  ich  meine  durch  solche 
Eintracht,  welche  aus  gemeinscliaflliclier  Sellisthingabo 
liir  Amt  und  Pllicht  sicJi  erzeugt,  vtuss  eine  Anstalt  ge- 
deihen, wenn  ihr  auch  noch  manches  Andere  mangeln 
sollte.  Concordia  res  jiarrae  rrescunt,  discurdia  magnac 
dilalinntur. 

Um  unseren  Bund  der  würdigen  Eintracht  zu  erhal- 
len ,  ist  alsii  gemeinschaftliche  Selbsthingube  für  unseren 
Lehrerberuf  nötliig,  und  zwar  unbedingte  und  ortsgei/iüsse, 
niiiss  ich  hinzusetzen,  eben  «veil  bei  uns  Schwieriges, 
Au.-seriirdentliches    zu    vollbringen    ist 

Der  Lehrstand  hat  grosse  Beschwerden,  grosse  Ver- 
antwortlichkeiten, die,  redlich  erfüllt,  die  Welt  ihm 
selten  lohnt,  nicht  lohnen  kann.  Je  begeisterter  ilaher 
mancher  Lehrer  für  seine  Wissenschaft  ist,  für  desto 
verzeihlicher,  ja  sachgeniSsser  hält  er  es  oft,  für  jene 
Beschwerden  sich  zu  entschädigen  durch  die  Feier  eines 
iin^efrüblen  speculativen  Lebens,  durch  den  privaten 
Opferdienst  seiner  Muse,  und  also  seine  Berufstreue  zwi- 
schen diesem  und  seinem  eigentliche  Lehramte  zu  tliei- 
ieii.  ?ilag  solche  bedingte  Hingabe  anderswo  noch  Gutes 
bringen;  bei  unserer  mehrfachen  unil  schweren  Aufgabe 
kann  das  gewünschte  hohe  Ziel  nur  mit  unbedingter, 
gänzlicher  Hingabe  erreicht  werden.  —  Denn  nur  bei 
ilieser  unbedingten  Hingabe  bildet  Her  Lehrer  durch  ei- 
gene Ordnungsliebe  und  Ge»  issenhaftigkeit  auch  die  .Schüler 
zur  Ordnung  unri  zur  gewissenhaften  Behandlung  ihrer 
Obliegenheiten;  —  nur  bei  dieser  Hingabc  weckt  er 
ilurch  genaue  Vorbereitung  und  sorgfältigen  Vortrag  die 
Schüler  zu  Fleiss  und  zur  Gewöhnung,  ihre  Aufgaben 
mit  Liebe  und  Pünktlichkeit  zu  bearbeiten;  nur  auf  diese 
Weise  wird  der  Durst  nach  allem  Edlen  und  Hohan  er- 
regt, Gründlichkeit  und  Brauchbarkeit,  Tüchtigkeit  nehst 
Vielseitigkeit  von  den  Schülern  unschwer  erworben.  Und 
mir  durch  die  Bildung  solcher  Schüler  lösen  wir  unsere 
infgabe. 

Wenn  ein  Wohlgebildeter  iMitglie<l  einer  nicht  unge- 
ordneten Haushaltung  wiril,  so  empfängt  man  ihn  freund- 
lich und  zuvorkommend.  Er  seinerseits  ist  weit  entfernt, 
y.u  verlangen,  dass  die  besonderen  Eigenthümlichkeiten 
dieses  Hauses  sich  nach  seinen  früheren  Gewohnheiten 
umformen ;  er  wird  sich  vielmehr,  wenn  anders  sein  Ver- 
weilen segensreich    in    diesem  Hause  sein  soll,    in  seinen 


Handlungen  sich  den  besonderen  Sitten  desselben  beque- 
men, und  Nichts  versäumen  ,  sich  mit  diesen  vertraut  zu 
mal  lien. 

Vereinteste!  Darf  eine  geordnete  Schule  mit  einem 
georiliieten  Haushalte  verglichen  werden,  so  werden  Sie, 
meine  verehrten  neuen  Collegen  insbesondere,  aus  diesem 
Vergleiche  entnehmen,  was  es  sagen  will,  wenn  ich  nicht 
nur  eine  unbedingte,  sondern  auch  eine  ortsgemässe  Be- 
rufsireue  zur  Bedingung  des  lielingeiis  unserer  Aufgabe 
mache,  • —  orlsgemäss  natürlich,  so  weit  es  die  Natur 
und  Würde  der  Anstalt  gestattet.  -  .Sie  treten  mil  die- 
sem Augenblicke  in  ein  zwar  nicht  glänzendes,  aber  auch 
nicht  ungeordnetes  Haus,  in  ein  Haus  mit  manchen,  aber 
nicht  bedcntungsloseii  Eigenfliümlichkeiten  ,  mit  Einrich- 
tungen zum  Theil  ungewöhnlicher  Art.  Um  Sie  damit 
und  mit  ihrer  Bedeutung  bekannt  zu  machen,  wird  es 
weder  bei  mir,  noch  bei  meinen  bisherigen  JMitlehrern 
au   freundlicher   Bereitwilligkeit   fehlen. 

Würdige  Eintracht,  unbedingte  und  ortsgemässo  Be- 
rnfstreue  also,  verehrte  rtlitlehrer,  das  sind  die  Haupt- 
grundsäulen ,  auf  die  ich  bei  der  Lösung  unserer  schwe- 
ren Aufgabe  hofle  und  baue.  —  Ihre  Kenntnisse,  Jhre 
Geschicklichkeiten ,  dies"!  verbürgt  mir  theils  die  Sorgfalt 
unserer  Staalsregierung,    verbürgt   mir   theils  Ihr    eigener 

Ruf.  '") 

Und  so  beginnen  wir  also  mit  Mu(h  die  neue  Bahn  , 
bei  deren  Dnrchinessung  wir  nicht  nur  diese  Stadt,  diese 
Provinz,  snnilern  ilas  ganze  Land,  ja  das  ganze  für  .Schul- 
einrichtung sich  interessirrnde  deutsche  Vaterland  als 
eben  so  aufmerksame,  als  vertrauungsvolle  Zuschauer  haben 
werden.  —  Am  Ende  derselben  winkt  uns  die  /Ichtuns; 
aller  Achtungswertheii,  tler  Dank  aller  würdigen  Aelteru, 
das  unser  Wirken  verewigcmle  Schaffen  treuer  Schüler, 
das  Glück  der  /inst alt,  mit  dem  das  unsere  unzertrenn- 
lich ist,  und  als  Krone  aller  Kronen:  das  Bewusstsein 
treuer  Vßicliterfüllutig. 


23.    D- .Tunii  Juvenalis  ,   Aquinatis,   Satirae  tres:  tertia, 

quarfa,    quinta.       Edidit    Carolus    Ludnvicus  Roth. 

Norimbergae.     Impeusis  J.   A.   Stein.     ISil-  IV   et 
98  S.    8. 

Die  vorliegende  Ausgabe  dreier  Juvcnalischer  Satiren 
wird  gewiss,  wo  sie  bekannt  wird,  des  Beifalls  der  Ein- 
sichtigen sich  zu  erfreuen  haben,  und  das  neue  Verdienst, 
welches  sich  Hr.  ilcctor  Roth  durch  dieselben  um  Schule 
und   Wissenschaft    erworben    hat,    die    gebührende    Aner- 

10)  Es  kann  ein  mit  den  hiesigen  Verhältnissen  nnbekanntcr 
Leser  diess  für  eine  üble  captalio  benevolentiae  hallen. 
Aber  man  erw;ige  ,  dass  <lic  Vorschlage  zur  nencn  Foi- 
raation  der  Anstalt  grossentbeils  vom  Director  ausgingen, 
und  er  in  den  inciniiiclilaltigen  Debatten  hierüber  jene 
nur  unter  bestimmten  Bedingungen  ausführbar  gehalten 
halte.  Er  würde  desshalb  nicht  nur  sich  ,  sondern  auch 
der  Sclirile  den  übelsten  Dienst  geleistet  haben,  wenn 
er  dieselben  aus  hier  sehr  ungeeigneter  Höllichkeil  hätte 
verhehlen  wollen.  Diese  Olfenheit  wird  hoffentlich  um 
so  weniger  misskannt  werden  ,  je  langer  die  Eigenthüm- 
lichkeit  der  obwaltenden  Verhältnisse  eingesehen  wird. 


?;v3 


?34 


kpnDan<;  fimlcn;  dorli  konnte  Ref.  nirhf  umhin,  sie  einer 
kurzen  Bi'sprecliiiiijj  in  difser  Zeifsilirift  zu  nnteriverfen, 
nm  aucli  diejenigen  auf  dicsellie  aufmerksam  zu  machen, 
tienen  sie  riellcicht  niclit  so  bald  in  die  Hände  kommen 
niüclitc. 

Nach  dem  kurzen  Vorworte  ist  sie  ansdrilcklich  fdr 
-Srhiiler  bestimmt.  Ilr.  R.  .spricht  n.'imlich  die  Ansicht 
aus,  dass  den  Jünglingen,  welche  im  Begriffe  ständen, 
auf  die  Universität  überzujfehen  ,  neben  Tacitus  die  Le- 
!.'nnj-  Jurenal's  besonders  i»  empfcJilcn  sei,  nicht  .sowohl 
Her  .Sprache  wegen ,  als  damit  sie  den  Charakter  der 
.Srhriftstoller  um!  ihres  Zeitalters  genauer  kennen  lernten, 
nnd  erklärt,  dass  er  sich  durch  diese  Ansicht  bewogen 
gefunden  habe,  diese  drei  Satiren,  als  die  schönsten, 
bis  auf  einige  wegen  ihrer  Obsciinität  Heggelasseiicn  Verse 
der  dritten,  vollständig  herauszugeben  und  mit  Anmer- 
kungen zu  versehen,  die  vielleiclit  auf  den  ersten  Blick 
zu  reichlich  scheinen  konnten,  im  V'erhältniss  zu  anile- 
reu  Ausgaben  aber  keineswegs  zahlreich,  und  durch  den 
Inhalt  der  Gedichte  nothwendig  gemacht  würden.  Dass 
dabei  die  Erklärungen  Anderer  benutzt  wurden,  ohne 
<lass  überall  angegeben  wurde,  was  dem  Einen  und  dem 
Andern  angehört,  verstellt  sich  bei  dem  vorgesetzten 
/wecke  von  selbst.  Ausser  diesen  Anmerkungen  kommt 
.iber  noch  eine  sehr  schätzenstverthe  Zugabe  hinzu,  näm- 
lich zwanzig  zum  Theil  ziemlich  lange  Appendices,  d.  h. 
Stellen  aus  den  Werken  Seneca's  nnd  des  jungem  Pli- 
fiius,  und  Epigramme  Martial's,  «eiche  mit  den  hier  ge- 
gebenen Gedichten' Juvenal's  dem  Inhalte  nach  in  engem 
Zusammenhange  stehen,  und  so  zur  Erklärung  derselben 
beitragen,  ihrerseits  aber  auch  durch  kurze  heigegebene 
Bemerkungen   die    niilhige   Erläuterung   finden. 

Es  möchte  vielleicht  Mancher  das  Lesen  der  Jnvena- 
lischen  Gedichte  mit  der  Jugend  nicht  für  so  geeignet 
halten,  als  Hr.  Roth;  allein  bedenkt  man,  dass  die  Ge- 
brechen jener  Zeit  hier  in  ein  solches  Licht  gestellt  »er- 
den, dass  iliese  mehr,  als  irgend  eine  andere,  einer  durch- 
gehenden Regeneration  bedürftig  erscheint,  und  dass  sie 
deutlich  zeigen,  zu  welchem  Abgrunde  das  Leben  in 
blossen  Sinnengenüssen  hinabführt,  so  wird  man  das  Be- 
lelircnde  einer  solchen  Lesung  nicht  verkennen,  bei  der 
uns  zugleich  der  erhebende  Gedanke  entgegentritt ,  dass 
es  aucli  in  solchen  verdorbenen  Zeiten  nicht  an  IMännern 
fehlte,  die  den  traurigen  Zustand  der  Welt,  in  der  sie 
lebten,  einsahen,  und  sich  nach  einer  Befreiung  aus  den 
Wirren  derselben  sehnten.  Unbedenklich  ist  jedenfalls 
line  solche  Lesung  in  einer  Auswahl,  wie  sie  hier  vor- 
liegt, bei  der  Ref.  nur  in  einer  Hinsicht  mit  der  von 
dem  Hrn.  Verf.  getroffenen  Einrichtung  nicht  ganz  ein- 
verstanden ist,  nämlich  darin,  dass  sich  is.  i^Xi  und  109- 
(tlO-)  halbe  Verse  finden,  und  neben  den  Verszahlen  des 
Textes  auch  die  Verszahlen  der  vollständigen  Ausgaben 
angegeben  werden,  wodurch  es  etwas  allzu  deutlich  her- 
vortritt, wo  etivas  ausgelassen  ist,  und  der  nach  solchen 
Dingen  Lüsterne  allziileirht  das  ihm  hier  Vorenthaltene 
in  dein  Original  aufsuchen  kann.  Um  das  Erstere  zu 
►ermeiden,  hätte  Ref.  lieber  grössere  Stellen  weggelassen, 
wie  V9.  92  —  !)9.  und  vs.  110 — \V>,  wodurch  der  Zu- 
sammenhang nicht  mehr  gelitten  haben  würde  ,  und  das 
Beisehreiben  der  Verszahlen  der  vollständigen  Ausgabeu 
GymmisHiizeituti  ;. 


in  .seinem  Handexemplare  hätte  wohl  dem  Lehrer  über- 
lassen bleiben  können,  der  sie  daneben  benutzen  wollte. 
Uebrigens  sind  mit  den  Zahlen  einige  Verschen  vorge- 
gangen, S.  lö  scheint  nur  vs.  I.jl  —  135  zu  fohlen,  da 
in  der  Klammer  1,36 — 14li  steht;  e»  fehlt  aber  auch 
vs.  136;  S.  31  scheint  dagegen  ein  Vers  mehr  ausgelas- 
sen zu  sein,  als  es  der  Fall  ist,  da  in  der  Bezeichnung 
'->ti9  — 27.S  ('J7S  — 2SS)  die  Differenz  von  'J  auf  10  steigt, 
.illein  es  ist  diess  nnr  ein  bis  zu  Ende  der  .Satire  fort- 
geführter irrthuin,  da  es  stall  2()!)  —  L'7<S  hcissen  sollte: 
•-'69  —  279  u.  .s.  f.  bis  305—301»  (31.5  — 310'  »"  <"« 
306  —  313   (315  — 3L'2)   heissen  sollte. 

Die  Auswahl  verdient  allen  Beifall.  In  der  dritten 
Satire  winl  dem  Leser  die  ^'erwirrung  in  dein  damaligen 
Rom  vor  Augen  gestellt,  in  welcher  das  Geld,  um  das 
Alles  sich  dreht,  allein  ein  angenehmes,  ja  ein  sicheres 
Leben  versch.id'en  kann.  In  der  vierten  wird  vs.  1  — 3ti. 
ilie  Sittenlosigkeit  und  der  gränzenlose  Aufwand  der  Ta- 
fel bei  den  vornehmen  Römern  geschildert;  im  übrigen 
Theile  der  Satire  der  traurige  Zustand  des  .Senats  unter 
Domitian,  wo  der  Bessere  nichts  tliun  konnte,  als  schwei- 
gen, nnd  die  .Schlechteren  sich  in  die  niederträchtigsten 
•Schmeicheleien  ergossen;  in  der  fünften  die  Erniedrigung, 
die  sich  die  Clienten  den  reichen  Patronen  gegenüber 
gefallen  lassen  ninssten ,  und  gefallen  liessen,  wenn  sie 
nur  zur  Tafel  gezogen  wurden,  an  der  doch  nichts,  als 
Zurücksetzung   ihrer    wartete. 

Die    Anmerkungen   sind    dem  Zwecke   der  Ausgabe    Ge- 
mäss  meistens   erklärend  ;      nur   selten    gehen     sie   auf  die 
Kritik    ein.      Wir    könnten    aus    denselben     manche     neue, 
beifallswerthe     Erklärung    anführen  ,      doch     beschränken 
wir    uns,     inileni     wir    auf    die     Lesung    des    Buches   selbst 
verweisen,   auf  ein  Beispiel,    nämlich    auf  die  Worte    (Sat. 
IV.   vs.    ll(-i):     dirusque   a   poiite   satclles,     wo    Hr.    R.    die 
gewöhnliche   Erklärung,     «lass    darunter    einer    zu   verste- 
hen   sei,     der    sich    vom    Bettler    auf    der    Brücke    bis   zu 
einem   Begleiter    des  Doinitianus   einporgeschHungen    habe 
aufgibt,     und    dagegen    mit    Beziehung    auf  die    Worte   des 
Tacitus    Aniial.    XIII,   4;:      Ports   Mulvius    in    eo   tempore 
celrbris  nocturiiis  illeccbris  erat ,    ventitabatque  illuc  Nero, 
quo   soliitnis    Urbem     extra    lasciviret,     von    der   Begleitung 
bei  dem  nächtlichen  Herumziehen  ninunt,    womit  sich  noch 
in    dieser    ^^atire    v.     !3(i    f.    vergleichen     lässt:     ,,noverat 
ille    Luxuriam    imperii    veterem,     noctesqiie    Neronis    Jaiii 
medias,     aliamqiie     famein ,     qiium     pulmo    Falerno   Arde- 
ret.      .Sie  sind    zum  Verständniss   der  (iedicbte  vollkommen 
ausreichend    und    in   einer   Sprache   abgefasst,      die    in    ileo 
meisten  Fällen  kurz  und  bündig,  dnrchgehend.-i  aber  ebenso 
geschmackvoll,  als  verständlich   ist.      Mur  an  wenigen  Stel- 
len   hat   Ref.    eine    Erklärung    vermisst,     oder   »ich    durch 
die    gegebene    nicht   befriedigt   gefunden;     und    er    erlaubt 
sich    um   so   mehr,     iliese   hier    noch    kurz    zu    besprechen, 
da   er   die    Hofl'iiung    hegt,     dass    der    verehrte    Ilr.     Verf. 
die    folgenden    Bemerkungen    nicht    als    eine    Aeusserung 
der   Aumassuiig,     sondern    als    aur    Steuer    der   Wahrheit 
niedergeschrieben    betrachten    werde. 

Zu  den  Worten:  Judaeis,  quorum  «ophiniis  foeuum- 
que  supellex  (III,  r.  14.)  bemerkt  Hr.  R.  :  Foeiium  sunt, 
qui  eo  referant,  ut  Judaei  nnrtuniae  quietis  in  usura 
illuil   secum    tulrrint        .^lihi    res    renales,     quas    cophino 

17 


235 

erstaliaiit ,  fm'iiii  fulssc  ciiiitoctas  in-ijji.s  pst  cri>ilil)i|p. 
Snlltrii  liirr  iiicli«  lii'lmriir  licide  Krklilruiigcii  /.ii  ver- 
pinii'rii  iiiul  nn/.iiiii>liiii<Mi  sein,  sie  liflttcii  ,  »in  jetzt  ilio 
Ln/.aroiii  in  iXeapel,  lies  >arlit»  in  ihren  Kiirben  mit 
Heu  <.'osrhlaffn ,  ilio  sie  am  Tage  /.um  Trajjeii  gebrauiht 
iiatten  ?  Etwas  Hestimnites  lasst  sich  auch  aus  iler  an- 
dern Stelle,  >»o  copliinns  fuenunuine  niichmals  (VI.  v.  .'i4!2.) 
als  tias  Uerathe  einer  Jüdin  iiirkommt,  nicht  entnehmen; 
doch  fragt  es  sich,  ob  man  an  verkäufliche  Dinge  dabei 
zu  denken  habe,  und  nicht  vielmehr  an  Ausrichtung  von 
eben  nicht  ehrbaren  romniissinnen ,  die  das  Bedenken 
de»  zu  Tragenden  nütliig  machten?  —  Die  Worte:  Et 
praebere  Caput  domina  venale  sub  hasta  (v.  3'i-)  bezieht 
llr.  R.  auf  die  unter  den  Kaisern  bestehenile  Sitte,  Skla- 
ven, deren  Zeugniss  man  (jes;en  ihren  Herrn  <rebrancheu 
wollte,  durch  einen  Scheinkauf  an  ilen  Kaiser  oder  den 
idlentlichen  Ankläger  zu  verkaufen,  und  erklärt  sie  da- 
)iin,  dass  ein  solcher  Mensch  sicli  des  Gewinnes  weffen 
zum  Scheinverkaufer  bei  einem  solchen  Handel  hergege- 
ben habe,  und  fasst  namentlich  domina  sub  hasta  als 
Bezeichnung  der  auf  Befehl  des  Kaisers  angestellten  Ver- 
steigerung. Allein  fiir  diese  Erklärung  scheint  der  Aus- 
druck praebere  caput  nicht  zu  sprechen.  S.  21  führt 
Hr.  R.  eine  Stelle  Seoeca's  (Ep.  SO.)  an:  Peculium  suum, 
quod  corapararerunt  (servi)  ventre  fraudatu,  pro  capite 
numerant,  und  erklärt  capite  durch  libertate.  Denselben 
Sinn  hat  dieses  ^Vort  wohl  auch  liier,  und  Juvenal  will 
»a^en :  „Solche  Leute  wären  im  Stande,  wenn  sie  sich 
dadurch  reich  machen  könnten,  ihre  eigene  Freiheit  zu 
verkaufen",  so  dass  domina  sub  hasta  beileutet ,  unter 
der  Lanze,  »eiche  ihnen  einen  Herrn  gibt,  und  selbst 
schon  als  eine  Herrin  betrachtet  werden  kann,  da  sie 
sich  unter  derselben  der  Freiheit  begeben.  An  Schul- 
dennoth  braucht  man  darum  nicht  mit  Heinrich  zn  den- 
ken. So  passt  auch  Et  ganz  gut.  Es  fasst  gleichsam 
alle  übrigen  möglichen  Falle,  wie  sich  eine  solche  Hab- 
sucht äussern  kann,  in  dem  ärgsten  Denkbaren  zusam- 
men (s.  Hand  Turscll.  IL  S.  4S<l).  Im  Folgenden  kann 
man  damit  vergleichen  v.  38.  Et  cur  non  omnia ,  wozu 
Hr.  R.  bemerkt:  Maiora  etiam  eos  conducere  fas  est, 
quum  sint  tales ,  quales  fortuna  .solet  exfollere ,  i.  e.  im- 
pudentes,  Ref.  aber  lieber,  wegen  der  vorausgehenden 
Worte:  inde  reversi  conducunt  foricas  ergänzen  mochte 
putidissima;  wofür  auch  im  Folgenden  die  Worte:  quo- 
ties  voluit  Fortuna  iocari  sprechen,  die  deu  Sinn  zu 
enthalten  scheinen:  Wenn  das  Glück  einen  Scherz  machen 
will,  macht  es  solche  auf  Augenblicke  gross ,  die  es  nicht 
verdienen,  und  eben  darum,  wenn  die  Laune  des  Glückes 
sich  ändert,   in   ihre   ganze   vorige  Niedrigkeit   zurücksin- 

\i_en.    Bei   v.   4l.   42'    librum,    si    malus    est,     ncqueo 

laudare  et  poscere  möchto  Ref.  statt  der  hier  gegebenen 
Erklärung:  domi  bgeudum  lieber  die  frühere  transscri- 
bendum  annehmen.  —  Vs.  53-  54.  hätten  die  Worte: 
Carus  erit  Vcrri ,  qui  Verrem  tempore,  quo  vult ,  Accu- 
sare  potcst,  und  v.  61-  cliordas  o&liquas  für  die  Leser, 
für  welche  <!i?ST  Ausgabe  bestimmt  ist,  wohl  eine  Er- 
klärung verdient.  —  Ve.  t!;7.  wer.Vn  die  V/nrte:  Si 
Irulla  inver^o  rrepitum  dedit  aurea  fuudo  von  dem  Ge- 
räusche verstanden,  das  ein  Weingefäss  beim  Austrinken 
gäbe.      Altein   dagegen    mochte   mancherlei    einzuwenden 


•r.^G 


sein.      Erstens    möchte    der   vorausgehende    Vers:    Si    bene 
rnctarit,   si    rectum    miiixit  amiciis   auch    hier   ein   Immuii- 
duin    veriiiutlinn    lassen;   ferner    niiisste   trnlla,    «las    Hr.    R. 
selbst   erklärt  :     calicem     aliqnem     furniae     rotuiidae     atque 
depressae,     als    ein    krngähnliches   Gi'fäss   betrachtet    wer- 
den;    wie    er   sagt:    Crepituui    vero   dare   trulla   aiirea   iiiter  i 
potaiiduin   pntiiit;     ita    scilicet ,     ut    extrema    illa   vini   per 
OH    vasis    angustum   elTusio  ,     id    qiioil    hodieque    in    vasi« 
vitreis  et  aheneis  observare   licet,   sonum  queiidam  raucum 
atque    obtusum    ediderit.      Endlich   wäre   so   in   dem    Aus- 
drucke   inverso    fundo,     wenn   man   ihn   mit   Hör.   Sat.   II, 
X.   :■(<).    Invcrtunt   Allifanis    vinaria    vergleicht,      das    Wort 
fundo  ganz  überflüssig.      Nach    dein  Allem  scheint,    zumal, 
wenn    man    Stellen,     wie    folgende,     damit   in    Verbindung 
bringt:    IMartial.    I,   3S.    Veniris  onus  misero,    nee  te  pudet 
exripis   auro ,    Bassa :     bilus   vitro,   carins   ergo   cacas,    und 
Plin.    N.    H.    XXXIII,    s.    14.    Messala    Orator    prodidit 
Antonium   Triuinviruni   aureis    usum   vasis   in   omnilius   pu- 
<lendis   desideriis,     an    eine    körperliche    Ausleerung   dabei 
gedacht    werden  zu  müssen  ,   ob    nach   oben   oder   nach    un- 
ten,    diess   fragt  sich.       Inverso     fundo    könnte,     auf    den 
Körper   des    Reichen    bezogen  ,     für   das    Erstere   sprechen, 
wenn    nicht  si    bene    ructavit   vorausginge  ,    und    fundns    na- 
türlicher   (vergl.   Plin.    N.    H.   XV.    s.    t^-    in   ollis  fundv 
elTracto)   auf  den    Boden   des   Gefässes    bezogen    würde,     in 
welchem  Falle   jedoch  Ref;   dem  Participiuni  inverso   keine 
passende   Bedeutung   zu    geben    weiss.       Hätte    Juvenal    in- 
ferso,     oder    insperso    fundo,     oder    etwas    Achnliches   ge- 
schrieben,  so    würde   dieser   Vers   gleichsam    eine    Recapi- 
tulation  des    vorigen    enthalten     und    angeben,     worin    die 
bewunderte  Virtuosität   bestände.  —    Vs.   I8H.  (lU5-)   kann 
wohl   nach   Annahme    <ler    Lesart  quum  texit   für   cuntexit 
kein  Zweifel    mehr    über    die   Ableitung    von   tegere  sein, 
für   welche    sich    Hr.   R.    nicht    mit  völliger   Entschieden- 
heit ausspricht.    —    Bei   illud   totum   nihil  v.    1'I9.   (2(J''S.) 
konnte     noch    darauf    aufmerksam    gemacht    werden,     dass 
eine   solche    Ausdrucksweise    auch    iler  Person    nicht   fremd 
ist,     >vie   Cic.    p.    Deiot.    13.    §.    35.    id  antem   aliquid  ^     p. 
^'!?'   7"    §•    '^~'   '*   tarnen    aliquis ,     ila    einmal   aus    Tereiiz 
Aiidr.   2.    I.    '4.    Id  aliquid  nihil   est  angeführt   ist;    dmli 
lag    ein    solcher     Nachweis    freilidi    nicht    im     Plane     de? 
Hrn.   R.   —  Zu   den    Worten:   et   ingenti   curret  super   ora 
Liburno   v.   231.    (.<?40.)    führt    Hr.   R.    textorc    aus    Hör. 
Ep.   I,   IV).    13-   an;    allein   Ref.   kann   sich   nicht  von   der 
Gleichheit     beider     Ausdrucksweisen     überzeugen.         Hier 
stellt  curret  Liburno  für  curret  ope  Liburiii,   dort  exiguae- 
que   togae   simulet  textore   Catonem  ,    was  doch  nicht    wohl 
ope  textoris  exiguae    togae  simulet  Catonem   umschrieben 
werden   kann,   da   eine   unmittelbare  Einwirkung   des  We- 
bers,  wie   hier   von   Seiten   des   Trägers,   auf  die   im   Ver- 
buDi  ausgesprochene   Handlung  dort   nicht  stattfindet,   das 
Wort  textore   vielmehr   ebenso   überflüssig,    als  unpassend 
ist,     wesshalb   Ref.   an   einem  anderen   Orte,     in   Berück- 
sichtigung dessen  ,     dass    die    erste  Hälfte  des   Wortes  in 
den   Handschriften   keine  sichere   Gewälir   hat,    pexurc   ZD 
lesen   vorgeschlagen    hat;     freilich     ein    äliat;  ksyOLiSVnii, 
das  sich  aber   zu   pexitas   gerade   so  verhält,     wie    amaror 
zu   araaritas.    —    Die   Worte:    Obtrituin   viilgi   perit  oninr 
cadavcr  llore  animae  v.   250  (259.)   f-   sind    von   Hrn.   R. 
erklärt,  so  gut  sie  sich  erklären  lassen  ;  allein  das  Rieb- 


231 


2.^8 


tige  ist  liior  hoIi!  Mnrle  aiiimae,  woriilipr  Riipcrii  Fol- 
KPiiiles  liciiierkt:  Lpiho  iMss.  ßasil.  et  Caiitabri;;.  Morte 
|iro  More  loiijje  exqiiisitior  tidetiir  Wakef.  ad  Lurret. 
in,  I  lOi.  Jied  vellciii  cain  simiil  explicuisset ;  der  Com- 
uieiitar  dazu  findet  sich  bei  Seiicra,  der  (Ej).  57.  §.  5.) 
!«agt:  Kiiiic  ine  piitas  de  Stoicis  ilicere ,  <|ui  existimant 
animam  hominis  ma^rno  pondere  extriti  pennanere  tion 
passe,  sed  sfatiin  spargi,  quia  nun  fuerit  illi  exitii!«  Iiter, 
In  der  rierlen  Satire  hat  Ref.  nichts  von  Uedeutung 
zu  t-rinncrn  gefunden;  in  der  fünften  nimmt  Ilr.  R.  v.  1,S. 
\  otoriini  summa  als  Worte  des  Clienten;  dodi  steht  diess 
dafiir  allzu  al'Serisseii  da.  Ref.  niorhto  sich  daher  lie- 
ber der  Ansicht  Rupert!  s  ansrhliessen ,  dass  es  ^Vorte 
des  Dioliters  sind,  in  dem  Sinne:  ,, Jetzt  ist  dein  höch- 
ster Wnnsch  erfiillt,  was  verlangst  du  Heiter?"  —  Vs.  2-. 
'J3-  in  den  Worten:  aut  illo  tempore,  (jiio  se  Frijfida 
circumagunt  pi^fri  sarrara  ßuotae  erklfirt  Hr.  R.  se  cir- 
cuniagunt  mit  inclinari  coeperunt.  Auf  den  eisten  Blick 
konnte  man  versucht  seiu,  in  sideribus  dubiis  eine  Hin- 
deutung auf  Regenivetter  und  in  diesen  Worten  auf  den 
Winter  zu  finden,  ähnlich,  >vie  v.  Tliff.;  doch  vergleicht 
man  Ovid.  Metain.  X,  44.'i  sqq.  Tempus  erat,  quo  cnncta 
«ilrnt,  iiiterque  Triones  Flexerat  obliquo  plaustrum  te- 
miiiie  Bootes  und  Aehnliches,  so  sieht  man,  dass  es  aller- 
dings auf  die  liefe  Nacht  geht,  nie  Hr.  R.  sagt,  multo 
ante  diluculuni ,  in  welcher  man  die  einzelnen  Gestirne 
deutlich  unterscheiden  kann,  im  Gegensatze  zur  31urgen- 
ilammerung,  «o  die  Gestirne  gleichsam  iu  einander  ver- 
schnimmea  (sideribus  dubiis);  se  circuniagere  möchte 
aber  ilann  nur  „sich  drehen"  bedeuten.  —  Zu  tlen  Wor- 
ten: ünceris  plaiita  ...  Et  pnnere  foris,  si  quid  lenta- 
veris  unqiiam  Hiscere,  tanquam  liabeas  tria  nnmina 
( V.  |'.;5  sqq.)  bemerkt  Hr.  R. :  Tttnquam  pro  inünitiio 
«um  accusativn,  ut  apud  Tacitum  Ann.  II,  84.  III,  12. 
IV,   10.  13.  22.  31.  43.    VI,   14.    XI,  14.    Hist.  I,  S. 

Germ,  12.  Es  tvird  demnach  tanquam  habeas  etc.  als 
Inhalt  der  Rede  des  Clienten  betrachtet.  Allein  hiscere 
'hat  schon  ein  Object,  quid,  bei  sich;  Ref.  möchte  da- 
her diese  Worte  lieber  so  erklären:  „»ie  wenn  du  zei- 
gen wolltest,  du  hattest  auch  drei  ^fame^",  was  aber 
der  Dichter  mit  einer  gewissen  Ironie  so  ausdrückt,  als 
wäre  er,  wenigstens  in  den  Augen  des  Patrons  ,  gar  kein 
freier  Alaun:  „wenn  du  den  IMiind  aufmachst,  als  hättest 
auch  du  drei  INamen",  in  welchem  Sinne  es  vielmehr 
den  Grunil  des  Redens,  als  die  eigenen  Worte  iIcs  Clien- 
ten bezeichnet.  Cf.  Sat.  VIII.  v.  4()  f.  Tumes  alto 
Urusorum  stcminate  ,  tanquam  Feceris  ipse  aliqiiid  ,  pro- 
pter  qnod  nobilis  esses.  Auch  von  den  angeführten  Stel- 
leu des  Tacitus  lassen  nur  einige  eine  Erklärung  durch 
Annahme  eines  objectiven  Verhältnisses  zu,  wie  III,  12. 
^am  quo  pertiiiuit  .  .  .  dilTerri  etiam  per  externos,  tan- 
quam veneno  intercaptus  esset,  wozu  dient  es,  die  Nach- 
richt zu  verbreiten,  als  ob  er  durch  Gift  getödtet  wor- 
■len  wäre"  ,  in  mehreren  dagegen  muss  auch  ein  causales 
\  erhaltniss  angenommen  werden,  wie  Ann.  II,  ^4.  po- 
(lulo  .  .  .  id  qnoque  dolorem  tulit ,  tanquam  .  .  .  urge- 
ret,  ,,(lem  Volke  war  damals  auch  ein  solcher  ^ drfall 
schmerzlich,  trie  wenn  zu  befurchten  wäre,  dass  er  .  .  . 
um  so  mehr  bedrängte."  Statt  H',  43.  soll  es  wohl  heis- 
sen   Vi,   43,   wo   zu   ÜDdeo   ist:   ac  primo .   tanquam   dolus 


pararetnr,  territus.  —  Va.  14!,  "o  die  Rede  davon  ist, 
dass  an  den  Kindern  des  armen  Clientin  der  Patron  seine 
Freude  hat,  liest  man:  ipse  loquaci  Gaudebit  iiido ;  viri- 
dem  thnraca  iubebit  All'erri,  minimasquc  niices  assemque 
rogatiim  ,  Ad  inensam  quoties  parasitus  venerit  infaus. 
Hr.  R.  sucht  mit  vielem  Scharfsinn  und  vieler  Gelehr- 
samkeit für  dio  schwierigen  Worte  viiidem  thoraca  die 
Beileutung  gellend  zu  machen:  ,,eioeu  Hecher  ton  grü- 
nem Glase."  lief  stellt  nicht  in  Abrede,  dass  diess 
besser  in  den  Zusainmenliang  passe,  als  wenn  man  tho- 
raca in  seiner  eigentlichen  Bedeutung  nimmt;  allein  ein- 
mal ist  die  Erklärung  des  Wortes  thor.ua  mehr  künst- 
lich, als  wahrscheinlich,  und  dann  ist  auch  nicht  recht 
passend,  dass  dem  Kinde  (infans)  Wein  gereiclit  werden 
soll.  Viel  geeigneter  «üre  neben  ■ninimas  niices  die 
Benennung  einer  Frucht,  von  der  das  Beiwort  viridem 
eine  geringe  Sorte,  oder  den  Zustand  nicht  völliger  Reife 
bezeichnete.  Sollte  nicht  vielleicht  Jnvenal,  wie  er  öf- 
ters griechische  Ausdrücke  braucht,  geschrieben  haben: 
viridein  cito  rliagit  iubebit  Alferri,  „gleich  lässt  er  ihm 
eine  grüne  Traube  bringen?''  —  Die  Worte  v.  Iö3  f.: 
Tu  scabie  frucris  inali,  qnod  in  oggerc  rodit,  Qui  tegi- 
tur  parma  et  galea,  metueiisque  flagelli  Discit  ab  hir- 
suta  laculiim  torquere  capella  erklärt  Hr.  R.  so,  das»  er 
sie  auf  einen  Rekruten  bezieht,  und  hirsuta  capella  für 
eine  Bezeichnung  der  Schulter  nimmt,  von  der  er  den 
Speer  abwirft.  Doch  auch  hier  scheinen  mancherlei  Ein- 
wendungen gemacht  werden  zu  können.  Zunächst  iiiuss 
es  auffallen,  dass  capella  für  die  Schulter  stehen  soll; 
<la  dieses  Wort  nie  eine  ähnlicho  Bedeutung  hat,  niid 
capra  und  raper  niiht  ohne  Beziehung  auf  den  Schweiss- 
geruch  für  ilie  Achselhöhle  gebraucht  zu  werden  pflest, 
und  dass  es,  diese  Bedeutung  vorausgesetzt,  mit  keinem 
Adiectiv  verbunden  ist,  ilas  dieselbe  leicht  würde  erken- 
nen lassen,  da  ja  doch  hirsuta  ebenso  gut  auf  die  wirk- 
liche Ziege  gehen  kann.  Kerner  könnte  man  fragen, 
wie  kommen  die  Rekruten  auf  dem  Walle  zu  den  Aepfelu? 
Wenn  sie  auch  vielleicht  manchmal  welche  assen,  so 
war  diess  doch  nichts  so  Gewöhnliches,  dass  es  dem 
Dichter  hier  hätte  in  den  Sinn  kommen  können;  dage- 
gen ist  es  eine  ganz  genöhnliche  Sache,  dass  man  den 
AiTen,  auf  welche  auch  rodit  und  metuens  flagelli  (die 
Züchtigung  für  Thicre  und  Sklaven)  besser  passt,  als 
auf  den  Rekruten,  Aepfel  gibt,  und  sich  dann  an  ihren 
Grimassen  ergötzt,  die  hier  ileui  Dichter  bei  den  saueiu 
Gesichtern,  welche  der  Client  bei  dem  Kosten  eines 
schlechten  Apfels  machen  mochte,  einfallen  konnten.  Ref. 
glaubt  daher  der  gewöhnlichen  Erklärung  doch  den  Vor- 
zug geben  zu  müssen.  Die  Eifersucht  <ler  Prätoriancr 
auf  die  Waflentragendeii,  welche  Hr.  R.  gegen  diese  Er- 
klärung geltend  macht,  erstreckt  sich  wohl  nicht  bis  auf 
die  Thicre,  zumal  wenn  die  scherzhafte  Bewaffnung 
derselben,  wie  es  hier  scheint,  von  der  ihrigen  verschie- 
den  war. 

Die  äussere  Ausstattung  des  Buches  dient  ebenso, 
wie  der  innere  Werth  desselben,  zu  seiner  Empfehlung. 
Druckfehler  hat  Ref  nur  wenige  bemerkt;  doch  steht 
S.  31  im  Texte  (r.  2(i2.)  Cadunt,  im  Lemma  der  Note 
Cadant;  S.79.  Z.T.  Unquentario» ;  S.  88.  Z.  14.  ä/.i;/.c£ie. 

L.  V.  Jan. 

17» 


?39 


'240 


■J4.  Dr.  F,riis-t  ZoOer :  Zur  (Jcsililrlid-  «Irs  Stral^iiniler 
(iviiiii.isiiiriis.  Krstff  Iti-ilra^,  1 5l lO  —  1  j'üK  Stral- 
kiiiiii,  LfilVI.  ün.Iilinn.lluiit:.  IS.W.  46  S.  4-  (mit 
eiiiPUi  Gniiiilriss  ili-s  GYUiiinsiiiiiis).  Zneitor  Rpitrag. 
{.-;)il)_  lOKi.  Kbpiiilas.  1.S4I.  (ir  S.  4.  (mil  ilpn 
Hildiiiaseii  «»eier  llvctoreii  iiiul  l'"ai;siiiiiles).  lieide 
Abtheilungeu   tiisaiiiiiien    1    Tlilr.   ö   Sy^r. 

Der  durch  mehrere  Schriften  und  Ahhandlungi-n  um 
die  (leschichfe  der  liisdiri^cli  merk«  lirdigeii  und  bedeu- 
tenden Stadt  »ohlieriliente  Verf.  liefert  in  den  beiden 
vorlieijenden  Programmen  einen  Beitrajf  zur  Schnlge- 
schichte ,  welcher  allgemeinen  Werlh  für  die  Geschichte 
der  Padagojjik  hat,  und  daher  Ijekannfmachung  und  An- 
erkenniiMfT  in  Heiterem  Ivreise  verdient.  Wohl  wenige 
Schulen  können  ans  der  ersten  Zeit  iiirer  Entstehung  so 
ausführliche  Berichte  über  ihre  ganze  äussere  und  innere 
Einrichtung  geben,  als  der  vorliegende  ist,  iler  zugleich 
ein  rühmliches  Zeugniss  von  dem  lebendigen  Eifer  gibt, 
mit  welchem  ilauials  ilas  gelehrte  Schulticsen  von  den 
städtischen  Uehordm  umfasst  wurde.  Aus  so  speciellen 
Angaben  über  Lehrobjecte,  .Methode,  Disciplinarverfas- 
sung  in  einer  so  lebendig  bewegten,  diesen  Gegenstand 
als  wichtiges  Moment  erfassenden  Zeit  künnen  auch  wir 
heutzutage  noch  manches  Wiedervergessene  lernen,  durch 
V^ergleichung  manchen  Schritt  der  Neuerung  als  eiueu 
zu  weit  führenden  erkennen  und  freilich  auch  frohen 
Herzens  erschauen,  ivie  Vieles  jetzt  besser,  würdiger, 
zweckmässiger   eingerichtet   ist. 

Zu  dem  Besseren  der  damaligen  Zeit  gehört  nament- 
lich der  nicht  bloss  kirchliche,  sondern  auch  der  religiöse 
Sinn,  von  dem  die  Schulordnung  durchdrungen  ist,  und 
wenn  da  auch  in  mancher  Beziehung  lies  Guten  zu  viel 
geschah  durch  äussere  Anordnungen,  so  möchten  wir 
doch  heutzutage  durch  gänzliche  Losreissung  und  Auf- 
hebung fast  aller  äusseren  Verbindung  der  Schule  mit 
der  Kirche  in  ein  anderes,  noch  gefährlichere«  Extrem 
verfallen.  Ebenso  ist  jetzt  ein  lebendiges  iMittel  des  Ler- 
nens ,  das  der  gelegentlichen  Erwerbung  von  Kenntnissen 
ganz  vergessen  oder  in  den  Hintergrund  getreten  und  da- 
durch ein  Streben  nach  systematischer  Vollständigkeit  in 
den  Gyninasialuntcrricht  gekommen,  welches  schon  man- 
chen Schaden  gestiftet  hat ,  und  noch  zu  stiften  droht. 
Jedes  Lehrobject,  dessen  sich  der  Gymnasialunterricht 
bemächtigt  hat,  wird  jetzt  in  wissenschaftlicher  Ordnung 
ganz  umfasst;  Geschichte,  Geographie,  Naturgeschichte, 
Physik,  Mathematik,  jedes  soll  bis  zu  einer  gewissen 
Gränze  ein  vollständiges,  abgerundetes  Ganze  bihleii  und 
der  Schüler,  der  so  viel  Fleiss,  Talent  und  Gedächtnis« 
besässc  ,  in  jedem  zu  genügen,  bedürfte  der  Universität 
eigentlich  nur  noch  zu  seinen  Fachstudien.  Ob  aber 
dieses  systematische  Umfassen  jedes  Lehrobjectes  zweck- 
mässig ist,  und  nicht  ebensoviel  Unlust  und  namentlich 
die  Einbildung,  von  diesem  Allen  nun  genug  zu  wissen, 
erzeugt,  als  tiagegen  die  Anregung  grösser  wird  durch 
ftlittheilnng  von  sor»;fältig  ausgewählten,  in  sich  möglichst 
abgeschlossenen  Tlieilen  <ler  einzelnen  Lehrobjecte,  hat 
«lern  llefercDteii  von  jeher  zweifelhaft  geschienen,  und  er 
ist  durch  seine   Erfahrung,    wie    wenij;    die   uieisteu   Abi- 


turienten in  diesen  siigeiiannten  Realien,  besonders  in 
Geographie  und  i\.iturgcs<  liichle ,  eigentlich  wissen,  sei- 
nes Zweifels  eben  nicht  ledig  geworden.  .Vndererseits 
ist  es  eine  i'rfreuliche  Wahrneliinuiig ,  dass  doi  h  in  un- 
serer Zeit  die  äussere  Lage  iiiiil  .Stellung  des  Lehrer- 
staniles  eine  ganz  andere,  würdigere  getxirili'ii  ist,  als 
sie  damals  trotz  des  ri'gen  f'.ifers  für  das  Schulwesen  war. 
Selbst  ein  Laurentius  Wyileinaiiii  konnte  durch  eine  nicht 
einmal  luotivirle  Aufküiidit;ung  seines  Amtes  in  so  drn- 
i^kende  Lage  gerathen ,  ilass  er  durch  Ab'.chreiben  seiu 
Broil  verdienen  musste,  während  er  noch  so  kräftig  unif 
tüchtig  war,  dass  sich  später  unter  ihm  das  Königsberger 
Gymnasium  zu  seiner  höchsten  Blüthe  erhob.  Dass  auch 
die  Vergleichung  der  iMetliode  und  Disciplinareinrichtung 
viele  erfreuliche  Puncte  ergibt,  versteht  sich  von  selbst, 
und  kaiiu  als  unbestritten  nbergaiigen  werileii.  Solche 
und  ähiiliihe  Betrachtungen  werden  sich  beim  Lesen  einer 
so  ausführlichen  Schnlordnung ,  als  die  vorliegende  Go- 
.schichte  des  hiesigen  Gyninasiniiis  enthält,  jedem  selbst 
auf>lrän<;en ,  und  zugleich  kann  man  einen  Blick  »erleii 
in  das  innerste  Cnlturlebeii  der  damaligen  Zeit,  in  die 
Verhältnisse,  in  denen  Staat  und  Stallt,  Kirche  und  .Schule 
sich  vielfach  in  ihrem  reforniatorisclien  Streben  dnrch- 
kreuzeu  und  begegnen.  Darum  gibt  der  Ref.  hier  noch 
eine   kurze    Urbersirht   des   reichen    Inhalts   dieser  Schrift. 

l.  Stiftung  lies  Gymnasiums  IÖ6(*  unter  dem  Rector 
Laurcntius  VVyilemaiin  durch  Vereinigung  der  drei  kir- 
rhenschulen  ;  (j  Classen  mit  einer  Vorbereitungsclasse, 
iiulla  classis  genannt,  und  einer  deutschen  Classe  für  Niclit- 
studirende;  M  Lehrer,  Gehalt,  Stellung  derselben,  Leiir- 
gegenstände  and  Ordnung  im  Einzelnen;  Srhulzucht  u.  .s.  >v. 
S.   3-  14. 

IL  Das  Leben  der  drei  ersten  Rectoren :  Laurenz 
Wydemann ,  dessen  Leben  wir  hier  zuerst  in  ziemlicher 
Vollständigkeit  und  Ausführlichkeit  lesen,  Sfrokrantz  und 
lllies   (bis   S.   2(i). 

III.  Die  urkundlichen  Belege  für  obige  Mittheiliin- 
gen,  namentlich  Auszüge  aus  dem  Tagebuche  des  da- 
maligen Bürgermeisters  Gent/.kow  ;  eine  Beschwenleschrift 
des  Rectors  und  seiner  Collegeii  über  Winkelscliulen  : 
und  die  älteste  ScJiulorduung  von  lößl  nebst  den  Lec- 
tionsplanen. 

Wichtiger  ist  noch  der  zweite  Theil  dieser  Schrift, 
der  die  Schulgeschichte  bis  zum  Jahre  KiKi  fortführt 
und   unter 

I.  wieder  alles  Einzelne  für  diesen  Zeitraum  unter 
ähnlichen  Rubriken,  wie  oben,  zusammenstellt,  beson- 
ders auch  einen  Absclinitt  über  die  damaligen  .Schulko- 
mödien. 

II.  Das  Leben  der  Rectoren  Jentzkow  ,  Rhodouiann 
(des  bekannten  Philologen),  Zirkniann  und  Drenkhaii 
enthält. 

III.  Das  Verzeicliniss  sämintlicher  Lehrer  in  dieser 
Zeit    nebst    biographischen    ^Notizen. 

IV.  Urkuudliches ,  worunter  vor  Allem  die  Schul- 
ordnung von  1591  in  seltener  Ausführlichkeit  ('22  Seiten 
engen  Druckes) ;  denn  sie  enthält  nicht  nur  die  Lectjnns- 
plaue    sämmtlicher    Classen ,     sondern     auch     weitläuftigc 


(I 


34? 


Bpstiinmangeu  der  Piuzelneu  Lclir«  iirsp ,  selbst  der  zn 
lielolt;eiideii  Methode,  liesoiiilere  Gesetze  fiir  Lehrer  und 
Srhiiler  u,  s.  w.  Sic  ist  in  lateinisrher,  lelieiidij^er  iiiiil 
klarer,  »eiiii  oiich  nirht  überall  classiseher,  Sprache  ali- 
tjefasst,  wahrscheiiilirli  von  ileni  daiiiali{,'i'n  Recdir  Jentz- 
k'itr  und  grossentlieils  na<  h  ilen  \  orsilil.'l^eii  iIit  damals 
angesehenen  SchuluiAnner  Sturm,  Falirn-jus,  Ki>ins,  Clij- 
traens. 
m  Da    der    Preis   des   Werkes    hei   der    gnten    Ausstattung 

^  und  dem  cuuipressen  Drucke  ein  sehr  ni^ssi;;er  ist ,  so 
steht  zu  liuH'en,  dass  auch  lon  dieser  Seite  der  allge- 
meineren Keiiiitnissnahme  >i>n  iliesein  cerdieiistlicheii  Werke 
kein  liinderniss  in  dem  Wege  steht.  Besonders  muss  es 
für  den  süddeutschen  Schulmann  interessant  sein,  das  nord- 
deutsche Schulleben  dieser  beregten  Zeit  in  einem  so 
ausgeführten    und    vollständigen    Bilde    kennen    zu    lernen. 

Johannes   v.    Gruber. 


'2ö-  Carl  Sigiinius ,  einer  der  grnssten  Humanisten  des 
sechszehnten  Jahrliunilerts ,  ein  ^'orliild  aller  Stu- 
direnden,  geschildert  lon  Dr.  Jult.  Pliil.  Kreis, 
Herzogl.  Nass.  Oberschulrathc.  Frankfurt  am  Main, 
Druck  und  Verlag  von  Heirich  Ludwig  Brönner. 
I«40.      X   und    llö   S. 

Diese  Schrift  bietet  der  als  Lehrer,  «ie  Schriftsteller, 
rühmlichst  bekannt»  und  hochgeachtete  Verfasser  als  eine 
»ehr  schätzbare  Gabe  zum  Andenken  an  das  dreiliundert- 
jahrige  Stiftungsfest  des  Gvmnasinms  zu  Weilburg.  Nach- 
ilem  derselbe  in  der  Vorrede  in  ßezieliuiig  auf  seinen 
iieljahrigen  früheren  Amtsgeiiosseii  uiiil  Freund,  Herrn 
Oberschiilratli  Dr.  üirliholf,  eine  beide  iManner  in  linbem 
Grade  ehrende  Gisiiiniiiig  aiisgesjiroc.hen ,  erklärt  er  sich 
kurz  dahin,  dass  er  in  der  Wahl  iles  (•egenstandes,  durch 
dessen  Behandlung  er  seine  freuilige  Theiliiahme  an  dem 
genannten  Stiftungsfeste  bezeugen  ivollle,  lange  geschwankt, 
aber  durch  die  Auflordernng  des  Geh.  Hofratlis  Eichstädt 
>eranlasst,  sich  entschlossen  habe,  die  Lebensbeschrei- 
bung des  grossen  Wannes  in  einer  neuen  lollständigeren 
Bearbeitung  (schon  im  Jahre  Iöj7  hatte  er  Heimlich  das 
Leben  des  iv.  Sigoiiius  in  einem  treSlicIien  lateinischen 
Programm  beschrieben)  <lurch  den  Buchhandel  gemein» 
iiütziger  zu  machen.  Die  Gründe,  wesshalb  er  zu  dem 
Ende  der  deutschen  Sprache  cor  der  lateinischen  den 
\'orzug  eingeräumt,  legt  er  in  einer  Rechtfertigung  dar, 
lieren  es  bei  dem  Leser  kaum  bedurft  hätte,  insofern 
sich  derselbe  leicht  überzeugen  wird,  dass  gerade  da- 
ilurch  <ler  rascheren  und  weiteren  Verbreitung  einer  sonst 
«erthiollen  Arbeit  am  so  grösserer  Vorschub  geleistet 
«erden   kann. 

Was  nun  zunächst  die  für  obigen  Zweck  getroüene 
Wahl  des  Gegenstandes  betrillt,  so  kann  Ref.  derselben 
nur  seinen  uiigetheilten  Beifall  geben,  da  den  Freunden 
des  historischen  Alterthums  die  Wichtigkeit  desselben 
iler  Bedeutung  des  Festes  wohl  vollkommen  angemessen 
erscheinen  muss.  Denn  wie  verschieden  auch  die  jetzige 
Gestalt  der  .Alterthumsw  issenschaften  von  der  früheren 
tur   Zeit   ihres   Auflekens   in   Italien    sein    mag,    nachdem 


dieselben  in  Folge  der  ihnen  zugewendeten  grossartigpi« 
Uemühungen  und  vii'lseitigen  l'lle^e  auf  einen  froher 
kaum  geahneteii  Stand|Hinrt  erhoben  sind  :  so  erliegen 
doch  des  Sigonins  seltene  Verdienste  uin  dieselben  kei- 
nem Zweifel,  iiiid  haben  sich  b<-i  Stimmberechtigten  noch 
allezeit  gereihter  und  bereitwilliger  Anerkeiiniing  zu  er- 
freuen. Welchen  Zweig  derselben  sjch  daher  sein  rast- 
los strebemler  Geist  /.Ulli  Gegenstand  seiner  Beschäftigung 
gemacht  hatte  ,  sei  es  die  Erkl.'lriiiig  der  Schriftsteller 
oder  ziisauiincnhängende  üntersuchniigen  im  Gebiet  des 
griecliisclien,  wie  roinlschen  Aiferthiiiiis ,  —  überall  tre- 
ten dem  Kenner  in  dun  hgelieiuls  correcter,  klarer  und 
präciser  Darstellung  die  Resultate  so  genauer  und  scharf- 
sinniger ,  als  griiiidliclier  und  selbständiger  Forschung 
entgegen,  die  säninitlich  geeignet  sind,  den  Leser  von 
ihrem  eigeothüiiilichen  Und  bleibenden  Werth  bald  zu 
überzeugen.  Seine  Schriften:  de  repiiblica  Atlieniensiutu, 
de  antiijiio  iure  rivv.  Roinanorr.,  Italiae,  Provinciarum  — 
vieler  anderer  nicht  zu  gedi-iiken  —  nelimen  desshalb 
mit  Recht  noch  allezeit  die  Aufmerksauikeit  der  Aller- 
thunisfüfscher  und  Rechtskundigen  in  Arspriich,  und  wer- 
den auch  ferner  von  denselben  nicht  unbeachtet  gelassen 
werden  können,  so  lange  dii'sen  Gebieten  ilie  einmal 
gewonnene  Grundlage  gesichert  bleibt.  Bringt  man  hier- 
bei noch  in  Anschlag,  dass  sein  lediglich  der  Bereiche- 
rung und  Förderung  der  Wissenschaft  gewidmetes  Stre- 
ben sich  durch  keine  noch  so  harte  Schicksale  und  Stö- 
rungen in  seiner  Richtung  zum  vorgesteckten  Ziel  auf- 
halten liess,  und  selbst  bei  Mass  und  ^Vrfolgungen  seine 
Ausdauer  sich  in  ihrer  ganzen  Stärke  bewährte;  so  zeigt 
sich  lins  in  der  grossartigen  Vereinigiiiig  solcher  Energie 
des  Willens  mit  den  seltensten  VOrzngen  des  Geistes  das 
Bild  eines  iMaiines,  dessen  gehörige-  Aiisfnhriing  unstrei- 
tig als  die  würiii;;c  Aufgabe  für  das  Bemühen  eines  Ge- 
lehrten   bezeiiliiiet    werilen    darf. 

Für  die  Biurtheiliing  nun,  «ie  der  Verf.  dieselbe 
gelöst  hat,  kann  zunächst  der  Zweck,  den  derselbe  im 
Auge  hatte,  nur  den  Massstab  abgeben.  Indem  er  näm- 
lich vorzugsweise  jungen  Studirendcn  ein  würdiges  Vor- 
bild zurv^acheiferung,  vielen  Lesern  aber  und  älteren 
Gelehrten  eine  nicht  minder  unterhaltende,  als  lehrreiche 
Leetüre  liefern  wollte,  konnte  seine  Han|ilabsicht  nicht 
darauf  gerichtet  sein,  durch  die  Aullassung  des  ganzen 
inneren  Eiit»  ickeinngsganges  nachzuweisen,  wie  in  der 
Bescliallenheit  des  geistigen  Organismus,  gleichsam  des 
Brenn-  und  Mittelpunrtes ,  die  Bedingungen  für  die  Ge- 
staltung der  äusseren  Erscheinungen  in  ilem  wissenschaft- 
lichen Leben  und  der  Richtung  lies  grossen  Mannes  ge- 
geben waren  ,  und  aus  ihnen  mit  einer  gewissen  Noth- 
wendigkeit  die  Folgen  hervorgehen  innssten  ,  die  sich  in 
dem  Wirken  und  den  Leistuiigan  desselben  offenbart 
haben.  Eine  solche  Betrachtlingsart  des  Biograjihen  mag 
zwar  in  sich  schon  ihren  Werth  ebenso  unbestritten  be- 
haupten, als  sie  dein  Philologen  und  überhaupt  ileni  gereit', 
teren  Denker  Stofl"  zu  weiteren  .Aiikiiüpfiingspuucten  für 
eigene  Beobachtung  bietet,  und  desshalb  von  besonderem 
Interesse  ist;  dem  Kreis  von  Lesern  dagegen,  für  die 
die  vorliegende  Lebensbeschreibung  bestimmt  ist,  kann 
sie  dasselbe  natürlich  nur  in  geringerem  Grade,  und  ila- 
her    weniger   Kutzen    für    dm  Erreichung    der    vom    \  crl. 


243 


■244 


aii»i;e!»iii<)<li("ii''ii  Alisiilit  jjuraliron.  Dieser  Kreis  sucht 
iiiiil  liiiili'l  iii'lli-ii  lit  eher  Ueleliriiiig  in  einer  et» as  mehr 
.lusferlii  li  jri-liiltenen  IJetra«  iHimg  und  deiiOi«  lien  Dar- 
slelliinn-  ili-r  ersten  jiigenillit  li  frischen  Hestrehungen  eines 
aus"e/ei(hneten  IManiic»,  seines  unauflialtsanien,  »  ie  siilie- 
ren  Forsrhreitens  auf  der  einmal  betretenen  h  isscnsrhaft- 
liehen  Bahn,  des  rastlosen  Kifers,  Hoinit  er  dem  Ziel 
lUPilt,  der  literSrischen  Leistnngen  ,  als  ebenso  fieler 
steistii'er  Thaten,  sowie  der  äusseren  Lebensschirksale , 
die  zu  denselben  in  näherer  oder  entfernterer  Ueziehnnjf 
stehen    und    mehrfachen    Einllnss   auf  sie   ausüben. 

Alli'  diese  IMnmente  hat  nun  der  Verf.  fiir  die  Lebens- 
beschreibung auf  S'i  .Seiten  jehiirij;  hervorgehoben,  »ei- 
che beinahe  durchgehend»  noch  lehrreiche  Anmerkungen 
als  sch.'ltzbare  Zugabe  auf/uneisen  haben,  und  ihnen 
noch  auf  ,'Jö  Seiten  ein  Verzeichniss  der  zahlreichen 
Schriften  des  Sigonius  mit  dankensuerthen  literarischen 
Zusätzen  und  fünf  lateinischen  Briefen  desselben  belf^e- 
gebeii.  Die  oben  erwähnten  Partieen,  deren  Beschrei- 
bung sich  der  Verf.  zur  Aufgabe  gemacht  hatte,  hat 
darselbe  in  so  klarer  und  lichtvoller,  als  unterhalten- 
der und  belehrender  Darstellung  durchgeführt;  daher 
die  Schrift  dem  oben  bezeichneten  Kreis  von  Lesern  mit 
der  Bemerkung  empfohlen  werden  kann,  dass  sie  die- 
selbe nicht  ohne  grosse  Befriedigung  ans  der  Hand  legen 
werden.  >Vill  sich  Ref.  noch  schliesslich  eine  kleine 
.4usstellun^  erlanben  ,  so  ist  es  kurz  die,  dass  der  Verf. 
den  Streit  des  Sigonius  mit  Robnrtelli  und  Riccoboni 
in  der  Erzählung  wohl  eti»as  kürzer  hätte  behandeln 
können. 

Ref.  kann  indess  »nn  dem  hochgeachteten  Verf.  nicht 
scheiden,  ohne  den  Wunsch  auszusprechen  ;,  dass  es  ihm 
noch  «ergonnt  sein  niüge,  die  Verehrer  des  .\lterthnms 
auch  ferner  noch  mit  gleich  werthvollen  Erzeugnissen 
^eine^  lileraris«  hen  Thäligkeit  zu  überraschen  und  sie, 
wie  bisher,  zu  besonderem  Danke  zu  verpilichten.  Die 
äussere  Ausstattung  der  Arbeit  lässt  Nichts  zu  wünschen 
übrig.  ■    '  —  "• 


Gymnasial  -  Chronik    und   Miscellen 

Berlin.  Am  18.  März  fand  die  diessjährige  Prü- 
fung der  Zöglinge  des  Real  -  Gymnasiums  statt.  Das  Pro- 
gramm enthalt  eine  Abhandl.  des  Oberlehrers  Dr.  Holz- 
apfel über  die  Kirche  des  Abbe  Lhatel.  Den  .Schnl- 
ij.ichrichten  des  Diroctors  August  gemäss,  betrug  die 
Schülerzahl  im  vorigen  Sommersemestcr  .'Jt)*^,  im  Wintcr- 
•,1-inPSter  :i79 ,  wovon  in  Prima  2Ö,  in  Obersecnuila  22, 
Ml  Lntersecunda  30,  in  Übertertia  5!^,  in  Untertertia  6S, 
III  Oberquarta  31,  in  Unterquarta  42,  in  Quinta  5(i  und 
III  .Sexta  47  Sassen.  Zu  Blich,  v.  J.  wurden  7  Ziiglingo 
zur  Universität  entlassen,  zu  Ostern  d.  J.  4.  Aus  dem 
Lehrercollegium  schieden  aus:  1)  Hr.  Prof.  Härtung, 
ivelcher  im  Mai  v.  J.  emeritirt  wurde,  2)  der  iMusik- 
ilireclor  Lecerf,  3)  Jer  Schulanitscaiididat  Dr.  S  e y  f- 
fert,  der  zu  fliich.  l,S4t  einen  Ruf  an  die  höhere  Stadt- 
schule der  Königssfailt  erhielt,  4)  der  Schulanitscaiididat 
Dr.  Er!  er,  der  zu  derselben  Zeit  eine  Anstellung  als 
mathematischer    Lehrer    an     einem     Proviozialgymnasium 


bekam,  .'))  der  Prof.  .Se  check,  welcher  dem  Rufe  zu 
einer  Dirertorstelle  in  Dresden  folgt,  t))  der  Schulamts- 
candldat  Dr.  Witt,  iler  zum  Lehrer  am  Gymnasium  in 
liissa  ernannt  ist,  7)  iler  Schulamtscaiididat  Dr.  Wei- 
gand,  der  sein  gesetzliches  Proliejahr  absolvirt  bat.  Ein- 
getreten sind  :  der  Schulamtscandidat  Dr.  Kuhn  als 
zwölfter  ordentl.  Lehrer,  der  Schulamtscandidat  Schme- 
ckebier, Behufs  der  Ableistung  des  Probejahrs,  der 
Dr.  Wilke  als  Hülfslehrer  für  wissenschaftliche  und 
Sprachstunden,  sowie  für  den  Gesangunterricht,  der  Pri- 
vatilucent  Dr.  George,  ebenfalls  als  Hülfslehrer  für  die 
französische  .Sprache.  —  Am  1'!.  März  fand  die  iiireiit- 
liche  Prüfung  der  Zöglinge  des  Berlinischen  Gymnasiums 
zum  grauen  Kloster  statt.  Das  Programm  des  Director« 
Ribbeck  enthält  eine  Abhandlung  des  Oberlehrers  Dr. 
Hermann  Boiiltz:  Observationes  criticae  in  Aristotelis 
libros  melapliysic«  s  (24  S.  4-).  Ans  ilein  Jahresbericht 
entnehmen  h  ir  Folgendes  :  Höheren  Veroriliiuiigen  gemäss 
soll  am  Schlüsse  jedes  Monats  darüber  berichtet  werden, 
üb  im  Laufe  ilcsselben  etwas  Beuierkenswerthes  in  Ange- 
legenlieiten  iler  Anstalt  vorgefallen  ist;  ferner  soll  den 
Schülrrii  der  hiesigen  ünterrichlsanstalten  durchaus  un- 
tersagt «erden,  ihre  Bücher  zu  verkaufen;  die  hiesigen 
Antiquare  sind  angewiesen,  kein  von  einem  Schüler  zum 
Verkauf  angebotenes  Buch  anzunehmen.  Einem  Miiii- 
sterialrescripte  zufolge  haben  diejenigen  Schulamtscandi- 
dateii,  welche  bereits  von  einer  theologischen  Behörde 
iu  der  Theologie  und  im  Heliräisrhoii  geprüft  worden 
sind,  vor  der  »issenschaftlichcn  Prüfuiigscommission  m 
Bezug  auf  jene  Objecte  nur  ein  Colloquiuni  und  eine 
Prnbelection  abzulegen,  worauf  die  Commission  zu  be- 
stimmen hat,  in  welchen  Classen  der  Candida!  diese 
Gegenstände  lehren  dürfe;  hinsichtlich  der  sonstigen  fa- 
cultas docenili  gelten  auch  für  solche  Candidaten  die  alten 
Sprachen  und  das  Deutsche,  oder  Mathematik  und  Aa- 
tuiwissenschaften ,  oder  Geschichte  und  Geographie  als 
Hauptobjerte ,  und  soll  hierin  ihre  Prüfung  nach  densel- 
ben Grundsätzen  geschehen,  wie  bei  den  nicht- theologi- 
schen Candidaten.  —  Die  Schülerzahl  betrug  im  ersten 
Quartal  des  verflossenen  Schuljahres  395,  im  zweiten  384, 
im  dritten  38 T,  im  vierten  3SI  ;  davon  sassen  42  in  Prima, 
36  in  Obersecunda,  25  in  Untersecunda,  37  in  Oberter- 
tia, 47  in  Untertertia,  4ti  in  Oberquarta,  48  in  Unter- 
quarta, ob  in  Quinta  und  40  in  Sexta;  zur  Universität 
wurden  mit  dem  Zeugniss  der  Reife  zu  Mich.  v.  J.  11 
entlassen.  —  In  die  durch  den  Tod  des  Prof.  Fischer 
erledigte  fünfte  Lehrstelle  ist  der  Prof.  Dr.  Pape  ein- 
genickt, in  die  sechste  der  Prof.  Dr.  Aischefski,  in 
ilie  siebente  aber  ist  als  zweiter  Lehrer  der  Mathematik 
lind  Physik  der  Prof.  Dr.  Foocke  Hoissen  Müller  vom 
(iyninasiiim  zu  Al(-ßranilenburg  berufen  worden.  Der 
Schulamtscandidat  S  ey  ff  e  rt  hat  eine  Lehrerstelle  ander 
'om  Director  Hcrter  geleiteten  höheren  StaiKschule 
hierselbst  übernommen.  Ausserdem  ist  der  Candiilatus 
probandns  Kube  und  die  Schulanitscandiilaten  Bloch 
lind  Dr.  Witt  ausgeschieden:  dagegen  trat  als  Hülfs- 
lehrer für  das  Französische  iler  Privatdocent  Dr.  George, 
und  als  Mitglied  <les  pädagogischen  Seminars  für  ge- 
lehrte  Schulen    der    Schulamtscandidat    Beust    ein. 

S  -  t. 


•245 


246 


Casscl,  im  April  ly42.  (^'«-"'"k'-  Gymnasialzpitiing 
von  il.  J.  S.  174)-  Von  dem  diessjaliri;;«'!!  Projrrainiiiu 
iIhs  hicsijfcii  G^nnaüiiinis  ist  bis  jetzt  nur  dir  eine  ilälfle, 
die  jtchulnarlirirliten  vom  üirector  C.  F.  Weber  ent- 
haltend, ausge(;cbrn  »nrden;  die  Uir  da»  Proj^rainm  be- 
«linimte  Abliandlun);  ivirtl  im  Laufe  dieses  .Summers  bei 
Einweiliun^  des  neuen  Gymnasial{;el>audes  ersclieinen.  — 
Aueli  »alireiid  des  letzten  Siliuljahres  sind  in  fleni  Leh- 
rerpersoual  niebrfarbe  Veränderungen  eingetreten.  Der 
Gymnasiallehrer  Lichtenberg,  der  seit  I  .S3S  yu  Wie- 
derherstellung seiner  Gesundheit  von  Erlheilung  des  Un- 
terrichts dahier  dispensirt  »ar,  »urde  an  das  Gymnasium 
zu  Ilersfelil  versetzt;  die  Practicanten  Klingender  und 
K.utsch  an  das  Progvmnasium  zu  Bschwege ,  und  der 
Pract.  ür.  Fürslenau  an  das  Gymnasium  zn  Rinteln 
■jiiaimiltirt.  —  Dr.  Theobald  erhielt  im  November  eine 
jährliche  Zulage  von  tOO  Rtlilrn.,  und  wurde  im  Januar 
mit  der  Stellvertretung  des  Oirecturs  für  Verhinderungs- 
fälle beauftragt.  Die  fi  Classen,  in  »eiche  die  Anstalt 
zerfallt,  werden  in  9  Classenzimmern  unterrichtet,  weil 
die  Tertia  in  zwei,  die  Quarta  in  drei  raumlicli  geson- 
derte .4btlieilungeu  getrennt  werden  musste.  IMit  dein 
Zeugniss  der  Reife  wurden  zu  Alichaclis  7,  zu  Ostern 
.S  Schuler  auf  die  Universität  entlassen.  —  Mach  dem 
Drucke  der  Schnlnachrichten  wurden  noch  im  März  und 
April  d.  J.  drei  Lehrer  von  dem  hiesigen  an  andere 
Gymnasien  versetzt,  F.  Dainmerich  nach  Hanau,  Dr. 
Müller  nach  Fulda  un>l  iler  iliilfslebrer  Dr.  Uupfeld 
nach  Rinteln,  Prof.  Dr.  Bürsch  ging  dagegen  von  dem 
Gymnasium  zu  Hanau  an  das  hiesige  über.  Das  Lehrer- 
kollegium besteht  demnach  jetzt  aus  VI  ordentlichen,  4 
ausserordentlichen    Lehrern   und   2    Practicanten. 

Gotha.  Zur  Vermahlungsfeier  des  Herzogs  Ernst 
und  der  Prinzessin  von  Baden  Alexandrine  verfasste  Hr. 
Dir.  Rost  ein  griechisches  und  Hr.  Prof.  Wüstemann 
ein   lateinisches  Gedicht.      Wir   lassen   beide   hier   folgen. 

I. 
"Jo^STS  öij,  Movaai,  xoiioai  J/o;,  äo^^ST'  dotdiii, 
fj,iKzioi'aai  fjaaiXijog  dyaxKvTor  dykaov  viiv 
/itvQtdiijv  uKoxov  y.aiüyovT'  t's  öuinaxa  navQOi,. 

i2i  nur    dcf    if^iHQxfji  ijotu^  './dftijrog  'JaAxov 
ijyayev  "JXmjötiv ,  Ilskiov  xoioijv  eoarsivtjv, 
M?  vvv  iJTii;  dgioTi]  iijv  Ptjvoio  -xao'  oj^d^aci 
/.oi'oäujv ,  Tijvd'  hiiQTjV  i'jyays  ^ai;ovitjv8e 
r      (-ieofxuTrokndojv  ex  8iav  'Ake^avS qLvi] v. 
'         Okßiog  tu  ßaoiXeü ,  (j,d}M  zoi  os  SonJ^ei  iuvtr 
(uiaiiaToi  (fikiovai  d^eo!  •  xovquj  yuQ  töui/.av 
'^/.aiToj ,   TuvSaQidtuai  Cfvtjv  ivuXiyxiuj  dvciiv 
ij  6'  d:ieijv  nouvt]  SvydnjQ  /.uTot  dui^i'  dyanijxrj., 
rrjv  vvv  evuevsojg  uTtaoav  tto^c'o^ti  ys  TTarpi. 

'OXßis  Tiai  ßaaikfjoq,  ix^^i  äko^ov  TiokiidvjQov, 
XcÖvijv,  iffdi^iiv,  XagiTuiv  utto  y.ähXot,  Ix'^vaav, 
i'j  loi  /jeÄi/u  rcuvra  cfSQei  uaLa  rnQotpQOVL  &vuüji, 
svövxkuii  (füJovaa  ts  xtjSof^ivij  re  udk'  aisc, 
oT.Tw;  evcfQUv^fjq  xul  aol  ykvxvi  eißcTai  aiviv. 

Okßiij  ah  vv/JCfij,  Ool  yä^  Ttüoiq,  tartiv  «'/aoros, 
rx  i^vftoü  (fiXiüjv  oe ,  TU  8h  (poovewv  dvä  &vu6v, 
oTtnujq,  Toi  y'  iniijQa  (fi()i]  xai  xüSog  ö^ä^tj- 
kaoi  8'  loa  ^caU  riovoi  oiy'  rj9h  atßovxai^ 


XaLgevt  öij,  nokujcut,  ooot  diöu/^iu.;  xi/.m  X"'("'-' 
vuiere  ^ia  i^uwvrei  vn'  ijii'wt  ai'tv  dvaxii , 
Xut(j£TS,  ■7iaoi>hvty.ui  ze  xai  ijii^iot  i^akit^ovri^- 
dujuv  yo(j  ZiL'i  8ujxev  vTroax^oi/jv  i(jnxcivt}v 
fooeoi^ui  naiöeoai  xai  olptyuvuirrtv  in.ci.Tn 
Eio€ro<;  ix  yevef](fi  yivoc:  xkinvjv  ßaaik>jo)v. 
XtduETS  fiiknovTsq  y.acd  re  nrökiv  tj8e  xut'  dyuiivc 
Tov  ■itui'  ivi  ^irdoTTi  x^-oisvi^'  viiivaiov  ds/nub 
lijyeiT]  9   'EktvT]  xai  d(Jt^i(plko)  Blevekciiu- 

„Xaloutg,  ui  vvfiCfTj,  jfai'po/;,  ei'nevf^eui   yaf^ß(>i. 
„AijTuj   iiiv  öoiij  Aipuj  xovoor(tu(f'Us  vu^iii- 
„ei'rsxvtijv,  KvTT^ti  öi  Oed  Kircfiti  Jaov  loaaifui 
„dkkijkviv ,  Z£v<;  8h  Kgovlöiji  Z£L'i  dtfihiov  ö/.ßrn, 
„oic  f^  evTiaxQiddJv  eiq  evuaxQidag  Trnk/v  ik^rj.*'- 

IL 

Sic   arma  Martis  pectora   oon   tegunt. 
Erneste!     Sentis,   (jui   clypeum   geris, 
Certas  sagittas  ,   quas   Cupido 
Cute  acuit  validasque   promit. 

Laetatur    alto    vnlnere   cum   patre  . 
Di    rui   secuiidant   umiiia   pruspera, 
Dilecta   mater ,    quacque    fida 
Mente    fovet   geminos   iiepote.x. 

Laetamnr  omnes,  qui   colimus   pie 
Te ,   gentis    unas   «lelicias    Tuae , 
Virtutis  heredem  paternae. 
Et  simileni   proavis   nepoteni. 

Ipsa   Dione   matre   Cupidinum 
Ducente,   prudens   consilinm   et  suo> 
Praebeiite   divos   patre,    fuustum 
Florida   ad   arva  gradum   tulisti. 

In   queis   beatis   aurea   degitur 
Ae^as  ;   teuet    nam    mitia   civibus 
t.Uic  sceptra  aniatus  iure   genti 

\i    Cum  Sophia   Leopoldus  omni. 

Moii   .solis   ignes   splendidius    micant. 
Quam   fulget   alti   iilia  priiicipis, 
Augusta   Alexandrina.      Formaiii 
Purpurei   decus  oris  ornat, 

Et   Gratiarum   subsequitur   decor , 
Tomesque   Virtus   condecorat,   patris 
Cognata  sceptro,  Comitasque 
3Ioribus   ingenioque   blauda. 

Erneste!    felis  principe  virgine! 
O   virgo   felix   principe   oobili ! 
O    coniugi   felicis   onien! 

Spes  patriae   stabilita  surgit. 

Laetos   vocant    los  vota  precantium, 
Laetis  moras   ne   ducite   longius. 
Jion  fulget  auro   Liaa   nostra. 

!Nun  turnet  uva  nigrans  racemiB, 

At  sunt  opacis   cum   violis   croci , 
At  sunt  oduris  Iilia   cum   rosis: 
Nectemus  Augustis  Coronas ! 

iVIunera  parva  placent  beoigni». 


•-'4- 


?4S 


>  an  mim  I  ::.  Ijohrerpersonal  de«  Doiiijfvinnasiums. 
Zii  t)^l<Tri  I.S4I  scliii'il  rill  tüchtiger  jiiufer  l^clirer,  Hr. 
Scliiil.iiiilsijmliilat  Aiijjust  WicfaiHl,  von  uns,  tini  c-ine 
LohriTstcllp  an  ilcr  iKilicrrn  ünrfcT.sihnlp  in  llallxTsladt 
zu  nbernnlinicn.  Kr  hatte  nns  ein  Jalir  liimlnrcli  nnter- 
sti'itzt,  unil  «lal.ei  «rosse  Liebe  Jin  seinem  Hernie,  jjnte 
.Sachkeeiiitniss  iinil  Umslrlit  in  Hanilhabnng-  iler  üisriplin 
lien.'llirt.  Zu  gleirlier  Zeit  verliessen  uns  aiii-h  ilie  bei- 
den Herren  C.  Hetzer  und  C.  Ha  u  c  ll  fu  ss  ,  ron  denen 
der  erstere  den  llnterriilit  im  Silireiben  und  Zeiciincu 
einige  .lalire  liinilunli  an  unserer  Schule  geleitet,  der 
andere  von  Ostern  1^40  an  uiientgelllich  i  inijre  Lectio- 
nen  in  den  alten  S(iracheii  m-jelien  liatle.  Nicht  lan'.'e 
darauf,  am  'I.  .Inli,  starb  d<M-  bisherige  Lehrer  iler  fran- 
7.osischen  ,S|)rache  Hr.  Adolf  (in  iler  in  einem  Alter 
von  ()~^  Jahren  an  Enlkr.'lftiin},'-.  Er  »ar  ein  i^laiin  von 
«o  trririiclier  Denkiinjrsart  und  so  liebenswürdijtem  \t  escn, 
dass  er  Allen,  die  ihn  11,'lher  kannten,  gewiss  nnvergess- 
lirh  sein  wird.  In  seine  Unterrichtssfnnden  theilten  sich 
der  üirector,  Hr.  Snbrectiir  Dr.  Liebaldt,  Hr.  C'andi- 
dat  Holtze  uikI  Hr.  Sprachlehrer  Cavin.  Zu  IMiehae- 
lis  aber  trat  Hr.  .Schiilamtscaiididat  C.  l'\  Benicken, 
der  zuletzt  an  der  Uealschule  in  Halle  als  Hiilfslehrer 
•bearbeitet  hatte,  an  seine  .Stelle.  Ausserdem  fiel  keine 
Neriinderuiig  im  Lehrerilersonnle  vor.  Kä  nnterricliteteii 
also  im  terflossenen  Schuljahre  mit  Einsrhluüs  des  Hrn. 
Domniedijjers  Heizer  ||  Lehrer  an  dem  Uomgvinnasium, 
näinlich:  Director  Dr.  Fortsei«,  zngleicli  Ordinarius 
von  Prima,  Conrector  Dr.  Aliiiler,  Ordinarius  von  Se- 
cunda,  Conrector  fll.  Schmidt,  Ordinarius  von  Tertia, 
.Snbrector  Dr.  Liebaldt,  Ordinarius  von  Quarta,  ftla- 
theinaticus  Hülsen,  Dr.  Matthiae,  Ordinarius  von 
(juinta  ,  !\lusikdirector  Claudius,  Schulanitscamlidat 
Holtze,  .Schnlamtscandidat  Benicken,  .Sprai  hlehrer 
Cavin. 

>  eubrande  nbiir  •;.  Das  Alicliaclisprngrauiui  des  hie- 
:.ij;en  Gymnasiums  enthalt  eine  Abhaiidliinj;  des  Prorector 
Waldastel:  de  cliori  coniici  dispositioiie ,  incessn,  sal- 
latione,  T2  S.  4.,  iler  eine  Invective  des  Verf>.  gegen 
ilen  Dr.  Firnhaber  wegen  seiner  Recension  eines  frü- 
heren Programms  des  Hrn.  Waldflstel:  de  tragoeiiiarnm 
Graerarum  menibris  in  der  Zeitschrift  für  Allcrth'in.stv. 
1S39.  Nr.  85—89.  vorangeht.  Das  Gymnasium  »ar  im 
Winter  »ou  8),  im  Sommer  von  9!)  Schülern  ,.  die  iiür- 
gerschule  im  Winter  von  191,  im  Sommi-r  von  l(i,')  Schü- 
lern   besucht. 

Nenstrelitz.  *n  dem  Gymnasium  Carolinnm  da- 
selbst, mit  dem  neuerdings  eine  Vorbereitniigsciasse  ver- 
liuiiden  unrde,  unterrichten  gegenn.'irtig  folgende  Lehrer: 
Director  und  Srhiilrath  Kggert,  Professor  Dr.  Ladc- 
«ig,  Professor  Bergfeld,  Dr.  Scheibe,  Milaroh, 
Werner,  V  i  1 1  a  1 1  .• ,  der  Cantor  .^lessing  und  der 
Zeichenlehrer    Rusche  wcvh. 

Wismar.  Die  grosse  Stadtschnic  daselbst  feierte  am 
3<4.  Se()t.  lSi41  ihr  dreihundertjähriges  Jubelfest,  wozu 
der   Reetor  derselben,    Prof.    IVl.  C.  F.   Crain  durch   eine 


.tusführlirhe  Schrift:  Die  Refurinatiou  der  ebnstl.  Kirche 
in  Wismai,  'II  S.  4.  vorbereitete,  »ie  auch  ein  kürzere.i 
I'Vst|irograiiim  als  eigentliche  Einladung  und  ein  Carmen 
sernlare  schrieb.  Die  Feier  selbst  bestand  in  einem  Rede- 
actiis  mit  IVJnsik-  und  Gesangbegleitung,  uobei  ausser  dem 
Rector  der  Oberlehrer  Dr.  H.  Francke  und  mehrere 
Schüler  der  obersten  Classe  als  Redner  auftraten.  Zur 
Bezeugung  ihrer  glürkwünschenden  Theilnahine  hatten  der 
Director  Dr.  Wex  von  Schwerin  Namens  des  dortigen 
(ivinuasiuins,  Prof.  Dr.  Petersen  von  Hamburg  für  da» 
akademische  Gymnasium  daselbst,  Conrector  Dr.  Lübker 
von  .Schleswig  als  früherer  Lehrer  der  Anstalt  eigene 
Druckschriften,  Director  Prof.  Bach  mann  von  Rostock 
für  die  dortige  grosse  Schule  eine  l'otivtafel  —  alle  selbst 
hei  dein  Feste  aiiwesenil  —  überreicht.  Alittags  vereinigte 
ein  glÄiizendes  Mahl  ,  durch  die  .Vluiiiiiceiiz  der  liberalen 
Ortsbehörile  an» gestattet ,  in  dein  schonen  Locale  des 
Rathhanses  niiil  Abeiiils  ein  Ball  die  von  nah  und  fern 
herheigekomineuen  Gäste  in  Frohsinn  und  Heiterkeit.  — 
Prof.  Crain  hat  die  Festrerle  für  die  Freunde  jetzt  ab- 
drucken und  vertheilm  lassen.  —  Zum  iivlttenvinl  ver- 
sainmi'lle  sich  hier  der  Vei-ein  Norddeutscher  Schulmän- 
ner unter  dem  Vorsitze  des  Rectors  iler  grossen  Stadt- 
schule, Prof.  Crain,  am  3().  Sejjt.  und  1.  Oct.  hS-H. 
Die  Zahl  der  anwesenden  ordentlichen  und  ausserordent- 
lichen rtlitglieder  »var  \'>'A.  Folgende  Vorträge  wurden 
am  ersten  iinil  theilweise  am  zweiten  Taire,  >«o  zugleich 
die  Berathiing  über  einige  Puncto  der  Sl.itiiten  iiirge- 
nonimcn  wurde,  gehalten:  vom  Prof.  Ladewig  ans  Nen- 
strelitz:  über  die  Gränzen  des  Griechischschreibens  auf 
Gelehrtensrliulen,  vom  Rector  Dohrii  aus  IMeldorf:  über 
den  Unterricht  in  der  deutschen  Sprache  auf  Gelehrten- 
schulen, vom  Conrector  Pansch  aus  Eutin:  die  Bücher 
des  Aristoteles  über  die  Freundschaft  (Etil.  Nie.  VllI,  IX), 
ein  Schulbuch  für  die  oberste  Classe  eines  Gymnasiums, 
vom  Dr.  Frege  aus  AVismar:  über  den  organischen  Zu- 
sammenhang der  Bürger-  oder  Realschule  mit  der  Ge- 
lehrtenschule, vom  Dr.  Haupt  ebendaher:  über  das  der- 
zeitige Verhältniss  der  Gelehrtenschnle  zur  Kirche,  mit 
Beziehung  auf  einen  Aufsatz  der  Ev.  Kirchenzeitiing,  rnai 
Collaliorator  Fevers  aus  Lübeck:  über  die  Bildung  und 
verschiedene  Form  des  A-verbo  im  Lateinischen.  An  die 
Stelle  des  staluteninässig  abgehenden  Sccretärs,  Conrector 
Lnbker  von  Schleswig,  war  iliessmal  schon  der  Lehrer 
Dr.  Haupt  von  Wismar  getreten,  ein  zweiter  Secretär 
,'>ber  wurde  jetzt  in  der  Person  des  Dr.  Nülting  von 
Wismar  gewählt;  dein  früheren  Secretär  wurde  von  der 
Gesellschaft  die  Besorgung  des  Abdrucks  aller  früheren 
Protokollausznge ,  die  in  Zeitschriften  zerstreut  waren, 
übertragen  (seitdem  erschienen  Schlesw.  1^41.  103  S.  8.). 
■Ulli  zugleich  beschlossen ,  dass  künftig  ein  Auszug  aus 
den  Verhandlungen  durch  Besorgung  des  jedesmaligen 
Sei  ret.'lrs  besonders  abgedruckt  und  an  sämmtliche  IMit- 
glieiler  vertheilt  werden  solle.  Die  Wahl  des  nächstjäh- 
rigen Versammlungsorts  fiel  auf  Schleswig,  und  die 
beiileu  ersten  Lehrer  der  dortigen  Domschule,  Rector 
Ju  u  gel  aussen  und  Dr.  Lübker  wurden  mit  den  Ge- 
schäften  des    Vorstands   beauftragt. 


G  y  m  11  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  t  LI  n  g. 

Beiblatt 

zur  Zeilsriiri  It  für  die  Altertliiimswissenschalt. 


August    1S49. 


I 


36.    iiJinig-es  y-iir  Eririiicriin<>-  an  Karl  üffried  Müller. 

Otfried  Mäller's  Scli»iegerpa(cr  ist  iler  Grhcime  Ju- 
etizratb  Hugo  in  Gullinge/i ,  iler  grosse  Jurist  und  be- 
kaiinfo  St.fter  der  historisrlicii  .Srliiilo.  Je  niolir  Ursache 
dieser  berühmte  Gelehrte  hatte,  auf  einen  solchen  Schwie- 
get iofut  stolz  zu  sein,  um  so  tiefer  inusste  ihu  die  JNach- 
richt  von  dem  Tode  desselben  erschüttern,  die  er,  ganz 
uneruartet  und  uniorbereitct,  wie  man  erzählt,  zuerst 
in  der  Augsbnrger  Allgemeinen  Zeitung  las.  Vielleicht 
um  einem  künftigen  ISiograplieu  des  Verewigten  rorzu- 
arbeiten  ,  Hess  Hugo  eine  Samnilang  von  noch  nicht  ge- 
druckten Aeusserungen  über  Mülle/'s  Toil  drucken,  ilie 
er  nur  Freunden  verehrte.  Wir  theilen  davon  den  ersten 
Bogen:  Der  I.  August  i  ü40  überschrieben,  in  der  Ueber- 
zeugunw  mit,  ilass  jede  Erinnerung  an  den  herrlichen 
.'Mann  das  Interesse  der  Leser  der  Zeitschrift  für  die 
Atterthumsifissc}tsckaft ,  zu  deren  Alitarbeiter  Müller  ge- 
holte,  erregen    »erde. 

Der   1.  August  1840  ')• 
Es  sind   bereits  vier    Alouate    verflossen,    seit   wir  auf 
attischem  Boden   mit  Freude  aufnahmen  ,  und  frohlockend 


1)  Den  Anfanj»  dJcsL'r  Sainnilung  von,  wenigstens  deutsch  oder 
lateinisch,  nocli  nicUt  gedruclNlen  AecisscruDgcn  über  Mül- 
■  ler's  Tod  niaclit  die  Uebeisi'tzung  einer  neiigriccbiscbcn 
Rede  des  Hin.  Professor  I'hilippos  Joaiinoii  zu  Jthen  ,  bei 
der  Beeriliguiig  am  2.  .\iigust  gehalten.  Das  Ganze  erin- 
nert die  l'rciiiide  des  Hei.uisgebers,  schon  'lein  Aeiisscrn  nacli, 
an  ein  Llalt ,  worin  ilinen  ein  Aiilsal/,  von  M.  über  das 
Dciclorjubilaiiin  seines  Schwiegervaters  nebsl  einigem  sich 
darauf  Brzicbciulcn  niitgelbeill  wor.len  war.  Andere  Aucr- 
kciiiiuiigcn  der  Verdienste  des  Vorstnibcncn  sind  schon  die 
erste  in  Dculscbland  bekannt  gemachte  IVachricIit  von  sei- 
nem Tode  in  der  f/lnp;sl>urgerj  /Itlgemeinen  Zeitung  wegen 
der  ihm  von  der  Universität  zu  /Ithen  erwiesenen  Ehre, 
die  hiesigen  Gclehrlin  Aiiz.  St.  145,  die  ebendaselbst  St.  154 
erwähnte  iSaclischrift  des  Hm  Prof.  Schneidewin  zu  Jer 
von  M.  ziiriickgclassenen  Vorrede  zum  Verzeichnisse  der 
Vorlesungen  *) ,  und  was  St.  tti9.  angezeigt  ist,  die  Ge- 
dachtnissredc  des  Ilrn.  Prof.  Liebner  und  die  Schrift  des 
philologischen  Semin.irs  ,  von  Hrn.  Candida!  Stall  ans  dem 
Nassauischen.  Gedruckt  ist  ferner  ein  Gedicht  von  Hrn. 
Dr.  EUiseii  und  Eines  von  Hrn.  Cons.  Secr.  Bube  in  Gotha. 
Auszüge  aus  Briefen  der  Reisegefiilirtcn  stehen  im  Kunst- 
blattc  und  in  der  (^HallischenJ  A.  L  Z.  *') 
')  Diese  ihren  gelehrten  Verfasser  ebenso  sehr,  als  den  edlen 
Todten    ehrende   Nachichrifl   aus    dem    Index    Scholarum 

Orn.nasial-eilun   . 


begrüssten  den  herrlichen  Otfried  Müller,  uml   licute   ver- 
sammeln wir  uns    niedergeschlagen    und    in  Trauer,     om 

publice  et  privatim   in   Acadcmia  Georgia  Augusla   per  sc 
nieslre  biberniira    Anni   MtiCCC.VL  —  MDCCCMJ   babcn- 
daruni  hier    ganz  milzulheilen ,     wird    für    den    Einsender 
um  so   weniger  der  Eiitscl.uMigiing   bedürfen,    da  der   In- 
dex Scliolarum  nicht  in   sehr  viele  Hände  gelangen  incicbte. 
Die  Nachschrift  S.  9  sq.  lautet:    ,,Haec  et  quae  de  Foro 
Athenarum  dicenda  restant,  perscripta   icli(|uit  is ,    quem 
ante  hunc  annum  corpore  animoijue  valenleni   et   vegctum 
lacta  ouinia   sperantes   spcranteni    ad   visendam  Italiam  et 
Graeciam  disccssurum  piis  volis  proscquebnmur  ,  Carolus 
Odofredus    Muelterus  ,     cerlissininni    Acadeniiae     nostrae 
Cohiiiien  et  splendidissimum  ornamentum.      Cujus  dcsidc- 
ratissimi    viri    reJitum    dum    post    fauslum    iter    ac    nobis 
lilterisf|iic    salutarc    futurum    et    post    snpcraias    non    sine 
Deo  multas  magnas(jue    diiricultales    cupidissime  e.vpecta- 
mus,     diimque   ii  ex  Vobis,    Cominililones  ,     quos   sludio- 
rum    ratio    cum    viro    iiicomparabili    artius    coniun\isset, 
illius    societatem    laetitiae    publico    documeiilo    conlestari 
apparant:     ehcu ,    inopinanlibus    oninibus    et    talis    casus 
accrbitütcm  vix  cogitatione  alliugcntibus  trislissimus  alfcr- 
tur  nuntius,     non    passas    esse    vcleium    umbras    bcronm, 
intcr  qiias  venerabundus  versabaliir.   homincm  Germanum 
inteßrum  i'icae  scelerisque  purum  et  in   quo  Gra^i  lumeD 
ingenii  revixissct,    a  sc  divelli.     Elenim   Delphis  dum  vc- 
tuslatis  reliquias  studiosius   scrulatur  et  ex  viscerihus  ter- 
rae   eriiit,    inexpleta    pcrvestig.mdae    antiquilalis    siti    .-«b- 
rcptns  viin  morbi  occulte  glisLenlis  vcl  vilipeiulit  vcl  dis- 
siinulat.     Post,     iugravescente    niorbo,    a    ßdelibiis   socü« 
iliueris  summa   cura  Atbenas  adveclum  nulignae  vebemen- 
tia  felnis  rxlin.\it  jamiam   ad  dome.sticos  l.ires  et  ad  orna- 
rtssimam  coiijugem   redire  gcoticnteni,    jam  Vestris  quoqiie 
usibiis,  Couimilitoncs,  gnaviler  prospicienteni  [Aliquot  ante 
nicnses  b.   Muellerus  Atbcnis    scheduUm    ad    nos   miäcrat, 
quae  huic    Indici    Scholarum   insrreretur,    bancce  :     C.   O. 
Mucller,  Dr  ,   Mjtholaglam  antii/uoritm  populorum  doce- 
bit  (|uiuis  per  hcLiduuiadem   diebus  b.oris   IX — X.     Gram- 
maticae  Gniaae    latinacque    priorein  partem   Iradet  toti- 
dcm   bnris   X  — \I.     Semiiiarii   pbilulogici  sodalibus  quam 
couiuientandi  niateriam   proposituius  sit ,   ab  itiiieie  rcdux 
in   publicis    tabulis    indic.ibit];     et    cxtinxit   in    ipso    flore 
virilis  aetatis  et  orsurum  quos  menle  aninioqiie  consigna- 
tos  habebat  Graecaniin   bislorinrnm  libros  viclnris  tradcre 
chartis.     F.   A.   Wolfium  Massilia   lenct,   C.  Hcisigium  Vc- 
neti   tnmulaveic:   Athenae   Atticae  sua  esse  voluerunt  ofsa 
CaroU  Odoßedi  Muelleri.     In   ipsa   Acadcmia  vetcre  nor, 
procul  ab  aeclibus    Pialouis   scpullum   Atbcniensis    Acade- 
niiae  Professores,    qui  luctuosiim  fiinus  bonorificenlissima 
pompa  exlulere,   maiisuro  moniiiienlo  decorabuut.     Noiite 
expcctare,   Commililones ,  virtntum   Muelleri,    quae  suni- 
mae  fuerunt,  ambitiosam  pracdicationem:  quam  ncc  hujus 

18 


251 


'>.=i7 


ihm  LcbeHoliI  za  ga<;en.  Der  »nraiisoilrnile  Raf  melileie 
Ulis  «lainnls,  ilass  <Iic»cr  liurhberiihmic  Pliiloloj;  iiiiil  Ar- 
cLfloIo^,  ilessrii  gpsaiiiiiitfü  fjrleii  ein  Lrstäiiiligrs  Stililiuni 
der  (irsdiirlite  und  Uoogra|ihie,  der  Künste  und  Wisscii- 
«clial'trn,  der  Staatsverfassungen  und  Relij^ione»  des  alten 
Ucllas  ausULaclite ,  kdinnie,  unser  ^'aterland  zu  srliaucn 
und  mit  eigenen  Au;,'«n  die  lioehlierrliclicn  Denkmäler 
desselben  und  die  glcinzendcn  Leberreste  den  Hellenisrlieii 
Kunstsinnes  zu  bctraillten.  Von  »velihcr  Freude  fi'ililto 
«ich  da  Jeder  von  uns  durchdrungen  ,  als  wir  hollca  durf- 
ten, den  edelii  !\laiin  von  Angesicht  zu  Angesicht  zu 
achauen,  ihn,  den  die  Hellenischen  Mnsen  von  zarter 
Jogeiid  au  mit  unseriii  Vaterlanile  »erkuiijiften  !  Wie  ciif- 
sfickt«  irns  die  Holl'nung,  dass  die  Rundreise  dieses  hoch- 
gelehrten, geistvollsten  IMannes  durch  Hellas  der  Wisscn- 
achaft  unberechenbaren  Geninu  bringen  würde,  der  er 
seine  Kr.'lfto  geiveiht  hatte;  dass  er  vieles  Dunkle  auf- 
hellen, vieles  Unentschiedene  und  Zneifelliafte  zur  Eiit- 
icheiilung  bringen  würde!  Aber  am  heutigen  Tage  ist 
unsere  Freude  in  Kummer  verwandelt,  unsere  HofTuiingeu 
8iud  bitter  getciusclit,  und  wir  versammeln  uns  mit  nieder- 
geschlagenem Herzen,  unseren  geliebten  Gaste  das  Ge- 
leit zu   geben.      Geleiten   wir   ihn   etwa  bei  der  Rückkehr 


loci  augiistiae  capianf,  nee  unici  viri  praestanlia  desidc- 
rel,  nee  ileiiitjue  receiitis  Iiiijua  ma^iiitudo  patialiir  dolo- 
lis  Lugent  cum  grandaevis  parenlibus  spectatissiini  lia- 
tres,  cara  soror;  löget  com  canüiJissinia  iixoie  Icnerisque 
liberis  et  cum  universa  domo  socer,  scnex  venerabilis, 
qiii  qiiantuni  spb'nJoris  in  Muetleiuin  smun  tian.-liidit, 
tantum  vicissim  rcccpit  a  Muellero :  luget  Georgia  Aii- 
gusta,  t.ili  viro  oibala,  quales  singiilis  aetalibus  singolos 
parca  laigiUir  natura:  lugont  quidc|iiid  est  ubiqne  homi- 
nura  littrratonim  ,  qui  admirati  singulare  MueUeri  inge- 
niiiin  ilhistiisbimis  sciiptis  anlehne  edilis  comprobatum 
summa  quaequc  ab  hoc  nno  sno  jure  expectarcnt:  liigc- 
miis  collcgae  et  amici,  deslltuli  co  collega,  eo  aniico, 
quo  non  vidimus  candidiorcni  ;  lugctis  Vos  denique,  Com- 
militones ,  tali  niagistio  piivali,  quali  nee  doctiorcm  et 
ad  docendos  juvcnes  mngis  natnni ,  nee  nielioieio  atque 
benevolcnlioicm  invenerilis.  Solainen  luclus  est,  quod 
causas  babeinus  lugciuli,  Non  omnis  mortuus  est  Caro~ 
lus  Odofrediis  Muellcvus,  ncc  iisdem  quibiis  vita,  nomcii 
ipsins  el  farna  continetur  teiininis  Dum  erit  bonos  bis 
Jludiis,  qtiibus  Ille  vitam  suam  rircsque,  quas  a  natura 
iiccepcral,  raiissimas ,  consecravit,  vulitabit  vivus  per 
ora  viiiim.  Nobis  aulem  ,  dum  in  Icrris  erimus,  desidc- 
lium  sui  reliquit  nagrantissinnim.  Foittinatum  quiJeni 
Muellerum  ob  vitam  summa  ad  ipsum  obitus  diem  ftli- 
'.itatir  actam,  fortunatum  ob  mortis  ipsius  ralionem  lo- 
ciimqne  et  tempus,  qui  omni  generc  gloriae  cuiijulalui 
in  sacio  solo  Graeciae  suae  cupiraveiit  divinain  illum 
animim  cuique  vcliemcnlla  niorbi  vcl  sensnin  rooiinndi 
abstulcrit.  Supremus  lector  bumaiiaium  rerum  oninibus 
nobis  eam  men'.eiu  duit,  ut  nunqviam  sanctam  niemoriam 
virtutuni  bcati  J^Juelteri  ex  animis  nostiis  cfflueic  patia- 
mur.  P.  P.  in  Acad.  Georgia  Augusta  Augusto  raen'^e 
anni  MDCCCXL. 

**;  Seitdem  //iigo  dieses  schrieb,  sind  die  scbünen  ÄiVinc- 
ruugen  an  Karl  Otfiied  Müller  von  Lücke ^  GötlinKeii 
1841 ,  eiscbieurn ,  sowie  in  der  Beilage  zur  Augsbnrgcr 
Allg.  Zeit  von  lis4t  Nr.  79  ein  inlciessanter  Aufsatz :  Er- 
innerungen an  Otfvied  Müllcr's  ithadeinische  Zeit  ft8l6 
—  1817)  belili'll  ,  von  wciclieiu  Hugo  gloicbfalls  einen 
liesondercn  Abdruck  für  Freunde  und  Verehrer  des  Vei- 
itoibcncn   vcranslaltcte.  Aniiierk.  des  Einsenders. 


iaB  gelehrte  Denischlanil ,  in  den  Kreis  seiner  tlieueren 
Familie,  in  die  Arme  seiner  edlen  Frau,  die  mit  den 
geliebten  Kindern  seiner  Heimkehr  von  der  weiten  Reise 
klopfenden  Herzens  entgegenharret?  Geleiten  wir  ihn 
etwa  bei  der  Rückkehr  auf  seinen  Lehrstuhl,  wo  Schaa- 
ren  nach  Wissen  dürstender  Jünglinge  seiner  Ankunft 
warten,  um  zu  seinen  Füssen  sitzend  seinen  begeistern- 
den V^ortr/igen  zu  lauschen?  Geleiten  wir  ihn  etwa  bei 
iler  Rückkehr  auf  jene  glänzende  Laufbahn  wissenschaft- 
lichen Ruhmes,  die  er  mit  so  grossem  Ueifall  durch- 
schritten hatte,  um  neues  Zeugniss  abzulegen  von  seiner 
hochbegabten  Natur  und  seiner  tiersinnigcn  Aiiffansung 
des  Alterthums,  und  um  neue  Quellen  zu  erüfFnen  für 
historische  und  archfiologisehe  Forschuugeti,  die  et  auf 
seiner  beschiverdevollen  Rundreise  an's  Licht  gezogen 
hatte?  Ach!  ille  Trauer  würde  dann  nicht  so  tief  sein, 
die  Niedergeschlagenheit  würde  dann  nicht  in  dem  Maasse 
auf  unser  Aller  Antlitz  zu  lesen  sein!  Wir  geleiten  ihn 
zu  einer  weiten,  alle  Hoffnung  auf  Wiederkehr  abschnei- 
denden Reise,  wir  geleiten  ihn  zum  Grabe,  in  welches 
ihn  der  bittere  Tod  hiiiabzieht,  der  unsere  und  der  ge- 
lehrten Welt  Hollnungeu  vernichtet  hat!  Ich  aber  bin 
von  Seiten  meiner  Amtsgenossen  aufgefordert  worden,  bei 
diesem  Geleit  eine  schwere  und  harte  Pflicht  zu  erfül- 
len und  am  Grabesrande  die  Worte  des  Schcidens  zu 
sprechen. 

Meine  zahlreichen  Zuhörer  erwarten  vielleicht  von 
mir  eine  vom  Beginn  anhebende  Lebensbeschreibung  des 
berühmten  Mannes,  wie  es  bei  solchem  Anlass  gebräuch- 
lich ist:  eine  Schilderung  seiner  Jugend  und  Erziehung, 
seiner  auf  Gymnasium  und  Universität  vullendeteo  Aus- 
bildung, was  denn  Gelegenheit  gäbe,  eine  Menge  hoher 
Lobreden  zu  ersinnen.  Oder  vielleicht  erwartet  man  von 
mir  eine  genaue  Aufzählung  der  verschiedenen  philolo- 
gischen, historischen  und  archäologischen  Werke,  wodurch 
er  die  Wissenschaft  bereicherte,  eine  Darstellung  der 
vielen  und  grossen  Vorzüge ,  die  ihren  Wcrth  erhöhen, 
unil  eine  Schilderung  seines  unablässigen  uud  mit  reich- 
stem Erfolg  gekrönten  Wirkens  als  akademischer  Lehrer. 
Aber  für  eine  so  grosse  und  schivere  Aufgabe  bin  ich 
weder  genügend  gerüstet,  noch  auch  genügt  die  Kürze 
der  mir  zugemessenen  Zeit.  Daher  überlasse  ich  dieses 
Alldem,  die  mit  seinen  Lebensschicksalen  inniger  ver- 
traut sind,  und  seine  Werke  emsiger  studirl  haben,  Und 
beschränke   mich   auf  das   Folgende. 

Olfried  Müller,  von  achtungswerthen  Aeltern  in  Schle- 
sien geboren,  gab  sich  von  frühester  Jugend  mit  glühen- 
dem Eifer  den  dassischen  Studien  hin,  und  zeichnete  sich 
schnell  durch  uiige»  öhiiliche  Talente  aus.  Seine  akade- 
mischen Studien  lollendete  er  auf  der  Universität  LV/7/«, 
wohin  er  sich  von  Urcslnu  begeben  hatte,  um  seine  phi- 
lologischen und  historischen  Studien  fortzusetzen.  Dort 
hörte  er  namentlich  die  Vorträge  des  berühmten  Böckh 
mit  grossfer  Theilnahme.  Von  Natur  mit  seltenen  Anla- 
gen ai:sgestatlet  und  mit  nie  rastendem  Eifer  sich  auf 
ilie  ^^  issenschaften  werfend,  sammelte  er  frühzeitig  einen 
solchen  Schatz  von  Kenntnissen,  wie  man  ihn  nur  selten 
an  älteren  Gelehrten  bewundert.  Kanin  zwanzig  Jahre 
alt  schrieb  er  seine  Aeginetica,  in  welcher  Schrift  die 
ersten  Strahlen  seines  hcrvorrageudeii  Geistes  hervorleach- 


253 


354 


I 


t«ten.  üalii  folgte  sein  brrnhm<es  Werk  über  Orcliome- 
nos  und  iüp  Minyer,  «elches  mit  iiiigo<hciltpm  Beifall 
von  <len  deufsrhon  Hisforikern  nn<l  Arrliäulogen  aufge- 
nommen, seinen  «issensrhaltliclien  Riifim  nach  allen  Sei- 
ten verbreitete  nnil  befestigte.  üalier  ward  er  in  einem 
Alter  von  etwa  ziieiiindzwanzij;  Jahren  von  lireslan  an 
die  Universität  Gütlingen  bcrnfen.  Mii  allgenieineui  Bei- 
fall betrat  er  dort  jenen  Lelirstnhl ,  auf  dem  er  als  Stern 
erster  Grösse  der  jjelelirten  M'elt  lenrliten  sollte.  Die 
reiche  Fülle  seine.s  Wissens,  gepaart  mit  der  srliiinsten 
Gabe  des  Vortrags,  machte  ihn  zu  einem  der  gefeiert- 
sten Lehrer,  und  zog  eine  Menge  lernbegieriger  Jüng- 
linge nach  GiJtiinge» ,  um  seine  gehaltroiiheii  Vorlesun- 
gen zu  liuron.  Hier  schrieb  er,  stets  auch  literarisch 
thatig,  die  Doricr,  Etruskcr,  das  Handbuch  der  Arrliäo- 
lügic  der  Kunst,  drei  llaupfiverke ,  unverg.'ingliche  Zeug- 
nisse seiner  Giiclirsamkeit ,  seine»  ^^^harfsiuns.  Ausserdem 
übertrug  er  Aescliylos  Eumeniden  in's  Deutsche,  und  ver- 
sah sie  mit  vielen  gelehrten  Eriirterungeii ,  besorgte  kri- 
tische ,  reichhaltige  Ausgaben  des  farro  und  Festus,  und 
schrieb  eine  lange  Reihe  von  andern  philologischen,  lii- 
titorigchen  und  archäologischen  Abhaudlungeii ,  ilie  ihm 
eincu  europäischen  Aiamen  verschafften.  Sein  von  Jugend 
auf  ununterbrochenes  Studium  der  hellenischen  Geschichte 
unil  .Archäologie  verknöpften  ihn  dergestalt  mit  unserem 
Vaterlande,  dass  nir  behaupten  dürfen,  dass  er,  in  dem 
hvperboreischen  Deutschland  lebend,  innerhalb  Hellas 
lebte  ,  und  hellenische  Luft  athmete.  Nati'irlicU  konnte 
ein  solcher  fllann  nicht  theilnahnilos  bleiben  gegen  das 
Geschick  des  junsen  Hellas.  Das  bezeugen  Alle  unter 
uns,  denen  das  Glück  ward  ,  ihn  in  Gültingen  kennen 
zu  lernen.  Otfried  Müller  gehörte  zu  jenen  Philhclle- 
iien,  die  nicht  nur  freudig  die  Freiheit  begrüssten,  als 
Hellas  im  Jahre  IS'-'l  das  .Schweidt  erhob,  die  nicht 
nur  für  ein  gutes  Gelingen  unseres  glorreichen  Kampfes 
beteten,  sondern  die  auch  dazu  mitwirkten,  durch  Wort 
und  That  nach  bessten  Kräften.  Als  aber  Hellas  gauz 
und  gar  die  Fesseln  der  Sklaverei  gesprengt  hatte,  und  als 
es  gereinigt  war  von  der  Befleckung  der  Barbaren  und 
unter  einer  vollständigen  und  vaterlichen  Regierung  an- 
flog, das  Glück  eines  gesetzlichen  Zustandes  zu  genies- 
sen  :  da  entbrannte  in  ihm  die  Sehnsucht ,  den  nun  freien 
Buden  von  Hellas  zu  betreten  und  ilie  geretteten  Denk- 
mäler der  alten  rnhmivürdigen  Zeiten  zu  scliauen ,  die 
das  unrerrückte  Ziel  seiner  wissenscbaftlii  hen  Forschun- 
gen waren.  Er  rerliess  Deutschland  ,  durchreiste  Italien, 
und  traf  im  verdossenen  Frithjahro  im  neuen  Athen  ein. 
Ihn  sahen  wir  mit  ungehcuchelter  Freude  in  unserer 
Mitte,  ihn  begrüssten  wir  als  ruhnigekrönten  Theilnchmer 
unseres  Glückes  und  reinen  Freund  unseres  Vaterlandes: 
wir  hörten  gern  ilie  warmen  Wünsche,  die  er  oft  aus 
Herzensgrunde  für  die  Erstarkuiig  und  das  GedeiheD  un- 
seres Vaterlandes  und  für  das  Fortschreiten  unserer  wis- 
senschaftlichen Anstalten  aussprach:  wir  wurden  bezau- 
bert von  seiner  Leutseligkeit  und  seinem  freundlichen, 
milden  Wesen,  wir  bewnnilerten  seine  rastlose  Tliätigkcit 
bei  der  Aufsuchung  und  Erforschung  der  .intiken  Denk- 
mäler, die  in  Athen  noch  erhalten  sind,  und  wir  erfleh- 
ten auf  ihn  unersehütterte  Gesundheit  für  die  übrige  Reise 
durch   Hellas.      Aber   ach!   unsere   Bitten   sollten    nicht  er- 


füllt «erden.  Mitten  In  den  schweren  Anstrengungen 
seiner  mit  mannirhfacheu  iMühcn  verknüpften  Reise  ward 
er,  ganz  dem  Dienste  der  Wissenschaft  geweiht,  in  der 
er  allein  lebte  und  webte,  keine  Beschwerde  scheuend 
und  die  Sorge  für  seine  Gesundheit  gering  achtend,  von 
einer  bösartigen  Krankheit  befallen,  welche  weder  seine 
starke  ?Ialur,  noch  die  unermüdete  Pflege  und  hinge- 
bende Aufopferung  der  erfahrensten  Aerite  zu  überwin- 
ilcu  vermochte.  Zu  früh  raffle  ihn  aus  unserer  Mitte 
der  unerbittliche  Tod.  Er  beraubte  Seiner  da«  gelehrte 
Deutschland,  dessen  Stolz  er  war;  er  beraubte  Seiner 
die  Universität  Göttinnen  ,  deren  Zierde  er  war.  Diese 
Anstalt  wird  diese  letzte  unil  schwerste  Züchtigung  be- 
wehklagcn. 

Hellas,  Verklärter,  welches  das  ganze  Leben  hindurch 
deinen  Geist  fesselte,  sollte  aufnehmen  und  in  seinem 
Busen  bergen  deine  sterbliche  Hülle!  Du  solllest  den 
ewigen  Schlaf  schlafen  in  der  herrlichen  Sladt  Athen 
und  vou  deinen  wissenschaftlichen  !>Iühen  ausruhen  hier 
auf  dem  Hügel  der  Platonischen  Akademie,  wohin  oft- 
mals im  Leben  dein  Geist  entschwebte,  und  wo  deine 
Asche  sich  mischen  wird  mit  der  .4sche  so  grosser  Män- 
ner und  ruhmwürdigor  Weisen  des  allen  Hellas,  welchen 
du  nachgeeifert  hast!  Nimm  an,  Verklärter,  die  Thrä- 
nen  unseres  akademischen  Vereins,  nimm  an  diese  unsere 
letzte  Anrede,  und  lebe  fort  für  die  Ewigkeit!  Die  Ge- 
rechten leben  für  alle  Zeiten,  und  im  Herrn  ist  ihr  Lohn, 
und  ihr  Geist  ist  beim  Höchsten. 

* 
In  Galignani's  fllessenger  vom  3-  September  steht  aus 
den  Times  unter  der  Ucberschrift  Dcath  of  Professor 
Müller,  folgender  Auszug  aus  einem  Briefe  vou  Finlay 
in  Athen  an  den  Oberstlieutenant  Leake  (nicht  Locke)  .  . 
Müller  wurde  einige  Tage  vorher  krank  zu  Delphi,  wo 
er  sich  sehr  der  Sonne  aassetzte,  indem  er  Stunden  lang 
Inschriften  abschrieb,  während  der  Hitze  des  Tages.  Er 
hatte  eine  Nachgrabung  gemacht  längs  der  polygoneii 
Mauer,  welche  den  Grund  des  grossen  Tempels  trug, 
wodurch  er  eine  I\Ienge  neuer  und  langer  Inschriften 
entdeckte.  Er  entdeckte  gleichfalls  einige  unterirdische 
Gemächer  unter  der  Lage  des  Temples;  aber  er  war 
nicht  iqj  Stande,  die  Nachgrabungen  fortzusetzen,  da 
sie  unter  den  Häusern  der  Bauern  waren  •)  .  .  Der 
Grund  seiner  tüdtlichen  Krankheit  scheint  entweder  in 
Orchomenos ,  »o  er  im  Freien  schlief  in  einer  Gegend 
von  Malaria,  oder  durch  seine  grossen  Anstrengungen 
zu  Delphi  gelegt  worden  zu  sein.  Da  Niemand  den  Ver- 
lust, den  die  gelehrte  >Velt  gelitten  hat,  besser  beur- 
Iheilen  kann,  als  Sie,  will  ich  kein  Wort  darüber  sagen, 
aber  ich  kann  an  seine  liebenswürdigen  persönlichen 
Eigenschaften,  an  die  Sorge,  womit  er  seine  tiefe  Ge- 
lehrsamkeit im  geselligen  Verkehr  brauchbar  machte, 
nicht  ilenken,  ohne  tiefes  Gefühl  seines  Verlustes.  Bei 
seiner  Zurürkkunft  erwartete  ich  ihn  auf  einem  Besuche 
von    Liosen  und    zur   Untersuchung    der    Topographie   von 

2)  Nach  dei  Aussage  Eines  der  Ccgicifcr  von  M  ,  woraus  eine 
Zusamniciislcllung  UAi\,  wnr  diess  in  der  einen  Ujcbtung  wirk- 
lich der  Kall,  in  <ler  aiulein  .ibcr  wob!  nur  ein  Vorwand 
der  n-icbf;iabcnden  ,\rbeilcr.      ^ninerh.  des  Herausgebers 

18* 


255 


256 


Dareria ;  nun  ist  er  auf  dem  Gipfel  des  kloinen  Ililgela 
über  der  AVadeinie  begraben.  Uiess  »var  der  Gedanke 
des  Rutlin  der  Unirersilat  zu  Athen,  fll-  liatle  die  Ab- 
licht iiacli  seiner  Ziinickkuiift  in  Uciifscliland  sein  gros- 
ses Werk  über  die  allgemeine  Geschichte  von  Griechen- 
land   aniufanjjeii  ■").    — 

Ans/inj;  ans  einem  ausführlichen  Bericht  de»  in  der 
rorigcn  Anmerknnjj  ernähnten  Begleiters  über  M.'s  Nach- 
grabungen  bei   Delphi  '). 

Einige  in  einem  «nsten  Gärtchen  sichtbare  und  mit 
tum  Theil  schon  bekannt  gernachten  Inschriften  bedeckte 
Steine  ,  welche  in  paralleler  Richtung  mit  der  Tempel- 
»iufe  fortliefen,  führten  IM.  auf  die  Vcrniufhung,  dass 
lic  Hohl  Ueberreste  einer  Tenipelumfangs-  oder  Terrassen- 
Diauer  seien.  Die  .tusgral>ung  förderte  auch  bald  eine 
AJauer  an"s  Licht.  Weiter  durfte  an  dieser  Stelle  nicht 
gegraben  «erden,  da  ein  Haus  im  AVege  stand;  aber 
am  üsdichen  Ende  »ar  man  bis  zur  Ecke  der  IMauer  ge- 
kuninien.  Die  Steine  sind  ganz  und  gar  mit  Inschriften 
bedeckt,  nur  rauhe  Streifen  an  der  Oberflache  der  Steine 
trennen  eine  Inschrift  »on  der  andern.  Bei  dieser  IMauer 
arbeiteten  Müller,  ScliiJll  und  Curtius  mehrere  Tage 
lang,  ilen  Strahlen  der  Sonne  in  der  engen  Ausgrabung 
noch  mehr,  als  im  freien  Felde,  ausgesetzt.  Das  Schwie- 
rigste, die  Abschrift  von  neun  Inschriften  eines  vom 
ubern  Theilc  der  Ecke  herabgestürzten  und  umgekehrt 
auf  der  Erde  liegenden  Ecksteins,  behielt  M.  für  sich, 
und  arbeitete  mit  dem  griissten  Eifer  daran,  bis  Unwohl- 
sein ihn    nuterbrach. 

Zu  seiner  griissten  Freude  aber  forderte  eine  ueuo 
Ausgrabung  die  Tempel- Souterrains  an's  Licht.  Er  hatte 
nSmlich  schon  immer  geäussert,  dass  er  auf  der  Tempel- 
stufe wolle  narh,i;raben  lassen,  um  wenigstens  den  Fuss- 
boden  des  alten  Tempels  zu  sehen.  Ein  zwischen  den 
Häusern  frei  gelassener  Platz  ward  durch  eine  Volkssage 
als  der  Ort  bezeichnet,  an  welchem  man  zu  unterirdischen 
Gemächern  gelangen  würde.  Es  zeigte  sich  auch  bald 
unter  drei  stufenarfig  auf  einander  liegenden  niarmorl.igen 
eine  1'/., —  'J  Fuss  hohe  und  ;  —  4  Fuss  lange  Oeflnung, 
welche  in  einen  unterirdischen  Raum  zu  führen  schien, 
aber  man  hütete  sich  noch,  hineinzusteigen.  Als  die  Rei- 
senden aber  eben  zu  Mittag  assen,  meldete  der  Führer, 
dass  der  Hauswirth  bereits  hineingestiegen  sei.  Dieser 
kam  bald  darauf  selbst,  und  crz.ihlte  voll  Freude,  wie 
er  da  unten  Gemacher  gefunden  habe.  Auf  dieses  Wort 
eilte  31.  zur  .\nsgrabnng,  und  ward  von  den  umstehenden 
Arbeitern  mit  Cl/Ccj  6  ßo.cn}.£l'i;l  empfangen.  Es  zeigten 
sich,  so  viel  bei  dem  schwachen  Scheine  der  Lichter  zH 
erkennen    war,    drei    unterirdische  Ivammcrn    unmittelbar 

3)  Der  Plan  war  in  seiner  letzten  Erweileiung,  wie  ich  hure, 
auf  zwüU"  Bande  angelegt,  wovon  der  erste  Giograplile  und 
Topographie,  die  seclis  letzlen  ein/,clnc  Erörterungen  ent- 
halten sollten.  Ancli  diesen  ..Riss  in  die  VVisscnscIinlt"  wird 
man  ,  wie  ein  Freund  schreibt,  woIjI  das  g.in/e  Jahrluindert 
bindiircli   eruptiiiden.  /tnmok.  da  Herausgebers. 

4'  Der  erw.ihnte  Gedruckte  eines  Andirn  entweder  in  dem 
Kunstbl.iltu  oder  in  der  fHallischenJ  Allg.  Lit.  Zeitung  ist 
Icai  Hcransgeber  noch  niclil  zu  Gesicht  gekomnicn,  dass  er 
ihn  mit  dicsi'Oi  Handsclirillliclicn  vergleichen  könnte. 

Anincrk    des  Ilcraiis^ehcrs 


unter  dem  Fussboden  des  l'empels,  den  man  auch  schon 
siellenweis  frei  gelegt  hatte.  Den  folgenden  Taw ,  Jen 
19.  Juli,  arbeiteten  die  Griechen  nicht,  weil  es  Sonntag 
war;  am  Slontag  ward  die  Arbeit  wieder  begonnen,  aber 
nirgends  zeigte  sich  die  Spur  einer  grösseren  Kammer. 
Am  Dienstage  weigerten  sich  die  Arbeiter  fortzufahren  , 
unter  dem  Vorwande,  die  umstehenden  Ilauser  liefen 
Gefahr.  An  diesem  Tage  äusserte  sich  auch  51. 's  Un- 
wohlsein, und  so  konnte  uiau  nicht  zu  der  Inschrifts- 
maucr  gelangen.    — 

Aus  einem  Briefe  von  Jacob  Grimm  stehen  hier  nm 
so  lieber  auch  Stellen ,  als  sein  Glückwunsch  auf  dem 
vorhin  erwähnten  Blatte  gewiss  auch  Vielen  Freude  ge- 
macht hat. 

Mir  steht  M.  die  ganzen  Tage  über,  nach  Gestalt. 
Stimme  und  allen  Erinnerungen ,  welche  durch  die  Mit- 
theilang  seiner  Briefe  recht  aufrecht  erhallen  waren  . 
vor  meiner  Seele.  Man  kann  leohl  sagen,  dass  er  einen 
schönen  Todes  gestorben  ist  und  herrlich  begraben  liegt. 
Ja  dass  ihm  die  Fieberphantasie  nur  grossartige  freudige 
Bilder  Griechenlands  vorgeführt  und  allen  Schmers  dei 
Heimwehs  erspart  hat.  Aber  welch  ein  kleiner  Trost 
für  das  grosse  Leid,  das  sein  Tod  erweckt,  und  welch 
ein  Jammer,  dass  er  nicht  wiederkehrt !  Nach  dem  l  er- 
laufe der  Zeit ,  wemi  wir  auch  dahin  gestorben  sind , 
mag  man  sich  so  trösten  und  ihn  über  Alle  glücklich 
preissen ;  uns  und  dem  tiefer  fühlenden  Recht  unserer 
Gegenwart  ist  damit  nicht  geholfen.  Ich  wollte  lieber , 
sein  Grab  wäre  an  barbarische  Stätte  gekommen,  nach- 
dem er  noch  lange  in  der  Welt  gewirkt  und  die  ganze 
Ernte  seines  Ruhms  gehalten  hätte 

...  in  das  von  ihm  ersonnene  und  gebaute  Haus, 
über  dessen  Schwelle  sein  Fuss  nicht  wieder  schreitet  ■.  ■ 

Auffallendes  Zusammetitreffen  dem   Orte  nach: 

Ueber  den  delphischen  Dreifuss  war,  wie  bei  Saat- 
feld nicht  erwähnt  ist,  wie  aber  schon  die  hiesige  An- 
zeige von  seinem  Tode  bemerkt,  seine  erste  hiesige  Schrift, 
und  in  Delphi  endigte  er  seine  Forschungen  mit  dem 
unerwartetsten    Erfolge. 

IVlit  Orchomenos  hatte  seine  Geschichte  griechischer 
Stamme  angefangen;  in  Orchomenos  ■  fii^S  nach  Finlai/ 
seine   letzte   Krankheit  an. 

Bei  seinem  lithographirten  Bilde,  das  bald  nach  der 
Nachricht  von  seinem  Tode  hier  nicht  mehr  zu  haben 
war,   steht   im    Hintergründe   das   Parthenon. 

Vor  seiner  Reise  sagte  er,  er  wisse  in  Athen  so  gut 
Bescheid,    dass    er    keinen    Führer    brauche. 

In  seinen  Vorlesungen  soll  er  bei  einem  Plane  von 
Athen,  den  er  an  die  Tafel  schrieb,  die  Akademie ,  wo  er 
nun   begraben  liegt,    mit  einem  Kreuze  bezeichnet  haben. 

Alan   hat  auf  ihn   angewendet: 

Er   liegt   auf  griech'scher  Erde,   wie   der   Held 
Auf  seinem   Schild,   den   er   nicht  lassen   wollte. 

Der  Zeit  nach  :       * 
^'oni    t,    August    1,'-:3'J    ist    sein    Testament    datirt,    ni< 
demselben   Tage   starb   er   das  Jahr   darauf. 

An     demselben    Tage    1,S4()     schrieb    einer  ,     der    nm 
.Meisten    durch    diesen   Tod    Gebeugten,     bei    Gelegenheit 


25-: 


258 


einer  Jubel  -  Hochzeit  in  seiner  Familie:  /in  einem  no 
hohen  Alter,  wie  auch  er  e»  erreicht  habe,  kuiine  man 
weit  elier  darauf  rechnen,  Viel  zti  verlieren,  als  imcli 
V^iel   zu   gewinnen. 

Im  Aujjnst  «I.  J.,  also  iler  Zwischenzeit  zwischen  IM.'s 
Tode  und  iler  Kachricht  davon,  ward  das  oben  er» filmte 
lilatt  i'iber  den  lO-  '^'■«i  1838  wieder  t;edrncLt,  und  so 
kam  es,  dass  er  da  noch  nicht  als  Verfasser  des  griisstcn 
Theils   davon   geuanni   worden    ist. 

Am   '2S-    August   war   31. 's  Geburtstag;   den  2".  August 
184U    brachte    die    Allgemeine    Zeitung    die    Schreckens- 
.        nacliricht  hierher, 
1  '  Nach  Beiden  : 

Auch  im  August  starb  fünf  Jahre  vorher  in  Athen 
und  an  <lcrselben  Krankheit  Bettina  Scliinas  geb.  iwn 
Savlgny.  M.  hatte  am  Knde  seiner  üniversit.'Ksjalire  ihr 
Lehrer  werden  sollen.  Ihr  Bild  und  das  run  M.  lagen 
schon  lange  in  derselben  Mappe  eines  Freundes  roii  bei- 
den  unmittelbar   hinter   einander. 

Auch  mag  hierher  gerechnet  werden  der  Umstand, 
dass  in  demselben  St.  löl.  der  hiesigen  Anzeigen  von 
1819,  das  flliiller's  Ernennung  zum  Professor  enthielt, 
auch  Etwas  über  seinen  nachherigen  Seh»  irgervatrr  und 
über  Arlaud,  der  mehr  als  40  Jahro  lang  ein  Freund 
von   diesem    war,    gestanden    hat.    — 

Endlich  noch  ein  lithographirtes  Fac-Similo  einiger 
Steilen  aus  einem  Briefe  von  M,  in  Athen,  den  '11.  Juni 
geendigt,  welche  seine,  so  bald  darauf  vereitelten,  Aiis- 
gichteu  auf  die  Zukunft  enthaltent  Die  Farbe  der  Diiite 
ist   die   des   Briefes  selbst  '). 

Unsere  Krenz-  and  Querfahrten  im  Peloponnes,  auf 
die  wir  41)  Tage  gewandt,  haben  wir  ohne  benierklichen 
Unfall  vollendet  und  viel  Freude  davon  gehabt.  Wir 
haben  herrliche,  zum  Theil  noch  schneebedeckte  Gebirgi", 
lachende  Tli.'llor,  höchst  romantische  Schluchten,  Alles 
«'oll  von  Bachen,  Quellen  und  Vegetation,  besonders  in  der 
letzten  Zeit  herrlichen  Oleanderbi'isrhen  gesehen  und 
manches  Paläo-Castro  auf  steilen  Felsenliöhen  ira  Schweiss 
unseres  Angesirhtes  bestiegen,  auch  einige  neue,  d.  h. 
so  viel  mir  bekannt,  noch  nicht  von  Andern  angegebene 
Tempel-  und  .Städte- Ruinen  aufgefunden.  Die  Haupt- 
sache war  mir  aber  immer  die  klare  Anschauung,  die 
man  von  der  sehr  verschiedenartigen  Conform.if ioii  und 
natürlichen  Frädestininiiig  der  griecl.'isclien  Landschaflen 
und  Ilauptorte  gewinnt;  und  bei  der  Scharfe,  womit  die 
Natur  selbst  hier  zeichnet,  prägt  sich  dii-se  Aiiscluiiiiiig 
so  tief  ein,  dass  icli  hoffe,  sie  bei  meinen  ferneren  Ar- 
beiten  immer   gegenwartig   zu   behalten. 

* 
Den  heuligen  iMorgen  habe  ich  ganz  bei  einem  Eng- 
lander Telions  zugebracht,  der  zwfi  lleisen  nach  Lvkirn 
hinter  einander  gemacht  und  ans  diesem  kleinen  Lande', 
das  aber  bisher  noch  fast  terra  incognita  war,  ilie  in- 
teressantesten   Inschriften     und    Zeichnungen     mitgebracht 

5)  Die  Farbe  der  Dintc  w.ir  blau.  —  Oli^leicU  wir  hier  ila^ 
Facsiniile  des  Bricli-s  nicht  wieder  geben  können,  so  wol- 
len wir  tlücli  den  Auszug  ans  dein  Briefe  als  eine  kostb.ire 
Rcliipiic  des  Ihcuren  Verstorbenen  i^leiclifniis  mit  ahdriichen 
lasien.  Aii'iierh    des  Einseuders 


hat.  Glücklich,  wer  sich  bei  classisrben  Reisen,  auf 
ein  so  bestimmtes  Terrain  und  einen  so  jungfräulichen 
Boden  für  die  Wissenschaft  beschranken  kann.  —  .Mir 
bleibt   der   Orient   noch    ganz   für   die   Zukunft. 


'21)  Lateinisches  Memorirbuch.  Oder  Stellen,  Abschnitte 
und  kleinere  Ganze  aus  Cicero.  Für  methodische 
Gedachtnissübuiigen  gesammelt  and  nach  Inhalt  und 
Stufenfolge  geordnet  von  M.  Meiring,  Director,  und 
H.  J.  Remaclij,  Oberlehrer  am  Gymnasium  zu  Düren. 
Bonn,   Verlag   von   T.    Habicht.      184'. 

Nachdem  der  von  Hrn.  Rndhardt  in  Vorschlag  ge- 
brachte Plan  eine?-  äusseren  und  inneren  Vervollständi- 
gung der  grammatischen  Methode,  die  classischen  Spru- 
chen zu  lehren,  die  Aufmerksamkeit  des  Ministeriiinis 
der  geistlichen  und  Unterrichtsaiigelegenheiteii  in  Preiis- 
seii  auf  sich  gelenkt  hatte,  und  von  dieser  lioheii  Be- 
hörde <lie  Einführung  dieser  Methode  in  den  Gymnasien 
vorlaufig  versnchsneise  genehmigt  worden  war:  eniarhte 
das  Bedürfniss  einer  Sainmlniig  solcher  .Aufgaben,  welche 
den  von  Hrn.  Ruthardt  aufgestellten  Anfordernngeu  eiit- 
sprächen.  Diesem  Bedürfniss  hatte  Hr.  R.  iliin  h  seine 
Loci  memoriales  wenigstens  für  ilen  Augenblick  abzu- 
helfen gesucht.  Diese  Sammlung  trug  jedoch  ilie  Eil- 
fertigkeit, mit  der  sie  zu  Stande  gebracht  worden  war, 
nur  zu  deutlich  an  der  Stirn  '),  und  so  musstc  das  Be- 
streben anderer  Gelehrten,  an  die  Stelle  des  thcilweise 
Unbrauchbaren  Brauchbarere«  zu  setzen,  genugsam  gerecht- 
fertigt erscheinen.  Um  gegenwärtig  nur  auf  einige  M-iu- 
gel  der  Loci  memoriales  hinzuweisen,  so  hatte  Hr.  R. 
zunächst  nur  solche  Stellen  ausu  endig  zu  lernen  anem- 
pfohlen, welche  durch  ihren  interessanten  iuhalt  den 
jugendlichen  Geist  zu  fesseln  vermöchten.  Wie  wenig 
Hr.  R.  dieser  Anforderung  nachgekommen,  lehren  zahl- 
reiche Beispiele  seiner  Sammlung.  Vergl.  ■/..  B.  St.  1  1  . 
lö,  25,  3.',  3.0,  50,  54,  bü,  57,  74  u.  s.  w.  Auch  der 
Umstand  ,  dass  Hr.  R.  in  seine  Loci  memoriales  Stellen 
zu  verschiedenartiger  Schriftsteller  aufgenumuien  hafte, 
erregte  bei  erfahrenen  Schulmännern  gerechtes  Bedenken. 
Daher  kam  es  denn,  dass,  obgleich  mau  den  grossen 
Mutzen  des  Rudliardt'sehcn  Planes  ziemlich  allgemein  an- 
erkannte ,  dennoch  nicht  wenig  .Stimmen  gegen  die  Art, 
wie  Hr.  R.  seineu  Plan  auszuführen  versucht  hatte,  lauf 
w  urdcn. 

Das  über  die  Rudhardt'schc  Methode  von  ilem  Direclor 
Meiring  in  Düren  (vgl.  das  so  eben  angeführte  Protokoll) 
abgegebene  und  im  Wesentlichen  sich  beifallig  ausspre- 
chende Uftlieil  dürften  wohl  die  .Meisten  durch  eigene 
Erfahrung  bestätigt  finden  und  die  Ausführbarkeit  und 
den  grossen  Nutzen  des  vorgeschlagenen  Plans  seinem 
wesentlichen  Inhalt  nach  anerkennen.  Von  diesem  (le- 
dinken  geleitet,  hat  Hr.  Aleiring  in  Verbindung  mit  Hrn. 
Remaclv  das  vorliegende  iMemorirluich  nach  denselben 
Grundtatzen   ausgearbeitet,   nach   welchen  Ref.  fast  gleich- 

1^'  In  diesem  Sinne  äusseit  sich  auch  der  Direclor  Snkeland 
iiu  Prolokoll  der  nennten  Versaminlnng  der  Pirecloren  der 
westphnliscben  Gymnasien,  S.   19. 


?59 


'260 


«rilijj  mit  pfii«nn<«'n  Herrn  Ilprausjebprr]  «ics  vorlicgeii- 
lii-ii  Uiiclileiiis  (lip  niatrrialien  xu  einem  aliiilicben  Werk- 
r.heii    josauiinplt   liat. 

Der  Stoff  ist  eiuzig  uiitl  allein  an«  Cicero  genommen, 
weil  Oll  Iiiirlidl  Hüiisrlieiis»»er(li  srliirn,  «lass  der  lateinische 
Untcrriclit  in  einem  Si  liriffstoller ,  und  z»ar  in  denijeni- 
gen,  der  von  Jeher  als  Muster  der  Kachalimung  gegol- 
ten, tinen  Mitlelpuiicl  finde.  Besonders  liahen  die  Briefe 
und  phrlosopliischcn  Schriften  Cicero's  wolilvcrdiente  Be- 
acliliing;  ^ofiiiidcn;  dajjcjreii  sind  lilnijere  Meilen  aus  Jen 
Jlcden,  freiV  nie.  wegen  ihrer  eigenthiimlichen  oralorischen 
Furlung,  ausser  ihrer  Verbindung  aufgef'nsst,  etwas  Uw 
nniürlirhes  enthalten ,  und  au/  U'eckung  eines  gesunden 
Gefühls  für  Angemessenheit  des  Ausdrucks  eben  nicht 
vortheilhaft  eintfirkeH  können,  von  der  Sammlung  aus- 
^eschlssscn  norden.  Diese  Auüsrliliessung  kann  Ref.  nur 
billigen,  der  durch  mehrfache  Erfahrung  die  bei  der 
Jugend  herrschende  Neisjunj;,  seihst  im  historischen  Stil 
die  I  cite  Phraseologie  der  Redner  in  Anivendung  zu 
bringen  und  ilurcli  ü-berinassige  Fülle  des  Ausdrucks  <len 
i>lan|;el  der  Gedanken  zu  »erhiilleii,  genugsam  kennen 
gelernt   hat   '-). 

Der  Stoff  selbst  ist  nach  dem  Inhalt  geordnet,  und  die 
dem  Inhalt  nach  verwandten  Siitze  sind  unter  einzelne 
Rubriken  in  der  Weise  lertheilt  «orden,  dass  ein  be- 
stimmter Fortschritt  vom  Leichteren  zum  Schnereren 
sfailßndet.  Das  Ganze  zerfallt  in  drei  Cursns,  von  ileiicn 
der  erste  für  die  Quinta  berechnet  ist.  Leichtere  Sätze 
verschiedene!:  Inhalts  bereiten  auf  das  Ganze  vor.  Um 
.-luf  die  Reichhaltigkeit  und  zweckmässige  Verthcilung 
rfej  Stoffci  aufmerksam  zu  machen,  erlaubt  sich  Ref.  die 
L'eberschriften  der  einzelnen  Capitel  des  ersten  Cursus, 
welcher  'J 7  Selten  einnimmt,  hier  anzuführen.  Diese 
Uebersrhriften  sind  folgende.  Cap.  1.  Von  der  Tugend. 
Call.  '^-  '""  ''*■''  ^f'eisheit,  Cap.  IIL  Gerechtigkeit,  Red- 
lichkeit, Cap.  IV.  Von  der  Wohlthätigkeil ,  Cap.  V.  Hluth 
und  Tiipferkeil,  Cap.  VI,  Sittsamkeil  —  W ohlaustand . 
Cap.  VJL  Von  den  Leidenschaften ,  Cap.  VIH.  Vom  Ver- 
gmigen,  Cap.  IX.  Ehre  und  Ruhm.,  Cap.  X.  .fugend  und 
Aller,  Cap.  XI.  To?;  der  Freundschaf i .  Cap.  XU.  Vom 
Staate,  Gap.  XIII.  Glück  und  Unglück,  Cap.  XIV.  Jörn 
Tode,  Cap.  XV.  Allgemeine  Lebensregeln ,  Cap.  XVi.  Ge- 
uri.ichl/iches. 

iS'achdeni  Rcl  die  Reichlialtigkeit  des  Inhalts  nach- 
gewiesen, glaubt  derselbe  ilen  geehrten  Herausgebern  der 
Foilicgenden  Sanunhing  das  Interesse,  mit  welchem  er 
diesB   Büchlein    gelesen   hat,     am     bessten   dadurch   an    den 

.')  Ref.  kann  niclil  umbii. .  aus  den  vor-  >hm  scllist  gemaciiicn 
Errahrimä:ei'  ein  ziemlich  possiciiiches  Beispiel,  von  ilcni 
Missbrauch,  dci  bescbrankle  Scliiiler  luit  dem  Gedaclilnisä- 
slofrc  »betbniipt  und  rnil  oiatüiisciitn  Sl.I'cn  insbesondere 
nnv  zii  gern  In  iben  ,  anzul'üliren.  Per  ünlerz  hatte  in 
friilietcr  Zeit  seinen  damaligen  Schülern  eine  Arbeit  über 
das  l.ehcn  Ciceio's  aufgegeben.  Einer  der  am  wenigsten 
gelungenen  .Viil'sälze  begann  mit  folscndcn  Worten:  iSatns 
est  M.  T.  Cicero  .Arpini,  celehri  qunitdain  urbe  et  copioia 
alijue  erudili'siiir'i  kominibus  liberalissimisc/ue  sludiis  aj- 
fluenti.  lief.  Iiraucht  nicht  eist  zu  henieiken^  dass  der 
gedankenlose  Schiilcr  duich  die  Fiinncriing  an  die  Rede 
pro  ,4rchia  imeln^  welche  answendig  gclcrul.  worden  «^«r, 
/ii   diesem   riclicrliclicn   Mi'.^ciiff  vr  .leitet  woWcn   war. 


Tag  legen  zu  können,  ilass  er  einzelne  Stellen,  welche 
von  den  Herausgeborn  unbenutzt  gelassen  worden  sind, 
zu  geneigter  Beachtung  anempfiehlt.  Zu  Cap.  I.  S.  4, 
wo  einzelne  ron  der  Tugend  handelnde  Stellen  mitgetheilt 
werden,  vermissto  Ref.  das  den  RUmer  charakterisirende 
Urtheil  Cicero's  de  Off.  I.  §.  l!l;  Virtutis  laus  omnis  in 
actione  cousistit,  womit  rerglichen  werden  kann  de  R. 
P.  1.  §.  i:  iNec  »ero  habere  virtntcm  satis  est,  quasi 
artnn  aliquam.  nisi  utare.  IJeberhanpt  halt  Ref.  dafür, 
das-i  die  Hrn.  Herausg.  höchst  zweckmässig  und  ganz  im 
Sinne  Cicero^s  ';  gehandelt  hätten,  wenn  dieselben  die 
Definition  jedes  einzelnen,  einer  Reihe  von  Sätzen  zu 
Grunde  ilegenilen  Begriffs,  sobald  jene  für  den  jugend- 
lichen Verstand  fasslicli  war,  an  die  Spitze  der  Satzreihe 
gestellt  hatten.  So  konnte  z.  B.  S.  ö  der  Begriff  der 
Weisheit  nach  Cic.  Tusrc.  IV.  c.  26,  S.  ^()  der  Begriff 
der  Gerechtigkeit  und  Redlichkeit  nach  Cic.  de  Fiu  V, 
§.  (i,j.  und  de  Invent.  II.  g.  1()U,  S.  47  der  Begriff  der 
Dankbarkeit  nach  Cic.  de  Inrent.  II.  g.  Kil,  S.  49  der 
Begriff  des  Mullies  und  der  Tapferkeit  nach  Cic.  de  Inreut. 
II,  §  Idi.  tiestimmt  werden.  Unter  der  Aufschrift:  Ge- 
rechtigkeit  und  Redlichkeit  verdienten  die  Stellen  aus  Cic. 
de  Off'.  III.  §.  iS.  nnil  I.  g.  2'i  •  berücksichtigt  zu  werden. 
Zu  dem  C.  'J-  mit  iler  üeberschrift :  Ehre  und  Ruhm,  ist 
eine  Ilauptstelle  übersehen  worden,  pro  Marcello  §.  2(.i: 
Gloria  est  illustris  ac  pervagafa  mulforum  et  niagnorum, 
vel  insuos,  >el  in  patriaiu,  vel  in  omne  genus  hoininuni, 
fama  ineritnrum.  Dass  die  von  mehreren  Gelehrten  be- 
hauptete Unächtheit  dieser  Rede  nicht  der  Grund  dieser 
Auslassung  gewesen  sei,  lehrt  schon  der  Umstand,  dass 
die  Hrn.  Herausgeber  in  demselben  Capitel  §.  30.  dersel- 
ben Rede  angeführt  haben.  Auch  die  Stelle  de  Off.  I. 
§.   65.   verdiente   hier   die   Auinalittie. 

Missfäilig  <liirfte  .Manchem  die  Aufnahme  des  von  den 
Gegnern  Cicero's  bis  zum  Ueberdriiss  ausgebeuteten  Brie- 
fes an  Luccejns  (S.  Iö9 — I(i4)  erscheinen,  da  sich  ge- 
rade in  diesem  Cicero  von  «einer  schwächsten  Seite  zu 
zeigen  scheint,  und  lier  zum  Absprechen  nur  zu  geneigte 
Schüler  leicht  einen  reichhaltigen  Stoff  zu  geringschätzi- 
gen Urtheilen  über  Cicero  in  diesem  Briefe  finden  dürfte. 
Ref.  weit  entfernt,  diese  Wahl  i\m  Hrn.  Herausgeber  zu 
missbÜligen,  zu  »velcher  diese  mehr  durch  die  Geschmei- 
digkeit und  Gewandtheit  der  Darstellung  und  des  .Aus- 
druiks,  als  durch  den  Inhalt  des  Briefes  bestimmt  ge- 
wesen zu  sein  scheinen ,  glaiibi  vielmehr,  dass  diese  Wahl 
eine  glückliche  zu  nennen,  der  Brief  jedoch  erst  dann, 
nachdem  der  Schüler  mit  dem  Zweck  desselben  vom  Leh- 
rer hinlänglich  bekannt  gciitai  bt  worden,  inemorirt  wer- 
den dürfe.  Eine  nähere  Bekanntschaft  mit  iler  geist- 
reichen Aii.sicht  des  Prof.  Schneider  ^)  in  Breslau  von 
iler  Bestimmung  dieses  Briefes   darf  Lilligerweise  bei  jedem 


Cic.  dt  oir.  f.  7.  Üninis,  ijcai'  r.itiouc  ;ii>cipilur,  de  aliijua 
re  institutio  debet  a  dcfinitioiic  pfofici^ci ,  tit  inleilig.itcir, 
«luid  sit    id.     de    tjuo    dispiiteliir.       Veigl.   ilc  Fiii    II,   §. 


.        .       ..      --„ II.  «  ;i 

.'ic   Oiat.    I  ,   §.   209,   II,   §     108. 
In  abnlicliem'  Sinne  äussert  sich  schon  Cicero  P.irail.   J.  10: 
Vit.i    alquc   l'aclis   illiislr,nnda   sunt   »iiinnioriiin   viroiirm   baec, 
quac    verbisäiiblillus  ,   quam   salis  est,   dispiilari   Tirfcnlui. 
Index  Icclioniini  in  univcisilalc   literürmn   Vratisbiviensi  per 
aestatciTi  oniii   1837  instiluendaruni. 


261 


26'> 


G^mnasialiclircr  ,  h elcher  die  laieinii(  licii  !\leinorirtibuo- 
gei)  in  den  oberen  Gyinnasialclasspii  zu  leiten  hat  ,  ror- 
ausgi'setxt   «erden. 

Schliesslirh  erlaiilt  sich  Ref.  an  die  Hm.  iierauig. 
die  Frage:  ob  es  nicht  zwerkmassig  gewesen  »are,  am 
Schlüsse  eines  jeden  Capitels,  und  nirht  erst  am  Ende 
je<les  Cursns  ,  wenn  aurli  nur  «enige,  der  jedesmaligen 
Ueberschrift  en(s[)rechcnde  ,  Heispiele  aus  der  Gesrhirhte, 
durch  Meleho  Cicero  seinen  Lehren  einen  so  eigontliiiui- 
lirlien  Reiz  zu  verleihen  geirusst  hat  ,  anfziineiuneii. 
Durch  diese  Aufnahme  würde  dann  ein  geisterfrisrhender 
Wechsel  des  historischen  und  didaktischen  StofTes  bewirkt 
worden  sein.  Au  passenden  Beispielen  ist  bei  Cicero  kein 
Mangel. 

Ref.  scliliesst  seinen  Bericht  mit  dem  Wunsche,  dass 
das  wackere  Biiclilein  an  recht  fielen  Lehranstalten  um- 
sichlige  Hennizung  linden  möge.  An  der  Krreichung  des 
von  den  Hrn.  Herausg.  erstrebten  Zieles  dürfte  in  diesem 
Falle   kaum    zu    zweifeln   sein. 

Trzemcssno.  Friedrich  Schneider. 

28.    Etwas  über  Meniorinibuügcn. 

Da  die  Zeit  zd  den  auf  Anordnung  des  hohen  Mini- 
«teriums  versuchsweise  an  vielen  Gymnasien  des  preussi- 
echen  Staates  eingeführten  Wemorirübungen  verflossen  ist, 
nnd  die  Schulmänner  nun  ihre  iMeinungnn  über  diese 
Unterrichtsmethode  abzun;eben  haben;  so  glaubt  der  Ref. 
nichts  Ccberflüssiges  zu  thun,  nenn  er  seine  auf  diesem 
Gebiete  gemachten  Erfahrungen  in  einigen  Haiiptmomen- 
teu  mitzutheiien  sich  erlaubt.  Er  verwendete  bei  seinem 
Unterricht  von  den  meisten  der  Grammatik  angewiesenen 
Stunden  einen  Theil  zu  den  Illemorirübungen ,  und  die- 
ser Zeittheil  war  grfisser  und  kleiner,  je  nachdem  ent- 
weder ein  neues  Stück  dictirt  und  erklärt,  oder  nur  ein- 
zuüben, abzuändern  unrl  auf  mannichfachc  Art  anzuwenden 
»var.  Ausserdem  wurden  freilich  auch  beim  Uebersetzen 
aus  dem  Deutschen  in's  Lateinische  und  umgekehrt  me- 
morirtc  Sätze  als  Belege  zu  den  beim  Uebersetzen  in 
Anwendung  kommenden  Regeln  häufig  wiederholt,  so  dass 
dieser  Zeitaufwand  ebenfalls  noch  in  Anschlag  zu  bringen 
ist.  Im  Ganzen  werden  in  jeder  Woche  <lurchschnittlich 
etwa  zwei  Stunden  dazu  verwendet  worden  sein.  Der  fast 
ausschliesslich  aus  Cicero's  Schriften  mit  niiigliclister  Be- 
rücksichtigung des  üeb  erganges  vom  Leichteren  zum  Schwie- 
rigeren gCMählte  Stüfl'iturde  von  den  Schülern  in  ein  Oc- 
tavheft,  welches  sie  stets  bei  sich  haben  fehlerfrei  einge- 
tragen. Der  jedesmalige  neue  locus  wurde  den  Schülera 
den»  Inhalte  und  der  Sprache  nach  erkläit  und  für  einen 
bestimmten  Tag  aufgegeben.  An  diesem  wurde  nun  zuerst 
verlangt,  dass  der  Schüler  den  Stoff  sich  so  angeeignet 
hatte,  nm  die  Stelle  sowohl  in  ihrem  ganzen  Zusammen- 
hange, als  auch  in  ihren  einzelnen  Theilen  hersagen  zu 
ktiuncn ;  ferner,  dass  er  dieselbe  in  die  Muttersprache 
zu  übersetzen,  von  jedem  AVorte  und  allen  Construc- 
tionen  vollständige  Rechenschaft  zu  geben  im  Stande  war, 
und  endlich  ,  dass  er  müiullich  und  schriftlich  den  me- 
morirten  Stoil"  auf  alle  \Veise  anwenden  lernte.  Dieser 
Gang  wurde  bei  allen  Stücken  befolgt,  und  auf  die  stete 
Wiederholung   und   <lie   gleichmässige  Durcliarbcituiig   und 


Benutzung    des    Geaammtstoffeii    die    griigste    Sorgfalt    an 
gewendet. 

Diesen  Anforderungen  haben  die  Schüler  der  sehr  zahl- 
reichen Quinta  und  Quarta  zum  bei  weitem  grösseren 
Theile  genügt,  nur  die  mit  ilem  geringsten  Talente  begab- 
ten zeigten  sich  bei  der  Anwendung  des  Gelernfeu  schwach, 
wahrend  die  lielcii  besseren  köpfe  mit  Leichtigkeit  und 
Sicherheit  von  demselben  Gebrauch  zu  machen  wussten. 
Alle  Schüler  zeigten  bei  diesen  Uebungeu  viele  Tlieil- 
nalimc  und  grosse  Aufmerksamkeit,  selbst  diejenigen, 
tvelche  iu  andern  Lectiunen  öfters  zerstreut  waren.  Eh 
zeigten  sich  die  Uebungen  überhaupt  nicht  nur  sehr  bil- 
dend ,  sondern  auch  anregend  ,  ila  kein  Schüler  zurück- 
bleiben will,  wenn  es  sich  um  die  Keiintniss  eines  für 
so    bekannt    gelteiiilen    Gegenstandes    handelt. 

Dass  demnach  solche  melho<lis(h  betriebene  IMemorir- 
übungcn  von  grossem  und  wesentlichem  Antzcn  seien, 
kann  durchaus  nicht  in  Abrede  gestellt  werden.  Sie  stär- 
ken das  Gedächlniss,  geben  <lem  Geiste  vielfache,  nütz- 
liche Nahrung,  und  haben  auf  das  Erlernen  der  Sprachr 
einen  entschieden  günstigen  Einfluss.  Was  nun  aber  die 
von  Hrn.  Dr.  Rudhardt  dafür  vorgeschlagene  Methode 
anbelangt,  so  scheint  dieselbe  etwas  zu  gekünstelt  and 
zusammengesetzt  zu  sein,  and  der  Ref.  pflichtet  in  vielen 
Stücken  den  von  Hrn.  Dr.  Mager  ihr  gemachten  Vor- 
würfen bei.  Besonders  aber  ist  das  Festhalten  des  Gram- 
matischen und  die  von  Rudhardt  so  sehr  in  deu  Hinter- 
grund gestellte  Progrcssivität  vom  Leichteren  zum  Schwie- 
rigeren unerlässliche  Pflicht.  Denn  wenn  man  es  in 
andern  Uuterrichtszweigen  für  unstatthaft  hält.  Etwas 
lernen  zu  lassen,  was  die  Fassungskraft  des  Schüler» 
übersteigt,  so  ist  kein  Grund,  hier  von  iliesem  Principe 
eine  Ausnahme  zu  machen.  Auch  in  Betreff  der  Be- 
stimmung, dass  die  zu  memorirendeu  Stücke  nicht  in's 
Deutsche  übersetzt  werden  sollen,  weicht  der  Berichter- 
statter von  Rudhardt  ab,  indem  er  statt  im  Uebersetzen 
Gefahr  für  das  Gedeihen  der  Memorirübungen  zu  findeo, 
dasselbe  zum  richtigen  Auffassen  für  wesentlich  nolbwcn- 
dig  hält,  Mobei  es  sich  freilich  von  selbst  versieht,  dass 
an  das  Uebersetzen  nicht  mehr  gedacht  wird  ,  wenn  die 
Schüler  eine  Stelle  gehörig  aufgefasst  und  dem  Gedächi- 
nisse   fest   eingeprägt   haben. 

Um  nun  aber  den  dnrch  die  IMemorirübungcn  beab- 
sichtigten Nutzen  zu  erreichen,  scheint  es  unerlässliche 
Pflicht,  dass  jeder  mit  diesem  Geschäfte  beauftragte  Leh- 
rer die  den  Schülern  vorzulegenden  Stellen  selbst  genau 
im  Gedächtnisse  habe,  weil  er  sonst  nicht  im  Staude  ist, 
den  gelernten  Stoll  nach  allen  Seiten  hin  zu  verarbeiten 
und  (wenigstens  mündlicli)  anwenden  zu  lassen.  Damit 
sich  ferner  die  Anwentliiiig  der  niciiiorirteii  Stellen  nicht 
bloss  Immer  auf  eine  Classe  lip.schiäiike ,  ist  es  nothwen- 
dig,  dass  das  Pensum  für  jede  Stute  ein  bestimmtes  sei, 
wobei  es,  schon  um  säumige  Lehrer  anzutreiben,  zweck- 
mässig sein  dürfte,  ein  .^liuimum  festzusetzen,  ohne  dass 
jedoch  diejenigen  Lehrer,  welche  in  ihren  Classon  talent- 
vollere Schüler  haben,  und  iliesen  einen  oinfassendcren 
Stoff  mitzutheiien  wünschen,  darin  irgendwie  gebindert 
würden.  Jene  Uebereinstiminung  ist  aber  ebenso  wohl  in 
dein  Falle  nothwendig,  wenn  die  aus  einer  Classe  in  die 
andere   übiirgehenden  Schüler   einen  neuen  Lehrer  bekoui- 


26  i 


V64 


ineii  ,  riln  tt  riiii  sie  in  dfr  iifiirn  Clas.sc  <icn  frübpreii 
Lehrer  briiallen.  Denn  «oiiüt  «lirde  in  jenem  Falle  dem 
Lehrer  der  ron  den  .Srhiilern  früher  nioinorirte  Slnff  nicht 
bekannt  oder  gelflufig  gennff  sein,  und  es  bliebe  derselbe 
nnbeniitzt,  und  würde  je  eher,  je  lieber  (»ieder  vergessen; 
in  diesen!  würden  zwar  die  mit  ihrem  Lehrer  in  die 
höhere  Classe  aufsteigenden  Srhüler  besser  bedacht  sein, 
aber  die  in  der  liulieren  Classe  entweder  wegen  zu 
■irhwacher  Fnitse hritte,  oder  wegeu  des  zweijährigen  Cnr- 
•  us  der  Classe  £urnck}{eb|jebenen  iScIiiilcr  «lirdcii  dann 
bei  Wiederholung  und  Verarbeitung  des  >oii  dein  grüs- 
.icren  Thcile  der  Srhi'iler  in  der  vorhergehenden  ClasJo 
empfangenen  ftleinorirstofles  wenig  berücksichtigt  werden 
künnen.  Unter  diesen  Umstanden  scheint  es  das  Beeste 
tu  sein,  für  die  einzelnen  Uildungsstufcn  den  .Alcmorir- 
slnfT  zu  bestimmen,  und  wenn  dann  noch  die  mit  den 
i^Ieiiiorirübnngeu  beauftragten  Lehrer  ihre  Schüler  meh- 
rere Jahre  hinter  einander  behielten,  und  dieselben  nicht, 
wie  diess  bei  den  stehenden  Ordinariaten  an  den  moi- 
■iteii  (ivmnasien  <ler  Fall  sein  wird,  nach  einem  oiler 
Iiüchslens  zwei  Jahren  wieder  einem  anderen  Lehrer  über- 
;;ebeii  müssten  ,  so  würde  sich  der  grosse  Krfolg  und 
Antzen   dieser   Methode   bald   klar   herausstellen. 

Was   endlich   die  Wahl   eines   bei  den  Hlemorirül.uiigcn 
ru    brauchenden    Buches    anbelangt,    so    muss   das  von  Itud- 
liardt   für    ganz    uii|)raktisch    erklärt    werden,   da  demsolben 
kein    Plan    zu    Grunde    liegt,    und    weder    in  fieziehniig   auf 
ilnn   lubalt,    nuch    auf    die   Form    das    Fortschreiten    vom 
Leichleren    zum    Schwierigeren    beachtet    ist.       Ein    voll- 
ständiges   Exemplar  dieser  ,.loci  memoriales"'   BresI,   l,S-iO 
bei    Max    in    8.    kostet    ä   gGr.    und    ist    5    Bogen    stark  ; 
10  Schülrrexeniplare)    ä   4   Bogen,    kosten    1    Rthlr.    iinil 
enthalten    die   Citate    nicht.       Weit   geeigneter    ist    das    vom 
Director   Mciring   und    Oberlehrer  Remacly   in  Bonn    i,s42 
!.ei    Habicht    iu    g.    herausgegebene,     176    Seiten    fassende, 
•jLinl   für    It'/i   ^g""-    käufliche   „Memoriibucli'''' .    wenn   sich 
gleich    auch     gegen    dieses    Mancherlei    einwenden    l.'isst , 
t.    ß.    dass    überhaupt    zu    viel    StolF,    namentlich    Anfangs 
in    kurzen   Sätzen    (deren    Zahl    sehr    veriuiiidert    werden 
kiinnte),   gegeben   ist;   ferner   dass  Stücke   für  Tertia   (iiinl 
zwar   erst  gegen   das   Ende)    oder    für    Sccuinla    bestimmt 
«ind  ,    welche  jedem   nicht  ganz  schlechten  Quartaner  ohne 
besondere    Schwierigkeit   können    beijfcbrarlif    ii erden.     .So 
haben    die    Quartaner    des    Ref.    folgende     >on    den    beiden 
Hrn.  ^'erfassern    in   den    ilritten   (letzten;  Cursus    gestellten 
Stücke   ganz  gut  aufzufassen  vermocht,    und  zwar  im  ersten 
Jahre:   S.   97   Cleobis   und   Bito,   Troplioniiis    und    .Agaiiie- 
iles    (Cic.   Tnsrr.    1,4',    Il3.);   Dionysius   und    Dainocles 
S.   09  (Tusc.    V,    L'O,   OL);     Canlus   und   P.ythins    S.    11)0 
(Off.   III,    t4,   58.);  Manlius   und    PoinponiJs   S.   tU2  (Off. 
IIli  3t,    II?.);   zwei   merkwürilige   Träume   S.    104   (Div. 
I,  Ü7,  ,j6.);    Themistocies    S.    10.^    (Or.   11,  74,    2Ü9.); 
Socrates    vor    Gericht   S.    loD    (Or.    I,    .j4,    231.),     —    ja 
.S.    Kj^t   von   den   Sinnen   (N.   D.   II,   ä(i,    t40.)    haben    im 
vorijfen    Jahre    ijie    Quintaner   schon    zu    vollkommener  2n- 
friedeiiheit  (jeleriit.    Das   Somiiiuni    ist   von    den  Verfassern 
ganz    zweckmässig   gewählt    wurden;     weniger    allgemeinen 
Beifall    dürften    vielleicht    die    Briefe,    welche   3((   Seilen 
füllen,    wegen   der   Eigenthninlichkeilen   des  Briefstils   fin- 
den ,   wenn   auch   die  Lecttire  derselben  in  (ivmuasien  sehr 


zu  empfehlen  ist.  Dafür  hätte  vielleicht  «ine  Rede,  etwa 
ilie  pro  Arcliia,  Platz  finden  k'innen.  Dass  übrigens  alle 
Stellen  aus  Cicero  entnommen  und  narli  dem  Inhalte  ge- 
ordnet sind,   ist  durchaus  zu   billigen.  S. 


29.    lieih-jis^e  zur   Beticliligutio-   \oii   Ziimpf's 
ürainiu.'Uik. 

II. 

UeLer    die    vermeintlich    doppelte  Bedeutung    des    lateini- 
nisclten    Per/ects. 

Eine  der  dunkelsten  und  schwierigsten  Lehren  in 
Zumpt's  lateinischer  Grammatik  ist  uustreitig  die  Lehre 
von  der  beileiitiing  und  dem  Gebrauche  ilcs  Perfects.  Die 
Coulroverse,  ob  das  Perfertum  als  ein  Tempus  der  Gegen- 
wart oder  lief  Vergangenheit  anzusehen  sei,  rührt  schon 
ans  den  Zeiten  der  Stoiker  her,  welche  es  unter  dem 
tarnen  iviiaiaj^  OL'ilsKty.vi  als  ein  PrSseus  betrachteten. 
Ihnen  schloss  sich  Terentins  Varro  an,  der  es  praesens 
actionis  perfectae  nannte.  Die  Alexandriner  dagegen  zähl- 
ten es  unter  die  Präterita,  so  dass  es  nunmehr  zwei 
jIHO'/j/IjUHOi  OihTrKr/.ui  gab,  nainlich  ji.ctifa  und  m- 
itffitv  '),  deren  Bedeutung  man  dadurch  bcstioimte,  dass 
man  sagte,  ersteres,  das  Pcrfect,  bezeichne  eine  eben 
erst  (('.tili),  letzteres,  das  PInsijuainperfect,  dagegen  eine 
längst  (n  t'j.ui)  vollendete  IlaiMllung  der  Vergangenheit. 
Diese  zwei  entgegengesetzten  Ansichten  der  Stoiker  uud 
der  Alexandriner,  zwischen  «eichen  die  späteren  Gram- 
matiker hin-  und  herschwankten,  haben  die  teueren  in 
Beziehung  anf  das  latcinisibe  Perfectuni  dadurch  zu  ver- 
einigen gesiiiht,  dass  sin  <leinselbon  eine  doppelte  Be- 
deutung beilegten,  die  eines  praesens  praeleritum  und 
die  eines  Aorisls  der  Vergangenheit.  Diess  ist  auch  die 
Lehre   Zumpt's,   §.   l)' X).   und   ,VH: 

,,Zu  dem,  »Ol  in  der  lateinische  Sprachgebranch  in 
Hinsicht  der  Tempora  vom  Deutschen  abweicht,  geh()rt 
besonders  Folgeuiles  :  das  Perfectuin  Indicativi  hat  im 
Lateinischen,  ausser  seiner  Itedeiituiig  einer  vollendeten 
Handlung  in  gegcmvärligcr  Zeit,  noch  die  eines  Aorists 
der  Vergangenheit,  d.  h.  es  dient  zur  Erzählung  von 
Ilaiidlungen  ans  der  vergangenen  Zeit,  welche  ohne  l\ück- 
sii'Iit  daianf,  ob  .sie  im  Verhältnis«  zn  cinaniler  lolleiidet 
oder  unvollendet  waren,  als  momenlau  neben  einander 
gestellt  »erden.  —  Im  Conjiinctiv  aber  liat  das  Peifec.lnni 
nicht  jene  llnbestimmlheit  einer  ehemaligen  Handlung, 
welche  dem  liidicativus  dieses  Teiiiporis  zukommt,  son- 
dern ist  immer  für  die  vollendete  Handlung  und  gej;oii- 
«ärtige    Zeil    bestimmt,    also    ganz    »ie    im   Deutschen.' 

•So  sehr  auch  diese  Theorie,  welche  die  einander  eiit- 
gegengesetzfci)  Ansichten  der  älteren  Grammatiker  zu  ver- 
mitteln uud  auszugleichen  scheint,  beim  ersten  Anblicke 
für   sich   einnehmen  und  bestechen  mag,  so   kauo  doch  gar 


Lil?teies  iinnnte  man  um  der  Lntciscbeidnng  wegen  nicht 
iiiclir,  wie  friilipr,  jKipw^jjHfvo?  ouuf/.i««;,  sundein  jingw;^;;^!^- 
jo,-  iiittQOv.xfhxöi;,  eistires  aber,  um  seine  n.ibe  \  era.imlt- 
.icb.ilt  mit  dem  Präsens  zu  bc/eicbiien  ,  .iiicli  nuwi/r^fiii oi; 
,-iuguxi(fiiro:; .  d.  i.  p:  aetciitiini  pc.i-fecliini  moinenlo  praeen- 
li.«  adiacens. 


265 


2GG 


Manches   nicht  Unerhebliche   dagegen  einfewenilot  werden. 
Denn   erstens  ist  es  aufTallend,  dass   zwar  der  Indicatirus, 
liie    aber    der    Coiijutictinis     Aoristbedciitiing     haben    soll. 
Auch   »ird    diese    an  sich    schon    aurfallende    ISchaiiptun^f 
an   einer  Menge    ron    Stellen    als    eine   geradehin   unrich- 
tige  erkannt,     wie   ich  ^)   nachzuweisen   versucht  habe   in 
JaliK's  Archiv  für    Philologie   und    l'üJfigogik ,     Hand   1, 
Heft    1,   S.    67   ff.      Zweitens   aber   ist   eben    die   aoristische 
Bedeutung  lies   ludicativus   Perfecti    von   Znmpt    nicht  gut 
als   eine    solche    bezeichnet  worden,     durch    weiche    eine 
Handlung  aus   vergangener  Zeit  als    momentan   dargestellt 
tverilc.      Denn   wenn   auch  in   vielen   .Stellen,   wo  das   Per- 
fectum   steht,   die  Handlung   als  rasch   eintretend  oder  furt- 
iichreiten<l ,   ja   als   Sadie    des  Augenblicks   gedacht    werden 
kann  ,     so   iiuilet  sich    doch   das   Perfectum   an    unzähligen 
Stellen,   wo   von   nichts   weniger,  als   von   etwas  Dlonienta- 
nem   die   Rede   ist,  sondern   oft  ansilri'ickliche  Zus.'it/e  die 
Vorstellung  der  Dauer  unabweisbar   machen,   z.  15.  Justin. 
1)  8,   14:     Cyrus    regnavit   annos    triginta,    non    initio 
tantum  regni ,    sed  continuo  totius  temporis  successu  ad- 
mirubililer  insignis.      Kndlich   int  schwer  eiuznsehen  ,    i>ie 
überhaupt   eine   vollendete  Handlung   zugleich    eine    gegen- 
u.'irtige  sein   könne.      Wenn  darin  kein   ollenbarer  Wider- 
spruch   liegen    soll,     so    bleibt    nur    übrig,     anzunehmen, 
dass  zwar   die   Handlung  selbst  als   vollendet,     das  Resul- 
tat  derselben   aber    als     noch    gegenwärtig   geilacht   «erden 
müsse,   wie   >;   Tlök/s   i^Tiozoi ,   die  Stadt  ist  erbauet  wor- 
den,   und   steht  noch  jetzt.      Allein   erstlich   ist  diese   An- 
deutung   der    Fortdauer    des    Resultats    der    Handlung   bis 
in  die    Gegenwart    des    Redenden    dem    lateinischen    Per- 
fecto  durchaus  fremd,   vergl.  z.  B.  Justin.   2,   3,    17:   >S'cy- 
fliia    Asia    per    viille   quingenlos    annos    vectigalis  fuil; 
pendendi    triöuti   fineut    Ninus  re.v  Assyriorum    imposuit. 
Zweitens  spricht  auch  Znmpt  unverkennbar   nicht  von  dem 
Resultate  der  Handlung,   sondern  von  iler  Handlung  selbst, 
indem   er  g.   ,504.   bemerkt:     ,,puer    decidil   de  tecio  ,     ut 
crus  fregerit ,    ist   keine  Krzälilung,   sondi'rn  Angabe  eines 
rollendeten    Vorfalls  der  gegenwärtigen  Zeit.'^     Kin   mll- 
cndeter    Vorfall   der   gegenwärtigen  Zeit   ist  aber   geradezu 
ein    logisches    Unding.      Denn  Gegenwart   ist   ja    nichts  An- 
deres,  als   derjenige    Zeit punc t ,    welcher  die  ^'ergangen- 
hcit   mit  der  Zukunft  verknüpft.      Da   nun  jede   Handlung 
einen   gewissen,   wenn  auch   noch   so   kleinen,    Zeit  raunt 
füllt,  ein  Zeitpunct  aber,   wie  jeder  Punct,   keine  Theile 
hat,    so   mnss  jede    Hancllung,    wenn   sie   soll   gegenwärtig 
;;enannt   werden    können,      aus    dem    Gebiete   der    l'^ergan- 
genlieit  durch    den  Zeitpunct   der  Gegenwart  sich  hindurch 
•Mstrcrken    in    das   Reich    der    Zukunft.      Diess   thiit   aber 
ilio  durch's  Perfectum  bezeichnete  Handlung  oflenbar  nicht, 
sondern    sie    kann    als    eine    vollendete    sich    zwar    bis   an 
den    Zeitpunct    der    Gegenwart    hin     erstreckc^n,     niemals 
aber  durch   denselben   hindurch   gehen.      IMitliin  muss  das 
Perfect,     auch    wenn.es  eben   erst   vollendete   Handlungen 
liezcichnet ,     immer    noch    als    ein    Präteritum    angesehen 
«erden,     und     dürfte     nicht,     wollte    man    es   ja    von    dem 
siigenannten  aorislischcn   Perfect  unterscheiden,    praesens 


2)  Mit  Bcislinimung  tVeissenljorn's ,  s.  diese  Zeilscbrift  1838, 
Heft  12,  S.   1250. 


aciionis  perfeclae,  sondern  etwa  pauto  ante  praeteritum 
genannt  werden. 

Doch   wozu   überhaupt  diese  Untersiheidungl     Alüsste 
man    dann    nicht    aus    ilemselben    Grunde    scriplurus    est 
(das   sogenannte   Futurum   per iplirasticum)   ebenfalls   in   die 
Öedeutung   eines  puuln  posl  fuluri  unil    in    die   eines   ali- 
quando  futuri  zerlegen?      Denn   dass  scripturus  est  p\>en- 
suwolil   von   dem   gesagt   »erden   kann,    der   erst    nach   ge- 
raumer Zeit,   wie   von   dem,   iler   im    nächsten  Augenblicke 
schreiben     wird,     unterliegt     wohl    jetzt     keinem    Ziicifei 
mehr  ^).       Vergl.    Cic.  /'am.   3i   .') :     tibi  de  noslris  rebu* 
nihil  Bum  ante  mandaturus  per  litteras ,  quam  desperaro 
coram  me    tecum    agere  posse.      Fragt    man ,     was    wohl 
Zunipt   zu   dieser    Unterscheidung    einer    doppelten   ßedcn- 
tnng   des  Perfects  bewogen  haben  mag,   so  lässt  sicli  ausser 
der,     freilich    verfehlten,     Absicht,     die   ent};egengesetztcn 
Ansichten  der  Grammatiker  über  das  Perfect  zu  vereinigen, 
nui    die    sogenannte-   Consecutio  Temporum  anführen.      Hier 
ist   allerdings    nach    Zumpt   die    Unterscheidung   einer   dop- 
pellen  Betlentung    des    Perfects    von    Wichtigkeit,     indem 
nach   dem    praesens    actionis    perfectae    wiedtr    Tempora 
der    Gegenwart,     nach    dem    perfectum    liistoricum    aber 
Tempora    iler     Vergangenheit    folgen    müssen.       Doi  h    ge- 
steht  Znmpt  selbst   g.  513,   dass    in   die   sonst  so   einfache 
Regel    von    der    Consecutio    Temporum     eben    durch   jene 
doppelt«-  Bedeutung  des  Perfects  eine  Scjiiiierigkeit  komme. 
Und   diese  Schwierigkeit   bestellt   nicht   bloss   ilariiiue,   dags 
man    fragen    umss,     ob    das    Perfectum    als    Präsens    oiler 
Präteritum     in    dei     Stelle-    ariiusehen    sei,     sondern     wird 
ganz     besonders    dadurch    erhöbt,     <lass    der    Lateiner    in 
vielen    Fällen   audi    dann    das    Imperlectuni    auf    das    Per- 
fectum   folgen    lässt,    wenn    «ir   (»as  Znmpt   dem  Anfänger 
als   Kriterinm    zur    Unterscheidung    der    beiden   Bedeutun- 
gen   i\vs   Perfects   empfiehlt)    letzieres    auch    im    Deutschen 
durch's   Perfect  übersetzen,     also  eigentlich    nach    Zumpt 
ein    praesens    actionis    perj'cctae     in    ihm    anzuerkennen 
haben.      Znmpt,   ilem   diese   Erscheinung   nicht   unbekannt 
geblieben    ist,     sucht   dieselbe    g.    014-   dadurch   zu    erklä- 
ren,  dass   sich   die  Lateiner    «egeu   des    überniegend    häu- 
figen   (icbraiichs    des    Perfecti    als   Aorist    der    Vergangen- 
heit  an   die    ^'erbinduiig   ilesselben     mit    dem   Iinperfert   so 
gewöhnt   gehabt    hätten  ,   dass  Cicero  z.  B.  sage  J'err.   1,  t  : 
adduxi    hominem    (ich   habe   .   .   vor   Gericht  geführt),     in 
quo    satisfacere    exleris    nationibus    posselis;     oder    de 
pet-  cons.  4:    quoniam  ,   quue  subsidia  novilatis  h  aber  es 
et  habere  posses  e.vposui  (iiiseinandergesetzt  habe),  nunc 
de   n.agnitudine  petilionis    dicam.      Hatte    aber    nicht    ge- 
rade   diese    Erscheinung   Hrn.  Z.   au   der   iloppeltcn  Bedeu- 
tung  des   Perfects    irre    machen    und   zu   der    Ueberzeugung 
bringen   sollen,     dass   das    bisweilen    nach   dem    Perfectum 
folgende    Präsens    nicht    durch    die    Präscnsbedeutung    des 
Perfects,     sondern    durch    etwas    Anderes    bedingt   werde? 
zumal    da    ja    auch    aufs   Imperfectum    bisweilen   das    Per- 
fectum  Coiijunctivi   folgt,    z.   B.    Cic.    Brut.   S8 :     ardebat 
auteni   Hortensius   cupiditate  dicendi  sie,    ut   in   nullo  un- 
quam  flagrantius  Studium  viderim. 


O/.nnasialzeiCung. 


3)  S.  Hermann  Schmidt:    doctrinae  temporum 
et  talini  exposilio  hislorica.     Parlieula  IL 

19 


eerij  sraeci 


2G-: 


368 


Auch  die  ConseciiJio  Teinporiim  also  ,  weit  onffcmi, 
ilio  Uiiti'rsclioidiinjj  <-iiicr  «1(1|i|H'I(<mi  PcrlVctbodeiitiiiig  zu 
boefliisli"cii,  «cisi't  im»  oUViiliar  nur  auf  eine  »iiil  zivar 
eiiio  »<Tjjaiii;eiio  Ilaiiilliiiij;  liczciihiiciKli'  Hcdcudiiij;  iIcs 
Perfi'cts  hin.  \Vuriiiii  »ollen  wir  also  iliesc  Einheit  «ler 
iirilditiin;;  nicht  aucrkriuicn  nml  ilas  l'erfect  aiuli  «la, 
HO  CS  cino  eieii  erst  lollcnilctc  llanilliin';-  bezeiclmet, 
nicht  anch  als  Pr.'ifcridini  ansehen?  Freilich  geht  dann 
für  Znni|)t  die  schone  Svinuietric  in  der  Eintheiliing  der 
Tempora  verloren,  nach  »elcher  jede  Zeit  zwei  Tempora, 
ilas  eine  mit  dem  Begrillc  der  Dauer,  ilas  andere  mit 
dem  Begriffe  der  \'olleuilung  hesitzt.  Vielmehr  triirdcn 
dann  auf  die  Vergangenheit  .i  [Plusquamperfectum,  Per- 
fectum  lind  Iiiiperfectiiin) ,  auf  die  Zukunft  J  {Futurum 
I  und  //.)  und  auf  die  Gegenwart  nur  |  Tempus,  das 
Präiens,  kommen.  .Allein  gerade  diese  ungleiche  Anzahl 
der  Tempora  für  Gegenwart,  Zukunft  und  Vergangenheit 
erscheint  in  iler  Natur  der  Sache  begründet,  wenn  man 
erwägt,  dasä  für  den  denkenden  Menschen  das  engste 
Gebiet,  das  der  Gegenwart,  das  der  Zukunft  dagegen 
£chon  ausgedehnter,  das  der  ^'rrganp;enlieit  endlich  das 
allerreichhaltigste  ist.  Fassen  wir  also  das  Perfect  nur 
in  einer  Bedeutung  und  zwar  als  Prilteriluin  auf  (wofür 
sich  gelegentlich  auch  Hr.  Professor  Uäumlein  in  dieser 
Zeitschr.  ISa').  Nr.  30.  erkl.irt  hat),  so  bleibt  nur  übrig, 
demselben  sein  richtiges  Verh.'iltniss  zu  den  beiden  andern 
Temporilius  der  Vergangenheit,  zu  Imperfect  und  Plus- 
quamperfect  anzuweisen.  Keiner  Schwierigkeit  unterliegt 
Aie  Unterscheidung  des  Perfecfs  ron  dem  Imperfect,  da 
letzteres,  um  mit  Zumpt  zu  reden,  nicht  Vollendung, 
sondern  Dauer  in  der  Vergangenheit  bezeichnet.  Wozu 
aber,  konnte  man  fragen,  2  Tempora,  die  beide  dasselbe, 
nämlich  Vollendung  in  der  Vergangenheit  ausdrücken? 
Allerdings  würde  eins  von  beiden  Temporibus  überflüssig 
sein,  wenu  nicht  beide  durch  ein  drittes  Merkmal  ver- 
schieden wären.  Freilich  besteht  dieses  fllerkuial  nicht, 
wie  die  Alexandriner  meinten,  in  der  Vollendung  einer 
Handlung  seit  längerer  oder  kürzerer  Zeit,  weil  man 
sonst,  wie  schon  Scaliger  richtig  fühlte,  nicht  würde 
sagen  küiinen  :  risi  jam  quinquagint  a  ahhinc  annis 
und  legeram  versuin  heri  antequam  biberem.  Auch  würde 
sich  sonst  Cicero  falsch  <les  Perfects  bedient  haben  ad 
Att.  12,  23:  occidimus ,  nccidimus  Jam  pridem,  At- 
tice,  nos  quidem.  Der  lJnterschie<l  beider  Tempora  be- 
steht vielmehr  darin,  dass  das  Perfecfum  eine  (gleich 
»iel  ob  längst,  oder  eben  erat)  vollenilete  Handlung  be- 
zeichnet, deren  Subject  der  lledcnde  zu  sich  in  die  Ge- 
genwart versetzt,  das  Plusi|uamperfectuui  dagegen  eine 
ebenfalls  vollendete  Handlung  bezeichnet,  deren  Subject 
der  Redende  zu  sich  in's  Verhältniss  der  Vergangenheit 
»teilt.  Man  kann  nämlich  (wie  ich  ausführlicher  nach- 
gewiesen habe  in  dieser  Zeitschr.  1841.  Gvmnasialzeitung 
>r.  9  und  10.)  bei  jedem  Tempus  Verbi  liniti  ein  drei- 
faches Zeitverhältniss  unterscheiden,  1)  das  Zeitverhalt- 
niss  der  Handlung  zum  Subjecte  derselben  ,  2)  das  Zeit- 
verhältniss des  Subjects  der  Handlung  zum  Redenden, 
3)  das  Zeitverhältniss  der  Handlung  zum  Reden<len.  Die- 
ses dreifache  Zeitverhältniss  ist  von  Zumpt  nicht  gehörig 
erkannt  und  beobachtet  worden,  sondern  er  geht  in  der 
Teuipuslehrc  gleich  von  dem  dritten  Zeitverhältiiisse,    als 


von  dem  einzig  cxisf irenden,  aus,  indem  er  §.  493.  sagt: 
,,I<iS  lässt  sich  in  dieser  Hinsicht  keine  andere  Regel 
geben  ,  als  dass  man  (d.  i.  doch  wohl  der  Redende  oder 
Schreibende)  sich  frage,  in  welche  Zeit  die  auszudrückende 
Handlung  fällt,  nämlich  in  die  gegenwärtige,  vergangene 
oder  zukünftige"  ').  Das  erste  Zeitverhältniss  ist  Hrn. 
Z.  insofern  dunkel  geblieben,  als  er  es  für  gar  kein 
Zeitverhältniss,  sondern  für  eine  Beschafleiiheit  der  Hand- 
lung in  Beziehung  auf  die  damit  rerbundenen  ansieht  ^). 
Das  zweite  Zeitverhältniss  endlich  ist  ihm  ganz  entgan- 
gen, sonst  würde  er,  in  dem  Perfectum  ganz  richtig 
etwas  Gegenwärtiges  ahnend,  dieses  Gegenwärtige  nicht 
in  der  durch's  Perfect  ausgedrückten  Handlung,  sondern 
in  dem  durch's  Perfect  zugleich  mit  bezeichnetem  Sub- 
jecte  der  Handlung  gesucht  haben.  In  der  That!  diese 
durch's  Perfect  ausgedrückte  Versetzung  des  Subjects  iu 
die  Gegenwart  des  Redenden  ist  das  ISinzige ,  was  dem 
Perfect  von  Präsonsbedeutung  inwohnt,  und  zwar  nicht 
bloss  dem  lateinischen  Perfect,  sondern  auch  dein  deut- 
schen. 

Das  deutsche  Perfect  nämlich  wird  von  Zumpt  eben- 
falls verkannt,  wenn  er  behauptet,  dass  es  immer  nur 
eine  vollendete  Handlung  der  gegenwältigen  Zeit  be- 
zeichne. Auch  das  deutsclio  Perfect  kann  ebenso  gut 
von  einer  längst  vollendeten,  wie  von  einer  eben  erst 
stattgefundeiien  Handlung  gebraucht  werden ,  wie  sich 
aus  dem  ersten  bessten  Beispiele  ergibt:  so  eben  ist  ein 
arger  Betrug  entdeckt  worden  und  Amerika  ist  1492  ent- 
deckt worden-  Wie  kommt  es  denn  also,  dass  gleich- 
wohl das  deutsche  Perfect  iu  der  Erzählung  nicht  ge- 
braucht, sondern  das  lateinische  Perfectum  im  Deutschi  ii 
durch's  Imperfcctum  übersetzt  wird?  Diese  Frage  sucht 
Zumpt  dadurch  zu  lösen,  dass  er  nicht  bloss  dem  deiil- 
schen  Perfecto  die  Bedeutung  eines  Präteritums  abspricht, 
sondern  auch  eine  doppelte  Bedeutung  für  das  deutsclie 
Imperfectum  statuirt.  „Im  Deutschen",  sagt  er  §.  ,500, 
,,ist  das  Imperfect  dieses  unbestimmt  erzählende  Tempus 
der  Vergangenheit  neben  seiner  eigentlichen  Bedeutung 
einer  dauernden  Handlung  in  vergangener  Zeit."  So 
hat  Zumpt  beiden  Sprachen  Genalt  angethan,  indem  er 
im  Deutschen  dem  Imperfect,  im  Lateinischen  dem  Per- 
fect doppelte  Bedeutung  aufzwingt,  anstatt  den  fraglichen 
Gebrauch  des  lateinischen  Perfects  und  deutschen  Imper- 
fects  in  der  Erzählung  viel  einfacher  und  naturlicher  au« 
der  verschiedenen  Denk-  und  Darstellungsweise  beider 
Völker  abzuleiten.  Während  nämlich  der  praktische 
Römer    sich    durch's  Perfect    das    Subject    der    Haudluiig 


4)  Dass  Zumpt  dieses  Zeityeiliältiiiss  seiner  Eintbeilung  zu 
Grunde  legt,  kann  nicht  gclailelt  werden,  aticr  grund- 
falsch ist  es  ,  bei  diesem  Eintheilungsprincip  das  Peifecl 
als  ein  Präsens  anzusehen.  Wollte  Hr.  iC.  das  Perfect  als 
eine  Art  Piaseiis  betrachten,  so  ranssle  er  nicht  das  Zeit- 
veibältniss  der  Handlung  zum  Rodenden,  sondern  dis 
Zeilverliültniss  des  Subjects  der  Handlung  zum  Redenden 
als  fundamentum  dii'isionis  aufstellen. 

5}  Demnach  muss  Zumpt  sämmtlicbe  Tempora  als  sogenannte 
relative  Tempora  ansehen.  Gleichwohl  «erden  aber  gar 
oft  Handlungen  ohne  alle  Beziehung  auf  andere  gedacht. 
Diese  könnten  alsdann  durch  die  Sprache  gar  nicht  aus- 
gedrückt werden  ! 


?69 


270 


vergegenwärtigt ,  die  Ilanilliing  selbst  aber  aU  eine  für 
das  Subjcct  derselben,  inithin  auch  für  den  Redcndea  voll- 
komuien  abg'esclilossene ,  als  eine  ruilendcte  Tliatsacbo 
(factisrb)  darstellt,  «ersetzt  sieh  der  poetische  Deutsche 
diircli's  Imperfect  zu  dem  Sulijecte  der  ILiiidluin;  in  die 
V'ergangCMheit ,  und  stellt  dagejjen  ilie  llandhiiig  selbst 
als  eine  für  das  Subject  noch  in  der  Eiitii  irkeinng  be- 
griffene, als  eine  »verdende  (genetisch)  dar.  Der  fac- 
tischen  Darstellung  durrh's  Pcrfect  bedient  sich  der  Dent- 
8cho  in  der  Regel  nur  dann  ,  nenn  er  mehr  das  Resul- 
tat der  Handlung,  als  die  Handlung  selbst,  im  Auge  hat, 
z.  B.  Amerika  ist  von  Columbus  entileckt  Morden;  die 
Engländer  haben  Colunien  in  allen  Welttbeilen  angelegt. 
Weimar.  Dr.   C.  E.   Putsche. 


Nachträglich   erschien  so   eben: 
HO.   /Iretalogus  sive  cpigrammata  et  sententiac  nostratium 
poetarum    (»ielnidir    p.    ii.)     latiue     reddifa.        Eilidit 
Mauritius  Sei/(/'ertus.      Drandenburgi ,  sumptus   fecit 
Ad.   »Iiiller.      tS4l.      8.      XII   und   76  S. 

Hr.  S.  hat  eich  sclion  sonst  als  gesclimacktoller  Ueber- 
setzer  deutscher  Dicliterstiicke  benalirt,  und  zeigt  hier 
wieder  sein  Talent  auf  eine  um  so  beifallswertherc  AVeise, 
als  nicht  alle  Uebersetzer  das  altrümische  Culorit  in  Fas- 
sung des  Geilankens,  der  Tropen  und  iler  Worte  so  gut 
zu  treffen  wissen.  Die  deutschen  Diclifer  ,  deren  Origi- 
nale daneben  stehen,  sind:  Giitlie,  Schiller,  Jf'ilh.  Mül- 
ler, Herder,  Lessiiig,  Logau,  Bürger,  Klopslock,  Ltnig- 
bein.  Küstner,  Hagedorn,  Nicolai,  Uhlund,  .4.  Hube, 
Rackert.  Den  Gvniiiasien  und  philologisclien  Seniina- 
rien,  »o  etwa  solche  L'cbuDgen  noch  oder  wieder  getrie- 
ben n  erden,  kann  das  \'utliegen(le  als  Aluster  enipluhlen 
worden. 


Gymnasial  -  Chronik   und   Miscellen. 

Aargau.  Der  Heransgeber  der  pädagogischen  Revue, 
Educationsrath  Dr.  Mager,  ist  rom  hiesigen  Staatsrafhe 
/.a  der  durch  Prof.  Jcanrenaud's  Abgang  —  derselbe 
war  seit  1808  an  der  Schule  —  erledigten  Professur  der 
französischen  .Sprache  und  Literatur  am  höheren  Gymna- 
sium   und  an   der  Gewerbschule    zu  Aarau   berufen  worden. 

Berlin.  Am  28-  Augnst  184!  starb  der  Director 
.nieritus  Chr.  Gottl.  Z  i  ni  uie  r  m  an  u  ,  welcher  176G 
geboren  war,  und  von  1821  bis  1X27  an  der  Spitze  des 
Friedrichs  -  Werder'schen    Gymnasiums   gestanden    hatte. 

Büdingen.  Der  Gymnasialdircrtor  Thudichiim 
daselbst  ist  zugleich  zum  Mitglied  und  Rath  bei  dem 
Oberstudienrath  lyid  Dr.  Geist  zum  Director  au  dem 
Gymnasium    zu   Giessen    ernannt    worden. 

Coblenz.  Lchrerpersonal  des  Gyninasiums  (Herbst 
1841).  Director  Dr.  Klein.  Professor  Leuzinger, 
Oberlehrer,  Mathematiker.  Oberlehrer  Assmapn,  Re- 
hgioDslehrer.  Professor  Dr.  Deycks,  Oberlehrer,  Or- 
dinarius  der  Prima    und  Bibliuthecar,      Oberlehret   Seul, 


Ordinarius  der  Oberserunda.  Lehrer  Uilchsten.  Leh- 
rer Dominicus.  Lehrer  Henrich.  Lehrer  Fliick. 
Professor  Dr.  Dronke  ist  im  September  als  Director 
an  das  Gymnasium  zu  Fulda  abgegangen.  Dagegen  ist 
von  dem  Progymnasium  zu  Neuss  der  Lehrer  Ditgo- 
nach  Coblenz  berufen,  und  hat  das  Ordinariat  der  Unter- 
secuiida  nebst  einer  Anzahl  Lehrstunden  übernommen. 
Lebrrdicss  sind  die  Candidateii  A  reust  und  .M  ü  n  c  h  hier 
beschäftigt.  Dem  A'crnehmen  nach  wird  der  Oberlehrer 
Seul  in  Kurzem  nach  der  adeligen  Erziehungsanstalt 
abgehen  ,  welche  zu  Bedburg  im  Jülicirschen  errichtet 
werden  soll.  Jetzige  Frecjnenz  der  Anstalt:  in  Prima  ','2, 
in  Obersecunda  23,  in  L'ntersecunda  44,  in  Tertia  Stji 
in  Quarta  (i4,  in  Quinta  (j.j ,  in  .Sexta  77,  Summa  331 
Schüler.  Am  Schlosse  des  Schuljahres  1841J — 1841  wa- 
ren 291,  im  Anfange  desselben  342  Schüler.  3Iit  dem 
Gymnasium  ist  eine  Elementarvorbereitungsschule  in  zwei 
AI)theiluMgcn  unter  den  Elementar lehrern  B  r  a  nd  en  bu  s  cii 
und  Stolz  verknüpft.  Sie  zählte  im  vergangenen  Schul- 
jahre V^6  Schüler.  Zu  den  Herbstprüfungen  lud  Hr.  Prof. 
Deycks  ein  durch  eine  diss,  de  Aiitisthenis  Socratici 
vita   ac   dortrina. 

G  r  n  u  li  ü  II  d  e  n.  Der  bei  uns  nichi  g-mz  nnlvckannte 
Kampf  des  Realismus  und  Humanismus  scheint  sich  auch 
in  Graubünden  einiffermassen  zu  regen.  IMan  schreibt 
in  dieser  Beziehung  der  ,,1V.  Z.  Z.":  „Eiu  wesentlicher 
Fortschritt  in  unserer  evangelischen  Landesschule  war  der 
Beschluss  der  evang.  Session  183'),  dass  der  Maturitäts- 
prüfung ein  sechsjähriger  Gymnasialcursus  voran  zu  ge- 
hen habe.  Die  Früchte  dieses  Beschlusses  hat  die  Sv- 
node  in  den  letzten  Jahren  geändert,  und  die  diessjährige 
Session  hat  die  vortheilhaft  veränderte  Haltung  derselben 
anerkennen  zu  müssen  geglaubt.  Aber  in  demselben  Au- 
genblick, in  welchem  die  Synoile  das  Bezeigen  der  Ses- 
sion mit  gerechter  Freude  hinnimmt,  hat  sich  am  Hori- 
zont bereits  ein  dunkles  Gewülbo  gebildet.  S.>itdera  von 
Seiten  der  Oberbehürden  dem  Studium  der  Humaniora 
grossere  Aufmerksamkeit  und  grossere  IMittol  zugetheilt 
worden  sind ,  glaubte  man  mit  vollem  Rechte  auch  für 
diejenigen  grössere  Lehrinitlcl  verlangen  zu  können,  wel- 
che auf  keine  gelehrte.  Bildung  Ansprucli  macJien ,  son- 
dern nach  etlichen  Jahren  Schulbesuches  sich  in  die  Reihe 
der  gewerblichen  üerufsarten  zu  stellen  gedenken.  Diese 
Forderungen  hatten  das  Interesse  der  Zeit  für  sich,  und 
wurden  noch  mehr  dadurch  unterstützt ,  dass  sich  ilie 
Ansicht  verbreitet  hatte,  man  könnte  durch  eine  Industrie- 
schulo  den  Talisman  gewinnen,  die  sciiiafende  rhätische 
Industrie  mit  einem  Zauherschlag  zu  erwecken.  Da  je- 
doch von  Anfang  au  die  ftleinung  nitlsf,  geradezu  abwois- 
bar  war,  es  werde  den  Realisten  nur  dann  Heil  wider- 
fahren können  ,  wenn  man  den  Humcnisteu  etwas  vou 
dem  Erworbenen  wieder  abpflücke,  sa  hat  sich  desshaiU 
in  der  Zeit  nach  dem  Beschluss  von  I(<3.T  einige  Miss- 
helligkeit der  Ansichten  betreffend  die  Verhallnisse  der 
Cantonsschule  zur  Landeswohlfahrt  ergeben.  Die  Indu- 
striellen klopften  verschiedene  Male  bei  dem  gr.  Ratho 
an ,  allein  die  Sparsamkeit  luacht  denselben  nianchmal 
etwas  schwerhörig.  Sie  hatten  noch  lange  klopfen  kön- 
nen, wenn  nicht  ihr  Glücksstern  gewollt  halte,  dass  in 
den  letzten  zwei  Jahren    eine    überraschende  Anzahl   ton 


271 


272 


l'f.,rrcrii  mit  To.l  abgefangen,  zwei  weggezogen  siu.l,  un.l 
,l,h  ein  l).-(i.i(  .0(1  10  Iii<ra.i9g«s(cllt  hat.  Da  l.iess  es  nnii 
auf  einmal  auch  in  gt-bildoton  Kreisen:  (lio  Pfarrer  mü.s- 
scn  »u  viel  stii.liren,  zu  viel  Geld  ausgeben,  unsern  (ie- 
niein.len  droht  eine  enorme  l'fiiiudcrhiihung.  ^or  Zei- 
ten, als  die  Pfarrer  noch  wohlfeil  studirten,  hatten  tur 
Pfarrer  genug,  damals  Haren  sie  zufrieden  mit  Pfründen, 
die  einen  Ertrag  von  200  Ü.  hatten,  jetzt  sind  sie  nicht 
mehr  zufrieden  mit  400  A-  l>as  besste  Mittel  ist,  man 
suche  «ieder  «ohifeilere  Waare  zu  fabricircn.  Solche 
Ansichten  sind  aus  landes.äterlicher  Fiirsorge  f.ir  das 
bessle  der  evang.  Gemeinden  in  der  diessjslingen  Session 
laut  .Tcworden.  Man  hat  nun  die  Staudesroinmission  mit 
Bcrathung  der  Frage  beauftragt,  ob  es  nicht  zneck.lien- 
lich  sei,  auf  den  Studienplan  von  vor  ISih  zurück  zu 
kommen,  «^^^l-   ^eit. 

31  ühlhaiisen.  Lehrcrpersonal  dieses  (Jymnasiuins 
im  Schuljahre  Ostern  r41  —  l!54-'-  I>irec(or  Dr.  Hann, 
Prorector  Limiiert,  Conr.  Dr.  S  c  h  I  i  ck  e  i  se  n  ,  Subr^ct. 
Dr.  illi'ihlberg,  Subconr.  I.  Ilarlrodt,  Subcoiir.  11.  Dr. 
Ameis,  Collaborator  Hecke,  Diaconns  Karmrodt, 
Pritatlehrcr  Kcnbauer,  Sch/eib-  und  Zeichenlehrer 
Uettmanu,  Slusikdirector  Thierfelder,  Pastor  üar- 
lüsiiis,   Hauptlchrer  am   Nebenseminar. 

Oels.  Im  Herbste  IST/  raffte  die  Cholera  den  da- 
maligen Gymnasialdirector  Kürner  dahin.  Sein  Anden- 
ken ward  durch  eine  vom  Prorector  verfasstc  Motette  ge- 
ehrt, die  bei  Gelegenheit  der  damaligen  Siiciilarfeicr  der 
Gräflich  Kospolhischcn  Stiftung,  »vozu  ebenderselbe  eine 
lateinische  Ode  gedichtet  hatte,  mit  aufgeführt  wurde. 
Des  Verstorbenen  pädagogische  \erdicnstliclikeit  ward  von 
der  Kiinigl.  Behörde  durch  Ben  illigung  einer  lebensläng- 
lichen jährlichen  Pension  an  seine  Witlwe  anerkannt. 
An  seine  Stelle  trat  der  Professor  Dr.  Lange,  der  loin 
Frieilrichs  -  Werder'schen  Gymnasium  in  Berlin  hierher 
befördert  ward.  Sein  erstes  Osterprograinm  |f^,39  enthält 
ausser  den  statistischen  Schulnachrichten  eine  lateinisch 
geschriebene  vorbereitende  Abhandlung  zu  einer  Ausgabe 
der  lliade,  die  noch  erscheinen,  und  worin  unter  andern 
die  Zenodoiische  Rcrension  des  Textes  gegen  die  Ari- 
sfarchische  in  Schutz  genommen  werden  soll.  —  Das 
Osterprogramm  184U  enthält  ausser  den  Schulnachiichten 
eine  lateinisch  geschriebene  Abhandlung  des  Dr.  Böh- 
mer über  die  Latinität  des  Seneca,  inwiefern  sie  als  fort- 
schreitende Entwickeluug  der  Sprache  zu  betrachten  und 
daraus  Vortlieil  zu  ziehen  sei  für  wissenschaftliche  Dar- 
stellung iu  neuerer  Zeit.  —  Die  beiden  Osterprograiiimc 
von  ly4l  und  1842  brachten  eine  Geschichte  des  Oeiser 
Gvuiuasiums  von  den  ersten  vorbereitenden  Anlagen  dazu 
ini  10.  Jahrhundert  bis  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts 
von  lieisuig.  Ans  manniclifachen  Quellen  mit  vielem 
Flcissc  und  gesundem  Urtheile  zusammengesucht  spricht 
die  Erzählung  durch  einfache  und  mit  Würde  gehalteuo 
Darstellung  auch  den  unbctheiligten  Leser  an,  unil  macht 
ihre  Fortsetzung  bis  auf  die  neuesten  Zeiten  wünsrhens- 
«erdi,  was  wir,  wenn  der  Raum  dieser  Blätter  es  ge- 
stattete, durch  pikante  Einzeluheiten  im  Anszuge   belegen 


kiinnien.  Das  Lchrerpersonal  besteht  jetzt  aus:  1)  Prof. 
Dr.  Lange,  Director,  '.')  Prof.  Dr.  L  i  n  d  a  u,  Prorector, 
3)  Kiesewettor,  Conreclor,  4)  Dr.  Bredow,  1.  Col- 
lege, ,0)  Purin  ann,  2.  Coli.,  H)  Dr.  B  ö  h  in  e  r  ,  3-  Coli., 
7)  Leisnig,  4.  Coli.,  ,s)  Bahr  dt,  Cantor,  9)  Dr. 
Kämmerer,  i.  llülfslehrer ,  lu)  Dr.  Rehm,  •>•  llülfs- 
lohrer.  —  Die  Schülerzahl,  von  welclici  in  den  beiilen 
Jahren  ziisainnien  l'-J  als  reif  zur  Universität  (darunter 
3  Philologen,  ö  Theologen  und  kein  Arzt)  abgingen, 
schuaiikfe  in  den  beiden  Jahren  zwischen  (70 —  KiO, 
wii'wdlil  man,  iiiibeinittelton  AeHorn  zu  helfen,  deren 
Siilino  nicht  slndircii  sipIIi'ii,  für  »elihe  aber  die  auf- 
blühenden Realschulen  in  den  Residenzen  —  diese  Kin- 
der di-r  in  materiellen  Interessen  und  Bestrebnngen  be- 
fangenen Zeit  —  zu  kostspielig  sind,  auch  hier,  wie  an 
andern  Procinzialgyninasieii  in  Prensseii  schon  vor  vier 
Jahren  eine  sogenannte  Realclasse  errichtet  hat.  Um 
aber  die  so  vermehrte  Arbeit  bestreiten  und  zugleich 
zweien  hier  alt  gewordenen  Lehrern,  dem  Prorector  und 
dem  zweiten  Colh'gen  ihre  Amts;)rbeiten  cileiihtern  zu 
können,  musste  der  zweite  Hülfslehrer  angesetzt  werden, 
and  um  diesen  gehörig  zu  saliiriren,  verstand  sich,  weil 
jetzt  die  Scluilca.sse  diess  nicht  mehr  zu  leisten  vermag, 
der  Prorector,  dem  besonders  vernichrle  Harthürij^keit 
die  Aufrechthaltung  der  Schuldisciplin  erschwerte,  zum 
Opfer  von  zweihundert  Thalcrn  seines  bisherigen  Gehal- 
tes gegen  Abnahme  von  '/^  seiner  Lehrstundenzahl,  «a» 
denn  auch  von  den  allerhöchsten  ,  höchsten  und  hohen 
Patronen,  d.  i.  vom  Könige,  dem  Herzoge  und  der  Stadt, 
die  freilich  alle  drei  vor  nun  14  Jahren  die  Besoldung 
des  Lehrerpersonals  freigebig  verbessert  hatten ,  gcuch- 
uiigt  worden  ist.  Allerdings  ein  empfindlicher  Wechsel 
für  den  nnn  65jährigen,  sonst  rührigen  Greis,  der  jetzt 
hundert  Tlialer  weniger  Einkünfte  hat,  als  womit  er  vor 
3S  Jahren  seine  Laufbahn  als  öffentlicher  Lehrer  am 
Köniu;ticlien  Lyceum  in  Warschau  begann.  Ein  Glück 
für  ilin,  dass  er  unverehelicht  geblieben  —  noch  grosse- 
res, dass  ihn  seine  trenbefreundete  Muse  nicht  rcrlässt 
Sollte  er  aber,  was  ihm  einmal  vor  Jahren  träumte ,  auch 
erblinden,  dann  möchte  er  wohl  wünschen,  dass  ihia 
einmal  die  linden  Geschosse  der  Artemis  solcher  Hülfs- 
losigkeit  des   Alters  rasch   und   unerwartet  enthöben. 

Sonders  hause  11.  Die  beiden  Oberlehrer  ZeitfucL; 
und  Dr.  Kieser  wurden  zu  Professoren,  sowie  später 
die  beiden  Collaboratorcn  Göbel  und  Dr.  Zange  zu 
Oberlehrern  ernannt.  Ausserdem  wurde  der  Hülfslehrer 
Lutze  am  Gymnasium  mit  der  Leitung  des  Orgelspiels 
und  des  Gesangs  in  der  Si.  Crucis -Kirche  beauftragt,  und 
erhielt  den  Titel  eines  Cantnrs,  die  beiden  Lehrer  Von- 
eiidc  und  Heidenheim  aber   wurden  definitiv  angestellt. 


Bericiitigungen.    "• 

lu  l\i.  l.  dci  G\innasi.il7,ritung  ist  zu  lesen  S.  6  in  dir 
Mille  statt  steigein  —  steigere;  S.  8.  i.  17.  von  unten  slatt 
sie  aber  —  die  aber:  S.  10.  nach  der  Mitte  statt  L'nabliangis;- 
keih  —  Undblässigkeit ;  S  16  vor  der  MiHe  statt  verstehen  — 
verstehe. 


Gymnasial-ZeitLin 


Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Aiterthumswissenschaft. 


Septemlier  1^49. 


31.  Geroiaiiia  oder  iieacs  Jahrbuch  der  Berlinischen  Ge- 
gellscliaft  für  dciifsclie  Sprache  und  AHerihumskande, 
Herausgegeben  ron  Friedrich  Heinrich  v.  d.  Hagen. 
Viertor  Band.  Berlin  184!.  Verlag  von  Ueroiauu 
SchiiUzc.     238  S.  8.     Preis  1    Thlr. 

Ein  3Iagazin  von  10  Abhandlungen,  welchen  Jahres- 
berichte über  die  Arbeiten  <ler  Gesellschaft  und  ücbcr- 
sirht  der  wichtigsten  nenen  Werke  deutscher  Sprache 
und  Alterthumskunde  ron  1839 — lS4l  beigegeben  sind. 
Der  Verein,  welcher  am  ß.  Januar  1840  sein  fiinf  und 
zwanzigstes  Stiftungsfest  feierte,  erfreut  uns  diessnial  mit 
meistens  sehr  dankensnerthen  Gaben,  unter  ttelclicn  das 
wenige  Geringfügige  verschwinden  mag.  Alt-  und  neu- 
dentsche  Literatur  und  Kunst,  romantische  und  deutsche 
Sagen,  deutsch -philologische  und  ästhetische  Betrach- 
tungen bilden  den  Kreis,  in  welchem  sich  diese  Leistun- 
gen bewegen.  Da  es  der  Tendenz  der  G^mnasialzeitung 
völlig  entspricht,  auch  neue  Erscheinungen  der  deutschen 
Literatur-  und  Cultnrgeschichte  überhaupt  anzuzeigen, 
BO  rechtfertigt  sich  wohl  eine  Uebersicht  des  vorliegen- 
den Bandes  mit  einzelnen  Auszügen  ron  selbst.  Eine 
eigentliche  Recension  liegt  also  keineswegs  in  der  Absicht 
dieses  Aufsatzes,  welcher  nur  darauf  geht,  dem  reichhal- 
tigen Buche  Interesse  zu  erwerben. 

A.  In  die  Sprachforschung  schlagen  folgende  Arbei- 
ten ein :  Nr.  III.  Veber  die  Aussprache  fremder  Eigen- 
namen im  Deutschen.  Von  Karl  Tams  (patriotische  Her- 
zensergicssung ,  welche  zeigen  will,  dass  es  besser  und 
natürlicher  sei,  wenn  wir  unserer  Gewohnheit  zuwider 
alle  fremden  Eigennamen,  wo  Deutsche  Deutsch  mit 
Deutschen  redeu  ,  so  aussprächen  ,  wie  uus  der  Srhtiabel 
gewachsen  ist).  Nr.  V.  Ucber  das  Verhalten  des  deut- 
schen Worlrhythmua  in  dem  deutschen  Versrhythmus. 
Von  Zelle.  >r.  X.  Volk,  Deut  und  Leut.  Von  F.  L. 
Jahn.  Daran  mag  sich  Mr.  VII.  schliesseu:  Der  deutsche 
Unterricht  auf  dem  Friedrichs  -  Werderschen  Gymnasium 
zu  Berlin.     Von  E.  Bonnell. 

B.  Zur  Sagenkunde  werden  zwei  interessante  Beiträge 
geliefert.  Lüteke  schreibt  über  den  Rattenfänger  von 
Hameln  (Nr.  IV.),  und  San  -  Marte  [A.  Schulz]  ü6er 
den  Wald  von  üreciliande  und  die  Quelle  von  Baranton 
(Nr.  II.).  Da  man  von  diesen  Wundern  der  bretanischen 
Romantik  wohl  noch  lieber  liest,   als    rou    dem  uuhcim- 

Gymnaiialzeilun^, 


liehen  Pfeifer,  so  folgt  hier  Einiges  ans  dem  betreffenden 
Aufsatze.  Der  Wald  von  Breciliande  (jetzt  Brccilien , 
einst  Broch'  allean,  le  bois  de  la  solitaire  genannt)  liegt 
in  der  Ebene  Concorcet,  welche  sich  in  der  Niederbre- 
tagne ansdehiite.  Dort  rinnt  eine  Quelle,  bei  der  man 
zwei  Steine  erblickt,  und  über  ihnen  ein  altes  Kreuz. 
Dicss  ist  die  Sagenreiche  Qnelle  von  Baranton  unil  da.« 
Grab  des  weisen  Merlin;  dort  schläft,  sagt  man,  der  alte 
Druide,  beim  Gemurmel  des  Wassers  und  des  AVindes, 
der  die  Haide  ringsherum  durchseufzt  (^'illemarqnes  Vi- 
Site  au  Tombo  de  Merlin  in  der  Revue  de  Paris.  Mai 
1,X37).  Die  alten  Traditionen  von  diesem  Walde  dauern 
noch  fort,  und  abergläubische  Gebräuche  beziehen  sich 
darauf. 

Auch  Iwein  mit  dem  Löwen  hatte  hier  seinen  Tum- 
melplatz. Jener  Wald  knüpft  sich  bedeutsam  an  die 
Heroen  der  ältesten  Wälschlretanischen  Arthursagen,  dir, 
wahrscheinlich  schon  im  7.  oder  8.  Jahrhundert  nach  der 
Bretagne  verpflanzt,  gewiss  hier  im  10.  festgewurzelt 
waren.  Merlin,  Sohn  eine»  Dämons  und  einer  Nonne, 
gibt  seiner  geliebten  Dame  vom  See  ,  Viviane,  selbst  den 
Zauber  an,  mittelst  dessen  sie  ihn  zu  ihrem  steten  Be- 
sitze im  Walile  von  Breciliande  auf  ewig  fesselt,  und 
Merlin  kann  nie  mehr  von  der  Stelle  hinweg.  Fast  in 
jedem  Romane  des  Arthur- Cjklus  gerflth  ein  Ritter  der 
Tafelrunde  in  diesen  wunderbaren  Wald,  wo  er  auser- 
lesene Abertheuer  zu  bestehen  findet.  Noch  berühmter, 
als  Merlin's  Grab,  scheint  eine  Quelle  geuesen  zn  sein, 
welche  Ungewitter  und  Platzregen  erzeugte,  von  der 
schönsten  Linde  überschattet.  Am  frühesten  gedenkt 
ihrer  Ware  nni  1150  im  Roman  de  Rou,  nachher  Chre- 
tien  von  Troves  (f  1  190)  in  seinem  Chevalier  au  lion  etc. 
Ware  erklart  das  Wunder  der  Quelle  f:ir  Erdichtung, 
aber  etwa  00  Jahre  spater  ist  Hüon  de  Mer\  glücklicher, 
als  er  deu  Wunderwald  besucht,  und  die  Kraft  der  Quelle 
prüft.  Die  Stelle  aus  seinem  Gedichte  Tournoicment  ante 
Crist  ist  S.  17  ff.  gedruckt.  —  Ks-.'.in  tritt  unter  drei 
Gestalten  auf:  im  ti.  J.ibrh.  alr  historische  Person,  hei- 
misch in  Wales,  als  Barde  iWe.A.V.i« ;  im  y.  und  11.  Jahrh. 
als  mythisch  ui.d  sagenhaft  gest.-«ltet,  in  Wales  und  Bre- 
tagne"; und  seit  dem  12.  Jahrh.  als  französischer  Ritter- 
romanheld.  Vom  Barden  ist  noch  ein  Gedicht  erhalten, 
Afallenau;  er  war  zugleich  Sänger,  Held  und  Prophet. 
Im  Gedichte  kämpft  er  gegen  die  Sachsen;  al»  diese  sie- 
tren,  und  er  «lio  Seinen  verliert,  fasst  ihn  Raserei;  er  irrt 

20 


375 


'216 


in   den   AValclern ,    uiid    »»iril   -Silvester   genannt.      Nennius, 
ein    llistoiiker   des   0.  Jalirliiniderfs  ,    leiht  dein   M.   (Am- 
broaiiis    (fenaiiiit)    d.'linonisclien    Anstrich  ,    mystischen    Ur- 
»nriiiil^    und     iiunderbare    Fruphetcnkraft.        Uüj;ejjen    li.'ilt 
Gotifrieils   «on    ."Monniouth  Gedicht  Vita  [\Ierlini   (nm  tl.'iO) 
noch   den   alten    Nationalheldcn   mit   Treue   fest,   unil  weiss 
noch   nichts   von   Alerlin's   Liebe   zur   Viviane.      Dieser   ge- 
denken  zuerst  Werke,    welche    frühestens  in   den   Anfang 
des     13.   Jahrh.    fallen.       Man    legte    der    VValdflucht    das 
31otiv    der   Verzauberung    durch   Viviane   unter ,    und   ver- 
setzte sie   in    dieser    Wandlung    nach    der    Bretagne,    von 
»«elcher   allein,    nicht  von    Wales,    die    nördlichen    Fran- 
zosen jene   Sagen   kennen   lernten.   —    S.    27  ff.    »ird   des 
rotlieii   Buches    von    Hergest    gedacht,    eines    Manuscripts 
vermischter    altväterlicher    Werke    im    Jesus  -  College    zu 
Oxford,    am   Ende   des    |4.   Jahrh.    zusammengeschrieben. 
Die   den   franzfisisrhen  Arthusromanen    inlialtlirh  verivaufl- 
ien   Erzählungen   edirtc,    übersetzte    und    erläuterte    Ladi/ 
Guest  (The   Alabinngion,    from  the  Lljfr  coeli   o   Hergest 
etc.  London  I8'i8  etc.  3  Vol.).    Der  erste  Band  gibt  den  üioS 
des    I»ein,     der    zweite    den    Urstoff    des    Parcival,    ganz 
ohne  Gral,   in  seiner  «välschen  Ursprünglichkeit;   der  dritte 
Kunde  von   einem   englischen  Parcival,   der  älter  als  Chau- 
cer,   doch  jünger,   als   der   erste   Kreuzung  ist:   auch   hier 
kein   Gral,   die   Ritterlichkeit  grob.     Namen   darin   deuten 
auf  Frankreich.    Die   Mabinogiou   müssen   lange   vor  ihrem 
Niederschreiben   gemacht  sein,    besonders    »eil   ihnen   die 
feinere   Chevalerie    und    der   Gral   fehlt.      Im   Roman   von 
,,Owain"   spielt   die  Donnerquelle  ihre  Rolle.    Dieser  Hold 
ist   von   unläugbar  wälscher  Herkunft.    Doch  fällt  auf,   dass 
man    in   Wales   keine    Wundertjuelle    ähnlich    der   von   Ba- 
ranton  gefunden.       Darum    gebührt    wohl   den   Bretagnern 
die   Erfindung  dieses   Romans.      [Vergl.   nun:   San-Marte, 
die   Mährrhen   des   (Walisischen)   rothen  Buches   von   Her- 
gest.     Halle    1841]. 

C.  Altdeutsche  Kunst  und  Literatur  ist  vorzüglich 
bedacht.  Daher  gehört  Nr.  VI.  von  Hagen  {Bericht  über 
Pommerns  Kunstgeschichte  von  Kugler.  Stettin  1840). 
In  drei  Piecen  werden  die  Niielu?igen  besprochen.  Hagen 
gibt  (Nr.  I.)  Notiz  von  der  Nibeluno^en  -  Handschrift  des 
Herrn  von  iVleusebach  (etwa  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrh.), 
168  Folioblätter  stark.  Sie  gibt  der  Nibelungen  Noth , 
die  l^lage ,  AVinsleke  and  Winslekin.  Aus  den  hier  ein- 
gerückten Stellen  soll  das  unmittelbare  Verhältniss  zur 
Berliner  Urschrift  klar  »erden.  Wir  zählen  nun  22 
(oder  21)  Nibelungen  -  Codices ;  auch  Bruchstücke  einer 
altniederiäudischen  Ucbertragung  haben  sich  gefunden,  — 
Nr.  XIV,  (von  Zeune)  führt  die  Aufschrift:  Ist  Heinrich 
von  0/lerdingen  der  Verfasser  der  Niielifngen  Nothl 
Von  Spaun  (Heinrich  r.  O.  und  das  Nibelungenlied.  Linz 
1840)  macht  die  Ofterdingen  zu  einem  adeligen  Geschlechto 
im  östreiciiischen  Traunkreise.  Sei  aber  Heinrich  Oest- 
reicher  oder  nicht,  so  fragt  sich:  ist  er  Verfasser  des  Nibe- 
lungenlieds] Bei  der  grossen  Verschiedenheit  der  Codices 
kann  von  Verfassern  weniger  die  Rede  sein,  als  von 
Sammlern  oder  Anordnern.  Nun  hält  Lachmann  die  ein- 
fachere Gestalt  für  die  ältere  (ja  reducirt  40  Abentheuer 
auf  2')),  Spaun  die  ausführliche,  Spaun  tritt  zwar  gegen 
Lachmann's  Hypothese  von  der  Entstehung  aus  Volkslie- 
dern auf,    neigt    sich    aber    duch    selbst    zu    ihr,    so  dass 


sich   die   Aniicliten    einander    nähern.       Weiter    macht    er 
wahrscheinlich,   dass   Bischof  Pilgrin   die   alten   Sagen  von 
Attila   lateinisch  aufschreiben   liess,   und   ergeht  sich   über 
die   vielen    Nibelungen  -  Nanion  ,    welche    in    üstreichisrhen 
Urkunden    begegnen,   personliche,    wie   locale  (von  letztern 
praedia     Theodorici     et     Krmanrici     Urkunde     von     II  II, 
Grimhildeberg  927,  das  Schloss  der  Frau  Heike  1  147  etc.). 
Aus   ilen   vielen   Nibelungen  -  Namen  ,   welche   in  Oestreich 
vorkommen,   und   aus   der  Kenntniss   der   Localität   in   die- 
sem   Lande,     sowie    aus    der    Unkunde     der    Rheinlande 
schliesst  Spaun,  dass  das  Lied  nicht  am  Rhein,   sonder:» 
in    Oestreich  gedichtet  sein  müsse.      Das  letzte  Argument 
entkräftet  Zeune   überzeugend   S.    146   f.   etc.   —  Nr.   IX. 
Der    Nibelungen    Noth.       Zwanzig  Lieder    von    den   Nibe- 
lungen.      Nach    K.    Lachmann's     Andeutungen    wiederher- 
gestellt von   A'.   Simrock.    Bonn    1840.    Von   Hagen.      Der 
Verfasser  tritt   bald    humoristisch ,    bald    ernst    scheltend  , 
bald    argumentirend    gegen    das   Buch    in    <lie    Schranken. 
Allerdings   gab   es   einst  ältere    kürzere   Nibelungenlieder: 
sie   fassten   die   Haupthandlung   kurz,   in   wenigen   Roman- 
zen,  oder   gar   nur   in    Einer    zusammen,    für   Einen   Vor- 
trag.     Alan   kann   eigentlich   nach   keinem  Dichter   fragen, 
wohl     aber     nach     dem     Dichter,      der     ans    jenen     uralten 
Ucberlieferungen ,    Volks-     und   Heldenliedern    zuletzt  das 
grosse    ritterlich- christliche    Heldengedicht    von    den  Nibe- 
lungen  schuf,   und    bildete.      Allerdings  sind   bei   der   man- 
nichfaltigen ,    lebendigen    Fortbildung    solcher     Lieder    zu 
grösseren  Nibelungengedichten    manche  alte    Einwirkungen 
und    Spuren    davon    auch     noch    in    der    letzten    Darstellung 
übrig     geblieben.       Indess    protestirt    iler    Ref.     gegen    die 
,, wundersam  prästabilirte   Harmonie",    durch    welche    die 
im   Ganzen   so   glcichniässige   Darstellung  des   ganzen  Hel- 
dengedichts,   sowie    sie    noch   in   der   hier    übrigen    Hälfte 
geblieben,    von   vielen    Volksdichtern   herrühren   soll.    Wir 
haben    keinen  Sängerstand    nach    Art    der    Skalden,    noch 
weniger  eine  homerische  Sängerschule.     Durch  vorliegende 
Zersetzung    ist    ungemein    viel   am    alten   Gebilde   beschä- 
digt.      Um     das    vermeintlich    Volks-     und    Sagenmässige 
herznstellen ,    ist    das   Ritterliche    überall    verdrängt    oder 
beschnitten.       Ausserdem    vermisst    man    viele    bedeutende 
Züge    oder    gar    ganze   Abenteuer.       Wie    das    Ritterliche 
und   das  Hufliche,   ist   auch   das   Christliche   mannlchfaltlg 
zurückgedrängt.        In    unserem    Gedichte     aber    ist    schon 
durch  die  älteste  geschichtliche    Gestaltung  mit  den  Rhein- 
franken und  ßurgundcn,   Gotlien  und  Thüringen  die  christ- 
liche AVeihe   des   germanischen  Heldenthums  und   sein  Ge- 
gensatz   gegen    die     heidnischen   Hunnen   begründet.      Das 
Christenthum   erscheint   in   den   alten  Nibelungen  als  fester 
Hintergrund    (wenn    schon    nicht    als  Beweggrund).       ^'on 
diesem    Gesichlspuncte    werden    der    Caplan     und    Bischof 
Pilgerin   für   die  Nibelungen   vindicirt.    In  der  angeblichen 
Herstellung    wird    neben    der  ritterlich  -  christlichen   auch 
die   vaterländisch  -  geschichtliche   Bedeutung   der  Nibelun- 
gen  verletzt.      Dagegen   erklärt  der   Rec:    „Nicht  sowohl 
aus   einzelnen  kleineren,   gleichraässig   verfassten  Stücken, 
setzte    sich    das    grössere,     reichere    Gedicht    zusammen: 
sondern  auf    den   Grund   eines   das   Ganze    in    den   Grund- 
zügen   umfassenden   kürzeren    Gedichts    bildete,    und   ent- 
wickelte  sich   ilas   grössere   Heldengedicht."    Endlich   geht 
er    zu    der  Form   über:    die    epische    Stanze    war    gewiss 


27-; 


378 


niclil  die  Form  jener  ältercu  Nibelungenlieder,  sondern 
diese   waren   in    Alliterationsstrophen   verfasst  etc. 

Vorzüglichen  Dank  verdient  der  Druck  einer  Berliner 
Handschrift  von  H'itlirams  l'erdeutsc/iung  des  hohen  Lie- 
des, welclien  hier  der  Herausgeier  veranstaltet  (in  Nr. XVI). 
Diese  bisher  noch  unbenutzte  Handschrift  ist  auf  Perga- 
ment in  Quart,  im  H- —  |'i.  Jahrh.  schön  geschrioben.  — 
A.  F.  Riedel  gibt  zwei  Stellen  aus  clor  Magdeburger 
Schöppenchronik  (Nr.  XI.  XII.).  Die  eine  über  einen 
Magdeburjfpr  Dichter,  Brun  Sonnenbek ,  und  ein  Ritter- 
»piel  der  liiirger  ftlagdedurgs  anno  12^6  —  die  andere 
eine  Erzählung'  vom  ersten  Auftreten  der  Geisseibrüder 
zu  Magdeburg  anno  1349.  —  Nr.  XIII.  beschreibt  von 
Senqwilz  das  Manuscript  eines  alldeutschen  Fabelbuches, 
welches  sich  auf  der  Uibliothek  des  Erlauer  Erz-Capi- 
tuls  befindet.  Es  stammt  aus  sec.  15.  Die  Fabeln  sind 
nach  den  Cardinal- Tugenden,  doch  ohne  Consequen?  und 
Klarheit,  in  4  Bücher  geordnet.  Das  Ganze  138  Folio- 
blätter. Voran  geht  eine  ^'oirede.  Wir  erhalten  sie 
hier  als  Probe  nebst  zwei  Fabeln  (Alles  in  Prosa),  das 
Andere  ist  Inhalts -Register.  —  Aus  einem  altdeutschen 
Gedichte  von  Christus  spendet  If'eigand  eine  Stelle 
(Nr.  X^'.)  —  .Anfang  einer  ,  circa  loUO  geschriebenen 
Pergament  -  Handschrift  in  Reimversen.  —  Hagen  be- 
spricht die  Berliner  und  Dresdener  Handschrift  von  Ja- 
kobs von  Marlaenl  Blume  der  Natur,  oder  Gedicht  von 
«len  Thieren  (Bestiarius)  und  übrigen  Naturreichen 
(Nr.  XVII.).  Wenn  das  Werk  vollstflndig  ist,  besteht 
es  ID  13  Büchern,  welche  verschiedene  Classen  von  Na- 
turgegenstcindcn  in  sehr  nillkiirlicher  Folge  behandeln. 
Von  den  ersten  Büchern  schreibt  sich  der  Name  Bestia- 
rius, Jakob  (f  1300)  ist  einer  der  fruchtbarsten  der  alten 
niederländischen  Dichter  (in  iläDiischer  Sprache).  Der 
Cod.  Berol.  seiner  Blume  in  Folio  Pergam. ,  etwa  aus 
dem  Anfang  sec.  14,  ist  vorn  und  am  .Schluss  defect, 
und  Hagen  glaubt,  dass  14  Pergamentblattcr  von  ,,der 
uatureu  bloemes",  welche  er  in  Dresden  fand ,  zum  Cod. 
ßerol.  gehören.  Von  beiden  IVIanuscripten  liest  man  hier 
Uebersichten  und  Proben.  —  Endlich  empfangen  wir  in 
Nr.  XVIII.  durch  Hagen  Nachricht  und  Auszüge  ans 
Siegfried  HelblingS  Lucidarius,  einem  in  Gesprächsweise 
abgefassten,  sinnvollen  und  inhaltsreichen  Zeit-  und  Rit- 
terspiegel Oestreichs,  von  dem  daselbst  heimischen  und 
kundigen  Dichter  in  hohen  Jahren  «largestcllt,  noch  bei 
Lebzeiten   König   Rudolfs  I.   und    Albrccht's  I. 

D.  Die  neuere  deutsche  Literatur  wird  durch  H/rgen 
mit  einem  sehr  beachtenswerthen  Goethianum  in  Nr.  XIX. 
bereichert:  ,,Das  alte  und  neue  Spiel  von  Dr.  Fauste' 
Göthe  benutzte  beim  Faust  nicht  sowohl  das  gangbare 
Volksbuch,  als  das  Puppenspiel  vom  Dr.  Faust  (s.  VVahr- 
Leit  und  Dichtung).  Zu  unserer  grossen  Freude  also 
«erden  wir  hier  in  ein  Puppenspiel  eingeführt,  welches, 
»eit  etwa  40  Jahren  von  der  Schütz  -  Dreher'schen  Truppe 
in  Berlin  und  Breslau  agirt,  von  Bekannten  aufgeschrie- 
ben wurde,  und  ,, unter  den  übrigen  noch  vorhandenen 
Puppenspielen  dem  Göthe'schen  Gedichte  gewiss  zunächst 
steht."  Sein  Titel  lautet:  „Johannes  Faust,  Schauspiel 
in  4  Acten."  Von  S.  214  an  sind  drei  Auftritte  aus 
dem  ersten  Aufzng  und  der  Inhalt  des  Uebrigen  gegeben. 
Eine   neopre  Umhildunt-   des  Fansfspiels   enthält   die  Hand- 


schrift, welche  Oberst  inn  Bellow  hernnsgab ,  doch  nur 
in  '24  buchstäblichen  Abdrücken.  Diese  Seltenheit  er- 
schien o.  J.  (18  2):  „Doclor  Faust,  oder:  der  grosse 
Nekromantist.  Schauspiel  mit  Gesang  in  fünf  Aufzügen. 
Berlin,  ganz  neu  gedruckt."  Dieser  Faust  ist  nur  eine 
corrupte  Recension  jenes  alteren.  In  der  Germania  wird 
nns  das  Verhältniss  gezeigt,  durch  Abilruck  des  Anfanges 
Anfz.  t.  Auftr.  1 — 4  und  weitere  Vergleichung  beider 
Darstellungen  (S.  220  ü.).  In  unsern  Blättern  genüge 
eine  kurze  Andeutung  und  der  Wunsch,  dass  wir  bald 
das  ganze  ältere  Werk  erhalten  möchten.  Lässt  sich 
vielleicht  mit  einiger  Bestimmtheit  dessen  Alter  ermitteln, 
und  ob  es  jünger  sei,  als  der  bedeutende  Christopher 
Marloive,  dessen  Uebersetzung  von  Wilhelm  Müller,  un- 
sers  Wissens,  nicht  wieder  aufgelegt  wurde,  so  erwünscht 
diess  auch  wflrel  Heber  Alles  diess  gedenke  ich  mich 
bei  einer  andern  Gelegenheit  auszusprechen.  —  Ein  an- 
deres Goethianum  desselben  Verfassers,  über  die  Floh- 
Dissertatinn ,  mag  für  diessmal  von  uns  nur  flüchtig  er- 
wähnt  werden   (Nr.  XIX,  2). 

E.  Zum  Schlüsse  noch  ein  Blick  auf  die  ästhetische 
Abhandlung  Borman7i's  über  die  Dichtungsarten  (N.  VIII.), 
wobei  mir  noch  vergönnt  sei,  meinen  bisherigen  Weg 
des  blossen  Referirens  zu  verlassen.  Mit  Recht  erklärt 
sich  Hr.  B.  gegen  die  didaktische  Poesie  als  eigenes  Fach, 
da  man  im  weitesten  Sinne  wohl  jedes  Gedicht  didaktisch 
nennen  könne.  Indess  reicht  es,  glaube  ich,  nicht  ans, 
wenn  man  die  sogenannten  Lehrgedichte  unter  die  übri- 
gen Classen  repartirt.  Viele  von  ihnen  werilen  als  Ganze 
von  der  Poesie  gerailezu  verschmäht.  Alle  Poesie  ist 
wesentlich  symbolisch  und  concret.  Concret ,  insofern  in 
ihr  eine  Idee,  d.  h.  eine  (von  absfracten  BegrilTen  ver- 
schiedene) Intention  zum  Individuellen,  Körper  gewinnt: 
symbolisch,  insofern  die  sinnliche  Gestalt  eine  allgemeine 
Seite  des  Seins  in  ihrer  Besonderheit  offenbart.  Alle 
Poesie  ist  eben  darum  auch  sinnlich,  iintl  beschliesst  die 
Vielheit  in  der  Einheit  der  Idee,  Diess  passt  aber  mit 
Nichten  auf  Gedichte,  wie  Tiedgens  Urania  oder  ^'irgil's 
Georgica.  Mögen  diese  ihren  belehrenden  Gehalt  mit 
epischen  oder  lyrischen  Schönheiten  überlcleiden  ,  ja  bei 
Virgil  alles  Einzelne  <lie  höchste  Kunsttollenduug  be- 
sitzen ,  es  ist  eben  im  Ganzen  kein  Ineinanderleben  von 
Leib  und  Seele.  Der  ^'erstand  bestimmt  es  systematisch, 
nicht  die  unmittelbare  Anschauung  des  Gemütbs  orga- 
nisch. Doch  genug  hiervon.  S.  99  T-  stellt  iler  Verf. 
seine  Theorie  von  den  Dichtgattungen  etwa  dergestalt 
auf:  Jedem  Gedichte  müsse  eine  Anschauung  zu  Grumte 
liegen,  selbst  dem  lyrischen.  Ein  Gefühl  müsse  nämli<h 
zur  inneren  Anschauung  werden,  sich  als  ein  Objedives 
dem  Dichter  gewissermassen  gegenüber  stellen.  Nun  sei 
nur  ein  dreifaches  Verhältniss  des  Dichters  zu  seiner 
Anschauung  möglich.  Entweder  gebe  er  die  Anschauung 
als  sein  eigenstes  Selbst  —  /i/risches  —  oder  als  das  ihm 
durchaus  Fremde  —  dramatisches  —  oder  endlich  er 
gebe  die  Anschauung,  aber  in  inniger  Verbindung  mit 
seiner  eigenen  Betrachtungsweise  derselben  —  episches 
Gedicht,  Der  Verfasser  erkennt  als  Wesen  des  Epos  die 
Verbindung,  in  welche  mit  der  Darstellung  der  äusseren 
Anschauung  auf  das  Innigste  die  Darstellung  des  eigenen 
Bewnsstpeins    des  Dichters   trete.    —    Mit    der   Definition 

20» 


279 


380 


iliir  Ivri^rlipn  Poesie  ist  man  wohl  am  ersten  zufrieden- 
"PstelU.  Ihr  Gr^cnstand  ist  itas  Gefühl,  welclies  ciii- 
tvrdt-r  iiiinii((rll>ar  aus  iler  Brust  ijuilK,  oder  sich  an  aas- 
5cron  Olijectcu  entwickelt.  Alles  bezieht  »ich  hier  auf 
da»  dichtende  Subject  zurück,  doch  keineswegs  mit  der 
Niiclitrriiheit  einer  Reflexion,  vielmehr  wird  es  in  eine 
Musik  des  Gcniüths  rerwandelt,  «ic  denn  mit  der  hör- 
liaren  Alusik  alle  Gattungen  der  Lyrik  bei  den  Griechen 
auch  äusserlich,  und  durch  Wahlverwandtschaft  innerlich 
zu  allen  Zeiten  vereinigt  waren.  üahe-r  betrachte  ich 
die  Balladen  der  D<'incn  und  Schotth'inder  so  gut,  als 
l\rischo  Gedichte  ,  wie  Pindar's  anscheinend  epischen 
Gcsan;;  vom  Argonautcnzup.  —  lieber  epische  und  drama- 
tische Dichtung  denke  ich  ander;«,  als  der  Verfasser, 
ßeide  sind  absolut  plastisch,  »eil  ganz  auf  sich  ruhende 
und  vom  Dichterabgelüste  Gestalten  ihre  AVeit  bilden.  Wenn 
aber  irj^eudivo  das  Bcwusstsein  des  Dichters  sich  verbirgt, 
so  ist  iliess  wohl  vorzüglich  beim  achten  Epos  der  Fall, 
n.'ihrend  der  Dichter  dramatischen  Personen  leichter  sein 
licuusstseiu  einsenkt,  doch  unbeschrankt  dcrPJastik,  wie 
an  Güthc^'s  Tasso  ersichtlich.  Der  Unterschied  zwischen 
Epos  und  Drama  liegt,  so  sc'ieint  es,  unter,  andern  in 
Folgendem:  1)  Das  Drama  führt  die  Gegenwart  vor,  das 
Epos  überliefert  die  Vergangenheit.  2)  Dadurch  erscheint 
aber  weiter  die  Bewegung  des  Dramas  als  That,  die  des 
Epos  als  Begebenheit.  3)  Dort  erscheint  die  innere  Thätig- 
k»:t  als  das  Bedeutsamste ,  hier  das  äussere  Handeln.  So 
enthüllt  das  Drama  vorzugsweise  den  inneren  Menschen. 
4)  Das  Epos  schildert  so  oder  so  eine  Zeit  in  aller  Fülle 
der  Gegebenheiten,  das  Drama  verfolgt  den  Lauf  einer 
bi'sfiniuiteii  Handlung,  zu  welcher  andere  eingcschlungene 
Handlungen  in  ein  durchaus  secundäres  und  bedingtes 
Verhaltniss  treten.  5)  Das  Drama  strebt  von  Anfang  an 
nach  dem  Ende,  das  Epos  erfreut  sich  seines  ruhigen 
Fortwirkens,  da  an  seinem  äusseren  Leben  jede  Bewe- 
gung für  sich  bedeutend  ist.  6)  Schon  der  Dialog  des 
Dramas  gründet  einen  tieferen  Unterschied.  Zur  ästhe- 
tischen Darstellung  einer  innerlich  -  reichen  Welt,  wie  sie 
dem  Drama  obliegt,  dient  Nichts  tridlicher,  als  der  Ge- 
sprarhswechscl,  wie  in  philosophischer  Rücksicht  Plato 
lehrt  etc.  —  Epos  und  lyrisches  Gedicht  gehen  überall 
dem  Drama  voran,  dieses  beruht  eben  auf  der  innerlichen 
Verschmelzung  beider  Elemente  zu  einem  höheren  Drit- 
ten, wie  Jeder  weiss.  Ich  nehme  auch  nur  drei  Dicbt- 
gattungen  an,  und  stimme  mit  dem  Verfasser  in  der  An- 
sicht über  ihre  geschichtliche  Stellung  gegen  einander 
zusammen.  Allein  in  den  Definitionen  dilTerire  ich,  wie 
sich  eben  zeigte.  Zu  weiterer  Ausführung  fehlt  es  an 
Raum:  es  bedarf  kau:n  der  Bemerkung,  dass  ich  die 
meisten  hier  vorgetragenen  Ansichten  über  Epos  und  Drama 
Güthe's   und   Schiller's  Briefwechsel   verdanke. 

Dr.  Fi\  Zimmer ma7m. 


32.     Wann   soll  der  Unterricht  in  der  griechischen 
Sprache  beginnen  ? 

Zu  dieser  Frage    veranlasst    die   jetzt    in  Bayern    be- 
stehende   Praxis.       Wahrend    früher,    und    zwar    seit  un- 


denklichen Zeiten,  der  Unterricht  in  der  griechisrhen 
Sprache  in  dem  Unter-  Progymnasium  anfing,  ist  durch 
Miiiisterial- Rescript  vom  Jahre  1839  der  Beginn  auf  £i>» 
Jahr  später  gesetzt  worden,  nachdem  kurz  zuvor  gleich- 
falls durch  Ministerial -Rescript  es,  als  nicht  unzweck- 
massig,  der  Bcrathung  unterstellt  wurde,  ob  nicht  schon 
im  zweiten  Semester  eines  jeden  Schuljahres  in  der  dem 
Unter- Progyninasinm  (heutzutage  3.  Cursus  der  latein. 
Schule)  nächst  vorhergehenden  Classe,  also  dem  '2.  Cursu» 
der  lat.  Schule,  ein  Vorunterriclit  in  der  griccli.  Sprache 
erthcilt  werden  sollte. 

Da  Bayern  von  jeher  in  dem  Rufe  stand ,  die  Ord- 
nung seiner  niederen  und  höheren  Schulen  sich  angelegen 
sein  zu  lassen,  da  es  seit  König  Ludwig  I.  glorreicher 
Regierung  einen  eigenen  Oberstudienrnlh  hat,  und  über 
diesem  noch  das  CoUegium  des  obersten  Schulraths,  zu 
dessen  Mitgliedern  Friedrich  Thiersch  und  andere  Nota- 
bilitaten  gehören,  da  es  ferner  in  dem  Institute  der  Kreis- 
scholarchate  ein  Mittelorgan  hat  zur  Einvernehmung  und 
Würdigung  der  Gutachten  und  Meinungen  der  Schulbe- 
hörden und  Schulvorstände  in  den  Provinzen,  —  lauter 
Einrichtungen,  die  zur  Fördcruiig  des  Schulzweckcs  vor- 
handen und  dienlich  sind  ,  so  erscheint  es  schon  dcsshalb 
geratheii  ,  die  Veränderung  einer  so  lange  bestandenen 
Einiichtung  nicht  zu  ignorircn,  und  der  fllühe  werth, 
nachzusrhen,  ob  sie  überhaupt  als  eine  wohlbegründete 
und   desshalb   nachzuahmende   zu   bezeichnen   sei. 

So  viel  Ref.  bekannt  ist,  so  hat  man  den  Grund  die- 
ser Aenderung  nicht  etwa  in  einer  Geringschätzung  der 
Sprache  selbst  zu  suchen  ,  und  ebenso  wenig  ist  sie  aus- 
gegangen von  der  Ansicht  ihrer  Entbehrlichkeit  für  die 
formelle  Bildung,  sondern  zunächst  aus  der  Humanität 
Sr.  Majestät  des  Königs  und  aus  der  Besorgniss,  es  möchte 
der  jugendliche  Geist  gerade  in  den  Jahren  des  Alters 
in  Uebermass  in  Anspruch  genommen  werden,  in  denen 
die  Grundlage  zu  einer  festen  und  gesunden  Beschaffen- 
heit des  Körpers  gelegt  werden  soll.  Wer  wollte  von 
diesem  Slandpuncte  ans  nicht  den  landesvaterlichen  Sinn 
des  Königs  von  Bayern  ehren  und  preissen!  wer  wollte 
nicht  mit  einstimmen,  dass  die  Bedingung  eines  gesunden, 
geistigen  Lebens  zunächst  in  einem  gesunden  Körper  zu 
suchen  seil  Allein  eben  diese  Anerkennung  der  wohl- 
wollenilen  Königl.  Gesinnung  gestattet,  dass  Männer  vom 
Fache,  geleitet  von  gleicher  Hiiniaiiifät,  sowie  von  Er- 
fahrung und  Einsicht  in  die  Sache,  und  somit  berufen 
und  berechtigt,  als  natürliche  Vertreter  derselben  aufzu- 
treten, sich  äussern  dürfen,  ob  die  gebotene  Rücksicht 
nicht  anderwärts  eine  gleichgrosse  Beschwerung  oder  über- 
haupt eine  Störung  und  einen  Nachtheil  erzeuge,  der  ebenso 
fühlbar  wird.  Dass  nicht  Eines  auf  Kosten  des  Andern 
geschehe,  ist  die  Aufgabe  der  Billigkeit  und  Gerechtig- 
keit. Aber  wie?  wenn  der  gesanimte  Schulzweck  ver- 
kümmert würilc,  um  der  Befürchtung  einer  Ueberladung 
vorzubeugen?  Muss  nicht  vor  Allem  diese  Befürchtung 
erst  recht  evident  und  coustatirt  sein?  Und  bleibt  es  ilenu 
nicht  die  Aufgabe,  auf  eine  Ausgleichung  zu  denken, 
die  ohne  gewaltsame  Exterminirung  eines  Unterrichts- 
gegenstandes aus  seiner  durch  Jahrzehndo  hindurch  er- 
worbenen  und   behaupteten  Stellung  geschehen   kann? 


:!8I 


282 


ÜLcse  oritorbpnc  Sh-lliiiig  liai  aber  riicksirlitlich  ihres 
Beginnens  in  den  Scliulen  ilie  griecli.  Sprarhc  in  Bayern, 
»o,   «1  ic   in   andern  Staaten   gehabt. 

Seit  iler  nngliicklirlien  Trennung  und  gewaHsamcn 
Zerreissuug  dessen,  nas  ursprünglich  Eins  war,  —  ich 
meine,  seitdem  mau  in  Bayern  die  Gelchrtenschulen  in 
Jateinische  Schulen  und  Gymnasien  gethcilt  hat,  tliut  es 
>'oth ,  dass  man  sich  erst  über  die  auf  diese  Zerreissuug 
basirte  Einthciluug  und  Benennung  der  einzelnen  Classen 
ausspricht,  wenn  man  einem  Dritten  verst.'indlich  werden 
will.  In  Bayern  also  gibt  es  jetzt  a)  lateinische  Schulen 
(auch  Stadtschulen  genannt)  und  b)  Gymnasien ,  beide 
von  je  4  Classen  oder  einjährigen  Cursen.  Die  ersteren 
sind  an  die  iStelle  der  ursprünglichen  2  unteren  Classen 
des  Gymnasiums  getreten  (wo  das  Gymnasium  6  Classen 
zahlte)  ,  dann  an  die  Stelle  der  '2  Primärclassen  und  2 
Progyuinasialclassen ,  zuletzt,  nachdem  ilie  Gymnasien 
wieder  eine  Zeit  lang  aus  6  Classen  und  2  Vorbereitungs- 
classeu  bestanden  hatten  ,  an  die  Stelle  der  2  unteren 
Gymnasialclassen  und  2  Vorbereitungsclasscn,  und  begrei- 
fen nomiatirmässig  Schüler  roin  'J.  bis  zurückgelegten 
14.  Lebensjahre  in  sich,  die,  wie  bereits  gesagt,  in  4 
Cnrse  vertheiit  sind,  so  dass  Curs  I.  das  Alter  zwischen 
9  und  10»  Curs  II.  zwischen  10  und  1|,  Curs  III.  zwi- 
schen II  und  IJ  und  meistens  darüber,  Curs  IV.  zwi- 
schen 13  und  15  in  sich  schliesst.  Curs  III.  und  IV. 
bildeten  lange  Jahre  hindurch  das  sogenannte  nnd,  wie 
Ref.  däucht,  trelllich  bezeichnete  Progyninasium.  Denn 
dieser  Name  drückt  so  ganz  die  Bestimmung  gerade  die- 
ser Classen  aus.  Sie  sind  der  Vorübungsplatz  der  Ge- 
lehrtenschule nnd  der  in  dieser  zu  acquirirenden  Bildung; 
die  jungen  Leutchen  kamen  mit  dem  Eintritt  in  das 
Progyninasium  in  der  Regel  in  das  Alter,  wo  sie  anfan- 
gen, über  ihren  künftigen  Lebensberuf  allmählich  sich  zu 
bestimmen  und  in  das  Reine  zu  kommen;  dazu  kommt 
noch  ,  dass  diese  Jahre  auch  diejenige  Zeit  sind,  wo  die 
Kirche  den  reifenden  Knaben  als  sclbst.'indiges  Glied  auf- 
nimmt. Von  hier  aus  folgt  gewöhnlich  die  Entscheidung, 
ob  höhere  Stuilien  gemacht  werden  sollen,  oder  ob  der 
Jüngling  einem  technischen  Beruf  etc.  sich  zuzuwenden 
,  habe.  Diess  .Alles  zusammengenommen  rechtfertigt  den 
!Namen  Progymnasium ,  insofern  solchem  der  Begriff  des 
Vorübungsplatzes   zu   Grunde   liegt 

Bei  dem  Eintritt  nun  in  die  untere  <Ier  beiden  Gym- 
nasialclassen ,  also  mit  dem  11.  oder  12-  Jahre  wurde 
bis  zum  Erscheinen  <les,  Eingangs  erwähnten  Minisferial- 
rescripts  der  griechische  .Sprachunterricht  in  den  Bayeri- 
.schen  Gelchrtenschulen  begonnen.  .Seit  dieser  Zeit  be- 
!,'innt  er  ein  Jahr  sp.'itrr,  in  dem  oberen  Cursus  der  beiden 
Progyuinasialclassen. 

Fragen  wir  zuerst,  che  wir  diese  Abänderung  selbst 
genauer  prüfen,  wie  es  in  dieser  Beziehung  an  andern 
Anstalten  gehalten  wird,  so  ist  tieni  Ref,  Folgendes  dar- 
über  bekannt: 

In  Preussen  beginnt  der  Unterricht  im  Griechischen 
gemäss  Alinisterialrescripts  vom  11.  December  18IS  in 
Quarta,  Wi-lche  Classe ,  da  von  Sexta  zu  zählen  ange- 
fangen wird  ,  gleich  zu  achten  sein  dürfte  dcni  bayeri- 
schen Unterprogymnasium  alten  Stils,  oder  dem  jetzigen 
3*  Curs  einer  vollständigen  latein.  Schule. 


S.  Krüger  Denkschrift  über  den  Gymoasialunterricht 
im  Königreich  Preussen  von  V.  Cousin  etc.  Altona  lt)37. 
p.   17. 

Nach  <lem  in  der  KrOgerischen  Schrift  p.  159  mitge- 
theilten  Lehrplan  des  Joachimsthal-  Gymnasiums  beginnt 
der  Unterricht  im  Griechischen  zwar  erst  in  Untertertia, 
unserem  ehemaligen  Oberprogymnasium,  der  jetzigen  ober- 
sten  Ciasso  der  latein.  Schule.  Es  heist  dort  p.  |(^3 
und  Ifift:  Tertia,  Unterabtheilung,  32  Stunden  wöchent- 
lich, „Griechisch  6  Stunden,  2  für  Syntax,  1  für  Uebun- 
gen  und  Extemporalien  ,  3  für  den  2.  Cursus  von  Jacobs, 
Stücke  aus  der  Geschichte  ,  Geographie  und  Naturge- 
schichte enthaltend."  Allein  dieses  Pensum,  wie  es  hier 
ausgeschrieben  steht,  setzt  schon  einen  vorangegangenen 
Aufangauntcrricht  voraus,  und  es  ist  also,  da  ein  solcher 
Vorunterriclit  in  IV.  n.it  der  allgemeinen  Norm  überein- 
stimmt, anzunehmen,  <lass  Cousin  diesen  irrthümlich  weg- 
gelassen hat,  oder  auch  —  was  jedoch  weniger  wahr- 
scheinlich ist  —  dass  er  dem  Privatlleisse  überlassen 
wird.        ^■ 

In  die  Landesschule  zu  Pforta  wird  kein  Knabe  unter 
12  Jahren  aufgenommen,  nnd  muss  bei  seinem  Eintritte 
schon  ,^ein  wenig  lateinisch  und  griechisch"  verstehen,  da  in 
der  untersten,  d.  h.  3.  Cl.  der  griecli.  Unterricht  schon  mit 
dem  griech.  Lesebuch  von  Jacobs  beginnt,  nnd  in  der  oberen 
Abtheiinng  derselben  untersten  Classe  schon  Jacobs  At- 
tica  gelesen  wird.  S.  Kroger  am  angef.  Ort  Abtheil.  I. 
p.    r-'S— 131. 

In  der  Thomasschule  zn  Leipzig  beginnt  der  griech. 
Unterricht  in  der  vierten  oder  untersten  Classe  ,  die  un- 
mittelbar auf  die  Vorschule  kommt,  und  zwar  in  8  Stun- 
den, wovon  4  ,,der  Erklärung"  nnd  4  der  Grammatik 
zugewendet  sind.      S.   Krögcr   a.  a.  O.   I.   p.   102. 

Im  Gymnasium  der  freien  Stadt  Frankfurt  beginnt 
iu  der  4.  Classe,  d.  i.  in  der  dritten  von  unten  in  fi  Wochen- 
stunden das  Griechische.  Siehe  Krüger  ebendaselbst  I. 
p.    18    sq. 

Von  den  W urtemher^ischen  Prorectoratschulen  berich- 
tet Fr.  Thicrsch:  „üeber  gelehrte  Schulen  mit  beson- 
derer  Rücksicht  auf  Bayern"  p.   232. 

,,Bci  jener  Strenge  der  altw  ürtombergischen  Lchrart 
in  den  niederen  latein.  Schulen  und  bei  diesem  Wett- 
eifer ist  es  nicht  etwa  selten,  sondern  in  der  Regel, 
dass  der  Knabe  von  12  Jahren  in  der  latein.  Grammatik 
fest  ist,  mit  14  auch  in  der  griechischen  und  selbst  in 
der   hcbraisi  hon." 

In  Holland  beginnt  der  Unterricht  im  Griechischen 
in  der  untersten  Classe,  was  Rnthardt  in  seiner  Schrift: 
„Vorschlag  und  Plan  einer  äusseren  und  inneren  Vervoll- 
ständigung der  grammatik.  Lehrmethode  etc.  Breslau  1841" 
p.  31)  Auni.  besonders  heraushebt,  „weil  es  nicht  ohne 
Einfluss  auf  den  Umfang  materieller  Kcuntniss  auch  in 
der   latein.   Sprache    bleiben   könne"  p.   31. 

In  der  Privatanstalt  zu  Sfetten  im  Remsthale,  die 
sich  bekanntlich  nach  Klunipp'schen  Grundsätzen  die  \  er- 
einigung  lies  humanistischen  und  realistischen  Princips 
zur  Aufgabe  macht,  »vurde  nach  Inhalt  des  zweiten  Ilaupt- 
berichtes  vom  Jahre  1838,  Beilage  5i  mit  13 — 14jahri- 
gen  Schülern  der  Unterricht  im  Griechischen   begonnen; 


283 


2^4 


ilabei  steh*  aber  ilio  Bciiiprkiiii<r.  «lass,  vom  nadisien  Se- 
ineRti-r  an,  ein«  Aiiffliifjcrclasse  mit  6  Sdimleii  hinzutrete. 
Ein  Gleiches  ist  auch  in  dem  ersten  Bericlile  ron  1S3'-', 
p.   77   unil    rs   in    lesen. 

Cousin  sellist  ,  fiir  seine  Persnn  ,  erklart  sich  in  der 
angeführten  Denkschrift  j).  l)',)  dahin,  dass  er  sagt:  „das 
Griechische  miisslc  in  Quarta  lieginneu,  »io  in  den  guten 
Gymnasien  Preiisscns ,  h  eiche  man  demnach  nicht  bc- 
»chnldigen  kann,  dass  sie  die  griech.  Sprache  und  Li- 
teratur zu  wenig  cullirircn.  Es  HÜrde  genügen  ,  wenn 
die  Schüler  bei  Beendigung  dieser  Abtheilting  die  grie- 
chische Grammatik  kannten,  und  eine  Anzahl  abgestufter 
Stücke   in   PrcMa   und    Versen   gelesen    hätten." 

Auch  Fr.  Thierscli  a.  a.  O.  p.  240  verlangt  ,  dass  mit 
dem  Eintritte  in  das  untere  Gymnasium  der  griechische 
Unterricht  anfange,  und  da  er  von  dem  14jahrigen  Kna- 
ben nach  vorangegangenem  zweijährigen  Unterricht  ver- 
langt, dass  Homer  und  Xenophon  seinem  Verständnisse 
unter  Leitung  des  Lehrers  ebenso  ofTen  liege,  wie  Vir- 
gilins  und  Livius,  so  geht  daraus  hervor,  dass  er  den 
Unterricht  selbst  mit  dem  12.  Jah.c  angefangen  haben 
will,  also  in  dem  Alter,  in  welchem  unsere  Knaben  in 
«1er  3.  Classe  der  lat.  Schule  (Unter  •  Progjmnasium)  in 
der   Regel   eintreten. 

Auch  Ruihardt  a.  a.  O.  p.  212  weist  „in  seiner  un- 
befahren Uebcrsicht  der  Pensa  eines  classischen  Cursus" 
der  4.  Classe,  d.  i.  der  dritten  von  unten,  den  griechi- 
irhen   vorbereitenden   Unterricht   zu. 

Diese  aufgeführten  Auetoritaten  und  historischen  Facta 
beweisen,  wie  man  bisher  für  nothwendig  erachtete,  mit 
dem  Eintritte  in  das  Progjmnasium ,  also  mit  dem  12. 
»der  13.  Lebensjahre ,  den  griech.  Sprachunterricht  be- 
ginnen zu  lassen.  Ein  spateres  Alter  —  darüber  sind 
die  meisten  Stimmberechtigten  einig  —  lasst  die  gründ- 
liche Erlernung  einer  classischen  Sprache,  wodurch  der 
formelle  bildungszwock  erreicht  und  nicht  ein  blosser 
parleiir  gemacht  werden  soll,  bei  der  bei  weitem  gros- 
seren Anzahl  von  millelmässigen  Kiipfen  einer  Classe  nicht 
la.  Da  nun  aber  gerade  mit  dem  Eintritt  in  das  Pro- 
gvmnasium  (j.  Cur»  rler  latein.  Schule)  der  Schüler  einen 
iatein.  zweijährigen  Curs  bereits  absolvirt  hat,  und  ila- 
durch  für  den  Hinzutritt  einer  neuen  Sprache  empfänglich 
und  bearbeitet  ist,  so  erscheint  dieser  Hinzutritt  nichts 
weniger,  als  misslich  oder  ungeeignet.  Baumlein  selbst, 
der  in  seinen  ,, Ansichten  über  gelehrtes  Schulwesen  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  AVilrtemberg,  Heilbronnn  1841" 
1».  ti2  sagt:  „man  sollte  das  Griechische  nicht  zu  frühe, 
sondern  erst  in  den  Jahren  anfangen,  wo  die  Verstan- 
desthatigkeit  bereits  so  weit  erwacht  ist,  dass  die  wich- 
tigsten Unterschiede  der  modi  and  tempora  im  Griechi- 
»chcn  den  Schülern  begreiflich  gemacht  werden  können" 
and  nur  mit  solchen  Schülern ,  ,,die  in  dem  Lateinischen 
bereits  einheimisch  und  fest  geworden  sind";  spricht 
p.  63  von  einem  IViederaufnehmen  des  syntaktischen 
Cursus  in  oberen  Gymnasien,  was  ein  Absolviren  dessel- 
ben nebst  der  Formenlehre  im  unteren  Gymnasium  vor- 
aussetzt ,  so  dass  also  auch  bei  ihm,  wenn  man  nach 
«iem  Alter  der  Knaben  fragen  würde,  in  welchem  sie  das 
Griechische  beginnen  sollen,  dasselbe  Ergebniss,  wie  wir 
rg   (•Isber  allorw.lrfs   fuudeu  ,  sich   herausstellen   dürfte. 


Man  hat  in  neuerer  Zeit  angefangen,  als  einen  Grnnd 
für  die  Zweckmassigkeit  des  spateren  Beginnens  mit  ilem 
Erlernen  des  Griechischen  die  Rücksicht  hervorgehoben, 
die  man  auf  die  sogenannten  Realisten  oder  diejenigen 
Schüler  zu  nehmen  habe,  welche  die  lat.  Schulen  zwar 
besuchen  und  durchlaufen,  aber  gleichwohl  einem  bür- 
gerlichen Geschäft  sich  zuiienden,  für  welche  dalier  der 
Unterricht  im  Griechischen  überflüssig,  dagegen  ein  an- 
derer Lehrgegenstand  an  dessen  .Statt  recht  nützlich  und 
förderlich  sei.  Wenn  es  zwar  nicht  geläugnet  werdeii 
kann,  dass  die  latein.  Schulen,  namentlich  Bayerns,  die- 
sem doppelten  Zweck  zu  dienen  halen ,  Vorschulen,  wie 
für  das  Gymnasium,  so  für  die  technischen  Anstalten  zu 
sein  ,  so  fordert  doch  die  Mehrzahl  der  die  Anstalt  be- 
suchenden Individuen  die  Hauptberücksichtigung,  und  dir 
Mehrzahl  ist  es,  welche  sich  den  Studien  zuwendet.  Man 
darf  also  bei  Bedachtnahme  auf  die  Realisten  nicht  so- 
weit gehen,  dass  dadurch  der  Hauptzweck  weniger  voll- 
ständig erreicht  würde,  zumal  da  das  Mass  und  der 
Umfang  von  Kenntnissen  im  Griechischen,  wie  sie  die 
latein.  Schulen  geben,  auch  dem  Realschüler  nützlich 
und  gut  ist,  —  ,,ware  es  nur,  <las8  er  das  Wort  grie- 
chischen Ursprungs  richtig  schreiben  lerne."  Vergleiche 
Spiller  in  Gleiwitz  in  der  Recension  der  Schrift:  ,, Send- 
schreiben über  einige  Mängel  der  preuss.  Schulverwaltang. 
Bromberg    1840." 

Ebensowenig  kann  man  Düll  beistimmen  ,  der  in  sei- 
nem Schriftchen :  „Zur  Beurtheilung  der  Zeitbedürfnisse 
der  deutschen  Gelehrtenschulen,  Mannheim  1840"  über- 
haupt den  Beginn  des  Erlernens  der  classischen  Sprachen 
des  Altcrthums  erst  mit  dem  14.  Lebensjahre  eintreten 
lassen  will,  aus  Gründen,  deren  weitere  Entwicklung 
und    Würdigung  nicht  hierher   gehört. 

Aber  wie?  Wird  dorn  Körper  nicht  wirklich  zu  viel 
zugemuthet?  Sind  d'e  Schwierigkeiten  nicht  zu  gross? 
Wird  nicht  andererseits  dem  Lateinischen  Eintrag  gethan, 
wenn  mit  dem  Erlernen  des  Griechischen  schon  in  der 
mehrbezeichneten  Zeit  begonnen  wird?  Was  diese  Ein- 
würfe anlangt  und  ähnliche,  so  hat  eine  langjährige  Er- 
fahrung ihre  Unerheblichkeit  längst  erwiesen.  Oder  sind 
die  Knaben  in  Bayern  von  (808  —  1839  wirklich  unter 
der  Last  von  Zumuthungen  erlegen,  ist  ihre  körperliche 
Entwickelung  gehemmt,  ihr  Wachsthum  gestört,  ihre 
gedeihliche  Erstarkung  zurückgehalten  worden?  Weder 
ein  Lorinser,  noch  sonst  Jemand  hat  darüber  je  Klage 
geführt!  Wohl  bringt  —  wie  Ref.  diess  später  noch  wei- 
ter darthun  wird  —  die  Erlernung  des  Griechischen  für 
den  Anfänger  manchfache  neue  Schwierigkeiten  ,  und 
Lehrer  und  Schüler  haben  Fleiss  und  Kraft  anzuwenden, 
wenn  die  Aufgabe  gründlich  gelöst  werden  soll.  Allein 
der  Eifer  einer  tüchtigen  Jugend,  der  cigonthümliche 
Reiz,  der  in  der  Wahrnehmung  iler  sichtbar  werd''ndeii 
Fortschritten  liegt  —  und  diese  stellen  sich  nirgends  so 
deutlich  heraus,  als  gerade  beim  griechischen  Elementar- 
unterricht —  hilft  gar  Manches  überwinden.  Diess  hat 
am  gründlichsten  und  frischesten  Fr,  Thiersch  gewürdigt 
in  seiner  Schrift  „über  gelehrte  Schulen",  nnd  wir  er- 
lauben uns,  wag  alle  diese  Einwürfe  betrilFt,  darauf  zu 
verweisen.  S.  p.  144,  126,  1Ö<3  — 160.  Nur  das  Eine 
wollen   wir  herausheben,    dass    das  Erlernen   der    griech. 


285 


286 


Sprache   mit    dou»    Eiiitriito    in    das    Unter- Progviiinasiiitn 
(3.   Clas-se   der   lat.   Schule   ^:z  4.   Classe    in   Preussen   und 
anderwärts^,   also   mit  dorn    \'2.   «der    li.  Jalire,  statt  der 
lateiii.    Sprache    un<l    den    Fortschritten     darin    Eintrag    zu 
thun,   im  Gegenthcil   |;erudezu   Vorscliub   leistet,   und  zwar 
in   einem   su   hohen   Graile,   dass   Ref.   sogar   die  Notliwen- 
(lig/ceil  des  Beginnens  davon  herleiten  und  enteisen  niOchte. 
Diess    wird    augenblicklich    klar    uerden,     nenn    wir   uns 
die   Aufgabe  dieser   Classe    vergegenHartigcn.      Dass    aber 
jede   Classe   ihre   bestimmte   Aufgabe   hat,   diese  sicii  wohl 
begränzeu    lässt ,    dass    sogar    einzelne    Classen     ihr    ganz 
entschiedenes   Gepräge   haben,    wird    Xicmand    in   Zweifel 
ziehen,     der    überhaupt    ron    einer    Gelehrtenschulo    und 
ihrer    organischen    Gliederung    den     rechten    Begrifl    hat. 
Was    ist    nun    das     Eigenthüniliche     der    Aufgabe     dieser 
3.  Classe?   Antwort:    Es  niuss  hier  die  intensive  Geistes- 
bildung beginnen.      Es   darf  nicht   bloss   auf  melir    mecka- 
nisc/tem    Weg  von   Aussen  angebaut   werden,   sondern   der 
Unterricht   muss   anfangen,    mehr    legründender   Katur   zu 
«ein,    er   muss   allmählich    Einsicht    verschaffen,    die   An- 
nahme    auf   Treu     und    Glauben     muss    immer     mehr    zu 
gehwinden    anfangen.      Machen    wir     uns    diess    an    <ler    lat. 
Sprache   deutlich.      In   der   Tertia   genügt  es    nicht   mehr, 
die    blosse    Regel    lernen    zu    lassen    und    durch    eine    öfters 
wiederholte   Einübung    es    so     weit    zu   bringen,    dass   der 
Schüler  sie    im    vorkommenden    Fall     anwenden    und    nach- 
niudeln    kann;   sondern    es    ist   hier   der    Ort,    wo   der  Leh- 
rer   darauf    Bedacht    nehmen    muss,    auf   den   Grund    der 
Regel    aufmerksam    zu    machen  ,    auf    ihren    sprachlichen 
Zusammenhang,   auf  die   hervorstechende  Abweichung   von 
der   Muttersprache,    und    «oriii     ilicse    ihren    Grund    habe, 
hinzuweisen   uud    dergl.      Ebenso   erwähnt  man  S^nonvina, 
und   sucht    sie    zum   V^erständniss    zu    bringen,    die   gram- 
matischen   und    rhetorischen    Figuren     werden    gleichfalls 
bei    vorkommenden    Stelleu    erwähnt    und    erläutert,     daa 
(ieschichtllche    erklärt,    mit    Einem     Wort,    es    wird    der 
Anfang    gemacht    zu    einem   allseitige?i   J  erstündniss  des 
zu    lesenden    Pensums.      Der    Unterricht    geht    in    seinen 
einzelnen   Zweigen   nicht   mehr   so  los  neben  einander  her, 
gondern  er  roucentrirt  sich  mehr,  er  wirkt  mehr  zusammen, 
wo  es  immer  sein  kann,   und    io   der  Art  dieser  Zusammcn- 
wirkung    besteht,    nach    des    Ref.    Meinung,    der    Unter- 
schied   der   lat.   Schule    und     des   Gymnasiums.      Während 
hier  Alles  mehr  planmässig,   systematisch  und  in  mehr  wis- 
senschaftlicher  Weise   abgehandelt    und   kein   Vorgrill'  ge- 
stattet  wird,    darf    in    der   lat.   Schule    das   Utilitätsprincip 
in   soweit   vorherrschen,   dass   man   hier   und   da  mitnimmt, 
was   man   cum   grano   salis   und   überhaupt   mit   dem  Haupt- 
zweck  vereinbar   mitnehmen   kann,    ohne    dass    die    ganze 
Lehre   von   ihrem   a   bis  zu   ihrem    w   aufgezeigt    und   ent- 
wickelt  zu    werden    brauchte. 

Ist  nun  aber  die  Aufgabe  uud  der  Charakter  dieser 
Classe,  sowie  der  Umfang  des  Unterrichts  in  dem  Vor- 
stehenden getreu  in  seinen  Ilauptzügen  gezeichnet,  so 
ergibt  sich  auf  der  Stelle,  dass  durch  die  Verbannung 
des  Griechischen  eine  fühlbare  Lücke  entstanden  ist. 
Denn  mögen  ivir  an  das  lateinische  Pensum  denken,  wie 
es  hier  behandelt  werden  soll,  oder  an  das  Geschicht- 
liche, oder  an  die  deutschen  Sprachstunden,  oder  auch 
an    die    arithmctisrhen  ,    so     wird     von    dem    Lehrer    die 


gänzliche  Unkenntniss  der  griechi.srhen  Lettern,  des 
griechischen  Lesens  und  der  ersten  Ucbungen  der  For- 
menlehre unzähligemal  vernjisvt  werden,  und  zwar  so, 
daps  sich  nicht  nur  der  Lehrer  durch  eine  sehr  bedauer- 
liche Schranke  in  seiner  Erläuterung  gehemmt  sieht, 
sondern  dass  es  bei  dem  Schüler  oft  sogar  heissen 
dürfte:  hie  haeret  aqua!  In  fast  allen  Gelelirtenschulen 
deutscher  Zunge  wird  Cornelius  Kepos  für  die  mchrer- 
wälinte  Classe  zur  Lectüro  benutzt.  Kun  frage  ich,  ob 
die  Lehrer  nicht  in  eine  peinliche  Verlegenheit  gekom- 
men sind,  wenn  ihre,  des  Griechischen  ganz  unkundigen, 
jungen  Leser  I,  4.  ij/ieuodgäftot  ;  ib.  (i.  Tior/.ih^ ;  IV,  5. 
%a.K^ioiy.oi;  V,:\.  voiQuy.iofiuv;  IX,  .j.  ngoov.vveivi 
XX,  4-  ^Iv  cui.(U'c,as  etc.  lesen  sollten?  Oder,  um  nur 
Einiges  anzuführen,  wie  will  der  Lehrer  eine  Uendiadyg, 
ein  Asyndeton,  ein  Zeugma,  ein  ^ijf^ta  f^iiaov,  ein  ephe- 
bus  factus,  persona  priiicipis,  venio  nunc  ad  etc.,  si  qaa 
alia,  das  Pentathlon  und  unzählige  anilere  Dinge,  die 
ihm  in  jeder  Stunde  aufstosseu,  nur  einigeruiassen  er- 
klären, wenn  er  gar  nicht  auf  das  Griechische  recurriren 
kann?  Wie  wnlilthuend  ist  es  dem  Lehrer  selbst  —  Ref. 
hat  wenigstens  die  Erfahrung  gemacht,  —  wenn  er  end- 
lich einmal  dem  Schüler  deutlich  machen  kann  ,  warum 
er  Pyrrhus  Epirotes,  üiphthongns  etc.  zu  schreiben  habe, 
und  warum  es  tropacnm  heisse  und  nicht  anders.  Ref. 
ist  leider  sein  Verzeichniss  solcher  Vorkommenheiteu  ab- 
hamlen  gekommen ;  dessen  Reichhaltigkeit  es  bis  zum 
Erschrecken  klar  machen  würde,  wie  notliwcnilig  es  sei. 
in  dieser  Classe  ilen  Anfang  des  griech.  Sprachunterrichts 
nicht  zu  versäumen,  weil  er,  ohne  dass  man  zu  über- 
treiben oder  sich  unpädagogische  UebergrilTe  zu  erlauben 
braucht,   zu   ergänzend  eingreift. 

Wenn  nun  aber  die  durch  den  verspäteten  Anfang 
herbeigeführte  Versäumniss  dadurch  wieder  gutgemacht 
werden  soll,  dass  der  nächsthöheren  Classe,  wo  der 
wirkliche  Beginn  stattfindet,  ein  um  so  grösseres  Pensaui 
vorgegeben  wird,  so  erscheint  diess  dem  Ref.  gerade  bei 
der  griech.  Sprache  als  ein  so  unberechenbar  grosser 
Äachtheil,  dass  er  behaupten  möchte,  schon  dieser  Eine 
Umstand  sei  überwiegend  genug,  um  alsbald  wieder  in  der 
angeregten  Sache  Alles  auf  das  alte  Verhältniss  zurück- 
zuführen. Denn  zugegeben,  dass  der  Schüler  rinrch  deu 
vorangegangenen  dreijährigen  Unterricht  im  LateinisrheD, 
wie  oben  schon  erwähnt,  für  fremilo  Foruien  etc.  vorbe- 
reitet, sein  Geschick,  in  eine  fremile  Sprache  leicht  ein- 
geführt zu  werden,  geweckt,  sein  Eifer  und  seine  Lust 
sehr  gross  und  dauernil  ist,  —  so  tritt  ihm  doch  in  der 
griech.  Fornienlehre  so  viel  Fremdes  unil  Acnes  entgegen 
(ich  erinnere  nur  an  die  Arcentlehre,  an  die  Flexions- 
weisen, an  die  Coutracliooen  etc.),  dass  die  sich  häu- 
fenden Schwierigkeiten  ein  schnelles  unil  rasches  Vor- 
wärtsgehen nur  auf  Kosten  der  Gründlichkeit  geschehen 
lassen.  Zwar  berichtet  der  Meister  fr.  T/tiersch  a.  a.  O. 
p.  145,  dass  er  {>  Knaben  ton  lü—  12  Jahren  täglich 
eine  Stunde  Unterricht  im  Griechischen  erlheilt,  von  ilen 
ersten  Elementen  begonnen  und  noch  vor  dem  Schlüsse 
des  zweiten  Monats  dag  erste  Buch  der  Odyssee  vollen- 
det habe,  ,, nicht  so  obenhin,  sondern  so,  dass  sie  voii- 
jeder  Form  und  jeder  Sprachfügung  Rechenschaft  ZD 
geben    wnssten";    zwar    meint  Büumlein    a.  a,   O,  p.  62^ 


287 


288 


„Es  wilrile  freilich  noHiwcmlif  wertlen,  dein  griciliiscben 
üiitcrriclit  ron  Ai.faiig  au  icenigslens  0  Stunden  ziizu- 
»risoii  iini  in  Einem  Jahre  dassplbe  Ziel  zu  erreichen, 
fi'ir  Hcichrs  sonst  ',>  Jalirc  aiisjfcsetzt  uaren;  aber  rs  iiiusu 
aurli  nnslreitiff  als  /.Heckm.'issiger  erscheinen,  den  neu 
zu  l)cj;innenilen  Unierriclit  mit  dem  gehiirijjen  Aufitanil 
von  Zeit  und  Iviaff  zu  beginnen,  um  rasch  die  ersten 
Sclii»icrigkeitpn  zu  überwinden,  und  durcli  die  sichtbaren 
Forlschritte  Eifer  und  Liebe  zur  Sache  reye  zu  erhalten, 
als  bei  geringerer  Stundenzahl  sich  lanjjero  Zeit  mit  dem- 
selben Pensum  abzugeben,  wobei  die  Fortschritte,  und 
somit  auch  Lust  und  Eifer  nur  gelahmt  »erden  können" 
—  zwar  lesen  wir  bei  Ilevbart  ,,Uniriss  päilagogischcr 
Vorleiiingen  ,  zweite  Ausg.  (jiittingen  1841",  p.  2..'4. 
,,Anf  Schulen  wir«!  man  «<ili!  thun,  die  ersten  vier  Ge- 
sänge der  Odyssee  einet-  Classe ,  etwa  derjenigen,  deren 
Schüler  sich  im  zehnten  oder  eilften  Jahre  befinden,  zu- 
zutlieilcn"  —  welche  Annoisung  auch  auf  ein  rasches 
Vorwärtseilcn  schliessen  lässt ;  allein  in  ilieser  Sache  wird 
und  miiss  Jeder  das  für  das  Wahre  halten,  was  seine 
Erfahrung  ihm  au  die  Hand  gibt,  und  diese  hat  nun 
Ref.  die  Notlawendigkcit  gcleart,  bei  dem  Elementarun- 
terricht im  Griechischen  das  Stiitigkeitsprincip  vorherr- 
schen zu  lassen,  mag  auch  Tliiersch  mit  seinen  fi  ex- 
quisiten Knaben,  die  wohl  alle  gleich  gut  befähigt  waren, 
eine  andere  Erfahrung  aufzuweisen  haben.  Das  Statig- 
keitsprincip  scheinen  Ref.  auch  die  ^'crfasscr  der  iiene- 
ren  besseren  üebungsbücher  für  den  griech.  Elementar- 
unterricht im  Ange  gehabt  zu  haben ,  Kühner  und  Grä- 
fenhan,  welche  die  Formenlehre  aiit  rein  praktischem 
Wege  und  in  gewisser  Verbindung  mit  der  Syntax  ein- 
geübt wissen  wollen;  und  was  den  üeberdruss  anlangt 
und  die  Lahmung  der  Lust  und  des  Eifers,  die  ein 
langsames  \'orwärtsgehen  erzeugen  dürfte,  so  wird  eine 
geschickte  Verbindung  von  Uebernetzungeu  aus  dem  Deut- 
schen in's  Griechische  und  versa  vice,  wie  Kühner  dazu 
den  Weg  bahnt,  eine  Unlust  nicht  wohl  aufkommen  las- 
sen. Wühl  aber  dazu  dienen,  dass  ein  um  so  gründ- 
licherer Unterbau  hergestellt  ivcrde.  Wenn  überhaupt 
alles  eigentliche  Lernen  und  Einüben  Gegenstand  des 
nmiidlii  hen  Verkehrs  vorzugsweise  bleiben  soll,  und  wenn 
bierin  hauptsachlich  die  anregende  Kraft  des  Schulunter- 
richts auf  den  untersten  Stufen  sich  bewähren  kann,  so 
ist  das  eilfertige  Abmachen  eines  Lehrpensums,  für  das 
tonst  zwei  Jahre  bestimmt  waren,  bei  gleicher  Stiindcn- 
anzahl  binnen  Eines  Jahres  darnach  zu  bourtheilen  und 
zu  würdigen.  Höchstens  dass  die  edelsten  und  strebsam- 
sten Köpfe  von  besonderer  Capacität  erfolgreich  mit 
fortmachen  können,  die  mediocritas  aber  lässt  bald  die 
Flügel  matt  sinken,  und  banausische  Gesinnung  fangt  lie- 
ber gleich  gar  nicht  an!  Und  doch  soll  der  ölTentliche 
Unterricht  so  eingerichtet  und  gehalten  sein,  dass  er  für 
alle  förderlich  und  nutzenbriiigeud  ist,  und  Aufgabe  des 
Lehrers,  namentlich  in  den  unteren  Classen  der  Gelehrten- 
achulen,  bleibt  es,  dass  er  für  seine  eigene  Person  den 
Ekel  überwinde,  und  mit  rechter  Stätigkeit  vortvärts  schreite, 
und  ebenso  es  verstehe,  bei  seinen  Schülern  das  Trockene 
SU  versüssen  und  das  Einerlei  der  Wiederholung  weniger 
merken  zu  lasseu.  Dabei  muss  Ref.  schliesslich  noch 
ganz  und  gar  dem  beistimmen  ,    «ras  Hnffmaun   in  Jahn's 


Jahrbb.  Jahrg.  ü,  Bd.  25,  Uli-  2,  S.  t3b  ungefähr  so 
sagt:  „Die  Wichtigkeil  der  unleren  Bildungsstufen  wird 
freilich  oft  nicht  genug  gewürdigt;  sie  allein  aber  sind 
OS,  welche  eine  feste  Basis  für  alle  späteren  Furtschritte 
zu  gewahren  vermögen,  und  auf  eine  solche  ist  jetzt  von 
früh  auf  um  so  mehr  liinzuarbeiten  ,  als  gerade  dadurch 
eine  Menge  Zeit  erspart  werden  kann,  welche  der  Leh- 
rer einer  höheren  Classe  sonst  damit  zubringen  muss,  das 
in  den  unteren  Classen  Gelernte  in  ein  richtiges  Ver- 
haitniss  gegen  einander  zu  setzen  und  grössere  Lücken 
auszufüllen.  Abgesehen  von  allen  Gründen  vernunftgc- 
masser  Pädagogik  verlangt  jetzt  schon  die  Menge  der 
Unferrichtsgegenstande,  dass,  so  viel  als  möglich,  Zeit 
erspart,  und  Alles  von  vorn  herein  so  gelernt  werde, 
dass  in  der  höheren  Classe  das  Gelernte  nur  zu  ergänzen, 
niemals  geradezu  unizusfossen  sei."  Endlich  sei  noch  zum 
Schluss  bemerkt,  dass  Ref.,  so  sehr  er  für  das  frühere 
Beginnen  des  griechischen  Sprachnnterrichts  das  ^Vort 
nimmt,  doch  keineswegs  zu  denen  gcliürt,  die,  wie  Her- 
burt  oder  Dijll  a.  a.  O. ,  damit  den  classischen  Unterricht 
begonnen  wissen  und  der  griechischen  Sprache  einen 
^'orrang  vor  lier  lateinischen  einräumen  wollen;  sondern 
dass  er  vielmehr  bekennt,  keinen  Grund  einzusehen, 
warum  nicht  <lie  Praxis  aller  Zeiten  beibehalten  und  mit 
dein  Lateinischen  wegen  seiner  allgemeinen  Brauchbar- 
keit und  wegen  seiner  grammatischen  Beschaffenheit  der 
Anfang  des  classischen  Unterrichts  gemacht  werden  sollte, 
Hoiauf  dann  erst  das  zweite  oder  griechische  Feld  ge- 
öffnet wird  mit  dem  ganzen  Reichthum  seiner  eigenthüm- 
lichen  niannichfalfigkeit  und  Schönheit!  Vergl.  hierüber 
Bäumlein's  trefll.   Exposition   a.   a.   O.   p.   08  —  64'- 

Ueberblicken  wir  das  Ganze,  so  ergibt  sich  als  Schluait- 
resuüat: 

1)  der  griechische  Sprachunterricht  beginnt  fast  aller- 
wärts  an  wohlbestellten  Anstallen  mit  der  Classe, 
welche  ztvölfjährige  Knaben  zählt; 

2)  es  ist  dioss   möglich,  ja 

3)  nach  dem  Princip  des  Zusammenwirkens  und  der 
gegenseitigen  Ergänzung  der  Lchrgegenstände  unter 
einander   nothwendig,   und 

4)  zur  Erzieluug  eines  gründlichen  Unterrichts  sehr 
förderlich. 

Ist  nun  dicss  anerkannt,  so  bleibt  unter  Berücksich- 
tigung des,  Eingangs  erwähnten  Humanilätszwerkes  fest- 
zusetzen: 

a)  der  Umfang  des  Pensums, 

b)  die  Methode  zur  Lösung  <lesselben  und 

c)  der  Aufwand  an  Zeit,  oder  das  Wie  viel^  das  Wi*^ 
und  in  leelcher  Zeit? 

Darüber  zu  einer  anderen  Zeit.  — 


289 


290 


33  Graminafi.sch- kri<is(  he  .Anniprkiitifcn  zur  llias  des 
Homer.  Für  Schüler  und  Studirriide  lou  Christian 
Friedrich  Stadelinann,  Diiector  des  Herzog!.  Gjm- 
nasitiiiis  zu  Dessau.  Erster  liand.  1  —  4-  Buch. 
VJII  und  510  S.  in  gr.  M.  Zweiler  Band.  Erste 
Abtheilung.  5  — S.  Buih.  22',)  S.  Leipzig,  Verlag 
ron   Gcbhardt   und   Reisland.      1S4L 

Ein  Buch  unter  diesem  Titel,  das  nach  dem  jetzigen 
Standpuncfe  der  Wissenschaft  bearbeitet  würde ,  und  die 
trefflichen  Leistungen  von  Niigelsbncli  und  Nitzsch  sich 
zum  Vorbilde  nahuje,  »ürd«  als  eine  zeilgeni/isse  Er- 
scheinung betrachtet  und  besonders  für  geeignet  gehalten 
werden;  die  zu  ihrer  Zeit  trefflichen  Anmerkungen  ron 
Küppen  für  unsere  Zeit  zu  ersetzen.  .'Mit  diesem  Glau- 
ben ging  Ref.  an  die  Leetüre  des  vorstehenden  Werkes, 
fand  sich  aber  in  seinen  Ernartuiigen  gänzlich  getauscht. 
Gleich  die  ersten  Fragen,  die  man  aufwerfen  muss,  nach 
welchem  Principe  das  Buch  bearbeitet,  für  welchen  kreis 
»on  Schülern  dasselbe  bestimmt  sei,  in  welchem  Verhält- 
nisse es  zu  den  A'orgängrrn  stehe  u.  s.  f.,  bleiben  un- 
beantwortet, da  weder  die  kurze  üedication,  noch  die 
kurze  Vorrede  flarüber  Auskunft  gibt.  In  der  ersteren 
wird  nur  gesagt,  es  solle  ilienen,  ,,ilen  Privatfleiss  der 
Schüler  besslens  zu  beleben",  und  in  der  letzteren  liest 
man  die  ganz  unbe»^tinimte  und  viige  Bemerkung,  „dass 
weder  alle  grammatische  und  kritische  Scliwangnngen 
(sicj  durch  solche,  für  Schuler  bestimmte,  Anmerkungen 
gehoben,  noch  auch  sonst  Alles  erschöpft  werden  konnte." 
Wendet  man  sich  nun  an  den  Inhalt  des  Buches,  um 
aus  diesem  den  Zneck  und  ilie  Ausführung  kennen  zu 
lernen,  so  wiril  man  hier  nicht  niinder  im  Zweifel  ge- 
lassen. Denn  wie  das  Werk  rorliegt,  enthält  es  vom 
Anfange  bis  zu  Ende  eine  wüste  und  planlose  Compila- 
tion  ,  in  welcher  <lic  Bemerkungen  von  Kägelsbach,  Frey- 
tag, Buttmann,  Bernhardv,  Passow ,  Hermann,  Thiersch, 
Spitzner  u.  s.  w.  in  wortlicher  Anfulirnng  bunt  neben 
einander  laufen,  ohne  dass  jemals  ein  entscheitlendes  Ur- 
theil  hinzugefügt  ist.  Ans  diesem  Charakter  des  Buches 
entspringt  zweitens  eine  ermüdende  JVeilscInBeißgkeit,  die 
um  so  lästiger  wird,  je  mehr  die  zusammengehörenden 
Dinge  durch  die  einzelnen  Bücher  zerstreut  sind,  und  je 
grosser  die  Flüchtigkeit  ist,  mit  welcher  der  Verfasser 
in  planloser  l'nordnniig  ausschreibt.  Dazu  kommt  drittens 
Unkenntniss  und  Missverständniss  der  Sache ,  um  die  es 
sich  jedesmal  handelt.  Diese  zeigt  sich  besonders  darin, 
dass  er  den  Schüler  mit  einem  nonützeu  INutenschw  all 
überschüttet,  und  ron  einer  Grammatik  zur  andern  führt, 
ohne  nur  zu  ahnen,  dass  die  genannten  Grammatiker  ganz 
verschiedene  Theorien  befolgen,  und  daher  auch  ilie 
einzelne  Erläuterung  eines  grammatischen  Verhältnisses 
nur  mit  Rücksicht  auf  den  Organismus  des  ganzen  Ge- 
bäudes, das  der  Grammatiker  aufgestellt  hat,  zu  begrei- 
fen sei.  Desshalb  sind  auch  die  Einwendungen,  die  hier 
und  da  den ,  verschiedenen  Ansichten  entweder  mit  ein 
Paar  nichtssagenden  Worten  oder  mit  einigen,  zwischen 
ilie  angeführten  Worte  gesetzten  Frage-  und  Ansfifungs- 
zeichen  gemacht  iterden,  für  ilen  Schüler  ganz  unver- 
ständlich.      Was    endlich     „grammatische     und     kritische 

Cf^  mniisialzcitutti^ 


Schwangungen"  betrifft,  so  ist  nur  bei  sehr  wenigen  der 
Status  rei  gehörig  anseinamlergesetzt ,  «lagegen  ist  keine 
einzige  zu  einer,  wenn  auch  nur  problematischen,  Ent- 
scheidung geführt.  Diess  rührt  tlieilweise  auch  daher, 
dass  der  Verf.  viele  nolhiiendige  Hülfsmittel,  wie  die 
Scholien ,  Eustathios,  die  Forschungen  von  Lehrs ,  Lo« 
beck's  Paralipp. ,  Ahreus  Ae  diall. ,  Grasliof,  Lucas, 
Fuhr,  Vülcker  u.  A.  gar  nicht  gelesen  hat,  so  dass  er 
nicht  einmal  über  den  Umfang,  geschweige  denn  über 
die  geistige  Durchdringung  und  Beherrschung  de«  zu  ei- 
ner solchen  Arbeit  befähigenden  Stoffes  zu  einem  deut- 
lichen  ßewHsstsein    gelangt    ist. 

Um  nun  das  eben  kurz  ausgesprochene  Urtheil  zu  be- 
gründen ,  darf  man  nur  irgenil  eino  beliebige  Seite  des 
Buches  aufschlagen.  Da  man  indess  annehmen  ilarf,  dass 
ein  Schriftsteller  beim  Beginn  seiner  Arbeit  sein  Ziel, 
wenn  er  anders  ein  solches  verfolgt,  noch  am  klarsteo 
vor  Augen  hat,  so  will  Ref.  gleich  vom  Anfange  herein 
wenigstens  einen  kleinen  Theil  dieser  Noten  abschreiben, 
nnd  dann  aus  dem  Folgenden  vereinzelte  Bemerkungen 
erwähnen,  wohin  er  gerade  durch  Zufall  beim  Aufschla- 
gen geräth.  Das  Buch  licginnt:  ,, Durch  das  in  der  frü- 
hesten Prieslerpoesie  lange  vor  Homer  gebräuchliche  ÜElde 
<leu(et  Hiiiner  einen  Nachklang  jener  uralten,  sogenann- 
ten heiligen  Poesie  an,  in  welcher  (i.dtlv  —  von  dem 
alten,  gottbegeisterten  Sänger,  um  das  Organ  der  Gott- 
heit zu  bezeidinen,  gebraucht  wurde.  Der  Ernst  lies 
Jnlialtes,  welchen  der  Dichter  im  Sinne  der  Priester 
ausspricht,  steht  damit  in  enger  Verbinilung."  Abgese- 
hen davon,  dass  diese  und  manche  andere  Note  gegen 
den  Titel  des  Buches  ist,  welcher  grnmmalisch-kritische 
Anmerkungen  verspricht,  so  leuchtet  von  selbst  ein,  dass 
eiii  Schüler  jene  ganze  Theorie  von  einer  ,, Priesterpoesie'* 
gar  nicht  verstehen  kann,  nicht  zu  erwähnen,  dass  die- 
selbe von  einem  Lobeck,  Oiiwaroff'  und  A. ,  jetzt  auch 
von  Nägelsliach  in  der  Einleitung  zur  Hom.  Theologie 
längst    widerlegt   ist. 

Es  heisst  «veitcr:  ,,Die  Fülle  un<l  Schönheit  der  Form 
llljhiiadeuj,  vgl.  r,  Uli.  eignete  sich  mehr,  als  die 
übrigen  Formen  dieses  Palroiiyniikons  für  den  Anfang 
dieses  Gesanges."  In  der  angefulirteii  Stelle  steht  //ip- 
OPluöuu  mitten  in  der  Erzählung  am  Ende  des  Verses 
ohne  Synizesis.  Was  soll  also  das  Citat  mit  der  unnö- 
thigen  Worlfiillel  Weiter:  „Ueber  ihr  Hervorgehen  aas 
der  Genitiiform  /~o;  des  Stammnamens  ei'i  s."  Es  fol- 
gen Cilate  von  Bullmann's  au>lülirl.  Spraclil.  und  Fischer 
ad  Welleri  Gr.  Sodann:  „Nur  die  beiden  letzten  Vocale 
dieses  Wortes,  aber  nicht  die  Vocale  iii,  noch  auch  la, 
sind  zusammen  zu  ziehen  ,  vgl.  Spitziier  de  versu  heroico 
p.  1S.J."  Das  sind  die  Noten  zum  ersten  \'erse,  Alles 
trivielle  Dinge,  die  man  mit  Hülfe  derjenigen  Gramma- 
tik, die  auf  jeder  Siliule  eingeführt  ist,  scliou  in  Tertia 
lehrt.      Wir    wenden    uns    zu 

„Vs.  '>.  Die  Participialform  ot'/.oimiv  ist  hier  in 
acliver  Bedeutung  als  Adjectiv  gebraucht",  vgl.  Citate 
von  Biiltminn  und  Kühner.  Das  unrichtige  hier  führt 
den  Schüler  in  die  Irre,  da  bekanntlich  bei  den  Epikern 
der  adjectivische  Gebrauch  iler  Form  OV  köuiiui  der 
einzige  ist.  Ferner:  ,,Der  V'erläiigerung  des  o  in  OV 
bedienten   sich    die   Epiker    keineswegs    nach   Willkür   [ee 

21 


?9I 


?0? 


Hinl  Biitdn.iiiii  ciflrt]  ,  soii<lorii  mir  in  piiiiT  n;c»i.s9eii 
Zahl    «Oll  \V(irIiTii."     E»  "  iril  Iviiliiior  «itirt.      Dann    folgt: 

,Uas  Aiisfallrn  ilps  (;rȟlinlirli  ilop|)clt  i^fclienilen  Coiiso- 
n.'iiitrn,    »ir  so  plirn  lici   '. ///A)joC,    limlet  sirli  nur  »elten." 

kiiliiipr  u.  s.  H.  |l)iesp  Note  ist  walirsclieiiilitli  ans  Fliicll- 
tigkoif  liierher  j;<ra(lipii,  ila  sie  zum  crsti-n  \'erse  go- 
liört.l  Die  Fortsi'lziiiij{  iieisst :  ,,üas  vorstärkenile  V  in 
iih-y.fV  am  Eiidi'  ilfs  \'erses  geliürte  zu  der  urspriing- 
lirlirn  nnd  vollcron  Form.  In  ilor  sorgfältig-pii  Rode  diente 
PS  liald  dein  WolilUute,  s.  Ijudmann  etc.  Aiuli  selieint 
PS  am  Ende  eines  Wortes  bei  den  Alten  ebenso,  »vie  in 
der  Mitte  eines  Wortes  vor  darauf  folfjeiideii  Lippenbiirh- 
staben  wie  il  gelautet  zu  haben,  s.  kähner  etc."  Dann 
werden  aus  G.  Ilermaiiii  de  emeud.  rat.  gr.  Gr.  i'iber 
dieses  v  sieben  Zeilen  ausgeschrieben.  Zu  welchem  Zwe- 
cke diese  Dkiige  gerade  hier  erwähnt  werden,  ist  nicht 
wohl  einzusehen.  Zum  Scliluss  heisst  es:  „Das  Verbum 
rii^ritl  steht  übrigens  auch  sonst  in  der  Dias  mit  ahn- 
liclien  Subslaiitiren  rerbunden  etc.",  Citate,  wie  sie  Pas- 
»ow    und    Crusius   geben. 

Zu  Vs.  3.  7lo)~La;  fV  /f/5//(Oi's  ef'r/ft's  werden  erst 
rier  Zeilen  aus  Kiihner  §.  4  78.  ülier  ilie  ^'erbindun^ 
der  Adjpctira  mit  Substaiitiien  abgeschrieben,  ilaiin  wird 
Linzugeftij^t :  ,,Dass  aber  TzuLKui,  dl  —  1  gu'i'aipev  als 
ein  Haujitsatz  anzunehmen  sei,  wie  IN'agelsbach  zu  dieser 
Stelle  bemerkt,  dürfte  die  Verbindung  mit  ij  —  li^ijxev 
keineswegs  erlauben.  —  Die  Präilicate  des  Zornes  folgen 
rielmehr  mit  grossem  Nachdrucke  auf  einander."  Wer 
nachsieht,  der  findet,  dass  Hr.  St.  hier,  wie  an  vielen  andern 
Stellen,  Hrn.  Mageisbach  gar  nicht  perstanden  hat.  Wei- 
ter: ,,L'eber  die  M^sculiiiendung  bei  Ipv/cU  vergl.  etc." 
Nun  werden  Thierscli,  Matlhia,  Buttmann  citirt.  Weiter- 
hin: „Das  AdjectiP  ist  durch  eine  schon  hier  beginnende 
Versetzung  zu  ipliyu^  gestellt,  obgleich  dasselbe  eigent- 
lich lu  dem  folg.  Gen.  r,()UiUiv  gehört.  Lobeck  bemerkt 
nämlich  in  seiner  Ausgabe  des  Aiax  1835  S.  73  zu  Ys.  7: 
„Sed  per  quos  gradus  a  lenibus  principiis  —  provecta 
Sit  transferendi  audacia  et  quid  fuerit  audentibus  exlre- 
vium,  quaerimus  incassum ,  ne  codicum  quidem  auclori- 
tatibus  sntis  confisi,  qui  inier  se  persaepe  dincrepanl.^^ 
Jedermann  sieht,  «lass  Lobeck'»  IJemeikung  gar  nicht 
hierher  gehört.  Es  scheint  fast,  als  habe  er  den  be- 
rühmten Philologen  nur  cifiren  »ollen.  Es  folgt  eine 
Bemerkung  Ton  14  Zeilen  über  den  Dativ  Aii^l,  ans 
kühner  und  Butimann  zusammengeschrieben.  Dann  fol- 
gen IS  Zeilen  Coropilation  über  die  Bedeutung  von  TTQohi.- 
IpSV,  wobei  längst  widerlegte  Meinungen  wcitschweilig 
aufgezählt   werden. 

Zu  Vs.  4.  ui  ruü^  liest  man:  „Die  anszeichnende, 
besonders  heriorliebende  Kraft,  welche  dieses  Pronomen 
ausübt,  ist  sehr  oft  bei  Gegenüberstellungen  oder  Gegen- 
sätzen sichtbar."  Statt  sehr  oft  musste  es  immer  heissen. 
Dann  wird  gesagt:  „Es  ist  ferner  nicht  abzusehen,  wie 
Prof.  Frevtag  hier  von  einem  Irrthume  Hermann's  und 
Passow's  reden  kann."  Aber  weder  Ilermainrs  und  Pas- 
sow's  ,  noch  FreUag's  Ansicht  wird  angeführt,  so  dass 
die  .Angabe  für  den  Schüler  ganz  nutzlos  ist.  Frejtag 
nämlich  billigt  zu  dieser  Stelle  die  Meinung  ^'ö!cke^'s 
über  </'t'/>;  und  tiöuiLov  ,  und  fahrt  dann  fort:  Quae  si 
Tera  sunt,     errasse  videutur    et    Passoviiis    et  Hcraiannus 


Bei  Hrn.  St.  wird  weiter  bemerkt:  ,,Zu  bemerken  ist 
IKK  II  ,  dass  Cicovi  'V'  dir  zweite  rhvtlimischo  Reihe 
des  Verses  bildete  [vielmehr  bildet],  und  durch  die  schwa- 
che (weibliche)  Cäsur  in  dieser  Stelle  der  Hiatus  ent- 
fernt wird;  vergl.  Thierscli  etc."  Ohne  Naniennennung 
aus  FrpTtag  entlehnt,  doch  ohne  hinzuziifügeu ,  dass 
Lku)(jn)V  und  if.i'}(j  das  digamma  aeol.  habe.  Die  fol- 
gende Bemerkung  über  t/.cjij/a  enthalt  d.as ,  was  bei 
Passoiv  und  Crusius  steht.  Bei  Tti'/E  wird  über  da.5 
Inipcrfpctuin  gesprochen,  oder  vielmehr  Nägelsbach  ausge- 
srliiieben.  Da  heisst  es  bei  Ilni,  St.:  „Das  Imperfect 
wild  daher  in  der  historischen  Schilderung ,  Darstellung 
und  Malerei  gebraucht,  gerade  als  ob  der  Erzählende 
das,  was  geschieht,  gleichsam  mit  eigenen  Augen  an- 
schaue. —  Durch  den  Wechsel  des  Aorist's  mit  dem  Im» 
perfect  tritt  auf  dem  historischen  Gemälde  Licht  und 
Schatten  hervor,  indem  die  wichtigeren  Thatsachen  von 
den  minder  wichtigen  ausgezeichnet  werden.  Schon  in 
den  Homerischen  Gesängen  ist  ilieser  Wechsel  beider 
Zcitfirmen  in  der  Erzählung  häufig  und  an  vielen  Stel- 
len ungemein  schön  angewendet  worden."  Aber  die 
ganze,  gelehrt  «ein  sollende  Bemerkung  wird  dem  Schü- 
ler nicht  diejenige  Einsicht  gewahren,  die  er  durch  jede 
Schulgrammatik  sich  erwerben  kam),  lieber  das  folgende 
Wort  >i,tvi00ll>  werden  erst  ilrci  Citate  gegeben,  dann 
wird  mit  weitschweifigen  Worten  die  allbekannte  Bildung 
dieser  Dative  mit  einfachen  oder  doppelten  er  besprochen, 
and  dazu  Buttmaiin  nnd  Matthia  angeführt.  Darauf  wird 
über  TE  und  TS  —  re  kühner  ansgeschriebeu  ,  und  end- 
lich über  die  Verbindung  von  -/.VVE^  nnd  oiajvol  eine 
Reihe  von  Stellen  erwähnt,  die  bei  Passow  und  Crusius 
stehen. 

Bei  ,,Vs.  5.  ■yrdoi  s.  r.  a.  aller  /irt"'  werden  zwei 
Zeilen  Stellen  citirt.  Dann  wird  die  Lesart  dairu  be- 
sprochen, ohne  ilass  der  \^erf.  das  eigentliche  Wesen  der 
Sache,  das  Lehr's  de  Arist.  p.  9.Ö  sij.  ,  Lange  Observ. 
crit.  in  Hiad.  librum  primum  p.  4  sq.  und  Lindau  in  der 
Zeitschr.  f.  Alterlhumsw.  !83y  S.  1102  f.  behandeln,  auch 
nur  mit  einem  einzigen  Worte  berührt  hat.  Dann  wird 
über  d'  tis/.tieTO  und  de  TSKetero  geredet,  und  das 
erstere  vorgezogen  mit  dem  Zusätze:  „obgleich  das  Aug- 
ment von  dem  ionischen  Dichter  in  andern  Stellen  und 
rhvthmischeii  Verbindungen  nach  der  ältesten  ,  schon  vor 
Homer  ohne  Zweifel  gew ähnlichen  Art  weggelassen  wurde", 
eine  Redeweise,  die  öfters  zurückkehrt,  wobei  aber  ein 
Schüler,  der  von  vorhomerischer  Poesie  noch  nichts  ge- 
hört hat,  unmöglich  etwas  Richtiges  sich  denken  kann. 
Ref.  ist  mit  der  Angabe  dieser  Noten  bis  auf  die  vierte 
Seite  gelangt,  und  hat  nur  noch  hinzuzusetzen,  dass  es 
auf  diese  Weise  durch  das  ganze  Buch  hindurchgeht, 
mit  dem  Unterschiede  ,  dass  im  zweiten  Bande  statt  aus- 
führlicher Anmerkungen  oft  blosse  Ver»»eisungen  auf  das 
Frühere  zu  finden  sind.  Es  mögen  noch  einige  Proben 
von  Erklärungen  und  Einwürfen  aus  Slellen  folgen,  die 
der    Zufall    beim   Aufschlagen    gerade    an    die   Hand    gibt. 

Vs.  y.  „Nägelsbach  z.  d.  St.  bemerkt:  Homer  lässt 
die  verbindende  kraft,  welche  das  Fragwort  eigentlich 
durch  sich  seihst  schon  hat,  äusserlich  neben  Htm  durch 
l£  sichtbar  werden;  allein  aber  Homer  stellte  ja  »ich» 
dem   Auge   durch  Schrift,  sondern  vielmehr  zunächst  deiri 


■| 


293 


294 


Obre  «Ilirrli  Gesang  iiiiil  Folge  der  Töne  seine  l'orslel- 
lun^cn  und  Empfinilung:cn  dar";  als  wenn  Mägelsbarh 
<lics8  nirlit  getviisst  hätte.  Hr.  St.  hat  nrlmlirli  das  ron 
N.  gebraurhto  AVort  sichtbar  icerden  nicht  verslanden  ; 
doch   von  IMissrerständnissen  dieser  Art   H'immelt  das  Buch. 

Vs.  11.  zu  i)i'yaTQ<i.  erst  Citate  von  Alatthifi  und 
Kühner,  sodann:  „Der  Acrsbedarf  konnte  wolil  schwer- 
lich die  einzige  Veranlassung  zu  der  Kntstehung  dieser 
Form  sein.  Vielmehr  dürfte  dieselbe  aus  dem  zu  sol- 
chen Abkürzungen  hinlänglich  geneigten  Gebrauche  und 
aus  mehreren  Analogien  herzuleiten  sein."  Was  bat  nun 
der   Schüler   gelernt? 

Vs.  14.  ,,Uie  Griechen  boten  allen  Scharfsinn  auf, 
um  den  Namen  'An6}Ckv)v  aus  ihrer  Sprache  zu  ent- 
räthseln.  Die  Wurzel  desselben  gehört,  nac/i  der  Mei- 
nung der  Orientalisten,  dem  illorgenlando  an."  Jeder 
fragt,  wozu  solche  Pfoten  hier  dienen  sollen,  wiewohl 
man  in  dem  seltsamen  Buche  von  Granu',  mit  welchem 
das  vorliegende  manche  Aehnlichkeit  hat,  dergleichen 
Dinge   in   IMenge  trifft. 

Vs.  18.  Soi'fv  —  „die  schlichteste  Form  des  Opta- 
tivs ist  der  JViinSch,  welcher  auf  den  blossen  Gedanken  (\) 
der  Mügltchkeit  beruht,  und  mit  einer  Alodification  durch 
dV  nicht  vertraglich  ist  —  Bernhardr  S.  405."  Was 
soll   nun   der   Schüler   bei   solchen  Fragezeichen   denken? 

Vs.  23.  Nachdem  in  12  Zeilen  die  Form  ös](i^a/ 
erklärt  und  mit  Citaten  versehen  worden  ist,  wird  noch 
hinzugefügt:  ,,In  Duncan's  Wörterbuclie  heisst  es:  Possit 
tarnen  hnc  St^^ai  per  syncapen  esse  pro  öi-y^sodai 
mit  Rost's  Bemerkung  :  alque  hoc  verum ;  est  enim  eic. 
Wir  bedauerten  sehr,  daselbst  einen  solchen  iMangel  an 
Richtigkeit  zu  liuden."  Der  Leser  bedauert  noch  mehr 
Hrn.   St.'s   zwecklose   Weitschweifigkeit. 

^s.  32.  „(TaujTSgOs-  Der  Comparativ  steht  hier  sehr 
gewählt  etc.  Zwar  kommen  sonst  Comparatiiformen  mit 
der  Bedeutung  des  Positiv  vor;  dieses  scheint  aber  diesen 
Comparativ  nicht  zu  stören."  Von  einer  Kenntniss  des- 
sen, was  Nitzsch  zu  Plat.  Ion.  anseinandersetzt,  zeigt 
sich    nämlich    in    diesem    Buche    nirgends   eine    Spur. 

Vs.  170.  oi'Se  a'  oio)  —  a.(fi'i;ftv.  —  ,,Wenn  Na- 
gelsbach iliese  Worte  erklärt:  ich  gedenke  nicht,  hierfür 
dich  zu  a' beiten ,  während  ich  selbst  ungeehrt  bin,  so 
dürfte  zu  bemerken  sein,  dass  uipivui  V.ai  TrlUVTOV 
dcfvi^Slv  keineswegs  arbeiten  heisst."  Jedermann  sieht, 
dass  Nagelsbach  nur  den  Sinn,  nicht  aber  eine  wörtliche 
Uebersetzung  der    Worte   habe   angeben    wollen. 

Vs.  257.  ,, Nägelsbach  meint  irrig,  ocfüji'v  werde  von 
cdÖE  TCUvra  regiert,  und  ftaoiaf4tvui/i  sei  mit  UTl 
aufzulösen."  Durch  diesen  blossen  Ausspruch  aber  ist 
N.    noch    nicht   widerlegt. 

Vs.  2.')S.  „tjOvXijiJ.  Spitzner  will  nach  älteren  Aus- 
gaben nnd  Grammatikern  rlor,'  ij  beibehalten  ,  vgl.  Voss. 
in  sched.  critic.  p.  IST."  Das  seltsame  Citat  ist  aus 
Freytag  entlehnt;  es  soll  Voss  krit.  Blätter  f.  B.  bcilenten. 
Es  heisst  weiter:  ,,Dass  aus  der  Verwerfung  iler  Bedeu- 
tung: ingenii  sollertia  und  prudentia  Spitzner  eine  \  er- 
theidigung  der  Construction  des  Dativs  gegen  die  Lesart 
des  Aristarch ,  d.  h.  gegen  den  Acc.  ttOl/ r,D  herleitet, 
nnd  nicht  vielmehr  auf  die  Natur  des  Dativs  dabei  Rück- 
sicht  nimmt,    könnte    »ohl   etwas   befremden."      Aber   ge- 


wiss nicht  diejenigen,  welche  Spitzner's  Bemerkung  ver- 
standen und  dadurch  erkannt  haben,  dass  die  Natur  de» 
Dativs,  deren  Kenntniss  ein  S|)itzner  bei  seinen  Lesern 
voraussetzen  <larf,  hier  eben  vou  der  Bedeutung  des  Wor- 
tes nnzcitrennbar  sei.  Diess  hatte  ür.  St.  auch  von 
Lehrs  Zeitschr.  f.  d.  Alterthumsw.  1834  S.  l4l  und  von 
Frevtag  z.   d.   Stelle    lernen   können. 

Zu  Vs.  352.  erhalten  die  von  Nägelsbacb  entlehnten 
Worte  fünf  Fragezeichen,  zn  Vs.  362.  geht  es  Worten 
von  Bernhardy  so,  zu  Vs.  413.  4l4.  erhält  Kühner  sol- 
che  Zeichen.      Da  mag  sich  der   Schüler  abmühen! 

Vs.  437.  „ßuTvov.  Das  Imperfect  bezeichnet  hier 
eine  an  sich  schon  elauernde  Handlung,  ohne  dass  ein 
Nachwirken  derselben  ganz  zu  läugnen  ist.  Vergl.  Nfl- 
gelsbach  E.Kcurs.  X."  Hier  hat  Hr.  St.  den  Excurs.  sehr 
flüchtig  gelesen  oder  gar  nicht  verstanden.  Denn  Nägelg- 
barh  s.igt  S.  253  über  diese  Stelle:  ,,Hier  hat  der  Un- 
terschird  des  Sinnes  <ler  beiden  Aoriste  das  Imperfect 
ßf'h'ov  veranlasst,  iler  aber  nicht  als  nachwirkende,  son- 
tlern  als  an  sich  schon  dauernde  Handlung  zu  fassen  ist." 
Und  das  ist  mit  Recht  von  Näg.  gesagt  worden,  weil 
nicht  Einer  für  Alle  zusammen  gehen  kann,  sonilern 
weil  die  Handlung  des  Gehens  von  jedem  Einzelnen  wie- 
derholt  werden   muss. 

Vs.  40  5.  „Tiao'  nt'rdv,  vgl.  Od.  y,  4fi".  Nägels- 
bach's  Bemerkung,  dass  mit  der  Bedeutung  vieler  Intran- 
sitiva  ilie  Vorstellung  einer  Bewegung  (nnmiltelbar  —  ?  —  ) 
verbunden  sei,  passt  um  so  weniger  hierher,  da  hier  kein 
Intransitivum  steht,  vgl.  /^ ,  ()()4,  TT,  312-  Es  liegt  in 
dieser  Construction  die  Andeutung  irgend  eines  mit  Be- 
wegung verbundenen  NebenbegrifFes."  Allein  auch  hier 
liei;t  ein  Missverständniss  zum  Grun<le.  Denn  Nägelsbacb 
sagt:  „Man  entartete  TTßp'  aVTlß ,  und  so  den  Dativ 
statt  des  Accns.  an  vielen  Stellen.  Allein  es  ist  '  u.  s.  w. 
Nnu  macht  er  eine,  die  Homerische  Sprache  überhaupt 
belrolTende  Bemerkung,  und  erklärt  erst  unter  b)  die 
vorstehende  Stelle,  und  zwar  gerade  auf  dieselbe  Weise, 
ilie  Hr.   St.   erst  vou   Nagelsbach    entlehnt   hat. 

Vs.  47().  „'V.;  Ttnt.  Nägelsbach's  Erklärung:  tum 
eo  ventum  est,  ut  gibt  keinen  sinnreichen  Aufschluss." 
Aber   doch   einen  sehr   richtigen. 

Vs.  531.  Tt/Jy'  o^g  ß.  öihfiuyev :  „Auch  hier,  wie 
an  andern  Stellen  verbindet  sich  das  Subjcct  im  Dual 
mit  dem  Prädicate  im  Plural  ^  vgl."  Citate  von  Stellen, 
Richtiger  nniss  es  heissen:  das  Subjecl  im  Dual,  wenn 
es   ein   Pronomen   oder  ein    I'articipium  ist. 

Vs,  57h.  TU  -/ifjuava  ist  gleichsam  substantivisch 
gesetzt,  Tct  nähert  sich  hier  sehr  der  Bedeutung  de» 
Artikels.  Nägelsbacb  Exe.  XIX.  S.  321.  „Dass  die 
Meinuiirr  Aristarch's  ,  Homer  kenne  noch  keinen  Artikel, 
unbegründet  sei,  daran  zweifeln  nach  Thieiäch's  und 
JVlatthiä's  reichhaltigen  Beispidsauimlungen  wohl  Wenige 
mehr.''  Da  ist  doch  das  Erste  Besste  zusammengerafft, 
statt  dass  <leiii  Schüler  ein  kurzes  Resultat  über  den  so- 
gcnaiiiiteii  Honienscheii  Artikel  gegeben  werden  mnsste, 
wozu  j.tzt  auch  Nilzsch  zu  Od.  T.  III.  p.  o'.t  f.  zu  ver- 
gleichen ist.  Dafür  hat  jedoch  Hr.  St.  über  den  Home- 
rischen Artikel  wohl  an  zwanzig  Stellen  auf  ungenügende 
Weise   compilirt. 

21* 


595 


296 


V«.  5".  i/oioioTj.  ,J)'<^  V'ossisfho  IJelioMptzmig; 
vieirohl  sc  seiirr  Verslnnd  hat,  ist  zu  Ii.irt  für  (lics<-ii 
Zu8.iiiiiiiiMili.iii);."  .Auf  /iliiilii  lif  Wpi.sp  mnl  ^'os.s  öfter!« 
Hpgpii   ganz   uiibeilpiiteiidcr    KIpiiiiKlcPilf u   ji;<'(.iilflt. 

\'».  Ö7S.  „fiiii',  „liokkoro  I.  I.  p.  tdli  dolonius  et 
Thierscliio"  Spit/iirr  ad  h.  I."  IMit  Kolrlipr  Godaiikpiilo- 
sigkeit  wird  iiiclirn).ils  roiniiilirt.  15ei  .SjiKzupr  nämlich 
beziebt  a'icU  «las  I.  1.  auf  iJekkor's  Receiis.  der  Wolf- 
«cheii  Ilias,  ilie  aber  bei  St.  auf  den  vorhergclieiideii 
Seiten   gar   nicht  erwähnt   »ircl. 

II,  27.  ,,In  der  Tliesis  dürfte  wohl  der  Circumflex 
über  0£l>  nicht  angemessen  sein.  In  den  ton  Spitzner 
angeführten  Stellen  *.",  409.  O,  77.  T,  Is.O.  steht  ja  oev 
in  iler  Arsis ,  und  lasst  sieh  also  hier  nicht  anführen." 
Es  kommt  aber  an  und  für  sich  nicht  auf  Arsis  und  The- 
gis  an,  sondern  auf  ilas  llertorhcbeu  des  Pronomens  durch 
den   im   Gedanken    liegenden    Gegensatz. 

Vs.  114.  K'f  <5t  —  ßovkei<ouio.  Etwas  undeutlich 
sagt  hier  Nagelsbach:  ,,Es  ist  eine  Eigenthiimlichkeit 
der  griechischen  Sprache  (?),  die  besonders  iu  Salzen 
hervortritt,  die  mittelst  ftlii  und  dt  sich  entgegengesetzt 
sind,  eine  Partikel,  die  dem  Sinne  (?)  nach  zum  zweiten 
Gliede  des  Satzes  gehört,  dem  ersten  vorzustellen  (?j, 
welches  dem  Gedanken  (Jj  nach  ilurch  eine  Coiijuiictiou 
«lein  Zusammenhange  einzupassen  (?)  wäre."  Soll  tieiiii 
nun  aber  die  Sache  durch  die  eingestreuten  Fragezeichen 
deutlicher  werden?  Ucbrigens  kann  ein  Schüler,  der 
ao's  Denken  gewöhnt  wird,  das  von  Nagelsbach  Gesagte 
begreifen.  S.  4'^t  I  hat  eine  Bothe'sche  Erklärung,  ilie 
vier  Zeilen  umfasst,  zehn  Frage-  and  drei  Ausrufezeichen 
erhalten. 

Was  ferner  die  nutzlosen  Citate  betrifft,  so  gehen 
diese  bisweilen   bis  in's   Unglaubliche,   wie   gleich   zu 

Vs.  t42.  Totac  öl  3vf^6v  kvi  aii'jdeoaiv  o^ivev 
ziemlich  eine  halbe  Seite,  und  zwar  zu  zoiat  dt:  drei 
Zeileu  Citate  von  ahnlichen  Stellen,  über  den  Zusatz 
SV  OTideoijlv  zu  iii'iiou  fünf  Zeileu  u.  s.  f.  Auch  aus 
«lern  zweiten  Theile  möge  eine  Probe  hier  stehen,  um 
zu  zeigen,  dass  das  Treiben  des  ^'erfs.  sich  gleich  bleibe. 
V,  3Ö4.  „Lie/ucii'iTU.  Der  von  Koppen  aufgege- 
bene Sinn:  schwarz  fürlile  das  Blut  die  weisse  Haut, 
findet  allerdings  in  «lieser  Stelle  Statt,  nur  dürften  ilie 
i;riechischen  Worte  ein  anderes  Subject  in  sich  eiilhalten. 
Koppen  mochte  dieses  wohl  selbst  fühlen,  bemerkte  da- 
her bei  fjeka  VETO  sc.  aifiaTl,  und  fügte  auch  nocii  die 
Präposition  y.a.va  hinzu.  Ob  aber  finKulveiu  durchaus 
als  Passivum  zu  betrachte»  sei,  möchte  doch  noch  zu 
fragen  sein.  Da  auch  hier  das  Subject  mit  dem  Objecto 
gleichsam  zusammenfallt,  so  druckt  die  ftleilialforui  <leu 
einfachen  Begriff  einer  intransitiven  Thatigkcit  aus,  wel- 
che aber  dessenungeachtet  eine  Beziehung  auf  jene  weisse 
Haut  der  Apliroilite  hatte.  Das  Oliject  liegt  nämlich 
offenbar  in  iler  Sphäre  «les  Subjects."  Das  heisst  in  der 
That    Worte    machen    über   eine   einfache    Sache! 

Doch  Ref.  würde  kein  Endo  linden,  wenn  er  mit 
der  Angabe  ähnlicher  Noten  iu  dieser  tceilschweißgen  und 
planlosen  Compilation  weiter  fortfahren  wollte.  Wollte 
er  dagegen  genauer  in  «las  Einzelne  cingelieu,  so  würde 
er  es  uiit  all^n  andern,  nur  nicht  mit  Hr.  St.  zu  thun 
haben.      Ref,    scLlicsst    diese    uuerficulichc    -Anzeige    mit 


der  Uob(>rzeugung ,  «lass  die  wenigen  Proben  schon  hio- 
reichen  werden,  um  das  l'rdieil  des  Leser*  über  vor- 
stehendes Werk  nicht  zweifelhaft  zu  lassen.  Das  P.tpiei 
ist  sehr  grau,  und  der  Preiss  sehr  hoch,  so  dass  es  auch 
desshalb   von  Schülern   nicht  gekauft   werden   wird. 

Ameism 


3-!.  Grammatisch  -  kritische  Aiinierkungen  zur  Ilias  de» 
Homer.  \'on  Christian  Friedrich  Stadelmann,  Di- 
rertor   eic.      Erster    Band,      t  —  4-   Buch.      Leipzig, 

IS 40.     ,^10  S.    8.  ■'■') 

Referent  hatte  vorstehendes  Buch  zum  Bchufe  einer 
genauen  Beurtheilung  in  dieser  Zeitschrift  bereits  bis  zur 
Hälfte  durcligegangen  ,  als  er  die  Receiision  des  Herrn 
Gymnasiallehrers  Peter  zu  Zeitz  in  Jahii's  und  Seeboile's 
Neuen  Jahrb.  Bd.  XXX.I!.  |.  S.  \  —  Vö  zu  Gesiebte 
bekam  ,  und  hier  ein  LIrlheil  ausgesprochen  fand,  das  er 
sich  seinen  llanptzügen  nach  gleii  lifalls  hatte  bilden  müs- 
sen. Wenn  wir  aber  nun  nichtsdestoweniger,  statt  uns 
bloss  auf  die  genannte  Recensioii  zu  berufen,  die  Feder 
zu  einer  erneuerten  Anzeige  der  Sladelmann  sehen  .An- 
uierkungeii  ergreifen,  so  geschieht  diess  einmal,  um  auch  in 
diesen  Blättern  eine  Stimme  über  jene  abzugeben,  sodann 
aber  auch  aus  dem  Grunde,  weil  wir  gerade  eine  ganz 
alliiere  Partie,  als  Hr.  Peter,  in's  Auge  gefasst  habeu, 
und  unsere  Bemerkungen  also  gewissermasseo  in  ein  er- 
gänzendes \'erhaltnis9  zu  der  er»ähnteu  Beurtheilung  in 
Jahn's  Jahrbüchern  treten  können.  Während  nämlich 
Jener  sein  vorangeschicktes  Gesammturtheil  durch  eine 
nachfolgende  genaue  Kritik  der  Anmerkungen  zum  vier- 
ten Buch  vollständig  zu  begründen  und  zu  rechtfertigen 
sucht,  ohne  jedoch  eine  schickliche  Gelegenheit,  auch 
Seitenblicke  auf  andere  Stellen  zu  thun,  geflissentlich 
vorübergehen  zu  lassen,  sollen  sich  unsere  Notizen  nach 
einigen  allgemeinen  Angaben  vorzugsweise  an  das  erstv 
Buch   anschliesseu. 

Bekanntlich  hat  G.  Hermann  in  seiner  Vorrede  zur 
Stereotvpausgabe  der  Odyssee,  Leipzig  1827,  p.  V  an 
den  Erklärer  des  Hotner  eine  dreifache  Forderung  ge- 
stellt, von  ilenen  sich  die  erste  auf  grammatische  Er- 
klärung und  Emendation,  die  zweite  auf  die  Lösung  geo- 
graphischer ,  mytiinlogischer  und  historischer  Fraf;en,  die 
dritte  endlich  auf  ilic  Ueurtheilung  der  Rhapsodien  und 
Interpolationen  bezieht.  Ref.  glaubte  nun  anfangs,  Hr. 
Dir.  Stadelmann  habe,  mit  llebergehiing  der  beiden  letz- 
teren Rücksichten,  also  namentlich  auch  der  kritischeii- 
Versuche  Näke's  **),  A'.  Lachmann's  ***)  und  O.Miiller's-Y), 


*)  Um    die    Kritik    unserer    Zeitschrift   so    unparteiisch,    al> 
nur  möglich,    zu    gestalten,     werden    wir    auch   mitunter 
doppelte    Recensionen    eines    und    desselben    Buclies    zu- 
lassen. M.  F.     Fr.  Z. 
")  Index  praelectionum  in  univeisitate  Fried.  Willielni.  Bhe- 
uana  per    mens.  aest.  a.   1838  habcndarmn.    Bonnae.    MI 
u    17  S.   4. 
***)  Ueher    die    ersten   10  Bücher    der    Ilias.      Gelesen    in    der 
Akademie  der  Wissenschaften.    Berlin   1838.    2.S  S.    4 
■f)  Reo.  der  genannten    zwei    Schriften    in  den  Gülting-   Ge! 
\m.  Nov.  1839.  iNr.  lö^ 


'J97  298 

die   einzelnen   Lieder   in   der   Ilias    lierauszufindpii   und   zu  Phanfanie   befürdorr  ,    olinc    das.«    l>pi    der   Al>vt,'i^iiii^    drs 
charakterisiren ,    nur  die   erste   in's  Auge  gefasst,  ilas  Ver-  diihterisrliiMi   Werfhes   auf    das  BiMliirfiiisH  dieser   lirklei- 
itändiiiss   des    Dichters   durch    eine    graniniatisch- kritische  liun;;    Rücksicht    zu    nrhinoii    »der    die    liestaiidlh<;il<-    der- 
Erkläruii^   zu    fordern,     und     wenn   auch    j;erade    nicht   ei-  sellioii     zu    zergliedern    seien.        Gleich     goi-treirh     ist     zu 
jrentlich    »issenschafiliche  üntersucliungen    zu  geben,    doch  \'s.     lö.     erörtert  ,     warum     der     Priester     des     .A|)iill     den 
die    t'orhandenen    Forschungen    anderer    (Velehrten   auf  die-  Wunsch,    dass    die    (irieclien    siegen    niöclitiMi,    zum    Nach- 
seni    Gebiete   dergestalt   zu    benutzen    und     zu    rcrarbcitcn,  liieile    seiner   Landsleute    ausspreche;     Vs.    1'.).     heisst    es: 
dass    ein   tüchtiger    Primaner    oder    Stuilirender    sich    trotz  Ilo/afifjio  Tlohf :   in  dieser  Icblulterrn  Art  de»  Ausdruck» 
„der   hie    und    da    sichtbaren    um!     anflallendcn    lie.schrän-  tritt   das    Persönliche    mehr    lierior;    Vs.   .J7.    ,,das   so    ein- 
kung    der    griechischen    Lectionen    auf  Gymnasien"     durch  fach  liingestelltc '. /oyrooro^'    ^iin^lei  war  ohne  Z>»cifel 
ein    eifriges    Priiatstudium    dieser     für    einen    solchen    Ge-  in    dem    Gebete    des    Priesters    an    seinen    Gott   ausdrucks- 
braucb    geschriebenen  Anmerkungen    eine  hinlängliche  und  loller,   als    irj^end    eiuDei>atz,   der    im  .tlunde   des  Cliryse« 
klare    Kenntniss    der    Homerischen    Sprache,    und    zwar  zu-  »enigcr    Vertrautheit   mit    rllesem    Gotte    »ürdc    bezeiciinet 
nächst,    nie   sie   sich    in    der   Ilias   ausgepc'igt    hat,   erwer-  haben.      Solche    üeiiiürter    gingen    nrütirünglich  aus  Local- 
ben    könne.       Und    dass    <liess    auch    wirklich    die    Absicht  rcligionen    hervor,     und     bekamen    geivöhnlich     erst   sp.'iter 
des   Verfassers    war,    geht   aus    der    Dedication    an  G.  Her-  eine   allgemeine    Bedeutung.      Als  .Schützenland    wurde    be- 
mann   und    aus    der    Vorrede   zur    Genüge    lierror,    obschon  son<lers    Lvkien    ertiabiit.        Auch    wurden    die    Kinder   der 
die,   namentlich    in    der    letzteren   ausgesprochenen  Grund-  Leto    (Latoiden)    im  .Sinne    des  kretischen  Berg-   und  Jagd- 
»ätze     zu     der    später    sich     mehrfach     bestätigenden     \'er-  lolkes    aufgefassf"  —    eine    Stelle,     die     zugleich    als    ein 
niuthung   Veranlassung   geben,    als    wolle    Ilr.    Dir.  Stailel-  Beweis    von    der    Unklarheit   dienen    kann,    welche    derglci- 
mann    die    Ilias    nnr   als    Vehikel    benutzen,    um    daran  alle  chen    aus    vereinzelten    Kxcerptcn    unverarbeitet    hingen or- 
moglichen     grammatischen     Hegeln     und     Unterschiede     zu  fene    Noten    wenigstens   für   Schüler    und  Stiiilirende    haben 
erörtern.     Jener,   durch  ein  allgemein    anerkanntes  Bedürf-  müssen.        Die    Erklärung     von     y^iilfttfi^     folgt    hernach 
niss   eines    solchen   Ciimmentars ,    und     zum   Theil    wenig-  (Vs.   39.).      Vs.   bi.   ist    aus   VVachsmnth    H.    A.   R.   II.    (. 
stens    durch    des    ^'erf.    Worte    selbst    berechtigten    Erwar-  S.    3')^    der    Begriff  von     fidvil^    erl.'lutert ;    V.s.    3ül.     zn 
tung    wird    aber    keineswegs     entsprochen.       So    wenig   wir  xwrapiCw    (synkop.  zctJof^^cy),    um  ja    diese  vermeintlich 
nfimlich    läugnen    wollen,    dass    in    dem  bogenreirhen  Buche  schätzbare    Etymologie    nicht    zu    übersehen:   ,, dieses    \V'ürt 
(ehr    viel    richtige     und     für    die    Homerische    Sprache    be-  hat  sich    bekanntlich    in    der    franzosischen   Sprache    leben- 
deutenile  Bemerkungen    mitgetheilt   sind,    so   daukenswerlh  dig    erhalten.       Durch    griechische    Colonien     ist    es    ohne 
immerhin    die   sorgfältige    und    reichliche    .Angabe     von    Pa-  Zweifel     in     das    alte    Gallien    gelangt."       Leider    ist   diess 
rallelstellen     sein     niag ,    so     bleibt    doch    ilie   Anlage    und  nicht   so;    die   schöne    Illusion    verschwindet,    wenn  wir  be- 
Ausführung    des    Ganzen    weit    hinter    dem    angedeuteten  denken,    dass    sich    das    franz.    caresser   auch    in   den   an- 
ziele   zurück.  deren   romanischen   Sprachen,    z.    B.     im     italienischen    ca- 
loieisl  ist   nämlich   der   ^'erf    seinem   Principe,    bloss  rezzare    findet,    und   ein   von   rarus   lieO ,    tceith  gebildetes 
grammatisch- kritische    Erklärungen    zu    gelten,     insofern  Verbum   ist.      Aehnllrh    wie    oben    zu    .lllü/  l.uiV   heisst   es 
untreu  geworden,   als   er   nicht   nur  den  einzelnen  Büchern  V«.   JdO.   zu    UoOi/^t/.ini':   Vergeblich    bemühten   sich   die 
und     wieder    den     einzelnen     Partien     innerhalb    ilerselben  Griechen    um   die    Aufklärung   <ler    Etymologie    dieses    Na- 
ausführliche,   oft   höchst   überflüssige,   Inhaltsangaben   vor-  mens,    Etunnl.    !Magn,    p.     l'.>j;.      \"ernin(hlich    ist    dieser 
anschickt,    sundern    auch,    freilich    ohne    allen   Plan,     wo  Name     punischen     Ursprungs.        Lennep.     Etymolog,     linw. 
ihm    gerade    eine    Notiz    zu    Gebote    sieht,    lexikalische,  Gr.   p.   Ii02  ,   und    bedeutet   den   Breiten,   den    Ausgedehn- 
etymolügische ,    sachliche,    ästhetische    und    sonstige    Be-  ten   UAch  Hochari.     Auch   die  ^'orstellung  vom  Gotte  selbst 
merkungen   aufnimmt.      So,    um    nur   Einiges   anzuführen,  ist  punischen   Ursprungs,   vergl.    Ilerod.   I!.  ,^0-   H',  IS8." 
lesen   wir  zu    Vs.    14.    nach   einer    etymologischen   Beiner-  So   Hessen    sich    noch    unzählige    Anmerkungen    anführen, 
kung  über   aiiftLiu:   ,,Ueber  ey.ljijükoi   ^/Tlokkaju  siehe  die,   abgesehen   von   den    in    ihnen   enthaltenen  Ungcreimt- 
^itzsch    a.    a.    O.    1.    Thl.    S.    |96"    (ausgedruckt     und    mit  heiten  ,    sich     mit     dem    Titel    des     Buches:     granimatisrh- 
Verweisung  auf  „Nitzsch   zu  Od.  Hl.   S.    197"   findet  sich  kritische   Erklärungen,   niiht   wohl   vereinigen  lassen,    l'ol- 
diese   Angabe   erst  zu   ^'s.    147.   S.  55).  — «Die   Griechen  lends    aber    ist    der   Verf.    von    seiner    Absicht,     sich    auf 
boten    allen    Scharfsinn    auf,    heisst    es    weiter,     um    den  Grammatisches    zu    beschränken,     in    iler    Erklärung    des 
Namen  \l:iulj^üjv   aus    ihrer  Sprache    zu  enträthseln.     Die  SrliilFskataloges  abgewichen,    wo  Lage,   Xainen  etc.  sämmt- 
Wurzel    desselben    gehört,    nach    der    .'Meinung    der    Orien-  lieber  hier    vorkoninienden  Orte   mehr    oder    weniger  genau 
talisten,   dem    IMorgeiilande    an."     Was   soll    um's    Himmels  erläutert    sind;     aligeselien    von     den     hin    und    wieder    ein- 
»illen    nicht   nur    der  Schüler,  sondern   auch  jeder  Andere,  gestreuten     metrischen    Bemerliuiigen  ,    die     der    Hr.    Verf. 
mit   einer   so    inhallsleeren ,     nichtssagenden    Notiz!     Wei-  als  Frucht    frühere!   .Stuilien    hier   aiifgenomnien    hat;    inei- 
tor  :   dass   Vs.   11.    /.oaitlTU(jC   nicht  sowohl   den  Rang  der  stentheils  Narhweisungen,    wie   die  einzelnen  rhythmischen 
Atreiden,    als   vielmehr   nur   einen   Theil    ihrer   Geschäfte  Reihen,   aus   welchen   nach    Hermaiin's   Theorie  der  llexa- 
ausdrürke,     und    daher     zur   grösseren     ^'cransc  haulichung  meter    besteht,     mit     grosser    Kunst    vom    Dichter    dem    In- 
ihrer    Sphäre    diene,     wie    ^'s.    17.    das    den    Arhäern    aus-  halle    gemäss    angeordnet   sind.      Zu    tvelrhen    Absurditäten 
scbliessend     lon    Homer    beigelegte    eijy.l>ljl.ud£i    nur    auf  aber   ein   solches   Bestreben    führen   kann,    überall,    sogar 
einen   Theil   ihrer   ganzen   äusseren   Haltung  sich   beziehe,  in    den    einzelnen    ^'ersfüssen,    als   rhythmischen    Ganzen, 
und    dadurch     besonders    tlie    Veranschaulichung    für    die  einen     bedrulungsvollen    Ausdruck     bestimmter    .Absichten 


299 


800 


und   Ui.lanli '<•»   Diiliters    zu    linden,     zri^t    beson<lors 

dir  Aiinirrktii.g  tu  Vs.  11).  '.'/r^tli'iu  6h  ftnhnTcy.  flii'J, 
Xcniir.TO'jf  h'.iiju-  „der  in  jiakir,T((  di'O)  liegende  chor- 
ianilitili«"  Rlivtlimns  liclit  die  Würde  der  beiden  Aireiden 
mehr  lierior,  als  «enn  mau  nach  /iciXiara  eine  C.'isnr 
«iMiilinicii  und  öt'cn  mit  y.oaiti-top£  »erl.inden  »olHe." 
üass  siliiiii  der  Rlivlbmus  ausser  anderen  Gründen  dar- 
auf führe,  ^l'o  mit  'JrfjEiöa  und  nicht  mit  Xoaftj'jTO^e 
j!U  rerliindeii,  ist  allerdings  richtig,  aber  wie  der  ,,chor- 
iamlisrho  Rlivthmus"  die  ^Vürde  der  beiilen  Atreiden 
hervorhebe,  das  ist  dem  Ref.  wenigstens  ein  tiefes  Ge- 
beimniss.  IMit  ilem  Ausdruck  ,, choriambischer  Rhythmus" 
bezeichnet   übrigens   der  >'erf.   die   willkürlich   zusammen- 

_/_       ^  

gezählten  rief  Sjiben  }i  Ora  t^l'  VJ ;  ich  sage  willkür- 
lich,   «eil    man   mit  demselben   Rechte    auch   aus  foigen- 

den  vier  Sylben  bn  ÖS  fia  kinx  einen  Choriambus  her- 
«tellen   könute,    in    welchem   Falle    dann    der  anapästische 

Rhythmus  (oxa  öv  u)),  um  uns  an  des  Verf.  Sprachge- 
brauch zu  halten ,  jene  Hoheit  iler  Aireiden  bezeichnen 
würde.  Ja  selbst  zur  Biitscbciilung  der  Frage  ,  ob  man 
Vs.  54.  uyoQ)']v6£  y.akeoaaru  oder  dyogi'jvd'  ixakca- 
OUTU  lesen  solle,  bedient  sich  der  Verf.  seines  metrischen 
Kanons,  leider  nur  so,  ilass  man  am  Ende  doch  nicht 
treiss,  »ie  man  daran  ist.  „Könnte  exukiooazo,  heisst 
es  zu  der  angeführten  Stelle,  eine  besondere  rhythmischo 
Reihe  bihlcn,  so  würde  ilie  Lesart  des  Cod.  Vrat.  b. 
dyoorivd'  wohl  nicht  ganz  zu  verwerfen  sein.  Da  nun 
aber'  beide  Wörter  dyopr,vös  y.ukiarcraxo  zusammen, 
aber  nicht:  if}  öexUTTj  Ö'  äyoQtpde  eine  solche  Reihe 
hier  am  schicklichsten  bilden,  so  —  wird  es  ziemlich 
gleichgültig,  ob  hier  eiyo^l'ji'ö'  oder  ayopjftöf  gelesen 
wird;  jedoch  scheint  mir  wenigstens  dyopijvd'  wegen 
des  rascheren  Ganges  mehr  für  sich  zu  haben,  obgleich 
in   ähnlicher    Stelle    /t^,    ö  I .    äyom'ivde  sichere  Lesart   ist." 

So   riel    Humor   und    Maivetat     neben    einander    ist    uns 

in  der  That  selten  begegnet.  Ref.  könnte  noch  mehr  der 
Art  anführen,  wenn  es  bei  einem  solchen  Buche,  wie  das 
vorliegende  ist,  nicht  vielmehr  darauf  ankäme ,  die  Ka- 
tegorien anzugeben,  unter  welche  das  Einzelne  zu  brin- 
jjeu  ist,  als  durch  Reurtheilung  yerfer  Stelle  eine  \  oll- 
ständigkeit  erzielen  zu  wollen,  die  bei  den  obwaltenden 
Umständen   fast  unmöglich   zu  sein   scheint. 

Noch  haben  wir  aber  die  Hauptseite  des  Buches, 
nSmlich  die  grammatische,  nicht  berührl;  und  wenn  diese 
in  Beziehung  auf  Umfang,  Inhalt  und  Foi-m  gerechten 
Erwartungen  cutspräche,  so  möchten  jene  Inconsequenzen 
und  Sonderbarkeiten  immerhin  leiclit  zu  ertragen  sein. 
Aber  auch  hier  hat  Hr.  Peter,  was  vorerst  den  Umfang 
betriflt,  einmal  auf  die  Planlosigkeit  aufmerksam  gemacht, 
mit  Her  die  trivialsten,  nur  in  Elementarliücher  gehörigen 
Bemerkungen  neben  dem  Wichtigsten  ihren  Platz  finden, 
sodann  aber  auch  hinsichtlich  der  benutzten  Hülfsmittel 
die  Beschränkung  auf  die  gewölinlichsten  grammatischen 
Lehrbücher,  olme  dass  die  vortrclFlicben  Einzelschriften 
von  Hermann,  Lobeck,  Lehrs  und  Ahrens  irgendwie  be- 
rücksichtigt wären,  mit  vollem  Rechte  gerügt.  Ein  glci- 
«her  Tadel   trillt  die  Form,  sowohl  hinsichtlich  der  .Anord- 


nung des  .Stofls  und  dessen  Darlegung,  als  auch  dos  Ang- 
drucks und  iler  Sprache.  Wir  linden  nämlich  bei  Hrn. 
Dir.  Stadelmaiin  statt  des  angemessen  zergliederten  und 
oilVn  vorgelegten  gramm.Tfischcn  ,, Materials"  in  unzähligen 
Fällen  Nichts  mehr,  als  eine  oft  wörtliche  Wiederholung 
grammatischer  Regeln,  wie  sie  aus  dem  üblichen  gram- 
matischen Apparate  eines  Gymnasiallehrers,  d.  h.  den 
Grammatiken  von  Buttmann,  Thiersrh,  Alatthlä,  Born- 
hardy,  Kühner,  aus  Härtung'«  Werk  über  die  Partikeln, 
Fischer  zum  VVcller,  flermann  zum  Viger ,  aus  Passow, 
IVägelsbach ,  Nitzsch,  .Spitzner  u.  s.  w.  excerpirt  und  au 
ihrem  Orte  eingefügt  sind,  ohne  dass  der  Verf.  etwa» 
Anderes  dazu  thäte,  als  etwa  hier  und  da  durch  ein  ileli 
Schüler  vollemls  ratlilos  lassendes  Fragezeichen  seinen 
Dissens  zu  erkennen  zu  geben.  Weit  entfernt,  <len  ans  den 
bezeichneten  Quellen  geschöpften  Stüfl  selbständig  zn  ver- 
arbeiten und  sich  eine  bestimmte  Anschauung  gramma- 
tischer Verhältnisse  zu  erringen,  in  der  der  Verf.  dann 
bei  Controversen  eine  höhere  Einheit  hätte  finden  können, 
ereignet  es  sich  nicht  selten,  dass  zu  einer  Stelle  die 
betrelfenden  Regeln  aus  zwei  Grammatiken  ausgeschrieben 
sind,  die  sich  geradezu  widersprechen.  So,  um  das  Ge- 
sagte durch  einige  Beispiele  zu  beweisen,  ist  zu  kvOCCt 
Vs.  20.  folgende  Anmerkung  mitgelheilt:  „Bernhardt/ 
S.  ,S57  „  ,,diB  Form  des  Wunsches,  eine  iler  gewohn- 
llchsten  Striictureii  des  Lilinitivs,  ist  von  Apullon  de  Synt. 
III,  14.,  entwickelt  worden.""  Kühner  hingegen  sagt 
Jj.  (i44.  a.  ,,,,dio  lieziehi-ng  der  Begehrung ,  »eiche  sich 
im  Imperativ  auf  eine  unmittelbare  (?)  Welse  darstellt, 
erscheint  hier  in  dem  Verhältnisse  der  Abhängigkeit  von 
einem  zu  e:gänzenilen  Verbalbegriffe ,  kann  aber  in  der 
lebenillgen  Rede  durch  «len  Ton  ausgedrückt  werden."" 
Nast :  über  die  Aehnllchkeit  der  Homerischen  Sprache 
mit  der  allgemeinen  Kinder-  und  Volkssprache.  Opusc. 
Vol.  I.  p.  13{."  So  schreibt  man  dicke  Bücher  sine 
studio  et  ira.  Was  hat  es  für  einen  Zweck,  Bernhardy's 
Verweisung  auf  Apollonlns  hier  anzuführen  1  und  wenn 
Hr.  Dir.  Stadelmann  den  Ausdruck  „auf  eine  unmittel- 
bare Weise"  bei  Kühner  selbst  nicht  versteht  (daher  das 
fatale  Fragezeichen),  will  er  seinen  Sdiülerii  zumuthen, 
das  unklare  Wort  zu  entziffern?  —  Weiterhin  kann  die 
Anmerkung  zu  Öt£  yiöoernt  V«.  gO-  als  charakteristisch 
für  des  Verf.  trefiliche  Erklärnngsart  gelten.  Zuerst  wird 
mit  Verweisung  auf  Nägelsbach-  z.  d.  St.  die  bestimmte 
Regel  angeführt,  dass  der  Grieche  bei  solchen  Fällen  , 
welche  in  dem  Augenblicke,  wo  gesprochen  wlr<l,  der 
Wirklichkeit  nicht  angehören,  die  sich  aber  früher  oder 
spater  verwirklichen  können,  durchgängig  die  Bedingungs- 
partikel oder  ein  dieselbe  in  sich  schliesseiides  Relativum 
mit  dem  Conjunctiv  setze.  Das  wäre  glücklich  ausge- 
schrieben. Aber  die  Aiiincrkung  ist  noch  nicht  laug  ge- 
nug. Wie  wlllkoniinen  ist  daher  Z?frn//arJy 's  Grammatik. 
Schnell  wiril  der  betreffende  Paragraph  aufgeschlagen, 
und  siehe  es  findet  sich  eine  köstliche  lange  Bemerkung 
über  die  Bestiiiimiing  des  Fitturi  bei  den  Griechen  über- 
haupt und  des  epischen  und  i\pi\  Dii  btern  cigenthüm- 
llchen  der  Geicohnheil  insbesondere,  bei  Verglel«  hnngen 
und  allgemeinen  natürlichen  Anschauungen.  Nun  fehlt 
noch  iler  drille,  nämlich  Kühner  über  die  dem  Aorist, 
Hie   dem   Futur,    zukommende   Kraft,    die    Wiederholung 


MH 


302 


einer  Tliätigkeit  zu  bezeicliaen ,  iiud  den  Unterschied 
beider  Tempora,  insofern  der  Aor.  die  Wiederholung  als 
Erfahrung  und  Wirklirhkeit ,  das  Fnt.  dagej;en  als  lilosse 
Vorstellung  und  iMöglicIikeit  ilarstellc.  Daraus  zieht  denn 
der  Verf.  den  Schluss,  dass  an  dieser  Stelle  mehr  von 
einer  auf  Erfahrung  beruhenden  Thatsache  die  Rede  sei, 
und  (Über  die  Annahme  des  Aorists  mehr  für  sich  habe. 
Hier  hat  sich  also  der  Verf.  zwar  einmal  für  eine  Seite 
entschieden,  aber  so,  dass  der  .Schüler,  der  die  an  der 
Spitze  der  ganzen  Note  stehende  Regel  aus  Najfelsbach 
anfangs  für  die  richtig»  lifilt,  und  sie  auch  nach  der 
ganzen  Fassung  dafür  halten  inuss,  zuletzt  wieder  irre 
gemacht  ttird.  Desto  vielseitiger  »ird  er  gebildet!  — 
Als  würdiges  Seitenstück  reibt  sich  an  die  angeführten 
Stellen  auch  die  Anmerkung  zu  Vs.  21'^.,  »o  zu  iyj.fur 
erst  aus  Kühner  eine  lange  Regel  über  den  Unterschied 
des  .Aor.  und  Imperf.  beigebracht  und  dann  mit  einent 
„Thicrsch  sagt  /erner'^  gelehrt  wird,  dass  bei  Verben, 
wo  nnr  die  Iniperfecte  oder  Aoriste  gewöhnlich  sind, 
sich  der  strenge  Unterschied  zwischen  beiden  Zeitformen 
verwischt  habe. 

Diese  Zweck-  und  Formlosigkeit,  wie  sie  sich  in  den 
roh  uikI  unveiarbeitet  wiedergegebenen  aus  den  gangbar- 
sten Grammatikeij  abgeschriebenen  Regeln  kundgibt,  zeigt 
sich  (Ihiiii  au(  Ii  jii  der  bis  zum  fürnilicheii  ücberdruss 
gcslci^erten  Ifiederholung  ge»  isser  Bemerkungen,  die 
oiari  uohl  beim  mündlicbcn  Unterricht  den  Schülern  zu 
verschiedenen  Zeiten  von  Neuem  einprägt,  aber  doch  in 
einem  Buche  nicht  immer  und  immer  nieder  nach  gros- 
geren  oder  geringeren  Zwisrhenränmen  mit  denselben 
Worten  drucken  lässt.  Wir  wurden  uns  diese  liMufigen 
Repetitinnen  gar  nicht  erklären  können,  wenn  nicht  der 
Verf.  selbst  gestände,  die  sämmtlichen  Anmerkungen  nur 
in  Zm  ischenstiinden  gesammelt  und,  setzen  wir  hinzu,  in 
so  vereinzelt  auf  einander  folgenden,  ein  geordnetes  Stu- 
ilium  nicht  wohl  zulassenden  Zeiträumen  anch  abgefasst 
zu  haben,  ein  Geständniss,  das  uns  anch  noch  manche 
andere  Eigenthümliclikeiten  in  der  Arbeit  des  Verf.  we- 
niger aulTallig  macht.  Dergleichen  Wiederholungen  aber 
sind  die  von  ai'Tcig  {^ültclq)  unzahligemal  (S.  45.  Öl-  96- 
lil<  133  u>  s.  w.)  fast  mit  denselben  Worten  angegebene 
Bedeutung  „des  raschen  Uebergangs  oder  überraschenden 
Gegensatzes",  iler  Präpositionen  als  ursprünglicher  Orts- 
adverbien,  z.  B.  von  £72/  S.  11  und  schon  S.  !(>  wieder, 
dessgleichen  von  ö'^o  S.  26  u-  «•  w-  S.  '2(i  wird  ei  aus 
Kühner's  Gr.  g.  837.  explicirt,  S.  3'J  dieselben  Phrasen, 
S.  1?,  theilweise  wenigstens  noch  einmal;  S.  3U  £Qeuj, 
als  Futurum  von  dem  Präsens  eigo}  .  S.  72  abermals. 
S.  73:  das  Verbum  tcctu  hatte  in  der  älteren  Sprache 
das  Diganima,  S.  97  mit  einer  kleinen  (nversion:  In  der 
alteren  Sprache  etc.;  über  die  Weglassung  des  Aug- 
ments S.  L'l,  101,  122)  über  den  Unterschied  des  Im- 
perfects  und  Aorists  unzahligemal  (S.  3,  91,  IIS  u.  s.  w.). 
—  So  etwas  lässt  sich  doch  wahrhaftig  nicht  mit  dem 
ßedürfniss  <ler  repetitio,  als  niater  studiornm  ,  entschul- 
digen, ebensowenig,  als  ilie  Unklarheit  und  Uniestitnmt- 
heil  des  /iusdrucks  mit  der  Natur  von  Aumcrkungen  über- 
haupt. Zu  jener  nnr  ein  paar  Belege.  Was  soll  man 
gleich  aus  der  ersten  Anmerkung  nehmen?  ,,Du;ch  das 
in   der   frühesten  Priesterpoesie  lauge  vor  Homer  gebräuch- 


liche uflöc  deutet  Homer  einen  Nachklang  jener  uralten, 
sogeiuiniiten  heiligen  Poesie  an,  in  wrlrher  donv  —  von 
dem  alten,  goltbegeistcrtcn  Sänger,  um  ilas  Organ  der 
(ioltlieit  zu  bezeiilineii,  geliraurlit  » urde.  Der  Einst 
des  iiilialts,  welchen  der  Dichter  im  Sinne  der  Priester 
ausspricht,  stellt  damit  in  enger  Verliindniig."  Womit? 
fragen  wir  erstaunt  über  die  Weisheit  des  Verf.,  die  ihm 
durch  besondere  Offenbarung  zu  Theil  geworden  sein 
Uiuss  ,  denn  anders»  iilier  ist  ilim  doch  ,,jene  uralte  soge- 
nannte heilige  Poesie"  nicht  bekannt.  Wio  unverständ- 
lich ist  weiter  die  Bemerkung  zu  Vs.  24:  cit.l'  r/tx 
'  (yuuifivuu/  i^röuie  i^l>f.i</i.  Nach  der  in  der  That  sehr 
lii'leii  Erörterung,  dass  „der  Zusatz  .lyaf^Uiivui.i  zu 
Alfjetdij,  da  bereits  Vs.  l(j.  von  beiden  Atreiden  zugleich 
ilie  Rede  gewesen,  hier  zur  \'ernieiduiig  irgenil  einer 
Unbestimmtheit  um  so  angemessener  wäre",  folgen  die 
Worte:  „&vfiip  —  bei  'Jjgltdlj  ist  mehr  Innigkeit  des 
Ausdrucks  ohne  besondere  Hervorhebung  des  Raumcasus"! 
Weiter  zu  Vs.  36:  'JtiöK/.uhi  uray.ci,  roi-  tjC/MfAUi 
Tt'/.S  ylijriu  „die  allgemeine  Benennung  lies  Apollon  al.» 
ai/ai;   ist   hier,    wo    sogleich    eine    örtliche   Beziehung    in 

J^SVEÖuio    dld(J(y£ii   folgt,    nicht   ganz    zu    übersehen.    

Kurz  vorher  Vs.  ii.  «ird  er  ohne  näbcrc  Angabe  des 
Namens  Apollon  bloss  Ai]i()i~;  Y.ai  Jtoi  liö;  genannt, 
und  \'s.  3U.  (R/.i'9i  /tei<,  '^/oyroÖTu^',  üi;  Xul'oi;v  äii- 
(fl(j£i:ii;/.ai)  folgt  eine  Wiederholung  derselben  Beziehung, 
vielleicht  um  anzudeuten,  dass  gerade  ilieses  ^'erhältniss 
eine  besonilere  Bedeutung  im  Epos  habe.  Die  Annahme, 
der  Dichter  habe  diese  und  ähnliche  Zusätze  l/loss  zur 
Füllung  des  Verses  gemacht,  führt  zu  Widersprüchen 
mit  der  übrigen  geistreichen  Fülle  der  dichterischen  Dar- 
stellungen." Hätte  uns  doch  der  Verf.  statt  dieser  Po- 
lemik gegen  eine  Annahme,  die  noch  kein  Vernünftiger 
statuirt  hat,  lieber  darüber  belehrt,  worin  denn  die  be- 
sondere Bedeutung  eigentlich  bestehe,  welche  ilie  Be- 
zeichnung des  \l:ial lM>v  als  yli  lori:  yeu  Aiuz  vio^ 
zukumnie!  Aber  daioii  erfahren  wir  leider  Nichts.  .^lochte 
auch  dem  \  erf.  schwer  gcwordin  si'iii,  was  Probelialtiges 
darüber  vorzubringen.  —  Wie  ästhetisch,  aber  dennoch 
zur  Hälfte  unklar,  lauten  die  Worte  zu  A's.  222.  ,,das  Er- 
scfieinen,  AVarnen  und  \'erschn  inden  der  Athene  gibt 
dieser  ganzen  Stelle  einen  besonderen  Reiz,  und  belebt 
sie  uiit  einer  Anmuth,  die  nur  GOllerhauch  gewähren 
kann.^'  Also  von  der  Athene  soll  sich  doch  ein  Gölter- 
hauch über  diese  Stelle  der  Ilias  verbreiten?  Oder  wie 
ist   die    Pbrase    zu    verstehen? 

Vielleicht  haben  w  ir  Gelegenheit  bei  der  Beurtheilung 
des  Inhalts  der  Anmerkungen,  zu  der  wir  jetzt  über- 
gehen, noch  Einiges  der  Art  n.ichzutragen.  Was  jenen 
betrifft:  so  wollen  wir  dem  AVrf.  durch  einen  Theil  sei- 
nes Buches  folgen,  ohne  übrigens,  wie  gesagt,  auf  eine, 
hier  gewiss  sehr  nbel  angebrachte  Vollständigkeit  Anspruch 
machen   zu    »ollen. 

Vs.  2.  Auf  eine  Notiz  über  das  )•  paragog.  in  iitiy/.il 
folgt  gleich  eine  andere,  dass  v  auch  am  Ende  des  Worts 
vor  ilarauf  folgenden  Lippenbuchstatten  wie  (r  gelautet 
habe.  (ieHiss,  aber  doch  nur  dann,  »enn  das  mit  einem 
Lippenbnriistabeii  anfangende  Wort  mit  dem  vorhergehen- 
den auf's  Engste  zusammenhängt,  und  nicht,  wie  hier 
am    Ende   des  Verses   durch  eine  förmliche  Pause  »ou  dem- 


303 


304 


«(>M>rii   ^plmiiit   iM.    Dipsp   Aiiniprkung  pasM  also   zu  ilir- 
ser  Strili'   iliirrliaiis   nirbt. 

Vs.  S.  lil  iH'xe  finX^o9at.  Die  doirre  Vcr- 
kiinnfiiiii;  ili'.'i  Iii(iiiili>'.s  «liriit  liier  zum  Ausdrucke  <les 
ResulUils ,  an  niiclerii  Üd-Ilen  hingegen  ist  mehr  die  /lö- 
Htc/it  iliirrli  diespu  Infinitiv  liezeirlinef.  Oli{;Iei('li  i'ibri- 
jjciis  it;'./:o<ini  liier  hadern,  ztinhen  bedeutet,  so  ist  es 
(lorli  nicht  mit  tfjlSt  eng  zu  verbinden.  Das  ^'erbuni 
tta)[tn^ai  enthielt  ferner  ohnediess  schon  den  in  tQlbl 
|iej;enden  Itegrilf,  und  nahm  nur  bistveilen  noch  den  Zu- 
satz i'ltEnoiv  an.  Es  steht  daher  'i(jiSl  zwar  mehr 
mit  dem  Aufreizen  zum  Hader  und  mü  ■j(^E  od  ai  mit 
der  Fortsetzung  des  Haders  in  Verbindung,  muss  aber 
desstvegen  noch  nicht  übersetzt  werden:  zum  Hader,  denn 
foiSl  heirst  hier  dem  Sinne  nach:  unter  solchen  Umstün- 
den, wo  Hader  stattfand,  d.  h.  im  lladi-r."  Wer  kann 
aus  diesem  Gewirr  das  Ilichtijje  herausfinden'?  —  Die 
Erklärinijj  dieser  Stelle  ist  bekanntlich  eine  do|)[)elte. 
Entweder  man  l.'isst  den  Dativ  toiöl  als  entferntes  Object 
von  tcri/zc  abhängen  und  den  Infinitiv,  sei  es  als  An- 
gabe des  Result-its,  oder  zur  Specialisirnng  des  in  den 
Worten  t-olÖt  i:i':'ei^'/.i  enthaltenen  Begrifl's ,  nach  einem 
sehr  üblichen  Sprachgebrauch  hinzutreten.  So  schon 
Euslatkios:  avv^ßaXe  n(jug  tQiv  üiaTt  fidy^ao^ ui 
ij  v.ai  ifjlöl  T  ij  T  o  V  fi  li^^  oQ  at.  Ihm  folgt  Heyne 
uiit  Beziehung  auf  Stillen  ,  in  denen  iheils  ein  ganz  ähn- 
liches ^'erliiiin,  i;i'veXtcvi.en',  theils  ^vvflf^ll,  gleichsam 
das  Intransitirum  zu  !:rvu;ill,  mit  dem  Dativ  sqiöi  ver- 
bunden ist,  z.  B.  lliail.  XX,  l3-(.  ot'x  dv  £yu}y  eds- 
Äo/f(<  dsoi'i;  e^iöi  i;vv£Luaoat,  XXI,  394.  r/'/rr 
avx',  u'j  y.i'vduvin,  deovg  tp/i'S/  i;i<veXai> veic  und 
XX,  6G.  Tuonoi  äoa  y.h'-tcoq  ojoto  dtoh'  eoiöt  ^ l- 
viövTviv,  XXI,  31)1  •.  öy'  öouTu  dsoic,  i Q  I () i  ^v- 
i/COVTUg.  Oder  i:vvllixe  erhält  nur  das  nähere  Object 
GffWS ,  und  der  Dat.  e^iidl ,  zu  flolxeoiiiU  gehörig,  lie- 
zeichnet  die  Art  und  Weise,  «ie  der  allgemeine  Aus- 
druck ftuXiOihll  näher  zu  denken  ist,  also  nicht  inieadi 
(Ii  304.)  f^ia.yead^ut ,  sondern  elien  eqiöi.  Dieser  Er- 
klärung gab  F.  A.  Wolf  i\ci\  Vorzug,  und  die  ähnliche 
Stelle  Iliad.  VH ,  VIO.  scheint  diesellie  zu  bestätigen 
Aias  rüstete  sich,   heisst   es   dort,   und   dann: 

bar    eioiv  TVoKefxovSs  /^ist  dveQa<;,  o'vote  KoovIujv 
9  V fi  o tt  u  Q  o  V    t(jida(;    f^ievei'   ^vvktjy.E   fid^^- 

o9  ai. 

Hier  gehört  allerdings  ivohl  der  Dat.  /4(l'€'t  9r/loßdput' 
fo/('^o;  als  Angabe  der  Art  und  Weise  zum  Infinit.,  aber 
nur  aus  dem  doppelten  Grunde,  einmal  »eil  man  iifvei' 
eo/doq  Tiva  i;i!VtEi'ai  oAet  ^iveXai'vtlv  schwetVicXi  niril 
«agen  können,  Hährcnd  eotÖ'i  Tlva  tl'VsXdaaai  u.  dergl  , 
wie  «ir  oben  gesehen  haben,  ganz  üblich  ist,  und  so- 
dann weil  durch  den  Dat.  iiEvEl  zu  dem  Infinit,  itti.- 
yC^itin  wirklich  ein  bedeutungsvolles  nenes  IMomeiit  hin- 
zukommt, Häbrend  durch  ioifit,  wie  der  Verf.  auch 
oben  richtig  bemerkt  hat,  der  Inf.  eben  nicht  niodificirt 
worden  wäre.  Wir  müssen  demnach  Imdi  notliwenilig 
zu  tiJl'i^X«  ziehen,  und  da  Homer  auf  der  einen  Seite 
i.otfit  ^vieynrvsn- ,  auf  der  anderen  aber  auch,  wie 
Iliad.  III,  6'.   70. 


ai'räp  e/i  iu  meooo)  y.al  '.ÜQijTcpiXov  Mevekctoi 
aviißd'ker'    äfzcp'   Ekivi^    x«i    XTtj/uaai   näai  ftd- 

X£o9ui, 

rji'/ißdkXiiv  Tiua  i^idxn(^9ai  sagt,  so  haben  wir  iu 
unserer  Stelle  eine  Vereinigung  beider  Iledeweiseo,  in- 
dem das  in  der  .Glitte  zwischen  e/jldl  und  f^id/eo^ac  ste- 
hende i;iu£r/xt  nach  beiden  Seiten  seinen  Einfluss  ausübt. 
Kehren  wir  jedoch  zu  unserem  Verf.  zurück: 
Vs.  97.  nimmt  Hr.  Dir.  Stadelmann  die  nach  einer 
Conjectur  Markland's  von  F.  A.  Wolf  recipirte  Lesart 
Kijon(;  gegen  die  andere  x£'(J"-i  •"'*  folgenden  Worten 
in  Schutz:  „Die  Lesart  jEtoa^  dürfte  wohl  nicht  ohne 
allen  Grund  in  /»eifcl  gezogen  worden  sein;  denn  dasa 
die  Hände  des  Aj)üllon  /-Jao£i<(/  von  dem  Dichter  genannt 
worden  wären,  lässt  sich  nicht  ganz  sicher  erwarten. 
(Ist  vermuthlich  dem  Herrn  Directnr  zu  materiell  und 
darum  zu  unästhetisch.)  Wollte  man  aber  diese  Hände, 
fährt  der  Verf.  fort,  dem  }oiu6^  zuschreiben,  so  würde 
dieser  koiUOi  personificirt,  und  dadurch  ein  Widerspruch 
mit  Vs.  50.  öl.  erzeugt.  Ob  aber  X^iQa^  äuEXeiV  koi- 
noTo  hcissen  könne:  seine  Hände  von  der  Verbreitung 
der  Pest  abhalten,  oder,  ob  diess  nicht  vielmehr  zu  er- 
klären wäre:  verhindern,  dass  die  Hände  flicht  in  die 
Pest  hinein  gerathen,  dürfte  doch  auch  wohl  in  Frage 
zu  stellen  sein.  Weit  einfacher  werden  hingegen  die 
Ivereii  ßn^eiai  und  koi^toio  afme^  genannt.  Sic  selbst, 
die  Keren,  erscheineu  hier  und  ui  ähnlichen  Steilen 
als  höhere  Wesen  oder  Dienerinnen  <les  Geschicks  oder 
irgend  eines  Gottes,  hier  des  Apollnn,  nnd  dienen  dar 
durch  dem  dichterischen  Ausdrucke  zum  Schmucke  und 
zur  Belebung.  Kvoeg  ko/uoio  würden  also  hier  so  viel 
bedeuten,  als  ko/iioq.''''  —  Abermals  ein  charakteristischer 
Beitrag  zu  der  l'nentschiedenheit  und  Unklarheit  deg 
Verfs.  ,  der  anstatt  bei  solchen  Gelegenheiten  ilie  Sach- 
lage in  deutlichen  Zügen  anzugeben  ,  durch  ein  paar 
schwankende,  liöchst  ungenügende  Bemerkungen  das  V'er- 
stäudniss  der  betreffenden  Stelle  mehr  verwirrt,  als  be- 
fördert. -  Bekannt  sind  die  Kijpeg  9  av  Üt  oio  bei 
Homer,  „die  Todesarten,  als  personificirte  im  Bloment 
des  Todes  wirksame  Gewalten  gedacht"  (vgl.  Sitzsch  zur 
Od.  III,  •>:H\  ff.  —  eine  Stelle,  die  Hr.  Dir.  St.  doch 
hätte  auch  beibringen  und,  wo  möglich,  ihrem  Hauptin- 
halte nach  excerpiren  sollen,  und  Nägelsbach  die  Hom. 
Tbeol.  III.  Abschn.  1').  S.  i^«.  l'-'9).  Eben  diese  bei 
Homer  so  häufige  ^'erbinilung  von  Kr,(j£i  mit  9a.vd- 
tuio  bewog  die  meisten  Kritiker,  auch  Iliad.  XXI,  54S. 
die  Conjectur  von  Barnes,  der  f\.iipaQ  statt  ytipac  schrieb, 
in  den  Text  zu  nehmen.  Nun  lag  der  Rückschluss  auf 
unsere  Stelle  Iliad.  I,  97.  um  so  näher,  je  ähnlicher 
dieselbe  auf  den  ersten  Anschein  mit  jener  war.  Die 
Acliäer,  heisst  es  «lort,  würden  Troja  erobert  haben, 
wenn  nicht  Phübos  Apollon  dem  Ageiinr  Aluth  eingeflösst 
hätte, 

Ttap  8t  Ol  avTOi; 

:  oiij,  OTT oj  q  9apdi: o lo  ßagei ag  Kijgaq  dkd).- 

y.ot , 

y/iyw  xexktuh'o^'  xexdkL'Trro  8'  dg'  jjtQi  rcokkf]. 
Hier  ist  Kijpaq  zu  schreiben  ( —  so  schloss  man  —  ) 
wegen  ScraroiO-,     und  da    wir  an  dieser  Stelle  dasselbe 


305 


306 


Epitheton  ßaQSia^  findpn,  wie  Ilia<l.  1,97,  so  corripirfe 
IVIarkland  unil  nach  ihm  Wolf  auch  hier  unbedenklich 
Kr,oa<;-  Dazu  kam  noch  die  Vergleichung  mit  Od. 
.\X,  263: 

xepTOfAia^  de  TOI  arro?  i'yco  xai  ^eipaq  ä<f)ei;uj 

TtUD  TOJV    ftVrjCTTlj  Q  U)V  , 

wonach  der  Genit,  Xoif^o/o  eher  suhjectiv  zu  nehmen 
wäre.  Da  aber  dann,  »ie  Hr.  Dir.  St.  richtig  bemerkt, 
^Bipag  nicht  mehr  passte  ,  sehr  wohl  aber  Kl]Qai  kot- 
110  i'o,  wie  an  anderen  Stellen  Ki](j£<;  9  avär  oio,  so 
empfahl  sich  die  Cunjcctnr  auch  von  dieser  Seite.  Um- 
geUrhrt  verfuhren  Andere,  tesoiidt-rs  Clarlce  und  nach 
ihm  Heyne,  welche  das  Gewicht,  das  die  Vergleichung 
von  Iliad.  XXI,  ,')48.  mit  Iliad.  I,  '17.  halte,  vollkom- 
men anerkennend,  unserer  Stelle,  Iliad.  I,'I7,  zu  liebe 
auch  Iliad.  XXI  ,  ;)4S.  trotz  des  dibeistchenden  ihiua- 
TOiU  die  Lesart  ■jfiiijd.i;  beiboliiellen  ;  hauptsächlich  auch 
wohl  aus  dem  Grunde,  weil  das  Adj.  fiuuiict^ ,  «las  sich 
»onst  bei  Kfjots  nicht  weiter  findet,  eher  zu  ■j^itouc,,  als 
2U  KiJ(jai  zu  passen  schien.  Diesen  letzteren  Grund 
hielt  jedoch  Spitznei'  mit  Reclit  (die  KijotQ  ,  nie  sonst 
y.cy.ai,  OTi'ytfjal ,  ÖKuai  heisscu,  konnten  «olil  vom 
Dichter  auch  ßagiiai  genannt  w  erden)  nicht  für  gewich- 
tig genug,  um  das  ganz  unhonierisclie  ddvojoio  ^fioc«; 
damit  schlitzen  zu  können.  Kr  nahm  also  Iliad  XXI,  .')4S- 
«lie  Coiijpcfur  Kijoa^  auf  (die  auch  <lurch  die  Analogie 
anderer  Stellen,  wie  Iliad.  IV,  |1.  XII,  .3.'().  XXII,  .'U-'. 
a.  s.  w.  hiuUnglich  bestätigt  nird),  ohne  jedoch  die  Con- 
■equeuz  zu  billigen,  wegen  Iliad.  XXI,.'j4<S.  auch  Iliad. 
I,  97.  KfjOd.q  zu  schreiben.  Hier  vielmehr  gab  Spitz- 
iier  der  handschriftlich  bestätigten  Lesart  '/^fiouc,  den 
Viirzug,  und  zwar,  wie  es  uns  bediinkt,  niit  vollem 
Rechte.  Z»ar  wollen  wir  keiiifswegs  in  Abrede  stellen, 
dass  K-l/g  auch  eine  Personification  der  Todesart  sei,  die 
du'ch  Apiillons  Geschosse  erfolgt  (vielmehr  geht  diess 
aus  Od.  XI,  171.  verglichen  mit  Iliad.  XXIV,  7JU.  au- 
genscheinlich hervor),  und  insofern  könnte  hier  Iliad. 
I,  1.17.  von  Apollo  gesagt  werden,  er  werde  nicht  eher 
die  Keren  der  Pest  zuri'ickzielien ,  bis  u.  s.  w. ,  zumal 
ja  nach  Vs.  4')  ff-  der  fernlreffende  Gott  gerade  durch 
seine  Geschosse  den  Tod  bringt.  Michtsdrstoii  eniger  steht 
der  Lesart  A/yp«.;  ein  Doppeltes  entgegen.  Einmal  ist 
die  Todesart,  welche  der  Gott  mit  dem  silbernen  Bogen, 
als  solcher,  sendet,  vielmehr  eine  sanfte,  und  die  Ge- 
schosse sind  ayuiä.  In  unserer  Stelle  dagegen  ist  es 
ein  i7f£.7  f  t'xic  fieKoii  ( Vs.  ÖI-),  welches  Apollon  ent- 
sendet. Der  Gott  ist  in  der  Person  seines  Priesters  vei- 
ietzt;  das  bedarf  einer  Siihne  ,  desshalb  sp.iiint  er  den 
verilerbenbriiigendeii  Uogeii ,  und  seine  Htind  wird  nicht 
eher  müde  werden,  die  giftigen  Pfeile  zu  senden,  bis 
Agameiiiiion  die  Tochter  iles  Priesters  herausgegeben  hat. 
So  scheint  dem  ganzen  Znsamuieiihaiige  nach  ](eioa^  bei 
weitem  den  Vorzug  vor  Aruac  zu  verdienen.  Der  Ge- 
nitiv  Koif^ioio  aber  ist  gerade  so  zu  verstehen,  »ic  der 
Gen.  za/wi>  Od.  XXII,  old:  liLKrlt.  tioi  (>t<  -TTtUh/vio 
y.ay.cui'  utto  Jf/Zpac;  tj^iaihti,  denn  dass  das  gciius  verbi, 
wie  Hr.  Dir.  St.  meint,  hier  einen  Unterschied  niaclicii 
sollte,    ist   in   der   That  nicht  abzusehen. 

Oj  f/inasialzeilung. 


Doch  wir  fürchten  beinahe,  die  unserer  Beurlheilung 
gesteckten  Grenzen  zu  überschreiten,  und  heben  darum 
aus  dem  reichen  Stoff  nur  noch  ein  paar  Puncte  hervor. 
Dahin  gehört  vor  Allem  die  Erklärung  von  Utyi6j(0t0. 
„Dieses  Beiwort,  heisst  es  zu  \'s.  202,  bezieht  sich  auf 
einen  alten  Mythos.  Vergl.  Welcher  AesrhvI.  Trilogie, 
p.  löJ  meint,  ein  Wirbelwind  «erde  durch  diese  Hiero- 
glyphe angedeutet.  Wahrscheinlich  steht  dieses  Beiwort 
mit  der  Ziege  Amalthea  in  Verbindung.  Für  die  Grie- 
chen war  dasselbe  ein  erhabener  Begriff,  und  drückte 
wahrscheinlich  die  fortdauernde  enge  Verbinilung  des 
Zeus  mit  der  äusseren  Natur  aus,  in  welcher  er  schon 
als  Kind  gestanden  hatte."  Dass  llr.  Dir.  St.  «las  Citat 
aus  ^Velcker's  Aesclivl.  Trilogic  Prometheus  p.  I.')3  nicht 
aus  diesem  Buche  selbst,  sniidmi  »er  «eiss  woher  ent- 
nommen, wird  sich  gleich  zeigen,  wie  ileiiii  der  Verf. 
zu  iler  Stelle,  zu  deren  mvtliolngisclier  Erklärung  eben 
jener  Anhang  über  Zeus  und  Brinreog  -  Aeqiioti  von 
>Velckpr  geschrieben  ist,  zu  Iliad.  1,  3!I7,  der  Welrker- 
scheii  Schrift  auch  nicht  mit  Einem  Worte  gedenkt.  Dass 
diess  aber  ausserhalb  seines  Planes  gelegen,  wird  der 
Verf.  nach  den  oben  angeführten  Beweisen  von  andern, 
als  grammatischen  Erklärungen,  nicht  wohl  zu  seiner 
Eiitscliuldigung  aiifi'ihreii  können.  \V'elrker  hält  in  dem 
eriväliiiten  Anhang  den  Briareos  -  Aegäou  für  einen  Flu- 
thengott ,  und  verwirft  die  .Meinung  des  Kleitodein,  »el- 
cher die  JVaineii  Ivottos,  Briarros  und  Gvges,  wenigstens 
indirert  als  Jf'itidgiitl/ieiten  erklärte.  „Kleitodemos,  fährt 
Welckcr  (laiiii  fort,  sah  virlli-iiht  am  meisten  auf  die 
Bedeutung  der  Naoicn,  von  »eichen  —  Kotlos  und  ßria 
reos  für  die  Winde  ebenso  gut,  wie  für  ilie  Wasser  sich 
eignen,  vorzüglich  aber  Aegüon  in  Athen,  diese  Umdeu 
tung  veranlassen  konnte,  »eil  dli; ,  dt/.l]  ,  xardl^,  ai- 
','/,",  nullt  vom  Stoff,  sondern  von  der  Bewegung  und 
Erscheinnog  liergenoiiiinen ,  den  Sturm  zugleich  mit  den 
Wogen  be/eicbnete,  und  durch  die  Aegis  der  Athene 
diese  Bedeutung  dort  sich  vor  der  andern  der  \  orstellung 
leicht  aiifilringen  konnte-  Denn  ohne  Zweifel  bedeu- 
tete die  Aegis  der  Athene,  geschüttelt  über  dem  Arm 
oder  vor  der  Brust  getragen  mit  der  iMonilmeiliisa  inmit- 
ten —  ursprünglich,  »ie  ilie  des  Zeus,  Sturm  und  Ge- 
wölle, »elclies  das  Ziegen  feil,  uiyl<;,  dutcU  phonetische 
Hieroglyphe  ausdrückt.  Ziege  ist  ilarum  auch  das  Re- 
gen iinil  Sturm  bringende  Gestirn,  welches  dann  nach 
der  iiiythischen  Aiiialgaiiiirknnst  der  Amalthea  zugeführt 
lind  Hin  ihr  in  eine  Höhle  (»ii  die  Störnie  schlafen)  ein- 
geschlossen »iril."  An»  der  \'eri;leiihung  der  hier  voll- 
stänilig  initgetheilten  Worte  \Vel(  kers  mit  der  concisea 
Bemerkung  lies  Hrn.  Dir.  St.  überlassen  »ir  den  Lesern 
dieser  Zeitsihriff ,  selbst  sich  ein  Urtheil  über  des  Verfs. 
Beruf  zum  Interpreten  zu  bilden.  —  IMorh  Eiiij!  Achill 
fährt  ilen  .\gamriniioii  mit  harten  Worten. an,  Vs.  2.'5t 
Ot'vufiaois,  y.ivoi;  ö/iuar'  f/ojv ,  y.paäiijv  ö'  eKd- 
(f  U  I  o.  Zu  diesen  letzten  Worten  bemerkt  Hr.  Dir.  St.: 
,,AVir  entlehnen  zwar  auch  sprncliKörllich  aus  dem  Kreise 
lies  Wildprets  eine  solche  Bezeichnung  (näiiilich  iler  I'eig- 
lieit),  aber  iiii'hr  in  Bezug  auf  das  schnelle  L.iiifen  des  Fei- 
gen, als  da»  HerxklopJeJl  dessellven."  Dass  der  \'erf.  nicht 
» isseii  sollte,    »as   y.oo.öiri   bei    Homer   heisst  (vergl.    Na- 

22 


•<07 


308 


^rlalinrli  il.  Ilniii.  TIipoI.  p.  ']V)  iiiiil  '?4  •)  '  '**  <'"<li 
nolil  iiiclit  aiiüiiiM'linii'ii  ,  iil>i>r  il.iss  rr  dniiii  «irh  iiiiii-r- 
f/iiiülu  tti'r  ;iiis>lrt'ii-k(>,  tlarf  iit.iii  ^i'\t  iüs   Uiit  fiorlif  erMaitcii. 

I).iiiii(  .Hchhfisi'M  «ir  ili«»sf  Hnirtliftliin;^.  Die  aiij^p- 
fiilirli'ii  TliatKarlicii  ,  <lio  !•»  riii  Lpjclid's  gpnosi'ii  »ürr, 
norli  um  ein  |;iit  Tliril  zu  ri>rmolirpii  ,  Ivrxpisrii  ila.<  im 
Aiiraiij;<>  auf^fcslflltp  Gfsainiiifiirf liril  zur  (i)MH'i<;e ,  und 
wpnn  »ir  aurti  »(>it  rntfi'rnt  sind,  driii  Hrn.  Vrrf.  ila§ 
\  rrdiiMist  eintT  in  manrhiT  iSczipliuii),'  llcissiffcn  Ciiinpi- 
lation  zu  siliinMlpin  ,  so  ki'tiini'n  nir  doili  nirlit  anders, 
als  aurli  ani  Schliiss«*  h  ii-dn  IioIimi  ,  da.ss  das  (iau/p  ge- 
roclitpu    Anforderun[;pu    in    keiner    Weise    entspreclie. 

Alartinrg.  Dr.   Pider  t 


3ö-  Dip  Ilouierisrlie  Forinenlelire.  Fiir  G^iniianien  be- 
arbeitet von  Dr.  Ernst  lujjjice ,  ordentlichem  Lehrer 
am  Frinlrich  -  Werdersriieu  Gymnasium  zu  Berlin. 
Berlin,    bei    W.    Besser.       |S41.     IV    und    Hl   S.    S. 

Ausser  dem  zweiten  Tlieile  des  Pinzger'sfhen  Ele- 
ment.irnerkrs  sind  in  iler  letzteren  Zeit  Ueieits  zwei  For- 
uienlehren  des  llonierischen  Dialektes  für  Anfänger  er- 
sehienen,  ivelche  beide  neben  tler  Butlniaiiiiisrli<-n  tirain- 
uiatik  gebraurht  »erden  sullen:  die  eine  ton  Wigand 
(l>i..ir,  >.  Anll.),  die  andere  lon  Lucas  [eine  dritte,  sehr 
apliiiristisrh  gehaltene,  ist  von  Berger^.  Ein  j;''''''!"'^ 
Brdiirfniss  ivurde  die  \'eranla»^snng  zur  .Abfassung  des 
vorliegenden  Biirhleins.  Wie  die  eben  genannten  Schul- 
männer, so  fand  auch  Hr.  R.  ,,die  Buttmaiinische  mitt- 
lere Grammatik  für  die  Einpr^gung  der  Homerischen 
Formen  nicht  ausreichend,  da  der  IVIangel  an  üebersicht- 
lichkeit  und  Ausführlichkeit  den  jtchülern  schon  bei  den 
ersten  'l'orbereitiiiigpii  zur  Lecture  fühlbar  wurde."  Was 
nun  die  Brauchbarkeit  und  Ztteckinässigkeit  einer  be- 
sunderen  Formenlehre  lies  Homerischen  Dialektes  für 
den  Anläiiger  betriilt,  so  ist  diese  bereits  von  dem  ge- 
lehrten und  sachkundi^^en  Receiiseiiteu  der  Lucas'schen 
Schrift  in  diesen  Bb'itteru  (!,s4l.  S.  JU4  —  S)  anerkannt 
und  vom  pädagogischen  so»  ohi,  »ie  von  dem  »  issenschaft- 
lichen  Standpuiict  aus,  so  beleuchtet  norden,  dass  Ref. 
mit  Beziehung  auf  das  dort  ausgesprochene  Urtheil,  wel- 
ches auch  auf  das  vorliegende  Werkrhen  An»enduiig  fin- 
det, sogleich    zu    dem    Einzelnenn    übergehen   darf, 

Hr.  K.  weicht  darin  von  seinen  Vorgängern  ab,  dass 
er  nicht  allein  den  Anfänger  im  Auge  hat;  sein  Plan 
ist  vielmehr,  ,;dem  Schüler  ein  Lehrbuch  in  die  Hand  zu 
fifeben  ,  welches  ihn  bei  der  Leetüre  des  Homer  bis  Zum 
Schlüsse  seiner  Schullnufbahn  begleiten  sollte."  Bei 
kürzerer  Fassung  der  Regeln  und  sparsameren  Citaten 
gibt  er  auch  »irklich  etwas  mehr,  als  jene;  dahin  ge- 
boren unter  Anderem  die  Zusammenstellungen  der  soge- 
nannten synkopirten  Aoriste,  und  der  nur  im  Homer  ge- 
bräachlirhen  Präsens-  und  Imperfectfornien  auf  f^ii  S.  40 
—  42,  sonie  auch  ein  alphabetisehes  Wrzeichniss  der 
aDregelmässigcn  Homerischen  Verbalfnrmen  überhaupt, 
S.  45  —  04.  Die  Anordnung  ist  aus  der  Uuttmannischen 
Gramaiatik  beibehalten,  die  Fassung;  der  Regeln  eupUchlt 


sich  im  Allgemeinen  iliirch  Kasslicbkeit  Und  Bestimmt- 
heit, iiiiil  das  mit  z«  irkin.'issiger  Auswahl  Gegebene  »ird 
für  die  untere  und  mittlere  Stufe  gev»iss  ausreichen;  nur 
für  die  hiihere  Classe  wünschten  »ir  doch  i-iiie  tief-'re  , 
rationellere  Auilassiin^  und  Behandlung  des  Gegenstan- 
des, sowie  ein  Zurückführen  der  sprachlichen  Erschei- 
nungen auf  allgemeinere  (lesetze.  Allein  Ref.  ist  der 
Ansicht,  dass  eine  »Schrift,  »ie  die  vorlicfrende ,  ihren 
Zweck  vollkommen  erfüllt  hat,  wenn  sie  dem  Schüler 
ilen  Anfang  erleichtert,  und  zur  .Sicherheit  in  ilen  For- 
men führt;  alsdann  mag  er  zu  den  grösseren  und  wis- 
senschaftlich strenger  gehaltenen  (iramniatiken  greifen, — 
Im  Einzelnen  erlaubt  sk  h  Ref.,  nuch  folgende  Bemer- 
kungen   und    VVüiische    hiiizuzufügen  : 

§.  '.',  vermisst  man  für  den  Anfänger  eine  Erkläruni; 
*les  wichtigen  Unterschiedes  von  Cäsur  und  Diärese;  der 
ganze  Paragraph  würde  aber  bedeutenil  gewonnen  haben, 
wenn  zu  Jeder  der  er^tähnten  (^äsuren  und  Diäresen  ein 
.Musferlieispiel  beigedrnckt,  oder  doch  einige  Verse  citirt 
worden  wären.  Dasselbe  gilt  auch  loii  §.  (i.  und  7,  »o 
die  über  Verkürzung  und  Wrläiigerui'g  der  Vocale  im 
Versmasse  mitgetheilten  Regeln  viel  zu  abstract  sind, 
al«  dass  der  Anfänger  sich,  ohne  Beispiele  vor  Augen  zu 
haben  ,  dieselben  mit  einiger  .Sicherheit  aneignen  könnte, 
—  JJ.  j4.  hätten  ilie  alten  Formen  uvay/.UH],  ya/a  und 
ähnliche  besondere  Ernähnung  verdient,  als  charakteri- 
tisch    für    den    ionischen    Dialeki.  ^,    'Jfy,    möchte    die 

Regel  über  den  Genitiv  der  Wörter  auf  /K  und  a^  fass- 
licher und  richtiger  so  gestellt  werden  ,  dass  die  erste 
Enilung,  nämlich  au,  zunächst  in  oj  conlrahirt  und  dann 
bei  solchen  ,  ileren  Stamm  mit  den  starren  Consonauten 
f)  und  T  schliesst,  nach  ionischer  Weise  noch  ein  e 
vorgeschlagen  werde,  um  einen  «eicheren  und  tönenden 
Wortscbluss  hervorzubringen;  nicht  aber  umgekehrt,  *) 
Wenigstens  können  »ir  nicht  zugeben,  dass  z,  B,  in 
fi'iiiil/.ki'uj  ein  £  ausgefallen  sein  soll;  »eil  hier,  da 
<lie  beiden  Stimmlaute  schon  tönend  und  weich  genug 
sind  ,  niea)als  ein  6  vorgeschlagen  wiirile.  Statt  AivSitlu 
Hiad.  f,  534,  schreibt  man  besser  .-ftltlu).  —  §.  3». 
wird  bemerkt  ,,von  den  Neiitris  auf  ui  («To;  und  UO^) 
contrahiren  bei  Homer  nicht  msnp,  0(«,',  Ot'iVap, 
71  llo  it  o,  sondern  behalten  die  Formen  vom  Genitiv  aroi,"." 
Also  sind  auch  die  auf  a(J  gemeint;  allein  uotlao  und 
■nfiuuo  contrahiren  überhaupt  nicht,  und  in  attcto  (oTijo) 
Oiac,  (0('s)  fällt  »enigstejis  das  r,  noraiif  es  doch  hier 
eigentlich  abgesehen  ist,  auch  sonst  nicht  aus.  Weiter 
Leisst  es:  „ilagegen  werfen  die  andern  das  r  aus  der 
Endung",  und  unter  den  Beispielen  werden  aufgeführt 
y.vtifidC  /.vicpi'.ui,  alkui;  oi:kaoi,  denai  dciuo^,  drei 
Substantive,  in  .velchen  nie  ein  r  gefunden  »ird.  — 
Dagegen  hätte  in  diesem  Paragraphen  das  defectire,  aber 
häufige  yxtdttaoi  eine  passende  Stelle  finden  können.  — 
§.   .35:   „Der   Genit.   Plur,    fem.    gen,   in    avjv  findet  sich 

*)  Bei  dieser  Erklärung  wird  die  gewöhnliche  Annalinie, 
dass  iia  ioni'scber  Laut  statt  «o  sei ,  wie  er  sicli  auch  in 
der  s  g.  zweiten  attischen  oder  lonisclien  Declination 
zeiyl,  für  den  Gen.  Sini;.  der  ersten  Declination  in  kei- 
nen weiteren  Betracht  koniuien. 


309  HO 

mit   einem  Suti8(.    nputr.   in  ß(,}(^>ujv  inujv,   Ilia.l.  w,  5',',S."  Weillmru' .    drn    llrtri'ii    Henke,    Kirsclibauin    iiml    .'cinilz. 

Wenn     iaiov    an     ilirspr    Stelle     nirklirli     als    Ailji'rti'    zu  il.'iiiiirtclist     iii     ilein      .    Han.le     eiiiiMi     \iis/.ii|;     von     liefet'* 

Sv')OU)v  constrilirt    »erden    miiss,    so    i^aiin    es   aurli    nirhfs  Aisllictik    zu    liefern,      «eil,      »enn     auth     auf  <m  nui.itiii-n 

Anilerü,    als    ein    Neutrum    sein;     »ir    ;(laiil<en    al>er,    ilass  <las    Concrefe    der    Wi^si-iiirliaft   ile»   Srliönen    vnrlierriicheii 

mau    es    hier   sotvohl,     wie    in     ^tu\     i)uiV Ijut^i   euajv    ()<l.  niiisse  ,    diess    dixli    nullt   iiline    einige    leitende    <irniid»;»t/.e 

i**.    .'i'J.i.    substantii  iseb     fassen     kann,     indem     wir     (!)«>t»(fji'  onil     Alislractionen     ijearlielien     kftnne  ,      nline     «elilie     dan 

einmal   aU    Attril.iit   /.a   dem   lorliei (feilenden    1)0/0/   :ii,'lnt  Studium    der    antiken    und    der    7/tO(lernen     Classike/-    un- 

nelimcn,    und    dann  noili  einmal    zu  dein  folgenden  (fr/pii,"  fr-i(htli:>r    sei.       Denn     l.eiile     will     er     /leben    eina/tder   f^f- 

ulv)    y.ay.iiiv     etwa     limzudenken  ,     l.ei     i'cl-oui     d:      .a'"}''  stellt    wissen,      nach     D)ie6u/i/'s    Vorgänge,      und    wie    Herr 

aber    gänzlich    fallen    lassen.       Vergl.    Kiihner's    d'r.    <;r.  F.    Zi//imer//ia/in     in    der    Gi/i/tniisialzeit.     I,s4l.     >r.    -,_>. 

§■    V70>    -i     —     S;    3h.     hatte     unter     den    nnregel  massigen  ,  über     die     s<  bdne    Literatur     als     Lohrgegenstand    auf   ;fe- 

A.ljertii^en  aileb  «r^  ,_  'jt'C    verdient,  erwähnt  zu  werden,  —  lehrten  Sclinlei."  sieh  ansges|)rn<hen  hat.      Dass  diess  Alles 

g.    4li-    wird    das    in    l-i/lov    Kirgeschlagene  i    in  die  Lelir<-  ;;esilwhen     soll,     ohne     der     allcUssiscIien     philologischen 

loin    Augment   der    Verben     gezogen,     und    als    aui;mentuni  (^iiiindlii  hkeit     Kintrag     zu     tlinn,      k.nn     man     erwarten. 

sylUhicnm    bezeiclinet.       Das    ist    es    jedoch     nur     im    wei-  Aber    der    llr     Verf.    bat,      und    gewiss    nicht     mit    IJnrerbt 

testen    Sinne   des    Wortes,    nirht    aber,     wenn     man      unter  niil    nicht   ohne    Beislimmiing    der     Verständigen,      seither 

Augment    die    charakteristische    Verstärkung    der    Prateri-  immer    die     Verhiiidnng     d.s     Antiken     und    des    Modernen 

talstAmme     versteht.        Es     gehCirt    vielmehr     mit    dem    C    in  lierK.rgehoben  ,     um    Einseitigkeit    zu     vermeiileii,    um    die 

fItKdniii'/ ,     in     btiv.ont     u.    s.    w.     in     eine     Kategorie.     —  ,>!issurtheile    .ler  Uinerst.'indi^r,.,,    liber   Pliilologie    und  Phi- 

JJ.    47.    und     noch    mehr    im     Anomalenrerzeichnisse    unter  lologen    abzuwehren,    und    um    das    wahre  VerstHinliiiss   lies 

(fodllo)    vermissen    wir   F.:il(fioa<)ov.     —     g.    4'|.    wird    be.  Alt.-rthums,    das    ohn^    kenntmss   der   modernen    Zustän.le, 

merkt;    ,, Abweichend    von    der    Regel    bildet   <j(ftkkvj    den  sowchl    in   der  d'eschiclife ,    als  in  Wissenschaft   und  Kunst, 

yior.    nach    aolischer    Form";     allein     von    diesem    i'xfil'dt  umiioglii  h    ist,    zu    vermitteln    *). 

kommt     bei    lliimer     kein    Aurist    vor    —    ..und     macht    den  •  .    1  1  ■        «r  r  ■  .         ■         »r 

«,   .■       I  ,,  ■      '    "4      ,    li  u         II  ■  Am    sriilusse    iles    Vorworts    folgt     uocl»     eine    Verstan- 

ptativ    ilessellien    ufiei  Kilfv" ;  schwerlicli    von    einem    In-  ,.  r.       m/ ■  1       ■      ■>  ■  r    1 

,.      ,  „,,1  lO      -  ,     1     •     .  1        \    •       ■       i    '  dieung   mit   tr.    l/tierscn,    in  Ueziehung   auf    dessen  Aeu.s- 

«licativ    iricri-f.f.tt.      -      &.    .1  i     heisst   es,     das    0   in    Si  llK'i-  »      »  ,         ,,    1    ,  ,     ■  n  . 

V  r      •       D   ,.  .      /-  .1        v  I    L  serungen     über     ilas     Oelehrtenscbulwesen    lui    llerzoulhuiii 

ti(CT(j    weise   auf    ein    Präsens    tkaLut    zuriick.     Vj\u  solches  .,         "  1        ■■        ir     r      1    ,     .    ,      ,      1  ^ 

,  ....     1      1  ,  „.  I  ,     ,,  j>assau  ,   soweit   iler    Itr.     »  erf.    ilabei    betfieilitft   ist. 

kdnnte   jedorh     nur    das    spätere    sein;     ilariim    halten    »vir  " 

das    (5    für     eine     euphonische    Einscliiebiing ,     wie     in    den  Das     beigefügte     ^Vrzeichniss    lies    Inhaltes   iler   ,j    frü- 

lateinischen      Wiirtern      pro(le.«se,     seditio,       reil  imo      und  heren    Bande    gibt   eine     volle    üebersiclit   der    reichen    und 

(nach    Hiittmann's     .Ableitung)     in    iyJhtdoTlOi;.       Das    zur  mannichfaltigen     Sammlung,      wobei    der     Hr.    ^'erf.    nicht 

Bestätigung     ans     Hcrodot     beigebraihte     i]l  aoihjv     setzt  unerwähnt   gebissen    hat,      dass   der   Köuigl.    Prenss.    .^lini- 

ebenso    wenig   ein    Präsens  üldCo)  voraus,    und  findet  seine  ster     des     ünterricbls ,     Hr.    Eichhorn,     Excell.,     kürzlich 

Erklärung    in    den    analogen    Formen    von  H/.tdn,   y.lKnu),  eine     Anzahl     vollsfaniliger    E.templare    beim    Verleger   an- 

nv.ovü),    yoKo  ,   no/oj    u.    s.    w.    auch    von    il-itu)  u.  a.  auf  kaufen     uiiil     an     ilie     (iviunasien     der     Prenss.     Alniiarrfiie 

eu),     bei    welrlien    noch     weniger   an     eine    Nebenform    auf  empfehlend    vertheilen    liess. 

Q(j)    gedacht    werden    kann.    —    g.    (i|.    wünschten    wir  <leu 


so  einleuchtenden  Grund  der  Formen  dri'oujvio,   ölltoiuei/  •\  r>-            in.          1,             1         r-     nj    c             11.»      c.    <r 

'                    '       V  ",•-•'  ^   DiPss  eiliellet   auch   .ms    dem   tur   Cd.   6.   gewalillen   SilolTc. 

u.    a.    selbst   dem    Anfanger    nicht    vorenthalten.  welcher  kiirzlicb  lolKcnder  ist      !.   Der  hentige  Bcgritr  der 

8.  .'  ;,   Z.  J.    ist   unter   den  Suffixen  de  statt  de,    8.  ()4.  altcl«...    Philolosie.     .-<    v.   O.  Müller  {^e?enG.Hern,a,m. 

,.V     V    '                    i    .       .1                               .                    ■        11    i  aber   mit    vVcsl.issnn?   aller  nersöiilichen    Polemik),      b.    v. 

a.    E.    ^U'jüjNi,,    statt     Jojujuer    zu     lesen.       Im    Uebrigeu  j    mut-^n,     c.   v    A'    Milhause,:     ü.  E.  v    Unsenannten 

fand    Ref.    den  Druck    correct    und    das  Aeiissere    überhaupt  (aus    dein    Conveisat.   Lex    v.   Bruckh  ).     F.    y.  K    /F.  E. 

ansprechend.                                                                     C.    liossler.  Ma^er      II.    Das  Wesen  der  <lcutschfn   üniveisitätcn.     A. 

, y.   F.  Schleieiiiiaiher       B.    v.   F.   Steffens        III.     Anreden 

an   die  stuiJir.    Jugend    Fr.inkreicbs .     in's   Deutsclic   iibers. 

nn       WK    •     1                 >       II    —  >4,   V.   J'.   Cousin.      B    V    St.    MnrcGirardin.      C.   v.   iV    A. 

3«.     Friedemann  ,S    ParünCSeil.  ^.   Sahandy.      IV.    l'eber  die    ^alur  der   menscbl.  Sprache 

U».        ,,.       ,         /-,                •    1      ■,           «oii             «u    j  oberliaunt     und     über    den     Charakter     der    verschicilenen 

er   III   Ar.    ,'    .   der    tjiimnastalzeit.   v.  1841    erwähnte  „         ,         .     1           i                 ,,/         u      1    u.      vi     ti  \ 

„    .                          •{                        ....  Spracben    insbesondere,    v.    /»  .   v.    Humholdl.      V      Uebcr 

hd.    (..    von    tnede//utn/i's    Paränesen    ist    jetzt    erschienen,  Theorie  und   Praxis.     A.    v    K.   IK  H.  Sol^er      B.    v    F. 

iSraiinschwrig     bei     Aleyer     seil.       XVI     und     4{  t     S.        In«  C.   v    Saviijnj'-      VI.     Die  Lüge  im   wissensclialllichen   und 

Vorworte    erörtert    der    Hr.    Verf.,     wie    und    warum    besou-  Kiiuslbrbben  ,     v    J.  Ch    A.   Heinroth.       Vll.     Ucber  das 

ders  Philologie    den  Hauptslolf    seiner  Samnilunij  von  jeher  Studium    der  Naturwiss.    v.   K.   Dtlthey.     VIII.    Urber   He- 

I     r  _.    I     I              -A    ij  ■    II-    1          c    n      \i-it           "    1    /"•     LT  sei's   Eiiillieiluiii:    der    Naluiwiss    v.   K.   Bosenkram.       1\. 

geliefert   habe,    mit    Hinblick    auf    (}.  Müller   und    (j.  Her-  vk-      ,     ,        1      ,        ,         1        ui      1      1       <-                         .. 

"                       ,      „..   .           ,,,                 ,           ■        if           1      1           ni  Die    l.ebensKraft    oder    der    Kliodiscne    deuins ,     v.    A.   v. 

mann,    nach    (jolhe-i    Worte,    dass   der  J/e«sc/j    dem    Wen-  Humboldt.     X     Ueber  den   Einfluss  der  dass.   Allerthnms- 

schen    immer  der    würdigste  Gegenstand  forschender  TheiU  sludien   auf    deulscbe   Naiionallitcralnr,     besonders  im    LS. 

iiahmp    bleiben    werde,      und    dass    die   Sprachen     zugleich  Jalirh.  durch  llejne  in   Güllingen,    v.  ^1.  E    Prinz.      M. 

die   edelste   Wissenschaft   enthielten,     wie    die   besste   Ar-  Einleitung  zur  Pliilos.  der  Geschichte,  v.  He^el. 
beif   des    Geistes    für   die   Jugend.      Daneben   versprich»    er, 
mit   gleichgesinuteii   Lehrein    des    Herz.    Gymnasiums    za 


311 


312 


Gymnasial  -  Chronik   und   Miscellen. 

Brrsl.-iii.  Lelirprrollegiiiin  «lo»  rtlapilalciipri  -  Gjhi- 
liasiiinis  zu  OntiTii  1,S4'-'-  üirector,  Kccior  und  Prof. 
Ur.  S  r  li  ii  11 1>  i>r  n  ,  OrdiMariiis  von  I.  Proroctor  uiiil  Pro- 
fessor ür,  Klossinanii.  Prof.  ür.  Rüdijfcr.  Prof. 
Ur.  V.  Glorkor.  CoIIpjJo  Scliilliiig.  College  Prof. 
Adsselt.  College  K  lopsc  li,  Ordinarius  in  V.  College 
Prof.  Dr.  Kürher,  Ordinarius  in  III.  b.  College  Dr. 
Lilie,  Orilin.irius  in  III.  a.  Ciillrge  Dr.  Sadeheck, 
Ordinarius  in  IV.  College  Dr.  Tzscliirner,  Ordina- 
rius in  II.  College  Dr.  Bartsch.  Collatiorator  .Joli  n,, 
Ordinarius  in  VI.  Lehrer  C  Seltzsani.  Lehrer  L. 
Selfznam.  Professur  Hermann,  Cantor  Kahl.  Srhreib- 
lehrcr  Jung. 

Erlangen.  Den  '.'7.  August  )S41'  fand  im  Saal« 
Her  Harmonie  die  Preisverllieiliitig  an  die  a'isgezeich- 
neten  Srhüler  der  Kiinigl.  Studieiittnutitlt  statt,  «el- 
ohes  einige  Tage  vorlier  ilnrcli  den  Ja/iresierichl  bekannt 
t^pniacht  HUrdo.  Dieser  enthüllt  eine  zwar  znnäilist  die 
.Srliiiler  der  Studien.instalt  angehende,  aber  aurli  für 
.Andere  sehr  lelirreirlie  Aris>lnlogie  für  den  Vortrug  der 
Poetik  und  Rhetorik  >on  dem  gelehrten  und  nm  ilie 
Anstalt  sehr  verdienten  Koiiiglirhen  Stmlienrertor  und 
onlentlirhen  Professor  bei  der  llniversit.'lt  Dr  L.  I)ö- 
d  er  lein  —  dann  ein  Verzeiehniss  der  Lehrer  und 
Schi'iler.  Bei  dem  Gymnasium  sin<l  ausser  dem  Rei- 
tor  elf  Lehrer,  worunfer  sieh  fünf  Professoren  belinden, 
angeslellt,  und  es  zählt  in  den  vier  Classen  7ieununddreissig 
Schüler.  Bei  der  lateinischen  Schule  sind  neun  Lehrer 
angestellt,  »lornnter  sich  drei  Professoren  und  drei  Su>- 
dienlehrer  befinden;  sie  zahlt  in  den  vier  Classen  serhs- 
undachtzig  Schuler.  Genau  sind  die  Leiirgejrensfairde 
ieiler  Classe  angezeigt.  —  Vom  gymnastischen  Uiiterrielit, 
der   doch    wohl    auch    stalthat,    findet   man    niilits   erwähnt. 

Hamm.  Das  GYmnasium  hat  jetzt  folgende  Lehrer: 
Dr.  Friedr.  Läpp,  Dirertor.  Fr.  Rempel,  Ober- 
lehrer. Dr.  R.  Stern,  Oberlehrer.  Dr.  C.  Tross, 
Oberlehrer.  Dr.  II.  Hadcnkamp  (Mathematik  n.  Phy- 
sik). J.  Hopf,  Conreetor.  J.  Chr.  Viebahii,  Con- 
rector    unil    einige    ausserordentliche    Lehrer. 

Liegnitz.  Das  Gvmnasialprogramin  zu  Ostern  1S4'2 
enthalt  eine  selir  anziehende  Abhaiidliing  des  Proredor» 
Dr.    K.    Müller    über    SopliokleisrI.e    Matiiraiischaiiuiig. 

Lüneburg.  Das  Osterprogranim  lies  Johanneum 
enthalt  vom  Director  Dr.  Haage  „Argumenti  Kpist.  VII. 
L.  I.  Iluratii  explicatio"  l'J  S.  4.  Der  \'erf.  behauptet: 
„Poeta  caussam  suam  agil  non  graviter  et  serio,  nun  ar- 
gumeiitis  et  rationibus  piignaiis,  ut  reus  corain  judiie 
gevero,  sed  jocose  et  festive ,  leporibus  et  facetiis  ,  iit 
ainirus  veiiiae  certissinius,  iisdeni  scilicet  artibus  ,  (juibiis 
primuni  in  viri  poteiitissiini  famUiaritatem  se  insiiiuaverat." 
—  Die  .Sfliüleizabl  des  Gyinnasinins  mit  2  Realclassen 
betrug    uarh    Alichaelis    lb4i    281-       Am    7.    Febr.    starb 


der  Collaborafor  und  Elementarlehrer  Lüerssen.  Dr. 
Ringelmann  wurde  an  das  Rathsgymnasium  zu  Osna- 
lirürk ,  der  Subconrector  Graveiihurgt  als  Conrector 
an  das  Güttinger  Gymnasium  berufen.  Die  dritte  Colla- 
borafur  erhielt  Hr.  Ziel,  bisher  Conrector  am  Progyui- 
nasiuui    in   Otterndorf. 

Neustrelitz.  Das  zum  diessjahrigeo  Osterexamcn' 
des  Gymnasiums  und  der  Elementarschule  ausgegebene 
Programm  enthält:  ,, Heber  den  Kanon  des  Volcatius  Se- 
digitus"  vom  Professor  Dr.  La<lewig.  Das  Gymnasium 
zahlte  in  b  Classen  wahrend  des  letzten  Semesters  'J4, 
die   Elementarschule   in   3   Classen   2HI    Schüler. 

IN  n  r  n  b  e  r  g.  Der  Magistrat  hiesiger  Stadt  hat  iui 
Laufe  vorigen  Winters,  nachdem  bekannt  geworden  war, 
dass  dem  Professor  am  hiesigen  Gymnasium,  Herrn  Dr, 
Nagelsbach,  eine  Berufung  als  Director  an  da»  Gym- 
nasium zu  E  —  il  bevorstehe,  aus  eigenem  Antriebe  und 
unter  Beistiminung  der  Gemeindebevollinach(ii;ten  ,  be- 
schlossen ,  demselben  weitere  dreihiiiiilert  Gulden  aus 
Conimnnalmittelii  zuzulegen,  ilainit  ein  so  ausgezeichne- 
ter Lehrer  dem  Gymnasium  der  Stadt  erhalten  werde. 
Die  Künigl.  Regierniig  von  Mittelfranken  hat  in  dersel- 
ben Rücksicht  den  Beschliiss  des  Magistrats  beifällig  ge- 
nehmigt. Hiernach  hnt  Prof.  N  a  ge  I  s  ba  c  h  ,  welcher 
uin  2I-  April  I.  J.  ilurch  den  fast  einstiminigen  Besrhluss 
der  Conimiine  B  —  d  zum  Director  des  dortigen  Gym- 
nasiums unter  sehr  anneliiiilichen  Bedingungen  gcxalilt 
worden  ist,  ilen  an  ihn  vorlaufig  ergangenen  Ruf  abge- 
lehnt, um  seine  Kräfte  fernerhin  dem  Gymnasium  zu 
Kürnberg    zu    »iilnien. 

Ratibor.  Zu  der  öffentlichen  Prüfung  aller  Classen 
des  Köiiigl.  Gymnasiums  den  l7.  und  IS.  März  und  dem 
Redeactus  den  S.  April  1842  hat  der  Director  Eduard 
Hänisch  «lurch  eiu  Programm  eingeladen,  welches  auf 
2!l  Quarfseiten  ein  lateinisch  geschriebenes  Verzeichnis» 
der  römischen  Münzen  des  Gymnasiums,  und  auf  ferne- 
ren 17  Seiten  Srhulnachrichteu  über  das  Jahr  von  Ostern 
1S41  —  42  enthalt.  Jenem  1'erzeichnisse  zufolge  besitzt 
das  Gymnasium  zu  Ratibor  gegen  hundert  römische  Mün- 
zen ,  theils  in  Silber,  theils  in  Kupfer,  welche  meist  in 
dortiger  Gegend  aufgefunden  sind,  und  ausser  drei  Fa- 
milienmünzen der  Kaiserzeit  bis  auf  die  Constantin  s, 
vorzüglich  dem  Trajan ,  Hadrian  und  beiden  Antoninen 
angehüren. 

Schlesien  (vergl.  Gyiinasialzeit.  von  diesem  Jahre 
S.  175).  Di«  Frequenz  der  höheren  Bildungsanstalten 
in  ilieser  Provinz  belauft  sich  nach  der  Zählung  vom  lÜ- 
Juni    il.    J.    auf  44(iti   Schüler. 

Starganl.  Lehrer  dieses  Gymnasiums  im  Herbst 
1841.  Director  Falbe.  Professor  Freese.  Professor 
Wilde.  Dr.  Teske.  Dr.  Schirlitz.  Dr.  Groke. 
Gymnasiallehrer  R  e  i  c  h  h  e  I  m.  Gymnasiallehrer  Schmidt. 
Cautur  Bach.     Schreiblehrer  Sy. 


G  V  ni  11  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  t  u  n  £5. 


r 


Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Alterthuraswissensclialt. 


Oc  toll  er    1»4«. 


37.    Zwei    Stimmen   übtr    Ern;ebnis.se    von 
Realschulen. 

Es  ist  gewiss  verg'i'lili«  h,  so  wii"  i'iii  lierüliinter  Srlirift- 
steller  im  päil»g(ij;iscliPn  Farhi"  vor  einiger  Zeit  »ieiler- 
liolt  ^etliaii  hat,  iiiiseni  Zeif^eii(>S'<i-ii  ilie  lateinisclie  Scliiile 
als  diejenige  Anstalt  anziijireisen ,  in  «elcher  auch  die 
fiir's  Ge«erbe  tiesliinniteii  Knaben  am  hesstcn  rorbereitet 
Hürden.  Dergleichen  [Ornialinungeii  iverden  nicht  nnr 
»i:n  einem  Tlieile  des  Pnbliciinis ,  sondern  auch  von  Be- 
Loriien,  it  eichen  im  Allgemeinen  mehr  an  der  Real- 
ichuie  ,  als  an  der  lateinischen  gelegen  ist,  als  uninäch- 
lige  Versuche  aufgenommen,  dem  humanistisclien  Frincip 
«lie  verlorene  Ilenschart  auf  ungeradem  Wege  wieder  zu- 
XUH  enden.  IVur  ilie  Erfahrung  kann  zur  Ueberzeugnng 
filhren.  Darum  ist  es  »  unsclienswerth  ,  dass  Realsrhuleu 
nicht  bloss  fortbestehen  ,  sondern  dass  sie  mit  aller  Liebe 
und  .Sorgsamkeit  gepflegt  »erden  ujögen  ,  danut  ihre 
Hrsullate  möglichst  rein  und  tullslfindig  heriortreteii. 
\^  enn  diese  flesultate  einst  lorliegen  «erden,  was  jedoch 
erst  nach  manchem  Jahrzelii'ml  der  Fall  sein  »ini,  so 
wird  die  Frage  nicht  dahin  lauten,  ob  Realschulen  fer- 
ner bestehen  sollen  ,  sondern  ob  sie  in  der  bisheri<;en 
Weise  bestehen  sollen:  und  alle,  die  es  mit  den  Gvin- 
■lasieu  gut  meinen,  werden  mit  dem  Ref.  wünschen,  dass 
immerfort  gute  Realschulen  bestellen  mögen,  damit  ilie 
(lymnasieu  ihrerseits  die  ihnen  vorliegenden  Zwecke  ohne 
Beimischung  realistischer  Princi|iien  verfolgen  können. 
Ob  die  Realschulen  in  der  bisherigen  oder  in  anderer 
Weise  fortbestehen  sollen,  wird  vorzugsweise  von  einen 
ihrer  Resultate  abhängen,  ton  dem  nämlich,  was  siey«/' 
die  Bildung  leisten.  Es  Messe  sich  ohne  Zweifel  psy- 
chotogiüch  nachweisen,  dass  die  ohne  inneren  Zusammeii- 
lianj;  neben  einander  gereihten  Lehrfächer  ,  die  mau 
luehrentheils  den  Realschulen  zuweist,  die  Frucht  der 
Bildung  uicht  tragen  küniieu.  Aber  das  würden  diejeni- 
i;en  nicht  glauben,  welche,  ohne  das  Inwendige  der  da- 
chen zu  untersuchen,  doch  über  ünterrichtsanstaltrn  zu 
verfügen  oili-r  abznstiininen  haben.  Sie  werden  auch  von 
dargelegten  Erfahriin^ren  fnr's  Erste  wohl  keine  Kotiz 
nehmen,  besonders  wenn  die  Darlegung  von  Seiten  sol- 
cher Männer  geschieht,  bei  denen  man  nach  ihrem  Bil- 
dungsgang und  Beruf  eine  \  orliebe  für  die  (iyninasial- 
bildung  voiaussetzeii  kann.  Dennoch  aber  ist  es  gar  sehr 
tu  wünschen,  dass  alle  Schulmänner,  di«  wirkliche  Er- 
Gjmitasiatzeitiii>'^. 


fahrungen  hinsichtlich  des  Resultats  der  Realschulen  für 
die  Bildung  gemacht  haben,  ilii^e  Krf.iliriiiigen  bekannt 
machen  inügen.  Ist  einmal  ein  Anfang  liainit  gemacht, 
wie  durch  ilic  beiden  höchst  achtbaren  .Stiinnien,  von 
welchen  Ref.  hier  berichten  will,  so  werden  bald  andere 
nachfolgen:  es  wird  das  Für  und  das  Wider  hinsichtlich 
des  gegeiiwarligen  Bestandes  der  Realschulen  allmälich 
klar    werilen. 

Die  eine  dieser  .Stiinmeii  ist  die  ton  I).  W.  Land- 
fermann,  jetzt  Provinzialschiilrath  in  Koblenz,  «elcher 
im  J.  18+1  vor  seinem  Abtreten  von  der  Direclion  de« 
Gvinnasinms  unil  der  Realschule  zu  Duisburg  zum  llerbst- 
programme  Er/'a/irungen  und  U'ünsclie  unsere  Renlmhule 
betreffend  in  Druck  gegeben  hat.  Die  Realschule  in 
Duisburg  bestand  zur  Zeit  der  Abfassung  des  Programmes 
zehn  und  ein  halbes  Jahr,  und  erfreute  sich  schon  von 
ihrem  Beginne  an  tüchtiger  und  eifriger  Lehrer.  Die 
Ri'siiltate  des  llnterriclits ,  wie  solche  bei  den  Entlassueigs- 
prüfiingen  erhoben  wurden,  legten  ein  günstiges  Zeugnis» 
für  ilie  Wirksamkeit  diesir  Realschule  ab.  Dennoch  aber 
spricht  der  t'erf.  S.  Kl  iil>  Resultat  seiner  Beobachluu- 
geii  und  Erfahrungen  die  Besorgniss  aus,  dass  die  An- 
stalt nicht  dem  Zwecke  wahrhafter,  umfas.-ender  und 
»nindlirher  \'(irbereituog  für  den  hiiheren  Gewerbntand, 
lind  noch  weit  weniger  dein  Zwecke  freier  allgemeiner 
Bildung  entsprochen  habe.  Er  i.st  dabei  weit  enlfeii.t, 
diesen  iMangel  irgendwie  den  Lehiern  oder  der  beMiii- 
dereu  Lehreinrichtung  dieser  Anstalt  zur  Last  «U  legen, 
sondern  glaubt  vielmehr  nachweisen  z»  können,  dass  der 
Weg,  den  man  zur  Befriedigui.g  des  reellen  Bedürfnisse« 
bisher  eiiigesrhiageii  hat,  überhaupt  nicht  der  rechte  stpi. 
Er  ist  nicht  der  rechte,  einmal  wegen  der  grossen  An- 
zahl der  Fächer,  in  welchen  die  fleaNchule  Unterricht 
ertheilt.  S.  1  I  :  ,,Drei  oder  auch  vier  und  fünf  Sjirai  lien, 
und  daneben  Bekanntschaft  mit  der  Literatur  dieser  Spra- 
chen ,  Mathematik  und  Physik  und  Chemie  und  ^atur- 
beschreibung,  Geschichte  und  (Geographie  und  Statistik, 
desgleichen  Religion,  von  den  teclinischen  Fertigkeiten 
nicht  zu  reden,  alle  diese  G'egenstflnde  sollen  bis  zu 
fertiger  Anviendung  ilcrselbeii  im  praktischen  Leben  ein- 
geübt, und  zugleich  in  ihrer  bildenden  Kraft  angeeignet 
werden.  Die  erste  Classe  unserer  Realschule  hat  im 
Einklänge  mit  der  Instruction  für  die  Enllassnngspiüfnn- 
gen  zwölf  verschiedenartige  L!nterriclitsgegeiistänilc  au..»er 
den   tcchnischeu   Lcctiouen ;    die   Lehrpläne   anderer   grös- 

23 


fdrr     \iisf:iltiii    ««'i-ii'"    iilii  IpiMis     riiio    iiiiili    ^riiH''rr('    Zaiil  iiiul    ciil»  icki'ln  ,    an    ili'ii  suli    allo    .iiulpri-  UnccIiaflijniifPii 

»iif  .             Ol'    111.111  spili  ;ili"T    «'iiii'ii  !<r<lis/.<"liiij.'lliri[rpri  kii:i-  aiis(  lilirssrii  ,      kiirn ,     in    «lein    i-r    soini"     fif^i'^i"     llriiii;iili 

lii-ii    iiiliT   .lfiii"linj;    ili'iiki'ii    Laiiii,     <I<t    eine    sdIcIip    Vii'l-  linden    kitiiiic       In    iino    lial'ilaniinni ,    in    «etiTis  viTsanihun. 

hei»    lii'lTo"«'"»'''     ""•'     srliwiiriger     fipgi-nslanil«'     sirli     zu  Das    ist   ein    (iriindsafz,     (I<t    nirpt-nils    nni^PKlrnft   icrnarti- 

einer   IrluMiiligrn    Kinlii'it   prslalti-,    iinil    als    snlche    sie    l)p-  lassigt    »vird.       Wo   alier  liesüssrn  niispre  lipalsclinlrn  einen 

lirrrsclie  ,      so    dass    sie     ilini     niolit     iiielir    verwirrend    und  solrlien     lYliffpipnnit '        Welche     geistiije     lleiinatli     bieten 

al'Sliiniiiri'tid    wird,     so    ilass    er     nielit     im    Stnfl'i-     sterken  sie    der    Tlialigkeit   ihrer   Zö{;l"iKe?      Ks     ist    nicht    meine 

lileilit        siMidern    mit    dpinsrllieii    als     seinem     li^igeiithiimo  nieinnii«',    ilie    Gymnasien    aul    Kosten    der    Kealschulen    za 

»ch'ilten  kann,  und  liildiiii|{  daraus  (jeivinnt?     Ich  hekeniie,  niliinen:      lielmelir     ist     auch     ihr    Leiirplan     einer    lerein- 

keiiien  ,      keinen     eiiiiii'eii     solchen    Knalien    und    Ji'injiinj;,  fachendeu    Kevision    par   sehr    l«ediirfli);,    iiiiil    derEnrjklo- 

soiiiilil    unter   den    Ziiüliiigen  nnserpr  Kealschnlp,   als   aus-  |i;i(lisi!iii'<    lastet    auf  ihnen    schwer    neiiiij;;   alier    das    halien 

serlialli  dersellien  jemals    kennen  i;elernt  zu  haben."       Dar-  sie  jetlenfalls    voraus  ,    dass    sie    iii    den  classischen  Studien, 

auf  lieinerkt    der  \'erf  ,   dass  Lovinser's    liekaiiiite  Aiigriire  »eU  he    trotz  mancher  ScIiinJllerniij;   doch    in  der  Regel    die 

auf  Hie    Gvmnasien    mit    viel     ((rOssprem    Rechte    eegeii    die  Hjllfte    des    Unterrichts   einiielimen  ,   einen    solchen    iVliltel- 

Realscliiileii    gerichtet     «orden     «äreii.       Ref.     kann     diess  punct    liesitxen,    wenn   sie    ihn    nur    selbst   als    solchen    fest- 

ans      eigener      lleobachtiing      bestcitigeii.         Zu      derselben  zuhalten     bedacht    sind.        Was     hätten     die     Realscliiilen 

Zeit,     wo     in     Folge   des    Lorinier' sehen    Lärms    den    Vor-  Aehnliches?" 

steilem    der    — sehen    (ivmiiasien    auf's    strengste   anbefoh-  n    r       i      i^    i             ■    'c-                                                i             i 

.         ,.              .       •.     .          .     ,              ,             e                    1  Ref.    alaulit    hier    einfiigen    zu    müssen,    Mas    ihm   schon 

len    «urie,    die    « (ic  tliihen    Lehrsliinilen    aul    zwei  und  ,1111                               11,                1          av    u         i 


itvanzig     einziischr.'lnken  ,       machte     der     Vorsteher     einer 
—  sehen    Realschule     verffebens    die    dringendsten    Vorstel- 


vor    elliilien    Jahren    ein     in    der    lilerarisclien    Welt    rühm- 
lich   bekannter    Lehrer    gesagt   hat,     der    tiamals    an    einer 

.,,,.,               ■     1     ,              ,         ■        1  Hiebt    laiije  zuvor    unter   den    giiustiffsten  Anspirien    erricli- 

lungen    ge;rpn    die    Ueberbiirdui'g    mit  Lelirstunden    in    die-  n       11    1            »    u        u     ,   T          v      t  I.I         I-        .,  ,«»    «, 

■"      .".^            ,                .     .     ■          11          1,    >        I                         1  teteii    Reallehraustalt    arbeitete.       Ejs   fehle    ihr,     sagte    er 

«er    iSchue,     uiiil    ziiar    bei    derselben    liehiirde  ,      von    »lel-  r      r      1      »                       11           c     1    f     1                I    1  _       f.;,    „;« 

.            .     ,  ,,           1.     1      ^           1        /.                   11    1               ,  unaufgefordert,      ein     solches     Lehrlach,      »elclies    lur   sie 

eher    die    anbelolili'iie  Keiliiction  der  (ivinnasiallelirstuiiilen  ,                                     ,        i                ,■       ,        t'                                     o    f 

,    ,     ,         ,             t>    1     1     ■           II         et         I  das    «are,     was    das    Ivatein    lur    nie    lniiinasien   sei.       Kel. 

«usging.        Lin    Scliiiler    dieser    Schule,      «elclier    liiiil    iinil  ,                         im           '         1    i     ,      „    .„,,,  K 

"     "          ,         ,■    ,       ,     ,              I         ,  .        ^      I          I         .1  miiss    noch    bemerken,    dass  der  HJanii,    welcher   so   sprach, 

Tierzisr    wöchentliche   Lehrslniiden    (ileii  technisrhen   Uiiler-  •    1       ,•              •                    1                                  •         m   ^1           ^  1          ■  t 

"    .        .               .       ,            ,          11          I    ^j               II.  nicht    lliiiiianist ,     sondern    vorzugsweise   IVJathematiker    ist. 

rieht    mit    eiiigprechnet)    111  derselben    hatte  ,    und    lur   seine 

künftige    liestiininung     noch    des    lateinischen    Priiatuiiter-  Die  zweite  .Stimme  über  die  Resultate  von  Realschulen, 

riclits    bedurfte,     konnte     hierzu     durchaus    keine    von    den  ebenfalls    vom    J.    1841,      ist     die    des   Directors    des    Vitz- 

Tacesstunilen    erübrigen,     die    man    sonst  dem    (Jnterricbte  thninischen     (leschlechtsg^innasinnis    und    einer    höchst   an- 

widuiet,     unil    hätte,     so   noihw endig    ihm    das   Lateinische  gesehenen    Priiaterziehungsanstalt     in    Dresden,     Dr.    Carl 

war,      ain     Ende     doch     liaraiif   verzichten     müssen,      wenn  J.  ISIochmann.      Das  Vit/tliuinische  (lesclilechtsgviiinasiuni, 

nicht   znin    tjlüeke    der    Lehrer  ,     der    Inndwirlliichnftliche  im   J.    I8'.^S    mit    der     noch    nicht     lange     zuvor    errichteten 

Encyklopiidie   vorzutragen    halte,    diese    seine    Lehrstuiideii  Erzieliungsanslalt   vereinigt,    machte    (nach  S.  3ö    des  Pro- 

mehrenlheils    gpsch»Sn/t     liStle.       Denn     es     war     <la     die  gramins    vom    J.    1.S41)    ,, durch   den    ausdrücklichen   Willen 

Einrichtung    getrollcu,   dass   die    zum   (icwerbe    bestimmten  <les   Testators    dieser   Stiftung    das    Festhalten     der    gedop- 

Schüler     auch     fClicvklopadie     der     Landwirthschaft ,      und  pelteii    Richtung    —    der    hiinianistischen    und    der    realisli- 

ntn^ekehrt  die    künftigen  Land»  irthe  auch   technische  En-  sehen    —    und    den    immer    bestimmteren    und    vollkominne- 

rYklopMilie    lifiren    mnssteu.  reu    Bililungsgaug   auf -einer    jeden    derselben    nothwendig. 

Der    zur   Einrichtung    von    Realschulen    eingeschlagene  ila    nach    der    .Absicht    des    Begründers   in     demselben    nicht 

Weg    ist   aber    auch     darum     nicht     der     reihte,      weil     d-is  nur  diejenigen  Familienglieder  und   Contuberiialeii,    welche 

Zuviel    ihrer  Pensen    der    inneni  Einheit  gänzlich  entbehrt.  zu    stiidiren    beabsichtigen,     sondern    auch    solche,     welche 

,,lcli    glaube,   sagt   L.  .S.   \'>,    dass   sie    ganz    {geeignet   sind,  ilein    i\lilitar,    der    Qekonoinie,    dem  Berg-    und  Forstwesen 

die     massloseste     Polvpragmosjne    recht     gellissentlich     der  u.     s.     «.    sich     wiilmen,      eine     zweckmässige     Vorbildung 

Jugend    einzuimpfen  ,     und    dass    Einsicht  ,     Liebe    und    pü-  erhallen    sollten.        Auch     lag    es    in     dem     ursprünglichen 

dagog'scher   Tact    wackerer    Lehrer    höchstens   diese    Wir-  Plane    des  Ei  ziehungsliauses ,    und    die    entsehiedeiisten  Er- 

kung    mildern,      aber     nicht     beseitigen     kann.        Alag  jene  fahrungen    im    Fortgang   seiner    Eiilwickeliing    überzeugten 

Vielheit   von    (Jnterrichtsgegenstandeii   au    sieh    eine    leben-  uns   von    der    iSothw  eiidigkeit ,    den    Bildungsgang    in    einer 

dige   organische    Einheit    bilden,    wo    wäre    der  sechszehn-  jeden     dieser     Richtungen    scharf    zu     sondern    und    eigeu- 

jflhrige    Jüngling   zu    finden,     wenn    man    nicht   auf   (Jniver-  thüinlich    zu    begrenzen.      Wie   sehr    wir    aber    auch    die.>er 

galgenies    rechnet,     dein    sie    zu    einer   solchen    Einheit    gc-  lieberzeugung    treu,     beide    Anstalten,     das    humanistische 

»orilen    wäre,     dem    sie    aufgehört    hatte,     ein    disparates  lind    das    Realgymnasium,     in    der    Anlage     des    Unterricht.^ 

Aggregat    heterogener    Dinge     zu    sein,     und     als    solches  und    <ler    gesainmten     Bildungstnittel    auseinander    hielten, 

anf   ihn    zu    wirken?      Was   uns  allen ,    was    besonders   aber  konnten    wir    doch    in    der    Beurtheilung   Vieler   einer    Ver- 

dcr    unbefestigten    Jugend    Notli    thut,     das     ist    eine     Hei-  mischiing    beider    Zwecke,     die    wir    erstrebten,     und    dem 

niath,     ein     fesler     Piinrt,     von     welchem    alle   Thätigkeit  \'orwurfe    einer    übermässigen  Begünstigung    lies  Realismus 

ausgehe,     nnd     »»hin    sie     zurückkehre;     so    bedarf  auch  nicht    entgehen."      Um    so    mehr   Gewicht     ist   auf  ilas    zu 

die    Bildungsthatigkeit   der   Jugend    eines   iMittelpunctes,    in  legen,    was    Dr.    Bluchinann   S.    4'.^   sagt:    ,,Wir    können    in 

dem   sich    <ler    Knabe    und   Jüngling    liebend    versenken,   an  Beziehung     anf     die     Ergebnisse     der    Bildung     durch    das 

dem   er  vorzugsweise  seiuo  K.rä(te   iu   strenger  Arbeit   üben  rlassisch«    Aherthuin   den  Erfulj^en   gegenüber,   »eiche   die 


317  318 

rpallstische  Bildot-KSivi-ise    gibt,   von  einer  Erfahrung  spre-  VVoliIiliäfrr    <|pr  Jngond    und     tlrs   ^'aictlanles    anrrkannt 

rlien ,     wie   sie    nur    \V('ni;;cn     zur   Haml    liegt,     da    in    un-  zu    werden." 

lerem   Erziehuiii'sliause    beide     Anstalten,     ein     hunianisti-  ...         ,^    ^  r    ,.  •    ir      i  ij     i-      - 

,  ■      ■       .r      ■  1111  knie    hnteeirniin»   auf  diese    Anllnrdernne    Rint   ilie    im 

»dies    und    ein    Kealirvuinasi;iin ,    neben    einander    liestelien.  ,      r      ,        ■    i  i  ■  o    i      r.      n        i      .      i      t>  j. 

.,     ,       .     ^  1     ■      I.    ,      1  1     1  •   ,       1       r-  laufenden  Jahre  ersrhieneiie  Sclirilt :   Der  deulscne  Spracn- 

IJnd    wir   trajren    kein    uedeiiken  ,      lialten     es    vielinelir   lur  ,        .    .  »t      /         ■  ii-  ■   i  .•    i     -.  i  d   j     .  e- 

,  .         ",     „„.   ,,  ,    ,  1    .  ,1-     .1    1  Unterricht.     Nach  seiner    H  tchtis:lcett   und  Hedeutuns  jur 

eine    driiiireiide    rUielit ,      zu    bekennen    und    tiUentlicn   aus-  r.      i     i     .  i    ^  •  i         ■  i.-.    /• 

,  ,  ,1,        1^  ^       1       Dil  11       1'  Kealschuleti   und   (ii/rnntisien,    suirte  nach   seiner   filufen- 

xusprechen ,   dass    die  Kesultate    der  Ijildun?   bei    den  Kna-  .  ,  >     ■!     i     >        i  ,   n.  tt      w     i  j 

.      '^       ,     ,  .      ,  ■       ,        ^,  ,        ,  ..■     1  folse    und    Methode    dargestellt    von    H.     ff  edewer    und 

Den    und    Jiini'liiicen    iii    den    Classen    des    humanistischen  •',,  ",,..  ^  .    ,,  ,  »•  i    •       •  w  , 

„  ",..".  ■  ^-r^  1.1     •.     t.   L      t  B.    Huppe,     (jymnastallehrern.       J^eost    einem     I  ortrorte 

uymnasiuins   diejeuigen  an    ?eistii;er  Ixewaudthcit,    arhärlc  „.        .  j     ri     ^  r>      ^ -i    /      j         t\         \r     t 

■,    -,    ..     ,1     ,,     .,  11  1  ,,■   1  1      .     r  vom    Director    und    Professor    li.    Siiheland.       Die     Verf. 

und   Ciruiiillichkeit   uiiierkeiinbar   und   um  Vieles   iibcrtrel-  ,      ,  ,  ■       \  .        i^   i       ■   ,  .  .       i  i   i    . 

,  ,   1  ■      1  1         r.      1-  •        n      1  glauben    den    gen  mischten    UntcrrirlitsEej'eMstand ,    »elcher 

fen ,     »eiche    wir    bei    ilen    Äüjlmsen    des    Kealgymnasiums  ,  ,,.  ^   i       ^    <■  i-      rri,.-    i     -^     i         ■>      i     i     i       .u 

'  1        1         .w  r  r     1  1  .  1  den    Aliltelnuiict    für    <lie    Thätiifkeit    der    Ilealsrliule    ah- 

aui   entsprechender    Altersstute    lurtindeii,   seltene    Ausiiah-  ,  ,,  '      •       i        i      ^     i         t"        i  r       i  i     i 

r  1-       ,         1  11.1  1,1  cebeu    sollte,    in  der  deutschen  Siiraclie  geliiiiden  zu   haben, 

uien  zujrei'Pben,   die  durch  lor/ujrliche  Anlatren  oder  durch  °     ,  ■       »r     r  i       i  t-    i      r.         .     ■    i       w      i  i  < 

,        ^,         \,      1-    ,  11  r.        1     <•  ■  ""d    weisen    im   »  erlolg  ihrer  ^l■hrllt    mit  vieler  .Nachkeiml- 

eine    besondere    »  orliebe    zu    jileichmässijrer    IJesclialtit;niie  i  •       i        n^        ■   i.    •       i      ^     i         c  i  i 

,,         -^11  1     ;.      .  1.    .   ,       ■-   r  1  niss    nach,    wie    der    Uiiterrirbf    in    deutscher    >|)raclie    und 

mit  den   alten   llassikcrn    bedinet   waren,      .Solche   Urlih-  »    ..       ,  <•      •  r       i  ^i  w    ■  i  i 

r      .,,.,.,,,       ,  ,  ,  Literatur     auf    eine      Iriiclitbare      Weise      begeben      wenlen 

ran?,    aul   siebzebuiähriire    tJeubachtuiiEr    fegriiiiilet ,    kann,  ,  ,        v  i  i       -    i.   ^       i  i  ■< 

.    *    .  1  1  1         1  r         ,■  1     1        ij  kiiiine:    »iizn    der    Vorredner    benclitet.    dass    ilas    aus    acht 

wie    sie    wicIitisT    und    sprechend    ist,    für    die    endliche    IJe  -  ,  ,       ^    \         \      n    w       ■  i         /■  •      r" 

,  1  r   1  1  1     f        ,  II  Lehrern    bestehende    Cüllejiuiii    des    (iviiinasiuiiis    in   l-nes- 

le?un!f   eines    lanjjjreliilirten    nnil    noch    lorfdauernden   Ivain-  r  ii     ■  .,.       «        i     .  o  .•■         'i     i.  r"       r 

/       *  «.  ...  ,1  feld     in     einer     am    \^.    April     1 8  ii     pelialtei (niilerenz 

Dies    nur    loiii    jrr(i>slen    iNiitzeii    sein,    da    ja    ton   Allers    her  ,  ,  ,       '         r       .    i     i  i         i  i    i         ; 

;     .        ,,  11  ,  1  ■        I.  1      1  eiiistiinniig    den    Hesi  liluss    (jelasst    habe,     die     bis    ilahin    in 

Del     a    en     ruhniredi!:eii     .Anpreii-uiiiren     das:     lue    Hhodiis,  ,  .,,  i     r  i    .        m    .i      i         i  j    .<     i     . 

,  .  ,      ,  ,,  ,1  r   1  i.r  1  e  «''"n      Unteren     Chisseii      befolt;te      itlethnde     des     dentsclieii 

nie   salta !    zur    lliiitscheidiin'j    tührte.       Wir    rathen ,    so    olt  .,  ,        .        ■    >  .      h'  .  i  i     if     ,    i      ,.      i:    i.    ,.,i 

,         .     ,"  1         L        o    1  1.,  hpracliiiiiteirichts    (<j  rainnial  ik    naih    lleijse)    Kanzlicli    aiil- 

»ir    nur    können,    den   Aeltern  ,    die  ihre  Sonne    zwar  nicht  '       ,  i         .     i  i    .•     i  <   .  ,   I,    . 

'       .  .     r  .  ,      1      r  zugeben,     und    mit    der    .inaU  tischen,    vom  ^atze  ans;,'ehen- 

liJr    eine    1*  acu  t.'Ksw  issenschalt ,     aber    iloch     liir    die   soire-  ,  •        i  r-  i       i      i'  i  ..r     ii »;.» 

.  f     1         .1  r  den.     in    ihren    firun(i;;eilaiikei]  ,     in    ilireni    aul    allgemeine 

Dannteii   cameralistjscheii    })tu(  len    auf    (er    Universität    be-  .  i  i    i  i       .  i.   *   .     'y:„i„    ,,„,1    :„ 

Verstandes-    und    .S|).-.-)clibildiii,g    gern  hteten    Äiele    nnil    in 

■tiinmeii,     <  eiise  ben    ihren    ISi  iluiii'si>aii>'    nicht   (  iir<  h    das  .,  ,,,  ,         ■      i  „      r    i  ,     i  '     i    .  „„ 

'  fc   s,       s  ihrem    Wece     ton     der     bisliHrij;en    gänzlich     versrhieileiien 

Realjjvniiiasiiiiii  ,     sondern     diucli     das     hiiinaoistische      j;c-  ,  ,^         ,.   r   ■        i  .......    ..  ,_    .,,„1,     k.-/.;,,„j>. 

''-  '      .  ,1  .1  zu    verlaoscheu.        Uer    r^rlcilf   davon    tvar   iiarn    Sokelnna  s 

ben     zu    lassen  ;     tvir    rathen    selbst    denen,     die    .'hreii    Soh-  n      ■    i  .     -i  i         i         /        i*    i  w ,i\  i      i-       i      i  >». 

'  Bericht    iiberraschend    erlreiilicli.       „A>ähreiid     die    Lehrer 

iien    für   <  le    Lani  t<  irt  isi  liaft  ,    für    das    illi  itär,    das    üera-  rm     •■      r  ..■  i-       i      •    ri   <    ..     i  j     i       i  i»     ... 

.         '  '  II  zum    Theile    Iriilier    die    drei    Unterrichtssliinden    nicht  aiis- 

(liid    Forstwesen    die    nijtliiife   \  orbidiiiiir    bei    uns    ertheilen  ...  .14*  i  i      <  •    .   *       .       i    i 

"  ''  ziifüllen     [:eiiii.<st     hatten,    s(i    klagten    sie    jetzt,     na<'liilem 

'assen,     sie    uenij;steiis   (  urcli    <  as    Unter  (rviniiasium    (jeheii  i     i       i  j-  >.    i       ..i     i        w^        i  ii    '        i 

'  f'  1^    <•   1  1111  der    neue    Lelirulan     ilie    m  <>clieiitli<  lie    Stundenzalil    in    den 

H    lassen,     da     wir     die    hirfahriiiii;    gemacht    haben,      dass  a        ^        r«  c  i  i    -i.    i     i^         -i  i 

'     .  ,  ,  ...?,.,.,  untersten  CInssen    auf  sechs    erhobt    hatte,    über    kaum  aus- 


z 


de    dann    weit   rascher  und    gründlicher    in    den    besondereu  .    ,        %      i     i     e-        i        r       i  .i    .         ii   i  t\        i 

.  "    .  reichende    Zeit     fiir    die     fruchtbaren    Uebungen.      Das    In- 

BerufsH  issenschaflen    torsrhriiten    ii.    s.    »."  .  i        ..•   i     i  i  i  ■        i  .  r'i 

,         r.       1      1     I  11    •  teresse    der    .Schiller,     besonders      in    den    unteren    tiasseii, 

Ueber    die   r'age,    ob    es    mit    lien  Realschulen    so    blei-  ,      .         r     i         i    i         r      »      i  \v  n      i     ■    i 

'     '  trat   auf   das    lebendigste    hervor.      V>  eiiii    Mir    z.   U.    bei  den 

ben    soll,    »  le    gegenwärtig,    oder    ob     und     wie    es     anileis  _,  .,  i  .        i  l-„  i     . 

'  T       •  r         1  1     ■        t  Classeiipriifiingen    nach    einem    vierstiiiidigen    K,x.iiiirn    über 

«erden    soll,    verbreitet   sich    Landfermann    noch    im    »er-  \.         ^  \  ..     i      i        M..i     .,  ...i.     ..,,.    ,i....     ...i  „., 

'  t^        ■  ,  11       1      1      1  die    alten    Sprachen     und     die    illatlieiiiatik     mit    den    sclioii 

folffe   seines    rrogramnis.        Kr     hndel    lür    die    Realschule  ..  i    ..        i        i  u    •  r  n      ,     i  i         ■     .   „ 

o  ^,  1  1         1,,,  1  II  eriiiüdeten  Ivnaben    zur   Piiiliing    im   Ueiilsclien  übergingen, 

wenn    sie   le    dein    Äwecke     iler    Kildnng    dienen     soll,     un-  i  i,.   ,  u      e^     \-      n         14 1    .    *..r..    1 .1 

.  J  .      /.  I     1        fi  so    verklärten    sieh    olt   die    desicliter;    das    Aulsiii  lieii    und 

omgänfrlich    nöthis,    dass     1  ir    ein    ticgen.stand    des    Unter-  ,,      ,  ii    -      '    1  1    ii    1  ..    .1     i;_    ...,.,    i.„,i„; 

*■      o  1  ,1,1       •    1  Finden     von    IJeispielen     und    belegen     lind    die    mancherlei 

rieht»    zum    Cenlruin    ihrer     ihäligkeit     zugetviesen     werde.  ,,    ,  .  111,    fi:„i..;4        i;_    ......;i..„    ;„ 

,        ,  ,  .  Uebungen    erzeugten    eine    Lebhaltigkeit ,    die    zuweilen    in 

Aber     tveiler     in    der    (ieschiclile     vermag    er    diesen    einen  c.    ,         i  11,  1         „        ..'      11:    ,1  „;    .. .,  „.  ,i„..„ 

"  Schranken    gehalten    «erden    niiisste.     Hierbei    »lar  e»  nenn 

Gegenstand    zu    erkennen,    wie    ohnedie.ss  die  ^aturw  isseii-  1      1       1.        1        11    1  :      „:..„.„ 

»  ...  '       ,  „  ,     .  auch     leicht,     die    Ueberzeusuiig     zu    <;e«  innen,     in    einem 

Schäften    ihn  nicht  vorslel  en  können.     ,, Zuvörderst ',    lieisst  1     ,1  ...  ,     r  -     1        ..  .1    i.„ 

„  „       ,      ,  wie     grossen     Irrlliiini     (iiejenigen     belangen     sind,      »eiche 

es  S.   27    des   Prograniins ,     ,,inüge    ans    unseren    Realschii-  ,    ,  .  1        l;    1     1  1      .1.    11      1     ;    ,!:_.,„...    11.  «„, 

'         ,     ,     r  r>  1  r   •     11-    1         w^  i  behaupten,     der    .Schiller     sei     ileüshalb     bei    diesem    linter- 

len    (er    wahrhafter    Bildung     feindliche    llincvklopädismus  1  .        1       i        1,  1       ,      i„       #■»,„     ...    ,1     .i„c-„ii...., 

"  -1  rieht      gleichgiillig,      »eil     er      den     Ijegenstaiid     desselben 

beseitigt     tverdeu,     und    man    zu    einer    concentrirlen    sim-  i„        .  1  11  1  .„    ..,„,-«..„     ,„,..<„ 

,       ,*'  1,    ,,  .    11     .  r>    c  1  11.  längst    zu    kennen    glaube.    —    _      —       Am    meisten     zeigte 

nein    Jiigendbildiing    zurückkehren.     Uatiir    werde    ein  .Uli-  ■    ,       ■  w       .  1     ti      1    „1....«      I„,     «.I. .•;!„,     1  ,.:     .!«„ 

■  »  7  .  sich     diese     Lust     und      I  heilnanme     der    .Schiller     bei     den 

telpunct     iresucht     in     einem    llauptuiiterriclilsgegenstair.le ,  ,,    ,  ...  ..       ,.,      .1,1. 1  „:    .,  ,    ,„..  „:|„..   H. 

CO..  I  "    **  '  Uebungen    iiber   die     *i  01  tbild nng,    wobei    sie    zuweilen  üe- 

der    geeignet    ist,    in    ernster    Arbeit   ilen    ganzen    .Menschen  ,  .  ,  11    4    .      .     I,    ^    I     |.,_,    ..;„l.4 

"      ,"  ,  .  ,  ,  .,  ,  ,,  1  nierknngen    niarliten,     woran    selbst    mancher    Lehrer    nicht 

zu    beschäftigen    und    zu    bilden,    ohne    Liiiseiti<Tkeit ,    ohne  ,      ,  ,    1  ,,,4  1  .'ji  „,i <     ,i„,    »i(,.f ,„.,    .„„ 

*•  ,1-    1         ,,    £.  1     ^  gedacht    hatte,     wie     denn     iiberhaunt    der    .Stillengang    ton 

Irritation,     ohne     unjngendliche     Befangenheit     anzuregen  ^^^     \Vu.zel     zum     Wurzelwort,     vom     Wnrzel»ort     zum 

und     zu    nähren,     der     völlig     sicher     davor     ist,      von     der  ^^^^^^^     ^^^__,     ^^,^    ,,;^^_,,,,     ^,,    ,,^,,     Ableitungen     manchem 

Jugend   selbst,    von    ihren    Angehörigen,    ja    fon  ihren  Lei.-  p,,|,„|     ,^„    ,,„   alteren    Schule    etwas    Neues    ist   u.   s.    »." 
rern     in     Beziehung     auf    den     barbarischen     Utilitarisniu.s 

gesetzt,    das    .Mittel     zu     einem     andern    Z»eck,    als     dem  Die    Verf.   <ler    bezeichneten  Schrift   »prci  heu    am  Eoile 

freier,     allgemeiner    mensrlilicher    Bildung     betrachtet    zu  derselben   die    Ueberzeugung   ans,    ilass     nach    den   Erfah- 

werdeu.      Wer    einen    solchen    Unterrichtsgegeiistand     aus-  rungeii,    die   sie    von   der  Fruchtbarkeit   des   deutschen  Un- 

mitteln     und^^zu     allgemeiner     Anerkennung     zu     bringen,  territht«    im    (junnasium    gemacht    haben,    derselbe    in    der 

wer    den    gefundenen    mit    Weisheit     und    Kraft    geltend    zu  Realschule    wirklich   den    Miltelpunct    lies    Unterrichts    bil- 

maclien     weiss,    der     kamt    sicher    sein,     als    ein     theurcr  den    könne. 

23» 


319 


3?n 


Pnn  ,  «.-»!<  i'il'<'r  I<-iii.ir|[«c  Erfahrniijjcn  ffesagl  wiril  , 
kniiii  Pill  Aiiilcror  nicht  » uliT-priTlHMi.  Ucf.  iniiss  ali<>r 
brkdiiiHii,  ilass  «t,  iiml  jji'ivis»  ticio  Li'ljriT  mit  ilini, 
«ich  iiiilit  {{i-tf.iiitiMi,  (f<Tai|p  mit  ilcr  .inalytisrliPii  l^l«-- 
tlioilo  iliesp  Kfsult.ilc ,  iiislirsoiiden-  dicsps  Intiretise  «It-r 
Silnilor  aui  «IputscliPii  SprarliiinliTrii  lit  lipriorzuliriiigeii. 
Inilr.ssrii  aiij;piiomHiPn,  ilass  «lic.is  mit  einer  (jp»isscn  All- 
gpiiipiiilii'it  m(i;;li<li  »Are,  8t«ii<le  «loch  iler  Erheliiiiift  des 
«loiilsi  hon  .S)irarhiintprrirlits  zum  IMi((pl|)iinrt  der  Real- 
fchulbildiiii):  Hiihl  nhorall  die  nipinunj;  des  Pnlilicums 
rntt;egpn  ,  »elrhrs  damit  nirhf  ziifriedpiiznstpllen  sein 
niiiclite.  Eine  fremde  Spraohp  mnss  viohl  iliespn  IMittel- 
puiict  lorslelleii.  Landf'ei  fnantl  hndet  densellieii  ,, längst 
gegPÜPil  in  dem  Lateiiiisclien ,  in  einem  nirht  verstüm- 
melten, sondern  in  der  vollen  Aiisdehniinjj;  und  Intensi- 
vitat,  »elilie  er  zum  Wirksamwerden  si-ines  uramma- 
lisehen  ,  literarisclipu  und  historiseliPii  Hlonsents  in  der 
Einheit  dersellien  bedarf,  ertlirilten  lateinisehen  Lnter- 
rirlit."  Er  will  den  llnferrieht  auch  der  für  den  hühe- 
ren  Geiierbstand  lieslimmten  Ju>:end  im  Wesentlichen  auf 
die  Gegenstanile  des  Gvmnasialniiterriehts  ziirückijeführt 
gehpii,  nur  dass  statt  lies  Griechischen  das  Franzüsische 
einträfe  u.  s.  «.  Ref.  (heilt  im  (ian/.en  diese  Ansicht, 
ist  aller  vollstamlig  nUerzriij;t  ,  dass  ihre  An»  eiidunf,  so 
wie  es  jetzt  stellt,  üherall  unnherstei};lichp  H  iiifleri)i,-.SP 
finilpu  «ürdp.  Die  durcinvejj  unklare  [Meinung  lilier  ilie 
Realschule  hat  durch  die  grosse  Anzahl  der  Meinenden 
ein  viel  zu  grosses  Gewicht,  al«  dass  eine  Ziirückführuiig 
•ler  Realschüler  in  ilie  Gymnasien  denkbar  »äre.  I\lan 
könnte  hüchstons  das  zu  Stande  bringen,  dass  dieselben 
auch  nieder  zu  dem  vielen  Anileni  noch  Latein  lernen 
inüssten,  «as  nicht  eine  Hülfe,  sondern  eine  Vcrineh- 
riing  des  Lebelstandes  wäre.  Ref.  ist  trotz  dem,  uas 
Landferinaiin  S.  Ili  IT.  des  Programms  gegen  die  Erhe- 
bung lies  Französischen  zum  Uauptlehrgegenstanil  der  Real- 
acliule  sagt,  doch  der  [Meinung,  dass  dasselbe  am  geeig- 
netsten dazu  «äre,  nur  dass  man  es  ganz  als  eine  todte 
Sprache  behandelte,  was  ohnedies»  in  Schulen  allein 
geschehen  kann,  und  ilass  man  die  neuere  französische 
Literatur  geradehin  dabei  ignnrirte.  Es  ist  ohnediess  ein 
ganz  vergebliches  Unternehmen,  Schüler,  di«  noch  auf 
der  Stufe  des  Gymnasiums  stehen,  mit  irgend  einer  Li- 
teratur bekannt  machen  zu  ivülleu.  Sie  lernen  Einzelnes 
kennen,  und  haben  den  grüssten  Gewinn  davon,  wenn 
sie   mit   dem    Einzelnen    möglichst   vertraut    «erden. 

Was  aber  auch  als  Centrnin  des  Realschulunterrichts 
angenommen  werdpn  mag,  ein  solches  Centrum  zu  bil- 
den, ist  höchst  nothw  endig,  und  Referent  wünscht  von 
ganzem  Herzen,  ilass  die  ernsten  und  dringenden  W.irte 
Landferjnaiin's ,  von  denen  hier  nur  Weniges  angeführt 
werilen  kuiinte,  an  rechter  Stelle  wohl  beachtet  «er- 
den mögen.  Es  wäre  eiiip  der  grosspn  Intelligpiiz ,  wo- 
durch die  oberste  Schulbehörde  in  Preussen  vorlenchtet, 
würdige  Aufgabe,  eine  dnrcbgehende  Revision  des  hö- 
heren Schulwesens  vorzunehmen,  wobei  untersucht  würde, 
welche  Ifnlerrii  litsfächer  auf  jeder  Altersstufe  fruchtbar, 
und  welche  nach  ihrem  inneren  Zusammenhang  geeig- 
net seien,  zugleich  betrieben  zu  «erden,  und  so  die- 
jenige Einheit  in  das  Geschäft  der  Schule  zu  bringen, 
ohne     welche     dieselbe     wohl    eine     gewisse    Abrichtung  , 


nlmmermphr  aber  die  Rildnng  zu  Staude  bringen  wird. 
Wenn  dann  bei  einer  solchen  l'ntersiichuny;  sich  her- 
ausstellte, dass  wir  auch  in  Gymnasien,  in  Ansehung 
desspn,  was  wir  zu  leisten  behaupten,  ijuantitativ  und 
qualitativ  viel  zu  weit  geg^ingen  seien,  dass  man  dein 
Scheine  und  dem  Namen  zu  Liebe  Vieles  in  den  Un- 
terricht eingeführt  habe,  was  nirgends  wirklich  ge- 
lernt wird,  dass  überall  Einrichtungen  seien,  welche  ditt 
der  liililung  nothwendige  Einheit  absolut  hindern,  »n 
wäre  PS  wiedpriim  piiipr  über  der  gewöhnlichen  Meinung 
stehenden  Behörde  würdig,  das,  was  gefunden  worden 
ist,  oflen  zu  erklären,  und  an  eine  durchgreifende  Re- 
formation der  Schulen  iinverweilt  Hand  anzulegen.  Die 
Bedingungen  zur  Unabhängigkeit  in  dieser  Sache  sind 
nirgends  so  gegeben,  wie  in  Preussen;  diese  Art  von 
Hegemonie  wäre  ebenso  natürlich,  als  wolilthatig;  und 
bei  der  grossen  Zahl  ausgezeichneter  Schulmänner,  die 
Preussen  besitzt,  könnte  es  nicht  fehlen,  dass  die  Unter- 
snchung  zu  sicheren  Resultaten  führte,  und  die  Refor- 
mation in  kurzer  Zeit,  zum  Heile  aller  deutschen  Unter- 
richtsanstalten 5    durchilriinge. 


38.  Einige  Aii(i('ii(iiii;r(.'ii  uljcr  da*  inetlioilische  Lesen 
<ler  elastischen  Schrii"  sieller  auf  Gymnasien. 

Es  möge  mir  erlaubt  sein,  vor  <ler  Alittheilung  mei- 
ner Ansichten  über  ein  vielliesprochenes  Thema  mich  auf 
das  Urtheil  eines  hochgefeierten  Schtituiannes  zu  be- 
rufen. 

„Es  ist  oft  iviederholt  worden,  dass  es  bei  der  Bil- 
dung der  Jugend  weit  weniger  auf  das  aiikoinnip, 
was  man  Iprne ,  als  auf  die  Art,  wie  es  gplprut 
wird  ,  unil  ilass  ilas  Hesiodeische  ,,die  Hälfte  sei 
oft  besser,  als  das  Ganze"  hier  eine  Anwendung 
leide.  Anhäufung  des  Wissens  um  des  Wissens  wil- 
len bringt  keinen  Segen;  und  jede  Erziehung,  bei 
welcher  die  Eitelkeit  das  Zepter  führt,  lerfchlt 
ihren  Zweck.  Nicht  Alles  soll  die  Jugend  lernen, 
uas  sich  künftig  einmal  zum  Gebrauche  anbietet 
(wobei  man  wohl,  wie  Aristoteles  scherzend  be- 
merkt —  Polit.  Vlli,  ö-  — ,  auch  zur  kuchkunst 
herabsteigen  inüsste);  sondern  nur  Einiges,  was  den 
Geist  nach  allen  Seilen  hin  anregt,  den  Verstand 
schärft,  die  Einbildungskraft  belebt,  und  das  Ge- 
inüth  wohlthätig  bewegt.  Es  ist  nicht  bloss  in  wis- 
senschaftlicher, sondern  auch  ganz  vorzüglich  in 
sittlicher  Rücksicht  wichtiger.  Einer  Sache  mäch- 
tig, als  mit  vielen  oberflächlich  bekannt  zu  sein 
(s.  den  ^'erf.  in  der  Schule  der  Frauen  ij.  Till. 
S.  13()  ff.).  Wissen  stärkt,  Vielwisserei  bläht  auf: 
gelehrte  Aufgeblasenheit  aber  ist  wohl  die  unseligste 
Mitgäbe,  die  ein  Jüngling  aus  der  Schule  in  da« 
Leben  bringen  kann.  Sie  ist  schon  ilarum  verhasst, 
weil  sie  gemein  ist.  Gemeinheit  aber  in  Rücksicht 
auf  AVissenschaft  und  Kunst  herrscht  überall  bei 
denen,  die  von  dem  Baume  iles  Erkenntnisses  weder 
die    Wurzel,    noch   den    Gipfel    kennen." 

Fr.   Jacobs   vermischte   Schriften   Th.  .3.   S.  2.J4  f. 


321 


322 


Wenn  fs  sirli  hier  um  das  iDetlinilisrhr  Lrsrii  <Icr 
Claüsikrr  auf  Gyniiiasioii  liaiiilrlt,  so  tviril  ilariiiifpr  liaup(- 
aSrlilirli  der  z»prkiii.'issij;<*  Sdifeiij^aiig  vprslaiicli'n  ,  auf 
Melrhi-iii  ilie  Leotiire  vom  LoiolitiTPii  zum  ScIi»  crrreii 
furtschreitet.      Es   kommt  daher   turzüglich   in   Detrarht: 

1)  wie  die  Lerti'iro  der  jedesmaligen  Bihluiiifsstiife  der 
Srhi'iler   angepas.st   werde ,    und 

2)  »elilie  Clas^iker  und  was  von  ihren  Scliriften  mit 
den  Mchiilern  der  verschiedenen  Clas»en  j;plesen 
werde. 

Ua  mit  jeder  höheren  Bilduni^sstufe  ein  wirklicher 
Fortschritt  gemacht  werden,  und  dieser  auch  zum  Be- 
wusstsein  der  Lelireniicn  und  Lernendpii  komnjen  soll; 
«o  muss  snivohl  in  der  Behandlung  tler  Classiker  von 
Seiten  iler  Ersteren,  als  auch  in  dem  \  erstündniss  der- 
(elben  von  Seiten  ilcr  Letzteren  immer  Höheres  geleistet 
werden.  Die  g' hörig  abgestuften  Behandluiigsarten  »er- 
den Viel  dazu  beitragen,  das  höchste  Ziel  iler  G^iniia- 
sialbildung  zu  erreichen.  Sie  müssen  einander  unter- 
stützen und  ergänzen,  überhaupt  aber  in  einem  organi- 
»chen  Zusaninienhange  stehen,  so  dass  der  ganze  Unter- 
richt sich  als  etwas  in  sich  Abgerundetes  und  als  ein 
lebenvolles    (ianzes    zu    erkennen    gibt. 

Betrachten  m  ir  jede  der  verschiedeiiPii  üiiferrichts- 
stnfen  an  sich,  so  wird  der  Unifang  derselben  nach  den 
allgeineinen  geistigen  Ivrfiffen  der  Heranzubildenden  zu 
bestimmen  sein.  ^iun  soll  aber  der  Unterricht  die  Gei- 
•  teskräfte  auf  jeder  Stufe  des  Alters  gehörig  entwickeln, 
jede  höhere  Stufe  zweckmässig  vorbereiten  und  mit  der 
jedesmaligen  Entn  ickeliing  gleichen  Schritt  halten,  damit 
jeder  Rückschritt,  aber  auch  jedes  Uebertreiben  vermie- 
den werde,  bis  die  höchste  Stufe  der  Gvinnasialbildung 
erreicht  ist.  IJiese  soll  nicht  die  huchsle  Spitze  sein, 
aondern  vernünftig  beschränkt  und  aligegr.'inzt ,  »as  sie 
onr  dann  sein  wird,  wenn  der  Gvmiiasialuuterricht  als 
eine  allgemeine  Bildung  zur  Humanität ,  als  allgemeine 
Vorbereitung  für  die  Universität  von  der  Schule  fest  im 
Auge  gehalten  wird,  wobei  also  keineswegs  etwa  nur  die 
künftigen    Philologen    vorzugsweise    berücksichtigt    »erden. 

Da  hier  nur  die  Leetüre  der  Classiker  in  Betracht 
kommt,  so  würden  die  iieideii  <'lussersti>n  Gränzpunrte 
der  verschiedenen  Unterr ichtsstufen  zunächst  zu  bezeich- 
nen sein.  Hiernach  soll  der  Siliüler  von  der  klaren  Ein- 
sicht in  das  einzilne  AVnrt  und  den  einzelnen  Satz  zum 
gehörigen  Verständniss  eines  kleineren  stilistischen  Gan- 
ren mit  Hülfe  lies  Lehrers  hingeleitet  werden  und  end- 
lich die  Fähigkeit  erhalten  ,  die  Werke  der  Classiker 
auch  ohne  diese  Hülfe,  nur  mit  den  nöthigen  wisscn- 
sihaftlichen  Hülfsniitteln  ,  zu  verstehen  und  zu  dnrch- 
ilringen.  Jedoch  ist  diess  nicht  der  einzij^e  Zweck,  den 
die  Schule  bei  dieser  üisciplin  vor  Augen  hat;  sie  tiill 
den  Schüler  auch  für  die  .Anwendung  lies  Lateinischen 
praktisch  befähigen.  Es  »erden  daher  auch  neben  der 
Leetüre  der  Classiker  mancherlei  Uebungen  stattfinden 
uiilssen,  welche  jene  besonderen  materiellen  Zwecke  neben 
den  allgemeinen  for?nellen  befördern.  Hierauf  wird  im 
Folgenden  nur  beiläufig  Rücksicht  genommen  werden, 
«eil  es  sich  zunächst  nur  darum  handelt,  den  geliörigen 
Sfufengang    in    der  Methode    der  Leetüre    selbst   zu    bestim- 


men. Es  itt  auch  nicht  der  Ort,  auf  die  Regeln  der 
HerniPiieiitik  liefer  eiiiAiigi.hen ,  iielihe  der  Lehrer  anf 
den  verschiedenen  HiitiTi  ii  ht>stnfen  aiiziiweiiden  hat;  es 
möge  genug  sein,  den  Fortschritt  der  i^lethude  nach  der 
äusseren  Form  möglichst  kurz  anzudeiiten ,  und  diese, 
um  verst.'lndlicher  zu  werden  ,  durch  einige  Proben  iler 
lateinischen    Leetüre    zu   veranschaulichen. 

Erste  Stufe.  Diese  i>t  so  zu  bestimmen,  das»  der 
Sihüler  dahin  gebiaclit  werde,  ein  kli'ineres,  etita  aus 
einem  hinturischen  SchriftstellHr  entlehntes,  li-icht  <er- 
stänillichi'S  Stück,  «elihe»,  wo  niö<;lich,  ein  in  sich  ^e- 
Mhlossenes  Ganzes  liildet,  zu  verstehen.  Hier  ist  nun 
das  richtige  Lesen,  das  genaue  Coiistriiiren  und  die  wort- 
getreue Hebersrtzniig  von  höchster  Wichtigkeit,  damit 
der  .Schüler  sich  siigleich  und  von  vorn  herein  au  das 
freinile  Idiom  geiiöline,  es  inöglichsl  richtig  in  sich  aiif- 
neluiie,  und  sowohl  nach  den  einzelnen  Wörtern,  als  auch 
nach  ganzen  .Sätzen  niögliclist  vollkiinimen  l)egreifeii  lerne. 
Da  nun  für  das  richtige  fjeseii  der  iillen  Sprachen  die 
Quantität,  nächst  der  richtigen  Betipiiiiiig,  besnnders  in 
Belraclit  kommt;  so  iniiss  für  das  Lateinische,  wovon 
hier  allein  gehandelt  wird,  gleich  auf  dieser  ersten  Stufe 
ein  richtiges  prosodisches  Lesen  auf  alle  Weise  befördert 
werden,  wobei  nicht  bloss  die  (Jiiaiitität  der  vorletzten 
Svlbe  eines  drei-  oder  uichrsvibigen  \Vortes  in  Betracht 
kommt,  sondern  auch  die  ein-  oder  zwcisvibigen  ^Vörter 
nach  ihrer  Länge  und  Kürze  auszusprechen  sind.  Sodann 
muss  jedes  Wort  nach  den  Regeln  der  grammatischen 
Coiistruction  einzeln  aufgenommen,  und  die  debersetzung 
dessellen  unmittelbar  angeknüpft  werden.  Diese  sei  mög- 
lichst treu,  und  nur  da,  wo  beide  Sprachen  im  Aus- 
drucke von  einander  abweichen,  mag  der  Schüler  auf 
den  Genius  der  I\ltitter>.pracliP  aiifmer ksain  gemachf  und 
angeleitet  »erden,  den  lateinischen  Aiisdrnrk  nach  die- 
sem abzuändern  iMaii  halte  aber  darauf,  dass  der.Srhü- 
1er  möglichst  selbst.'lnilig  verfahre,  das  lieisst,  dass  er  mit 
dem  Lesen  ,  Construiren  und  llebertragen  ohne  Unter- 
brechung von  .Seiten  des  Lehrers  zu  Stande  komme. 
Etwaige  Fehlgrifl'e,  die  den  Sinn  verwirren,  oder  Aus- 
drücke und  Wendungen,  wodurch  gegen  den  in  der  Alnt- 
tersprache  herrschenden  Gebrauch  Verstössen  wird,  kön- 
nen, wenn  es  nötliig  erscheint,  gleich  dnrch  Einhelfen 
des  Lehrers,  oder  der  zur  Verbesserung  des  ^'erfehlten 
anfgerufenen  fähigeren  Schüler,  beseitigt  »erden;  besser 
aber  bleibt  Alles  zunächst  so,  wie  es  der  .Schüler  in 
seiner  Weise  gegeben  hat,  und  erst,  wenn  derselbe  seine 
Aufgabe  bis  zu  einem  Piincte  (einem  passenden  Abschnitte) 
gelöst  hat,  wird  von  dem  Lehrer  der  Ausdruck  verän- 
dert und  umgemodelt,  falls  es  der  Geist  der  niutler- 
spräche  durchaus  erfordert.  Diess  wird  da  nni  so  nöthi- 
ger  sein,  wo  die  Ueberlragung  mehr  eine  Erklärung,  als 
ein  »örtlicher  Lmtauscli  ist.  leberhaiipt  iniiss  luan  den 
.Schüler  so  früh,  als  möglich,  auf  den  l<iiterschied  einer 
IJebertragung ,  welche  den  Worten  nach  geschieht,  ton 
einer  solchen,  welche  dem  Sinne  nach  vorgenommen  wird, 
aiifinerks.im  maihen  und  ihn  daran  genöhnen,  wo  niög- 
lii  h  neben  einer  ganz  »örtlirlicn  sich  einer  freieren, 
durch  den  Genius  der  i\iiiHersprache  gebotenen  üeber- 
tragungsweise  zu  bedienen.  So  majf  er,  um  mich  eines 
Beispiels   zu    bedienen,   liehen   dem    .Ausdrucke   ,, Jemanden 


.3'}3 


3?4 


mit  clnpin  ScIimprTi-  lioliafd-n  (aliqnom  iJolorp  affirpre)" 
iIpii  im  Iti'iil-i'liiMi  >;<>»(>liiilii'llcii  ,J<-iiiaiHlrii  riiicii  Siliiiipr/. 
xiirii;:uii"  iiirrkiMi  iiiiil  illxTall,  » ii  rs  ii'ilii»  <>iiili|;  ziiiii 
rrstiii  rtTi>(i'lll>liii>'.i  rrirlicitit  ,  lli'liiT  ziiii,'t<'li^<t  ilcii  der 
»llcii  Sprai'll)*  Nicli  «'ii;:  aiiürliiie.'iHi-iMli'ii  uikI  ^eiiuu  aii- 
|inüsi'ticl<>ii  Ausdruck  »mIiIimi,  als  di'ii  frciercti ,  fDii  <|it- 
sillwn  ilrr  Fiiriii  iiarll  {(jliizliril  vi-fscliinlciieii.  Uie  voll 
ilf'iii  Ki-liriT  XII  ;;"i'beii(lo  Krkluritns  des  »oii  ilein  Srhi'iler 
i'iUi'rtrü^oiitMi  Priisniix  iniis.s  8ii-|i  auf  dieser  Stufe  mehr 
auf  alles  ei^entiieli  l'rakliselie  lieailirfiiiken ,  t'iir/.i'ijflirh 
auf  >Vortkeinitiiiss  und  l'liraseiil>ililiiii^ ;  die  et»»  zur  Er- 
l.'iuteruui;  iiiitliit;eii  sviitaklisclieu  lii-(,^eln  iiiiisseii  injit^liclist 
kurz  ^efasst  und  lediglich  auf  den  praklisrlieii  (jeltraucli 
liereciniet  »rrdeii.  Ks  uiöffe  liier  ein-  fi'ir  allemal  lie- 
iiierkt  »erden,  dass  der  die  Classiker  vor  den  .Seliiileni 
erklflrende  Lehrer  sirh  mehr  der  heuristisrheu  IVlethode 
liedieiieu  und  dabei  alle  Schüler  ilurch  Fra;;en  an  die 
t'.inzelnen  iu's  Interesse  ziehen  ma|; ,  nm  ihre  Aufmerk- 
samkeit mehrfach  in  Aniiiriich  /n  nehmen.  lOr  Ix'traihte 
zu  diesem  Knde  die  ganze  Ciasso  tvie  fe}iiien  Kopf,  und 
laüse  keine  (jfeistestlifiti<;keit  schliiinmern.  So  »ird  l£in 
leheiidiger  Geist  unter  allen  Schülern  anj^eregt  .  durch 
» leiierholtes  Fraijeii  das  zum  Verstfiiidniss  des  Gelesenen 
Aöthiiife  uiaiiniclifjltig  tiefesti^t  und  zu  anderiv{>if  i{;'em 
praktischem  Gelirani  hu  eingeübt  und  eingelernt.  IJelier- 
liaupt  darf  der  Lehrer  hierbei  niclit  verijesseu,  ilass  ge- 
rade dasjenige,  »as  in  der  Schule  auf  diese  Weise  von 
dem  Schüler  gelernt  wird,  um  so  leichter  bei  iliesein 
Kiiigang  hndet,  sich  nni  so  leichter  bei  ihm  festsetzt,  und 
um  so  eher  ilessen  lOigenlhnm  bleibt,  je  mehr  es  auf 
der  Stelle  von  IVlehreren  »iedeiholt  und  in  Gesellschaft 
mit  Andern  zugleich  erlernt  wird.  l)ie  hier  geweckte 
Geselligkeit  maclit  den  Wetteifer  rege,  und  belebt  selbst 
den  Blöden  und  zum  Schlummern  tieneigteii.  Der  Leh- 
rer mag  sich  oftmals  die  tMiene  geben,  als  ob  er  Alles 
mitlerne,  und  hüte  sich  vor  zu  vielem  Demonstriren , 
vor  iMittheiliing  aller  bloss  abstracten  Regeln,  ehe  er 
den  concreten  Fall  gehörig  erläutert  hat.  Ks  möge  noch 
liemerkt  werden,  dass  auf  dieser  Stufe  die  üichterlectürc 
ausgeschlossen  geilacht  winl;  ine  denn  auch  iliese  Stufe 
nicht  gerade  als  ilie  erste  für  ilen  ganzen  luteinisiheii 
Unterricht  betrachtet  zu  werden  braucht;  da  ja  dem 
Lesen  der  Classiker  eine  Elementarstufe  vorausgehen  kann, 
mit  der  wir  es  jedoch  hier  nicht  zu  lliilii  haben.  Als 
IJeispiel  der  von  mir  bisher  vorgeschlagenen  iVlcthode  möge 
folgender    Satz    dienen. 

Leseübung  : 

Darias  aulem  qnum  (sprich  cum)  ex  Asia  redisset, 
hurtaiitibus  amicis,  ut  Graeciam  redigerct  in  suam  po- 
testatem,  classein  quingentarum  navium  comparavit,  eique 
Datim  praefecit  et  Artapheriiem  ;  hisque  iluventa  pedilum , 
decein  millia  equilum  dedit;  causam  interserens,  se  ho- 
sten! esse  Atltenienaidus ,  cjuod  eoriiin  auxilio  lones  (sprich 
lone^)  Sardes  expugnasscrit  suague  pritesidin  interfecissent. 
Cunslruction   und  Vebersetzung: 

Uuuin  da  —  autem  aber  —  Darius  Dariiis  —  redisset 
zurückgekehrt   war  —  ex  Europa   aus   Europa  —  in  Asiam 


nach  Asien  —  comparavit  (so)  nistete  er  aus  —  riassem 
eine  Flotte  —  quingentaruin  navium  von  .OUU  SchiHVn  — 
(jiie  und  —  praefecit  setzte  vor  —  Datini  ilen  Datis  — 
et  und  —  Artiiphernem  den  Artaphernes  —  ei  ihr  — 
amiri«  hnrtantibns  iiiilein  die  Freunde  ihn  erniabiiten  — 
ut    dass  redigeret    er    bringen     möchte  (jraeciam 

(iriechenland  —  in  suam  potestatem  in  seine  Gewalt 
II.    s.    ». 

Erläuterung  und  Einübung: 

Die  in  dieser  Periode  vorkommenden  flectirten  For- 
men müssen  nun  schnell  bei  den  verscliiedenen  Schülern 
durchgefragt  und  dann  die  Nebensätze,  die  einer  beson- 
deren Erläuterung  bedürfen  —  hortantibiis  amicis —  ut  .  .  . 
redigeret  in  potestatem  —  causam  interserens  —  se  .  .  . 
esse  hosteui  Atheniensibn»  —  ijuod  .  .  .  expllgiiassent  — 
kurz  erl.'iutert  werden,  indem  man  stets  den  Schüler  dar- 
auf hinleitet,  wo  möglich  selbst  das  Wahre  zu  finden. 
Eine  genauere  Ansicht  des  Satzes  lehrt,  dass  man  einen 
sehr  reichhaltigen  Stoff  hat,  die  Classe  in  geistiger  Thä- 
tigkeit  zu  halten  und  ihre  Aufmerksamkeit  zu  spannen; 
nur  bleibe  man  stets  hei  der  Sache,  iinil  kehre  nach  man- 
cherlei scheinbaren  Sprüngen  stets  wieder  auf  den  wah- 
ren Sinn  der  lorliegenden  Sätze  zurück.  Die  zweck- 
dienliche .Ab»  echselung  in  den  mancherlei  praktischen 
Nebenübungen  ergibt  sich  von  selbst.  Die  Erfahrung 
lehrt,   das   richtige    Mass    zu    halten. 

Zweite  Stufe  Hier  ist  in  iler  äusseren  Form  de» 
Vortrags  loii  Seiten  des  exponirenden  Schülers  nur  die 
Abänderung  zu  trefTen,  dass  derselbe  sich  einer  vollstän- 
digen Uebertragung  befleissige,  wobei  er  von  vorn  herein 
mehr  auf  den  einzelnen  Satz,  als  das  einzelne  Wort, 
sowie  überhaupt  mehr  auf  den  Genius  beider  Sprachen 
Rücksicht  zu  nehmen  hat.  Diess  Letztere  uiag  beson- 
ders dann  geschehen,  wenn  er  Alles  noch  einmal  im 
richtigen  Deutsch  zusammenfasst  ,  nachdem  er  sich  zuvor 
mehr  auf  der  erstem  Stufe  bei  der  Wahl  des  Ausdruck« 
gehallen    hatte. 

Leseübung : 

Diese    bleibt   dieselbe, 

Conslruetion  und  Vebersetzung: 

Qiinin  autem  Darius  redisset  ex  Europa  in  Asiam 
Als  aber  Darius  aus  Europa  nach  Asien  zurückgekehrt 
»ar  —  comparavit  classein  quingentaruin  navium  brachte 
er  eine  Flotte  von  .50'  Scliiffen  zusammen  —  amicis  liiir- 
tantibus  indem  seine  Freunde  ihn  erniahnten  —  ut  redi- 
geret f^raeciam  in  suam  potestatem  dass  er  Griechenland 
in    seine    Gewalt    bringen    möchte    u.   s.    w. 

IViederholung  des  ganzen  Satzes  in  richtigerem 

Wortausdruck. 
Als  aber  Darios  ans  Europa  nach  Asien  zurückgekehrt 
»ar,  rüstete  er  auf  Ermahnung  seiner  Freunde,  er  mochte 
Griechenland  in  seine  Gewalt  bringen,  eine  Flotte  von 
ÖdO  Schiffen  aus,  und  machte  den  Datis  und  Artapherne« 
zu    Befehlshabern   derselben    u.   a.    tv, 

Erklärung: 
Diese    mass    sirh    in    ihrer    Ausführung    liauptsärhlich 
aaf  das   syntaktische    Element   ausdehnen  ;      hier    muss   der 


325       .  .V>6 

Sinn  Arn  Eiiixoliipn  und  «li-r  Zusnininrnliang'  des  Gaiiifn  ilio  pnptisilio  Dir<ion  de«  Oritiiial»  nirlit  rervt^iaaert  werde, 
melir  lnTiirksi<li(i);t  m  erden.  DaliiT  ein  .siirt;f;ilti^'ereH  Die  Aliltheiliinj;  «der  Heciiil/unir  dir  \  <)s^is^llpn  Lelier- 
Kin(;clieii  in  dir  .Sa)/.lelire  ,  nelclie  in  der  diMif.scIien  .letznnj;  in  <ler  Sclinle  selli.'it  ist  hier  dem  Lehrer  anin- 
Snrache  zunächst  hegriiiidet  »ein  niiiss  ,  durrh.iiiD  nnth-  ra(heii;  nur  niiissen  die  Schiiler  vor  ilrni  iMisKhranche 
wenilijf  wird.  Auch  darf  nicht  versäumt  »erden,  den  erii.s(li<h  geKarnt  »erden,  liei  der  l'raparalion  eine  IJelier- 
Sehiiler  vor  dem  Weiterlesen  eines  folg^enden  jfri)s.<eren  setzunj;  zur  lland  zu  haben,  »as,  nach  t'r.  A.  Wolf'« 
Pensums  im  Anfange  jeder  Lehrstunde  anzuhalten,  den  Ausspruche,  scitündiich  ist.  Die  auf  unseren  Civmnasieu 
Inhalt  des  kurz  znior  (ielesenen  niCijjlichst  hestiinnit  an-  ein^efuhrten  Declamatiiinsubungeu ,  nelche  mit  Leseiiliun- 
enijelien.  üiess  ist  für  die  Uehinif;  des  uii'indlichen  Vor-  f;eii  ahuechselu  snilten  ,  werden  nianclierlei  (j'ele^renheit 
trags  von  lioher  WiciHigkeit  ;  »ie  denn  nl.erliaupt  nicht  gehen,  den  Sdiüler  auf  wahre  poelisclie  Uictiun  aufnierk- 
fenu»'  darauf  i»  halten  ist,  jede  miiniliirhe  fürklaruiij,  sam  zu  niaclien.  IJesonders  (;e"-'lhren  meisterhafte  Naih- 
ilie  man  dem  Schiiler  über  (las  eben  Behandelte  abfor-  bililiiiijfen  antiker  illuster  ilen  V'ortheij,  die  von  dem 
dert,  von  diesem  stets  in  Itestimmteii  Worten  liud  mCij;-  Lexikon  dein  Sdiiiler  j;eliiitenen  Ausdrucke  ♦)  zu  ver- 
liehst präcis  aussprechen  zu  lassen.  lAlit  <lcr  Methode  bessern,  nie  wenn  /,.  15.  fiir  puppis  Sc/iil/'s/iinlerl/ieil  jje- 
nach  Zweck  und  bedürfiiiss  ,  nnmentlich  für  den  allge-  fiimlen  wird,  wofür  \  oss  Sieuerende  bietet.  .So  kann 
ineineii  praktischen  Gebrauch,  abzuwechseln,  liegt  hier  auch  der  Aiisilriick  praecipitaiit  curae  (Aeneain)  mit  dem 
«ehr  iialie,  und  ich  will  nur  auf  die  eine  Variation  auf-  Schiller'schen  .Ausdrucke  ,,ihn  jagen  der  Sorgen  Qualen'^ 
luerksain   machen,     ilass    bei    etwa    nüthigen    Wiederhnliin-  verglichen    «etilen    u.   s.    w. 

gen     der     gelesenen     und     erklärten     Pensa     (in     folgenden  ß^,.,,^    _^.,^^^_       ^.^   Fortschritt    ist    hier    zu    betrachten, 

Lehrstuuden),     die    so    wenig    auf  dieser,    als    auf  der    frü-  ^,^^^     ^,_.^    Schüler     ein    grösseres    Satzgefüge,     eine    kiinst- 

hereu     Stufe     ausgeschlossen     bleiben     dürfen,      das     Ruck-  |„,,,^    Periode    des    L.vins    oder    Cicero,    im    deutschen  Au.s- 

überselzen     passend     angewandt    »erden     kann.         Dagegen  ,,,„,.,,^     sogleich     zusammenfassen     lernt,     ohne    den     lang- 

mogen     die     »chr.ftlic Hebertrai^ungen     in     die    iMutter-  ^^„,^„    (j^„^   ,1^^    vorigen    Stufen    zu    gehen.     Er    möge    da- 

«prache    noch    grtn,,lich    wegfallen;    hierdurch    kann,     wenn  ,^^^    ,,j^    Construction    im    -Sinne    behalten,    und    ihr    im  All- 

•  le     zu     früh     angefangen     » er.le.i  ,      dem     deutschen     Aus-  j,^,,,,;,,,,,     f„lgp,„|,     sogleich     eine     ganze     Periode,      wohl 

drucke  mancher  Eintrag  geschehen,    zumal    wenn  sie   nicht  ^^,„„,1^1,  „a,,|,  .i^n,  richtigen  deutschen  Ausdrucke,  rascher 

von     dem     Lehrer     eigenhändig     und     sorgfaltig     verbessert  ,.„^,,.3^,,,.         £)jp     ^4,,,.,     „dthigeii     Verbesserungen     müssen 

werden.  dann     liacli(r;ig!ir!i     von    dem    Lehrer    angedeutet     und    von 

Da    nun    die    Dichlerlectüre    als    neben    der   prosaischen  den    verschiedenen    Schiilern    erst   selbst   versucht    werden, 

auf  dieser    Stufe    eintretend    von     mir    betrachtet    wird,     so  ehe    der    Lehrer   sein    Urtheil    gibt.       Was    die     Interpreta- 

mfigen    auch    hierüber     einige     Aiiileutuugeii     folgen.       .Sie  tioii    der  so    expoiiirteii     .Stellen     betrifft,    so     ist     hier     der 

beziehen    sich     nur     auf    das    Scaiidiren    und    auf  die    \Vahl  Fortschritt     nolhwendig,     dass     zu     der     exegeti.sclien     die 

des   poetischen  Ausdrucks    beim  llebertagen    in's   Deutsche.  ästhetische    hinzukomme.       Jedoch     muss     bei     erstercr    die 

Was   das    Erste    betriflt,     so     ist     erforderlich    —    aber  grammatische    Seite    vor    der    realistischen     .urherrschend 

auch    genügend    -    wenn    der  Schüler    den  Hexameter   pro-  bleiben.       In     dem    erfahrenen    Schulmanne     wird    sich    das 

sodisch    und  metrisch    richtig    bestimmen    kann,   so   dass    er  Erforderniss    einer    gründlichen    grammatischen    Erklärung 

z     15     foltenden    Vers-  ^'^   ''^*    wichtigste   für   eine    gehörige  (»Tmiiasialbililung   zu 

,.    ,    r       .      ■    A            r       A    •                11..              IL  erkennen    {{ebeii  ,     »eil     ohne    dasselbe    auf    ein     richtiges 

,,Sed    fugit,   interea   fugit   irreparabiie   tempus"  ,.        ,   ,   ■    °        ,      0              1       /-.   ,                      1.                , 

"                              ■•               i                          k  Uurcndringen    des  Sinnes    des  (erlesenen    nicht   zu    rechnen 

nach   diesem   Schema:  j^, .    ,1^1,^^     denn    diese    Seite    der    eigentlich    exegetischen 

'              I      '             I     '     11           ,      '             1     '              ,     '  Interpretation    auch    für   die    höchste    Stufe    die    Ilanptbasis 

t'   IM    U   V    \    —   W  V   V    \    —    V   l'    \      -    i<    V    \       -     V  1  .      1  1          n         ai-..l        I                      1              •  .1                   HM            .. 

'                   'III                   I                   I  liieibt.       Die    l\Jittlieilnngen     der    notliigen     Kealkenntnisse 

lie.st,    und    so    jeden     nach     einem    anderen    Schema.        Es  3,,^    ,,,.„      einzelnen    Alterthumsw  issenschaften     müssen     in 

müssen     also     die     wichtigsten     prosodischen     Regeln     zum  .„ft^rürhster  K  ürze  geschehen,  ohne  » issenschaftliche  I5reite. 

Grunde    gelegt  ,      und     ausserdem     die     metrischen    Gesetze  jjj^    ästhetische  Erklarungsweise    darf   nicht    vernachlässigt 

des    Hexameters,    insbesondere  der  bestandige    regelmässige  „erden,   theils    weil    des  Schülers  Interesse    sowohl    für  die 

Wechsel     der     Arsen     und     Thesen,     verdeutlicht     werden.  S,.h„„heit    des   einzelnen    Gedankens    und   seiner  Form,   aU 

Die    lateinischen  Verse    auf  dieser  Stufe    nach   dem    blossen  g,,^,,    j-.j^    inneren    Zusammenhang   eines    rhetorischen   oder 

Gehöre   sprechen            wie     versuchsweise    abtactiren    —    zu  ,lir|,terisclien     Kunstwerks    geweckt,    theils    »eil    er    hier 

lassen,     ist    nicht   räthlich.       Eher    ist    diess    im    Deutschen  ,„„|    ,1^    _,,„.|,    „„f  etwaige    .'Mängel,     auf  ollen     vorliegende 

möglich    and    zulässig  ,    zumal    bei  Vossischen  Hexametern,  „.i^^    verstecktere    Fehler    des     Originals     aufmerksam     ge- 

»o     es    nnr    der     richtigen    Betonung    beim    Lesen    bedarf.  „,^,.,,4    „pr,|p„    soll,   damit    er    nicht    zu    blinder  Verehrung 

Im     Lateinischen    führt    diess    Herumtappen     im     Dunkeln  ,1^^    Alten    verleitet    werde.     Wie    mau  einerseits  die  Gross- 

in  Nichts,    und    ist  um  so  verwerflicher ,    da    die  hier    noth-  ar,igU,.it     ,|,.s    Alterthnins    kaum     lebhaft    genug    schildern 

wendigen     Regeln     in     ein     paar    Stunden    jedem     Schüler,  ]..,„„  ^     g„    ,|„rf    man    andererseits     die    schwachen    Seiten 

der    nur    einiges   Gefühl    für    musikalischen  Tact    hat,    mit- 


getheilt    werden    können.       Was    aber    das   Cebertragen    des  .,    r,        i   .    •    ■     1          ■        1       1               •       j-            n       ■   i  »           1. 

.                                                     "  ♦}   Oie    l.ileiniscnen    Lexika   Inssen    in    dieser    Hin.«icut    noch 

poetischen  Ausdrucks  betrifft,    so    gewöhne    man    den  Schli-  ^   yi,.,    ,„    „.„.„eben     iibiig.       D.is    -riecbisclie    Wöricib.ich 

ler    besonders   au    den    Gebrauch    edlerer    und    narhdrucks-  von   Passow  (Uycgen  gibt  oft  sehr  äjlücklicb  gebildete   poe- 

rollerer   Wetter,    sowie   au   Kürze   des   Ausdrucks,    damit  tische  Wörter  aus  Jen   bessten  deutschen  Maehbildun^en 


3? 7  '                         328 

«Irssrllim    »ozii  ainli  ilic  lici  ilirii  liiTrsrliniilpii  liosrliraiik-  ad  aperluram   in   flor    MuMorsprarlie    klar    aiispinanilrrzu- 

liTfii    Aii-'iililfii    von    der    lidlicrpii    Woltiiriliniiij;    <;clWirpii ,  lrt,M>ii    Icriir-ii.      Bri  der  ü.-l>ertra(;uiig  im  Allepiiii'iuen  k.iii- 

lor    .l.-i»    Srliiili-r    liich»    gaii/licli    i(;Mi>rireii.  ii""    »«'Ibst  froipre,    «IiimIi  (Ipii  Gel.raiuli  «Irr  illiittprspraclic 

No.li    iiifiu'P    IUP    Diilitprlprti'irc    kiir»,   prufiluit    «enleii.  als   notlittpiiilit.'    gpliotpiip    Apiidpruiijjpii   dps   Original»,    ja, 

Hiprlipi    iiiiis-i    dpr   Schiilpr   auf  das  Kiiii;phpn    in    die  dirli-  spllist   zur   Erklärung   dipiipiidp    lliiisiliri-iliiin^'pii    und    Zii- 

Ipri-clip    SliracliP    und    t'oin|)<isi(ion    sor(;fältinpr    liin^'plpifpt  sHtr-e  .     >i  o    sie    das    ri<litif;e    V^erstäiidiiiss    dos    (iaiizpn    rer- 

»prijpii       vr    SS    dir    pinzplnpn    diirili    poplisrlie    Indiri-  langt,    (CPstattet   »erdi-n.      Ilaiiptgnindsatz   nniss   alipr   iiiin- 

diialisalion     hpn(irj;pliiilipnpn     (jipdankon    als     zur     Ipbhaf-  inelir  spiii,  dpn  diMi»stlipn  Ausdruck  dem  (ieiste  dps  Schrift- 

Iprpii    \  pranscli.inliclinn;,'    nntli» endiffp    TliPJIe   des   Ganzen  stellprs    anjjeiiipsspii    zu     erlialtpn.        E«     »»ir<l     daher    das, 

l.i-urtlipilpn      anrli    die    scliukliilien    UeUpr jj.'ii.xe    unil    Ver-  »vas   mau    den    Slil    des    Scliriftsleljers    nennt,     das    helsst 

l,,„,| ,(,„     ,|pr    Tlieile    unter    einander    erkennen    lernen.  die     ihn     <on     Anderen     rliarakteristiscli     uiifeisriieidenden 

K«  s<n>iKt  ilie  Kennfniss  des  elegischen  ^'ersniasses,  «o-  rhetorischen  Eigeiitliiiinlichkeiteii ,  vorzugsiieise  zo  he- 
llet "jedoch  lief  Srhiller  nicht  blosse  Fertigkeit  im  Scan-  riirksich(igeii  .sein.  Als  Beispiele  H.'lhle  ich  die  Sprache 
sondern  niiiii«  ehr  auch  (ie»and(lieit  und  Geschmack  des   Cicero     und     des   Tacitus.       Wie     es     keine    zu     grosse 


ihri'n. 


im    declaniatorisclien    Lesen    der    Verse    an     den    Tag    legen  Aiiforderiiiig   an    den    Schüler   der    höchsten    .S«ufe    ist,     die 

Koll;   daher    eine    naher    hegriiiiilefe  Lehre    lon    den  Haupt-  prägnante    Ivürze    und    den    körnigen,     kräftigen    Ausdruck 

casnren    des    Hexameters    nicht   fehlen    darf.    Uebprall  nuiss  des   Letztern    in    die    breitere    und    geschmeidigere,    höchst 

aber    der   .Schiller    zur    Beachtung   der    graminatischen  Con-  fliesseiide    und    (liissigc   Sprache    des   Ersteren    hier    und    da 

«trurtioii    angehalten    werden    lind    diese,    «o    es    iiötliig    ist,  umznuiodplii ;     so    ist   es    auch     keine    dessen    Kräfte    liber- 

uaiiieiillicli    bei    lerivii  kelteii    Siitzen  ,   selbst    «örtlich    (»ie  steigende     Aufgabe,      den*  eigentlifiuilicIiPii  ,      oft    durchau» 

auf  <|pr    friiheren    Stufe)    aiifiiehmeii.       Man     kann    es   dem  poetischen    Ausdruck    des    Tacitus    dem  Geiste    des  Schrifl- 

Aiifanger   iiidit    genug    einst  li,':rfeii,    dass   die   streng    gram-  »(ellers    angemessen     in     unserer     biegsamen     und     reichen 

niatisclie    Conslructiini    der    iioth«  endige    Schlüsse!    Ist,    mit  31iitterspraclie    » iedcrzngelien ,      oder     eine     Uiiger    geglie- 

deiii    er   sich    das   I\l\sterluin    des    durch    die    liiiersiou    fer-  «lerte  ,     durch    viele     Einschiebsel     erneiterte    Periode    de» 

«terktesten    Geflankens   erschllessen    kann       Noch  bemerke  Cicero   durch    einen    ruhigem    Gang   in   der  Satzverbindung 

ich        dass     auch     für    das     Lesen     prosaischer    Stucke    liu  utiserem    Ohre   angenehm    zu    machen. 

lebhafterer        mehr    declaiiialorischer     Vortrag     auf    dieser  Was    nun     die     hier     anwendbareii    Regeln    der    Herme- 

Siiife    eln>'efiilirt    »erden    niuss,    auch  mitunter  ilie  scÄ/i'/'/-  nentik    betnlft,   so    muss   als  Forlsihrilt  betrachtet    werden, 

liehe  llebersetziiii"    geeigneter  Stellen    eines  gelesenen  Pro-  dass    zur    exegetischen     und     ästhetischen    Erklärung    noch 

saikers    an    ihrer    Stelle    ist.       Als    Probe     für    die    Veraii-  die    kritische     hinzukommt,     welche    schnerlich    entbehr« 

gchaullcliuno-    der    Lcctüre    auf  dieser  Stufe    wähle    ich    fol-  werden    kann,     so    wenig    Gebrauch     für    die    Schulen    mau 

L'eiides   Beispiel:  hier    und    da    von    dieser    auch    machen    zu    inüs.'*eii    glaubt. 


Declamatorische   Leseäiung. 


Die    Texte    der    alten    Schriftsteller    sind    stellciineise    zu 

verderbt,     als   dass    man    nicht   zu    einer    geistreichen    Con- 

Quaniquam    mihi     seiiiper     freiiuens     Kinspecdis      vester  jpctnr  irgend  eines  K  ritikers  seine  Zuflucht  nelinien  müsste. 

iiiiillo    iucuiidissimus ,     hic    anicm    locus    ad    ageiidiiin    am-  Auch    ist   die  Lebung    für    den  Scliarfsliiii    hierbei    ganz    be- 

ptissimus,    ad    dicendiim    ornitlissimus    est    visiis,    Quintes,  sonders     in     Anschlag     zu    bringen.      ledoch    mus»    hier   vor 

tanien    hoc   ailiUi  laudis,    qui  sempi-r  optiino  ciiKiiie  /«n.iiwe  Allem    das    richtige     ftlass     gehalten     »erden,      und    es     ist 

patult,     non    mea    me   vnluntas,    seil   nieae   vilae   ritliones  „jchf   genug  auf    kiitisch     berichtigte   Tette    für   die    Lec- 

ab    ineunte   aetate    susreptae    prohibiieriiiit.  ||  türe    in    der    Schule   selbst    zu    halten.      Ua    nun   auf  dieser 

Ueiersetzuti".  Sinfe    der    Horaz    hinzakommt  ,      so     muss    die    ästhetische 

.       ,         •    1  i-    1     IT.  Erklärung    schon     desshalb     erweitert     »erden,      »eil    die 

Wiewohl,     römische    Bürger,     nur    «1er    Anblick    Eurer  ^    ,,        ,     ,  ,  ,       ,  hl,  ,  . 

'  ,  .       ,  ^       tr  EntwicKeluiid   der    verst  hiedenen    Uichtungsarten ,    nainent- 

zablreichen     Versaminlung    »eit    das     grösstc     »  ergnngen  ,  ,     ,      ,        .  ,  o  i     i        ■     i        «■    ... 

'        '  »  .  ,,    ,,  ,  11    ir  lieh    iler    lyrischen    Poesie,     und    der    leiier    Gattung    eigeii- 

di.scr    Ort   aber   dem    vor    dem  \  olke    von    ihui    herab  »er-  -  ' 

,.,       ,  ,  1  IL         D  tbuniiicneii       durchaus    angeuiisseuen    l'orin    nunnielir    un- 

hHiiileliiden    die    grösste    Würde,     dem    von    deni.splbeu    Ke-  i,.      r    i         ■     i         i        „  ■  r     i    .    .  •     * 

'  "     .,.  ,     ,  ,.  II..  erlässlich    »ird.       lu     Beziehung    auf    letztere    genügt     es, 

dendpii    die    grösste  Ehre    zu    verleihen    schien;   so  hinilerte  ,,.,..,  ...  ^    ,  i  i\i    <  k 

"  ".  ,,         .,         ,       ,   ,.    ,        1  „    1    ..     •    I,  'len    Schüler    mit    dem    Schema    eines   ledeu    Metrums    nach 

mich    doch,    diese   allen    Vaterlaiidsliebeiideii  zunächst  sich  ■  i.-    ,  .   i  i     i  *  i 

',.,,„,  .  ,  1.1  seiner  äusseren  Jorm    und  Entstehung  bekannt    zu    maclieii 

rröiriiende    Laufbahn    des    Kuhnies    zu    betreten,     nicht    der  i       ■        •     ,  i.     ■  ..  i         ,  r        t       „„ 

....  ...  und    ein     lede.s   aehörig    einzuüben,      damit    er     die     »  erse 

efciic    Wille,   siiiulern    mein    eigenthünilicher ,    vom   Jung-  ■'  ■    ,         n    •         •    i  .  i  i   , 

-  '  .      .     r   ,  I      .  1  II  "'"'    Strophen    nicht   allein     richtig    zu    scandiren  ,     sondern 

lingsalter    an    von    nur    heiolgter    Lebeiisplan.  l        ■    i  ,■         .      i  ..  i  i  i     r,  i  ■    4  .,.i„ 

"  ^  r  11  auch     richtig     deciaiiiaturisch     zu     lesen      heläliigt      »erde. 

Kritik  der   Ueliersetzung  und  Interpretation  Uass  endlich    die    graiiiinaiische    Interpretation   auch   hier 

des     Textes.  Grundlage    bleibt,     ist   schon    oben    bemerkt    worden,      liiiii 

Vierte   Stufe-      Als  Fortschritt    mag  betrachtet   werden,  es    mag   nur  hinzugefügt   »erden,   dass   eine   sehr    nützliche 

das»    der     S<  liüler     zu     grösserer    stilistischer     Gewandtheit  Abwechselung   auf   dieser  Stufe  erzielt  werden  kann,    »enn 

im    münilllchen  uinl  scliriftlichen  Gedankenausdriick  ,    nach  der    Lehrer    bald  selbst   die  Interpretation  vollständig  über- 

den  hochsteo  .Mustern  des  Alterthuins,    hlnangeführt  werde.  nimmt,     bald     sie     den    fähigeren     Schülern     überl.'isst,      so 

Er    muss   an    die    rhetorische   Schönheit    und    hnhc  Eleganz  dass     dieselben    das     Geschäft    des     Lehrers     nach    eigenen 

des    Ausdrucks   der    Prosaiker    und    Dichter    hinanzurliigeii  Kräften    vollziehen.      Hier   kann   auch  für    das  Griechische 

suchen,    und   si'lbst  nocli    11  <:ht   gelesene,    geeignete  Slclleu  die    (Jebersetzung     iu's     Lateinische    eintreten;      wie     denn 


329 


330 


i'iberhaupt  auch  lateinische  Schriftsteller  in  «lieser  Spra- 
che loii  Lehrer  und  Schüler  commeutirt  werden  können. 
Namentlich  dürfte  das  Uebersetzen  der  griechischen  pro- 
saischen Sc\\t\(isie\\et ,  sowohl  derer ,  die  sich  dnrch  ein- 
fachere Spruche  auszeichnen,  wie  Ueroilot  und  Xeno- 
phon,  als  auch  der  attischen  Redner,  »eiche  sich  durch 
grössere  Redefülle  und  zierlicheren  Gedankenauedruck 
anlerschci<len,  für  die  L'ebung  des  lateinischen  Stils  von 
grosserem  Mutzen  sein,  als  die  zu  diesen  besonderen 
Uebuni;en  gewählten  IMuster  aus  vaterländischeu  moder- 
nen Autoren.  Für  die  auf  dieser  Stufe  einzuführende 
äussere  Form  der  ftlethode  eine  Probe  zu  geben,  wie  es 
bei  den  frühern  geschehen  ist,  erscheint  desslialb  un- 
nöthig,  weil  darin  etwa  nnr  die  Abänderung  eintritt, 
da»s  (Irr  Schüler  die  Uebertragung  eines  grösseren  Ab- 
schnitts (eines  Capitels  etv\a,  oder  eines  kleineren  dich- 
terischen Ganzen  ,  einer  Ode  des  Horaz  u.  s.  w.)  ganz 
vollendet,  und  dann  erst  das  Geschfiit  des  kritisirenden 
und  interpretirenden  Lehrers  eintritt.  Dass  vor  iler  Lec- 
türo  eines  Schriftstellers  oder  einzelner  Theile  eines  Dich- 
ters hier  auch  die  nöthigen  Einleitungen  ausführlicher  zu 
behandeln  sind,  bedarf  wohl  kaum  einer  besonderen  Be- 
merkung. 

Es  handelt  sich  jetzt  um  die  Wahl  der  Autoren,  wel- 
che für  die  hier  angenommenen  vier  Bildungsstufen  als 
die  geeignetsten  und  zweckdienlichsten  sich  zu  erkennen 
geben.  Ich  gestehe,  dass  ich  mich  für  die  Meinung  der- 
jenigen erkläre,  »eiche  die  Zahl  tler  auf  Schulen  zu 
lesenden  Schriftsteller  möglichst  beschranken  wollen.  Ich 
glaube,  dass  nur  wenige  alte  Schriftsteller  sich  für  die 
Jugend  vollkommen  eignen  ;  ilass  nur  diejenigen  die  ge- 
eignetsten sind,  welche  klar  und  deutlich  schreiben,  und 
sich  durch  {Einfachheit  und  Schönheit  <ler  Diction  aus- 
zeichnen. Desshalb  halte  ich  den  Herodot ,  Xenopbon 
und  die  leichteren  attischen  Redner,  ilen  Homer  und 
Einzelnes  von  den  Tragikern,  den  Cornelius  Nepos,  Cä- 
sar, Lirius  und  Cicero,  den  Ovid,  Virgil  und  Horaz  für 
ganz  vorzüglich  geeignet,  um  sie  mit  jungen  Leuten  zu 
lesen. 

Um  nun  aber  speciell  anzugeben,  in  welcher  Folge 
diese  Scliriftsteller  zu  lesen  sind  ,  bedarf  es  zunächst  nur 
der  Andeutung,  dass  diejenigen,  welche  sich  durch  die 
einfachste  und  verständlichste  Diction  auszeichnen,  auch 
für  die  untersten  Stufen  die  geeignetsten  sind,  und  da 
in  meiner  früheren  Mittheilung  die  intensive  Seite  der 
Alethode  in  der  Leetüre  berücksichtigt  ist,  so  handelt  es 
sich  hier  hauptsächliih  um  die  extensive  Seite  derselben. 
Ich  glaube,  dass  hierbei  ganz  besonders  der  von  der  Ju- 
gend genjachte  Fortschritt  in  der  ästhetischen  Bildung  in 
Betracht  gezogen  werden  muss ,  wodurch  sie  en<llich  zur 
Beurtheilung  des  Schriftstellers  selbst  und  seiner  Lei- 
stungen, mit  einem  Worte  zum  Genüsse  des  Ganzen  kom- 
men soll.  Am  vollkommensten  nun  würde  diess  erreicht 
werden,  nicht  wenn  man  mit  den  verschiedenen  Autoren 
von  Stufe  zu  Stufe  wechselte,  indem  man  von  einem  Frag- 
mente, aus  dem  einen  zum  andern  überspringt,  sondern 
wenn  man  Einen  wählte,  und  diesen  mit  den  Schülern 
einer  jeden  Stufe  in  einzelnen  angemessenen  Abschnitten 
80  läse ,  wie  es  ihrem  jedesmaligen  Standpuucte  und  ih- 
ren   schon    gemachten  Fortschritten    angemessen  ist.      So 

ü)rinnasialzeilun^. 


würde    man    stets    im    engsten    Zusammenhange    des    Bil- 
dungsganges  bleiben,   indem   der  Schüler   intensiv  und    ex- 
tensiv  gewönne.      Man.  liest    wohl,     um  mich   eines   Bei- 
spiels  zu   beilicnen,    in   Tertia   den   Coriiel   und    Cäsar,    in 
Secunda  den   Livius,     in   Prima    den    Tacitns.      Aber   wie 
wenig    lernt    der  Secondaner    und     Primaner    von    seinem 
Livius   und   Tacitus   kennen?      Kaum  liest  er  'i  —  3  Bücher 
vollständig.      Ich    will   den  Stnfengang ,    wie    die    genannten 
Schriftsteller   gelesen   «erden,   an   sich  nicht  tailcin,   auch 
den    Wechsel   mit   den   einzelnen   Schriftstellern   im  Allge- 
meinen  nicht   geradezu    verwerfen,     weil    dieser    auch    in 
seiner   Art   recht   zweckmässig    sein    kann;     nnr    wenn    es 
sich    darum    handelt,    den  Schüler  in  die  einzelnen  IMuster- 
schriftsteller  einzuweihen  ,   sie  in    den  Geist  derselben    ein- 
zuführen,    ist    der     beständige     AVechsel     derselben     nicht 
dienlich   und    rathsam.      Für    diesen   Zweck,     und    um    den 
Schüler    endlich     zum     Genuss     des     Ganzen     hinzuführen, 
scheint   es    besser,     einen    Schriftsteller    zu    lesen    und    von 
dessen    Schriften    das    Leichtere     für    die     untersten    Stufen 
auszuwählen,     das    Schwerere    dagegen    für    die    höheren 
Stufen   aufzusparen.      Ich    will,   um   mich   deutlich   zu   ma- 
chen,    den    Homer     und    den    Cicero    wählen.        IMan    liest 
mit    den     Tertianern     kleinere     und     leichtere    Stücke    aus 
der   Odyssee.      In  Secunda   mögen    grössere  Theile    im  Zu- 
sammenhange   gelesen     werden.        In     Prima    endlich     lese 
man   die    lliade    und    zwar   cursorisch,     wobei    nur     eigent- 
liche  Schwierigkeiten    nicht   leichtsinnig   übergangen    wer- 
den  müssen.      Hier    mache    man    auf    die    \'erschieileiiheit 
der    beiden    Homerischen    Gedichte    aufmerksam,     auf    die 
Schönheit    der    einzelnen     Bücher     vor    den     andern,      auf 
dichterische    Darstellung,     auf   den     Unterschied    der   epi- 
schen   Sprache    und    Schilderung    bei    Homer    und    den   spä- 
teren   römischen    Epikern    u.    s.    w.      Ist    nun  der  Tertianer 
zänächst    mit    dem    epischen   Dialekte     bekannt    geworden, 
hat   er   diesen    von    dem     attischen     unterscheiden     gelernt, 
hat   der   Secundaner  sich     mit   den    svntalitischen    Gesetzen 
der  Homerischen  Sprache,    mit  dem    alten  Sängerausdruck, 
der   Constrnctionsweise    des  Homer    vertrauter    gemacht,   so 
findet   er    als  Primaner    in    der  Ilias    gewiss  keine  zu  grosse 
Schwierigkeiten,   um   sie    leicht   und  mit    wahrem  Interesse 
an   der  Handlung   und  dichterischen  Dai-stellung   zu  lesen. 
So    kommt    er    endlich    zum    Genüsse    des    Ganzen.       Um 
nun   zum   Cicero    zurückzukehren,     so   kann   man   mit  den 
Tertianern    einzelne     Erzählungen     und     kleinere    Bruch- 
stücke  aus    den    philosophischen     Schriften,     den    Briefen 
oder  Reden    lesen  uiiil  hierzu    etwa   die  sehr    zh  eckmässige 
Auswahl   von   F/ietlemiinn    oder   Kra/t   benutzen.      In   Se- 
cunda   wählt    man     grössere    Abhandlungen    und     leichtere 
Reden,    in    Prima    liest   man    die   schwierigeren  Reden    und 
hauptsächlich,   als    wahre   Muster   für   den    einfach  schönen 
philosophischen  Geilankcnansdruck    im   classischeu    Latnin, 
die    geeignetsten    philosophischen    Schriften.       Kim-nt    man 
nun    an,    dass   der   Cursus   von  Tertia    bis   zum    Austritt  aus 
Prima  auf  6  —  7  Jahre   ausgedehnt   ist,    so   darf  man   be- 
haupten,    dass    der    Schüler     in    ijieser   Zeit  seinen    Cicero 

—  dem    für  ihn    geeignetsten  Theile   seiner  Schriften   nach 

—  verstellen  und  seine  Latinität  daran  bilden  gelernt 
hat,  wobei  denn  die  Vortheilc,  die  er  für  seine  philo- 
sophische Vorbildung  und  die  stilistische  Fertigkeit  in 
der  Muttersprache   gewonnen   hat,   in  keinen   geringen  .4n- 

24 


331 


332 


sclilaj;  zu  lirin|;pn  sincl.  Nimmt  man  nun  den  Gewinn 
fiir  si-ino  ,1:<tliptis<'fi<-  Oililiiii);  liiii/.u  der  ibm  ilaiinrch 
enCslelit,  «lass  rr  /.«ei  grossarligo  Uiclidiii^pn  eines  Ori- 
i;iiial{;eiiies  in  ihren  glänzendsten  Partien  kennen  (gelernt 
Und  mit  der  Frische  eines  jugendlichen,  den  Srhönlieiten 
der  Poesie  sich  so  gern  liiiij^ebenilcn  Genn'iths  in  sich 
anf^'enoninien  hat,  so  »ird  man  in  diesen  beiden  metho- 
disch |;elc^tenen  Srhriftstellern  die  einfachsten  Mittel,  aber 
auch  sehr  bedeutende  Elemente  der  Humanitätsbildung 
anerkennen  müssen,  und  darf  sich  nicht  wundern,  dasg 
die  Resultate  einer  solchen  Lectüro ,  n'icksichtlich  der 
harmonischen  Ent»  ickelung  der  Gemiiths-  und  Geistes- 
kräfte, befriedijfend  ,  ja  mitunter  glünzeiid  sind.  Diess 
Letztere  »ird  natärlich  nur  da  der  fall  sein,  tvo  das 
Lüherc  Talent  die  Forts<hritte  belliigclt;  dass  aber  ge- 
rade dieses  in  dem  Studium  der  Alten  seine  wahre  Nah- 
rung und  den  Boden  findet,  wodurch  es  gedeihen  und 
sich  zur  lilüthe  entivickeln  kann,  ist  gewiss  ein  bedeu- 
tendes (lewicht  in  den  jetzt  sehr  schwankenden  Wagscha- 
lon    der   Schulbildung. 

Wie  nun  nicht  leicht  eine  Blethode  stattfinden  möchte, 
welche  nicht  nach  Umstäiiilen  manche  !V]odifieationen  zn- 
liesse ,  so  kann  man  auch  bei  der  hier  vorgeschlagenen 
entweder  weniger  Stufen,  oder  mehr  annehmen,  je  nach- 
ileni  die  Schriftsteller  sich  qnaljficiren,  o<ler  man  einen 
Erfolg  beabsichtigt.  Sehr  nahe  liegt  es  hier,  den  Weg 
einzuschlagen  ,  dass  man  einen  Schriftsteller  mindestens 
auf  zwei  Stufen  liest.  Allerdings  möchte  die  Ve'uieh- 
rung  derselben  auf  alle  rier  ihre  besonderen  Schwierigkei- 
ten riicksichtlich  des  zu  wählenden  Stoffes  haben;  gleich- 
wohl ist  eine  solche  doch  denkbar.  So  könnte  man,  um 
ein  Beispiel  anzuführen,  bereits  in  Quarta  mit  den  Tri- 
stieii  des  Ovid  anfangen,  mit  den  Metainorjihosen  in  Ter- 
tia fortfahren,  in  Seciiiida  die  Fasten  folgen  lassen  und 
in  Prima  uiit  den  Heroiden  den  Beschluss  machen.  Hier 
ginge  man  loii  kleineren  elegischen  Ganzen,  die  dem 
Anfänger  leicht  überschaulich  sind,  zu  grösseren  epi- 
schen Darstellungen  und  endlich  zu  Schilderungen  über, 
welche  als  rollkommene  Seelengemälde  nur  ron  dem  rei- 
ferem Gemüthe  aufgefasst  werden  können.  Indessen  be- 
merke ich,  dass  ich  keinesvvegs  die  vorgeschlagene  Me- 
thode in  solcher  Starrheit  erhalten  wissen  möchte,  wo- 
nach alle  Classiker  so  unil  nicht  anders  gelesen  wurden. 
Es  ist  genug,  wenn  diess  nur  bei  einigen  geschieht,  wo- 
für ich  nainentlich  Homer  und  Cicero  je  für  drei  Stufen 
als  stehende  Leetüre  für  nothwendig  erachte.  Werden 
dann  auch  andere  Schriftsteller,  etwa  mit  Rücksicht  auf 
den  Zusammenhang  der  geschichtlichen  Begebenheiten 
und  die  histoi'isihe  Entwickeluiig  der  Sprache  Herodot, 
Xeijoplion  und  Thukxlides,  oder,  weil  sonst  für  passend 
gehällen  ,  Cäsar,  Livius  und  Tacitiis  gelesen:  su  kann 
man  durch  die  Privaltectiire ,  die  jedenfalls  unter  <len 
Schülern  befördert  werden  muss,  deu  Grundsatz,  dass 
jeder  derselben  von  den  vorzüglichsten  Schriftstellern  ei- 
nen grösseren  Tlieil  —  wenn  nicht  das  Ganze  —  gelesen 
habe,  aufrecht  zu  halten  suchen;  so  dass  z.  B.  jeder 
eine  Dekade  des  Livius,  die  vier  letzten  Bücher  iles  He- 
rodot kennen  lernte,  oder,  wenn  in  der  Schule  etwa  das 
zweite  und  vierte  Buch  der  Aeueide  gelesen  würde,  diese 
Leetüre   durch   das   erste,   dritte,  fünfte   und  sechste   Buch 


zu  ergänzen  wäre,  oder,  «venu  aus  der  zweiten  Hälfte 
dieser  Epopöe  einzelne  interessante  Partien,  wie  die  Be- 
schreibung der  Wettkämpfe,  Caciis  ,  Nisus  und  Eurvalus, 
der  Toil  des  IVlezeutius ,  Camilla  in  der  Schule  heraus- 
gehoben wären,  dann  könnte  dem  Schüler  die  Aufgabe 
gestellt  werden  ,  die  zweite  Hälfte  des  ganzen  Gedichts 
für  sich  im  Zusammenhange  zu  lesen.  Auf  ähnliche 
Weise  kann  mit  dem  Tacitus,  namentlich  den  Annalen, 
verfahren  werden  ;  nur  dass  ülTentliche  und  Privatlectüre 
sieh  gehörig  ergänzen  und  unterstützen,  damit  der  gehö- 
rige Einklang  und  Zusammenhang  in  den  Studien  erhal- 
ten werde.  Allerdings  könnte  hier  der  Lehrer  in  dem 
methodischen  Gange  durch  die  Herausgabe  von  Chresto- 
mathien sehr  unterstützt  werden;  tlem  Kundigen  «ird 
es  aber  nicht  schwer  werden,  gerade  diejenigen  Stelleu 
aus  grösseren  Werken  herauszusuchen,  welche  sich  für 
die  öffentliche  Lectüre  am  meisten  eignen,  und  zum  Le- 
sen des  Ganzen  anregen.  Es  bedarf  daher  bei  den  mei- 
sten Schriftstellern  nur  eines  correcten  Textes;  für  die 
ersten  Stufen  leisten  beim  Schulgebrauche  bereits  vor- 
handene kleinere  Chrestomafliieii  die  nölhige  Aushülfe. 
Einsichtsvolle  und  erfahrenere  Schulmänner  könnten  mit 
ihrem  Rathe  und  ihren  Winken  sehr  willkommenen  Dienst 
leisten,  wenn  sie  auf  eine  solche  passende,  strengere 
Auswahl  des  in  der  Schule  aus  alten  Schriftstellern  zu 
Lesenden  aufmerksam  machten  ;  eine  langjährige  Erfahr 
rung  hat  mich  belehrt,  dass  eine  solche  nicht  so  leicht 
ist,  als  es  manchem  Beurlheiler  geschienen  hat.  Ich 
würde  mich  sehr  freuen,  wenn  meine  Bedenklichkeiten 
einen  oder  den  andern  Leser  dieser  Blätter  veranlassen 
sollten,  seine  Ansichten  und  Meinung  über  diesen  gan- 
zen, gewiss  höchst  wichtigen  Gegenstand  mifzuthcilen. 
Vieles  ist  hierin  schon  durch  Herausgabe  einzelner  AVerke 
und  selbst  durch  grössere  Chrestomathien  geleistet;  aber 
dennoch  hält  es  schwer,  hier  eine  strenge  Auswahl  des 
Nothwendigsten    und    Bessten    zu    treffen. 

Noch  bleibt  übrig.  Einiges  über  den  Wechsel  der 
Autoren  innerhalb  der  einzelnen  Stufen  selbst  zu  bemer- 
ken. Da  ich  im  Vorigen  mich  gegen  alle  unnütze  Zer- 
splitterung des  Unterrichts  ausgesprochen  und  auf  die 
möglichste  Concentrirung  der  Schüler-  und  Lehrerkräfte 
gedrungen  habe,  so  kann  ich  auch  hier  aus  Conse(^ueuz 
der  Ansidit,  weiliger  durch  eigene  Erfahrung  belehrt, 
der  Einrichtung  unserer  Gymnasien  nicht  ilas  Wort  re. 
den,  HOnach  in  den  einzelnen  Classen  die  Lehrstundeu 
im  Griechischen  unil  Lateinischen  so  wechseln,  ilass  etwa 
je  zwei  auf  die  einzelnen  prosaischen  und  poetischen 
Schriftsteller  fallen.  Mau  meint  gerade  in  dieser  steten 
AbMechselung  eir^  Mittel  zu  haben,  die  Leetüre  den  Schü- 
lern angenehmer  zu  machen.  Es  ist  aber  die  Frage,  ob 
eine  auch  hier  befolgte  einfachere  [\Iethode  nicht  zu  gün- 
stigem Resultaten  hinsichtlich  einer  gründlicliern  Aus- 
bildung und  schnellern  Weiterführung  der  Zöglinge  führt, 
und  hier  eben  ist  es,  wo  ich  bis  jetzt  noch  nicht  aus 
eigener  Erfahrung  reden  kann.  Eist  seit  Kurzem  ist  in 
hiesigen  Landen  nach  dem  Eintritt  des  Professors  Dr.  A. 
L'hde  in  die  Würile  eines  Sihulraths,  der  als  solcher 
Mitglied  des  Herzoglichen  Consistoriums  ist,  die  Einrich- 
tung getroffen  worden,  dass  auf  den  Gymnasien  in  dein 
Wechsel    der    Aiituren     innerhalb     einer   jeden    Lehrstufe 


333 


334 


eine  Aenclernn^  eintrete,  »onach  neben  einem  lateinischen 
Dichter  ein  griechischer  Prosaiker,  oiler  umgekehrt,  in 
je  4  wjtchentlichen  Lelirxtunileii  gelesen  tteriio.  Diese 
Einrichtung  hietet  allerilings  theils  an  sich  ,  theils  in 
Beziehung  auf  liie  übrigen  in  ilen  Gymnasien  eingeführ- 
ten Lehrgegenstänile  gr<is3e  Vorlheile,  und  zunächst  den, 
dass  der  Schüler  eher  einen  grosseren  Theil  eines  Sihrift- 
stellers  im  engern  Zusammenhange  der  Lectürc  überbli- 
cken kann,  daher  einen  frischen  Eindruck  daiun  erhalt, 
und  diesen  also  um  so  leichter  in  sich  erhält  und  bewahrt. 
Es  möchte  also  hieraus  der  Scbluss  zu  ziehen  sein,  dasg 
er  am  Bude  hierdurch  mehr  Interesse  und  Vergnügen  an 
der  Lcctüre  finden  »verde,  als  ihm  der  beständige  Wech- 
sel zwischen  vier  Schriftstellern  macht,  wobei  er  sich 
in  iler'Lectüre  und  namentlich  in  «lern  Verständniss  des 
Ganzen  doch  nicht  recht  gefördert  sieht.  8ndann  ist 
nicht  zu  verkennen,  dass  ein  periodisches  Treil>en  irgend 
einer  Sprache  seine  besonderen  Vortheile  gerade  darin  hat, 
L  ilass  die  Seelenkräfte  durch  eine  anhaltende  Richtung  auf 
^  das  fremde  Idiom  sich  mehr  concentrircii,  und  der  Geist 
mehr  befähigt  wird,  sich  desselben  bis  zu  einem  gewissen 
Puncto  zu  bemächtigen.  Ein  Versuch ,  den  ich  mit  der 
Lertüre  eines  griechischen  Prosaikers  und  eines  lateini- 
schen Dichters  gemacht  habe,  hat  mich  gelehrt,  dass  es 
den  Schülern  besondere  Freude  machte  ,  innerhalb  eines 
Monats  ein  Stück  aus  Lucian's  Schriften  gelesen  zu  ha- 
ben, worauf  sonst  wohl  das  Doppelte  der  Zeit  und  dar- 
äber  verwandt  wurde.  Ebenso  konnte  neben  der  Dich- 
terlectüre  Vieles  aus  der  Prosodie,  auch  das  Nothige  ans 
der  Aletrik  über  den  Bau  des  Hexameters  mitgcthcilt, 
und  iler  Sc^hnler  schneller  dahin  geführt  werden  ,  den 
Hexameter  richtig  und  fertig  zu  lesen,  was  ihm  beson- 
dere Lust  macht,  und  für  die  Picliterlectüre  gewinnt. 
Auch  hier  wurde  eher  ein  grösseres  Pensum  beendigt, 
and  es  lässt  sich  erwarten,  dass  mit  der  Zeit  die  Fort- 
schritte der  Schüler  eich  verhältnissmässig  günstiger  her- 
ausstellen. Ganz  besonders  inuss  hierbei  berücksichtigt 
werden,  dass  es  dem  jugendlichen  Gemüthe  bei  seinem 
Hange  zur  Zerstreuung  nicht  so  leicht  wird,  bei  vier 
bis  fünf  verschiedenen  Gegenständen  der  Leetüre  sich 
immer  im  Zusammenhange  zu  erhalten.  Jeder  erfahrene 
Lehrer  wird  zugeben  ,  ilass  die  böse  Erscheinung  eines 
nicht  gehörig  gesammelten  Geistes  nicht  selten  vorkommt, 
wenn  mehr  ,  als  zwei  alte  Schriftsteller  zugleich  neben 
andern  sprachlichen  und  w  issenschaftlichen  Lertiunen  ge- 
lesen werden.  Ich  habe  seit  der  Einführung  dieser  ver- 
einfachten AJetbode  weniger  Veranlassung  gehabt.  Diesen 
und  Jenen  auf  den  Zusammenhang  des  Ganzen  oder  den 
Inhalt  des  Vorhergelesenen  aufmerksam  zu  machen.  Das 
Gelesene  war  im  frischeren  Andenken,  und  die  Aufmerk- 
samkeit auf  das  Nachfolgende  gespa)iiiter.  Da  nun  diese 
Methode  auch  in  Beziehung  auf  die  übrigen  Uiiterrichts- 
gegenstände ,  namentlich  die  für  sehr  tiiilhig  gehaltenen 
Realien  von  Wichtigkeit  Ist,  so  müsste  sich  auch  hier 
ein  günstigeres  Resultat  erwarten  lassen.  So  würde  denn, 
insofern  nämlich  durch  die  Leefüre  der  Classiker,  wel- 
che den  Haupttheil  des  Gjmnasialunterrichts  ausmacht, 
eine  grössere  Intension  der  Gemüthskräfte  beftirdert  wird, 
auch  das  Betreiben  der  Realstudien  einen  glücklicheren 
Fortgang  haben,  und   von  einer  anderen  Seite  her  mittel- 


bar unterstützt  werden.  Freilich  hat  diese  Methode  auch 
den  Nachtheil,  dass  die  Leetüre  der  Schriftsteller  auf 
gewisse  Zeit  unterbrochen  wird.  Da;;egcn  darf  man  aber 
auch  den  Reiz  der  Neuheit  in  Anschlag  bringen.  Auch 
kann  man  sich  durch  vierteljährige  Curse  helfen  ,  wenn 
halbjährige  bei  weniger  reifen  Schülern  eine  zu  grosse 
Unterbrechung   herbeiführen   sollten. 

Hcinistadt.  Dr.  J.  (h.  Elster. 


i'l 

Gymnasial  -  Chronik   und   Mi-scellen,    '^' 

.  •«)   la-i 

Braun  aber  g,  Ans  dem  diessjährigen  Herhstprogramm 
des  hiesigen  Königl.  Gvinnasiunis,  welches  eine  (iescbiehte 
des  Magistrates  der  Altstadt  Braunsberg  vom  Oberlehrer 
Dr.  Lilienthal  enthält,  entnehmen  wir  Folgendes: 
Director  der  Anstalt  ist  Ger  lach;  die  Ordinarien  im 
letzten  Schuljahre,  liei  welchen  möglichst  darauf  gese- 
hen wird,  dass  derselbe  Lehrer  die  Schüler  ilurch  einige 
Classen  führt,  waren:  in  Oberprima  Prof.  Biester,  in 
Dntcrprima  Oberlehrer  Dr.  Bunike,  in  Obersecunda 
Oberlehrer  Li  n  gnau,  in  Untersecunda  Oberlehrer  Braun, 
in  Obertertia  Oberlehrer  Dr.  Lilien  thal,  in  Untertertia 
Oberlehrer  Braun,  in  IV.  Oberlehrer  Lingnaii,  in 
V.  Oberlehrer  Dr.  Saage,  in  ^'I.  Candiilat  L  i  I  i  e  n  t  h  a  I. 
Ausserdem  sind  folgende  Lehrer  an  der  Anstalt:  Keli- 
gionslehrer  für  das  Katholische  Hr.  Augnsthat  und  für 
das  Evangelische  Hr.  Pfarrer  Bock,  für  Mathematik 
Oberlehrer  Dr.  Kruge,  der  Hfllfslehrer  Brandenburg, 
der  Schreib-  und  Zeicbiienlehrer  Höpffner  und  der 
Singlehrer   Wilhelm.  .    ., 

'  .9 

Holland.  Gymnasien  und  lateinische  Schulen  da- 
selbst. Der  bei  ilen  Gymnasien  zu  Haag  und  Leyden 
im  Jahre  (858  angefangene  Versuch  zur  .Ausbreitung  und 
l'ermehruiig  der  Hülfsinittcl  ^ur  besseren  ileraiibildung 
der  Zöglinge  wurde  im  Jahre  18  iy  fortgesetzt,  und 
hat  nach  Ablauf  jenes  Jahrs,  nachdem  darüber  eine 
besondere  Untersuchung  aiigesfelit  war,  über  alle  Erwar- 
tung die  erfreulichsten  Resultate  geliefert.  Die  sämuit- 
lichen  Lehrer  sind  von  lebendigem,  gegenseitigem  Wett- 
eifer erfüllt,  der  zugleich  wohlthätig  auf  den  Wetteifer 
der  .Schüler  einwirkt,  und  zur  Genüge  beweist,  wie 
ganz  ohne  allen  Grund  von  Einigen  befürchtet  wurdc^ 
dass  aus  dem  gleichzeitigen  Unterricht  in  den  neueren 
Sprachen  und  Literaturen  grosser  Nachtheil  für  das  alt- 
classische  Studium  entstehen  würde.  Durch  eine,  nach 
reifer  Beratliung  eingeführte,  Vertheilung  iler  Gegen- 
stände des  Unterrichts  hat  man  hinreichend  gesorgt,  dass 
für  diejenigen  Jünglinge  ,  welche  auf  den  akailemisrhen 
Unterricht  vorbereitet  werilen,  das  vurgeiiaiiiite  .Studium 
Hauptsache  bleibe,  und  keine  Ueberlailung  .stattlinile.  Die 
niederläiidisihe  Sprache  und  Literatur,  worin  doch  jeder 
gebildete  Niederländer  bewandert  sein  niiiss,  wird  aus 
dem  Grunde  zwar  in  einem  ganzen  .Schuljahre  nirso- 
risch  behandelt;  dar  Unterricht  aber  in  den  gegeiiHär- 
tigen  fremden  Sprachen  wird  in  iler  Art  geregelt,  dass 
erst  mit  der  französischen,  hernach  mit  der  deutschen, 
eiiillich  mit  der  englischen  Sprache  ein  Anfang  gemacht 
werde.      Auf   dem   GMnnasiuui    im  Haag    beÜeissigt    man 


335 

sich  besonilers  ilor  matliPin.itisclieii  Wissonscliaften  , '"wel- 
che dort  bei  (Ich  Schiilerii  ,  <lie  für  die  Militär-  Akade- 
mie, oAft  Aast  Marine -Institut  lieraiiKi-liililrt  »erden,  oder 
die  sulilies  ausserdem  verlaiij;eii  iiWicIileii  ,  einen  ansehn- 
lichen Hitheiiniiet  errcirlU  halten.  Auch  zu  llarderwijk 
and  XU  Deljt  hat  man  im  Jalire  ISU)  einen  gleichen 
Vemuch  ({einacht,  über  dessen  Resultate  jedoch  erst  in 
riuem  fol;;ondeu  Jahre  »vird  berichtet  werden  kOnnen. 
Zu  Ziitplien  war  am  Ende  des  genannten  Jahres  der 
Plan  für  einen  derartigen  Versuch  ndcli  nicht  znr  lölliffen 
Reife  gelvouimeu.  In  mehreren  Stildten  war  derselbe  noch 
ein  Gegenstand  der  Herathung.  Die  Vorsicht,  womit  man 
hierin  zu  Werke  geht,  ist  keineswegs  /tu  tadeln.  Es  ist 
«loch  ganz  in  der  Ordnung,  dass  etwaige  ^''eränderungeu 
für  Anstalten,  deren  Einrichtung  schon  einen  festen  Bo- 
den gewonnen  hat,  rorlier  einer  gewissenhaften  Berath- 
gchlagiing  unterworfen  werden,  besonders  in  Angelegen- 
heiten der  Erziehung  der  Jugend  fi'ir  höhere  Bildung. 
Daher  kommt  es  denn  auch,  dass  die  Einführung  jener 
Veränderungen,  wovon  hier  die  Rede  ist,  vorläufig  noch 
als  ein  ^'ersuch  angesehen  werden  muss,  und  dass  man 
es  noch  nicht  für  rathsam  gehalten,  in  dieser  Hinsicht 
allgemeine  Jlassregeln  einzuführen.  Dieses  wird  dann 
erst  geschehen  können,  wenn  ilie  Sache  selbst,  durch 
eine  längere  Erfahrung,  sich  als  durchaus  «ueckmässig 
wird  bewährt  haben.  Inzwischen  wird  auch  zu  Assen 
der  gleichzeitige  Unterricht  in  den  alten  und  neuen  Spra- 
chen regelmassig  fortgesetzt,  und  ist  auf  <len  lateinischen 
Schulen  zu  Almelo  und  Enschede,  in  welchen  Fabrik- 
orten der  eigentliche  mittlere  Unterricht  grösseres  Be- 
dürfniss  ist,  als  der  in  den  gelehrten  Sprachen,  durch 
eine  erwünschte  Verandernng  in  dem  Personale  der  Leh- 
rer, bei  dem  letzteren  Besuch  jener  Anstalten,  jener  erst- 
genannte Unterricht  sehr  verbessert.  Die  Anstalt  für  den 
mittleren  Unterricht,  vereinigt  mit  der  mittleren  Schule 
zu  Haarlem,  hat  im  Jahre  1839  einen  schweren  Verlust 
erlitten  durch  den  Tod  ihres  ausgezeichneten  Directors, 
Hrn.  N.  J.  Sleezens.  Dieses  traurige  Ereigniss  hat  dort 
Veranlassung  gegeben  zu  Berathschlagungen,  deren  Zweck 
dahin  führt,  um  das  Gymnasium  auf  dem  nämlichen  Fuss, 
als  das  im  Haag  einzurichten.  In  den  übrigen  lateini- 
scheu  Schulen  wird  inmittels  der  Unterricht  in  der  ein- 
geschlagenen Weise  fortgesetzt.  Der  Unterricht  in  ilen 
alten  Spraclien  bleibt  überall  Hauptsache.  Die  Geschichte, 
wo  dieselbe  früherhin  bloss  auf  die  alten  Völker  einge- 
schränkt war,  wird,  wie  zu  Amsterdam,  so  auch  in  an- 
deren Städten,  stets  weiter  und  in  vielen  Schulen  schon 
bis  auf  die  gegenwärtige  Zeit  ausgedehnt.  —  Gleich- 
wie der  vorgenannten  Anstalt  zu  Haarlem  ist  auch  der 
lateinischen  Schule  zu  Rotterdam  der  Rector  W.  Terp- 
stra,  und  der  lateinischen  Schule  zu  Arnheim  der  Rec- 
tor E.  Waardenburg  durch  den  Tod  entrissen  wor- 
den, beide  ausgezeichnete  iMänner ,  nicht  bloss  durch  ihre 
Gelehrsamkeit  und  durch  die  Gabe  des  Unterrichts,  son- 
dern auch  durch  ihr  unermüdetes  Bestreben  ,  das  Herz 
ihrer  Zöglinge  zu  veredeln  und  ihren  Geschmack  zu  bil- 
den. Tüchtige  !>Ianner  sind  jedoch  wieder  an  ihre  Stelle 
getreten.      Zu  Arnheim  ist  dieses  geschehen  durch  die  Be- 


3<6 

ftfr'dorn'ng  des  'Cohrectors' zum  h.ector.  Derartige  Beför- 
derung ist  als  Mittel  zur  Ermunterung  zu  empfehlen, 
wenn  nämlich  Geschicklichkeit  darauf  Anspruch  gibt. 
Nie  soll  docli  jene  stattlinilen,  als  allein  im  wesentlichen 
Interesse  der  Anstalt.  Zu  Rotterdam  ist  ilie  vacante 
Stelle  wiieder  besetzt  von  dem  Rector  der  lateinischen 
Schule  zu  Middeliurg ,  dessen  Verdienste  dort  allgemein 
anerkannt  waren.  Dass  der  übriges  geschickte  Conrector 
das  Rcctörat  nicht  erhalten  hat,  solches  scheint  man  sei- 
nem jugendlichen  Alter  zuschreiben  zu  müssen  —  Die 
Zahl  der  Schüler  hat  sich  an  einigen  Orten  etwas  ver- 
mehrt, an  andern  vermindert ;  die  sänimtliche  Anzahl  hat 
sich    vermehrt    mit   sieben,    wie    dieses    hervorgeht   aus   der 

Vergleichenden   Tabelle  ,   betreffend  die  Zahl  der  Schüler 

auf  den   Gymnasien  und  lateinischen  Schulen  vom 

Jahre  1834  —  1840. 


Provinzen. 


1834     ISS.") 


1836 


ls37 


1838 


1839 


1840 


Nordbrabant 
Geldern  .     .     . 
Süllholland  .     . 
NorJlioUand      . 
Seeland    . 
Utrecht    .     .      . 
Kriesland 
Oberyssel 
Groningen    . 
ürenthei.     . 

Total 


263 

285 

173 

170 

215 

205 

170 

168 

30 

33 

105 

96 

95 

87 

97 

102 

47 

66 

49 

43 

1244 

1255 

305 
171 
187 
155 
34 
96 
77 
101 
69 
46 


1241 


296 

.301 

299 

295 

142 

134 

127 

1.39 

172 

191 

207 

223 

150 

157 

157 

1.39 

37 

38 

31 

32 

100 

96 

115 

9t 

68 

68 

73 

7.3 

110 

102 

78 

39 

60 

60 

55 

53 

43 

46 

44 

42 

117Ö 

119S 

,  US6 

1155 

Plauen.  Der  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1841 
bis  1842  spricht  mit  dankbarer  Freude  von  dem  Besuche 
Sr.  Excellenz  des  Herrn  Staatsministers  v.  Wietersheim, 
welcher  namentlich  auch  die  unmittelbare  Folge  hatte, 
dass  für  die  dürftige  Schalbibliothek  ein  besonderes  Ge- 
schenk von  200  Thir.  vom  niinisterium  des  Cultus  und 
öffentlichen  Unterrichts  verabreicht  wurde.  In  der  Ein- 
richtung des  Gymnasiums  war  keine  Veränderung  vorge- 
kommen. Vergl.  diese  Blätter  1841.  Nr.  45.  Entlassen 
wurden  im  Laufe  des  Jahres  28  Schüler,  davon  7  zur 
Universität.  Am  Schlüsse  des  Schuljahres  waren  94  Schü- 
ler vorhanden.  —  Dem  Jahresbericht  voran  geht;  Da» 
Bad  des  Claudius  Etruscus  nach  Statins  Sy\y,  I,  5.  uu<i 
IVIartial.  Epigr.  VI,  42,  Uebersetzung  im  Versmasse  des 
Originals  und  einige  erläuternde  Bemerkungen  theils  über 
römische  Bäder  im  Allgemeinen  (Senec.  ep.  8Ö.  Plin. 
XXX,  15.),  Iheils  über  einiges  Einzelne  der  übersetzten 
Gedichte.  Zum  Schlüsse  spricht  iler  Verf.  (R.  Dölling) 
seine  Sehnsucht  nach  einer  tüchtigen  Bearbeitung  dea 
Statius   aus   in   folgenden   Distichen: 

Exoriare   aliquis   critlcis   rx  omnibus  nnns. 

Qui   Stati   reddas   carmina   plana   magis; 
Densas   errorum   radiosa   lanipade    noctes 

Discuiiens   priscum    restituensque   decus!  ^ 

E   gremio,   mea   Porta,   Tuo   lux   illa   venire 

Dicitur.   —  O   faclant  Di   rata  vota  brevi! 


G  y  m  11  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  t  LI  n  g. 


Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Alterthumswissensclialt. 


'X  o  ^  e  111  Ii  e  r    1  S  41 9. 


S'r).  Griechische  Scliulgrammatik  fon  /.  /1.  Härtung. 
Halle,  in  der  BuclihaiKJl.  des  Waisenhauses  tS40. 
XII   und   404  S.    8. 

Eine  Schu1j;raminatik  von  Johann  Adam  Härtung,  dem 
Herausgel)Pr  der  Casus-  und  Partikejlelire  uiifl  der  Euri- 
pideisrhen  Iphi^enia  in  Aulis,  hat  ihrem  Titel  nach  nicht 
viel  für  sich.  Zur  Bearbeitunjf  eines  Schulliuches  j;cliiirt 
vor  Allem  pädag^Oj^isrhe  Einsicht,  umzusehen,  was  man 
dem  Schüler  zu  {jehen ,  und  «ie  man  es  ihm  zu  gehen 
hat.  Oll  Hr.  Härtung  diese  Einsicht  hat,  mass  seine 
ßrammatilv  lietieisen.  Ferner  gehurt  dazu  eine  ruhige 
Klarheit,  ein  gesundes  ürtheil  und  eine  kluge  Beschei- 
denheit in  der  Benutzung  des  durch  die  Wisseiischift  ge- 
wonnenen Materials.  Besitzt  Hr.  Härtung  diese  Eigen- 
schaften? Nein.  Er  hat  einen  gewandten,  genialen  Geist, 
der  leicht  das  Schwierige  ergründet,  und  sich  frei  um! 
kühn  erhebt  über  die  Vornrtheile  einer  yerkelirten  oder 
»errosteten  Doctrin.  Insoweit  hat  er  bereits  Ausseror- 
dentliches geleistet  für  die  hUhere  Wissenschaft.  Di)ch 
besitzt  er  zugleich  ein  sehr  cholerisches  Temperament 
und  eine  gehörige  Dosis  ton  Untniglichkeif.  Dadurch 
lässt  er  sich  zu  einer  Willkür  hinreissen,  ilie  keine 
Schranken  kennt.  INun  ist  das  ganze  Feld  der  Philologie 
ein  Chaos,  eine  Wiiste.  Nun  wird,  was  Jahrhunderte 
bestanden,  umgestürzt;  was  ron  Alters  her  gebräuchlich 
war,  wird  iMissbrauch  ;  was  Andere  geurtheilt,  Vorurtheil; 
was  Andere  ersonnen,  Unsinn.  So  geht  es  weiter  über 
Stock  und  Stein,  bis  des  Zertrümmerten  genug  ist.  Und 
wie  zerstört,  so  aufgebaut.  Dazu  kommen  die  Bausteine, 
wo  möglich,  aus  den  fernsten  Welttheilen.  Nun  steigen 
Kunst-  und  Luftgebäude  auf.  Da  hinein  führt  ein  kur- 
sier Alaclitsprurh  oder  eine  spitzfindige  Dialektik.  i\ur 
wenige  lerwandte  Geister  lassen  sich  verleiten.  Die  Be- 
dächtigen bleiben  zurück:  denn  es  ist  dort  nicht  geheuer. 
Hr.  H.  hat  schon  viel  Wahres,  besonders  in  »eiiii'r  Ca- 
guslehre,  mit  Geist  und  Scharfsinn  an  den  Tag  gebracht; 
aber  sehr  Vieles  auch,  was  bisher  aus  seiner  Fe<ler  her- 
vorgegangen ,  sind  geistreiche  Hirngespinste.  Er  ist  in 
«einen  Forsihiiiigeii  zu  rasch,  zu  kniin  ,  zu  rücksichtslirs, 
zu  überspannt,  und  eben  desshab  dürfte  er  zur  Bearbei- 
tung eines  Schulbuches  nicht  geeignet  scheinen.  Ob  die.-s 
Hr.  H.  nicht  selbst  gefühlt  hat,  wenn  er  in  der  ^'orrede 
zu  dieser  Srhulgranimatik  sagt,  er  würde  sich  oline 
fremde     Aufforderung     und     Mitwirkung     wohl     srluierlicli 

üjn-.nasialzeilun:^, 


zur  Abfassung  eines  Schnlbnches  entschlossen  haben,  ei- 
nes Werkes,  bei  welchem  das  Bestreben,  Allen  recht  zu 
Ihuii  ,    Verpflichtung   sei  ? 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  sich  Hr.  H.  in  dem 
vorliegenden  Schulbuche  sehr  beherrscht  hat.  Docli  das 
wird  wohl  jeder,  der  den  Verf.  nur  einigermassen  aus 
seinen  Schriften  kennt,  erwarten,  dass  auch  dieses  Werk 
nicht  frei  ist  »on  dem  nbernifithig  absprechenden  Tone 
und  von  willkürlichen  Neuerungen.  Zwar  in  dem  Buche 
Reibst  konnte  er  seine  dictatorische  Sprache  nicht  führen-, 
er  konnte  es  nur  iu  der  Vorrede;  und  da  ist  es  gesche- 
hen. Gleich  von  vorn  herein  wird  der  Stab  gclirochen 
über  lue  anderen  Grammatiken;  denn  er  sagt  S.  V:  das 
Beispiel  so  rieler  Vorgänger  habe  ihn  von  diesem  Ver- 
suche abgeschreckt,  oder,  wie  er  sich  S.  VI  ausdrückt, 
die  anderen  Grammatiken  seien  misslnngene  Versnche. 
Der-rleiclien  Aensseruugen  haben  einen  dreifachen  Nach- 
theiL  Erstens  erscheinen  sie  als  leere  Tadelsnclit ;  denn 
Jeder  weiss,  dass  es  sehr  wohlgelungene  griechische  Grain- 
inafiken  gibt.  Zweitens  bewirken  sie,  dass  man  an  de:i 
Tadlers  Arbeit  doppelte  Ansprüche  macht;  denn  was 
man  tadelt,  das  mnss  man  besser  machen  können.  Drit- 
tens sind  sie  verderblich  für  den  Schüler;  denn  sie  rau- 
ben ihm  den  Glauben  au  seinen  Buttinann  oder  Rost,  die 
sein  Orakel  waren.  Oder  denkt  man  etwa,  die  Schüler 
lasen  keine  Vorreden?  Gerade  sehr  gern  und  gerade 
um  so  lieber,  je  mehr  darin  poleinisirt  zu  werden  pflegt. 
Noch  heftiger  poleinisirt  Hr.  H.  an  einer  Stelle,  wo  es 
heisst  (S.  V— VI):  „Das  grosse  Gefolge  von  Noten, 
welches  in  den  vieislen  Grammatiken  den  Regeln  nach- 
schleppt, enthüll  grösstenihetls  nur  das  Gesliindniss  der 
Unzulänglichkeit  der  Hauptregeln  und  des  Mangels  an 
wissenschaftlicher  Durchdringung  des  Stoffes,  und  er- 
scheint mir  demnach  theils  wie  eine  Palinodie  gegen  den 
Kundigeren ,  und  theils  wie  eine  fromme  Hintergehung 
des  Schwachem,  dem  man  sein  Zutrauen  nicht  beeinträch- 
ti"en  will"  R'"«"-  g'"l>''''t  "i'''t  ^"  ''*""  "»"f'''")  fried- 
lichen >atnren,  die  niemals  taililii  können,  und  jedes 
entschiedene,  kr;iflige  Wort  mit  Zittern  meiden.  Honig 
niul  Alaiiiia  llicssen  »eiler  auf  ilciii  Felde  der  Ehre,  noch 
auf  dem  Tuiniiielplatz  der  Geister.  Doch  Alles  zu  ta- 
deln, ohne  Hück.-iclit  und  ohne  Grnnd  zu  tadeln,  mit 
Bitterkeit   oder   mit    llebermuth     zu     tadeln,     das    ist   aller 

Orten    ungehörig     und   am     ungehörigsten    in    ei n    Buche 

für    Schüler.       Der     vorstehende    Tadel    des     Hrn.     H.     ist 

0-, 


339 


340 


IfiiiPsHcpii  jC(;ri"lii<lo<.  Koten  sind  iiotInvPlulig,  so  lange 
e»  AliMialiiiii'ii  j;ilit  viiii  jeder  Hegel.  Ohne  sie  «äre 
Inidler  Wirriiarr.  Je  i<ills(aii(li(;er  ille  (iraniniatik,  ilesto 
liiplir  iVoleii  H  Iril  sie  Italien  müssen.  In  einer  Scliiil- 
^rauinintik  ,  ili«  <liis  Alm  eiilienile  und  UnjfetvJ'ilinliilie 
ansirliliessf  ,  erleiden  sie  Beseliraiikunu,  alier  nOtliijj  sind 
»le  immer.  Ja,  anrli  Hr.  II.  Iiat  in  seiner  .Silinljjrain- 
matlL  liein.ilie  auf  jeder  Seile  eine,  auf  vielen  zwei  liis 
drei,  anf  manchen  sogar  vier,  fünf,  serlis  Noten.  Wir 
»ollen  diess  nirlit  tadeln,  aber  Hr.  H.  hatte  es  noch 
«feniger,  und  am  itenigsten  mit  solrlier  Bitterkeit  an 
Andern  tadeln  siillen.  Freilich  gelijirt  dazu,  dass  die 
Regel  nirlit  das  Seltene,  und  die  Note  nicht  das  GeHühii- 
lirhc  enthüll.  Inztiisrhen  ist  diess  in  keiner  der  t^ang- 
liareii  griechischen  Grammatiken  in  solchem  Masse  der 
Fall ,  dass  man  darülier  einen  Lfirmrn  machen  müsstr. 
Uelirigens  ist  es  zwar  ein  übles  Ding,  wenn  in  den  No- 
ten bes|)rorlien  »ird,  h as  man  zur  Re(jel  erheben  konnte; 
aber  noch  «eit  schlimmer  ist  es,  «enii  man,  wie  Hr.  H. 
einigemal  t;etlian  hat,  eine  Re^el  aufstellt,  und  dann  in 
einer  Note  zu  verstehen  gibt,  dass  diese  Regel  nicht 
Tiel    fange. 

l)o(  h  dieser  S|)racli|)rol)er  sind,  wie  gesagt,  nur  we- 
nige in  Hrn.  H.'s  (iraminatik,  weil  dazu  der  Zweck  des 
Boches  ilie  (lelegcnheit  nicht  bot.  Dagegen  sind  die 
Neucruiigon  sehr  zahlreich  ausgefallen.  Und  von  dieser 
Seite  dürfte  die  llarlungische  Schnlgrammatik  am  wenig- 
sten zu  rmpfehlcn  sein.  Der  Verf.  hat  diess  sehr  wohl 
gefühlt;  denn  er  sucht  sich  in  der  ^'orrede  S.  VII  anf 
folgende  Weise  zu  enisriiiildigen  :  „Indem  ich  bekeyine, 
auf  eine  neue,  noch  nicht  vorhandene  Ordnung  hinge- 
arbeitet zu  haben  ,  scheint  das  Wort  jenes  grossen  Kö- 
nigs mir  entgegen  zu  sein  .  dass  nämlich  ,  toas  in  Schu- 
len gelehrt  wird,,  nicht  neu  sein,  sondern  gelten  müsse. 
Indess  kann  nur  das  Missverstündniss  mir  dieselben  (/.') 
entgegenstellen.  Denn  was  ist  neu  ?  Nicht  das ,  was 
sich  als  nothwendig  und  natürlich  kund  gibt,  und  sich 
von  selbst  verstellt ,  sondern  das  Paradoxe ,  Seltsame 
und  Unnaturliche ,  also  nicht  das  Wissenschaftliche, 
sondern  das  Unwissenschaftliche.  Wo  aber  soll  man 
über  das  Geltende  anfragen  ?  Ist  dasjenige  neu  ,  was 
nicht  schon  in  andern  Hiichern  enthalten  und  von  der 
Mehrzahl  gekannt  ist,  dann  bleibt  dem  Autor,  der  auf 
dieses  Neue  verzichten  soll,  nichts  übrig,  als  zu  e.vcer- 
piren  und  abzuschreiben.  Denn  jede  bessere  Anordnung, 
jede  nicht  schon  gemachte  Verbindung  zweier  I'orkom- 
vienhciten  ist  Ketzerei  gegen  das  sanctionirte  Herkom- 
men. Solche  Bedenklichkeiten  haben  mich  daher  um  so 
weniger  irre  gemacht,  als  ich  zugleich  sah,  dass  die 
Erfahrung  sie  nicht  bestätige ,  indem  diejenige  griechi- 
sche Grammatik ,  welche  den  meisten  Eingang  gefunden 
hat,  und  Verdienlermassen  noch  jetzt  am  höchsten  geach- 
tet wird,  die  von  liutimann  gerade  am  allerwenigsten 
util  U  ieilerholung  des  Herkömmlichen  auftrat,  sondern 
so  viel  Neues  bot,  dass  langsamere  Schulmänner  jahre- 
lang die  Hullesche  Grammatik  neben  ihr  beibehielten.^' 
An  dieser  Eiklflruiig  ist  ilreicriei  zu  rügen.  Erstens: 
was  soll  in  aller  Wi-It  die  abenteuerliche  DefinitioD  der 
Neuheit!  Will  llr.  II.  im  Ernst  behaupten,  dass  nur 
i\aa   Uuwissfusrhaflttchc  etwas   Neues   seil      Gewiss    nicht; 


denn  er  sagt  ja  selbst,  das»  die  bewährteste  Grammatik, 
die  Huttmann'sche ,  bei  ihrem  Erscheinen  viel  Neues  ge- 
boten habe;  denn  neu  in  iler  Wissenschaft  ist  Alles,  wai 
man  vorher  nicht  kannte,  es  sei  vernünftig  oder  Mnver- 
nüiiftig.  Hr.  H.  weiss  das:  wozu  denn  also  jene  verschro- 
benen Ideen?  Zweitens  hat  Hr.  H.  nicht  unterschieden 
zwischen  einem  wissenschaftlichen  und  einem  Scilulbuche. 
Rec.  ist  ein  abgesagter  Feind  des  alten  Schlendrians. 
Wo  sich  der  Geist  lebendig  frei  entwickeln  ilarf,  da  sind 
Neuerungen  in  der  Wissenschaft  nothwendig  und  unaus- 
bleiblich. Stillstand  ist  hier  Anfang  der  Dummheit  und 
Rarbarei.  Aber  in  Schulbücher  dürfen  Neuerungen  nicht 
eher  eingeführt  »erden,  als  bis  sie  Anerkennung  und 
Annahme  gefunden  haben  bei  dem  philologischen  Publi- 
cum. Was  sollte  aus  der  Philologie  werden,  »enu  Jeder 
seine  Einf.'ille  ohne  Weiteres  als  feste  Regel  aufstellen 
und  zum  Lehrgegenstande  für  die  lernende  Jugend  nia- 
cheii  wollte!  Es  ist  aber  auch  drittens  unbegreiflich, 
wie  sich  Hr.  H.  mit  Buttmann  vergleichen  kann.  AI» 
Uuttmann  auftrat,  >var  die  griecliische  Formenlehre  noch 
ein  tides  Brachfeld.  Buttmann  war  der  erste,  der  hier 
mit  Gründlichkeit  und  klarheit  arbeitete.  Seiue  Neue- 
rungen waren  die  natürlichen  und  nothvvendigen  Ergeb- 
nisse einer  vorher  noch  nicht  gekannten  und  nicht  ge- 
übten grammatischen  Kritik.  So  wurde  Buttmann  der 
Grümler  der  griecfiischen  Formenlehre.  Sie  kann  und 
wird  in  Eiozelnhciten  berichtigt  und  verbessert,  aber  in 
grösseren  Partien  und  in  ihren  Gruiidzügen  nie  umge- 
stürzt und  verändert  »erden.  Ausserdem  sinil  Buttmann 
und  Hr.  Hartutig  auch  in  ihrem  grammatischen  Verfah- 
ren total  verschie<len.  Buttmann  legte  bei  allen  seinen 
Forschungen  den  Sprachgebrauch  zum  Grunde,  und  durch 
eine  scharfe  und  genaue  Combination  iler  gesammelten 
Data  gelangte  er  zu  ileii  glücklichsten  Resultaten.  Hr. 
II.  macht  es  gerade  umgekehrt.  „Aus  seinem  hcissen 
Kopfe  nimmt  er  keck  der  Dinge  Alass,  die  nur  sich  sel- 
ber richten",  und  in  seine  a  priori  gebildeten  Regeln 
zwängt  er  rücksichtslos  den  Sprachgebrauch  hinein.  Das 
ist  aber  ein  ganz  falscher  Weg.  Das  kann  man  wohl 
machen,  wenn  man  eine  neue  Sprache  schaifen  ,  aber 
nicht,  wenn  man  die  Sprache,  die  ein  Volk  gesprochen, 
eiforscheii    und    erklären    will. 

Doch  es  wird  Zeit,  dass  wir  Hrn.  H.'s  Grammatik 
sellut  betrachten.  Wir  «erden  uns  in  diesem  Artikel 
mit  der  Elementar-  und  Formenlehre,  und  in  einem 
spüteren  zweiten  Artikel  mit  der  Sjntax  beschäftigen. 
Das  Erste,  was  hier  auffallt,  ist  die  Anordnung  des  Bu- 
clies.  Der  Verf.  tlieilt  die  Grammatik  in  Etymologie  und 
Syntax,  wovon  die  Etymologie  wieder  in  Lautlehre  und 
Formenlehre  xerfnUt.  Somlerbar  !  Hr.  Hartniig,  der  kühne 
Neuerer,  kehrt  hier  zu  einem  allinodii<clien  Vornrtheil 
zurück.  Etjinologie  ist  und  bleibt  Stammlehre ,  sie  hat 
also  mit  iler  Lehre  von  den  Buchstaben,  von  der  Con- 
traction  ,  von  der  Quantität  und  den  Accenten ,  von  der 
AliMaiidliiiig  1111(1  Bildung  der  Formen  gar  nichts  zu  schaf- 
fen ;  sie  gebort  überhaupt  nicht  in  die  Grammatik,  son- 
dern in  das  Lexikon.  Dennoch  hat  auch  Kühner  diese 
verkehrte  Binthejlnng ,  von  dem  sie  Hr.  H.  ohne  gehö- 
rige Prüfung  entnommen  zu  haben  scheint.  Ja,  Herr 
He(/'ter  sagt   (Gvmnasialzeit.    1>)41.   S.  354),   die   Einthei- 


341 


34'> 


Inn^  Aer  Grammaiik  in  Etvmologip  und  $Tn(nx  mriiiüe 
bribplinltpii  »rnlrn,  iiiiil  will  «iaiiiit  riiicii  VorsciiLii;  7ur 
Verbpsurriuig  ilor  Graiiiinafikcn  g<-lli»ii  lialn-ii  (!).  In 
«Irei  Tlieile  trtfuWt  die  <iraiiinmtik ,  in  KlpiiiPiitarlelirp, 
FoniiPiilplire  tiiiil  SaUlpfire  (.SyiiUx).  Uipgs  ist  <|pr  piii- 
tig  richtige  VVpg.  Ilürhstpiis  kann  man  z»»pi  TIipÜp, 
Formenlehrp  und  Safjlphre,  aniiphniPn  und  dip  Li'hre 
Ton  dPM  Uucli.stalicn  u.  ».  w.  dpr  Fornipnlplir»  a\s  {Gin- 
leitun«;   rorausscliirken. 

Grossp  Unordnung  liprrsrtit  in  dpin  Artikpl,  dpr  ülier- 
•clirieben  ist:  besetze  des  Wohllnuls  §.  (Vi  t.'i'.  Ilipr 
wird  zuerst  g.  (ij — [\' .  von  i\ff\  Schlussconsnnnnten  jje- 
sprochen  und  ron  deren  Verwandlunjj  in  iiTinn  statt  ii':iaT 
u.  s.  w.,  «vahrend  doch  erst  viel  sjjatpr  §.  'I'J  —  101).  'o» 
der  Vertenndlung  der  Consnnanten  die  Rede  ist.  Dann 
folgt  §.  (iS  —  "/I.  ein  zwpites  Capitel  mit  dpr  tJebpr- 
■clirift:  Hiulits  und  Apostroph,  und  g.  7'i  —  ;  7.  ein 
drittes:  Krasis  und  Synizesis ,  als  ob  die  Krnsis  mit  dem 
Hiatus  gar  iiirhfs  zu  fliun  hatte,  und  nur  die  Elision 
(so  sollte  es  wenigstens  statt  ,-fpostroph  Ifeisseii)  zur  Ver- 
meiilung  des  Hiatus  diente.  Km  viertes  Cajiitel  §,  T'^ 
—  8 '•  liandelt  von  der  Vernancllung  der  Vorale,  wobei 
natürlirlt  auch  diP  Contrartion  lipsproihpn  wird,  iluch 
ist  dies<  nicht  besonders  angedeutet,  was  des  Seliiilers 
wpgen  nöthig  war,  ja  das  Wort  Contraction  wird  erst 
binfpndrein  eirunal  gelegentlich  eruithnt.  Und  in  dieser 
Weise  gpht  ps  fort  bis  zu  dpr  Lehre  von  der  Uerlina- 
tiun.  Wer  sich  die  Verwirrung,  die  hier  herrscht,  recht 
augenscheinlich  inaclien  will,  der  sehe,  wie  Andere  und 
besonileis  Rost  diese  IMaterie  behandelt  haben.  Hr.  H.  ist 
der  erste,  der  hier  eine  neue  Ordnung  oder  viplnipfir  Un- 
ordnung piugefiilirt  hat. —  Kigpnthi'inilich  um!  iipu  ist  auch 
die  Anordnung,  ilie  Hr.  H.  Iiei  den  Ueclinationen  befolgt 
hat.  §.  125.  stpjit  das  .SrliPtna  ilpr  prsten  Declination; 
nninitfelbar  <larauf  ist  als  Heispiel  oorpia  derlinirt;  dann 
kommen  §.  lL'(i —  13'-?.  die  Bemerkungen  ülier  dip  ein- 
zelnen Casus,  und  nach  ^.  1,3'2-  folgen  endlich  die  Para- 
digmen. Ebenso  §.  l.'i?.  das  Sdiema  der  zweiten  Decl., 
darauf  als  Beispiel  kdyoü  dann  §.  138 —  l4l.  die  Be- 
merkungen pic.  ,  und  nach  (j-  l4l.  ilie  Pnriidigmen. 
§.  14t).  das  Schema  der  ilrit'.rn  üci  I.,  darauf  als  Beispiel 
i)ip;  dann  §.  l47  —  1.')7.  die  IJpinerkungpn  etc.,  und 
nach  §.  157.  die  Paradigmen-  Diese  Nenerniig  ist  ganz 
verwerflich,  denn  sie  ist  nnlogisch,  und  fiilirt  den  .Schüler 
irre.  Es  süIIIp  vpi  iniillilrch  ein  Fingerzeig  sein  ,  ilass 
man  den  Srhfiler  int  Uecliniren  eist  praktisch  üben  miisse, 
ehe  man  ihn  bekannt  mache  mit  iler  Theorie  der  For- 
men. Glaubt  tlenn  abpr  Hr.  H.  wirklich,  dass  diess  auf 
irgend  einpni  Gymnasium  nicht  gpschieht?  Das  wäre  doch 
*in  ungeschickti-r  Lehrer,  der  den)  AnfSn^tr  die  allge- 
meinen Regeln  der  Abuandlunjr  deM)onstrirte ,  und  hin- 
tendrein  erst  niensa  oder  GO(fl('.,  servus  oder  t.dyui  u.s.  w. 
decliniren  lehrte.  In  einer  G'rantmatik  aber,  »n  das 
Allgemeine  dem  Hesonderen  vorangehen  muss,  ein  Bei- 
spiel, und  zwar  nur  ein  lieispiel  ,  wo  die  Abwandlung  so 
rielfach  nüaiicirt,  vorauszuschtrken ,  darauf  dip  allgentei- 
npn  Bemerkungen  zu  setzen,  durch  die  ilas  vorangestellte 
Beispiel  erst  seine  Erklärung  findet,  und  nun  wieder 
■eclis  bis  zwülf  verschiedene  Parailigmen  anzuführen,  das 
ist  unmöglich   Ordnung.      Wollte   Hr.   H.   auf   die    wissen- 


schaftliche Ordnung  eines  eingebildeten  Uebels  wegen 
durchau.!  verzichten,  so  :nnsste  er  wenigstens  ronsccjnent 
sein  und  alle  Paradigmen  gleich  na(  h  dem  Schema  sel/en; 
dann  wllre  man  auch  nicht  auf  den  Gedanken  gekommen, 
dass  er  einen  Unterschied  mache  zwischen  Beispiel  und 
Paradigma.  Noch  viel  bunter  sieht  es  in  der  Lehre  vom 
Verbum  aus.  Hier  findet  sich  folgpndp  Anordnung: 
Zweites  Capitel.  Conjugntion  oder  .41/lieugung  der  l'erlta. 
IJeker  die  Tlieile  des  l  erbt  Jj.  .'.')).  ()•  lieber  die  Arien 
der  Konjugation  JJ.  'ib' ■  S.  Hann  lipisst  es:  nun  ist  et 
zuvörderst  niilhig,  dass  der  Scliüler  folgendes  Paradigma 
eines  verbi  banjtoni  sivit  recht  genau  einpräge-  Unrl  nun 
wird  JJ.  2.')'t-  S.  74 —  '^  "'"  coiijngirt.  I.  Ueber  En- 
dungen, Augment  und  Reduplication.  A.  Ueber  die  En- 
dungen g.  21)0  —  '27H.  B.  I  om  Augment  §.  27(1— 2S'). 
C.  Von  der  Reduplication  §.  28)  —  2')l  .  D.  Augment 
und  Reduplication  bei  haftenden  Präpositionen  §.  2"i() — 
3(1!.  B.  Ueber  den  Accerit  bei  der  ConJu'j,ntion  §.  301 
—  .;04.  Aufgabe  zur  Uebung  g.  3ii4.  II.  Ueber  dit 
Bildung  der  Tempora.  A.  Ueber  die  abgeleiteten  und 
verstärkten  Verbalformen  §.  .30f)  —  31'i.  B.  Ueber  dt» 
Bildung  der  stärkeren  Formen  oder  der  lempora  prima. 
§.  .31':.  Vorbereitende  Uebungen.  Of!'i>,  O'/.ei  i'.Cio,  (fi- 
Ac.oooj,  äo^M,  Toifjw,  dyyiAko).  J'ok  den  verbis  purii 
§.  31s — 32"^.  Von  den  verbis  liquidis  §.  328  ^  -3.'). 
Von  den  verbis  mutis  ^.  33.0  —  .337.  C.  Ueber  die  Bil- 
dung der  schwächeren  Formen  oder  der  tempora  secunda. 
Vorbereitende  Uebungen.  I.  arieloo}.  Uonj'ug^tion  der 
tempora  secunda  (f).  II.  toitiv)  (fti-yo)  xdiiICoj.  Ge- 
meinsames §,.  338.  Ueber  die  verba  pura  §.  33'.l  — 342. 
Von  den  verbis  liquidis  §.  342  —  .■■!4.'i.  Von  den  verbis 
mutis  §.  3-IÖ — 3-tl~'.  Ciemischte  Beispiele  zur  Uebung- 
Xa.v'JrAVin  rfaivv)  onviri')  }  timo-  I).  Ueber  die  Con- 
jugation  der  verba  contr  icta  JJ.  3''l —  3.')4.  (liier  sind 
(fikt'i),  Ttitta.'j,  llioih'xo ,  d.inn  tlieilweise  ttiJai)  um! 
Cciü)  conjugirt).  E.  Conjugation  der  Verba  auj  ui. 
Anwendung  dieser  Conjugation  JJ.  3.')4.  ö-  Beispiele  der 
(  onjugation  auf  ui.  Tiihjtii,  iiii^iofii,  'lOrtjui,  diiy.vvtti. 
Eigenthümlichlceiten  dieser  Flexionen  §.  356 — 304-  Ver- 
zeichniss  der  übrigen  Anomala  nach  der  Conjugation  auf 
[XI  %-  3()4 — 371.  J'erfecta  nach  der  Conjugation  auf 
[II  §•  371  — 374.  Aor-iste  nach  der  Conjugation  aufm 
§.  374  —  377.  F.  .4lphabetisches  Verzeichniss  der  l'erba, 
deren  Formen  und  Tempora  man  sich  besonders  einprägen 
muss-  Es  dürfte  kaum  ndtliig  sein,  die  Unordnung,  die 
)n  diesen)  Capitel  herrscht,  ausdrücklich  nachzuweisen. 
Dreierlei  ist  es  besonders,  was  einen  leichten  Ueberblick 
verhindert.  Erstlich  ist  die  Eintheilung  in  Paragraphen 
nicht  U)it  Cunsecjuenz  und  Klarheit  durchgeführt.  So  steht 
zwar  S.  10.  und  103  über  dem  Te.xtp  §.  337.  geschrie- 
ben. Indessen  halien  diese  .Seiten  gar  keinen  Paragra- 
phen. Denn  S.  101  wird  unipr  §.  H37.  von  den  Veibis 
gesprochen,  die  im  Perfcctuu)  den  Un)Iaut  haben,  und 
gleich  darauf  ist  unter  C.  von  der  Bildung  der  tempor,i 
secunda  die  Rede,  ein  Abschnitt,  der  doch  der  vorans- 
geg.ingenen  Bemerkung  nicht  füglich  subsumirt  werden 
kann.  Ebenso  ist  das  ganze  Verzeichniss  der  unregel- 
n)assigen  ^'erba  ohne  Paragra^jhen ,  denn  §.  37  7.  geht 
S.  133  zu  Ende,  und  §.  37s.  beginnt  erst  mit  S.  I()3 
wieder.      Zweitens    hat   der   Xerf.    auch    bei   dem   X'erbum 


343 


344 


.11«  ^rhoii  ol.cii  gerügie  !>I.-*Iio.le  befolg«,  ilio  Bcispiflp 
iIpii  Ile"<-In  ,  «l-'S  Ui'soiiilori'  «liMii  AII'^cniiMiiPii  loraiizu- 
stclU-ii.'"  Drilti'H-s  i-M.lliili  ist  j;l.M(  hartiger  Stoll'  «lillkiir- 
lull  /frstij.kelt,  iiamontli.il  <liir.li  «li.-  Abllieiluii^  .ler 
TiMiinora  in  stärkere  iiml  silinailierc  Formen.  ü<(,'<'ii 
«lie.se  Thciliiiif  ist  an  iiiiil  fiir  »ich  niclits  eiiizuHen.leii , 
aller  bei  .ler  Lelire  von  «ler  Bililiing  der  Tempora  ilie- 
»elbe  zu  Griiiiile  za  legen,  «ar  in  einer  Scliulgrammatik 
«i'lion  iler  anU'allen.len  Neuheit  wegen  nieht  jjeratben. 
Auch  nuisste  .ler  Leser  wenigstens  anf  .liesc  Neuening  ge- 
höri"  vorbereitet  »er.leii,  was  nidlt  geschehen  ist.  Denn 
wenn  man  S.  91  plülzlirh  liest:  lieber  tlie  ßil.lung  .ler 
Starkeren  Formen  o.ler  .ler  tempora  prima,  nixl  wissen 
will  worauf  .liese  .Anordnung  beruhe,  so  muss  man  rii.k- 
warls  «n.hen  bis  !S.  7-',  "o  unter  b.,  also  nibenbei,  ge- 
sagt wird:  Von  allen  Temporibus,  nasaer  dein  Präsens 
und  Imperfecta  gibt  es  eine  stärkere  und  eine  schwä- 
chere Form  u.  8.  w.  Kurz  dieses  Capitel  ist  ein  La- 
byrinth. L'nd  hieraus  soll  sich  der  Anfanger  iin.len? 
liier  soll  er  .lie  erste  Bekanntschaft  mit  dem  ohnehin  so 
s«h»ierigen  Verbum  machen?  —  Zu  den  grammatischen 
Sonderbarkeiten  gehört  auch  endlich  noch  die  Stelle,  die 
.ler  Artikel  einnimmt.  Dieser  steht  we.ler  an  der  Spitze 
der  Declinationeii,  wie  bei  Mattliiä ,  Thiersch  und  Rost, 
noch  .licht  lor  ileiii  Pronomen,  wie  bei  Huttinann,  u.ich 
unter  den  Pronominibus,  »ie  bei  Kühner,  sondern  —  in 
noia  fert  animus  —  mitten  unter  den  Bemerkungen  über 
Genus  und  Casus  der  zweiten  Declination,  „»eil  ersieh 
mit  gerinirer  Abweichung  nach  der  zweiten  und  der  er- 
aten  ^Declination  zugleich  richte."  Trotz  dieser  Mängel 
in  .ler  Anor.lnung  der  Hartungisrhen  Grammatik  hat  uns 
doch  eins  "efreut ,  weil  wir  geglaubt  hatten,  dass  Hr.  H. 
auch  hier  nach  «lern  jVcucn  greifen  würde,  es  hat  uns 
gefreut,  dass  er  die  abenteuerliche  Maxime  des  Herrn 
Kühner  und  anderer  Gramtiialiker ,  .las  A'erbiim  in  der 
Grammatik  ror  das  Nomen  au  stellen,  nicht  angenom- 
men   hat. 

Wir  gehen  zum  Einzelnen.  Förster  Abschnitt. 
I.  Ueber  Schrift  und  Aussprache.  Hier  wird  g.  13  —  32, 
S.  7.  Anmeik.  gesagt,  die  Zeichen  ö  un.l  >;  seien  darin 
verschieden,  dass  ö  in  der  Mitte,  g  am  Ende  der  Kur- 
ier gebraucht  »erde.  Dann  heisst  e»  weiter:  „Nur  i?i 
Partikeln,  wie  r^QUi,  et'.;,  ig  u-  s.  w.  kann  das  c  bei 
Zusammensetzungen  auch  in  die  Mitte  zu  stehen  kommen, 
als  71  posyip"-'.  £i;ßaiv(jj,  d  ('«'/ff //<,■.  "  Diese 
Bemerkung  ist  falsch.  Sie  beruht  bloss  auf  der  Ansicht 
Fr.  A.  U'ol/'s,  dem  viele  neuere  Philologen  folgen, 
iii.leni  sie,  ohne  zu  pnifen  o.ler  liberhaiipt  .las  Bessere  zu 
kennen,  den  .leutschen  Gebrauch  in  .las  (iriechische  hin- 
eintragen. Sie  widerspricht  aber  nicht  nur  der  Autorität 
der  Alten,  son.lern  auch  .lern  Geiste  der  griechischen 
Sprache,  deren  grösste  Eigenthümlichkeit  die  Verschmel- 
ziih'  im  Grossen,  «le  im  kleinen  ist.  Die  Griechen, 
bei  denen  man  lervnfiai  für  lill'iiuai,  (TvXXeyilV  für 
oi'vtUysiv,  ovyx'^jotiv  für  oi<v%uiQiTv,  na'kiQ^ijoc,  für 
Ttukiioooi,  n(i.aoocf(JC,  für  udvooffog,  und  Anderes  die- 
ser Art  in  l'nzahl  liest,  die  selbst  zwei  verschiedene 
Worte  äusserlich  in  eins  vermis.hfen,  die  sich  sogar 
Tukkoyov  für  xvv  küyov,  Tiji^iujciou  für  rijv  fnirtga, 
Tuy/oovoi'    für     TOI     •j[o(h>ov    und     An.leres    dergleichen 


mehr  erlaubten,  die  srhrieben  auch  TT^uOCfeooj,  icrßaivui, 
8l'0yeprj(;,  di'OOlßtji,  nooGOrtl^eiv  u.  s.  w.,  zumal 
.la  sie  die  Verschmelzung  .ler  Begriffe,  überhaupt  die 
iniiemi  Zustände  .ler  Worter  ,  auch  äusserli.h  anzudeuten 
pllegtcn.  Mit  Recht  haben  a\s<)  IHatthiä,  JJuttmann  und 
Kühner  .liese  echte  Schreibart  wie.ler  hervorgerufen.  Dass 
diese  auch  aus  kalligraphischen  Rücksichten  befolgt  wer- 
den muss,  hat  Uatimann  Aiisführl.  Gr.  S.  II.  Not.***) 
mit  schlagenden  (irün.len  bewiesen. —  S.  7-  §•  1Ö-  „So- 
wie es  in  unserer  deutschen  Schri/t  ein  darübergeschrie- 
benes e  gibt ,  so  hat  man  in  der  griechischen  ein  darun- 
tergeschriebenes  l  {Iota  subscriplum).*'  Dieser  Vergleich 
ist  unstatthaft,  nnil  kann  leicht  zum  Irrthuin  führen.  Er 
beruht  nur  auf  einem  zufälligen  Missbrau. h.  Ihrem 
\V'eseii  nach  sind  beide  Fälle  ganz  verschieden.  —  Es 
folgt  nun  S.  ^.  ^.  IfS  —  HU.  ein  C'apitel  mit  .ler  üeber- 
schrifl:  Emlheilung  der  Laute.  Hier  sin.l  zuerst  die  Vo- 
cale  so  geordnet:  ,,a)  drei  ursprüngliche  Vocale  a  l  v ; 
b)  zwei  durch  Verschmelzung  a  —  /  und  a — v  entstan- 
dene 1]  Li) ;  c)  ztoei  durch  Abschwächung  des  i]  und  ui 
entstandene  £  u."  Daher  sind  .lenn  t  un.l  u  in  der  S.  lU 
gegebenen  Tabelle  .ler  Laute  gar  nicht  erwähnt,  gleich 
als  ob  sie  im  Griechischen  gar  nicht  exislirten.  Es  ist 
schwer  zu  begreifen,  wie  .ler  Verf.  zu  .lieseii  wun.ler- 
lichen  Ideen  gekommen  ist,  «lie  der  Geschichte  des  grie- 
cliischen  Alphabets,  wie  der  gesunden  A'ernunft  schnur- 
stracks zu»  iderlaufen.  Um  mit  .ler  letzten  Behauptung 
zu  beginnen,  so  bedarf  sie  kaum  .ler  Wi.lerleguiig ;  denn 
es  ist  eine  ausgemachte  Sache,  dass  ),  ein  ge.la.htes  o.ler 
doppeltes  £  und  üj  ein  gedachtes  o.ler  doppeltes  o  ist, 
.lass  auch  £  null  O  schon  in  dem  alten  kadmischen  oder 
phöiiikischen  Alphabet  vorkommen,  dass  aber  /;  und  vj 
darin  noch  gänzlich  fehllen,  ilass  .liese  eist  um  die  Zeit 
der  Perserkriege  aufkamen,  und  früher  .lurch  i  o.ler  ts 
un.l  iliirch  o  o.ler  oo  ersetzt  wurilen.  Dazu  liefern  Bückh'S 
Inschriften  unzählige  Beispiele.  Wir  ver weisen  der  Kürze 
wegen  anf  Matth.  S.  2>  K.  un.l  Thiersch  g.  l'i-  S.  17  ff. 
Hieraus  ilürfte  sich  auch  die  llnhaltbarkeit  der  zweiten 
Behauptung,  dass  /)  und  u)  aus  a—  l  und  a  — V  ent- 
standen, von  selbst  ergeben.  Sie  ist  vermntlilich  wieder 
aus  dem  Sanskrit  hergeholt,  wo  e  dem  griechischen  ai 
und  ö  dem  griechischen  a  V  entspricht.  Was  endlich  ilie 
Entstehung  der  Vocale  betrifft,  so  möchten  wir  wohl 
viissen,  mit  welchem  Rechte  .ler  Verf.  u  l  V  die  drei 
ursprünglichen  griechischen  Vocale  nenne.  Folgt  iliess 
etna  aus  der  deutschen  Sprache,  ko  a,  i,  u  nach  Grimm 
ilentsche  Gramm.  \.  S.  öl  die  ursprünglichsten,  älte- 
sten aller  Vocallaute  sind?  Nein.  Es  gibt  nur  einen  ur- 
sprünglichen Y'ücal;  das  ist  der  Gruii.llaut  a;  denn  er 
ist  .lie  Verkö/perung  des  ungehemmten  freien  Athem- 
zuges.  Daher  äui  {uij/nt),  halo ,  ich  hauche,  alhme , 
lebe  (animus,  anima).  Die  übrigen  Vocale  sin.l  nur  Ab- 
stufungen >oii  dem  einen  (Jrlaut  a;  denn  bei  ihrer  Bil- 
dung sind  Kehle  und  Lippen  mehr  o.ler  minder  thäfig. 
Di'in  it  zuna.  hst  steht  i ,  denn  es  bedarf  zu  dessen  Bil- 
dung nur  einer  leichten  Zusammeiiziehniig  <ler  hinteren 
Kihle.  Hierauf  folgt  /,  wobei  .lie  Kehle  schon  mehr 
g.'presst  «ird.  Es  hat  seinen  Sitz  in  .ler  vor. leren  Kehle, 
und  bildet  ileii  Uebergang  zu  (>  und  v,  wovon  das  erstere 
durch    Kehle    und   Lippeu    zugleich,    das    letztere   baupt- 


345 


/{46 


aächlirli  (liirch  ilio  Lippen  ln-rrorgoliraclit  iiiril.  So  «taii- 
«lern  die  Laufe  in  der  Ordniinff  ii  I  i  o  r  ans  der  Tiefe 
der  Kelile  lii«  auf  die  Lippen.  l!iid  so  liat  der  nainr- 
liclie  Versfand  die  Vorale  schon  lilngsf  geordnet.  Aber 
aucli  daran  hat  ausser  Hrn.  Härtung  ivohl  iiorh  kein 
Alensrh  gfezweifelt,  dass  aus  S  und  (t  durch  Dehnung  ji 
und  M  entstanden  sind.  —  Es  folgt  nun  zweitens  die  Eiii- 
thoiiun^  der  Consonanten ,  die  folijende  ist:  „stumme 
(mutae),  d.  h.  solche,  die  muri  ohne  Hhizunehmuvg  eines 
Vocnls  nicht  sprecheti  kann.  I>)  /'lüssige  fliquidae), 
die  mnn  (wie  s.  II.  rrrr)  forlti'inen  lassen  kann.  r) 
Spiranlen,  deren  die  griechische  Sprache  als  Conso- 
niint  ?iur  Einen ,  näntlich  das  er  oder  <;  Äcs«ss."  Der 
folgende  j^.  19.  hehandelt  nun  die  beiden  Spiritus,  die 
der  Verf.  zu  ileii  Spiranten  rechnet.  Hierauf  wird  ^.  20. 
die  Eintheilung  <ler  niutae  in  aspiratae,  inediae  und  te- 
nues  gegeliei).  Dann  ist  §.  'Jl;  von  dein  aspirirten  d  die 
Rede,  und  g.  22.  folgt  endlich  noch  die  Eintheilung 
der  Laute  in  Gaumen-,  Zungen-  und  Lippenlaute.  Wir 
brauchen  «ohl  dem  Leser  niclit  erst  briiieiflich  zu  ma- 
chen, dass  hier  wieder  einmal  ein  arger  Wlrrivarr  herrscht. 
Der  Schi'iler,  der  ilie  Grauiinatilc  des  llrn  IL  gebrau- 
chen soll,  uius?i,  »enu  er  an  dieses  Capitel  kommt,  zu 
einer  andern  Grammatik  seine  Zuflucht  nehmen  ,  um 
eine  klare  Ijebersicht  liber  die  Consonanten  zu  erlangen. 
Hätte  nicht  Hr.  H.  seine  paradoxe  Idee,  ilass  die  Spiri- 
tus, sogar  der  lenis,  zu  den  Consonanten  gehören,  rück- 
sichtslos durchfuhren  »ollen,  so  würde  er,  nie  die  an- 
dern Grammatiker,  über  die  Spiritus  in  einem  besonde- 
ren Capitel  ,  und  zwar  am  fnglichsten  ror  der  Einthei- 
lung der  Laute,  gesprochen  haben.  Dann  «äre  auch 
nicht  willkürlich  zerstückelt  worden,  was,  besonders  für 
Schüler,  unter  einen  Gesichlspunct  gestellt  «erden  niuss. 
Ausserdem  ist  hier  noch  fünferlei  zu  rügen.  Erstens 
mnsste  bemerkt  werden,  dass  sich  die  Kintheilung  der 
Consonanten  in  mutae  etc.  auf  ihre  Eigenschaften  grün- 
det, was  nicht  geschehen  ist.  Zweitens  niusste  die  Ein- 
theilung der  Consonanten  nach  den  Organen  der  Einthei- 
lung nach  den  Eigenschaften  durchaus  lorausgehen  ,  wie 
in  ilen  andern  Grammatiken,  denn  jene  ist  wesentlich 
and  noth»  endig,  diese  willkürlich  und  bloss  zur  ße(juem- 
lichkeit  erdacht.  Drittens  hätte  Ilr.  H.  die  iiquidae  und 
den  Spiranten  o  nnter  dem  gemeinsamen  Namen  der  se- 
mivncales  den  mutis  gegenüberstellen  und  diese  zweck- 
mässige Benennung  um  so  weniger  in  eine  Anmerkung 
»erweisen  sollen,  da  er  nun  gerade  das  thut,  was  er  in 
der  Vorrede  S.  V  f.  so  heftig  tadelt,  und  ila  er  §.  f)3. 
<lie  drei  Laute  v,  Q,  p  als  drei  Halbvocale  anführt,  l'ier- 
tens  niuss  der  Schüler  aus  Hrn.  H.'s  Worten  srbliessen, 
dass  ilie  liquidac  desshalb  so  heisseu  ,  weil  man  sie  fort- 
tünen  lassen  kann.  Ist  ilas  seine  i>leiniing  nicht,  so 
hatte  er  nicht  .so  ungenau  und  zneiileutig  sein  sullen  ; 
ist  es  aber  seine  Meinung,  so  ist  sie  falsch;  ilenn  wegen 
ihres  Forltönens  lieisseu  sie  semivocali'S ;  liijuidae  dagegen 
wegen  ihres  leichten  und  gleichsam  ßiessenden  Tones, 
darch  den  sie  sich  bequem  an  andere  Laute  aiisrliiniegen. 
S.  Buttm.  niilll.  Gr.  g.  I(i.  Not.  ♦).  Fünftens  endlich  ist 
CS  unrichtig,  ron  Spiranten  zu  reden,  wo  es  nur  einen 
einzigen  gibt.  Das  Alles  wären  in  einem  grossen,  wis- 
senschaftlichen Werke  Kleinigkeiten,  aber  in  einem  Schul- 
Gyinnaiialzi^iiiiit^. 


buche  ist  linklarhcit  und  Ung('nanig'kei'<"irer"grl'K»te  Feh- 
ler. —  In  demselben  Capitel  über  die  Eintheilung  der 
Laute  lieisst  e-i  S.  10  Aninerk.  :  „Der  Laut  F,  welcher 
dem  lateinischen  v  entsprochen  hatte,  oder  das  üoli- 
sehe  Digammn,  war  frühzeitig  ausgestorben}''  Da« 
ist  die  Lehre  von  dem  horhw  irlitigen  Diganima.  Weiter 
findet  sich  hierüber  in  der  ganzen  f lartiing'.-rheil  For- 
menlehre keine  Sylbe.  Man  lernt  also  bei  Hrn.  H.  so 
gut,  wie  gar  nichts  über  das  Di;;.iniina,  Wenn  man  nicht 
ziif.'illig  einmal  im  Anhang  über  den  epischen  Dialekt 
liest,  wo  gleich  zu  Anfang  ^.  4()4  —  lili.  wicd.r  mm 
Oigamina  die  Rede  ist.  .Man  begreift  nicht,  warum  der 
\'erf.  nicht  wenigstens  auf  diesen  AbscbnitI  verwiesen 
hat.  Zwar  ^ibt  es  au<  h  hier  nicht  viel  Erhebliches. 
Das  ganze  Digainina  ist  über  ilas  Knie  geliroclien.  AVie 
über  diesen  Stoff  zu  sprechen  und  « ie  er  zwischen  iler 
Elementarlehie  und  der  speciellen  Lehre  vom  epischen 
Dialekt  zu  rerlheilen  war,  sieht  man  aus  Thiersch's  vor- 
trefflicher Behanillung  g.  1't.  und  g.  1.5  <— 163.  Hier 
ist  das  Diganima  nicht,  wie  bei  llrn.  H  ,  mit  einer  zwei- 
zeiligen Note  abgefunden.  —  Ebeiidas.  S.  10.  5}.  28. 
Jieisst  es  nach  Allf^.'ihlung  der  Doppellaute:  „Die  Aus- 
sprache dieser  Diphthongen ,  wie  sie  zur  Zeit  der  Kö- 
mer galt,  kann  man  ohngeffthr  [s\v)  aus  der  Schreibung 
folgender  Eigennamen  abnehmen:  0a/öoo;  Phaedrus, 
t'tuiyoi  Glaucus,  JSfii.o:;  Nilus,  Av/.eiüv  Lvceum, 
Ev(ji)i  Eurus,  BoKOxia  Boeofia,  Moiaa  Mnsa,  Eil  i.i- 
9v/a  Ilithvia."  Dann  folgt  §.  30.  ein  Capitel  mit  der 
Ueberschrifl:  Aussprache,  und  §.  31.  wird  gesagt,  man 
müsse  die'  Erasmische  Aussprache  befolgen,  weil  sie  ein- 
mal die  herrschende  sei.  Wenn  das  kein  Wirrwarr  ist, 
so  gibt  es  keinen.  Erstens  viird  der  Schüler  hieraus 
nicht  klug,  »vie  nun  eigentlich  die  Diphthonge  zu  spre- 
chen sind.  Soll  er  dem  Erasiniis  folgen  oder  den  Rö- 
mern ,  und  soll  er  im  letzten  Fall  das  £t  wie  i  oder  wie 
e  aussprechen?  Zweitens  ist  es  sehr  unlogisch  ,  in  einem 
besonderen  .\bschnitt  von  der  Aussprache  im  Allgemeinen 
zu  reden  und  doch  einen  Paragraphen  loransziiscliicken, 
der  von  der  Aussprache  ein^elller  Laute  handelt.  Wie 
ganz  anders  ist  das  Alles  in  den  andern  gangbaren  Gram- 
matiken. —  Auch  was  g.  29.  gesagt  wird,  ist  nicht  rich- 
tig. Es  heissl  dort,  a  habe  früher  wie  ai  oiler  ae  und 
(I)  wie  oi  oder  oe  gelautet ,  später  al>er  seien  sie  nur  a 
und  o  gesprochen  worden,  weil  das  Jota  eingegangen  sei. 
Weder  (i  wurde  je  für  ae  ,  noch  (d  je  für  oe  gesprochen, 
sondern  beide  nur  wie  ai  und  oi,  so  dass  t  sowohl  hier, 
als  in  r  einen  gelinden  Nachhall  zu  deui  vorhergehenden 
langen  Vocalc  bildete.  Erst  bei  den  Römern  enlstand 
ilurch  Abschwadiung  aus  ai  ae  und  aus  oi  oe.  Da-s  una 
a  77  (/>  später  nur  a  e  o  sprach,  brachte  theils  ilie  all- 
gemeine Sprachverderbniss  mit  sich,  theils  die  absurde 
31ode  ,  das  Jota  darnnterzusrhreiben.  Da  diese  Mode 
erst  im  13.  Jahrhundert  aiifgekoininen  ist,  so  versteht  es 
sich  von  selbst,  «iass  ilas  /,  wenn  man  nicht  ein  schlech- 
tes Neugriechisch,  sondern  ein  gutes  Allgriecliiscli  spre- 
chen will,  auch  jetzt  noch  beim  .Sprechen  gehört  «erden 
„luss,  —  Was  nun  die  Aussprache  überhaupt  betnllt,  so 
hat   Hr.    IL   hierüber   Folgendes:    Nachdem   er  §.  ,KI-   ei»o 

26 


3i: 


34« 


gpilrangl»   Oescliichfc   ilersciben   gegeben   hat,     gesteht  er 
8.    31,     «lie    »rhoii     gesagt    ist,     zn ,     «lass    man    die    Kras- 
inisi'lie    als   die    herrs«  lienile    befolgen    müsse,     vorher    geht 
«her  ilirse   Aiiuierktiiig :     „üiess  war    ei/t  sehr  schlechter 
Tausch    (ilass    man    «(att    der   «engrieihischen    Ausspraehe 
die  Krasmisrhe  eiiid'ihrte),  indem  eltcas ,  irds   nie  existirt 
hatte,    also  ein  Undinj;,    an    die    Stelle   eines   zwar  un- 
vollkommenen  ,    doch  wirklichen  Dings ,     Willkür  an  die 
Stelle  des  Herkommens  und  H'irrwarr  an  die  Stelle  der 
Ueiereinstimmitng   gesetzt    wurde.        Darum    rathen    mit 
Recht  viele  einsichtsvolle  Männer,    dass    man  tcieder  zu 
Jener    neugriechischen     oder    Keuchlinischen     Aussprache 
zurückkehren   sollet''      In   der  That,    Hr.    II.   muss   eigcn- 
thiiinlirlie  Begrifl'e    von  .Sclmle    und    Schulgramoiatiken    ha- 
ben,   »enn  er    die  tVegel,    die    er    gibt,    vorher   als    Unding 
nud    als    Wirrwarr    bezeichnet.       Warum    verwirft   or   nicht 
lieber   den   herrschenden    Wirrwarr,     er,     der   doch   sonst 
8o   ri'icksirhtslos    und    kühn    ist,     ansliitt    den    Schüler    in 
solche    Widerspruche    zu    verwickeln  ?      Freilich    ist   es    ein 
sehr    übereiltes    Urtheil,     ilas    hier   llr.    H.    in    seiner    Note 
fällt.       Es    wird    nachgerade    Zeit,     dass   sich    die    Philolo- 
gen   über    die   Aussprache    des   Allgriechischen   vereinigen. 
Bei   keiner   Streitfrage   haben   sich   die  Geister  so  schwer- 
füllig   gezeigt,    wie    hier.      Obgleich    es   schon   an    und    für 
sich    eine  absolute  Unmöglichkeit   ist,    dass   eine   so    reiche, 
80   biegsame,     so   ausdrucksvolle,     so    wohlklingende,     so 
durchaus    vollendete    Sprache,     wie    die    griechische,     in 
ihrer   Feinheit  und    Unverdorbcnhcit  für  einen   Laut  meh- 
rere Zeichen   and   für  mehrere   Laute   kein  Zeichen   hatte, 
wie   es   doch    bei    dem    Itazismns    der   Fall    ist;    obgleich 
dieser   Ita/.ismus    oder    die   Sprache    der   Neugriechen   der 
allersicherste   Beweis   ist,     dass    die    alten   Griechen   ganz 
anders   gesprochen   haben,    weil   es  das   erste   Beispiel  seit 
Erschalfcing   der   AVeit   wäre,     dass    ein    Volk    seine    Aus- 
sprache  durch    zwei   Jahrfanscndc   hindurch,    in   denen   es 
der  Spielball    <ler  Barbaren  und   anderer  \'ülkcr   war,    ganz 
rein   erhalten    hatte;   obgleich  sich   nicht  ein   einziger  halt- 
barer  Grund   dafür  anführen   lasst ,     dass    die   alten   Grie- 
chen  ihre  Vocale   und    Diphthonge   so,    wie   die   Neugric- 
chen,   gesprochen;   obgleich    in   Matthiü's  ausführl.  Gram- 
matik   S.    28  —  44    schon     langst    haarklein     bewiesen    ist, 
dass   die    alten    Griechen    zur   Zeit    ib-r    Blüthe    Griechen- 
lands,    d.    h.    von    l'erikles    bis    zur    'Makedonischen    Herr- 
schaft ,    nicht  so   gesprochen    haben,    wie   die  Neugricchen, 
dass    sich    hingegen    die   Erasniische    Aussprache    der    Alt- 
grierbischen  am  nieisfeii  nähert;  obgleich  diess  ganz  neuer- 
dings   auch    Henrichse7t    in    seinem    vurti  efl'lichen     Werke 
über    das     Neugriechische    auf    das    Evidentste     dargethan 
hat;      obgleich     diess    auch    Kost    in    lier   sechsten    Auflage 
seiner   Grammatik    S.    13    niit   Nachdruck    wiederholt,    und 
ousilrncklich    erklärt,    dass    die    neugriechische  Aussprache 
nur    dem     byzantinischen     Zeitalter    mit    Sicherheit    zuge- 
wiesen  werden   könne;     obgleich    anch    liuttmann,     unser 
tüchtigster   Sprachforscher,     zu     wiederholtpcn    i^lalen    aui- 
gesprochen     hat,     es    erhelle     nuw  idersprechlich     aus    der 
Art,     wie    die    Griechen    lateinische    Wörter    geschrieben, 
aus   Pompeins   lloit7i>;iui ,   Sniinus  iLutitvoc,     Claudius 
lOuivdlUi  ,   das»   die  neugriechische  Aussprache  nicht   die 
alte    und     herrschende    gewesen   sein    könne;     obgleich    es 
eigentlich    nur    eines    niibefangenen    Blickes    auf  die   Wört- 


chen Jia'ii,  '.fidt^i,  öTg,  ngaix;,  aü/tvog  und  andere  ähn- 
liche bedarf,     um   überzeugt    zu   sein,     dass   ni   ni   uv   in 
den    herrschenden    Dialekten    FJrasmisch,     d.    h.    rein    und 
ihren  Bestandtlieilen    geinSss    gespruchen   worden   seien;  so 
gibt    es   «loch     noch    immer    eine    grosso   Zahl    von    Philolo- 
gen,   die    durchaus    nicht  ablassen  von    dem  Reiichlinischen 
Kauderwelsch,    und    wenn   auch  nicht   durcht;>iugig  lleuch- 
linisch  sprechen,   doch    wenigstens  au   der   Reuchlinischen 
Aussprache    des  at  hartnackig  festhalten.      Abgesehen   aber 
von   der   unseligen  Verwirrung,   die  dadurch    in   den  Schu- 
len  herrscht,     von    der   Abgeschmacktheit,     halb    Alfgrie- 
chisch    und    halb    Neugriechisch    zu    sprechen,   so    liegt   ge- 
rade   die    Aussprache    des    aj    ganz   ausser   Zweifel.      Es  ist 
ausgemacht,  dass  zwar  die  L>i  IjOUDTia  dasselbe  wie  ae  ge- 
sprochen   (Hückh.    Staatshaushalt.     II.    S.    3')4),      ilass    es 
aber    in    der    gebildeten    und    herrschenden    attischen    Spra- 
che   wie   ai  gelautet  hat.      Ja,    das   einzige   Moment,    das 
für    die    Beuchlinische    Aussprache    des   ui    noch   einiger- 
massen   sprach  ,   die   römische  Schreibart  der  Wörter  Wai- 
d(J()i,    flatai',   Al'yvJlTUZ,    und    anderer,    ist   ein    entschei- 
dender   Beweis    für   die   Erasniische    Aussprache    geworden, 
seitdem    man    eingesehen  hat,    dass,    wie    oe    aus   oi ,   so    ae 
ans    ai    durch    Abschwächnng    entstanden     ist,     daher    sich 
auch    das   ai    in  Wörtern,    wo    i    etwas   schärfer    gesprochen 
wurde,   '\\\  Laius  {^l'/ioc.),  Maia  (iVoia);   Troia  (^Trjola), 
Aglaia  (V/y/.ai'ß),    Achaia  ('.^/«/a),    Aiax  {Aiui)  ganz 
rein    erhallen    hat.      Und  dennoch   nennen  Hr.  Härtung  und 
ein     paar    andere     Gelehrten    A'\e    Erasmische     Aiisspraclio 
ein    Unding,    und    wollen    nns   in   allem    Ernste    rathen,     zu 
der  neugriechischen  Aussprache    zurückzukehren?      Solche 
philologische  Curiositäten   sollten   bei   dem  jetzigen  Stande 
der   Wissenschaften   nicht  mehr   vorkommen.      AVas  AVnn- 
der,   wenn   man   nun   auch  verlangte,   dass  das  Lateinische 
Italienisch    gesprochen    wiVde? 

Wir  kehren  ?,u  Hrn.  H.'s  Schulgranimatik  zurück, 
II.  lieber  Quantität  und  Accent ,  S.  12 — 1'.).  Hier  fin- 
den sich  ein  paar  gute  Bemerkungen,  wie  g.  43-  und 
44.  über  das  AVesen  und  den  Nam<'ii  des  Acccntes,  §.  49. 
über  die  A'erwandtschaft  zwiscliin  den  atonis  und  encli- 
licis  ,  insofern  siili  die  erstem  vorwärts  ,  die  andern  rück- 
w.'irts  an  aiKJere  AVörter  anlehnen  ;  doch  musstc  eben  iless- 
halb  erwähnt  «erden,  dass  die  alona  in  A'crijleich  mit 
den  ciicüticis  auch  procliticae  lieisseii.  Eine  feine  Be- 
merkung eiitli.'ilt  auch  die  Note  zu  g.  ,VJ  ,  ""  es  von 
der  allgenieiiieii  Begel  über  ilie  Setzung  der  Accente 
heisst:  „Diese  Regel  könnte  auch  so  lauten:  die  Hebung 
der  Stimme  im  Wort  darf  nicht  über  zwei  Sylben  weit 
von  dessen  Ende  entfernt  sein.  Der  Grund  ist,  weil 
sonst  die  Dämpfung ,  welche  not/iwendig  auf  die  Hebung 
folgen  muss,  für  die  letzte  Sylbe  nicht  zureichen  würde. 
Uocli  wäre  es  wob!  noch  zw  eckmassigr  r  gewesen,  den  gan- 
zen g.  .')2.  so  abzufassen  :  Die  Hebung  der  Stimme  im 
Wort  darf  nicht  über  zwei  Sylben  weit  von  dessen  Ende 
entfernt  sein,  weil  sonst  die  Dämpjuug,  die  auf  die 
Hebung  folgen  muss,  für  die  letzte  Sylbe  nicht  zureichen 
würde.  Hieraus  ergibt  sich  die  Regel,  dass  der  Acut 
nur  auf  den  drei  letzten,  der  i'ircumßex  nur  auf  den 
zwei  letzten,  der  Gravis  nur  auf  der  letzten  Sylbe  ste- 
hen kann.  Dann  hatte  es  auch  keiner  Note  bedurft, 
gegen    die   sieh    Hr.    H.   in   d>T    Vorrede    so    sehr    ereifert. 


3J9 


.H50 


—    Doch    finden    sich    in    ilipscm   ALschniit    auch    Sparen 
TOn    Unordnung    und    Flüchtigkeit.      In   (^.   ,'{;{,   hcisst   e«, 
w  sei   :=::   no ,     lj   'sz.   ee ,     «ud    doch    sagt   Hr.   H.   §.    1<S, 
and   H'iedi'rholt  es  späterhin   an   mehreren   Stellen,   dass   ;; 
und    II)   dnrih  Wrsclimelzung   von    n-l    und    (i.-v   entstan- 
den  seien.      Wie    in    aller   Welt  soll   das  der   Schiller  zu- 
sammenreimen!  —    F'erner    heisst   es    in    demselben    §.  '.i'.i'. 
„4lso  ist  es  die    Zusammenkunft    zweier    l'ocale ,    aus 
welcher  überall  die  Länge  hervorgeht'''',  unjl  §.  34:  „Eben- 
so verhält  es  sich  auch  mit  den  Cnnsonanten,  dass  näm- 
lich durch    die    Zusammenkunft    zweier    Cunsonanien  am 
Schluss  Jeder  Sylbe  diese  Sylbe  lang  wird,  z.  B-  die  vor- 
letzte Si/lbe    in    ivtitio,    Trcpo),    kijEO'Jai ,    v.a'Ji^o), 
VUiii^V) ,   i'.lbooixii.^^      In    diesen  Worten    liegt   eine    drei- 
fache   Uiig^euaiiigiieit.       Erstens    machen    zwei    Cunsonanten 
nicht   lilosM,     nenn  sie  am   Schlnss   einer    Sill>c,     sondern 
auch    «venn    sie     zu    Anfang    eines    neuen     Wortes    stehen, 
oder,    »enn   der    eine   am   Schluss  des   einen   und   der  an- 
dere   zu    Anfang    des    andern     Wortes    steht,     den   vorher- 
gehenden   V^ocal   lang.      Zvteitens   macht  auch   ein  Doppel- 
consnnant    den    vorhergehenilen     Vocal     lang,      nicht    bloss 
ewei   Consonanten.       Hr.   H.  spricht    bloss    ton   zwei  Con= 
sonanten ,     und     führt     doch     auch     Beispiele     wie     ■xclpio, 
y.diteiü) ,    vtifiiCü}   an.       Was    soll   nun   der  Schüler  den- 
ken?     Drittens    Iflsst    sich     nicht    liiglich    sagen,      dass   es 
sich     in     Bezug    auf    die    Quantität    mit    den    Consonanten 
ebenso    verhalte,     wie    mit   den    \'ocalcn.       Es    klingt   zwar 
recht   hübsch,     wenn   man   sagt,    eine   Svibe    werde  theils 
durch  die    Zusammenkunft    zweier   l  ocule ,     theils   durch 
die  Zusammenkunft  zweier    Consonanten    lang,     ist   aber 
unklar    und    unrichtig.      Erstlich    ist    schon     bemerkt    wor- 
den,  dass   hier   auch   der  Doppeloonsonant  eine  Hauptrolle 
spielt,    an   den    aber    bei    der   Zusaoimenkunft   zweier   Con- 
sonanten   kein   Sihüler    denken    wird.      Ferner  sind    beide 
Falle    auch     wesentlich    verschieden:     denn     zwei    Vocale 
werden    ilurrh    und    in    sich   selbst   lang,    aber    zwei    Conso- 
n.inten    und    ein    On|ipelronsonant   machen   deu    Vocal   lang, 
der    vorhergeht.       Eben   desshalb    heisst   die    ersterc    Länge 
die   Länge  von  Natur,   die  letztere  die   Länge  durch  Po- 
gition.       Auch    Hr.    H.     hat    diese     bekannte    Eintheilung, 
»her   seltsamer   Weise    erst     weit    hinterdrein.      Denn   erst 
1^.    37.     wird    sie     narhirflglich    aufgestellt,     als     w-lre    sie 
vergessen    worden.      So     «iril    der   Schüler    in    das    Dunkel 
und    hliitcnnach    erst  an    ilas    Licht   geführt.      Hätte    es  Hr. 
H.    nicht    verschmäht,      den     gangbaren     Grammatiken     zu 
folgen,     so    hätte    er    auili    hier   die   allgemeine    Regel    den 
speciellern     Erörterungen     über     die     Qnaiitit.'it     vorausge- 
schickt.      Dann     wäre    der    ganze    ^.    .j7.    gespart    worden, 
und    es    wäre    auch     nicht   passirt,     dass    man     in    der     An- 
merkung   zu    |§.    3I>.     von     Position    liest,     und    doch    erst 
^.   37.    erfährt,    was    Position   sei.  —   Ein   anderer  Fehler, 
woran   derselbe    .Abschnitt    über   Quantität    und    Acreiit    be- 
sonders   leidet,    ist   der,   dass   er    zwar    überraschend    kurz, 
aber   auch   sehr   lückenhaft   ist.      Kurz  zusein,   wenn    man 
Hauptsachen    verschweigt,     ist    keine    Kunst.       Mau    findet 
aber   in    diesem  Absclmilt   nichts   über    die  Doppelzeiligkeit 
der   Sviben,      nichts     über    ilic    Wirkungen     der    Arsis    und 
Thesis    bei    Homer    (erst    in    der    Metrik    S.   4  i  ii    f.    wird 
von    Arsis    nrid    Thesis    in    anilcrm   .Sinne    gesprurhrii  ,     und 
in  dem  Anhang  über  den   epischen  Dialekt  sind   ein  paar 


karze  Bemerkungen  über  die  Arsis  zerstreut,  wie  (J.  466- 
47*i.  4H'2.  Anm. ,  obgleich  mau  erst  g.  1095.  erfährt, 
was  Arsis  ist),  ferner  nichts  über  die  Verkürzung  iler 
Diphthonge  und  der  langen  Vocale  vor  anderu  Vocalen 
(erst  in  dem  Zusatz  über  die  Prosodie  der  Tragiker 
S.  44(1  ist  ilieser  Gebranch,  als  den  Tragikern  eigcnthüm- 
lich  (!),  berührt);  nichts  über  die  Anastrophe,  nichts  über 
das  Verhaltniss  des  Gravis  zur  Interpuncfion  ,  nichts  über 
das  Verhaltniss  der  Quantität  zu  den  Accenten  bei  der 
Aussprache.  Ueber  alle  diese  Puncte  soll  also  der  Schü- 
ler, für  den  der  Homer  die  Hauptlectüre  bildet,  nichts 
erfahrenl  Oder  er  soll  sich  das  Niithige  ,  wie  den  Auf- 
scliluss  über  die  Arsis,  an  alten  Ecken  und  Enden  zu- 
sammensuchen? —  Endlich  ist  noch  einer  ganz  besonder 
ren  Eigenthüonlichkeit  der  Hartimg'srhen  Grammatik  zu 
gedenken.  In  demselben  Abschnitt  über  Quantität  etc- 
finden  sich  nämlich  unter  g.  öS.  drei  „Aufgaben  zur 
Uebung."  Es  wird  hier  gefragt:  1)  „Inwiefern  erkennt 
man  aus  dem  Accente  die  Quantität  der  vorletzten 
Sylbe  bei  folgenden  Wörtern:  y.aox/voi,  fia.ih,ov,  Tiiipa, 
criroq,  cfikuq,  dlxat,  ttoiJvo.i?  1)  Inwiefern  erkennt 
man  die  Quantität  der  letzten  Sylbe  bei  folgenden  Wör- 
tern :  uoovgc,  jftuo«,  ylijöa,  'jitiou.,  7//y/(i.;,  nr'/i'st 
a(5ax(j(';,  xiihjaiv?  3)  Man  setze  bei  folgenden  työr- 
tern  den  richtigen  Accent  auf  die  vorletzte:  tovtov, 
youvuv,  dy.OVu),  -TCUOilvai  (folgen  noch  10  andere  Wör- 
ter). Wir  hallen  diese  L'cbungsstücke  nicht  nur  für  über- 
flüssig, sondern  auch  für  ungeeignet  und  störend;  für 
störend,  weil  sie  überhaupt  nicht  in  die  Grammatik  ge- 
hören ;  für  ungeeignet,  weil  sie  für  einen  Schüler  zu 
unklar  abgefasst  sind;  für  überflüssig,  weil  der  Lehrer 
dergleichen  Uehungen  viel  besser  selbst  vurnimmt  ,  und 
dazu  keiner  Anleitung  bedarf.  Selbst  ohne  Lehrer  wird 
der  .Schüler  über  solche  Fälle  viel  klarer  aus  Buttmann's 
mittlerer   Gramm.   jSJ.    107,   9. 

III.  Gesetze  des  Wohllauts.  Heber  die  Anordnung, 
die  der  Verf.  hier  eingeführt  hat,  ist  schon  oben  gespro- 
chen ivorden.  Wir  können  uns  also  hier  auf  i\as  Ein- 
zelne beschränken.  In  dem  Capitel  von  den  Schlusscon- 
sonanten  ^.  40-  wird  gesagt,  wenn  ein  anderer  Conso- 
nant  ausser  v,  Q,  O  an's  Ende  eines  Wortes  zu  stehen 
komme,  so  werde  er  entweder  abgeworfen  oder  verwan- 
delt, als  yn/.a  für  yakux ,  yivcu  (ür  yvvntx,  aiiu  für 
avvuÖ  (istud,  illud)  etc.  Inzwischen  ist  die  Grundform 
von  ydXa  nicht  yakay.  ,  sondern  yü/.ay.T ,  nriuö  ist 
aber  ein  reines  Unding.  Es  liegt  auf  <ler  Hand,  dass 
ai'iTl)  aus  (LVrov  entstanden  ist.  Das  war  ja  auch  die 
Endung  <lcr  Neutra  der  zivciten  Dedination.  Daher  be- 
steht auch  lavcüv  neben  cui'cu,  Tutuiiov  >ind  ii>oov- 
TOV  neben  TOloi'to  und  TOOOVTO.  Illu<l  und  islud  be- 
weisen für  ai'Tod  ebenso  wenig,  wie  .ilind  für  t'./JMÖ. 
Die  nächsten  drei  i'aragraphen  und  die  nächsten  Ca- 
pitel sind  wieder  sehr  flüchtig  hingeschrieben.  §.  65. 
wird  gesagt,  <Iass  das  sogenannte  vr  SCfii'^y.rOCiydv  zur 
\'ermeidung  des  Hiatus  iliene,  und  iluch  ist  erst  im  näch- 
sten CapitrI  vom  Hiatus  und  von  ilen  .^litleln  zu  ilessen 
Vermeidung  die  Rede.  —  In  demselben  ^.  wird  das  VV 
icreky..  übersetzt  nachschleppendes  v,  und  iliesc  L'eber- 
setznng  Ut  mit  gesperrten  Lettern  gedruckt.  Inzwischen 
hat  dieselbe    gar    keinen   Sinn.      Entweder   wollte   Ilr,   H. 


.HjI 


,S52 


»agrii:  naeligetchlepptea  i' ,  odir  rt  liraiuhto  «las  Verbiim 
nachschleppen  a\*  ein  liitrinsHiMiiii ,  «as  es  docli  iiifi 
iiiiil  iiiiiiiiiiT  isl.  In  ilciiisi'llipii  JJ.  Iii'isst  CS  zwar:  „ein 
j)  Mini  an  (jonisse  Srlilusssvllx-n  aii(;i'f(igt,  nni  ilie  Zu- 
»aninKMikniilt  lon  ^'oralen  /.n  vpriiifidin."  Dofli  liest 
man  (.'leiili  .laranf  g.  ()(i:  ,,üas  li)  vcfEkV..  wird  gebraut  lit: 
1)  iiiiden  im  Siit/.i-,  «eiin  das  iiarli»<o  Wort  mit  einem 
Vocal  anheilt;  a)  am  Ende  der  Keile;  3)  bei  Dir.literii 
nurli  mr  Consonaiiteii,  iiin  Position  zn  machen;  aiirli  in 
der  Prosa  (ludet  man's  zu»  eilen  also  (fefledt  (um  Position 
zu  machen  ?)."  Ja,  i"  einer  Anmerkung  zu  diesem  §. 
»ird  nun  behauptet,  ,,(laS3  ilieses  pi>  nirlit  sowohl  ange- 
füllt, als,  wo  die  \\  orter  es  entbehren,  nur  abgelegt 
»ei."  l'n«l  ^.  (»T-  heisst  es  weiter:  ,,ln  manchen  VVür- 
(erii  ist  am  Knde  auili  das  c;  ablesbar";  als  wenn  schon 
in  den  vorherjjehenden  JjlJJ.  von  der  Ablegung  des  v  ge- 
sprochen worden  wäre.  Ans  dieser  entsetzlichen  Ver- 
wirrung  kann  sich  kein  Gelehrter  finden,  geschweige 
denn  ein  Nrhiiler,  der  noch  nichts  weiss.  Ist  das  päda- 
gogische Einsicht,  wenn  man  eine  Regel  aufstellt,  die- 
selbe gleich  nachher  f^anz  anders  abfasst,  und  endlicli 
erklärt,  dass  die  ganze  Regel  unwahr  seil  Wie  klar 
und  übersichtlich  ist  d.is  Alles  in  andern  Grammatiken, 
üebrigens  ist  Hr.  H.  uiit  seiner  Uchauptung,  dass  das  V 
am  Ende  der  Wörter  niiht  angefügt,  sondern  abgelegt 
werde,  viel  zu  rascli.  Diese  Idee  hat  zuerst  Rultmnnn 
gehabt,  dem  Rost  gefolgt  ist.  Malthiä  hat  ihr  wider- 
sprochen (ausf.  Gr.  S.  I2ii.  Anm.  3-),  "nd  auch  Kühner 
hat  sich  nicht  darauf  eingelassen.  Die  Wahrheit  wird 
wohl  in  der  IMitte  liegen.  Dass  es  viele  Wiirter  gibt, 
denen  das  v  eigenthümlich  und  angeslanimt  ist,  und  von 
denen  es  oft  abgeworfen  wird,  kann  nicht  bezweifelt  wer- 
den. Dahin  gehören  unstreitig  vüv  (num  nunc  nun),  das 
mit  vi'V  von  vluv  abstammt,  und  y.iv ,  das  durch  den 
Umlaut  aus  -/.äv  (üv)  entstanden  ist.  Audi  bei  dem 
;^eutro  der  Proiiom.  tu,  o.vto  u.  s.  w.  ist  der  Abfall 
Jes  V  erwiesen.  Aber  ebenso  unzweifelhaft  ist  es,  dass 
man  das  v  in  den  allermeisten  Formen  erst  später  ange- 
hängt hat.  Dass  diess  bei  dem  Dativ  Pliir.  und  bei  den 
Formen  auf  Ol  und  (ft ,  wie  uözuol  und  ügEOCfl,  der 
Fall  ist,  liat  Reimnilz  Syst.  der  griedi.  Dccl.  S.  151  IT. 
nachgewiesen,  wiewohl  es  dazu  des  Sanskrit  nicht  be- 
durfte. Dass  es  mit  den  Adverbiis  auf  i,  wie  ni-ovai, 
viiorrt  ,  il/.ooi  n.  a,  dieselbe  Bewanillniss  hat,  ist  er- 
gichtlirh  aus  den  vielen  andern  Wörtern  dieser  Art,  die 
nie  ein  v  bekommen,  und  aus  ihrem  Ursprung,  wovon 
nachher;  nur  in  ndl.iv  scheint  sich  das  v  schon  früh- 
zeitig so  fixirt  zu  haben,  dass  es  nur  Spatere  abzuwer- 
fen wagten,  obwohl  auch  die  Urform  natu  war,  wie  aus 
den  Conipositis  erhellt.  Dass  auch  die  dritten  Personen 
der  Verba  auf  i  und  /,  wie  irviltB  und  rinrovai  da- 
hin gehören,  ist  aus  vielen  Gründen  höchst  wahrschein- 
lich (s.  Reimnitz  a.  a.  .St.  .S.  152  f.).  Endlich  durften 
auch  rroud^la,  6ntoi)(  u.  s.  w.  nicht  die  neueren  For- 
men, wie  Lobeck  zunu  Phryn.  p.  "JS-l-  vermnihet,  sondern 
die  ursprünglichen  iiml  alten  sein  ,  wie  nicht  bloss  aus 
dem  notorischen  (iebraiich  dpsnoäoiie,  IfjTl pooi^e,  iTil- 
nooodi  beiPlato,  sondern  auch  ans  den  aolischen  For- 
men noönita  u.  s.  w.,  womit  'ivi>a  und  cviaida  über- 
einstimmen, und   aus  der  häufigen  Elision  des  £  zu  schlies- 


sen  ist  (s.  Schneider  zu  Plat.  Civ.  T.  I.  p.  12')).  Die 
»ndeni  Adverbia  auf  i^li>,  die  ohne  V  nicht  vorkommen, 
scheinen  erst  gebildet  z,n  sein,  nai  hdein  die  Endung  i}f 
mit  aiigebanglem  u  bereits  als  Adverlnalendung  a';-|;e- 
pragt  war.  Daher  sagt  schon  der  bedächtige  Apollonius 
Tliot  (Jt'vdiO/unv  bei  Hekicer  anecd.  gr.  p.  520  sq.  yai 
h.y.iin'Jü}  i/ioÖny/uu  tu  tTii  roii  ~i/ ,  ü  fiatiora  ica/j- 
■noKKuv  icTTiv  ev  fui  n/^tovaofjrü  tvfY.a  ei'cf:ü)vlaq 
nac)o}utußuv(')utuov  tTii  naviuc  tiQdyvy.ajtiXijYTOv 
^ijf.iatüg,  iKeyev,  tKuß^v,  y.ul  irii  (^tiriyjuv  rvtv 
i/Ql  lijyiH'OVjv ,  7luio)i;,  -yo  t;  II  aoiv.  Vjjl.  p.  574,  S. 
(iO)>  31.  In  dieser  Stelle  haben  «»ir  das  'tviy.a  ticro)- 
Vtni^  besonders  hervorgehoben,  weil  es  ein  grosser  Irr- 
thum  ist,  dass  es  bei  der  Anhangnng  des  r  hauptsäch- 
lich auf  die  Vermeidung  des  Hiatus  abgesehen  sei.  Es 
wurde  überhaupt  aus  enphoiiischen  Gründen  angehängt. 
Ebenso  verhalt  es  sich  mit  dem  c,  über  das  Ilr.  H.  eben- 
falls zu  rasch  geurtheilt  hat.  Dass  ovTutQ  die  ältere 
Form,  das  ^  also  nicht  angehängt,  wohl  aber  abgewor- 
fen worden  ist,  kann  als  gewiss  betrachtet  werden,  und 
diess  hat  schon  .Ipollonius  tt.  ovvö.  p.  578,  t4.  ange- 
deutet. Die  A<lverbia  auf  u>q,  und  oi  stammen  nämlich 
vom  Dativ  der  zweiten  Dpclinafioii  ,  wie  die  auf  i  und  £l 
vom  Dativ  ilcr  <lritten,  die  auf  a  uiul  1]  (eigentlich  a 
und  7j)  vom  Dativ  der  ersten.  Hei  den  erstgenannten 
Advel  biis  hängte  sich  schon  früh  ein  5  an ,  so  dass  nun 
lui  Ailverbialeiidung  wurde.  Aach  dieser  Korm  ist  auch 
oi'coji;  gebildet,  ila  es  sonst  tovtü)  (eigentliih  tui'zo)) 
heissen  müsste.  Hieraus  erhellt  auch,  dass  die  Adverbia 
oi-X(^'t  t^^XQ^t  'J'f^fpi  die  echten  Formen  waren,  wie  ciyyi, 
dvTi.,  a(iTl  und  unzahlige  anilere,  dass  also  das  C,  w» 
es  sich  findet,  erst  später  angesetzt  ist.  Diess  geht  auch 
daraus  hervor,  dass  diese  Wörter  bei  den  besstcn  Pro- 
saikern sogar  vor  einem  Vocal  gebraucht  werden.  Den- 
noch mag  die  Endung  /  mit  angesetztem  Q  auch  hier  die 
Veranlassung  gegeben  haben,  dass  schon  früh  eine  Menge 
Adverbia  auf  /^,  also  mit  festem  q,  gebildet  wurden. 
Dahin  gehören  d},ig,  ^woi?,  fJuyi^,  fiotlC,  und  die  Zahl- 
adverbia.  IJukkoxig  wechselt  bei  Homer  noch  mit  iler 
Grundform  not.Kdy.i;  nach  ihm  beginnt  das  c  sieh  zu 
fixiren.  Angehängt,  nicht  angestammt  ist  das  c,  auch  in 
l-llOOljyn;  (eigentlich  f.il:00>-yv),  cvTiy.ov^  (eig.  d.vil- 
y.()V)',  liU'i  (eig.  /\)l');  denn  es  sind  ursprniij;lich  neu- 
trale Accusativformen ;  festgesetzt  hat  sich  das  q  nur  in 
tyyf^.  Zweifelhafter  könnten  drudias  ,  i;(tt/iac,  tu- 
■jTui  scheinen;  doch  entscheidet  die  Analogie  iler  Adver- 
bia rajfC- ,  y.a^ra,  fldXa  niul  der  iinzähligen  anderen 
ans-  dem  Dativ  der  ersten  Declination  gebildeten  (s.  oben) 
für  urrjifHi,  ij^ifia  als  ältere  Formen  {v^\.  d.Tgt  iio.iog, 
l'jgtfxaivC,);  ifinag  aber  muss,  nach  der  Quantität  der 
ultima  zu  schliessen,  erst  aus  limvq  entstanden  sein, 
welches  die  epische  Form  für  f/i7ia<;  ist.  [Exac,  dy^täg, 
iyy.ui ,  nvdQaya(i  haben  zwar  schon  in  der  ältesten  Spra- 
che ein  festes  c,  doch  beweisen  ty.flsrjyu;,  iy.ntfiv,  (i.y- 
y.aihv,  dass  die  ursprünglichen  Formen  auch  hier  auf 
ein  einfaches  u  ausgingen.  Il^t'di'i  und  Hi^ri;,  Ul'i^l 
und  ('.i!}ii,  71  uj  und  TTojQ  endlich  kommen  hier,  nicht 
in  Uetraclit;  denn  obgleich  die  auf  einen  \  ocal  ausge- 
henden ilie  alteren  Formen  sind  ,  so  hat  sich  doch  an 
die  Verschiedenheit  der  Gestalt  eine  Verschiedenheit  der 


353 


354 


I 


IScilpiitiiiij;   ang(>kiiü|iif ,    M)    iliiss    loii    eiiii-in    Auhan^pn    iiiiil 
Alx'crIVii    des    1^   iiii  lil    IUP    fVi'd«   «rill    kann.       INa<  h    iliescr 
Anseinaiiilrr.setzniij;    iliirfle    ila»    UrlliPil    iIps   llrii.    li.    sehr 
irrijf  sfin.   —    Ks   folgt   iiiin   djs  ('a|)i(p|    über   Hiatus   und 
Ai-usiruph,    »o   PS  g.  (i'.t.   heiss*:    „Dieser    Misston    (der 
Uiatuii)  wird  in    der  Poesie  regelmässig  vermieden,     und 
zwar,    wenn  der  Endvocal  kurz  ist,    durch  Elision  des- 
seiden,    icenn    er   lang    ist,     durch  dessen    l'erlcürzung'^^ 
Alit   ilii'Sf-in    ParagrapliPii    ist    gar    iii(li4s   aiiznfaiigpii ;   dpiin 
er   ist    plipiiso    iiiangplliaft ,    als    falscli.      I£r$tpiis   »in!   dpr 
Hialiig    nicht    bloss    in   der    Popsip  ,     und    iwar    in    dpr    ppi- 
srliPii    lind    IvriscIiPM    {(pitülinlich  ,      in    dpr    attisclipn ,     pin 
paar    bpHtimuito    FüIIp    abgprpi  liiiet ,     iliircligflu^ig    vpruiip- 
dpii ,   sondern    aiirli    die  Prosa    hat    ihn    zn  iiieidpn    gestfpbt. 
Zwpitens   dienen     zur    Verineidiing   des    Hiatus    iiirht    bloss 
£lisiun    dps    kurzpii     und    Verkiirzunj;     dps    laiigpn    Eiidio- 
cals,     sondprn    aucli     dip    Anlifingiing    des    ii,     ilie     Krasis 
und    bei    Dirlitern   die    .Syiiiepsis,    »as    Hr.  II.    zwar   aiidpr- 
wflrts   er»  ahnt    Iiat    (|^.    (i.).   72.    1~ .) ,     aber    liier     an     der 
Hau|)(s(elle   ganz    lorzüglicli    erttAliiiPii     niusste,     «enn     er 
den    Sclii'iler     nicht     in    die     Irre     führen     vviilUe.        Uritleiis 
ist    PS    iiberhaiipt   gar    nicht    »ahr,     ilass     dpr    Hiatus    auch 
«liirch  Vprkiirzuiig    dps    langen  Enilvocals   gemieden  »iirile; 
vielinehr    galt    es    bei    den    Epikern    nicht   als  Hiatus,    nenn 
das   erste  Wort   auf  einen  l)iphthuni;eii    oder    langen  Vocal 
ausging,     im    attisclipii    Trimeter    aber   galt    es   als    Hiatus, 
und    desslialb    kam    der   Fall    liier    gar    nicht   vor.  —    üeber 
die    Unordnung,      die    in     dem    Capitel    über    die    Verwand- 
lung der    Joeale    §.   V'^ — 89.    herrscht,     liaben    »ir    uns 
schon    oben   ausgesprochen.      AVird  in  ausrnlirlichen  (irain- 
■iiatikeii   der    Lehre    von    den  Contraclionen    eine    besondere 
Leberschrift    gegeben,     so    ist    diess     in    einer   8chulgram- 
inatik     der     Deutlichkeit     negen    noch     viel    iioth»eiiiliger. 
Unter    der   allgemeinen    lienennuiig     lerteandlung  der    Vo' 
cale   <lie   Coiitraction    zu    begreifen,    wie    es  Hr.  H.    getliaii, 
ist    überdiess    nicht    logisch;     ilenn     in    T(j£(fui,    £r()r/.Cfl^t', 
T0O(pu<i  ,      in    ^tl'O?,    teivo^   lind     vielen     anileren    Fällen 
findet   eine    Verwandlung   des    Vocals,   aber    keine  Coiitrac- 
t.'oii    statt.      Von    solchen    Fällen    ist    nicht   die  Keile,    wohl 
aber   von   andern,    ziiui    Theil    von    solchen,     die    gar   nicht 
hierher    gehören.      Das  gau^e  Capitel  ist  ein  buntes  üiirch- 
einander.      §.  ;li.    wird  von  Coiitraction  gesprochen,   |^.  Üi). 
von    der    Entstehung    der     Diphthonge    at    av    tt   (V    ui    nv 
durch    die    Stellung   des    l    uikI    ü    hinter   andere    kurze  Vu- 
cale ,     ^.    St.    von    den    offen    bleit>enden   Lauten    ta    VU   tt 
V£   n.   s.    IV.,   §.   fS2.   83.   84.   85.    »ieder   von  Coiitraction, 
§.   8t).    »on   der   Svnizesis,     die    schon    im   vorigen   Capitel 
g.    77-     <ler     Uebersclirift     gemäss     behandelt    »ordeii    war, 
lind     auch     im     Anhang    über    die     Dialekte    ^.   4(l8.    Ö4'.l. 
lind    über    die    Metrik     §.    1177.    heliandelt     wird,      wohin 
Hie   auch    als    Eigenheit    der    Poesie    ausschliesslich   gehurt; 
JJ.    86.    von    der    Diäresis,     die     in    den    Anhang    über    den 
epischen    Dialekt   gehört,     und    dort  auch    §.    47 1.    bespro- 
chen   tvird  ;    55.  ,-~8.    von    der  Einschiebiing   eines  /  zwischen 
olfeu     lileibeiide     Vocale,      wie    in    E-jTlTvdiloq ,     li-t.l/oc, 

sigtia,  y.aiuj ,   9tui't,   ohiuo,,   uiei ,    nun],   was  zum 

Theil  dem  epischen  Dialekt  anheimfällt;  §.  89.  endliili 
von  dar  Verdunkelung  des  erstem  Lautes  durch  den  letz- 
tem. Dazu  kommt,  dass  einige  von  diesen  <ij^.  Unrii  h- 
tiges  enthalten.  <5-  "9.  heisst  es,  die  drei  einficheii 
Gymiiasiidzeituii^, 


und     Hrdprünglicheii     Laute    a    i    v    seien    von    den    zwei 
IMischlauten   E  o   wohl    zu     unterscheiden;     denn    aus   aa 

werde    u,     aus   l  l  l,     aus    vv   V,     aber    aus    zwei    £    und 
zwei    o    entstehe    nicht    rj    und    v) ,     sondern    fl    und    ov. 
Dazu   kommt   nun    noch    die    Anmerkung:    „Da  in   l   die 
Elemente    a-  i    und   in    o  die  Elemente  a  -  r  liegen ,     so 
wird  bei    der    Verdoppelung,     du    nur    eines    der    beiden 
Elemente  gebraucht  werden  kann,  zum  t  das  t  und  zum 
o    das    l>    hinzugenumtnen.^'       Es    ist    unbegreiflich,     wie 
ein    Gelehrter   auf  solche    Ideen    kommen,     und     noch    un- 
begreiflicher,     wie     ein    .Scliulmaiin     den    Schüler    mit   sol- 
chen   leeren     .Spitzfindigkeiten     quälen     kann.       iNicht    bloss 
in    ei ,  sondern    auch    in    /     wird    tt   sehr  häutig    contrahirt, 
sowie    fi^    in     r,'.       Hr.     H.     bat     diess    »einer     3Ii.scluiiig»- 
fheorle      zuliebe      ganz      übergangen,        so      dass     nun      der 
Schnlpf    ÜKljdie    in     aKlj\>ti    contrahirt.       Wenn    aber    ta 
meistens    in  £1  und  uo  in  uv  ziisainuieiifliesst ,    so    geschieht 
diess    aus   dpin    n.itürlichen    (irunde,     weil    t    läiiner    gehal- 
tpii    sich    zum   /    und    o    zum    v    hinneigt.      Was    Hr.    H.    ei- 
gpiitlich    will,     lässt  sich     um    so     weniger    begreifen,     da 
hier  gesagt   wird,   dass   £   und    u   Mischlaulp   aus   u-i  und 
6!  -  (I ,    oben    aber   §.    )^,    dass /?  Uli  I    tu    durch  Verschuiel- 
ziiiig    aus    a  -  i  und  u.  -  r  eulstanden   seien.  —    §.  >3.    wird 
gelehrt,     dass    £    von    «    und     tu    verschlungen     werde,     so 
dass   £uj   ^r   (U    und    tu  z:z  a  sei.      Also    darf  der    Schüler 
getrost   ßuaikta    in   ßaaikü   und  nvktuii  in  In)  v)i  con- 
trahiren,     wenn     er    nicht    aus    einer   anderen    (irammatik 
lernt,   dass   ilie  (i'riechen    ta    nur    nach   einem  Vocale   oder 
p    in    ü   und    itu    nur   nach  einem  Vocale    in    w   zusammen- 
ziehen.   —     g.    86.    heisst    es   bei    der   Synizesis:     „^tui 
sprich   i^oi'   u.   8.    w."       Also   «vird   auch   t:iti    Ol'   gespio- 
chen    e;ior,    1;    or  —  uv    u.    s.    w.1      Dass   auch    der  erste 
^'ocal    mit    gehört    werden    niuss,     geht   schon    daraus    her- 
vor,    dafs    ilie    Svnizesis    auch     Oi'Vt'/.(f(i)vrj')li   heisst.    — 
§.  ST:  „Die  Dichter  erlauben  sich  mitunter,   auch  dasje- 
nige zu  zerdehnen   und  auj'zulösett ,     was    gewöhnlich  zu- 
sammengezogen erscheint,    als  naii;  =z  nai^,  u'iuuui  zzz 
61(1/1(1/,     (f6u)i    zu    (f(J>Q,     llijlfiöac    =    Ilijktiöag." 
Hier    ist    erstlich    ilie    Diäresis    mit  der   Zei  dehnung  zu- 
saiiiineiigeworfen ,     was   auch   §.   471.    geschehen    ist,     ob- 
gleich   beide    Fälle    wesentlich     verschieden    sind;     denn    in 
TKU'i  wird    der  Diphthong  in  seine    einfaihen  ISestandllieile 
aufgelöst,      in    (fdloi   aber    ist   deui    < oiilrahirten    Laute    (u 
der   entsprechende     kurze    Laut    vorgescliLigen.      Wie    klar 
sind    diese    beiden    Fälle    in    andern    (irammatiken    geschie- 
den,    besonders     von    Rost    S      .iS|     iiiid    4l7    (<i.    Ausg.). 
Zweitens  kann  man  nicht   sagen,   da^s  überhaupt  die  Dich- 
ter  zerdehnt   und    aufgelöst    hätten  ;    denn    die   Zenlehniing 
gehört   bloss   der   epischen    Sprache,     Formen    wie    Ihjktl- 
dccc;   gehören    bloss    der   dorischen,     rruU     endlich,     sowie 
öiuLiai    und    Anderes    dergleichen    gehtirlen    ebeiilalls   den 
Epikern,    während  die  attischen  Dichter  ausser   den  Clioc- 
gesaiigen    fast    gar    keinen  tiebraiich    daioii  gemacht   habc'ii. 
—   §.   88:    „Zwischen   offen   bleibende   Vocale  wird  gerne 
ein  I  geschoben,  so  entstund  i:nri]i)ii()^  für  i:t  i  vi.Oni:,, 
itkitoc  für   itttui,  trQtiafür  ei'ijiu,  y.oAoj  für  v.au), 
itioiu  für  ^{(ju  ,  ahtui  für  (i.iiö^,  o.lt'i  fürot',  loirj 
für    TTO«."       Klingt     ilas    nicht,     als    wenn     die     Formen 
Lho/'u,    citto-;,   Tioil]    bei    allen    Schriftslpllem    gäng    und 

27 


355 


356 


fflUo   wflren  ?      Was  soll    nun   iIpt   Srlii'ilpr  von    der   RpfrrI 
lies   Hrn.   II.   ilcnLon,     woiiii   er   orfalirt,    dass   diese   For- 
men   rein    ejiisili    nImiI  ,     dass    alito    liei    den     Aftikern     von 
dieser    Kiiisi  liiebuiifj   des   t    (Jar    nicht    die  Rede   sein    kann. 
Aber   aurli    liei    den    anilern  >Vl)rtcrn    ist   es    mit    dieser    lie- 
liel)ten     Kiiisi  liiebnnu     niclits.       ./f/    und     uttl    sind    ilirem 
Sinne    narli    reri-iliieden  ,    »ie    «vir    im  Lexicon  Uinripidenni 
p.    iCi   sijij.     (,'ezeigt    halten:     der    stärkeren     Form     ist    die 
stärkere     IJeileulnii  j     zui^efallen.       K.(UUi     und    v.(tu)    sind 
lieide    im    (leliranrh,    bei    ilen  Epikern,    Doriern    und    älte- 
ren   Attikern   y.uiv} ,    im    neueren    Attizismus   y.duj i     dass 
aber   das   /    nicht   eingeschoben,     sondern    nie    bei    xXaiuj 
ans   dem   l)ii;amma    entstanden    ist,    durfte    sich    aus    den 
Formen    xurau),     x}Mt'Oouui    u.    s.    w.    mit    Gewisslieit 
folgern    lassen.      S.    Rost  Gr.    §.73,    I  ,   e.    Anmerkung. 
Ferner   sinil    eTITIjöeiu^    und     rfAf/oj    p;anz    regelmässig, 
oiit    iler  sehr    geuühnlichcn    Endung    -f/üj   j^ebildete    Ad- 
jective,     die    iler    epische    Dialekt    und    überhaupt   der   lo- 
nismus    erst    in    ejiirrdcog    und    zif.Sog    verkürzte,     wie 
diess    auch     bei    der    Feminiuform     £ict   oft    der    Fall    war. 
S.   Kiihner  Ausf.   Gr.    g.  HOy,  3,   a     und   g.  37ii,  3,  a. 
Was   endlich    £l'()Sia    betrifft,     so    ist   es    weit   natürlicher, 
dass   diese     Form     unmittelbar    nach    der    ersten    Decl.   auf 
eia   gebildet,   als   dass   sie   aus   eu  durch  Einschicbung  des 
I  heriorgegangen  ist.      Vgl.  Kühner  Ausf.  Gr.  g.  '.H)0,  b,  y. 
Die    epische    .Sprache    hatte   aber,    wie    vorhin    bemerkt   ist, 
in    einigen    Ailjectiven    die    kürzere    Form   auf  nt   oder    In. 
—    g.  .S^i.   sind    als  Beispiele   von   der   statt  der  Zusaumien- 
ziehnng  eingetretenen    Verdunkelung    des    erslcren    Lautes 
durch    den    letzteren   angeführt:    a)    viu)^   z^  vii6(;,  ßaoi- 
kio};  ;:;  t'noilrioz ,    [jiiott.ia  =  ßaotKr^a  u.  s.  w.,    „wo 
der  zweite   Vocnl  verlängert,  und  der  erstere  dafür  ver- 
kürzt ist";    b)  veuji  ^z  vuug,  di>iüy£v)v   zzz  dvajyaov 
(aiov),  TioÄfwc  3=  ■jzoi'ioi;,  nrix£'-'>'i  =  ni']xvoq^  „wo 
der  erstere  Vocal  in  f  abgeschwächt  ist^^;  c)  tjCLOiKiiq  :=: 
ßo.aiki^ti,  TlÖKll   =:  TloKii   oder  TTukrji,    7lr,x^^  ^^  ^l}' 
XVI  <,     -Tiöktii  :=  nöXiEQ   Oller    notijEi,    „wo   nach   Ab- 
Schwächung    des    erstem     l'ocals    in  s   Contraction  in   £i 
erfolgt  147."      Auch    hier  ist   viel  Unklares    und  lliiwalires. 
Im    Allgemeinen    lässt    sich     gar    nicht    sagen,      dass    statt 
der    Zusammenziehung    eine     Verdunkelung    des    ersteren 
Lautes  durch   den   letzteren   stattfinde.       Denn   erstens   ist 
in    den    meisten    Formen,    die    Hr.  H.    als   ursprünglich    und 
unverfälscht  aufstellt,     wie    vijög,    ßaaiKrioq ,    ßaatkria, 
ßaaikriaq,  vtjiov,  ßaaiknu)i> ,  nökiog,  nriyvoq,  ndkieq, 
"jttjyoi  eine  Zusammenziehung   ganz   unzulässig.      Zweitens 
innss   man    aus    Hrn.    H.'s    Worten   schliessen  ,      dass    durch 
die    \'erdunkelung    des    ersteren     Lautes     die     Möglichkeit 
der  Ziisammenziehuug  aufbore.      Inzwischen    ist   diess    kei- 
nessvegs   der   Fall  ,     unil    Hr.     II.     widerspricht   sicli    selbst, 
wenn    er    unter   c)   sagt,   dass   nach    Abschwachung    des    er- 
sfprnn    Lautes    in    f    Contraction     eintrete.       Drittens    ist    es 
liberhaujit    ein    falscher    Ausdruck,     wenn    man   sagt,     dass 
der  erstere  Laut  durch  den  zioeilcn  verdunkelt  werde. 
Wenn   dvtijyaov    in    {dvvjyeuv)    dvuiyswv ,     ■710X101;  in 
{itöksos)  nökeu);,  TT /;;f/'oc  in  {mj^eoi)  7r;;'/£wJs»  ■J^oKit 
in  {nukei)  noUci,   tti']Xvi  in  {Tnjxti)  ni'jxi^i,   ndtifc.  in 

(Hof.f.St;)  TTO/.ei;  überging,  so  geschah  diess  nicht  durch 
den  1'ocal  iler  letzten  .Svibo,  sondern  weil  überhaupt  ('., 
l,   V  sehr   häufig   iu   das    bequemere   £   umlauteten.       Dazu 


kommt  nun  aber  noch  ein  grosser  Irrthum.  Hr.  H.  sagt 
nfinilich  sowohl  hier,  als  unter  den  Derliiiatinnen  g.  1  ^;j, 
die  eigentliche  Flexion  von  ßuatA.eit;  sei  ßaoi/Jjuii  fia- 
Oih:?;i,  ßaoiKija  u.  s.  w.  und  ebenso  scheint  er  anzu- 
nehmen, dass  auch  vcu'i;  pigenllicli  flectirt  »erde  vijo^, 
Vlji,  l'ija  u.  s.  w.  Gott  weiss,  ans  welcher  asiatischen 
S|irache  das  wieder  hergeholt  ist.  Der  Stamm  von  ßa- 
n/kii'<;  ist  ßuoiM F  niit\  von  var;  vaF{navis),  wie  auch 
Reimnitz  S.  50  ausdrücklicli  angibt.  Daiaus  geht  von 
selbst  hervor,  dass  ßaoiksvg  ursprünglich  ßuoike  ■  ug, 
ßwj/ke-l,  ßaaiKea  u.  s.  w.  und  var;  ursprünglich 
va-ui,  vaf  u.  s.  w.  declinirt  wurde,  woraus  sich  dann 
theils  die  attische,  theils  die  gedehnte  epische  Form  ent- 
wickelte. .So  bleibt  von  dem  ganzen  g.  öü.  nichts  übrig, 
als  dass  in  puüi,  vaojv .,  dvtoyuov  das  «,  in  nuklug, 
7ldkll,  Tiokieg  das  i,  in  7lijxi">g,  Ttljxi'i'  <'as  f  den 
Umlaut  £  bekam,  womit  bei  einigen  Formen  der  im  Ge- 
setz des  Rhythmus  begründete  Wechsel  der  Quantität 
verbunden  war.  S.  Lexicon  Enripid.  s.  v.  d.lJ'J  p.  4tt-  — 
Es  folgt  nun  g.  90  —  99.  «las  Capitel  von  der  Verwand- 
lung der  Consonanten.  Hier  iverden  die  bekannten  Re- 
geln vorgetragen,  gegen  die  natürlich  nichts  einzuwenden 
ist.  Auch  hnden  sich  hier  einzelne  geistreiche  Winke, 
z.  B.  warum  sich  kein  griechisches  Wort  auf  C,  endigt, 
g.  94.  Anmerk.  1.,  »varum  et  vor  Consonanten  in  iy. 
verkürzt  wird,  g.  97.  Anm.  Doch  lauft  auch  Falsche« 
mitunter.  So  heisst  es  g.  92,  a) ,  das  f^l  werde  vor  (j 
und  k  in  ß  verwandelt,  wie  in  ßQOTug  für  ^(juiuc, 
ßkujayoj  für  fxkuioxu) ,  ßkd^  für  /uku^.  Nein.  Jjoo- 
T(ig  ist  zunächst  aus  uß^oTDs  (und  diess  durch  Aleta- 
thesis  aus  /.tooroi),  ßkujaxoj  aus  fißi.u'joy.o}  {(loketv), 
ßkdtg  aus  jjßkai;  [l.iakuy.(ig)  hervorgegangen,  indem 
hier,  wie  in  ij/jßooTov  (ijuagTOv) ,  fA£0)j[^iß()ia  (^l- 
(Tijf)£QLa)  ein  ß  dazwischentrat.  Durch  den  Abfall  des 
ti  entstanden  dann  ilie  gebräuchlichen  Formen.  Ueber 
diese  Art  der  Wortbildung  hat  Rec.  ausführlich  gespro- 
chen im  Lexicon  Eurip.  p.  Iü7  sy«}.  —  g-  9S.  sind  als 
Beispiele  der  IMetathesis  unter  andern  auch  angeführt: 
„iaöicpa  für  ^j£^/(fc(,  ßko'joy.o)  von  fiolsiv,  xiy.futixu 
von  y.aiifev,  yväi)oc,  neben  y^vi';."  Inzwischen  dürfte 
das  kakoplionische  ^igiCfa  keinem  Griechen  in  den 
Alund  gekommen  sein.  Ja,  gesetzt  auch,  man  wollte 
des  Churoboskos  Zeugniss  bei  Hekker  anecd.  p.  12875 
dass  Pindar  QEQ^ff>{^al  gebraucht  halie,  für  unverdorben 
und  gültig  ansehen,  was  man  nicht  füglich  kann,  so 
darf  man  doch  ilesshalb  nicht  glauben,  dass  iguiCfit  erst 
ilnrch  Versetzung  aus  öegiffa  entstanden  sei.  Vielmehr 
bildeten  die  Griechen  unmittelbar  tgö/Cfa  wie  ei.ijTtjy.a, 
indem  sie  zum  Ersatz  für  den  Reduplicafions- Consonan- 
ten das  einfache  p  verdoppelten.  Die  andern  Beispiele 
dürften  einfacher  und  natürlicher  durch  eine  Sfnkope 
zu  erklären  sein.  —  In  dem  Capitel  von  der  Vertait- 
schung  der  Aspiration  g.  100 —  tOli.  sind  wieder  ein 
paar  gute  Beinerkiingen ,  nämlich  g.  1((4.  Anmerk-,  war- 
um zwei  o  nicht  beide  deu  Asper  haben,  und  g.  lOö. 
Anm.,  über  den  Spiritus  in  der  Alitte  der  Wörter.  Un- 
recht aber  ist  es,  dass  über  die  Vertanschling  der  Aspi- 
ration in  einem  besonderen  Capitel  gesprochen  wird;  denn 
sie  Unft  auf  eine  Ver»andluiig  der  Consonanten  hinaus, 
war   also  dem  vorhergeheudca  Capitel   einzuverleiben.    Aur 


[ 


357 


:^5H 


S8.  10,').  iiiiil  IMfi,  wo  ^••§a;;t  wild,  ilass  i!ii>  Spirifii» 
nur  auf  ilrii  Aiifaiif;sroc.ilf ii  «Icr  Wörter  .«telipii,  iiml  ilasn 
jcdos  mit  ('  aiiliel)cii<lp  \Viirt  den  rniilirii  llancli  hat, 
wiirdrii  si<'li  liier  niclit  iiiitprliriii;;cii  l.isHrii ,  sie  lialii-ii 
aber  mit  der  Vertaitschung  der  Asjiiratioii  ei>rii.sn  «eiiio; 
eil  tliuii,  denn  sie  gelidren  unter  die  Lelirc  von  den  Spi- 
ritus. Das  letzte  Capitel  JJ.  1(17 —  l'^n,  das  »oii  der 
Laulverstiirkung  handelt,  enthält  lauter  Dinj^e ,  ijic  unter 
die  Lehre  ron  «ler  VVortbildiin;;  ^ehfiren.  Daher  kniiiint 
PS  denn,  dass  zwar  aiirh  dieses  Capitel  dem  Alisclinitt 
Über  die  Gesetze  des  WohUauts  ui)tprj,'i'(irilnet ,  JJ.  1  i  j. 
alicr  erklärt  ist,  die  Laiitverstarkiiiij;  geschehe  tlieils  des 
Wühllauts  wegen,  tkeiU  zum  Ersatz  für  aus-  und  ni- 
gefullene  L.iute- 

Wir  liabeii  den  Hrn.  H.  durch  die  jfan/.e  lOleinentar- 
lehre  Schritt  fiir  Schritt  begleitet.  In  dieser  Weise  fort- 
Kiifahreii,  würde  weder  dem  Räume  dieser  lilätter,  noch 
dem  Zwecke  unserer  Recensiun  entsprechen.  Ohnehin 
haben  wir  uns  über  die  Annrdiiung,  die  in  der  Lehre 
von  den  Declinatioiien  und  Conjiijfationen  herrscht,  schon 
oben  ausfjesnrochen  ,  ao  dass  diT  Leser  hinreicliend  Ml 
ütand  ji;esetzt  ist,  sich  eine  iMeiiiung  über  Hrn.  Hartun^'s 
Schul(;rammatik  zu  bilden.  Zur  iiegründuii^  unseres 
pit;eiieii  Urtheils  heben  wir  aus  der  eigentlichen  Formen- 
lehre nur  noch  Foljjemles  heraus.  S.  60  J5"  'Hli-  kom- 
men die  ,,/^«07««/rt"  zur  Sprache.  Die  anomalen  Sub- 
Stantira  werden  bekanntlich  in  Abundantia  und  Defectiia 
i;etlicilt,  von  denen  die  erstem  wieder  in  Metapbsfa  und 
Heteroclita,  die  andern  in  Defectiia  casibiis,  Defectiia 
numero  und  Indeclinabilia  zerfallen.  Hr.  H.  saj;t  nun 
rwar  auch,  inwiefern  die  Anouiala  tlieils  Defectiia,  theils 
Heteroclita,  theils  fllefaplasta  sind;  aber  die  Aiiomala 
werden  dann  S.  50  —  .54  säninitlich  in  alphabetischer  Ord- 
nung: aiif;;efnlirt.  Sollte  denn  Hr.  H.  als  Schulmann  nicht 
begreifen,  dass  man  es  nicht  wagen  darf,  dem  Schüler 
diese  ungeordneten  blassen  vorzuführeu  ,  ohne  ihn  gänz- 
lich zu  verwirren?  Der  Lehrer  muss  also  auch  hier, 
wenn  er  dem  Lernenden  nicht  schallen  will,  eine  andere 
Grammatik  zu  Hülfe  nehmen.  Noch  weit  zweckmassiger 
wflre  cg  freilich  für  eine  Schiilgraininatik  ,  wenn  nicht 
bloss  Srinimtliche  Substantiva,  gondern  auch  s.'iinnitliche 
Adjectiva  in  regelmässige  und  utiregelmässige  (anomale), 
iinil  die  unregclmässigen  dann  wieder  nach  ilcr  angege- 
benen \Veise  eingetheilt  würden,  nur  mit  dem  Uiitef. 
schiede,  dass  die  Adjectiva  abundantia  hier  bloss  als  iVIe- 
taplasta  erscheinen.  V^on  anomalen  Adjectiven  ist  aber 
bei  Hrn.  H.  rollends  gar  nicht  die  Rede.  —  S.  ß,')  —  70 
werden  vlie  Pronomina  abgehandelt.  Es  ist  eine  aner- 
kannte und  auch  lom  trefllichcn  Thierscfl  in  der  vor- 
jnhrigeii  Philologenvrrsauimlung  mit  Machdruck  hervor- 
gehobene MotliM  eiidigkeit ,  dass  der  Unterricht  in  «1er  la- 
teinischen, griechischen  und  deutschen  Sprache  auf  eine 
gleicbmässig  durchgeführte  Tcrminolof^ie  gegründet  wird. 
Hr.  H.  scheint  ron  dieser  Nothw endigkeit  nicht  über- 
«eugt  zu  sein,  denn  der  Schüler  lernt  hier  im  Gegen- 
satz zu  den  anderen  gelirMuchlichen  Schulgraminatiken 
die  Pronomina  als  Pronomina  Suistantiva  ,  Pron.  t'osses- 
iiva  und  Correlatiru,  uiiil  die  (orrclativa  wieder  als 
Demonslrativa  1  Relntiva ,  Interrngativa,  Indeßmta  uml 
Relativ  -Interrogativa    oder    Indefinit  -  Relativa    kennen. 


ohne  mit  einer  Svlbp  zu  erfahren,  worauf  »ich  diese  un- 
gewöhnliche Kintheilung  stützt.  Durch  s<ilrhr  Willkür 
wird  es  Lehrenden  und  Lernenilen  schwer  geniachl.  — 
S.  SO.  'S}.  l'Td.  heisst  es  vnni  Augir.enl :  ,.Ks  ist  eine 
IVlehrung,  welche  das  Verbiim  von  vorn  erfahrt,  und 
besteht  in  der  vorgesetzten  .S\lbe  r.  Wenn  aber  dag 
Wort  mit  einem  Vocale  anfangt,  so  wird  kein  £  vorge- 
setzt, sondern  dieser  l'ocal  bloss  in  den  entspreclier.den 
langen  verwandelt.^''  Dazu  kommt  lolgendc  Anmerkung: 
,,lin  Grunde  sind  beide  Augmente  eins,  weil  die  Verlän- 
gerung des  Vocals  bei  dem  augmentiim  temporale  von 
Zusammenziehung  des  anlautenden  l'ocals  mit  dem  E 
herrührt,  also  z.  R.  ijil'UV  für  iuirov  U,  s,  w.  Hr. 
H.  ihut  hier  abermals  das,  «a»  er  in  iler  Vorreile  an 
Andern  tadelt,  obj^leich  es  in  dieser  Weise  kein  Kii>r.i- 
ger  gellian  hat.  Kr  allein  ist  es,  der  sich  gegen  Noten 
in  (irammaliken  so  sehr  ereifert;  aber  er  ist  es  auch 
allein,  der  die  Koten  zu  dem  seltsAinen  Zwecke  zu  ge- 
brauchen |iilegt  ,  der  vnraiistehrnden  Regel  zu  widerspre- 
chen. Hatte  Hr,  H.  gesagt,  das  Augment  bestehe  in 
einem  vorgesetzten  e,  ilas  bei  folgendem  Ciinsonaiiteii 
eine  besondere  .S^lbe  bililc  (augmen)iiin  svllabicuin) ,  mit 
einem  folgenden  \ocal  aber  /iisaminengezogeu  viertle  (augin. 
temporale),  so  bedurfte  es  keiner  berichtigenden  Note.  — 
S.  110,  wo  1111(1.11)  conjugirt  ist,  liinlet  sich  der  Infinitiv 
TiuClv  mit  dein  Iota  subscriptuin  ,  wozu  es  in  einer  Note 
S.  113  heisst:  „beim  Infinitiv  von  Tiiio.u)  ist  die  Schrei- 
bung Tiiia.v  besser,  als  Tijtdv  verbürgt.''''  \Voher  diese 
Aengstlichkeit  bei  einer  ausgemachten  Sache  und  bei 
einem  IMaiine,  der  sonst  so  kühn  das  Ungetvöiinlirlisle 
ergreift,  und  das  Gewöhnlichste  verwirft?  Seit  Wolf 
(I'it.  Anal.  I.  S.  4l*)  tr.)  schreiben  alle  namhafte  Ge- 
lehrte und  namentlich  die  Grammatiker  nicht  r/ijt'.r, 
sondern  xifiuv,  »lenn  auch  ilie  meisten  den  wahren  Griinil 
nicht  kennen.  Nur  zwei  IManner  haben  unseres  Wissens 
widersprochen,  C.  W.  Schneider  in  der  Vorreile  zu  Sopli. 
Antigone  und  (,'.  E.  Chr.  Schneider  in  der  Vorrede  zu 
Plat.  Cir.  T.  1.  p.  LV'III  s(j.  Des  erstem  Gründe  sind 
nicht  der  Rede  werth.  Des  andern  Redeiiklichkeit  könnte 
Bedenken  machen,  denn  er  ist  ein  ebenso  gründlicher, 
als  scharfsinniger  Kritiker.  Um  so  mehr  niuss  man  sich 
wundern,  wenn  man  ihn  sagen  hiirt,  das  Jota  sei  aller- 
dings erst  in  neuerer  Zeit  und  zwar  um  das  IJ.  Jalw- 
hundert  hinzugethun  worden  ,  doch  sei  diess  die  echte 
Schreibart,  die  schon  in  der  altern  Zeit  (labente  paiila- 
tim  Graecitate)  durch  eine  felilerliafte  Aussprache  in  Je 
verdorben  worden  sei,  denn  die  verba  contracta  seien 
den  11(11  issiniis  genii  illiiis,  ijiii  lingiiam  Graecam  pro- 
creavit,  operibns  bei/uzalileii  und  ganz  nach  den  verbii) 
barytoiiis  gebildet,  nt  dass  sie  auch  im  Infinitii'  die  En- 
dung tiv  erhallen  hatten.  .Sonderbare  lioueisführung ! 
.So  künnte  mau  hiiclislens  argumeiitiren ,  wenn  es  nolo- 
iiscli  wäre,  dass  die  Endung  av  das  Iota  von  jeher  uiul 
/.ii  jeder  Zeit  gfliabt  hat.  Nein,  umgekehrt.  Da  die 
St  hreib.trt  i(v  mit  dem  Iota  erweislich  erst  s*it  ilein  \'J. 
Jahrhundert  aiifgekomnieo  igt,  so  iiiiiss  inaii  glauben,  ilnra 
ilie  Enilung  txi>  nicht  aus  (im,  sondern  aus  n£v  zusam- 
mengezogen ist,  und  diess  winl  zur  Gewissheit  erstem 
ilurch  (^r/.oiv  uiiil  ähnliche  Inhnitive,  ilie  ans  (ifv  ron- 
trahirt  sein  müssen,   weil  sie   sonst  auf  oiv   ausgehen  wür- 


359 


360 


ilni ,  »ii>  )ir)i)i~  =:  övXoe/Q,  firloi  :=  A/;>tIf/,  und 
xnriteii.«  iliircli  ilii-  iii.4priiiit,'li('lir  liiliiiitivriiiliiii;;  liievoi 
uiiil  dltl'  (iiatli  Viicilrii,  i\\t>  mit  f  ('oiitraclioii  orlciiliMi, 
tltvai  iiiiil  iKv),  ilif  «II  li  mit  ilcr  ICiiiliiiitr  etv  Kar  nicht 
▼rrniii^m  lirs^ir,  Hunii  iiirlit,  ««ii>  aus  TVTtTtaat ,  TVTt- 
ri-ai,  Ti'.irei  iiml  rc'.'rr;;,  nun  iifiCoia,  tniCoa,  /jelQuj, 
»o  all»  fiievCll  eevctt  tlirils  iliirch  Aiisstossuiig  eines  f 
i."«/,  tlioils  «liircli  Contr.-iitioii  nvai  und  iji>ai,  aus  tiifv 
ahor    tm    (If    cnstandon    «arp.       Also    TiTDCpeueva/    TEtV- 

(fSfuai  TSTV<fivait  eiisvai  [iu/iFvai)  eivai  tlvai, 
ri<:i riierai  nrii-tiiai  rvirjvai,  TviiTettevai  rvTiT^uv 
titrhi'  Ti'-^treiv,  dyii/ir-  iievai  dyivsutv  dyivihv  äyi- 
vtiv,  Tiitu-  usvai  Tt/iüitev  tiiioav  T/itdv,  r^ijXöi/evn 
drf.iiiitv  ^Ijhörv  fli^loiv.  Dodi  »iirde  liei  den  K|)ikerii 
auch  liei  den  ruiitrartis  meistens  die  volle  ßiidnnj  eufpul 
iider  fiUV  angeh.'Injit ,  «orauf  dann  ('(inlractidii  in  j-j  cr- 
f.il};».-:  doi]!iEv<u,  jTiivi'jii£i>ai ,  (fihiunvai.  —  J>.  Ii.',s. 
ist  unter  tiui  aucli  ein  ,,dicliterisf lies"  rtlediuro  ISfxai 
mit  Conj.  l'aifiai,  ()|)t.  ioifiijv  n.  s.  ».  niicl  mit  dem 
Inijjerl".  l'nnjv  angefülut.  üiess  ist  ein  lirthiiiii,  den 
II  r.  H.  mit  ilen  inpisten  (iranimatikerii  ;;einein  hat.  Das 
j;.inze  lEitni  ist  ein  llndiiii;.  Die  Kritiker  sahen  in  einer 
<iirrii|iten  (ies«rt  eine  aiiser-iahite  Dichferform.  Aus 
.>iij)linkles  ist  es  dureli  FAinsleij ,  Wunder,  Ellendt  und 
Hermann  hereitn  verliannt.  Auch  im  Eiiiiuiiies  hat  es 
die  neui-re  Kritik  j^etilg).  L'm  so  nnbesoMnener  ist  en, 
dasselbe  sogar  in  die  Prosa  hineinziitraj;en.  li]a  ist  das 
niediuiii  »Oll  UTtil  iinil  dnrchgangi«;  't'siini ,  h'idiv,  ititi- 
VOi  II.  s.  w.  7.11  srhreilien.  —  Das  alphabetische  A'er- 
ri'iiliiiis-i  iler  iiiiregelmiiisijjen  ^'erba  ist  S.  ItJ —  l(i  5  in 
einer  m eckmassigeii  Ki'irzc  abjfefasst,  einVorznjf,  durch 
di'ii  sich  auch  besonders  der  Anhang  filier  das  Ei);en- 
tliiimlirhc  der  Dialekte  empjiehlt.  Um  so  mehr  mnss  es 
lieclaiiert  «erden,  dass  der  Verf.  nach  dem  Beispiele  der 
meisten  andern  Grammatiker  die  Wortliildang  S.  KiS — 1S3 
nicht  nur  in  den  Kreis  des  Schiiluiiteriichts  gezogen, 
sondern  auch  mit  besonderer  Ausführlirlikeit  behandelt 
hat.  Es  scheinen  neuerdings  ganz  eisjentliiiiniiche  tiegrifl'e 
von  Inhalt  und  (Jmrang  einer  (iramniatik  'aufzukommen. 
Anstatt  dieselbe  immer  mehr  zu  vereinfachen,  beginnt 
mau,  darin  Alles  aufzuspeichern,  was  die  griechische  Spra- 
che nur  einigermasspii  angeht.  Ein  Beleg  hierzu  sind 
unter  andern  die  iSr,  4i-  Jahrgang  1841  iler  Gyinnasial- 
ziilung  abgedruckten  „Vorschläge  zur  Verbesserung  der 
Arilri^e  und  Einrichtung  unserer  Grammatiken''^  von  Hrn. 
tieffter  zu  Brandenburg,  die  ganz  ilazii  geeignet  sind, 
rill  massenhaftes  grammatisches  Quodlibet  ra  erzeugen, 
l'rberdiess  beachtet  mau  «iel  zu  wenig  den  Unterschied 
/.»isihen  dem  lateinischen  und  dem  j^riechisrhen  üüter- 
riclit.  Beim  Lateinisrheii  ist  es  ziigleii  h  auf  Schreiben 
iiiiil  Sprechen  abgesehen.  Dalier  ist  es  eine  Hauptauf- 
gabe des  lateinischen  Unterrichts,  dem  tiedSchtniss  des 
Leriieiiilen  nach  und  nach  einen  möglichst  grossen  Vor- 
rath  von  allerhand  Wörtern  und  l'"orinen  einzuprägen. 
Da'.'egen  hat  der  griechische  Unterricht  bloss  die  formale 
Bildung  und  besonders  die  Leetüre  der  alten  Classiker 
zum  Zweck.  Es  ist  also  ZMeckwidrig,  wenn  man  den 
Srhülcr  vorzugsweise  mit  griechischen  Wörtern  und  For- 
ineii  plagt.  Iliernacli  mag  iiiaii  die  Lehre  von  der  IVort- 
Ijitdung    ihren    (iriiuilzügen     nach    allenfalls    in    einer    latei- 


nischen .Srhiilgraminatik  aufnehmen,  vielleicht  auch  in 
einer  ausführlichen  und  fiir  Gelehrte  bestimmten  lateini- 
schen und  griechischen  Grammatik,  »iewohl  sie  eigent- 
lich gar  nicht  in  die  Grammatik  geliiirt  *),  Aber  in  ei- 
ner grierliischen  Srhiilgraminatik  ist  sie  rheiiso  zwecklos, 
als  stiirend.  Was  «jaraiis  für  Schüler  zu  gebrauchen  ist, 
wie  ilie  Eiiilheiluii<r  i|er  Substaiitiva  in  l'atronvmica,  De- 
iiiiiintiva,  Amplifirativa  und  tieiitilia  (welche  letztere  Hr. 
Härtung  gar  nicht  erwähnt  hat),  das  Irtsst  sich  ganz  gut 
111    der   Forincnlehre    mit   ein    paar    Worten    anbringen. 

Wie  aber  hier  zu  viel  ist,  so  bietet  Hrn.  II. 's  (iram- 
niatik an  andern  Stellen  zu  wenig.  Beispiele  soldier 
jUaufjelhafligkeit  sind  schon  oben  bei  Besprechung  iler 
Accent-  und  Quaiitit/itslehre  gegeben  worden.  iJazu  kommt 
nun  iiocli ,  dass  von  der  Altthei'ung  der  Sylhen  in  der 
ganzen  Grammatik  kein  Wort  gesagt  isl  ,  und  dass  aiicli 
die  Interpunclion  nur  mit  ein  paar  Worten  beriihrt  wird, 
und  noch  dazu  mitten  unter  der  Lehre  von  den  Buch- 
staben, als  ob  man  diese,  und  nicht  die  Satze  interpun- 
girte.  Und  ilocIi  erheischt  gerade  die  luterpiiiictioii  eine 
um  so  grossere  Aufmerksamkeit,  da  sie,  wie  sie  gegeii- 
MÜrtig  im  (■riechisriien  geübt  wird,  mit  dein  Geiste  der 
Sprache  im  schroffsten  Widerspruche  steht.  Ulan  pflegt 
im  (iriei'hischen  zu  interpungireii ,  wie  man  es  im  Deut- 
schen gewohnt  ist,  wahrend  doch  erstens  auch  im  Deut- 
schen die  herrschende  Interpunctinu  sehr  fehlerhaft  isr, 
und  zweitens  beide  Sprachen  in  ihrem  Charakter  und 
desshalb  auch  in  ihrer  liiterpunction  total  verschieden 
sind.  S.  Matth.  Ausf.  .Gr.  S.  i;t  ff.  Soll  Jemand  ilie 
griechiscfie  Sprache  kennen  lernen,  wenn  man  schreibt: 
ha  uUptkoirv  avrov,  duit'  v>v  sv  inatiov  (Xen.  Anal). 
1,  A,  -(.  ed.  Popp«)),  oder:  uTi  STreiiTl!'  Toi'i  y/'/voni- 
vovg  öaaiiov;  /jnoikli  fx  tü)v  ndiUDV,  u'jc  Tdoo.- 
(ffnviji  F.Tryj^avsv  i/wji  (ibid.  1,  1,  ö;),  oder:  iruui 
ßnniKea  Tifimujv,  iji;l.oii .  dÖnKcpoi;  rAv  uvror,  do- 
iiijva/  etc.  (ibid.),  oder:  tlpoiiat ,  xae,  ö,  t(  äv  dkrj, 
ilBiaonci  (ib.  1,  H,  (i.),  d.  h.  wenn  man  das  willktir- 
lifh  zpireisst,  was  die  Spraclie  auf  das  engste  und  un- 
zertrennlichste verbindet?  So  lange  dieser  grasse  MisS- 
braiich  herrscht,  und  nicht  nur  durch  die  griechischen 
Schulausgaben,  sondern  aiicIi  durch  viele  Lehrer  belör- 
ilert  wird,  ist  eine  sorgfältige  Behandlung  der  liiterpunc- 
tion in  einer  grierhisciinn  Schulgraminatik  durchaus  iioth- 
weiidig. 

Sollen  wir  unser  Urtlieil  über  die  erste  Hälfte  iler 
Hnrtung'schen  Scliulgrammatik  zusammenfassen  ,  so  be- 
kennen wir  zwar  gern,  dass  sie  nianrhes  Gute  und  Geist- 
reidio  enthalt,  inüssen  ober  auf  der  andern  Seite  erklä- 
ren, dass  sie  ihrem  Zwecke,  als  Schulbuch,  nicht  eiitsprirlif, 
ja,  «iass  sie,'  besonde1|^  wegen  gänzlichen  i^Iaiigels  an 
üebersichtlichkeif ,  von  S<'liülern  nicht  füglich  benutzt 
werden  kann.  Im  Allgemeinen  glaulien  wir  nicht  zu 
inen,    wenn    wir    behaikpten,    dass  Hr.  II.  dieses  Schulbuch 

*)  S.  Billroth  Vurride  zur  laleia.  Gramm  S  VlI.  Es  wird 
n.Tcli^era.Ie  ein  diini;endes  nediirfnisä ,  davs  in^in  tliese 
echt  wisM-nsciiafllicIie  (ir.iiuiiiatik  in  UM.<irn  Scliiden  ein- 
fiiliil.  Wollle  man  dieselbe  in  den  oberii  Cl.issin  voll- 
ständig', in  ileii  iinlcni  in  einem  Auszüge  benutzen,  so 
winde  das  Lileiiiisclie  einou  ganz  neuen  .Aufschwung 
nehmen. 


361  :^62 

Uipil»    mit    Unlust,   tlipils    etwas    zu    eilijf   an;;ef(Tli;.'t    liabo ;  tlier   alicr   li.'itti-   sich     dorli     erst   fragen    solltMi,     <jIi     nicht 

llenn    bei   geliüriger  Liiüt    iinil  llulip    nuiflstp    ein   sii   »charf-  ilxii  Ji-iipü  Aiifblülii'ii    unserer  Literatur   eine  etwas   t^edie- 

ainnigrr  und  j^elehrlcr  iManii,    »lollr.  II.,   seihst   auf  einem  grnerc  Wirkunj;  auf  die  Rectoren    haben    konnte,   als  das« 

•onst    ungewohnten     Felde    etnas    Bedeutenderes    geleistet  sie   so    in's    ülaue    hinein    zu   meinen    anfin^^en.       Ilr.    Gün- 

Iiaben.  ther  sa^t    (S.     II):    ,,Oie    Knaben    ktinnen    dess»e(;eii  nicht 

Dass    »ir   aber    unsere   IMeinung    i'iber    Hrn.  H.'s    Gram-  an    der   deutschen   J<|)ra<he    denken    lernen,    »ed    ihnen    da 

luatik    ganz    iill'en    und    ununiMuruIrn    ausgesprochen    haben,  sogleich     die    Gedanken     in     ihrer    reinen    (lesl.ilf    i'or   ilie 

kann,     darf    und     »ird     einen    (idilirten    nicht    befremden,  Seele    gebrarht    «erden",    und    ,, allerdings    «ird    die  üenk- 

iler    in    seinen    Srhriflen     nicht     nur    selbst  »ehr   oU'en    und  krafi    auch    geübt  durch  einen  fortwährenden  Gebrauch   der 

gerade,  Honderii  auch  riicksichlslüs  und  i'ibermüthig  ilerb  ist.  Alutiersprache,     durch    das    Leben.       Aber    diese    Uebung 

iXauiiiburg.  Constantin  Matthiä.  reicht   nicht  aus,    um   einst  die    VVissenschafren    gründlich 

betreiben    zu    kllnnen."       Dies    ist    insofern    wahr,     als   der 

grammalische  l'nterricht  in  der  Hluttersprarhe   bei  weitem 

40.    Ueber    den    deutscheji    Unlerricht    auf   Cijmnasien.  "''''*    ''•■"    ^Jrail    bildender    Kraft    haben     kann,     als    der 

\on  Friedrich  Joachim  Günther,    Lehrer  am  Konigl.  ?f«"""»'i'«''<'    Unterricht    in    den    allen    .Sprachen;     sobald 

„    ,  ■     II    11  ni  .  ,  aber    durch    jenen  ein  hinreichender  (irund    zur  .Ausbildung 

radagogium    in  Halle.      lUit    einem  Auszuge    aus  dem  ,        .  ,.     ,  n      i  ■       r.  i      ..       .  „  ..i  ■ 

°    "  "  der  ju^enillichen    Uenkkrait     gelegt    ist,      so    »Are    es   tlio- 

riertcu     Theile     der     dentschen     Grammatik     .on     J.  rieht,    immer    nur    bei    der    Grammatik    stehen    zu    bleiben; 

Grimm,     und    einer    Erklärung    lier    Tropen    und    I'"i-  man    geht   sofort   zur  Lesung,   anfangs  leichter  und  kleiner, 

guren.       Essen,     Druck    und    Verlag    lon    G.    D.    Ua-  ''^""    s.bwererer    und    grösserer    Lcscsliicke,    endlich    gan- 

deker.       VIII,   376    und    83   S.     gr.    8-  '""'"    l^i"'"'»'"' »'-'k.-    «ber  :     so    lange    nun    unsere    vaterla.i- 

dische    Literatur    im    Argen    lag,     konnte     und    durfte    man 
Der  Unterzeichnete    muss    seine  Uesprechuiig   des  oben-  der   Jugend    nur   die    «ullendeten    IMeisteruerke    der   classi- 
genaniiteii    tiuclies    mit    dem     liekenntniss    anfangen,     dass  sehen    Literatur    bieten;  als   aber   endlich   auch   das  Vater- 
ihm   dasselbe     bereits    vor    einem     vollen    Jahre    zur    lieur-  laiid    geistige    Ulüthen    ;n   treiben    begann,      die    wir  jeneu 
tlieilnng    ziiges.iiidt    wurde,     dass     er    aber   er»t  jetzt    nach  dreist   an    ilie   üeite    stellen   dürfen,      was    war    natürlicher, 
Miederliollem    Anlauf  es    über    sich    hat    gewinnen    kjinneii,  als   ilass     man     auch    diese     der   Jugend    gern    in    die    Hand 
dasselbe    ganz    durchzulesen.       Elec.    pflegt    an    die  Arbeiten  gab?       Ganz    sich     selbst     überlassen    aber   diirfle    und    darf 
«einer   Schüler    vor    Allein    die    Anforderung    einer    klaren,  sie    am  h    liei    dem    Eintritt    in    diese  Studien    nicht    bleiben, 
tnihls;eorilneteii  Disposition    zu  sfeiien,    und    wo    diese    sirh  und    ilessliab    und  zugleich  um    die  Veriollkoinmiiung,    wel- 
liiclit    finden    will,    da    zweifelt   er    überhaupt,     gedeihliche  che    die    IMiitterspraclie    einem     Lessiiig,     Herder,     Gotha 
i'Vüchte    seines     Unterrichts     erwachsin     zu    sehen.        Der  veidankt,    zum    ewig    unrerlierbaren    Gemeingute   des   Vol- 
ganzliche    Alangel    einer    solchen    Disposition    war   ea   nun,  kes    zu    machen,     desslialb    nahm    man    mit   gutem    Bedacht 
der    mich    sofort,    nachdem    ich    die,     diesem    Buche    coraii-  <las  Deutsche    in    den  Lehrkreis   der   Gyniiiasieii   auf.      Und 
geschickten     ,,  Inhaltsandeutiingeii "     gelesen     halte,      mit  so    lerilienen    die   iMänner ,    die    diess    bewirkten,     wenn    es 
Furcht    lur    der  Leetüre    des  (ianzeii    erfüllte;    denn,    seilst  auch     anfangs     an     allerhand     unausbleiblichen     Irrthümern 
aiigenoiiimen  ,    ilass    alle    einzelnen    Aiisicliten    und    lieliaiip-  und    IMi.-.-;;f  iH'en     nii  ht     fehlen     konnte,      wohl     einen     ganz 
tungeii    des  \  erf.    vollkommen  preiswürdig  wfiren,   so  müss-  andern    Dank,    als    Hr.  Günther   ihnen    abzustatlen    geneigt 
teil    sie    den    grossten    Theil    ihres   Werllies    duri  h    die    ord-  ist.      Halle    sii-h     Hr.     Günther    die     rtlülie     geben    wollen, 
Iliiiigslose    Anliäufuiig ,      in    der    sie     dem    Leser    lorgeführt*    diesen    Eiitw  ickelnngsgaiig    des    deutschen    Unterrichts    eiii- 
wenlen,      verlieren.        Da    sich    iiiiii    Reo.    ein    i ollst.'iiiiliges  zusehen,      so    h.'itle    er    freilich    niiht    mehr    so    gegen    die 
Sachregister    über    Hrn.    Gänther's    I5nch    nicht    angefirligt  Lehrer  zu  Felde  ziehen  küiinen,    welche  die  liesi  lii'ifligung 
hat,    so    inuss    er   auih    auf  eine    in    alle    Einzelheiten    des-  der   Jugend     mit    der     dassischen    <leuts<hen    Literatur    be- 
selben   eingehende    Beurtheilniig    lerzichten,    und    wird    im  günstigen;    er    hatte    nicht  sagen    kiiniien  :    ,, andeuten    wol- 
Folgendeii    nur    versuchen,     die    Eigenthüinlichkeit   dessel-  len    wir,    was    die  Jugend    aus  Schiller   für  IVachtlieilc    zie- 
hen   ihren    Hauptzügeii    nach    zu    c  liarakterisiren.  heu    muss"   (S.    'J   .j) ,    ferner:    ,,Gülhe!    Allen    Respcct   vor 
Von     der    Entstehung     des     deutschen     Uiiterri<bts     auf  seinem    eminenten  (ienie!  —    Aber    er    ist  kein   <hristlirher 
den    deiilsclien    G^innasien    hat    Ilr.    Güntlier   folgende    .An-  Di'.hter    gewesen,    seine  Hauptwerke    haben    keinen  sittlich 
»iriit:      „Ais    im     vorigen    Julii  hiiiulert   die    deiilsclie    Poesie  erhebenden    Eiiifluss  :    also    haltet    die  Jugend    fern    von    ih- 
ihren     herrlichen     Aufschwung     erlebte,     da     meinten     <lie  neu!"      Sind    denn  Homer  und  Sophokles    etwa    christlicho 
licdoren   sogleich,     auch     Deutsch     müsse     in     (iMiiiiasieu  Dichter!        Heiodot  ,      Tlinkvdides ,      Livius     und     Tacitug 
gelehrt    werden,    und   sie    setzten    einige  Stunden    dafür  an.  christliche    Gischichlsi  hreiber !     aber    freilich,    wenn    ,,die 
Um    das    Mie    I  eküinmerte    man    sich    nicht   sehr"   (S.    ;^.>).       G\iiinasien     Elementarschulen     sind"     [S.     (I),     wenn    erst 
Wenn    das    fieilicli    wahr    ist,    dass   das   Deutsche   auf  eine  nach    Hru.    Gänther's    M'unsrh    „die    gute    alte    Alethude" 
SU    willkürliche ,  ja,    gewissenlose    Weise    in    den    Kreis  <les  (.S.    'J'J)     wieder    überall    herrschen    wird,     wenn    eist    die 
Gymnasialiinterrichts    aufgenommen    wurde,      wogegen  je-       Brüdersche    oder    noch     lieber   die   Marckisrhe   Grammatik 
doch    schon    die    von    Hrn.    Günther  selbst   (S.    '_"if.)   aiige-       wieder    überall    (lorirt   (S.   U'),    wenn    den    Gymnasien    erst 
führten    Verordnungen    der    chursadisischen   ßehdr'len    >ou       alle    Wisseiisiliafllichkeit     ausgetrieben    sein     wird     (S.    4), 
I  ;  73    sprechen,     dann    wäre    es    am    ISessten  ,     diesen    Em-       wenn     die     unselige     inaltlierzige    Seiitiiiientalitat    aufhiirt, 
dringling    bald    möglichst    wieder    zu    enlfeineii.      Hr.  Gün-       die   den  Stuck   abgeschalft    hat   (S.  fi),    wenn    ,,wiü    für  alle 

(jyiitnasiatzeiluiiij.  •»" 


36;i 


■AGl 


Srhuloii ,   so  anili   fiir  Gyiniiasini ,    ilii'  riiifarho    F'ord.  rung 
LIrilit:    ziiililiL^et    ilii>    Kiialifii    iiikI   Jiiii^liii^'c ,    auf  ilass  sii> 
ffiii    (ji-liiprilicii    liTiidi  !       (S.    ()),     »fiiM    mit    ••iiMMii    Worte 
Ilrii.   (iüiil/ier's   colilriips  ZiMt.iltcr    fiir    dir  (JYKiiiaKicn    aii- 
briclit ,     dann    iiiril    man    anrti    »olil    Iitoimi,      ji-np   ('lassi- 
kcr  so   j^i'istlos    /AI    Icsrii     iinil    zu    intpr|ir<>lirrn  ,      dass   die 
Srliiilrr    j;ar    iiirlit    »isscn,     ol)    sie    Ileidrn    oder   Christen 
in    der    Ilaod    Italirii,      uas    freilirh     bei    der    Ijprfiire    der 
vaterl.'inili.<<('lien    -Siliriftsteller     nicht    so    leicht    «arc.      Hr. 
Gjiiitlier  sajjt   ferner    zu    demselhen    Endziieck:     „Da    kla- 
gen   denn    die    Lehrer    der    alten  Sprarheii,    dass    der   deut- 
Nrhe    l'nterriclit     ilinen     die    kexsten     Kräfte     iinil     Talente 
entziehe:    der   ileutsrhe    L'nterrieht   an    und    für  sirh   thnt's 
DJrht;     aber    die    IOin|jfelilun>;    des   Sfuiliunis     der    neueren 
Dirhter,      in     nelihein    man    nachher    keine    tirfinze    ueiss, 
die    trügt   die  .Schuld    daran''    (S.  v81)-      In    <lieseii  Worten 
zeigt   eü   sich    schon,      »orauf   iiir    nocli    mehr    zuri'ickknm- 
meu     »erden,     zu     iielclirn     Waffen     Hr.    (Junlher   greifen 
muss,    um   seine  .Sache  durchzufechten  :    ,,in    welchem  man 
oachlier  keine  Grfinze  «eiss  ";    «er  ist  denn  dieser  „man'i" 
nach   der  Fassung   der    Worte    können    sie   nur   eine    ^'cr- 
däehtigung,    eine    Verleumdung   des    gesammten    deutschen 
Lehrstandrs    in    sich   schliessen  ;    nar  dieser  Zusatz    nothig, 
so    ist    lim.    Günther's   ganze    vorhergehende    Oiatribe,    ge- 
gen   die    deutsche    Lecliiro    gerichtet,    überflüssig,     und    er 
hatte  vielmehr   erst  zu  begründen,    dass  ein   solches  Ueber- 
mass    vorkouimt,    oilcr    doch    droht;     ist   jener   Zusatz    aber 
nicht   niUhig,    so    ist  seine    «villkürliche    llinzufügung   dop- 
pelt  unentschuldbar    und    gehässig. 

Die  deutsche  Leetüre  also  hat  Hr.  Cünther ,  als  iler 
Sittlichkeit  und  gründlicher  Wiosenschaflliilikeit  —  aber 
die  gehiirtja,  wie  «ir  gesehen,  nicht  auf's  Gycnnasiuni  — 
also  mechanischem  Erlernen  zu»i<ler,  verbannt;  nberdiess 
könnte  sie  ja  auch  noch  den  Nachtheil  haben,  zur  \'ater- 
landsliebe  zu  erziehen,  was  Hr.  Günlhe'-  <lurchaiis  nicht 
erlaubt:  ,,der  Schüler  hat  sein  Vateriaml  noch  an  der 
Schule,  sein  König  ist  der  Director,  seine  Obrigkeit  der 
Lehrer;  deren  Auctorität  gelte  ihm  das  Höchste,  Unge- 
horsam gegen  iliese  sei  wie  VaterlacnKverrath.  GeJit  der 
Knabe  und  Jüngling  so  durch  eine  Schule  der  Zucht, 
deren  erstes  Gesetz  die  Auctorität  iler  Lehrer  ist,  so  hat 
er  gehorchen  gelernt.  —  —  Er  wird,  weil  er  geset«- 
massig  hat  leben  müssen,  nicht  »ohl  in  grosseren  Le- 
tienskreiseu  ungesetzm.'issig  sein  können."  (,, Nicht  un- 
gesetzmässig  sein"  s<:heint  hiernach  Hrn.  Günther's  Be- 
griff vou  Vaterlandsliebe  zu  erschöpfen.)  „Ulan  erziehe 
die  Jugend  nicht  zur  Vaterlandsliebe!  Was  davon  in  der 
Brust  des  Jünglings  Raum  haben  kann,  kommt  aus  der 
Gcschichtskenntniss  von  selber;  aber  was  ihm  die  senti- 
mentalen Uedamaf innen  davon  einreden,  das  empfindet 
er  nicht  wirklich"  (S.  G).  Wer  heisst  <lenn  aber  Hrn. 
Günther  hier  und  an  vielen  Stellen  seinen  Gegner  den 
grössten  Unsinn  unterschieben?  Wenn  Hr.  Günther  keine 
Erziehung  zur  Vaterlandsliebe,  als  durch  ,, sentimentale 
Declamalionen"  kennt,  so  ist  das  seine  eigene  Schuld, 
die  er  aber  nicht  anderen  ehrlichen  Leuten  aufbürden 
sollte.      Vgl.   S.  '260  i. 

So   also    ist  Hr.    Günther  gegen   die  Beschäftigung  mit 
der  neueren  deutschen  Literatur  gesinnt;  wir   wollen  nun 


sehen,     wie    er    mit    den    schriftlichen    Uebunn^en,      wie    .tie 
jetzt    hcrkömiiilich    sind,    zufrietlcn    ist. 

Hr.  Günther  hat  zwar  recht  geschickt  versucht,  alle 
etwaigen  Gegner  seiner  .Ansichten  moralisch  zu  verdäch- 
tigen, indem  er  nagt;  ,,Mer  nicht  glauben  will,  der  ist, 
was  der  Rationalist  auf  tlieoliigiscliem  Gebiete,  ein  IMann 
mit  einem  in  sich  festen  \Villen,  allen  gegenseitigen  Be- 
lehrungen und  Angrifl'eu  zu  widerstehen"  (S.  ~(),  vergl. 
S.  ''-((  unten);  dennoch  aber  und  trotz  aller  Berufungen 
desselben  auf  seine  Erfahrungen  kann  Rcc.  weiter  nichts 
zugeben,  als  das  Allbekannte,  dass  es  eine  sehr  schwere 
Aufgabe  ist,  für  die  deutschen  Aufsätze  immer  |)assende 
Tlieinata  zu  hnilen,  und  dass  desshalb  am  h  immer  noch 
manche  IM  issgriffe  darin  geschehen.  Im  Uebrigen  aber 
muss  der  ganze  hierher  gehörige  Abschnitt  des  Buches 
von  jedem  geu  issenliaften  Lehrer  als  ein  böswilliger  An- 
griff auf  die  Ehre  und  Rechtschaffenheit  unseres  Slaniles 
zuriickgew  iesen    werilen. 

Hr.  Günther  sagt:   ,,bei    lateinischen  Aufsätzen   kommt 
es    mit    Recht   dem    Lehrer     zumeist    auf    die    Phrasen    und 
Satzbildiing   an"   (S.    6VI)  ,     d.    Ii.    mit   andern    Worten:     im 
Lateinischen    lasse    man    die    Schüler    nur   fleissig   ans    dem 
Lexikon    und    den     Classikern     stellen    zusammenschleppen 
und    Centonei;    zusanunensclzen ;     selbst    den|ven     ist    dabei 
ganz    überflüssig.       Es    käme  nun    auf  eine  Abstiintnuiig  an, 
wie    viele    Lehrer     darin     eine     wünlige     Beschäftigung    für 
heranwachsende    Jünglinge    zu    erkennen    vennürhten.    Reo. 
wenigstens    kann    es    nicht.      Hr.  Günther  sieht   aber   selbst 
ein,     dass    eine   solche    Papageienabrichtung    bei    Aufsätzen 
in     der     Muttersprache     niclit     stattlinden     kann,      desshalb 
bemüht    er    sich     nachzuweisen  ,      dass    deren     Anfertigung 
1)    nichts    nütze    und    3)    viel   schade.      Ad    I)    hat  sich    Hr. 
Günther  dadurch  leichte  Arbeit  gemacht,    dass   er    ein    ein- 
zelnes   Programm  ,      welches     für     die     deutschen    Aufsätze, 
wie    es   scheint,     mit   niclit   grosser    Geschicklichkeit   ficht, 
angreift,    uni^in  seinen  Hanptpuncten    zu    widerlegen  sucht, 
obgleich    er    auch    hier    nicht    viel    ausrichtet  :      denn    dass 
<lie    Productionskraft    des   Jünglings   schon    auf  der   Schule 
geweckt    und    angeregt     werden    soll  ,      kann     Hr.     Günther 
selbst    nicht    läugnen;     dass    diess    aber    durch    lateinische 
Aufsätze,    vollends    von   der  Art,    die    nur   auf  Phrasen  und 
Satzbililung    ausgeht,    ungleich    weniger,   als  durch  Uebiin- 
gen    in    der    IMnttersprache    geschehen    kann,     sollte    eines 
Beweises    wohl    nicht    mehr    bedürfen,     der    übrigens   auch 
scholl    uiehrfach    erschöpfend     geführt     norden    ist.      .Ad    'J) 
will  Hr.  Günther  nun  aber  ferner  d.is  .Schädliche  der  deut- 
schen  Aufsätze    nacli«eisen,    und   thiit   diess   mit   folgendem 
locus   classiciis:      ,,inan     erzieht    durch     dieselben     zur    Un- 
wahrheit  der    EmpfiiKlung ,    zur    Lüge"    (S.    44).      ^Ve^    ist 
wieder  dieser   ,,mau"?    Offenbar   der   deutsche   Lehrstand; 
wenn   aber    Hr.    Günther   zugeben    muss  ,    dass    ein   Lehrer, 
in   dem    die    Wahrheit   lebendig  ,     der    immer    und    überall 
mit    und    für   ilie    Wahrheit   thätig    ist,     dass    der    nur    zur 
Wahrheit    und    nie    zur    Lüge    ei ziehen    kann,      dann    muss 
derselbe    auch    zugeben,   dass    er    in  den    angeführten  Wor- 
ten   gewagt   hat,   den  gesammteii    deutschen    Lehrstand    der 
Unwahrheit,    der    Lüge    zu  zeihen;    einer  solchen  auf  leere 
Einbildungen    und    einzelne,    allerdings    vorkommende   Irr- 
thümer  gegründeten  Verleumdung   gegenüber  ,    ist   es   nicht 
unbillig,     wenn  man  auf  Hrn.   Günther's  klar  ausgespro- 


3()5  36f) 

rliPiip    VVorto    liiii    an    soliipm    eitjeiien    Eifer    für    ilip   reinp  tvdlire.     Hie    Rpc.     aus     pigPiiiT    'Mi.1(it;k>-it    iiiiil    iiin    nirlit 

Walirhrit    irre    »iril;     er  sajjt   S.    7    in    Rpziphnii;;   auf  <las  ganz    «veniKi-n,    iliiii  lii'Lauiilpn  (tiinnasicn  »crMilicrn  Ivaiiii. 

bekannte    köni^l.  Preuss.  .>linistHrialre.Krri|il :    ,,\\  ir  wissen  Si>    enthalt     iiie.se     );an':e    Puleniik     jje^en    ilip    Art    iinil 

recht    Hdlil,      (laus,      «er    anf^tii};«  ,     ein    (ie'ietz    zu     {irnfen,  Weise    iler     ileutsi  lien    Sliliil>nnj;i-n    aii.s.s)'r<>rilentli<'!i    ivenij; 

aacli    srhon    anf  ileni  \Ve(;c'    zur   Unzufrieilenlieil    mit   «leui-  Wahres    unil    ilarunter    iinhl  kaum    ir(;rn<l    etu.is   ileni   <lcn- 

»ellien    ist.       Und     vermehren     nollen     »ir     nicht    die    unjfe-  kenden    Lehrer    INeucs,    da^ejien    ausserordentlich    viel   Ali- 

lieure    Anzahl    derer,    »eiche    ganz    das   schilne  .Sjirrich»i)rl  geschinacktes    und    nicht    «eni:;    llnttahres    und  (iehässi.'es  • 

»ergessen    halien:     Was    deines  Amts    nicht    ist,    iass    deinen  niandies   sind    auch  Sellistbekeiintiiisse    des  ^'erfassers,    ton 

Fiiriiitz.''        liier    also     ist     Hr.    Günther    ein    so     iiheraiis  denen   er    eiue    unerUuht    alicemeine    Anuendiin^    zu    iiia- 

Jojaler     Unterthan,      dass     er     vor     der     » issensrhaftliclien  chen   sich    erlaubt;    denn    «enii    er   die    Erfahruni;   gemacht 

Prüdint;   eines    Ulinisterialrcsrripls     zurürksrhau  ief  t ,      die  hat,      dass   die   Scliiiler     heiue    Arheiteii    niit    nielir    U'ider- 

dorh    jeder    tüchtige    Mann,     den    sie    angeht,     für    seine  willen    anfertigen,     und    keine    liehrr   ahschreiben  ,    als    die 

PÜicht    halten    sollte;      uml     nicht     hundert    Seiten     »eiter,  deutsi-lien     Aufsätze     (S.    4.,),      so     kann     Rec.     ilem     seine 

in    dem    in  Reile    stehenden  Abschnitle    seiner    .Schrift,    eiit-  Schülcrerfahriing     auf    der  ,      dem     Dentsclien     doch     nicht 

blüdet   er    sich    nicht,    das    geradezu  als   sittlich  verilerblich  gerade    mit  einseitiger  ^ieigung  hingegebenen  Landessrhule 

zu    bezeirhnen ,     was    jenes   selbe    Gesetz    lorschreiüt,    und  Pforta    und    ebenso    die    Erfalirung   seiner    Lehrvrthätiekeit 

weislich    begründet;     ist    das    Cniisecjiienz  ^     ja,    ist    das    ein  schnurstracks    entgegenstellen. 

redliches  \'erfahren?  Vgl.  S.  17-;  unten.  Nachdem  llr.  Güntlier  iiucli  ferner  narhgen  ieseii,  das« 
Ks  wird  übrigens  iliese  (lefkhrlirhkeit  der  deutschen  ein  Schüler  noch  gar  keine  Ireien  Aufsätze  niaclien  könne 
Aufsätze  narli  verschiedenen  Kategorien  des  Weiteren  und  dürfe,  denn  „der  Lehrer  kann  es  nicht  zugeben, 
erörtert:  1)  sind  sie  schuld  an  dem  unsere  ganze  Lite-  dass  der  Scilüler,  so  lange  er  das  ist,  eigene  Gedanken 
ratnr  und  Geselligkeit  beherrsclienden  Geiste  der  Lüge  liabe  und  ausspreche"!!!  (S.  Kti) ,  wird  denn  doch  zuge- 
nnd  Unnatur;  .')  vertilgen  sie  alle  wahre  Religiosität;  geben  (S.  ,s7j ,  dass  es  zu  billigen  und  zu  empfehlen  »ei, 
3)  lockern  sie  dii'  liaiiile  des  Familienlebens;  4)  erziehen  dass  <ler  Priuianei  acht  bis  zehn  freie  Arbeiten  liefere; 
sie  zu  jenem  seichten  Liberalismus,  ,,<icr,  ginge  es  nach  Hr.  Giiiillier  verwahrt  sich  zwar  hierbei  ausdrücklich  ge- 
seineni  Sinne,  längst  von  unsern  Staatsgebäiiden  keinen  gen  ileu  Vorwiiif  der  liicunsecjuenz ,  «leniiurh  alier  uiuss 
Stein  auf  dem  andern  gelassen  hätte"  {H.  (i2},  eine  Ver-  Rec.  gestehen,  dass  er  nicht  viel  mehr,  als  die  Anbeciue. 
däclitigung  bei  den  Staatsbehörden,  über  die  uian  kein  miing  an  die  gesetzliche  Forschrift,  ,, deren  A'ortrelllich- 
Wiiit  weiter  zu  ve.-lieren  braucht,  <lie  hier  aber  freilich  keit  ohnehin  vorausgesetzt  wird'',  darin  finden  kann,  wie 
seltsam  genug  wieiler  auf  die  Behörde,  von  der  ilas  oben  auch  S.  Hl  ziemlich  unumwunden  zugestanden  wird, 
eriic'ihnte  Rescript  ausging,  zurückschlägt.  Ks  wird  die-  Es  fragt  sieh  nun,  »elrlie  Mittel  will  Hr.  Giinlker 
ges  Unheil  ferner  an  den  vers<  hiedeneii  Arten  von  Auf-  zur  Erlangung  eines  guten  .Stils,  denn  erlangt  will  er 
gaben,  die  im  Schullebeii  vorzukommen  pflegen,  erhrir-  diesen  allerdings  wissen,  anwenden?  Wir  erfahren  iliess 
tel  ,  welcher  Beweis  freilich  bei  ileo  Beispielen,  ilie  Hr.  S.  |()4 —  111,  wo  für  jede  einzelne  G\  mnasialclasse  die 
Günther  wählt,  zum  Theil  nicht  schwer  ist.  Einen  be-  Aufgaben  zu  den  schriftlichen  Arbeiten  naher  bezeichnet 
ijonderen  Grimm  hat  Hr.  Güntlier  gegen  alle  Uebungen  werden.  Gegi-n  die  .llehrzalil  iler  hii-r  angegebenen  .Auf- 
ini Briefstil;  ,,ein  Glückw  ünscliungsschreiben  hat  wohl  gilien  hat  Rec.  nichts  zu  erinnern;  sie  basiren  fast  olmo 
jeder  Lehrer  auf  dieser  Stufe  (etwa  Quarta)  aufgegeben.  Ausnahme  auf  den  in  der  Mchiile  gelesenen  griechisclieii 
—  —  Es  ist  der  Anfang  zu  der  Erscheinung,  ilass  man-  und  romischen  Classikern,  »eiche  übersetzt,  um-  und 
cite  .Menschen  dem  Andern  iii's  ficsicht  die  angenehmsten  nachgebildet  »erden  sollen,  ivobci  sich  dann  eine  reiche 
Dinge  sagen,  und  hinter  seinem  Rücken  ihn  bemitleiden,  Abwechselung  und  vielfache  Beiehriiiig  allerdings  errei- 
odcr  verlachen  u.  s.  w."  (S.  4'J).  Rec.  ist  nun  zwar  chen  lässt.  Doch  findet  Rec.  dabei  folgendes  zu  beuier- 
gleich  ein  Lehrer,  der  auf  dieser  Stufe  kein  Glück»  ün-  ken :  erstens  glaubt  er  nicht,  dass  es  noch  irgend»  o  ei- 
schuiigsschri-iben  aufgegeben  hat,  es  auch  nicht  zu  thun  nen  Lehrer  des  Deutsclien  gibt,  der  den  Werlh  derarti- 
jedenkf,  meint  aber  doch,  dass  nur  sehr  wenig  Geschick  ger  Aufgaben  nicht  ans  eii^encr  Krfahrniig  kennt,  so  dass 
d.izii  erforderlich  ist,  derartige  Folgen,  wie  sie  Hr.  Gun-  "''•  Ciintlier  niclit  nur  Knien  iiai  h  Athen  Ir.'igt,  sondern 
ther  voraussieht,  nnui(>glich  zu  machen.  Bei  aiidcTo  Auf-  sich  dazu  noch  d.is  Ansehen  gibt,  als  brachte  er  den 
gaben,  z.  B.  bei  dem  \Viedergeben  einfacher  Erzähliin-  Adler  des  .lupilcr;  zweitens  kann  es  Unmöglich  consequent 
gen  (S.  4.)  f),  bedarf  er  einer  grösseren  Spitzfindigkeit,  genannt  werden,  wenn  Hr.  Günther  doch  aucli  sch<in  in 
um  auch  in  ihnen  die  Erziehung  zur  Lüge  iiachzu»  eisen.  Secunda  einige  Arbeiten  auf  iMeister»erke  unserer  Lite- 
Deiitsche  Erzählungen  also  soll  der  .Schüler  nicht  wieder-  ratur,  z.  B.  Srhiller's  Dramen  basirt,  und  somit  die 
geben  und  nachahmen,  ein  Hauptfehler  aber  bei  allen  gründlichste  Lesung  derselben  Schriften  fordert,  gegen 
unseren  Stilühungen  ist;  „die  Alten  »erden  nicht  nach-  deren  sittliche  Verdrrblichkeit  er  oben  geeifert  ♦);  drit- 
geahnit"  (S.  4,3);  warum  kann  man  nun  diese,  die  uns  teiis  glaubt  Rec.  nicht,  dass  auch  gut  gewählte  Themata 
doch  ferner  stehen,  mit  minderer  Gefahr  nachahmen,  als  nai  h  Hrn.  Günthcr'n  iMethode,  die  immer  von  neuem 
jene?  wahrscheinlich  weil  diess  nach  der  guten  alten  darauf  drin^'t,  dem  .Schüler  ja  keine  eigene  geistige  Re- 
3Iethode  hübsch  ine<  hanisch  sich  bloss  auf  Phrasen  und  g"ng  und  Bewegung  zu  gestatten,  irgend  genügend  und 
Satzbildung  ohne  Sinn  und  t'erstaiid  zu  erstrecken  braucht. . — 


Ueberdiess   aber    ist   die    Beschuldigung,    dass   man    die    AI-  •)    0,11   Gitin.l    dasei-    Inconse.pienz   Ii.il  llr.   Günther  weiter 

ten   nicht    nachahme,     in    dieser    Allgeineinheit    eine    un-  unlcn  vcirallicii ,    worauf  wir  noch  zu  sprechen  konmirn. 


■Afyl 


368 


mit  bildi-iiilrr  Einwirkung  auf  die  Sfhfilcr  bparbeitei  wer- 
den kiMineii ;  iiiTtnis  sind  iiiaiiclK"  xm  i\on  angefülirtcii 
AnTMlieii  >i<-l  7.11  siliivor  für  dii-  Ijclirslufi-n ,  denen  sie 
llr.  Günllier  \»-sümmX:  nenn  er  i.  15.,  nailideni  er  jede 
ansdnieklielie  Heleliriiii^'  i'ilier  die  Iviiiist  des  ]>iS|)onireii8 
verbannt  li.it,  xm  Tertianern  tabellarische  Aiisziigo  aus 
den  kleinen  [diili).<(>|)hisrlicn  .Srhriften  Cicero's  verlangt  ; 
fi'iiiftens  enillieli  ,  nnd  diess  li.'liiKt  mit  dem  oben  über  die 
<iesaninitansi(lit  Hrn.  Gänther's  (iesarjten  zusaniuien,  fin- 
det Ree.  den  Kreis  der  .Anfg.iben  viel  zu  eng,  »venn  sie 
anssriiliesslieli  in  Reprodurtion  des  in  den  Alten  und  fan« 
«n.'lrlith  in  den  Neueren  (ielesenen  bestellen  sollen.  Dass 
eine  «irklieli  vollkoniinen  freie  Proclnetidii  bei  Sriinlerii 
allerdings  nur  in  selir  besilir/lnkteni  [Masse  st.itllinden 
).aiiii,  «eiss  Her.  ancli ;  aber  die  .Aufgabe  ist  eben,  die 
Fälligkeit  dazu  iiarli  Mögliolikeit  zu  criierken.  und  dess- 
lialb  müssen  Aufgaben  aus  dem  ganzen  Kreise  der  W'is- 
senseliafien  Und,  des  Lebens,  soneit  es  der  Schüler  liber- 
sclien    kann,    gegeben    «erden. 

In  dem  Gesagten  ist  ilas  Haliptsäclilich^te  enthalten, 
was  »ir,  Leetüre  und  Stilübnngen,  unserer  ,\nsi(  ht  nach 
der  Hanjit-  und  !Mittel|iunct  illes  deulsclien  Unterrichts, 
betrcHend,  gegen  Hrn.  Günther  zu  erinnern  habeu  :  dess- 
halb  und  aus  Rücksiclit  auf  den  uns  verslatteteii  Raum 
belleissige«  » ir  uns  im  Kolgeudeu  griisserer  Kürze,  nnd 
ktinneii  die.ss  um  so  mehr,  da  ja  unser  Ziveck  eine  Be- 
kf<mj)fun>r  lies  vorliegenden  Ruches  gar  nicht  sein  kann; 
<ler  Verf.isser  desselben  steht  auf  einem  unseren  Ansich- 
ten so  diametral  entgegengesetzten  .Stanilpnncte  ,  dass  hier 
eine  Verstiiiuligung  kaum  denkbar  ist;  den  Amtsgenosscn 
aber  »ollen  wir  ihr  selbständiges  Unheil  ülier  den  Werth 
des  Buches  durch  lange  .Auseindiidersetzung  nicht  noch 
mehr  erschiveren,  als  es  die  ungeordnete  Darstellung  des- 
selben  schon    an   sich    thnt. 

S.  ll'J — -173  findet  sich  ein  Abschniit  „von  der  ileut- 
scheii  (ir.immatik"  nebst  einem  Anhange  „ilas  \\i-  nnd 
Mittelhochdeutsche";  auch  dieser  Theil  <les  Biiclies  ist 
in  hohem  (jrade  nngeniessbar  durch  die  zum  giossteii 
Theilo  nach  den  verschiedensten  .Seiten  hin  geführte  Po- 
lemik, deren  Resultat  ist,  liass  der  grammatische  Un- 
terricht sich  möglichst  auf  inedianisches  Einüben  der 
<trtliO'^ra]iliie  und  iiiterpunction  bi'srhr.'lnken  soll,  ivozu 
(reilich  in  Prima  des  rcgc'linässigen  Abiturientenexaniens 
liegen  etwas  allgemeine  tjrauiniatik  kommen  muss.  üer 
Hauptangriü' Hrn.  Gänther's  ist  hier  gegen  die  seit  einer 
Reihe  Kill  Jahren  mehr  und  mehr,  nnd  soweit  Rec.  im 
Widerspruche  gegen  Hrn.  Günther  beobachtet  hat,  mit 
•leili  segensreichsten  Erfolge  eingeführte  Satzlehre  gerich- 
tet ,  die  erstens  überllüssig  sei  ,  da  sie  bei  der  latcini- 
Hclien  tiramm.itik  ohnebin  ganz  von  selbst  anfliege,  und 
zweiteng  sehr  sch.'idlich  wirke,  wobei  es  denn  wieder 
inieht  an  alierliand  Insinuationeii  und  Denunciatiuneu  von 
Gefilir  für  Staat  lind  Kirche  fehlt,  s.  S.  1 4'2  niiteii,  )Tt), 
eiiii;  Anki.ige,  zu  der  ein  würdigis  üegiMistück  zu  finden 
ist    bei    Arislii[ilianes    in    den    Acharnern    Vs.    ')!()   fl. 

Die  Abschnitte  ,, Rhetorik"  nnri  ,, ."Metrik" ,  S.  174 
bis  207,  verfechten  ilie  Uebungen  in  beiden  Disciplineii 
in  einer  Weise,  als  ob  beide  auf  unserii  heutigen  Gyiii- 
nasieii  völlig  ignuriit  würden:  und  in  der  That  dürften 
«ie    in    der    Weise,     wie     Hr.    Güntiter    es    verlangt,     wohl 


nnr  selten  mehr  beirieben  werden ;  denn  einerseits  will 
er  sie  auch  in  ihrer  Antveiidung  auf  das  Deutsche  in  <lie 
engste  Verbindung  mit  dein  lateinischen  Unterricht  ge- 
setzt, ja,  fast  gAiizlich  zu  diesem  geschlagen  wissen 
(S.  18Ü),  andererseits  will  er  auch  hier  über  den  kras- 
sesten Empirismus  und  IMerhanismus  nicht  hinausgehen, 
wie  denn  seine  Anleitung  zu  rhetorischen  Uebungen  nichts 
anders  lehren  kann  ,  als  auf  eine  ganz  eiiifai  he  Darstel- 
lung ein  buntes  Flickwerk  von  Tropen  und  Figuren  auf- 
zusetzen; so  wird  hier  (S.  ')())  die  Anlegung  von  Tropeu- 
iiiid  Figiireiisammlungen  den  Schülern  ausdrücklich  zur 
Pflicht  gemacht,  wahrend  oben  (S.  54)  geieigt  wird, 
wie  das  Sammeln  von  ,, kleinen  .Schilderungen"  statt  zur 
^'erbessernn.; ,  hier  und  da  allerdings  au<  h  nur  zum  Auf- 
putze   des   eigenen    Stils,    nur    zur    Lüge    führe. 

S.  "JO/  —  -'74.  ,,Redeferligkeit",  wie  schon  der  Um- 
fang zeigt,  ein  Hauptabschnitt  des  Bnchcs  Der  Verf. 
beginnt  von  den  Kreuzzügeu,  ,,der  herrlichsten  und  gross- 
artigsten Uegebeiiheit  in  der  \Veltgi'Schirhte'' ,  diese  füh- 
ren ihn  auf  Peter  den  Einsiedler  und  auf  dessen  Beredt- 
siiiikeit,  welche  durch  zwei  Stellen  aus  Wilhelm  von 
Tvrus  belegt  »ird.  Diess  die  Anknüpfung ,  um  ein  Kla- 
gelied anzustimmen  über  ileii  Verfall  der  Bereiltsamkeit 
111  iler  (legenwart;  diesen  nun  zu  läiignen  ,  ist  Rec.  kei- 
neswegs gesoiiiieii;  wohl  aber  findet  er  einen  Anfang 
zum  Resserwerden  gemucht  durch  das  Redürfniss  einer 
politischen  Reredfsunikeit ,  wie  es  durch  die  neueren  st.'in- 
dischen  Verfassungen  hervorgerufen  und  auch  ,  in  etwas 
wenijjsfens,  schon  befriedigt  ist;  Hr.  Günther  freilich 
findet  davon  das  Ge;ieiitheil,  und  benutzt  iliese  Gelegen- 
heit zu  einem  neuen  .Ausfalle  auf  ilie  politischen  uiiil 
nationalen  Bestrebungen,  denen  sich  die  edelsten  Kräfte 
Deutschlands  je  länger,  je  mehr  weihen  [S.  ..M'.').  Ur- 
sachen lies  besagten  \'erfalls  sind  ihm:  Beschränkung  der 
indiiiduellen  Freiheit,  d.  h.  des  mittelalterlichen  Zunft- 
uiiil  Corporatioiiswesens  in  aller  seiner  beschrrliikteu  Klein- 
lichkeit, die  Biichdrnckerkunst ,  die  nach  Adam  .'Müller's 
Anleitiin;;  nur  von  ihrer  für  eine  gewisse  Partei  ge- 
ftilirliihen  Seite  dargestellt  wird,  bei  welcher  Gelegen- 
heit Hr.  Günther  zugleich  auf  eiue  ,, wunderschöne  Ver- 
theidigiiiig  der  >trengsten  Ceiisur"  verweist  (S.  '2\^  fl-), 
und  der  Uiiterriclit  in  unserer  höheren  .Schule.  Nach- 
dem hier  die  nnausbleiblicheii  Angrili'e  abgethan  sind, 
stellt  Hr.  Günther  mit  unerträglicher  Breite  dar,  wie 
ilas  Lesen  ,  das  Ueclamireii  und  die  freien  Aortrüge  auf 
iiiiserii  tiyinnasieii  betrieben  werden  müssen;  doppelt  un- 
erträglich, weil  hier  zwar  wenig  Falsches,  aber  doch 
auch  gar  nichts  Neui'S  von  Werth  beigebracht  ist.  Dass 
mifirhe  einzelne,  ganz  praktische  Handgrili'e  vorgeschla- 
g>'ii  werden,  die  wenigstens  Rec.  nodi  nicht  kannte, 
mii>s  zugegeben  werden;  im  Ganzen  aber  betreibt  Rec. 
iliesen  UnlerrichtsziK'ig  seit  mehreren  Jahren  in  ähnlicher 
Weise,  nur  dass  er  ihn  nicht  für  ,,deii  wichtigsten  Tlieil 
dos  ganzen  deutschen  Unterrichts"  halten  (S.  'ib'i)  und 
ihm  desswegen  nicht  soviel  Ausdehnung  einräumen,  aber 
auch  nicht  soviel,  mechanische  Künstelei  damit  vorneh- 
men kann,  als  Hr.  (Uinther  verlangt.  Uebrigens  abef 
begreift  Rec.  niclit,  wie  di'rselbe  das  in  diesem  .Abschnitt 
Niedergelegte  mit  seinen  früheren  Behauptungen  vereini- 
gen will,    obgleich    er   allerdings  gelesen,    wasS.  'i-^'i.  L'ÜO 


369  •^*0 

in   dieser  Absicht   gesagt  ist.      Ist   die   bei   ilcn   freien  Auf-  dien!       Nach    Hrn.     Günther    dfirfen    nur    Gedichte    von 

«atzen    jeschihlerte   Gefahr    der    Ilenchelei    und    Unwahr-  Klopstork   auf  der   Schule   gelesen   werden   (S.   318);  »m- 

heit    dort    vorhanden,     so    kOnnen    alle    Spil/findiKkeiten  thet   er   dorh  sojfar   (S.    iäS)   Tertianern   zu,   dass  sie   den 

nicht  beweisen,    dass    dieselbe  Gefahr    nicht   vorhanden  sei,  jj;anzen    ^^lessias    lesen    sollen,      und     zwar     soll     er     wei;en 

wenn   ein    Knabe    eine    fremde    ErzJihliinfr    niiindlirh    nie-  seiner   Schwierif;keit    weder    in    der    Schule    gelesen,     noch 

dergeben   mnss ;    wobei    denn    solche    Paradoxen    aufgetischt  erklart    »erden,      dennoch    aber    sollen   die    armen    Jungeu 

werden,    wie:    „Ich    halte  nicht   viel    von  Kindern  ,    «eiche  liber    den    historischen  Verlauf  der  eiojcliien  Gesänge    freie 

ohne    Scheu    vor    ihren    Genossen    sogleich    sehr    mit    Km-  l'orlrSge    halten.       IVec.    hat    sich    schon    oben    dahin    aus- 

pfindnng    lesen    und    declamiren    kfionen"    (S.    246).      Hr.  gesprochen,    dass   ihm  die    eingehende  Lectüre    des  Besäten 

Günther   gibt   sogar   zu,   dass   „beinahe   alle    jene  Themata  aus     der     neueren     deutschen     Literatur,      namentlich     aus 

zu  deutschen  Aufsätzen,   die  wir  tadeln  mnssten ,   i\\   freien  Güthe   und   Schiller,   ein  llan|)tbestaiiilthcil   des   deutschen 

Vortragen   gebraucht   werden   kflnnen"   (S.   'JüO);    geboren  Unterrichts   ist;    er   iiill   und    kann   sich   desshalb   hier  auf 

denn   aber   zn   den    freien    ^'orfr.'lgen    weniger    von    ilen   so  keine   weitere   Bekämpfung    seines   Gegners    einlassen,     es 

hart   verpönten    „eigenen    Gedanken"    als    zu    freien   Auf-  genäge,  auf  dessen  Darstellniig  des  „herrlichen  Anfsch»  un- 

sätzen?       Dieser     ganze     Abschnitt    zeigt,      wie     ein     hart-  ges"   der   deutschen  Literatur  hinzuHcisen ,   tind    man    wird 

nackiges    Verharren    auf    verkehrten    Principien    zn    Incon-  leicht  erkennen  ,    dass  sie  der  persönlichen  Wahrheit  eben- 

seijuenzen    und     mannichfachen    Irrtliümeni    auch    da   fuhrt,  so   sehr,    als   der   allgemeinen    entbehrt. 

wo    im    Einzelnen    eine    gesunde,     praktische    Ansicht   vor-  Dass   Ilr.    Günther    für    einen     Vortrag    der   deutschen 

herrscht    ♦;.  Literatnrgescbicbte     nicht     sehr     eingenommen     ist,      liess 

H/-I ..    .>  -Ix  I  £^i   11  qirb     All«     dem     Wirlicr<rehenden     iiohl    schon     vermntheii  ; 

r.    Günther    spricht    zwar    an    mehreren   Stelleu   von  ''•''    *"''    ""'"     <"■■•=' r,- "•■■'"rii  ■        ■, 

I  u      .!■    I  t     r     I  1  1  -j        i  •*  rprbf    L'icherlich   .aber    ist    der    reiren    dieselbe    vorireijrachte 

dem    herrlichen    Aufschwünge,      den    unsere    Literatur   seit  recni    idcnciiiiu   auLi    i^i   >■    ■    j,- t,>:  k 

1    _  \Jn       1  I    1     1         1     I  1     1         1     „  Grund        dass    es    ia    doch    nicht    miiglich    sei,     in    diesen 

iler  IVJitte    des    vorigen  Jahrhunderts    genommen    baiie,    dass  »iiumi,     u.i»»    is    ju  ..  v..v       .".,,, 

II'  II  1     ■    -1  -11  1  r!iirsiis    .illes  AVissenswerthe    von    ?pisti"f  beileiitenden  deut- 

aber   dse.se    Anerkennung    bei    ilini    eine    durchaus    unitahre  '--nrsus    aiirs   ..  i3si-ii.s"ci  lur  '',,';  ,  i 

•  i          •    1     1         1 1      I     -ji      T           tt      o    ..'--       -loi*       I         •    I.  sclipii  'Alrinnerii.    von  Prediirern  und  Seelsorfrern,   die  nichts 
ist,    zeigt   der    Abschnitt   ,, Lesen"  ,    S.  J/0— .13",    der  sich  »c"'o  .iiaiiiieiii,    luu  .i..i  [,  ,     ■     i  i    u-   c     i 

grossentheils    damit    beschäftigt,     die    grossen    Geister    des  geschrieben,     von     verdienten    Landuirthen    und    Erfindern 

wiedergeborenen  Deutschlands,    Lessing,  VVieland  ,  Giifhe,  i"    K.insten    und    Iland-.erken    u.  s    ,v.    (S.   3Jlj   '»'['"•"•h- 

Schiller,     zu    schmähen    und    zu    verdächtigen;      da    heisst  ■»<■":     »"""s    <'••""    Z'^("h"^    ""•<".     ''«^''    man    lieber   die 

es:      „Rousseau,     Voltaire,     Diderot    und    Consorfeu    sind  K«""    Literaturgeschichte,      bei     der    man    doch     mit    der 

mir    zehnmal    lieber,     als    alle    die    neueren    Schriftsteller,  heillosen    >euzeit     in     IJernhrung    kommen    musste,     ober 

dl-    I  I  •  -     if   1.  11  1  HnriE    711    werfen    habe.      AI  ein  damit   ,,kame   man  in  einen 

arum    lieber,    weil  man   sie   grundlicher   verabscheuen  und  '»ora    zu    niinn    iiaui.      .-«■■..■i    •  .  ,, 

vor     ihrem    Gifte    sich    leichter     in     Acht    nehmen     kann"  unangenehmen    Widerspruch     mit    dem     Abiturienienregle- 

(S.   280    Anm.).       Von    Schiller    heisst    es    zwar    S.    0(,4:  ment",   doch   l«sst   sich   dem   dadurch   abhelfen,   dass      die 

„Die  Ehre    des   schönsten    Redners,    des    kraftigsten  Dich-  Schüler    den    bet.eflenden    Paragraphen    des  Gese  zes    ken- 

ters   muss    ihm    bleiben",   aber    zi.ei  Seiten  vorher,    S.  292  "«'" '     "'"'    ^"■''   '"■■'"^<''    einrichten"    (S.   3U),     d.    h.    das» 

4  u    ■     t  ein  -4  1       n     I      ■         I  der    loyale    Hr.    iiünther    seine    Schüler    lehrt,      wie    man 

Anm.,    heisst   es:     „Schiller    war    weit    melir    Redner,    als  "'-^    lo^.iii.    m.    lyH/ii/m/     =  -  ■       r<       j      i 

D'    1  .     ,-        1         c     j.ii        T/->-i       ■    1  r    4    •     I  i\  im    lipouemsten    auf  Schleich» ej;en  um    das  Gesetz    heruin- 

ichter",   aber  S.  MH  —  307    wird  fast  jedem    seiner  Dra-  '""    »pi|ih  insi«  "    ••'"  ^"•■"  T     ,.     ,  ,  , 

I         w    I         Kl      I  I       I-  I  IM-      1  i'      f   I  liiinint      dessen    Prüfun"    ihm    ein    verbrechen    ist.       Irgend 

men    der    .'«cliandileck    religiöser     und    politischer    »  erliih-  i>.üuiini,    uissiii   i-ki>'>-<„  ,     •  ■• 

i„       .        .  r  I  o      •>,!-     4  I  ptwan    soll    nun     an    die    .Stelle    (es    lierkömnilichen    literar- 

rung   angehängt,    ja,    wir    erfahren,    S.   .30/    Anm.,     dass  ei»as   s"ii    oon  ""' 

H/~- ■■    jt  I     Tii-   1        *     f     1  r    t:    i-'u     »     \\j      1  biufnrisrben   Ciirsus   treten,    da   scblasrt    denn    Ilr.  (,ün'ner 

r,    Günther    schriftliche    Aufgaben    auf   Schillers    Werke  nisionsi  neu   ».-msus    .ii.n. ,  „  ,,      , 

1  .     1  •        D   •      •    li  1        1     IL  vor        eioi-'e     Heni"e     recht    eng    begranzte    Aoscliiiilte    mit 

zu    begründen    ,,ganz    gegen    sein     Princip"    nur    desshalb  ""^t     '^""»<     »eui^t  »         .^.    ,  ,     .  ,     ,        ,    , 

II  I     i  11-  Ulli       in<.    1  errösster    4 usf ü li T 1  i c li k c i t    Ulli    Gründlichkeit    zu  behandeln; 

vorgeschlagen    hat,      »eil    diess    „noch    das    besste    JVlittel  grossi«  r   .-lusiimiiii  hn«  n  .   ,         , 

•  .       ,■       I            j           ,           I           11           I           IV             I  d  IS    hatte    nun    »olil   sein    Gutes,    wenn    es    nicht   eben    mit 
ist,    die   Jugend    nach    und    nach,    ohne   dass    der  INaino  iles  "■'»    "a>ie    onu  i 

D.   ,  ,  1         •  .  1      i  1-      1'        1  ilpin     Aufheben    des     crösscreii    Ganzen     verbunden     »are; 

ichters   hineingemengt    und    et»a   die    »  erelirung   vor  sei-  oem    .luiKrui  ii    iii::i     fc  ,      ■     •  i 

I  .  1  \r      ,■       .         1  ..  „   1  .■   4  1        -1  vorniinflice  Leh'er   wissen   solche  .Abschnitte,   die   weniger 

oen    literarischen     Verdiensten     beeinträchtigt     wird,      über  veriiniiiiige  iji  u.n    i.i. !.<:■■    "  i     u       i    i 

1-  1       1  I'  1         ...       I        m  ,1     f.-    I      i  Ausbeute   für    die    Ju''end    eeben ,      so    kurz    zu    liehandeln, 

die   moralische,    religiöse    und    politische    Wanirelhaftigkeit  ansneuie   im    mc    ju^cnn    &  '  ' 

II        4    1         14  1  4     ,•       1        ..V  II    \  dass    ihnen     bei    den    wichtigeren    Zeit    genug    zu    grösserer 

seiner    ilauptcbaraktere     und    sonnt      in    der   Stille)    seiner  "^s*    "'iiiii     un    iim  „  t,  ,,      •  • 

T       1  I       1  4  III  et      I'  11  Ausführlichkeit   bleibt;     so    strebt    Rec.    z.    b.     in    »einem 

lendenz    uberhannt   zu    belehren."      Kann  es  irgend    etwas  /»usiuin  m  iiiv>  n    ukt.l.,,  ,,.        ,  •    i 

4     1  I      II         1     I    •  ■  II  r,  1  Uiitprricbl   dahin,    dass    ihm    etiia    die    Hallte    des    zwei  .Ui- 

Anderes,   als    Ilenchelei   sein,    in   solchem    Ziisanimeiiliang  unierricni   ii.iniii,    ■■«..  j 

I  c    I    11      '         1-4  •      K         \'       1-        4      Lt  ricen    Cursus    für    die    Literat urjrescbichle    der    letzten     100 

noch   voll   Schillers    „literarischen    »  erdiensten"    zu   spre-  rigen   vyuisii>  •■•'-   ^  p  r      ■     i 

bis    l'JO   Jahre    bleibe;      das     verstösst     freilich    ganz    gegen 

^-  jl^_^      Günther's    Vorschlage,     der     hier    conseijurnt    genug 

*J  Bei  den  verwoncncn    Ideen,     die    der   Verlasscr    von  dem  j^j        fiif    seine    l}eliaii(lliiin;sweise    nur   vorzuschlagen    eine 

pädasoyischcn  Znsiinmcnliiing  zwischen   dem  Laleini»clien  fjp'.^j.[,i,.I,te    des    Nibelungenliedes,      die    ein    ganzes    Jahr 

luul   dem    Dcutsciien   liat,    kuinmt  dcrscibe   in   diesem  Ab-  .  ,,  ,  .         r'„-..l,w.l.io    An-    It  ur..ri»..i;..ii.> 

,      ..  I         <     1        I       •    ■     1  r.  I  einnehnieii   soll,    oder   e  ne    Uescliichte    de»    ivelormations- 

scbnitt  .Tucli   auf    die    Ijtcimschcn    Dispulalioncn    an   den  einneniiiru   »un,    "ii 

Universitäten;  auch  Rec.  halt  diese  sehr  in  Ebien,  den-  Zeitalters,  wo  wir  jedoch  erfahren  mtichten  was  derselbe 
noch  aber  kann  er  in  folgenden  Worten  mir  haaren  Un-  mit  solchen  Erzdemagogen,  wie  Hütten,  anfangt.  Allen- 
sinn  finden:  sie  sind  ,,cin  Wettspiel  des  Geistes,  worin  falls  gestattet  Hr.  Günther,  auch  die  ganze  Literatur- 
allein und  am  gründlichsten  die  wisscnscliaflbcbc  ('Mosse  „,,,|,i,|ifp  d.  h.  „bis  zur  IMitle  des  vorigen  Jahrhunderts 
eines  Nanuns  erkannt  und  die  Humanität  seiner  Gesin-  ^  „i.ht  unterdessen  der  liebe  Golf  einen  Di.  hier 
nung,  wozu  die  lalciniscbe  .Spiaclie  gcwisseiiuassen  zwingt,  '  ,  ,  i  i\i  i  41  141:..  .1..., 
da.gelegt  werden  kann."     S    214  unten.  anfer»eckt,    der   es   der  Muhe    »erth   machte,   bis   lu    ihm 

Gymnasiaheitung. 


371  372 

schon     im    Srliuliiiitcrrichto    hitruntcrziistpigoii ,     uikI    dio  non   Strcitptiiict  verbunden   wird;     daliin    gehören    endlich 

liüUie    lind    SrliilliT    anders    zu    beiirthciloii ,      als    es  jetzt  die    diirrli    das   j^aiize  Buch    hindurch    » irdcrkelirendpii  In- 

nodi    gcsdicIiiMi   darf)"    (S.   ,541)    vorzutragen,     doch   soll  siiinationen    gegen   die    herrlichsten  Ulütheii    der    deutschen 

man    da/.ii    et»a    fiinfzi-hn   Jahre    vertiraucheii.  Literatur,     unter    denen    Rec.    nicht    et»a   die   Leistungen 

So  hfittrii  «vir  uns  denn  bis  zu  dem  letzten  Abschnitte  der  letzten  zehn  bis  zivanzig  Jahre  versteht,  gegen  den 
des  Uiichi's,  ,, Lehrer",  S.  34J  -  o7(i,  durchgearbeitet;  ganzen  deutschen  Lehrerstand ,  ja,  gegen  die  bestehende 
dieser  eiitlifllt  ausser  iiiis.'lglicheii  Wiederholungen  des  .Scliulgesetzgebung  selbst.  Uii»  illki'irlich  iiiuss  man  sich 
schon  in  verschiedener  Uestalt  (iesagten  die  Ausführung,  fragen:  kann  bei  einem  wissenschaftlich  gebildeten  Qlanno 
dass  die  Uestelliiiig  von  Classenlehrcrn  der  von  Fachleh-  in  Wahrheit  eine  solche  grenzenlose  Verkehrtheit  Platz 
fern  vorzuziehen,  dass  aber  dennoih  das  Deutsche  durch  greifen,  ilass  er  den  Gang  der  Weltgeschichte  auf  den 
alle  Classcn  hindurch  von  einem  Lehrer  ertheilt  »erden  Kopf  stellen  niin  Schaden  kann  ein  solches  liuch  nichts, 
solle,  iler  dann  noch  nebenher  einigen  Reügions-  und  dazu  sind  «vir  Gottlob  »cit  genug  vorgeschritten;  »uhl 
Geschichtsunterricht  ertheilen  kann;  tvcui  diese  Aufgabe  aber  kann  es  das  iii'itzen,  dass  es  uns  zeigt,  wohin  der 
zu  gross  erscheinen  sollte,  dem  aiitivortct  Hr.  Güntiter :  Weg  der  sich  immer  noch  hier  und  da,  mit  den  ver- 
„Was  zum  Unterrichte  in  der  Prima  iiüthig  ist,  ist  wahr-  srhiedeiiartigsten  Kunstgriffen  hervordrängenden  Dunkel- 
lich   nicht   so   sehr    \ '\e\    und    bei    gewissenhafter   Vorberei-  manner    in   seinen    Consequenzen    führt. 

tung    bald    zu    erwerben"   (S.    j()l),     für    die    übrigen  Clas-  Auf    eine     eigentliche    >Viderleguiig     des     besprochenen 

sen    also    wird    man    wohl    gar    nichts    zu    lernen    brauchen!  Buches    hat  sich  Rec.    nicht   eingelassen,   sie    hatte    niindc- 

Der    Lehrer    nun,    der    diesen    deutschen    Unterricht,      wie  steiis    gleichen    Raum     mit    dem    Buche     selbst    einnehmen 

auch   Hr.  Günther    zugibt,   der    wichtigste    auf  dem    ganzen  müssen,      wäre   für    die    Mehrzahl    der     Leser    überflüssig, 

Gymnasium,      ertheilt,     soll     ,,eiu     gründlich     gebildeter,  für    den    Verfasser    wahrscheinlich    nutzlos    gewesen.      Rec. 

talentvoller,     aber   kein    gründlich    gelehrter,     tiefsinniger  nennt  desswegen ,   was  für  die  meisten  seiner  Amtsgenossen 

Mann"    (S.   3()6)i   auch    natürlich    beileibe    kein    Philologe,  holTentlich    nicht    mehr    nöthig,     bloss    das    Buch,     welches 

sondern    ein    Theologe   (S.    .jliö    f.),     ilabei     aber    der    Di-  ohne     viel    Polemik    «loch     die     besste     Widerlegung    Hrn. 

rector   der   Anstalt  (S.   3lj8   f.)   sein!!      Rec.   ertheilt  fort-  Giinther's   ist:    Hieckes  treffliche   Schrift:   ,,Der   deutsche 

während     in    mehreren    Classen     mit   Lust    und    Liebe    den  Unterricht   auf  deutschen    Gymnasien." 
deutschen  Unterricht,   aber  dagegen,  ein  Lehrer  des  Deut-  flleiningen.  W.   A.   PasSOW. 

sehen   nach    Hrn.   Günlher's    Sinne    zu    sein    oder   jemals 

zu  «erden,   niuss   er   nach   Kräften   protestiren.  

Der   Schluss    des    Buches     bewegt  sich   tlieils    um    Hrn. 
G««Me;'S    Personalien,     theils    geht    er     nach   Form    und  Gy  innas  i  ai  -  C  ll  r  0  tl  ik    und    MisCCllen. 

Inhalt   in   eine   Predigt   über,    ZH   deren   Besprechung   hier  „  r»  i   i         ..oir.        c   ■        ai   •     t,-^    i        i;-^ 

..  ,,,,,,  ,         •  ..        V         ■  Bayern   im   October    1842.      Seine   Dia  estät  der   Kö- 

weder  der   Ort,    noch   der   Itlassstab   gegeben   ist,     <la   wir         •      ■    ,"  c     \-      ■      -k      f-,      i  -wi   \e  ai  i 

,  ,     r,.    ,  ,,    ,  1  nig    haben    auf    die    in    J\r.   07.    lies   von    AVoIfgang   Menzel 

es    hier    nur    mit    w  isscnsrhalllichen     Untersuchungen    zu  ■     ■   .        i    ^       ^     w  i^  m  ■  i   ^        i  ■         i        * 

"  reiligirteii    Literatnrblatts   zum    Morgenblatt   gehörend    ent- 

ihun    haben,  ,,„     ,  .  ,  halten«     Kritik     über     das     Werk     des    Dr.    K.     Ruthardt: 

>  on    den    zwei    Anhängen    fehlt   «ler    ,, Auszug   aus   dem  ,7,1  1     di  ,  r         1  i  a 

^      .,       ,  .1  I     ^   •  Vorschlag    und    Plan    etc.    aufmerksam    zu    machen,     und 

vierten    Thei  e    der    Grammatik    von   J.    Grimm"     in    unse-  111  1        n  .11.     1       i        ■    1  i-  ^  t        11 

.  ,,         ,        „,  ,  r.  zugleich    da,     das    Urtheil    als    richlisr   vorausgesetzt,     Al- 

rem   Lxenii)  are ;   der   zweite    „Von    ilen    1  ropen    unil  l'ign-  11.1,1  n  ■       1  u-  1  1         i 

1  '  ,    .  ,\        ,  ,  ,  1  lerhochstderselben    nach     dem,     was    hier    über    das    irag- 

ren"    ist   uns    bei    flüchtigem    Uurchblältern   als,    unter    ver-  ...        ,,      ,  i     •  ,         ,        ,  ^     v         i  1    _   ..„  1    Di 

'         .     .  ,  ",  ,,  ,  .  ...  liebe     Buch     gesagt     ist,     der    beregte   torschlag   und    rlan 

nünftiser  Leitung,    recht  brauchbar  erschienen;    nur    nicbt,  0,11.-  111  ,k  i     •    *       11    . 

f  ,'''.  ,,        .        ,       ,,       ,  ,  •  Rnthardts   sehr  beherzigungswerth   zu   sein    scheint,   aller- 

uin    ihn    den    Scliü  ern    selbst    in    die  Hände    zu    gelien,    wie  „1       ,  1     r  11  1,        1  1        k;      1  •      _       « 

'         ,  ,,  .,  r         1  r  1     ■  ,  gnadigst   zu    belelilen    geruht,     dass     die    isache     einer    iiä- 

Hr.    Günther    will,    weil    er   iür   diese    zu    umtangreicti    ist.  "  u     r  ,  r  11  f        1  ii„_ 

\^         „,       .  .  .  .  n      1  1,  heren     Priiluiig     unterworfen,      und     das     Il.rgebniss    aller- 

Die     Tendenz    des     ganzen    besprochenen    Buches    gelit  ,     .1  ,  ,  1-      1  1         1  ,  1  i        r- 

,  ,       „*",  .,  ■     ,  11  unlerthanit'st    in     Vorlage     gebracht;     auch    wenn    ilas    Ge- 

dahin,    die    deutsche    Pädagogik    um    mindestens   ein   Jalir-  ,,  ,,        ,     f      V  1  111    .1  ■    1.  .1;   „»11  ... 

'  ,  ,  *    "  111  sagte   lur  richtig    beiuiiileii  wurde,   an  Alierboclistilieselben 

hundert    zurückzuschrauben,      was    aucli     ziemlich    uiiuni-  1       1      1      -i  .    ,  .    n,  1  11  ;„ 

,  ^  ,       .,     ,.         .,  sogleich   darüber    cm     Antrag    gestellt    werden   solle,      wie 

wuiiien    ausgesprochen    wird    (S.    191.    J/O);    damit  stimmt         /         ...  ,      .     1  .11  ,•       u    1   .1  1   „    K  ■■ 

»     '  ,  ">  .111  .1  etwa    die    beregte    Lehrmethode     in     ilie    Scnulen    des   K.<>- 

vortrelllich    zusainuien     das     »arme     Lob,      welclies     Ailani  ,  ,.    ,  ,..,  , 

....  ,,0.1        1     /c     -^-,       .>.  -^  nigreichs    mochte    eingeluhrt   werden. 

Wüllcr    (S.    JU/.    Anni),     Fr.   v.   Sd.legel    (S.   Soh-    ilio).  ^  ° 

Geiitz    (S.   ööli)    einärnileii;     damit    stimmt    <lie    Behaup-  Berlin.       College    royal   fran^ais.       Das    Programm, 

tuno- ,     dass    ,,wir     noch     nicht    einmal    in    der    Philosophie  mit    welchiiii    der    Director    Fonrnier    zu    dem    am  ,j.  Oc- 

wieder   so  weit  seien,    wie    das  Mittelaller  in  seiner  schön-  tober   stattlindeiideii     Examen     des    Collt^ge    fran<;ais    cinla- 

sten    Zeit    war"    (S.    14   vgl.   S.    2  7.    '-'12);     damit   folgende  i\Ki,     eiUbält    p.    1  —  25    eine    Abhandlung    des    Dr.    Mul- 

Slellc:      ,,wenn    man    bedenkt,     dass    sonst   Theologen    die  lach:    Quaestionnm    Deinocritearum    Specimen   Secundum, 

Gymnasiasten     weiter    gefordert   haben    in    den   alten   Spra-  in    welchem    der  Verf.    über    die  Werke   dieses  Philosophen 

rheii ,      man    sollte     wünschen,     kein    Philologe    vom    Fach  handelt.       Diese    werden   p.     12  —  14    einzeln    mit   den    Ti- 

jnürhte    mehr    an     unsere    .Schulen     kommen'     (S.    17   vgl.  teln    aufgeführt,    sowio   p.    1!)  —  25    eine    Auswahl   der    er- 

S.    1;-!.    3t)|.   ol).')    fg.),   dahin    geboren    die    Declainatioiien  haltriieii    Fragmente    nebst     lateinischer    Uebersetzuiig   und 

gegen  die    neueren,    liberalen  .Staat.stlivdi  ien    (S.  21J),    mit  Erklärung    iiiitgetlieilt.       Darauf    folgen   statistische    iNach- 

deneii    (S.  2l.J     eine  höchst  unpassende  .Anspielung   auf  ei-  richten    vom    Director    über    das    Schuljahr    von    [Michaelis 

neu    bestiminteii ,     zeitlicr    in    l'reussen    vielfach    besproche-  lS4l  —  42,     aus    denen     wir     Folgendes     entnehmen:     Zu 


373 


Anfang  des  vorigen  Winterliallijahres  besuchten  l.'iQ  Schü- 
ler die  Anstalt,  von  ileuen  ;{!)  im  Laufe  ilrs  Jahres  ab- 
gingen, während  57  neu  aufgenomuien  »urdeii ,  so  dass 
zuletzt  löl  Schüler,  nämlich  in  I.  II,  in  II.  14,  in 
III.  26,  in  IV.  30,  in  V.  30,  in  VI.  40  unterrichtet 
wurden.  Zu  Michaelis  184 1  wurden  keine  Schiiler  zur 
Universitfit  entlassen,  zu  Ostern  1842  drei  mit  dem  Zeug- 
nisse der  Reife;  die  jetzt  Abgehenden  sind  noch  nicht 
aufgeführt.  Unter  den  Lehrern  der  Anstalt  war  dem 
siebenten  Lehrer,  ilem  Dr.  Weiland,  vom  [Ministerium 
der  Geistlichen  und  Unterrichtsangelegenheiten  eine  aus- 
serordentliche L'ntersti'ltznng  zu  einer  wissenschaftlichen 
Reise,  besonders  nach  Paris,  bewilligt,  die  sonst  von 
ihm  ertheilten  Stunden  unter  seine  C'ollegen ,  namentlich 
die  Hrn.  Prof.  Kramer,  Dr.  Chainbeau  und  Candiilat 
Gercke  verlheilt  worden.  (Ferner  wird  die  li^iiirichtnng 
einer  Uuterstützungscasse  für  Wittwen  und  Waisen  von 
Lehrern  lies  Gymnasiums  erwähnt,  deren  Einkünfte  zu- 
nächst freilich  sich  beschränken  auf  die  Beitrage  der 
Theilnelimer  und  ein  geringes  Honorar,  welches  für  Ab- 
gangszeugnisse von  den  Schi'ilern  erhoben  werden  soll.) 
Zuletzt  theilt  der  Director  die  iNachricht  mit,  ilass  er, 
zum  Mitgliede  des  Consistoriuuis  der  Provinz  Branden- 
burg ernannt,  <lie  Leitung  der  Anstalt  mit  dem  Schlüsse 
dieses  Schuljahres  abgeben  werde,  und  ilass  zu  seinem 
Nachfolger  schon  von  den  oberen  Behörden  der  bisherige 
erste  Lehrer  der  Anstalt,  der  Prof.  Dr.  K.  ramer,  er- 
nannt und  bestätigt  sei.  —  Friedrich -WiUulms- Gymna- 
sium. Das  öfFcntliche  Examen  in  diesem  Gymnasium  fand 
am  30.  September  d.  J.  statt.  Zu  demselben  lud  der 
Director  Ranke  mit  einem  Programme  ein,  welches 
ausser  den  Schnlnachrichten  von  dem  Director  eine  deutsch 
geschriebene  Abhandlung  des  Prof.  Yxem  über  Platon's 
Euthyphron ,  oder  vielmehr  eine  Ihcils  wörtliche,  theils 
umschreibende  Uebersetzung  mit  eingelegter  Erklärung 
sowohl  in  Bezug  auf  einzelne  sprachliche  und  sachliche 
Erscheinungen,  wie  auf  den  ganzen  Gang  und  Zweck 
dieses  platonischen  Dialogs  enthält,  p.  t — 24.  Aus  den 
Schulnachrichten  tritt  als  das  für  diese,  wie  für  die  bei- 
den ilamit  verbundenen  Anstalten,  die  Real-  und  Elisa- 
bethschule, wichtigste  Ereigniss  des  verflossenen  Schul- 
jahrs hervor  die  am  '2.  April  geschehene  Einführung  des 
früheren  Gjainasialdirectors  und  Professors  in  Güttingen 
Dr.  Ranke,  als  Directors  dieser  drei  Anstalten.  Die 
Direclion  der  Real-  und  Elisabethscliule  verblieb  zwar 
auf  eignen  Wunsch  des  neuen  Directors  wahrend  des 
.Sommerhalbjahrs  noch  den  ersten  Lehrern  dieser  beiden 
Anstalten,  den  Professoren  Iva  lisch  und  Müller,  gi'ht 
aber  jetzt  mit  Beginn  des  neuen  Semesters  ebenfalls  anf 
den  Director  Ranke  ülier,  jedoch  in  der  Art,  dass  jene 
beiden  genannten  Professoren  ihm  für  diese  Anstalten  als 
Directorialgehülfen  zur  Seite  stehen.  —  Am  17.  Mai 
wurden  dem  Prof.  Siebenhaar  <lio  Insignien  des  ihm 
von  Sr.  Majestät  verliehenen  rothen  Adlerordens  vierter 
Classe  eingehandigt,  sowie  schon  am  '22.  Deieinber  v.  .1. 
dem  Oberlehrer  I\l  ü  1 1  e  r  an  der  Elisal)ethscliule  Aller- 
höchsten Orts  der  Titel  und  Rang  eines  Konigl.  Profes- 
sors beigelegt  worden  war.  —  Aus  dem  Lelireri  oHrglum 
des  Gvinnasinms  schied  am  Schlüsse  des  Semesters  der 
Oberlehrer   Bogen,    um   dem   ehrenvollen    Kufe   als   Leb- 


374 

rer  und  Erzielter  des  Prinzen  Friedrich  Karl  ,  K.  H., 
des  Sohnes  des  Prinzen  Karl,  K.  11.,  /.u  folgen.  —  Die 
Zahl  der  iu  ilen  drei  vereinigten  Anstalten  während  des 
Soinmersemesters  X.H'M  unterrichteten  Zöglinge  betrug 
nach  der  Angabe  des  vorigen  Sthulprogramms  1403,  'on 
denen  sich  372  im  Gymnasium,  053  in  der  Realschule, 
.!.S()  in  der  Elisabethscliule  befanden,  und  welche  in  33 
Classen  und  Abthciliiiigen  vertheilt  waren.  —  Im  Sommer- 
Semester  1>)42  betrug  die  Gesamiutzahl  der  Zöglinge  in 
34  Classen  l.x'JD,  »<>n  denen  sich  378  in>  Gymnasium, 
7-12  in  der  Realschule,  410  in  der  Elisabethschule  be- 
fanden. Im  Gymnasium  waren:  in  Oberprima  2Ü ,  in 
Unterprima  22,  in  übersecunda  28»  i"  Untersecunda  39, 
in  Obertertia  44,  in  Untertertia  52,  in  Ouarta  58,  in 
Quinta  5'),  in  Sexta  5ü  Schüler.  In  der  Realschule  wa- 
ren: in  Prima  )(),  in  Obersecunda  25,  in  Untersecunda 
4t> ,  in  Obertertia  57,  in  Untertertia  Abiheilung  1.  56, 
Abtheil.  II.  50,  in  Oberijuarta  Abth.  I.  57,  Abth.  II.  5'J, 
in  Unterqu.irta  Abth.  1.  03,  Abth.  II.  (iO,  in  Quinta  Ab- 
theil. I.  51,  Abth.  11.  55,  in  Sexta  Abth.  I.  40,  Abth.  II. 
43,  in  Obcrseptima  43,  in  Unterseptiina  27.  In  der  Elisa- 
bethschule waren  :  in  Prima  38,  in  Secunda  44,  in  Ter- 
tia 40,  in  Oberquarta  3'J ,  in  Uiiterijuarta  58,  in  Quinta 
Gl,  in  Sexta  öl,  in  Oberseptima  •;5,  in  Unterseptiina  34 
Schülerinnen.  Um  die  Ueberfüllung  einiger  Classen  zu 
vermeiden,  wird  in  letzter  Anstalt  jetzt  noch  eine  neue 
Classe  eingerichtet.  —  Von  dem  Gymnasium  gingen  mit 
dem  Zeugniss  der  Reife  zur  Universität  ab  :  Ostern  d.  J. 
13,  Michaelis  d.  J.  10.  —  Joacitimthal'sches  Gymnasium- 
Der  Einlailung  des  Directors  Dr.  August  .Meineke 
zu  der  öffentlichen  Prüfung  der  Zöglinge  ilieses  Gymna- 
siums, welche  am  1.  Oclober  d.  J.  stattgefunden  hat,  ist 
vorangeschickt  eine  Abhandlung  des  Prof.  Dr.  Julius 
Mut  Zell:  de  translationum ,  qiiae  vocantiir,  apud  Cur- 
tium  usu  ,  p.  1  — 53.  Nachdem  dei  durch  die  im  vori- 
gen Jahre  veranstaltete  Herausgabe  des  Curtiiis  bekannte 
Verf.  im  I.  Capilel  die  Ansichten  der  alten  Schriftsteller 
über  das  Wesen  der  Uebertragung  (Metapher,  translatio 
oder  tralatio)  aufgeführt,  p.  J — 12,  sodann  die  mit  der- 
selben vertiandten  Figuren,  namentlich  die  li/.ujv  oder 
siniilitudü,  die  x<ir(i;jf(>^'5/,-  oder  abusio,  die  avflXÖOXIJ 
oder  inlellectio,  die  lUT^ojvi'ilia  oder  denoiiiinatio  vel 
immutatio,  in  ihrem  Unterschiede  vi.ii  der  eigentlichen 
flletapher  betrachtet,  p.  12 —  18,  und  vier  Arten  oder 
Theile  der  Metapher  unterschieden,  p.  18  —  21  >  und  im 
II.  Cap.  die  freiliih  nicht  eben  zahlreichen  Vorschriften 
der  Alten  über  den  Gebrauch  der  Sletaphern  angeführt 
und  erläutert  hat,  p.  21 — 25,  geht  er  zu  den  bei  Cur- 
(ius  gebräuclilichen  Metaphern  über,  und  vergleicht  die- 
selben mit  denen  der  bessleii  lateinischen  Schriftsteller. 
Nämlich  im  III.  Cap.  bandelt  er  >on  der  Uebertragung 
solcher  Ausdrücke,  die  gewissen  lebenden  WVsen  eigen- 
tliüinlich  aiiid,  auf  ari<lere  lebende  ^Ve.sen  ,  d.  h.  1)  sol- 
che Aiisilrücki!,  welche  vom  Mens<heii  auf  Thiere,  2)  um- 
gekehrt (v.  Tb.  a.  d.  M.),  3)  solche  Ausilrücke,  die  von 
einer  Galtung  der  Thiere  auf  eine  andere  übertragen 
sind,  p.  25  —  29.  Im  I\'.  Cap.  spricht  er  sodann  von 
den  .Ausdrücken  ,  welche  von  lebenden  Wesen  auf  leblose 
übertragen  sind,  und  unterscheidet  die  letztern  in  natür- 
licl.-e,     künstliche    (durch    Kunst  der    .Menschen    gefertigte) 


375 


376 


iiiul  abslrarto  GofPiis(,'lti<lo ,  p.  'JO  —  4  ?.  Im  V.  Cap. 
ffilirt  er  Uelipr«rn;;iii)i;(Mi  loii  Aiisdriicken ,  <lic  leblosen 
Diiinrn  rij,'rii<luiinliili  siiiil  ,  auf  Ipbemlp  AVosen  an,  mit 
ilcrsolliPii    (Irrif.uliPii    lliitprciiitlirihiii^' ,     als    im    IV.    Ca|>., 

p_   45 5J.       Damit    sriilii'sst    die    Abliaiidluiij; ;     es    felilt 

also  die  vierte  Ar«,  iia«  li  der  Aiisdriiike ,  die  gcttisseii 
leblosen  Dingen  eijjeiitlii'inilicli  sind,  auf  andere  leblose 
Dinge  liberfragen  «erden.  Es  sollle  diese  Art  in  dreimal 
drei  l'nterabtlleilnnxen  betrachtet  «erden,  der  dieser 
Sclirift  ziigemessone  Ranm  jfestaKete  aber  die  Anfnalinie 
dieses  VI.  Cap.  nitlit  mehr;  indcss  verspricht  der  ^'erf., 
dasselbe  nächstens  auf  andere  Weise  <lnr<h  den  Druck 
zu  rerülTentlichen.  —  Aach  den  vom  Director  niitgetheil- 
ten  statistischen  Nachrichten  betrug  die  Zahl  der  Schü- 
ler im  Wintersemester  31l(i,  im  Sommersemester  .iO'i, 
von  «eichen  l'JO  die  Anstalt  als  Alumnen,  8  als  Pen- 
sionare des  Alumnats,  die  librigen  al»  Hospiten  besuch- 
ten. Von  diesen  302  -Schülern  sassen  in  Prima  (in  2 
Abtheilungen)  52,  in  Obersecunda  31,  in  Untersecunda 
35,  in  Obertertia  52,  in  Untertertia  (in  2  Abtheil.)  6!», 
in  Quarta  3S ,  und  in  Quinta  35.  Abgegangen  sind  im 
Laufe  dieses  Schuljahres  3H ,  aufgenommen  87;  vier  Schü- 
ler »urden  der  Anstalt  durch  den  Tod  entrissen.  —  Unter 
den  Abgegangenen  wurden  zu  Michaelis  v.  J.  8,  zu  Ostern 
«1.  J.  11  mit  dem  Zeugniss  der  Reife  entlassen.  An  der 
Anstalt  haben  im  Lanfe  dieses  Schuljahrs  ohne  den  üi- 
rcctor  folgende  Lehrer  Unterricht  ertheilt:  I)  Pri  fessor 
Pfund,  2)  Prof.  Ropke,  3)  Prof-  Snethlage,  4)  Prof. 
Conrad,  5)  Prof.  Passo  w  ,  6)  Prof.  IM  ützel  1 ,  7)  Prof. 
Wiese,  S)  Prof.  Jacobs,  9)  Inspector  Kniipfler,  10) 
Adjnnct  Dr.  Lhardy,  U)  Adj.  fi  iesebr  ech  t,  l7)Adj. 
Fischer,  13)  Adj.'ß  re  nsk  e  ,  14)  Adj.  Schmidt,  15) 
Adj.  Dr.  Köpke.  Als  Mitglieder  des  pü.lagogischen  Se- 
minars: 16)  Dr.  Franke,  17)  Dr.  Wittmann  und  18) 
Rehdanz.  Als  Schulamtscandidaten :  Hl)  Dr.  Dubis- 
lav  und  20)  Dr.  Schmieder.  Als  Hülfslebrer  für  die 
englische  Sprache:  '2\)  Prof.  Seymour,  für  die  italie- 
nische Sprache:  22)  Prof.  Fabrucci.  Als  Zeichnen-  und 
Schreiblehrer:  23)  Markwordt,  als  Lehrer  im  Plan- 
zeichnen: 24)  B  rügner.  Als  fllusiklehrer :  25)  Mnsik- 
dircrtor  Dr.  Hahn  und  26)  v.  Jengnagel.  Als  Leh- 
rer für  den  stiftungsmässigen  propädeutischen  Unterricht 
in   der  Jurisprudenz:   1>7)   Prof-   D""-   Rudorff. 

Coblenz.  Director  des  hiesigen  Gymnasiums  ist 
jetzt  Dr.  Fr.  >'.  Klein;  die  übrigen  Lehrer  sind  jetzt: 
1)  der  kathol.  Religionslehrer  Assmann,  2)  für  den 
evangel.  Religionsunterricht,  3)  Prof.  Deyks,  4)  Ober- 
lehrer Ditges,  5)  Höchsten,  6)  Prof-  Leuzinger, 
7)  Oberlehrer  Dr.  CapeUuiann,  K)  Dominikus,  9) 
Bigge,  10)  Arnold,  11)  Arenst,  12)  Henrich, 
13)  Münch,  14)  Flock,  15)  Branckenbusch,  16) 
Dommereuth.  Unter  den  letztgenannten  Herrn  sind 
einige  Accessisten.  Das  diessjährige  Herbstprogramm  ent- 
halt eine  Abhandlung  von  Hrn.  Oberl.  Ditgcs:  de  fati 
apad   Herodotum  ratione» 

Elberfeld.  Am  Gymnasium  dahier  besteht  jetzt, 
nach   dem    Austritte    des    Herrn   Director,     Professor   Dr. 


Hantschke,  das  Lehrercnliegium  aus  folgenden  Mit- 
gliedern: Dr.  K.  Eich  hoff,  zweiter  Oberlehrer  und 
interimistischer  Director,  Lehrer  für  Religion  ,  philosoph. 
Propädeutik,  Latein  und  Griechisch.  Dr.  C.  Clausen, 
dritter  Oberlehrer,  für  Deutsch  ,  Latein,  Geschichte  und 
Geographie.  Dr.  Th.  Fischer,  vierter  Oberlehrer ,  für 
Mathematik  und  Naturwissenschaften.  C.  Niedlich, 
Gymnasiallehrer,  für  Religion,  Französisch  und  Latein. 
Dr.  C.  C  h.  Beltz,  Gymnasiallehrer,  für  Latein,  Grie- 
chisch, Dtutsch,  Geschichte  und  Geographie.  Liebau, 
provisorischer  Lehrer,  für  Latein,  Griechisch,  Deutsch, 
Geschichte  nnrl  Geographie.  Dr.  A'olcker,  interimisti- 
scher Lehrer,  für  Latein,  Deutsch,  (jeschichte  und  Geo- 
graphie. C.  A.  Kegel,  Lehrer  der  Vorbereitungsciasse. 
Cuplan  Friderici,  Religionslehrer  für  die  katholischen 
Schüler.  Candidat  Fröhlich,  interimistischer  Lehrer 
des  Hebräischen.  Alusikdirector  Schornstein,  Gesang- 
lehrer. E.  Liesegang,  Zeichnenlehrer.  J.  D.  Bol- 
lenberg, Schreibichrer. 

Weimar.  Das  diessjährige  Ostorprogramm  des  Di- 
rector M-  G  e  r  nli  a  r  d  :  de  romposifione  carminum  Horatii 
explananda  imprimis  de  argumenti  expositione,  bildet  als 
particula  II.  ilie  Fortsetzung  des  im  vorjährigen  Piogrammo 
behandelten  Gegenstandes  nnil  ist,  wie  die  particula  I.,  ge — 
gen  die  n-rfehlten  Eiklärungsversuche  Düntzer's  (Kri- 
tik und  Erklärung  der  Oden  des  Horaz ,  ein  HantHucL 
zur  tiefem  Auffassung  der  Oden  des  Horaz,  Braunscliw. 
1840)  gerichtet.  Ausserdem  legen  von  der  schriftstelle- 
rischen Thatigkeit  der  Lehrer  des  Gymnasiun^s  drei  an- 
dere im  Laufe  dieses  Jahres  erschienene  Bücher  Zeug- 
niss ab,  nämlich:  1)  Lehrbuch  de?-  Geometrie,  ausgear- 
beitet von  Dr.  Carl  Ludwig  Albrecht  Kunze,  Pro- 
fessor am  Grossherzogl.  Gynmasium  zu  Weimar,  Mitglied 
der  Künigl.  Akademie  gemeinnülziger  Wissenschaften  zu 
Erfurt.  Erster  Band.  Planimetrie.  Mit  siebzehn  in  Ku- 
pfer gestochenen  Fignrentafeln.  Jena,  bei  Friedrich  From- 
nian.  1842.  '.')  Lateinische  Grammatik  für  untere  iinil 
mittlere  Gymnasialclassen  ,  sowie  für  höhere  Bürger-  und 
Realschulen.  Zum  Behufe  eines  stufenweise  furtschrei- 
tenden Lehrganges  ausgearbeitet  und  mit  einer  reichen 
Auswahl  classischer  Beispiele  versehen,  von  Dr.  Carl 
Eduard  Putsche,  Professor  am  Grossherzogl.  Gymna- 
sium zu  Weimar.  Jena,  Druck  und  ^'erlag  von  Fried- 
rich Tilauke ,  IS42.  3)  Römische  Alterlhumskunde.  In 
drei  Perioden  bearbeitet  von  Dr.  Gustav  Zeiss,  ordent- 
lichem Lehrer  der  Geschichte  und  deutschen  Sprache  am 
Gymnasium  zu  Weimar.  Erste  Lieferung  544  Seiten. 
Jena,  Druck  und  Verlag  von  Friedrich  Mauke,  1842. 
(Diese  erste  Lieferung  enthält  ilie  zwei  ersten  Perioden, 
die  Zeit  bis  zu  Cäsar's  Tode.  Die  von  dem  Privatleben 
der  zweiten  Periode  noch  übrigen  Paragraphen,  ilie  dritte 
Periode,  welche  in  kürzerer  Darstellung  die  Zeit  bis 
zum  Untergänge  des  römischen  Reichs  umfasset,  eine 
kurze  Beschreibung  der  Stadt  Rum  und  das  alphabetisch 
geordnete  Inhaltsrerzeichniss  werden  in  kurzer  Zeit  als 
zweite   und    letzte   Lieferung   nachfolgen.) 


G  y  m  11  a  s  i  a  1  -  Z  e  i  t  u  n  g. 

Beiblatt 

zur  Zeitschrift  für  die  Altert humswissenschaft. 


Decemlicr    19-13. 


41-  Der  (Irutsclie  Unterricht  auf  ileutsrlien  Gymnasien. 
£in  päilagogischrr  Versucli  um  Rof/ert  Heinrich 
Hiecke,  Conrector  unil  Professor  aiii  Gviniiasiuui  zu 
Merseburg.  Leipzig,  1842.  V'erlag  von  iüiluard 
Eisena.li.      Xlll    u.    296   S.      8. 

Die  Schrift  lieg  Hrn.  Hiecke  filier  ilen  ileutsohen  Un- 
terricht auf  <leii(srlien  (jvniiiasien  hat,  abgesehen  von  dem 
Interesse,  »ciches  ilir  Getienstanil  erregt,  eine  grosse 
Beilcutung,  ivenij;steiis  für  ilie  Preiissischeii  üchulniänuer, 
dadurch  erhalten  ,  <lass  Se.  Kxcellen/,  der  k.  Geheime 
Staatsniinister  Hr.  Eichliorn  mittelst  der  K.  8chiilc<>lle- 
gieii  sainnitliche  Gyiiinasialdirectiiren  auf  rlieselbe  zur  Prü- 
fung un<l  Ueachtuii°;  hat  aufuierksain  machen  lassen,  und 
den  letzteren  aufgegeben  hat,  diese  .Schrift  nisbesonilere 
denjenigen  Lehrern  zur  näliereu  Prüfung  und  Bearhtung 
ta  em|ifeii!en,  welchen  der  Unterricht  im  Deutschen  über- 
tragen ist.  Uns  ist  keine  Schrift  bekannt,  »eiche  den- 
selben Gegenstand  vollständiger  und  mit  lebhafterem  In- 
teresse behandelte  ;  der  Verfasser  ist  für  sein  Thema  be- 
geistert, und  Begeisterung  erhöht  unsere  Theilnahme, 
selbst  »enn  »ir  nicht  allem  Einzelnen  beistimmen  kön- 
nen. Der  Verf.  will  seinen  Gegenstand  nicht  für  die 
Gymnasien  allein,  er  nill  ihn  lür  das  Publicum  ausser- 
halb des  Kreises  der  ^ichule  behandeln,  zur  Begründung, 
wie  zur  Berichtigung  und  Aufklärung  der  Ansichten,  die 
dort  darüber  herrschen.  Zu  diesem  Znecke  behandelt 
er  seine  Aufgabe  in  einer  freien,  ansprechenden  Sprache, 
aus  «elcher  überall  der  ilurchgebildete  (ieist  lies  Verf. 
hervorleuchtet,  und  hiilt  sich  von  jeder  AiisilriicksM  eise 
eines  bestimniten  .Systems  oder  ^cluilsprache  möglichst 
fern,  welche  Komi  seinem  AV*'rke  eine  grössere  Verbrei- 
tung sichert,  »leviohl  nicht  zu  Ijlugiieii  ist,  dass  er  bei 
seinem  .Streben,  deutlich  zu  sein,  mitunter  tveitscIiHeihg 
wird.  Dahin  gehört  die  Stolle,  aufweiche  uns  überdiess 
die  Reiliefolge  unserer  Betrachtungen  zunächst  führt,  wo 
er  bestimmt,  was  die  Muttersprache  für  einen  Jeden  sei. 
„Mit  Eitlem  Worte,  sagt  er  S.  4,  sie  ist  eben  die  Mut- 
ter seines  Sprechens,  aller  Gestaltung  und  Mittheilung 
seines  Einphndens  und  Denkens,  <ler  Schooss,  aus  dem 
sein  Geist  geboren  wird,  der  allgemeine  Boden,  ai's  ileiii 
allein,  so  Vieles  und  so  Vortrefliiches  er  auch  si<  h  aus 
der  Fremde  herüberliolen  und  aneignen  mag  ,  ihm  ilie 
gemässeste   und   gesündeste    Nahrung   werden   kanu." 

G/mnasiaheiliiiig. 


Der  Schüler  eines  Gyninasiums  —  wie  jeder  Lehr- 
anstalt -  soll  nach  Hrn.  H.  (S.  d)  nicht  etwa  bloss  mit 
Kenntnissen  vollgestopft,  nicht  etwa  bloss  bis  zu  einer 
(jaiiz  elenieiifaren  Fertigkeit  im  Denken  und  .Sprechen 
gebracht,  sondern  zu  einer  gründlichen  Bildung  erzogen 
werden.  Von  dieser  Ansicht  hätte  aber  der  Verf.  sich 
S.  7  nicht  wieder  entfernen  sollen,  imlem  er,  wenn  auch 
nur  »orlaulig,  die  Gymnasien  als  Vorbereitungs^nstallen 
für  ilas  Universitätsstudium  ansehen  will.  Eine  solche 
Vorstellung  darf  auch  nicht  vorläufig  eingeräuinl  werden, 
weil  sie  das  Grundelement  zu  allen  irrigen  Meinungen 
von  dem  Gymnasialnnterricht  und  zu  allen  Anfeiiidungen 
desselben  i!<t.  Es  ist  diu  Gymnasien  ganz  mit  Unrecht 
untergeschoben,  dass  sie  den  untergeordneten  Zweck  ei- 
ner Vorbereitungsaiistalt  statt  des  einer  unabhängigen  Eiit- 
wickeluiig  der  Kräfte  des  menschlichen  Geiste»,  der  Hu- 
manilätsbililung  in  ihrer  nähren  Bedeutung,  hatten.  Sie 
bereiten  allerdings  so  weit  vor,  das  der  mit  dem  Zeug- 
nisse der  Reife  aus  ihrer  obersten  Bildungsstufe  Entlas- 
sene die  Uiiiversitätsstudien  mit  Erfolg  beginnen  kann, 
aber  sie  richten  nicht  von  vorn  herein  nur  dazu  ab.  Wie 
wäre  ilas  auch  uiOtflich,  da  zum  Gelingen  eines  solchen 
Strel  eiis  auch  ein  dazu  befähigter  geistiger  Slolf  im  Scliü- 
ler  gehört,  lind  doili  die  wenigsten,  welche  Gymnasieii 
besu<'heii ,  die  Faliit;keit  und  Ausdauer  besitzen,  ihre 
Vorbildung  bis  zur  obersten  Stufe  ilurchziisetzeii ,  voraus- 
gesetzt, dass  die  .Schule  der  Anforderung,  die  sie  au 
ihre  vorrückenden  Schüler  machen  muss ,  sich  stets  be- 
wusst  und  treu  bleibt.  Völlig  aber  stiinmrn  wir  mit  dem 
Verf.  überein,  wenn  er  S.  2U  sagt:  ,.Bine  wahrhaft  ge- 
bildete VVeltanschauiing  und  eine  Weltvvirksamkeit,  »ei- 
che, auf  die  klare  Einsicht  in  die  (;egebeiieii  Verhalt- 
nisse, aber  ebenso  sehr  auf  die  klare  Aiischaiiiing  des 
nächsten  in  iler  VViiklichkeit  zu  erreichenden  Zieles  ge- 
baut, von  aller  abstract- idealistischen  Schwäru.erei  sich 
fem  liält,  wohl  aber  mit  Besonnenheit  coiirret- iilealo 
Zwecke  verfolj^t,  —  diess  Beides  ist  es,  wozu  auf  ileut 
Gymnasium  die  elementare  Bildung  zu  geben  ist."  Eben- 
so mit  S.  Ili,  dass  altclassisclie  und  Realgy  innasien  sieb 
darin  vereinigen  sollen,  die  Bildung  in  der  Muttersprat  he, 
als  ein  ihnen  beiden  dun  haus  wesentliches  Moment,  anzu- 
erkennen    und    mit    Liebe    zu    pllegeii. 

Die  zweite  Frage  ist  nach  der  Stellung  der  anderwei- 
tigen Lectionen  zu  dem  Unlerrii  hte  im  Deutschen  (S.  27.) 
Als   charakteiislisch    für    deu    Luteriicht    iu    der    3Iutter- 

30 


379  "                          3Sn 

(Uirache  «inl  iKTior^pliolicn ,  dass  «lor  soll««" ,  mit  AosiinliiDP  rigkrit  entstehen.  Kann  man  «uranssrizen  oder  auch  nur 
<lrr  tvenl>;>'ii  SfncnliMi  ,  uo  in  ficimlr-n  .S|ir.i(lien  ^i'.'>|>r(>rlii'ii  verlant^i'H  ,  ilasa  (li>r  ilrnfsthe  Lcliicr  mit  drin  ji'ilcsinal 
»ird.  odiT  ilic  sirli  auf  knns(fiT(ii;kei(<'n  bi-zii-lii'n,  durch  vorj;c8(hlaj;pneil  Stolfe  hinl>iMi:l><'l>  '■'■'traut  sei;  ixlcr  wenn 
alle  Lertioiii'ii  siili  liiiiiluri  li/ii'li(.  Wir  iniii  liti-n  auch  auch  lortraut,  ihn  diich  (^t-iadc  so,  h  ie  ihn  der  Fach- 
die  technischen  Lccliiincn  nicht  .iusiii'lini''n  ,  denn  auch  Irlirer  hehanilelt,  aufgerasst  habe?  Er  wird  daher  öfters 
diese  haben  ilir  S|ira<li';i'l>iet.  Die  Dir.fti'llcMijj  des  Leh-  in  die  Lajfe  kdinnien ,  zu  vcr»i'ifen  oder  doch  zu  be- 
rers  inuss  dem  Ui-diirfuiss  iIit  S<huli-r  cnt»!)! imIumi  (S.  ,{(J)  zweifeln,  was  der  Fachlehrer  behauptet;  iler  Schüler  aber 
und  im  All^euieinrn  hat  im  Anlauf  weder  der  Lehrer  selbst  der  obersten  Classe  ist  noch  zu  düj;matisch,  um 
im  Ausdruck  sehr  zu  wechseln,  noch  der  Schüler  (S.  31).  ohne  Naclitheil  die  Kritik  des  einen  seiner  Lehrer  durch 
Ein  grosser  Theil  des  (iesajjten  geht  lerloren  ,  indem  der  den  andern  zu  eifahren.  Uiess  ist  also  schon  eine  Schwie- 
Lehrer  in  einer  den  Schillern  iiiiverständlirhen  Sprache  rigkeit,  welche  man  sich  nicht  verhehlen  darf,  wenn 
redet,  und  er  lasse  sich  ja  nicht  tauschen,  durch  ein  auch  vielleicht  nicht  ihretxegen  die  Sache  selbst  sofort 
Ja,  welches  der  Schüler  in  der  llejjel  auf  seine  Frage:  aufzugeben  »iire.  Die  el»a  zu  reizende  Empfindlichkeit 
Oh  er  es  rerstanden  habe?  antwortet;  denn  der  Schnler  der  [jehrer  wäre  hierbei  au(  h  nicht  fjanz  zu  überaclien, 
srhi'init  sirli  „Nein"  zu  sagen  ;  sondern  er  lasse  sich  roll-  obgleich  dieselbe  bei  eiiicni  tüchtigen  Geisie  im  Lehrer- 
siandig  wiederholen,  was  er  gesagt,  das  wird  für  den  collegium  aus  (Vücksicht  auf  das  gemeinsame  höhere  Li- 
.Srhnler  zugleich  eine  Verstandes-  und  Redeübung  sein.  teresse  einer  zweckmässigeren  Ausbililunir  der  anvertrau- 
Hat  nun  hierdurch  der  Schüler  allmählich  auch  die  Fer-  ten  Ziiglinge  schwinden  utüsste.  —  Die  Kücksicht  auf  die 
tigkeit  geiionnen,  ilen  LehrstotT  in  eine  denk-  und  sprach-  Anforderungen  au  <lio  Kräfte  iIcs  deutschen  Lehrers  ma- 
rirlifige  Form  zu  kleiden,  so  muss  noch  —  in  den  obe-  chen  indess  noch  ein  anderes  Verfahren  uotlii°;.  Dieser 
ren  Classen  natürlich  mehr,  als  in  den  unteren  —  die  nämlich  soll  nicht  der  Censor  von  allen  übrigen  Lehr- 
freiere Unrcharbeitnng  hinzukommen  (S.  3(i) ;  es  oiüssen,  gebieten  neben  ihm  sein.  Durch  stillschweigenile  A'or- 
um  uns  gleich  des  üblichen  Ausdruckes  zu  bedienen,  aussetzung  einer  solchen  Stellung  desselben  hat  mau  oft 
freie  Aufsätze  gemacht  werden,  und  zwar  in  allen  Ge-  die  Wichtigkeit  der  deutscheu  Aufsat/.e  überschätzt,  als 
genstäiideu  des  Uoterriclites.  ,, Jeder  Lehrer  soll  (S.  jli)  zeige  sich  daran  die  ganze  geistige  Entwirkeliing  des 
es  als  sein  gutes  Recht  ansehen,  auf  diese  Weise  noch  Schülers,  während  mau  doch  in  der  Regel  nur  eine  sti- 
ausdrücklicher  mit  seiner  Thätigkeit  in  die  Wirksamkeit  listische  Fertigkeit  oder  Phraseologie  und  Remiiiiscenzen 
der  Lehrer  des  Deutschen  einzugreifen."  —  Dieser  Ge-  einer  fleissigcn  Leetüre  daraus  erkennt,  hinter  welcher 
danke  ist  der  am  meisten  zu  hearhtenile  in  dem  ganzen  sich  nicht  selten  <lie  grüsste  Hohlheit  verbirgt.  Nur  wenn 
Buche  des  ^'erf.  .Alles  Uebrige,  was  er  aufstellt,  ist  schon  der  Schüler  ans  allen  Gegensländen  des  Schulunterricht» 
mehr  oder  weniger  besprochen  und  ausgeführt;  auch  ist  geeignete  Aufgaben  in  grösserem  Zusammenhange  mit 
dieser  Gedanke  schon  früher  in  ilem  eigenen  Wirkuiigs-  angeinesseneui,  folgerichtigem  und  ge«aiidtem  Ausdrucke 
kreis«  des  Ref.  angeregt,  und  seine  Ausführung  versucht  zu  lösen  im  Stande  ist,  und  dieses  sich  aus  seinen  deut- 
worden.  Ri'f.  hat  sich  schon  über  die  I  erkehrthfit  und  sehen  Aufsätzen  ergibt,  dann  verdienen  letztere  die  ßc- 
Planlosigkeit  uusgesproclien ,  mit  welcher  bei  den  Auf-  deutung,  die  man  ihnen  sonst  mit  Unrecht  beilegt.  Je- 
gaben  zu  den  deutschen  Aufsätzen  verfahren  wird,  und  der  Lehrer  gebe  daher  aus  seinem  Gebiete  gelegentlich, 
er  hat  eine  Skizze  von  dem  Plane  entworfen,  7inch  wel-  in  jedem  Hallijahr  wenigstens  einmal,  einen  zusainmen- 
chem  der  deutsche  Unterricht  auf  dem  seiner  Leitung  hängenden  freien  Aufsatz  auf,  prüfe  und  verbessere  ihn 
anvertrauten  Gymnasium  angeordnet  ist j  am  meisten  In  sachlicher  Hinsieht,  und  lege  ihn,  so  mit  seinem  li'r- 
Sorgc  hat  er  zugleich  stets  auf  die  Wahl  der  Themata  theile  versehen,  dem  deutschen  Lehrer  vor,  dem  seine 
verwandt  ,  und  schon  seit  vier  Jahren  das  ausführen  zu  eigentliche  Stellung  nur  die  stilistische  und  logische  Kri- 
lassen  getrachtet,  was  Hr.  H.  hier  vorschlägt;  die  Aus-  tik  soli  her  lliarbeitungen  an»  eist,  »eiche  nicht  aus  dem 
führung  bietet  jedoch  überall  mancherlei  Schwieri<rkeiten,  Gebiete  der  deutschen  Literatur  oder  der  sonst  von  ihm 
die  theils  in  der  Saehe  selbst,  theils  in  dem  Verhältnisse  in  derselben  Classe  ertheilten  Lectioneii  entnomiiien  sind. 
der  Lehrer  zu  einander  liegen.  Der  Lehrer  iler  deut-  Eine  solche  Einrichtung  nürde  ilrn  nieisten  iMängelii, 
sehen  .Sprache  kann  bei  seiner  äusseren  Stellung  nicht,  über  die  bisher  mit  Recht  geklagt  wird,  abhelfen,  und 
und  zwar  je  höher  die  Classe  ist,  desto  weniger,  den  dass  dabei  der  Aufgaben  niclil  zu  viel  würden,  hätten 
ganzen  Lehrstoü  seiner  Classe  sa  übersehen  und  beherr-  bei  regelmässig  geführtem  Tagebuche  für  die  Schulaufga- 
8chen,  dass  er  aus  allen  einzelnen  Lehrzweigen  jedesmal  heu  und  gehöriger  Cuntrole  <lie  Classenordiiiarien  und  der 
denjenigen  Theil  heraushübe,  welcher  sich  zu  einer  freie-  Director  zu  verhüten.  Ein  Zusammen"  irken  der  Lehrer, 
ren  Bearbeitiiug  am  bessten  eignete.  Das  vermag  nur  wie  es  überall  sein  sollte,  würde  auf  diese  Weise  gewiss 
der   eigne    Lehrer  jedes   Gegenstandes;    dieser    wird    daher  Vortrellliclies    wirken    können. 

am    geeignetsten    sein,     dem   ileiitschen    Lehrer     diejenigen  Eine    wie    reiche  Fundgrube    für   Aufsätze    zunächst  der 

Themata   .anzugeben,     welche   jedesmal    zu    Aufsätzen    sich  Geschichtsunterricht    ist,     erkennt   der    Verf.    (S.  41  -^  .Ol) 

eignen.       Coilegialischer    Verkehr,     oder    noch    besser    die  genügen  I  ;    man    darf  aber,    um    Einförmigkeit    zu    vermei- 

regelmässigen    Lehrerconferenzen    werden    die    iMittheiliing,  den,     nicht    alle    Aufgaben    aus    ihm    hervorholen.      Einen 

Prüfung  und  Bes|>rechung  der  Aufgaben  erleichtern.      Doch  noch    grösseren    vielseitigeren     Gettinn    kann    das    Deutsche 

fesetzt   auch,     dass    von    allen    Seiten     hierzu     der    bereit-  aus    der    Betreibung    der     alten     .Sprachen    ziehen    (S.    .')!). 

willigste    Elfer    und    das    freundschaftlichste  Zusammeiiwir-  Es    ist    aber    nicht    bloss   ,,die    logisch  -  grammatisch- -  rbe- 

keo  herrsche,  so  wird  doch  hierbei  wieder  manche  Schwie-  torische   Feriodenzergliederunjf    (S.    55),  sondern   es   Usst 


381  382 

sidi  alles  Urainmatisrlie  ,  was  iIpii  rersrliieilruoii  Spra-  (li'u<sflipii  Uii(errii'li(.'iN<iiii(|pii  ani  hpsslon  anjcMTiiilef  »pr- 
ellen gcnipiiisaiii ,  iiikI  giraile  ilas  nioisto  uiiil  »i^■^ltij;^(<^  ili-ii  ,  »piiii  man  üii»  auf  finc  gpuriliii'f«  Lnclüre  (li'UtüilitT 
ist,  am  brssten  an  den  srUatf  aHn^rpra^ifu  Formen  der  AIiis1i-r.'<(  liriristrller  iprivenilrt ,  so  darf  man  ildrii  hierliei 
alten  S|)racli('n  lernen,  so  dass  ft'ir  die  iletiLschen  Snriii  h-  etienso  »eni;(,  » ie  lieiui  ^raniuialiHehen  (jnlerrirlite  ver- 
stunden nur  die  ()rtlio;;ra|>hie ,  die  Keetion  der  Prcipo-  Jessen,  daüs  auf  (j  vniua^ien  dir  ei;;eiilli(-|ie  l\\e^esis  uiifl 
sitionen  und  ilas  \Veiii(je  aus  der  Formen-  und  Satzlelire  ll<-rineneiitik  i'on  S«  hriftH  erkeii  |irakti»rh  an  den  alten 
übrig  bleilit,  das  iiiclit  durch  den  Gebrauch  besser  fe-  ScIiriftHlelleni  am  besslen  und  genügend  gelernt  »inj. 
lernt  »n'irde.  Maliirlich  »ird  dabei  lorausgesct/.t ,  dass  \Vir  halten  daher  bei  unserm  \'erf.  fiir  eine  aus  Liebe 
in  den  unteren  Classen  der  deutsche  und  lateinische  Vu-  zu  seiner  Sadie  ent>i|)ruiigene  Ueliertreibuiijf  ,  »enn  er 
terricht  in  einer  Hand  ist;  »o  iliess  der  Fall  ist,  erweist  8.  7i  den  Satz  aufstellt:  ,,\Vi:r  i'indar  so  fertig  zu  lesen 
sich  die  Richtigkeit  iler  aufgestellten  Behauptung  r(ill~  rerstfiiide,  »ie  ein  Knabe  seine  Fibel,  gehe  er  ilanii  doch 
kommen.  Fiir  die  oberen  Classen  ist  die  geschinackvolle  einmal  an  Schillers  Künstler,  an  die  Ideale  und  das 
Uebertraguiig  fremder  Schriftsteller  von  dem  höchsten  Li-ben  etc.,  uiiil  es  »ird  iliiii,  ueiin  er  nicht  ausdriick- 
Eiinlluss  auf  die  Ausbildung  stilistischer  Fertigkeit  in  der  lirli  hierauf  geübt  und  vorbereitet  ist,  dabei  zu  iMiiIhe 
iVIuttersprache  ,  zumal  je  mehr  man  davon  abgeht,  die  sein,  als  seien  diese  griechisch,  und  sein  Pindar  deutsch.'' 
Schriftsteller  nur  als  eine  Sammlung  vou  Beispielen  zur  Die  deutsche  Ijci-türe  soll  mir  anregen  ,  mit  geeigneten 
rormenlehre  und  Syntax  zu  betrachten.  Zweckmässiji  Abschnitten  aus  den  vorziiglicbsten  Scliriftstellern  iler  ver- 
ist  hier  die  wegen  ihrer  L'ebertreibnng  oder  der  dabii  scliieileiien  (iattiiiigrn  nach  einer  durch  den  Sihulplan 
beivieseiien  lliigeschi(kli<hkeit  oft  verndiite  Anfertigung  im  (jan/.eii  geordneten  Reihenfolge  bekannt  niai  lien  und 
Kchnfllii  her  IJebersetziiiigen ;  man  miiss  nur  iiiciit  alles  somit  zugleich  durch  lelieiidige  Anschauung  in  die  Lite- 
Gelesene,  sondern  nur  die  geeiirnetsteu  Stellen  schrift-  raturgeschiclite  unseres  \  olkes  eiiilühren.  Die  einleiteii- 
lich  übertragen  lassen.  den  und  erklärenden  rhetorischen  oder  äslhctisrhen  Er- 
^acliilcm  nun  der  Verf.  sich  über  die  grosse  und  ein-  Oiterungen  seien  dabei  kurz  und  bestimmt;  eine  zu  breite 
greifende  Hülfe  aii>f>'ilirlii  h  erklSrt,  welche  für  das  Deut-  und  gründliche  Analyse  eines  «leuischen  (ledirhtes  hat 
sehe  die  iiiclitdeiifsibeii  ijectioiien  zu  gewriliren  lernio^en,  für  den  .Schüler  gewöhnlich  etwas  Kriiiinleiides .  »eil  er 
pellt  er  (S.  (in)  zu  der  Besprechung  liessen  über',  » as  in  für  sein  tiefühl  uiiil  die  (lesanimtaiischanung  bald  befi  je- 
den eigentlichen  deutschen  Lelirstuiiilen  zu  treiben  und  di^t  ,  für  ein  ersiliiipfciides  Wrsl.'indniss  aber  überhaupt 
zu  leisten  sei,  und  stellt  die  iieliaiiptuiig  auf,  dass  der  noi  h  iiii  lit  geeignet  ist.  i;o  lange  sprachliche  uiiil  sach- 
deutsrhe  llnlerriiht  durih  und  ilurcli  auf  gehalt'ulle  und  liehe  Seil»  icrigkeiten  zu  uberHinden  sind,  ist  sein  läifer 
eindringenite  Leefüre  zu  grüiidrn  sei,  womit  zugleich  die  rege;  sind  diese  aber  überwunden,  und  ist  seine  Plianta- 
iiatürliche  Basis  für  eigene  Prodnctiuiieii  ,  für  einen  in-  sie  befrieiligt,  so  fangt  sein  jugendlicher  .Sinn  bald  an, 
teressanten  und  fördernden  grammatischen  Unterricht  und  sich  zu  lang» eilen.  Darum  schliessen  wir  uns  auch  der 
für  alle  sonstige  theoretische  und  h  storische  Belehrung  vom  \'erf.  S.  7'^)  gemissbilligteu  Ansicht  Deinhardt'»  (der 
gegeben  werde.  Diese  Leefüre  soll  nun  (S.  ii'2)  <,2U  Gyinnasialiinterricht  etc.  p.  |4.S)  an,  ilass  die  deutsche 
einem  grossen  Tlieile  in  nie  Lectioiien  selbst  hereinge-  Leetüre  in  die  Krlinlniigssfunden  des  .Schülers  gehöre, 
nonimeii  »erden,  zum  anderen  privatim,  aber  nicht  als  Das  Gymnasium  mag  iliesilbe  durch  eine  zweckm/issi^ 
Sache  der  Erholung,  siiiideni  —  wenigstens  grössten-  aiisgewdhlte  Hchülerbiblioiliek  überwachen,  und  iler  dcul 
theils  —  als  .Sache  der  ernstesten  Kraflanstrengnng  und  sehe  Lehrer  dieselbe  im  Allgemeinen  durch  Ilath  und 
besonnensten  .Sammlung  betrieben  »erden."  Der  Verf.  Anregung  leiten,  auch  iManches  zur  Benutzung  für  Vor- 
will nicht  Leserei ,  von  der  er  mit  Recht  ein  entschiede-  trage  oder  Aufsätze  aufgeben  oder  gelegentlich  das  Ge- 
ner Feind  ist,  weil  sie  den  Geist  verwirrt,  und  das  Ge-  leseiie  berücksichtigen,  was  ancli,  wie  Hr.  H.  S.  180 
iiiüfh  erschlafft.  Für  den  wahren,  einzig  vernünftigen  vorschlägt,  in  den  Zwischenstunden  oder  privatim  auf  der 
nnd  sittlichen  Weg,  derselben  zu  begegnen,  halt  er,  dass  Stube  des  Lehrers  geschehen  möge,  wenn  die  Persönlirh- 
inaii  lesen  lehrt  (S.  72),  "nd  entwickelt  hierauf  aus-  keiten  dazu  geeignet  sind;  aber  weiter  gehe  er  nicht, 
führlich,  wie  nofhuendig  es  sei,  die  Schüler  zu  einer  »enn  er  nicht  diese  fast  einzige  freie  geistige  Thatigkeit 
geordneten,  gründlichen  Lrctüre  deufseher  .Schriften  in  iter  Jichüler  denselben  terleiden  will.  Duirli  die  Lec- 
der  Classr  anzuhalten.  ,,Da  aber,  sagt  er  (S.  '()),  ilie  Iure  nimrut  der  für  die  Weif  ausser  ihm  erwarliende 
Aiischall'ung  einer  ganzen  Reihe  einzelner  Bande  dem  Jüngling  diese  in  sich  auf,  und  findet  den  grössten  Ge- 
Schüler  niilit  zugemuthet  »erden  kann,  so  ist  die  Ein-  iiiiss  darin,  mit  vollen  Zügen  die  grosse  IMaiiiiicIlfaltigkeit 
fübrung  »olilberechneter  Chrestomatliien  durchaus  notli-  des  Lebens  lor  ihm  und  nin  ihn  zu  trinken  und  dem 
wendig."  Wie  und  »as  gelesen  »erden  solle,  wird  hier-  eigenen  Geiste  ilie  volle  INalirung  für  sein  nun  bald  selb- 
auf  sehr  umstandlirh  bis  S.  Ili)  auseinandergesetzt.  Die  ständig  »erdendes  I^^eben  zu  geben.  Diesen  Geiiuss  ver- 
erhühten  Anforderungen  an  die  deutsche  Leefüre  auf  der  küminere  man  ihm  nicht;  man  bewahre  ihn  nur  vor  zer- 
.Schule  bedingen  natürlich  eine  Verdoppelung  der  deut-  slörendem  Gift,  sei  aber  nicht  zu  angstlich  ,  und  ver- 
sehen Stunilen  in  den  oberen  Classen  (S.  282),  "nd  er-  »eigere  ihm  nicht  selbst  nahrhafte,  kräftige  Speisen 
heischen  ausserdem  wöchentlich  12  .Stunden  häuslicher  ilarnni,  weil  ihnen  einige  schädliche  Substanzen  beigc- 
Beschaftigiing;  denn  die  Leefüre  soll  nicht  mehr  Erlio-  iiiisi  lit  sind;  diese  wird  der  eigene  gesunde  Organismus 
Iniij,  Geiiuss,  sondern  Arbeit  und  Belehrung  werden.  —  scliim  wieder  aussondern  und  dadurch  selbst  gegen  ihre 
Obgleich  nun  auch  wir  grossen  \Verfh  auf  eine  zweck-  nachtheilige  Eiiniirkung  nur  mehr  gestärkt  »erden;  mit 
massige    Leclüre   legen,    uud   der   itleitiung  sind,    das»  die  ftJilchbrei   allein  kauii   der  Jüngling   nicht  genährt    werden, 


383  384 

»«•Irlier  mm  Manne  reifen  soll.  —  lieber  Wahl  nn<l  oben,  «la«§  zu  ilergleirlien  «•ollsf^iidifPii  Erfirternn^en  iu 
INnCin;:  ilff  I-i'«liiie  sind  «ir  »ii-der  mit  «lern  Verl,  ein-  rlietorisrlicr  iinil  lci;,'isrlier  liezieliiin);  auf  (i_>inMasien  ilie 
»erst:inileii.  Kr  »a;;t  S.  sj:  ,.l)ie  liaii|its,'l<-lili<li!ilen  Knf-  rlassischen  SprarliHtiinilrn  liionen,  »eil  ilie  Freniilartig- 
»i-li.-iil»ns»criiiule  »er.leii  «ein:  bildi-nilrr  täinlliiü»  auf  ein  k,.it  ilps  caniieii  Stoffes  «Inrill  seine  bis  auf  die  kleinste 
reine«.  Ivr.'lfti(,'e.i  und  friürlies  Geiiiiitlislebeii ;  Erweilerunir  Einxeliilieit  sirli  erstreckenden  Schwierigkeiten  die  Spaii- 
iiiid  WrliefuDjJ  des  Anschauunt;»  -  und  (iedaiikenkreises ;  nun^^  der  Srhiiler  rego  zu  erhalten  vermag;  >.u  einer 
EiiMtirkuii','  auf  die  [iraktisrlie  (ielflufigkeit  in  der  Mut-  sulclien  Zersliederunj;  aber  mit  allen  ihren  Uiiisinnen 
terspraihe,  soiiic  auf  den  Sinn  für  Klarheit  und  Ziisam-  und  Subdiiisionen  auch  nur  eines  kleinen  Theiles  einer 
meiihan^  im  Denken;  (iewinn  einer  Grundlage  für  theo-  deutschen  Abhandlung  mfii  hten  unsere  Schüler  weder 
retische  Einsicht;  Einführung  iu  den  literarischen  Schat«  Geschick,  noch  Neigung  haben.  Viel  geeigneter  halten 
unserer  Nafiuii,  corzüglich  in  den  poetischen."  Was  «jr  (lagegen  die  vom  Verf.  S.  I4(i  sq.  gegebene  Aiilei- 
rtber  die  Leclüre  für  untere  und  mittlere  Classpu  biü  tung  zum  Verstaiidiiiss  poetischer  Werke.  „Die  wahr© 
S.  KM  gesagt  wird,  beweist  den  richtigen  .Sinn  iles  Verf.  und  «•olls(aiidig  abschliessemle  Erklärung  ist,  nach  ihm 
.Aber  was  für  .Secuudauer  kennt  er,  oder  lieukt  er  sich,  S.  1 4S ,  auf  ein  Doppeltes  zu  richten:  erstens  auf  den 
wi'nn  er  S.  lOi  einige  Predigten  lon  Keinhard  und  l)rä-  jVachweis  des  Poctlsilien  der  Kornigi'biiiig  im  weitesten 
»eke,  kleinere  Abhandhingen  von  Heeren,  Engel,  tiarve,  .Sinne  genommen,  ztieitens  auf  die  Editheit  und  Wahr- 
nianso.  Lessing  für  sie  vorschlagt?  Ref.  hat  durch  seine  holt  iles  Pathos  und  Ethos,  anf  die  Festigkeit  gleichsam 
amtliche  Wirksamkeit  die  .Secuudaner  von  vier  Gvmna-  und  Tragbarkeit  der  idealen  Grundlage ,  anf  welcher  der 
»ieii  kennen  gelernt,  aber  nie  Secuudaner  gefumlen  ,  die  Dichter  sein  (ieb.'lnde  auffülut."  Der  Wrf.  zeigt  sich 
für  andere,  als  poetische  oder  historische  Lertüre  Sinn  lici  der  weiteren  Ausführung  dieses  Gegenstandes  als  ei- 
iind  Refaliigung  gehabt  hatten.  Bei  der  Auswahl  für  nen  Mann  von  Erfahrung  und  Geschick,  und  wenn  aurli 
Prima  von  S.  tU3  au  zeigt  der  Verf.  wieder  meistens  nicht  Alles  neu  uinl  originell  ist,  so  ist  es  doch  zweck- 
den  richtigen  Tact ,  nur  nicht,  wo  er  auch  eine  Preiligt  massig,  und  kann  besonders  Anfangern  in  diesem  Unter- 
voii  lvriimni.irlier  vorschlagt  (S.  114),  ,, damit  auch  der  richtszweige  zur  Uelehrung  dienen;  besonders  mocbten 
religiöse  Wahnsinn  nicht  fehle,  und  damit  die  armen  Jim-  wir  mit  ilim  (S.  UiJ)  die  Vergleicbung  mehrerer  rer- 
geii  noch  zeitig  genug  erfahren,  dass  sie  anf  dem  G\m-  wandter  "Gedichte  empfehlen,  „welche  das  Coinbinations- 
iiasium  sich  auf  dem  nächsten  Wege  zur  Hülle  behii-  vermögen  und  ilie  geistige  Beweglii  likeit  in  hohem  I\)asse 
den."  (!)  Sollte  aber  seine  Zeitberechnung  wohl  zu  sei-  «eckt  und  schärft,  auch  auf  Anschaiinngs-  und  Gedan- 
iieii  Anforderungen  stimmen,  auch  wenn  4  Unterrichts-  kenreichlhum  höchst  vortheilhaft  eiimirkt.' 
stunden  angesetzt  »ürdeu?  JMau  lese,  was  bis  S.  114  Mit  der  Leetüre  sind  Vortrage  und  schriftliche  Auf- 
gefordert wird.  Sätze  uuter  immer  steigenden  Anforderungen  an  ihren 
Dem  Abschnitte  über  ,, Erläuterung  und  Besprechung"  llinfang  und  (lehalt  zu  verbinden.  An  niüiidlii  he  Vor- 
des  Gelesenen  schickt  der  Verf.  S.  \2>  den  w ohlgfineiu-  traje  wurde,  wenn  man  das  Hersagen  von  (jedichteii  iiiiht 
len  nnd,  wenn  er  erfüllt  würde,  in  seinen  Folgen  ge-  dahin  rechnen  will,  früherhin  gar  nicht  gedacht;  „in 
vi'iss  segensreichen  AVunsch  voran,  dass  doch  auch  von  neuerer  Zeit  (S.  I^'J),  in  welcher  unsere  Kation  der 
den  Aeltern  manche  sich  möchten  bestimmen  lassen,  in  Stubenluft  und  uiithin  auch  der  Schreibfeder,  kurz  der 
geschaftsfreien  Stunden  die  Lritiing  der  von  der  Schule  künstlichen  Eintfesihraiiktheit  des  geistigen  Lebens  sich 
angeordneten  häuslichen  Leetüre  ihrer  kinder  selbst  zu  etwas  zu  entnöhnen  aiigefmigen  hat,  konnten  mündliche 
übernehmen.  „Welch'  festes  Band  ,  ruft  er  aus,  zwischen  ^'ortrage  von  der  Schulbildung  nicht  mehr  ausgeschlossen 
kindern  und  Aeltern  würde  durch  das  genieinschrtfiliche  bleiben.  Verkehrt  aber  würde  es  sein,  über  den  münil- 
Lesen  und  Besprechen  geiütbildeuiler  und  sittlich  ver-  liehen  Uebnngen  die  schriftlichen  hiiitaiizuietzen."  Die 
edeluder  Schöpfungen  uiisi-rer  besslen  Meister  «ich  schliii-  notb wendigen  >'orübuiigen  zu  ilen  freien  inüiiillicheii  Vur- 
gen!  und  wie  schön  wäre  es,  wenn  auf  diese  Weise  die  tragen  sind  das  Lesen  und  Declamiren-  Was  Hr.  H. 
nur  zu  gewöhnlich  wahrnehmbare,  traurige  Kluft  zwi-  aber  Beides  von  S.  (  nS —  lil4  sagt,  ist  hervorgegangen 
seilen  Schule  und  Haus  in  etwas  gemindert  würile  !•'  Der  aus  der  Erfahrung  eines  einsichtsvollen  Schulmannes.  Ein 
'l'erf.  berührt  hier  die  sittliche  Bedeutung  gemeinsamer  freies,  dentliihes,  kraftvolles  Sprechen  macht  den  Geist 
Leetüre,  und  es  gibt  auch  in  der  That  niiht«,  was  die  des  Schülers  frei,  klar  nnd  frisch.  Das  so  liSubge  leise, 
Menschen  enger  und  ilaiieriider  mit  einander  verbände,  kaum  murmelnde  .Sprechen  oder  Lispeln  der  Schüler  ist 
als  der  Genuss  derselben  geistigen  Speise,  an  demsellicn  aber  nicht  l>lo«s  eine  Folge  ihrer  .Schüchternheit,  sondern 
Tische  genossen.  Schon  der  g-meiosaiLe  Gennss  dersel-  auch  sehr  oft,  ja  am  häufigsten  ein  Deckmantel  der  Ho- 
ben leiblichen  Nahrung  gilt  für  ein  Bindemittel  zum  wissenheit.  Der  Schüler  merkt  es  »ehr  bald  dem  Leli- 
freundlichen  Znsainmenlebeii ;  wie  viel  mehr  vermag  aber  rer  ab,  dass  dieser  gern  vorwaits  eilt,  ilie  halblaute  und 
dazu  dieselbe  geistige  Kost!  —  Doch  wir  wollten  von  oft  kaum  halbrichtige  Antwort  selbst,  laut  und  bench- 
der  Erläuterung  und  Besprechung  des  («elesenen  reden.  tigt,  wiederholt,  und  er  k  iegt  sich  immer  mehr  in  die 
Der  Verf.  theilt  S.  l4(l  — t4tl  ein  sehr  ausführliches  Bei-  ihin  behagliche  Be(|iieinlichkeit  der  passiven  Assistenz 
qiiel  mit  von  der  Zergliederung  eines  prusaisclien  Ab-  lieim  Unterricht«  ein.  Daher  inuss  freilich  der  Lehrer 
Schnittes,  nämlich  der  ersten  Perioden  aus  Manso's  Ab-  seilist  mit  seinem  Beispiele  voran,  ohne  jedcicli  durch 
handlung  über  das  Gepräge  der  tiiinischen  fjiteratur.  Geschrei  das  Muniielu  seiner  Schüler  ausgleichen  zu 
Seine  Zergliederung  ist  allerdings  «ehr  kunstvoll  und  er-  wollen;  er  iiiuss  aber,  wo  der  Schüler  reden  soll,  die- 
Schopfend  ;      wir     sinil    aber    auch    hier   der    ^ieiuung  ,     wie  seil    vollständig  ausreden,    ja,     lieber    zwei-    und    dreimal 


.^85  38f) 

(licgrlUi-    Aiifwort  ,     liU    sie    iiat-li    Ton     um!    Ciphalt   tf'ufijt,  TIipIIp    fliior     l'i'rlii<li>     mir    .->!<    rjii/i'lnc    S.'Kzf     ii-r.<(c|iPii 

n  iritrrliolcii    Ihssi'ii  ,    j.i    aliiT  iiirlit ,    imIpt    iIoiIi    mir    in    ili>ii  Icriirii    iiiid    imr    iiacIi    iiml    nnrli    zur  ^Vrliiiiil<iii;;    irrKrliic- 

«elteiiKtpii  l''.'ill>-ii ,    (Ir-r  .t|)ra<'lili('lii-ii  L'iil)rlii'illli<-liKpit  iliircli  •li-iicr    Slii/.f,    zur    Kiii?<irht    in    ilif    KrriiMlp   alipr   siclii-rlirlt 

«•in    raüclii*!^  liinjirpid-n  ii.i<'lilii'lti'ii.      Upninncli    iiir«!    ps  ilie  ni<'lit    n>r    TiTtia,     k<'iMp»»  !•);«   aUn   »<  li"ii    in    Spxta    (vprgl. 

A'ifiiabp    piMPS    jpilcn    LrliriTs   srin,     ilip»«    lipqiipnilirlikpit  S.  '^-'1)    gpfülirt    «iTilrii    köiiiipii.      Srlilii-sslird    fnnlert  iliT 

oilor    \V  illpiisscliu.'iclip   (Irr    ScIiiiltT    y.»    lirpiliPM,    vnrznt;!)-  Vprf.    S.    '2I'I   spII^sI    /u    pinpr     in    inas-.i;;cin    Unifaii;;«   »ich 

wpise  alipf   ilc   deutschen    Lilirpr«,    wplilipr    lipi  iIpii  Ijpsp-  lialtpiidpii     Hf-trciliiin';     der     l>pzpii  lini'f'-n      l'pliniij;pn     anf. 

und    Di-rlaniatii>i>siil>iiii;;pii    dazu     ilip    nfirlistp    Aurrorderuiig  |)ip    l''oriiirn|p|irc    zuprst     iii'lipn     ilein    Lat>-iiiiS(  lipn  ,      dann 

hat.         Dpr     Lphrpr      uuix     alliTdin;.'*    »rllist    pinp    grosse  (;ps«iiilcrl,    atirr  in  stpipr  iSizii'hniit;   darauf,    um  das  llplier- 

Gp.srhicklii'hkpit    im    nuinillichcM    \'(irtra'_'p     lii-sil/pn,     und  ciiistiinnipnilp    und    Al>npi<-hi'>idp     bpidpr    Sprachi-n    zu    pnf- 

Hu    ihm    dioüP    noch    fphlt,    »ie   sich    durch    uitaliUssi»p  llp-  dprkpii,    dip  Li-hrp  >on  ilpr  Wnrthililnriv   und  liitpr|iunrtinn 

huiiK    anfj(;npn.  —    Erst    »eiiu    dpr  SchiiliT    laut    und    dput-  soll    darauf    (}».    'J'.'.'H)    der   Cursus    diT     Spxta     und    Quinta 

lirh    Ipspii    kann,     mache    man    nach    und    nach    an    ilm    ilu-  nusinarhi-n  ;      wir    reichen    nach     nnsi'ri-r    Ei  fahrung   damit 

iiliri;;pn    l'"'iirdprunfpn  ,    dass   pr   ,,flipsspud    und    leicht,    mit  auch    noch    für    Quarta    und    Trrtia    au».       Ki'ir   dip    lipiilen 

logisch- richtiKPr  lietunung  und  den  fiir   den  logischen  Sinn  mittleren    ("lassen     scIumiiI    dem     <'erf.    S.    ?'jy    der   arije- 

crfurderlicheii    Pausen,   endlich    mit    Kuijiliiidiing    der  Seele  messenste  sprai  lillche  L>^^hrstii|f  der  lexikalische,  doch  setzt 

lese"    (J>.    I^IO).       Beim  Declaiiiiren    ( S.    I   14)    liegm'i^'e    mau  er    dahei    naiurlich     untere    Classeii     iiir.iiis,     die    die    .Satl- 

«irh    für    ganze    Classen    iiiit    Hecitireiilasseii    aus    dem   Kopf  und    Fi)ruieiilflire    in     neitester    Ausdehnung   schon    lieiiSl- 

iiiui     Katheder     herunter    oder     von     ir;;enil     eiiieui     freien  t'i^t    hahen.        Der     Si'cunda     üheriieist    er    S.    'J4|    ilie    alt- 

Staiidjinncte    den  .Alitsrhülern  gegi'iiülier ,    damit   der  Knabe  deutsche    (irniiiiii  ilik    und    Leetüre;    »Clin    er   alier    auch   in 

heim    Keilen    Anderen    in    das    (iesicht   schauen    lerne.  rhelorisch    silii n    Figuren    sagt    (S.    'J4'J)  :     ,,^Vir    treiheli 

Der  fünfte  Aliscliiiitt   (S.    1').))    enthüllt   das    theoretische  auf  uiiserii    (jwnnasien    so    »iel    S|iraihe  ,     und    »ir    Hollleii 

U7id  historisrhe  Klinsen,    und  begreift  (iraminatik    und  (ie-  die    tiefsten  und    klarsten  C^iiifessiniirn ,    »elclie    gerade  diu 

schichte  der  deutschen  .Sprache  nelisl  |ihilosii|ihischer  Gram-  unsriire    über   sich    ablegt,    »Alirend    die   anderen    über   die 

matik  ;    IMetrik    und    Priisodik  ;    Poetik,    Hhetorik    und    Ge-  wichtigsten    Fraj^en    beharrlich    sch>»ei|fpn,    abweisen?"    — 

schichte    der    deufscheii    Literatur;      Logik,    Knc\  klu|iAdie  so    wird    damit  nicht  die  iVofli » endigkert  be»  ieseii  ,    welche 

der    Schiilwisseiischaflen    und    endlich    die    Prodnctinn    über  zur    Betreibung    eines    zwar    historisch    »iclitigen,    aber    für 

dahin    einschlagende    Frajjeii ;      wie     überhaiipt    auch    schon  die  allgemeine  hunianistisclie  Ausbildung  enlbebrlii  hen  unil 

die    früheren    .Abschnitte    die    .Anneisung    zu    den    dahin    ge-  dabei    sehr    niaiiniclilalli;;en    und    sclmierigen    Gegenstandes 

hörigen    Productioiien    enthielten;     wir    rersparen    uns   aber  hinführte.    —     Die    eigeiilliche  grainniatisrhe  Hauiitaufgabo 

das    Ileferat    und     die    Kritik    hierüber    bis    au    den    Schluss  für    Prima    endlich     bildet    eine     Prnpädeutik    der   Sprach- 

unserer    Anzeige    auf.  philiisvphie  (S.    ','43). 

Was  nun  zunächst  dip  Grammatik  bptrifft,  so  erklart  \ Ou  iIpm  übrigpii  tlienretischeii  Discipliiien  weist  llr. 
Ilr.  IL  S.  '.'03  ausdrücklichen  grainmalistheu  Unterricht  IL  S.  '^44  die  l'ronddik  und  Metrik,  beide  in  kürzester 
im  Deutschen  auch  auf  Gymnasien  für  nichts  weniger,  Fassung,  der  Seciinda  an,  gibt  jedoch  zu,  ilass  schon  iu 
als  überflüssig.  (S.  ','n4)  ,,Ueberall  kann  man  bei  der  Tertia  ein  eigentlicher  Ciirsus  beider  beginnen  könne; 
Grauiinatik  der  [Mutlersprache  von  der  Lertüre  ausgehen,  die  Rhetorik  abwechselnd  mit  Poetik  gehören  für  Prima 
und  die  Lertüre  kann  überall  zunächst  jjleich  auf  Total-  (.S.  V4.')).  Für  die  Kheturik  »üiisclit  er  eine  Ziisanimen- 
anffassung  gericlitet  sein,  »,'lhrend  bei  den  alten  Spra-  Stellung  des  Weseiidicbsleii  in  Form  einer  Chrestomathie 
rheii  die  Lesestürke  lange  Zeit  ülieriiiegend  den  Charak-  aus  den  Xchriflen  der  antiken  Kheturiker  mit  Angabe 
ter  roll  lieispielsauiinltiiigen  zu  den  graiiimatischen  Regeln  von  Belegen  aus  alten  und  neuen  Kediiern;  was  nicht 
hehaiipten  "  S.  ,'()  i.  ,,Ks  ist  aber  vor  allen  Dingen  iiö-  unz»  eckin/lssig  würe ,  da  die  Kheturik  eine  im  Alterthum 
tliig  ein  ziver  kmassiger  Unterricht  in  der  .Satzlehre  und  vollendete  Disciplin  ist,  dadurch  viel  Zeit  erspart,  und 
('S.  Jd/)  der  .Salzzerleguiig."  —  Das  hier  und  in  dem  doch  dabei  OLinches  viel  gründlicher  behandelt  werden 
Folgenden  tiesagte  ist  z-var  im  Ganzen  riilitig  und  zweck-  könnte,  wenn  nur  die  Lehrer  von  den  eingeführten  llülfs- 
inässig,  kann  aber  leicht  iu  eine  spitztindige  Spielerei  mittein  auch  wirklich  Gebrauch  machten.  „Die  Litera- 
ausarteu,  und  mau  verfallt  dabei  haiiHg  in  den  Fehler,  (Urgeschichte  g'ehört  (S.  247)  nach  Prima,  wohl  aber 
zu  früh  das  Schwierige  zu  beginnen.  \Venn  die  Satz-  kann  und  miiss  in  Secunda  sehr  viel  dafür  geschehen 
lehre  dabei  von  dem  Lehrer  mit  dem  Humor,  nie  S.  212,  durch  die  .>] iltlieilung  der  »ichtigsteii  und  iiiteressanle- 
tiehaiidelt  wird,  so  lasst  sich  ihr  freilich  ein  lebendigeres  sten  biographischen  i\utizen  über  die  .Scliriflsleller ,  von 
Interesse  bei  der  Jiig  iid  abge»  innen  ,  unil  die  zur  Kxem-  denen  Slüike  gelesen  »erden."  Wir  meinen,  .Jass  man 
plificatioii  gebildeten  Salze  sehen  nicht  mehr  aus,  als  mit  dieser  letzlereii  Weise,  die  Literaturgeschichte  zu 
ob  sie  nur  eben  für  die  Theorie  da  »üreii;  aber  bedenk-  lehren,  schon  viel  früher  beginnen  kann,  und  haben  auch 
lieh  ersrheiiit  es  uns,  ein  möglichst  rasches  Vorwärts-  auf  unserin  GMiinasm  ein  Verfahren  eingeführt,  worüber 
dringen  in  der  Satzlehre  bis  zum  Schluss  darum  zum  wir  uns  anderswo  ausführlicher  ausgesprochen  haben.  Mit 
Geset«  zu  machen  (S.  Jl.i),  »eil  schon  die  erste  deut-  dem  Studium  der  Literaturgeschichte  kann  auf  diene 
sehe  Lertüre  sich  über»  iegenil  iu  Form  von  Perioden  Weise  natürlich  nur  ein  Anfang  gemacht  »erden;  sehr 
hewegt.  Zur  Kinsicht  in  die  Periode  gelangt  der  Schü-  richtig  bemerkt  aber  Hr.  IL,  d.isg  dieser  einlailend  ge- 
ler erst,  wenn  er  begriöen  ,  was  Causal-,  Final-,  Con-  nug  zur  spateren  Forlsetzung  sein  müsse;  denn  wir  ha- 
ditionalsätze   u.   dgl,   sind;     anfänglich     »ird     er    auch   die  beu   hauiig   die   i£rfahruiig,     dass    der    propädeutische    Un- 

O^mnaiialzeiiiiti!'.  Ol 


387 


:s88 


(rrrlrlit  vprHrliirilpinT  nisri|iliiiPii  ilie  Scluilor  ciitHediT 
mit  einer  uf»  i.s»rii  Olicrd.lclilnlikcit  ziifriiiliMi  sd-llt,  oiliT 
iltiirii  i-iii  »  ritrri-.i  ^tiKliiiin  >  ('rltMiIrt ,  »  rsslialli  iili<Tlia)ipt 
(In-  ui.iiu  hi'rli-i  l'rop.'lilriiliki'n  auf  .Srliul>'ii  |i,'iil»t:i>t;isrli 
ilcli-  Hi'il<iil«<Mi  (if^rli  »icli  li.ilicii.  Dahin  firUlirt  auch 
ilio  seil  ciiiijjpr  Zeit  »ipiIit  eiiijji'fiilirli"  pliilii-ioplii.sclie 
Pic)  lAili-nlik  ;  il«Ti'ii  piiiPii  Tlii-il  ,  ilie  formale  Logik ,  iler 
Vi-rf  S  '.M'^  siijjar  .srlinii  nach  Seiiiiiila  »erli-jieii  iiidchte ; 
«lir  l'syclid/ogie  spart  er  fi'ir  I'rinia  auf.  Zum  Ah^rlilux.se 
«li-r  thi'urrtiM'heii  DisiipliiM-n  .«clild^^t  llr.  il.  S.  '.M'l  noch 
cMiP  Encyh'opüdie  dtr  gesamm/en  Sc/tulicisnennclia/'len 
unil  rine  Udäegelik  für  die  Vniversitülsstudien  <<>r  ;  «loch 
riiie  ^ulchc  Li-ctioii  kann  nur  Sache  iIcs  Directors,  nicht 
mehr  eines  eiii/elnen  Facliiehrers  nein,  iiiiil  ein  Director, 
iler  eine  sulche  Lectiiiii  ,  »eiin  er  sie  i'il)erhaU|it  für  er- 
gpriftslirli  hi>'lte,  in  aiiilere  liäiide  legte,  »urile  ilailurch 
«illViiliar  ileii  ihm  zukoinmeiiilen  Einflusa  auf  die  Bildung 
seiner    Si  hiiler    daran    ;;ehen. 

Wir  haben  hisher  den  vom  Verf.  forffesrhlagenen  Gan|; 
des  deiitsilien  l'iiterru  li(s  lerfoljft,  ohne,  oder  doch  nur 
IjciUiilij,  Riicksiiht  auf  <lie  l'roductionen  der  Schüler 
zu  neliuien,  »eiche  sich  an  den  L'nterricht  anschlirsseii, 
und  diircli  ihn  heriorgerufen  »erden  inÜN»en;  und  docli 
»erden  diese  gerade  liAiifi^  so  sehr  fiil  die ,  eij;enlliche 
liestiiiiiiiiiii};  des  ileiitsclieii  ['nlerrii  htes  angesehen,  dass 
inaiiclie  Lehrer  fi»t  darauf  allein  die  deiitxclien  Stunden 
ver»  enden;  andererseits  »erden  alter  in  ijen  Anforderiin- 
(;en  an  die  Schiller  geraile  hierhei  ilie  meisten  fllissgriH'e 
<,'enia(  ht.  D:ese  lleher/eugung  theilt  auch  Hr.  II.,  und 
ist  iler  richtigen  Ansicht,  dass  die  Aufgaben  zu  freien 
Aiifsfl(<en  nicht  aus  irgend  einem  iielieliii;en  Gebiete  des 
Ueiikens  oder  der  Erfahruiii;  lierausgegriflen  »■erden  dür- 
fen, soiiilern  dass  sie  »ich  eng  an  den  Unterricht  oder 
die  J£ilel>nisse  der  ücbiiler  anschliessen  müssen.  Es  sind 
(S.  I.i2)  aus  dem  in  der  Lecti'ire  gegebenen  .Stoff  Fragen 
zu  ziehen;  jeiloch  hat  der  Lehrer  sich  dabei  zu  hüten, 
ilass  auch  iiier  nicht  die  lieaiit»  nrtiing  durch  ihren  Um- 
fang oder  Inhalt  die  Kräfte  der  Schüler  über»teigt.  Für 
geeignet  halten  » ir  unter  den  Aufgaben,  die  er  für  Ter- 
tianer, »elilie  den  Cilsar  lesen  (S.  l34),  vorschlagt, 
z.  13.:  „Der  ileruisnins  Einzelner  in  ilen  gallischen  Feld- 
ziigen.  .Welchen  (ieliraurh  macht  Ca»ar  in  den  galli- 
schen Feldzügeii  (soweit  sie  gelesen  sind)  »oii  seiner  Rei- 
terei!" Ja,  die  Aufgaben  können  noch  sperieller  sein; 
aber  zu  «rli»ierig  oder  uinfangreirh  sind  solche,  »ic: 
„Politische  \'erhaltnisse  Galliens  por  iler  Eroberung";  zu 
allgemein  und  unbestimmt:  ,, Cäsar  in  Gallien."  Recht 
zweckmässig  ferner  für  die  obersten  Classeii  sind  Aufga- 
ben, »le:  ,, Worin  bestand  die  IMisslirhkeit  der  Aufgabe 
Cirero's  in  den  Reden  pro  Ligariu,  pro  üejotaro,  in  der 
ersten  Catilinaria  !  '  Einen  noch  reicheren  und  mannich- 
f.irhereii  Stoff  bietet  die  if^utsche  Leclüre  dar;  zu  schivic- 
r.g  uud  bedenklich  erscheinen  uns  jedoch  Vorschläge,  »  le 
Ü,  i(iö:  „Die  Lvrik  kUrner's,  Sichenkendurrs,  Siageuiann's. 
Ueber  den  Humor  in  Hebel.  Ueber  den  Volks»  itz,  als 
ein  häufig  u  lederkehreniles  Element  iler  ßalladeiipoesic 
Uliland's  und  Sch»ab's.  Uedeiiklich  sagten  »ir  ausser 
dem  Seh»  ierigeii ;  denn  nicht  ohne  Grund  drängt  sich 
auch  schon  ilein  Verf.  die  liefürrhtung  auf,  dass  man 
dergleichen   Themata  als    Lusuiig    zu  auinassendem   Kriti- 


siren  ansehen  machte.  Wenn  er  nämlich  auch  hinzufügt' 
„die  Schüler  sollen  durch  .solche  Versuche  die  Erfahrung 
machen,  wie  liel  ihnen  noch  zu  lernen  übrig  ist",  so 
miiss  doch  der  Lehrer  seine  Schüler  nicht  selbst  in  Ver- 
HUihuiig  fuhren  und  ihnen  zu  scIiHere  Aiirgaben  stellen, 
um  ihnen  zu  xeigeii  ,  dass  sie  ilense|i>en  nicht  gewachsen 
sind.  Die  .Schüler  geben  dem  Lehrer,  »enii  er  ihnen 
nur  geistig  und  moralisch  überlegen  ist,  Gelegenheit  ge- 
nug, ihnen  ihre  SchȊcheii  zu  zvigeu.  <ieeigne(er  sind 
wieder  Fragen,  wie  S.  I7\l:  ,,Woilnrch  wird  die  Jung- 
frau im  Schiller'schen  Urania  srhuldrg?  Wodurch  sOhnt 
Alaria  Stuart  aus?"  ^'ur  würden  wir  männliche  Charak- 
tere, wie  etwa  Don  Carlos  und  Wallenste  n  aus  den 
Schiller  selten  Dramen  für  geeigneter  halten.  IJei  vor- 
gerückter Eilt»  ickelung  wird  auch  ilie  Hehanilliing  meh- 
rerer in  Beziehung  zu  einainler  stehender  Charaktere 
Eines  Werkes  gefordert  »erden  koiiiien  (S.  I.SO),  wie 
„VVirlh  und  Wirthln  in  Herinann  und  Dnrothea,  der 
Vater    und    iler    Sohn    eben    darin"    u.    ilgl. 

So  weit  stimmen  »ir  mit  dein  Verf.  im  Ganzen  nber- 
ein,  nur  dass  er  hierin  schon  dem  .Sihnler  mifnnter  zu 
Schwieriges  zuninthef;  alter  » <i  er  dte  Themen  bespricht, 
welche  sich  an»  dem  theoretisi  heii  (iebiele  des  Unter- 
richts oder  aus  den  eigenen  ISeobachtiingen  und  Erfah- 
rungen der  Schüler  herleiten  .  überschätzt  er  fast  in 
allen  seinen  Vorschlägen  die  Kräfte  der  .Schüler.  Auch 
er  denkt  sich  unter  Sextanern  Knaben,  wie  sie  überall 
eind  ,  von  <-)  bis  10  Jahren  (S.  TZb  Aiiin.),  und  doch 
schlägt  er  für  sie  ,  die  noch  gar  keine  freien  Aufsätze 
machen  sollten,  als  Aufgabe  S.  •i49vor:  „Bei  welcherlei 
Formen  der  deutschen  Conjngatinn  sind  am  leichtesten 
^'ersehen  möglich  bei  der  Uebersetzung  in  das  Lateiiii- 
sclie?" —  (ür  (juinta:  ,, .Auseinandersetzung  der  Bedeutung 
der  deutschen  Vorsvibe  Äe"  n.  s.  w.;  —  für  Prima  dem- 
geniäss :  ,, Ueber  Pasilalie  und  Pasigraphie."  „Ueber  die 
Abweichungen  loii  der  strengen  L<igik  in  der  griechischen 
Syntax  (!}." 

Dass  der  Verf.  auch  die  aufmerksame  und  .linnige 
Betrachtung  dessen,  was  ausser  uns  und  in  uns  vorgeht, 
für  eine  Quelle  eigener  Production  der  Schüler  ansieht 
(S.  251)1  wird  nirgends  Widerspruch  Kiiden.  „Allerdings, 
sagt  er  S.  L'Öi  ,  führt  der  türhtige  Schüler  überwiegend 
ein  Lehen  in  Büchern,  und  er  wird  dadurch,  wenn  diese 
anders  rechter  Art  sind,  und  in  rechter  Art  gelesen  »er- 
den, dem  Leben  keinesweges,  wie  mau  wohl  oft  kann 
äussern  hören,  entfremdet;  vielmehr,  da  die  rechten  Bü- 
cher nichts  Anderes  enthalten,  als  ein  höchst  maiiiiich- 
falliges,  nur  In  eine  höhere  und  klarere  Fassung  gebrach- 
tes Leben,  nur  der  Oherllächlichkeit  des  gemeinen  Le- 
hens entrückt.  Dennoch  darf  auch  die  Auknii|>fiing  an 
das  unmittelbar  ihn  umgehende  Leben  nicht  ganz  uiiter- 
bleibeu."  Aber  in  der  VVahl  Aer  Themen  vergreift  er 
sich  wieder  auf  eine  auffallende  Weise.  Er  macht  S.  '263 
fünf  Classen  solcher  Aufsatze:  l)  bei  »eichen  »ich  das 
wahrnehniende  und  darstellende  Subjert  gänzlich  dem  Oli- 
ject  unterordnet,  die  er  »ieder  in  (i  Kategorien  zerlegt. 
Aber  sollen  Themata  wie  ,,ein  Wagen,  eine  lland»erkR- 
statte ,  ein  Bauerngut,  die  wichtigsten  Gartenarbeiten" 
genügead   leatkeitet  werden,  so  gebären  dazu  eigeuthüin- 


3S9  390 

lirlie     Vcrlialfiiisgi»    der    Sriiiilpr,     «lie     lifi     pjniT     famcn  IMelir    liillitfrii    >«ir    Auf;.'»!!«-!! ,    ilip    fant   alloiii    ilie   Sub- 

Cliiüse    ilocli    iiniii<>i;li<'li    für    Alle    {fleii  li  angeiioiiiinen    «er-  jer(ivit,1t   der  Scliüler,    ilire  (iefi'iliNnelC    iiinl  Aii'cliaiiiiiig»- 

■li'li    kOiiiien,    filier    lieiiiiiiilere,    aiirli    iiiclit    leirlit    roraiiüitii-  »eise    in    Aii4|iiilrli    neliriien ,      m  ie     die     Kritv«  i<  keliint;     gF- 

setzeiide    tecliiiixlie     VorUereitiiiineii.       I)in    zweite    CU-se  halt'oller  eiiizeiner  Aiisnpriiilie,    iiaiiieiilln  li  SprilcliMörter; 

(S.  Jäi))   eiilli.'ilt  Themen,    in  denen  die  Person  des  Srlirei-  lelztere    kOiiiieii    anrli     in     den    rriilierii    Clii8»cii    dann    und 

lienden  liervortrilf,   alter  sii,    dass   er  das  Siiljert   der  Seliil-  wann    üur   Ueliandliiiii;    gesellen    »erden    (S.    '.'(il).       Allein 

ileriint;    lileiUl  ,    h  ie    „ein  Sp.iziergaii';,    kleine  Reise",    «el-  anrli    liier    |>rii|>(iiiirl    der    \'eif.    ttieder     den   sehr   »rlmipri- 

«lie    Aiifs.'H/e    iift    recht    (,'"*   ausfallen.       Die     ilntle   Clause  (jen   Ansspriii  li :    „^Ver    nirht    die  Welt    in   sfineii   rreiiiiilen 

ii.ilieliejrenili'    l''ra^eii    (S.  J.'il  i)  ,    »in:    ,,Uiiri'li    »elrhe  i'NJif-  sieht,    verilient    iicriit,    dass   die    Welt    von    iliiii    erfahre." 
(el    wird    ein    leMiafter    Handelsverkehr    iTi(i;;li<-h  ?      Ziisaiii-  Was    nun    iiiletict    ilie     ,,innralisihen    'l'lieineir'     hetrilFt, 

liieiixtelliiiiir    der    liaii|>ls;ivhlii'liHten    llandKerke    nach    ihrer  so    eikUrt    sich    >.    .'Ii4     iler     ^'erf.     mit     Recht     ijegeii     die 

\'eri>anci(sclialt  ■?•'       beide     Aufsalieii     (jeliftrcii     aher     nicht  früher    und    auch  jetit    noch  lililii  hen   all^'eineiiiiii  Itetrach- 

iii    den    (»esichtskreis     eines     .Schillers.        \  lertens    Theiiieii,  tiiiijjen    i'ilier     ein/eine     Tugenden     oiler     Laster,      ,,da    den 

die    eine    lie/ieliiiiii;    auf    das    t^eheii     und     hei     rinem    ^aiiz  Schülern     die     nfithi^e     Krfahriinir     und     das    Interesse    für 

«lusserlirhrn  Zweck  ihr    <;aiizes  Verdienst  einzi);    in  .Sprach-  das  al>{;esoiiderte  Uetrachten  vereinzelter  .Seiten  des  mensch- 

richtij^keit ,      liestiinuilheit    und     kürze    zu    suchen    halieii,  liilien    Herzens   aht^eht."      Kr    verlangt,    ilass   die  Themata 

»ie  Anzeigen    in    ölleiitlichen  Blättern,    Briefen;    ilocli  hüte  der    Art   sich    an    rnurrete    Falle    anschliesseii ,      and    lieher 

man   sich,     Briefe    aufzu[;el>eii ,    <lie    eine    tCmiifuiduiiij;   aus-  »i'irdeu    aiicli    wir   sie  aus    ileiii  rri'irreii    (leliirt    der  Poesie, 

S|ireclien    »ollen    (.S.    .>■)',).        AVir   sind    der    .^leiiiung,     dass  als    aus     ilein     au     die     wirkliche     Krs<  heiiiun;;    i^eliiindeuen 

Anxeifeii    in    offeiitliclien    lilAttern    keine    hesnndere    Anlei-  der    (ieschichle    und    dos    f^ehcns    nehineii.       Kür    (.'eeitfiiefo 

tung   auf  Schulen     erheischen.       ,,In     den    uhpren    Classen  Aufsahen    erkl.'lren     wir     daher    S.    'JüT:     ,,("liar,Tkleristik 

ergeben    sich    (fünftens)    aus    der    Beobachtung    dessen,    was  des  iMalteserritlers  in  .Schiller's  KainjiT   mit  di'in  J)rarhen", 

iler    .Scliüler    um    sich     sieht,     sehr    schickliche     Themata,  um   die  Uemuth    als   chrislliche  Tii;;pnd  dar/.usti'llen  ;    über 

V  eiche    ihn     dnrih    Anscliauiing     in    die    Welt     hinein    und  den    (lesichtskreis    und    die  lirthciUkraft    des  Siliülers  w  ie- 

diirch  Denken    in    das   geistige  Gebiet  ziirückführen."      Hr.  der    hinausgehend    .S.    '21)11:    ,,über   die    Kleinkiiidi-rschulen, 

H.    bemerkt    zwar   S.    2ÖS   von   seinen    beispielsweise    fege-  über    Waisenhauser." 

bellen    Aufgaben,     das»   sie     den   .Schülern    nicht   gestatten,  Wenn     wir     in     den    vorgeschlagenen     Aufgaben    tifters 

«ich    mit   vagen    Allgemeinheiten    zu    begnügen,     allein    »ir  anderer   Meinung,     als    der    ehreinvrrthe    Verf.    sein    iiiuss- 

rermissen     fjerade      diese      nothw  endige     Bedinguiijr     einer  ten ,     so    beruht     diess    auf    unserer   durch    lange    und    viel- 

zweckmassig    gestellten  Aufgabe.       Denn  des  Verf.  Themen  seitige  .Auilsführuiiff  im  Schulfarhe  gesainiiiellrii   i^jrfahruiig 

sind,      abgesehen    von    der    zu    grossen    Allgemeinheit    ihrer  und    iler     daraus    gewonnenen     ICiiisicht     in     das     Vrrmdgeii 

Fassiini;,    fast    alle    von    der    Art,   dass   sie    eine    grosse   Le-  des  jugendlichen    Geistes.       Der    llr.    \'erf.    mag    in   seinen 

lienserfahriiiig,     scharfe    Beobachtung    und     ein    feines    Uli-  Kreisen   andere    Krfahrungen    gemacht    haben;     loch    nuiis- 

terscheiduiigsiermiigen    voraussetzen,    »ie:     ,, Versuch  ,    die  teil    diese  jedenfalls    niigewfihiilii  her    Art   sein;     die    über- 

Verschiedenheiten     in    der     Physiognomie    der    Städte    auf  wiegende  ."Vlehrzahl    von  Schülern   sind    gewiss  mit    unserem 

gewisse     Ilanptfonnen     zurrickziiführeii ;     der     iMensch     im  bescheideneren     I\]asse.  zu    messen.       In    den    iiocIi    übrigen 

Kampfe    mit  der  Matur;   die  Giisenbahnen  ;   über  allgemeiiin  iiiethnilischen  Ansichten,    dass   man   (S.  'J  j  I  )   nicht  au    eine 

AVelirpflichtigkeit;      (iber     das     Poetische     mancher     Hand-  bestimmte     Form     der     Rede     binden  ,     jedoch     neben     den 

tverke    etc."      iMdU     gehe    nur    einmal   selbst   an    die    Bear-  Themen     von     mehr     tvissensrhaftlichem     Charakter     auch 

beitung   solcher    Themen,     und    der     Lehrer    wird    bei     der  solche    geben    müsse,     welche    die    Phantasie    iiiiil    das    (je- 

Uuzulänglichkeit    seiner    eigenen    Bildung    zu    nur    einiger-  inülh    in    eine    lebendige    Bewegung     versetzen;     nml     dass 

masseii    genügeniler    Bearbeitung   derselben,     wenn   er    vor-  (.S.    27())     auch     anf    Leserlichkeit    und     Gefälligkeit     der 

her   anderer    iMeinung    gewesen    sein    sollte,     dann     gewiss  llandsrhrift   Gewicht    zu    legen    sei,     wie    über    die     Nolh- 

einsehen,     wie    Ungeeignetes   er  seinen    Schülern    /ugeinii-  wendigkcit   einer    genauen   schriftlichen    Controle    der   lor- 

thet.      ICbcnso   wenig    küiinen    wir    die    für   die    letzten    .Sta-  gekommenen    Themen,    damit    dieselben    sich    nicht    zu    oft 

dien    in  der  obersten  Classe   (S.  2(jO)    vorgeschlagenen  Auf-  uiederhuleii,   oder   gar  periodisch  wiederkehren,    pflichten 

gaben,    die    den    Anfang   von    einer    auf  ilas    Innere    gehen-  wir   dem    l'erf.    bei.       Am  bessten  »are   es,    wenn  dieselben 

den    Rellexiou    machen    sollen,    billigen,    wie:     „Die   ütel-  Themen    nie    wiederkehrten,     und    » ir   haben    es    uns   auch 

lung   des    Dichters    zur    Wirklichkeit;      Was     heisst    ideali-  so    zu    unserer  Aufgabe    gemacht,    dass    wir   selbst   auf  ver- 

iireii?"      Bei    ilergleuhen  Aufgaben    gerathen    die  Schüler,  scliiedeiieii    Anstalten    niemals    dieselben    Aufgaben    wieder 

welche   sammtlich    ihnen    nicht    gewachsen   sind,     gewOhii-  gestellt    haben,    was  auch    von   selbst   schon    eine  Nothw  eii- 

lirh    in    eine    Art   von    Verzweiflung,    bis   sie    durch    eigenes  digkeit    wird,      wenn    man    die    Tlieineu   stets   aus    dem    iin- 

Forsclien    oder   den    Rath    Erfahrenerer  Hülfsmittel,    deren  iniltelliar   Ziinachstliegenden    wählt,    das,     wenn    man   sich 

es    bei    dem    Reichthiim    unserer  Literatur   jetzt    in    uiiüber-  vor     Allgemeinheiten     hütet,      ein     nnersrhiipllich     reicher 

sehbarer    iMeiige    gibt,     sich     verschalTi    Ilaben,     die    ihnen  Quell    für   sie    wird.       Ulit    dem    Vorschlage   (S.    ||s    Aniii.) 

ihre    Qualen    erleii  literii.      Demi     so     ist    es    in     der    Thal,  „zu    den    freien   schriftlirlien    Arbeiten    iinmer   einen,    wenn 

wir    dürfen    es     uns     nicht     verbehlcn ;      nichts    aber    ist   ge-  es    Notli    tliiin    sollte,      auch     zwei     Tage     (itnniiltelbar   vor 

fahriiiher   für    die    wichtige    Aufgabe    der    Krziehung,     als  der    Ablieferung)     frei     zu     geben",      können    "ir     uns    bei 

wenn    der    Lehrer    sich     in    eine    wohlgefällige    Selbsttau-  unserer    kenntiiiss    der    Schuljugend     nicht     einverstanden 

srhun^   über  die   Leistungen   seiner  Schüler   eiuwiegt,  erklaren;  die  Aussicht  auf  einen  solchen  freien  Tag  würde 


.<9I 


39? 


«ojar  rill«'  jjpsi'fulirh«'  Aii«oiHiiii;j  Hcnleii,  «li<*  jiiifrr(i- 
duiii;  lii!<  /Min  li'(/.t<Mi  iMociii'iiti'  <iiir/.ii.<i'lil<-l>i>ii ;  iio^f;;i'ii 
iliT    ii,iliir|;i-iii.'lssp    (iuii^    lim  li     ili-r     i.st ,     ilnKS    iler   Silililrr 

ilip    Aiir^nl rsl    (*iiii;;i-     I  •{,'<'    im    lv<>|>lt!    lieriiiiitrjl£t,    uiiil 

ii-rnrliiMtrl  ,  il.iiiii  l£iii/i>liiP8  aiifsi'lireitt ,  ii.trlilii-r  Ik-i  j;e- 
ri;:iictfr  .Stiiiiiiiiiiij;  ilrii  Aiifsalit  in  piiiinni  .Shiiiilcii  im 
Zii.<iiiiimi'ii||.!ii|;<-  i-iilitirrt,  üjiMti-r  Hirilirliolriitlich  tluraii 
fi'itt,  lind  enillitli  df iiscilieii  am  Ta^e  i'or  der  A tilicfcrunt; 
sor^fa|li(J  alisclirt-ilit  ,  hiizii  ihm  immer  Zeit  geniij;  blei- 
lieii  Kiril,  »eiiii  ilie  iil>ri);eii  Aufgaben  uiit  n'icksiclldi- 
toller    OeLonninie    tertlieilt    »erden. 

Zur  Erreirliuiit;  seiner  H»l4l-,'emeiiiten  Alisirlit,  (Inü.t 
auch  unsere  (iMniiaüieii  deutsrhe  Scliuleu  » erden  iiiü'-sen 
(J*.  'J7S),  "as  zu  sein  sirli  gewiss  alle  s(  lion  lfiii|;st  lie- 
»Ireben  ,  fiinlert  unser  \'erf.  (S.  JcS.')  diinligSncij;  vier 
Unterrirlit.istnnden  als  IVnriiialzahl  ,  und  (S.  IJ.Sh)  die  Aii- 
»telluii^  eigener  Doreiiten  an  den  l'iiit  ersiläten  für  die 
deufsclie    Sprarlie    und    L^iteratur    seit    Liilher. 

Uif  I{eil<igett  am  Scliliivs  (S.  '.'tS  I)  sind  mehr  besrhraiikf, 
als  es  aiif^liigiii  h  des  l'irf.  Absieht  gewesen.  Die  ,,1'robe 
der  KrklArung  eines  Piosastiicks  in  Tertia"  ist  etwas 
trücken  iiiiii  geuiihnlieh  ,  und  piilliMit  dabei  oft  Ausdrücke, 
die  bei  einem  Sclii'iler  uiiltlen-r  Classen  nicht  anzuwen- 
den  sind. 

Hiermit  nehmen  wir  von  einem  liuche  Abschied,  das 
wir  mit  grossem  Interes»?  genau  durchgelesen  haben,  und 
»oriitier  wir  wohl  das  IJrtheil  imch  anderer  Si  hulinfinner 
von  Krfalirinig  zu  vernehnien  wünschten.  —  Die  äussere 
Ausstattung   ist  anständig,  £,   Bonneli. 


42.  1)  Der  Reli^ionsunterrirlit  in  den  evangelischen  Gym- 
nasien, nach  dem  nedürfniss  der  jetzigen  Zeit. 
Von  Dr.  Fr.  Aug.  Golllwld,  Dirertor  des  Köiiigl. 
Frieilrirhsrollegiuin  zu  Königsberg  in  Pr. ,  Ritter 
«les  rotheii  Adlerordeng  3-  t"l  mit  der  Schleife, 
mehrerer  gelehrten  (iesellscliaften  .llilgliede.  Kö- 
nigsberg, 1841,  bei  Gräfe  und  UiiAer.  4s  S.  i'«, 
2)  Die  Gymnasien  gegen  einen  Angriff  der  Berliner 
evangelischen  Kircheiizeitung  vertlieiiligt  loii  Dr. 
Fr.  Aug.  Golllwld .,  Gymiiasialdirertor  u.  s.  w. 
Königiberg,    1S4'.'.      VIH    u.    J  7    S.      8- 

Als  die  Ileilactioii  der  GymnasiaUeitung  vor  einiger 
Zeit  ilem  Ref.  den  Auftrag  zur  henrtheilung  obiger 
Schriften  zukoinnien  liess,  fand  er  sich  <iir  Aiisfi'ihruiig 
desselben  um  so  bereiter,  als  er  einerseits  mit  den  An- 
sichten des  Ilrii.  Dir.  Gottliold  im  Allgemeinen  nberein- 
stiniint,  und  andererseits  der  :Meinung  ist,  dass  das  Thema 
des  Keligioiisiinterriclites  in  einer  GMiiiiasiaUeitung  nicht 
oft  genug  beleiii  biet  werden  kann.  i\lag  es  hier  und  da 
imuneiliin  mit  Recht  geschehen,  dass  uian  von  einem 
„widerlichen  üreittreten"  ,  „Wiederkauen",  „Ifiiitw  eilten" 
U.  dgl.  spricht,  wenn  ein  Gegenstand  wiedeihollcr  Dis- 
cussioii  unterworfen  wird;  iiiminermehr  aber  kann  man 
in  solche  Expectoralinnen  einstimmen,  wenn  ,, etwas  Gu- 
tes" wieilerholt  zur  ^<|)rache  gebracht  wird,  am  aller- 
wenigsten,  wenn   die  Disrussioii   auf  das   höchste  Gut,   auf 


die  Re'igion ,  eingeht.  Wohl  ist  es  wahr,  dats  wenn 
viel  ,  recht  viel  über  Religion  ges|iruclieii  und  geschrie- 
ben wird,  auch  die  Thoiheit  iiiiil  ISosheit  zu  ^Vo^te 
kommt;  aber  diess  entweiht  die  Religion  nicht,  diess  ist 
kein  biises  Zeichen.  F.in  weit  sthlimnieres  Zeichen  i>it 
es,  wenn  n.aii  von  ihr  nicht  s|)recheii,  noch  hören  Hl/lg, 
oder  iiaih  |i.'ips(ischer  Anctoril.'lt  —  nicht  soll.  Die  Zeit 
ist  loriibe.r,  in  welcher  Priester  und  Pfaden,  als  Gemeinde- 
hirteii  ,  bevorrechtet  waren,  ein  ISewussIsein  von  ihrem 
religiösen  Glauben  zu  haben,  und  der  grossen  Ileerde, 
dein  pccorisirteu  Publicum  so  viel  beseligende  Kraft  des 
göKlicIieii  Wortes  in  gnadenreicher  Liebe  zu  s|ienden, 
als  nach  ihrer  (der  (ieistlichen )  Meinung  ausreichend 
wäre.  \Vir  evangelische  Christen  wissen,  dass  ilie  Re- 
formation Ulis  von  der  angedeuteten  tievormuiidiing  de« 
(ilaubens  befreit  hat;  die  evangelische  Chi  islenheit  er- 
freut sich  einer  zahllosen  Menge  aufgekifirter  und  ihre 
(ieineiiiilen  aiifk  Iflrender  l'reili;;er,  die  wegen  ihrer  Ein- 
sicht lind  \\  irksaiiikeit  elier  Geistige  als  Geistliche  ge- 
ii;iniit  /AI  werden  verdienen;  lind  wenn  allerdings  hier 
und  dort  noch  Lehrer  gefunden  werden,  die  ihren  An- 
vertrauten das  güKliche  Wort,  wie  neidische  Ammen  den 
Kindern  das  Rroil  ,  kärglich  vorsrhneiden ,  so  will  diess 
gegenwärtig  nicht  mehr  viel  sagen,  weil  bereits  auch 
nussi  rhali  <ler  Kirchen  und  .Scbiilen  die  göttliche  Wahr- 
heit in  allen  Kiirmen  und  für  alle  Capacitriten  iniindrei  ht 
•;emai  lit  wird.  Daniiii  sollte  man  ^icll  auch  nicht  so 
sehr  ereifern  ,  wenn  man  auf  iiiierwüiisclite  Ansichten  und 
Lehren  stösst.  >Vo  alle  Welt  milspricht  —  und  sie  hat 
ein  Reiht  da/u  —  da  iiiuss  viel  W  iilers|iriii  h  sein;  und 
gerade  der  \Viders[)riich  ist  ja  der  \'a(er  der  Wahrheit. 
Darum  freue  man  sich  vielmehr  der  scheinbaren  Con- 
fusioii ,  in  welcher  sich  die  Gläubigen  in  Christo  befin- 
ilen;  die  ewige  Kiiiheit  der  ('.hrisllichen  Kirche  bedarf 
in  unserer  sichtbaren  Welt  der  wechselnden  llaniiichfal- 
tigkeit;  es  ist  diess  die  geistige  liefe,  welche  den  Geist 
der  IMenschheit  in  (lähruiig,  und  in  Folge  davon  in  läu- 
ternde Reinigung  i-ersetzt.  Die  ruhige  Stagnation  hat  nur 
F^ulniss  mit  sich  geführt;  das  Wogen  und  Brati*eii  der 
Meioinigen  dagegen  zeigt  von  der  Flüssigkeit  und  spru- 
delnden Lebendigkeit  des  Geistes,  der  in  seiner  veralte- 
ten Hülle  sich  unbehaglich  fühlt,  und  mit  jugendlicher 
Keckheit  dem    Idealen    zustrebt. 

Keine  Zeit  hat  einen  hitzigeren  Kampf  um  den  Sieg 
der  religiösen  Wahrhell  geführt,  als  ihn  die  (iegenwart 
noch  führt;  aber  auch  keine  Zeit  hat  ihn  wünliger  ge- 
führt, als  die  unsere.  Die  Kämpfer  streiten  mit  gleicher 
WafTc,  mit  der  des  Geistes;  das  Interesse  nehmende  Piili- 
lieiiin  fahrt  nicht  mit  physischer  (lewalt  drein,  wenn 
Parteien  erliegen.  Der  religiöse  iM;irlvrei  » iril  nicht 
mehr  aii's  Kreuz  geschlagen  oder  in  ileii  Flammen  ge- 
braten; man  lasst  nicht  mehr  dein  Körper  entgelten,  was 
der  Geist  verschuldet.  IMit  gleicher  Coiiseijuenz  haben 
«lie  Staaten  verschiedener  Confession  aufgehört,  die  Wahr- 
heit ihres  Glaubens  sich  gegenseitig  mit  Kricgsheeren  vor- 
zudenioiistriren.  —  Reim  Hinblick  auf  solche  Facta  brau- 
chi'U  wir  nicht  ängstlich  einen  Rückschritt  in  die  Ver- 
gangenheit zu  belürchten,  wenn  hier  und  da  noch  mittel- 
alterliche Religionsansichteii  auftaurhen.  Wie  die  Ge- 
spenster  alter   Rurj^en  finden    sie   nur    bei   kindischen   und 


.H93  394 

schwacliiMi  G'cmrilliprii  (ilaiil>eii;  der  in  nnserem  mann-  Rp|i<;ion  ist  Hl.inchfS  nnxpiti);  geworilcn.  An  der  Zeit 
lirlion  und  zum  .S<«llis(l>eHusstsein  {^ekunimcni'U  Zeitalter  ist  und  bleibt  nur  din  Wahrheit;  »as  nicht  von  ihr  zeu{;t, 
aufgpjjanjfenc  Theil  der  Christviilieit  ist  der  bei  «eitern  «ollte  man  unliedenklieh  aiifi;oben  ,  selbst  wenn  es  Jahr- 
überwiegende  und  desshalb  slef^encle.  Die  Giebel  und  hunderte  lan;;  aus  .Mis.tverst.'indniss  «geduldet  und  geheiligt 
Scliatfen  des  Aberglaubens  und  der  gedankenlosen  (j'lau-  Morden  ist.  Ander  eviitjen  Wahrheit  hat  aber  die  Geist- 
bigkeit  sind  deruialen  schon  so  sehr  tnni  Licht  durch-  lichkeit  eine  s»  nuenilliilie  Fiitle  des  Inhalts,  dass  sie 
brochen,  dass  selbst  <las  künstliche  Dunkel,  »elclies  Pa-  nicht  zn  liesorgen  li.it,  überlliissig  zu  »erden,  »cnn  sie 
pismus,  Pietismus  und  Alvsticisnius  zu  erz»in;;en  suchen,  unnahre  (ilanbensrorincin  unil  ausser/eitiges  Ceremonien- 
ron  dem  gesunden  ^'erstände  des  grossen  Haufens  als  trii-  »esen  aufgibt.  Nicht  gegen  die  Uelii^inn  und  die  Walir- 
gerische  Vorspiegelung  rerachlet  »ird.  Kitie  grosse  Frage  heit  iip|)onirt  sich  unsere  Zeit,  sondern  nur  gegen  das, 
freilich  bleibt  es,  wie  weit  der  ('lerus  in  seineu  Itefor-  was  ihrer  üeberzcugung  widerspricht;  nicht  gegen  die 
men  mit  dem  gewaltifj  fortschreitenden  Zeitf^eiste,  resp.  Geistliclikeit  opponirt  sich  die  Zeit,  welche  sie  rielinehr 
Aufklärung,  gleichen  Schritt  halten  soll'  Es  ist  schwer,  als  unciitlielirliclies  Beiliirfiiiss  anerkenut,  sondern  nur 
hier  ilen  rechten  Piinct  zu  treUen  ;  aber  offenbar  weit  gegen  die  Opposition  iler  (leistliclikeit.  Aus  dieser  ge- 
verfchlter  ist  die  Zähigkeit,  mit  welcher  der  Clerus  ei-  genseitigen  Opposition  innss  sich  allm'ililich  eine  \  ereini- 
iien  Status  quo  möglichst  beizubehalten  suiht,  der  ihm  gung  herausbilden,  welche  nur  möglich  ist,  wenn  man 
selbst  nicht  mehr  an  der  Zeit  zu  sein  scheint.  VVc-nn  roii  Seilen  des  Clerus  einerseits  ebenso  viel  Gesclimeidig- 
die  Geistlichkeit  oft  über  Mangel  an  Religiosität  und  keit  zeigt,  sich  dem  Zeitgeiste  zu  acrommodiren ,  als 
Kirchlichkeit  bei  den  Laien  klagt,  so  mag  sie  Recht  ha-  anrlcrerseits  Kraft  genug  besitzt,  den  Zeitgeist  zu  leitcu, 
ben;  aber  auch  die  Laien  haben  Recht,  wenn  sie  über  dass  er  nicht  in  roher  Willkür  bei  Abstreifung  des  End- 
die  Geistlichkeit  klagen,  welche  die  Interessen  der  Ge-  liehen  und  Unwahren  auch  die  iinenillichn  Wahrheit  selbst 
genwart,  als  rein  materiell,  fon  den  Kanzeln  herab  ver-  verwerfe.  Diess  ist  die  Aufgabe  der  Geistlichkeit,  deren 
ketzert.  üie  Extreme  berühren  sich  stets;  au  dem  Masse  Losung  eine  gleiche  Fülle  von  Kraft  und  klarem  Sclbst- 
der  materiellen  Literessen  haben  wir  das  der  geistigen,  bewusstseiii  voraussetzt,  als  in  der  Christengemeinde  be- 
nnd  beide  bedingen  sicli,  wie  Inhalt  und  Form.  Nie  ist  reits  offenbar  und  wirksam  geworden  ist. 
mau  geistiger  gewesen,  als  jetzt,  wo  man  am  materiell-  An.ilog  der  Aufgabe  der  Geistlichkeit  ist  die  der  /?e- 
stcii  ist.  Als  IMoses  seinem  Volke  Gottes  (»ebote  brachte,  ligionslehrer  in  den  Schulen.  Die  .Methode  de»  Religions- 
stellte  Aaron  das  goldene  Kalb  als  Götzen  auf.  So  ist  Unterrichtes  kann  nicht  rnclir  sein,  wie  früher.  Das 
bis  auf  den  heutigen  Tag  neben  Gottesverelirung  der  blosse  Memorireu  von  fllaiiliensarlikeln  und  Uibclsprücben 
Götzendienst  hergegangen,  und  wird  nebenher  gellen,  so  nebst  nothdürftiger  Erklärung  ihrer  Bedeutung  und  Nutz- 
lange der  Geist  der  Menschen  noch  nicht  zu  seiner  völli-  anwendung  genügt  nicht;  der  Sciiüler  soll  zur  Bildung 
gen  Freiheit  gelangt  ist.  Um  diese  Freiheit  aber  zu  be-  nicht  auch  etwas  Religion  gelernt  haben,  wie  er  auch 
fördern,  haben  die  Lehrer  des  Volkes  nicht  sowohl  im-  etwas  Geschichte  oder  Lateinisch  lernen  soll;  sondern 
mer  nur  über  die  noch  stattfindende  Unfreiheit  des  mensch-  er  soll  durch  den  Religionsunterricht  ein  icahrer  Mensch 
liehen  Geistes  zu  klagen,  als  vielmehr  die  schon  errun-  werden.  Diess  wird  er  aber  noch  nicht  durch  Katechis- 
gene  Stufe  der  Freiheit  anzuerkennen,  und  vereint  mit  nius  und  Uibelstellen  ,  sondern  erst  durch  das  klare  Ba- 
der siegreichen  Partei  des  Lichtes  und  der  Aufklärung  wiisstseiii  über  sein  Verlifilfniss  zu  Gott  und  zur  Welt, 
rnrwarts  zu  dringen.  .Aber  leider  herrscht  beim  Clerus  Zu  diesem  Be»  usstsein  kann  der  Sihülcr  aber  nicht  durch 
noch  das  üble  ^'orurtheil,  dass  die  .Menschheit  gar  zu  die  passive  Reception  vorgeschriebener  Glaubensnormeu 
wenig  religiös  und  für  die  reinere  Wahrheit  unreif  sei,  gelangen,  sondern  iliiii  inuss  die  Opposition  seiner  kind- 
uud  er  lüsst  dieses  nur  zu  oft  in  seinen  Worten  au  bei-  liehen  und  schülerhaften  \'orstelliing  vergönnt  und  frei 
liger  Stätte  merken.  Die  liebe  .Menschheit  hat  aber  auch  gelassen  werden,  »velche  der  Lehrer  mit  Klarheit  und 
ihr  Vorurtheil,  indem  sie  meint,  der  Clerus  sei  nicht  Sicherheit  zu  widerlegen  oder  anzuerkennen  hat.  Hier- 
mit der  Zeit  fortgeschritten,  weil  er  sich  in  den  Zeit-  aus  geht  hervor,  dass  der  Religionsunterricht,  wenn  er 
geist  nicht  linden  könne,  nicht  linden  wolle  ,  ubsihun  der  die  Erkeniitiiiss  der  Wahrheit  zum  Resultat  haben  soll, 
Zeitgeist  doch  .im  h  Gottes  Geist  und  somit  nichts  Arges  kein  anderer,  als  ein  „kritischer"^  sein  kann.  Alle  Ein- 
sei. Ein  solches  Vorurtheil  herrscht  nicht  nur  iu  dem  würfe  uikI  Zweifel  seines  Schülers  hat  der  Lehrer  so 
prolestanliscbeo  Deutschland,  sondern  auch  in  der  katho-  aufmerksam  anzuhören,  wie  der  Arzt  die  Aussagen  seines 
lischcn  Christenheit.  So  sprach  am  IS.  Mai  dieses  Jah-  Patienten;  er  hat  sich  deren  zu  freuen,  weil  er  nun  er- 
res  der  froniiiie  Hr.  de  Curne  in  der  Kauimer  zu  Paris:  fährt,  was  seinem  Schüler  Noth  tbut.  Religionslehrcr, 
„Mau  wirft  der  (ieistlicbkeit  vor,  dass  sie  ausser  der  Be-  welche  gewohnt  sind,  ihren  Unterricht  nur  „auf  erbau- 
wegung  der  nieiischlicheii  Ideen,  Leidenschaften  und  Li-  liehe  Weise"  zu  ertlieilen  und  ihre  Predigt  nur  zuweilen 
teressen  stehe,  dass  sie  ihr  Jahrhundert  nicht  kenne.  durch  die  sprachliche  oder  sachliche  Erklärung  einer 
Aber  ich  fürchte,  dass,  wenn  slo  sich  in  dieselbe  hinaus-  Bibcistellc  zu  unterbrechen,  können  allerdings  einen  er- 
wagt, sie  damit  aufhören  würde,  sich  sellist  mit  fort-  greifenden  Eindruck  auf  das  Gemnth  ihrer  Schüler  her- 
reissen  zu  lassen  von  dem  Strudel,  der  den  geiiöhiilicheu  vorbringen;  aber  die  eigentliche  Krankheit  Herseiben,  die 
und  unabwendbaren  Lauf  der  menschlichen  Ansichten  mit  Unklarheit  religiöser  Vorstellungen  ,  ron  welcher  die 
fortreisst."  Ganz  recht!  liie  jetzige  Zeit  und  ihr  Geist  Schuljugend  durchgängig  niedergedrückt  ist,  heilt  er  da- 
sind ziemlich  anders  geworden,  als  si«  noch  zu  .Anfang  mit  nicht;  ja,  er  verschlinimert  sie,  indem  er  den  nach 
unseres  Jahrhunderts    waren;     und    auch     im   Gebiete   der  aussen    dringenden    Kraukheitsslolf   durch    seine  salbuugs- 


(/;  tntiasiulzeitiini^ 


32 


395 


396 


rpirliPii  AVnife  »io  mit  olin-r  Ilrilsnllic  lorzrififf  riirirf, 
uikI  ilir  Kraiiklii-it  naili  iniicii  trcilit.  lJpl>nj;piis  kuiiiiiit 
frpilirli  aiissi-rcird.Mitliili  vii'l  auf  dip  Imliiiiliialifat  lies 
LohriTS  an,  iiiicl  iiiiii  kauii  auf  »prscliioilciidi  Wcgpii  am 
EikIc  »II  riiipm  rr»  iiiisilitni  Zi<  Ic  t,'''''>"n''"  i  '1'T""iii  soll 
liirr,  tvo  nliiirhiii  nur  rinn  kiirzr  Kcladiin  ub;;piiaiiiitpr 
Soliriffpii  jTPgpbeii  »pnipii  soll,  iilclit  »fiter  von  i\lpllio<|p 
IUP  UpiIp  sein;  nur  als  niiprlasslicli  für  allen  Uiiterrii-jit, 
iiiiil  siimii  insliesonilere  niii'Ii  fiir  ilen  Rpli^ionsunterrirlit 
orH.'lIiiiPii  wir  iioili  ,  ilass  ilurrh  alle  uiul  j<'(le  Krkennt- 
niss,  zu  iler  man  ilen  Si  linier  liinfi'ilirt,  auf  ilas  Selist- 
ieirusslsein  ilesscllien  al)(;pzivei'kt  »erilen  müsse,  ohne 
welilios  iler  Sleiisi  h  iiciler  frei,  noch  veriiiinftig' ,  somit 
kein   wiilirer  Mensch   ist.  ' 

Was  »irlislipr  aiigeileulet  haben  ,  ist  im  AlljeDieiiien 
auch  IUP  Aiisirht  iIpk  Hrn.  Dir.  (ioltlioM,  ilpr  sich  in 
ilen  beiilpii  lorlip^eiiileti  .ScIiriflcliPii  als  ein  ileiikgläubiger 
Christ  bewährt,  unil  vornrtheilsfrci  iiiiil  riicksichlsliis  ge- 
gen alle  ilieji'iii;;pii  auftritt,  welche  aus  SiliHärhc  »dpr 
Ilpuclieli'i  ilic  Aiifklarnii};  unserer  Zeit  wieilor  mit  iler 
uiittelultcrluheii  JJäinmcniiij;  rertauschen  miichten.  \'er- 
anlassung  za  iler  unter  Nr.  1.  angeführten  Uroscluire  gab 
<lip  für  ilen  8. —  10.  Juli  1^41  beiorstehemle  Versaiiim- 
luiig  iler  Gvuinasialilirectoreii  der  Provinz  PrcuKSen,  in 
welcher  na<  h  Hpschluss  iler  vorj.'ihrigeii  Versammlung 
„der  Religiünüuntenicitt  in  den  Gi/inniinieu^^  neben  anileni 
Gegenslaiideii  /.tir  Beralhuiig  koinnipii  sollte.  Hr.  (iott- 
liold  »ollte  nicht  unvorbereitet  erscheinen;  er  ernüg  din 
Religionsfragp ,  um  ein  bestimmtes  Lrtlicil  abgeben  zu 
können,  noch  einmal  reiflich,  iinil  zwar,  wie  er  S.  .i 
sagt,  begniiijte  pr  sich  nicht  mit  eigenem  Aach. lenken 
uiiil  eigner  Krl'ahrung,  noch  mit  Lesung  einiger  Schiif- 
ten ,  sonilern  er  wandte  sich  auch  miiiidlich  und  schrift- 
lich an  sachkundige  Männer.  Demnach  gibt  uns  denn 
nun  auch  der  Hr.  Verf.  neben  dein  Seinigen  reichliche 
Excernte  aus  theologischen  Schriften,  sowie  eine  "ört- 
liche 31ittlieilniig  dessen,  was  die  befragten  Freunde  lir- 
theilten;  und  es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  Hr.  Gottholil 
auf  diese  Weise  seiner  Abhaiidlnng ,  die  oliiiehiii  durch 
ihre  pikante  Sprache,  «eiche  hier  und  da  an  Derbheit 
anstreift,  den  Leser  anregt,  einen  hohen  Grad  von  Le- 
bendigkeit niul  Interesse  verliehen  hat.  Leider  fliesscn 
in  eine  im  Conveisationstoiie  gelialtenc  Abhandlung  gar 
zu  leicht  unzeilige  IJemerkungeii  ein  ,  und  die  Darstel- 
lung artet  in  ein  un»  issensrhaftliclies  niiil  formloses  (le- 
rede  aus.  A'oii  diesem  Fehli'r  können  wir  die  Schrift 
des  Hrn.  Gotthold  nicht  ganz  freis|)rprlien  ;  und  pinzwpi- 
ter  Kehler,  der  inil  jenem  siibjectiven  Kaisoiineinent  nolh- 
trendig  zusamini'nbängf  ,  ist  die  zu  starke  Einmischuug 
der  Persönlichkeit  des  \'erfs  ,  ivoilurcli  die  Schrift,  in 
»elcher  er  S.  4  von  sich  sagt:  ,.icli  besitze  überall  nicht 
das  Talent,  einer  Partei  als  solcher  anzuhangen",  ge- 
radezu zu  einer  Parteischrift  »viril,  »eiche  den  Gegen- 
stand, .<tatt  ihn  ubjectiv  nach  einem  allgemeinen  Priiicip 
zu  beleuchten,  nur  mit  subjectivem  .^leinen  und  Dafür- 
halten polemisch  gegen  das  Meinen  und  Dafürhalten  .\ii- 
derer   zu  stützen    und    zu    schützen   sucht. 

Hr.  Gott  hold  legte  .sich  zunächst  die  Frage  vor:  ,,U  ei- 
chen Standj)unct  soll  ich,   als  üirector,  bei  der  Herathung 


über  den  Religionsunterricht  der  Gymnasien  einnehmen?" 
Aiitivort:  ,,lch  habe  alle  Hauptrichtiingeu  in  der  evan- 
gelischen Coiifession  zu  vertreten  und,  trotz  meinem  pcr- 
sönlicliPii  Glauben,  keiner  einen  Vorzug  vor  lieii  übrigen 
einzuräumen"  (S.  4).  Damit  stimmt,  »vas  S.  10  gesagt 
wird,  zusammen:  ,,Die  evangelischen  (i^ninasien  sind 
öllentliche  Anstalten,  und  tverden  im  Manien  des  Staates 
und  einzelner  Cominunen  rer»altet,  die  sieh  beide  von 
Parteilichkeit  für  eine  besondere  evangelische  Fractiou  fern 
halfen,  mithin  dasselbe  auch  von  ihren  G^mnasialilirec- 
toreii  erwarten  müssen,"  Diese  so  unschuldig  klingenden 
Worte  sind  dennoch  von  der  entschiedensten  Z»eiileutig- 
keit.  Hr.  Gutlliold  >till  also  qua  Direrliir  alle  evange- 
lischen Confessionen  vertreten,  trotz  seinem  persönlichen 
Glauben  (  Thiit  er  dieses,  weil  er  als  Director  auch 
zugleich  der  Religionslelirer  seiner  Schule  ist,  so  geräth 
er  unmittelbar  unter  die  Heuchler ,  »eil  er  dann  nothge- 
driingpii  zur  üefrieiligung  der  verschiedenen  Confcssio- 
nisteii  in  seiner  Classe  Manches  lehren  miiss,  was  er 
selbst  —  nicht  glaubt.  Ist  er  aber  nicht  selbst  Religions- 
lehrer, sondern  macht  er  als  Director  an  seinen  Collegen 
die  Forderung,  dass  dieser  trotz  seinem  persönlichen 
Glauben  alle  Hauptrichtungen  der  evangelischen  Kirche 
vertreten  soll,  so  veranlasst  er  diesen  zur  Heuchelei. 
Nun  »issen  wir  aber,  und  ersehen  es  aus  beiden  vorlie- 
genden Schriftchen  zur  vollen  Genüge,  dass  Hr.  Gotthold 
ein  entschiedener  Feind  aller  Heuchelei  ist  (man  vergl. 
S.  28  seine  .Schilderung  der  Heuchler),  und  es  musi 
hier  Hr.  Gottholil  eingestehen,  dass  er  sich  seine  Fragt 
falsch  beantwortet  habe,  und  zwar  ilesshalb  falsch,  weil 
er  statt  vom  Allgemeinen  auszugehen,  sich  an's  Einzelne, 
an  die  besonderen  Richtungen  der  <  hristlichen  Kirche 
hängt.  Gleichviel,  »eiche  Ciinfessionisten  sich  in  einer 
Classe  befinden,  hat  der  Lehrer  der  Religion  —  und 
als  Vorstand  der  Anstalt  auch  der  Director  —  nichts 
weiter,  als  Religion  <  il.  i.  Wahrheit  zu  lehren  und  zum 
Be»usstsein  zu  bringen;  und  mögen  diese  Wahrheiten 
jüdisch,  türkisch  oder  heidnisch  sein,  sind  sie  »irklich 
erwiesene  und  er»eisbare  Wahrheiten,  so  sind  sie  zu- 
gleich —  christlich.  Jede  abstracte  Rücksichtnahme 
auf  eine  Coiifession  führt  uothwendig  zur  Sectirerei,  und 
ein  Lehrer,  der  hier  genügen  »iU,  niuss  ein  wahrer 
Collertivgläubiger  sein,  der  Wahrheit  und  IJnviahrheit 
mit  gleichem  Eiler  zu  befördern  im  Stande  »äre.  Gott 
be»alire  aber  unsere  Gvinnasien  vor  solchen  Amphibien 
von    Religionslehrern! 

Dass  Hr.  Gottholil  eine  weit  löblicherp  Tpndenz  ver- 
folgt, als  spine  Worte  eigentlich  verrathen,  geht  aus  dem 
beifallsn  ürdigen  Grundsatz  der  Tolera?tz  hervor,  den  er 
von  jedem  Religionslelirer  anerkannt  sehen  »ill.  Allein 
man  kann  auch  des  Guten  zu  viel  thnn ,  und  wie  das 
strengste  Recht  zum  höchsten  Unrecht  »erden  kann,  so 
die  unbeschränkte  Toleranz  zur  Lieblosigkeit.  Wir  wol- 
len dieses  an  Hrn.  (iolthold's  eigenen  Principien  naeh- 
weiseii.  .Seite  l4  sagt  er,  iiachilem  er  seine  Freunde 
und  seine  ttücher  hat  aussprechen  lassen  ,  also  :  ,,Er»äge 
ich  nun  alles  bisher  [\litgetheille  saniint  dem  ch'istlirhen 
Gebot:  .'Utes,  was  ihr  wollt,  dass  euch  die  Leute  thun 
sollen,  das  thut  ihr  ihnen!  so  steht  bei  nur  die  Ucber- 
zeugung   fest: 


397 


398 


„Alle  evangelische  Christen,  welches  besonderen 
Glaubens  sie  auch  sein  tnögen ,  haben  gleiche  An- 
sprüche an  die  evangelischen  Kirchen  und  Gymna- 
sien, und  kein  Gymnasialdirector  ist  berechtigt, 
den  Religionsunterricht  weder  ?:ach  seinem  persön- 
lichen Glauben,  noch  nach  dem  Glauben  irgend 
einer  einzelnen  evangelischen  Frnction  einzurichten 
und  zu  ertheilen  oder  erlheiten  zu  lassen ,  vielmehr 
ist  es  seine  Pflicht ,  jedem  evangelischen  Glaubens- 
genossen, soweit  es  überhaupt  und  unter  den  gege- 
benen Umstünden  möglich  ist,  gerecht  zu  werden 
und  sein  religiöses  Bedärfniss  zu  befriedigen." 
Dipse  Ui'berzpupiiiig  ist  eine  »egrn  des  iiioralisi  hpi>  Bo- 
dens, ans  «leni  sie  hpiiorgejjangpn  ,  an  tirli  lüMicIir,  aber 
wcfen  ihres  innern  WidersDruclis  (Inriliaus  unausführbare 
und  desshall)  leriverlliche.  Halten  »ir  den  Hauptgedan- 
ken dieser  lleberzeugun»  fest:  ,,Oer  Gyninasialdif  ector 
(resp.  sein  Colletrp,  itelrher  den  Ue|j<;innsnnferrirht  er- 
theilt)  soll  jedem  etaiigel  ischen  (j  lanbensjjenossen  ;^ere<ht 
werden  und  sein  religiöses  Bediirfniss  befrieiligen!"  Ge- 
reiht H-erileu  aber  kann  man  Jemanden  nur  ,  indem  man 
ihm  nicht  etwa  nur  zugesteht,  »as  allgemein  reelit  ist, 
sondern  auch  was  dem  Individuum  als  recht  erscheint. 
Hat  z.  B.  ein  lutherischer  Lehrer  reforniirte  S<liüler  in 
seiner  Classe,  so  wird  er  bei  der  Lehre  von  Gottes  Vor- 
sehung den  Ueforniirten  durchaus  nicht  gerecht  werden 
künnen,  vienii  er  lehrt,  ilass  <las  Schicksal  der  ,^lenscheii 
nicht  bloss  in  Gottes  Hand  liege,  sondern  dass  ilie  l\Jen- 
schen  ihr  Schicksal  zum  Theil  auch  in  eigener  Hand 
haben.  Der  reforniirte  Schüler  kann  nach  obigem  Grund- 
sätze des  Hrn.  Dir.  Gotthold  verlangen,  dass  sein  Lelirer 
für  sein  (des  Schülers)  Bedürfniss  sorge  ,  hübsch  die 
Prüdestination  niler  Lehre  ron  der  unbedingten  göttlichen 
Giiailenivalil  rorfrage,  und  nicht  mit  der  Freilassung  des 
3Ieiischen  Intlieiische  Ketzerei  treibe.  Es  triil't  sich  aber 
auch,  niid  noch  weit  öfter,  dass  Katholiken  unter  der 
Zahl  der  Schüler  sind,  oder  auch  «ohl  gar  Juden;  bei- 
derlei Schüler  nehmen  mit  Genehmigung  ilirer  Aeltrrn 
zuweilen  am  etangelischcn  Religionsunterrichte  Thi'il; 
und  wenn  diess  ist,  hat  nun  der  evangelische  Lehrer  zu 
thun,  als  ob  diese  gar  nicht  in  der  Classe  wären?  oiler 
verdient  nicht  aucli  ein  Katholik  oder  Jnde,  nenn  er 
nun  einmal  dem  Unterricht  beiwo'int,  dass  man  ihm  ge- 
reeht  werde,  oder  sein  religiöses  I5ediirfiiiss  befriedige's 
Hoffentlich  wird  doch  ein  toleranter  Director  iiiclit  so 
intolerant  sein,  und  ilie  Tlieilnaliine  am  Unterricht  ver- 
weigern; und  gestattet  er  die  Tbeilnalime ,  so  ist's  seine 
Pflicht,  auch  diesen  Gläubigen  gerecht  zu  »»erden.  Bei 
solcher  speciellen  liücksichtsnahiiie  des  Religioii^lehrers 
aber  auf  seine  S<hüler  verschiedenen  Glaubens  dürfte  sein 
Unterricht,  »reicher  doch  Aufklärung  zum  Zweck  hat, 
erst  rechten  Wirrwarr  befördern  ;  »eine  streng  durchgeführte 
Toleranz  gegen  die  tCinzrlneii  würde  Lieblosigkeit  gegen 
die  Gesaniintheit  sein,  welche  darunter  leiilet.  —  Aus 
allem  geht  hervor,  dass  Hrn.  Gottliolil's  l'eberzeugiiiig 
nur  eine  snbjectivp  iVIeiniing  ist,  »reiche  objectiv  sich 
nicht  rcalisiren  Ifisst;  ja,  auch  in  dieser  Art  iiienials  gang- 
bar »Verden  darf.  Versuchen  wir  umgekehrt  diese  iMei- 
nung  auf  den  Kopf  zu  stellen,  so  wiid  sie  dadurch  erst 
re<'ht   auf  ihre   eigentlichen  Beine    koiiinien.      Es    ist   ij.'iin- 


lich  als  ausgemacht  anzunehmen  ,  dass  Schüler  noch  gar 
kein  religiöses  Bedürfniss  haben  ,  da»  einer  iesondern 
Pflege  bedürfe;  ilass  sie  alle  in  ihren  religiösen  Ansich- 
ten noch  so  sch»vankend  und  geschmeidig  sind,  dass  der 
geschickte  Religionslelirer  sie  alle  für  seinen  persönlichen 
Glauben  getvinnen  kann,  ja  —  soll.  So  wie  Christas, 
ilas  Vorliild  aller  Lehrer,  die  ihm  klar  bewusste  Wahr- 
heit auch  als  seinen  persönlichen  (ilauben  lehrte,  die 
Welt  nur  für  diesen  seinen  persönlichen  Glauben  gewin- 
nen »rollte  und  »rill,  und  seinen  Jüngern  nicht  befahl, 
dass  sie  den  Juden  auf  jüdische,  <len  Heiden  auf  heid- 
nische Weise  gerecht  sein,  sondern  dass  sie  alle  Welt 
ohne  Ausnahme  in  seinen  ihm  persönlichen,  ihn  durch- 
dringenden und  durchklingendeii  (persönlich  von  perso- 
7ture)  Geiste  belehren  sollten;  so  haben  auch  seine  heuti- 
gen Jünger  und  Apostel,  die  Lehrer  seiner  Wahrheit, 
alle  jungen  (leister  für  ihren  persönlichen  Glauben  za 
gewinnen,  nachdem  sie  vorher  sich  selbst  mit  Christi 
Wahrheit  erfüllt  haben.  Christus  selbst  »rar  höchst  in- 
tolerant, indem  er  nur  sei«e  Lehre  über  die  ganze  AVeit 
verbreitet  wissen  »rollte;  aber  diese  Intoleranz  »rar  Folge 
seiner  vollkommenen  Liebe  zur  Welt,  weil  nur  durch 
seine  Lehre  die  AVeit  zum  ewigen  Heile  gelangt.  Seine 
Toleranz  dagegen  bestand  darin,  dass  alle  diejenigen, 
welche  seine  Lehre  nicht  annehmen  »»ollten,  auch  nicht 
durch  äussere  Ge»valt  dazu  gez»vuiigen  »rerden  sollten. 
So  sei  auch  jeder  Religionslehrer.  Er  sei  intolerant  ge- 
gen die  Andersgläubigen,  indem  er  nur  und  immer  »vie- 
iler  aus  der  tiefsten  Ueberzeugung  seiner  Vernunft  und 
seines  Herzens  die  christliche  H'  ahrheit  lehrt,  soweit  er 
sie  erkannt  und  zu  seinem  persönlichen  Glauben  gemacht 
hat;  er  richte  sich  nach  keiner  Secte,  die  durch  die 
einen  oder  anderen  seiner  Schüler  in  der  Classe  reprä- 
sentirt  wird;  er  zeige  sich  in  seinem  festen  Glauben  als 
einen  entschiedenen  Lehrer  Einer  Wahrheit.  Er  sei  aber 
tolerant  gegen  alle  seine  Zuhörer,  sie  mögen  seine  Leh- 
ren annehmen,  oder  nicht.  So  »rird  er  als  Lehrer  Christo 
gleichen  ! 

Glaubte  Rrf ,  Hrn.  GotthohPs  Grundsatz  des  Religions- 
unterrichts geradezu  umkehren  zu  müssen,  so  innss  er 
hinzufügen,  ilass  Hr.  Gotthuld  glücklicher  Weise  seinem 
Grundsätze  selbst  nicht  treu  bleibt,  und  dass  er,  nach- 
dem er  von  .S.  15 — 22  noch  manches  Beherzigenswerthe 
gesagt  hat,  S.  22  —  24  sieben  Grundsatze  des  Religions- 
unterrichtes aufstellt,  die  man  im  Allgemeinen  unter- 
schreiben darf,  und  die  znin  Theil  dem  besprochenen 
Grunilsatze  schnnrstraks  zinitder  laufen.  So  heisst  es 
in  Grniidüatz  4.,  man  solle  lien  Befähigten  begreiflich 
machen,  dass  Wahrheit  nicht  aufhöre,  Wahrheit  zu  sein 
uiiil  zu  bleiben,  wenn  auch  ihre  hivtorisrlie  Aufstellung 
mit  (Jngew  isslieit  ,  ja  sogar  mit  Widersprüchen  behaftet 
sein  sollte.  Oder  (iriimisatz  ti.  :  Der  Relij;ionsuiiterriclit 
dringe  auf  die  reinste  innere  Wahrhaftigkeit  des  Christen 
gegen  Gott  und  gegen  sii  h  selber,  indem  er  das  Unsitt- 
liche, Unchristliclie  ,  ja  Pharisäische  zeigt,  trenn  Jemand 
gegen  seine  religiöse  Leberzeugung  spricht ,  schreibt,  han- 
di-lt,  oder  gar  öffentlich  lehrt  u.  ».  »r.  Hier  hat  Hr. 
(ioltliold  vergessen,  dass  er  früher  dem  Religionslelirer 
geboten  hat:  o/i«e  allen  persönlichen  Glauben  jeder  Frac- 
tioii    der    Erangelischeii    zu    lehren,    was    für   diese    gereclit 


399 


400 


und  lirfrieiligeiitl  ist,  il.  Ii.  jeder  Fractioti  das  zu  lelircn, 
was  sie  zu  hören  iriiiisr/it,  iiiclit  ivas  sie  liürcn  soll. 
Wie  pli.-iiisäiscll!  «iiide  Ref.  ausrufen,  wenn  Hr.  Gott- 
bold  niilit  S.   'J3  seine   lleberzeiijjunj;   ((eJlndert  hätte. 

Was  S.  24  —  '27  ul'er  ilen  lleli;;iüiisuuterri<-lit  der  zar- 
teren Ju);pnd  ,  über  den  Cunfirniandenunterrirlit ,  über  die 
trünsi-liensiverllie  Verschiebung  der  Coufirnjation  in  ein 
späteres,  als  das  14.  oder  15.  Lebensjahr  u.  A.  gesagt  ist, 
lässt  sieh  liiiren  ;  und  auch  das  Folgende  auf  S.  '>7  —  3i 
Aber  die  einseitige  13esetzun>(  der  theologischen  Facultat 
auf  den  [Jniversitäfeii  und  über  die  Thculo^'ie  -  Studiren- 
ilen,  ist  nicht  •;anz  grundlos,  obschon  wohl  eine  scho- 
nendere Sprache  zu  wünschen  gewesen  «are.  Besonders 
hat  die  Wiederholung  des  Ausspruchs  Friedrichs  des 
Grossen,  dass  die  Geistlichen  Leute  seien,  welche  zur 
Hälfte  Uetrüger,  zur  Hälfte  abergläubisch  sind,  den  Un- 
willen der  Geistlichen  erregt,  nie  Hr.  Gotthold  in  der 
Nachschrift  zu  der  unter  Nr.  2)  angeführten  Broschüre 
S.  24  fg.  selbst  mittheilt.  Mit  Recht  wendet  Hr.  Gott- 
hold dagegen  ein,  dass  sich  ja  Niemand  zu  den  Heuch- 
lern  zu   zählen   brauche. 

Endlich  kommt  der  Verf.,  nachdem  cr>S.  33  If.  die 
grossen  Schwierigkeiten  angedeutet  hat,  welche  ein  er- 
folgreicher Religionsiiiilerriclit  in  den  Gymn.ision  in  sich 
trägt,  S.  37  zur  Beantwortung  der  Fra^e:  „Ifie  soll  der 
Religionsunlerricht  in  Gymnasien  nach  Inltti/t  und  Form 
f>escli(rffe.n  sei«?"  IMan  erwarte  hier  keine  genügende 
Antwort.  Denn  auf  il  Seiten,  von  denen  5  Seiten  An- 
merkungen, deren  Inhalt  die  Beantwortung  der  Frage 
nicht  fördert,  in  Abzug  kommen,  lässt  sich  das  gegebene 
Thema  nicht  liisen ,  kaum  das  Allernothwendigste  andeu- 
ten; und  was  angedeutet  wird,  ist  lon  der  Art,  dass  es 
schwerlich  Anklang  finden  kann.  So  hcisst  es  S.  38: 
„In  Sexta,  Quinta  und  Quarta  ertheile  man  keinen  Un- 
terricht über  die  Glaubenslehre  ,  sondern  bloss  einen  vor- 
bereitenden." Und  dieser  vorbereitende  Unterricht  soll 
DQU  bestehen  in  Erzählung  biblischer  Geschichten,  Le- 
benssclulderungeii  frommer  christlicher  Männer,  mit  An- 
wendung von  Sprüchen  und  Liederversen.  Dabei  soll 
Gott  als  Vater  aller  Menschen,  nicht  als  Gott  der  Chri- 
sten dargestellt  werden.  Der  Katechismus  Luthcr's,  be- 
sonders aber  der  darin  enthaltene  Dekalog,  wird,  als  un- 
zweckmässig,  aus  den  genannten  Classen  verwiesen.  \Venn 
man  nun  auch  darin  mit  dem  \'erf.  noch  übereinstimmen 
kann,  ilass  der  Katechismus  nicht  mehr  gan'.  zeitgeiuäss 
ist,  .so  wird  man  <loch  auf  die  vorgeschlagene  Methode 
nicht  eingehen  dürfen.  Man  könnte  schon  die  Frage  auf- 
«erfeii,  wie  kommen  denn  die  Schüler  zureclit,  welche 
aus  Quinta  oder  Quarta  zu  irgend  einem  Bernfsgeschäfte 
öbergehon,  und  noch  nicht  die  christliche  Ghiubenslelire 
kennen?  ilie  nur  von  Gott,  dem  Vater  aller  Menschen, 
gehört,  ihn  aber  nicht  in  specie  vom  christlichen  Stand- 
puncte  aus  näher  kennen  gelernt  haben?  Gerade  in  ilcn 
untersten  Classen  miiss  der  Religionsunterricht  etwas  Po- 
sitives geben,  und  in  möglichst  körnigem  Ausdrucke  das 
christliche  (ilaiihensliekenntniss  ilen  jungen  Seelen  ein- 
prägen, damit  sie  an  ilemselbeii  einen  religiösen  Kern 
gewinnen,  dessen  Entfaltung  iinil  FriK  htb.^rkeit  entweder 
ein  späterer  Unterricht  oder  die  Lebenserfahrung  üeiligen 
kann.      In    dieser    Hinsicht    sind    die    Glaubensarükel    im 


lutherischen  Katechismus  immer  noch  die  geeigneiste 
Grundlage,  auf  welcher  der  junge  Christ  fussen  kann; 
und  so  lange  nicht  durch  ein  anderes  Religioosbüchlein, 
das  zur  allgemeinen  Gültigkeit,  zum  Kanon  erhoben  wird, 
das  lutherische  liekenntniss  ersetzt  ist,  werden  wir  den 
Katechisuius  trotz  seiner  theilweisen  Unzwerkmässigkcit 
nicht  entbehren  kOonen.  —  Noch  mehr  uiuss  man  sich 
wundern,  wenn  sogar  der  Tertianer  noch  nichts  von  Glau- 
benslehre hören  soll.  S.  4U.  „In  Tertia  erläutere  man 
das  Vater  unser  ,  die  Bergpredigt  und  einige  andere  Re- 
den Jesu,  nebst  solchen  Capiteln  aus  ilen  Epistelu,  wel- 
che sich  nicht  (?)  auf  die  Glaubenslehre  beziehen."  S.  43- 
„Was  Prima  und  Secunda  anlangt,  so  überlasse  idi  es 
den  einzelnen  GYmnasien,  ob  und  wie  sie  die  Lesung 
des  N.  T. .  gesonderte  christliche  Moral,  Kirchenge- 
schichte u.  s.  w.  einführen  wollen;  was  ich  aber  (ordere, 
ist  eine  Darlegung  der  Hauptlehren  des  Christeuthumes, 
historis(^h,  kritisch  und  philosophisch,  doch  nach  keiner 
bestimmten  philosophischen  Schule."  Wie  diess  Alles  der 
Verf.  meint,  wird  auf  einer  einzigen  Seite  näher  bespro- 
chen. Ref.  gesteht,  dass  er  der  angedeuteten  Methode 
seinen  Beifall  nicht  schenken  kann,  will  aber  iler  Ueber- 
zeugiing  des  Verfs.  ,  dass  „sein  Vorschlag,  richtig  aus- 
geführt, zum  »ahren  Christenthum  führen,  Atheismus 
aber,  Indifl'ereiitismus  und  Unduldsamkeit  ersticken  werde", 
nicht  weiter  entgegentreten,  weil  er  nicht  wissen  kann, 
ob  nicht  wirklich  der  Hr.  Dir.  Gotthold  durch  einen 
Selbstversiicb  das  angedeutete  Ziel  zu  erreichen  vermag. 
Dem  Ref.  ist  nicht  zu  Ohren  gekommen,  inwieweit 
die  besprochene  Schrift  nebst  den  wohl  noch  mündlich 
gegebenen  Kachträgen  des  Hrn.  Verfs.  vor  der  Versamm- 
lung der  Gvmnasiatdirectoren  <ler  Provinz  Preussen  bei 
der  Bcrathung  iles  Gegenstandes:  „Der  Reltgio?isufiter- 
richt  in  den  Gi/tnnnsien''^  Berücksichtigung  gefunden  bat; 
sicher  aber  lässt  sich  verniuthen ,  dass  sie  —  bei  aller 
Achtung,  die  ihr  Inhalt  in  theologischer  Hinsicht  ver- 
dient —  auf  die  pädagogische  und  methodische  Verfas- 
sung des  Gymnasial  -  Religionsunterrichts  keinen  Einiluss 
hat  gewinnen  können.  Es  scheint  auch,  als  habe  der 
Hr.  Verf.  dieses  weniger  beabsichtigt;  seine  Haiipttendeiiz 
scheint  gewesen  zu  sein,  den  RcligioKsunterricht  in  den 
Gymnasien  von  dem  allerdings  noch  immer  ziemlich  ver- 
breiteten Schlendrian  einer  bequemen  Tradition  herkömm- 
licher, geistig  unverarlieiteter  und  nach  inehrereii  Seiten 
hin  unfruchtbarer ,  ja  schädlicher  Lehrsätze  zu  befreien; 
dagegen  iliesem  Unterrichte  einen  auf  klareui  Bewusst- 
sein  ruhenden,  ebenso  sehr  mit  der  heiligen  Schrift,  als 
mit  der  Vernunft  harmonirenden  Stolf  zu  sichern,  und 
daher  alles  Unerwicsene  und  Unerwcisbarc,  aus  dem  Unter- 
richte zu  viTw  eisen.  Von  diesem  nur  zu  billigenden 
Grnnilsatze  ist  Hr.  Gotthold  so  begeistert,  dass  er  von 
demselben  mehr,  als  erwärmt,  ja  heiss  und  hitzig  gewor- 
den ist  ;  und  in  dieser  Hitze  verliert  er  leider  etwas  die 
Conteiiaiice.  Er  stösst  in  seinem  Eifer,  eine  auf  klarem 
Bewusstseiii  gegründete  Religiosität  bei  der  Jugeml  zu 
erzielen,  auf  seine  Antipoden,  die  frommen  Knechte  Got- 
tes, welche  vor  dem  Antlitz  des  Herrn  Augen  und  Ver- 
stand niederschlagen,  und  in  jüdischer  Furcht  den  Tod 
besorgen,  nenn  sie  sich  überwinden  sollfen,  Gott  zu 
schauen.      Diese   Leute  sind  Hrn.  Gotlhold   nun   dermassen 


401  402 

imWepe,   ilass    er,   »faft  seinen  rirli<i^pn  Weg    r.u    fdipii,  Ilr.    (IntllinM    führt    in     der    z»<>iffn    Srlirift    rini-    norli 

immer   lilicr  jciip    liinstoljiert ,    iiii«!    lit-i  jcilem    Aiitifiiss    im-  srliarfcrr    .S|ira('lip,     als    in    ili-r    rr^^ti-ii.      Ziinrtilisl    «Ti'ifrrt 

willii;   i'ilier    ilio  Heuc/iler ,    Orllioiloxiliuer,    Pietislen,   Je-  er  sirli  libi-r   <lir  AiinnvinitAt   »i-iiirs  Kfrciisciilrii    nncl  i'ilier 

Suilen    H.    s.    ».,      »irlrlie    üiiii    ein    Itoiii    stellen,     sein    La-  den  llni<(.iiiil  ,    das«  iler.si'llie    |iprsc)nlirli  i;e»orilnii    «ei.      Hr. 

ineiito    erli<-l'<.       Diilnrch  ist    die  Xclirift ,    »cl<  he  den  ,,Re-  (iolllioM    weiss    ihm  r.u    dienen;   alier    wir    nlieiuehrn    diese 

ligioiisiinteriK  lit     in     den     ei  nM|;i'lisrlien     (JMniiasien     nach  Persitnlich  keilen    auf  S.     )  — (j ,     niarhen    d.i;;e^eii    auf  das 

<leni  Bediirfiii.s   der    je1zi>;en  Zeit"    in  ein  rirlitijjeres  Litlit  S.    I)  fjjj;.    (ip»aj;te    aufmerksam,    ho    der  ^'erf.    mit    tr<-rt'en- 

Stellen    sollte,      ziemlirh     dunkel     nnil     unklar     anssjefallen,  den  Worten  (jesTen   die  liesrlinldiunnj,',    als    iih  in    den  (miii- 

weil    Hr.    (jolthold  ,     statt   auf    dem    Boden    seines    Prinrips  nasien    alle    Keligion    STsteinatisrh    untcr^ralien    iiiirde,    ha- 

Bfehen    zu     bleiben     und    liier    seine    |)/(da;;o(;isrhe    und     nie-  ran<;n:rt    hat.       8.   l.{    geht    er  auf  »eine»  Kerenseuten  Alci- 

thodisrlie  Ansicht    zu    begründen,    suli    auf  das  (iebiet  sei-  niin(f   ein,   dass   es  schwierig  sein   würile,   einen  Reirgions- 

nes  Gegners  stellt,  mit  deinselben  theiilotrisih  .«eliarnii'itzelt,  jelirer    zu    fiiiilrn,      wie    Ihn    Hrn.    fiottluild's    .Methnde     für 

lind    dabei   Zeit    unil  Kräfte   rerlierf ,   dass    er    kaum    an  die  Prima    und  Seriiiida   eoraiisselzp.      Hr.  r>i>(tliold    findet  die- 

eigene  Gräuze  zurürkknniint ,    um  schnell  norh  einen  Weg-  ses    selbst    sc  Int  er,      und     ron     der    .Sellenlieit     guter     Reli- 

weiser    zu    errichten,     dem    die    Relijjionsleliier    und    Srhii-  fjionslihrer ,     meint    er,     dürften    licle    [Irsachen    zu    fiiiilen 

ler    iler    Gymnasien   sich    vertrauen    sollen,    um   aiiih    dahin  sein,     aber    zum    Tlieil    wenigstens    (und    diese    Bemerkunj 

zu    kommen,    wo    bereits  der  muthige  k(lni[ie  angelangt  ist.  ist    pikant)    sei    die    Classe    fnn     Leuten    daran    Siliiild        zu 

Kein  Wunder,  «enn  die  Schrift  daher  in  p.'lilagogi-  denen  —  unser  aiionvmer  Idiot  gehört.  ,  Diese  Classe 
scher  Hinsicht  wenig  Aufmerksamkeit,  durch  ihre  feinil-  kennt  iiHuilich  ilas  Cliriateiithum  vrossentlieils  nur  iii 
liehe  Hallung  dagegen  bei  FreiiiKlen  nur  geringen  Au-  dogmatischen  Versteinei  iiiigen,  und  hat  get;en  das  lebeo- 
klang  gefunden,  bei  den  Gegnern  neue  Krbitterung  er-  «üge,  geistige,  allgemeine,  tolerante  Chrisfenlhiim  eine 
rejt  hat.  Dass  sie  aber  beide  Parteien  etwas  aufgeregt  ganz  gewallige  Aversion.  Unaufbrirlirli  entsililiinft  ihr 
hat,  zeigt  eben,  dass  sie  nicht  gehaltlos,  dass  sie  sogar  der  Geist  des  Clirislenthums ,  da  sie  es  nicht  im  Geist 
lieri'icksichtigungswerth  ist.  Bin  vernünftiger  und  in  sei-  und  in  der  Wahrheit,  »ninlern  mechanisch  und  biirli!.!«!.- 
iiem  religiiisen  Denken  sich  frei  von  aller  doginalisrhen  lieh  erfassen  will,  eo  dass  sie  iiatiirlich  zu  der  Üeber- 
^'erknücheriing  bewegender  Alensch  wird  mit  d«"fn  Prin-  zeiigiing  kommt,  es  gäbe  gar  kein  anderes  Christenlliiim 
rip  des  Hrn.  Uir.  Gutthold  auch  noihw  endig  i'ibereiiistim-  als  ihr  steinernes,  und  jedes  andere  sei  iihilnsnnhisrhe 
nieii,  uiri!  sich  über  die  biedere  Kreisiniiigkeit  desselben  philologische  und  sonstige  Schwindelei  oder  i^ar  ilass 
freuen  und  «ünschen,  dass  diese  Gesinnung  immer  all-  des  Christenthnins.  Daher  ihre  \'prfiib'iini''  der  (ivmna- 
gemeiner  »erde,  besonders  bei  .^l^nnerii,  die  auf  die  Ju-  sien,  ja,  der  Wissenschaft  und  des  Dinkens  überhaupt, 
genilbildiing  einzuwirken  bestellt  sind.  Die  Gegenpartei  So  findet  denn  auch  mein  tiefblickender  Benriheiler  dass 
freilirh  ,  welcher  das  freie  Denken  und  Beurtheilen  des-  mein  Plan  gar  nicht  zu  Christo  selbst  komme  (?  hin- 
«en ,  was  wir  als  göttliches  Wort  für  wahr  halten  sollen,  leite).  Ks  ist  zum  Erstaunen,  was  eine  so  indi>  iilurll« 
anuiassend  und  gottlos  erscheint,  muss  in  Hrn.  Gotlhold  Vernunft  nicht  Alles  ermittelt !  ein  Plan,  der  den  Knaben 
einen  gewaltigen  Ketzer  sehen,  ileiii  Gott  die  ewige  Si>-  Christi  Reden  und  andere  Stellen  des  N.  T.  ,  den  .lüiii'- 
ligkeit  vorenthalten  wird.  Das  Letztere  wird  und  kann  lingen  aber  ilie  vollslaiidige  Lehre  iles  Christeiitliinns  er- 
Hr.  Gnllbold  ruhig  abwarten,  und  es  ist  I.'lcherlirh,  wenn  laiilert ,  soll  niiht  zu  Christo  kommen!  und  bloss  darum 
die  Berliner  evangelisi  he  K  irchenzeitung  (.lahrg.  1,S41.  nicht,  weil  er  weder  ein  Verarhier  der  \'eriMiiift  über- 
Nr.  [)i  lind  94.)  den  kritischen  Geist  unserer  Zeit  als  bannt,  noch  ein  ^'errtrhter  indindiieller  ^'erniinft  ist. 
Aen  „Anticliiist''''  bezeichnet,  und  sich  nicht  entblödet,  zu  Die  Wrnunfl  ist  die  grössle  (iabe  Gottes,  ohne  Vernunft 
sagen:  ,,das  ist  ein  Zeichen  unserer  Zeit,  ein  unseliges  kein  Clirisleiitbum.  Christus  bediente  sich  der  %'ernunft 
Privilrgiiiin  der  evangelischen  Kirche  des  neunzehnten  die  Apostel  bedienten  sich  der  Vernunft,  und  das  N.  T. 
JahrhuiKlerls  ,  dass  sie  die  zukünftigen  Kämpfer  y«r  die  fordert  zur  Prüfung  auf,  die  doch  ohne  Vernunft  unmö"-- 
göttliche  Wahrheit  »on  erklärten  Gegnern,  Verächtern  lieh  ist,  und  nur  die  Fraction  der  erangel.  Kirrhenz. 
und  Spöttern  derselben  schulmflssig  aufziehen  Iflsst. "  begnügt  sich  mit  einem  geistigen  Starrkrampf  statt  der 
Hiirt!    Hört!  Vernunft.       AVahrlich  ,    iliese    Verfolger    der    \'ernijnft  ,    der 

Hr.     Golthnld     hat    sich     hierüber    gewaltig    entrüstet;  Prüfung,     der    Kritik    lies   selbsterrungenen    Clirislenthums 

ein    Beweis,      dass    er     noch    nicht    kalt    und    altersschwa«  h  legen    ein    unendlich    trauriges   Zengniss    gegen    sich   selber 

ist,    wofür    ihn    die    evangel.    Kirchenzeit,    erklärt    hat.     Er  ab.      Denn    ich    weiss   nicht,   ob    es    etwas    Unrhristlichercs 

schleudert   die     oben     unter    Nr.    '2-    angeführte    Schrift    ge-  gibt,   als    dem  Christeiithume    zu  misstrauen,    und    doch    ist 

gen    seinen    Beurtheiler    von    Nr.    1.      Sein    Unwille    ist    ge-  das     gerade    der    Fall    jener     A'crnunfifeinde.        Ohne    ihr 

recht;    allein    es    wäre    am  Knde    dnch    geratheiier   gewesen,  armseliges    .^lenschen w erk ,     bilden     sie     sich     ein,     könne 

sich   selbst    über    die     Entrüstung    hinansziigetzen     iiiiii    lie-  das  Chnstenthiim    gar    nicht   bestehen    und    gedeihen     w«h- 

ber  seinen  Humor  jener  Entrüstung  der  erangel.  Kirchenz.  rend    es    iloch,     so    viel     au     diesen     Kleingl.lubigen    liegt, 

entgegenzustellen.      Da    sich     bekanntlich    der    Hlohr   doch  IMuinie,    also   todt    ist.      Diese    Vernuiiflhasser   tragen    init- 

nicht    weiss    waschen    lässt,     so    muss    man    auch    nicht   ein-  hin    einen    grossen    Theil    der   Srliuld,     dass    es    so    wenige 

mal    den    Slruhwisrh    in    die    Hand    nehmen,    um    das  arme  echte     Religioiislehrer     gibt,     wie     ich     sie     fordere.       Da» 

Geschöpf  zu    reiben;     es    begreift    ja    nicht,      dass    man    es  Chnstenthiim   aber    wird,     trotz    allen     ^'ernnnft» erfolgern, 

schön    machen    will,    und    verniuthet  nur  kürperli«he  Züch'  iinmeu    mehr    in   seiner    Tiefe,     (ieistljjkeit    und    Lebendig- 

tigung.  keit    erkannt    werden."       Wir    haben    diese    fanie    Stelle 
Ciymi.iasiaheitung.  33 


403 


40'i 


.ilisii  hllii  h  iiM(j,'.<lirilt,  lim  zu  r.i-iieii ,  ii  ii>  ilor  Mr.  ^Vrf. 
fiir  «lif  AiK-rki'iiiiiint;  i\er  \i'riiiiiift  iiikI  kridk  in  Ileli- 
i;iiMi*s,i<li.'ii  k.liii|ifl,  iiiiil  iiiK  K.-ihf  alli-  UiK-liristlM  liki'it, 
suHfil  Sil-  neu  li  lirrrsrlit,  in  ilt-r  lliinTinin(lr j;k''it  linilrl. 
Kinc  snlc-lic  lim  i-i  nniift  ist  rs  nun  auili,  t;|piili  inn  «-i- 
iipiii   venriisidiilen   Spiele  nuf  dem  Hoden   den  Gijmnnuiul- 

lebena    zu     redfii  ,      « «■in     (immrtSi.ildiriMlnr     Jliisscrf, 

Mas  iiir  iliiii  »rlioii  lirli-  Tl>eiilii'j,eji  (jt-aiissiTl  lialx-n,  ilass 
iiaiiilirh  iliT  liitliprisclie  katccIiiNiiiiis  iiiclit  iiirlir  fiir  im- 
snre  liriitijren  (j vinnnsioii  jjoi-igiiel  sei.  Dass  Ref.  <lor 
.'Mpihiiiit;  il<-!<  flrii.  (iolllinid  spi ,  »|ii  irjit  rr  hier  ollpn  aus. 
Ilr.  (iollholil  aliiT  liat  jfPtrpii  "liisi'li  Vormirf  souiilil  sich, 
als  «lip  (iMiinasicn  in  spukt  »»oitpn  Srlirift  S.  1  cS  IF.  Iiiii- 
l.'iii;:li)'li  itTtlii-idisf  ,  Horaiif  »ir  «lio  Leser  liiennit  ver- 
iiif'SPii    liaheij    Hnllpii. 

S«  hlipsslicli  küniiten  iiir  Hrn.  Direrfor  Goffliolil  er- 
niniitpni,  in  seiinMii  liilili<  lipii  Kifer  für  Fürderiiii);  eines 
freisinnigen  lleli^jidiisunterr  i<  lifps  in  den  (jj iiinasieii  Irolz 
aller  Anreiiidniiceii  iii<llt  ill  emiüilen,  wenn  dieses  i'ilier- 
hanpf  iiülliij;  »türe;  ja,  wir  liitleii  ihn  snjiar,  nach  einer 
Seile  hin  seinen  Eifer  einas  zu  liesehrAnken ;  nämlich  in 
Ziiktiiift  auf  seine  (ii'Kner  gar  keine  Kiicksirlit  zu  neh- 
men lind  nns  seii'C  lirriliruii;;en  und  ^'iirsrlil.'lge  liinsii  ht- 
lich  lies  tleli"ii)n>.nn<ei  richtis  nline  ISeiiniscIiuii;;  von  Per- 
sünliclikeiteii  ,  A {inlii); ien  Und  ka(pt;»rieii  zu  ^ehen  ;  so 
werden  sie  allen  Freunden  der  (j yiniiasieii  ,  der  Jugend, 
ijer  .lleiisriilieit  und  /.eilgeinassen  Aulkl/Irnns  iilierliau|it 
nur  um  su  h  illkuuimeiier  sein  und  mit  Uank  aufgeiiom- 
nieu    »erden. 

Eisleheu.  Dr.   Gräfenhan. 


43.    1)   Jacubi  Henrici   Hoeufft  carininuin   epidosis.      Bre- 

dae,  <.V|)is  Kr.  Ph.  Sierk  ,    1IS3«.     VIII  u.  lUO  S.  8. 

2)   Seiecia    Scfiilleri    rarmina    Inline  reddidit   Ph.   H. 

Welcher.       Golhae  ,    prostat    in    lihr.    Beckeriana, 

1S4Ü.      X   u.   42   S.     8. 

,Vgl     den    liirrlipr   srli'n  i^'"  31.  A  ul\nl7  iliescs  J.ilir;;.  auf  S    269) 

Den  ^'erf.  von  Nr.  1)  kennt  «las  gelehrte  Pnl.jicum 
schon  laOf^e  als  geschmackvollen  laleinischen  Dii  hier, 
seitdem  1^(11  seine  erste  Sammlung  erschien.  Holland 
und  Deutsclilanil  sind  die  leiden  Lander,  «o  ilas  Classi- 
sche  im  lateinischen  Ausdrurke  für  Prosa  unil  Poesie  am 
meisten  auscepragt  »ird.  In  Frankreich  und  Enj;land, 
wenn  gleich  dort  Lateinisch  noch  liel  prosaisch  und  poe- 
tisch gcsclirielieii  «ird,  hat  Alles  eine  besondere  F'ar- 
hung,  die  Iheils  an  sich  zu  modern,  theils  durch  das 
Eigenlliüiiili<  he  der  roiiiaiiisrhen  >'ationalsprache  bedingt 
ist.       Koch    mehr    ist    diess    der    Fall    in    Italien  *).       In 


•)  H.iricn,  offene  prosodische  Sclinilzer  und  metri^clie  Un- 
fii^sanikeitin  ,  wie  sie  z.  B.  in  des  Carilin:ils  M.  Ant.  Ma- 
rinilli  ppiscliem  Gediclitc  Pettus  (Verona  183<)  clinch- 
laiilcnd  sind,  nni  \iiilercs  nicht  zu  erw.iliiien  ,  findet  man 
in  England  und  Fiankreicli  nicht.  Fiir  deutsche  Leser 
nur  cinijjc    Proiieii,    aus    Lili.   1: 

C'ir  l;\nlis  e  doctis  laiiia  et    niiinere  claris 
Nnllüs  aclliuc,   praislanli    nienle   et  cariuiRe   fidens, 
ll.ili.ini   conli'n  !it  ,  s.icictaiii   iil  conlcrit   urbem  — 
LiiJibtiuni   undis ,  cscam  impastis  alitibusve. 


Ungarn  und  Polen  *)  sind  andere  Ursachen  vorhanden. 
Als  Veranlassung  zu  diesem  Nachtrage  nennt  der  Verf. 
die  Aiifforileriing  des  Verleger«  zu  einer  neuen  Auflage 
seines  l'iirnnsiius  Liilinn  Helgicus  ,  »elihe  er  unterlassen 
zu  inüsspii  glaiilile,  iiachili'iii  Hof  mann-  Veerllcamp  eine 
neue  Aiill.ige  seiner  Schrift  rer»anilten  Inhaltes  habe 
erscheinen  bissen.  ^'gl.  (i  vmnasial/eit.  IS4().  Nr.  |  4.  I Ö. 
—  Die  (jpgi'iistainle ,  »eiche  die  zu  lerschiedenen  Zei- 
len einzeln  erschienenen  («edicbte  betreffen  ,  sind  theils 
aus  dem  Kreise  der  iiireiidicben  Ereignisse  (Belgischer 
Aufstand,  rnii  Speyk ,  Schlachten  zu  Tiiriihout  und  Lö- 
»en;  Personen  der  re;^iereinlen  fürstlichen  Nassauischen 
Familie),  theils  aus  dem  Priiafkreise  entlehnt.  In  letz- 
teren treden  »ir  inaiiches  schöne  Stück  an  andere  neu- 
lateinische  und  andere  Uiihter,  »ie  M/irron  in  Paris, 
Spei/erl  v/in  der  Kijk,  van  liraiim,  de  Hosc/t ,  Kalden- 
bacli ,  Hilderdi/fc ,  ü.  J.  van  Lennep  uml  G.  van  Lennep, 
oder  To.lteiiopfer  ii\T  llamaker  n.  A.  ,  oder  andere,  aiiih 
scherzh.>fte  ,  lie«iebiinuen  ,  /..  B  eine  eigene  (irabsi  lirift ; 
auch  Uebersetituiigen  aus  niederländischen  Nationaldich- 
terii  **).  Das  («eliingeiiste  dürfte  dasjenii^e  unbestritten 
sein,  »as,  auch  äusserlich  utnfangsreirber ,  den  lalerlan- 
discheii    t'erhalliiisSL'ii    unil    Uicbterfreunden    ge»idniet   ist. 

Möge  der  Achtzigjährige  die  Aclitzehniabrigen  seines 
Vater-  uimI  seines  Nachbarlandes  in  dein  Gescbiiiacke  an 
den  altrömisr  bell  Dirbtprn,  dip  iMiister  für  alle  Zeiten 
bleiben,  befestigten  durch  sein  Beispiel,  das  auch  proditc- 
tir  in  einem  Fache  sich  bewährt  hat,  uelches  täglich 
seltener   gehanilliabt    wird. 

Der  ^'erf.  von  Nr.  2)  ist  dem  deutschen  Philolo- 
genvereiiip  zu  Golha  durch  seinen,  auch  gedruckten, 
Trink«priich  vnin  |.  October  1 S4U  noch  in  freiindlichein 
Andenken.  Was  er  hier  gibt,  verdient  ebenfalls  eine 
rühmliche  Anerkennung,  und  er  durfte  mit  Recht  nicht 
scheuen,  das  deutsche  Original  beidrucken  zu  lassen. 
Die  Geiiandtheit  in  altclassischer  Fassung  und  Darstel- 
lung moderner  Gegenstände  hat  eigenen  Reiz,  aber  auch 
eigene  Sclmierigkeiten,  »eiche  der  \'erf.  zu  besiegen 
«eiss.  Schiller  ist  gerade  in  neuerer  Zeit  zu  solchen 
antiken  Lebertragiiiigen  (es  sind  dabei  die  gereimten,  als 
Diodern,  ausgeschlossen)  von  ^'ielen  gebraucht  »ordeu, 
z.  B.  von  Bolhe ,  Echlerinei/er ,  Feuerlein.,  Fischer,  Fuas, 
Kenyon  ,  Seyff'ert,  E.  ffulf.  Der  Ref.  hat  einige  Stücke 
des  Verfs.  mit  den  bessteii  Produrten  der  Genannten  ver- 
glichen ,  und  kann  ihm  das  Zeiigniss  geben,  dass  er  sich 
mit  ihnen    messen   darf  ***).      Indessen   wird   hier   und   <la 

*)  Aus  Polen  kommen  z  B.  Hexameter,  wo  die  Selben  nur 
gemessi"n  werden,  niclit  nach  der  Quantität,  und  zwar 
im  vollslen   Ernste,     zur  Eeslalisuns    des  jltcn  Spruches: 

Nos  Pciloni  non  cür:iiniis  tjii.inlilalein  s^'llabarurn.  Doch 
gibt  CS  auch  bessere  Piinlucte  dort. 
•#)  Dabei  erfahren  wir,  dass  C.  J.  fVeisten,  welcher  Theo- 
krit  und  Hcsiod  lateinisch  iiliersetzt  hat,  sich  mit  einer 
neuen  Aiis^ibe  des  Pap-  Slalius  bpf.isst  bjt  ,  und  dass 
El'.  IVassenbergh  den  Nacblass  Samens  zum  Callim.ichus 
geben  will. 
•**j  Um  den  Lesern  nur  ein  Beispiel  zu  geben,  das  auoli  im 
Unterrichte  ^piit  benutzt  «eideii  kann,  wählet  Ref.  ein 
Stück  autikeren  Inhalts :  Odjsseus  : 


40'i 


4r6 


der  ronilerne  Geilaiike  niiliesipgliar  lioi  würtlirher  UcIxt- 
frafiinf,  und  Feuerlein  lia*  gi-rade  liier  iiiiili  am  inoisten 
zu  »i'iiisrhrii  ^cla.-i.si'ii,  s»  ilass  iiinii  iMaiicIiPK  bri  iliiii  in 
«Irr  Ueliersefziiiiff  iiiclit  lorslclu-ii  »ürile,  »ciin  «las  DpiU- 
srhe  nicht  danflien  stellet  *).  Auch  liein»  Vprf.  »on  Nr.  .>) 
fragt  es  sich  ,  z.  B.  <ili  <lip  Quelle  der  I  erjüngung,  auch 
wenn  sie  jarentutis  fnns  heissen  kCmu  e,  l>pi  den  Latei- 
neni  —  rinnt  in  der  dichlenden  h'iinst  —  phneliea  verua 
itt  Arte  iluit.  In  jeiicm  I'alle  mnsste  fiir  Ars  ein  Con- 
rretnin  tTcnuinnien  Merden,  oder  Meniysfens  eine  andere 
Prä|)"sifion  ,  alü  in,  wenn  Ars  lieilieliallen  »nr<le.  Auch 
in  «len  Joliannilerriltern  »lirde  (juuni  liesser  sein,  als  si, 
wie  bei  Kant  und  seinen  Auslegern-  Klieiisii  ist  bei  dem 
Kinde  in  i\<'T  fliege  kein  Gegensatz  /ivisclien  vir  und 
in  fang  im  Lateinischen,  nie  im  ])entschen.  Noch  maii- 
rhes  Andere  ma;;  in  der  Kürze  der  Uebersetzunj;  schwer 
auszudrücken   sein;   aber   die   späteren    Dichter    dir  Riinier 

1)  von   Feuerlein; 

Te  patriae  ctipidiim  quoilvis   viilet  nequor,   Ulixes, 
Te ,   va^e,    Scylla   l.ili,ins,    tc(|ne  Cli.iiylidi.s   atru.x. 

Post  niaris  insiilias  et  post  ilisciimina  terrae 
F.xcipit  criMnIein   Tailanis   ip~c   viriini. 

Tandem   falo    llhacas  doiriiitins   lerhir  ad   oias  ; 
Evigilit,   patriain   nescil ,   caniqitc  {;eniit 

2)  von   Echtermejer: 

Per  freta   cnncta   vagat  ,   patrian»   dum   (piaoiit  ,   Ulixes, 

Per   Sc}'ilae(pie   niiiias,    fpiatpic   C!iai}!>dis   hiat, 
Infesliqne   niarts   per  et  alra   periciila   terrae, 

Nee   nun   Tarlareas   itcpie  reditqne    vias. 
Tandem    llliacae   f.ilis  acte,   dum   dormit,    ad   oras 
Annita  cum  liicc  est  nun  sna  fliulis  linniiis. 
Hieran   verbessert   Sejjfert   in   seiner  palaestra    II.  2.   S-  83 
Vs,    1.     Nni'iia  ßucti\>ci!ins  p.   d.  q.    (J  ,      Vs.   4.     Nee  nnn 
infernos   dn'ius   errnr  ulit ,    Vs.  5.    T.  Ilhacas  Jaio  feilur 
dormitor    ad    o.  :    Sottinus   abit ,    patriae,     heu  j    fattUur 
ip&e   gemens, 

3)  von    E    ff'olf: 

Aeqnora  percurrit  patriam  pefi(i:rns  Ulixes  : 
Per  Scyllae   rahiem    perqiie   Charybdis  a(pias. 

Per  maris  irilesli  scopnlos  Icrracipie  liirores, 
Inqiie   ima   errauleiii   T.irtara   cnrsus  agit. 

Tandem  Dulicliias  ferlur  dormitor  ad  oras  ; 
Excilus ,   beu,  patriam   non  videt  esse  siiam. 

4)  von   Fuss : 

Cuncta   Itliacuä,   patriam  quaerens,   sideal   vaila  :   Scjllae 
Perqiic   cancs,   ralndas   |)erui'c   Cliaiylidis  a(]Mas, 

Horrida    per  maris  infcnsi   per   njonslriique   terrae, 
Ipsa    illum    fJilis   rcgna   per  erior   agit. 

Tandem    Itiiacae  ((nnm  sors  sopitun»   vexit  ad  oram, 
Flet  slirgens  ,   palriain  ncc  pote   nosse  siiani. 

5)  von   ff  elcher  : 

L't  patriam   qoacrat ,   vada  quaeqne  pererrat  Ulixes, 

Scyllae  latrattis,   ora  Cbarybdis  init, 
Et  maris  inlcsli   rabiem  terraeipie   pericia  ; 

Error  et   ad   nianes  detiilit   ipse   viruni. 
Sors   IMiacae   somno   pressnm   taiidem   adiiiovet  orae; 
Surgit,    at  band  noscit   regna   palcrna  gcnjens 
Hier  ist  ipse  falsch  gebrauclil,    und  liir  virum  würde  ein 
Adj.   oder   Particip.   besser  sein. 

*)  Friedemann  bat  in  der  zweiten  .Auflage  seiner  ,  prakt. 
Anleitung  zu  latein.  Versen  nebst  einer  rnelbodur.- litera- 
riscben  Einleilung  über  Zweck,  Umfang  und  Sliifcnfolgc 
der  latein,  Vcrsübungeu    aui  Gymnasien    und  einciu  Vet- 


liefern  ge"!»»  Material  dazu,  wie  iler  \'erf.  bei  den 
Führern  des  Lebens,  ilas  Meer  der  Ewigkeit  recht  gut 
<lurch  specus  immensi  lemporis  jie^elm  bat,  nach  i'laud- 
lainl.  .Stil.  II,  4.^').  immensi  spelunca  aevi,  quae  lempora 
vaato   Suppeditat  revocali/iie  sinn. 

iMö;;c  der  >'erf  diircli  die  A  iierkrniinni; ,  »eiche  «ein 
Talent  und  sein  antiker  Aiisdriiik  bei  Kennern  finden 
uiuss ,  sich  zn  .'ihnliclien  Uebertragiinjfen  veraiilas-.t  sehen, 
«im  besonders  für  unsere  (i>  inunsieii  .  «o  zu  viel  Theorie 
getrieben  »ird,  an«  li  das  froiluctinnsvennogru  angeineij- 
sen    beschäftigen    zu    helfi'U. 


Gymna.-üial  -  Clironik   iintl   Ulisrelle.n 

Cassel,  im  October  tS4'.'.  Bereits  früher  ist  in  die- 
sen Blrittern  gemeldet  »urden  ,  dass  ilie  Lanilstänile  die 
Suinine  ton  'J7,UU0  Klhlr.  für  ein  neues  (jyinnasialgebäude 
rerwilligt  hatten,  und  «lass  iler  Bau  «lessellieii  seit  1840 
auf  «las  Kifrigste  unter  Aufsiiht  des  Oberbanralhs  .Schu- 
chardt  betrieben  »ordeii  ist.  Bis  zur  iMitle  dieses  Mo- 
nats »ar  das  AVerk  so  weit  gediehen,  ilass  ilie  Anstalt 
ihr  bisheriges  sehr  beschränkles  Lucal  verlassen  iinil  «las 
Wintersemester  am  17.  d.  M.  mit  «lern  feierlichen  Kin- 
zug  in  das  neue  (ifmiiasialgebäuile  rrüflnen  konnte.  Die 
Jeier  verband  die  ihrer  Bedeutung  entsprei  hende  \\  ürile 
mit  angemessener  .Sibiinheit  und  (lefrllli^keit  iler  Einrich- 
tung. Lehrer  und  iSchüler  begaben  sich  Morgens  !|)  L'hr 
in  geurdnetem  Zuge  aus  dem  Lyceuin  auf  «len  Turnplatz 
des  neuen  Gvuiiiasinins,  »o  Freunde  «ler  Anstalt  sirh  be- 
reits zahlreich  eiiigefuiiden  halten.  ^lacli  einem  von  «len 
Schülern  gesungenen  Choräle  hielt  «laselbst  «ler  begleitende 
Geistliche,  Pfarrer  Kraushaar,  eine  Rede,  nurin  er 
besonders  die  religiöse  Weihe  «les  Tages  henorliob,  und 
nachdem  darauf  der  letzte  Vers  des  Chorals  gesungen 
worden  war,  zogen  alle  Anwesenden  in  die  geräumige, 
zweckmassig  verzierte  Aula  des  Neubaues.  Fr.  Diugei- 
steilt,  welcher  früher  Lehrer  am  hiesigen  Gymnasium 
gewesen  war,  hatte  mit  daukenswerther  Bereitwilligkeit 
eine  Cantatine  für  diesen  Tag  gediclilet,  «lie  trotz  des 
kesrheidenen  Muttos:  nnn  sit  hoc  artis,  seil  pietatis  opus! 
auch  III  «ler  durch  die  Umstände  gebotenen  Beschränkung 
des  Umfanges  einen  Beweis  seiner  «lii  lilerischen  Befähi- 
gung gibt.  Der  Gesanglelirer  Wieg  and  halte  iliese 
Cantatine  auf  eine  wirksame  und  gefallige  Weise,  mit 
Rücksicht  auf  «lie  Gesangkräfle  «les  Gvniiiasiums,  in  Mu- 
sik gesetzt,  uiiil  liess  sie  in  «ler  Aula  von  den  Schülern 
unter  Begleitung  von  Blasinstrumenten  «ortragen.  Nach 
der  ersten  Abiheilung  «lerselbeu  traten  zwei  Primaner 
auf,  von  denen  der  eine  ein  lateinisches  Gedicht,  iler 
iweite  eine   deutsche  Rede  vortrug.      Zwischen  «lern   zwei- 


zeiclinisse  der  Torzüglichslen  neulateinischen  Dichter" 
Ablbell  II  f.  Oberclassen  (Leipzig  tS-10)  neben  anderen 
lilerarhi4oriscben  Macliwrisungen  in  §.  1:').  aucli  ein  ,,Ver- 
zeicbniss  lateinischer  Uebcrsf Iztmgcii  von  Stiicken  deut- 
scher Dichter"  S.  LVIII  —  LWIll  einzeln  und  sehr  an»- 
fnhrlicb  gegeben.  Ref.  bedauert,  dass  unser  Verf.  nicht 
dabei  genannt  ist,  wolcber  es  besonders  verdient  hätte  : 
aber  die  Schrillen  waren  wahrscheiuhcU  gleichzeitig  im 
Dracke  begriffen. 


407  40S 

Im    iiiul    ilrillpii    Tliril     der    Ciniatiiir    liiolt    litT     l)lri-r(or  l)  a  r  li  ,    ilor   al»   nnlenOirlipr    Professor   der  Gcschiclife   an 

Dr.    \V  I- 1>  !•  r    «Im-    F^•^lrell(•  ,     »iiriii    er    iiUi-r   <li.-    Aiilfurilf-  die    l'iiivcrsit.'il    Uimii    beriift'ii    ist. 

ruiiifen   dii'srs    Tn^r»    an     «lii-     Lflirer,     ScIniliT     iiiiil     dm  ,•  ,      ■  ..  i»  ,■       .    ,    •         >•     ■    , 

.1  I         ^    1  .1  I  ,1  I  II  ,  li  1  e  I  H  I  I  z.      Uas    •iii-s.s|flliri|'e    Herbsiurocramin    ile« 

auf  die   «.rLiilf   >r.    IIdIipiI   des    KiirpniiKi-ii ,     mcIcIut    dag  ...        ,,  ,         ,,  /.,       ,    ,  ,„  ,  ,       . 

,.    ,        ,  1,-    ,  ^   i  II  f    r      1        •  AliliaiKlIiiiJi;     de»     Mrii.     Olici  i-lircis      I  liood.     L  i  c  d  t  li  i  ■ 

iifiir  (irliaiide    iiriiip  biitstrliiiiii;  verdanke,    auf  ilie    liiesiff«  "  ,     ,  ••-■••  «i  i  n  i . 

^.       ,    ■         II         I         /-         j  I  II     1  TW    .  I  ,..      ri     ,  „  Aiiileiiliiii';eii  lilier  den  lliiiln  k  keliiii(rsi;aiig    der   deiil.selieii 

!Madt,    »%«lilie    den    (iriiiiH    und  Undeii    iiiiiii  l\riiliaiie    iilver-  "        i      ,        ,       ■,  ,v.  ...  •■-»•irii 

■  II  I        r    I-      I      I    .  .       1    .     11.1.    I     ..  .l,.i  «    .1,.  lieü«  Im  litK«  lireil.iiii';. "       IJie     .Sciiuliiacliruliten     sind     vou 

lasten    lialie ,    und    auf  dir    lirdeiilnideii     iliKel,    «elclie    das  ,    V.      r  ....  .  •       ">• 

I         ,    ,        ,  ,.  .       r  I  I  <leiji    Direiliir    uiul    Irolessor    lir.   J.   Kabatu. 

;,'aii/e  Land  ilunli  seine  Orfjane    zur  Auüliiliruii)^    des  neuen 

«iMiinasMinis  pin^tilnllli[,'    lieiiillif;*    halle.       Den  Seliluss  der  Luzern^    im   August.       Im    Ei/.ieliungsrathc    h,nt    m.nn   dar- V 

Feier    bildete    ein  (liur  der  Caiitate.  —  Piaeliiuilta^s  iiiaelt-  über  bciatlieu  ,   ob   Gyiiiiiusium  und  Lycouui  den  Jesuiten   über-  ■ 

teil  Lrlirer    und  S.liiiler    ein«  n   geineinseliafllu  ben  -S^iazier-  tragen   «erden   sollten   oder   niclit ;     4  .Slimmen   waren  lii r  diesel- 

ean;;  na.b  Uillielinsliiilic,    und  beseblossen  dort  lu  genuKli-  ^"}'    J"*  ä»;!"«   »'>"!"="   eme   ollnuiblige  Verbesserung  der  An- 

T    ,  .,  ,  ,,,  ,  f..  ,,  1  stallen.      l)a  diese   Aiisiclit   keine   IMaiontnt   Ijnd  ,     so   stellte   Hr. 

lieber    lleKerLeit    einen     lag,      der     für     alie     eine     ebenso  s,e.,varl  den   Anlr.R,     einen  K'-isIlicIun   Conv.ct   lür  die    Pro- 

erlreululie,     » le    erhebende     EnuiieruiijC    bleiben    wird.    —  f,.ssoreii   beider   Anstalten   zu  ^runden;    mit    iliiu   vereinigten   sich 

Uas    neue  tiebSude  vereinigt    Sehöiiheit    und    ZHCckinflssij;-  die  4  Gegner  der  Jesuiten,     und  so   wurde   denn  sein    Vorschlag 

keit    111    einem    «ulcheii    Grade,    das«    »oh!    wenige    GTfuna-  '"it  5   Stimnieu   gegen   4   .ingenoninien.      Die  basier  Zeitung,   wel- 

Sien    in    üeutsehlami    eine«    besseren    Lneales  sieh    erfreuen  die   yoisleliendes  n.illjioilt,   bemi.bt  sich,     lu  zeigen,    wie  ver- 

...  ,  ,        ttr    i  I        o     I    II  1        1  derblicn  die    Liiiäctzung    der  Jesuiten   bei  den   luiberen    Lehran- 

(liirllen.       .Ausser   i  er    Wiihnnnj;   «es    redellen    und    unter-  ,  ,,  i  i   i-       i  i  .•     i  i      .••    .•  i  i    r~ 

f'  ^  stalten   sowohl   lur    die    politischen     Institutionen,     als    auch  für 

geordneten     Rauinlirbkeiten     enthalt     es     1    Aula,      L'    t>.'<le,  jj^   Lehrer  und   GcistlicUeu   des   Cantous    Luzern  sein   winde. 
*)    Ziiiiiner    fiir    den    Llnlerrieht ,      It    fiir     die    verschiedenen 

L  I  1    r  .     '       I     i.n„r        It,,    i,.],    ;  t    ...ii  n.icia,.  Wetzlar.     Am  .?    Sept.  d.   J. ,    wo  zur  Erinneriins!  an  das 

bauiiiiliiii^fen ,    |    lur    nie  I..ebrer.      Ui(   Aula    l^t    mit  linsten  •   i  i>     T  i  i        i  f  ■        i     /> 

"       '      .      ,  ,,  ,    ,  ,  ,.  iiinlundzwauzigjalirige    Kestriien    des     hiesigen     Koni:;!.     Gynma- 

derjenigen    bessisehen    l'ursten,      »elehe    sieh     um    die    ge-  ^|,^,„^   ^-^^^   angen.csenc  .Schulfeier   in  der  Aul.i  d.r  Anst.ilt.  statt- 

lehrte    Schule    dahier   verdient    gemacht    h«ben  ,     sowie    ei-  fj„j      „t   ,|cni  llru.  Oberleh.  er  G  r  ^  f  I  ,    der  schon    bei   derdriin- 

uiijer    jjriecllischen,      riiinisehen     und     deutschen    Ciassiker  dcing   des   Gymnasiums  seine  Austeilung  an   deiiiselbi  n   gefunden, 

gesrliinüikt.       Auch    befindet  sich    darin    eine    neu    gebaute  und  oben   jetzt   als  Festredner  auftrat,     von  dem    IMagistratc-  der 

Or-el.       Alle    Zimmer   sind    hoch,    hell,    luftig;     die    Lage  Stadt,    in  Anerkennung   seiner  vieljalirigen   genieinniitzigen  VVirk- 

.    *  ^  ,  I       ■       f     •  sanikeit  und    seiner   Verdienste   um   das  Gedeihen    und  Aulbliilii  n 

sichert   irceii  Slüruns   von  Aussen,    iinil    ein   Ireier   grosser  .      ,■  i       i,     i         j       r-i        i-  i  i  ■    i. 

•  II  urii.    (jr^ii.  ^....       "  ,_  Ti  des  Gymnasiums,   das  Diplom   des  Ehreiibtir^erreclits   nberreiclit 

Platz,     auf    »elcliem     sich     rrinkbrunnen  ,     Turngerilthe,  ^^orden    —  eine   Auszeichnung,    die  dem   Geber,    wie  dem  Em- 

Kegelbahn    u.  dgl.    befinden,    bietet  /ur  Erholung   und  kür-  plangcr  gleiche  Ehre  macht. 

perhchen     «ewegung     in     der     freien    Zeit     zwischen     den  Wittenberg,     10.   Oclober   1842.      Heute  wurden    die  am 

Lehrstunden     (^'uriniltags    '/j    "'"'    ^achniittags    '/^    '''*    Va  hiesigen  Gymnasium  seit  mehr,   als  einem  Jahre  vacanten  Stellen, 

Stunde)    liiiil;iiigli<iieii    Kaum.  —    Der    Eindruck,    «eichen  die   des   Directurs  und   die   des   liinften   Obeilelners    (des   verstor- 

grhou    das   Aeussere    der  Si  hulraume    und    ihre  Einrichtung  heuen  Adjiinclcn   Weidlich),    en.llich   wieder   besetzt,     indem 

r   . .    ,  - 1  I  n       .      ;  #    „     ^;,,    „;„|.4    ....i  „  |„„  Prof.    Dr.   Schmidt,    bisher   Director   des  Gymnasiums  in  Kried- 

auf  Schiller    xu   machen     itlegt ,    ist   gewiss   nicht    nubeileu-  i       ,      ,       r     i  i         .,   i   i  .     i     ,-  .  i 

'       '^  „  .  luid,   der  Inilier  sclioii  llJ.ilire,    meist  als   Conrector,   am   hiesi- 

tend,    und    verdiente    auch  an    anderen    Orten  eine    grössere  „^^   Gymnasium   gestanden   hatte,    und  Dr.  breitenbach,   seit- 

Beriieksichtiguiig.        Wir     dürfen     in    dieser    Hiiisiclit     die  her  CÖII.iborator  am  Gymnasium  zu  Sclileu.-iugen ,   In   ihre  Aem- 

besste  \Virkuiig   von   dem    neuen   G^'iniiasialgebciude   daltier  ter   leierlich  ein^etiilirt  wurden.      Der  Ersteie    lulle    duicli  eine 

erwarleu.  kleine   Abhandlung   de  verbi   graeci   et  lalini   docirina   teniporum 

y  S.   4.  (eine   E."gaiiziiiig  seiner   bereits  erschienenen  4  Comiiien- 

Elbing.      Oberlehrer     Dr.     Hertzberg,      bisher   am  talionen    über    denselben    Gegenstand,     in    welcher    die    belir«n 

Gl,    II         j     I,        ■   »     _  •»       .I.-1,*-.       r'„l     n„  Ml  lanclitliun'ä,    Biittiiiaiins,     Tliiersch's    und     Rost's     bcmllieil' 
Tinnasiiiin    zu    Halberstadt,     ist    mit    erhuhteui     Gehalte  .  ,  ,  '.,     ,.  j.'  ,,      ,      ,,      ,    ,  ,      r. ,.    ,„,,   . 

-  '  weiden,  und  neiiaiitig  eine  blelie  des  Sopliokles  (J  1 .   127.5  oi^oiiio 

hierher    versetzt    worden.  ^^,,   au5f„l,rlirli    bespiochen   wird)    zu    der    Feierlichkeit    eiiigel.a- 

_  .     ■         rv        r«.        j         1        1  •      •  r^  •  den.      Nachdem    er     von    dem    Bürgermeister   Kliessbach,     aU 

Emmerich.      Der  Director   des   hiesigen  Gymnasiums  Scholarch  ,     als    neuei    Director    der  Anstalt    p.ocl  .min  worden 

ist    seit    einigen    Jahren     Hr.    Dr.    Lucas,      durch    Home-  „a,.^   |,ielt  er  eine  deutsche  Rede  über  das  Veihaltniss  der  jetzi- 

rische    Forsrliuiigeu    rühmlichst   bekannt.       Ausserdem    un-  gen   Gymnasialbildnng  zum  Leben,     welche  diesen   zeitgemassen 

terrielite-i    au    der     Anstalt    folgende    Lehrer:      Oberlehrer  Gegenstand   in  einer  ebenso  gründlichen,   als   klaren  und    beleb- 

Viehoff,    Dr.  Dederich,    Dr.  van    der   Bach,    Caplan  'f"   Form   behandelte.      Auch     Dr.    B  r  e  i  t  e  n  ha  c  h    emplahl  sich 

,,,     ,,  ti         1         ^  1-  Ti     ^A  ±A       Ol  durch   einige  herzliche   und   wohlgewalille   lalciuisclie  Worte  dem 

»»o    berg-    Kanly,   Cornelius,    Hotteiirott,    rlarrjr  ii        i     '  i.         n    ki-  vi..  i     j       c 

" '    •»"■■■j,  ,v'  IT  zahlreich    versammelten     Publicum.      Zuletzt    sprach    der    Supcr- 

t'hlenbruck,     van    Weel.       Das    Herbstprograin     d.   J.  i„(endent  und  erster  Director  des  hiesigen  Piedigcrseminais,    Dr. 

enthält   eine    wissenschaftliche  Abhandlung  vou  Hrn.  Ober-  Heubncr,   der  als  Rünigl.  Comniissarins  bei   den  Abitmientcn- 

lehrer    Viehoff:      über    die    Cunstructioii    der    Prouoniiua  prüfungen  dem    Gymnasium    nahe    steht,     über  das   Veihaltniss 

oloc   und    UOÜC   und    der  Partikel    v'iaza  mit  dem  Infinitiv,  der  Schule  undKirche,   uud  begrüsste  die   neu   eintretenden  Leh- 
rer in  einer  herzlichen  Weise.     Das  Gymnasium  kann  sich  Glück. 

Frankfurt    a.    M.       Hier    starb    am    5.    August    Dr.  "'msclien,    zwei    solche    Männer,    die    sich    nicht    bloss    durch 

^        .  I        r     1  1         •  I  ..'      1  D-  I  wissenschaftliche     uml     pädagogische    Tüeliliskeit     auszeichnen, 

Creizcnach,    Lehrer    an    der    israelitischen   Bürger-    und  i  i      i       i      i         u  •.   .         i         i  i      n      j     f.,  ■ 

'  ^  Sfiudern    auch    dureh    ilire    Humanität   und   wohlwollende  (,iesiii- 

Realschule  ,    rühmlich   bekannt  durch   mehrere   matheina-  „„„j,  jj,.  y^iie  Achtung  und  Liebe  verdienen  ,  zu  Mitarbeitern 

tische  Lehrbücher,   —   Auch   verlässt  uns  llr.  Dr.  Asch-  gewonnen  zu  haben. 


n 


PA       Zeitschrift  Tür  die 

3  Alterthumswissenschaft 

Jg.9 


PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
CARDS  OR  SLIPS  FROM  THIS  POCKET 

UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY